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Goethe -Jahrbuch,
Herausgegeben
Ludwig Geiger.
Achter Band.
Mit dem zweiten Jahresbericht
DER
Goethe-Gesellschaft.
Frankfurt vm.
Literarische Anstalt
RCTTEN \- LoENING.
1887.
7PT
/
s^
Nebst einer Heliogravüre:
PORTRAIT-BÜSTE GoETHES VON TrIPPEL.
«65-
€
Druckerei von August Osterrieth in Fniukfurt a. M.
V O R W O R T.
uch am Anfange dieses Bandes ist der Herausgeber
in der glücklichen Lage, Ihrer Königlichen Hoheit
der Grossherzogin Sophie von Sachsen den ehrer-
bietigsten Dank dafür auszusprechen^ dass Sie die Gnade
hatte, dem vorliegenden Bande des Jahrbuchs viele wichtige
Briefe aus den in Ihrem Besitze befindlichen Schätzen des
Goethe- Archivs zuzuwenden.
Ausser diesem ehrerbietigen Danke, welchen gewiss
alle Leser des Jahrbuchs mit dem Herausgeber theilen
werden, habe ich nur zwei Bemerkungen dem neuen Bande
voranzuschicken.
Die erste betrifft die Heliogravüre, die an der Spitze
desselben steht. Durch die Güte des Herrn Geh. Hofrath
C. Ruland, des Direktors des Goethe-National-Museums, der
auch seitens Seiner Königlichen Hoheit des Grossherzogs Karl
Alexander von Weimar die Erlaubniss zur Vervielfältigung des
Originals erwirkte, bin ich im Stande, folgendes über das
Original mitzutheilen. Ich gebe diese Mittheilung genau nach
den Worten meines verehrten Herrn Correspondenten und
verbinde mit derselben den besten Dank für seinen genauen
und erschöpfenden Bericht.
IV Vorwort.
»Die Büste befand sich in einem Bodenraum des
Goetheschen Hauses unter Mobilien und anderen
Gegenständen, welche von dem Testamente Walthers
von Goethe nicht berührt, den Intestat-Erben zugefallen
waren. Sobald Herr Graf Henckel sie mir zeigte,
machte ich ihn auf den innigen Zusammenhang mit
der berühmten Trippeischen Büste aufmerksam, —
• wie sie gleichsam deren erste Erscheinungsform dar-
stelle, — und sofort erklärte Graf Henckel wie Dr.
Vulpius sich bereit, das interessante Stück dem Goethe-
Museum zu überweisen. Die öftere Besichtigung und
Besprechung mit ausübenden Künstlern und Kunst-
freunden hat den ersten Eindruck bestätigt und ver-
tieft. Kleine Zufälligkeiten in der Modellirung, die
leichte Asymmetrie der 'beiden Gesichtshälften und
ähnliches erheben es zur Gewissheit, dass Goethe zu
dieser Büste gesessen, dass Trippel ihn in allen Einzel-
heiten genau gebildet, wie er ihn vor sich gesehen.
Nur geringer Bearbeitung bedurfte es, — aber es bedurfte
doch einer solchen, ausser der Vergrösserung des Maß-
stabes, — um aus dieser Portrait-Büsie den bekannten
Apollotypus hervorgehen zu lassen.
In dem (leider sehr oft unzulänglichen) Catalog
Schuchardts wird die Büste natürhch nicht erwähnt, da
sie sich ja nicht unter den »Sammlungen« im engeren
Sinne befand. Ob sich noch etwas über dieselbe indem
Goethe-Archiv hndet, wird die Durchsicht der Corre-
spondenzen mit Künstlern^ der Rechnungen etc. lehren;
diese von mir erst seit kurzem begonnene Arbeit hat
schon manchen wichtigen Aufschluss gebracht, aber
leider noch nichts über Goethes Verkehr mit Trippel«.
Die zweite Bemerkung bezieht sich auf die dem eigent-
lichen Text des Jahrbuchs voranstehenden Gedichte.
Vorwort. V
Conrad Ferdinand Meyer schickte mir seine schönen
Verse auf meine Bitte, in Poesie oder Prosa den Einfluss
zu characterisiren, den Goethe auf ihn und seine schrift-
stellerische Entwickelung geübt habe. Ich bin überzeugt,
dass die Leser meinem Urtheile beipflichten werden, dass
hier ein Poet in congenialem Sinne und vollendetem Aus-
drucke Goethes Dichtergrösse darzustellen bestrebt ist. In
dem Beiftlle der Leser würde ich gern eine Ermunterung
erblicken, ähnliche Zeugnisse zeitgenössischer Dichter zu
sammeln und durch eine solche Zusammenstellung die
innige Verknüpfung auch unserer Dichter mit unserm
grössten Meister darzuthun.
Die Aufnahme von Ernst von W'ildenbruchs tiefem-
pfundenen Versen, die eines nachhaltigen Eindrucks bei
allen Lesern ebenso sicher sind, wie sie ihn bei dem kleinern
Kreise der Hörer gefunden haben, hat eine eigenartige Veran-
lassung. Durch eine seltsame Verkettung unvorhergesehener
Zwischenfälle war es unmöglich, in diesem Bande einen
Nekrolog Wilhelm Scherers zu veröffentUchen. Erich
Schmidts ausführlicher biographischer Aufsatz wird erst im
nächsten Jahrgange erscheinen. Da eine wissenschaftliche
Würdigung unmöglich war, so versuchte ich eine dichte-
rische mitzutheilen, und ich bin Herrn Ernst von Wildenbruch
aufs Tiefste verpflichtet, dass er mir gestattete, seinen nur
in wenigen Tagesblättern veröfientlichten Prolog an dieser
Stelle wiederabdrucken und dadurch zum Eigenthum der
Goethe-Gemeinde machen zu können.
Ich selbst traute mir nicht zu, einen Nekrolog Wil-
helm Scherers in der Weise zu schreiben, wie er für das
Goethe-Jahrbuch geschrieben werden musste. Ich bin weder
Scherers Schüler, noch darf ich mich rühmen, sein Freund
gewesen zu sein, dergestalt, dass ich im Stande gewesen
wäre, ein Bild seines gesammten wissenschaftlichen Wirkens,
HL
VI
Vorwort.
eine vollendete Darstellung seiner Persönlichkeit zu geben.
Aber ich betrachte es für eine heilige Pflicht, die ich an
dieser Stelle mit tiefer Wehmuth erfülle, dem so früh der
Wissenschaft und uns Allen Entrissenen die Versicherung
warmer Bewunderung und herzlicher Verehrung nachzu-
rufen. Er war dem Goethe-Jahrbuch von Anbeginn an der
treueste Mitarbeiter, mir persönlich ein unermüdlicher
Förderer, auf dessen weisen Rath und einsichtsvolle Vor-
schrift ich gerne hörte. Es war an ihm nichts Unedles und
Kleinliches. Nur das Wesen der Sache betrachtete er mit
grossem Blick und reinem Sinn; durch ein Anschaun seiner
Leistungen, seines Wesens fühlte man sich erhoben und
gekräftigt. Möge das Goethe-Jahrbuch, das auf ihn als eine
seiner stolzesten Zierden schaut, auch in Zukunft seines
Geistes einen Hauch verspüren !
Berlin, ). April iSSy.
Ludwig Geiger.
Inhalt.
Zwei Gedichte:
Schutzgeister. Von Conrad Ferdinand Meyer.
Wilhelm Scherer zum Gedächtniss.Von Ernst v.Wildenbruch.
I. Neue Mittheilungen
I. Mittheilungen aus dem Goethe- Archiv. Veröffentlicht von
Ludwig Geiger und Bernhard Suphan:
8i Briefe, und zwar ein Brief Goethes an Walter Scott,
vier Briefe der Frau v. Stael, ein Brief von Ugo Foscolo,
ein Brief von Alessandro Manzoni, zwei Briefe von Adam
Oehlenschläger, vierzehn Briefe Herders, seiner Gattin und
seines Sohnes August, sechszchn Briefe von Charlotte v.
Schiller (darunter einer an August v. Goethe), zwölf Briefe
Körners, vierzehn Briefe Wilhelms und ein Brief der Caroline
V. Humboldt, nebst einem Anhange: Aus drei Briefen Wil-
helms V. Humboldt an Riemer, drei Briefe Alexanders v.
Humboldt an und ein Brief über Goethe, sieben Briefe B. G.
Niebuhrs und ein Brief Savignvs
Anmerkungen der Herausgeber, eingeleitet durch einen Brief
Erich Schmidts an den Herausgeber des Jahrbucjis . . .
11. Dreizehn Briefe nebst einem Fragment Goethes. Veröffentlicht
von A. Cohn, L. Geiger, E. Mentzel, Richard Werner.
Mitsetheilt von
Seite
7. April 1775 1^^ ^,
Ostern 1774 I
1. An Höpfner ....
2. An denselben . .
3. An Frau v. Heygendorf 24. Sept. 1815 A. Cohn .
4. An F. S. Voigt . . .12. Mai 1820 E. Mentzel
5. An den Landgrafen von
Darmstadt .
6. An Streckfuss
7. An F. S. Voigt
I
20. Febr. 1824 A. Cohn . . .
19. Juli 1827 Richard Werner
30. Juni 1828 E. Mentzel . .
121
122
128
129
129
130
m
VIII Inhalt.
Mitgetheilt von Seite
152
154
L. Geiger . . 156
157
■ 13H
8. An Stieler 20. Nov. 1828
9. An denselben . . . .26. Jan. 1829
10. An denselben .... 10. Apr. 1829
11. An denselben .... 26. Juni 1829
12. An denselben .... 28. Juli 1829
15. An F. S. Voigt .... 21. März 1850 E. Mentzel . . 142
14. Fragment A. Colin . . . 145
III. Fünfunddreissig Geschäftsbriefe von Goethe an Fr. Frommann
aus den Jahren 1816— 1824. Mitgetheilt von H. Fro.mm.\xn' . 144
IL Abhandlungen.
1. G. VON Loeper: Zu Goethes Gedichten »Trilogie der
Leidenschaft« 165
2. Victor Hehn: Goethe und die Sprache der Bibel . . . 187
3. Th. Süpfle: Goethes literarischer Einfluss auf Frankreich.
Erste Hälfte 203
III, Miscellen, Chronik, Bibliographie.
1. Miscellen.
A. Einzelnes zu Goethes Leben und Werken.
1. Goethes Gedicht an den Kuchenbäcker Hendel. Von
J. Minor . 225
2. Die Ode »an Zachariä«. Von demselben .... 228
3. »Das Schreven«. Von demselben 229
4. Zu Goethes »Homer wider Homer«. Von Friedrich
Thomae 229
5. Zu Faust.
a. Der Vorname des Goetheschen Faust. Von J.Minor 231
b. Eine Parallelstelle zu Goethes Faust in serbischer
Dichtung. Von Max Koch 232
6. Zu Goethe in Frankreich. Von L. Geiger . . . 233
B. Aus Briefen.
Von Herrn Pf:trrer v. Ranke. 24. Juni 1886. . . . 234
C. Nachträge und Berichtigungen zu Band VII und
Band VIII.
1. Zu Goethes Leipziger Brieten (S. i — 151). ^'on
Otto Hoffmann (Steglitz) 235
2. Sonstige Nachträge und Berichtigungen 238
2. Chronik.
I. Weimarische Goethe-Ausgabe 241
IL Zur Erinnerung an Friedrich Johannes Frommann. \'on
H. Frommann 242
III. Nachrichten 262
Inhalt. IX
Seite
. Bibliographie.
I. Schriften.
A. Ungedrucktes.
1. Gedichte 270
2. Briefe 272
3. Regesteu 278
ß. Neue Ausgaben ' 284
C. Einzelschriften und Erläuterungen.
1. Allgemeines. Biographisches 285
2. Dramen 288
3. Gedichte 296
4. Prosaschriften 299
D. Übersetzungen 301
II. Biographisches.
A. Allgemeines 305
B. Biographische Einzelheiten 307
C. Goethes Verhältniss zu seinen Vorgängern, Freunden
und Nachfolgern 309
D. Stellung zur Wissenschaft und Kunst 315
E. Notizen von Goethes Zeitgenossen über Goethe . . 313
III. Verschiedenes.
A. Bilder, Statuen etc 321
B. Dichtungen über Goethe, Compositionen, Parodien . 324
C. Goethe-Archiv und Goethe-National-Museum . . . 324
Anhang.
EngHsch- amerikanische Bibliographie. Zusammengestellt
von Horatio S. White, mit Beiträgen von E.H. Woodruff",
Cornell Üniversity.
I. Neue Ausgaben, Übersetzungen etc. von Goethe . 326
II. Verschiedenes über Goethe in amerikanischen und
englischen Zeitschriften 328
Register zu Band VIII 331
Zweiter Jahresbericht der Goethe-Gesellschaft.
Prospect zur Weimarischen Goethe-Ausgabe.
Mitglieder- Verzeichniss.
The English Goethe Society.
Zwei Gedichte.
i
Schutzgeister.
ahe wieder sah ich glänzen
1/!
r^ Wurzelnd tief im Kern der Schweiz;
i Wieder bin ich dort gegangen,
^/ Meiner Firne scharfe Grenzen,
Meiner Alpen weisse Bünde,
Wo die graden Wände hangen
In des Sees geheime Gründe
Mit dem dunkelgrünen Reiz.
Nimmer war ein Tag so helle,
Niemals reiner meine Augen,
Erd und Himmel einzusaugen,
Meine Schritte gingen sacht;
Schauend pilgert' ich und lauschte.
Weil ein guter Weggeselle
Heimlich Worte mit mir tauschte
Von der Berge Herzensmacht.
Schutzgeister.
Traulich fühlt' ich seine Nähe
Und mir war, ob ich ihn sehe,
Und er sprach: Vor manchen Jahren
Bin ich rüstig hier gereist,
Hier geschritten, dort gefahren !
Und er lobte Land und Leute,
Dass sich meine Seele freute
An dem liebevollen Geist.
Und er wies auf ein Gelände :
Hier an einem lichten Tage
Fand ich eure schönste Sage
Und ich nahm sie mit mir fort.
Wandernd hab' ich dran gesonnen ;
Was zu bilden ich begonnen.
Legt* in Schillers edle Hände
Nieder ich als reichen Hort.
Da er seinen Bruder nannte
Und mir drob das Herz entbrannte,
War's, als schlügen weite Flügel
Sausend über mir die Luft,
Schwingen,, die den Raum besiegen,
Wie sie nicht um niedre Hügel
Flattern, Schwingen, die sich wiegen
Herrschend über Bers; und Kluft.
Schutzgeister.
Selig war ich mit den Beiden,
Dämmerung verwob die Weiden
Und ich sah zwei treue Sterne
Ueber meiner Heimat gehn.
Leben wird mein Volk und dauern
Zwischen seinen Felsenmauern,
Wenn die Dioskuren gerne
Segnend ihm zu Haupte stehn.
CoxRAD Ferdinand Meyer.
Wilhelm Scherer
ZUM Gedächtniss.
Prolog bei der Feier des akademisch-literarischen Vereins
IN Berli.m
17. November 1886.
--^iätiT
aht Ihr es schon, wenn sinkend in der Fluth
Der müde Tag von seinem Werke scheidet ?
Und überströmt von Abendsonnengiuth
Das Haupt der Berge sich in Purpur kleidet?
Noch einmal, wie ein zweites Auferstehen,
So überflammt das heil'ge Licht die Erde —
Ihr aber wisst, es muss darniedergeh'n,
Dass Finsterniss an seiner Stelle werde.
Denn brütend liegt imThale schon die Nacht,
Sie greift herauf mit den Gespensterhänden;
Dem Untergang gegeben ist die Macht,
DerTaa; muss sinken und d.is Licht muss enden.
Wilhelm Scherer.
Und in der Xacht, die nun herniederhricht,
Wo bliebe Kraft und Mutii zu weit'rem Leben,
War' nicht die Hoffnung, welche leise spricht:
Ein neuer Tag wird sich nach diesem heben.
Das hohe Bild, das heute Euch entzückt,
Als Ihr den Gang die Sonne sah''t beginnen,
Wie Stunde sie auf Stunde fortgerückt.
Bis dass sie flammend stand auf Mittags Zinnen,
Ihr werdet's sehen, wie Ihr's heut geschaut.
Und wieder fühlen werdet Ihr die Wonne,
Wenn sich mit einem einzigen Jubellaut
Die Erde schmiegt an's grosse Herz der Sonne.
Denn an die Scholle fesselt Euch der Zwang,
Ihr könnt nicht in das Unermess'ne sehen,
Das ew'ge Licht geht seinen Weltengang,
Es ist und bleibt, und kennt kein Untergehen. —
Saht Ihr es schon, wenn ein erlauchter Geist,
Der Wohnung nahm in Menschenleibes Hülle,
\"om Erden-Tagewerke los sich reisst
Und Leere lässt, wo Reichthum war und Eülle ?
Und hörtet Ihr den Laut des Jammers schon,
Wenn Thränen dann aus tausend Augen breclien
Und tausend Lippen einen einz'gen Ton
Und einen einz'gen theuren Namen sprechen?
Ihr saht's und hörtet's — ein geliebtes Bild
Steigt auf und grüsst noch einmal stumm die Seinen -
Schämt Euch der Thräne nicht, die schweigend quillt,
Er war es werth, dass Menschen um ihn weinen.
Wilhelm Scherer.
Vor unsern Augen stand er so ini Glanz,
Das Haupt umlodert so von tausend Blitzen,
Dass wir, vom Augenblick geblendet ganz.
Ewig Besitzthum glaubten zu besitzen,
Und unter Allen war nur eine Brust
Tief schon erfüllt von bangem Abend-Schauer,
Von Allen ihm dem Einz'gen war's bewusst,
Dass schon das Unheil stand auf seiner Lauer.
Denn eisig schauernd fühlte er's im xVIark,
Wie sich die Axt an seine Wurzel rückte.
Doch er war gross, und wie die Grösse stark,
Und Niemand sah das Leid, das ihn durchzückte.
Wir sahen nur, wie zwiefach autgerafl't
Er zwiefach schuf mit des Titanen Stärke,
Wie er in heil'ger Liebesleidenschaft
Anklammernd hing am grossen Lebenswerke,
Wie er in Spendens unerschöpftem Drang
Gastgeber war beim grossen Lebensfeste,
Und wie wir staunend ihn und voller Dank
Umringten, die Empfangens-frohen Gäste.
Doch plötzlich in des Lebens lichtes Haus
Trat ein der Tod und tilgte alle Flammen,
Die Sonne losch am hohen Mittag aus
Und stürzend brach die reiche Welt zusammen.
Dem Untergang gegeben ward die Macht,
Die Menschheit ward beraubt um ihre Habe,
Leer ist die Stätte, dunkel ist die Nacht,
Und die Erinn'runo; weint an einem Grabe. —
Wilhelm Scherer.
Doch als ich sass, des Trostes so beraubt,
Gedenkend seiner, den auch ich verloren,
Da, wie ein Flüstern rauscht' es um mein Haupt,
Und wie aus ferner fremder Welt geboren
Scholl an mein Ohr geheimnissvoller Klang,
Mein Herz erfüllend ganz mit heiPgem Grauen :
» Ihr, angekettet an der Scholle Zwang ,
Könnt nicht die letzten, ew'gen Dinge schauen.
» Ein Funke war vom ew'gen Welten-Licht
In diesem Haupt, und Licht kann nicht vergehen;
Ihr seht den Tod, das Leben seht Ihr nicht,
Ihr könnt nur ahnen, aber nicht verstehen.
)) Nur ahnen, dass die Menschcngeistes-Kraft
Unsterblich, unverloren weiter schreitet.
Das Lebenswerk, an welchem sie geschafft.
In kommenden Geschlechtern mitbegleitet.«
Denkt seiner so und nennt ihn nicht mehr todt,
Denn er gehört der Welt, in der wir leben —
Die Nacht wird hell, es flammt das Morgenroth,
Ein neuer Lebenstag will sich erheben.
ERXsr i'ox Wilden BRUCH.
I. Neue Mittheilungen,
GotTHE-jAUKBLCH VIII.
i. Mittheilungen aus dem Goethe-
Archiv.
Ein Brief Goethes an Walter Scott und
80 Briefe an Goethe von Frau von Stael,
UGO FOSCOLO, ALESSANDRO MANZONI, ADAiM
Oehlenschläger, Joh. Gottfried, Caroline,
August Herder, Charlotte von Schiller,
Körner, Wilhelm, Caroline, Alexander v.
Humboldt, B. G. Niebuhr, Savigny.
Goethe an Walter Scott nach Edinburg.
Der mir durch seine Thätigkeit vortheilhaft bekannte
Kunftverlesier Herr Handerson üherschickt mir ein , wie
man hoffen darf, wohlgerathenes Bild des zu früh abge-
schiedenen Lord Byron und erregt aufs neue den Schmerz,
den ich bey einem Verhist fühlen mußte der die Welt im
Allgemeinen und mich im Besondern traf, da ich mich
der Neigung eines so allgemein geschätzten Mannes, nach
dessen verschiedenen Aeußerungen wohl schmeicheln durfte.
I*
Neue Mittheilungen.
Indess gereicht den U eberlebenden zum beflen Trofte,
wenn sie umhersehen und sich überzeugen, daß, wie der
Abgeschiedene nicht allein ftand, sondern in Liebe, Freund-
schaft, Zutrauen gar manchen Guten an sich zog, auch sie
nicht allein flehen, sondern einer geiftigen Vereinigung
mit vielen wackern Männern, die sich mit jenem ver-
bunden fühlten, als der wichtigften Erbschaft sich erfreuen
dürften.
Indem nun Herr Handerson mir anzeigt, dass er nach
Edinhurg zurückzukehren denke, so treue ich mich bey
dieser Gelegenheit, einen schon längfl: gehegten Vorsatz
auszuführen und Ihnen, mein verehrter Herr, den Antheil
auszusprechen, den ich an Ihren bewundernswürdigen Dar-
flellungen seit vielen Jahren zu nehmen nicht verfehlen
konnte. Auch mangelt es mir nicht am Anlaß von außen
Ihrer zu gedenken, indem in unseren Gegenden nicht etwa
nur Uebersetzungen Ihrer so reich ausgeftatteten Werke,
sondern auch die Originale selbft gekannt und dem wahren
Geift und Verdienft nach geschätzt sind.
Bedenke ich nun daß ein so vorzüglicher Mann in
früherer Zeit auch von mir und meinen Arbeiten gründ-
liche Kenntniß genommen und, wenn ich nicht irre, sogar
seine Nation zum Antheil daran herbevgerufen; so darf
ich in hohen Jahren meinen Dank dafür nicht länger ver-
späten, sondern den Ausdruck desselben bc}- neuerer \'er-
anlassung um desto lieber beeilen als ich zugleich -den
Wunsch um Fortsetzung eines freundlichen Wohlwollens
aussprechen und fernere geneigte Theilnahme mir unmittel-
bar erbitten kann.
Weimar, den 12. Januar 1827.
I
Briefe der Frau von Stahl ax Goethe.
Briefe an Goethe.
I. Briefe der Frau vox Stael.
^- veimar ce ij
Xbre (iSo))
je vous iivois ccrit ce matin ici Monsieur, vous devez
croire que mon premier desir en venant en allemagne est
de vous connoitre, et de m'honorer de votre bienveillance,
je reste ici jusqu'au V de Tan, si vous y venez plusieurs
jours avant ce moment je vous y attendrai, si votre sante
ne vous le permettoit pas ayez la honte de me Tecrire, et
j'irai passer deux jours a yena avec vous, il ne me faut pas
moins de tems pour vous exprimer mon admiration et
pour recueillir quelques unes de vos pensees qui germe-
ront dans mon esprit le reste de ma vie.
pour mr goethe. a yena. N. Stael de H
2.
Berlin ce 7 ävril 1S04
je vous devrois des excuses my dear sir pour ne vous
avoir pas encor ecrit si je ne savois pas que Ton vous fait
toujours un petit plaisir secret en retardant pour vous l'oc-
casion de repondre — vous etes si sur de mon amitie et
de mon admiration que vous aimez autant qu'elle reste
dans le vague, et vous ne desirez pas que manquant a
toutes les loix de la nouvelle poetique, je vienne tout di-
rectement sans vague et sans mystere vous exprimer ce que
je sens — vous avez bien voulu me dire que vous auriez
ete bien aise de voir Berlin avec moi, en verite ce que
j'ai de vif et de jeune dans les impressions ne peut guere
s'exercer ici c'est un pays qui ne frappe point l'imagination
la societe v est alignee ä la prussienne, et les femmes ici
doivent etre tout etonnees de vieillir car elles disent et
fönt la meme chose pendant soixante ans de suite et le
tems ne devroit pas marcher quand les pensees les senti-
ments et les circonstances sont stationaires — si je vivois
en allemagne je ne m'etablirois certainement pas dans une
Neue Mittheilu\gen\
gninde ville, les nllemands ne savent pas tirer parti d'une
grande ville, on n'y choisit pas sa societe on Taugmente,
on n'v sait guere plus de nouvelles publiques mais seule-
ment mille fois plus de commerages on n'y a pas plus
de liberte que dans une petite ville mais seulement un plus
grand nombre d'observations et la vie physique boire
manger danser jouer y tient mille fois plus de place qu'ä
veimar — au milieu de tout cela Ton decerne dans le monde
litteraire ce qui caracterise l'allemagne crudition philosophie
droiture, mais il n'y a pas l'ombre de comparaison entre
ce que nous appellons societe en france et ceci — et je
ne suis pas etonnee que les savants ayent en allemagne
plus de tems pour l'etude que par tout ailleurs car la se-
duction de la societe n'existe pas — je n'en ai pas moins
ete bien aise de voir un pavs nouveau d'etre recue vrai-
ment ä merveille et de rencontrer au milieu de cette foule,
des hommes et des princes, des reines et des femmes
qui ont un gout aimable et bon pour tout ce qu'ils
croyent distingue — vous avez des fanatiques ici comme
ä veimar et si vous y arriviez je suis sure que la cour et
la ville seroit aussi en mouvement que par Tarrivee d'un
bonaparte c'est beaucoup que le genie soit ä l'egal de la
puissance — il f^iut aussi que je vous remercie de la so-
ciete la plus interessante que j'aye rencontre ä Berlin Wil-
helm Schlegel je suis punie ou recompensee de toutes
mes plaisanteries sur les Schlegel — je ne crois pas pos-
sible d'avoir une critique litteraire plus spirituelle plus in-
genieuse que Wilhelm, et des connaissances si etendues
en litterature que lors meme qu'on n'est pas de son avis,
c'est de lui qu'il faut emprunter des armes enfin je trouve
dans son caractere quelque chose qui ne repond pas a
Tamere reputation qu'on lui a donne et je veux attribuer
ä son frere ce qu'il y a de trop rüde dans l'esprit de la
tamille pour aimer ä mon aise celui ci — il passera comme
moi le mois de juin a veimar ah je vous declare mon eher
goethe qu'il vous faudra rcrriblement causer avec nous deux
Briefe der Frau von Stael an Goethe.
— ces trois semaines peut etre helas les dernieres que je
passerai de ma vie avec vous je veiix les consacrer ä vous
entendre, je veux vous voler tont ce qui se vole cela vous
laissera bien riche encor, et revenir en France avec un
butin tout ä fait different de celui que nos generaux v
rapportent — adieu vous n'avez pas besoin d'etre aime et
je vous aime c'est une preuve de plus de ce que j'ai tou-
jours remarque c'est qu'on obtient aisement ce qu'on desire
peu — adieu dictez sans gene votre reponse j'ai de votre
ecriture que je ne perdrai point. -j^t^ g^^^^ j^ h_
Soyez sur qu'il n'y a pas un prince ä Berlin ni un
honnne du münde aussi spirituel que notre duc —
3-
Ronie ce 20 mars
M''"'^ de geghausen m'ecrit qu'il le pourroit que vous
vinssiez en suisse cet ete c'est une teile chimere de plaisir
que de vous voir lä que de vous etablir chez moi que je
n'ose m'y iier[?] si cependant vous etes sensible ä l'idee
de donner des jours heureux ä une personne qui en a ete
depuis un an bien amerement privee dites vous que moi
benjamin et Schlegel nous vous recevrons comme un em-
pereur comme notre empereur tres electif et point du tout
hereditaire, mon fils aussi cependant voudroit que le votre
fut de la partie et le 15 de juin je serai ä coppet vous at-
tendant, vous esperant et quoiqu'il arrive vous aimant et
vous admirant jusqu'a ma mort —
N. Stael de H
4-
vienne ce 21 may —
on me dit que vous etes ä carlsbaden, pourrois je me
consoler de ne pas vous voir? Soyez capable de venir ä
dresde passer quatre jours avec moi, pendant ces quatre
jours vous me donnerez de quoi penser et ecrire pour plu-
sieurs annees vous me ferez un bien reel et peut etre aux
autres en faisant passer quelques unes de vos idees dans
8 Neue Mittheilukgex.
le francais — je serai ä dresde samedi 28 may au soir et
j'y resterai six jours — ecrivez moi chez ms de breling et
& ä Dresde si je dois vous esperer — je vous rendraj
compte de vienne je vous dirai surtout combien je vous
admire, et bien que vous y soyez accoutume peut etre
trouverai je une nouvelle expression pour un sentiment
universel. Necker Stael de Holstein
Schlegel aussi se rappelle ä votre souvenir son frere
nous attend ä dresde votre cour litteraire y sera reunie.
II. Brief Ugo Foscolos an Goethe.
5-
AI signore Goethe
illustre scrittore tedesco.
Milano is Gennajo 1S02.
Riceverete dal signore Grassi il primo volumetto di
una mia operetta a cui forse die' origine il vostro IVrrtber.
Duolmi che voi non vediate se non se i primi atti, per
cosi dire, della tragedia; gli ultimi sono piü veri, e piu caldi.
Ho dipinto me stesso, le mie passioni, e i miei tempi sotto
il nome di un mio amico ammazzatosi a Padova. Non ho
nissun merito nell' invenzione avendo tratto tutto dal vero;
i miei concittadini pregiano il mio Stile in una opera dove
per mancanza di modelli he devuto farmi una hngua mia
propria; per me, non sono contento di me stesso in questo
lavoro se non se perche ho odegnato il titolo di autore,
ne mi sono vergognato di mostrare quello di uomo. — La
contessa Antonietta Avesi mia eterna unica amica tradusse
dair ultima edizione il Werther nello Stile dell' Orfis: e
sarä questa la sola versione italiana che Tignoranza de' tra-
duttori, o la prepotenza de" governi non abbiano mutilata.
Se vi cale di vedere il manscritto scrivetemi; vo lo inciero
col mio secondo volumetto tosto che questo sarä pubbH-
cato. — Vi auguro intanto cio che invano spesso auguro
a me stesso: due cose insociabili; gloria, e tranquillitä.
Uso Foscolo.
Manzoni an Goethe.
III. Manzoni a\ Goethe.
6\
Signore
Per quanto screditati sieno i complimenti e i ringra-
ziamentiletterarj, io spero clVEUa non vorra disgradire questa
Candida espressioiie d'un -animo riconoscente: se, quando
io stava lavorando la tragedia del Carmagnola, alcuno mi
avesse predetto ch'essa sarehbe letta da Goethe, mi avrebbe
dato il piü grande incoraggianiento, e promesso un premio
non aspettato. Ella puö quindi immaginarsi cio ch'io abbia
sentito in vedere ch'Ella si e degnata di osservarla tanto
amorevolmente, e di darne dinnan/i al Pubblico un cosi
benevolo giudizio.
Ma, oltre il prezzo che ha per qualunque uomo un tal
suftVagio, alcune circostanze particolari Thanno renduto per
me singolarmente prezioso : e mi permetto di brevemente
esporgliele, per motivare la mi doppia gratitudine.
Senza parlare di quelli che hanno trattato il mio lavoro
con aperta derisione, quei critici stessi che Io giudicarono
piü favorevolmente , in IraHa e anche fuori, videro quasi
ogni cosa in un aspetto affatto diverso da quello in cui
io raveva immaginata , vi lodarono quelle cose alle quali
io aveva dato meno d"importanza, e ripresero, come inavver-
tenze e come dimenticanze delle condizioni piü note del
poema drammatico, le parti che erano frutto della mia piü
sincera e piü perseverante meditazione. Quel qualunque
favore del Pubblico non fu motivato generalmente che sul
coro e suU' Atto quinto : e non parve che alcuno trovasse
in quella tragedia cio che io avevo avuto piü intenzione di
mettervi — Di modo che io ho dovuto finalmente dubi-
tare che, o le mie intenzioni stesse tossero illusioni, o ch'io
' Adresse : A S. E. il Signor Goethe / Ministro di Stato di S. A. R. /
Weimar. — Aus Goethes Autographensammlung. Oben an den Rand
schrieb Goethe mit rother Tinte: Alexander Manzoni
10 Neue Mittheiluxgex.
non avessi saputo menomamente condurle ad effetto. Ne
bastavano a rassicurarmi alcuni amici dei quali io apprezzo
altamente il giudizio, perche la comunicazione giornaliera,
e la conformitä di molte idee toglievano alle loro parole
quella specie di autoritä che porta seco un estraneo, nuovo,
non provocato, ne discusso parere. In questa nojosa ed
assiderante incertezza, quel cosa poteva piu sorprendermi
e nncorarmi, che l'udire la voce del Maestro, rilevare ch'Egli
non aveva credute le mie intenzioni indegne di essere pene-
trate da Lui, e trovare nelle sue pure e splendide parole
la formola primitiva dei miei concetti? Questa voce mi
anima a proseguire lietamente in questi studj, conferman-
domi neir idea che per compire II meno male un' opera
d'ingegno, il mezzo migliore e di fermarsi nella viva e
tranquilla contemplazione delP argomento che si tratta, senza
teuer conto delle norme convenzionali, e dei desiderj per
lo piü temporanei della maggior parte dei lettori.
Deggio pero confessarle che la distinzione dei per-
sonnaggi in istorici e in ideali e un fallo tutto mio , e che
ne fu cagione un attaccamento troppo scrupuloso all esat-
tezza storica, che mi porto a separare gli uomini della realtä
da quelli che io aveva immaginati per rappresentare una
classe, un' opinione, un Interesse. In un altro lavoro recen-
temente incominciato io aveva giä ommessa questa distin-
zione, e mi compiaccio di aver cosl anticapatamente ob-
bedito al suo avviso.
Ad un uomo avvezzo all' ammirazione d"Europa io non
ripeterö le lodi che da tanto tempo gli risuonano all' orec-
chio, bensi approfitterö delP occasione che mi e data di
presentargli gli augurj i piü vivi e piü sinceri di ogni pro-
sperita.
Piacciale di gradire l'attestato del profondo ossequio
col quäle ho Tonore di rassegnarmele
Milauo 2) Gennajo 1S21 Div"?'^ ObbT*" Servitore
Alessandro Manzoni
Briefe Oehlenschlägers an Goethe. II
I\'. Briefe Oehlekschlägers.
/ •
Paris den May iSoj
In dem Augenblick da Herr von Herda fertig fteht
um nach Deutschland zu reisen, kann ich mich nicht ent-
halten Ihnen mein edler Meifler und Gönner einen herz-
lichen Gruß zu senden,, wobey ich jeziges Gedicht füge^
das längfte was ich noch in deutscher Zunge gemacht
habe. Möchte es meine Erinnerung in Ihrer Sele zurück-
rufen, und die guten Gedancken, die Sie von meine Anlagen
zu haben geruhten, erneuern; es wäre gewiß der befte
Lohn den ich mir wünschen konnte. — Herr von Herda,
dessen angenehme Bekanntschaft ich leider erft ein Par
Tage vor seiner Abreise gemacht habe, wird Ihnen doch
etwas von mir sagen können. — Ich habe ein dänisches
Trauerspiel wieder gedichtet : Palnatoke, der Stifter Joms-
burgs. Mit Sehnsucht erwarte ich, daß Herr Frommann
mir das Mskript von Aladdin und Hakon Jarl senden soll,
damit ich beide umarbeite. Mehrere kleine deutsche Gedichte
habe ich gemacht, und wäre nicht ungeneigt solche in eine
lyrische Samlung auszugeben, wenn es Herr Frommann
genähmig seyn sollte, solche auf die selben Conditionen
wie Aladdin und Hakon zu verlegen. Diese Samlung konnte
dann gedruckt werden wärend ich die Schauspiele um-
arbeite. Ich bin gesonnen eine Künfllertragedie zu schreiben
»Correggio« das dramatische Motif seines Todes kennen
Sie. Ich habe Vieles noch selbft erfunden MicheF Angelo
und Giulio Romano sollten mit herein, und indem ich
' Beide Briefe Adam Oehlenschlägers fanden sich in Goethes Auto-
graphensammlung, der zweite von Goethe selbst, wie er zu thun pflegte^
rechts oben mit dem Namen des Schreibers, in rother Tinte, ausge-
stattet. Der erste scheint eine alte Copie zu sein, welche mehrere
Eigenthünilichkeiten der Oehlenschlägerschen Handschrift nachahmt, aber
dem Danen Sprachfehler anheftet, die wir ihm nicht zutrauen (z. ß.
Drabant, Mamondsknochen) und deren willkürliche Apokopen u. s. w.
der folgende Originalbrief ausbessern half.
12 Neue Mittheiluxgek.
einen tragischen Contraft des Künfllers mit dem algemeinen
Leben darftellte, wollte ich sogleich die Partheigangerei,
die Schülerfeindschaften, das impotente Schwazen im Con-
traft mit dem fröhlichen gutmütigen und productiven
Künftlercarakter bringen. Dieß Stück wollte ich in beiden
Sprachen dichten.
Ich bin bey der Frau von Stael Holftein gewesen, die
ich angenehm und lebendig gefunden habe. Selbiges getraue
ich mir nicht von ihren beiden Trabanten die Herren
Schlegel zu behaupten, die mir wie ein Par verfteinerte
Mammonsknochen von der anorganischen Riesenzeit vor-
kommen; es sind petrifizierte Titanen, deren geftoßenes
Gebein keinen Nuzen mehr in der litterairen Apotheke
Deutschlands machen kann, und doch wollen sie noch
immer die Götter beftürmen.
Übrigens bringe ich mehrftens meinen Tag so zu.
Morgens dichte und arbeite ich bis Eins, dann habe ich
eine französiche Stunde noch immer meiner Sünden wegen,
dann geh ich ins Museum bis 4; dann esse ich allerley
französische Sachen in den Leih herein, und dann geh
ich sehr oft in die Gomoedie, die hier vortrefflich ift. In
die Tragoedie gehe ich selten, denn Talmas Talent ver-
mag nicht mich mit der Abgeschmacktheit und Affektation
des Ganzen zu versöhnen.
Wie oft wünsche ich mich nach Weimar auf einige
Stunden wo das gaftfreie Salve mich so freundlich einlud,
bis es von die Füße wilder Scharen ausgelöscht wurde;
aber jezt fteht es gewiß wieder neu aufgefrischt. Der
friedliche Weihrauch winkt wieder und lockt zum kleinen
attischen Tempel Deutschlands, wo Goethes Leben belebt,
Schillers Geift begeiftert. Der gräßliche Augenblick ist
vorbev ; die Verwundeten fterben jezt wieder einen Schein-
tod auf Thespis leichtgezimmertem Wagen, der nur Schatten
und Idole tragen kann, und die grause Wirklichkeit ift
wie ein flüchtiges Trauerspiel, das nur augenblicklich gau-
kelt, mit allen den übrigen von den Brettern verschwunden.
Briefe Oehlexschlägers an Goethe.
Jezt blüht der Garten wieder. Das wüfte Leben hat die
Hamadryaden nicht länger weggescheucht, sie bewohnen
wieder Felsen und Grotten, und geben einem jeglichen
gern was er im Stillen begehrt.
Aber ich werd es alles wieder sehen auf meiner
Zurückreise von Italien. Zum dritten Mahl werd ich mich
erquicken vor dem Angesicht meines Meifters, meines
Vaters. Der fruchtbare Herbft seines Lebens wird mir mit
seiner heitern warmen Septembersonne bescheinen. Gewiß
ich werde mein Vorbild der Vollendung, Besonnenheit und
Seelenruhe wieder sehn.
Gott erhalte Sie! Ich bitte ihre Frau Gemahlin und
den lieben Riemer, wie Frommanns innigft zu grüßen.
Ich vergesse Sie gewiß alle nie, und hege die Hofnung
daß ich auch nicht vergessen werde.
A. Oehlenschläger.
8.
Tübingen den 4. September iSoS.
Wie lange habe ich mich gesehnt in Ruhe einiger-
maßen zu kommen um Ihnen, mein gehebter Lehrer und
Meister zuzuschreiben. Per varios casus, per tot discrimina
rerum tendimus, noch nicht in Latium — aber in Tübingen.
Hier sitze ich schon mehrere Tage ohne Coftre (worin
die Trauerspiele liegen die ich Herrn Cotta vorlesen sollte)
und habe also Otium literarium genug um lange Briefe zu
schreiben; welches eigentlich ein Wiederspruch ift, da ein
Brief immer brevis oder kurz seyn sollte. Obschon ich
nun lieber ein deutsches Gedicht (Aladdin zum Beispiel)
als einen deutschen Brief schreibe, so schreib ich doch
diesen ohne Zagen und Zittern ; weis ich doch von Alters
her daß Sie es mit meinen accusativen und dativen nicht
so genau nehmen.
Meinen erften Brief von Paris mit dem irrenden Ritter
werden Sie hoffentlich durch Herrn von Herda erhalten
haben, dieser Ritter müßte sich sonft auch verirrt haben
14 Neue Mitthf.ilukgen.
was ich doch nicht glaube. Ich erinnere mich dass ich meine
Adresse in jenem Briefe nicht geschrieben hatte, konnte
also auch keine Antwort bekommen; dießes werde ich
jetzt nicht vergessen, und melde Ihnen also gleich : Ich
halte mich in dieser Zeit auf der Heerstraße zwischen
Tübingen und Rom auf, wo der Brief mich alle Tage
von Morgen bis Abend zu Hause treffen kan; will er
nicht das, dann braucht er sich nur bey Herrn Cotta in
■erftgenannter Stadt einzulegen der ihn dann weiter besorgt.
Verzeihen Sie mir theuerfter Meifter! Daß ich so
übermüthig bin; aber habe ich nicht Ursache? Es ifl: heute
der 4te Morgen der 5te September, und ich weiß doch
mit ziemlicher Gewißheit daß weder heute noch Morgen
Bomben und Feuerkugeln in mein liebes Kopenhagen ge-
worfen werden; daß weder mein Vater, meine Schweller
noch übrige Freunde und Anverwante Arme, Beine oder
Leben verlieren werden. Muß ich dann nicht froh seyn?
Hurra ! !
Voriges Jahr war es anders; vier Wochen giengen
hin worin ich Ursache zu vermuthen hatte daß Sie alle
getödtet waren, und die ganze Gegend meiner Kindheit
verwüftet und zugrunde gerichtet. Und doch hat Gott bis
dato seine Hand über Sie gehalten , und wird es ferner
thun. Hurra!
Meinen Aladdin haben Sie hotfentlich gleich erhalten
von Herrn Brockhaus. Nehmen Sie vorlieb, lieber Meister!
besser konnte ich es warlich nicht machen. Sie sehen ich
habe eigentlich das ganze Gedicht umgearbeitet und viele
von Ihren Winken benutzt und befolgt. Hat mein extem-
porirtes Stottern zum erftenmahl Ihnen gefallen, so weis
ich daß die fleißige Aus- und Bearbeitung Ihnen nicht
hat misfallen können, und daß Sie mir zugeftehen werden:
ich habe Fortschritte in der deutschen Sprache gemacht,
seitdem wir uns letzens sahen.
Es wird immer besser kommen; "Rom ward nicht an
einem Tage gebaut; so viel weis ich daß ich Autmun-
Briefe Oehlenschlagers an Goethe. 15
terung und nicht solche gemeine feindselige Animosität
verdiene, womit ein Anonymus mir neulig in der eleganten
Zeitung begegnet hat. Nichts darin schmerzt mich, als
daß er sagt: ich habe mit Anmaßung in schlechten \'ersen
zu Ihnen gesprochen. Doch, um so etwas muß man sich
nicht kümmern. Man muß von diesen Leuten sagen wie
Ovid von den Fröschen:
«Quamquam sint sub aqua, sub aqua maledicere tentant«.
Aber, mein geliebter Gönner! wollen Sie mir wohl die
unsägliche Freude machen eine Recension über meinen
Aladdin zu schreiben ? Sind Sie doch Schuld daran daß
er im Deutschen ausgekommen ift. Eine solche Recension
wollte mich als Mensch außerordentlich freuen, als Dichter
außerordentHch wehrt se)'n und als Bürger außerordentlich
nutzen. Die Herren ~it Hanse verftehen bitter wenig von
der Aefthetik. Wenn Sie mich herunter gerissen in einem
deutschen Blatte sehen, werden Sie sagen: Qiie diable
vouloit mon fils ä cette galere? Sehen sie dagegen eine
Recension von Ihnen werden sie sagen: A la bonheur!
c'est une autre chose!
Keiner kan bedingter über meinen Aladdin sprechen
als ich. Es ift ein Gedicht, und zwar das befte, /// meiner
erßen Manier um so zu reden. Dieses Gedicht ift umge-
arbeitet und verbessert in einer Zeit wo ich schon in meiner
:^iueiten Manier zuar; ich wollte als Künftler wenig Sinn
für Individualität beweisen wenn ich dem Gedichte diese
Manier hatte aufdringen wollen; welches sich mit dem
Stoffe gar nicht ohnedem thun ließ; ich habe es nur besser
übermahlt, es auch einen dunkleren Hintergrund gegeben,
damit das Bild sich edler und ehrwürdiger ausnehmen
sollte. Meinen Hakon, das erfte Werk der zweiten Manier
(Manier ift ein schlechtes Wort, aber hissen wir das so
hingehen, sie verstehen mich doch) kennen sie — zum
Theil. Es Avar unmöglich den wahren Gliederbau durch
die lumpige Hülle, die er damals hatte zu erkennen. Nur
i6 Neue Mittheilungen.
die Poesie konnte einiger massen durchschimmern. Jezt
ist Hakon besser übersetzt, hat mehr Gedrungenheit, Deut-
Uchkeit und Kraft erhalten. Mein zweites Stück Palnatoke
(der Stifter Jomsburgs) ifl: auch völlig übersetzt, und noch
leichter aufzuführen. Diese zwey Stücke soll Cotta haben;
ich hab eigentlich keinen Accord mit ihm geschlossen;
er giebt mir 800 Thaler voraus und berechnet mir nach-
her die Einnahme; damit bin ich zufrieden. Mein letztes
Trauerspiel ift Axel und IValborg ; eine Liebestragoedie.
Hier ift sogar die Einheit des Orts und der Zeit, obschon
eben so viel Bewegung und Handlung darin vorkommt
wie im Hakon; dieses Stück wird bey den Damen am
meisten Glück machen. So habe ich nun in Aladdin : das
Glück, in Hakon die Religion, in Palnatoke den Staatj in
Axel und Walborg die Liehe dargestellt. Xun will ich
einen Correggio in Rom machen da soll ^/VA'/ozy/ kommen;
und dann wage ich mir vielleicht einen Sokrates zu
dichten, wo die Philosophie, oder eigentlich die Lebens-
weisheit zum Vorschein kommen sollte. Einen Albert Julius
oder Pelsenburg möchte ich auch machen wo das Roman-
tische wieder sein Recht behaupten sollte. Einen Taden-
Sihild werd ich auch machen als Hei denhifl spiel. Sie werden
über alle die Pläne läclieln — aber etwas wird doch lieraus
kommen dabey.
O wie hat mich der erhabne Faust, und der götter-
o;leiche Achilles gefreut und begeiftert. Edler Meifter! ob
sie mit Farben auf Glas mahlen, oder mit dem Meisel das
Marmor bearbeiten, sind Sie immer der große unfterbliche
Johan Wolfgang Goethe! Gott sey lob daß so ein Bey-
spiel vor uns jungen Menschen dafteht; das giebt Muth,
denn es zeigt was ein Mensch werden ka}i.
Man sacjt daß Sie in Carlsbad einen Roman geschrieben
haben sollen. Ist das wahr? O wie ich in Werther im
Frühlingswalde ging umgeduftet von Blumen durchgeblasen
von Frühlingsfturm und benetzt von Frühlingsregen, wie
der Sommerschatten mich in Wilhelm Meifler mich labend
Briefe Oehlenschlägers an Goethe. 17
kühlte, so wird ein herrlicher Herbjhuald mit seinen vollen
dunkelgrünen gelbgefleckten Lauben sich jezt eröffnen
und mich einladen. Dx werden die reifften Früchte röth-
lich auf den Zweigen hangen, die Walnüsse eben aus der
Schaale gesprungen braun vor mir im Grase liegen, der
Abendpurpur in seinem erhabenflien Glanz lebendig durch
das dunkle Gehölz fl:rahlen. Die Vögel werden nicht viel
zwitschern, und nicht viele Blumen duften (wie sie es
zum Eckel thun in den neueften Wasserwiesen, wo eigent-
lich nur Kühe grasen sollten) aber Mädchenwangen werden
schöner als Rosen glühen; und besser als Nachtigalle wer-
den iMädchen wehmuthsvoU- und liebevoll in der Laube
bey der Guitarre singen; der Vater Homer geht im langen
Gewände mit der Harfe auf den Rücken durch den Wald,
mit ewigen Rosen der ewigen Jugend um das Haupt ;
und als Lilie schlingt die silberne Locke sich ein, \vährend
die schwarten Locken die mächtiger daneben sitzen , die
vorige Kraft beweisen, und ein langes, heiteres Leben ver-
kündigen.
Ich hätte auch Luft (sans comparaison) einen Roman
zu schreiben; ich darf es aber nicht man kriegt immer
Luft sein eigenes Leben zu schreiben; wenigftens geht es
mir so, und da muß man sich hundert mahl in Acht neh-
men, und darf es nicht ein mahl so gut machen wie es
wirklich in der That war. Kein Gefühl ift närrischer als
wenn man das, was im wirklichen Leben geschieht über
die Poesie setzen muß ; welches doch eigentlich das ideale
zusammengedrängte Schöne und Bedeutungsvolle des Lebens
darftellen sollte. Nie ift dieses Gefühl fterker in meiner
Seele gewesen, als da ich in Weimar Peregrine Pickle von
Smolett las, während die Franzosen die Schlacht bey Jena
gewannen und die Stadt einnahmen.
Darf ich wohl von Ihrer Güte hoffen daß Sie mir
einige Emphelungsschreiben nach Italien (eigentlich nach
Rom) zuschicken wollen? An Humbold zum Beyspiel?
Es würde mir äusserft nützlich seyn. Es wollte mir auch
Goi:the-Jahrbuch Vlll. 2
Neue Mittheilukgen.
nicht schaden, wenn Sie Cotta einige Worte von mir
sagten; denn er glaubt an Ihnen, wie bilHg, als auf ein
Orakel. Cotta wird die Antwort und die Emphelungs-
schreiben zu mir gütig besorgen.
Von meinem Aufenthalt in Paris (ich war da 19 Monath)
habe ich Ihnen nicht viel zu sagen. Ich habe in Paris
meinen Palnatoke und meinen Axel und Walburg gedichtet;
den ganzen neuen deutschen Aladdin gemacht den irrenden
Ritter und viele kleine und grössere deutsche und dänische
Gedichte geschrieben. Hakon und Palnatoke im Deutschen
übersetzt etc. Jeden Abend bin ich beinahe doch im
Theater gewesen, von daher kenne ich die Franzosen am
meiften, und ich glaube man lernt sie am heften und am
angenehmften zu kennen da. Die Franzosen sind vor-
trefliche Soldaten, Schauspieler, Tänzer, Geschäftsleute,
Umgangsleute; der Staat ift frisch und bewegt sich gelenk;
was Oben seyn muß, ift Oben; ein Jeder ift Bürger; das
ift alles gut. Aber von wahrer Wissenschaft und wahrer
Kunft weiß der jezige Franzos gar nichts. Er weis nicht
einmahl daß er unwissend ift; er betrachtet den Deutschen
und den Nordländer als Barbaren und das macht ihn ekel
und verächtlich. Ihre Alten waren gelehrt und haben viel
gethan in der Zeit worin sie lebten. Aber wenn ich Rousseau
höchft ausnehme, schnüren sie mir alle (und selbfl er)
das Her- ein, ftatt es zu erweitern. Die rechte genialische
Größe hat kein Franzose gehabt, die Edlen wie Fenelon,
Rousseau Buffon, haben sie geahnet und anerkannt. Selbft
ihr Witz gefällt mir nicht er ift immer so verflucht nüchtern
und gescheut und spielt immer mit den zeitlichen Yer-
hälltnissen. Weil sie verständig, artig, geschickt sind, und
sich leicht und angenehm bewegen, auch augenblickliche
Gutmüthigkeit haben, sind mir ihre Luftspiele am liebsten
worin sich diese Verheltnisse zeigen, und worin die ge-
fällige Sprache heiter und spielend alles belebt. Ihre Trauer-
spiele habe ich mich immer zwingen müssen zu lesen, sie
sind für mich eigentlich wahre Luftspiele gewesen weil
Briefe Oehlenschlagers an Goethe. 19
nehmlich das Ende mich immer in eine luftige und heitere
Stimmung setzte. Mit alle dem muß ich bekennen daß
sie mich oft in einzelnen Sachen gefallen und gerührt
haben. Der befte ift wohl ohne Zweifel Corneille er hat
in seinen heften Stücken hohen Geift und Schwung: auch
sogar bisweilen Kühnheit, aber er hat sich von den Puriften
und ariftoteUschen Regelmachern verblüffen lassen; auch
von der gar zu großen Formlosigkeit und Phantafterey
<ler Spanier. Es Hegt ein mahl in der menschlichen Natur
von Extremitet zu Extremitet zu fallen, und es ift nur
wenigen Helden gegeben die Ballanze auf beiden Füssen
zu halten. So ift die gar zu ängftliche in gewisse con-
ventioneile Regeln gebundene Form der Franzosen gar
nichts anders als (um mit den Herrn Naturphilosophen zu
reden) der entgegengesetzte Pol der spanischen Form-
losigkeit; so wie der Mysticismus in unsern Tagen zu der
kritischen Philosophie. Racine hat gewiß alles mit der
französischen Sprache gethan was in eleganter praeciser
Rücksicht gemacht werden konnte; auch als \'ersitikator
ift er unftreitig groß, und er hat das Gedrungen-Schöne
in dem dramatischen Styl einigermassen den Alten abge-
lauert. Er war fein , zart , verliebt , honnet , geschickt,
gefällig und ein großer Sprachkünftler. Was Rousseau
gemacht hat ließ er doch wohl bleiben, da mufte man
Genie und ein einfaltig Herz haben, und das hatte er nicht.
Höfisch ftolz, galant und wüthend sind seine Helden (Ich
nehme Athalie aus) sie respektiren nichts höher als ihr
eigenes Glück, Point d'honneur haben sie genug; aber
schlechte, liftige, jämmerliche Kerls sind es. Racine hat
das Unglück das er bornirt ift, und das darf eigentlich ein
guter Trauerspieldichter nicht seyn. Das ift Voltaire nichl,
er ift vielumfassend; er ift der von den dreien der sich idis
am Meiften naht. Aber als Trauerspieldichter! Wie un-
endlich weit hatte der Verfasser von der Pucelle d'Orleans
zu steigen um eine Jungfrau von Orleans schreiben zu
können !
20 Neue Mittheiluxgen.
Nehmen Sie mir meine Äußerungen nicht übel, mein-,
verehrungswürdigfter Gönner. Es ift das kurze Resuhat
meiner Überzeugungen. Man muß die Franzosen kennen;,
Daß die Franzosen selbft in der deutschen Litteratur augen-
bUcklich[?j von den guten Ärzten gebraucht wurden, versteh
ich sehr gut, wenn Schiller es auch nicht so schön in
seinem Gedicht an Ihnen gesagt hätte. Mit Bösen muß.
man Böses vertreiben, das war eigenthch eine umgekehrte
medicinische Cour. Die Litteratur hatte zu viel Mercurius
(Quiksilber) im Leib, das muftc man also mit den Fran-
~ose)i wieder austreiben. Aber wer die alte südliche und
nördliche Litteratur kennt Wer Shakespeare Goethe Schiller
und Ew\üd kennt, lernt nicht viel von den Franzosen.
Etwas? ä la bonheur !
Wie freut es mich daran zu denken mit dem Frühlinge
wieder in Weimar zu seyn; meinen vielgeHebten Meifter
wieder zu sehen , Ihnen von Italien zu erzählen und —
vielleicht — meinen Hahon auf dem einzigen deutschen
Theater wo Harmonie und edler Ton herscht aufgeführt
zu sehn. Ich werde Sie gewiß wieder sehen — das dritte.,
vielleicht das JetT^e Mal. Ach wenn Sie wuften wie ich
Sie hebe. Sie sind der einzige Jezt lebende vor dem ich
mein Knie beuge und zu dem ich sage, Liebe, lehre
mich. Ich bitte die Frau Gemahlin und Riemer innigft
zu grüßen. Erfreuen Sie mich mit einigen Zeilen von.
eigner Hami. A Oehlenschläger.
V. Briefe Herders und der Herderschen Familie.
9-
Rom den }. Dec. SS.
Endlich ifts wohl Zeit an Dich zu schreiben, mein gün-
ftiger H. und Freund, und Du haft es, wie durch deine
vielfache Güte und Theilnehmung an mir, so auch da-
durch verdient, daß Du mein Stillschweigen so wohl er-
klärt haft, und nicht müde geworden bift, mir einige ftär-
kende Worte, die nie verlohren gewesen ift, zu sagen.
Briefe Herders und der Herderschen Familie ak Goethe. 21
Ich bin jetzt solange in Rom, um darüber ein Wort sprechen
zu können, und doch ifts nichts, gegen das, \vas mir bevor-
ftehet und ich zu genießen und zu erforschen wünsche.
Wenn ich blos die Statuen nehme, die im Grunde mein
liebftes und wahres HeiHgthum sind, so vergesse ich jedes-
mal alles andere darüber, und ich gehe von meiner Schrei-
berei über sie vor ihrem Antlitz, allemal unwillig nach
Hause, So einen andern Weg ich in diesen und andern
Dingen gehen möge, als Du, Tausendkünftler, dabei ge-
gangen bift: so finden wir uns am Ende doch zusammen,
und wir werden, hoffe ich, manche angenehme Stunde in
einer gemeinsamen Erinnerung haben, wenn sie uns das
Schicksal bescheret. Einzelnes kann ich dir nichts schreiben,
so wie auch nichts von meinen andern Zerftreuungen hie
lind dorthin; dafür schreibe Du mir öfters, lieber G., ich bringe
Dir, was ich in mich sammeln kann, als ein Verflummter
(wie Du es selbft voraussagtefl), mit. Auch mit den Cy-
pressen , Pinien pp habe ich mich zu versöhnen ange-
fangen, so wie mit dem Römischen Himmel und allem,
was durch Ungezogenheit und Faulheit der Menschen da-
von abhangt. Auch fange ich an, die Ital. Sprache zu
lieben, und sehe mir so manche Quellen eines neuen Künf-
tigen Vergnügens geöfnet, daß ich selbft, obzwar sehr be-
scheiden, glaube, daß die Reise nach Italien für mich in
Manchem gut seyn werde. Deine hiesigen Freunde lieben
Dich alle unbeschreiblich, und Du lebft noch bei ihnen.
Bei Büri sind nie die Thränen weit^ wenn ich mit einiger
Innigkeit von dir rede. Ich habe mit ihm die Paläste Co-
lonna und Borghese gesehen, das Einzige, was ich außer
Rondanini, wo ich mit Hirt war, von Gemähidegalerien
gesehen habe. Sie jagen mich immer zu meinen geliebten
Statuen zurück, von denen ich schon sogar träume.
Die Angelika ist eine liebe Madonna; nur in sich ge-
scheucht und verblühet auf ihrem einzelnen schwachen
Zweige. So ein ehrlicher Preuße Reifenft., und so ein
^uter Venetianer ihr Zucchi seyn mag: so flehet sie doch
22 Neue Mittheilungen.
allein da ohne Stütze und Haltung; daher ich allemal mit
betrübtem Herzen von ihr scheide. Du haft ihr sehr wohl-
gethan, und Sie findet an mir nichts von dem wieder, was
Sie an Dir verlohren.
Hirt hat Dir, wie er mir einmal gesagt hat, geschrieben^
daß er einen Br. an Dich richten wollte. Lass es ihn thun :
der Mensch bessert sich gewaltig und er hat mir einige
Sachen, z. E. über Drouet und F . . . . (nun wie heißt
der alte Mahler, dessen Bild in der Minerva an der Einen
Thür flehet?) geschrieben, die recht brav sind. Es wird
ein nützlicher Mensch in der historischen Kunststatistik
aus ihm werden. Ich treibe und hobele ihn gewaltig, und
er hat viel von mir zu leiden, welches er alles aber recht
gut aufnimmt. Er hat mir viele GefäUigkeiten erwiesen,
und Du fleheft bei ihm hoch droben. Er führt jetzt eine
Liefländerin mit ihrer Familie, und ich sehe ihn also wenig.
Sonft kann ich nicht läugnen, daß mir die Menschen
hier viel Zuvorkommendes, Liebes und Gutes erweisen,
indessen sind sie doch immer am artigflen, w^enn man sie
nicht brauchet. An Bekanntschaften fehlt es mir nicht,
und ich fange an abzulehnen, wiefern es sich thun läßt.
Die Herzoginn ifl sehr gut gegen mich : so auch die
G.[öchhausen] und E.[insiedelJ ; wir leben sehr gut mit
einander, und die Herzog, beträgt sich überhaupt sehr gut.
Ich werde wahrscheinlich mit ihnen nach Napel gehen,
von woaus mir schon Tischbein seine guten Dienfle hat
anbieten lassen. Auch das bin ich Dir schuldig.
Am meiften aber habe ich Dir Dank, lieber G., daß
Du Dich meiner Frauen so brüderlich annimmft; nie werde
ich Dirs vergessen können : denn ich fühle es leider ftark
gnug, wie thöricht es gewesen sey, daß ich ihr [aufj loo.
von Meilen meine Unbehaglichkeiten und mei[nen Kum-]
mer mitgetheilt habe. Ich war aber unter der Gew[alt
der] fremden Lage, und konnte nicht anders. Hilf ihr
ferner, lieber Bruder, wo und so gut Du kannft; Du weißt
ja auch ohne mich, daß in Manchem wir uns allein ver-
Briefe Herders und der Herderschen Familie an Goethe. 23
flehen und uns einander also auch helfen müssen, soweit es
angeht. Die Erinnerung des Ueberflandnen wird für uns
alle süß u. fruchtreich werden.
Lebe wohl, Lieber, und gehe deinen Studien nach,
ohne dabei lebendige gute iMenschen zu verabsäumen. Em-
pfiel mich dem Herz, und der Herz, und sprich sonst das
Befle für mich, wo Du kannft : denn viele wird gewiß
meine Reise ärgern, und es müssen nothwendig schiefe
Urtheile gefällt werden. Sie kümmern mich indessen nicht:
denn in Rom lebt man nur für das Gegenwärtige und für
heute.
Lebewohl und empfiehl mich der Fr. v. Stein aufs
schönfte und befte. Angelika und alle grüßen dich, mit
denen Du hier gelebt haft; so gar ein Sonnet, das man
auf Dich in der Arkadia vorgelesen hat, habe ich ehegeflern
mir vordeklamiren hören. Valeto. '
Io^
RiVH, den 2'j. Dec. SS
Ich kann das alte krume Jahr 88. nicht beschließen,
ohne daß ich Dir noch von Rom aus ein Lebenszeichen
gebe, mein Lieber. Wir haben hier dummes Wetter und
einen erbärmlichen Winter; das macht nun jeden unmuthig
und unluftig, der nicht daran gewohnt ift, die Herzoginn
ausgenommen, die immer gesund, vergnügt, und guter
Laune ift, wie es ihr denn auch in Allem recht wohl gehet,
Geftern hat ihr der Pabft ein Präsent gemacht, das sie
denn wohl selbft beschreiben wird; weil ichs, da ich
geftern den ganzen Tag im Bett zubrachte, selbft noch
nicht gesehen habe, kann ich nichts davon sagen, als daß
es jedermann lobt und daß sie darüber sehr vergnügt seyn
soll. x\ußerdem beschäftigt sie sich sehr mit der Musik,
wie ihr denn auch schöne, und ich möchte sagen, die
treflichften Sachen gegeben werden, die Italien besitzet.
' Auf der Rückseite : An Göthe
^ 5 Seiten 8^^, auf der 4. : An Göthe.
2_). Neue Mittheilungen.
Außer dem Concert bei ßernis, wo zu viel Geräusch ift,
sind 4. Concerte bei Ruspoli gegeben worden, in denen man
die ausgesucht-schönflen Sachen hörte, von denen sie
denn auch das Befte sammlet. Dies bringt mich auf einen
Gedanken, oder vielmehr ich sage ihn nur nach meiner
Weise und Einsiedel hat mich eigentlich darauf gebracht.
Du weißt, wie es einem ifl, der aus Italien soll, und Du
kannft denken wie es ihr seyn wird, die in Weimar nichts
Lockendes vor sich findet. Könnte ihr nicht ein Reiz
dadurch verschafft werden, wenn man ihr vorftellte, daß
sie diese Stücke dort wieder aufführen könnte, und sie
eine Art von Intendanz über Musik und Theater bekäme?
E. meint, daß ihr dies sehr schmeicheln und sie dort
amusiren wird, damit sie ihre Reise nach Italien dort
einigermaassen anzuwenden hätte. Da Klinkowftröm nicht
da ift und entweder gar nicht, oder sobald nicht wieder-
kommen wird, fteht diesem Compliment keiner im Wege;
der Herzog macht sich ja auch nichts daraus und weiß
an sich selbft am heften , wie es einem zu Muth ift, der
wieder in die Enge nach Hause soll. Im Ganzen will ja
auch jeder etwas haben, was ihn reize; und wenn ihr dies
Compliment schön und nnvermerlü gesagt würde, könnte
es zur rechten Zeit gesagt, ihr nicht anders als schmeicheln.
Ueberlege das. Lieber, und thue das Befte; faft, fürchte
ich, v/ird ihr die Abreise im Frühlinge schwer werden:
denn es geht ihr hier zu wohl und sie hat in Weimar
nichts, das sie hiegegen auf die Waage lege.
Mir ifts nun freilich nicht ganz so, und ich kann mich,
in dem was ich suchte und erwartete, des guten Glückes
nicht so ganz rühmen. Da aber in der Natur der Dinge
nichts vergebens ift, so wird auch dies übelgerathne Im-
promtu meiner Reise nicht ganz vergebens se3'n, wenigftens
dadurch, daß es mich vor jedem ähnlichen bewahre. Ich
will nur dagegen kämpfen, daß ich nicht in Deine Fuß-
tapfen trete, und eine »Gleichgültigkeit gegen die Menschen«
nach! Hause mitbringe, die mir übler bekommen würde,
Briefe Herders und der Herderschek Familie an Goethe. 25
als Dir, weil ich keine Kunftwelt, wie Du, an die Stelle
des Erloschenen zu setzen wüßte. Faft möchte ich sagen,
daß icli von der Kunft nie kühler gedacht habe, als hier,
da ich sie in ihrem Werden , Thun und Wirken dem
ganzen Umfange nach vor mir sehe; einft wars eine schöne
Blüthe des menschlichen Bestrebens, jetzt aber ifls eine
Blumenfabrik wie unsrer Freunde Krause und Bertuchs.
Auch sonft läßt die römische Welt meine Seele entsetzlich
leer, wozu Du Dir die Ursachen wohl ausfinden wirft.
Nicht der geringften ift diese Eine, daß den armen Tom
hier entsetzlich friert, und wenn man friert, mag man
weder sprechen, noch denken, noch empfinden, kaum sehen
und hören; und am wenigften von Allem, sprechen knien.
Mit Dir wars in Allem anders, weil Du ein artifex
biß:, und mich freuets, daß Du Deinem Beruf treu bleibft
und dort Dein Werk fortsetzeft. Wenn ich aus Italien
komme, will ich mir von Dir erzählen lassen, was Du
gesehen hafl und ich hätte sehend sehen sollen, und meinen
Mund dazu nicht aufthun. Denn wollen wir Dich in den
Wagen setzen und wieder nach Rom senden. Ich fürchte,
ich fürchte. Du taugfl: nicht mehr für Deutschland; ich
aber bin nach Rom gereift, um ein ächter Deutscher zu
werden, und wenn ich könnte, würde ich eine neue Ir-
ruption germanischer Völker in dies Land, zumal nach
Rom veranlassen. Die Italiener sollten mir dienen, und
in Rom wollte ich insonderheit werben. Wenn ich nach
Hause komme, und wieder warm werde, will ich einen
Aufsatz schreiben, wie Rom im Jahr Christi 1800. aussehen
wird, und ich wollte, daß ich Hand anlegen könnte, diesen
Plan, der treflich ausgedacht ift, zu realisiren. So lange
lebe wohl. Lieber, denn ich kann für Kälte nicht mehr
schreiben; mein Herz ift ganz zugefroren, und auf meiner
Seele thauet nur Glatteis. Lebe wohl und grüße Alle,
den Herz, die Herz, und wer sich sonft meiner noch etwa
erinnert. Lebewohl, Lieber. w
26 Neue Mittheilungen.
II.
An Johann Wolfgang Görhe.
Den 28. Aug. 1789.
Sanct Johannes der zweite (den erflen erschkigen die Mörder,
ob er gleich fierbend noch : y)liebt euch, ihr Kinderchen ! sprach;)
Also Joannes Secundus Evangelista vertraut Dir
aus Elysium heut küßend den holdeften Gruß
Bruder, Tertie, spricht er, Du nimmft an Weisheit und Alter,
nimmft an der Grazie zu, wie sie den Göttern gefällt,
Und den Menschen. Wohlan ! ftatt meiner weih' ich Dich heute ;
krönen am Ende des Buchs wird Dich ein andrer, ein Gott.
Aus dem Munde der Unschuldigen
empfangen Sie unsre treuen Wünsche
die keine Worte ausdrücken,
und danken wollen wir Gott
daß Sie da sind.
Weimar den 28. Auguft 1789. C. H.
12.
Ich habe mich diesen Morgen unter unser Dach ge-
flüchtet, um die heiligen ReUqien BUttter zu lesen, u. un-
geftört zu geniessen. Ach daß sie im Anfange schon auf-
hören ! ich danke Ihnen unendUch dafür. Wer könnte uns
nun Rom, Kunfl u. Liebe schöner geben als Sie! Sie würden
es zehnfach wiedergeniessen indem Sie es aufzeichneten,
u. mir Unbekannten wäre es als vom Berge ins gelohte
Land zu sehen.
Möge doch Ihr Genius etwas zulispeln!
Ich habe meinem Mann nichts davon gesagt. Glauben
Sie aber nicht daß es ihm eine angenehme Erinnerung
geben würde wenn ichs ihm vorläse? oder wenn wir einen
Abend zusammen wären u. Sie u. Meier sprächen darein
— — o, man muß das Leben durch Erinnerung schön u.
leicht zu machen suchen. —
Briefe Herders und der Herderschen Familie an Goethe. 27
Noch habe ich Ihnen u. H. Meier tausendmal zu danken
für den geschnittenen Stein; er ifl doch recht hübsch aus-
gefallen u. mag der Besitzerin ein hübsches Simbol werden.
Hier sende ich Ihnen etwas das ich unter den Cacao-
bohnen gefunden habe; es ist also eine Indische Bohne^
u. wäre doch der Mühe werth den Versuch zu machen
ob u. was für eine Pflanze im Treibhaus davon heraus
kommt.
Wir fahren heute gegen 4 Uhr nach Tiefurt. Wollen
Sie u. H. Meier nicht mit uns fahren ? Sie sind uns freund-
lich willkommen ! Ihre (^ ^
13-
Bamberg. Der Leibmedicus, Hofrath Markus, wird, so-
bald er nur Deinen Namen hört. Dich ohne Dir überläftig^
zu seyn, mit allem Sehenswürdigen bekannt machen, insonder-
heit den Gemälden Altdeutscher Schule , die hier und da
gesammlet sind. Er selbfl hat einige, der Doraprediger und
Regent eines Collegü junger Leute, , noch mehr, inson-
derheit einen Dürer, die H. Anna, aus dem er viel macht.
Nürnberg im rothen Roß^ bei Hrn Rothe zu logiren.
Augsb. im weißen Lamm; es ift ein gescheuter Lohnlaq.,
der einem alles Sehenswürdige mit den Taxen gleich vor-
sagt, und die Wahl überläßt nach Zeit und Luft. Der Senator
der über die Geschichte der Künfte und das Sehenswürdige
in Augsb. ein paar brauchbare Bücher in 8 geschrieben hat,,
deren eigentl. Titel ich nicht weiß, heißt von Stetten; an
seiner Person verliert man nichts. Seine Bücher sind besser
als Murrs Beschr. v. Nürnberg. Der Lohnlaq. kennt und
bringt sie.
Das Schloß bei Inspruck, wo die alten Merckwürdig-
keiten der Grafen von Tyrol sind und sonft die große Menge
geschnittener Steine von denen die heften aber schon nach
Wien gebracht seyn sollen, heißt Ambras. Die Hofkirche
bitte ich auch nicht zu vergessen. Man logirt in der goldnen,
Sonne.
In Mantita ift der Abbate Andres, der Verfasser der
Storia d'ognl Litteratura, der dir sehr dienftfertig seyn wird.
28 Neue Mittheilungek.
Die Gemälde von Jul. Rom. sind im Herz. Pallaft, und vor
der Stadt im Pallaft T. Wo das Grab des Mantegna sei,
fleht im Volkmann ; aber nicht wo sein Bild die Maria, ift ;
in einem Klofter, ich weiß nicht welcher Mönche. Das
Logis ift nirgend zu nehmen , als im albergo Imperial, dies
ift wohlfeil, bequem und prächtig.
14.
Das opusculum de timbris ift mit großer Klarheit und
Ordnung geschrieben, über welche ich Euer Erleuchteten
u. Erleuchtenden Herrlichkeit bewundre und preise. Da
die Versuche selbfi: so genau angeftellt sind, so zweifle
ich nicht, daß Dieselbe durch diese Schrift in der Region
des Lichts feften Fuss und Glauben finden werden. Die
Resultate sind einfach u. vortrefflich. Vale, lucis et umbrae
doctor^ vale. H.
Weimar den 2. Jiuiy iy(})
Wir sind im Bürger General gewesen 1. Freund, und
es bedarf kaum Ihnen zu sagen, daß wir uns aufs höchfte
erfreut und erbaut haben ! Wir haben den ganzen Abend
nur mit Ihrem Geift gelebt — und wie sehr haben wir Sie
zu uns gewünscht, um den Genuß mit Ihnen zu theilen.
Sie haben die Thorheit und Schwachheit der jetzigen Zeit
so glücklich dargeftellt, und das Exempel am Milchtopf so
herrlich ausgeführt, daß, wenn man auch hie u. da selbft
einen kleinen Schlag gekriegt hätte, das Ganze einem
doch so wohlthätig und befriedigend gewesen ifl, daß
man ihn wohl gar gern empfangen hat. Der verwünschte
Baibier und der honette Martin bis dahin wo er noch was
ans Bein gekriegt hat, haben ihre Sache sehr gut gemacht —
sammt dem edlen verftändigen Edelmann, gegen die un-
verftändige Juftitz. Kurz, das Stück gefällt mir so wohl, als
obs eins von Ihren schönften Epigramms wäre. Mein
Mann muß Ihnen noch weitläuftiger sagen, warum es uns
Briefe Herders und der Herderschen Familie an Goethe. 29
SO wohl gefällt, denn die Philosophen wissen doch das
Warum so deutlich. Ihr guter Genius gebe Ihnen dafür
glückliche Stunden, auch von unsertwegen, und erftrecke
seine magische Gewalt so weit, daß er Friede gebeut u.
bringe Sie u. unsern Herzog bald wieder zu uns!
Ich habe bei den Briefen der Humanität für den Her-
zog einen Irrthum begangen, und nur den erften Theil ein-
gepackt; ich sende Ihnen hier den zweiten nach, zumal
da mein Mann durch die reg. Herzogin gehört hat, daß
der Herzog das Buch verlangte. Möge er doch so viel
Wohlgefallen daran haben, als wir an dem Bürger General.
Sagen Sie Ihm unsre innigfte und gefühltefte Ehrerbietung.
Gewiß, das Verlangen Ihn wieder zusehen vermehrt
sich von Tage zu Tage — und wir erkennen es oft mit
Zufriedenheit was wir an Ihm besitzen. Möge Er uns auch
ein wenig hold seyn!
Lavater ift vorgeftern hier durchgegangen, er ift sehr
alt geworden, gefällt aber dadurch mehr als vorher. Er
geht nach Coppenhagen um dort die Gelder Geschichten,
die unter einigen Prinzen und den Anhängern vorgehn,
zu prüfen ; ohs die wahren Geißer seien ? u. das hat er über-
nommen! Er war sehr eihg und unflät und verrieth natür-
hch sein Geheimniß nicht, das bald bekannt werden wird.
Sagen Sie uns bald ein gutes freundliches Wort und
leben aufs hefte wohl.
Ihrer heitern Mutter unser freundschaftliches Andenken.
Ihre C. H.
IV. den 12. July 9}.
Wir haben Ihnen nun für drei Ihrer lieben Briefe zu
danken, und für den letzten einen doppelten Dank zu sagen,
da er eine so schöne Inlage, den Brief von unserm Herzog
enthielt, der meinem Mann und mir große Freude machte.
Wie oft habe ich Ihnen schreiben wollen; wir dachten
aber, da wir keine Realien zu schreiben haben, daß unsre
Brief keinen Reiz für Sie haben könnten — Denn daß
I
30 Neue Mittheilungen.
wir seit Ihrer Abreise durch das üble Wetter sowohl als
jetzt durch die ungewohnt hohe Sonne, ftark hvpochonder
sind, ift wohl keine wissenswerthe Neuigkeit. Indessen
sind die Zerstreuten Blätter zu Stande gekommen, und da
ich der Spediteur davon bin , so sende ich Ihnen Ihr
Exemplar; es sind einige Stücke darunter die Sie noch
nicht im Manuscript gesehen haben. Unser Herzog wird
jetzt bei dem entsetzlichen Bombardement keine Luft haben
in irgend ein Buch zu sehen. Sollte Er indessen hinein-
sehen wollen, so bittet mein Mann es Ihm gefälligfl: zu
geben.
O wie gern möchten wir einmal mit Ihnen eine Pro-
menade machen und Sie auf einige Tage von dem fürchter-
lichen Schauspiel wegrücken!
Daß Ihnen die Arbeit an Reinecke und der Optick
wohlgelingt, freut uns sehr. Erhalten Sie sich diese
Schöpfersfreude mitten in der Zerftörung und bringen uns
eine Beute Ihres Geiftes mit, wenn die meiflen arm und
krank nach Hause kehren.
Mein Mann ift seit dieser Woche sehr emsig an einer
theologischen Schrift, dem dritien Wunder in der Christ-
lichen Kirche; ich habe ihm schon einigemal vorgelesen,
und ich glaube faft daß er mit Zungen redet. Ich denke
und weiß es, daß dieses Schriftchen Ihnen gefallen wird"
Wären Sie nur schon wieder bei uns. Gewiß, unsre
Exiftenz ill: näher aneinander geknüpft als wirs uns sagen
wollen, und das ift doch eine Sünde gegen den heiligen
Geift so ftumm zu seyn. Von ohngefähr ift ein Büchelchen
in unser Hauß gekommen, Durchfli'ige durch Deutschland
Niederlande und Frankreich; es ift schön geschrieben und sehr
interessant wegen dem was über die Reichsftädte, ihre
Induftrie, Glück und Schicksal gesagt wird. Der Autor hat
gesunde Augen und ein gesundes Herz. Wie muß man die
Deutschen ihrer Tugenden wegen lieben oder vielmehr
verehren! lesen Sie es in einer guten Stunde; Ihrer Frau
Mutter werden die 20 gr die es koftet nicht gereuen, es
Briefe Herders und der Herderschen Familie an Goethe. 31
ift auf Poftpapier gedruckt, und sie wird es mit Patriotis-
mus lesen.
Den lieben verfländi^en Meier sehn wir zu wenis;
Kommen Sie nur bald^ damit das Uhrwerk der Gesell-
schaft wieder in Ordnung kommt. Die guten Götter
seien mit Ihnen liehfter Freund. C. H.
Der Auguft hat mitschreiben wollen, das Päckchen muß
aber fort und er ift noch in der Schule. Lassen Sie sich
aufs befle von ihm geküßt se^-n. Er ift nach seiner Con-
firmation ziemlich brav geworden.
17.
Ich kann Dir nichts mitsenden, lieber H. und Fr. als
einen guten Gruß, daß es Dir wohlgehe. Es ift jetzt heiß;
und Ihr macht dem armen Mainz noch heisser. Der H. Boni-
facius wird sich im Grabe umkehren, und euch alle Malefacii
nennen. Es ift indeßen gut, daß die Fremden aus den
Grenzendes H.Reichs getrieben werden; nur Ihr taftet auch
das unheilige Reich nicht an, und laßt sie einander würgen.
Hier ift alles in Statu quo. Wir bombardiren nicht
und werden nicht bombardiren. St. Peter und Paul fteht
noch, und mein unförmliches Pult fteht auch noch, von dem
ich mich wenig entferne. Das Jahr ift Rosenreich: denn
je später, defto mehr Rosen. Meyer ift an seiner Abhand-
lung hat aber noch nichts produciret; er redet darüber
sehr verftändig. Die Herzoginnen sind wohl; die H. Mutter
aber körperlich mehr, als die reg. Herz. Meinem Auge
gefällt ihr Ansehen nicht ganz; sie leidet im Innern, u.
wer wäre da ganz gesund? Es sei denn, dass man am
Reineke dichtet.
Lebt also wohl, edler Herr, und empfehlt mich dem
Herzoge zu einer guten Stunde. Mein chriftliches opus
w^ird Euch sowohl, hoffentlich, als der chriftl. Welt wohl-
thun. Lavater ift seine Hebamme , ohne daß Er und
ich es wußte. Es war so ein Funke unter der Asche
geblieben. Denn die Heiligen und Krieger laßen Funken.
Optimum vale.
:>^
Neue Mittheilungen.
i8.
[Ende September i/p4-J
Gleini sendet Ihnen, »dem Verfasser Eines lieblichen
Liedes« sein Hüttchen. »Für seine größern Werke,
seinen Gros Kophta, seinen Reineke, seinen Tasso habe er
nichts«.
Auch hat H. D. Dorl in Gotha, der Gottfrieds Stuben-
freund gewesen war, beikommende Dissertation Ihnen zu
geben, mir aufgetragen.
Ferner, folgt der Brief von Jacobi. Es geht Ihnen so
wohl bei Ihren Heiligthümern, daß Sie die ganze Welt
vergessen.
Leben Sie denn recht wohl! C. H.
Neuenburg d. 22"" Novemb. 1794
Befter H Geheimerath Goethe.
Vielleicht würde es Ihnen mehr Freude machen, wenn
ich diesen Brief französisch schriebe; ich kann mich aber
darinn doch noch nicht so geläufig ausdrücken, um Ihnen
meine Liebe ganz so zu beweisen wie ich es wünschte.
Befter Herr Geheimrath Göthe gewiß noch immer denke
ich an Sie, und kann nie aufhören dies zu thun, denn
Sie haben mir so viel Gutes immer erwiesen wovon ich
jetzt erft den Werth davon einsehe, da ich von Ihnen ent-
fernt bin. Für alle ihre schönen guten Lehren muß ich
Ihnen den herzlichsten Dank sagen, und Sie bitten mich
auch jetzt noch lieb zu behalten. Hier in der schönen
reinen Schweizerluft befinde ich mich sehr wohl, ich be-
fteige Berge Felsen Wälder und W' lesen und ergötze mich
an ihnen aufs befte. Vorzüglich viel Vergnügen aber
macht mir der schöne grüne glänzende See. Er hat
merkwürdige Sachen in sich, die schönften Vögel u.
Fische. Die schönften gerollten Kiesel , besonders von
Granit, wovon eine Art eine schöne grünliche Farbe hat.
Briefe Herders und der Herderschen Familie an Goethe. 3^
und die schönften Verfteinerungen. Beynah alle, und das
eine unzähliche Menge, sind von Seethieren. Welche große
Revolution muß da einmal sich zugetragen haben. Auch
treibe ich die Botanick und das Zeichnen hier wieder sehr
und mit vieler Luft; ich wünsche nur daß ich Sie fleißiger
besucht hätte, um noch mehr von Ihnen gelernt zu haben.
Doch welche schöne Hoffnung ift vor mir Sie bald wieder-
zusehen, unterdeßen aber will ich mir alle Mühe geben,
um so zu Ihnen zu kommen, daß ich mich nicht vergeblich
von Ihnen getrennt habe. Wie will ich mich dann freyn,
wenn ich wieder bei Ihnen seyn, und Ihnen sagen kann
daß ich bin t, . ,
Ihr ewig gehorsamer
Auguft Herder.
Ich grüße alles herzHch was sich meiner erinnert, besonders
meinen kleinen Freund Auouft.
20.
Hier ift Augufts Br. mit beftem Dank zurück. Der
junge Mensch bewegt mein Innres bei jedem Br.
Auch seine Adreße. Du wirft ihm eine große Freude
machen mit einem Br.
Hier auch das menschHche A. B. C. der Kunft, von
dem ich einmal sprach. Habe die Güte es anzuschauen.
Unter Meyers Censur ifts gewesen.
Unsre Trennung, hoff"e ich, ift nur ein periodischer
Schein. Mein Gemüth weiß nichts von ihr, und begreift
sie nicht. In mir ift kein Staubkörnchen verändert. Freitag,
wenn Du es erlaubft erscheine ich in der Gesellschaft.
Lauter Unseligkeiten haben mich bisher dran verhindert.
O der Kälte. Man kann nicht die Finger regen.
Vale
H.
Goethe-Jahr Bi-CH Vlll. J
34 Neue Mittheilungen.
21.
Neiichätel 1. 4"'"' Janvier 17 ^J.
Monsieur!
C'est rinclination & la reconnoissance plutot que la
coutume & la bienseance qui me donnent la plume dans
la main pour Vous feliciter au nouvel an. II seroit trop
commun si je Vous voulois detailler tous les voeux que
je fais pour Votre bien-etre & Votre bonheur. Mais malgre
cela, je ne puis pas Vous cacher ce qui est si souvent l'ob-
jet de mes souhaits quand je pense ä Vous : C'est ce que
Vous ne me refusez point Votre souvenir & Votre bien-
veillance. Je Vous en prie autant que de me pardonner
toutes les fautes que j'ai faites assez souvent par ma le-
gerete & mon inattention. Soyez sür que je me donne
toutes les peines possibles de me rendre digne de Tarnitie
que Vous m'avez incessament temoignee. Je voudrois
seulement que je Vous pusse envoyer quelque chose de la
physique Neuchateloise pour Vous en faire un petit plaisir;
mais, comme la nature est mise ä present par Phyver dans
une espece de sommeil, ayez la bonte de Vous contenter
pour quelque temps d'une seule Observation, qui pourroit
interesser Vos recherches sur les couleurs. C'est tres
souvent que j'ai remarque sur notre lac de grandes raies
d'une couleur rouge foncee qui s'approche du violet, presque
de la couleur de vin rouge. Ces rayons sont effectues sans
doute par l'ombre des nuages car toujours si l'on le re-
marque le ciel est clair & bleu, & il fait en meme temps
un vent qui pousse les nuages, avec lesquel sces raj-ons dis-
paroissent tout-un-coup. D'ailleurs la couleur du lac est
d'une jolie verdure d'ont l'aspect est extremement joyeux.
Si cela s'arrivoit aussi dans la mer mediterranee, je me
voudrois bien expliquer cette expression qu'on trouve si
frequemment dans 1' Homere, quand il dit J2x£«ro? oivoifj.
Je me pourrois aussi bien expliquer ce phenomene si je
savois encore Votre traite sur l'optique. Mais je Vous
prie de recevoir cette remarque avec la meme amitie avec
Briefe Herders und der Herderschen Familie an Goethe. 35
la quelle je Vous le donne, & peut-etre que Vous m'en
faites meme une explication, si Vous voulez me donner
un moment pour que je puisse voir que Vous aimez encore
Votre
Auguste Herder.
Ayez encore la honte de hien faire mes compliments ä tous
mes amis, surtout ä mon eher petit Auguste.
22.
Verehrtester Herr Geheimrath!
Theuerßer Freund
Lassen Sie mich diesen lieben Nahmen nach so langer
Zeit wieder gebrauchen. — Sie haben ihn ja selbfl in mich
gegraben; ich fühlte es, da ich Sie in Weimar wiedersah,
daß die Jugend Eindrücke unauslöschlich und heilig sind.
Ja, sie Werdens mir se3'n und bleiben. O wäre er doch
weit entfernt der unfreundliche Genius, der sich dazwischen
geschoben hat, und die geistigen Bande geftört hat.
Bey allen meinen Arbeiten denke ich so gern an Sie,
<laß mein ganzes Leben es Ihnen sagen möge, w'ie sehr
ich Sie liebe und verehre.
Nehmen Sie diese hiebeifolgende kleine Arbeit mit
Güte auf; sie wurde mir während der \'erfertigung äußerll:
angenehm, da ich an Sie dachte. Die Risse sind richtig,
da ich selbft zu verschiedenen malen auf diesen bevden
Gruben gefahren bin, um diese Sätze auszumeßen.
Mende's Tod ift für Freiberg und den ganzen säch-
sischen Bergbau ein großer Verluft gewesen ; denn er war
es, der die Schwerfälligkeit der ehemaligen Maschienen ge-
mindert, und beynahe an allen Maschienen durch kleine
Vorrichtungen Kraft erspart. Unter den vielen nenne ich
nur die Vcrbeßerung der Pferdegöpel, der Kunstgezeuge
mitVorgelege, und der Feld- undStreckengeftänge und ferner.
Je mehr ich in das Studium des Bergbaues eindringe,
■deflo mehr intereßirt es mich, defto melir fühle ich aber
auch, wie weitläufig es ift. Die Collegia bey Werner, der
36 Neue Mittheilungen.
sich Ihnen mit Hochachtung empfiehlt, und das Befahren
der Gruben haben den meilten Reiz für mich , und ich
wünschte nur, daß ich mit mehrern meiner Arbeiten Ihnen
Freude machen könnte.
Daß Sie meiner Mutter die Sorge um mich, so freund-
schafthch haben erleichtern helfen, fühle ich mit dem zärt-
lichften Danke. Wenn die allzugroße mütterliche Liebe
gefehlt hat, die der Welt unkundig ift, so weiß gewilS
Ihre Freundschaft es nach und nach ins beßre Gleiß zu
bringen. Ich weiß daß dies meiner Mutter manche bittre
Stunde verursacht hat. Ich glaube fafl an ein Verhängniß.
Vielleicht mußte alles so kommen, ich hätte weder in
Weimar noch Jena diese Kenntniße erlangt, zu denen ich
hier Gelegenheit habe. Das gute Glück helfe mir mein
Ziel erreichen.
Ich empfehle mich Ihrem Wohlwollen, und Ihrer un-
schätzbaren Freundschaft und Liebe aufs herzlichfte.
Ihr Wolfg. Aug. Herder.
Madem. Vulpius, Herrn Profeß. Meier u. dem guten
Auguft bringen Sie mich ins Andenken.
Freiberg. d. 8-'" De:(. 1798.
23.
Salve !
Der Prinz Auguft überschickt beikommendes Bild, das
sich im Nachlaß seiner Schwefter gefunden, um die Weisen
in Weimar über seinen myftischen Inhalt, insonderheit
das X g; 7j zu vernehmen, mit namentlichen Aufträgen u>
Grüßen an Dich, den Erzweisen.
Von der geh. Czlei sind beikommende Acta ohne
weitere Bemerkung an mich überschickt worden. Da der
Verfolg derselben bei Dir ifl, übersende ich sie, entweder
zur Retradition oder zu weiterer Nachricht. Was sollen
sie bei mir? Ich bitte um ein accepisse in zwei Zeilen.
Geftern habe ich 4 Gesänge Deiner Helden Dorothea
u. braven Hermann gehört; mit großer Freude.
Opt. vale. H.
I
Charlotte v. Schiller an Goethe. 37
VI. Briefe von Charlotte vox Schiller.
24.
Jena den Sten Juni ^j.
Da die Vollendung des Centauren, Schiller heute ganz
von der übrigen weit trennt, u. er Ihnen gern ein lebens-
zeichen geben möchte, so trägt er mir auf Sie herzlich
zu grüßen in seinen Nahmen, u. Ihnen zu sagen daß er
sich erträghch befände. Sein Fieber hat doch keine Folgen
gehabt, u. es ift bey diesen einen Anfall geblieben. Schiller
wünschte sehr daß Sie jezt hier wären, u. daß er sich
recht mit Ihnen aussprechen könnte, wir machten uns
liofnung Sie würden vielleicht den guten Gedanken aus-
führen u. noch einmal zu uns kommen ehe Sie Ihre Reise
nach den dunkeln Fichtenwäldern antreten. Daß Sie uns
willkommen wären wißen Sie hoffentlich, auch ohne meine
Versicherung.
Wir sind aufs neue von Humbolds getrennt, denn
Carl hat die Masern wircklich bekommen, aber er ift recht
erträglich, u. hat ein mäßiges Fieber biß jetzt, u. ift nicht
übel disponirt, so daß ich hoffe es wird so fort gehen, u.
€r es bald überlfanden haben.
Leben Sie wohl, u. denken unser oft, bev Ihren Wan-
derungen, u. bleiben Sie nicht so lange aus unsern Ge-
benden, daß wir Sie bald wieder bey uns sehen, u. Seyn
Sie recht herzlich von mir gegrüßt.
Lotte Schiller.
25-
Jena den ijten Juli pj.
Damit Sie unter der schönen bunten Welt, die Sie
umgiebt, auch an Ihre einsamen Freunde erinnert werden,
so schreibe ich Ihnen, da es Schiller selbft nicht kann.
Ich soll Ihnen die heften Grüße von ihm sagen, er wird
es hoffentlich bald selbft thun, Heute ift er nicht so wohl
daß er etwas, was ihm intereßirte vornehmen könnte,
seit IG tagen regen sich die Krämpfe heftiger, und seit
i
38 Neue Mittheilukgen.
vorgeftern wo ein flarker Anfall kam iH: er noch sehr an-
gegriffen, u. muß unthätig sein. Das feuchte trübe Wetter
hat keinen guten Einfluß auf ihm, u. mag wohl die Haupt-
ursache seyn.
Wir werden jezt recht an unser nördliches Clima
erinnert u. Everdingen brauchte nicht erfl in Norwegen
die trüben grauen wölken aufzusuchen, er würde sie hier
recht gut ftudieren können. Ich wünsche sehr daß es
Ihnen mag wohl seyn, u. Sie nichts ftören damit Ihnen
die Cur recht heilsam werden kann.
Sie sind doch nun vierzehn tage in Carlsbad, ich zehle
die tage recht, es ift mir gar nicht so heimlich daß Sie
uns nicht so nahe sind, daß die Möglichkeit Sie bald zu
sehen nicht da ifl. Ich freue mich recht wenn Sie uns
Ihr Abentheuer erzehlen, u. wieder bey uns sind. Bleiben
Sie ja nicht länger dort als Sie sich vorgenommen. Leben
Sie wohl, u. denken unser oft.
Lotte Schiller.
'6.
Jena den 16. Noi'. pj.
Wir möchten gern wißen wie Sie leben, u. wie Sie
alles bey sich zu hause gefunden. Da Schiller heute wie
alle die tage her so preßante Geschcäfte für die Hören
hatte, so konnte er nicht selbft schreiben. Es hat uns recht
weh gethan daß Sie uns so schnell verlaßen mußten,
kommen Sie doch ja bald wieder, daß wir wieder recht
luftig seyn können. Wenn Sie unter Ihre Kunftwerke
suchen u. finden vielleicht etwas von dem, was Sie mir
vorigen Sommer versprochen, nehmlich was mir nüzlich
wäre zum Copieren, so würden Sie mich sehr damit er-
freuen. Sie sagten mir vorigen Sommer daß Sie unter
Ihren Reichthümern nachsehen wollten, u. trugen mir auf
Sie wieder daran zu erinnern, Sie werden mir also ver-
zeihn daß ich es thue. Ich habe aber gar großen Trieb
zum zeichnen, u. möchte nicht gern etwas zweckloses
anfangen, wo ich nicht auch dabey etwas lernen kann.
Charlotte v. Schiller an Goethe. 39
Es giebt so schöne heitre tage jezt u. von meinen Fenftern
habe ich viel licht, u. kann also die hellen Stunden
benuzen.
Leben Sie wohl, Schiller grüßt Sie herzhch u. wünscht
bald von Ihnen zu hören, u. gute Nachrichten.
L. Schiller.
27.
[Anfang April pj.J
Ich muß Sie schriftlich begrüßen, in meinen u. Schillers
Nahmen, ich hoffe Carl hat es geftern auch ausgerichtet.
Ich bin noch hier, da ich mit den Wagen von Alex.
Humbold zurück fahre, so wird es erft Morgen geschehen
daß ich abreise. Ich habe Schiller wohl verlaßen, ob es
ihm gleich ganz fremd vorkömmt Sie nicht zu sehen, wie
mir auch. Leben Sie wohl u. haben Sie etwas zu beftellen
so geben Sie mir die Aufträge, wenn ich Sie nicht noch
hier sehen sollte. L, Schiller.
28.
[Jan. 1799.]
Ich beklage recht daß Ihnen auch die Plagen der
Krankheit zu theil gew'orden sind, und daß wir Sie geflern
nicht in der Comödie gesehn haben. Auch Schiller wurde
teim Hingang in das Theater dem er freventlicher weise
zu Fuß unternehmen w^oUte nicht wohl, hielt sich aber
doch ziemlich in der Oper, doch hat er nun diese Nacht
dafür gebüßt und nicht geschlafen. Er hat mir aufgetragen
ihm bey Ihnen zu entschuldigen daß er seine Aufwartung
nicht machen könne diesen Mittag, er will sich heut ganz
zu Hause aufhalten. Ich wünschte von Ihnen zu hören
daß Sie w^ohl sind. Leben Sie vergnügt und gedenken
unser beftens. L. Schiller.
29.
[Juli 1S02.J
Den schönften Dank für Ihre gute, das werk hat mich
recht erfreut, das Bedeutende des Sinns, iil: so klug in das
40 Neue Mittheilungen.
gewöhnliche des Lebens verwebt, und jede Form der Dar-
ftellung hat so beftimmte Gränzen u. fteht so rein abge-
schnitten vor dem Aug, daß man sich recht daran ergötzt.
Die schönen Stanzen, haben mich bewegt, besonders aber
ift mir die Stelle lieb wo das Streben dem Himmel herunter
zu ziehen so schön ausgedrückt ift, u. ausgesprochen.
Seyn Sie herzlich gegrüßt ich wünsche Ihnen recht heitre
und glückliche Stunden damit wir uns auch Ihrer Geiftes-
thätigkeit freuen können, an der wir so viel Antheil
nehmen. [^, Schiller.
30.
Montag früh [2S? Mär:;^ iSo^.J
Ich muß Ihnen Befter Geheimerath, noch eine eigne
Entschuldigung von meiner nicht Erscheinung bey Ihnen
sagen, Schiller ift wohl weniger krank, aber seit ein paar
tagen, mindert sich der Schmerz nicht; Starck hat ihm
zugeredet herum zu gehen, und auch in der freyen luft,
wenn die Sonne scheint. Nun wollen wir sehen was er
selbft will. Ich war auch kr^nk in diesen tagen, und habe
noch ein dickes Gesicht. Aber ich hätte meine Übel ver-
geßen um diesen Abend bev Ihnen zn sein, wenn ich
Schiller allein laßen möchte, doch hoffe ich sehen wir Sie
bald ein andermahl, und in weniger Gesellschaft, um Sie
beßer zu genießen. Haben Sie noch immer den feften
vorsaz nicht auszugehen ? Es wäre sonft sehr freundlich
von Ihnen, wenn Sie uns einen Abend schenkten in den
nächften tagen, Sie würden Schiller u. mich sehr erfreuen.
L. Schiller.
31-
[An Auguft V. Goethe.]
IVeimar den iiten April iSoS.
Empfangen Sie mit diesen Zeilen, dieses kleine An-
denken, welches ich vor Ihrer Abreise, durch die Unruhe,
in meiner Familie, nicht vollenden konnte.
Charlotte v. Schiller an Goethe. 41
Ich hoffe, daß das Andenken an mich, und meine
Kinder länger in Ihren Herzen ausdauern wird, als diese
leichte Arbeit. Doch sey es Ihnen indeß nur ein Zeichen,
daß ich gern habe, wenn Sie unser denken. Ich hoffe daß
Sie Carls Freund m spätem zeiten auch bleiben, und
wenn er den männlichen Alter entgegen geht, wird er
Ihnen wieder gleichartiger w^erden als in den lezten jähren
hier der Fall sein konnte, weil Sie zu verschiedne Geschäfte,
u. also auch Ansichten haben mußten und während Sie
dem ernftern nachftrebten, er noch mit den Begriffen seines
kindischen Alters im Streit war. Wenn er erft fühlen
lernt, daß nicht allein Antheil und liebe, sondern auch ein
vereintes Fortflreben und Fortschreiten, Freunde anei-
nander feßelt, so werden sich beyde Gemüther in reifern
Ansichten wieder vereinigen , und so zusammen einem
Zweck entgegen ftreben , zum Guten der weit mitzu-
wirken. —
Ihrer verehrten Frau Großmutter sagen Sie, daß unter
den wenigen wünschen, die ich noch, für mich selbfl: für
das leben im Herzen hege, dieser, sie kennen zu lernen,
nicht der kleinffe ift. Sie ift mir in so vieler Rücksicht
schon lieb u. werth. —
Ihr lieber Vater ift heut nach Jena, ich hoffe er findet
dort mehr Spuren des Frühlings als hier, denn uns raubt
der Sturm immer wieder die Hofnung zum beßern werter.
Aber Sie wißen daß in Jena welches die Berge schüzen
der Frühling immer früher erscheint. Carl und Ernft grüßen
Sie herzlich, und bitten um ihre liebe. Wenn Sie nach
Heidelberg kommen, so sagen Sie unsern Profeßor Voß
recht viel herzliches von mir. Ich erwarte in diesen tagen
seine Freunde. Erzählen Sie ihm auch, daß ich in Angft
war um die Gesundheit meines Schwagers, aber jezt habe
ich beßre Nachrichten, auch meine Schwefter hat in Frank-
furt schon beruhigendere Nachrichten gefunden, und ift
da mit Adolf einem frohen wieder sehen in Paris, ent-
42 Neue Mittheilungen
gegen gegangen, welches mich sehr beruhigt, leben Sie
wohl und gedenken meiner immer freundlich !
Charlotte v. Schiller
gebohrne von Lengefeldt.
[Darunter von der Hand Augusts v. Goethe : erhalten
d. ijten April 1808.]
32.
Mittwoch früh den 2(^ten Juli 18 11.
Da man seinen Freunden gern etwas gutes sagen soll,
wenn man es ihnen nicht immer zeigen kann, im leben,
was man wünschen und sagen möchte, bey großen Be-
gebenheiten, so muß man sich selbft die Freude machen,
durch kleine Zeichen die Gesinnung anzudeuten. Also mein
verehrter Freund, bekommen Sie heut diesen Gruß, und
eine Nachricht die Ihnen freuen soll. Am Sonntag habe
ich unsere verehrte Herzogin gesehen, sie ließ uns alle am
Hof einladen, ich glaubte sie sizend zu finden, sie fland
aber fefl unter uns, und nur ein kleiner Stab, war zuweilen
ihre Stüze. sie sieht nicht angegriffen aus^ wie man es
nach einem beschwerlichen Lager doch erwarten sollte.
Ich sagte Ihr, daß Sie sich ihren Unfall sehr zu Herzen
genommen hätten, da trug sie mir auf, sie Ihnen sehr zu
empfehlen, und daß sie mit Rührung Ihren Antheil em-
pfände, u. Ihnen dafür dankte.
Die Hoheit sieht blühend und liebenswürdig aus, und
nur ihre Geftalt mahnt einem an das was ihr bevor fteht.
Ich bin froh beyde Fürstinnen hier zu wißen, nach so vielen
Unannehmlichkeiten, und glaube auch es ift die höchfte
Zeit daß die Grosfürftin kommen konnte.
Es hat mich sehr erfreut Sie wieder zu sehen Theurer
Freund. Wenn ich nicht die ruhige zwanglose Exifl:enz in
Jena im Geift mit Ihnen theilte, so möchte ich wohl
wünschen, Sie in den Mauren Ihres Gartens zu wißen, da-
mit wir Ihnen auch sehen könnten. Aller Seegen Ihres
Charlotte v. Schiller am Goethe. 43
Genius ruhe auf Ihnen, und der Gedanke an Ihre Freun-
dinnen bleibe Ihrem Herzen nicht fern.
Charlotte Schiller.
-> -»
Mittiv och früh. [2. Febr. 1S14.J
Ihr Billet theurer verehrter Freund! ift mir eine freund-
liche Erscheinung gewesen und ich habe mit Rührung Ihren
Antheil empfunden. In der Freundschaft des lieben Sohnes
für Ernft habe ich manchen troft schon empfangen, denn
es ift mir so heb wenn die Söhne das Band das die Väter
so schön verbunden, weiter ausdehnen, und dadurch wie
unser geliebter Meifter, so schön sagt ein Rother Faden
sich durch das Gewebe des Lebens zieht, der immer hell
und freundlich in die dunkeln Farben eingreifen möge. —
Jede Aufregung zu eignen Fleiß und Thätigkeit, und
zu Beförderung beftimmter Geschäfte, ift mir sehr will-
kommen für Ernft. Ihre Empfehlung werde ich dankbar
erkennen. —
Ich habe eine Art Schmerz in mir über das Schicksal
der zwev Bücher des lieben lebens unsres Meifters. Meine
Ehrfurcht für jede zeile, die ich mit einer Art liebe im
Herzen behalten möchte machte mir diesen Besiz auf
schwarz und weiß, heilig. Und ich habe ihm ungern dem
Zufall eines wandernden Heers ausgesezt gesehen. Und
doch war dies Gefühl dem guten Wollzogen eine freund-
liche Stunde zu bereiten, auch erfreuend.
Ich habe jezt seiner Obhut das heiligfte was ich habe,
Carls Schicksal anvertraut, und gönn ihm daher auch diese
Freude, doch hätte ich es erft wieder in Ihre Hände über-
geben mögen, u. Ihre Erlaubniß haben. —
Ich werde Sie bald einmahl um die Erlaubniß er-
suchen Sie besuchen zu dürfen, weil ich Ihnen so etwas
•artiges über die Insel Rügen aus einem Briefe unsrer Erb-
prinzeßinn von Mecklenburg mittheilen möchte. — Aller
Seegen der Freundschaft sey mit Ihnen.
I
44 Neue Mittheilungen.
Ich hoffe Sie hören nur gutes von dem heben Sohn.
Ich bin recht begierig wie er jezt Franckfurt findet, nach
so mannichfachen Erschütterungen.
Charlotte v. Schiller.
34-
Dienßag früh [lo. Mai 1S14.J
Sie vergönnen mir hoffe ich, verehrter Freund, daß
ich meinen Dank für Ihr Geschenck Ihnen auch schriftlich
wiederhole. Es ift mir selbfl: eine Beruhigung in diesen
Zeilen meine Gefühle auszudrücken, denn die Worte ver-
hallen so schnell. Und der bleibend tiefe Eindruck den
das Anschaun eines solchen Schazes gewährt, möchte mehr
wie Worte finden können um anzudeuten was das Herz
fühlt.
Welche neue reiche Welt hat unser geliebter Meiffer
unsern Blicken eröffnet ! und wie schön führt er uns in
den labyrinthen des Lebens herum, deßen Anschauen und
Beobachten nun uns gegeben ift. Und wie reich sind wir,
daß wir die Bilder die er uns vorführt mit anschauen
können, und der Nachklang deßen was Ihm erfreut, und
bewegte wirkt nun wie ein mit erlebtes Schauspiel auf
das theilnehmende Herz. Die Zueignung von Fauft, die mir
so heilig ift, spricht mir immer dabe}- im Herzen. Ich habe
mich ganz vergessen, und mit Ihnen gelebt^ und je näher
man diesen Aufgehäuften Schaz von Ansichten, und Be-
kenntnissen, wie Erfahrungen treten kann, je reicher fühlt
man sich selbft. Ich möchte Ihnen über jedes Einzelne,
was mich ergriff ■ sprechen können , wie ichs empfinde.
Wie lebendig wird einem jede Ihrer Umgebungen; von
den lieblichen Erscheinungen der Predigers Familie, von
den wunderschönen Schilderungen der Natur des südlichen
Deutschlands, von den klaren blauen Himmel, und er-
frischenden Grün, bis zu den Ernfthaften Kammergericht
in Wezlar, ift alles lebendig, und bedeutend. Lavater, Lenz,
Merck, Klinger, sind wieder gegenwärtig, und man seegnet
Charlotte v. Schiller an Goethe. 45
das ftille friedliche Scheiden der frommen Freundin, wie
man ihre schöne Seele ehrte. Die Erscheinung unsres
Freundes Knebel kam mir ganz unerwartet^ und ich wußte
nicht, daß Er der Erfte war, der Sie an Weimar anschloß.
Die Jacobische Familie, das bewegl. geiftvolle Leben, und
er selbft sind mir auch recht lebendige wie der Cirkel
der Frau von La Roche, der mit wenigen Pinselstrichen,
ihr und ihres Mannes ganze Exiftenz ausspricht.
Aber man folgt auch eben so gern den Erscheinungen
des Gemüths, und theilt wieder so lebendig die Gefühle
der Jugend und der Leidenschaft, die im Herzen auf und
ab fteigt, als wenn der Meifter es erif alles empfunden
hätte, darinn bewährt sich recht die Meifterschaft daß wir,
die zu spät in den schönen Kreis dieses Lebens eintraten
doch mit in der Vergangenheit durch das Gefühl leben
können. Und dafür müßen Ihnen Ihre Freundinnen, unter
denen ich nicht gern die lezte seyn möchte recht innig
danken.
Aller Segen Ihres Geiftes sey mit Ihnen theurer Freund
möchte der trübe kalte Maytag Ihnen nicht schädlich sein
so wie er uns traurig ift, denn die Blüthen verderben, u.
die Nachtigallen schweigen!
Leben Sie wohl, und erhalten mir Ihr Wohlwollen
und Freundschaft. r-i 1 c 1 -n
Charlotte Schiller.
den 20ten Mär^ 181 j.
Ihre Zeilen verehrter Freund! mit der geiflvollen
Sendung begleitet, haben mir doppelte Freude gemacht,
theils weil ich so lange nichts von Ihnen sah, und über
den Zustand Ihrer Gesundheit mich gern beruhigt hätte,
weil ich meinen Wünschen und Gefühlen nach, Sie immer
in ungeftörter Ruhe und Heiterkeit wißen möchte. Theils
ift mir auch der Innhalt dieser Blätter sehr bedeutend. Ich
weiß nichts zu erinnern, weil Sie Schillers Ansichten so
schön ausgesprochen haben, über fremde Produkte.
4^ Neue Mittheilungen.
Nur Eine Stelle könnte ich anders wünschen, weil sie
gegen meine Überzeugung spricht. Denn so gut ich weiß
daß die frühern Wercke Schillers nicht nach den Regeln
und Forderungen der Kunlt sind, und nicht für die Schranken
der angenommnen Meinungen berechnet, so möchte ich
doch aus Ihrem Munde nicht gern vernehmen, daß Sie
diese wercke, Produktionen der Roheit wie des Unwillens
nenneten.
Schillers ganze läge, und die Eindrücke die er erhielt,
zeigen von einem nichtanerkennen der Welt, und die Räuber
gebe ich wo nicht Preis, aber doch einer höhern Kunft-
fodrung nicht entsprechend. Aber Fiesko, wo ein gebildeter
Republikanischer Sinn sich ausspricht, möchte ich nicht in
diese Claße sezen. Einige Scenen die gegen den Con-
ventionellen Anftand anftoßen, können ftören, wenn man
es ängftlich berechnen wollte. Aber da er in der erften
glücklichen Zeit der Befreyung aus den despotischen Wür-
tenberg entftanden, so kann man auch dafür Erklärung
finden, in einen so leicht erregten Gemüth.
Über Cahale und Liebe entscheide ich nicht. Aber
ich fühle, daß, von solchen Geiftern wie den Ihrigen ich
es frey ausgesprochen sehen möchte wie Sie fremde Kraft
zu empfinden wißen, mit Ihren eignen hohen Genius. Und
daß ich, wo es auch sey die Spuren gern wieder finde, von
der Freundschaft und Geiftesthätigkeit die eine so schöne
Verbindung nicht für eine Zeit nur hervorbrachte.
Möge ein guter Genius Sie schüzen, und Aller Seegen
der Freundschaft kräftig auf Ihre Gesundheit wircken
können! Sie sind immer in unsrer nähe, auch wenn wir
Sie nicht sehen, doch möchte ich Ihnen den Wunsch leb-
haft aussprechen daß Sie uns nicht Fremd werden laßen
in Ihrem Herzen, und an meine Innige Theilnahme und
Freundschaft gern glauben.
Charlotte v. Schiller.
Charlotte v. Schiller an Goethe. 47
36.
[Anfang Juni 1S18.J
Daß ich mich darauf gefreut habe, Sie verehrter Freund !
zu sehen , hoffe ich glauben Sie mir, auch ohne diese
Zeilen; daß aber Krankheit Sie abhält uns zu sehen, hat
mich schon recht betrübt. Ich begrüße Sie oft vom Ufer
der blauen Saale, wenn ich in meiner Kachbarschaft im
Paradiese wandle, und möchte gern daß meine guten
Wünsche für Sie heilbringend wären.
Sie haben mir ein recht seltsames Werck gesendet, es
hat mich äuserst beschäftigt, und das Alter des Stücks, wie
der wunderbare Gang der Begebenheiten, sind sehr merck-
würdig. Da ich so nahe am Paradiese wohne, so habe
ich durch dieses Werck auf eine wunderbare Art die Sieben
Todt Sünden kennen lernen sollen, durch ihr Erscheinen
in dieser Poesie, und hoffe sie sind deswegen nicht in mein
Gemüth eingedrungen. Wenn ich nicht fürchtete daß es
Ihren Augen schadet, so möchte ich gern mehr sagen
über dieses seltsame Werck.
Leben Sie wohl Theurer verehrter Freund! und glauben
Sie daß ich warme wünsche für Ihre Gesundheit im Herzen
trage, und daß ich mich freuen werde, Sie zu sehen.
Freytag Abend. Charlotte v. Schiller.
y/-
Dienßag früh. [Octoher iSiS.J
Ich wünsche gar sehr, Sie selbft zu sprechen verehrter
Freund ! Erftlich wird es mich sehr erfreuen Sie wohl
zu sehen, zweytens möchte ich gern Ihnen meine Töchter
zuführen; die jüngere möchte unter Ihrer Anleitung so
gern sich zeigen bey den bevorftehenden xMasquenfefte.
Und wird gern den Vorschriften folgen, die der Meifter
giebt. Doch möchte ich bald davon unterrichtet seyn, der
Anftalten wegen. Ich möchte nicht gern zu einer Ihnen
unbequemen Stunde erscheinen. Wollen Sie mir nur münd-
lich wißen laßen ob wir nach zwölf Uhr diesen Morgen,
48 Neue Mittheilungen.
oder diesem Nachmittag, um eine von Ihnen beftimmte
Stunde erscheinen sollen ?
Mit den innigften Wünschen für Ihr Wohlseyn; bin
ich mit gewohnter Ergebenheit u. Anhänglichkeit.
Charlotte von Schiller.
38.
Den 79. Decernber iSiS.
Da meine geftrigen Umgebungen so unruhig waren, und
mich um äußere Dinge befragten, und mir dadurch, den
reinen Genuß raubten, dem mir das hören Ihrer schönen
Dichtung gegeben, und auch manches Wort im Munde der
Hersagenden verlohren ging, so ifl: der Wunsch zu lebendig
in mir, Theurer, verehrter Freund, daß ich ihm auszu-
sprechen wage, daß Sie mir nur auf zwey Stunden das
Manuscript vertrauen wollten ? Es soll nicht aus meiner
Hand, aus meinen Wänden kommen Und Niemand soll es
erfahren, daß ich es gelesen. —
Ich hoffe Sie vertrauten mir, um des Namens willen,
dem Sie so schön gefeyert und ausgesprochen haben. Ich
hoffe auch um meinetwillen, da Sie wißen wie ich Sie
liebe u. ehre, und wie ich sonft, in den glücklichen zeiten,
wo Sie mit uns waren, treu die Geheimniße bewahrte,
die Sie in den ffillen Stunden des Beysammense5ms sich
vertrauten. Mein Herz theilt zu tief empfindend die Stunden,
der heiligen Mittheilung ! Ich möchte jezt jedes Wort
haben, jede Mittheilung treu im Herzen erhalten haben,
um von so einen Kreis nicht getrennt zu seyn. Ich habe
nur den Troft noch, daß ich auf die Weise fort lebe
und empfinde, die ich gewohnt war. Und in diesem Bild
meines vergangnen lebens, sind Sie selbft theurer verehrter
Freund mir eine zu liebe Erscheinung; als daß ich Ihnen nicht
immer mit Freude die Empfindung meiner Verehrung für
Sie, aussprechen möchte. Alles Gute und Schöne sey
Ihnen hold und nahe, und der Seegen der Musen, die
Ihnen so schöne Gedichte eingeben.
Charlotte von Schiller.
Charlotte v. Schiller an Goethe. 49
39-
Freitag früh. //. Mai iSi^.J
Ich werde den Herrn Dawe erwarten, und ihm die
Büfte zeigen, da mir sein Besuch in Beziehung seines
Antheils werth ift. Empfangen Sie verehrter Freund die
Versicherung in diesen zeilen, daß jede veranlaßung die
ich habe von Ihren Andenken mich zu überzeugen mir
sehr heb ift, und daß ich auch immer gern Ihnen sage
wie ich Sie verehre und hebe. ^, , . , .,,
Charlotte von Schiller.
VII. Briefe Körners.
40.
Dresden den S. Febr. 17^).
Ihren Brief aus Düsseldorf würde ich bis jetzt nicht
unbeantwortet gelassen haben, w^enn ich nicht erft die
Nachricht von Ihrer Zurückkunft nach Weimar hätte ab-
warten wollen. Durch Facius — der seinen hiesigen Aufent-
halt gut benutzt zu haben scheint — habe ich diese Nachricht
erhalten, und nun schiebe ich es nicht länger auf Ihnen recht
herzlich datür zu danken, daß Sie uns gleich in den erften
Tagen der Erholung durch einen Beweis Ihres Andenkens
erfreut haben.
Wohl Ihnen, daß Sie die Beschwerlichkeiten und Ge-
fahren des Kriegs überltanden haben, und nun ganz wieder
für die Musen leben können! Und wohl einem jeden, der in
den jetzigen ftürmischen Zeiten emen sichern Hafen gefunden
hat! Auch ich glaubte in einem solchen Hafen gelandet zu
seyn ; aber jetzt sehe ich mich in dieser Meynung getäuscht
— Verzeihen Sie daß ich Sie von meinen Angelegenheiten
unterhalte, aber es fragt sich, ob vielleicht durch Ihre
Verwendung die Exiftenz einer Familie verbessert werden
könne, deren Lage Ihnen nicht gleichgültig ift, wie ich mir
schmeichle. Und in diesem Falle darf ich auf Ihre Theil-
nehmung rechnen.
Goethe-Jahrbvch ^ 111. 4
50 Neue Mittheilungen.
Ich war mit meiner Lage zufrieden. Meine Amtsge-
schäfte interessirten mich und schienen mir zu geüngen.
Ich glaubte mir bey dem Theile des hiesigen PubUkums,
welcher einen Anlaß haben konnte von mir Notiz zu
nehmen, Achtung und Zutrauen erworben zu haben. In
dieser Meynung rechnete ich auf ungeftörte Freyheit in
dem Gebrauche meiner Müsse und in der Wahl meines
Umgangs. Ich hatte lo Jahre in Dresden nicht im Ver-
borgnen gelebt, war mit Personen von allen Classen
bekannt geworden, und glaubte mir weder durch Reden,
noch schriftftellerische Producta, noch andre Handlungen
zu einem Verdachte über meine Gesinnungen irgend einen
Anlaß gegeben zu haben. Gleichwohl weiß ich jetzt zu-
verläßig, daß ein solcher Verdacht exiftirt, daß meine un-
schuldigflen Handlungen in ein gehäßiges Licht geftellt
werden, und daß man mich als ein Mitglied gefährlicher
Verbindungen ansieht. Es sind drey Fälle möglich, ent-
weder ein sonderbares Zusammentreffen von Umftänden,
die be\' einem andern auffallend sevn könnten, hat bev
irgend jemand, der mich sonfl nie kennen zu lernen Ge-
legenheit hatte, Besorgniße erregt, oder man sucht sich
auf meine Koflen ein \'erdienft in Entdeckung geheimer
Machinationen zu machen, oder es verfolgt mich ein
heimlicher Feind. Ich fürchte keine Beobachtung, aber
mein hiesiger Aufenthalt ift mir verleidet. Nach unsrer
\'erfassung habe ich zwar keine ungerechten Behandlungen
zu besorgen, aber selbfl die wohlgeme3nten Warnungen,
die an mich gelangen, ftören die Ruhe meiner Familie.
Ich hasse die ängftliche Exiftenz, bev jedem unschuldigen
Schritte prüfen zu müssen, ob er nicht einer üblen Aus-
legung fähig ift. Und das: Semper aliquid haeret, wird bey
mir nicht fehlen. Gegen heimliche Beschuldigungen kann
ich mich nicht rechtfertigen, also bleibt der gehäßige
Eindruck. Jede Aussicht daher zu einer einträglichen
Stelle ift mir abgescimitten. Gleichwohl muß ich bei meiner
Besoldung, die aus tausend Thalern befteht, jährlich einen
Körner an Goethe. 5 1
Theil meiner Kapitalien zusetzen, um an einem so theuren
•Ort leben zu können. Dieß alles machte daß ich mich
nach einer andern Stelle sehne, und im \'ertrauen auf Ihre
Güte wage ichs Sie zu fragen, ob Sie eine Möglichkeit
sehen, mir über lang oder kurz in Weimar ein Aequivalent
für meine hiesige Einnahme zu verschaffen? Ich begreife
die Schwierigkeiten die dabey eintreten können, und es
wird mich nicht wundern, wenn Sie mir alle Hoffnung be-
nehmen. Aber daß Sie mir meine Anfrage in meiner
jetzigen Lage verzeihen werden, weiß ich gewiß.
Meine Frau und ihre Schweflcr empfehlen sich Ihrem
Andenken. Körner
41-
Empfangen Sie meinen wärmflen Dank für den wohl-
thätigen Eindruck, den Ihr Brief auf mich gemacht hat.
Ich erkenne die Sprache der ächten Theilnehmung, aber
die Theilnehmung eines Mannes, auf den die Worte passen:
Seine Seel' ift ftille; sie bewahrt
Der Ruhe heil'ges unerschöpftes Gut,
Und den Umhergetriebnen reichet er
Aus ihren Tiefen Rath und Hülfe. —
'Diese Ruhe fehlte mir, als ich meinen Brief an Sie schrieb,
und Sie haben viel beygetragen, daß ich sie wieder zu er-
langen hoffe.
Daß indessen der Verdacht gegen mich mehr als eine
bloße Privatmeynung ift, beweifi: die Person, welche ihn
gegen mich äusserte und die Art wie es geschah. Je mehr
ich aber darüber nachdenke, deftomehr verliert sich das
Kränkende und Beleidigende in dieser Äusserung. Die
Schüchternheit der Regierungen verdient in den jetzigen
Zeitumftänden einige Nachsicht. Doch glaube ich daß es
oft rathsamer wäre am rechten Orte ein gewisses Zutrauen
yAi zeigen. Wenn ich bedenke, daß so manche würdige
-Männer, und selbft Sie, durch den Geill: der Zerftörung
4*=
52 Neue Mittheilungen.
haben leiden müssen, der die jetzige Periode auszeichnet,
so schäme ich mich bev meinen kleinen Unannehmlich-
keiten nicht gleichgültiger zu seyn. Aber mein Entschluss
ift nunmehr gefaßt. Ich gehe meinen Weg ruhig fort,
bis die Regierung auf eine öffentliche Art durch Thatsachen
ihren Verdacht zu erkennen giebt. Alsdann dringe ich
auf ffrengfte Untersuchung und wenn ich vollkommen ge-
rechtfertigt bin, fordre ich meinen Abschied. Ich habe
noch Vermögen genug um ein Paar Jahre es mit ansehen
zu können. Ich komme dann zu Ihnen und höre Ihren
Rath, was künftig für mich zu thun sey.
Vielleicht sehen wir uns in diesem Jahre. Ich habe
große Luft zu einer Reise nach Weimar.
Von den überschickten 30. Thlr. habe ich nach Fa-
ciussens Auftrage 13. Thlr. 8 gr. an Tettelbach bezahlt und
überschicke Ihnen seine Quittung. An Schurich sollte ich
7. Thlr. bezahlen. Aber dieser ließ mir sagen, daß er sie
schon erhalten hätte. Also habe ich das Uebrige für mich
behalten.
Zink rühmt Facius sehr. Er behauptet, daß er viel
weiter kommen würde als Tettelbach. Was ihm jetzt noch
an Handgriffen fehle, werde er sich bald durch Uebung
erwerben.
Leben Sie recht wohl, und genießen Sie ungeftört der
Ruhe, die Sie so sehr verdienen. Die Meinigen empfehlen
sich Ihrem Andenken.
Dresden den 20. Febr. 175? j. Körner.
42.
Nach Ihren letzten Äusserungen kann ich mir den
schmeichelhaften Gedanken nicht versagen, daß ein Reisender,
der ein Paar Zeilen von mir überbringt, Ihnen weniger
fremd seyn werde. Fürchten Sie aber keinen unbescheidnen
Gebrauch von dieser X'oraussetzung. An dem Grafen von
Redern, der Ihnen diesen Brief überbringt würden Sie ohne
mich eine interessante Bekanntschaft machen; aber mir ift
Körner an Goethe. 53
daran gelegen, daß Sie sich auf einem kürzern Wege
einander nähern, da sein Aufenthalt in Weimar vielleicht
nicht von langer Dauer seyn wird. Es ifl: der nehmliche,
der zuerlT; Sächsischer Gesandter am Spanischen Hofe, und
nachher Preussischer Gesandter in London gewesen ift,
jetzt aber von den lünkünften eines beträchtlichen Ver-
mögens unabhängig als Weltbürger lebt. Ich kenne ihn
noch von der Universität her. Immer hat er sich durch
ausgebreitete und gründliche Kenntnisse, und durch einen
warmen Eifer für das Gute und Schöne unter seiner Klasse
ausgezeichnet. Auch in Ansehung der Kunft werden Sie
Berührungspunkte bev ihm finden. Kurz er verdient seine
jetzige beneidenswürdige Exiftenz.
Die Meinigen empfehlen sich Ihrem Andenken. Leben
Sie recht wohl.
Dresden den 27. Febr. ly^j. Körner.
43-
Leip:(^ig den 25?. May 1/^6
Noch kann ich Ihnen leider keine befriedigende Nach-
richt wegen der Victoria geben. Ich bot dem Herrn von
Seckendorf sieben Louisd'or und schrieb ihm zugleich
wegen Ihren übrigen Aufträge. Aus seiner Antwort in
der Beylage ergiebt sich, daß er schwer daran geht, etwas
abzulassen. Sobald ich nach Dresden komme, welches
den letzten May geschieht, werde ich die vollen 8. Louis-
d'or bieten. \'ielleicht läßt er sich er\\ eichen.
Leipzig will auf Jena nicht schmecken. Ueberall trifft
man auf aefthetische »Gründlinge« Ich fange an die Dresdner
Cammerjunker zu schätzen, wenn ich sie mit den hiesigen
Gelehrten vergleiche. Unter den hiesigen süßlichen Pe-
danten würde ich es nicht aushalten.
\'on Geßlern habe ich noch keine Nachricht, und
wegen der neuerlichen \'orfälle in Italien fürchte ich faß:
ein neues Hinderniß seiner Reise. Auch Sie werden vielleicht
erfl später reisen, als Sie sich vorgenommen hatten. Defbo
54 Neue Mittheilungek.
besser für uns, wenn vielleicht noch manches vorher
fertig wird. Schiller schreibt, daß Sie fleißig gewesen sind.
Oft haben wir uns schon an einer gewissen Id^-lle
gelabt. Sie wird eines unsrer Lieblinge unter Ihren Werken.
Auf Hero und Leander sind wir äusserft gespannt.
Einen Kunftgenuß von vorzüglicher Art habe ich doch
in Leipzig gehabt. Hiller ließ mich einiges von einem
Mozartschen Requiem hören, welches eine seiner letzten'
und geiftvolllten Arbeiten ift — in seiner Art ohngefähr,
wie ich mir das jüngfte Gericht von Michel Angelo denke.
— Die Initrumente hätten besser seyn können, aber die
Singeftimmen haben gröltentheils eine sehr gute Intonation,
und Hiller hat wirklich von dieser Seite viel Verdienfte.
Wenn Sie noch in Jena bleiben , so muntern Sie ja
Schillern zum Spazierengehen auf. Wie er schreibt, ift
ihm der erfte Versuch recht wohl bekommen.
Jetzt eile ich in meine Heimath, arbeite, soviel icli
kann weide mich an der Erinnerung, und an der Aussicht
des nächlten Congreßes. Tausend freundschaftliche Sachen
von den Meinigen. Leben Sie recht wohl, und denken
Sie manchmal an uns. Körner
4+-
Wie sehr mir ein Überbringer irgend einer Zeile voit
Ihnen willkommen ifl, darf ich Sie hoffentlich nicht erft
versichern. Herr Wölfel hat mir seine Angelegenheit er-
öff^net, und wie ich erwartete, hat er so wenig Schwierig-
keit gefunden, seinen Zweck zu erreichen, daß er meiner
Verwendung wozu ich sehr bereit war, gar nicht bedurfte.
Die Jenaischen Tage sind uns allen unvergeßUch. Wie
schön, wenn wir sie bald einmal in Dresden erneuern
könnten ! An der Elbe wandelt sich's gewiß auch nicht
übel, und unser Freund, der jetzt in Xeapel herumwandelt,
kommt gewiß bald zurück. Er klagt sehr über die Unan-
nehmlichkeiten seiner Exiflenz bey dem allgemeinen Mis-
trauen gegen Fremde Nicht einmal einen Berg kann er
Körner an Goethe. 55
befteigen ohne Verdacht zu erregen. Er bekommt meine
Briefe nicht, und sein letzter ift auch über 8. Wochen ah.
Auf den letzten Band des Meifters warten wir alle mit
Sehnsucht. Er erscheint doch noch in dieser Messe?
Unser Gallerie Inspektor Riedel hat neuerlich eine
große Kränkung gehabt. Hirt kommt aus Rom hieher
und docirt auf gut Berlinisch über die heften Stücke der
Gallerie, erklärt die Venus von Tizian für eine sehr mittel-
mäßige Copie, spricht mit Geringschätzung von andern
Gemählden der erften Meifter, sucht zwischen den Fenilern
und in den verborgenflen Winkeln allerley heraus, was er
für das wichtigfte ausgiebt — und diese Orakelsprüche
sammelt die Fürftinn von Dessau, um sie ihrem Tagebuche
einzuverleiben. Wie mag es da manchem armen Reisenden
in Rom gehen, wenn er in solche Hände fällt! Und Hirt
galt tür einen der helfen Ciceronen.
Cellini interessirt uns noch immer sehr. Das sonder-
bare Gemisch von Wildheit und Gutmüthigkeit, das so
manchen Stoff zum denken giebt, zeigt sich auch in dem
neuften Fragmente. Graf Geßler hat in der Kunftsammlung
die er auf Ihren Rath auf dem Schloße in Bayern besehen
hat, dessen Sie gegen uns erwähnten, auch eine Arbeit
von Cellini gefunden.
Schiller hat mir lange nicht geschrieben. Ich weiß
daß er jetzt sehr beschäftigt ift, und wegen seiner Gesund-
heit beruhigt mich ausser Ihrem Zeugniß ein Brief von
seiner Frau.
Tausend Empfehlungen von den Meinigen. Leben Sie
recht wohl, und ertreuen Sie uns bald wieder durch einen
Beweis Ihres Andenkens.
Dresden den 28. Sept. IJ96. Körner.
45-
Der Reisegesellschafter des Grafen von Geßler, Hof-
rath von Senfft, hat die Absicht sich ein Paar Tage in
Weimar aufzuhaken, und bittet mich seinetwegen an Sie
56 Neue Mittheilungen.
zu schreiben. Es ift ein junger Mann, dem es gar nicht
an Kenntnissen und EmpfängHchkeit für das Gute fehlt.
Auch wird er Ihnen manches von Meyer und Graf Geßler
erzählen können. Er kommt eben jetzt aus Italien zurück,
um einer Engländerinn, die er in Neapel kennen gelernt
hat, und die er zu heyrathen denkt, die Stätte zu bereiten.
Graf Geßlern erwarte ich späteflens zu Ende des Sommers.
Vor einigen Tagen wurde uns eine Hoffnung ver-
eitelt. Wir glaubten, Sie würden den Herzog begleitet
haben. Dürften wir Sie diesen Sommer nicht noch er-
warten? Zu einer Reise nach Italien ift es noch immer zu
zeitig. Auch sollte Hero und Leander noch vorher fertig
werden.
Uns verlangt sehr nach Herrmann und Dorothea und
bis Michael können wir uns unmöglich gedulden. Eine
Abschrift haben Sie doch wohl bey sich, wenn Sie noch
diesen Sommer zu uns kommen?
Dora mahlt jetzt auf der Gallerie, und es scheint ihr
gut zu gelingen. Wir haben diesen Sommer viel Künstler
von Talent hier, Grassy, Hueras einen Portugiesen, Schön-
berger, einen braven Landschaftsmahler.
Leben Sie recht wohl. Minna und Dora empfehlen
sich Ihrem Andenken.
Dresden den 2(). May ly^-j. Körner.
46.
Die verlangten Opernbücher habe ich erft heute er-
halten, sonft wmrde ich Ihren Auftrag schneller besorgt
haben. Sie erhalten dadurch zugleich eine Probe von der
Wachsamkeit der hiesigen Theater-Polizey über die Sitten
besonders der Prinzessinen. Die Prinzessinn von Amalfi,
welche das Aergerniss giebt sich in ihren Pagen zu ver-
lieben, ift in eine Gräfin, und der Page in einen Pagen-
hofmeifter verw'andeh worden.
Auf Herrmann und Dorothea warte ich wie die Kinder
auf Weihnachten. Humbold verspricht mir die Aushänge-
Körner an Goethe. 57
bogen zu schaffen. Mit ihm und seinem Bruder giebt es
vielerley zu sprechen, nur ift Alexander von Humbold so
oft wegen seines mineralogischen Studiums abwesend, daß
ich ihn nicht so oft, als ich wünschte genießen kann. Seine
Art das Naturftudium zu treiben, iit für mich sehr anziehend,
wenn gleich dieß Fach jetzt ganz außer meiner Sphäre liegt.
Den Prolog zum Wallenstein habe ich mit großem
Vergnügen gelesen. Die Darfteilung hat ungemein viel
Leben und Individualität. Auch erhebt sich der Ton all-
mählich, bis er endlich zur tragischen Handlung selbft vor-
bereitet. Den Unteroffizier halte ich für eine der schwerften
und doch sehr glücklich ausgeführten Figuren des Ge-
mähides.
Die Meinigen empfehlen sich Ihrem Andenken. Leben
Sie recht wohl.
Dresden
den }0. Jim. Körner.
1797.
AI-
Damit Sie es nicht ganz vergessen, daß es noch ein
Dresden in der Welt giebt, ergreife ich mit Vergnügen
eine Gelegenheit Sie daran zu erinnern. Vergebens hofften
wir immer Sie einmal hier zu sehen, und leider sehe ich
kein andres Mittel , wie wir einmal wieder zusammen
kommen sollen, da in meiner jetzigen Lage das Reisen mit
doppelten Schwierigkeiten verbunden ift.
Herr Professor Grassi, der Ihnen dem Ruf nach als
Künftler ohne Zweifel schon bekannt ift, wünscht bey
Ihnen durch mich eingeführt zu werden. Schiller wird
Ihnen sagen, wie er seine hiesigen Gemähide gefunden
hat. Hier wird er auch als Lehrer geschätzt. Er geht
jetzt nach Gotha , um dort einige beftellte Arbeiten zu
fertigen.
Hoffentlich ift Ihre Gesundheit nunmehr ganz wieder
hergeftellt. Wenigftens waren die neueren Nachrichten
58 KeueMittheilukgek.
beruhigend. In meiner Familie ift jetzt alles gesund, und
wir sind mit Einrichtung einer neuen Wohnung beschäftigt.
Leben Sie recht glücklich und erhalten Sie uns Ihr
Andenken.
Dresden am 16. May 1S02.
Ew. Excellenz nicht mehr m Carlsbad zu finden, that
mir und den Meinigen sehr Leid. Zwar liat meine Tochter
von Ihrer Frau Gemahlinn Ihren zurückgelassenen Brief
erhalten, und die Äusserungen Ihres Wohlwollens, die wir
darin fanden, würden uns zu anderer Zeit sehr erfreut haben,
aber jetzt war es uns das erfte Mal seit wir uns erinnern,
nicht recht, etwas Geschriebenes von Ihnen zu sehen.
Ich hatte noch einen besondern Grund Ihre Gegen-
wart zu wünschen. Mein Aufsatz über Schillers Leben
ift fertig, und ich hatte eine Abschrift davon mitgebracht,
um sie Ihnen zu zeigen. Es ift mir überhaupt äusserft
wichtig Ihr Urtheil darüber zu vernehmen, und da besonders
Ihrer in diesem Aufsatze sehr oft gedacht werden mußte,
so ift mir sehr daran gelegen, daß nichts darin vorkomme,
was Sie geändert, oder weggelassen wünschten. \'on mir
ift wenig in dieser Schrift. Das meifte befteht in Stellen
aus Schillers Briefen an den altern von Humbold und an
mich. Ich habe diese Stellen fail: bloß aneinander zu reihen
gesucht, und mich vorzüglich bemüht, von Ihrem Ver-
liältnil]) mit Schillern, das mich immer erfreut hat, ohne
Indiscretion ein deutliches Bild zu geben. Von der Schilleri-
schen Wittwe werden Sie ein hoffentlich leserliches Con-
cept dieses Aufsatzes erhalten, das ich ihr zur Ansicht ge-
schickt habe. Sollte Ihnen irgend etwas anftößig oder be-
denklich seyn, so bitte ich infländiglf, mich auf irgend eine
Art Ihre Erinnerungen wisisen zu lassen. Herr D. Riemer
hat wohl die Gefälligkeit für mich, mir etwa zu melden,
was Ihnen aufi^efallen iit.
Körner an Goethe. 59
Ich lege einen Plan bey, wie ich mir die Ordnung
ausgedacht habe, in der die Schillerischen Schriften auf-
einander folgen sollen.
Die Meinigen emptehlen sich nebll: mir Ihrem ferneren
Wohlwollen.
Carlshad am ]. Juli iSii. Körner.
Plan der Ausgabe von Schillers lFerken\
/. Band. Nachrichten von S. Leben — Gedichte aus
der Anthologie — Räuber.
//. Fiesko — Kabale und Liebe — prosaische Aufsätze
aus dem Würtembergischen Repertorium und aus den
ersten Heften der Thalia.
///. Gedichte der 2':fl Periode — Carlos
IV. Fragment des Menschenfeinds — (ieifterseher — philo-
sophische Briefe — prosaische Aufsätze im Merkur.
V. Geschichte des Abfalls der Niederlande.
VI. Geschichte des 30jährigen Kriegs.
VII. Kleine hillorische Schriften — Vorreden zu den Memoires,
Vertot, Pittaval.
VIII. Über Anmuth und Würde — sämmtliche aeflhetische
und übrige prosaische Schriften nebfl den bedeutend-
ften Recensionen.
IX. Gedichte der 3*!^ Periode — Wallenflein.
X. Maria Stuart — Jungfrau von Orleans — Braut von Messina.
XI. 'Pell — Huldigung der Künfte — Macbeth — Turandot.
XII. Phädra — die beyden aus dem französischen über-
setzten Lurtspiele — der Nachlaß.
49-
Ein freundliches Schreiben von Ihnen habe ich in Wien
erhalten, aber meine Antwort verschoben, bis ich Ihnen
das erste größere Werk meines Sohnes schicken könnte.
Ihre nachsichtsvolle Aufnahme seiner frühern Versuche
bürgt mir für einen gütigen Empfang. Ich gestehe, daß
ich stolz darauf bin, Ihnen dieß Produkt als die Arbeit
' duartblatt, gefunden unter Variis im Nachlasse Augusts v. Goethe.
6o Neue Mittheilungen.
meines Sohnes vorlegen zu können. Er wird noch die
Aufführung dieses Stücks in Wien abwarten, das jetzt bey
dem Theater an der Wien einftudiert wird. Grüner, der
sich in Weimar gebildet hat, übernimmt den Zrini, und
nach dem, was ich in der Rolle des Mahomet und des
Teil von ihm gesehn habe, erwarte ich viel Gutes. Mit
Eintritt des Winters wird mein Sohn zu uns kommen, und
dann nach Weimar eilen, wo er etwas für das dortige
Theater nach Ihrem Rathe zu liefern wünscht.
In Wien habe ich viel Gutes genoßen, und viel Merk-
würdiges gesehen. Die Stadt ist mir lieb geworden, weil
der dortige Aufenthalt sehr wohlthätig auf meinen Sohn
gewirkt hat. Unsere Reise war glücklich, und es thut uns
nur Leid, daß die Hoffnung Sie zu sprechen, vereitelt
wurde. Meine A'erhältniße haben sich hier verändert. Ich
bin wieder thätiges Mitglied des Appellationsgerichts, und
habe meine Referendarstelle aufgegeben. Dieß macht es
mir leichter im Sommer kleine Reisen zu unternehmen.
Ihnen droht daher ehestens ein Besuch, wenn Sie nicht
bald zu uns kommen.
Die Meinigen empfehlen sich Ihnen bestens.
Dresden am 24. Sept. 1812. Körner.
50.
Ueberbringerin dieses Briefs ist Erau Gräfin von Vay,
geborne Gräfin von Wartensleben, eine sehr angenehme
Erau, die ich in Wien be}- Herrn von Humboldt kennen
gelernt habe. Nach dem Tode ihres Gemahls, eines Ungarn,
hat sie mehrere Jahre in Italien zugebracht, und sehr für
die Kunst gelebt. Sie werden über vieles mit ihr sprechen
können. Jetzt macht sie eine Reise nach Holland zu einer Tante.
Ihre gütigen Äusserungen wegen meines Sohnes in
Ihrem letzten Briefe erkenne ich mit lebhaftestem Danke,
und wünsche meinem Sohne Glück zu der freundlichen
Aufnahme, die er von Ihnen zu erwarten hat. Mein Wunsch
war bloß, daß er sich Ihnen oft nähern dürfte, und den
KöRKER AN Goethe. 6i
Weg zu Ihnen wird er aus jeder Wohnung finden. Er ist
in diesem Punkte nicht verwöhnt, und Annehmlichkeiten
mancher Art werden ihm in Weimar nicht fehlen. Uebri-
gens ist seine Abreise von Wien neulich wieder verzögert
worden, da die Aufführung des Zrini wegen dortiger Theater
Verhältniße erst in der Mitte des Januars erfolgen kann.
Die Censur des Theaters in Wien verfährt nicht ganz
consequent, findet manchmal Anstoß ohne Grund und ist
oft weniger bedenklich, als man glauben sollte. Ich bin
bey einer Auff^ührung des Mahomet gewesen, w^o Stellen
stehen geblieben waren, die ich nicht zu hören erwartete.
Das Publikum verdirbt oft die Sache, indem es bey Stellen
klatscht, die einer Anwendung fähig sind, und die Censur
dadurch zum Streichen nöthigt.
Die Aufführung der Braut in Weimar hätte ich wohl
sehen mögen. Hier wurden beyde Rollen verfehlt, die ältere
durch Mangel an Humor und die jüngere durch Uebertreibung.
Die Meinigen empfehlen sich Ihrem Andenken bestens.
Dresden
r^ o Körner.
am I). Dec. 1S12.
VIII. Briefe W. v. Humboldts,
I Brief der Caroline v. Humboldt, nebst einem Anhange:
Aus Briefen W. v. Humboldts an Riemer.
51-
Freitag Morgen [21. Nov. ^4.]
So sehr ich mich freute, den heutigen Mittag in Ihrer
Gesellschaft zuzubringen, so leid thut es mir jetzt, auf dieß
Vergnügen Verzicht thun zu müssen. Aber eine Unpäß-
lichkeit, die zwar nicht bedeutend iil, aber doch leicht
zunehmen könnte, wenn ich sie nicht ein wenig abwartete,
nöthigt mich, meine Reise nach Erfurt noch aufzuschieben.
Wann ich sie nun werde vornehmen können ? weiß ich
zwar selbft nicht. Aber auf alle Fälle werde ich alsdann
62 Nece Mittheilungen.
nicht versäumen, bei meiner Durchreise durch Weimar
von Ihrer gütigen Erhiubniß, Sie zu besuchen, Gebraucli
zu maclien. Meine Frau empfiehlt sich Ihrem gi.itigen
Andenl-cen. Schiller habe ich heute noch nicht gesehen.
Haben Sie die Güte viele Empfehlungen an Herrn Prof.
Meyer von mir zu machen. Ich habe die Ehre mit der
innigflen \'erehrung zu verharren
Ew. Hochwühlgeb:
gehorsamfter,
Hum.boldt.
52.
[Dec. 17CJ4./
Da mein Bruder aus Beireuth so eben angekommen
ift, so folge ich Ihrer gütigen Erlaubniß, Ihnen davon
Nachricht zu geben. Ihr Wunsch, ihn zu sehen, ü\ ihm
unendlich schmeichelhaft gewesen, und er bittet Sie recht
sehr ihm die Freude zu verschaffen, Sie hier zu sehen.
Schiller, meine Frau und ich vereinen unsere innigften
Bitten mit ihm, und lassen Sie uns hoffen, daß sie nicht
vergeblich seyn werden. Er bleibt bis Freitag Abend hier.
Sehr gern würde er auch selbit Ihnen seinen Besuch in
Weimar abilatten. Aber wenn es irgend möglich wäre,
so bäten wir Sie doch recht sehr, hierher zu kommen.
Da ich Schillern unmöglich rathen kann, selbff wenn er
wollte, mitzufahren, so w^ären wir einen Tag getrennt, und
mein Bruder selbft ift von mehreren Reisen, die er seit
kurzem unternehmen mußte, so ermüdet, und wirklich
kränklich, daß er tnn Paar Tage lang der Ruhe bedarf.
Vorzüglich bittet Sie auch meine Frau, ihr die Freude,
Sie zu sehen, nicht zu rauben. Schillern sah ich heute noch
nicht. Er hat wieder nicht geschlafen. Prof. Me\er dürfen
wir doch wohl bitten, Sie zu begleiten. Leben Sie recht
wohl, und sagen Sie mir, daß wir nicht vergeblich hoffen'
Ihr
Humboldt.
W. V. Humboldt an Goethe. 63
53-
Freitag [Ende Jan. i)).]
Da unser Freund Jacobi gerade zu Ihnen fährt ^ so
benutze ich diese Gelegenheit , Ihnen einen skelettirten
Pfau zu schicken, der Sie vielleicht gerade jetzt interessirt,
weil Sie wahrscheinlich Sich nun bald mit dem ofleo-
logischen Schema für die Vögel beschäftigen. Es sind die
Erftlinge meines Skelettirens, und ich muß Sie daher
bitten, zu verzeihen, daß, er trotz der Hülfe des Meillers,
die ich noch in etwas mit hinzugenommen habe, nicht
besser und reinlicher ausgefallen ift.
An die Beschreibung des Bocks habe ich mich noch
nicht gemacht, weil ich es für nothwendig halte, vorher
durch Ihre hier zurückgelassnen Abhandlungen mit dem
Geift Ihrer Untersuchungen vertraut zu werden. In künf-
tiger Woche wird das Abschreiben geendigt se}-n, und
dann gehe ich unverzüglich an eine nahe thätige Theil-
nahme. Indeß sammle ich allerlei, vorzüglich Schädel, da
ich gern eine monographie des Keilbeins zu Stande brächte,
und auch vielleicht die Vergleichung eines zwar einzelnen,
aber doch so wichtigen Theils, als der Schädel ift, nicht
unwichtig wäre. Anfangs werden die Fortschritte in diesem
für mich so fremden Felde freilich langsamer seyn, aber
ich rechne auf fortdauernden Fleiß, und ich kann es Ihnen
nicht beschreiben , welche Freude Sie mir durch die Er-
laubniß gemacht haben, Ihnen auf Ihrem Gange folgen
zu dürfen.
Meine Frau erinnert sich mit lebhaftem \'ergnügen
der Tage, die Sie hier zubrachten, und bittet Sie um die
Fortdauer Ihres freundschaftlichen Andenkens. Unser Kleiner
scheint die Blattern recht gut zu beftehen. Wenigftens ilt
er nicht kränker, als die Umflände es selbft mit sich bringen.
Tausend herzliche Empfehlungen an H. Prof^ Meyer.
Humboldt.
64 Neue Mittheilungen.
54.
Montag [2). Mär:^ I795-]
Ich habe mich geftern in Absicht auf ßaggesen geirrt.
Seh. 's Absicht ift nicht gewesen, mit ihm sondern mit der
Frau zu reden, die ohnedieß den ganzen Sommer in
Weimar bleibt, und da er B. nicht zu einem Geschäft
braucht, und ihn selbft, wie wohl zu denken ift, nicht
liebt; so ift er mit seinem Entschluß nicht herzukommen
äusserft zufrieden. Dieß erfuhr ich geftern gelegentlich von
Seh. und muß Sie jetzt nur bitten, das Gesagte für unge-
sagt anzusehn, und die Verwirrung zu verzeihen, die ich
in guter Meynung für unsern Freund angerichtet.
Den Procurator habe ich mit großer Freude gelesen.
Es ift eine gar zierliche Geschichte und die Darftellung
ift Ihnen in hohem Grade gelungen. Nebenher habe ich
mich auch gefreut, daß Sie den Nutzen des Wassertrinkens
so ins Licht ftellen.
Als ich geftern nach Hause kam, fand ich zwei Fässer
Gaviar, die für mich angekommen waren. Mir ifts, als
hätte ich einmal gehört, daß Sie ihn liebten, und ich bin
so frei, ihn Ihnen anzubieten. Ich wünsche daß er recht
frisch und gut seyn möge.
Meine Frau und ich freuen uns unendlich Ihres Her-
kommens, und ich danke Ihnen noch herzlich für die
geftrige freundliche Aufnahme.
Viele Empfehlungen an Herrn Prof. Meyer.
Ihr Humboldt.
[Auf dem Adreßblatt fteht neben dem Siegel — Venus
kallipygos — »nebft zwei Fäßchen Caviar«.J
55-
Donnerstag Mittag, [i^? Mai 17 9j/
Wolf ist hier, liebster Freund, und Ihrer gütigen Er-
laubniß zufolge, wollen wir morgen zu Ihnen kommen.
Sie verzeihen aber wohl, wenn wir erst gegen Abend um
6 Uhr bei Ihnen eintreff"en. Den Mitta« möchte meine
W. V. Humboldt an Goethe. 65
Frau ihn noch gern hierbehalten. Wolf bleibt einige Tage
in Weimar. Ich muss leider übermorgen wieder hier seyn,
da mein Schwiegervater diesen Tag herkommt. Es wird
Wolf auch recht angenehm seyn, Ihre Freitagsgesellschaft
zu sehn, und bei dieser Gelegenheit zugleich Herder und
Wieland zu sprechen. Vorzüglich aber hat es ihn gefreut,
daß ich ihm gesagt habe, daß Sie Antheil an seinen
Homerischen Ideen nehmen. Noch tausend Dank für die
neuUche freundUche Aufnahme, und viel Grüße an Meyer.
Leben Sie recht wohl! Humboldt.
56.
Berlin, S. May, ^6.
Ich bin so frei, einem Freunde von mir und meinem
Bruder, dem D. Grapengießer aus Mecklenburg diese Zeilen
mitzugeben, und Sie zu ersuchen, ihm eine halbe Stunde
zu schenken. Er besitzt in der That nicht gewöhnliche
naturhistorische und medicinische Kenntnisse, ist vorzüg-
lich mit allen neueren Fortschritten seines Faches bekannt,
und jetzt im Begriff eine Reise nach Italien, Frankreich und
England zu machen. Er wünschte außerordentlich das Glück
Ihrer Bekanntschaft zu genießen, und da er mit seinen Kennt-
nissen einen äußerst braven Charakter und eine seltne Be-
scheidenheit verbindet; so darf ich mir vielleicht schmeicheln,
daß auch Ihnen seine Bekanntschaft nicht uninteressant
seyn wird. Ich weiß nicht, w^mn dieser Brief in Ihre Hände
kommen wird, und setze also für heute nichts mehr hinzu.
Leben Sie recht wohl und erhalten Sie mir Ihr freund-
schaftliches Andenken. Humboldt.
^/ •
Jena, 16. Februar, ly^y
Ich habe nunmehr in Herrmann das Kapitel vom
Hexameter durchgelesen, und glaube Ihnen davon Rechen-
schaft geben zu können
^ Dieser Brief fand sich gleich dem vom 30. Mai 1797 in einem
Convolut »Rhythmik«, das auch metrische Abhandlungen Humboldts
Goethe- iAiiRcvcH \ 111. r
66 Neue Mittheilungen.
Ich bin alle diese Tage her fleißig an' Agamemnon ge-
wesen. Es ist eine schlimme Aufgabe den dunkeln Aeschvlus
in gleicher Silbenzahl in den Chören wiederzugeben, und
dennoch bringt größere Weitläufigkeit ihn um seine
ganze Eigenthümlichkeit. Das Uebelfle ift, daß man dabei
fafl auf den Dank keines Lesers rechnen kann, und noch
heute sprach ich mit Schiller davon, daß ich nicht hoffen
dürfte, es gerade den vier Menschen, deren Urtheil mir
hierin werth ift, Ihnen, ihm selbft, Wolf und Voß recht
zu machen. \''oßen bin ich sicherlich nicht ftreng genug
im Metrum, Wolf vermißt an dem philologisch[en] genaue
Treue, Schiller duldet die Freiheiten nicht, mit denen ich
doch hie und da genöthigt bin mit unsrer Sprache dem
Griechischen näher zu treten ; Sie — Sie machen vielleicht
in keinem dieser einzelnen Stücke so ftrenge Forderungen^
aber wie werd ich Ihnen, der Sie Aesch3-ius Geift so tief
kennen, und mit so eignen Organen fühlen müssen, auch
nur in einigem Maaße Genüge leiften? Doch ift es recht
wahr, daß der Gedanke an Sie mich bei dieser Arbeit un-
endlich ftärkt und belebt. Sie ist mir um so werther, als
sie mich Ihnen jetzt gleichsam näher bringt. Es sind Be-
schäftigungen, die sich wenigftens in den Außenseiten be-
rühren. Ueberhaupt würde ich mir schwerlich erlauben
meine Zeit der Uebersetzung eines Dichters zu widmen,
wozu ich in vieler Rücksicht nicht sonderlich tauge, wenn
ich es über mich gewinnen könnte, mir den Genuß zu
rauben, an eine poetische Production wenigftens von fern
zu reichen. Ich fühle, daß sie es eigentlich ift, die das
schönfle und höchfte Selbftgefühl geben muß, und doch ifl
sie mir schlechterdings versagt; es bleibt mir daher nichts
und eine genaue formale Kritik der Goetheschen Elegien aus W. Schlegels
Feder enthält. Humboldts trockenen Auszug aus G. Hermann und die
Menge griechischer und römischer Beispiele für Caesuren im Hexameter
übergehen wir.
' Ein größeres Stück aus Humboldts Übersetzung (v. 792—1042)
im Goethearchiv.
W. V. Humboldt an Goethe. 67
übrig, als mich an einen andern anzuschließen, und ihm
nachzuiönen. — Aber Ihre Freundschaft möge diese Er-
gießungen entschuldigen, oder verzeihen. Nehmen Sie noch
einmal meinen herzlichften Dank für die Freude, die mir ihr
letzter Besuch gewährt hat. Meine Frau, mit der es noch gar
nicht gut geht, trägt mir tausend freundschaftliche Grüße
an Sie auf. Humboldt.
58'.
Berlin, }0. May, 5*7.
Verzeihen Sie, theurer Freund, wenn ich heute auf
Ihren freundschafthchen Brief vom 14^"'" dieses nichts, als
einige Bemerkungen über Ihre neuen vier Musen erwidern
kann. Durch gleich uninteressante Geschäfte und Gesell-
schaft verftimmt, ift es mir nicht möglich, einen ordent-
Hchen Brief zu schreiben, und außerdem ift auch meine
Zeit mir hier sehr sparsam zugeschnitten.
Ihrer gütigen Aufforderung gemäß, folgen also hier
nun die Stellen, bei denen ich eine kleine Aenderung
wünschte.
Polyhymnia. fol. 1° v. 11
Immer / gleichen / ruhigen / Sinns / u. s. w.
Könnten Sie nicht dieß Zusammenfallen der Wort- und
Silbenfüße durch irgend eine Verschränkung abändern?
KB. 2. — I. Städtchens der ländlich Gewerb mit
Bürgergewerb paart
Hier sind nur 5 Füße. Ich habe vorläufig gesetzt:
welcher ländlich u. s. f.
Aber überhaupt ift das doppelte »Gewerb« mit folgenden
Consonanten wohl zu hart.
Polyhymnia fol. 4. 4. pen. Lange Jahre ftockt^und kaum
zur/Nothdurft sich /regte
4° v. 13. Wiedergegeben in Euch, wie /sie
verftändige Kinder
' Ein beiliegendes Notizbiatt Goethes wird in der kritischen Aus-
gabe Verwerthung finden.
68 Neue Mittheilungen.
NB. 7. V. antepen. Also sagte der Mann, und also
schwiegen verträglich,
Standen neben einander dieWagen, das Vieh
und die Menschen.
Hier muß wohl ein Schreibfehler seyn ; da sonft »schwiegen»
auch auf die Wagen conftruirt werden müßte. Ich habe
vorläufig verändert :
Also sagte der Mann und alle schwiegen verträglich.
Neben einander standen die Wagen u. s. f.
Clio fol. 14. V. vlt. Ob sie gleich / sitzt, so sehen wir doch
die trefliche Größe.
15? V. 6. Als sie das Schwerdt in der/ Hand sich /
und die /ihren beschützte
Könnten Sie
/ sich und die / ihren u. s. \v.
so stellen, würde es schöner seyn.
16". V. antepen. An den Wagen unter den Linden/,
die Pferde zerftampften
111: der bewußte nicht erlaubte Abschnitt.
Nß. CUo fol. 19. V. 2, Daß sich der Sohn nicht geirrt und
daß es luerlb iil: das Mädchen.
Werth für zuürdig wird wohl nicht absolut gebraucht,
sondern immer mit dem Zusatz wessen werth. Soll ich
setzen: und daß es würdig das Mädchen.
Oder haben Sie gewollt, daß man verltehen sollte:
und daß das Mädchen es werth ift.
Allein dann scheint mir im Zusammenhange dieses es
zu dunkel. Man kann dann nur es darauf beziehen, daß
sie werth ift, daß sich der Sohn nicht irrte.
IG. Schnell den Wagen beftieg und den Sitz des
Führers besetzte
Könnten Sie nicht ein anderes Wort wählen ?
21') V 3. Sag, warum/ kommft Du al/ lein zum Quell?
der doch so entfernt liegt
W. V. HuMbOLDT AN GOETHE. 6<)
Dem Sinn nach ruht der Ton auf Du, Du und nicht
die andern.
24" V. 5. Zu der verdienten Gewah, die doch ihm
im Hause gehöret
Wollten Sie nicht einen andern Ausdruck wählen?
Ihre vorigen Aenderungen habe ich, so viel es ge-
schehen konnte, eingeschaltet. Einige nun abgeänderte
Stellen waren aber schon abgedruckt. Könnten Sie mir
Ihre Mevnung über die drei mit XB. bezeichneten Stellen
mit umgehender Poft sagen, so wäre es mir sehr lieb.
Theils geht der Druck schnell, theils reise ich bald ab.
Aus dem letztern Grunde haben Sie die Güte Ihren Ent-
schluß, wie diese oder die übrigen Stellen bleiben sollen,
lieber geradezu an \'ieweg zu schicken, und ihm auch
<iie Antwort auf diesen Brief einzulegen. Meine Abreise
ift noch ungewiß, doch sicherlich bald.
Alles übrige habe ich besorgt. Zu den Ofenschirmen
habe ich noch nichts gefunden, das mich befriedigt hätte.
Ich muß daher deshalb noch um \"erzeihung bitten.
Italien hegt mir auch sehr am Herzen. Wie sehr würden
Sie mich erfreuen, wenn Sie mir einigermaaßen Ihren Plan
entdeckten. Wir könnten uns vielleicht dann näher bleiben.
Ich adressire nach Weimar, weil ich Sie nicht mehr
in Jena vermuthe. Grüßen Sie Schiller herzlich. Ich habe
ihm noch gar nicht geschrieben. Ich wollte erft Ruhe und
Muße abwarten.
Möchte mir Ihre neunte Muse noch hier erscheinen!
Leben Sie herzlich wohl ! Humboldt.
59-
Hier, lieber Freund, das Buch der Stael und 3 Exem-
plare meines französischen Aufsatzes, alles zu freundschaft-
lichem Gebrauch.
Bei mir iil: alles gesund.
Leben Sie herzlich wohl!
/. Juni 1800. Ihr Humboldt.
Neue AIittheiluxgek.
60'.
Rom, den 12. April, 1S06.
Sehr lange, lieber Freund, hatte ich mich nach einem
Briefe von Ihnen gesehnt, als ich endlich den am 24. Febr.
abgegangenen erhielt. Es wäre sehr freundlich und un-
endlich lieb von Ihnen^ wenn Sie mir öfter ein Wort
sagen wollten. Ferne und Tod haben schon so vieles
zerftreut, so viele Fäden abgerissen; man sollte sorg-
samer sevn wieder anzuknüpfen, feilzuhalten^ was noch des
Haltens fähig ift. Sie selbft sagten es mir einmal bei
unserer erften Trennung. An mir soll es nie fehlen. Also
nehmen Sie Muth und schreiben Sie öfter. Freilich fühlt
niemand so sehr wie ich, wie wenig, wie kalt und nüchtern
eigentlich das Schreiben ift. Aber zum persönlichen Wieder-
sehen ift die Hofnung doch sehr entfernt noch. Sie scheinen
alle Pläne auf Reisen aufgegeben zu haben, und ob ich
Luft haben kann, unter den Himmel, den Sie den blechernen
nennen, und unter dem auch die Erde durch die Umftände
weniger lieblich geworden ift, zurückzukehren, zumal^ da
doch mein Loos immer bliebe von Ihnen entfernt zu leben,
das sagen Sie selbft. Noch bei einer Stelle Ihres Winkel-
manns, wo Sie seiner schnellen, unvorbereiteten Rückreise
gewissermaßen misbilligend erwähnen, ift es mir lebhaft
aufgefallen, welch ein bedenklicher Schritt der Rückgang
über die Alpen ift. Wenigen hat er gefrommt, und doch
wandelt, wie sonderbar es scheint, die meiften Deutschen
die Luft dazu an. Ich bin von ihr, die Sehnsucht nach
Ihnen und einigen Freunden ausgenommen, bisher ziemlich
frei gewesen; aber auch mich ward doch vielleicht einmal
das Schicksal treff"en, mich umsonft nach dem Punkte zu
sehnen, den ich mir jetzt manchmal Vorwürfe mache,
nicht genug zu geniessen. Ihren Arbeiten bin ich, soviel
es hat in der Ferne geschehen können, gefolgt.
' Aus der Autographensammlung.
\V. V. Humboldt an Goethe.
Winkelmann und Rameau haben mir eine unendliche
Freude gemacht. In beiden ift reges Leben und gediegene
Erfahrung. Die Betrachtung Winkelmanns nach seinen
einzelnen Lebensmomenten ift unvergleichlich. Es sind
Stücke darin, die zu dem Größeften gehören, was je aus-
gesprochen worden ift. Aber es ift wunderbar, daß eher
alle Art des Wissens, Methaphysik, selbft, so wenig auch
viele Sinn dafür haben, Poesie Eingang findet und gehörig
2;ewürdi2;t wird, als die Resultate tiefer Lebensansicht.
Auf der andern Seite ift es freilich auch wieder natürlich.
Zu verftehen, wie sich in wenige Worte Jahre zusammen-
ziehen, muß man Jahre mit eben dem Sinne durchgangen
seyn.
Meinen vor zwei Jahren an Sie geschriebenen Brief
dort abgedruckt zu finden, hat mich sehr angenehm über-
rascht. In dem Kreise derer, die zu diesem Buche mit-
gewirkt haben, zu erscheinen, ift immer schön, wenn
auch das Erscheinen selbft auf keine bedeutende Weise
geschieht. Rameau gibt Anlaß, und die Nation Stoff" zu
vielen interessanten Betrachtungen über Nationalverschieden-
heiten. Beide Bücher stellen sich sehr glückhch in den
Anfang eines neuen Jahrhunderts. Sie sind ein Rückblick
auf das vergangene, und ein Vermächtniß für das folgende.
Sonft bin ich in deutscher Literatur ziemlich ein Fremdling.
Freilich lasse ich einiges kommen, aber alles geht so lang-
sam, und die hiesigen Umgebungen reißen zu so viel anderem
fort, daß einem das Meiste des ultramontanischen zurück
bleibt. So ruht, seit ich hier bin, alle Metaphvsik. Selbft
in Sprachstudien habe ich nicht viel Bedeutendes gethan.
Geschäfte, Briefwechsel und Gesellschaft rauben mir sehr
viel Zeit. Ein großer Theil vergeht wieder mit Umhergehen,
mit Betrachten, mit Ttcäumen. Wirklich fühlt man erlt hier,
daß auch das Nichtsthun gehaltvoll seyn kann, und kriegt
einen gewissen Ekel vor dem im Norden so gewöhnlichen
Ardelionenwesen. Doch mache ich mir auch oft Vorwürfe
zu wenig zu thun, und nach und nach kommt doch etwas
/-
Neue Mittheilukgen.
zu Stande. So ist der Agamemnon fertig; auc!-i seit lange
die Baskenreise, und beides soll gewiß jetzt bald zum Druck
bereit seyn. Heute schicke ich Ihnen etwas Drittes, die
Arbeit der letzten sechs Wochen, die ich Ihnen mit mehr
Scheu übergeben würde, wenn ich nicht \'ertrauen hatte
zu der Empfindung, die sie ausdrückt und die auch Ihnen
werth ist — die Liebe Roms. So lange ich hier bin, habe
ich einen gewissen Drang gefühlt, mich über diesen Gegen-
stand auszusprechen. Das Resultat ift sehr unter dem ge-
blieben, was ich im Sinn hatte. Aber mit Aufmerksamkeit
gelesen, glaube ich doch, daß es eine treue Rechenschaft
von dem giebt, was die Jahre meines hiesigen Aufenthalts
auf mich gewirkt haben, und insofern kann es Ihnen der
Sie an mir Theil nehmen, Interesse gewähren. Ich habe
wirklich während der Arbeit nichts anders zu thun gehabt,
als gewissermaßen mich selbfi: abzuschreiben. Ich habe
Rom wirklich als das geschildert, was es mir gewesen ift,
und noch ift, und was mir nur nach und nach, nur durch
lange Zeit klar geworden ift, als einen Punkt, der wie durch
ein Wunder, die Summen alles Lebens und aller Geschichte
an der Stirne trägt, und wie eine Statue auf den Sinn,
eine edle weibliche Gestalt auf die Empfindung, so auf den
ganzen und tiefften Menschen wirkt. Da ich nie ein eignes
Gedicht zu machen versucht hatte, so hat mir diese Arbeit
zu vielen Betrachtungen über die Oekonomie ähnlicher Pro-
duckte Anlaß gegeben. Ich habe fremde Stücke, vorzüg-
lich Schillersche und von Ihnen genauer untersucht, und
bin, glaube ich, der Theorie des wahrhaft Poetischen viel
näher gekommen. Der Ausübung werde ich durch ein
radikales Unglück meiner Natur immer fern bleiben, da
ich auch zu dem, was noch einigermaßen poetisch in mir
und meinen Arbeiten seyn mag, doch immer nur durch
den Stoff' komme, oder wenigftens nicht rein durch die
Form. Und die Poesie scheint mir schlechterdings nichts
als eine umgekehrte Prosa. Anftatt daß man in Prosa aus
einem nach und nach zusamengetragnen Stoffe eine Form
W. V. Humboldt an Goethe. 73
willkührlich aufbaut, springt in der Poesie aus einer, \vie
durch ein Ungefähr sich darbietenden Form ein Stoff un-
erwartet hervor. Bei den geringern Dichtern und gar nicht,
oder nur scheinbar poetischen Sprachen ift diese Form
bloß der Rhythmus der Töne, oder das Bilderspiel der Xatur.
Der Geist ift da so schwach, daß jede tiefere Idee ihm seine
Freiheit raubt , und sich mit ftotiartiger Breite etablirt.
Die besseren aber giebt sie erfl ihrer eigentlichen Freiheit
wieder, und das Erhabenfte und Tieffte ordnet sich in ihnen
so sehr einer nur phantasiemäßigen, scheinbar selbft ge-
haltleeren Eurhythmie unter, daß es darin selbft vertilgt
zu seyn scheint. \\'orin eine solche Eurhythmie eigentlich
befteht, ift unerklärbar, wie alle Poesie und Kunfi:. Aber wer
sie läugnen wollte, den frage ich, woher es denn kommt,
daß ein einzelner schöner, aber dem Inhalt nach nicht so
viel sagender Hexameter, eine einzige, ihren Gegenftänden
nach unbedeutende Landschaft, den Geift so lange und an-
haltend beschäftigen, in eine so hohe und acht große
Stimmung versetzen kann? Allerdings läßt sich sagen,
daß es ift, weil der \'ers, die Landschaft Handhaben sind,
sich die ganzen Innern Menschen und das Universum selbft
in einer Art des Microcosmus vor die Augen zu bringen.
Aber das Wie? bleibt immer unbegreiflich. Doch ich kehre
zu meinen Stanzen zurück. Ich habe sie, wie Sie sehen,
an Fr. v. Wollzogen gerichtet, aber ich schicke sie Ihnen,
weil sie manchmal von Weimar abwesend ist, und bitte
Sie sie ihr zu geben. Riemer ift wohl so gut, Ihnen eine
Abschrift zu machen, wenn Sie eine wünschen. Ich habe
nicht das Packet mit zweien vergrößern mögen.
Was Sie über Schiller sagen, habe ich tief gefühlt.
Auch mir ift sein Tod wie etwas vorgekommen, was mich
vom Leben mehr abreißt, mich wenigftens fremdartiger
gegen die übrige Welt ftellt. Seine Lehre — denn es
war Eigenheit seines Geiftes eine zu geben, und aus-
zusprechen — ftand eigentlich im Widerspruch mit der
Welt, wurde bald übersehen, bald verkannt. Aber solang
74 Neue Mittheilungen.
er lebte, war sie, wenigflens für uns, seine Freunde, das
eigentlich Geltende. Jetzt da er dahin ifl, haben die andern
die Uebermacht. Alles gäbe ich drum, wenn er Rom gesehen
hätte. Er wird Ihnen gesagt haben^ daß es sein Stecken-
pferd war, eine Römische Geschichte zu schreiben. Die
Rede Camills gegen die Verpflanzung nach Veji, deren
ich in den Stanzen erwähne, war die Angel um die diese
Geschichte sich drehen sollte.
Von Kunftsachen erlassen Sie mir, lieber Freund,
Ihnen etwas zu sagen. Ich getraue mir über das Einzelne
darin wenig Urtheil zu. Nur so viel können Sie mit Ge-
wißheit annehmen, daß alles in sehr reger Bewegung ift,
und in einer die Sie freuen würde. Nur ift es noch so,
wie zu Winkelmanns Zeit. Die Deutschen — bei ihnen
Mengs — wenigftens die Nordländer oben an, die Italiener
mit unter sehr lobenswürdig, die Franzosen unter der
Kritik. Die, wie man hier behauptet, unberufenen Kunft-
richter geben zu viel Kurzweil Anlaß. Erft hat sich Kotzebue,
nachher Schlegel auf diese schlüpfrige Bahn gewagt. Der
Proceß ift dann sehr kurz. Man sagt, daß die Gelobten
den Tadel dictirt haben, und fällt über sie, zum Theil,
mit Thätlichkeiten her.
Meine Frau schreibt Ihnen nächftens und dann über
diese Angelegenheiten mehr und viel. Bis dahin leben Sie
wohl und lassen Sie bald einmal wieder von sich hören. Mit
inniger.und herzlicher Verehrung und Liebe Ihr n
6i'.
Ro)}!^ den i6. Deccniher, iSoy.
Es ift über ein Jahr her, theurer Freund, daß ich
Ihren letzten Brief unbeantwortet gelassen habe, und doch
ift es mir, als hätte ich ebensowenig deshalb, als des-
wegen, daß ich Ihnen auch heute nur wenig Worte sage,
einer Entschuldigung nöthig. Denn welche Begebenheiten,
' Aus der Autographensammlung.
W. V. Humboldt an Goethe. 75
mein Liebfter, sind in dieser Zeit eingetreten, wie ift alle
Stimmung zur xMittheilung, auch der freundschaftlichften,
in die Ferne erftickt, wie oft selbft alle auch noch so un-
schuldige Freiheit derselben gehenmit worden ! Nicht also
schriftlich, sondern nur mündlich läßt sich der Faden
wieder anknüpfen, und glücklicherweise habe ich zu dem
letzteren ziemhch nahe Hofnung. Die sehr nahe zwar
(denn vor zwei Monaten glaubte ich, schon um diese Zeit
bei Ihnen zu seyn) hat sich zerschlagen, der Hof will,
daß ich nicht vor dem Frühjahr von hier weggehe. Aber
im Mai, vielleicht auch früher, mache ich auf einige Monate
allein, oder doch nur mit Theodor, eine Reise nach Erfurt
und Berlin und eile also zuerft zu Ihnen. Dies, mein Befter,
ift der einzige leuchtende Punkt den ich auf dieser Heim-
fahrt sehe, ich sehne mich in der That unbeschreiblich
nach dem Gespräch mit Ihnen, und eine Woche mit Ihnen
verbracht, wird wecken, befeftigen und nähren, was sonft
vielleicht in Jahren nicht zur Reife gedeiht. Diese
Zeilen schreibe ich Ihnen nun eigentlich in zweifacher
Absicht:
einmal mich zu erbieten, Ihnen, was Sie etwa von
hier aus zu erhalten wünschten, mitzubringen; Sie haben
noch 2V2 Monate Zeit , mir Ihre Aufträge zu geben,
denn vor Ende März reise ich, ohne außerordentliche
Umstände, nicht;
dann Sie zu bitten, die Inlage an H. Riemer, wenn er
noch bei Ihnen ift, zu geben, sonft ihm zuzusenden; ich
ersuche ihn darin um Rath über Theodors Erziehung und
möchte auch Ihnen, wenn es nicht zu unbescheiden wäre,
diese Angelegenheit empfehlen.
Was aus mir, wenn ich jetzt nach Deutschland komme,
werden wird, ift noch ungewiß. Zwar ift bis jetzt mir
keine Veränderung meiner Lage angekündigt worden, und
meine Reise ift ein bloßer Urlaub. Allein wer das Glück
hält, der fürchtet immer, daß es entschlüpfe, und was ift
7^ Neue Mittheilungen.
Glück — selbft in Zeiten der Widerwärtigkeit — wenn es
nicht iil, in Italien zu leben?
Meine Frau grüßt Sie auf das herzlichfte. Leben Sie
innigft wohl! Humboldt.
62.
Erfurt, den 22. Dec. iSoS.
Es ift wieder eine unendliche Zeit verftrichen, ohne
daß wir, theurer Freund, von einander gehört haben. Sie
haben mir nicht geschickt, was Sie mir so gütig verheißen,
und ich habe im Warten darauf nicht geschrieben. Mit
dem Schreiben ift es eben überhaupt eine kümmerliche
Sache, die man selten bereuen darf, unterlassen zu haben.
Jetzt komme ich, wenn Sie es mir noch erlauben, selblt
zu Ihnen, und bin am erflen Weihnachtsfeiertag gegen
Mittag in Ihrem Hause. Ich habe mich so eingerichtet,
einige Tage bleiben zu können, und freue mich unendlich
im Voraus darauf Es hat sich indeß auch mit mir man-
cherlei zugetragen, wobei ich auf Ihr Bedauern rechnen
kann. Allein davon und von allem Uebrigen mündlich. Em-
pfehlen Sie mich Ihrer lieben Frau_, die mich neulich so
gütig und so freundschaftlich behandelt hat^, und bitten Sie
sie um eine gleich freundliche Aufnahme diesmal für mich.
Leben Sie herzlich wohl! Humboldt
63-
Erfurt, den 26. Dec einher iSo^
Ich begreite selbft nicht, liebfter Freund, wie ich heute
schon den fünften Tag hier bin^ ohne Ihnen Nachricht da-
von gegeben zu haben, noch weniger, da ich auch Ihre
lieben Briefe, die Sie mir nach Königsberg schrieben,
noch zum Theil unbeantwortet ließ. Allein ich glaubte
von Tag zu Tag selbft auf einige Stunden nach Weimar
zu kommen. Jetzt aber scheint es mir besser, meinen
Besuch bei Ihnen mit einer Reise nach Rudolstadt, die ich
ohnehin nothwendig vornehmen muß zu verbinden^ und
' Aus der Autographensammlung.
W. V. Humboldt an Goethe. 77
ich bliebe alsdann, wenn es Ihnen recht ift, ;^\vei oder drei
Tage bei Ihnen. Wir haben ja so mancherlei zu besprechen,
auch die Wahlverwandtschaften, die mir einige sehr glück-
liche Tage in Königsberg gemach: haben. Wollen Sie
mich wieder in Ihrem Hause dulden, so genieße ich da-
durch noch ungeftörter und ununterbrochener das Ver-
gnügen mit Ihnen zu seyn. — Zugleich sende ich Ihnen
ein Andenken aus dem fernen Norden, zwei Blätter von
Kants Handschrift. Das eine zum Theil mit Bleifeder ge-
schrieben, ill in der That merkwürdig. Kant hatte die Ge-
w-ohnheit sich Notatenbücher in dieser Form zu halten.
Er schrieb alles, was ihm einfiel, hinein, ohne alle nur
denkbare Ordnung und es ift ordentlich traurig zu sehen,
wie die größeften Trivialitäten des Lebens die bedeutendfte
Rolle drin spielen^ wenn gleich die Metaphysik auch mit
unter darin figurirt. Den Küchenzettel, die zu Mittag ein-
geladenen Personen, und sein Befinden tritt man daher am
häufigrten und faft auf jedem Blatte an. So haben Sie
hier dicht neben einander : Trocken Üblb mit geräuchertem
Bauchspeck, und Gott u. die Welt, und auf der andern Seite
eine Blähung auf dem Magenmunde'. Natürlich sind diese
Bücher aus seiner letzten Lebenszeit. Das Jahr dieses
Blatts ift nicht bemerkt, ich könnte es aber vielleicht er-
fahren. Es giebt nur noch sehr wenige solcher Bücher.
Das Blatt ift aus einem, das dem Dr. Motherby, der Kant
in seiner letzten Zeit faft täglich sah, und mein genauer
Freund ift, gehört. Als ich ihm sagte, daß es für Sie be-
ftimmt sey, riß er es heraus. — Jetzt leben Sie recht wohl
und empfehlen Sie mich Ihrer lieben Frau, die ich mich
sehr freue wiederzusehen. Die WoUzoeen iil: wohl noch
in Wiesbaden? — Wenn Sie mir, wäre es auch nur durch
Riemer, den ich sehr grüße, morgen oder späteftens über-
' [Rand links] Des Medicus Apotheke auf dem Zettel ift ein Königs-
bergischer Ausdruck. Jede Materialhandlung heißt dort Apotheke und
die Pharm acien zum Unterschiede : Medicin Apotheken.
78 inTeue Mittheilukgen.
morgen eine Zeile Antwort zukommen lassen wollten,
würden Sie mich sehr erfreuen. \'on ganzer Seele der
Ihrige H.
Den Tag meines Kommens nach Weimer kann ich
nicht genau beftimmen. Aber vermuthlich gehe ich den
29fl:en von hier nach Rudolstadt, den 3ifl:en oder iften
nach Jena, und bin den iften oder 2ten bei Ihnen. Allein
ich hinge von Geschäften ab.
64-'.
Paris, den 2j. Mai, 1S14.
In einem Ungeheuern Gewühl von Geschäften bleibt mir
nur die Zeit Ihnen, theurer Freund, ein Zeichen des Lebens
zu geben, und Ihnen drei Originalbriefe von Lord Castle-
reagh an seinen Bruder Charles Stewart, von Lord Wellington
an einen Verwandten (eine Rechtfertigung über sein Ein-
rücken in Frankreich) und von Jefferson an meinen Bruder,
der Sie herzlich grüßt, zu Ihrer Sammlung zu schicken.
Ich bin wohl, meine Frau ift mit den Kindern in der
Schweitz, Theodor ift gesund, und geht auf einige Zeit
zu seiner Mutter, ich begleite unsern Hof nach England,
und der Friede wird vermuthlich in nächfter Woche unter-
zeichnet. Leben Sie herzlich wohl, und erhalten Sie mir
Ihr freundschaftliches Andenken ! Humboldt.
Caroline v. Humboldt an Goethe.
65 ^
IVien den 22ten Januar 1S12.
Mein theurer und verehrter Freund.
Ich wage es mich Ihrem Andenken zurückzurufen,
obgleich Ihr langes, langes Stillschweigen mich einiger-
maßen schüchtern gemacht hat. Ach sehen Sie in diesem
' Aus der Autographensammlung.
2 Ein langer Brief aus Rom 1810 ist durch Nässe und Wegreissen
so beschädigt, dass er hier leider nicht mitgetheilt werden kann. Ein
ßillet vorn Sommer 1797 enthält nichts Interessantes.
Caroline v. Humboldt an Goethe. 79
Wort keinen Vorwurf, nur den innigen Wunsch meines
Herzens nie aus Ihrem theuren und unschäzbaren An-
denken ganz zu entweichen. Die \^eranlaßung meines
heutigen Schreibens sind die beikommenden BUitter die
Humboldt von H. Gropius aus Trichery empfangen liat,
und von denen er wünscht daß Sie, mein \'erehrter
Freund, sie ins Deutsche übersezt, in irgend eine recht
gelesene gelehrte Zeitung mögen einrükken laßen. Hum-
boldt bittet Sie aber seinen Nahmen als Einsender hierbei
nicht zu nennen, damit niemand Anftoß daran nehme der
jetzigen Lage der ötfentlichen Verhältniße wegen. — Der
Fund der auf Aegina gemacht ift, scheint allerdings ganz
außerordentl. intereßant zu sein, und dürfte vielleicht viel
Aufschlüße über die frühefte Kunft geben. In einem Privat-
schreiben sagt mir Gropius [derselbe der mit uns vor ii.
Jahren die Reise nach Spanien machte] er lebe seit Jahren
in Trichery, einem kleinen Hafen von Thessalien, und sein
einziger Trofl und Gesellschaft seien Ihre Schriften, die
zum Glück mit sich genommen hätte.
Seit fünfzehn Monaten bin ich nun hier, wo man uns
mit Güte und Zuvorkommenheit aufgenommen hat. Aber
kann man deshalb Rom vergeßen? — ich fühle wohl daß
ich das nie vermag. Meine jüngeren Kinder haben hier
Deutsch gelernt, aber man hört noch immer in ihrer
Aussprache die römische Mund Art. Wir wagten es uns
diesen Sommer mit der Hofnung zu tragen Sie würden
auf einige Wochen herkommen. Ach! es war nur eine
Hofnung! Die Kaiserin hat mir mehrmalen von dem Glück
gesprochen das Ihre Bekanntschaft, Theurer Goethe, Ihr
gewährt habe.
Das neuefte was uns von Ihren Schriften zugekommen
ift, ift Hackerts Leben. Nach den neueften sehn wir noch aus.
Unsre gemeinschaftliche Freundin die Frau v. Eibenberg
nähert sich langsam und unter vielen vielen Leiden ihrer
Auflösung. Ihre Schwefter ift bei ihr und pflegt und wartet
sie mit rührender Liebe und Sorgsamkeit.
8o Neue Mittheilungen.
Rauch ift dieser Tage von Berlin gekommen wo er
die über lebens große Statue der verewigten Königin ge-
macht hat. Sein Modell ist ihm vorangegangen, und er
führt es in Rom in Marmor aus. Den Kopf dieser Statue
als Segment aus dem Ganzen herausgehoben, hat er uns
mitgebracht, und ich wage zu sagen daß er ein herrliches
Kunrtwerk geniacht hat. Die Ähnlichkeit dieser edlen und
herrlichen Frau hat er auf das schönfte aufgefaßt, und mit
allen Anforderungen der Kunft vereinigt.
Schick hat leider seiner Gesundheit wegen Rom ver-
laßen müßen. Man sagt sein Uebel sei wie das des armen
Fernow. Er ill: nun in Stuttgard und beinahe ohne Hofnung.
Ach warum kann ich Ihnen die Bilder nicht zeigen die ich
so glüklich bin von ihm zu besitzen. Dann würden Sie
erft ganz wnßen was die Welt an ihm verliert. Humb :
trägt mir auf ihn Ihnen auf das innigfte zu empfehlen.
Er wird Ihnen selbft schreiben. Mit inniger Verehrung
und AnhängHchkeit Ihre
C. V. Humboldt, geb. v. D
A?^HANG: Aus Briefen W. v. Humboldts ax Riemer.
GG.
Rom, den 2j. Februar 1S04.
Ich hatte längft auf Ihren Brief antworten wollen, mein
lieber Freund, aber Sie errathen, warum ich nicht in jedem
Augenblick dazu kommen konnte. Der, mit dem Sie Sich
viel beschäftigten, und von dem Sie mehr, wie jeder andere
wissen, wie unendlich ich an ihm hieng, ift nicht mehr.
Ja, mein lieber Riemer, ich habe sehr durch diesen Schlag
gelitten, eigentlich noch durch keinen so, und werde es
durch keinen. Dies Kind war mir in jeder Art ins Herz
gewachsen, und ein gütiges Geschick wollte, daß er es
noch mehr in den letzten Monaten seines Lebens wurde.
Er war lieblicher, folgsamer, fleißiger, als je, und verließ
mich fall: nicht. Seitdem Sie weg waren, unterrichtete ich
Aus Briefen W. v. Humboldts an Riemer.
ihn im Griechischen, u. er hat mir keinen AugenbHck Ver-
druß dabei gemacht. Ich freute u. wunderte mich, wie
gründhch er wußte, was er wußte, ich nahm mir vor,
Ihnen darüber eigends zu schreiben, und da war er nicht
mehr. Wenige Tage vor seinem Tode las ich einmal zum
Spaß den Heracliscus im Theocrit mit ihm, den er nicht
einmal endigen konnte. Ich werde mich ewig erinnern,
wie lang er bei dem V^ers svdsrf, jfxnt ifiu, ylvxiQov xui i/fgatfiov
vnvov verweilte und sich das f/f^nu.uo»' erklären ließ. Er
wußte nicht daß er selbft fünf, sechs Tage darauf den un-
erwecklichen schlafen sollte. Man sagt, daß den Todten
wohl ifl, u. man mag Recht haben. Aber niemand weiß
es, u. er hätte leben u. fröhlich leben können. Etw^as be-
ruhigt hat mich die Art, wie er geftorben ift. Immer heiter,
ohne Furcht u. ohne Klage u. liebevoll mit allen, die ihn
umgaben. Ich bin sein letztes Wort gewesen. Fürchten
Sie nicht, mir von ihm zu reden, ich denke an nichts so
gern, u. es ift eine grausame Emphndsamkeit auch noch
das Andenken der Todten aus dem Leben zu verbannen.
Uebrigens bin ich wohl u. heiter u. ich kann wohl sagen,
daß mich dieser Schlag in meinem Innern Leben weniger
niedergedrückt, als gehoben hat. Er hat mich ernfter über
das Nächfle hinausgesetzt, und mich wenigftens moment-
weise zu einer Klarheit erhoben, die nur dem wahrhaft
großen Schmerz eigen ift.
Theodor hat seit seiner Krankheit u. Wilhelms Tod,
den er mehr empfunden, als man glauben sollte, sehr ge-
litten. Er geht jetzt mit seiner Mutter nach Deutschland
u. ich hoffe, Sie werden beide sehen. Wir glauben, daß
das nördliche Klima ihm günftig seyn soll.
Karoline, die auch mitkommt, hat nichts gelitten.
Wilhelms Tod hat ihrem Charakter eine Art Stoß gegeben.
Sie hat auf einmal eine ernftere Wendung genommen u.
ift sehr fleißig. Auch im Griechischen hat sie für die Zeit
große Fortschritte gemacht. Nur habe ich, da ich die
Reise nicht gleich voraussah, einen Plan bei meiner Lehr-
Gosthe-Iahrbvch ViII. 5
82 Neue Mittheilungen.
art gemacht, der nun freilich schHmm unterbrochen wird.
Ich habe alle Grammatik bei Seite gelegt, u. gleich den
Homer gelesen. Ich habe sie erftaunUch viel lesen lassen,
um sie erft an die Töne zu gewöhnen; nachher abschreiben
mit der Deutschen Vossischen Uebersetzung, nachher selbft
nach der Stunde übersetzen lassen. Dadurch wollte ich,
sollte sie Wörter lernen, u. Formen durch Takt fassen u.
so die Grammatik selbft gewissermaßen, als ein Mittel das
Chaos zu ordnen, fordern. Ich bin überzeugt, für sie ift
es die einzige Methode, für Wilhelm war es anders. Auch
ift es mir mit ihr bis jetzt sehr gut gelungen. Nun geht
sie mir zu früh fort.
Ich werde den ganzen Sommer allein seyn, u. ver-
muthlich viel arbeiten. Nur nehmen meine Geschäfte, in
denen ich ohne alle Hülfe bin u. die seit Ihrer Abreise
sehr zugenommen haben, sehr viel Zeit weg. Allein ich
werde doch suchen, mir Luft zu schaffen.
Es wird mir angenehm seyn, mein Lieber, von Zeit
zu Zeit von Ihnen zu hören, u. ich bitte Sie, mir nicht
so cärimonieus, sondern freundschafthch u. geradezu, wie
ich es thue, zu schreiben. Ihre neue Lage hat mich innig
gefreut. Ich dachte immer, daß Sie nur Deutschland zu
betreten brauchten , um daß es Ihnen wohl ginge. Mit
herzlicher Anhänglichkeit Ihr
Humboldt.
67.
Aus einem Briefe dd. Rom, den )o. Mai, i8oj.
Schillers Tod hat mich unendlich niederge-
geschlagen. Ich bin eigentlich mit niemand je so innig
u. lang umgegangen, u. habe mich mit niemand auch
abwesend so ununterbrochen beschäftigt
68.
Ich schicke Ew. Wohlgeb. mit diesen Zeilen meinen
Agamemnon, von dem ich Ihnen neulich schrieb. Nehmen
Sie ihn mit Güte und Nachsicht auf. Ich fühle selbft recht
Aus Briefen W. v. Humboldts an Riemer. . 83
gut, was der Uebersetzung abgeht. Es ift zum Theil die
Schuld der unterbrochenen, gewissermaßen zu altgewor-
■denen Arbeit. Hätte ich beim Anfange dieselben Grundsätze
über das Uebersetzen überhaupt u. die deutsche Metrik
gehabt, so wäre ursprüngHch besser und richtiger geworden,
was es jetzt erft durch Hülfe von Aenderungen hat werden
können. Dies fbraft sich immer, u. es bleibt immer etwas
Steifes und Unbehülfliches zurück. Ich werde mich glücklich
schätzen, wenn man dies wenigftens nur llellenweise, nicht
im Ganzen findet
Frankfurt, den 9. Aug. 18 16.
IX. :3 Briefe Alexander von Humboldts nebst
EINEM Briefe über Goethe.
69.
Ich wollte nach^ so vieljähriger Abwesenheit nicht
anders vor Ihnen erscheinen, als mit dem kleinen Denkmal,
das meine tiefe Verehrung und innige Dankbarkeit Ihnen
geftiftet hat. In den einsamen Wäldern am Amazonenfluße
erfreute mich oft der Gedanke Ihnen die Erftlinge dieser
Reisen widmen zu dürfen. Ich habe diesen fünfjährigen
Entschluß auszuführen gewagt. Der erfte Theil meiner
Reisebeschreibung, das Naturgemälde der Tropenwelt, ist
Ihnen zugeeignet. Mein Freund Torwaisen ' in Rom, ein
eben so großer Zeichner als Bildhauer hat mir eine Vignette
■entworfen, welche auf die wamdersame Eigenthümlichkeit
Ihres Geiftes, auf die in Ihnen vollbrachte Vereinigung von
Dichtkunst, Philosophie und Naturkunde anspielt. Seit 2
Monathen erwarte ich täglich die Herausgabe dieses Werkes
um es Ihnen zu überreichen, aber Cotta läßt mich ohne
Nachricht und ich muß jetzt mein Geheimniß selbft ver-
rathen, weil eine Charakterschwäche ;mich anreizt, Ihnen
meine kleine Abhandlung über Physiognomik der Gewächse
so früh als möglich zu übersenden. Es ifl: ein roher Ver-
' Steht über durchgestrichenem Thorwaisen.
6'
84 Neue Mittheilungen.
such physikal. und botanische Gegenftände äfthetisch zu
behandeln. Wenn ich zu sagen wüßte^ was und wie ich
es fühlte, so müßte ich nach dieser Reise manchem einigen
Genuß verschaffen können. Aber seit so vielen Jahren ein
wüftes Leben führend, bin ich in der Sprache selten sicher.
Auch ift der Boden auf dem man in Deutschland tritt sehr
glatt geworden und das macht schüchtern und ungeschickt.
Dennoch würde einer meiner heißeften Wünsche befriedigt,
wenn Sie, Verehrungswerthefter Mann, Sie der Sie sonfl
mich oft hoben und aufmunterten, diese kleine Arbeit lesen
wollten. Sie koflet Ihnen ja nicht V^ Stunde und am
rauhen Winterabend wandelt man ja wohl gerne einmal
in einem schön belaubten Tropenwald umher. Auch ift
Ihnen der südliche Himmel nicht fremd und Sie haben ja
Naturphysiognomische Reisen unter Ihren Schweizerischen
und Italienischen Zeichnungen.
Wir haben hier Ihre zarte trefliche Großfürftin be-
wundert. Wie hat Sie mir recht tröftendes und erfreuliches
von Ihrer Gesundheit gesagt. Ich führe hier ein abscheu-
liches Leben; die Stimmung der Menschen d. h. ihre em-
pörende OberflächHchkeit ift ärger als die Pflanzenöde und
der blecherne graue Himmel. Dazu, da niemand arbeitet^
geht alles auf Stöhrungen hinaus, die auch nicht einmal einen
vorübergehenden Genuß gewähren. Ich arbeite trotz dem
allen viel und lebe in der Vergangenheit, in Ihren Schriften
und in den Ebenen am Euphrat und Himalus den ich zu be-
suchen gedenke. Meine Gesundheit leidet ohnedies von
dem Europäischen Klima und es ift mir hier fürchterHch
eng und tot. Wenn man mich an Ihrem treflichen Hofn^
bei WoUzogens, der verwaiseten! ! Schillern, und bei Meyer
nicht ganz vergessen hat — so versichern Sie alle meiner
tiefen Verehrung. Wilhelm ift wieder Vater eines Sohnes
geworden und sehnt sich nach Ihrem Anblick so wie ich.
Ich höre daß wir nun bald Ihr großes optisches Werk zu
erwarten haben. Das ift mir eine große Freude und bei
der «roßen und glücklichen Revoluzion welche das Studium
A. V. Humboldt an Goethe.
■der Natur seit meiner Abwesenheit erlitten, werden Sie
nicht wie sonft misverftanden werden.
Berlin d 6 Febr. iSo6. Alexander Humboldt.
70.
Ihnen allein, mein Theurer, Verehrungswerther Mann,
der Sie alle Tiefen des Lebens und der besseren Gefühle
kennen, wird es erklärbar sein, wie ich mir so lange die
Freude habe versagen können, Ihnen zu danken. Ein so
freundliches liebevolles Andenken von Ihnen, Rückerinnerung
-an die schönften Zeiten meines Lebens, wo ich in Ihrer
Nähe, Ihres wohlthätig-begeiflernden Einflusses genoß;
Zusendung eines treflichen jungen Mannes, in dem Ihre
Einwirkung unverkennbar ift — das alles war geeignet
mich tief zu ergreifen. Aber eben weil es mich ergrif,
wollte ich auch so vor Ihnen erscheinen, als wisse ich
durch Arbeit und deutschen Fleiß mich so großen Wohl-
wollens würdiger zu machen. Ich hofte seit Monathen
Ihnen überreichen zu können, was ich Ihnen heute auf
■einem andern Wege zusende, mein pittoreskes Werk über
die Denkmähler und Refte alter Civilisation des Menschen-
geschlechts in Amerika. Typographisch-buchhändlerische
Schwierigkeiten (ein Werk das 400 000 livres Vorschuß
bedarf, außerhalb Frankreich nicht 40 Exemplare absezt
und auf dem ganzen Erdenrund von niemand unterftüzt
wird !) buchhändlerische Schwierigkeiten haben die Heraus-
gabe verzögert und heute erft bin ich im Stande Ihnen,
Verehrungswerther ! dieses geringe Opfer meiner dankbaren
Liebe darzubringen. Natur und Kunft sind in meinem
Werke eng verschwiftert. Möchten Sie mit der Bear-
beitung nicht ganz unzufrieden sein, möchten Sie in ein-
zelnen Ansichten Sich Selbft, Einfluß Ihrer Schriften auf
mich, Einfluß Ihrer herrschenden Nähe erkennen ! Ich habe
kein Recht, Briefe von Ihnen zu fordern, sollte ich aber
das Geftändniß verhehlen, daß ein öff"entliches Wort von
Ihnen, eine Note, eine simple Bezeigung Ihrer Zufrieden-
86 Neue Mittheilungek.
heit mit meinen Arbeiten, eine Erwähnung meines Namens
in einer Ihrer Schriften mich auf das IcindHchfle erfreuen
würden. Dieser Wunsch (nicht der Eitelkeit^ nein des
edleren Stolzes) hat seitdem ich Jena verließ mich über
Meer und Land begleitet. Das ßefte im Menschen ift, was
man rein aussprechen darf und so gereut es mich auch
nicht, mich so vor Sie geftellt zu haben.
Der junge Voigt ift in einer Geiftesftimmung die zu dem
Naturfludium die vortheilhaftefte ift. Seine botanische Schrift
ift die glückliche Ausführung eines ph5'siologischen Princips^
dessen alles umgreifende Macht die Welt erft dann recht
fühlen wird, wenn Sic längft nicht mehr sein werden.
Dazu ift in Voigt eine glückhche Mischung des Einzeln-
beachtenden, des Empfundenen und des Abftracten. Die
Natur muß gefühlt werden, wer nur. sieht und abftrahirt^
kann ein Menschenalter, im Lebensgedränge der glühenden
Tropenwelt, Pflanzen und Thiere zergliedern, er wird die
Natur zu beschreiben glauben, ihr selbft aber ewig fremd
sein. In der Fähigkeit die Natur zu fühlen liegen Heil und
Unheil gepaart. Schweifen die Gefühle luild umher, so
entftehen Natiirlräiime, die Peft dieser lezten Zeiten!
Ich führe in diesem nüchternen Lande, mitten unter
dem leeren Treiben der Menschen, ein beschäftigtes, ein-
förmiges , in mich gekehrtes Leben. Ich bin von dem
Gefühle gepeinigt, nicht schneller vollenden zu können,,
was ich mir selbft schuldig bin. Meine Ansicht der Welt
ift trübe. Der Anblick einer großen Natur, Einsamkeit
der Wälder und der rege Wunsch ins Weite und Blaue
haben eine Stimmung in mir vermehrt, die nicht heiter
ift, mich aber nie im Arbeiten ftöhrt und meinen Muth
nicht sinken läßt. Meine Gesundheit, manichfaltige rheu-
matische Uebel (Folgen der Nässe der Wälder) ein etwas
lahmer Arm — von dem allen melde ich Ihnen nichts.
Mein Befinden wird besser sein , so bald ich erft wieder
in der heißen Zone lebe. Mein Project ift, mich nach dem
Gap einzuschiffen, an der Südspize von Afrika ein Jahr
A. V. Humboldt an Goethe. 87
zu bleiben und mich mit den südlichen Strömen zu be-
schäftigen ; dann nach Ceilon und Calcutta zu gehen, mich
in Benares, wo Caravanen von Lassa' ankommen, auf
Thibet vorzubereiten und dann weiter vorwärts nach Norden
einzudringen. Möge die äußere Lage der Welt meine
Pläne bald begünftigen.
Und Ihr großes optisches Werk , nachdem wir so
lange begierig sind? Ich höre daß der größere Theil
davon gedruckt ift. Lassen Sie es kühn vom Stapel laufen,
damit Sie Selbft noch die, sich doch nur langsam ent-
wickelnden Folgen einer solchen Unternehmung sehen
können.
Mit alter AnhängUchkeit und Verehrung
Paris, a l' Ohservatoire Rue St. Jaqiies Ihr
d } Jan. 1810. Alexander Humboldt.
71-
Cette lettre, mon respectable ami, Vous sera remise
par une personne qui est bien digne de jouir du bonheur
de vous admirer de pres et d'etudier tout ce que Votre
Musee renferme d'interessant pour l'histoire naturelle, la
Physique du Monde, les arts du dessein et la science des
Antiquites. Mr de St Aignan, Ministre plenipotentiaire pr^s
les maisons ducales de Saxe, Joint au gout des lettres et
ä une culture d'esprit tres distinguee, cette politesse des
manieres qui devient de jour en jour plus rare en Europe.
Je dois ä son ohligeante bonte des renseignemens precieux
qu'il avoit receuillis pendant son sejour en Russie. Je con-
nois trop Votre amitie pour moi pour ne pas pouvoir es-
perer que Vous ferez tout ce qui dependra de Vous, pour
mettre Monsieur de St Aignan en contact avec les savans
et les artistes distingues que Vous reunissez si souvent
dans Votre maison. J'ai passe un mois ä Vienne chez
mon frere. Jugez combien nous avons joui de la lecture
' Von Hbsa?
88 N'eue Mittheilungen".
de cette f^ie qui ofFre la peinture la plus animee d'un tems
plus heureux.
Paris ce 12 Janv. Alexandre de Humboldt
1H12
ä S. E Monsieur de Göthe Ministre et Conseiller prive
de S. A S. Mgr le Duc de Saxe Weimar ä Weimar.
[Ausser diesen drei Briefen und einem gleichgiltigen Billet
Humboldts an Baron v. Lindenau — alle von Goethe in der
Ecke rechts oben mit einem Vermerk für seine Autographen-
sammlung ausgestattet (»v.Humbolda, »Alexander v. Humboldt«,
»V. Humboldt (Alex.)«, »Humboldt (Alex, v.)«) findet sich noch
ein unadressirtes Briefchen vor, eiligst gekritzelt, während die
Briefe an Goethe ein bei A. v. Humboldt sehr seltenes Be-
mühen leserlich zu schreiben offenbaren.]
Voici la lettre et le livre que j'ose \'ous supplier,
Monsieur, de vouloir bien remettre ä Mr de Goethe. Je ne
saurois lui faire cet envoy sous de plus heureux auspices.
Veuillez bien en meme tems, Monsieur, faire hommages a
S. A R. le Grand Duc d'une petite gravure qui pourrait
offrir quelque interet a Son active curiosite. Quant aux
observations barometriques de TObservatoire de Paris elles
sont tres regulierement imprimees dans les Annales de Chi-
mie de Mrs Gay Lussac et Arago et le mois de Fevrier
doit se rrouver depuis longtems a Weimar et a Jena. Ce
Journal est des plus repandus le saisis cette occasion pour
Vous rinonveller, Monsieur, l'expression de ma haute et
aifectueuse consideration Humboldt
ce limdi
X. 7 Briefh B. G. Nif.buhrs.
73 '•
Berlin, den 10"" November iSii.
Mit der Blödigkeit des Bewußtseyns , jede unaufge-
forderte Darflelluno; seiner selbft vor einem Manne dem
' Die folgenden 7 Briefe aus der Autographensammlung: Nie-
buhr, B. G.
B. G. NiEBüHR AN Goethe. 89
man aufs befte ganz entbehrlich ift, sey eine Zudringlich-
keit, übersende ich Ew. Excellenz durch die Hoffmannsche
Buchhandlung den erften Theil meiner römischen Geschichte.
Damit trete ich unter die dichten Schaaren derer die Ihre
Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen suchen, und was ich
Ihnen über die Gefühle sagen könnte von denen ich zu
diesem leicht ganz vergeblichen Schritt bewogen ward,
würde für Sie keinen Werth haben, da Sie mich nicht
kennen, und müßte Ihnen, als eine Wiederhohlung von
Dingen die Ihnen auch von Unwürdigen vielfach geäussert
sind, vielmehr läftig seyn.
Ein Werk dessen Werth in schöpferischer Darfteilung
beftehen soll, könnte nur der Ihnen überreichen der weder
aus Ihren Dichtungen sein Ideal gebildet hat, noch ahnden
kann welches Ideal Ihrem Geifte vorschwebe. Auf solchen
selbftändigen Gehalt macht aber das meinise keinen An-
Spruch: hingegen wohl auf Verdienfte welche philologischen
Studien, einem unzerftreuten Blick, unabhängigem Urtheil,
angeftrengter Forschung, und einer in der mannichfaltigften
Verschiedenheit der Geschäfte und Weltverhältnisse ge-
wonnenen Kenntniß dessen was zur Geschichte wird, bey
hiftorischen Arbeiten erreichbar sind. Es ift wesentlich nur
Geschichtforschung : eine bisher trag vernachlässigte, oder
trag und ftückweise versuchte, in ihrem gesammten Um-
fang unternommen: und diese werden Sie nicht verschmähen.
Ich wünschte Ew. Excellenz die Gefühle der Bew-underung
und Ehrfurcht vernehmlich machen zu können mit denen
ich Ihrer gedenke: Ihr Wohlwollen würde für . mich eine
der höchften Gaben des Glücks sevn : Ihr Bevfall faft mehr
als ich von ihm zu erbitten wage. Niebuhr
Geheimer Staatsrath.
74-
Berlm, den 4"" Januar 18 12.
Die gütige Aufnahme deren Ew. Excellenz meine
hiftorischen Untersuchungen gewürdigt haben, hat meine
90 Neue Mittheilungen.
Hoffnungen so weit übertroffen, und mich gerülirt wie ich
es Ihnen ausdrücken weder kann noch möchte. Ihr Urtheil
macht mich über jedes andre gleichgühig, da ich weiß
daß die innern Grundlagen mit einer gewissenhaften Prüfung
und einer Wahrheit gelegt sind welche durch Controversen
jedem sichtbar werden müssen; die einzelnen Irrthümer von
denen die neue Bearbeitung, und die Zurechtftellung einer
so reichen Menge von Thatsachen dieser Art nicht frey
seyn können, mögen gerügt werden. Solche Berichtigungen
werden die Hauptgrundsäze nur fefter ftellen, wenn man
auch den Verfasser über den Mangel an einer gewissen
zunftnicissigen Gelehrsamkeit angriffe, wie mir schon ge-
äussert ifl:^ es hätte nicht blos auf die Quellen sondern auf
die antiquarischen Schriften der Neueren Rücksicht ge-
nommen werden müssen. Ihr Urtheil verbürgt mir daß
des Buchs Schicksal von diesen philologischen Chicanen
unabhängig ift.
Ihr Beyfall macht mich glücklich, wie ich niederge-
schlagen geworden wäre wenn ich dem Manne, dem ich
vor allen Zeitgenossen mit tiefer Bewunderung anhänge,
dessen Zeitgenosse zu seyn mich tröftet wenn die Zeit
sonft Unglück und noch mehr Herabwürdigung zeigt,
wenn ich diesem seiner Aufmerksamkeit gar nicht werth
geschienen hätte.
Darf ich Ihre gütigen Äusserungen als eine Erlaubniß
ansehen Ihnen einige Fragen zu thun die mir schon lange
auf dem Herzen liegen? Ich würde sie schon diesesmal so
genommen haben wenn ich für diese Gelegenheit freyere
Zeit gehabt hätte.
Ich lege Ihnen als Handschrift meines Vaters den An-
fang eines ungedruckten Aufsazes bev. Jezt ift er blind,
und schreibt mit irrender Hand.
Das Octavblatt ift aus einem Exemplar der Gryphischen
Ausgabe Politians genommen, dem Janus Bronkhusius, der
Herausgeber des Properz, vieles zu einer commentirenden
B. G. NiEBUHR AK Goethe. 91
Ausgabe beygeschrieben. Auch diese Notizen sind von
seiner Hand.
Der Nähme meines Freundes Savigny fehlte auf Ihrem
Verzeichnisse : Ihnen also auch die Handschrift dieses
seltnen und liebenswürdigen Mannes.
Aus Königsberg forderte ich von Freunden Autographa
von Kant und Hippel.
Möchte ich so glücklich seyn Ihr gütiges Wohlwollen
und Ihre günflige Meinung zu bewahren : und möchten Sie
immer die innige und einzige Liebe und Bewunderung mit
Güte aufnehmen mit der ich an Sie denke, und mich Ihnen
ehrerbietig empfehle Niebuhr.
75-
Berlin, den S'''" August 1S12.
Ich freue mich der guten Gelegenheit Ew. Excellenz
die beyliegenden Handschriften zu übersenden. Zwar von
Kant besizen Sie, wie ich höre, schon mehreres, obvv'ohl
sein Nähme in dem \'erzeichniß nicht vorkommt, und so
ift es vielleicht auch ungewiß ob Sie an dem interessanteflen
unter den übrigen Stücken etwas neues erhalten.
Diese sämtlich verdanke ich meinem Freunde Nico-
lovius. Ohne Zweifel hat auch Dr. Seebeck die Stücke
abgegeben deren Besorgung er übernahm. Dies ift aber
noch immer nur ein ärmlicher Beytrag, ja nicht einmal
ein hinlänglich redendes Zeugniß von meinem Wunsche
Ew. Excellenz zu verschaffen was Sie wünschen. Mir selbft
hat es in einem, bis vor kurzem in einem ganz andern
Beruf vergangnen, Leben faft ganz an persönlichen Ver-
bindungen, noch mehr am Briefwechsel, mit Gelehrten
und Schriftftellern gefehlt: es schien mir Freyheit von
einer Bürde, und jezt zuerft, indem ich nichts für Ihre
Sammlung vorfinde, verdrießt es mich.
Vor einem Monat ift der zweyte Band meiner Ge-
schichte für Ew. Excellenz nach Weimar an die Buch-
handlung abgeschickt. Ich fürchte daß Sie zu vieles in
92 Neue Mittheilungen.
die hiftorische Erzählung aufgenommen finden werden:
daß Sie die Ausführlichkeit der Untersuchungen tadehi
sollten fürchte ich nicht. Und wie Ihr Beyfall mir Be-
ruhigung geben würde wenn auch ganz Deutschland gleich-
gültig bliebe, so ift es auch wohl verzeihlich wenn ich
Sie, der Sie mir so grosse Güte geäussert haben, auch um
die bitte demjenigen Theil des Werks Ihre Aufmerksamkeit
zu schenken der vielleicht jeden Leser am meiften ermüden
wird: der Abhandlung über das agrarische Recht. Denn
diese ift die Frucht der mühseligften Arbeit : und gewiß
unumflößlich erwiesen. Viele Ansichten des erften Bandes
haben in dem zweyten schärfere Beftimmtheit erhalten :
vielleicht ift jezt manches erwiesen was, nach der erften
Aufftellung Hypothese genannt werden mochte. Gewöhn-
lich haben sich mir die Beweisftellen erft nach der Hand
herbeygefunden, wann die Überzeugung auf eine nicht zu
demonftrirende Art schon unerschütterlich feftftand. Ich
weiß nicht ob das Publicum sich überzeugen lassen wird,
für mich selbft hat die Ansicht von der Geschichte der
römischen \^erfassung , wie sie nun bis zum Jahr 417
gegeben, und für die folgenden Jahrhunderte entworfen
ift, eine so unerschütterliche Gewißheit als ob sie von
gleichzeitigen Zeugen niedergelegt wäre.
Daß die Mängel des Ausdrucks nicht geflissentlich
entftanden sind, daß ich mich nicht anders ausdrücken
konnte als jedesmal geschehen ift, davon bitte ich Ew.
Excellenz überzeugt zu seyn. Der Meifter der wie keiner
in unserer Sprache Tiefe und Klarheit verbindet, und Kraft
mit Milde, vor diesem muß man erröthen dunkel und hart
zu schreiben. Von diesen Fehlern weiß ich mich freylich
nicht frey: sie würden vielleicht geringer erscheinen wenn
die Interpunction mehr ausdrücken könnte.
Ew. Excellenz haben meine erfte Arbeit mit so grossem
Wohlwollen aufgenommen daß ich jeden Eindruck abzu-
wehren suchen möchte der ihrem \"erfolg dies Glück
mindern könnte. Es wird nicht fehlen daß Viele an diesem
B. G. NiEBUHR AN Goethe. 93
neuen Bande als an einem demokratisch republikanischen
Buche Argerniß nehmen werden. Ich habe, seit der Jugend,
in der alten Geschichte gelebt, wenn immer (was oft
Jahrelang der Fall nicht war) ich mich mit Büchern an-
ftatt mit Geschäftspapieren umgeben konnte : ich habe
jezt die römische Geschichte mit dem Gefühl eines Zeit-
genossen geschrieben, und anders sollte man wohl keine
verflossene Geschichte schreiben. Die politischen Grund-
säze sind hier, und sie werden es in der Fortsezung seyn,
die, welche, hätte ich als römischer Bürger gelebt, in
jedem Zeitalter meine Grundregeln für das Handeln ge-
wesen seyn würden. Ich hoffe nie zu loben wobey mir
das Herz nicht warm ifl:, und was ich nicht als Zeitgenosse
mit ganzer Kraft gutgeheissen und unterftüzt haben würde.
Im vierten und im siebenten Jahrhundert Roms mußte der
gute Bürger ein faft entgegengeseztes Syftem von Maximen
und Gefühlen haben. Und hier ärgern mich die Schrift-
fteller welche mit einer armseligen Allgemeinheit die Be-
gebenheiten aller Zeiten drehen und zwingen, damit sie
sich unter ein Paar Gemeinsprüche fügen, und die dann
von einem allgemeinen Zeugniß der Geschichte aller Zeiten
reden. So ärgern mich auch die bürgerlichen Lohredner
des Adels und der Monarchieen, die einen Ton von My-
flicismus anflimmen und vornehm thun; während ich
mich immer sehr wohl mit dem eigensinnigften gebohrnen
Ariftokraten vertragen, und die Privilegien des Adels so
aufrichtig vertreten habe daß ein Theil der Ritterschaft
einer Provinz mich zu ihrem Deputirten erwählen wollte.
Verzeihen Ew. Excellenz daß ich Ihnen solche Dinge
erzähle, aber es würde mich bekümmern von Ihnen ver-
kannt zu werden. Niemand könnte die Idee lächerlicher
finden in unsern morschen Staaten repräsentative Formen
einzuführen: aber wenn wir unfähig sind griechische Tra-
gödien oder ariftophanische Komödien zu schaffen , darf
1^ man sich denn nicht freudig in das Volk und jenes Zeit-
alter hineindenken wo sie freudig und kunfllos aufwuchsen?
94 Neue Mittheilungen.
Anftatt Ew. Excellenz von mir zu reden, redete ich
Ihnen tausendmal lieber von Ihnen und von meinem Gefühl
für Sie. Aber dazu versagt mir die Feder den Dienft, und
es kommt mir unbescheiden vor Ihnen mit Worten auch
aus dem innerften Herzen zu sagen was ftrenge Wahrheit
ift. Hätte ich einfl noch das Glück Sie zu sehen, dann
würden Sie es in meinen Blicken lesen, und so könnte es
Ihnen nicht lältig seyn. Geftatten Sie nur die Äusserung
daß Sie zu sehen, wie Italien und Griechenland zu besuchen
mein liebfter Wunsch ift: ich bin es schon an sich recht
wohl zufrieden in dieser ftürmischen Zeit zu leben : aber
Ihr Zeitgenosse zu seyn und Sie persönlich kennen lernen
zu können läßt mich die Zeit lieben.
Nehmen Sie diesen Brief und das Buch mit gleicher
Güte auf wie den erften Schritt den ich wagte mich Ihnen
zu nähern, und genehniigen Sie die Ehrerbietung womit
ich mich Ew. Excellenz Wohlwollen empfehle.
Niebuhr.
76.
Seitdem die Fortsezung der römischen Geschichte durch
die öffentlichen Begebenheiten, welche mich fortgerissen,
und dann durch persönliche zerftörende Schicksale, Verlufl:
und Gram unterbrochen worden, habe ich keine Gelegen-
heit gefunden, oder passend geachtet Ew. Excellenz meine
Verehrung zu äussern. Möchte mein, Ihrer Aufmerksam-
keit so lange entrücktes Andenken, Ihnen, da ich mir es
zu erneuern erlaube, mit gleichem Wohlwollen und gleicher
Gunfl: wieder bewußt werden !
So lange ich erwartete in Deutschland fortzuleben be-
ruhigte ich mich immer mit der Hoffnung das nächfte Jahr
könne eine Gelegenheit herbeyführen Sie zu sehen. Jezt
da ich nach Italien gehe, wahrscheinlich um nie wieder
über die Alpen zurückzukehren, hört diese Täuschung auf.
Ich habe auf verschiedenen Wegen zu erfahren getrachtet,
aber vergeblich, wo Ew. Excellenz sich in den nächften
Monaten aufhalten würden, um meine Straße darnach zu
B. G. NiEBUHR AN Goethe. 95
wählen : ich trete meine Reise vielleicht um vierzehn Tage an,
vielleicht mehrere Wochen später, und es fteht in meiner
Wahl sie durch Tyrol oder durch die Schweiz, und den
Rhein hinauf zu nehmen. Verzeihen Sie daß ich mir er-
laube Sie zu bitten die Güte haben zu wollen mir wissen
zu lassen wie Sie sich die beyden nächften Monate in Hin-
sicht Ihres Aufenthalts eingetheilt haben.
Ich weiß wohl daß wenn Jedermann Ihnen solche
Anfragen thun wollte, Sie mit Recht ungehalten werden
w^ürden: Sie haben mich aber selbfl veranlaßt zu hoffen
daß Sie es mir wxnigftens aus diesem Grunde nicht zur
Unziemlichkeit rechnen werden. Könnten Sie nicht viel-
leicht mir sogar Aufträge für Italien zu geben haben ?
Ich gehe dorthin mit der sichern Erwartung einer uner-
meßlichen Nachlese für lebendige Anschauung des römischen
Alterthums und der folgenden Zeitalter Italiens, des longo-
bardischen und ftädtischen : vielleicht geHngt es mir noch
das unbetretene Sardinien zu besuchen : die einzige Gegend
wohin die allgemeine Zertrümmerung der morschen In-
ftitutionen in denen w-ir noch geboren worden sich nicht
erflreckt hat, und wo, dem Wesentlichen nach, Verfassung,
Geseze und Sitten nicht mehr als die Sprache selbft von
dem abgewichen seyn w^erden was sie vor sechs Jahr-
hunderten waren. Auch von den Bibliotheken läßt sich
zuversichtlich noch manches erwarten. Die Mailändischen
Entdeckungen bewähren aufs Neue den von Ihnen erneu-
erten Spruch : w-as man in der Jugend w^ünscht hat man
im Alter die Fülle : glücklich wer nicht in beyden Fällen
ein Spiel der neidischen Dämonen war, daß er in der
Jugend den Schmerz des unbefriedigten Verlangens, im
Alter den erduldet zu fühlen wie ohne Vergleich mehr er
Genuß gehabt hätte wenn das tückische Schicksal ihm zu
rechter Zeit gegönnt was ihm gebührte. Ich habe es
längft erwartet daß mit leidlichem Glück und mit Fleiß
noch viele Stücke der römischen Litteratur aus über-
schriebenen Pergamenten, wie die Kunflwerke aus dem.
96 Neue Mittheilungen.
Schutt, würden hervorgezogen werden können. Die Vati-
cana kann in dieser Art nicht geringere Ausbeute gewähren
als die ambrosianische BibUothek, und wir wollen den
Fund der sich ergeben wird würdiger benuzen als der Ita-
liäner, welcher in den ciceronischen Reden wie im Fronto
die Blätter in ganz unrichtiger Folge geordnet hat. Ich
habe daher diesen lezten Schriftfteller von der falschen
Zusammenftellung seiner Bruchftücke befragt, und wie es
die innere Evidenz und manches sichere Merkmal geboten,
in Ordnung gebracht, auch manches aus der Geschichte
seiner Zeit angemerkt. Die Ausgabe, welche daraus er-
wachsen, wird hoffentlich noch vor meiner Abreise weit
genug gediehen seyn daß ich sie Ew. Excellenz übersenden
oder überreichen könne. Wer einen classischen und geifl-
reichen Schriftfteller erwartete, findet sich getäuscht : be-
gnügt man sich aber mit dem was an ihm zu lernen und zu
beobachten ift, so wird man den Fund nicht verachten, theils
weil Reliquien von Marcus Aurelius und was die Notizen
über ihn näher beftimmt und erläutert, doch wahrlich Werth
haben, und theils weil es anschaulich wird wie lange noch
kein Jahrhundert nach Tacitus die römische Litteratur ganz
erloschen seyn konnte.
Ihnen, der Sie der Geschichte des geiftigen Lebens
jeder Art nachforschen und sie durchschauen, wird auch
diese formlose Masse von Bruchftücken nicht uninteressant
vorkommen, wiewohl sie sich zum klassischen Alterthum
verhält wie ein Schutthaufen schlechter Backfteine zu den
Tempelruinen von Griechenland und Ägypten.
Ich empfehle mich Ew. Excellenz mit wahrhafter Ehr-
erbietung und tieffter Ergebenheit
Berlin, den i^"' ApriJ 1816. Niebuhr.
77-
Berlin^ den ij"" Junii 1816.
Ew. Excellenz freundliche Beantwortung meiner Er-
kundigung über den Ort wo ich das Glück zu suchen
B. G. NiEBUHR A\ Goethe. 97
hätte Sie vor meiner Abreise aus Deutschland persönlich
kennen zu lernen war mir um so erfreulicher da Ihnen
mein Besuch, wenn Sie mir Aufträge geben wollen, nicht
überläftig se3'n kann. Um so viel mehr lag mir nun auch
daran so zeitig von hier abgefertigt zu werden daß ich zu
Weimar vor der von Ihnen ausgesprochenen Epoche ein-
treffen könne. Leider aber ift das nicht geschehen, und ich
habe nur die Hoffnung vor Ende des Monats abgefertigt
zu werden. Dann aber werden Ew. Excellenz Weimar
schon verlassen haben.
Da Sie einmal verziehen haben daß ich Sie ohne
Umwege befragt luo ich Sie finden würde, so werden Sie
sicher auch der zweyten Anfrage verzeihen, ivo ich Sie
von Johannis an, den Lauf des Sommers hindurch anzu-
treffen erwarten dürfe ? Es müßten so schwere als ver-
drießliche Hinderniße seyn die mich abhalten könnten
meinen Weg darnach zu richten.
Aufträge und Aufforderungen zu Untersuchungen werde
ich mit wahrer Dankbarkeit annehmen. Sie werden mir
dadurch das Leben in Italien bereichern : und sehr verehrte
Personen können nichts gefälligeres erzeigen als Gelegen-
heiten ihnen irgend etwas erwünschtes zu verschaffen. Wie
erfreut mich die Hoffnung Ihnen berichten zu können!
Haben Sie von den sehr alten Gemälden Nachricht
die im Hamburger Dom vorhanden waren als diese Stadt
selbft (1804) ihn zum Abbrechen verkaufte, u. die auf den
Trödel gekommen sind? Der sei. Otto Runge kaufte
einige davon, die ich vor 7 Jahren nur einige Minuten lang
sehen konnte. Die Lübecker Kirchen, besonders U. L. Fr.
haben vortreffliche Sachen, aus dem ij^''" JH. — der Dom
ein noch älteres. Lübeck ift an alten Kunftwerken reich,
weil weder die Übertreibung nach der Reformation noch
der 3oiährige Krieg dort verwüftet. Woher aber die Kunft
dort? Einheimische, oder verschriebene Werke? Lohnte
es nicht der Mühe daß Sie jemandem dort auftrügen Ihnen
Berichte zu senden? Holzschnitzkunft, großer Gruppen,
GoKTHE-IsilrBUCH VIII. -
98 Neue Mittheilukgex.
zum Theil vortrefflich ift in unsern niedersächsischen
Gegenden einheimisch gewesen : von genannten Malern
wenigftens ift kein Andenken.
Mehrere Freunde haben einen ausgearbeiteten Plan zur
Einrichtung deutscher hiftorischer Gesellschaften dem Mi-
nifterium vorgelegt: durch die Arbeit derselben würde das
nächfte Geschlecht den unermeßHchen Stoff übersehen
können: dem gegenwärtigen soll realer Inhalt dargeboten
werden um es von leeren Träumen und vom Großthun der
Knabengelehrsamkeit abzuwenden, die jezt im Altdeutschen
sich so groß macht. Wenn Hoffnung ift den überreichten
Vorschlag zur Wirklichkeit zu bringen, w^erden die Zurück-
bleibenden — ich bin alsdann schon fern — denselben
Ihrer Gunft empfehlen.
Ich habe ein Exemplar meines Fronto durch eine Buch-
handlung an Ew. Excellenz geschickt. Es ift mir sehr er-
freulich daß Sie auch die »Kupferpfennige« in der alten
Litteratur nicht verworfen haben wollen.
Lassen Sie mich Ihnen empfohlen bleiben, wie ich
Ihnen mit der tiefften Ehrerbietung und AnhängUchkeit
ergeben bleibe. Niebuhr
78.
Das Werk welches ich die Ehre habe Ew. Excellenz
hiemit zu übersenden, war so glückUch in seiner erften
Ausgabe, vor fünfzehn Jahren, sich Ihres Beyfalls zu erfreuen.
Kein andrer konnte für mich einen so hohen Werth haben.
Sie ermaaßen und würdigten die wesentliche Richtig-
keit und Fruchtbarkeit der Hauptgedanken und der Unter-
suchung. Auch haben diese vollkommen über den ver-
alteten Wahn gesiegt; doch die Ausführung war noch sehr
mangelhaft und unvollkommen; die ganze seitdem ver-
lebte Zeit ift, mittelbar und unmittelbar, der Vollendung
förderlich geworden.
In dieser Geftalt überreiche ich es Ihnen aufs Neue,
mit dem angelegentlichen Wunsch, und mit fefter Hoft-
G. NiEBUHR AN Goethe. 99
nung, daß das vollendete Werk Ihnen auch wegen dessen
was es ift, wenn das entworfene oft wegen dessen was es
anftrebte, gefallen werde. Weit mehrere Räthsel finden sich
hier gelößt, und Ew. Excellenz Interesse für Roms Locali-
täten wird die Darlegung der allmählichen Entftehung der
Stadt beachten.
Möchte das Schicksal einmal meine Wünsche und Pläne
Sie zu sehen gelingen lassen! und möge Ihnen die Huldi-
gung meiner Verehrung und Ergebenheit nicht ganz gleich-
gültig seyn,
Bonn, den 18"" Januar 182J Niebuhr.
79-
Bonn, den if"' December i8)0.
Für den zweyten Theil der römischen Geschichte darf
ich voraussezen daß Ihre Zufriedenheit mit dem erften
ihm ein günftiges Vorurtheil bereitet hat. Sie werden darin
den nämlichen ungekünftelten Sinn für Wahrheit, das näm-
liche Streben nach Überzeugung finden: und wenn es
Sie nicht abschreckt daß es sich hier um kleinlichere Be-
ftimmungen handelt als in jenem; daß allerdings die in
der Verfaßung eingetretenen Veränderungen etwas gering-
fügigeres sind als die Grundlagen, welche auch vielen
andern Völkern gemeinschaftlich waren, die Herflellung
annahftischer Berichte unerfreulicher ift als die der alten
Sagengedichte, — so darf auch dieser Theil auf Ihren
Beyfall rechnen. Wer wird sich mehr als Sie erinnern
was jede Sache nach ihrer Art sevn kann und soll ? Möchten
Sie urtheilen, daß für Ihren Sinn die Erzählungen von
Cincinnatus und Coriolanus richtig aufgefaßt sind, daß eine
glaubhafte in sich ftimmende Geschichte hergeftellt sey:
dann -werde ich mich reichlich für die unermeßlichen
Mühseligkeiten der Bearbeitung belohnt finden.
Ihre ÄuiTerungen über den vorhergehenden Band haben
mich mehr als irgend ein sonft gebrachtes Lob erfreut.
Werden Sie mir glauben daß nach dem funfzigfi:en Lebens-
7*
I
Neue Mittheilungen.
jähr jugendliche Blödigkeit mich zurückgehalten Ihnen
dafür zu danken, und die Bitte zu äußern daß Sie Ihr
Urtheil, gerade wie Sie es mir geschrieben, bekannt machen
möchten? Überhaupt aber bin ich furchtsam Ihnen zu
schreiben : und so habe ich den Dank für Ihre Geschenke
ftillschweigend gedacht.
Für den Fall daß meine kleinen Schriften Ihnen nicht
übergeben wären, erlauben Sie mir beygehend noch ein
Exemplar zu senden : verzeihen Sie daß es unansehnlich
ift. Darf ich Ihnen meines Vaters Leben — dann die Ab-
handlung über Curtius und Patronius, (S. 305), die Ge-
schichte der Stadt Rom, (S. 417) und die darauf folgenden
kleinen Aufsäze zum Ansehen empfehlen ?
In meines Vaters Leben werden Sie finden daß er in
seinem hohen Alter einen Blutfturz hatte wie der welcher
uns für Sie vor ein Paar Wochen in ängflliche Sorgen
sezte : — aber jener gab mir und den meinigen Zuversicht,
da mein Vater sich darnach weit besser befand. Mögen
Sie uns lange , lange erhalten bleiben ! So lange Sie,
als gegenwärtige Gottheit, in unsrer Mitte verweilen, fteht
der Barbarey und Ausartung eine Macht entgegen, nach
deren Verschwinden alles unter ihre Gewalt fallen würde..
Das Urtheil in meiner Vorrede über die Zukunft hat
Vielen Ärgerniß gegeben, die da glauben, es sey eine
herrliche Zeit : ich glaube nicht daß Sie es irrig finden,
noch zweifeln daß wir der rohften und widerlichften Bar-
barey grade entgegen gehen.
Die gräßliche Zeit, welche uns bald flüchtig zu werden
erwarten läßt, hat mich über das eben vollendete Werk
gleichgültig gemacht; daher die verspätete Zusendung.
Genehmigen Sie meine unbeschränkte Verehrung, Liebe,,
und Ergebenheit. >j* K h
Darf ich Sie bitten Prof. Göttling meinen Dank iür
seine freundliche zwiefache Beurtheilung zu sagen.
Savigny an Goethe. IOI
XL Ein Brief Savignys.
80.
Berlin 10. Okt. iS)i.
Von ihrer lezten Durchreise durch Weimar hat mir
meine Frau mit gerührter Freude geschrieben. Sie so heiter
und rüftig zu finden, und mit so viel Güte von Neuem
von Ihnen aufgenommen zu werden, hat ihr einen tiefen
Eindruck gemacht, und dieser hat sich durch die bloße
Erzählung auch mir mitgetheilt, denn wer unter uns, wenn
er nicht gefühllos ift, könnte wohl anders als mit dankbarer
Verehrung Ihrer gedenken?
Daß ich dieses Gefühl so offen vor Ihnen ausspreche,
dazu veranlaßt mich eine Ihrer Äußerungen, die mir gleich-
falls von meiner Frau hinterbracht worden ift. Sie hatten,
so erzählt sie, Ihre Gedanken über Niebuhrs Geschichte
zum Zweck der Mittheilung niedergeschrieben, als dieser
mein unvergeßlicher Freund durch den Tod hinwegge-
nommen wurde : ein Verluft für die Wissenschaft, welcher
schwerlich je ersezt werden wird, da in ihm Eigenschaften
vereinigt waren, welche faft niemals in dieser Mischung
zusammen gefunden werden. Er hat mir die Sorge für
5eine Kinder anvertraut, seinem Werk habe ich von jeher
sehr nahe geftanden, und ich hoffe, daß in einer nicht ent-
fernten Zeit der dritte Band aus den hinterlassenen Papieren
wird herausgegeben werden können. Daher erlaube ich
mir nun die Frage ob mir wohl Ihre Gedanken mit der
Erlaubniß mitgetheilt werden möchten, sie als Vorwort
oder Zugabe zum dritten Bande bekannt zu machen? Dieses
lebhaft zu wünschen beftimmt mich nicht nur mein eigenes
Interesse, so wie das Interesse Aller, die an der Sache
' Antheil nehmen, sondern auch das Bewußtseyn, daß mein
hingeschiedener edler Freund, wenn er selbfl mit dieser
Gabe und dieser Erlaubniß erfreut worden wäre, dadurch
in solchem Grade würde beglückt worden seyn, wie durch
keine andere mögliche Frucht seiner Arbeit.
102 Neue Mittheilungex.
Es kann mancherley Gründe geben, wodurch Sie be-
ftimmt werden mögen, mir diese Bitte zu versagen, und
sie selbft könnte daher vielleicht als unbescheiden gelten,
wenn nicht eben das Gefühl, das der Verftorbene, wie ich
weiß, ftets gegen Sie gehegt hat, mir zur Entschuldigung
diente. Es ift aber kaum nöthig hinzu zu fügen, daß ich
mir auch die einfache Verneinung, ohne alle Gründe, ge-
nügen lassen werde.
Wie auch Ihre Entscheidung ausfallen möge, so freue
ich mich dieser Veranlassung Ihnen die innige Liebe und
Verehrung aussprechen zu können, die mich, seitdem ich
an dem geifligen Leben unsrer Nation Antheil nehme, erfüllt.
Savign}'.
Anmerkungen der Herausgeber,
eingeleitet durch einen Brief Erich Schmidts an den Herausgeber
des Jahrbuchs.
Verehrtester Herr College !
Die Spenden, welche dem nächsten »Goethe -Jahrbuch«
aus dem Archiv geboten werden, zerfallen in zwei Abthei-
lungen, und weder die eine noch die andere hat der Zufall
zusammengerafft. Stimmen aus England, Frankreich, Italien
und Scandinavien bilden zu Ehren des grössten Vertreters der
Weltlitteratur einen internationalen Chorus, in welchem neben
der Antwort auf W. Scotts behagliches Sendschreiben, den
jugendlichen Ergüssen Oehlenschlägers, dem gewandten Ge-
plauder der Stael und der selbstbewussten Huldigung Ugo
Foscolos, der nun selbst die litterarische Abkunft seines Ortis
bezeugt, Manzonis schon bekannter Brief nicht fehlen durfte,
zumal da die neueren Goethe-Ausgaben den Urtext über Bord
geworfen haben. Auf Briefe der Herderschen Familie folgen
Urkunden aus dem Schillerschen Kreise, die zur willkommenen
Ergänzung der von Bratranek sowohl in besonderen Bänden
als auch im »Jahrbuch« gegebenen jMittheilungen dienen.
Schillers Gattin, Körner, die beiden Humboldt. Den Schluss
bilden Briefe Niebuhrs, zu dem von W. v. Humboldt manche
Anmerkungen der Herausgeber. 103
Brücken führen, und ein auf Goethes Verhältniss zu Niebuhr
bezügliches Schreiben Savignys.
Ohne jede Schuld an der lückenhaften Veröffentlichung
der Humboldtbriefe u. s. \v. ist Bratranek, der mit erblinden-
den Augen in Krakau und in seinem Klosterzimmer zu Brunn
das entzifferte, was ihm Goethes Enkel zusandten. Sie aber
lebten der Überzeugung, in den auf v. Müllers Geheiss neu
angelegten, nach Personen geordneten Correspondenzbündeln
sei alles wesentliche erschöpft, und warfen erst spät einen Blick
in die vielen Quartalhefte. Diesen und der Goetheschen Auto-
graphensammlung habe ich wesentlich das diesjährige Material
entnommen. Anderes, wie Niebuhrs Briefe, fand ich schon
ausgesondert und vollständig vor. Die Arbeit alles auf seine
Neuheit hin zu prüfen, Undatirtes richtig einzureihen und die
nöthigen Erläuterungen beizufügen bleibt Ihnen bis auf ganz
Weniges aufgespart, da an das Archiv andere Aufgaben un-
gestüm pochen. Nur habe ich den Nummern aus den Quartal-
heften, welchen Müller und seine Leute viele hundert Stücke
leider unvollständig und ohne jede Notiz entrissen haben,
immer ein ungefähres Datum beigefügt, wie es aus der Nach-
barschaft, oft freilich sehr unsicher, zu erschliessen war.
Sämmtliche Stücke durfte ich der Frau Grossherzogin zur
Prüfung und endgiltigen Auswahl vorlegen.
Weimar, Juni 1886. Erich Schmidt.
[Die Anmerkungen unter dem Text der Briefe, z. B. S. 11,
65, 67, 78, die Bemerkung im Text S. 88, sind von E. Schmidt;
einzelne Andeutungen desselben sind im Folgenden benutzt;
sonst rühren die folgenden Bemerkungen von mir her, ausser
denjenigen zu den Herder-Briefen, welche B. Suphan beige-
steuert hat. L. G.]
[Goethes Brief an Walter ^cott liegt in einer Abschrift vor;
sie war bisher theils durch eine Copie aus Müllers Archiv, theils
durch eine Rückübersetzung aus dem Englischen unvollkommen
bekannt (vgl. Strehlke II, 218). W. Scotts frischer Brief, der die
Antwort auf unser Schreiben bildet, befand sich unter Goethes
Autographen und ist von da — ich weiss nicht wann — verschwun-
den, so dass wir auf die stellenweise recht steife Verdeutschung
Eckermanns angewiesen sind, die er in den Gesprächen III,
119 — 121, unter dem 25. Juli 1827 mitgetheilt hat. E. S.]
Über den Brief s. Eberty, Walter Scott, Breslau 1860,
IL 190. Scott musste sich ihn vorlesen lassen, weil er die
deutschen Buchstaben vergessen hatte. Er beantwortete ihn,
weil er entzückt von demselben war, obwohl er sonst den
Grundsatz hatte, Briefe ausländischer Literaten niemals zu
erwidern.
104 Neue Mittheilungen.
I, No. 1—4. Die Briefe der Frau v. Stael bilden eine
Ergänzung zu den im G.-J. V, S. 112 — 132 mitgetheilten.
No. I ist die erste Ankündigung der Reisenden ; die Antwort
Goethes auf dieselbe a. a. O. S. 113. No. 2 mit seinem herben
Urtheil über Berlin und die Berlinerinnen besonders characte-
ristisch ; wichtig auch wegen der Bemerkungen über die Brüder
Schlegel, der Urtheilsänderung, die sich in Betreff derselben
vollzog. Das Original von No. 2 gehörte Goethes Autographen-
sammlung an. Nr. 3 muss ins Jahr 1805 gesetzt werden, da
die Schreiberin in diesem Jahre in Italien war. Auch die An-
spielung auf die Kaiservvahl und Krönung Napoleons führt
auf dieses Jahr. Später als 1804 könnte er nicht sein, da in
diesem Jahr Frl. v. Göchhausen (Geghausen) starb. Ben-
jamin = Benjamin Constant. Von einer damals geplanten
Reise Goethes nach der Schweiz ist nichts bekannt. Die
Antwort auf No. 5 — schon von Strehlke verzeichnet — ist
aus Carlsbad 26. Mai 1808. Sie beginnt mit den Worten:
»Wenn diesmal durch mancherley Zusammentreffendes«.
Goethe bedauert die Adressatin zu verfehlen. Er freut sich
des Frühlings und der ländlichen Einsamkeit, die er geniesst
und kann, da er diese nicht verlassen mag, der Aufforderung
Frau V. Staels nicht willfahren , sie in Dresden zu treffen.
»Geben Sie ja bald Ihre Bemerckungen über uns ehrliche
Deutsche ! Wir verdienen durch den guten Willen einer
freundlichen Nachbarinn und Halb-Landsmännin aufgeregt,
ermuntert zu werden und uns in einem so lieben Spiegel
zu beschauen. Erlauben Sie mir sodann, was ich so gern
schon nach gelesner Corinna gethan hätte, meine lebhafte
Theilnahme an Ihnen selbft und Ihren Arbeiten, meine Ver-
ehrung, meine Bewunderung auch einmal schriftlich und um-
ftändlich vorzulegen«. — Mitgetheilt von R. Keil in der Allgem.
Oesterr. Lit.-Zeitg., i. Mai 1886, No. 4, S. 2-^3.
II, No. 5. Von persönlichen Beziehungen Ugo Foscolos
zu Goethe war bisher nichts bekannt. Goethe hat sich über
diesen seinen Nachfolger, in seinen Werken und Gesprächen
niemals ausgesprochen, um so mehr hat die Goethe-Literatur
auf ihn Rücksicht genommen : es gibt wohl kaum eine neuere
Schrift, die über den »VVerther« spricht und nicht der italieni-
schen Nachahmung Foscolos, der Ultime lettere di Jacopo
Ortis, gedenkt (vgl. z. B. G.-J. VII, 373. 374. 391). Die Werther-
Übersetzung, deren Foscolo hier gedenkt, von Antonietta Avesi
ist nicht bekannt ; die italienischen Übersetzungen, die Foscolo
hier im Auge haben kann, sind die von Antonio Grassi, Cor-
rado Ludger, Michel Salom (vgl. Appell, 3. Aufl., S. 290. 291).
Der ebenerwähnte Grassi ist wohl nicht derselbe, der in den unten
mitgetheilten Briefen Körners vom 29. Mai 1797 und 16. Mai
1802 vorkommt. Beachtenswerth ist, dass zur Zeit, da unser
Anmerkungen der Herausgeber. 105
Brief geschrieben wurde, nur der erste Theil des Romans ver-
öffentlicht und wohl auch geschrieben war ; der zweite Theil
erschien erst 181 5. Antonictta Avesi kommt als Adressat in
Foscolos epistolario (hgg. von Orlandini und Mayer, 3 Bde,
1852 — 54) überhaupt nicht vor; vielleicht ist sie die donna
gentile, an welche von 181 2 an viele Briefe gerichtet sind.
III, No. 6. Der Brief Alessandro Manzoni's bezieht sich
auf Goethes Beurtheilung von Manzonis II conte Carmagnola.
Da diese Beurtheilung in »Kunst und Alterthum« erschienen
war, so Hess Goethe daselbst unsern Brief in Übersetzung ab-
drucken (IV. Bd., I St., S. 98 — loi). Diese Übersetzung ist
in die Ausgaben von Goethes Werken übergegangen (Hempel
29, 649). Nur die A. 1. H. 38, 292 — 294 hat auch den ita-
lienischen Text mit einigen kleinen Versehen. Was Goethe
über Manzoni dachte, hat er in seinen zahlreichen Aufsätzen
über denselben (Hempel Bd. 29) ausgesprochen: in vielen
Briefen hat er seiner Bewunderung offen Worte geliehen (vgl.
auch den unten folgenden Brief an Streckfuss). Durch seine
vortreffliche Übersetzung der Ode auf den 5. Mai suchte er
den Dichter zu ehren. Zur Erkenntniss der zwischen beiden
bestehenden Beziehungen (Briefe Goethes an Manzoni sind
bisher nicht bekannt geworden ; dass solche existirt haben
müssen, geht z. B. aus G.-J. I, 425 hervor) — derG.-J. VII,
385 angeführte Aufsatz ist unbedeutend — gibt ein Brief des
Kanzlers Muller an Manzoni (Weimar 15. August 1832) einen
erwünschten Beitrag, den Herr Leonello Senigaglia bei dem
Enkel Manzonis, Herrn Pietro Brandilla. abgeschrieben hat.
(Ich verdanke ihn der gütigen Vermittlung des Herrn Prof.
Erich Schmidt.) Ich theile nur das Stück des Briefes mit, das
sich auf Goethe bezieht.
„Gewiß, ich weiß es, hat der ungeheure Verlufl, der
uns am 22*^" März dieses Jahres traf, auf Sie tief erschüttert.
— — Doch wer könnte sich entwöhnen, ///// als lebendig,
wirksam, gegenwärtig immer fort zu denken V
Ift es doch auch Er und die gemeinsamen Gefühle für
Ihn, die mich in wenig Stunden Ihnen, theurer Mann I so
viel näher gebracht haben, wie sehr ich auch schon früher
Ihrem Geifte huldigte.
Sey mir verflattet Ihnen durch Herrn [Hofrath] Voigt
[aus Jena] ein treues Bild Goethe's aus seinen früheren
schönften Tagen zu- senden, und ein Büchlein beizufügen, in
welchem ein jüngerer Freund die letzten Lebensumftände
des Verewigten zusammen geftellt hat, und in welchem Sie
auch den Epilog finden , den ich , in Mitte schmerzlichfter
Aufregung, zur Trauerfeyer dichtete. Sie werden nicht zürnen,
hoffe ich. daß ich in Goethes Ehrenkranz auch eine Blume, aus
Villa Brussi, [Manzonis Wohnung] zu verflechten mir erlaubte«.
I06 Neue Mittheilukgex.
Nach Drucklegung der ersten Bogen fanden sich unter
Handschriftenconvoluten aus dem Goethehause zwei eigen-
händige Brouillons zu Empfehlungen an Manzoni , die an
dieser Stelle einen Platz verdienen :
I.
Mr. Manzoni voudra bien acceuiller avec honte et
confiance Mr. le Fr. Göttling B. de 1. A. J. qui le saluera
cordialement de la part d'un ancien ami G.
2\
AI Sigre Manzoni | sia henvcnuto ' II Figlio di Goethe |
col stio Compagno | il Dr. Eckermann
che portano | mille sahitationi [ cordiali
Weimar Qoe^I.e ^
d Apr
iS]0
Weitere Mittheilungen, die Herr Leonello Senigaglia in
Aussicht stellte, sind mir leider nicht rechtzeitig zugegangen.
Über die freundliche Aufnahme, die Kanzler Müller bei Man-
zoni gefunden hatte, vgl. auch G.-J. IV, 192.
IV. No. 7. 8. Oehlenschlägers Beziehungen zu Goethe
hat Georg Brandes in seinem meisterhaften Aufsatz (G.-J. II,
8ff., iSff., 25 fg.) dargelegt. Ob sich die (das. S. igfg. aus-
gesprochene) Vermuthung über Correggio nach unserm Briefe
halten lässt, wage ich zu bezweifeln. — Als Ergänzung zu
diesem Aufsatze weist Herr Dr. Rudolf Schmid in Kopenhagen
auf einen von Brandes nicht erwähnten Dänen hin, den Philo-
logen und Archäologen P. O. Bröndsted, der Goethe 1806
mit Oehlenschläger besuchte (ein von Oehlenschläger an Brönd-
sted gerichtetes Gedicht spielt auf diesen Besuch an) und ein
zweites Mal 7. Dez. 181 8 bei Goethe war (vgl. Annalen, Hem-
pel 27, 210, 478. 595). In Bröndsteds Tagebüchern (1850 er-
schienen) heisst es über diesen Besuch: »Ich sprach auch mit
Goethe über Oehlenschläger, und ein Gruß von unserm Dichter
war ihm sehr willkommen. Es freute ihn zu erfahren, daß
Oehlenschläger von der Nation nach seinem Verdienft ge-
achtet und beliebt war. Vom (polemischen) Auftreten Baggesens
hatte er nur flüchtig etwas gehört : ich erzählte ihm Ferneres
' Wie eine \"otivtafel geschrieben.
Anmerkungen der Herausgeber. 107
darüber. Er äußerte : y)Ja, das mein' ich wohl, dass er nii
was Gutes schafft — der ist mir immer als ein lockerer Ge-
selle vorgekommenes.. — Herr Dr. Rudolf Schmid vertritt in
seinem Schreiben lebhaft die Auffassung , dass Goethe die
wahre Dichtergrösse Oehlenschlägers nicht erkennen konnte
und wollte; doch kann ich auf eine Erörterung dieser Frage,
oder auf eine nochmalige Darlegung des Verhältnisses Oehlen-
schlägers zu Deutschland und zur deutschen Literatur an dieser
Stelle nicht eingehn. Zudem gehören unsere Briefe noch nicht
der Periode an, in welcher Oehlenschläger dem deutschen
Dichter ein »ewiges Lebewohl« zurief, sondern der, in welcher
er noch durchaus unter dem Banne von Goethes Geiste stand.
— Oehlenschläger hat Goethe dreimal gesprochen, in Lauch-
städt 1805 (Lebenserinnerungen Lpz. 1850, II, S. 12), in
Weimar 1806 (das. S. 55 ff.)» das dritte Mal auf der Rückkehr
von Italien (das. 230 ff.) Für unsere Briefe, deren einer in
den »Lebenserinnerungen« (II, 232) angedeutet wird, sind
folgende Stellen des genannten Werkes wichtig: iioff. ; über
den Pariser Aufenthalt, dabei (S. 119) eine Bemerkung über
Goethes Dramen, 125: Talma und die französische Tragödie,
i35fg. : gegen die Schlegel, 136 fg. : über Rousseau, i65fg.:
Aufenthalt in Stuttgart und Tübingen. — In dem ersten Brief
wird auf die Plünderung Weimars durch die Franzosen an-
gespielt ; das Bombardement Kopenhagens durch die Eng-
länder fand 2 — 5. September 1807 statt. Das Schillersche
Gedicht ist das »An Goethe, als er den Mahomet auf die
Bühne brachte«.
Die Kritik über Aladdin oder die Wunderlampe in der
Zeit g. für die eleg. Welt 1808, No. 116. 117, 18. 19. Juli.
Viele poetische Stellen werden sehr gerühmt. Anderes heftig
getadelt. Über die Dedikation an Goethe heisst es : »Es zeigt
von keiner geringen Anmaßung, in so schlechten Versen sich
an den größten Dichter der jetzigen Zeit zu wenden«. Goethe
über Aladdin und Hakon Jarl, Annalen 1806, Hempel 27, 146
und 155. Bemerkenswert!! ist, dass Goethe sich am 23. Sept.
1808 erbot (Briefe an Eichstädt No. 149, Biedermann bei
Hempel 27, 440) eine Besprechung des Aladdin zu schreiben,
er unterliess es aber später. — Faust und Achilles = woWständigc
Ausgabe des i. Theils des Faust, der in den Werken 1808
Bd. 8, Achilleis, die das. Bd. 10 erschienen war, Faust auch
gleichzeitig in einer Sonderausgabe.
BeiCö/Zö; erschien 1808 nichts von Oehlenschlägers Werken,
18 10 aber Hakon Jarl, in demselben Jahre Axel und Wall-
burg, Palnatoke wurde daselbst in der ersten deutschen Aus-
gabe 181 9 veröffentlicht. — Das längste Gedicht in deutscher
Sprache ist der »irrende Ritter«. — Ewald ist der berühmte
dänische Dichter Joh. Ewald 1743— 1781. — Die lateinische
I08 Neue Mittheilungen'.
Stelle steht bei Ovid, Metamorph. VI, 376, doch heisst es dort
quam vis statt quamquam.
V, No. 9. 10. »Beide römische Briefe unter den Einlaufen
aus Italien eingeheftet«. (Erich Schmidt). No. 9 die Antwort
auf Goethes Zeilen vom 31. Oktober 1788, gedruckt Aus
Herders Nachlaß i, 100 No. 53; Goethes Erwiderung a. a. O.
No. 54, ist an demselben Tage geschrieben wie Herders
nächster Brief: No. 10. Die Briefe Herders an seine Gattin,
veröffentlicht von DUntzer unter dem Titel ;jHerders Reise
nach Italien«, Giessen 1859 geben Erklärungen und Parallelen,
die im Folgenden wörtlich genutzt sind. (H. R. I.) No. 10.
»Tausendkünstler« wohl noch scherzhaft anspielend auf den
»Zauberer« der ersten Weimarer Zeit, den »detto Panurgo
secondo« in der »Darmstädter Gemeinschaft der Heiligen«.
D. j. Goethe 2, 197. — Über Angelica's Gatten Herder
13. Dez. 1788: »Ihr alter Zucchi ist ein braver Mann in seiner
Art; er kommt mir aber immer wie ein Venetianischer Alter in
der Comödie vor«. (H. R. I. 195.) — G. und E. Fräulein
von Göchhausen und der Kammerherr von Einsiedel. (E.
Schmidt). — »Donnerstag waren wir alle in der Arcadia I
sie (die Herzogin Amalia) ifl zum Mitglied aufgenommen . . . ,
mir ifts diesmal glücklich vorübergegangen, und ich will mich
wohl hüten, die heilige Schwelle wieder zu betreten«. (6. Dez.
1788. H. R. I. 188.)
No. IG. »Die Herzogin hat ein Präsent vom Papft er-
halten, ein vortreffliches Mosaik . . . Der Bogen Conftantins
soll drauf sein mit der Aussicht aufs Coliseum, in einem
prächtigen bronzenen Rahmen«. (27. Dez. 1788. H. R. I. 208.) -
V. Klinkowftröm, Reisemarschall und Kammerherr in Weimar.
(Goethe an Philipp Seidel 13. Januar 1787.)
No. II. »Lag im Nachlaß Augufl v. Goethes« (E. Schmidt.)
Es sind zwei einzelne Blätter. Herders Gedicht ein Seiten-
stück zu dem gleichfalls in Distichen geschriebenen Glück-
wunsch, den ich in meinem Aufsatz »Aus Weimar und Koch-
berg« (Preuss. Jahrbücher Bd. 50, 498) mitgetheilt habe :
»Nimm, o Lieber ! den Kranz « u. s. w. und bei dem somit
das Jahr 1789 ausgeschlossen ist. Über die vorjährige Kinder-
gratulation haben wir Carolinens Bericht an Herder vom
29. Augufl 1788: »auf den Früchten lagen folgende AN'orte,
die ich selbft gemacht habe, wie leicht zu sehen« (H. R. I. 47).
No. 12 — 23. »Das Folgende theils aus dem Convolut
Briefe von Herders an Goethe, theils aus den Quartalbänden«.
(E. Schmidt). Mit den »heiligen Religien Blättern« (so schreibt
Caroline) kann nur das Tagebuch der Italienischen Reise
gemeint sein.
No. 13. »Abgerissenes Octavblatt aus dem Nachlass
Augufts von Goethe ; auf der zweiten Seite einige flüchtige
Anmerkungen der Herausgeber. 109
Bleistiftnotizen Goethes«. (E. Schmidt.) Zuerst nämUch einige
italienische Namen, wahrscheinlich Adressen für den Aufent-
halt in Venedig ; dann am Rande in umgekehrter Richtung
vier Zeilen, aus denen die Namen Graf Wilhelm , Wolfram
von Eschenbach, ThUrlin herauszulesen sind, wahrscheinlich
nach mündlichen Angaben Herders über eine süddeutsche
Bibliothek. (Priameln und alte deutsche Sprüche hat Herder
in Nürnberg aus verschiedenen Quartanten excerpiert und
am 21. August 1788 an Goethe geschickt. H. R. I. 35. Aus
Herders Nachlass i, 95.) — Das Blatt enthält Winke und
Rathschläge, die Herder für Goethe bei dessen Aufbruch zur
zweiten Reise nach Italien (März 1790) zusammengestellt
hat, da Goethe diesmal denselben Weg nehmen wollte, wie
Herder im Sommer 1788. Die nothwendigen Nachweise und
Erläuterungen bietet also wiederum H. R. I. So über den
Leibmedicus Dr. Marcus, und den »Regens eines Seminarii«
IVeiermann und dessen Gemälde S. 11. 12; der letztere Name,
der Herder beim Aufsetzen der Notizen entfallen war, gehört
in die Lücke Z. . . . — Murr: S. 19. »Nach Ansbach geh
ich nicht« — schreibt Goethe aus Nürnberg an Herder 15.
März 1790 — »ich denke bis Augsburg nicht aus der Chaise
zu fteigen !« Von Paul von Stetten (dem Jüngeren) »Stadt-
Pfleger« von Augsburg befindet sich ein Brief in Herders
Nachlass, d. 15. Juni 1801, worin der »wenigen Minuten«
gedacht ist, die Herder mit ihm »im Gespräch gewesen« ;
und der Schriften, die »allein seinen Mitbürgern zur Unter-
haltung und Ermunterung gewidmete Arbeiten« seien.
No. 14. Antwort auf das von Düntzer irrig dem J. 1794
zugewiesene Billet Goethes (Aus Herders Nachl. i, 146 No. 92):
»Ew. Liebden und Würden übersende hierbei ein Opus-
culum, das ich mit critischer Aufmerksamkeit zu lesen bitte«.
Die Zeit ist zu erschliessen aus Goethes Brief an F. H. Jacobi
vom 15. Juli 1793: »Dafür sollst Du auch nächstens den
Aufsatz über die farbigen Schatten erhalten« u. s. w. Die
Sendung an Herder wahrscheinlich doch früher, vor der Ab-
reise »zum Vater Rhein« d. h. vor dem 12. Mai 1791. Der
Aufsatz in letzter Gestalt: Entwurf einer Farbenlehre. Errte
Abtheilung. VI. Farbige Schatten. § 62 — 80.
No. 15. Zur Aufführung des »Bürgergenerals«, der zweiten,
vom 29. Mai 1793, zu vgl. mein Aufsatz im Goethe-Jahrb. VI:
Goethe und Prinz August von Gotha S. 52. Über La-
vaters »Zug nach Norden« schreibt Goethe an F. H. Jacobi
7. Juli 1793: ;;Er hat auch in Weimar spionirt, unser entschie-
denes Heidenthum hat ihn aber so wie das allgemeine Miß-
trauen bald verscheucht«.
No. 16 und 17. Antworten auf die »drei Briefe« Goethes vom 2.
7. 15. Juni 1793. (Aus Herders Nachl. I, 136 — 144. No. 85 — 87.)
HO Neue Mtitheilungen.
Carl Augusts Brief »Im Lager vor Maynz den 14 Juny 1793.
»Die Muse auf dem Zodiacus ifl glücklich bei mir eingeritten«
(Titelbild der Humanitätsbriefe, von H. Meyer gezeichnet)
u. s. w., zuerst gedruckt im »Weimarischen Herder-Album«
1844 S. 35 fg., war Einschluss des dritten Briefs. — Die »zu
Stande gekommenen Zerstreuten Blätter« waren die »Fünfte
Sammlung« ; Goethe hat eins der ersten Exemplare erhalten :
das an Gleim ging den 27. Juli ab. Auf die »theologische
Schrift« : »Von der Gabe der Sprachen am ersten christlichen
Pfingstfest« (erschienen 1794) beziehen sich Goethes zu-
stimmende Worte (wohl erst 1794, nach dem Erscheinen des
Büchleins) : »Wie sehr ich Deiner Meinung wegen der Glossen
im allgemeinen bin, weißt von Alters, da ich etwas Ähn-
liches als Posse vortrug« (a. a. O. No. 89).
No. 18. Gleim an Herder, den 15. Sept. 1794: »Hiebei
die letzten zwei Bogen zu dem Htlttchen, und ein vollstän-
diges Exemplar für Goethen, den . . . Liedes ; vor seinen
größern \Verken, seinem Groscophta, seiner Iphigenia, seinem
Tusso verkriecht sich das Hiittchenv.. Von und an Herder i, 181.
Gleims Werke VII, 88.
No. 19 — 22. August Wolfgang Herder, geb. 18. August
1776, der zweite Sohn Herders, Goethes Pathenkind und sein,
wie auch der Herzogin und des Prinzen August von Gotha
Liebling. (Haym, Herder II, 434. Goethe- Jahrbuch VI, 41.
42 und No, 17 unserer Briefe.) Seit dem Herbst 1794 befand
er sich, mit seinem Bruder Wilhelm zusammen, im Droz'schen
Erziehungsinstitut in Neufchatel (die Veranlassung erzählt
Haym a. a. O. 621). Bei dem Datum von No. 19 muss die
Jahrzahl verschrieben sein; denn bereits October 1795 spricht
Goethe von Augusts »kurzem Hiersein« d. h. von seinem
Aufenthalt in Weimar nach der Rückkehr. (Brief an Caroline
Herder vom 30. Okt. 1795, ^<^^ ^^^ii" veröffentlicht in den Preuss.
Jahrbüchern Band 43, 161 — 164. S. 163.) Mit den Zeilen Herders
No. 20 ist No. 19 in Goethes Haus gesandt worden. Der
rührende Ausdruck der ersten Zeile kehrt in einem gleich-
zeitigen Briefe an beide Söhne wieder: »O wie bewegt sich
mein Herz g&gQ.x\ euch, lieben Kinder«. (Aus Herders Nach-
lass 2, 438 undatiert.)
No. 22. Die Akademie zu Freiberg hatte August Herder
1797 bezogen.
No. 23. Begleitschreiben zu dem Briefe des Prinzen
August, den ich im Goethe- Jahrbuch VI, 57 (Goethe und P. A.)
mitgetheilt habe. Goethes Antwort : Aus Herders Nachlass
I, 150 No. 97. Die beiden Erklärungen Düntzers zu der letz-
teren Nummer werden durch den so ermittelten Zusammenhang
hinfällig. Über den Gegenstand jenes »besonderen Bildes«,
Anmerkungen der Herausgeber. III
das Prinz August gesandt, würde uns erst Goethes »Votum«
aufklären, das durch Herders Hand nach Gotha gegangen ist.
B. SüPHAX.
VI. Die Briefe von Charlotte von Schiller und Körner
bilden eine Fortsetzung zu den im G.-J. IV, 230 — 315 mit-
getheilten, sie sind sämmtlich den »Quartalheften« entnommen.
Die seither bekannten Briefe Goethes an Charlotte von Schiller
während Schillers Lebzeiten sind von Vollmer in dem Anhang
der 4. Auflage des Goethe-SchillerschenBriefwechselsII, S. 385 —
389 zusammengestellt, sie finden sich ebenso wie die späteren
in dem Buche »Charlotte v. Schiller und ihre Freunde« (hier :
»Charlotte« citirt). Nachträge dazu s. G.-J. I, 261, 263.
VII, 198. 330.
No. 24. Centaiir vgl. Schiller an Goethe No. 73. Hören
Heft 6: Schmelzende Schönheit? vgl. Schiller-Cotta S. 671.
Goethe antwortet auf unsern Brief, an Schiller 10. Juni.
No. 25. Auf unsern Brief geht Schiller ein im Brief an
Goethe No. 82; Goethe antwortet direct an Charlotte, 25.
Juli. Er war seit dem 4. in Carlsbad. Everdingen, der be-
kannte holländische Maler u. Kupferstecher des 17. Jahrb.,
über den Goethe häufig geschrieben hat, vgl. Werke, Hempel
28, 56 fg. heimlich = traulich, gemüthlich.
No. 26. Goethe war Anf. Okt. in Jena gewesen, nur
wenige Tage, was er selbst beklagt, Briefw. No. 107, und nach
einer Reise in Eisenach am 18. Okt. nach Weimar gekommen.
Frau v. Schiller hat sich wohl verschrieben; es soll »Okt.«
statt Nov. heissen. Der Anfang des Briefes bezieht sich auf
die erwartete Geburt eines Kindes (der Knabe starb bald, vgl.
Goethe-Schiller No. 113, 117, 119).
No. 27. Das Datum nach Erich Schmidts Angabe. Char-
lotte war Anfang April in Weimar gewesen, wo unser Brief
ohne Zweifel geschrieben ist, hatte aber Goethe wenig ge-
sehen, vgl. Goethe-Schiller No. 290, 291. Vielleicht nahm
Charlotte den letzterwähnten Brief nach Jena mit.
No. 28. Das Datum nach einer Andeutung Erich Schmidts.
Schiller war mit seiner Gattin während des Jan. in Weimar,
wegen der ersten Aufführung der Piccolomini, Schiller und
Goethe waren damals beide leidend. (Schiller-Goethe No. 563 ff.)
No. 29. Datum wie No. 28. Goethe war damals in Lauch-
städt (Schiller-Goethe No. 865 fg.) Das Stück, das gemeint
ist, ist »Was wir bringen«, die Stelle, auf die Charlotte an-
spielt, vgl. Hempel XI, i S. 56.
No. 30. Datum wie No. 28. Den 28. habe ich eingefügt.
In Schillers Kalender heisst es zum 23. März »Wurde ich
vom Rheumatism befallen«: der folgende Montag ist der 28.
Von Goethes damaliger Gesellschaft, seinem Vorsatze, nicht
mehr öffentlich zu erscheinen s. Charlotte I, 473.
112 Neue Mittheilungen.
No. 31. August V. Goethe ging zum Studium nach
Heidelberg. Seine Grossmutter sah er zum letzten Male," sie
starb wenige Wochen später.
No. 32. Die Hoheit ist die Erbgrossherzogin v. Weimar,
die Grossfürstin deren Mutter. Es handelt sich um die Ent-
bindung der Ersteren, die freilich erst am 30. Sept. stattfand.
Auf unsern Brief antwortete Goethe durch einen Besuch, über
welchen Charlotte I, 591 ausführlich und entzückt berichtet.
No. 33. Das Datum ergibt sich aus G.-J. VII, 330. Unser
Brief ist die unmittelbar [der 2. ist ein Mittwoch] erfolgte
Antwort auf das dort mitgetheilte Billet Goethes vom i. Febr.
1814. Die »zwei Bücher« sind wohl der Anfang (die ersten
Reinbogen) des 3. Bandes von »Dichtung und Wahrheit« (der
im Mai 18 14 ausgegeben wurde, s. den folg. Brief). Dass
Charlotte am 24. Febr. und 15. März einige Bücher kannte,
geht aus Charlotte I, 674 und G.-J. IV, 278 hervor. August
V. Goethe war in Begleitung des Kammerraths Rühlemann in
das Hauptquartier nach Frankfurt gegangen. Die Briefe der
Erbprinzessin an Charlotte gerade aus jener Zeit sind nicht
gedruckt oder nicht erhalten.
No. 34. Datum s. No. 28, 10. habe ich hinzugefügt.
Der Brief spricht den Dank aus für den 3. Theil von »Dich-
tung und Wahrheit«. Am 8. schickt Goethe die Exemplare
des Werkes fort, an Klinger u. A. ; der folgende Dienstag ist
der 10. Es muss vor dem 14. sein, da Goethe an jenem
Tage in Berka war, unser Brief wohl aber noch nach AVeimar
gerichtet ist; er kann nicht nach dem 11. sein, sonst würde er
etwas von dem Charlotte I, 687 erwähnten Auftrage enthalten.
No. 35. Der Aufsatz Goethes über Schiller, den Char-
lotte critisirt, kann nicht der »Zu Schillers und Ifflands An-
denken« oder »Deutsches Theater« sein (Hempel 28, 703 — 707),
obwohl beide aus dem Jahre 1815 stammen, der erstere nicht,
weil er nur über Schillers Glocke, der letztere nicht, weil er
überhaupt nicht über Schiller spricht ; ich denke an den Auf-
satz »Glückliches Ereigniss« (Hempel 33, 90 — 94, vgl. auch
27, 309fg., 564fg.), der zwar erst 1817 gedruckt, recht wohl
aber 181 5 geschrieben sein kann und Charlotte im Manuscript
vorgelegen haben mag. Wir hätten dann anzunehmen, dass
ihre Erinnerungen beachtet worden wären, denn jener Aufsatz
spricht nur von den »Räubern«, nicht aber von »Fiesko« und
»Kabale und Liebe«.
No. 36. Datum s. No. 28. Erich Schmidt vermuthet
ferner, dass das übersendete Werk Marlowes Faustus sei. Aus
den sonstigen gleichzeitigen Briefen Charlottens ergibt sich
nichts, das Werk, über das sie 4. Juli 181 8 an Knebel schreibt
(Briefe an einen vertrauten Freund, Leipzig 1856, S. 393, vgl.
auch Knebel-Goethe No. 481), kann hier nicht gemeint sein.
Anmerkungen der Herausgeber. II'
No. 37 und No. ;^8 beziehen sich auf den grossen am
i8. Dez. 1818 gefeierten Maskenzug, Hempel XI, i S. 316 —
361. Goethe konnte den Wunsch nicht erfüllen, s. Charlotte
II, S. 251. Charlotte hörte aber eine nochmalige Vorlesung
des Stücks am 22., worüber sie am folgenden Tage an Knebel
(Briefe 1856, S. 444) mit grossem Enthusiasmus berichtet.
No. 39 ist die Antwort auf Goethes Billet (G.-J. I, 261),
an demselben Tage, wie das Billet geschrieben. Gemeint ist
der englische Porträtmaler Dawe. über welchen a. a. O. 260
zu vergleichen ist. Er wollte die Danneckersche Büste
Schillers sehen.
VII. Goethes Briefe an Körner sind bei Strehlke I, 369 i'g,
sorgsam verzeichnet, eine Berichtigung dazu II, 508 ; die im
G. J. IV gedruckten Briefe Körners sind bereits erwähnt.
No. 40 und 41. Goethe war mit Körner bereits 1790
bekannt geworden, und in einen ziemlich lebhaften Brief-
wechsel mit ihm getreten ; daraus erklärt sich der freund-
schaftliche Ton und die vertraute Anfrage des Briefes No. 40.
Er ist die Antwort auf Goethes Schreiben, Düsseldorf 11. Nov.
1792. Die Antwort Goethes auf den Brief No. 40 ist nicht
erhalten ; dass sie beruhigenden Inhalts war und ehrenvolle
Worte für Körner enthielt, geht aus No. 41 hervor. (Die
Verse S. 51 sind aus Iphigenie IV. i.) In den Briefen
Körners an Schiller findet sich keine Andeutung von dem
Schritt des Erstem, wohl aber über die Verdächtigungen
(II. 42 ed. Goedekej ; über das Unzureichende seines Gehaltes
s. den Brief in Körners Schriften ed. Stern S. 21. — Facins
ist der Steinschneider, der mit einem Empfehlungsbriefe Goe-
thes 17. Juni 1792 zu Körner gekommen war.
No. 42. Von des Grafen Redern Aufenthalt in Weimar
sagt Schiller (an Körner II, 58) ein Wort; er wird auch sonst
imSchiller-Körnerschen Briefwechsel erwähnt, in den »Annalen«
gedenkt Goethe seiner nicht.
No. 43. Congress ist natürlich die Zusammenkunft Körners
mit Goethe und Schiller in Jena. Körner war vom 26. April
bis 16. Mai in Jena gewesen, Goethe war Anfang Mai gleich-
falls dorthin gekommen. Vgl. zu unserm Briefe die Schreiben
Körners an Schiller, vom 18. und 29. Mai und die Antwort
Schillers vom 23. Hero und Leander ist ein Goethescher
Plan , vgl. den letztangeführten Brief Schillers. Die Idylle
ist wohl Alexis und Dora (vgl. Schiller-Körner II, 2 15 fg. und
V. Biedermann, Goethe-Forschungen S. 440). — Die Victoria ist
eine Statue, welche die Erbin des Inspectors Wacker an den
Baron von Seckendorf in Dresden verkauft hatte; sie wurde
Goethes Eigenthum (vgl. Schiller-Körner II, 203, G.-J. IV, 301).
No. 44 ist die Antwort auf Goethes Brief vom 22, Sept.
GoETHE-jAHFDfCH VIII. 3
114 Neue Mittheilungen.
1796, abgedruckt in v. Biedermann. Goethe-Forsch. S. 439 fg.
Der Empfohlene ist Steuerrevisor Wölfel. Der Freund, »der
in Neapel herumwandelt«, ist der unten genannte Graf Gess/er.
Seine Reisebriefe an Körner sind in den »Grenzboten« 1882,
Bd. II, 429 ff. 481 ff. gedruckt. Schillers letztes Schreiben
war vom 15. August, er schrieb aber von Neuem am 29. Sep-
tember, also noch bevor die Mahnung unseres Briefes an ihn
gelangen koniite.
No. 45 und 46. Die Antwort Goethes auf No. 45 ist
vom 22. Juni 1797 (v. Biedermann, Goethe und Dresden
S. 13 — 15). Der empfohlene Herr v. Senfft war nicht an-
gekommen; Goethe entschuldigt sich, von »Hermann und
Dorothea« keine Abschrift behalten zu haben und erbittet
die Texte der Opern: Prinzessin Amalfi (von \\'eigl), Prin-
zessin Palmieri von Herklot und Salieri, die Körner mit No. 46
schickt. Auch nach den Humboldt und dem Prolog zu Wallen -
stein hatte sich Goethe in dem angeführten Briefe erkundigt.
No. 47. Grassi, der hier und vorher No. 45 erwähnte
Künstler, ist nicht mit dem oben S. 8 erwähnten Werther-
Übersetzer zu verwechseln. Der hier gemeinte Historien-
vmd Portraitmaler (1756 — 1838) lebte von 1799 bis zu
seinem Tode in Dresden. Die grosse Lücke zwischen der
vorigen und dieser und zwischen dieser und der folgenden
Nummer ist nicht auszufüllen. Nur aus dem Jahre 1803 existirt
ein Briefchen Goethes, eine Empfehlung von Sartorius (G.-J. IV.
308), die keine direkte Antwort verlangte.
No. 48. Der Brief Goethes an Emma Körner ist nicht
bekannt. — Goethe hatte Carlsbad bereits Ende Juni verlassen.
Die Antwort auf unsern Brief ertheilte Goethe im August
1811 (G.-J. IV, 302 fg.), er billigte vollkommen die Biographie
Schillers und den Plan zur Ausgabe seiner Schriften: als Er-
gänzung dazu gehört Körners Antwort (G.-J. IV. 304fg.). Ant-
worten Körners auf zwei mehrfach gedruckte Briefe Goethes
vom 23. April und 14. Mai 181 2 sind nicht bekannt.
No. 49 ist die Antwort auf Goethes Brief vom 4. Aug. 181 2.
Goethe hatte sich für die kleineren Theaterstücke des Sohnes,
Theodor, bedankt und die baldige Aufführung derselben in
IVeimar in Aussicht gestellt. Das mitgesendete Stück ist
wohl Zriny.
No. 50. Der »letzte Brief«, für den sich Körner bedankt,
ist der sehr herzliche und ausführliche vom 16. Nov. 181 2.
»Die Braut«, ein Lustspiel Th. Körners, wurde Anfang No-
vember in Weimar gespielt. Über den »Zriny« hatte Goethe
einige Bedenklichkeiten, verwies selbst auf die Wiener Censur.
wodurch sich die Äusserung Körners in unserem Briefe erklärt.
VIII. »Die Briefe Wilhelms von Humboldt sind theils aus
den Quartalheften, theils aus der Autogra])hensammlung. aus
AnMHKKLNGLN der HtRALSGEBER. II
einem Hefte Rhythmik und aus Riemers Xarhlass ent-
nommen«. E. S. Sie bilden ebenso wie die folgenden Alexanders
einen wichtigen Nachtrag zu dem von Bratranek herausgegebenen
»Briefwechsel Goethes mit den Gebrüdern Humboldt« (im
Folgenden: Bratranek citirt) \\'ilh. v. Humboldt war im Febr.
1794 nach Jena gezogen, hauptsächlich um Schiller nahe zu
sein, der freilich grade damals in seiner schwäbischen Heimath
war, aber am 15. Mai nach Jena zurückkam. Er blieb bis Juli
1795 dort. Aus dieser Jenaer Zeit stammen die ersten 5 Billete.
No. 51. Über die ersten Beziehungen zwischen Goethe
und Wilhelm v. Humboldt s. Bratranek S. 328 fg. Das Datum
ergibt sich aus Schillers Brief an Goethe 16. Nov. 1794 »Herr
V. Huniboldt wird nächsten Sonnabend seine Reise nach Erfurt
antreten« d. h. d. 22. Daraufhin kam wohl die Goethesche
Einladung, die Humboldt in unserm Brief ablehnt. Doch fand
Humboldts Besuch bei Goethe Ende Nov. statt (Bratranek 359)
und dort wurde wohl das Versprechen gegeben. Alexanders
Ankunft zu berichten.
No. 52. Das Datum nach Erich Schmidts Andeutung.
Nach Düntzer (Goethes Leben S. 472) fand das Zusammen-
treffen mit beiden Humboldt in Jena Anfang Nov. statt.
No. 53. Datum s. No. 52. Es ist nach dem i4tägigen
Aufenthalt Goethes in Jena, über welchen er im Briefw. mit
F. H. Jacobi S. 201 schreibt. Der in unserm Briefe Gemeinte
ist Max Jacobi. Die Erwähnung der Blattern am Schlüsse des
Briefes bezieht sich auf das jüngste Kind, bei welchem das
Inoculiren im Sept. 94 nichts gefruchtet hatte (Schiller-Hum-
boldt Briefw. S. 56).
No. 54. Goethe kam nach Jena 29. März 1795. (Das
ist der Sonntag, von dem Schiller-Goethe Briefw. No. 60 die
Rede ist.) Der vorhergehende Montag ist der 23. Humboldt
war wohl den Sonntag in Weimar gewesen. Baggesen war
am 12. März mit seiner Frau nach Weimar gekommen, vgl.
die Mittheilung der Frau Baggesen. einer Freundin der Frau
V. Schiller, Charlotte II, 452; Baggesen gedachte nach Paris
zu reisen. Was Schiller (denn so ist Seh. aufzulösen) mit
Baggesen vorhatte, vermag ich nicht anzugeben. Schillers
Stimmung aber gegen ihn geht z. B. aus den Briefen an
Goethe No. 79 u. 196 hervor. Die »Geschichte des ehrlichen
Procurators« — nicht aus Boccaccio trotz Goethes Äusserung
vgl. G.-J. IV. 438 fg. — sandte Goethe am 19. März. Schiller
urtheilte darüber bereits am 20. und Goethe gedachte am 22.
das Manuscript wieder nach Jena zu schicken. Sie nimmt die
5. Stelle in den »Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten«
ein und wurde bald nach ihrer Vollendung in den »Hören«
veröffentlicht. Der Caviar spielt im Briefw. auch sonst eine
Rolle (\gl. Bratranek Seite 26'.
Ii6 Neue Mittheilungen.
No. 55. Datum nach Erich Schmidts Andeutung (14 von
mir hinzugefügt). Zur Bestätigung kann ich höchstens bei-
bringen, dass Humboldt am 16. Mai in Weimar war, wie aus
Goethe-Schiller No. 67. 68 hervorgeht; dort ist aber von
Wolfs x-Vnwesenheit nichts gesagt. Dagegen wird eine persön-
liche Bekanntschaft Goethes mit Wolf vor Okt. 1795 durch
eine Stelle in Goethes Briefen an ihn (S. 90) bewiesen; eine
Beschäftigung mit den Prolegomena aus den bei Bernays
a. a. O. S. 12 zusammengebrachten Stellen und aus Goethe-
Schiller No. 67.
No. 56. Über Grapengiesser theilt mir Herr Dr. Blanck
in Schwerin, durch freundhche Vermittelung des Herrn Dr.
Fr. Latendorf das. Folgendes mit: y)Grapefigiesser, Carl Johann
Christian, geb. 1773 zu Parchim, Sohn des dortigen Senators,
ward am 4. April 1795 in Göttingen zum Dr. med. promovirt,
practicirte zu Parchim, seit 1799 in Berlin, wurde Professor,
war Mitglied des Collegium medicochirurgicum in Berlin seit
1803. Physicus daselbst, sowie Leibarzt des Kronprinzen und
consultirender Arzt des Königs von Preussen, war 1813 Chef-
arzt eines Kriegslazareths und starb am 13. Octob. 1813 am
Typhus, den er sich durch Ansteckung daselbst zugezogen hatte.«
Vgl. auch Raheis Briefw. mit D. Veit 11. 253.
No. 57. Das Datum, trotzdem es deutlich ausgeschrieben
ist, macht Schwierigkeiten, denn erst am 18. Febr. 1797
schickt Goethe an Schiller die ersten Gesänge von »Hermann
und Dorothea«, fordert ihn auf, dieselben durchzusehen und
bittet Herrn v. Humboldt gleichfalls um diesen Freundschafts-
dienst. (Humboldts Agamemnon - Übersetzung erschien erst
Leipzig 1816 und bildet einen Theil von Humboldts sämmt-
lichen Werken.)
No. 58 ist die direkte Fortsetzung des bei Bratranek S. 28ff.
gedruckten Briefes vom 6. Mai, auf welchen Goethe am 15.
antwortete ; auf unsern Brief erfolgte die Antwort am 8. Juni,
die zwar nicht erhalten ist, deren Datum und ungefährer In-
halt aber aus der Äusserung Bratranek S. 38 hervorgeht. Das
Schreiben, auf das Humboldt eingeht, führt bei Bratranek S. 35
das Datum des 15. Die »neuen vier Musen« sind der 5. — 8.
Gesang von »Hermann und Dorothea«. Trotz der Humboldt-
schen Mahnung sind im Goetheschen Texte stehen geblieben
die Stellen i (Hempel II, 90 V. i), 4 (92, 5 v. u.), 8 (103, 4),
9 (104. 6, 5 v. u.), IG (105. 4), n (107, 7. 6 V. u.), 12 (iio,
17 »ihm« ist Schreibfehler für »ihr«).
Die Humboldtschen Besserungsvorschläge sind ohne Wei-
teres nur angenommen Stelle 2 (Hempel II, 90, 7) ; auf
Grund der Humboldt"schen Erinnerung ist geändert Stelle 3
in: »Lange Jahre gestockt und nur sich dürftig bewegte«
(92, 14) Stelle 5, wo also wirklich ein Schreibfehler für Alle:
Anmerkungen der Herausgeber. I17
statt des Humboldtschen Vorschlags heisst es (95, 2) : »Ordneten
Vieh und Wagen die wieder besänftigten Menschen«, Stelle 6
(loi, 5): »Sitzt sie gleich(f, Stelle 7 (102, 4): »Als sie
das Schwert ergriff und sich und die Ihren beschützte«.
— Ofenschirfnen : Goethe erbittet Stickmuster zu solchen,
Bratranek S. 37. — Humboldtsche Briefe an Schiller aus jenen
Jahren sind überhaupt nicht bekannt: der nächste führt das
Datum 1803, Aug. 27.
No. 59. Der Brief ist nicht, wie man denken sollte, ein
aus Weimar geschriebenes Zettelchen. Denn damals war Hum-
boldt nicht in Weimar. Er kam vielmehr erst im Oktober
(vgl. Bratranek 161 und Schillers Äusserung an Körner II, 359,
21. Oktober 1800 »Humboldts werden jetzt jede Woche er-
wartet«). Die Stael'sche Schrift ist die 1799 erschienene De
la litterature consideree dans ses rapports avec les institutions
sociales. Unser Billet ist vielmehr nur Beilage zu Humboldts
grossem Brief aus Paris 30. Mai 1800 (Bratranek S. 156 ff.): der
Humboldtsche französische Aufsatz also der, über den er selbst
a. a. O. S. 161 eingehend handelt.
No. 60. Der hier erwähnte Brief Goethes vom 24. Febr.
1806 ist bisher nicht bekannt. Der Verlust desselben wäre
um so bedauernswerther, als er eine Stelle zur Würdigung
Schillers enthalten haben muss, der unser schöner und überaus
bedeutsamer Passus S. 73 fg. Ursprung und Anregung verdankt.
Die angeführte Stelle in »Winkelmann« Hempel 28, 227. —
Das in »Winkelmann« aufgenommene Stück eines Humboldt-
schen Briefes a. a. O. S. 208 fg., vgl. auch Bratranek S. 2 18 fg. ;
der Brief ist vom 23. August 1804. Ardelio = ein geschäf-
tiger Nichtsthuer. — Humboldts Gedicht über Rom (Stanzen)
erschien unter dem Titel: »Rom. Eine Elegie«, Berlin 1806.
Sie steht in den Werken Bd. I. Dieselben werden. von Hum-
boldt auch Riemers Nachsicht empfohlen (Riemer, Briefe von
und an Goethe) S. 242 fg. Dagegen ist der in No. 61 er-
wähnte Brief Humboldts an Riemer über die Erziehung des
Sohnes nicht bekannt.
No. 61. Der hier angedeutete letzte ^;-/>/ Goethes (1806)
ist gleichfalls nicht bekannt.
No. 62 und 63. Über den Aufenthalt Humboldts in
Weimar 1808 und 1809 schweigt Goethe in den »Annalen«
vollständig. Die nach Königsberg an Humboldt geschriebenen
Briefe Goethes sind bisher nicht bekannt. Über Motherby ver-
danke ich Herrn Bibliothekar Dr. Reicke in Königsberg aus-
führliche Mittheilungen, aus denen ich Folgendes hervorhebe:
»William Motherby, geb. 9. Dez. 1776, im Philanthropin er-
zogen, studirte Medicin auf verschiedenen deutschen und eng-
lischen Universitäten, promovirte 12. Sept. 1799 in Edinburg
mit einer Kant gewidmeten Diss. de epilepsia. Hess sich in
Il8 Neue Mittheilungen.
Königsberg als praktischer Arzt nieder, \vurde zugleich Land-
wirth und starb 1847. Seine vielseitige Bildung bewies er
durch medicinische, literarhistorische, landwirthschaftliche und
philosophische Schriften. Kant, seinem »unvergesslichen
Lehrer« zollte er tiefste Verehrung; eine seiner Schriften ist
den Manen des Königsberger Philosophen in »unauslösch-
licher Ehrfurcht« gewidmet«. — Goethe dankte dem Übersender
I. März 18 IG, W. V. Humboldt übersendet diesen Brief am
19. April. Dorow, Facsimile von Handschriften berühmter
Männer und Frauen, (1836) Heft II. 5, 6 theilt die eben-
erwähnten Briefe mit und rühmt Motherby's Shakspeare-Unter-
suchungen und -Übersetzungen. Vgl. auch A. Hagens Gedächt-
nissrede auf Motherby in den Preuss. Prov. -Blättern 1847,
III, S. 131 — 144.
No. 64. Mit welcher Sorgfalt Goethe gerade damals
seine Autographensammlung vermehrte, ist aus G.-J. IV,
S. 2 16 fg. bekannt.
No. 65. Frau v. Humboldt ist eine geborene v. Dach-
röden. Die von ihr erwähnten Personen sind meist so be-
kannt, dass Angaben von Daten unnöthig erscheinen. Über
die Verehrung der Kaiserin von Österreich für Goethe und
umgekehrt vgl. z.B. G.-J. VI, 383 ff. Frau v. Eybenberg (sie
starb 18 14?) und ihre Schwester (Frau v. Grotthus) G.-J. VII.
184, 191 fg. und die Beiden bei Strehlke gewidmeten Artikel.
GroJ>ius, weder im Humboldt-Schillerschen, noch im Humboldt-
Goetheschen Briefwechsel genannt. Sein Name kommt auch in
Goethes Werken nicht vor; Goethe hatte übrigens nicht nöthig,
den Wünschen des Humboldtschen Paares zu entsprechen,
da. wie er berichtet (Bratranek S. 240), eine Übersetzung der
Mittheilung im Morgenblatt erschien. Schick, Gottl.. Historien-,
Landschafts- und Porträtmaler 1779 — 181 2. Er hatte von
1802 an in Rom gelebt und dort seine berühmtesten Werke
geschaffen.
IX. Die 3 Briefe Alexanders v. Humboldt bilden eine
willkommene Ergänzung zu dem Wenigen, was man bisher von
dem Briefwechsel Goethes und des grossen Naturforschers besitzt.
No. 69 und 70 werden erläutert durch Goethes An-
nalen 1807 (Hempel 27, 160) und durch die Stellen aus den
Briefwechseln (Bratranek S. 348 ^g.) Die in No. 70 erwähnten
Schriften sind: »Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse«
und »Ideen zu einer Geographie der Pflanzen nebst einem
Naturgemälde der Tropenländer«. Das in No. 69 erwähnte
Werk ist der Anfang des grossen amerikanischen Reisewerkes,
das damals zu erscheinen begann, speciell der 1810 in 69
Blättern erschienene Atlas pittoresque, Vue des Cordilleres
et des monuments des peuples indigenes de l'Ame'rique. Ob
der Anfang des Briefes sich auf das bisher nicht bekannte
Anmerkungen der Herausgeber. 119
Schreiben Goethes an Alexander v. Humboldt (Strehlke I,
S. 286) bezieht, wage ich nicht zu entscheiden.
No. 71. St. Aignan, der hier empfohlene französische
Gesandte in Weimar , spielt in den nächsten Jahren in den
dortigen Kreisen eine bedeutsame Rolle ; in den » Annalen«
wird seiner zwar nur einmal gedacht (Hempel 27, 211), sogar
ohne Anführung des Namens ; anderes vgl. Düntzer, Goethes.
Leben, 2. Aufl. S. 576. 586. Der junge Voigt ist F. 8. Voigt,
über dessen wissenschaftliche Arbeiten und Beziehungen zu
(roethe G.-J. VII, 152 — 167 zu vgl. ist. Einige Briefe an
ihn, unten S. 129 ff. Der Schluss des Briefes handelt natürlich
über »Dichtung und Wahrheit«.
X. Die prächtigen Briefe Niebuhrs sind vortrefflich ge-
eignet, das was man bisher von dem Verhältniss Goethes
und Niebuhrs wusste, neu und vollständig zu beleuchten.
Zur Würdigung dieser Briefe und des Verhältnisses zwischen
Niebuhr und Goethe geben die »Lebensnachrichten über
B. G. Niebuhr«, 3 Bände, Hamburg 1838. 1839, citirt =
Nieb. I— III. schönes Material.
No. 73. Von der Absendung unseres Briefes spricht Niebuhr
erst am 13. Dez. 181 1, Nieb. I, 508. Vorher I, 493: über
Goethes Jugenddisputation und seine theologische Schrift,
I, 503. 504 über den Anfang von »Dichtung und Wahrheit« ;
die letztere Stelle ist sehr schön. Das Werk, das mit unserm
Briefe übersendet wurde, ist der erste die Königszeit be-
handelnde Band der »Römischen Geschichte«.
No. 74. Die Antwort Goethes, vom 17. Dez. 181 1, die
am Anfang erwähnt wird, ist gedruckt Nieb. III, 359 f., über
sie handelt Niebuhr sehr beglückt 28. Dez. 181 1, Nieb. I, 509.
Das. I, 529: ausführlich über Wilhelm Meister vgl. S. 528
(Vgl. auch I, 527 : Humboldts Bericht über Goethes Äusserungen).
No. 75. Diesen ausführlichen Brief an Goethe kündigt
Niebuhr schon an Nieb. I, 522. Die Antwort Goethes vom
23. Nov. 1812 gedruckt Nieb. III, 361 — 363 wird mit Freude
erwähnt: Nieb. I, 533 vgl. auch II, loi, wo eine merkwürdige
Beurtheilung von »Dichtung und Wahrheit«. 2. Theil. Das
Werk, welches Niebuhr mit diesem Briefe empfiehlt, ist der
die Geschichte der altern Republik behandelnde zweite Theil
seiner »Römischen Geschichte«.
No. 76. Weder unser Brief noch die Antwort, die am
Anfang von No. 77 erwähnt ist, werden in den »Lebens-
nachrichten« berührt. Die »persönlichen zerstörenden Schick-
sale«, welche Niebuhr betroffen hatten, waren der Tod seines
Vaters und seiner ersten Gattin (26. April, 20. Juni 181 5). —
Das Werk, das Niebuhr ankündigt, ist die Herausgabe der
Fragmente des Cornelius Fronto ; die Reise nach Italien —
Niebuhr war zum ausserordentlichen Gesandten bei der Curie
120 Neue Mittheilungen.
ernannt — wurde am 22. Juli 18 16 angetreten. Die Ver-
spätung der Reise, \eranlasst durch seine zweite Verheirathung
und durch verzögerte Aufträge der preussischen Regierung,
erlaubte ihm wohl den Abstecher nach Weimar nicht, denn an
Goethe lag es nicht, dass der Besuch unterlassen werden
musste, er war während des ganzen Juni und Juli daselbst.
Den in No. 77 erwähnten Lübecker Kunstdenkmälern
hat Goethe in seinen Schriften keine Beachtung geschenkt.
Unser Brief wird erwähnt Nieb. II, 171, 6. Juli 181 6, wo es
heisst: »Von Goethe ist keine Antwort. Seine Frau ist todt«.
Die grosse Lücke der Goethe-Niebuhrschen Correspondenz.
zwischen No. 77 und 78 (1817 und 1824) lässt sich nicht
durch Briefe ausfüllen. Wohl aber kann man annehmen, dass
Goethe das Interesse an Niebuhrs Werken sich gewahrt, und
nachweisen, dass Niebuhr nicht aufgehört hat, sich mit Goethes
Schriften zu beschäftigen.
Zahlreiche Briefstellen in Nieb. II und III handeln über
Goethe: bemerkenswerth II, 270, 283, 288 (gegen die ital.
Reise); III, 173: über den Jacobi-Goetheschen Briefwechsel
und die Stimmung des Jacobischen Kreises (vgl. auch 194).
No. 78. 1824 kehrte Niebuhr aus Italien nach Deutsch-
land zurück, nahm seinen Wohnort bald in Bonn, beschäftigte
sich aufs Neue mit wissenschaftlichen Untersuchungen und
Veröffentlichungen, von denen die neue Ausgabe der »Rö-
mischen Geschichte« besonders bemerkenswerth ist. Den
ersten und zweiten Band dieser neuen Ausgabe schickt er
No. 78 und 79 an Goethe, Die Antwort Goethes auf unsern
Brief (gedruckt III, 363 ff.) erwähnt und characterisirt Nieb.
III, 184 (vgl. auch 188); III, 192: gegen Goethes »Helena«;
III, 229: Über Rehberg gegen Goethe; 232: Goethe-Schillers
Briefwechsel (vgl. 249).
No. 79. In dem Ruche »Kleine historische und philo-
logische Schriften«, i. Sammlung, Bonn 1828 fand sich
»Carsten Niebuhrs Leben«, zuerst erschienen Kiel 181 7, neu
abgedruckt ; in derselben Sammlung stehen auch die von
Niebuhr erwähnten Abhandlungen. Göttlings Recensionen
(in der Jen. Lit. Ztg.?) galten wohl der eben genannten
Sammlung und der oben erwähnten 2. Ausgabe der römischen
Geschichte. Linser Brief wurde durch Perthes übersendet,
vgl. Nieb. in, 278. Goethe konnte ihn nicht mehr beant-
worten, da Niebuhr schon 2. Jan, 1831 starb. Vgl. Goethes
Brief an Zelter 17. Jan. 1831 und Brief an Savigny vom
21. Okt. 1831, beide abgedruckt Nieb. III, 365 — ^^368. Der
letzterwähnte Brief ist zugleich die Antwort auf unsern Brief
No. 80. Goethe lehnt den von Savigny gemachten Antrag
ab, vgl. auch Strehlke II, 142. L. G.
II. Dreizehn Briefe
NEBST EINEM FRAGMENT GOETHES.
MITGETHKILT VOX
A. CoHN, L. Geiger, E. Mentzel, Rich. Werner.
Au Höpfiier. 7. April (Mai?) 177 ß.
Ich dancke Ihnen Heber Höpfner für die Geftellgen.
Die Freude die ich an den Köpfen habe, wird jetzo ganz,
da sie auf meinem Tische eben so' ftehn als auf ihrem Puh
da ich das erftemal hineintrat. Glauben Sie daiT mir Ihre
Güte und Liebe unvergelll ift. Merck ift gellern hierdurch,
es thut mir weh ihn so lang zu miilen. Unsre H. Er-
furter hätten wohl zeit gehabt, und auf Oftern hätten Sie
kommen sollen, es war eine wunderbaare /usammentreft'ung
der Geftirne, ob Sie sich ganz behagt hätten weis ich nicht,
wenigftens waren wir alle nicht wie wir sollten. So viel
Planeten in einem Zeichen thun nicht gut, und kommt
denn noch ein Gegenschein dazu, so weis kein Mensch
vor böser Witterung, wo er den Kopf hintuhn soll. Ihren
Spinoza hat mir M. geben. Ich darf ihn doch ein wenig
behalten? Ich will nur sehn wie weit ich dem Menschen
' Oktavbogen, ^ 4 Seiten beschrieben, ganz eigenhändig.
122 Neue Mittheilungen.
in seinen Schachten und Erdgängen naclikomme. Sie willen
doch dalT Herder noch in Darmftadt und an unsre Fhichs-
hind verheurathet ift. Leben Sie \vohl und gedencken Sie
meiner in Hebe, am 7 Apr. 1773. Goethe.
All Höpfner. (April i/'/4-)
Lieber Höpfner, da schick ich euch einen Franckfurter,
der ein braver Mensch ift, wie ihr ihm ansehn müffl. Er
ift eures Beyftandes Werth, und er bedarf sein. Jura will
er ftudiren, ich bitte euch macht daff er Geschmack dran
findt. Er hat viel Fleis, viel Talente und eine gute Seele,
seine häuslichen Umftände sind nicht die heften. Sprecht
ihm Muth und Troft zu, und — ich kenn euch und hab
schon zuviel gesagt.
Euerm Weiblein ift's doch \\ohl an eurer Seite, und
Euch? Merck ill fort. Ich treib ein unruhiges Leben, und
vergeffe meine Freunde nicht.
Ich dachte diese Messe als Autor dem geehrten Publiko
einen abermaligen Reverenz zu machen, ift aber in Brunne
gefallen. Lebt wohl, und grüfft eure Liebe herzlich.
Goethe.
Die zwei vorstehenden Briefe Goethes an Höpfner sind
mir von der Besitzerin derselben, Fräulein Marie Poten in
Hannover, durch gütige Vermittlung und Empfehlung der
Frau Cieh. Räthin Helene Waitz, im Original übersandt und
deren Abdruck freundlichst gestattet worden. Die Besitzerin ist
die Enkelin von Frau Rehberg, der Tochter Höpfners, und hat
die Briefe aus deren Nachlass. Die Originale waren schon
von W. Scherer benutzt worden, der die Absicht hatte, die
Briefe der Berliner Akademie vorzulegen, durch seinen Tod
aber an der Ausführung dieser Absicht gehindert wurde. Von
den A^orarbeiten zu dem Commentar, mit welchem Scherer
die Briefe zu begleiten gedachte, ist bisher nichts aufgefunden
worden.
1 duartbogen ; i Seite beschrieben ; ganz eigenhändig. Adresse :
An Herrn / Professor Höpfner / nach / Giessen. Rothes Siegel mit einem
grossen lateinischen G.
Dreizehn Briefe nebst einem Fragment Goethes. 12^
Die erste Begegnung Goethes und Höjjfners ist ver-
schieden erzählt; als glaubwürdigster Bericht darf wohl der
durch Scherer G. J. VI, S. 345 fg. mitgetheilte gelten. Das
Jahr 1772, eben das Jahr der ersten Begegnung, war zugleich
dasjenige eines reichen Zusammenlebens, denn Höpfner war
— auch in diesem Punkt gibt also Goethes Erzählung das
Richtige — an den Frankf. gel. Anz. stark betheiligt und
wusste besser als mancher Andere, um die literarischen Ge-
heimnisse des Kreises (vgl. Scherers Einl. z. Dtsch. Lit.-Denkm.
7. 8. S. XXXYI u. XLVI, die z. Th. durch das Folgende be-
richtigt werden). Bei der geringen Entfernung zwischen Frankfurt
und Giessen waren gegenseitige Besuche leicht zu bewerkstelligen:
von einem solchen Höpfners in Frankfurt berichtet Schönborn
(12. Okt. 1773) in seinem bekannten Briefe an Gerstenberg
(in demselben Briefe über Goethe : »Seine Stube ist voller
schöner Abdrücke der besten Antiken«), vielleicht über den-
selben im Briefe an Raspe, April 1774, vgl. Hempel XXII. 346.
Unser erster Brief ist besonders w^ichtig durch die Notiz
über Spinoza: Goethe erhielt ihn also bereits damals von
Höpfner durch M.[ercksj Vermittlung. — Die »wunderbare
Zusammentreffung der Gestirne« spielt auf eine Zusammen-
kunft schöner Geister an, wie sie damals in Frankfurt oder
in der Nähe häufig statt fand. Solche Vereinigungen nennt
Goethe gelegentlich »Congress« (Merck i. Briefs. S. 69, 1775;
und die Freunde adoptiren das Wort, z. B. Bölling (1777,
Merck, 2. Briefs. S. 88). Unser Congress fand w'ohl Anfangs
April in Frankfurt statt. (Über die Theilnehmer s. unten.)
Ostern hätte Goethe Höpfners Besuch gewünscht (denn so
muss man die Stelle »und auf Ostern hätten Sie kommen sollen«
wohl auffassen, wenn man nicht etwa »Sie« trotz des grossen
Anfangsbuchstabens auf die Erfurter beziehen will). Nun war
1773 Ostern am 11. April, das Fest wird in unserm Briefe
als vergangen angesehen, schon deswegen ist das Datum
verdächtig. Dass es aber gewiss unrichtig ist (d. h. von
Goethe verschrieben, denn im Original steht deutlich : Apr.),
geht aus zwei Thatsachen des Briefes hervor, die sich be-
stimmt datiren lassen : Mercks Reise und Herders Heirath.
Letztere war am 2. Mai 1773 in Darmstadt erfolgt, Herder
mag noch ein paar Tage in Darmstadt geblieben sein und
ging dann über Frankfurt, wo Goethe ihn erwartete (D. j. G.
I, 367. 368), nach seinem Bückeburg zurück; Merck unter-
nahm gleichfalls^;//. Mai mit der Landgräfin von Hessen
und den Darmstädtischen Prinzessinnen eine Reise nach Russ-
land, die ihn für mehrere Monate Goethes Gesichtskreis entzog.
(Düntzer, Goethes Leben, 2. Aufl. S. 181 gibt den 7. Mai
als Tag der Begegnung Goethes und Mercks in Frankfurt
an ; nach unserm Briefe ist es der 6.)
124 Neue Mittheilungen.
Wer waren aber die Tbeilnehmer des Frankfurter Con-
gresses ? Februar bis Mai 1773 ^^^ bezeugt die Anwesenheit
folgender Personen : Merck, Leuchsenring, Job. Fahimer und
ihre Nichte, Pottocelli, Kielmannsegge — Letztern verfehlte
Goethe freilich — (Vgl. 1). j. G. I. 348. 360. 363. 368, Briefe
an Frau Fa Roche 13). Der Strassburger Genosse VVeyland,
der 1773 nach Frankfurt kam, stand mit Goethe in keiner
Beziehung. (DUntzer, Abhandlungen II, S. 340.) H. L. Wagner
(vgl. E.. Schmidt 2. Aufl. S. 16) kam erst Aug. 1774, wie
überhaupt dieses das Hauptjahr des Zusammenströmens lite-
rarisch-berühmter Fremden nach Frankfurt ist. Wer waren
insbesondere die Erfurter: etwa Riedel, der damals nach
Wien ging (über die Stimmung des Goetheschen Kreises in
Betreff seiner vgl. Frankf. gel. Anz. Neudruck LXXXI, S. 292.
297 fif.) oder der gelehrte Meusel, den Goethe, wenn R. M.
Werners Vermuthung (vgl. G. J. III, 407) richtig ist. im
Hanswurst resp. Lichtputzer des »Jahrmarktsfestes« verspotten
wollte? Riedel hätte wohl bei seiner Reise nach Wien den
Weg über Frankfurt nehmen können, aber er ging doch
wohl schon 1772, vgl. Frankf. gel. Anz., Neudr. S. 49. 286.
Riedel und Meusel werden auch Frankf. gel. Anz. 1773
S. 634 ff. 784 fg. sehr gelobt. Aber Meusel? Übrigens ist
auch die Bekanntschaft Beider mit Goethe keineswegs bezeugt,
und bei der nahen Stellung Beider zu Klotz ist ihre. An-
näherung an die jungen Frankfurter Kritiker nicht sehr wahr-
scheinlich, die doch nicht gerade als Verehrer des Hallischen
Meisters angesehen werden können.
Der zweite (undatirte) Brief ist wohl Ostern 1774 ge-
schrieben. Der Empfohlene ist unzweifelhaft KHnger. (Vgl.
Rieger, Klinger S. 25.) Unser Empfehlungsbrief hatte eine
vortreffliche Wirkung: Höpfner nahm Klinger in sein Haus
auf (Rieger a. a. O., der schon Goethe als »den Urheber
einer so glücklichen Fügung« vermuthet). — Höpfner hatte
sich 18. Okt. 1773 mit Marianne Thom verheirathet. — Das
Buch, mit welchem Goethe vor dem Publikum erscheinen
wollte, ist »Werthers Leiden«, die ursprünglich in der Oster-
messe 1774 ausgegeben werden sollten. — Merck war zu
seiner Frau nach der Schweiz gereist. Er wollte am 30. März
1774 abfahren, vgl. Merck, 3. Briefs. S. 93.
Unsere Briefe spiegeln die Stimmung zwischen Goethe
und Höpfner wieder, wie sie 1773 herrschte. Dass dieselbe
nicht lange dauerte, weiss man. Noch 1774 im Sommer bot
zwar, wie bekannt, Höpfner die ihm wohl von Klinger, dem
sie überlassen waren, vorgewiesenen Puppen- und Fastnacht-
spiele Nicolai zum Verlage an und rauss wohl die Sinnesart
Goethes getheilt haben i'Nicolai lehnte den Verlag ab, 26. 7.
Dreizehn Briefe nebst einem Fragment Goethes. 125
1774 Merck III, loi fg.j, aber bald wich er von derselben ab.
Vielleicht wurde er, wie Lessing u. A. an den Geniemännern
irre, vielleicht veranlasste ihn seine immer grössere Vertiefung
in seine Fachwissenschaft — die Jurisprudenz — zur Abwendung
von der schönen Literatur und ihren Vertretern. Dass seine
Stimmung 1776 eine andere war, scheint mir schon aus Goethes
Brief 13. 10. 1776 (Merck III, 186) hervorzugehn, obwohl
Goethe damals ihn, wie ja manche seiner ehemaligen Freunde
in seine Nähe zu ziehen suchte; sicher ist es aus Nicolais
Brief zu entnehmen, 23. 4. 1776 (Merck III, i39fg.) Den Ruf
nach Jena, den Höpfner schon 1776 abgewiesen, lehnte er
definitiv 1782 ab (Merck II, iio A.) — Über Höpfner u.
Goethe vgl. übrigens auch Zimmermann: Merck S. 240 und
die dort angeführten Stellen.
Um die Gesinnung Höpfners gegen Goethe deutlicher
erkennen zu lassen, drucke ich die auf Goethe bezüglichen
Stellen aus den Briefen Höpfners an Nicolai ab. (Nicolais
Nachlass in der Berliner Kgl. Bibl.) Die wichtigsten dieser
Stellen insbesondere die über die Frankf. gel. Anz. sind bis-
her noch unbenutzt.
Am 25. August 1772 empfiehlt Höpfner seinen Freund
Merck für die Allgemeine Deutsche Bibliothek und theilt mit, dass
derselbe die »Könige von Scheschian« gern beurtheilen würde,
»dass er aber in der Frankfurter Zeitung, ohne Wielanden
entdeckt zu werden, nicht thun könne«. Nicolai hat an den
Rand des Briefes folgendes geschrieben : » Die Frankfurter
Anzeigen lese ich noch mit vielem Vergnügen und zähle sie
zu den besten deutschen gelehrten Zeitungen und erkenne
auch hin und wieder seine Feder, z. E. in der Recension von
Beckers rcsponsis. Aber ich wünschte doch, dass in dieser
Zeitung die Schreibart nicht oft so geziert und dunkel wäre,
und man zuweilen gegen verdiente Männer aus allzufeiner
Kritik nicht unbillig wäre z. E. gegen Gessner in der Recen-
sion seiner neuen Idyllen«.
Am 18. Februar 1773 schreibt Höpfner: »Es freut mich,
dass Sie mich in den Frankfurter Zeitungen erkannt haben.
Freilich habe ich fast alle juristische Recensionen darin ge-
macht. Dass Herder die Hand auch mit im Spiele gehabt
hat. war wohl sehr sichtbar. Die andern Recensenten waren
Merck, Goethe, Schlosser. Der letzte hat das meiste geschrieben.
Von Merck ist z. E. Sulzers Wörterbuch, von Goethe Hausens
Schandsäule für Klotzen und der polnische Jude. Die Kritik
von Gessners Idyllen war freilich ungerecht. Ich habe mit
dem Recensenten lange darüber gezankt«. Am Schluss des
langen Briefes heisst es : »Haben Sie schon die zwey excel-
lenten Broschüren Brief eines Pastors und Rhapsodie von
126 Neue Mittheilungen.
Reimhart gesehen? Sie sind zu Frft. bey den Eichenbergischen
Erben herausgekommen«, ii. Sej^t. 1773: »Götz von Ber-
lichingen haben Sie doch schon gelesen? Ich wünschte dass
Sie den Verf. persönlich kennten, ein Mensch der bei seinem
wahren Genius der beste gutherzigste liebenswürdigste Sterb-
liche ist. Auf seine und Mercks Freundschaft bin ich sehr stolz«.
(1774, 14. März, das Datum von Nikolai hinzugefügt.)
»Haben Sie den Prolog zu den neuesten Offen b. Gottes übers,
durch Bahrdt schon gelesen, er ist in Darmstadt gedruckt
und meines Geschmacks meisterhaft«. Nikolai schreibt dazu:
»Meines Erachtens nach niemand als Goethe kann der Ver-
fasser sein. Ich hoffe D. Bahrdt wird doch Spass verstehen«.
Dann folgen die zwei von M. Rieger, Klinger S. 26 fg. mit-
getheilten, auf Goethes Puppenspiele bezüglichen Briefe. Bei
dem ersten, den Rieger als undatirt erwähnt, hat Nikolai dazu-
geschrieben: 17. Juni; vor »Possenspiel« steht 2.
Am Schluss eines sehr langen Briefes vom 6. Januar 1775
schreibt Höpfner : »Haben Sie die köstliche Idylle Bacchidon
und Milon schon gelesen ? Der V. ist ein junger Mahler in
Mannheim. Das heist wieder ein Kopfl«
Zwei Stellen aus den Briefen 24. März 1775 und 2. Mai i 77 5
über H. L. Wagners P'arce »Deukalion«, die Höpfner durch-
aus Wagner nicht zutraut, sind gedruckt bei Erich Schmidt,
H. L. W. 2. Aufl. S. 127 fg. Im letzteren Briefe findet sich eine
Stelle über Nicolais »Freuden«, die so lautet : »Ihre Frei/den und
Leiden haben Goethe deswegen geärgert, weil er bekanntlich
selbst Held des Romans ist, das Erschiesen ausgenommen,
und Lotte seine Heilige war. Und nun bedenken Sie das
Schies^en mit Blutblasen wo er doch wirklich der Narr in
der Geschichte ist , die Krankheit der Lotte und andere
Dinge mehr. Die konnte er natürlicher Weise nicht gut ver-
tragen«.
(12. August 1775 von Nikolai dazugeschrieben). »Neulich
war der Dichter Müller bey mir, er ist ein hübscher Mensch
und hat viel Wärme und ist nicht so ganz intolerant als die
übrige werthe Goethianer, die geradezu alles für Ochsen und
Esel erklären, was nicht zu ihrer Schule gehört : oder ihren
Helden (loethe nicht anbetet. Auch Klopstock besuchte mich
diesen Sommer , als er von Karlsruhe kam. Das ist ein
trefflicher Mensch. Seine Simplicit, und Bescheidenheit im
LTmgange mit Wielands lächerlicher Eitelkeit verglichen giebt
einen grossen Contrast. Mit der Bibl. ist er gar nicht zu-
frieden. Wo bleibt denn das nächste Stück in dem die
Fortsetz, der Rec. von Messias III kommen sollte. Der
Recens. der ältesten Urkunde ist ein excellenter. Ich wünsclite
ihn zu kennen«.
Dreizehn Briefe nebst einem Fragment Goethes. 127
Brief vom 27. September 1775 ist abgedruckt bei Rieger.
Klinger S. 62 A.
(1776, 6. Januar von Nikolai dazugeschrieben.j »Goethe
ist freilich in Weimar. Er ging dahin wie es hiess um Wie-
land tod zu reiten hatte das hohe Lied Salomonis übersetzt
und mitgenommen, um W. aufzufordern ihm die Obscönitäten
zu zeigen, die er im Merkur dem Buche vorwirft. Ich höre
aber er verträgt sich ganz gut mit ihm. Die Recension von
den Goetheanis in der Bibl. die Ew. Herrlichkeit ohne Zweifel
selbst gemacht haben ist sehr gut«.
24. April 1776: »Die Recensionen von Goethe und Lenz
und Klinger sind sehr gut. [Nikolai hat dazugeschrieben :
in XXVII 2.] H. Dz. ist ein braver Mann. Die Physiognomik
hat ihn bey Kl. nicht betrogen. Kl. hat Genie aber doch
nicht den zehenden Theil dessen dass er zu haben glaubt.
Ich muss doch fühlen, was für Kraft in mir liegt, die Hunds-
futter in der Bibl. mögen sagen was sie wollen. So ungefehr
redet er von sich. Unerträglich ist mirs oft zu hören, wie
die Leutchen aus der Goetheschen Schule von sich und von
andern urtheilen. Goethe Lenz Kayser [Nikolai hat an den
Rand geschrieben: Wer ist.] sind Halbgötter. Lessing ist nur
allein in der Komposition etwas. Sein Faust wird gegen den
Goetheschen eine armselige Figur machen. Gessner ist nichts,
Rabener ein langweiliger Schwätzer, Ramler ein kalter elender
Mensch , Jerusalem und Mendelssohn — Stupor vulgi hos
fecit philosophos, Nikolai hat gar keinen Verstand. Dass \\'ie-
land und Goethe Herzensfreunde sind wissen Sie ohne Zweifel.
A\'. schrieb an Jemanden : Hölle Tod und Teufel sollten ihn
nicht scheiden von Goethe. Gut per nos licet wünsche gute
Continuation. Dass Herder nach Weimar geht ist bekannt.
Der Bericht der theol. Fakultät in (iöttingen seinetwegen soll
in essentialibus geheisen haben, er sey zAvar othodox aber
ein Narr. Ich habe auch nichts dagegen«.
Zur Erklärung der vorstehenden Briefstellen braucht nicht
viel bemerkt zu werden. Über den Antheil an den Frank-
furter gelehrten Anzeigen ist Folgendes zu vergleichen : die
Recension über B. Th. G. Beckers »Sammlung merkwürdiger
Rechtsfälle« Neudr. S. 496—498. Die über Gessner S. 446 — 449
durch Schlosser für Goethe bezeugt (das. S. XLV): durch ein
anderes Zeugniss Höpfners für denselben: Hausen und Poln.
Jude (a. a, O.) Schlosser als Hauptmitarbeiter (das. S. XLVHI).
Merck als Verfasser der Recension über Sulzer (das. S. XLIII.)
— Der »Brief eines Pastors« ist natürlich Goethes theologische
Schrift. Die »Rhapsodie von Reimhard« vermag ich nicht
nachzuweisen. »Bacchidon und Milon, eine Idylle: nebst einem
Gesang auf die Geburt des Bacchus. Von einem jungen Mahler.
128 Neue Mittheilungen.
Fft. u. J>eipz. 1775«. Von Maler Müller. — Dz. in der Nico-
laischen Deutschen Allgemeinen Bibliothek (1773 — 1778) ist
Eschenburg. — Bedürfte es übrigens noch eines Beweises, dass
Goethe und seine Freunde an dem Jahrgang 1773 der Frank-
furter gelehrten Anzeigen nicht mehr mitarbeiteten, so kann
er z. B. in folgender direct gegen Goethe gerichteten Stelle
gelegentlich einer Besprecnung der (Dyk'schen) »Neuen Bibl.
der seh. Wiss. und der freyen Künste« gefunden werden :
»Man erinnert sich des Aufsehens das eine Anzeige vom
fünften Bande der Gessnerschen Werke in unserm vorigen
Jahrgang (No. LXVIII) machte. Der Weissische Recensent
behauptet, dass durch jene Beurtheilung folgende allgemeine
nur halbwahre Raisonnements unter unser nachlallendes Pub-
likum gebracht sind. »Gessner ist nichts als malender Dichter!
Sein grösstes Talent ist blos Schilderung der leblosen Natur!
Die Menschen womit er seine Landschaften stafifirt sind ja
keine wirklichen Menschen, die Art wie er sie einführt ist ja
so frostig so matt! Fast niemals Gespräch, immer Erzählung!«
Auf zwei Blättern wird mit der grössten Gründlichkeit und
Kaltblütigkeit das Unbestimmte dieser Urtheile dargethan«.
Auf eine andere Goethesche Recension bezieht sich
(a. a. O. S. 147) eine Notiz, die gleichfalls hier wiedergegeben
werden mag : »Der polnische Jude, der sich im vorigen Jahr
durch seine Gedichte bekannt gemacht hat, heist Behr, hat
zu Halle die Doktorwürde in der Arzeneygelahrtheit ange-
nommen und hält sich itzt in Berlin auf«. (Vgl. übrigens
Biedermanns Angabe, Hempel 28, 860.)
Die übrigen von Höpfner berichteten Klatschgeschichten
bedürfen keiner weitern Bemerkung. Es lohnt weder der
Mühe, ihrem Ursprünge nachzugehen, noch die Behauptungen
einzelner derselben zu widerlegen. Dass, um nur eines an-
zuführen, das Urtheil der Göttinger Fakultät über Herder
ganz anders gelautet hat, als hier mitgetheilt wird, weiss man
auch ohne besondere Berichtigung.
An Frau v. Heygendorf. 24. Sept. iSij.
Als ich heut, am herrlichften Morgen, vom Schloß
hinüber nach Manheim sah, dachte ich nicht daß mir
von daher sogleich das freundlichfte kommen würde.
Seyn Sie freundlichfl: auch dagegen gegrüßt. Unsern
' I Seite 4°. Eigenhändig, deutsche Schrift. Im Besitz des Herrn
Max Donebauer, Prag. Adresse (Enveloppe) : Der Frau / Baronesse
von Heygendorf/ Gnad. / gegenwärtig / in Mannheim.
Dreizehn Briefe nebst eineiM Fragment Goethes. 129
theuren Fürsten erwarte stündlich, die Boisereesche Samm-
lung hat sich brautmässig geschmückt, bey der Freude des
Wiedersehens des Verehrteften, soll mirs der wünschens-
wertheste Befehl seyn Ihn zu Ihnen zu begleiten. Der schönen
lieben Gevatterinn und Freundinn, Heil und Heiterkeit
Heidelberg
d. 24 Sept. Goethe
1815.
4'-
An F. S. Voigt. Carlsbad 12. Mai 1S20.
Ein junger Gärtner der in Schlackenwerth gelehrt
worden, mit Nahmen Joh. Wansack, zieht nach Weimar,
angelockt von dem großen Rufe unserer Gartenkünfle; ich
begrüße Sie schönftens durch denselben, mit Bitte ihn freund-
lich aufzunehmen, zu prüfen und weiter zu befördern, ßau-
mann wird wohl das Gleiche thun. Die Cur bekommt mir
sehr wohl; Anfangs Juni hoffe bey Ihnen zu seyn, wo
denn unser Haupt Geschäft ungesäumt anzugreifen wäre.
Mit den beiT:en Wünschen Ew. Wohlgeboren
C. B. d. 12. May ergebenfter
1820 Goethe
Die No. 4. 7, 13 befinden sich, die beiden ersteren im
Original, der letzte in Abschrift, im Besitze des Herrn Theodor
Voigt-Meyer in Frankfurt a. M. Sie sind als Nachträge zu
der im G.-J. VII, 152 — 168 veröffentlichten Briefsammlung an
Prof. Friedr. Siegm. Voigt in Jena anzusehen. Baumann ist
Obergärtner in Jena (seit 181 6).
. 2
) •
Ah den Landgrafen v. Dannstadt. 20. Febr. 1S24.
Durchlauchtigfter Landraf [sic!J,
gnädigfter Fürll: und Herr.
Ew Hochfürftlichen Durchlaucht abermals mit einem
kurzen Schreiben anzugehen nehme mir gegenwärtig
' Ganz eigenhändig.
^ 2 Seiten 4°, ganz eigenhändig, mit deutscher Schrift. Im Besitz
dcb Herrn Dr. Edmund Schebek, Kaiserl. Rath in Prag. Ohne Adresse,
aber an Ludwig Christian, Landgraf von Hessen-Darmstadt.
Gohthe-Iahrbucü Vlll. n
130 Neue Mittheilukgek.
die Freyheit und zwar um so getrofter als den Ausdruck
eines aufrichtigften Danlces wiederholen zu können mir
höchfl: erwünscht ift.
Möge das was ich über die köftliche Sammlung in
dem neuften [2] Stücke von Kunft und Alterthum ge-
äussert nicht unwerth scheinen Ihro Königlichen Majeftät
allerunterthänigft vorgelegt zu werden ; welches Höchft-
deroselben gnädigflen Ermessen schuldigft anheim gebe,
zu ferneren Hulden und Gnaden mich andringlich empfehle,
mit Verehrung und Vertrauen des Glücks genieße mich
unterzeichnen zu dürfen
Ew Hochfürftlichen Durchl
Weimar unterthänigfter
d. 20. Febr. 1824. JW v Goethe
S. Strehlke I, 266, einen anderen Brief Goethes an
denselben, über denselben Gegenstand, nämlich die Hemster-
huis-Galitzinschen Gemmensammlung, über welchen der Land-
graf nähere Mittheilung gemacht hatte.
6.
A?i Geb. Ober-Reg.-Rath Streckfuss. 19. Juli iS2y.
Nur mit den wenigsten Worten begleite den ersten
Theil eines mir eben zugekommenen Werkes um solchen
alsobald auf die Post zu bringen ; die beyden anderen habe
selbst noch nicht gelesen.
Möge diese Arbeit unseres Mayländer Freundes dem
Kenner italiänischer Literatur eben so wie mir zusagen und
der Entschluss des Uebersetzers von Dante meinen Wün-
schen zuvorkommen. In' treuer Theilnahme
„, . j j , mit I fortwirkend
Wemiar den 19 Jul.
jg2^_ JW V Goethe
[Der Adressat A. F. K. Streckfuss 1779— 1844 ist der
bekannte Übersetzer italienischer Werke, der grossen Gedichte
Ariosts, Dantes, Tassos. Dass Streckfuss bei Goethe gewesen,
' ^'on hier an eio-enhändio, das I steht wirklich im Original = Ihnen?
Dreizehn Briefe nebst einem Fragment Goethes. 131
wusste man aus Eckermanns Bericht 27. Sept. 1827 (Ge-
spräche III, 130 fg.) und durch die ehrenvolle Erwähnung und
Schilderung des Besuchers, welche Goethe an Zelter gibt (Brief-
wechsel IV, 399 fg.), also nach unserem Brief. Die Bekannt-
schaft wurde durch Zelter eingeleitet, der eine poetische Sen-
<iung Streckfuss' überschickt 8. Febr. 1824, wofür dann Goethe
8. März einige freundliche Worte spendet (Goethe-Zelter III,
398. 401). Am 12. Aug. 1826 (a. a. O. IV, 197) sendet Goethe
für Streckfuss ein Buch mit einigen Worten in Reimen und
Prosa (abgedruckt das. 199 — 201), am 6. Sept. kleine Aufsätze
über die Dante-Übersetzung (das. 215 — 220). Dass Streckfuss
dann einen directen Brief erhielt geht aus Zelters Äusserung
»Streckfuss hat mich seinen Brief von Dir lesen lassen« (2. Febr.
1827, S. 240) hervor. — Bei der »Arbeit unseres Mayländer
Freundes« muss man an Manzonis Verlobte denken. Dem
steht nur entgegen, dass Zelter schon 22. April 1827 (IV, 307)
schreibt: »Manzoni ist auch an Streckfuss besorgt, der sich
mit seinem Danke an Dich selbst wenden mag«, denn hier
sind vermuthlich die in Jena mit einer Vorrede Goethes er-
schienenen Opere poetiche Manzonis gemeint (Hempel XXIX,
650 ff.) Dass Goethe »I promessi sposi« damals eben zuge-
kommen waren, geht aus dem Briefe an Knebel 21. Juli 1827
hervor. Übrigens wurde der Roman nicht von Streckfuss,
sondern von Daniel Lessmann undBülow übersetzt. Vgl. darüber
G.-J. III, 242. L. G.]
An F. S. Folgt. }0. Juni 1828.
Ew. Wohlgeboren
■erhalten hiehei einige Büttnerische Papiere so operos als
wunderlich, es soll mich freuen, von Ihnen darüber wissen-
schaftlich aufgeklärt zu werden.
Die eingesendete Quittung liegt autorisirt bei, ich
wünsche, daß Sie von dieser kleinen Summe zu unseren
wissenschaftlichen Zwecken geeignete Verwendung machen
mögen. Gedenken Sie meines neulichen Wunsches, so
werden wir bei meiner nächflen Ankunft in Jena manche
angenehme und lehrreiche Unterhaltung genießen können.
Auch theile zugleich ein Gutachten unseres Präsidenten
in Bonn über fossile Früchte mit, welche in dem Kalten-
nordheimer Kohlenwerke vorkommen.
9*
132 Neue Mittheilungen.
Mit den heften Grüßen an die theuren Ihrigen
ergehenft
Dornburg 30. Juni 1828 ^ ^ ^^^^,^^
Der Brief liegt nur in einer Abschrift vor. Das Original
ist im Jahre 1846 in die Sammlung des Herrn Professor Baum
in Greifswald gekommen.
8.
An Stiel er \ 20. Nov. 1S28.
Von München kommt uns, mein theuerster Herr, so
viel Gutes und Angenehmes, dass ich mich eilen muss
davon Anzeige zu thun und bestens zu danken um nicht
allzutief in Schuld zu gerathen. Die so schön gearbeiteten
Lithographischen Blätter so würdige als wohlgebildete
Personen vorstellend, gereichten zu Vergnügen und Be-
wunderung aller, auch verfehlt mein Sohn nicht auf das
traulichste zu danken für das ihm zugedachte Blatt der
Königl. Dame.
Herrn Inspector DiUis bitte für die mitgetheilten Ra-
dirungen verpflichtet zu danken. Gerade solche, kaum be-
deutend scheinende Gegenstände, glücklich aufgefasst und
mit Geschmack wiedergegeben, setzen mich in die ange-
nehmste Empfindung; man gelangt zum Mitgefühl wie der
Künstler, indem er sich mit dergleichen beschäftigte, einer
wünschenswerthen Gemüthsruhe genossen und solche der
Landschaft, dem Himmel, der Erde, Bäumen und Baulich-
keiten nicht w'eniger dem Wasser mitzutheilen gewusst habe.
Vielleicht überliefert der Poet nicht so unmittelbar
seine innern Zustände als der Maler, der, ohne im mindesten
daran zu denken, uns zu seinen Gesellen macht und die
Welt durch seine Augen und seinen Sinn anzusehen nöthigt.
Wie soll ich mich aber in der allerliebsten Gesellschaft
halten und ausnehmen in welche mich eine s,-xnz besonders
' Quartbogen mit Trauerrand, 5 Seiten beschrieben ; dictirt, Unter-
schrift eigenliändig. Adresse : Des Herrn / Herrn Stieler / Königl. Baye-
rischen Hofmaler / Wohlgeboren / nach München frank. /
Dreizehn Briefe nebst einem Fragment Goethes. 153
höchste Gunst einzuführen beliebte. Ihro Majestät aber
haben die Gabe von Gott das Grosse und Einzige auch
eben mit soviel Anmuth zu thun und auszuführen^ dass
man über dem Vergnügen das eine solche Handlung er-
weckt beynahe die Höhe und die Macht desjenigen ver-
gessen dürfte, der allein dergleichen zu verleihen im
Stande ist.
Gedenken Sie meiner zum Besten wo es Gelegenheit
giebt! Sie haben so tief und genau in unsre Zustände
hineingesehen, dass Sie immer überzeugt bleiben werden,
wie nöthig mir künstlerische Mittheilungen sind, und wie
ich alles dasjenige zu schätzen weis was mir vor Augen
kommt und irgend mit mir in Berührung tritt.
Empfehlen Sie mich daher der Bayerischen Künstlerwelt
aufs beste, und fahren Sie fort geneigt zu veranlassen dass
von der dortigen grossen Thätigkeit auch mir einiger
Theil werde.
Die Witterungs Angelegenheiten betr. so bemerke dass
die Augshitrger Hefte bey unsern Anstalten schon vorhanden
sind. Was in diesem Fache mir sonst wünschenswerth
wäre, vermelde nächstens sobald ich meine Gedanken
wieder dahin richten darf.
Dem werthen immer mehr anerkannten H. Professor
Gruithusen, empfehlen Sie mich zum schönsten; wie un-
gern vernehm ich seine nicht günstigen Gesundheitszustände.
Auch den theuren Boisserees sagen Sie das Beste. Wenn
ich mich nach entfernten Freunden umsehe, so thut es
mir diese Zeit her gar zu weh dass Freund Sulpitz gerade
in dem Augenblick wo durch mannigfaltiges Zusammen-
treften sein Schicksal die günstigste W^endung nimmt, ihm
nicht auch Gesundheit zu statten kommt, die uns denn
doch eigentlich das Gute geniessen lässt. Versichern Sie
ihm meiner treuesten Theilnahme.
Und nun zum Schluss noch einen Auftrag, der Sie Selbst
interessiren wird; in München lebt ein Optikus Namens
Nickel, welcher die Glasplättchen und Kuben nicht weniger
134 Neue Mittheiluxge.m.
die Maschinen, wodurch jene Erscheinungen bey Spiegelung
hervorgebracht werden, sehr gut und brauchbar zu ver-
fertigen weis; möchten Sie sich bey ihm erkundigen: ob
er dergleichen vorräthig hat ? oder auf Bestellung verfertigt ?
ob er irgend die Preise anzeigen möchte, wofür er der-
gleichen Apparat abzulassen geneigt wäre ? Es ist der Mann
der Ihnen das weisse und schwarze Kreuz, für das Sie sich
bey mir interessirten am besten darstellen kann.
Hier aber will ich schliessen damit diese, schon einige
Tage ruhenden Blätter von den treuesten Wünschen und
der aufrichtigsten Theilnahme begleitet endhch an Sie ab-
gehen. Wozu ich doch noch die freundlichsten Grüsse an
Herrn von Martins bey zufügen nicht unterlasse.
Sowie ich von Seiten meiner und der Meinigen Ihre
theure Lebensgefährtin des lebhaftesten Antheils zu ver-
sichern bitte
Weimar 7reu' ergeben
den 20. Novbr.
T W V Goethe
1828. -^
An Stieler. 26. Jan. 1S29.
Manchmal werthester Mann, mach ich mir Vorwürfe
dass ich Sie um dieses oder jenes Geschäft ersuche und
Sie von Ihren wahrhaft würdigen und allgemein erfreulichen
Arbeiten auch nur auf einen Augenblick abziehe; aber Ihre
Gefälligkeit giebt mir hiezu Muth und eine so lang ge-
nossene Unterhaltung frischen Antrieb.
Erlauben Sie also dass ich auf eine// bevliegenden
Blättchen' Herrn Nickel, den geschickten Optiker, um
die Fertigung des bewussten Instrumentes ersuche.
Bleiben Sie überzeugt, dass ich gar oft meine Unter-
' Von hier an eigenhändig.
^ Quartbogen mit Trauerrand; 4 Seiten beschrieben; dictirt, Unter-
schrift eigenhändig. Adresse: An Herrn / Hofmaler Stieler / Wohlge-
bornen / nach / München ; frank.
5 liegt nicht bei.
Dreizehn Briefe nebst einem Fragment Goethes. 135
haltung mit Ihnen zu erneuern wünsche. Mit dem praktischen
Künstler ist am besten sprechen, denn das Wahre bewahr-
heitet sich sogleich an der That. Dass Sie meiner Farben-
lehre fortgesetzte Aufmerksamkeit gönnen, freut mich sehr;
sie enthält nichts als was Sie Ihre Lebzeit über gethan haben
und thun; wenn Sie Sich genau damit bekannt machen,
so werden Sie finden wie leicht das Ganze zu fassen sey.
Nehmen Sie, wie Sie thun, dasjenige zuerst auf, was Sie
anmuthet, das Uebrige lassen Sie liegen, bis es Sie irgend
einmal aufsucht und sich aufdringt. Ich habe mich 40 Jahre
mit dieser Angelegenheit beschäftigt und zwey Octavbände
mit der grössten Sorgfalt geschrieben, da ist es denn Auch
wohl billig dass man diesen einige Zeit und Aufmerksamkeit
schenke. Den Mathematiko-Optikern verzeih ich gern, dass
sie nichts davon wissen wollen, ihr Geschäft ist in diesem
Fache blos negativ; wenn sie die Farbe aus ihren schätz-
baren objectiv Gläsern los sind so fragen sie weiter nicht
darnach ob es einen Maler, Färber, einen die Atmosphäre
und die bunte Welt mit Freyheit betrachtenden Physiker,
ein hübsches Mädchen das sich ihrem Teint gemäss putzen
will, obs diese in der Welt giebt, darum bekümmern sie
sich nicht; denn freylich die Ehre den Astronomen den
Weg zu den Doppelsternen eröffnet zu haben ist bedeutend
genug. Dagegen lassen wir uns das Recht nicht nehmen
die Farbe in allen ihren Vorkommnissen und Bedeutungen
zu bewundern zu lieben und wo möghch zu erforschen.
Ist mir doch indem ich dieses diktire als wenn Sie
mich wieder auf den Stuhl gebannt und mit freundlich künst-
lerischem Thun zu angenehmer Unterhaltung gefesselt hätten.
Hieraus können Sie sehen wie gern ich mich recht
in die Mitte von München wünschte. Die Hoffnung von
Ihro Majestät grosser gesegneter und unermüdeter Thätig-
keit unmittelbar zu vernehmen mit den tiefdenkenden und
frohwirkenden Männern mich zu unterhalten, mich und
mein Bestreben gefördert und gesteigert zu sehen würde
mir eine wahre Glückseligkeit bereiten.
136 . Neue Mittheilungen.
Gerade jetzt habe ich Herrn von Cornehus für eine
höchst bedeutende Gabe zu danken, H. von Martins die
Verfolgung eines Gedankens den er mir eingeimpft hat vor-
zutragen und von beiden schnellere Förderung zu erbitten,
dies wird mir aber aus der Ferne, da ich meine Gedanken
nicht immer gerade auf solche bestimmte Puncte wenden
könnte, besonders in dem Augenblicke ganz unmöglich.
Suchen Sie mir Verzeihung vorzubereiten. Das Manuscript
zu der fünften Lieferung meiner Werke ist noch nicht
völlig nach Augsburg abgegangen; Sie werden darin drey
erneute ja neue Bändchen finden, die ich ungern vom Herzen
loslasse, da es aber seyn muss in Hoffnung lebe dass sie
wieder zu Herzen gelangen werden.
Gar manches Andere besonders auch das Portrait be-
treffende, verspare bis zum nächstenmale.
Weimar treu* gedenkend
den 26. Jan. I W v Goethe
1829.
io\
An Stieler. 10. Apr. 1S29.
Diesmal, mein Theuerster, vermelde nur eiligst, dass
von Ihro Majestät dem Könige ein allergnädigstes Schreiben
von Rom, unterm 26. März bei mir eingelangt, worin
Höchstdieselben voraussetzen, dass die mir bestimmte Copie
des wohlgerathnen Portraits schon bei mir eingelangt sey.
Deshalb wäre es gar wohl gethan, wenn Sie die Absendung
beförderten. Das von He3-gendorfische Bild könnte nach-
kommen. Tausend Grüsse und Wünsche! Mehr füge nicht
hinzu, darnit das Blatt nicht liegen bleibe.
Weimar treu' ergeben
den 10. April I W v Goethe
1829.
' Von hier an eigenhändig.
^ Oktavbogen, eine Seite beschrieben, dictirt; Unterschrift eigen-
händig.
3 Von hier an eigenhändig.
Dreizehn Briefe nebst einem Fragment Goethes. 137
II'.
An Stiel er. 26. Juni 1S29.
Ew. Wohlgeb.
Habe mit Vergnügen zu ver-
melden dass gestern den 25. d. M. das sehnlich erwartete
Bild glückUch angekommen; für meine Kinder und Dr. Ecker-
mann würde sich eher ziemen dankbar zu vermelden wie
es in unserm Kreise vergnüglich aufgenommen worden,
ich aber von meiner Seite kann so viel sagen : mir ist dabey
das Gefühl: es müsse der treffliche Künstler ein wahrhaftes
Wohlwollen gegen mich, und eine herzliche Erinnerung
an seinen hiesigen Aufenthalt mitgenommen haben, um
diese Nachbildung mit solcher liebevollen Zcärtlichkeit
auszustatten.
Legen Sie Ihro Majestät meine unverbrüchliche dank-
bare Anhänghchkeit an schicklicher Stunde zu Füssen. Wenn
wir Höchstdemselben, geleitet durch die gnädigst mitge-
theilten Gedichte, auf Schritten und Tritten des Lebens
bescheidentlich folgen dürfen, so haben wir mit wahre??
Jubel, auf seiner letzten Reise, unter den Seinigen uns an
ihn angedrängt.
Die Frage wegen der Erscheinung des Hellblauen und
andrer Farben in der Dämmerung war schon einmal zwischen
mir und Boisseree ventilirt; ich erinnere mich dass er mit
meiner Auslegung nicht zufrieden war. Ich suche die da-
mals gewechselten Papiere wieder auf, denke die Sache
wohl noch einmal durch, und vermelde das Weitere, Ge-
denken Sie mein bey jeder Farben Harmonie, so komm ich
Ihnen niemals von der Seite.
Veranlassen Sie Herrn Nickel das Instrument wenn es
fertig ist, nur alsobald abzuschicken ; mit Gläsern bin ich
versehen und weiss dass es eine chicanose Sache ist sie zu
bereiten , weil ihr Gelingen von Zufälligkeiten abhängt.
* Quartbogen, 3 Seiten beschrieben, dictirt. Unterschrift eigen-
händig. Das Siegel ist schwarz. Adresse: Des Herrn / Hofmaler Stieler/
Wohlgebornen / nach / München / frank
Neue Mittheilungen.
Die Rechnung wie er sie sendet soll alsobald bezahlt werden.
Die Gläser wenn sie noch gelingen sollten schickte der
werthe Mann allenfalls nach.
Das Bild der Frau von Heygendorf habe noch nicht
gesehen ; es wird auch unvollendet einen theuren Beweis
Ihres Kunstverdienstes abgeben. Erhalten Sie mir ein höchst
schätzbares Andenken und bleiben des Meinigen, so wie
einer vollkommenen Hochschätzung und wahrhaften Antheils
für immer versichert. Ihrer werthen Lebensgefährtin und
den lieben Kindern meine besten und herzlichsten Grüsse.
Weimar Treu ' den Treuen ewiglich
den 26. Juni I. W v Goethe
1829.
An Stieler. 28. Juli 1S29.
Indem ich Nachstehendes^ absende, ergreife die Ge-
legenheit eine Bemerkung mitzutheilen, welche mir diese
Tage gar freundlich entgegen kam; ich fand nämlich daß
man für eine bedeutende Gabe erst nach einiger Zeit
würdig danken könne. Das Bild welches Ihro Majestät
Gnade und Ihrer Sorgfalt zu danken habe, wächst jetzo,
da es in den Zimmern meiner Tochter aufgehängt ist^
gleichsam an Werth, indem sich jedermann daran erfreut
und die Meinigen es als ein Capital ansehen können, von
dem sie, für ewäge Zeiten, für sich und andere die erfreu-
lichsten Zinsen an Erinnerung Wohlbehagen und Dank-
barkeit zu gewinnen im Fall seyn werden.
Das Bild der Frau von Heygendorf, wie man Ihnen
gewiss schon gemeldet hat, ist nicht mit geringerer Theil-
nahme empfangen worden. Ich behielt es einige Tage im
Hause, zu meiner und der nächsten Freunde i^rösster Ver-
' Von hier ab eigenhändig.
- Quartbogen, 5^2 Seiten beschrieben; dictirt, Unterschrift eigen-
händig. Adresse: Des Herrn / Hofmaler Stieler/ Wohlgebornen/ nach /
München / frank
3 d. h. die drei letzten Absätze.
Dreizehn Briefe nebst einem Fragment Goethes. 139
gnüglichkeit, doch wurden die Wallfahrten dazu in dem
Grade häufig, dass ich das herrhche Kunstwerk, obwohl
ungern, ins Museum senden und einer öffentlichen Be-
schauung widmen musste. Wir wollen es wie es ist gerne
gelten lassen, denn es bleibt eine glückliche Conception
und eine vollkommen gleiche harmonische Ausführung.
Auch für dieses Denkmal Ihres hiesigen erfolgreichen
Aufenthaltes danke zum allerschönsten.
Die vielfachsten Grüsse von den Meinigen und Näch-
sten hab' ich zu entrichten; mich bitte überall wie es sich
schicken und ziemen will bestens zu empfehlen. H. Dr.
Gruithuisen bitte besonders für die Sendung seiner reich-
haltigen Hefte zu danken, man wird dadurch war es auch
mit Widerwillen in die Höhen, Tiefen und Breiten der
Natur genöthigt.
Wäre Herr von Martins zu bewegen, dass er einen
längst an ihn ergangenen Wunsch erfüllen möchte, so
wünschte ich ihm auch bestens empfohlen zu seyn.
H. Rauch den Sie das Glück haben zu besitzen, lassen
Sie nicht ohne das freundlichste Wort von mir
Weimar den 28. Jul. dem' treu anhänglichen
1829. J W V Goethe.
So^ eben vernehme von H. Geh. R. von Müller, dass
ch von Herrn von Klenze eine angenehme Sendung zu
erwarten habe, danken Sie vorläufig auf das Verbindlichste;
alles ist mir höchst willkommen was mich mit der grossen
Thätigkeit Münchens einigermassen in Bezug setzt.
Mit Vergnügen habe zu vermelden dass das optische
Instrument glücklich angelangt ist und von der künstleri-
schen Sorgfalt des Verfertigers das beste Zeugniss giebt.
Es ist nicht allein in der Hauptsache dem früheren voll-
kommen gleich, sondern es sind auch die angebrachten
' Von hier ab eigenhändig.
^ Das Folgende bis »Bezug setzt« am Rand.
140 Neue Mittheilungen.
Veränderungen wahrhafte Verbesserungen. Die Eleganz
•der Arbeit ist lobenswürdig, indem sie nur das Noth-
wendige in ein besseres Licht setzt.
Auch waren alle Theile sorgfältig in der Kiste be-
festigt und die einzelnen Leistchen, ausser dem Leim, mit
Stiftchen versehen; nur bey den abgeschärften Stücken,
welche den Spiegel trugen, hatte man sich auf die Halt-
barkeit des Leims verlassen und die Stiftchen nicht ange-
wendet, ein solches Leistchen jedoch war abgesprungen
■und der Spiegel heruntergefallen, deshalb denn auch, da
vor der Eröffnung, in dem Kasten etwas klapperte, man
einigermaßen in Sorgen war.
Glücklicherweise jedoch ist durch diesen Zufall nicht
•der mindeste Schade geschehen, nichts ist verbogen, oder
angerieben worden, und ich würde davon gar keine Mel-
dung thun, wenn ich nicht überzeugt wäre, dass dem
sorgfältigen Künstler selbst durch diese Bemerkung einiger
Gefalle geschähe. Da weder Brief noch Rechnung beylag,
50 wartete ich eine kurze Zeit, wünsche aber durch Gegen-
wärtiges zu erfahren, wie viel ich für diese schöne Arbeit
schuldig geworden, welches alsobald abzutragen bereit bin.
[Die vorstehenden Briefe an Stieler waren ihrem Wort-
laute nach bisher unbekannt. Auszüge aus denselben und
Mittheilungen aus Stielers Tagebüchern gab Hermann Marg-
graff in seinen unmittelbar nach Stielers Tode geschriebenen
Aufsätzen, die er mit vielen aus dem persönlichen Umgange mit
dem Künstler geschöpften lebendigen Zügen bereichert hatte,
«Zur Erinnerung an Joseph Stieler und seine Zeit« (Abendblatt
zur »Neuen Munchener Zeitung« 1858). Als ich im Jahre 1884
hörte, dass der leider nun auch verstorbene Dichter Karl
Stieler eine Biographie seines Vaters vorbereite, wandte ich
mich an ihn mit der Bitte, das Weimar betreffende Capitel
seines Buches nebst den vollständigen Goethe-Briefen mir für
das Jahrbuch zu überlassen. Ich erhielt von dem Dichter
eine halbe Zusage. Nach dessen Tode fand sich , dass so-
wohl jenes Kapitel als das ganze Buch nur in durchaus un-
fertigem Zustande vorlag. Aber auf meine wiederholte Bitte,
erhielt ich von einem andern Sohne des verstorbenen Malers,
Herrn Eugen Stieler , Vorsitzendem der deutschen Kunst-
genossenschaft in München, wenigstens die Briefe im Original
Dreizehn Briefe nebst einem Fragment Goethes. 141
zugestellt und durfte eine Copie derselben anfertigen und zur
Veröffentlichung vorbereiten. Einige Stücke der Briefe, nach den
vorhererwähnten Marggraffschen Artikeln, sind bei Strehlke II,
S. 303 gedruckt, daselbst auch einige Bemerkungen über den
Maler und seinen Aufenthalt in Weimar. Über das von Stieler
im Auftrage des Königs Ludwig I. von Baiern gemalte Bild
Goethes, eines der bekanntesten und am häufigsten repro-
ducirten, vgl. RoUett, Goethe-Bildnisse, S. 251 — 257. Über
Stieler sprach sich Goethe sehr anerkennend in Briefen an
Zelter und in seinen Gesprächen aus.
Zur Erklärung der Briefe ist nur weniges Einzelne zu
bemerken. Viele der erwähnten Personen sind bekannt ge-
nug und bedürfen keiner biographischen Notizen : Boisseree,
Cornelius, Rauch, Martius. Nur die Briefe an den Letztge-
nannten sind bisher nicht völlig gedruckt; die bisher ver-
öffentlichten von beiden Seiten gewechselten (Naturwissensch,
Corresp. II, 335—367) gehen nur von 1823 — 27, können also
zur Erklärung des oben (S. 139) erwähnten nicht benutzt
werden. Vielleicht wünschte Goethe auch an unserer Stelle
das, was ihn Eckermann 27. Juni 1830 aussprechen lässt, »dass
er sein neuentdecktes Urphänomen mit entschiedener Kühn-
heit durchführte und dass er die Courage hätte, ein Factum
als Gesetz auszusprechen, ohne die Bestätigung allzusehr in
Weitem zu suchen«. — Für die Verhandlungen mit Boisseree
über das Hellblaue vgl. Briefw. mit Boisseree S. 182. 187.188
(aus dem Jahre 1817). — Unter den übrigen erwähnten Personen
ist J. C. Dillis zu nennen, Maler und Radirer 1779 — 1856, schon
seit seinem zehnten Jahre in München, wo er bis zu seinem
Tode blieb. Seine Blüthezeit als Künstler fällt in die zwan-
ziger Jahre (vgl. A. D. B. V, 226 — 229). Über Franz P. v.
Gruithuisen, 1774 — 1852, den originellen Astronomen, der u. A.
Vorschläge über eine Correspondenz mit den Mondbewohnern
machte , vgl. A. D. B. X , S. 6 fg. Die Hefte, für die sich
Goethe bedankt, sind wohl dessen «Analekten für Erd- und
Himmelskunde« (7 Hefte, 1828—183*1). Über die persönliche
Bekanntschaft mit Gruithuisen vgl. Goethes Brief an Nees
v. Esenbeck 13. Nov. 1825 (Naturwissenschaftl. Corresp. II, 135).
Briefe von ihm an Goethe vor und nach der persönlichen Be-
kanntschaft a. a. O. I, 171— 174, die Antworten Goethes sind
bisher nicht bekannt. Bevor Goethe den merkwürdigen Mann
kennen gelernt, hatte er sich nicht immer gerade zart über
ihn ausgedrückt (Kanzler Müllers Unterhaltungen S. 84); später
erklärt er sich sehr unverblümt gegen eine satirische Behand-
lung, die »der gute Gruithuisen« erlitten habe (Naturw.
Corresp. II, 150 vgl. dazu 154). — Über die Augsburger Hefte
zur Witterung weiss ich nichts zu sagen ; die Münchener litho-
graphirten Blätter sind wohl die Fortsetzung der Hefte, über
142 Neue Mittheilukgen.
welche in dem Aufsatz : Ȇber Lithographie und Hthographirte
Blätter« (Über Kunst und Alterthum III, 2 S. 97 — 136) aus-
führlich gehandelt wird. — Die »fünfte Lieferung der Werke«
d. h. die letzten 10 Bände der A. 1. H. ; die »erneuten, ja
neuen Bändchen« sind diejenigen, welche die »Annalen, Achil-
lei's, Pandora«, vielleicht auch die Kunstaufsätze enthalten.
L. G.]
13-
An F. S. Folgt. 21. Mäi\ 18 }o.
Ew. Wohlijeboren,
übersende hiebey eine Anzahl
fremder Sämereyen mit dem Wunsch dass sich darunter
etwas Neues und Bedeutendes finden möge; die wissen-
schaftlichen Namen werden freylich erst künftig anfzuklären
seyn. Mich hat besonders die Kernschaale mit einem Dorn
in Verwundrung gesetzt. Seltsam genug , dass in der
Pflanzenwelt alle Formen unter allen Bedingungen zum
Vorschein kommen; darin besteht ja aber auch die Qual
der wörtlichen Beschreibung und näheren Bestimmung.
Ich habe diese Sämereyen von Frau v. Pogwisch nur
unter der Bedingung erhalten, dass sie sich die Hälfte der
davon gewonnenen Pflanzen vorbehielt ; wie dieses zu leisten
sey, wird die Folge zeigen.
Sie werden die Güte haben, auch in diesem Sinne auf
die Pflege beykommender Samen Ihre Aufmerksamkeit
zu richten.
Die autorisirte Quittung erhalten Dieselben gleich beym
Eintritt des nächsten Vierteljahres. Nach dem Tode des
Rentamtmanns möchte ich nicht gern die alte Kasse noch
verschreiben. Wie mir denn durchaus angenehm und be-
lehrend bleiben wird Sie diesen Sommer öfters bey mir
zu sehen
Mit den besten Wünschen und Empfehlungen
Ew. Wohlgeboren'
Weimar den ergebenfter Diener
21. März 1830 J. W. V Goethe
' Von hier an eigenhändig.
Dreizehn Briefe nebst einem Fragment Goethes. 143
14.
Fragment \
Mein Leben gab ich her, ich geb's im Felde,
Zu edlem Zweck, mit Ehre nicht umschlungen*
Dem Netz der Schlechten. So sind wir getrennt.
Ihr gabt mir das' Asyl und auch in diesem
Stellt er mir nach und also bin ich ihm
Nichts weiter schuldig. Offenbarem Feinde
Bin offenbarer Feind. Und was euch nutzt
Das fördr'e ich frey in meinem freyen, eignen,
Entschiednen Sinne, wie der brave Mann
Gerechter Sache sich verpfändet
So
Alle Übersetzungen sind tastende Versuche
' Manuscript von Goethe eigenhändig, Fragment. Lateinische
Schrift. Aus SchelHng's Besitz, dessen Name rechts am Rande eigen-
händig. In meinem Besitz. A. C.
^ Neben der zweiten Zeile am Rande rechts, in Bleistift von Goethe's
Hand: Das entschied den Riss.
5 Mein, mit Bleistift darüber.
iii. fcnfünddreissig
Geschäftsbriefe von Goethe an
Fr. Frommann
AUS DEN Jahren i8 16 — 1824.
MITGETHEILT VON
H. F R O M M A N N. '
Ew. Wohlgeboren
habe leider seit langer Zeit weder gesehen noch auch schrift-
lich etwas von denselben gehört. Ich ergreife daher die Ge-
legenheit, Sie wieder einmal freundlichft zu begrüßen, indem
ich unseres kleinen Geschäfts mit wenigem gedenke.
Ich sende hier abermals etwas Msct. und bitte um möglichfl
genaue Nachricht, wie weit wir, dieses mit eingerechnet, in
der Bogenzahl gelangen könnten. Da wir den Umschlag, welcher
nunmehr fertig ift, wohl am heften hier in der Nähe des Künft-
lers und unter dessen Aufsicht und Nachhülfe drucken lassen,
so wollte anfragen, was für eine Art Papier wir dazu nehmen
sollen und ob Sie mir davon ein Muster schicken können.
Es müßte stark genug seyn, daß man nicht nöthig hätte, die
Decke zu füttern. Geheftet wünscht ich sodann das Heftchen
recht sauber, damit es die Leser eine Weile benutzen könnten
eh' es auseinander fiele, auch hätten Sie die Gefälligkeit mir
anzuzeigen, wie viel Abdrücke nöthig sind.
Noch setz ich die Bemerkung hinzu, daß wir ein freund-
liches nicht allzu dunkles Papier nehmen und auf einigen bessern
Exemplaren die Lichter aufhöhen wollen.
' [Als Ergänzung zu diesen Mittheilungen vgl. unten (Chronik)
den Aufsatz des Herausgebers ders. über F. J. Frommann. L. G.]
FÜNFUNDDREISSIG GESCHÄFTSBRIEFE GOETHES AN Fr. FrOMMANN. I45
Haben Sie sonll noch etwas zu bemerken, so bitte mir es
mitzutheilen, damit ich mich darnach ric hten und das Nöthige
einleiten kann.
Mich denenselben und den heben Ihrigen angelegenthchft
empfehlend
Weimar den 2'j'"' Januar G.
1816.
Einige Berliner Nova lege bei zur gefälligen Betrachtung.
2.
Ew. Wohlgeboren
erhalten hierbei Aus meine/n Leben
zweyter Abtheilung, Erfter Band. Den früheren Zusatz «Wahrheit
und Dichtung« können wir diesmal entbehren, da der Inhalt
dieser Bogen nur allzu wahr ift. Möchten Sie bald zu drucken
anfangen, damit wir vor einer allenfallsigen Sommerreise schon
rech't im Gang wären. Die Revision schicken Sie an Freund
Riemer, wie ich denn auch ersuche, einen Ueberschlag gefällig
machen zu lassen, wie viel das Mscpt. an gedruckten Bogen
ausgeben werde. Der Kupferdrucker behauptet seine Schuldig-
keit gethan zu haben. Freylich haben die Abdrücke auch
nicht die minderte Zeit sich einigermaßen auf dem Papier zu
befeftigen. Hat man nicht in solchen Fällen ein Mittel, durch
Wärme eine schnellere Trocknung zu bewürken? Auf alle Fälle
würde ich rathen mit dem Binden inne zu halten und auf irgend
eine Weise zu denken, wie diesem Anftand abzuhelfen ift. Auf
einige Wochen früher oder später kommt es bei dieser Erschei-
nung nicht an, denn sie ift zwar beftimmt auf die Zeit nicht
aber auf den Tag zu wirken. Wäre das W^etter nicht gar zu
schlimm, so hätte ich schon das Vergnügen gehabt Sie und die
werthen Ihrigen persönlich zu begrüßen. In solcher Hoffnung
Ergebenft
Weimar den 13'"' März 1816. Goethe.
3-
Ew. Wohlgeboren
sende den erften Bogen mit Dank zurück.
Das Werkchen wird sich so recht gut ausnehmen. Mögen Sie
pag. 13, sowie durchaus, die Zahlen in Buchftaben verwandeln,
so wird es besser seyn. Das Datum über jedem Brief behielte
seine Arabische Zahl. Wegen dem Beginnen eines neuen Briefs
könnte man feftsetzen, daß wenn der vorhergehende Brief auf
der Seite mit weniger als 1 1 Zeilen endigt, so finge man auf
derselben Seite einen neuen an, überschritte er jene Zahl und
also die Hälfte der Seite, so ginge man mit dem neuen Brief
auf die folgende. Noch eins bemerke ich : es kommen öfters
Goethe-Jabrbuch VIII. jq
146 Neue Mittheilungen.
Absätze vor ohne Datum, zwischen diese würde nur ein Strich
gesetzt und bis zu einem neuen Datum also continuirt.
War es inöglich daß bis gegen Ende der nächsteji Woche
noch ein Bogen herüberkäme, so würde es mir angenehm sein.
Sonnabend den 20^«:" d. gedenke ich von hier ins Bad zu reisen
imd zwar nach Baden am Rhein, wohin mich Cotta dringend
einlädt, dort seh ich ja wohl auch nach und nach die Aus-
hängebogen.
Da übrigens bei dem Abdruck dieses Werks manches Be-
denken vorkommt, so wäre es gut, Sie schickten den Revisions-
bogen nebfl Msct. an Herrn Bibliotheks Secretär Kräuter^ von
•dessen Hand das Ganze geschrieben und welcher mit dem
Gegenftand und meinen Absichten genau bekannt ift. Ein
paar Augen mehr machen das Geschäft sicherer. Wollten Sie
selbigem auch zugleich ein Verzeichniß Ihrer Hieroglyphen
senden, welche bei Correkturen und Revisionen angewendet
Averden, so würde gegenwärtigen und künftigen Unternehmungen
dadurch manches Förderniß zu Theil werden. Ich sende den
Anfang des Mscts. zurück, damit alles beysammen bleibe. Auch
folgt Venedig.
Haben Sie die Güte das Ganze nach Ihrer Weise roth
durchfoliiren zu lassen. Bei den jetzigen Absätzen könnte eine
Verwirrung entftehen. Vielleicht auch haben Sie Zeit diese
Abtheilung durchzulesen und mir vor meiner Abreise noch
einige Bemerkungen zu machen. Das ganze Msct. erhalten Sie,
eh ich weggehe.
Ueberhaupt aber seh ich nicht, warum man nach alter
böser Gewohnheit von seinen Freunden nichts hören soll, wenn
man sich von ihnen entfernt. Mögen Sie mir von Zeit zu Zeit
einige Nachricht geben von den Fortschritten des Abdrucks,
von Ihrem und der lieben Ihrigen Befinden, auch allenfalls
was in Jena vorgeht: so wollt ich mich dagegen auch gern
vernehmen lassen. Die Briefe, an die Gebrüder Boisseree in
Heidelberg addressirt, würden mich überall, wo ich mich auch
hinwende, treffen und könnte dadurch der Hoffnung leben,
daß mein Andenken in Ihrem Kreise immer lebendig bliebe.
ergebenft
Weimar den ij'"' July 1816. Goethe
4-
Ew. Wohlgeboren
Sendung begrüßt mich freundlich bey
meiner Ankunft, ich wünsche nunmehr bald meinen Besuch
in Jena abstatten zu können. Anbey sende den Schluß des
Römischen Aufenthaltes, welcher freylich auch vielleicht nur
drei Bogen betragen kann.
FÜNFUNDDREISSIG GESCHÄFTSBRIEFE GOETHES AN Fr. FrOMMANN. I47
Leider ift das Nächfte, was hierauf folgt, der Weg nach
Neapel und der erfle Aufenthalt daselbft, noch nicht in Ord-
nung, sonfl hätt ich davon auch noch soviel als nöthig gesendet.
Ich bin jetzt nicht im Stande die Redaktion vorzunehmen.
Ich hatte von hinten hervor gearbeitet um mir mehr Luft zur
Vollendung zu machen. Es wird nun also nichts übrig bleiben,
als diesen Band etwas schwächer zu lassen als die übrigen,
weshalb ich denn mit Herrn Cotta zu conferiren bitte.
Ich lege den Brief von Moor und Winter bey, vielleicht
könnte man Herrn Vogel in Leipzig an den Auftrag erinnern.
Manches andere erspare zu mündlicher Unterhaltung.
Mich Ihnen und den lieben Ihrigen angelegentlichft
empfehlend
IVeii/iar den 14'"' September 1816. Goethe
5-
Ew. Wohlgeboren
haben mir durch die Hoffnung Sie
hier zu sehn viel Vergnügen gemacht. Mögen Sie solche bald
erfüllen. Msct. wird die nächfte Woche in ziemlicher Masse
abgegeben werden können. Zu Mittag nehmen Sie mit uns
vorlieb. Mögen Sie Sonnabends zu Fidelio bleiben, so steht
ein Nachtquartier zu Dienften.
Empfehlen Sie mich den werthen Ihrigen und erhalten
mir ein geneigtes Andenken
ergebenft
Weimar den 4'"' N'ovr. 1816 Goethe.
6.
Ew. Wohlgeboren
gehoffter Besuch hat uns nicht erfreut,
auch ift mir das Vergnügen nicht geworden Sie in Jena besuchen
2U können. Deshalb sende den Anfang des zweiten Rhein
und Maynhefts, mit der Bitte, den Druck bald möglichft zu
beginnen. Über 100 Blätter dieser Hand und Art liegen bereit.
Doch muß ich bitten, daß Sie uns eine Revision herüber
.•schicken, der Schreiber ift gar zu unachtsam, sodaß durch ihn
kein reines Msct. zu erhalten ift, weil er immer neue Fehler
in die Abschriften hineinbringt. Auch sind der Eigennahmen
gar zu viel, welche sehr verzeihliche Irrthümer verursachen
können. Haben Sie bei der Durchsicht noch irgend etwas
XM erinnern, so haben Sie die Gefälligkeit es mir mitzutheilen.
Bey mir sind indeß so manche angenehme Dinge ange-
kommen, daß es mich recht verdrießt, sie nicht bei Bischoffs
aufftellen zu können, um mich doch auch wieder einmal an
<ier Theilnahme Jenaischer Freunde zu erquicken. Sie werden
148 Neue Mittheilungen.
mir zugeftehen daß gewiße Zeiten doch gar zu schön waren,
als daß man Verzicht darauf thun soUte, etwas Ähnliches wieder
erscheinen zu sehen.
Immer eine baldige persönliche Zusammenkunft hoffend
empfehl ich mich Ihnen und den werthen Ihrigen zum aller Berten.
Weimar d 26 Novr. ergebenfl
1S16. Goethe.
Mögten Sie mir wohl anzeigen, wie viel allenfalls Blätter
dieses Manuscripts auf einen gedruckten Bogen gehen?
Nach Ew. Wohlgeboren Anleitung habe noch einige Artikel
dazwischen geschoben. Das Arrangement des letzten halben
Bogens in diesem Sinne lege bey. Die Skizze des absurden
Bildes käme auf die letzte Seite. Hat die Officin nicht ein
Rähmchen das ein Bischen schmucker ifl, man hat ja so artige
Perlenfläbchen u. d. g. Die Kupferabdrücke sollen mit dem
Poftwagen folgen.
Da es mir jetzt unmöglich ift, auf irgend etw^as meine
Gedanken ernftlich zu concentriren, so schlage vor, daß wir
gleich am dritten Rhein &: Maynheft anfangen, wozu schon
Manuscript parat liegt. Wenn wir ja auch nur einige Bogen
vorwärts kommen, so haben wir soviel Vorsprung und können
zu Michael gewäß \vieder ein Stück herausgeben. Einige freie
Sommermonate helfen sodann wohl zu manchem wünschens-
werthen Uebrigen.
Mich beftens empfehlend und bei heiterem Himmel mich
immer wieder in Ihre Nachbarschaft sehnend. Allen Lieben
viele Grüße. Hat sich Herr Dr. Gries nicht über die Recension
in den Heidelberger Jahrbüchern gefreut? Ich war gewisser-
maßen böse, daß mir der Recensent w'egnahm, w^as ich über
den Magus' zu sagen hatte, dann war ich wüeder vergnügt,
daß es Andere giebt, die das Verdienft des Originals u. der
Uebersetzung ansehen wie ich.
Wenn man sich bereiten muß vom Schauplatz abzutreten,
so ifl das schönfte Gefühl, daß unsere Ueberzeugungen in
Anderen fortleben. Man kann die Deutsche Nation recht lieb
haben, denn wenn man ihr Zeit läßt so kommt sie immer aufs
Rechte. Mit den beflen Wünschen
Weimar den 18'"' März Goethe.
' Calderon.
FÜNFUKDDREISSIG GESCHÄFTSBRIEFE GOETHES AK Fr. FrOMMANN. I49
Ew. Wohlgeboren erhalten hierbei:
1000 Abdrücke des Umrisses von Rochus,
1000 desgl. vom Umschlag.
Der Umriß wird gegen das Titelblatt übergeheftet. Auch
folgt Manuscript welches nach unserer geflrigen Unterredung
bitte bald setzen zu lassen, damit bei meinem Hierseyn der
Druck in Gang komme, gegenwärtiges Manuscript wird nicht
viel gegen einen Bogen betragen, ich habe aber in den zweiten
zu füllen manches zur Einleitung schickliches.
Die Seite wird mit römischen Zahlen bezeichnet, künftig
aber die Hefte durch paginirt. Die Tittel bitte noch zu über-
legen, vielleicht sprechen wir noch darüber, ehe sie beginnen.
Die Revision des Schlusses erbitte mir, sobald es bis dahin ift.
Für die geftrigen schönen Stunden danke ich zum aller-
beften. Oberbaudirektor Coudray hat mich geftern überrascht,
Sie erlauben mir, daß ich ihn Ihrem lieben Kreise zuführe.
Mich beftens empfehlend u. einen Abdruck der begonnenen
Metamorphose der Pflanzen erbittend
/ena den 24"" März G.
9-
Ew. Wohlgeboren
würden unsere Vorsätze gar sehr fördern, wenn Sie beikonimen-
-des so schnell als möglich absetzen ließen. Unser ganzes Heft
Morphologie und Compagnie bedürfte nur noch weniger Colum-
nen Ausfüllung und es wäre doch vergnüglich, wenn wir das
Heft noch vor Johanni in die Welt schickten.
Anderem würde Raum. Und ich fürchte sehr, dazu Muse
zu finden da leichtsinniges Wandeln auf feuchtem Grund und
Boden mir ein Uebel am Fuße zugezogen hat, da ich dann
wenigilens auf einige Zeit mich besonderem Fleiße widmen
kann. Mich den werthen Ihrigen beftens empfehlend
Jena den 26''^" Mav G.
Ein vollftändiges Exemplar der Sechs respective Acht Bogen
Morphologie erbitte mir, da die Aushängebogen sich durch
einzelne Mittheilungen zerftreut haben.
Besitzen Ew. Wohlgeboren die vorige Tübinger Ausgabe
meiner Werke in 13 Bänden, so erbäte mir einen der letzten
Theile. in welchem die kleinen Notizen über Italien ftehen.
Zugleich bitte um die Erlaubniß heute nach Ihrem und
1/
150 Neue Mittheilvngen.
der werthen Ihrigen Befinden fragen zu dürfen, da mir geftern
das Vergnügen nicht ward, Sie zu Hause anzutreffen.
Mit den heften Wünschen
Jena d 6"" Jidy Goethe.
II.
Könnten Ew. Wohlgeboren es einrichten, daß der Probe-
bogen vom Divan diese acht Tage gesetzt würde, so geschehe
mir ein großer Gefallen, weil ich wahrscheinlich im Laufe
der nächften Woche nach Weimar zu gehen veranlaßt bin.
Bei dem erften heitern Tage lasse anfragen obs gefällig wäre
auf der Zinne' einige Morgenftunden zuzubringen. Eine vor-
treffliche Arbeit von der guten Seidler daselbft zu sehen.
Jena den 12'"' Februar ergebenft
181S Goethe.
Zu freundlichem Abschied und Hoffnung baldigen Wieder-
sehens, beiliegendes zur gefälligen Vertheilung.
Jena d. 21"' Februar 181 8. G.
13-
Ew. Wohlgeboren
erhalten zugleich mit dem Gegenwärtigen,
oder doch bald darauf, durch den Bibliotheks- und Museums-
schreiber Färber die Abschrift von den sechs erften Bogen des
\ dritten Heftes Kunfl und Alterthum; haben Sie die Güte solche
baldigft nach Wien zu schicken, denn Herr von Cotta in
seinem letzten Briefe sagt : daß wenn auch nur ein Theil des
Msct. bey der Censur eingereicht würde, dadurch schon dem
Nachdrucker das Handwerk gelegt sey. Uebrigens wird fleißig
fortgeschrieben und das übrige Msct. kann auch bald abgehn.
Hier in Weimar bin ich wiederholten Feftlichkeiten nicht
entgangen, wobey ich mir geftehn muß, daß unsere Leutchen
ihren Aufzug sehr lobenswerth vollbracht haben.
Mich beftens empfehlend in Hoffnung baldigen Wieder-
sehens ergebenft
Weimar d. 2j"" Februar Goethe.
1818.
14.
Ew. Wohlgeboren
erhalten abermals einen Theil des
Manuskripts, das fehlende Drittehalb Bogen betragende, ift zu-
nächft versprochen worden.
' Erkerzimmer der Tanne?
FÜNFUNDDREISSIG GESCHÄFTSBRIEFE GoETHES AN Fr. FrOMMANN. I 5 I
Auch wünschte zu wissen, wann der Druck des zweiten
Hefts der Morphologie angefangen werden könnte, damit ich
mich wegen einem kurzen Aufenthalt in Weimar danach rich-
ten könnte.
Sodann sende ein merkwürdiges Manuscript, welches wir
in demselben Format, wie es liegt, Seite für Seite wünschten
abdrucken zu lassen. Die dazu gehörigen seltsamen Schrift-
zeichen sind deßhalb in Holz geschnitten worden. Es hat
damit Zeit bis nach der Messe: doch wünschte vorher noch
einen Ueberschlag der Koften.
Mit den beflen Wünschen und Empfehlungen.
Kupferftecher Müller wird erinnert und resp. beauftragt
ergebenft
Jena d 25-' Maerz Goethe.
1818.
15-
Ew. Wohlgeboren
erhalten hierbei den Anfang des nächften
Stücks Kunst und Alterthuni, es könnte ein Schutztitel vor-
ausgehen mit der Aufschrift Bildende Kunst, auch würde ich
rathen den Haupttittel mit der Bezeichnung zweiten^zx^A gleich
vorausgehen ließe (zulassen?), damit ihn zuletzt nicht nöthig
hätte. Die Morphologie würde ich rathen ohne alle Titel
fortzusetzen, die Bogen- und Seitenzahl giebt Anleitung genug.
Es wird mir sehr angenehm seyn, wenn diese Dinge bald in
Bewegung kämen, da sie schon viele Jahre sich ruhig verhielten.
Darf ich noch einen Wunsch äußern, so ift es der: daß
ich wünsche jenen Aufsatz' über das Turnwesen einzusehen.
Wobey ich versichere, daß ich nur meine eigene Erbauung
und Belehrung zur Absicht habe. Zu Myrons Kuh kommt
ein Kupfer, welches dann auch wohl auf dem Tittel anzumer-
ken wäre. Doch darüber werde ich mich so wie über manches
andere mit Meifler^ Johann seiner Zeit besprechen.
Mit den besten Wünschen und Empfehlungen
,, . ergebenft
Jena d. 31'-- Maerz "^ Goethe.
1818
16.
Ew. Wohlgeboren
mit den theuren Ihrigen hätte bei meiner
Durchreise sehr gern zu begrüßen gewünscht, doch ich behalte
mir es vor bei einem längeren Aufenthalte, und frage gegen-
* Reformvorschläge von F. J. Frommann, an den Berliner Turn-
rath gerichtet.
^ Joh. Wesselhöft, F's Schwager u. Mitbesitzer der Druckerei.
152 Neue Mittheilungen.
wärtig nur an : wie es bequem und gefällig wäre unsere vor-
seyenden Arbeiten nach und nach zu fördern.
Vor allen Dingen würde das Msct. zu den letzten drei
Bogen von Kunft und Alterthum übersenden, das dazu gehörige
Kupfer ift fertig und wird durch Müller abgedruckt. Zur Decke
wollen wir die Platte von nun an nicht weiter benutzen, Sie
haben vielmehr die Gefälligkeit für einen gedruckten Umschlag
zu sorgen.
Der Titel zur Heilsberger Inschrift ifl auch fertig und gut-
gerathen, ich lege einen Probedruck bey. Haben Sie die
Gefälligkeit soviel von dem Papier herüberzusenden, worauf
der von Hammersche Brief gedruckt ift, als nöthig ift, um für
die sämmtlichen Exemplare den Titel zu erhalten.
Vom Divan erbitte mir die Aushängebogen it, & 14; das
noch nöthige Manuskript zum iS^^^ erfolgt nächftens. Mit
den Noten und Zusätzen fangen wir einen neuen Bogen an.
Was zur Morphologie gehört und sonft, erfolgen die Sendungen
wie eine gewisse Masse Msct. beysammen ift, damit Sie Ihre
Einrichtung danach machen können; und so wird sich denn
nach und nach das seit acht Wochen Versäumte nachholen
lassen. Möge ich bei meinem nächften Aufenthalt in Jena
Sie und die theuren Ihrigen wohl und \'ergnügt antreffen. Zu
erzählen giebt es Manches, auch bin ich so glücklich gewesen
von Kunft und AlterthUmern und Naturprodukten mehreres
Bedeutende zu gewinnen, zu dessen Genuß ich Sie wohl aller-
seits einmal hierher einladen möchte.
Hat der liebe Sohn seine Stelle in Hamburg angetreten
und was hat sich sonft in Ihrem Kreise Freundliches ereignet ?
worüber mir einige Nachricht erbitte ergebenft
IVcimar d. ip Septbr. 1818 Goethe
17-
Meinen bei schneller Entfernung versäumten Abschieds-
gruß an Ew. Wohlgeboren und die werthen Ihrigen bringe
hierdurch nach und danke schönftens für Alles Gute und Liebe,
was Sie mir erwiesen. Möge es möglich werden bald wieder
zurückzukehren.
Anbey folgt ein Abdruck des Titelblatts zürn Divan, dem
ich Beifall wünsche, die übrigen werden nun auch gefördert.
Was die nöthige Sendung nach Wien betrifft, ift mir fol-
gendes beigegangen wodurch das Geschäft abgekürzt werden
könnte. Das Msct zum Divan ift diesmal noch recht brauch-
bar; wollten Sie mir sodann ein Exemplar des Divans schicken,
so würde die Druckfehler verbessern und in Wien würde man
eine völlig reinliche Ausgabe veranftalten.
Da der Umschlag diesmal in der Druckerei besorgt wird,
FÜNTLNDDREISSIG GeSCHAI TSBRIEFE GOETHES AN Fr. FrOMMANX. 153
SO könnte man die drei leeren Seiten, wie es bei der Morpho-
logie geschehen, zu Notizen verwenden, die ich Ew. Wohl-
geboren übersenden werde.
Soeben kommt Ihr werther Brief mit der Heilsberger
Inschrift, worüber mir gefallig die Rechnung erbitte, ein Dutzend
Abdrücke des Titels sollen alsobald erfolgen. Die Alphabete
wünschte herüber, um solche anf Großherz. Bibliothek zu ver-
wahren.
Auch lege einen Abdruck des Titelkupfers von: Kunft
und Alterthum bey; es wird vorgeheftet. A^on demselben sind
1400 Abdrücke Montag d. 12"=" Oktober an Herrn Wesselhöft
abgegangen, woselbft sie sich dann wohl vorfinden werden.
Der ich mich beftens empfehle und recht wohl zu leben
wünsche ergebenft
Weimar d. 14 Novbr. Goethe
181S.
i;
Ew. Wohlgeboren
musste so lange ohne Nachricht von
mir lassen; nunmehr da nach so bewegten und glücklichen
Tagen Alles in sein gewohntes Gleis zurückgekehrt, frage zu-
vörderft an, wie es mit unser m Umschlag liehe '? Könnte
folgende Notiz noch darauf gesetzt werden, so würde es Herrn
von Cotta angenehm sein.
Die Darfteilung des Eleusinischen Feftes, von Herrn
Wagner, deren in gegenwärtigem Hefte gedacht ift.
hat die Cottaische Buchhandlung in Verlag genommen
und wird dieses bedeutende Kupferwerk Oftern 18 19
in Handel bringen.
Der ich mich beftens empfehle und nichts mehr wünsche
als Sie mit den werthen Ihrigen bald nach dem Neuen -Jahre
im heften Wohlseyn anzutreffen ; dessen Eintritt sowie die
vorhergehenden Feyertage mögen gesegnet seynl
Weimar d. 22'" Dchr. ergebenft
1818. Goethe.
Nachschrift. Soeben erhalte Ihre freundlichen Worte, die
ich dankbar erwiedere. Freylich wäre es uns sehr angenehm
gewesen, Sie hier zu sehen. Das Feft ift zu aller Zufrieden-
heit gefeyert worden.
Die Correktur des Divans besorge vor allererft. Die große
Zerftreuung hat mich abgehalten auf etwas zu sinnen, das
schicklich die leeren Seiten des Umschlags einnehmen könnte.
Indessen kann das Vorftehende nach Cottas Wunsch darau
Platz finden.
154 Neue Mittheilungen.
Wollten Sie mir nun auch eine Druckprobe der Schrift
senden, wie der prosaische Nachtrag zum Divan gedruckt
werden könnte, so würde bald Msct. zu einigen Bogen schicken,
damit nur ein Anfang gemacht würde.
Diese Wochen haben mich sehr retardirt und wer weiß was
zum Neuen -Jahre bevorfteht.
Die Calender sollen dieses Jahr vor mir flehen und mich
auf Reisen begleiten; möchten viele Tage darin mit dem Jena-
ischen Zeichen bemerkt werden.
Die den Aufzug erläuternden Gedichte hoffe nächftens
mittheilen zu können.
Ein Exemplar Programm liegt bey.
Mit den aufrichtigften Wünschen
IV. d. 23 Dchr. 1818. G.
19.
Ew. Wohlgeboren
erhalten hierbey nur wenige Manus-
kriptblätter des Schlusses. Die Tabelle wäre ohnehin nach
der gedruckten wieder abzudrucken, weil von derselben keine
reinliche Abschrift vorhanden ift und sie nicht gut wieder ins
Concept zu schreiben wäre. Für die übersendeten Exemplare
Kunst und Alterthum danke zum schönften und erbitte mir
das morphologische Heft sobald es beendigt ifl.
Gern will ich geflehen, daß ich mich auch in die freye
Luft sehne, und, nach der Weimarischen Ueberwinterung, wohl
auch einen Jenaischen Frühlingshauch mit Ihnen und den lieben
Ihrigen genießen möchte. Empfehlen Sie mich beflens und
bleiben meiner eingedenk.
Weimar ergebenft
den 7'^" Febr. Goethe.
1S20.
20.
Ew. Wohlgeboren
das verlangte Manuskript hierbey über
sendend bemerke vorläufig, daß wie mein in die Druckerey
gegebenes Manuskript zur Naturlehre abgesetzt ift, wir alsdann
eine kurze Pause machen werden. Die Ankunft Serenissimi
weckt so manche Geschäfte auf, die bis jetzt ruhen konnten,
doch soll auf alle Fälle der Ueberreft im Laufe des nächften
Monats in Ihren Händen seyn.
Dem lieben Familien-Kreise mich schönllens empfehlend
Je/ia den 27^"' August. ergebenll
1820. Goethe.
FÜNFUKDDREISSIG GESCHÄFTSBRIEFE GoETHES AN Fr. FrOMMAXN. IJ)
Ew. Wohlgeboren
erhalten hierbei für etwa zwey Bogen
Manuskript um den Druck nach Bequemlichkeit anzufangen.
Zugleich wollte fragen ob es Ihnen und dentheuren Ihrigen
nicht gefällig wäre Sonnabend oder Sonntag einige Nachmittags-
ftunden bey mir zuzubringen; es giebt so manche Dinge die
ich vorzeigen möchte, die aber nicht wohl transportabel sind.
Mich zum Bellen empfehlend
Jena ergebenil
d. ij Septbr. Goethe.
1820.
2 2,
Ew. Wohlgeboren
erhalten dankbar für den geflrigen
angenehmen Besuch einiges kleine Gebildete, was vor den geft-
rigen großen Blättern nicht zur Erscheinung kam. Ferner
die Anzeige der neuen Augengläser; nicht weniger das Manus-
kript Morphologie bis zu Ende ; das Concept zum Umschlag
ift in die Druckerey, nicht weniger der letzte Revisionsbogen.
Die Kupferabdrücke werden auch bald anlangen, da sie aber
ganz frisch sind, wird man wohl thun sie für einige Zeit dem
Becker anzuvertrauen ; auch bitte dem Buchbinder zu bemerken,
daß die Velinexemplare nicht beschnitten werden.
Mit den bellen Wünschen für Jhre nächfte Reise
und die Zurückbleibenden
. /'"!^ , ergebenil
den 4"" Octobr. ^
1820. (ioethe.
23.
Ew. Wohlgeboren
für freundliche Zuschrift und Sendung
schönftens dankend u. die erhaltenen 8 Velinpapier
I 2 Schreibpapier
Morphologie p.p. i — 3 quittirend vermelde, daß auf erhaltenen
Brief des Herrn v. Cotta, welcher den Abdruck der A\'ander-
jahre billigt, sogleich einen ziemlichen Theil des Manuskripts
in Ordnung gebracht, wie denn etwa zu zwölf gedruckten Bogen
vorräthig liegen mag. Das Ganze möchte wohl über dreysig
Bogen betragen; der Anfang kann nach Belieben geschehen.
Die Revision von Bogen 4 Kunft und Alterthum folgt zugleich
zurück, die beiden folgenden erwarte und an fernerem Manus-
kript soll es nicht fehlen.
Hofrath Meyer ift angekommen, sehr zufrieden von seinem
Berliner Aufenthalt, voll Verwunderung über dortige Kunft-
156 Neue Mittheilungen.
schätze und Kunftthätigkeit : davon wird dann manches zur
Sprache kommen.
Die Meinigen hab ich wohl angetroffen und gar manche
häushche Bequemlichkeit gefunden, doch vermisse die Aussicht
auf die Berge und gute Nachbarschaft.
Nochmals den aufrichtigften Dank für alles Liebe und Gute.
Der Unfall unserer verehrten Herzogin hat uns in große
BeflUrzung versetzt; doch ift ihr Befinden den Umftänden nach
sehr leidlich. Zu geneigtem Andenken mich beflens empfehlend.
Weimai' d. 11 Novbr. ergebenfl
1820. J. W V. Goethe.
24.
Ew. A\'ohlgeboren
sende anbey den 7"=" Revisionsbogen
zurück, wo ich die weiß gebliebenen Räume mit einigen Zu-
sätzen geschmückt habe. Zugleich folgt auch der Anfang des
Mscts zu den Wanderjahren, wobei bemerke daß wir mit den
Kapiteln nur alsdann auf die neue Seite gehen, wenn der Text
auf der vorhergehenden bis über die Hälfte herunterreicht.
Vor allen Dingen aber bitte, die Irrgänge des "\^'anderers,
sofern sie noch nicht bekannt seyn sollten, Ihrem werthen
Familienkreise in diesen Winterabenden einzuführen.
Neue Lettern und schönes Papier werden mir sehr will-
kommen seyn.
Mich zu geneigtem Andenken beflens empfehlend
Weimar dp" Decbr. ergebenfl
1S20. Goethe
25-
Ew. Wohlgeboren
habe abermals meinen "bellen Dank
abzuflatten, daß Sie jeden meiner Tage des folgenden Jahres
mit Ihrem freundlichen Andenken begleiten wollen; möge
Ihnen und den lieben Ihrigen alles Vortheilhafte begegnen
und jedes Unternommene glücklich gelingen. Ich wünsche,
daß auch mir abermals vergönnt sey die schönen Monate in
Ihrer freundlichen Nähe zuzubringen.
Die Retardation des Drucks der Wanderjahre macht mich
einigermaßen besorgt, da ich meine Badereise diesmal auch
wieder früh anzutreten gedenke.
Wird jedoch die Einleitung getroffen, daß die uns bevor-
ftehenden Vier und dreißig Bogen binnen den nächften vier
Monaten abgedruckt werden können, so sollen mich die neuen
Lettern von dem erften Revisionsbogen gar freundlich anlächeln.
Mich zu geneigtem Andenken empfehlend
Weimar den ergebenfl
28 Decbr. ^
1820. J- ^^' ^'- <^oethe
FÜNFUNDDREISSIG GESCHÄFTSBRIEFE GoETHES AN Fr. FroMMANN. I^J
26.
Ew. Wohlgeboren
muß doch auch wieder einmal wenigftens
schriftlich besuchen und in Hoffnung baldigen Wiedersehens
zu dem eintretenden Frühlingswetter Glück wünschen. Hierzu
ergreif ich die Gelegenheit, daß ich für Beförderung des Drucks
den schönften Dank zu sagen habe, auch die Bemerkung nicht
unterlassen darf, daß eine erfreuliche Gorrektheit bisher immer
zugenommen, wie die hierbey zurückkehrenden beyden Bogen
ausweisen, woran ich Ihres lieben Sohnes Theilnahme zu er-
kennen glaube. Zugleich übersende das abgedruckte Manus-
kript von fol. I bis iio incl. nicht weniger neues von fol. 175
— 217 incl. Vielleicht dient einiges darin Ihrem werthen Kreise
zu freundlicher Unterhaltung und geneigter Erinnerung an den
Schreibenden, welchen aber- und abermals zum beflen em-
pfehle. Wozu noch den Wunsch füge zu erfahren, wie weit
nach ohngefährem Ueberschlag das Mscrpt. in unsere Bogen-
zahl reichen möge.
IVeimar ergeben!!;
den 16" März
j^2i J- ^^ ^'- (Goethe
27.
Ew. Wohlgeboren
sende mein Exemplar des 26. Revi-
sionsbogens, die Retardation desselben kann ich mir nicht recht
erklären. Daß der Beschleunigung wegen, die letzten Bogen
sowohl der Wanderjahre als Kunft und Alterthum drüben revidirt
werden, bin auch sehr wohl zufrieden. Sie werden gewiß die
größte Sorgfalt anempfehlen. Zum Roman folgt noch nächftens
zwey Bogen Manuskript. Titel und Einleitung verlangen einen
halben Bogen. Etwas Manuskript zum neuen Kunft und Alter-
thum kann ich Sonntags mitgeben und freue mich das Sonftige
zu besprechen. An unserem Familientische werden Sie sehr
willkommen seyn. \\'ie ich denn auch sehr vergnügt bin daß
das Bildniß gut aufgenommen worden; bey solcher Versendung
wird mir immer bange, weil man gerade den heften Freunden
durch dergleichen Surrogate am wenigften genug thut.
Möge Jhnen auch in dieser Meßepoche Alles zum Beften
gelingen, dem Wanderer Glück auf die Reise und den beften
Empfang, den werthen Jhrigen persönlich und in efiigie beftens
empfohlen zu sein wünschend
Wewiar ergebenft
d. J. May
jg:,j J. ^^ V. Goethe
158 Neue Mittheilungek.
28.
Ew. Wohlgeboren
sowie die wertheii Ihrigen werden
verzeihen, wenn ich einen wiederholten Besuch noch nicht
abgeftattet, die regnigen Abende halten mich wider meinen
Willen zu Hause. Nun aber wollte ich anfragen, ob es nicht
gefällig wäre vor Ihrer Abreise die Einleitung zu treffen, daß
an der Morphologie etc. der Druck fortgesetzt werde ; drey
Bogen Manuskript sind vorhanden. Ich wünsche diese Fort-
setzung bei meinem hiesigen Aufenthalte um so mehr, als dabei
mit dem Metteur en page einiges zu verabreden ift. Auch
frage an: ob die Tafeln zur Farbenlehre welche nächftens ein-
gehen werden etwa Herrn Wesselhöft zusenden soll ? Hierbey
folgen denn auch Probedrucke und Manuskript zu einem Hefte
welches nächftens herauskommen wird, gefälliger Einsicht an-
heim gegeben.
Mit den heften ^^'ünschen und Empfehlungen
Jena d. 4 Octby. ergebenft
1821. Goethe.
29.
Ew. Wohlgeboren
schönftens begrüßend übersende die
beyden letzten Revisionsbogen sowie auch Mscript zum Um-
schlag, welches Sie beliebig, wie es sich am heften schicken
will abdrucken lassen. Zugleich vermelde, daß wir den Druck
eines neuen Bandes aus meinem Leben ungesäumt anfangen
können: es würde seyn der ziveyten Abthciliing ß" Theil. Ein
rascher Druck wäre zu wünschen; an Manuskript und be-
schleunigter Revision sollte es nicht fehlen.
Kenilworth folgt mit dem schönften Danke zurück, es ift
gewiß in seiner Art ein fürtreffliches Werk ; auch liegt das
Mskrpt. von K. u. A. bey.
Heitere Feyertage und ein frohes neues Jahr herzlich
anwünschend und mich zu wohlwollendem Andenken beftens
empfehlend.
Weimar • ergebenft
d. 14 Dechr.
1S21. J- ^^ '^'- Goethe.
30-
Ew. ^^ ohlgeboren
erhalten hierbey abermals eine Sendung
nämlich :
1 . der Bogen 1 7 vom Feldzuge
2. der Bogen Aa zur Naturwissenschaft, beyde revidirt.
3. Manuskript zum Feldzuge von fol. 172 — 192 incl.
wobey zugleich vermelde daß vorerft ^■on dem Manuskript
schwächere Sendungen einsehen werden.
FÜNFUNDDREISSIG GESCHÄFTSBRIEFE GoETHES AN Fr. FrOMMANN. I59
4, sodann abgedrucktes Manuskript zur Naturwissen-
schaft von fol. I — Ende: zu sehen fol. 331. des
Gedruckten.
Der ich zu gleicher Zeit. Ihrem werthen Kreise das Befte
wünschend, vermelden kann, daß Ihr Sohn in Frankfurt bey
Willemers recht gerne gesehen und von dorther das Befte auf
ihn Bezügliche zu vernehmen ift. Gedenken Sie meiner freund-
lichft und lassen uns hoffen, daß uns das beschleunigte Früh-
jahr nächftens zusammen führen werde.
IVewnir ergebenft
d. 13 Febr.
jg22. J. ^^ V. Goethe
31-
Ew. Wohlgeboren
übersende, dankbar für alles bisher
Erhaltene, etwas Manuskript wornach der letzte Bogen wohl
einzurichten seyn möchte; die Blätter 14. 15. 16 würden erft
abgedruckt, sodann nähme man von Eignes und Angeeignetes
soviel als nöthig ift, bis zur Stelle wo Manzonis Ode mit neuer
Seite eintreten kann. Und so empfehl ich diesen Abschluß
zu geneigter Aufmerksamkeit. Den auf den Umschlag zu
druckenden Inhalt sende nächftens, wie denn auch die Revision
des Bogens 10 beyliegt.
Mögen -wir beyderseits mit den Unsrigen viele gute glück-
liche Tage in den Kalendern zu bezeichnen haben, für deren
frühzeitige Mittheilung ich abermals den schönften Dank ent-
richte. , n
uz ■ j T\ 1 ergebenft
Weimar d. 11. Decor. ®
1822. J. Wv. Goethe
32.
Ew. Wohlgeboren
vermelde zuerft, dankbarlich aner-
kennend, daß die mir zugesagten Hefte glücklich angekommen;
sodann erhalten dieselben :
1, die beyden Titel des nächften Heftes von Kunft und
Alterthum u. Text zu ungefähr den erften Bogen, in
Hoffnung daß der Inhalt auch Sie und die theuren
Ihrigen interessiren werde ; sodann liegt
2, die Schwerdgeburtsche quittirte Rechnung bey: mögen
Sie mir den Betrag auf der fahrenden Poft unfrankirt
übersenden, so wird auch dieses abgethan seyn.
Die unerwartete und mehr als billig anhaltende Kälte
suche durch freywillige Gefangenschaft in meinem Zimmer
einigermaßen zu besänftigen, wohin minder froftige Freunde
manchmal einen Besuch wagen.
l6o Neue Mittheilungen.
Die Ungleichheit der Tem])eratur hat mich oft an Herrn
Wesselhoeft denken machen, dessen Talent, eine Gleichheit
hierin einzuleiten, so vorzüglich ift ; um defto mehr thut es
mir leid die lieben Ihrigen von den Unbilden der Zeit an-
gegriffen zu wissen. Grüßen Sie solche zum allerschönften
und erhalten mir bis auf fröhliches Wiedersehn ein geneigtes
Andenken.
Weimar d. 2g Jenner ergebenft
1823. J. W V. Goethe.
ZI-
Ew. Wohlgeboren
letztes Schreiben erschöpft das ganze
bisherige Vornehmen und ich habe daher in beykommender
Sendung nur geringes nachzuholen.
a, die beyden Revis. Bog. von G. u. H. Natur-
wissenschaft,
b, der Umschlag,
c, Ein Gedicht für die letzten beyden Columnen,
Titel und zwey Strophen auf die erfte Seite, zwey
Strophen auf die zweyte Seite zu bringen.
d, von b und c Revision an Herrn Professor
Riemer.
Was mir von Kunft und Alterthum noch zukommt, sowie
auch von Morphologie und Naturwissenschaft, haben Sie die
Güte, sowie schon verabredet unter meiner Adresse hierher
zu senden.
Glück und Gedeihen den Heimischen und Wandernden
in Hoffnung fröhlichen Wiedersehns und unwandelbarer wechsel-
seitiger Freundschaft.
Weimar ergebenft
^''''/Jl''' J. W. V. Goethe.
34-
Ew. Wohlgeboren
empfangen den beften Dank für die
neulich übersendeten Exemplare von Kunft und Alterthum
IV. 3 wie ich denn zugleich die geneigte Aufmerksamkeit für
die laufenden Hefte zu schätzen weiß.
An Madame Frommann gleichfalls herzlichen Dank für
die mitgetheilten Bände, die ich freylich etwas lange verwahrt,
aber auch daraus die interessantefte Unterhaltung bey meiner
Wiedergenesung gezogen. In dem Käftchen befindet sich
Wielands Bild von der Bibliothek, welches Demoiselle Stein-
hardt gewünscht ; ich übersende es der sorgfältigen Freundin,
FÜNFUNDDREISSIG GESCHÄFTSBRIEFE GOETHES AN Fr. FrOMMANN. i6i
welche die Gefälligkeit haben wird, dessen Benutzung zu leiten
und seine Erhaltung zu beachten.
Mich zu fortdauerndem wohlwollenden Andenken ange-
legentlichft '
Weimar ergebenft
d 6 Maerz t ,,-
J. u V, Goethe
1824.
Ew. Wohlgeboren
35-
nimmt sich gegenwärtiges zu über-
reichen die Freyheit der Maler Schmoller, der nach erfler
hiesiger Anleitung, durch höchfle Unterftützung viertehalb Jahre
in Antwerpen ftudirend zugebracht und daselbft vorzügliche
Fähigkeit im Portraitiren erworben.
Er wird einige Zeit in Jena verweilen und dem ertheilten
Auftrag gemäß die hochgeschätzten Personen welche mit mir
durch Geschäftsverhältnisse, wissenschaftlichen Bezug und freund-
schaftliche Theilnahme verknüpft und verbunden sind, theils
in Oel, theils in Kreidezeichnungen mit gefälliger Einwilligung
darzuftellen, deshalb er denn auch Ew. Wohlgeboren ersuchen
wird ihm einige Stunden zu diesem Zweck zu gönnen und
seine künftlerischen Bemühungen geneigt zu fördern.
Hierdurch wird denn auch mir eine besondere Theilnahme
erwiesen, da ich als dessen Vorgesetzter über dessen Fort-
schritte zu wachen habe und zu Prüfung derselben mehrere
Nachbildungen vorzüglicher mitlebender Männer unter höch-
fter Genehmigung zu sammeln im Begriff bin.
Mich zu geneigtem Andenken angelegentlichft empfehlend
d9AprL ^ ergebenft
Weimar
1824. J. W. V Goethe
^ ll; des Superlativ eigenhändig von Goethe hereinkorrigirt.
Gokthe-Jahrelch VIII.
II. Abhandlungen.
I. Zu Goethes Gedichten
„Trtlogie der Leidenschaft"
VOK
G. VON LOEPER.
US Guhrauers Mittheilungen vom Anfang der Fünf-
ziger Jahre' war bekannt, dass dem gemeinsamen
Aufenthalte Goethes und der Familie von Le-
vetzow zu Marienbad im August 1823 ein zweiter in
Karlsbad sich angeschlossen hatte, dass daher das »Wieder-
Wiedersehna (V. 36 des ersten Gedichts) und die Trennung
nach Karlsbad zu verlegen sind. Diese Nachricht wurde
von den Auslegern jedoch wenig beachtet und noch 1885*
bestritt der so verdienstvolle H. Viehoff, dass Goethe der
Famihe nach Karlsbad gefolgt sei. GoethesTagebücher und die
im Goethe- Archiv aufbewahrten Briefe der Levetzows setzen
uns jetzt in den Stand, die Verhältnisse, welche jenen Spät-
ling der Goethischen Liebespoesie hervorriefen, klarer als
bisher zu übersehen.
Über die unsre Gedichte erklärende persönliche Be-
ziehung waltet jedoch schon seit längerer Zeit kein Zweifel.
' Deutsches Museum I, 3, S. iiofgg.
^ Goethe-Jahrbuch VI, 426.
l66 Abhandlungen.
Sowohl in den Tagebüchern von 1823 als auch in spätem
Briefen nennt Goethe Ulrike von Levetzow in Verbindungen,
welche jene Annahme bestätigen. Die Genannte besitzt
reiche Andenken an die mit Goethe verlebte Zeit, unter
andern auch die an sie gerichteten, in den Werken gedruckten
Verse: »Du gingst vorüber. Wie! ich sah dich nicht«,
welche den von ihr dem Dichter gemachten Vorwurf ent-
kräften sollten, dass er ihr wiederholt begegnet sei, ohne
sie zu bemerken.
Ulrike gehörte wie Bettina zu den Auserwählten, welche
freundschafthche Beziehungen zu dem Dichter schon von
zwei älteren Generationen ererbt hatten. Ihre mütterlichen
Grosseltern, Herrn und Frau von Brösigke, hatte Goethe
in Karlsbad schon im Anfange des Jahrhunderts kennen
gelernt. Herr von Brösigke stammte aus einer altbranden-
burgischen Familie und zwar aus dem noch heute blühen-
den Hauptzweige derselben, welcher in Kammer bei Branden-
burg a. d. Havel angesessen ist. Er war jedoch nach Kur-
sachsen übergesiedelt und dort Besitzer des im Voigtlän-
dischenKreise belegenen Gutes Lemnitz geworden. Friedrich
der Grosse gehörte zu seinen Pathen ; das die Gevatterstelle
annehmende Handschreiben war, wenn auch in etwas de-
fektem Zustande, noch vorhanden ; Brösigke übergab es
dem Dichter, welcher die Schäden möglichst ausbesserte,
die Risse verklebte und das Blatt am 26, August 1822 aus
Eger mit den gleichfalls bereits gedruckten Versen nach
Marienbad zurücksandte :
Das Blatt, wo Seine Hand geruht,
Die einst der Welt geboten,
Ist herzustellen fromm und gut.
Heil Ihm, dem grossen Todten I
Der Tochter Amahe (etwa 1787 geboren) war Goethe
gleichfalls in Karlsbad begegnet und ihr dort im Jahre 1806
näher getreten; sie nahm Antheil an seinen Dichtungen,
wie daraus hervorgeht, dass sie ihn in einem Briefe an die
Fortsetzung seiner Pandora »als dazu besonders berechtigt«
G.v.Loeper: Zu Goethes Gedichten »Trilogie der Leidenschaft.« 167
erinnert. Sie war damals mit dem Mecklenburg-Schwerin-
schen Hofmarschall von Levetzow verheirathet, welche Ehe
jedoch bald darauf getrennt wurde. Aus derselben sind zwei
Töchter, Ulrike (geb. 4. Febr. 1804) und Amalie (geb. 1806)^
hervorgegangen. Frau von Levetzow vermählte sich zum
zweiten Male mit einem Vetter ihres ersten Gatten, einem
Officier, Friedrich von Levetzow, welcher in der Schlacht
bei Belle-Alhance fiel. Er ist der Vater der jüngsten der
drei Schwestern, Bertha. Erst nach dem Ableben ihres
ersten Gatten, im Februar 1843^ wurde es Frau von Levetzow
kirchlich gestattet^ eine dritte Ehe mit dem katholischen
Grafen von Klebelsberg, Wirklichem Geheimen Rathe und
Hof kammer-Präsidenten zu Wien, dem Besitzer des schönen,
unfern Teplitz belegenen Gutes Trziblitz, einzugehn. Um
die päpstliche Erlaubniss schon früher zu erhalten, hatte
sie sich in den Jahren um 1820 nach Rom begeben, zu
einer Zeit, als sich ihre beiden Töchter erster Ehe in einer
der damals von Deutschen gern benutzten Erziehungsanstal-
ten zu Strassburg befanden.
Nach dem Kriege hatte der Vater der Frau von Levetzow
in dem neuen Bade Marienbad ein Haus mit Terrasse
erworben, welches in den Zwanziger Jahren Sommers
den Vereinigungspunkt der Famihe bildete. Als Goethe
sich im Jahre 1822 vom 12. Juni bis zum 24. Juli
in Marienbad aufhielt, wohnte er im Brösigkeschen Hause
und trat dadurch von selbst in ein näheres persönHches
Verhältniss zur ganzen Famihe. Aus dem von ihm eigen-
händig geführten, etwas lakonischen Tagebuche jenes Jahres
ist zu ersehn, dass er sich täglich in dem Kreise derselben
bewegte, und mit ihr zu Mittag speiste. Die drei Töchter
der Frau von Levetzow sind einige Male als die Kinder
erwähnt. So im Eintrag vom 3. JuU: »Mit den Kindern
auf der Terrasse« und vom 21. Juli: »Gedicht iür die
kleinen L.«. Am 23. folgte allgemein: »Abschriften kleiner
Gedichte zum Andenken«. Als Goethe sich dann am näch-
sten Tage nach Eger begab, scheinen dort die Erinnerungen
l68 Abhandlungen.
an die soeben in Marienbad verlebte Zeit poetisciien Aus-
druck gefunden zu haben. Schon vom selben Tage lautet
der Eintrag in Eger : »Kleine Gedichte des Tages wurden
ins Reine geschrieben«, vom 25.: »Reinschrift und Redak-
tion der Schreibtafel fortgesetzt«, vom 27.: »Kleine Ge-
dichte«, vom 28.: »Kleine Gedichte« und vom 29.: »Mun-
dirt kleine Gedichte aus der Schreibtafel«. Der Vermerk vom
24. betrifft ganz oder zum Theil das Gedicht » Äolsharfen« .
Die beiden ersten Strophen desselben trug Goethe am 6.
des folgenden Monats in des Liederkomponisten Tomaschek
Stammbuch mit der Überschrift ein » Liebeschmerzlicher
Zwiegesang, unmittelbar nach dem Scheiden '«.
Stützt sich die Annahme, dieser Gesang beziehe sich
auf die damals achtzehnjährige Ulrike, auch nicht auf aus-
drückhche Zeugnisse, so ergiebt sie sich doch aus den
Umständen. Wer sonst auch könnte das Gedicht sich
aneignen? Durch seinen Thränenreichthum ist es eng
verwandt sowohl mit der Elegie des nächsten Jahres,
als auch mit dem dritten Gedichte der Trilogie »Aus-
söhnung«, welches der Elegie voranging. Die »heitre
Ruh« beim Lebewohl (V. 7), der Vergleich mit der Iris
und die »Lieben« (V. 10) lassen sich gut aut Ulrikens
Wesen und ihre Familienumgebung deuten.
Goethes durchweg diktirtes Tagebuch vom Jahre 1823
ojiebt reichere Aufschlüsse als das vom vorigen. Wir finden
schon in Weimar die Vorbereitungen zur grossen Sommer-
reise notirt, am 6. Juni » Serenissimus wegen der Marien-
bader Reise«, am 16. »Acht Hundert Thaler von Elkan«,
am 20. » Geheimsekretär Müller, den autorisirten Pass
bringend«, am 24. »Eingepackt« und am 25. »Nach Tische
fortgesetztes Einpacken « .
Am 26. erfolgte die Abreise »mit meinem Sohn« zu-
nächst nach Jena. Die fernere Fahrt von da über Pölsneck,
Schleiz, Hof und Franzensbrunn nach Eger nahm die drei
' Goethe in Karlsbad, 2. Aufl., 1883. S. 100, Note.
G.v.Loeper: Zu Goethes Gedichten »Trilogie DER Leidenschaft«. 169
Tage vom 27. halb neun Uhr Morgens bis zum 29. Abends
sechs Uhr in Anspruch. In Eger bUeb Goethe nur vier
Tage. Am 2. Juh ging er nach Marienbad, wo er Abends
acht Uhr, eine Stunde nach seinem Grossherzog, eintraf.
Er wohnte dort in der goldnen Traube.
Von Anfang an sehen wir ihn mit seinen schrift-
stellerischen Arbeiten und seiner Korrespondenz beschäftigt.
Gewöhnlich, und schon am ersten Tage nach der Ankunft,
erhob er sich Morgens fünf Uhr zur Arbeit. Diese galt
damals in Eger und Marienbad hauptsächlich seinen Annalen,
den «Tags- und Jahresheften« und zwar in nachstehender
Reihenfolge: den Jahrgängen 1799 bis 1804, 1822, 1821,
1815, 1816, 1818, 1817, 1798, 1795 und 1796, daneben auch
den Wanderjahren. Ausdrücklich erwähnt wird nur am 5.
und IG. August »der Mann von fünfzig Jahren« (am 5.
»Erfindung gewisser Szenen«). Daneben Meteorologie und
Mineralogie; sein Sekretär John musste barometrische Be-
obachtungen verzeichnen und sein Diener Stadelmann unauf-
hörlich Mineralien herbeischaffen, welche auch Andre, der
Professor Zauper und einige Bergmeister des Landes, ver-
ehrten; schon am 22. JuU heisst es: »Ich suchte die von
allen Seiten herzufliessenden Mineralien einigermaßen zu-
sammen zu rücken«; schHesslich gingen damit belastet fünf
Kisten als Fracht von Eger nach Weimar im September ab.
Von den Menschen, welche der Dichter in Marienbad
sah, finden sich ausserordentlich viele erwähnt. Im ^'order-
grunde steht der Grossherzog und »die Gesellschaft auf der
Terrasse« ; ausser den Hausbesitzern, den Brösigkes, ge-
hörten dazu vorzüglich der Graf Klebelsberg, am 5. Juli
eingetroffen, ein Major v. Wartenberg, schon bekannt vom
vorigen Jahr, ein Mitkämpfer der Schlacht bei Jena, Graf
Nostiz mit Frau und Töchtern, in der Nähe angesessen,
General von Schack und Familie, Präsident von Heydebreck
und Frau, der Preussische Minister von Bülow, — Goethe
notirt »wissenschaftliche positive« Unterhaltungen mit ihm
— u. a. m. \'on Fürstlichkeiten werden besonders noch
lyo Abhandlungen.
genannt : Fürstin von Hohenzollern, Herzog von Württem-
berg, Herzog von Leuchtenberg (Eugen Beauharnais) und
vor Allen der Graf von St. Leu^ Ex-König von Holland
(Louis Bonaparte). »König Louis, wie ich ihn noch immer
gerne nennen mag, schreibt Goethe am 24., besuchte mich
und was wahre Verhältnisse Schönes haben, es war immer
das Alte, als wenn man sich gestern gesehen hätte«. Am
16. August heisst es dann »Brillantirtes Glas. KönigHche
Gabe des Grafen St. Leu«. Sonst kommen der schon ge-
nannte Zauper vor, der junge Wiener Schriftsteller Braun
von Braunthal, Tiecks Freund von Knorring aus Dresden,
»ein vorzügHcher junger Mann«, den Goethe oft sieht und
zum Spazierenfahren abholt, der Vicepräsident Nicolovius
aus Danzig, ein Bruder seines Neffen, ein russischer Maler
Kiprinsky, dem Goethe wiederholt sitzen muss, das Reh-
bergsche Ehepaar (am 21. Juli), Hofrath Rehbein, dessen
Verlobung »aus dem Stegreife« mit Fräulein Meyer am
7. August gefeiert wird, der Maler Henschel und der Schau-
spieler Wolft" aus Berlin, Goethes ehmahger Zögling, welcher
alte Erinnerungen erweckt, Fräulein Parthev mit einem
Empfehlungsschreiben von Zelter (am 23. Juli »zur Fürstin
Hohenzollern, wo Berlinische Damen«), ein Abbe Dom-
browsky, zuletzt noch am 19. August »Frau von Humboldt
mit Tochter«.
Das reiche gesellige Leben emphng jedoch Farbe erst
durch die Familie Levetzow. Am 11. Juli »War Frau
von Levetzow und Töchter angekommen« ; auch sonst
waren »viele Partien angekommen. — Kaum Herberge«.
Des Dichters Leben concentrirte sich fortan auf »die Ter-
rasse«, die »Gesellschaft«, die »Familie«. Dort findet sich
auch meist der Grossherzog ein. Schon am 12. Juli: »Sere-
nissimus frühstückte auf der Terrasse«. »Abends auf der
Terrasse«; den 14. »Zum Frühstück auf der Terrasse bei
der Gesellschaft. Der russische Maler zeichnete fort«.
Hört dem Concert zu »auf der Terrasse auf und abgehend«.
So viele junge Welt war nun versammelt, die Levetzow-
G.v. LoEPER : Zu Goethes Gedichten »Trilogie der Leidenschaft«. 1 7 1
sehen, die Nostizschen Töchter, da tolgt sich Ball auf
Ball und der Dichter interessirt sich dafür mehr und mehr,
bis er zuletzt selbst eine Polonaise mittanzt. Den ersten
Ball gab Frau von Gaimüller, auch eine Bekannte des
vorigen Jahres, verwandt mit Goethes Schwager Vulpius,
am 13. »Ich blieb im Freien«, den zweiten der Grossherzog
am 17. »Ball bei Serenissimoim Klebelsbergischen Hotel. Blieb
man bis 12 Uhr«. Dann ein Ball am 20., auf dem Goethe
von 7 bis IG Uhr aushielt »hatte den Herzog von Leuch-
tenberg umständlich gesprochen«. Es ward ihm unmöglich
gemacht, seine strenge Zeiteintheilung aufrecht zu erhalten,
so am 22. »der Grossherzog blieb lange und die Gesell-
schaft trennte sich erst spät«, am 24. »Abends zum Ball
aus dem Stegreife. Kleines Abendessen bis Mitternacht.
Einige Herren sangen zur Guitarre muntre Lieder mit
Chorus«, am 25. »Abends bei der Gesellschaft kleine Spiele«,
am 26. »Zum Thee, Frau Gräfin Xostiz mit beiden Töchtern
war gegenwärtig. Die Frauenzimmer tanzten nach dem
Flügel, den Graf Klebelsberg schlug«, am 27. »Abends auf
dem Ball. Um 10 Uhr nach Hause«. So geht es denn fort
mit »kleinen Spielen und Tanz« (28. Juli), und noch am
14. August »Es wurde gehupft und galoppirt wie immer«.
Da ist es denn kein Wunder, dass wir schon am
27. Juli lesen: »Einige Gedichte«, welche am 29. mundirt
werden, ebenso am 13. August: »Einige kleine Gedichte,
das für Weimar am 28'^"«. Dies letztere Gedicht rühmt
der Hvgiea nach: »Dann weiß sie uns nach aller Art zu
kirren. Durch Spiel und Tanz und Neigung zu verwirren.
So wird von Tag zu Tag ein Traum gedichtet«. Auch
die Elegie erinnert an jenes demnächst in Karlsbald fort-
gesetzte Vergnügen : »So sahst du sie in frohem Tanze
walten. Die Lieblichste der lieblichsten Gestalten« (V. 4ifg).
Von der in den Hygiea- Versen erwähnten Neigung
ist im Tagebuch nur zwischen den Zeilen etwas zu lesen.
Am 18. JuH, in Gegenwart des von der Jagd zurückge-
kehrten Grossherzogs » erzählte Frau von Levetzow die
172 Abhandlungen.
Abenteuer vor und nach der Leipziger Schlaciu«, am 30.
»Früh Serenissimo die Zeichnungen vorgewiesen, ingleichen
der Famihe«. Nun erst werden die Töchter besonders er-
wähnt. Am I. August »mit den Schwestern spazieren gegen
die Mühle«, am 5. »mit den Schwestern auf den Waldsitz.
Über den Kreuzbrunnen nach Hause«, am 12. »den Schwe-
stern begegnet. Lustige Einholung des heranfahrenden
Wagens«, am 13. »mit der Familie nach der Flaschen-
fabrik«, am 15. »fand die sämmtlichen Damen. Die Mamas
fuhren auf die Terrasse. Ich ging mit den Töchtern hinauf«.
Die Trennung erfolgt. Es heisst am 16. August: »Die
Frauenzimmer waren nicht abgereist. Mancherlei Wunder-
lichkeiten und Scherze wegen Missverständnissen und
Verirrung. Abends bei Tische, alles ward ausgegUchen«
und am 17. »die Familie bereitete sich zur Reise. Man
versammelte sich beim Frühstück und machte vor dem
Abschied Plane sich wieder zu sehen. Deshalb man denn
auch fröhlich aus einander ging«. Schon am 13. war der
Plan gefasst worden, Karlsbad zu besuchen.
Ohne Aufregung war dies alles jedoch nicht vorüber-
gegangen. Schon das erwähnte Rehbeinsche Verlobungsfest
am 7. August »bekam mir nicht«; es folgt mehrmals der
Eintrag »schhmme Nacht«. Dr. Heidler ward gerufen und
es finden sich noch beim Tagebuch zwei von ihm am 12.
und 14. dem Dichter verschriebene Recepte. Der 19., der
auf die Abreise der Familie fol2:ende Tag, bietet nach Er-
wähnung der Madame Szymanowska und des Abschieds
von mehreren Personen die bezeichnende Notiz »Abends
geschröpfta,d^r:^u(am 20. »Ruhige Nacht. ConcilianteTräiimeK.
Diese »concilianten« Träume dürften die zweite Über-
schrift des in den Tagen vom 16. bis 18. entworfnen
Gedichts an die eben genannte Klaviervirtuosin, »Aus-
söhnung«, rechtfertigen. Goethe sagt von diesem Gedicht,
es »drücke die Leiden einer bangenden Liebe aus« und
fragt darin: »Wer beschwichtigt Beklommenes Herz, das
allzuviel verloren?« Die Beruhis:une durch die Musik ver-
G.v. LoEPER : Zu Goethes Gedichten »Trilogie der Leidenschaft«. 17 3
dankte er damals, also vor dem Karlshader Aufenthalte,
der gedachten, am 5. August zuerst erwähnten Frau Marie
Szvmanowska und der Berliner Opernsängerin Frau Milder.
Das »ganz herrliche«, das »köstliche« Spiel der Ersteren
wird am 14. und 16. August, der »unvergleichliche« Ge-
sang der Andern am 15. erwähnt. Am Montag dem 18.
findet sich notirt »Gedichte in die zwei Albums vollbracht
und beschrieben«, nämlich das erwähnte »Aussöhnung«
und ein kürzeres an Fräulein Wolowska, Schwester der
Klaviervirtuosin, beide sowohl deutsch als französisch. Der
Gedanke des ersten Gedichts (V. 15 fg.) von der Hingabe
des Herzens an die Geliebte erscheint in der Elegie
(Strophe 13) gesteigert zum »Streben, Sich einem Höhern,
Reinem, Unbekannten, Aus Dankbarkeit freiwillig hinzu-
geben«. Die Liebe führt hier zum »Frieden Gottes«
(Strophe 14). In der erhöhten Stimmung, welcher die
Strophen 13 und 14 der Elegie entstammen, befand der
Dichter sich schon in Eger, wohin er sich am 20. August
zu einem nur fünftägigen Aufenthalte mit Rath Grüner
wieder begeben hatte. Denn er schreibt von hier am 22.
an Nees von Esenbeck von der Marienbader Zeit, bei Erwäh-
nung der »Verhältnisse sehr guter Menschen « zu ihm : »Es
kam augenblicklich der Friede Gottes über mich, der mich
mit mir selbst und der Welt ins Gleiche zu setzen, sanft und
kräftig genug war«, mit dem, den tiefsten Grund der Elegie
autdeckenden Zusätze: »Wie doch alles Höhere im Wissen-
schaftlichen und so durchaus alsbald ethisch wirkt und so
viel sittlichen Vortheil bringt«, — »und so durchaus«, d. h.
und so überhaupt, so in allen Dingen, so auch im Ver-
hältnisse zu Menschen!
Diese Äusserungen zeigen, wie ganz die Elegie, fern
davon Gervinus' Vorwurf eines seelenleeren Brütens und
Vernünfteins ' zu verdienen, dem von Schiller aufgestellten
Begriffe^ der modernen Elegie entspricht, dass nämlich die
1 Geschichte d. deutschen Dichtung V, 649.
^ Abhandking »über naive und sentimentalische Dichtung«.
174 Abhandlukgen.
darin ausgedrückte Trauer über ein X'erlorenes »aus einer
durch das Ideal erweckten Begeisterung« hervorgehe.
Am 25. August siedelte der Dichter sodann nach Karls-
bad über, um hier in demselben Hause ein Quartier zu
beziehn, in welchem seine geliebten Levetzows wohnten,
wie er in Vers 7 und 8 der Elegie bekennt : »So warst
du denn im Paradies empfangen, Als wärst du werth des
ewig schönen Lebens«.
Da die nun folgenden zwölf Karlsbader Tage der Con-
ception der Elegie unmittelbar voraufgehn und Poesie und
Wirklichkeit sich hier wunderbar verschränken, verschmelzen
und ergänzen, so th eilen wir die betreffenden Tagebuch-
Notizen in annähernder \'ollständigkeit mit. Erst in ihnen
wird Ulrike namentlich genannt, zuerst am 26. August;
Goethe trug den Namen an der Stelle eigenhändig ein,
welche der Schreiber dafür hatte frei lassen müssen.
2/. Auglist, Montag.
»Hofrath Meyer nahm Abschied. Rath Grüner auch,
Verabredung wegen des Grafen Auersberg. Dreiviertel auf
sieben Uhr ab von Eger. Zehn Uhr in Zwotau«. — Dort
»Frau von der Recke und Dichter Tiedge. Um ein Uhr
abgefahren. Gegen vier Uhr in Karlsbad«. — »Meldung
bei Frau von Levetzow. Über ihr im zweiten Stock vom
goldnen Strauss eingezogen. Schönes Quartier, schöne
Aussicht«. — »Mit der Familie gegen den Posthof. Abends
vor der Thüre, beim Thee. Graf Walleski«. — »Nachts
mit der Familie«.
26. August, Dienstag.
»Mit der Familie gefrühstückt. Sodann für mich
bis halb zwei Uhr. Nachher Almanache und andre kleine
Kupfer mit Ulriken. Nach fünfen auf Aich gefahren an der
Eger hinauf. Kaffee getrunken. Zurück über den Hammer.
Herrlicher Abend«. — »Graf Walleski, ingleichen Kugeski,
der von Marienhad kam und Notiz von meinen Gedichten
für die zwei polnischen Damen hatte. Zenigeo, der Dicke,
G.v.LoEPER : Zu Goethes Gedichten »Trilogie der Leidenschaft«. 175
Seltsame und gewissermaßen Geheimnissvolle. Abends Graf
Fredro. Beim Abendessen war des neuen Anbaus in Marien-
bad gedacht worden. Verabredung wegen einer Partie nach
Elbogen«.
2-]. August, Mittivoch.
»Um sechs Uhr aufgestanden«. — »Abermals heitrer
Tag« (Schilderung der Karlsbader Veränderungen). —
»Graf Zenigeo gab auf Ameliens Neckereien einen Tanz-
thee im Sächsischen Saal, wo man vorher sitzend Thee
trank und viele Süssigkeiten genoss. Die guten Tänze-
rinnen und Tänzer, deren nicht viel waren, kamen nicht
vom Platze«. (Benutzt dies als Gelegenheit, die Karlsbader
Gesellschaft kennen zu lernen.) — »Fürst Hohenzollern-
Hechingen redete mich an, ingleichen Prinzessin Julie.
Mehrere Polen und Pohnnen Hessen sich mir vorstellen.
Ingleichen auch Mdme de Gajewska, eine Dichterin. Zu
der Schlusspolonaise forderte mich eine polnische Dame
zum Tanz auf, den ich mit ihr herumschlich und mir nach
und nach beim Damenwechsel die meisten hübschen Kinder
in die Hand kamen. Nach zehn Uhr Schicht. Beim Abend-
essen noch lange zusammen«.
28. August, Donnerstag.
»Früh aufgestanden«. — »Man eilte, um sieben Uhr
fortfahren zu können. Gegen neun Uhr kamen wir in
Elbogen an« . — »Im weissen Ross eingekehrt, wo Stadel-
mann alles gestern bestellt hatte. Grosser Spaziergang,
erst am rechten Ufer der Eger durch die neuen Felsengänge.
Bertha mit dem Gestein beschäftigt. Zuletzt sehr warm.
Rückkehrend fanden wir Stadelmann und John, die mit dem
Dessert angekommen waren. Lieber Brief von meinem Sohn.
Glasbecher mit den drei Namen und dem Datum. Die
Marienbader Geschichten rekapitulirt und andre. AufsRath-
haus, den Meteorstein zu sehn. In die Porzellanfabrik.
Erhielt Zwillingskrystalle. Nach sechs Uhr abgefahren«, —
»GlückUch zurückgekehrt bei einbrechender Nacht. Nack-
waski kam, sich beurlaubend, nach Marienbad gehend. Unter-
176 Abhandlungen.
Haltung über des Grafen Klebelsberg Gut, dessen Vater
und Gesinnungen. Freundlichster Abschied«.
29. Anglist, Freitag.
»The Sketch Book of Geoftroy Crayon. London 1821«,
— »Besuch bei Fürsten Hohenzollern- Sigmaringen. In
Meyer's Laden« (wo schon am 26.). — »Zimmer schickte
eine Note mit unverschämten Preisen, wie ich sie erwartet
hatte^ II Louisd'or verlangte er für vier Majohka-Teller,
für Anderes ebenso unsinnig«. — »Gegen Abend gingen
wir aus; gemässigte Wärme; auf den Choteckischen Weg
hin und wieder. Graf Walleski gesellte sich zu uns. Auf
dem Marianensitze lange verweilt, es gab mancherlei gute,
unterrichtende Gespräche«. — »Bei Tische Wirkung der
Nachricht von meiner Krankheit' in Dresden und auf die
Familie. Sonstiges Vertrauen« . — »Unter uns Geschichten
der Marienbader Verhältnisse« . — »Sketch Book und schwar-
zer Zwerg^ gelesen«.
jo. August, Sonnabefid.
» Zum Frühstück mancherlei Abenteuer recapitulirt.
Besuch bei Gräfin Jaraczewska', nicht angetroffen. Bei Hof-
rath Mitterbacher, Krankheitsgeschichten der Frau Direktor
Götter«^ — »In dem Höfchen zu Tische. Um vier Uhr
ausgefahren auf Engelhaus«. — »Das alte Schloss bestiegen,
WunderUche Abenteuer. Grosses Gelächter«. — »Fortge-
setzte Lustigkeit. Auf dem Strassenhause späten Kaffee.
Anlässe zu Spass und Spott. Bei dem herrlichsten Wetter
nach Hause. Karlsbad mit Zimmerlichtern und Strassen-
laternen. Heitre Verwechslung der Sterne. Um neun
Uhr angelangt. Neue Projekte. Man blieb noch lange
beisammen«.
' Goethes schwere Erkrankung im Februar 1823.
^ Roman von Waher Scott.
3 Karlsbader Bekannte Goethes vom Jahre 1818. Er nennt sie
»eine mit der deutschen Litteratur aufs innigste bekannte pohlische
Dame und widmete ihr die achtzeihge Strophe : »Da sieht man wie
die Menschen sind«.
■''■ Die Wittwe des Dichters Gotter, Schwiegermutter Schehings.
G.v.Loeper: Zu Goethes Gedichten »Trilogie der Leidenschaft«. 177
)i. Anglist, Sonntag.
»Später aufgestanden«. — »Zum Frühstück«. — »Sketch
Book. Frau von Levetzow erzählte die Geschichte ihres
Zusammentreffens mit Frau von Stael in Genf. Abends
in der Komödie Simson, eine Art Melodrama, an und
für sich abscheuHch , die Vorstellung noch abscheuHcher.
Nachher auf der Wiese spazieren. Nachts zusammen. Die
jüngeren zeitig zu Bette. Blieb mit Frau von Levetzow
und Ulriken in vielfachen Erinnerungen«.
1. September, Montag.
»Gefrühstückt auf der Wiese. Später den Fürsten
HohenzoUern und Prinzess Schwester besucht. Zusammen
zu Tische. Frau von Levetzow und Ulrike zum Schilde
begleitet«. — »Ich ging indessen mit Amelie und Bertha
erst auf der Brücke, dann auf der Wiese auf und ab. Der
Ersteren lustige Ungeduld. Es war spät geworden, man
blieb auf der Wiese«. — »Abends las Ulrike' die ersten
Kapitel des schwarzen Zwergs sehr artig. Könnte durch
Unterricht leicht zur Vollkommenheit gelangen. Kleines
dramatisches Fest zum Empfang des Grafen Klebeisberg
in Teplitz. Anmuthige Erzählung. Allgemeine Müdigkeit.
Früh auseinander«.
2. September, Dienstag.
»Herrlichstes Wetter«. — »Frühstück auf der Wiese.
Sodann für mich auf und abgegangen. Von den Polen an
Mme Botta vorgestellt. Setzte mich zu ihnen. Kam ein
Dr. Bayer von Wien, der an alte Karlsbader Geschichten
erinnerte und sich besonders nach Demoiselle Ulrich^ er-
kundigte«. — »Frau von der Recke«. — »Fortgesetzte lästige
Geschichte der Encrländer. Anmaßlichkeit und Pracherei.
' Im Tagebuch steht »Bertha«, sei es aus Versehen, sei es absicht-
hch; aus dem Eintrag vom 3. ergiebt sich, dass Ulrike gemeint war.
Ich vermuthe, dass auch am 28. August Bertha tur Ulrike steht, ebenso
am 4. September zu Ende Amelie für Ulrike.
^ Goethe's frühere Hausgenossin, spätere Frau Riemer, hatte mit
seiner Frau Karlsbad 181 1 besucht.
Goethe-Jahrblch VIII. j2
lyS ABHANDLUNGhK.
Archivrath Kestner von Hannover. Dr. Mitterbacher sprach
über Staatsraths Hufeland allzukurzes Verweilen«. — »Ab-
gefahren nach Schlackenwerth«. — »Im Garten einige ver-
gnügliche Stunden. Glücklicher Scherz über die Almosen
einem Blinden zu reichen. Rückfahrt bei schönstem Wetter.
Halb neun Uhr im Finstern angekommen. Zusammen ge-
blieben; kleine Gelegenheitsgedichte voriger Zeiten. Schil-
derung eines frühern Hofmeisters der jungen Töchter.
Amelien's unglaubliche Ungehorsams-Possen. Ueber Wei-
marische hohe Kultur, ältere und neuere«.
). Septeviber, Mittwoch.
»Gegen den Brunnen zu gegangen, abzuholen'. Auf
der Wiese gefrühstückt. Glaswaaren bei Mattonni besehen.
Amelie disputirend mit dem General Ominsky. Merkwürdige
Thorheiten. Er zerbricht ein sehr schönes Glas und wird
ausgelacht«. — »Für mich Anstalten zum Einpacken«. —
»Mittag zusammen. Gegen vier Uhr auf Aich. Kleid von
gegittertem echten schottischen Zeuge, das sehr gut stand.
Der Himmel fing an sich zu überziehen. Den Fürsten Hohen-
zoUern und Gesellschaft ejesprochen. Den Oberstburo;grafen
begrüsst. Über den Hammer zurück. Bedeckter Himmel.
Sehr schöne Fahrt, warmer Abend. Auf der Wiese«.
(Wetterleuchten. Regen.) »Ulrike fuhr fort den schwarzen
Zwerg zu lesen, im Ganzen natürlich und gut, sie müsste
sich zu mehr Energie und Darstellungs-Lebhaftigkeit be-
quemen. Man blieb beisammen. Amelie voller Thorheiten.
Gegen zehn Uhr sah man schon wieder die Sterne an
dem theilweis bedeckten Himmel«.
4. September, Donnerstag.
»Später aufgestanden«. — »Im Zimmer gefrühstückt. Mad.
' Vergl. die ^'erse.•
Am heissen Q.uell verbringst du deine Tage,
Das regt mich auf zu innerm Zwist ;
Denn wie ich dich so ganz im Herzen trage.
Begreif ich nicht, wie du wo anders bist.
Zu »abzuholen« ist zu ergänzen »Ulrikenc
G.v.Loeper: Zu Goethes Gedichten »Trilogie DER Leidenschaft«. 179
Szymanowska und Schwester überraschte mich«. — »An-
geschaffte Trhikgläser. Für Graf Taufkirchen Handel von
Glaswaaren und Toiletten beschäftigte Frau von Levetzow.
Zu Tische Scherz mit den Gläsern. Wiederholung der Ge-
burtstagsgeschichte. Auf den Hammer gefahren. Abends
Taufkirchen und Erfolg seines Handels. Grosse Toilette
vorgezeigt. Abends mit der Familie. Jugend. Einzelnheiten
der Töchter. Amelie erschien dabei sehr verständig. Die
Mängel ihrer Pensions-Lehrerin hervorhebend«.
j. September, Freitag.
»Früh alles gepackt. Kam Rath Grüners Wagen, dem
die sämmtlichen Steine aufgeladen wurden; auch mein
Wagen fuhr ab«. — »Graf Taufkirchen. Als sich der ent-
fernt hatte, allgemeiner, etwas tumultuarischer Abschied.
Ich ging bis zum goldnen Löwen, wo ich den Wagen traf.
Abgefahren nach neun Uhr«.
Goethe und Ulrike haben sich seitdem nicht wieder-
gesehen. Es war das letzte Lebewohl. Es klingt noch nach
in dem Gedicht »An Werther«, dem ersten der Trilogie,
aus dem folgenden Frühjahr:
»Und wir verschlungen wiederholter Noth,
Dem Scheiden endlich — Scheiden ist der Tod!
Wie klingt es rührend, wenn der Dichter singt,
Den Tod zu meiden, den das Scheiden bringt I
Verstrickt in solche Qualen halbverschuldet.
Geh' ihm ein Gott, zu sagen was er duldet«.
Die Muse versagte sich dem Dichter nicht. Die Elegie
erklang unmittelbar nach dem Scheiden. Schon auf der ersten
Station »halb ein Uhr in Chotau« notirte Goethe »Abschrift
eines Gedichtes«, das heisst, er kopirte aus seiner Schreib-
tafel einen unterwegs entworfenen Theil der Elegie. Um
5 Uhr traf er in Hartenberg zum Besuche beim Grafen
Auersberg ein und blieb hier bis zum \"ormittag des 7. Sep-
tember. Dort ist vom 6. bemerkt: »An dem Gedichte redigirt«
und vom 7. (Morgens) »Sonntag das Gedicht fortgesetzt«.
l8o Abhandlungen.
Als er um i Uhr wieder in Eger eingetroffen war, notirte
er »Gleich nach der Ankunft Abschrift der neuesten Strophen«
wiederum aus der Schreibtafel. Am 8. gab er schon seinem
Berliner Freunde Schultz Nachricht von »gelungenen Ge-
dichten«. Im Tagebuch werden an diesem und dem folgenden
Tage nur allgemein erwähnt »Abschriften aller Art und
fortgesetzte Concepte und Munda«, sowie am lo. ein Brief
an Frau von Levetzow nach Karlsbad, worauf am ii. die
Rückreise angetreten wurde. Am 12. Abends in Pösneck
dann der Eintrag: »Das Gedicht abermals unterwegs durch-
gegangen und Bemerkungen gemacht«. Am 13. Mittags traf
Goethe in Jena ein, bemerkte hier am 16. allgemein »Gedichte
abgeschrieben«, dann erst in Weimar von der Elegie am 17.
»Die Abschrift des Gedichtes angefangen« und am 18. »Die
Abschrift des Gedichtes fortgesetzt«.
Die nach den Entwürfen der Schreibtafel auf der Reise
von Karlsbad nach Eger und zu Eger genommene Abschrift
des Gedichts ist die in Goethes Bleistiftzügen, wie ich ver-
muthe, noch vollständig erhaltene erste Fassung; allerdings
sind die Verse 70 bis 102 in derselben noch nicht aufge-
funden. Die am 17. und 18. September 1823 in Weimar ge-
nommene ist die bekannte, auf der GrossherzogHchen
Bibliothek daselbst aufbewahrte Reinschrift in Tinte,
gleichfalls von des Dichters Hand, neun Blätter, mit der Auf-
schrift: Elegie, September 1823. Eckermann hat sie unter dem
27. Oktober desselben Jahres geschildert. Er war der erste,
dem sie Goethe zeigte. Derselbe bemerkt in seinem Tagebuch
unter diesem Datum: »Gab ihm das neueste Gedicht zu lesen.
Alsogleich sehr feine Bemerkungen darüber«. Diese Bemer-
kungen kennen wir aus Eckermann's Gesprächen von dem-
selben 27. Oktober: »Das Gedicht wälzte sich stets um seine
eigene Axe und schien immer dahin zurückzukehren, woher
es ausgegangen« und vom 16. November: »ich schloss auf
einen Einfluss von Byron, welches Goethe auch nicht ab-
lehnte«. Auch W. V. Humboldt, der einen grossen Theil des
November 1823 in Weimar zubrachte, sah das Gedicht,
G.v. LoEPER : Zu Goethes Gedichten »Trilogie der Leidenschaft«. 1 8 1
wie wir wissen, Goethe gedenkt dessen nicht, nur,
dass er ihm den Paria und das Buch des Paradieses aus
seinem Divan mitgetheih. Dagegen wird von Zelter am
I. Dezember angemerkt: »Die Elegie gelesen und wieder
gelesen. — Sodann mit Zelter die Elegie nochmals gelesen«,
ähnlich am ii. Dann erst wird Riemer dieselbe am 14.
vorgelegt und »darüber gesprochen« und am 23. dem
Kanzler von Müller.
Als Erinnerungen an die gemeinsame Partie nach El-
bogen bewahrte Goethe ein Paar Damenhandschuhe mit
der Inschrift von seiner Hand »Karlsbad 1823«, sowie das
in dem Eintrag vom 28. August erwähnte Trinkglas mit
den Anfangsbuchstaben der Namen der drei Schwestern.
Beides befindet sich jetzt im Goethe-Museum zu Weimar.
Als er zu seinem nächsten Geburtstage von den vier
Levetzowschen Frauen einen gemeinschaftlichen Brief erhielt,
verwahrte er denselben in jenem Glase, worin er im vorigen
Jahre (1885) gefunden wurde. Am i. September 1823 hatte er
an den Rath Grüner geschrieben, er habe seinen Geburtstag
»still und gleichsam anonym in Elbogen gefeiert«; ent-
sprechend wird in der Korrespondenz mit den Levetzows
jener Tag immer scherzhaft als der des »öffentlichen Ge-
heimnisses« bezeichnet.
Ulrike nennt sich in einer der unten abgedruckten
Nachschriften »Ihr Töchterchen«, und so werden sich über-
haupt Goethes Zärtlichkeitsbeweise auf einen väterlichen
Kuss auf ihre Stirn beschränkt iiaben. Auf eine jener Nach-
schriften beziehen sich seine Worte an die Mutter:
»Unendhch hat es mich gefreut, von Ulrikens lieber zarter
Hand, an der ich so manchen unvergesslichen Weg zurück-
gelegt, wieder einige Züge zu sehen; der Wunsch sie noch
einmal aufrichtig zu drücken kann bei mir niemals er-
löschen« ; zugleich gedenkt er der heiteren Theilnahme,
welche sie und ihre Schwestern seiner »Bergsteigerei und
Steinklopferei« geschenkt'. Ihr Interesse war Anfangs nur
' Strehlke, Goethes Briefe II, ^82.
I 82 Abhaxdluxgex.
gering an Goethes Liebhaberei; als er sie daher einmal
wieder zu den in seiner Wohnung auf Tischen ausgebrei-
teten Mineralien führte, fand sie darunter etwas von ihren
Liebhabereien, eine Tafel Chocolade, versteckt mit einem
Zettel, worauf er geschrieben :
Geniesse dies nach deiner eignen Weise,
Wenn nicht als Trank, so doch als Speise.
Dass Goethe ihr einen Heiraths-Antrag gemacht, wird von
authentischer Seite bestritten^ erscheint auch nach den
Verhältnissen und nach der Unbefangenheit des Verkehrs
bis zum Ende des Karlsbader Aufenthalts unglaubhaft.
Allerdings ist, im Scherz oder im Ernst, eine Heirath
Beider betrieben worden , jedoch nur von Seiten des
Grossherzogs, hinter Goethes Rücken, in Marienbad; da
hat auch die Mutter wohl Ulrike gefragt, was sie dazu
meine, und diese sich bereit erklärt, wenn die Mutter es
wünsche. Hiebei ist es verblieben; der Grossherzog hatte
versprochen, sie solle die erste Stelle in der Weimarischen
Gesellschaft einnehmen, und als man auf Goethes Haus-
genossen, Sohn, Schwiegertochter und Enkel, verwies, ihr
ein zweites Haus dem Palais gegenüber zugesagt.
Nach jener Trennung zu Karlsbad verlebte die Familie
den Winter 1824 am Berliner Hofe'. Ln Sommer des-
selben Jahres finden wir sie in Dresden, später wieder in
Böhmen. Als die zweite Tochter Amelie sich 1827 mit dem
damaligen Preussischen Major, spätem Generalmajor und
Kommandanten von Stettin, Leop. von Rauch, verheirathete,
einem Bruder des gleichnamigen Kriegsministers und alten
Freunde der Brösigkes von Kammer her, wählten Mutter
und Töchter oft Potsdam zum Aufenthalt. Frau von Rauch
ist früh gestorben. Bertha, später zu grosser Schönheit
erblüht, vermählte sicli mit einem Baron Mladota von Solo-
pisk zu Netlück bei Teplitz. Sie ist im Jahre 1885 ver-
' Varnhagen, Blätter aus der Preuss. Geschichte III, 47.
G.v.Loeper:ZuGoethesGedichten«Trilogie derLeidenschaft«. 1S3
schieden. Ulrike, früher Stiftsdame zum heiligen Grabe, ist
unvermählt gebheben; gleich ausgezeichnet durch Verstand
wie durch Herzensgüte, bildet sie den Mittelpunkt eines
wohlthätigen Kreises in TrzibHtz, dem Klebelsbergischen
Gute, welches ihr nach dem Ableben ihres Stiefvaters 1858
und dem ihrer Mutter am 10. xMärz 1868 zugefallen ist.
Auf ihr Medaillon, auf welchem Goethe sie einst »liebreizend«
genannt, hat sie geschrieben »jetzt liebespendend«.
Aus der Zeit nach 1823 sind in Weimar überhaupt
eilf Briefe der Frau von Levetzow gefunden worden. Wir
lassen als a) und b) die beiden darunter befindlichen Nach-
schriften der Ulrike und einen längern Brief der Mutter
folgen, weil derselbe, im übrigen den andern Briefen ähnlich,
Beschreibungen der drei Töchter enthält.
Mit der mütterUchen Charakteristik stimmt die Schilde-
rung überein, welche die Elegie in den Versen 91 bis 102
von Ulrike giebt. Die Worte sind ihr selbst in den Mund
gelegt, wie »tiefe Lehren der Weisheit, die von Kinder-
lippen schallt«. Sie war immer kindlich und dadurch un-
überwindlich, sie war, was sie war, ganz, eine ungebrochne
naive Natur und dadurch dem Dichter und seiner ewigen
Jugend verwandt. Bezeichnend hatte dieser ein Divans-
gedicht von der Erhebung über das Alter und seine Mängel
am Tage obiger Fahrt nach Elbogen »enienertc, mit dem
Schlüsse : »Mir bleibt genug ! Es bleibt Idee und Liehe /«
Die beiden Nachschriften lauten :
Dresde)!, 2S. August 1S24.
Geehrter Herr Geheime Rath. Heute vor einem Jahre
hatten wir das Vergnügen beinahe den ganzen Tag mit
Ihnen in Elbogen zuzubringen, damals nahmen wir uns
sehr in Acht das öff'cntliche Geheimniss nicht durch Worte
zu entheiligen, da Sie unsere Gefühle in unsern Mienen
lesen konnten; heute ist es anders, aber gewiss nicht besser,
denn wir entbehren das Glück in Ihrer Gesellschaft zu
I 84 Abhandlungen.
sein, und darum dürfen wir auch aussprechen was wir
fühlen an dem Tage, der Sie uns und der Welt schenkte.
Nehmen Sie daher unsre besten innigsten Wünsche für
Ihr Glück und Ihre Zufriedenheit von uns mit freund-
lichem Wohlwollen an, und erinnern Sich auch entfernt
zuweilen an Ihre ergebene Freundin
Ulrike.
b)
Karlsbad, 2S. August iS2j.
Auch Ihr Töchterchen vereinigt ihre Wünsche für Ihr
Wohl mit jenen der Mutter und trinkt aus Ihrem Glase,
dem Unterpfand Ihres gütigen Wohlwollens, heute Ihre
Gesundheit. Ulrike.
Die Mutter sodann schreibt :
Potsdam den 6. September iS2'^.
Nur die Furcht Sie, hochverehrter Herr Geheimerath,
durch mein Geschreibe zu belästigen, konnte mich zum
Schweigen veranlassen, denn mit immer gleicher Ver-
ehrung, Liebe und Hochachtung gedenken wir Ihrer, und
so leben Sie, trotz der langen Trennung, in meinem kleinen
Kreise immer als die theuerste Erscheinung, die sich je in
unserm stillen häuslichen Zirkel heimisch machte, fort — und
oft, sehr oft betrauern wir es, dass die Zeit nie wiederkehrte.
Doch die Fortdauer Ihrer Freundschaft, von welcher mir Ihr
lieber, lieber Brief wieder ein so grosser Beweis ist, und der
uns allen innigste Freude gewährte, ist uns ein grosser Trost,
möchte dieser mir und den Meinen stets werden ! — Da-
gegen sind Sie überzeugt, verehrter Herr Geheimerath,
dass wir alle mit der innigsten Anhänghchkeit Ihrer ge-
denken und dass ein jedes Sie betreffende Ereigniss, mag es
Schmerz oder Freude sein, in unsrer Seele nachhallt ; so war
auch der 28. August ein Freudentag in meinem Hause und
viele fromme Wünsche wurden zum Himmel gesendet,
wenn gleich ich mir nicht mehr zu schreiben wagte.
Mit wahrem Vergnügen benutze ich sogleich die Er-
G.v.Loeper: Zu Goethes Gedichten »Trilogie DER Leidenschaft«. 185
laubniss, Ihnen einige Nachricht von mir und den Meinen
zu geben; dass diess für Sie Interesse hat, macht mir die
innigste Freude!
AmeHe ist so wohl, wie es möghch ist, sie ist schon
viel ausser dem Bett, ihr Kind ist ein hübscher kleiner
Mensch, ihr ältester Sohn Franz ist ein grosser Knabe für
sein Alter, der jetzt zu sprechen anfängt, was Eltern, Tanten
und Grossmutter sehr unterhält; sie ist mit ihrem Manne
sehr glückhch, Rauch ist aber auch ein vortrefflicher Mensch,
und aus der lebhaften Amelie ist eine sehr stille Hausfrau
geworden, die nur für ihren Mann und ihre Kinder lebt.
Ulrike ist, wie sie war, gut, sanft, häuslich, sorgt für
die Schwester und deren Kinder, dabei heiter ohne lustig
zu sein. Ihre immer gleich bleibende Laune, ihr gefälliges
anspruchsloses Wesen macht ihr fast aus allen Bekannten —
Freunde, was ja als ein Glück anzusehen ist.
Bertha ist sehr gross, und ich darf es ja zu Ihnen
sagen, sehr hübsch geworden; hat eine sehr hübsche Stimme,
und ist lieb und gut, nur ein sehr reizbares Nervensystem,
daher etwas empfindlich ; aber Ulrike und Bertha lieben
sich so unaussprechlich, dass sie beide von der Möglichkeit
einer Trennung nichts hören wollen.
Nun sagen Sie, habe ich als xMutter es wagen dürfen
so offen zu sprechen, ohne für eitel, oder Gott weiss was,
gehalten zu werden? doch Ihre Güte und Freundschaft,
dabei die Überzeugung dass Sie mich genau kennen, bürgt
mir für die richtige Beurtheilung.
Meine Eltern sind in Marienbad, doch da Mutter oft
unwohl ist und ihr das Geschäft zu beschwerlich wird,
ist die Ausspielung des Hauses nun bestimmt; da wir es
nur für die Summe, die es zu bauen kostete, verkaufen
würden, ward dieser Ausweg gewählt.
Graf Klebelsberg kam als Regierungs-Präsident nach
Wien, er verliess sehr ungern sein Vaterland, obgleich ihn
die Gnade des Kaisers auszeichnend ehrte. Ich war diesen
Winter theils in Trziblitz, theils in Prag; AmeUe war mit
i86
Abhandlungen.
Mann und Kind drei Monate in Böhmen, wo meine Eltern,
Klebelsberg, kurz alle die Meinen vereint und sehr glück-
lich waren. Diesen Sommer brauchte ich wieder Karlsbad,
machte einen kurzen Abschiedsbesuch denen Eltern in Marien-
bad und traf den 5. August liier ein, um Amelie zu pflegen,
was ich soweit ich vermochte, treulich that.
Alle die Meinen wollen Ihnen nun noch auf das Herz-
lichste empfohlen sein. — Nochmals wiederhole ich den
innigsten Dank für Ihren mich so unaussprechlich beglücken-
den Brief und bleibe treu anhänglich, unverändert Ihre ganz
ergebne Freundin . t
'^ A. V. Levetzow.
In dem an Goethe gerichteten Einladungsschreiben,
Marienbad den 23. April 1822, endlich hatte die Gross-
mutter sich, wie folgt, über Tochter und Enkehn geäussert :
Meine Tochter, die ich jede Stunde mit ihren drei
Töchtern aus Strassburg ' erwarte, wird sich sehr glücklich
fühlen — , eine Zeit des Sommers wieder mit Ihnen zu
verleben, da ich mit Wahrheit sagen kann, Sie, HerrGeheime-
rath, waren von ihrer Kindheit an der Gegenstand ihrer
Verehrung. Und wie wird sich Ulrikchen freuen, wenn
sie wieder Töchterchen genannt wird, worauf sie so stolz ist.
Ich sehe mit Vergnügen dem AugenbHck entgegen,
Sie in unser Haus zu empfangen und verbleibe mit der
ausgezeichnetsten Hochachtung Ihre ergebene
Ulrike von Brösigke,
ijeb. von Löwenklau.
' L. Spach hat dem Aufenthalte der Frau v. Levetzow in Strass-
burg einen besondern Aufsatz o-ewidmet.
2. Goethe und die Sprache der Bibel
Victor Hehn.
Ijas Alte und Neue Testament, wie es stückweise
aus Luthers Händen gekommen war, bildete seit-
dem in den protestantisch gewordenen Theilen
Deutschlands die erste und allgemeinste Bildungsquelle.
Die Jugend lernte draus lesen, der Hausvater verzeichnete
auf den ersten weissen Blättern die wichtigsten Familien-
data, jede Predigt stützte sich auf Stellen des heiligen
Buches — und die Predigt durfte nicht versäumt werden,
ja wurde häufig sogar nachgeschrieben. Was die Bibel
erzählte, war reine, unzweifelhafte Geschichte, lag allen
Vorstellungen von der Urwelt und der Herkunft und den
Schicksalen der Völker zu Grunde, begleitete, im frühesten
Lebensalter als Stoff aufgenommen, das Kind durch das
ganze Leben und ersetzte völlig all das Mannichfaltige,
das der jetzige Unterricht der jungen Seele, nicht immer
zu ihrem Besten, überliefert. In wohlhabenden Häusern
war die Bibel auch mit Kupfern geschmückt; da sah man,
wie Adam und Eva im Paradiese unter dem Apfelbaum
sassen, wie die Tochter Pharaonis den kleinen Moses auf
dem Wasser schwimmend fand, wie der Herr auf dem
Sinai blitzte und donnerte, wie die Mauern Jerichos fielen
Abhakdlungek.
und Bileam mit seiner Eselin Zwiesprache hielt u. s. w.;
die Kinderwelt, noch ehe sie das Abc kannte und Begriffe
hatte, ergötzte sich an diesen naiven Bildern, die sich ihr
eben darum für immer unauslöschlich einprägten. Wo ein
Puppenspiel vorhanden war, wie in Wilhelm Meisters
väterlichem Hause, da wurden vor den kleinen Zuschauern
nicht etwa mvthologische Fabeln dargestellt, sondern man
sah Samuel und Jonathan, und Saul trat auf und der kleine
David mit Schäferstab, Hirtentasche und Schleuder erlegte
den Philister Goliath und das Haupt des Riesen wurde im
Triumph über die Bühne getragen. Noch näher lag den
Eltern und Lehrern natürlich der Inhalt der Evangelien
am Herzen: unser Aller Heil hing von dem Glauben daran
ab und so wusste Jedermann, der in irgend einer Schule
gewesen war, im Neuen Testament Bescheid und konnte
das apostolische Glaubensbekenntniss, sowie die zur Be-
stätigung oder Erläuterung demselben beigegebenen aus-
erwählten Bibelsprüche ohne Anstoss hersagen.
Nun aber war die Bibel nicht bloss in der Sprache
einer weitentlegenen Vergangenheit, sondern in der einer
orientalischen, ganz anders gearteten Rasse geschrieben, und
auch das uns nähere und verwandtere Griechisch in den
Apokryphen und dem Neuen Testament trug immer noch
eine semitische Farbe. Man mag Luthers Geisteskraft so
hoch anschlagen, als man wolle, und seine Vermittelungs-
und Übersetzungsarbeit nach Gebühr verherrlichen — es
strömte doch aus dem allverbreiteten Buche etwas ganz
Heterogenes in die gewohnte deutsche Rede. So wurde
seit der Reformation unsere Sprache eine andere: all-
mählich fühlten und unterschieden die Menschen nicht mehr,
was in dem, was sie sagten, eingeboren, und was fremd
war; wer in biblischen Wendungen sich ausdrückte, sprach
ein achtes, natürliches, von den Vätern ererbtes Deutsch.
Als dann um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts eine
Epoche neuer Geistesbildung anbrach, war diese Ver-
schmelzung schon geschehen und während die aufgeklärten
Victor Hehn: Goethe und die Sprache der Bibel. 189
Schriftsteller sich eines abstracten Verstandesstiles bedienten,
musste die dichterische Sprache der jungen rhein- und
mainländischen Genossenschaft, die sich auf dem Natur-
boden des Volkes und der Überlieferung hielt, als eine eben
so kernig-deutsche, wie hebräisch-bibhsche und griechisch-
hebräische sich darstellen.
Anders stand es bei den romanischen Völkern: bei
diesen war die Religion nicht so streng auf die Bibel ge-
gründet und diese, als in der fremden lateinischen Sprache
belassen, ein verschlossener Schatz: ihre Geschichten wur-
den zwar an die Mauer und auf die Leinwand gemalt,
aber der formale Einfluss ihres Wortlautes auf die lebende
Sprache konnte nur ein verhältnissmäßig geringer sein.
Aus »Dichtung und Wahrheit« ist bekannt, wie Goethe
an und mit der deutschen Bibel aufgewachsen war. Er
sagt im 7. Buch: »Ich für meine Person hatte die Bibel
lieb und werth: denn fast ihr allein war ich meine sittliche
Bildung schuldig, und die Begebenheiten, die Lehren, die
Symbole, die Gleichnisse, Alles hatte sich tief bei mir
eingedrückt und war auf eine oder die andere Art wirksam
gewesen«, und bei Gelegenheit des Conflicts seiner oberdeut-
schen Mundart mit der galanten Leipziger und angeblich allein
richtigen Meissner Sprechweise, Buch 6 : »mir sollten die
Anspielungen auf biblische Kernstellen untersagt sein,
sowie die Benutzung treuherziger Chroniken- Ausdrücke.
Ich sollte vergessen, dass ich den Geiler von Kaisersberg
gelesen hatte, und des Gebrauchs der Sprichwörter ent-
behren^ die doch, statt vieles Hin- und Herfackelns, den
Nagel gleich auf den Kopf treffen«. Ahnliche Aussagen
enthalten auch die Anmerkungen zum WestöstUchen Divan
an verschiedenen Stellen. Dass nun Goethes Jugendschriften
voll biblischer Anklänge sind, erklärt sich daraus leicht,
aber auch in der folgenden Periode, der Zeit des hellenisch-
idealen Stiles, tritt uns nicht selten ein Bild oder eine
Wortverbindung entgegen, die dem hebräisch-christlichen
Anschauungs- und Sprachkreise angehört. Es war ja eben
190 Abhandlungen'.
die deutsche und die orientalische Denkweise, die sich
dann auch in der Rede abdrückte, fast eins geworden, ja
Gleichnisse, die nur durch die Sitten und die physische
Katur des Morgenlandes hegreiflich waren , erschienen
natürlich und wurden gebräuchlich. So heisst es in der
herrlichen Ode »Das Göttliche« :
Denn anfühlend
Ist die Natur:
Es leuchtet die Sonne
Über Bös' und Gute —
(nach Matth. 5,45: »Denn er lasset seine Sonne aufgehen
über die Bösen und über die Guten«) und in der Rede
des Pylades in der Iphigenie, 2, i :
Und was wir thun ist, wie es ihnen war.
Voll Müh' und eitel Stückwerk! —
(\'erschmelzung von Ps. 90, 11 und i Kor. 13, 9), oder
in desselben Pylades Worten :
»die Götter rächen
Der Väter Missethat nicht an dem Sohn ;
Ein Jeglicher, gut oder böse, nimmt
Sich seinen Lohn mit seiner That hinweg.
Es erbt der Eltern Segen, nicht ihr Fluch« —
(mit lauter Formeln der Bibel, z. B. 2 Mos. 20, 5 : »denn
ich der Herr dein Gott bin ein eiferiger Gott, der da
heimsuchet der Väter Missethat an den Kindern bis ins
dritte und vierte Glied« — aber ganz und gar nicht in
deren Sinn). In der Romanze vom Fischer, die einer
ganz andern Welt, als der der alten Hebräer, angehört,
nämlich der Mystik des Naturlebens , stammt doch die
letzte Zeile :
Und ward nicht mehr gesehn —
aus Genesis 5, 24: »nahm ihn Gott hinweg und ward nit
mehr gesehen« ' — so wie die Worte der Harzreise im Winter:
' Wenn Don Manuel in der Braut von Messina sagt:
Entscliwand sie mir und ward niclit mehr gesellen —
so kann dies eine Reminiscenz aus dem Goetheschen Fischerliede sein.
Victor Hehn: Goethe und die Sprache der Bibel. 191
Der du der Freuden viel schaffst
aus Jcs. 9,3: »damit machst du der Freuden nicht viel«.
Auch die gleichzeitigen Briefe an Frau von Stein, ob-
gleich meistens nur flüchtig wie ein Gespräch hingeworfen,
enthalten ähnliche Beziehungen in Fülle. Wenn ihn das
erhöhte Gefühl des Schicksals und der ihm gewordenen
Gaben ergreift, dann wiederholt er gern Ps. 8, 5 : »Was
ist der Mensch, dass du sein gedenkest, und des Menschen
Kind, dass du dich sein annimmst«, — und wenn er, wie
so oft, die Berge besteigt und das Land weit und breit
überschaut , steht ihm die evangelische Versuchungs-
geschichte vor dem Geist — so am Schlüsse der eben
genannten Harzreise im Winter:
Du stehst mit unerforschtem Busen,
Geheimnissvoll offenbar.
Über der erstaunten ^^'elt
Und schaust aus Wolken
Über ihre Reiche und Herrlichkeit —
auch 1780, 21. September: »Wir stiegen, ohne Teufel oder
Söhne Gottes zu sein, auf hohe Berge und die Zinne des
Tempels, da zu schauen die Reiche der Welt und ihre
Mühseligkeit und die Gefahr, sich mit einem Mal herab-
zustürzen« — und 1782, 12. April: »erlaube, wenn ich
zurückkomme, dass ich Dich nach meiner Art auf den
Gipfel des Felsens führe und Dir die Reiche der Welt und
ihre Herrhchkeit zeige«. Hat er sich durch irgend etwas
vergangen und die Geliebte ist streng und kalt gegen ihn,
dann vergleicht er sich dem Gekreuzigten, 1780, 29. Ok-
tober: »Ob ich Vergebung verdiene, weiss ich nicht. Mit-
leiden gewiss. So gehts aber dem, der still vor sich leidet
und durch Klagen weder die Seinigen ängstigen, noch sich
erweichen mag, — wenn er endlich aus gedrängter Seele
Eli, Eli, lama asabthani ruft, spricht das Volk, Du hast
Andern geholfen, hilf Dir selbst, und die Besten über-
setzens falsch und glauben, er rufe dem Elias«. An Kraft
192 Abhandlungen,
in Gera, 2. November 1778: »Um diesen Teich, den ein
Engel nur selten bewegt, harren Hunderte viele Jahre her,
nur Wenige können genesen, und ich bin der Mann nicht,
zwischen der Zeit zu sagen: steh auf und wandle!« (der
Teich Bethesda bei Joh. 5, 2 ff.). Eben so häufig, als die
christlichen Urkunden, oder noch häufiger vielleicht, schwe-
ben ihm die Begebenheiten und Aussprüche des Alten
Testamentes vor, die jetzt dem Gebildeten, mit Ausnahme
etwa der Genesis und des Exodus und einiger Psalmen,
fremd und unbekannt zu sein pflegen. Er schreibt den
2. December 1776: »Ich preise die Götter, die uns bei
den Schöpfen fassen und uns gleich jenen Propheten mit
unsern Reisbreitöpfen abseits tragen« (Vom Drachen zu
Babel 32 ff., wo der Prophet Habakuk zu Daniel in der
Löwengrube getragen wird), 1777, 10. December: »Mit
mir verfährt Gott, wie mit seinen alten Heihgen und ich
weiss nicht, woher mirs kommt. Wenn ich zum Be-
festigungszeichen bitte, dass möge das Fell trocken sein
und die Tenne nass, so ists so« (Richter 6, 36 — 40, Gi-
deons Bitte um ein Zeichen, die ihm der Herr gewährt),
und Tags drauf: »und ich kam mir vor, wie der König,
den der Prophet mit dem Bogen schlagen heisst und der
zu wenig schlägt« (2 Kön. 13, 17 — 19, der Prophet EHsa und
der König Joas von Israel). Das schöne Gleichniss in dem
Briefe aus Berlin, 17. Mai 1778: »Sonst war meine Seele
wie eine Stadt mit geringen Mauern, die hinter sich eine
Citadelle auf dem Berge hat. Das Schloss bewacht ich
und die Stadt Hess ich in Frieden und Krieg wehrlos: nun
fang ich auch an die zu befestigen — wärs nur indess
gegen die leichten Truppen« — ist doch nur eine weitere
Ausführung von Spr. Sal. 25,28: »Ein Mann, der seinen
Geist nicht halten kann, ist wie eine offene Stadt ohne
Mauern«. An Frau von Stein, 24. Juni 1779: »Sie thun
sehr wohl, dass Sie mich durch Ihre Raben speisen lassen,
Morgens und Abends, denn es ist doch eins der sicht-
lichsten und gemessensten Zeichen, dass man im Himmel
Victor Hehn: Goethe und die Sprache der Bibel. 193
an die Propheten denkt« (wie dem Propheten Ehas ge-
schah, I Kön. 17, 2 — 6). Tags drauf schreibt er in sein
Tagebuch: »Aber ich lasse doch nicht ab von meinen
Gedanken und ringe mit dem unbekannten Engel, sollt
ich mir die Hüfte ausrenken« (wie der Erzvater Jacob,
Genesis ^2). Vom Gipfel des Gotthard, 13. November 1779:
»doch sind wir schon durch so vieles Grosse durchge-
gangen, dass wir wie Leviathane sind, die den Strom
trinken und sein nicht achten« (nach Hieb 40, 18). Brief
vom 9. Mai 1782: »Ein Fremder kommt immer wie Israel
durchs rothe Meer, ein Zauberstab macht die feuchten
Wände stehend — wehe dem, über den sie zusammen-
schlagen!« Auch wo sich keine bestimmte Stelle finden
will, die den Ausdruck eingegeben hätte, vernehmen wir
biblischen Klangt z. B. 13. September 1777: »Ich singe
Psalmen dem Herrn, der mich aus Schmerzen und Enge
wieder in Höhe und HerrHchkeit gebracht hat«. Auch die
Briefe aus Italien , die mit ihrer seelenvollen Schwärmerei
noch in diesen mittleren Lebensabschnitt und Dichtungs-
stil gehören, bedienen sich oft genug biblischer Formen,
So gleich Anfangs, 19. Oktober 1786 aus Bologna: »es ist
als da sich die Kinder Gottes mit den Töchtern der Men-
schen vermählten, daraus entstanden mancherlei Ungeheuer«
(Genesis 6), und in demselben Briefe: »und so geht mirs
denn, wie Bileam, dem confusen Propheten, welcher segnete,
da er zu fluchen gedachte« (4 Mos. 22 und 23). Neapel
3. März 1787: »die Erde ist überall des Herrn« (nach
Ps. 24, i). Zweiter römischer Aufenthalt, 23. August 1787: ,
»Nun hat mich die menschliche Gestalt gefasst und ich
sie, und ich sage: Herr, ich lasse dich nicht, du segnest
mich denn, und sollt ich mich lahm ringen« (wie oben,
Genesis 32), und in demselben Brief: »die Gestalt dieser
Welt vergeht« (i Kor. 7,31) und am 28. September: »So
lebe ich denn glückhch, weil ich in dem bin, w^as meines
Vaters ist« (Luc. 2, 49). In dem fünften Akt des Egmont,
der in Rom geschrieben sein wird, sagt Brackenburg:
Goethe-Jahreuch VIII. j^
194 Abhandlungen.
»Er war der reiche Mann und lockte des Armen einziges
Schaf zur bessern Weide herüber« (nach der Parabel
Nathans, 2 Sam. 12). Auch in »Rastlose Liebe« ist der
Ausdruck »Krone des Lebens«, der kurz vor der italienischen
Reise dem Gedichte eingefügt wurde, der Apokalypse 2, 10
entlehnt, so wie das Motto, das er sich in den ersten
Wochen nach der Rückkehr zur Lebensführung wählte:
»wenn du stille bist, so wird dir geholfen« (Caroline
Herder an ihren Mann, 8. August 1788) nur die Sprüche
Jes. 30, 15 und Ps. 62, 2 wiederholt'. Auch wo er nicht
dieselben oder ähnliche Worte braucht, sieht er mitten im
klassischen Lande biblische Scenen vor Augen: so in Pa-
lermo, 15. April, den Zug der Kinder Israels durchs rothe
Meer oder in der Todesgefahr auf der Seefahrt von Messina
nach Neapel den stürmischen See Tiberias und die Rettung
durch den Herrn.
Mit dem Umschwung, der bald nach der Wiederkunft
in Goethes Gemüth und Stimmung erfolgte, werden die
lutherischen Reminiscenzen seltener. Doch mitten in der
heiteren, zärtlichen, mythologischen Sprache der Römischen
Elegien klingt noch der Vers:
Und mir leuchtet der Mond heller als nordischer Tag
nach Ps. 139, 12: und die Nacht leuchtet wie der Tag,
und in der ersten Epistel:
doch bald wie jeder sein Antlitz,
Das er im Spiegel gesehen, vergisst —
nach Ep. Jacobi i, 23 — 24: »der ist gleich einem Manne,
der sein leiblich Angesicht im Spiegel beschauet. Denn
nachdem er sich beschauet hat, gehet er von Stund an da-
von und vergisst, wie er gestaltet war«. Auch in Hermann
und Dorothea, Gesang 5, erinnert der Vers: »die gebt mir,
■ Dasselbe Wort hatte er übrigens sclion vor Jahren, in der
ersten Weimarer Zeit, sich als Regel vorgehalten, in einem Briefe an
Frau V. Stein (bei Scholl, S. 28, Fielitz Xo. 84) und an den Musiker
Kayser (13. August 1776).
Victor Hehx: Goethe und die Sprache der Bibel. 195
Vater« an Richter 15,2: »gebt mir dieselbe zum Weibe,
gieb mir diese«, und der andere im 6. Gesänge : )?Glück
dir und dem Weibe der Jugend« an Spr. Sal. 5, 18 : »Freue
dich des Weibes deiner Jugend«, oder die Rede des Vaters:
Denn wo nicht immer von oben die Ordnung und
ReinHchkeit waltet,
Da gewöhnt sich leicht der Bürger zu schmutzigem
Saumsal —
an Sirach 10: »Wie der Regent ist, so sind auch die Amt-
leute; wie der Rath ist, so sind auch die Bürger«, oder
Hermanns Worte:
und nicht das Mädchen allein lässt
Vater und Mutter zurück, wenn sie dem erwähleten
Mann folgt :
Auch der Jüngling, er weiss nichts mehr von Mutter
und Vater,
Wenn er dasMädchensieht,das einziggeliebte, davonziehn —
an Genesis 2, 24: »darum wird ein Mann seinen \'ater und
seine Mutter verlassen und an seinem Weibe iiangen«
(auch bei den beiden ersten Evangelisten und Ephes. 5, 31). —
Auch Wilhelm Meister schliesst mit dem Hinweis auf eine
alttestamentliche Geschichte (in Absicht, die Idee des Romans
d. h. die des bloss von seinem Gemüthe geführten Irrenden,
den dennoch das Schicksal oder das Glück oder eine höhere
Hand, oder wie man es nennen will, zum Ziele führt, präg-
nant zusammenzufLtssen) : »Du kommst mir vor, wie Saul,
der Sohn Kis, der ausging seines Vaters Eselinnen zu suchen
und ein Königreich fand« — und wenn Mignon singt:
Zieht mir das weisse Kleid nicht aus —
— Dort ruh ich eine kleine Stille —
so hat ihr Apokalvpse 6, 11 vorgeschwebt: »Und ihnen
wurde gegeben ein weiss Kleid und ward zu ihnen gesagt,
dass sie ruheten eine kleine Zeit« und in ihrem Sehn-
suchtsliede :
196 Abhandlungen.
Ach der mich liebt und kennt,
Ist in der Weite —
Hiob 16, 19: »der mich kennt, ist in der Höhe«. Aus der
spätem Prosa wollen wir nur aus Dichtung und Wahrheit,
Buch 15, die eine bildliche Redensart anführen; »ich trete
die Kelter allein«, die dem Propheten Jesaias 63, 3 ange-
hört. Noch am Schlüsse des Lebens brachte der Dichter
im vierten Akt des Faust die drei Gewaltigen: Raubebold,
Habebald^ Haltefest, und die Eilebeute aus dem Alten Testa-
ment hervor — indem er Jes. 8 und 2 Sam. 23 combinirte.
Näher und reichlicher, als aus den Werken des Mannes
und des reifen, gemäßigten, mehr antiken Stiles, spricht
die biblische Rede- und Vorstellungsweise aus Vers und
Prosa der Jugendzeit. In manchen Strassburger und Frank-
furter Briefen scheint der werdende Dichter sich gar nicht
anders als in Bildern und Worten des Alten und Neuen
Testamentes ausdrücken zu können. So wenn er an Herder
schreibt: »ist uns köstlicher denn Myrrhen, thut wohl wie
Striegel und hären Tuch dem aus dem Bade Steigenden«,
— an denselben: »ich sah den gepeitschten Heliodor an
der Erde und der himmlische Grimm der rächenden Geister
säuselte um mich herum« (nach2 Maccab. 3), — an Kestner:
»ich wandere in Wüsten, da kein Wasser ist; meine Haare
sind mir Schatten und mein Blut mein Brunnen«, — an
denselben: »dass ich ihm wünsche, er möge den Hals
brechen, wie Eli« (i Sam. 4, 18), — an Schönborn : »aber
ich höre das Philistervolk schon rufen: er ist voll süssen
Weines! und der Landpfleger wiegt sich auf seinem Stuhle
und spricht: du rasest« (Act. Ap. 26, 24).
Eben so in den Dichtwerken jener Jahre. Götz von
Berlichingen : gleich in der ersten Scene der Wirth: »in
meiner Stube solls ehrHch und ordentlich zugehen« (i Kor.
14, 40: lasst Alles ehrlich und ordentlich zugehen); Bruder
Martin: »der Wein erfreut des Menschen Herz« (nach
Ps. 104, 15); derselbe: »wohl dem der ein tugendsam Weib
hat, dess lebt er noch eins so lange« (wörtlich aus Sir, 26, i);
Victor Hehn: Goethe ukd die Sprache der Bibel. 197
Liebetraut : »ein Prophet gilt nichts in seinem Vaterlande«
(Matth, 13, 51, ParalL); Bischof: »und das Reich ist eine
Mördergrube« (Matth. 21, 13, ParalL); Götz: »dass ich nicht
sehen soll, wo Alles hinaus will« (Matth. 26, 58 : auf dass
er sähe, wo es hinaus wolle); derselbe: »die mein Fleisch
den ^^ögeln unter dem Himmel und den Thieren auf dem
Felde zu fressen vorschneiden soll« (i Sam. 17, 44: ich
will dein Fleisch geben den Vögeln unter dem Himmel
und den Thieren auf dem Felde); Adelheid: »o ihr Un-
gläubigen, immer Zeichen und Wunder!« (häufige biblische
Formel); Elisabeth: »die grossen goldnen Ketten stehen
ihnen zu Gesicht« — Götz (unterbricht sie): »wie dem
Schwein das Halsband« (Spr. Sal. 11, 22: wie eine Sau
mit einem goldenen Haarband; wegen der Ketten musste
das Haarband in ein Halsband verwandelt werden und,
weil es sich um Rathsherrn, also um Männer handelt, die
Sau in ein Schwein).
Faust : Allbekannt ist, dass der Prolog im Himmel den
ersten Kapiteln des Buches Hiob nachgebildet ist, selbst
bis auf einzelne Worte hinaus. Faust: »ob mir durch
Geistes Kraft und Mund« (Rom. 15, 19: durch Kraft des
Geistes Gottes); derselbe zu Wagner: »sei er kein schellen-
lauter Thor« (d. h. kein Narr? oder vielmehr nach i Kor.
13, i: ein tönend Erz oder eine kUngende Schelle); der-
selbe zu Gretchen: »als alle Weisheit dieser Welt (i Kor.
3, 19); der Bürger vor dem Thor: »als ein Gespräch von
Krieg und Kriegsgeschrei« (Matth. 24, 6 : Ihr werdet hören
Kriege und Geschrei von Kriegen, Marc. 13, 7); Mephi-
stopheles zu Frau Marthe :
Ja, gute Frau, durch zweier Zeugen Mund
Wird allerwegs die Wahrheit kund —
(schon im mosaischen Gesetz , danach auch im Neuen
Testament, z. B. Joh. 8, 17 : auch stehet in eurem Gesetz
geschrieben, dass zweier Menschen Zeugniss wahr seie) ;
derselbe: »habe noch gar einen feinen Gesellen« (Tob. 5, 5:
und fand einen feinen jungen Gesellen stehen); derselbe:
198 Abhandlungen.
»ein eigner Herd,
Ein braves Weib sind Gold und Perlen werth — «
(nach Spr. Sal. 31, lo: wem ein tui^cndsam Weib bescheeret
ist, die ist viel edler, denn die köstlichsten Perlen). Margarete:
Ihr Engel, ihr heiligen Schaaren,
Lagert euch umher, mich zu bewahren !
(nach Ps. 34, 8 : der Engel des Herrn lagert sich um die
her, so ihn fürchten, und hilft ihnen aus). In iiirem Liede
von dem König in Thule ist die Zeile:
Die Augen gingen ihm über
dem Ev. Joh. 11, 35 entnommen: und Jesu gingen die
Augen über (wegen des Lazarus, wie dem König von Thule
wegen des Todes seiner Buhle).
Prometheus : »Ich habe sie geformt nach meinem Bilde«
(Genesis i, 26 — 27) ; »ist seine Hand wider Jedermann,
wird Jedermanns Hand sein wider ihn« (nach Genesis 16,12);
»da ich ein Kind war« (nach i Kor. 13, 11).
Werther 3. November : » ich habe oft Gott um
Thränen gebeten, wie ein Ackersmann um Regen, wenn
der Himmel ehern über ihm ist und um ihn die Erde ver-
dürstet« (nach 5 Mos. 28, 23—24; noch in der Eugenie
), 6: ist denn der Himmel ehern über mir?).
Egmont, in einer der Volksscenen, also wohl noch
in Frankfurt gedichtet : »was an Euch ist, Ruhe zu er-
halten, Leute, das thut« (nach Rom. 12, 18: Ist es mög-
lich, so viel an Euch ist, so habt mit allen Menschen Frieden).
Stella, die Postmeisterin : »Das thut die Jugend : werden
sich schon legen, die stolzen Wellen« (nach Hiob 38, 11:
hier sollen sich legen deine stolzen Wellen).
Mit allem Obigen haben wir nur Beispiele, einzelne
Proben, keine erschöpfende Sammlung geben wollen. Eben
durch solche bald bestimmte bald unbestimmte biblische
Erinnerungen wird zum grossen Theil der Eindruck des
Deutschen, des Traulichen, Heimatlichen bewirkt, den Jeder
von Goethes Dichtungen, wie bei seinem ersten Auftreten
Victor Hehn: Goethe und die Sprache der Bibel. 199
so noch jetzt, empfing und empfängt. So sprachen die
Eltern, die Grossehern, so khing die Rede im Hause, im
Verhuif des Tages und des Jahres ; auch der Jüngling
wusste es nicht anders und wiederholte nur, was er seit
den Kinder jähren gehört. Goethes Mutter war gewohnt,
mit der Bibel 7ai verkehren und diese in Zweifeln und
Sorgen als Orakel zu brauchen; so fand sie bei Erkrankung
des Sohnes Trost und Beruhigung in dem Spruch aus Jere-
mias von den Weinbergen Samariä_, und lesen wir jetzt
die Briefe der Frau Rath, so fehlt fast in keinem eine An-
spielung auf die Bibel oder eine Redensart von daher und
jedesmal, wenn die Schreiberin nach neckischem Geplauder
ernsthatt wird, dient ihr der Ton der Psalmen zum Aus-
druck des Gedankens oder Gefühles. Auch der Vater gab
dem Sohne bei dessen erster Reise nach Italien, die aber
nur bis Heidelberg ging, den Spruch aus dem Evangelium
Matthäi mit auf den Weg: »Bittet, dass eure Flucht nicht
geschehe im Winter oder am Sabbat« — und der Text
kam ihm also von selbst in den Mund. (Ein jetziger Vater
würde, wenn er gebildet und nicht gerade ein Geistlicher
wäre, bei solcher Gelegenheit einen Spruch nicht aus der
Bibel, sondern aus Goethe oder Schiller, oder, wenn er
mehr zum mittleren Durchschnitt gehörte, einen aus Heine
oder aus einer Offenbachschen Oper wählen). Während
der unendlichen Verödung des Nationalgeistes in der langen
Zeit von der Mitte des 16. bis zur Mitte des 18. Jahr-
hunderts war die Bibel der einzige Halt des Armen ; die
Bürgerwelt kannte keine andere Form idealer Erhebung
und in Trauer und Noth kein anderes Labsal. Die Vor-
nehmen, die unter den groben und rohen oder pedantischen
und servilen Volksgenossen nichts Ansprechendes fanden,
wandten sich den Sitten und der Sprache des Auslandes
zu und allmählich hatte sich von diesem in immer weiterer
Herrschaft jene Denkart festgesetzt, die man sich gewöhnt
hat die Aufklärung zu nennen. Diese neue Bildung nährte
sich von oberflächhchen, selbstzufriedenen Verstandesbe-
200 Abhandlukgen.
griffen und demgemäß war auch ihre Sprache arm, farb-
und blutlos, dem Volksgemüth und der nationalen Ver-
gangenheit abgekehrt. Von der letzteren aber, also aus
Chroniken, Liedern, gedruckten und gesprochenen Ver-
mächtnissen alter Zeiten, besonders aber aus der lutherischen
Bibel zog Goethes Ausdruck sein Leben und seine Kraft.
Wir Neuere wissen in der Regel gar nicht, wie viel
in unserer gewohnten Umgangssprache ursprünglich bib-
lisches Gut ist. Wenn wir sagen: es geschieht nichts Neues
unter der Sonne; Niemand kann zweien Herren dienen;
dem Reinen ist Alles rein; Ehre dem Ehre gebührt; wess das
Herz voll ist, dess geht der Mund über ; ein Arbeiter ist
seines Lohnes werth ; wer Pech angreift, besudelt sich;
die Haare standen mir zu Berge; wir schüttelten den Staub
von den Füssen; es fiel mir wie Schuppen von den Augen;
da wird kein Stein auf dem andern bleiben ; die Axt an
die Wurzel legen; wo ein Aas ist, da sammeln sich die
Adler; nicht werth ihm die Riemen seiner Schuhe aufzu-
lösen; bleibe im Lande und nähre dich redhch; wer Andern
eine Grube gräbt, fällt selbst hinein; Arzt hilf dir selber;
Dies soll man thun und Jenes nicht lassen; wer nicht mit
mir ist, der ist wider mich ; jeder Tag hat seine Plage (wie
auch Philine singt); wess Geistes Kinder sie sind; sie sind
ein Herz und eine Seele; Herzen und Nieren prüfen; nach
seiner Pfeife tanzen; auf den Händen tragen; ein Spott
der Leute werden; sich in die Zeit (oder die Welt) schicken;
an etwas Schiffbruch leiden; das gute Theil erwählen;
zahllos wie Sand am Meer (auch bei den griechisch-latei-
nischen Klassikern); ein Ende mit Schrecken; das Herz
ausschütten; mit Blindheit geschlagen; zu Schanden werden;
in den Wind reden; Recht und Gerechtigkeit; herrlich
und in Freuden ; Land und Leute ; Hunger und Kummer ;
zittern und zagen ; volle Kammern ; des Todes Bitterkeit
(»bittrer Tod« Gretchen im Kerker, »bittren Tod« Iphi-
genie 4,2); das sei ferne; lieb und werth; von Stund an;
sauer sehen; über die Maßen; gehab dich wohl; weg mit
Victor Hehn: Goethe und die Sprache der Bibel. 201
ihm — so haben alle diese und viele andere umlaufenden
Worte und festen Formeln ihre Quelle in Luthers Bibel,
auf deren Sprache ja auch das Kirchenlied und der
Stil jeder geistlichen Rede sich gründeten und noch
gründen.
Wie weit nun auch der eigentliche deutsche Satibau
aus dem noch sehr elementaren der hebräisch-griechischen,
lateinischen und deutschen Bibel sich hervorgebildet hat —
dies zu ermitteln würde eine feine und lange Beobachtung
und Untersuchung erfordern. Indess, da das Volk nicht
schrieb, und auch die Frauen nicht, so war auch das syn-
taktische Gefüge, wie es im i8. Jahrhundert sich festgestellt
hatte, mehr das Werk der Bildung, bewusster Kunst, des
erwachten logischen Denkens, die Arbeit gelehrter Nach-
ahmer. Das Lateinische und Französische, diese in der
Kultur vorangegangenen, scharf in Syllogismen entwickelten
und wie zu Kry stallen gefrorenen Sprachen gaben auch dem
deutschen Schreiber das Muster und Vorbild ab. Bei Luther
sind die Conjunctionen noch sehr dürftig und unbestimmt,
die Interpunction eine bloss allgemeine, unentschiedene, das
Verhältniss der Satzglieder schwankend, selbst die Wort-
folge noch nicht geregelt. Auch darin folgt Goethe gern
der Sprache des i6. Jahrhunderts und der Bibel. Wenn es
z. B. heisst: »Nehmet wahr der Lilien auf dem Felde, wie
sie wachsen, sie arbeiten nicht, so spinnen sie nicht« oder:
»der Herr hat alles Land in unsere Hände gegeben, auch
so sind alle Einwohner des Landes feig für uns«, so sagt
auch der Fremde zu Wilhelm Meister 1,17: »von Bronzen
besass er eine sehr instructive Suite, so hatte er auch seine
Münzen zweckmässig gesammelt« und nicht anders das
Lied der Bauern im Faust :
Schon um die Linde war es voll
Und alles tanzte schon wie toll,
So ging der Fiedelbogen.
Und wenn wir 2 Sam. 14, 13 lesen : » dass tr seinen Verstossenen
202
Abhaxdluxgen.
nicht wieder holen lasset « so begegnet uns dieselbe unge-
wöhnliche Wendung in Hermann und Dorothea:
er sprach zu seiner Verwunderten also — .
Sorglose Verbindungen der Art, da sie dem lateinischen
periodologischen Stil, wie er in den Büchern der akademischen
Magister und sogenannten Weltweisen herrschte, grade ent-
gegengesetzt sind, erhöhen nur den Reiz dieser lebendigen,
kindlichen, nachlässigen, übermüthigen, den Verstand ge-
flissentlich neckenden und beschämenden Goetheschen Poesie
und Prosa.
Goethes literarischer Eixeluss
AUF Frankreich
Th. Süpfle.
s giebt kein Kulturvolk, auf welches die Geistessonne
unseres grössten Dichters nicht mächtig herabge-
leuchtet hätte. Selbst oder vielmehr gerade Frank-
reich, welches über unsere Literatur so lange ge-
herrscht hatte, Hess deren belebende Strahlen in reichem Maaße
auf sich einwirken. Was Goethe einst den Franzosen in seinem
Bildungsgange verdankt hatte, das hat er, zum Teil schon als
Jüngling, durch die herrlichsten Spenden tausendfach zurück-
gegeben. Mit ihm ergreift die deutsche Literatur nach langem
Ringen die Führerschaft wie in Europa überhaupt, so auch
in Frankreich, führt es in ungeahnte Gebiete des Schönen ein
und zeigt ihm den Weg zur wahren Dichtung. Die bisher
mehr geahnte als begriffene Universalität unserer Natur, die
Tiefe unseres Denkens und Fühlens , die Idealität unseres
Strebens, welche sich in Goethe so harmonisch verkörperten,
Hessen neue Kraft und neue Jugendfrische in die nach glän-
zenden Leistungen ermattete und sichtbar gealterte französische
Poesie einströmen. Zugleich wurde sie auch dem Umfange
nach durch die Mannigfaltigkeit unserer dichterischen Formen
erweitert. Und wenn auch der französische Geist unsern
Goethe nicht ganz so innerlich, als wir wünschen möchten,
in sich aufgenommen hat, so erfuhr er doch, wenn auch zum
Theil unbewusst oder selbst widerwillig, nach wichtigen Be-
ziehungen hin dessen Einwirkung. Das hohe und umfassende
Genie Goethes, welches Meisterwerke jeder Art und in ganz
neuer Art schuf, fand bald stille bald stürmische Aufnahme
204 Abhandlungen.
jenseits der Grenze und rief nicht blos bei den Dichtern und
Schriftstellern Frankreichs befruchtenden Einfluss, zahlreiche
Nachbildungen, bisweilen, wie bei der sich mit Goethe ver-
wandt fühlenden geistvollen Gräfin d'Agoult, eine Art von
höherer Weihe hervor, sondern vermochte, wenigstens mittel-
bar, auch auf die Anschauungen des ganzen Volkes einen
unverkennbaren und mehr als augenblicklichen Eindruck
auszuüben.
Zwar ist nicht allen Franzosen sein Name bekannt, ob-
gleich er bei ihnen nicht blos als Dichter, sondern auch als
Naturforscher, als Denker und als Mensch überhaupt — wie
unter anderem das Lustspiel der Frau Colet »la Jeunesse de
Goethe« bezeugt — Gegenstand des Studiums und des regsten
Interesses geworden ist. Aber allgemein bekannt sind in Frank-
reich seine Schöpfungen oder zum mindesten die hervorragend-
sten Verkörperungen aus denselben. Mit unwiderstehlichem
Zauber zogen zumal die verklärten Frauengestalten Lotte.
Dorothea, Mignon und Gretchen in die Gefühls- und Phantasie-
welt unserer Nachbarn ein, für deren Dichter sie leuchtende
Typen des ewig Weiblichen wurden. Gleichsam von neuem
geboren unter dem Meissel und dem Pinsel französischer
Künstler, zum Teil auch durch die einschmeichelnden Klänge
der Faust- und Mignon-Opern näher gebracht, drangen seine
idealen und doch so lebensvollen Gebilde selbst in ferner-
liegende Kreise ein, sie waren bald keine Fremdlinge mehr,
sie wurden wahrhaft volksthümlich und einheimisch auf
französischem Boden.
Indem wir uns die Aufgabe stellen , unter besonderer
Berücksichtigung der theils neuen theils berichtigenden That-
sachen, welche wir beibringen können, in seinen wesentlichen
Zügen den Nachweis von der vielseitigen Einwirkung unseres
Dichters auf die französische Literatur zu geben , weisen
wir zunächst darauf hin, daß bei der Aufnahme der Werke
Goethes, gerade wie bei unseren damaligen Schriftstellern
in Frankreich überhaupt, zwei scharf getrennte und durch
einen längern Zwischenraum geschiedene Perioden zu unter-
scheiden sind. Unterstutzt durch die seit etwa der zweiten
Hälfte des i8. Jahrhunderts für die deutschen Werke er-
weckten lebhaften Sympathieen ' wurden die Sc;höpfungen
unseres Dichters rasch jenseits des Rheines bekannt bis zu
dem gewaltigen Ausbruch der bürgerlichen Wirren. Dann
lösten sich während dieser stürmischen Zeit und den darauf
folgenden Eroberungskriegen des Kaiserreiches, welches den
deutschen Ideologen ohnehin abhold war, von französischer
' Vgl. Tli. Süpfle, Geschichte des deutschen Kultureinflusses auf
Frankreich, erster Band, S. 137 fl.
Th. Süpfle: Goethes literarischer Einfluss auf Frankreich. 205
Seite aus, mit nur wenigen Ausnahmen, die bisher bestandenen
literarischen Beziehungen.
Erst nachdem seit der Wiedereinsetzung des alten Königs-
geschlechtes Ordnung und Ruhe im Lande zurückgekehrt
war, fand man dort die nöthige Müsse und, angeregt durch
C. Jordan, Villers, B. Constant, besonders aber durch Frau
von Stael, auch den wUnschenswerthen Sinn für die über-
raschenden Schöpfungen unserer tiefinnerlichen und zugleich
so reichbluhenden Dichtung. Goethe selbst verfolgte bald in
der einer neuen freien Geistesrichtung huldigenden Zeitschrift
»le Globe«, in welcher vor allen der ihm persönlich bekannt
gewordene J. J. Ampere auf ihn hinwies, mit grossem Interesse
die Aufnahme und Einwirkung, welche seine dramatischen
Werke, besonders der gewaltige »Faust« bei dem Publikum
und namentlich auf die jungen französischen Dichter machten,
deren Gesichtskreis er erweiterte und für deren geistiges
Oberhaupt er gelten konnte. Durch Vermittlung von David
d' Angers wurden ihm die neuesten Schriften von den ausge-
zeichnetsten Talenten der romantischen Schule, darunter
Victor Hugo, A. de Vigny, Ballanche, Sainte-Beuve, Balzac,
als Autorgeschenke verehrt. Und gleichsam eine Huldigung
von ganz Frankreich war es, als der eben genannte geniale
Bildhauer voll Begeisterung nach Weimar kam, um die hoheits-
vollen Züge des Olympiers durch seine kunstvolle Hand in
einer gelungenen Colossalbüste zu verewigen.
Allerdings erfreute sich Goethe nicht dauernd der näm-
lichen Gunst in Frankreich. Absichtliche Gleichgültigkeit und
sogar gehässige Angriffe suchten seit den fünfzehn letzten
Jahren seine hohe Bedeutung zu verringern. Aber der von
dem Dichter ausgestreute edle Same ist auch in jenem Lande
zu tief eingedrungen, um seine befruchtende Kraft je ver-
lieren zu können.
I. Clavigo. — Wert her.
Wann wurde zum ersten Male der Name unseres Dichter-
fürsten in Frankreich genannt ? Nicht, wie man gewöhnlich
annimmt, beim Eindringen seines epochemachenden »Werther«,
sondern gelegentlich eines andern, weit minder bedeutsamen
Jugendwerkes. Als Verfasser des ^^ Clavigo (j. wurde Cioethe
jenseits des Rheins zunächst genannt, aber natürlich nur ein-
fach erwähnt, keineswegs bekannt oder gar gefeiert. In der
That konnte dieses Trauerspiel, dessen Stoff aus einer fran-
zösischen Quelle entnommen war und dessen dramatische
Form sich an die regelmäßige des französischen Theaters an-
schloss , unmöglich einen besondern Eindruck bei unseren
Nachbarn hervorrufen.
Im Gegentheile zeigte die französische Zeitschrift, welche
noch in dem Entstehungsjahre (1774) von dem Stücke Kenntniss
2o6 Abhandlungen.
nahm, eine ziemlich kühle Haltung. Der Beurtheiler, welchem
der deutsche Text vorlag, bemerkt zunächst, dass die näm-
liche anziehende Episode, welche von Goethe aus den Me-
moiren des Beaumarchais benutzt wurde, schon vorher den
Stoff zu einem frauzösiscJien Drama geliefert habe, welches
in der Umgegend von Paris auf einem Liebhabertheater —
es war dasjenige des Prinzen von Conti — mit Beifall auf-
geführt worden sei. Diese kurze Mittheilung über die dem
»Clavigo« vorausgegangene französische Bearbeitung, deren
Verfasser nicht bekannt ist, ist erst neuerdings^ durch eine
nähere Angabe vervollständigt worden. Darnach ist deren
Autor der mit Beaumarchais später befreundete Schriftsteller
Marsollier, welcher sein höchst unbedeutendes Erzeugniss
unter der Aufschrift »Beaumarchais ä Madrid, comedie en
3 actes« erscheinen Hess, das, wie es scheint, nur einmal,
nämlich in Lyon, im Jahre 1780 zur öffentlichen Aufführung
gelangte.
Wir kehren noch für einen Augenblick zu dem französi-
schen Kritiker des »Clavigo« zurück, welcher nach Mittheilung
der Handlung folgendes Urtheil über das Goethesche Stück
abgiebt. »Dieses Trauerspiel, obgleich einer schlechten Gattung
angehörig, ist interessant bis zu den letzten Auftritten aus-
schliesslich, wo Herr Goethe aufhört, dem thatsächlichen Her-
gange zu folgen. Er wollte wenigstens in der Lösung des
Knotens das Verdienst eigener Erfindung haben; aber dieser
Umschwung bietet ohne Zweifel zu viel erzwungene Lagen,
um Leuten von Geschmack zu gefallen«.
Weit ungünstiger, ja geradezu wegwerfend lautet das Ur-
theil, welches Beaumarchais selbst über das Goethesche Stück,
das er, wahrscheinlich bei seiner Rückreise aus AMen, in Augs-
burg hatte aufführen sehen, in einem am 29. germinal, an VH,
an den erwähnten Marsollier gerichteten Briefe gefällt hat -.
Gleichwohl blieb der »Clavigo« nicht ganz ohne Beachtung
in Frankreich. Im J. 1782 wurde eine Übersetzung im ersten
Bande des Nouveau theätre allemand .... par M. Friedel
unter der Aufschrift »Clavijo, tragedie, de M. Goethe« vorgelegt.
]3abei sind die Namen der zwei auftretenden Personen Beau-
marchais und dessen Schwager Guilbert in Ronac und Ilberto
umgewandelt. Lomenie, der bekannte Biograph des Schrift-
stellers Beaumarchais, berichtet, dass in Folge einer Anfrage
des königlichen Censors bei Beaumarchais diese Namensver-
änderung dem Übersetzer zur Pflicht gemacht worden sei.
" Vgl. A. Bettelheims Aufsatz »Beaumarchais über Goethes Clavigo«
in der Gegenwart, XVII, Nr. 25, 596 ti'., sowie dessen im Jahre 1885
erschienene Biographie von Beaumarchais.
^ Vq;l. die vorher2;ehende Anmerkung.
Th. Süpfle : Goethes literarischer Eixfluss auf Frankreich. 207
Dies ist gewiss möglich. Aber jedenfalls irrt Lomenie, wenn
er behauptet (II, 343), dass auf diese Art erst im J. 1784 Friedel
die Erlaubniss erhalten habe, seine Übersetzung zu veröffent-
lichen. Denn in der genannten Sammlung erschien dieselbe
schon im Jahre 17S2.
Auch in späteren dramatischen Sammelwerken wurden
Übersetzungen des »Clavigo« gegeben. Auf eine im »Globe«
gegebene Beurtheilung (1826) nahm Goethe selbst Bezug. Im
J. 1835 erschien in Paris der deutsche, bei Hachette gedruckte,
Text. Dass das Trauerspiel, wie überhaupt fast alle Schriften
Goethes, seinen Platz , in den trefflichen Oeuvres de Goethe
par J. Porchat gefunden hat, bedarf kaum einer besondern
Erwähnung.
Immerhin hatte der »Clavigo« den Franzosen unmöglich
eine Ahnung von der Grösse Goethes geben können. Desto
gewaltiger zündete bei ihnen sein jugendlicher Genius, als er
bald darauf in den y)Leiden des jungen lVerthers(x vor ihren
überraschten Blicken sich so glänzend enthüllte. Die Auffassung
und Darstellung war auch für die Franzosen neu. Stofflich
allerdings war ein verwandtes Thema schon zuvor in franzö-
sischer Sprache mit grossem Erfolge behandelt worden.
Aber während Rousseau seine »Nouvelle Heloise« zwar in
meisterhaftem Stile, aber mit künstlich erwärmter Leiden-
schaft und in ermüdender Weitschweifigkeit geschrieben hatte,
so hat Goethe die überwallende Liebe in seinem Werther
unendlich wahrer und allgemein menschlicher mit der ganzen
Gluth seines vollen Dichterherzens geschildert und in den er-
greifendsten Zügen darzustellen verstanden.
So brachte denn auch in Frankreich dieses in den
frischesten Farben gemalte Seelenbild sofort eine lebhafte
Bewegung unter den Geistern hervor, welche mit gleicher
Stärke auf dem moralischen wie litterarischen Gebiete sich
kundgab. Sogar äusserlich, auf die Mode, wirkten die zwei Haupt-
personen ein : wie die gelben Hosen und der blaue Frack
Werthers dann und wann Nachahmer fanden, so wurden der
lieblichen Lotte zu Ehren Kleider und Hüte ä la Charlotte
eine Zeit lang von Französinnen getragen. Werther wurde
das Lieblingsbuch der Franzosen, es fand bei ihnen eine
zweite Heimath. Man vergoss bei dem Lesen Thränen, man
schwärmte für ihn, man schrieb, man philosophirte, man
predigte sogar über ihn. Volle fünfzig Jahre ahmte man ihn
m allen Tonarten und litterarischen Formen nach, fast hundert
Jahre lang war er der beliebte Gegenstand zahlreicher Über-
tragungen. Allerdings wurde dasselbe Werk hinsichtlich der
geschilderten Gefühle auch sonderbar, hinsichtlich der Sittlich=
keit gefährlich und sogar ein Apostel des Selbstmordes ge-
nannt, es wurde parodirt, es wurde sogar verwünscht. Aber
2o8 Abhandlungen.
gleichgültig liess es Niemanden in Frankreich, und nicht blos
Frauenherzen wurden von ihm mächtig ergriffen. Selbst in
die Sprache dieses Landes bürgerte sich der Held des viel-
gelesenen Romanes allmählich ein, um als typische Figur einen
gefühlvollen und unglücklich Liebenden zu bezeichnen. So
sagte schon im Jahre 1825 ein Kritiker: »le Bug-Jargal de
Victor Hugo est amoureux comme Werther«. In ähnlicher
Bedeutung wurde auch wertheriser und wertherisme gebraucht.
Von Frankreich endlich ging die früheste Vermittlung Werthers
nach England aus.
Und all diese mächtige Wirkung, welche am Königshofe
nicht minder als in den anderen Kreisen hervorgebracht
wurde und welche in Frankreich weit länger hinaus als in
Deutschland währte , brachte der Werther trotz der wenig
bestechenden Form hervor, in welcher das künstlerisch so
vollendete deutsche Werk durch die Schuld der frühesten
Übersetzer dem überrheinischen Publicum vorgeführt worden
war. Längere Zeit sogar hatte bei den Franzosen das Vor-
urtheil geherrscht, als sei der Stil dieses Romanes voll Wunder-
lichkeiten und Spitzfindigkeiten. Dies führt uns zu der ein-
gehenden Besprechung der wichtigsten Übertragungen, welche
von den »Leiden des jungen Werthers« in langer Reihe unter-
nommen wurden.
a) Übersetzungen Werthers.
Trotz des vermehrten Interesses nämlich, welches im Ver-
gleiche zu den früheren Zeiten der deutschen Sprache damals
in den gebildeten Kreisen entgegengebracht wurde, gab es
doch nur wenige Franzosen, welche im Stande waren, diese
Schöpfung ungeachtet der lichtvollen Klarheit des Ausdruckes
im Urtexte selbst zu lesen. Der früheste Versuch einer fran-
zösischen Übersetzung wurde schon im Jahre 1775 in Bern
gemacht, wie Haller in einem Briefe an Gemmingen erwähnt ^
Näheres aber ist hierüber bis jetzt nicht bekannt geworden.
Die zwei frühesten, wirklich erschienenen Übertragungen
fallen in das Jahr 1776, also zwei Jahre nach Veröffentlichung
des deutschen Originals. Freilich wurden dieselben theils
wenig, theils langsam jenseits des Rheines bekannt. Von der
erstem ist dies auch gar nicht zu bedauern. Denn der
äussere Vorzug, die früheste Übersetzung zu sein, ist auch
der einzige, den sie bietet. Der Verfasser war der deutsche
Kammerherr K. S. von Seckendorff in Weimar, welcher übrigens
seinen Namen auf der in Erlangen 1776 erschienenen Über-
setzung »les Souffrances du jeune Werther« nur mit Initialen
angedeutet hatte. In der in dem Vorworte ausdrücklich er-
wähnten und wohlgemeinten Absicht, dem Genie Goethe's
Vgl. A. von Hallers Gedichte von L. Hirzel, S. CDLXXXII.
Th. Süpflh: Goethes literarischer Einfluss auf Frankreich. 209
möglichst rasch in Frankreich Gerechtigkeit zu verschaffen,
hatte er ohne genügende Durchbildung in der französischen
Sprache nicht blos eine übereilte und fehlerhafte, sondern
geradezu eine schülerhafte und ganz ungeniessbare Arbeit
angefertigt.
Ungleich besser ist die in demselben Jahre, der Angabe
nach in Mastricht, in Wahrheit wohl in Bern, erschienene
Übersetzung, welche unter der Aufschrift »Werther, traduit
de l'allemand . . . « aus der Feder des nicht genannten George
Deyverdun aus Lausanne geflossen war. Obgleich nämlich
dieser Schriftsteller nicht ganz zuverlässig und auch nicht
immer gewählt übersetzte, ohne Noth einzelnes, und zum
Theil bedeutsames, bald willkürlich abänderte, bald ganz
unterdrückte, so lässt doch seine mit A'erständniss, Wärme
und Sympathie geschriebene Verdolmetschung die Schönheiten
der Urschrift an nicht wenig Stellen durchschimmern und
nachfühlen. Auch wurde sie mehrmals neu aufgelegt und
bildete den Ausgangspunkt für den Versuch einer Nachbildung.
Als eine solche kündigte sich die Bearbeitung »le Xou-
veau Werther, imite de Tallemand« an, welche in Neufchatel
im Jahre 1786 erschien. Nach Angabe des Verlegers hatte
nämlich der Marquis de Langle, der Verfasser eines Voyage
en Espagne, auf Grundlage der Übersetzung von Deyverdun
eine Nachahmung des damals schon allgemein beliebten
Romanes unter obiger Aufschrift begonnen, war aber bald
entmuthigt von seinem Vorhaben zurückgestanden. Der Ver-
leger — Witel — Hess aber die schon gedruckten 17 Seiten der
begonnenen Nachbildung, welche neben einigen Veränderungen
in Namen, Daten und Örtlichkeiten, auch an dem Inhalte der
ersten Briefe Änderungen, und zwar recht läppische, vorge-
nommen hatte, unverändert stehen, offenbar, um wenigstens
mit einem Schimmer von Berechtigung die Arbeit als eine
Nachbildung bezeichnen zu können. Im Übrigen aber ist
dieselbe von der Begegnung Werthers mit Lotte an, mit
ganz wenigen Ausnahmen, einfach der Abdruck der Über-
setzung von Deyverdun, dessen Vorrede und Schlusswort
sogar beigedruckt wurden. Dabei kündigt sich diese Bear-
beitung als eine bessere und correctere an. Ihr Erscheinen
sei zudem um so nöthiger gewesen, als der Werther damals
in Frankreich ganz vergriffen war, sogar die armselige Arbeit
von Seckendorff.
Wir kehren zu den Übersetzungen zurück. Auch die dritte
derselben ist, wie die zwei ersten, ausserhalb Frankreichs
erschienen. Sie wurde mit willkürlicher Veränderung des
deutschen Titels unter der Aufschrift y^les Passions du jeune
Werther; ouvrage traduit de l'allemand de M. Goethe par
GoETHE-jAHRBtCH VIIl. J^
210 Abhandlungen.
M. Aubry« in Mannheim — wie das Titelblatt angiebt aller-
dings auch zugleich in Paris [ä Manheim et se trouve ä Paris,
chez Pissot] — im Jahre 1777 veröffentlicht. Übrigens ist der
deutsche Graf Woldemar Friedrich von Schmettow entweder
der wirkliche und einzige Verfasser dieser Übertragung oder
jedenfalls mehr oder weniger an ihr betheiligt gewesen. Sicher
rührt von ihm ein mit seinen Initialen versehenes Schreiben
her, welches der Übersetzung vorausgeschickt ist. Darin spricht
er von dem Danke , welchen Aubry ihm für die bei der
Übersetzung geleisteten Dienste ausgesprochen habe , und
giebt dem angeblichen Wunsche desselben, einige Mittheilungen
über die deutsche Literatur zu erhalten, Folge. Diese sind
dem Inhalte nach oberflächlich, hinsichtlich der vorgebrachten
Klage aber, dass die Franzosen gegen unsere neueren Schrift-
steller ungerecht seien, im Grossen und Ganzen unbegründet.
Die Übersetzung selbst kann kein besonderes Verdienst
beanspruchen. Sie thut zwar dem Texte nirgends Gewalt an,
ist aber steif und giebt von der wundervollen Sprache des
Urtextes einen nur schwachen Begriff. Gleichwohl ist diese
unter dem Namen Aubry veröffentlichte Übertragung diejenige,
welche in Frankreich am meisten in Umlauf kam und auch
in späteren Auflagen einen ausserordentlichen Absatz fand.
Noch im Jahre 1873 erschien sie in einer allerdings voll-
ständigen Umarbeitung neu in Paris. Mehrere Nachdrucke
gingen gleich reissend ab. Es ist dies ohne Zweifel auch
diejenige Ausgabe, welche Napoleon auf dem ägyptischen
Feldzuge mit sich führte und unter den Pyramiden las. Sie
war bis zum Sturze des zweiten Kaiserreichs im Louvre in
dem sogenannten Musee des souverains unter anderen auf
Napoleon bezüglichen Denkwürdigkeiten aufgestellt.
Auf Grund dieser Aubryschen Übersetzung endlich ist
auch die früheste oder jedenfalls eine der frühesten Beur-
theilungen des Werther französischerseits erfolgt. Bei dem
besondern Interesse, welches sich an diese für uns anknüpft,
wollen wir einige Mittheilungen hierüber zusammenstellen.
Im Anfange des Jahres 1778 veröffentlichte ein fran-
zösischer Kritiker, unter dem wir wahrscheinlich Freron zu
suchen haben, eine eingehende Darlegung des Inhaltes des
Werkes, hob mehrere Einzelheiten hervor und sprach sein
Urtheil nach der tadelnden und lobenden Seite hin aus.
Erstere überwiegt, wie bei den frühesten öffentlichen Wür-
digungen überhaupt. Der Roman stehe, heisst es, tief unter
der Nouvelle Heloise, es fehle ihm an Handlung und Plan,
fast alle Charactere seien verfehlt oder übertrieben, man findet
zu viele und zu kleinliche Einzelheiten, wenig Philosophie,
unbestimmte und abgebrochene Gedanken, einen declama-
Th. Süpfle: Goethes literarischer Einfluss auf Frankreich. 211
torischen Ton, häufige Abschweifungen von der Hauptsache,
oft endlich eine schlechte Auswahl in Bildern, Metaphern
und Wendungen.
Anderseits spendet der Beurtheiler dem Verfasser aufrichtig
Lob für das feine Verständniss für die Schönheiten der Natur
und spricht gelegentlich einiger mitgetheilter beschreibender
und reflectirender Stellen die Hoffnung aus, dass der schwache,
harte und verwickelte Stil der Übersetzung dem Leser nicht
die erhabenen Züge geraubt haben werde, welche in diesen
hervorragenden Stellen glänzen. Daneben erkennt er einige
weitere Vorzüge an und nennt als solche das Natürliche, das
Naive wie in der Odyssee, den Reiz des patriarchalischen
Lebens, die Grossartigkeit vieler Bilder, den Schwung der Phan-
tasie, eine andauernde Wärme und zwei bis drei mit Meister-
hand geschriebene Briefe. Es sei dem Verfasser leicht ge-
wesen, mit seinem Geiste, seinem Stoffe und mehr Geschmack
ein ausgezeichnetes Buch zu verfassen.
Es klingt seltsam wenn der Kritiker, der die hohe Bedeutung,
welche das bahnbrechende Buch für sein eigenes Land bald
gewinnen sollte, nicht im mindesten ahnte, zum Schlüsse fol-
gende Bemerkung wohlgefällig beifügt. Es sei die Aufgabe
der Franzosen, unseren emporstrebenden Dichtern die \\'ahrheit
zu sagen, ihnen die unveränderlichen Regeln des Schönen zu
zeigen, ihre Fehler mit Sanftmuth zu tadeln und ihren Erfolgen
mit Entz ücken Beifall zu spenden. So würden seine Lands-
leute das Verdienst haben, uns durch ihre Lehren und Vorbilder
anzuleiten, und zugleich den Ruhm ernten, dass aus ihrer
Hand die fremden Nebenbuhler einen Kranz erwarten und
stolz darauf sein werden, ihn zu erlangen.
Fast zu gleicher Zeit veröffentlichte die bedeutendste aller
französischer Zeitschriften, welche zwar selten, aber meist an-
erkennend über unsere Literatur sprach, eine Beurtheilung,
welche von der hohen Bedeutung Werthers nicht den mindesten
Begriff hatte.
Eine dritte Beurtheilung wurde im März desselben Jahres
1778 in der Correspondance litteraire durch Meister, den Nach-
folger Grimms in der Redaction, gegeben. Obgleich sie ge-
wissen Stimmen im Publicum nicht beipflichtete, welche über
das ganze Werk den gehässigsten Tadel aussprachen, so ver-
kennt sie doch die grossen Vorzüge desselben. Zwar sei in
diesem Romane die Sprache kraftvoll, die Erfindung aber sei
weder geistreich noch anziehend.
Noch verblendeter und abfälliger endlich urtheilte auf
Grund derselben Übersetzung durch Aubry der bekannte Dichter
und Kritiker Laharpe, zunächst in seinem Briefwechsel mit
14*
212 Abhandlungen.
dem russischen Grossfürsten\ Die Deutschen seien in dem
Glauben befangen, dass man alles darstellen könne und solle,
was man unter die Hand bekomme. Zudem reiche der Stoff
des Romans nicht zu einem ganzen Bande aus. Infolge dessen
sei er mit moralischen Gemeinplätzen und mit Beschreibungen
überladen. Nur in der Schilderung der letzten Augenblicke
Werthers kämen Stellen voll Wahrheit vor, welche einen be-
deutenden Eindruck hervorbrächten.
Übrigens- wurden die zwei zuletzt angeführten Beurthei-
lungen nicht sofort, sondern erst viel später durch den Druck
in Frankreich bekannt und konnten also auf die Stimmung
des Publicums damals keinen Einfluss ausüben. Dieses fasste
im Gegentheil für die ihm sympathische Figur des jungen,
liebenden Werthers eine mehr und mehr wachsende Vorliebe.
Von diesem steigenden Interesse zeugt schon äusserlich das
Erscheinen weiterer Übertragungen, welche, was die im
Jahre 1797 neu aufgelegte Übersetzung von Aubry vernach-
lässigt hatte, die von Goethe unterdessen hinzugefügten Briefe
aufnahm.
Neben den zwei in Basel bei Decker im Jahre 1800 und
1801 erschienenen Übersetzungen, deren erstere von L. C. de
Salsa verfasst ist und sich durch sehr hübschen Druck aus-
zeichnet, und der in Paris zuerst im Jahre 1804 in nur wenigen
Exemplaren gedruckten Übertragung durch den auf dem Titel-
blatte nicht genannten Grafen de la Bedoyere, führen wir noch
insbesondere die in demselben Jahre 1804 in Paris veröffent-
lichte an, welche die Aufschrift trägt »Werther, traduit de
l'allemand .... par C. L. Sevelingcsv. Diese Arbeit bezeich-
net einen entschiedenen Fortschritt. Der Übersetzer gab mit
ihr nicht blos eine ganz vollständige, sondern auch zuerst
eine treue und zugleich wohl gelungene Wiedergabe des un-
vergleichlichen Vorbildes. Auch fand sie die verdiente An-
erkennung und wurde wiederholt neu aufgelegt. Die Vorrede
ist in mehrfacher Hinsicht beachtenswert!!. Wir führen einiges
aus derselben an. Der Verfasser bekämpft zunächst die bei
der Mehrzahl seiner Landsleute übliche Aussprache des Namens
des Dichters wie »Scheete«, wofür man »Gueüte« sprechen
müsse. Über die packende Kraft des Romanes macht er folgende
zutreffende Bemerkungen. Dieses so einfache und scheinbar
so nackte Buch, das immer beim Gegenstand bleibt und nicht
zu Abschweifungen greift wie die Nouvelle Heloise, sei wirk-
sam, weil die Seele Werthers ohne Schleier ist und in seinen
Briefen die Leidenschaft ganz unmittelbar, ohne störende
' Vgl. den Aufsatz von L. Geiger »Laharpe und die deutsche
Literatur« in der Beilage zur Allgemeinen Zeitung, 20. Juni 1882.
Th. Süpfle: Goethes literarischer Einfluss auf Frankreich. 213
Reflexionen hervortritt. Hinsichtlich der Form zeichne sich
Goethe durch eine hinreissende Wärme und Lebendigkeit des
Stiles aus.
Noch neuerdings (1880J erschien eine durchgesehene und
ergänzte Auflage dieser Übersetzung durch E. Gregoire, welche
mit einer Vorrede von Sainte-Beuve über Werther und Goethe
eingeleitet ist, in welcher die Kestnerschen Briefe, welche schon
im Jahre 1855 in das Französische übersetzt worden waren,
Berücksichtigung fanden.
Von den später erschienenen Übertragungen müssen wir
besonders diejenige anführen, welche unter der Aufschrift
»Werther par Goethe« von dem als Philosophen und Politiker
bekannten Pierre Leroux im Jahre 1829 veröffentlicht worden
ist. Sie ist unstreitig die beste von allen. Obgleich nämlich
auch diese Übersetzung nicht selten den zarten Schmelz der
Urschrift abstreift, manche Bilder verwischt, bisweilen be-
deutsame Epitheta unterdrückt, einzelne Begriffe abschwächt,
einiges auch nicht ganz richtig aufgefasst hat, so ist sie doch
im Grossen und Ganzen mit ebensoviel Treue als Verständniss
geschrieben, sie spiegelt mit Glück die kraftvolle Einfachheit
der Goethe'schen Sprache zurück, sie ist voll Leben und fesselt
den französischen Leser ohne Unterbrechung bis zum Ende.
Das tiefere Verständniss Werthers, welches durch diese
hervorragende Leistung in Frankreich vermittelt worden ist,
wurde noch vermehrt durch den zehn Jahre später (1839)
gelegentlich einer neuen Auflage geschriebenen und wieder-
holt abgedruckten Aufsatz von Leroux »Considerations sur
Werther et en general sur la poesie de notre epoque«. Freilich
findet sich in den darin niedergelegten feinen Bemerkungen
auch manches Wunderliche und Verfehlte. So wirft der Ver-
fasser von seinem socialistischen Standpunkte aus Goethe,
den er sonst sehr hoch stellt, vor , er habe über sein Ver-
senken in die Schönheit der Natur im Werther nicht genug
die gesellschaftlichen Ideen und das Interesse für die ganze
Menschheit berücksichtigt; seine Poesie wende sich, wie
diejenige Deutschlands überhaupt, zu sehr dem Individuellen
und dem Egoismus zu.
Die Übersetzung von Leroux fand den verdienten Beifall
in reichem Maasse. Zu einer im Jahre 1845 erschienenen
neuen Auflage schrieb G. Sand, welche eine ebenso warme
Verehrerin des Werther wie Frau von Stael war, eine em-
pfehlende und gedankenreiche Vorrede. Späterhin drang die
beliebte Verdolmetschung durch die Aufnahme in die populäre
Sammlung »Bibliotheque nationale«, in welcher neben den
Meisterv/erken der französischen Literatur auch einige her-
vorragende Schöpfungen ausländischer Dichter bei sehr billigem
214 Abhandlungen.
Preise in anständiger Ausstattung erscheinen, seit dem Jahre
1864 in immer weitere Kreise des französischen Publicunis
hinein.
Von noch neueren Übersetzungen erwähnen wir ausser
der sorgfältigen im V. Bande der Oeuvres de Goethe par
J. Porchat vorgelegten, noch die von Enault bei Hachette in
Paris im Jahre 1855 erschienene »Werther par J. W. Goethe;
traduction nouvelle et notice biographique et litteraire«,
welche wiederholt neu aufgelegt und auch in der Bibliotheque
des meilleurs romans etrangers aufgenommen wurde, sowie
»Werther par Goethe, traduction nouvelle de N. Fournier,
Paris, 1865«.
Wir theilen endlich, was Wenigen bekannt sein dürfte,
noch mit, dass bisweilen auch Einzclstellen aus A^erther ihre
Übersetzer fanden. So wurde die Klage des greisen Kriegers
Armin, welche, aus Ossian entlehnt, gegen Ende vorgeführt
wird, durch A. F. Coupigny im Jahre 1795 ^^ Versen über-
tragen. An den Schluss »Warum weckst Du mich, Frühlings-
luft« anknüpfend beginnt die freie Übertragung mit folgenden
Alexandrinern :
Pourquoi me reveiller, ö souffle du printemps?
Vainement tu me dis: sur ta tige epuisee
je repands les tresors d'une fraiche rosee;
Releve vers les cieux tes rameaux languissans.
De ces rocs suspendus de'jä descend l'orage
Qui doit frapper ma tete, et secher mon feuillage.
b) Nachahmungen Werthers.
Wenn Goethe in einem bekannten Epigramme die Wirkung
seines Werther in Deutschland und Frankreich so feststellt,
dass derselbe in jenem Lande Nachahmer, in diesem eifrige
Leser gefunden habe, so hat der Dichter in letzterer Hinsicht
nicht genug gesagt. Denn jenseits des Rheines wurde Werther
wohl ebenso oft nachgeahmt. Aus eben diesen vielfachen Nach-
bildungen aber tritt am deutlichsten hervor, welch grosse innere
\\'irkung derselbe auf die Getnüther und Geister in Frankreich
geübt hat.
Freilich hat nicht sowohl das Frische und Gesunde,
das in diesem Seelengemälde lebt, sondern im Gegentheil
die einschmeichelnde Schilderung des Krankhaften eine all-
gemeine Gährung dort wie überall hervorgerufen. Man kann
sogar sagen , dass der Weltschmerz in Frankreich ebenso
heftig wie in seiner deutschen Heimath auftrat. Diese Er-
scheinung ist um so weniger befremdlich, als die Poesie des
schwärmerischen Sehnens, welche aus der überwuchernden
Th. Süpfle: Goethes literarischer Einfluss auf Frankreich. 215
deutschen Empfindung hervorgesprossen war, einen für die
Aufnahme wohl vorbereiteten Boden bei unseren Nachbarn
vorfand. Aus Ursachen verschiedenster Art herrschte bei ihnen
vor der Revohition ein Gefühl der Unruhe, des Dranges,
nach der Revolution das entgegengesetzte des Ermatteten,
Übersättigten, Melancholischen. Beide Arten von Gefühls-
zuständen nun Hessen die Wertherkrankheit leicht aufTcommen
und sogar zur Modekrankheit werden, riefen aber hinsichtlich
des Rückschlages in den zwei genannten verschiedenen Zeit-
abschnitten wesentlich Aerschiedene literarische Einwirkungen
hervor.
Die in dem ersteren als Nachbildungen Werthers er-
schienenen französischen Erzeugnisse, welche wie Pilze auf-
schössen, sind durchweg ihres hohen Vorbildes unwürdig, sie
halten sich mit Vorliebe an das Stoffliche und mehr Ausser-
liche, steigern meist das Sentimentale und Extravagante des
Helden, bieten in Beziehung auf Gedanken eine wahre Ein-
öde und sind sogar hinsichtlich der Sprache und Einkleidung
flach, dürftig und ungeschickt. Mit vollem Rechte sind sie
in dem französischen Schriftthum längst in Vergessenheit
gerathen, und wenn wir dieselben für einen Augenblick
daraus hervorziehen, so geschieht es nur des geschichtlichen
Interesses halber, das sie bieten können.
Schon sehr frühe, sogar noch vor der ersten Übersetzung,
welche veröffentlicht wurde, trat eine Nachahmung der »Leiden
des jungen Werthers« zu Tage — allerdings nicht in Frank-
reich selbst. Im Jahre 1775 nämlich erschien in Bern bei
Walthard eine dramatische Bearbeitung unter der Aufschrift
»les Malheurs de l'Amour«. Die auf drei Akte vertheilte, dem
deutschen Buche entlehnte, Handlung spielt in Deutschland
auf dem Schlosse Waldeck; die Namen der Personen sind
gleichfalls deutsche: Werther erscheint unter demjenigen von
Manstein, derjenige von Charlotte ist beibehalten. Der Geist
und fast alles Characteristische der deutschen Schöpfung ist
vollständig verflüchtigt in falschem Pathos, langweiligen Ge-
meinplätzen und nicht endenwollenden Alleingesprächen. In
der entscheidungsvollen Abschiedsscene wird nicht die Stelle
aus Ossian, sondern ein fast neun Seiten langer Erguss aus
dem rührseligen früheren Modedrama »les Amants malheureux
ou le Comte de Comminge« von Baculard d'Arnaud durch
Werther vorgelesen. Was den Ausgang betrifft, so wird der
Selbstmord in einem hinterlassenen Briefe von Manstein-
Werther an den im Stücke auftretenden Pfarrer von Waldeck
in ausführlicher Darlegung verherrlicht.
Gleichwohl fand dieses armselige Machwerk nicht nur
eine günstige Beurtheilung in den Frankfurter gelehrten An-
21 6 Abhandlungen.
zeigen, sondern wirkte sogar auf Deutschland zurück, wo
es eine Übersetzung und selbst eine Nachahmung von der
Nachahmung hervorrief. Um endlich noch ein W ort über den
nicht genannten Verfasser der in Frankreich selbst wohl
wenig bekannt gewordenen »Malheurs de l'amour« hinzu-
zufügen, so scheint dies nach einer neuerdings bekannt ge-
wordenen Briefstelle der Schweizer Sinner zu sein'.
Inhaltlich ganz selbstständig, aber offenbar durch Werther
den (iefuhlen nach eingegeben, ist eine andere dramatische
Nachbildung, welche in Frankreich selbst, allerdings auf ur-
sprünglich deutschem Boden, im Elsass, entstanden ist. Sie
wurde in der französischen Schweiz unter der Aufschrift
»les dernieres Aventures du jeinw d'Olban; fragment des
amours alsaciennes. Yverdon, de rimpriraerie de la Soc.
litt, et typ., \-iilv. veröffentlicht und unter Beifall wiederholt
neu aufgelegt. Der Verfasser dieses in Prosa geschriebenen
Dramas, dessen einzelne Akte — journees genannt — durch
düstere lyrische Klänge (le Chant de Schwartzbourg : TOiseau:
la Rose) eingeleitet werden, welche auch am Ende, unmittelbar
vor dem achtzig Jahre nach der Handlung vorgeführten
Schlussbilde (les Pelerins) wieder ertönen (le Chene). war
der Baron Louis Francois Elisabeth Raniond de Carbonnieres,
ein geborener Elsässer. Er hielt sich in seiner Geburtsstadt
Strassburg zu derselben Zeit wie der um 6 Jahre ältere Goethe
auf und wird sogar — offenbar irrig — in einer Notiz, welche
dem auf der Strassburger Universitätsbibliothek befindlichen
Exemplare beigeschrieben ist, als ein Jugendfreund des Dichters
bezeichnet. Jedenfalls aber wurde er dort von dem Hauche
des deutschen Denkens und Fühlens mächtig ergriffen. Mit
einem der bekanntesten Vertreter der Sturm- und Drang-
periode, mit Lenz, stand er innerlich, gewiss auch per-
sönlich, in Beziehung, wie die vorgedruckte kurze Widmung
seines Dramas »A Monsieur Lenz« bezeugt. Auch hinsichtlich
des dramatischen Verfahrens zeigte sich bei Ramond Hin-
neigung zu der deutschen Literatur. Er wollte nämlich hier,
wie auch in einem noch zu erwähnenden Stücke, im Anschlüsse
an den Vorgang der Engländer und Deutschen, an die Stelle
der drei Einheiten das Interesse setzen. So spielt denn auch
sein Drama, auf drei Tage vertheilt, an verschiedenen Orten
des Elsasses.
' Diese mehr als wahrscheinliche Vermuthun^ rührt von L. Hirzel
in Bern her, welcher die grosse Güte hatte, mir dieselbe brieflich mit-
2Utheilen, indem er dabei auf den im Goethe-Jahrbuch V, 197 vorge-
legten Brief von Bödmet an Schinz hinwies und zugleich hinzufügte,
dass er seine frühere (vgl. A. v. Hallers Gedichte .... von L. Hirzel,
S. CDLXXX, Anm. 2.) Vermuthung, dass V. B. Tscharner der Ver-
fasser von »les Malheurs de l'amour« gewesen sei, jetzt aufgegeben habe.
Th. Süpfle: Goethes literarischer Einfluss auf Frankreich. 217
In diesem legte der 22jährige Dichter die Verirrungen
und das Unglück empfindsamer Herzen in einer ungenügend
verknüpften Handlung dar , welche gegen das Ende des
17. Jahrhunderts spielt. Der wegen eines Zweikampfes un-
stät umherirrende Sinval (d'Olban) kann sich von der hef-
tigen Leidenschaft für eine frühere Geliebte nicht lossagen und
stösst die hingebende Zuneigung der jungen Lali, der Pflege-
tochter seines gutherzigen und begüterten Gastfreundes Birk,
beharrlich zurück, obwohl dieselbe ihm zu Liebe ihren evange-
lischen Glauben aufzugeben entschlossen ist, wobei sie von
der sträflichen Zumuthung eines katholischen Missionars be-
lästigt wird. Selbst der Umstand, dass seine frühere Geliebte
unterdessen einem Anderen ihre Hand gereicht hat, kann ihn
von seiner Leidenschaft und seinem menschenscheuen Trübsinn
nicht heilen, er erschiesst sich und versenkt die Familie, in
deren Mitte er die liebevollste Aufnahme fand, in Trauer und
Verzweiflung. Wie die geschilderten Gefühle, so ist auch die
Sprache in diesem wenig anziehenden Drama höchst über-
schwenglich gehalten, obgleich dann und wann auch Triviales
nicht ausgeschlossen ist.
Man sieht, dass der französische Autor unsern Goethe
nicht mit Glück zum Vorbilde genommen hat. Auch erkannte
Ramond wohl selbst, dass sein Talent nicht für die Poesie
geschaffen sei. Jedenfalls vertauschte er sie nach einiger Zeit
mit einem für ihn dankbareren Berufe. Er wurde ein berühmter
Mineraloge und Botaniker, entdeckte einen der Haujjtpunkte
der Pyrenäen und schrieb über seine Erforschungen dieses
Gebirges ein beachtenswerthes Buch. Wegen seines beständigen
Aufenthaltes auf den Bergen erhielt er den Scherznamen
»die gelehrte Gemse«. Er starb als Staatsrath in Paris am
24. Mai 1827.
Mit Übergehung des mir nicht näher bekannten, wahr-
scheinlich parodirenden Stückes » Werther ou le delire de
l'amour, drame en 3 actes et en prose«, welches in Haag von
einem Pseudonymen Verfasser erschien, welcher sich in der
Ausgabe von 1778 de la Riviere, in der von 1780 Marquis
des Bains nennt, wenden wir uns zu einem in mehreren Be-
ziehungen von den zuletzt besprochenen Bearbeitungen ab-
weichenden Erzeugnisse. Wir meinen die »Lettres de Charlotte
ä Caroline pendant sa lialson avec Werter; traduites de Tang-
lais par j\L Arkwright, maitre de langue anglaise«, welche in
Paris, zunächst im Jahre 1786, erschienen sind. Wie die Auf-
schrift zeigt, haben wir es hier nicht mit einer ursprünglich
französischen Bearbeitung, sondern mit einer blossen Übersetzung
aus dem Englischen zu thun, wie ähnlich späterhin auch eine
italienische Nachbildung, die bekannte durch Ugo Foscolo(i8o2),
21 8 Abhandlungen.
theils unter der einfachen Aufschrift »Lettres [auch »Dernieres
lettres«] de Jacopo Ürtis«, theils unter romantischer klingenden
Titeln seit dem Jahre 1814 von verschiedenen Franzosen über-
setzt worden ist.
Die englische Originalbearbeitung jener Briefe übrigens,
welche nach Angabe Appells (3. Auflage, S. 18) unter der
Aufschrift »the Letters of Charlotte during her connexion with
Werter, London, printed for T. Cadell, in the Strand« in London
im Jahre 1786 in 2 Bänden erschienen war, gab zu mehr als
einer Verwerthung Anlass. Sie wurde auch in das Deutsche
übersetzt, und sogar von der französischen Übertragung ging
ihrerseits eine in das Deutsche über. Von den französischen
Übersetzungen nennen wir noch die unter einer etwas ab-
weichenden Aufschrift im Jahre 1787 in London erschienenen
»Lettres de Charlotte pendant sa liaison avec Werther,
traduites de l'anglais par M . D . D . S . Ct . , avec un
extrait d'Eleonore, autre ouvrage anglais, contenant les
premieres aventures de Werther«. Der Verfasser soll David
de St. George sein.
Die Lettres de Charlotte ä Caroline bieten den sonder-
baren Versuch dar, unter Beibehaltung der wesentlicheren
Züge der Handlung die kraftvoll überschäumende deutsche
Schöpfung in das Geleise strenger Ehrsamkeit einzuzwängen
und Alles, was der Sittlichkeit oder der Religion im mindesten
zu nahe kommen könnte, daraus zu entfernen oder durch
schaale Gemeinplätze zu ersetzen. Dabei ist es nun nicht
mehr der glühende Werther, sondern eine sich zierende und
mit ihrer literarischen Belesenheit prunkende englische Char-
lotte, welche die Feder führt, ihre sittsamen Empfindungen aus-
kramt, das leidenschaftliche Wesen des Liebenden als tadelns-
werth bezeichnet und doch bis kurz vor dem verhängnissvollen
Ende in aller Naivetät das süsse Gefühl durchkostet, von
einer so hochbegabten Natur wie Werther angebetet zu werden.
Das Buch will zwei Vortheile verbinden : das spannende
Liebesgemälde soll bleiben, aber für zimperliche Leserinnen
soll alles Geniale und Gewaltige ausgemerzt werden.
Man muss sich billig wundern, dass diese kindische Ver-
wässerung Werthers in einem Lande wie Frankreich in wieder-
holten Auflagen Anklang hat finden können, und zwar um
so mehr, als in dieser tendenziösen L^marbeitung nicht blos
die englische Sprache und die englischen Dichter wie ge-
flissentlich verherrlicht werden, sondern sogar an einer Stelle
des ersten Theiles gegen die französische Sprache und Nation
ein gehässiger Ausfall gerichtet ist.
Den »Lettres de Charlotte« gleicht übrigens in der äussern
Anlage eine andere Nachbildung, welche in Paris in fast
Th. Süpfle: Goethes literarischer Einfluss auf Frankreich. 219
zwerghaftem Formate unter der Aufschrift y>Wertheriei<. im
Jahre 17 91 erschienen ist. Auch hier nämlich werden die
brieflichen Aufzeichnungen von weiblicher Hand gemacht und
an eine Freundin gerichtet. Zugleich aber bietet dieser
mitten in den Stürmen der französischen Revolution ge-
schriebene matte Liebesroman in gewisser Hinsicht das Gegen-
stück zu dem deutschen Bilde. Nicht ein junger Mann, nicht
Werther, sondern ein junges Mädchen, fast noch ein Kind,
»Wertherie« genannt, ist die handelnde oder vielmehr leidende
Persönlichkeit. Unterrichtet, begabt, reich, tugendhaft, aber
in ihren Gefühlen zu leicht auflodernd, liebt sie, anfangs ohne
es zu wissen, einen verheiratheten Mann, der übrigens ach-
tungswerth ist und lange Zeit keine Ahnung von dem Ein-
drucke hat, welchen er durch seine Erscheinung und sein
Interesse an dem jungen Mädchen hervorgebracht hatte. Die
unglückliche Wertherie fasst zuletzt den Entschluss, ihrem
nunmehr qualvollen Leben ein Ende zu machen, wobei sie
noch durch eine Stelle in Youngs Nachtgedanken bestärkt
wird, welche ihr der heiss Geliebte vorgelesen hatte. Sie
tödtet sich durch Opium, welches sie sich unter einem Vor-
wande von der Gattin des Angebeteten zu verschaffen wusste.
In einem hinterlassenen Briefe bittet sie dieselbe um Ver-
zeihung, die Ruhe ihrer Ehe gestört zu haben. Auch noch
in der Äusserlichkeit findet sich Übereinstimmung mit dem
Goetheschen Romane, dass der Tod in den Dezember fällt,
während die Briefe mit dem Wonnemonat Mai begonnen haben.
Wie schon der Einfall, aus dem Träger der Leidenschaft
unter Umdrehung des Vorbildes eine Frau zu machen, an und
für sich unglücklich und fast widerlich erscheinen muss, so
ist auch die Ausführung selbst eine höchst schwache, gedanken-
arme und zum Lesen wenig einladende. Als Verfasser nennt
sich in dem Vorworte zum zweiten Theile Pierre Perrin. Die
vorkommenden Örtlichkeiten, besonders Zürich und Basel, die
deutschen Personennamen — Werther heisst hier Hertzberg — ,
die Vorliebe der Wertherie für Gessner, auch manche stilistische
Eigenthümlichkeiten lassen auf einen aus der Schweiz ge-
bürtigen Verfasser schliessen.
Als eine Wertheriade lässt sich auch der gleichfalls in
Briefform geschriebene Roman »Saint- Alme« (1794) von Gorgy'
' Einen der frühesten Hinweise auf ihn gab Michiels in seiner
Histoire des idees litteraires en France, I'^'' vol., p. 331. Eine eingehende
Inhaltsangabe findet sich in dem Aufsatze von F. Gross »Goethes
Werther in Frankreich« in der Nationalzeitung vom i. August 1885
No. 442. Von ebendemselben ist kürzlich in austiihrlicher Darstellung
(vgl. Magazin für die Literatur des In- und Auslandes 1886, No. 38:
»Zwei französische Werther-Gestalten«) auf einen weitern Wertherroman
220 Abhandlungen.
bezeichnen. Er zeugt von selbständiger Erfindung, aber die
geschilderten Gefühle sind nicht blos überspannt, sondern zum
Theil auch unlauter und widerlich. Die verwickelte Handlung des
einige Zeit lang mit Beifall aufgenommenen Buches schliesst
durchaus nicht tragisch ab. Der in unglücklicher Leidenschaft
sich abzehrende Held versucht zwar, sich den Tod zu geben,
wird aber wiederhergestellt und heirathet die Geliebte, welche
unterdessen Wittwe geworden war.
Gleichfalls in der Revolutionszeit entstand die Hero'ide
»Werther ä Charlotte«, welche von dem Ritter de Lablee
verfasst ist und noch im Jahre 1824 eine neue Auflage erlebte.
In dem Vorworte dieser nur 16 Seiten umfassenden Dichtung
wird unter anderem bemerkt, dass das deutsche Werk mit so
viel Wahrheit geschrieben sei, dass es den hehren Character
der Geschichte erlangt habe. In dem Gedichte selbst wird
unter weiterer Entwickelung des im Romane ausgedrückten
Missbehagens Werthers über die Ungleichheit der Stände aus
letzterem ein glühender Freiheitsfreund gemacht. Dieser poli-
tisch gewordene Werther fand trotz der mittelmässigen Dichtung
grossen Beifall in der Revolutionsperiode. — Fast gleichnamig
mit dem Titel dieser Heroide ist die poetische Übersetzung,
welche der österreichische Graf Franz von Hartig von einem
Briefe Werthers unter der Aufschrift »Lettre de Werther ä Char-
lotte« in seinen in Paris im Jahre 1788 erschienenen Melanges
de vers et de prose vorlegte.
Wir erwähnen der Vollständigkeit wegen auch noch, aber
in aller Kürze, die schon von anderwärts her, besonders durch
die Mittheilungen Appells, bekannten Nachahmungen: die
einaktige Operette »Werther et Charlotte« (1792) von Dejaure,
Musik von Kreutzer, deren mit Ernst und Scherz vermischter
Inhalt in dem fünfaktigen Drama »Carlotta e Werter«, welches
in der französischen Hauptstadt im Theatre Italien im Jahre
1830 aufgeführt wurde, ein verstärktes Echo fand; ferner
»Sydner ou les dangers de Timagination (1803) von B. H. de
Froberville; der Roman »Praxede« par Cesar Auguste [Au-
guste Lambert], Paris, L. Collin, 1807; die kindisch alberne
Parodie »Werther ou les Egarements d'un coeur sensible«,
drame historique (!) en un acte par Duval et Rochefort (18 17),
und endlich das sonderbare Drama »Charlotte et Werther«
(1846) von Souvestre und Bourgeois, in dessen Vorspiel
Goethe selbst handelnd aufgeführt wird.
Mit diesen Erzeugnissen, welche fast noch in unsere
Gegenwart reichen, schliessen wir die erste Periode der fran-
yiSleUino ou le nouveau Werther«, von Gourbillon im Jahre 1791 ver-
fasst, hingewiesen worden. Dieser Werther trägt seinen Kummer zur
Linderung durcli alle Länder, er ist der reisende Werther.
Th. Süpfle: Goethes literarischer Einfluss auf Frankreich. 221
zösischen Werthernachahmungen ab und gehen sofort zu der
zweiten Periode über. Diese nahm bald nach den Stürmen
der Revolution, mit dem Beginn unseres Jahrhunderts, ihren
Anfang. In dieser Zeit der Erschöpfung und der sittlichen
Ausgelassenheit rief, wie ein französischer Beurtheiler sagt,
der Schrecken der Erinnerungen und die sinnliche Über-
sättigung in den Seelen einen Hang zum Trübsinn hervor,
welcher sich mit dem Durste nach Vergnügungen verband.
Ossian und Werther wurden von neuem Mode. Beim Ver-
lassen des »bal des victimes« umgab man sich gern mit den
Schatten des schottischen Barden, man verzweifelte mit W'erther
und brütete über dessen Selbstmord.
Daneben aber zeigte sich auch eine ernstere Würdigung
des deutschen Werkes in dieser Periode, welche in literarischer
Hinsicht ungleich bedeutsamer als die erste wurde. In ihr
stossen wir nicht mehr auf unbekannte und unbedeutende
Schriftsteller, welche in der Goetheschen Schöpfung nur eine
Ausbeute für einen Liebesroman nach neuester Mode sahen,
zu dem hohen dichterischen und ethischen Gehalte des
Buches nie hindurchgedrungen waren, und mit ihren theils
krankhaften, theils faden Machwerken bei der Menge einen
wohlfeilen Erfolg erstrebt und auch oft genug erlangt hatten.
Mehrere der begabtesten und hervorragendsten Männer Frank-
reichs versenkten damals ihre Seele in diese tiefste Beobach-
tung des modernen Menschenherzens und nahmen das Gefühl
des Weltschmerzes so in sich auf, dass sie es in mehr oder
weniger gelungener Weise zu neuer literarischer und theilweise
auch moralischer Entwickelung zu führen vermochten. Da
übrigens diese neueren französischen Weiterbildungen des im
Werther gegebenen Grundtons ungleich bekannter als die
früheren Werthernachbildungen sind und auch schon wiederholt
besprochen und beleuchtet wurden', so können wir uns auf
folgenden ganz kurzen Hinweis beschränken.
Während Charles Kodier, Etienne de Senancour und Ben-
jamin Constant mit ihren nur wenig anziehenden Helden
»le Peintre de Saltzbourg« (1803), »Obermann« (1804) und
»Adolphea (18 16) einen lebhaften oder nachhaltigen Eindruck
auf ihre Landsleute nicht auszuüben vermochten, so erzielte
Chateaubriand durch den Zauber, welchen er seinem tief
melancholisch angehauchten Rene (1801) zu leihen verstanden
hatte, eine sehr grosse, fast europäische Wirkung. Auch die
fein gezeichneten Seelenstudien, welche späterhin der durch
Goethe in mehr als einer Hinsicht beeinflusste Sainte-Beuve in
' Eine der neuesten Darlegungen hat K. Hillebrand in »Zeiten,
Völker und Menschen« im VII. Bande, 1885, S. 102 in dem Aufsatze
«Die Wertherkrankheit in Europa« gegeben.
222
Abhandlukgen.
»Joseph Delorme« und in „Volupte«, ferner George Sand in
»Lelia«, Alfred de Musset in seinen »Confessions d'un enfant du
siecle« vorgeführt haben, deuten, so verschieden sie auch unter
einander sind, ein jedes auf die gemeinsame Werther-Anregung
hin. Der krankhaft sentimentale ))Raphaek( Lamartines weist auf
Werthers Leiden zurück, und selbst die »Meditations« und die
»Harmonies« dieses zartbesaiteten Dichters erinnern in ihren
schwermüthigeren Klängen an den Grundton in Werther, obgleich
auch gewisse Ausflüsse unserer Lyrik nach dieser Seite hin wirk-
sam ijewesen sein konnten.
Schi US s der ersten Hälfte.
iii. MiscELLEN, Chronik,
Bibliographie.
I. MiSCELLEN.
A. Einzelnes zu Goethes Leben und Werken.
I. Goethes Gedicht an den Kuchenbäcker Hendel. Diese
Parodie auf Clodius (abgedruckt in der ursprünglichen Gestalt
nach »Dichtung und Wahrheit« im jungen Goethe I, 86 ; die
von Hörn erweiterte Fassung nach der Handschrift jetzt von
Kögel in den Studia Xicolaitana S. iiofg.) wird nach Goethes
eigener Angabe auf den Prolog bezogen, welcher von Clodius
zur Eröffnung des neuen Leipziger Theaters (6. Okt. 1766)
gedichtet wurde und welchen v. Biedermann in »Goethe und
Leipzig« L 79 ff- wiederabgedruckt hat. Aber es kommt noch
ein anderer Prolog von Clodius in Betracht : die »Rede, am
Friedrichstage in Leipzig, den 5. März 1767 gehalten«, welche
in der seltenen »Sammlung theatralischer Gedichte nebst einigen
Gedichten und Epigrammen auf Schauspieler und Schau-
spielerinnen, erste Sammlung, Leipzig bey CarL Friederich
Schneidern 1 7 76« S. 1 30 enthalten ist, und folgendermaßen lautet :
Rom fliegt von Sieg zu Sieg, ihm weicht im Kriegesfeld,
Von Heldenmuth verdrängt, die überwundne Welt,
L-nd die von ihm im Sturm eroberten Provinzen,
Vergöttern die Gewalt des Römers und des Prinzen.
5 Ihm baut der Knechtschaft werth, der Scythe, der Barbar,
Tropha n und Tempel und den kriechenden Altar.
Ruchloser Weih"rauch steigt von Asiens Getümmel,
Zur Schande der Vernunft, nach dem erzürnten Himmel.
Wer kennt in diesem Staub dich, edle Creatur !
10 Des Menschen Majestät? die Freiheit der Natur?
Den Römer, der im Sieg glorreicher Legionen,
Den Völkern Fürsten gab, und den Monarchen Kronen ;
Verkennt in deinem Stolz. Tirann ; zum Mitleid taub,
Der du zum Gott dich schaffst! den Menschen und den Staub?
GoETHE-jAHRltCU VIII. I ;
226 MiSCELLEK.
15 Da steht er wie ein Fels umringt von Ungewittern,
Vergisst geliebt zu seyn, und lehrt für sich erzittern ;
Lacht der Religion, und spottet mit der Huld,
Und kauft das Diadem durch Menschen Blut und Schuld. —
Reiss den Hymettiis auf; laß tausend Künstler eilen,
20 Bau ihm ein Monument auf hundert Marmor-Säulen.
Trag sein vergöttert Bild in das Gestirn hinauf,
Aetz in unsterblich Erz der grossen Thaten Lauf;
Sing ihm mit Pindars Schwung, gieb ihm den hohen Namen
Der Gottheit, die er nie gewagt hat nachzuahmen:
25 Wer ist der Gott zuletzt, den du dir schaffst, o Welt?
Ein Wurm in Purpur, der in seinen Staub zerfällt.
Was sind die Himnen, die sein glorreich Lob verbreiten?
Ein schimpflich Moniinient der Knechtschaft finstrer Zeiten.
Dank sey es dir Vernunft und dir Religion;
30 Ein Christ und Unterthan kriecht nie als Knecht am Thron,
Diess ist die Freiheit die ihm Märtyrer erwarben.
Für die mit Heldenmuth einst Polyeucte starben.
Und wider die umsonst, vom Götzendienst bethört,
Domitian ergrimmt und Nero sich empört.
35 Ein Christ kennt einen Gott, und würdig hoher Lehre,
Erbaut er ihm allein die Tempel und Altäre.
Vom Aberglauben fern und Furcht des Menschen frei,
Entsagt sein edler Herz der niedern Schmeichelei.
Er ehrt die Majestät und huldigt den Gesetzen,
40 Hält den für seinen Feind, der"s wagt, sie zu verletzen ;
Ihn reizt das Diadem zu der Vergöttrung nicht.
Sein Stolz ist Redlichkeit, und seine Hoheit Pflicht.
Umsonst droht ihm Tumult, Verfolgung und Verderben,
Er weiss fürs Vaterland zu siegen und zu sterben.
45 Der Fürst ist Vater, und der Unterthan ist Sohn,
Und Liebe nur allein befestigt ihm den Thron —
Fürst! den ein milder Gott aus Mitleid uns gegeben.
Um ein verwaißtes Volk vom Staube zu erheben,
Fürst! für den Thron bestimmt, der einen Moritz trug,
50 Und Erbe von dem Schwerd, das Deutschlands Erbfeind
schlug ;
Da Söhne Mahomets das feste Wien verheerten.
Und Barbarn wider Gott und Christen sich empörten ;
Fürst, unter dessen Schutz die Künste sich erhöhn,
Schnell der Unsterblichkeit, mit Muth entgegen gehn,
55 Für Deutschlands wahren Ruhm und gute Sitten wachen,
Und der Unwissenheit des trägen Stolzes lachen,
Fürst ! auf dem Friedrichs Geist, des weisen Onkels Muth,
Das Herz Antoniens und deines Vaters ruht ;
Du hassest Schmeichelei'n, die Niedrigkeit verrathen,
60 Dich lobt ein dankbar Volk durch Eifer und durch Thaten.
MiSCELLEK. 227
Der wahre Sachse dankt als Mann und Patriot,
Traut auf des Fürsten Arm, und auf den Schutz von Gott ;
Denkt edel und ist frei : und hat den Muth, sein Leben
Fürs Vaterland und Dich heroisch aufzugeben ;
65 Doch mit Vergötterung treibt er nie kühnen Scherz,
Und Friedrichs Tempel ist des Unterthanen Herzi^.
Die prunkenden Worte, welche in Goethes Gedicht wieder-
kehren, sind cursiv gedruckt. Sie finden sich zum Theile auch
in dem Prolog zur Eröffnung des Leipziger Theaters. Ent-
scheidend aber ist V. 19; er hat in Goethes Parodie den
Vers 6 veranlasst »Des Caffees Ocean ... ist süsser als der
Saft, der vom Hymettus fliesst« — an Stelle des Hymettus
als Honigbergers tritt in der von Hörn erweiterten Fassung
der Hybla und der Hymettus wird V. 24 wegen seines Reich-
thums an Marmor verwerthet : „Steh hoch wie der Olymp, wie
der Hymettus fest« (früher: »wie _der Parnassus fest«). Das
ganze Gedicht aber stellt sich nur als eine Parodie der pomp-
haften Anrede an den Fürsten dar : an die Stelle des Fürsten
tritt der Kuchenbäcker Händel. Der Schluss trifft mit Clodius
zusammen :
» Und Hendels Tempel ist der Musensöhne Herz.a.
Damit ist zugleich auch die Chronologie des Gedichtes
näher bestimmt: es kann nicht vor dem 5. März 1767 ge-
dichtet sein.
Dieselbe Sammlung enthält S. 139 fg. eine »Rede, welche
nach Aufführung der Poeten nach der Mode, und Herzog
Michels, so einige Kinder aus angesehenen Familien in Leip-
zig anno 1768, während des Aufenthaltes der Kochischen Ge-
sellschaft in Weimar, vorgestellet haben«. An die Aufführung,
bei welcher Goethe den Michel spielt, ist nicht zu denken:
diese fand im November 1767 (G.-J. VIL loS) und in privatem
Kreise statt. Aber es zeugt von der Beliebtheit des Nach-
spieles, dass Kinder es fast zu derselben Zeit auf dem öffent-
lichen Theater aufführen konnten.
Wenn Goethe in einem Briefe aus der Leipziger Zeit
J. E. Schlegel den »grossen Schlegel« nennt (der junge Goethe
I, 10), so vergleiche man aus der citirten Sammlung das
Epigramm S. 181 :
»Schlegels Grabschrift 1764.
Er starb der Genius vom tragischen Cothurne.
Noch liegt Melpomene gebückt auf seiner Urne,
Giebt ihren Lieblingen nur selten einen Blick.
Und denkt an Schlegeln stets zurück«.
A.
15*
228 MiSCELLEN.
Beiträge von H. L. Wagner, welche nach G. Weisstein
(bei Erich Schmidt, H. L. Wagner *, S. 130) in der »Samm-
lung« enthalten sein sollen, habe ich nicht gefunden.
2. Die Ode nan ZachariäK (Der junge Goethe I, 86 fg.).
Über die Strophenform dieser Ode ist im G.-J. I, 127 nur
ungenügendes gesagt. Ich betrachte sie als eine Variation
des sogen. Uzischen Silbenmaßes, welches von den Bremer
Beiträgern in vielfachen Variationen gebraucht wurde. Es lag
nahe Zachariä in diesem Versmaß zu feiern ; auch die Personi-
ficationen von Verdruss und Langeweile zeigen, dass sich Goethe
mit den Allegorien der komischen Gedichte Zachariä's bekannt
gemacht hat. Das Uzische Metrum ist das einzige antikisirende,
dessen sich die Bremer Beiträger vor Klopstock bedienen.
Es wurde zuerst von Uz in der Aufsehen eregenden FrUhlings-
ode (Belustigungen 1743, I, 490) verwendet und bildet den
Übergang vom Alexandriner zum Hexameter. Uz beginnt in
gereimten Strophen : dann entschliesst er sich mitten im Ge-
dichte, nachdem er lange den Musen Griechenlands gehorcht,
nun auch selbst die hochgestimmte Cyther zu schlagen d. h. reim-
los zu dichten. Das nun anhebende Frühlingslied ist in unge-
reimten Strophen. Der erste Vers ist ein Alexandriner mit
weiblichem Ausgange, und mit zweisilbiger Senkung im 3. und
6. Fusse ; der zweite Vers besteht aus zwei Jamben und
zwei Anapästen. Diese beiden Verse werden wiederholt, so
dass eine Art Archilochischer Strophe entsteht \ Z. B.
»Ich will vom Weine berauscht die Lust der Erde besingen.
Ich will die Zierde der Auen erhöhn,
Den Frühling welcher anitzt durch Floren's Hände bekränzet
Siegprangend unsre Gefilde beherrscht«.
Es war möglich die Alexandriner im i. und 3. Verse als
Hexameter mit Vorschlagsilbe zu betrachten, die sich schon
bei Gottsched finden. Wie nahe sich hier Alexandriner und
Hexameter berühren, zeigt der folgende Vers J. A. Schlegels,
der in jener Zeit ebenso gut als Alexandriner wie als Hexa-
meter gelten konnte
»Ich sah wie wir vordem auf ein Orangenblatt«
Dieses Versmaß wurde zuerst von J. A. Schlegel, dem
gewandtesten Versificateur der Gesellschaft, aufgegriffen und
' Anders beurtheilen Wackernagel, Geschichte des Hexameters
und Pentameters S. 62 ff, Sauer, E. von Kleist I, 145 fg. und Kober-
stein III', 226 fg. ; 267 ff. das Uzische Versmaß. — Vgl. dagegen
Erich Schmidt Zeitschrift für deutsches Alterthum 21, 506.
MiSCELLEN. 229
variirt ; dann von den meisten übrigen Bremer Beiträgern.
Sie vermehren meistens die hüpfenden Versfüsse.
Goethes Ode im Gegentheile enthält sich der hüpfenden
Versfüsse, verkürzt den zweiten Theil der Strophe (Vers 3
und 4) um einen Fuss und wendet den Reim wiederum an,
wie ja in Leipzig auch die Anakreontik desselben nicht ent-
behren durfte.
3. y)Das Schreyenv. (Der junge Goethe I, 98). Das Motiv
dieses Gedichtes ist von Biedermann (Goethe und Leipzig,
L 96), Minor (Studien zur Goethephilologie S. 18 fg.), Werner
(Archiv für Lit.-Gesch. X, 74ff.), Erich Schmidt (G.-J. VI, 325 fg.)
aus der anakreontischen Lyrik unzählige Male belegt worden.
Es kommt aber auch bei Wieland nicht selten vor: zu der
von \\'erner citirten Stelle aus Musarion vgl. Aurora und Ce-
phalus (Hempel 11, 56):
))Sie Schrein, wie Nymphen schrein.
Um feuriger geküsst. nicht, um gehört zu sein«.
J. Minor.
4. Zu Goethes y) Homer 7inde?- Homerv. (Werke 11^, S. 510).
Goethe hatte sich ursprünglich der von F. A. Wolf ausge-
sprochenen Theorie über Entstehung, Zusammenfügung und
endliche Redaktion der Homerischen Gedichte angeschlossen.
Allein auf die Dauer vermochte ihm die Lehre des grossen
Philologen keine Befriedigung zu gewähren und nach mehr-
fachem Schwanken vollzog sich die Rückkehr zu der alten
Ansicht über die Persönlichkeit Homers und die Einheit der
unter seinem Namen überlieferten Dichtungen '. Darüber liegt in
den »Tag- und Jahres-Heften 1821« sein eignes Bekenntniss
vor. Dort weisst er auf die 1821 erschienene Schrift von
Karl Ernst Schubarth »Ideen über Homer und sein Zeitalter.
Eine ethisch-historische Abhandlung«. Breslau 1821, hin. worin
die letztere Auffassung wieder vertreten war.
Für den Verfasser interessirt sich Goethe. Er empfiehlt
ihn Zelter zu freundlichem Empfange^ und seiner Fürsprache
allein' war die Aufnahme der günstigen Recension über
Schubarths Schrift von dem später in Berlin habilitirten
' Über die mehrfach wechselnde Stellung Goethes zu Wolfs
Theorie vergl. besonders Goethes Briefe an Wolf S. 23 ff., S. 83 \e.,
V. Biedermann zu »Homer noch einmal« in der Hempelschen Ausgabe
von Goethes Werken Band XXIX S. 557 fg.
^ Goethe und Zelter III, S. 203.
5 Lücke: Goethe und Homer. 1884, S. 28.
230 MiSCELLEN.
Dr. E. R. Lange ^ in die Jenaische Allgemeine Literaturzeitung ^
zu verdanken.
üas epigrammatische Gedicht Goethes « Homer wider
Homer« ist deshalb von Viehoff und Strehlke auf die
Schubarthsche Schrift bezogen worden und Loeper schliesst
sich dieser Ansicht offenbar an, indem er es, allerdings durch-
aus vermuthungsweise, in das Jahr 1821 setzt. Es muss zunächst
auffallen, dass dasselbe zum ersten Male 1827 in der Ausgabe
letzter Hand, also 6 Jahre nach dem Erscheinen von Schubarths
»Ideen«, gedruckt worden ist, ferner, dass es ausdrücklich nur
auf die Ilias Bezug nimmt, Avährend Schubarth die homerische
Frage überhaupt erörterte. Es bezieht sich in der That nicht
auf Schubarths »Ideen«, sondern bildet, so zu sagen, die
poetische Paraphrase zu dem Aufsatze »Homer noch einmal«,
der zuerst 1827 in »Über Kunst und Alterthum« erschien,
und ist 1826 oder 1827 entstanden. A'eranlassung dazu gab
die Schrift: »Versuch die jjoetische Einheit der Iliade zu be-
stimmen. Ein Sendschreiben an Goethe von G. Lange, Darm-
stadt, 1826«. Den Eingang derselben bilden die folgenden
an Goethe gerichteten Worte: »Als ich in der Mitte dieses
Jahres Ew. Excellenz jenen Versuch, die erste Entstehung,
so wie die letzte Gestaltung der homerischen und ossianischen
Dichtungen zu bestimmen, mit der Anfrage zuschickte, ob Sie,
als Geistesverwandter Homers und schon längst in diese Unter-
suchungen eingeweiht , meine Ansicht billigten und ob ich
dieses Werk Ew. Excellenz dediciren dürfe, so ward mir die
ebenso unerwartete als schmeichelhafte Antwort: Ew. Excellenz
hätten jenes Manuscript mit Antheil und Zustimmung auf-
genommen und es würde Ihnen nur zur Freude und Ehre
gereichen, Ihrer auch öffentlich gedacht zu sehen! Da ich
früheren, freilich zufälligen Äusserungen Ew. Excellenz nach
die leise Vermuthung hegte, Sie seyen der Wolfischen Ansicht
nicht abgeneigt, so musste mich wohl die unerwartet günstige
Aufnahme einer entgegengesetzten Ansicht noch mehr errauthi-
gen, in diesen allerdings gefährlichen Untersuchungen immer
weiter vorzuschreiten, um mit der Zeit unter Ihren erhabenen
Auspizien auch dem grösseren Publicum einen freilich immer
schwachen Versuch zur nachsischtsvollen Beurtheilung vor-
zulegen. Und in der That! der Gedanke, dem grössten Dichter
der Deutschen durch die Ehrenrettung des ersten Genies aller
Zeiten ein wohl nicht unbedeutendes Denkmal zu setzen, hat
alle Kräfte in mir angeregt, dieser hohen Aufgabe nun
einigermassen zu genügen«. Der Verfasser, Georg Friedrich
^ Briefwechsel zwischen Goethe und Staatsrath Schultz. Herausg.
und eingel. von H. Düntzer. Neue Ausg. Leipzig o. J. Seite 264 A. i.
- September 1823, Bl. 161 — 172.
MiSCELLEN. 231
Lange' war 1804 zu Darmstadt geboren, studirte in Giessen
und Heidelberg Philologie und Geschichte, wurde 1828 auf
Grund der Dissertation »Commentatio de consilio ac necessitate
prooemii et priorum partium Odysseae. Argentorati 1828«
von der philosophischen Fakultät zu Giessen zum Dr. promo=
virt, war zuerst Hülfslehrer am Gymnasium zu Darmstadt,
1829 — 33 Privatdocent der Geschichte zu Giessen und 1833 —
1843 Lehrer am Gymnasium zu Worms. Als Schriftsteller hat
er sich, ausser der angeführten, auf literarhistorischem Gebiete
durch Arbeiten über das griechische Epos und die deutsche
Heldensage, als Historiker durch eine Geschichte von Worms
und Frankfurt a. M. bekannt gemacht. Das Gegenstück zu
der genannten Abhandlung über die Iliade »Versuch, die poe-
tische Einheit der Odysse zu bestimmen« erschien als Aufsatz
in der »Allgemeinen Schulzeitung« ^. Friedrich Thomae.
0-
Zu Faust.
a) Der Vorname des Goetheschen Faust. Faust hat in der
Sage den Vornamen Johann , Goethe nennt ihn Heinrich.
Den Grund der Änderung haben die Erklärer richtig er-
kannt : von Loeper I, ^ 147 »dass Goethe denselben in Heinrich
verwandelte, geschah wohl, weil Johann inzwischen zum Be-
dientennamen, besonders in der Komödie, degradirt war« ;
Düntzer L 15- (Kürschners National-Literatur) »Goethe gibt
ihm den edleren Namen Heinrich statt des überlieferten Johann«.
Aber warum nennt er ihn gerade : Heinrich ?
Schröer I, ^ 213 nennt diesen Namen »willkürlich ge-
wählt«. Aber das ist nach Goethes uns bekannter Art keines-
wegs wahrscheinlich. Berlichingen nennt sich in seiner Auto-
biographie mit der Diminutivform »Götz« : Goethe nennt ihn
in der ersten Fassung seines Drama »Gottfried« , wie schon
Herman Grimm erkannt hat : mit deutlichem Bezug auf
Herder. Der Held des Goetheschen Singspieles heisst in der
Quelle »Edwin«; Goethe nennt ihn »Erwin«, mit deutlichem
Bezug auf seinen vergötterten Erwin von Steinbach. In Goethes
Götz erscheint Lerse sogar unter dem Familiennamen . . .
Das sind deutliche Belege, dass Goethe die Namen nicht immer
willkürlich gewählt hat und ein Erklärer des Faust muss sich
wenigstens die Frage vorlegen, ob Goethe nicht auch mit
gutem Grund diesen Namen wählen konnte.
' Vgl. [Max Fuhr]: Zur Erinnerung an Dr. G. F. Lange. Darmstadt
1845. ^li^ Auslassungen abgedruckt' im Neuen Nekrolog; der Deutschen.
21. Jahrgang 1845. Thl. I, Bl. 8, S. 28—56, wo ein Verzeichniss der
handschriftlich himerlassenen, und ein vollständigeres der gedruckten
Schriften gegeben ist.
- IL Abtheilung 1827, Bl. 36—38.
232 MiSCELLEK.
Schröer fährt a. a. O. fort: »Weinhold macht mich auf-
merksam, dass Heinrich und Margaretha sich im Kalender
den 12., 13. Juli folgen, eigentlich beide kirchlich auf den
12. Juli fallen«. Dieser Nachsatz stimmt freilich nicht ganz
zu dem Vordersatz, dass Goethe den Namen willkürlich ge-
wählt habe ; er scheint ihn vielmehr, ohne rechten Muth, auf-
zuheben. Aber dass Goethe den Kalender nachgeschlagen
habe , das würden wir , auch wenn uns nicht die obigen
Beispiele auf einen andern Weg wiesen, doch immer zuletzt
annehmen.
Faust wird bei Goethe dreimal »Heinrich« angeredet ;
zweimal in der sogenannten Katechisationsscene und einmal
am Schlüsse des ersten Theiles. Jedes Mal ist es Gretchen,
welche den Vornamen ihres Geliebten ausspricht. Die Katechi-
sationsscene ist in der Form, in welcher sie vorliegt, frühestens
1774; nach Anklängen in Briefen an Gustchen Stollberg
(2. Ausgabe S. 3 und 18) wahrscheinlich erst Anfang 1775
gedichtet. In ihr legt Faust das berühmte pantheistisch-spino-
zistische Gottesbekenntniss ab . . . Mit Spinoza hatte ihn
im Sommer 1774 der Freund zusammengeführt, welcher von
da an seinem Herzen am nächsten stand : Friedrich Heinrich
Jacobi, dessen Besuch Goethe im Februar 1775. vielleicht
gerade als er unsere Scene schrieb, empfing . . . Meine Mei-
nung ist, dass Faust von Jacobi den Vornamen erhalten hat.
Noch einen andern Namen will ich bei dieser Gelegen-
heit in Betrachtung ziehen . welcher in einer Goetheschen
Dichtung eine Rolle spielt. Im Darmstädtisch-Homburgischen
Freundschaftskreise führen die Damen griechische Namen :
Psyche, Urania, Serene. Nur die empfindsamste im Kreise.
Fräulein von Ziegler, heisst Lila: ihr hat Goethe bekanntlich
des »Pilgers Morgenlied« gewidmet. Dieser Name aber stammt,
wie manches der empfindsamen Attribute dieser Dame, aus
Wielands eben erschienenem Idris, in welchem das schäferliche
Liebespaar Zerbin und Lila bedeutend neben und selbst vor
dem Helden hervortritt. Den Namen Zerbin haben bekannt-
lich Lenz und Tieck aufgegriffen. J. Minor.
b) Eine Parallchtcllc zu Goethes Faust in serbischer Dich-
tung. Mephistopheles" Schwank in Auerbachs Keller, Vers
i960— 1971, welcher die Studenten gegenseitig ihre Nasen als
Trauben ansehen und an sie das Messer setzen lässt, ist zwar
nicht wie K. J. Schröer in seiner Fausterklärung (2 Aufl. Heil-
bronn 1886 S. 143) angibt im ersten Faustbuche von 1587
(Braunes Neudrucke 7. u. 8. Heft) A\ sondern in der Über-
arbeitung des ursprünglichen Faustbuchs C, die aber auch
Frankfurt 1587 erschien, enthalten: Kap. 65 D. Fausti Gaeste
MlSCELLEK. 233
woellen in die Nasen abschneyden (J. Scheible, das Kloster
II, 1052). Widmann und Pfitzer erzählen die Geschichte in
der Anmerkung zum 11. Kap. des II. Theiles von Fausts
Leben. Während in diesen drei Fassungen, wie bei Goethe,
den Nasen nur Gefahr droht, werden sie in einem Liede Doc-
tor Faust (Steyr, gedruckt bei Josef Gries; K. Engel, Zusammen-
stellung der Faustschriften No. 291, Strophe 9 — 13) wirklich
abgeschnitten , worauf dann Faust allerdings den Schaden
wieder gut macht. Es liegt hier jedenfalls eine eigenmächtige
Abänderung des Verfassers jenes Liedes vor, der zum Ergötzen
seiner Leser das sonst nur drohende Abschneiden wirklich
vollzogen werden lässt. Die allen gemeinsame Quelle ist in
Lercheimers »Christlich Bedenken und Erinnerung von Zauberei«
1585 zu suchen, woraus die Brüder Grimm den Schwank
»die Wein — Reben und Nasen« 181 6 in den ersten Band
ihrer »deutschen Sagen« No. 252 aufnahmen. Bei Lercheimer
ist es nicht Faust, sondern ein Geselle an dem Hofe zu H.,
der seinen Gästen dies »seltsam schimpflich Gaukelwerk«
machte. Dieser Schwank nun wird auch von Peter Petrovic
Njegus in seinem soeben in deutscher Übersetzung von J. Kaite,
Wien 1886 erschienenen historischen Gemälde »die Befreiung
Montenegros« erwähnt. Im vierten Bilde erzählen sich die
Helden, nachdem die Rede auf Venedig gekommen, von ver-
schiednen Taschenspielerstückchen der Lateiner, als Seiltanzen,
die Täuschung dass die Zuschauer sich plötzlich im Wasser
zu befinden glauben und einen Strohalm für einen Balken
ansehen. An dritter Stelle aber wird erwähnt :
Drauf schrie ein andrer: »Hört ihr Leute!
Gleich wird jeder eine Traube kriegen
Und das Messer nehmen sie zu schneiden.
Aber sehet, dass ihr euch nicht Aveh thut.
Denn verboten ist's, sie abzuschneiden«.
Jeder hielt dann wirklich eine Traube,
Nahm das Messer, legt es an bedächtig —
Doch, o Wunder ! was bemerkt er plötzlich ?
Dass er griff nach seiner eignen Nase.
Um sie niit dem Messer abzuschneiden.
Eine literarische Entlehnung ist hier nicht anzunehmen;
die Faust zugeschriebene Zauberei wird wirklich ein von
fahrendem Volk in den verschiedensten Theilen Europas aus-
geübtes Gaukelkunststück gewesen sein. Max Koch.
6. Zu Goethe in Frankreich. Lamennais schreibt an Baron
de Vitrolles (Corresp. inedite publice par E. Forgues, Paris
1886, p. 346 fg.. 24. Mai 1841) : »Avez-vous lu le second Faust?
234 MlSCELLHN".
Je le lis maintenant. C'est toute une afFaire que de Hre le
Second Faust et une bien autre affaire de le comprendre.
Quand il l'eut fini Goethe le serra sous une enveloppe qu'il
serra de trois cachets. C'etait l'embleme du livre et personne,
je crois, n'a rompu les cachets. Je me figure quelquefois
que ce grand charlatan entendait ä merveille qu'il ne s'en-
tendait pas et riait en lui-meme des pauvres nigauds qui se
creuseraient un jour la cervelle pour trouver le mot d"une
enigme qui n'en a point. Quelqu'un pourtant l'a devin^ ce
mot et ce quelqu'un est le traducteur, c'est M. Henry Blaze.
II l'a devin^, sans quoi entonnerait-il cet hymne en i28pages,
d'enthousiaste admiration. II Ta devine mais a son tour, il
Tenferme sous trois cachets.
Je n'aime point Goethe, c'etait une äme seche, il tenait
cela de sa mere qui ne voulait pas qu'on lui parlät des
maladies de ses enfants absents attendu que s'ils guerissaient,
il etait inutile qu'elle souffrit de l'incpiietude et que s'ils
mouraient, eile l'apprendrait toujours assez tot. On ne savait
comment annoncer au fils la mort de son vieux ami le duc
de Saxe-^Veimar. On craignait l'effet de cette nouvelle sur
le vieillard. Enfin on se decide. Goethe etait ä table avec
quelques personnes qu'il reunissait ä certains jours. »C'est
bien cruela dit-il. »Parlons d'autre chose«. On dut etre bien
rassure sur les suites qu'on apprehendait.« L. G.
B. Aus Briefen.
Von Herrn Pfarrer v. Ranke. Berlin, den 24. Juni 1886.
Die durch die Zeitungen gegangene Nachricht, dass sich
in dem Nachlasse meines verewigten Vaters Briefe von Goethe
befinden — und zwar gar von grösserer Anzahl — ist völlig
aus der Luft gegriffen. Mein Vater hat weder persönlich noch
brieflich mit Goethe in Verbindung gestanden. Die Maus,
aus der der Elephant geworden, ist nur Folgendes: Es findet
sich in den Papieren ein kleiner Zettel von Goethes Hand
und mit Goethes G., folgenden Inhalts:
Ich wünsche einige nähere biographische
und literarische Notiz von
Professor Ranke, aus Berlin
gegenwärtig auf Reisen.
An wen dieser Zettel gerichtet gewesen und wie mein
Vater in den Besitz dieses Zettels gekommen, kann ich nichr
sagen. Ich weiss, dass er sich desselben gefreut hat.
Nachträge und Berichtigungen zu Band VII. 235
C. Nachträge und Berichtigungen zu Band VII.
I. Zu Goethes Leipziger Briefen (S. i — 151).
a) Citate. Das längste Citat, S. 61, ist aus Marmontel,
les Charmes de l'etude, epitre aux poetes ; ouvr. qiii a remp.
le prix de TAcad. fr, en 1760, impr. Rouen 1761, p. 9 und 14.
Die andern drei französischen Stellen stehen im Boileau, S. 36 :
Sat. IX, 176, S. 40: Art poet. III, 210, S. 89: Art poet. III, 311.
Von den englischen Citaten ist das S. 18 die Schlussstrophe
von Pope"s »The happy life of a Country parson«, das Seite
20 die zweite Strophe aus Pope's »Phryne«. Beide Gedichtchen
fand Goethe in The Works of AI. Pope, Vol. II, containing
his Translations and Imitations, Berlin, printed for Fredrick
Nicolai, Bookseller, 1762. Dass Goethe die Verse aus den
bereits 1727 erschienenen Miscellanies in verse by Mr. Pope
etc. genommen habe, ist wegen einiger orthographischen Ab-
weichungen unwahrscheinlich (vgl. die kostbare Swift-Ausgabe
1883, Vol. XIII). Die vier Citate aus Shakespeare (die Halb-
verse S. 31 Mitte stehen, wie mir Herr Prof. Imm. Schmidt
mittheilte, All's well Ii, 76) sind entweder aus dessen Werken
direkt entlehnt, vermuthlich aus der Ausgabe von Johnson
1765, oder, was wahrscheinlicher ist, aus Dodd, Beauties,
erste Ausgabe 1752, zweite Ausgabe 1757. Eine neue Aus-
gabe erschien 181 1, als Goethe die Stelle in »Dichtung und
Wahrheit« III. 44 schrieb.
b> Datirung. Die Daten der Briefe sind in bester Ord-
nung, nur hat Goethe in No. 13 u. 14 an Cornelie als Ein-
lagen (Pour ma soeur) in Briefen an den Vater. Datum und
Unterschrift weggelassen. Ebenso waren auf den Folioblättern
für Behrisch No. i — 7, die meist durch Goethe selbst (je vous
porterai cette lettre S. 80) oder einen Boten als Bestellzettel
pour M. Behrisch chez lui diesem in's Haus gebracht wurden,
Datum und Unterschrift überflüssig — wenigstens für den Em-
pfänger, nicht aber für uns. Wir bedürfen zum bessern Ver-
ständniss ihrer Datirung: und diese, glaub' ich. ist mir gelungen,
trotzdem diese 7 Nummern an Behrisch, sowie No. 4 — 6 an
Cornelie in falscher Ordnung in das Archiv gelangt sind.
Man lese diese drei als ein Brief an die Schwester gegangnen
Nummern in der Reihe wie sie entstanden sind. Er schrieb
nämlich am Freitag den 6. December den Halbbogen No. 6
und anderthalb Seiten von No. 4, am Sonnabend 7. December
diesen Halbbogen voll, am Sonntag 8. December den dritten
halben Bogen als Antwort auf den inzwischen eingetroffenen
Brief der Schwester. — Die Nummern i — 7 an Behrisch ordnen
sich folgendermaßen: 4. i, 2, 3 gehören dem October 1766
236 Nachtrage und Berichtigungen zu Band VII.
an und zwar ist No. 4 geschrieben an einem Theaterabende
zwischen 6 — 9 Uhr, vermuthHch Mittwoch 8. October. Behrisch
hat eine kurze Reise nach seiner Vaterstadt Dresden vor, wo
ihm jüngere Brüder leben. Am 10. oder 11, October schickt
ihm Goethe den Bestellzettel No. i in's Haus. Die Freunde
treffen sich dann und verabreden ein »del. soupe'« (S.7 6 letzte Zeile)
auf Sonnabend 11. October. Dieses Abschiedsessen versäumt
Goethe und schreibt deshalb Sonntag früh die No. 2, auf die
er eine Antwort des noch nicht abgereisten Behrisch erhält,
die er sofort Nachmittags 5 Uhr mit No. 3 erwidert. Die
chevaux de poste S. 78 sind also scherzhaft gemeint, denn
auch dieses Folioblatt ging Pour M. Behrisch, nicht per Post
(Anm. I.) — Die Briefe 5 — 7 fallen vor die Trennung der
Freunde in den October 1767. Mit Hilfe des gleichzeitigen
Briefes No. 1 5 an Cornelie bin ich zu folgendem Resultate
gekommen. Behrisch reist Dienstag 13. October abends nach
Dessau ab (vgl. den am 13. Oktober morgens geschriebenen
Absatz S. 73 Mitte). Am Vorabend findet die S. 83 erwähnte
»Henkersmahlzeit« statt; No. 6 ist also auch Dienstag früh
13. October geschrieben (darum wird es mit dem Brief an
Cornelie »heute so stark nicht gehen« S. 73). Die in No. 7
S. 85 Mitte geschilderte Scene auf der Universitätsbibliothek
ist am 7. (höchstens am 9.) Oktober passirt, nicht aber am
12. October, denn am Montag 12. October versäumt Goethe
die Vorlesungen (vgl. S. 67 Mitte). Am Nachmittage schreibt
er No. 7. Ob man nun No. 5 vor oder nach 7 setzen will,
ii^t unerheblich ; inhaltlich stehen sie am besten 5, 7, 6 zu
einander. Jedenfalls gehen erst No. 8 und 9 zusammen als
erste Briefsendung nach Dessau.
c) Einzelnes. S. 9 die riCritick über deinen Brief v. ist
durchweg nach Gellerts Grundsätzen geübt, vgl. dessen Prakt.
Abh. in den sämmtl. Schriften. 1867. 4, 13, wo er auch
sagt : »Wenn ich schreibe, so thue ich nur, als wenn ich
redte«.
S. 13, Mitte : den Zu schauer empfiehlt Geliert wieder-
holt, z. B. 4, 186: »Wenn ich höre, dass ein Jüngling den
Zuschauer gern liest, so sehe ich ihn schon mit Vertrauen an«.
S. 23, letzte Zeile: das hier verbotene Figur gebrauchte
er selbst noch ein Vierteljahr vorher an Riese, 21. Okt. 1765,
als er freilich Gellerts Verwerfung der Fremdwörter noch
nicht kennen gelernt hatte. Auch in dem schmucklosen
Äusseren seiner Briefe ist Goethe ein gelehriger Schüler. »Man
überlasse sich in Briefen, sagt Geliert, der freywilligen Folge
seiner Gedanken, und setze sie nach einander hin. wie sie
in uns entstehen. Man kann bis zur Orthographie, bis zu
den Unterscheidungszeichen in einer Rede unwissend sein,
Nachträge und Berichtigungen zj Band VII. 237
und immer noch sehr schöne Briefe schreiben. Seine Zu-
flucht zu langweiligen Anfangs- und Schlussformeln nehmen
ist pedantischa.
Das englische Gedicht S. 34 ist offenbar gemeint in dem
Gespräche mit Eckermann, 16. Febr. 1826: »Noch dieser
Tage fiel mir ein Gedicht aus jener Zeit in die Hände, das
ich in englischer Sprache geschrieben, und worin ich mich
über den Mangel an poetischen Gegenständen beklage«.. So ver-
steht man die letzten vier Strophen und auch die Unconfi-
dence erst richtig.
S. 41 unten bis 42 ist eine geschickte Paraphrase der
Beschreibung von Kalypsos Grotte im Anfange des Telemaque.
Wenn Goethe als Knabe »den Telemach erst nur in der Neu-
kirchschen Übersetzung kennen lernte« (Dichtung und Wahr-
heit I, 30) so las er jetzt als Student den französ. Fenelon.
S. 56, 7. Das Fleischersche Pro Memoria ist der durch
Fleischer überbrachte Mahnbrief von Hause (vgl. No. 12, Anf.).
S. 56. Wer Gellerts »jetzige Sentiments über die Poesie«
kennen lernen will, lese Bd. V, 122 — 146.
S. 64, 4. Annette. Auf dem Leipziger Büchermarkt
erschien kurz vorher : Marmontel, La nouvelle Annette et
Lubin. Pastorale. 1767. 8°.
S. III Mitte : mein letztes Gedicht d. h. neuestes ist der
wahre Genuss, auf das er im folgenden Briefe wieder zurück-
kommt (113, 6 v.u.), da Behrisch die Apostrophe F(ürst) d. i.
sein Fürst in Dessau, gestrichen wünscht (vgl. S. 94, 12 v. u.).
Nun ist auch übertriebne Delikatesse S. 113,3 ^•'^- verständ-
lich. Als sich Behrisch durchaus nicht beruhigen will, schlägt
Goethe vor, Freund dafür zu setzen (116 Mitte). Nicht nur
den Stoff (S. 94) sondern auch den Titel des Gedichtes nimmt
Goethe aus der Mittheilung seines Freundes, dass sich »im
Park zu Wörlitz eine Pappelinsel befand, dem Rousseau ge-
weiht, der den Wollüstling zum wahren Genuss . . . zurück-
wies«. Vgl. Justi, Winckelmann II 2, 318.
S. 118 Mitte: Dein grosser Componist ist F. W. Rust in
Dessau, geb. 6. Juli 1739 zu Wörlitz, der 1766 nach seiner
Rückkehr aus Italien »Anfänge eines neuen Musiklebens in
Dessau« herbeiführte. Hosaeus Mitt. 1883 S. 279 und 282.
Rust komponirte später zuerst »Der du von dem Himmel
bist« Hosaeus, Grenzboten 1881 III 155.
S. 122 unten. Zu dem hier treffend Gesagten vgl. Geliert
V. 200 in der Rede vom 12. Oct. 67 : »Es scheint, das günstige
Jahrhundert des guten Geschmacks sei für die Deutschen er-
schienen«. Otto Hoffmann (Steglitz).
238 Nachträge und Berichtigungen" zu Band VII.
D. Sonstige Nachträge und Berichtigungen.
Zu Band VII. S. 12/. Von einem anonymen Correspon-
denten aus Münster i. ^^'. geht mir folgende Mittheilung zu :
»Schon in Händeis Oratorium »Belsazar« wird ein grosses
Fest des Sesach geschildert. Bei diesem Feste des Sesach er-
scheint dem Könige das Mene Tekel. Sesach ist dort schon
ein Gott des Weines.
Die Babylonier jauchzen ;
Sesach ! Die Nacht ist Dir geweiht,
der freundlich gab den goldnen Wein!
und als Belsazar zum Kampfe geht, ruft er diesen Gott an:
Ich danke, Sesach, deiner Macht,
Dass jetzt aufs Neu mein Muth erwacht :
Dein herzerlabend edles Nass
Erfüllt mit Kraft mich und mit Hass.
Vgl. Goethes »Pherrat« im Fragment :
Heut ist des Sesachs Fest, — ich weih ihm meine Wuth,
Statt Wein, der sonst ihm floss, fliess heut mein rauchend Blut.
Goethe kannte demnach (wenn auch v/ohl nicht direkt
aus Händel — Text von Charles Jennens 1744) Sesach schon
als Gott des Weines. Auch bei Händel will Cyrus. während
die Babylonier weinberauscht sind, in die Stadt eindringen«.
Zu S. IJ2 schreibt Herr Professor Metz in Hamburg : Zu
der Stelle: »In Parenthesi: Bosch ist ein Narr. Claudatur«.
Zu dem Claudatur ist, wie ich glaube, nicht Bosch, sondern
Parenthesis als Subject zu ergänzen, so dass die ganze Rede-
wendung einen spöttischen Seitenblick auf die damalige aka-
demische Diktir-Gewohnheit enthielte, wie ich sie selbst noch
in Tübingen kennen lernte. Eine ähnliche spöttische Nach-
ahmung kathedralischer Gepflogenheiten findet sich auch 5. 4j
an zwei Stellen«.
Zu S. ijj. Greiz war damals wirklich eine bekannte
Impfstation. Herr Freih. v. Meysenbug, Fürstl. Reuss. Hof-
marschall hat die Güte gehabt mir Folgendes mitzutheilen:
»Graf Heinrich XXIV Reuss-Ebersdorf, welcher im Jahre 1769
am Hofe in Greiz einen Besuch macht, bemerkt in seinem
Tagebuch im Mai. »Er habe dort Böhmische Herrschaften
kennen gelernt, welche sich in Greiz aufgehalten um ihren
Kindern die Blattern okuliren zu lassen, nämlich eine Gräfin
Wallenstein, geb. Gräfin Sternberg, und einen Graf Boltze(?)
nebst Frau, geb. Gräfin Martinitz.«
Zit S. ijO. Ein »Lustspiel in Leipzig« existirt nicht. Die
angeführte Stelle v. Biedermanns beruht auf einem Missver-
Kachtrage und Berichtigungen zu Band VII. 239
ständniss der Briefworte (13. Febr. 1769): »Farce, . . die . . .
unter dem Titel: Lustspiel in Leipzig erscheinen wird«. Die
Worte »in Leipzig« bezeichnen den Ort, wo das »Lustspiel«
erscheinen soll. [Nach einer Ausführung J- Minors.]
Zu S. 162, A. 2. »Die erste Medaille aus Voigts Nach-
lass ist ohne Zweifel diejenige, welche Gottfried Schadow
{Kunstwerke und Kunstansichten. Berlin 1849. Deckersche
Geh. Oberhof-Buchdruckerei; S. 151) 1816 modellirt liat. Er
berichtet: »An demselben Morgen {6. Februar 1.Z16: »März«
auf S. 149 ist nämlich ein Versehen) sass Herr v. Goethe zu
dem Profil in Wachs, wozu ich nachher einen Pegasus model-
lirte. Diese bilden zusammen eine Medaille, welche ein dutzend-
mal in Metall gegossen ward und sich daher nur in wenigen
Münzsammlungen befindet«. Über die zweite daselbst erwähnte
Medaille und deren Wandlungen habe ich ausführlicher be-
richtet in: Chr. Daniel Rauch II, S. 322 — 25.
Zu S. 21']. Im Brief Schadow' s an H. Meyer bezieht sich
der 2. Absatz auf die Gussversuche bei der S. 162 A. erwähnten
Medaille. Das Original-Wachsmodell des Goethe-Profils wird
auch im G.-J- 11. S. 474 erwähnt. — K. Eggers.
Zu S. 220 ff. sendet mir Herr Dr. R. Boxberger in Posen
folgende Ergänzung: »Herr Rektor L. Kurtzmann hier veranlasst
mich Ihnen mitzutheilen, dass er den Besuch des Grafen
Kozmian bei Goethe schon früher aus dem Polnischen über-
setzt hat in »Familienblätter«. Sonntags-Beilage der Posener
Zeitung, 1882, No. 12. Posen den 22. März. »Eine Goethe-
Reliquie. Besuch Andr. Ed. von Kozmian's bei Goethe im
Jahre 1830«. Auch der Verfasser, Kozmian hatte seine Er-
innerungen an diesen Besuch später noch einmal zum Besten
gegeben und zwar in Wspomnicnia Andrz. Edw. Kozmiana.
Pozn. 1867. Bd. IL S. 159—169 und 278 — 282 und diese
sind gleichfalls von Kurtzmann übersetzt in der »Schlesischen
Zeitung«, 20. Febr. 1868, No. 85.«
Zu S. 2^1 ff. Von befreundeter Seite werde ich auf-
merksam gemacht, dass das von mir behauptete Verhältniss,
wo nicht vollständig, so doch in zwei wichtigen Punkten,
bereits von A. JF. Ambras erkannt worden ist. (Vgl. dessen
Sammlung »Bunte Blätter, N. F. 1874« gelegentlich einer Be-
sprechung der Pisaner Fresken S. 243.)
Für meine S. 263 ausgesprochene Vermuthung, dass das
Lasinio'sche Kupferwerk, obgleich auf dem Titelblatt das Jahr
1822 tragend, in seinen ersten Blättern schon etliche Jahre
früher verbreitet gewesen sein müsse , fand ich inzwischen
Bestätigung in einem Briefe Dorotheas an Friedrich Schlegel
vom 23. März 1816: »Noch am Josephstage, während Krank-
240 Nachträge und Berichtigungen zu Band VII und Band VIII.
heit und Tod in so vielfacher Gestalt um sie herschwebte,
spielte sie . . . Komödie. Ich ward lebhaft an den berühmten
Kupferstich von Orgagna erinnert.«
Schliesslich habe ich noch zu bemerken , was mir in
meinem Aufsatz als ein selbstverständliches überflüssig schien :
dass ich den Einfluss der Camposantobilder mir keineswegs
als einen ausschliesslichen denke. Sie gaben den entscheidenden
Anstoss und blieben im Mittelpunkte ; ganz nothwendig aber
haben sie Reminiscenzen auch an andere gegenständlich ver-
wandte Werke, zumal der nordischen Kunst , erweckt und
angezogen. Wie weit man bestimmte Einzelzüge, — etwa
z. B. die Scheidung in »Dickteufel vom kurzen, geraden Hörne«
und »Dürrteufel vom langen , krummen Hörne« — darauf
zurückführen dürfe, will ich nicht entscheiden. G. Dehio.
Zu S. 263. Der »Triumph des Todes« auf dem Campo
Santo zu Pisa hat Goethe zuerst aus dem Tieckschen Roman
»Sterbaids Wanderungen« kennen gelernt ; s. meine Ausgabe
»Tieck und Wackenroder« (Berlin und Stuttgart o. J.) S. 3 20 fg.
Goethes Urtheil über den Roman S. 108 fg. Minor.
^. 281 ist Absatz I und III als Strophe, Absatz II und
IV als Antistrophe hinter einander zu lesen.
Zu S. 301 ff. In einem Theile der Auflage steht irrthüm-
licher Weise der Name »v. Pentheler« ; es muss richtig »v. Per-
thaler« heissen.
Zu S. 3 2p. Der Adressat des Briefes heisst, wie Herr Prof.
v. Lützow erinnert, Ellmaurer.
Zu Band VIII, S. 182. Der dort angeführte kleine Vers
war mir in dieser Form mündlich mitgetheilt worden. Nach-
träglich habe ich eine Abschrift desselben auch im Weimari-
sc.hen Goethe-Archiv gefunden ; die zweite Verszeile ist hier
vollständiger. Der Spruch lautet :
Geniesse dies nach deiner eigenen Weise.
Wo nicht als Trank, doch als beliebte Speise.
Auf demselben Blatte folgt der Vers unmittelbar :
Es ist nicht gut die Formen auszuschliessen,
Denn sub utracjue lässt sich das geniessen.
Vielleicht bezog sich auch dieser Vers auf den kleinen S. 182
berichteten Vorfall. \\ enigstens wäre der kirchliche Vergleich
auf böhmischem Boden erklärlich. v. Loeper.
2. Chronik.
I. Weimarische Goethe-Ausgabe.
m Auftrag Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Gross-
herzogin Sophie von Sachsen wird eine monu-
mentale, auch die Tagebücher und Briefe um-
fassende Ausgabe von Goethes sämmtHchen Werken, der
eine dreibändige Biographie folgen soll, veranstaltet. Für
diesen Zweck müssen die neu erschlossenen Schätze des
Goethe-Archivs durch die in öffentlichen und privaten Samm-
lungen weitverstreuten Handschriften ergänzt werden. Alle,
in deren Besitz oder Obhut sichGoethesche oder auf Goethe
bezügliche Blätter, sowie bisher unbekannte Drucke befinden,
werden dringend gebeten, dem grossen Unternehmen solche
unentbehrliche Hilfsquellen zu eröffnen und zugleich mit
dem möglichst genauen Nachweis auch die Bedingungen
für die Benutzung freundlichst »An das Goethe-Archiv in
Weimar« einzusenden. In der Ausgabe soll über die Her-
kunft und Beschaffenheit jedes einzelnen zugänglichen Manu-
scriptes oder Druckes Rechenschaft abgelegt werden.
Weimar und Berlin, Juni 1886.
G. VON LoEPER. W. Scherer.
Erich Schmidt.
Goethe- Jahrbuch VIII.
16
242 Chronik.
IL Zur Erinnerung an Friedrich Johannes Fro7nman>i.
Am 6. Juni des vergangenen Jahres starb zu Jena der
Buchhändler Friedrich Johannes Frommann ; mit ihm ist wohl
der letzte der Veteranen heimgegangen, die von ihrer Kind-
heit an bis in das Mannesalter hinein mit Goethe persönlich
zu verkehren das Glück gehabt.
Nicht ohne Bedenken bin ich der Aufforderung, für das
Goethe-Jahrbuch einen Nekrolog zu verfassen nachgekommen;
denn ist es für einen so nahen Angehörigen überhaupt schwer,
eine unparteiische und auch für solche, deren Urtheil nicht
durch persönliche Freundschaft im Voraus gewonnen ist. ge-
niessbare Charakteristik zu liefern; so kommt hier als er-
schwerender Umstand noch die Erwägung hinzu, dass die
Beziehungen Goethes zu Frommann und seinen Eltern bereits
im » Frommannschen Haus« geschildert sind und somit für
die Leser des Goethe-Jahrbuchs ein Hauptgrund des Interesses
an den nachfolgenden Erinnerungen wegfallen dürfte. Anderer-
seits mochte ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen,
das Andenken meines verstorbenen Vaters in den mächtigen
Schutz des Namens zu stellen, dessen Träger dereinst zu Leb-
zeiten der Betheiligten durch seine langjährige Freundschaft,
wenn dieser stolze Ausdruck erlaubt ist, das hellste Licht auf
das Haus meiner Väter geworfen hat. Und so möge denn,
was ich aus hinterlassenen Tagebüchern, Briefen, biographischen
Aufzeichnungen und persönlicher Erinnerung mitzutheilen
weiss, dem Wohlwollen der Leser des Jahrbuchs empfohlen sein.
Von den oben S. 144 ff. mitgetheilten Briefen Goethes an
Frommanns Vater, »angesehenen Druckherrn in Jena«, aus
den Jahren 1816 — 1824, sind, wie schon der geschäftliche
Inhalt mit sich bringt, nur die Unterschrift und einige Cor-
rekturen von Goethes eigner Hand; in Beziehung auf die
Kenntniss seiner Behandlung geschäftlicher Dinge, sowie als
einer von den unzähligen Beweisen seiner menschenfreund-
lichen Gesinnung, die wieder und wieder zu äussern er selbst
bei den alltäglichsten Veranlassungen nicht müde wird, mögen
auch diese Briefe vielleicht für manchen Leser nicht ohne
Bedeutung sein.
Die im Frommannschen Haus (2. Aufl., Jena 1872) be-
reits abgedruckten, theils eigenhändigen, theils diktirten Briefe
umfassen die Zeit von 1806 — 1831; auf Druckereiangelegen-
heiten beziehen sich darunter nur zwei kurze Notizen aus
dem unten fehlenden Jahrgang von 1S19, wo von Goethes
Gedichten zum Festzug für die Kaiserin von Russland und
einmal von seiner Morphologie die Rede ist.
Am 9. August 1797 wurde F. J. Frommann in ZüUichau
als Sohn des Besitzers der dortigen Weisenhausbuchhandlung
Chronik. 243
und seiner Frau Johanna, geb. Wesselhöft aus Hamburg, als
Enkel des Erwerbers jener Buchhandlung und Urenkel des
ersten Buchhändlers der Familie geboren. Dass er ein Kind
des verflossenen Säkulums sei. ist ihm manchmal mit feind-
seliger Anspielung auf veraltete Lebensanschauungen und
Gewohnheiten vorgeworfen worden; er selbst rühmte sich
gern dieser Zugehörigkeit zum grossen Jahrhundert unserer
Literatur. Schon 1798 siedelte sein Vater nach Jena über,
um dem Mittelpunkt des geistigen Lebens jener Zeit näher
zu sein; geschäftlich war dieser Entschluss nur vorübergehend
von glücklichem Erfolg ; auf die Dauer aber verdankte die
Familie ihm die persönliche Beziehung zu einer grossen Reihe
bedeutender Männer vor allem zu Goethe. Darüber, wie
über das Verhältniss vieler Anderer zu seinen Eltern hat
Frommann in der eben angeführten Schrift selbst berichtet.
Dort findet sich auch eine von seiner Mutter verfasste Schil-
derung des bedeutendsten Ereignisses seiner Knabenzeit, der
Schlacht von Jena. Wenn der Neunjährige die Grösse des
Unglücks auch mehr mittelbar aus dem Anblick seiner besorg-
ten Eltern erschloss als mit vollem Bewusstsein erlebte, so
erhielt sich doch die Erinnerung an die Schreckenstage lange
lebendig in ihm und in einem vom 14. Oktober 1821 datirten
Briefe schreibt er aus Frankfurt an seinen Vater: «Der
i4te Oktober lässt sich jetzt ertragen, wo der iSte sobald
darauf folgt«. Der Tag von Leipzig wurde, wie in der Stadt
Jena und im Weimarischen Lande überhaupt, so auch im
Frommannschen Hause als Festtag begangen und nur ungern
sah ihn Frommann später durch die Sedanfeier mit ihrem
officielleren Gepräge verdrängt.
Auch die kurzlebigen Hoffnungen, die 1809 der ohne
russische Hülfe errungene Sieg von Aspern und der Freiheits-
kampf der Tiroler erweckte, grub sich tief in seinem Herzen
ein, und gern erzählte er später davon, wie er und seine
Spielkameraden mit Bohnenstangen bewaffnet, im selbstver-
fertigten Tschakko unter dem aus Goldpapier hergestellten
Zeichen E. C. (Erzherzog Carl) am Landgrafenberg ungefährliche
Manöver ausgeführt.
Auch gegen die eigenen Hausgenossen scheint sich zu-
weilen seine kriegerische Stimmung gerichtet zu haben. So
berichtet er von Minna Herzlieb, die mit ihm und seiner 1800
geborenen Schwester AUwina im elterlichen Hause erzogen
wurde: »In der Periode bis 1809 konnte ich mich mit ihr
nicht immer vertragen. Sie neckte gern und machte mir etwas
weiss, worüber meine Wahrheitsliebe ergrimmte. Einmal ver-
folgte ich sie in meinem Jähzorn mit einem Fahnenstiel in
der Hand die Treppe hinunter bis an die Küchenthür, die
16*
244 Chronik.
sie hinter sich zuschlug«. Als Goethe im Jahre 1807 eine
wärmere Theilnahme für die aufblühende 18jährige Pfiege-
schwester zu zeigen begann, so erregte diese später soviel
besprochene Episode bei dem ahnungslosen Knaben ein sehr
geringes Interresse ; er fühlte sich gelangweilt durch Minnas
häufige Recitation der Verse : »Die Sterne, die begehrt man
nicht, man freut sich ihrer Pracht«.
Von verschiedenen Reisen, die seine Eltern während seiner
Kinderzeit mit ihm unternahmen, sollte eine 1810 nach Dresden
gerichtete für sein späteres Leben von Bedeutung werden.
Man wollte ihn dort wegen früh verrathener Spuren von Zeichen-
talent auf die Probe stellen, ob er Beruf zur Malerei hätte ;
aber die Meisterwerke der Italiener, selbst die Sixtina Hessen
den 13jährigen Künstler kalt, und er kopirte in seiner Brief-
tasche Wouwermannsche Pferde. So waren seine Eltern dar
über beruhigt, dass sie kein Verbrechen an der Kunst be-
gingen, wenn sie ihn einen praktischen Beruf ergreifen Hessen.
Den ersten Unterricht im Zeichnen, sowie in den Elemen-
tarfächern Schreiben, Lesen, Rechnen, später auch in der
französischen und englischen Sprache erhielt Frommann von
seiner Mutter; dann wurde des Lateinischen wegen ein Haus-
lehrer, Christian Geissler, angenommen , dem sein Schüler
nachrühmt, dass er kein Freund der spielenden Lehrmethode
gewesen sei ; auch die neuerdings zur Modesache gewordene
Angst vor Überbürdung der Jugend scheint ihn nicht gedrückt
zu haben ; denn Frommann erzählt, er habe in der Geographie-
stunde alle 108 Departements des französischen Kaiserreichs
sammt ihren Hauptstädten und deren Einwohnerzahl auswendig
lernen müssen. Dabei erhielt er das Lob, dass er ein guter
Lernjunge gewesen sei.
Im Jahre 181 2 bezog Frommann das Gymnasium zu Gotha,
das damals für eines der besten in Deutschland galt. Mehrere
der dortigen Lehrer waren Autoren seines Vaters und der
Generalsuperintendent Löffler ein langjährigerFreund desselben ;
eine Enkelin desselben, Tochter von Herders Amtsgenossen,
Oberconsistorialrath Günther in Weimar, hat Frommann später
geheirathet.
Eine hinterlassene Schilderung seiner Lehrer ist für From-
manns jugendliche Beobachtungsgabe charakteristisch. Dem
Direktor Döring wird nachgesagt, dass er unter den Lehrern
ein gutes Verhältniss zu erhalten verstanden, dagegen in der
Achtung der Schüler durch Parteilichkeit für die Söhne vor-
nehmer und reicher Eltern sich geschadet habe. Daher konnte
Frommann lange nicht über zwei vor ihm sitzende Kameraden,
seine »adlichen Pflöcke«, hinaus kommen. Von dem Mathe-
matiker Kries heisst es : Er machte es wie die meisten Mathe-
Chronik. 245
matiker, Hess die unmathematischen Köpfe und faulen links
liegen und begnügte sich die zu fördern, die aus Lust oder
Gewissenhaftigkeit sich Mühe gaben. Diesen gab er wöchent-
lich eine Stunde gratis. Uckert , der bekannte Historiker,
hatte etwas Vornehmes, als hielte er sich eigentlich zu gut
für sein Amt, imd war nicht beliebt, aber geachtet, durch sein
schneidiges Urtheil auch gefürchtet.
Trocken, aber von unerschütterlicher Ruhe und Unpartei-
lichkeit elendete der alte Kaltwasser seine Schüler 1 1/2 Jahre
durch die gründliche Erklärung des 2. Buches von Herodot,
der Beschreibung Egyptens. während der jugendliche, poetisch
erregbare Schöler die traurige Nothwendigkeit grammatischer
Übungen durch eine bilderreiche Sprache zu versüssen trach-
tete; z. B: »den Aoristus müssen Sie sich denken wie einen
Schmetterling, der im Räume der Zeit herumfliegt und sich
hie und da auf die Blume der Gelegenheit setzt«.
Vom französischen Unterricht des Professor Dufresne
wurde Frommann auf den Wunsch seines Vaters dispensirt,
damit er nicht sehen solle, wie ein Lehrer von seinen Schülern
geuzt werde. Natürlich erfuhr er trotzdem, dass regelmäßig
beim ersten Glockenschlag Einer aufstand und meldete : »Herr
Professor, es hat geschlagen«, worauf dann die ebenso regel-
mäßige Antwort erfolgte: »Ick abs geöört I« Bei diesem
unglücklichen Opfer jugendlichen Übermuthes hatte er später
Privatstunden, konnte sich aber lange nicht zum Französisch-
sprechen entschliessen, bis ihm das Jahr 1813 die Zunge löste
bei der häufig erörterten Streitfrage, ob die Franzosen oder
die Deutschen siegen würden. Die Disputation schloss jedes-
mal mit der Phrase : Nous verrons. Nach der Schlacht bei
Leipzig wurde Dufresne in Folge eines ungerechten Verdachtes
der Spionage vertrieben und von seinen Schülern eine Strecke
geleitet, wobei die letzteren es nicht über das Herz zu bringen
vermochten, von ihm mit den beabsichtigten Worten zu scheiden:
Nous avons vu.
Unter den Mitschülern, die im späteren Leben mit From-
mann in Verbindung blieben, werden Scheidler, der Mitbegründer
der Jenaischen Burschenschaft, und Freiherr Hermann v. Roten-
han genannt, welchem letzteren Frommann noch in seinen
letzten Lebensjahren ein biographisches Freundschafts-Denkmal
gestiftet hat.
Ausser den gewöhnlichen Unterichtsgegenständen lernte
er mit einigen Selektanern bei Uckert auch Italienisch und
freute sich bald ohne Schwierigkeit den Tasso lesen zu können.
Sein Lieblingsfach aber war das Griechische, dem er weit
über die Schulzeit hinaus treu blieb ; als Berliner Student
legte er durch das Studium der grossen griechischen Historiker,
246 Chronik.
die er an Winterniorgen in der kleinen Tauchnitzschen Aus-
gabe las, den Grund zur späteren Schwäche seiner Augen,
und noch im sechsten Jahrzehnt seines Lebens war er immer
bereit, den ihn consultirenden Söhnen bei der Präparation
zu Herodot oder Livius vom Ladenstuhl herab seinen Bei-
stand zu leisten.
Als er im Jahre 1823 bei seinem alten Lehrer Geissler
in Wien seine I3riefe aus der Schulerzeit wiederfand, äussert
er sich darüber: »Es ist doch eine sonderbare Empfindung,
wenn man sich so vom Kinde zum Schulfuchs, zum Studenten
und endlich zum Geschäftsmann heranwachsen sieht. Am
merkwürdigsten ist mir die Selektanerweisheit erschienen, mit
welcher Sicherheit und Abgeschlossenheit man das Leben
und seine Umgebung betrachtet, wie vornehm man abspricht.
wie kleinlich aber doch dabei der Schulehrgeiz überall durch-
blickt; von einem Wahne hätten mich diese meine schrift-
lichen Bekenntnisse heilen können, wenn es nicht schon früher
geschehen wäre, nämlich, dass ich auf der Schule ganz be-
sondere Anlagen entwickelt und zu grossen Hoffnungen Raum
gegeben. Es ist ziemlich gewöhnliche Selektanerweisheit
darin, und wer steht mir dafür, wie ich nach weiteren zehn
jähren über den jetzigen Fr. Frommann denken werde«.
Im Jahre 18 13 erlitt der Unterricht durch die patriotische
Aufregung, den Durchzug der flüchtigen Franzosen und der
nachsetzenden Verbündeten manche willkommene Unter-
brechung. Ostern 181 5 kehrte Frommann nach Beendigung
des Gymnasialkursus in das Vaterhaus zurück und erhielt bald
nach seiner Immatrikulation die Erlaubniss als Freiwilliger
am neuen Kampfe theilzunehmen. Da wurde, während er
sich auf der Landfeste im Scheibenschiessen übte, die Aus-
sicht auf kriegerische Lorbeeren plötzlich durch die Botschaft
des Sieges von Belle Alliance vereitelt. »Von dem Jubel
darüber«, schliesst dieser Theil der Aufzeichnungen, »hat das
heutige Geschlecht keinen Begriff«.
Kurz vor der Schlacht, am 12. Juni, war die erste
Burschenschaft gegründet worden, in der Frommann als Fuchs
eintrat. Unter den Vorlesungen, die er damals nur Nach-
mittags besuchte, während er Vormittags im Comtoir seines
Vaters als Lehrling beschäftigt war, scheinen ihn besonders
die geschichtlichen von Luden angezogen zu haben, deren
patriotisch anregende Kraft ihm unvergesslich blieb. In der
Ostermesse 1816 nahm ihn sein Vater zum ersten Mal nach
Leipzig mit, in die Hauptstadt des deutschen Buchhandels,
die ihm zu einer zweiten Vaterstadt werden sollte, deren
Ehrenbürger sich nennen zu dürfen, später sein Stolz war.
Dies war die erste Messe im vollen Frieden, und Käufer wie
Chronik. 247
Verkäufer waren dazu aus allen Enden zusammengeströmt,
wie später nie; ausser den civilisirten Nationen, die sich äusser-
lich wenig unterscheiden, polnische, walachische und andere
Juden in langen Barten, Locken und Talaren; Armenier,
Türken, Perser, Griechen etc. alle in ihren Nationaltrachten.
In den Wirthshäusern war ein unglaubliches Gedränge, so
dass man oft viertelstundenlang hinter dem Stuhle eines
Essenden warten musste, bis er fertig war und Platz machte.
Die Portionen waren auch sehr klein und theuer.
Es war ein ungemein reges Leben auch unter den Buch-
händlern. Man fühlte sich von langem Drucke befreit. Nur
die Sachsen waren über die Zerreissung ihres Landes betrübt
und zum Theil erbittert. Als mein Vater, der immer im eigenen
Wagen mit Extrapost nach Leipzig fuhr, den Lützener Postillon
frug : »Seid Ihr preussisch oder sächsisch?«, drehte sich der
um, zeigte auf den Adler an seinem Hute und sagte: »Sahn
Se den Kuckuk nich?«
\'on Ostern 181 7 bis Herbst 181 8 unterbrach Frommann
seine buchhändlerischen Anfänge, lebte in Berlin nur als Student
und trat hier zum ersten Mal durch seine Thätigkeit für das
Turnwesen, Mitbegründung der Berliner Burschenschaft und
seine Beschreibung des Wartburgfestes, an dem er während
der Herbstferien theilgenommen , öffentlich hervor. Schon
hierbei zeigen sich die ihm später in Beziehung auf seine
Thätigkeit als Vorsteher der Buchhändlerbörse, Vorsitzender
des Jenaischen Gemeinderathes, Mitglied des Weimarischen
Landtages und bei sonstigen Gelegenheiten nachgerühmten
Eigenschaften : Aufopferung für's Gemeinwohl, Selbstständigkeit
desUrtheils und Furchtlosigkeit in Verfechtung seiner Ansichten.
Bei seiner Ankunft in Berlin, wo er durch die Mängel
der Strassenbeleuchtung unliebsam an seine kleine Vaterstadt
erinnert wurde und mit der Feuerspritze noch um die Wette
laufen konnte (I), hatte der Kampf der Reaktion gegen die
Burschenschaft und andere Äusserungen des »Geistes der Frei-
heitskriege« gerade begonnen und hielt die Gesellschaft in
peinlicher Aufregung. Selbst Träger des eisernen Kreuzes,
wie der mit Frommann befreundete Hauptmann Plehwe,
wurden von den »Schmalzgesellen«, die niemals Pulver ge-
rochen , beim Könige verläumdet und durch Verfolgungen
aller Art dafür belohnt, dass sie ihr Blut für die Befreiung
des Vaterlandes und die Wiederaufrichtung des Thrones ver-
gossen hatten. Ein gewisser Wadzeck erklärte in seinem
Wochenblatt Preussen für das bestregierte Land der Welt,
das noch viel herrlicher blühen würde, wenn die Preussen nur
Preussen sein und aufhören wollten, sich zugleich als Deutsche
zu fühlen. Selbst die Religion wurde von diesen Vertheidigern
248 Chronik.
des Despotismus nur auf Commando des Königs geehrt, so-
wie sie unter Friedrich II. auf allerhöchstes Beispiel hin ver-
spottet worden war.
Sogar der französische Gesandte hatte die Unverschämt-
heit, sich an der Demagogenhetze zu betheiligen und sich
bei Humboldt zu beklagen, dass ein Mitglied der Akademie,
ein Monsieur Chellermeyere (er meinte Schleiermacher) unter
der akademischen Jugend des ide'es dangereuses verbreite.
Aber auch auf der anderen Seite, in den Kreisen der
Turner, fand Frommann allerlei Willkür zu bekämpfen und
reichte über das, was ihm als Missbrauch erschien, einen
Aufsatz beim Turnrath ein ; derselbe ist verloren gegangen,
doch hat sich von Goethes Hand, der ihn sich ausgebeten,
ein Zettel erhalten des Inhalts: »Eine reine Sache ist nicht
überzeugender und klarer darzustellen«. Darüber schreibt
Frommann an seinen Vater: »Goethes Zettelchen hat mich
sehr gefreut ; wie er eine Freundlichkeit doch zierlich er-
scheinen zu lassen weiss !«
Aus hinterlassenen Briefen geht hervor, dass in jener
Eingabe an den Turnrath die Wahl der Vorturner nach per-
sönlichen Beziehungen zu Jahn, statt nach ihrer Tüchtigkeit,
das corporalmässige Verlesen der Mitgliederliste auf dem Turn-
platz zur Feststellung der Fehlenden und bei den Übungen
die Vorliebe für Bravourstücke am Reck und Barren getadelt
wurden, während das für's praktische Leben wichtigere Klet-
tern, Sprmgen, Ringen, sowie Reiten, Fechten und Schwimmen
vernachlässigt werde.
Kurz vor der Verhandlung über seine Eingabe schreibt
er : »Ich habe die Brandfackel in den lang schon gehäuften
Brennstoff geworfen und es brennt schon recht lustig«. Am
Tage der Berathung, bei der Jahn selbst nicht zugegen war,
lief die Sache ruhiger und befriedigender ab, als Frommann
und seine Freunde erwartet hatten; »Gestern«, so berichtet
er, »wunderten sich meine Freunde alle, mich lebendig aus
dem Turnrath gekommen zu sehen, weil sie meinten, man
hätte mich fressen wollen. Da sagte ich ihnen, es sei eher
danach gewesen, dass ich den Turnrath, als dass er mich
gefressen«. Das Verhältniss zu Jahn war nun allerdings ge-
stört ; doch als ihn Frommann 30 Jahre später auf einer Fuss-
reise in den Harz mit zweien seiner Söhne in Freiburg besuchte,
kam es zu einer vollständigen Versöhnung, und mit schmerz-
lichem Stolz erinnern sich die letzteren noch heute des vom
alten Turnvater erhaltenen wuchtigen Händedrucks.
Auch die mit Schläger, Wort und Feder ausgefochtenen
Kämpfe mit den Landsmannschaften führten zum glücklichen
Resultate der Gründung einer Berliner Burschenschaft. Unan-
Chrokik. 249
nehmlichkeiten von Seiten der Regierung hatte Frommann
desshalb nicht zu bestehen, mit Ausnahme eines ziemHch
humanen Verhörs wegen seiner BetheiHgung am \\'artburgfest,
dessen Beschreibung im Frühjahr 181 8 herauskam. Beifall
erhielt dieselbe mehr in den Kreisen der älteren Freunde als
bei den Jugendgenossen, deren überspannten Ideen von poli-
tischer Thätigkeit Frommann mehrfach entgegentrat, wie er
denn auch Sand, leider vergeblich, von der Ermordung Kotze-
bues abzuhalten suchte. Unter dem Einflüsse seiner burschen-
schaftlichen Erlebnisse und Wirksamkeit hat Frommann damals
ein Urtheil über Goethe niedergeschrieben, dessen polemischen
Schluss er später wohl als arge Ketzerei verdammt haben
würde. »Die Leute fragen mich immer: »Was macht denn
Goethe in Jena?« — Es haben eigentlich die allerwenigsten
einen Begriff von ihm. Indem ich mich neulich gegen Bahn-
sen über ihn aussprach, glaubte ich mir selbst klarer zu wer-
den, insofern unser einer ihn begreifen kann. Er ist gewiss
eine Art Faust. Alles ausser sich will er erfassen, begreifen,
in sich aufnehmen, wiederhervorbringen, geniessen. Er hat
es zu einer Klarheit über die Welt gebracht, wie keiner vor
ihm. Er durchschaut alle Verhältnisse, die ganze Erde ist
ihm unterworfen, denn er umfasst sie, spiegelt sie in sich ab
und geniesst das Höchste, was sie irgendwo hervorbringt. In
so fern ist er der erste der Menschen, und ein Napoleon ein arm-
seliger Sklave gegen ihn. Aber was über diese Welt hinausliegt,
darum bekümmert er sich nicht, dessen Betrachtung wehrt
er von sich ab, weil er keine Klarheit darüber haben kann.
Darum fand er auch für das Höchste im Menschen, für die
sittliche Kraft, die ihre Wurzel im Jenseit hat, keinen Mass-
stab. Er kennt die Menschen nur, wie er die Pflanze kennt.
Er kann Alles beschreiben, nur nicht die Begeisterung für
eine Idee, den Willen, der Hölle und Teufel trotzt, die Helden-
geduld, die für das Wahre und Rechte Alles leidet mit Freude
und Liebe. Wie hätte er ohne den Mangel dieses sittlichen
Gefühls 1813 so kalt bleiben können? Wendet ein, er freut
sich jetzt des Geistes unter den Studenten, des neuen blühen-
den Lebens. — Natürlich, wie er sich einer vollen, gesunden
Pflanze mehr freut als einer verkrüppelten«. Trotz seiner
lebhaften Betheiligung an dem Treiben der Turner und Burschen-
schafter gerieth Frommann nur einmal mit der Polizei in
feindliche Berührung, dadurch, dass er im Schauspielhaus
Werners Weihe der Kraft als Entweihung Luthers auspfiff,
wofür er in Gesellschaft von 21 Mitverschworenen einen Tag
Carcer abzusitzen hatte. Der Besuch der Vorlesungen hatte
einige Noth gelitten unter den Kämpfen mitTurnrath und Lands-
mannschaften. Am regelmässigsten wurden die von Schleier-
250 Chronik.
macher besucht, dem Frommann auch persönlich nahe kam.
Über ihn schreibt er:
»Schleiermacher zog mich in seinen Vorträgen, Predigten
und im persönlichen Umgang ungemein an. Ich bewunderte
die Schärfe seines Verstandes und die Herrschaft, die er über
seine geistigen Operationen übte. In jedem Augenblick konnte
er über sich gebieten. Dass er Sonnabend bis nach Mitter-
nacht in Gesellschaft heiter und lebendig, wie wenige verkehrte,
und Sonntag früh um 7 Uhr auf der Kanzel stand, war ihm
etwas Leichtes und Gewohntes. Seine Vorträge sprachen mich
noch mehr an als seine Predigten. Schon ehe ich nach Berlin
kam, hatten mich seine Monologe von dem pedantischen
Wesen der »Grundsätze« befreit und gelehrt, dass das ganze
Handeln eins sei und aus einem Brennpunkt heraus kommen
müsse. Seine Psychologie arbeitete ich förmlich aus. Ich sass
ihm gerade gegenüber auf der ersten Bank, und er sah mich
im Sprechen immer an ; als ich nun wegen meiner Verwundung
acht Tage fehlte, hatte es ihn, wie er mir nachher sagte,
förmlich gestört«. Ausserdem wurden geschichtliche Vorträge
bei Wilken, juristische bei Savigny, mineralogische bei Weiss
und philologische bei F. A. Wolf gehört. Über diesen, in dem
Frommann wie in Zelter und Hufeland einen Freund des
elterlichen Hauses wiederfand, während ihn unter den Berufs-
genossen besonders die Familie Reimer gastlich aufnahm, thut
er folgende Äusserung: »In seinen Vorlesungen, die er seinem
eignen Ausspruche nach der Verdauung wegen hielt, war er
sehr ungleich ; manchmal höchst nachlässig und gleichgültig,
aber zu andern Zeiten wieder voll (ieist und Leben, so dass
man inne wurde, wie das ganze Alterthum ihm klar vor Augen
stand und er nach allen Seiten hin darin vollkommen heimisch
war«. Unter den Bekanntschaften im Kreise seiner Altersge-
nossen war keine folgenreicher als die mit Karl Bertram Stüve,
dem späteren Bürgermeister von Osnabrück und hannoverschen
Märzminister. Geschichte und Sage wissen von heroischen
Beweisen aufopfernder Freundestreue so manches schöne Bei-
spiel zu erzählen ; ein anspruchsloseres, aber in seiner Art
seltenes Beispiel dieser Treue ist der durch mehr als 50 Jahre
ununterbrochen fortgesetzte Briefwechsel zwischen Frommann
und Stüve, wobei Jeder dem Andern monatlich im Durch-
schnitt einmal ausführlich geschrieben über das, was in grossen
oder kleinen, europäischen oder häuslichen, religiösen oder
profanen Dingen, in Wahrheit oder Dichtung sein Herz bewegte.
Ausser Stüve wird unter den Berliner Freunden öfter ein
Graf Heinrich Rantzau genannt ; auch Heinrich v. Gagern
lernte Frommann in dieser Zeit während der Ferien in Jena
kennen und schätzte in ihm damals schon wie später als er
Chronik. 251
ihn 1848 als Parlamentspräsidenten und Anfang der 60er Jahre
in Sachen des deutschen Reformvereins zu Frankfurt wieder-
sah, den »ritterlichen, edlen und warmen Vaterlandsfreund«.
Im Herbste i8i8 trat Frommann in Hamburg, nachdem er
zu Fusse die LUneburger Haide durchwandert, in das Geschäft
von Perthes & Besser, übernahm daselbst einen Theil der
englischen und französischen Correspondenz und war froh,
endlich aus dem blossen Hören und Lernen, aus den Ver-
sammlungen und Verhandlungen in der Burschenschaft wieder
in praktische Thätigkeit zu kommen ; daher griff er mit beiden
Händen zu, erwarb sich schnell die Zufriedenheit seiner Prinzi-
pale und besiegte das von mancher Seite gegen ihn, den
Studenten oder Doktor, wie er spottweise hie und da genannt
wurde, bestehende Vorurtheil. Als man später einmal in Jena
von akademischer Seite aus die Verwunderung aussprach, dass
er sich den Doktortitel nicht erworben, gab er zur Antwort:
»Es ist mir lieber, man wundert sich, dass ich nicht Doktor
bin, als wenn man sich wunderte, dass ichs wäre«. 50 Jahre
später ist ihm dann doch noch honoris causa der Titel ver-
liehen worden.
Sein berühmter Prinzipal Friedrich Perthes hatte keine
regelmäßige Schulbildung genossen, was Frommann gelegent-
lich dem dänischen Conferenzrath Rist gegenüber bedauerte,
worauf dieser ihm geantwortet hat: »Lassen Sie gut sein;
wäre der so gedrillt worden wie wir, dann wäre er nicht das
geworden, was er ist.« Perthes ist es auch gewesen, auf dessen
Empfehlung hin später sein ehemaliger Zögling in den Börsen-
vorstand gewählt wurde, wo er den erfolgreichsten Theil seiner
Berufsthätigkeit entfaltet hat. Ausser in der Familie seiner
Prinzipale fand Frommann bei den Verwandten seiner Mutter,
den Familien Wesselhöft, Hudtwalcker, Sieveking und Cha-
peaurouge gastliche Aufnahme und ein reges geistiges Leben.
Mit seinem Vetter Niklas Hudtwalcker beritt er Sonntags die
Umgegend und erholte sich von den Anstrengungen der Woche.
Auch im Turnverein Hess er sich sehn und wurde im 2. Halb-
jahr zum Turnwart gewählt.
Die alte Burschentracht , weissen Hemdenkragen und
blossen Hals suchten ihm befreundete Damen vergeblich durch
Hinweisung auf das Hamburger Klima abzugewöhnen; er ver-
stand in seiner LTnbefangenheit die Absicht gar nicht und
verschmähte als Turner auch die Pomade, die ihm gegen
Kahlköpfigkeit empfohlen war, als er sich durch ein kaltes
Bad in der Elbe am 18. Oktober ein Nervenfieber geholt und
in Folge davon die Haare verloren hatte.
Vor seiner Rückkehr von Hamburg nach Jena besuchte
Frommann im Frühjahr 1820 seine Berliner Freunde Stüve
252 Chronik.
in Osnabrück und Graf Rantzau in Kiel und war begeistert
von der Liebenswürdigkeit, mit der ihn Mutter und Schwestern
des letzteren aufnahmen; hier lernte er auch Dahlmann kennen,
der nach dem Ausspruche der Gräfin Rantzau in der Freund-
schaft nur grob Courant, keine Scheidemünze hatte. In Cassel
wurden die Gebrüder Grimm besucht, und noch i. J. 1860 er-
innerte sich Jacob bei einem letzten Wiedersehn in Berlin
ihres gemeinsamen Gewaltmarsches nach Wilhelmshöhe.
Zu seiner weiteren geschäftlichen Ausbildung ging Frommann
1821 nach Frankfurt und arbeitete in der Andreae'schen Buch-
handlung. Der Ton des geselligen Lebens, wenigstens unter den
jungen Leuten seiner Bekanntschaft, schien Frommann ober-
flächlicher und der Werth der Persönlichkeit hinter dem des
Geldes mehr als in Hamburg zurückzustehen. Doch in zwei
Familien fand er reiche Befriedigung für die Bedürfnisse von
Geist und Herz, bei Geheimrath von \\'illemer und Frau von
Low. An ersteren hatte ihm Goethe einen Empfehlungsbrief
mitgegeben, und obwohl beim Empfang Frau v. Willemer ihre
Verwunderung nicht verhehlte, dass Goethe ihnen einen so
jungen Menschen zuschicke, was sonst nicht seine Art sei,
gestaltete sich das Verhältniss bald für Frommann so er-
freulich, dass er auf der Gerbermühle eine Reihe der schönsten
Tage verleben durfte und die angenehmsten Erinnerungen an
diesen locus classicus mit fortnahm. Bei dem herzlichen,
durch einen Kuss besiegelten Abschied schrieb ihm die Su-
leika des west-östlichen Divans folgendes Gedicht in sein
Stammbuch :
»Kennst Du die Stadt an dem bescheidnen Strom,
»Dem niedern Dach entsteigt der ernste Dom.
» Die Hügel schmückt der Gärten Blüthenkranz,
»Den Berg entflammt der Abendsonne Glanz;
»Kennst Du ihn wohl? Wohin, wohin
»Will unser Freund aus ihren Mauern ziehn?«
»Kennst Du das Haus und seinen kühnen Plan.
»Ein Kirchlein trägt der luftige Altan,
»Zwei Schornsteinthürmchen stehn und sehn Dich an,
»Was hat man Dir, Du armer Mann gethan ?
»Kennst Du es wohl? Dahin, dahin
»Wird Dich das Herz aus weiter Ferne ziehn«.
»Kennst Du den Weg durch Feld und Wiesenflur?
»Der Wagen sucht vergebens eine Spur,
»Fern unter Bäumen rauscht der Mühle Bach.
»Ihr Schatten birgt dem Freund ein gastlich Dach;
»Kennst Du ihn wohl? Dahin, dahin
»Geht noch ein Weg. Du musst vorüberziehn«.
Chronik. 253
Frau von Low und ihre Tochter Luise hatte Frommann
in Kiel bei Rantzaus kennen gelernt; in Frankfurt, sowie auf
ihren Gütern in Staden und Ziegenberg, wohin Frommann
öfter eingeladen wurde, bewies sie ihm ein mütterliches Wohl-
wollen, besuchte im Jahre 1828 auch seine Eltern in Jena
und von da aus mit ihnen Goethe in Dornburg, wo dieser,
Frommanns Geschmack theilend, der anmuthigen Erscheinung
Luisens von Low, späteren Gräfin Reventlow. volle Gerech-
tigkeit wiederfahren Hess (vgl. G.-J. II, 320 ff.)
Die bedeutendste von den Persönlichkeiten, die From-
mann im Löwschen Kreise kennen lernte, war die des Ministers
von Stein. »In seiner Gegenwart kam einmal die Rede dar-
auf, was man thun würde, wenn man plötzlich ungeheuer
reich würde. Als die Reihe an mich kam, sagte ich, ich
würde vor der Hand meinen Weg ruhig fort gehn und das
Geld einstweilen auf Interessen leihen. Da fuhr er auf und
zählte mit grosser Lebhaftigkeit eine ganze Reihe gemein-
nütziger Unternehmungen auf, die damit ins Werk zu richten
wären. Er war eine kleine Gestalt mit unverhältnissmäßig
grossem Kopfe, hervorragender Nase und feurigen Augen«.
Von Frankfurt wurden wiederholte Ausflüge an den
Rhein und nach Stuttgart unternommen; hier kam Frommann
zuerst mit dem alten Cotta und seinem Sohn, dem Hofstall-
meister, in Berührung ; der erstere lud ihn bald darauf, als
sie sich auf der Messe wiedersahen, zu einer gemeinsamen
Reise von Leipzig nach Berlin ein und erschloss ihm hier
sein Herz in ergötzlichen und interessanten Mittheilungen
aus seiner Jugendzeit.
Im Frühjahr 1823 verliess Frommann Frankfurt, um über
Giessen und Kassel nach Jena zurückzukehren. In Kassel
hatte er die Freude, Lotte Grimm wiederzusehen und bei
ihr eine Reisegefährtin zu finden, die später Wilhelms Frau
geworden ist.
Im Sommer dieses Jahres trat Frommann eine grössere
Bildungs- und Vergnügungsreise an, die ihn, fast immer zu
Fusse im blauen, über den Ranzen gezogenen Fuhrmanns-
kittel , den er unter tiefster Verachtung des Regenschirms
als eine Art Talisman gegen Wind und Wetter betrachtete,
über Baiern nach Tirol, der Schweiz und dem Elsass führte ;
dann noch einmal über Wien nach Triest, Venedig, Mailand,
Genua, Turin, Paris und die Niederlande. Im August 1824
kehrte er in das väterliche Haus zurück. Nachdem er über
den Thüringer Wald gewandert und sich bereits in Koburg
an der süddeutschen Vermischung der Stände bei öffentlichen
Vergnügungen gefreut, besucht er in Erlangen unter Andern
den von Jena aus mit seinen Eltern befreundeten Schelling,
254 Chronik.
dessen nicht schöner, aber ausdrucksvoller Kopf mit den
geistvollen Augen einen bleibenden Eindruck auf ihn machte.
Auch Rotenhans Universitätsfreund, den Dichter Grafen Platen,
sah er hier, »ein kleines, kränkliches Männchen, das mich
im Grunde wenig ansprach«. Beim Marsch über das Lech-
feld begleitete ihn ein alter Kriegsknecht, der noch vor
Laudons Feldherrnzelt Schildwache gestanden und von den
Türkenkriegen des vorigen Jahrhunderts erzählte. In Münc;hen
verbrachte er angenehme Tage beim Philologen Fr. Thiersch,
vereinigte sich mit Rotenhan und setzte mit diesem seine
Wanderung durch die Schweiz und Tirol fort.
Im Inn- und Passeierthal wurden die Stätten des Kampfes,
für den er sich als Knabe begeistert hatte, aufgesucht, auch
die Angehörigen des Sandwirths, dessen Tochter die Reisenden
mit einem Abschiedskusse entliess; in Chamouny trafen sie
noch den greisen Führer des ersten Montblancbesteigers Saussure
am Leben und voll von den Eindrücken des Herrlichen, das
er gesehen, schreibt Frommann von Bern an seinen Vater :
»Wohl noch nie ist mir das Herz so voll gegen Dich gewesen
an Deinem Geburtstage, so voll von Dankbarkeit und Liebe ;
zwar auch sonst schon, meine glückliche, ungetrübte Kindheit,
die Zeit in Gotha, in zweckmässiger Thätigkeit und glück-
licher Geborgenheit im Haus Deines Freundes, dass ich Theil
nehmen konnte an dem frisch aufblühenden Leben in Jena,
die schöne Zeit in Berlin — wem verdanke ich sie als Deiner
väterlichen Liebe und Fürsorge? Aber das ging so hin im
Geleise des gewöhnlichen Lebens, und die Gewohnheit selbst
stumpfte das Gefühl ab: jetzt aber diese Reise, so voll des
Genusses, der Belehrung und reiner Freude, sie ist doch ganz
Dein Geschenk und dessen gedenke ich nicht jetzt bloss, oft
im höchsten Aufwallen des Herzens habe ich dabei dankbar
Deiner gedacht«.
In der Pestalozzischen Anstalt zu Iferten führte die Reisen-
den ein Herr Schmid herum. »Das ganze Äussere schien
schon den Verfall zu verkündigen. Unordnung, Schmutz und
Ruinen in den grossen Klassen mit wenig Schülern, das Geschrei
der Kinder, was zur Methode gehört — viel, viel machte uns
die Sache unheimlich, auch des Herrn Schmid eigenes Gesicht.
Der grösste Theil der Zöglinge sind Franzosen und Italiener«.
Auf dem Rückweg, nachdem er sich von Rotenhan ge-
trennt, kam Frommann nach Strassburg, bestieg hier zunächst
den Münsterthurm und freute sich der herrlichen Aussicht.
»Doch bittere Wermuth mischte sich in die Freude, so oft
sich der Gedanke aufdrängte: Dies herrliche deutsche Land,
das sich da nach Westen ausdehnt, gehorcht den Fremden
und — was noch schlimmer — ist zufrieden mit dem Schick-
sal — verlangt nicht zurück«.
Chronik. 255
Im November 1823 beginnt er allein die zweite Reise,
von Frankfurt zunächst nach Wien, wo er sich bis Ende
Januar 1824 aufhält und die Fortschritte auf dem Gebiete
der Buchdruckerkunst und Schriftgiesserei studirt. Unter den
Berufsgenossen findet er dort namentlich bei Gerold gastfreund-
lichen Empfang; als Führer in der lebenslustigen Stadt diente
ihm sein früherer Hauslehrer Geissler ; unter andern litera-
rischen Celebritäten besucht er auch F. Schlegel und schreibt
von diesem:
»Gestern Morgen war ich endlich bei Schlegel ; ich fand
ihn in seinem Studirzimmer. Zwischen dem Schreibtisch und
Fenster stand ein Betpult, über welchem ein Gemälde und
ein Kupferstich , heilige Gegenstände darstellend , hingen.
Ganz nahe dabei aber hing das Portrait eines jungen, vollen
Frauenzimmers. Sein eigenes Äussere bewies dass ihm das
Beten recht wohl bekommt«. Die Wiener Kunstsammlungen
erschliessen ihm den Geschmack für die spanischen Maler;
die volksthümliche Komik der Wiener Schauspieler lernt er
an Castelli, Raimund und Schuster schätzen ; die Anmuth der
Wienerinnen bleibt nicht ohne Wirkung; ja wer sollte es
von dem für seine Solidität bekannten »alten« Frommann
denken, er findet selbst am Ballet ein allerdings beschränktes,
Zehentanz und Gliederverrenkung ausschliessendes Vergnügen.
Ende Januar geht die Wanderung über den Sömmerring nach
Triest und Venedig, wo ihn ausser den Wundern der Natur
und Baukunst besonders Tizian begeistert, dann weiter durch
die Lombardei nach Genua, Turin, Paris.
Hier schlug der geschäftliche Zweck, als Volontair eine
Zeit lang bei Didot zu arbeiten und sich mit der franzö-
sischen Buchdruckerkunst vertraut zu machen, zwar fehl,
sonst aber scheint ihm der Aufenthalt in Paris sehr wohl be-
hagt zu haben.
Von den Zeitgenossen der grossen Revolution lebte dort
noch ein Freund seines Grossvaters, der Graf Schlaberndorf,
der ihm gegenüber seine Furcht verrieth, dass an die Stelle
der französischen Herrschaft über Deutschland die schmach-
vollere der Russen treten könne; von den Vertretern der
napoleonischen Periode sah er in seiner Gemäldesammlung
den Marschali Soult, »ein schöner, stattlicher Mann, sehr höflich,
seine Sammlungen sind vortrefflich; wären sie nur nicht ge-
stohlen«.
Unter den Schauspielern imponirte ihm, ausser Talma,
durch ihre unverwüstliche Jugendfrische vor Allen die Mars:
ihr gern gezeigtes Bild hing später friedlich in seiner Studir-
stube neben dem des alten Blücher, für welchen er von ge-
legentlichen Begegnungen in Berlin her wegen der ihm eigenen
256 Chronik.
Vereinigung von Heldensinn und Anspruchslosigkeit eine be-
sondere Sympathie hegte.
Über das Publikum der Oper scandalisirte er sich ge-
legentlich einer Aufführung des Don Giovanni. »Diese wälschen
Ketzer haben gar kein Gefühl und keinen Respekt vor der
himmlischen Musik, sie begnügen sich zu bemerken, ob Jemand
gut oder schlecht singt«.
Im Juni 1824 führte ihn der Rückweg über Belgien und
Holland, wo seine alte Neigung für die niederländische Malerei
reichliche Befriedigung fand, nach der Heimath ; im April
1825 trat er als Theilhaber in das väterliche Geschäft ein.
Dies hatte seinen Höhepunkt bereits hinter sich, und als
Frommanns Vater im Jahre 1837 starb, drückte das auf dem
Geschäft lastende fremde Kapital so stark, dass die Über-
nahme der väterlichen Erbschaft schwere Sorgen mit sich
brachte. Schon im Jahre 1830 hatte Frommann ein Sorti-
mentsgeschäft mit dem Verlag und der Druckerei verbunden;
hierdurch, durch das Vermögen seiner im gleichen Jahr ge-
heiratheten Frau und die Hülfe wohlwollender Freunde hielt
er sich über Wasser ; aber zu grösseren und gewagten Unter-
nehmungen fühlte er sich zu beengt und ist dies wohl der
Hauptgrund, weshalb er es als Verlagsbuchhändler zu keinen
grossen Erfolgen gebracht hat. Auch sein Interesse am
öffentlichen Leben hinderte ihn an der Concentration seiner
Kraft. Unter allen Berufsarbeiten war seine Thätigkeit für
den Börsenverein der deutschen Buchhändler seiner Natur
und Neigung am gemäßesten. Das Geburtsjahr seiner buch-
händlerischen Selbstständigkeit war zugleich das des Börsen-
vereins der deutschen Buchhändler, zu dessen Mitbegründern
er gehört und dessen Geschichte er im Auftrage des Vor-
standes geschrieben hat. Was er auf diesem Felde gewirkt,
mag mit den Worten der zu seinem 50jährigen Prinzipals-
Jubiläum von dem damaligen ersten Vorsteher Enslin ver-
fassten Adresse geschildert werden :
»Allseitig vorbereitet durch die Lehrzeit im väterlichen
Hause, durch den Aufenthalt bei Perthes & Besser in Hamburg,
sowie durch wissenschaftliche Studien'traten Sie am 8. April 1825
als Theilhaber in das väterliche Geschäft ein. Der Buch-
handel der damaligen Zeit hatte Schwierigkeiten zu überwin-
den und Kämpfe zu bestehen, wie sie dem heutigen Geschlechte
fast unbekannt sind. Noch wurde die Presse von oben her
mit Misstrauen und Argwohn angesehen, die Censur wurde
als eine für das Wohl des Staates unentbehrliche Einrichtung
betrachtet, die Rechte der Schriftsteller und Verleger waren
von Privilegien abhängig, während der Nachdruck offen und
ungescheut sein schamloses Handwerk betrieb ; der Buchhandel
Chronik. 257
selbst aber entbehrte jener straffen und festen Organisation,
die allein ein gedeihliches Wirken ermöglicht.
Wenn wir heute auf die Zustände jener Tage zurückblicken
und uns vergegenwärtigen, was seit jener Zeit geschaffen ist,
um den Buchhandel und die Literatur zur vollen, freiheitlichen
Entfaltung zu bringen, dann müssen wir mit Dank und Stolz
iener Männer gedenken , welche ihre höchste Ehre darein
setzten, ihre Kräfte dem Wohl der Gesammtheit zu widmen.
Zu diesen Männern aber können wir Sie in erster Reihe rechnen.
Das Vertrauen Ihrer Genossen hat Sie zu wiederholten
Malen in den Vorstand des Börsenvereins berufen, fast allen
Commissionen, welchen die Aufgabe oblag, für die Feststellung
des literarischen Rechts oder für das Wohl des Buchhandels
zu wirken, haben Sie als Mitglied angehört. Durch Ihre ge-
naue Kenntniss der geschäftlichen Verhältnisse, durch Ihre
unermüdliche Arbeitskraft, durch Ihre wahrhafte Begeisterung
für unsern Beruf haben Sie dem Buchhandel und der Literatur
Dienste geleistet, welche stets in dankbarer Erinnerung bleiben
werden. Hierzu gesellte sich die Geradheit und Festigkeit
des Charakters, welche Sie stets unerschrocken für Ihre Über-
zeugung eintreten liess , und mit vollem Selbstbewusstsein
dürfen Sie von sich sagen:
»Denn ich bin ein Mensch gewesen
»Und das heisst ein Kämpfer sein«.
Ein anderes Feld gemeinnütziger Thätigkeit, auf dem er
sich als Kämpfer beweisen konnte, bot ihm seine Stellung
als Vorsitzender des Jenaischen Gemeinderathes. In Beziehung
hierauf sagt er in seinen Niederschriften, es habe ihn gefreut,
dass, wenn seine Mitbürger Jemanden brauchten, der vor den
Riss träte, sie sich an ihn gewandt. So durfte ihm denn der
damalige Stadtvorstand das Ehrenbürgerdiplom mit den Worten
überreichen: »Überall wo sich in unserer Stadt ein öffentliches
Interesse geltend machen wollte, da konnte man Sie finden,
die Fahne hoch erhoben und das Schwert in der Hand«.
Diese Worte weisen darauf hin, dass es bei Durchfech-
tung seiner Ansichten auch auf diesem Gebiete nicht immer
ganz friedlich hergegangen ist. So musste er einmal die Sitzung
abbrechen und gab als Grund zu Protokoll, dass die Debatte
einen leidenschaftlichen Charakter angenommen habe, worauf
sein Gegner, der regierende Bürgermeister hinzufügte : »Schreiben
Sie, dass Ich nicht leidenschaftlich geworden bin«. Dass während
des tollen Jahres 1848 auch im Herzen des alten Burschen-
schafters die nach dem Wiener Congress schmählig geknickten
Hoffnungen sich neu belebten, ist begreiflich; den Verhand-
lungen des Frankfurter Parlamentes wohnte er nur als Zu-
schauer wenige Tage bei, betheiligte sich aber an einer Depu-
Goi.thf-Iahrbuch VJII. jy
258 Chronik.
tation , welche die Wünsche der Bevölkerung des engeren
Vaterlandes dem I.andesherrn übermitteln sollte, und kehrte
hocherfreut über die wohlwollende Gesinnung, die der da-
malige Grossherzog Carl Friedrich den Deputirten gegenüber
gezeigt, von Weimar zurück; bald aber trieben ihn die Aus-
wüchse der Bewegung in die Reihen der conservativen Oppo-
sition ; denn dieselben hielten sich nicht lange in den Grenzen
der Komik, mit der z. B. die Bauern ihre Säcke zur Volks-
versammlung in die Residenz mitbrachten, um die Ergebnisse
der allgemeinen Theilung davonzutragen, oder die Weimari-
schen Gymnasiasten um öffentliche Lehrerconferenzen petitio-
nirten. Er sah sich mehrmals genöthigt, sein Haus gegen
erwartete Angriffe der aufgeregten Menge mit Bücherballen
zu verschanzen; auch wurde sein Bild wie das des Dr. Ort-
loff, des Präsidenten vom Ober- Appellationsgericht, an den
Galgen gehängt. Indessen zog das Unwetter, ohne sich über
seinem Hause zu entladen, vorüber, zugleich aber erstarb
zum zweiten Mal die Hoffnung auf eine Verbesserung der
deutschen Verhältnisse. Die nun folgende Zeit der Reaktion
hatte für die Bevölkerung des Grossherzogthums nicht den
gehässigen Charakter, wie er in den grösseren Staaten zu
Tage trat. Und wenn Frommannwährend der fünfziger
Jahre als Landtagsabgeordneter sich zuweilen gegen die Re-
gierung in entschiedener Opposition befand, wie z. B. bei
der Vorlage über die theuere Mündung der AVerrabahn in
Eisenach statt der weit billigeren in Gerstungen, so wurde
durch solche Meinungsverschiedenheiten doch nie seine An-
hänglichkeit an das angestammte Fürstenhaus erschüttert.
Noch in seinen letzten Lebensjahren erheiterte ihn mehr als
sie ihn betrübt hätte die Erinnerung daran, wie ihm seine
glücklich erkämpfte Majorität im Landtagsausschuss zuweilen
vmter den Händen zerbröckelt sei in Folge der Einschüch-
terung seiner Gesinnungsgenossen nach ungnädigen Prokla-
mationen vom Ministertisch oder durch die stille Einwirkung
ministerieller Liebenswürdigkeit gegen berühmte Oppositions-
helden.
Im Anfange der sechziger Jahre nahm er Theil an den
vergeblichen Bemühungen des grossdeutschen Reformvereins.
Als dann von Seiten der preussischen Regierung die Reform
der deutschen Verhältnisse in die Hand genommen wurde,
konnte er sich mit den unvermeidlichen Gewaltsamkeiten
dieser Operation nicht befreunden, am wenigsten mit der
wälschen Bundesgenossenschaft gegen die deutschen Brüder.
Auch schien ihm nicht Alles unvermeidlich, was damals ge-
schah : die Vergrösserung Preussens auf Kosten deutscher
Fiu-sten und Länder schien ihm weniger wichtig, als die Ein-
Chronik. 259
heitlichkeit der diplomatischen und militärischen Leitung und
die A^'ertheidigung deutscher Ehre und deutschen Eigenthums
gegen die Frechheit ausländischer Räuber. Ein gütiges Ge-
schick liess ihn die Wiederaufrichtung des deutschen Reiches
nach beispiellosen \\'affenthaten und die Vereinigung ent-
fremdeter Stämme mit dem alten Vaterlande erleben ; wenn
er noch einmal den Strassburger Münster erstiegen, hätte er
auf ein deutsches Land hierniedersehen können. Was er
nach dem Krieg von Vorgängen in der grossen Welt erlebte,
war wenig erfreulich ; die schimpfliche Gründerzeit, deren
Schmach der bekannte Wiener Spaziergänger mit unüber-
trefihcher Kürze in den drei Worten schildert : »Eiserne Stirn,
eiserner Kassenschrank, eiserne Krone«; endlich auch noch die
Niedertretung deutscher Kultur in den »befreundeten« Kaiser-
reichen.
So alt er auch geworden ist, er hat es nie gelernt, die
Politik von einem andern als vom Standpunkte des Rechtes
zu betrachten, dessen Studium er sich gewidmet hätte, wenn
ihn nicht die Rücksicht auf das väterliche Geschäft einem
anderen Berufe zugeführt. Wenn er nun sehen musste, wie
in der politischen Welt so oft die Lüge über die Wahrheit,
Gewalt über das Recht, käufliche Sclavenseelen über hoch-
herzige Fürsten, feige Despoten über tapfere Völker triumphiren,
so war es für ihn, den orthodoxen Lutheraner ein Crlück,
dass er ein felsenfestes Vertrauen zum unerforschlichen Rath-
schluss Gottes hatte, der alle Unbegreiflichkeiten in seiner
Weisheit zu einem guten Ziele hinausführen werde. Von den
Kämpfen, die er bei seiner Neigung fürs öffentliche Leben
zu bestehen hatte und mit seinem rücksichtslos durchfahrenden
Sinn zuweilen mehr als nöthig war verschärfte, fand er die
beste Erholung im häuslichen Kreise : hier sammelten sich
um ihn und seine Frau, die mit ihrer weichern Natur die
Härten seines Wesens auf das Glücklichste zu mildern wusste,
nach und nach vier Söhne und zwei Töchter, dazu mehrere
buchhändlerische Zöglinge : zu längerm Besuch trafen all-
jährlich die Schwiegermutter aus Weimar und seine Schwester
Allwina ein, die nach dem Tode der Eltern nach Berlin ge-
zogen war, um sich eine eigene Existenz zu gründen : was
ihr in der Umgebung der Weimarischen Fürstentochter, die
später den deutschen Kaiserthron bestiegen hat, über Erwarten
gelang ; denn mit ebensoviel Theilnahme wie Verständniss
wusste sie auf die Interessen von Persönlichkeiten der ver-
schiedensten Lebensstellung und Anschauung einzugehen. Bei
Frommanns eigenthümlicher Mittelstellung zwischen Stadt und
Universität fehlte es auch sonst nicht an anregender Gesell-
schaft, wenn gleich kein Goethe mehr lebte und das From-
26o Chronik.
mannsche Haus nicht mehr wie früher ein Mittelpunkt der
Jenaischen Geselligkeit war ; die liebenswürdigste und leben-
digste Schilderung von diesem häuslichen Kreise hat einer
von Frommanns Zöglingen, Wilhelm Hertz, in einer Festgabe
zum Jubiläum seines Lehrherrn entworfen. Wie Frommann
einst seinen Eltern für eine glückliche Kindheit danken konnte,
so hat auch er seinen Kindern den Segen einer ungetrübten
heitern Erinnerung an das Vaterhaus hinterlassen! Am
wärmsten brach seine väterliche Liebe bei Familienfesten
durch, wenn er die Hölzer schnitzte zur Befestigung der Nüsse
und Äpfel an dem Weihnachtsbaum, die Wachsstöcke zerschnitt,
denn man brauchte damals noch keine fertigen Lichter, und
dann hinter seiner blauen, den Festglanz dämpfenden Brille
auf den Jubel der bescheerten Kinder herabsah ; oder wenn
er einen seiner Söhne nach dem andern nach Vollendung
des ersten Lustrums zum ersten Mal zu Fusse nach Weimar
zur Grossmutter, später im zehnten Lebensjahr in den Thü-
ringer Wald oder Harz führte, was mit einer gewissen Weihe
als eine Art Confirmationsfest des Leibes vollzogen wurde.
Für seine eigene Person hat er ausser dem Nothwendigen
fast buchstäblich Nichts gebraucht ; seine Bedürfnisslosigkeit
war oft die Quelle von schweren Zweifeln, wenn es galt ihm
ein Geschenk zu machen ; so auch für seine Freunde vom
Börsenvorstand, denen endlich als einziges rettendes Laster
das Schnupfen einfiel, das ihnen Veranlassung zur Überreichung
einer goldenen Dose mit dem Bilde der Buchhändlerbörse
gab. Aber auch das Schnupfen kann, da er es sich der
Augen wegen angewöhnt, kaum als Luxus betrachtet werden.
Er war der Antipode der Modegecken, denn er liebte das
Alte, auch wenn es unschön, und verachtete die neue Mode,
auch wenn sie ausnahmsweise einmal nicht geschmacklos ausfiel.
Es wird Manchen, der Frommann gekannt, vielleicht be-
fremden, dass nach dessen eigenem Bekenntniss bei seiner
Wirksamkeit für das Gemeinwohl der Ehrgeiz eine nicht un-
erhebliche Rolle gespielt hat ; er sagt selbst, es hätten das
wohl Wenige gemerkt, denn er sei zu stolz gewesen, es zu
verrathen oder gar dem Ehrgeize zu Liebe sich zu erniedrigen.
In einer Niederschrift aus dem Jahre 1872 heisst es: »Ich
ertappe mich zuweilen darüber, dass ich denke, was man
über mich sagen wird, wenn ich todt bin, wo die Abneigungen,
die ich mir durch meine Schroffheit zugezogen habe, schweigen«.
Die Vorsehung gönnte ihm noch elf Jahre vor seinem
Tode die volle Anerkennung dessen, was er gethan und ge-
wesen, zu erleben; als er am 8. April 1875 sein Prinzipals-
Jubiläum feierte, vereinigten sich die Königlich und Gross-
herzoglich Sächsische Regierung mit seinen Berufsgenossen
. Chronik. 261
vom Börsenverein, Universität und Stadt, Buchhändler- und
Buchdrucker-Vereine. Saalbahn und Sparkasse, geistliche und
weltliche Elemente, Nachbarn und ferne Freunde, um ihm
die Gewissheit zu geben, dass er nicht umsonst gearbeitet
und trotz der schroffen Aussenseite, der Frakturschrift seines
Wesens, neben allgemeiner Achtung auch Liebe geerntet. Im
Doktordiplom erhielt er sogar das Prädikat eines senex ama-
bilissimus ; und mochte dieser Ausdruck auch der milden
Abendstimmung eines Jubelfestes seinen Ursprung verdanken
und nicht auf alle Tage und Stunden anwendbar sein, mochte
er im Lauf der Jahre manchen Gegner und auch manchen
Freund verletzt haben, dass es nur des allgemeinen Besten
wegen, wie er es verstand, und nicht aus persönlich eigen-
nützigen Gründen geschehen sei, davon waren doch zuletzt
Alle überzeugt ; und so ist ihm keiner seiner Freunde untreu
geworden, wenigstens nicht im Leben: denn der Tod hat sie
ihm nach und nach fast Alle entführt, seine Schul- und Uni-
versitätsfreunde, seine Genossen vom Börsenverein, vom Land-
tag und Gemeinderath, seine Gehülfen, manchen Lehrling und
endlich auch die Goetheschen Enkel ; jenes Jubelfest sah zum
letzten Mal das Frommannsche Haus in ungetrübter Festes-
freude ; noch in demselben Sommer starb im Haus ihres Bruders
seine Schwester Allwina, die vertrauteste Genossin seiner Jugend:
bald darauf sah er seinen jüngsten Sohn, den die französischen
Kugeln nur leicht verletzt, an einer tückischen Krankheit
sterben, und drei Tage darauf als Opfer der Pflege seine
Frau, die treue Theilnehmerin an all seinen Arbeiten. Sorgen
und Freuden, die liebenswürdigste Verkörperung dessen, was
ihm selber fehlte ; auch derjenige seiner Söhne, in dem die
buchhändlerische Tradition des Hauses forterben sollte, ging
ihm voran, sowie der Enkel, der den Namen Friedrich Frommann
für die Folgezeit zu erhalten bestimmt war. Es wurde immer
stiller in den Räumen, die früher vom fröhlichen Tumult der
durch die Hausklingel zur Weihnachtsbescheerung gerufenen
Kinder angefüllt oder heiterer, durch Hausmusik und Vorlesung
belebter Geselligkeit gewidmet waren. Die Zeiten waren vorbei,
wo es hiess : »Bald wird die Lokomotive hinter dem alten
Frommann und seinen Söhnen herkeuchen«. Die gewohnten
Spaziergänge wurden kürzer und langsamer und beschränkten
sich endlich fast ganz auf Besuche bei Freunden und Freundinnen,
besonders der Frau von Knebel, der Mitzeugin einer klassischen
Vergangenheit ; die grösste Freude war es ihm bei seiner zu-
nehm.enden Vereinsamung, ausser den auswärtigen Kindern
mit seinem einzigen Enkel auch die Nachkommen und Ver-
wandten seiner Jugendfreunde Stüve und Rotenhan alljährlich
wieder zu sehen, sowie manchen alten Genossen und Zögling
aus dem Kreise der Buchhändler, besonders Wilhelm Hertz.
262 Chronik.
Auch einige iüngere Freunde, wie Professor Erich Schmidt,
Dr. Oscar Hase und sein früherer Lehrling, der von Hamburg
nach Jena übergezogene Verlagsbuchhändler Fischer, erleich-
terten ihm die Einsamkeit seiner letzten Jahre; so wurde ihm
der Verlust der eigenen Angehörigen gemildert durch die
Treue der Freunde ; den besten Trost aber für das häusliche
Leid, das lange aufgespart, mit plötzlicher Gewalt über ihn
eingebrochen, fand er in seinem festen Lutherglauben, um den ihn
Manche beneiden mussten_, die ihn nicht zu theilen vermochten.
Ein Anfall von Lungenentzündung wurde noch einmal
glücklich überwunden; als er sich aber wiederholte, reichten
die Kräfte nicht mehr aus um mit trotziger Selbstbeherrschung
die Krankheit aus dem Felde zu schlagen ; die Ungeduld ver-
schlimmerte den Zustand und streckte den Patienten trotz
alles Widerstrebens auf das Lager.
Als sich die stille Wohnung noch einmal, wie am Tage
des Jubiläums, belebt sah von Vertretern des Fürstenhauses,
des Börsenvereins, der Städte Leipzig und Jena, auswärtigen
und einheimischen Freunden, da geschah es, um dem Todten
die letzte Ehre zu erweisen. Auch der neue Goetheverein
legte einen Kranz auf das Grab des alten Veteranen. Als
unvergänglichen Trauerschmuck aber brachten die Hinter-
bliebenen vom Grabe in das verödete Vaterhaus das Bewusst-
sein zurück, auch auf sich das Goethesche Wort anwenden
zu dürfen :
»Wohl dem, der seiner Väter gern gedenkt«.
///. Nachrichten.
Am 26. März ^I2i\\> Julian Schmidt. Das Goethe-Jahrbuch
hatte die Freude, einen Aufsatz von ihm zu veröffentlichen
(Bd. n, S. 49—64); die Bibliographie hatte fast Jahr für Jahr
seine Goethes Leben und Wirken gewidmeten Aufsätze zu
verzeichnen ; die Bibliographie dieses Bandes nennt sein letztes
Werk, in welchem der unermüdliche Arbeiter seine Studien
über die Geschichte der deutschen Literatur zu einem Ganzen
zusammenfasste. Statt eines ausführlichen Nekrologes begnüge
ich mich, einige Sätze aus Gustav Freitags »Erinnerungen aus
meinem Leben« (Leipzig, 1886, S. 163 fg. 168) hier mitzutheilen,
welche eine sehr schöne Würdigung des Verstorbenen enthalten :
»Obgleich er als Kritiker dafür galt, dass ihm Anerkennung
schwer wurde, stand er nichts weniger als kalt dem geschaf-
fenen Dichterwerke .gegenüber. Er hatte an allem wohl Ge-
lungenen eine tief innige Freude und behielt vor echter Poesie
die Wärme und Begeisterung eines Jünglings bis in sein höheres
Alter. Vor allem fesselte ihn originelle Zeichnung der Cha-
raktere, nächstdem die Grazie in Schilderung und Sprache.
Chronik. 265
Die Darstellungsweise der englischen Dichter war ganz nach
seinem Herzen , den Zauber der wundervollen Färbung bei
Dickens empfand er so voll, wie nur ein Engländer jener Zeit,
und für die stärkeren Talente der Franzosen, z. B. für Balzac,
fühlte er weit grössere Sympathie als sein Mitredacteur. Wo
er hohe Intentionen fand, wurde er auch durch grosse Mängel
in der Ausführung nicht erkältet. Er Hess nicht ab, mit dem
Schwulst und der Neigung zum Hässlichen bei Hebbel abzu-
rechnen, aber obgleich ihn in jedem neuen Werk desselben
Vieles verletzte, so blieb ihm doch das Bedürfniss dieses
Talentes, Grossartiges darzustellen, sehr ehrenwerth. Wo er
vollends die Gabe erkannte, gesunde Menschen zu schildern,
wurde er ein freundlicher Rathgeber. Er war es, der in der
Presse zuerst das kräftige Talent Otto Ludwigs verkündete,
und vollends Fritz Reuter hat keinen wärmeren und besseren
Beurtheiler gefunden als ihn. In gehobener Stimmung und
mit schöner Herzensfreude trug er die Gestalten und Situationen
jeder neuen Geschichte des wackeren Mannes in sich herum
und wurde nicht müde sie in heiterer Gesellschaft zu rühmen.
In derselben bereitwilligen Anerkennung eigenartiger Schilde-
rung von Charakteren und Zuständen wurde er auch später
ein Bewunderer und Freund Iwan Turgenjews. — Fand er
aber in einer Dichternatur nicht viel von dem, was ihn kräftig
anzog , so ging er in seiner Kritik an den Grenzen solcher
poetischen Begabung herum, er bornirte sich gewissermaßen
das, was ihm fremdartig blieb, und weil er dann, um seine
Kälte zu rechtfertigen, mehr von den Schwächen als von dem
Guten des Werkes sprach, so machte seine Besprechung wohl
einmal den Eindruck zu grosser Strenge. Aber er selbst war,
wo er später zu besserer Würdigung kam, sogleich bereit und
eifrig, sein Urtheil zu ändern. Denn immer urtheilte er ehrlich
seiner eigenen Natur gemäß und ehrlich gegen die Kunst, nur
um der guten Sache willen, und immer vom Standpunkt eines
tüchtigen Mannes und wackeren Deutschen. Und diese Eigen-
schaft hat ihm, dem Kritiker, bei der jüngeren Generation
auch zuerst seine Bedeutung verschafft, denn bei einer Kritik
sucht der Leser geradeso wie bei der Geschichtschreibung
nicht nur geistvolles Urtheil, sondern über Allem in dem Be-
urtheilenden einen Mann, in dessen Charakter er Vertrauen
setzen kann.
»Langjährige fortgesetzte Beschäftigung mit Kritik, zumal
mit ästhetischer, bereitet auch dem Beurtheilenden Gefahren,
leicht wird die Fähigkeit gemindert, Neues warm aufzunehmen,
eine gewisse Sättigung macht anspruchsvoll, und die Gewöhnung,
nach festgewordenen Ansichten zu urtheilen , bedroht mit
Einseitigkeit. Deshalb ist besonders bezeichnend für die
264 Chronik.
Tüchtigkeit Julian Schmidts, dass er mit den Jahren niclit
absprechender und mürrischer, sondern milder, vielseitiger und
anerkennender wurde.« ....
Im Jahre 1861 folgte Julian Schmidt einem an ihn er-
gangenen Ruf die Leitung einer neuen unabhängigen Zeitung
zu übernehmen und siedelte zu diesem Zwecke von Leipzig
nach Berlin über. »Die neue Zeitung dauerte nicht, Schmidt
aber gewann in der Hauptstadt eine neue Heimat, die ihm
lieb wurde. Der kleine Haushalt, in dem er mit der geliebten
Frau waltete, wurde eine Stätte, an welcher sich viele der
besten und vornehmsten Geister der grossen Stadt an dem
Frieden, der seelenvollen Heiterkeit und den klugen Gedanken
eines alten Vorkämpfers der deutschen Journalistik erfreuten.
Denn durch sein ganzes Leben trug er in sich den Adel einer
guten und kräftigen Menschennatur, Wahrhaftigkeit und Lauter-
keit der Gesinnung, die Unschuld einer Kinderseele bei ge-
reiftem Urtheil , und einem hochgebildeten Geiste, als ein
reiner und guter Mann ohne Falsch, warmherzig, treu seinen
Freunden«.
Die Erneuerungsarbeiten, welche das Freie Deutsche
Hochstift am Geburtshause Goethes in Frankfurt a. M. seit
längerer Zeit, und unter Aufwendung bedeutender Mittel vor-
nehmen Hess, sind jetzt zum Abschluss gelangt. Im Zimmer
der Frau Rath entdeckte man beim Abreissen der alten Ta-
peten einen Wandschrank, welcher, jetzt wieder hergerichtet
und mit einer Glasthüre versehen, zur Aufnahme verschiedener
Autographen von Goethe und seinen Eltern dient. In Goethe's
Wohnzimmer im Giebelstock, welches mit Erinnerungen an
Goethe und an seine Lotte angefüllt ist, hat neben Lottens
Spinett auch ein alterthümlicher Schreibtisch Aufstellung ge-
funden, welcher aus dem Besitze von Wolfgangs Grossmutter,
Cornelia Goethe, stammt. Die beiden Mansarden zur Seite
sind wieder in ihrer ursprünglichen Gestalt als Dachzimmer
hergerichtet, mit schrägen Wänden versehen und einfenstrig
gemacht worden. So ist das Möglichste geschehen, um das
Haus in den Zustand zu versetzen, in welchem es zu Goethes
Jugendzeit war.
Aus einer Broschüre von Karl Bornemann »Verzeichniss
der von österreichischen Schulbehörden zur Aufnahme in die
Schulbibliotheken für ungeeignet befundenen Jugendschriften«
(wieder abgedruckt in Kürschners »Signalen aus der literari-
schen Welt«) ergibt sich, dass u. A. für ungeeignet erklärt
werden Goethes »Hermann und Dorothea« und »Iphigenie«
Bd. 2 und 6 der von Franz Hülskamp herausgegebenen
5)Meisterwerke unserer Dichter« (Münster, Aschendorff).
Chronik. 265
Seit dem 17. Oktober erscheint (monatlich eine Nummer
von einem halben Bogen) die »Chronik des Wiener Goethe-
Vereins« , herausgegeben von K. J. Schröer. Sie soll Be-
richte über Vereins - Angelegenheiten , über Erscheinungen
der Goethe-Literatur, Goethe-Notizen aller Art, Berichte über
Goethe -Denkmal -Angelegenheiten bringen. Die bisher vor-
liegenden Nummern enthalten ausser dem ungedruckten Ge-
dichte (s. u.) u. A. einen Bericht über die Goethe-Gesellschaft
in Weimar, über die Goethe-Feier in Venedig 14. Okt. 1886,
einen Aufsatz Schröers: Goethes Iphigenie und Frau von Stein,
mit Bemerkungen desselben zu einer Wiedergabe des Goethe-
Bildes von P. Melchior 1775; und einen Nachtrag zu Faust II.
7372 fg.: Flocken ^ floccus, Mönchskleid. Einzelne kleinere
Aufsätze werden unten genannt. No. 3 enthält einen Aufsatz
»Goethe auf dem Brenner«, ein Referat über einen Vortrag
von Egger-Möllwald : »Goethes Alpenwanderungen«, eine von
Minor mitgetheilte Notiz (Zollikofer an Garve, 26. Juli 1774)
über Lavaters und Basedows Zusammenkunft bei Goethe, eine
Notiz »Zur italienischen Reise« und 2 Stammbuchblätter. No. 4
reproducirt das Goethebild von Grünler mit einem erläuternden
Aufsatze Schröers und gibt aus einem Briefe Erich Schmidts
an Schröer folgende interessante Mittheilungen aus dem Goethe-
Archiv :
» Das papierne Reich, in dem noch Entdeckungen,
wie die des Nereidenchors aus dem spätem Prometheus ge-
glückt sind, hat aus dem Goethe-Haus einen beträchtlichen
Zuwachs erhalten : ausser Bündeln von Rechnungen über Goethes
Badereisen und Rechnungsbüchern von seinen Eltern (so über
den berühmten Umbau des Frankfurter Hauses), eine grosse
Reihe wirrer Convolute, enthaltend Briefconcepte, Acten, Natur-
wissenschaftliches, dictirte Recensionen u. dgl., Sprüche in
^'ersen und Prosa, Lyrica (darunter ein ganz unbekanntes
Theatergedicht : Abschied in Stanzen), grössere Fragmente der
»Wanderjahre«, der »Novelle«, des letzten Theiles von »Dich-
tung und Wahrheit« und eine Fülle von Skizzen zum zweiten
Theil des »Faust«. Das Wichtigste sind fünf Notizbücher von
1790 ff, mit Bemerkungen über die Reise nach Venedig,
botanischen Studien, den ersten Niederschriften der Venezia-
nischen Epigramme und Opernentwürfen, besonders zu der
Zauberflöte zweiter Theil«.
In den September- und Oktobertagen sind an vielen
Orten welche Goethe vor 100 Jahren bei seiner Reise nach
Italien berührte, Erinnerungsfeste gefeiert worden. Mir liegen
Berichte aus München, Innsbruck, Brenner, Bozen, Venedig,
266 Chronik.
Rom vor. Das letzterwähnte Fest scheint das würdigste ge-
wesen zu sein. Der deutsche Künstlerverein in Rom feierte
nämlich am 30. Oktober den hundertsten Jahrestag der An-
kunft Goethes in Rom durch ein Bankett. Goethes Büste
wurde mit einem Lorbeerkranz geschmückt, Gedichte und
Vorträge wurden gehalten, unter denen besonders eine Im-
provisation Moleschotts gerühmt wird. Sonst aber scheint, wie
die Köln. Zeitung vom 16. September schreibt (ich entnehme
die Stelle Kürschners »Signalen«) »des Guten zuweilen zu viel
geschehen zu sein. So veranstaltete man auch am Achensee,
wo Goethe nach seinen Berichten »ein artig Abenteuer« mit
einem Harfenmädchen hatte und in dessen Begleitung er sich
den Sonnenaufgang unter einem Ahornbaum ansah, eine solche
Feier. Wir sind begeisterte Goethe-Verehrer : aber gefallen
uns schon die Spielereien mit der Verehrung eines grossen
Geistes nicht ganz, die sich an Nachtquartiere und Wirthshaus-
tafeln knüpfen, so hat die Feier am Achensee, mag sie auch
zunächst im Hinblick darauf, dass hier Goethe die Alpen zum
ersten Male sah, begründet sein, doch einen lächerlichen und
fast geschmacklosen Zug, wenn man, wie es geschehen ist,
dabei des »artigen Abenteuers« noch besonders Erwähnung
thut, das sich Goethe zwar in seinem Tagebuche vermerkt
hat, das aber deshalb doch zu einer Jubelfeier keinen rechten
Anlass zu bieten scheint«. Die schönste, wenn auch stille Feier,
welche man in dankbarer Erinnerung an Goethes italienische
Reise veranstaltet hat, ist die Publikation von Goethes Briefen
aus Italien (Schriften der Goethe-Cjesellschaft Bd. 2, vgl. unten).
Goethe- Vorlesungefi auf deutschen Universitäten. Sommer
1886. Berlin, Geiger: Erklärung ausgewählter Gedichte Goethes;
Czernowitz, v. Waldberg : Geschichte der Faustsage und Faust-
dichtungen: Greifswald, Reifferscheid: Erklärung ausgewählter
Gedichte von Klopstock, Goethe, Schiller; Halle, Burdach:
Übungen in der Auslegung Goethescher Gedichte; Heidelberg,
Meyer v. Waldeck: Über Goethes Faust, Einleitung und Er-
klärung; Innsbruck, Demattio : Übersetzung von Goethes
»Tasso« ; Kiel, Groth: Über Goethe und seine Zeit; Vogt:
Goethes Leben und Werke bis zur italienischen Reise; Königs-
berg, Baumgart: Über Goethes symbolische Dichtungen, Über
den zweiten Theil von Goethes Faust ; Lemberg, R. M. Werner
im Seminar: Goethes Faust; München, Bernays : Goethes
Helena; Prag, Lambel : Goethes Faust; Strassburg. Röhrig:
Übersetzung aus dem Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe ;
Wien, Bagster: Übersetzung von Goethes Fischerin und
Jeri und Bätely ; Zürich, Honegger: Goethes Faust.
Chronik. 267
Über deutsche Literatur des 18. Jahrhunderts oder deutsche
Literatur im Allgemeinen lasen : Bächtold in Zürich, Bartsch
in Heidelberg, Bernays in München, Birlinger in Bonn, Haym
in Halle, Minor in Wien, Reifferscheid in Greifswald, Sauer
in Prag, Seuffert in Würzburg, Zingerle in Innsbruck ; über
deutsches Drama der neueren Zeit: Honegger in Zürich, Litz-
mann in Jena, Meyer v. Waldeck in Heidelberg, Muncker in
München (letzterer von Goethe bis auf Kleist), Röhrig in
Strassburg.
Winter 1886/87. Czernowitz, v. Waldberg: Goethes Leben
und \\'erke von der italienischen Reise bis zu seinem Tode ;.
Dresden (Polytechnikum) , Ad. Stern : Goethes Leben und
Werke; Göttingen, Goedeke: Über (joethes Leben und Schriften ;
Roethe : Erklärung Goethescher Gedichte ; Graz, Schönbach :
Erklärung von Goethes Faustfragment aus dem Jahre 1790;
Heidelberg, Fischer : Kritische Vorträge über Goethes Faust;
Meyer v. Waldeck : Goethe als dramatischer Dichter ; Übungen :
Goethes Unterhaltungen deutscher Auswanderer; Jena, Litz-
mann : Über Goethe bis zur italienischen Reise : Seminar : Er-
klärung Goethescher Gedichte; Lemberg, Werner: Der junge
Goethe; Goethes Gedichte (im Seminar); München, Bernays
lit. -bist. Übungen: Kritik und Erklärung der Balladen Goethes-
und Schillers ; Carriere : Goethes Faust ; Tübingen, v. Köstlin :
Über Goethes Faust nebst Einleitung in die Faustfrage und
Faustliteratur; Strauch: Über Goethe ; Wien, Minor: Geschichte
der deutschen Literatur in der Zeit des gemeinsamen Wirkens
Schillers und Goethes, Übungen auf dem Gebiet der Literatur
des Sturms und Dranges; Zürich, Tobler : Erklärung philo-
sophischer Gedichte von Goethe und Schiller. Über deutsche
Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts oder deutsche Literatur
im Allgemeinen lasen : Bächtold in Zürich, Bernays in München,,
bes. Sturm- und Drangperiode : Der junge Goethe. Geiger
in Berlin, Sauer in Prag, Hertz, Muggenthaler in München,.
Kawczynski in Lemberg, Koch in Marburg, Masing in Dorpat,.
Meyer v. Waldeck in Heidelberg. [Die Bemerkung bei Roquettes
Namen. G.-J. VII, 322 : »Liest in Heidelberg« ist zu streichen.
Otto Roquette liest nur in Darmstadt.]
Dass auch von den deutschen Studenten das Goethe-
Studium gepflegt wird, zeigt der i. Semesterbericht des \"er-
bandes akademisch-germanistischer Vereine an deutschen Hoch-
schulen. Sommersemester 1886, Arnsburg, Druck von F. S.
Becker. — In Halle — der Verband besteht aus den Vereinen
von Bonn und Halle — wurden Vorträge gehalten von Ulrich :
Die Osterscene in Goethes Faust, von Rosenboom : Die Be-
deutung des Strassburger Aufenthaltes für Goethes geistige
Entwickeluncr.
268 Chronik.
The Mihvaukee Literary School veranstaltete, wie ich
aus dem mir zugegangenen offiziellen Programme und ein-
zelnen Zeitungsnummern entnehme, vom 23. — 28. August
eine Reihe von Goethe-Vorlesungen.
Nach einer Einleitungsrede John Johnstons, in welcher
ein Passus über Goethes Einfluss auf die englische Literatur
vorkam, sprach am 23. August Wm. T. Harris über Wilhelm
Meister und Goethes Culturanschauung, ein Vortrag, an den
sich eine längere Debatte anschloss.
Am folgenden Tag hielt Prof. Hewett einen Vortrag
über »Goethe in Weimar« und gab auf eine Ansprache
Harris Aufschlüsse über die Funde im Weimarer Goethe-
Archiv. Abends hielt Mr. Ahster einen Vortrag über Goethe
als Naturforscher, in welchem er Goethe als den grössten
Naturforscher seiner Zeit bezeichnet; über bez. gegen den
Vortrag erhob sich gleichfalls eine lebhafte Debatte. Am
25. August las Caroline K. Sherman über die göttliche
Comödie und Faust, Aubertine Woodward über den »Erlkönig«.
Henry C. Brakmeyer über Wilhelm Meister; am 26. August
F. B. Sanborn über Goethes Beziehungen zur englischen
Literatur, am Abend desselben Tages wurde ein Brief von
Henry C. Brakmeyer über den Faust verlesen. Am 27.:
Frau D. L. Shorey über die Wahlverwandschaften, Denton
J. Snider über die Mythologie von Faust 2. Theil. Am 28.
\Vm. T. Harris: Was ist das Werthvollste in deutscher Philo-
sophie und Literatur? Abends fand die Feier von Goethes
Geburtstag statt durch Verlesung einer Anniversary ode von
Denton J. Snider. Sodann (ich bediene mich der Worte des
offiziellen Programms) : Brief tributes to the genius of the Poet
by members of the Faculty and by Horace Rublee. A. K.
Linderfeit, Harriet Tyng Griswold, Marion V. Dudley, Carlotta
Perry and others ; closing with »Erl King« music and song.
In gleichzeitig veranstalteten geselligen Vereinigungen wird
noch einmal Goethes gedacht. Zum 26. Aug. Nachm. heisst
es in dem Programm: Reception at the residence of Mrs.
J. H. Van Dyke. — Essay: The Erl King: Miss Aubertine
ÄVoodwaard, of _Madison, Wis., with the complement of Schu-
berts music to Goethes Poem, sung by Mrs. Valborg Hovind
Stub, of Norway.
Am 7. Februar 1887 hielt Prof. Schreyer im Goetheverein
zu Weimar einen Vortrag über: »Achilleus in der Dichtung von
Homer bis Goethe«, welchem S. Königl. Hoheit der Gross-
herzog beiwohnte. Nachdem er hauptsächlich die Gestalt des
Achilleus bei Homer, den kyklischen Dichter und Pindar ver-
folgt, ging er zur Goetheschen Achillei's über und behandelte
Chronik. 269
diese nicht nur nach dem bisher bekannten Material, sondern
auch mit Benutzung der im Goethe-Archiv vorhandenen noch
nicht pubHcirten Handschriften. Am meisten wird wohl die
Mittheilung über den vollständig aufgefundenen Plan der Dich-
tung interessiren. Ein Schema von 102 Motiven, in 8 Ab-
schnitte (Gesänge) getheilt, lässt den allgemeinen Gang der
Dichtung deutlich erkennen. Danach bildete die Liebe des
Achilleus zur Polygena, der Tochter des Priamos, den Mittel-
punkt der Handlung ; der Kampf der Friedens- und Kriegs-
partei im trojanischen wie im griechischen Lager wird ein-
gehend geschildert. Den Abschluss macht der Tod des Achilleus,
der Streit um die Waffen desselben zwischen Aias und Odysseus
und der Wahnsinn und Tod des Aias. — Ausser dem Haupt-
schema finden sich noch spätere Entwürfe der ersten 6 Bücher,
die zum Theil abweichen.
Vom 21. Oktober 1885 bis 8. April 1886 hielt Prof. Wätzold
in Hamburg (Hörsaal der Klosterschule St. Johannis) 20 öffent-
liche Vorlesungen über Goethes Faust.
Am 24. Februar 1886 sprach derselbe im »Verein für
Handlungs-Commis von 1858« über »Werther und seine Zeitig,
am II. März in Bremen im »Künstler -Verein« über »Faust
und das 16. Jahrhundert^'^.
Bibliographie.
I. SCHRIFTEN.
A. UNGEDRUCKTES.
I. GEDICHTE.
[August ij86.]
Woher sind wir gebohren.
Aus Lieb.
^Vie wären wir verlohren
Ohn Lieb
Was hilft uns überwinden?
Die Lieb.
Kann man auch Liebe finden ?
Durch Lieb.
^^'as lässt nicht lange weinen?
Die Lieb.
Was soll uns steets vereinen
Die Lieb.
(Schriften der Goethe-Gesellschaft Bd. II, S. i.)
Wie die Blüten heute dringen
Aus den aufgeschlossnen Zweigen,
Wie die Vögel heute singen
Aus durchsichtigen Gesträuchen,
So begleitet reis' und lebe
Und so freundlich nimm und gebe.
Jena d. ij. May iSop Goethe.
An Bertha von Loder (damals etwa lo Jahre alt) gerichtet,
die 1820 Herrn v. Lützow heirathete und 1844 starb.
(Chronik des Wiener Goethe- Vereins No. i S. 7.)
Bibliographie. 271
Wir kommen aus dem Sonnenland
Mit buntem Kleid und leichtem Band
Geschmückt nach unsrer Weise :
Ein froher Sinn bot uns die Hand
Zu dieser Winterreise
Aus jener milderen Natur
Bestiegen wir die lange Schnur
Der hohen AlpenrUcken,
Und sahn des rauhen Winters Spur
Mit Schauder und Entzücken.
Doch kamen wir behaglich an.
Wo mancher Saal sich aufgethan,
Voll schöner Pomeranzen,
Und mochten wohl auf solchem Plan
Die Taranteile tanzen.
Und diese goldnen Früchte hier
Sie sind nicht fremder Lande Zier,
Sie wachsen in der Runde,
Wie ehrfurchtsvolle Liebe Dir
Auf Deiner Treuen Grunde.
Gedichtet 1810. Autorschaft Goethes durch einen Brief
desselben an Frau Hofmarschall v. Egloffstein 14. Februar 1810
erwiesen.
(Düntzer, Goethes Maskenzüge S. 92.)
[Berka 21. Juni 1814.]
I.
Dass ich bezahle.
Um zu verführen.
Das gilt in Westen,
Das gilt in Osten.
Dass ich bezahle,
Um zu verlieren,
Das sind, ich dächte,
Sehr falsche Kosten.
Seit einigen Tagen
Machst du mir ein bös Gesicht.
Du denkst wohl, ich soll fragen,
Welche Mücke dich sticht.
272 Bibliographie.
3-
Logogryph.
Das Erste giebt mir Lust genug,
Das Zweite aber macht mich klug.
Aus Hirzels Sammkmg gedruckt: Düntzer, Goethes Ge-
dichte III. 2 S. 274.
2. BRIEFE.
Tagebücher und Briefe Goethes aus Italien an Frau v. Stein
und Herder. Mit Beilagen. Schriften der Goethe-Ge-
sellschaft. Im Auftrage des Vorstandes herausgegeben
von Erich Schmidt. Weimar. Verlag der Goethe-Ge-
sellschaft. XXXVI und 484 SS.
Der Band enthält 33 vertrauliche Briefe an Frau v. Stein
nebst 6 derselben überschickte ostensible Schreiben (27. Aug.
1786 — Sommer 1787); doch ist die Zeit vom 21. Februar 1787
an nur durch 4 Schreiben vertreten. Ferner 10 Briefe an Herders
2. September 1786 bis 17. Februar 1787, 2 an den Herzog
I. und 3. November 1786 und 3 an den Minister v. Fritsch
20. Februar 1787, 28. Oktober 1787, 29. März 1788. Aus
Neapel und Sicilien ist nur ein kleines Bruchstück des Tage-
buchs erhalten, dagegen das ganze von dem Aufbruch nach
Italien bis zur Ankunft in Rom reichende in 5 Abschnitten.
I. Karlsbad — Brenner, 2. Brenner — Verona, 3. Verona,
Vicenza, Padua, 4. Venedig, 5. Venedig — Rom. Die übrigen
von Goethe bei der Ausarbeitung seiner »Italienischen Reise«
benutzten Materialien sind von ihm selbst vernichtet worden ;
die Briefe der Frau v. Stein schon in Italien (vgl. S. 284).
Die Einleitung (von Erich Schmidt, von dem auch die An-
merkungen herrühren) gibt einen kurzen Abriss der Reise, einen
Vergleich zwischen der Ausarbeitung der Reise bis Rom und
den ursprünglichen Tagebüchern, das Verhältniss zu Frau
V. Stein. Die Anmerkungen (S. 363 — 445) geben genaue Er-
läuterungen zu den Briefen aus gedruckten und handschrift-
lichen Quellen. Aus letzteren wird Folgendes mitgetheilt:
Schreiben der Carlsbader Getreuen an den Herzog 8. Sep-
tember 1786 (S. 368—370), Briefe der Bäbe Schulthess an
Goethe (S. 374. 420), Briefe Tischbeins an Goethe 1812 — 1821
(S. 406, 412, 413, 439), Originale der drei Briefe aus dem
Juli 1787(8. 429 — 436) nebst einem eigenhändigen gleichzeitigen
Zettel Goethes, Brief Burys an Goethe 1789 (S. 406), Schütz
1789 (S. 413), Moritz 1788 (S. 420), Louise Seidler 183 1
(S. 422), zum Diplom der arkadischen Gesellschaft, Einladung,
Bibliographie. 273
Gedichte, (S. 416, 417). Von Goethe: Notizen aus einem
Reiseheft (Schema für das Tagebuch S. 374); Bemerkungen
zu Volkmanns Reisewerk (S. 392. 423 und vielfach sonst), ausser-
ordentlich wichtige Brieftabelle aus einem römischen Notizbuch
4. November 1786 bis 9. Juni 1788 (S. 398 — 402). Diarium
Dez. 1786, Besuche, Käufe etc. 31. Oktober 1786 bis 12. Februar
1787; Diarium 29. März bis 30. April 1787 (S. 402 — 405), Ver-
zeichniss des Inhalts der zwei nach der Heimat gesendeten
Kasten (S. 412), Brief an Göschen 2. Sept. 1786 (S. 437, 442 fg.)^
5. 471: Ein Goethesches Register aus Rom. »Unnamen«.
Verzeichniss seiner römischen Bekannten mit ihren Schimpf-
namen z. B. (Maler) ^Müller = cavallo tedesco.
Von Ungedrucktem wird ferner veröffentlicht: Ein Brief
von K. August an Anna Amalia 1786 (S. 420 fg.); erwähnt
und benutzt ein Convolut, von Goethe selbst betitelt: »Die
Ausgabe Goetheischer Schriften betr.« (vgl. S. 437 fg. 443);
angedeutet und die Benutzung in Aussicht gestellt : werthvolle
Tagebücher von J. K. Wagner über die Campagne 1792,
(S. 368); das italienische Tagebuch des alten Goethe (S. 383J.
Der Commentator gibt ferner \iele Stellen aus den von
Goethe benutzten Reisebeschreibungen; und sehr ins Einzelne
gehende Bemerkungen über die Art, in welcher Goethe die
Briefe und Tagebücher in seiner gedruckten Reisebeschreibung
benutzte, wichtige Notizen über die in Italien entstandenen
und geplanten Werke.
S. 446 — 467. »Kritischer Apparat«. S. 469 — 484 »Register
der Personen, Orte, Schriften«. (Text und Anmerkungen.)
Das A\'erk, dessen Ausstattung genau der für die wei-
marische Goethe-Ausgabe beabsichtigten entspricht, trägt die
Widmung »Adolf Scholl zum Gedächtniss«.
Zum Goethe-Schillerschen Briefwechsel. Von Oberlehrer Hesse :
Programm des Neustädter Realgymnasiums zu Dresden.
37 SS. 4°.
Einzelne Berichtigungen der Eckermannschen Gespräche. —
Bemerkungen beider Dichter über das Theater- mit Rückblicken
auf ihre dramatische Thätigkeit.
Erinnerungen an Moritz Seebeck, wirklicher Geheimrath und
Curator der Universität Jena. Nebst einem Anhange ;
(joethe und Thomas Seebeck von Kuno Fischer. Mit
Moritz Seebecks Bildniss. Heidelberg, C. Winters Uni-
versitätsbuchhandlung. VIII und 150 SS.
Abdruck der im G.-J. VII, 323 fg. 329 ff. erwähnten Auf-
sätze »nach einer beträchtlichen Vermehrung ihres Inhalts«.
CorriiE- J.'.HKELCii VJil. jg
274 Bibliographie.
Der Anhang, S. 117 bis zum Schluss ist in 7 Abschnitte ge-
theilt, nach den einzelnen in der Correspondenz erwähnten
Personen und Gegenständen. Dem Brief vom 8, November
181 6 ist S. 121 ein kleiner Nachtrag hinzugefügt. Auf das
S. 329 (25/29. Nov. 181 2) erwähnte Gedicht folgt noch eine
Nachschrift, die gleichlautend ist mit einem Briefe an Eich-
städt 12. November 181 2.
Goethes Liebesbriefe an Frau von Stein 1776— 1789. Heraus-
gegeben mit Übersichten und Anmerkungen von Hein-
rich Düntzer. Leipzig. Ed. Wartigs Verlag (Ernst Hoppe)
XYI und 639 SS.
Die vorliegende Veröffentlichung hat nicht den geringsten
selbständigen Werth : die Kleinlichkeit, Wiederholungssucht
des Autors zeigen sich deutlich, sein Autoritätsdünkel tritt
aufs Lebhafteste hervor. Die vortreffliche Arbeit Fielitz", der
mit unsäglicher Mühe eine gründliche Collationirung der Origi-
nale vorgenommen, der durch ein reiches wenig benutztes
handschriftliches Material seinen Commentar zu einer hervor-
ragenden, sehr belehrenden wissenschaftlichen Untersuchung
gemacht, wird stark ausgenutzt und zum Danke ihm die un-
bedeutendsten Irrthümer vorgehalten und ein nichtiger Streit
über Lappalien geführt.
A. Cohn = CLXXII Catalog des antiquarischen Lagers von
Albert Gohn in Berlin \V. 53 Mohrenstrasse. Auto-
graphen und historische Documente. Sammlung des
verstorbenen Herrn Friedrich Roeth in Augsburg. Dritte
Abtheilung. Deutsche und ausländische Dichter und
Nationalschriftsteller. 97 SS.
Verzeichnet die im G.-J. VII, S. 193 und S. 195 fg. abge-
druckten Briefe an Reichel und das Blättchen über die Oper
Circe, zwei früher gedruckte Briefe v. 18. Januar 18 10, 9. März
1819 und einen ungedruckten Brief vgl. unten. Ferner eine
Reihe merkwürdiger Notizen über Goethe. Erwähnt seien
folgende :
Eckermann, Joh. Pet. an \\'. Reichel. Weimar, 25. März 1833.
Interessanter Brief, den Druck von Goethes nachgelassenen
Werken betreffend. Bestimmung eines Goetheschen Gedichtes,
■welches im Original keine Benennung hatte und vom Kanzler
Müller falsch bestimmt war.
Bibliographie. 275
Humboldt, Wilh. v., Dresden, 24. Juni 1797.
Über die Herausgabe Goethescher Gedichte. »Goethe
äussert, ob sie (sie!) nicht die, welche jetzt nicht aufgenommen
werden konnten, in der andren Ausgabe mit lat. Lettern
brauchen wollten, und icli hielt diess für ganz schicklich«.
Klinger, F. M. v., Petersburg, 19. Dezember 1807. Von dem-
selben Fragment eines Briefes (und.).
Der erste Brief beginnt: »Ich danke Ihnen mein Freund
für Goethes Werk«. — Das interessante Fragment aus sehr
früher Zeit fängt an: »Ich und Ernst haben uns Werthers
Uniform machen lassen, haben alles so gleich dass man einen
mit dem andern verwechseln möchte. Auch hat mir den Herbst
Goethe gelbe West und Hose gegeben die er in der Schweiz
trug, das mich all kindisch freut«, etc.
Körte an Schütz. Halberstadt iSio. »Wie liebe und gütige
lichte Worte hat mir Goethe darüber gesagt«.
Cohn II = CLXXVII Catalog des antiquarischen Lagers von
Albert Cohn in Berlin. Autographen und historische
Dokumente.
Verzeichnet eine Anzahl gedruckter Goethebriefe, ferner
einen ungedruckten (mit dreizeilicher eigenhändiger Em-
pfehlung), dessen Adressat nicht genannt und über dessen
Inhalt nichts mitgetheilt wird, ferner einen von Goethe unter-
zeichneten Theaterzettel i. Juni 1796, einen dito zum 23. Sep-
tember 1794, zu welchem Goethe Datum und Namen der
Schauspieler gesetzt hat, einen Carlsbader Druck »Sah gemalt
in Gold und Rahmen«, zu welchem Goethe seinen Namen
und die Widmung »Herrn Professor Dietrich Carlsbad d.
15. Sept. 1819« hinzugeschrieben hat; ferner einen unge-
druckten Brief s. unten. — Mitgetheilt werden S. 17 aus
einem Aufsatze Karl Augusts über die Organisation der Theater-
leitung nach Bellomos Abgang, die beiden letzten Punkte:
»8° hatte ich zu dieser Stelle Neumannen ausersehen
wenn er leben bleibt denn er ist ein guter Mensch. Da ich
hingegen bey dieser Wahl
9° dem Schauspieler Einer völlig den Ausschluss geben
muss, da er durch seine Entweichung vor den Jahre den
Hof u. das Publikum sehr beleidigt hat«.
Daselbst aus einem Briefe der Charlotte Kestner an August
Kestner, Hannover, 13.- 15. März 1820: eine Erwähnung ihrer
I8-"
276 Bibliographie.
weimarischen Reise und die Worte »Mit dieser Post kommt
die Recension von Goethe über Dein Buch, Georg hat es
mit Mühe kommen lassen«. EndUch S. 35 aus einem Briefe
Wielands an Kayser 26. Juli 1776 die Stelle: »Ihr Wunsch,
Edler junger Mann, dass wir uns unmittelbar in die Augen
möchten sehen können, ist auch der Meinige . . . Itzt gründet
sich meine hohe Meinung von dem Geiste der in Ihnen ist,
auf das was mir Goethe von Ihnen sagte, und auf das was
er von Ihnen weissagt. Was Sie über Gluck geschrieben haben,
hat mir Goethe noch nicht gewiesen. Er ist schon 10 Tage
mit dem Herzog abwesend, und wird vor 10 Tag(en) schwerlich
wieder kommen« etc.
Aus Weimars Glanzzeit. Von Frau Professor Karl Koch geb.
Weichardt. Mit einem Lichtdruckbilde Goetlies nach
einer der Frau v. Stein von Goethe geschenkten Büste.
Minden W. J. C. C. Bruns Verlag X und 136 SS.
Die Provenienz der Büste erscheint mir zweifelhaft; den
1790er Jahren, wie die Verfasserin vorgibt, gehört sie sicherlich
nicht an. Von den hier mitgetheilten Briefen und Gedichten
Goethes, einzelnen Briefen der Frau Rath und ein paar Briefen
und Gedichten an und über Goethe ist nichts ungedruckt,
das Meiste mehrfach an leicht zugänglichen Orten und ohne
die entstellenden Fehler veröffentlicht, die diesen Neudruck
verunzieren.
Könnecke, Anhang = Zum 28. August 1886. Vermehrter
Separatabdruck der Goethe betreffenden Seiten aus dem
Bilderatlas zur Geschichte der deutschen Nationallite-
ratur .... von G. Könnecke. Marburg N. G. Ehvert.
Dieser, nur für 38 namentlich aufgeführte Goetheforscher
veranstaltete Separatdruck der Seiten 194 — 215 des untenan-
geführten Werkes ist mit einem besondern Anhange (i Folio-
Seite) vermehrt, welcher enthält: i. Verse Lavaters zu den
Bildnissen von Goethes Vater, Goethes Mutter, der Gräfin
Branconi. 2. Goethes Bild, gemalt 1805 von Caroline Bardua,
3. Drei ungedruckte Briefe Goethes. — Das Bild ist für meinen
(leschmack entsetzlich; die Briefe vom 8. November 1808,
24. Tanuar 1S22. i. November 1825 sind unten abgedruckt.
Kosegarten = Gotthard Ludwig Kosegarten. Ein Lebensbild
von Dr. H. Franck, Oberlehrer am Gymnasium zu
Demmin. Nebst einem Bildniss Kosegartens, gestochen
von A. Krausse. Halle a. S. Buchhandlung des \\'aisen-
hauses 1887, X und 467 SS.
Bibliographie. 277
Der Geschilderte ist der bekannte Dichter 1758—- 1 818,
der Vater des mit Goethe bekannten Orientalisten. Der Brief
an den Vater war schon bei Petrich, Pommersche Lebens- und
Landesbilder S. 113 gedruckt, aber bei Strehlke übergangen,
auf S. 97 (in unserem Buch S. 240 fg.) die wegwerfenden Vr-
theile Goethes und Schillers über Kosegartens Poesien.
Muller ^ F. Max Müller : Goethe und Carlyle. Zur Eröffnung
der Englischen Goethe-Gesellschaft am 28. Mai 1886.
(Neue Freie Presse 21., 22. Juli.)
Schilderung des persönlichen und literarischen Verhält-
nisses beider. Hauptsächlich wichtig durch Mittheilung zweier
ungedruckter Briefe vom 26. Okt. 1824 und 14. März 1828. —
Dagegen ist der grosse Brief vom 12. Juli 1827 (in der N. Fr. Pr.
steht fälschlich 1824) längst gedruckt, vgl. G.-J. IV, 408, 409;
nur die folgenden zwei kleinen Abschnitte waren bisher nicht
bekannt. Der eine steht nach »verkündigen« : »Hier lassen
Sie mich schliessen, wo man ins Unendliche fortfahren könnte
und erfreuen Sie mich bald mit einiger Erwiderung, wodurch
ich Nachricht erhalte, dass gegenwärtige Sendung zu Ihnen
gekommen ist«. Der andere ganz am Schluss : »Die noch
übrigen Seiten geben mir Gelegenheit zu beweisen, wie oft
ich mich in Ihren Gegenden aufhalte. Nehmen Sie Ihre be-
kannten verjährten Gedichte nun in fremdem. Ihnen auch
werthem Idiom freundlich auf«.
Eugen Oswald = Carlyle-Goethe-Froude. \'on Eugen Oswald.
(Mag. für Literatur des Auslandes. No. 50, S. 787 fg.)
Schmidt = Erich Schmidt : Die Autographen des Briefwechsels
zwischen Schiller und Goethe.
(.Allgem. Zeitung, 10. Jan., No. 10. S. 140.)
Theilt das unten abgedruckte Codicill Goethes vom
22. Januar 1831 mit, und meldet, dass der Baron Cotta die
von ihm 1878 erworbenen Autographen des genannten Brief-
wechsels an die Frau Grossherzogin von Sachsen verkauft
habe; dieselben sollen aber »bis zum Ableben des Herrn
Verkäufers in des letzteren ungestörtem Besitz und Ver-
wahrung mit dem ausdrücklichen Recht der Benutzung der-
selben zu literarischen Zwecken« verbleiben.
278 Bibliographie.
3. REGESTEN
nebst einer Inschrift, zwei Xotizen Goethes und einem Briefe an Goetlie.
Zur Erinnerung eines flüchtigen
Augenblicks schrieb seinen
Nahmen
Weimar d. 12. Apr. j6 Goethe
Inschrift in das Stammbuch des Senators Schübler zu
Heilbronn. In demselben auch eine Inschrift der Frid. Brion.
(Chronik des Wiener Goethe-Vereins, No. 3 S. 2.)
Tagebuch der italienischen Reise, Karlsbad bisRom, in 5 Stücken.
Bruchstück des Tagebuchs Neapel, Sicilien, mit manchen
Zeichnungen Goethes; besonders hervorzuheben die
Federzeichnung der Gerichtsverhandlung in Venedig.
(Schriften der Goethe-Gesellschaft Bd. II, S. 9 — 214, 289
bis 294, 296 — 301.)
Carlsbad bis Rom 1786, 1787, 2)ö Briefe an Frau v. Stein,
10 an Herders, i an Herzog C. August, 2 an v. Fritsch
(an denselben auch 29. März 1788).
(Schriften der Goethe-Gesellschaft Bd. II, S. 1 — 7, 215
bis 287. 295 — 362. j
An Klein. ij. April ij8g.
Verehrungswerther Hr. Geheimrath!
Ich danke Ihnen bestens für die wohlwollenden Glück-
wünsche, w-elche Sie mir bey Gelegenheit einer Aufführung
meiner Iphigenie in Ihrer Residenz zu Theil werden lassen. —
Ich wusste längst welch ein unpartheyischer Beurtheiler, und
welch ein nachsichtsvoller Richter fremder Produktionen Sie sind,
weshalb es nicht anmaßlich von mir war, Ihrer gütigen Theil-
nahme an meinem poetischen Wirken mich versichert zu halten.
Was Sie über meinen Egmont sagen ist ganz richtig,
und unterschreibe ich in Allem Ihren Ausspruch.
Ich bin eben jetzo mit einer Tragödie beschäftigt, worin
ich die schönsten Lebensmomente u. die ergreifendsten Schick-
salsspiele des herrlichen Torquato Tasso zusammen zu faßen
mich bestrebe.
Empfehlen Sie mich unseren gemeinschaftlichen Freunden
und erlauben Sie mir stets zu verbleiben
Dero
Weitnar d. ij. April ganz ergebener
178g Göthe
Gedruckt: Didaskalia März 1886 und daraus in mehrere
Zeitungen übergegangen.
Bibliographie. 279
An Frau von Stael. 26. Mai 1808.
Vgl. oben S. 104.
An Leo V. Seckcndorf. Weimar, 8. Nov. 1808.
»Ew. Hochwohlgeboren auf verschiedene Anfragen zu
antworten, verschob ich immer, weil ich einige Hefte des
Prometheus zu erhalten hoffte. Diese sind nun zwar angelangt,
allein ich finde die Fortsetzung der Pandora nicht darin,
welche doch dieser Zeitschrift ganz besonders gewidmet war.
Freylich konnte nichts schlimmeres begegnen als die Ent-
zweyung der Redacteurs, wenn die Redaction und der Ver-
leger nicht ganz einig sind. Ich wünsche gar sehr, dass Sie
ein so schönes und in manchem Sinne bedeutendes Institut
möchten erhalten können. Was mich betrifft, so kann ich
keinen sonderlichen Beystand zusagen, denn ich bin durch so
mancherley Ereignisse in meinen Arbeiten dergestalt gestört
worden und zurückgekommen, dass ich kaum weiss, wo ich
zuerst wieder anknüpfen soll. Bleiben Sie indess von meiner
Theilnahme versichert, und lassen sie mich bald wieder von
sich hören«.
Könnecke, Anhang.
An Geh. Rath v. Müller. Berka. 12. März 1814.
Nur Adressat und Datum mitgetheilt.
A. Cohn S. 73.
An G. L. Kosegarten. Weimar, 14. Juli 1818.
«Das so unterhaltende als belehrende Verhältniss zu Ihrem
Herrn Sohn«. Dankt für K"s Distichen »Sprüche der Sträusser-
mädchen«. Freut sich über die erhaltenen Denkmale der
Vorzeit von der Insel Rügen. Sendet »frühere Abbildungen
jener Gegenden von der Hand eines werthen abgeschiedenen
Freundes« (vielleicht Radierungen oder Zeichnungen Hackerts).
Kosegarten S. 348 fg.
{An Reichel?) Weimar, 24. Jan. 1822.
»Ew. Wohlgeb. schreibe diesmal Nachts in folio einem
Übel vorzubeugen. Der zehnte Revisionsbogen« [der »Campagne
in Frankreich«]. Nothwendige Rectification und Umstellungen.
Könnecke, Anhang.
28o Bibliographie.
Ati Charlotte v. Schiller. Weimar, 25. März 1824.
»Sie erhalten hiebey, theure verehrte Freundin, den
wesentlichen Inhalt eines Erlasses an H. v. Cotta . . . Ich
darf nicht sagen wie mich's freut dass ein so bedeutendes
Geschäft [der Schiller-Goethe Briefwechsel] uns Gelegenheit
geben wird alter Zeiten nicht nur zu gedenken, sondern sie
auch thätig Avieder hervorzurufen«.
Cohn II S. 12.
An Carlylc. 26. Okt. 1824.
»Herrn Carlyle nach London:
Wenn ich, mein werthester Herr, die glückliche Ankunft
Ihrer willkommenen Sendung nicht ungesäumt anzeigte, so
war die Ursache, dass ich nicht einen leeren Empfangsschein
ausstellen, sondern über Ihre mir so ehrenvolle Arbeit auch
irgend ein geprüftes Wort beizufügen die Absicht hatte. ISIeine
hohen Jahre jedoch, mit so vielen und unabwendbaren Ob-
liegenheiten immerfort beladen, hinderten mich an einer ruhigen
Vergleichung Ihrer Bearbeitung mit dem Originaltexte, welches
vielleicht für mich eine schwerere Aufgabe sein möchte, als
für irgend einen dritten der deutschen und englischen Literatur
gründlich Befreundeten. Gegenwärtig aber, da ich eine Ge-
legenheit sehe, durch die Herren Grafen Benting (sie !) gegen-
wärtiges Schreiben sic:her nach London zu bringen und zugleich
beiden Theilen eine angenehme Bekanntschaft zu verschaffen,
so versäume nicht, meinen Dank für Ihre so innige Theil-
nahme an meinen literarischen Arbeiten sowol, als an den
Schicksalen meines Leben hiedurrh treulich auszusprechen und
Sie um Fortsetzung derselben auch für die Zukunft angelegentlich
zu ersuchen. Vielleicht erfahre ich in der Folge noch Manches
von Ihnen und übersende zugleich mit diesem eine Reihe
von Gedichten, welche schwerlich zu Ihnen gekommen sind,
von denen ich aber hoffen darf, dass sie Ihnen einiges Interesse
abgewinnen werden.
Weimar, den 26. Oktober 1824.V
Müller, 21. Juli.
A?i das Kiirf. Minist, d. Ausic. IFeimar, i . Nov. i82ß.
»Hochwohlgeborene, hochzuverehrende Herren. Das von
Ihro königliche Hoheit allergnädigst bewilligte Privilegium«
(gegen den Nachdruck der Ausg. 1. H.). Dank für dasselbe.
Könnecke, Anhans:.
Bibliographie. 28 1
An Carlylc. Weimar, den 14. März 1828.
An Herrn Carlyle nach Edinburgh.
Wahre Überzeugung geht vom Herzen aus : das Gemüth,
der eigenthche Sitz des Gewissens, richtet über das Zulässige
und Unzulässige weit sicherer als der Verstand, der gar Manches
einsehen und bestimmen wird, ohne den rechten Punkt zu
treffen.
Ein wohlwollender, auf sich selbst merkender Charakter,
der sich selbst zu ehren, mit sich selbst in Frieden zu leben
wünschte und doch so manche Unvollkommenheit, die sein
Inneres verwirrt, empfinden muss, manchen Fehler zu bedauern
hat, der die Person nach Aussen compromittirt, wodurch er
sich dann nach beiden Seiten beruhigt und bestritten findet,
wird sich von diesen Beschwernissen auf alle Weise zu be-
freien suchen.
Sind nun aber diese Misshelligkeiten in treuer Beharrlich-
keit durchgefochten, hat der Mensch erkannt, dass man sich
von Leiden und Dulden nur durch ein Streben und Thun zu
erholen vermag, dass für den Mangel ein Verdienst, für den Fehler
ein Ersatz zu suchen und zu finden sei, so fühlt er sich be-
haglich als einen neuen Menschen.
Dann aber drängt ihn sogleich eine angeborne Güte,
gleiche Mühe, gleiche Beschwerden zu erleichtern, zu ersparen,
seine Mitlebenden über die innere Natur, über die äussere
^^'elt aufzuklären, zu zeigen, woher die Widersprüche kommen,
wie sie zu vermeiden und auszugleichen sind. Dabei aber
gesteht er, dass dem Allen ungeachtet im Laufe des Lebens
sowol Äusseres als Inneres unablässig im Conflict befangen
bleiben, und wie man sich desshalb rüsten müsse, täglich
solchen Kampf wiederholt zu bestehen.
Wie sich nun ohne Anmaßung behaupten lässt, dass die
deutsche Literatur in diesem humanen Bezug viel geleistet hat,
dass durch sie eine sittlich psychologische Richtung durchgeht,
nicht in ascetischer Ängstlichkeit, sondern eine freie, natur-
gemäße Bildung und heitere Gesetzlichkeit einleitend, so habe
ich Herrn Carlyle's bewunderungswürdig tiefes Studium der
deutschen Literatur mit Vergnügen zu beobachten gehabt
und mit Antheil bemerkt, wie er nicht allein das Schöne und
Menschliche, Gute und Grosse bei uns zu finden gewusst,
sondern auch von dem Seinigen reichlich herübergetragen und
uns mit den Schätzen seines Gemüths begabt hat. Man muss
ihm ein klares Urtheil über unsere ästhetisch sittlichen Schrift-
steller zugestehen und zugleich eigene Ansichten, wodurch
er an den Tag gibt, dass er auf einem originalen Grund be-
ruhe und aus sich selbst die Erfordernisse des Guten und
Schönen zu entwickeln das Vermooren habe.
282 BlBLIOGRAPHlH.
In diesem Sinne darf ich ihn wol für einen Mann halten,
der eine Lehrstelle der Moral mit Einfalt und Reinheit, mit
Wirkung und Einfluss bekleiden werde, indem er nach eigen
gebildeter Denkweise, nach angeborenen Fähigkeiten und er-
worbenen Kenntnissen die ihm anvertraute Jugend über ihre
wahrhaften Pflichten aufklären, Einleitung und Antrieb der
Gemüther zu sittlicher Thätigkeit sich zum Augenmerk nehmen
und. sie dadurch einer religiösen Vollendung unablässig zu-
führen werde.
Dem Vorstehenden darf man wol nunmehr einige Er-
fahrungs-Betrachtungen hinzufügen :
Über das Princip, woraus die Sittlichkeit abzuleiten sei,
hat man sich nie vollkommen vereinigen können. Einige
haben den Eigennutz als Triebfeder aller sittlichen Handlungen
angenommen. Andere wollen den Trieb nach Wohlbehagen,
nach Glückseligkeit als einzig wirksam finden, wieder Andere
setzen das apodiktische Pflichtgebot obenan, und keine dieser
Voraussetzungen konnte allgemein anerkannt werden ; man
musste es zuletzt am gerathensten finden, aus dem ganzen
Complex der gesundeu menschlichen Natur das Sittliche sowie
das Schöne zu entwickeln.
In Deutschland hatten wir schon vor sechzig Jahren das
Beispiel eines glücklichen Gelingens der Art. Unser Geliert,
welcher keine Ansprüche machte, ein Philosoph vom Fach
zu sein, aber als ein grundguter, sittlicher und verständiger
Mann durchaus anerkannt werden musste, las in Leipzig unter
dem grössten Zulaufe eine höchst reine, ruhige, verständige
und verständliche Sittenlehre mit grossem Beifall und mit dem
besten Erfolg; sie war dem Bedürfnisse seiner Zeit gemäß
und wurde erst spät durch den Druck bekannt.
Die Meinungen eines Philosophen greifen sehr oft nicht
in die Zeit ein, aber ein verständiger wohlwollender Mann,
frei von vorgefassten Begriffen, umsichtig auf das, was eben
seiner Zeit noththut, wird von seinen Gefühlen, Erfahrungen
und Kenntnissen gerade dasjenige mittheilen, was in der Epoche,
wo er auftritt, die Jugend sicher und folgerecht in das ge-
schäftliche und thatfordernde Leben hineinführt.
IVcimar. 14. März 1828.
Müller. 22. Juli.
Au Carlyle. 17. Okt. 1830.
»Von der Societe St. Simonienne bitte Sich fern zu halten.
Auch hierüber gelegentlich das Nähere«.
Oswald S. 788.
Bibliographie. 2h^
Aus Goethes Tagebuch.
»5. Juni 181 6. Den ganzen Tag im Bett zugebracht.
Meine Frau in äusserster Gefahr. Mein Sohn Helfer, Rath-
geber und einziger haltbarer Punkt in dieser Verwirrung.
6. Juni Nachts. Ende meiner Frau. Letzter fürchterlicher
Kampf ihrer Natur. Sie verschied gegen Mittag. Leere und
Todtenstille in und ausser mir«.
Frankfurter Zeitung No. 124, 4. Mai.
Goethes Codicill, 22. Januar i8ji.
»Correspondenz mit Schiller anno 1850 herauszugeben.
Alle Aufmerksamkeit verdient das Kästchen, welches bey
Grossherzoglr. Regierung niedergestellt ist; es enthält die
Originalbriefe meiner Correspondenz mit Schiller, welche erst
im Jahr 1850 herausgegeben werden sollen, wovon die Acten
das Weitere nachweisen. Wie sich auch die weltlichen Sachen
bilden, so werden diese Papiere von grossem Werthe seyn :
a., wenn man bedenkt, dass die deutsche Literatur sich bis
dahin noch viel weiter über den Erdboden ausbreiten wird,
b., dass darin nahe bis 500 Briefe von Schillers eigner Hand
befindlich, dass ferner c, die Anecdotenjagd so viele Namen,
Ereignisse, Meynungen und Aufklärungen finden wird, die,
wie wir in jeder Literatur sehen, von älteren Zeiten her immer
mehr geschätzt werden, so wird man begreifen, was ein kluger
Unternehmer aus diesen Dingen werde für Vortheil ziehen
können. Deshalb das Ausbieten dieses Schatzes nicht privatim,
sondern durch die Zeitungen und zwar auch durch die Aus-
ländischen zu besorgen, und den Nachkommen die Früchte
väterlicher Verlassenschaft zu steigern seyn werden. Meine
Enkel sind alsdann längst mündig und mögen nach dieser
Anweisung ihre eigenen Vortheile wahren. Die Hälfte des Er-
löses kommt den Schillerschen Erben zu, w-eshalb denn in
diesem Geschäft die nöthige Vorsicht zu brauchen ist«.
Heinrich Heine an Goethe. 2p. Dezember 1821.
»Ich hätte hundert Gründe, Ew. Excellenz meine Gedichte
zu schicken, ich will nur einen erwähnen: ich liebe Sie. Ich
war lange nicht mit mir einig über das Wesen der Poesie;
die Leute sagten mir: Frage Schlegel! der sagte mir: Lese
Goethe! Das hab ich ehrlich gethan, und wenn jetzt was
Rechtes aus mir wird, so weiss ich, wem i( h es verdanke.
Ich küsse die heilige Hand, die mir und dem ganzen Volk
den Weg zum Himmelreich gezeigt«.
Voss. Ztg. No. 105, 4. Mai, Frankf. Ztg. No. 124, 4. Mai.
284 Bibliographie.
B. NEUE AUSGABEN.
Goethes Werke. Dritter Theil. i. 2. Gedichte. Dritter Band.
Herausgegeben von Prof. Heinr. Düntzer. Berlin und
Stuttgart. W. Spemann (Deutsche Nat.-Lit. Bd. 84.)
I. u. 2. Abtheilung, VIII u. 312 VI, und 308 SS.
Die erste Lieferung von III, i ist G.-J. VII, 337 angezeigt;
die folgenden enthalten den Schluss der »Inschriften« (im
Ganzen 98 Gedichte), Hans Sachsens poetische Sendung, Auf
Miedings Tod, Geheimnisse und »Zahme Xenien« ; zum Schluss
die Chinesisch-deutschen Jahreszeiten. Die kurze Einleitung
gibt eine Würdigung der verschiedenen Dichtungsarten, handelt
über Goethes Reime und setzt die Grundsätze der Erklärung
auseinander. Die Erklärungen namentlich zu den »Zahmen
Xenien« sind sehr ausführlich. — Die 2. Abtheilung enthält
die »Gelegenheitsgedichte«, im Ganzen 199, zuerst die an
fürstliche Personen gerichteten, dann die, deren Entstehungs-
zeit feststeht, nach der Zeitfolge geordnet (die derselben Person
bestimmten hintereinander), dann die aus unbestimmter Zeit
stammenden, zuletzt die, von denen nicht unzweifelhaft fest-
steht, dass sie Goethe angehören. Unter diesen Gedichten das
Leipziger Liederbuch, Friedrikenlieder u. s. w. — x\uf die Ge-
legenheitsgedichte folgt »Der neue Alcinous«, Invectiven, Xe-
nien (1796). Von letzteren gibt Düntzer 106 »welche aus äusseren
oder aus inneren Gründen unzweifelhaft oder fast unzweifelhaft
Goethe angehören. In die Abtheilung »Aus fremden Sprachen«
sind ausser dem von Goethe selbst Aufgenommenen die Über-
setzungen aus den alten Sprachen hinzugetreten, sodann die
ossianischen Gesänge, 2 kleine Übersetzungen aus Montaigne.
Die Übertragung des Hohenliedes ist, weil prosaisch, ausge-
schlossen. S. 229 — 279: Zusätze und Berichtigungen. S. 280
bis 298: Alphabetisches Register der Anfangsworte sämmt-
licher Gedichte. Den Schluss bildet ein Inhaltsverzeichniss.
Die Berichtigungen bestehen grossentheils in heftiger Abwehr
aller neueren Untersuchungen und Erklärungen. Letztere werden
»Verzerrungen« genannt, erstere sind »unbegreiflich, bedauer-
lich« u. s. w. Solche Epitheta werden mit Vorliebe den im
Goethe-Jahrbuch mitgetheilten Arbeiten zu Theil. Bei Er-
wähnung" einer derselben heisst es: »Soll denn die Goethe-
forschung zum Kinderspott werden?« Gegen mich persönlich
nur zweimal Widerspruch S. 251. 272. Dass D. auch gegen
die »für die Verwaltung des Goethearchivs massgebende Richt-
schnur« auftritt, versteht sich bei ihm von selbst.
Goethes Werke. Vierter Theil. Gedichte. Vierter Band. Heraus-
gegeben von Prof. H. Düntzer. Berlin und Stuttgart.
\V. Spemann. (Deutsche Nat.-Lit. Bd. 85.) XXIV u. 376 SS.
Bibliographie.
Enthält den West-östlichen Divan , herausgegeben von
H. Düntzer: Text und Anmerkungen, letztere unter dem Text.
S- 5^3- 364 : I^as Kosegartensche Register, von D. ergänzt,
S. 365, 366: Spruch an Silvestre de Sacy , Schlussspruch,
S. 367 ff. : Alphabetisches Register und Inhaltsverzeichniss.
(Die Noten und Abhandlungen beginnen S. 213.) Bei den
Gedichten sind einzelne in der Quartausgabe eingeschobene
Verse mir in den Anmerkungen mitgetheilt S. 160 A.;
Cioethes Gedicht auf den Elfer : «Wo man mir Guts erzeigt^
überall«. —
(loethes Werke. Achter Theil. Dramen. Dritter Band. Heraus-
gegeben von Prof. K. ]. Schröer. Berlin und Stuttgart.
W. Spemann. (Deutsche Xat.-Lit., Bd. 89.) XXVIII
und 522 SS.
Die 3 ersten Lieferungen des Bandes sind G.-J. VII, 337
besprochen. Die Schlusslieferungen enthalten Clavigo und
Egmont, jedes Drama mit einer besonderen Einleitung. Bei
Clavigo wird die Nachbildung des Originaltitels, bei Egmont
die Nachbildung des Titels und der ersten Textseite der
Handschrift, ferner die des Originaltitels von 17SS und des
Personenverzeichnisses der Handschrift gegeben. Den Schluss
macht ein Wortregister. Die Handschrift ist die in der Berliner
Königlichen Bibliothek befindliche. DieGesammteinleitung wählt
als Titel dieser drei Dramen die Überschrift: »Vierte Gruppe.
Geschichtliche Dramen in Prosa« und erklärt denselben, gibt
einige Bemerkungen über den Text der neuen Ausgabe und
handelt über die Quelle, die Entstehung, die Charactere und
die Bedeutung des Dramas.
c. Einzelschriften und Erläuterungen.
I. ALLGEMEINES. BIBLIOGRAPHISCHES.
Hermann Grimm : Goethe im Dienste unserer Zeit. Vortrag,^
gehalten in A\'eimar den 2. Mai 1886 bei der ersten
ordentlichen Generalversammlung der Goethe-Gesell-
schaft. (Deutsche Rundschau, 12. Jahrg. 9. Heft S. 434
bis 450.J
Mit besonderer Hervorhebung von Goethes kunsthistori-
schen Aufsätzen und seiner Schrift über Winkelmann. Wie
in letzterer Schrift Goethe den Winkelmann lebendig habe
erstehen lassen, so sei es unsere .Aufgabe »Goethe intensiver
286 Bibliographie.
und lebendiger an der täglichen Arbeit geistigen Vorwärts-
dringens zu betheiligen, die uns obliegt«. Das Programm der
Gesellschaft müsste sein »diese Auffassung des Goetheschen
Geistesreichthums, diese Goethesche Methode, den Gehalt seiner
Gedanken zu verarbeitena. — Drei Perioden in Goethes Kunst-
anschauung. Jugendzeit : nationale Kunst ; Italien : Griechen
und Cinquecento: Alter: Ausschliessliche Bewunderung der
classischen Kunst, Hervorhebung des Technischen. Goethes
Einwirkung besonders auch in Stil und Sprache.
Wilhelm Scherer. Aufsätze über Goethe. Herausgegeben von
Erich Schmidt. Berlin, Weidmannsche Buchhandlung.
VIII und 355 SS. in 8°.
Das Buch enthält folgende Aufsätze: i. Goethe-Philologie.
2. Gretchen. 3. Goethe als Rechtsanwalt. 4. Der junge
Goethe als Journalist. 5. Sophie von La Roche und ihre
Enkelin. 6. Goethe und Adelaide. 7. Bemerkungen über
Goethes Stella. 8. Iphigenie in Delphi. 9. Nausikaa. 10. Eine
österreichische Dichterin (Suleika). ir. Pandora. 12. Neue
Faust- Commentare. 13. Betrachtungen über Faust. 14. Faust -
Studien. — No. 13 war im 6. Band des Jahrbuchs erschienen.
No. 2, 8, 9, II, 12, 14, die seit dem Erscheinen des G.-J.
veröffentlicht waren, sind in demselben einzeln besprochen:
die übrigen waren vor 1879 gedruckt. Die Abhandlungen
sind unverändert abgedruckt ; neu sind einzelne aus den
Schererschen Papieren von dem Herausgeber Erich Schmidt
hinzugefügte Zusätze, z. B. S. 282 die längere Bemerkung zu
Pandora. — Die ganze Sammlung bietet ein kostbares Ver-
mächtniss des leider so früh uns Allen Entrissenen.
Charakteristiken. Von Erich Schmidt. Berlin, Weidmannsche
Buchhandlung. VIII, 498 SS.
Enthält ausser dem unten noch zu erwähnenden Aufsatze
über Frau Rath die im G.-J.VIIL S.77 — 131 abgedruckten: »Faust
und das 16. Jahrhundert« und die im G.-J. VII, S. 388 fg. er-
wähnten: »Frau V. Stein, Marianne-Suleika«. ferner »Friederike,
Goethe und O. Ferul. Aus der Wertherzeit« [im Ansc-hluss an
Goethes Briefe an Sophie La Roche mit einzelnen unge-
druckten Briefen].
Berichte des Freien Deutschen Hochstiftes zu Frankfurt a. M.
Herausgegeben vom Akademischen Gesammt-Auschuss.
Jahrgang 1885/6, Heft 3 u. 4. Frankfurt a. M. Druck
von Kumpf und Reis, S. 181 — 411.
Bibliographie. 287
Enthält die zwei unten angeführten Aufsätze von
J. Werner und Heinemann, ferner S. 341—348 einen Vor-
trag des Direktor Dr. Rehorn über »die Sage vom ewigen
Juden und die gleichnamige Dichtung Goethes«. Hauptsächlich
Hinweis auf die Stellen in der »Italienischen Reisea und in
»Dichtung und Wahrheit«, in welchen von dem Plane des
Epos gehandelt wird nebst einzelnen Vermuthungen. Daselbst
S. 384 Reproduction einer Notiz aus dem Frankf Journ. 1842,
9. August, dass 3 grosse deutsche Fürsten die Absicht hegen,
das Goethe-Haus mit seinen Schätzen als Nationaldenkmal
hinzustellen.
Fritz Anders : Kleinstädtereien I. Was weiss das deutsche
Volk von Goethe. (Daheim. XXII. Jahrg. No. 19
S. 297—300.)
Darstellung des Lebens einer kleinen Stadt und Versuch
des Nachweises, dass in der Volksschule nur einzelne Lebens-
daten eingeprägt werden, bei den Gebildeten die Achtung
vor dem Dichter darin besteht, dass sie die Werke anschaffen,
die Unehrlichen bei dem Aussprechen des Namens Entzücken
heucheln, die Ehrlichen bekennen, bei ihrer Leetüre Lang-
weile empfunden zu haben.
Das Goethesche Gleichniss. Von Prof. Dr. Hermann Henkel,
Director des Gymnasiums zu Seehausen i./A. Halle a./S.
Buchhandlung des Waisenhauses, IV und 149 SS.
»Verbesserter, vermehrter und vervollständigter« Abdruck
der beiden G.-J. VI, 391 fg., VII, 343 erwähnten Programme.
Die am Schlüsse des zweiten Programmes angedeuteten und
versprochenen Gleichnissgruppen sind in dem Neudruck hin-
zugefügt.
"\^'oldemar Freih. v. Biedermann : Anzeigen aus der Goethe-
Literatur.
(Archiv für Literaturgesch. XIV, 191-205.)
"Besprechung von Lichtenbergers Ausgabe des Götz
(G.-J. VII, 358 fg.). Arndt (G.-T- VII, 360 fg.). Fielitz (das. VII,
325 fg.), Goethe-Jahrbuch Bd." VL Melzer (G.-J. VL 428 fg.),
Harpf (das. VII. 387). Meisner (das. S. 390). Burdach (das.
S. 345 fg-)-
Woldemar Freih. v. Biedermann : Anzeigen aus der Goethe-
Literatur.
(Archiv für Literaturgesch. XV, S. 81 — 10 r.)
288 Bibliographie.
Gibt an erster Stelle eine ausführliche Besprechung des
G.-J. VII, mit mannigfachen Nachträgen und Berichtigungen
zu Goethes Leipziger Briefen, u. A. ein Verzeichniss der
Buhnenstücke, welche während Goethes Aufenthalt in Leipzig
aufgeführt worden sind und verschiedener anderer neuer Goethe-
schriften.
Neuestes zur Goethe -Literatur, von Wilh. Buchner. Blätter
für literar. Unterhaltung. No. 8 u. 35.
Woldemar Freih. v. Biedermann : Fortgesetzte Nachträge zu
S. Hirzels Verzeichniss einer Goethe-Bibliothek, heraus-
gegeben von L. Hirzel, und zu Goethes Briefen von
F. Strehlke.
(Archiv für Literaturgesch. XIV, S. 373 — 377. j
Einzelne Nachweisungen aus 1S08, 1810, 1829, sonst nur
die auch im G.-J. erwähnten oder abgedruckten Briefe und
Gedichte. Der G.-J. VI, S. 19 fg. abgedruckte Brief vom 11. Jan.
1821 ist an den Geh. Rath H. Heinr. v. Könneritz gerichtet.
Ph. Strauch : Verzeichniss der auf dem Gebiete der neueren
deutschen Literatur im Jahre 1885 erschienenen wissen-
schaftlichen Publikationen. (Anzeiger für deutsches
Alterthum XII, 291— 350. J
Verzeichnet 1481 Nummern. N. 350 — 610 sind Goethe
gewidmet, 611 — 638: Walther von Goethe, 639 — 642: Frau
Rath. — Die über Goethe handelnden Nummern nach folgender
Eintheilung : Gesammtsausgaben der Werke, einzelne Schriften :
Ausgaben, Commentare, Kritisches ; Briefe ; Biographie, Bio-
graphische Einzelheiten : Sprachliches ; Mittheilungen von Zeit-
genossen; Verhältniss zur Wissenschaft; Beziehungen zu ein-
zelnen Personen (die Betreffenden sind alphabetisch geordnet).
2. DRAMEN.
Paul Klaucke : Zur Erklärung deutscher Dramen in den oberen
Klassen höherer Lehranstalten. Berlin 1886. 59 SS. in 8'\
II, 5. Zur Erklärung Goethescher Dramen. Hält nur die
Dramen »Götz, Egmont. Iphigenie« für geeignet zur Schul-
lektüre.
Bibliographie. 289
Sphinx locuta est. Goethes Faust und die Resultate einer
rationellen Methode der Forschung von Ferd. Aug.
Louvier. Berlin 1887. George und Fiedler. VI, 443,
491 SS. Nebst Nachträgen zum i. und 2. Band. IV, 60 SS.
Zur Erklärung und Rechtfertigung des seltsamen und
irreführenden Titels I, 15 A. II, 170. — Das (ranze gibt einen
vollständigen Text des »Faust«, unterbrochen von zahlreichen
Anmerkungen, gefolgt von vielen Nachträgen. — i. Die Me-
thode der Forschung besteht in der Lösung der zahllosen
Räthsel und danach im Vordringen in das Geheimniss der
Dichtung. 2. Faustsprache, zu welcher die poetischen Bilder
den Dichter gezwungen. 3. Plan des »Faust« ein dreifacher:
poetischer, philosophischer, kulturgeschichtlicher. 4. Die später
verfassten Scenen zeigen eine vollkommene Einwirkung von
Kants Philosophie auf den Dichter ; in der Schlussscene sind
alle Stücke von Kants »Kritik der reinen Vernunft« personi-
ficirt. — Die Personen des Stückes bedeuten nicht wirkliche
Personen, sondern philosophische Begriffe, Faust = Verstand,
Margarethe = Naivetät, Valentin = gesunder Menschenver-
stand, Wagner = Scholastik, Homunkulus =: Naturwissenschaft.
Auch die Dinge bedeuten nicht das, was sie besagen. Wenn
Margarethe sich im Gartenhäuschen versteckt, so heisst das
nach dem Erklärer: »Da alles Hölzerne im Faust die Dumm-
heit bezeichnet, so versteckt sich hier die Naivetät hinter der
Dummheit, aber der \'erstand erkennt sie auch in diesem
Versteck«. Niemals wird der Wortsinn gedeutet, nie die übliche
Erklärung benutzt. Einzelnes Scharfsinnige, z. B. Hexenein-
maleins , viel Sonderbares und Seltsames. Intermezzo der
Walpurgisnacht, das allgemein als Nachspiel der Xenien galt,
soll als Schilderung der politischen Weltzustände des Jahres
1808 gelten. »Genius der Zeit« ist nicht etwa als Titel der
Henningschen Zeitschrift aufzufassen, sondern bezieht sich auf
die hervorragende Stellung des deutschen Reiches im Mittel-
alter. Der Gipfel der »inductiven Methode« zeigt sich aber
in der Erklärung von I, 2563 ff. Mephistopheles sagt: »Ihr
Mann ist todt und lässt sie grüssen = der Versuch, Lotterie-
spiel ist vorbei, es ist eine Niete gezogen. Meph.: »Lass sie
doch ja für ihn dreihundert Messen singen = Loose werden
auf c. 300 Messen (Jahrmärkten) ausgerufen. Marthe : »WasL
nicht ein Schaustück !« = die Gewinnliste, der Lotterieplan.
Meph.: »Ihr wäret werth gleich in die Eh zu treten !« = dem
Glücke einmal die Hand zu bieten. Marg. : »Ach nein! das
geht jetzt noch nicht an« = in die Lotterie pflegen nur alte
Frauen zu setzen. — Ich möchte stark bezweifeln, dass, wie die
Verlagshandlung andeutet, das Werk »ungeahnte und über-
raschende Aufklärungen« bietet, oder, wie ein Lobredner meint
GotTHE-jAlIREUCH Vlll. ;g
290 Bibliographie.
»bahnbrechend genannt werden müsse und einen ganz gross-
artigen Fortschritt in der Aufklärung des räthselvoUen Werkes
gethan habe« ! !
Heinrich Düntzer : Zum Verständniss und zum Schutze des ersten
Faustmonologs. (Grenzboten, Bd. I, S. 604 — 617.)
Gegen Scherers Aufsatz G.-J. VI, 245 — 261. läugnet die
stilistische Verschiedenheit und kann die Zersplitterung des
Monologs nicht zugeben.
A. Girot: Reflexions sur le premier monologue de Faust.
(Revue de l'enseignement des langues Vivantes, 2 annee.
No. II, 15. Fevr. Paris et Havre, p. 349 — 354.)
Auszug und Übersetzung von Scherers Aufsatz G.-J. Bd. VI.
Hans Fischer : Eine bildliche Quelle von Goethes ^Va]purgis-
nacht. (»Grenzboten« Bd. II, S. 94 — 96.)
Das 1727 in Dresden erschienene Werk : Saxonia vetus
et magna in parvo, herausg. von Casp. Schneider und J- C.
Knauth enthält einen Kupferstich »Blocksberg« mit einer Dar-
stellung des Brockens und der Hexenversammlung in der Wal-
purgisnacht. Eine ganze Anzahl der hier dargestellten Si-
tuationen wird mit den von Goethe geschilderten in Verbindung
gebracht.
Eine interessante Studie über Goethes Faust veröffentlichte
eben der Kunstkritiker Ginard de la Rosa im Progreso. Der
Spanier hat auch dem zweiten Theile begeisterte Theilnahme
abgewinnen können und findet ihn gelehrter, melancholischer,
schwerfälliger und gekünstelter als den ersten, aber immer
inspirirt und gross. (Kürschners »Signale«.)
Goethe und das Monstrum, oder die Hochzeit von Sonne und
Mond. Neue kritische Grundlage zur vergleichenden
Religionswissenschaft und Ikonographie, nebst Erläute-
rungen zu beiden Faust. (Excurs über das Ewigweib-
* liehe.) Eine Festschrift, (ir. Qu. 24 S. mit 2 autogr.
Tafeln. Klausenburg, Lad. Demjen, Kgl. Universitäts-
Buchhandlung.
F. Gross: Goethes Faust in Frankreich. (National -Zeitung
No. 298, 8. Mai, No. 299, 9. Mai, 9 Feuilletonspalten.)
Delacroix's Zeichnungen, von Goethe gelobt. Ein Artikel
des Globe 30. Oktober 1827 über die Idee des »Faust« und
über die Aufführung einer schlechten Nachahmung in Paris,
Bibliographie. 29 1
20. Februar 1828. Inhaltsanzeige der Helena von J. J. Ampere.
— Erwähnung einiger anderer Artikel des Globe. Kritik der
Übersetzung Gerard de Nervals ; sie sei trotz Goethes Lob —
nur bedingungsweise höchst löblich.
Thomas Calvin: The academic study of Goethes Faust. (Modern
language notes No. 4, 6. S. 98—101. 169 — 172.)
Thesen über das Studium des Faust auf Schulen und Uni-
versitäten, und Empfehlung derselben; briefliche Mittheilungen
vieler Professoren amerikanischer Colleges über die Leetüre
von Faust i. und 2. Theil.
Fr. Groch. Über Goethes Faust und B3^rons Manfred. Deutsches
Dichterheim No. 7.
Goethes Faust, als Mysterium in 2 Tagewerken, für die Bühne
eingerichtet von O. Devrient. 3. Aufl. 12°. 102 S.
Karlsruhe, Braunsche Hofbuchhandlung.
J. Braun : Das älteste Faustbuch und sein Verleger (Spiess.)
(Börsenblatt für den deutschen Buchhandel No. 27.)
In einer Recension der Schwengbergschen Schrift (G.-J.
VII, 356) weist G. Elhnger (Anz. f. d. A. XIII, 156 — 161)
nach, dass das Spiess'sche Faustbuch für einige topographische
Stellen Seb. Münsters Cosmographie benutzt hat.
Gustav Heinrich: Der ungarische Faust. (Ungarische Revue,
Heft IG, S. 780 — S04.)
Mittheilung einer Anzahl von 13 Zaubergeschichten, die
von dem Debrecziner Professor der Naturwissenschaften Stefan
Hatvani (1718— 1786) erzählt werden. Sie sind einem kleinen
Manuscripte des Samuel Kazinczy (1802 — 1855) entnommen
und haben ihre Quelle in der Faustsage und deren Bear-
beitungen. Sie beweisen, dass Faustische Traditionen auch im
18. Jahrhundert in Ungarn verbreitet waren »und dass die
ersten bescheidenen Leistungen der modernen experimentellen
Naturwissenschaft auch den Anwohnern der Theiss als schwarzes
Teufelswerk erschienen«.
Kleine Bilder. Ernstes und Heiteres von Johannes Trojan.
Minden. J. C. C. Bruns. 198 SS. 12°."
S. 155 — 165 »Dr. Faust im Berliner Voigtlande«. Analyse
des vom Puppenspiel-Direktor Julius Linde im Berliner Uni-
versum aufgeführten Stückes »Dr. Johannes Faust. Leben,
Thaten und Höllenfahrt«.
19*
292 Bibliographie.
The life and death of Doctor Faustus made into a Farce by
Mr. Mountford. \^ ith the humours of Harlequin and
Scaramouche. London 1697. Mit Einleitung und An-
merkungen herausgegeben von Otto Francke. (Engl.
Sprach- und Literaturdenkmale des 16. 17. 18. Jahrh.
Heft 3) Heilbronn, Gebr. Henninger, XXXVIII u. 44 SS.
Aus der Einleitung ist besonders wichtig der Abschnitt
S. XIV — XXXV : »Zur Geschichte des Schauspiels Dr. Faust
in England«, dessen einzelne Angaben freilich hier nicht
wiederholt werden können. — Zu demselben Gegenstand
gehört Arthur Dieblers Aufsatz : «Faust- und W'agner-Panto-
mimen in England« Anglia, Bd. VII, worin zwei derartige
Stücke zum Abdruck gelangen.
J. Morgenstern ; Die Faustsage im Judenthum. (Allgem. österr.
Literaturzeitung I. Jahrg. (1885/86) No. 19, 20, IL Jahrg.
No. 7, 8.)
Die Faustsage ist aus deutschen Quellen in das hebräische
Märchenbucli »Sefer maasse nissim« übergegangen. Zusammen-
stellung mit der Geschichte Hiobs u. A.
Unter dem Titel »Margarethas Verbannung, dramatische
Faustphantasie in 3 Abtheilungen« hat Otto Caspari, Professor
der Philosophie in Heidelberg, einen neuen Schlusstheil zum
Faustdrama gedichtet und zunächst als Bühnenmanuscript
herausgegeben. Abweichend von Goethe und übereinstimmend
mit f>. Vischer findet Caspari die Schlussidee des Faust in
der Überwindung und Besiegung Mephistos durch Faust. Die
begleitende Musik ist von Paul Lorberg, Musikdirektor in
Heidelberg, komponirt.
Erläuterungen ausgewählter Werke Goethes. Für die obersten
Klassen höherer Lehranstalten sowie zum Selbstunter-
richt. Von Paul Klaucke. i. Heft: Götz von Berlichingen.
2. Heft : Egmont, Berlin, W. Weber. VI, 193, VI, 232 SS.
Bei dem ersten Stücke werden zuerst die Akte in ihren
Einzelheiten, dann jeder Akt als Ganzes betrachtet, i. und
2. Bearbeitung verglichen , des Dichters Urtheil über sein
Werk, die Schuld des Helden, die politischen Zustände Deutsch-
lands, das Privatleben, die Zustände in Goethes Götz werden
in selbstständigen Abschnitten behandelt. Am Schluss Fragen,
welche auf die Zeit Bezug nehmen, in der das Drama ent-
stand, Themata zu mündlichen und schriftlichen Darstellungen
der Schüler. — Letzteres auch in der Ausgabe des »Egmont«,
In dieser wird ausser der ausführlichen Erklärung, Schillers
Bibliographie. 293
Recension ausführlich behandelt, Götz und Egmont verglichen,
ferner das Volk der Niederländer in »Egmont« mit dem der
Schweizer in »Wilhelm Teil«.
Lebensbeschreibung des Herrn Gözens von Berlichingen.
Abdruck der Originalausgabe von Steigerwald 1731.
(Quellenschriften zur neueren deutschen Litteratur,
herausgegeben von Alexander Bieling, No. 2.) Halle,
M. Niemeyer. X und iii SS.
Blosser Abdruck des Textes. Die Einleitung gibt biogra-
phische und bibliographische Notizen, Proben aus den An-
merkungen der Originalausgabe, Berichtigungen der Druck-
fehler der letztern. Heft i dieser mit Freude zu begrüssenden
Sammlung hatte : Gottscheds Reineke Fuchs , Abdruck der
Ausgabe von 1752, gebracht.
Bernhard Seuffert : Bemerkungen zu v. Biedermanns neuen
Goethe-Forschungen.
(Archiv für Literaturgesch. XIV, S. 378 — 402.)
Besonders ausführlich über »Satyros« und »Elpenor«. In
Bezug auf den erstem bekämpft Seuffert Biedermanns Basedow-
und Bilder -Theorie und schliesst sich Scherers Herder -Ver-
muthung an. In Bezug auf den letztern versucht Seuffert eine
Skizzirung des Inhalts, die sich grossentheils an Biedermann
anschliesst, weist Zarnckes und Ellingers Vermuthungen zurück.
J. Minor : Zum Clavigo.
Die Schlusssituation, wo der Geliebte über der Leiche
der Geliebten von dem Bruder getödtet wird , erinnert an
Hamlet. Auch die Worte erinnern daran. Clavigo zu Buenco :
» . . . Die Unglücklichen sind gefährlich« ; Hamlet zu Laertes :
» ... so ist doch was Gefährliches in mir«.
(Chronik des Wiener Goethe-Vereins No. 4.)
Eugen Guglia : Die historischen Quellen von Goethes Egmont.
(Zeitschrift für allgem. Geschichte, Kultur-, Literatur- und
Kunstgeschichte. 1886. No. 5.)
Iphigenie auf Tauris. — Egmont. — Werther. i. u. 2. Theil.
Von Joh. Wolfgang v. Goethe. (Bibl. der Gesammt-
literatur des In- und Auslandes). Halle a. S. O. Hendel.
No. 3, 44, 48.
Blosser Textabdruck mit ganz kurzen Vorbemerkungen
über das Stück und je einem (schlechten) Holzschnitt des
Dichters.
294 Bibliographie.
J. Minor: Quellenstudien zur Literaturgeschichte des i8. Jahr-
hunderts.
(Zeitschrift für deutsche Philologie XIX, S. 219 — 240.J
Über Goethe handelt besonders (vgl. auch S. 224, Anm. i
•und S. 226 fg.: Motiv der Verwandlungen und der Unzu-
friedenen in dem Gedicht: »Liebhaber in allen Gestalten»).
S. 232 — 238: »Die Wielandschen Singspiele und Goethes Iphi-
genie«, Technik beider, bei Wieland durch Metastasio und
Euripides bedingt, eine gleiche, viele Monologe, »wenig äusser-
liche, viel innerliche Handlung, an einigen Stellen lyrischer
Character, knappe Composition, wenig Personen, Beobachtung
der Einheiten« ; Beibehalten der äussern Verwicklung, Unter-
schieben moderner Empfindungen. Modernisirung, Verinner-
lichung, Idealisirung. S. 239: »Lessings Urtheil über den
Goetheschen Werther«. Lessings Urtheil (Hempel 21, 587)
widerspreche einer von Leisewitz 1780 überlieferten Äusserung,
sei daher nicht so ernst zu nehmen.
Ritter: Goethes Iphigenie, vom Standpunkte des erziehenden
Unterrichts aus betrachtet. (Jahrbuch des Vereins für
wissenschaftl. Pädagogik. 18 Jahrg.)
Zu Goethes Tasso. Von Direktor Wilh. Wittich. (Programm
des Casseler Realgymnasiums.) Cassel, Druck von
Asshauer & Co. 26 SS. 4°.
Biographie des Dichters, Analyse des Dramas. Als Grund-
gedanke desselben wird, gegen die bisherigen Erklärer, theil-
weise mit starker Polemik gegen dieselben, die innere Selbst-
befreiung Goethes, die Überwindung von Irrthum und Schwäche
dargestellt.
Karl Knortz: Goethes Torquato Tasso. (»Bahn frei«, Organ
des New-Yorker Turnvereins. Jahrg. 4, No. 38-41,
14. August bis 4. September.)
Entstehung des Werks, Inhalt, Characteristik der einzelnen
Personen. Der Aufsatz ist hauptsächlich dazu bestimmt, die
Deutschen Amerikas auf ein Meisterwerk ihrer Literatur nach-
drücklich hinzuweisen.
Eugen Reichel : Goethes Lila. [Die Red. :] Nochmals Goethes
Lila. (Grenzboten No. 40, No. 43 S. 198 — 199.)
Reichel nahm an, dass das Geheimnissvolle, Räthselhafte
des Stückes auf einer Benutzung der »Zauberflöte« beruhe ;
die Red. bemerkt aber, dass die Zauberflöte am 30. Sept. 1791
zuerst aufgeführt sei. also in der 1790 erschienenen »Lila«
Bibliographie. 295
nicht benutzt sein könne; vielleicht beruhen beide auf dem
von Liebeskind bearbeiteten Märchen »Luluc. (»Dscliinistan«,
Winterthur 1789, Bd. III.)
Goethes Tancredübersetzung. Eine literarische Studie von
Johann Weiss. Troppau. E. Zanker. 77 SS.
Nach einer kurzen Einleitung: i. Die Entstehungsperiode,
2. Die Übersetzung (Allgemeine Beurtheilung), 3. Die Analyse
der Übersetzung (Haupttheil des Ganzen, specielle Durchnahme
der Akte und Scenen. Sprachliches : Feinheiten und Über-
setzungsfehler, Änderungen, Auslassungen, Tendenzen), 4. Me-
trik, 5. Die Aufführung.
Otto Brahm: Pandora »Weimarer Hoftheater«. (»Die Nation«.
Berlin, No. 32 S. 476 fg.)
Characteristik der Aufführung und des Stückes, der Zeit
in welcher dasselbe entstanden und der Stimmung, aus welcher
es hervorgegangen ist.
Düntzer, Heinrich, Erläuterungen zu den deutschen Klassikern.
I. 82. und 83. Bdchn. 12. Leipzig, Wartigs Verlag.
Inhalt: i. Goethes Hermann und Dorothea, 5. neu
durchgesehene und vermehrte Auflage. (VII, 160 S.) —
82, 83. Goethes Maskenzüge. In ihrem Zusammenhang
dargestellt und erläutert. (XII, 248 S.)
Letzteres ein Separatdruck aus den Erläuterungen in grösserm
Format und auf bessern! Papier. Zerfällt in folgende Theile :
L 1781 — 1788. IL 1789-1802. III. 1809--1810. IV. 1810 —
181 8. Ein »Nachtrag« bezieht sich auf Mitwirkung des Sohnes
beim Maskenzug von 181 8. Darauf folgt ein Verzeichniss der
Auffuhrungen und ein Personenverzeichniss. Theilt ein bisher
unbekanntes Gedicht Goethes mit (1810), vgl. oben S. 271.
C. A. H. Burkhardt : Die Goethesche Filialbühne in Leipzig
1807. (Wissenschaftl. Beilage der Leipziger Zeitung
No. 44. S. 261 — 263.)
Mittheilungen über Zahl der verwendeten Schauspieler,
Zettel, Billets (ein einziges Abonement), Zahl der besuchenden
Personen, des Repertoires vom 24. Mai bis 5. Juli (25), vom
4. bis 31. August (18 Vorstellungen). Von Goetheschen Stücken
wurden : Die Mitschuldigen, Iphigenie, Tusso, Stella, Götz,
Eguiont, Natürliche Tochter, Laune des Verliebten (die cursiv
gedruckten mehrmals) aufgeführt, unter sehr reger Theilnahme
des Pubhkums; in solcher Zahl und mit solchem Beifall ist
selten eine solche Serie Goethescher Stücke zur Darstellung
gebracht worden.
296 Bibliographie.
5. GEDICHTE.
Goethe. Hermann und Dorothea. Edition nouvelle avec
introduction et commentaire par A. Chuquet, maitre
de Conferences a l'Ecole normale superieure, laureat de
l'academie francaise. Paris, Leop. Cerf. LXIII u. 184 SS.
SchHesst sich wtirdig den von demselben Herausgeber
herrührenden, früher besprochenen Ausgaben der »Campagne«
und des »Götz« an. Die Einleitung handelt über Erscheinen,
Stoff (Analyse von Voss »Louise«), Inhaltsangabe und Charac-
teristik der Personen, Quelle, Kunst von Goethes Darstellung,
persönliche Erinnerungen und Anspielungen (»Campagne«).
Frau Rath, Mahnung zum p< '.tischen Verhalten während der
Revolutionszeit. Plastik des Stils, Anklänge an Homer und
Bibel, Metrik. — Der Text ist nach der Düntzerschen und
Strehlkeschen Ausgabe gegeben. In den Anmerkungen ist Stapfer
und A\'. V. Humboldt vielfach benutzt. Jedem Gesang ist ein
kurzes Inhaltsverzeichniss vorangestellt. Vielfache Parallelen
und Anklänge mit anderen Schriften Goethes, sowie mit früheren
und gleichzeitigen Dichtern werden aufgewiesen. Einzelheiten
S. 14: Die von Goethe geschilderte Stadt = Ilmenau. S. 18
(I, v. 96 fg.) auf Goethes Weimarer Zeit bezüglich. S. 74 (IV,
V. IOC ff.) Nachahmung der Marseillaise. S. 96 Die Verschieden-
heit im Benehmen der Personen Goethes und Voss'. S. 113
(IV, v. 40 ff.) Anklänge an Dumouriez' Memoiren. S. 25 (VI,
18 fg.) Der erste Bräutigam Dorotheas erinnere an Adam Lux.
Die Kenntniss der deutschen Literatur, die der Herausgeber
verräth, ist bewunderungswürdig : selbst die entlegensten Stellen
zieht er heran; sein Scharfsinn und sein Urtheil sind seiner
Gelehrsamkeit ebenbürtig.
Hermann et Dorothee, de Goethe. Texte allemand. public
avec un avant-propos, des sommaires et des notes ex-
plicatives ; par B. Levy, inspecteur general de Tinstruc-
tion publique. Nouvelle edition. In-12. IV-517 p. Paris,
imprimerie Lahure : librairie Hachette et Cie.
Goethe, Toh. Wolfg. v.. Gedichte. 8. (VIII. 375 S. mit Bild.)
Halle. Hendel.
Zu (loethes Gedichten. Mit Rücksicht auf die »historisch-
kritische Ausgabe, welche als Theil der Stuttgarter
»Deutschen Nationalliteratur« erschienen ist. Von G. v.
Loeper. Berlin. G. Hempel. 52 SS.
Tadelt die Düntzerschen Veränderungen des Textes : Ein-
führuns: unbegründeter Lesarten, willkürliche Elisionen, seit-
Bibliographie. 297
same metrische Grillen, Einsetzung von Anführungszeichen
und Parenthesen, Änderung der Strophenform. Ferner die
schulmeisterliche Art, den Autor zu betrachten, beständig an
ihm herumzunörgeln, seine sprachlichen Eigenheiten zu »ent-
schuldigen«, die willkürlichen Zeitbestimmungen, mangelhafte
Quellenbenutzung, die Sucht, aus Cjoethes Gedichten — trotz
dem ausdrücklichen Bekenntniss des Dichters — das persön-
liche Moment zu entfernen. Die breite, verwässernde, prosaische
Wiedergabe vieler Verse wird getadelt, ebenso der Brauch
des Interpreten, Loepersche Erklärung sich anzueignen. —
Im Einzelnen werden dann besonders ausführlich erörtert :
»Marienbader Elegiea, »Wanderers Nachtlied«, »Am Flusse«
und einzelne andere Gedichte. Am Schluss steht ein »Anhang
betreffend einzelne Druckfehler der besprochenen Ausgabe«. —
(Vgl. Paul Schienther : Ein Kampf um Goethes ^^'orte, Vos-
sische Ztg . Sonntagsbeilage No. 50, A. Bielschowsky : Eine lite-
rarische Fehde, in der Breslauer Ztg. 14. Dez., Richard
A\"ulckow : Zur Goethe-Literatur, Didaskalia. Unterhaltungs-
blatt zum Frankfurter Journal Anf Jan. u. V. a. — Düntzer
antwortete Schienther. Vossische Ztg. 28. Dez. i. Beil. u. d. T.
»Zur Steuer der Wahrheit in Sachen Goethes«, dazu die Replik
G. V. Loepers 2. Jan. 1887, i. Beil. u. d. T. »Auch zur Steuer
der Wahrheit«, Wulckow in der »Didaskalia« 28. Jan.. wogegen
dieser i. Febr. replicirt; gegen v. Loeper, Kürschners »Signale«
Sp. 2161 — 2165, 2167 — 2172, 2173 — 2177. Am Schluss der
von den gröbsten Ausfällen strotzenden Replik wird noch eine
ausführlichere Widerlegung in Aussicht gestellt. Jetzt separat
erschienen u. d. T. : »Goethes lyrische Gedichte und Herr
Gustav v. Loeper in Berlin. Beleuchtung eines seltsamen
Angriffs von Heinrich Düntzer«. Druck von B. Cj. Teubner
in Leipzig. 8 SS.)
Goethes Willkommen und Abschied. Herrn \\'ilhelm Hertz
zum I. Januar 1887 gewidmet von Richard Maria
Werner. Als Handschrift gedruckt, Lemberg. Buch-
druckerei des Stauropigianischen Instituts. 14 SS.
Anknüpfung an Scherers erste Berliner Vorlesung. —
»Das Gedicht ist ganz dramatisch, es bietet eine Reihe von
Handlungen , welche durchaus nacheinander eintreten und
alles Zuständliche verflüchtigen. Das Verständniss muss ganz
auf diese Thatsache gegründet werden, erst dann erfassen wir
die volle Schönheit des Gedichtes. Wie ein Drama im kleinen
enthält es Exposition , Höhepunkt und Catastrophe, welche
zugleich den Aufschwung, die Verklärung bringt. Aber alles
ist nur angedeutet, wie im Volksliede müssen Zwischenglieder,
vor allem verbindende Partikeln errathen werden«. Goethe er-
298 Bibliographie.
weitert damit das lyrische Gebiet : Mondcultus und Ritt. Durch-
nahme einiger den Ritt behandelnden J>ieder von Uhland,
Heine. (;eil)el.
Seydel'. Religion und Wissenschaft. (Leipzig 1887 S. 22 ff.)
»Das Rosenkreuz«, worin besonders auf S. 37 ff. Be-
ziehungen der »Geheimnisse« zur »Chymischen Hochzeit«
über die Winke Düntzers und v. Loepers hinaus verfolgt
werden, ohne allzu findige Deutelei, einsichtig, aber auch wie
zu erwarten ohne durchschlagende Ergebnisse.
Liebeslied eines amerikanischen Wilden.
Chuquet weist in der Revue critique (abgedruckt in
Kürschners »Signalen« S. 208) nach, dass das Gedicht keine
Übersetzung nach Montaigue, sondern eine Nachahmung der
des Ewald von Kleist ist. Er stellt den Schluss beider
Gedichte neben einander.
Goethe. E. v. Kleist.
Deine Schönheit, deine Bildung Alsdann wird deine Schönheit
Wird von allen andern Schlangen Vor allen andern Schlangen
Herrlich dann gepriesen werden. Der Welt gepriesen werden.
Th. v. Riekhoff: Zu Goethes Braut von Korinth. (Schnorrs
Archiv Bd. XV, Heft i, S. 103- 11 2. j
Gibt als Quelle an: Der Persianische Robinson oder die
Reisen und gantz sonderbare Begebenheiten dreyer Printzen
' von Serendiz, wegen ihrer Anmuthigkeit aus dem Persianischen
in die Frantzösische und aus dieser in die Teutsche Sprache
übersetzet. Mit Kupfern. Leipzig bei Moritz Georg Weid-
mann Anno 1723. Führt die spezielle Stelle S. 136 ff. wört-
lich an.
Rob. Falck, Graf Rastopschin und Goethe. (»Die Gegenwart«
Bd. XXX, No. S3^ ^- 105-107.)
Graf Fedor Rastopschin 1760— 1826 schrieb 1823, 19. Juli
in Carlsbad der Pianistin Casimira Wolowska ins Album ein
geistreiches Testament und Epitaphe, worauf sich Goethes
Album-Inschrift, Marienbad 18. Aug. 1823 »Dein Testament
vertheilt« bezieht. Z. 5 u. 4 dieser Inschrift bieten Varianten
zu unseren Drucken. Sie lauten:
Vermächtniss auf Vermächtniss ausgespendet,
Zufrieden jedes nur ein Theil zu haben.
' Diese Notiz rührt von Erich Schmidt her.
J
Bibliographie. 299
Da die Polin aber kein Deutsch verstand, so übersetzte Goethe
(19. Aug.) seine Verse folgendermassen ins Französische :
Ton testament distribue les dons precieux
Dont la nature perfectiona ton etre.
Legs sur legs genereusement designes
Chacun est tres content du lot qui Uli est echu.
Mais si c'etait Tintention de rendre heureux
Celui le serait a qui tu voudrais leguer l'ensemble.
[Rastopschins Handschrift erbittet und erhält Goethe von
Boissere'e 1817, vgl. Briefwechsel mit Boiss. S. 189, 192.]"
Ernst Koppel. Goethes Gelegenheitsgedichte TMag. f. Lit. des
In- u. Ausl. No. 38 S. 594 — 596).
Hervorhebung unbedeutender »Zur Feier der Geburts-
stunde des Erbprinzen« 1783 und bedeutender. Die Gedichte
wichtig, weil sie das Verhältniss Goethes zu zahlreichen Per-
sonen darlegen. Hervorgehoben werden die Gedichte an die
Mitglieder der eigenen Familie.
Ein apokryphes Gedicht Goethes. Mitgetheilt von Rieh. Maria
Werner (Archiv f. Literaturgesch. XIV Bd. 2 S. 185 — 188).
Abdruck einer im »Neuen gelehrten Mercurius« Altona
3. Nov. 1774 mitgetheilten Elegie, die nach des Herausgebers
Meinung durchaus nicht von Goethe herrührt. Sie enthält
manche Anklänge an Young und eine Anspielung auf Gersten-
bergs »Ugolino«.
4. P R O S A S C H R I F T E N.
Deutsches Stil-Musterbuch mit Erläuterungen und Anmerkungen
von Daniel Sanders. Berlin, H. W. Müller. X und 443 SS.
S. 308 — 349. Von Goethe werden mitgetheilt : Besprechung
der lyrischen Gedichte von J. H. Voss, zwei Briefe an Frau
V. Voigts 1774 und 178 1, mit ausführlichen Erläuterungen
und Anmerkungen, ferner ein Brief Carl Augusts und Schillers
an (joethe.
F. Gross: Zwei französische W'erther-Gestalten I. II. (Magazin
f. Literatur des In- u. Ausl. Nr. ;^8. 39. S. 589 — 592.)
Nach einer Einleitung über französische Nachahmungen
des Werther überhaupt über Stellino ou le nouveau Werther
1791 von Gourbillon. Inhaltsangabe und Kritik. »\\'erthers
Leiden« werden in dem Werke mehrfach angeführt.
3O0 Bibliographie.
Bernhard Suphan : Friedrichs des Grossen Schrift de lä littera-
ture allemande 1780.
(Sonntagsbeilage der Vossischen Zeitung Xo. 34 — 39.)
I. Dichter und König. 2. Die Höfe : Weimar, ßraun-
schweig, Gotha. 3. Deutsche Literatur aus Weimar. 4. Wirkung
in die Ferne. Die deutsche Akademie. Die hochbedeutende,
auf Grund und unter Mittheilung ungedruckten Materials,
z. B. von Briefen des Prinzen August v. Gotha an Herder
{mit Erwähnungen Goethes), gearbeitete Studie, versucht den
Nachweis, dass Goethe am 18. März 17 81 sein »Gespräch
über die deutsche Literatur«, seine Antwort auf Friedrichs
Schrift, an Prinz August geschickt, dass dessen (bisher nicht
bekannte) Entgegnung auf Goethes Stimmung eingewirkt und
vielleicht den Entschluss bestimmt habe, die Schrift nicht zu
veröffentlichen. Knebel und Herder haben durch ihre monita
gleichfalls auf Goethe Einfluss geübt (der Brief G.'s an H.,
23. März 1781, wird genau nach der Handschrift abgedruckt).
Der kurze Bericht über Friedrichs Schrift in dem »Teutschen
Merkur«, März 1781, athmet die stolze Bescheidenheit, der
Goethes Gesinnung nicht unähnlich ist.
Karl Geiger: Zu Goethes Fragment: »Die Natur« (Archiv für
Literaturgesch. Bd. XIV, H. 3 S. 325—326).
Hinweis auf einen Abdruck des Fragments im 4. Heft
•des »Pfalz. Museums« 1784 Bd, I, S. 446 ff. Der Abdruck
bietet meist den recipirten Text: das dem Herausgeber, Anton
Klein, zugegangene Manuscript stimmt wohl wörtlich mit dem-
jenigen überein. das Goethe 1828 aus dem Nachlass der
Herzogin Anna Amalia erhielt und seinem Druck zu Grunde legte.
Minor: Zur »italienischen Reise« (Chronik des ^\"iener Goethe-
Vereins No. 3, S. 4).
12. Sept. 1786 ein Virgilscher Vers citirt, der ebenso in
Heinses »Ardinghello« vorkommt. Hat Goethe das Werk auf
■der Reise nach Italien schon gekannt? Den Vers konnten
Beide aus Volkmann entnehmen. [Goethe hat es gethan ;
Sehr, der Goethe-Ges. II, 62. 374. Das. Andeutung eines Ur-
theils über Ardinghello, spätestens Februar 1788.]
Der Pfingstmontag. Lustspiel in Strassburger Mundart von
J. G. D. Arnold. Mit vervollständigtem Wörterver-
zeichniss und einer Biographie Arnolds. Von Robert
Habs. Leipzig.
(Reclamsche Universitätsbibliothek 2154. 2155) 213 SS. 32°.
S. IG — 21: Abdruck von Goethes Aufsatz über das Lustspiel.
Bibliographie. ^01
D. ÜBERSETZUNGEN.
[Vgl. auch unten Englisch-amerikanische Bibliographie.]
Goethes Works , Translated into English. 1 2 vols. Bohn's
Standard Library.
Vols. I. and IL — Autobiography (Wahrheit und Dichtung
aus meinem Leben). 20 Books. Edited by John
Oxenford. And Annais, edited by C. Nisbet,
With Portrait of Goethe.
IIL Faust. Two Parts, complete. The first revised, and
the second newly translated by Anna Swanwick.
IV. Novels and Tales : containing Elective Affinities,
Sorrows of Werther, The German Emigrants,
The Good Women, and a Nouvelette. Trans-
lated by R. D. Boylan.
V. Wilhelm Meister's Apprenticeship. Translated by
R. D. Boylan.
VI. Conversations with Eckermann and Soret. Trans-
lated by John Oxenford.
VIL Poems and Ballads in the original metres, inclu-
ding Hermann and Dorothea. Translated by
E. A. Bowring, C. B.
VIII. Götz von Berlichingen, Torquato Tasso, Egmont^
Iphigenia, Clavigo, Wayward Lover, and Fellow
Culprits. Translated by Sir Walter Scott, Anna
Swanwick, and E. A. Bowring, C. B. With En-
graving of Götz von Berlichingen.
IX. Wilhelm Meister's Travels. The only complete
English Version, translated from the 2nd edit.
of the German, by Ed. Bell, M. A.
X. Tour in Italy. Two Parts. And Second Residence
in Rom.
XL Miscellaneous Travels , including Letters from
Switzerland, Campaign in France, Siege of Mainz,
and Rhine Tour. Translated by L. Dora Schmitz
and others.
XII. Early and Miscellaneous Letters, including Letters
to his Mother, with Biography and Notes. Edited
by Edward Bell, M. A.
Goethes Faust in England und Amerika. Bibliographische
Zusammenstellung von W. Heinemann. Berlin, August
Hettler. VIII und 32 SS.
Erweiterte Bearbeitung der englischen Bibliographie (1882),
von der G.-J. IV, S. 430 die Rede war. Die Einleitung ent-
»02 Bibliographie.
hält mancherlei Berichtigungen zu dem englischen Werke und
ähnlichen bibliographischen Versuchen. Das Werkchen selbst
enthält in i6i Nummern die in England und in Amerika er-
schienenen Ausgaben des deutschen Textes und der Über-
setzungen ; eine Übersicht der in Zeitschriften erschienenen
Aufsätze über den Faust wird in Aussicht gestellt. Unter den
1886 veröffentlichten und hier notirten Arbeiten seien erwähnt:
Übersetzung des i, Theils von John Anster, beider Theile
von Theodore Martin, des i. Theils von J. Birch, heraus-
gegeben von Thomas Beccham, als Annonce dienend für dessen
Pillen, eine Analyse des 2. Theils mit Proben einer unge-
druckten Übertragung, zwei Parodieen, zu denen die neueste
Aufführung Veranlassung gegeben hat und eine Schrift über
die Faustsage.
(ioethes Faust im englischen Gewände. (Kürschners »Signale«
für die literarische Welt. Sp. 1731 — 1737-)
Genaue Inhaltsangabe der englischen Adaptirung (vgl.
G.-J. VII, S. 318 ff.) Kritik der Art der Aufführung und der
Übersetzung. — In den »Signalen« wird gleichfalls O. Betas
scharfe Kritik der Londoner Aufführung (Nr. 2 der »Kritischen
Blätter«) erwähnt. — Eine Anzahl Feuilletons über diese Faust-
bearbeitung wird hier übergangen.
Faust. A Tragedy by Johann Wolfgang von Goethe. The first
part. Translated in the original metre by Frank Claudy.
Wm. H. Morrison, Washington 182 SS.
Auch die Prosascene ist beibehalten. Die Übersetzung
liest sich sehr gut. Die Ausstattung des Werkes, wenigstens
des mir übersendeten Exemplars ist sehr elegant. — In der
kurzen Vorrede bemerkt Claudy, dass seine Übersetzung vor
der Bayard-Taylorschen begonnen, dass sie während 15 Jahren
gearbeitet sei und keineswegs den Anspruch erhebe, der obenge-
nannten Concurrenz zu machen. Sie sei die erste englische
Übersetzung eines Deutschen und schliesse sich in \A'ortlaut
und Metrik dem Original am Engsten an.
Le Faust de Goethe, traduit par le Prince A. de Polignac.
Nouvelle edition revue et augmentee par la nuit de
Walpurgis. Paris. P. Ollendorff.
Ausgelassen ist das Vorspiel auf dem Theater. Oberons
goldene Hochzeit und die Stelle des Proctophantasmisten in
der Walpurgisnacht, ferner die einzelnen von B. Levy ihrer
Anstössigkeit wegen gestrichenen Stellen. Die Übersetzung ist,
mit Ausnahme der einen Prosascene. die in Prosa geblieben
Bibliographie. 303
ist, in unregelmäßigen gereimten Versen, nur die Domscene ist
ungereimt. Der Übersetzer hat so gut Avie keine erklärenden
Anmerkungen heigegeben (eine Ausnahme S. 288).
Goethe. Faust, tragedie. Traduction d'Albert Stapfer, avec
preface, par P. Stapfer. Dessins de J- C. Laurens, graves
par Champollion. Petit in 4°, LVI, 232 pages avec
5 grav. et portrait de Goethe. Paris. Lib. de bibliophiles.
Goethe. Hermann et Dorothee. Texte allemand. Nouvelle
edition classique, annotee par L. Schmitt, professeur
agrege au lycee Condorcet. In- 18 Jesus. XII 103 p. Nancy,
Berger-Levrault & Cie. Paris, librairie Garnier freres.
Goethe. Memoires. Traduction nouvelle par la baronne A. de
Carlowitz. 2. Vols. In- 18 Jesus. T. i'-'"' (Poesie et Re-
alite) A"I, 440 p. t. 2 (^'oyages, Campagne de France
et Annales). 478 p. Paris. Charpentier &: Cie.
Goethe, Faust. Russisch. 4°. Moskau. Theaterbibliothek der
E. Rassochinaja. (Autographirt.)
Götz V. Berlichingen. Berlichingeni Gottfried a Vaskezii dram-
matizalt Törtenete. Irta Goethe. Nemetböl forditotta
BallaMihäly. Buda-Pest. Franklin-Tarsulat, 274 SS. 16".
Bildet den 200. Theil einer Classikersammlung in unga-
rischer Sprache, welche von Paul Gyulai herausgegeben wird.
Von Goetheschen Schriften befindet sich bereits in dieser
Sammlung: Hermann und Dorothea, Iphigenie. Der Übersetzer
des vorliegenden Heftes, Michel Balla, hat die »Geschichte
Gottfriedens von Berlichingena zur Übersetzung gewählt und in
der Vorrede die Gründe der Wahl dieser Vorlage auseinander-
gesetzt. Die Übersetzung selbst ist ohne Anmerkungen, die
der Einleitung zeigen eine gute Bekanntschaft mit der Goethe-
Literatur.
Goethes Iphigenia in Tauris. 'With Grammatical and Explana-
tory Notes by Professor Attwell. 8°, 1 1 1 SS. Williams
and Norgate.
Hermann et Dorothee de Goethe, traduit de Tallemand par
Leon Bore, ancien professeur de litterature etrangere
ä la Faculte des lettres de Dijon et ä TUniversite libre
d'Angers, avec introduction par Ernest Faligan. Un
vol. ä la librairie academique Perrin et Cie. XV u. 1 10 SS.
304 Bibliographie.
Die Einleitung handelt über Quelle, Entstehung des Ge-
dichts in Jena (loin des attaches domestiques qui exercerent
une influence si funeste sur la direction de son genie), Beur-
theilung durch die Zeitgenossen. — Der Übersetzer ist kürzlich
gestorben ; der Herausgeber rühmt die Übersetzung als elegante
et precise. Die Übersetzung ist in Prosa, sie liest sich ganz leicht;
dass sie wirklich le parfum subtil de la poesie wiedergibt,
wie der Herausgeber sagt, kann man schwerlich behaupten.
Goethe. Canti d'amore e poesie varie ; traduz. di A. Zardo.
Milano, in 64 leg. pag. 180.
Goethe, Balladen.
Ballady W. Goethego , wierszem polskim przelozyl
K. Staniewicz. Polnisch in: Sprawodzanie XL szkoly
realnej w Tarnopulo za rok 1885/86. 8°. Tarnopol.
D. (Le roi des Aulnes Im. de Goethe.) — L. Chanson de
Mignon, d'apres Goethe. (Revue de l'enseignement
des langues Vivantes. 3. annee, 15. mars, No. i, S. i.
15. avril No. 2 S. ^;^.)
Goethe. — Les Souffrances du jeune Werther. Traduction
nouvelle par M"^* Bachellery. Avec une preface par
Paul Stapfer. Avec portrait et 6 gravures. In- 16.
Librairie des bibliophiles.
Goethe. Novella, nell' originale tedesco, con due versioni,
una letterale e Taltra libera. Firenze, Succ. Le Mon-
nier. In- 16°. pag. 160.
Brook Farm und Margaret Füller. Vortrag, gehalten im deut-
schen gesellig- wissenschaftlichen Verein von New -York
am 18. März 1885 von K. Knortz. (Vorträge, heraus-
gegeben von dem Verein, No. 11) New - York. Druck
von H. Bartsch. 29 SS.
Margaret Füller (1810— 1850) hat Goethes Gespräche mit
Eckermann ins Englische übersetzt (1838) und eine Anzahl
Aufsätze in Zeitschriften veröffentlicht (gesammelt in Life
without and within, Boston 1875), i^ welchem Goethe bei
jeder Gelegenheit gepriesen und gegen Angriffe, namentlich
die W. Menzels, vertheidigt wird.
Goethe, Aussprüche (Sprüche ?) in Prosa. Russisch. 1 2°. St. Peters-
burg. W. Bermann.
Bibliographie. 305
IL Biographisches.
A. Allgemeines.
Life and genius of Goethe. Lectures, at the concord school
of philosophy. Edited by F. B. Sanborn. Boston. Tichnor
and Comp. XXV und 454 SS.
S. 447 — 454 Register. Mit zwei Porträts: Goethe in der
Jugend und im Alter. Die Einleitung handelt über Goethe-
Gesellschaft und Goethe- Archiv, gibt eine kleine Goethe-
Bibliographie und zum Schluss ein Verzeichniss der an der
Concord-Schule gehaltenen Goethe-Vorlesungen. Von den dort
gehaltenen 19 sind nur 13 gedruckt und zwar in folgender,
etwas seltsamen Reihenfolge :
L Goethes Jugend. Prof H. S. White.
II. Goethes Selbst-Erziehung. John Alber.
III. Goethes Titanismus. Thomas Davidson.
IV. Goethe und Schiller. Rev. C. A. Bartol.
V. Goethes Märchen. Rev. F. H. Hedge.
VI. Goethes Beziehungen zur Englischen Literatur. F. B.
Sanborn.
VII. (ioethe als ein bühnengerechter Schriftsteller. AN'illiam
Ordway Partridge.
VIII. Das Ewig- Weibliche. Mrs. E. 1). Cheneg.
IX. Die Wahlverwandtschaften. S. H. Emery. Jr.
X. Das Kindesleben wie es von Goethe dargestellt wor-
den ist. Mrs. Caroline K. Shermann.
XL Geschichte des Faustdramas. Denton J. Snider.
XII. Goethes Frauengestalten. Mrs. Julia Ward. Howe.
XIII. Goethes Faust. W. T. Harris.
Natürlich fehlt es in diesen vielfachen Beiträgen nicht
an Wiederholungen und Widersprüchen. S. 184 wird als be-
kannt vorausgesetzt, was S. 313 ff. erst gesagt wird: Goethesche
Stellen werden bald deutsch, bald englisch, die englischen
Stellen in den verschiedensten Übersetzungen angeführt. Ein-
zelne Autoren gefallen sich in Anmerkungen, die meisten
vermeiden solche. Ist Brockmeyers unveröffentlichter Faust-
Commentar eine Satire? Das ganze ^^'erk ist ein höchst wichtiger
Beitrag für die Art und Weise, in der man das Goethesche
Wesen in Amerika erkennt und wiirdiüft.
Goethe und Schiller. ^\"eimars Glanzperiode. Von Alexander
Baumgartner. S. J. Ergänzungshefte zu den Stimmen
aus Maria-Laach ^t,. 34. Freiburg i. Br. Herder. VIII
und 393 SS.
GoETHE-jAIIRUfCH Vill. 20
306 Bibliographie.
Der Alte von Weimar. Goethes Leben und Werke von 1808
bis 1839. Von Alexander Baunigartner. Ergänzungs-
hefte 35, 36. Gleicher Verlag. VIII und 296.
Über die Anfänge dieser ausführlichen Lebensgeschichte
Goethes vgl. G.-J. IV, 443 fg. Auch die beiden Schlussbände
ähneln durchaus dem Anfange. Kenntniss des Gegenstandes
(Werke und Literatur) ist dem Autor nicht abzusprechen,
aber Voreingenommenheit, absichtliche Verdrehung des That-
bestandes, tendenziöse, unwürdige Angriffe finden sich auch
hier in erschreckendem Maße. — In kleinerm Format, in drei
Bänden ist neuerdings eine zweite vermehrte und verbesserte
Auflage des ganzen Werkes u. d. T. »Goethes Leben und
Werke« erschienen. [Eine eingehende Besprechung des Baum-
gartnerschen Werkes, die den richtigen Standpunkt zur Be-
urtheilung und Verwerfung derartiger Produkte anweist, liefert
K. j. Schröer in der Zeitschr. f. vergleichende Literaturgesch,
Bd."L H. 2, S. 182-188.]
(joethe in der Epoche seiner Vollendung (1805 — 1832J. Ver-
such einer Darstellung seiner Denkweise und Welt-
betrachtung von Dr. Otto Harnack. Leipzig. J. C.
Hinrichs'sche Buchhandlung. 1887. XII u. 249 SS.
Besonders benutzt sind Sprüche und Prosaschriften, Briefe
und Gesprächsaufzeichnungen. Zwischen einer Einleitung,
welche die Hauptmomente aus Goethes Entwicklungsgang
darlegt und einem Schluss (»Zusammenfassung«), welcher meta-
physische Urtheile aus verschiedenen Goetheschen Schriften
zusammenstellt, stehen folgende fünf Abschnitte: 1. Grundlage
Goethescher Denkweise, 2. Ethische und religiöse Anschau-
ungen [vgl. G.-J. VII, 389 fg.]. 3. Naturbetrachtung und zwar:
Grundanschauung; Hauptrichtungen der Forschung, 4. Kunst-
anschauung: Theorie, Geschichte, Ausübung. 5. Betrachtung
der politischen und socialen Verhältnisse und Urtheile. Con-
structionen.
Wilhelm Buchner: Johann Wolfgang von Goethe. Ein Lebens-
bild. Lahr, Verlag von Moritz Schauenburg, 16°, 160 SS.
Beigegeben ist ein Holzschnitt mit Facsimile. — Populäre
Biographie.
Geschichte der Deutschen Literatur von Leibnitz bis auf unsere
Zeit. Von Julian Schmidt. Zweiter Band 1763 — 1781,
Dritter Band 1781 — 1797. VIII und 352, VIII und
353 SS. Berlin, Wilh. Hertz (Bessersche Buchhandlung).
Bd. II, 5. Buch »Goethes Jugend«. C!ap. i »Der Wan-
derer« : Goethes lugendleben und ^^'erke bis zu Kestners
Bibliographie. , 307
Hochzeit. Cap. 4 »Der Künstler in der Werkstatt«, Götz,
kleine Dramen, Werther. Cap. 5 »Dämonische Beziehungen« :
Reise 1774, Clavigo, Faust. C'ap. 6 ».\llerlei« : Jugendgenossen,
Claudine, Stella, Schweizerreise, Cap. 7 »Weimar« (1775 — ^776)-
Cap. 9 »Goethes Umkehr« : Abwendung von Sturm und Drang,
Wilh. Meister, Iphigenie und Elpenor, Goethe und die Natur,
Frau V. Stein und Tasso, Resultat dieses Jahres.
Bd. III. Im 6. Buche : »Friedrichs letzte Jahre« l^ehandelt
Cap. 4 »Goethes Herdernähe« 1782 — 1785, S. 67 — 92: Goethe
als Edelmann und in Staatsgeschäften, Beziehungen zu den
alten Freunden, Jacobi, Spinoza, »die (ieheimnisse«. Aus dem
7. Buche: »die deutsche Renaissance« 1786 — 1792 ist hervor-
zuheben S. 125 — 132, I. Cap. (zoethe in Italien, S. 164 — 184,
4. Cap.: Tasso; aus dem 3. Cap. S. 156 f.: »Goethes Ab-
wendung von den (jlaubensphilosophen und dem Christenthum
überhaupt«; S. 188 ff. Kant und Goethe, Metamorphose, i. Ge-
sammtausgabe der Schriften, Faust. Aus dem 8. Buche : »Der
deutsche Idealismus und die französische Revolution 1791 bis
1797«; S. 207 ff.: Campagne ; S. 227 ff. : Goethes Theater-
leitung, (irosskophta, Reineke Fuchs; 241 ff.: Goethe und
Schiller, Römische Elegieen , Unterhaltungen, ^Märchen ;
5. 273 fg. : Fichte und Goethe; S. 305 ff. : ^^'ilhelm Meister;
S. 317 ff.: Xenien ; 331 ff.: Hermann und Dorothea. — Zur
^\'ürdigung Julian Schmidts vgl. oben S. 262.
Calvin Thomas. Goethe and the cOnduct of life (University
of Michigan, philosophical papers. First Series So. 2.
Ann. Arbor (Michigan) 1886. 28 SS.
Gute Darstellung der ethischen (irundlehren Goethes.
(Vgl. Deutsche Lit.-Ztg. No. 35, S. 1231.)
B. BIOGRAPHISCHE EINZELHEITEN.
J. Minor: Goethes Jugendentwicklung nach neuen Quellen.
(Zeitschrift f. allgem. Gesch., Heft 8, 9, S. 603 — 627,
653-673-)
Auf Grund der Leipziger Briefe (G.-J. VII) scharfsinnige,
tiefeindringende Schilderung der Frankfurter, Leipziger, Strass-
burger Zeit, besonders der lyrischen und dramatischen Dichtung
in Leipzig , der dramatischen in Strassburg. Einzelheiten :
S. 610 A. Entstehungszeit des Joseph. S. 611 A. Behrisch als
Modell zu Mephistopheles. S. 615. Leetüre und Einwirkung der
»Neuen Heloise«. S. 619 A. Einwirkung von Weisses Lyrik auf
einen Gesang in »Erwin und Elmire« (ältere Fassung). 626 Ge-
dicht »Sehnsucht« nach der Melodie eines ij;eistlichen Liedes
3o8 Bibliographie.
zu singen und unter Einfluss der Frankfurter »stillen Gemeinde«
entstanden. 660 W. [G.-J. VII. 5] die Gretchen Wagner. 661 A.
Anspielungen auf Faust und Corsika in der damaligen Leipziger
(sächsischen) Literatur.
Lindenborn: Goethe in A\'etzlar. (Nord und Süd, Xo. 108.)
Goethe in Leipzig. (Grenzboten, No. 25.)
H. A. Lier: Goethe in Leipzig. (»Universum«. Dresden und
Leipzig. 3. Jahrg. 7. Heft, S. 321 — 326.)
Analyse der im G.-J. VII veröffentlichten Leipziger Briefe
Goethes mit mancherlei Auszügen.
K. : Goethe in Leipzig. (»Die Nation«. No. 23 S. 344.)
Gegen die von Goethe gewählte Bezeichnung für Leii)zig
»Klein Paris«, Hinweis auf manche Dinge, die Goethe an
Leipzig auszusetzen hatte.
Bruno Gebhardt : Goethes italienische Reise. Eine Säkular-
Erinnerung. (National-Ztg., 3. September.)
Ludwig Geiger : Goethe im Jahre 17Ö6. EineSäkular-Erinnerung.
(Berichte des Freien Deutschen Hochstifts 1886/87. S. 4— i^-)
Festrede zur Feier von Goethes Geburtstag. Erste Aus-
gabe der Schriften; Italienische Reise. — (Daselbst Anhang:
Bericht des Verwaltungsausschusses S. 7* fg.: Goethe-Bibliothek
des Hochstifts, S. ii''=: Cioethe-Gesellschaft. S. i5*ff. : Bericht über
die Thätigkeit der Goethehaus-Commission.) Am Schluss der
Berichte Wiedergabe eines Bildes Lavaters von Wilh. Tischbein.
S. M. Prem: Goethe in Innsbruck. Ein Gedenkblatt zum 8. Sep-
tember 1886.
(»Bote für Tirol und Vorarlberg«. 206. 9. September.)
Hauptsächlich Abdruck der Stellen aus der »Italienischen
Reise« über Innsbruck, wo Goethe im Gasthaus »zum goldnen
Adler« wohnte, und dessen Umgebung.
Heinrich Pröhle: Goethe und der Harz. (Westermanns ill.
deutsche Monatshefte, Septemberheft S. 764—795.)
Bekanntschaft mit Harzbewohnern, Reisen in den Harz,
genaue Schilderung der Örtlichkeiten, Gasthäuser etc.. der
Personen, welche Goethe traf, der Dichtungen und prosaischen
Schilderungen, welche Goethe dem Harz widmete. S. 782 fg.
angebliche Brockenreise. 790 ff. Nachrichten über den tollen
Haaren aus Weize's Rückblick 1841.
Bibliographie. 309
H. Pröhle : Goethe von 1789— 1814. (National-Zeitung 24. Juni
No.-385, Feuilleton 7 Spalten.)
In Anknüpfung an das DUntzersche Buch (G.-J. VII,
S. 386) wird die Kaiserin von Österreich als der Schutzgeist
bezeichnet, der Goethe aus den Netzen der Ausländerei ge-
rettet. Manche alte Anekdoten werden aufgewärmt, an »Epi-
menides Erwachen« erinnert u. a.
Erich Schmidt : Frau Rath Goethe. (Deutsche Rundschau XII.
Jahrg. 7. Heft, April S. 133— 147.)
Schilderung des Elternhauses, der Frau Rath, mit Zugrunde-
legung ihrer Briefe und der Werke Goethes z. B. »Erwin und
Elmire«. — Am Anfang steht die Anmerkung: »Eine Fülle
von Briefen [der Frau Rath] an den Sohn, die Schwieger-
tochter^, den Enkel im Goethe- Archiv harrt noch der Mittheilung«.
Rieh. Maria \\'erner : Frau Aja. (Zeitschrift für allgemeine
(Jeschichte, Cotta III. S. 195 — 211.)
Skizze von Goethes Eltern und seiner Kindheitsgeschichte,
besonders der Mutter nach ihren Briefen, den Mittheilungen
Bettinas und einzelnen Berichten der Zeitgenossen. (Der Brief-
wechsel mit Anna Amalia wird nur gelegentlich berührt.)
Briefe von Goethes Mutter. (Xeue evangelische Kirchenzeitung
27. Jahrg. Xo. 8.)
c. goethes verhaltniss zu seixex vorgängern,
Freuxdex uxd Nachfolgern.
Joseph Werner : Die persönlichen und literarischen Wechsel-
beziehungen zwischen Goethe und Byron. (Berichte
des Fr. D. Hochstiftes, Jahrg. 1885/86. Frankfurt a. M.
S. 181 — 190.)
Art wie beide die französische Revolution betrachten,
Art ihrer dichterischen Production, Manfred und »Faust«.
Romanisches und Keltisches. Gesammelte Aufsätze von
Hugo Schuchardt. Berlin, Robert Oppenheim. VIII und
• 439 SS.
S. 130—149: Goethe und Calderon. Abdruck des bereits
(i.-J. III, 425 erwähnten Aufsatzes. S. 428—433: Reich-
haltige und wichtige Anmerkungen zu demselben.
310 BlBLlOGKAPHIE.
Goethe und Freidank als Interpreten Dantes, namentlich seiner
drei L. Kritischer Beitrag zur vergleichenden Literatur-
wissenschaft und CJermanistik. Bistritz. Brucker. i 2 SS. Fol.
Grillparzer. (Neue Freie Presse iS. Okt.)
Grillparzer schrieb dem in \N'ien gastirenden Schauspieler
Genast ins Stammbuch :
Kehrst Du nach Weimar wieder.
So geh zu Goethes Grab.
Sag ihm: die deutsche Dichtkunst,
Nicht er nur. stieg hinab.
»Eine Feindin Goethes«. (Tägl. Rundschau, Berlin, 3. u. 5. Okt.)
Biographie der Frau v. Heygendorf, Mittheilung einiger
Briefe, die sie an eine in Dresden lebende Freundin 1846
geschrieben hat, Hinweis auf Memoiren, die sie damals schrieb.
R. M. ^Verner : Ein unbekanntes literarisches Urtheil Goethes.
(Archiv für Literaturgesch. XIV. S. 444. 445.)
In Ludwig Kropinskis Schriften (polnisch, 1844, S. 225)
wird mitgetheilt, dass Goethe über die von dem Genannten
herrührende Tragödie »Ludgarda«, die ihm in einer Über-
setzung (von J. Malisch V) zugänglich geworden, ein sehr lobendes
Urtheil abgegeben habe.
Schiller. Lessing. Goethe. iMoliere und Herr Dr. Paul Lindau,
(joethe über Moliere nebst einigen fjemerkungen von
Lessing und Schiller. \\ issenschaftliche Abhandlung zu
dem Jahresbericht des Gymnasiums in Bielefeld (Ostern
1885) von C. Humbert. 31 SS.
S. 19 — 21 Moliere-Reminiscenzen oder Anklänge an Moliere
Ecole des femmes und Mephisto Faust IL A. 2. ii45f. ('^'o^-
G.-J. VI, 349): (iedichte »Ein Meister einer ländlichen
Schule« und Precieuses ridicules i. Scene S. 21 — 31: Goethe
über Moliere : gute Zusammenstellung der über Moliere handeln-
den Stellen aus Briefen und Gesprächen. (In der Hauptschrift,
der unsere als Anhang beigegeben ist: »Lustige Puppentragödie
vom sich selbst entleibenden Lindau«, wird S. 46 — 52 über die
Art gehandelt, wie Lindau Goethes Stellung zu Moliere auf-
fasst und darstellt.)
DUntzer: (ioethe und Charitas Meixner.
(Neue Illustrirte Zeitung No. 14.)
Erwähnt in Kürschners »Signalen«. Es heisst dort: Der
Aufsatz sei veranlasst durch die im G.-J. VII veröffentlichten
Bibliographie. 3^
Briefe. »Die Geigersche Publikation wird dabei einer scharfen
Kritik unterzogen«. Ich quittire dankend.
Walter Schwarz : Nicolais \\ ohnhaus in der Brüderstrasse. (»Der
Bär«, Berliner Wochenschrift, No. 43, S. 523 — 527.)
Unter den vorhandenen Handzeichnungen ein männlicher
Porträtkopf von melancholischem Gesichtsausdruck »Werther
kurz vor seinem Tode. Chodowiecki pinx.«. — In seinem Album :
Utile dulci Goethe Gothae 5. Oct. 1781. Frau Rath mit einem
Vers Frankfurt 17. Sept. 1781. Lerse, Leipzig 2. Mai 1795,
mit der zugefügten Benierkung, ob das der L. aus dem »Götz« sei.
Franz Karl Leopold Freiherr v. Seckendorf und seine lite-
rarische Beziehungen hauptsächlich zum A\'eimarschen
Dichterkreise. Nach einer ungedruckten Correspondenz.
Vortrag, gehahen in der am 8. September 1885 zu
Ansbach stattgefundenen Delegirtenversammlung der
historischen und Alterthumsvereine Deutschlands von
Gustav Scheide!. Nürnberg. W. Thümmel 18S5. 39 SS.
Interessante Sammlung von Notizen über den Genannten,
2. Dezember 1775 bis 3. Mai 1809. Briefe von Schiller u. A.
werden mitgetheilt. darunter einzelne Notizen über Goethe.
S. 12 räth Schiller (1801) ab, das Neujahrstaschenbuch fort-
zusetzen, da »die erste Lieferung, die noch dazu durch Goethens
bedeutenden Beitrag vorzüglich ist, nicht einmal recht in den
Buchhandel kam«. S. 16 schreibt derselbe (i. August 1801)
dass Goethe von seiner Pyrmonter Reise noch nicht zurück sei
und dass Schiller den von Seckendorff vorgeschlagenen Schau-
spieler empfehlen werde. S. 25 fg. schreibt Heinrich Voss (Heidel-
berg 6. Dezember 1806, »Goethe war mir in den traurigen Tagen
ein Gegenstand des innigsten Mitleidens : ich habe ihn Thränen
vergiessen sehen- Wer, rief er aus, nimmt mir Haus und Hof
ab, damit ich in die Ferne gehen kann? Als der erste Schrecken
vorüber oder zur Gewohnheit worden war, ward er ruhiger,
und ietzt ist er sehr heiter: ich möchte sagen, er ist noch
liebenswürdiger geworden : aber sich selbst hat er plündern
müssen, um nicht geplündert zu werden. Ob seine Ver-
heifathung aus dem Gefühle seiner baldigen Hinfälligkeit ent-
sprungen ist oder aus dem sich aufdringenden Bewusstsein
aller aufgehobenen und Rangesverschiedenheit, will ich nicht
entscheiden; aber gewiss hätte er keinen schöneren Moment
ergreifen könnnen, kein Weimaraner hat über dieses Faktum
zu reden Müsse gehabt und Goethes Freunde haben sich um so
herzlicher freuen können. Jetzt lebt Goethe sehr häuslich, fast
von allen Geschäften zurückgezogen und arbeitet an seiner Optik.
312 Bibliographie.
Goethe und der Schriftsteller Georg Ludwig Peter Sievers.
(Deutsche Bühnen-Cienossenschaft 20 f.) Interessanter
Beitrag zur Charakteristik der Weimarischen Theater-
leitung. (Kürscliners »Signale.«)
Robert Keil : Frau v. Stael und die Weimarischen Dichter.
Literarische Skizze nebst einem bisher ungedruckten
Briefe Goethes.
(Allgem. österr. Literaturzeitung 10., 20. April, r. Mai.)
Längere Bemerkungen über den Verkehr. Goethes, Schillers,
Wielands mit der berühmten Französin. Mittheilung des Briefes
Goethes an Frau v. Stael 26. Mai 1808 vgl. oben S. 104. 279.
Franz Pfalz: Dichterfreundinnen, i. Charlotte v. Stein.
(»Grenzboten« No. 41, 42, S. 75 — 83, 116 — 130.)
Characteristik der Goetheschen Briefe und Tagebücher.
Charlottens Bilder. Notizen über ihr Leben. Auswahl aus
Goethes Briefen. Characteristik des Verhältnisses: liebesselige
Freundschaft.
Dr. Heinemann : Die Bedeutung der Frau v. Stein für die
deutsche Literatur.
(Berichte d. Fr. 13eutsch. Hochstifts, Jahrg. 1885/86, S. 210 — 233.)
Characteristik des Brietwechsels. Anführung der für Frau
v. Stein gedichteten Verse und Dramen Goethes. Längere
Ausführung über die »Cieheimnisse«, »Iphigenie«, »Tasso« ;
das letztere Drama »die eigentliche und schönste Frucht jenes
Liebesbundes« ; die 1782 — 86 entstandenen Zusätze im »Werther«
sind »der laute Aufschrei des gequälten Dichters, dem ein
Gott zu sagen gab, was er leidet«. In »Wilh. Meister« könnte
man in Theresens Walten eine Verherrlichung der geregelten
Weise sehen, in der Frau v. Stein ihren Haushalt verwaltete.
Ludwig Aug. Frankl : (iraf Caspar Sternberg und Goethe. Eine
Erinnerung.
(»Die (Gegenwart«. Bd. XXX, No. 35. S. 132, 133.)
Enthält Äusserungen, die Graf Sternberg 1837 dem Bericht-
erstatter gegenüber über Goethe gethan, u. A., dass sein Geist
eigentlich zum Naturforscher angewiesen war; das Dichterische
scheint nur eine Ablenkung seines Geistes.
J. Grand-Carteret: La France juge'e par l'AlIemagne. Paris.
Librairie illustree. VII und 511 S.
S. 132 fg. Goethes Urtheil über die französischen Emi-
grirten 1792. Cap. 10. S. 266 — 283 : Pensees de Goethe sur
Bibliographie. 3^3
la langue, !a litterature les e'crivains de la France: Stellen
aus «Dichtung und Wahrheit«, Begegnung mit Napoleon, Ge-
spräche mit Eckermann, besonders über das junge Frankreich.
Schluss: C'est pourquoi le jour ou les Iiaincs de races aurorit dis-
parii de la sitrface du g lobe, les Latins pourront elever ä ce grand
Germain le monumeut auquel il a Inen droit.
G. K. (Gustav Karpeles) Goethe in Polen. (National-Zeitung.
20. 21, 22. April.)
Verkehr mit Maria Szymanowska und ihrer Schwester.
Hinweis auf den Besuch von Mickiewicz und Odyniec, Batowski
und Kozmian, Vincenz Pol. Einige Bemerkungen über Polen.
Die seltsame Erzählung, dass Goethe beim Erscheinen der
polnischen Übersetzung seiner Werke 50000 Gulden von einem
Verehrer erhalten habe. — Goethe in Polen hauptsächlich
bekannt seit Samuel Kaulfuss 1816. Das Werk der Frau v.
Stael bewirkt den fernem günstigen Umschwung. «Wieslaw«
von Fr. Brodzinski lehnt sich in Form und Inhalt an »Her-
mann und Dorothea« an ; Einfluss Cioethes auf Mickiewicz.
Übersetzung Goethescher Werke. »Werther« und »Faust« die
einflussreichsten ; die Wirkung des letztern zeigt sich am deut-
lichsten bei dem Dichter Sigmund Krasinski.
D. STELLUNG ZUR WISSENSCHAFT UND KUNST.
Rudolph Steiner: Grundlinien einer Erkenntnisstheorie der
Goetheschen Weltanschauung mit besonderer Rücksicht
auf Schiller. (Zugleich eine Zugabe zu »Goethes natur-
wissenschaftlichen Schriften« in Kürschners Deutscher
National-Literatur.) Berlin und Stuttgart 1 886. IV u. 92 SS.
Da eine kurze Analyse des inhaltreichen, die wichtigsten
Fragen behandelnden Werkchens unmöglich ist, so begnüge
ich mich mit einem Abdrucke des Inhaltsverzeichnisses. A. Vor-
fragen: I. Ausgangspunkte. 2. Die Wissenschaft Goethes nach
der Methode Schillers. 3. Die Aufgabe unserer ^^"issenschaft.
B. Die Erfahrung: 4. Feststellung des Begriffes der Erfahrung.
5. Hinweis auf den Inhalt der Erfahrung. 6. Berichtigung
einer irrigen Auffassung der Gesammterfahrung. 7. Berufung
auf die Erfahrung jedes einzelnen Lesers. C. Das Denken :
8. Das Denken als höhere Erfahrung in der Erfahrung.
9. Denken und Bewusstsein. 10. Innere Natur des Denkens.
D. Die Wissenschaft: 1 1. Denken und A\'ahrnehmung. 12. Ver-
stand und Vernunft. 13. Das Erkennen. 14. Der Grund der Dinge
und das Erkennen. E. Das Naturerkennen: 15. Die unorga-
314 Bibliographie.
nische Natur. F. Die Geisteswissenschaften: 17. Geist und
Natur. 18. Psychologisches Erkennen. 19. Die nienschUche
Freiheit. 20. Optimismus und Pessimismus. G. Abschkiss :
21. Erkennen und künstlerisches Schafifen.
Fay: Goethes Stellung zur Bibel. (Evangelisches Gemeindeblatt
für Rheinland u. Westphalen. Crefeld, 1885, No. 36,37,39.)
«Das edle Maaßhalten im Urtheil beherrscht ihn auch
in seiner Beurtheilung der heiligen Schrift«. Ausführung dieses
Satzes im Einzelnen mit Angabe von Stellen aus Goethes
Werken. In No. 27 und 30 derselben Zeitschrift war der Brief
des Pastors zu =•■' an den neuen Pastor zu ** zum Abdruck
gebracht worden.
Goethes Pädagogik, historisch-kritisch gewürdigt. Von Adolf
Langguth. Halle a./S., Max Niemayer, VIII u. 330 SS.
Enthält nach kurzen Vorerinnerungen I. Goethes Ver-
hältniss zur Pädagogik und unsere Stellung zum Dichter.
II. Der Mensch und seine Stellung im Universum (Begriff und
Grundanschauung der menschlichen Natur bei Goethe), Er-
ziehung im weitern Sinn. III. Der INIensch als Ciegenstand
der Erziehung im engeren Sinn: i. Das anthropologische
Prinzip ; Entwickelung des Goetheschen Erziehungsbegriffes ;
Goethes Standpunkt der psychophysische : wie sich auf dieser
Grundlage der Mensch entwickelt. 2. Das teleologische Prinzip.
3. Das methodologische Prinzip. Besondere Hodegetik aus
Wilhelm Meister. Allgemeine Hodegetik. Didaktik : Form
des Unterrichts: Stoff des Unterrichts, a) Bildungsstoffe über-
haupt, Spiele, Liebhabereien : b) Hülfsmittel zur Bildung der
Phantasie, die Künste : c) die Gymnastik : d) Sprachen und
Realien: e) das theologische Element. IV. Der ideale Kern der
Goetheschen Pädagogik und ihr socialer Hintergrund. Schluss.
(Kritische Würdigung des Werkes von B. Suphan in der
Deutschen Literaturzeitung No. 38, Sp. 1331 — 1335-)
Kleine Schriften zur Kunst von Heinrich Meyer. (Deutsche
Literaturdenkmale Bd. 25.) CLXVIII und 258 SS.
Herausgeber ist Paul Weizsäcker. Die Sanmilung ent-
hält 13 Aufsätze, darunter die berühmte Polemik: Neu-deut-
sche religiös-patriotische Kunst und die Kritik über Goethes
Kolossalbildniss in Marmor von David. — Von grosser Wich-
tigkeit ist die ausführliche Einleitung. Das persönliche Ver-
hältniss Goethes zu Meyer, die wissenschaftliche Einwirkung
des Letztern auf den Erstem wird ausführlich auseinanderge-
setzt. Die von den Romantikern und den Späteren gegen
Meyer erhobenen Vorwürfe werden zu entkräften versucht.
Bibliographie. 315
S. XLIIfg: Wirkung des obenerwähnten Aufsatzes »Neu-deut-
sche«. S. LI— CLXV chronologische Aufzähking sämmtHcher
Schriften Meyers (1794 — 1832) nebst eindringenden Unter-
suchungen über Meyers Antheil an den W. K. F. unterzeichneten
Kunstaufsätzen. Auf die Einzelheiten, deren Erwähnung an
dieser Stelle zu weit fuhren würde, komme ich in anderm
Zusammenhange zurück.
Otto Roquette: Goethe und die Gartenkunst. (Separatabdruck
aus: Festschrift zu der Jubelfeier des 50jährigen Be-
stehens der technischen Hochschule zu Darmstadt.)
9 SS. 4°-
Gartenbilder in der ersten Ausgabe von »Hermann und
Dorothea«, Bemerkungen Goethes in dem Schema »über den
sogenannten Dilettantismus«, i. Übertreibungen des englischen
Gartenstils im »Triumph der Empfindsamkeit«. 2. Ausartung
des französischen Gartenstils im Gedicht »Hauspark«. 3. Eigen-
artige Schilderung, wenn auch auf englischer Grundlage, in den
»Wahlverwandtschaften«.
G. Haberlandt : Goethes botanische Studien. (No. 6 des Hum-
boldt.) Verf. kommt zu dem Schluss, dass Goethe der
Nachwelt gezeigt hat, wie sich echter Natursinn und
klassische Geistesrichtung vereinigen und versöhnen
lassen, und so verkör]>ert sich in ihm das Bildungsideal
der Zukunft. (Kürschners »Signale«.)
E. NOTIZEN VON GOEl'HES ZEITGENOSSEN ÜBER
GOETHE.
F. C. Dahlmann. Kleine Schriften und Reden. Stuttgart. Cotta.
XIV und 484 SS.
S. 232 — 235: »Über Croethe«, ursprünglich in der Han-
noverischen Zeitung 1833. 13. Februar veröffentlicht. Ver-
theidigung Goethes gegen die Vorwürfe des Illiberalismus und
der Ungläubigkeit. »Warnung vor Nachahmung eines gewissen
bequemen und selbstzufriedenenThuns in Wesen undSchreibart«.
Folgende schöne Worte verdienen wohl auch an dieser Stelle
wiederholt zu werden : »Das Alter, weh hes jede Kraft besiegt,
hat Goethen das Eine nicht entwenden können, was seine
ganze Art am eigenthümlichsten bezeichnet, den Trieb, immer
neue Ringe der Bildung anzusetzen, beständig fortzuwachsen.
^^'ie viele glänzende Dichternaturen sind dadurch auf die
Mittelmäßigkeit eines blossen Talents beschränkt geblieben,
weil sie scheuten, was der alte Dichter den Schweiss der
l6 Bibliographie.
Tugend nennt. Goethes AA'erke sind vom grössten bis zum
kleinsten nicht allein ausgetragene reiche Geburten; Goethe
erkannte in den Jahren der zuströmenden Kraftfülle, dass die
dichterische Muse nicht länger gesondert stehen dürfe von der
strengen Muse der Wissenschaft, wenn sie das Gemüth der
Menschen mehr als anregen, wenn sie es beherrschen will.
Darum ergab er sich der Wissenschaft, schöpfte nicht blos
von ihr den dichterischen Schaum ab, stellte selber Werke
auf, welche ausser ihrem dauernden Werthe ihm den Preis
eines der beharrlichsten Menschen sichern«.
Friedrich Hebbels Tagebücher, herausg. von Felix Bamberg.
Berlin. G. Grote. 2. Bd. 592 SS.
Über den ersten Band vgl. G.-J. VI, 438 fg. S. 73. Über
Benv. Cellini: »Wie wohlthuend ist eine reine Natur, die
sich selbst fühlt, ohne auf dem Wege der Reflexion dazu
gekommen zu sein, sie mag sich so keck und zudringlich
herausstellen, wie sie will, man lässt es sich gefallen, man
hat nichts dagegen«. S. 108: »In dem »Sie ist gerettet« im
ersten Theil von Goethes Faust liegt schon der ganze zweite«.
S. 116: »Goethes »V\'ilhelm Meister«, trotz der schönen Einzel-
heiten, ist doch eigentlich formlos und wird vergehn. Es
schmerzt einen um Mignon, den Harfenspieler u. s. w., man
hat ein Gefühl, als ob man schöne Menschen ertrinken sähe«.
S. 192: »Stella ist ein durchaus unsittliches Product«. Längere
Ausführung auch gegen die spätere Bearbeitung.
Heinrich Düntzer : Die Dichterin Anna Amalia v. Imhoff zu
Weimar.
(Westermanns Monatshefte, Dez. Jahrg.31, H. 363, S. 368 — 383.)
Biographische Skizze mit besonderem Hinweis auf Goethes
Beziehungen zu der Dichterin. Neues Material ist nicht be-
nutzt. Bekanntes wird mit grosser Weitschweifigkeit vorgetragen.
Richard Maria Werner: Karl August und Gräfin U'Donnell.
Ungedruckte Briefe.
(Archiv für Literaturgesch. Bd. XV, Heft i. S. 37 — 60.)
Erwähnungen von (ioethe finden sich auf fast jeder Seite,
eine bedeutende Stelle über Wahrheit und Dichtung S. 41;
S. 43 eine Erklärung des Gedichtes: »Der liebenden Vergess-
lichen, zum Geburtstage«.
Wilhelm Fielitz: Aus Knebels Tagebüchern.
(Archiv für Literaturgesch. Bd. XIV, Heft 4 S. 403 — 428.)
Hauptsächlich wichtig für Schiller und sein sich ent-
wickelndes Verhältniss zu Charlotte v. Lengefeld, aber auch
BlBLlOGRAPHIh. 317
mancherlei Notizen über Goethe. Spaziergänge mit ihm, Be-
suche von oder bei ihm (besonders häufig Dez. 1788. während
Moritz' Anwesenheit), vgl. auch 27. Sept. 1789 (S. 424). 3. Dez.
1789 (Faust-Vorlesung).
A\'eimar in den neunziger Jahren. Autzeichnungen aus dem
Nachlasse Garlieb Merkels.
(Deutsche Rundschau, Okt. Nov. S. 65 — 80, S. 284—301.)
Merkel habe »die providentielle Bedeutung Preussens
ebenso deutlich vorausgeahnt, wie die Überlebtheit der Klein-
staaten«. Mittheilungen einzelner seiner Bemerkungen über
Goethe aus den »Darstellungen und Charakteristiken«, Riga
1839, aus dem geistreichen Puppenspiel »Die Prinzessin mit
dem Schweinerüssel« 181 2, hauptsächlich aber seine Aufzeich-
nungen über Weimar in den Jahren 1798 und 1799. Sie sind
freilich in weit späterer Zeit (nach 18 13) geschrieben. Sie
handeln ausführlich über das Theater , Wieland , Böttiger,
Herder, Mounier. Der Abschnitt über Goethe (S. 290 — 295;
dazu S. 300 : Klatschereien Wielands über Goethe) ist voll von
Sclimähsucht und Eitelkeit; er ist hauptsächlich dazu bestimmt,
Herders Superiorität über Goethe zu erweisen : Goethe Nach-
treter und Verarbeiter Herderscher Ideen, das Beste des Faust
sei Herder zu verdanken, West-östlicher Divan Nachklang
von Herders Würdigung der orientalischen Poesie. Schlimme
Unwahrheiten und thörichte Verläumdungen : Goethe habe sich
gleich bei seiner Ankunft eine hohe Stellung ausbedungen
und dieselbe ohne nennenswerthe Leistung ausgebeutet und
Ähnliches. Herders und Goethes Betragen bei verschiedenen Cxe-
legenheiten wird gegenübergestellt und überall der Vorrang
Goethes bestätigt gefunden. Als Schluss : »Goethe war un-
streitig ein grosser Dichter, — Herder ein grosser Mann«. —
Ich gestehe, dass ich die Veröffentlichung dieser Aufzeich-
nungen durch einen bedeutenden Mann — Julius Eckardt —
in unserer ersten deutschen Zeitschrift aufs Tiefste bedaure.
In einer Zeit, in welcher man von ultramontaner und anderer
Seite, unter dem Scheine der Wissenschaftlichkeit (vgl. oben
Baumgartner S. 306, und G.-J. VII, 378, Brunner, von dem
seitdem noch 2 ähnliche Schmutzschriften erschienen sind,
die ich gar nicht mehr erwähnen mag) Zeugnisse der Zeit-
genossen gegen Goethe sammelt, ist es weder gut noch klug,
solche unbedeutende, wahrheitswidrige Berichte zu veröffent-
lichen. Sie geben nichts Neues, kaum etwas Interessantes und
lassen uns nur einen wenig bedeutenden, von Selbstüberschätzung
und Eitelkeit erfüllten Mann erkennen, der leider alt genug
wurde, um zu wiederholten Malen sem Cxebelfer gegen den
todten Löwen zu richten.
3l8 Bibliographie.
XVII. Autographencatalog von O. A. Schulz in Leipzig.
Verzeichnet eine Anzahl (ungedruckter) Briefe deutscher
Schriftsteller mit Inhaltsangabe und Anführung einzelner Stellen.
Goethe wird erwähnt in einem Briefe Platens an M. v. Gruber
18. Februar 1824, C. (j. Voigts an Hufeland 9. Juni 1803;
J. E. Wagners : Goethe war von ihm beauftragt, der Gross-
fürstin ein Exemplar seines »Wilibald« zu überreichen, »wenn
es nämlich unser lieblicher Gott nicht vergessen hat; denn
ein Dichter ist immer ein eitles Ding«. Chr. G. Körner schreibt
an eine Freundin, 3. Januar 1824 : »Herr Minister von Humboldt
hat mit mir von Ihrer Absicht gesprochen, Schillerische Briefe
herauszugeben, hat mir die Verhandlungen darüber mit Goethe
erzählt, und mich gefragt, ob ich nicht auch Ihnen Briefe zu
diesem Zweck mitzutheilen hätte. (Bei Veröffentlichung von
Briefen muss man behutsam sein.) Ein ganz anderer Fall
ist bey dem Briefw. zwischen Schiller und Goethe. Von
diesem interessanten Dialog wird das Publikum ungern etwas
entbehren, und es dürften etwa nur die Stellen zurückzuhalten
seyn, wodurch noch lebende Personen compromittiert werden
könnten«.
H. ]Meyer schreibt an Schiller, ^o. Oktober 1799.
»Hr. Buri Mahler den Sie vieleicht haben öfters erwähnen
hören Goethes Freund und der meinige macht auf seiner
Durchreise von hier einen Abstecher nach Jena und wünscht
Ihnen vorgestellt zu werden Goethe ist wie Sie wahr-
scheinl. wissen seith ein paar Tagen in Rosslau«.
C. A. Vulpius 5. November 1804.
»Goethe hatte unter den Plan den ich Hartknoch schickte
seinen Beifall geschrieben, o ich wollte Sie hätten dies gelesen !«
Derselbe erwähnt Goethe in einem Briefe vom 30. Apr. 1823.
Jugenderinnerungen eines Schleswig -Holsteiners von Rudolf
Schieiden. Wiesbaden, J. F. Bergmann. 310 SS.
S. 12 Frau v. Nuys, Grossmutter des Verf., lernt (Herbst
1799) Goethe kennen. S. 14 fg. Brief A. W. Schlegels an die
Genannte. Jena, 15. Sept. 1799 über die »Bergpartei«, der
er und sein Bruder angehören; ihre Häupter seien (loethe
und Fichte. »Goethe, damit ich auf etwas Erfreuliches komme,
ist jetzt hier und hat sich bei dem ersten Besuche mit dem
grössten Interesse nach Ihnen erkundigt. Eine ganze \\'oche
habe ich alle Vormittage bei ihm zugebracht«. S. 146 Schieiden,
Vater des Verf., will Goethe in Weimar besuchen (1831), der
ihm nach Mexico geschrieben und ihm verschiedene wissen-
schaftliche Fragen zur Berücksichtigung empfohlen hatte.
BiBLIüGRAPHIH. 3^9
S. 151: Clausen theilt im Gymnasium zu Elberfeld die Nach-
richt von Goethes Tode mit, »tiefbewegt und eine Thräne im
Auge, mit einer extemporirten glänzenden Characteristik des
Patriarchen deutscher Wissenschaft und Kunst und entliess
dann die Classe für den Rest des Tages«. S. 219, 224 fg. :
Schieiden reist von Jena nach Weimar zum Besuch der classi-
schen Stätten (1836). »Über die Kahlheit der umliegenden
schön geformten Berge trösteten wir uns leicht mit Goethes
witziger Bemerkung: »Möchten Sie den Apoll von Belvedere
in Pantalons sehen?«
XX. Leipziger Kunst-Auction von AI. Danz. Catalog von
Autographen berühmter Männer aus Privatbesitz. 16 SS.
1808 u. 1809.
Verzeichnet S. 15 drei Briefe Riemers an Pauline Gotter,
in welchen mehrfach von Goethe die Rede ist. Einem Briefe
lässt Goethe die »besten und freundlichsten Grüsse« hinzufügen.
Robert Keil: Aus den Tagebüchern Rieivers, des vertrauten
Freundes von Goethe. (Deutsche Revue, herausg. von
R. Fleischer, 1 2. Jahrg. Jan.,S. 59 — 68,AIai S. 1 6 2 — 17 2, Okt.)
Die Tagebücher beginnen 1807 und enden 1845. ^i^
enthalten bis 1832 eine Fülle von Mittheilungen über Goethe.
Keils erste Mittheilung enthält Auszüge aus dem Jahre 1807:
Briefe, Besuche, Vorlesungen Goethes und bei Goethe, Notizen
über Goethesche Werke, mannigfache Lektüre, z. B. Zinckgrefs
Apophtegmata, viele Aussprüche, theilweise veranlasst durch die
Lektüre des letztern Werkes. Einzelnes sei hervorgehoben:
»Franzosen sind Pedanten d. h. sie können aus der Form
nicht heraus«. — »Erasmus gehöre zu denen, die froh sind,
dass sie selbst gescheit sind, und keinen Beruf finden, andere
gescheit zu machen, was man ihnen auch nicht verdenken
könne«. — »In der Jugend sieht man das Detail als Masse,
die Masse als Detail, im Alter umgekehrt«. 10. August »Über
Tisth Motive zur Achilleis als Roman«. »Die /em/fies auteurs
fassen die Männer nur unter der Form des 1 Jebhabers auf
und stellen sie dar ; daher alle Helden in weiblichen Schriften
die Gartenmanns-Figur machen«. »Vernunftcultur hatten am
Ende einzig nur die Frommen. Bei den anderen (Jacobi) ge-
winnt zuletzt der Verstand doch die Oberhand, dass man das
höchste zu irdischen Zwecken benutzt«. »Die Geschichte der
Wissenschaften ist eine grosse Frage (sie, Fuge ?), in der die
Stimmen der Völker nach und nach zum Vorschein kommen«.
»Jean Paul ist das personificirte Alpdrücken der Zeit«.
Keils zweite Mittheilung bringt Auszüge aus den Jahren
1805 — 18 12, viele ganz ohne Datum. Die Sprüche enthalten
320 . Bibliographie.
Moralisches, allgemein Religiöses, specielle Betrachtungen über
Christenthum, Katholicismus, Protestantismus, Naturwissenschaft-
liches. Bekennntnisse über Empfindungen und Erlebnisse. Lite-
rarisches : antike Poesie, besonders Tragödie und deren Ver-
treter Shakespeare. Jean Paul, Wieland, Lessing. Politisches:
Zusammenhang demokratischer Gesinnung mit der Comödie.
Pressfreiheit. »Die ganze Pressfreiheit der Deutschen beruhte
bloss darauf, dass jeder vom andern soviel Böses und Schlechtes
sagen konnte als er Lust hatte«. Viele der von Keil mitge-
theilten Sprüche waren schon von Riemer abgedruckt, Einzelnes
war von Goethe in den Sprüchen benutzt oder ähnlich gesagt.
Bilder aus vergangener Zeit nach Mittheilungen aus grossen-
theils ungedruckten Familienpapieren. Als Manuscript
gedruckt. Zweiter Theil. Bilder aus Carl Sievekings
Leben. Hamburg, Agentur des Rauhen Hauses 18S7.
2 Abtheilungen. XL 250. VL 367 SS.
L 87 fg.: Meldet einen Besuch bei Goethe (20. Apr. 1S09):
»Am Sonntag Mittag war ich bei Goethe und fand ihn im»
Garten. Du glaubst nicht, wie weit der Mann hervorragt vor
allen, die in Deutschland geschrieben haben: solch ein mensch-
licher Adel in dem ganzen Wesen, solch ein Feuer in den
grossen braunen Augen, so gediegen und unmittelbar aus dem
Leben gegriffen jedes Wort, auch das unbedeutendste, das er
sagt. Nach Tisch fand ich mich am Fenster mit ihm allein
und hatte Gelegenheit, ein Gespräch anzuknüpfen, dessen Faden
nicht nach jeder Antwort von meiner oder seiner Seite riss.
Nun sprach er von seiner glücklichen Jugend ; damals hätte
man Jahre verlieren dürfen, jetzt keinen Tag; die Welt sei
ernsthafter geworden: wie der Schiffbrüchige müssten wir uns
an der Planke halten, die uns rettete und die verlorenen Kisten
und Kasten uns aus dem Sinne schlagen. Ich habe nie eine
so angenehme halbe Stunde verlebt. Gestern war ich wieder
dort und heute werde ich den ganzen Tag da zubringen, denn
zum Abend hat die (die Parenthese magst Du Dir selbst füllen)
Geheimräthin mich zu einem Schauspielerthee eingeladen. . . .
Es waren mir noch ein paar vergnügte Stunden in Goethes
Hause beschieden. Einmal fand ich sämmtliche Schauspieler
dort, die er gewöhnlich bei sich sieht, das andere Mal war
ich ganz allein. Am ersten Abend waren wir über die Maßen
lustig. Ich sass bei der Schauspielerin, die am Abend meiner
Ankunft in »Emilia Galotti« spielen sollte, ein charmantes
Kind, wie Goethe sagt; mir schien sie ziemlich unbedeutend.
Er kam erst später vom Hofe zurück. Eben hatte man be-
merkt, dass er wohl wie Karl Moor unter seine Kinder auf
einmal auftreten könnte, als er die Thür öffnete, hinter den
Bibliographie. 321
Stuhl der Orsina trat und ihr die Augen so lange zuhielt, bis
er sich durch einen Kuss zu erkennen gab(f.
II, 120 fg., iSi fg.: Sehr merkwürdige Mittheilungen über
Bettina, ihre Äusserungen über Goethe, ihr Denkmal desselben,
den Eindruck ihres »Briefwechsels« in Frankfurt, Anecdoten
über Frau Rath ; Herr v. Trott, der Goethe in der Ziegesarschen
Familie kennen gelernt, berichtet über seine Verhältnisse zu
jungen Mädchen, über seine Kunst Gedichte vorzulesen.
III. Verschiedenes.
A. Bilder, Statuen etc.
Fr. Zarncke : Zwei neue Goethe-Bildnisse und einiges Andere.
(Allg. Zeitg., Beil. No. 13, S. 177, 17S.)
Zwei nach der Natur gefertigte Kreidezeichnungen. Die
eine (Oktav-Brustbild im Profil nach links) ist Weimar 11. Mai
181 1 von Carl Joh. Raabe, 1780 — 1849 (wonach Hempel
26, 350 zu berichtigen ist; der unsrige ist nicht mit dem
Architekten Friedrich Rabe, und dem Maler Friedrich Rabe,
gest. 1837, zu verwechseln). Die Zeichnung, verschieden von
den zwei bekannten Oelgemälden Raabes, stellt Goethe im
Rock dar, »die Augen sind flüchtig eingezeichnet und geben
dem Ganzen etwas Fremdes«. Goethe schrieb Raabe an dem-
selben Tage ein Albumblatt : »Superi dant bona paratis. Dem
thätigen Künstler«. Die zweite (en face, Halbbrustbild in
Lebensgrösse) von Schmeller, vermuthlich 1829, eine Correctur
seiner sicher 8. Nov. 1829 angefertigten, durch viele Photo-
graphieen verbreiteten Zeichnung. — Weissers nach dem Leben
abgenommene Gesichtsmaske Goethes ist 13. Okt. 1807 ent-
standen. — Mittheilung über ein 2. Modell Rauchs (1849)
zu dem in Weimar projektirten Goethe-Schiller-Denkmal.
Robert Keil: Zwei neue Goethe-Bildnisse. (Illustrirte Zeitung
27. Februar, No. 2226 S. 195, 196.)
Wiedergabe des Goethe-Bildnisses von Joh. Jos. Schmoller
iSii. aus dem Jahre 1829 und des von K. J. Raabe, beides
Kreide-Zeichnungen. Einzelne Bemerkungen aus dem Zarncke-
schen Artikel, Auszüge aus dem Riemerschen Tagebuch
9— II. Mai 1811.
Weimar-Album. Blätter der Erinnerung an Carl August und
seinen Musenhof. Eine geschichtliche Schilderung von
August Diezmann. Mit vielen in Stahl gestochenen
Bildern. Leipzig. H. Schmidt und C. Günther.
GohTHE-jAHRELCH ^JU. 21
322 Bibliographie.
Vollständig in 12 Lieferungen, deren jeder 2 grosse Stahl-
stiche beigegeben werden sollen. Die der ersten sind das
Weimarer Goethe-Schiller-Monument und das daselbst befind-
liche Tempelherrenhaus. Am Ende der ersten Lieferung wird
Goethes Erscheinen in \\eimar angedeutet. Der Text ist wohl
ohne Veränderung dem altern unter gleichem Titel 1850 er-
schienenen Werke Diezmanns entnommen.
Goethes Heimstätte in Weimar. 20 Ansichten aus dem Goethe-
National-Museum. Einzig autorisirte Ausgabe. Weimar,
Herm. Weisbach.
Die 20 Bilder (Original-Aufnahmen) enthalten : ein Por-
trait Goethes aus dem Jahre 1829, Goethes Wohnhaus; Treppen-
flur, Treppenhaus; der gelbe Saal (2) mit vielen Portraits aus
Goethes Familien- und Freundeskreise ; das Juno - Zimmer
(2) mit der Statue der Juno und manchen Bildern von
Bury, H. Meyer, das Zimmer ganz in dem alten Zustande
mit Flügel u. s. w. ; das Urbinozimmer mit werthvollen alten
Handzeichnungen: Sammlungen und Majolikenzimmer ; Büsten-
zimmer (2), enthaltend Büsten berühmter Zeitgenossen und Ab-
güsse von Antiken : das Arbeitszimmer von 4 verschiedenen
Standpunkten: Schlafzimmer: Hausgarten: Fürstengruft.
Goethes Sterbe- und Arbeitszimmer. Zwei Photographieen mit
begleitendem Text, erschienen in der »Gartenlaube«
No. 31, S. 553 fg.
Bilderatlas zur Geschichte der deutschen Nationalliteratur.
Eine Ergänzung zu jeder deutschen Literaturgeschichte.
Nach den Quellen bearbeitet von Dr. Gustav Könnecke,
Königlichem Archivrathe. Marburg. N. G. Elwertsche
Verlagsbuchhandlung, 1885— 1887. 312 SS. in Fol.
Von den 1675 Abbildungen dieses mit ausserordentlicher
Kenntniss und gutem Geschmack ausgewählten und meist mit
vorzüglicher Technik hergestellten Werkes sind No. 960 — 1064,
S. 194 — 215 Goethe gewidmet. Ein auf die verschiedenen
Seiten vertheilter Text gibt, ausser genauester Rechenschaft
über die Herkunft der Abbildungen, die wichtigsten Daten
aus Goethes Leben. Die Abbildungen bestehen aus : Nach-
bildungen der Titel der Originalausgaben (wichtigste Schriften).
Illustrationen aus einzelnen Originalausgaben, z. ß. von Chodo-
wiecki, auch der Gegenschriften und Nachahmungen, z. B. bei
^Verthers Leiden: Abbildungen von Gegenständen und Ge-
bäuden, die für den Dichter von Wichtigkeit sind, z. B. des
Bibliographie. 325
Puppentheaters, des Pfarrhauses von Sessenheim, Gartenhauses
in Weimar u. s. w. Facsimiles der Handschrift aus den ver-
schiedenen Perioden des Lebens: Namensunterschriften, Briefe,
Gedichte, Stücke von Dramen, u. A. des Gedichts »Prometheus«
(1774), des Stammbuchblatts für den Schauspieler K. La Roche.
Bilder der Verwandten (Vater, Mutter, Schwester), der Freunde
und Freundinnen von der Jugendzeit bis zum höchsten Alter,
u. A. auch ein angebliches (?) Bild der Jugendfreundin
Ciretchen : besonders aber Goethes Bildnisse selbst : Gemälde,
Zeichnungen, Porträtmedaillen , Büsten, Gesichtsmaske, Sil-
houette, chronologisch geordnet, beginnend mit einer Sil-
houette aus d. J. 1762 (?), schliessend mit der Prellerschen
nach dem Tode Goethes angefertigten Zeichnung. Die Aus-
wahl ist recht glücklich : das Ganze gibt ein sehr anschauliches
Bild von Goethes Persönlichkeit, seinen Freunden, und von
der Art, wie sein geschriebenes und gedrucktes Wort den
Zeitgenossen entgegentrat.
Kulturgeschichte des deutschen Volkes von Dr. Otto Henne
am Rhyn, Staatsarchivar in St. Gallen. Berlin, G. Grote,
5. Abtheilung, S. 241 — 412.
Text über Goethe: S. 313—316. 336 fg. Auf Goethe be-
zügliche Illustrationen: S. 307. Titelkupfer von Chodowiecki
zu Goethes Leiden des jungen Werther: S. 315, Gesellschaft
bei der Herzogin Amalie von Weimar. Aquarell von Kraus
1795 ; S. 337, Goethe in seinem Arbeitszimmer, seinem Secretär
John dictirend, Oelgemälde von J. J. Schmeller 1831.
Berichte des Freien Deutschen Hochstiftes in Frankfurt a. M.
Herausg. von dem Akad. Gesammt-Ausschuss. Jahrg.
1885/86. Heft 2. S. 65 — 180, Frankfurt a. M. Druck
von Kumpf u. Reis.
Photographiedruck eines Pastellgemäldes der Frau Rath
im Besitze der Frau Marie Heuser-Xicolovius, nach einer von
H. Juncker angefertigten Pastellcopie. S. 128 Mittheilung des
Genannten über dieses Bild, die bisherigen Vervielfältigungen
desselben ; Andeutung, dass ein, Goethes Vater darstellendes
Pendant zu diesem Bilde existirt habe und (vermuthlich) im
Goethe-Museum erhalten sei. — S. 137 — 143 Mittheilung
E. Kelchners über ein in seinem Besitze befindliches, von
Franz Lippold (1688—1768) gemaltes Bild, das höchst wahr-
scheinlich Fräulein v. Klettenberg darstellt. Es bietet aufifallende
Ähnlichkeit mit dem im Goethe-Museum erhaltenen , bez.
S. C. V. K., im Inventar irrthümlich erwähnt als: »i Aquarell,
Frl. V. Günderode als Nonne darstellend«, schlecht wieder-
21*
324 Bibliographie.
gegeben in F. Delitzsch Buch : »Philemon oder von der christ-
lichen Freundschaft. Aufzeichnungen des Fräulein S. K. v.
Klettenberg und ihres Freundeskreises«. 3. Aufl. 1878. —
S. 148 — 152 Pallmanns Nachträge und Berichtigungen zu
L. Holthofs Aufsatz : »Zur Genealogie der Familie Goethe«.
B. DICHTUNGEN ÜBER GOETHE, COAIPOSITIONEN,
PARODIEEN.
Otto Roquette: Grosse und kleine Leute in Alt -Weimar,
Novellen. Breslau 1887. 460 SS.
6 Novellen, die Kotzebuegeschichten und Theatersachen
behandelnd. Besonders spielt die Schauspielerin Fr. Unzelmann-
Bethmann eine grosse Rolle. Goethes Frau wird als thätig
und theilnehmend eingeführt. Titel: i. Das unterbrochene
Opferfest. 2. Der Schülerchor. 3. Rinaldo. 4. Der gefrorene
Kuss. 5. Der elfte Mai. 6. Die schöne Silie.
Credo. Gesamnpelte Aufsätze von Fritz Mauthner. Berlin,
J. J. Heine. XII und 304 SS.
S. 206 — 210; Goethe auf Besuch, parodistische Schilde-
rung eines Besuchs, den Goethe bei seinen Verehrern und
in seinem Vereine macht und der unhöflichen Art, mit welcher
er überall empfangen wird. S. 211 — 223. »Wagner über Faust«,
heftige Beurtheilung von Dubois-Reymonds Rede und v.Loepers
Faustcommentar.
C. GOETHE - ARCHIV UND GOETHE -NATIONAL-
MUSEUM.
Erich Schmidt: Aus dem Goethe-Archiv'.
(Neue freie Presse, 4. Mai No. 7789.)
(Ein am 2. Mai in der General-Versammlung der Goethe-
Gesellschaft erstatteter Festbericht.) Mittheilungen über die
geplante Goethe-Ausgabe und Goethe-Biographie. Von dem
reichen Inhalt des Archivs wird Folgendes erwähnt: »Berge
von Tagebüchern und Correspondenzen, eine kaum zu be-
wältigende Fülle naturwissenschaftlicher Studien aus sechs Jahr-
zehnten, die erste Handschrift des »Götz von Berlichingen«-
»Künstle'rs Erdenwallen« und »Vergötterung« , »Der ewige,
Jude« ; das Originalheft, aus dem Herder und Frau v. Stein
ihre Privatsammlungen Goethescher Lyrik schöpften ; die
meisten Dichtungen der zehn Jahre vor Italien mit Goethes
' Vol. auch die Xo tiz oben S. 265.
Bibliographie. 325
Correcturen ; eigene und fremde Spässe von iTjO; der Werther
für die Göschen'sche Ausgabe mit Goethes eingeklebten Zu-
sätzen und Milderungen ; von Herder revidirte IVIanuscripte ;
ein riesiges, auf die italienische Reise bezügliches Packet;
Bündel von allen späteren Reisen und von der zweiten Schweizer
Reise her ; eigenhändige Reinschriften der »Iphigenie« und
»Claudine« ; das prächtige Original der römischen Elegien,
die durchcorrigirte Handschrift des »Tasso«, ein Exemplar
des »Egmont« trägt Schillers kräftige Züge, der «Grosskophta«
als Oper und eine Reihe anderer Opernfragmente, der Anfang
einer zu Strassburg spielenden Revolutions-Tragödie : »Das
Mädchen von Oberkirch«, »Der Mann von fünfzig Jahren«
als Drama skizzirt, lyrische Paralipomena seit 1757, zahllose
Prosasprüche und gereimte Gnomen oder Invectiven, das
einem scharfen Metriker preisgegebene Manuscript von »Her-
mann und Dorothea«, die herrlichen Blätter des »Divan«,
ein gewaltiges Material für den zweiten Theil des »Faust«
und einige Reste frühester und mittlerer Faust-Dichtung, das
Schema eines von München her angeregten »Volksbuches«,
die Grundlagen der Annalen, Notizen und Ausarbeitungen zu
»Dichtung und Wahrheit« , z. B. ein bedeutsamer Auszug
aus »Manon Lescaut«, der die Gretchen-Episode ebenso ein-
leiten sollte, wie die Beschäftigung mit Goldsmith die Sesen-
heimer Erlebnisse. Unter den neuaufgefundenen Sachen
befanden sich das schweizerische Tagebuch von 1775 mit
Goetheschen Knittelversen, gemeinsamen bouts rimes und der
ersten Fassung jTch saug an meiner Nabelschnur nur Nahrung
aus der Welt, und herrlich rings ist die Natur«, ein kleiner
Nausikaa-Palimpsest, unter Varia conservanda und in den Nach-
lässen August Goethes, Eckermanns, des Dieners Krause Scherze
der Frankfurter Jahre, dramatische Bruchstücke der Frühzeit,
der Anfang von »Prinz Radegiki« und vielleicht ein Gespräch
aus dem »Falken«, Lyrica und Sprüche, ein Schema der un-
ausgeführt gebliebenen Scene zwischen Faust und Proserpina.
eine gedruckte aber ganz unbekannt gebliebene Übersetzung,
eines Cimarosaschen Textbuches ; unter den Autographen
Almas und ihrer Brüder Goethesche Knabengedichte und die
Grüsse Lord Byrons, in den Bündeln »Fremdpoetisches« ausser
einem für Cornelia und Wolfgang Goethe geschriebenen
Roman des armen Lenz auch Gedichte von Voss, Herder,
Rückert, Z. Werner und poetische Übersetzungen der Brüder
Grimm«.
Die Goetheschen Sammlungen. (Zeitschrift für bildende Kunst.
21. Jahrgang i. Heft Oktober 1885 S. 11 — 14.)
Mit einer Abbildung des Goethehauses. Verf. des Auf-
satzes: Ruland in Weimar. Kurze Aufzählunsr und Beschrei-
326 Bibliographie.
bung der Gipsabgüsse, Entwürfe von Goethedenkmalen,
Büsten und Porträtmedaillons, Handzeichnungen, des Schmel-
lerschen Albums: 150 Portraits der im Hause verkehrenden
Personen , Kupferstiche , Bronzen , Erzeugnisse des höhern
Kunstgewerbes: Majoliken. — Die Sammlungen werden als
in ihrer Art ausgezeichnet und in höchstem Grade werthvoll
bezeichnet.
Das Goethe-National-Museum in ^^"eimar. Erinnerungen an
Goethe und Alt-Weimar von Robert Keil. Weimar.
A. Huschke 64 SS.
Erweiterter Abdruck aus der Zeitschrift »Vom Fels zum
Meer« November 1886. Beschreibt im Einzelnen: i. Ent-
stehung des Goethe-National-Museums. 2. Das Goethe-Haus
Hausflur, Treppenhaus. 3. Das Arbeitszimmer, das Schlaf- und
Sterbezimmer. 4. Die Besuchs- und Gesellschaftszimmer. Kunst-
sammlungen. 5. Die Mansardräume, Gartenzimmer. Hausgarten.
S. 21 ff. Einrichtung der Arbeitszimmer aus den »Acta den
von Goetheschen Nachlass betreffend« von Kräuter. S. 26.
»Repertorium über die Goethesche Repositur«. Erwähnung
mancher Schätze, die noch im Museum fehlen, z. B. Goethes
22 Zeichnungen aus dem Jahre 18 10.
(T.j Das Goethe-National-Museum.
(National-Zeitung No. 441. 25. Juli (9 Feuilletonspalten.)
Ausführliche Schilderung der dort befindlichen Kunstschätze.
A N H A \ G.'
Englisch -amerikanische BibHographie.
Zusammengestellt
von
HoRATio S. White,
mit Beiträgen von E. H. Woodruff, Cornell University.
I. Neue Ausgaben , Übersetzungen etc. von Goethe.
Goethe's Faust. Part First. With notes by Tane Lee. [Lec-
turer on Modern Languages at Newnham College,
Cambridge, England.]
London and New-York. Macmillan, 1886.
' [Einzelnes Hierhergehörige, das mir direct zugesandt worden
war, findet sich oben S. 302, 303, 304, 305 angezeigt. L. G.]
Bibliographie. 327
Goethe; Life and Works. 6 vols.
Boston. Houghton. Mifflin and Co. 1885.
The poeins 0/ Goethe, consisting of his ballads and songs and
misoellaneous selections. Done into English verse by
VV. Gibson.
New-York. Holt and Co. 1886.
Goethe's Letters.
Xew-York, Scribner, Welford and Co. 1885.
Goethe's Faust. Translated in the original metres, by Bayard
Taylor. With explanatory notes.
London, Warne. [Chandos classics.] 1886.
Goethc's Faust. Part First. Translated from the Gernian by
John Anster. LL. D., with an introduction by Rev.
H. R. Haweis. [Routledge's World Library. Vol. L]
London and Xew-York. G. P.outledge and Sons. 1886.
Dasselbe.
Xew-York. Harper. 1886.
[Xach einer Zeitungsnotiz sollen von der Routledgeschen
Ausgabe am ersten Tage 20000 Exemplare verkauft worden sein.]
Goethe's Faust. Translated into English by Sir Theodore
Martin. Parts First and Second. 2 Vols.
London, Blackwood, 1886.
Reynard the Fox ; after the German version of Goethe. By
A. Douglas Ainslie.
London. Macmillan. 1886.
Fssays, Goethe etc. By T. Carlyle.
Xew-York, Lovell; 1885.
Hours luith Gernian Classics. By F. H. Hedge.
Boston, Roberts Bros. 1886.
(Goethe, pp. 254 — 343.J
The great poets as rcligious teachers. [Dante. Shakspeare,
Goethe, and the Old Testament writers.] By J. H. Morison.
New-York, Harper Bros. 18S5.
Comparative Literature. By H. M. Posnett.
Xew-York, .Appleton. 1886.
[Goethe pp. n, 19, 49, 68, 78. 135. 177. 303- 327^ 334.
341. 368, 369 — 371, 388.]
328 Bibliographie.
The Faust legend ; its origin and development frora the living
Faust of the first Century to the Faust of Goethe. By
H. Sutherland Edwards.
London. Remington. 1886.
Dasselbe. New-York, Scribner and Welford. 18S6.
The Lyceiun Faust. By Joseph Hatton. With ilhistrations.
[Reprinted from the Art Journal for Jan. and Feb. 1886.]
London. Virtue. 1886.
II. Verschiedenes über Goethe in amerikanischen und
englischen Zeitschriften.
London Academy. No. 698. Sept. 19, 1885. pp. 177 — 8.
Recension von Couplands Spirit of Goethe' s Faust. Von
T. W. Lyster.
No. 710. Dec. 12, 1885. p. 393.
Eine enghsche Goethe-Gesellschaft.
No. 713. Jan. 2, 1886. pp. 16 — 17.
Faust im Lyceum-Theater.
No. 717. Jan. 30, 1886. p. 75.
Aufforderung zur Gründung einer Goethe-Gesellschaft.
No. 719. Feb. 13, 1886. p. 109.
Recension von Attwells Ausgabe von Goethes Iphigenie
in Tauris.
Dasselbe: p. i'io.
Bericht von der Präliminar- Versammlung der Cxoethe-
Gesellschaft.
No. 722. Mar. 6, 1886. pp. 157 — 8.
Recension von ^Martins Übersetzung des zweiten Theils
von Goethes Faust. Von E. D. A. Morshead.
No. 732. May 15, 1886. p. 344.
Die erste Versammlung der englischen Goethe-Gesellschaft.
Dasselbe: p. 345.
Die Goethe-Gesellschaft zu Weimar.
No. 735. June 5, 1886. pp. 398 — 9-
Brief von Prof. E. Dowden an W. C. Coupland. Vorge-
lesen auf der ersten Versammlung der englischen Goethe-
Gesellschaft.
No. 736. June 12, 1886. p. 415.
Goethe. Sonnet XIIL Übersetzt von C.
London Athenaeum. No. 3013, July 25, 1885. pp. 104 — 5.
Recension von Couplands Spirit of Goethe' s Faust.
No. 3014. Aug. I, 1885. p. 143.
Über Strehlkes Briefe Goethes.
Bibliographie. 329
No. 3015. Aug. 8, 1885. p. 178.
Über das Goethe-Archiv zu Weimar.
No. 3030. Nov. 21, 1885. p. 670.
Über das Goethe-Archiv.
No. 3033. Dec. 12, 1885. p. 770.
Über die englische Goethe-Gesellschaft.
No. 3035. Dec. 26, 1885. p. 852.
Faust am Lyceum-Theater.
No. 3057. May 29, 1886. p. 712.
Recension von Martins Übersetzung des zweiten Theils
von Goethes Faust.
No. 3058. June 5, 1886. p. 748.
Bericht über die erste Versammlung der englischen Goethe-
Gesellschaft.
London SaUi7'day Review.
No. 1555. Aug. 15. 1885. p. 222.
Die Goethe-Handschriften in Weimar.
No. 1574. Dec. 26, 1885. p. 835.
Faust am Lyceum-Theater. I.
No. 1576. Jan. 9, 1886. p. 48.
Faust arn Lyceum-Theater. II.
No. 1586. Mar. 20, 1886. p. 409.
Recension von Martins Übersetzung des zweiten Theils
von Goethes Faust.
London Spectator.
Dec. 26, 1885. p. 1733.
Goethes Mephistopheles am Lyceum-Theater.
Netv- York Nation.
Vol. XLI, No. 1049. Aug. 6, 1885. p. 108.
Eröffnung des Goethe-Archivs zu Weimar.
Vol. XLII, No. 1079. Mar. 4, 1886. p. 193.
Die Goethe-Gesellschaft zu Weimar.
Vol. XLII, No. 1083. Apr. i, 1886. p. 280.
Die Concord-Vorträge über Goethe. — Engels Faust-
Schriften.
Vol. XLII, No. 1091. May 27, 1886. p. 451.
Recension von Martins Übersetzung von Goethes Faust,
von Claudys Übersetzung desselben, und von Gibsons Über-
setzung der Gedichte Goethes.
Vol. XLII, No. 1093. June 10, 1886. p. 490.
Feier der (joethe-Gesellschaft zu Weimar.
Netv-York Times.
No. 10876. July 12, 1886. p. 3.
Recension von Ansters, Claudys und Martins Übersetzungen
von Goethes Faust.
330 Bibliographie.
Science. 6, 130. Aug. 14, 1885.
(Joethe on vegetable morphology. Hy T. H. Mc Bride.
Art Journal. 38, 57. Feb. 1886. i'&, 88. Mar. 1886.
Goethe's Faust on the English Stage. By J. Hatton.
Contemporary Review. June, 1886. p. 772. Goethe and Carlyle.
By Max Müller. Eröffnungs-Rede vof der englischen
(Joethe-Gesellschaft [vgl. oben S. 277.]
Littells' Living Age. (Boston.) July 31, 1S86. Dasselbe.
Ecket ic Magazine. (Neu- York.) Aug. 1886. Dasselbe.
Fortnightly Revieiv. 45, 683. Nov. 1885.
A Faust of the First Century. By H. S. Edwards.
Fortnightly Review. 45 ; 102. Jan. 1886.
Faust on the English Stage. By W. L. Courtney.
Gentleman s Magazine, N. S. 36: 86. Jan. 1886.
Goethe as Actor. By H. S. Wilson.
Litteis Living Age. 168: 500. Feb. 20, 1886.
Dasselbe.
National Revieiv. 6. 211. Oct. 1885.
Goethe's Faust for the Stage. By \N'. S. Sichel.
National Revieiu. 6, 833. Feb. 1886.
Faust on the English Stage. By W. H. Pollock.
Nineteenth Century. April. 1886. p. 528. The Second Part
of Faust. By J. S. Blackie.
VVestniinster Review. 125, 138. April, 1886. pp. 313 — 354.
Goethes Faust. Part 11.
Register zu Band viii.
I. Personen -Register.
Die hinter den cursivgedruckten Namen stehenden Zahlen gehen die Seiten an, auf denen
Abhandlungen oder Mittheilungen der Betreffenden gedru^-kt sind. »Brief an« bedeutet einen
Hriet Goethes an den Genannten.
Addison (Zuschauer) 236.
d'Agoult, Gräfin 204.
Ainslie, Douglas, A. 327.
Alber, John 305.
Allster 268.
Ambros, A. W. 239.
Ampere, J. J. 205. 291.
Anders, Fr. 287 fg.
Andreaesche Buchhandlung 252.
Andres, Abbate 27.
d'Angers, David 205. 314.
Anster, John 302. 327.
Appell 104. 218. 220.
Arago 88.
Arkwright 217.
Ariost 150.
Arndt, W. 287.
Arnim, Bettina v. 166. 286. 321.
Arnold, J. G. D. 500.
Aeschvlus 66. 72. 82. 116.
Attwell, Prof. 303.
Aubry 210 ff.
Auersberg, Grat 174, 179.
Auguste, Cesar, s. Lambert.
Avesi, Contessa Antonietta 8. 104 tg.
Bachellery, Frau 304.
Bächtold"'267.
Baculard d'Arnaud 215.
Baggesen 64. 106. 115.
Baggesen, Frau d. vor. 64. 115.
Bagster 266.
Bahnsen 249.
Bahrdt, Dr. 126.
Baiern, König Ludwig L von 133.
136 ff. 141.
Bains, Marquis des, s. de la Riviere.
Balla, Mich. 303.
Ballanche 205.
Balzac 205. 263.
Bamberg, Fei. 31^,
Bardua, Caroline 276.
Bartol, C. A. 305.
Bartsch 267.
Basedow 265. 293.
Batowski 313.
Baum, Prof. 132.
Baumann, Obergärtner 129.
Baumgart 266.
Baumgartner, A. 303 fg. 317.
Bayer, Dr. 177.
Beaumarchais 266.
Beccham, Thomas 302.
Becker 155.
Becker, B. Th. C. 125. 127.
Bedoyere de la, Graf 212.
Beetlioven 147 (Fidelio).
Behr 125. 127 fg. (polnische Jude).
Behrisch 235 ff. 307. (Modell zu
Mephistopheles).
Behrisch, Bruder d. vor. 236.
Bell, E. 501.
Bellomö 275.
Benting, Grafen 280.
Berlichingen, Götz v. 231.
Bernays, M. 116. 266 fg.
Bernis 24.
.Bertuch 25.
Besser 251. 256.
Beta, O. 302.
Bettelheim, A. 206.
Bettina, s. Arnim.
Biedermann, W. v. 107. 113 fg. 128.
225. 229. 238. 287 fg. 293.
Bieling, A. 293.
Bielschowsky, A. 297.
Birch, J. 302.
Birlinger 267.
Bischoffs 147.
Blackie, J. S. 330.
332
Register zu Band VIII.
Blanck, Dr. ii6.
Blaze, H. 234.
Blücher 255.
Boccaccio 115.
Bodmer 216.
Bohn 301.
Boileau 235.
Boisseree, M. 133. 146.
Boisseree, Sulpiz 129. 133. 137. 141.
146. 299.
Bölling 123.
Boltze, Graf 238.
Boltze, Frau d. vor., geb. Gräfin
Martinitz 238.
Bonaparte, s. Napoleon.
Bonaparte, Louis, s. Saint Leu.
Bore, L. 303.
Bornemann, K. 264.
Bosch, 238.
Botta, Mme 177.
Böttiger 317.
Bourgeois 220.
Bowring, E. A. 301.
ßoxberger, R. 239.
Boylan', R. D. 301.
Brahm, O. 295.
Brakmeyer, H. C. 268.
Branconi, Gräfin 276.
Brandes, G. 106.
Brandilla, P. 105.
Bratranek 102 fg. 115 ff. -
Braun, J. 291. "
Braun v. Braunthal 170.
Breling et Cie. 8.
Brion, Friederike 278. 286.
Brockhaus 14.
Brodzinski, Fr. 313.
Bröndsted, P. O. 106.
Bronkhusius, Janus 90.
Brösigke, v. 166 fg. 169. 182. 185 fg.
Brösigke, Ulrike v. 166. 169. 182.
185 fg. — Brief an Goethe 186.
Brunner, Seb. 317.
Buchner, W. 288. 306.
BulT, Lotte, s. Kestner.
Buffon 18.
Bülow, Ed. 131.
Bülow, Minister v. 169.
Burckhardt, C. A. H. 295.
Burdach 266. 287.
Bury 21. 272. 318. 322.
Büttner 131.
BjTon, Lord 3. 180. 291. 309. 325.
Cadeil, T. 218.
Calderon 148. 309.
Claudy, Frank 302. 329.
Clausen 319.
Calvin^ Th. 291. 307.
Carlowitz, A. v., Baronin 303.
Carlyle 277. 327. 330. — Briefe an
277 (Nachträge) 280 ff.
Carriere 267.
Carsten 120.
Caspari, O. 292.
Castelli, Schauspieler 235.
Gastlerough, Lord 78.
Cellini, Benvenuto 55.
Champollion 303.
Chapeaurouge, Familie 251.
Chateaubriand 221.
Cheney, E. D. Frau 305.
Chodowiecki 311. 322. 323.
Chuquet, A. 296. 298.
Cicero 96.
Cimarosa 325.
Cincinnatus 99.
Clodius, Goethes Parodie auf 22 3 ff.
Cohn, A. 128 fg. 129 fg. 143.
Cohn, A. 274 fg. 279 'i2,.
Colet, Frau 204.
Constant, Benjamin 7. 104. 205.221.
Conti, Prinz v. 206.
Coriolanus 99.
Corneille 19.
Cornelius, P. 136. 141.
Correggio 11. 106.
Cotta 13 fg. 16. 18. 85. 107. 146 fg.
150. 153. 155. 253. 280.
Cotta, Hofstallmeister 233.
Cotta, Baron 277.
Coudrav 149.
Coupignv 214.
Coupländ, W. C. 328 fg.
Courtney, W. L. 330.
Cravon, GeofTrov 176.
Curtius 100.
Dachröden, v. 65.
Dahlmann 252. 315.
Dannecker 113.
Dante 130 fg. 268. 510. 327.
Danz, AI. 319.
David, s. d'Angers.
Davidson, Thomas 305.
Dawe 49. 113.
Decker 212.
Dchio, G. 2 39 fg.
Dejaure 220.
Delacroix 290.
Delitzsch, Fr. 324.
Demattio 266.
Register zu Band VIII.
333
Dessau, Fürst v. 237.
Dessau, Fürstin v. 55.
Devrient, C. 291.
Deyverdun, G. 209.
Dickens 263.
Didot 255.
Diebler, A. 292.
Dietrich, Prof. 275.
Diezmann, A. 321.
Dillis, J. C. 132. 141.
Dodd 235.
Dombrowskv, Abbe 170.
Domitian 226.
Donebauer, M. 128.
Döring:, Direktor 244.
Dorl, D. 32.
Dorow, 118.
Dowden, E. 328.
Droult 22.
Drozsches Erzieliungsinstitut iio.
Dubois-Reymond 324.
Dudley, Marion V. 268.
Dufresne 245.
Dumouriez 296.
Düntzer, H. 108 ff. 115. 119. 123 fg.
230%. 271 fg. 274. 284 fg. 290.
295 ff 309. 310. 316.
Dürer, A. 27.
Duval 220.
Dyk 128.
E . . . ., Maler 22.
Eberty 103.
Eckardt, Jul. 317.
Eckermann 103. 106. 131. 137. 141.
180. 237. 273ff. 301. 304. 313.
Edwards, H. S. 328. 330.
Egger-Möllwald 265.
Eggers, K. 239.
Egloffstein, Frau Hofmarschall v.
271.
Eichenbergische Erben 126,
Eichstädt 107. 274.
Einer, Schauspieler 275.
Einsiedel 22. 24. 108.
Elkan 168.
Ellenauer, s. Ellmaurer.
Ellinger, G. 291. 293.
Ellmaurer 240.
Emery, S. H. 305.
Enault 214.
Engel, K. 233. 329.
Enslin 256.
Erasmus 319.
Ernst, s. Schleiermacher.
Eschenbach, Wolfram von 109.
Eschenburg 127 (Dz.) fg.
Euripides 294.
E verdingen 38. in.
Ewald, Joh. 20. 107.
Eybenberg, Frau v. 79. 118.
Facius 49. 52. 113.
Fahimer, Johanna 124. 286.
(Adelaide) deren Nichte 124.
Falck, R. 298.
Faligan, E. 303.
Färber 150.
Fay 314.
Fenelon 18. 237.
Fernow 80.
Fichte 307. 318.
Fielitz 194. 274. 287. 3 16 fg.
Fischer, H. 290.
Fischer, K. 267. 273.
Fischer, Verlagsbuchhändler 262.
Flachsland, Caroline, s. Herder.
Fleischer, Buchhändler 237.
Fleischer, R. 319.
Forgues, E. 233.
Foscolo, Ugo 102. 104 fg. 217.—
Brief an Goethe 8.
Fournier, N. 214.
Franck, H. 276.
Francke, O. 292.
Frankl, L. A. 312.
Fredro, Graf 175.
Freitag, G. 262.
Freron 210.
Friedel, M. 206 fg.
Friedrich d. G., s. Preussen.
Fritsch, Minister v. 272. 278.
Froberville, B. H. de 220.
Frommann, Allwina 243. 259. 261,
Frommann, F. J. 144. 151%. i>7.
159. Zur Erinnerung an 242 — 262
Frommann, Frau d. vor. 244. 256.
259. 261.
Frommann, Kinder d. vor. 246. 248.
^ 2)9 fg.
Frommann, Fr. 1 1. 1 3. 242 ff. 246 tg.
253. 256. 261. 35 Geschäftsbriefe
von Goethe an 144— 161.
Frommanu, H. 144 — 161,242 — 262.
Frommann, Johanna 160, 243ff. 253.
Frommannsche Familie 13, 144 ff.
passim. 243.
Fronto, Cornelius <^6. 98. 119.
Fronde 277.
Fuhr, M. 231.
Füller, Margaret 304.
334
Register zc Band VIII.
Gagern, H. v. 250.
Gajewska, Mdme de 175.
Gaimüller, Frau v. 171.
Galitzin, Fürstin 1 30.
Garve 265.
Gay, Lussac 88.
Gebhardt, Br. 308.
Geibel 298.
Geiger, K. 500.
Geiger, Ludwig 3 — 20. 56 — 102. 103
bis 108. III — 128. 132—142.
238 fF. 262—326,
Geiger, L. 212. 266 fg. 308. 311.
Geiler von Kaisersberg 189.
Geissler, Chr. 244. 246. 253.
Geliert 2 56 fg. 282.
Gemmingen 208
Genast 310.
Georgv 219.
Gerold 255.
Gerstenberg 123. 299.
Gervinus 173.
Gessler, Graf 5311'. 114.
Gessner 125. 127 fg. 219.
Gibson, W. 327. 329.
Girot, A. 290.
Gleim 32. iio.
Gluck 276.
Göchhausen, Frl. v. 7 (geghausen)
22. 104. 108.
Gödeke 267.
Göschen 273. 325.
Gotha, Prinz August v. 56. 109 ff.
500.
Gotha, Prinzessin v., Schwester d.
vor. 36.
Goethe, Alma v. 325.
Goethe, August v. 7. 3 3. 35 fg- 43 fg-
59. 106. 108. 112. 132. 137. 168.
175. 182. 283. 295. 325. — Brief
von Charlotte v. Schiller an 40 ff.
Goethe, Catharina Elisabeth (Frau
Rath) 29 fg. 41. 112. 199. 234.
264 fg. 276. 286. 288. 296. 301.
309. 321. 323.
Goethe, Christiane v. 13. 20. 36.
58. 76fg. 120. 177. 283. 309. 320.
, 524-
Goethe, Cornelie 253 tg. 323. 325.
Goethe, Cornelie,\\'olfgangs Gross-
mutter 264.
Goethe, Johann Caspar 199. 235.
264 fg. 276. 323.
Goethe, OttiHe v. i37tg. 182.
Goethe, Walther v. 103. 182. 26t.
283. 288. 309. 325.
Goethe, Wolfgang v. 103. 182. 261.
283. 309. 323.
Gotter 176.
Gotter, Frau d. vor. 176.
Gotter, Pauline 319.
Göttling, Prof. 100. 106. 120.
Gottsched 228. 293.
Gourbillon 220. 299.
Grand-Carteret, J. 312 fg.
Grapengiesser, C. J. Chr. 63. 116.
Grapengiesser, Vater d. vor. 116.
Grassi, Antonio 8. 104. 1 14.
Grassy, Maler 56fg. 104. 114.
Gr(^goire, E. 213.
Gretchen, s. Wagner.
Gries 148.
Gries, J. 233.
Grillparzer 310.
Grimm, F. Melch. 211.
Grimm, H. 231. 285.
Grimm, J. 233. 252.
Grimm, J. u. W. 325.
Grimm, Lotte 253.
Grimm, W. 233. 252 fg.
Grimm, Frau d. vor. 253.
Griswold, Harriet Thvng 268.
Groch, Fr. 291.
Gropius 79. 118.
Gross, Fr. 219. 290. 299.
Groth 266.
Grotthus, Frau v. 79. 118.
Gruber, M. v. 318.
Gruithuisen, Prof. 133. 139. 141.
Grün, A. (Wiener Spaziergänger)
259.
Grüner, Schauspieler 60.
Grüner, Rath 173 (a_ 179. 181.
Grünler 265.
Guglia, E. 293.
Guhrauer 165.
Günderode, Frl. v. 323.
Günther, Oberconsistorialrath 244.
Gvulay, Paul 305.
Haberlandt, G. 313.
Habs, R. 30.).
Hachette 207. 214.
Hagen, A. 118.
Hackert, Pii. 279.
Haller, A. v. 208.
Hammer, v. 152.
Händel 238.
Handerson, Kunstverleger 3 fg.
Harnack, O. 306.
Harpf 287.
Harris, Wm. T. 268. 305.
Register zu Band Vlll.
335
Hartig, Fr. v., Graf 220.
Hartknoch 518.
Hase, Fr. O. 262.
Hatten, Jos. 328 fg.
Hatvani, St. 291.
Hausen 125. 127.
Haweis, H. R. 327.
Havm 110. 267.
Hebbel, Fr. 263. 516.
Hedge, F. H. 305. 527.
Hehti, Victor 187 — 202.
Heidler, Dr. 172.
Heine, H. 199. 298. — Brief an
Goethe 283.
Heinemann, Dr. 312..
Heinemann, \V. 287. 301.
Heinrich, G. 291.
Heinse, W. 300.
Hemsterhuis 130.
Henkel, H. 287.
Henne am Rhyn, O. 325.
Henning 289.
Henschel 170.
Herda, v. 11. 13.
Herder, August 3 1 . 3 3 . 1 1 o. — Briefe
an Goethe 32 fg. 3 4 ff.
Herder, Caroline, geb. Flachsland
22. 36. 108. 1 10. 122. 194. — Briefe
an Goethe 26 fg. 32.
Herder, Gottfried 32.
Herder, J. G. 26. 28 ff. 65. 102.
108 ff. 122 fg. 125. 127 fg. 196.
231. 244. 272. 278. 293. 300. 307.
317. 324 fg. — Briefe an Goethe
20 ff. 27 fg. 31. 33. 36.
Herder, Wilhelm iio.
Herklot 1 14.
Herodot 245 i'g.
Hertz (München) 267.
Hertz, \V. 260 fg. 297.
Herzlieb, Minna 243 f.
Hesse, Oberlehrer 273.
Hessen-Darmstadt, Ludwig Christ.,
Landgraf von. — Brief an 129 fg.
Hessen, Landgräfin von und die
Darmstädtischen Prinzessinnen
123.
Hessen, Kuriürst von 280.
Heuser-Xicolovius, Marie 325.
Hewett 268.
Heydebreck, Präs. v. 169.
Heydebreck, Frau d. vor. 169.
Heygendorf, Frau v. 136. 138. 310.
— Brief an 128 fg.
Hillebrand, K. 221.
Hiller 54.
Hippel 91.
Hirt 21 fg. 55.
Hirzel, L. 208. 216. 288.
Hirzel, S. 225. 228. 272. 288.
Hochstädt 273.
Hoffmannsche Buchhandlung 89.
Hoffmann, Otto 235—237.
Hohenzollern, Fürstin v. 170.
Hohenzollern-Hechingen, Fürst 175.
177.
Hohenzollern, Prinzessin Julie v.
175. 177.
Hohenzollern-Sigmaringen, Fürst v.
176.
Holthof, L. 324.
Homer 17. 65. 81. 211. 229 ff. 268.
296.
Honegger 266 fg. •
Höpfner, Briefe an 121 ff.
Höpfner, Frau d. vor. geb. Thom
122. 124.
Hörn 225. 227.
Hosaeus 237.
Howe, Julie W. 303.
Hudtwalcker, Familie 251.
Hudtwalcker, N. 251.
Hueras 56.
Hufeland, Staatsrath 178. 250. 318.
Hugo, Victor 205. 208.
Hülskamp, Fr. 264.
Humbert, C. 310.
Humboldt, A. v. 39. 57. 62. 78.
103. ii4fg. 118. — Briefe an
Goethe 8 3 ff. — Brief an einen
Unbekannten 88.
Humboldt, Caroline v. 61 fg. 67.
74. 76. 78. 81. 118. 170. — Brief
an Goethe 78 ff.
Humboldt, Caroline v., Tochter d.
vor. 81 fg. 170.
Humboldt, Th. v. 63. 75. 78. 81.
Humboldt, W. v. 17. 37. 56 ff. 60.
65 fg. 73 fg. 84. 87. 114 ff 180.
248. 275. 296. 318. — Briefe an
Goethe 61 ff. — Briefe an Riemer
Soff
Humboldt, W. V., Sohn d. vor. Soff.
103. 117.
Jacobi, F. H. 52. 45. 109. 120. 232.
307. 319.
Jacobische Familie 45.
Jacobi, Max 63. 115.
Jacobi, Ph. 115.
Jahn, d. Turnvater 248.
Jaraczevvska, Gräfin 176.
336
Register zu Band VIII.
Jean Paul 319. 320.
Jefferson 78.
Jennens, Ch. 238.
Jerusalem d. ä. 127.
Iffland 112.
Imhoff, Amalie v. 316.
John 169. 175.
Johnson 235.
Jonstonn, J. 268.
Jordan, C. 205.
Juncker, H. 323.
Justi 237.
Kaite, J. 233.
Kaltwasser 245.
Kant, J. 77. 91. 117 fg. 289. 307.
Karpeles, G. 313.
Kauffmann, Angelika 21. 23. 108.
Kaulfuss, Sam. 313.
Kawczynski 267.
Kayser, Musiker 127. 194. 276.
Kazinczy, S. 291.
Keil, R.' 104. 312. 319. 321. 326.
Kelchner, E. 323.
Kestner, August 275.
Kestner, Charlotte 126. 264. 275.
Kestner, Georg 276.
Kestner, J. C. 178. 196. 213. 506.
Kielmannsegge 124.
Kiprinskv 170.
Klaucke,"P. 288. 292.
Klebelsberg, Graf v. 167. 169.
171. 176 fg. 183. 185 fg.
Klebelsberg, Vater d. vor. 176.
Klein, A. 300. — Brief an 278 (r.)
Kleist, E. V. 298.
Kleist, H. V. 267.
Klenze, v. 139.
Klettenberg, Frl. v. 45 (fromme
Freundin) 323.
Klinger 44. 112. 124. 127. 275.
Klinkowström 24. 108.
Klopstock 126. 228. 266.
Klotz 124 fg.
Knauth, J. C. 290.
Knebel 45. 112 fg. 131. 300. 316 fg.
Knebel, Frau v. 261.
Knorring, v. 170.
Knortz, K. 294. 304.
Koberstein 228.
Koch, Max 232 fg
Koch 267.
Koch, Frau Prof. 276.
Kochische Gesellschaft 227.
Kögel 225.
Könnecke, G. 276. 279 ig. 322 fg.
Könneritz, H. v. 288.
Koppel, E. 299.
Körner 103 fg. in. 1131!. 117. 318.
— Briefe an Goethe 49 ff.
Körner, Frau d. vor. 51. 56.
Körner, Schwester d. vor., s. Stock.
Körner, Emma 58. 114.
Körner, Theodor 59fg. 114.
Körte 275.
Kosegarten, G. L. 276 fg. — Brief
an 279 (r.)
Kosegarten, Orientalist 277. 279.
285.
Köstlin, V. 267.
Kotzebue 74. 249. 324.
Kozmian, Andr. Ed. Graf v. 2 39. 3 1 3 .
Kraft 191.
Krasinski 313.
Krause 25.
Krause, A. 276.
Krause, Diener Goethes 325.
Kräuter 146. 326.
Kreutzer 220.
Kries, Mathematiker 244.
Kropmskv, L. 3 10.
Krüger 227.
Kugeski 174.
Kürschner, j. 264. 266. 297 fg. 302.
310.
Kurtzmann, L. 239.
Lablee, de 220.
Laharpe 2 i i fg.
Lamartine 222.
Lambert, A. 220.
Lambel 266.
Lamennais 233.
Lange, E. R. 230.
Lange, G. F. 2 3ofg.
Langguth, A. 314-
Langle, Marquis de 209.
La Roche, K.^ Schauspieler 323.
La Roche, Sophie v. 45. 124. 286.
La Roche, Mann d. vor. 45.
Lasinio 239.
Latendorf, Fr. 116.
Laudon, General 254.
Laurens, J. C. 303.
Lavater 29. 32. 44. 109. 265. 276.
308.
Lee, Jane 326.
Leisewitz 294.
Lenz 44. 127. 216. 232. 325.
Lercheimer 235.
Leroux, P. 213.
Lerse 231. 3 11.
Register zu Band VIII.
337
Lessing, G. E. 125. 127. 294. 310.
320.
Lessmann, D. 131.
Leuchsenring 124.
Leuchtenberg, Herzog v. (Eugen
Beauharnais) 170 fg.
Levetzow, Amalie v., geb. v. Brö-
sigke 166 fg. 1701?. 174. 177.
179 ff. 186. — Briefe an Goethe
184 ff.
Levetzow, Amalie v. 167. 170. 172.
175. 177 ff. 181 fg. 185 fg.
Levetzow, Bertha v. 167. 175. 177.
181 fg. 185 fg. .
Levetzow, Familie 165.
Levetzow, Friedrich v. 167.
Levetzow, Hofmarschall v. 167.
Levetzow, Ulrike v. i66ff. 170. 172.
174. 177 ff. 181 ff. — Nach-
schriften unter Briefe an Goethe
183 fg.
Levy, B. 296. 502.
Lichtenberger 287.
Liebeskind 293.
Lier, H. A. 308.
Lindau, P. 310.
Linde, J. 291.
Lindenau, Baron v. 88.
Lindenborn 308.
Linderfeh, A. K. 268.
Lippold, Fr. 323.
Litzmann 267.
Livius 246.
Loder, Bertha v. 270.
Loeper, G. v. 165 — 186.
Loeper, G. v. 230 fg. 241. 296 ff.
Löffler, Generalsuperintendent 244.
Lomenie 206 fg.
Lorberg, P. 292.
Louvier, F. A. 289.
Low, Frau v. 252 fg.
Low, Luise V., später Gräfin Re-
ventlow 255.
Luden 246.
Ludger, C. 104.
Ludwig, O. 263.
Luther, M. 187 fg. 200 fg. 249.
Lützow, K. v. 240. 270.
Lux, A. 296.
Lyster, T. V. 328.
Madison 268.
Mahomet 226.
Malisch, J. 510.
Mantegna 28.
Manzoni, A. 102. 105. 131. 159. —
Brief an Goethe 9 fg. — Brief von
Kanzler v. Müller an 105.
Marcus, Aurelius ^6.
Marggraf, H. 140 tg.
Markus, Dr., Hofrath 27. 109.
Marlowe Faust (?) 47. 112.
Marmontel 235. 237.
Mars, Schauspielerin 255.
Marsollier 206.
Martin, Theod. 502. 327 ff.
Martius v. 134. 136. 139. 141.
Mattonni 178.
Mauthner, Fr. 324.
Mc Bride, T. H. 329.
Meisner 287.
Meister 211.
Meixner, Charitas 3 10 fg.
Melchior, P. 265.
Melzer 287.
Mende 35.
Mendelssohn, M. 127.
Mengs, Raphael 74.
Meiit-el, EUsabeih 129. 131 fg. 142 fg.
Menzel, W. 304.
Merck 44. 121 ff.
Merck, Frau 124.
Merkel, G. 516.
Metastasio 294.
Metz, Prof. 238.
Meusel 124.
Mever, Frl. 170.
Meyer, Heinrich 26 fg. 31. 33. 36.
56. 62 ff. 84. HO. 135. 174. 239.
314. 318. 322.
Meyer (Laden) 176.
Meyer v. Waldeck 266 fg.
Meysenbug, Freiherr v. 238.
Michel Angelo 11. 54.
Michiels 219.
Mickiewicz 313.
Milder, Opernsängerin 173.
Minor,]. 225 — 229. 25 i fg. 240.
Minor, J. 238. 265. 267. 293 fg. 307.
Mitterbacher, Hofrath 176. 178.
Mladota v. Solopisk, Baron 182.
Moleschott 266.
Moliere 510.
Moor und Winter 147.
Montaigne 284. 298.
Morgenstern, J. 292.
Morison, J. H. 32.
Moritz, K. Ph. 272. 317.
Morshead, E. D. A. 328.
Motherby, Dr. 77. 117 fg.
Mounier 317.
Goethe- Iahrslch VIIT.
338
Register zu Band VIII.
Mountford 292.
Mozart 54. 256. 294.
Muggenthaler 267.
Müller, Geheimsekretär 168.
Müller, Kanzler 103. 105 fg. 139.
141. 181. 274. — Brief an Manzoni
105. Datum eines ungedruckten
Briefes an 279.
Müller (Kupferstecher) 151 fg.
Müller (Maler) 126. 128. 273.
Müller, F. Max. 277. 280. 282.
Muncker, F. 267.
Münster, Seb. 291.
Murr 27. 109.
Musset, A. de 222.
Myron 151.
Nackwaski 173.
Napoleon I. 6. 104. 210. 249. 255.
313-
Nees V. Esenbeck 151 (Präs. in
Bonn) 141. 173.
Nero 226.
Nervais, G. de 291.
Neukirch 237.
Neumann, Schauspieler 275.
Nickel, Optikus 133 fg. 137.
Nicolai 124 tt. 235. 311.
Nicolovius, G. H. L. 91. 170.
Nicolovius, Vicepräsident 170.
Niebulir, B. G. loi ff. 1 19. — Briefe
an Goethe 88 ff.
Niebuhr, Vater d. vor. 90. 100. 119.
Niebuhr, Frau 119.
Niebuhr, Kinder von B. G. lOi.
Nisbet, C. 301.
Njegus, P. P. 233.
Nodier, Gh. 221.
Nostiz, Graf 169.
Nostiz, Frau d. vor. 169. 171 fg.
Nostiz, Töchter d. vor. 169. 171 fg.
Nuys, Frau v. 518.
O'Donnell, Gräfin 316.
Odyniec 313.
O'Ferul 286.
Offenbach 199.
Oehlenschläger 102. 106 fg. — Briefe
an Goethe 1 1 ff.
Ominsky, General 178.
Orgagna 240.
Ortloff, Dr. 258.
Ossian 214 fg. 221. 284.
Oesterreich, Carl, Erzherzog 243.
Oesterreich, Kaiser Franz I. v. 185.
Oesterreich, Kaiserin v. 79. 1 18. 309.
Oswald, E. 277. 282.
Ovid 15. 108.
Oxenford, John 301.
Pallmann 324.
Parthey, Frl. 170.
Partridge, W. O. 305.
Pentheler, s. Perthaler.
Perrin, P. 219.
Perrv, Carlotta 268.
Pertfialer, v. 240.
Perthes, Fr. 120. 251. 236.
Pestalozzi 254.
Petrich 277.
Petronius 100.
Pfalz, Fr. 312.
Pfitzer 233.
Pindar 226. 268.
Pissot 210.
Pius VI. 23. 108.
Platen, Graf 254. 318.
Plehwe, Hauptmann 247
Pogwisch, Frau v. 142.
Pol, Vincenz 313.
Polignac, A. prince de 502.
Politian 90.
Pollock, W. H. 330.
Pope, AI. 2 3).
Porchat, J. 207. 214.
Posnett, H. M. 327.
Poten, Marie 122.
Pottocelli 124.
Prem, S. M. 308.
Preussen, Friedrich II. von 166.298.
300. 307.
Preussen, Friedrich Wilhelm III.,
König von 116. 247 fg.
Preussen, Friedrich Wilhelm IV.,
König von 116.
Preussen, Luise, Königin von 80.
Pröhle, H. 508. 309.
Properz 90.
Raabe, C. J. 321.
Rabe, Friedrich, Architect 321.
Rabe, Friedrich, Maler 321.
Rabener 127.
Racine 19.
Raimund, Schauspieler 235.
Ramler 127.
Pvamond de Carbonnieres, L. F. E.
216 fg.
Ranke, L. v. 234.
Ranke v., Pfarrer, Brief an den
Herausgeber 234.
Rantzau. H., Graf 250. 252 fg.
Register zu Band VIII.
339
Rantzau, Mutter u. Schwestern d.
vor. 2)2 fg.
Raspe 125.
Rastopschin, Graf 298 fg.
Rath, Fr. 274.
Rauch, AmaHe v., s. Levetzow.
Rauch, Chr. D. 80. 139. 141. 239.
521.
Rauch, Franz v. 185 ig.
Rauch, L. V. 182. 185 i'g.
Rauch, Minister 182.
Recke, Elisa von der 174. 177.
Redern, Graf v. 52. 113.
Rehbein, Hofrath 170. 172.
Rehberg 120. 170.
Rehberg, Frau 122. 170.
Rehorn, Dr. 287.
Reicliel 274. — Brief an (?) 279. (r.)
Reichel, E. 294 fg.
Reicke, Dr. 117.
Reifenstein 21.
Reifterscheid 266.
Reimer, Familie 250.
Reinhart 126 fg.
Reuss- Ebersdorf, Graf Heinrich
XXIV. V. 238.
Reuter, Fr. 265.
Reventlow, s. v. Lö\v.
Riedel, Gallerie-Inspektor 55.
Riedel 124.
Rieger 124. 126 fg.
Riekhoff, Th. v. 298.
Riemer 13. 20. 58. 75. 75. 77. 115.
117. 145. 160. 181. 519.321.—
Briefe von W. v. Humboldt an
80 ff.
Riemer, Frau 177.
Riese 236.
Rist, Conferenzrath 251.
Ritter 294.
Riviere de la (pseud.) 217.
Röhrig 266 fg.
Rollett 141. '
Romano, Giulio 11. 28.
Roquefort 220.
Roquette, O. 267. 313. 324.
Rosa, G. de la 290.
Rosenboom, v. 267.
Rotenhan, H., Freiherr v. 245. 254.
261.
Rothe 27.
Roeth, Fr. 274.
Röthe 267.
Rousseau, J. J. 18 fg. 107. 207. 210.
212. 237. 307.
Rublee, H. 268.
Rückert 325.
Rühlemann, Kammerrath 112.
Ruland, C. 325 fg.
Runge, C. 97.
Russland, Maria Feodorowna,
Grossfürstin, spätere Kaiserin von
42. 112. 242.
Russland, Grossfürst von 212.
Ruspoli 24.
Rust 257.
Sachsen, Friedrich von 225 ff.
Sachsen, Moritz von 226.
Sacy, Silvestre de 285.
Saint Aignan 87. 119.
Saint George, D. de 218.
Sainte-Beuve 205. 213. 221.
Saint Leu, Graf V. (Louis Bonaparte)
170.
Saint Simon 282.
Salieri 114.
Salom, Michel 104.
Salse, L. C. de 212.
Sanborn, F. B. 268. 303.
Sand 249.
Sand, George 215. 222.
Sanders, Daniel 299.
Sartorius 114.
Sauer 228. 267.
Saussure 254.
Savignv 91. 103. 120. 250. — Brief
an Goethe 10 1 fg.
Savignv, Frau d. vor. 10 1.
Schack, General v. 169.
Schack, Familie d. vor. 169.
Schadow, G. 239.
Schebeck, E. 129.
Scheible, J. 233.
Scheidel, G. 311.
Scheidler 245.
Schelling 143. 176. 253.
Scherer, W. 122 fg. 241. 286. 290.
293. 297.
Schick, G. 80. 118.
Schiller, Carl 37. 39. 41. 43.
Schiller, Charlotte V. 55. 58.84. 103.
TU ff. 115. 316. — Briefe an
Goethe 57 ff. 42 ff. — Briefe an
August V. Goethe 40 ff. — Brief
an 280. (r.)
Schiller, Emilie v. u. deren Schwester
o 47-
Schiller, Ernst v. 41. 43.
Schiller, Fr. v. 12. 20. 37 ff. passim
54 fg. 57. 62. 64. 66. 69. 72 ff.
82. 102. 107. III ff. 173. 190.
340
Register zu Band VIII.
199. 266 fg. 273. 277. 280. 285.
292. 299. 507. 310. 511. 312. 318.
321. 325. — Centaur 37. in.
Hören 38. in. Jugendwerke,
Charlotte v. Schillers Urtheil über
dieselben 46, vielleicht von Ein-
fluss auf Goethe 112. Wallen-
stein, Körner über 57. Körners
Biographie und Plan der Aus-
gabe von Schillers Werken 58 (g.
Schinz 216.
Schlaberndorf, Graf 255.
Schlegel, A. W. 6 fg. 12. 66. 104.
107. 239. 255.
Schlegel, Dorothea 239.
Schlegel, Fr. 6. 8. 12. 74. 104. 107.
239. 255.
Schlegel, J. A. 228.
Schlegel, J. E. 227.
Schieiden, Rudolf 318.
Schieiden, Vater d. vor. 318.
Schleiermacher (?) Ernst 275.
Schleiermacher, F. E. D. 248. 250.
Schienther, P. 297.
Schlosser, J. G. 125. 127.
Schmeller, Jos. 521. 323.
Schmettow, Graf v. 210.
Schmid, Rud. 106 fg.
Schmid in Iferten 254.
Schmidt, Erich 102 fg.
Schmidt, Erich 105. 108 fg. l n fg.
115 fg. 124. 126. 228 fg. 241.262.
265. 272 fg. 277. 286. 298. 309.
324 ig-
Schmidt, Imm. 235.
Schmidt, Julian 306 fg. Nekrolog
auf 262 if.
Schmidt, Frau d. vor. 264.
Schmitt, L. 303.
Schmitz, Dora L. 301.
Schmoller, Maler 161.
Schneider, C. 290.
Schneider, C. Fr. 225.
Schöler 245.
Scholl, A. 194. 273.
Schönbach, A. 267.
Schönberger, Maler 56.
Schönborn, Consul 123. 196.
Schrever, H. 268.
Schröer, K. J. 231 ff. 265. 285. 506.
Schubarth, K. E. 229 fg.
Schubert, Fr. 268.
Schübler, Senator 278.
Schuchardt, H. 309.
Schulthess, Bäbe 272.
Schultz, Staatsrath iSo. 230.
;i I. — Brief an
^73-
114.
3U).
Schulz, O. A. 318.
Schurich 52.
Schuster, Schauspieler 255.
Schütz, C. G. 272. 275.
Schwarz, W. 311.
Schwengberg, P. 291.
Schwerdtgeburth 159.
Scott, W. 102 fg. 158. (Kenilworth)
176 fg. 301. — Brief an 3 fg.
Seckendorf,Baron (Dresden) 53.113.
Seckendorf, K. S., Kammerherr
208 fg.
Seckendorf, L. v
279. (r.)
Seebeck, M. 273
Seebeck, Th. 91
Seidel, Ph. 108.
Seidler, Luise 150. 272.
S^nancour, E. de 221.
Senfft, Hofrath v. 55
Senigaglia, L. 105 fg.
Seuffert, B. 267. 293.
Sevelinges, C. L. 212.
Seydel 298.
Shakespeare 20. 118. 235. 293. 320
327.
Sherman, Caroline K. 268. ^0
Schorev, Frau D. L. 26i
Sichel," W. S. 330.
Sieveking, Carl 320.
Sieveking, Familie 251.
Sievers, G. L. P. 312.
Sinner 216.
Smolett 17.
Snider, Denton J. 268.
Soret 301.
Soult, Marschall 255.
Souvestre 220.
Spach, L. 186.
Spiess 291.
Spinoza 121. 123. 23
Stadelmann 169, 173.
Stael, Mme de 12. 69. 102. 104. 117.
177. 205. 213. 312. 313. — Briefe
an Goethe 5 ff. — Brief von Goethe
an 104. u. 279. 312. (r.)
Stael, Sohn d. vor. 7.
Staniewicz, K. 304.
Stapfer, A. 303.
Stapfer, P. 296. 303
Starck, Hofrath 40.
Steigerwald 293.
Stein, Charlotte v. ;
265. 272 ff. 276. 278.
312. 324.
Stein, Minister v. 253
505.
307.
304.
;• 191 fg
194.
302.
Register zu Band VIII.
341
Steinbach, Erwin v. 2^1.
Steiner, Rud. 3 1 3 fg.
Steinhardt, Dem. 160.
Stern, Ad. 267.
Sternberg, C, Graf 312.
Stetten v. 27. 109.
Stewart, Ch. 78.
Stieler, Eugen 140.
Stieler, Joseph. — Briefe an 132 ff.
Stieler, Frau d. vor. 154. 138.
Stieler, Karl 140.
Stock, Dora, Körners Schwägerin
51. 56.
Stollberg, Auguste v. 232.
Strauch, Ph. 267. 288.
Streckfuss, Geh. Ober- Reg. -Rath
IG). — Brief an 130.
Strehlke 103 fg. 113. 118. 120. i3ofg.
141. 181. 230. 277. 288. 296. 328.
Stub, Mrs. Valborg, Hovind 268.
Stüve, K. B. 250 fg. 261.
Sulzer 125. 127.
Süpfle, TIk 205 — 222.
Süpfle, Th. 204.
Suphan, Bernhard 20—36, 108— 1 1 1.
Suphan, B. 300. 314.
Swanwick, Anna 301.
Swift 235.
Szymanowska, Marie 172fg.179.312.
Tacitus 96.
Talma 12. 107. 255.
Tasso 130. 243. 294.
Tauchnitz 246.
Taufkirchen, Graf 179.
Taylor, Bayard 302. 327.
Tettelbach '32.
Theocrit 81.
Thiersch, Fr. 254.
Thom, Marianne, s. Höpfner.
Thornae, Friedrich 229 ff.
Thorwaldsen 83.
Thürlin 109.
Tieck, L. 170. 232. 240.
Tiedge 174.
Tischbein, \V. 22. 272. 308.
Tizian 55. 255.
Tobler, L. 267.
Tomaschek 168.
Trojan, J. 291.
Trott, Herr v. 321.
Tscharner, V. B. 216.
Turgenjew, I. 263.
Uckert 243.
Uhland 298.
Ulrich, Dem., s. Frau Riemer.
Ullrich 267.
Unzelmann-Bethmann, Frau 324.
Uz 228.
Van Dyke, Mrs. J. H. 268.
Varnhagen v. Ense 182.
Vay, Gräfin v., geb. Gräfin v. War-
tensleben 60.
Viehoff, H. 165. 230.
Vieweg 69.
Vi»ny, A. de 205.
Villers 205.
Virgil 300.
Vischer, Fr. 292.
Vitrolles, Baron de 235.
Vogel 147.
Vogt 266.
Voigt, G. G. 318.
Voigt, F. S. 86. 105. 119. 239. —
Briefe an 129. 131 fg. 142 fg.
Voigt-Meyer, Th. 129.
Voigts, Frau v. 299.
Volkmann 28. 273. 300.
Vollmer in.
Voltaire 19. 60 fg. (Mahomet.)
Voss, Heinr. 311.
Voss, J. H. 66. 82. 296. 299. 323.
Vulpius, Ghristiane, s. Goethe.
Vulpius 171. 318.
Wackenroder 240.
Wacker, Inspector 115.
Wackernagel 228.
Wadzeck 247.
Wagner, Gretchen 308. 323.
Wagner, H. L. 124. 126. 228.
Wagner, J. E. 318.
Wagner, J. K. 273.
Wagner, J. M. 153.
Waitz, Frau Geh. -Räthin 122.
Waldberg, M. v. 266 fg.
Wallenstein, Gräfin, geb. Gräfin
Sternberg 258.
Walleski, Graf 174. 176.
Walthard 215.
Wansack, Joh. 129.
Wartenberg, Major v. 169.
Wätzold, Prof 269.
Weiermann 109.
Weigl 114.
Weimar, x\nna AmaHa, Herzogin v.
22 ff. 51. 108. HO. 279. 300. 323.
Weimar, Augusta, Prinzessin von,
Kaiserin von Deutschland 239.
342
Register zu Band VIII.
Weimar, Caroline v., Erbprinzessin
V. Mecklenburg 43. 112.
Weimar, Karl Alexander, Gross-
herzog von 268.
Weimar, Karl August, Grossherzog
von 7. 23 ff. 29 fg. 56. 88. HO.
129. 134. 168 ff. 182. 234. 272 fg.
275 fg. 278. 299. 316. 321.
Weimar, Karl Friedrich, Gross-
herzog von 258.
Weimar, Luise, Grossherzogin von
23. 25. 29. 31. 42. 156.
Weimar, Maria Paulowna, Gross-
herzogin von 42. 84. 112. 318.
Weimar, Sophie, Grossherzogin von
103. 241. 277.
Weinhold 232.
Weiss, J. 295.
Weiss, Mineraloge 250.
Weisse, Chr. F. 227. 307.
Weisstein, G. 228.
Weize 308.
Weizsäcker, P. 314.
Wellington, Lord 78.
Werner, J. 287. 509.
Werner 35.
Werner, R. M. 124. 229. 266 fg.
297. 299. 309. 310. 316.
Werner, Richard 1 30 fg.
Werner, Z. 249. 325.
Wesselhöft, Joh. 151. 153. 158. 160.
Wesselhöft, Familie 251.
Weyland 124.
IVh'ite, H. S. 326-330.
White, H. S. 305.
Widmann 233.
Wieland 65. 125 ff. 160. 229. 232.
276. 294 312. 317. 320.
Wilhelm, Graf 109.
Wilken 250.
Willemer 159. 252.
Willemer, Marianne v. (Suleika) 1 59.
252. 286.
Wilson, H. S. 330.
Winckelmann 74. 117.
Witel 209.
Wittich, W. 294.
Wolf, F. A. 64 ff. 116. 229 fg. 250.
Wolff, P. A. 170.
Wölfel 54. 114.
Wolowska, Casimira 1 7 3 . 1 79.298 fg.
Wolzogen, Adolph v. 41.
Wolzogen, Caroline v. 41.73.77.84.
Wolzogen, Wilhelm v. 41. 43. 84.
Woodruff, E. H. 526—330.
Woodward, A. 268.
Wouwermann 244.
Wulckow, R. 297.
Württemberg, Herzog von 170.
Young 219. 299.
Zachariae 228.
Zardo, A. 304.
Zarncke, Fr. 293. 321.
Zauper, Prof. 169 fg.
Zelter 120. 131. 141. 170. 181.229.
250.
Zenigeo, Graf 174 fg.
Ziegesar, Familie 321.
Ziegler, Frl. v. 232.
Zimmer 176.
Zimmermann 125.
Zingerle 267.
Zink )2.
Zollikofer 265.
Zucchi 21. 108.
IL Register über Goethes Werke und Leben.
Allgemeines.
Archiv in Weimar, Mittheilungen
aus dem 265. 324 fg.
Ausgabe die, Goethescner Schriften
betreffend. (Goethesches Con-
volut) 273.
Ausgabe letzter Hand 136. 142. 230.
280.
Ausgabe, Weimarische 241.
Bibel, Goethe und die Sprache der
187—202.
Biographische Schriften über 305 ff.
Englisch - amerikanische Bibliogra-
phie 326—350.
Frankreich, Goethes literarischer
Einfluss auf 205 — 222. — Goethe
in 235 fg. — Goethe und 512.
Italien, Erinnerungsfeste in 265 fg.
MiKvaukee Literary School , Vor-
lesungen in der 268.
Nachträge u. Berichtigungen 255 ff.
Neue Ausgaben 284 fg. — Über-
setzungen 501 ff.
Register zu Baxd VIII.
343
Polen, Goethe und 513.
Stellung zur Wissenschaft u. Kunst
313-315-
Verein in Wien, Chronik des 265.
Vorlesungen auf deutschen Uni-
versitäten 266 fg., im Weimarer
Goetheverein 268 fg., in Ham-
burg 269.
Biographische Schriften.
Annalen 107. 113. 117 ff. 142. 169.
229.
Campagne in Frankreich 158. 279.
296.
Dichtung und Wahrheit 43 ff. 88.
112. 119. 145. 158. 189. 196.225.
235. 265. 287. 313. 325.
Italienische Reise 26. 108. 146 fg.
265. 272. 287. 300. — Biblische
Ausdrücke 193 fg.
Schweiz, Briefe aus der 193.
Tagebücher 165. 167 ff. (1822) 193.
(1779) 241. — und Briefe aus
Italien 265. 272 fg. 278. 325.
(Schweizerisches 1775.)
Briefe an:
Ein (r.) hinter einer Zahl bedeutet, dass von
dem Briefe nur ein Regest gegeben ist.
Carlyle 277. (Nachträge) 280 ff.
Frommann, Fr. 144 — 161.
Hessen-Darmstadt, Landgraf von
129 fg.
Heygendort, Frau v. 128 tg.
Höpfner 121 ff.
Klein, A. 278. (r.)
Kosegarten, G. L. 279. (r.)
Kurf. Minist, d. Ausw. 280. (r.)
Manzoni (Empfehlungsschreiben)
106.
Müller, Kanzler v. 279. (nur Datum.)
Ranke, kleine Notiz über 234.
Reichel, W. (?) 279. (r.)
Schiller, Charlotte v. 280. (r.)
Scott, Walter 3 fg.
Seckendorf, L. v. 279. (r.)
Stael, Mme de 104. u. 279. (r.)
Streckfuss, 1 30 fg.
Voigt, F. S. 129. 131 fg. 142 fg.
Codicill, Briefwechsel mit Schiller
betreffend 283.
Italien, Briefe aus 272 fg.
Leipziger Briefe 288. Nachträge und
Berichtigungen zu den 233 ff.
Schiller-Goethescher Briefwechsel,
273. 283.
Stammbuchblatt 278.
Stein, Frau v., Briefe an, Neue Ausg.
274.
Tagebuch, aus Goethes 283.
Briefe an Goethe von :
Brösigke, Ulrike v. 186.
Foscolo, Ugo 8.
Heine, Heinrich 283.
Herder, August v. 32 fg. 34 ff.
Herder, Caroline v. 26 fg. 32.
Herder,]. G.v. 20 ff. 27 fg. 31. 33. 36.
Humboldt, A. v. 83 ff.
Humboldt, Caroline v. 78 ff.
Humboldt, W. V. 61 ff.
Körner 49 ff.
Levetzow, Amalie v. 184 ff.
Levetzow, Ulrike v. 183 fg.
Manzoni 9 fg.
Niebuhr 88 ff.
Oehlenschläger 11 ff.
Savignv 1 01 fg.
Schiller, Charlotte v. 37 ff. 42 ff.
Stael, Mme de 5 ff.
Dramen.
Belsazar 258.
Bürgergeneral 109. — Caroline
Herder über d. 28 fg.
Clavigo 285. 307. — in Frankreich
205 ff. Erläuterungen 293.
Claudine v. Villabella 307. Eigen-
händige Reinschrift 325.
Egmont 193. 198. 278. 285. 288.
-95- 507- 325. — Neue Ausgaben
und Erläuterungen 292 fg.
Elpenor 293. 307.
Epimenides Erwachen 309.
Erwin und Elmire 231. 302. 309.
Eugenie, s. Natürliche Tochter.
Faust 16. 107. 120. 127. 204 fg.
265 ff. 286. 307. 313. 316. 517.—
Zueignung 44. — Biblische Aus-
drücke 196 ff. 200 tg. — Fausts
Vorname 231 fg. — Eine Parallel-
stelle in serbischer Dichtung2 3 2fg>
— Lamennais Urtheil über den
II. Theil 233 fg. — Ausgaben und
Erklärungen 289 ff. — In England
301 lg. — Übersetzungen 301 bis
303. 327 ff. — Materialien zum
2. Theil 325. - Schema der Scene
344
Register zu Band VIII.
zwischen Faust und Proserpina
325-
Götz von Berlichingen 126. 231.
287 fg. 295 fg. — Biblische Aus-
drücke 196 fg. — Neue Ausgaben
und Erläuterungen 292 fg. —
Übersetzungen 301. 303. — Erste
Handschrift 324.
Gross-Kophta 32. iio. 307. — Als
Oper 325.
Jahrmarktstest zu Plundersweilern
124.
Jeri und Bätely 266.
Iphigenie in Delphi 286.
Iphigenie auf Tauris 51. iio. 190.
200. 262. 264!?. 278. 288. 295.
307. 312. — Neue Ausgaben und
Erläuterungen 293 fg. — Über-
setzungen 301. 303. 328. — Eigen-
händige Reinschrift 325.
Laune des ^"erliebten 295.
Lila, Erläuterung 294 fg.
Lustspiel (in Leipzig erscheinend,
nicht Lustspiel in Leipzig) 238 fg.
Mitschuldigen, Die 295.
Natürliche Tochter 191. 295.
Nausikaa 286. 325.
Pandora 142. 166. 273. 286. — Er-
läuterung 295.
Prolog zu den neuesten Offen-
barungen Gottes 126.
Prometheus. — Nereidenchor 265.
Puppenspiel, neu eröffnetes mora-
lisch politisches 124. 126.
Satyros 293.
Stella 198. 286. 295. 308. 316.
Tancred, Erläuterungen 295.
Tasso 32. HO. 266. 278. 295. 307.
312. 325. — Erläuterungen 294.
Triumph der Empfindsamkeit 315.
Was wir bringen 39 fg. iii.
Zauberflöte, der. Zweiter Theil265.
Dramatische Pläne und
Fragmente.
Circe, Oper 274.
Das Mädchen von Oberkirch, Re-
volutionsdrama 325.
Der Mann von fünfzig Jahren, als
Drama skizzirt 325.
Joseph 307.
Prinz Radegiki 325.
Scene aus dem »Falken« 325.
Übersetzung eines Cimarosaschen
Textbuches 323.
Episches.
Achilleis 16. 107. 142. 319. — Vor-
lesung über 268 ig.
Ewige Jude 287.
Hermann und Dorothea 36. 5 6 fg.
65 fg. 114. 116 fg. 204. 264. 313.
315. 325. — W. V. Humboldts
Besserungsvorschläge 67 ff. —
Biblische Ausdrücke 194 fg. 202.
— Neue Ausgaben und Erläute-
rungen 295 fg. — Übersetzungen
301. 303 fg.
Reineke Fuchs 30 ff. 307. 327.
Erzählendes.
Mann von fünfzig Jahren 169. —
Als Drama skizzirt 325.
Märchen 307.
Novelle 265. — Übersetzung 304.
Unterhaltungen deutscher Ausge-
wanderten 64. (Prokurator) 115.
^267. 307.
Wahlverwandtschaften 77. 268. 315.
— Übersetzung 301.
Werthers Leiden 8. 16. 104. 124.
198. 200. 204. 269. 275. 286. 312.
313. 323. — In Frankreich 205 ff.
— Übersetzungen 208 ff. 304. —
Nachahmungen 2 14 ff. 299. —
Neue Ausgaben und Erläute-
rungen 293 fg.
Wilhelm Meister 16. 119. 268. —
Lehrjahre 55. 188. 204. 307. 312.
3 16. — Übersetzung 301. — Bib-
lische Ausdrücke 195 fg. 201. —
Wanderjahre 15 5 ff. 265.
Gedichte.
Abschied (ungedruckt) 265.
Aeolsharfen 168.
Alcinous, der neue 284.
Alexis und Dora 54. (IdvUe) 113.
Am Flusse 297.
Am heissen Quell verbringst Du 1 78.
An den Kuchenbäcker Hendel 22 5 ff.
An Werther 265. 279.
An Frl. Wolowska 273. 298 fg.
An Zachariae 228 fg.
Aus fremden Sprachen 284.
Aussöhnung 168. 172 fg.
Braut von Corinth 298.
Chinesisch -deutsche Jahres- und
Tageszeiten 284.
Register zu Band VIII.
345
Da sieht man, wie die Menschen
sind 176.
Das Blatt, wo seine Hand geruht
166.
Das erste giebt (Logogryph, unge-
druckt) 272.
Dass icli bezahle (ungedruckt) 271.
Der fünfte Mai 105. 159.
Der liebenden Vergesslichen 316.
Du gingst vorüber. Wie ! ich sah
Dich nicht 166.
Elegie, Marienbader 168. 171. 173 fg.
179 ff. 183. 297.
Elegieen, römische 194. 307. 325.
Epigramme, venetianische 265.
Epistel, erste 194.
Erlkönig, der 268. — Übersetzung
304. ^
Feier, zur Geburtsstunde des Erb-
prinzen 299.
Fischer, der 190.
Friederikenlieder 284.
Geheimnisse, die 284. 298. 507. 312.
Gelegenheitsgedichte 284. 299.
Genuss, der wahre 237.
Göttliche, das 1^0.
Harzreise im Winter 190 fg.
Hauspark .315.
Hohelied, Übersetzung des 284.
Homer wider Homer 229 ff.
Ich saug an meiner Nabelschnur 325.
Inschriften 284.
Invectiven 284.
König von Thule 198.
Leipziger Liederbuch 284.
Liebesschmerzlicher Zwiegesang
s. Aeolsharfen.
Liebhaber in allen Gestalten. —
Erläuterungen 294.
Maskenzüge 48. 113. 154. 242. 272.
295.
Miedings Tod, Auf 284.
Mignonlieder 195. — Übersetzung
304.
Ossianische Gesänge 284.
Pilgers Morgenlied (An Lila) 232.
Prometheus 138. 323.
Rastlose Liebe 194.
Sachsens Hans, poetische Sendung
284. .
Sah gemalt in Gold und Rahmen
27)-
Schreyen, das 229.
Sehnsucht 307.
Seit einigen Tagen/ungedruckt) 27 1 .
Sonett XIII. — Übersetzung 328.
Trilogie der Leidenschaften, zu
Goethes Gedichten 165 — 186.
Wanderers Nachtlied 237. 297.
Westöstlicher Divan 150. 152 ff.
181. 183.252. 257. 285. 317. 325.
— Anmerkungen zum 189.
Wie die Blüten heute dringen (un-
gedruckt) 265. 270.
Willkommen und Abschied 297 fg.
Wir kommen aus dem Sonnenland
(ungedruckt) 271. 295.
Woher sind wir geboren (unge-
druckt) 270.
Wo man mir Guts erzeigt 285.
Xenien 284. 289. 307.
Xenien, zahme 284.
Liebeslied eines amerikanischen
Wilden. Übersetzung 298.
Fragment 143.
Neue Ausgaben 296 fg. — Über-
setzungen 301. 304. 327.
Apokryphes Gedicht 3. Nov. 1774.
299.
Hero und Leander 54. 56. 113.
Kunst.
Cellini, Benvenuto 55. 516.
Dilettantismus, über den sog. 315.
Hackert 79.
Kunst und Alterthum 105. 130. 142.
150 ff. 157 ff. 230.
Rhein und Mavnhefte 147 fg.
Rameaus Neffe 71.
Winckelmann 70 fg. 117. 285.
Naturwissenschaftliches.
Farbenlehre 28. 109. 135. 158.
Metamorphose der Pflanzen 149.
Morphologie u. Naturwissenschaft
149. 151 ff. 154 fg. 158 ff. 242.
Optik 30. 84. 87.
Sonstige prosaische Schriften.
Brief eines Pastors 125. 127. 314.
Deutsches Theater 112.
Frankfurter gelehrte Anzeigen,
Recensionen in den 125 ff.
Gespräch über die deutsche Literatur
300.
Glückliches Ereigniss 45. 112.
Homer noch einmal 229 fg.
346
Register zu Band VIII.
Natur, die 300.
Recension über Arnolds »Pfingst-
montage 300.
Recension über Voss 299.
Rochusfest, das, zu Bingen 149.
Sprüclie in Prosa 159. 304. (Über-
setzung.)
Volksbuch 325.
Zu Schillers und Ifflands Andenken
112.
Biographische Einzelheiten,
Lebensheziehungen, Verhält-
nisse zu :
Byron 309.
Calderon 309.
Dahlmann 3 1 5 fg.
Foscolo 104.
Frommann, F. J. 242 ff.
Harz, Goethe und der 308.
Haus in Frankfurt, Erneuerungs-
arbeiten 264.
Herder 108 ff.
Heygendorf, Frau v. 310.
Höpfner 122 ff.
Humboldt, A. v. 88. 118 fg.
Humboldt, W. v. 114 ff.
Imhoff, .^malie v. 316.
Italien, Goethe in 308.
Körner 1 1 3 ff.
Kropinski, L., Goethes Urtheil über
310.
Leipzig, Goethe in 308.
Manzoni 105 fg.
Meixner, Charitas 3 10 fg.
Merkel, G. über Goethe 317.
Moliere 310.
Nicolai 311.
Niebuhr 119 fg.
Nuvs, Frau v. 3 18 fg.
Oehlenschläger 106 ff.
Riemer, über Goethe 319 fe.
Schiller, Charlotte v. iiift— Er-
wähnung in ihrem Briefe 41.
Schieiden, R. 3i8fg.
Scott, Walter 103.
Seckendorf, K. L., Freiherr v. 311.
Sieveking 3 20 fg.
Sievers, G. L. P. 312.
Stäel, Mme de 104. 312.
Stein, Frau v. 312.
Sternberg, Graf 312.
Stieler, Joseph 140 ff.
Goethe 1806. 311.
Medaille v. Schadow 239.
Zweiter |ahresbericht
DER
Goethe-Gesellschaft.
Ss.C^^'^"-'^, '
|,|ie Generalversammlung des Jahres 1886, welcher
eine Vorstandssitzung vorausgegangen war, fand
^ am 2. Mai im Saale der »Erholung« zu Weimar statt.
Die Versammlung durfte der Anwesenheit I. I. K. K. H. H.
des Grossherzogs, der Frau Grossherzogin und des Erb-
grossherzogs von Sachsen sich erfreuen und war sehr
zahlreich besucht. Sie wurde von dem Präsidenten der
Goethe - Gesellschaft , Herrn Reichsgerichts - Präsidenten
Dr. Simson, Excellenz, aus Leipzig, geleitet. Der Vor-
sitzende des geschäftsführenden Ausschusses, Herr General-
Intendant Freiherr von Loen , Excellenz , aus Weimar,
erstattete den Jahresbericht, und hieran schloss sich ein
mit grossem Beifalle aufgenommener geistvoller Fest-
vortrag des Herrn Geheimen Regierungsraths Professors
Dr. Herman Grimn aus Berlin über ^> Goethe im Diensie
unserer Zeit«. Alsdann folgten, gleichfalls durch lebhaftesten
Beifall belohnte, höchst interessante Mittheilungen des
Directors des Goethe-Archivs, Herrn Professors Dr. Erich
Schmidt aus Weimar, über die nächste Schrift der Goethe-
Gesellschaft : »Tagebücher und Briefe Goethes aus Italien
an Frau von Stein und Herder«, welche den Mitgliedern der
Goethe-Gesellschaft bereits unentgeltlich geHefert worden
ist, sowüe über die geplante Goethe-Ausgabe, bezw. Goethe-
Biographie und über die Bestände des Goethe-Archivs,
deren Reichhaltigkeit und Bedeutung alle Erwartungen
— &*■ 4 ^—
weit übertroffen hat. Die Broschüren: »Vorläufiger Ent-
wurf der Weimarischen Goethe-Ausgabe« und »Grundsätze
für die Weimarische Ausgabe von Goethes Werken« sind den
zunächst betheihgten Kreisen inzwischen bekannt geworden.
Excellenz von Lom machte hierauf eine Reihe geschäft-
Hcher Mittheilungen und hob namentlich hervor, dass Ihre
Majestät die Kaiserin-Königin Augusta ihr Interesse an den
Bestrebungen der Goethe-Gesellschaft durch eine Gnaden-
gabe von looo M. auf's Neue bekundet habe, eine Botschaft,
welche den regsten Dank der Versammlung hervorrief.
Sodann beschloss die Versammlung, dass man auf
Lebens:;eit die MitgHedschaft der Goethe-Gesellschaft durch
Zahlung eines einmaligen Beitrags von 200 M. erwerben
könne; und ein weiterer Beschluss ging dahin, dem Aus-
schusse 300 M. zur Erhaltung bedeutsamer Gräber von
Personen, welche zu Goethe in Beziehung standen, zur
Verfügung zu stellen.
Der Bericht des Schatzmeisters, Herrn Dr. R. Morif-
zu Weimar, über die Finanzen der Goethe-Gesellschaft
lautete sehr günstig und gab der Versammlung Veran-
lassung, für die grosse Mühewaltung des Schatzmeisters
ihren Dank auszudrücken.
Das im Saale der »Vereins-Gesellschaft« stattgefundene
Festmahl war ein fröhliches und reich an geistvollen
Trinksprüchen. Die Tischkarte hatte Herr Gra_f L. v.
Kalckreutb gezeichnet.
Am Abende wurde im Grossherzoglichen Hoftheater
Goethes »Pandora«, zu w^elcher Herr Hofkapellmeister
Dr. Lassen die feinsinnige, charakteristische Musik ge-
schrieben hatte, zum ersten Male aufgeführt. Die Vorstellung
w^ar. Dank den Bemühungen der General-Intendanz, eine
trefflich gelungene und erschloss manchen Einblick in die
Dichtung, welchen eben nur die Darstellung bieten kann.
Nach der \^orstellung fand eine gesellige Zusammen-
kunft in der »Armbrust« statt, und am folgenden Tage
schieden die Goethe-Genossen, welche auch durch den
—^ 5 < —
Besuch des Goethe-Archivs und anderer Sehenswürdigkeiten
vielfache Anregung empfangen hatten, befriedigt von Wei-
mar. Den Mitghedern des Vorstandes und Ausschusses der
Goethe-Gesellschaft war auch die Ehre zu Theil geworden,
zur GrossherzogHchen Tafel im Palais Anna Amalias
gezogen zu werden.
Seit der Generalversammlung ist die Entwickelung und
Bereicherung der Goethe-Gesellschaft in erfreuUchster Weise
fortgeschritten. Mit Genehmigung des Vorstandes gab sich
der geschäftsführende Ausschuss eine umfassende Geschäfts-
ordnung, welche Herr Dr. Kuhn, der Schriftführer desselben,
ausgearbeitet hat. Aus dieser Geschäftsordnung seien fol-
gende, für die Mitglieder der Goethe-Gesellschaft wissens-
werthe Mittheilungen gemacht. In § 6 ist bestimmt :
»Was die Bemit^nng der Bibliothek seitens der Mit-
glieder der Goethe-Gesellschaft anbetrifft, so bleibt es
dem Ermessen des Bibliothekars überlassen, ob er
Bücher an Mitglieder ausleihen, oder ihnen die Be-
nutzung nur an Bibliotheks-Stelle gestatten will. Uner-
setzliche oder besonders werthvolle Bücher dürfen
jedoch nur an Bibhotheks-Stelle benutzt werden. Die Frist
für die Bücherbenutzung bestimmt der Bibliothekar«.
Der § 15 handelt von den Veröffentlichungen der Goethe-
Gesellschaft und bestimmt u. A.:
»Der Vorsitzende des Ausschusses hat dafür zu
sorgen, dass nur an solche Mitglieder, welche ihre
Jahresbeiträge gezahlt haben, die Schriften der Goethe-
Gesellschaft zu \'orzugspreisen verabfolgt werden«.
Im Anschlüsse hieran sei zur Vermeidung immer
wiederkehrender Anfragen auch an dieser Stelle hervor-
gehoben, dass die Schriften der Goethe-Gesellschaft nur an
Mitglieder verabfolgt werden und im Wege des Buchhandels
nicht bezogen werden können.
In § 17 findet sich die Bestimmung:
y) Einnahmen aus \'orlesungen, Vorstellungen und
anderen \''cranstaltungen zu Gunsten der Goetb.e-
— 4f 6 -4—
Gesellschaft, welche an einzelnen Orten gemacht wer-
den, sind an den Schatzmeister der Goethe-Gesellschaft
abzuführen«.
Die Geschäftsordnung hat wesentlich dazu beigetragen,
die Verwaltung der Goethe-Gesellschaft in geordnete Bahnen
zu leiten, und die Beachtung der unter den MitgUedern
der Goethe-Gesellschaft verbreiteten »geschäftlichen Mit-
theilungen« hat dahin geführt, dass der Verkehr m.it den
Mitgliedern seit der zweiten Hälfte des Jahres 1886 ohne
Störung sich vollzogen hat. Nothwendig war die Be-
stimmung, dass die Jahresbeiträge bis zum i. März jeden
Jahres an den Schatzmeister abzuführen sind und dass die
Beiziehung nicht eingegangener Beiträge, zuzüglich der
dadurch entstehenden Kosten, vom i. April an durch Post-
auftrag erfolgt. Es wird auch hier nochmals freundlichst
darum gebeten, durch Pünktlichkeit das so schwierige Amt
des Schatzmeisters zu erleichtern. Diese Pünktlichkeit ist
aber auch im eigenen Interesse der Mitglieder geboten,
weil das Goethe-Jahrhiich nur dann an sie abgesendet wer-
den kann, wenn die Jahresbeiträge entrichtet sind.
Die Beziehungen zu dem Herrn Herausgeber wie zu den
Herren Verlegern des Goethe-Jahrbuchs sind durch Vertrag
vom 16./20. Mai 1886 neu geordnet worden und es darf mit
Genugthuung hervorgehoben werden, dass die Verleger
wie der Herausgeber den Wünschen des geschäftstührenden
Ausschusses bereitwilligst entgegengekommen sind.
Hinsichtlich der Anschaffungen für die Goethe-Gesell-
schaft ist vor Allem hervorzuheben die Einleitung von
Verhandlungen über den Ankauf der grossen Goethe-
Bibliothek des Verlagsbuchhändlers Herrn Albert Cohn in
Berlin. Der Genannte hat Jahrzehnte hindurch mit dem
grössten Fleisse und mit seltener Sachkenntniss die Bücher
gesammelt und eine Bibliothek zusammengebracht, welche
der berühmten Salomon Hirzelschen Goethe-Bibliothek in
Leipzig wenig nachsteht. Da der Preis der Cohnschen
Bibliothek 16000 M. beträgt, muss die endgiltige Ent-
—^ 7 •^—
Schliessung über den Ankauf der diesjährigen Generalver-
sammlung vorbehalten bleiben.
Für die neue Goethe-Ausgabe wird diese Bibliothek,
deren Erwerbung, unter dem rechtskundigen Beirathe unseres
Schriftführers, durch Herrn Dr. Erich Schmidt eingeleitet
wurde, eine überaus wichtige Grundlage darbieten. Übrigens
ist die Bibhothek der Goethe-Gesellschaft, Dank der sach-
kundigen und unermüdlichen Thätigkeit des Herrn Dr.
Erich Schmidt, auch durch sonstige werthvolle Erwerbungen,
namentlich bei Gelegenheit der Hirzelschen Versteigerung
in Leipzig, erheblich bereichert worden.
Eine werthvolle Erwerbung ist ferner das Ölgemälde
Kolbes, welches Goethe im Jahre 1822 darstellt. Es ist
durch Herrn Carl Rulands Vermittelung für den biUigen
Preis von 800 M. angekauft und, vorbehältHch des Eigen-
thumsrechts der Goethe-Gesellschaft, dem Goethe-National-
museum in Weimar überwiesen worden.
Wenden wir uns nun von den käuflichen Anschaffungen
zu den Schenhingen, so ist mit freudigem Danke hervor-
zuheben, dass in der Zeit von VeröffentHchung des vorigen
Jahresberichts bis zum Schlüsse des Jahres 1886 Geldspenden
der Goethe -Gesellschaft zugewendet worden sind von
Ihrer Majestät der Kaiserin-Königin Augusta (zweite Gna-
dengabe), ferner von Seiner Durchlaucht dem Prinzen
Heinrich zu Carolath in Amsitz, von Frau Louise Poschacher
in Wien und Frau Dr. Paul ine Schreber in Leipzig, ferner
von den Herren Professor Dr. Wilhelm Creizenach in
Krakau, Apotheker Eugen Bergmann in Smilten (Livland),
Senatspräsident Hagen in Posen, Reinhold von Xasackin
in Friedenthal (Russland) und Bankier Albert Holz in
Breslau (zweite Spende).
Dazu traten werthvolle und interessante Gaben für
die Bibliothek der Goethe-Gesellschaft von L L K. K. H. H.
dem Grossherzoge, der Frau Grossherzogin und dem Erb-
grossherzoge von Sachsen, ferner von den Herren Verlags-
buchhändler W. Hertz in BerUn, Verlagsbuchhändler Heinrich
Goethe-Jahrbuch VJIl. 2?
—^ 8 ^—
Hirzel in Leipzig, Antiquariatsbuclihändler J. Baer in Frank-
furt a. M., Verlagsbuchhändler A. Dürr in Leipzig, Professor
Dr. J. Cohn in Breslau, Expedient Schönheit in Weimar,
Gymnasiallehrer Scheidel in Lauterburg (Elsass), Geh.
Regierungsrath Professor Dr. Herman Grimm in Berlin,
Gymnasiallehrer Dr. O. Francke in Weimar, Gymnasiallehrer
Dr. Henckel in Seehausen, Baurath Pietsch in Torgau,
Geheimrath Professor Dr. Ried in Jena, Max Friedländer
in Berlin, Geh. Regierungsrath Dr. Kuhn in Weimar,
wirkl. Geheimrath Dr. von Loeper , Excellenz , in Berlin,
Professor Dr. Erich Schmidt in Weimar, Geh. Medi-
cinalrath Professor Dr. Welcker in Halle a. S., Director
Dr. Nölting in Wismar, Dr. Paul Weizsäcker in Calw,
Professor Dr. Richard Maria Werner in Lemberg, Dr. Anton
Varadi in Budapest, Verlagsbuchhändler Mohr (Siebeck) in
Freiburg, Paul von Joukowsky in Weimar, Professor Dr.
Schreyer in Pforta, Professor Dr. Jacob Minor in Wien,
Edmund Dorer in Dresden und von den Fräuleins Bertha
und Clara Froriep in Weimar. Hierzu kommt die Scbenhiiw-;
der Bibliothek des Goetheschen Enkels IVoJff^ang von Goethe,
soweit sie aus Goetheschen Schriften und aus Büchern über
Goethe besteht. Sie ist von den Herren Oberschlosshaupt-
mann Leo Graf Henckel von Donnersmarck, Excellenz, und
Sanitätsrath Dr. Felix Vulpius in Weimar der Goethe-
Gesellschaft überwiesen worden und enthält ausser kost-
baren Widmungsexemplaren auch Seltenheiten, w'xt den
ersten Druck der »Fischerin«.
Auch für diese bedeutenden und zahlreichen Gaben
an die Bibliothek ist der herzlichste Dank auszusprechen,
und zwar um so freudiger, als mancher Geber besonders
liebgewordenen Besitzes für die Zwecke der Goethe-Gesell-
schaft sich entäussert hat.
Aber auch dem Goethe- Archive, obwohl es nicht Eigen-
thum der Goethe-Gesellschaft ist, haben sich die Hände
gütiger Geber aus der Zahl der Mitglieder der Goethe-
Gesellschaft geöffnet. Es stifteten dahin Herr Alexander
— ^ 9 ^—
Meyer-Cohn in Berlin (»Der Olympos, der Kissavos«),
Herr Paul von Joukowsky in Weimar (ein Fragment aus
dem zweiten Theile des Faust), die Familie Fikentscher
aus Zwickau (Goethes Briefe an die Fikentscher), Herr
Freiherr L. von Gleichen-Russwurm (Aufzeichnungen, betr.
die Ausgabe des Schiller-Goetheschen Briefwechsels) imd
Herr wirklicher Geheimrath Dr. von Loeper, Excellenz,
(»Verzeichnis verschiedener Gebürgs- u. Steinarten, 1786«).
Die grösste Erwerbung des letzten Jahres bilden die
in den Händen des Rechtsanwalts Herrn Dr. Robert Keil
zu Weimar befindlichen Papiere ans dem Kräiiterschen Nach-
lasse, welche die Frau Grossherzogin angekauft hat und von
denen die beiden eigenhändigen Gedichthefte von 1788
dem Archive bereits einverleibt worden sind.
Die Ordnung des gewaltigen Materials im Goethe-
Archive schreitet rüstig vorwärts. Seine Schätze sind im
Dezember v. J. noch dadurch vermehrt worden, dass ihm
(von Herrn Carl Ruland im Goethe-Hause aufgefundene)
zahlreiche Entwürfe zum zweiten Theile des Faust, den
Wanderjahren u. s. w. überwiesen worden sind.
Dass Herr Dr. Erich Schmidt, dem hochehrenden
Rufe an die Berliner Universität Folge leistend, die Leitung
des Archivs niederlegt, ist sehr zu beklagen, doch ist in
Herrn Professor Dr. Suphan in Berlin, dem Herausgeber
von Herders Werken, ein berufener Nachfolger bereits
gewonnen worden.
Von der neuen Goethe- Ausgabe: »Goethes Werke,
herausgegeben im Auftrage der Grossherzogin Sophie von
Sachsen«, werden im Jahre 1887 die ersten Bände erscheinen.
Die diesem Berichte beigegebene Anzeige der H. Böhlau-
schen Verlagsbuchhandlung lässt das Nähere, namentlich
auch über die den Mitgliedern der Goethe- Gesellschaft
gew'ährten Vorzugspreise, ersehen.
Im Anschlüsse an das über das Goethe-Archiv und
über die Goethe-Bibliothek Mitgetheilte, mag auch der
dritten hochbedeurenden Goethe-Anstalt in Weimar, des
—4+ 10 ■>€• —
dem weimarischen Staate gehörenden Goelhe-National-
t}iiiseiims,\r\ Kürze Erwähnung geschehen. Nach vollständiger
baulicher Wiederherstellung des Goethe-Hauses, die mit
den grössten Schwierigkeiten und Kosten verknüpft war,
zumal es galt, das Bestehende möglichst unverletzt zu
erhalten und das Neue genau dem Früheren entsprechend
herzustellen, ist das Goethe-Nationalmuseum am 3. Juli 1886
feierhch eröffnet worden. Die Organisation der Anstalt
war in die Hände des Herrn Dr. Kuhn gelegt, und die
Ordnung und Aufstellung der überaus reichen Schätze des
Museums wurde in trefflichster Weise durch den Director
des letzteren, Herrn Carl Ruland, bewirkt. Alle wesent-
lichen Ausgestaltungen aber vollzogen sich unter der
obersten Leitung Sr. K. H. des Grossherzogs, des Enkels
Carl Augusts, welchem der Enkel Goethes testamentarisch
die Fürsorge für die dem weimarischen Staate zugewendete
Hinterlassenschaft Goethes anvertraut hat. Es ist eine
merkwürdige Fügung, dass ein Enkel Herders, der Staats-
minister D. Gottfried Theodor Stichling, berufen war, die
ministerielle Leitung der das Goethe-Nationalmuseum be-
treffenden Angelegenheiten zu führen, und dass es ein
Enkel Wielands, der Geheime Justizrath Dr. Reinhold,
gewesen ist, welcher das Testament seines Freundes Walther
von Goethe abfasste!
Dass der weimarische Landtag die bedeutenden Mittel
für Errichtung des Goethe-Nationalmuseums einstimmig und
freudig bewilligt hat, gereicht demselben zu hoher Ehre.
Den Besuchern der diesjährigen Generalversammlung
der Goethe-Gesellschaft wird es eine Freude sein, das ihnen
im Vorjahre noch nicht zugänglich gewesene Goethe-Haus
zu betreten. Dass aber schon in Bälde mit der Ver-
öffentlichung der Schäi:^e des Museums durch ein Sammel-
werk von Lichtdrucken vorgegangen werden wird, ist gewiss
eine gute Botschaft für die grosse Goethe-Gemeinde. Herr
Carl Ruland, unter dessen Leitung das Unternehmen steht,
wird den einzelnen Blättern eine textliche Erläuterung bei-
— -^ 1 1 *^ —
geben, für welche auch das Goethe-Archiv wichtige Unterlagen
dargeboten hat, wie denn andererseits das Goethe-National-
museum zu zahlreichen Archivalien den Schlüssel bietet.
So arbeiten Museum, Archiv und Goethe-Gesellschaft
in schöner Wechselwirkung, und Kuno Fischers Wort er-
füllt sich: »Auf diese Art werden sich, wie nie bisher,
eine Reihe von Bedingungen vereinigen, um in Weimar
so gründliche, vollständige und anschauungsvolle Goethe-
Studien zu ermöghchen, wie an keinem anderen Orte der
Welt. Weimar war die Goethe-Stadt und wird es von Neuem«.
Wenn aber bisher, namentlich bei den Arbeiten des
Goethe-Archivs, die weimarischen Materialien nicht aus-
reichten, so ist das Erwünschte von auswärts stets in der
entgegenkommendsten Weise dargeboten worden.
Dass man in Weimar auch im vergangenen Winter
sich bemüht hat, das Interesse für die Goethe-Gesellschaft
durch öffentliche Vorlesungen zu beleben, darf nicht unbe-
merkt bleiben. Wir danken dieselben den Herren Professor
Dl . Schreyer in Pforta und Max Friedländer in Berlin, von
denen im Saale der »Armbrust« der erstere am 7. Februar
über »Achilleus in der Dichtung von Homer bis Goethe«
las, während Herr Max Friedländer am i^. desselben Monats
über »Franz Schubert mit besonderer Berücksichtigung
seiner Kompositionen Goethescher Lieder« sprach. Beide
Vorträge wurden durch die Anwesenheit Sr. K. H. des
Grossherzogs ausgezeichnet, und die zahlreichen Zuhörer
spendeten lebhaften, wohlverdienten Beifall. Es würde sehr
dankenswerth sein, wenn auch andere Orte Goethe-\'or-
lesungen veranstalten wollten. An geeigneten Kräften wird
es ja selten fehlen und noch weniger an Zuhörern, da die
Goethe-Gemeinde im steten Wachsen begriffen ist.
Die Goethe-Gesellschaft selbst hatte bis zum Schlüsse
des Jahres 1886 die von keiner ähnlichen Vereinigung auch
nur annähernd erreichte Zahl von 240^ Mitgliedern erlangt,
darunter zwei auf Lebenszeit. Bis zum 26. März d. Js. aber
ist die Zahl der Mitglieder auf 2660 gestiegen, darunter vier
— <^ 12 +^—
auf Lebenszeit! Unter diesen 2660 Mitgliedern sind die-
jenigen der englischen Goethe-Gesellschaft — bis zum
I. December v. Js. 203 — mit inbegriffen. Der selbstcindige,
zielbewusste und verheissungsvolle erste Jahresbericht der
englischen Goethe-Gesellschaft ist soeben erschienen.
Siebenzehn Mitglieder sind der Goethe-Gesellschaft in
der Zeit vom 21. Juni 1885 bis zum 31. Dezember 1886
durch den Tod entrissen worden, darunter ihr erster Vice-
präsident, der Geheime Regierungsrath Professor Dr. IV.
Scherer in Berhn, dessen theurerKame nur genannt zu werden
braucht, um die ganze Grösse dieses Verlustes ermessen
zu können! An Scherers Stelle ist durch satzungsgemässe
Cooptation der neue Director des Goethe-Archivs, Herr
Professor Dr. Sitphan, in den Vorstand als Mitglied berufen.
Zu Ehrenmitgliedern der Goethe-Gesellschaft sind am
I. xMai 1886 ernannt worden die Herren Oberschlosshaupt-
mann Leo Graf Henckel von Donnersmarck, Excellenz,
und Sanitätsrath Dr. Felix Wilpius zu Weimar, welche
in hochherziger Weise sich kostbaren Besitzes aus der
W'alther von Goetheschen Erbschaft zu Gunsten des Goethe-
Nationalmuseums entäussert haben. Der Vorstand der
Goethe-Gesellschaft, welch' letztere ja auch für dieses
Museum, obwohl es ihr nicht zugehört, das lebhafteste
Literesse hegt, hat dies in den Ehren-Diplomen vom 24. Juni
1886 gebührend hervorgehoben und dabei kundgegeben,
»dass es ihm zu hoher Befriedigung gereiche, die Männer
zu ehren, welche berufen waren, die Erbschaft des Letzten
von Goethes Geschlecht anzutreten«.
Dass die finan~ielle Lage der Goethe-Gesellschaft eine
günstige ist, darf mit Befriedigung hervorgehoben werden.
Obgleich die Kosten der ersten Einrichtung der Gesell-
schaft, die Zahlungen für das Goethe-Jahrbuch, der Auf-
wand für die Schriften der Goethe-Gesellschaft, die höchst
bedeutenden Beträge für Bibliotheks-Ankäufe und die Ver-
wendungen für sonstige Förderung der Gesellschaftszwecke
im Ganzen eine sehr erhebliche Summe in Anspruch nahmen.
—4* 13 ^ —
schloss doch das Jahr 1886 mit dem ansehnhchen Ver-
mögensbestande von 13481,15 M. ab. Dabei bleibt aller-
dings zu berücksichtigen, einerseits, dass die Kosten der
von der Hofbuchdruckerei des Herrn Hermann Böhlau hier
in gewohnter vortrefflicher Weise ausgestatteten zweiten
Schrift der Goethe-Gesellschaft, deren unentgeltliche Lie-
ferung an die Mitglieder uns eine besondere Freude bereitete,
bis zum Ende des Jahres 1886 nicht voll gedeckt werden
konnten, da die Rechnungen über dieselbe zum Theil noch
nicht eingelaufen waren, und andererseits, dass in der bis
zum 31. Dezember 1886 zu verrechnenden Einnahme auch die
Einnahme des Jahres 1885 mit inbegriffen ist. Von dem vor-
handenen \'ermögensbestande wurden loooo M. zur Be-
gründung eines Reserve- Fonds verwendet, welcher den
Zweck hat, der Gesellschaft über etwaige weniger günstige
Jahre hinwegzuhelfen. Der Rest von 3481,15 M., in ver-
zinslichen Werthen bestehend , wurde in die Rechnung
des neuen Geschäftsjahres übertragen.
Sitzungen des geschäftsführenden Ausschusses, dessen
umfassende Arbeiten seitens des Herrn Freiherrn von Loen,
Excellenz, geleitet werden, fanden je nach Bedürfniss statt.
Der schriftliche Verkehr mit dem Vor stände war ein reger.
Damit ist das Wesentlicliste aus dem reichen äusseren
und inneren Leben der Goethe -Gesellschaft mitgetheilt,
deren gedeihliche Weiterentwickelung Vorstand und ge-
schäftsführender Ausschuss, bei vielfach verzweigter und
theilweise recht mühevoller Arbeit, auch fernerhin zum
Gegenstande treuester Sorgfalt machen werden. Möchten sie
hierbei, wie sie es zuversichtlich hoffen, von den geehrten
Mitgliedern der Goethe-Gesellschaft kräftig unterstützt sein!
Die nächste Generalversanunhing, für welche zahlreiche
Theilnahme noch besonders erbeten wird, findet Sonn-
abend den 21. Mai d. Js. in Weimar statt.
m Begriff, den vorliegenden Band des Goethe-
Jahrbuches unseren MitgHedern zu übergeben, fällt
es uns noch zu, eine schmerzliche, tieftraurige
Pflicht zu erfüllen.
Der Mann, der vor jetzt gerade zwei Jahren noch im
Vollgefühle seiner Kraft mit warmen bewegenden Worten
die Verhandlungen jener ersten Versammlung zu Weimar
eröffnete und leitete, aus der dann die Goethe-Gesellschaft
hervorging, ist in diesen Tagen dem tückischen Anfall
eines schweren Leidens erlegen und unter der schmerz-
lichsten Theilnahme Aller, welche das Leben in geschäft-
Hche oder persönliche Beziehungen zu ihm gebracht hatte,
zur letzten Ruhestätte gebracht worden. Nie war ein
Schmerz aufrichtiger, nie allgemeiner, nie berechtigter.
Ein wie treuer und bis in seinen innersten Kern ergebener
Diener der Verstorbene dem erlauchten Fürstenhause war,
dem er die letzten zwanzig Jahre seines Lebens in un-
unterbrochener Arbeit widmen durfte, — zu welcher hohen
Blüthe er die Hotbühne geführt hat, der er mit seltenem
künstlerischem Verständnisse, mit practischem Geschick
und immer idealen Zielen zugeneigt vorstand, — daraut
näher einzugehen, ist hier nicht der Ort, wo wir nur im
Namen der Goethe-Gesellschaft sprechen, und nur dem
tiefen Schmerze Ausdruck geben wollen, mit welchem uns
der Verlust unseres ausgezeichneten Vicepräsidenten erfüllt.
Der Name des Freiherrn AUGUST VON LOEN ist
mit der Geschichte unserer Goethe-Gesellschaft für immer
h 1 5 ^—
und so lange von ihrer Wirksamkeit eine Spur bleiben
mag, unlösbar verknüpft. Mit hochherziger Begeisterung
griff er vor zwei Jahren jene edlen Ideen und Absichten
auf, welche die Frau Grossherzogin von Sachsen erfüllten,
als sie sich durch testamentarisches Vermächtniss plötzlich
in den Besitz der kostbaren Schätze des Goethe-Archivs
eingesetzt fand. Jenen Ideen körperliche Gestalt zu ver-
leihen, für sie die ganze gebildete Welt, vor allem unser
deutsches Vaterland zu interessiren, und so ihre Ausführung
zu ermöglichen, — dazu war er berufen wie keiner. Seine
höchst hervorragende literarische Bildung, der ächte, lebhafte
Künstlerenthusiasmus seiner Seele für alles wahrhaft Gute
und Schöne, seine unermüdete und vor keiner Aufgabe
zurückschreckende Arbeitskraft, seine vielfachen, immer
mit Sorgfalt gepflegten Beziehungen zu den angesehensten
und bedeutendsten Vertretern unseres Volkes auf den
Gebieten der Kunst und Wissenschaft, endlich die wohl-
verdiente, persönliche Vertrauensstellung, welche er am
Grossherzoglichen Hofe einnahm, — alle diese Momente
befähigten ihn in erster Linie dazu, den grossen und schönen
Intentionen seiner hohen Auftraggeberin in weitestem Um-
fange gerecht zu werden,
Dass die Goethe-Gesellschaft schon heute sich einer
so glücklichen und am Tage ihrer Gründung in diesem
Umfange kaum erhofften Fortentwicklung rühmen kann,
ist nicht zum geringsten Theil das Verdienst seiner rast-
losen und einsichtsvollen Thätigkeit für dieselbe, der be-
ständigen Anregungen, die er ihr zu geben wusste. Galt
doch auch ihr gewissermassen sein letztes Denken! Un-
mittelbar nachdem er dem Geschäftsführenden Ausschuss
die Vorlagen für die am 21. Mai stattfindende General-
Versammlung gemacht hatte, ergriff ihn jenes todbringende
Leiden. Er sollte die zweite Generalversammlung nicht
mehr erleben !
Geistig beweglich, scharf blickend, zu jeder Stunde
ebenso bereit, Anregungen zu geben wie zu empfangen.
—4^ i6 ■4»—
allzeit die hochgehaltene Fahne des Idealismus mannhaft
vertheidigend, furchtlos für die künstlerischen Interessen
Anderer einstehend, wenn er sich einmal zu deren Schutz
und Vertretung verpflichtet hatte, dabei von vollendeten
Umgangsformen, von gewinnendster Freundlichkeit des
Wesens: — ein ächter Kavalier und Ritter vom Geiste steht
er vor uns, und so wird sein Bild immer unter uns leben-
dig bleiben. Und, um Eines noch, und nicht das Kleinste,
beizufügen: AUGUST VON LOEN war bei allen Vor-
zügen, mit denen ihn Geburt, Wissen, Bildung, Hofleben
beschenkt haben mochten, vor Allem ein guter Mensch.
Er hat nie über einen Anderen schlecht gesprochen, so
gross seine Menschenkenntniss, so scharf sein Blick für
Welt und Leben auch war. Er war stets bestrebt zu ent-
schuldigen, immer geneigt zu versöhnen, immer glücklich,
wenn er vermitteln und ausgleichen konnte. Zu fördern
und Fürsorge zu zeigen, war ihm Bedürfniss. Ein grosser
Verstand und ein gutes Herz, — ein vornehmer Geist, ein
treuer Freund!
Die Goethe-Gesellschaft wird ihre zweite Generalver-
sammlung in aufrichtiger Trauer um den Dahingeschiedenen
begehen, — sie wird das Andenken des FREIHERRN
VON LOEN immer hoch in Ehren halten.
IVeunar, i. Mai iSSj.
Goethes Werke.
HERAUSGEGEBEN
AUFTRAGE
DER Grossherzogin Sophie von Sachsen.
Die auf den handschriftlichen Nachlass gegründete
Weimarische Goethe-Ausgabe wird in dem unterzeichneten
\'erlage in vier Abtheilungen erscheinen :
I. Ahtheilung: Goethes Werke, 50 Bände,
II. Ahtheilung : Goethes naturwissenschaftliche Schriften,
ca. IG Bände,
III. Abtheilung : Goethes Tagebücher,
IV. Abtheilung : Goethes Briefe.
Bei Abtheilung III und IV ist die Bändezahl im \'oraus
nicht zu bestimmen.
Jede Abtheilung ist für sich zu beziehen ; einzelne
Bände dagegen werden nicht abgegeben.
Das Format, ein mittleres Octavformat (21 zu 13,5 cm),
und die Ausstattung sind die der Schriften der Goethe-
Gesellschaft, Band 2.
Der Umfang eines Bandes wird ca. 20 — 25 Bogen
betragen.
Der Fieis eines Bandes der I. Abtheilung ist auf ca.
Mk. 2,40 bis Mk. 3,00, der der IL — IV. Abtheilung auf ca.
Mk. 3,20 bis Mk. 4,—, je nach dem Umfang, festgesetzt.
Auf Wunsch werden auch gcbuiuiciie Exemplare abge-
geben, wenn eine hinreichende Anzahl von Bestellungen
—^ i8 ^—
auf solche einojeht. Der Einband, Halbfranz, wird sich von
jeder Überladung mit äusserm Schmuck fern halten, ge-
schmackvoll und vor allem dauerhaft sein. Der Preis des
Einbandes wird ca. 2 Mk. betragen.
Die Siibscriptionsamncldiingen von Seiten derjenigen,
welche nichl Mitglieder der Goethe-Gesellschaft sind, haben
ausschliesslich bei den Buchhandlungen zu erfolgen.
Neben der Oktav-Ausgabe wird für Bücherliebhaber
eine Ausgabe in gross Oktav (24 zu 15 cm) auf starkem
Papier mit breitem Rand erscheinen. Der Preis eines Bandes
dieser Ausgabe wird, je nach dem Umfang, bei der I. Ab-
theilung ca. Mk. 3,20 bis Mk. 4,00, bei den übrigen Abthei-
lungen ca. Mk. 4,00 bis Mk. 5,00 betragen. Auch diese Ausgabe
wird auf Wunsch gebunden geliefert, wenn eine hinreichende
Anzahl von Bestellungen eingeht. Der Einband, ein feiner
halbsaffian Band mit hohen Naturbünden, wird mit ca.
Mk. 3,00 für den Band berechnet.
Im Jahre 1887 werden sechs Bände erscheinen, und
zwar von der
I. Abtheilung: Band i u. 2: Gedichte i. u. 2. Band; Band 14:
Faust I. Theil,
III. Abtheilung: Band i: Tagebücher i. Band (1775
bis 1786),
IV. Abtheilung: Band i u. 2: Briefe i. u. 2. Band. (Jugend-
briefe bis zum Eintritt in Weimar.)
Es ist das Erscheinen von ohngefähr zehn Bänden
alljährUch, in freier Folge, geplant, wobei auf möglichst
rasche Vollendung, zunächst der I. Abtheilung, Rücksicht
genommen werden soll.
Den Mitgliedern der Goethe-Gesellschaft
wird von der kleinen Ausgabe ein Vorzugspreis für je ein
Exemplar bewilHgt. Derselbe beträgt, je nach dem Umfang,
für einen Band der I. Abtheilung Mk. 2,00 bis Mk. 2,50,
für einen Band der übrigen Abtheilungen Mk. 2,80 bis
—'^ 19 +i—
Mk. 3,60. Eine Ermässigung des Preises des Einbandes und
der grossen Ausgabe findet nicht statt.
Die Subskriptions-Anmeldungen von Mitgliedern der
Goethe-Gesellschaft haben ausschliesslich bei der unter-
zeichneten Verlagshandlung zu erfolgen unter Bezeichnung
derjenigen Buchhandlung, durch welche sie die Goethe-
Ausgabe zu beziehen wünschen. Die Verlagshandlung wird
die bestellten Exemplare den bezeichneten Buchhandlungen
unter Angabe der Namen der Subskribenten überweisen.
Eine direkte Versendung an die Mitglieder der Goethe-
Gesellschaft durch die Verlagshandlung findet nicht statt.
Dem 8. Bande des Goethe-Jahrbuchs (Jahrgang 1887)
ist eine Post-Bestellkarte für die MitgHeder der Goethe-
Gesellschaft beigefügt.
Weimar, im April 1887.
Hermann Bö hl au
Verlagshandluxg.
-^H- 2ü +4» —
Mitglieder -Verzeichniss
DER
Goethe -Gesellschaft.
(Abgeschlossen am 15. April 1887.)
P r o t e In o r :
Seine Königl. Hoheit der Grossherzog Carl Alexander
von Sachsen -Weimar- Eisenaoh.
\^orstan d:
Präsident:
Präsident des Reichsgerichts, Wirkl. Geh. Rath Dr. Sinison,
Excellenz, in Leipzig.
Vizepräsident :
Wirkl. Geh. Rath, General -Intendant Freiherr v. Lol'ii ,
Excellenz, in Weimar.
Vorstands-Mitglieder :
Wirkl. Geh. Rath Freiherr :'. BeauUeii-Marconnay, Excellenz,
in Dresden.
Geh. Regierungsrath Dr. Eggeling, Curator der Universität
in Jena.
Wirkl. Geh. Rath Professor Dr. Kmio Fischer, Excellenz,
in Heidelberg.
Dr. Paul Hcyse in München.
Wirkl. Geh. Rath Dr. i'. Loeper, Excellenz, in Berlin.
Staatsrath Dr. v. Ri'imeVm, Kanzler der Universität in Tübingen.
Geh. Hofrath RuJand , Direktor des Grossherzoglichen
Museums und des Goethe-Nationalmuseums in Weimar.
Professor Dr. Ericlj Schmidt in Berlin.
— Sh. 21
(j e s c h ä f t s f ü h r c n d c r A u s s c h u s s
in Weimar:
Vorsitzender: General-Intendant Freiherr :'. Lot';/, Exe.
Stellvertreter: Geh. Hofrath Ridand.
Schriftführer: Geh. Regierungsrath Dr. A'. Kuhn.
Schatzmeister: Commerzienrath Dr. jur. R. Morit~.
\'erlagsbuchhändler Böhlait.
Geh. Hofrath v. Bojanowsln.
Archivrath Dr. Biirhhardl.
Generallieutenant z. D. Crüger, Exe.
Oberbibliothekar Dr. R. Köhler.
Dr. phil. Oelschläger.
Professor Dr. B. Siiphan.
Hausmarschall Graf JVedel.
— ^ 22 +f» —
Mitglieder:
ihre Majestät die deutsche Kaiserin und Königin von
Preussen.
Seine Majestät der König von Schweden.
Seine Majestät der König von Württemberg.
Ihre Majestät die Königin von Italien.
Ihre Majestät die Königin von Kumänien.
Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz
des Deutschen Reiches und von Preussen.
Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Frau Kron-
prinzessin des Deutschen Reiches und von Preussen.
Ihre Kaiserliche Hoheit die Frau Grossfürstin Elisabeth
Maurikiewna von Russland.
Seine Königliche Hoheit der G-rossherzog von Baden.
Ihre Königliche Hoheit die Frau Grossherzogin von Baden.
Seine Königliche Hoheit der Grossherzog von Oldenburg.
Seine Königliche Hoheit der Grossherzog von Sachsen.
Ihre Königliche Hoheit die Frau Grossherzogin von Sachsen.
Seine Königliche Hoheit der Erbgrossherzog von Sachsen.
Ihre Königliche Hoheit die Frau Erbgrossherzogin von
Sachsen.
Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Wilhelm von Preussen.
Ihre Königliche Hoheit die Gräfin von Flandern.
Seine Hoheit der Herzog von Sachsen-Altenburg.
Seine Hoheit der Herzog von Sachsen-Coburg u. Gotha.
Ihre Hoheit die Frau Herzogin von Sachsen-Coburg
und Gotha.
— ^ 23 ^—
Seine Durchlaucht Fürst Reuss j. L.
Seine Hoheit der Erbprinz von Sachsen-Meiningen.
Seine Hoheit der Herzog Johann Albrecht von Mecklen-
burg-Schwerin.
Ihre Hoheit die Frau Herzogin Johann Albrecht von
Mecklenburg-Schwerin.
Seine Durchlaucht der Prinz Reuss Heinrich VII.
Ihre Hoheit Prinzessin Reuss Heinrich VII.
Ihre Hoheit Prinzessin Moritz von Sachsen-Altenburg.
Ihre Hoheit Prinzessin Marie von Sachsen-Meiningen.
Seine Hoheit Prinz Hermann von Sachsen -Weimar.
Seine Hoheit Prinz Ernst von Sachsen -Weimar.
Seine Hoheit Prinz Ernst von Sachsen -Meiningen.
Seine Hoheit Prinz Friedrich von Sachsen -Meiningen.
Seine Durchlaucht Erbprinz Reuss j. L.
Seine Hoheit Prinz Friedrich Carl von Hessen.
Ihre Hoheit die Frau Erbprinzessin von Schaumburg-Lippe.
Ihre Hoheit die Frau Erbprinzessin -Wittwe von Anhalt.
Seine Hoheit der Herzog zu Schleswig-Holstein.
Goethe-Jahrbuch V1]I. 24
—^ 24 +4-
E h r e n - M i t g li e d e r :
Leo Graf Henckel von Donner smar ck , Grossherzoglicher
Oberschlosshauptraann, Excellenz, in Weimar.
Sanitätsrath Dr. Vulpius in Weimar.
Mitglieder auf Lebenszeit:
Aachen. Liicy Frent::^en, geb. Hocsch.
Dorpat. JVoldeuiar Masing, Docent an der Universität.
Mitau. Peia von Petrovic::;^.
Weimar. Seine Erlaucht der Graf von Gört^-ScbUt-.
Wien. Rosa von Gerold, geb. Henneherg.
—^ 25 ^—
DEUTSCHES REICH.
Aachen. Pastor, Heinrich, Rentner.
Schenk, Adolf, stud. ehem.
Schmidt, Franz, stud. ehem.
Achern i/Baden. Wagner, G., Privatmann.
Altena. Pieclv, Dr. Regierungsrath.
Sievel:ing, Carl, Rechtsanwah und Notar.
Amsitz i' Lausitz (Kreis Guben). Heinrich, Prinz zu Carolath.
Andernach. Weissheimer, Georg, Malzfabrilvant.
Annaberg (Erzgebirge). Warmann, Eduard.
Annettenhöh b/ Schleswig, v. Brockdorff, Frau Baronin.
Arnstadt. Thierbach, Otto.
Aschaffenburg. Reber, Dr. Joseph, Direktor.
Augsburg. Bauer, Ludwig, Rechtsanwalt.
Herzfelder, J., Rechtsanwalt.
Bankau b/Warlubien (Westpr.). Gerlich, Frau Auguste.
Barmen, v. Eynern, Ernst, Stadtverordneter, Mitglied des Abgeordneten-
hauses.
Frank, Amtsrichter.
Jäger, Otto, Mitglied des Abgeordneten-Hauses.
Nordhaus, Hermann.
Rittershaus, Emil.
Rudolph, Oberstlieutenant u. Bezirkscommandeur.
Bautzen, v. Biedermann, Freiherr, Königl. S. General z. D.
Beimbach, Post Gerabronn (Württemb.). Hautt', G., Pfarrer.
Bellin b, Barwalde (Neu-Mark). v. Kahle, Fraulein Julie.
Beizig. Friedlander, Max, Amtsrichter.
Bergedorf. Larnprecht, Dr. C. H., Amtsricliter.
Berlin. Abraham-Römer, Dr. jur. A., Redacteur der Zeitung »Telephon«.
Adam, Miss Sarah H.
Aegidi, Dr. L., Professor, Geheimer Legationsrath.
V. Alten, Frau Marie.
Arendt, Dr. Otto, Mitglied des Abgeordnetenhauses.
V. Asten, Fräulein Julie.
Bach, Dr. Th., Direktor des Falk-Realgymnasiums.
Baerwald, S.
Bardt, Dr. C., Gymnasialdirektor.
V. Beckerath, A. "
Beiger, Dr. Chr., Oberlehrer.
Beliermann, Dr. B., Direktor des Königstä Jtischen Gymnasiums .
Benecke, H., Buchhändler (Amelang'sche Buchhandlung).
Berent, Fräulein Selma.
Berg, Philipp, Fabrikant.
Bibliothek, Königliche.
Bibliothek des Kgl. Realgymnasiums.
Bibliothek des Kgl. W^ilhelmgymnasiums.
Bielschowsky, Dr. Oberlehrer.'
V. Bissing, Freifrau Myrrha, geb. Wesendonck.
V. Blankensee, Graf.
Blumenthal, Dr. Oskar, Redakteur des »Berliner Tageblattes«.
Bodländer, Rechtsanwalt.
24*
— ^ 26 +#•—
Berlin. Borchardt, Dr. Obkar.
Borchardt, Frau Rudolf.
Borkenhagen, Frau Kapitän-Lieutenant.
Brahm, Dr. Otto, Schrittsteller.
Brandt, Dr. phil. Ludwig.
Braumüller, Dr., Oberlehrer.
Breiderhotf, Frau Dr.
Breslauer, Bernhard, Rechtsanwalt.
Broicher, Otto, Kaniniergerichtsrath.
V. Brühl, Gräfin Hedwig, Palastdame.
Buhlmann, Geor^, Fabrikbesitzer.
V. Bunsen, Dr. Georg.
Bunsen, Fräulein Marianne, Rentiere.
Burkhardt, Ernst, Pharmaceut.
Cohn, Albert, Buchhändler.
Cohn, Alexander Mever, Bankier.
Cohn, Dr. Heinrich, Rechtsanwalt.
Collin, D., Verlagsbuchhändler.
Cornicelius, Max.
Coste, Dr. David, Lehrer am Askanischen Gymnasium.
V. Gramm, Freiherr, Herzoglich Braunschweigischer Gesandter.
Daffis, Dr. Anton.
V. Dallwitz-Tornow, Frau W., geb. v. Gräfe.
Da Motta, Jose Vianna, Pianist.
Darmstädter, Dr. Ludwig, Fabrikbesitzer.
Delbrück, Dr., Excellenz, Staatsminister.
Delbrück, Adalbert, Geh. Commerzienrath.
Dernburg, Dr. Heinrich, Professor und Geheimer Justizrath.
Dietrich, Dr. W.
V. Donop, Dr. L., Direktorialassistent der National-Gallerie.
Doss, Fräulein Marie.
Duncker, Franz.
Duncker, H., Geheimer Regierungsrath, Bürgermeister.
Eberstadt, Rudolf.
Eberty, Dr. E., Syndikus.
Eggers, Dr. Karl, Senator.
Ehrlich, Dr. Moritz.
Elias, Max, Rentier.
Engel, G., Professor an der Königlichen Hochschule für Musik.
Engelmann, R. L., Justizrath.
V. Etzel, A., Excellenz, General.
Euchel, F., Justizrath.
Evert, Reg^ierungsassessor des Statistischen Amtes.
Ewe, E., Privatier.
Feig, Dr., Sanitätsrath.
Flatau, Rechtsanwalt.
Fleischhammer, Dr., Hofjustizrath.
Flinsch, Alexander.
Förster, Dr. August, Societär des deutschen Theaters.
Frank, Dr.
Frank, Buchhändler.
Fränkel, Dr. Carl, Assistent am Hygienischen Institut.
Fränkel, Dr. Max, Bibliothekar der Kgl. Museen.
V. Frankenberg, Rittmeister im Garde-Kürassierregiment.
Frev, Dr. Karl, Docent.
Frenkel, H., Banquier.
—^ 27 ^ —
Berlin. Frenzel, Frau Bertlu.
Frenzel, Dr. Karl.
Fresenius, Dr. A.
Freund, Ernst.
Friedberg, Dr., Excellcnz, Justizminister.
Friedeberg, Frau Bernliardine, geb. Oppenheim.
Friedenthal, Frau Margaretlie.
Friedländer, Frau Adelheid.
Friedländer, Max, Sänger.
Friedmann, Dr. jur. Felix, Kammergerichtsreferendar.
Fritze, Frau Geheimrath.
Furtwängler, Dr. Adolf, Professor.
Gaffkv, Dr., Regierungsrath.
Gärtner, Heinrich, Landscliaftsmaler.
V. Gayling, Freiherr, Rittmeister im Garde-Kürassierregiment.
Geiger, Dr. Ludwig, Professor.
Genung, Charles H., stud. phil.
Gerb, Fräulein Franziska.
Gesenius, Stadtältester, Director des Berliner Pfandbrief-Amtes.
Gloeden, Lehrer an der Sophienschule.
Gneist, Dr. R., Professor, Ober-Verwaltungsgerichtsrath.
V. Goldbeck, Ober-Reg.-Rath.
Goldschmidt, Professor, Geh. Justizrath.
Goldschmidt, Dr. med. H.
Goldschmidt, Frau Tacie.
Goldstein, Frau Antonie, geb. Marx.
Göler von Ravensburg, Dr., Freiherr.
Goerke, Franz.
V. Gossler, Dr., Excellenz, Staatsminister.
Gottheiner, Fräulein Marie.
Gottheiner. P., Stadt-Bauinspektor.
Gotthelf, U.
Gradenwitz, Alfred, Bankier.
Graef, Dr. phil. Harald.
Grandke, Geheimer Ober-Finanzrath.
Greift, Wirklicher Geheimer Rath, Ministerialdirektor, Excellenz.
Grimm, Dr. Herman, Professor, Geheimer Regierungsrath.
Grisebach, Hans, Architekt.
Gropius, Frau Professor.
Guldencrone, Frau Baronin.
Gurlitt, Fritz, Kunsthändler.
Güterbock, Dr., Geheimer Sanitätsrath.
Güterbock, Dr. phil. Bruno.
Hagen, Werner G. A., stud. jur.
Hansemann, Frau M.
V. Haselberg, Dr. med.
Hass, Regierungsrath.
Hauffen, Dr. x\dolf, Hörer der Universität.
Heerwart, Dr., Staatsrath.
Hehn, Dr. V., Kaiserl. Russischer Wirklicher Staatsrath.
Heidmann, Karl, stud. phil.
Heimann, Frau Anna.
V. Helmholtz, Dr. H., Professor, Geheimer Regierungsrath.
Henning, Theodor, Architekt.
Herrmann, Max, stud. phil.
Herrmann, Fräulein Rina.
—4* 28 ■^—
Berlin. Hertz, Wilhelm, Verlagsbuchhändler.
Hertz, Hans, Verlagsbuchhändler.
Heydemann, Dr. phil. V.
Heyniann, Gotthold, Bankier.
Hirschfeld, Philipp.
Hoftorv, Dr. Julius, Privatdocent.
Hoffstädt, Referendar.
Hofmann, Rudolf, Verlagsbuchhändler.
V. Hohenhausen-Rüdiger, Freiin Elise.
V. Holst, Mathias, Baumeister.
Hopfen, Dr. Hans, Schriftsteller.
Hörn, Frau Eleonore, Oberin der Dr. Martin'schen Künik.
Hubler, Dr. jur. Bernhard, Geh. Ober-Reg.-Rath, Professor.
V. Hülsen, G., Lieutenant im Garde-Kürassierregiment.
Jacobsen, A., Oberlehrer am Friedrich- Werder'schen Gymnasium.
Jacobsthal, Dr., Sanitätsrath.
Jacobv, Dr. Daniel, Gymnasial-Oberlehrer.
Jaquet, Dr. med. M., Sanitätsrath, pract. Arit.
imelmann, Dr. J., Professor am Joachimsthalschen Gymnasium.
Joachim, Dr. Joseph, Professor an der Königl. Hochschule für
Musik.
Jonas, Dr. F., Städtischer Schulinspektor.
Jonas, Paul, Rechtsanwalt.
Jonas, Frau Clara.
Jordan, Dr. Max, Geheimer Ober-Regierungsrath.
Kaempf, W., Dr. phil.
Kalischer, Dr. S.
Kalimann, Eugen, Rechtsanwalt.
Kapp, Fräulein Ida.
Kastan, Dr.
V. Kaufmann, Dr., Professor.
Kayser, Dr. Paul, Wirklicher Legationsrath und vortragender
Rath im auswärtigen Amt.
Kehrbach, Dr. phil. Karl.
Kekule, Stephan, Lieutenant.
Kern, Dr. Franz, Professor, Gvmnasial-Direktor.
Kleiber, Dr. Ludwig, ordentl. Lehrer am Königl. Friedr.-Wilh.-
Gymnasium.
Klix, Dr., Geheimer Regierungsrath, Schulrath.
von dem Knesebeck, Kabinetsrath L M. der deutschen Kaiserin.
Koch, Karl, Rentier.
Koehne, Frau Clara.
Koenigs, Fräulein Elise.
Köpke, Fräulein Adelheid.
Krauel, R., Geh. Legationsrath im auswärtigen Amt.
Krause, Dr. jur.
Krich, W., Hofrath.
Kronfeld, Dr., Rechtsanwalt.
Kronecker, Dr., Landrichter.
Kronecker, Frau Professorin Fanny.
Kronheim, Georg.
Kubier, Professor Dr., Direktor des Wilhelm-Gymnasiums.
V. Kühlewein, Regierungsrath.
Küster, Ernst, Professor der Chirurgie.
Lachmann, Fräulein Clara.
Lange, Wilhelm, Schriftsteller.
— ^ 29 -»f.—
Berlin. Lazarus, Dr. Moriiz, Professor.
Leffmann, Gustav, Kaufmann.
Lehmann, Gustav, Geli. Kriegsrath.
Lehmann, Paul, Buchhändler.
Leo, Dr. F. A., Professor.
Lesse, Justizrath, Rechtsanwalt und Notar.
Lesser, Max, Schriftsteller.
Lesser, Paul Ph.
Lessing, Frau Alma, geb. Marschall von Bieberstein.
Lessing, Landgerichtsdirektor.
Levin, Albert, Bankier.
Levy, Paul, cand. med.
Lew, Martin.
Levy, Richard, Bankier.
Lewald, Dr. Felix, Assessor.
Lewald-Stahr, Frau Professor Fanny.
Lewinsohn, Dr. G.
Lewinsohn, L., Fabrikbesitzer.
Lichtenthai, Simon, Kaufmann.
Liebermann, Dr. F.
Liepmannssohn, Leo, Buchhändler.
Lilienhain, Frau Kreisrichter C.
Lindau, Dr. Paul.
Lipke, Gustav, Mitglied des Reichstags.
Lisko, Walter, Rechtsanwalt.
Litzmann, Prof. Dr., Geh. Medicinalrath.
Lobe, F., Rechtsanwalt.
Locke, Mrs. Adele G. D.
Löhlein, Dr. med. Hermann, Docent a. d. Universität.
V. Loeper, Dr. G., Wirklicher Geheimer Rath, Excellenz.
Loring, Frau \\\ H., Rentiere.
Loewenstein, Dr. Otto.
Lucae, B., Stadtverordneter.
Ludewig, Karl, Kaufmann.
Lürsen, Eduard, Professor,
v. Maltzahn, W\, Freiherr.
Manasse-W'aldeck, erster Vorsitzender des Literar.Vereins »Schiller«.
Marcuson, Carl, Bankier.
Martins, Frau Margaretha, geb. Veit.
Marx, Frau Maria, geb. Hceber.
Marx, S.
Matthiae, Dr. Otto.
Mauthner, Fritz, Schriftsteller.
Mellien, Fräulein M.
Mende, Fräulein Gertrud.
Mendelssohn-Bartholdy, Frau Marie.
Meyer, Dr. Julius, Direktor, Geh. Reg.-Rath.
Meyer, Dr. jur. Alexander.
Meyer, Ferdinand, Rentier.
Meyer, Georg.
Meyer, Fräulein Henriette.
Meyer, Dr. Ludwig.
Meyer, Frau Geh. Ober-Regierungsrath Marie.
Meyer, Fräulein Minna.
Meyer, Paul, Rechtsanwalt.
Mever, Dr. Richard M., Privatdocent.
— ^ 30 +^—
Berlin. Michaelis, Frau Elise.
Michels, Victor, stud. phil.
Möller, Dr. W., Oberlehrer.
Morris, Dr. M., prakt. Arzt.
Morsch, Dr. Hans, ordentl. Lehrer a. Kgl. Real-Gvmnasium.
Müller, Dr. Hans.
Müller, Wilhelm, Geheimer Regierungsrath im Hausministerium.
Müller-Grote, Carl, Verlagsbuchhändler.
Müller, Paul, Cand. prob.
Munk, W., Landrichter.
Nathan, Frau Hedwig.
Kathan, Dr. P.
Naumann, Dr. E., Lehrer am Friedrich- W'ilhelm-Gvmnasium.
Nehring, K., Oberlehrer.
Neumann, Albert, Kaufmann.
Neubauer, Dr. Richard, Professor am Gymnasium zum Grauen
Kloster.
Niemann-Seebach, Frau Marie.
Noeldechen, Frau Stadtrath, Marie.
Nothmann, Siegfried, Fabrikant.
Nothmann, Julius, Kaufmann.
Ohrtmann, Dr. W., Sanitätsrath.
Oldenberg, C. M.
Oldenberg, Dr. Hermann, Professor,
von OrioUa, Gräfin M., geb. von Arnim.
V. d. Osten, Rittmeister im Garde-Kürassierregiment.
Pabst, Dr., Direktorial- Architekt des Kunst-Gewerbemuseums.
Pächter, H., Verlagsbuchhändler (Firma R. Wagner).
Pakscher, Dr. phil. A.
Paetsch, Dr. J., Sanitätsrath, Professor.
Parev, Paul, Verlagsbuchhändler.
Pauly, Dr. C.
Pentzhorn, Dr. Edmund.
Penzier, Gerhardt.
Pernice, Dr. A., Professor.
Peters, Dr. Carl.
Pfaft". Albert, Kommerzienrath.
Philipp, Fräulein Marie.
Piaget, Frau Fannv.
Pietsch, Ludwig, Maler.
Pilger, Dr., Provinzial-Schulrath.
Pindter, E. F., Geheimer Kommissionsrath.
Plagge, Dr., Stabsarzt.
Plehwe, Reg.-Assessor a. D.
Plessner, Dr., praktischer Arzt.
Plettner, Ernst.
Pniower, Dr. phil. Otto.
Posner, Dr. med. Karl, Arzt.
Preuss, Dr. R., Assistent an der Königl. Bibliothek.
Pringsheim, Fräulein Martha.
Pudor, Emil, Kaufmann.
Quincke, Dr., Geh. Medizinalrath.
Radolinski, Graf, Hofmarschall Sr. Kaiserlichen u. Königlichen
Hoheit des Kronprinzen.
Ramhorst, Dr. Fr.
vom Rath, Adolf.
— <4* 31 ^—
Berlin, vom Rath, Frau Anna.
V. Raumer, Dr. jur. Ludwig, Gerichts-Assessor.
V. Reibnitz, Freilierr, Lieutenant im Garde-Kürassierregiment.
Reiche], Eugen.
Reimer, Hans, VerlagsbuchhänJler.
Reimer, Frau Emma.
Reiss, Dr. Wilhelm.
Remy, Fräulein Marie, Malerin.
Reschke, Max, Schiffskapitän a. D.
Rhode, Fräulein Anna.
Richter, Frau Professor.
von Richthofen, Freifrau, geb. Mendelssohn-Bartholdy.
Riesenfeld, Hugo, Kaufmann.
Rietschel, H., Professor.
Ring, Louis, Bankdirektor.
Robert-Tornow, Walter.
Rodenberg, Dr. Julius.
Rödiger, Dr. Ma.s., Professor.
Rosenhain, Dr. Georg, Professor.
Rössler, Dr. Constantin, Geheimer Regierungsrath.
Rothschild, Oscar, Kaufmann.
Sachau, Dr. Eduard, Professor.
Samuel, S., Bankier.
V. Sanden, Fräulein.
Sandvoss, Dr. Franz, Schriftsteller.
Sarre, Dr. jur., Gerichtsassessor.
Schädel, Wilhelm.
Schaper, Fritz, Professor, Bildhauer.
Schaum, Frau Professor.
V. Schelling, Dr., Staatssekretär im Reichsjustizamt.
Schelske, Dr. R., Privatdocent.
Scherer, Frau Geh. Reg.-Rath Marie.
Schermann, Leo, vereideter Fondsmakler.
Schiff, A., cand. phil.
Schiff", Emil, Dr. med., Schriftsteller.
Schiff, Georg, stud. jur. et cam.
Schiff, Julius, Bankier.
Schlemm, Dr. Th., Sanitätsrath.
Schienther, Dr. Paul, Schriftsteller.
Schlesinger, Frau Alice.
Schlesinger, Albert, Kaufmann.
Schlesinger, P., Gymnasiallehrer.
Schlesinger-Trier, Karl, Bankier.
Schlippenbach, Frau Grätin.
Schmieden, Kgl. Baurath.
Schmidt, Professor Dr. Erich.
Schneider, Dr. E., Lehrer am Friedrich-Werder'schen Gymnasium.
Schöne, Dr., Geheimer Ober-Regierungsrath, Generaldirektor der
Königlichen Museen.
Schönlank, Alexis, Mitgl. d. Deutschen Theaters.
Schönlank, Frau Gonsul William.
Schröder, Dr. Eduard, Professor.
Schröder, Dr. Otto, Professor am Joachimsthalschen Gymnasium.
Schröder, Dr.
Schubert, Kammergerichtsrath.
Schnitzen - v. Asten, Frau Professor.
— &♦ 3- *^ —
Berlin. Schulz, Dr., Geh. Ober-Regierungsrath.
Schulze, Adolf, Professor an der Königl. Hochschule für Musik.
Schütte, Dr. med. Paul.
Schwabe, Frau Math.
Schwetschke, Dr. W.
Schwieger, Dr. Paul, Oberlehrer am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium.
Seckt, Dr. Felix, Oberlehrer am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium.
Seehaus, Adolf, Dr. phil.
Seligmann, Dr. jur. Ernst.
Sello, Dr. F., Rechtsanwalt.
Siegfried, Dr. Ernst, Lehrer am Friedrich Werderschen Gymnasium.
Siemenroth, Franz, Verlagsbuchhändler.
Simmel, Dr. Georg, Privatdocent.
Simrock, Fritz, Musikverleger.
Simson, August, Rechtsanwalt und Notar.
Simson, J., Justizrath.
Sipmann, L., Geh. Ober-Regierungsrath.
Sobernheim, Siegfried, Handelsrichter.
Sommerstorff, Otto, Mitglied des Deutschen Theaters.
Spannagel-Karthaus, Frau Auguste.
Spielhagen, Friedrich.
Spiro, Dr. phil. Fr.
Stange, Max, Lehrer an der Königlichen Hochschule für Musik.
Stavenhagen, W.
Stein, Philipp, Redakteur.
Stengel, Dr. Paul, Oberlehrer am Joachimsthalschen Gymnasium.
Stern, Dr. Julius, Arzt.
Sternheim, Siegmund, Bankier.
Stettenheim, Julius, Redakteur.
Stettiner, Martin.
Stolterfoth, P., Geh. Justizrath.
Strehlke, Dr. F., Gymnasialdirektor a. D.
V. Sybel, Dr., Wirkl. Geheimer Ober-Regierungsrath, Direktor der
Staatsarchive.
Szamatolski, Siegfried, stud. phil.
Thür, Frl. Anna.
Tiktin, Paul, Referendar.
Toeche, Ernst, Verlagsbuclihändler.
Toeche, Dr. Theodor, Königlicher Hofbuchhändler.
Türk, Rechtsanwalt.
V. Uhden, Richard, stud. jur. et cam.
Vahlen, Dr., Prof. und Geh. Regierungsrath.
Vatke, Dr. Theodor.
Veit, Alfred.
Veit, Ernst, stud. med.
Veit, Frau, Dr. Johanna, geb. Elkan.
Vierling, G., Professor.
Vogeler, Julius, Schuldirektor.
Vogeler, Richard, Direktor einer höheren Mädchenschule.
Waetzoldt, Dr. Stephan, Professor, Direktor der Kgl. Elisabeth-
Schule.
Wagener, Dr. Theodor, Chemiker.
Wahlländer, Frau Geh. Rath.
Warschauer, Frau Geh. Commerzienrath Marie, geb. Mendelssohn.
Wattenbach, Dr. W., Professor.
Weinhagen, Ernst.
— ^ 33 ^-
Berlin. Weisser^ Dr., Stabsarzt.
Weisstein, Gotthilf, Redakteur des »Berliner Tageblattes«.
Wellmann, Dr. E., Professor am Königstädtischen Gvmnasium.
\\'erner, Dr. R.
Wesendonck, Frau Mathilde.
Wesendonck, Otto.
Wessely, Dr. Hermann.
Wetze], Johannes, Gymnasiallehrer.
V. Wildenbruch, Ernst.
V. Wildenbruch, Frau, geb. v. Weber.
Wilhelmi, Richard, Hofbuchhändler.
Wilmanns, Dr., Professor, Generaldirektor der Kgl. Bibliothek.
WollT, Dr., Oberstabsarzt.
W'ollmann, Siegfried, Kaufmann.
Zeller, Dr. Eduard, Professor, Geheimer Regierungsrath.
Zernial, Dr. U., Professor.
Zupitza, Dr. Julius, Professor.
Bernburg. Härtung, Dr., Militärarzt.
Biebrich a/Rh. Dr. Koepp.
Bielefeld. Goebel, Dr. phil., Gymnasiallehrer.
Heraeus, Dr. Wilhelm.
Bingen. Feist, Leopold.
Blankenese. Schmidekam, Dr., Arzt.
Blasewitz. Schmid, Dr. jur. Carl.
Bonn. Akademisch-germanistischer Verein.
Berger, Dr. phil., Arnold.
Delius, Dr. Geheimrath, Professor.
Franck, Dr. Joh., Professor.
Goldschmidt, Joseph, Bankier.
Hüffer, Dr. Hermann, Professor, Geheimer Justizrath.
Kekule, Reinhard, Professor.
Leo, Fräulein Therese.
Magnus, Gustav, Justizrath.
Universitäts-Bibliothek.
Wilmanns, Dr. W., Professor.
Zitelmann, Dr. Ernst, Professor.
Borghorst (Westf.). Wutte, Joh.
Borsfleth bei Krempe. Gerber, W., Hauptpastor.
Schloss-Bothmer bei Klütz (Meklenburg-Schwerin). v. Bothmer, Frau
Grähn Bertha.
Brake b Lemgo. Roller, Dr.
Brandenburg a H. Heyne, Dr., Domherr, Direktor der Ritter- Akademie.
Köpke, Fräulein Suse.
Löbner, Dr. Heinrich.
Braunschweig. Aronheim, Felix, Dr. med.
Magnus, Karl, Bankier.
V. Rudolphi, Generalmajor, hitendant des Hoftheaters.
Westermann^ Friedrich, Buchhändler.
Wilhelmy, R., Ober-Postkommissar a. D.
Bremen. Barnstorff, Joh., stud. phil.
i^eetjen, Gustav.
Fritze, Frau Josephine.
Hackfeld, Frau H.
Hartlaub, Dr. G.
Lammers, Hermann.
Rassow, Gustav.
-^ 34 ^—
Bremen. Sparkuhle, Frau Amalie.
Stadt-Bibliothek.
Breslau. Beyersdorf, Frau Stadtverordnetenvorsteher Friedrich.
Breslauer Dichterschule.
Bruch, Max, Kapellmeister.
Callomon, Frau Rechtsanwalt.
Caro, Frau Conimerzienrath Hermine.
Cohn, Dr. Ferdinand, Professor.
Egers, L. W.
Engel, Karl, Kaufmann.
Erdmann, Dr. Benno, Professor.
Fleischmann, Eugen, Dr. phil.
Franck, Fräulein A. H.
Franck, Eugen, Buchhändler.
Friedrichs, C, Buchhändler.
Germanistisches Seminar der Universität.
Gesellschaft der Freunde.
Grünwald, Samuel Ludwig.
Hirschfeld, Frl. Margaretha.
Holz, Albert, Bankier.
Jänicke, Karl, Stadtrath.
Laqueur, S.
de Launay, Carl Beliier.
Lexis, Dr., Professor.
Lucee, C., Buchhändler.
Mamroth, Dr., Rechtsanwalt.
Manasse, J., Fabrikbesitzer.
Milde, Frau Minister Emilie.
Molinari, Frau Commerzienrath.
Morgenstern, E., Buchhändler.
Nather, Dr. Ernst.
Neisser, Dr. med., Professor.
Reissner, Hugo, Fabrikbesitzer.
Richter, Dr., Professor.
Riemann, Wilhelm, Kaufmann.
Sagawe, Dr. Konrad, Gymnasiallehrer.
Schneider, Lothar.
Scholtz, Hermann, Buchhändler.
Silbergleit, Frau Seraphine.
Steinfeld, Frau Rechtsanwalt Estella.
Storch, A., Direktor.
Thal, Julius, Rentier.
Thalheim, Dr., Oberlehrer.
Thiel, Dr. Heinrich, Stadt- und Schulrath a. D.
Trewendt, Ernst, Buchhändler.
Universitäts-Bibliothek, Königl.
Urbach, Fräulein Rosa.
Weigert, Albert. Dr. phil.
Weinhold, Dr. Karl, Professor.
Wendriner, R., stud. phil.
Zimpel, Frau Helene, Schulvorsteherin.
Brieg. Friedländer, Albert.
Bromberg. v. Kretschmann, Frl. Amalie.
Lüdicke, Max, Ober-Reg.-Rath.
Buchsweiler i Elsass. Deecke, Dr. W., Gymnasialdirektor.
Buckau b Magdeburg. Peters, Frau Direktor.
— ^
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Büdingen. Frommann, Dr. Hermann.
Calw, Württemberg. Weizsäcker, Dr. phil. Paul, Direktor des Real-
lyceums.
Cassel. Landesbibliothek, Ständische.
Lewald, Theodor, Reg.-Referendar.
Magnus, Dr., Landrichter.
Ries, Justizrath.
Rinald, Victor.
Rockwitz, Dr., Regierungs- und Medizinalrath.
Rubensohn, Herrnann.
Weyrauch, Präsident des Konsistoriums.
Charlottenburg. Hilgers, Frau Hedwig.
Hirschfeld, Dr. Otto, Professor.
Lehrerbibliothek des Kgl. Gymnasiums.
Lessmann, Otto, Herausgeber der Allg. Deutschen Musik-Zeitung.
V. d. Leven, Dr., Geheimer Ober-Regierungsrath.
Mommsen, Dr. Theodor, Professor.
March, Otto, Regierungsbaumeister.
Robert, Dr. Karl, Professor.
Slabv, Dr., Professor.
Wagner, Dr. Adolf, Professor.
Weber, Dr. jur., Stadtrath von Berlin.
Wolff, Julius.
Chemnitz. Clauss, Ernst Otto, Fabrikant und Stadtrath,
Kirchner, Dr. Carl, Oberlehrer.
Morell, Georg.
Ullrich, Dr. H., Oberlehrer.
Wächter, R., Dr. med.
Coblenz. Deiters, Dr. Hermann, Provinzial-Schulrath.
V. Vincke, Freiherr, Oberregierungsrath a. D.
Coburg. Beck, Dr. Heinrich, Professor.
Becker, Cabinetsrath, Intendant des Hoftheaters.
Colberg i; Pommern. Pedell, Dr., Stabsarzt.
Colraar i Elsass. Wever, Dr., Landgerichtsrath.
Cöln a/Rhein. Bürgers, Frau Geheimrath.
Düntzer, Dr. Heinrich, Professor, Bibliothekar.
Hauck, Karl, stud.
Herbertz, Otto.
Herstatt, Arthur, Landgerichtsrath a. D.
Hertz, Frau Wwe Pauline.
Heuser, Frau Eugenie, geb. Xicolovius.
Heuser-Nicolovius, Robert.
Höhlbaum, Dr., Stadtarchivar.
Lesimple, August, Musik-Schriftsteller.
Lewinger, Ernst, Oberregisseur.
Marcus jun., Julius.
V. Mevissen, G., Geheimer Commerzienrath.
V. Mevissen, Fräulein Mathilde.
Oelbermann, Emil.
Schneider, Frau Lina.
Schnitzler, Eduard.
Schnitzler, Robert, Geheimer Rath.
Stein, Frau Elise, geb. v. Mevissen.
Weinkauff, Dr. phil. Fr., Gymnasial-Oberlehrer a. D.
Wüllner, Dr. Franz, Professor, Kapellmeister.
Crefeld. Barth, M., Regierungsassessor.
— ¥^ 36 *4 —
Crefeld. Heimendahl, Geheimrath.
Noack, Dr. Friedr., Chefredakteur.
Creuznach a/Nahe. Griff, Frau Eugenie.
Crossen a/Oder. Führung, Frau Kreisrichter M.
Culm a/W. Brück, Pfarrer.
Danzig. Baum, Dr. med., Überstabsarzt a. D.
Dasse, Dr.
Löschins Bibhothek des Realgymnasiums zu St. Johann.
Senion, Dr., Sanitätsrath.
Stadtbibhothek.
Darmstadt. Edward, Hugo, Hofschauspieler.
Hotbibliothek, Grossherzogliche.
von Le Coq, Kaufmann.
Merck, Dr. Louis.
Merck, Wilhelm.
Noack, Ferd., stud. phil. et hist.
Rieger, Dr. Max.
Roquette, Dr. Otto, Professor.
Wünzer, Theodor, Hoftheater-Direktor.
Dessau. Friedrichs-Gymnasium, Herzogl.
Krüger, Eduard, Fabrikdirektor.
Meinert, Carl, Fabrikbesitzer.
Murray, C, Regierungs- und Baurath.
Oechelhäuser, Geheimer Kommerzienrath.
V. Oechelhäuser, W., Oberingenieur.
Detmold. Gymnasium Leopoldinum.
Runnenberg, W., Rechtsanwalt.
Döbeln (Sachsen). Hentschel, Professor Dr.
Donaueschingen. Bissinger, C, Direktor des Progymnasiums.
Dortmund. Bernhardi, Dr. Ernst, Sekretär der Handelskammer.
Gvmnasial-Curatorium.
Nagel, Bernhard, Amtsrichter.
Dresden. Amen, Frau Dr.
V. Beaulieu- Marconnay , Freiherr, Wirklicher Geheimer Rath,
Excellenz.
V. Biedermann, Dr., Freiherr, Geheimer Finanzrath.
V. Boxberg-Zschorna, Frau Oswine, geb. Keil.
Choulant, L. Th., Kgl. Hofmaler.
von Einsiedel, Fräulein Helene.
V. Finck-Nöthnitz, Freiherr, Kammerherr.
Förster, Dr. Richard, Hofrath.
Franck, Dr. Albert, Rentier.
Camper, Wilhelm, Pfarrer.
V. Gerbel-Embach, Dr. N.
V. Gerber, Dr., Staatsminister, Exe.
Gmeiner-lBenndorf, Frau Rosa.
Goetze, Fräulein Auguste.
Götze, Dr. Edmund, Professor beim Kadettencorps.
Hasper, Dr. Theodor, Professor.
Hassel, Dr. Paul, Geh. Reg.-Rath.
Kayser-Langerhanns, Frau Agnes.
Kestner, Georg.
Klemm, Heinrich, Commissionsrath.
Knoop, Wilhelm, Consul.
Körner-Museum der Stadt Dresden.
V. Kvaw, Curt, Amtsrichter.
"?•■ 3 / *^
Dresden. Langguth, Dr. A., Erzieher des Prinzen von Altenburg.
Leopold," Dr., Professor, Medicinalrath.
V. Lindenfels, Freiherr, Forstingenieur.
V. Mangoldt, Fräulein Helene.
Minden, Heinrich, Verlagsbuchhändler.
Niese, Karl, Rechtsanwalt.
Osterloh, Dr. med. Paul.
V. Otto, Fräulein Marie.
Overbeck, Fräulein Camilla.
Rachel, Dr. Paul, Oberlehrer.
Ritterstadt, Dr., Geh. Finanzrath.
Schanze, Dr. O., Landgerichts-Assessor.
Scheller, Fräulein Marie.
Schmidt, Heinrich, Lehrer.
Schnorr v. Carolsfeld, Professor Dr. Franz, König). Bibliothekar.
Schramm, Otto E., Ingenieur.
Schubart, Dr.
V. Schultzendortf, \\'., Kammerherr.
Schwender, G. E.
V. Seidlitz, Dr. W., Regierungsrath.
Stern, Dr. A., Professor.
Struve, F., Referendar.
V. Studnitz, Dr. A., Regierungsrath.
V. Uechtritz, Fräulein Clara.
Undeutsch, Max, Rechtsanwalt.
Vitzthum V. Eckstedt, Graf Christoph.
Vorländer, H., Rittergutsbesitzer.
Wiesand, Dr. jur., Kgl. Ober-Landesgerichtsrath.
Woermann, Dr. Karl, Prof., Direktor der Kgl. Gemäldegallerie.
Worms, Frau Amalie.
V. Zahn & Jaensch, Buchhandlung.
Zschille, Frau Therese, geb. von Einsiedel.
Druse b 'Klopschen (Niederschi.). Levyson, Frau Dr. Auguste.
Duisburg. Feller, W., Gymnasial-Oberlehrer.
vom Rath, Frau Theodor.
Dulzen b Preuss. Eylau. Rosener, Frau Johanna, geb. Fredenhagen.
Düsseldorf. Curtius, Dr. Rudolf, Referendar.
Eberbach i, Baden. Maas, Dr. S., Amtsrichter.
V. Usedom, A., Professor.
Eberswalde. Klein, Dr. J., Gymnasialdirektor.
Eisenach. Gleichmann, Professor.
Hossfeld, Dr. Carl, Gvmnasiallehrer.
Kieser, Archidiakonus.
Matthes, Dr., Geheimer Medicinalrath.
Schneidewind, Dr. E., Gymnasial-Professor.
Schwabe, Fräulein Louise.
Sehrwald, Dr.
Streck, Carl, Apotheker.
Voss, Richard, Bibliothekar der Wartburg.
Weber, Dr. H., Gymnasialdirektor.
Eisenberg (Sachsen-Alt.) Frenze!, Carl, Stadtrath.
Gymnasial-Bibliothek.
Elberfeld. Blank, Frau Alexander.
Martens, Dr. Ludwig, Gymnasial-Oberlehrer.
Neuhaus, Frau Otto.
Schlieper, jun., Frau Gustav.
—'^ 38 +^—
Elberfeld. Simons, Walter, Commerzicnrath.
Zurhellen, Dr. Job., Rechtsanwalt.
Emden. Grasshot", Dr., Königlicher Gymnasialdirektor.
Kohlmann, Dr. Philipp, Gymnasial-Oberlehrer.
Erfurt. Breslau, Geheimer Regierungsrath, Oberbürgermeister.
Burkhardt, Dr. med. Friedr.
Duncker, Emil V.
Gressler, E., Realgymnasiallehrer.
Kutter, Frau Gustav.
Lucius, Geheimer Commerzienrath.
CLuidde, Frau Professor M.
Roerig, A., Eisenbahn-Verkehrsinspektor.
Seidel, Ottomar Eduard, Major a. D.
Stürcke, Hermann, Geheimer Commerzienrath.
V. Thüna, Dr., Freiherr, Bezirksdirektor a. D.
Wilke, Eugen, Regierungsrath.
Erlangen. Kusel, Fräulein Lucie.
Penzoldt, Dr. F., Professor.
Rosenthal, Dr., Professor.
Universitäts-Bibliothek, Königliche.
Essen a. d. Ruhr. Natorp, Dr. G., Mitglied des Preuss. Abgeordneten-
hauses.
Niemeyer, Rechtsanwalt.
Eutin. V. Beaulieu-Marconnay, Freiherr, Grossherzoglich Oldenburgischer
Ober-Jägermeister.
Fahrenwald b/Hannover. v. Veitheim, Frau.
Flonheim (Rheinhessen). Knell, Dr. Karl, .^rzt.
Frankenthal (Rheinpfalz). Baum, Königlicher Staatsanwalt.
Frankfurt a/M. Stadt Frankfurt a/M.
Abendroth, Moritz, Buchhändler.
Albrecht, Dr. jur., Ober-Landesgerichts-Präsident.
Auerbach, Fritz.
Baer, Simon Leopold, Buchhändler.
Baerwald, Dr. Hermann, Realschul-Direktor.
de Barr, Joh. Jacob, Dr. med.
Bauer, Friedr., Buchhändler.
Beil, W., Dr. med.
Bibliothek des Freien deutschen Hochstiftes.
Bibliothek der Polytechnischen Gesellschaft.
Böhm, Fritz.
Böse, Graf.
Braunfels, Otto.
V. Brünirig, Frau Dr. Clara.
Bünau, Gräfin Margaretha, Hofdame L K. H. der Landgräfin
von Hessen.
Bürgerverein.
Carl, August, Dr. med.
Detloff, Adolf, Buchhändler.
v. Ditfurth, Fräulein Else, Hofdame L K. H. der Landgräfin
von Hessen.
Dondorf, Bernhard, Rentier.
v. Donop, Freiherr Hugo, Kammerherr, Major a. D.
Donner - v. Richter, Otto, Historienmaler.
Dotter, Fräulein Doris.
Eckhard, Dr., Ober-Landesgerichtsrath a. D.
Ehlers, Dr., Consistorialrath.
— h 59 ^—
Frankfurt a M. Ellissen, August.
Friedmann, Dr. Alfred^ Schriftsteller.
Friedmann, Joseph, Rentier.
Fries, Jacob, Ingenieur u. Fabrikant.
Fromberg, Leopold.
Goldschmidt, Dr. Hermann.
Goldschmidt, Marcus Moritz, Banquier.
V. Guaita, Frau Pauline.
V. Guaita-Mumm, Frau Mathilde.
Günther, Ferdinand, Kunsthändler.
Hahn, Louis Altred, Bankdirektor.
Hammeran, A., Dr. phil.
Hanau, Heinrich A.
Hedtler, Eugen, Kaufmann.
Herxheimer, S., Dr. med.
Hoffmann, Dr. Heinrich, Geheimer Sanitätsrath.
Jacquet, Frau Margarethe.
Jeanrenaud, Dr. Carl.
Jun^, Dr. phil. Rudolf, Verwaltungsschreiber des Freien deutschen
Hochstifts.
Kahn, Julius.
Kohn-Speyer, S.
Lentz, A., Oberlehrer.
Liebmann, Dr., Landrichter.
Lion, Jacob, Bankdirektor.
Loening, Gottfried, Verlagsbuchhändler.
Lucius, Dr. Eugen.
Maas, Dr. Max.
V. Marx, Ritter Louis, Rentier.
Mayer, Frau Eniilie.
Mayer-Dinkel, L.
Meister, Frau C. F. Wilhelm.
Melber, Walter Wolfgang.
Merton, W., Kaufmann.
Müller, Karl, Musikdirektor.
V. Mumm, P. H.
Neher, Ludwig, Architekt.
Neumann, Dr. Paul, Rechtsanwalt.
Oswalt, Heinrich, Verlagsbuchhändler.
Pallmann, Dr. phil. Heinrich.
Pfeiffer, C. W.
Philippi, Fräulein Helene.
Proelss, Johannes, Redakteur.
Ra witscher, Dr., Amtsrichter.
Reinhardt, Dr. phil. Carl, Direktor des städt. Gymnasiums.
Reitz & Köhler, Buchhandlung.
Rothschild, August, Bankier.
Sachs, Dr. Otto, Rechtsanwalt.
Schmidt, H., Dr. med.
Schmidt - de Neufville, Frau J.
Schulderer, Dr. Emil, Direktor.
Schölles, J., Dr. med.
Scholz, Dr. Bernhard, Professor.
Schott, Sigmund.
Schuster, Frau Recha.
Siebert, J., Dr. jur., Justizrath.
Goethe-Jahrevch VIII. 2\
— ■4*- 40 ♦^—
Frankfurt a M. Speyer, Dr. jur. Otto, General-Sekretär der Mitteid.
Creditbank.
Stern, Theodor, Bankier.
Stiebel, F., Dr. med.
Stockhausen, Julius, Professor.
Teblee, Adolf;
Textor, C. W.
Trommershausen, Dr. E., Oberlehrer am Gymnasium.
Valentin, Dr. Veit.
Varrentrapp, Dr. A., Stadtrath.
Voelcker, Georg, Buchhändler.
Vohsen, Dr. med. Carl.
Weigert, Dr. Carl, Professor der Anatomie an der Sencken-
bergischen Stiftung.
Weiss, Dr. Guido.
Wohl, Jacques.
Ziegert, Max, Buchhändler.
Frankfurt a/0. Baudouin, Cornelia, Frau Regierungsrath.
Mehrtens, Eisenbahnbauinspektor.
Mende, Frau Commerzienrath Adelheid.
Rudioff, Geheimer Regierungsrath.
Stange, Dr., Referendarius a. D.
Wolff, Justizrath.
Freiburg i/Br. Curitz, Justizrath und Auditeur.
Manz, Otto, stud. phil.
Meier, John, stud. phil.
Mever, Robert.
Neümann, Dr. phil. Fritz, Professor.
Paul, H., Professor.
Rümelin, Professor Dr.
Schieiden, Dr. R., Ministerresident a. D.
Simson, Dr. B., Professor.
Üniversitäts-Bibliothek.
V. Vincke, Gisbert, Freiherr.
Weissenfeis, Dr. phil. Richard.
Freiburg i' Schlesien. Realprogvmnasiuni.
Freienwalde a/0. Quedefeld, Dr. G., Gymnasial-Oberlehrer.
Friedberg (Hessen). Trapp, Carl, Fabrikbesitzer.
Friedenau b/Berlin. Dahms, Dr. Rudolf, Professor.
Herrig, Dr. Hans.
Fürth, ßerolzheimer, Frau Dr. Lina.
Enderlein, I. Staatsanwalt.
Essmann, Friedrich, Buchhändler.
Geestemünde. Schmölder, H. G.. Buchdruckereibesitzer.
Gera (Reuss j. L.). Ferber, Walter, Commerzienrath.
Ferber, Frau Clementine.
Gladitsch, Friedrich, Kaufmann.
Gleisberg, Dr. E.
Golle, Rügold, Kaufmann.
V. Mevsenbug, Freiherr, Ober-Hofmarschall.
Roltsch, Dr. Richard, Chef-Redakteur.
Schlotter, Alfred, Dr. jur., Rechtsanwalt und Notar.
Schapper, Dr. jur. Alfred, Gerichtsassessor.
dessen. Bock, Alfred.
Braune, Dr. Wilhelm, Professor.
Hüter, Ludwig. Cjvmnasiallehrer.
—^ 41 ^—
Giessen. Oncken, Dr. Wilhelm, Professor.
V. Ritgen, Hoibaurath, Professor.
Rose, Dr., Gymnasiallehrer.
Siebeck, Dr. "H., Professor.
Universitäts-Bibliothek.
Gladbach. Zanders, Frau M.
Gleiwitz. Freund, Dr., Sanitätsrath.
Huldschinsky, Frau Ida.
Kern, Heinrich, Commerzienrath.
Langer, Max.
Leske, Dr., Landrichter.
V. Moltke, Frau Landrath.
Winkler, Siegfried.
Zuckerkandl, Viktor.
Glogau. Cohn, Frau Rechtsanwalt Caroline.
Kempner, Frau Bankier Ida.
Kühn-Schumann, Frau Antonie.
Sachs, Leopold.
Glücksbrunn bei Schweina (Meiningen). Gontard, Alexander.
Glückstadt. Königl. Gymnasium.
Görlitz. Neumann, Fraulein Clara.
Goslar. Hirsch, Fr., Obergerichtsrath a. D.
Gotha. Bibliothek, Herzogliche.
V. Ebart, Freiherr, Kammerjunker.
Gilbert, Professor.
Landskv, Bankdirektor.
May, Albert, Fabrikbesitzer.
Müller, Otto, Lehrer a. d. höheren Bürgerschule.
Purgold, Dr. K.
Recl-cling, Max, Dr. phil.
Rohrbach, Dr. phil., Carl E. M. Gymnasiallehrer.
Göttingen. Andresen, Dr. Hugo, Privatdozent.
Frensdortf, Dr. F., Professor.
Heitkamp, L., Gymnasiallehrer.
Hentze, Dr., Professor.
Jacobson, Dr.
Meissner, Dr. G., Professor.
Röthe, Dr., Privatdozent.
Sauppe, Dr., Professor, Geheimer Regierungsrath.
Schöne, Dr. Alfred, Professor, Bibliothekar.
Universitäts-Bibliothek, Königliche.
Vollmöller, Dr. K , Professor.
^^'agner, Dr. Albrecht, Professor.
V. "\\'ilamo\yitz-Moellendorf, Dr. U., Professor.
Greifswald. Berndt, Frau Professor.
Bibliothek des germanistischen Seminars.
Budge, Dr., Professor, Geheimer Rath.
Fischer, Dr., Heinrich, Oberlehrer.
Fuhrmann, Fräulein M.
Gerstaecker, Dr., Professor.
Hannemann, Friedr., cand. med.
Limpricht, Fräulein Ella.
Maass, Dr. E., Professor.
Pernice, Frau Geheimräthin Agnes, geb. Bennecke.
Pietsch, Dr. P., Professor.
V. Preuschen, Freiherr, Professor.
—4+ 42 ^—
Greifswald. Reiffcrscbeid, Dr., Professor.
Ulmann, Dr., Professor.
Universitäts-Bibliothek.
Wendorf, Landgerichtsdirektor.
Grossalsleben (Anhalt). Exter, Pastor.
Gross-Lichterfelde b, Berlin. Q.uincke, Walter, Kaufmann.
Rudortf, Ernst, Professor an der Kgl. Hochschule für Musik.
Grünstadt (Baiern). Chally, P., Königl. Studienlchrer.
Steigenberger, Franz, Königl. Studienlehrer.
Guben. r)riese, Emil, Kaufmann.
Gundelsheim b'Gunzenhausen. Putz, Karl, Pfarrer.
Güstrow. V. Monroy, Dr. jur., Obergerichtspräsident a. D.
Güterberg b, Strasburg (Uckermark). Mertens, Fräulein Anna.
Hademarschen b/Hanerau (Schleswig-Holstein). Storni, Theodor.
Haggn (Schloss) b/ Bogen a/Donau. v. Schrenk, Freiherr Leopold,
Kgl. bavr. Hauptmann a. D. und Gutsbesitzer.
Hainholz (Hannover). Seligmann, Sigmund, Fabrikant.
Halberstadt. Schulz, Fräulein Agnes.
Zimmer, Premier-Lieutenant im Kürassier-Rgt.
Halle a/S. Ackermann, Dr., Professor, Geheimer Medicinalrath.
Bethke, L., Bankier.
Boretius, Dr. A., Professor.
Brauns, Frau Professor C. W. E.
V. Brünneck, Dr. W., Professor.
Brunnennleister, Dr. E., Professor.
Burdach, Dr. Konrad, Privatdozent.
Conrad, Dr. Joh., Professor.
Dittenberger, Dr. W., Professor.
Dümmler, Dr. E., Professor.
Erdmann, Dr. E., Professor.
Erdmann, Dr. H., Privatdozent.
Friedberg, Dr. R., Professor.
V. Fritsch, Dr. K., Professor.
Genzmer, Dr. A., Professor.
Gering, Dr. H., Professor.
Germanistischer Verein an der Universität.
Goeschen, Referendar.
Gosche, Dr. R., Professor.
Gräfe, Dr. A., Professor, Geheimer Medicinalrath.
Grenacher, Dr. H., Professor.
Grulich, Dr. phil., Gustos.
Hartwig, Dr. O., Oberbibliothekar.
Haym, Dr. R., Professor.
Heine, Frau Professor Sophie.
Heinichen, Bernhard, Stations-Assistent.
Hessler, Dr. H., Privatdozent.
Hevdemann, Dr. Heinrich, Professor.
Kohlschütter, Dr. E., Professor.
Kraus, Dr. Gregor, Professor.
Krukenberg, G., Justizrath.
Kühn, Dr. }., Geheimer Regierungsrath.
Küssner, Dr. B., Professor.
Lehmann. Heinrich, Bankier.
Leser, Dr. Edmund, Privatdozent.
Mekus, Dr., Arzt.
Naseniann, Dr., Gvmnasialdirektor.
— ^ 43 ^—
Halle a/S. Niemeyer, Frau Stadtrath.
Niemever, Max, Buchhändler.
Perlbach, Dr. M., Unterbibliothekar.
Pott, Dr. R , Professor.
Ross, Frau Professor Emma, geb. Schwetschke.
Schlieckmann, Justizrath.
Schlottmann, Dr. C, Professor.
Schwarz, Dr. E , Professor.
Schwetschke, Frau R.
Spielberg, Fräulein Anna.
Stadelmann, Dr., Landes-Oekonomierath.
Stumpf, Dr., Professor.
Thorbecke, Dr. Heinrich, Professor.
Universitäts-Bibliothek, Königliche.
V. Voss, Fräulein Elisabeth.
Voigt, Rechtsanwalt.
Volhard, Dr. J., Professor.
V. Volkmann, Dr. R., Professor, Geheimer Medicinalrath.
Welcker, Dr. H., Professor, Geheimer Medicinalrath.
Wenk, Dr. C., Privatdocent.
Hamburg. Arndt, Oskar (Fa. Arndt & Cohn).
Arnold, Fräulein Susanna.
Berkefeld, O.
Behrenberg-Gossler, John, Bankier.
Behrmann, G., Hauptpastor.
Bertheau, Dr. theol. Carl, Pastor.
Blume-Arendts, Frau Charlotte.
Blume, Heinrich.
Blume, Karl.
Blume, Frau Louise.
Bohl, Ferdinand.
Brackenhoeft, Dr., Rechtsanwalt.
Brackenhoeft, Frau Dr. E.
Brieger, Carlos.
Bülau, Gotthard, Dr. med.
Classen, Dr. Johannes, Direktor.
Cobell, \\'aldemar.
Cohen, Adolf F.
Curschmann, Dr., Direktor.
Ebert, Arnold.
Eisenlohr, Dr. Carl.
Elkan, Eduard.
Fertsch, F. (Firma: Fertsch & Laeisz).
Fraenkel, Dr. Eugen.
Geffken, Dr. H., Geheimer Rath.
Glinzer, Dr. E., Lehrer an der allgemeinen Gewerbe-Schule.
Gloede, Hermann, Dr. phil.
Goldschmidt, Adolf, stud. phil.
Gräfe, Lucas, Buchhändler.
Groth, G. J. Th., Kreisgerichtsrath.
Groothoti", H., Architekt.
Grüner, Dr. Th. W.
Hahn, Emil.
Hanne, Dr. J. R., Pastor.
Harms, G. H. L., Schulrath.
Hartmann, Dr. K.
—4t 44 ^—
Hamburg. Henneberg, Albert, Gutsbesitzer.
Hertz, Dr. G., Öber-Landesgerichtsrath.
Heylbut, Dr. G.
Hinrichsen, Siegmund.
Hottenroth, Hans.
Jacobi, Leopold, Bankier.
Jaffe, Dr. K.
Kaemmerer, Dr. G.
Kiehn, Heinrich.
Kiesselbach, Dr. Th., Ober-Landesgerichtsrath.
Kober, Gustav, Schauspieler.
Koehne, Ernst.
Köster, .-Mbert, stud. phil.
Kuhn, Gustav.
Lassallv, Eduard.
Law, Frau Charles.
Lehmann, Dr. Emil.
Lehmann, Dr. jur. Siegfried.
Lüddeke, Ferdinand.
May, Anton.
Meissner jun., Otto, Buchhändler.
Merschberger, Dr. G., Professor.
Metz, Adolf, Lic. theoL, Professor am Johanneum.
Mönckeberg, Dr. Rudolf.
Oehrens, Wilhelm, Dr. med.
Oppenheim, Emil.
Oppenheim, Frau Marie.
Petersen, Rudolf (Adr. Norddeutsche Bank).
Piza, Dr. M.
Redlich, Dr., Direktor der höheren Bürgerschule.
Rehder, Fräulein Martha.
Röpe, G. H., Hauptpastor.
Roeper, C. E.
Rudolph, A., Buchhändler.
Samson, S.
Sasse, Wilhelm.
Scharlach, Dr. jur., Advokat.
Schieiden, Dr. H.
Seligmann, Fräulein Clara.
Sieveking, Dr. med. Wilhelm.
Sillem, t)r. phil. Wilhelm.
Sohle, Dr. jur. Martin.
Sporri, Dr. H., ev. Prediger.
Stadtbibliothek.
Stemann, Dr., Landgerichtsdirektor.
Strack, Arthur, Gerichtsreferendar.
Unna, Dr.
Warhurg, Siegmund Rudolf.
Wentzel, Dr. Wilhelm Joh.
Westendarp, Frau Willy.
Wolffson, Dr. A.
Wolffson, Dr. J.
Hamm. Griesebach, Frau Ober-Landesgerichtsrath.
Hanau a/M. Güttich, C.
Osius, Justizrath.
Hannover. Benfev, Fräulein Else.
— •?* 4) "*^ —
Hannover, v. Bcnnigscn, Rudolt, Landesdirektor.
Heinemann, Frau Pauline, geb. Benfey.
V. Hütten -Czapski, Graf, Premier -Lieutenant a la suite des
Garde-Husaren-Regiments.
juncken, Frau Johanna, geb. ^Lmdt.
Mertens, Dr., Schul-Direktor.
Mejer, Dr., Konsistorial-Präsident.
Schläger, Dr. med. Hermann.
Schlüter, Gu'stav.
Spiegelbero;, Frau Elsbeth.
Hattenheim. W ilhelmv, A., Gutsbesitzer.
Heidelberg. Baer, August, stud. phil.
V. Bernus, Freiherr.
Buhl, Dr. H., Professor.
Erb, Dr. Wilhelm, Professor.
Erdmannsdörfter, Dr. B., Professor.
Fischer, Dr. Kuno, Professor und Wirkl. Geheimer Rath, Excellenz.
Fürst, Dr., Rechtsanwalt.
Gegenbauer, Dr. Kar!, Professor und Geheimer Rath.
Groos, Karl, Buchhändler.
Grosser, Dr. Julius, Vertreter des New-Yorker Herald.
Hausrath, Dr. Adolf, Professor und Kirchenrath.
V. Holle, Baron.
V. Hörn, Oberst.
Mever v. Waldeck, Dr. Fr., Professor, Kollegienrath.
Muller, Walter, Dr. phil.
V. Oechelhäuser, Dr. Ad.
Rohde, Dr., Professor, Geh. Hofrath.
Rosenbusch, H., Professor.
Scholl, Dr. F., Professor.
Schultze, Dr., Professor.
Schulze, Dr. Hermann, Professor, Geheimer Rath.
Universitäts-Bibliothek, Grossherzoglich-Badische.
V. Wardenburg, Wirklicher Geheimer Rath, Excellenz.
Heidenheim. Meebold, Frau Commerzienrath Natalie.
Meebold, Fräulein Julie.
Hildesheim (Hannover). Schiefer, Gustav, Landgerichtsrath.
Hohenfichte (Sachsen). Hauschild, M. E., Commerzienrath.
Hohen-Pähl, Schloss b/Wilzhofen (Oberbayern). Czermack, Ernst,
Gutsbesitzer.
Husum (Schleswig-Holstein). Keck, Dr. H., Gymnasialdirektor.
Matthiessen, Dr., Gymnasial-Oberlehrer.
Jena. Bardeleben, Dr., Protessor.
Böthlingk, Dr. A., Professor.
Costenoble, Hermann, Verlagsbuchhändler.
Czermak, Leo, stud. med.
Delbrück, Dr. B., Professor.
Eggeling. H., Geheimer Reo;ierungsrath, Kurator der Universität.
Eucken, Dr. R., Professor, Hofrath.
Fischer, Gustav, Verlagsbuchhändler.
Frommann, Frau Sophie, geb. Hildebrandt.
Frühling, Hermann.
Fuchs, Dr., Professor, Ober-Landesgerichtsrath.
Gerstung, G., Commerzienrath.
Gille, Dr., Hof- und Justizrath.
Götz, Dr., Professor.
—^ 46 ^—
Jena. v. d. Goltz, Dr., Freiherr, Professor, Director der Grossh. land-
wirthschaftl. Lehranstalt.
Haacke, K., Regierungsrath a. D.
Haeckel, Dr., Professor.
V. Hase, Dr., Professor, Wirklicher Geheimer Rath, Excelleiu.
Heitmüller, Ferd., stud. phil.
Henckel v. Donnersmarck, Graf Hugo, stud. jur.
Hirzel, Dr. Rudolf, Professor.
Kluge, Dr. F., Professor.
Kniep, Dr., Professor.
Krieger, Ober-Landesgerichtsrath.
Kuhnt, Dr. Hermann, Professor.
Liebmann, Dr. Otto, Professor, Hofrath.
Litzmann, Dr. B., Professor.
Lorenz, Dr. Ü., Professor.
Meyer, Dr. G., Professor.
Oehmichen, Frau Professor ü.
Peter, Dr., Consistorialrath.
Preyer, Dr., Professor, Hofrath.
Regel, Dr., Privatdocent.
Richter, Dr. G., Gymnasialdirektor, Hofrath.
Rosenthal, Dr. Eduard, Professor.
Rossbach, Dr., Professor.
Schmidt, Frau Professor.
Schulz, Ober-Landesgerichtsrath.
Stickel, Dr. G., Professor, Geheimer Hofrath.
Stoy, Dr. Stephan.
Sturdza, Demetrius, Kgl. rumän. Staatsminister.
Universitats-Bibliothek.
Walther, Dr. phil. Johannes, Pr'vatdocent.
Wilhelm, Dr. Eugen, Professor.
Jever. Ramdohr, Gvmnasialdirektor.
lUenau b/ Achern. Fischer, Dr. Franz, Arzt an der h-reiianstalt.
Schule, Dr. H., Geheimer Hofrath.
Illkirch (Elsass). Zink, Franz Xaver, Amtsrichter.
Ilmenau. »Gemeinde zu Gabelbach« (Gesellschalt).
Preller, Dr., Samtätsrath.
Ilse (Grube-Ilse b/Cottbus). Strack, Frau Hauptmann Fanny.
Insterburg. Schienther, Amtsrichter.
Schienther, Ernst, Apotheker.
Kappeln (Schleswig-Holstein). Thomsen, Dr. med. J.
Karlsruhe i. B. v. Berlichingen-Rossach, Graf Friedrich.
Bielefeld, Jos., Verlagsbuchhändler, K. K. österr. ungar. Gonsul
Bittmann, Friedrich.
Blankenhorn, Dr. Adolf, Professor.
Bürklin, Frau Dr. A.
Dreyfuss, Frau Cäcilie.
V. Edelsheim, Freiherr, Grossh. bad. Obersthofmeister.
V. Eisendecher, Frau, geb. Freiin v. Eickstedt.
Funck, Heinrich, Professor.
V. u. zu Gemmingen, Freiherr, Oberstkammerherr.
Hausser, Joseph, Grossh. bad. Kammersänger.
Just, Dr., Professor, Direktor der techn. Hochschule.
V. Lübke, Dr. W., Geheimer Hofrath, Professor.
Mainzer, Fräulein Helene.
Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts.
— ^ 47 ^—
Karlsruhe i. B. Ordenstein, Heinrich, Direktor des Conservatoriums
für Musik.
V. Putlitz, Frau, Exe.
Regersburger, Dr. Leopold.
Schnorr von Carolsteld, Frau Malvina.
Schrödter, Frau Professor Alwine.
Seubert, Emil, Ministerialrath.
\\'eill, Dr. Fr., Rechtsanwalt.
W'endt, Dr. Gustav, Oberschulrath und Gvninasialdirektor.
Kiel. Biese, Dr. Alfred.
Cauer, Dr. Paul, Oberlehrer.
Funck, Dr., Gvmnasiallehrer.
Gänge, Th., Gesanglehrer am Gvmnasium.
Ladenburg, Frau Professor Margarethe.
Möbius, Dr. Karl, Professor der Zoologie.
Möbius, Dr. Theodor, Professor.
Niepa, Alexander, Chefredakteur.
Peters, Joh., Rechtsanwalt.
Stange, akademischer Musikdirektor.
Toeche, Hofbuchhandler.
Tönnies, Dr. Ferdinand, Privatdocent.
Universitäts-Bibliothek.
Vogt, Dr. F., Professor.
V. Wangenheim, Freiherr Ernst, Lieutenant im Kaiserl. See-
Bataillon.
Kirchheimbolanden (Rheinpfalz). Bibliothek der Lateinschule.
Moschel, R., Rentbeamter.
Klein-Nemerow b Stargard. Coelle, H., Oekonom.
Klein-Oels b Ohlau i Schlesien. York v. Wartenburg, Graf Hans.
York V. Wartenburg, Graf Paul.
Klein-Sägewitz b Rattern (Reg.-Bez. Breslau). Lewald, G.
Kolbermoor (O/Bavern). v. Bippen, Frau Marie, geb. Wydenbrugk.
Königsberg i/Pr. Alscher, Dr. Walther, Referendar.
Baumgart, Dr. Hermann, Professor.
Beer, Justizrath, Rechtsanwalt und Notar.
Bon, Frau Stadtrath.
Dehio, Dr., Professor.
Feinberg, Fräulein Linda.
Feinberg, Fräulein Stephanie.
Friedländer, Dr., Professor, Geheimrath.
Goldberg, Julius, Bankier.
Grosse, Dr. Emil, Gvninasialdirektor.
Gruenhagen, Dr., Professor.
Hirsch, Dr., Sanitätsrath.
Flübner iS; Matz, Buchhandlung.
Koch, Arnold.
Krause, Dr. jur. Paul, Rechtsanwalt und Notar.
Mendthal, Justizrath.
Messung, Robert, Kaufmann.
Samuel, D., Professor.
Schorski, Fräulein Marie, Sprachlehrerin.
Simon, Dr. Robert.
Simson, Fräulein Marie.
Werther, Adolf, Direktor des Stadttheaters.
Konstanz. Brandes, \\'ilhelm, Bankdirektor.
Kosen. Naumann, Frau Clara.
—^ 48 ^—
Kosen. Raabc, Dr. phil.
V. Sperling, Premier-Lieutenant.
Krempe (Holstein). Hager, Dr. Th., prakt. Arzt.
Kuschen b/Schmiegel. Hensel, Karl, Professor.
Kyritz, Ostpriegnitz. Delbrück, H., Amtsrichter.
Landeshut i/Schlesien. Warmuth, H., Realgymnasiallehrcr.
Landsberg a/W. Gewiese, Fräulein Lucie.
Langenburg (Württemberg). Leopoldine, Fürstin zu Hohenlohe-Langen-
burg, Grossherzogl. Hoheit.
Lauban i. Schlesien. Guhrauer, Gvmnasialdirektor.
Wissenschaftlicher Verein.
Leipzig. Abraham, Dr. Max, Verlagsbuchhändler.
Arndt, Dr. Wilhelm, Professor.
V. Bahder, Dr. Karl, Professor.
Baumgarten, Frau Dr., geb. v. Villert.
ßaur, Dr., Professor, Geh. Kirchenrath.
Beard, Ernst Alfred, Privatier.
Beer, Fräulein Dora.
Beer, Dr. Rudolph, Gymnasial-Oberlehrer.
Berlit, Georg, Gymnasial-Oberlehrer.
Binding, Dr. Karl, Professor.
Borchers, Bodo, Theater- und Concert-Agent.
Brasch, Dr. Moritz.
Braun, Dr. Karl, Justizrath, Reichsgerichtsanwalt.
Brockhaus, Dr. Eduard, Verlagsbuchhändler.
Brockhaus, Rudolf, Verlagsbuchhändler.
Brugmann, Dr. Oskar, Oberlehrer am Xikolai-Gymnasium.
Cichorius, Johs., Kaufmann.
Cohnheim, Frau Professor.
Dix, Paul, Rechtsanwalt.
Dodel, Friedrich Wilhelm.
Doering, Dr. B., Gymnasial-Oberlehrer.
Dohmke, Dr. Emil, Professor.
Dürr, Alphons, Stadtrath.
Dürr, Dr. Alphons, Buchhändler.
Eberius, Franz, stud. phil.
Ebers, Dr. Georg, Professor.
Fiedler, Dr. Philipp.
Fischer, Max, Telegraphen-Inspektor.
Flügel, Ewald.
Fränkel, Dr. Albert, Schriftsteller.
Francke, Carl, Versicherungsbankdirektor.
V. Frege, Frau Professor Livia.
Friedberg, Dr. Emil, Geh. Hofrath, Professor.
Geibel, Frau Leonore, geb. Weisz.
Geibel, Frau Mathilde, geb. Baumgarten.
Giesecke, Herrn. F. (Firma Giesecke & Devrient).
Goetz, Ernst.
Haessel, H., Verlagsbuchhändler.
V. Hahn, Dr. F., Reichsgerichtsrath.
Hase, Dr. Oskar, Verlagsbuchhändler.
Hepp, C., Buchhändler.
Hildebrand, Dr. Rudolf, Professor.
Hirzel, H., Verlagsbuchhändler.
Jungmann, Dr., Professor, Rektor zu St. Thomae.
Kettenbeil, Johannes.
— 4* 49 *^—
Leipzig. Kögel, Dr. Rudolf, Privatdocent.
Köhler, K. F., Buchhändler.
Kossinna, Dr. Gustav.
Krehl, Dr. Ludolf, Professor, Geheimer Hofrath.
Kuehn, Bernhard, Referendar.
Langerhans, Frau Reichsgerichtsrath M.
Langkammer, Bernhard.
Lemke, Julius, Direktor der Leipziger Feuer-Vers. -Anstalt.
Leskien, Dr., Professor.
Liebisch, Bernhard, Buchhändler.
Lorentz, Alfred, Buchhändler.
Loewenstein, Reichsgerichtsrath.
Marx, F., Kaufmann (Firma Kuhn 6>; Co.).
Mendelssohn, Hermann, X'erlagsbuchhändler.
Meyer, Hermann J., Buchhändler.
Mogk, Dr , Realgymnasiallehrer.
Xachod, Frau Marie.
XöUer, Eugen, Kaufmann.
Peisch, Frau Sophie.
Pfalz, Dr. Franz, Professor und Direktor der Realschule.
Ptau, Karl Friedrich, X'erlagsbuchhändler.
Prüfer, A., Dr. jur.
Redaktion des literarischen Jahresberichts (E. A. Seemann).
Reinecke, Fräulein Charlotte.
Reisland, O. R., Verlagsbuchhändler (Firma Fues' Verlag).
Ribbeck, Dr. O., Professor, Geh. Hofrath.
Röder, Emil, Commerzienratli.
Romberg, E. L., Justizrath.
Scharf, Hugo, Stadtrath.
Scheibner, Dr. W., Professor.
Schleicher, Iwan, stud. phil.
Schmidt, Paul, Appellationsrath.
Schneider, Carl.
Schreber, Frau Dr. Pauline.
Schulz, Hermann.
Schunk, Frl. Cornelie.
Schunk, Julius, Kfni.
Schuster, Dr. Hermann, Institutsdirektor.
Schwabe, Frau Susanne, geb. Klemm.
Schwartz, H., Reichsgerichtsrath.
Seeburg, Frau Dr. E.
Seelig, Dr., Rechtsanwalt beim Reichsgericht.
Simon, Paul, Dr. jur.
Simson, Dr., Wirklicher Geh. Rath, Präsident des Reichsgerichts,
Excellenz.
Simson, Fräulein Elisabeth.
Simson, Fräulein Margarethe.
Simson, Fräulein Marie Sophie.
Staackmann, L., Buchhändler.
Stadt-Bibliothek.
Staegemann, M., Direktor des Stadttheaters.
Steffen, Dr. Georg, Gymnasialoberlehrer.
Stürenburg, Dr., Professor, Konrektor zu St. Thomae.
V. Tauchnitz, Bernhard, Freiherr, Verlagsbuchhändler.
Trachbrodt, E. (Firma Friedr. Geissler).
Treutier, Ludwig, Mitglied des Stadtthearers.
—1+ 50 *i—
Leipzig. Voerster, Alfred, Buchhändler.
Yocrster, Karl, Buchhändler.
Volckmar, Otto, Buchhändler.
Wachsmuth, Dr. Kurt, Professor, Geh. Hofrath.
Wachsmuth, Dr. Rudolf, Bankdirektor und Consul.
Wagner, Franz, Commerzienrath, Stadtrath.
Walter, Oberpostdirektor.
V. Weber, Hauptmann.
Wiede, Otto.
Wülckcr, Dr. R., Professor.
Zarncke, Dr. F., Professor, Geheimer Hofrath.
Liegnitz. Rawitscher, Frau Assessor.
Linden b/Hannover. Haase, Frau Helene.
Löbichau (Schloss) b/Nöbdenitz (Altenburg), v. Boyen, Frau Durch-
laucht, geb. Prinzessin Biron v. Kurland.
Lötzen (Ostpreussen). Lorenz, Frau Hauptmann Margarethe.
Lübeck. Achilles, Dr. E.
Benda, Dr. jur. J., Amtsricliter.
Eschenburg, Gustav, Konsul.
Fehling, Dr. Rechtsanwalt
Hoffmann, Paul, Director der Ernestinenschule.
Pabst, Dr. jur. Gustav.
Schillerstiftung, Lübeckische.
Schmidt, Max, Buchdruckereibesitzer.
Stoos, Dr. jur. Alfred, Rechtsanwalt u. Notar.
Thoel, Dr., Landrichter.
Luckenwalde. Pariser, Frau Elise, geb. Mende.
Ludwigshafen a/Rh. Jacquet, Adolt, Fabrikdirektor.
Knaps, Fräulein Anna,
Luisianna b/Bokellen (Kr. Darkehmen). v. Rode, Fräulein Lona.
Lünneburg. Federich, Otto, Hofweinhändler.
Gravenhorst, K., Rechtsanwalt.
Lyck (Ostpreussen). Gymnasium, Königliches.
Kammer, Dr., Professor, Gvmnasialdirektor.
Moldaenke, Gymnasiallehrer.
Wiebe, Emil, Buchhändler.
Magdeburg. Auf/echt, Dr.
v. Colomb, Fräulein M.
Fabricius, Frau Clara.
Kawerau, Waldemar, Redakteur der »Magdeburgischen Zeitung«.
Krühne, Richard, stud. jur.
Leitzmann, A , stud. phil.
Schulze, Aug., Kaufmann.
Mainz. Reinach, Fräulein Clara.
Thomas, Frau Helene.
Mannheim. Bibliothek, öffentliche.
Darmstaedter, Dr., Rechtsanwalt.
Foerster, Heinrich, Scliauspieler.
Goetjes, L , Opernsänger.
Hecht, Dr. Felix, Bankdirektor.
Hirsch, Emil.
Hirsch, Hch. Emil, Kaufmann.
Hirsch, Louis, Kaufmann.
Jacobi, Hermann, Hofschauspieler.
Kahn, Dr. Franz, Rechtspraktikant.
Koehler, Martin, Kaufmann.
— ^ 5 1 ^—
Mannheim. Levison, Louis.
Maas, Will:., Bankier.
Martersteig, Max, Oberregisseur.
Mathy, Johann Woltgang.
Maver, Ludwig.
Neumann, Dr. KarL
Reiss, Fräulein .Anna.
Reiss, Karl, Consul.
Marburg i; Hessen. Cohen, Dr. H., Professor.
Koch, Dr. Max, Professor.
Kühnemann, Eugen, stud. phil.
Meier, Dr. jur Ernst, Professor, Geh. Reg.-Rath.
Rathke, Dr., Professor.
Dniversitäts-Bibliothek, Königliche.
Varrentrapp, Dr. C, Professor.
Marienthal h/ Helmstedt. Grundner, Dr. F., Oberförster.
Markirch (Elsass). Loeper, C., Postdirektor.
Marklissa. Kaufmann, Wilhelm, Fabrikbesitzer.
Marne (Holstein). Höhnk, Fräulein Helene.
Meiningen. Baumhach, Dr. Rudolf, Schriftsteller.
Kircher, Dr., Geh. Regierungsrath.
Meissen. Bibliothek der Königl. Fürsten- und Landesschule.
MemeL Halling, Direktor der höheren Töchterschule.
Laaser, Dr. med. P., Arzt.
Menden i/W. Muensterburg, Dr., Amtsrichter.
Meerane i/S. Scheitz, Dr. Emil, Apotheker.
Merseburg. Stetienhagen, Max, Buchhändler.
Morrn b/Zantoch. Pflug, A., Rittergutsbesitzer.
Muhrau b/Striegau. Bollert, Frau Clara, geb. Schwanfelder.
München. Ackermann, Theodor, Königl. Hotbuchhändler.
Adler, Alexander, Fabrikant.
V. Beckerath, Alfred.
Behn, Dr. jur. Hermann.
Bernays, Dr. Michael, Professor.
Bernstein, Max, Schriftsteller.
Blennerhasset, Lady Charlotte.
Cornelius, Dr. C. A., Professor.
Dyck, Dr. Franz.
Fiedler, Dr. C.
Fulda, Dr. Ludwig, Schriftsteller.
Göppinger-Meebold, Frau Adelheid.
Grätz, Dr. Leo, Privatdocent.
Hanfstängl, Edgar, Hofrath.
Hausmann, Frau Dr. Betty.
Hertz, Dr. Wilhelm, Professor.
Hess-Diller, Baron.
Hevse, Dr. Paul.
Hof- und Staats-Bibliothek, Königliche.
Kaikreuth, Frau Gräfin.
Lepsin?, Reinhold, Maler.
Lessing, Oscar, stud. phil.
Levyn, Leopold, Direktor der Bayrischen Handelsbank.
Linz, Frau Oberst A.
V. Loen, Freiherr, Grossh. Sachs. Kammerjunker.
V. Malsen, Baron, Kgl. Oberhofmarschall, Excellenz.
Mayer, Frau Consul.
—4* 52 ♦€•—
München. Munckcr, Dr. Franz.
Oertel, Heinrich, cand. phil.
V. Octtingen, Frau M.
Oldenbourg sen., R., Verlagsbuchhändler.
V. Perfall, Freiherr, General-Intendant des Hoftheaters, Excellenz.
Philippi, Felix, Schrittsteller.
Rau, Frau Anna.
Savits, Jocza, Regisseur des Königlichen Hoftheaters.
Scherer, Dr. Georg, Professor.
Schmidt, Dr. med. Oswald.
Stangl, Dr. Thomas, Privatdocent und Studienlehrer.
Steinitzer, Paul, K. K. österr. Major a. D.
Traube, Dr. Ludwig.
Wohlmuth, Alois, Hofschauspieler.
Münster i/Westfalen. Kiesekamp, Frau Hedwig.
Kochendörtfer, Dr., Bibliotheks-Assistent.
Pauliiiische Bibliothek, Kgl.
Schmedding, Frau Reg.-Rath Laura, geb. Hüffer.
W'üllner, Dr., Privatdocent.
Naumburg a/S. Aisleben, A., Referendar.
Barth, Frau Landrath.
Ehrenberg, Staatsanwalt.
Hanow, Ober-Landesgerichtsrath.
Hecker, Oberstaatsanwalt.
Köster, Dr., Sanitätsrath.
Lehmann, Ober-Landesgerichtsrath.
Seelmann, Fräulein C. L. Gertrud.
Voigt, Dr. Carl, Referendar.
Weichsel, Ober-Landesgerichtsrath.
Wenkel, Oberpfarrer.
Neisse. ^\'inter, Reg.-Baumeister.
Neudeck (Oberschlesien). Burchardi, Frau Bertha.
Neu-Dörfles b/Coburg. Ulmann, Bruno, Gutsbesitzer.
Neuhaldensleben. Benecke, Otto, Gymnasial-Oberlehrer.
Neusalz a/Oder. Suchsland, Adolf, Amtsrichter.
Neustrelitz. Götz, Dr. G., Obermedizinalrath.
Neuwied. Feine, Dr. P.
V. Salisch, Oberst und Bezirkskommandeur.
Niederwalluf. Marcuse, H., Konsul.
Nienburg a Weser. Echte, Gerichts-Assessor.
Nimmersatt (via Memel). v. Rutzen, Baron Adalbert.
Norden (Ostfriesland). Lücke, Dr. O., Oberlehrer.
Nordhausen a/H. Brehme, Paul, Brennereibesitzer.
Förstemann, Louis.
. Günther, Hermann.
Hasse, Dr. med.
Hochdanz, Dr., Oberlehrer.
Kneiff, Rudolf.
Krön, Betriebsdirektor.
Meinicke, Albert, Brennereibesitzer.
Mylius, C., Amtsrichter.
Perschmann, Dr., Professor.
Riemann, Volkmar, Fabrikant.
Rohr, Carl, Brennereibesitzer.
Schenke, Hermann, Premier-Lieutenant, Stadtratli u. Brennerei-
besitzer.
— ^ 53 *^—
Nordhausen a H. Schreiber, Hermann.
Nürnberg. Hartmann, Bernhard, Advokat.
Merzbacher, Sigm., Rechtsanwalt.
Pegnesischer Blumenorden, Literar. Verein.
Stadt Nürnberg.
\\'ertheimer, Sig., Kaufmann.
Oberzeil bei Würzburg. v. König, W., Fabrikbesitzer.
Offenbach a/M. Hirsch, Ernst.
Pirazzi, Emil, Schriftsteller.
Ohrdruf. Gymnasium Gleichense.
Oldenburg (i Grossh.). v. Alten, F., Oberkammerherr.
V. Beaulieu-Marconnay, Eugen, Freiherr, Ober-Landesgerichts-
Präsident.
Becker, Landesgerichtspräsident.
Bibliothek, Grossherzogliche öffentl.
Kelp, W., Apotheker.
Mosen, Dr. R., Bibliothekar.
V. Normann, Schlosshauptmann, Königlich Preussischer ausser-
ordentl. Gesandter.
Schwartz, A., Hofbuchhändler.
Thorade, Bankdirektor.
Oppeln. Seidel, Reg.-Baumeister.
Orsoy a Rh. Sträter, Dr. phil. E.
Ostenwalde. Bibliothek Ostenwalde.
Ostrichen b,'Seidenberg. v. Gersdorff, Freiherr, Kgl. Kamnierherr.
Ottmachau (Prov. Schlesien), v. Humboldt, Freiin Mathilde.
Penzig i. d. Oberlausitz. Drevin, Helmuth, Apotheker.
Penzlin (Mecklenburg). Leesenberg, Dr. A.
Pforzheim. Ehrismann, Dr. Gustav.
Feldbausch, Dr. Otto, Arzt an der h-renanstalt.
Plauen i Sachsen. Hofmann-Stirl, Frau Professor Helene.
Pless i Schlesien. Fielitz, Dr. W., Professor.
Porstendorf bjena. v. Wurmb, Schlosshauptmann auf Dornburg.
Posen. Bo.\berger, Dr. R., Oberlehrer am Friedr.-Wilh.-Gvmnasium.
Hagens, Senatspräsident.
Jonas, Dr., Professor, Oberlehrer am Friedr.-Wilh.-Gvmnasium.
Kantorowicz, Frau Lina.
Potsdam, v. Chelius, Lieutenant im Garde-Husarenregiment.
Grimm, Rudolf, Regierungsrath.
V. Lücken, Frau, geb. v. Lützow, Staatsdame.
V. Waldersee, Gräfin Helene, geb. v. Wilamowitz-Möllendorf.
Wenck, W., Prediger.
Zech, Frau Gräfin, geb. v. Gersdorff.
Prenzlau. Busch, Richard, Landgerichtsrath.
Raudonatschen (Ostpreussen). v. Sanden, Frau Baronin, geb. v. Hülsen.
Rechtenfleth b' Bremen. Allmers, Hermann.
Rehnsdorf b Elstra (Sachsen), v. Boxberg, Georg, Rittergutsbesitzer.
Reichenbach i/Schlesien. Preu, Dr. med., pract. Arzt.
Reichenberg b St. Goarshausen. v. Oettingen, Dr. W.
Remagen a Rh. Linden, Frl. Lina, Pensions-^'orsteherin.
Rendsburg. Wassner, Julius, Dr. phil.
Reudnitz b Leipzig. Koch, Dr., Gvmnasial-Oberlehrer.
Rietberg i/Westf. Tenge, Friedrich, Herrschaftsbesitzer.
Risstissen b/Ulm. Schenk v. Stauftenberg, Dr., Freiherr.
Rositz b/Altenburg. v. Lippmann, Dr., Direktor der Zuckerraffinerie.
Rostock i Mecklenburg. Bechstein, Dr. Reinhold, Professor.
— &♦ 54 '^—
Rostock i; Mecklenburg. Brummerstädt, Dr. med. W.
Detharding, Frau Dr. Henriette.
Kipper, Dr. Julius, Gymnasiallehrer.
Leo, Dr. F. Professor.
Universitäts-Bihliothek.
Voss, Frau Advokat.
Riidolstadt. Bibliothek, Fürstl. öffentliche.
Ruhrort a Rh. de Gruyter, Dr. phil. Walter.
Salzwedel. Luther, J., cand. phil.
Satzhorn b/Potsdam. Brandhorst, W., Rittergutsbesitzer.
Haus-Schede b/Wetter a. d. Ruhr. Harkort, Frau Commerzienrath P.
Scheessel (Provinz Hannover). Rohrs, Dr. D., Kreisphysikus.
Schkortleben b/ VVeissent'els. Scharf v. Gauerstedt, Frau Adelaide.
Schleiz. Paetz, G. Kammerpräsident.
Schleswig. Bergas, Julius, Buchhändler.
Hoe'sche Bibliothek.
Schmalkalden. Fuckel, Heinrich, Kaufmann.
Schönbach b/Löbau i. S. Rade, M., Pfarrer.
Schönebeck b/Magdeburg. Steiner, Dr. O.
Schöneiche b/Neumarkt i/Schlesien. Schloessingk, Otto, Assessor a. D.,
Rittergutsbesitzer.
Schreitlangken (b/\Villkischken i/Ostpreussen). Dressler, Frau.
Schulpforta. Kettner, Dr. Gustav, Oberlehrer.
Schreyer, Dr. Hermann, Professor.
Volkmann, Dr. Dietrich, Rektor der Landesschule.
Zimmermann, Prokurator der Landesschule.
Schwedt a/O. Quehl, senr., Dr. Otto
Zschau, Dr., Gymnasialdirektor.
Schwerin i/M. v. Ledebur, Freiherr, Kammerherr, hitendant des Hof-
theaters.
Mencke, Geh. Justizrath.
Oldenburg, Grossherzogl. Oberzolldirektor.
V. Pritzbuer.
Schröder, Dr., Regierungs-Bibliothekar.
Seesen a Harz. Philippson, Dr. E., Direktor der Jakobsonschule.
Sondershausen. Laue, Rath, Oberbürgermeister.
Soden im Taunus. \'olger, Dr. Otto, Naturforscher.
Springe. Kaufmann, Karl, Fabrikbesitzer.
Stargard i/Pommern. Lotholz, Dr., Professor und Gymnasialdirektor.
Schröder, Dr., Oberstabsarzt L Klasse.
Stassfurt. Stengel, Rudolf", Fabrikbesitzer, Konsul a. D.
Steglitz b; Berlin. Goldschmidt, Alfred O., Kaufmann.
Hofimann, Dr. Otto, Oberlehrer.
Weber, W., Oberbürgermeister a. D.
^^'endeler, Dr. Camillus.
Stettin. Keddig, C. A., Direktor.
Zitelmann, K., Geh. Reg.-Rath.
Stockach i/ Baden. Ottendörter, Dr. Hermann, Amtsrichter.
Stolberg (Rheinland). Prym sen., Heinrich, Rentier.
Stolp (Pommern). Bibliothek des Königl. Gymnasiums.
Pickert, W., Gymnasiallehrer u. Bibliothekar.
Stralsund. Schnitter, Kreisgerichtsdirektor a. D.
Strassburg i/E. Baumgarten, Dr. H., Professor.
Crüger, Dr. J., Gvmnasiallehrer.
Dursv, Eugen, Ministerialrath.
Eltzbacher, P., stud. jur.
—■ 4* )) ■^—
Strassburg i E. Joseph, Dr. Eugen.
Krogmann, Ernst, stud. jur.
Martin, Dr. E., Professor.
Metzenthin, Dr. O., prakt. Arzt.
Meyer, Dr. Oskar, Kaiserl. Bibliothekar,
Michaelis, Dr. Adolf, Professor.
Roffhack, Dr. jur., Regierungsrath.
Seminar für deutsche Philologie an der Universität.
Stilling, Dr. J., Professor.
Trübner, Buchhändler (Firma K. J. Trübner).
Universitäts- und Landes-Bibliothck, Kaiserliche.
Strasburg W Pr. Gymnasium, Königliches.
Strellentien b Lauenhurg (Pommern), v. Osterroht, Gotthelf.
Stuttgart. Bacher. Alexander, Rechtsanwalt.
Becher, Fräulein Emmv.
V. Berlichingen, Freifrau Melanie.
Bibliothek, Königlich öffentliche.
Cotta von Cottendorf, Karl, Freiherr.
Deahna, Dr., prakt. .\rzt.
Denison, Louis, Kaufmann.
Donndorf, A., Professor.
Gerok, Dr. K., Prälat, Oberhofprediger.
Hartmann, Dr. Julius, Professor.
Klaiber, Dr. Julius, Oberstudienrath.
V. Klumpp, Dr. Otto, Direktor.
Krabbe, C., Verlagsbuchhändlcr.
Kurtz, P., Buchhändler.
Kürschner, Joseph, Professor, Hofrath.
Lang. Dr. Wilhelm.
Meyer, Paul, Regierungsrath.
Müller, Carl.
Müller, Gustav, Kaufmann.
Müller-Palm, Adolf, Professor.
Museums-Gesellschaft.
Nast, A., Buchhändler (Firma Metzler'sche Sortimentsbuchhand-
lung).
Rominger, Xathanael.
Rommel, Dr. Otto.
Schall, Dr. Rieh., Rechtsanwalt.
Schulz, F. G., Commerzienrath.
Siegle, Gustav, Geh. Commerzienrath.
Spemann, W., Verlagsbuchhändler.
Steiner, Dr. K.
Stockmaver, M. E., Rechtsanwalt.
Straub, Dr. L. W., Professor.
Vetter, Leo, Kaufmann.
Wittwer, Conrad, Buchhändler.
Stuttgart-Gablenberg. Thonv, Franz.
Tangerhütte b/Magdeburg. Kleinschmidt, Hofrath.
Schadewitz, Frau Marie.
Schadewitz, Otto.
Tempelburg (Pommern). Berg, Karl, Amtsrichter.
Thalstein b Jena. v. Tümpling, Legationsrath a. D.
Thann iElsass. Curtius, Dr., Kreisdirektor.
Thorn. Scheller, Dr., Oberstabs- u. Garnisonsarzt.
Torgau. Pietsch, König!. Baurath.
GotTHE-jÄHBBtCH VIII. 2^
—4^ )6 ^ —
Trachenberg (Schlesien), v. Hatzl'eld, Frau Fürstin, Durchlaucht, geb.
Gräiin von Benckendorff.
Tübingen. Desjenkolb, Dr., Professor.
Froriep, Dr. August, Professor.
Geib, Frau Professor L.
Holland, Dr. W. L., Professor.
Hüfner, Dr. G., Professor.
Köstlin, Dr. S., Professor.
Neumann, Dr., Professor.
Oesterlen, Dr., Professor.
V. Rümelin, Dr., Staatsrath a. D., Kanzler der Universität.
Sievers, Dr. E., Professor.
V. Sigwart, Dr., Professor.
Spitta, Dr., Professor.
Strauch, Dr. Philipp, Professor.
Universitätsbibliothek.
Tussainen b Ragnit (Ostpreussen). v. Sauden, Baron.
Ulm. Gerok, F., Premier-Lieutenant im Grenadierregiment 123.
Ulrich, Gustav, Bankier (Firma Flesch ^- Ulrich).
Unkel a/Rh. Huyssen, W., Ingenieur.
Unterrohn b/Salz'ungen. Geibel, Paul, Kammergutspäcliter.
Vegesack. W'errv, F., Realschul-Oberlehrer.
\\'ilmanns, Georg, Dr. med.
Verden a/Aller. Braun, Landgerichtsdirector.
Vieselbach. Starke, Dr., Amtsphysikus.
Völkershausen. Reusse, Rudolpli, Pfarrer.
Wandsbeck. Gymnasium.
Wartnicken (Ostpreussen). Simon, Frau Marie.
Wehnde b/ Göttingen. Dralle, Frl. Johanna. ^
Weimar, v. .\hlefeldt, Baron Louis.
Anding, Karl, Kaufmann.
Apelt, Dr., Professor.
.^.ulhorn, G., Rath.
Baer, L., Fabrikant.
Batsch, Vice-Admiral, Excellenz.
Behrend, Frau Martha.
V. Beust, Graf, Oberhofmarschall, Generallieutenant, Excellenz.
Boas, Frau Dr.
Böhlau, H., Verlagsbuchhändler.
V. Bojanowski, Geh. Hofrath, Chefredakteur.
V. Bothmer, Graf, Kammerherr.
V. Bothmer, Gräfin, Staatsdame.
V. Bothmer, Comtesse EUy.
Brandis, Dr., Erzieher am Erbgrossherzogl. Hole.
V. Brederlow, Oberst z. D.
Brent, Mrs. Thomas Lee.
Brock, Paul, Hofschauspieler und Regisseur.
Brüger, E., Geheimer Justizrath.
Burkhardt, Dr., Oberarchivar und Archivrath.
Burckhard, Dr., Geheimer Rath.
V. Bülow, Frau Landrath, geb. von Carlowitz.
V. Bylandt-Rheydt, Graf, Ordonnanzoffizier Sr. K. H. des Gross-
herzogs von Sachsen.
V. Conta, Dr., Geh. Medizinalrath.
Crüger, Generallieutenant z. D., Excellenz.
Dachs, Hermann, Redakteur.
— ?» )/ -^ —
Weimar. Deinhardt, Frau Dr. Maria.
Dietrich, A., Bankier.
Emminghaus, Fniulein Marie.
Ernst, H., Diakonus.
Francke, Dr. Otto, Gymnasiallehrer.
Francke, Hermann, Söphienstiftslehrer.
Franke, Fräulein Marie.
V. Freytag-Loringhoven, Freiin Marie.
V. Frevtag-Loringhoven, Freiin Mathilde.
Fries, Dr. Hugo, Landgerichtspräsident.
V. Fritsch, Frau Oberforstmeister, geb. v. Herda.
Froriep, Fräulein Clara.
V. d. Gabelentz-Linsingen, Oberhofmeister I. K. H. der Frau
Grossherzogin.
Genast, Frau Ministerialdirektor.
Gerstenberg, Dr. phil. Heinrich.
V. Gleichen-Russwurm, Freiherr L., Königl. Bayerischer Kämmerer.
Gottschalk, G., Rentier.
V. Gross, Dr. Freiherr, W'irkl. Geheimer Rath, Excellenz.
V. Gross, Freiin Melanie.
Gutmann, Georg, Ingenieur.
Guyet, Dr. A., Ministerial-Direktor.
Haaser, Ernst, Korrektor.
V. Haber, Baron, Prem.-Lieut. a. D.
V. Hadeln, Freiherr, Hofmarschall.
V. Haeften, Frau Staatsarchivar E.
Halir, K., Concertmeister.
Hardtmuth, Frau Charlotte.
Hase, Dr. jur.. Geheimer Justizrath.
Held, Hofphotograph.
V. Helldorff-SchVerstedt, Karamerherr.
Hertel, Friedrich, Hofphotograph.
Hesse, Dr., Generalsuperintendent.
Hoffmann, Max, stud. theol.
V. Höltzke, Baron C, Wirkl. Geh. Rath, Kaiserl. Russischer
Minister-Resident, Excellenz.
Huteland, Fräulein Louise, Stiftsdame.
Hummel, Karl, Professor.
Hunnius, Dr. jur. Job., Finanzrath.
Huschke, A., Hofbuchhändler.
Jenicke, Fräulein, Hofschauspielerin.
V. Joukotfsky, F., Freiherr, Maler.
Jüngken, H.,' Rittergutsbesitzer.
V. Kalckreuth, Grähn, Hofdame.
V. Kaufmann, Ludwig, Rentier.
Keil, Dr. Robert, Rechtsanwalt.
V. Keudell, Frau Baronin M.
V. Keudell, Frl. Elise.
V. Keudell-Gielgudvszki, Baron Franz.
V. Keudell, Gustav, stud. jur.
V. Keudell, Heinrich.
Knoke. Frau Oberamtmann.
Knopp, Karl, Hofopernsänger.
Koch, Frau Geheimsekretär Mathilde.
Kohl, Ernst, Eisenbahndirektor, Baurath.
Köhler, Dr. Reinhold, Oberbibliothekar.
26*
—^ 58 ^-
Weimar. Kranista, Frau Maria.
Krause, O., Kanzlei-Rath.
Krieger, Fräulein Karoline.
Kriesche, E., Baurath.
Küchling, Robert, Sekretär I. K. H. der Frau Grossherzogin von
Sachsen.
Kuhn, Dr. K., Geh. Regierungsrath.
Kuhn, ü., Finanzrath.
Lämmerhirt, Gustav, stud. phil.
Lämmerhirt, Wilhelm, Hoflieferant.
Langenberg, Fritz, Hotelier.
Lassen, Dr. Eduard, Hofkapellmeister.
Lehmann, Guido, Hofschauspieler.
V. Limburg-Stiruni, Frau Gräfin, Excellenz.
V. Locn, Excellenz, Freiherr, General-Intendant des Hoftheaters.
V. Lübbers, Frau Major.
Mardersteig, F., Professor.
Marderstei^, A., Rechtsanwalt.
Martinv, Fr., Eisenbahn-Maschinen-Inspektor.
Mensing, Wilhelm, Privatier.
Meurer, Dr., Professor.
V. Milde, F., Kammersänger.
V. Minckwitz, Kgl. Sachs. Gesandter, Excellenz.
Mirus, Dr., Gerichts-Assessor.
V. Montault, Gräfin, geb. Freiin von Rothkirch.
Moritz, Dr. jur. R., Commerzienrath.
Müller, Theodor, Hotjuwelier.
Müller-Hartung, K., Professor.
V. Müller-Schubert, Frau Baronin, geb. Gräfin Bothmer.
Neufter, Dagobert, Hofschauspieler.
V. Nostitz, Major a. D., Kammerherr.
Obrist-Grant-DufT, Frau.
Obrist, Alovs.
Obrist, Hermann.
Oelschläger, Dr. phil. Hermann.
V. Orlich, Frau Major E.
V. Palezieux-Falconnet, Major und Flügeladjutant.
Panse, A., Oberst a. D.
Panse, Frau Oberst.
V. Pappenheim, Fräulein J.
Pfeiffer, Dr. Ludwig, Geheimer Medizinalrath.
V. Poyda, Fräulein Julie.
Preller, Frau Professor.
Rasch, Hermann, Buchhändler.
Rassow, Dr., Geh. Oberschulrath.
Regas, Fräulein Albertine.
Reuter, Fräulein Olga.
Rohlfs, Dr. Gerhard, Hofrath, Generalkonsul a. D.
Rothe, K., Regierungsrath.
V. Rott, Fräulein Amelie.
Rottmann, A.
Ruland, G., Geh. Hofrath, [Direktor 'des Grossherzoglichen
Museums u. des Goethe-National-Museums.
Sältzer, O., Geheimer Hofrath.
Schenk, Dr., Ministerialdirektor.
Schmidt, B., Hoftheaterregisseur.
—^ 59 *4 —
Weimar. Schmidt, B., Baudirektor n. D.
Scholl, Fräulein Louise.
Schomburg, Dr , Geh. Staatsrath.
Schubart, Dr., Professor und Gymnasiallehrer a. D.
Schubert, Dr., Gymnasiallehrer.
Schütz, W.. RatH.
Schwabe, Dr., Oberstabsarzt.
V. Schwendler. Fräulein E.
Schwier, K., Photograph.
V. Seebach, Fräulein .\.
Slevogt. Dr., Regierungsrath.
Sörgel, Dr., Institutsvorsteher.
Stichling, Dr., Wirklicher Geheimer Rath, Staatsminister, Excellenz.
Stier, Paul, Regierungsrath.
Stollberg, Geheimer Finanzrath.
V. Strauch, Oberlandjägernieister.
Suphan, Dr. Bernhard, Professor, Direktor des Goethe- Archivs.
Thelemann, Ludwig, Buchhändler.
Thiedeman, H., Generalagent.
Thon, K., Geheimer Finanzrath.
Tietze, Hermann, stud. ehem.
Töpfer, Frau Hauptmann M.
Trapp V. Ehrenschild, Hauptmann und Kompagnie-Chef,
Trümpier, Frau Anna.
Ulmann, Dr., Medizinalrath.
V. Unruhe-Wiebel, Freiherr, Kammerherr.
V. Urff, Hauptmann und Kompagnie-Chef.
Vinkhuyzen, Kapitänlieutenant zur See a. D., Sekretär L K. H.
der Frau Grossherzogin von Sachsen.
Voigt, Heinrich, Verlagsbuchhändler.
Vollert, Geheimer Staatsrath.
Vulpius, Fräulein Helene.
Wähle, Dr. Julius.
Wächter, Frau Justizrath Bertha.
V. Wasielewski, Frau Major.
V. Wasmer, Frl. D.
V. Wasmer, Frl. L.
V. Wedel, Graf E., Ober-Hofstallmeister.
V. Wedel, Graf O., Hausmarschall.
Weniger, Dr., Professor, Gvmnasialdirektor.
Wittgenstein, Prinz Otto, Major und Flügeladjutant, Durchlaucht.
Wülcker, Dr. Ernst, Grossh. Archivar.
V. Zedlitz, Frau Oberhofmeister, Excellenz.
V. Ziegler, Major und Bataillons-Kommandeur.
Weissenfeis a S. v. Francois, Fräulein Louise.
Wernigerode. Henkel, Dr., Professor, Gvmnasialdirektor.
zu Stolberg-Wernigerode, Graf Otto.
Wettinshöhe b/Kötschenbroda. Piper, Alfred, Ober-Stiftshauptmann.
Wiehe. Krewel, Amtsrichter.
Wiesbaden. Cohn, Dr. Max, Sanitätsrath.
Fresenius, Dr. R., Professor, Geh. Hofrath.
Freudentheil, Dr.. Sanitätsrath.
V. Hanneken, Frl. Wilhelmine.
Hilzheimer-Schulhotf, Frl. ¥..
Hilzheimer-Schulhoff, Frl. M.
Koch, August.
— ^ 60 +4—
Wiesbaden, v. Konopacka, Fräulein Anna.
Pfeiffer, Dr. Emil.
Robert, Frl. Anna.
V. Saclis, Frl. Julie.
Schieiden, Fräulein Eleonore.
Schmidt, Dr. phil. H., G^-mnasiallehrer.
Scholz, Dr. G., Lehrer am Königlichen Gymnasium.
V. Woehrmann, Freiherr.
Zaiss, Ernst.
Wilhelmshöhe h Gasse!, v. Bvlandt-Rheydt, Comtess Anna.
Wismar. Xölting, Dr., Schulräth. Gymnasialdirektor.
Wohlau. Arlt, Albrecht, Gymnasiallehrer.
Worms. V. Heyl, Major.
Keim, Frl. Auguste, Institutsvorsteherin.
Strack, Dr. Adolf, Gymnasiallehrer.
Würzburg. Leube, Dr. W., Professor.
V. Lexer, Dr. Mathias, Professor.
Prym, Dr. F., Professor.
Schönborn, Dr., Professor, Geh. Medizinalrath.
V. Urlichs, Dr. L., Professor, Geheimrath.
Zaborze (Oberschlesien). Serlo, Walter, Bergbaubeflissener.
Zella St. Blasii. Ruickoldt, Dr., Amtsphysikus.
Zittau. Franz, Oskar Wilhelm, Amtsrichter.
Ginsberg, Ludwig, Commerzienrath.
Hucho, Dr. Heinrich, Assessor.
Stadt-Bibliothek, öffentliche.
Zweibrücken. Hennigst, Oscar, Kaufmann.
Lechner, Max, Gymnasialrektor.
Zwickau. Becker, E., stud. phil.
ÖSTERREICH-UNGARN.
Baden b;^^'ien. Rollet, Dr. Hermann, Stadtarchivar u. Museumscustos.
Brunn a/Gebirge b,Wien. Steiner, Rudolph, Schriftsteller.
Brunn. Flesch, Adolf.
Budapest. Deutsch, Julius.
Elischer, B.
Fuchs, Rudolf, Privatier.
Heinrich, Dr. Gustav, Professor.
Kornfeld, Siegmund, Direktor der ungar. allgem. Kreditbank.
Mössmer, Joseph.
Czernowitz. Gerlach, G., Baumeister.
Germanistisches Seminar der Universität.
K. K. Gymnasium.
Hilberg, Dr. J., Professor.
John, Dr. Vincenz, Professor.
Strobl, Dr. J., Professor.
Tomaszczuk, Dr. Constantin, Professor u. Reichstagsabgeordneter.
K. K. Universitäts-Bibliothek.
V. Waldberg, Dr. Max, Freiherr, Privatdocent.
Wightzkv, Dr. Hubert, Sekretär der Handels- u. Gewerbe-Kammer.
— ^ 6 1 -»4» —
Döbling b/Wien. v. Gionima, Eui;cn, K. K. Staatsanwaltsubstitut.
Ober-Döbling b/\Vien. Schipper, Dr. Jakob, Professor.
Gleichenberg (Steiermark), v. Hausen, Frau Bertha.
Görz. V. Czoernig, Karl, Freiherr, Wirkl. Geheimer Rath, Excellenz.
Graz. Adamek, Dr. Otto, Professor.
Attems, Graf Ignaz.
Attems, Grätin Rosa.
Börner, Fräulein Emilie.
Gutmann, Frau Minna.
Hofmann, Dr. Karl B., Professor.
Khull, Dr., Professor.
Landes-Bibliothek, Steiermärkische.
Landes-Oberrealschule.
Mack, Fräulein Marianne.
Xeuhold, Franz, Bankier.
Potpeschnigg, Dr.- Josef, Advokat.
Schauenstein, Dr. Adolph, Professor.
Schnabel, Dr. Isidor, Professor.
Schönbach, Dr. Anton E., Professor, Regierungsrath.
Seminar für deutsche Philologie an der Universität.
Seuffert, Dr. Bernhard, Professor.
K. K. Universitäts-Bibliothek.
Güns. von Homann, Carl Gerbert, Ritter, k. k. Hauptmann.
Hermannstadt. Baron Samuel, v. BrukenthaFsches Museum.
Hluk b Ungar. Ostra (Mähren). Frankl, Emil, stud. jur.
Jaworzno b Szczakora (Galizien). Stein, Ernst, Generalsekretär.
Innsbruck. Egger, Dr. Josef, Gvmnasialdirektor.
Klagenfurt (Kärnthen). Rauscher von Stainberg, Ernst.
Krakau. Creizenach, Dr. Wilhelm, Professor.
Glowacki, Felix, Gymnasiallehrer.
V. Gorski, Konstantin, stud. phil.
Krumpendorf b Klagenfurt. Rauscher v. Stainberg, Eduard.
Lemberg. Seminar für deutsche Philologie.
Werner, Arnold, Kaufmann.
Werner, Dr. Richard Maria, Professor.
Wessely, Gustav, Bankbeamter.
Linz-Urfahr (Ober-Oesterreich). Prem, S. M., Realschullehrer.
Nicoladoni, Dr. A., Hof- und Gerichts-Advokat.
Matzen (Tirol). Lipperheide, Franz, Verlagsbuchhändler.
Miskolcz (Ungarn). Popper, Dr. Josef, Direktor der allgemeinen
Hospitale.
Neubistritz p. Clumetz Piläre (Böhmen), v. Steun, Frau Therese.
Neusatz (Ungarn). Savic, Dr. Milan, Schriftsteller.
Obermais b/Meran (Tirol), v. Biegeleben, Frau Auguste, geb. Buhr.
Olmütz. StaatS2:vmnasium, deutsches.
Piuma b'Görz (Istrien). Rothenthai, Frau Baronin Melanie.
Prag. Claudi, Dr. jur. Carl, Advokat.
Hruschka, Alois, Professor.
Kahler, Dr. Otto, Professor.
Keindl, Ottomar, General-Agent.
Krauss, Dr. phil. Ernst, Privatdocent.
Lambel, Dr. Hans, Professor.
Pick, Dr. Arnold, Professor.
Rabl, Dr. C, Professor.
Sauer, Dr. August, Professor.
— ^ Gl +4 —
Prag, Seminar für deutsche Philologie.
Soyka, Isidor, Dr. med., Professor.
Toischer, Dr. Wendelin, Professor.
Universitäts-Bibliothek, K. K.
Urban, Dr. Karl.
V. Zdekauer, Frau Anna, geb. .\rtus.
Raab. Vogl, Jacques, Beamter.
Ranshofen (Ober-Oesterreich). Wertheimer, Frau Franziska.
Ravelsbach (Nieder-Oesterreich). Slabv, Engelbert, Volksschullehrer.
Salzburg, v. Doblhofl", Baron Josef, Schriftsteller.
Jäger, Dr. Anton, Hof- und Gerichtsadvokat.
Sankt Polten (Nieder-Oesterreich). Baumeister, Johann. Gerichtsadjunkt.
Szczakora (Galizien). Pick, Frau Dr. Otülie.
Taschen a Elbe (Böhmen). Schaffner, Frau Auguste.
Warnsdorf (Böhmen). Thiele, Adolf, Fabrikant.
Weissenbach a/d. Enns (Steiermark). Sauerländer, Walter.
Wien. Adler. Frau Emma.
Adler, Frau Johanna.
Altmann, Mitglied des Burgtheaters.
V. Arenberg, Prinz Josef, Durchlaucht.
Aron, Otto, stud. phil.
Artmann, Carl, Maler.
Barsescu, Fräulein Agathe, Mitglied des Burgtheaters.
Bauer, Moritz, Direktor des Wiener Bankvereins.
V. Bauernfeld, Dr. Eduard, Schriftsteller.
Beer, Dr. A., Hofrath, Professor.
Beer, Theodor, stud. med.
Benndorf, O., Professor, Hofrath.
Bernatschek-Schneller, Dr. jur. Gustav, Stadthalterei-Concepts-
praktikant.
Bettelheim, Dr. .\nton, Schriftsteller.
Blume, Dr. Ludwig, Professor.
Bondy, A. E.
Borekenstein, Fräulein Hermine.
Brandeis, Arthur, stud. phil.
Breuer, Dr. Josef, Arzt.
Bruch, Dr. Hermann, Hof- und Gerichts-Advokat.
Caro, Paul.
Chrobak, Frau Professor Xellv.
Club, Wissenschaftlicher.
Daubrawa, Alfred.
Demelius, Frau Ottilie.
Demuth, Theodor (Firma Gerold is; Comp., Buchhandlung).
Devrient, Max, Mitglied des Burgtheaters.
Dumba, Nicolaus, Herrcnhausmitglied.
V. Egger-MölKvald, Dr. Alois, Regierungsrath.
V. Eloin, Frau, geb. Gräfin Kollonitz.
Faber, Frau Arthur.
Feinberg, Frau Anna.
V. Feifalik, Ritter Hugo, Regierungsrath und Sekretär Ihrer
Majestät der Kaiserin.
Figdor, W.
V. Fleischhacker, Dr. Robert.
V. Fleischl, Frau Ida.
Flesch, Friedrich.
V. Frankfurter. Fräulein Helene.
— ^ 63 4—
Wien. Freund, Thcophil.
Frick, Wilhelm, Hofbuchhandler.
Funke, Hans Simon, Pharmazeut.
Fürstenberg, Frau Landgrätin Therese, Erlaucht.
Gaber, Dr. Carl, Rechtsprakrikant.
Gabillon, Ludwig, Hofschauspieler und Regisseur.
Gerold, Fr., Verlagsbuchliändler.
Gerold jun., Friedrich (Firma C. Gerold's Sohn).
Gilhofer & Ranschburg, Buchhandlung.
Ginzberger, T.
Goetheverein.
Göttmann, Karl, Scriptor der Kaiserl. Hof-Bibliothek.
Goldschmidt, Fräulein Anita.
Gomperz, Dr. Theodor, Professor.
Hager, Fräulein Amalie.
Hallenstein, Conrad, Hofschauspieler.
V. Hartel, Dr. \\'., Professor.
Hartmann, Ernst, Hofschauspieler und Regisseur.
Hebbel, Christine, Hofschauspielerin.
Heinzel, Dr. Richard, Professor.
Heuberger, Richard, Musiker.
Hoftibliothek, Kaiserlich Königliche.
Hofmann, Julius, Dr. med., Hofrath.
Hohenbruck, Frau Baronin Prisca.
Hörn, Joseph.
V. Hornbostel, Frau Direktor.
Hovos, Graf Rudolf.
Kalbeck, Dr. Max, Schriftsteller.
V. Kinsky, Fürst, Durchlaucht.
V. Kinskv, Frau Fürstin, Durchlaucht.
Klapp, Michael, Schriftsteller.
Konegen, Karl, Buchhändler.
Krastel, Fritz, Hofschauspieler.
Kunn, Karl Gustav, Dr. med.
Lanckoronski, Graf Carl, Dr.
Langer, Frau Irma.
Lewinskv, Josef, Hofschauspieler und Regisseur.
V. Littrow-Bischoff, Frau Auguste.
V. Lützow, Dr. C, Professor.
Mavreder, Fräulein Rosalie.
V. Merey, Alexander, Wirkl. Geh. Rath, Sectionschef im Reichs-
tinanzministerium, Excellenz.
Maver, .Arnold, cand. phil.
Minor, Dr. Jakob, Professor.
Mitterwurzer, Frau Wilhelmine, Hofschauspielerin.
Natter, Heinrich, Bildhauer.
Oesterlein, Nikolaus, Schriftsteller.
Oppenheim, Josef, Redakteur.
Ortony, Alexander.
Pessl, Carl, Kaufmann.
V. Popper-Castrone, Frau Baronin Blanche.
Porubskv, Frau Dr.
Poschacher, Frau Louise, geb. Ried.
Putzar, Dr. Ernst, Hof- und Gerichts-Advokat.
Raab, Ricliard, stud. jur.
Redlich, Joseph, stud. jur.
— ^ 64 ^ —
Wien. Ried, Fräulein Minka.
Rieger, Dr. Karl, Professor.
Robert, Emerich, Hofschauspieler.
Rösche, Hermann, higenieur.
Rosenthal, Bernhard, Bankier.
Russ, Dr. Victor, Gutsbesitzer, Mitglied des Abgeordnetenhauses.
Rücker, Fritz, stud. jur. et techn.
Sauerlaender, Joh. Jacob.
V. Schenk, Baron Dr. Joseph, Concipisl im Finanzministerium.
Schmidt, Johann.
V. Schneider, Dr. Robert, Ritter, Gustos der Kaiserl. Antiken-
sammlung.
Scholz, J., Erzherzogl. Sekretär und Bevollmächtigter.
Schöne, Hermann, Hofschauspieler.
Schröer, Dr. K. J., Professor.
Schulz V. Strasznitzki, Dr. Johann, K. K. Sektionsrath.
Schwab, Albert, cand. jur.
Seegen, Dr. Joseph, Professor.
Seidel, Ludwig, IBuchhändler.
Seminar für deutsche Philologie.
Senigaglia, Lionello.
Singer, Dr. S.
Sochor V. Friedrichsthal, Eduard, Ritter, Hofrath und Ge-
neraldirektor.
V. Sonnenthal, Adolf, Hofschauspicler und Regisseur.
Speidel, Dr. Ludwig, Schriftsteller.
V. Spiegl, Edgar, Ghefredakteur.
Standthartner, Dr. J., Primarius.
Stätter, Philipp, Hofschauspieler.
V. Streicher, Frau Karoline.
V. StremajT, Dr. Karl, Minister a. D., Präsident des K. K.
Obersten Gerichts- und Kassationshofes, Excellenz.
Stross, Alfred.
Teisinger, Johann, Privatbeamter.
Thimig, Hugo, Hofschauspieler.
V. Trauschenfels, Dr. Eugen, überkirchenrath.
Tyrolt, Dr. Rudolf, Mitglied des Burgtheaters.
Unger, Dr. Josef, Minister a. D., Präsident des Reichsgerichts,
Wirkl. Geh. Rath, Excellenz.
K. K. Universitäts-Bibliothek.
Walzel, O. F., stud. phil.
v. W'arton, Edler, Dr. Jakob.
V. Weilen, Dr. Ritter, Alexander.
V. Weilen, Ritter Josef, Professor und Regierungsrath.
V. Weiss-Starkenfels, Freiherr Alfons, K. K. Minist. Vice-Secretär
im Ackerbau-Ministerium.
Weiss V. Tessbach, Ritter Adolf, Hörer der Rechte.
Weisse!, Frau Dr. Jenny.
Wickloff, Dr., Professor.
Wilbrandt, Dr. Adolf, Direktor des K. K. Hof burgtheaters.
Wittgenstein, Frau Fanny.
Wolllieim, Oskar, stud. jur.
Wolter, Frau Gharlotte, Hofschauspielerin.
Zweybrück, Dr. Franz.
Zwierzina, Dr. Konrad.
Zuckmantel (Oesterr.-Schlesien). Anjel, G., Dr. med.
-•^ 6 5 -4—
S C H W E I Z.
Äarau. Kamons-Bibliothek, Aargauische.
Basel. Burckhardt, C, Dr. jur., Rathsherr.
Sulger, Emil, stud. phil.
Thommen, Rudolf, Dr. phil.
Voechting, Dr. H., Professor.
Volkland, Alfred, Kapellmeister.
Wackernagel, Dr. R., Stadtarchivar.
Bern. Hirzel, Dr. Ludwig, Professor.
König, Dr. K. G., Professor.
Frauenfeld. Linnekogel, Otto, Fabrikbesitzer.
Genf. Soret, J. Louis.
Hottingen b Zürich. Milch, Louis, stud. rer. nat.
Schiess, Traugott, stud. phil.
Weber, Heinrich, Dr. phil.
Kilchberg b, Zürich. Meyer, Dr. Conrad Ferdinand.
Lausanne. Cart, Dr. William.
St. Gallen, Stadt-Bibliothek (Vadiana).
Winterthur. Stadt-Bibliothek.
Zürich. Baechtold, Dr. J , Professor.
Blümner, Dr. Hugo, Professor.
Hirzel, Paul, Schulprasident.
Keller, Dr. Gottfried.
Koch, Wilhelm, Eisengiessereibesitzer.
V. Lilienthal, Dr. Karl, Professor.
Roner, Joh., Rektor.
Schoeller, Rudolf.
Tobler, Leonhard, Alt-Übergerichtsschreiber.
Vögeli-Bodmer, A., Oberst.
Widmer, C., Direktor der Schweiz. Rentenanstalt.
BELGIEN.
Antwerpen. Rooses, Max, Conservator des Museum Plantin.
DÄNE M A R K.
Kopenhagen. Bibliothek, Grosse Königl.
Hansen, S., Buchhalter.
Schmidt, Rudolf, Schriftsteller.
Wimmer, Dr. Ludwig, Professor.
FRANKREICH.
Calais. Ransohoff, Louis.
Havre. Scholl, Robert, Generalconsul.
Mentone (Südfrankreich). Zitelmann, Konrad, Schriftsteller.
Paris. Barine, Arvede.
Goldschniidt, Eugene.
Goldschmidt, Leopold, Bankier.
Levita, Dr. jur. Julius, Rechtsanwalt.
Mendel, Henry.
Saling, Jacques, Professor.
—4^ 66 ^-
GRIECHENLAND.
Athen. Lüders, Dr. Otto, Gouverneur der Königlichen Prinzen.
Corfu. V. Warsberg, Baron A., öst.-ungar. General-Consul.
GKOSSBRITANNIEN.
Bowdon b/Manchester. Güterbock, .\lfred.
Cambridge. Breul, Dr. Carl.
Cliamberlin, Fräulein Rosa.
Milner-ßarrv, E. Leo, stud. phil.
Tooke, Miss Frances Ellen.
Woollev. Miss H. M.
Glasgow. Elster, Dr. Ernst, Professor.
Rottenburg, Fritz (Firma Leisler, Bock 8: Co.).
London. Behrens, A.
Broicher, Fritz.
Holzmann, Dr. M.
Richardson, George M.
Schüddekopf, Dr. C.
Shaw, H. R. (Baring Brothers & Co.).
Stern, James, Bankier.
Manchester. Bibliothek des Owens College.
Bibliothek der Manchester Goethe Society.
Schiller-Anstalt.
Newcastle. Merz, Dr. Theodor.
Northhallerton (Yorkshire). Warner, Henry.
ITALIEN.
Cornigliano b/Genua. Leupold, Ludwig, Kauhnann.
Florenz. Hildebrand, .\dol}, Bildhauer.
V. Liphart, Baron Karl Eduard.
Genua. Bamberg, Dr. Felix, General-Consul.
Neapel. Aselmeyer, Julius, Präsident der deutschen Gemeinde.
.\selniever, Karl, kaiserl.-deutscher Vice-Consul.
Bourguignon, .\ltVed, Vice-Consul der Niederlande.
Dohrn, Dr. .'Xnton, Professor.
Kellner, .\ugust, Kauhnann.
Kleber, Friedrich, Direktor der deutschen Gemeindeschule.
Meuricotfre, Frau John.
MeuricoftVe, Frau General-Consul Sophie.
Schroeder, .\d. Leop.
A\'issenschaftlicher Lesezirkel.
Pegli b Genua. Bungert, .\ugust, Komponist.
Rom. Dausch, Konstantin. Professor, Bildliauer.
Hüffer, Wilhelm.
V. Keudell, Kaiser! . deutsch. Botschafter, Excellenz.
Mengarini, Frau Margherita.
Venedig v. Hatzfeld-Trachenberg. Fürstin Marie, Durchlaucht.
Mussi, Giovanni, Präfekt von Venedig.
67 ^
NIEDERLANDE.
Amsterdam. Conrat, Dr. M., Professor.
Hertz, Dr., Professor, Director d. med. Univ.-Klinik.
Haag. Israels, Joseph, Maler.
V. Randwvck, Gräfin J.
Leiden. Breuning, Dr. H., Docent am Gymnasium.
Byranck, Dr. W. G. C.
van Doesburgh. S. C, Buchhändler.
Oud Wassenaer b Haag, van der Ondermeulen, Fräulein C.
Utrecht, de Jonge, Dr. jur. F. W.
Sutro, Dr. jur. S.
Waaxen b Dokkum. Riedel, J. P. Brumwold, Pastor.
NORWEGEN UND SCHWEDEN.
Christiania. Bocck, Dr. Cäsar.
V. Bothmer, Ernst, Kaiserlicher deutscher Konsul.
Universitätsbibliothek.
Stockholm. Bibliothek, Königl.
R U S S L A N D.
Birkenruh b Wenden (Livland). Harnack, Dr. Otto.
Stief, Hermann, Überlehrer.
Schloss Dondangen b Talsen (Kurland), v. d. Osten-Sacken, Frau
Baronin Clara, geb. v. Keudell.
Dorpat. V. Anrep-Ringen, Frau.
Curonia (Korporation).
Fraternitas Rigensis (Studentenverbindung).
Goertz, L., Oberlehrer.
Hörschelmann, Dr. W., Professor.
V. Holst, H., stud. phil.
Loeschke, Dr. G., Professor.
Lundmann, Chr., Oberlehrer.
Meyer, Dr. Leo, Professor, Wirklicher Staatsrath.
Mühlau, Dr. F., Professor.
Muvschel, Frl. M., Instituts-Vorsteherin.
V. Öettingen, Dr. Arthur, Professor.
V. Rohland, Dr. W., Professor.
Schmidt, Dr. Carl, Professor.
Schneider, Dr. E.
Sintenis, F., Oberlehrer.
Friedenthal (Livland). v. Nasackin, Reinhold.
Hinzenberg CLivland). v. Wolff, Frau Baronin Ottilie.
Inzcem-Quellenhof (Livland). v. Tiesenhausen, Frau Baronin E., geb.
von Manteuffel.
Libau (Curland). Friede, Fräulein Lucie.
Mitau. V. .Medem, Frau Jenny, Reichsgräfin.
Moskau. Bachmann, Georg.
Paddern b Goldingen (Kurland). Balfour.
Raiskum (Livland). v. Vegesack, Frau L., Rittergutsbesitzerin.
Ramkau (Livland). v. Meyendorff, Frau Baronin Anna.
— |f 68 ^ —
Riga. Dannenberg, Hugo, Überlehrer.
Donker, Aug.
V. Doppelmais, Wirkl. Staatsrath, Excellenz.
V. Freytag-Loringhoven, Baron Alexander.
V. Frevtag-Loringhoven, Baron Carl.
Kvber, Arthur.
Löeffler, H., Überlehrer.
Nölting, Frau Bertha (E. Heldt).
Pantenius, Heinrich, Student.
Schlau, Wilhelm, Überlehrer.
V. Twerdianski, Fräulein Julia.
W'ehrlin, Eduard, Docent.
Schlock b/Riga. Thielo, Adolt.
Semershof (Livland). v. W'olff, Freiin Eleonore.
Smilten TLivland). Bergmann, Eugen, Apotheker.
St. Petersburg. Feldmann, Carl, Schuldirektor.
V. Jürgens, Constantin, Redakteur.
Koenig, Josef, Schuldirektor.
V. Kreitzer, Alex.
Radecki, Dr. med., Staatsrath.
Ryher, Rudolf ^\'olfgang.
V." Strauch, Eugen, ,Staatsrath.
V. Wolkenstein-Trostburg, Frau Gräfin.
Waldegahlen (Kurland). Brü^ojen, Baron.
Warschau. Posner, Frau Mathilde.
SPANIEN.
Barcelona. Krantz, Adolfo, Kaufmann.
\'ogel, Robert, Kaufmann.
TÜRKEI.
Constantinopel. v. Radowitz, Kaiserl. deutscher Botschafter, Excellenz.
A M E R I K A.
Ann Ärbor. Librarv of Universitv of Michigan.
Tliomas, Calvin, Professor.
Aurora (N. Y.). Piutti, Fräulein Elise, Lehrerin am Wells College.
Baltimore. Göbel, Dr. Julius.
Reinhard, Dr. Ferdinand.
Bethlehem (Pa.). Ringer, S., Professor.
Boston. V. Blomberg, Freiin Eva.
Gardner, Frau J. L.
Cambridge (Mass.). Harward College.
Chicago. Thielepape, Elsbeth F., Lehrerin.
Vocke, William, Attornev and Counselor at Law.
Cincinnati. Hart, Dr. J. M., Professor.
Cleveland (O.). Palmer, A. H., Professor.
Clinton (\. Y.). Brandt, H. C. G., Professor.
Helena Montana (Canada). \'oss. George, Counselor at Law.
Ithaka (X. Y.). Hewett, Dr. W. T., Professor.
White, Horatio Stevens, Professor.
— «^ 69 +4» —
Madison (Wisc). Rosenstengel, H. \V., Professor.
Milwaukee (Wisc). Grant-Teetzel, Frau Frances.
New-Haven (Genn.). Ripley, A. L., Professor.
New-Orleans. v. Meysenburg, Freiherr E., K. K. öster.-ungar. Consul.
Müller, F., Kaufmann.
New- York. Andrews, C. A.
Astor Library.
Baumgarten, \V.
Bavard-Tavlor, Mrs.
Billgvist, C. E.
Carty, Mc, D.
Chnstern, F. W., Buchhändler.
Emerson, J. ^\'.
Glaubensklee, Th., Professor.
Herrmann, H.
Hermann, Frau H.
Kühne, F.
Lemke, Ernst, Buchhandlung.
Levy, A. H.
Loewv, Benno, Counselor at Law.
Palmer, A. M.
Roelker, A.
Ruppaner, Dr. med. Anthony, Präsident of the Goethe Society.
Stern, A. M., Director of Sterns School of Languages.
Stiner, \Vm. H.
Wakemann, T. B.
Yenni, Oskar, Treasurer of the Goethe Society.
Zickel, S., Buchhändler.
Zollikofer, O.
Norfolk (Va.). Napier, Rev. Alex.
Northampton (Mass.). Kapp, Mrs. Marie J.
Salem (Va.). Dreher, William C., stud. phil.
St. Louis (Mo.). Renth, Henry.
Wellesly b 'Boston. Welleslv-College.
Williamstown (Mass.). Rice, R. A., Professor.
CHINA.
Shangai. Slevogt, Max, Kaufmann.
INDIEN.
Bombay. Bartels, Heinrich, Imperial German Gonsul.
Madras. Grant-Duff, Elphinstone, the Honorable Mounstuart.
AUSTRALIEN.
Melbourne. Härtung, Ernst.
Pfatf, Alfred.
THE
English Goethe Society.
President.
Professor F. Max Müller, M. A.
Vice-Presidents.
His Excellency the Gennan Aniha.'isador.
Professor /. 5. Blackie, F. R. S. E.
Professor Ediu. Caird, LL. D.
Professor Ediu. Doiuden, LL. D.
Hon. /. Russell Loivell, D. C. L.
Professor /. R. Seeley, M. A.
Miss Anna Siuantuick.
Professor A. W. Ward, Litt. D.
Council.
Professor Alibaiis, Ph. D.
Miss Margaret Bateson.
Ediuard Bell, Esq., M. A.
Karl Breiil, Esq., Ph. D.
Professor Bitchheiiii, Ph. D.
/. B. Biiry, Esq., M. A., F. T. C. D.
A. D. Coleridi^e, Esq., M. A.
W. C. Coupland, Esq., M. A., ß. Sc.
K. Dammann, Esq., Ph. D.
R. Garnett, Esq., LL. D.
Herman Hager, Esq., Ph. D.
W. Heinemann, Esq.
Prof. H. Herhomer, M. A., A. R. A.
Rev. Prof. A. W. Momerie, M. A., D. Sc.
Alfred Nutt, Esq.
Eng. Osiuald, Esq., M. A., Ph. D.
W. H. Widgery, Esq., M. A.
H. Schi'it:{ Wilson, Esq.
— 1* 71 ■*^—
Auditors.
/. T. Fimnett, Esq., B. A.
Sydney PFiUiaiiis, Esq.
Treasurer.
Ediuard Bell, Esq., M. A., York Street, Covent Garden, W.C.
Secretary.
IV. C. ConpJand, Esq., M. A., B. Sc, lo, Maitland Park Road,
Haverstock Hill, N. W.
Assistant Secretary.
Alfred Nult, Esq., 270, Strand, W. C.
Local Secretaries.
Birmingham. — K. Dammann, Esq., Ph, D. 22, Harborne
Road, Edgbaston.
Cambridge. — Oscar Browning, Esq., M. A., King's College.
Edinburgh. — Rev. A. B. Morris, 18, Eildon Street.
Huddersfield. — F. IV. Dammann, Esq., 3, Greenhead Road.
Manchester. — - H. Hager, Esq., Ph. D., Brook Road,
Fallowlield.
Oxford. — S. Alexander, Esq., M. A., Lincoln College.
Members,
H. R. H. Priiice Christian of Schlesivig-Holstein.
H. R. H. Princess Christian.
Adamson, Rev. J., M. A., Bedlin^ton, Xorthumberland
Addison, Rev. W., The Manse, Warenford, Chathill, Northumberland
Alexander, S., M. A., Lincoln College, Oxford
Alford, R. G., 19, Jeffrey's Road, S.W.
Allchin, Mrs. \V. H., 5, "Chandos Street, Cavendish Square, W.
Althaus, Prof. F., Ph. D., 4, Winchester Road, South Hampstead, N.W.
Ashbee, Mrs., 53, Bedford Square, W.C.
Ashbee, Miss, 53, Bedford Square, W.C.
Askey, F. D., The Park, Highgate, N.
Aspland, Miss M., 93, Fellows Road, N.W.
Baerlein, Max., Withington, Manchester
Bargen, Mrs. von, Oak Drive, Fallowfield, Manchester
Bateson, Miss Margaret, 34, Bernard Street, Russell Square, W.C.
Baudiss, F. de, 115, Gower Street, W.C.
Bax, E. B., 5, Canning Road, Croydon
Bell, Edward, M. A., York Street, Covent Garden, W.C.
Benton, Miss M., High School for Girls, South Hampstead, N.W.
Blackie, Prof. J. S., F. R. S. £., 9, Douglas Crescent, Edinburgh
Goktme-Iahrelch VIII. 27
Bond, Edward, M. A., Elm Bank, Hampstead, X.W.
Bonham-Carter, W. H., 5, Hvde Park Square, W.
Brabv, Fred., F. C. S., F. G. S., Bushev Lodge, Teddington
Breul, Karl, Ph. D., Svdnev House, Chesterton Road, Cambridge
Brooksbank, Mrs., 7, Cliest'er Place, Regent's Park, N.W.
Broughton, Miss Rhoda, 27, Holvwell Street, Oxford
Brown, Rev. T. E., M. A., Cliftön College, Bristol
Browning, Oscar, M. A., King's College, Cambridge
Bruce, Miss M. L., 28, Hyde Park Square, W.
Buchanan, Miss A. M., M. A., 73, Victoria Road, Stroud Green, N.
Buchheim, Prof. C. A., Ph. D., 47, Leamington Road Villas, West-
bourne Park, W.
Bull, Rev. H. A., M. A., Wellington House, Westgate
Bury, J. B., M. A., F. T. C. D., 10, North Great George's Street,
Dublin
Bythway, Edward, 55, Brown Street, Manchester
Caird, Prof. E., LL. D., The Universitv, Glasgow
Call, W. Mark W., 9, Addison Gardeiis, Kensington, W.
Cann-Lippincott, R. C., Over Court, near Bristol
Carter, R. T., M. A., i, Cecil Road, Clifton, Bristol
Cash, Mrs., Bankshill, East Heath Road, Hampstead, N.V\'.
Chadwick, Miss M,. Park Cottage, East Sheen, S.W.
Cheltenham Ladies' College (Miss Beale, Princ/pal)
Chevelay, Miss H. M., Ladies' College, Huddersfield
Church, H. J., St. Andrew's Street, Cambridge
Cocks, Miss E. A., Girls' High School, Redland Court, Bristol
Coleridge, A. D., M. A., 12, Cromwell Road, S.W.
Collmann, C, Messrs. Voss & Delius, Manchester
Cooper, Miss J. C, High School for Girls, Gateshead-on-Tyne
Cooper, Miss L. M., 14, Onslow Place, S.W.
Copland, James, 58, Stramongate, Kendal
Corbet, Mrs. R. W., Stoke Rectory, Hodnett, Shropshire
Cornish, Rev. F. F., Elmhurst, Victoria Park, Manchester
Coryn, W. J., M. R. C. S., 68, Acre Lane, Brixton, S.W.
Coupland, W. C, ^L A., B. Sc, 10, Maitland Park Road, Haverstock
Hill, N.AV.
Courtnev, W. L., AL A., New College, Oxford
Cox, John, F. C. S., Hunstanton, Norfolk
Crookshank, Mrs. E., 24, Manchester Square, W.
Crossley, Mrs., Coplev Dene, Cholmelev Park, Highgate, N.
Crowther, A., Mount Plcasant, Lockwood, Huddersfield
Cummins, Mrs., Steellands, Ticehurst, Sussex
Dabis, Miss Th. 251, Upper Brook Street, Manchester
Dammann, F. W., 3, Greenhead Road, Huddersfield
Dammann, K., Ph. D., 22, Harborne Road, Edgbaston, Birmingham
Dehn, R., Olga Villa, Victoria Park, Manchester
Dowden, ProY. E., LL. D., ^\"instead, Temple Road, Rathmines, Dublin
Dreschfeld, Prof. J., 525, Oxford Road, Manchester
Duffield, W. B., ), Portman Street, Portman Square, \\'.
East, J. Goethe, The Avenue, Durham
Eckhard, Gustav, Lord Street, Fallowfield, Manchester
Ehrhardt, Miss Alwine, Hill Crest, Richmond Hill, Edgbaston,
Birmingham
Emerson, Miss M., Craven Hill House, Craven Hill Gardens, W.
Eve, H. W., M. A., 37, Gordon Square, W.C.
Farnell, L. R., M. A., Exeter College, Oxford
"^ 73 "^ —
Fels, J., 69, Avenue Road, St. John's Wood, X.W.
Ferner, G. J., 11, Darnawav Street, Edinburgh
Fleming, Mrs. Jenkin, 108,' High Street, Oxtord Road, Chorhon-on-
Medlock
Franklin, Miss Ada, care of A. Yarrow, Esq., Ardmore House, Black-
heath Park, S.E.
Freund, J., 3, Baker Street, Nottingham
Friquet, Mrs. J., Girls' Collegiaie Institution, Forest Hill, S.E.
Ganron, Miss, 251, Upper Brook Street, Manchester
Galton, J. C., M. A., F. L. S., New University Club, St. James"
Street, S.W.
Garnett, R., LL. D., 3, St. Edmund's Terrace, Regent's Park, X.W.
Gerrans, H. T., M. A., Worcester College, Oxford
Gill, J., 5, Bernard Street. Russell Square, W.C.
Glünicke, G. R., B. A., 28, Lansdowne Road, Bedlbrd
Goetz, Edward, Messrs Voss & Delius, Manchester
Greenwood, Principal, LL. D., Chorlton View, Fallowfield, Manchester
Gromme, Mrs., \'ictoria Park, Manchester
Goldschmidt, Ph., Oldenburg House, Rusholme, Manchester
Haas, Meno, The Grit'fins, Hamilton Read, Ealing, W.
Hagemann, Miss, 140, Fellow's Road, South Hampstead, X.W.
Hager, Hermann, Ph. D., Brook Road, Fallowfield, NLxnchester
Hanemann, Ad., The ßeeches, Barlow Moor Road, Didsburv
Hatzfeldt, His Exceliencv Count, German Embassy
Hecht, Edward, Ravenswood, Palatine Road, Didsbury
Heinemann, \V., 10, Lancaster Gate, M'.
Heppel, Miss M. L., B. A.. High School for Girls, Bromlev, Kent
Herford, C. H., M. A., 2, Derby Road, Fallowfield, Manchester.
Herkomer, Prof. Hubert, M. A.', A. R. A., Dyreham, Bushey, Herts.
Hertz, Miss, Winnington Hall, Northwich
Hevwood, Mrs. Charles, Chaselev, Pendieton, Manchester
Hevwood, Oliver, Claremont, Manchester
Ho'bson. J. F., M. A., Runnvniede, West End Lane, West Hampstead,
N.W.
Holmes, Mrs. Timothy, 18, Great Cumberland Place, W.
Horkheimer, O., Victoria Park, Manchester
Horsley, R. P., M. A., 54. High Street, Chorlton-on-Medlock
Joachim, Mrs., 15, Airlie Gardens, Campden Hill, W.
Kensing, W., Moss Grove Villa, Moss Lane Fast, Manchester
King, Mrs. A., 13, Eton Road, Haverstock Hill, X.W.
Kirbv, W. F., 5, Burlington Gardens, Chiswick W.
Koecher, M., Victoria Park, Manchester
Kolp, X., Woodthorpe, Victoria Park, Manchester
Kyllmann. E., Laurel Grove, Withington, Manchester
Lange, Mrs. St., Windsor Place, Victoria Park, Manchester
Lawlev, Hon. F., i, Oxford and Cambridge Mansions, X.W.
Lawrence, F. T., Dacre House, Lee, S.E.
Lawrence, Miss Marv, 18, Whitehall Place, S.W.
Lecky, Mrs., 38, Onslow Gardens, S.W.
Lee, Miss Jane, Newnham College, Cambridge
Lehmann, Rudolf, Kinross House, 178, Cromwell Road, S.W.
Levinstein, Ivan, Villa Neuburg, Victoria Road, Manchester
Lewes, C. L., Hillside, Fitzrov Park, Highgate, X.
Lewv, A., Brighton Grove, Rusholme, Manchester
Leycester, Rafe, 6, Chevne Walk, S.W.
Lieben, J, Woodlands, Whallev Range, Manchester
— ^ 74 ^—
Lieben, E., Victoria Park, Mancliester
London Library, 12, St. James's Square (Mr. R. Harrison, Librariaii)
Low, Sidney, 2, Hare Court, Temple, E.G.
Lowell, Hon. J. Russell, D. C. L.
Löwy, Rev. A., 100, Sutherland Gardens, W.
Lublin, Miss L T., i, Stanhope Terrace, Gloucester Gate, Regent's
Park, N.W.
Lückes, Miss Eva G. E., The London Hospital, Whitechapel Road, E.
Lyster, T. W., B. A., 10, Harcourt Terrace, Dublin
Maas, F., 38, Ainger Road, Regent's Park, N.W.
MacColl, Norman, 4, Notting Hill Square, W.
Macdonell, A. A., M. A., Ph. D., Gorpus Ghristi Gollege, Oxford
Macgowan, W. S., King's Gollege, Gambridge
Mahaffy, Rev. Prof. J. P., M. A., Trinity Gollege, Dublin
Mahoney, Miss Marie R., Universitv Gollege, Gower Street W.G.
Manning, Miss E. A., 35, Blomfield Road, Maida Hill, N.W.
Mappes, F., Messrs Philipp Ziegler &: Go., Manchester
Marseille, H., Ph. D., Grammar School, Manchester
Masson, Miss G. J., High School for Girls, Middlesborough
Matheson, Mrs. Th., 6, Gannon Hall Road, Hampstead flieath, N.W.
Max Müller, Prof. F., M. A., 7, Norham Gardens, Oxford
McGallum, Miss F. J., Woolwich and Plumstead High School for Girls,
Burrage Road, Plumstead, Kent
Mensch, R., 46, Turnpike Lane, Hornsey, N.
Metcalfe, Miss Fanny, Highfield, Hendon, N.W.
Meyer, Kuno, Ph. D., University Gollege, Liverpool
Moenich, Oscar, 8, Goleman Street, E.G.
Momerie, Rev. Prof. A. W., M. A., D. Sc, 53, Gornwall Road, W.
Mond, Ludwig, The Poplars, 20, Avenue Road, Regent's Park, N.W.
Mond, Mrs. Ludwig, The Poplars, 20, Avenue Road, Regent's Park,
N.W.
Montefiore, Glaude J., 18, Portman Square, W.
Morris, Rev. A. B., 18, Eildon Street, Edinburgh
Moss, H., 2, Parmiter's School, Gloster Road, Cambridge Heath, E.
Muirhead, J. F., M. A., Albertstrasse, 19, Leipzig
Mullins, W. E., M. A., Preshute House, Marlborough, Wilts
Napier, Prof. A. S., M. A., Merton Gollege, Oxford
National Library of Dublin (care of Messrs. Hodges, Fester, & Figgis)
Nutt, Alfred, 270, Strand, W.G.
Nutt, Mrs. Alfred, Beachey House, 61, Garlton Hill, N.W.
O'Gonnor, Miss A. A., LL.A., Clapham High School, The Lawn,
Glapham Common, S.W.
Oppenheim, S., York House, Oxford Road, Manchester
Oswald, Eug., M. A., Ph. D., 16, St. Mark's Grescent, Regent's Park,
N.W.
Palmer, Miss M., Egremont, 129, Adelaide Road, Primrose Hill, N.W.
Pearson, J. Y., M. A., Wellington College, Wokingham
Pfeiffer, J. E., Mavfield, West' Hill, Putnev, S.W.
Pfeiffer., Mrs., Mayfield, West Hill, Putney, S.W.
Plattnauer, R., 46, Museum Street, W.G.
Plumptre, Miss G. E., 36, Hamilton Terrace, N.W.
Pollock, Prof. F., M. A., LL.D., 48, Great Cumberland Place, W.
Povnting, Rev. Gh., B. A., Brook Road, Fallowfield, Manchester
Preisinger, H., Clifton Avenue, Fallowfield, Manchester
Punnett, J. T., B. A., 4, New West End, Hampstead, N.W.
Quenzer, Rev. P., Moss Lane East, Manchester
—^ 75 +4—
Reinagle, Mrs., 15, Twyford Place, Tiverton
Reiss, G., Messrs. Reiss, Bauer & Co., Manchester
Richardson, Mrs., The College, Winchester, Hants
Ritchie, D. G., M. A., Jesus College, Oxford
Roberts, Miss, 5, Queen's Gate Place, S.W.
Robinson, Miss, 36, ^\'ar\vick Road, Maida Hill, W.
Roby, Mrs., Wood Hill, Pendieton, Manchester
Rogers, A., 38, Clanricarde Gardens, W.
Roskill, Charles, Banff House, Rusholme, Manchester
Samelson, A., M. D., 15, St. Jolin's Street, Manchester
Samson, H., Bowdon, Manchester
Saunders, T. B., Marlborough Mansions, Victoria Street, S.W.
Schelling, H., Rose Hill, Bowdon, Manchester
Schmölder, ü., Ladybarn Road, Fallowheld, Manchester
Schorlemmer, Prof. C, 27, Hyde Grove, Plvmouth Grove, Manchester
Schuberth, Emil, 11, Wilton" Terrace, Camberwell Grove, Denmark
Hill, S.E.
Schuster, Prof. A., Ph. D., Brighton Grove, Rusholme, Manchester
Schuster, E., 2, Lancaster Road, Belsize Park, N.W.
Scull, W. D., 2, Langland Gardens, Frognal, Hampstead, S.W.
Selss, Prof. A. M., Ph. D., 58, Trinity College, Dublin
Seele}-, Prof. J. R., M. A., 7, St. Peter's Terrace, Cambridge
Servaes, F. C, King's College, Cambridge
Sidgwick, Mrs. Alfred, The Raikes, Skipton
Siegle, August, Home Lea, 3, Lancaster Road, West Dulwich, S.E.
Simon, Heinrich, Darwin House, Palatine Road, Didsburv, Manchester
Sipman, Carl, 18, Corporation Oaks, Nottingham
Smith, Gerard W., M. A., North Lodge, Muswell Hill, N.
Smith, Mrs. Palmer, 15, Warwick Place, Leamington
Spiller, Miss J., 8, Hyde Park Mansions, N.W.
Stade, G., M. Kaufmann, Lower Mosley Street, Manchester
Stahlschmidt, E. E., 43, Tavistock Square, W.C.
Stevens, Miss A. F., 39, Adolphus Road, Finsburv Park, N.
Stewart, A., M. D., Brunswick Terrace, Pendieton, Manchester
Stirling, S., 6, Clifton Terrace, Edinburgh
Strachan, Prof. J. M. A., 8, Mauldeth Road, West Fallowfield, Manchester
Sully, Mrs. J., i, WindmiU Hill, Hampstead, N.W.
Sussmann, P., Holstein House, Polvgon Ardwick
Swann, F. N., M. A., 54, High Street, Chorlton-on-Medlock
Swanwick, Miss Anna, 23, Cumberland Terrace, Regent's Park, N.W.
Tait, C. W., M. A., Clifton College, Bristol
Tatton, R. G., M. A., Oxford and Cambridge Club, Pall Mall, S.W.
Thomson, Miss Frances, Vernon, Perabridge Villas, Bavswater, W.
Thorne, L. T, Ph. D., 11, Marine Terrace, Abervstwith
Tollemache, Hon. Mrs. Lionel, care of Messrs. Fricker, 4, Westow Hill
Terrace, Upper Norwood, S.E.
Toller, Prof. T. N., M. A., 21, Victoria Road, Fallowfield, Manchester
Tolme, Mrs., Melrose House, Higher Broughton, Manchester
Towers, J., 182, Oxford Street, Manchester
Trechmann, Emil, B. A., Ph. D., üniversitv College, Bangor
Trinity College Library-, Dublin (Dr. Ingram, Lihrarian)
Unwin, Mrs., 23, Addison Gardens, Kensington, W.
Vaughan, E L., M. A., Eton College, Windsor
Vecquerav, J. W. J., Hillbrow, Rugby
Verein, Wiener Goethe-, Eschenbachgasse 9, Wien
Walhouse, M. J., 9, Randolph Crescent, Maida Vale, N.W.
— ^ 76 ^—
Ward, Prof. A. W., Litt. D., 7., Ladvharn Road, Fallowhcld, Man-
chester
Webb, Prof. T. E., LL. D., >, Mount Street Crescent, Dublin
Weiste, Diedrich, Elmsdale, Havne Road. Beckenham, S.E.
Wells, Miss Crescent, Egerton Road, Fallowfield, Manchester
Welsh, Mrs., 15, Pilgrig Street, Edinburgh
Wesley, W. H., Royal Astronomical Society, Burlington House, W
West, Miss E. D., St. Patrick's Deanery, Dublin
Wichern, Miss, 71, Nelson Street, Oxford Road, Manchester
Widgerv, W. H., M. A., 5, Gray's Inn Square, W.C.
Wilkinsbn, T. R., Polygon, Ard'wick, Manchester
Wilkinson, Mrs. T. R.'/Polygon, Ardwick, Manchester
Wilkinson, H. S., Polygon,' .Ardwick, Manchester
Williams, Svdnev, 14, Henrietta Street, Covent Garden, W.C.
Williams, T., 17, Trinity Road, Folkestone
Williams, Mrs. T., 17, Trinitv Road, Folkestone
Williamson, Mrs. A. C., 4, Egerton Road, Fallowfield, Manchester
Williamson, Mrs. R., Egerton'' Road, Fallowfield, Manchester
Wilson, H. Schütz, 102, Great Russell Street, Bloomsbury, W.C.
Woelffel, Miss, 39, Bark Place, Bayswater, W.
Wulfson, Miss, 158, Adelaide Road, South Hampstead, X.W.
Zvchlinski, Leo v., 66, Bristol Street, Huhne, Manchester
XO TICE.
The Secrctary ivill he glad lo receive the luviics of hüending Meiiihers.
h is requesled that Subscriptions he seiil direct to the Treasiirer.
Inqiiiries respeciing Puhlications shonld he addressed to the Assistant
Secretary.
Anzeigen.
I
_4f 79 ■^—
Literarische Anstalt, Hütten &: Loening, Frankfurt a. M.
^ Goethe in Italien.
Origixal-Photographie nach dem Gemälde
VON
H. w. Tischbein.
Aufgewogen auf grauen Karton (48 x 6j cm.) M. 10.
Goethe in Italien.
(Verkleinerte ReproJuction.)
Diis Orininal-ücmähie hefhuht sich im Slädel'schen Kunstinsliiiit ^ii Frankfurt am Main.
Die Verlagshandlung hofft mit der Veröffentlichung dieses interes-
santen Bildes^ das Goethe »in sinniger Betrachtung unter römischen
Alterthümern« darstellt und das wie kein anderes Goethes edle Gesichts-
züge getreu wiedergibt, allen Kennern und Freunden des Dichters eine
wirkliche Freude zu bereiten. »Das Bild von Tischbein« — sagt Pro-
fessor Zarncke — »ist seinem Entiuurfe nach :;^weifelsobne das grossartigste
aller Goethe-Bildnisse«. Und Goethe selbst schreibt darüber aus Rom,
27. Juni 1787: »Mein Portrait wird glücklich, es gleicht sehr und der
Gedanke gefällt Jedennanna.
— h 80 •»€—
Literarische Anstalt, Rütten & Loenixg, Frankfurt a. M.
Goethe-Jahrbuch.
Herausgegeben von Ludwig Geiger.
1. Band 1880. Gebunden in Leinwand M. 10.
IL Band 1881. Gebunden in Leinwand M. 11.
III. Band 1882. Gebunden in Leinwand M. 11.
Inhalt des ersten Bandes:
1. Abhandlungen. Hernian Grimm: Bettina von Arnim. — W. v. Biedermann:
(ioethe und Le.s.sing. — Bobertaif: Faust und Helena.
IL Forschungen. "VV. Scherer: Satyros und Brey. — Bartsch: Goethe und der
Alexandriner. — Diintzer: Die Zuverlässigkeit von Goethes Angaben in
Dichtung und Wahrheit. — Wilmanns: (Toethes Belinde. — Werner: Das
Jahrmarktsfest zu Plundersweilern. — Jacoby: Zu (Toethes Faust.— Ehrlich:
Anmerkungen zu den Weissagungen des Bakis.
III. Neue Mittheilungen. Sechsunddreis«ig Briete Goethes. Mitgetheilt von: Arndt,
von Beaulieu-Marconnay, Creizenach, Geiger, Goedeke. Hirzel, Holland, Hüft'er,
von Loeper, Muncker, Kedlieh, Urlichs, Weisstein. — Prometheus. Nach der
Slra.ssburger Handschrift von Erich Schmidt. — Mittheilungen über Goethe
von Zeitgenossen , veröffentlicht von Boxberger mit Beiträgen von Grimm,
Hüft'er und Urlichs. — Sieben Briefe der Frau Rath. Mitgetheilt von Creizenach.
IV. Miseellen, Bibliographie und Chronik.
Inhalt des zweiten Bandes:
1. Abhandlungen. Georg Brandes: Goethe und Dänemai-k. — Julian Schmidt:
(xoethes Stellung zum Christenthiim. — Erich Schmidt: Zur Vorgeschichte des
(ioetheschen Faust. — R. M. Werner: Die erste Aufführung des Goetz von
Berlichingen.
II. Forschungen. Bernhard Suphan: Aeltere Gestalten Goethescher Gedichte.
Mittheilungen und Nachweise aus Herders Papieren. — W. Wilmanns: Ueber
Goethes Erwin und Elmire. — Heinrich Diintzer: Goethes Anknüpfung mit
Schiller. — Otto Brahm : Die Bühnenbeai-beltung des Goetz von Berlichingen.
III. Neue Mittheilungen. Scene aus den Vögeln. Mitgetheilt von W. Arndt. —
Goethe an Merck. — Aus Faust IL Theil. Mitgetheilt von AV. v. Biedermann. —
Aus Goethes Notizbuch von der Schlesischen Reise. Mitgetheilt von G. von
Loeper. — Einundvierzig Briefe von Goethe , nebst zwei Briefen der Frau
Rath und einem von K. Ph. Moritz. Mitgetheilt von W. Arndt, K. Bartsch.
L. Geiger, R. Köhler, G. von Loeper, F. Muncker. — Goethe in Dornburg.
Mitgetheilt von L. Geiger. — Aus Bertuchs Naehla.ss. Mitgetheilt von L. Geiger.
— Aus Briefen von Vulpius an Meyer. Mitgetheilt von G. von Loeper.
IV. Miseellen, Chronik, Bibliographie.
Inhalt des dritten Bandes:
Mit dem Bildni.ss (Joethes nach Schwerdgeburth aus dem Jahre 1832.
I. Abhandlungen und Forschungen : Ludwig von Urlichs: Goethe und die Antike.
— Alois Brandt: Die Aufnahme von Goethes Jugendwerken in England. —
Erich Schmidt: Zur Vorgeschichte von Goethes Faust. — Heinrich Düntzer:
Goethes Ansicht über das Wesen der Tragödie. — Wilhelm Scherer: Ueber
die Anordnung (4oethe>cher Schriften I. — Daniel Jacoby: Goethe und Schiller.
IL Neue Mittheilungen: Elf Briefe Goethes an Silvie von Ziegesar. — Briefe an
Leopold von Henning. Mitgetheilt von W. Arndt. — Briefe an Heinrich Meyer
und Kanzler von Müller. Mitgetheilt von Ludwig Geiger. — Nachtrage zu
Goethe-Correspondenzen. Im .Auftrage der von Goetheschen Familie aus Goethes
handschriftlichem Nachla.ss, herau.sgegeben von F. Th. Bratranek.
III. Miseellen, Chronik, Bibliographie. — IV. Register zu Band I— HL
—4* 8i +4—
Literarische Anstalt, Rütten & Loexixg, Frankfurt a. M.
Goethe-Jahrbuch.
Herausgegeben von Ludwig Geiger.
IV. Band 18^3. Gebunden in Leinwand M. 12.
V. Band 1884. Gebunden in Leinwand M. 12.
VI. Band 1885. Gebunden in Leinwand M. 12.
Inhalt des vierten Bandes:
Mit dem Bildniss Goethes nach Schmoll aiLS dem Jahre 1774.
I. Abhandlungen und Forschun<?pn: Friedrich Vischer: Kleine Beiträge zur
Charakteristik Goetlies. — Wilhelm Scherer : Ueber die Anordnung Goethescher
Schriften 11. — Hermann Hüfter: Zu Goethes Campagne in Frankreich. — Erich
Schmidt: Zur Vorgeschichte des (Toethe.schen Faust. — Friedrich Zarncke:
Goethes Jugendportraits.
II. Neue Mittheilnngen: Einunddreissig Briefe von Goethe. Mitgetheilt von
W. Arndt. Th. üiestel. F. Fichtner. L. Geiger. M. Lsler. M. Koch. R. Koehler,
(J. von Loeper, G. "Wei.sstein. — Goethes Briefe an Bertuch. Mitgetheilt von
L. Geiger. — Nachträge zu Goethe-Ciirri'S|i(ind(Mizen. Im Auftrage der von
Goetheschen Familie aus Goethes haiidschrifilicliem Xachlass. herausgegeben
von F. Th. Bratranek. — Aus handschriftlichen (iuellen. Notizen über Goethe.
Mitgetheilt von G. von Loeper. L. Nohl, Jul. Schiller, B. Seutfert.
III. Miscellen, Chronik, Bibliographie. — IV. Register.
Inhalt des fünften Bandes:
Mit dem Bildniss Goethes nach Julie, Gräfin von EglofFstein, aus dem Jahre 1826.
I. Neue Mittheilungen: Zwanzig Briefe Goethes. Mitgetheilt von "W. Arndt,
L. (ieiger. K. v. Gerstenberg, v. Kirchenheim, F. Lichtenstein, R. Schneider.
— Nachträge zu Goethe-Correspondenzen. Im .\uftrage der von Goetheschen
Familie aus Goethes handschriftlichem Nachlass, herausgegeben von F. Th.
Bratranek. — Briefwechsel zwischen Goethe und Ernst Meyer. Herausgegeben
von Ludwig Geiger. Mit einer Vorbemerkung von Carl Jessen. — Bodmer
über Goethe 1773-1782. (Aus dem ungedruckten Nachlass Bodmers auf der
Züricher Stadtbibliothek.) Mitgetheilt von Johannes Crueger.
II. Abhandlungen und Forschungen: Horatio S. "White: Goethe in Amerika.
l'rbfrsi-tzt von C. P. — "Wilhelm Scherer: Ueber die Anordnung Goethescher
Sohriftcn III. — G. von Loeper: Zu Goethes gereimten Sprüchen. — Ludwig
Geiger: Zu Goethes Aufsätzen über Kunst.
III. Miscellen, Chronik, Bibliographie. — IV. Register.
Inhalt des sechsten Bandes:
Mit dem Bildniss Goethes nach Darbes aus dem Jahre 1785.
I. Neue Mittheilnngen : Ein Gedicht Goethes. Mitgetheilt von L. Geiger. —
Siebzehn Briefe Goe'hes. Mitgetheilt von Burkhardt. Geiger, von Maltzahn,
Rieger, "Weisstein. AVichmann. — Goethe und Prinz August von Gotha. Mit-
^'etheilt von Bernhard Suphan. — Goethes Cour d'Amour. Bericht einer Theil-
iichmerin neb.st einigen Briefen. Mitgetheilt von Freiherr von Beaulieu-
-Marconnay. — Goethe im Kreise Isaak Lselins. Mitgetheilt von J. Keller. —
Mittheilungen von Zeitgenossen über Goethe. Von Finsler. Geiger. Lier,
.\lfred Stern. — Aus den "Weimaraner Fourier- Büchern. Mitgetheilt von
Burkhardt.
II. .\bhandlungen: Erinnerungen an Alt-"Weimar. Von Freiherr von Beaulieu-
Marconnay. — Einiges über Goethes Vers. Von Victor Helin. — Betrachtungen
über (ioethes Faust. Von Wilhelm Seherer. — Ueber Goethes Elpenor. Von
G. Ellinger. — Zu Goethes Gedicht: ,.Deut.seher Parnass". Von Daniel Jacoby.
— Goethe und Oliver (ioldsmith. Von S. Levy.
III. Miscellen, Chronik, Bibliographie. — IV. Register.
— ^ 82 +^—
Literarische Anstalt, RCtten & Loening, Frankfurt a, M.
Goethe-Jahrbuch.
Herausgegeben von Ludwig Geiger.
VII. Band 1886. Gehumlon in Leinwand M. 12.
Inhalt des siebenten Bandes:
Nebst drei Bildertafeln in Lichtdruck.
I. Neue Mittheilungen: Mitthoilungen aus dem Goethe-Archiv. Veröftentlicht
von Ludwig Geiger — Zwölf Briefe Goethes an Friedr. Siegmund Voigt in
Jena. Mitgetheilt von Edmund Stengel. — Zweiunddreissig Briefe Goethes
nebst zwei Briefen an Goethe. Mitgetheilt von A. Cohn. L. Geiger, C. v.
Gorski, ;M. Hertz, L. Hirzel, H. Üldenberg, A. Sauer, Major Seidel. —
Mittheiluugen von Zeitgenossen über Goethe. Mitgetheilt von L. Geiger,
B. Seuffert, A. Zipper.
IL Abhandlungen: Meine Berührungen mit Goethe. Von Dr. G. Stickel. —
Giordano Brunos Einfiuss auf Goethe. Von H. Brunnhofer. — Altitalienische
Gemälde als Quelle zum Faust. Von G. Dehio.
III. Miscellen, Chronik, Bibliographie. — Register.
Erster Jahresbericht der Goethe-Gesellschaft.
Goethe -Forschungen
von Woldemar Freiherr v. Biedermann.
Gdninden Mark 5». —
Inhalt:
Zwei Gedichte Goethes: Goethe an Frau von Schiller. —
Goethe an Christine von Ligne.
Quellen und Anlässe Goethescher Dramen: Satyros. —
Stella. — Claudine von Villabella. — Triumph der
Empfindsamkeit. — Proserpina. — Iphigenie. — Vor-
spiel zu Faust.
Dramatische Entwürfe : Belsazar. — Mahommed. — Prome-
theus. — Elpenor. — Nausikaa. — Der Zauberflöte
zweiter Theil. — Trauerspiel in der Christenheit.
Goethe mit Zeitgenossen : Goethe und Nicolai. — Goethe
und Die von Fritsch. — Goethe und Voigt. — Goethe
und Krug von Nidda. — Goethe und die Fikentscher.
Vermischtes zur Goethe-Forschung: Goethes Recensionen
in den Frankfurter gelehrten Anzeigen. — Goethes
Briefwechsel mit Voigt. — Elisabeth Goethe. — Reim-
studien.
—'h 83 ^—
Verlag von F. W. von Biedermann in Leipzig.
Goethe-Bildniss.
Silhouette in ganzer Figur, wovon neben-
stehend der Kopf.
Höchst eigenartiges,
die schlanke Figur des Jünglings (1780)
hervorhebendes Bildniss.
Grosse mit Rand 44/51 cm., Bildhölie 18 cm.
Preis M. 1.50.
GOETHE-FORS CHUNGEN
VON
WOLDEMAR FREIHERR VON BIEDERMANN.
NEUE FOLGE
MIT ZWEI Bildnissen und zwei Facsi.mile.
gr. 8'^. X u. 480 Seiten in elegantem Ganzleinwandband (wie das
Goethe -Jahrbuch). Preis M. 12.
Enthält iverthvoUe Beiträge aus verschiedenen Zivei^en der Goethehinde.
September 1887 wird erscheinen:
Goethes Briefwechsel
MIT
Friedrich Rochlitz.
HER.\USGEGEBEN
VON
AVoLDEMAR Freiherr von Bieder.mann.
Mit Rochlitz's Bildniss.
ca. 55 Bogen Octav. Preis ca. M. 8. Gebunden M. 9.
—^ 84 *^—
Verlag von Wilhelm Hertz ix Berlin, W.
{Besser' sehe Buchhandlung) Behrenstrasse ly.
Im Mai 1887 erscheint:
GOETHES UND CARLYLES BRIEFWECHSEL.
Deutsche autorisirte Ausgabe.
Preis geh. ca. M. 6, in Leinwand geb. ca. M. 7.20, in feinsten
Halbkalblederband geb. ca. M. 9.
Die hier zum ersten Mal veröft'entlichten werthvollen und be-
deutenden Briefe Goethes (von Norton in London 1887 herausgegeben)
sind nach den im Besitz des Herrn Ale.xander Carlyle abgedruckt.
Das die Briefe enthaltende Päckchen war von Carlyle einige
dreissig Jahre vor seinem Tode in eine Truhe gelegt worden, die in
der Folge lediglich zur Autbewahrung von auf seinen »Cromwell« be-
züglichen Papiere benutzt wurde. Unter diesen Papieren waren die
Briefe begraben. Carlyle hatte vergessen, wohin er sie gelegt hatte
und erst kurz nach seinem Tode wurden sie bei der Sichtung des In-
halts der Truhe aufgefunden.
Die Briefe Carlvles befinden sich im Goethe-Archiv in Weimar
und sind mit gnadiger Erlaubnis I. K. H. der Grossherzogin von
Sachsen für die Publikation benutzt.
Meine Ausgabe bringt zuvörderst den Briefwechsel Goethes und
Carlyles, und zwar Carlyles Briefe ins Deutsche übersetzt, und dann
als Anhang den englischen Text der Carlyleschen Briefe.
"ic "^ "^ 'Jr *» "^ "^ 'Jr « « "X "^ 'V' "X "^JX "X "X "X "X "X "^ "X "X '^^'X^'X. "X X. "X "X "X X "X "X^X "X
Literarische Anstalt, Rüttln & Loening, Frankfurt a. M.
GOETHES BRIEFE an FRAU VON STEIN.
Herausgegeben von Adolf Scholl. Zweite vervoll-
ständigte Auflage bearbeitet von Wilhel.m Fielitz.
Zwei Bände. Mit dem Bildniss der Frau von Stein
nebst zwei Silhouetten. Preis pro Band: geh. M. 8.40,
geb. in Leinw. M. 9, geb. in feinem Halbtr. M. 11.40.
«Die Briefe Goethes an Charlotte von Stein« — sagt Herman
Grimm — »bilden eines der schönsten und rührendsten Denkmale,
welches die gesammte Literatur besitzt. Man wird diese Briete lesen
und kommentiren, solange unsere heutige deutsche Sprache verstanden
werden wird .... Wie eine breite ununterbrochene Melodie empfangen
wir zehn Jahre lang Goethes Leben nach dieser Richtung. So völlig
sehen wir Tag und Nacht den Gedanken an diese Frau ihn umschweben,
dass es scheint, als thue und denke er überhaupt nichts Anderes, als
was diese Briefe enthalten. Das Ganze gewinnt den Anschein einer
dichterischen Kontinuität. W\as er irgend erlebt, nimmt die Gestalt
einer Mittheilung an Frau von Stein an ... . Unter ihrer Theilnahme
sehen wir die Dichtungen langsam wachsen, die als sicherer Gewinn
dieser zehn Jahre dastehen und die das Höchste sind, was die deutsche
Literatur an Diclnungen besitzt.« —
—4* 85 < —
\>:rlag von Gebrüder Borxtraeger (Ed. Eggers)
IN Berlin, Wilhelmstrasse 122.
Demnächst erscheint:
Gedanken über Goethe
von
Viktor Helin
Verfasser von "Italien« unJ «Kuhurprtaiuen und Hausthieren.
Preis geheftet ca. 6 Mark.
Der Inhalt gHedert sich nach folgenden Abschnitten:
I. Südwest und Nordost. Der Verfasser bespricht den Gegen-
satz, der den deutschen Südwesten, die Heimat Goethes, von dem
Nordosten, dem Schauplatz der Thaten Friedrichs des Grossen, trennt,
und stellt diesen Gegensatz zugleich als wechselseitige Ergänzung dar.
II. Goethe und das Publikum, eine Literaturgeschichte im Kleinen.
Es wird das Verhältniss Goethes und seiner Dichtungen zu der deutschen
Nation verfolgt, wie dieses zwischen begeistertem Widerhall und kühler
Ablehnung schwankte und wechselte. Indem sich die verschiedenen
Epochen aneinander reihen, ergiebt sich zugleich eine Geschichte der
Literatur im vorigen und gegenwärtigen Jahrhundert, soweit diese auf
Goethe Bezug hat.
III. Naturformen des Menschenlebens. Der Verfasser hebt die
in Goethes Werken gespiegelten Bilder menschlichen Lebens und deren
typische Wahrheit und Allgemeinheit hervor.
IV. Stände. Hier richtet sich die Betrachtung mehr auf die
besonderen Gestalten, unter denen die menschliche Gesellschaft
erscheint, in sofern Goethes Dichtung sie uns vorführt und beleuchtet.
V. Naturphantasie. Nicht blos das Leben und die Seele des
Menschen, sondern auch die äussere Natur mit ihren Elementen, den
Tages- und Jahreszeiten u. s. w. erhält in Goethes Schilderungen den
entsprechenden unvergänglichen Ausdruck.
Dass ein inneres Band diese fünf Abhandlungen verbindet, wird
dem einsichtigen Leser nicht entgehen.
Gleichzeitig erscheint in neuen Auflagen:
Viktor Hehn, Italien. Ansichten und Streitlichter. Dritte durch-
gesehene und vermehrte Auflage. 1887. Preis gebunden
7 Mark.
Viktor Hehn, Kulturpflanzen und Hausthiere in ihrem Ueber-
gang aus Asien nach Griechenland und Italien, sowie in das
übrige Europa. Historisch-linguistische Skizzen. Fünfte Aut-
lage. 1887. broch. Preis 10 Mark.
Karl Rosenkranz, Goethe und seine Werke. Zweite verbesserte
Auflage. 1856. broch. Ladenpreis M. 7.)0. herabgesetzt auf
4 Mark.
— h 86 ^—
Verlag der Weidmannschen Buchhandlung
IX Berlin SW. 12.
Soeben erschien:
Wilhelm Scherer,
Aufsätze über Goethe.
VII, 555 S. gr. 8. geh. M. 6.—, in eleg. Halbfranzbd. M. 8.—.
Verlag von Carl Konegen in Wien.
Studien zur Goethe-Philologie
VON
J. MIXOR UND A. SAUER.
Inhalt: Vorwort. — Goethes älteste Lyrik. — Herder und der junge
Goethe. — Die zwei ältesten Bearbeitungen des Götz von Ber-
lichingen. — Götz und Shakespeare. —
8. IX und 292 Seiten. Preis broch. fl. 3. — = M. 6. — .
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen.
Verlag der Haude & Spener'schen Buchhandlung
(F. Weidling) in Berlin.
Goethe in Heine's Werken
darges teilt
von
Walter Robert-Tornow.
Elegant geheftet 2 Mark.
Verlag von Leopold Voss in Hamburg (und Leipzig).
Briefe von Anna Maria von Hagedorn an ihren jüngsten
Sohn Christian Ludwig 1731—32. Herausgegeben
von Dr. Bertbold Lit::inann, Dozent an der Universität
Jena. gr. 8. 1885. AL 2.50
Christian Ludwig Liscow in seiner litterarischen Lauf-
bahn. Von Dr. Berthold Lit-maun. gr. 8. 1883. M. 4.50
Verlag von Karl J. Trübner, Strassburg.
Brtf.fh von Christiane Vui.pius
AK
Nicolaus Meyer.
Mit Einleitung, Facsimiles, einer Lebensskizze Nicolaus Meyers
und Porträts. (Unter der Presse.)
Scherer, Wilh. Aus Goethes Frühzeit.
Bruchstücke eines Comnientars zum jungen Goetlie. Mit Beitragen
von Jacob Minor, Max Posner, Ericli Schmidt. 1H79. 8". VH
und 130 S. M. 3. —
Im X'erlagk von C. I:d. Müller in Bremen ist erscliienen:
Goethes Minchen.
Aul Grund ungedruckter Briefe
geschildert von
Dr. Karl Theodor Gaedertz.
Mit dem bisher unbeUannteii, von Johanna Frommann gemalten Portrait Minchen Herzlieb's
in Kuptersticli.
Preis: broch. 2 M. 80 Pf., eleg. gebunden m. Goldschn. 4 M.
Das Büchlein bietet die erste authentische und wahrheitsgetreue
Darstellung von Goethes A'erhältnis zu Minchen Herzlieb, und wie viel ist
darüber in den letzten 20 Jahren geschrieben worden von Hermann
Grimm, Stahr, Hesse, Hohenhausen, Frommann etc. ! Eine rührende
Mädchengestalt, schön wie ein Maientag, voll Anmuth und Reiz, die
Veranlassung zu den «Sonetten«, das Urbild der Ottilie in den Wahl-
verwandtschatten, aber in ihrem ^'erhältnis zu Goethe so ganz anders,
als man bisher annahm — aufopfernd, entsagend, heldenhaft, geradezu
— nicht nur die (ioethegemeinde, nein, jedes deutsche Frauenherz wird
dieser anmuthigen Erscheinung ein warmes Interesse entgegenbringen
und das tragische Ende beklagen. — Die Briefe Minchens sind an ihre
einzige Freundin, Christiane Selig, gerichtet und gestatten tiefen Ein-
blick in jene Zeit, mit dem classisch geschilderten Hintergrunde der
Schlacht bei Jena.
\'erl.\(; von Brachvogel & Ranft in Berlin.
Goethes Frauengestalten
\-(')n
ADOLF STÄHR.
Mit Bildnis Lottes und Minna Herzlieb.s (Ottilie), sowie
Facsimile eines an letztere von Goethe gerichteten Ge-
dichts. 7. Auflage. 1886. VI und 552 Seiten, gr. 8".
eleg. in Leinwand gebunden 8 Mark.
Goethe- Iaiirbvch VIII. t^
—4^ 88 ^—
Verlag von Schmidt & Günther in Leipzig.
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Carl August und seinen Musen hof.
Eine geschichtliche Schilderung von August Diezmaxx.
Mit vielen iii Stahl gestochenen Bildern.
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in der Epoche seiner Vollendung (1805-1832).
Versuch einer Darstelluni!; seiner Denkweise und
Weltbetrachtung von D r. O t t o Harn a c k.
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Der Verfasser ist ~iini Mitarlwiter der nenen Goethe- Ausgabe berufen.
Ix DER Herder'schex Verlagshaxdluxg IX Freiburg (Badex)
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Erster Band: Jugend, Lehr- und Wanderjahre. (Von 1749 bis 1790.)
8". (XVIII und 677 S.) M. 7; geb. M. 8.50.
Zweiter Band: Die Revolutionszeit. Goethe und Schiller. (Von
1790 bis 1803.) 8". XU u. 467 S.) M. 4.50; geb. M. 6.
Dritter Band: Deutschlands Xothjahre. Der alte Goethe. Faust.
(Von 1806 bis 1852.) 8«. (XVI u. 456 S.) .M. 4.50; geb. M. 6.
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Charakterbilder und Szenerien. Darstellungen aus der Litteratur-
und Kunst-Geschichte. Von Robert Springer. Preis elegant
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In dieser Sanimliuig von 6 Novellen entfaltet der Verfasser alle Vorzüge seiner geist-
reichen Schreibart nnd seines dichterischen Kombinationstalents; indem er die Geistesheroen
der klassischen Periode ^Veimars und ihre Zeitgenossen: Goethe, Schiller, Wieland, Voss,
Herzogin Anialia, Hclermann. Wolft' etc. in seinen Erzählungen handelnd und eingreifend
/nsammenführt. gewinnt er jener grossen Zeit eine ganz neue Seite a. frischu-s Interesse ab.
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Historisches und systematisches Verzeichnis
sämmtlicher Tonwerke
zu den Dramen Schillers, Goethes, Shakespeares, Kleists und Körners.
Nebst einleitendem Text und Erläuterungen für Darsteller, Dirigenten.
Spieler und Hörer der Werke, unter besonderer Berücksichtigung der
Zwischenaktsmusik bearbeitet von Albert Schaefer. (ir. S". VIII.
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Goethes. Heft i: Götz v. Berlichingen. 193 S. 1886.
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KLAUC^lCll, F., Erläuterungen ausgewählter Werke
Goethes. Heft 2: Egmont. 232 S. 1886. Preis M. 3.
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Literarische Anstalt, RCtten & Loening, Frankfurt a. M.
Die Bühnengeschichte des Goetheschen Faust
von Wilhelm Creizenach. Geheftet M. 1.30.
Die Frage, in wie weit Goethes Faust auf die Bühne gebracht
werden könne und solle, ist in der letzten Zeit viel erörtert worden,
und hat das lebhafte Interesse der weitesten Kreise erregt. Der Ver-
fasser hat sich bestrebt, das ganze auf diese Frage bezügliche, weit-
zerstreute Material klar und übersichtlich zusammenzustellen, die mannig-
fachen Schicksale Fausts auf der Bühne anschaulich zu schildern und
hat namentlich auch die bisher gar zu wenig in Betracht gezogene
Vorfrage, in wie weit Goethe selbst den Faust als Bühnenwerk betrachtet
wissen wollte, zum Gegenstand einer eingehenden Untersuchung gemacht.
— &f 91 ^ —
LiTüRARiscHt Anstalt, Rcttex & Loexing, Frankilrt a. M.
Friedrich Preller,
E i n L e b e n s b i 1 d
von
Otto Roquette.
Mit dem Bildniss Friedrich Prellers.
GL'beJtel M. 7. — , gebunden in Leiniuand M. /.JJ-
Indem Otto Roquette Prellers Lebens- und Schaffens-
i;ang darstellt, seine bedeutende Stellung für das Kunst-
lehen unserer Nation schildert, gewährt er einen Einblick
in ein innerlich reiches Künstlerleben, das gar viel des An-
regenden und Interessanten bietet. So sei hier beispiels-
weise nur auf die lebhafte Theilnahme hingewiesen, die
GOETHE unserem Künstler bewies; sein Einfluss auf
Prellers künstlerische Entwicklung war von nachhaltiger
Bedeutung, und Zeit ihres Lebens blieben Beide in den
regsten Beziehungen zu einander.
Beaumarchais.
Eine Biographie
von
Anton Bettelheim.
42 Bogen gross Octav in elegantester Ausstattung.
Mit dem Bildniss Beaumarchais' in Heliogravüre.
Preis M. w. — Gebunden M. 11. —
Beaumarchais, als Schöpfer Figaro's, des Barbiers von Sevilla,
und als Rächer seiner Schwester Marie an Clavigo, wurde schon zu
seinen Lebzeiten von Goethe und Mozart in Deutschland zu
hohen Ehren gebracht. Aber nicht blos dem Bühnenhelden hat Goethe
dauernden Antheil bezeugt; in »Dichtung und Wahrheit« sowie in den
»Gesprächen mit Eckermann« rühmt er diesen »aventurier francais«
wiederholt als alten Liebling.
Zum ersten Male in Deutschland erscheint hier eine umfassende,
bis in die kleinsten Details ausgearbeitete Lebensgeschichte dieses ge-
nialen Abenteurers. Mit bienenhaftem Fleisse hat Dr. Anton Bettelheim
sein Material gesammelt, aus bisher unbenutzten duellen geschöpft,
zahlreiche ungedruckte Papiere Beaumarchais' aus den verschiedensten
in- und ausländischen Archiven sich dienstbar gemacht und auf diese
\\'eise ein Werk geschaffen, das, im höchsten Grade fesselnd, sich wie
ein grosser Roman liest. Es ist ein interessantes und piquantes Buch.
--4* 9- ^—
Literarische Anstalt, Rütten & Loening, Frankfurt a. M.
MOLIBRB
SEIN LEBEN UND SEINE WERKE
VON
Ferdinand Lotheissen.
Mit dem Bildniss Moliere's in Radirung, nach dem Originaigcniäldc
im Besitze des Herzogs von Anmale.
Gebunden in Leinivand Mark lo, in Halbfran- Mark 72.
)) . . . Es ist das ein umfangreiches, eingehendes Werk über den
grossen französischen Dramatiker und seine Zeit; in biographischer und
literarischer wie culturgeschichtlicher Hinsicht gleich sorgfältig durchge-
arbeitet. Jedes einzelne Werk des ewig klassischen Dichters ist nach
Entstehung und Inhalt aufs trefflichste untersucht . . . Lotheissen's
Buch ist eine der werthvollsten Bereicherungen der französischen
Literaturgeschichte, die seit Jahren erschienen ist . . . « (Kö/n. Ztg.)
Moderne Geister.
Literarische Bildnisse aus dem XIX. Jahrhundert
von
Georg Brandes.
— Zweite, neu durchgesehene und vermehrte Auflage. —
Mit dem Bildnisse des Verfassers in Heliotypie.
Gebunden in Leinwand M. 9.
INHALT:
Paul Heyse. — Max Klinger. — Ernest Renan. — Gustave Flaubert. —
Edmond" und Jules de Goncourt. — Iwan Turgenjew. — John Stuart
Mill. - Hans Christian Andersen. — Esaias Tegner. — Björnstjernc
Björnson. — Henrik Ibsen.
»Die Liehe, mit der sich Georg Brandes in den Geist seiner
Helden vertieft, der Scharfsinn, mit dem er ihren Entwickelungsgang
verfolgt und feststellt, das gesunde Urtheil, mit dem er ihre Schwächen
und Vorzüge schildert, sind bewundernswerth, aber nicht bewunderns-
werther als die vollendete Art der Darstellung und des Vortrags. Weit
entfernt von kleinlicher Splitterrichterei, urtheilt Brandes ohne \ or-
eingenommenheit über die Vertreter der neuzeitlichen Literatur und
vertheilt nach Gebühr Lob und Tadel.«
— h 93 ^—
Literarische Anstalt, Rütten & Loening, Frankfurt a. M.
Greschichte der Deutschen Dichtung
von den
ältesten Denkmälern bis auf die Neuzeit
von
Otto Roquette.
]. Aiiflai^c; brocbirl Mark j. 20, gehiiiidm in Halhfi\. Mark (}.
»Mit tiefer poetisclter Auflassung, in frischer und schöner Dar-
stellung wird uns hier das Schäften des deutschen Geistes auf dem
idealen Gebiete der Dichtung vorgeführt . . . ein Kunstwerk im besten
Sinne des Wortes, das uns auf die passendste Weise einführt in die
heiligen Hallen deutscher Dichtkunst und uns die grossen Dichter ver-
traulich nahe bringt. Die politische wie die Kulturgeschichte geben
dazu einen herrlichen Schmuck nicht nur, sondern vermitteln aucii ein
tieferes Verständniss. So haben wir es hier mit einer nationalen
Schöpfung ersten Ranges zu thun, die vor allem geeignet ist, mit
nationalem Geiste zu erfüllen, wie sie den nationalen Geist früherer
Zeiten zur Anschauung und zum Versiiindniss bringt «...
Allgemeines Künstler ■ Lexicon
oder
Leben und W e r k e
der berühmtesten bildenden Künstler.
Zweite Auflage, umgearbeitet von A. Seubert, Neue Ausgabe.
] Bände: brochirt Mark 24, gebniideu in Halbfranz Mark ;o.
Das »Allgemeine Künstler-Lexicon« — das einzige vollständige
Werk dieser Art — bezweckt ein leicht handliches, weiteren Kreisen
zugängliches Nachschlagebuch zu bieten. Die einzelnen Artikel schil-
dern, neben den mannigfaltigen Lebensschicksalen, die kunstge-
schichtliche Bedeutung und Wichtigkeit der Künstler, sie heben die
Eigenart eines jeden Meisters hervor, betonen seine Vorzüge, seine
Fehler, seine Manier und führen die Zahl der bedeutenderen Werke,
unter Angabe ihres gegenwärtigen Aufenthalts, auf. Durch Gedrängt-
heit des Stils und Abkürzungen, wo diese nur immer zulässig erschienen,
ist es ermöglicht worden, den riesigen Stoft in 3 handlichen Bänden
zu bewältigen.
—^ 94 -4—
Verlagsbuchhandlung von Gebr. Henninger in Heilbronn.
Wir beehren uns, hierdurch anzuzeigen, dass wir, in dem Be-
streben, auch unsererseits den Zwecl: der Goethe-Gesellschaft: »die
Pflege der mit Goethe's Namen verknüpften Litteratur«
zu fördern, bereit sind, aus den in unserem Verlag erscheinenden
Deutsche Litteraturdenkmale •
des 18. und 19. Jahrhunderts.
In Neudrucken he r a u s g e g e b e n
Bernhard Seufiert,
Professor an der L'niversitat Graz
die nachstehenden der Goethe -Litteratur zuzuzählenden oder nahe-
stehenden Bände den geehrten Mitgliedern der de ut seilen und
der englischen Goethe-Gesellschaft
— zu beträchtlich ermässigtem Preise ^
zu liefern. Nämlich:
1. Otto, Trauerspiel von F. M. Kliniker. ( Herausg. von B. Seuftert.)
Ladenpr. geh. 90 Pf., für 70 Pf.
2. Voltaire am Abend seiner Apotheose, von H. L. IVagiier.
(Herausg. von B. Seuftert.) geh. 40 Pf., für 30 Pf.
3. Fausts Leben vom Mulcr Miillcr. (Herausg. von B. Seuffert.) geh.
M. i.io, für 85 Pf
5. Faust, ein Fragment von Gocihc. (Herausgegeben von B. Seuftert.;
geh. 80 Pf., für 60 Pf
7. 8. Frankfurter gelehrte Anzeigen vom Jahre 1772. (Eingeleitet
von Wilhelm Scherer, herausg. von B. Seuffert.) geh. M. 6.60,
für M. 5.—
15. Die Kindermörderinn, ein Trauerspiel von H. L. Wagner nebst
Scenen aus den Bearbeitungen K. G. Lessings und Wagners.
(Herausg. von Erich Schmidt.) geh. M. i. — , für 75 Pf.
14. Ephemerides und Volkslieder von Goethe. (Herausg. von Ernst
Martin.) geh. 60 Pf, für 43 Pf
21. Die guten Frauen von Goethe. Mit Nachbildungen der Original-
kupfer. ( Herausg. von B. Seuff"ert.) geh. 70 Pf., für 5 5 Pf.
23. Anton Reiser, ein psychologischer Roman von A'. Ph. Morit-.
(Herausg. von Ludwig Geiger.) geh. M. 3.80, für M. 2.85.
25. Kleine Schriften zur Kunst, von Heinrich Meyer. (Herausg. von
Paul Weizsäcker.) geh. M. 4.20, für M. 3.15.
Gegen frankierte J-linsendung des Betrages (kleine Beträge in
Briefmarken) erfolgt directe frankierte Zusendung; sämnitliche vor-
genannte Stücke gleichzeitig bestellt, werden lür M. 13.50 (ohne i u. 2
für M. 12.50J abgegeben.
Wir sind aber auch bereit, Mitgliedern der Goethe-Gesellschaft,
welche die ganze Reihe der Deutschen Litteraturdenkmale zu erwerben
und von Band 25 an zu abonniren wünschen. Band i — 24 zusammen
genommen, Ladenpr. M. 57.10, für M. 28. — zu liefern. Hierüber
lautende Prospecte werden auf Verlangen franco zugesandt.
hl Leinwand gebundene Exemplare werden mit 40 Pt., Band
7 und 8 zusammengebunden mit 75 Pf höher berechnet.
Dieses Anerbieten hat Geltung bis Ende October dieses Jahres.
Heilbronn, Ende März 1887. Q^y^^. Henninger,
Ve r 1 a £ s b u c h h a n d 1 u n ».
I
BINDING SECT. htb iU ra/3-
PT
2045
G67
Bd. 8
Go ethe- Jahrbuch
PLEASE DO NOT REMOVE
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UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY