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Full text of "Goethe-Jahrbuch"

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^^^    (33 


Goethe -Jahrbuch, 


Herausgegeben 


Ludwig  Geiger. 


Achter  Band. 


Mit  dem  zweiten  Jahresbericht 


DER 


Goethe-Gesellschaft. 


Frankfurt  vm. 

Literarische    Anstalt 

RCTTEN  \-  LoENING. 

1887. 


7PT 

/ 


s^ 


Nebst  einer  Heliogravüre: 

PORTRAIT-BÜSTE   GoETHES   VON  TrIPPEL. 


«65- 


€ 


Druckerei  von  August  Osterrieth  in  Fniukfurt  a.  M. 


V  O  R  W  O  R  T. 


uch  am  Anfange  dieses  Bandes  ist  der  Herausgeber 
in  der  glücklichen  Lage,  Ihrer  Königlichen  Hoheit 
der  Grossherzogin  Sophie  von  Sachsen  den  ehrer- 
bietigsten Dank  dafür  auszusprechen^  dass  Sie  die  Gnade 
hatte,  dem  vorliegenden  Bande  des  Jahrbuchs  viele  wichtige 
Briefe  aus  den  in  Ihrem  Besitze  befindlichen  Schätzen  des 
Goethe- Archivs  zuzuwenden. 

Ausser  diesem  ehrerbietigen  Danke,  welchen  gewiss 
alle  Leser  des  Jahrbuchs  mit  dem  Herausgeber  theilen 
werden,  habe  ich  nur  zwei  Bemerkungen  dem  neuen  Bande 
voranzuschicken. 

Die  erste  betrifft  die  Heliogravüre,  die  an  der  Spitze 
desselben  steht.  Durch  die  Güte  des  Herrn  Geh.  Hofrath 
C.  Ruland,  des  Direktors  des  Goethe-National-Museums,  der 
auch  seitens  Seiner  Königlichen  Hoheit  des  Grossherzogs  Karl 
Alexander  von  Weimar  die  Erlaubniss  zur  Vervielfältigung  des 
Originals  erwirkte,  bin  ich  im  Stande,  folgendes  über  das 
Original  mitzutheilen.  Ich  gebe  diese  Mittheilung  genau  nach 
den  Worten  meines  verehrten  Herrn  Correspondenten  und 
verbinde  mit  derselben  den  besten  Dank  für  seinen  genauen 
und  erschöpfenden  Bericht. 


IV  Vorwort. 

»Die  Büste  befand  sich  in  einem  Bodenraum  des 
Goetheschen  Hauses  unter  Mobilien  und  anderen 
Gegenständen,  welche  von  dem  Testamente  Walthers 
von  Goethe  nicht  berührt,  den  Intestat-Erben  zugefallen 
waren.  Sobald  Herr  Graf  Henckel  sie  mir  zeigte, 
machte  ich  ihn  auf  den  innigen  Zusammenhang  mit 
der  berühmten  Trippeischen  Büste  aufmerksam,  — 
•  wie  sie  gleichsam  deren  erste  Erscheinungsform  dar- 
stelle, —  und  sofort  erklärte  Graf  Henckel  wie  Dr. 
Vulpius  sich  bereit,  das  interessante  Stück  dem  Goethe- 
Museum  zu  überweisen.  Die  öftere  Besichtigung  und 
Besprechung  mit  ausübenden  Künstlern  und  Kunst- 
freunden hat  den  ersten  Eindruck  bestätigt  und  ver- 
tieft. Kleine  Zufälligkeiten  in  der  Modellirung,  die 
leichte  Asymmetrie  der 'beiden  Gesichtshälften  und 
ähnliches  erheben  es  zur  Gewissheit,  dass  Goethe  zu 
dieser  Büste  gesessen,  dass  Trippel  ihn  in  allen  Einzel- 
heiten genau  gebildet,  wie  er  ihn  vor  sich  gesehen. 
Nur  geringer  Bearbeitung  bedurfte  es,  —  aber  es  bedurfte 
doch  einer  solchen,  ausser  der  Vergrösserung  des  Maß- 
stabes, —  um  aus  dieser  Portrait-Büsie  den  bekannten 
Apollotypus  hervorgehen  zu  lassen. 

In  dem  (leider  sehr  oft  unzulänglichen)  Catalog 
Schuchardts  wird  die  Büste  natürhch  nicht  erwähnt,  da 
sie  sich  ja  nicht  unter  den  »Sammlungen«  im  engeren 
Sinne  befand.  Ob  sich  noch  etwas  über  dieselbe  indem 
Goethe-Archiv  hndet,  wird  die  Durchsicht  der  Corre- 
spondenzen  mit  Künstlern^  der  Rechnungen  etc.  lehren; 
diese  von  mir  erst  seit  kurzem  begonnene  Arbeit  hat 
schon  manchen  wichtigen  Aufschluss  gebracht,  aber 
leider  noch  nichts  über  Goethes  Verkehr  mit  Trippel«. 
Die  zweite  Bemerkung  bezieht  sich  auf  die  dem  eigent- 
lichen Text  des  Jahrbuchs  voranstehenden  Gedichte. 


Vorwort.  V 

Conrad  Ferdinand  Meyer  schickte  mir  seine  schönen 
Verse  auf  meine  Bitte,  in  Poesie  oder  Prosa  den  Einfluss 
zu  characterisiren,  den  Goethe  auf  ihn  und  seine  schrift- 
stellerische Entwickelung  geübt  habe.  Ich  bin  überzeugt, 
dass  die  Leser  meinem  Urtheile  beipflichten  werden,  dass 
hier  ein  Poet  in  congenialem  Sinne  und  vollendetem  Aus- 
drucke Goethes  Dichtergrösse  darzustellen  bestrebt  ist.  In 
dem  Beiftlle  der  Leser  würde  ich  gern  eine  Ermunterung 
erblicken,  ähnliche  Zeugnisse  zeitgenössischer  Dichter  zu 
sammeln  und  durch  eine  solche  Zusammenstellung  die 
innige  Verknüpfung  auch  unserer  Dichter  mit  unserm 
grössten  Meister  darzuthun. 

Die  Aufnahme  von  Ernst  von  W'ildenbruchs  tiefem- 
pfundenen Versen,  die  eines  nachhaltigen  Eindrucks  bei 
allen  Lesern  ebenso  sicher  sind,  wie  sie  ihn  bei  dem  kleinern 
Kreise  der  Hörer  gefunden  haben,  hat  eine  eigenartige  Veran- 
lassung. Durch  eine  seltsame  Verkettung  unvorhergesehener 
Zwischenfälle  war  es  unmöglich,  in  diesem  Bande  einen 
Nekrolog  Wilhelm  Scherers  zu  veröffentUchen.  Erich 
Schmidts  ausführlicher  biographischer  Aufsatz  wird  erst  im 
nächsten  Jahrgange  erscheinen.  Da  eine  wissenschaftliche 
Würdigung  unmöglich  war,  so  versuchte  ich  eine  dichte- 
rische mitzutheilen,  und  ich  bin  Herrn  Ernst  von  Wildenbruch 
aufs  Tiefste  verpflichtet,  dass  er  mir  gestattete,  seinen  nur 
in  wenigen  Tagesblättern  veröfientlichten  Prolog  an  dieser 
Stelle  wiederabdrucken  und  dadurch  zum  Eigenthum  der 
Goethe-Gemeinde  machen  zu  können. 

Ich  selbst  traute  mir  nicht  zu,  einen  Nekrolog  Wil- 
helm Scherers  in  der  Weise  zu  schreiben,  wie  er  für  das 
Goethe-Jahrbuch  geschrieben  werden  musste.  Ich  bin  weder 
Scherers  Schüler,  noch  darf  ich  mich  rühmen,  sein  Freund 
gewesen  zu  sein,  dergestalt,  dass  ich  im  Stande  gewesen 
wäre,  ein  Bild  seines  gesammten  wissenschaftlichen  Wirkens, 


HL 


VI 


Vorwort. 


eine  vollendete  Darstellung  seiner  Persönlichkeit  zu  geben. 
Aber  ich  betrachte  es  für  eine  heilige  Pflicht,  die  ich  an 
dieser  Stelle  mit  tiefer  Wehmuth  erfülle,  dem  so  früh  der 
Wissenschaft  und  uns  Allen  Entrissenen  die  Versicherung 
warmer  Bewunderung  und  herzlicher  Verehrung  nachzu- 
rufen. Er  war  dem  Goethe-Jahrbuch  von  Anbeginn  an  der 
treueste  Mitarbeiter,  mir  persönlich  ein  unermüdlicher 
Förderer,  auf  dessen  weisen  Rath  und  einsichtsvolle  Vor- 
schrift ich  gerne  hörte.  Es  war  an  ihm  nichts  Unedles  und 
Kleinliches.  Nur  das  Wesen  der  Sache  betrachtete  er  mit 
grossem  Blick  und  reinem  Sinn;  durch  ein  Anschaun  seiner 
Leistungen,  seines  Wesens  fühlte  man  sich  erhoben  und 
gekräftigt.  Möge  das  Goethe-Jahrbuch,  das  auf  ihn  als  eine 
seiner  stolzesten  Zierden  schaut,  auch  in  Zukunft  seines 
Geistes  einen  Hauch  verspüren ! 


Berlin,  ).  April  iSSy. 


Ludwig  Geiger. 


Inhalt. 


Zwei  Gedichte: 

Schutzgeister.    Von  Conrad  Ferdinand  Meyer. 

Wilhelm  Scherer  zum  Gedächtniss.Von  Ernst  v.Wildenbruch. 

I.  Neue  Mittheilungen 

I.  Mittheilungen  aus  dem  Goethe- Archiv.  Veröffentlicht  von 
Ludwig  Geiger  und  Bernhard  Suphan: 
8i  Briefe,  und  zwar  ein  Brief  Goethes  an  Walter  Scott, 
vier  Briefe  der  Frau  v.  Stael,  ein  Brief  von  Ugo  Foscolo, 
ein  Brief  von  Alessandro  Manzoni,  zwei  Briefe  von  Adam 
Oehlenschläger,  vierzehn  Briefe  Herders,  seiner  Gattin  und 
seines  Sohnes  August,  sechszchn  Briefe  von  Charlotte  v. 
Schiller  (darunter  einer  an  August  v.  Goethe),  zwölf  Briefe 
Körners,  vierzehn  Briefe  Wilhelms  und  ein  Brief  der  Caroline 
V.  Humboldt,  nebst  einem  Anhange:  Aus  drei  Briefen  Wil- 
helms V.  Humboldt  an  Riemer,  drei  Briefe  Alexanders  v. 
Humboldt  an  und  ein  Brief  über  Goethe,  sieben  Briefe  B.  G. 

Niebuhrs  und  ein  Brief  Savignvs 

Anmerkungen  der  Herausgeber,  eingeleitet  durch  einen  Brief 

Erich  Schmidts  an  den  Herausgeber  des  Jahrbucjis      .     .     . 

11.    Dreizehn  Briefe  nebst  einem  Fragment  Goethes.  Veröffentlicht 

von  A.  Cohn,  L.  Geiger,   E.  Mentzel,  Richard  Werner. 

Mitsetheilt  von 


Seite 


7.  April  1775  1^^  ^, 
Ostern   1774  I 


1.  An  Höpfner  .... 

2.  An  denselben     .     . 

3.  An  Frau  v.  Heygendorf   24.  Sept.  1815    A.  Cohn  . 

4.  An  F.  S.  Voigt       .     .     .12.  Mai    1820    E.  Mentzel 

5.  An   den   Landgrafen  von 


Darmstadt    . 

6.  An  Streckfuss 

7.  An  F.  S.  Voigt 


I 


20.  Febr.  1824  A.  Cohn  .  .  . 
19.  Juli  1827  Richard  Werner 
30.  Juni  1828    E.  Mentzel     .     . 


121 

122 
128 
129 

129 
130 
m 


VIII  Inhalt. 


Mitgetheilt  von  Seite 


152 

154 

L.  Geiger     .     .  156 

157 

■ 13H 


8.  An  Stieler 20.  Nov.  1828 

9.  An  denselben      .     .     .     .26.  Jan.  1829 

10.  An  denselben      ....  10.  Apr.  1829 

11.  An  denselben      ....  26.  Juni  1829 

12.  An  denselben      ....  28.  Juli  1829 
15.  An  F.  S.  Voigt  ....  21.  März  1850  E.  Mentzel      .     .     142 
14.  Fragment A.  Colin    .     .     .     145 

III.  Fünfunddreissig  Geschäftsbriefe  von  Goethe  an  Fr.  Frommann 

aus  den  Jahren  1816— 1824.    Mitgetheilt  von  H.  Fro.mm.\xn' .     144 

IL  Abhandlungen. 

1.  G.   VON    Loeper:     Zu    Goethes   Gedichten    »Trilogie    der 
Leidenschaft« 165 

2.  Victor  Hehn:   Goethe  und  die  Sprache  der  Bibel   .     .     .     187 

3.  Th.  Süpfle:  Goethes  literarischer  Einfluss  auf  Frankreich. 
Erste  Hälfte 203 

III,  Miscellen,  Chronik,  Bibliographie. 

1.  Miscellen. 

A.  Einzelnes  zu  Goethes  Leben  und  Werken. 

1.  Goethes  Gedicht  an  den  Kuchenbäcker  Hendel.   Von 

J.  Minor   . 225 

2.  Die  Ode  »an  Zachariä«.     Von  demselben    ....  228 

3.  »Das  Schreven«.     Von  demselben 229 

4.  Zu  Goethes  »Homer  wider  Homer«.     Von  Friedrich 
Thomae 229 

5.  Zu  Faust. 

a.  Der  Vorname  des  Goetheschen  Faust.  Von  J.Minor  231 

b.  Eine  Parallelstelle  zu  Goethes  Faust  in  serbischer 
Dichtung.     Von  Max  Koch 232 

6.  Zu  Goethe  in  Frankreich.     Von  L.  Geiger      .     .     .  233 

B.  Aus  Briefen. 

Von  Herrn  Pf:trrer  v.  Ranke.     24.  Juni  1886.     .     .     .     234 

C.  Nachträge  und  Berichtigungen  zu  Band  VII  und 
Band  VIII. 

1.  Zu    Goethes    Leipziger    Brieten    (S.    i  — 151).     ^'on 
Otto  Hoffmann  (Steglitz) 235 

2.  Sonstige  Nachträge  und  Berichtigungen 238 

2.  Chronik. 

I.  Weimarische  Goethe-Ausgabe 241 

IL  Zur  Erinnerung  an  Friedrich  Johannes  Frommann.    \'on 

H.  Frommann 242 

III.  Nachrichten 262 


Inhalt.  IX 

Seite 

.  Bibliographie. 

I.  Schriften. 

A.  Ungedrucktes. 

1.  Gedichte 270 

2.  Briefe 272 

3.  Regesteu 278 

ß.  Neue  Ausgaben ' 284 

C.  Einzelschriften  und  Erläuterungen. 

1.  Allgemeines.     Biographisches 285 

2.  Dramen 288 

3.  Gedichte 296 

4.  Prosaschriften 299 

D.  Übersetzungen 301 

II.  Biographisches. 

A.  Allgemeines 305 

B.  Biographische  Einzelheiten 307 

C.  Goethes  Verhältniss   zu  seinen  Vorgängern,   Freunden 

und  Nachfolgern 309 

D.  Stellung  zur  Wissenschaft  und  Kunst 315 

E.  Notizen  von  Goethes  Zeitgenossen  über  Goethe      .     .     313 

III.  Verschiedenes. 

A.  Bilder,  Statuen  etc 321 

B.  Dichtungen  über  Goethe,    Compositionen,  Parodien    .     324 

C.  Goethe-Archiv  und  Goethe-National-Museum      .     .     .     324 
Anhang. 

EngHsch- amerikanische  Bibliographie.  Zusammengestellt 
von  Horatio  S. White,  mit  Beiträgen  von  E.H.  Woodruff", 
Cornell  Üniversity. 

I.  Neue  Ausgaben,  Übersetzungen  etc.  von  Goethe    .     326 

II.  Verschiedenes  über  Goethe  in  amerikanischen  und 
englischen  Zeitschriften 328 

Register  zu  Band  VIII 331 


Zweiter  Jahresbericht  der  Goethe-Gesellschaft. 
Prospect  zur  Weimarischen  Goethe-Ausgabe. 
Mitglieder- Verzeichniss. 
The  English  Goethe  Society. 


Zwei  Gedichte. 


i 


Schutzgeister. 


ahe  wieder  sah  ich  glänzen 

1/! 

r^    Wurzelnd  tief  im  Kern  der  Schweiz; 
i  Wieder  bin  ich  dort  gegangen, 


^/   Meiner  Firne  scharfe  Grenzen, 
Meiner  Alpen  weisse  Bünde, 


Wo  die  graden  Wände  hangen 
In  des  Sees  geheime  Gründe 
Mit  dem  dunkelgrünen  Reiz. 


Nimmer  war  ein  Tag  so  helle, 
Niemals  reiner  meine  Augen, 
Erd  und  Himmel  einzusaugen, 
Meine  Schritte  gingen  sacht; 
Schauend  pilgert'  ich  und  lauschte. 
Weil  ein  guter  Weggeselle 
Heimlich  Worte  mit  mir  tauschte 
Von  der  Berge  Herzensmacht. 


Schutzgeister. 


Traulich  fühlt'  ich  seine  Nähe 
Und  mir  war,  ob  ich  ihn  sehe, 
Und  er  sprach:  Vor  manchen  Jahren 
Bin  ich  rüstig  hier  gereist, 
Hier  geschritten,  dort  gefahren ! 
Und  er  lobte  Land  und  Leute, 
Dass  sich  meine  Seele  freute 
An  dem  liebevollen  Geist. 


Und  er  wies  auf  ein  Gelände : 
Hier  an  einem  lichten  Tage 
Fand  ich  eure  schönste  Sage 
Und  ich  nahm  sie  mit  mir  fort. 
Wandernd  hab'  ich  dran  gesonnen ; 
Was  zu  bilden  ich  begonnen. 
Legt*  in  Schillers  edle  Hände 
Nieder  ich  als  reichen  Hort. 


Da  er  seinen  Bruder  nannte 
Und  mir  drob  das  Herz  entbrannte, 
War's,  als  schlügen  weite  Flügel 
Sausend  über  mir  die  Luft, 
Schwingen,,  die  den  Raum  besiegen, 
Wie  sie  nicht  um  niedre  Hügel 
Flattern,  Schwingen,  die  sich  wiegen 
Herrschend  über  Bers;  und  Kluft. 


Schutzgeister. 


Selig  war  ich  mit  den  Beiden, 
Dämmerung  verwob  die  Weiden 
Und  ich  sah  zwei  treue  Sterne 
Ueber  meiner  Heimat  gehn. 
Leben  wird  mein  Volk  und  dauern 
Zwischen  seinen  Felsenmauern, 
Wenn  die  Dioskuren  gerne 
Segnend  ihm  zu  Haupte  stehn. 


CoxRAD  Ferdinand  Meyer. 


Wilhelm  Scherer 

ZUM  Gedächtniss. 

Prolog  bei  der  Feier  des  akademisch-literarischen  Vereins 
IN  Berli.m 


17.   November    1886. 


--^iätiT 


aht  Ihr  es  schon,  wenn  sinkend  in  der  Fluth 
Der  müde  Tag  von  seinem  Werke  scheidet  ? 
Und  überströmt  von  Abendsonnengiuth 
Das  Haupt  der  Berge  sich  in  Purpur  kleidet? 

Noch  einmal,   wie  ein  zweites  Auferstehen, 
So  überflammt  das  heil'ge  Licht  die  Erde  — 
Ihr  aber  wisst,  es  muss  darniedergeh'n, 
Dass  Finsterniss  an  seiner  Stelle  werde. 


Denn  brütend  liegt  imThale  schon  die  Nacht, 
Sie  greift  herauf  mit   den  Gespensterhänden; 
Dem  Untergang  gegeben  ist  die  Macht, 
DerTaa;  muss  sinken  und  d.is  Licht  muss  enden. 


Wilhelm  Scherer. 


Und  in  der  Xacht,  die  nun  herniederhricht, 
Wo  bliebe  Kraft  und  Mutii  zu  weit'rem  Leben, 
War'  nicht  die  Hoffnung,  welche  leise  spricht: 
Ein  neuer  Tag  wird  sich  nach  diesem  heben. 

Das  hohe  Bild,  das  heute  Euch  entzückt, 
Als  Ihr  den  Gang  die  Sonne  sah''t  beginnen, 
Wie  Stunde  sie  auf  Stunde  fortgerückt. 
Bis  dass  sie  flammend  stand  auf  Mittags  Zinnen, 

Ihr  werdet's  sehen,  wie  Ihr's  heut  geschaut. 
Und  wieder  fühlen  werdet  Ihr  die  Wonne, 
Wenn  sich  mit  einem  einzigen  Jubellaut 
Die  Erde  schmiegt  an's  grosse  Herz  der  Sonne. 

Denn  an  die  Scholle  fesselt  Euch  der  Zwang, 
Ihr  könnt  nicht  in  das  Unermess'ne  sehen, 
Das  ew'ge  Licht  geht  seinen  Weltengang, 
Es  ist  und  bleibt,  und  kennt  kein  Untergehen.  — 

Saht  Ihr  es  schon,  wenn  ein  erlauchter  Geist, 
Der  Wohnung  nahm  in  Menschenleibes  Hülle, 
\"om  Erden-Tagewerke  los  sich  reisst 
Und  Leere  lässt,  wo  Reichthum  war  und  Eülle  ? 

Und  hörtet  Ihr  den  Laut  des  Jammers  schon, 
Wenn  Thränen  dann  aus  tausend  Augen  breclien 
Und  tausend  Lippen  einen  einz'gen  Ton 
Und  einen  einz'gen  theuren  Namen  sprechen? 

Ihr  saht's  und  hörtet's  —  ein  geliebtes  Bild 
Steigt  auf  und  grüsst  noch  einmal  stumm  die  Seinen  - 
Schämt  Euch  der  Thräne  nicht,  die  schweigend  quillt, 
Er  war  es  werth,  dass  Menschen  um  ihn  weinen. 


Wilhelm  Scherer. 


Vor  unsern  Augen  stand  er  so  ini  Glanz, 
Das  Haupt  umlodert  so  von  tausend  Blitzen, 
Dass  wir,  vom  Augenblick  geblendet  ganz. 
Ewig  Besitzthum  glaubten  zu  besitzen, 

Und  unter  Allen  war  nur  eine  Brust 
Tief  schon  erfüllt  von  bangem  Abend-Schauer, 
Von  Allen  ihm  dem  Einz'gen  war's  bewusst, 
Dass  schon  das  Unheil  stand  auf  seiner  Lauer. 

Denn  eisig  schauernd  fühlte  er's  im  xVIark, 
Wie  sich  die  Axt  an  seine  Wurzel  rückte. 
Doch  er  war  gross,  und  wie  die  Grösse  stark, 
Und  Niemand  sah  das  Leid,  das  ihn  durchzückte. 

Wir  sahen  nur,  wie  zwiefach  autgerafl't 
Er  zwiefach  schuf  mit  des  Titanen  Stärke, 
Wie  er  in  heil'ger  Liebesleidenschaft 
Anklammernd  hing  am  grossen  Lebenswerke, 

Wie  er  in  Spendens  unerschöpftem  Drang 
Gastgeber  war  beim  grossen  Lebensfeste, 
Und  wie  wir  staunend  ihn  und  voller  Dank 
Umringten,  die  Empfangens-frohen  Gäste. 

Doch  plötzlich  in  des  Lebens  lichtes  Haus 
Trat  ein  der  Tod  und  tilgte  alle  Flammen, 
Die  Sonne  losch  am  hohen  Mittag  aus 
Und  stürzend  brach  die  reiche  Welt  zusammen. 

Dem  Untergang  gegeben  ward  die  Macht, 
Die  Menschheit  ward  beraubt  um  ihre  Habe, 
Leer  ist  die  Stätte,  dunkel  ist  die  Nacht, 
Und  die  Erinn'runo;  weint  an  einem  Grabe.  — 


Wilhelm  Scherer. 


Doch  als  ich  sass,  des  Trostes  so  beraubt, 
Gedenkend  seiner,  den  auch  ich  verloren, 
Da,  wie  ein  Flüstern  rauscht'  es  um  mein  Haupt, 
Und  wie  aus  ferner  fremder  Welt  geboren 

Scholl  an  mein  Ohr  geheimnissvoller  Klang, 
Mein  Herz  erfüllend  ganz  mit  heiPgem  Grauen : 
» Ihr,  angekettet  an  der  Scholle  Zwang , 
Könnt  nicht  die  letzten,  ew'gen  Dinge  schauen. 

» Ein  Funke  war  vom  ew'gen  Welten-Licht 
In  diesem  Haupt,  und  Licht  kann  nicht  vergehen; 
Ihr  seht  den  Tod,  das  Leben  seht  Ihr  nicht, 
Ihr  könnt  nur  ahnen,  aber  nicht  verstehen. 

))  Nur  ahnen,  dass  die  Menschcngeistes-Kraft 
Unsterblich,  unverloren  weiter  schreitet. 
Das  Lebenswerk,  an  welchem  sie  geschafft. 
In  kommenden  Geschlechtern  mitbegleitet.« 

Denkt  seiner  so  und  nennt  ihn  nicht  mehr  todt, 
Denn  er  gehört  der  Welt,  in  der  wir  leben  — 
Die  Nacht  wird  hell,  es  flammt  das  Morgenroth, 
Ein  neuer  Lebenstag  will  sich  erheben. 


ERXsr  i'ox  Wilden  BRUCH. 


I.  Neue  Mittheilungen, 


GotTHE-jAUKBLCH      VIII. 


i.  Mittheilungen  aus  dem  Goethe- 
Archiv. 


Ein  Brief  Goethes  an  Walter  Scott  und 
80  Briefe  an  Goethe  von  Frau  von  Stael, 

UGO  FOSCOLO,  ALESSANDRO  MANZONI,  ADAiM 

Oehlenschläger,  Joh.  Gottfried,  Caroline, 

August  Herder,  Charlotte  von  Schiller, 

Körner,  Wilhelm,  Caroline,  Alexander  v. 

Humboldt,  B.  G.  Niebuhr,  Savigny. 


Goethe  an  Walter  Scott  nach  Edinburg. 

Der  mir  durch  seine  Thätigkeit  vortheilhaft  bekannte 
Kunftverlesier  Herr  Handerson  üherschickt  mir  ein ,  wie 
man  hoffen  darf,  wohlgerathenes  Bild  des  zu  früh  abge- 
schiedenen Lord  Byron  und  erregt  aufs  neue  den  Schmerz, 
den  ich  bey  einem  Verhist  fühlen  mußte  der  die  Welt  im 
Allgemeinen  und  mich  im  Besondern  traf,  da  ich  mich 
der  Neigung  eines  so  allgemein  geschätzten  Mannes,  nach 

dessen  verschiedenen  Aeußerungen  wohl  schmeicheln  durfte. 

I* 


Neue  Mittheilungen. 


Indess  gereicht  den  U eberlebenden  zum  beflen  Trofte, 
wenn  sie  umhersehen  und  sich  überzeugen,  daß,  wie  der 
Abgeschiedene  nicht  allein  ftand,  sondern  in  Liebe,  Freund- 
schaft, Zutrauen  gar  manchen  Guten  an  sich  zog,  auch  sie 
nicht  allein  flehen,  sondern  einer  geiftigen  Vereinigung 
mit  vielen  wackern  Männern,  die  sich  mit  jenem  ver- 
bunden fühlten,  als  der  wichtigften  Erbschaft  sich  erfreuen 
dürften. 

Indem  nun  Herr  Handerson  mir  anzeigt,  dass  er  nach 
Edinhurg  zurückzukehren  denke,  so  treue  ich  mich  bey 
dieser  Gelegenheit,  einen  schon  längfl:  gehegten  Vorsatz 
auszuführen  und  Ihnen,  mein  verehrter  Herr,  den  Antheil 
auszusprechen,  den  ich  an  Ihren  bewundernswürdigen  Dar- 
flellungen  seit  vielen  Jahren  zu  nehmen  nicht  verfehlen 
konnte.  Auch  mangelt  es  mir  nicht  am  Anlaß  von  außen 
Ihrer  zu  gedenken,  indem  in  unseren  Gegenden  nicht  etwa 
nur  Uebersetzungen  Ihrer  so  reich  ausgeftatteten  Werke, 
sondern  auch  die  Originale  selbft  gekannt  und  dem  wahren 
Geift  und  Verdienft  nach  geschätzt  sind. 

Bedenke  ich  nun  daß  ein  so  vorzüglicher  Mann  in 
früherer  Zeit  auch  von  mir  und  meinen  Arbeiten  gründ- 
liche Kenntniß  genommen  und,  wenn  ich  nicht  irre,  sogar 
seine  Nation  zum  Antheil  daran  herbevgerufen;  so  darf 
ich  in  hohen  Jahren  meinen  Dank  dafür  nicht  länger  ver- 
späten, sondern  den  Ausdruck  desselben  bc}-  neuerer  \'er- 
anlassung  um  desto  lieber  beeilen  als  ich  zugleich  -den 
Wunsch  um  Fortsetzung  eines  freundlichen  Wohlwollens 
aussprechen  und  fernere  geneigte  Theilnahme  mir  unmittel- 
bar erbitten  kann. 

Weimar,  den   12.  Januar  1827. 


I 


Briefe  der  Frau  von  Stahl  ax  Goethe. 


Briefe  an  Goethe. 

I.   Briefe  der   Frau  vox  Stael. 

^-  veimar  ce  ij 

Xbre  (iSo)) 

je  vous  iivois  ccrit  ce  matin  ici  Monsieur,  vous  devez 
croire  que  mon  premier  desir  en  venant  en  allemagne  est 
de  vous  connoitre,  et  de  m'honorer  de  votre  bienveillance, 
je  reste  ici  jusqu'au  V  de  Tan,  si  vous  y  venez  plusieurs 
jours  avant  ce  moment  je  vous  y  attendrai,  si  votre  sante 
ne  vous  le  permettoit  pas  ayez  la  honte  de  me  Tecrire,  et 
j'irai  passer  deux  jours  a  yena  avec  vous,  il  ne  me  faut  pas 
moins  de  tems  pour  vous  exprimer  mon  admiration  et 
pour  recueillir  quelques  unes  de  vos  pensees  qui  germe- 
ront  dans  mon  esprit  le  reste  de  ma  vie. 

pour  mr  goethe.    a  yena.  N.  Stael  de  H 

2. 

Berlin  ce  7  ävril  1S04 
je  vous  devrois  des  excuses  my  dear  sir  pour  ne  vous 
avoir  pas  encor  ecrit  si  je  ne  savois  pas  que  Ton  vous  fait 
toujours  un  petit  plaisir  secret  en  retardant  pour  vous  l'oc- 
casion  de  repondre  —  vous  etes  si  sur  de  mon  amitie  et 
de  mon  admiration  que  vous  aimez  autant  qu'elle  reste 
dans  le  vague,  et  vous  ne  desirez  pas  que  manquant  a 
toutes  les  loix  de  la  nouvelle  poetique,  je  vienne  tout  di- 
rectement  sans  vague  et  sans  mystere  vous  exprimer  ce  que 
je  sens  —  vous  avez  bien  voulu  me  dire  que  vous  auriez 
ete  bien  aise  de  voir  Berlin  avec  moi,  en  verite  ce  que 
j'ai  de  vif  et  de  jeune  dans  les  impressions  ne  peut  guere 
s'exercer  ici  c'est  un  pays  qui  ne  frappe  point  l'imagination 
la  societe  v  est  alignee  ä  la  prussienne,  et  les  femmes  ici 
doivent  etre  tout  etonnees  de  vieillir  car  elles  disent  et 
fönt  la  meme  chose  pendant  soixante  ans  de  suite  et  le 
tems  ne  devroit  pas  marcher  quand  les  pensees  les  senti- 
ments  et  les  circonstances  sont  stationaires  —  si  je  vivois 
en  allemagne  je  ne  m'etablirois  certainement  pas  dans  une 


Neue  Mittheilu\gen\ 


gninde  ville,  les  nllemands  ne  savent  pas  tirer  parti  d'une 
grande  ville,  on  n'y  choisit  pas  sa  societe  on  Taugmente, 
on  n'v  sait  guere  plus  de  nouvelles  publiques  mais  seule- 
ment  mille  fois  plus  de  commerages  on  n'y  a  pas  plus 
de  liberte  que  dans  une  petite  ville  mais  seulement  un  plus 
grand  nombre  d'observations  et  la  vie  physique  boire 
manger  danser  jouer  y  tient  mille  fois  plus  de  place  qu'ä 
veimar  —  au  milieu  de  tout  cela  Ton  decerne  dans  le  monde 
litteraire  ce  qui  caracterise  l'allemagne  crudition  philosophie 
droiture,  mais  il  n'y  a  pas  l'ombre  de  comparaison  entre 
ce  que  nous  appellons  societe  en  france  et  ceci  —  et  je 
ne  suis  pas  etonnee  que  les  savants  ayent  en  allemagne 
plus  de  tems  pour  l'etude  que  par  tout  ailleurs  car  la  se- 
duction  de  la  societe  n'existe  pas  —  je  n'en  ai  pas  moins 
ete  bien  aise  de  voir  un  pavs  nouveau  d'etre  recue  vrai- 
ment  ä  merveille  et  de  rencontrer  au  milieu  de  cette  foule, 
des  hommes  et  des  princes,  des  reines  et  des  femmes 
qui  ont  un  gout  aimable  et  bon  pour  tout  ce  qu'ils 
croyent  distingue  —  vous  avez  des  fanatiques  ici  comme 
ä  veimar  et  si  vous  y  arriviez  je  suis  sure  que  la  cour  et 
la  ville  seroit  aussi  en  mouvement  que  par  Tarrivee  d'un 
bonaparte  c'est  beaucoup  que  le  genie  soit  ä  l'egal  de  la 
puissance  —  il  f^iut  aussi  que  je  vous  remercie  de  la  so- 
ciete la  plus  interessante  que  j'aye  rencontre  ä  Berlin  Wil- 
helm Schlegel  je  suis  punie  ou  recompensee  de  toutes 
mes  plaisanteries  sur  les  Schlegel  —  je  ne  crois  pas  pos- 
sible  d'avoir  une  critique  litteraire  plus  spirituelle  plus  in- 
genieuse  que  Wilhelm,  et  des  connaissances  si  etendues 
en  litterature  que  lors  meme  qu'on  n'est  pas  de  son  avis, 
c'est  de  lui  qu'il  faut  emprunter  des  armes  enfin  je  trouve 
dans  son  caractere  quelque  chose  qui  ne  repond  pas  a 
Tamere  reputation  qu'on  lui  a  donne  et  je  veux  attribuer 
ä  son  frere  ce  qu'il  y  a  de  trop  rüde  dans  l'esprit  de  la 
tamille  pour  aimer  ä  mon  aise  celui  ci  —  il  passera  comme 
moi  le  mois  de  juin  a  veimar  ah  je  vous  declare  mon  eher 
goethe  qu'il  vous  faudra  rcrriblement  causer  avec  nous  deux 


Briefe  der  Frau  von  Stael  an  Goethe. 


—  ces  trois  semaines  peut  etre  helas  les  dernieres  que  je 
passerai  de  ma  vie  avec  vous  je  veiix  les  consacrer  ä  vous 
entendre,  je  veux  vous  voler  tont  ce  qui  se  vole  cela  vous 
laissera  bien  riche  encor,  et  revenir  en  France  avec  un 
butin  tout  ä  fait  different  de  celui  que  nos  generaux  v 
rapportent  —  adieu  vous  n'avez  pas  besoin  d'etre  aime  et 
je  vous  aime  c'est  une  preuve  de  plus  de  ce  que  j'ai  tou- 
jours  remarque  c'est  qu'on  obtient  aisement  ce  qu'on  desire 
peu  —  adieu  dictez  sans  gene  votre  reponse  j'ai  de  votre 
ecriture  que  je  ne  perdrai  point.  -j^t^  g^^^^  j^  h_ 

Soyez  sur  qu'il  n'y  a  pas  un  prince  ä  Berlin  ni  un 
honnne  du  münde  aussi  spirituel  que  notre  duc  — 

3- 

Ronie  ce  20  mars 

M''"'^  de  geghausen  m'ecrit   qu'il   le  pourroit  que  vous 

vinssiez  en  suisse  cet  ete  c'est  une  teile  chimere  de  plaisir 

que  de  vous  voir  lä  que  de  vous  etablir   chez  moi  que  je 

n'ose   m'y   iier[?]   si  cependant  vous  etes  sensible   ä  l'idee 

de  donner  des  jours  heureux  ä  une  personne  qui  en  a  ete 

depuis  un  an  bien   amerement  privee    dites  vous  que   moi 

benjamin  et  Schlegel  nous  vous  recevrons  comme  un  em- 

pereur  comme  notre  empereur  tres  electif  et  point  du  tout 

hereditaire,  mon  fils  aussi  cependant  voudroit  que  le  votre 

fut  de  la  partie  et  le   15  de  juin  je  serai  ä  coppet  vous  at- 

tendant,  vous  esperant   et   quoiqu'il  arrive  vous   aimant  et 

vous  admirant  jusqu'a  ma  mort  — 

N.  Stael  de  H 

4- 

vienne  ce  21  may  — 

on  me  dit  que  vous  etes  ä  carlsbaden,  pourrois  je  me 
consoler  de  ne  pas  vous  voir?  Soyez  capable  de  venir  ä 
dresde  passer  quatre  jours  avec  moi,  pendant  ces  quatre 
jours  vous  me  donnerez  de  quoi  penser  et  ecrire  pour  plu- 
sieurs  annees  vous  me  ferez  un  bien  reel  et  peut  etre  aux 
autres  en  faisant  passer  quelques   unes  de   vos  idees   dans 


8  Neue  Mittheilukgex. 


le  francais  —  je  serai  ä  dresde  samedi  28  may  au  soir  et 
j'y  resterai  six  jours  —  ecrivez  moi  chez  ms  de  breling  et 
&  ä  Dresde  si  je  dois  vous  esperer  —  je  vous  rendraj 
compte  de  vienne  je  vous  dirai  surtout  combien  je  vous 
admire,  et  bien  que  vous  y  soyez  accoutume  peut  etre 
trouverai  je  une  nouvelle  expression  pour  un  sentiment 
universel.  Necker  Stael  de  Holstein 

Schlegel  aussi  se  rappelle    ä  votre  souvenir   son   frere 
nous  attend  ä  dresde  votre  cour  litteraire  y  sera  reunie. 

II.  Brief  Ugo  Foscolos  an  Goethe. 
5- 
AI  signore  Goethe 
illustre  scrittore  tedesco. 

Milano  is  Gennajo  1S02. 
Riceverete  dal  signore  Grassi  il  primo  volumetto  di 
una  mia  operetta  a  cui  forse  die'  origine  il  vostro  IVrrtber. 
Duolmi  che  voi  non  vediate  se  non  se  i  primi  atti,  per 
cosi  dire,  della  tragedia;  gli  ultimi  sono  piü  veri,  e  piu  caldi. 
Ho  dipinto  me  stesso,  le  mie  passioni,  e  i  miei  tempi  sotto 
il  nome  di  un  mio  amico  ammazzatosi  a  Padova.  Non  ho 
nissun  merito  nell'  invenzione  avendo  tratto  tutto  dal  vero; 
i  miei  concittadini  pregiano  il  mio  Stile  in  una  opera  dove 
per  mancanza  di  modelli  he  devuto  farmi  una  hngua  mia 
propria;  per  me,  non  sono  contento  di  me  stesso  in  questo 
lavoro  se  non  se  perche  ho  odegnato  il  titolo  di  autore, 
ne  mi  sono  vergognato  di  mostrare  quello  di  uomo.  —  La 
contessa  Antonietta  Avesi  mia  eterna  unica  amica  tradusse 
dair  ultima  edizione  il  Werther  nello  Stile  dell'  Orfis:  e 
sarä  questa  la  sola  versione  italiana  che  Tignoranza  de'  tra- 
duttori,  o  la  prepotenza  de"  governi  non  abbiano  mutilata. 
Se  vi  cale  di  vedere  il  manscritto  scrivetemi;  vo  lo  inciero 
col  mio  secondo  volumetto  tosto  che  questo  sarä  pubbH- 
cato.  —  Vi  auguro  intanto  cio  che  invano  spesso  auguro 
a  me  stesso:  due  cose  insociabili;  gloria,  e  tranquillitä. 

Uso  Foscolo. 


Manzoni  an  Goethe. 


III.  Manzoni  a\  Goethe. 

6\ 

Signore 

Per  quanto  screditati  sieno  i  complimenti  e  i  ringra- 
ziamentiletterarj,  io  spero  clVEUa  non  vorra  disgradire  questa 
Candida  espressioiie  d'un  -animo  riconoscente:  se,  quando 
io  stava  lavorando  la  tragedia  del  Carmagnola,  alcuno  mi 
avesse  predetto  ch'essa  sarehbe  letta  da  Goethe,  mi  avrebbe 
dato  il  piü  grande  incoraggianiento,  e  promesso  un  premio 
non  aspettato.  Ella  puö  quindi  immaginarsi  cio  ch'io  abbia 
sentito  in  vedere  ch'Ella  si  e  degnata  di  osservarla  tanto 
amorevolmente,  e  di  darne  dinnan/i  al  Pubblico  un  cosi 
benevolo  giudizio. 

Ma,  oltre  il  prezzo  che  ha  per  qualunque  uomo  un  tal 
suftVagio,  alcune  circostanze  particolari  Thanno  renduto  per 
me  singolarmente  prezioso :  e  mi  permetto  di  brevemente 
esporgliele,  per  motivare  la  mi  doppia  gratitudine. 

Senza  parlare  di  quelli  che  hanno  trattato  il  mio  lavoro 
con  aperta  derisione,  quei  critici  stessi  che  Io  giudicarono 
piü  favorevolmente ,  in  IraHa  e  anche  fuori,  videro  quasi 
ogni  cosa  in  un  aspetto  affatto  diverso  da  quello  in  cui 
io  raveva  immaginata ,  vi  lodarono  quelle  cose  alle  quali 
io  aveva  dato  meno  d"importanza,  e  ripresero,  come  inavver- 
tenze  e  come  dimenticanze  delle  condizioni  piü  note  del 
poema  drammatico,  le  parti  che  erano  frutto  della  mia  piü 
sincera  e  piü  perseverante  meditazione.  Quel  qualunque 
favore  del  Pubblico  non  fu  motivato  generalmente  che  sul 
coro  e  suU'  Atto  quinto :  e  non  parve  che  alcuno  trovasse 
in  quella  tragedia  cio  che  io  avevo  avuto  piü  intenzione  di 
mettervi  —  Di  modo  che  io  ho  dovuto  finalmente  dubi- 
tare  che,  o  le  mie  intenzioni  stesse  tossero  illusioni,  o  ch'io 


'  Adresse :  A  S.  E.  il  Signor  Goethe  /  Ministro  di  Stato  di  S.  A.  R.  / 
Weimar.  —  Aus  Goethes  Autographensammlung.  Oben  an  den  Rand 
schrieb  Goethe  mit  rother  Tinte:   Alexander  Manzoni 


10  Neue  Mittheiluxgex. 


non  avessi  saputo  menomamente  condurle  ad  effetto.  Ne 
bastavano  a  rassicurarmi  alcuni  amici  dei  quali  io  apprezzo 
altamente  il  giudizio,  perche  la  comunicazione  giornaliera, 
e  la  conformitä  di  molte  idee  toglievano  alle  loro  parole 
quella  specie  di  autoritä  che  porta  seco  un  estraneo,  nuovo, 
non  provocato,  ne  discusso  parere.  In  questa  nojosa  ed 
assiderante  incertezza,  quel  cosa  poteva  piu  sorprendermi 
e  nncorarmi,  che  l'udire  la  voce  del  Maestro,  rilevare  ch'Egli 
non  aveva  credute  le  mie  intenzioni  indegne  di  essere  pene- 
trate  da  Lui,  e  trovare  nelle  sue  pure  e  splendide  parole 
la  formola  primitiva  dei  miei  concetti?  Questa  voce  mi 
anima  a  proseguire  lietamente  in  questi  studj,  conferman- 
domi  neir  idea  che  per  compire  II  meno  male  un'  opera 
d'ingegno,  il  mezzo  migliore  e  di  fermarsi  nella  viva  e 
tranquilla  contemplazione  delP  argomento  che  si  tratta,  senza 
teuer  conto  delle  norme  convenzionali,  e  dei  desiderj  per 
lo  piü  temporanei  della  maggior  parte  dei  lettori. 

Deggio  pero  confessarle  che  la  distinzione  dei  per- 
sonnaggi  in  istorici  e  in  ideali  e  un  fallo  tutto  mio ,  e  che 
ne  fu  cagione  un  attaccamento  troppo  scrupuloso  all  esat- 
tezza  storica,  che  mi  porto  a  separare  gli  uomini  della  realtä 
da  quelli  che  io  aveva  immaginati  per  rappresentare  una 
classe,  un'  opinione,  un  Interesse.  In  un  altro  lavoro  recen- 
temente  incominciato  io  aveva  giä  ommessa  questa  distin- 
zione, e  mi  compiaccio  di  aver  cosl  anticapatamente  ob- 
bedito  al  suo  avviso. 

Ad  un  uomo  avvezzo  all'  ammirazione  d"Europa  io  non 
ripeterö  le  lodi  che  da  tanto  tempo  gli  risuonano  all'  orec- 
chio,  bensi  approfitterö  delP  occasione  che  mi  e  data  di 
presentargli  gli  augurj  i  piü  vivi  e  piü  sinceri  di  ogni  pro- 
sperita. 

Piacciale  di  gradire  l'attestato  del  profondo  ossequio 
col  quäle  ho  Tonore  di  rassegnarmele 

Milauo  2)   Gennajo  1S21  Div"?'^  ObbT*"  Servitore 

Alessandro  Manzoni 


Briefe  Oehlenschlägers  an  Goethe.  II 

I\'.   Briefe  Oehlekschlägers. 

/  • 

Paris  den  May  iSoj 

In  dem  Augenblick  da  Herr  von  Herda  fertig  fteht 
um  nach  Deutschland  zu  reisen,  kann  ich  mich  nicht  ent- 
halten Ihnen  mein  edler  Meifler  und  Gönner  einen  herz- 
lichen Gruß  zu  senden,,  wobey  ich  jeziges  Gedicht  füge^ 
das  längfte  was  ich  noch  in  deutscher  Zunge  gemacht 
habe.  Möchte  es  meine  Erinnerung  in  Ihrer  Sele  zurück- 
rufen, und  die  guten  Gedancken,  die  Sie  von  meine  Anlagen 
zu  haben  geruhten,  erneuern;  es  wäre  gewiß  der  befte 
Lohn  den  ich  mir  wünschen  konnte.  —  Herr  von  Herda, 
dessen  angenehme  Bekanntschaft  ich  leider  erft  ein  Par 
Tage  vor  seiner  Abreise  gemacht  habe,  wird  Ihnen  doch 
etwas  von  mir  sagen  können.  —  Ich  habe  ein  dänisches 
Trauerspiel  wieder  gedichtet :  Palnatoke,  der  Stifter  Joms- 
burgs.  Mit  Sehnsucht  erwarte  ich,  daß  Herr  Frommann 
mir  das  Mskript  von  Aladdin  und  Hakon  Jarl  senden  soll, 
damit  ich  beide  umarbeite.  Mehrere  kleine  deutsche  Gedichte 
habe  ich  gemacht,  und  wäre  nicht  ungeneigt  solche  in  eine 
lyrische  Samlung  auszugeben,  wenn  es  Herr  Frommann 
genähmig  seyn  sollte,  solche  auf  die  selben  Conditionen 
wie  Aladdin  und  Hakon  zu  verlegen.  Diese  Samlung  konnte 
dann  gedruckt  werden  wärend  ich  die  Schauspiele  um- 
arbeite. Ich  bin  gesonnen  eine  Künfllertragedie  zu  schreiben 
»Correggio«  das  dramatische  Motif  seines  Todes  kennen 
Sie.  Ich  habe  Vieles  noch  selbft  erfunden  MicheF  Angelo 
und    Giulio    Romano    sollten    mit    herein,   und   indem  ich 


'  Beide  Briefe  Adam  Oehlenschlägers  fanden  sich  in  Goethes  Auto- 
graphensammlung, der  zweite  von  Goethe  selbst,  wie  er  zu  thun  pflegte^ 
rechts  oben  mit  dem  Namen  des  Schreibers,  in  rother  Tinte,  ausge- 
stattet. Der  erste  scheint  eine  alte  Copie  zu  sein,  welche  mehrere 
Eigenthünilichkeiten  der  Oehlenschlägerschen  Handschrift  nachahmt,  aber 
dem  Danen  Sprachfehler  anheftet,  die  wir  ihm  nicht  zutrauen  (z.  ß. 
Drabant,  Mamondsknochen)  und  deren  willkürliche  Apokopen  u.  s.  w. 
der  folgende  Originalbrief  ausbessern  half. 


12  Neue  Mittheiluxgek. 

einen  tragischen  Contraft  des  Künfllers  mit  dem  algemeinen 
Leben  darftellte,  wollte  ich  sogleich  die  Partheigangerei, 
die  Schülerfeindschaften,  das  impotente  Schwazen  im  Con- 
traft  mit  dem  fröhlichen  gutmütigen  und  productiven 
Künftlercarakter  bringen.  Dieß  Stück  wollte  ich  in  beiden 
Sprachen  dichten. 

Ich  bin  bey  der  Frau  von  Stael  Holftein  gewesen,  die 
ich  angenehm  und  lebendig  gefunden  habe.  Selbiges  getraue 
ich  mir  nicht  von  ihren  beiden  Trabanten  die  Herren 
Schlegel  zu  behaupten,  die  mir  wie  ein  Par  verfteinerte 
Mammonsknochen  von  der  anorganischen  Riesenzeit  vor- 
kommen; es  sind  petrifizierte  Titanen,  deren  geftoßenes 
Gebein  keinen  Nuzen  mehr  in  der  litterairen  Apotheke 
Deutschlands  machen  kann,  und  doch  wollen  sie  noch 
immer  die  Götter  beftürmen. 

Übrigens  bringe  ich  mehrftens  meinen  Tag  so  zu. 
Morgens  dichte  und  arbeite  ich  bis  Eins,  dann  habe  ich 
eine  französiche  Stunde  noch  immer  meiner  Sünden  wegen, 
dann  geh  ich  ins  Museum  bis  4;  dann  esse  ich  allerley 
französische  Sachen  in  den  Leih  herein,  und  dann  geh 
ich  sehr  oft  in  die  Gomoedie,  die  hier  vortrefflich  ift.  In 
die  Tragoedie  gehe  ich  selten,  denn  Talmas  Talent  ver- 
mag nicht  mich  mit  der  Abgeschmacktheit  und  Affektation 
des  Ganzen  zu  versöhnen. 

Wie  oft  wünsche  ich  mich  nach  Weimar  auf  einige 
Stunden  wo  das  gaftfreie  Salve  mich  so  freundlich  einlud, 
bis  es  von  die  Füße  wilder  Scharen  ausgelöscht  wurde; 
aber  jezt  fteht  es  gewiß  wieder  neu  aufgefrischt.  Der 
friedliche  Weihrauch  winkt  wieder  und  lockt  zum  kleinen 
attischen  Tempel  Deutschlands,  wo  Goethes  Leben  belebt, 
Schillers  Geift  begeiftert.  Der  gräßliche  Augenblick  ist 
vorbev ;  die  Verwundeten  fterben  jezt  wieder  einen  Schein- 
tod auf  Thespis  leichtgezimmertem  Wagen,  der  nur  Schatten 
und  Idole  tragen  kann,  und  die  grause  Wirklichkeit  ift 
wie  ein  flüchtiges  Trauerspiel,  das  nur  augenblicklich  gau- 
kelt, mit  allen  den  übrigen  von  den  Brettern  verschwunden. 


Briefe  Oehlexschlägers  an  Goethe. 


Jezt  blüht  der  Garten  wieder.  Das  wüfte  Leben  hat  die 
Hamadryaden  nicht  länger  weggescheucht,  sie  bewohnen 
wieder  Felsen  und  Grotten,  und  geben  einem  jeglichen 
gern  was  er  im  Stillen  begehrt. 

Aber  ich  werd  es  alles  wieder  sehen  auf  meiner 
Zurückreise  von  Italien.  Zum  dritten  Mahl  werd  ich  mich 
erquicken  vor  dem  Angesicht  meines  Meifters,  meines 
Vaters.  Der  fruchtbare  Herbft  seines  Lebens  wird  mir  mit 
seiner  heitern  warmen  Septembersonne  bescheinen.  Gewiß 
ich  werde  mein  Vorbild  der  Vollendung,  Besonnenheit  und 
Seelenruhe  wieder  sehn. 

Gott  erhalte  Sie!  Ich  bitte  ihre  Frau  Gemahlin  und 
den  lieben  Riemer,  wie  Frommanns  innigft  zu  grüßen. 
Ich  vergesse  Sie  gewiß  alle  nie,  und  hege  die  Hofnung 
daß  ich  auch  nicht  vergessen  werde. 

A.  Oehlenschläger. 

8. 
Tübingen  den  4.  September  iSoS. 

Wie  lange  habe  ich  mich  gesehnt  in  Ruhe  einiger- 
maßen zu  kommen  um  Ihnen,  mein  gehebter  Lehrer  und 
Meister  zuzuschreiben.  Per  varios  casus,  per  tot  discrimina 
rerum  tendimus,  noch  nicht  in  Latium  —  aber  in  Tübingen. 
Hier  sitze  ich  schon  mehrere  Tage  ohne  Coftre  (worin 
die  Trauerspiele  liegen  die  ich  Herrn  Cotta  vorlesen  sollte) 
und  habe  also  Otium  literarium  genug  um  lange  Briefe  zu 
schreiben;  welches  eigentlich  ein  Wiederspruch  ift,  da  ein 
Brief  immer  brevis  oder  kurz  seyn  sollte.  Obschon  ich 
nun  lieber  ein  deutsches  Gedicht  (Aladdin  zum  Beispiel) 
als  einen  deutschen  Brief  schreibe,  so  schreib  ich  doch 
diesen  ohne  Zagen  und  Zittern ;  weis  ich  doch  von  Alters 
her  daß  Sie  es  mit  meinen  accusativen  und  dativen  nicht 
so  genau  nehmen. 

Meinen  erften  Brief  von  Paris  mit  dem  irrenden  Ritter 
werden  Sie  hoffentlich  durch  Herrn  von  Herda  erhalten 
haben,   dieser  Ritter   müßte   sich  sonft   auch  verirrt  haben 


14  Neue  Mitthf.ilukgen. 


was  ich  doch  nicht  glaube.  Ich  erinnere  mich  dass  ich  meine 
Adresse  in  jenem  Briefe  nicht  geschrieben  hatte,  konnte 
also  auch  keine  Antwort  bekommen;  dießes  werde  ich 
jetzt  nicht  vergessen,  und  melde  Ihnen  also  gleich :  Ich 
halte  mich  in  dieser  Zeit  auf  der  Heerstraße  zwischen 
Tübingen  und  Rom  auf,  wo  der  Brief  mich  alle  Tage 
von  Morgen  bis  Abend  zu  Hause  treffen  kan;  will  er 
nicht  das,  dann  braucht  er  sich  nur  bey  Herrn  Cotta  in 
■erftgenannter  Stadt  einzulegen  der  ihn  dann  weiter  besorgt. 

Verzeihen  Sie  mir  theuerfter  Meifter!  Daß  ich  so 
übermüthig  bin;  aber  habe  ich  nicht  Ursache?  Es  ifl:  heute 
der  4te  Morgen  der  5te  September,  und  ich  weiß  doch 
mit  ziemlicher  Gewißheit  daß  weder  heute  noch  Morgen 
Bomben  und  Feuerkugeln  in  mein  liebes  Kopenhagen  ge- 
worfen werden;  daß  weder  mein  Vater,  meine  Schweller 
noch  übrige  Freunde  und  Anverwante  Arme,  Beine  oder 
Leben  verlieren  werden.  Muß  ich  dann  nicht  froh  seyn? 
Hurra ! ! 

Voriges  Jahr  war  es  anders;  vier  Wochen  giengen 
hin  worin  ich  Ursache  zu  vermuthen  hatte  daß  Sie  alle 
getödtet  waren,  und  die  ganze  Gegend  meiner  Kindheit 
verwüftet  und  zugrunde  gerichtet.  Und  doch  hat  Gott  bis 
dato  seine  Hand  über  Sie  gehalten ,  und  wird  es  ferner 
thun.  Hurra! 

Meinen  Aladdin  haben  Sie  hotfentlich  gleich  erhalten 
von  Herrn  Brockhaus.  Nehmen  Sie  vorlieb,  lieber  Meister! 
besser  konnte  ich  es  warlich  nicht  machen.  Sie  sehen  ich 
habe  eigentlich  das  ganze  Gedicht  umgearbeitet  und  viele 
von  Ihren  Winken  benutzt  und  befolgt.  Hat  mein  extem- 
porirtes  Stottern  zum  erftenmahl  Ihnen  gefallen,  so  weis 
ich  daß  die  fleißige  Aus-  und  Bearbeitung  Ihnen  nicht 
hat  misfallen  können,  und  daß  Sie  mir  zugeftehen  werden: 
ich  habe  Fortschritte  in  der  deutschen  Sprache  gemacht, 
seitdem  wir  uns  letzens  sahen. 

Es  wird  immer  besser  kommen;  "Rom  ward  nicht  an 
einem  Tage   gebaut;    so    viel   weis    ich   daß    ich  Autmun- 


Briefe  Oehlenschlagers  an  Goethe.  15 


terung  und  nicht  solche  gemeine  feindselige  Animosität 
verdiene,  womit  ein  Anonymus  mir  neulig  in  der  eleganten 
Zeitung  begegnet  hat.  Nichts  darin  schmerzt  mich,  als 
daß  er  sagt:  ich  habe  mit  Anmaßung  in  schlechten  \'ersen 
zu  Ihnen  gesprochen.  Doch,  um  so  etwas  muß  man  sich 
nicht  kümmern.  Man  muß  von  diesen  Leuten  sagen  wie 
Ovid  von  den  Fröschen: 

«Quamquam  sint  sub  aqua,  sub  aqua  maledicere  tentant«. 

Aber,  mein  geliebter  Gönner!  wollen  Sie  mir  wohl  die 
unsägliche  Freude  machen  eine  Recension  über  meinen 
Aladdin  zu  schreiben  ?  Sind  Sie  doch  Schuld  daran  daß 
er  im  Deutschen  ausgekommen  ift.  Eine  solche  Recension 
wollte  mich  als  Mensch  außerordentlich  freuen,  als  Dichter 
außerordentHch  wehrt  se)'n  und  als  Bürger  außerordentlich 
nutzen.  Die  Herren  ~it  Hanse  verftehen  bitter  wenig  von 
der  Aefthetik.  Wenn  Sie  mich  herunter  gerissen  in  einem 
deutschen  Blatte  sehen,  werden  Sie  sagen:  Qiie  diable 
vouloit  mon  fils  ä  cette  galere?  Sehen  sie  dagegen  eine 
Recension  von  Ihnen  werden  sie  sagen:  A  la  bonheur! 
c'est  une  autre  chose! 

Keiner  kan  bedingter  über  meinen  Aladdin  sprechen 
als  ich.  Es  ift  ein  Gedicht,  und  zwar  das  befte,  ///  meiner 
erßen  Manier  um  so  zu  reden.  Dieses  Gedicht  ift  umge- 
arbeitet und  verbessert  in  einer  Zeit  wo  ich  schon  in  meiner 
:^iueiten  Manier  zuar;  ich  wollte  als  Künftler  wenig  Sinn 
für  Individualität  beweisen  wenn  ich  dem  Gedichte  diese 
Manier  hatte  aufdringen  wollen;  welches  sich  mit  dem 
Stoffe  gar  nicht  ohnedem  thun  ließ;  ich  habe  es  nur  besser 
übermahlt,  es  auch  einen  dunkleren  Hintergrund  gegeben, 
damit  das  Bild  sich  edler  und  ehrwürdiger  ausnehmen 
sollte.  Meinen  Hakon,  das  erfte  Werk  der  zweiten  Manier 
(Manier  ift  ein  schlechtes  Wort,  aber  hissen  wir  das  so 
hingehen,  sie  verstehen  mich  doch)  kennen  sie  —  zum 
Theil.  Es  Avar  unmöglich  den  wahren  Gliederbau  durch 
die  lumpige  Hülle,  die  er  damals  hatte  zu  erkennen.    Nur 


i6  Neue  Mittheilungen. 


die  Poesie  konnte  einiger  massen  durchschimmern.  Jezt 
ist  Hakon  besser  übersetzt,  hat  mehr  Gedrungenheit,  Deut- 
Uchkeit  und  Kraft  erhalten.  Mein  zweites  Stück  Palnatoke 
(der  Stifter  Jomsburgs)  ifl:  auch  völlig  übersetzt,  und  noch 
leichter  aufzuführen.  Diese  zwey  Stücke  soll  Cotta  haben; 
ich  hab  eigentlich  keinen  Accord  mit  ihm  geschlossen; 
er  giebt  mir  800  Thaler  voraus  und  berechnet  mir  nach- 
her die  Einnahme;  damit  bin  ich  zufrieden.  Mein  letztes 
Trauerspiel  ift  Axel  und  IValborg ;  eine  Liebestragoedie. 
Hier  ift  sogar  die  Einheit  des  Orts  und  der  Zeit,  obschon 
eben  so  viel  Bewegung  und  Handlung  darin  vorkommt 
wie  im  Hakon;  dieses  Stück  wird  bey  den  Damen  am 
meisten  Glück  machen.  So  habe  ich  nun  in  Aladdin :  das 
Glück,  in  Hakon  die  Religion,  in  Palnatoke  den  Staatj  in 
Axel  und  Walborg  die  Liehe  dargestellt.  Xun  will  ich 
einen  Correggio  in  Rom  machen  da  soll  ^/VA'/ozy/ kommen; 
und  dann  wage  ich  mir  vielleicht  einen  Sokrates  zu 
dichten,  wo  die  Philosophie,  oder  eigentlich  die  Lebens- 
weisheit zum  Vorschein  kommen  sollte.  Einen  Albert  Julius 
oder  Pelsenburg  möchte  ich  auch  machen  wo  das  Roman- 
tische wieder  sein  Recht  behaupten  sollte.  Einen  Taden- 
Sihild  werd  ich  auch  machen  als  Hei denhifl spiel.  Sie  werden 
über  alle  die  Pläne  läclieln  —  aber  etwas  wird  doch  lieraus 
kommen  dabey. 

O  wie  hat  mich  der  erhabne  Faust,  und  der  götter- 
o;leiche  Achilles  gefreut  und  begeiftert.  Edler  Meifter!  ob 
sie  mit  Farben  auf  Glas  mahlen,  oder  mit  dem  Meisel  das 
Marmor  bearbeiten,  sind  Sie  immer  der  große  unfterbliche 
Johan  Wolfgang  Goethe!  Gott  sey  lob  daß  so  ein  Bey- 
spiel  vor  uns  jungen  Menschen  dafteht;  das  giebt  Muth, 
denn  es  zeigt  was  ein  Mensch  werden  ka}i. 

Man  sacjt  daß  Sie  in  Carlsbad  einen  Roman  geschrieben 
haben  sollen.  Ist  das  wahr?  O  wie  ich  in  Werther  im 
Frühlingswalde  ging  umgeduftet  von  Blumen  durchgeblasen 
von  Frühlingsfturm  und  benetzt  von  Frühlingsregen,  wie 
der  Sommerschatten  mich  in  Wilhelm  Meifler  mich  labend 


Briefe  Oehlenschlägers  an  Goethe.  17 

kühlte,  so  wird  ein  herrlicher  Herbjhuald  mit  seinen  vollen 
dunkelgrünen  gelbgefleckten  Lauben  sich  jezt  eröffnen 
und  mich  einladen.  Dx  werden  die  reifften  Früchte  röth- 
lich  auf  den  Zweigen  hangen,  die  Walnüsse  eben  aus  der 
Schaale  gesprungen  braun  vor  mir  im  Grase  liegen,  der 
Abendpurpur  in  seinem  erhabenflien  Glanz  lebendig  durch 
das  dunkle  Gehölz  fl:rahlen.  Die  Vögel  werden  nicht  viel 
zwitschern,  und  nicht  viele  Blumen  duften  (wie  sie  es 
zum  Eckel  thun  in  den  neueften  Wasserwiesen,  wo  eigent- 
lich nur  Kühe  grasen  sollten)  aber  Mädchenwangen  werden 
schöner  als  Rosen  glühen;  und  besser  als  Nachtigalle  wer- 
den iMädchen  wehmuthsvoU-  und  liebevoll  in  der  Laube 
bey  der  Guitarre  singen;  der  Vater  Homer  geht  im  langen 
Gewände  mit  der  Harfe  auf  den  Rücken  durch  den  Wald, 
mit  ewigen  Rosen  der  ewigen  Jugend  um  das  Haupt ; 
und  als  Lilie  schlingt  die  silberne  Locke  sich  ein,  \vährend 
die  schwarten  Locken  die  mächtiger  daneben  sitzen ,  die 
vorige  Kraft  beweisen,  und  ein  langes,  heiteres  Leben  ver- 
kündigen. 

Ich  hätte  auch  Luft  (sans  comparaison)  einen  Roman 
zu  schreiben;  ich  darf  es  aber  nicht  man  kriegt  immer 
Luft  sein  eigenes  Leben  zu  schreiben;  wenigftens  geht  es 
mir  so,  und  da  muß  man  sich  hundert  mahl  in  Acht  neh- 
men, und  darf  es  nicht  ein  mahl  so  gut  machen  wie  es 
wirklich  in  der  That  war.  Kein  Gefühl  ift  närrischer  als 
wenn  man  das,  was  im  wirklichen  Leben  geschieht  über 
die  Poesie  setzen  muß ;  welches  doch  eigentlich  das  ideale 
zusammengedrängte  Schöne  und  Bedeutungsvolle  des  Lebens 
darftellen  sollte.  Nie  ift  dieses  Gefühl  fterker  in  meiner 
Seele  gewesen,  als  da  ich  in  Weimar  Peregrine  Pickle  von 
Smolett  las,  während  die  Franzosen  die  Schlacht  bey  Jena 
gewannen  und  die  Stadt  einnahmen. 

Darf  ich  wohl  von  Ihrer  Güte  hoffen  daß  Sie  mir 
einige  Emphelungsschreiben  nach  Italien  (eigentlich  nach 
Rom)  zuschicken  wollen?  An  Humbold  zum  Beyspiel? 
Es  würde  mir  äusserft  nützlich  seyn.    Es   wollte  mir  auch 

Goi:the-Jahrbuch    Vlll.  2 


Neue  Mittheilukgen. 


nicht  schaden,  wenn  Sie  Cotta  einige  Worte  von  mir 
sagten;  denn  er  glaubt  an  Ihnen,  wie  bilHg,  als  auf  ein 
Orakel.  Cotta  wird  die  Antwort  und  die  Emphelungs- 
schreiben  zu  mir  gütig  besorgen. 

Von  meinem  Aufenthalt  in  Paris  (ich  war  da  19  Monath) 
habe  ich  Ihnen  nicht  viel  zu  sagen.  Ich  habe  in  Paris 
meinen  Palnatoke  und  meinen  Axel  und  Walburg  gedichtet; 
den  ganzen  neuen  deutschen  Aladdin  gemacht  den  irrenden 
Ritter  und  viele  kleine  und  grössere  deutsche  und  dänische 
Gedichte  geschrieben.  Hakon  und  Palnatoke  im  Deutschen 
übersetzt  etc.  Jeden  Abend  bin  ich  beinahe  doch  im 
Theater  gewesen,  von  daher  kenne  ich  die  Franzosen  am 
meiften,  und  ich  glaube  man  lernt  sie  am  heften  und  am 
angenehmften  zu  kennen  da.  Die  Franzosen  sind  vor- 
trefliche  Soldaten,  Schauspieler,  Tänzer,  Geschäftsleute, 
Umgangsleute;  der  Staat  ift  frisch  und  bewegt  sich  gelenk; 
was  Oben  seyn  muß,  ift  Oben;  ein  Jeder  ift  Bürger;  das 
ift  alles  gut.  Aber  von  wahrer  Wissenschaft  und  wahrer 
Kunft  weiß  der  jezige  Franzos  gar  nichts.  Er  weis  nicht 
einmahl  daß  er  unwissend  ift;  er  betrachtet  den  Deutschen 
und  den  Nordländer  als  Barbaren  und  das  macht  ihn  ekel 
und  verächtlich.  Ihre  Alten  waren  gelehrt  und  haben  viel 
gethan  in  der  Zeit  worin  sie  lebten.  Aber  wenn  ich  Rousseau 
höchft  ausnehme,  schnüren  sie  mir  alle  (und  selbfl  er) 
das  Her-  ein,  ftatt  es  zu  erweitern.  Die  rechte  genialische 
Größe  hat  kein  Franzose  gehabt,  die  Edlen  wie  Fenelon, 
Rousseau  Buffon,  haben  sie  geahnet  und  anerkannt.  Selbft 
ihr  Witz  gefällt  mir  nicht  er  ift  immer  so  verflucht  nüchtern 
und  gescheut  und  spielt  immer  mit  den  zeitlichen  Yer- 
hälltnissen.  Weil  sie  verständig,  artig,  geschickt  sind,  und 
sich  leicht  und  angenehm  bewegen,  auch  augenblickliche 
Gutmüthigkeit  haben,  sind  mir  ihre  Luftspiele  am  liebsten 
worin  sich  diese  Verheltnisse  zeigen,  und  worin  die  ge- 
fällige Sprache  heiter  und  spielend  alles  belebt.  Ihre  Trauer- 
spiele habe  ich  mich  immer  zwingen  müssen  zu  lesen,  sie 
sind  für    mich  eigentlich    wahre  Luftspiele   gewesen     weil 


Briefe  Oehlenschlagers  an  Goethe.  19 

nehmlich  das  Ende  mich  immer  in  eine  luftige  und  heitere 
Stimmung  setzte.  Mit  alle  dem  muß  ich  bekennen  daß 
sie  mich  oft  in  einzelnen  Sachen  gefallen  und  gerührt 
haben.  Der  befte  ift  wohl  ohne  Zweifel  Corneille  er  hat 
in  seinen  heften  Stücken  hohen  Geift  und  Schwung:  auch 
sogar  bisweilen  Kühnheit,  aber  er  hat  sich  von  den  Puriften 
und  ariftoteUschen  Regelmachern  verblüffen  lassen;  auch 
von  der  gar  zu  großen  Formlosigkeit  und  Phantafterey 
<ler  Spanier.  Es  Hegt  ein  mahl  in  der  menschlichen  Natur 
von  Extremitet  zu  Extremitet  zu  fallen,  und  es  ift  nur 
wenigen  Helden  gegeben  die  Ballanze  auf  beiden  Füssen 
zu  halten.  So  ift  die  gar  zu  ängftliche  in  gewisse  con- 
ventioneile Regeln  gebundene  Form  der  Franzosen  gar 
nichts  anders  als  (um  mit  den  Herrn  Naturphilosophen  zu 
reden)  der  entgegengesetzte  Pol  der  spanischen  Form- 
losigkeit; so  wie  der  Mysticismus  in  unsern  Tagen  zu  der 
kritischen  Philosophie.  Racine  hat  gewiß  alles  mit  der 
französischen  Sprache  gethan  was  in  eleganter  praeciser 
Rücksicht  gemacht  werden  konnte;  auch  als  \'ersitikator 
ift  er  unftreitig  groß,  und  er  hat  das  Gedrungen-Schöne 
in  dem  dramatischen  Styl  einigermassen  den  Alten  abge- 
lauert. Er  war  fein ,  zart ,  verliebt ,  honnet ,  geschickt, 
gefällig  und  ein  großer  Sprachkünftler.  Was  Rousseau 
gemacht  hat  ließ  er  doch  wohl  bleiben,  da  mufte  man 
Genie  und  ein  einfaltig  Herz  haben,  und  das  hatte  er  nicht. 
Höfisch  ftolz,  galant  und  wüthend  sind  seine  Helden  (Ich 
nehme  Athalie  aus)  sie  respektiren  nichts  höher  als  ihr 
eigenes  Glück,  Point  d'honneur  haben  sie  genug;  aber 
schlechte,  liftige,  jämmerliche  Kerls  sind  es.  Racine  hat 
das  Unglück  das  er  bornirt  ift,  und  das  darf  eigentlich  ein 
guter  Trauerspieldichter  nicht  seyn.  Das  ift  Voltaire  nichl, 
er  ift  vielumfassend;  er  ift  der  von  den  dreien  der  sich  idis 
am  Meiften  naht.  Aber  als  Trauerspieldichter!  Wie  un- 
endlich weit  hatte  der  Verfasser  von  der  Pucelle  d'Orleans 
zu  steigen  um  eine  Jungfrau  von  Orleans  schreiben  zu 
können ! 


20  Neue  Mittheiluxgen. 


Nehmen  Sie  mir  meine  Äußerungen  nicht  übel,  mein-, 
verehrungswürdigfter  Gönner.  Es  ift  das  kurze  Resuhat 
meiner  Überzeugungen.  Man  muß  die  Franzosen  kennen;, 
Daß  die  Franzosen  selbft  in  der  deutschen  Litteratur  augen- 
bUcklich[?j  von  den  guten  Ärzten  gebraucht  wurden,  versteh 
ich  sehr  gut,  wenn  Schiller  es  auch  nicht  so  schön  in 
seinem  Gedicht  an  Ihnen  gesagt  hätte.  Mit  Bösen  muß. 
man  Böses  vertreiben,  das  war  eigenthch  eine  umgekehrte 
medicinische  Cour.  Die  Litteratur  hatte  zu  viel  Mercurius 
(Quiksilber)  im  Leib,  das  muftc  man  also  mit  den  Fran- 
~ose)i  wieder  austreiben.  Aber  wer  die  alte  südliche  und 
nördliche  Litteratur  kennt  Wer  Shakespeare  Goethe  Schiller 
und  Ew\üd  kennt,  lernt  nicht  viel  von  den  Franzosen. 
Etwas?    ä  la  bonheur  ! 

Wie  freut  es  mich  daran  zu  denken  mit  dem  Frühlinge 
wieder  in  Weimar  zu  seyn;  meinen  vielgeHebten  Meifter 
wieder  zu  sehen ,  Ihnen  von  Italien  zu  erzählen  und  — 
vielleicht  —  meinen  Hahon  auf  dem  einzigen  deutschen 
Theater  wo  Harmonie  und  edler  Ton  herscht  aufgeführt 
zu  sehn.  Ich  werde  Sie  gewiß  wieder  sehen  —  das  dritte., 
vielleicht  das  JetT^e  Mal.  Ach  wenn  Sie  wuften  wie  ich 
Sie  hebe.  Sie  sind  der  einzige  Jezt  lebende  vor  dem  ich 
mein  Knie  beuge  und  zu  dem  ich  sage,  Liebe,  lehre 
mich.  Ich  bitte  die  Frau  Gemahlin  und  Riemer  innigft 
zu  grüßen.  Erfreuen  Sie  mich  mit  einigen  Zeilen  von. 
eigner  Hami.  A  Oehlenschläger. 

V.    Briefe  Herders  und  der  Herderschen  Familie. 

9- 
Rom  den  }.  Dec.  SS. 

Endlich  ifts  wohl  Zeit  an  Dich  zu  schreiben,  mein  gün- 
ftiger  H.  und  Freund,  und  Du  haft  es,  wie  durch  deine 
vielfache  Güte  und  Theilnehmung  an  mir,  so  auch  da- 
durch verdient,  daß  Du  mein  Stillschweigen  so  wohl  er- 
klärt haft,  und  nicht  müde  geworden  bift,  mir  einige  ftär- 
kende  Worte,    die    nie    verlohren    gewesen   ift,    zu    sagen. 


Briefe  Herders  und  der  Herderschen  Familie  ak  Goethe.  21 

Ich  bin  jetzt  solange  in  Rom,  um  darüber  ein  Wort  sprechen 
zu  können,  und  doch  ifts  nichts,  gegen  das,  \vas  mir  bevor- 
ftehet  und  ich  zu  genießen  und  zu  erforschen  wünsche. 
Wenn  ich  blos  die  Statuen  nehme,  die  im  Grunde  mein 
liebftes  und  wahres  HeiHgthum  sind,  so  vergesse  ich  jedes- 
mal alles  andere  darüber,  und  ich  gehe  von  meiner  Schrei- 
berei über  sie  vor  ihrem  Antlitz,  allemal  unwillig  nach 
Hause,  So  einen  andern  Weg  ich  in  diesen  und  andern 
Dingen  gehen  möge,  als  Du,  Tausendkünftler,  dabei  ge- 
gangen bift:  so  finden  wir  uns  am  Ende  doch  zusammen, 
und  wir  werden,  hoffe  ich,  manche  angenehme  Stunde  in 
einer  gemeinsamen  Erinnerung  haben,  wenn  sie  uns  das 
Schicksal  bescheret.  Einzelnes  kann  ich  dir  nichts  schreiben, 
so  wie  auch  nichts  von  meinen  andern  Zerftreuungen  hie 
lind  dorthin;  dafür  schreibe  Du  mir  öfters,  lieber  G., ich  bringe 
Dir,  was  ich  in  mich  sammeln  kann,  als  ein  Verflummter 
(wie  Du  es  selbft  voraussagtefl),  mit.  Auch  mit  den  Cy- 
pressen ,  Pinien  pp  habe  ich  mich  zu  versöhnen  ange- 
fangen, so  wie  mit  dem  Römischen  Himmel  und  allem, 
was  durch  Ungezogenheit  und  Faulheit  der  Menschen  da- 
von abhangt.  Auch  fange  ich  an,  die  Ital.  Sprache  zu 
lieben,  und  sehe  mir  so  manche  Quellen  eines  neuen  Künf- 
tigen Vergnügens  geöfnet,  daß  ich  selbft,  obzwar  sehr  be- 
scheiden, glaube,  daß  die  Reise  nach  Italien  für  mich  in 
Manchem  gut  seyn  werde.  Deine  hiesigen  Freunde  lieben 
Dich  alle  unbeschreiblich,  und  Du  lebft  noch  bei  ihnen. 
Bei  Büri  sind  nie  die  Thränen  weit^  wenn  ich  mit  einiger 
Innigkeit  von  dir  rede.  Ich  habe  mit  ihm  die  Paläste  Co- 
lonna  und  Borghese  gesehen,  das  Einzige,  was  ich  außer 
Rondanini,  wo  ich  mit  Hirt  war,  von  Gemähidegalerien 
gesehen  habe.  Sie  jagen  mich  immer  zu  meinen  geliebten 
Statuen  zurück,  von  denen  ich  schon  sogar  träume. 

Die  Angelika  ist  eine  liebe  Madonna;  nur  in  sich  ge- 
scheucht und  verblühet  auf  ihrem  einzelnen  schwachen 
Zweige.  So  ein  ehrlicher  Preuße  Reifenft.,  und  so  ein 
^uter  Venetianer  ihr  Zucchi  seyn  mag:  so  flehet  sie  doch 


22  Neue  Mittheilungen. 


allein  da  ohne  Stütze  und  Haltung;  daher  ich  allemal  mit 
betrübtem  Herzen  von  ihr  scheide.  Du  haft  ihr  sehr  wohl- 
gethan,  und  Sie  findet  an  mir  nichts  von  dem  wieder,  was 
Sie  an  Dir  verlohren. 

Hirt  hat  Dir,  wie  er  mir  einmal  gesagt  hat,  geschrieben^ 
daß  er  einen  Br.  an  Dich  richten  wollte.  Lass  es  ihn  thun : 
der  Mensch  bessert  sich  gewaltig  und  er  hat  mir  einige 
Sachen,  z.  E.  über  Drouet  und  F  .  .  .  .  (nun  wie  heißt 
der  alte  Mahler,  dessen  Bild  in  der  Minerva  an  der  Einen 
Thür  flehet?)  geschrieben,  die  recht  brav  sind.  Es  wird 
ein  nützlicher  Mensch  in  der  historischen  Kunststatistik 
aus  ihm  werden.  Ich  treibe  und  hobele  ihn  gewaltig,  und 
er  hat  viel  von  mir  zu  leiden,  welches  er  alles  aber  recht 
gut  aufnimmt.  Er  hat  mir  viele  GefäUigkeiten  erwiesen, 
und  Du  fleheft  bei  ihm  hoch  droben.  Er  führt  jetzt  eine 
Liefländerin  mit  ihrer  Familie,  und  ich  sehe  ihn  also  wenig. 

Sonft  kann  ich  nicht  läugnen,  daß  mir  die  Menschen 
hier  viel  Zuvorkommendes,  Liebes  und  Gutes  erweisen, 
indessen  sind  sie  doch  immer  am  artigflen,  w^enn  man  sie 
nicht  brauchet.  An  Bekanntschaften  fehlt  es  mir  nicht, 
und  ich  fange  an  abzulehnen,  wiefern  es  sich  thun  läßt. 
Die  Herzoginn  ifl  sehr  gut  gegen  mich :  so  auch  die 
G.[öchhausen]  und  E.[insiedelJ ;  wir  leben  sehr  gut  mit 
einander,  und  die  Herzog,  beträgt  sich  überhaupt  sehr  gut. 
Ich  werde  wahrscheinlich  mit  ihnen  nach  Napel  gehen, 
von  woaus  mir  schon  Tischbein  seine  guten  Dienfle  hat 
anbieten  lassen.     Auch  das  bin  ich  Dir  schuldig. 

Am  meiften  aber  habe  ich  Dir  Dank,  lieber  G.,  daß 
Du  Dich  meiner  Frauen  so  brüderlich  annimmft;  nie  werde 
ich  Dirs  vergessen  können :  denn  ich  fühle  es  leider  ftark 
gnug,  wie  thöricht  es  gewesen  sey,  daß  ich  ihr  [aufj  loo. 
von  Meilen  meine  Unbehaglichkeiten  und  mei[nen  Kum-] 
mer  mitgetheilt  habe.  Ich  war  aber  unter  der  Gew[alt 
der]  fremden  Lage,  und  konnte  nicht  anders.  Hilf  ihr 
ferner,  lieber  Bruder,  wo  und  so  gut  Du  kannft;  Du  weißt 
ja  auch  ohne   mich,   daß  in  Manchem   wir   uns   allein  ver- 


Briefe  Herders  und  der  Herderschen  Familie  an  Goethe.    23 


flehen  und  uns  einander  also  auch  helfen  müssen,  soweit  es 
angeht.  Die  Erinnerung  des  Ueberflandnen  wird  für  uns 
alle  süß  u.  fruchtreich  werden. 

Lebe  wohl,  Lieber,  und  gehe  deinen  Studien  nach, 
ohne  dabei  lebendige  gute  iMenschen  zu  verabsäumen.  Em- 
pfiel  mich  dem  Herz,  und  der  Herz,  und  sprich  sonst  das 
Befle  für  mich,  wo  Du  kannft :  denn  viele  wird  gewiß 
meine  Reise  ärgern,  und  es  müssen  nothwendig  schiefe 
Urtheile  gefällt  werden.  Sie  kümmern  mich  indessen  nicht: 
denn  in  Rom  lebt  man  nur  für  das  Gegenwärtige  und  für 
heute. 

Lebewohl  und  empfiehl  mich  der  Fr.  v.  Stein  aufs 
schönfte  und  befte.  Angelika  und  alle  grüßen  dich,  mit 
denen  Du  hier  gelebt  haft;  so  gar  ein  Sonnet,  das  man 
auf  Dich  in  der  Arkadia  vorgelesen  hat,  habe  ich  ehegeflern 
mir  vordeklamiren  hören.     Valeto. ' 

Io^ 
RiVH,  den  2'j.  Dec.  SS 

Ich  kann   das    alte    krume  Jahr  88.  nicht  beschließen, 

ohne   daß  ich  Dir   noch  von  Rom  aus   ein  Lebenszeichen 

gebe,  mein  Lieber.     Wir  haben    hier  dummes  Wetter  und 

einen  erbärmlichen  Winter;  das  macht  nun  jeden  unmuthig 

und  unluftig,   der  nicht  daran  gewohnt  ift,  die  Herzoginn 

ausgenommen,    die   immer   gesund,    vergnügt,    und   guter 

Laune  ift,  wie  es  ihr  denn  auch  in  Allem  recht  wohl  gehet, 

Geftern    hat   ihr   der  Pabft    ein  Präsent  gemacht,    das   sie 

denn    wohl    selbft    beschreiben    wird;    weil    ichs,    da    ich 

geftern   den   ganzen  Tag    im   Bett    zubrachte,    selbft   noch 

nicht  gesehen  habe,  kann  ich  nichts  davon  sagen,  als  daß 

es  jedermann  lobt  und  daß  sie  darüber  sehr  vergnügt  seyn 

soll.     x\ußerdem    beschäftigt  sie   sich   sehr  mit  der  Musik, 

wie   ihr   denn  auch    schöne,   und   ich    möchte    sagen,   die 

treflichften   Sachen  gegeben    werden,    die  Italien    besitzet. 


'  Auf  der  Rückseite :    An  Göthe 

^  5  Seiten  8^^,  auf  der  4. :  An  Göthe. 


2_).  Neue  Mittheilungen. 


Außer  dem  Concert  bei  ßernis,  wo  zu  viel  Geräusch  ift, 
sind  4.  Concerte  bei  Ruspoli  gegeben  worden,  in  denen  man 
die  ausgesucht-schönflen  Sachen  hörte,  von  denen  sie 
denn  auch  das  Befte  sammlet.  Dies  bringt  mich  auf  einen 
Gedanken,  oder  vielmehr  ich  sage  ihn  nur  nach  meiner 
Weise  und  Einsiedel  hat  mich  eigentlich  darauf  gebracht. 
Du  weißt,  wie  es  einem  ifl,  der  aus  Italien  soll,  und  Du 
kannft  denken  wie  es  ihr  seyn  wird,  die  in  Weimar  nichts 
Lockendes  vor  sich  findet.  Könnte  ihr  nicht  ein  Reiz 
dadurch  verschafft  werden,  wenn  man  ihr  vorftellte,  daß 
sie  diese  Stücke  dort  wieder  aufführen  könnte,  und  sie 
eine  Art  von  Intendanz  über  Musik  und  Theater  bekäme? 
E.  meint,  daß  ihr  dies  sehr  schmeicheln  und  sie  dort 
amusiren  wird,  damit  sie  ihre  Reise  nach  Italien  dort 
einigermaassen  anzuwenden  hätte.  Da  Klinkowftröm  nicht 
da  ift  und  entweder  gar  nicht,  oder  sobald  nicht  wieder- 
kommen wird,  fteht  diesem  Compliment  keiner  im  Wege; 
der  Herzog  macht  sich  ja  auch  nichts  daraus  und  weiß 
an  sich  selbft  am  heften ,  wie  es  einem  zu  Muth  ift,  der 
wieder  in  die  Enge  nach  Hause  soll.  Im  Ganzen  will  ja 
auch  jeder  etwas  haben,  was  ihn  reize;  und  wenn  ihr  dies 
Compliment  schön  und  nnvermerlü  gesagt  würde,  könnte 
es  zur  rechten  Zeit  gesagt,  ihr  nicht  anders  als  schmeicheln. 
Ueberlege  das.  Lieber,  und  thue  das  Befte;  faft,  fürchte 
ich,  v/ird  ihr  die  Abreise  im  Frühlinge  schwer  werden: 
denn  es  geht  ihr  hier  zu  wohl  und  sie  hat  in  Weimar 
nichts,  das  sie  hiegegen  auf  die  Waage  lege. 

Mir  ifts  nun  freilich  nicht  ganz  so,  und  ich  kann  mich, 
in  dem  was  ich  suchte  und  erwartete,  des  guten  Glückes 
nicht  so  ganz  rühmen.  Da  aber  in  der  Natur  der  Dinge 
nichts  vergebens  ift,  so  wird  auch  dies  übelgerathne  Im- 
promtu  meiner  Reise  nicht  ganz  vergebens  se3'n,  wenigftens 
dadurch,  daß  es  mich  vor  jedem  ähnlichen  bewahre.  Ich 
will  nur  dagegen  kämpfen,  daß  ich  nicht  in  Deine  Fuß- 
tapfen trete,  und  eine  »Gleichgültigkeit  gegen  die  Menschen« 
nach!  Hause   mitbringe,   die   mir  übler  bekommen  würde, 


Briefe  Herders  und  der  Herderschek  Familie  an  Goethe.   25 


als  Dir,  weil  ich  keine  Kunftwelt,  wie  Du,  an  die  Stelle 
des  Erloschenen  zu  setzen  wüßte.  Faft  möchte  ich  sagen, 
daß  icli  von  der  Kunft  nie  kühler  gedacht  habe,  als  hier, 
da  ich  sie  in  ihrem  Werden ,  Thun  und  Wirken  dem 
ganzen  Umfange  nach  vor  mir  sehe;  einft  wars  eine  schöne 
Blüthe  des  menschlichen  Bestrebens,  jetzt  aber  ifls  eine 
Blumenfabrik  wie  unsrer  Freunde  Krause  und  Bertuchs. 
Auch  sonft  läßt  die  römische  Welt  meine  Seele  entsetzlich 
leer,  wozu  Du  Dir  die  Ursachen  wohl  ausfinden  wirft. 
Nicht  der  geringften  ift  diese  Eine,  daß  den  armen  Tom 
hier  entsetzlich  friert,  und  wenn  man  friert,  mag  man 
weder  sprechen,  noch  denken,  noch  empfinden,  kaum  sehen 
und  hören;  und  am  wenigften  von  Allem,  sprechen  knien. 
Mit  Dir  wars  in  Allem  anders,  weil  Du  ein  artifex 
biß:,  und  mich  freuets,  daß  Du  Deinem  Beruf  treu  bleibft 
und  dort  Dein  Werk  fortsetzeft.  Wenn  ich  aus  Italien 
komme,  will  ich  mir  von  Dir  erzählen  lassen,  was  Du 
gesehen  hafl  und  ich  hätte  sehend  sehen  sollen,  und  meinen 
Mund  dazu  nicht  aufthun.  Denn  wollen  wir  Dich  in  den 
Wagen  setzen  und  wieder  nach  Rom  senden.  Ich  fürchte, 
ich  fürchte.  Du  taugfl:  nicht  mehr  für  Deutschland;  ich 
aber  bin  nach  Rom  gereift,  um  ein  ächter  Deutscher  zu 
werden,  und  wenn  ich  könnte,  würde  ich  eine  neue  Ir- 
ruption  germanischer  Völker  in  dies  Land,  zumal  nach 
Rom  veranlassen.  Die  Italiener  sollten  mir  dienen,  und 
in  Rom  wollte  ich  insonderheit  werben.  Wenn  ich  nach 
Hause  komme,  und  wieder  warm  werde,  will  ich  einen 
Aufsatz  schreiben,  wie  Rom  im  Jahr  Christi  1800.  aussehen 
wird,  und  ich  wollte,  daß  ich  Hand  anlegen  könnte,  diesen 
Plan,  der  treflich  ausgedacht  ift,  zu  realisiren.  So  lange 
lebe  wohl.  Lieber,  denn  ich  kann  für  Kälte  nicht  mehr 
schreiben;  mein  Herz  ift  ganz  zugefroren,  und  auf  meiner 
Seele  thauet  nur  Glatteis.  Lebe  wohl  und  grüße  Alle, 
den  Herz,  die  Herz,  und  wer  sich  sonft  meiner  noch  etwa 
erinnert.     Lebewohl,  Lieber.  w 


26  Neue  Mittheilungen. 


II. 

An  Johann  Wolfgang  Görhe. 
Den  28.  Aug.  1789. 


Sanct  Johannes  der  zweite  (den  erflen  erschkigen  die  Mörder, 

ob  er  gleich  fierbend  noch :  y)liebt  euch,  ihr  Kinderchen  !  sprach;) 
Also  Joannes  Secundus  Evangelista  vertraut  Dir 

aus  Elysium  heut  küßend  den  holdeften  Gruß 
Bruder,  Tertie,  spricht  er,  Du  nimmft  an  Weisheit  und  Alter, 

nimmft  an  der  Grazie  zu,  wie  sie  den  Göttern  gefällt, 
Und  den  Menschen.  Wohlan  !  ftatt  meiner  weih'  ich  Dich  heute ; 

krönen  am  Ende  des  Buchs  wird  Dich  ein  andrer,  ein  Gott. 


Aus  dem  Munde  der  Unschuldigen 
empfangen  Sie  unsre  treuen  Wünsche 
die  keine  Worte  ausdrücken, 
und  danken  wollen  wir  Gott 
daß  Sie  da  sind. 
Weimar  den  28.  Auguft  1789.  C.  H. 

12. 

Ich  habe  mich  diesen  Morgen  unter  unser  Dach  ge- 
flüchtet, um  die  heiligen  ReUqien  BUttter  zu  lesen,  u.  un- 
geftört  zu  geniessen.  Ach  daß  sie  im  Anfange  schon  auf- 
hören !  ich  danke  Ihnen  unendUch  dafür.  Wer  könnte  uns 
nun  Rom,  Kunfl  u.  Liebe  schöner  geben  als  Sie!  Sie  würden 
es  zehnfach  wiedergeniessen  indem  Sie  es  aufzeichneten, 
u.  mir  Unbekannten  wäre  es  als  vom  Berge  ins  gelohte 
Land  zu  sehen. 

Möge  doch  Ihr  Genius  etwas  zulispeln! 

Ich  habe  meinem  Mann  nichts  davon  gesagt.  Glauben 
Sie  aber  nicht  daß  es  ihm  eine  angenehme  Erinnerung 
geben  würde  wenn  ichs  ihm  vorläse?  oder  wenn  wir  einen 
Abend  zusammen  wären  u.  Sie  u.  Meier  sprächen  darein 
—  —  o,  man  muß  das  Leben  durch  Erinnerung  schön  u. 
leicht  zu  machen  suchen.  — 


Briefe  Herders  und  der  Herderschen  Familie  an  Goethe.    27 

Noch  habe  ich  Ihnen  u.  H.  Meier  tausendmal  zu  danken 
für  den  geschnittenen  Stein;  er  ifl  doch  recht  hübsch  aus- 
gefallen u.  mag  der  Besitzerin  ein  hübsches  Simbol  werden. 

Hier  sende  ich  Ihnen  etwas  das  ich  unter  den  Cacao- 
bohnen  gefunden  habe;  es  ist  also  eine  Indische  Bohne^ 
u.  wäre  doch  der  Mühe  werth  den  Versuch  zu  machen 
ob  u.  was  für  eine  Pflanze  im  Treibhaus  davon  heraus 
kommt. 

Wir  fahren  heute  gegen  4  Uhr  nach  Tiefurt.  Wollen 
Sie  u.  H.  Meier  nicht  mit  uns  fahren  ?  Sie  sind  uns  freund- 
lich willkommen  !  Ihre  (^    ^ 

13- 

Bamberg.  Der  Leibmedicus,  Hofrath  Markus,  wird,  so- 
bald er  nur  Deinen  Namen  hört.  Dich  ohne  Dir  überläftig^ 
zu  seyn,  mit  allem  Sehenswürdigen  bekannt  machen,  insonder- 
heit den  Gemälden  Altdeutscher  Schule ,  die  hier  und  da 
gesammlet  sind.  Er  selbfl  hat  einige,  der  Doraprediger  und 
Regent  eines  Collegü  junger  Leute,  ,  noch  mehr,  inson- 

derheit einen  Dürer,    die  H.  Anna,    aus  dem  er  viel  macht. 

Nürnberg  im  rothen  Roß^  bei  Hrn  Rothe  zu  logiren. 

Augsb.  im  weißen  Lamm;  es  ift  ein  gescheuter  Lohnlaq., 
der  einem  alles  Sehenswürdige  mit  den  Taxen  gleich  vor- 
sagt, und  die  Wahl  überläßt  nach  Zeit  und  Luft.  Der  Senator 
der  über  die  Geschichte  der  Künfte  und  das  Sehenswürdige 
in  Augsb.  ein  paar  brauchbare  Bücher  in  8  geschrieben  hat,, 
deren  eigentl.  Titel  ich  nicht  weiß,  heißt  von  Stetten;  an 
seiner  Person  verliert  man  nichts.  Seine  Bücher  sind  besser 
als  Murrs  Beschr.  v.  Nürnberg.  Der  Lohnlaq.  kennt  und 
bringt  sie. 

Das  Schloß  bei  Inspruck,  wo  die  alten  Merckwürdig- 
keiten  der  Grafen  von  Tyrol  sind  und  sonft  die  große  Menge 
geschnittener  Steine  von  denen  die  heften  aber  schon  nach 
Wien  gebracht  seyn  sollen,  heißt  Ambras.  Die  Hofkirche 
bitte  ich  auch  nicht  zu  vergessen.  Man  logirt  in  der  goldnen, 
Sonne. 

In  Mantita  ift  der  Abbate  Andres,  der  Verfasser  der 
Storia  d'ognl  Litteratura,  der  dir  sehr  dienftfertig  seyn   wird. 


28  Neue  Mittheilungek. 


Die  Gemälde  von  Jul.  Rom.  sind  im  Herz.  Pallaft,  und  vor 
der  Stadt  im  Pallaft  T.  Wo  das  Grab  des  Mantegna  sei, 
fleht  im  Volkmann ;  aber  nicht  wo  sein  Bild  die  Maria,  ift ; 
in  einem  Klofter,  ich  weiß  nicht  welcher  Mönche.  Das 
Logis  ift  nirgend  zu  nehmen ,  als  im  albergo  Imperial,  dies 
ift  wohlfeil,  bequem  und  prächtig. 

14. 

Das  opusculum  de  timbris  ift  mit  großer  Klarheit  und 
Ordnung  geschrieben,  über  welche  ich  Euer  Erleuchteten 
u.  Erleuchtenden  Herrlichkeit  bewundre  und  preise.  Da 
die  Versuche  selbfi:  so  genau  angeftellt  sind,  so  zweifle 
ich  nicht,  daß  Dieselbe  durch  diese  Schrift  in  der  Region 
des  Lichts  feften  Fuss  und  Glauben  finden  werden.  Die 
Resultate  sind  einfach  u.  vortrefflich.  Vale,  lucis  et  umbrae 
doctor^  vale.  H. 

Weimar  den  2.  Jiuiy  iy(}) 
Wir  sind  im  Bürger  General  gewesen  1.  Freund,  und 
es  bedarf  kaum  Ihnen  zu  sagen,  daß  wir  uns  aufs  höchfte 
erfreut  und  erbaut  haben !  Wir  haben  den  ganzen  Abend 
nur  mit  Ihrem  Geift  gelebt  —  und  wie  sehr  haben  wir  Sie 
zu  uns  gewünscht,  um  den  Genuß  mit  Ihnen  zu  theilen. 
Sie  haben  die  Thorheit  und  Schwachheit  der  jetzigen  Zeit 
so  glücklich  dargeftellt,  und  das  Exempel  am  Milchtopf  so 
herrlich  ausgeführt,  daß,  wenn  man  auch  hie  u.  da  selbft 
einen  kleinen  Schlag  gekriegt  hätte,  das  Ganze  einem 
doch  so  wohlthätig  und  befriedigend  gewesen  ifl,  daß 
man  ihn  wohl  gar  gern  empfangen  hat.  Der  verwünschte 
Baibier  und  der  honette  Martin  bis  dahin  wo  er  noch  was 
ans  Bein  gekriegt  hat,  haben  ihre  Sache  sehr  gut  gemacht  — 
sammt  dem  edlen  verftändigen  Edelmann,  gegen  die  un- 
verftändige  Juftitz.  Kurz,  das  Stück  gefällt  mir  so  wohl,  als 
obs  eins  von  Ihren  schönften  Epigramms  wäre.  Mein 
Mann  muß  Ihnen  noch  weitläuftiger  sagen,  warum  es  uns 


Briefe  Herders  und  der  Herderschen  Familie  an  Goethe.    29 


SO  wohl  gefällt,  denn  die  Philosophen  wissen  doch  das 
Warum  so  deutlich.  Ihr  guter  Genius  gebe  Ihnen  dafür 
glückliche  Stunden,  auch  von  unsertwegen,  und  erftrecke 
seine  magische  Gewalt  so  weit,  daß  er  Friede  gebeut  u. 
bringe  Sie  u.  unsern  Herzog  bald  wieder  zu  uns! 

Ich  habe  bei  den  Briefen  der  Humanität  für  den  Her- 
zog einen  Irrthum  begangen,  und  nur  den  erften  Theil  ein- 
gepackt; ich  sende  Ihnen  hier  den  zweiten  nach,  zumal 
da  mein  Mann  durch  die  reg.  Herzogin  gehört  hat,  daß 
der  Herzog  das  Buch  verlangte.  Möge  er  doch  so  viel 
Wohlgefallen  daran  haben,  als  wir  an  dem  Bürger  General. 
Sagen  Sie  Ihm  unsre  innigfte  und  gefühltefte  Ehrerbietung. 

Gewiß,  das  Verlangen  Ihn  wieder  zusehen  vermehrt 
sich  von  Tage  zu  Tage  —  und  wir  erkennen  es  oft  mit 
Zufriedenheit  was  wir  an  Ihm  besitzen.  Möge  Er  uns  auch 
ein  wenig  hold  seyn! 

Lavater  ift  vorgeftern  hier  durchgegangen,  er  ift  sehr 
alt  geworden,  gefällt  aber  dadurch  mehr  als  vorher.  Er 
geht  nach  Coppenhagen  um  dort  die  Gelder  Geschichten, 
die  unter  einigen  Prinzen  und  den  Anhängern  vorgehn, 
zu  prüfen ;  ohs  die  wahren  Geißer  seien  ?  u.  das  hat  er  über- 
nommen! Er  war  sehr  eihg  und  unflät  und  verrieth  natür- 
hch  sein  Geheimniß  nicht,  das  bald  bekannt  werden  wird. 

Sagen  Sie  uns  bald  ein  gutes  freundliches  Wort  und 
leben  aufs  hefte  wohl. 

Ihrer  heitern  Mutter  unser  freundschaftliches  Andenken. 

Ihre  C.  H. 

IV.  den  12.  July  9}. 

Wir  haben  Ihnen  nun  für  drei  Ihrer  lieben  Briefe  zu 
danken,  und  für  den  letzten  einen  doppelten  Dank  zu  sagen, 
da  er  eine  so  schöne  Inlage,  den  Brief  von  unserm  Herzog 
enthielt,  der  meinem  Mann  und  mir  große  Freude  machte. 

Wie  oft  habe  ich  Ihnen  schreiben  wollen;  wir  dachten 
aber,  da  wir  keine  Realien  zu  schreiben  haben,  daß  unsre 
Brief  keinen    Reiz   für   Sie   haben   könnten   —   Denn   daß 


I 


30  Neue  Mittheilungen. 


wir  seit  Ihrer  Abreise  durch  das  üble  Wetter  sowohl  als 
jetzt  durch  die  ungewohnt  hohe  Sonne,  ftark  hvpochonder 
sind,  ift  wohl  keine  wissenswerthe  Neuigkeit.  Indessen 
sind  die  Zerstreuten  Blätter  zu  Stande  gekommen,  und  da 
ich  der  Spediteur  davon  bin ,  so  sende  ich  Ihnen  Ihr 
Exemplar;  es  sind  einige  Stücke  darunter  die  Sie  noch 
nicht  im  Manuscript  gesehen  haben.  Unser  Herzog  wird 
jetzt  bei  dem  entsetzlichen  Bombardement  keine  Luft  haben 
in  irgend  ein  Buch  zu  sehen.  Sollte  Er  indessen  hinein- 
sehen wollen,  so  bittet  mein  Mann  es  Ihm  gefälligfl:  zu 
geben. 

O  wie  gern  möchten  wir  einmal  mit  Ihnen  eine  Pro- 
menade machen  und  Sie  auf  einige  Tage  von  dem  fürchter- 
lichen Schauspiel  wegrücken! 

Daß  Ihnen  die  Arbeit  an  Reinecke  und  der  Optick 
wohlgelingt,  freut  uns  sehr.  Erhalten  Sie  sich  diese 
Schöpfersfreude  mitten  in  der  Zerftörung  und  bringen  uns 
eine  Beute  Ihres  Geiftes  mit,  wenn  die  meiflen  arm  und 
krank  nach  Hause  kehren. 

Mein  Mann  ift  seit  dieser  Woche  sehr  emsig  an  einer 
theologischen  Schrift,  dem  dritien  Wunder  in  der  Christ- 
lichen Kirche;  ich  habe  ihm  schon  einigemal  vorgelesen, 
und  ich  glaube  faft  daß  er  mit  Zungen  redet.  Ich  denke 
und  weiß  es,  daß  dieses  Schriftchen  Ihnen  gefallen  wird" 
Wären  Sie  nur  schon  wieder  bei  uns.  Gewiß,  unsre 
Exiftenz  ill:  näher  aneinander  geknüpft  als  wirs  uns  sagen 
wollen,  und  das  ift  doch  eine  Sünde  gegen  den  heiligen 
Geift  so  ftumm  zu  seyn.  Von  ohngefähr  ift  ein  Büchelchen 
in  unser  Hauß  gekommen,  Durchfli'ige  durch  Deutschland 
Niederlande  und  Frankreich;  es  ift  schön  geschrieben  und  sehr 
interessant  wegen  dem  was  über  die  Reichsftädte,  ihre 
Induftrie,  Glück  und  Schicksal  gesagt  wird.  Der  Autor  hat 
gesunde  Augen  und  ein  gesundes  Herz.  Wie  muß  man  die 
Deutschen  ihrer  Tugenden  wegen  lieben  oder  vielmehr 
verehren!  lesen  Sie  es  in  einer  guten  Stunde;  Ihrer  Frau 
Mutter  werden    die  20  gr   die  es  koftet    nicht  gereuen,   es 


Briefe  Herders  und  der  Herderschen  Familie  an  Goethe.    31 

ift  auf  Poftpapier  gedruckt,  und  sie  wird  es  mit  Patriotis- 
mus lesen. 

Den  lieben  verfländi^en  Meier  sehn  wir  zu  wenis; 
Kommen  Sie  nur  bald^  damit  das  Uhrwerk  der  Gesell- 
schaft wieder  in  Ordnung  kommt.  Die  guten  Götter 
seien  mit  Ihnen  liehfter  Freund.  C.  H. 

Der  Auguft  hat  mitschreiben  wollen,  das  Päckchen  muß 
aber  fort  und  er  ift  noch  in  der  Schule.  Lassen  Sie  sich 
aufs  befle  von  ihm  geküßt  se^-n.  Er  ift  nach  seiner  Con- 
firmation  ziemlich  brav  geworden. 

17. 

Ich  kann  Dir  nichts  mitsenden,  lieber  H.  und  Fr.  als 
einen  guten  Gruß,  daß  es  Dir  wohlgehe.  Es  ift  jetzt  heiß; 
und  Ihr  macht  dem  armen  Mainz  noch  heisser.  Der  H.  Boni- 
facius  wird  sich  im  Grabe  umkehren,  und  euch  alle  Malefacii 
nennen.  Es  ift  indeßen  gut,  daß  die  Fremden  aus  den 
Grenzendes  H.Reichs  getrieben  werden;  nur  Ihr  taftet  auch 
das  unheilige  Reich  nicht  an,  und  laßt  sie  einander  würgen. 

Hier  ift  alles  in  Statu  quo.  Wir  bombardiren  nicht 
und  werden  nicht  bombardiren.  St.  Peter  und  Paul  fteht 
noch,  und  mein  unförmliches  Pult  fteht  auch  noch,  von  dem 
ich  mich  wenig  entferne.  Das  Jahr  ift  Rosenreich:  denn 
je  später,  defto  mehr  Rosen.  Meyer  ift  an  seiner  Abhand- 
lung hat  aber  noch  nichts  produciret;  er  redet  darüber 
sehr  verftändig.  Die  Herzoginnen  sind  wohl;  die  H.  Mutter 
aber  körperlich  mehr,  als  die  reg.  Herz.  Meinem  Auge 
gefällt  ihr  Ansehen  nicht  ganz;  sie  leidet  im  Innern,  u. 
wer  wäre  da  ganz  gesund?  Es  sei  denn,  dass  man  am 
Reineke  dichtet. 

Lebt  also  wohl,  edler  Herr,  und  empfehlt  mich  dem 
Herzoge  zu  einer  guten  Stunde.  Mein  chriftliches  opus 
w^ird  Euch  sowohl,  hoffentlich,  als  der  chriftl.  Welt  wohl- 
thun.  Lavater  ift  seine  Hebamme ,  ohne  daß  Er  und 
ich  es  wußte.  Es  war  so  ein  Funke  unter  der  Asche 
geblieben.  Denn  die  Heiligen  und  Krieger  laßen  Funken. 
Optimum  vale. 


:>^ 


Neue  Mittheilungen. 


i8. 

[Ende  September  i/p4-J 

Gleini  sendet  Ihnen,  »dem  Verfasser  Eines  lieblichen 
Liedes«  sein  Hüttchen.  »Für  seine  größern  Werke, 
seinen  Gros  Kophta,  seinen  Reineke,  seinen  Tasso  habe  er 
nichts«. 

Auch  hat  H.  D.  Dorl  in  Gotha,  der  Gottfrieds  Stuben- 
freund  gewesen  war,  beikommende  Dissertation  Ihnen  zu 
geben,  mir  aufgetragen. 

Ferner,  folgt  der  Brief  von  Jacobi.  Es  geht  Ihnen  so 
wohl  bei  Ihren  Heiligthümern,  daß  Sie  die  ganze  Welt 
vergessen. 

Leben  Sie  denn  recht  wohl!  C.  H. 

Neuenburg  d.  22""  Novemb.  1794 
Befter  H  Geheimerath  Goethe. 
Vielleicht  würde  es  Ihnen  mehr  Freude  machen,  wenn 
ich  diesen  Brief  französisch  schriebe;  ich  kann  mich  aber 
darinn  doch  noch  nicht  so  geläufig  ausdrücken,  um  Ihnen 
meine  Liebe  ganz  so  zu  beweisen  wie  ich  es  wünschte. 
Befter  Herr  Geheimrath  Göthe  gewiß  noch  immer  denke 
ich  an  Sie,  und  kann  nie  aufhören  dies  zu  thun,  denn 
Sie  haben  mir  so  viel  Gutes  immer  erwiesen  wovon  ich 
jetzt  erft  den  Werth  davon  einsehe,  da  ich  von  Ihnen  ent- 
fernt bin.  Für  alle  ihre  schönen  guten  Lehren  muß  ich 
Ihnen  den  herzlichsten  Dank  sagen,  und  Sie  bitten  mich 
auch  jetzt  noch  lieb  zu  behalten.  Hier  in  der  schönen 
reinen  Schweizerluft  befinde  ich  mich  sehr  wohl,  ich  be- 
fteige  Berge  Felsen  Wälder  und  W' lesen  und  ergötze  mich 
an  ihnen  aufs  befte.  Vorzüglich  viel  Vergnügen  aber 
macht  mir  der  schöne  grüne  glänzende  See.  Er  hat 
merkwürdige  Sachen  in  sich,  die  schönften  Vögel  u. 
Fische.  Die  schönften  gerollten  Kiesel ,  besonders  von 
Granit,   wovon  eine  Art  eine  schöne  grünliche  Farbe  hat. 


Briefe  Herders  und  der  Herderschen  Familie  an  Goethe.   3^ 

und  die  schönften  Verfteinerungen.  Beynah  alle,  und  das 
eine  unzähliche  Menge,  sind  von  Seethieren.  Welche  große 
Revolution  muß  da  einmal  sich  zugetragen  haben.  Auch 
treibe  ich  die  Botanick  und  das  Zeichnen  hier  wieder  sehr 
und  mit  vieler  Luft;  ich  wünsche  nur  daß  ich  Sie  fleißiger 
besucht  hätte,  um  noch  mehr  von  Ihnen  gelernt  zu  haben. 
Doch  welche  schöne  Hoffnung  ift  vor  mir  Sie  bald  wieder- 
zusehen, unterdeßen  aber  will  ich  mir  alle  Mühe  geben, 
um  so  zu  Ihnen  zu  kommen,  daß  ich  mich  nicht  vergeblich 
von  Ihnen  getrennt  habe.  Wie  will  ich  mich  dann  freyn, 
wenn  ich  wieder  bei   Ihnen  seyn,   und  Ihnen  sagen  kann 

daß  ich  bin  t,  .         , 

Ihr  ewig  gehorsamer 

Auguft  Herder. 

Ich  grüße  alles  herzHch  was  sich  meiner  erinnert,  besonders 
meinen  kleinen  Freund  Auouft. 


20. 

Hier  ift  Augufts  Br.  mit  beftem  Dank  zurück.  Der 
junge  Mensch  bewegt  mein  Innres  bei  jedem  Br. 

Auch  seine  Adreße.  Du  wirft  ihm  eine  große  Freude 
machen  mit  einem  Br. 

Hier  auch  das  menschHche  A.  B.  C.  der  Kunft,  von 
dem  ich  einmal  sprach.  Habe  die  Güte  es  anzuschauen. 
Unter  Meyers  Censur  ifts  gewesen. 

Unsre  Trennung,  hoff"e  ich,  ift  nur  ein  periodischer 
Schein.  Mein  Gemüth  weiß  nichts  von  ihr,  und  begreift 
sie  nicht.  In  mir  ift  kein  Staubkörnchen  verändert.  Freitag, 
wenn  Du  es  erlaubft  erscheine  ich  in  der  Gesellschaft. 
Lauter  Unseligkeiten   haben   mich   bisher  dran  verhindert. 

O  der  Kälte.     Man  kann  nicht  die  Finger  regen. 

Vale 

H. 

Goethe-Jahr Bi-CH    Vlll.  J 


34  Neue  Mittheilungen. 


21. 

Neiichätel  1.  4"'"'  Janvier  17 ^J. 
Monsieur! 

C'est  rinclination  &  la  reconnoissance  plutot  que  la 
coutume  &  la  bienseance  qui  me  donnent  la  plume  dans 
la  main  pour  Vous  feliciter  au  nouvel  an.  II  seroit  trop 
commun  si  je  Vous  voulois  detailler  tous  les  voeux  que 
je  fais  pour  Votre  bien-etre  &  Votre  bonheur.  Mais  malgre 
cela,  je  ne  puis  pas  Vous  cacher  ce  qui  est  si  souvent  l'ob- 
jet  de  mes  souhaits  quand  je  pense  ä  Vous :  C'est  ce  que 
Vous  ne  me  refusez  point  Votre  souvenir  &  Votre  bien- 
veillance.  Je  Vous  en  prie  autant  que  de  me  pardonner 
toutes  les  fautes  que  j'ai  faites  assez  souvent  par  ma  le- 
gerete  &  mon  inattention.  Soyez  sür  que  je  me  donne 
toutes  les  peines  possibles  de  me  rendre  digne  de  Tarnitie 
que  Vous  m'avez  incessament  temoignee.  Je  voudrois 
seulement  que  je  Vous  pusse  envoyer  quelque  chose  de  la 
physique  Neuchateloise  pour  Vous  en  faire  un  petit  plaisir; 
mais,  comme  la  nature  est  mise  ä  present  par  Phyver  dans 
une  espece  de  sommeil,  ayez  la  bonte  de  Vous  contenter 
pour  quelque  temps  d'une  seule  Observation,  qui  pourroit 
interesser  Vos  recherches  sur  les  couleurs.  C'est  tres 
souvent  que  j'ai  remarque  sur  notre  lac  de  grandes  raies 
d'une  couleur  rouge  foncee  qui  s'approche  du  violet,  presque 
de  la  couleur  de  vin  rouge.  Ces  rayons  sont  effectues  sans 
doute  par  l'ombre  des  nuages  car  toujours  si  l'on  le  re- 
marque le  ciel  est  clair  &  bleu,  &  il  fait  en  meme  temps 
un  vent  qui  pousse  les  nuages,  avec  lesquel  sces  raj-ons  dis- 
paroissent  tout-un-coup.  D'ailleurs  la  couleur  du  lac  est 
d'une  jolie  verdure  d'ont  l'aspect  est  extremement  joyeux. 

Si  cela  s'arrivoit  aussi  dans  la  mer  mediterranee,  je  me 
voudrois  bien  expliquer  cette  expression  qu'on  trouve  si 
frequemment  dans  1' Homere,  quand  il  dit  J2x£«ro?  oivoifj. 
Je  me  pourrois  aussi  bien  expliquer  ce  phenomene  si  je 
savois  encore  Votre  traite  sur  l'optique.  Mais  je  Vous 
prie  de  recevoir  cette  remarque  avec  la  meme  amitie  avec 


Briefe  Herders  und  der  Herderschen  Familie  an  Goethe.  35 

la  quelle  je  Vous  le  donne,    &   peut-etre   que    Vous   m'en 

faites  meme   une   explication,   si  Vous  voulez  me   donner 

un  moment  pour  que  je  puisse  voir  que  Vous  aimez  encore 

Votre 

Auguste  Herder. 

Ayez  encore  la  honte  de  hien  faire  mes  compliments  ä  tous 

mes  amis,  surtout  ä  mon  eher  petit  Auguste. 

22. 

Verehrtester  Herr  Geheimrath! 
Theuerßer  Freund 

Lassen  Sie  mich  diesen  lieben  Nahmen  nach  so  langer 
Zeit  wieder  gebrauchen.  —  Sie  haben  ihn  ja  selbfl  in  mich 
gegraben;  ich  fühlte  es,  da  ich  Sie  in  Weimar  wiedersah, 
daß  die  Jugend  Eindrücke  unauslöschlich  und  heilig  sind. 
Ja,  sie  Werdens  mir  se3'n  und  bleiben.  O  wäre  er  doch 
weit  entfernt  der  unfreundliche  Genius,  der  sich  dazwischen 
geschoben  hat,  und  die  geistigen  Bande  geftört  hat. 

Bey  allen  meinen  Arbeiten  denke  ich  so  gern  an  Sie, 
<laß  mein  ganzes  Leben  es  Ihnen  sagen  möge,  w'ie  sehr 
ich  Sie  liebe  und  verehre. 

Nehmen  Sie  diese  hiebeifolgende  kleine  Arbeit  mit 
Güte  auf;  sie  wurde  mir  während  der  \'erfertigung  äußerll: 
angenehm,  da  ich  an  Sie  dachte.  Die  Risse  sind  richtig, 
da  ich  selbft  zu  verschiedenen  malen  auf  diesen  bevden 
Gruben  gefahren  bin,  um  diese  Sätze  auszumeßen. 

Mende's  Tod  ift  für  Freiberg  und  den  ganzen  säch- 
sischen Bergbau  ein  großer  Verluft  gewesen ;  denn  er  war 
es,  der  die  Schwerfälligkeit  der  ehemaligen  Maschienen  ge- 
mindert, und  beynahe  an  allen  Maschienen  durch  kleine 
Vorrichtungen  Kraft  erspart.  Unter  den  vielen  nenne  ich 
nur  die  Vcrbeßerung  der  Pferdegöpel,  der  Kunstgezeuge 
mitVorgelege,  und  der  Feld-  undStreckengeftänge  und  ferner. 

Je  mehr  ich  in  das  Studium  des  Bergbaues  eindringe, 
■deflo  mehr  intereßirt  es  mich,  defto  melir  fühle  ich  aber 
auch,  wie  weitläufig  es  ift.    Die  Collegia  bey  Werner,  der 


36  Neue  Mittheilungen. 


sich  Ihnen  mit  Hochachtung  empfiehlt,  und  das  Befahren 
der  Gruben  haben  den  meilten  Reiz  für  mich ,  und  ich 
wünschte  nur,  daß  ich  mit  mehrern  meiner  Arbeiten  Ihnen 
Freude  machen  könnte. 

Daß  Sie  meiner  Mutter  die  Sorge  um  mich,  so  freund- 
schafthch  haben  erleichtern  helfen,  fühle  ich  mit  dem  zärt- 
lichften  Danke.  Wenn  die  allzugroße  mütterliche  Liebe 
gefehlt  hat,  die  der  Welt  unkundig  ift,  so  weiß  gewilS 
Ihre  Freundschaft  es  nach  und  nach  ins  beßre  Gleiß  zu 
bringen.  Ich  weiß  daß  dies  meiner  Mutter  manche  bittre 
Stunde  verursacht  hat.  Ich  glaube  fafl  an  ein  Verhängniß. 
Vielleicht  mußte  alles  so  kommen,  ich  hätte  weder  in 
Weimar  noch  Jena  diese  Kenntniße  erlangt,  zu  denen  ich 
hier  Gelegenheit  habe.  Das  gute  Glück  helfe  mir  mein 
Ziel  erreichen. 

Ich  empfehle  mich  Ihrem  Wohlwollen,  und  Ihrer  un- 
schätzbaren Freundschaft  und  Liebe  aufs  herzlichfte. 

Ihr  Wolfg.  Aug.  Herder. 

Madem.  Vulpius,  Herrn  Profeß.  Meier  u.  dem  guten 
Auguft  bringen  Sie  mich  ins  Andenken. 

Freiberg.  d.  8-'"  De:(.  1798. 

23. 
Salve  ! 

Der  Prinz  Auguft  überschickt  beikommendes  Bild,  das 
sich  im  Nachlaß  seiner  Schwefter  gefunden,  um  die  Weisen 
in  Weimar  über  seinen  myftischen  Inhalt,  insonderheit 
das  X  g;  7j  zu  vernehmen,  mit  namentlichen  Aufträgen  u> 
Grüßen  an  Dich,  den  Erzweisen. 

Von  der  geh.  Czlei  sind  beikommende  Acta  ohne 
weitere  Bemerkung  an  mich  überschickt  worden.  Da  der 
Verfolg  derselben  bei  Dir  ifl,  übersende  ich  sie,  entweder 
zur  Retradition  oder  zu  weiterer  Nachricht.  Was  sollen 
sie  bei   mir?     Ich   bitte   um    ein   accepisse   in  zwei  Zeilen. 

Geftern  habe  ich  4  Gesänge  Deiner  Helden  Dorothea 
u.  braven  Hermann  gehört;  mit  großer  Freude. 

Opt.  vale.  H. 


I 


Charlotte  v.  Schiller  an  Goethe.  37 

VI.  Briefe  von  Charlotte  vox  Schiller. 

24. 

Jena  den  Sten  Juni  ^j. 

Da  die  Vollendung  des  Centauren,  Schiller  heute  ganz 
von  der  übrigen  weit  trennt,  u.  er  Ihnen  gern  ein  lebens- 
zeichen  geben  möchte,  so  trägt  er  mir  auf  Sie  herzlich 
zu  grüßen  in  seinen  Nahmen,  u.  Ihnen  zu  sagen  daß  er 
sich  erträghch  befände.  Sein  Fieber  hat  doch  keine  Folgen 
gehabt,  u.  es  ift  bey  diesen  einen  Anfall  geblieben.  Schiller 
wünschte  sehr  daß  Sie  jezt  hier  wären,  u.  daß  er  sich 
recht  mit  Ihnen  aussprechen  könnte,  wir  machten  uns 
liofnung  Sie  würden  vielleicht  den  guten  Gedanken  aus- 
führen u.  noch  einmal  zu  uns  kommen  ehe  Sie  Ihre  Reise 
nach  den  dunkeln  Fichtenwäldern  antreten.  Daß  Sie  uns 
willkommen  wären  wißen  Sie  hoffentlich,  auch  ohne  meine 
Versicherung. 

Wir  sind  aufs  neue  von  Humbolds  getrennt,  denn 
Carl  hat  die  Masern  wircklich  bekommen,  aber  er  ift  recht 
erträglich,  u.  hat  ein  mäßiges  Fieber  biß  jetzt,  u.  ift  nicht 
übel  disponirt,  so  daß  ich  hoffe  es  wird  so  fort  gehen,  u. 
€r  es  bald  überlfanden  haben. 

Leben  Sie  wohl,  u.  denken  unser  oft,  bev  Ihren  Wan- 
derungen, u.  bleiben  Sie  nicht  so  lange  aus  unsern  Ge- 
benden, daß  wir  Sie   bald  wieder  bey  uns  sehen,   u.  Seyn 

Sie  recht  herzlich  von  mir  gegrüßt. 

Lotte  Schiller. 

25- 

Jena  den  ijten  Juli  pj. 
Damit  Sie  unter  der  schönen  bunten  Welt,  die  Sie 
umgiebt,  auch  an  Ihre  einsamen  Freunde  erinnert  werden, 
so  schreibe  ich  Ihnen,  da  es  Schiller  selbft  nicht  kann. 
Ich  soll  Ihnen  die  heften  Grüße  von  ihm  sagen,  er  wird 
es  hoffentlich  bald  selbft  thun,  Heute  ift  er  nicht  so  wohl 
daß  er  etwas,  was  ihm  intereßirte  vornehmen  könnte, 
seit    IG  tagen   regen   sich  die  Krämpfe   heftiger,   und    seit 


i 


38  Neue  Mittheilukgen. 


vorgeftern  wo  ein  flarker  Anfall  kam  iH:  er  noch  sehr  an- 
gegriffen, u.  muß  unthätig  sein.  Das  feuchte  trübe  Wetter 
hat  keinen  guten  Einfluß  auf  ihm,  u.  mag  wohl  die  Haupt- 
ursache seyn. 

Wir  werden  jezt  recht  an  unser  nördliches  Clima 
erinnert  u.  Everdingen  brauchte  nicht  erfl  in  Norwegen 
die  trüben  grauen  wölken  aufzusuchen,  er  würde  sie  hier 
recht  gut  ftudieren  können.  Ich  wünsche  sehr  daß  es 
Ihnen  mag  wohl  seyn,  u.  Sie  nichts  ftören  damit  Ihnen 
die  Cur  recht  heilsam  werden  kann. 

Sie  sind  doch  nun  vierzehn  tage  in  Carlsbad,  ich  zehle 

die   tage   recht,    es   ift  mir  gar   nicht  so  heimlich  daß  Sie 

uns  nicht   so  nahe  sind,   daß    die  Möglichkeit  Sie    bald  zu 

sehen  nicht  da  ifl.     Ich   freue    mich   recht    wenn   Sie   uns 

Ihr  Abentheuer  erzehlen,  u.  wieder  bey  uns  sind.    Bleiben 

Sie  ja  nicht  länger  dort  als  Sie  sich  vorgenommen.  Leben 

Sie  wohl,  u.  denken  unser  oft. 

Lotte  Schiller. 

'6. 

Jena  den  16.  Noi'.  pj. 

Wir  möchten  gern  wißen  wie  Sie  leben,  u.  wie  Sie 
alles  bey  sich  zu  hause  gefunden.  Da  Schiller  heute  wie 
alle  die  tage  her  so  preßante  Geschcäfte  für  die  Hören 
hatte,  so  konnte  er  nicht  selbft  schreiben.  Es  hat  uns  recht 
weh  gethan  daß  Sie  uns  so  schnell  verlaßen  mußten, 
kommen  Sie  doch  ja  bald  wieder,  daß  wir  wieder  recht 
luftig  seyn  können.  Wenn  Sie  unter  Ihre  Kunftwerke 
suchen  u.  finden  vielleicht  etwas  von  dem,  was  Sie  mir 
vorigen  Sommer  versprochen,  nehmlich  was  mir  nüzlich 
wäre  zum  Copieren,  so  würden  Sie  mich  sehr  damit  er- 
freuen. Sie  sagten  mir  vorigen  Sommer  daß  Sie  unter 
Ihren  Reichthümern  nachsehen  wollten,  u.  trugen  mir  auf 
Sie  wieder  daran  zu  erinnern,  Sie  werden  mir  also  ver- 
zeihn  daß  ich  es  thue.  Ich  habe  aber  gar  großen  Trieb 
zum  zeichnen,  u.  möchte  nicht  gern  etwas  zweckloses 
anfangen,   wo   ich    nicht   auch   dabey   etwas   lernen   kann. 


Charlotte  v.  Schiller  an  Goethe.  39 

Es  giebt  so  schöne  heitre  tage  jezt  u.  von  meinen  Fenftern 
habe  ich  viel  licht,  u.  kann  also  die  hellen  Stunden 
benuzen. 

Leben  Sie  wohl,  Schiller  grüßt  Sie  herzhch  u.  wünscht 
bald  von  Ihnen  zu  hören,  u.  gute  Nachrichten. 

L.  Schiller. 

27. 

[Anfang  April  pj.J 

Ich  muß  Sie  schriftlich  begrüßen,  in  meinen  u.  Schillers 
Nahmen,   ich  hoffe  Carl  hat    es  geftern  auch  ausgerichtet. 

Ich  bin  noch  hier,  da  ich  mit  den  Wagen  von  Alex. 
Humbold  zurück  fahre,  so  wird  es  erft  Morgen  geschehen 
daß  ich  abreise.  Ich  habe  Schiller  wohl  verlaßen,  ob  es 
ihm  gleich  ganz  fremd  vorkömmt  Sie  nicht  zu  sehen,  wie 
mir  auch.  Leben  Sie  wohl  u.  haben  Sie  etwas  zu  beftellen 
so  geben  Sie  mir  die  Aufträge,  wenn  ich  Sie  nicht  noch 
hier  sehen  sollte.  L,  Schiller. 

28. 

[Jan.  1799.] 

Ich    beklage   recht    daß    Ihnen    auch    die    Plagen  der 

Krankheit  zu  theil  gew'orden  sind,  und  daß  wir  Sie  geflern 

nicht  in  der  Comödie  gesehn  haben.    Auch  Schiller  wurde 

teim  Hingang  in  das  Theater   dem  er  freventlicher  weise 

zu  Fuß   unternehmen   w^oUte  nicht   wohl,    hielt   sich   aber 

doch  ziemlich  in  der  Oper,    doch   hat  er  nun  diese  Nacht 

dafür  gebüßt  und  nicht  geschlafen.    Er  hat  mir  aufgetragen 

ihm  bey  Ihnen  zu  entschuldigen  daß  er  seine  Aufwartung 

nicht  machen  könne  diesen  Mittag,  er  will  sich  heut  ganz 

zu  Hause   aufhalten.     Ich   wünschte  von    Ihnen    zu    hören 

daß   Sie   w^ohl    sind.     Leben   Sie   vergnügt  und   gedenken 

unser  beftens.  L.  Schiller. 

29. 

[Juli  1S02.J 

Den  schönften  Dank  für  Ihre  gute,  das  werk  hat  mich 

recht  erfreut,  das  Bedeutende  des  Sinns,  iil:  so  klug  in  das 


40  Neue  Mittheilungen. 


gewöhnliche  des  Lebens  verwebt,  und  jede  Form  der  Dar- 
ftellung  hat  so  beftimmte  Gränzen  u.  fteht  so  rein  abge- 
schnitten vor  dem  Aug,  daß  man  sich  recht  daran  ergötzt. 
Die  schönen  Stanzen,  haben  mich  bewegt,  besonders  aber 
ift  mir  die  Stelle  lieb  wo  das  Streben  dem  Himmel  herunter 
zu  ziehen  so  schön  ausgedrückt  ift,  u.  ausgesprochen. 
Seyn  Sie  herzlich  gegrüßt  ich  wünsche  Ihnen  recht  heitre 
und  glückliche  Stunden  damit  wir  uns  auch  Ihrer  Geiftes- 
thätigkeit  freuen  können,  an  der  wir  so  viel  Antheil 
nehmen.  [^,  Schiller. 

30. 
Montag  früh  [2S?  Mär:;^  iSo^.J 
Ich  muß  Ihnen  Befter  Geheimerath,  noch  eine  eigne 
Entschuldigung  von  meiner  nicht  Erscheinung  bey  Ihnen 
sagen,  Schiller  ift  wohl  weniger  krank,  aber  seit  ein  paar 
tagen,  mindert  sich  der  Schmerz  nicht;  Starck  hat  ihm 
zugeredet  herum  zu  gehen,  und  auch  in  der  freyen  luft, 
wenn  die  Sonne  scheint.  Nun  wollen  wir  sehen  was  er 
selbft  will.  Ich  war  auch  kr^nk  in  diesen  tagen,  und  habe 
noch  ein  dickes  Gesicht.  Aber  ich  hätte  meine  Übel  ver- 
geßen  um  diesen  Abend  bev  Ihnen  zn  sein,  wenn  ich 
Schiller  allein  laßen  möchte,  doch  hoffe  ich  sehen  wir  Sie 
bald  ein  andermahl,  und  in  weniger  Gesellschaft,  um  Sie 
beßer  zu  genießen.  Haben  Sie  noch  immer  den  feften 
vorsaz  nicht  auszugehen  ?  Es  wäre  sonft  sehr  freundlich 
von  Ihnen,  wenn  Sie  uns  einen  Abend  schenkten  in  den 
nächften  tagen,  Sie  würden  Schiller  u.  mich  sehr  erfreuen. 

L.  Schiller. 

31- 

[An  Auguft  V.  Goethe.] 

IVeimar  den  iiten  April  iSoS. 
Empfangen   Sie    mit    diesen  Zeilen,   dieses   kleine  An- 
denken, welches  ich  vor  Ihrer  Abreise,  durch  die  Unruhe, 
in  meiner  Familie,  nicht  vollenden  konnte. 


Charlotte  v.  Schiller  an  Goethe.  41 


Ich  hoffe,  daß  das  Andenken  an  mich,  und  meine 
Kinder  länger  in  Ihren  Herzen  ausdauern  wird,  als  diese 
leichte  Arbeit.  Doch  sey  es  Ihnen  indeß  nur  ein  Zeichen, 
daß  ich  gern  habe,  wenn  Sie  unser  denken.  Ich  hoffe  daß 
Sie  Carls  Freund  m  spätem  zeiten  auch  bleiben,  und 
wenn  er  den  männlichen  Alter  entgegen  geht,  wird  er 
Ihnen  wieder  gleichartiger  w^erden  als  in  den  lezten  jähren 
hier  der  Fall  sein  konnte,  weil  Sie  zu  verschiedne  Geschäfte, 
u.  also  auch  Ansichten  haben  mußten  und  während  Sie 
dem  ernftern  nachftrebten,  er  noch  mit  den  Begriffen  seines 
kindischen  Alters  im  Streit  war.  Wenn  er  erft  fühlen 
lernt,  daß  nicht  allein  Antheil  und  liebe,  sondern  auch  ein 
vereintes  Fortflreben  und  Fortschreiten,  Freunde  anei- 
nander feßelt,  so  werden  sich  beyde  Gemüther  in  reifern 
Ansichten  wieder  vereinigen ,  und  so  zusammen  einem 
Zweck  entgegen  ftreben ,  zum  Guten  der  weit  mitzu- 
wirken. — 

Ihrer  verehrten  Frau  Großmutter  sagen  Sie,  daß  unter 
den  wenigen  wünschen,  die  ich  noch,  für  mich  selbfl:  für 
das  leben  im  Herzen  hege,  dieser,  sie  kennen  zu  lernen, 
nicht  der  kleinffe  ift.  Sie  ift  mir  in  so  vieler  Rücksicht 
schon  lieb  u.  werth.  — 

Ihr  lieber  Vater  ift  heut  nach  Jena,  ich  hoffe  er  findet 
dort  mehr  Spuren  des  Frühlings  als  hier,  denn  uns  raubt 
der  Sturm  immer  wieder  die  Hofnung  zum  beßern  werter. 
Aber  Sie  wißen  daß  in  Jena  welches  die  Berge  schüzen 
der  Frühling  immer  früher  erscheint.  Carl  und  Ernft  grüßen 
Sie  herzlich,  und  bitten  um  ihre  liebe.  Wenn  Sie  nach 
Heidelberg  kommen,  so  sagen  Sie  unsern  Profeßor  Voß 
recht  viel  herzliches  von  mir.  Ich  erwarte  in  diesen  tagen 
seine  Freunde.  Erzählen  Sie  ihm  auch,  daß  ich  in  Angft 
war  um  die  Gesundheit  meines  Schwagers,  aber  jezt  habe 
ich  beßre  Nachrichten,  auch  meine  Schwefter  hat  in  Frank- 
furt schon  beruhigendere  Nachrichten  gefunden,  und  ift 
da   mit  Adolf  einem    frohen  wieder   sehen   in  Paris,    ent- 


42  Neue  Mittheilungen 


gegen  gegangen,   welches   mich   sehr  beruhigt,     leben  Sie 
wohl  und  gedenken  meiner  immer  freundlich ! 

Charlotte  v.  Schiller 
gebohrne  von  Lengefeldt. 

[Darunter  von  der  Hand  Augusts  v.  Goethe :  erhalten 
d.  ijten  April  1808.] 

32. 

Mittwoch  früh  den  2(^ten  Juli  18 11. 

Da  man  seinen  Freunden  gern  etwas  gutes  sagen  soll, 
wenn  man  es  ihnen  nicht  immer  zeigen  kann,  im  leben, 
was  man  wünschen  und  sagen  möchte,  bey  großen  Be- 
gebenheiten, so  muß  man  sich  selbft  die  Freude  machen, 
durch  kleine  Zeichen  die  Gesinnung  anzudeuten.  Also  mein 
verehrter  Freund,  bekommen  Sie  heut  diesen  Gruß,  und 
eine  Nachricht  die  Ihnen  freuen  soll.  Am  Sonntag  habe 
ich  unsere  verehrte  Herzogin  gesehen,  sie  ließ  uns  alle  am 
Hof  einladen,  ich  glaubte  sie  sizend  zu  finden,  sie  fland 
aber  fefl  unter  uns,  und  nur  ein  kleiner  Stab,  war  zuweilen 
ihre  Stüze.  sie  sieht  nicht  angegriffen  aus^  wie  man  es 
nach  einem  beschwerlichen  Lager  doch  erwarten  sollte. 

Ich  sagte  Ihr,  daß  Sie  sich  ihren  Unfall  sehr  zu  Herzen 
genommen  hätten,  da  trug  sie  mir  auf,  sie  Ihnen  sehr  zu 
empfehlen,  und  daß  sie  mit  Rührung  Ihren  Antheil  em- 
pfände, u.  Ihnen  dafür  dankte. 

Die  Hoheit  sieht  blühend  und  liebenswürdig  aus,  und 
nur  ihre  Geftalt  mahnt  einem  an  das  was  ihr  bevor  fteht. 
Ich  bin  froh  beyde  Fürstinnen  hier  zu  wißen,  nach  so  vielen 
Unannehmlichkeiten,  und  glaube  auch  es  ift  die  höchfte 
Zeit  daß  die  Grosfürftin  kommen  konnte. 

Es  hat  mich  sehr  erfreut  Sie  wieder  zu  sehen  Theurer 
Freund.  Wenn  ich  nicht  die  ruhige  zwanglose  Exifl:enz  in 
Jena  im  Geift  mit  Ihnen  theilte,  so  möchte  ich  wohl 
wünschen,  Sie  in  den  Mauren  Ihres  Gartens  zu  wißen,  da- 
mit  wir   Ihnen   auch   sehen   könnten.     Aller  Seegen  Ihres 


Charlotte  v.  Schiller  am  Goethe.  43 


Genius  ruhe  auf  Ihnen,  und  der  Gedanke   an  Ihre  Freun- 
dinnen bleibe  Ihrem  Herzen  nicht  fern. 

Charlotte  Schiller. 

->  -» 

Mittiv  och  früh.  [2.  Febr.  1S14.J 

Ihr  Billet  theurer  verehrter  Freund!  ift  mir  eine  freund- 
liche Erscheinung  gewesen  und  ich  habe  mit  Rührung  Ihren 
Antheil  empfunden.  In  der  Freundschaft  des  lieben  Sohnes 
für  Ernft  habe  ich  manchen  troft  schon  empfangen,  denn 
es  ift  mir  so  heb  wenn  die  Söhne  das  Band  das  die  Väter 
so  schön  verbunden,  weiter  ausdehnen,  und  dadurch  wie 
unser  geliebter  Meifter,  so  schön  sagt  ein  Rother  Faden 
sich  durch  das  Gewebe  des  Lebens  zieht,  der  immer  hell 
und  freundlich  in  die  dunkeln  Farben   eingreifen  möge.  — 

Jede  Aufregung  zu  eignen  Fleiß  und  Thätigkeit,  und 
zu  Beförderung  beftimmter  Geschäfte,  ift  mir  sehr  will- 
kommen für  Ernft.  Ihre  Empfehlung  werde  ich  dankbar 
erkennen.  — 

Ich  habe  eine  Art  Schmerz  in  mir  über  das  Schicksal 
der  zwev  Bücher  des  lieben  lebens  unsres  Meifters.  Meine 
Ehrfurcht  für  jede  zeile,  die  ich  mit  einer  Art  liebe  im 
Herzen  behalten  möchte  machte  mir  diesen  Besiz  auf 
schwarz  und  weiß,  heilig.  Und  ich  habe  ihm  ungern  dem 
Zufall  eines  wandernden  Heers  ausgesezt  gesehen.  Und 
doch  war  dies  Gefühl  dem  guten  Wollzogen  eine  freund- 
liche Stunde  zu  bereiten,  auch  erfreuend. 

Ich  habe  jezt  seiner  Obhut  das  heiligfte  was  ich  habe, 
Carls  Schicksal  anvertraut,  und  gönn  ihm  daher  auch  diese 
Freude,  doch  hätte  ich  es  erft  wieder  in  Ihre  Hände  über- 
geben mögen,  u.  Ihre  Erlaubniß  haben.  — 

Ich  werde  Sie  bald  einmahl  um  die  Erlaubniß  er- 
suchen Sie  besuchen  zu  dürfen,  weil  ich  Ihnen  so  etwas 
•artiges  über  die  Insel  Rügen  aus  einem  Briefe  unsrer  Erb- 
prinzeßinn  von  Mecklenburg  mittheilen  möchte.  —  Aller 
Seegen  der  Freundschaft  sey  mit  Ihnen. 


I 


44  Neue  Mittheilungen. 


Ich  hoffe  Sie  hören  nur  gutes  von  dem  heben  Sohn. 
Ich  bin  recht  begierig  wie  er  jezt  Franckfurt  findet,  nach 
so  mannichfachen  Erschütterungen. 

Charlotte  v.  Schiller. 

34- 
Dienßag  früh    [lo.  Mai  1S14.J 

Sie  vergönnen  mir  hoffe  ich,  verehrter  Freund,  daß 
ich  meinen  Dank  für  Ihr  Geschenck  Ihnen  auch  schriftlich 
wiederhole.  Es  ift  mir  selbfl:  eine  Beruhigung  in  diesen 
Zeilen  meine  Gefühle  auszudrücken,  denn  die  Worte  ver- 
hallen so  schnell.  Und  der  bleibend  tiefe  Eindruck  den 
das  Anschaun  eines  solchen  Schazes  gewährt,  möchte  mehr 
wie  Worte  finden  können  um  anzudeuten  was  das  Herz 
fühlt. 

Welche  neue  reiche  Welt  hat  unser  geliebter  Meiffer 
unsern  Blicken  eröffnet !  und  wie  schön  führt  er  uns  in 
den  labyrinthen  des  Lebens  herum,  deßen  Anschauen  und 
Beobachten  nun  uns  gegeben  ift.  Und  wie  reich  sind  wir, 
daß  wir  die  Bilder  die  er  uns  vorführt  mit  anschauen 
können,  und  der  Nachklang  deßen  was  Ihm  erfreut,  und 
bewegte  wirkt  nun  wie  ein  mit  erlebtes  Schauspiel  auf 
das  theilnehmende  Herz.  Die  Zueignung  von  Fauft,  die  mir 
so  heilig  ift,  spricht  mir  immer  dabe}-  im  Herzen.  Ich  habe 
mich  ganz  vergessen,  und  mit  Ihnen  gelebt^  und  je  näher 
man  diesen  Aufgehäuften  Schaz  von  Ansichten,  und  Be- 
kenntnissen, wie  Erfahrungen  treten  kann,  je  reicher  fühlt 
man  sich  selbft.  Ich  möchte  Ihnen  über  jedes  Einzelne, 
was  mich  ergriff  ■  sprechen  können ,  wie  ichs  empfinde. 
Wie  lebendig  wird  einem  jede  Ihrer  Umgebungen;  von 
den  lieblichen  Erscheinungen  der  Predigers  Familie,  von 
den  wunderschönen  Schilderungen  der  Natur  des  südlichen 
Deutschlands,  von  den  klaren  blauen  Himmel,  und  er- 
frischenden Grün,  bis  zu  den  Ernfthaften  Kammergericht 
in  Wezlar,  ift  alles  lebendig,  und  bedeutend.  Lavater,  Lenz, 
Merck,  Klinger,  sind  wieder  gegenwärtig,  und  man  seegnet 


Charlotte  v.  Schiller  an  Goethe.  45 


das  ftille  friedliche  Scheiden  der  frommen  Freundin,  wie 
man  ihre  schöne  Seele  ehrte.  Die  Erscheinung  unsres 
Freundes  Knebel  kam  mir  ganz  unerwartet^  und  ich  wußte 
nicht,  daß  Er  der  Erfte  war,  der  Sie  an  Weimar  anschloß. 
Die  Jacobische  Familie,  das  bewegl.  geiftvolle  Leben,  und 
er  selbft  sind  mir  auch  recht  lebendige  wie  der  Cirkel 
der  Frau  von  La  Roche,  der  mit  wenigen  Pinselstrichen, 
ihr  und  ihres  Mannes  ganze  Exiftenz  ausspricht. 

Aber  man  folgt  auch  eben  so  gern  den  Erscheinungen 
des  Gemüths,  und  theilt  wieder  so  lebendig  die  Gefühle 
der  Jugend  und  der  Leidenschaft,  die  im  Herzen  auf  und 
ab  fteigt,  als  wenn  der  Meifter  es  erif  alles  empfunden 
hätte,  darinn  bewährt  sich  recht  die  Meifterschaft  daß  wir, 
die  zu  spät  in  den  schönen  Kreis  dieses  Lebens  eintraten 
doch  mit  in  der  Vergangenheit  durch  das  Gefühl  leben 
können.  Und  dafür  müßen  Ihnen  Ihre  Freundinnen,  unter 
denen  ich  nicht  gern  die  lezte  seyn  möchte  recht  innig 
danken. 

Aller  Segen  Ihres  Geiftes  sey  mit  Ihnen  theurer  Freund 
möchte  der  trübe  kalte  Maytag  Ihnen  nicht  schädlich  sein 
so  wie  er  uns  traurig  ift,  denn  die  Blüthen  verderben,  u. 
die  Nachtigallen  schweigen! 

Leben   Sie  wohl,   und   erhalten   mir   Ihr    Wohlwollen 

und  Freundschaft.  r-i      1  c  1  -n 

Charlotte  Schiller. 

den  20ten  Mär^  181  j. 
Ihre  Zeilen  verehrter  Freund!  mit  der  geiflvollen 
Sendung  begleitet,  haben  mir  doppelte  Freude  gemacht, 
theils  weil  ich  so  lange  nichts  von  Ihnen  sah,  und  über 
den  Zustand  Ihrer  Gesundheit  mich  gern  beruhigt  hätte, 
weil  ich  meinen  Wünschen  und  Gefühlen  nach,  Sie  immer 
in  ungeftörter  Ruhe  und  Heiterkeit  wißen  möchte.  Theils 
ift  mir  auch  der  Innhalt  dieser  Blätter  sehr  bedeutend.  Ich 
weiß  nichts  zu  erinnern,  weil  Sie  Schillers  Ansichten  so 
schön  ausgesprochen  haben,  über  fremde  Produkte. 


4^  Neue  Mittheilungen. 


Nur  Eine  Stelle  könnte  ich  anders  wünschen,  weil  sie 
gegen  meine  Überzeugung  spricht.  Denn  so  gut  ich  weiß 
daß  die  frühern  Wercke  Schillers  nicht  nach  den  Regeln 
und  Forderungen  der  Kunlt  sind,  und  nicht  für  die  Schranken 
der  angenommnen  Meinungen  berechnet,  so  möchte  ich 
doch  aus  Ihrem  Munde  nicht  gern  vernehmen,  daß  Sie 
diese  wercke,  Produktionen  der  Roheit  wie  des  Unwillens 
nenneten. 

Schillers  ganze  läge,  und  die  Eindrücke  die  er  erhielt, 
zeigen  von  einem  nichtanerkennen  der  Welt,  und  die  Räuber 
gebe  ich  wo  nicht  Preis,  aber  doch  einer  höhern  Kunft- 
fodrung  nicht  entsprechend.  Aber  Fiesko,  wo  ein  gebildeter 
Republikanischer  Sinn  sich  ausspricht,  möchte  ich  nicht  in 
diese  Claße  sezen.  Einige  Scenen  die  gegen  den  Con- 
ventionellen Anftand  anftoßen,  können  ftören,  wenn  man 
es  ängftlich  berechnen  wollte.  Aber  da  er  in  der  erften 
glücklichen  Zeit  der  Befreyung  aus  den  despotischen  Wür- 
tenberg  entftanden,  so  kann  man  auch  dafür  Erklärung 
finden,  in  einen  so  leicht  erregten  Gemüth. 

Über  Cahale  und  Liebe  entscheide  ich  nicht.  Aber 
ich  fühle,  daß,  von  solchen  Geiftern  wie  den  Ihrigen  ich 
es  frey  ausgesprochen  sehen  möchte  wie  Sie  fremde  Kraft 
zu  empfinden  wißen,  mit  Ihren  eignen  hohen  Genius.  Und 
daß  ich,  wo  es  auch  sey  die  Spuren  gern  wieder  finde,  von 
der  Freundschaft  und  Geiftesthätigkeit  die  eine  so  schöne 
Verbindung  nicht  für  eine  Zeit  nur  hervorbrachte. 

Möge  ein  guter  Genius  Sie  schüzen,  und  Aller  Seegen 
der  Freundschaft  kräftig  auf  Ihre  Gesundheit  wircken 
können!  Sie  sind  immer  in  unsrer  nähe,  auch  wenn  wir 
Sie  nicht  sehen,  doch  möchte  ich  Ihnen  den  Wunsch  leb- 
haft aussprechen  daß  Sie  uns  nicht  Fremd  werden  laßen 
in  Ihrem  Herzen,  und  an  meine  Innige  Theilnahme  und 
Freundschaft  gern  glauben. 


Charlotte  v.  Schiller. 


Charlotte  v.  Schiller  an  Goethe.  47 

36. 

[Anfang  Juni  1S18.J 

Daß  ich  mich  darauf  gefreut  habe,  Sie  verehrter  Freund ! 
zu  sehen ,  hoffe  ich  glauben  Sie  mir,  auch  ohne  diese 
Zeilen;  daß  aber  Krankheit  Sie  abhält  uns  zu  sehen,  hat 
mich  schon  recht  betrübt.  Ich  begrüße  Sie  oft  vom  Ufer 
der  blauen  Saale,  wenn  ich  in  meiner  Kachbarschaft  im 
Paradiese  wandle,  und  möchte  gern  daß  meine  guten 
Wünsche  für  Sie  heilbringend  wären. 

Sie  haben  mir  ein  recht  seltsames  Werck  gesendet,  es 
hat  mich  äuserst  beschäftigt,  und  das  Alter  des  Stücks,  wie 
der  wunderbare  Gang  der  Begebenheiten,  sind  sehr  merck- 
würdig.  Da  ich  so  nahe  am  Paradiese  wohne,  so  habe 
ich  durch  dieses  Werck  auf  eine  wunderbare  Art  die  Sieben 
Todt  Sünden  kennen  lernen  sollen,  durch  ihr  Erscheinen 
in  dieser  Poesie,  und  hoffe  sie  sind  deswegen  nicht  in  mein 
Gemüth  eingedrungen.  Wenn  ich  nicht  fürchtete  daß  es 
Ihren  Augen  schadet,  so  möchte  ich  gern  mehr  sagen 
über  dieses  seltsame  Werck. 

Leben  Sie  wohl  Theurer  verehrter  Freund!  und  glauben 
Sie  daß  ich  warme  wünsche  für  Ihre  Gesundheit  im  Herzen 
trage,  und  daß  ich  mich  freuen  werde,  Sie  zu  sehen. 
Freytag  Abend.  Charlotte  v.  Schiller. 

y/- 
Dienßag  früh.  [Octoher  iSiS.J 
Ich  wünsche  gar  sehr,  Sie  selbft  zu  sprechen  verehrter 
Freund !  Erftlich  wird  es  mich  sehr  erfreuen  Sie  wohl 
zu  sehen,  zweytens  möchte  ich  gern  Ihnen  meine  Töchter 
zuführen;  die  jüngere  möchte  unter  Ihrer  Anleitung  so 
gern  sich  zeigen  bey  den  bevorftehenden  xMasquenfefte. 
Und  wird  gern  den  Vorschriften  folgen,  die  der  Meifter 
giebt.  Doch  möchte  ich  bald  davon  unterrichtet  seyn,  der 
Anftalten  wegen.  Ich  möchte  nicht  gern  zu  einer  Ihnen 
unbequemen  Stunde  erscheinen.  Wollen  Sie  mir  nur  münd- 
lich wißen  laßen    ob  wir   nach  zwölf  Uhr  diesen  Morgen, 


48  Neue  Mittheilungen. 


oder    diesem  Nachmittag,   um  eine    von   Ihnen    beftimmte 
Stunde  erscheinen  sollen  ? 

Mit  den  innigften  Wünschen  für  Ihr  Wohlseyn;  bin 
ich  mit  gewohnter  Ergebenheit  u.  Anhänglichkeit. 

Charlotte  von  Schiller. 

38. 

Den  79.  Decernber  iSiS. 

Da  meine  geftrigen  Umgebungen  so  unruhig  waren,  und 
mich  um  äußere  Dinge  befragten,  und  mir  dadurch,  den 
reinen  Genuß  raubten,  dem  mir  das  hören  Ihrer  schönen 
Dichtung  gegeben,  und  auch  manches  Wort  im  Munde  der 
Hersagenden  verlohren  ging,  so  ifl:  der  Wunsch  zu  lebendig 
in  mir,  Theurer,  verehrter  Freund,  daß  ich  ihm  auszu- 
sprechen wage,  daß  Sie  mir  nur  auf  zwey  Stunden  das 
Manuscript  vertrauen  wollten  ?  Es  soll  nicht  aus  meiner 
Hand,  aus  meinen  Wänden  kommen  Und  Niemand  soll  es 
erfahren,  daß  ich  es  gelesen.  — 

Ich  hoffe  Sie  vertrauten  mir,  um  des  Namens  willen, 
dem  Sie  so  schön  gefeyert  und  ausgesprochen  haben.  Ich 
hoffe  auch  um  meinetwillen,  da  Sie  wißen  wie  ich  Sie 
liebe  u.  ehre,  und  wie  ich  sonft,  in  den  glücklichen  zeiten, 
wo  Sie  mit  uns  waren,  treu  die  Geheimniße  bewahrte, 
die  Sie  in  den  ffillen  Stunden  des  Beysammense5ms  sich 
vertrauten.  Mein  Herz  theilt  zu  tief  empfindend  die  Stunden, 
der  heiligen  Mittheilung !  Ich  möchte  jezt  jedes  Wort 
haben,  jede  Mittheilung  treu  im  Herzen  erhalten  haben, 
um  von  so  einen  Kreis  nicht  getrennt  zu  seyn.  Ich  habe 
nur  den  Troft  noch,  daß  ich  auf  die  Weise  fort  lebe 
und  empfinde,  die  ich  gewohnt  war.  Und  in  diesem  Bild 
meines  vergangnen  lebens,  sind  Sie  selbft  theurer  verehrter 
Freund  mir  eine  zu  liebe  Erscheinung;  als  daß  ich  Ihnen  nicht 
immer  mit  Freude  die  Empfindung  meiner  Verehrung  für 
Sie,  aussprechen  möchte.  Alles  Gute  und  Schöne  sey 
Ihnen  hold  und  nahe,  und  der  Seegen  der  Musen,  die 
Ihnen  so  schöne  Gedichte  eingeben. 

Charlotte  von  Schiller. 


Charlotte  v.  Schiller  an  Goethe.  49 


39- 

Freitag  früh.  //.  Mai  iSi^.J 

Ich   werde   den   Herrn  Dawe    erwarten,    und    ihm  die 

Büfte    zeigen,    da    mir    sein    Besuch    in    Beziehung    seines 

Antheils  werth  ift.     Empfangen    Sie  verehrter   Freund  die 

Versicherung   in    diesen  zeilen,    daß    jede  veranlaßung   die 

ich    habe   von    Ihren   Andenken    mich   zu  überzeugen  mir 

sehr   heb   ift,    und   daß  ich    auch   immer  gern  Ihnen  sage 

wie  ich  Sie  verehre  und  hebe.       ^,      ,  .  ,  .,, 

Charlotte  von  Schiller. 

VII.    Briefe  Körners. 

40. 

Dresden  den  S.  Febr.  17^). 

Ihren  Brief  aus  Düsseldorf  würde  ich  bis  jetzt  nicht 
unbeantwortet  gelassen  haben,  w^enn  ich  nicht  erft  die 
Nachricht  von  Ihrer  Zurückkunft  nach  Weimar  hätte  ab- 
warten wollen.  Durch  Facius  —  der  seinen  hiesigen  Aufent- 
halt gut  benutzt  zu  haben  scheint  —  habe  ich  diese  Nachricht 
erhalten,  und  nun  schiebe  ich  es  nicht  länger  auf  Ihnen  recht 
herzlich  datür  zu  danken,  daß  Sie  uns  gleich  in  den  erften 
Tagen  der  Erholung  durch  einen  Beweis  Ihres  Andenkens 
erfreut  haben. 

Wohl  Ihnen,  daß  Sie  die  Beschwerlichkeiten  und  Ge- 
fahren des  Kriegs  überltanden  haben,  und  nun  ganz  wieder 
für  die  Musen  leben  können!  Und  wohl  einem  jeden,  der  in 
den  jetzigen  ftürmischen  Zeiten  emen  sichern  Hafen  gefunden 
hat!  Auch  ich  glaubte  in  einem  solchen  Hafen  gelandet  zu 
seyn ;  aber  jetzt  sehe  ich  mich  in  dieser  Meynung  getäuscht 
—  Verzeihen  Sie  daß  ich  Sie  von  meinen  Angelegenheiten 
unterhalte,  aber  es  fragt  sich,  ob  vielleicht  durch  Ihre 
Verwendung  die  Exiftenz  einer  Familie  verbessert  werden 
könne,  deren  Lage  Ihnen  nicht  gleichgültig  ift,  wie  ich  mir 
schmeichle.  Und  in  diesem  Falle  darf  ich  auf  Ihre  Theil- 
nehmung  rechnen. 

Goethe-Jahrbvch    ^  111.  4 


50  Neue  Mittheilungen. 


Ich  war  mit  meiner  Lage  zufrieden.  Meine  Amtsge- 
schäfte interessirten  mich  und  schienen  mir  zu  geüngen. 
Ich  glaubte  mir  bey  dem  Theile  des  hiesigen  PubUkums, 
welcher  einen  Anlaß  haben  konnte  von  mir  Notiz  zu 
nehmen,  Achtung  und  Zutrauen  erworben  zu  haben.  In 
dieser  Meynung  rechnete  ich  auf  ungeftörte  Freyheit  in 
dem  Gebrauche  meiner  Müsse  und  in  der  Wahl  meines 
Umgangs.  Ich  hatte  lo  Jahre  in  Dresden  nicht  im  Ver- 
borgnen gelebt,  war  mit  Personen  von  allen  Classen 
bekannt  geworden,  und  glaubte  mir  weder  durch  Reden, 
noch  schriftftellerische  Producta,  noch  andre  Handlungen 
zu  einem  Verdachte  über  meine  Gesinnungen  irgend  einen 
Anlaß  gegeben  zu  haben.  Gleichwohl  weiß  ich  jetzt  zu- 
verläßig,  daß  ein  solcher  Verdacht  exiftirt,  daß  meine  un- 
schuldigflen  Handlungen  in  ein  gehäßiges  Licht  geftellt 
werden,  und  daß  man  mich  als  ein  Mitglied  gefährlicher 
Verbindungen  ansieht.  Es  sind  drey  Fälle  möglich,  ent- 
weder ein  sonderbares  Zusammentreffen  von  Umftänden, 
die  be\'  einem  andern  auffallend  sevn  könnten,  hat  bev 
irgend  jemand,  der  mich  sonfl  nie  kennen  zu  lernen  Ge- 
legenheit hatte,  Besorgniße  erregt,  oder  man  sucht  sich 
auf  meine  Koflen  ein  \'erdienft  in  Entdeckung  geheimer 
Machinationen  zu  machen,  oder  es  verfolgt  mich  ein 
heimlicher  Feind.  Ich  fürchte  keine  Beobachtung,  aber 
mein  hiesiger  Aufenthalt  ift  mir  verleidet.  Nach  unsrer 
\'erfassung  habe  ich  zwar  keine  ungerechten  Behandlungen 
zu  besorgen,  aber  selbfl  die  wohlgeme3nten  Warnungen, 
die  an  mich  gelangen,  ftören  die  Ruhe  meiner  Familie. 
Ich  hasse  die  ängftliche  Exiftenz,  bev  jedem  unschuldigen 
Schritte  prüfen  zu  müssen,  ob  er  nicht  einer  üblen  Aus- 
legung fähig  ift.  Und  das:  Semper  aliquid  haeret,  wird  bey 
mir  nicht  fehlen.  Gegen  heimliche  Beschuldigungen  kann 
ich  mich  nicht  rechtfertigen,  also  bleibt  der  gehäßige 
Eindruck.  Jede  Aussicht  daher  zu  einer  einträglichen 
Stelle  ift  mir  abgescimitten.  Gleichwohl  muß  ich  bei  meiner 
Besoldung,  die  aus  tausend  Thalern  befteht,    jährlich  einen 


Körner  an  Goethe.  5 1 


Theil  meiner  Kapitalien  zusetzen,  um  an  einem  so  theuren 
•Ort  leben  zu  können.  Dieß  alles  machte  daß  ich  mich 
nach  einer  andern  Stelle  sehne,  und  im  \'ertrauen  auf  Ihre 
Güte  wage  ichs  Sie  zu  fragen,  ob  Sie  eine  Möglichkeit 
sehen,  mir  über  lang  oder  kurz  in  Weimar  ein  Aequivalent 
für  meine  hiesige  Einnahme  zu  verschaffen?  Ich  begreife 
die  Schwierigkeiten  die  dabey  eintreten  können,  und  es 
wird  mich  nicht  wundern,  wenn  Sie  mir  alle  Hoffnung  be- 
nehmen. Aber  daß  Sie  mir  meine  Anfrage  in  meiner 
jetzigen  Lage  verzeihen  werden,  weiß  ich  gewiß. 

Meine  Frau  und  ihre  Schweflcr  empfehlen  sich  Ihrem 
Andenken.  Körner 

41- 

Empfangen  Sie  meinen  wärmflen  Dank  für  den  wohl- 
thätigen  Eindruck,  den  Ihr  Brief  auf  mich  gemacht  hat. 
Ich  erkenne  die  Sprache  der  ächten  Theilnehmung,  aber 
die  Theilnehmung  eines  Mannes,  auf  den  die  Worte  passen: 

Seine  Seel'  ift  ftille;  sie  bewahrt 
Der  Ruhe  heil'ges  unerschöpftes  Gut, 
Und  den   Umhergetriebnen  reichet  er 
Aus  ihren  Tiefen  Rath  und  Hülfe.   — 

'Diese  Ruhe  fehlte  mir,  als  ich  meinen  Brief  an  Sie  schrieb, 
und  Sie  haben  viel  beygetragen,  daß  ich  sie  wieder  zu  er- 
langen hoffe. 

Daß  indessen  der  Verdacht  gegen  mich  mehr  als  eine 
bloße  Privatmeynung  ift,  beweifi:  die  Person,  welche  ihn 
gegen  mich  äusserte  und  die  Art  wie  es  geschah.  Je  mehr 
ich  aber  darüber  nachdenke,  deftomehr  verliert  sich  das 
Kränkende  und  Beleidigende  in  dieser  Äusserung.  Die 
Schüchternheit  der  Regierungen  verdient  in  den  jetzigen 
Zeitumftänden  einige  Nachsicht.  Doch  glaube  ich  daß  es 
oft  rathsamer  wäre  am  rechten  Orte  ein  gewisses  Zutrauen 
yAi  zeigen.  Wenn  ich  bedenke,  daß  so  manche  würdige 
-Männer,   und   selbft   Sie,    durch    den    Geill:    der  Zerftörung 

4*= 


52  Neue  Mittheilungen. 


haben  leiden  müssen,  der  die  jetzige  Periode  auszeichnet, 
so  schäme  ich  mich  bev  meinen  kleinen  Unannehmlich- 
keiten nicht  gleichgültiger  zu  seyn.  Aber  mein  Entschluss 
ift  nunmehr  gefaßt.  Ich  gehe  meinen  Weg  ruhig  fort, 
bis  die  Regierung  auf  eine  öffentliche  Art  durch  Thatsachen 
ihren  Verdacht  zu  erkennen  giebt.  Alsdann  dringe  ich 
auf  ffrengfte  Untersuchung  und  wenn  ich  vollkommen  ge- 
rechtfertigt bin,  fordre  ich  meinen  Abschied.  Ich  habe 
noch  Vermögen  genug  um  ein  Paar  Jahre  es  mit  ansehen 
zu  können.  Ich  komme  dann  zu  Ihnen  und  höre  Ihren 
Rath,  was  künftig  für  mich  zu  thun  sey. 

Vielleicht  sehen  wir  uns  in  diesem  Jahre.  Ich  habe 
große  Luft  zu  einer  Reise  nach  Weimar. 

Von  den  überschickten  30.  Thlr.  habe  ich  nach  Fa- 
ciussens  Auftrage  13.  Thlr.  8  gr.  an  Tettelbach  bezahlt  und 
überschicke  Ihnen  seine  Quittung.  An  Schurich  sollte  ich 
7.  Thlr.  bezahlen.  Aber  dieser  ließ  mir  sagen,  daß  er  sie 
schon  erhalten  hätte.  Also  habe  ich  das  Uebrige  für  mich 
behalten. 

Zink  rühmt  Facius  sehr.  Er  behauptet,  daß  er  viel 
weiter  kommen  würde  als  Tettelbach.  Was  ihm  jetzt  noch 
an  Handgriffen  fehle,  werde  er  sich  bald  durch  Uebung 
erwerben. 

Leben  Sie  recht  wohl,  und  genießen  Sie  ungeftört  der 
Ruhe,  die  Sie  so  sehr  verdienen.  Die  Meinigen  empfehlen 
sich  Ihrem  Andenken. 

Dresden  den  20.  Febr.  175? j.  Körner. 

42. 

Nach  Ihren  letzten  Äusserungen  kann  ich  mir  den 
schmeichelhaften  Gedanken  nicht  versagen, daß  ein  Reisender, 
der  ein  Paar  Zeilen  von  mir  überbringt,  Ihnen  weniger 
fremd  seyn  werde.  Fürchten  Sie  aber  keinen  unbescheidnen 
Gebrauch  von  dieser  X'oraussetzung.  An  dem  Grafen  von 
Redern,  der  Ihnen  diesen  Brief  überbringt  würden  Sie  ohne 
mich  eine  interessante  Bekanntschaft  machen;  aber  mir  ift 


Körner  an  Goethe.  53 


daran  gelegen,  daß  Sie  sich  auf  einem  kürzern  Wege 
einander  nähern,  da  sein  Aufenthalt  in  Weimar  vielleicht 
nicht  von  langer  Dauer  seyn  wird.  Es  ifl:  der  nehmliche, 
der  zuerlT;  Sächsischer  Gesandter  am  Spanischen  Hofe,  und 
nachher  Preussischer  Gesandter  in  London  gewesen  ift, 
jetzt  aber  von  den  lünkünften  eines  beträchtlichen  Ver- 
mögens unabhängig  als  Weltbürger  lebt.  Ich  kenne  ihn 
noch  von  der  Universität  her.  Immer  hat  er  sich  durch 
ausgebreitete  und  gründliche  Kenntnisse,  und  durch  einen 
warmen  Eifer  für  das  Gute  und  Schöne  unter  seiner  Klasse 
ausgezeichnet.  Auch  in  Ansehung  der  Kunft  werden  Sie 
Berührungspunkte  bev  ihm  finden.  Kurz  er  verdient  seine 
jetzige  beneidenswürdige  Exiftenz. 

Die  Meinigen  empfehlen  sich  Ihrem  Andenken.  Leben 
Sie  recht  wohl. 

Dresden  den  27.  Febr.  ly^j.  Körner. 

43- 

Leip:(^ig  den  25?.  May  1/^6 

Noch  kann  ich  Ihnen  leider  keine  befriedigende  Nach- 
richt wegen  der  Victoria  geben.  Ich  bot  dem  Herrn  von 
Seckendorf  sieben  Louisd'or  und  schrieb  ihm  zugleich 
wegen  Ihren  übrigen  Aufträge.  Aus  seiner  Antwort  in 
der  Beylage  ergiebt  sich,  daß  er  schwer  daran  geht,  etwas 
abzulassen.  Sobald  ich  nach  Dresden  komme,  welches 
den  letzten  May  geschieht,  werde  ich  die  vollen  8.  Louis- 
d'or bieten.  \'ielleicht  läßt  er  sich  er\\  eichen. 

Leipzig  will  auf  Jena  nicht  schmecken.  Ueberall  trifft 
man  auf  aefthetische  »Gründlinge«  Ich  fange  an  die  Dresdner 
Cammerjunker  zu  schätzen,  wenn  ich  sie  mit  den  hiesigen 
Gelehrten  vergleiche.  Unter  den  hiesigen  süßlichen  Pe- 
danten würde  ich  es  nicht  aushalten. 

\'on  Geßlern  habe  ich  noch  keine  Nachricht,  und 
wegen  der  neuerlichen  \'orfälle  in  Italien  fürchte  ich  faß: 
ein  neues  Hinderniß  seiner  Reise.  Auch  Sie  werden  vielleicht 
erfl  später  reisen,  als  Sie  sich  vorgenommen  hatten.  Defbo 


54  Neue  Mittheilungek. 


besser  für  uns,  wenn  vielleicht  noch  manches  vorher 
fertig  wird.  Schiller  schreibt,  daß  Sie  fleißig  gewesen  sind. 

Oft  haben  wir  uns  schon  an  einer  gewissen  Id^-lle 
gelabt.  Sie  wird  eines  unsrer  Lieblinge  unter  Ihren  Werken. 
Auf  Hero  und  Leander  sind  wir  äusserft  gespannt. 

Einen  Kunftgenuß  von  vorzüglicher  Art  habe  ich  doch 
in  Leipzig  gehabt.  Hiller  ließ  mich  einiges  von  einem 
Mozartschen  Requiem  hören,  welches  eine  seiner  letzten' 
und  geiftvolllten  Arbeiten  ift  —  in  seiner  Art  ohngefähr, 
wie  ich  mir  das  jüngfte  Gericht  von  Michel  Angelo  denke. 
—  Die  Initrumente  hätten  besser  seyn  können,  aber  die 
Singeftimmen  haben  gröltentheils  eine  sehr  gute  Intonation, 
und  Hiller    hat  wirklich  von    dieser  Seite   viel  Verdienfte. 

Wenn  Sie  noch  in  Jena  bleiben ,  so  muntern  Sie  ja 
Schillern  zum  Spazierengehen  auf.  Wie  er  schreibt,  ift 
ihm  der  erfte  Versuch  recht  wohl  bekommen. 

Jetzt  eile  ich  in  meine  Heimath,  arbeite,  soviel  icli 
kann  weide  mich  an  der  Erinnerung,  und  an  der  Aussicht 
des  nächlten  Congreßes.  Tausend  freundschaftliche  Sachen 
von  den  Meinigen.  Leben  Sie  recht  wohl,  und  denken 
Sie  manchmal  an  uns.  Körner 

4+- 

Wie  sehr  mir  ein  Überbringer  irgend  einer  Zeile  voit 
Ihnen  willkommen  ifl,  darf  ich  Sie  hoffentlich  nicht  erft 
versichern.  Herr  Wölfel  hat  mir  seine  Angelegenheit  er- 
öff^net,  und  wie  ich  erwartete,  hat  er  so  wenig  Schwierig- 
keit gefunden,  seinen  Zweck  zu  erreichen,  daß  er  meiner 
Verwendung  wozu  ich  sehr  bereit  war,  gar  nicht  bedurfte. 

Die  Jenaischen  Tage  sind  uns  allen  unvergeßUch.  Wie 
schön,  wenn  wir  sie  bald  einmal  in  Dresden  erneuern 
könnten  !  An  der  Elbe  wandelt  sich's  gewiß  auch  nicht 
übel,  und  unser  Freund,  der  jetzt  in  Xeapel  herumwandelt, 
kommt  gewiß  bald  zurück.  Er  klagt  sehr  über  die  Unan- 
nehmlichkeiten seiner  Exiflenz  bey  dem  allgemeinen  Mis- 
trauen   gegen  Fremde      Nicht    einmal    einen  Berg  kann  er 


Körner  an  Goethe.  55 


befteigen  ohne  Verdacht  zu  erregen.  Er  bekommt  meine 
Briefe  nicht,  und  sein  letzter  ift  auch  über  8.  Wochen  ah. 

Auf  den  letzten  Band  des  Meifters  warten  wir  alle  mit 
Sehnsucht.     Er  erscheint  doch  noch  in  dieser  Messe? 

Unser  Gallerie  Inspektor  Riedel  hat  neuerlich  eine 
große  Kränkung  gehabt.  Hirt  kommt  aus  Rom  hieher 
und  docirt  auf  gut  Berlinisch  über  die  heften  Stücke  der 
Gallerie,  erklärt  die  Venus  von  Tizian  für  eine  sehr  mittel- 
mäßige Copie,  spricht  mit  Geringschätzung  von  andern 
Gemählden  der  erften  Meifter,  sucht  zwischen  den  Fenilern 
und  in  den  verborgenflen  Winkeln  allerley  heraus,  was  er 
für  das  wichtigfte  ausgiebt  —  und  diese  Orakelsprüche 
sammelt  die  Fürftinn  von  Dessau,  um  sie  ihrem  Tagebuche 
einzuverleiben.  Wie  mag  es  da  manchem  armen  Reisenden 
in  Rom  gehen,  wenn  er  in  solche  Hände  fällt!  Und  Hirt 
galt  tür  einen  der  helfen  Ciceronen. 

Cellini  interessirt  uns  noch  immer  sehr.  Das  sonder- 
bare Gemisch  von  Wildheit  und  Gutmüthigkeit,  das  so 
manchen  Stoff  zum  denken  giebt,  zeigt  sich  auch  in  dem 
neuften  Fragmente.  Graf  Geßler  hat  in  der  Kunftsammlung 
die  er  auf  Ihren  Rath  auf  dem  Schloße  in  Bayern  besehen 
hat,  dessen  Sie  gegen  uns  erwähnten,  auch  eine  Arbeit 
von  Cellini  gefunden. 

Schiller  hat  mir  lange  nicht  geschrieben.  Ich  weiß 
daß  er  jetzt  sehr  beschäftigt  ift,  und  wegen  seiner  Gesund- 
heit beruhigt  mich  ausser  Ihrem  Zeugniß  ein  Brief  von 
seiner  Frau. 

Tausend  Empfehlungen  von  den  Meinigen.  Leben  Sie 
recht  wohl,  und  ertreuen  Sie  uns  bald  wieder  durch  einen 
Beweis  Ihres  Andenkens. 

Dresden  den  28.  Sept.  IJ96.  Körner. 

45- 
Der  Reisegesellschafter   des  Grafen   von  Geßler,  Hof- 
rath  von  Senfft,   hat    die   Absicht  sich   ein   Paar   Tage   in 
Weimar  aufzuhaken,    und  bittet  mich  seinetwegen   an    Sie 


56  Neue  Mittheilungen. 


zu  schreiben.  Es  ift  ein  junger  Mann,  dem  es  gar  nicht 
an  Kenntnissen  und  EmpfängHchkeit  für  das  Gute  fehlt. 
Auch  wird  er  Ihnen  manches  von  Meyer  und  Graf  Geßler 
erzählen  können.  Er  kommt  eben  jetzt  aus  Italien  zurück, 
um  einer  Engländerinn,  die  er  in  Neapel  kennen  gelernt 
hat,  und  die  er  zu  heyrathen  denkt,  die  Stätte  zu  bereiten. 
Graf  Geßlern  erwarte  ich  späteflens  zu  Ende  des  Sommers. 

Vor  einigen  Tagen  wurde  uns  eine  Hoffnung  ver- 
eitelt. Wir  glaubten,  Sie  würden  den  Herzog  begleitet 
haben.  Dürften  wir  Sie  diesen  Sommer  nicht  noch  er- 
warten? Zu  einer  Reise  nach  Italien  ift  es  noch  immer  zu 
zeitig.  Auch  sollte  Hero  und  Leander  noch  vorher  fertig 
werden. 

Uns  verlangt  sehr  nach  Herrmann  und  Dorothea  und 
bis  Michael  können  wir  uns  unmöglich  gedulden.  Eine 
Abschrift  haben  Sie  doch  wohl  bey  sich,  wenn  Sie  noch 
diesen  Sommer  zu  uns  kommen? 

Dora  mahlt  jetzt  auf  der  Gallerie,  und  es  scheint  ihr 
gut  zu  gelingen.  Wir  haben  diesen  Sommer  viel  Künstler 
von  Talent  hier,  Grassy,  Hueras  einen  Portugiesen,  Schön- 
berger,  einen  braven  Landschaftsmahler. 

Leben  Sie  recht  wohl.  Minna  und  Dora  empfehlen 
sich  Ihrem  Andenken. 

Dresden  den  2().  May  ly^-j.  Körner. 

46. 

Die  verlangten  Opernbücher  habe  ich  erft  heute  er- 
halten, sonft  wmrde  ich  Ihren  Auftrag  schneller  besorgt 
haben.  Sie  erhalten  dadurch  zugleich  eine  Probe  von  der 
Wachsamkeit  der  hiesigen  Theater-Polizey  über  die  Sitten 
besonders  der  Prinzessinen.  Die  Prinzessinn  von  Amalfi, 
welche  das  Aergerniss  giebt  sich  in  ihren  Pagen  zu  ver- 
lieben, ift  in  eine  Gräfin,  und  der  Page  in  einen  Pagen- 
hofmeifter  verw'andeh  worden. 

Auf  Herrmann  und  Dorothea  warte  ich  wie  die  Kinder 
auf  Weihnachten.     Humbold  verspricht  mir  die  Aushänge- 


Körner  an  Goethe.  57 


bogen  zu  schaffen.  Mit  ihm  und  seinem  Bruder  giebt  es 
vielerley  zu  sprechen,  nur  ift  Alexander  von  Humbold  so 
oft  wegen  seines  mineralogischen  Studiums  abwesend,  daß 
ich  ihn  nicht  so  oft,  als  ich  wünschte  genießen  kann.  Seine 
Art  das  Naturftudium  zu  treiben,  iit  für  mich  sehr  anziehend, 
wenn  gleich  dieß  Fach  jetzt  ganz  außer  meiner  Sphäre  liegt. 

Den  Prolog  zum  Wallenstein  habe  ich  mit  großem 
Vergnügen  gelesen.  Die  Darfteilung  hat  ungemein  viel 
Leben  und  Individualität.  Auch  erhebt  sich  der  Ton  all- 
mählich, bis  er  endlich  zur  tragischen  Handlung  selbft  vor- 
bereitet. Den  Unteroffizier  halte  ich  für  eine  der  schwerften 
und  doch  sehr  glücklich  ausgeführten  Figuren  des  Ge- 
mähides. 

Die  Meinigen  empfehlen  sich  Ihrem  Andenken.  Leben 
Sie  recht  wohl. 

Dresden 
den  }0.  Jim.  Körner. 

1797. 

AI- 

Damit  Sie  es  nicht  ganz  vergessen,  daß  es  noch  ein 
Dresden  in  der  Welt  giebt,  ergreife  ich  mit  Vergnügen 
eine  Gelegenheit  Sie  daran  zu  erinnern.  Vergebens  hofften 
wir  immer  Sie  einmal  hier  zu  sehen,  und  leider  sehe  ich 
kein  andres  Mittel ,  wie  wir  einmal  wieder  zusammen 
kommen  sollen,  da  in  meiner  jetzigen  Lage  das  Reisen  mit 
doppelten  Schwierigkeiten  verbunden  ift. 

Herr  Professor  Grassi,  der  Ihnen  dem  Ruf  nach  als 
Künftler  ohne  Zweifel  schon  bekannt  ift,  wünscht  bey 
Ihnen  durch  mich  eingeführt  zu  werden.  Schiller  wird 
Ihnen  sagen,  wie  er  seine  hiesigen  Gemähide  gefunden 
hat.  Hier  wird  er  auch  als  Lehrer  geschätzt.  Er  geht 
jetzt  nach  Gotha ,  um  dort  einige  beftellte  Arbeiten  zu 
fertigen. 

Hoffentlich  ift  Ihre  Gesundheit  nunmehr  ganz  wieder 
hergeftellt.     Wenigftens    waren    die   neueren  Nachrichten 


58  KeueMittheilukgek. 


beruhigend.     In  meiner  Familie  ift  jetzt  alles  gesund,   und 
wir  sind  mit  Einrichtung  einer  neuen  Wohnung  beschäftigt. 
Leben  Sie  recht  glücklich    und    erhalten    Sie    uns   Ihr 
Andenken. 

Dresden  am  16.  May  1S02. 

Ew.  Excellenz  nicht  mehr  m  Carlsbad  zu  finden,  that 
mir  und  den  Meinigen  sehr  Leid.  Zwar  liat  meine  Tochter 
von  Ihrer  Frau  Gemahlinn  Ihren  zurückgelassenen  Brief 
erhalten,  und  die  Äusserungen  Ihres  Wohlwollens,  die  wir 
darin  fanden,  würden  uns  zu  anderer  Zeit  sehr  erfreut  haben, 
aber  jetzt  war  es  uns  das  erfte  Mal  seit  wir  uns  erinnern, 
nicht  recht,  etwas  Geschriebenes  von  Ihnen  zu  sehen. 

Ich  hatte  noch  einen  besondern  Grund  Ihre  Gegen- 
wart zu  wünschen.  Mein  Aufsatz  über  Schillers  Leben 
ift  fertig,  und  ich  hatte  eine  Abschrift  davon  mitgebracht, 
um  sie  Ihnen  zu  zeigen.  Es  ift  mir  überhaupt  äusserft 
wichtig  Ihr  Urtheil  darüber  zu  vernehmen,  und  da  besonders 
Ihrer  in  diesem  Aufsatze  sehr  oft  gedacht  werden  mußte, 
so  ift  mir  sehr  daran  gelegen,  daß  nichts  darin  vorkomme, 
was  Sie  geändert,  oder  weggelassen  wünschten.  \'on  mir 
ift  wenig  in  dieser  Schrift.  Das  meifte  befteht  in  Stellen 
aus  Schillers  Briefen  an  den  altern  von  Humbold  und  an 
mich.  Ich  habe  diese  Stellen  fail:  bloß  aneinander  zu  reihen 
gesucht,  und  mich  vorzüglich  bemüht,  von  Ihrem  Ver- 
liältnil])  mit  Schillern,  das  mich  immer  erfreut  hat,  ohne 
Indiscretion  ein  deutliches  Bild  zu  geben.  Von  der  Schilleri- 
schen Wittwe  werden  Sie  ein  hoffentlich  leserliches  Con- 
cept  dieses  Aufsatzes  erhalten,  das  ich  ihr  zur  Ansicht  ge- 
schickt habe.  Sollte  Ihnen  irgend  etwas  anftößig  oder  be- 
denklich seyn,  so  bitte  ich  infländiglf,  mich  auf  irgend  eine 
Art  Ihre  Erinnerungen  wisisen  zu  lassen.  Herr  D.  Riemer 
hat  wohl  die  Gefälligkeit  für  mich,  mir  etwa  zu  melden, 
was  Ihnen  aufi^efallen  iit. 


Körner  an  Goethe.  59 


Ich  lege  einen  Plan  bey,  wie  ich  mir  die  Ordnung 
ausgedacht  habe,  in  der  die  Schillerischen  Schriften  auf- 
einander folgen  sollen. 

Die  Meinigen  emptehlen  sich  nebll:  mir  Ihrem  ferneren 
Wohlwollen. 

Carlshad  am  ].  Juli  iSii.  Körner. 

Plan  der  Ausgabe  von  Schillers   lFerken\ 
/.  Band.     Nachrichten    von    S.    Leben    —    Gedichte    aus 
der  Anthologie   —   Räuber. 
//.  Fiesko    —    Kabale   und    Liebe  —    prosaische  Aufsätze 
aus  dem  Würtembergischen  Repertorium  und   aus  den 
ersten  Heften  der  Thalia. 
///.  Gedichte  der  2':fl  Periode  —   Carlos 
IV.  Fragment  des  Menschenfeinds  —  (ieifterseher  —  philo- 
sophische Briefe   —   prosaische  Aufsätze  im  Merkur. 
V.  Geschichte  des  Abfalls  der  Niederlande. 
VI.  Geschichte  des  30jährigen  Kriegs. 

VII.  Kleine  hillorische  Schriften  —  Vorreden  zu  den  Memoires, 
Vertot,  Pittaval. 
VIII.  Über  Anmuth    und  Würde    —    sämmtliche    aeflhetische 
und  übrige  prosaische   Schriften   nebfl   den   bedeutend- 
ften  Recensionen. 
IX.  Gedichte  der  3*!^  Periode  —    Wallenflein. 

X.  Maria  Stuart  —  Jungfrau  von  Orleans  —  Braut  von  Messina. 
XI.  'Pell  —  Huldigung  der  Künfte  —  Macbeth  —  Turandot. 
XII.   Phädra    —    die    beyden    aus    dem  französischen  über- 
setzten Lurtspiele  —   der  Nachlaß. 

49- 
Ein  freundliches  Schreiben  von  Ihnen  habe  ich  in  Wien 
erhalten,  aber  meine  Antwort  verschoben,  bis  ich  Ihnen 
das  erste  größere  Werk  meines  Sohnes  schicken  könnte. 
Ihre  nachsichtsvolle  Aufnahme  seiner  frühern  Versuche 
bürgt  mir  für  einen  gütigen  Empfang.  Ich  gestehe,  daß 
ich    stolz    darauf   bin,    Ihnen    dieß    Produkt    als    die  Arbeit 


'   duartblatt,  gefunden  unter  Variis  im  Nachlasse  Augusts  v.  Goethe. 


6o  Neue  Mittheilungen. 


meines  Sohnes  vorlegen  zu  können.  Er  wird  noch  die 
Aufführung  dieses  Stücks  in  Wien  abwarten,  das  jetzt  bey 
dem  Theater  an  der  Wien  einftudiert  wird.  Grüner,  der 
sich  in  Weimar  gebildet  hat,  übernimmt  den  Zrini,  und 
nach  dem,  was  ich  in  der  Rolle  des  Mahomet  und  des 
Teil  von  ihm  gesehn  habe,  erwarte  ich  viel  Gutes.  Mit 
Eintritt  des  Winters  wird  mein  Sohn  zu  uns  kommen,  und 
dann  nach  Weimar  eilen,  wo  er  etwas  für  das  dortige 
Theater  nach  Ihrem  Rathe  zu  liefern  wünscht. 

In  Wien  habe  ich  viel  Gutes  genoßen,  und  viel  Merk- 
würdiges gesehen.  Die  Stadt  ist  mir  lieb  geworden,  weil 
der  dortige  Aufenthalt  sehr  wohlthätig  auf  meinen  Sohn 
gewirkt  hat.  Unsere  Reise  war  glücklich,  und  es  thut  uns 
nur  Leid,  daß  die  Hoffnung  Sie  zu  sprechen,  vereitelt 
wurde.  Meine  A'erhältniße  haben  sich  hier  verändert.  Ich 
bin  wieder  thätiges  Mitglied  des  Appellationsgerichts,  und 
habe  meine  Referendarstelle  aufgegeben.  Dieß  macht  es 
mir  leichter  im  Sommer  kleine  Reisen  zu  unternehmen. 
Ihnen  droht  daher  ehestens  ein  Besuch,  wenn  Sie  nicht 
bald  zu  uns  kommen. 

Die  Meinigen  empfehlen  sich  Ihnen  bestens. 

Dresden  am  24.  Sept.  1812.  Körner. 

50. 

Ueberbringerin  dieses  Briefs  ist  Erau  Gräfin  von  Vay, 
geborne  Gräfin  von  Wartensleben,  eine  sehr  angenehme 
Erau,  die  ich  in  Wien  be}-  Herrn  von  Humboldt  kennen 
gelernt  habe.  Nach  dem  Tode  ihres  Gemahls,  eines  Ungarn, 
hat  sie  mehrere  Jahre  in  Italien  zugebracht,  und  sehr  für 
die  Kunst  gelebt.  Sie  werden  über  vieles  mit  ihr  sprechen 
können.  Jetzt  macht  sie  eine  Reise  nach  Holland  zu  einer  Tante. 

Ihre  gütigen  Äusserungen  wegen  meines  Sohnes  in 
Ihrem  letzten  Briefe  erkenne  ich  mit  lebhaftestem  Danke, 
und  wünsche  meinem  Sohne  Glück  zu  der  freundlichen 
Aufnahme,  die  er  von  Ihnen  zu  erwarten  hat.  Mein  Wunsch 
war  bloß,   daß   er   sich  Ihnen  oft  nähern    dürfte,   und    den 


KöRKER  AN  Goethe.  6i 


Weg  zu  Ihnen  wird  er  aus  jeder  Wohnung  finden.  Er  ist 
in  diesem  Punkte  nicht  verwöhnt,  und  Annehmlichkeiten 
mancher  Art  werden  ihm  in  Weimar  nicht  fehlen.  Uebri- 
gens  ist  seine  Abreise  von  Wien  neulich  wieder  verzögert 
worden,  da  die  Aufführung  des  Zrini  wegen  dortiger  Theater 
Verhältniße    erst  in  der  Mitte  des  Januars   erfolgen    kann. 

Die  Censur  des  Theaters  in  Wien  verfährt  nicht  ganz 
consequent,  findet  manchmal  Anstoß  ohne  Grund  und  ist 
oft  weniger  bedenklich,  als  man  glauben  sollte.  Ich  bin 
bey  einer  Auff^ührung  des  Mahomet  gewesen,  w^o  Stellen 
stehen  geblieben  waren,  die  ich  nicht  zu  hören  erwartete. 
Das  Publikum  verdirbt  oft  die  Sache,  indem  es  bey  Stellen 
klatscht,  die  einer  Anwendung  fähig  sind,  und  die  Censur 
dadurch  zum  Streichen  nöthigt. 

Die  Aufführung  der  Braut  in  Weimar  hätte  ich  wohl 
sehen  mögen.  Hier  wurden  beyde  Rollen  verfehlt,  die  ältere 
durch  Mangel  an  Humor  und  die  jüngere  durch  Uebertreibung. 

Die  Meinigen  empfehlen  sich  Ihrem  Andenken  bestens. 

Dresden 

r^         o  Körner. 

am  I).  Dec.  1S12. 

VIII.    Briefe  W.  v.  Humboldts, 

I  Brief  der  Caroline  v.  Humboldt,  nebst  einem  Anhange: 

Aus  Briefen  W.  v.  Humboldts  an  Riemer. 

51- 

Freitag  Morgen  [21.  Nov.  ^4.] 
So  sehr  ich  mich  freute,  den  heutigen  Mittag  in  Ihrer 
Gesellschaft  zuzubringen,  so  leid  thut  es  mir  jetzt,  auf  dieß 
Vergnügen  Verzicht  thun  zu  müssen.  Aber  eine  Unpäß- 
lichkeit, die  zwar  nicht  bedeutend  iil,  aber  doch  leicht 
zunehmen  könnte,  wenn  ich  sie  nicht  ein  wenig  abwartete, 
nöthigt  mich,  meine  Reise  nach  Erfurt  noch  aufzuschieben. 
Wann  ich  sie  nun  werde  vornehmen  können  ?  weiß  ich 
zwar  selbft  nicht.     Aber    auf   alle  Fälle   werde  ich  alsdann 


62  Nece  Mittheilungen. 


nicht  versäumen,  bei  meiner  Durchreise  durch  Weimar 
von  Ihrer  gütigen  Erhiubniß,  Sie  zu  besuchen,  Gebraucli 
zu  maclien.  Meine  Frau  empfiehlt  sich  Ihrem  gi.itigen 
Andenl-cen.  Schiller  habe  ich  heute  noch  nicht  gesehen. 
Haben  Sie  die  Güte  viele  Empfehlungen  an  Herrn  Prof. 
Meyer  von  mir  zu  machen.  Ich  habe  die  Ehre  mit  der 
innigflen  \'erehrung  zu  verharren 

Ew.  Hochwühlgeb: 

gehorsamfter, 

Hum.boldt. 

52. 

[Dec.  17CJ4./ 
Da  mein  Bruder  aus  Beireuth  so  eben  angekommen 
ift,  so  folge  ich  Ihrer  gütigen  Erlaubniß,  Ihnen  davon 
Nachricht  zu  geben.  Ihr  Wunsch,  ihn  zu  sehen,  ü\  ihm 
unendlich  schmeichelhaft  gewesen,  und  er  bittet  Sie  recht 
sehr  ihm  die  Freude  zu  verschaffen,  Sie  hier  zu  sehen. 
Schiller,  meine  Frau  und  ich  vereinen  unsere  innigften 
Bitten  mit  ihm,  und  lassen  Sie  uns  hoffen,  daß  sie  nicht 
vergeblich  seyn  werden.  Er  bleibt  bis  Freitag  Abend  hier. 
Sehr  gern  würde  er  auch  selbit  Ihnen  seinen  Besuch  in 
Weimar  abilatten.  Aber  wenn  es  irgend  möglich  wäre, 
so  bäten  wir  Sie  doch  recht  sehr,  hierher  zu  kommen. 
Da  ich  Schillern  unmöglich  rathen  kann,  selbff  wenn  er 
wollte,  mitzufahren,  so  w^ären  wir  einen  Tag  getrennt,  und 
mein  Bruder  selbft  ift  von  mehreren  Reisen,  die  er  seit 
kurzem  unternehmen  mußte,  so  ermüdet,  und  wirklich 
kränklich,  daß  er  tnn  Paar  Tage  lang  der  Ruhe  bedarf. 
Vorzüglich  bittet  Sie  auch  meine  Frau,  ihr  die  Freude, 
Sie  zu  sehen,  nicht  zu  rauben.  Schillern  sah  ich  heute  noch 
nicht.  Er  hat  wieder  nicht  geschlafen.  Prof.  Me\er  dürfen 
wir  doch  wohl  bitten,  Sie  zu  begleiten.  Leben  Sie  recht 
wohl,  und  sagen  Sie  mir,  daß  wir  nicht  vergeblich  hoffen' 

Ihr 

Humboldt. 


W.  V.  Humboldt  an  Goethe.  63 

53- 

Freitag  [Ende  Jan.  i)).] 

Da  unser  Freund  Jacobi  gerade  zu  Ihnen  fährt  ^  so 
benutze  ich  diese  Gelegenheit ,  Ihnen  einen  skelettirten 
Pfau  zu  schicken,  der  Sie  vielleicht  gerade  jetzt  interessirt, 
weil  Sie  wahrscheinlich  Sich  nun  bald  mit  dem  ofleo- 
logischen  Schema  für  die  Vögel  beschäftigen.  Es  sind  die 
Erftlinge  meines  Skelettirens,  und  ich  muß  Sie  daher 
bitten,  zu  verzeihen,  daß,  er  trotz  der  Hülfe  des  Meillers, 
die  ich  noch  in  etwas  mit  hinzugenommen  habe,  nicht 
besser  und  reinlicher  ausgefallen  ift. 

An  die  Beschreibung  des  Bocks  habe  ich  mich  noch 
nicht  gemacht,  weil  ich  es  für  nothwendig  halte,  vorher 
durch  Ihre  hier  zurückgelassnen  Abhandlungen  mit  dem 
Geift  Ihrer  Untersuchungen  vertraut  zu  werden.  In  künf- 
tiger Woche  wird  das  Abschreiben  geendigt  se}-n,  und 
dann  gehe  ich  unverzüglich  an  eine  nahe  thätige  Theil- 
nahme.  Indeß  sammle  ich  allerlei,  vorzüglich  Schädel,  da 
ich  gern  eine  monographie  des  Keilbeins  zu  Stande  brächte, 
und  auch  vielleicht  die  Vergleichung  eines  zwar  einzelnen, 
aber  doch  so  wichtigen  Theils,  als  der  Schädel  ift,  nicht 
unwichtig  wäre.  Anfangs  werden  die  Fortschritte  in  diesem 
für  mich  so  fremden  Felde  freilich  langsamer  seyn,  aber 
ich  rechne  auf  fortdauernden  Fleiß,  und  ich  kann  es  Ihnen 
nicht  beschreiben ,  welche  Freude  Sie  mir  durch  die  Er- 
laubniß  gemacht  haben,  Ihnen  auf  Ihrem  Gange  folgen 
zu   dürfen. 

Meine  Frau  erinnert  sich  mit  lebhaftem  \'ergnügen 
der  Tage,  die  Sie  hier  zubrachten,  und  bittet  Sie  um  die 
Fortdauer  Ihres  freundschaftlichen  Andenkens.  Unser  Kleiner 
scheint  die  Blattern  recht  gut  zu  beftehen.  Wenigftens  ilt 
er  nicht  kränker,  als  die  Umflände  es  selbft  mit  sich  bringen. 
Tausend  herzliche  Empfehlungen  an  H.  Prof^  Meyer. 

Humboldt. 


64  Neue  Mittheilungen. 


54. 

Montag  [2).  Mär:^  I795-] 

Ich  habe  mich  geftern  in  Absicht  auf  ßaggesen  geirrt. 
Seh. 's  Absicht  ift  nicht  gewesen,  mit  ihm  sondern  mit  der 
Frau  zu  reden,  die  ohnedieß  den  ganzen  Sommer  in 
Weimar  bleibt,  und  da  er  B.  nicht  zu  einem  Geschäft 
braucht,  und  ihn  selbft,  wie  wohl  zu  denken  ift,  nicht 
liebt;  so  ift  er  mit  seinem  Entschluß  nicht  herzukommen 
äusserft  zufrieden.  Dieß  erfuhr  ich  geftern  gelegentlich  von 
Seh.  und  muß  Sie  jetzt  nur  bitten,  das  Gesagte  für  unge- 
sagt anzusehn,  und  die  Verwirrung  zu  verzeihen,  die  ich 
in  guter  Meynung  für  unsern  Freund  angerichtet. 

Den  Procurator  habe  ich  mit  großer  Freude  gelesen. 
Es  ift  eine  gar  zierliche  Geschichte  und  die  Darftellung 
ift  Ihnen  in  hohem  Grade  gelungen.  Nebenher  habe  ich 
mich  auch  gefreut,  daß  Sie  den  Nutzen  des  Wassertrinkens 
so  ins  Licht  ftellen. 

Als  ich  geftern  nach  Hause  kam,  fand  ich  zwei  Fässer 
Gaviar,  die  für  mich  angekommen  waren.  Mir  ifts,  als 
hätte  ich  einmal  gehört,  daß  Sie  ihn  liebten,  und  ich  bin 
so  frei,  ihn  Ihnen  anzubieten.  Ich  wünsche  daß  er  recht 
frisch  und  gut  seyn  möge. 

Meine  Frau  und  ich  freuen  uns  unendlich  Ihres  Her- 
kommens, und  ich  danke  Ihnen  noch  herzlich  für  die 
geftrige  freundliche  Aufnahme. 

Viele  Empfehlungen  an  Herrn  Prof.  Meyer. 

Ihr  Humboldt. 

[Auf  dem  Adreßblatt  fteht  neben  dem  Siegel  —  Venus 
kallipygos  —  »nebft  zwei  Fäßchen  Caviar«.J 

55- 

Donnerstag  Mittag,  [i^?  Mai  17 9j/ 

Wolf  ist  hier,  liebster  Freund,    und  Ihrer   gütigen  Er- 

laubniß   zufolge,    wollen  wir  morgen   zu  Ihnen    kommen. 

Sie  verzeihen  aber  wohl,  wenn  wir  erst  gegen  Abend  um 

6   Uhr   bei   Ihnen   eintreff"en.     Den   Mitta«    möchte    meine 


W.  V.  Humboldt  an  Goethe.  65 


Frau  ihn  noch  gern  hierbehalten.  Wolf  bleibt  einige  Tage 
in  Weimar.  Ich  muss  leider  übermorgen  wieder  hier  seyn, 
da  mein  Schwiegervater  diesen  Tag  herkommt.  Es  wird 
Wolf  auch  recht  angenehm  seyn,  Ihre  Freitagsgesellschaft 
zu  sehn,  und  bei  dieser  Gelegenheit  zugleich  Herder  und 
Wieland  zu  sprechen.  Vorzüglich  aber  hat  es  ihn  gefreut, 
daß  ich  ihm  gesagt  habe,  daß  Sie  Antheil  an  seinen 
Homerischen  Ideen  nehmen.  Noch  tausend  Dank  für  die 
neuUche  freundUche  Aufnahme,  und  viel  Grüße  an  Meyer. 
Leben  Sie  recht  wohl!  Humboldt. 

56. 

Berlin,  S.  May,  ^6. 
Ich  bin  so  frei,  einem  Freunde  von  mir  und  meinem 
Bruder,  dem  D.  Grapengießer  aus  Mecklenburg  diese  Zeilen 
mitzugeben,  und  Sie  zu  ersuchen,  ihm  eine  halbe  Stunde 
zu  schenken.  Er  besitzt  in  der  That  nicht  gewöhnliche 
naturhistorische  und  medicinische  Kenntnisse,  ist  vorzüg- 
lich mit  allen  neueren  Fortschritten  seines  Faches  bekannt, 
und  jetzt  im  Begriff  eine  Reise  nach  Italien,  Frankreich  und 
England  zu  machen.  Er  wünschte  außerordentlich  das  Glück 
Ihrer  Bekanntschaft  zu  genießen,  und  da  er  mit  seinen  Kennt- 
nissen einen  äußerst  braven  Charakter  und  eine  seltne  Be- 
scheidenheit verbindet;  so  darf  ich  mir  vielleicht  schmeicheln, 
daß  auch  Ihnen  seine  Bekanntschaft  nicht  uninteressant 
seyn  wird.  Ich  weiß  nicht,  w^mn  dieser  Brief  in  Ihre  Hände 
kommen  wird,  und  setze  also  für  heute  nichts  mehr  hinzu. 
Leben  Sie  recht  wohl  und  erhalten  Sie  mir  Ihr  freund- 
schaftliches Andenken.  Humboldt. 

^/  • 

Jena,  16.  Februar,  ly^y 

Ich  habe  nunmehr  in  Herrmann  das  Kapitel  vom 
Hexameter  durchgelesen,  und  glaube  Ihnen  davon  Rechen- 
schaft geben  zu  können 


^  Dieser  Brief  fand  sich  gleich  dem  vom  30.  Mai  1797   in   einem 
Convolut    »Rhythmik«,    das   auch   metrische  Abhandlungen   Humboldts 

Goethe- iAiiRcvcH   \  111.  r 


66  Neue  Mittheilungen. 


Ich  bin  alle  diese  Tage  her  fleißig  an'  Agamemnon  ge- 
wesen. Es  ist  eine  schlimme  Aufgabe  den  dunkeln  Aeschvlus 
in  gleicher  Silbenzahl  in  den  Chören  wiederzugeben,  und 
dennoch  bringt  größere  Weitläufigkeit  ihn  um  seine 
ganze  Eigenthümlichkeit.  Das  Uebelfle  ift,  daß  man  dabei 
fafl  auf  den  Dank  keines  Lesers  rechnen  kann,  und  noch 
heute  sprach  ich  mit  Schiller  davon,  daß  ich  nicht  hoffen 
dürfte,  es  gerade  den  vier  Menschen,  deren  Urtheil  mir 
hierin  werth  ift,  Ihnen,  ihm  selbft,  Wolf  und  Voß  recht 
zu  machen.  \''oßen  bin  ich  sicherlich  nicht  ftreng  genug 
im  Metrum,  Wolf  vermißt  an  dem  philologisch[en]  genaue 
Treue,  Schiller  duldet  die  Freiheiten  nicht,  mit  denen  ich 
doch  hie  und  da  genöthigt  bin  mit  unsrer  Sprache  dem 
Griechischen  näher  zu  treten ;  Sie  —  Sie  machen  vielleicht 
in  keinem  dieser  einzelnen  Stücke  so  ftrenge  Forderungen^ 
aber  wie  werd  ich  Ihnen,  der  Sie  Aesch3-ius  Geift  so  tief 
kennen,  und  mit  so  eignen  Organen  fühlen  müssen,  auch 
nur  in  einigem  Maaße  Genüge  leiften?  Doch  ift  es  recht 
wahr,  daß  der  Gedanke  an  Sie  mich  bei  dieser  Arbeit  un- 
endlich ftärkt  und  belebt.  Sie  ist  mir  um  so  werther,  als 
sie  mich  Ihnen  jetzt  gleichsam  näher  bringt.  Es  sind  Be- 
schäftigungen, die  sich  wenigftens  in  den  Außenseiten  be- 
rühren. Ueberhaupt  würde  ich  mir  schwerlich  erlauben 
meine  Zeit  der  Uebersetzung  eines  Dichters  zu  widmen, 
wozu  ich  in  vieler  Rücksicht  nicht  sonderlich  tauge,  wenn 
ich  es  über  mich  gewinnen  könnte,  mir  den  Genuß  zu 
rauben,  an  eine  poetische  Production  wenigftens  von  fern 
zu  reichen.  Ich  fühle,  daß  sie  es  eigentlich  ift,  die  das 
schönfle  und  höchfte  Selbftgefühl  geben  muß,  und  doch  ifl 
sie  mir  schlechterdings  versagt;  es  bleibt  mir  daher  nichts 


und  eine  genaue  formale  Kritik  der  Goetheschen  Elegien  aus  W.  Schlegels 
Feder  enthält.  Humboldts  trockenen  Auszug  aus  G.  Hermann  und  die 
Menge  griechischer  und  römischer  Beispiele  für  Caesuren  im  Hexameter 
übergehen  wir. 

'  Ein  größeres  Stück  aus  Humboldts  Übersetzung  (v.  792—1042) 
im  Goethearchiv. 


W.  V.  Humboldt  an  Goethe.  67 

übrig,  als  mich  an  einen  andern  anzuschließen,  und  ihm 
nachzuiönen.  —  Aber  Ihre  Freundschaft  möge  diese  Er- 
gießungen entschuldigen,  oder  verzeihen.  Nehmen  Sie  noch 
einmal  meinen  herzlichften  Dank  für  die  Freude,  die  mir  ihr 
letzter  Besuch  gewährt  hat.  Meine  Frau,  mit  der  es  noch  gar 
nicht  gut  geht,  trägt  mir  tausend  freundschaftliche  Grüße 
an  Sie  auf.  Humboldt. 

58'. 

Berlin,  }0.  May,  5*7. 

Verzeihen  Sie,  theurer  Freund,  wenn  ich  heute  auf 
Ihren  freundschafthchen  Brief  vom  14^"'"  dieses  nichts,  als 
einige  Bemerkungen  über  Ihre  neuen  vier  Musen  erwidern 
kann.  Durch  gleich  uninteressante  Geschäfte  und  Gesell- 
schaft verftimmt,  ift  es  mir  nicht  möglich,  einen  ordent- 
Hchen  Brief  zu  schreiben,  und  außerdem  ift  auch  meine 
Zeit  mir  hier  sehr  sparsam  zugeschnitten. 

Ihrer  gütigen  Aufforderung  gemäß,  folgen  also  hier 
nun  die  Stellen,  bei  denen  ich  eine  kleine  Aenderung 
wünschte. 

Polyhymnia.    fol.  1°  v.  11 

Immer  /  gleichen  /  ruhigen  /  Sinns  /  u.  s.  w. 
Könnten    Sie  nicht   dieß   Zusammenfallen    der  Wort-    und 
Silbenfüße  durch  irgend  eine  Verschränkung  abändern? 

KB.  2. —  I.  Städtchens  der  ländlich  Gewerb  mit 

Bürgergewerb  paart 
Hier  sind  nur  5  Füße.     Ich  habe  vorläufig  gesetzt: 

welcher  ländlich  u.  s.  f. 
Aber  überhaupt  ift  das  doppelte    »Gewerb«    mit  folgenden 
Consonanten  wohl  zu  hart. 

Polyhymnia  fol.  4.  4.  pen.  Lange  Jahre  ftockt^und  kaum 

zur/Nothdurft  sich /regte 

4°   v.  13.  Wiedergegeben  in  Euch,  wie /sie 

verftändige  Kinder 


'  Ein  beiliegendes  Notizbiatt  Goethes  wird  in  der  kritischen  Aus- 
gabe Verwerthung  finden. 


68  Neue  Mittheilungen. 


NB.  7.  V.  antepen.  Also  sagte  der  Mann,  und  also 

schwiegen  verträglich, 
Standen  neben  einander  dieWagen,  das  Vieh 
und  die  Menschen. 
Hier  muß  wohl  ein  Schreibfehler  seyn  ;  da  sonft  »schwiegen» 
auch  auf  die  Wagen    conftruirt    werden   müßte.     Ich  habe 
vorläufig  verändert : 

Also  sagte  der  Mann  und  alle  schwiegen  verträglich. 
Neben  einander  standen  die  Wagen  u.  s.  f. 

Clio   fol.   14.  V.  vlt.   Ob  sie  gleich  /  sitzt,  so  sehen  wir  doch 

die  trefliche  Größe. 

15?   V.   6.  Als  sie  das  Schwerdt  in  der/ Hand  sich  / 

und  die /ihren  beschützte 
Könnten  Sie 

/  sich  und  die  /  ihren  u.  s.  \v. 

so  stellen,  würde  es  schöner  seyn. 

16".  V.  antepen.  An  den  Wagen  unter  den  Linden/, 

die  Pferde  zerftampften 
111:  der  bewußte  nicht  erlaubte  Abschnitt. 

Nß.  CUo  fol.  19.  V.  2,  Daß  sich  der  Sohn  nicht  geirrt  und 
daß  es  luerlb  iil:  das  Mädchen. 
Werth  für  zuürdig  wird  wohl  nicht   absolut  gebraucht, 
sondern   immer  mit    dem    Zusatz   wessen  werth.     Soll   ich 
setzen:  und  daß  es  würdig  das  Mädchen. 

Oder  haben  Sie  gewollt,  daß  man  verltehen  sollte: 

und  daß  das  Mädchen  es  werth  ift. 
Allein  dann  scheint  mir  im  Zusammenhange  dieses  es 
zu  dunkel.     Man  kann  dann  nur   es  darauf  beziehen,   daß 
sie  werth  ift,  daß  sich  der  Sohn  nicht  irrte. 

IG.  Schnell  den  Wagen  beftieg  und  den  Sitz  des 


Führers  besetzte 
Könnten  Sie  nicht  ein  anderes  Wort  wählen  ? 

21')  V  3.  Sag,  warum/ kommft  Du  al/ lein  zum  Quell? 
der  doch  so  entfernt  liegt 


W.    V.    HuMbOLDT    AN    GOETHE.  6<) 

Dem  Sinn  nach  ruht  der  Ton  auf  Du,  Du  und  nicht 
die  andern. 

24"  V.  5.  Zu  der  verdienten  Gewah,  die  doch  ihm 

im  Hause  gehöret 

Wollten  Sie  nicht  einen  andern  Ausdruck  wählen? 

Ihre  vorigen  Aenderungen  habe  ich,  so  viel  es  ge- 
schehen konnte,  eingeschaltet.  Einige  nun  abgeänderte 
Stellen  waren  aber  schon  abgedruckt.  Könnten  Sie  mir 
Ihre  Mevnung  über  die  drei  mit  XB.  bezeichneten  Stellen 
mit  umgehender  Poft  sagen,  so  wäre  es  mir  sehr  lieb. 
Theils  geht  der  Druck  schnell,  theils  reise  ich  bald  ab. 
Aus  dem  letztern  Grunde  haben  Sie  die  Güte  Ihren  Ent- 
schluß, wie  diese  oder  die  übrigen  Stellen  bleiben  sollen, 
lieber  geradezu  an  \'ieweg  zu  schicken,  und  ihm  auch 
<iie  Antwort  auf  diesen  Brief  einzulegen.  Meine  Abreise 
ift  noch  ungewiß,  doch  sicherlich  bald. 

Alles  übrige  habe  ich  besorgt.  Zu  den  Ofenschirmen 
habe  ich  noch  nichts  gefunden,  das  mich  befriedigt  hätte. 
Ich  muß  daher  deshalb  noch  um  \"erzeihung  bitten. 

Italien  hegt  mir  auch  sehr  am  Herzen.  Wie  sehr  würden 
Sie  mich  erfreuen,  wenn  Sie  mir  einigermaaßen  Ihren  Plan 
entdeckten.    Wir  könnten  uns  vielleicht  dann  näher  bleiben. 

Ich  adressire  nach  Weimar,  weil  ich  Sie  nicht  mehr 
in  Jena  vermuthe.  Grüßen  Sie  Schiller  herzlich.  Ich  habe 
ihm  noch  gar  nicht  geschrieben.  Ich  wollte  erft  Ruhe  und 
Muße  abwarten. 

Möchte   mir  Ihre  neunte  Muse  noch  hier  erscheinen! 

Leben  Sie  herzlich  wohl !  Humboldt. 

59- 
Hier,  lieber  Freund,  das  Buch  der  Stael  und  3  Exem- 
plare meines  französischen  Aufsatzes,  alles  zu  freundschaft- 
lichem Gebrauch. 

Bei  mir  iil:  alles  gesund. 
Leben  Sie  herzlich  wohl! 
/.  Juni  1800.  Ihr  Humboldt. 


Neue  AIittheiluxgek. 


60'. 

Rom,  den  12.  April,  1S06. 

Sehr  lange,  lieber  Freund,  hatte  ich  mich  nach  einem 
Briefe  von  Ihnen  gesehnt,  als  ich  endlich  den  am  24.  Febr. 
abgegangenen  erhielt.  Es  wäre  sehr  freundlich  und  un- 
endlich lieb  von  Ihnen^  wenn  Sie  mir  öfter  ein  Wort 
sagen  wollten.  Ferne  und  Tod  haben  schon  so  vieles 
zerftreut,  so  viele  Fäden  abgerissen;  man  sollte  sorg- 
samer sevn  wieder  anzuknüpfen,  feilzuhalten^  was  noch  des 
Haltens  fähig  ift.  Sie  selbft  sagten  es  mir  einmal  bei 
unserer  erften  Trennung.  An  mir  soll  es  nie  fehlen.  Also 
nehmen  Sie  Muth  und  schreiben  Sie  öfter.  Freilich  fühlt 
niemand  so  sehr  wie  ich,  wie  wenig,  wie  kalt  und  nüchtern 
eigentlich  das  Schreiben  ift.  Aber  zum  persönlichen  Wieder- 
sehen ift  die  Hofnung  doch  sehr  entfernt  noch.  Sie  scheinen 
alle  Pläne  auf  Reisen  aufgegeben  zu  haben,  und  ob  ich 
Luft  haben  kann,  unter  den  Himmel,  den  Sie  den  blechernen 
nennen,  und  unter  dem  auch  die  Erde  durch  die  Umftände 
weniger  lieblich  geworden  ift,  zurückzukehren,  zumal^  da 
doch  mein  Loos  immer  bliebe  von  Ihnen  entfernt  zu  leben, 
das  sagen  Sie  selbft.  Noch  bei  einer  Stelle  Ihres  Winkel- 
manns, wo  Sie  seiner  schnellen,  unvorbereiteten  Rückreise 
gewissermaßen  misbilligend  erwähnen,  ift  es  mir  lebhaft 
aufgefallen,  welch  ein  bedenklicher  Schritt  der  Rückgang 
über  die  Alpen  ift.  Wenigen  hat  er  gefrommt,  und  doch 
wandelt,  wie  sonderbar  es  scheint,  die  meiften  Deutschen 
die  Luft  dazu  an.  Ich  bin  von  ihr,  die  Sehnsucht  nach 
Ihnen  und  einigen  Freunden  ausgenommen,  bisher  ziemlich 
frei  gewesen;  aber  auch  mich  ward  doch  vielleicht  einmal 
das  Schicksal  treff"en,  mich  umsonft  nach  dem  Punkte  zu 
sehnen,  den  ich  mir  jetzt  manchmal  Vorwürfe  mache, 
nicht  genug  zu  geniessen.  Ihren  Arbeiten  bin  ich,  soviel 
es  hat  in  der  Ferne  geschehen  können,  gefolgt. 


'  Aus  der  Autographensammlung. 


\V.  V.  Humboldt  an  Goethe. 


Winkelmann  und  Rameau  haben  mir  eine  unendliche 
Freude  gemacht.  In  beiden  ift  reges  Leben  und  gediegene 
Erfahrung.  Die  Betrachtung  Winkelmanns  nach  seinen 
einzelnen  Lebensmomenten  ift  unvergleichlich.  Es  sind 
Stücke  darin,  die  zu  dem  Größeften  gehören,  was  je  aus- 
gesprochen worden  ift.  Aber  es  ift  wunderbar,  daß  eher 
alle  Art  des  Wissens,  Methaphysik,  selbft,  so  wenig  auch 
viele  Sinn  dafür  haben,  Poesie  Eingang  findet  und  gehörig 
2;ewürdi2;t  wird,  als  die  Resultate  tiefer  Lebensansicht. 
Auf  der  andern  Seite  ift  es  freilich  auch  wieder  natürlich. 
Zu  verftehen,  wie  sich  in  wenige  Worte  Jahre  zusammen- 
ziehen, muß  man  Jahre  mit  eben  dem  Sinne  durchgangen 
seyn. 

Meinen  vor  zwei  Jahren  an  Sie  geschriebenen  Brief 
dort  abgedruckt  zu  finden,  hat  mich  sehr  angenehm  über- 
rascht. In  dem  Kreise  derer,  die  zu  diesem  Buche  mit- 
gewirkt haben,  zu  erscheinen,  ift  immer  schön,  wenn 
auch  das  Erscheinen  selbft  auf  keine  bedeutende  Weise 
geschieht.  Rameau  gibt  Anlaß,  und  die  Nation  Stoff"  zu 
vielen  interessanten  Betrachtungen  über  Nationalverschieden- 
heiten. Beide  Bücher  stellen  sich  sehr  glückhch  in  den 
Anfang  eines  neuen  Jahrhunderts.  Sie  sind  ein  Rückblick 
auf  das  vergangene,  und  ein  Vermächtniß  für  das  folgende. 
Sonft  bin  ich  in  deutscher  Literatur  ziemlich  ein  Fremdling. 
Freilich  lasse  ich  einiges  kommen,  aber  alles  geht  so  lang- 
sam, und  die  hiesigen  Umgebungen  reißen  zu  so  viel  anderem 
fort,  daß  einem  das  Meiste  des  ultramontanischen  zurück 
bleibt.  So  ruht,  seit  ich  hier  bin,  alle  Metaphvsik.  Selbft 
in  Sprachstudien  habe  ich  nicht  viel  Bedeutendes  gethan. 
Geschäfte,  Briefwechsel  und  Gesellschaft  rauben  mir  sehr 
viel  Zeit.  Ein  großer  Theil  vergeht  wieder  mit  Umhergehen, 
mit  Betrachten,  mit  Ttcäumen.  Wirklich  fühlt  man  erlt  hier, 
daß  auch  das  Nichtsthun  gehaltvoll  seyn  kann,  und  kriegt 
einen  gewissen  Ekel  vor  dem  im  Norden  so  gewöhnlichen 
Ardelionenwesen.  Doch  mache  ich  mir  auch  oft  Vorwürfe 
zu  wenig  zu  thun,  und  nach  und  nach  kommt  doch  etwas 


/- 


Neue  Mittheilukgen. 


zu  Stande.  So  ist  der  Agamemnon  fertig;  auc!-i  seit  lange 
die  Baskenreise,  und  beides  soll  gewiß  jetzt  bald  zum  Druck 
bereit  seyn.  Heute  schicke  ich  Ihnen  etwas  Drittes,  die 
Arbeit  der  letzten  sechs  Wochen,  die  ich  Ihnen  mit  mehr 
Scheu  übergeben  würde,  wenn  ich  nicht  \'ertrauen  hatte 
zu  der  Empfindung,  die  sie  ausdrückt  und  die  auch  Ihnen 
werth  ist  —  die  Liebe  Roms.  So  lange  ich  hier  bin,  habe 
ich  einen  gewissen  Drang  gefühlt,  mich  über  diesen  Gegen- 
stand auszusprechen.  Das  Resultat  ift  sehr  unter  dem  ge- 
blieben, was  ich  im  Sinn  hatte.  Aber  mit  Aufmerksamkeit 
gelesen,  glaube  ich  doch,  daß  es  eine  treue  Rechenschaft 
von  dem  giebt,  was  die  Jahre  meines  hiesigen  Aufenthalts 
auf  mich  gewirkt  haben,  und  insofern  kann  es  Ihnen  der 
Sie  an  mir  Theil  nehmen,  Interesse  gewähren.  Ich  habe 
wirklich  während  der  Arbeit  nichts  anders  zu  thun  gehabt, 
als  gewissermaßen  mich  selbfi:  abzuschreiben.  Ich  habe 
Rom  wirklich  als  das  geschildert,  was  es  mir  gewesen  ift, 
und  noch  ift,  und  was  mir  nur  nach  und  nach,  nur  durch 
lange  Zeit  klar  geworden  ift,  als  einen  Punkt,  der  wie  durch 
ein  Wunder,  die  Summen  alles  Lebens  und  aller  Geschichte 
an  der  Stirne  trägt,  und  wie  eine  Statue  auf  den  Sinn, 
eine  edle  weibliche  Gestalt  auf  die  Empfindung,  so  auf  den 
ganzen  und  tiefften  Menschen  wirkt.  Da  ich  nie  ein  eignes 
Gedicht  zu  machen  versucht  hatte,  so  hat  mir  diese  Arbeit 
zu  vielen  Betrachtungen  über  die  Oekonomie  ähnlicher  Pro- 
duckte Anlaß  gegeben.  Ich  habe  fremde  Stücke,  vorzüg- 
lich Schillersche  und  von  Ihnen  genauer  untersucht,  und 
bin,  glaube  ich,  der  Theorie  des  wahrhaft  Poetischen  viel 
näher  gekommen.  Der  Ausübung  werde  ich  durch  ein 
radikales  Unglück  meiner  Natur  immer  fern  bleiben,  da 
ich  auch  zu  dem,  was  noch  einigermaßen  poetisch  in  mir 
und  meinen  Arbeiten  seyn  mag,  doch  immer  nur  durch 
den  Stoff'  komme,  oder  wenigftens  nicht  rein  durch  die 
Form.  Und  die  Poesie  scheint  mir  schlechterdings  nichts 
als  eine  umgekehrte  Prosa.  Anftatt  daß  man  in  Prosa  aus 
einem  nach  und  nach  zusamengetragnen  Stoffe  eine  Form 


W.  V.  Humboldt  an  Goethe.  73 

willkührlich  aufbaut,  springt  in  der  Poesie  aus  einer,  \vie 
durch  ein  Ungefähr  sich  darbietenden  Form  ein  Stoff  un- 
erwartet hervor.  Bei  den  geringern  Dichtern  und  gar  nicht, 
oder  nur  scheinbar  poetischen  Sprachen  ift  diese  Form 
bloß  der  Rhythmus  der  Töne,  oder  das  Bilderspiel  der  Xatur. 
Der  Geist  ift  da  so  schwach,  daß  jede  tiefere  Idee  ihm  seine 
Freiheit  raubt ,  und  sich  mit  ftotiartiger  Breite  etablirt. 
Die  besseren  aber  giebt  sie  erfl  ihrer  eigentlichen  Freiheit 
wieder,  und  das  Erhabenfte  und  Tieffte  ordnet  sich  in  ihnen 
so  sehr  einer  nur  phantasiemäßigen,  scheinbar  selbft  ge- 
haltleeren Eurhythmie  unter,  daß  es  darin  selbft  vertilgt 
zu  seyn  scheint.  \\'orin  eine  solche  Eurhythmie  eigentlich 
befteht,  ift  unerklärbar,  wie  alle  Poesie  und  Kunfi:.  Aber  wer 
sie  läugnen  wollte,  den  frage  ich,  woher  es  denn  kommt, 
daß  ein  einzelner  schöner,  aber  dem  Inhalt  nach  nicht  so 
viel  sagender  Hexameter,  eine  einzige,  ihren  Gegenftänden 
nach  unbedeutende  Landschaft,  den  Geift  so  lange  und  an- 
haltend beschäftigen,  in  eine  so  hohe  und  acht  große 
Stimmung  versetzen  kann?  Allerdings  läßt  sich  sagen, 
daß  es  ift,  weil  der  \'ers,  die  Landschaft  Handhaben  sind, 
sich  die  ganzen  Innern  Menschen  und  das  Universum  selbft 
in  einer  Art  des  Microcosmus  vor  die  Augen  zu  bringen. 
Aber  das  Wie?  bleibt  immer  unbegreiflich.  Doch  ich  kehre 
zu  meinen  Stanzen  zurück.  Ich  habe  sie,  wie  Sie  sehen, 
an  Fr.  v.  Wollzogen  gerichtet,  aber  ich  schicke  sie  Ihnen, 
weil  sie  manchmal  von  Weimar  abwesend  ist,  und  bitte 
Sie  sie  ihr  zu  geben.  Riemer  ift  wohl  so  gut,  Ihnen  eine 
Abschrift  zu  machen,  wenn  Sie  eine  wünschen.  Ich  habe 
nicht  das  Packet  mit  zweien  vergrößern  mögen. 

Was  Sie  über  Schiller  sagen,  habe  ich  tief  gefühlt. 
Auch  mir  ift  sein  Tod  wie  etwas  vorgekommen,  was  mich 
vom  Leben  mehr  abreißt,  mich  wenigftens  fremdartiger 
gegen  die  übrige  Welt  ftellt.  Seine  Lehre  —  denn  es 
war  Eigenheit  seines  Geiftes  eine  zu  geben,  und  aus- 
zusprechen —  ftand  eigentlich  im  Widerspruch  mit  der 
Welt,  wurde  bald    übersehen,  bald  verkannt.    Aber  solang 


74  Neue  Mittheilungen. 


er  lebte,  war  sie,  wenigflens  für  uns,  seine  Freunde,  das 
eigentlich  Geltende.  Jetzt  da  er  dahin  ifl,  haben  die  andern 
die  Uebermacht.  Alles  gäbe  ich  drum,  wenn  er  Rom  gesehen 
hätte.  Er  wird  Ihnen  gesagt  haben^  daß  es  sein  Stecken- 
pferd war,  eine  Römische  Geschichte  zu  schreiben.  Die 
Rede  Camills  gegen  die  Verpflanzung  nach  Veji,  deren 
ich  in  den  Stanzen  erwähne,  war  die  Angel  um  die  diese 
Geschichte  sich  drehen  sollte. 

Von  Kunftsachen  erlassen  Sie  mir,  lieber  Freund, 
Ihnen  etwas  zu  sagen.  Ich  getraue  mir  über  das  Einzelne 
darin  wenig  Urtheil  zu.  Nur  so  viel  können  Sie  mit  Ge- 
wißheit annehmen,  daß  alles  in  sehr  reger  Bewegung  ift, 
und  in  einer  die  Sie  freuen  würde.  Nur  ift  es  noch  so, 
wie  zu  Winkelmanns  Zeit.  Die  Deutschen  —  bei  ihnen 
Mengs  —  wenigftens  die  Nordländer  oben  an,  die  Italiener 
mit  unter  sehr  lobenswürdig,  die  Franzosen  unter  der 
Kritik.  Die,  wie  man  hier  behauptet,  unberufenen  Kunft- 
richter  geben  zu  viel  Kurzweil  Anlaß.  Erft  hat  sich  Kotzebue, 
nachher  Schlegel  auf  diese  schlüpfrige  Bahn  gewagt.  Der 
Proceß  ift  dann  sehr  kurz.  Man  sagt,  daß  die  Gelobten 
den  Tadel  dictirt  haben,  und  fällt  über  sie,  zum  Theil, 
mit  Thätlichkeiten  her. 

Meine  Frau  schreibt  Ihnen  nächftens  und  dann  über 
diese  Angelegenheiten  mehr  und  viel.  Bis  dahin  leben  Sie 
wohl  und  lassen  Sie  bald  einmal  wieder  von  sich  hören.  Mit 
inniger.und  herzlicher  Verehrung  und  Liebe  Ihr  n 

6i'. 

Ro)}!^  den  i6.  Deccniher,  iSoy. 
Es  ift  über  ein  Jahr  her,  theurer  Freund,  daß  ich 
Ihren  letzten  Brief  unbeantwortet  gelassen  habe,  und  doch 
ift  es  mir,  als  hätte  ich  ebensowenig  deshalb,  als  des- 
wegen, daß  ich  Ihnen  auch  heute  nur  wenig  Worte  sage, 
einer  Entschuldigung  nöthig.  Denn  welche  Begebenheiten, 


'  Aus  der  Autographensammlung. 


W.  V.  Humboldt  an  Goethe.  75 

mein  Liebfter,  sind  in  dieser  Zeit  eingetreten,  wie  ift  alle 
Stimmung  zur  xMittheilung,  auch  der  freundschaftlichften, 
in  die  Ferne  erftickt,  wie  oft  selbft  alle  auch  noch  so  un- 
schuldige Freiheit  derselben  gehenmit  worden !  Nicht  also 
schriftlich,  sondern  nur  mündlich  läßt  sich  der  Faden 
wieder  anknüpfen,  und  glücklicherweise  habe  ich  zu  dem 
letzteren  ziemhch  nahe  Hofnung.  Die  sehr  nahe  zwar 
(denn  vor  zwei  Monaten  glaubte  ich,  schon  um  diese  Zeit 
bei  Ihnen  zu  seyn)  hat  sich  zerschlagen,  der  Hof  will, 
daß  ich  nicht  vor  dem  Frühjahr  von  hier  weggehe.  Aber 
im  Mai,  vielleicht  auch  früher,  mache  ich  auf  einige  Monate 
allein,  oder  doch  nur  mit  Theodor,  eine  Reise  nach  Erfurt 
und  Berlin  und  eile  also  zuerft  zu  Ihnen.  Dies,  mein  Befter, 
ift  der  einzige  leuchtende  Punkt  den  ich  auf  dieser  Heim- 
fahrt sehe,  ich  sehne  mich  in  der  That  unbeschreiblich 
nach  dem  Gespräch  mit  Ihnen,  und  eine  Woche  mit  Ihnen 
verbracht,  wird  wecken,  befeftigen  und  nähren,  was  sonft 
vielleicht  in  Jahren  nicht  zur  Reife  gedeiht.  Diese 
Zeilen  schreibe  ich  Ihnen  nun  eigentlich  in  zweifacher 
Absicht: 

einmal  mich  zu  erbieten,  Ihnen,  was  Sie  etwa  von 
hier  aus  zu  erhalten  wünschten,  mitzubringen;  Sie  haben 
noch  2V2  Monate  Zeit ,  mir  Ihre  Aufträge  zu  geben, 
denn  vor  Ende  März  reise  ich,  ohne  außerordentliche 
Umstände,  nicht; 

dann  Sie  zu  bitten,  die  Inlage  an  H.  Riemer,  wenn  er 
noch  bei  Ihnen  ift,  zu  geben,  sonft  ihm  zuzusenden;  ich 
ersuche  ihn  darin  um  Rath  über  Theodors  Erziehung  und 
möchte  auch  Ihnen,  wenn  es  nicht  zu  unbescheiden  wäre, 
diese  Angelegenheit  empfehlen. 

Was  aus  mir,  wenn  ich  jetzt  nach  Deutschland  komme, 
werden  wird,  ift  noch  ungewiß.  Zwar  ift  bis  jetzt  mir 
keine  Veränderung  meiner  Lage  angekündigt  worden,  und 
meine  Reise  ift  ein  bloßer  Urlaub.  Allein  wer  das  Glück 
hält,   der  fürchtet  immer,   daß  es  entschlüpfe,   und  was  ift 


7^  Neue  Mittheilungen. 


Glück  —  selbft  in  Zeiten  der  Widerwärtigkeit  —  wenn  es 
nicht  iil,  in  Italien  zu  leben? 

Meine  Frau  grüßt  Sie  auf  das  herzlichfte.  Leben  Sie 
innigft  wohl!  Humboldt. 

62. 

Erfurt,  den  22.  Dec.  iSoS. 

Es  ift  wieder  eine  unendliche  Zeit  verftrichen,  ohne 
daß  wir,  theurer  Freund,  von  einander  gehört  haben.  Sie 
haben  mir  nicht  geschickt,  was  Sie  mir  so  gütig  verheißen, 
und  ich  habe  im  Warten  darauf  nicht  geschrieben.  Mit 
dem  Schreiben  ift  es  eben  überhaupt  eine  kümmerliche 
Sache,  die  man  selten  bereuen  darf,  unterlassen  zu  haben. 
Jetzt  komme  ich,  wenn  Sie  es  mir  noch  erlauben,  selblt 
zu  Ihnen,  und  bin  am  erflen  Weihnachtsfeiertag  gegen 
Mittag  in  Ihrem  Hause.  Ich  habe  mich  so  eingerichtet, 
einige  Tage  bleiben  zu  können,  und  freue  mich  unendlich 
im  Voraus  darauf  Es  hat  sich  indeß  auch  mit  mir  man- 
cherlei zugetragen,  wobei  ich  auf  Ihr  Bedauern  rechnen 
kann.  Allein  davon  und  von  allem  Uebrigen  mündlich.  Em- 
pfehlen Sie  mich  Ihrer  lieben  Frau_,  die  mich  neulich  so 
gütig  und  so  freundschaftlich  behandelt  hat^,  und  bitten  Sie 
sie  um  eine  gleich  freundliche  Aufnahme  diesmal  für  mich. 
Leben  Sie  herzlich  wohl!  Humboldt 

63- 

Erfurt,  den  26.  Dec  einher  iSo^ 
Ich  begreite  selbft  nicht,  liebfter  Freund,  wie  ich  heute 
schon  den  fünften  Tag  hier  bin^  ohne  Ihnen  Nachricht  da- 
von gegeben  zu  haben,  noch  weniger,  da  ich  auch  Ihre 
lieben  Briefe,  die  Sie  mir  nach  Königsberg  schrieben, 
noch  zum  Theil  unbeantwortet  ließ.  Allein  ich  glaubte 
von  Tag  zu  Tag  selbft  auf  einige  Stunden  nach  Weimar 
zu  kommen.  Jetzt  aber  scheint  es  mir  besser,  meinen 
Besuch  bei  Ihnen  mit  einer  Reise  nach  Rudolstadt,  die  ich 
ohnehin  nothwendig  vornehmen    muß    zu   verbinden^    und 


'  Aus  der  Autographensammlung. 


W.  V.  Humboldt  an  Goethe.  77 

ich  bliebe  alsdann,  wenn  es  Ihnen  recht  ift,  ;^\vei  oder  drei 
Tage  bei  Ihnen.   Wir  haben  ja  so  mancherlei  zu  besprechen, 
auch  die  Wahlverwandtschaften,  die  mir  einige  sehr  glück- 
liche  Tage    in   Königsberg    gemach:    haben.     Wollen    Sie 
mich  wieder  in  Ihrem  Hause  dulden,   so   genieße   ich   da- 
durch  noch   ungeftörter    und    ununterbrochener   das    Ver- 
gnügen mit  Ihnen  zu  seyn.    —  Zugleich  sende  ich   Ihnen 
ein  Andenken   aus   dem    fernen  Norden,    zwei  Blätter  von 
Kants  Handschrift.     Das  eine  zum  Theil  mit  Bleifeder  ge- 
schrieben, ill  in  der  That  merkwürdig.  Kant  hatte  die  Ge- 
w-ohnheit    sich    Notatenbücher    in    dieser  Form   zu  halten. 
Er   schrieb    alles,    was   ihm    einfiel,   hinein,   ohne   alle   nur 
denkbare  Ordnung  und  es  ift  ordentlich  traurig  zu  sehen, 
wie  die  größeften  Trivialitäten  des  Lebens  die  bedeutendfte 
Rolle  drin  spielen^  wenn  gleich   die  Metaphysik    auch  mit 
unter  darin  figurirt.    Den  Küchenzettel,  die  zu  Mittag  ein- 
geladenen Personen,  und  sein  Befinden  tritt  man  daher  am 
häufigrten    und   faft   auf  jedem   Blatte    an.     So    haben   Sie 
hier  dicht  neben  einander :  Trocken  Üblb  mit  geräuchertem 
Bauchspeck,  und  Gott  u.  die  Welt,  und  auf  der  andern  Seite 
eine  Blähung  auf  dem  Magenmunde'.   Natürlich  sind  diese 
Bücher    aus    seiner   letzten    Lebenszeit.      Das    Jahr    dieses 
Blatts  ift  nicht  bemerkt,   ich  könnte  es   aber  vielleicht  er- 
fahren.    Es    giebt   nur   noch    sehr  wenige  solcher  Bücher. 
Das  Blatt  ift  aus  einem,  das  dem  Dr.  Motherby,  der  Kant 
in  seiner  letzten  Zeit   faft   täglich  sah,   und    mein    genauer 
Freund  ift,  gehört.    Als  ich  ihm  sagte,  daß  es  für  Sie  be- 
ftimmt  sey,  riß  er  es  heraus.  —  Jetzt  leben  Sie  recht  wohl 
und  empfehlen  Sie  mich   Ihrer   lieben  Frau,    die  ich  mich 
sehr  freue  wiederzusehen.     Die  WoUzoeen  iil:  wohl    noch 
in  Wiesbaden?  —  Wenn  Sie  mir,  wäre  es  auch  nur  durch 
Riemer,  den  ich  sehr  grüße,  morgen  oder  späteftens  über- 


'  [Rand  links]  Des  Medicus  Apotheke  auf  dem  Zettel  ift  ein  Königs- 
bergischer Ausdruck.  Jede  Materialhandlung  heißt  dort  Apotheke  und 
die  Pharm acien  zum  Unterschiede :  Medicin  Apotheken. 


78  inTeue  Mittheilukgen. 


morgen  eine  Zeile  Antwort  zukommen  lassen  wollten, 
würden  Sie  mich  sehr  erfreuen.  \'on  ganzer  Seele  der 
Ihrige  H. 

Den  Tag  meines  Kommens  nach  Weimer  kann  ich 
nicht  genau  beftimmen.  Aber  vermuthlich  gehe  ich  den 
29fl:en  von  hier  nach  Rudolstadt,  den  3ifl:en  oder  iften 
nach  Jena,  und  bin  den  iften  oder  2ten  bei  Ihnen.  Allein 
ich  hinge  von  Geschäften  ab. 

64-'. 

Paris,  den  2j.  Mai,  1S14. 
In  einem  Ungeheuern  Gewühl  von  Geschäften  bleibt  mir 
nur  die  Zeit  Ihnen,  theurer  Freund,  ein  Zeichen  des  Lebens 
zu  geben,  und  Ihnen  drei  Originalbriefe  von  Lord  Castle- 
reagh  an  seinen  Bruder  Charles  Stewart,  von  Lord  Wellington 
an  einen  Verwandten  (eine  Rechtfertigung  über  sein  Ein- 
rücken in  Frankreich)  und  von  Jefferson  an  meinen  Bruder, 
der  Sie  herzlich  grüßt,  zu  Ihrer  Sammlung  zu  schicken. 
Ich  bin  wohl,  meine  Frau  ift  mit  den  Kindern  in  der 
Schweitz,  Theodor  ift  gesund,  und  geht  auf  einige  Zeit 
zu  seiner  Mutter,  ich  begleite  unsern  Hof  nach  England, 
und  der  Friede  wird  vermuthlich  in  nächfter  Woche  unter- 
zeichnet. Leben  Sie  herzlich  wohl,  und  erhalten  Sie  mir 
Ihr  freundschaftliches  Andenken  !  Humboldt. 

Caroline  v.  Humboldt  an  Goethe. 

65  ^ 

IVien  den  22ten  Januar  1S12. 
Mein  theurer  und  verehrter  Freund. 
Ich   wage    es    mich    Ihrem   Andenken    zurückzurufen, 
obgleich   Ihr   langes,    langes  Stillschweigen   mich    einiger- 
maßen schüchtern  gemacht  hat.   Ach  sehen  Sie  in  diesem 


'  Aus  der  Autographensammlung. 

2  Ein  langer  Brief  aus  Rom  1810  ist  durch  Nässe  und  Wegreissen 
so  beschädigt,  dass  er  hier  leider  nicht  mitgetheilt  werden  kann.  Ein 
ßillet  vorn  Sommer  1797  enthält  nichts  Interessantes. 


Caroline  v.  Humboldt  an  Goethe.  79 


Wort  keinen  Vorwurf,  nur  den  innigen  Wunsch  meines 
Herzens  nie  aus  Ihrem  theuren  und  unschäzbaren  An- 
denken ganz  zu  entweichen.  Die  \^eranlaßung  meines 
heutigen  Schreibens  sind  die  beikommenden  BUitter  die 
Humboldt  von  H.  Gropius  aus  Trichery  empfangen  liat, 
und  von  denen  er  wünscht  daß  Sie,  mein  \'erehrter 
Freund,  sie  ins  Deutsche  übersezt,  in  irgend  eine  recht 
gelesene  gelehrte  Zeitung  mögen  einrükken  laßen.  Hum- 
boldt bittet  Sie  aber  seinen  Nahmen  als  Einsender  hierbei 
nicht  zu  nennen,  damit  niemand  Anftoß  daran  nehme  der 
jetzigen  Lage  der  ötfentlichen  Verhältniße  wegen.  —  Der 
Fund  der  auf  Aegina  gemacht  ift,  scheint  allerdings  ganz 
außerordentl.  intereßant  zu  sein,  und  dürfte  vielleicht  viel 
Aufschlüße  über  die  frühefte  Kunft  geben.  In  einem  Privat- 
schreiben sagt  mir  Gropius  [derselbe  der  mit  uns  vor  ii. 
Jahren  die  Reise  nach  Spanien  machte]  er  lebe  seit  Jahren 
in  Trichery,  einem  kleinen  Hafen  von  Thessalien,  und  sein 
einziger  Trofl  und  Gesellschaft  seien  Ihre  Schriften,  die 
zum  Glück  mit  sich  genommen  hätte. 

Seit  fünfzehn  Monaten  bin  ich  nun  hier,  wo  man  uns 
mit  Güte  und  Zuvorkommenheit  aufgenommen  hat.  Aber 
kann  man  deshalb  Rom  vergeßen?  —  ich  fühle  wohl  daß 
ich  das  nie  vermag.  Meine  jüngeren  Kinder  haben  hier 
Deutsch  gelernt,  aber  man  hört  noch  immer  in  ihrer 
Aussprache  die  römische  Mund  Art.  Wir  wagten  es  uns 
diesen  Sommer  mit  der  Hofnung  zu  tragen  Sie  würden 
auf  einige  Wochen  herkommen.  Ach!  es  war  nur  eine 
Hofnung!  Die  Kaiserin  hat  mir  mehrmalen  von  dem  Glück 
gesprochen  das  Ihre  Bekanntschaft,  Theurer  Goethe,  Ihr 
gewährt  habe. 

Das  neuefte  was  uns  von  Ihren  Schriften  zugekommen 
ift,  ift  Hackerts  Leben.  Nach  den  neueften  sehn  wir  noch  aus. 

Unsre  gemeinschaftliche  Freundin  die  Frau  v.  Eibenberg 
nähert  sich  langsam  und  unter  vielen  vielen  Leiden  ihrer 
Auflösung.  Ihre  Schwefter  ift  bei  ihr  und  pflegt  und  wartet 
sie  mit  rührender  Liebe  und  Sorgsamkeit. 


8o  Neue  Mittheilungen. 


Rauch  ift  dieser  Tage  von  Berlin  gekommen  wo  er 
die  über  lebens  große  Statue  der  verewigten  Königin  ge- 
macht hat.  Sein  Modell  ist  ihm  vorangegangen,  und  er 
führt  es  in  Rom  in  Marmor  aus.  Den  Kopf  dieser  Statue 
als  Segment  aus  dem  Ganzen  herausgehoben,  hat  er  uns 
mitgebracht,  und  ich  wage  zu  sagen  daß  er  ein  herrliches 
Kunrtwerk  geniacht  hat.  Die  Ähnlichkeit  dieser  edlen  und 
herrlichen  Frau  hat  er  auf  das  schönfte  aufgefaßt,  und  mit 
allen  Anforderungen  der  Kunft  vereinigt. 

Schick  hat  leider  seiner  Gesundheit  wegen  Rom  ver- 
laßen müßen.  Man  sagt  sein  Uebel  sei  wie  das  des  armen 
Fernow.  Er  ill:  nun  in  Stuttgard  und  beinahe  ohne  Hofnung. 
Ach  warum  kann  ich  Ihnen  die  Bilder  nicht  zeigen  die  ich 
so  glüklich  bin  von  ihm  zu  besitzen.  Dann  würden  Sie 
erft  ganz  wnßen  was  die  Welt  an  ihm  verliert.  Humb : 
trägt  mir  auf  ihn  Ihnen  auf  das  innigfte  zu  empfehlen. 
Er  wird  Ihnen  selbft  schreiben.  Mit  inniger  Verehrung 
und  AnhängHchkeit  Ihre 

C.  V.  Humboldt,  geb.  v.  D 

A?^HANG:  Aus  Briefen  W.  v.  Humboldts  ax  Riemer. 

GG. 

Rom,  den  2j.  Februar  1S04. 
Ich  hatte  längft  auf  Ihren  Brief  antworten  wollen,  mein 
lieber  Freund,  aber  Sie  errathen,  warum  ich  nicht  in  jedem 
Augenblick  dazu  kommen  konnte.  Der,  mit  dem  Sie  Sich 
viel  beschäftigten,  und  von  dem  Sie  mehr,  wie  jeder  andere 
wissen,  wie  unendlich  ich  an  ihm  hieng,  ift  nicht  mehr. 
Ja,  mein  lieber  Riemer,  ich  habe  sehr  durch  diesen  Schlag 
gelitten,  eigentlich  noch  durch  keinen  so,  und  werde  es 
durch  keinen.  Dies  Kind  war  mir  in  jeder  Art  ins  Herz 
gewachsen,  und  ein  gütiges  Geschick  wollte,  daß  er  es 
noch  mehr  in  den  letzten  Monaten  seines  Lebens  wurde. 
Er  war  lieblicher,  folgsamer,  fleißiger,  als  je,  und  verließ 
mich  fall:  nicht.  Seitdem  Sie  weg  waren,  unterrichtete  ich 


Aus  Briefen  W.  v.  Humboldts  an  Riemer. 


ihn  im  Griechischen,  u.  er  hat  mir  keinen  AugenbHck  Ver- 
druß dabei  gemacht.  Ich  freute  u.  wunderte  mich,  wie 
gründhch  er  wußte,  was  er  wußte,  ich  nahm  mir  vor, 
Ihnen  darüber  eigends  zu  schreiben,  und  da  war  er  nicht 
mehr.  Wenige  Tage  vor  seinem  Tode  las  ich  einmal  zum 
Spaß  den  Heracliscus  im  Theocrit  mit  ihm,  den  er  nicht 
einmal  endigen  konnte.  Ich  werde  mich  ewig  erinnern, 
wie  lang  er  bei  dem  V^ers  svdsrf,  jfxnt  ifiu,  ylvxiQov  xui  i/fgatfiov 
vnvov  verweilte  und  sich  das  f/f^nu.uo»'  erklären  ließ.  Er 
wußte  nicht  daß  er  selbft  fünf,  sechs  Tage  darauf  den  un- 
erwecklichen  schlafen  sollte.  Man  sagt,  daß  den  Todten 
wohl  ifl,  u.  man  mag  Recht  haben.  Aber  niemand  weiß 
es,  u.  er  hätte  leben  u.  fröhlich  leben  können.  Etw^as  be- 
ruhigt hat  mich  die  Art,  wie  er  geftorben  ift.  Immer  heiter, 
ohne  Furcht  u.  ohne  Klage  u.  liebevoll  mit  allen,  die  ihn 
umgaben.  Ich  bin  sein  letztes  Wort  gewesen.  Fürchten 
Sie  nicht,  mir  von  ihm  zu  reden,  ich  denke  an  nichts  so 
gern,  u.  es  ift  eine  grausame  Emphndsamkeit  auch  noch 
das  Andenken  der  Todten  aus  dem  Leben  zu  verbannen. 
Uebrigens  bin  ich  wohl  u.  heiter  u.  ich  kann  wohl  sagen, 
daß  mich  dieser  Schlag  in  meinem  Innern  Leben  weniger 
niedergedrückt,  als  gehoben  hat.  Er  hat  mich  ernfter  über 
das  Nächfle  hinausgesetzt,  und  mich  wenigftens  moment- 
weise zu  einer  Klarheit  erhoben,  die  nur  dem  wahrhaft 
großen  Schmerz  eigen  ift. 

Theodor  hat  seit  seiner  Krankheit  u.  Wilhelms  Tod, 
den  er  mehr  empfunden,  als  man  glauben  sollte,  sehr  ge- 
litten. Er  geht  jetzt  mit  seiner  Mutter  nach  Deutschland 
u.  ich  hoffe,  Sie  werden  beide  sehen.  Wir  glauben,  daß 
das  nördliche  Klima  ihm  günftig  seyn  soll. 

Karoline,  die  auch  mitkommt,  hat  nichts  gelitten. 
Wilhelms  Tod  hat  ihrem  Charakter  eine  Art  Stoß  gegeben. 
Sie  hat  auf  einmal  eine  ernftere  Wendung  genommen  u. 
ift  sehr  fleißig.  Auch  im  Griechischen  hat  sie  für  die  Zeit 
große  Fortschritte  gemacht.  Nur  habe  ich,  da  ich  die 
Reise  nicht  gleich  voraussah,  einen  Plan  bei  meiner  Lehr- 

Gosthe-Iahrbvch   ViII.  5 


82  Neue  Mittheilungen. 


art  gemacht,  der  nun  freilich  schHmm  unterbrochen  wird. 
Ich  habe  alle  Grammatik  bei  Seite  gelegt,  u.  gleich  den 
Homer  gelesen.  Ich  habe  sie  erftaunUch  viel  lesen  lassen, 
um  sie  erft  an  die  Töne  zu  gewöhnen;  nachher  abschreiben 
mit  der  Deutschen  Vossischen  Uebersetzung,  nachher  selbft 
nach  der  Stunde  übersetzen  lassen.  Dadurch  wollte  ich, 
sollte  sie  Wörter  lernen,  u.  Formen  durch  Takt  fassen  u. 
so  die  Grammatik  selbft  gewissermaßen,  als  ein  Mittel  das 
Chaos  zu  ordnen,  fordern.  Ich  bin  überzeugt,  für  sie  ift 
es  die  einzige  Methode,  für  Wilhelm  war  es  anders.  Auch 
ift  es  mir  mit  ihr  bis  jetzt  sehr  gut  gelungen.  Nun  geht 
sie  mir  zu  früh  fort. 

Ich  werde  den  ganzen  Sommer  allein  seyn,  u.  ver- 
muthlich  viel  arbeiten.  Nur  nehmen  meine  Geschäfte,  in 
denen  ich  ohne  alle  Hülfe  bin  u.  die  seit  Ihrer  Abreise 
sehr  zugenommen  haben,  sehr  viel  Zeit  weg.  Allein  ich 
werde  doch  suchen,  mir  Luft  zu  schaffen. 

Es  wird  mir  angenehm  seyn,  mein  Lieber,  von  Zeit 
zu  Zeit  von  Ihnen  zu  hören,  u.  ich  bitte  Sie,  mir  nicht 
so  cärimonieus,  sondern  freundschafthch  u.  geradezu,  wie 
ich  es  thue,  zu  schreiben.  Ihre  neue  Lage  hat  mich  innig 
gefreut.  Ich  dachte  immer,  daß  Sie  nur  Deutschland  zu 
betreten  brauchten ,  um  daß  es  Ihnen  wohl  ginge.  Mit 
herzlicher  Anhänglichkeit  Ihr 

Humboldt. 
67. 
Aus  einem  Briefe  dd.  Rom,  den  )o.  Mai,  i8oj. 

Schillers   Tod   hat    mich   unendlich   niederge- 

geschlagen.  Ich  bin  eigentlich  mit  niemand  je  so  innig 
u.  lang  umgegangen,  u.  habe  mich  mit  niemand  auch 
abwesend  so  ununterbrochen  beschäftigt 

68. 
Ich   schicke    Ew.  Wohlgeb.  mit  diesen  Zeilen  meinen 
Agamemnon,  von  dem  ich  Ihnen  neulich  schrieb.  Nehmen 
Sie  ihn  mit  Güte  und  Nachsicht  auf.  Ich  fühle  selbft  recht 


Aus  Briefen  W.  v.  Humboldts  an  Riemer.   .  83 

gut,  was  der  Uebersetzung  abgeht.  Es  ift  zum  Theil  die 
Schuld  der  unterbrochenen,  gewissermaßen  zu  altgewor- 
■denen  Arbeit.  Hätte  ich  beim  Anfange  dieselben  Grundsätze 
über  das  Uebersetzen  überhaupt  u.  die  deutsche  Metrik 
gehabt,  so  wäre  ursprüngHch  besser  und  richtiger  geworden, 
was  es  jetzt  erft  durch  Hülfe  von  Aenderungen  hat  werden 
können.  Dies  fbraft  sich  immer,  u.  es  bleibt  immer  etwas 
Steifes  und  Unbehülfliches  zurück.  Ich  werde  mich  glücklich 
schätzen,  wenn  man  dies  wenigftens  nur  llellenweise,  nicht 

im  Ganzen  findet 

Frankfurt,  den  9.  Aug.  18 16. 

IX.  :3  Briefe  Alexander  von  Humboldts  nebst 
EINEM  Briefe  über  Goethe. 
69. 
Ich  wollte  nach^  so  vieljähriger  Abwesenheit  nicht 
anders  vor  Ihnen  erscheinen,  als  mit  dem  kleinen  Denkmal, 
das  meine  tiefe  Verehrung  und  innige  Dankbarkeit  Ihnen 
geftiftet  hat.  In  den  einsamen  Wäldern  am  Amazonenfluße 
erfreute  mich  oft  der  Gedanke  Ihnen  die  Erftlinge  dieser 
Reisen  widmen  zu  dürfen.  Ich  habe  diesen  fünfjährigen 
Entschluß  auszuführen  gewagt.  Der  erfte  Theil  meiner 
Reisebeschreibung,  das  Naturgemälde  der  Tropenwelt,  ist 
Ihnen  zugeeignet.  Mein  Freund  Torwaisen '  in  Rom,  ein 
eben  so  großer  Zeichner  als  Bildhauer  hat  mir  eine  Vignette 
■entworfen,  welche  auf  die  wamdersame  Eigenthümlichkeit 
Ihres  Geiftes,  auf  die  in  Ihnen  vollbrachte  Vereinigung  von 
Dichtkunst,  Philosophie  und  Naturkunde  anspielt.  Seit  2 
Monathen  erwarte  ich  täglich  die  Herausgabe  dieses  Werkes 
um  es  Ihnen  zu  überreichen,  aber  Cotta  läßt  mich  ohne 
Nachricht  und  ich  muß  jetzt  mein  Geheimniß  selbft  ver- 
rathen,  weil  eine  Charakterschwäche  ;mich  anreizt,  Ihnen 
meine  kleine  Abhandlung  über  Physiognomik  der  Gewächse 
so  früh  als  möglich  zu  übersenden.    Es  ifl:  ein   roher  Ver- 


'  Steht  über  durchgestrichenem  Thorwaisen. 

6' 


84  Neue  Mittheilungen. 


such  physikal.  und  botanische  Gegenftände  äfthetisch  zu 
behandeln.  Wenn  ich  zu  sagen  wüßte^  was  und  wie  ich 
es  fühlte,  so  müßte  ich  nach  dieser  Reise  manchem  einigen 
Genuß  verschaffen  können.  Aber  seit  so  vielen  Jahren  ein 
wüftes  Leben  führend,  bin  ich  in  der  Sprache  selten  sicher. 
Auch  ift  der  Boden  auf  dem  man  in  Deutschland  tritt  sehr 
glatt  geworden  und  das  macht  schüchtern  und  ungeschickt. 
Dennoch  würde  einer  meiner  heißeften  Wünsche  befriedigt, 
wenn  Sie,  Verehrungswerthefter  Mann,  Sie  der  Sie  sonfl 
mich  oft  hoben  und  aufmunterten,  diese  kleine  Arbeit  lesen 
wollten.  Sie  koflet  Ihnen  ja  nicht  V^  Stunde  und  am 
rauhen  Winterabend  wandelt  man  ja  wohl  gerne  einmal 
in  einem  schön  belaubten  Tropenwald  umher.  Auch  ift 
Ihnen  der  südliche  Himmel  nicht  fremd  und  Sie  haben  ja 
Naturphysiognomische  Reisen  unter  Ihren  Schweizerischen 
und  Italienischen  Zeichnungen. 

Wir  haben  hier  Ihre  zarte  trefliche  Großfürftin  be- 
wundert. Wie  hat  Sie  mir  recht  tröftendes  und  erfreuliches 
von  Ihrer  Gesundheit  gesagt.  Ich  führe  hier  ein  abscheu- 
liches Leben;  die  Stimmung  der  Menschen  d.  h.  ihre  em- 
pörende OberflächHchkeit  ift  ärger  als  die  Pflanzenöde  und 
der  blecherne  graue  Himmel.  Dazu,  da  niemand  arbeitet^ 
geht  alles  auf  Stöhrungen  hinaus,  die  auch  nicht  einmal  einen 
vorübergehenden  Genuß  gewähren.  Ich  arbeite  trotz  dem 
allen  viel  und  lebe  in  der  Vergangenheit,  in  Ihren  Schriften 
und  in  den  Ebenen  am  Euphrat  und  Himalus  den  ich  zu  be- 
suchen gedenke.  Meine  Gesundheit  leidet  ohnedies  von 
dem  Europäischen  Klima  und  es  ift  mir  hier  fürchterHch 
eng  und  tot.  Wenn  man  mich  an  Ihrem  treflichen  Hofn^ 
bei  WoUzogens,  der  verwaiseten! !  Schillern,  und  bei  Meyer 
nicht  ganz  vergessen  hat  —  so  versichern  Sie  alle  meiner 
tiefen  Verehrung.  Wilhelm  ift  wieder  Vater  eines  Sohnes 
geworden  und  sehnt  sich  nach  Ihrem  Anblick  so  wie  ich. 
Ich  höre  daß  wir  nun  bald  Ihr  großes  optisches  Werk  zu 
erwarten  haben.  Das  ift  mir  eine  große  Freude  und  bei 
der  «roßen  und  glücklichen  Revoluzion  welche  das  Studium 


A.  V.  Humboldt  an  Goethe. 


■der  Natur   seit   meiner   Abwesenheit   erlitten,   werden   Sie 
nicht  wie  sonft  misverftanden  werden. 

Berlin  d  6  Febr.  iSo6.  Alexander  Humboldt. 

70. 

Ihnen  allein,  mein  Theurer,  Verehrungswerther  Mann, 
der  Sie  alle  Tiefen  des  Lebens  und  der  besseren  Gefühle 
kennen,  wird  es  erklärbar  sein,  wie  ich  mir  so  lange  die 
Freude  habe  versagen  können,  Ihnen  zu  danken.  Ein  so 
freundliches  liebevolles  Andenken  von  Ihnen,  Rückerinnerung 
-an  die  schönften  Zeiten  meines  Lebens,  wo  ich  in  Ihrer 
Nähe,  Ihres  wohlthätig-begeiflernden  Einflusses  genoß; 
Zusendung  eines  treflichen  jungen  Mannes,  in  dem  Ihre 
Einwirkung  unverkennbar  ift  —  das  alles  war  geeignet 
mich  tief  zu  ergreifen.  Aber  eben  weil  es  mich  ergrif, 
wollte  ich  auch  so  vor  Ihnen  erscheinen,  als  wisse  ich 
durch  Arbeit  und  deutschen  Fleiß  mich  so  großen  Wohl- 
wollens würdiger  zu  machen.  Ich  hofte  seit  Monathen 
Ihnen  überreichen  zu  können,  was  ich  Ihnen  heute  auf 
■einem  andern  Wege  zusende,  mein  pittoreskes  Werk  über 
die  Denkmähler  und  Refte  alter  Civilisation  des  Menschen- 
geschlechts in  Amerika.  Typographisch-buchhändlerische 
Schwierigkeiten  (ein  Werk  das  400  000  livres  Vorschuß 
bedarf,  außerhalb  Frankreich  nicht  40  Exemplare  absezt 
und  auf  dem  ganzen  Erdenrund  von  niemand  unterftüzt 
wird !)  buchhändlerische  Schwierigkeiten  haben  die  Heraus- 
gabe verzögert  und  heute  erft  bin  ich  im  Stande  Ihnen, 
Verehrungswerther  !  dieses  geringe  Opfer  meiner  dankbaren 
Liebe  darzubringen.  Natur  und  Kunft  sind  in  meinem 
Werke  eng  verschwiftert.  Möchten  Sie  mit  der  Bear- 
beitung nicht  ganz  unzufrieden  sein,  möchten  Sie  in  ein- 
zelnen Ansichten  Sich  Selbft,  Einfluß  Ihrer  Schriften  auf 
mich,  Einfluß  Ihrer  herrschenden  Nähe  erkennen !  Ich  habe 
kein  Recht,  Briefe  von  Ihnen  zu  fordern,  sollte  ich  aber 
das  Geftändniß  verhehlen,  daß  ein  öff"entliches  Wort  von 
Ihnen,  eine  Note,   eine  simple  Bezeigung  Ihrer  Zufrieden- 


86  Neue  Mittheilungek. 


heit  mit  meinen  Arbeiten,  eine  Erwähnung  meines  Namens 
in  einer  Ihrer  Schriften  mich  auf  das  IcindHchfle  erfreuen 
würden.  Dieser  Wunsch  (nicht  der  Eitelkeit^  nein  des 
edleren  Stolzes)  hat  seitdem  ich  Jena  verließ  mich  über 
Meer  und  Land  begleitet.  Das  ßefte  im  Menschen  ift,  was 
man  rein  aussprechen  darf  und  so  gereut  es  mich  auch 
nicht,  mich  so  vor  Sie  geftellt  zu  haben. 

Der  junge  Voigt  ift  in  einer  Geiftesftimmung  die  zu  dem 
Naturfludium  die  vortheilhaftefte  ift.  Seine  botanische  Schrift 
ift  die  glückliche  Ausführung  eines  ph5'siologischen  Princips^ 
dessen  alles  umgreifende  Macht  die  Welt  erft  dann  recht 
fühlen  wird,  wenn  Sic  längft  nicht  mehr  sein  werden. 
Dazu  ift  in  Voigt  eine  glückhche  Mischung  des  Einzeln- 
beachtenden, des  Empfundenen  und  des  Abftracten.  Die 
Natur  muß  gefühlt  werden,  wer  nur. sieht  und  abftrahirt^ 
kann  ein  Menschenalter,  im  Lebensgedränge  der  glühenden 
Tropenwelt,  Pflanzen  und  Thiere  zergliedern,  er  wird  die 
Natur  zu  beschreiben  glauben,  ihr  selbft  aber  ewig  fremd 
sein.  In  der  Fähigkeit  die  Natur  zu  fühlen  liegen  Heil  und 
Unheil  gepaart.  Schweifen  die  Gefühle  luild  umher,  so 
entftehen  Natiirlräiime,  die  Peft  dieser  lezten  Zeiten! 

Ich  führe  in  diesem  nüchternen  Lande,  mitten  unter 
dem  leeren  Treiben  der  Menschen,  ein  beschäftigtes,  ein- 
förmiges ,  in  mich  gekehrtes  Leben.  Ich  bin  von  dem 
Gefühle  gepeinigt,  nicht  schneller  vollenden  zu  können,, 
was  ich  mir  selbft  schuldig  bin.  Meine  Ansicht  der  Welt 
ift  trübe.  Der  Anblick  einer  großen  Natur,  Einsamkeit 
der  Wälder  und  der  rege  Wunsch  ins  Weite  und  Blaue 
haben  eine  Stimmung  in  mir  vermehrt,  die  nicht  heiter 
ift,  mich  aber  nie  im  Arbeiten  ftöhrt  und  meinen  Muth 
nicht  sinken  läßt.  Meine  Gesundheit,  manichfaltige  rheu- 
matische Uebel  (Folgen  der  Nässe  der  Wälder)  ein  etwas 
lahmer  Arm  —  von  dem  allen  melde  ich  Ihnen  nichts. 
Mein  Befinden  wird  besser  sein ,  so  bald  ich  erft  wieder 
in  der  heißen  Zone  lebe.  Mein  Project  ift,  mich  nach  dem 
Gap    einzuschiffen,    an    der    Südspize  von  Afrika    ein    Jahr 


A.  V.  Humboldt  an  Goethe.  87 

zu  bleiben  und  mich  mit  den  südlichen  Strömen  zu  be- 
schäftigen ;  dann  nach  Ceilon  und  Calcutta  zu  gehen,  mich 
in  Benares,  wo  Caravanen  von  Lassa'  ankommen,  auf 
Thibet  vorzubereiten  und  dann  weiter  vorwärts  nach  Norden 
einzudringen.  Möge  die  äußere  Lage  der  Welt  meine 
Pläne  bald  begünftigen. 

Und  Ihr  großes  optisches  Werk ,  nachdem  wir  so 
lange  begierig  sind?  Ich  höre  daß  der  größere  Theil 
davon  gedruckt  ift.  Lassen  Sie  es  kühn  vom  Stapel  laufen, 
damit  Sie  Selbft  noch  die,  sich  doch  nur  langsam  ent- 
wickelnden Folgen  einer  solchen  Unternehmung  sehen 
können. 

Mit  alter  AnhängUchkeit  und  Verehrung 
Paris,  a  l'  Ohservatoire  Rue  St.  Jaqiies  Ihr 

d  }  Jan.  1810.  Alexander  Humboldt. 

71- 
Cette  lettre,  mon  respectable  ami,  Vous  sera  remise 
par  une  personne  qui  est  bien  digne  de  jouir  du  bonheur 
de  vous  admirer  de  pres  et  d'etudier  tout  ce  que  Votre 
Musee  renferme  d'interessant  pour  l'histoire  naturelle,  la 
Physique  du  Monde,  les  arts  du  dessein  et  la  science  des 
Antiquites.  Mr  de  St  Aignan,  Ministre  plenipotentiaire  pr^s 
les  maisons  ducales  de  Saxe,  Joint  au  gout  des  lettres  et 
ä  une  culture  d'esprit  tres  distinguee,  cette  politesse  des 
manieres  qui  devient  de  jour  en  jour  plus  rare  en  Europe. 
Je  dois  ä  son  ohligeante  bonte  des  renseignemens  precieux 
qu'il  avoit  receuillis  pendant  son  sejour  en  Russie.  Je  con- 
nois  trop  Votre  amitie  pour  moi  pour  ne  pas  pouvoir  es- 
perer  que  Vous  ferez  tout  ce  qui  dependra  de  Vous,  pour 
mettre  Monsieur  de  St  Aignan  en  contact  avec  les  savans 
et  les  artistes  distingues  que  Vous  reunissez  si  souvent 
dans  Votre  maison.  J'ai  passe  un  mois  ä  Vienne  chez 
mon  frere.     Jugez  combien   nous  avons  joui  de  la  lecture 

'  Von  Hbsa? 


88  N'eue  Mittheilungen". 

de  cette  f^ie  qui  ofFre  la  peinture  la  plus  animee  d'un  tems 
plus  heureux. 

Paris  ce  12  Janv.  Alexandre  de  Humboldt 

1H12 
ä  S.  E  Monsieur  de  Göthe  Ministre  et  Conseiller  prive 
de  S.  A  S.  Mgr  le  Duc  de  Saxe  Weimar  ä  Weimar. 

[Ausser  diesen  drei  Briefen  und  einem  gleichgiltigen  Billet 
Humboldts  an  Baron  v.  Lindenau  —  alle  von  Goethe  in  der 
Ecke  rechts  oben  mit  einem  Vermerk  für  seine  Autographen- 
sammlung ausgestattet  (»v.Humbolda,  »Alexander  v. Humboldt«, 
»V.  Humboldt  (Alex.)«,  »Humboldt  (Alex,  v.)«)  findet  sich  noch 
ein  unadressirtes  Briefchen  vor,  eiligst  gekritzelt,  während  die 
Briefe  an  Goethe  ein  bei  A.  v.  Humboldt  sehr  seltenes  Be- 
mühen leserlich  zu  schreiben  offenbaren.] 


Voici  la  lettre  et  le  livre  que  j'ose  \'ous  supplier, 
Monsieur,  de  vouloir  bien  remettre  ä  Mr  de  Goethe.  Je  ne 
saurois  lui  faire  cet  envoy  sous  de  plus  heureux  auspices. 
Veuillez  bien  en  meme  tems,  Monsieur,  faire  hommages  a 
S.  A  R.  le  Grand  Duc  d'une  petite  gravure  qui  pourrait 
offrir  quelque  interet  a  Son  active  curiosite.  Quant  aux 
observations  barometriques  de  TObservatoire  de  Paris  elles 
sont  tres  regulierement  imprimees  dans  les  Annales  de  Chi- 
mie  de  Mrs  Gay  Lussac  et  Arago  et  le  mois  de  Fevrier 
doit  se  rrouver  depuis  longtems  a  Weimar  et  a  Jena.  Ce 
Journal  est  des  plus  repandus  le  saisis  cette  occasion  pour 
Vous  rinonveller,  Monsieur,  l'expression  de  ma  haute  et 
aifectueuse  consideration  Humboldt 

ce  limdi 

X.    7  Briefh  B.  G.  Nif.buhrs. 

73  '• 
Berlin,  den  10""  November  iSii. 
Mit    der    Blödigkeit    des    Bewußtseyns ,   jede  unaufge- 
forderte  Darflelluno;   seiner   selbft   vor  einem  Manne   dem 


'  Die   folgenden   7    Briefe   aus   der   Autographensammlung:    Nie- 
buhr,  B.  G. 


B.  G.  NiEBüHR  AN  Goethe.  89 


man  aufs  befte  ganz  entbehrlich  ift,  sey  eine  Zudringlich- 
keit, übersende  ich  Ew.  Excellenz  durch  die  Hoffmannsche 
Buchhandlung  den  erften  Theil  meiner  römischen  Geschichte. 
Damit  trete  ich  unter  die  dichten  Schaaren  derer  die  Ihre 
Aufmerksamkeit  für  sich  zu  gewinnen  suchen,  und  was  ich 
Ihnen  über  die  Gefühle  sagen  könnte  von  denen  ich  zu 
diesem  leicht  ganz  vergeblichen  Schritt  bewogen  ward, 
würde  für  Sie  keinen  Werth  haben,  da  Sie  mich  nicht 
kennen,  und  müßte  Ihnen,  als  eine  Wiederhohlung  von 
Dingen  die  Ihnen  auch  von  Unwürdigen  vielfach  geäussert 
sind,  vielmehr  läftig  seyn. 

Ein  Werk  dessen  Werth  in  schöpferischer  Darfteilung 
beftehen  soll,  könnte  nur  der  Ihnen  überreichen  der  weder 
aus  Ihren  Dichtungen  sein  Ideal  gebildet  hat,  noch  ahnden 
kann  welches  Ideal  Ihrem  Geifte  vorschwebe.  Auf  solchen 
selbftändigen  Gehalt  macht  aber  das  meinise  keinen  An- 
Spruch:  hingegen  wohl  auf  Verdienfte  welche  philologischen 
Studien,  einem  unzerftreuten  Blick,  unabhängigem  Urtheil, 
angeftrengter  Forschung,  und  einer  in  der  mannichfaltigften 
Verschiedenheit  der  Geschäfte  und  Weltverhältnisse  ge- 
wonnenen Kenntniß  dessen  was  zur  Geschichte  wird,  bey 
hiftorischen  Arbeiten  erreichbar  sind.  Es  ift  wesentlich  nur 
Geschichtforschung :  eine  bisher  trag  vernachlässigte,  oder 
trag  und  ftückweise  versuchte,  in  ihrem  gesammten  Um- 
fang unternommen:  und  diese  werden  Sie  nicht  verschmähen. 

Ich  wünschte  Ew.  Excellenz  die  Gefühle  der  Bew-underung 
und  Ehrfurcht  vernehmlich  machen  zu  können  mit  denen 
ich  Ihrer  gedenke:  Ihr  Wohlwollen  würde  für  .  mich  eine 
der  höchften  Gaben  des  Glücks  sevn :  Ihr  Bevfall  faft  mehr 
als  ich  von  ihm  zu  erbitten  wage.  Niebuhr 

Geheimer  Staatsrath. 

74- 

Berlm,  den  4""  Januar  18 12. 
Die    gütige    Aufnahme    deren    Ew.    Excellenz    meine 
hiftorischen  Untersuchungen  gewürdigt   haben,   hat    meine 


90  Neue  Mittheilungen. 


Hoffnungen  so  weit  übertroffen,  und  mich  gerülirt  wie  ich 
es  Ihnen  ausdrücken  weder  kann  noch  möchte.  Ihr  Urtheil 
macht  mich  über  jedes  andre  gleichgühig,  da  ich  weiß 
daß  die  innern  Grundlagen  mit  einer  gewissenhaften  Prüfung 
und  einer  Wahrheit  gelegt  sind  welche  durch  Controversen 
jedem  sichtbar  werden  müssen;  die  einzelnen  Irrthümer  von 
denen  die  neue  Bearbeitung,  und  die  Zurechtftellung  einer 
so  reichen  Menge  von  Thatsachen  dieser  Art  nicht  frey 
seyn  können,  mögen  gerügt  werden.  Solche  Berichtigungen 
werden  die  Hauptgrundsäze  nur  fefter  ftellen,  wenn  man 
auch  den  Verfasser  über  den  Mangel  an  einer  gewissen 
zunftnicissigen  Gelehrsamkeit  angriffe,  wie  mir  schon  ge- 
äussert ifl:^  es  hätte  nicht  blos  auf  die  Quellen  sondern  auf 
die  antiquarischen  Schriften  der  Neueren  Rücksicht  ge- 
nommen werden  müssen.  Ihr  Urtheil  verbürgt  mir  daß 
des  Buchs  Schicksal  von  diesen  philologischen  Chicanen 
unabhängig  ift. 

Ihr  Beyfall  macht  mich  glücklich,  wie  ich  niederge- 
schlagen geworden  wäre  wenn  ich  dem  Manne,  dem  ich 
vor  allen  Zeitgenossen  mit  tiefer  Bewunderung  anhänge, 
dessen  Zeitgenosse  zu  seyn  mich  tröftet  wenn  die  Zeit 
sonft  Unglück  und  noch  mehr  Herabwürdigung  zeigt, 
wenn  ich  diesem  seiner  Aufmerksamkeit  gar  nicht  werth 
geschienen  hätte. 

Darf  ich  Ihre  gütigen  Äusserungen  als  eine  Erlaubniß 
ansehen  Ihnen  einige  Fragen  zu  thun  die  mir  schon  lange 
auf  dem  Herzen  liegen?  Ich  würde  sie  schon  diesesmal  so 
genommen  haben  wenn  ich  für  diese  Gelegenheit  freyere 
Zeit  gehabt  hätte. 

Ich  lege  Ihnen  als  Handschrift  meines  Vaters  den  An- 
fang eines  ungedruckten  Aufsazes  bev.  Jezt  ift  er  blind, 
und  schreibt  mit  irrender  Hand. 

Das  Octavblatt  ift  aus  einem  Exemplar  der  Gryphischen 
Ausgabe  Politians  genommen,  dem  Janus  Bronkhusius,  der 
Herausgeber  des  Properz,  vieles  zu  einer  commentirenden 


B.  G.  NiEBUHR  AK  Goethe.  91 


Ausgabe  beygeschrieben.  Auch  diese  Notizen  sind  von 
seiner  Hand. 

Der  Nähme  meines  Freundes  Savigny  fehlte  auf  Ihrem 
Verzeichnisse :  Ihnen  also  auch  die  Handschrift  dieses 
seltnen  und  liebenswürdigen  Mannes. 

Aus  Königsberg  forderte  ich  von  Freunden  Autographa 
von  Kant  und  Hippel. 

Möchte  ich  so  glücklich  seyn  Ihr  gütiges  Wohlwollen 
und  Ihre  günflige  Meinung  zu  bewahren  :  und  möchten  Sie 
immer  die  innige  und  einzige  Liebe  und  Bewunderung  mit 
Güte  aufnehmen  mit  der  ich  an  Sie  denke,  und  mich  Ihnen 
ehrerbietig  empfehle  Niebuhr. 

75- 

Berlin,  den  S'''"  August  1S12. 

Ich  freue  mich  der  guten  Gelegenheit  Ew.  Excellenz 
die  beyliegenden  Handschriften  zu  übersenden.  Zwar  von 
Kant  besizen  Sie,  wie  ich  höre,  schon  mehreres,  obvv'ohl 
sein  Nähme  in  dem  \'erzeichniß  nicht  vorkommt,  und  so 
ift  es  vielleicht  auch  ungewiß  ob  Sie  an  dem  interessanteflen 
unter  den  übrigen  Stücken  etwas  neues  erhalten. 

Diese  sämtlich  verdanke  ich  meinem  Freunde  Nico- 
lovius.  Ohne  Zweifel  hat  auch  Dr.  Seebeck  die  Stücke 
abgegeben  deren  Besorgung  er  übernahm.  Dies  ift  aber 
noch  immer  nur  ein  ärmlicher  Beytrag,  ja  nicht  einmal 
ein  hinlänglich  redendes  Zeugniß  von  meinem  Wunsche 
Ew.  Excellenz  zu  verschaffen  was  Sie  wünschen.  Mir  selbft 
hat  es  in  einem,  bis  vor  kurzem  in  einem  ganz  andern 
Beruf  vergangnen,  Leben  faft  ganz  an  persönlichen  Ver- 
bindungen, noch  mehr  am  Briefwechsel,  mit  Gelehrten 
und  Schriftftellern  gefehlt:  es  schien  mir  Freyheit  von 
einer  Bürde,  und  jezt  zuerft,  indem  ich  nichts  für  Ihre 
Sammlung  vorfinde,  verdrießt  es  mich. 

Vor  einem  Monat  ift  der  zweyte  Band  meiner  Ge- 
schichte für  Ew.  Excellenz  nach  Weimar  an  die  Buch- 
handlung  abgeschickt.     Ich    fürchte   daß    Sie    zu    vieles  in 


92  Neue  Mittheilungen. 


die  hiftorische  Erzählung  aufgenommen  finden  werden: 
daß  Sie  die  Ausführlichkeit  der  Untersuchungen  tadehi 
sollten  fürchte  ich  nicht.  Und  wie  Ihr  Beyfall  mir  Be- 
ruhigung geben  würde  wenn  auch  ganz  Deutschland  gleich- 
gültig bliebe,  so  ift  es  auch  wohl  verzeihlich  wenn  ich 
Sie,  der  Sie  mir  so  grosse  Güte  geäussert  haben,  auch  um 
die  bitte  demjenigen  Theil  des  Werks  Ihre  Aufmerksamkeit 
zu  schenken  der  vielleicht  jeden  Leser  am  meiften  ermüden 
wird:  der  Abhandlung  über  das  agrarische  Recht.  Denn 
diese  ift  die  Frucht  der  mühseligften  Arbeit :  und  gewiß 
unumflößlich  erwiesen.  Viele  Ansichten  des  erften  Bandes 
haben  in  dem  zweyten  schärfere  Beftimmtheit  erhalten : 
vielleicht  ift  jezt  manches  erwiesen  was,  nach  der  erften 
Aufftellung  Hypothese  genannt  werden  mochte.  Gewöhn- 
lich haben  sich  mir  die  Beweisftellen  erft  nach  der  Hand 
herbeygefunden,  wann  die  Überzeugung  auf  eine  nicht  zu 
demonftrirende  Art  schon  unerschütterlich  feftftand.  Ich 
weiß  nicht  ob  das  Publicum  sich  überzeugen  lassen  wird, 
für  mich  selbft  hat  die  Ansicht  von  der  Geschichte  der 
römischen  \^erfassung ,  wie  sie  nun  bis  zum  Jahr  417 
gegeben,  und  für  die  folgenden  Jahrhunderte  entworfen 
ift,  eine  so  unerschütterliche  Gewißheit  als  ob  sie  von 
gleichzeitigen  Zeugen  niedergelegt  wäre. 

Daß  die  Mängel  des  Ausdrucks  nicht  geflissentlich 
entftanden  sind,  daß  ich  mich  nicht  anders  ausdrücken 
konnte  als  jedesmal  geschehen  ift,  davon  bitte  ich  Ew. 
Excellenz  überzeugt  zu  seyn.  Der  Meifter  der  wie  keiner 
in  unserer  Sprache  Tiefe  und  Klarheit  verbindet,  und  Kraft 
mit  Milde,  vor  diesem  muß  man  erröthen  dunkel  und  hart 
zu  schreiben.  Von  diesen  Fehlern  weiß  ich  mich  freylich 
nicht  frey:  sie  würden  vielleicht  geringer  erscheinen  wenn 
die  Interpunction  mehr  ausdrücken  könnte. 

Ew.  Excellenz  haben  meine  erfte  Arbeit  mit  so  grossem 
Wohlwollen  aufgenommen  daß  ich  jeden  Eindruck  abzu- 
wehren suchen  möchte  der  ihrem  \"erfolg  dies  Glück 
mindern  könnte.  Es  wird  nicht  fehlen  daß  Viele  an  diesem 


B.  G.  NiEBUHR  AN  Goethe.  93 


neuen  Bande  als  an  einem  demokratisch  republikanischen 
Buche  Argerniß  nehmen  werden.  Ich  habe,  seit  der  Jugend, 
in  der  alten  Geschichte  gelebt,  wenn  immer  (was  oft 
Jahrelang  der  Fall  nicht  war)  ich  mich  mit  Büchern  an- 
ftatt  mit  Geschäftspapieren  umgeben  konnte :  ich  habe 
jezt  die  römische  Geschichte  mit  dem  Gefühl  eines  Zeit- 
genossen geschrieben,  und  anders  sollte  man  wohl  keine 
verflossene  Geschichte  schreiben.  Die  politischen  Grund- 
säze  sind  hier,  und  sie  werden  es  in  der  Fortsezung  seyn, 
die,  welche,  hätte  ich  als  römischer  Bürger  gelebt,  in 
jedem  Zeitalter  meine  Grundregeln  für  das  Handeln  ge- 
wesen seyn  würden.  Ich  hoffe  nie  zu  loben  wobey  mir 
das  Herz  nicht  warm  ifl:,  und  was  ich  nicht  als  Zeitgenosse 
mit  ganzer  Kraft  gutgeheissen  und  unterftüzt  haben  würde. 
Im  vierten  und  im  siebenten  Jahrhundert  Roms  mußte  der 
gute  Bürger  ein  faft  entgegengeseztes  Syftem  von  Maximen 
und  Gefühlen  haben.  Und  hier  ärgern  mich  die  Schrift- 
fteller  welche  mit  einer  armseligen  Allgemeinheit  die  Be- 
gebenheiten aller  Zeiten  drehen  und  zwingen,  damit  sie 
sich  unter  ein  Paar  Gemeinsprüche  fügen,  und  die  dann 
von  einem  allgemeinen  Zeugniß  der  Geschichte  aller  Zeiten 
reden.  So  ärgern  mich  auch  die  bürgerlichen  Lohredner 
des  Adels  und  der  Monarchieen,  die  einen  Ton  von  My- 
flicismus  anflimmen  und  vornehm  thun;  während  ich 
mich  immer  sehr  wohl  mit  dem  eigensinnigften  gebohrnen 
Ariftokraten  vertragen,  und  die  Privilegien  des  Adels  so 
aufrichtig  vertreten  habe  daß  ein  Theil  der  Ritterschaft 
einer  Provinz  mich  zu  ihrem  Deputirten  erwählen  wollte. 
Verzeihen  Ew.  Excellenz  daß  ich  Ihnen  solche  Dinge 
erzähle,  aber  es  würde  mich  bekümmern  von  Ihnen  ver- 
kannt zu  werden.  Niemand  könnte  die  Idee  lächerlicher 
finden  in  unsern  morschen  Staaten  repräsentative  Formen 
einzuführen:  aber  wenn  wir  unfähig  sind  griechische  Tra- 
gödien oder  ariftophanische  Komödien  zu  schaffen ,  darf 
1^  man  sich  denn  nicht  freudig  in  das  Volk  und  jenes  Zeit- 
alter hineindenken  wo  sie  freudig  und  kunfllos  aufwuchsen? 


94  Neue  Mittheilungen. 


Anftatt  Ew.  Excellenz  von  mir  zu  reden,  redete  ich 
Ihnen  tausendmal  lieber  von  Ihnen  und  von  meinem  Gefühl 
für  Sie.  Aber  dazu  versagt  mir  die  Feder  den  Dienft,  und 
es  kommt  mir  unbescheiden  vor  Ihnen  mit  Worten  auch 
aus  dem  innerften  Herzen  zu  sagen  was  ftrenge  Wahrheit 
ift.  Hätte  ich  einfl  noch  das  Glück  Sie  zu  sehen,  dann 
würden  Sie  es  in  meinen  Blicken  lesen,  und  so  könnte  es 
Ihnen  nicht  lältig  seyn.  Geftatten  Sie  nur  die  Äusserung 
daß  Sie  zu  sehen,  wie  Italien  und  Griechenland  zu  besuchen 
mein  liebfter  Wunsch  ift:  ich  bin  es  schon  an  sich  recht 
wohl  zufrieden  in  dieser  ftürmischen  Zeit  zu  leben  :  aber 
Ihr  Zeitgenosse  zu  seyn  und  Sie  persönlich  kennen  lernen 
zu  können  läßt  mich  die  Zeit  lieben. 

Nehmen  Sie  diesen  Brief  und  das  Buch  mit  gleicher 
Güte  auf  wie  den  erften  Schritt  den  ich  wagte  mich  Ihnen 
zu  nähern,  und  genehniigen  Sie  die  Ehrerbietung  womit 
ich  mich  Ew.  Excellenz  Wohlwollen  empfehle. 

Niebuhr. 
76. 

Seitdem  die  Fortsezung  der  römischen  Geschichte  durch 
die  öffentlichen  Begebenheiten,  welche  mich  fortgerissen, 
und  dann  durch  persönliche  zerftörende  Schicksale,  Verlufl: 
und  Gram  unterbrochen  worden,  habe  ich  keine  Gelegen- 
heit gefunden,  oder  passend  geachtet  Ew.  Excellenz  meine 
Verehrung  zu  äussern.  Möchte  mein,  Ihrer  Aufmerksam- 
keit so  lange  entrücktes  Andenken,  Ihnen,  da  ich  mir  es 
zu  erneuern  erlaube,  mit  gleichem  Wohlwollen  und  gleicher 
Gunfl:  wieder  bewußt  werden ! 

So  lange  ich  erwartete  in  Deutschland  fortzuleben  be- 
ruhigte ich  mich  immer  mit  der  Hoffnung  das  nächfte  Jahr 
könne  eine  Gelegenheit  herbeyführen  Sie  zu  sehen.  Jezt 
da  ich  nach  Italien  gehe,  wahrscheinlich  um  nie  wieder 
über  die  Alpen  zurückzukehren,  hört  diese  Täuschung  auf. 
Ich  habe  auf  verschiedenen  Wegen  zu  erfahren  getrachtet, 
aber  vergeblich,  wo  Ew.  Excellenz  sich  in  den  nächften 
Monaten  aufhalten  würden,   um  meine  Straße   darnach   zu 


B.  G.  NiEBUHR  AN  Goethe.  95 

wählen :  ich  trete  meine  Reise  vielleicht  um  vierzehn  Tage  an, 
vielleicht  mehrere  Wochen  später,  und  es  fteht  in  meiner 
Wahl  sie  durch  Tyrol  oder  durch  die  Schweiz,  und  den 
Rhein  hinauf  zu  nehmen.  Verzeihen  Sie  daß  ich  mir  er- 
laube Sie  zu  bitten  die  Güte  haben  zu  wollen  mir  wissen 
zu  lassen  wie  Sie  sich  die  beyden  nächften  Monate  in  Hin- 
sicht Ihres  Aufenthalts  eingetheilt  haben. 

Ich  weiß  wohl  daß  wenn  Jedermann  Ihnen  solche 
Anfragen  thun  wollte,  Sie  mit  Recht  ungehalten  werden 
w^ürden:  Sie  haben  mich  aber  selbfl  veranlaßt  zu  hoffen 
daß  Sie  es  mir  wxnigftens  aus  diesem  Grunde  nicht  zur 
Unziemlichkeit  rechnen  werden.  Könnten  Sie  nicht  viel- 
leicht mir  sogar  Aufträge  für  Italien  zu  geben  haben  ? 

Ich  gehe  dorthin  mit  der  sichern  Erwartung  einer  uner- 
meßlichen Nachlese  für  lebendige  Anschauung  des  römischen 
Alterthums  und  der  folgenden  Zeitalter  Italiens,  des  longo- 
bardischen  und  ftädtischen  :  vielleicht  geHngt  es  mir  noch 
das  unbetretene  Sardinien  zu  besuchen :  die  einzige  Gegend 
wohin  die  allgemeine  Zertrümmerung  der  morschen  In- 
ftitutionen  in  denen  w-ir  noch  geboren  worden  sich  nicht 
erflreckt  hat,  und  wo,  dem  Wesentlichen  nach,  Verfassung, 
Geseze  und  Sitten  nicht  mehr  als  die  Sprache  selbft  von 
dem  abgewichen  seyn  w^erden  was  sie  vor  sechs  Jahr- 
hunderten waren.  Auch  von  den  Bibliotheken  läßt  sich 
zuversichtlich  noch  manches  erwarten.  Die  Mailändischen 
Entdeckungen  bewähren  aufs  Neue  den  von  Ihnen  erneu- 
erten Spruch :  w-as  man  in  der  Jugend  w^ünscht  hat  man 
im  Alter  die  Fülle :  glücklich  wer  nicht  in  beyden  Fällen 
ein  Spiel  der  neidischen  Dämonen  war,  daß  er  in  der 
Jugend  den  Schmerz  des  unbefriedigten  Verlangens,  im 
Alter  den  erduldet  zu  fühlen  wie  ohne  Vergleich  mehr  er 
Genuß  gehabt  hätte  wenn  das  tückische  Schicksal  ihm  zu 
rechter  Zeit  gegönnt  was  ihm  gebührte.  Ich  habe  es 
längft  erwartet  daß  mit  leidlichem  Glück  und  mit  Fleiß 
noch  viele  Stücke  der  römischen  Litteratur  aus  über- 
schriebenen    Pergamenten,    wie   die  Kunflwerke    aus   dem. 


96  Neue  Mittheilungen. 


Schutt,  würden  hervorgezogen  werden  können.  Die  Vati- 
cana  kann  in  dieser  Art  nicht  geringere  Ausbeute  gewähren 
als  die  ambrosianische  BibUothek,  und  wir  wollen  den 
Fund  der  sich  ergeben  wird  würdiger  benuzen  als  der  Ita- 
liäner,  welcher  in  den  ciceronischen  Reden  wie  im  Fronto 
die  Blätter  in  ganz  unrichtiger  Folge  geordnet  hat.  Ich 
habe  daher  diesen  lezten  Schriftfteller  von  der  falschen 
Zusammenftellung  seiner  Bruchftücke  befragt,  und  wie  es 
die  innere  Evidenz  und  manches  sichere  Merkmal  geboten, 
in  Ordnung  gebracht,  auch  manches  aus  der  Geschichte 
seiner  Zeit  angemerkt.  Die  Ausgabe,  welche  daraus  er- 
wachsen, wird  hoffentlich  noch  vor  meiner  Abreise  weit 
genug  gediehen  seyn  daß  ich  sie  Ew.  Excellenz  übersenden 
oder  überreichen  könne.  Wer  einen  classischen  und  geifl- 
reichen  Schriftfteller  erwartete,  findet  sich  getäuscht :  be- 
gnügt man  sich  aber  mit  dem  was  an  ihm  zu  lernen  und  zu 
beobachten  ift,  so  wird  man  den  Fund  nicht  verachten,  theils 
weil  Reliquien  von  Marcus  Aurelius  und  was  die  Notizen 
über  ihn  näher  beftimmt  und  erläutert,  doch  wahrlich  Werth 
haben,  und  theils  weil  es  anschaulich  wird  wie  lange  noch 
kein  Jahrhundert  nach  Tacitus  die  römische  Litteratur  ganz 
erloschen  seyn  konnte. 

Ihnen,  der  Sie  der  Geschichte  des  geiftigen  Lebens 
jeder  Art  nachforschen  und  sie  durchschauen,  wird  auch 
diese  formlose  Masse  von  Bruchftücken  nicht  uninteressant 
vorkommen,  wiewohl  sie  sich  zum  klassischen  Alterthum 
verhält  wie  ein  Schutthaufen  schlechter  Backfteine  zu  den 
Tempelruinen  von  Griechenland  und  Ägypten. 

Ich  empfehle  mich  Ew.  Excellenz  mit  wahrhafter  Ehr- 
erbietung und  tieffter  Ergebenheit 

Berlin,  den  i^"'  ApriJ  1816.  Niebuhr. 

77- 

Berlin^  den  ij""  Junii  1816. 
Ew.    Excellenz    freundliche   Beantwortung   meiner  Er- 
kundigung   über    den   Ort    wo   ich   das    Glück    zu    suchen 


B.  G.  NiEBUHR  A\  Goethe.  97 

hätte  Sie  vor  meiner  Abreise  aus  Deutschland  persönlich 
kennen  zu  lernen  war  mir  um  so  erfreulicher  da  Ihnen 
mein  Besuch,  wenn  Sie  mir  Aufträge  geben  wollen,  nicht 
überläftig  se3'n  kann.  Um  so  viel  mehr  lag  mir  nun  auch 
daran  so  zeitig  von  hier  abgefertigt  zu  werden  daß  ich  zu 
Weimar  vor  der  von  Ihnen  ausgesprochenen  Epoche  ein- 
treffen könne.  Leider  aber  ift  das  nicht  geschehen,  und  ich 
habe  nur  die  Hoffnung  vor  Ende  des  Monats  abgefertigt 
zu  werden.  Dann  aber  werden  Ew.  Excellenz  Weimar 
schon  verlassen  haben. 

Da  Sie  einmal  verziehen  haben  daß  ich  Sie  ohne 
Umwege  befragt  luo  ich  Sie  finden  würde,  so  werden  Sie 
sicher  auch  der  zweyten  Anfrage  verzeihen,  ivo  ich  Sie 
von  Johannis  an,  den  Lauf  des  Sommers  hindurch  anzu- 
treffen erwarten  dürfe  ?  Es  müßten  so  schwere  als  ver- 
drießliche Hinderniße  seyn  die  mich  abhalten  könnten 
meinen  Weg  darnach  zu  richten. 

Aufträge  und  Aufforderungen  zu  Untersuchungen  werde 
ich  mit  wahrer  Dankbarkeit  annehmen.  Sie  werden  mir 
dadurch  das  Leben  in  Italien  bereichern  :  und  sehr  verehrte 
Personen  können  nichts  gefälligeres  erzeigen  als  Gelegen- 
heiten ihnen  irgend  etwas  erwünschtes  zu  verschaffen.  Wie 
erfreut  mich  die  Hoffnung  Ihnen  berichten  zu  können! 

Haben  Sie  von  den  sehr  alten  Gemälden  Nachricht 
die  im  Hamburger  Dom  vorhanden  waren  als  diese  Stadt 
selbft  (1804)  ihn  zum  Abbrechen  verkaufte,  u.  die  auf  den 
Trödel  gekommen  sind?  Der  sei.  Otto  Runge  kaufte 
einige  davon,  die  ich  vor  7  Jahren  nur  einige  Minuten  lang 
sehen  konnte.  Die  Lübecker  Kirchen,  besonders  U.  L.  Fr. 
haben  vortreffliche  Sachen,  aus  dem  ij^''"  JH.  —  der  Dom 
ein  noch  älteres.  Lübeck  ift  an  alten  Kunftwerken  reich, 
weil  weder  die  Übertreibung  nach  der  Reformation  noch 
der  3oiährige  Krieg  dort  verwüftet.  Woher  aber  die  Kunft 
dort?  Einheimische,  oder  verschriebene  Werke?  Lohnte 
es  nicht  der  Mühe  daß  Sie  jemandem  dort  auftrügen  Ihnen 
Berichte   zu   senden?     Holzschnitzkunft,    großer    Gruppen, 

GoKTHE-IsilrBUCH     VIII.  - 


98  Neue  Mittheilukgex. 


zum  Theil  vortrefflich  ift  in  unsern  niedersächsischen 
Gegenden  einheimisch  gewesen :  von  genannten  Malern 
wenigftens  ift  kein  Andenken. 

Mehrere  Freunde  haben  einen  ausgearbeiteten  Plan  zur 
Einrichtung  deutscher  hiftorischer  Gesellschaften  dem  Mi- 
nifterium  vorgelegt:  durch  die  Arbeit  derselben  würde  das 
nächfte  Geschlecht  den  unermeßHchen  Stoff  übersehen 
können:  dem  gegenwärtigen  soll  realer  Inhalt  dargeboten 
werden  um  es  von  leeren  Träumen  und  vom  Großthun  der 
Knabengelehrsamkeit  abzuwenden,  die  jezt  im  Altdeutschen 
sich  so  groß  macht.  Wenn  Hoffnung  ift  den  überreichten 
Vorschlag  zur  Wirklichkeit  zu  bringen,  w^erden  die  Zurück- 
bleibenden —  ich  bin  alsdann  schon  fern  —  denselben 
Ihrer  Gunft  empfehlen. 

Ich  habe  ein  Exemplar  meines  Fronto  durch  eine  Buch- 
handlung an  Ew.  Excellenz  geschickt.  Es  ift  mir  sehr  er- 
freulich daß  Sie  auch  die  »Kupferpfennige«  in  der  alten 
Litteratur  nicht  verworfen  haben  wollen. 

Lassen  Sie  mich  Ihnen  empfohlen  bleiben,  wie  ich 
Ihnen  mit  der  tiefften  Ehrerbietung  und  AnhängUchkeit 
ergeben  bleibe.  Niebuhr 

78. 

Das  Werk  welches  ich  die  Ehre  habe  Ew.  Excellenz 
hiemit  zu  übersenden,  war  so  glückUch  in  seiner  erften 
Ausgabe,  vor  fünfzehn  Jahren,  sich  Ihres  Beyfalls  zu  erfreuen. 
Kein  andrer  konnte  für  mich  einen  so  hohen  Werth  haben. 

Sie  ermaaßen  und  würdigten  die  wesentliche  Richtig- 
keit und  Fruchtbarkeit  der  Hauptgedanken  und  der  Unter- 
suchung. Auch  haben  diese  vollkommen  über  den  ver- 
alteten Wahn  gesiegt;  doch  die  Ausführung  war  noch  sehr 
mangelhaft  und  unvollkommen;  die  ganze  seitdem  ver- 
lebte Zeit  ift,  mittelbar  und  unmittelbar,  der  Vollendung 
förderlich  geworden. 

In  dieser  Geftalt  überreiche  ich  es  Ihnen  aufs  Neue, 
mit  dem   angelegentlichen  Wunsch,    und   mit   fefter  Hoft- 


G.  NiEBUHR  AN  Goethe.  99 


nung,  daß  das  vollendete  Werk  Ihnen  auch  wegen  dessen 
was  es  ift,  wenn  das  entworfene  oft  wegen  dessen  was  es 
anftrebte,  gefallen  werde.  Weit  mehrere  Räthsel  finden  sich 
hier  gelößt,  und  Ew.  Excellenz  Interesse  für  Roms  Locali- 
täten  wird  die  Darlegung  der  allmählichen  Entftehung  der 
Stadt  beachten. 

Möchte  das  Schicksal  einmal  meine  Wünsche  und  Pläne 
Sie  zu  sehen  gelingen  lassen!  und  möge  Ihnen  die  Huldi- 
gung meiner  Verehrung  und  Ergebenheit  nicht  ganz  gleich- 
gültig seyn, 

Bonn,  den  18""  Januar  182J  Niebuhr. 

79- 

Bonn,  den  if"'  December  i8)0. 

Für  den  zweyten  Theil  der  römischen  Geschichte  darf 
ich  voraussezen  daß  Ihre  Zufriedenheit  mit  dem  erften 
ihm  ein  günftiges  Vorurtheil  bereitet  hat.  Sie  werden  darin 
den  nämlichen  ungekünftelten  Sinn  für  Wahrheit,  das  näm- 
liche Streben  nach  Überzeugung  finden:  und  wenn  es 
Sie  nicht  abschreckt  daß  es  sich  hier  um  kleinlichere  Be- 
ftimmungen  handelt  als  in  jenem;  daß  allerdings  die  in 
der  Verfaßung  eingetretenen  Veränderungen  etwas  gering- 
fügigeres sind  als  die  Grundlagen,  welche  auch  vielen 
andern  Völkern  gemeinschaftlich  waren,  die  Herflellung 
annahftischer  Berichte  unerfreulicher  ift  als  die  der  alten 
Sagengedichte,  —  so  darf  auch  dieser  Theil  auf  Ihren 
Beyfall  rechnen.  Wer  wird  sich  mehr  als  Sie  erinnern 
was  jede  Sache  nach  ihrer  Art  sevn  kann  und  soll  ?  Möchten 
Sie  urtheilen,  daß  für  Ihren  Sinn  die  Erzählungen  von 
Cincinnatus  und  Coriolanus  richtig  aufgefaßt  sind,  daß  eine 
glaubhafte  in  sich  ftimmende  Geschichte  hergeftellt  sey: 
dann  -werde  ich  mich  reichlich  für  die  unermeßlichen 
Mühseligkeiten  der  Bearbeitung  belohnt  finden. 

Ihre  ÄuiTerungen  über  den  vorhergehenden  Band  haben 
mich  mehr  als  irgend  ein  sonft  gebrachtes  Lob  erfreut. 
Werden  Sie  mir  glauben  daß  nach  dem  funfzigfi:en  Lebens- 

7* 


I 


Neue  Mittheilungen. 


jähr  jugendliche  Blödigkeit  mich  zurückgehalten  Ihnen 
dafür  zu  danken,  und  die  Bitte  zu  äußern  daß  Sie  Ihr 
Urtheil,  gerade  wie  Sie  es  mir  geschrieben,  bekannt  machen 
möchten?  Überhaupt  aber  bin  ich  furchtsam  Ihnen  zu 
schreiben  :  und  so  habe  ich  den  Dank  für  Ihre  Geschenke 
ftillschweigend  gedacht. 

Für  den  Fall  daß  meine  kleinen  Schriften  Ihnen  nicht 
übergeben  wären,  erlauben  Sie  mir  beygehend  noch  ein 
Exemplar  zu  senden :  verzeihen  Sie  daß  es  unansehnlich 
ift.  Darf  ich  Ihnen  meines  Vaters  Leben  —  dann  die  Ab- 
handlung über  Curtius  und  Patronius,  (S.  305),  die  Ge- 
schichte der  Stadt  Rom,  (S.  417)  und  die  darauf  folgenden 
kleinen  Aufsäze  zum  Ansehen  empfehlen  ? 

In  meines  Vaters  Leben  werden  Sie  finden  daß  er  in 
seinem  hohen  Alter  einen  Blutfturz  hatte  wie  der  welcher 
uns  für  Sie  vor  ein  Paar  Wochen  in  ängflliche  Sorgen 
sezte :  —  aber  jener  gab  mir  und  den  meinigen  Zuversicht, 
da  mein  Vater  sich  darnach  weit  besser  befand.  Mögen 
Sie  uns  lange ,  lange  erhalten  bleiben !  So  lange  Sie, 
als  gegenwärtige  Gottheit,  in  unsrer  Mitte  verweilen,  fteht 
der  Barbarey  und  Ausartung  eine  Macht  entgegen,  nach 
deren  Verschwinden  alles  unter  ihre  Gewalt  fallen  würde.. 

Das  Urtheil  in  meiner  Vorrede  über  die  Zukunft  hat 
Vielen  Ärgerniß  gegeben,  die  da  glauben,  es  sey  eine 
herrliche  Zeit :  ich  glaube  nicht  daß  Sie  es  irrig  finden, 
noch  zweifeln  daß  wir  der  rohften  und  widerlichften  Bar- 
barey grade  entgegen  gehen. 

Die  gräßliche  Zeit,  welche  uns  bald  flüchtig  zu  werden 
erwarten  läßt,  hat  mich  über  das  eben  vollendete  Werk 
gleichgültig  gemacht;  daher  die  verspätete  Zusendung. 

Genehmigen  Sie  meine  unbeschränkte  Verehrung,  Liebe,, 
und  Ergebenheit.  >j*  K  h 

Darf  ich  Sie  bitten  Prof.  Göttling  meinen  Dank  iür 
seine  freundliche  zwiefache  Beurtheilung  zu  sagen. 


Savigny  an  Goethe.  IOI 


XL    Ein  Brief  Savignys. 

80. 

Berlin  10.  Okt.  iS)i. 

Von  ihrer  lezten  Durchreise  durch  Weimar  hat  mir 
meine  Frau  mit  gerührter  Freude  geschrieben.  Sie  so  heiter 
und  rüftig  zu  finden,  und  mit  so  viel  Güte  von  Neuem 
von  Ihnen  aufgenommen  zu  werden,  hat  ihr  einen  tiefen 
Eindruck  gemacht,  und  dieser  hat  sich  durch  die  bloße 
Erzählung  auch  mir  mitgetheilt,  denn  wer  unter  uns,  wenn 
er  nicht  gefühllos  ift,  könnte  wohl  anders  als  mit  dankbarer 
Verehrung  Ihrer  gedenken? 

Daß  ich  dieses  Gefühl  so  offen  vor  Ihnen  ausspreche, 
dazu  veranlaßt  mich  eine  Ihrer  Äußerungen,  die  mir  gleich- 
falls von  meiner  Frau  hinterbracht  worden  ift.  Sie  hatten, 
so  erzählt  sie,  Ihre  Gedanken  über  Niebuhrs  Geschichte 
zum  Zweck  der  Mittheilung  niedergeschrieben,  als  dieser 
mein  unvergeßlicher  Freund  durch  den  Tod  hinwegge- 
nommen wurde :  ein  Verluft  für  die  Wissenschaft,  welcher 
schwerlich  je  ersezt  werden  wird,  da  in  ihm  Eigenschaften 
vereinigt  waren,  welche  faft  niemals  in  dieser  Mischung 
zusammen  gefunden  werden.  Er  hat  mir  die  Sorge  für 
5eine  Kinder  anvertraut,  seinem  Werk  habe  ich  von  jeher 
sehr  nahe  geftanden,  und  ich  hoffe,  daß  in  einer  nicht  ent- 
fernten Zeit  der  dritte  Band  aus  den  hinterlassenen  Papieren 
wird  herausgegeben  werden  können.  Daher  erlaube  ich 
mir  nun  die  Frage  ob  mir  wohl  Ihre  Gedanken  mit  der 
Erlaubniß  mitgetheilt  werden  möchten,  sie  als  Vorwort 
oder  Zugabe  zum  dritten  Bande  bekannt  zu  machen?  Dieses 
lebhaft  zu  wünschen  beftimmt  mich  nicht  nur  mein  eigenes 
Interesse,  so  wie  das  Interesse  Aller,  die  an  der  Sache 
'  Antheil  nehmen,  sondern  auch  das  Bewußtseyn,  daß  mein 
hingeschiedener  edler  Freund,  wenn  er  selbfl  mit  dieser 
Gabe  und  dieser  Erlaubniß  erfreut  worden  wäre,  dadurch 
in  solchem  Grade  würde  beglückt  worden  seyn,  wie  durch 
keine  andere  mögliche  Frucht  seiner  Arbeit. 


102  Neue  Mittheilungex. 


Es  kann  mancherley  Gründe  geben,  wodurch  Sie  be- 
ftimmt  werden  mögen,  mir  diese  Bitte  zu  versagen,  und 
sie  selbft  könnte  daher  vielleicht  als  unbescheiden  gelten, 
wenn  nicht  eben  das  Gefühl,  das  der  Verftorbene,  wie  ich 
weiß,  ftets  gegen  Sie  gehegt  hat,  mir  zur  Entschuldigung 
diente.  Es  ift  aber  kaum  nöthig  hinzu  zu  fügen,  daß  ich 
mir  auch  die  einfache  Verneinung,  ohne  alle  Gründe,  ge- 
nügen lassen  werde. 

Wie  auch  Ihre  Entscheidung  ausfallen  möge,  so  freue 
ich  mich  dieser  Veranlassung  Ihnen  die  innige  Liebe  und 
Verehrung  aussprechen  zu  können,  die  mich,  seitdem  ich 
an  dem  geifligen  Leben  unsrer  Nation  Antheil  nehme,  erfüllt. 

Savign}'. 


Anmerkungen  der  Herausgeber, 

eingeleitet  durch  einen  Brief  Erich  Schmidts  an  den  Herausgeber 
des  Jahrbuchs. 

Verehrtester  Herr  College ! 
Die  Spenden,  welche  dem  nächsten  »Goethe -Jahrbuch« 
aus  dem  Archiv  geboten  werden,  zerfallen  in  zwei  Abthei- 
lungen, und  weder  die  eine  noch  die  andere  hat  der  Zufall 
zusammengerafft.  Stimmen  aus  England,  Frankreich,  Italien 
und  Scandinavien  bilden  zu  Ehren  des  grössten  Vertreters  der 
Weltlitteratur  einen  internationalen  Chorus,  in  welchem  neben 
der  Antwort  auf  W.  Scotts  behagliches  Sendschreiben,  den 
jugendlichen  Ergüssen  Oehlenschlägers,  dem  gewandten  Ge- 
plauder der  Stael  und  der  selbstbewussten  Huldigung  Ugo 
Foscolos,  der  nun  selbst  die  litterarische  Abkunft  seines  Ortis 
bezeugt,  Manzonis  schon  bekannter  Brief  nicht  fehlen  durfte, 
zumal  da  die  neueren  Goethe-Ausgaben  den  Urtext  über  Bord 
geworfen  haben.  Auf  Briefe  der  Herderschen  Familie  folgen 
Urkunden  aus  dem  Schillerschen  Kreise,  die  zur  willkommenen 
Ergänzung  der  von  Bratranek  sowohl  in  besonderen  Bänden 
als  auch  im  »Jahrbuch«  gegebenen  jMittheilungen  dienen. 
Schillers  Gattin,  Körner,  die  beiden  Humboldt.  Den  Schluss 
bilden  Briefe  Niebuhrs,   zu  dem   von  W.  v.  Humboldt  manche 


Anmerkungen  der  Herausgeber.  103 


Brücken  führen,  und  ein  auf  Goethes  Verhältniss  zu  Niebuhr 
bezügliches  Schreiben  Savignys. 

Ohne  jede  Schuld  an  der  lückenhaften  Veröffentlichung 
der  Humboldtbriefe  u.  s.  \v.  ist  Bratranek,  der  mit  erblinden- 
den Augen  in  Krakau  und  in  seinem  Klosterzimmer  zu  Brunn 
das  entzifferte,  was  ihm  Goethes  Enkel  zusandten.  Sie  aber 
lebten  der  Überzeugung,  in  den  auf  v.  Müllers  Geheiss  neu 
angelegten,  nach  Personen  geordneten  Correspondenzbündeln 
sei  alles  wesentliche  erschöpft,  und  warfen  erst  spät  einen  Blick 
in  die  vielen  Quartalhefte.  Diesen  und  der  Goetheschen  Auto- 
graphensammlung habe  ich  wesentlich  das  diesjährige  Material 
entnommen.  Anderes,  wie  Niebuhrs  Briefe,  fand  ich  schon 
ausgesondert  und  vollständig  vor.  Die  Arbeit  alles  auf  seine 
Neuheit  hin  zu  prüfen,  Undatirtes  richtig  einzureihen  und  die 
nöthigen  Erläuterungen  beizufügen  bleibt  Ihnen  bis  auf  ganz 
Weniges  aufgespart,  da  an  das  Archiv  andere  Aufgaben  un- 
gestüm pochen.  Nur  habe  ich  den  Nummern  aus  den  Quartal- 
heften, welchen  Müller  und  seine  Leute  viele  hundert  Stücke 
leider  unvollständig  und  ohne  jede  Notiz  entrissen  haben, 
immer  ein  ungefähres  Datum  beigefügt,  wie  es  aus  der  Nach- 
barschaft, oft  freilich  sehr  unsicher,    zu  erschliessen  war. 

Sämmtliche  Stücke  durfte  ich  der  Frau  Grossherzogin  zur 
Prüfung  und  endgiltigen  Auswahl  vorlegen. 

Weimar,  Juni  1886.  Erich  Schmidt. 

[Die  Anmerkungen  unter  dem  Text  der  Briefe,  z.  B.  S.  11, 
65,  67,  78,  die  Bemerkung  im  Text  S.  88,  sind  von  E.  Schmidt; 
einzelne  Andeutungen  desselben  sind  im  Folgenden  benutzt; 
sonst  rühren  die  folgenden  Bemerkungen  von  mir  her,  ausser 
denjenigen  zu  den  Herder-Briefen,  welche  B.  Suphan  beige- 
steuert hat.     L.  G.] 

[Goethes  Brief  an  Walter  ^cott  liegt  in  einer  Abschrift  vor; 
sie  war  bisher  theils  durch  eine  Copie  aus  Müllers  Archiv,  theils 
durch  eine  Rückübersetzung  aus  dem  Englischen  unvollkommen 
bekannt  (vgl.  Strehlke  II,  218).  W.  Scotts  frischer  Brief,  der  die 
Antwort  auf  unser  Schreiben  bildet,  befand  sich  unter  Goethes 
Autographen  und  ist  von  da  —  ich  weiss  nicht  wann  —  verschwun- 
den, so  dass  wir  auf  die  stellenweise  recht  steife  Verdeutschung 
Eckermanns  angewiesen  sind,  die  er  in  den  Gesprächen  III, 
119 — 121,  unter  dem  25.  Juli   1827  mitgetheilt  hat.     E.  S.] 

Über  den  Brief  s.  Eberty,  Walter  Scott,  Breslau  1860, 
IL  190.  Scott  musste  sich  ihn  vorlesen  lassen,  weil  er  die 
deutschen  Buchstaben  vergessen  hatte.  Er  beantwortete  ihn, 
weil  er  entzückt  von  demselben  war,  obwohl  er  sonst  den 
Grundsatz  hatte,  Briefe  ausländischer  Literaten  niemals  zu 
erwidern. 


104  Neue  Mittheilungen. 


I,  No.  1—4.  Die  Briefe  der  Frau  v.  Stael  bilden  eine 
Ergänzung  zu  den  im  G.-J.  V,  S.  112  — 132  mitgetheilten. 
No.  I  ist  die  erste  Ankündigung  der  Reisenden ;  die  Antwort 
Goethes  auf  dieselbe  a.  a.  O.  S.  113.  No.  2  mit  seinem  herben 
Urtheil  über  Berlin  und  die  Berlinerinnen  besonders  characte- 
ristisch ;  wichtig  auch  wegen  der  Bemerkungen  über  die  Brüder 
Schlegel,  der  Urtheilsänderung,  die  sich  in  Betreff  derselben 
vollzog.  Das  Original  von  No.  2  gehörte  Goethes  Autographen- 
sammlung an.  Nr.  3  muss  ins  Jahr  1805  gesetzt  werden,  da 
die  Schreiberin  in  diesem  Jahre  in  Italien  war.  Auch  die  An- 
spielung auf  die  Kaiservvahl  und  Krönung  Napoleons  führt 
auf  dieses  Jahr.  Später  als  1804  könnte  er  nicht  sein,  da  in 
diesem  Jahr  Frl.  v.  Göchhausen  (Geghausen)  starb.  Ben- 
jamin =  Benjamin  Constant.  Von  einer  damals  geplanten 
Reise  Goethes  nach  der  Schweiz  ist  nichts  bekannt.  Die 
Antwort  auf  No.  5  —  schon  von  Strehlke  verzeichnet  —  ist 
aus  Carlsbad  26.  Mai  1808.  Sie  beginnt  mit  den  Worten: 
»Wenn  diesmal  durch  mancherley  Zusammentreffendes«. 
Goethe  bedauert  die  Adressatin  zu  verfehlen.  Er  freut  sich 
des  Frühlings  und  der  ländlichen  Einsamkeit,  die  er  geniesst 
und  kann,  da  er  diese  nicht  verlassen  mag,  der  Aufforderung 
Frau  V.  Staels  nicht  willfahren ,  sie  in  Dresden  zu  treffen. 
»Geben  Sie  ja  bald  Ihre  Bemerckungen  über  uns  ehrliche 
Deutsche !  Wir  verdienen  durch  den  guten  Willen  einer 
freundlichen  Nachbarinn  und  Halb-Landsmännin  aufgeregt, 
ermuntert  zu  werden  und  uns  in  einem  so  lieben  Spiegel 
zu  beschauen.  Erlauben  Sie  mir  sodann,  was  ich  so  gern 
schon  nach  gelesner  Corinna  gethan  hätte,  meine  lebhafte 
Theilnahme  an  Ihnen  selbft  und  Ihren  Arbeiten,  meine  Ver- 
ehrung, meine  Bewunderung  auch  einmal  schriftlich  und  um- 
ftändlich  vorzulegen«.  —  Mitgetheilt  von  R.  Keil  in  der  Allgem. 
Oesterr.  Lit.-Zeitg.,   i.  Mai   1886,  No.  4,  S.  2-^3. 

II,  No.  5.  Von  persönlichen  Beziehungen  Ugo  Foscolos 
zu  Goethe  war  bisher  nichts  bekannt.  Goethe  hat  sich  über 
diesen  seinen  Nachfolger,  in  seinen  Werken  und  Gesprächen 
niemals  ausgesprochen,  um  so  mehr  hat  die  Goethe-Literatur 
auf  ihn  Rücksicht  genommen :  es  gibt  wohl  kaum  eine  neuere 
Schrift,  die  über  den  »VVerther«  spricht  und  nicht  der  italieni- 
schen Nachahmung  Foscolos,  der  Ultime  lettere  di  Jacopo 
Ortis,  gedenkt  (vgl.  z.  B.  G.-J.  VII,  373.  374.  391).  Die  Werther- 
Übersetzung,  deren  Foscolo  hier  gedenkt,  von  Antonietta  Avesi 
ist  nicht  bekannt ;  die  italienischen  Übersetzungen,  die  Foscolo 
hier  im  Auge  haben  kann,  sind  die  von  Antonio  Grassi,  Cor- 
rado  Ludger,  Michel  Salom  (vgl.  Appell,  3.  Aufl.,  S.  290.  291). 
Der  ebenerwähnte  Grassi  ist  wohl  nicht  derselbe,  der  in  den  unten 
mitgetheilten  Briefen  Körners  vom  29.  Mai  1797  und  16.  Mai 
1802  vorkommt.    Beachtenswerth  ist,  dass  zur  Zeit,  da  unser 


Anmerkungen  der  Herausgeber.  105 

Brief  geschrieben  wurde,  nur  der  erste  Theil  des  Romans  ver- 
öffentlicht und  wohl  auch  geschrieben  war ;  der  zweite  Theil 
erschien  erst  181 5.  Antonictta  Avesi  kommt  als  Adressat  in 
Foscolos  epistolario  (hgg.  von  Orlandini  und  Mayer,  3  Bde, 
1852  —  54)  überhaupt  nicht  vor;  vielleicht  ist  sie  die  donna 
gentile,  an  welche  von   181 2  an  viele  Briefe  gerichtet  sind. 

III,  No.  6.  Der  Brief  Alessandro  Manzoni's  bezieht  sich 
auf  Goethes  Beurtheilung  von  Manzonis  II  conte  Carmagnola. 
Da  diese  Beurtheilung  in  »Kunst  und  Alterthum«  erschienen 
war,  so  Hess  Goethe  daselbst  unsern  Brief  in  Übersetzung  ab- 
drucken (IV.  Bd.,  I  St.,  S.  98 — loi).  Diese  Übersetzung  ist 
in  die  Ausgaben  von  Goethes  Werken  übergegangen  (Hempel 
29,  649).  Nur  die  A.  1.  H.  38,  292  —  294  hat  auch  den  ita- 
lienischen Text  mit  einigen  kleinen  Versehen.  Was  Goethe 
über  Manzoni  dachte,  hat  er  in  seinen  zahlreichen  Aufsätzen 
über  denselben  (Hempel  Bd.  29)  ausgesprochen:  in  vielen 
Briefen  hat  er  seiner  Bewunderung  offen  Worte  geliehen  (vgl. 
auch  den  unten  folgenden  Brief  an  Streckfuss).  Durch  seine 
vortreffliche  Übersetzung  der  Ode  auf  den  5.  Mai  suchte  er 
den  Dichter  zu  ehren.  Zur  Erkenntniss  der  zwischen  beiden 
bestehenden  Beziehungen  (Briefe  Goethes  an  Manzoni  sind 
bisher  nicht  bekannt  geworden ;  dass  solche  existirt  haben 
müssen,  geht  z.  B.  aus  G.-J.  I,  425  hervor)  —  derG.-J.  VII, 
385  angeführte  Aufsatz  ist  unbedeutend  —  gibt  ein  Brief  des 
Kanzlers  Muller  an  Manzoni  (Weimar  15.  August  1832)  einen 
erwünschten  Beitrag,  den  Herr  Leonello  Senigaglia  bei  dem 
Enkel  Manzonis,  Herrn  Pietro  Brandilla.  abgeschrieben  hat. 
(Ich  verdanke  ihn  der  gütigen  Vermittlung  des  Herrn  Prof. 
Erich  Schmidt.)  Ich  theile  nur  das  Stück  des  Briefes  mit,  das 
sich  auf  Goethe  bezieht. 

„Gewiß,  ich  weiß  es,  hat  der  ungeheure  Verlufl,  der 
uns  am  22*^"  März  dieses  Jahres  traf,  auf  Sie  tief  erschüttert. 
—  —  Doch  wer  könnte  sich  entwöhnen,  /////  als  lebendig, 
wirksam,  gegenwärtig  immer  fort  zu  denken  V 

Ift  es  doch  auch  Er  und  die  gemeinsamen  Gefühle  für 
Ihn,  die  mich  in  wenig  Stunden  Ihnen,  theurer  Mann  I  so 
viel  näher  gebracht  haben,  wie  sehr  ich  auch  schon  früher 
Ihrem  Geifte  huldigte. 

Sey  mir  verflattet  Ihnen  durch  Herrn  [Hofrath]  Voigt 
[aus  Jena]  ein  treues  Bild  Goethe's  aus  seinen  früheren 
schönften  Tagen  zu-  senden,  und  ein  Büchlein  beizufügen,  in 
welchem  ein  jüngerer  Freund  die  letzten  Lebensumftände 
des  Verewigten  zusammen  geftellt  hat,  und  in  welchem  Sie 
auch  den  Epilog  finden ,  den  ich ,  in  Mitte  schmerzlichfter 
Aufregung,  zur  Trauerfeyer  dichtete.  Sie  werden  nicht  zürnen, 
hoffe  ich.  daß  ich  in  Goethes  Ehrenkranz  auch  eine  Blume,  aus 
Villa  Brussi,  [Manzonis  Wohnung]  zu  verflechten  mir  erlaubte«. 


I06  Neue  Mittheilukgex. 

Nach  Drucklegung  der  ersten  Bogen  fanden  sich  unter 
Handschriftenconvoluten  aus  dem  Goethehause  zwei  eigen- 
händige Brouillons  zu  Empfehlungen  an  Manzoni ,  die  an 
dieser  Stelle  einen  Platz  verdienen  : 

I. 

Mr.  Manzoni  voudra  bien  acceuiller  avec  honte  et 
confiance  Mr.  le  Fr.  Göttling  B.  de  1.  A.  J.  qui  le  saluera 
cordialement  de  la  part  d'un  ancien  ami  G. 

2\ 

AI  Sigre  Manzoni  |  sia  henvcnuto  '  II  Figlio  di  Goethe  | 
col  stio  Compagno  |  il  Dr.  Eckermann 

che  portano  |  mille  sahitationi  [  cordiali 
Weimar  Qoe^I.e  ^ 

d  Apr 

iS]0 

Weitere  Mittheilungen,  die  Herr  Leonello  Senigaglia  in 
Aussicht  stellte,  sind  mir  leider  nicht  rechtzeitig  zugegangen. 
Über  die  freundliche  Aufnahme,  die  Kanzler  Müller  bei  Man- 
zoni gefunden  hatte,  vgl.  auch  G.-J.  IV,   192. 

IV.  No.  7.  8.  Oehlenschlägers  Beziehungen  zu  Goethe 
hat  Georg  Brandes  in  seinem  meisterhaften  Aufsatz  (G.-J.  II, 
8ff.,  iSff.,  25  fg.)  dargelegt.  Ob  sich  die  (das.  S.  igfg.  aus- 
gesprochene) Vermuthung  über  Correggio  nach  unserm  Briefe 
halten  lässt,  wage  ich  zu  bezweifeln.  —  Als  Ergänzung  zu 
diesem  Aufsatze  weist  Herr  Dr.  Rudolf  Schmid  in  Kopenhagen 
auf  einen  von  Brandes  nicht  erwähnten  Dänen  hin,  den  Philo- 
logen und  Archäologen  P.  O.  Bröndsted,  der  Goethe  1806 
mit  Oehlenschläger  besuchte  (ein  von  Oehlenschläger  an  Brönd- 
sted gerichtetes  Gedicht  spielt  auf  diesen  Besuch  an)  und  ein 
zweites  Mal  7.  Dez.  181 8  bei  Goethe  war  (vgl.  Annalen,  Hem- 
pel  27,  210,  478.  595).  In  Bröndsteds  Tagebüchern  (1850  er- 
schienen) heisst  es  über  diesen  Besuch:  »Ich  sprach  auch  mit 
Goethe  über  Oehlenschläger,  und  ein  Gruß  von  unserm  Dichter 
war  ihm  sehr  willkommen.  Es  freute  ihn  zu  erfahren,  daß 
Oehlenschläger  von  der  Nation  nach  seinem  Verdienft  ge- 
achtet und  beliebt  war.  Vom  (polemischen)  Auftreten  Baggesens 
hatte   er  nur  flüchtig  etwas  gehört :   ich  erzählte  ihm  Ferneres 


'  Wie  eine  \"otivtafel  geschrieben. 


Anmerkungen  der  Herausgeber.  107 

darüber.  Er  äußerte :  y)Ja,  das  mein'  ich  wohl,  dass  er  nii 
was  Gutes  schafft  —  der  ist  mir  immer  als  ein  lockerer  Ge- 
selle vorgekommenes..  —  Herr  Dr.  Rudolf  Schmid  vertritt  in 
seinem  Schreiben  lebhaft  die  Auffassung ,  dass  Goethe  die 
wahre  Dichtergrösse  Oehlenschlägers  nicht  erkennen  konnte 
und  wollte;  doch  kann  ich  auf  eine  Erörterung  dieser  Frage, 
oder  auf  eine  nochmalige  Darlegung  des  Verhältnisses  Oehlen- 
schlägers zu  Deutschland  und  zur  deutschen  Literatur  an  dieser 
Stelle  nicht  eingehn.  Zudem  gehören  unsere  Briefe  noch  nicht 
der  Periode  an,  in  welcher  Oehlenschläger  dem  deutschen 
Dichter  ein  »ewiges  Lebewohl«  zurief,  sondern  der,  in  welcher 
er  noch  durchaus  unter  dem  Banne  von  Goethes  Geiste  stand. 
—  Oehlenschläger  hat  Goethe  dreimal  gesprochen,  in  Lauch- 
städt  1805  (Lebenserinnerungen  Lpz.  1850,  II,  S.  12),  in 
Weimar  1806  (das.  S.  55  ff.)»  das  dritte  Mal  auf  der  Rückkehr 
von  Italien  (das.  230  ff.)  Für  unsere  Briefe,  deren  einer  in 
den  »Lebenserinnerungen«  (II,  232)  angedeutet  wird,  sind 
folgende  Stellen  des  genannten  Werkes  wichtig:  iioff. ;  über 
den  Pariser  Aufenthalt,  dabei  (S.  119)  eine  Bemerkung  über 
Goethes  Dramen,  125:  Talma  und  die  französische  Tragödie, 
i35fg. :  gegen  die  Schlegel,  136 fg.  :  über  Rousseau,  i65fg.: 
Aufenthalt  in  Stuttgart  und  Tübingen.  —  In  dem  ersten  Brief 
wird  auf  die  Plünderung  Weimars  durch  die  Franzosen  an- 
gespielt ;  das  Bombardement  Kopenhagens  durch  die  Eng- 
länder fand  2  —  5.  September  1807  statt.  Das  Schillersche 
Gedicht  ist  das  »An  Goethe,  als  er  den  Mahomet  auf  die 
Bühne  brachte«. 

Die  Kritik  über  Aladdin  oder  die  Wunderlampe  in  der 
Zeit g.  für  die  eleg.  Welt  1808,  No.  116.  117,  18.  19.  Juli. 
Viele  poetische  Stellen  werden  sehr  gerühmt.  Anderes  heftig 
getadelt.  Über  die  Dedikation  an  Goethe  heisst  es :  »Es  zeigt 
von  keiner  geringen  Anmaßung,  in  so  schlechten  Versen  sich 
an  den  größten  Dichter  der  jetzigen  Zeit  zu  wenden«.  Goethe 
über  Aladdin  und  Hakon  Jarl,  Annalen  1806,  Hempel  27,  146 
und  155.  Bemerkenswert!!  ist,  dass  Goethe  sich  am  23.  Sept. 
1808  erbot  (Briefe  an  Eichstädt  No.  149,  Biedermann  bei 
Hempel  27,  440)  eine  Besprechung  des  Aladdin  zu  schreiben, 
er  unterliess  es  aber  später.  —  Faust  und  Achilles  =  woWständigc 
Ausgabe  des  i.  Theils  des  Faust,  der  in  den  Werken  1808 
Bd.  8,  Achilleis,  die  das.  Bd.  10  erschienen  war,  Faust  auch 
gleichzeitig  in  einer  Sonderausgabe. 

BeiCö/Zö;  erschien  1808  nichts  von  Oehlenschlägers  Werken, 
18 10  aber  Hakon  Jarl,  in  demselben  Jahre  Axel  und  Wall- 
burg, Palnatoke  wurde  daselbst  in  der  ersten  deutschen  Aus- 
gabe 181 9  veröffentlicht.  —  Das  längste  Gedicht  in  deutscher 
Sprache  ist  der  »irrende  Ritter«.  —  Ewald  ist  der  berühmte 
dänische  Dichter  Joh.  Ewald   1743— 1781.   —  Die  lateinische 


I08  Neue  Mittheilungen'. 


Stelle  steht  bei  Ovid,  Metamorph.  VI,  376,  doch  heisst  es  dort 
quam  vis  statt  quamquam. 

V,  No.  9.  10.  »Beide  römische  Briefe  unter  den  Einlaufen 
aus  Italien  eingeheftet«.  (Erich  Schmidt).  No.  9  die  Antwort 
auf  Goethes  Zeilen  vom  31.  Oktober  1788,  gedruckt  Aus 
Herders  Nachlaß  i,  100  No.  53;  Goethes  Erwiderung  a.  a.  O. 
No.  54,  ist  an  demselben  Tage  geschrieben  wie  Herders 
nächster  Brief:  No.  10.  Die  Briefe  Herders  an  seine  Gattin, 
veröffentlicht  von  DUntzer  unter  dem  Titel  ;jHerders  Reise 
nach  Italien«,  Giessen  1859  geben  Erklärungen  und  Parallelen, 
die  im  Folgenden  wörtlich  genutzt  sind.  (H.  R.  I.)  No.  10. 
»Tausendkünstler«  wohl  noch  scherzhaft  anspielend  auf  den 
»Zauberer«  der  ersten  Weimarer  Zeit,  den  »detto  Panurgo 
secondo«  in  der  »Darmstädter  Gemeinschaft  der  Heiligen«. 
D.  j.  Goethe  2,  197.  —  Über  Angelica's  Gatten  Herder 
13.  Dez.  1788:  »Ihr  alter  Zucchi  ist  ein  braver  Mann  in  seiner 
Art;  er  kommt  mir  aber  immer  wie  ein  Venetianischer  Alter  in 
der  Comödie  vor«.  (H.  R.  I.  195.)  —  G.  und  E.  Fräulein 
von  Göchhausen  und  der  Kammerherr  von  Einsiedel.  (E. 
Schmidt).  —  »Donnerstag  waren  wir  alle  in  der  Arcadia  I 
sie  (die  Herzogin  Amalia)  ifl  zum  Mitglied  aufgenommen  .  .  . , 
mir  ifts  diesmal  glücklich  vorübergegangen,  und  ich  will  mich 
wohl  hüten,  die  heilige  Schwelle  wieder  zu  betreten«.  (6.  Dez. 
1788.  H.  R.  I.   188.) 

No.  IG.  »Die  Herzogin  hat  ein  Präsent  vom  Papft  er- 
halten, ein  vortreffliches  Mosaik  .  .  .  Der  Bogen  Conftantins 
soll  drauf  sein  mit  der  Aussicht  aufs  Coliseum,  in  einem 
prächtigen  bronzenen  Rahmen«.  (27.  Dez.  1788.  H.  R.  I.  208.)  - 
V.  Klinkowftröm,  Reisemarschall  und  Kammerherr  in  Weimar. 
(Goethe  an  Philipp  Seidel   13.  Januar  1787.) 

No.  II.  »Lag  im  Nachlaß  Augufl  v.  Goethes«  (E.  Schmidt.) 
Es  sind  zwei  einzelne  Blätter.  Herders  Gedicht  ein  Seiten- 
stück zu  dem  gleichfalls  in  Distichen  geschriebenen  Glück- 
wunsch, den  ich  in  meinem  Aufsatz  »Aus  Weimar  und  Koch- 
berg« (Preuss.  Jahrbücher  Bd.  50,  498)  mitgetheilt  habe : 
»Nimm,  o  Lieber !  den  Kranz «  u.  s.  w.  und  bei  dem  somit 
das  Jahr  1789  ausgeschlossen  ist.  Über  die  vorjährige  Kinder- 
gratulation haben  wir  Carolinens  Bericht  an  Herder  vom 
29.  Augufl  1788:  »auf  den  Früchten  lagen  folgende  AN'orte, 
die  ich  selbft  gemacht  habe,  wie  leicht  zu  sehen«  (H.  R.  I.  47). 

No.  12  —  23.  »Das  Folgende  theils  aus  dem  Convolut 
Briefe  von  Herders  an  Goethe,  theils  aus  den  Quartalbänden«. 
(E.  Schmidt).  Mit  den  »heiligen  Religien  Blättern«  (so  schreibt 
Caroline)  kann  nur  das  Tagebuch  der  Italienischen  Reise 
gemeint  sein. 

No.  13.  »Abgerissenes  Octavblatt  aus  dem  Nachlass 
Augufts  von  Goethe ;    auf   der    zweiten  Seite    einige  flüchtige 


Anmerkungen  der  Herausgeber.  109 


Bleistiftnotizen  Goethes«.  (E.  Schmidt.)  Zuerst  nämUch  einige 
italienische  Namen,  wahrscheinlich  Adressen  für  den  Aufent- 
halt in  Venedig ;  dann  am  Rande  in  umgekehrter  Richtung 
vier  Zeilen,  aus  denen  die  Namen  Graf  Wilhelm ,  Wolfram 
von  Eschenbach,  ThUrlin  herauszulesen  sind,  wahrscheinlich 
nach  mündlichen  Angaben  Herders  über  eine  süddeutsche 
Bibliothek.  (Priameln  und  alte  deutsche  Sprüche  hat  Herder 
in  Nürnberg  aus  verschiedenen  Quartanten  excerpiert  und 
am  21.  August  1788  an  Goethe  geschickt.  H.  R.  I.  35.  Aus 
Herders  Nachlass  i,  95.)  —  Das  Blatt  enthält  Winke  und 
Rathschläge,  die  Herder  für  Goethe  bei  dessen  Aufbruch  zur 
zweiten  Reise  nach  Italien  (März  1790)  zusammengestellt 
hat,  da  Goethe  diesmal  denselben  Weg  nehmen  wollte,  wie 
Herder  im  Sommer  1788.  Die  nothwendigen  Nachweise  und 
Erläuterungen  bietet  also  wiederum  H.  R.  I.  So  über  den 
Leibmedicus  Dr.  Marcus,  und  den  »Regens  eines  Seminarii« 
IVeiermann  und  dessen  Gemälde  S.  11.  12;  der  letztere  Name, 
der  Herder  beim  Aufsetzen  der  Notizen  entfallen  war,  gehört 
in  die  Lücke  Z.  .  .  .  —  Murr:  S.  19.  »Nach  Ansbach  geh 
ich  nicht«  —  schreibt  Goethe  aus  Nürnberg  an  Herder  15. 
März  1790  —  »ich  denke  bis  Augsburg  nicht  aus  der  Chaise 
zu  fteigen !«  Von  Paul  von  Stetten  (dem  Jüngeren)  »Stadt- 
Pfleger«  von  Augsburg  befindet  sich  ein  Brief  in  Herders 
Nachlass,  d.  15.  Juni  1801,  worin  der  »wenigen  Minuten« 
gedacht  ist,  die  Herder  mit  ihm  »im  Gespräch  gewesen« ; 
und  der  Schriften,  die  »allein  seinen  Mitbürgern  zur  Unter- 
haltung und  Ermunterung  gewidmete  Arbeiten«  seien. 

No.  14.  Antwort  auf  das  von  Düntzer  irrig  dem  J.  1794 
zugewiesene  Billet  Goethes  (Aus  Herders  Nachl.  i,  146  No.  92): 
»Ew.  Liebden  und  Würden  übersende  hierbei  ein  Opus- 
culum,  das  ich  mit  critischer  Aufmerksamkeit  zu  lesen  bitte«. 
Die  Zeit  ist  zu  erschliessen  aus  Goethes  Brief  an  F.  H.  Jacobi 
vom  15.  Juli  1793:  »Dafür  sollst  Du  auch  nächstens  den 
Aufsatz  über  die  farbigen  Schatten  erhalten«  u.  s.  w.  Die 
Sendung  an  Herder  wahrscheinlich  doch  früher,  vor  der  Ab- 
reise »zum  Vater  Rhein«  d.  h.  vor  dem  12.  Mai  1791.  Der 
Aufsatz  in  letzter  Gestalt:  Entwurf  einer  Farbenlehre.  Errte 
Abtheilung.   VI.   Farbige  Schatten.  §  62  —  80. 

No.  15.  Zur  Aufführung  des  »Bürgergenerals«,  der  zweiten, 
vom  29.  Mai  1793,  zu  vgl.  mein  Aufsatz  im  Goethe-Jahrb.  VI: 
Goethe  und  Prinz  August  von  Gotha  S.  52.  Über  La- 
vaters  »Zug  nach  Norden«  schreibt  Goethe  an  F.  H.  Jacobi 
7.  Juli  1793:  ;;Er  hat  auch  in  Weimar  spionirt,  unser  entschie- 
denes Heidenthum  hat  ihn  aber  so  wie  das  allgemeine  Miß- 
trauen bald  verscheucht«. 

No.  16  und  17.  Antworten  auf  die  »drei  Briefe«  Goethes  vom  2. 
7.  15.  Juni  1793.  (Aus  Herders  Nachl.  I,  136  — 144.  No.  85  — 87.) 


HO  Neue  Mtitheilungen. 


Carl  Augusts  Brief  »Im  Lager  vor  Maynz  den  14  Juny  1793. 
»Die  Muse  auf  dem  Zodiacus  ifl  glücklich  bei  mir  eingeritten« 
(Titelbild  der  Humanitätsbriefe,  von  H.  Meyer  gezeichnet) 
u.  s.  w.,  zuerst  gedruckt  im  »Weimarischen  Herder-Album« 
1844  S.  35  fg.,  war  Einschluss  des  dritten  Briefs.  —  Die  »zu 
Stande  gekommenen  Zerstreuten  Blätter«  waren  die  »Fünfte 
Sammlung« ;  Goethe  hat  eins  der  ersten  Exemplare  erhalten : 
das  an  Gleim  ging  den  27.  Juli  ab.  Auf  die  »theologische 
Schrift«  :  »Von  der  Gabe  der  Sprachen  am  ersten  christlichen 
Pfingstfest«  (erschienen  1794)  beziehen  sich  Goethes  zu- 
stimmende Worte  (wohl  erst  1794,  nach  dem  Erscheinen  des 
Büchleins) :  »Wie  sehr  ich  Deiner  Meinung  wegen  der  Glossen 
im  allgemeinen  bin,  weißt  von  Alters,  da  ich  etwas  Ähn- 
liches als  Posse  vortrug«   (a.  a.  O.  No.  89). 

No.  18.  Gleim  an  Herder,  den  15.  Sept.  1794:  »Hiebei 
die  letzten  zwei  Bogen  zu  dem  Htlttchen,  und  ein  vollstän- 
diges Exemplar  für  Goethen,  den  .  .  .  Liedes ;  vor  seinen 
größern  \Verken,  seinem  Groscophta,  seiner  Iphigenia,  seinem 
Tusso  verkriecht  sich  das  Hiittchenv..  Von  und  an  Herder  i,  181. 
Gleims  Werke  VII,  88. 

No.  19  —  22.  August  Wolfgang  Herder,  geb.  18.  August 
1776,  der  zweite  Sohn  Herders,  Goethes  Pathenkind  und  sein, 
wie  auch  der  Herzogin  und  des  Prinzen  August  von  Gotha 
Liebling.  (Haym,  Herder  II,  434.  Goethe- Jahrbuch  VI,  41. 
42  und  No,  17  unserer  Briefe.)  Seit  dem  Herbst  1794  befand 
er  sich,  mit  seinem  Bruder  Wilhelm  zusammen,  im  Droz'schen 
Erziehungsinstitut  in  Neufchatel  (die  Veranlassung  erzählt 
Haym  a.  a.  O.  621).  Bei  dem  Datum  von  No.  19  muss  die 
Jahrzahl  verschrieben  sein;  denn  bereits  October  1795  spricht 
Goethe  von  Augusts  »kurzem  Hiersein«  d.  h.  von  seinem 
Aufenthalt  in  Weimar  nach  der  Rückkehr.  (Brief  an  Caroline 
Herder  vom  30.  Okt.  1795,  ^<^^  ^^^ii"  veröffentlicht  in  den  Preuss. 
Jahrbüchern  Band  43,  161  — 164.  S.  163.)  Mit  den  Zeilen  Herders 
No.  20  ist  No.  19  in  Goethes  Haus  gesandt  worden.  Der 
rührende  Ausdruck  der  ersten  Zeile  kehrt  in  einem  gleich- 
zeitigen Briefe  an  beide  Söhne  wieder:  »O  wie  bewegt  sich 
mein  Herz  g&gQ.x\  euch,  lieben  Kinder«.  (Aus  Herders  Nach- 
lass  2,  438  undatiert.) 

No.  22.  Die  Akademie  zu  Freiberg  hatte  August  Herder 
1797  bezogen. 

No.  23.  Begleitschreiben  zu  dem  Briefe  des  Prinzen 
August,  den  ich  im  Goethe- Jahrbuch  VI,  57  (Goethe  und  P.  A.) 
mitgetheilt  habe.  Goethes  Antwort :  Aus  Herders  Nachlass 
I,  150  No.  97.  Die  beiden  Erklärungen  Düntzers  zu  der  letz- 
teren Nummer  werden  durch  den  so  ermittelten  Zusammenhang 
hinfällig.     Über    den  Gegenstand   jenes    »besonderen  Bildes«, 


Anmerkungen  der  Herausgeber.  III 


das  Prinz  August  gesandt,    würde  uns  erst  Goethes  »Votum« 
aufklären,  das  durch  Herders  Hand  nach  Gotha  gegangen  ist. 

B.    SüPHAX. 

VI.  Die  Briefe  von  Charlotte  von  Schiller  und  Körner 
bilden  eine  Fortsetzung  zu  den  im  G.-J.  IV,  230 — 315  mit- 
getheilten,  sie  sind  sämmtlich  den  »Quartalheften«  entnommen. 
Die  seither  bekannten  Briefe  Goethes  an  Charlotte  von  Schiller 
während  Schillers  Lebzeiten  sind  von  Vollmer  in  dem  Anhang 
der  4.  Auflage  des  Goethe-SchillerschenBriefwechselsII,  S.  385  — 
389  zusammengestellt,  sie  finden  sich  ebenso  wie  die  späteren 
in  dem  Buche  »Charlotte  v.  Schiller  und  ihre  Freunde«  (hier : 
»Charlotte«  citirt).  Nachträge  dazu  s.  G.-J.  I,  261,  263. 
VII,   198.  330. 

No.  24.  Centaiir  vgl.  Schiller  an  Goethe  No.  73.  Hören 
Heft  6:  Schmelzende  Schönheit?  vgl.  Schiller-Cotta  S.  671. 
Goethe  antwortet  auf  unsern  Brief,   an  Schiller   10.  Juni. 

No.  25.  Auf  unsern  Brief  geht  Schiller  ein  im  Brief  an 
Goethe  No.  82;  Goethe  antwortet  direct  an  Charlotte,  25. 
Juli.  Er  war  seit  dem  4.  in  Carlsbad.  Everdingen,  der  be- 
kannte holländische  Maler  u.  Kupferstecher  des  17.  Jahrb., 
über  den  Goethe  häufig  geschrieben  hat,  vgl.  Werke,  Hempel 
28,  56  fg.  heimlich  =  traulich,  gemüthlich. 

No.  26.  Goethe  war  Anf.  Okt.  in  Jena  gewesen,  nur 
wenige  Tage,  was  er  selbst  beklagt,  Briefw.  No.  107,  und  nach 
einer  Reise  in  Eisenach  am  18.  Okt.  nach  Weimar  gekommen. 
Frau  v.  Schiller  hat  sich  wohl  verschrieben;  es  soll  »Okt.« 
statt  Nov.  heissen.  Der  Anfang  des  Briefes  bezieht  sich  auf 
die  erwartete  Geburt  eines  Kindes  (der  Knabe  starb  bald,  vgl. 
Goethe-Schiller  No.   113,   117,  119). 

No.  27.  Das  Datum  nach  Erich  Schmidts  Angabe.  Char- 
lotte war  Anfang  April  in  Weimar  gewesen,  wo  unser  Brief 
ohne  Zweifel  geschrieben  ist,  hatte  aber  Goethe  wenig  ge- 
sehen, vgl.  Goethe-Schiller  No.  290,  291.  Vielleicht  nahm 
Charlotte  den  letzterwähnten  Brief  nach  Jena  mit. 

No.  28.  Das  Datum  nach  einer  Andeutung  Erich  Schmidts. 
Schiller  war  mit  seiner  Gattin  während  des  Jan.  in  Weimar, 
wegen  der  ersten  Aufführung  der  Piccolomini,  Schiller  und 
Goethe  waren  damals  beide  leidend.  (Schiller-Goethe  No.  563  ff.) 

No.  29.  Datum  wie  No.  28.  Goethe  war  damals  in  Lauch- 
städt  (Schiller-Goethe  No.  865  fg.)  Das  Stück,  das  gemeint 
ist,  ist  »Was  wir  bringen«,  die  Stelle,  auf  die  Charlotte  an- 
spielt, vgl.  Hempel  XI,   i   S.  56. 

No.  30.  Datum  wie  No.  28.  Den  28.  habe  ich  eingefügt. 
In  Schillers  Kalender  heisst  es  zum  23.  März  »Wurde  ich 
vom  Rheumatism  befallen«:  der  folgende  Montag  ist  der  28. 
Von  Goethes  damaliger  Gesellschaft,  seinem  Vorsatze,  nicht 
mehr  öffentlich  zu  erscheinen  s.  Charlotte  I,  473. 


112  Neue  Mittheilungen. 


No.  31.  August  V.  Goethe  ging  zum  Studium  nach 
Heidelberg.  Seine  Grossmutter  sah  er  zum  letzten  Male,"  sie 
starb  wenige  Wochen  später. 

No.  32.  Die  Hoheit  ist  die  Erbgrossherzogin  v.  Weimar, 
die  Grossfürstin  deren  Mutter.  Es  handelt  sich  um  die  Ent- 
bindung der  Ersteren,  die  freilich  erst  am  30.  Sept.  stattfand. 
Auf  unsern  Brief  antwortete  Goethe  durch  einen  Besuch,  über 
welchen  Charlotte  I,  591    ausführlich    und  entzückt  berichtet. 

No.  33.  Das  Datum  ergibt  sich  aus  G.-J.  VII,  330.  Unser 
Brief  ist  die  unmittelbar  [der  2.  ist  ein  Mittwoch]  erfolgte 
Antwort  auf  das  dort  mitgetheilte  Billet  Goethes  vom  i.  Febr. 
1814.  Die  »zwei  Bücher«  sind  wohl  der  Anfang  (die  ersten 
Reinbogen)  des  3.  Bandes  von  »Dichtung  und  Wahrheit«  (der 
im  Mai  18 14  ausgegeben  wurde,  s.  den  folg.  Brief).  Dass 
Charlotte  am  24.  Febr.  und  15.  März  einige  Bücher  kannte, 
geht  aus  Charlotte  I,  674  und  G.-J.  IV,  278  hervor.  August 
V.  Goethe  war  in  Begleitung  des  Kammerraths  Rühlemann  in 
das  Hauptquartier  nach  Frankfurt  gegangen.  Die  Briefe  der 
Erbprinzessin  an  Charlotte  gerade  aus  jener  Zeit  sind  nicht 
gedruckt  oder  nicht  erhalten. 

No.  34.  Datum  s.  No.  28,  10.  habe  ich  hinzugefügt. 
Der  Brief  spricht  den  Dank  aus  für  den  3.  Theil  von  »Dich- 
tung und  Wahrheit«.  Am  8.  schickt  Goethe  die  Exemplare 
des  Werkes  fort,  an  Klinger  u.  A. ;  der  folgende  Dienstag  ist 
der  10.  Es  muss  vor  dem  14.  sein,  da  Goethe  an  jenem 
Tage  in  Berka  war,  unser  Brief  wohl  aber  noch  nach  AVeimar 
gerichtet  ist;  er  kann  nicht  nach  dem  11.  sein,  sonst  würde  er 
etwas  von  dem  Charlotte  I,  687  erwähnten  Auftrage  enthalten. 

No.  35.  Der  Aufsatz  Goethes  über  Schiller,  den  Char- 
lotte critisirt,  kann  nicht  der  »Zu  Schillers  und  Ifflands  An- 
denken« oder  »Deutsches  Theater«  sein  (Hempel  28,  703  —  707), 
obwohl  beide  aus  dem  Jahre  1815  stammen,  der  erstere  nicht, 
weil  er  nur  über  Schillers  Glocke,  der  letztere  nicht,  weil  er 
überhaupt  nicht  über  Schiller  spricht ;  ich  denke  an  den  Auf- 
satz »Glückliches  Ereigniss«  (Hempel  33,  90  —  94,  vgl.  auch 
27,  309fg.,  564fg.),  der  zwar  erst  1817  gedruckt,  recht  wohl 
aber  181 5  geschrieben  sein  kann  und  Charlotte  im  Manuscript 
vorgelegen  haben  mag.  Wir  hätten  dann  anzunehmen,  dass 
ihre  Erinnerungen  beachtet  worden  wären,  denn  jener  Aufsatz 
spricht  nur  von  den  »Räubern«,  nicht  aber  von  »Fiesko«  und 
»Kabale  und  Liebe«. 

No.  36.  Datum  s.  No.  28.  Erich  Schmidt  vermuthet 
ferner,  dass  das  übersendete  Werk  Marlowes  Faustus  sei.  Aus 
den  sonstigen  gleichzeitigen  Briefen  Charlottens  ergibt  sich 
nichts,  das  Werk,  über  das  sie  4.  Juli  181 8  an  Knebel  schreibt 
(Briefe  an  einen  vertrauten  Freund,  Leipzig  1856,  S.  393,  vgl. 
auch  Knebel-Goethe  No.  481),  kann  hier  nicht  gemeint  sein. 


Anmerkungen  der  Herausgeber.  II' 


No.  37  und  No.  ;^8  beziehen  sich  auf  den  grossen  am 
i8.  Dez.  1818  gefeierten  Maskenzug,  Hempel  XI,  i  S.  316  — 
361.  Goethe  konnte  den  Wunsch  nicht  erfüllen,  s.  Charlotte 
II,  S.  251.  Charlotte  hörte  aber  eine  nochmalige  Vorlesung 
des  Stücks  am  22.,  worüber  sie  am  folgenden  Tage  an  Knebel 
(Briefe   1856,  S.  444)  mit  grossem  Enthusiasmus  berichtet. 

No.  39  ist  die  Antwort  auf  Goethes  Billet  (G.-J.  I,  261), 
an  demselben  Tage,  wie  das  Billet  geschrieben.  Gemeint  ist 
der  englische  Porträtmaler  Dawe.  über  welchen  a.  a.  O.  260 
zu  vergleichen  ist.  Er  wollte  die  Danneckersche  Büste 
Schillers  sehen. 

VII.  Goethes  Briefe  an  Körner  sind  bei  Strehlke  I,  369  i'g, 
sorgsam  verzeichnet,  eine  Berichtigung  dazu  II,  508 ;  die  im 
G.  J.  IV  gedruckten  Briefe  Körners  sind  bereits  erwähnt. 

No.  40  und  41.  Goethe  war  mit  Körner  bereits  1790 
bekannt  geworden,  und  in  einen  ziemlich  lebhaften  Brief- 
wechsel mit  ihm  getreten ;  daraus  erklärt  sich  der  freund- 
schaftliche Ton  und  die  vertraute  Anfrage  des  Briefes  No.  40. 
Er  ist  die  Antwort  auf  Goethes  Schreiben,  Düsseldorf  11.  Nov. 
1792.  Die  Antwort  Goethes  auf  den  Brief  No.  40  ist  nicht 
erhalten ;  dass  sie  beruhigenden  Inhalts  war  und  ehrenvolle 
Worte  für  Körner  enthielt,  geht  aus  No.  41  hervor.  (Die 
Verse  S.  51  sind  aus  Iphigenie  IV.  i.)  In  den  Briefen 
Körners  an  Schiller  findet  sich  keine  Andeutung  von  dem 
Schritt  des  Erstem,  wohl  aber  über  die  Verdächtigungen 
(II.  42  ed.  Goedekej ;  über  das  Unzureichende  seines  Gehaltes 
s.  den  Brief  in  Körners  Schriften  ed.  Stern  S.  21.  —  Facins 
ist  der  Steinschneider,  der  mit  einem  Empfehlungsbriefe  Goe- 
thes  17.   Juni   1792  zu  Körner  gekommen  war. 

No.  42.  Von  des  Grafen  Redern  Aufenthalt  in  Weimar 
sagt  Schiller  (an  Körner  II,  58)  ein  Wort;  er  wird  auch  sonst 
imSchiller-Körnerschen  Briefwechsel  erwähnt,  in  den  »Annalen« 
gedenkt  Goethe  seiner  nicht. 

No.  43.  Congress  ist  natürlich  die  Zusammenkunft  Körners 
mit  Goethe  und  Schiller  in  Jena.  Körner  war  vom  26.  April 
bis  16.  Mai  in  Jena  gewesen,  Goethe  war  Anfang  Mai  gleich- 
falls dorthin  gekommen.  Vgl.  zu  unserm  Briefe  die  Schreiben 
Körners  an  Schiller,  vom  18.  und  29.  Mai  und  die  Antwort 
Schillers  vom  23.  Hero  und  Leander  ist  ein  Goethescher 
Plan ,  vgl.  den  letztangeführten  Brief  Schillers.  Die  Idylle 
ist  wohl  Alexis  und  Dora  (vgl.  Schiller-Körner  II,  2 15  fg.  und 
V.  Biedermann,  Goethe-Forschungen  S.  440).  —  Die  Victoria  ist 
eine  Statue,  welche  die  Erbin  des  Inspectors  Wacker  an  den 
Baron  von  Seckendorf  in  Dresden  verkauft  hatte;  sie  wurde 
Goethes  Eigenthum  (vgl.  Schiller-Körner  II,  203,  G.-J.  IV,  301). 

No.  44  ist  die  Antwort  auf  Goethes  Brief  vom  22,  Sept. 

GoETHE-jAHFDfCH    VIII.  3 


114  Neue  Mittheilungen. 


1796,  abgedruckt  in  v.  Biedermann.  Goethe-Forsch.  S.  439  fg. 
Der  Empfohlene  ist  Steuerrevisor  Wölfel.  Der  Freund,  »der 
in  Neapel  herumwandelt«,  ist  der  unten  genannte  Graf  Gess/er. 
Seine  Reisebriefe  an  Körner  sind  in  den  »Grenzboten«  1882, 
Bd.  II,  429  ff.  481  ff.  gedruckt.  Schillers  letztes  Schreiben 
war  vom  15.  August,  er  schrieb  aber  von  Neuem  am  29.  Sep- 
tember, also  noch  bevor  die  Mahnung  unseres  Briefes  an  ihn 
gelangen  koniite. 

No.  45  und  46.  Die  Antwort  Goethes  auf  No.  45  ist 
vom  22.  Juni  1797  (v.  Biedermann,  Goethe  und  Dresden 
S.  13  — 15).  Der  empfohlene  Herr  v.  Senfft  war  nicht  an- 
gekommen; Goethe  entschuldigt  sich,  von  »Hermann  und 
Dorothea«  keine  Abschrift  behalten  zu  haben  und  erbittet 
die  Texte  der  Opern:  Prinzessin  Amalfi  (von  \\'eigl),  Prin- 
zessin Palmieri  von  Herklot  und  Salieri,  die  Körner  mit  No.  46 
schickt.  Auch  nach  den  Humboldt  und  dem  Prolog  zu  Wallen - 
stein  hatte  sich  Goethe  in  dem  angeführten  Briefe  erkundigt. 

No.  47.  Grassi,  der  hier  und  vorher  No.  45  erwähnte 
Künstler,  ist  nicht  mit  dem  oben  S.  8  erwähnten  Werther- 
Übersetzer  zu  verwechseln.  Der  hier  gemeinte  Historien- 
vmd  Portraitmaler  (1756 —  1838)  lebte  von  1799  bis  zu 
seinem  Tode  in  Dresden.  Die  grosse  Lücke  zwischen  der 
vorigen  und  dieser  und  zwischen  dieser  und  der  folgenden 
Nummer  ist  nicht  auszufüllen.  Nur  aus  dem  Jahre  1803  existirt 
ein  Briefchen  Goethes,  eine  Empfehlung  von  Sartorius  (G.-J.  IV. 
308),  die  keine  direkte  Antwort  verlangte. 

No.  48.  Der  Brief  Goethes  an  Emma  Körner  ist  nicht 
bekannt.  —  Goethe  hatte  Carlsbad  bereits  Ende  Juni  verlassen. 
Die  Antwort  auf  unsern  Brief  ertheilte  Goethe  im  August 
1811  (G.-J.  IV,  302  fg.),  er  billigte  vollkommen  die  Biographie 
Schillers  und  den  Plan  zur  Ausgabe  seiner  Schriften:  als  Er- 
gänzung dazu  gehört  Körners  Antwort  (G.-J.  IV.  304fg.).  Ant- 
worten Körners  auf  zwei  mehrfach  gedruckte  Briefe  Goethes 
vom  23.  April  und   14.  Mai   181 2  sind  nicht  bekannt. 

No.  49  ist  die  Antwort  auf  Goethes  Brief  vom  4.  Aug.  181 2. 
Goethe  hatte  sich  für  die  kleineren  Theaterstücke  des  Sohnes, 
Theodor,  bedankt  und  die  baldige  Aufführung  derselben  in 
IVeimar  in  Aussicht  gestellt.  Das  mitgesendete  Stück  ist 
wohl  Zriny. 

No.  50.  Der  »letzte  Brief«,  für  den  sich  Körner  bedankt, 
ist  der  sehr  herzliche  und  ausführliche  vom  16.  Nov.  181 2. 
»Die  Braut«,  ein  Lustspiel  Th.  Körners,  wurde  Anfang  No- 
vember in  Weimar  gespielt.  Über  den  »Zriny«  hatte  Goethe 
einige  Bedenklichkeiten,  verwies  selbst  auf  die  Wiener  Censur. 
wodurch  sich  die  Äusserung  Körners  in  unserem  Briefe  erklärt. 

VIII.  »Die  Briefe  Wilhelms  von  Humboldt  sind  theils  aus 
den  Quartalheften,  theils  aus  der  Autogra])hensammlung.    aus 


AnMHKKLNGLN    der    HtRALSGEBER.  II 


einem  Hefte  Rhythmik  und  aus  Riemers  Xarhlass  ent- 
nommen«. E.  S.  Sie  bilden  ebenso  wie  die  folgenden  Alexanders 
einen  wichtigen  Nachtrag  zu  dem  von  Bratranek  herausgegebenen 
»Briefwechsel  Goethes  mit  den  Gebrüdern  Humboldt«  (im 
Folgenden:  Bratranek  citirt)  \\'ilh.  v.  Humboldt  war  im  Febr. 

1794  nach  Jena  gezogen,  hauptsächlich  um  Schiller  nahe  zu 
sein,  der  freilich  grade  damals  in  seiner  schwäbischen  Heimath 
war,  aber  am   15.  Mai  nach  Jena  zurückkam.    Er  blieb  bis  Juli 

1795  dort.    Aus  dieser  Jenaer  Zeit  stammen  die  ersten  5  Billete. 
No.  51.    Über  die  ersten  Beziehungen  zwischen    Goethe 

und  Wilhelm  v.  Humboldt  s.  Bratranek  S.  328 fg.  Das  Datum 
ergibt  sich  aus  Schillers  Brief  an  Goethe  16.  Nov.  1794  »Herr 
V.  Huniboldt  wird  nächsten  Sonnabend  seine  Reise  nach  Erfurt 
antreten«  d.  h.  d.  22.  Daraufhin  kam  wohl  die  Goethesche 
Einladung,  die  Humboldt  in  unserm  Brief  ablehnt.  Doch  fand 
Humboldts  Besuch  bei  Goethe  Ende  Nov.  statt  (Bratranek  359) 
und  dort  wurde  wohl  das  Versprechen  gegeben.  Alexanders 
Ankunft  zu  berichten. 

No.  52.  Das  Datum  nach  Erich  Schmidts  Andeutung. 
Nach  Düntzer  (Goethes  Leben  S.  472)  fand  das  Zusammen- 
treffen mit  beiden  Humboldt  in  Jena  Anfang  Nov.  statt. 

No.  53.  Datum  s.  No.  52.  Es  ist  nach  dem  i4tägigen 
Aufenthalt  Goethes  in  Jena,  über  welchen  er  im  Briefw.  mit 
F.  H.  Jacobi  S.  201  schreibt.  Der  in  unserm  Briefe  Gemeinte 
ist  Max  Jacobi.  Die  Erwähnung  der  Blattern  am  Schlüsse  des 
Briefes  bezieht  sich  auf  das  jüngste  Kind,  bei  welchem  das 
Inoculiren  im  Sept.  94  nichts  gefruchtet  hatte  (Schiller-Hum- 
boldt Briefw.  S.   56). 

No.  54.  Goethe  kam  nach  Jena  29.  März  1795.  (Das 
ist  der  Sonntag,  von  dem  Schiller-Goethe  Briefw.  No.  60  die 
Rede  ist.)  Der  vorhergehende  Montag  ist  der  23.  Humboldt 
war  wohl  den  Sonntag  in  Weimar  gewesen.  Baggesen  war 
am  12.  März  mit  seiner  Frau  nach  Weimar  gekommen,  vgl. 
die  Mittheilung  der  Frau  Baggesen.  einer  Freundin  der  Frau 
V.  Schiller,  Charlotte  II,  452;  Baggesen  gedachte  nach  Paris 
zu  reisen.  Was  Schiller  (denn  so  ist  Seh.  aufzulösen)  mit 
Baggesen  vorhatte,  vermag  ich  nicht  anzugeben.  Schillers 
Stimmung  aber  gegen  ihn  geht  z.  B.  aus  den  Briefen  an 
Goethe  No.  79  u.  196  hervor.  Die  »Geschichte  des  ehrlichen 
Procurators«  —  nicht  aus  Boccaccio  trotz  Goethes  Äusserung 
vgl.  G.-J.  IV.  438  fg.  —  sandte  Goethe  am  19.  März.  Schiller 
urtheilte  darüber  bereits  am  20.  und  Goethe  gedachte  am  22. 
das  Manuscript  wieder  nach  Jena  zu  schicken.  Sie  nimmt  die 
5.  Stelle  in  den  »Unterhaltungen  deutscher  Ausgewanderten« 
ein  und  wurde  bald  nach  ihrer  Vollendung  in  den  »Hören« 
veröffentlicht.  Der  Caviar  spielt  im  Briefw.  auch  sonst  eine 
Rolle  (\gl.  Bratranek  Seite  26'. 


Ii6  Neue  Mittheilungen. 


No.  55.  Datum  nach  Erich  Schmidts  Andeutung  (14  von 
mir  hinzugefügt).  Zur  Bestätigung  kann  ich  höchstens  bei- 
bringen, dass  Humboldt  am  16.  Mai  in  Weimar  war,  wie  aus 
Goethe-Schiller  No.  67.  68  hervorgeht;  dort  ist  aber  von 
Wolfs  x-Vnwesenheit  nichts  gesagt.  Dagegen  wird  eine  persön- 
liche Bekanntschaft  Goethes  mit  Wolf  vor  Okt.  1795  durch 
eine  Stelle  in  Goethes  Briefen  an  ihn  (S.  90)  bewiesen;  eine 
Beschäftigung  mit  den  Prolegomena  aus  den  bei  Bernays 
a.  a.  O.  S.  12  zusammengebrachten  Stellen  und  aus  Goethe- 
Schiller  No.  67. 

No.  56.  Über  Grapengiesser  theilt  mir  Herr  Dr.  Blanck 
in  Schwerin,  durch  freundhche  Vermittelung  des  Herrn  Dr. 
Fr.  Latendorf  das.  Folgendes  mit:  y)Grapefigiesser,  Carl  Johann 
Christian,  geb.  1773  zu  Parchim,  Sohn  des  dortigen  Senators, 
ward  am  4.  April  1795  in  Göttingen  zum  Dr.  med.  promovirt, 
practicirte  zu  Parchim,  seit  1799  in  Berlin,  wurde  Professor, 
war  Mitglied  des  Collegium  medicochirurgicum  in  Berlin  seit 
1803.  Physicus  daselbst,  sowie  Leibarzt  des  Kronprinzen  und 
consultirender  Arzt  des  Königs  von  Preussen,  war  1813  Chef- 
arzt eines  Kriegslazareths  und  starb  am  13.  Octob.  1813  am 
Typhus,  den  er  sich  durch  Ansteckung  daselbst  zugezogen  hatte.« 
Vgl.  auch  Raheis  Briefw.  mit  D.  Veit  11.   253. 

No.  57.  Das  Datum,  trotzdem  es  deutlich  ausgeschrieben 
ist,  macht  Schwierigkeiten,  denn  erst  am  18.  Febr.  1797 
schickt  Goethe  an  Schiller  die  ersten  Gesänge  von  »Hermann 
und  Dorothea«,  fordert  ihn  auf,  dieselben  durchzusehen  und 
bittet  Herrn  v.  Humboldt  gleichfalls  um  diesen  Freundschafts- 
dienst. (Humboldts  Agamemnon  -  Übersetzung  erschien  erst 
Leipzig  1816  und  bildet  einen  Theil  von  Humboldts  sämmt- 
lichen  Werken.) 

No.  58  ist  die  direkte  Fortsetzung  des  bei  Bratranek  S.  28ff. 
gedruckten  Briefes  vom  6.  Mai,  auf  welchen  Goethe  am  15. 
antwortete ;  auf  unsern  Brief  erfolgte  die  Antwort  am  8.  Juni, 
die  zwar  nicht  erhalten  ist,  deren  Datum  und  ungefährer  In- 
halt aber  aus  der  Äusserung  Bratranek  S.  38  hervorgeht.  Das 
Schreiben,  auf  das  Humboldt  eingeht,  führt  bei  Bratranek  S.  35 
das  Datum  des  15.  Die  »neuen  vier  Musen«  sind  der  5.  —  8. 
Gesang  von  »Hermann  und  Dorothea«.  Trotz  der  Humboldt- 
schen  Mahnung  sind  im  Goetheschen  Texte  stehen  geblieben 
die  Stellen  i  (Hempel  II,  90  V.  i),  4  (92,  5  v.  u.),  8  (103,  4), 
9  (104.  6,  5  v.  u.),  IG  (105.  4),  n  (107,  7.  6  V.  u.),  12  (iio, 
17    »ihm«   ist  Schreibfehler  für   »ihr«). 

Die  Humboldtschen  Besserungsvorschläge  sind  ohne  Wei- 
teres nur  angenommen  Stelle  2  (Hempel  II,  90,  7) ;  auf 
Grund  der  Humboldt"schen  Erinnerung  ist  geändert  Stelle  3 
in:  »Lange  Jahre  gestockt  und  nur  sich  dürftig  bewegte« 
(92,   14)  Stelle  5,  wo  also  wirklich  ein  Schreibfehler  für  Alle: 


Anmerkungen  der  Herausgeber.  I17 

statt  des  Humboldtschen  Vorschlags  heisst  es  (95,  2) :  »Ordneten 
Vieh  und  Wagen  die  wieder  besänftigten  Menschen«,  Stelle  6 
(loi,  5):  »Sitzt  sie  gleich(f,  Stelle  7  (102,  4):  »Als  sie 
das  Schwert  ergriff  und  sich  und  die  Ihren  beschützte«. 
—  Ofenschirfnen :  Goethe  erbittet  Stickmuster  zu  solchen, 
Bratranek  S.  37.  —  Humboldtsche  Briefe  an  Schiller  aus  jenen 
Jahren  sind  überhaupt  nicht  bekannt:  der  nächste  führt  das 
Datum   1803,  Aug.   27. 

No.  59.  Der  Brief  ist  nicht,  wie  man  denken  sollte,  ein 
aus  Weimar  geschriebenes  Zettelchen.  Denn  damals  war  Hum- 
boldt nicht  in  Weimar.  Er  kam  vielmehr  erst  im  Oktober 
(vgl.  Bratranek  161  und  Schillers  Äusserung  an  Körner  II,  359, 
21.  Oktober  1800  »Humboldts  werden  jetzt  jede  Woche  er- 
wartet«). Die  Stael'sche  Schrift  ist  die  1799  erschienene  De 
la  litterature  consideree  dans  ses  rapports  avec  les  institutions 
sociales.  Unser  Billet  ist  vielmehr  nur  Beilage  zu  Humboldts 
grossem  Brief  aus  Paris  30.  Mai  1800  (Bratranek  S.  156  ff.):  der 
Humboldtsche  französische  Aufsatz  also  der,  über  den  er  selbst 
a.   a.   O.    S.    161   eingehend  handelt. 

No.  60.  Der  hier  erwähnte  Brief  Goethes  vom  24.  Febr. 
1806  ist  bisher  nicht  bekannt.  Der  Verlust  desselben  wäre 
um  so  bedauernswerther,  als  er  eine  Stelle  zur  Würdigung 
Schillers  enthalten  haben  muss,  der  unser  schöner  und  überaus 
bedeutsamer  Passus  S.  73  fg.  Ursprung  und  Anregung  verdankt. 
Die  angeführte  Stelle  in  »Winkelmann«  Hempel  28,  227.  — 
Das  in  »Winkelmann«  aufgenommene  Stück  eines  Humboldt- 
schen Briefes  a.  a.  O.  S.  208  fg.,  vgl.  auch  Bratranek  S.  2 18  fg. ; 
der  Brief  ist  vom  23.  August  1804.  Ardelio  =  ein  geschäf- 
tiger Nichtsthuer.  —  Humboldts  Gedicht  über  Rom  (Stanzen) 
erschien  unter  dem  Titel:  »Rom.  Eine  Elegie«,  Berlin  1806. 
Sie  steht  in  den  Werken  Bd.  I.  Dieselben  werden. von  Hum- 
boldt auch  Riemers  Nachsicht  empfohlen  (Riemer,  Briefe  von 
und  an  Goethe)  S.  242  fg.  Dagegen  ist  der  in  No.  61  er- 
wähnte Brief  Humboldts  an  Riemer  über  die  Erziehung  des 
Sohnes  nicht  bekannt. 

No.  61.  Der  hier  angedeutete  letzte  ^;-/>/ Goethes  (1806) 
ist  gleichfalls  nicht  bekannt. 

No.  62  und  63.  Über  den  Aufenthalt  Humboldts  in 
Weimar  1808  und  1809  schweigt  Goethe  in  den  »Annalen« 
vollständig.  Die  nach  Königsberg  an  Humboldt  geschriebenen 
Briefe  Goethes  sind  bisher  nicht  bekannt.  Über  Motherby  ver- 
danke ich  Herrn  Bibliothekar  Dr.  Reicke  in  Königsberg  aus- 
führliche Mittheilungen,  aus  denen  ich  Folgendes  hervorhebe: 
»William  Motherby,  geb.  9.  Dez.  1776,  im  Philanthropin  er- 
zogen, studirte  Medicin  auf  verschiedenen  deutschen  und  eng- 
lischen Universitäten,  promovirte  12.  Sept.  1799  in  Edinburg 
mit  einer  Kant   gewidmeten    Diss.  de  epilepsia.    Hess    sich    in 


Il8  Neue  Mittheilungen. 


Königsberg  als  praktischer  Arzt  nieder,  \vurde  zugleich  Land- 
wirth  und  starb  1847.  Seine  vielseitige  Bildung  bewies  er 
durch  medicinische,  literarhistorische,  landwirthschaftliche  und 
philosophische  Schriften.  Kant,  seinem  »unvergesslichen 
Lehrer«  zollte  er  tiefste  Verehrung;  eine  seiner  Schriften  ist 
den  Manen  des  Königsberger  Philosophen  in  »unauslösch- 
licher Ehrfurcht«  gewidmet«.  —  Goethe  dankte  dem  Übersender 
I.  März  18 IG,  W.  V.  Humboldt  übersendet  diesen  Brief  am 
19.  April.  Dorow,  Facsimile  von  Handschriften  berühmter 
Männer  und  Frauen,  (1836)  Heft  II.  5,  6  theilt  die  eben- 
erwähnten Briefe  mit  und  rühmt  Motherby's  Shakspeare-Unter- 
suchungen  und  -Übersetzungen.  Vgl.  auch  A.  Hagens  Gedächt- 
nissrede auf  Motherby  in  den  Preuss.  Prov. -Blättern  1847, 
III,  S.   131  — 144. 

No.  64.  Mit  welcher  Sorgfalt  Goethe  gerade  damals 
seine  Autographensammlung  vermehrte,  ist  aus  G.-J.  IV, 
S.   2 16  fg.  bekannt. 

No.  65.  Frau  v.  Humboldt  ist  eine  geborene  v.  Dach- 
röden.  Die  von  ihr  erwähnten  Personen  sind  meist  so  be- 
kannt, dass  Angaben  von  Daten  unnöthig  erscheinen.  Über 
die  Verehrung  der  Kaiserin  von  Österreich  für  Goethe  und 
umgekehrt  vgl.  z.B.  G.-J.  VI,  383  ff.  Frau  v.  Eybenberg  (sie 
starb  18 14?)  und  ihre  Schwester  (Frau  v.  Grotthus)  G.-J.  VII. 
184,  191  fg.  und  die  Beiden  bei  Strehlke  gewidmeten  Artikel. 
GroJ>ius,  weder  im  Humboldt-Schillerschen,  noch  im  Humboldt- 
Goetheschen  Briefwechsel  genannt.  Sein  Name  kommt  auch  in 
Goethes  Werken  nicht  vor;  Goethe  hatte  übrigens  nicht  nöthig, 
den  Wünschen  des  Humboldtschen  Paares  zu  entsprechen, 
da.  wie  er  berichtet  (Bratranek  S.  240),  eine  Übersetzung  der 
Mittheilung  im  Morgenblatt  erschien.  Schick,  Gottl..  Historien-, 
Landschafts-  und  Porträtmaler  1779  — 181 2.  Er  hatte  von 
1802  an  in  Rom  gelebt  und  dort  seine  berühmtesten  Werke 
geschaffen. 

IX.  Die  3  Briefe  Alexanders  v.  Humboldt  bilden  eine 
willkommene  Ergänzung  zu  dem  Wenigen,  was  man  bisher  von 
dem  Briefwechsel  Goethes  und  des  grossen  Naturforschers  besitzt. 

No.  69  und  70  werden  erläutert  durch  Goethes  An- 
nalen  1807  (Hempel  27,  160)  und  durch  die  Stellen  aus  den 
Briefwechseln  (Bratranek  S.  348  ^g.)  Die  in  No.  70  erwähnten 
Schriften  sind:  »Ideen  zu  einer  Physiognomik  der  Gewächse« 
und  »Ideen  zu  einer  Geographie  der  Pflanzen  nebst  einem 
Naturgemälde  der  Tropenländer«.  Das  in  No.  69  erwähnte 
Werk  ist  der  Anfang  des  grossen  amerikanischen  Reisewerkes, 
das  damals  zu  erscheinen  begann,  speciell  der  1810  in  69 
Blättern  erschienene  Atlas  pittoresque,  Vue  des  Cordilleres 
et  des  monuments  des  peuples  indigenes  de  l'Ame'rique.  Ob 
der  Anfang    des   Briefes    sich    auf   das  bisher  nicht  bekannte 


Anmerkungen  der  Herausgeber.  119 


Schreiben    Goethes   an   Alexander    v.  Humboldt    (Strehlke    I, 
S.   286)  bezieht,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden. 

No.  71.  St.  Aignan,  der  hier  empfohlene  französische 
Gesandte  in  Weimar ,  spielt  in  den  nächsten  Jahren  in  den 
dortigen  Kreisen  eine  bedeutsame  Rolle ;  in  den  » Annalen« 
wird  seiner  zwar  nur  einmal  gedacht  (Hempel  27,  211),  sogar 
ohne  Anführung  des  Namens ;  anderes  vgl.  Düntzer,  Goethes. 
Leben,  2.  Aufl.  S.  576.  586.  Der  junge  Voigt  ist  F.  8.  Voigt, 
über  dessen  wissenschaftliche  Arbeiten  und  Beziehungen  zu 
(roethe  G.-J.  VII,  152 — 167  zu  vgl.  ist.  Einige  Briefe  an 
ihn,  unten  S.  129  ff.  Der  Schluss  des  Briefes  handelt  natürlich 
über   »Dichtung  und  Wahrheit«. 

X.  Die  prächtigen  Briefe  Niebuhrs  sind  vortrefflich  ge- 
eignet, das  was  man  bisher  von  dem  Verhältniss  Goethes 
und  Niebuhrs  wusste,  neu  und  vollständig  zu  beleuchten. 
Zur  Würdigung  dieser  Briefe  und  des  Verhältnisses  zwischen 
Niebuhr  und  Goethe  geben  die  »Lebensnachrichten  über 
B.  G.  Niebuhr«,  3  Bände,  Hamburg  1838.  1839,  citirt  = 
Nieb.  I— III.   schönes  Material. 

No.  73.  Von  der  Absendung  unseres  Briefes  spricht  Niebuhr 
erst  am  13.  Dez.  181 1,  Nieb.  I,  508.  Vorher  I,  493:  über 
Goethes  Jugenddisputation  und  seine  theologische  Schrift, 
I,  503.  504  über  den  Anfang  von  »Dichtung  und  Wahrheit« ; 
die  letztere  Stelle  ist  sehr  schön.  Das  Werk,  das  mit  unserm 
Briefe  übersendet  wurde,  ist  der  erste  die  Königszeit  be- 
handelnde Band  der  »Römischen  Geschichte«. 

No.  74.  Die  Antwort  Goethes,  vom  17.  Dez.  181 1,  die 
am  Anfang  erwähnt  wird,  ist  gedruckt  Nieb.  III,  359  f.,  über 
sie  handelt  Niebuhr  sehr  beglückt  28.  Dez.  181 1,  Nieb.  I,  509. 
Das.  I,  529:  ausführlich  über  Wilhelm  Meister  vgl.  S.  528 
(Vgl.  auch  I,  527  :  Humboldts  Bericht  über  Goethes  Äusserungen). 

No.  75.  Diesen  ausführlichen  Brief  an  Goethe  kündigt 
Niebuhr  schon  an  Nieb.  I,  522.  Die  Antwort  Goethes  vom 
23.  Nov.  1812  gedruckt  Nieb.  III,  361  —  363  wird  mit  Freude 
erwähnt:  Nieb.  I,  533  vgl.  auch  II,  loi,  wo  eine  merkwürdige 
Beurtheilung  von  »Dichtung  und  Wahrheit«.  2.  Theil.  Das 
Werk,  welches  Niebuhr  mit  diesem  Briefe  empfiehlt,  ist  der 
die  Geschichte  der  altern  Republik  behandelnde  zweite  Theil 
seiner  »Römischen  Geschichte«. 

No.  76.  Weder  unser  Brief  noch  die  Antwort,  die  am 
Anfang  von  No.  77  erwähnt  ist,  werden  in  den  »Lebens- 
nachrichten« berührt.  Die  »persönlichen  zerstörenden  Schick- 
sale«, welche  Niebuhr  betroffen  hatten,  waren  der  Tod  seines 
Vaters  und  seiner  ersten  Gattin  (26.  April,  20.  Juni  181 5).  — 
Das  Werk,  das  Niebuhr  ankündigt,  ist  die  Herausgabe  der 
Fragmente  des  Cornelius  Fronto ;  die  Reise  nach  Italien  — 
Niebuhr  war  zum  ausserordentlichen  Gesandten  bei  der  Curie 


120  Neue  Mittheilungen. 


ernannt  —  wurde  am  22.  Juli  18 16  angetreten.  Die  Ver- 
spätung der  Reise,  \eranlasst  durch  seine  zweite  Verheirathung 
und  durch  verzögerte  Aufträge  der  preussischen  Regierung, 
erlaubte  ihm  wohl  den  Abstecher  nach  Weimar  nicht,  denn  an 
Goethe  lag  es  nicht,  dass  der  Besuch  unterlassen  werden 
musste,    er   war  während    des  ganzen  Juni    und  Juli  daselbst. 

Den  in  No.  77  erwähnten  Lübecker  Kunstdenkmälern 
hat  Goethe  in  seinen  Schriften  keine  Beachtung  geschenkt. 
Unser  Brief  wird  erwähnt  Nieb.  II,  171,  6.  Juli  181 6,  wo  es 
heisst:  »Von  Goethe  ist  keine  Antwort.  Seine  Frau  ist  todt«. 
Die  grosse  Lücke  der  Goethe-Niebuhrschen  Correspondenz. 
zwischen  No.  77  und  78  (1817  und  1824)  lässt  sich  nicht 
durch  Briefe  ausfüllen.  Wohl  aber  kann  man  annehmen,  dass 
Goethe  das  Interesse  an  Niebuhrs  Werken  sich  gewahrt,  und 
nachweisen,  dass  Niebuhr  nicht  aufgehört  hat,  sich  mit  Goethes 
Schriften  zu  beschäftigen. 

Zahlreiche  Briefstellen  in  Nieb.  II  und  III  handeln  über 
Goethe:  bemerkenswerth  II,  270,  283,  288  (gegen  die  ital. 
Reise);  III,  173:  über  den  Jacobi-Goetheschen  Briefwechsel 
und   die  Stimmung  des   Jacobischen    Kreises    (vgl.   auch    194). 

No.  78.  1824  kehrte  Niebuhr  aus  Italien  nach  Deutsch- 
land zurück,  nahm  seinen  Wohnort  bald  in  Bonn,  beschäftigte 
sich  aufs  Neue  mit  wissenschaftlichen  Untersuchungen  und 
Veröffentlichungen,  von  denen  die  neue  Ausgabe  der  »Rö- 
mischen Geschichte«  besonders  bemerkenswerth  ist.  Den 
ersten  und  zweiten  Band  dieser  neuen  Ausgabe  schickt  er 
No.  78  und  79  an  Goethe,  Die  Antwort  Goethes  auf  unsern 
Brief  (gedruckt  III,  363  ff.)  erwähnt  und  characterisirt  Nieb. 
III,  184  (vgl.  auch  188);  III,  192:  gegen  Goethes  »Helena«; 
III,  229:  Über  Rehberg  gegen  Goethe;  232:  Goethe-Schillers 
Briefwechsel  (vgl.  249). 

No.  79.  In  dem  Ruche  »Kleine  historische  und  philo- 
logische Schriften«,  i.  Sammlung,  Bonn  1828  fand  sich 
»Carsten  Niebuhrs  Leben«,  zuerst  erschienen  Kiel  181 7,  neu 
abgedruckt ;  in  derselben  Sammlung  stehen  auch  die  von 
Niebuhr  erwähnten  Abhandlungen.  Göttlings  Recensionen 
(in  der  Jen.  Lit.  Ztg.?)  galten  wohl  der  eben  genannten 
Sammlung  und  der  oben  erwähnten  2.  Ausgabe  der  römischen 
Geschichte.  Linser  Brief  wurde  durch  Perthes  übersendet, 
vgl.  Nieb.  in,  278.  Goethe  konnte  ihn  nicht  mehr  beant- 
worten, da  Niebuhr  schon  2.  Jan,  1831  starb.  Vgl.  Goethes 
Brief  an  Zelter  17.  Jan.  1831  und  Brief  an  Savigny  vom 
21.  Okt.  1831,  beide  abgedruckt  Nieb.  III,  365 — ^^368.  Der 
letzterwähnte  Brief  ist  zugleich  die  Antwort  auf  unsern  Brief 
No.  80.  Goethe  lehnt  den  von  Savigny  gemachten  Antrag 
ab,   vgl.   auch  Strehlke  II,    142.  L.  G. 


II.  Dreizehn  Briefe 

NEBST  EINEM   FRAGMENT    GOETHES. 

MITGETHKILT    VOX 

A.  CoHN,  L.  Geiger,  E.  Mentzel,  Rich.  Werner. 


Au  Höpfiier.  7.  April  (Mai?)  177 ß. 

Ich  dancke  Ihnen  Heber  Höpfner  für  die  Geftellgen. 
Die  Freude  die  ich  an  den  Köpfen  habe,  wird  jetzo  ganz, 
da  sie  auf  meinem  Tische  eben  so' ftehn  als  auf  ihrem  Puh 
da  ich  das  erftemal  hineintrat.  Glauben  Sie  daiT  mir  Ihre 
Güte  und  Liebe  unvergelll  ift.  Merck  ift  gellern  hierdurch, 
es  thut  mir  weh  ihn  so  lang  zu  miilen.  Unsre  H.  Er- 
furter hätten  wohl  zeit  gehabt,  und  auf  Oftern  hätten  Sie 
kommen  sollen,  es  war  eine  wunderbaare  /usammentreft'ung 
der  Geftirne,  ob  Sie  sich  ganz  behagt  hätten  weis  ich  nicht, 
wenigftens  waren  wir  alle  nicht  wie  wir  sollten.  So  viel 
Planeten  in  einem  Zeichen  thun  nicht  gut,  und  kommt 
denn  noch  ein  Gegenschein  dazu,  so  weis  kein  Mensch 
vor  böser  Witterung,  wo  er  den  Kopf  hintuhn  soll.  Ihren 
Spinoza  hat  mir  M.  geben.  Ich  darf  ihn  doch  ein  wenig 
behalten?  Ich  will  nur  sehn  wie  weit    ich    dem    Menschen 


'  Oktavbogen,  ^  4  Seiten  beschrieben,  ganz  eigenhändig. 


122  Neue  Mittheilungen. 


in  seinen  Schachten  und  Erdgängen  naclikomme.  Sie  willen 
doch  dalT  Herder  noch  in  Darmftadt  und  an  unsre  Fhichs- 
hind  verheurathet  ift.  Leben  Sie  \vohl  und  gedencken  Sie 
meiner  in  Hebe,    am  7  Apr.   1773.  Goethe. 


All  Höpfner.  (April  i/'/4-) 

Lieber  Höpfner,  da  schick  ich  euch  einen  Franckfurter, 
der  ein  braver  Mensch  ift,  wie  ihr  ihm  ansehn  müffl.  Er 
ift  eures  Beyftandes  Werth,  und  er  bedarf  sein.  Jura  will 
er  ftudiren,  ich  bitte  euch  macht  daff  er  Geschmack  dran 
findt.  Er  hat  viel  Fleis,  viel  Talente  und  eine  gute  Seele, 
seine  häuslichen  Umftände  sind  nicht  die  heften.  Sprecht 
ihm  Muth  und  Troft  zu,  und  —  ich  kenn  euch  und  hab 
schon  zuviel  gesagt. 

Euerm  Weiblein  ift's  doch  \\ohl  an  eurer  Seite,  und 
Euch?  Merck  ill  fort.  Ich  treib  ein  unruhiges  Leben,  und 
vergeffe  meine  Freunde  nicht. 

Ich  dachte  diese  Messe  als  Autor  dem  geehrten  Publiko 
einen  abermaligen  Reverenz  zu  machen,  ift  aber  in  Brunne 
gefallen.    Lebt  wohl,  und  grüfft  eure  Liebe  herzlich. 

Goethe. 

Die  zwei  vorstehenden  Briefe  Goethes  an  Höpfner  sind 
mir  von  der  Besitzerin  derselben,  Fräulein  Marie  Poten  in 
Hannover,  durch  gütige  Vermittlung  und  Empfehlung  der 
Frau  Cieh.  Räthin  Helene  Waitz,  im  Original  übersandt  und 
deren  Abdruck  freundlichst  gestattet  worden.  Die  Besitzerin  ist 
die  Enkelin  von  Frau  Rehberg,  der  Tochter  Höpfners,  und  hat 
die  Briefe  aus  deren  Nachlass.  Die  Originale  waren  schon 
von  W.  Scherer  benutzt  worden,  der  die  Absicht  hatte,  die 
Briefe  der  Berliner  Akademie  vorzulegen,  durch  seinen  Tod 
aber  an  der  Ausführung  dieser  Absicht  gehindert  wurde.  Von 
den  A^orarbeiten  zu  dem  Commentar,  mit  welchem  Scherer 
die  Briefe  zu  begleiten  gedachte,  ist  bisher  nichts  aufgefunden 
worden. 


1  duartbogen ;  i  Seite  beschrieben ;  ganz  eigenhändig.  Adresse : 
An  Herrn  /  Professor  Höpfner  /  nach  /  Giessen.  Rothes  Siegel  mit  einem 
grossen  lateinischen  G. 


Dreizehn  Briefe  nebst  einem  Fragment  Goethes.  12^ 


Die  erste  Begegnung  Goethes  und  Höjjfners  ist  ver- 
schieden erzählt;  als  glaubwürdigster  Bericht  darf  wohl  der 
durch  Scherer  G.  J.  VI,  S.  345  fg.  mitgetheilte  gelten.  Das 
Jahr  1772,  eben  das  Jahr  der  ersten  Begegnung,  war  zugleich 
dasjenige  eines  reichen  Zusammenlebens,  denn  Höpfner  war 
—  auch  in  diesem  Punkt  gibt  also  Goethes  Erzählung  das 
Richtige  —  an  den  Frankf.  gel.  Anz.  stark  betheiligt  und 
wusste  besser  als  mancher  Andere,  um  die  literarischen  Ge- 
heimnisse des  Kreises  (vgl.  Scherers  Einl.  z.  Dtsch.  Lit.-Denkm. 
7.  8.  S.  XXXYI  u.  XLVI,  die  z.  Th.  durch  das  Folgende  be- 
richtigt werden).  Bei  der  geringen  Entfernung  zwischen  Frankfurt 
und  Giessen  waren  gegenseitige  Besuche  leicht  zu  bewerkstelligen: 
von  einem  solchen  Höpfners  in  Frankfurt  berichtet  Schönborn 
(12.  Okt.  1773)  in  seinem  bekannten  Briefe  an  Gerstenberg 
(in  demselben  Briefe  über  Goethe :  »Seine  Stube  ist  voller 
schöner  Abdrücke  der  besten  Antiken«),  vielleicht  über  den- 
selben im  Briefe  an  Raspe,  April  1774,  vgl.  Hempel  XXII.  346. 
Unser  erster  Brief  ist  besonders  w^ichtig  durch  die  Notiz 
über  Spinoza:  Goethe  erhielt  ihn  also  bereits  damals  von 
Höpfner  durch  M.[ercksj  Vermittlung.  —  Die  »wunderbare 
Zusammentreffung  der  Gestirne«  spielt  auf  eine  Zusammen- 
kunft schöner  Geister  an,  wie  sie  damals  in  Frankfurt  oder 
in  der  Nähe  häufig  statt  fand.  Solche  Vereinigungen  nennt 
Goethe  gelegentlich  »Congress«  (Merck  i.  Briefs.  S.  69,  1775; 
und  die  Freunde  adoptiren  das  Wort,  z.  B.  Bölling  (1777, 
Merck,  2.  Briefs.  S.  88).  Unser  Congress  fand  w'ohl  Anfangs 
April  in  Frankfurt  statt.  (Über  die  Theilnehmer  s.  unten.) 
Ostern  hätte  Goethe  Höpfners  Besuch  gewünscht  (denn  so 
muss  man  die  Stelle  »und  auf  Ostern  hätten  Sie  kommen  sollen« 
wohl  auffassen,  wenn  man  nicht  etwa  »Sie«  trotz  des  grossen 
Anfangsbuchstabens  auf  die  Erfurter  beziehen  will).  Nun  war 
1773  Ostern  am  11.  April,  das  Fest  wird  in  unserm  Briefe 
als  vergangen  angesehen,  schon  deswegen  ist  das  Datum 
verdächtig.  Dass  es  aber  gewiss  unrichtig  ist  (d.  h.  von 
Goethe  verschrieben,  denn  im  Original  steht  deutlich :  Apr.), 
geht  aus  zwei  Thatsachen  des  Briefes  hervor,  die  sich  be- 
stimmt datiren  lassen :  Mercks  Reise  und  Herders  Heirath. 
Letztere  war  am  2.  Mai  1773  in  Darmstadt  erfolgt,  Herder 
mag  noch  ein  paar  Tage  in  Darmstadt  geblieben  sein  und 
ging  dann  über  Frankfurt,  wo  Goethe  ihn  erwartete  (D.  j.  G. 
I,  367.  368),  nach  seinem  Bückeburg  zurück;  Merck  unter- 
nahm gleichfalls^;//.  Mai  mit  der  Landgräfin  von  Hessen 
und  den  Darmstädtischen  Prinzessinnen  eine  Reise  nach  Russ- 
land, die  ihn  für  mehrere  Monate  Goethes  Gesichtskreis  entzog. 
(Düntzer,  Goethes  Leben,  2.  Aufl.  S.  181  gibt  den  7.  Mai 
als  Tag  der  Begegnung  Goethes  und  Mercks  in  Frankfurt 
an  ;  nach  unserm   Briefe  ist  es  der  6.) 


124  Neue  Mittheilungen. 


Wer  waren  aber  die  Tbeilnehmer  des  Frankfurter  Con- 
gresses  ?  Februar  bis  Mai  1773  ^^^  bezeugt  die  Anwesenheit 
folgender  Personen :  Merck,  Leuchsenring,  Job.  Fahimer  und 
ihre  Nichte,  Pottocelli,  Kielmannsegge  —  Letztern  verfehlte 
Goethe  freilich  —  (Vgl.  1).  j.  G.  I.  348.  360.  363.  368,  Briefe 
an  Frau  Fa  Roche  13).  Der  Strassburger  Genosse  VVeyland, 
der  1773  nach  Frankfurt  kam,  stand  mit  Goethe  in  keiner 
Beziehung.  (DUntzer,  Abhandlungen  II,  S.  340.)  H.  L.  Wagner 
(vgl.  E..  Schmidt  2.  Aufl.  S.  16)  kam  erst  Aug.  1774,  wie 
überhaupt  dieses  das  Hauptjahr  des  Zusammenströmens  lite- 
rarisch-berühmter Fremden  nach  Frankfurt  ist.  Wer  waren 
insbesondere  die  Erfurter:  etwa  Riedel,  der  damals  nach 
Wien  ging  (über  die  Stimmung  des  Goetheschen  Kreises  in 
Betreff  seiner  vgl.  Frankf.  gel.  Anz.  Neudruck  LXXXI,  S.  292. 
297  fif.)  oder  der  gelehrte  Meusel,  den  Goethe,  wenn  R.  M. 
Werners  Vermuthung  (vgl.  G.  J.  III,  407)  richtig  ist.  im 
Hanswurst  resp.  Lichtputzer  des  »Jahrmarktsfestes«  verspotten 
wollte?  Riedel  hätte  wohl  bei  seiner  Reise  nach  Wien  den 
Weg  über  Frankfurt  nehmen  können,  aber  er  ging  doch 
wohl  schon  1772,  vgl.  Frankf.  gel.  Anz.,  Neudr.  S.  49.  286. 
Riedel  und  Meusel  werden  auch  Frankf.  gel.  Anz.  1773 
S.  634  ff.  784  fg.  sehr  gelobt.  Aber  Meusel?  Übrigens  ist 
auch  die  Bekanntschaft  Beider  mit  Goethe  keineswegs  bezeugt, 
und  bei  der  nahen  Stellung  Beider  zu  Klotz  ist  ihre.  An- 
näherung an  die  jungen  Frankfurter  Kritiker  nicht  sehr  wahr- 
scheinlich, die  doch  nicht  gerade  als  Verehrer  des  Hallischen 
Meisters  angesehen  werden  können. 

Der  zweite  (undatirte)  Brief  ist  wohl  Ostern  1774  ge- 
schrieben. Der  Empfohlene  ist  unzweifelhaft  KHnger.  (Vgl. 
Rieger,  Klinger  S.  25.)  Unser  Empfehlungsbrief  hatte  eine 
vortreffliche  Wirkung:  Höpfner  nahm  Klinger  in  sein  Haus 
auf  (Rieger  a.  a.  O.,  der  schon  Goethe  als  »den  Urheber 
einer  so  glücklichen  Fügung«  vermuthet).  —  Höpfner  hatte 
sich  18.  Okt.  1773  mit  Marianne  Thom  verheirathet.  —  Das 
Buch,  mit  welchem  Goethe  vor  dem  Publikum  erscheinen 
wollte,  ist  »Werthers  Leiden«,  die  ursprünglich  in  der  Oster- 
messe 1774  ausgegeben  werden  sollten.  —  Merck  war  zu 
seiner  Frau  nach  der  Schweiz  gereist.  Er  wollte  am  30.  März 
1774  abfahren,   vgl.  Merck,  3.  Briefs.  S.  93. 

Unsere  Briefe  spiegeln  die  Stimmung  zwischen  Goethe 
und  Höpfner  wieder,  wie  sie  1773  herrschte.  Dass  dieselbe 
nicht  lange  dauerte,  weiss  man.  Noch  1774  im  Sommer  bot 
zwar,  wie  bekannt,  Höpfner  die  ihm  wohl  von  Klinger,  dem 
sie  überlassen  waren,  vorgewiesenen  Puppen-  und  Fastnacht- 
spiele Nicolai  zum  Verlage  an  und  rauss  wohl  die  Sinnesart 
Goethes  getheilt  haben  i'Nicolai  lehnte  den  Verlag  ab,   26.  7. 


Dreizehn  Briefe  nebst  einem  Fragment  Goethes.  125 

1774  Merck  III,  loi  fg.j,  aber  bald  wich  er  von  derselben  ab. 
Vielleicht  wurde  er,  wie  Lessing  u.  A.  an  den  Geniemännern 
irre,  vielleicht  veranlasste  ihn  seine  immer  grössere  Vertiefung 
in  seine  Fachwissenschaft  —  die  Jurisprudenz  —  zur  Abwendung 
von  der  schönen  Literatur  und  ihren  Vertretern.  Dass  seine 
Stimmung  1776  eine  andere  war,  scheint  mir  schon  aus  Goethes 
Brief  13.  10.  1776  (Merck  III,  186)  hervorzugehn,  obwohl 
Goethe  damals  ihn,  wie  ja  manche  seiner  ehemaligen  Freunde 
in  seine  Nähe  zu  ziehen  suchte;  sicher  ist  es  aus  Nicolais 
Brief  zu  entnehmen,  23.  4.  1776  (Merck  III,  i39fg.)  Den  Ruf 
nach  Jena,  den  Höpfner  schon  1776  abgewiesen,  lehnte  er 
definitiv  1782  ab  (Merck  II,  iio  A.)  —  Über  Höpfner  u. 
Goethe  vgl.  übrigens  auch  Zimmermann:  Merck  S.  240  und 
die  dort  angeführten  Stellen. 

Um  die  Gesinnung  Höpfners  gegen  Goethe  deutlicher 
erkennen  zu  lassen,  drucke  ich  die  auf  Goethe  bezüglichen 
Stellen  aus  den  Briefen  Höpfners  an  Nicolai  ab.  (Nicolais 
Nachlass  in  der  Berliner  Kgl.  Bibl.)  Die  wichtigsten  dieser 
Stellen  insbesondere  die  über  die  Frankf.  gel.  Anz.  sind  bis- 
her noch  unbenutzt. 

Am  25.  August  1772  empfiehlt  Höpfner  seinen  Freund 
Merck  für  die  Allgemeine  Deutsche  Bibliothek  und  theilt  mit,  dass 
derselbe  die  »Könige  von  Scheschian«  gern  beurtheilen  würde, 
»dass  er  aber  in  der  Frankfurter  Zeitung,  ohne  Wielanden 
entdeckt  zu  werden,  nicht  thun  könne«.  Nicolai  hat  an  den 
Rand  des  Briefes  folgendes  geschrieben :  » Die  Frankfurter 
Anzeigen  lese  ich  noch  mit  vielem  Vergnügen  und  zähle  sie 
zu  den  besten  deutschen  gelehrten  Zeitungen  und  erkenne 
auch  hin  und  wieder  seine  Feder,  z.  E.  in  der  Recension  von 
Beckers  rcsponsis.  Aber  ich  wünschte  doch,  dass  in  dieser 
Zeitung  die  Schreibart  nicht  oft  so  geziert  und  dunkel  wäre, 
und  man  zuweilen  gegen  verdiente  Männer  aus  allzufeiner 
Kritik  nicht  unbillig  wäre  z.  E.  gegen  Gessner  in  der  Recen- 
sion seiner  neuen  Idyllen«. 

Am  18.  Februar  1773  schreibt  Höpfner:  »Es  freut  mich, 
dass  Sie  mich  in  den  Frankfurter  Zeitungen  erkannt  haben. 
Freilich  habe  ich  fast  alle  juristische  Recensionen  darin  ge- 
macht. Dass  Herder  die  Hand  auch  mit  im  Spiele  gehabt 
hat.  war  wohl  sehr  sichtbar.  Die  andern  Recensenten  waren 
Merck,  Goethe,  Schlosser.  Der  letzte  hat  das  meiste  geschrieben. 
Von  Merck  ist  z.  E.  Sulzers  Wörterbuch,  von  Goethe  Hausens 
Schandsäule  für  Klotzen  und  der  polnische  Jude.  Die  Kritik 
von  Gessners  Idyllen  war  freilich  ungerecht.  Ich  habe  mit 
dem  Recensenten  lange  darüber  gezankt«.  Am  Schluss  des 
langen  Briefes  heisst  es :  »Haben  Sie  schon  die  zwey  excel- 
lenten    Broschüren    Brief  eines    Pastors    und   Rhapsodie    von 


126  Neue  Mittheilungen. 


Reimhart  gesehen?  Sie  sind  zu  Frft.  bey  den  Eichenbergischen 
Erben  herausgekommen«,  ii.  Sej^t.  1773:  »Götz  von  Ber- 
lichingen  haben  Sie  doch  schon  gelesen?  Ich  wünschte  dass 
Sie  den  Verf.  persönlich  kennten,  ein  Mensch  der  bei  seinem 
wahren  Genius  der  beste  gutherzigste  liebenswürdigste  Sterb- 
liche ist.   Auf  seine  und  Mercks  Freundschaft  bin  ich  sehr  stolz«. 

(1774,  14.  März,  das  Datum  von  Nikolai  hinzugefügt.) 
»Haben  Sie  den  Prolog  zu  den  neuesten  Offen b.  Gottes  übers, 
durch  Bahrdt  schon  gelesen,  er  ist  in  Darmstadt  gedruckt 
und  meines  Geschmacks  meisterhaft«.  Nikolai  schreibt  dazu: 
»Meines  Erachtens  nach  niemand  als  Goethe  kann  der  Ver- 
fasser sein.  Ich  hoffe  D.  Bahrdt  wird  doch  Spass  verstehen«. 
Dann  folgen  die  zwei  von  M.  Rieger,  Klinger  S.  26  fg.  mit- 
getheilten,  auf  Goethes  Puppenspiele  bezüglichen  Briefe.  Bei 
dem  ersten,  den  Rieger  als  undatirt  erwähnt,  hat  Nikolai  dazu- 
geschrieben:    17.  Juni;  vor  »Possenspiel«   steht   2. 

Am  Schluss  eines  sehr  langen  Briefes  vom  6.  Januar  1775 
schreibt  Höpfner :  »Haben  Sie  die  köstliche  Idylle  Bacchidon 
und  Milon  schon  gelesen  ?  Der  V.  ist  ein  junger  Mahler  in 
Mannheim.      Das  heist  wieder  ein  Kopfl« 

Zwei  Stellen  aus  den  Briefen  24.  März  1775  und  2.  Mai  i  77  5 
über  H.  L.  Wagners  P'arce  »Deukalion«,  die  Höpfner  durch- 
aus Wagner  nicht  zutraut,  sind  gedruckt  bei  Erich  Schmidt, 
H.  L.  W.  2.  Aufl.  S.  127  fg.  Im  letzteren  Briefe  findet  sich  eine 
Stelle  über  Nicolais  »Freuden«,  die  so  lautet :  »Ihre  Frei/den  und 
Leiden  haben  Goethe  deswegen  geärgert,  weil  er  bekanntlich 
selbst  Held  des  Romans  ist,  das  Erschiesen  ausgenommen, 
und  Lotte  seine  Heilige  war.  Und  nun  bedenken  Sie  das 
Schies^en  mit  Blutblasen  wo  er  doch  wirklich  der  Narr  in 
der  Geschichte  ist ,  die  Krankheit  der  Lotte  und  andere 
Dinge  mehr.  Die  konnte  er  natürlicher  Weise  nicht  gut  ver- 
tragen«. 

(12.  August  1775  von  Nikolai  dazugeschrieben).  »Neulich 
war  der  Dichter  Müller  bey  mir,  er  ist  ein  hübscher  Mensch 
und  hat  viel  Wärme  und  ist  nicht  so  ganz  intolerant  als  die 
übrige  werthe  Goethianer,  die  geradezu  alles  für  Ochsen  und 
Esel  erklären,  was  nicht  zu  ihrer  Schule  gehört :  oder  ihren 
Helden  (loethe  nicht  anbetet.  Auch  Klopstock  besuchte  mich 
diesen  Sommer ,  als  er  von  Karlsruhe  kam.  Das  ist  ein 
trefflicher  Mensch.  Seine  Simplicit,  und  Bescheidenheit  im 
LTmgange  mit  Wielands  lächerlicher  Eitelkeit  verglichen  giebt 
einen  grossen  Contrast.  Mit  der  Bibl.  ist  er  gar  nicht  zu- 
frieden. Wo  bleibt  denn  das  nächste  Stück  in  dem  die 
Fortsetz,  der  Rec.  von  Messias  III  kommen  sollte.  Der 
Recens.  der  ältesten  Urkunde  ist  ein  excellenter.  Ich  wünsclite 
ihn  zu  kennen«. 


Dreizehn  Briefe  nebst  einem  Fragment  Goethes.  127 


Brief  vom  27.  September  1775  ist  abgedruckt  bei  Rieger. 
Klinger  S.  62  A. 

(1776,  6.  Januar  von  Nikolai  dazugeschrieben.j  »Goethe 
ist  freilich  in  Weimar.  Er  ging  dahin  wie  es  hiess  um  Wie- 
land tod  zu  reiten  hatte  das  hohe  Lied  Salomonis  übersetzt 
und  mitgenommen,  um  W.  aufzufordern  ihm  die  Obscönitäten 
zu  zeigen,  die  er  im  Merkur  dem  Buche  vorwirft.  Ich  höre 
aber  er  verträgt  sich  ganz  gut  mit  ihm.  Die  Recension  von 
den  Goetheanis  in  der  Bibl.  die  Ew.  Herrlichkeit  ohne  Zweifel 
selbst    gemacht    haben    ist    sehr    gut«. 

24.  April  1776:  »Die  Recensionen  von  Goethe  und  Lenz 
und  Klinger  sind  sehr  gut.  [Nikolai  hat  dazugeschrieben : 
in  XXVII  2.]  H.  Dz.  ist  ein  braver  Mann.  Die  Physiognomik 
hat  ihn  bey  Kl.  nicht  betrogen.  Kl.  hat  Genie  aber  doch 
nicht  den  zehenden  Theil  dessen  dass  er  zu  haben  glaubt. 
Ich  muss  doch  fühlen,  was  für  Kraft  in  mir  liegt,  die  Hunds- 
futter  in  der  Bibl.  mögen  sagen  was  sie  wollen.  So  ungefehr 
redet  er  von  sich.  Unerträglich  ist  mirs  oft  zu  hören,  wie 
die  Leutchen  aus  der  Goetheschen  Schule  von  sich  und  von 
andern  urtheilen.  Goethe  Lenz  Kayser  [Nikolai  hat  an  den 
Rand  geschrieben:  Wer  ist.]  sind  Halbgötter.  Lessing  ist  nur 
allein  in  der  Komposition  etwas.  Sein  Faust  wird  gegen  den 
Goetheschen  eine  armselige  Figur  machen.  Gessner  ist  nichts, 
Rabener  ein  langweiliger  Schwätzer,  Ramler  ein  kalter  elender 
Mensch ,  Jerusalem  und  Mendelssohn  —  Stupor  vulgi  hos 
fecit  philosophos,  Nikolai  hat  gar  keinen  Verstand.  Dass  \\'ie- 
land  und  Goethe  Herzensfreunde  sind  wissen  Sie  ohne  Zweifel. 
A\'.  schrieb  an  Jemanden :  Hölle  Tod  und  Teufel  sollten  ihn 
nicht  scheiden  von  Goethe.  Gut  per  nos  licet  wünsche  gute 
Continuation.  Dass  Herder  nach  Weimar  geht  ist  bekannt. 
Der  Bericht  der  theol.  Fakultät  in  (iöttingen  seinetwegen  soll 
in  essentialibus  geheisen  haben,  er  sey  zAvar  othodox  aber 
ein  Narr.     Ich  habe  auch  nichts  dagegen«. 

Zur  Erklärung  der  vorstehenden  Briefstellen  braucht  nicht 
viel  bemerkt  zu  werden.  Über  den  Antheil  an  den  Frank- 
furter gelehrten  Anzeigen  ist  Folgendes  zu  vergleichen  :  die 
Recension  über  B.  Th.  G.  Beckers  »Sammlung  merkwürdiger 
Rechtsfälle«  Neudr.  S.  496—498.  Die  über  Gessner  S.  446 — 449 
durch  Schlosser  für  Goethe  bezeugt  (das.  S.  XLV):  durch  ein 
anderes  Zeugniss  Höpfners  für  denselben:  Hausen  und  Poln. 
Jude  (a.  a,  O.)  Schlosser  als  Hauptmitarbeiter  (das.  S.  XLVHI). 
Merck  als  Verfasser  der  Recension  über  Sulzer  (das.  S.  XLIII.) 
—  Der  »Brief  eines  Pastors«  ist  natürlich  Goethes  theologische 
Schrift.  Die  »Rhapsodie  von  Reimhard«  vermag  ich  nicht 
nachzuweisen.  »Bacchidon  und  Milon,  eine  Idylle:  nebst  einem 
Gesang  auf  die  Geburt  des  Bacchus.   Von  einem  jungen  Mahler. 


128  Neue  Mittheilungen. 


Fft.  u.  J>eipz.  1775«.  Von  Maler  Müller.  —  Dz.  in  der  Nico- 
laischen Deutschen  Allgemeinen  Bibliothek  (1773  — 1778)  ist 
Eschenburg.  —  Bedürfte  es  übrigens  noch  eines  Beweises,  dass 
Goethe  und  seine  Freunde  an  dem  Jahrgang  1773  der  Frank- 
furter gelehrten  Anzeigen  nicht  mehr  mitarbeiteten,  so  kann 
er  z.  B.  in  folgender  direct  gegen  Goethe  gerichteten  Stelle 
gelegentlich  einer  Besprecnung  der  (Dyk'schen)  »Neuen  Bibl. 
der  seh.  Wiss.  und  der  freyen  Künste«  gefunden  werden : 

»Man  erinnert  sich  des  Aufsehens  das  eine  Anzeige  vom 
fünften  Bande  der  Gessnerschen  Werke  in  unserm  vorigen 
Jahrgang  (No.  LXVIII)  machte.  Der  Weissische  Recensent 
behauptet,  dass  durch  jene  Beurtheilung  folgende  allgemeine 
nur  halbwahre  Raisonnements  unter  unser  nachlallendes  Pub- 
likum gebracht  sind.  »Gessner  ist  nichts  als  malender  Dichter! 
Sein  grösstes  Talent  ist  blos  Schilderung  der  leblosen  Natur! 
Die  Menschen  womit  er  seine  Landschaften  stafifirt  sind  ja 
keine  wirklichen  Menschen,  die  Art  wie  er  sie  einführt  ist  ja 
so  frostig  so  matt!  Fast  niemals  Gespräch,  immer  Erzählung!« 
Auf  zwei  Blättern  wird  mit  der  grössten  Gründlichkeit  und 
Kaltblütigkeit  das  Unbestimmte  dieser  Urtheile  dargethan«. 

Auf  eine  andere  Goethesche  Recension  bezieht  sich 
(a.  a.  O.  S.  147)  eine  Notiz,  die  gleichfalls  hier  wiedergegeben 
werden  mag :  »Der  polnische  Jude,  der  sich  im  vorigen  Jahr 
durch  seine  Gedichte  bekannt  gemacht  hat,  heist  Behr,  hat 
zu  Halle  die  Doktorwürde  in  der  Arzeneygelahrtheit  ange- 
nommen und  hält  sich  itzt  in  Berlin  auf«.  (Vgl.  übrigens 
Biedermanns  Angabe,  Hempel  28,  860.) 

Die  übrigen  von  Höpfner  berichteten  Klatschgeschichten 
bedürfen  keiner  weitern  Bemerkung.  Es  lohnt  weder  der 
Mühe,  ihrem  Ursprünge  nachzugehen,  noch  die  Behauptungen 
einzelner  derselben  zu  widerlegen.  Dass,  um  nur  eines  an- 
zuführen, das  Urtheil  der  Göttinger  Fakultät  über  Herder 
ganz  anders  gelautet  hat,  als  hier  mitgetheilt  wird,  weiss  man 
auch   ohne  besondere  Berichtigung. 


An  Frau  v.  Heygendorf.  24.  Sept.  iSij. 

Als   ich    heut,    am  herrlichften   Morgen,    vom   Schloß 

hinüber    nach    Manheim    sah,    dachte    ich    nicht    daß    mir 

von    daher    sogleich    das    freundlichfte     kommen    würde. 

Seyn    Sie    freundlichfl:    auch    dagegen    gegrüßt.      Unsern 

'  I  Seite  4°.  Eigenhändig,  deutsche  Schrift.  Im  Besitz  des  Herrn 
Max  Donebauer,  Prag.  Adresse  (Enveloppe)  :  Der  Frau  /  Baronesse 
von  Heygendorf/  Gnad.  /  gegenwärtig  /  in  Mannheim. 


Dreizehn  Briefe  nebst  eineiM  Fragment  Goethes.  129 


theuren  Fürsten  erwarte  stündlich,  die  Boisereesche  Samm- 
lung hat  sich  brautmässig  geschmückt,  bey  der  Freude  des 
Wiedersehens  des  Verehrteften,  soll  mirs  der  wünschens- 
wertheste  Befehl  seyn  Ihn  zu  Ihnen  zu  begleiten.  Der  schönen 
lieben  Gevatterinn  und  Freundinn,  Heil  und  Heiterkeit 
Heidelberg 

d.    24    Sept.  Goethe 

1815. 

4'- 

An  F.  S.  Voigt.  Carlsbad  12.  Mai  1S20. 

Ein  junger  Gärtner  der  in  Schlackenwerth  gelehrt 
worden,  mit  Nahmen  Joh.  Wansack,  zieht  nach  Weimar, 
angelockt  von  dem  großen  Rufe  unserer  Gartenkünfle;  ich 
begrüße  Sie  schönftens  durch  denselben,  mit  Bitte  ihn  freund- 
lich aufzunehmen,  zu  prüfen  und  weiter  zu  befördern,  ßau- 
mann  wird  wohl  das  Gleiche  thun.  Die  Cur  bekommt  mir 
sehr  wohl;  Anfangs  Juni  hoffe  bey  Ihnen  zu  seyn,  wo 
denn  unser  Haupt  Geschäft  ungesäumt  anzugreifen  wäre. 
Mit  den  beiT:en  Wünschen  Ew.  Wohlgeboren 

C.  B.  d.  12.  May  ergebenfter 

1820  Goethe 

Die  No.  4.  7,  13  befinden  sich,  die  beiden  ersteren  im 
Original,  der  letzte  in  Abschrift,  im  Besitze  des  Herrn  Theodor 
Voigt-Meyer  in  Frankfurt  a.  M.  Sie  sind  als  Nachträge  zu 
der  im  G.-J.  VII,  152 — 168  veröffentlichten  Briefsammlung  an 
Prof.  Friedr.  Siegm.  Voigt  in  Jena  anzusehen.  Baumann  ist 
Obergärtner  in  Jena  (seit   181 6). 

.  2 
)   • 

Ah  den  Landgrafen  v.  Dannstadt.  20.  Febr.  1S24. 

Durchlauchtigfter  Landraf  [sic!J, 

gnädigfter  Fürll:  und  Herr. 

Ew    Hochfürftlichen  Durchlaucht   abermals  mit  einem 

kurzen     Schreiben     anzugehen     nehme     mir    gegenwärtig 

'  Ganz  eigenhändig. 

^  2  Seiten  4°,  ganz  eigenhändig,  mit  deutscher  Schrift.  Im  Besitz 
dcb  Herrn  Dr.  Edmund  Schebek,  Kaiserl.  Rath  in  Prag.  Ohne  Adresse, 
aber  an  Ludwig  Christian,  Landgraf  von  Hessen-Darmstadt. 

Gohthe-Iahrbucü   Vlll.  n 


130  Neue  Mittheilukgek. 

die  Freyheit  und  zwar  um  so  getrofter  als  den  Ausdruck 
eines  aufrichtigften  Danlces  wiederholen  zu  können  mir 
höchfl:  erwünscht  ift. 

Möge  das  was  ich  über  die  köftliche  Sammlung  in 
dem  neuften  [2]  Stücke  von  Kunft  und  Alterthum  ge- 
äussert nicht  unwerth  scheinen  Ihro  Königlichen  Majeftät 
allerunterthänigft  vorgelegt  zu  werden ;  welches  Höchft- 
deroselben  gnädigflen  Ermessen  schuldigft  anheim  gebe, 
zu  ferneren  Hulden  und  Gnaden  mich  andringlich  empfehle, 
mit  Verehrung  und  Vertrauen  des  Glücks  genieße  mich 
unterzeichnen  zu  dürfen 

Ew  Hochfürftlichen  Durchl 
Weimar  unterthänigfter 

d.  20.  Febr.  1824.  JW  v  Goethe 

S.  Strehlke  I,  266,  einen  anderen  Brief  Goethes  an 
denselben,  über  denselben  Gegenstand,  nämlich  die  Hemster- 
huis-Galitzinschen  Gemmensammlung,  über  welchen  der  Land- 
graf nähere  Mittheilung  gemacht  hatte. 

6. 

A?i  Geb.  Ober-Reg.-Rath  Streckfuss.  19.  Juli  iS2y. 

Nur  mit  den  wenigsten  Worten  begleite  den  ersten 
Theil  eines  mir  eben  zugekommenen  Werkes  um  solchen 
alsobald  auf  die  Post  zu  bringen ;  die  beyden  anderen  habe 
selbst  noch  nicht  gelesen. 

Möge  diese  Arbeit  unseres  Mayländer  Freundes  dem 
Kenner  italiänischer  Literatur  eben  so  wie  mir  zusagen  und 
der  Entschluss  des  Uebersetzers  von  Dante  meinen  Wün- 
schen zuvorkommen.  In'  treuer  Theilnahme 

„,  .  j  j  ,  mit  I  fortwirkend 

Wemiar  den  19  Jul. 

jg2^_  JW  V  Goethe 

[Der  Adressat  A.  F.  K.  Streckfuss  1779— 1844  ist  der 
bekannte  Übersetzer  italienischer  Werke,  der  grossen  Gedichte 
Ariosts,   Dantes,   Tassos.     Dass  Streckfuss  bei  Goethe  gewesen, 


'  ^'on  hier  an  eio-enhändio,  das  I  steht  wirklich  im  Original  =  Ihnen? 


Dreizehn  Briefe  nebst  einem  Fragment  Goethes.         131 

wusste  man  aus  Eckermanns  Bericht  27.  Sept.  1827  (Ge- 
spräche III,  130  fg.)  und  durch  die  ehrenvolle  Erwähnung  und 
Schilderung  des  Besuchers,  welche  Goethe  an  Zelter  gibt  (Brief- 
wechsel IV,  399  fg.),  also  nach  unserem  Brief.  Die  Bekannt- 
schaft wurde  durch  Zelter  eingeleitet,  der  eine  poetische  Sen- 
<iung  Streckfuss'  überschickt  8.  Febr.  1824,  wofür  dann  Goethe 
8.  März  einige  freundliche  Worte  spendet  (Goethe-Zelter  III, 
398.  401).  Am  12.  Aug.  1826  (a.  a.  O.  IV,  197)  sendet  Goethe 
für  Streckfuss  ein  Buch  mit  einigen  Worten  in  Reimen  und 
Prosa  (abgedruckt  das.  199  —  201),  am  6.  Sept.  kleine  Aufsätze 
über  die  Dante-Übersetzung  (das.  215  —  220).  Dass  Streckfuss 
dann  einen  directen  Brief  erhielt  geht  aus  Zelters  Äusserung 
»Streckfuss  hat  mich  seinen  Brief  von  Dir  lesen  lassen«  (2.  Febr. 
1827,  S.  240)  hervor.  —  Bei  der  »Arbeit  unseres  Mayländer 
Freundes«  muss  man  an  Manzonis  Verlobte  denken.  Dem 
steht  nur  entgegen,  dass  Zelter  schon  22.  April  1827  (IV,  307) 
schreibt:  »Manzoni  ist  auch  an  Streckfuss  besorgt,  der  sich 
mit  seinem  Danke  an  Dich  selbst  wenden  mag«,  denn  hier 
sind  vermuthlich  die  in  Jena  mit  einer  Vorrede  Goethes  er- 
schienenen Opere  poetiche  Manzonis  gemeint  (Hempel  XXIX, 
650 ff.)  Dass  Goethe  »I  promessi  sposi«  damals  eben  zuge- 
kommen waren,  geht  aus  dem  Briefe  an  Knebel  21.  Juli  1827 
hervor.  Übrigens  wurde  der  Roman  nicht  von  Streckfuss, 
sondern  von  Daniel  Lessmann  undBülow  übersetzt.  Vgl.  darüber 
G.-J.  III,  242.    L.  G.] 


An  F.  S.  Folgt.  }0.  Juni  1828. 

Ew.  Wohlgeboren 
■erhalten    hiehei    einige  Büttnerische  Papiere  so   operos  als 
wunderlich,  es  soll  mich  freuen,  von  Ihnen  darüber  wissen- 
schaftlich aufgeklärt  zu  werden. 

Die  eingesendete  Quittung  liegt  autorisirt  bei,  ich 
wünsche,  daß  Sie  von  dieser  kleinen  Summe  zu  unseren 
wissenschaftlichen  Zwecken  geeignete  Verwendung  machen 
mögen.  Gedenken  Sie  meines  neulichen  Wunsches,  so 
werden  wir  bei  meiner  nächflen  Ankunft  in  Jena  manche 
angenehme  und  lehrreiche  Unterhaltung  genießen  können. 

Auch  theile  zugleich  ein  Gutachten  unseres  Präsidenten 
in  Bonn  über  fossile  Früchte  mit,  welche  in  dem  Kalten- 
nordheimer  Kohlenwerke  vorkommen. 

9* 


132  Neue  Mittheilungen. 


Mit  den  heften  Grüßen  an  die  theuren  Ihrigen 

ergehenft 
Dornburg  30.  Juni  1828  ^    ^    ^^^^,^^ 

Der  Brief  liegt  nur  in  einer  Abschrift  vor.  Das  Original 
ist  im  Jahre  1846  in  die  Sammlung  des  Herrn  Professor  Baum 
in  Greifswald  gekommen. 

8. 
An  Stiel  er  \  20.  Nov.  1S28. 

Von  München  kommt  uns,  mein  theuerster  Herr,  so 
viel  Gutes  und  Angenehmes,  dass  ich  mich  eilen  muss 
davon  Anzeige  zu  thun  und  bestens  zu  danken  um  nicht 
allzutief  in  Schuld  zu  gerathen.  Die  so  schön  gearbeiteten 
Lithographischen  Blätter  so  würdige  als  wohlgebildete 
Personen  vorstellend,  gereichten  zu  Vergnügen  und  Be- 
wunderung aller,  auch  verfehlt  mein  Sohn  nicht  auf  das 
traulichste  zu  danken  für  das  ihm  zugedachte  Blatt  der 
Königl.  Dame. 

Herrn  Inspector  DiUis  bitte  für  die  mitgetheilten  Ra- 
dirungen verpflichtet  zu  danken.  Gerade  solche,  kaum  be- 
deutend scheinende  Gegenstände,  glücklich  aufgefasst  und 
mit  Geschmack  wiedergegeben,  setzen  mich  in  die  ange- 
nehmste Empfindung;  man  gelangt  zum  Mitgefühl  wie  der 
Künstler,  indem  er  sich  mit  dergleichen  beschäftigte,  einer 
wünschenswerthen  Gemüthsruhe  genossen  und  solche  der 
Landschaft,  dem  Himmel,  der  Erde,  Bäumen  und  Baulich- 
keiten nicht  w'eniger  dem  Wasser  mitzutheilen  gewusst  habe. 

Vielleicht  überliefert  der  Poet  nicht  so  unmittelbar 
seine  innern  Zustände  als  der  Maler,  der,  ohne  im  mindesten 
daran  zu  denken,  uns  zu  seinen  Gesellen  macht  und  die 
Welt  durch  seine  Augen  und  seinen  Sinn  anzusehen  nöthigt. 

Wie  soll  ich  mich  aber  in  der  allerliebsten  Gesellschaft 
halten  und  ausnehmen  in  welche  mich  eine  s,-xnz  besonders 


'  Quartbogen  mit  Trauerrand,  5  Seiten  beschrieben  ;  dictirt,  Unter- 
schrift eigenliändig.  Adresse :  Des  Herrn  /  Herrn  Stieler  /  Königl.  Baye- 
rischen Hofmaler  /  Wohlgeboren  /  nach    München    frank.  / 


Dreizehn  Briefe  nebst  einem  Fragment  Goethes.  153 

höchste  Gunst  einzuführen  beliebte.  Ihro  Majestät  aber 
haben  die  Gabe  von  Gott  das  Grosse  und  Einzige  auch 
eben  mit  soviel  Anmuth  zu  thun  und  auszuführen^  dass 
man  über  dem  Vergnügen  das  eine  solche  Handlung  er- 
weckt beynahe  die  Höhe  und  die  Macht  desjenigen  ver- 
gessen dürfte,  der  allein  dergleichen  zu  verleihen  im 
Stande  ist. 

Gedenken  Sie  meiner  zum  Besten  wo  es  Gelegenheit 
giebt!  Sie  haben  so  tief  und  genau  in  unsre  Zustände 
hineingesehen,  dass  Sie  immer  überzeugt  bleiben  werden, 
wie  nöthig  mir  künstlerische  Mittheilungen  sind,  und  wie 
ich  alles  dasjenige  zu  schätzen  weis  was  mir  vor  Augen 
kommt  und  irgend  mit  mir  in  Berührung  tritt. 

Empfehlen  Sie  mich  daher  der  Bayerischen  Künstlerwelt 
aufs  beste,  und  fahren  Sie  fort  geneigt  zu  veranlassen  dass 
von  der  dortigen  grossen  Thätigkeit  auch  mir  einiger 
Theil  werde. 

Die  Witterungs  Angelegenheiten  betr.  so  bemerke  dass 
die  Augshitrger  Hefte  bey  unsern  Anstalten  schon  vorhanden 
sind.  Was  in  diesem  Fache  mir  sonst  wünschenswerth 
wäre,  vermelde  nächstens  sobald  ich  meine  Gedanken 
wieder  dahin  richten  darf. 

Dem  werthen  immer  mehr  anerkannten  H.  Professor 
Gruithusen,  empfehlen  Sie  mich  zum  schönsten;  wie  un- 
gern vernehm  ich  seine  nicht  günstigen  Gesundheitszustände. 
Auch  den  theuren  Boisserees  sagen  Sie  das  Beste.  Wenn 
ich  mich  nach  entfernten  Freunden  umsehe,  so  thut  es 
mir  diese  Zeit  her  gar  zu  weh  dass  Freund  Sulpitz  gerade 
in  dem  Augenblick  wo  durch  mannigfaltiges  Zusammen- 
treften  sein  Schicksal  die  günstigste  W^endung  nimmt,  ihm 
nicht  auch  Gesundheit  zu  statten  kommt,  die  uns  denn 
doch  eigentlich  das  Gute  geniessen  lässt.  Versichern  Sie 
ihm  meiner  treuesten  Theilnahme. 

Und  nun  zum  Schluss  noch  einen  Auftrag,  der  Sie  Selbst 
interessiren  wird;  in  München  lebt  ein  Optikus  Namens 
Nickel,  welcher  die  Glasplättchen  und  Kuben  nicht  weniger 


134  Neue  Mittheiluxge.m. 


die  Maschinen,  wodurch  jene  Erscheinungen  bey  Spiegelung 
hervorgebracht  werden,  sehr  gut  und  brauchbar  zu  ver- 
fertigen weis;  möchten  Sie  sich  bey  ihm  erkundigen:  ob 
er  dergleichen  vorräthig  hat  ?  oder  auf  Bestellung  verfertigt  ? 
ob  er  irgend  die  Preise  anzeigen  möchte,  wofür  er  der- 
gleichen Apparat  abzulassen  geneigt  wäre  ?  Es  ist  der  Mann 
der  Ihnen  das  weisse  und  schwarze  Kreuz,  für  das  Sie  sich 
bey  mir  interessirten  am  besten  darstellen  kann. 

Hier  aber  will  ich  schliessen  damit  diese,  schon  einige 
Tage  ruhenden  Blätter  von  den  treuesten  Wünschen  und 
der  aufrichtigsten  Theilnahme  begleitet  endhch  an  Sie  ab- 
gehen. Wozu  ich  doch  noch  die  freundlichsten  Grüsse  an 
Herrn  von  Martins  bey  zufügen  nicht  unterlasse. 

Sowie  ich  von  Seiten  meiner  und  der  Meinigen  Ihre 
theure  Lebensgefährtin  des  lebhaftesten  Antheils  zu  ver- 
sichern bitte 

Weimar  7reu'  ergeben 

den  20.  Novbr. 


T  W  V  Goethe 
1828.  -^ 

An  Stieler.  26.  Jan.  1S29. 

Manchmal  werthester  Mann,  mach  ich  mir  Vorwürfe 
dass  ich  Sie  um  dieses  oder  jenes  Geschäft  ersuche  und 
Sie  von  Ihren  wahrhaft  würdigen  und  allgemein  erfreulichen 
Arbeiten  auch  nur  auf  einen  Augenblick  abziehe;  aber  Ihre 
Gefälligkeit  giebt  mir  hiezu  Muth  und  eine  so  lang  ge- 
nossene Unterhaltung  frischen  Antrieb. 

Erlauben  Sie  also  dass  ich  auf  eine//  bevliegenden 
Blättchen'  Herrn  Nickel,  den  geschickten  Optiker,  um 
die  Fertigung  des  bewussten  Instrumentes  ersuche. 

Bleiben  Sie  überzeugt,  dass  ich  gar   oft   meine  Unter- 


'  Von  hier  an  eigenhändig. 

^  Quartbogen  mit  Trauerrand;  4  Seiten  beschrieben;  dictirt,  Unter- 
schrift eigenhändig.  Adresse:  An  Herrn  /  Hofmaler  Stieler  /  Wohlge- 
bornen  /  nach  /  München  ;  frank. 

5  liegt  nicht  bei. 


Dreizehn  Briefe  nebst  einem  Fragment  Goethes.  135 

haltung  mit  Ihnen  zu  erneuern  wünsche.  Mit  dem  praktischen 
Künstler  ist  am  besten  sprechen,  denn  das  Wahre  bewahr- 
heitet sich  sogleich  an  der  That.  Dass  Sie  meiner  Farben- 
lehre fortgesetzte  Aufmerksamkeit  gönnen,  freut  mich  sehr; 
sie  enthält  nichts  als  was  Sie  Ihre  Lebzeit  über  gethan  haben 
und  thun;  wenn  Sie  Sich  genau  damit  bekannt  machen, 
so  werden  Sie  finden  wie  leicht  das  Ganze  zu  fassen  sey. 
Nehmen  Sie,  wie  Sie  thun,  dasjenige  zuerst  auf,  was  Sie 
anmuthet,  das  Uebrige  lassen  Sie  liegen,  bis  es  Sie  irgend 
einmal  aufsucht  und  sich  aufdringt.  Ich  habe  mich  40  Jahre 
mit  dieser  Angelegenheit  beschäftigt  und  zwey  Octavbände 
mit  der  grössten  Sorgfalt  geschrieben,  da  ist  es  denn  Auch 
wohl  billig  dass  man  diesen  einige  Zeit  und  Aufmerksamkeit 
schenke.  Den  Mathematiko-Optikern  verzeih  ich  gern,  dass 
sie  nichts  davon  wissen  wollen,  ihr  Geschäft  ist  in  diesem 
Fache  blos  negativ;  wenn  sie  die  Farbe  aus  ihren  schätz- 
baren objectiv  Gläsern  los  sind  so  fragen  sie  weiter  nicht 
darnach  ob  es  einen  Maler,  Färber,  einen  die  Atmosphäre 
und  die  bunte  Welt  mit  Freyheit  betrachtenden  Physiker, 
ein  hübsches  Mädchen  das  sich  ihrem  Teint  gemäss  putzen 
will,  obs  diese  in  der  Welt  giebt,  darum  bekümmern  sie 
sich  nicht;  denn  freylich  die  Ehre  den  Astronomen  den 
Weg  zu  den  Doppelsternen  eröffnet  zu  haben  ist  bedeutend 
genug.  Dagegen  lassen  wir  uns  das  Recht  nicht  nehmen 
die  Farbe  in  allen  ihren  Vorkommnissen  und  Bedeutungen 
zu    bewundern   zu   lieben    und  wo  möghch  zu  erforschen. 

Ist  mir  doch  indem  ich  dieses  diktire  als  wenn  Sie 
mich  wieder  auf  den  Stuhl  gebannt  und  mit  freundlich  künst- 
lerischem Thun  zu  angenehmer  Unterhaltung  gefesselt  hätten. 

Hieraus  können  Sie  sehen  wie  gern  ich  mich  recht 
in  die  Mitte  von  München  wünschte.  Die  Hoffnung  von 
Ihro  Majestät  grosser  gesegneter  und  unermüdeter  Thätig- 
keit  unmittelbar  zu  vernehmen  mit  den  tiefdenkenden  und 
frohwirkenden  Männern  mich  zu  unterhalten,  mich  und 
mein  Bestreben  gefördert  und  gesteigert  zu  sehen  würde 
mir  eine  wahre  Glückseligkeit  bereiten. 


136  .  Neue  Mittheilungen. 


Gerade  jetzt  habe  ich  Herrn  von  Cornehus  für  eine 
höchst  bedeutende  Gabe  zu  danken,  H.  von  Martins  die 
Verfolgung  eines  Gedankens  den  er  mir  eingeimpft  hat  vor- 
zutragen und  von  beiden  schnellere  Förderung  zu  erbitten, 
dies  wird  mir  aber  aus  der  Ferne,  da  ich  meine  Gedanken 
nicht  immer  gerade  auf  solche  bestimmte  Puncte  wenden 
könnte,  besonders  in  dem  Augenblicke  ganz  unmöglich. 
Suchen  Sie  mir  Verzeihung  vorzubereiten.  Das  Manuscript 
zu  der  fünften  Lieferung  meiner  Werke  ist  noch  nicht 
völlig  nach  Augsburg  abgegangen;  Sie  werden  darin  drey 
erneute  ja  neue  Bändchen  finden,  die  ich  ungern  vom  Herzen 
loslasse,  da  es  aber  seyn  muss  in  Hoffnung  lebe  dass  sie 
wieder  zu  Herzen  gelangen  werden. 

Gar  manches  Andere  besonders  auch  das  Portrait  be- 
treffende, verspare  bis  zum  nächstenmale. 

Weimar  treu*  gedenkend 

den  26.  Jan.  I  W  v  Goethe 

1829. 

io\ 
An  Stieler.  10.  Apr.  1S29. 

Diesmal,  mein  Theuerster,  vermelde  nur  eiligst,  dass 
von  Ihro  Majestät  dem  Könige  ein  allergnädigstes  Schreiben 
von  Rom,  unterm  26.  März  bei  mir  eingelangt,  worin 
Höchstdieselben  voraussetzen,  dass  die  mir  bestimmte  Copie 
des  wohlgerathnen  Portraits  schon  bei  mir  eingelangt  sey. 
Deshalb  wäre  es  gar  wohl  gethan,  wenn  Sie  die  Absendung 
beförderten.  Das  von  He3-gendorfische  Bild  könnte  nach- 
kommen. Tausend  Grüsse  und  Wünsche!  Mehr  füge  nicht 
hinzu,  darnit  das  Blatt  nicht  liegen  bleibe. 

Weimar  treu'  ergeben 

den  10.  April  I  W  v  Goethe 

1829. 


'  Von  hier  an  eigenhändig. 

^  Oktavbogen,   eine  Seite  beschrieben,   dictirt;  Unterschrift  eigen- 
händig. 

3  Von  hier  an  eigenhändig. 


Dreizehn  Briefe  nebst  einem  Fragment  Goethes.  137 

II'. 
An  Stiel  er.  26.  Juni  1S29. 

Ew.  Wohlgeb. 

Habe  mit  Vergnügen  zu  ver- 
melden dass  gestern  den  25.  d.  M.  das  sehnlich  erwartete 
Bild  glückUch  angekommen;  für  meine  Kinder  und  Dr. Ecker- 
mann würde  sich  eher  ziemen  dankbar  zu  vermelden  wie 
es  in  unserm  Kreise  vergnüglich  aufgenommen  worden, 
ich  aber  von  meiner  Seite  kann  so  viel  sagen :  mir  ist  dabey 
das  Gefühl:  es  müsse  der  treffliche  Künstler  ein  wahrhaftes 
Wohlwollen  gegen  mich,  und  eine  herzliche  Erinnerung 
an  seinen  hiesigen  Aufenthalt  mitgenommen  haben,  um 
diese  Nachbildung  mit  solcher  liebevollen  Zcärtlichkeit 
auszustatten. 

Legen  Sie  Ihro  Majestät  meine  unverbrüchliche  dank- 
bare Anhänghchkeit  an  schicklicher  Stunde  zu  Füssen.  Wenn 
wir  Höchstdemselben,  geleitet  durch  die  gnädigst  mitge- 
theilten  Gedichte,  auf  Schritten  und  Tritten  des  Lebens 
bescheidentlich  folgen  dürfen,  so  haben  wir  mit  wahre?? 
Jubel,  auf  seiner  letzten  Reise,  unter  den  Seinigen  uns  an 
ihn  angedrängt. 

Die  Frage  wegen  der  Erscheinung  des  Hellblauen  und 
andrer  Farben  in  der  Dämmerung  war  schon  einmal  zwischen 
mir  und  Boisseree  ventilirt;  ich  erinnere  mich  dass  er  mit 
meiner  Auslegung  nicht  zufrieden  war.  Ich  suche  die  da- 
mals gewechselten  Papiere  wieder  auf,  denke  die  Sache 
wohl  noch  einmal  durch,  und  vermelde  das  Weitere,  Ge- 
denken Sie  mein  bey  jeder  Farben  Harmonie,  so  komm  ich 
Ihnen  niemals  von  der  Seite. 

Veranlassen  Sie  Herrn  Nickel  das  Instrument  wenn  es 
fertig  ist,  nur  alsobald  abzuschicken ;  mit  Gläsern  bin  ich 
versehen  und  weiss  dass  es  eine  chicanose  Sache  ist  sie  zu 
bereiten ,    weil    ihr   Gelingen    von  Zufälligkeiten    abhängt. 


*  Quartbogen,  3  Seiten  beschrieben,  dictirt.  Unterschrift  eigen- 
händig. Das  Siegel  ist  schwarz.  Adresse:  Des  Herrn  /  Hofmaler  Stieler/ 
Wohlgebornen  /  nach  /  München  /  frank 


Neue  Mittheilungen. 


Die  Rechnung  wie  er  sie  sendet  soll  alsobald  bezahlt  werden. 
Die  Gläser  wenn  sie  noch  gelingen  sollten  schickte  der 
werthe  Mann  allenfalls  nach. 

Das  Bild  der  Frau  von  Heygendorf  habe  noch  nicht 
gesehen ;  es  wird  auch  unvollendet  einen  theuren  Beweis 
Ihres  Kunstverdienstes  abgeben.  Erhalten  Sie  mir  ein  höchst 
schätzbares  Andenken  und  bleiben  des  Meinigen,  so  wie 
einer  vollkommenen  Hochschätzung  und  wahrhaften  Antheils 
für  immer  versichert.  Ihrer  werthen  Lebensgefährtin  und 
den  lieben  Kindern  meine  besten  und  herzlichsten  Grüsse. 

Weimar  Treu '  den  Treuen  ewiglich 

den  26.  Juni  I.  W  v  Goethe 

1829. 

An  Stieler.  28.  Juli  1S29. 

Indem  ich  Nachstehendes^  absende,  ergreife  die  Ge- 
legenheit eine  Bemerkung  mitzutheilen,  welche  mir  diese 
Tage  gar  freundlich  entgegen  kam;  ich  fand  nämlich  daß 
man  für  eine  bedeutende  Gabe  erst  nach  einiger  Zeit 
würdig  danken  könne.  Das  Bild  welches  Ihro  Majestät 
Gnade  und  Ihrer  Sorgfalt  zu  danken  habe,  wächst  jetzo, 
da  es  in  den  Zimmern  meiner  Tochter  aufgehängt  ist^ 
gleichsam  an  Werth,  indem  sich  jedermann  daran  erfreut 
und  die  Meinigen  es  als  ein  Capital  ansehen  können,  von 
dem  sie,  für  ewäge  Zeiten,  für  sich  und  andere  die  erfreu- 
lichsten Zinsen  an  Erinnerung  Wohlbehagen  und  Dank- 
barkeit zu  gewinnen  im  Fall  seyn  werden. 

Das  Bild  der  Frau  von  Heygendorf,  wie  man  Ihnen 
gewiss  schon  gemeldet  hat,  ist  nicht  mit  geringerer  Theil- 
nahme  empfangen  worden.  Ich  behielt  es  einige  Tage  im 
Hause,  zu  meiner  und  der  nächsten  Freunde  i^rösster  Ver- 


'  Von  hier  ab  eigenhändig. 

-  Quartbogen,  5^2  Seiten  beschrieben;  dictirt,  Unterschrift  eigen- 
händig. Adresse:  Des  Herrn  /  Hofmaler  Stieler/ Wohlgebornen/ nach  / 
München  /  frank 

3  d.  h.  die  drei  letzten  Absätze. 


Dreizehn  Briefe  nebst  einem  Fragment  Goethes.  139 


gnüglichkeit,  doch  wurden  die  Wallfahrten  dazu  in  dem 
Grade  häufig,  dass  ich  das  herrhche  Kunstwerk,  obwohl 
ungern,  ins  Museum  senden  und  einer  öffentlichen  Be- 
schauung widmen  musste.  Wir  wollen  es  wie  es  ist  gerne 
gelten  lassen,  denn  es  bleibt  eine  glückliche  Conception 
und  eine  vollkommen  gleiche  harmonische  Ausführung. 
Auch  für  dieses  Denkmal  Ihres  hiesigen  erfolgreichen 
Aufenthaltes  danke  zum  allerschönsten. 

Die  vielfachsten  Grüsse  von  den  Meinigen  und  Näch- 
sten hab'  ich  zu  entrichten;  mich  bitte  überall  wie  es  sich 
schicken  und  ziemen  will  bestens  zu  empfehlen.  H.  Dr. 
Gruithuisen  bitte  besonders  für  die  Sendung  seiner  reich- 
haltigen Hefte  zu  danken,  man  wird  dadurch  war  es  auch 
mit  Widerwillen  in  die  Höhen,  Tiefen  und  Breiten  der 
Natur  genöthigt. 

Wäre  Herr  von  Martins  zu  bewegen,  dass  er  einen 
längst  an  ihn  ergangenen  Wunsch  erfüllen  möchte,  so 
wünschte  ich  ihm  auch  bestens  empfohlen  zu  seyn. 

H.  Rauch  den  Sie  das  Glück  haben  zu  besitzen,  lassen 
Sie  nicht  ohne  das  freundlichste  Wort  von  mir 

Weimar  den  28.  Jul.  dem'  treu  anhänglichen 

1829.  J  W  V  Goethe. 

So^  eben  vernehme  von  H.  Geh.  R.  von  Müller,  dass 
ch  von  Herrn  von  Klenze  eine  angenehme  Sendung  zu 
erwarten  habe,  danken  Sie  vorläufig  auf  das  Verbindlichste; 
alles  ist  mir  höchst  willkommen  was  mich  mit  der  grossen 
Thätigkeit  Münchens  einigermassen  in  Bezug  setzt. 

Mit  Vergnügen  habe  zu  vermelden  dass  das  optische 
Instrument  glücklich  angelangt  ist  und  von  der  künstleri- 
schen Sorgfalt  des  Verfertigers  das  beste  Zeugniss  giebt. 
Es  ist  nicht  allein  in  der  Hauptsache  dem  früheren  voll- 
kommen gleich,   sondern    es    sind    auch    die    angebrachten 


'  Von  hier  ab  eigenhändig. 

^  Das  Folgende  bis  »Bezug  setzt«  am  Rand. 


140  Neue  Mittheilungen. 


Veränderungen  wahrhafte  Verbesserungen.  Die  Eleganz 
•der  Arbeit  ist  lobenswürdig,  indem  sie  nur  das  Noth- 
wendige  in  ein  besseres  Licht  setzt. 

Auch  waren  alle  Theile  sorgfältig  in  der  Kiste  be- 
festigt und  die  einzelnen  Leistchen,  ausser  dem  Leim,  mit 
Stiftchen  versehen;  nur  bey  den  abgeschärften  Stücken, 
welche  den  Spiegel  trugen,  hatte  man  sich  auf  die  Halt- 
barkeit des  Leims  verlassen  und  die  Stiftchen  nicht  ange- 
wendet, ein  solches  Leistchen  jedoch  war  abgesprungen 
■und  der  Spiegel  heruntergefallen,  deshalb  denn  auch,  da 
vor  der  Eröffnung,  in  dem  Kasten  etwas  klapperte,  man 
einigermaßen  in  Sorgen  war. 

Glücklicherweise  jedoch  ist  durch  diesen  Zufall  nicht 
•der  mindeste  Schade  geschehen,  nichts  ist  verbogen,  oder 
angerieben  worden,  und  ich  würde  davon  gar  keine  Mel- 
dung thun,  wenn  ich  nicht  überzeugt  wäre,  dass  dem 
sorgfältigen  Künstler  selbst  durch  diese  Bemerkung  einiger 
Gefalle  geschähe.  Da  weder  Brief  noch  Rechnung  beylag, 
50  wartete  ich  eine  kurze  Zeit,  wünsche  aber  durch  Gegen- 
wärtiges zu  erfahren,  wie  viel  ich  für  diese  schöne  Arbeit 
schuldig  geworden,  welches  alsobald  abzutragen  bereit  bin. 

[Die  vorstehenden  Briefe  an  Stieler  waren  ihrem  Wort- 
laute nach  bisher  unbekannt.  Auszüge  aus  denselben  und 
Mittheilungen  aus  Stielers  Tagebüchern  gab  Hermann  Marg- 
graff  in  seinen  unmittelbar  nach  Stielers  Tode  geschriebenen 
Aufsätzen,  die  er  mit  vielen  aus  dem  persönlichen  Umgange  mit 
dem  Künstler  geschöpften  lebendigen  Zügen  bereichert  hatte, 
«Zur  Erinnerung  an  Joseph  Stieler  und  seine  Zeit«  (Abendblatt 
zur  »Neuen  Munchener  Zeitung«  1858).  Als  ich  im  Jahre  1884 
hörte,  dass  der  leider  nun  auch  verstorbene  Dichter  Karl 
Stieler  eine  Biographie  seines  Vaters  vorbereite,  wandte  ich 
mich  an  ihn  mit  der  Bitte,  das  Weimar  betreffende  Capitel 
seines  Buches  nebst  den  vollständigen  Goethe-Briefen  mir  für 
das  Jahrbuch  zu  überlassen.  Ich  erhielt  von  dem  Dichter 
eine  halbe  Zusage.  Nach  dessen  Tode  fand  sich ,  dass  so- 
wohl jenes  Kapitel  als  das  ganze  Buch  nur  in  durchaus  un- 
fertigem Zustande  vorlag.  Aber  auf  meine  wiederholte  Bitte, 
erhielt  ich  von  einem  andern  Sohne  des  verstorbenen  Malers, 
Herrn  Eugen  Stieler ,  Vorsitzendem  der  deutschen  Kunst- 
genossenschaft in  München,  wenigstens  die  Briefe  im  Original 


Dreizehn  Briefe  nebst  einem  Fragment  Goethes.  141 

zugestellt  und  durfte  eine  Copie  derselben  anfertigen  und  zur 
Veröffentlichung  vorbereiten.  Einige  Stücke  der  Briefe,  nach  den 
vorhererwähnten  Marggraffschen  Artikeln,  sind  bei  Strehlke  II, 
S.  303  gedruckt,  daselbst  auch  einige  Bemerkungen  über  den 
Maler  und  seinen  Aufenthalt  in  Weimar.  Über  das  von  Stieler 
im  Auftrage  des  Königs  Ludwig  I.  von  Baiern  gemalte  Bild 
Goethes,  eines  der  bekanntesten  und  am  häufigsten  repro- 
ducirten,  vgl.  RoUett,  Goethe-Bildnisse,  S.  251 — 257.  Über 
Stieler  sprach  sich  Goethe  sehr  anerkennend  in  Briefen  an 
Zelter  und  in  seinen  Gesprächen  aus. 

Zur  Erklärung  der  Briefe  ist  nur  weniges  Einzelne  zu 
bemerken.  Viele  der  erwähnten  Personen  sind  bekannt  ge- 
nug und  bedürfen  keiner  biographischen  Notizen  :  Boisseree, 
Cornelius,  Rauch,  Martius.  Nur  die  Briefe  an  den  Letztge- 
nannten sind  bisher  nicht  völlig  gedruckt;  die  bisher  ver- 
öffentlichten von  beiden  Seiten  gewechselten  (Naturwissensch, 
Corresp.  II,  335—367)  gehen  nur  von  1823  —  27,  können  also 
zur  Erklärung  des  oben  (S.  139)  erwähnten  nicht  benutzt 
werden.  Vielleicht  wünschte  Goethe  auch  an  unserer  Stelle 
das,  was  ihn  Eckermann  27.  Juni  1830  aussprechen  lässt,  »dass 
er  sein  neuentdecktes  Urphänomen  mit  entschiedener  Kühn- 
heit durchführte  und  dass  er  die  Courage  hätte,  ein  Factum 
als  Gesetz  auszusprechen,  ohne  die  Bestätigung  allzusehr  in 
Weitem  zu  suchen«.  —  Für  die  Verhandlungen  mit  Boisseree 
über  das  Hellblaue  vgl.  Briefw.  mit  Boisseree  S.  182.  187.188 
(aus  dem  Jahre  1817).  —  Unter  den  übrigen  erwähnten  Personen 
ist  J.  C.  Dillis  zu  nennen,  Maler  und  Radirer  1779  —  1856,  schon 
seit  seinem  zehnten  Jahre  in  München,  wo  er  bis  zu  seinem 
Tode  blieb.  Seine  Blüthezeit  als  Künstler  fällt  in  die  zwan- 
ziger Jahre  (vgl.  A.  D.  B.  V,  226  —  229).  Über  Franz  P.  v. 
Gruithuisen,  1774 — 1852,  den  originellen  Astronomen,  der  u.  A. 
Vorschläge  über  eine  Correspondenz  mit  den  Mondbewohnern 
machte ,  vgl.  A.  D.  B.  X ,  S.  6  fg.  Die  Hefte,  für  die  sich 
Goethe  bedankt,  sind  wohl  dessen  «Analekten  für  Erd-  und 
Himmelskunde«  (7  Hefte,  1828—183*1).  Über  die  persönliche 
Bekanntschaft  mit  Gruithuisen  vgl.  Goethes  Brief  an  Nees 
v.  Esenbeck  13.  Nov.  1825  (Naturwissenschaftl.  Corresp.  II,  135). 
Briefe  von  ihm  an  Goethe  vor  und  nach  der  persönlichen  Be- 
kanntschaft a.  a.  O.  I,  171— 174,  die  Antworten  Goethes  sind 
bisher  nicht  bekannt.  Bevor  Goethe  den  merkwürdigen  Mann 
kennen  gelernt,  hatte  er  sich  nicht  immer  gerade  zart  über 
ihn  ausgedrückt  (Kanzler  Müllers  Unterhaltungen  S.  84);  später 
erklärt  er  sich  sehr  unverblümt  gegen  eine  satirische  Behand- 
lung, die  »der  gute  Gruithuisen«  erlitten  habe  (Naturw. 
Corresp.  II,  150  vgl.  dazu  154).  —  Über  die  Augsburger  Hefte 
zur  Witterung  weiss  ich  nichts  zu  sagen  ;  die  Münchener  litho- 
graphirten  Blätter  sind  wohl  die  Fortsetzung  der  Hefte,  über 


142  Neue  Mittheilukgen. 


welche  in  dem  Aufsatz  :  Ȇber  Lithographie  und  Hthographirte 
Blätter«  (Über  Kunst  und  Alterthum  III,  2  S.  97  —  136)  aus- 
führlich gehandelt  wird.  —  Die  »fünfte  Lieferung  der  Werke« 
d.  h.  die  letzten  10  Bände  der  A.  1.  H. ;  die  »erneuten,  ja 
neuen  Bändchen«  sind  diejenigen,  welche  die  »Annalen,  Achil- 
lei's,    Pandora«,    vielleicht    auch    die   Kunstaufsätze    enthalten. 

L.  G.] 

13- 
An  F.  S.  Folgt.  21.  Mäi\  18 }o. 

Ew.  Wohlijeboren, 

übersende  hiebey  eine  Anzahl 
fremder  Sämereyen  mit  dem  Wunsch  dass  sich  darunter 
etwas  Neues  und  Bedeutendes  finden  möge;  die  wissen- 
schaftlichen Namen  werden  freylich  erst  künftig  anfzuklären 
seyn.  Mich  hat  besonders  die  Kernschaale  mit  einem  Dorn 
in  Verwundrung  gesetzt.  Seltsam  genug ,  dass  in  der 
Pflanzenwelt  alle  Formen  unter  allen  Bedingungen  zum 
Vorschein  kommen;  darin  besteht  ja  aber  auch  die  Qual 
der  wörtlichen  Beschreibung  und  näheren  Bestimmung. 

Ich  habe  diese  Sämereyen  von  Frau  v.  Pogwisch  nur 
unter  der  Bedingung  erhalten,  dass  sie  sich  die  Hälfte  der 
davon  gewonnenen  Pflanzen  vorbehielt ;  wie  dieses  zu  leisten 
sey,  wird  die  Folge  zeigen. 

Sie  werden  die  Güte  haben,  auch  in  diesem  Sinne  auf 
die  Pflege  beykommender  Samen  Ihre  Aufmerksamkeit 
zu  richten. 

Die  autorisirte  Quittung  erhalten  Dieselben  gleich  beym 
Eintritt  des  nächsten  Vierteljahres.  Nach  dem  Tode  des 
Rentamtmanns  möchte  ich  nicht  gern  die  alte  Kasse  noch 
verschreiben.  Wie  mir  denn  durchaus  angenehm  und  be- 
lehrend bleiben  wird  Sie  diesen  Sommer  öfters  bey  mir 
zu  sehen 

Mit  den  besten  Wünschen  und  Empfehlungen 

Ew.  Wohlgeboren' 
Weimar  den  ergebenfter  Diener 

21.  März  1830  J.  W.  V  Goethe 

'   Von  hier  an  eigenhändig. 


Dreizehn  Briefe  nebst  einem  Fragment  Goethes.         143 

14. 
Fragment  \ 
Mein  Leben  gab  ich  her,  ich  geb's  im  Felde, 
Zu  edlem  Zweck,  mit  Ehre  nicht  umschlungen* 
Dem  Netz  der  Schlechten.     So  sind  wir  getrennt. 
Ihr  gabt  mir  das'  Asyl  und  auch  in  diesem 
Stellt  er  mir  nach  und  also  bin  ich  ihm 
Nichts  weiter  schuldig.    Offenbarem  Feinde 
Bin  offenbarer  Feind.    Und  was  euch  nutzt 
Das  fördr'e  ich  frey  in  meinem  freyen,  eignen, 
Entschiednen  Sinne,  wie  der  brave  Mann 

Gerechter  Sache  sich  verpfändet 

So 

Alle  Übersetzungen  sind  tastende  Versuche 


'  Manuscript  von  Goethe  eigenhändig,  Fragment.  Lateinische 
Schrift.  Aus  SchelHng's  Besitz,  dessen  Name  rechts  am  Rande  eigen- 
händig.   In  meinem  Besitz.    A.  C. 

^  Neben  der  zweiten  Zeile  am  Rande  rechts,  in  Bleistift  von  Goethe's 
Hand:    Das  entschied  den  Riss. 

5  Mein,  mit  Bleistift  darüber. 


iii.  fcnfünddreissig 

Geschäftsbriefe  von  Goethe  an 

Fr.  Frommann 

AUS    DEN   Jahren    i8  16  —  1824. 

MITGETHEILT   VON 

H.     F  R  O  M  M  A  N  N. ' 


Ew.  Wohlgeboren 
habe  leider  seit  langer  Zeit  weder  gesehen  noch  auch  schrift- 
lich etwas  von  denselben  gehört.     Ich  ergreife  daher  die  Ge- 
legenheit, Sie  wieder  einmal  freundlichft  zu  begrüßen,  indem 
ich  unseres  kleinen  Geschäfts  mit  wenigem  gedenke. 

Ich  sende  hier  abermals  etwas  Msct.  und  bitte  um  möglichfl 
genaue  Nachricht,  wie  weit  wir,  dieses  mit  eingerechnet,  in 
der  Bogenzahl  gelangen  könnten.  Da  wir  den  Umschlag,  welcher 
nunmehr  fertig  ift,  wohl  am  heften  hier  in  der  Nähe  des  Künft- 
lers  und  unter  dessen  Aufsicht  und  Nachhülfe  drucken  lassen, 
so  wollte  anfragen,  was  für  eine  Art  Papier  wir  dazu  nehmen 
sollen  und  ob  Sie  mir  davon  ein  Muster  schicken  können. 
Es  müßte  stark  genug  seyn,  daß  man  nicht  nöthig  hätte,  die 
Decke  zu  füttern.  Geheftet  wünscht  ich  sodann  das  Heftchen 
recht  sauber,  damit  es  die  Leser  eine  Weile  benutzen  könnten 
eh'  es  auseinander  fiele,  auch  hätten  Sie  die  Gefälligkeit  mir 
anzuzeigen,  wie  viel  Abdrücke  nöthig  sind. 

Noch  setz  ich  die  Bemerkung  hinzu,  daß  wir  ein  freund- 
liches nicht  allzu  dunkles  Papier  nehmen  und  auf  einigen  bessern 
Exemplaren  die  Lichter  aufhöhen  wollen. 


'  [Als  Ergänzung  zu    diesen  Mittheilungen   vgl.  unten  (Chronik) 
den  Aufsatz  des  Herausgebers  ders.  über  F.  J.  Frommann.     L.  G.] 


FÜNFUNDDREISSIG  GESCHÄFTSBRIEFE  GOETHES  AN  Fr.  FrOMMANN.  I45 

Haben  Sie  sonll  noch  etwas  zu  bemerken,  so  bitte  mir  es 
mitzutheilen,  damit  ich  mich  darnach  ric  hten  und  das  Nöthige 
einleiten  kann. 

Mich  denenselben  und  den  heben  Ihrigen  angelegenthchft 

empfehlend 
Weimar  den  2'j'"'  Januar  G. 

1816. 
Einige  Berliner  Nova  lege  bei  zur  gefälligen  Betrachtung. 


2. 


Ew.  Wohlgeboren 


erhalten  hierbei  Aus  meine/n  Leben 
zweyter  Abtheilung,  Erfter  Band.  Den  früheren  Zusatz  «Wahrheit 
und  Dichtung«  können  wir  diesmal  entbehren,  da  der  Inhalt 
dieser  Bogen  nur  allzu  wahr  ift.  Möchten  Sie  bald  zu  drucken 
anfangen,  damit  wir  vor  einer  allenfallsigen  Sommerreise  schon 
rech't  im  Gang  wären.  Die  Revision  schicken  Sie  an  Freund 
Riemer,  wie  ich  denn  auch  ersuche,  einen  Ueberschlag  gefällig 
machen  zu  lassen,  wie  viel  das  Mscpt.  an  gedruckten  Bogen 
ausgeben  werde.  Der  Kupferdrucker  behauptet  seine  Schuldig- 
keit gethan  zu  haben.  Freylich  haben  die  Abdrücke  auch 
nicht  die  minderte  Zeit  sich  einigermaßen  auf  dem  Papier  zu 
befeftigen.  Hat  man  nicht  in  solchen  Fällen  ein  Mittel,  durch 
Wärme  eine  schnellere  Trocknung  zu  bewürken?  Auf  alle  Fälle 
würde  ich  rathen  mit  dem  Binden  inne  zu  halten  und  auf  irgend 
eine  Weise  zu  denken,  wie  diesem  Anftand  abzuhelfen  ift.  Auf 
einige  Wochen  früher  oder  später  kommt  es  bei  dieser  Erschei- 
nung nicht  an,  denn  sie  ift  zwar  beftimmt  auf  die  Zeit  nicht 
aber  auf  den  Tag  zu  wirken.  Wäre  das  W^etter  nicht  gar  zu 
schlimm,  so  hätte  ich  schon  das  Vergnügen  gehabt  Sie  und  die 
werthen  Ihrigen  persönlich  zu  begrüßen.     In  solcher  Hoffnung 

Ergebenft 
Weimar  den  13'"'    März  1816.  Goethe. 

3- 
Ew.  Wohlgeboren 

sende  den  erften  Bogen  mit  Dank  zurück. 
Das  Werkchen  wird  sich  so  recht  gut  ausnehmen.  Mögen  Sie 
pag.  13,  sowie  durchaus,  die  Zahlen  in  Buchftaben  verwandeln, 
so  wird  es  besser  seyn.  Das  Datum  über  jedem  Brief  behielte 
seine  Arabische  Zahl.  Wegen  dem  Beginnen  eines  neuen  Briefs 
könnte  man  feftsetzen,  daß  wenn  der  vorhergehende  Brief  auf 
der  Seite  mit  weniger  als  1 1  Zeilen  endigt,  so  finge  man  auf 
derselben  Seite  einen  neuen  an,  überschritte  er  jene  Zahl  und 
also  die  Hälfte  der  Seite,  so  ginge  man  mit  dem  neuen  Brief 
auf  die  folgende.     Noch  eins  bemerke  ich :  es  kommen  öfters 

Goethe-Jabrbuch  VIII.  jq 


146  Neue  Mittheilungen. 


Absätze  vor  ohne  Datum,  zwischen  diese  würde  nur  ein  Strich 
gesetzt  und  bis  zu  einem  neuen  Datum  also  continuirt. 

War  es  inöglich  daß  bis  gegen  Ende  der  nächsteji  Woche 
noch  ein  Bogen  herüberkäme,  so  würde  es  mir  angenehm  sein. 
Sonnabend  den  20^«:"  d.  gedenke  ich  von  hier  ins  Bad  zu  reisen 
imd  zwar  nach  Baden  am  Rhein,  wohin  mich  Cotta  dringend 
einlädt,  dort  seh  ich  ja  wohl  auch  nach  und  nach  die  Aus- 
hängebogen. 

Da  übrigens  bei  dem  Abdruck  dieses  Werks  manches  Be- 
denken vorkommt,  so  wäre  es  gut,  Sie  schickten  den  Revisions- 
bogen  nebfl  Msct.  an  Herrn  Bibliotheks  Secretär  Kräuter^  von 
•dessen  Hand  das  Ganze  geschrieben  und  welcher  mit  dem 
Gegenftand  und  meinen  Absichten  genau  bekannt  ift.  Ein 
paar  Augen  mehr  machen  das  Geschäft  sicherer.  Wollten  Sie 
selbigem  auch  zugleich  ein  Verzeichniß  Ihrer  Hieroglyphen 
senden,  welche  bei  Correkturen  und  Revisionen  angewendet 
Averden,  so  würde  gegenwärtigen  und  künftigen  Unternehmungen 
dadurch  manches  Förderniß  zu  Theil  werden.  Ich  sende  den 
Anfang  des  Mscts.  zurück,  damit  alles  beysammen  bleibe.  Auch 
folgt  Venedig. 

Haben  Sie  die  Güte  das  Ganze  nach  Ihrer  Weise  roth 
durchfoliiren  zu  lassen.  Bei  den  jetzigen  Absätzen  könnte  eine 
Verwirrung  entftehen.  Vielleicht  auch  haben  Sie  Zeit  diese 
Abtheilung  durchzulesen  und  mir  vor  meiner  Abreise  noch 
einige  Bemerkungen  zu  machen.  Das  ganze  Msct.  erhalten  Sie, 
eh  ich  weggehe. 

Ueberhaupt  aber  seh  ich  nicht,  warum  man  nach  alter 
böser  Gewohnheit  von  seinen  Freunden  nichts  hören  soll,  wenn 
man  sich  von  ihnen  entfernt.  Mögen  Sie  mir  von  Zeit  zu  Zeit 
einige  Nachricht  geben  von  den  Fortschritten  des  Abdrucks, 
von  Ihrem  und  der  lieben  Ihrigen  Befinden,  auch  allenfalls 
was  in  Jena  vorgeht:  so  wollt  ich  mich  dagegen  auch  gern 
vernehmen  lassen.  Die  Briefe,  an  die  Gebrüder  Boisseree  in 
Heidelberg  addressirt,  würden  mich  überall,  wo  ich  mich  auch 
hinwende,  treffen  und  könnte  dadurch  der  Hoffnung  leben, 
daß  mein  Andenken  in  Ihrem  Kreise  immer  lebendig  bliebe. 

ergebenft 

Weimar  den  ij'"'  July  1816.  Goethe 

4- 
Ew.  Wohlgeboren 

Sendung  begrüßt  mich  freundlich  bey 
meiner  Ankunft,  ich  wünsche  nunmehr  bald  meinen  Besuch 
in  Jena  abstatten  zu  können.  Anbey  sende  den  Schluß  des 
Römischen  Aufenthaltes,  welcher  freylich  auch  vielleicht  nur 
drei  Bogen  betragen  kann. 


FÜNFUNDDREISSIG  GESCHÄFTSBRIEFE  GOETHES  AN  Fr.  FrOMMANN.    I47 


Leider  ift  das  Nächfte,  was  hierauf  folgt,  der  Weg  nach 
Neapel  und  der  erfle  Aufenthalt  daselbft,  noch  nicht  in  Ord- 
nung, sonfl  hätt  ich  davon  auch  noch  soviel  als  nöthig  gesendet. 
Ich  bin  jetzt  nicht  im  Stande  die  Redaktion  vorzunehmen. 
Ich  hatte  von  hinten  hervor  gearbeitet  um  mir  mehr  Luft  zur 
Vollendung  zu  machen.  Es  wird  nun  also  nichts  übrig  bleiben, 
als  diesen  Band  etwas  schwächer  zu  lassen  als  die  übrigen, 
weshalb  ich  denn  mit  Herrn  Cotta  zu  conferiren  bitte. 

Ich  lege  den  Brief  von  Moor  und  Winter  bey,  vielleicht 
könnte  man  Herrn  Vogel  in  Leipzig  an  den  Auftrag  erinnern. 
Manches  andere  erspare  zu  mündlicher  Unterhaltung. 

Mich  Ihnen  und  den  lieben  Ihrigen  angelegentlichft 

empfehlend 
IVeii/iar  den  14'"'  September  1816.  Goethe 

5- 
Ew.  Wohlgeboren 

haben  mir  durch  die  Hoffnung  Sie 
hier  zu  sehn  viel  Vergnügen  gemacht.  Mögen  Sie  solche  bald 
erfüllen.  Msct.  wird  die  nächfte  Woche  in  ziemlicher  Masse 
abgegeben  werden  können.  Zu  Mittag  nehmen  Sie  mit  uns 
vorlieb.  Mögen  Sie  Sonnabends  zu  Fidelio  bleiben,  so  steht 
ein  Nachtquartier  zu  Dienften. 

Empfehlen  Sie  mich  den    werthen  Ihrigen    und    erhalten 

mir  ein  geneigtes  Andenken 

ergebenft 

Weimar  den  4'"'  N'ovr.  1816  Goethe. 

6. 

Ew.  Wohlgeboren 

gehoffter  Besuch  hat  uns  nicht  erfreut, 
auch  ift  mir  das  Vergnügen  nicht  geworden  Sie  in  Jena  besuchen 
2U  können.  Deshalb  sende  den  Anfang  des  zweiten  Rhein 
und  Maynhefts,  mit  der  Bitte,  den  Druck  bald  möglichft  zu 
beginnen.  Über  100  Blätter  dieser  Hand  und  Art  liegen  bereit. 
Doch  muß  ich  bitten,  daß  Sie  uns  eine  Revision  herüber 
.•schicken,  der  Schreiber  ift  gar  zu  unachtsam,  sodaß  durch  ihn 
kein  reines  Msct.  zu  erhalten  ift,  weil  er  immer  neue  Fehler 
in  die  Abschriften  hineinbringt.  Auch  sind  der  Eigennahmen 
gar  zu  viel,  welche  sehr  verzeihliche  Irrthümer  verursachen 
können.  Haben  Sie  bei  der  Durchsicht  noch  irgend  etwas 
XM  erinnern,  so  haben  Sie  die  Gefälligkeit  es  mir  mitzutheilen. 
Bey  mir  sind  indeß  so  manche  angenehme  Dinge  ange- 
kommen, daß  es  mich  recht  verdrießt,  sie  nicht  bei  Bischoffs 
aufftellen  zu  können,  um  mich  doch  auch  wieder  einmal  an 
<ier  Theilnahme  Jenaischer  Freunde  zu  erquicken.     Sie  werden 


148  Neue  Mittheilungen. 


mir  zugeftehen  daß  gewiße  Zeiten  doch  gar  zu  schön  waren, 
als  daß  man  Verzicht  darauf  thun  soUte,  etwas  Ähnliches  wieder 
erscheinen  zu  sehen. 

Immer  eine  baldige    persönliche  Zusammenkunft   hoffend 
empfehl  ich  mich  Ihnen  und  den  werthen  Ihrigen  zum  aller  Berten. 

Weimar  d  26  Novr.  ergebenfl 

1S16.  Goethe. 

Mögten  Sie  mir  wohl  anzeigen,  wie  viel  allenfalls  Blätter 
dieses  Manuscripts  auf  einen  gedruckten  Bogen  gehen? 


Nach  Ew.  Wohlgeboren  Anleitung  habe  noch  einige  Artikel 
dazwischen  geschoben.  Das  Arrangement  des  letzten  halben 
Bogens  in  diesem  Sinne  lege  bey.  Die  Skizze  des  absurden 
Bildes  käme  auf  die  letzte  Seite.  Hat  die  Officin  nicht  ein 
Rähmchen  das  ein  Bischen  schmucker  ifl,  man  hat  ja  so  artige 
Perlenfläbchen  u.  d.  g.  Die  Kupferabdrücke  sollen  mit  dem 
Poftwagen  folgen. 

Da  es  mir  jetzt  unmöglich  ift,  auf  irgend  etw^as  meine 
Gedanken  ernftlich  zu  concentriren,  so  schlage  vor,  daß  wir 
gleich  am  dritten  Rhein  &:  Maynheft  anfangen,  wozu  schon 
Manuscript  parat  liegt.  Wenn  wir  ja  auch  nur  einige  Bogen 
vorwärts  kommen,  so  haben  wir  soviel  Vorsprung  und  können 
zu  Michael  gewäß  \vieder  ein  Stück  herausgeben.  Einige  freie 
Sommermonate  helfen  sodann  wohl  zu  manchem  wünschens- 
werthen  Uebrigen. 

Mich  beftens  empfehlend  und  bei  heiterem  Himmel  mich 
immer  wieder  in  Ihre  Nachbarschaft  sehnend.  Allen  Lieben 
viele  Grüße.  Hat  sich  Herr  Dr.  Gries  nicht  über  die  Recension 
in  den  Heidelberger  Jahrbüchern  gefreut?  Ich  war  gewisser- 
maßen böse,  daß  mir  der  Recensent  w'egnahm,  w^as  ich  über 
den  Magus'  zu  sagen  hatte,  dann  war  ich  wüeder  vergnügt, 
daß  es  Andere  giebt,  die  das  Verdienft  des  Originals  u.  der 
Uebersetzung  ansehen  wie  ich. 

Wenn  man  sich  bereiten  muß  vom  Schauplatz  abzutreten, 
so  ifl  das  schönfte  Gefühl,  daß  unsere  Ueberzeugungen  in 
Anderen  fortleben.  Man  kann  die  Deutsche  Nation  recht  lieb 
haben,  denn  wenn  man  ihr  Zeit  läßt  so  kommt  sie  immer  aufs 
Rechte.  Mit  den  beflen  Wünschen 

Weimar  den  18'"'  März  Goethe. 

'  Calderon. 


FÜNFUKDDREISSIG  GESCHÄFTSBRIEFE  GOETHES  AK  Fr.  FrOMMANN.    I49 


Ew.  Wohlgeboren  erhalten  hierbei: 
1000  Abdrücke  des  Umrisses  von  Rochus, 
1000  desgl.  vom  Umschlag. 

Der  Umriß  wird  gegen  das  Titelblatt  übergeheftet.  Auch 
folgt  Manuscript  welches  nach  unserer  geflrigen  Unterredung 
bitte  bald  setzen  zu  lassen,  damit  bei  meinem  Hierseyn  der 
Druck  in  Gang  komme,  gegenwärtiges  Manuscript  wird  nicht 
viel  gegen  einen  Bogen  betragen,  ich  habe  aber  in  den  zweiten 
zu   füllen  manches  zur  Einleitung  schickliches. 

Die  Seite  wird  mit  römischen  Zahlen  bezeichnet,  künftig 
aber  die  Hefte  durch  paginirt.  Die  Tittel  bitte  noch  zu  über- 
legen, vielleicht  sprechen  wir  noch  darüber,  ehe  sie  beginnen. 
Die  Revision  des  Schlusses  erbitte  mir,  sobald  es  bis  dahin  ift. 

Für  die  geftrigen  schönen  Stunden  danke  ich  zum  aller- 
beften.  Oberbaudirektor  Coudray  hat  mich  geftern  überrascht, 
Sie  erlauben  mir,  daß    ich    ihn  Ihrem    lieben  Kreise    zuführe. 

Mich  beftens  empfehlend  u.  einen  Abdruck  der  begonnenen 
Metamorphose  der  Pflanzen  erbittend 

/ena  den  24""  März  G. 

9- 

Ew.  Wohlgeboren 

würden  unsere  Vorsätze  gar  sehr  fördern,  wenn  Sie  beikonimen- 
-des  so  schnell  als  möglich  absetzen  ließen.  Unser  ganzes  Heft 
Morphologie  und  Compagnie  bedürfte  nur  noch  weniger  Colum- 
nen  Ausfüllung  und  es  wäre  doch  vergnüglich,  wenn  wir  das 
Heft  noch  vor  Johanni  in  die  Welt  schickten. 

Anderem  würde  Raum.  Und  ich  fürchte  sehr,  dazu  Muse 
zu  finden  da  leichtsinniges  Wandeln  auf  feuchtem  Grund  und 
Boden  mir  ein  Uebel  am  Fuße  zugezogen  hat,  da  ich  dann 
wenigilens  auf  einige  Zeit  mich  besonderem  Fleiße  widmen 
kann.  Mich  den  werthen  Ihrigen  beftens  empfehlend 
Jena  den  26''^"  Mav  G. 

Ein  vollftändiges  Exemplar  der  Sechs  respective  Acht  Bogen 
Morphologie  erbitte  mir,  da  die  Aushängebogen  sich  durch 
einzelne  Mittheilungen  zerftreut  haben. 


Besitzen  Ew.  Wohlgeboren  die  vorige  Tübinger  Ausgabe 
meiner  Werke  in  13  Bänden,  so  erbäte  mir  einen  der  letzten 
Theile.    in  welchem   die   kleinen  Notizen  über  Italien  ftehen. 

Zugleich  bitte   um   die  Erlaubniß  heute  nach  Ihrem   und 


1/ 


150  Neue  Mittheilvngen. 


der  werthen  Ihrigen  Befinden  fragen  zu  dürfen,  da  mir  geftern 
das  Vergnügen  nicht  ward,  Sie  zu  Hause  anzutreffen. 

Mit  den  heften  Wünschen 

Jena  d  6""  Jidy  Goethe. 

II. 

Könnten  Ew.  Wohlgeboren  es  einrichten,  daß  der  Probe- 
bogen vom  Divan  diese  acht  Tage  gesetzt  würde,  so  geschehe 
mir  ein  großer  Gefallen,  weil  ich  wahrscheinlich  im  Laufe 
der  nächften  Woche  nach  Weimar  zu  gehen  veranlaßt  bin. 
Bei  dem  erften  heitern  Tage  lasse  anfragen  obs  gefällig  wäre 
auf  der  Zinne'  einige  Morgenftunden  zuzubringen.  Eine  vor- 
treffliche Arbeit  von  der  guten  Seidler  daselbft  zu  sehen. 

Jena  den  12'"'  Februar  ergebenft 

181S  Goethe. 


Zu  freundlichem  Abschied  und  Hoffnung  baldigen  Wieder- 
sehens, beiliegendes  zur  gefälligen  Vertheilung. 

Jena  d.  21"'  Februar  181 8.  G. 

13- 
Ew.  Wohlgeboren 

erhalten  zugleich  mit  dem  Gegenwärtigen, 
oder  doch  bald  darauf,  durch  den  Bibliotheks-  und  Museums- 
schreiber Färber  die  Abschrift  von  den  sechs  erften  Bogen  des 
\  dritten  Heftes  Kunfl  und  Alterthum;  haben  Sie  die  Güte  solche 
baldigft  nach  Wien  zu  schicken,  denn  Herr  von  Cotta  in 
seinem  letzten  Briefe  sagt :  daß  wenn  auch  nur  ein  Theil  des 
Msct.  bey  der  Censur  eingereicht  würde,  dadurch  schon  dem 
Nachdrucker  das  Handwerk  gelegt  sey.  Uebrigens  wird  fleißig 
fortgeschrieben  und  das  übrige  Msct.  kann  auch  bald  abgehn. 
Hier  in  Weimar  bin  ich  wiederholten  Feftlichkeiten  nicht 
entgangen,  wobey  ich  mir  geftehn  muß,  daß  unsere  Leutchen 
ihren  Aufzug  sehr  lobenswerth  vollbracht  haben. 

Mich  beftens    empfehlend  in  Hoffnung   baldigen  Wieder- 
sehens ergebenft 

Weimar  d.  2j""  Februar  Goethe. 

1818. 

14. 
Ew.  Wohlgeboren 

erhalten  abermals  einen  Theil  des 
Manuskripts,  das  fehlende  Drittehalb  Bogen  betragende,  ift  zu- 
nächft  versprochen  worden. 


'  Erkerzimmer  der  Tanne? 


FÜNFUNDDREISSIG  GESCHÄFTSBRIEFE  GoETHES  AN  Fr.  FrOMMANN.    I  5  I 


Auch  wünschte  zu  wissen,  wann  der  Druck  des  zweiten 
Hefts  der  Morphologie  angefangen  werden  könnte,  damit  ich 
mich  wegen  einem  kurzen  Aufenthalt  in  Weimar  danach  rich- 
ten könnte. 

Sodann  sende  ein  merkwürdiges  Manuscript,  welches  wir 
in  demselben  Format,  wie  es  liegt,  Seite  für  Seite  wünschten 
abdrucken  zu  lassen.  Die  dazu  gehörigen  seltsamen  Schrift- 
zeichen sind  deßhalb  in  Holz  geschnitten  worden.  Es  hat 
damit  Zeit  bis  nach  der  Messe:  doch  wünschte  vorher  noch 
einen  Ueberschlag  der  Koften. 

Mit  den  beflen  Wünschen  und  Empfehlungen. 

Kupferftecher  Müller  wird  erinnert  und    resp.    beauftragt 

ergebenft 

Jena  d  25-'  Maerz  Goethe. 

1818. 

15- 
Ew.  Wohlgeboren 

erhalten  hierbei  den  Anfang  des  nächften 
Stücks  Kunst  und  Alterthuni,  es  könnte  ein  Schutztitel  vor- 
ausgehen mit  der  Aufschrift  Bildende  Kunst,  auch  würde  ich 
rathen  den  Haupttittel  mit  der  Bezeichnung  zweiten^zx^A  gleich 
vorausgehen  ließe  (zulassen?),  damit  ihn  zuletzt  nicht  nöthig 
hätte.  Die  Morphologie  würde  ich  rathen  ohne  alle  Titel 
fortzusetzen,  die  Bogen-  und  Seitenzahl  giebt  Anleitung  genug. 
Es  wird  mir  sehr  angenehm  seyn,  wenn  diese  Dinge  bald  in 
Bewegung  kämen,  da  sie  schon  viele  Jahre  sich  ruhig  verhielten. 

Darf  ich  noch  einen  Wunsch  äußern,  so  ift  es  der:  daß 
ich  wünsche  jenen  Aufsatz'  über  das  Turnwesen  einzusehen. 
Wobey  ich  versichere,  daß  ich  nur  meine  eigene  Erbauung 
und  Belehrung  zur  Absicht  habe.  Zu  Myrons  Kuh  kommt 
ein  Kupfer,  welches  dann  auch  wohl  auf  dem  Tittel  anzumer- 
ken wäre.  Doch  darüber  werde  ich  mich  so  wie  über  manches 
andere  mit  Meifler^  Johann  seiner  Zeit  besprechen. 

Mit  den  besten  Wünschen  und  Empfehlungen 
,,       .  ergebenft 

Jena  d.  31'--  Maerz  "^  Goethe. 

1818 

16. 
Ew.  Wohlgeboren 

mit  den  theuren  Ihrigen  hätte  bei  meiner 
Durchreise  sehr  gern  zu  begrüßen  gewünscht,  doch  ich  behalte 
mir  es  vor  bei  einem  längeren  Aufenthalte,  und  frage  gegen- 


*  Reformvorschläge  von  F.  J.  Frommann,  an  den  Berliner  Turn- 
rath  gerichtet. 

^  Joh.  Wesselhöft,  F's  Schwager  u.  Mitbesitzer  der  Druckerei. 


152  Neue  Mittheilungen. 


wärtig  nur  an  :  wie  es  bequem  und  gefällig  wäre  unsere  vor- 
seyenden  Arbeiten  nach  und  nach  zu  fördern. 

Vor  allen  Dingen  würde  das  Msct.  zu  den  letzten  drei 
Bogen  von  Kunft  und  Alterthum  übersenden,  das  dazu  gehörige 
Kupfer  ift  fertig  und  wird  durch  Müller  abgedruckt.  Zur  Decke 
wollen  wir  die  Platte  von  nun  an  nicht  weiter  benutzen,  Sie 
haben  vielmehr  die  Gefälligkeit  für  einen  gedruckten  Umschlag 
zu  sorgen. 

Der  Titel  zur  Heilsberger  Inschrift  ifl  auch  fertig  und  gut- 
gerathen,  ich  lege  einen  Probedruck  bey.  Haben  Sie  die 
Gefälligkeit  soviel  von  dem  Papier  herüberzusenden,  worauf 
der  von  Hammersche  Brief  gedruckt  ift,  als  nöthig  ift,  um  für 
die  sämmtlichen  Exemplare  den  Titel  zu  erhalten. 

Vom  Divan  erbitte  mir  die  Aushängebogen  it,  &  14;  das 
noch  nöthige  Manuskript  zum  iS^^^  erfolgt  nächftens.  Mit 
den  Noten  und  Zusätzen  fangen  wir  einen  neuen  Bogen  an. 
Was  zur  Morphologie  gehört  und  sonft,  erfolgen  die  Sendungen 
wie  eine  gewisse  Masse  Msct.  beysammen  ift,  damit  Sie  Ihre 
Einrichtung  danach  machen  können;  und  so  wird  sich  denn 
nach  und  nach  das  seit  acht  Wochen  Versäumte  nachholen 
lassen.  Möge  ich  bei  meinem  nächften  Aufenthalt  in  Jena 
Sie  und  die  theuren  Ihrigen  wohl  und  \'ergnügt  antreffen.  Zu 
erzählen  giebt  es  Manches,  auch  bin  ich  so  glücklich  gewesen 
von  Kunft  und  AlterthUmern  und  Naturprodukten  mehreres 
Bedeutende  zu  gewinnen,  zu  dessen  Genuß  ich  Sie  wohl  aller- 
seits einmal  hierher  einladen  möchte. 

Hat  der  liebe  Sohn  seine  Stelle  in  Hamburg  angetreten 
und  was  hat  sich  sonft  in  Ihrem  Kreise  Freundliches  ereignet  ? 
worüber  mir  einige  Nachricht  erbitte  ergebenft 

IVcimar  d.  ip  Septbr.  1818  Goethe 

17- 

Meinen  bei  schneller  Entfernung  versäumten  Abschieds- 
gruß an  Ew.  Wohlgeboren  und  die  werthen  Ihrigen  bringe 
hierdurch  nach  und  danke  schönftens  für  Alles  Gute  und  Liebe, 
was  Sie  mir  erwiesen.  Möge  es  möglich  werden  bald  wieder 
zurückzukehren. 

Anbey  folgt  ein  Abdruck  des  Titelblatts  zürn  Divan,  dem 
ich  Beifall  wünsche,  die  übrigen  werden  nun  auch   gefördert. 

Was  die  nöthige  Sendung  nach  Wien  betrifft,  ift  mir  fol- 
gendes beigegangen  wodurch  das  Geschäft  abgekürzt  werden 
könnte.  Das  Msct  zum  Divan  ift  diesmal  noch  recht  brauch- 
bar; wollten  Sie  mir  sodann  ein  Exemplar  des  Divans  schicken, 
so  würde  die  Druckfehler  verbessern  und  in  Wien  würde  man 
eine  völlig  reinliche  Ausgabe  veranftalten. 

Da  der  Umschlag  diesmal  in  der  Druckerei  besorgt  wird, 


FÜNTLNDDREISSIG  GeSCHAI  TSBRIEFE  GOETHES  AN  Fr.  FrOMMANX.    153 

SO  könnte  man  die  drei  leeren  Seiten,  wie  es  bei  der  Morpho- 
logie geschehen,  zu  Notizen  verwenden,  die  ich  Ew.  Wohl- 
geboren übersenden  werde. 

Soeben  kommt  Ihr  werther  Brief  mit  der  Heilsberger 
Inschrift,  worüber  mir  gefallig  die  Rechnung  erbitte,  ein  Dutzend 
Abdrücke  des  Titels  sollen  alsobald  erfolgen.  Die  Alphabete 
wünschte  herüber,  um  solche  anf  Großherz.  Bibliothek  zu  ver- 
wahren. 

Auch  lege  einen  Abdruck  des  Titelkupfers  von:  Kunft 
und  Alterthum  bey;  es  wird  vorgeheftet.  A^on  demselben  sind 
1400  Abdrücke  Montag  d.  12"="  Oktober  an  Herrn  Wesselhöft 
abgegangen,  woselbft  sie    sich   dann   wohl   vorfinden  werden. 

Der  ich  mich  beftens  empfehle  und  recht  wohl  zu  leben 
wünsche  ergebenft 

Weimar  d.  14  Novbr.  Goethe 

181S. 


i; 


Ew.  Wohlgeboren 


musste  so  lange  ohne  Nachricht  von 
mir  lassen;  nunmehr  da  nach  so  bewegten  und  glücklichen 
Tagen  Alles  in  sein  gewohntes  Gleis  zurückgekehrt,  frage  zu- 
vörderft  an,  wie  es  mit  unser m  Umschlag  liehe '?  Könnte 
folgende  Notiz  noch  darauf  gesetzt  werden,  so  würde  es  Herrn 
von  Cotta  angenehm  sein. 

Die  Darfteilung   des  Eleusinischen  Feftes,  von  Herrn 
Wagner,    deren   in  gegenwärtigem  Hefte  gedacht    ift. 
hat  die  Cottaische  Buchhandlung  in  Verlag  genommen 
und  wird  dieses  bedeutende  Kupferwerk  Oftern  18 19 
in  Handel  bringen. 
Der  ich  mich  beftens  empfehle  und  nichts  mehr  wünsche 
als  Sie  mit  den  werthen  Ihrigen  bald  nach  dem  Neuen  -Jahre 
im    heften    Wohlseyn    anzutreffen ;    dessen    Eintritt    sowie    die 
vorhergehenden  Feyertage  mögen  gesegnet  seynl 
Weimar  d.  22'"  Dchr.  ergebenft 

1818.  Goethe. 

Nachschrift.  Soeben  erhalte  Ihre  freundlichen  Worte,  die 
ich  dankbar  erwiedere.  Freylich  wäre  es  uns  sehr  angenehm 
gewesen,  Sie  hier  zu  sehen.  Das  Feft  ift  zu  aller  Zufrieden- 
heit gefeyert  worden. 

Die  Correktur  des  Divans  besorge  vor  allererft.  Die  große 
Zerftreuung  hat  mich  abgehalten  auf  etwas  zu  sinnen,  das 
schicklich  die  leeren  Seiten  des  Umschlags  einnehmen  könnte. 
Indessen  kann  das  Vorftehende  nach  Cottas  Wunsch  darau 
Platz  finden. 


154  Neue  Mittheilungen. 


Wollten  Sie  mir  nun  auch  eine  Druckprobe  der  Schrift 
senden,  wie  der  prosaische  Nachtrag  zum  Divan  gedruckt 
werden  könnte,  so  würde  bald  Msct.  zu  einigen  Bogen  schicken, 
damit  nur  ein  Anfang  gemacht  würde. 

Diese  Wochen  haben  mich  sehr  retardirt  und  wer  weiß  was 
zum  Neuen -Jahre  bevorfteht. 

Die  Calender  sollen  dieses  Jahr  vor  mir  flehen  und  mich 
auf  Reisen  begleiten;  möchten  viele  Tage  darin  mit  dem  Jena- 
ischen Zeichen  bemerkt  werden. 

Die  den  Aufzug  erläuternden  Gedichte  hoffe  nächftens 
mittheilen  zu  können. 

Ein  Exemplar  Programm  liegt  bey. 

Mit  den  aufrichtigften  Wünschen 
IV.  d.  23  Dchr.  1818.  G. 

19. 

Ew.  Wohlgeboren 

erhalten  hierbey  nur  wenige  Manus- 
kriptblätter des  Schlusses.  Die  Tabelle  wäre  ohnehin  nach 
der  gedruckten  wieder  abzudrucken,  weil  von  derselben  keine 
reinliche  Abschrift  vorhanden  ift  und  sie  nicht  gut  wieder  ins 
Concept  zu  schreiben  wäre.  Für  die  übersendeten  Exemplare 
Kunst  und  Alterthum  danke  zum  schönften  und  erbitte  mir 
das  morphologische  Heft  sobald  es  beendigt  ifl. 

Gern  will  ich  geflehen,  daß  ich  mich  auch  in  die  freye 
Luft  sehne,  und,  nach  der  Weimarischen  Ueberwinterung,  wohl 
auch  einen  Jenaischen  Frühlingshauch  mit  Ihnen  und  den  lieben 
Ihrigen  genießen  möchte.  Empfehlen  Sie  mich  beflens  und 
bleiben  meiner  eingedenk. 

Weimar  ergebenft 

den  7'^"  Febr.  Goethe. 

1S20. 

20. 
Ew.  Wohlgeboren 

das  verlangte  Manuskript  hierbey  über 
sendend  bemerke  vorläufig,  daß  wie  mein  in  die  Druckerey 
gegebenes  Manuskript  zur  Naturlehre  abgesetzt  ift,  wir  alsdann 
eine  kurze  Pause  machen  werden.  Die  Ankunft  Serenissimi 
weckt  so  manche  Geschäfte  auf,  die  bis  jetzt  ruhen  konnten, 
doch  soll  auf  alle  Fälle  der  Ueberreft  im  Laufe  des  nächften 
Monats  in  Ihren  Händen  seyn. 

Dem  lieben  Familien-Kreise   mich  schönllens  empfehlend 

Je/ia  den  27^"'  August.  ergebenll 

1820.  Goethe. 


FÜNFUKDDREISSIG   GESCHÄFTSBRIEFE  GoETHES  AN  Fr.  FrOMMAXN.    IJ) 


Ew.  Wohlgeboren 

erhalten  hierbei  für  etwa  zwey  Bogen 
Manuskript  um  den  Druck    nach  Bequemlichkeit    anzufangen. 
Zugleich  wollte  fragen  ob  es  Ihnen  und  dentheuren  Ihrigen 
nicht  gefällig  wäre  Sonnabend  oder  Sonntag  einige  Nachmittags- 
ftunden  bey  mir  zuzubringen;  es  giebt  so  manche  Dinge  die 
ich   vorzeigen  möchte,   die  aber  nicht  wohl  transportabel  sind. 
Mich  zum  Bellen  empfehlend 
Jena  ergebenil 

d.  ij  Septbr.  Goethe. 

1820. 

2  2, 
Ew.  Wohlgeboren 

erhalten  dankbar  für  den  geflrigen 
angenehmen  Besuch  einiges  kleine  Gebildete,  was  vor  den  geft- 
rigen  großen  Blättern  nicht  zur  Erscheinung  kam.  Ferner 
die  Anzeige  der  neuen  Augengläser;  nicht  weniger  das  Manus- 
kript Morphologie  bis  zu  Ende ;  das  Concept  zum  Umschlag 
ift  in  die  Druckerey,  nicht  weniger  der  letzte  Revisionsbogen. 
Die  Kupferabdrücke  werden  auch  bald  anlangen,  da  sie  aber 
ganz  frisch  sind,  wird  man  wohl  thun  sie  für  einige  Zeit  dem 
Becker  anzuvertrauen ;  auch  bitte  dem  Buchbinder  zu  bemerken, 
daß  die  Velinexemplare  nicht  beschnitten  werden. 

Mit    den   bellen  Wünschen    für  Jhre  nächfte  Reise 

und  die  Zurückbleibenden 

.        /'"!^      ,  ergebenil 

den  4""  Octobr.  ^ 

1820.  (ioethe. 

23. 
Ew.  Wohlgeboren 

für  freundliche  Zuschrift  und  Sendung 
schönftens  dankend  u.  die  erhaltenen  8  Velinpapier 

I  2  Schreibpapier 
Morphologie  p.p.  i  —  3  quittirend  vermelde,  daß  auf  erhaltenen 
Brief  des  Herrn  v.  Cotta,  welcher  den  Abdruck  der  A\'ander- 
jahre  billigt,  sogleich  einen  ziemlichen  Theil  des  Manuskripts 
in  Ordnung  gebracht,  wie  denn  etwa  zu  zwölf  gedruckten  Bogen 
vorräthig  liegen  mag.  Das  Ganze  möchte  wohl  über  dreysig 
Bogen  betragen;  der  Anfang  kann  nach  Belieben  geschehen. 
Die  Revision  von  Bogen  4  Kunft  und  Alterthum  folgt  zugleich 
zurück,  die  beiden  folgenden  erwarte  und  an  fernerem  Manus- 
kript soll  es  nicht  fehlen. 

Hofrath  Meyer  ift  angekommen,  sehr  zufrieden  von  seinem 
Berliner  Aufenthalt,    voll  Verwunderung    über    dortige  Kunft- 


156  Neue  Mittheilungen. 


schätze  und  Kunftthätigkeit :  davon  wird    dann    manches    zur 
Sprache  kommen. 

Die  Meinigen  hab  ich  wohl  angetroffen  und  gar  manche 
häushche  Bequemlichkeit  gefunden,  doch  vermisse  die  Aussicht 
auf  die  Berge  und  gute  Nachbarschaft. 

Nochmals  den  aufrichtigften  Dank  für  alles  Liebe  und  Gute. 

Der  Unfall  unserer  verehrten  Herzogin  hat  uns  in  große 

BeflUrzung  versetzt;  doch  ift  ihr  Befinden  den  Umftänden  nach 

sehr  leidlich.  Zu  geneigtem  Andenken  mich  beflens  empfehlend. 

Weimai'  d.  11  Novbr.  ergebenfl 

1820.  J.  W  V.  Goethe. 

24. 
Ew.  A\'ohlgeboren 

sende  anbey  den  7"="  Revisionsbogen 
zurück,  wo  ich  die  weiß  gebliebenen  Räume  mit  einigen  Zu- 
sätzen geschmückt  habe.  Zugleich  folgt  auch  der  Anfang  des 
Mscts  zu  den  Wanderjahren,  wobei  bemerke  daß  wir  mit  den 
Kapiteln  nur  alsdann  auf  die  neue  Seite  gehen,  wenn  der  Text 
auf  der  vorhergehenden  bis  über  die  Hälfte  herunterreicht. 
Vor  allen  Dingen  aber  bitte,  die  Irrgänge  des  "\^'anderers, 
sofern  sie  noch  nicht  bekannt  seyn  sollten,  Ihrem  werthen 
Familienkreise  in  diesen  Winterabenden  einzuführen. 

Neue  Lettern  und  schönes  Papier  werden  mir  sehr  will- 
kommen seyn. 

Mich  zu  geneigtem  Andenken  beflens  empfehlend 
Weimar  dp"  Decbr.  ergebenfl 

1S20.  Goethe 

25- 
Ew.  Wohlgeboren 

habe  abermals  meinen  "bellen  Dank 
abzuflatten,  daß  Sie  jeden  meiner  Tage  des  folgenden  Jahres 
mit  Ihrem  freundlichen  Andenken  begleiten  wollen;  möge 
Ihnen  und  den  lieben  Ihrigen  alles  Vortheilhafte  begegnen 
und  jedes  Unternommene  glücklich  gelingen.  Ich  wünsche, 
daß  auch  mir  abermals  vergönnt  sey  die  schönen  Monate  in 
Ihrer  freundlichen  Nähe  zuzubringen. 

Die  Retardation  des  Drucks  der  Wanderjahre  macht  mich 
einigermaßen  besorgt,  da  ich  meine  Badereise  diesmal  auch 
wieder  früh  anzutreten  gedenke. 

Wird  jedoch  die  Einleitung  getroffen,  daß  die  uns  bevor- 
ftehenden  Vier  und  dreißig  Bogen  binnen  den    nächften  vier 
Monaten  abgedruckt  werden  können,  so  sollen  mich  die  neuen 
Lettern  von  dem  erften  Revisionsbogen  gar  freundlich  anlächeln. 
Mich  zu  geneigtem  Andenken  empfehlend 
Weimar  den  ergebenfl 

28  Decbr.  ^ 

1820.  J-  ^^'  ^'-  <^oethe 


FÜNFUNDDREISSIG  GESCHÄFTSBRIEFE  GoETHES  AN  Fr.  FroMMANN.    I^J 

26. 

Ew.  Wohlgeboren 

muß  doch  auch  wieder  einmal  wenigftens 
schriftlich  besuchen  und  in  Hoffnung  baldigen  Wiedersehens 
zu  dem  eintretenden  Frühlingswetter  Glück  wünschen.  Hierzu 
ergreif  ich  die  Gelegenheit,  daß  ich  für  Beförderung  des  Drucks 
den  schönften  Dank  zu  sagen  habe,  auch  die  Bemerkung  nicht 
unterlassen  darf,  daß  eine  erfreuliche  Gorrektheit  bisher  immer 
zugenommen,  wie  die  hierbey  zurückkehrenden  beyden  Bogen 
ausweisen,  woran  ich  Ihres  lieben  Sohnes  Theilnahme  zu  er- 
kennen glaube.  Zugleich  übersende  das  abgedruckte  Manus- 
kript von  fol.  I  bis  iio  incl.  nicht  weniger  neues  von  fol.  175 
—  217  incl.  Vielleicht  dient  einiges  darin  Ihrem  werthen  Kreise 
zu  freundlicher  Unterhaltung  und  geneigter  Erinnerung  an  den 
Schreibenden,  welchen  aber-  und  abermals  zum  beflen  em- 
pfehle. Wozu  noch  den  Wunsch  füge  zu  erfahren,  wie  weit 
nach  ohngefährem  Ueberschlag  das  Mscrpt.  in  unsere  Bogen- 
zahl reichen  möge. 

IVeimar  ergeben!!; 

den  16"  März 

j^2i  J-  ^^    ^'-  (Goethe 

27. 
Ew.   Wohlgeboren 

sende  mein  Exemplar  des  26.  Revi- 
sionsbogens,  die  Retardation  desselben  kann  ich  mir  nicht  recht 
erklären.  Daß  der  Beschleunigung  wegen,  die  letzten  Bogen 
sowohl  der  Wanderjahre  als  Kunft  und  Alterthum  drüben  revidirt 
werden,  bin  auch  sehr  wohl  zufrieden.  Sie  werden  gewiß  die 
größte  Sorgfalt  anempfehlen.  Zum  Roman  folgt  noch  nächftens 
zwey  Bogen  Manuskript.  Titel  und  Einleitung  verlangen  einen 
halben  Bogen.  Etwas  Manuskript  zum  neuen  Kunft  und  Alter- 
thum kann  ich  Sonntags  mitgeben  und  freue  mich  das  Sonftige 
zu  besprechen.  An  unserem  Familientische  werden  Sie  sehr 
willkommen  seyn.  \\'ie  ich  denn  auch  sehr  vergnügt  bin  daß 
das  Bildniß  gut  aufgenommen  worden;  bey  solcher  Versendung 
wird  mir  immer  bange,  weil  man  gerade  den  heften  Freunden 
durch  dergleichen  Surrogate  am  wenigften  genug  thut. 

Möge  Jhnen  auch  in  dieser  Meßepoche  Alles  zum  Beften 
gelingen,  dem  Wanderer  Glück  auf  die  Reise  und  den  beften 
Empfang,  den  werthen  Jhrigen  persönlich  und  in  efiigie  beftens 
empfohlen  zu  sein  wünschend 

Wewiar  ergebenft 

d.  J.  May 
jg:,j  J.  ^^  V.  Goethe 


158  Neue  Mittheilungek. 


28. 
Ew.  Wohlgeboren 

sowie  die  wertheii  Ihrigen  werden 
verzeihen,  wenn  ich  einen  wiederholten  Besuch  noch  nicht 
abgeftattet,  die  regnigen  Abende  halten  mich  wider  meinen 
Willen  zu  Hause.  Nun  aber  wollte  ich  anfragen,  ob  es  nicht 
gefällig  wäre  vor  Ihrer  Abreise  die  Einleitung  zu  treffen,  daß 
an  der  Morphologie  etc.  der  Druck  fortgesetzt  werde ;  drey 
Bogen  Manuskript  sind  vorhanden.  Ich  wünsche  diese  Fort- 
setzung bei  meinem  hiesigen  Aufenthalte  um  so  mehr,  als  dabei 
mit  dem  Metteur  en  page  einiges  zu  verabreden  ift.  Auch 
frage  an:  ob  die  Tafeln  zur  Farbenlehre  welche  nächftens  ein- 
gehen werden  etwa  Herrn  Wesselhöft  zusenden  soll  ?  Hierbey 
folgen  denn  auch  Probedrucke  und  Manuskript  zu  einem  Hefte 
welches  nächftens  herauskommen  wird,  gefälliger  Einsicht  an- 
heim  gegeben. 

Mit  den  heften  ^^'ünschen  und  Empfehlungen 
Jena  d.  4  Octby.  ergebenft 

1821.  Goethe. 

29. 
Ew.  Wohlgeboren 

schönftens  begrüßend  übersende  die 
beyden  letzten  Revisionsbogen  sowie  auch  Mscript  zum  Um- 
schlag, welches  Sie  beliebig,  wie  es  sich  am  heften  schicken 
will  abdrucken  lassen.  Zugleich  vermelde,  daß  wir  den  Druck 
eines  neuen  Bandes  aus  meinem  Leben  ungesäumt  anfangen 
können:  es  würde  seyn  der  ziveyten  Abthciliing  ß"  Theil.  Ein 
rascher  Druck  wäre  zu  wünschen;  an  Manuskript  und  be- 
schleunigter Revision  sollte  es  nicht  fehlen. 

Kenilworth  folgt  mit  dem  schönften  Danke  zurück,  es  ift 
gewiß  in  seiner  Art  ein  fürtreffliches  Werk  ;  auch  liegt  das 
Mskrpt.  von  K.  u.  A.  bey. 

Heitere  Feyertage  und  ein  frohes  neues  Jahr  herzlich 
anwünschend  und  mich  zu  wohlwollendem  Andenken  beftens 
empfehlend. 

Weimar  •  ergebenft 

d.  14  Dechr. 

1S21.  J-  ^^  '^'-  Goethe. 

30- 
Ew.  ^^  ohlgeboren 

erhalten  hierbey  abermals  eine  Sendung 
nämlich : 

1 .  der  Bogen   1 7  vom  Feldzuge 

2.  der  Bogen  Aa  zur  Naturwissenschaft,  beyde  revidirt. 

3.  Manuskript  zum  Feldzuge  von  fol.  172  — 192  incl. 
wobey  zugleich  vermelde  daß  vorerft  ^■on  dem  Manuskript 
schwächere  Sendungen  einsehen  werden. 


FÜNFUNDDREISSIG  GESCHÄFTSBRIEFE  GoETHES  AN  Fr.  FrOMMANN.    I59 


4,  sodann  abgedrucktes  Manuskript  zur  Naturwissen- 
schaft  von  fol.    I — Ende:  zu    sehen  fol.  331.  des 
Gedruckten. 
Der  ich  zu  gleicher  Zeit.  Ihrem  werthen  Kreise  das  Befte 
wünschend,  vermelden  kann,  daß  Ihr  Sohn  in  Frankfurt    bey 
Willemers  recht  gerne  gesehen  und  von  dorther  das  Befte  auf 
ihn  Bezügliche  zu  vernehmen  ift.    Gedenken  Sie  meiner  freund- 
lichft  und  lassen  uns  hoffen,  daß  uns  das  beschleunigte  Früh- 
jahr nächftens  zusammen  führen  werde. 

IVewnir  ergebenft 

d.  13  Febr. 

jg22.  J.  ^^  V.  Goethe 

31- 

Ew.  Wohlgeboren 

übersende,  dankbar  für  alles  bisher 
Erhaltene,  etwas  Manuskript  wornach  der  letzte  Bogen  wohl 
einzurichten  seyn  möchte;  die  Blätter  14.  15.  16  würden  erft 
abgedruckt,  sodann  nähme  man  von  Eignes  und  Angeeignetes 
soviel  als  nöthig  ift,  bis  zur  Stelle  wo  Manzonis  Ode  mit  neuer 
Seite  eintreten  kann.  Und  so  empfehl  ich  diesen  Abschluß 
zu  geneigter  Aufmerksamkeit.  Den  auf  den  Umschlag  zu 
druckenden  Inhalt  sende  nächftens,  wie  denn  auch  die  Revision 
des  Bogens  10  beyliegt. 

Mögen  -wir  beyderseits  mit  den  Unsrigen  viele  gute  glück- 
liche Tage  in  den  Kalendern  zu  bezeichnen  haben,  für  deren 
frühzeitige  Mittheilung  ich  abermals  den  schönften  Dank  ent- 
richte. ,       n 

uz  ■         j  T\    1  ergebenft 

Weimar  d.  11.  Decor.  ® 

1822.  J.  Wv.  Goethe 

32. 
Ew.  Wohlgeboren 

vermelde  zuerft,  dankbarlich  aner- 
kennend, daß  die  mir  zugesagten  Hefte  glücklich  angekommen; 
sodann  erhalten  dieselben : 

1,  die  beyden  Titel  des  nächften  Heftes  von  Kunft  und 
Alterthum  u.  Text  zu  ungefähr  den  erften  Bogen,  in 
Hoffnung  daß  der  Inhalt  auch  Sie  und  die  theuren 
Ihrigen  interessiren  werde ;     sodann  liegt 

2,  die  Schwerdgeburtsche  quittirte  Rechnung  bey:  mögen 
Sie  mir  den  Betrag  auf  der  fahrenden  Poft  unfrankirt 
übersenden,   so  wird  auch  dieses  abgethan  seyn. 

Die  unerwartete  und  mehr  als  billig  anhaltende  Kälte 
suche  durch  freywillige  Gefangenschaft  in  meinem  Zimmer 
einigermaßen  zu  besänftigen,  wohin  minder  froftige  Freunde 
manchmal  einen  Besuch   wagen. 


l6o  Neue  Mittheilungen. 


Die  Ungleichheit  der  Tem])eratur  hat  mich  oft  an  Herrn 
Wesselhoeft  denken  machen,  dessen  Talent,  eine  Gleichheit 
hierin  einzuleiten,  so  vorzüglich  ift ;  um  defto  mehr  thut  es 
mir  leid  die  lieben  Ihrigen  von  den  Unbilden  der  Zeit  an- 
gegriffen zu  wissen.  Grüßen  Sie  solche  zum  allerschönften 
und  erhalten  mir  bis  auf  fröhliches  Wiedersehn  ein  geneigtes 
Andenken. 

Weimar  d.  2g  Jenner  ergebenft 

1823.  J.  W  V.  Goethe. 

ZI- 
Ew.  Wohlgeboren 

letztes  Schreiben  erschöpft  das  ganze 
bisherige  Vornehmen  und  ich  habe  daher  in  beykommender 
Sendung  nur  geringes  nachzuholen. 

a,  die  beyden  Revis.  Bog.  von  G.  u.  H.  Natur- 
wissenschaft, 

b,  der  Umschlag, 

c,  Ein  Gedicht  für  die  letzten  beyden  Columnen, 
Titel  und  zwey  Strophen  auf  die  erfte  Seite,  zwey 
Strophen  auf  die  zweyte  Seite  zu  bringen. 

d,  von  b  und  c  Revision  an  Herrn  Professor 
Riemer. 

Was  mir  von  Kunft  und  Alterthum  noch  zukommt,  sowie 
auch  von  Morphologie  und  Naturwissenschaft,  haben  Sie  die 
Güte,  sowie  schon  verabredet  unter  meiner  Adresse  hierher 
zu  senden. 

Glück  und  Gedeihen  den  Heimischen  und  Wandernden 
in  Hoffnung  fröhlichen  Wiedersehns  und  unwandelbarer  wechsel- 
seitiger Freundschaft. 

Weimar  ergebenft 

^''''/Jl'''  J.  W.  V.  Goethe. 

34- 
Ew.  Wohlgeboren 

empfangen  den  beften  Dank  für  die 
neulich  übersendeten  Exemplare  von  Kunft  und  Alterthum 
IV.  3  wie  ich  denn  zugleich  die  geneigte  Aufmerksamkeit  für 
die  laufenden  Hefte  zu  schätzen  weiß. 

An  Madame  Frommann  gleichfalls  herzlichen  Dank  für 
die  mitgetheilten  Bände,  die  ich  freylich  etwas  lange  verwahrt, 
aber  auch  daraus  die  interessantefte  Unterhaltung  bey  meiner 
Wiedergenesung  gezogen.  In  dem  Käftchen  befindet  sich 
Wielands  Bild  von  der  Bibliothek,  welches  Demoiselle  Stein- 
hardt  gewünscht ;   ich  übersende  es  der  sorgfältigen  Freundin, 


FÜNFUNDDREISSIG  GESCHÄFTSBRIEFE  GOETHES  AN  Fr.  FrOMMANN.    i6i 

welche  die  Gefälligkeit  haben  wird,  dessen  Benutzung  zu  leiten 

und  seine  Erhaltung  zu  beachten. 

Mich    zu  fortdauerndem  wohlwollenden  Andenken  ange- 

legentlichft  ' 

Weimar  ergebenft 

d  6  Maerz  t    ,,- 

J.   u  V,  Goethe 


1824. 


Ew.  Wohlgeboren 


35- 


nimmt  sich  gegenwärtiges  zu  über- 


reichen die  Freyheit  der  Maler  Schmoller,  der  nach  erfler 
hiesiger  Anleitung,  durch  höchfle  Unterftützung  viertehalb  Jahre 
in  Antwerpen  ftudirend  zugebracht  und  daselbft  vorzügliche 
Fähigkeit  im  Portraitiren  erworben. 

Er  wird  einige  Zeit  in  Jena  verweilen  und  dem  ertheilten 
Auftrag  gemäß  die  hochgeschätzten  Personen  welche  mit  mir 
durch  Geschäftsverhältnisse,  wissenschaftlichen  Bezug  und  freund- 
schaftliche Theilnahme  verknüpft  und  verbunden  sind,  theils 
in  Oel,  theils  in  Kreidezeichnungen  mit  gefälliger  Einwilligung 
darzuftellen,  deshalb  er  denn  auch  Ew.  Wohlgeboren  ersuchen 
wird  ihm  einige  Stunden  zu  diesem  Zweck  zu  gönnen  und 
seine  künftlerischen  Bemühungen  geneigt  zu  fördern. 

Hierdurch  wird  denn  auch  mir  eine  besondere  Theilnahme 
erwiesen,  da  ich  als  dessen  Vorgesetzter  über  dessen  Fort- 
schritte zu  wachen  habe  und  zu  Prüfung  derselben  mehrere 
Nachbildungen  vorzüglicher  mitlebender  Männer  unter  höch- 
fter  Genehmigung  zu  sammeln  im  Begriff  bin. 

Mich  zu  geneigtem  Andenken  angelegentlichft  empfehlend 

d9AprL  ^  ergebenft 

Weimar 
1824.  J.  W.  V  Goethe 


^  ll;  des  Superlativ  eigenhändig  von  Goethe  hereinkorrigirt. 


Gokthe-Jahrelch  VIII. 


II.  Abhandlungen. 


I.  Zu  Goethes  Gedichten 
„Trtlogie  der  Leidenschaft" 


VOK 

G.  VON  LOEPER. 


US  Guhrauers  Mittheilungen  vom  Anfang  der  Fünf- 
ziger Jahre'  war  bekannt,  dass  dem  gemeinsamen 
Aufenthalte  Goethes  und  der  Familie  von  Le- 
vetzow  zu  Marienbad  im  August  1823  ein  zweiter  in 
Karlsbad  sich  angeschlossen  hatte,  dass  daher  das  »Wieder- 
Wiedersehna  (V.  36  des  ersten  Gedichts)  und  die  Trennung 
nach  Karlsbad  zu  verlegen  sind.  Diese  Nachricht  wurde 
von  den  Auslegern  jedoch  wenig  beachtet  und  noch  1885* 
bestritt  der  so  verdienstvolle  H.  Viehoff,  dass  Goethe  der 
Famihe  nach  Karlsbad  gefolgt  sei.  GoethesTagebücher  und  die 
im  Goethe- Archiv  aufbewahrten  Briefe  der  Levetzows  setzen 
uns  jetzt  in  den  Stand,  die  Verhältnisse,  welche  jenen  Spät- 
ling der  Goethischen  Liebespoesie  hervorriefen,  klarer  als 
bisher  zu  übersehen. 

Über    die    unsre    Gedichte    erklärende  persönliche   Be- 
ziehung waltet  jedoch  schon  seit  längerer  Zeit  kein  Zweifel. 


'  Deutsches  Museum  I,  3,  S.  iiofgg. 
^  Goethe-Jahrbuch  VI,  426. 


l66  Abhandlungen. 


Sowohl  in  den  Tagebüchern  von  1823  als  auch  in  spätem 
Briefen  nennt  Goethe  Ulrike  von  Levetzow  in  Verbindungen, 
welche  jene  Annahme  bestätigen.  Die  Genannte  besitzt 
reiche  Andenken  an  die  mit  Goethe  verlebte  Zeit,  unter 
andern  auch  die  an  sie  gerichteten,  in  den  Werken  gedruckten 
Verse:  »Du  gingst  vorüber.  Wie!  ich  sah  dich  nicht«, 
welche  den  von  ihr  dem  Dichter  gemachten  Vorwurf  ent- 
kräften sollten,  dass  er  ihr  wiederholt  begegnet  sei,  ohne 
sie  zu  bemerken. 

Ulrike  gehörte  wie  Bettina  zu  den  Auserwählten,  welche 
freundschafthche  Beziehungen  zu  dem  Dichter  schon  von 
zwei  älteren  Generationen  ererbt  hatten.  Ihre  mütterlichen 
Grosseltern,  Herrn  und  Frau  von  Brösigke,  hatte  Goethe 
in  Karlsbad  schon  im  Anfange  des  Jahrhunderts  kennen 
gelernt.  Herr  von  Brösigke  stammte  aus  einer  altbranden- 
burgischen  Familie  und  zwar  aus  dem  noch  heute  blühen- 
den Hauptzweige  derselben,  welcher  in  Kammer  bei  Branden- 
burg a.  d.  Havel  angesessen  ist.  Er  war  jedoch  nach  Kur- 
sachsen übergesiedelt  und  dort  Besitzer  des  im  Voigtlän- 
dischenKreise  belegenen  Gutes  Lemnitz  geworden.  Friedrich 
der  Grosse  gehörte  zu  seinen  Pathen ;  das  die  Gevatterstelle 
annehmende  Handschreiben  war,  wenn  auch  in  etwas  de- 
fektem Zustande,  noch  vorhanden ;  Brösigke  übergab  es 
dem  Dichter,  welcher  die  Schäden  möglichst  ausbesserte, 
die  Risse  verklebte  und  das  Blatt  am  26,  August  1822  aus 
Eger  mit  den  gleichfalls  bereits  gedruckten  Versen  nach 
Marienbad  zurücksandte : 

Das  Blatt,  wo  Seine  Hand  geruht, 

Die  einst  der  Welt  geboten, 

Ist  herzustellen  fromm  und  gut. 

Heil  Ihm,  dem  grossen  Todten  I 

Der  Tochter  Amahe  (etwa  1787  geboren)  war  Goethe 
gleichfalls  in  Karlsbad  begegnet  und  ihr  dort  im  Jahre  1806 
näher  getreten;  sie  nahm  Antheil  an  seinen  Dichtungen, 
wie  daraus  hervorgeht,  dass  sie  ihn  in  einem  Briefe  an  die 
Fortsetzung  seiner  Pandora  »als  dazu  besonders  berechtigt« 


G.v.Loeper:  Zu  Goethes  Gedichten  »Trilogie  der  Leidenschaft.«  167 

erinnert.  Sie  war  damals  mit  dem  Mecklenburg-Schwerin- 
schen  Hofmarschall  von  Levetzow  verheirathet,  welche  Ehe 
jedoch  bald  darauf  getrennt  wurde.  Aus  derselben  sind  zwei 
Töchter,  Ulrike  (geb.  4.  Febr.  1804)  und  Amalie  (geb.  1806)^ 
hervorgegangen.  Frau  von  Levetzow  vermählte  sich  zum 
zweiten  Male  mit  einem  Vetter  ihres  ersten  Gatten,  einem 
Officier,  Friedrich  von  Levetzow,  welcher  in  der  Schlacht 
bei  Belle-Alhance  fiel.  Er  ist  der  Vater  der  jüngsten  der 
drei  Schwestern,  Bertha.  Erst  nach  dem  Ableben  ihres 
ersten  Gatten,  im  Februar  1843^  wurde  es  Frau  von  Levetzow 
kirchlich  gestattet^  eine  dritte  Ehe  mit  dem  katholischen 
Grafen  von  Klebelsberg,  Wirklichem  Geheimen  Rathe  und 
Hof  kammer-Präsidenten  zu  Wien,  dem  Besitzer  des  schönen, 
unfern  Teplitz  belegenen  Gutes  Trziblitz,  einzugehn.  Um 
die  päpstliche  Erlaubniss  schon  früher  zu  erhalten,  hatte 
sie  sich  in  den  Jahren  um  1820  nach  Rom  begeben,  zu 
einer  Zeit,  als  sich  ihre  beiden  Töchter  erster  Ehe  in  einer 
der  damals  von  Deutschen  gern  benutzten  Erziehungsanstal- 
ten zu  Strassburg  befanden. 

Nach  dem  Kriege  hatte  der  Vater  der  Frau  von  Levetzow 
in  dem  neuen  Bade  Marienbad  ein  Haus  mit  Terrasse 
erworben,  welches  in  den  Zwanziger  Jahren  Sommers 
den  Vereinigungspunkt  der  Famihe  bildete.  Als  Goethe 
sich  im  Jahre  1822  vom  12.  Juni  bis  zum  24.  Juli 
in  Marienbad  aufhielt,  wohnte  er  im  Brösigkeschen  Hause 
und  trat  dadurch  von  selbst  in  ein  näheres  persönHches 
Verhältniss  zur  ganzen  Famihe.  Aus  dem  von  ihm  eigen- 
händig geführten,  etwas  lakonischen  Tagebuche  jenes  Jahres 
ist  zu  ersehn,  dass  er  sich  täglich  in  dem  Kreise  derselben 
bewegte,  und  mit  ihr  zu  Mittag  speiste.  Die  drei  Töchter 
der  Frau  von  Levetzow  sind  einige  Male  als  die  Kinder 
erwähnt.  So  im  Eintrag  vom  3.  JuU:  »Mit  den  Kindern 
auf  der  Terrasse«  und  vom  21.  Juli:  »Gedicht  iür  die 
kleinen  L.«.  Am  23.  folgte  allgemein:  »Abschriften  kleiner 
Gedichte  zum  Andenken«.  Als  Goethe  sich  dann  am  näch- 
sten Tage  nach  Eger  begab,  scheinen  dort  die  Erinnerungen 


l68  Abhandlungen. 


an  die  soeben  in  Marienbad  verlebte  Zeit  poetisciien  Aus- 
druck gefunden  zu  haben.  Schon  vom  selben  Tage  lautet 
der  Eintrag  in  Eger :  »Kleine  Gedichte  des  Tages  wurden 
ins  Reine  geschrieben«,  vom  25.:  »Reinschrift  und  Redak- 
tion der  Schreibtafel  fortgesetzt«,  vom  27.:  »Kleine  Ge- 
dichte«, vom  28.:  »Kleine  Gedichte«  und  vom  29.:  »Mun- 
dirt  kleine  Gedichte  aus  der  Schreibtafel«.  Der  Vermerk  vom 
24.  betrifft  ganz  oder  zum  Theil  das  Gedicht  »  Äolsharfen« . 
Die  beiden  ersten  Strophen  desselben  trug  Goethe  am  6. 
des  folgenden  Monats  in  des  Liederkomponisten  Tomaschek 
Stammbuch  mit  der  Überschrift  ein  » Liebeschmerzlicher 
Zwiegesang,  unmittelbar  nach  dem  Scheiden '«. 

Stützt  sich  die  Annahme,  dieser  Gesang  beziehe  sich 
auf  die  damals  achtzehnjährige  Ulrike,  auch  nicht  auf  aus- 
drückhche  Zeugnisse,  so  ergiebt  sie  sich  doch  aus  den 
Umständen.  Wer  sonst  auch  könnte  das  Gedicht  sich 
aneignen?  Durch  seinen  Thränenreichthum  ist  es  eng 
verwandt  sowohl  mit  der  Elegie  des  nächsten  Jahres, 
als  auch  mit  dem  dritten  Gedichte  der  Trilogie  »Aus- 
söhnung«, welches  der  Elegie  voranging.  Die  »heitre 
Ruh«  beim  Lebewohl  (V.  7),  der  Vergleich  mit  der  Iris 
und  die  »Lieben«  (V.  10)  lassen  sich  gut  aut  Ulrikens 
Wesen  und  ihre  Familienumgebung  deuten. 

Goethes  durchweg  diktirtes  Tagebuch  vom  Jahre  1823 
ojiebt  reichere  Aufschlüsse  als  das  vom  vorigen.  Wir  finden 
schon  in  Weimar  die  Vorbereitungen  zur  grossen  Sommer- 
reise notirt,  am  6.  Juni  »  Serenissimus  wegen  der  Marien- 
bader Reise«,  am  16.  »Acht  Hundert  Thaler  von  Elkan«, 
am  20.  » Geheimsekretär  Müller,  den  autorisirten  Pass 
bringend«,  am  24.  »Eingepackt«  und  am  25.  »Nach  Tische 
fortgesetztes  Einpacken  «  . 

Am  26.  erfolgte  die  Abreise  »mit  meinem  Sohn«  zu- 
nächst nach  Jena.  Die  fernere  Fahrt  von  da  über  Pölsneck, 
Schleiz,  Hof  und  Franzensbrunn  nach  Eger  nahm  die   drei 


'  Goethe  in  Karlsbad,  2.  Aufl.,  1883.  S.  100,  Note. 


G.v.Loeper:  Zu  Goethes  Gedichten  »Trilogie  DER  Leidenschaft«.  169 

Tage  vom  27.  halb  neun  Uhr  Morgens  bis  zum  29.  Abends 
sechs  Uhr  in  Anspruch.  In  Eger  bUeb  Goethe  nur  vier 
Tage.  Am  2.  Juh  ging  er  nach  Marienbad,  wo  er  Abends 
acht  Uhr,  eine  Stunde  nach  seinem  Grossherzog,  eintraf. 
Er  wohnte  dort  in  der  goldnen  Traube. 

Von  Anfang  an  sehen  wir  ihn  mit  seinen  schrift- 
stellerischen Arbeiten  und  seiner  Korrespondenz  beschäftigt. 
Gewöhnlich,  und  schon  am  ersten  Tage  nach  der  Ankunft, 
erhob  er  sich  Morgens  fünf  Uhr  zur  Arbeit.  Diese  galt 
damals  in  Eger  und  Marienbad  hauptsächlich  seinen  Annalen, 
den  «Tags-  und  Jahresheften«  und  zwar  in  nachstehender 
Reihenfolge:  den  Jahrgängen  1799  bis  1804,  1822,  1821, 
1815,  1816,  1818,  1817,  1798,  1795  und  1796,  daneben  auch 
den  Wanderjahren.  Ausdrücklich  erwähnt  wird  nur  am  5. 
und  IG.  August  »der  Mann  von  fünfzig  Jahren«  (am  5. 
»Erfindung  gewisser  Szenen«).  Daneben  Meteorologie  und 
Mineralogie;  sein  Sekretär  John  musste  barometrische  Be- 
obachtungen verzeichnen  und  sein  Diener  Stadelmann  unauf- 
hörlich Mineralien  herbeischaffen,  welche  auch  Andre,  der 
Professor  Zauper  und  einige  Bergmeister  des  Landes,  ver- 
ehrten; schon  am  22.  JuU  heisst  es:  »Ich  suchte  die  von 
allen  Seiten  herzufliessenden  Mineralien  einigermaßen  zu- 
sammen zu  rücken«;  schHesslich  gingen  damit  belastet  fünf 
Kisten  als  Fracht  von  Eger  nach  Weimar  im  September  ab. 

Von  den  Menschen,  welche  der  Dichter  in  Marienbad 
sah,  finden  sich  ausserordentlich  viele  erwähnt.  Im  ^'order- 
grunde  steht  der  Grossherzog  und  »die  Gesellschaft  auf  der 
Terrasse« ;  ausser  den  Hausbesitzern,  den  Brösigkes,  ge- 
hörten dazu  vorzüglich  der  Graf  Klebelsberg,  am  5.  Juli 
eingetroffen,  ein  Major  v.  Wartenberg,  schon  bekannt  vom 
vorigen  Jahr,  ein  Mitkämpfer  der  Schlacht  bei  Jena,  Graf 
Nostiz  mit  Frau  und  Töchtern,  in  der  Nähe  angesessen, 
General  von  Schack  und  Familie,  Präsident  von  Heydebreck 
und  Frau,  der  Preussische  Minister  von  Bülow,  —  Goethe 
notirt  »wissenschaftliche  positive«  Unterhaltungen  mit  ihm 
—  u.  a.  m.     \'on    Fürstlichkeiten    werden    besonders   noch 


lyo  Abhandlungen. 


genannt :  Fürstin  von  Hohenzollern,  Herzog  von  Württem- 
berg, Herzog  von  Leuchtenberg  (Eugen  Beauharnais)  und 
vor  Allen  der  Graf  von  St.  Leu^  Ex-König  von  Holland 
(Louis  Bonaparte).  »König  Louis,  wie  ich  ihn  noch  immer 
gerne  nennen  mag,  schreibt  Goethe  am  24.,  besuchte  mich 
und  was  wahre  Verhältnisse  Schönes  haben,  es  war  immer 
das  Alte,  als  wenn  man  sich  gestern  gesehen  hätte«.  Am 
16.  August  heisst  es  dann  »Brillantirtes  Glas.  KönigHche 
Gabe  des  Grafen  St.  Leu«.  Sonst  kommen  der  schon  ge- 
nannte Zauper  vor,  der  junge  Wiener  Schriftsteller  Braun 
von  Braunthal,  Tiecks  Freund  von  Knorring  aus  Dresden, 
»ein  vorzügHcher  junger  Mann«,  den  Goethe  oft  sieht  und 
zum  Spazierenfahren  abholt,  der  Vicepräsident  Nicolovius 
aus  Danzig,  ein  Bruder  seines  Neffen,  ein  russischer  Maler 
Kiprinsky,  dem  Goethe  wiederholt  sitzen  muss,  das  Reh- 
bergsche  Ehepaar  (am  21.  Juli),  Hofrath  Rehbein,  dessen 
Verlobung  »aus  dem  Stegreife«  mit  Fräulein  Meyer  am 
7.  August  gefeiert  wird,  der  Maler  Henschel  und  der  Schau- 
spieler Wolft"  aus  Berlin,  Goethes  ehmahger  Zögling,  welcher 
alte  Erinnerungen  erweckt,  Fräulein  Parthev  mit  einem 
Empfehlungsschreiben  von  Zelter  (am  23.  Juli  »zur  Fürstin 
Hohenzollern,  wo  Berlinische  Damen«),  ein  Abbe  Dom- 
browsky,  zuletzt  noch  am  19.  August  »Frau  von  Humboldt 
mit  Tochter«. 

Das  reiche  gesellige  Leben  emphng  jedoch  Farbe  erst 
durch  die  Familie  Levetzow.  Am  11.  Juli  »War  Frau 
von  Levetzow  und  Töchter  angekommen« ;  auch  sonst 
waren  »viele  Partien  angekommen.  —  Kaum  Herberge«. 
Des  Dichters  Leben  concentrirte  sich  fortan  auf  »die  Ter- 
rasse«, die  »Gesellschaft«,  die  »Familie«.  Dort  findet  sich 
auch  meist  der  Grossherzog  ein.  Schon  am  12.  Juli:  »Sere- 
nissimus frühstückte  auf  der  Terrasse«.  »Abends  auf  der 
Terrasse«;  den  14.  »Zum  Frühstück  auf  der  Terrasse  bei 
der  Gesellschaft.  Der  russische  Maler  zeichnete  fort«. 
Hört  dem  Concert  zu  »auf  der  Terrasse  auf  und  abgehend«. 
So  viele   junge  Welt  war   nun  versammelt,  die  Levetzow- 


G.v.  LoEPER :  Zu  Goethes  Gedichten  »Trilogie  der  Leidenschaft«.  1 7 1 

sehen,  die  Nostizschen  Töchter,  da  tolgt  sich  Ball  auf 
Ball  und  der  Dichter  interessirt  sich  dafür  mehr  und  mehr, 
bis  er  zuletzt  selbst  eine  Polonaise  mittanzt.  Den  ersten 
Ball  gab  Frau  von  Gaimüller,  auch  eine  Bekannte  des 
vorigen  Jahres,  verwandt  mit  Goethes  Schwager  Vulpius, 
am  13.  »Ich  blieb  im  Freien«,  den  zweiten  der  Grossherzog 
am  17.  »Ball  bei  Serenissimoim  Klebelsbergischen  Hotel.  Blieb 
man  bis  12  Uhr«.  Dann  ein  Ball  am  20.,  auf  dem  Goethe 
von  7  bis  IG  Uhr  aushielt  »hatte  den  Herzog  von  Leuch- 
tenberg umständlich  gesprochen«.  Es  ward  ihm  unmöglich 
gemacht,  seine  strenge  Zeiteintheilung  aufrecht  zu  erhalten, 
so  am  22.  »der  Grossherzog  blieb  lange  und  die  Gesell- 
schaft trennte  sich  erst  spät«,  am  24.  »Abends  zum  Ball 
aus  dem  Stegreife.  Kleines  Abendessen  bis  Mitternacht. 
Einige  Herren  sangen  zur  Guitarre  muntre  Lieder  mit 
Chorus«,  am  25.  »Abends  bei  der  Gesellschaft  kleine  Spiele«, 
am  26.  »Zum  Thee,  Frau  Gräfin  Xostiz  mit  beiden  Töchtern 
war  gegenwärtig.  Die  Frauenzimmer  tanzten  nach  dem 
Flügel,  den  Graf  Klebelsberg  schlug«,  am  27.  »Abends  auf 
dem  Ball.  Um  10  Uhr  nach  Hause«.  So  geht  es  denn  fort 
mit  »kleinen  Spielen  und  Tanz«  (28.  Juli),  und  noch  am 
14.  August  »Es  wurde  gehupft  und  galoppirt  wie  immer«. 

Da  ist  es  denn  kein  Wunder,  dass  wir  schon  am 
27.  Juli  lesen:  »Einige  Gedichte«,  welche  am  29.  mundirt 
werden,  ebenso  am  13.  August:  »Einige  kleine  Gedichte, 
das  für  Weimar  am  28'^"«.  Dies  letztere  Gedicht  rühmt 
der  Hvgiea  nach:  »Dann  weiß  sie  uns  nach  aller  Art  zu 
kirren.  Durch  Spiel  und  Tanz  und  Neigung  zu  verwirren. 
So  wird  von  Tag  zu  Tag  ein  Traum  gedichtet«.  Auch 
die  Elegie  erinnert  an  jenes  demnächst  in  Karlsbald  fort- 
gesetzte Vergnügen :  »So  sahst  du  sie  in  frohem  Tanze 
walten.  Die  Lieblichste  der  lieblichsten  Gestalten«  (V.  4ifg). 

Von  der  in  den  Hygiea- Versen  erwähnten  Neigung 
ist  im  Tagebuch  nur  zwischen  den  Zeilen  etwas  zu  lesen. 
Am  18.  JuH,  in  Gegenwart  des  von  der  Jagd  zurückge- 
kehrten   Grossherzogs  » erzählte    Frau  von    Levetzow   die 


172  Abhandlungen. 


Abenteuer  vor  und  nach  der  Leipziger  Schlaciu«,  am  30. 
»Früh  Serenissimo  die  Zeichnungen  vorgewiesen,  ingleichen 
der  Famihe«.  Nun  erst  werden  die  Töchter  besonders  er- 
wähnt. Am  I.  August  »mit  den  Schwestern  spazieren  gegen 
die  Mühle«,  am  5.  »mit  den  Schwestern  auf  den  Waldsitz. 
Über  den  Kreuzbrunnen  nach  Hause«,  am  12.  »den  Schwe- 
stern begegnet.  Lustige  Einholung  des  heranfahrenden 
Wagens«,  am  13.  »mit  der  Familie  nach  der  Flaschen- 
fabrik«, am  15.  »fand  die  sämmtlichen  Damen.  Die  Mamas 
fuhren  auf  die  Terrasse.  Ich  ging  mit  den  Töchtern  hinauf«. 
Die  Trennung  erfolgt.  Es  heisst  am  16.  August:  »Die 
Frauenzimmer  waren  nicht  abgereist.  Mancherlei  Wunder- 
lichkeiten und  Scherze  wegen  Missverständnissen  und 
Verirrung.  Abends  bei  Tische,  alles  ward  ausgegUchen« 
und  am  17.  »die  Familie  bereitete  sich  zur  Reise.  Man 
versammelte  sich  beim  Frühstück  und  machte  vor  dem 
Abschied  Plane  sich  wieder  zu  sehen.  Deshalb  man  denn 
auch  fröhlich  aus  einander  ging«.  Schon  am  13.  war  der 
Plan  gefasst  worden,  Karlsbad  zu  besuchen. 

Ohne  Aufregung  war  dies  alles  jedoch  nicht  vorüber- 
gegangen. Schon  das  erwähnte  Rehbeinsche  Verlobungsfest 
am  7.  August  »bekam  mir  nicht«;  es  folgt  mehrmals  der 
Eintrag  »schhmme  Nacht«.  Dr.  Heidler  ward  gerufen  und 
es  finden  sich  noch  beim  Tagebuch  zwei  von  ihm  am  12. 
und  14.  dem  Dichter  verschriebene  Recepte.  Der  19.,  der 
auf  die  Abreise  der  Familie  fol2:ende  Tag,  bietet  nach  Er- 
wähnung  der  Madame  Szymanowska  und  des  Abschieds 
von  mehreren  Personen  die  bezeichnende  Notiz  »Abends 
geschröpfta,d^r:^u(am  20.  »Ruhige Nacht.  ConcilianteTräiimeK. 

Diese  »concilianten«  Träume  dürften  die  zweite  Über- 
schrift des  in  den  Tagen  vom  16.  bis  18.  entworfnen 
Gedichts  an  die  eben  genannte  Klaviervirtuosin,  »Aus- 
söhnung«, rechtfertigen.  Goethe  sagt  von  diesem  Gedicht, 
es  »drücke  die  Leiden  einer  bangenden  Liebe  aus«  und 
fragt  darin:  »Wer  beschwichtigt  Beklommenes  Herz,  das 
allzuviel  verloren?«  Die  Beruhis:une  durch  die  Musik  ver- 


G.v.  LoEPER :  Zu  Goethes  Gedichten  »Trilogie  der  Leidenschaft«.  17  3 

dankte  er  damals,  also  vor  dem  Karlshader  Aufenthalte, 
der  gedachten,  am  5.  August  zuerst  erwähnten  Frau  Marie 
Szvmanowska  und  der  Berliner  Opernsängerin  Frau  Milder. 
Das  »ganz  herrliche«,  das  »köstliche«  Spiel  der  Ersteren 
wird  am  14.  und  16.  August,  der  »unvergleichliche«  Ge- 
sang der  Andern  am  15.  erwähnt.  Am  Montag  dem  18. 
findet  sich  notirt  »Gedichte  in  die  zwei  Albums  vollbracht 
und  beschrieben«,  nämlich  das  erwähnte  »Aussöhnung« 
und  ein  kürzeres  an  Fräulein  Wolowska,  Schwester  der 
Klaviervirtuosin,  beide  sowohl  deutsch  als  französisch.  Der 
Gedanke  des  ersten  Gedichts  (V.  15  fg.)  von  der  Hingabe 
des  Herzens  an  die  Geliebte  erscheint  in  der  Elegie 
(Strophe  13)  gesteigert  zum  »Streben,  Sich  einem  Höhern, 
Reinem,  Unbekannten,  Aus  Dankbarkeit  freiwillig  hinzu- 
geben«. Die  Liebe  führt  hier  zum  »Frieden  Gottes« 
(Strophe  14).  In  der  erhöhten  Stimmung,  welcher  die 
Strophen  13  und  14  der  Elegie  entstammen,  befand  der 
Dichter  sich  schon  in  Eger,  wohin  er  sich  am  20.  August 
zu  einem  nur  fünftägigen  Aufenthalte  mit  Rath  Grüner 
wieder  begeben  hatte.  Denn  er  schreibt  von  hier  am  22. 
an  Nees  von  Esenbeck  von  der  Marienbader  Zeit,  bei  Erwäh- 
nung der  »Verhältnisse  sehr  guter  Menschen «  zu  ihm :  »Es 
kam  augenblicklich  der  Friede  Gottes  über  mich,  der  mich 
mit  mir  selbst  und  der  Welt  ins  Gleiche  zu  setzen,  sanft  und 
kräftig  genug  war«,  mit  dem,  den  tiefsten  Grund  der  Elegie 
autdeckenden  Zusätze:  »Wie  doch  alles  Höhere  im  Wissen- 
schaftlichen und  so  durchaus  alsbald  ethisch  wirkt  und  so 
viel  sittlichen  Vortheil  bringt«,  —  »und  so  durchaus«,  d.  h. 
und  so  überhaupt,  so  in  allen  Dingen,  so  auch  im  Ver- 
hältnisse zu  Menschen! 

Diese  Äusserungen  zeigen,  wie  ganz  die  Elegie,  fern 
davon  Gervinus'  Vorwurf  eines  seelenleeren  Brütens  und 
Vernünfteins '  zu  verdienen,  dem  von  Schiller  aufgestellten 
Begriffe^  der  modernen  Elegie  entspricht,  dass  nämlich  die 

1  Geschichte  d.  deutschen  Dichtung  V,  649. 

^  Abhandking  »über  naive  und  sentimentalische  Dichtung«. 


174  Abhandlukgen. 


darin  ausgedrückte  Trauer  über  ein  X'erlorenes  »aus  einer 
durch  das  Ideal  erweckten  Begeisterung«  hervorgehe. 

Am  25.  August  siedelte  der  Dichter  sodann  nach  Karls- 
bad über,  um  hier  in  demselben  Hause  ein  Quartier  zu 
beziehn,  in  welchem  seine  geliebten  Levetzows  wohnten, 
wie  er  in  Vers  7  und  8  der  Elegie  bekennt :  »So  warst 
du  denn  im  Paradies  empfangen,  Als  wärst  du  werth  des 
ewig  schönen  Lebens«. 

Da  die  nun  folgenden  zwölf  Karlsbader  Tage  der  Con- 
ception  der  Elegie  unmittelbar  voraufgehn  und  Poesie  und 
Wirklichkeit  sich  hier  wunderbar  verschränken,  verschmelzen 
und  ergänzen,  so  th eilen  wir  die  betreffenden  Tagebuch- 
Notizen  in  annähernder  \'ollständigkeit  mit.  Erst  in  ihnen 
wird  Ulrike  namentlich  genannt,  zuerst  am  26.  August; 
Goethe  trug  den  Namen  an  der  Stelle  eigenhändig  ein, 
welche  der  Schreiber  dafür  hatte  frei  lassen  müssen. 

2/.  Auglist,  Montag. 
»Hofrath  Meyer  nahm  Abschied.  Rath  Grüner  auch, 
Verabredung  wegen  des  Grafen  Auersberg.  Dreiviertel  auf 
sieben  Uhr  ab  von  Eger.  Zehn  Uhr  in  Zwotau«.  —  Dort 
»Frau  von  der  Recke  und  Dichter  Tiedge.  Um  ein  Uhr 
abgefahren.  Gegen  vier  Uhr  in  Karlsbad«.  —  »Meldung 
bei  Frau  von  Levetzow.  Über  ihr  im  zweiten  Stock  vom 
goldnen  Strauss  eingezogen.  Schönes  Quartier,  schöne 
Aussicht«.  —  »Mit  der  Familie  gegen  den  Posthof.  Abends 
vor  der  Thüre,  beim  Thee.  Graf  Walleski«.  —  »Nachts 
mit  der  Familie«. 

26.  August,  Dienstag. 
»Mit  der  Familie  gefrühstückt.  Sodann  für  mich 
bis  halb  zwei  Uhr.  Nachher  Almanache  und  andre  kleine 
Kupfer  mit  Ulriken.  Nach  fünfen  auf  Aich  gefahren  an  der 
Eger  hinauf.  Kaffee  getrunken.  Zurück  über  den  Hammer. 
Herrlicher  Abend«.  —  »Graf  Walleski,  ingleichen  Kugeski, 
der  von  Marienhad  kam  und  Notiz  von  meinen  Gedichten 
für  die  zwei   polnischen  Damen  hatte.   Zenigeo,  der  Dicke, 


G.v.LoEPER :  Zu  Goethes  Gedichten  »Trilogie  der  Leidenschaft«.  175 

Seltsame  und  gewissermaßen  Geheimnissvolle.  Abends  Graf 
Fredro.  Beim  Abendessen  war  des  neuen  Anbaus  in  Marien- 
bad gedacht  worden.  Verabredung  wegen  einer  Partie  nach 

Elbogen«. 

2-].  August,  Mittivoch. 

»Um  sechs  Uhr  aufgestanden«.  —  »Abermals  heitrer 
Tag«  (Schilderung  der  Karlsbader  Veränderungen).  — 
»Graf  Zenigeo  gab  auf  Ameliens  Neckereien  einen  Tanz- 
thee  im  Sächsischen  Saal,  wo  man  vorher  sitzend  Thee 
trank  und  viele  Süssigkeiten  genoss.  Die  guten  Tänze- 
rinnen und  Tänzer,  deren  nicht  viel  waren,  kamen  nicht 
vom  Platze«.  (Benutzt  dies  als  Gelegenheit,  die  Karlsbader 
Gesellschaft  kennen  zu  lernen.)  —  »Fürst  Hohenzollern- 
Hechingen  redete  mich  an,  ingleichen  Prinzessin  Julie. 
Mehrere  Polen  und  Pohnnen  Hessen  sich  mir  vorstellen. 
Ingleichen  auch  Mdme  de  Gajewska,  eine  Dichterin.  Zu 
der  Schlusspolonaise  forderte  mich  eine  polnische  Dame 
zum  Tanz  auf,  den  ich  mit  ihr  herumschlich  und  mir  nach 
und  nach  beim  Damenwechsel  die  meisten  hübschen  Kinder 
in  die  Hand  kamen.  Nach  zehn  Uhr  Schicht.  Beim  Abend- 
essen noch  lange  zusammen«. 

28.  August,  Donnerstag. 
»Früh  aufgestanden«.  —  »Man  eilte,  um  sieben  Uhr 
fortfahren  zu  können.  Gegen  neun  Uhr  kamen  wir  in 
Elbogen  an« .  —  »Im  weissen  Ross  eingekehrt,  wo  Stadel- 
mann alles  gestern  bestellt  hatte.  Grosser  Spaziergang, 
erst  am  rechten  Ufer  der  Eger  durch  die  neuen  Felsengänge. 
Bertha  mit  dem  Gestein  beschäftigt.  Zuletzt  sehr  warm. 
Rückkehrend  fanden  wir  Stadelmann  und  John,  die  mit  dem 
Dessert  angekommen  waren.  Lieber  Brief  von  meinem  Sohn. 
Glasbecher  mit  den  drei  Namen  und  dem  Datum.  Die 
Marienbader  Geschichten  rekapitulirt  und  andre.  AufsRath- 
haus,  den  Meteorstein  zu  sehn.  In  die  Porzellanfabrik. 
Erhielt  Zwillingskrystalle.  Nach  sechs  Uhr  abgefahren«,  — 
»GlückUch  zurückgekehrt  bei  einbrechender  Nacht.  Nack- 
waski  kam,  sich  beurlaubend,  nach  Marienbad  gehend.  Unter- 


176  Abhandlungen. 


Haltung   über    des    Grafen   Klebelsberg    Gut,    dessen  Vater 
und  Gesinnungen.     Freundlichster  Abschied«. 

29.  Anglist,  Freitag. 

»The  Sketch  Book  of  Geoftroy  Crayon.  London  1821«, 
—  »Besuch  bei  Fürsten  Hohenzollern- Sigmaringen.  In 
Meyer's  Laden«  (wo  schon  am  26.).  —  »Zimmer  schickte 
eine  Note  mit  unverschämten  Preisen,  wie  ich  sie  erwartet 
hatte^  II  Louisd'or  verlangte  er  für  vier  Majohka-Teller, 
für  Anderes  ebenso  unsinnig«.  —  »Gegen  Abend  gingen 
wir  aus;  gemässigte  Wärme;  auf  den  Choteckischen  Weg 
hin  und  wieder.  Graf  Walleski  gesellte  sich  zu  uns.  Auf 
dem  Marianensitze  lange  verweilt,  es  gab  mancherlei  gute, 
unterrichtende  Gespräche«.  —  »Bei  Tische  Wirkung  der 
Nachricht  von  meiner  Krankheit'  in  Dresden  und  auf  die 
Familie.  Sonstiges  Vertrauen«  .  —  »Unter  uns  Geschichten 
der  Marienbader  Verhältnisse« .  —  »Sketch  Book  und  schwar- 
zer Zwerg^  gelesen«. 

jo.  August,  Sonnabefid. 

» Zum  Frühstück  mancherlei  Abenteuer  recapitulirt. 
Besuch  bei  Gräfin  Jaraczewska',  nicht  angetroffen.  Bei  Hof- 
rath  Mitterbacher,  Krankheitsgeschichten  der  Frau  Direktor 
Götter«^  —  »In  dem  Höfchen  zu  Tische.  Um  vier  Uhr 
ausgefahren  auf  Engelhaus«.  —  »Das  alte  Schloss  bestiegen, 
WunderUche  Abenteuer.  Grosses  Gelächter«.  —  »Fortge- 
setzte Lustigkeit.  Auf  dem  Strassenhause  späten  Kaffee. 
Anlässe  zu  Spass  und  Spott.  Bei  dem  herrlichsten  Wetter 
nach  Hause.  Karlsbad  mit  Zimmerlichtern  und  Strassen- 
laternen.  Heitre  Verwechslung  der  Sterne.  Um  neun 
Uhr  angelangt.  Neue  Projekte.  Man  blieb  noch  lange 
beisammen«. 


'  Goethes  schwere  Erkrankung  im  Februar  1823. 

^  Roman  von  Waher  Scott. 

3  Karlsbader  Bekannte  Goethes  vom  Jahre  1818.  Er  nennt  sie 
»eine  mit  der  deutschen  Litteratur  aufs  innigste  bekannte  pohlische 
Dame  und  widmete  ihr  die  achtzeihge  Strophe :  »Da  sieht  man  wie 
die  Menschen  sind«. 

■''■     Die  Wittwe  des  Dichters  Gotter,  Schwiegermutter  Schehings. 


G.v.Loeper:  Zu  Goethes  Gedichten  »Trilogie  der  Leidenschaft«.  177 

)i.  Anglist,  Sonntag. 
»Später  aufgestanden«.  —  »Zum  Frühstück«.  —  »Sketch 
Book.  Frau  von  Levetzow  erzählte  die  Geschichte  ihres 
Zusammentreffens  mit  Frau  von  Stael  in  Genf.  Abends 
in  der  Komödie  Simson,  eine  Art  Melodrama,  an  und 
für  sich  abscheuHch ,  die  Vorstellung  noch  abscheuHcher. 
Nachher  auf  der  Wiese  spazieren.  Nachts  zusammen.  Die 
jüngeren  zeitig  zu  Bette.  Blieb  mit  Frau  von  Levetzow 
und  Ulriken  in  vielfachen  Erinnerungen«. 

1.  September,   Montag. 
»Gefrühstückt    auf  der   Wiese.      Später    den    Fürsten 

HohenzoUern  und  Prinzess  Schwester  besucht.  Zusammen 
zu  Tische.  Frau  von  Levetzow  und  Ulrike  zum  Schilde 
begleitet«.  —  »Ich  ging  indessen  mit  Amelie  und  Bertha 
erst  auf  der  Brücke,  dann  auf  der  Wiese  auf  und  ab.  Der 
Ersteren  lustige  Ungeduld.  Es  war  spät  geworden,  man 
blieb  auf  der  Wiese«.  —  »Abends  las  Ulrike'  die  ersten 
Kapitel  des  schwarzen  Zwergs  sehr  artig.  Könnte  durch 
Unterricht  leicht  zur  Vollkommenheit  gelangen.  Kleines 
dramatisches  Fest  zum  Empfang  des  Grafen  Klebeisberg 
in  Teplitz.  Anmuthige  Erzählung.  Allgemeine  Müdigkeit. 
Früh  auseinander«. 

2.  September,  Dienstag. 
»Herrlichstes  Wetter«.   —   »Frühstück   auf  der  Wiese. 

Sodann  für  mich  auf  und  abgegangen.  Von  den  Polen  an 
Mme  Botta  vorgestellt.  Setzte  mich  zu  ihnen.  Kam  ein 
Dr.  Bayer  von  Wien,  der  an  alte  Karlsbader  Geschichten 
erinnerte  und  sich  besonders  nach  Demoiselle  Ulrich^  er- 
kundigte«. —  »Frau  von  der  Recke«.  —  »Fortgesetzte  lästige 
Geschichte  der  Encrländer.     Anmaßlichkeit   und  Pracherei. 


'  Im  Tagebuch  steht  »Bertha«,  sei  es  aus  Versehen,  sei  es  absicht- 
hch;  aus  dem  Eintrag  vom  3.  ergiebt  sich,  dass  Ulrike  gemeint  war. 
Ich  vermuthe,  dass  auch  am  28.  August  Bertha  tur  Ulrike  steht,  ebenso 
am  4.  September  zu  Ende  Amelie  für  Ulrike. 

^  Goethe's  frühere  Hausgenossin,  spätere  Frau  Riemer,  hatte  mit 
seiner  Frau  Karlsbad  181 1  besucht. 

Goethe-Jahrblch   VIII.  j2 


lyS  ABHANDLUNGhK. 


Archivrath  Kestner  von  Hannover.  Dr.  Mitterbacher  sprach 
über  Staatsraths  Hufeland  allzukurzes  Verweilen«.  —  »Ab- 
gefahren nach  Schlackenwerth«.  —  »Im  Garten  einige  ver- 
gnügliche Stunden.  Glücklicher  Scherz  über  die  Almosen 
einem  Blinden  zu  reichen.  Rückfahrt  bei  schönstem  Wetter. 
Halb  neun  Uhr  im  Finstern  angekommen.  Zusammen  ge- 
blieben; kleine  Gelegenheitsgedichte  voriger  Zeiten.  Schil- 
derung eines  frühern  Hofmeisters  der  jungen  Töchter. 
Amelien's  unglaubliche  Ungehorsams-Possen.  Ueber  Wei- 
marische  hohe  Kultur,  ältere  und  neuere«. 

).  Septeviber,  Mittwoch. 
»Gegen  den  Brunnen  zu  gegangen,  abzuholen'.  Auf 
der  Wiese  gefrühstückt.  Glaswaaren  bei  Mattonni  besehen. 
Amelie  disputirend  mit  dem  General  Ominsky.  Merkwürdige 
Thorheiten.  Er  zerbricht  ein  sehr  schönes  Glas  und  wird 
ausgelacht«.  —  »Für  mich  Anstalten  zum  Einpacken«.  — 
»Mittag  zusammen.  Gegen  vier  Uhr  auf  Aich.  Kleid  von 
gegittertem  echten  schottischen  Zeuge,  das  sehr  gut  stand. 
Der  Himmel  fing  an  sich  zu  überziehen.  Den  Fürsten  Hohen- 
zoUern  und  Gesellschaft  ejesprochen.  Den  Oberstburo;grafen 
begrüsst.  Über  den  Hammer  zurück.  Bedeckter  Himmel. 
Sehr  schöne  Fahrt,  warmer  Abend.  Auf  der  Wiese«. 
(Wetterleuchten.  Regen.)  »Ulrike  fuhr  fort  den  schwarzen 
Zwerg  zu  lesen,  im  Ganzen  natürlich  und  gut,  sie  müsste 
sich  zu  mehr  Energie  und  Darstellungs-Lebhaftigkeit  be- 
quemen. Man  blieb  beisammen.  Amelie  voller  Thorheiten. 
Gegen  zehn  Uhr  sah  man  schon  wieder  die  Sterne  an 
dem  theilweis  bedeckten  Himmel«. 

4.  September,  Donnerstag. 
»Später  aufgestanden«.  —  »Im  Zimmer  gefrühstückt.    Mad. 

'  Vergl.  die  ^'erse.• 

Am  heissen  Q.uell  verbringst  du  deine  Tage, 
Das  regt  mich  auf  zu  innerm  Zwist ; 
Denn  wie  ich  dich  so  ganz  im  Herzen  trage. 
Begreif  ich  nicht,  wie  du  wo  anders  bist. 
Zu  »abzuholen«  ist  zu  ergänzen  »Ulrikenc 


G.v.Loeper:  Zu  Goethes  Gedichten  »Trilogie  DER  Leidenschaft«.  179 

Szymanowska  und  Schwester  überraschte  mich«.  —  »An- 
geschaffte Trhikgläser.  Für  Graf  Taufkirchen  Handel  von 
Glaswaaren  und  Toiletten  beschäftigte  Frau  von  Levetzow. 
Zu  Tische  Scherz  mit  den  Gläsern.  Wiederholung  der  Ge- 
burtstagsgeschichte. Auf  den  Hammer  gefahren.  Abends 
Taufkirchen  und  Erfolg  seines  Handels.  Grosse  Toilette 
vorgezeigt.  Abends  mit  der  Familie.  Jugend.  Einzelnheiten 
der  Töchter.  Amelie  erschien  dabei  sehr  verständig.  Die 
Mängel  ihrer  Pensions-Lehrerin  hervorhebend«. 

j.  September,  Freitag. 

»Früh  alles  gepackt.  Kam  Rath  Grüners  Wagen,  dem 
die  sämmtlichen  Steine  aufgeladen  wurden;  auch  mein 
Wagen  fuhr  ab«.  —  »Graf  Taufkirchen.  Als  sich  der  ent- 
fernt hatte,  allgemeiner,  etwas  tumultuarischer  Abschied. 
Ich  ging  bis  zum  goldnen  Löwen,  wo  ich  den  Wagen  traf. 
Abgefahren  nach  neun  Uhr«. 

Goethe  und  Ulrike  haben  sich  seitdem  nicht  wieder- 
gesehen. Es  war  das  letzte  Lebewohl.  Es  klingt  noch  nach 
in  dem  Gedicht  »An  Werther«,  dem  ersten  der  Trilogie, 
aus  dem  folgenden  Frühjahr: 

»Und  wir  verschlungen  wiederholter  Noth, 
Dem  Scheiden  endlich  —  Scheiden  ist  der  Tod! 
Wie  klingt  es  rührend,  wenn  der  Dichter  singt, 
Den  Tod  zu  meiden,  den  das  Scheiden  bringt  I 
Verstrickt  in  solche  Qualen  halbverschuldet. 
Geh'  ihm  ein  Gott,  zu  sagen  was  er  duldet«. 

Die  Muse  versagte  sich  dem  Dichter  nicht.  Die  Elegie 
erklang  unmittelbar  nach  dem  Scheiden.  Schon  auf  der  ersten 
Station  »halb  ein  Uhr  in  Chotau«  notirte  Goethe  »Abschrift 
eines  Gedichtes«,  das  heisst,  er  kopirte  aus  seiner  Schreib- 
tafel einen  unterwegs  entworfenen  Theil  der  Elegie.  Um 
5  Uhr  traf  er  in  Hartenberg  zum  Besuche  beim  Grafen 
Auersberg  ein  und  blieb  hier  bis  zum  \"ormittag  des  7.  Sep- 
tember. Dort  ist  vom  6.  bemerkt:  »An  dem  Gedichte  redigirt« 
und  vom  7.  (Morgens)  »Sonntag  das  Gedicht  fortgesetzt«. 


l8o  Abhandlungen. 


Als  er  um  i  Uhr  wieder  in  Eger  eingetroffen  war,  notirte 
er  »Gleich  nach  der  Ankunft  Abschrift  der  neuesten  Strophen« 
wiederum  aus  der  Schreibtafel.  Am  8.  gab  er  schon  seinem 
Berliner  Freunde  Schultz  Nachricht  von  »gelungenen  Ge- 
dichten«. Im  Tagebuch  werden  an  diesem  und  dem  folgenden 
Tage  nur  allgemein  erwähnt  »Abschriften  aller  Art  und 
fortgesetzte  Concepte  und  Munda«,  sowie  am  lo.  ein  Brief 
an  Frau  von  Levetzow  nach  Karlsbad,  worauf  am  ii.  die 
Rückreise  angetreten  wurde.  Am  12.  Abends  in  Pösneck 
dann  der  Eintrag:  »Das  Gedicht  abermals  unterwegs  durch- 
gegangen und  Bemerkungen  gemacht«.  Am  13.  Mittags  traf 
Goethe  in  Jena  ein,  bemerkte  hier  am  16.  allgemein  »Gedichte 
abgeschrieben«,  dann  erst  in  Weimar  von  der  Elegie  am  17. 
»Die  Abschrift  des  Gedichtes  angefangen«  und  am  18.  »Die 
Abschrift  des  Gedichtes  fortgesetzt«. 

Die  nach  den  Entwürfen  der  Schreibtafel  auf  der  Reise 
von  Karlsbad  nach  Eger  und  zu  Eger  genommene  Abschrift 
des  Gedichts  ist  die  in  Goethes  Bleistiftzügen,  wie  ich  ver- 
muthe,  noch  vollständig  erhaltene  erste  Fassung;  allerdings 
sind  die  Verse  70  bis  102  in  derselben  noch  nicht  aufge- 
funden. Die  am  17.  und  18.  September  1823  in  Weimar  ge- 
nommene ist  die  bekannte,  auf  der  GrossherzogHchen 
Bibliothek  daselbst  aufbewahrte  Reinschrift  in  Tinte, 
gleichfalls  von  des  Dichters  Hand,  neun  Blätter,  mit  der  Auf- 
schrift: Elegie,  September  1823.  Eckermann  hat  sie  unter  dem 
27.  Oktober  desselben  Jahres  geschildert.  Er  war  der  erste, 
dem  sie  Goethe  zeigte.  Derselbe  bemerkt  in  seinem  Tagebuch 
unter  diesem  Datum:  »Gab  ihm  das  neueste  Gedicht  zu  lesen. 
Alsogleich  sehr  feine  Bemerkungen  darüber«.  Diese  Bemer- 
kungen kennen  wir  aus  Eckermann's  Gesprächen  von  dem- 
selben 27.  Oktober:  »Das  Gedicht  wälzte  sich  stets  um  seine 
eigene  Axe  und  schien  immer  dahin  zurückzukehren,  woher 
es  ausgegangen«  und  vom  16.  November:  »ich  schloss  auf 
einen  Einfluss  von  Byron,  welches  Goethe  auch  nicht  ab- 
lehnte«. Auch  W.  V.  Humboldt,  der  einen  grossen  Theil  des 
November   1823   in  Weimar   zubrachte,    sah   das    Gedicht, 


G.v.  LoEPER :  Zu  Goethes  Gedichten  »Trilogie  der  Leidenschaft«.  1 8 1 

wie  wir  wissen,  Goethe  gedenkt  dessen  nicht,  nur, 
dass  er  ihm  den  Paria  und  das  Buch  des  Paradieses  aus 
seinem  Divan  mitgetheih.  Dagegen  wird  von  Zelter  am 
I.  Dezember  angemerkt:  »Die  Elegie  gelesen  und  wieder 
gelesen.  —  Sodann  mit  Zelter  die  Elegie  nochmals  gelesen«, 
ähnlich  am  ii.  Dann  erst  wird  Riemer  dieselbe  am  14. 
vorgelegt  und  »darüber  gesprochen«  und  am  23.  dem 
Kanzler  von  Müller. 

Als  Erinnerungen  an  die  gemeinsame  Partie  nach  El- 
bogen  bewahrte  Goethe  ein  Paar  Damenhandschuhe  mit 
der  Inschrift  von  seiner  Hand  »Karlsbad  1823«,  sowie  das 
in  dem  Eintrag  vom  28.  August  erwähnte  Trinkglas  mit 
den  Anfangsbuchstaben  der  Namen  der  drei  Schwestern. 
Beides  befindet  sich  jetzt  im  Goethe-Museum  zu  Weimar. 
Als  er  zu  seinem  nächsten  Geburtstage  von  den  vier 
Levetzowschen  Frauen  einen  gemeinschaftlichen  Brief  erhielt, 
verwahrte  er  denselben  in  jenem  Glase,  worin  er  im  vorigen 
Jahre  (1885)  gefunden  wurde.  Am  i.  September  1823  hatte  er 
an  den  Rath  Grüner  geschrieben,  er  habe  seinen  Geburtstag 
»still  und  gleichsam  anonym  in  Elbogen  gefeiert«;  ent- 
sprechend wird  in  der  Korrespondenz  mit  den  Levetzows 
jener  Tag  immer  scherzhaft  als  der  des  »öffentlichen  Ge- 
heimnisses« bezeichnet. 

Ulrike  nennt  sich  in  einer  der  unten  abgedruckten 
Nachschriften  »Ihr  Töchterchen«,  und  so  werden  sich  über- 
haupt Goethes  Zärtlichkeitsbeweise  auf  einen  väterlichen 
Kuss  auf  ihre  Stirn  beschränkt  iiaben.  Auf  eine  jener  Nach- 
schriften beziehen  sich  seine  Worte  an  die  Mutter: 
»Unendhch  hat  es  mich  gefreut,  von  Ulrikens  lieber  zarter 
Hand,  an  der  ich  so  manchen  unvergesslichen  Weg  zurück- 
gelegt, wieder  einige  Züge  zu  sehen;  der  Wunsch  sie  noch 
einmal  aufrichtig  zu  drücken  kann  bei  mir  niemals  er- 
löschen« ;  zugleich  gedenkt  er  der  heiteren  Theilnahme, 
welche  sie  und  ihre  Schwestern  seiner  »Bergsteigerei  und 
Steinklopferei«  geschenkt'.  Ihr   Interesse  war  Anfangs  nur 

'  Strehlke,  Goethes  Briefe  II,   ^82. 


I 82  Abhaxdluxgex. 


gering  an  Goethes  Liebhaberei;  als  er  sie  daher  einmal 
wieder  zu  den  in  seiner  Wohnung  auf  Tischen  ausgebrei- 
teten Mineralien  führte,  fand  sie  darunter  etwas  von  ihren 
Liebhabereien,  eine  Tafel  Chocolade,  versteckt  mit  einem 
Zettel,  worauf  er  geschrieben : 

Geniesse  dies  nach  deiner  eignen  Weise, 
Wenn  nicht  als  Trank,  so  doch  als  Speise. 

Dass  Goethe  ihr  einen  Heiraths-Antrag  gemacht,  wird  von 
authentischer  Seite  bestritten^  erscheint  auch  nach  den 
Verhältnissen  und  nach  der  Unbefangenheit  des  Verkehrs 
bis  zum  Ende  des  Karlsbader  Aufenthalts  unglaubhaft. 
Allerdings  ist,  im  Scherz  oder  im  Ernst,  eine  Heirath 
Beider  betrieben  worden ,  jedoch  nur  von  Seiten  des 
Grossherzogs,  hinter  Goethes  Rücken,  in  Marienbad;  da 
hat  auch  die  Mutter  wohl  Ulrike  gefragt,  was  sie  dazu 
meine,  und  diese  sich  bereit  erklärt,  wenn  die  Mutter  es 
wünsche.  Hiebei  ist  es  verblieben;  der  Grossherzog  hatte 
versprochen,  sie  solle  die  erste  Stelle  in  der  Weimarischen 
Gesellschaft  einnehmen,  und  als  man  auf  Goethes  Haus- 
genossen, Sohn,  Schwiegertochter  und  Enkel,  verwies,  ihr 
ein  zweites  Haus  dem  Palais  gegenüber  zugesagt. 

Nach  jener  Trennung  zu  Karlsbad  verlebte  die  Familie 
den  Winter  1824  am  Berliner  Hofe'.  Ln  Sommer  des- 
selben Jahres  finden  wir  sie  in  Dresden,  später  wieder  in 
Böhmen.  Als  die  zweite  Tochter  Amelie  sich  1827  mit  dem 
damaligen  Preussischen  Major,  spätem  Generalmajor  und 
Kommandanten  von  Stettin,  Leop.  von  Rauch,  verheirathete, 
einem  Bruder  des  gleichnamigen  Kriegsministers  und  alten 
Freunde  der  Brösigkes  von  Kammer  her,  wählten  Mutter 
und  Töchter  oft  Potsdam  zum  Aufenthalt.  Frau  von  Rauch 
ist  früh  gestorben.  Bertha,  später  zu  grosser  Schönheit 
erblüht,  vermählte  sicli  mit  einem  Baron  Mladota  von  Solo- 
pisk  zu  Netlück  bei  Teplitz.     Sie  ist    im  Jahre    1885    ver- 


'  Varnhagen,  Blätter  aus  der  Preuss.  Geschichte  III,  47. 


G.v.Loeper:ZuGoethesGedichten«Trilogie  derLeidenschaft«.  1S3 

schieden.  Ulrike,  früher  Stiftsdame  zum  heiligen  Grabe,  ist 
unvermählt  gebheben;  gleich  ausgezeichnet  durch  Verstand 
wie  durch  Herzensgüte,  bildet  sie  den  Mittelpunkt  eines 
wohlthätigen  Kreises  in  TrzibHtz,  dem  Klebelsbergischen 
Gute,  welches  ihr  nach  dem  Ableben  ihres  Stiefvaters  1858 
und  dem  ihrer  Mutter  am  10.  xMärz  1868  zugefallen  ist. 
Auf  ihr  Medaillon,  auf  welchem  Goethe  sie  einst  »liebreizend« 
genannt,  hat  sie  geschrieben  »jetzt  liebespendend«. 

Aus  der  Zeit  nach  1823  sind  in  Weimar  überhaupt 
eilf  Briefe  der  Frau  von  Levetzow  gefunden  worden.  Wir 
lassen  als  a)  und  b)  die  beiden  darunter  befindlichen  Nach- 
schriften der  Ulrike  und  einen  längern  Brief  der  Mutter 
folgen,  weil  derselbe,  im  übrigen  den  andern  Briefen  ähnlich, 
Beschreibungen  der  drei  Töchter  enthält. 

Mit  der  mütterUchen  Charakteristik  stimmt  die  Schilde- 
rung überein,  welche  die  Elegie  in  den  Versen  91  bis  102 
von  Ulrike  giebt.  Die  Worte  sind  ihr  selbst  in  den  Mund 
gelegt,  wie  »tiefe  Lehren  der  Weisheit,  die  von  Kinder- 
lippen schallt«.  Sie  war  immer  kindlich  und  dadurch  un- 
überwindlich, sie  war,  was  sie  war,  ganz,  eine  ungebrochne 
naive  Natur  und  dadurch  dem  Dichter  und  seiner  ewigen 
Jugend  verwandt.  Bezeichnend  hatte  dieser  ein  Divans- 
gedicht  von  der  Erhebung  über  das  Alter  und  seine  Mängel 
am  Tage  obiger  Fahrt  nach  Elbogen  »enienertc,  mit  dem 
Schlüsse :  »Mir  bleibt  genug !  Es  bleibt  Idee  und  Liehe  /« 

Die  beiden  Nachschriften  lauten : 

Dresde)!,  2S.  August  1S24. 
Geehrter  Herr  Geheime  Rath.  Heute  vor  einem  Jahre 
hatten  wir  das  Vergnügen  beinahe  den  ganzen  Tag  mit 
Ihnen  in  Elbogen  zuzubringen,  damals  nahmen  wir  uns 
sehr  in  Acht  das  öff'cntliche  Geheimniss  nicht  durch  Worte 
zu  entheiligen,  da  Sie  unsere  Gefühle  in  unsern  Mienen 
lesen  konnten;  heute  ist  es  anders,  aber  gewiss  nicht  besser, 
denn    wir    entbehren    das    Glück   in   Ihrer   Gesellschaft  zu 


I 84  Abhandlungen. 


sein,  und  darum  dürfen  wir  auch  aussprechen  was  wir 
fühlen  an  dem  Tage,  der  Sie  uns  und  der  Welt  schenkte. 
Nehmen  Sie  daher  unsre  besten  innigsten  Wünsche  für 
Ihr  Glück  und  Ihre  Zufriedenheit  von  uns  mit  freund- 
lichem Wohlwollen  an,  und  erinnern  Sich  auch  entfernt 
zuweilen  an  Ihre  ergebene  Freundin 

Ulrike. 

b) 
Karlsbad,  2S.  August  iS2j. 
Auch  Ihr  Töchterchen  vereinigt  ihre  Wünsche  für  Ihr 
Wohl   mit  jenen  der  Mutter   und  trinkt   aus  Ihrem  Glase, 
dem   Unterpfand   Ihres   gütigen  Wohlwollens,   heute   Ihre 
Gesundheit.  Ulrike. 

Die  Mutter  sodann  schreibt : 

Potsdam  den  6.  September  iS2'^. 

Nur  die  Furcht  Sie,  hochverehrter  Herr  Geheimerath, 
durch  mein  Geschreibe  zu  belästigen,  konnte  mich  zum 
Schweigen  veranlassen,  denn  mit  immer  gleicher  Ver- 
ehrung, Liebe  und  Hochachtung  gedenken  wir  Ihrer,  und 
so  leben  Sie,  trotz  der  langen  Trennung,  in  meinem  kleinen 
Kreise  immer  als  die  theuerste  Erscheinung,  die  sich  je  in 
unserm  stillen  häuslichen  Zirkel  heimisch  machte,  fort  —  und 
oft,  sehr  oft  betrauern  wir  es,  dass  die  Zeit  nie  wiederkehrte. 
Doch  die  Fortdauer  Ihrer  Freundschaft,  von  welcher  mir  Ihr 
lieber,  lieber  Brief  wieder  ein  so  grosser  Beweis  ist,  und  der 
uns  allen  innigste  Freude  gewährte,  ist  uns  ein  grosser  Trost, 
möchte  dieser  mir  und  den  Meinen  stets  werden  !  —  Da- 
gegen sind  Sie  überzeugt,  verehrter  Herr  Geheimerath, 
dass  wir  alle  mit  der  innigsten  Anhänghchkeit  Ihrer  ge- 
denken und  dass  ein  jedes  Sie  betreffende  Ereigniss,  mag  es 
Schmerz  oder  Freude  sein,  in  unsrer  Seele  nachhallt ;  so  war 
auch  der  28.  August  ein  Freudentag  in  meinem  Hause  und 
viele  fromme  Wünsche  wurden  zum  Himmel  gesendet, 
wenn  gleich  ich  mir  nicht  mehr  zu  schreiben  wagte. 

Mit  wahrem  Vergnügen   benutze  ich  sogleich  die  Er- 


G.v.Loeper:  Zu  Goethes  Gedichten  »Trilogie  DER  Leidenschaft«.  185 

laubniss,  Ihnen  einige  Nachricht  von  mir  und  den  Meinen 
zu  geben;  dass  diess  für  Sie  Interesse  hat,  macht  mir  die 
innigste  Freude! 

AmeHe  ist  so  wohl,  wie  es  möghch  ist,  sie  ist  schon 
viel  ausser  dem  Bett,  ihr  Kind  ist  ein  hübscher  kleiner 
Mensch,  ihr  ältester  Sohn  Franz  ist  ein  grosser  Knabe  für 
sein  Alter,  der  jetzt  zu  sprechen  anfängt,  was  Eltern,  Tanten 
und  Grossmutter  sehr  unterhält;  sie  ist  mit  ihrem  Manne 
sehr  glückhch,  Rauch  ist  aber  auch  ein  vortrefflicher  Mensch, 
und  aus  der  lebhaften  Amelie  ist  eine  sehr  stille  Hausfrau 
geworden,   die  nur  für  ihren  Mann   und   ihre  Kinder  lebt. 

Ulrike  ist,  wie  sie  war,  gut,  sanft,  häuslich,  sorgt  für 
die  Schwester  und  deren  Kinder,  dabei  heiter  ohne  lustig 
zu  sein.  Ihre  immer  gleich  bleibende  Laune,  ihr  gefälliges 
anspruchsloses  Wesen  macht  ihr  fast  aus  allen  Bekannten  — 
Freunde,  was  ja  als  ein  Glück  anzusehen  ist. 

Bertha  ist  sehr  gross,  und  ich  darf  es  ja  zu  Ihnen 
sagen,  sehr  hübsch  geworden;  hat  eine  sehr  hübsche  Stimme, 
und  ist  lieb  und  gut,  nur  ein  sehr  reizbares  Nervensystem, 
daher  etwas  empfindlich ;  aber  Ulrike  und  Bertha  lieben 
sich  so  unaussprechlich,  dass  sie  beide  von  der  Möglichkeit 
einer  Trennung  nichts  hören  wollen. 

Nun  sagen  Sie,  habe  ich  als  xMutter  es  wagen  dürfen 
so  offen  zu  sprechen,  ohne  für  eitel,  oder  Gott  weiss  was, 
gehalten  zu  werden?  doch  Ihre  Güte  und  Freundschaft, 
dabei  die  Überzeugung  dass  Sie  mich  genau  kennen,  bürgt 
mir  für  die  richtige  Beurtheilung. 

Meine  Eltern  sind  in  Marienbad,  doch  da  Mutter  oft 
unwohl  ist  und  ihr  das  Geschäft  zu  beschwerlich  wird, 
ist  die  Ausspielung  des  Hauses  nun  bestimmt;  da  wir  es 
nur  für  die  Summe,  die  es  zu  bauen  kostete,  verkaufen 
würden,  ward  dieser  Ausweg  gewählt. 

Graf  Klebelsberg  kam  als  Regierungs-Präsident  nach 
Wien,  er  verliess  sehr  ungern  sein  Vaterland,  obgleich  ihn 
die  Gnade  des  Kaisers  auszeichnend  ehrte.  Ich  war  diesen 
Winter  theils  in  Trziblitz,  theils  in  Prag;  AmeUe  war  mit 


i86 


Abhandlungen. 


Mann  und  Kind  drei  Monate  in  Böhmen,  wo  meine  Eltern, 
Klebelsberg,  kurz  alle  die  Meinen  vereint  und  sehr  glück- 
lich waren.  Diesen  Sommer  brauchte  ich  wieder  Karlsbad, 
machte  einen  kurzen  Abschiedsbesuch  denen  Eltern  in  Marien- 
bad und  traf  den  5.  August  liier  ein,  um  Amelie  zu  pflegen, 
was  ich  soweit  ich  vermochte,  treulich  that. 

Alle  die  Meinen  wollen  Ihnen  nun  noch  auf  das  Herz- 
lichste empfohlen  sein.  —  Nochmals  wiederhole  ich  den 
innigsten  Dank  für  Ihren  mich  so  unaussprechlich  beglücken- 
den Brief  und  bleibe  treu  anhänglich,  unverändert  Ihre  ganz 

ergebne  Freundin  .  t 

'^  A.  V.  Levetzow. 


In  dem  an  Goethe  gerichteten  Einladungsschreiben, 
Marienbad  den  23.  April  1822,  endlich  hatte  die  Gross- 
mutter sich,  wie  folgt,  über  Tochter  und  Enkehn  geäussert : 

Meine  Tochter,  die  ich  jede  Stunde  mit  ihren  drei 
Töchtern  aus  Strassburg '  erwarte,  wird  sich  sehr  glücklich 
fühlen  — ,  eine  Zeit  des  Sommers  wieder  mit  Ihnen  zu 
verleben,  da  ich  mit  Wahrheit  sagen  kann,  Sie,  HerrGeheime- 
rath,  waren  von  ihrer  Kindheit  an  der  Gegenstand  ihrer 
Verehrung.  Und  wie  wird  sich  Ulrikchen  freuen,  wenn 
sie  wieder  Töchterchen  genannt  wird,  worauf  sie  so  stolz  ist. 

Ich  sehe  mit  Vergnügen  dem  AugenbHck  entgegen, 
Sie  in  unser  Haus  zu  empfangen  und  verbleibe  mit  der 
ausgezeichnetsten  Hochachtung  Ihre  ergebene 

Ulrike  von  Brösigke, 
ijeb.  von  Löwenklau. 


'  L.  Spach  hat  dem  Aufenthalte  der  Frau  v.  Levetzow  in  Strass- 
burg einen  besondern  Aufsatz  o-ewidmet. 


2.  Goethe  und  die  Sprache  der  Bibel 


Victor  Hehn. 


Ijas  Alte  und  Neue  Testament,  wie  es  stückweise 
aus  Luthers  Händen  gekommen  war,  bildete  seit- 
dem in  den  protestantisch  gewordenen  Theilen 
Deutschlands  die  erste  und  allgemeinste  Bildungsquelle. 
Die  Jugend  lernte  draus  lesen,  der  Hausvater  verzeichnete 
auf  den  ersten  weissen  Blättern  die  wichtigsten  Familien- 
data, jede  Predigt  stützte  sich  auf  Stellen  des  heiligen 
Buches  —  und  die  Predigt  durfte  nicht  versäumt  werden, 
ja  wurde  häufig  sogar  nachgeschrieben.  Was  die  Bibel 
erzählte,  war  reine,  unzweifelhafte  Geschichte,  lag  allen 
Vorstellungen  von  der  Urwelt  und  der  Herkunft  und  den 
Schicksalen  der  Völker  zu  Grunde,  begleitete,  im  frühesten 
Lebensalter  als  Stoff  aufgenommen,  das  Kind  durch  das 
ganze  Leben  und  ersetzte  völlig  all  das  Mannichfaltige, 
das  der  jetzige  Unterricht  der  jungen  Seele,  nicht  immer 
zu  ihrem  Besten,  überliefert.  In  wohlhabenden  Häusern 
war  die  Bibel  auch  mit  Kupfern  geschmückt;  da  sah  man, 
wie  Adam  und  Eva  im  Paradiese  unter  dem  Apfelbaum 
sassen,  wie  die  Tochter  Pharaonis  den  kleinen  Moses  auf 
dem  Wasser  schwimmend  fand,  wie  der  Herr  auf  dem 
Sinai  blitzte  und  donnerte,  wie  die  Mauern  Jerichos  fielen 


Abhakdlungek. 


und  Bileam  mit  seiner  Eselin  Zwiesprache  hielt  u.  s.  w.; 
die  Kinderwelt,  noch  ehe  sie  das  Abc  kannte  und  Begriffe 
hatte,  ergötzte  sich  an  diesen  naiven  Bildern,  die  sich  ihr 
eben  darum  für  immer  unauslöschlich  einprägten.  Wo  ein 
Puppenspiel  vorhanden  war,  wie  in  Wilhelm  Meisters 
väterlichem  Hause,  da  wurden  vor  den  kleinen  Zuschauern 
nicht  etwa  mvthologische  Fabeln  dargestellt,  sondern  man 
sah  Samuel  und  Jonathan,  und  Saul  trat  auf  und  der  kleine 
David  mit  Schäferstab,  Hirtentasche  und  Schleuder  erlegte 
den  Philister  Goliath  und  das  Haupt  des  Riesen  wurde  im 
Triumph  über  die  Bühne  getragen.  Noch  näher  lag  den 
Eltern  und  Lehrern  natürlich  der  Inhalt  der  Evangelien 
am  Herzen:  unser  Aller  Heil  hing  von  dem  Glauben  daran 
ab  und  so  wusste  Jedermann,  der  in  irgend  einer  Schule 
gewesen  war,  im  Neuen  Testament  Bescheid  und  konnte 
das  apostolische  Glaubensbekenntniss,  sowie  die  zur  Be- 
stätigung oder  Erläuterung  demselben  beigegebenen  aus- 
erwählten Bibelsprüche  ohne  Anstoss  hersagen. 

Nun  aber  war  die  Bibel  nicht  bloss  in  der  Sprache 
einer  weitentlegenen  Vergangenheit,  sondern  in  der  einer 
orientalischen,  ganz  anders  gearteten  Rasse  geschrieben,  und 
auch  das  uns  nähere  und  verwandtere  Griechisch  in  den 
Apokryphen  und  dem  Neuen  Testament  trug  immer  noch 
eine  semitische  Farbe.  Man  mag  Luthers  Geisteskraft  so 
hoch  anschlagen,  als  man  wolle,  und  seine  Vermittelungs- 
und  Übersetzungsarbeit  nach  Gebühr  verherrlichen  —  es 
strömte  doch  aus  dem  allverbreiteten  Buche  etwas  ganz 
Heterogenes  in  die  gewohnte  deutsche  Rede.  So  wurde 
seit  der  Reformation  unsere  Sprache  eine  andere:  all- 
mählich fühlten  und  unterschieden  die  Menschen  nicht  mehr, 
was  in  dem,  was  sie  sagten,  eingeboren,  und  was  fremd 
war;  wer  in  biblischen  Wendungen  sich  ausdrückte,  sprach 
ein  achtes,  natürliches,  von  den  Vätern  ererbtes  Deutsch. 
Als  dann  um  die  Mitte  des  achtzehnten  Jahrhunderts  eine 
Epoche  neuer  Geistesbildung  anbrach,  war  diese  Ver- 
schmelzung schon  geschehen  und  während  die  aufgeklärten 


Victor  Hehn:  Goethe  und  die  Sprache  der  Bibel.         189 


Schriftsteller  sich  eines  abstracten  Verstandesstiles  bedienten, 
musste  die  dichterische  Sprache  der  jungen  rhein-  und 
mainländischen  Genossenschaft,  die  sich  auf  dem  Natur- 
boden des  Volkes  und  der  Überlieferung  hielt,  als  eine  eben 
so  kernig-deutsche,  wie  hebräisch-bibhsche  und  griechisch- 
hebräische sich  darstellen. 

Anders  stand  es  bei  den  romanischen  Völkern:  bei 
diesen  war  die  Religion  nicht  so  streng  auf  die  Bibel  ge- 
gründet und  diese,  als  in  der  fremden  lateinischen  Sprache 
belassen,  ein  verschlossener  Schatz:  ihre  Geschichten  wur- 
den zwar  an  die  Mauer  und  auf  die  Leinwand  gemalt, 
aber  der  formale  Einfluss  ihres  Wortlautes  auf  die  lebende 
Sprache  konnte  nur  ein  verhältnissmäßig  geringer  sein. 

Aus  »Dichtung  und  Wahrheit«  ist  bekannt,  wie  Goethe 
an  und  mit  der  deutschen  Bibel  aufgewachsen  war.  Er 
sagt  im  7.  Buch:  »Ich  für  meine  Person  hatte  die  Bibel 
lieb  und  werth:  denn  fast  ihr  allein  war  ich  meine  sittliche 
Bildung  schuldig,  und  die  Begebenheiten,  die  Lehren,  die 
Symbole,  die  Gleichnisse,  Alles  hatte  sich  tief  bei  mir 
eingedrückt  und  war  auf  eine  oder  die  andere  Art  wirksam 
gewesen«,  und  bei  Gelegenheit  des  Conflicts  seiner  oberdeut- 
schen Mundart  mit  der  galanten  Leipziger  und  angeblich  allein 
richtigen  Meissner  Sprechweise,  Buch  6 :  »mir  sollten  die 
Anspielungen  auf  biblische  Kernstellen  untersagt  sein, 
sowie  die  Benutzung  treuherziger  Chroniken- Ausdrücke. 
Ich  sollte  vergessen,  dass  ich  den  Geiler  von  Kaisersberg 
gelesen  hatte,  und  des  Gebrauchs  der  Sprichwörter  ent- 
behren^ die  doch,  statt  vieles  Hin-  und  Herfackelns,  den 
Nagel  gleich  auf  den  Kopf  treffen«.  Ahnliche  Aussagen 
enthalten  auch  die  Anmerkungen  zum  WestöstUchen  Divan 
an  verschiedenen  Stellen.  Dass  nun  Goethes  Jugendschriften 
voll  biblischer  Anklänge  sind,  erklärt  sich  daraus  leicht, 
aber  auch  in  der  folgenden  Periode,  der  Zeit  des  hellenisch- 
idealen Stiles,  tritt  uns  nicht  selten  ein  Bild  oder  eine 
Wortverbindung  entgegen,  die  dem  hebräisch-christlichen 
Anschauungs-  und  Sprachkreise  angehört.    Es  war  ja  eben 


190  Abhandlungen'. 


die  deutsche  und  die  orientalische  Denkweise,  die  sich 
dann  auch  in  der  Rede  abdrückte,  fast  eins  geworden,  ja 
Gleichnisse,  die  nur  durch  die  Sitten  und  die  physische 
Katur  des  Morgenlandes  hegreiflich  waren ,  erschienen 
natürlich  und  wurden  gebräuchlich.  So  heisst  es  in  der 
herrlichen  Ode  »Das  Göttliche« : 

Denn  anfühlend 

Ist  die  Natur: 

Es  leuchtet  die  Sonne 

Über  Bös'  und  Gute   — 

(nach  Matth.  5,45:  »Denn  er  lasset  seine  Sonne  aufgehen 
über  die  Bösen  und  über  die  Guten«)  und  in  der  Rede 
des  Pylades  in  der  Iphigenie,  2,  i : 

Und  was  wir  thun  ist,    wie  es  ihnen  war. 
Voll  Müh'  und  eitel  Stückwerk!   — 

(\'erschmelzung   von    Ps.  90,  11    und  i  Kor.  13,  9),   oder 

in  desselben  Pylades  Worten : 

»die  Götter  rächen 

Der  Väter  Missethat  nicht  an  dem  Sohn ; 

Ein  Jeglicher,  gut  oder  böse,  nimmt 

Sich  seinen  Lohn  mit  seiner  That  hinweg. 

Es  erbt  der  Eltern  Segen,  nicht  ihr  Fluch«  — 

(mit  lauter  Formeln  der  Bibel,   z.  B.  2  Mos.  20,  5 :    »denn 

ich    der   Herr   dein   Gott   bin    ein    eiferiger    Gott,  der   da 

heimsuchet    der  Väter   Missethat   an   den   Kindern    bis  ins 

dritte   und   vierte   Glied«    —    aber   ganz   und  gar  nicht  in 

deren    Sinn).     In    der    Romanze   vom    Fischer,    die   einer 

ganz   andern  Welt,   als   der  der    alten  Hebräer,   angehört, 

nämlich    der   Mystik    des    Naturlebens ,    stammt  doch   die 

letzte  Zeile : 

Und  ward  nicht  mehr  gesehn   — 

aus  Genesis  5,  24:  »nahm  ihn  Gott  hinweg  und  ward  nit 
mehr  gesehen« '  —  so  wie  die  Worte  der  Harzreise  im  Winter: 

'  Wenn  Don  Manuel  in  der  Braut  von  Messina  sagt: 

Entscliwand  sie  mir  und  ward  niclit  mehr  gesellen  — 
so  kann  dies  eine  Reminiscenz  aus  dem  Goetheschen  Fischerliede  sein. 


Victor  Hehn:  Goethe  und  die  Sprache  der  Bibel.        191 


Der  du  der  Freuden  viel  schaffst 

aus  Jcs.  9,3:  »damit  machst  du  der  Freuden  nicht  viel«. 
Auch  die  gleichzeitigen  Briefe  an  Frau  von  Stein,  ob- 
gleich meistens  nur  flüchtig  wie  ein  Gespräch  hingeworfen, 
enthalten  ähnliche  Beziehungen  in  Fülle.  Wenn  ihn  das 
erhöhte  Gefühl  des  Schicksals  und  der  ihm  gewordenen 
Gaben  ergreift,  dann  wiederholt  er  gern  Ps.  8,  5 :  »Was 
ist  der  Mensch,  dass  du  sein  gedenkest,  und  des  Menschen 
Kind,  dass  du  dich  sein  annimmst«,  —  und  wenn  er,  wie 
so  oft,  die  Berge  besteigt  und  das  Land  weit  und  breit 
überschaut  ,  steht  ihm  die  evangelische  Versuchungs- 
geschichte vor  dem  Geist  —  so  am  Schlüsse  der  eben 
genannten  Harzreise  im  Winter: 

Du  stehst  mit  unerforschtem  Busen, 

Geheimnissvoll  offenbar. 

Über  der  erstaunten  ^^'elt 

Und  schaust  aus  Wolken 

Über  ihre  Reiche  und  Herrlichkeit  — 

auch  1780,  21.  September:  »Wir  stiegen,  ohne  Teufel  oder 
Söhne  Gottes  zu  sein,  auf  hohe  Berge  und  die  Zinne  des 
Tempels,  da  zu  schauen  die  Reiche  der  Welt  und  ihre 
Mühseligkeit  und  die  Gefahr,  sich  mit  einem  Mal  herab- 
zustürzen« —  und  1782,  12.  April:  »erlaube,  wenn  ich 
zurückkomme,  dass  ich  Dich  nach  meiner  Art  auf  den 
Gipfel  des  Felsens  führe  und  Dir  die  Reiche  der  Welt  und 
ihre  Herrhchkeit  zeige«.  Hat  er  sich  durch  irgend  etwas 
vergangen  und  die  Geliebte  ist  streng  und  kalt  gegen  ihn, 
dann  vergleicht  er  sich  dem  Gekreuzigten,  1780,  29.  Ok- 
tober: »Ob  ich  Vergebung  verdiene,  weiss  ich  nicht.  Mit- 
leiden gewiss.  So  gehts  aber  dem,  der  still  vor  sich  leidet 
und  durch  Klagen  weder  die  Seinigen  ängstigen,  noch  sich 
erweichen  mag,  —  wenn  er  endlich  aus  gedrängter  Seele 
Eli,  Eli,  lama  asabthani  ruft,  spricht  das  Volk,  Du  hast 
Andern  geholfen,  hilf  Dir  selbst,  und  die  Besten  über- 
setzens  falsch  und  glauben,  er  rufe  dem  Elias«.    An  Kraft 


192  Abhandlungen, 


in  Gera,  2.  November  1778:  »Um  diesen  Teich,  den  ein 
Engel  nur  selten  bewegt,  harren  Hunderte  viele  Jahre  her, 
nur  Wenige  können  genesen,  und  ich  bin  der  Mann  nicht, 
zwischen  der  Zeit  zu  sagen:  steh  auf  und  wandle!«  (der 
Teich  Bethesda  bei  Joh.  5,  2  ff.).  Eben  so  häufig,  als  die 
christlichen  Urkunden,  oder  noch  häufiger  vielleicht,  schwe- 
ben ihm  die  Begebenheiten  und  Aussprüche  des  Alten 
Testamentes  vor,  die  jetzt  dem  Gebildeten,  mit  Ausnahme 
etwa  der  Genesis  und  des  Exodus  und  einiger  Psalmen, 
fremd  und  unbekannt  zu  sein  pflegen.  Er  schreibt  den 
2.  December  1776:  »Ich  preise  die  Götter,  die  uns  bei 
den  Schöpfen  fassen  und  uns  gleich  jenen  Propheten  mit 
unsern  Reisbreitöpfen  abseits  tragen«  (Vom  Drachen  zu 
Babel  32  ff.,  wo  der  Prophet  Habakuk  zu  Daniel  in  der 
Löwengrube  getragen  wird),  1777,  10.  December:  »Mit 
mir  verfährt  Gott,  wie  mit  seinen  alten  Heihgen  und  ich 
weiss  nicht,  woher  mirs  kommt.  Wenn  ich  zum  Be- 
festigungszeichen bitte,  dass  möge  das  Fell  trocken  sein 
und  die  Tenne  nass,  so  ists  so«  (Richter  6,  36  — 40,  Gi- 
deons Bitte  um  ein  Zeichen,  die  ihm  der  Herr  gewährt), 
und  Tags  drauf:  »und  ich  kam  mir  vor,  wie  der  König, 
den  der  Prophet  mit  dem  Bogen  schlagen  heisst  und  der 
zu  wenig  schlägt«  (2  Kön.  13,  17 — 19,  der  Prophet  EHsa  und 
der  König  Joas  von  Israel).  Das  schöne  Gleichniss  in  dem 
Briefe  aus  Berlin,  17.  Mai  1778:  »Sonst  war  meine  Seele 
wie  eine  Stadt  mit  geringen  Mauern,  die  hinter  sich  eine 
Citadelle  auf  dem  Berge  hat.  Das  Schloss  bewacht  ich 
und  die  Stadt  Hess  ich  in  Frieden  und  Krieg  wehrlos:  nun 
fang  ich  auch  an  die  zu  befestigen  —  wärs  nur  indess 
gegen  die  leichten  Truppen«  —  ist  doch  nur  eine  weitere 
Ausführung  von  Spr.  Sal.  25,28:  »Ein  Mann,  der  seinen 
Geist  nicht  halten  kann,  ist  wie  eine  offene  Stadt  ohne 
Mauern«.  An  Frau  von  Stein,  24.  Juni  1779:  »Sie  thun 
sehr  wohl,  dass  Sie  mich  durch  Ihre  Raben  speisen  lassen, 
Morgens  und  Abends,  denn  es  ist  doch  eins  der  sicht- 
lichsten und  gemessensten  Zeichen,   dass  man  im  Himmel 


Victor  Hehn:  Goethe  und  die  Sprache  der  Bibel.        193 

an  die  Propheten  denkt«  (wie  dem  Propheten  Ehas  ge- 
schah, I  Kön.  17,  2 — 6).  Tags  drauf  schreibt  er  in  sein 
Tagebuch:  »Aber  ich  lasse  doch  nicht  ab  von  meinen 
Gedanken  und  ringe  mit  dem  unbekannten  Engel,  sollt 
ich  mir  die  Hüfte  ausrenken«  (wie  der  Erzvater  Jacob, 
Genesis  ^2).  Vom  Gipfel  des  Gotthard,  13.  November  1779: 
»doch  sind  wir  schon  durch  so  vieles  Grosse  durchge- 
gangen, dass  wir  wie  Leviathane  sind,  die  den  Strom 
trinken  und  sein  nicht  achten«  (nach  Hieb  40,  18).  Brief 
vom  9.  Mai  1782:  »Ein  Fremder  kommt  immer  wie  Israel 
durchs  rothe  Meer,  ein  Zauberstab  macht  die  feuchten 
Wände  stehend  —  wehe  dem,  über  den  sie  zusammen- 
schlagen!« Auch  wo  sich  keine  bestimmte  Stelle  finden 
will,  die  den  Ausdruck  eingegeben  hätte,  vernehmen  wir 
biblischen  Klangt  z.  B.  13.  September  1777:  »Ich  singe 
Psalmen  dem  Herrn,  der  mich  aus  Schmerzen  und  Enge 
wieder  in  Höhe  und  HerrHchkeit  gebracht  hat«.  Auch  die 
Briefe  aus  Italien ,  die  mit  ihrer  seelenvollen  Schwärmerei 
noch  in  diesen  mittleren  Lebensabschnitt  und  Dichtungs- 
stil gehören,  bedienen  sich  oft  genug  biblischer  Formen, 
So  gleich  Anfangs,  19.  Oktober  1786  aus  Bologna:  »es  ist 
als  da  sich  die  Kinder  Gottes  mit  den  Töchtern  der  Men- 
schen vermählten,  daraus  entstanden  mancherlei  Ungeheuer« 
(Genesis  6),  und  in  demselben  Briefe:  »und  so  geht  mirs 
denn,  wie  Bileam,  dem  confusen  Propheten,  welcher  segnete, 
da  er  zu  fluchen  gedachte«  (4  Mos.  22  und  23).  Neapel 
3.  März  1787:  »die  Erde  ist  überall  des  Herrn«  (nach 
Ps.  24,  i).  Zweiter  römischer  Aufenthalt,  23.  August  1787:  , 
»Nun  hat  mich  die  menschliche  Gestalt  gefasst  und  ich 
sie,  und  ich  sage:  Herr,  ich  lasse  dich  nicht,  du  segnest 
mich  denn,  und  sollt  ich  mich  lahm  ringen«  (wie  oben, 
Genesis  32),  und  in  demselben  Brief:  »die  Gestalt  dieser 
Welt  vergeht«  (i  Kor.  7,31)  und  am  28.  September:  »So 
lebe  ich  denn  glückhch,  weil  ich  in  dem  bin,  w^as  meines 
Vaters  ist«  (Luc.  2,  49).  In  dem  fünften  Akt  des  Egmont, 
der   in    Rom    geschrieben    sein    wird,    sagt    Brackenburg: 

Goethe-Jahreuch  VIII.  j^ 


194  Abhandlungen. 


»Er  war  der  reiche  Mann  und  lockte  des  Armen  einziges 
Schaf  zur  bessern  Weide  herüber«  (nach  der  Parabel 
Nathans,  2  Sam.  12).  Auch  in  »Rastlose  Liebe«  ist  der 
Ausdruck  »Krone  des  Lebens«,  der  kurz  vor  der  italienischen 
Reise  dem  Gedichte  eingefügt  wurde,  der  Apokalypse  2,  10 
entlehnt,  so  wie  das  Motto,  das  er  sich  in  den  ersten 
Wochen  nach  der  Rückkehr  zur  Lebensführung  wählte: 
»wenn  du  stille  bist,  so  wird  dir  geholfen«  (Caroline 
Herder  an  ihren  Mann,  8.  August  1788)  nur  die  Sprüche 
Jes.  30,  15  und  Ps.  62,  2  wiederholt'.  Auch  wo  er  nicht 
dieselben  oder  ähnliche  Worte  braucht,  sieht  er  mitten  im 
klassischen  Lande  biblische  Scenen  vor  Augen:  so  in  Pa- 
lermo, 15.  April,  den  Zug  der  Kinder  Israels  durchs  rothe 
Meer  oder  in  der  Todesgefahr  auf  der  Seefahrt  von  Messina 
nach  Neapel  den  stürmischen  See  Tiberias  und  die  Rettung 
durch  den  Herrn. 

Mit  dem  Umschwung,  der  bald  nach  der  Wiederkunft 
in  Goethes  Gemüth  und  Stimmung  erfolgte,  werden  die 
lutherischen  Reminiscenzen  seltener.  Doch  mitten  in  der 
heiteren,  zärtlichen,  mythologischen  Sprache  der  Römischen 
Elegien  klingt  noch  der  Vers: 

Und  mir  leuchtet  der  Mond  heller  als  nordischer  Tag 

nach  Ps.  139,  12:  und  die  Nacht  leuchtet  wie  der  Tag, 
und  in  der  ersten  Epistel: 

doch  bald  wie  jeder  sein  Antlitz, 
Das  er  im  Spiegel  gesehen,  vergisst  — 

nach  Ep.  Jacobi  i,  23 — 24:  »der  ist  gleich  einem  Manne, 
der  sein  leiblich  Angesicht  im  Spiegel  beschauet.  Denn 
nachdem  er  sich  beschauet  hat,  gehet  er  von  Stund  an  da- 
von und  vergisst,  wie  er  gestaltet  war«.  Auch  in  Hermann 
und  Dorothea,  Gesang  5,  erinnert  der  Vers:    »die  gebt  mir, 


■  Dasselbe   Wort    hatte    er  übrigens   sclion    vor  Jahren,    in   der 

ersten  Weimarer  Zeit,  sich  als  Regel  vorgehalten,   in  einem  Briefe  an 

Frau  V.  Stein  (bei  Scholl,  S.  28,    Fielitz  Xo.   84)  und  an   den  Musiker 
Kayser  (13.  August  1776). 


Victor  Hehx:  Goethe  und  die  Sprache  der  Bibel.        195 

Vater«  an  Richter  15,2:  »gebt  mir  dieselbe  zum  Weibe, 
gieb  mir  diese«,  und  der  andere  im  6.  Gesänge :  )?Glück 
dir  und  dem  Weibe  der  Jugend«  an  Spr.  Sal.  5,  18  :  »Freue 
dich  des  Weibes  deiner  Jugend«,  oder  die  Rede  des  Vaters: 

Denn  wo  nicht  immer  von  oben  die  Ordnung  und 
ReinHchkeit  waltet, 

Da  gewöhnt  sich  leicht  der  Bürger  zu  schmutzigem 
Saumsal  — 

an  Sirach  10:  »Wie  der  Regent  ist,  so  sind  auch  die  Amt- 
leute; wie  der  Rath  ist,  so  sind  auch  die  Bürger«,  oder 
Hermanns  Worte: 

und  nicht  das  Mädchen  allein  lässt 
Vater  und  Mutter  zurück,  wenn  sie  dem  erwähleten 

Mann  folgt : 
Auch  der  Jüngling,  er  weiss  nichts  mehr  von  Mutter 

und  Vater, 
Wenn  er  dasMädchensieht,das  einziggeliebte, davonziehn  — 

an  Genesis  2,  24:  »darum  wird  ein  Mann  seinen  \'ater  und 
seine  Mutter  verlassen  und  an  seinem  Weibe  iiangen« 
(auch  bei  den  beiden  ersten  Evangelisten  und  Ephes.  5,  31).  — 
Auch  Wilhelm  Meister  schliesst  mit  dem  Hinweis  auf  eine 
alttestamentliche  Geschichte  (in  Absicht,  die  Idee  des  Romans 
d.  h.  die  des  bloss  von  seinem  Gemüthe  geführten  Irrenden, 
den  dennoch  das  Schicksal  oder  das  Glück  oder  eine  höhere 
Hand,  oder  wie  man  es  nennen  will,  zum  Ziele  führt,  präg- 
nant zusammenzufLtssen)  :  »Du  kommst  mir  vor,  wie  Saul, 
der  Sohn  Kis,  der  ausging  seines  Vaters  Eselinnen  zu  suchen 
und  ein  Königreich  fand«  —  und  wenn  Mignon  singt: 

Zieht  mir  das  weisse  Kleid  nicht  aus   — 
—  Dort  ruh  ich  eine  kleine  Stille  — 

so  hat  ihr  Apokalvpse  6,  11  vorgeschwebt:  »Und  ihnen 
wurde  gegeben  ein  weiss  Kleid  und  ward  zu  ihnen  gesagt, 
dass  sie  ruheten  eine  kleine  Zeit«  und  in  ihrem  Sehn- 
suchtsliede : 


196  Abhandlungen. 


Ach  der  mich  liebt  und  kennt, 
Ist  in  der  Weite  — 

Hiob  16,  19:  »der  mich  kennt,  ist  in  der  Höhe«.  Aus  der 
spätem  Prosa  wollen  wir  nur  aus  Dichtung  und  Wahrheit, 
Buch  15,  die  eine  bildliche  Redensart  anführen;  »ich  trete 
die  Kelter  allein«,  die  dem  Propheten  Jesaias  63,  3  ange- 
hört. Noch  am  Schlüsse  des  Lebens  brachte  der  Dichter 
im  vierten  Akt  des  Faust  die  drei  Gewaltigen:  Raubebold, 
Habebald^  Haltefest,  und  die  Eilebeute  aus  dem  Alten  Testa- 
ment hervor  —  indem  er  Jes.  8  und  2  Sam.  23  combinirte. 

Näher  und  reichlicher,  als  aus  den  Werken  des  Mannes 
und  des  reifen,  gemäßigten,  mehr  antiken  Stiles,  spricht 
die  biblische  Rede-  und  Vorstellungsweise  aus  Vers  und 
Prosa  der  Jugendzeit.  In  manchen  Strassburger  und  Frank- 
furter Briefen  scheint  der  werdende  Dichter  sich  gar  nicht 
anders  als  in  Bildern  und  Worten  des  Alten  und  Neuen 
Testamentes  ausdrücken  zu  können.  So  wenn  er  an  Herder 
schreibt:  »ist  uns  köstlicher  denn  Myrrhen,  thut  wohl  wie 
Striegel  und  hären  Tuch  dem  aus  dem  Bade  Steigenden«, 
—  an  denselben:  »ich  sah  den  gepeitschten  Heliodor  an 
der  Erde  und  der  himmlische  Grimm  der  rächenden  Geister 
säuselte  um  mich  herum«  (nach2  Maccab.  3),  — an  Kestner: 
»ich  wandere  in  Wüsten,  da  kein  Wasser  ist;  meine  Haare 
sind  mir  Schatten  und  mein  Blut  mein  Brunnen«,  —  an 
denselben:  »dass  ich  ihm  wünsche,  er  möge  den  Hals 
brechen,  wie  Eli«  (i  Sam.  4,  18),  —  an  Schönborn :  »aber 
ich  höre  das  Philistervolk  schon  rufen:  er  ist  voll  süssen 
Weines!  und  der  Landpfleger  wiegt  sich  auf  seinem  Stuhle 
und  spricht:  du  rasest«  (Act.  Ap.  26,  24). 

Eben  so  in  den  Dichtwerken  jener  Jahre.  Götz  von 
Berlichingen :  gleich  in  der  ersten  Scene  der  Wirth:  »in 
meiner  Stube  solls  ehrHch  und  ordentlich  zugehen«  (i  Kor. 
14,  40:  lasst  Alles  ehrlich  und  ordentlich  zugehen);  Bruder 
Martin:  »der  Wein  erfreut  des  Menschen  Herz«  (nach 
Ps.  104,  15);  derselbe:  »wohl  dem  der  ein  tugendsam  Weib 
hat,  dess  lebt  er  noch  eins  so  lange«  (wörtlich  aus  Sir,  26,  i); 


Victor  Hehn:  Goethe  ukd  die  Sprache  der  Bibel.         197 

Liebetraut :  »ein  Prophet  gilt  nichts  in  seinem  Vaterlande« 
(Matth,  13,  51,  ParalL);  Bischof:  »und  das  Reich  ist  eine 
Mördergrube«  (Matth.  21, 13,  ParalL);  Götz:  »dass  ich  nicht 
sehen  soll,  wo  Alles  hinaus  will«  (Matth.  26,  58  :  auf  dass 
er  sähe,  wo  es  hinaus  wolle);  derselbe:  »die  mein  Fleisch 
den  ^^ögeln  unter  dem  Himmel  und  den  Thieren  auf  dem 
Felde  zu  fressen  vorschneiden  soll«  (i  Sam.  17,  44:  ich 
will  dein  Fleisch  geben  den  Vögeln  unter  dem  Himmel 
und  den  Thieren  auf  dem  Felde);  Adelheid:  »o  ihr  Un- 
gläubigen, immer  Zeichen  und  Wunder!«  (häufige  biblische 
Formel);  Elisabeth:  »die  grossen  goldnen  Ketten  stehen 
ihnen  zu  Gesicht«  —  Götz  (unterbricht  sie):  »wie  dem 
Schwein  das  Halsband«  (Spr.  Sal.  11,  22:  wie  eine  Sau 
mit  einem  goldenen  Haarband;  wegen  der  Ketten  musste 
das  Haarband  in  ein  Halsband  verwandelt  werden  und, 
weil  es  sich  um  Rathsherrn,  also  um  Männer  handelt,  die 
Sau  in  ein  Schwein). 

Faust :  Allbekannt  ist,  dass  der  Prolog  im  Himmel  den 
ersten  Kapiteln  des  Buches  Hiob  nachgebildet  ist,  selbst 
bis  auf  einzelne  Worte  hinaus.  Faust:  »ob  mir  durch 
Geistes  Kraft  und  Mund«  (Rom.  15,  19:  durch  Kraft  des 
Geistes  Gottes);  derselbe  zu  Wagner:  »sei  er  kein  schellen- 
lauter Thor«  (d.  h.  kein  Narr?  oder  vielmehr  nach  i  Kor. 
13,  i:  ein  tönend  Erz  oder  eine  kUngende  Schelle);  der- 
selbe zu  Gretchen:  »als  alle  Weisheit  dieser  Welt  (i  Kor. 
3,  19);  der  Bürger  vor  dem  Thor:  »als  ein  Gespräch  von 
Krieg  und  Kriegsgeschrei«  (Matth.  24,  6 :  Ihr  werdet  hören 
Kriege  und  Geschrei  von  Kriegen,  Marc.  13,  7);  Mephi- 
stopheles  zu  Frau  Marthe : 

Ja,  gute  Frau,  durch  zweier  Zeugen  Mund 
Wird  allerwegs  die  Wahrheit  kund  — 
(schon  im  mosaischen  Gesetz ,  danach  auch  im  Neuen 
Testament,  z.  B.  Joh.  8,  17  :  auch  stehet  in  eurem  Gesetz 
geschrieben,  dass  zweier  Menschen  Zeugniss  wahr  seie) ; 
derselbe:  »habe  noch  gar  einen  feinen  Gesellen«  (Tob.  5,  5: 
und  fand  einen  feinen   jungen  Gesellen  stehen);   derselbe: 


198  Abhandlungen. 


»ein  eigner  Herd, 
Ein  braves  Weib  sind  Gold  und  Perlen  werth  — « 

(nach  Spr.  Sal.  31,  lo:  wem  ein  tui^cndsam  Weib  bescheeret 
ist,  die  ist  viel  edler,  denn  die  köstlichsten  Perlen).  Margarete: 

Ihr  Engel,  ihr  heiligen  Schaaren, 
Lagert  euch  umher,  mich  zu  bewahren  ! 

(nach  Ps.  34,  8 :  der  Engel  des  Herrn  lagert  sich  um  die 
her,  so  ihn  fürchten,  und  hilft  ihnen  aus).  In  iiirem  Liede 
von  dem  König  in  Thule  ist  die  Zeile: 

Die  Augen  gingen  ihm  über 

dem  Ev.  Joh.  11,  35  entnommen:  und  Jesu  gingen  die 
Augen  über  (wegen  des  Lazarus,  wie  dem  König  von  Thule 
wegen  des  Todes  seiner  Buhle). 

Prometheus :  »Ich  habe  sie  geformt  nach  meinem  Bilde« 
(Genesis  i,  26 — 27) ;  »ist  seine  Hand  wider  Jedermann, 
wird  Jedermanns  Hand  sein  wider  ihn«  (nach  Genesis  16,12); 
»da  ich  ein  Kind  war«  (nach  i  Kor.  13,  11). 

Werther  3.  November  :  »  ich  habe  oft  Gott  um 
Thränen  gebeten,  wie  ein  Ackersmann  um  Regen,  wenn 
der  Himmel  ehern  über  ihm  ist  und  um  ihn  die  Erde  ver- 
dürstet« (nach  5  Mos.  28,  23—24;  noch  in  der  Eugenie 
),  6:  ist  denn  der  Himmel  ehern  über  mir?). 

Egmont,  in  einer  der  Volksscenen,  also  wohl  noch 
in  Frankfurt  gedichtet :  »was  an  Euch  ist,  Ruhe  zu  er- 
halten, Leute,  das  thut«  (nach  Rom.  12,  18:  Ist  es  mög- 
lich, so  viel  an  Euch  ist,  so  habt  mit  allen  Menschen  Frieden). 

Stella,  die  Postmeisterin  :  »Das  thut  die  Jugend :  werden 
sich  schon  legen,  die  stolzen  Wellen«  (nach  Hiob  38,  11: 
hier  sollen  sich  legen  deine  stolzen  Wellen). 

Mit  allem  Obigen  haben  wir  nur  Beispiele,  einzelne 
Proben,  keine  erschöpfende  Sammlung  geben  wollen.  Eben 
durch  solche  bald  bestimmte  bald  unbestimmte  biblische 
Erinnerungen  wird  zum  grossen  Theil  der  Eindruck  des 
Deutschen,  des  Traulichen,  Heimatlichen  bewirkt,  den  Jeder 
von  Goethes  Dichtungen,  wie  bei  seinem  ersten  Auftreten 


Victor  Hehn:  Goethe  und  die  Sprache  der  Bibel.        199 

so  noch  jetzt,  empfing  und  empfängt.  So  sprachen  die 
Eltern,  die  Grossehern,  so  khing  die  Rede  im  Hause,  im 
Verhuif  des  Tages  und  des  Jahres ;  auch  der  Jüngling 
wusste  es  nicht  anders  und  wiederholte  nur,  was  er  seit 
den  Kinder  jähren  gehört.  Goethes  Mutter  war  gewohnt, 
mit  der  Bibel  7ai  verkehren  und  diese  in  Zweifeln  und 
Sorgen  als  Orakel  zu  brauchen;  so  fand  sie  bei  Erkrankung 
des  Sohnes  Trost  und  Beruhigung  in  dem  Spruch  aus  Jere- 
mias  von  den  Weinbergen  Samariä_,  und  lesen  wir  jetzt 
die  Briefe  der  Frau  Rath,  so  fehlt  fast  in  keinem  eine  An- 
spielung auf  die  Bibel  oder  eine  Redensart  von  daher  und 
jedesmal,  wenn  die  Schreiberin  nach  neckischem  Geplauder 
ernsthatt  wird,  dient  ihr  der  Ton  der  Psalmen  zum  Aus- 
druck des  Gedankens  oder  Gefühles.  Auch  der  Vater  gab 
dem  Sohne  bei  dessen  erster  Reise  nach  Italien,  die  aber 
nur  bis  Heidelberg  ging,  den  Spruch  aus  dem  Evangelium 
Matthäi  mit  auf  den  Weg:  »Bittet,  dass  eure  Flucht  nicht 
geschehe  im  Winter  oder  am  Sabbat«  —  und  der  Text 
kam  ihm  also  von  selbst  in  den  Mund.  (Ein  jetziger  Vater 
würde,  wenn  er  gebildet  und  nicht  gerade  ein  Geistlicher 
wäre,  bei  solcher  Gelegenheit  einen  Spruch  nicht  aus  der 
Bibel,  sondern  aus  Goethe  oder  Schiller,  oder,  wenn  er 
mehr  zum  mittleren  Durchschnitt  gehörte,  einen  aus  Heine 
oder  aus  einer  Offenbachschen  Oper  wählen).  Während 
der  unendlichen  Verödung  des  Nationalgeistes  in  der  langen 
Zeit  von  der  Mitte  des  16.  bis  zur  Mitte  des  18.  Jahr- 
hunderts war  die  Bibel  der  einzige  Halt  des  Armen ;  die 
Bürgerwelt  kannte  keine  andere  Form  idealer  Erhebung 
und  in  Trauer  und  Noth  kein  anderes  Labsal.  Die  Vor- 
nehmen, die  unter  den  groben  und  rohen  oder  pedantischen 
und  servilen  Volksgenossen  nichts  Ansprechendes  fanden, 
wandten  sich  den  Sitten  und  der  Sprache  des  Auslandes 
zu  und  allmählich  hatte  sich  von  diesem  in  immer  weiterer 
Herrschaft  jene  Denkart  festgesetzt,  die  man  sich  gewöhnt 
hat  die  Aufklärung  zu  nennen.  Diese  neue  Bildung  nährte 
sich   von    oberflächhchen,    selbstzufriedenen  Verstandesbe- 


200  Abhandlukgen. 


griffen  und  demgemäß  war  auch  ihre  Sprache  arm,  farb- 
und  blutlos,  dem  Volksgemüth  und  der  nationalen  Ver- 
gangenheit abgekehrt.  Von  der  letzteren  aber,  also  aus 
Chroniken,  Liedern,  gedruckten  und  gesprochenen  Ver- 
mächtnissen alter  Zeiten,  besonders  aber  aus  der  lutherischen 
Bibel  zog  Goethes  Ausdruck  sein  Leben  und  seine  Kraft. 
Wir  Neuere  wissen  in  der  Regel  gar  nicht,  wie  viel 
in  unserer  gewohnten  Umgangssprache  ursprünglich  bib- 
lisches Gut  ist.  Wenn  wir  sagen:  es  geschieht  nichts  Neues 
unter  der  Sonne;  Niemand  kann  zweien  Herren  dienen; 
dem  Reinen  ist  Alles  rein;  Ehre  dem  Ehre  gebührt;  wess  das 
Herz  voll  ist,  dess  geht  der  Mund  über ;  ein  Arbeiter  ist 
seines  Lohnes  werth ;  wer  Pech  angreift,  besudelt  sich; 
die  Haare  standen  mir  zu  Berge;  wir  schüttelten  den  Staub 
von  den  Füssen;  es  fiel  mir  wie  Schuppen  von  den  Augen; 
da  wird  kein  Stein  auf  dem  andern  bleiben ;  die  Axt  an 
die  Wurzel  legen;  wo  ein  Aas  ist,  da  sammeln  sich  die 
Adler;  nicht  werth  ihm  die  Riemen  seiner  Schuhe  aufzu- 
lösen; bleibe  im  Lande  und  nähre  dich  redhch;  wer  Andern 
eine  Grube  gräbt,  fällt  selbst  hinein;  Arzt  hilf  dir  selber; 
Dies  soll  man  thun  und  Jenes  nicht  lassen;  wer  nicht  mit 
mir  ist,  der  ist  wider  mich ;  jeder  Tag  hat  seine  Plage  (wie 
auch  Philine  singt);  wess  Geistes  Kinder  sie  sind;  sie  sind 
ein  Herz  und  eine  Seele;  Herzen  und  Nieren  prüfen;  nach 
seiner  Pfeife  tanzen;  auf  den  Händen  tragen;  ein  Spott 
der  Leute  werden;  sich  in  die  Zeit  (oder  die  Welt)  schicken; 
an  etwas  Schiffbruch  leiden;  das  gute  Theil  erwählen; 
zahllos  wie  Sand  am  Meer  (auch  bei  den  griechisch-latei- 
nischen Klassikern);  ein  Ende  mit  Schrecken;  das  Herz 
ausschütten;  mit  Blindheit  geschlagen;  zu  Schanden  werden; 
in  den  Wind  reden;  Recht  und  Gerechtigkeit;  herrlich 
und  in  Freuden ;  Land  und  Leute ;  Hunger  und  Kummer ; 
zittern  und  zagen ;  volle  Kammern  ;  des  Todes  Bitterkeit 
(»bittrer  Tod«  Gretchen  im  Kerker,  »bittren  Tod«  Iphi- 
genie  4,2);  das  sei  ferne;  lieb  und  werth;  von  Stund  an; 
sauer  sehen;  über  die  Maßen;   gehab  dich  wohl;  weg  mit 


Victor  Hehn:  Goethe  und  die  Sprache  der  Bibel.        201 


ihm  —  so  haben  alle  diese  und  viele  andere  umlaufenden 
Worte  und  festen  Formeln  ihre  Quelle  in  Luthers  Bibel, 
auf  deren  Sprache  ja  auch  das  Kirchenlied  und  der 
Stil  jeder  geistlichen  Rede  sich  gründeten  und  noch 
gründen. 

Wie  weit  nun  auch  der  eigentliche  deutsche  Satibau 
aus  dem  noch  sehr  elementaren  der  hebräisch-griechischen, 
lateinischen  und  deutschen  Bibel  sich  hervorgebildet  hat  — 
dies  zu  ermitteln  würde  eine  feine  und  lange  Beobachtung 
und  Untersuchung  erfordern.  Indess,  da  das  Volk  nicht 
schrieb,  und  auch  die  Frauen  nicht,  so  war  auch  das  syn- 
taktische Gefüge,  wie  es  im  i8.  Jahrhundert  sich  festgestellt 
hatte,  mehr  das  Werk  der  Bildung,  bewusster  Kunst,  des 
erwachten  logischen  Denkens,  die  Arbeit  gelehrter  Nach- 
ahmer. Das  Lateinische  und  Französische,  diese  in  der 
Kultur  vorangegangenen,  scharf  in  Syllogismen  entwickelten 
und  wie  zu  Kry stallen  gefrorenen  Sprachen  gaben  auch  dem 
deutschen  Schreiber  das  Muster  und  Vorbild  ab.  Bei  Luther 
sind  die  Conjunctionen  noch  sehr  dürftig  und  unbestimmt, 
die  Interpunction  eine  bloss  allgemeine,  unentschiedene,  das 
Verhältniss  der  Satzglieder  schwankend,  selbst  die  Wort- 
folge noch  nicht  geregelt.  Auch  darin  folgt  Goethe  gern 
der  Sprache  des  i6.  Jahrhunderts  und  der  Bibel.  Wenn  es 
z.  B.  heisst:  »Nehmet  wahr  der  Lilien  auf  dem  Felde,  wie 
sie  wachsen,  sie  arbeiten  nicht,  so  spinnen  sie  nicht«  oder: 
»der  Herr  hat  alles  Land  in  unsere  Hände  gegeben,  auch 
so  sind  alle  Einwohner  des  Landes  feig  für  uns«,  so  sagt 
auch  der  Fremde  zu  Wilhelm  Meister  1,17:  »von  Bronzen 
besass  er  eine  sehr  instructive  Suite,  so  hatte  er  auch  seine 
Münzen  zweckmässig  gesammelt«  und  nicht  anders  das 
Lied  der  Bauern  im  Faust : 

Schon  um  die  Linde  war  es  voll 
Und  alles  tanzte  schon  wie  toll, 
So  ging  der  Fiedelbogen. 

Und  wenn  wir  2  Sam.  14, 13  lesen :  »  dass  tr  seinen  Verstossenen 


202 


Abhaxdluxgen. 


nicht  wieder  holen  lasset «  so  begegnet  uns  dieselbe  unge- 
wöhnliche Wendung  in  Hermann  und  Dorothea: 

er  sprach  zu  seiner  Verwunderten  also  — . 

Sorglose  Verbindungen  der  Art,  da  sie  dem  lateinischen 
periodologischen  Stil,  wie  er  in  den  Büchern  der  akademischen 
Magister  und  sogenannten  Weltweisen  herrschte,  grade  ent- 
gegengesetzt sind,  erhöhen  nur  den  Reiz  dieser  lebendigen, 
kindlichen,  nachlässigen,  übermüthigen,  den  Verstand  ge- 
flissentlich neckenden  und  beschämenden  Goetheschen  Poesie 
und  Prosa. 


Goethes  literarischer  Eixeluss 
AUF  Frankreich 


Th.  Süpfle. 


s  giebt  kein  Kulturvolk,  auf  welches  die  Geistessonne 
unseres  grössten  Dichters  nicht  mächtig  herabge- 
leuchtet hätte.  Selbst  oder  vielmehr  gerade  Frank- 
reich, welches  über  unsere  Literatur  so  lange  ge- 
herrscht hatte,  Hess  deren  belebende  Strahlen  in  reichem  Maaße 
auf  sich  einwirken.  Was  Goethe  einst  den  Franzosen  in  seinem 
Bildungsgange  verdankt  hatte,  das  hat  er,  zum  Teil  schon  als 
Jüngling,  durch  die  herrlichsten  Spenden  tausendfach  zurück- 
gegeben. Mit  ihm  ergreift  die  deutsche  Literatur  nach  langem 
Ringen  die  Führerschaft  wie  in  Europa  überhaupt,  so  auch 
in  Frankreich,  führt  es  in  ungeahnte  Gebiete  des  Schönen  ein 
und  zeigt  ihm  den  Weg  zur  wahren  Dichtung.  Die  bisher 
mehr  geahnte  als  begriffene  Universalität  unserer  Natur,  die 
Tiefe  unseres  Denkens  und  Fühlens ,  die  Idealität  unseres 
Strebens,  welche  sich  in  Goethe  so  harmonisch  verkörperten, 
Hessen  neue  Kraft  und  neue  Jugendfrische  in  die  nach  glän- 
zenden Leistungen  ermattete  und  sichtbar  gealterte  französische 
Poesie  einströmen.  Zugleich  wurde  sie  auch  dem  Umfange 
nach  durch  die  Mannigfaltigkeit  unserer  dichterischen  Formen 
erweitert.  Und  wenn  auch  der  französische  Geist  unsern 
Goethe  nicht  ganz  so  innerlich,  als  wir  wünschen  möchten, 
in  sich  aufgenommen  hat,  so  erfuhr  er  doch,  wenn  auch  zum 
Theil  unbewusst  oder  selbst  widerwillig,  nach  wichtigen  Be- 
ziehungen hin  dessen  Einwirkung.  Das  hohe  und  umfassende 
Genie  Goethes,  welches  Meisterwerke  jeder  Art  und  in  ganz 
neuer  Art  schuf,  fand  bald    stille   bald    stürmische  Aufnahme 


204  Abhandlungen. 


jenseits  der  Grenze  und  rief  nicht  blos  bei  den  Dichtern  und 
Schriftstellern  Frankreichs  befruchtenden  Einfluss,  zahlreiche 
Nachbildungen,  bisweilen,  wie  bei  der  sich  mit  Goethe  ver- 
wandt fühlenden  geistvollen  Gräfin  d'Agoult,  eine  Art  von 
höherer  Weihe  hervor,  sondern  vermochte,  wenigstens  mittel- 
bar, auch  auf  die  Anschauungen  des  ganzen  Volkes  einen 
unverkennbaren  und  mehr  als  augenblicklichen  Eindruck 
auszuüben. 

Zwar  ist  nicht  allen  Franzosen  sein  Name  bekannt,  ob- 
gleich er  bei  ihnen  nicht  blos  als  Dichter,  sondern  auch  als 
Naturforscher,  als  Denker  und  als  Mensch  überhaupt  —  wie 
unter  anderem  das  Lustspiel  der  Frau  Colet  »la  Jeunesse  de 
Goethe«  bezeugt  —  Gegenstand  des  Studiums  und  des  regsten 
Interesses  geworden  ist.  Aber  allgemein  bekannt  sind  in  Frank- 
reich seine  Schöpfungen  oder  zum  mindesten  die  hervorragend- 
sten Verkörperungen  aus  denselben.  Mit  unwiderstehlichem 
Zauber  zogen  zumal  die  verklärten  Frauengestalten  Lotte. 
Dorothea,  Mignon  und  Gretchen  in  die  Gefühls-  und  Phantasie- 
welt unserer  Nachbarn  ein,  für  deren  Dichter  sie  leuchtende 
Typen  des  ewig  Weiblichen  wurden.  Gleichsam  von  neuem 
geboren  unter  dem  Meissel  und  dem  Pinsel  französischer 
Künstler,  zum  Teil  auch  durch  die  einschmeichelnden  Klänge 
der  Faust-  und  Mignon-Opern  näher  gebracht,  drangen  seine 
idealen  und  doch  so  lebensvollen  Gebilde  selbst  in  ferner- 
liegende Kreise  ein,  sie  waren  bald  keine  Fremdlinge  mehr, 
sie  wurden  wahrhaft  volksthümlich  und  einheimisch  auf 
französischem  Boden. 

Indem  wir  uns  die  Aufgabe  stellen ,  unter  besonderer 
Berücksichtigung  der  theils  neuen  theils  berichtigenden  That- 
sachen,  welche  wir  beibringen  können,  in  seinen  wesentlichen 
Zügen  den  Nachweis  von  der  vielseitigen  Einwirkung  unseres 
Dichters  auf  die  französische  Literatur  zu  geben ,  weisen 
wir  zunächst  darauf  hin,  daß  bei  der  Aufnahme  der  Werke 
Goethes,  gerade  wie  bei  unseren  damaligen  Schriftstellern 
in  Frankreich  überhaupt,  zwei  scharf  getrennte  und  durch 
einen  längern  Zwischenraum  geschiedene  Perioden  zu  unter- 
scheiden sind.  Unterstutzt  durch  die  seit  etwa  der  zweiten 
Hälfte  des  i8.  Jahrhunderts  für  die  deutschen  Werke  er- 
weckten lebhaften  Sympathieen '  wurden  die  Sc;höpfungen 
unseres  Dichters  rasch  jenseits  des  Rheines  bekannt  bis  zu 
dem  gewaltigen  Ausbruch  der  bürgerlichen  Wirren.  Dann 
lösten  sich  während  dieser  stürmischen  Zeit  und  den  darauf 
folgenden  Eroberungskriegen  des  Kaiserreiches,  welches  den 
deutschen  Ideologen  ohnehin   abhold    war,    von  französischer 


'  Vgl.  Tli.  Süpfle,  Geschichte  des  deutschen  Kultureinflusses  auf 
Frankreich,  erster  Band,  S.  137  fl. 


Th.  Süpfle:  Goethes  literarischer  Einfluss  auf  Frankreich.  205 

Seite  aus,  mit  nur  wenigen  Ausnahmen,  die  bisher  bestandenen 
literarischen  Beziehungen. 

Erst  nachdem  seit  der  Wiedereinsetzung  des  alten  Königs- 
geschlechtes Ordnung  und  Ruhe  im  Lande  zurückgekehrt 
war,  fand  man  dort  die  nöthige  Müsse  und,  angeregt  durch 
C.  Jordan,  Villers,  B.  Constant,  besonders  aber  durch  Frau 
von  Stael,  auch  den  wUnschenswerthen  Sinn  für  die  über- 
raschenden Schöpfungen  unserer  tiefinnerlichen  und  zugleich 
so  reichbluhenden  Dichtung.  Goethe  selbst  verfolgte  bald  in 
der  einer  neuen  freien  Geistesrichtung  huldigenden  Zeitschrift 
»le  Globe«,  in  welcher  vor  allen  der  ihm  persönlich  bekannt 
gewordene  J.  J.  Ampere  auf  ihn  hinwies,  mit  grossem  Interesse 
die  Aufnahme  und  Einwirkung,  welche  seine  dramatischen 
Werke,  besonders  der  gewaltige  »Faust«  bei  dem  Publikum 
und  namentlich  auf  die  jungen  französischen  Dichter  machten, 
deren  Gesichtskreis  er  erweiterte  und  für  deren  geistiges 
Oberhaupt  er  gelten  konnte.  Durch  Vermittlung  von  David 
d' Angers  wurden  ihm  die  neuesten  Schriften  von  den  ausge- 
zeichnetsten Talenten  der  romantischen  Schule,  darunter 
Victor  Hugo,  A.  de  Vigny,  Ballanche,  Sainte-Beuve,  Balzac, 
als  Autorgeschenke  verehrt.  Und  gleichsam  eine  Huldigung 
von  ganz  Frankreich  war  es,  als  der  eben  genannte  geniale 
Bildhauer  voll  Begeisterung  nach  Weimar  kam,  um  die  hoheits- 
vollen Züge  des  Olympiers  durch  seine  kunstvolle  Hand  in 
einer  gelungenen  Colossalbüste  zu  verewigen. 

Allerdings  erfreute  sich  Goethe  nicht  dauernd  der  näm- 
lichen Gunst  in  Frankreich.  Absichtliche  Gleichgültigkeit  und 
sogar  gehässige  Angriffe  suchten  seit  den  fünfzehn  letzten 
Jahren  seine  hohe  Bedeutung  zu  verringern.  Aber  der  von 
dem  Dichter  ausgestreute  edle  Same  ist  auch  in  jenem  Lande 
zu  tief  eingedrungen,  um  seine  befruchtende  Kraft  je  ver- 
lieren zu  können. 

I.    Clavigo.  —   Wert  her. 

Wann  wurde  zum  ersten  Male  der  Name  unseres  Dichter- 
fürsten in  Frankreich  genannt  ?  Nicht,  wie  man  gewöhnlich 
annimmt,  beim  Eindringen  seines  epochemachenden  »Werther«, 
sondern  gelegentlich  eines  andern,  weit  minder  bedeutsamen 
Jugendwerkes.  Als  Verfasser  des  ^^  Clavigo (j.  wurde  Cioethe 
jenseits  des  Rheins  zunächst  genannt,  aber  natürlich  nur  ein- 
fach erwähnt,  keineswegs  bekannt  oder  gar  gefeiert.  In  der 
That  konnte  dieses  Trauerspiel,  dessen  Stoff  aus  einer  fran- 
zösischen Quelle  entnommen  war  und  dessen  dramatische 
Form  sich  an  die  regelmäßige  des  französischen  Theaters  an- 
schloss ,  unmöglich  einen  besondern  Eindruck  bei  unseren 
Nachbarn  hervorrufen. 

Im  Gegentheile  zeigte  die  französische  Zeitschrift,  welche 
noch  in  dem  Entstehungsjahre  (1774)  von  dem  Stücke  Kenntniss 


2o6  Abhandlungen. 


nahm,  eine  ziemlich  kühle  Haltung.  Der  Beurtheiler,  welchem 
der  deutsche  Text  vorlag,  bemerkt  zunächst,  dass  die  näm- 
liche anziehende  Episode,  welche  von  Goethe  aus  den  Me- 
moiren des  Beaumarchais  benutzt  wurde,  schon  vorher  den 
Stoff  zu  einem  frauzösiscJien  Drama  geliefert  habe,  welches 
in  der  Umgegend  von  Paris  auf  einem  Liebhabertheater  — 
es  war  dasjenige  des  Prinzen  von  Conti  —  mit  Beifall  auf- 
geführt worden  sei.  Diese  kurze  Mittheilung  über  die  dem 
»Clavigo«  vorausgegangene  französische  Bearbeitung,  deren 
Verfasser  nicht  bekannt  ist,  ist  erst  neuerdings^  durch  eine 
nähere  Angabe  vervollständigt  worden.  Darnach  ist  deren 
Autor  der  mit  Beaumarchais  später  befreundete  Schriftsteller 
Marsollier,  welcher  sein  höchst  unbedeutendes  Erzeugniss 
unter  der  Aufschrift  »Beaumarchais  ä  Madrid,  comedie  en 
3  actes«  erscheinen  Hess,  das,  wie  es  scheint,  nur  einmal, 
nämlich  in  Lyon,  im  Jahre  1780  zur  öffentlichen  Aufführung 
gelangte. 

Wir  kehren  noch  für  einen  Augenblick  zu  dem  französi- 
schen Kritiker  des  »Clavigo«  zurück,  welcher  nach  Mittheilung 
der  Handlung  folgendes  Urtheil  über  das  Goethesche  Stück 
abgiebt.  »Dieses  Trauerspiel,  obgleich  einer  schlechten  Gattung 
angehörig,  ist  interessant  bis  zu  den  letzten  Auftritten  aus- 
schliesslich, wo  Herr  Goethe  aufhört,  dem  thatsächlichen  Her- 
gange zu  folgen.  Er  wollte  wenigstens  in  der  Lösung  des 
Knotens  das  Verdienst  eigener  Erfindung  haben;  aber  dieser 
Umschwung  bietet  ohne  Zweifel  zu  viel  erzwungene  Lagen, 
um  Leuten  von  Geschmack  zu  gefallen«. 

Weit  ungünstiger,  ja  geradezu  wegwerfend  lautet  das  Ur- 
theil, welches  Beaumarchais  selbst  über  das  Goethesche  Stück, 
das  er,  wahrscheinlich  bei  seiner  Rückreise  aus  AMen,  in  Augs- 
burg hatte  aufführen  sehen,  in  einem  am  29.  germinal,  an  VH, 
an  den  erwähnten  Marsollier  gerichteten    Briefe   gefällt    hat  -. 

Gleichwohl  blieb  der  »Clavigo«  nicht  ganz  ohne  Beachtung 
in  Frankreich.  Im  J.  1782  wurde  eine  Übersetzung  im  ersten 
Bande  des  Nouveau  theätre  allemand  ....  par  M.  Friedel 
unter  der  Aufschrift  »Clavijo,  tragedie,  de  M.  Goethe«  vorgelegt. 
]3abei  sind  die  Namen  der  zwei  auftretenden  Personen  Beau- 
marchais und  dessen  Schwager  Guilbert  in  Ronac  und  Ilberto 
umgewandelt.  Lomenie,  der  bekannte  Biograph  des  Schrift- 
stellers Beaumarchais,  berichtet,  dass  in  Folge  einer  Anfrage 
des  königlichen  Censors  bei  Beaumarchais  diese  Namensver- 
änderung   dem   Übersetzer    zur    Pflicht   gemacht    worden    sei. 


"  Vgl.  A.  Bettelheims  Aufsatz  »Beaumarchais  über  Goethes  Clavigo« 
in  der  Gegenwart,  XVII,  Nr.  25,  596 ti'.,  sowie  dessen  im  Jahre  1885 
erschienene  Biographie  von  Beaumarchais. 

^  Vq;l.  die  vorher2;ehende  Anmerkung. 


Th.  Süpfle  :  Goethes   literarischer  Eixfluss  auf  Frankreich.  207 

Dies  ist  gewiss  möglich.  Aber  jedenfalls  irrt  Lomenie,  wenn 
er  behauptet  (II,  343),  dass  auf  diese  Art  erst  im  J.  1784  Friedel 
die  Erlaubniss  erhalten  habe,  seine  Übersetzung  zu  veröffent- 
lichen. Denn  in  der  genannten  Sammlung  erschien  dieselbe 
schon  im  Jahre   17S2. 

Auch  in  späteren  dramatischen  Sammelwerken  wurden 
Übersetzungen  des  »Clavigo«  gegeben.  Auf  eine  im  »Globe« 
gegebene  Beurtheilung  (1826)  nahm  Goethe  selbst  Bezug.  Im 
J.  1835  erschien  in  Paris  der  deutsche,  bei  Hachette  gedruckte, 
Text.  Dass  das  Trauerspiel,  wie  überhaupt  fast  alle  Schriften 
Goethes,  seinen  Platz ,  in  den  trefflichen  Oeuvres  de  Goethe 
par  J.  Porchat  gefunden  hat,  bedarf  kaum  einer  besondern 
Erwähnung. 

Immerhin  hatte  der  »Clavigo«  den  Franzosen  unmöglich 
eine  Ahnung  von  der  Grösse  Goethes  geben  können.  Desto 
gewaltiger  zündete  bei  ihnen  sein  jugendlicher  Genius,  als  er 
bald  darauf  in  den  y)Leiden  des  jungen  lVerthers(x  vor  ihren 
überraschten  Blicken  sich  so  glänzend  enthüllte.  Die  Auffassung 
und  Darstellung  war  auch  für  die  Franzosen  neu.  Stofflich 
allerdings  war  ein  verwandtes  Thema  schon  zuvor  in  franzö- 
sischer Sprache  mit  grossem  Erfolge  behandelt  worden. 
Aber  während  Rousseau  seine  »Nouvelle  Heloise«  zwar  in 
meisterhaftem  Stile,  aber  mit  künstlich  erwärmter  Leiden- 
schaft und  in  ermüdender  Weitschweifigkeit  geschrieben  hatte, 
so  hat  Goethe  die  überwallende  Liebe  in  seinem  Werther 
unendlich  wahrer  und  allgemein  menschlicher  mit  der  ganzen 
Gluth  seines  vollen  Dichterherzens  geschildert  und  in  den  er- 
greifendsten Zügen  darzustellen  verstanden. 

So  brachte  denn  auch  in  Frankreich  dieses  in  den 
frischesten  Farben  gemalte  Seelenbild  sofort  eine  lebhafte 
Bewegung  unter  den  Geistern  hervor,  welche  mit  gleicher 
Stärke  auf  dem  moralischen  wie  litterarischen  Gebiete  sich 
kundgab.  Sogar  äusserlich,  auf  die  Mode,  wirkten  die  zwei  Haupt- 
personen ein :  wie  die  gelben  Hosen  und  der  blaue  Frack 
Werthers  dann  und  wann  Nachahmer  fanden,  so  wurden  der 
lieblichen  Lotte  zu  Ehren  Kleider  und  Hüte  ä  la  Charlotte 
eine  Zeit  lang  von  Französinnen  getragen.  Werther  wurde 
das  Lieblingsbuch  der  Franzosen,  es  fand  bei  ihnen  eine 
zweite  Heimath.  Man  vergoss  bei  dem  Lesen  Thränen,  man 
schwärmte  für  ihn,  man  schrieb,  man  philosophirte,  man 
predigte  sogar  über  ihn.  Volle  fünfzig  Jahre  ahmte  man  ihn 
m  allen  Tonarten  und  litterarischen  Formen  nach,  fast  hundert 
Jahre  lang  war  er  der  beliebte  Gegenstand  zahlreicher  Über- 
tragungen. Allerdings  wurde  dasselbe  Werk  hinsichtlich  der 
geschilderten  Gefühle  auch  sonderbar,  hinsichtlich  der  Sittlich= 
keit  gefährlich  und  sogar  ein  Apostel  des  Selbstmordes  ge- 
nannt, es  wurde  parodirt,    es  wurde  sogar  verwünscht.    Aber 


2o8  Abhandlungen. 


gleichgültig  liess  es  Niemanden  in  Frankreich,  und  nicht  blos 
Frauenherzen  wurden  von  ihm  mächtig  ergriffen.  Selbst  in 
die  Sprache  dieses  Landes  bürgerte  sich  der  Held  des  viel- 
gelesenen Romanes  allmählich  ein,  um  als  typische  Figur  einen 
gefühlvollen  und  unglücklich  Liebenden  zu  bezeichnen.  So 
sagte  schon  im  Jahre  1825  ein  Kritiker:  »le  Bug-Jargal  de 
Victor  Hugo  est  amoureux  comme  Werther«.  In  ähnlicher 
Bedeutung  wurde  auch  wertheriser  und  wertherisme  gebraucht. 
Von  Frankreich  endlich  ging  die  früheste  Vermittlung  Werthers 
nach  England  aus. 

Und  all  diese  mächtige  Wirkung,  welche  am  Königshofe 
nicht  minder  als  in  den  anderen  Kreisen  hervorgebracht 
wurde  und  welche  in  Frankreich  weit  länger  hinaus  als  in 
Deutschland  währte ,  brachte  der  Werther  trotz  der  wenig 
bestechenden  Form  hervor,  in  welcher  das  künstlerisch  so 
vollendete  deutsche  Werk  durch  die  Schuld  der  frühesten 
Übersetzer  dem  überrheinischen  Publicum  vorgeführt  worden 
war.  Längere  Zeit  sogar  hatte  bei  den  Franzosen  das  Vor- 
urtheil  geherrscht,  als  sei  der  Stil  dieses  Romanes  voll  Wunder- 
lichkeiten und  Spitzfindigkeiten.  Dies  führt  uns  zu  der  ein- 
gehenden Besprechung  der  wichtigsten  Übertragungen,  welche 
von  den  »Leiden  des  jungen  Werthers«  in  langer  Reihe  unter- 
nommen wurden. 

a)    Übersetzungen    Werthers. 

Trotz  des  vermehrten  Interesses  nämlich,  welches  im  Ver- 
gleiche zu  den  früheren  Zeiten  der  deutschen  Sprache  damals 
in  den  gebildeten  Kreisen  entgegengebracht  wurde,  gab  es 
doch  nur  wenige  Franzosen,  welche  im  Stande  waren,  diese 
Schöpfung  ungeachtet  der  lichtvollen  Klarheit  des  Ausdruckes 
im  Urtexte  selbst  zu  lesen.  Der  früheste  Versuch  einer  fran- 
zösischen Übersetzung  wurde  schon  im  Jahre  1775  in  Bern 
gemacht,  wie  Haller  in  einem  Briefe  an  Gemmingen  erwähnt ^ 
Näheres   aber   ist  hierüber  bis  jetzt  nicht  bekannt  geworden. 

Die  zwei  frühesten,  wirklich  erschienenen  Übertragungen 
fallen  in  das  Jahr  1776,  also  zwei  Jahre  nach  Veröffentlichung 
des  deutschen  Originals.  Freilich  wurden  dieselben  theils 
wenig,  theils  langsam  jenseits  des  Rheines  bekannt.  Von  der 
erstem  ist  dies  auch  gar  nicht  zu  bedauern.  Denn  der 
äussere  Vorzug,  die  früheste  Übersetzung  zu  sein,  ist  auch 
der  einzige,  den  sie  bietet.  Der  Verfasser  war  der  deutsche 
Kammerherr  K.  S.  von  Seckendorff  in  Weimar,  welcher  übrigens 
seinen  Namen  auf  der  in  Erlangen  1776  erschienenen  Über- 
setzung »les  Souffrances  du  jeune  Werther«  nur  mit  Initialen 
angedeutet  hatte.  In  der  in  dem  Vorworte  ausdrücklich  er- 
wähnten  und    wohlgemeinten    Absicht,    dem    Genie   Goethe's 


Vgl.  A.  von  Hallers  Gedichte von  L.  Hirzel,  S.  CDLXXXII. 


Th.  Süpflh:  Goethes  literarischer  Einfluss  auf  Frankreich.   209 

möglichst  rasch  in  Frankreich  Gerechtigkeit  zu  verschaffen, 
hatte  er  ohne  genügende  Durchbildung  in  der  französischen 
Sprache  nicht  blos  eine  übereilte  und  fehlerhafte,  sondern 
geradezu  eine  schülerhafte  und  ganz  ungeniessbare  Arbeit 
angefertigt. 

Ungleich  besser  ist  die  in  demselben  Jahre,  der  Angabe 
nach  in  Mastricht,  in  Wahrheit  wohl  in  Bern,  erschienene 
Übersetzung,  welche  unter  der  Aufschrift  »Werther,  traduit 
de  l'allemand  .  .  .  «  aus  der  Feder  des  nicht  genannten  George 
Deyverdun  aus  Lausanne  geflossen  war.  Obgleich  nämlich 
dieser  Schriftsteller  nicht  ganz  zuverlässig  und  auch  nicht 
immer  gewählt  übersetzte,  ohne  Noth  einzelnes,  und  zum 
Theil  bedeutsames,  bald  willkürlich  abänderte,  bald  ganz 
unterdrückte,  so  lässt  doch  seine  mit  A'erständniss,  Wärme 
und  Sympathie  geschriebene  Verdolmetschung  die  Schönheiten 
der  Urschrift  an  nicht  wenig  Stellen  durchschimmern  und 
nachfühlen.  Auch  wurde  sie  mehrmals  neu  aufgelegt  und 
bildete  den  Ausgangspunkt  für  den  Versuch  einer  Nachbildung. 

Als  eine  solche  kündigte  sich  die  Bearbeitung  »le  Xou- 
veau  Werther,  imite  de  Tallemand«  an,  welche  in  Neufchatel 
im  Jahre  1786  erschien.  Nach  Angabe  des  Verlegers  hatte 
nämlich  der  Marquis  de  Langle,  der  Verfasser  eines  Voyage 
en  Espagne,  auf  Grundlage  der  Übersetzung  von  Deyverdun 
eine  Nachahmung  des  damals  schon  allgemein  beliebten 
Romanes  unter  obiger  Aufschrift  begonnen,  war  aber  bald 
entmuthigt  von  seinem  Vorhaben  zurückgestanden.  Der  Ver- 
leger —  Witel  —  Hess  aber  die  schon  gedruckten  17  Seiten  der 
begonnenen  Nachbildung,  welche  neben  einigen  Veränderungen 
in  Namen,  Daten  und  Örtlichkeiten,  auch  an  dem  Inhalte  der 
ersten  Briefe  Änderungen,  und  zwar  recht  läppische,  vorge- 
nommen hatte,  unverändert  stehen,  offenbar,  um  wenigstens 
mit  einem  Schimmer  von  Berechtigung  die  Arbeit  als  eine 
Nachbildung  bezeichnen  zu  können.  Im  Übrigen  aber  ist 
dieselbe  von  der  Begegnung  Werthers  mit  Lotte  an,  mit 
ganz  wenigen  Ausnahmen,  einfach  der  Abdruck  der  Über- 
setzung von  Deyverdun,  dessen  Vorrede  und  Schlusswort 
sogar  beigedruckt  wurden.  Dabei  kündigt  sich  diese  Bear- 
beitung als  eine  bessere  und  correctere  an.  Ihr  Erscheinen 
sei  zudem  um  so  nöthiger  gewesen,  als  der  Werther  damals 
in  Frankreich  ganz  vergriffen  war,  sogar  die  armselige  Arbeit 
von  Seckendorff. 

Wir  kehren  zu  den  Übersetzungen  zurück.  Auch  die  dritte 
derselben  ist,  wie  die  zwei  ersten,  ausserhalb  Frankreichs 
erschienen.  Sie  wurde  mit  willkürlicher  Veränderung  des 
deutschen  Titels  unter  der  Aufschrift  y^les  Passions  du  jeune 
Werther;    ouvrage    traduit    de    l'allemand   de   M.  Goethe  par 

GoETHE-jAHRBtCH     VIIl.  J^ 


210  Abhandlungen. 


M.  Aubry«  in  Mannheim  —  wie  das  Titelblatt  angiebt  aller- 
dings auch  zugleich  in  Paris  [ä  Manheim  et  se  trouve  ä  Paris, 
chez  Pissot]  —  im  Jahre  1777  veröffentlicht.  Übrigens  ist  der 
deutsche  Graf  Woldemar  Friedrich  von  Schmettow  entweder 
der  wirkliche  und  einzige  Verfasser  dieser  Übertragung  oder 
jedenfalls  mehr  oder  weniger  an  ihr  betheiligt  gewesen.  Sicher 
rührt  von  ihm  ein  mit  seinen  Initialen  versehenes  Schreiben 
her,  welches  der  Übersetzung  vorausgeschickt  ist.  Darin  spricht 
er  von  dem  Danke ,  welchen  Aubry  ihm  für  die  bei  der 
Übersetzung  geleisteten  Dienste  ausgesprochen  habe ,  und 
giebt  dem  angeblichen  Wunsche  desselben,  einige  Mittheilungen 
über  die  deutsche  Literatur  zu  erhalten,  Folge.  Diese  sind 
dem  Inhalte  nach  oberflächlich,  hinsichtlich  der  vorgebrachten 
Klage  aber,  dass  die  Franzosen  gegen  unsere  neueren  Schrift- 
steller ungerecht  seien,  im  Grossen  und  Ganzen  unbegründet. 

Die  Übersetzung  selbst  kann  kein  besonderes  Verdienst 
beanspruchen.  Sie  thut  zwar  dem  Texte  nirgends  Gewalt  an, 
ist  aber  steif  und  giebt  von  der  wundervollen  Sprache  des 
Urtextes  einen  nur  schwachen  Begriff.  Gleichwohl  ist  diese 
unter  dem  Namen  Aubry  veröffentlichte  Übertragung  diejenige, 
welche  in  Frankreich  am  meisten  in  Umlauf  kam  und  auch 
in  späteren  Auflagen  einen  ausserordentlichen  Absatz  fand. 
Noch  im  Jahre  1873  erschien  sie  in  einer  allerdings  voll- 
ständigen Umarbeitung  neu  in  Paris.  Mehrere  Nachdrucke 
gingen  gleich  reissend  ab.  Es  ist  dies  ohne  Zweifel  auch 
diejenige  Ausgabe,  welche  Napoleon  auf  dem  ägyptischen 
Feldzuge  mit  sich  führte  und  unter  den  Pyramiden  las.  Sie 
war  bis  zum  Sturze  des  zweiten  Kaiserreichs  im  Louvre  in 
dem  sogenannten  Musee  des  souverains  unter  anderen  auf 
Napoleon  bezüglichen  Denkwürdigkeiten  aufgestellt. 

Auf  Grund  dieser  Aubryschen  Übersetzung  endlich  ist 
auch  die  früheste  oder  jedenfalls  eine  der  frühesten  Beur- 
theilungen  des  Werther  französischerseits  erfolgt.  Bei  dem 
besondern  Interesse,  welches  sich  an  diese  für  uns  anknüpft, 
wollen  wir  einige  Mittheilungen  hierüber  zusammenstellen. 

Im  Anfange  des  Jahres  1778  veröffentlichte  ein  fran- 
zösischer Kritiker,  unter  dem  wir  wahrscheinlich  Freron  zu 
suchen  haben,  eine  eingehende  Darlegung  des  Inhaltes  des 
Werkes,  hob  mehrere  Einzelheiten  hervor  und  sprach  sein 
Urtheil  nach  der  tadelnden  und  lobenden  Seite  hin  aus. 
Erstere  überwiegt,  wie  bei  den  frühesten  öffentlichen  Wür- 
digungen überhaupt.  Der  Roman  stehe,  heisst  es,  tief  unter 
der  Nouvelle  Heloise,  es  fehle  ihm  an  Handlung  und  Plan, 
fast  alle  Charactere  seien  verfehlt  oder  übertrieben,  man  findet 
zu  viele  und  zu  kleinliche  Einzelheiten,  wenig  Philosophie, 
unbestimmte    und    abgebrochene   Gedanken,    einen    declama- 


Th.  Süpfle:  Goethes  literarischer  Einfluss  auf  Frankreich.    211 

torischen  Ton,  häufige  Abschweifungen  von  der  Hauptsache, 
oft  endlich  eine  schlechte  Auswahl  in  Bildern,  Metaphern 
und  Wendungen. 

Anderseits  spendet  der  Beurtheiler  dem  Verfasser  aufrichtig 
Lob  für  das  feine  Verständniss  für  die  Schönheiten  der  Natur 
und  spricht  gelegentlich  einiger  mitgetheilter  beschreibender 
und  reflectirender  Stellen  die  Hoffnung  aus,  dass  der  schwache, 
harte  und  verwickelte  Stil  der  Übersetzung  dem  Leser  nicht 
die  erhabenen  Züge  geraubt  haben  werde,  welche  in  diesen 
hervorragenden  Stellen  glänzen.  Daneben  erkennt  er  einige 
weitere  Vorzüge  an  und  nennt  als  solche  das  Natürliche,  das 
Naive  wie  in  der  Odyssee,  den  Reiz  des  patriarchalischen 
Lebens,  die  Grossartigkeit  vieler  Bilder,  den  Schwung  der  Phan- 
tasie, eine  andauernde  Wärme  und  zwei  bis  drei  mit  Meister- 
hand geschriebene  Briefe.  Es  sei  dem  Verfasser  leicht  ge- 
wesen, mit  seinem  Geiste,  seinem  Stoffe  und  mehr  Geschmack 
ein  ausgezeichnetes  Buch  zu  verfassen. 

Es  klingt  seltsam  wenn  der  Kritiker,  der  die  hohe  Bedeutung, 
welche  das  bahnbrechende  Buch  für  sein  eigenes  Land  bald 
gewinnen  sollte,  nicht  im  mindesten  ahnte,  zum  Schlüsse  fol- 
gende Bemerkung  wohlgefällig  beifügt.  Es  sei  die  Aufgabe 
der  Franzosen,  unseren  emporstrebenden  Dichtern  die  \\'ahrheit 
zu  sagen,  ihnen  die  unveränderlichen  Regeln  des  Schönen  zu 
zeigen,  ihre  Fehler  mit  Sanftmuth  zu  tadeln  und  ihren  Erfolgen 
mit  Entz  ücken  Beifall  zu  spenden.  So  würden  seine  Lands- 
leute das  Verdienst  haben,  uns  durch  ihre  Lehren  und  Vorbilder 
anzuleiten,  und  zugleich  den  Ruhm  ernten,  dass  aus  ihrer 
Hand  die  fremden  Nebenbuhler  einen  Kranz  erwarten  und 
stolz  darauf  sein  werden,  ihn  zu  erlangen. 

Fast  zu  gleicher  Zeit  veröffentlichte  die  bedeutendste  aller 
französischer  Zeitschriften,  welche  zwar  selten,  aber  meist  an- 
erkennend über  unsere  Literatur  sprach,  eine  Beurtheilung, 
welche  von  der  hohen  Bedeutung  Werthers  nicht  den  mindesten 
Begriff  hatte. 

Eine  dritte  Beurtheilung  wurde  im  März  desselben  Jahres 
1778  in  der  Correspondance  litteraire  durch  Meister,  den  Nach- 
folger Grimms  in  der  Redaction,  gegeben.  Obgleich  sie  ge- 
wissen Stimmen  im  Publicum  nicht  beipflichtete,  welche  über 
das  ganze  Werk  den  gehässigsten  Tadel  aussprachen,  so  ver- 
kennt sie  doch  die  grossen  Vorzüge  desselben.  Zwar  sei  in 
diesem  Romane  die  Sprache  kraftvoll,  die  Erfindung  aber  sei 
weder  geistreich  noch  anziehend. 

Noch  verblendeter  und  abfälliger  endlich  urtheilte  auf 
Grund  derselben  Übersetzung  durch  Aubry  der  bekannte  Dichter 
und  Kritiker  Laharpe,  zunächst    in    seinem    Briefwechsel    mit 

14* 


212  Abhandlungen. 


dem  russischen  Grossfürsten\  Die  Deutschen  seien  in  dem 
Glauben  befangen,  dass  man  alles  darstellen  könne  und  solle, 
was  man  unter  die  Hand  bekomme.  Zudem  reiche  der  Stoff 
des  Romans  nicht  zu  einem  ganzen  Bande  aus.  Infolge  dessen 
sei  er  mit  moralischen  Gemeinplätzen  und  mit  Beschreibungen 
überladen.  Nur  in  der  Schilderung  der  letzten  Augenblicke 
Werthers  kämen  Stellen  voll  Wahrheit  vor,  welche  einen  be- 
deutenden Eindruck  hervorbrächten. 

Übrigens- wurden  die  zwei  zuletzt  angeführten  Beurthei- 
lungen  nicht  sofort,  sondern  erst  viel  später  durch  den  Druck 
in  Frankreich  bekannt  und  konnten  also  auf  die  Stimmung 
des  Publicums  damals  keinen  Einfluss  ausüben.  Dieses  fasste 
im  Gegentheil  für  die  ihm  sympathische  Figur  des  jungen, 
liebenden  Werthers  eine  mehr  und  mehr  wachsende  Vorliebe. 
Von  diesem  steigenden  Interesse  zeugt  schon  äusserlich  das 
Erscheinen  weiterer  Übertragungen,  welche,  was  die  im 
Jahre  1797  neu  aufgelegte  Übersetzung  von  Aubry  vernach- 
lässigt hatte,  die  von  Goethe  unterdessen  hinzugefügten  Briefe 
aufnahm. 

Neben  den  zwei  in  Basel  bei  Decker  im  Jahre  1800  und 
1801  erschienenen  Übersetzungen,  deren  erstere  von  L.  C.  de 
Salsa  verfasst  ist  und  sich  durch  sehr  hübschen  Druck  aus- 
zeichnet, und  der  in  Paris  zuerst  im  Jahre  1804  in  nur  wenigen 
Exemplaren  gedruckten  Übertragung  durch  den  auf  dem  Titel- 
blatte  nicht  genannten  Grafen  de  la  Bedoyere,  führen  wir  noch 
insbesondere  die  in  demselben  Jahre  1804  in  Paris  veröffent- 
lichte an,  welche  die  Aufschrift  trägt  »Werther,  traduit  de 
l'allemand  ....  par  C.  L.  Sevelingcsv.  Diese  Arbeit  bezeich- 
net einen  entschiedenen  Fortschritt.  Der  Übersetzer  gab  mit 
ihr  nicht  blos  eine  ganz  vollständige,  sondern  auch  zuerst 
eine  treue  und  zugleich  wohl  gelungene  Wiedergabe  des  un- 
vergleichlichen Vorbildes.  Auch  fand  sie  die  verdiente  An- 
erkennung und  wurde  wiederholt  neu  aufgelegt.  Die  Vorrede 
ist  in  mehrfacher  Hinsicht  beachtenswert!!.  Wir  führen  einiges 
aus  derselben  an.  Der  Verfasser  bekämpft  zunächst  die  bei 
der  Mehrzahl  seiner  Landsleute  übliche  Aussprache  des  Namens 
des  Dichters  wie  »Scheete«,  wofür  man  »Gueüte«  sprechen 
müsse.  Über  die  packende  Kraft  des  Romanes  macht  er  folgende 
zutreffende  Bemerkungen.  Dieses  so  einfache  und  scheinbar 
so  nackte  Buch,  das  immer  beim  Gegenstand  bleibt  und  nicht 
zu  Abschweifungen  greift  wie  die  Nouvelle  Heloise,  sei  wirk- 
sam, weil  die  Seele  Werthers  ohne  Schleier  ist  und  in  seinen 
Briefen    die    Leidenschaft    ganz    unmittelbar,    ohne    störende 


'  Vgl.    den   Aufsatz    von   L.    Geiger    »Laharpe   und    die   deutsche 
Literatur«  in  der  Beilage  zur  Allgemeinen  Zeitung,  20.  Juni   1882. 


Th.  Süpfle:    Goethes  literarischer  Einfluss  auf  Frankreich.  213 

Reflexionen  hervortritt.  Hinsichtlich  der  Form  zeichne  sich 
Goethe  durch  eine  hinreissende  Wärme  und  Lebendigkeit  des 
Stiles  aus. 

Noch  neuerdings  (1880J  erschien  eine  durchgesehene  und 
ergänzte  Auflage  dieser  Übersetzung  durch  E.  Gregoire,  welche 
mit  einer  Vorrede  von  Sainte-Beuve  über  Werther  und  Goethe 
eingeleitet  ist,  in  welcher  die  Kestnerschen  Briefe,  welche  schon 
im  Jahre  1855  in  das  Französische  übersetzt  worden  waren, 
Berücksichtigung  fanden. 

Von  den  später  erschienenen  Übertragungen  müssen  wir 
besonders  diejenige  anführen,  welche  unter  der  Aufschrift 
»Werther  par  Goethe«  von  dem  als  Philosophen  und  Politiker 
bekannten  Pierre  Leroux  im  Jahre  1829  veröffentlicht  worden 
ist.  Sie  ist  unstreitig  die  beste  von  allen.  Obgleich  nämlich 
auch  diese  Übersetzung  nicht  selten  den  zarten  Schmelz  der 
Urschrift  abstreift,  manche  Bilder  verwischt,  bisweilen  be- 
deutsame Epitheta  unterdrückt,  einzelne  Begriffe  abschwächt, 
einiges  auch  nicht  ganz  richtig  aufgefasst  hat,  so  ist  sie  doch 
im  Grossen  und  Ganzen  mit  ebensoviel  Treue  als  Verständniss 
geschrieben,  sie  spiegelt  mit  Glück  die  kraftvolle  Einfachheit 
der  Goethe'schen  Sprache  zurück,  sie  ist  voll  Leben  und  fesselt 
den  französischen  Leser  ohne  Unterbrechung   bis   zum  Ende. 

Das  tiefere  Verständniss  Werthers,  welches  durch  diese 
hervorragende  Leistung  in  Frankreich  vermittelt  worden  ist, 
wurde  noch  vermehrt  durch  den  zehn  Jahre  später  (1839) 
gelegentlich  einer  neuen  Auflage  geschriebenen  und  wieder- 
holt abgedruckten  Aufsatz  von  Leroux  »Considerations  sur 
Werther  et  en  general  sur  la  poesie  de  notre  epoque«.  Freilich 
findet  sich  in  den  darin  niedergelegten  feinen  Bemerkungen 
auch  manches  Wunderliche  und  Verfehlte.  So  wirft  der  Ver- 
fasser von  seinem  socialistischen  Standpunkte  aus  Goethe, 
den  er  sonst  sehr  hoch  stellt,  vor ,  er  habe  über  sein  Ver- 
senken in  die  Schönheit  der  Natur  im  Werther  nicht  genug 
die  gesellschaftlichen  Ideen  und  das  Interesse  für  die  ganze 
Menschheit  berücksichtigt;  seine  Poesie  wende  sich,  wie 
diejenige  Deutschlands  überhaupt,  zu  sehr  dem  Individuellen 
und  dem  Egoismus  zu. 

Die  Übersetzung  von  Leroux  fand  den  verdienten  Beifall 
in  reichem  Maasse.  Zu  einer  im  Jahre  1845  erschienenen 
neuen  Auflage  schrieb  G.  Sand,  welche  eine  ebenso  warme 
Verehrerin  des  Werther  wie  Frau  von  Stael  war,  eine  em- 
pfehlende und  gedankenreiche  Vorrede.  Späterhin  drang  die 
beliebte  Verdolmetschung  durch  die  Aufnahme  in  die  populäre 
Sammlung  »Bibliotheque  nationale«,  in  welcher  neben  den 
Meisterv/erken  der  französischen  Literatur  auch  einige  her- 
vorragende Schöpfungen  ausländischer  Dichter  bei  sehr  billigem 


214  Abhandlungen. 

Preise  in  anständiger  Ausstattung  erscheinen,  seit  dem  Jahre 
1864  in  immer  weitere  Kreise  des  französischen  Publicunis 
hinein. 

Von  noch  neueren  Übersetzungen  erwähnen  wir  ausser 
der  sorgfältigen  im  V.  Bande  der  Oeuvres  de  Goethe  par 
J.  Porchat  vorgelegten,  noch  die  von  Enault  bei  Hachette  in 
Paris  im  Jahre  1855  erschienene  »Werther  par  J.  W.  Goethe; 
traduction  nouvelle  et  notice  biographique  et  litteraire«, 
welche  wiederholt  neu  aufgelegt  und  auch  in  der  Bibliotheque 
des  meilleurs  romans  etrangers  aufgenommen  wurde,  sowie 
»Werther  par  Goethe,  traduction  nouvelle  de  N.  Fournier, 
Paris,   1865«. 

Wir  theilen  endlich,  was  Wenigen  bekannt  sein  dürfte, 
noch  mit,  dass  bisweilen  auch  Einzclstellen  aus  A^erther  ihre 
Übersetzer  fanden.  So  wurde  die  Klage  des  greisen  Kriegers 
Armin,  welche,  aus  Ossian  entlehnt,  gegen  Ende  vorgeführt 
wird,  durch  A.  F.  Coupigny  im  Jahre  1795  ^^  Versen  über- 
tragen. An  den  Schluss  »Warum  weckst  Du  mich,  Frühlings- 
luft« anknüpfend  beginnt  die  freie  Übertragung  mit  folgenden 
Alexandrinern : 

Pourquoi  me  reveiller,  ö  souffle  du  printemps? 
Vainement  tu  me  dis:  sur  ta  tige  epuisee 
je  repands  les  tresors  d'une  fraiche  rosee; 
Releve  vers  les  cieux  tes  rameaux  languissans. 
De  ces  rocs  suspendus  de'jä  descend  l'orage 
Qui  doit  frapper  ma  tete,  et  secher  mon  feuillage. 


b)  Nachahmungen    Werthers. 

Wenn  Goethe  in  einem  bekannten  Epigramme  die  Wirkung 
seines  Werther  in  Deutschland  und  Frankreich  so  feststellt, 
dass  derselbe  in  jenem  Lande  Nachahmer,  in  diesem  eifrige 
Leser  gefunden  habe,  so  hat  der  Dichter  in  letzterer  Hinsicht 
nicht  genug  gesagt.  Denn  jenseits  des  Rheines  wurde  Werther 
wohl  ebenso  oft  nachgeahmt.  Aus  eben  diesen  vielfachen  Nach- 
bildungen aber  tritt  am  deutlichsten  hervor,  welch  grosse  innere 
\\'irkung  derselbe  auf  die  Getnüther  und  Geister  in  Frankreich 
geübt  hat. 

Freilich  hat  nicht  sowohl  das  Frische  und  Gesunde, 
das  in  diesem  Seelengemälde  lebt,  sondern  im  Gegentheil 
die  einschmeichelnde  Schilderung  des  Krankhaften  eine  all- 
gemeine Gährung  dort  wie  überall  hervorgerufen.  Man  kann 
sogar  sagen ,  dass  der  Weltschmerz  in  Frankreich  ebenso 
heftig  wie  in  seiner  deutschen  Heimath  auftrat.  Diese  Er- 
scheinung ist  um  so  weniger  befremdlich,  als  die  Poesie  des 
schwärmerischen    Sehnens,    welche    aus    der    überwuchernden 


Th.  Süpfle:    Goethes  literarischer  Einfluss  auf  Frankreich.  215 

deutschen  Empfindung  hervorgesprossen  war,  einen  für  die 
Aufnahme  wohl  vorbereiteten  Boden  bei  unseren  Nachbarn 
vorfand.  Aus  Ursachen  verschiedenster  Art  herrschte  bei  ihnen 
vor  der  Revohition  ein  Gefühl  der  Unruhe,  des  Dranges, 
nach  der  Revolution  das  entgegengesetzte  des  Ermatteten, 
Übersättigten,  Melancholischen.  Beide  Arten  von  Gefühls- 
zuständen  nun  Hessen  die  Wertherkrankheit  leicht  aufTcommen 
und  sogar  zur  Modekrankheit  werden,  riefen  aber  hinsichtlich 
des  Rückschlages  in  den  zwei  genannten  verschiedenen  Zeit- 
abschnitten wesentlich  Aerschiedene  literarische  Einwirkungen 
hervor. 

Die  in  dem  ersteren  als  Nachbildungen  Werthers  er- 
schienenen französischen  Erzeugnisse,  welche  wie  Pilze  auf- 
schössen, sind  durchweg  ihres  hohen  Vorbildes  unwürdig,  sie 
halten  sich  mit  Vorliebe  an  das  Stoffliche  und  mehr  Ausser- 
liche,  steigern  meist  das  Sentimentale  und  Extravagante  des 
Helden,  bieten  in  Beziehung  auf  Gedanken  eine  wahre  Ein- 
öde und  sind  sogar  hinsichtlich  der  Sprache  und  Einkleidung 
flach,  dürftig  und  ungeschickt.  Mit  vollem  Rechte  sind  sie 
in  dem  französischen  Schriftthum  längst  in  Vergessenheit 
gerathen,  und  wenn  wir  dieselben  für  einen  Augenblick 
daraus  hervorziehen,  so  geschieht  es  nur  des  geschichtlichen 
Interesses  halber,  das  sie  bieten  können. 

Schon  sehr  frühe,  sogar  noch  vor  der  ersten  Übersetzung, 
welche  veröffentlicht  wurde,  trat  eine  Nachahmung  der  »Leiden 
des  jungen  Werthers«  zu  Tage  —  allerdings  nicht  in  Frank- 
reich selbst.  Im  Jahre  1775  nämlich  erschien  in  Bern  bei 
Walthard  eine  dramatische  Bearbeitung  unter  der  Aufschrift 
»les  Malheurs  de  l'Amour«.  Die  auf  drei  Akte  vertheilte,  dem 
deutschen  Buche  entlehnte,  Handlung  spielt  in  Deutschland 
auf  dem  Schlosse  Waldeck;  die  Namen  der  Personen  sind 
gleichfalls  deutsche:  Werther  erscheint  unter  demjenigen  von 
Manstein,  derjenige  von  Charlotte  ist  beibehalten.  Der  Geist 
und  fast  alles  Characteristische  der  deutschen  Schöpfung  ist 
vollständig  verflüchtigt  in  falschem  Pathos,  langweiligen  Ge- 
meinplätzen und  nicht  endenwollenden  Alleingesprächen.  In 
der  entscheidungsvollen  Abschiedsscene  wird  nicht  die  Stelle 
aus  Ossian,  sondern  ein  fast  neun  Seiten  langer  Erguss  aus 
dem  rührseligen  früheren  Modedrama  »les  Amants  malheureux 
ou  le  Comte  de  Comminge«  von  Baculard  d'Arnaud  durch 
Werther  vorgelesen.  Was  den  Ausgang  betrifft,  so  wird  der 
Selbstmord  in  einem  hinterlassenen  Briefe  von  Manstein- 
Werther  an  den  im  Stücke  auftretenden  Pfarrer  von  Waldeck 
in  ausführlicher  Darlegung  verherrlicht. 

Gleichwohl  fand  dieses  armselige  Machwerk  nicht  nur 
eine  günstige  Beurtheilung  in    den  Frankfurter  gelehrten  An- 


21 6  Abhandlungen. 


zeigen,  sondern  wirkte  sogar  auf  Deutschland  zurück,  wo 
es  eine  Übersetzung  und  selbst  eine  Nachahmung  von  der 
Nachahmung  hervorrief.  Um  endlich  noch  ein  W  ort  über  den 
nicht  genannten  Verfasser  der  in  Frankreich  selbst  wohl 
wenig  bekannt  gewordenen  »Malheurs  de  l'amour«  hinzu- 
zufügen, so  scheint  dies  nach  einer  neuerdings  bekannt  ge- 
wordenen Briefstelle  der  Schweizer  Sinner  zu  sein'. 

Inhaltlich  ganz  selbstständig,  aber  offenbar  durch  Werther 
den  (iefuhlen  nach  eingegeben,  ist  eine  andere  dramatische 
Nachbildung,  welche  in  Frankreich  selbst,  allerdings  auf  ur- 
sprünglich deutschem  Boden,  im  Elsass,  entstanden  ist.  Sie 
wurde  in  der  französischen  Schweiz  unter  der  Aufschrift 
»les  dernieres  Aventures  du  jeinw  d'Olban;  fragment  des 
amours  alsaciennes.  Yverdon,  de  rimpriraerie  de  la  Soc. 
litt,  et  typ.,  \-iilv.  veröffentlicht  und  unter  Beifall  wiederholt 
neu  aufgelegt.  Der  Verfasser  dieses  in  Prosa  geschriebenen 
Dramas,  dessen  einzelne  Akte  —  journees  genannt  —  durch 
düstere  lyrische  Klänge  (le  Chant  de  Schwartzbourg :  TOiseau: 
la  Rose)  eingeleitet  werden,  welche  auch  am  Ende,  unmittelbar 
vor  dem  achtzig  Jahre  nach  der  Handlung  vorgeführten 
Schlussbilde  (les  Pelerins)  wieder  ertönen  (le  Chene).  war 
der  Baron  Louis  Francois  Elisabeth  Raniond  de  Carbonnieres, 
ein  geborener  Elsässer.  Er  hielt  sich  in  seiner  Geburtsstadt 
Strassburg  zu  derselben  Zeit  wie  der  um  6  Jahre  ältere  Goethe 
auf  und  wird  sogar  —  offenbar  irrig  —  in  einer  Notiz,  welche 
dem  auf  der  Strassburger  Universitätsbibliothek  befindlichen 
Exemplare  beigeschrieben  ist,  als  ein  Jugendfreund  des  Dichters 
bezeichnet.  Jedenfalls  aber  wurde  er  dort  von  dem  Hauche 
des  deutschen  Denkens  und  Fühlens  mächtig  ergriffen.  Mit 
einem  der  bekanntesten  Vertreter  der  Sturm-  und  Drang- 
periode, mit  Lenz,  stand  er  innerlich,  gewiss  auch  per- 
sönlich, in  Beziehung,  wie  die  vorgedruckte  kurze  Widmung 
seines  Dramas  »A  Monsieur  Lenz«  bezeugt.  Auch  hinsichtlich 
des  dramatischen  Verfahrens  zeigte  sich  bei  Ramond  Hin- 
neigung zu  der  deutschen  Literatur.  Er  wollte  nämlich  hier, 
wie  auch  in  einem  noch  zu  erwähnenden  Stücke,  im  Anschlüsse 
an  den  Vorgang  der  Engländer  und  Deutschen,  an  die  Stelle 
der  drei  Einheiten  das  Interesse  setzen.  So  spielt  denn  auch 
sein  Drama,  auf  drei  Tage  vertheilt,  an  verschiedenen  Orten 
des  Elsasses. 


'  Diese  mehr  als  wahrscheinliche  Vermuthun^  rührt  von  L.  Hirzel 
in  Bern  her,  welcher  die  grosse  Güte  hatte,  mir  dieselbe  brieflich  mit- 
2Utheilen,  indem  er  dabei  auf  den  im  Goethe-Jahrbuch  V,  197  vorge- 
legten Brief  von  Bödmet  an  Schinz  hinwies  und  zugleich  hinzufügte, 
dass  er  seine  frühere  (vgl.  A.  v.  Hallers  Gedichte  ....  von  L.  Hirzel, 
S.  CDLXXX,  Anm.  2.)  Vermuthung,  dass  V.  B.  Tscharner  der  Ver- 
fasser von  »les  Malheurs  de  l'amour«  gewesen  sei,  jetzt  aufgegeben  habe. 


Th.  Süpfle:    Goethes  literarischer  Einfluss  auf  Frankreich.  217 


In  diesem  legte  der  22jährige  Dichter  die  Verirrungen 
und  das  Unglück  empfindsamer  Herzen  in  einer  ungenügend 
verknüpften  Handlung  dar ,  welche  gegen  das  Ende  des 
17.  Jahrhunderts  spielt.  Der  wegen  eines  Zweikampfes  un- 
stät  umherirrende  Sinval  (d'Olban)  kann  sich  von  der  hef- 
tigen Leidenschaft  für  eine  frühere  Geliebte  nicht  lossagen  und 
stösst  die  hingebende  Zuneigung  der  jungen  Lali,  der  Pflege- 
tochter seines  gutherzigen  und  begüterten  Gastfreundes  Birk, 
beharrlich  zurück,  obwohl  dieselbe  ihm  zu  Liebe  ihren  evange- 
lischen Glauben  aufzugeben  entschlossen  ist,  wobei  sie  von 
der  sträflichen  Zumuthung  eines  katholischen  Missionars  be- 
lästigt wird.  Selbst  der  Umstand,  dass  seine  frühere  Geliebte 
unterdessen  einem  Anderen  ihre  Hand  gereicht  hat,  kann  ihn 
von  seiner  Leidenschaft  und  seinem  menschenscheuen  Trübsinn 
nicht  heilen,  er  erschiesst  sich  und  versenkt  die  Familie,  in 
deren  Mitte  er  die  liebevollste  Aufnahme  fand,  in  Trauer  und 
Verzweiflung.  Wie  die  geschilderten  Gefühle,  so  ist  auch  die 
Sprache  in  diesem  wenig  anziehenden  Drama  höchst  über- 
schwenglich gehalten,  obgleich  dann  und  wann  auch  Triviales 
nicht  ausgeschlossen  ist. 

Man  sieht,  dass  der  französische  Autor  unsern  Goethe 
nicht  mit  Glück  zum  Vorbilde  genommen  hat.  Auch  erkannte 
Ramond  wohl  selbst,  dass  sein  Talent  nicht  für  die  Poesie 
geschaffen  sei.  Jedenfalls  vertauschte  er  sie  nach  einiger  Zeit 
mit  einem  für  ihn  dankbareren  Berufe.  Er  wurde  ein  berühmter 
Mineraloge  und  Botaniker,  entdeckte  einen  der  Haujjtpunkte 
der  Pyrenäen  und  schrieb  über  seine  Erforschungen  dieses 
Gebirges  ein  beachtenswerthes  Buch.  Wegen  seines  beständigen 
Aufenthaltes  auf  den  Bergen  erhielt  er  den  Scherznamen 
»die  gelehrte  Gemse«.  Er  starb  als  Staatsrath  in  Paris  am 
24.  Mai  1827. 

Mit  Übergehung  des  mir  nicht  näher  bekannten,  wahr- 
scheinlich parodirenden  Stückes  » Werther  ou  le  delire  de 
l'amour,  drame  en  3  actes  et  en  prose«,  welches  in  Haag  von 
einem  Pseudonymen  Verfasser  erschien,  welcher  sich  in  der 
Ausgabe  von  1778  de  la  Riviere,  in  der  von  1780  Marquis 
des  Bains  nennt,  wenden  wir  uns  zu  einem  in  mehreren  Be- 
ziehungen von  den  zuletzt  besprochenen  Bearbeitungen  ab- 
weichenden Erzeugnisse.  Wir  meinen  die  »Lettres  de  Charlotte 
ä  Caroline  pendant  sa  lialson  avec  Werter;  traduites  de  Tang- 
lais  par  j\L  Arkwright,  maitre  de  langue  anglaise«,  welche  in 
Paris,  zunächst  im  Jahre  1786,  erschienen  sind.  Wie  die  Auf- 
schrift zeigt,  haben  wir  es  hier  nicht  mit  einer  ursprünglich 
französischen  Bearbeitung,  sondern  mit  einer  blossen  Übersetzung 
aus  dem  Englischen  zu  thun,  wie  ähnlich  späterhin  auch  eine 
italienische  Nachbildung,  die  bekannte  durch  Ugo  Foscolo(i8o2), 


21 8  Abhandlungen. 


theils  unter  der  einfachen  Aufschrift  »Lettres  [auch  »Dernieres 
lettres«]  de  Jacopo  Ürtis«,  theils  unter  romantischer  klingenden 
Titeln  seit  dem  Jahre  1814  von  verschiedenen  Franzosen  über- 
setzt worden  ist. 

Die  englische  Originalbearbeitung  jener  Briefe  übrigens, 
welche  nach  Angabe  Appells  (3.  Auflage,  S.  18)  unter  der 
Aufschrift  »the  Letters  of  Charlotte  during  her  connexion  with 
Werter,  London,  printed  for  T.  Cadell,  in  the  Strand«  in  London 
im  Jahre  1786  in  2  Bänden  erschienen  war,  gab  zu  mehr  als 
einer  Verwerthung  Anlass.  Sie  wurde  auch  in  das  Deutsche 
übersetzt,  und  sogar  von  der  französischen  Übertragung  ging 
ihrerseits  eine  in  das  Deutsche  über.  Von  den  französischen 
Übersetzungen  nennen  wir  noch  die  unter  einer  etwas  ab- 
weichenden Aufschrift  im  Jahre  1787  in  London  erschienenen 
»Lettres  de  Charlotte  pendant  sa  liaison  avec  Werther, 
traduites  de  l'anglais  par  M  .  D  .  D  .  S  .  Ct  .  ,  avec  un 
extrait  d'Eleonore,  autre  ouvrage  anglais,  contenant  les 
premieres  aventures  de  Werther«.  Der  Verfasser  soll  David 
de  St.  George  sein. 

Die  Lettres  de  Charlotte  ä  Caroline  bieten  den  sonder- 
baren Versuch  dar,  unter  Beibehaltung  der  wesentlicheren 
Züge  der  Handlung  die  kraftvoll  überschäumende  deutsche 
Schöpfung  in  das  Geleise  strenger  Ehrsamkeit  einzuzwängen 
und  Alles,  was  der  Sittlichkeit  oder  der  Religion  im  mindesten 
zu  nahe  kommen  könnte,  daraus  zu  entfernen  oder  durch 
schaale  Gemeinplätze  zu  ersetzen.  Dabei  ist  es  nun  nicht 
mehr  der  glühende  Werther,  sondern  eine  sich  zierende  und 
mit  ihrer  literarischen  Belesenheit  prunkende  englische  Char- 
lotte, welche  die  Feder  führt,  ihre  sittsamen  Empfindungen  aus- 
kramt, das  leidenschaftliche  Wesen  des  Liebenden  als  tadelns- 
werth  bezeichnet  und  doch  bis  kurz  vor  dem  verhängnissvollen 
Ende  in  aller  Naivetät  das  süsse  Gefühl  durchkostet,  von 
einer  so  hochbegabten  Natur  wie  Werther  angebetet  zu  werden. 
Das  Buch  will  zwei  Vortheile  verbinden :  das  spannende 
Liebesgemälde  soll  bleiben,  aber  für  zimperliche  Leserinnen 
soll  alles  Geniale  und  Gewaltige  ausgemerzt  werden. 

Man  muss  sich  billig  wundern,  dass  diese  kindische  Ver- 
wässerung  Werthers  in  einem  Lande  wie  Frankreich  in  wieder- 
holten Auflagen  Anklang  hat  finden  können,  und  zwar  um 
so  mehr,  als  in  dieser  tendenziösen  L^marbeitung  nicht  blos 
die  englische  Sprache  und  die  englischen  Dichter  wie  ge- 
flissentlich verherrlicht  werden,  sondern  sogar  an  einer  Stelle 
des  ersten  Theiles  gegen  die  französische  Sprache  und  Nation 
ein  gehässiger  Ausfall  gerichtet  ist. 

Den  »Lettres  de  Charlotte«  gleicht  übrigens  in  der  äussern 
Anlage    eine    andere    Nachbildung,    welche    in    Paris    in    fast 


Th.  Süpfle:   Goethes  literarischer  Einfluss  auf  Frankreich.  219 

zwerghaftem  Formate  unter  der  Aufschrift  y>Wertheriei<.  im 
Jahre  17 91  erschienen  ist.  Auch  hier  nämlich  werden  die 
brieflichen  Aufzeichnungen  von  weiblicher  Hand  gemacht  und 
an  eine  Freundin  gerichtet.  Zugleich  aber  bietet  dieser 
mitten  in  den  Stürmen  der  französischen  Revolution  ge- 
schriebene matte  Liebesroman  in  gewisser  Hinsicht  das  Gegen- 
stück zu  dem  deutschen  Bilde.  Nicht  ein  junger  Mann,  nicht 
Werther,  sondern  ein  junges  Mädchen,  fast  noch  ein  Kind, 
»Wertherie«  genannt,  ist  die  handelnde  oder  vielmehr  leidende 
Persönlichkeit.  Unterrichtet,  begabt,  reich,  tugendhaft,  aber 
in  ihren  Gefühlen  zu  leicht  auflodernd,  liebt  sie,  anfangs  ohne 
es  zu  wissen,  einen  verheiratheten  Mann,  der  übrigens  ach- 
tungswerth  ist  und  lange  Zeit  keine  Ahnung  von  dem  Ein- 
drucke hat,  welchen  er  durch  seine  Erscheinung  und  sein 
Interesse  an  dem  jungen  Mädchen  hervorgebracht  hatte.  Die 
unglückliche  Wertherie  fasst  zuletzt  den  Entschluss,  ihrem 
nunmehr  qualvollen  Leben  ein  Ende  zu  machen,  wobei  sie 
noch  durch  eine  Stelle  in  Youngs  Nachtgedanken  bestärkt 
wird,  welche  ihr  der  heiss  Geliebte  vorgelesen  hatte.  Sie 
tödtet  sich  durch  Opium,  welches  sie  sich  unter  einem  Vor- 
wande  von  der  Gattin  des  Angebeteten  zu  verschaffen  wusste. 
In  einem  hinterlassenen  Briefe  bittet  sie  dieselbe  um  Ver- 
zeihung, die  Ruhe  ihrer  Ehe  gestört  zu  haben.  Auch  noch 
in  der  Äusserlichkeit  findet  sich  Übereinstimmung  mit  dem 
Goetheschen  Romane,  dass  der  Tod  in  den  Dezember  fällt, 
während  die  Briefe  mit  dem  Wonnemonat  Mai  begonnen  haben. 

Wie  schon  der  Einfall,  aus  dem  Träger  der  Leidenschaft 
unter  Umdrehung  des  Vorbildes  eine  Frau  zu  machen,  an  und 
für  sich  unglücklich  und  fast  widerlich  erscheinen  muss,  so 
ist  auch  die  Ausführung  selbst  eine  höchst  schwache,  gedanken- 
arme und  zum  Lesen  wenig  einladende.  Als  Verfasser  nennt 
sich  in  dem  Vorworte  zum  zweiten  Theile  Pierre  Perrin.  Die 
vorkommenden  Örtlichkeiten,  besonders  Zürich  und  Basel,  die 
deutschen  Personennamen  —  Werther  heisst  hier  Hertzberg  — , 
die  Vorliebe  der  Wertherie  für  Gessner,  auch  manche  stilistische 
Eigenthümlichkeiten  lassen  auf  einen  aus  der  Schweiz  ge- 
bürtigen Verfasser  schliessen. 

Als  eine  Wertheriade  lässt  sich  auch  der  gleichfalls  in 
Briefform  geschriebene  Roman  »Saint- Alme«  (1794)  von  Gorgy' 


'  Einen  der  frühesten  Hinweise  auf  ihn  gab  Michiels  in  seiner 
Histoire  des  idees  litteraires  en  France,  I'^''  vol.,  p.  331.  Eine  eingehende 
Inhaltsangabe  findet  sich  in  dem  Aufsatze  von  F.  Gross  »Goethes 
Werther  in  Frankreich«  in  der  Nationalzeitung  vom  i.  August  1885 
No.  442.  Von  ebendemselben  ist  kürzlich  in  austiihrlicher  Darstellung 
(vgl.  Magazin  für  die  Literatur  des  In-  und  Auslandes  1886,  No.  38: 
»Zwei  französische  Werther-Gestalten«)  auf  einen  weitern  Wertherroman 


220  Abhandlungen. 


bezeichnen.  Er  zeugt  von  selbständiger  Erfindung,  aber  die 
geschilderten  Gefühle  sind  nicht  blos  überspannt,  sondern  zum 
Theil  auch  unlauter  und  widerlich.  Die  verwickelte  Handlung  des 
einige  Zeit  lang  mit  Beifall  aufgenommenen  Buches  schliesst 
durchaus  nicht  tragisch  ab.  Der  in  unglücklicher  Leidenschaft 
sich  abzehrende  Held  versucht  zwar,  sich  den  Tod  zu  geben, 
wird  aber  wiederhergestellt  und  heirathet  die  Geliebte,  welche 
unterdessen  Wittwe  geworden  war. 

Gleichfalls  in  der  Revolutionszeit  entstand  die  Hero'ide 
»Werther  ä  Charlotte«,  welche  von  dem  Ritter  de  Lablee 
verfasst  ist  und  noch  im  Jahre  1824  eine  neue  Auflage  erlebte. 
In  dem  Vorworte  dieser  nur  16  Seiten  umfassenden  Dichtung 
wird  unter  anderem  bemerkt,  dass  das  deutsche  Werk  mit  so 
viel  Wahrheit  geschrieben  sei,  dass  es  den  hehren  Character 
der  Geschichte  erlangt  habe.  In  dem  Gedichte  selbst  wird 
unter  weiterer  Entwickelung  des  im  Romane  ausgedrückten 
Missbehagens  Werthers  über  die  Ungleichheit  der  Stände  aus 
letzterem  ein  glühender  Freiheitsfreund  gemacht.  Dieser  poli- 
tisch gewordene  Werther  fand  trotz  der  mittelmässigen  Dichtung 
grossen  Beifall  in  der  Revolutionsperiode.  —  Fast  gleichnamig 
mit  dem  Titel  dieser  Heroide  ist  die  poetische  Übersetzung, 
welche  der  österreichische  Graf  Franz  von  Hartig  von  einem 
Briefe  Werthers  unter  der  Aufschrift  »Lettre  de  Werther  ä  Char- 
lotte« in  seinen  in  Paris  im  Jahre  1788  erschienenen  Melanges 
de  vers  et  de  prose  vorlegte. 

Wir  erwähnen  der  Vollständigkeit  wegen  auch  noch,  aber 
in  aller  Kürze,  die  schon  von  anderwärts  her,  besonders  durch 
die  Mittheilungen  Appells,  bekannten  Nachahmungen:  die 
einaktige  Operette  »Werther  et  Charlotte«  (1792)  von  Dejaure, 
Musik  von  Kreutzer,  deren  mit  Ernst  und  Scherz  vermischter 
Inhalt  in  dem  fünfaktigen  Drama  »Carlotta  e  Werter«,  welches 
in  der  französischen  Hauptstadt  im  Theatre  Italien  im  Jahre 
1830  aufgeführt  wurde,  ein  verstärktes  Echo  fand;  ferner 
»Sydner  ou  les  dangers  de  Timagination  (1803)  von  B.  H.  de 
Froberville;  der  Roman  »Praxede«  par  Cesar  Auguste  [Au- 
guste Lambert],  Paris,  L.  Collin,  1807;  die  kindisch  alberne 
Parodie  »Werther  ou  les  Egarements  d'un  coeur  sensible«, 
drame  historique  (!)  en  un  acte  par  Duval  et  Rochefort  (18 17), 
und  endlich  das  sonderbare  Drama  »Charlotte  et  Werther« 
(1846)  von  Souvestre  und  Bourgeois,  in  dessen  Vorspiel 
Goethe  selbst  handelnd  aufgeführt  wird. 

Mit  diesen  Erzeugnissen,  welche  fast  noch  in  unsere 
Gegenwart  reichen,  schliessen  wir  die  erste  Periode  der  fran- 


yiSleUino  ou  le  nouveau  Werther«,  von  Gourbillon  im  Jahre  1791  ver- 
fasst, hingewiesen  worden.  Dieser  Werther  trägt  seinen  Kummer  zur 
Linderung  durcli  alle  Länder,  er  ist  der  reisende  Werther. 


Th.  Süpfle:   Goethes  literarischer  Einfluss  auf  Frankreich.  221 

zösischen  Werthernachahmungen  ab  und  gehen  sofort  zu  der 
zweiten  Periode  über.  Diese  nahm  bald  nach  den  Stürmen 
der  Revolution,  mit  dem  Beginn  unseres  Jahrhunderts,  ihren 
Anfang.  In  dieser  Zeit  der  Erschöpfung  und  der  sittlichen 
Ausgelassenheit  rief,  wie  ein  französischer  Beurtheiler  sagt, 
der  Schrecken  der  Erinnerungen  und  die  sinnliche  Über- 
sättigung in  den  Seelen  einen  Hang  zum  Trübsinn  hervor, 
welcher  sich  mit  dem  Durste  nach  Vergnügungen  verband. 
Ossian  und  Werther  wurden  von  neuem  Mode.  Beim  Ver- 
lassen des  »bal  des  victimes«  umgab  man  sich  gern  mit  den 
Schatten  des  schottischen  Barden,  man  verzweifelte  mit  W'erther 
und  brütete  über  dessen  Selbstmord. 

Daneben  aber  zeigte  sich  auch  eine  ernstere  Würdigung 
des  deutschen  Werkes  in  dieser  Periode,  welche  in  literarischer 
Hinsicht  ungleich  bedeutsamer  als  die  erste  wurde.  In  ihr 
stossen  wir  nicht  mehr  auf  unbekannte  und  unbedeutende 
Schriftsteller,  welche  in  der  Goetheschen  Schöpfung  nur  eine 
Ausbeute  für  einen  Liebesroman  nach  neuester  Mode  sahen, 
zu  dem  hohen  dichterischen  und  ethischen  Gehalte  des 
Buches  nie  hindurchgedrungen  waren,  und  mit  ihren  theils 
krankhaften,  theils  faden  Machwerken  bei  der  Menge  einen 
wohlfeilen  Erfolg  erstrebt  und  auch  oft  genug  erlangt  hatten. 
Mehrere  der  begabtesten  und  hervorragendsten  Männer  Frank- 
reichs versenkten  damals  ihre  Seele  in  diese  tiefste  Beobach- 
tung des  modernen  Menschenherzens  und  nahmen  das  Gefühl 
des  Weltschmerzes  so  in  sich  auf,  dass  sie  es  in  mehr  oder 
weniger  gelungener  Weise  zu  neuer  literarischer  und  theilweise 
auch  moralischer  Entwickelung  zu  führen  vermochten.  Da 
übrigens  diese  neueren  französischen  Weiterbildungen  des  im 
Werther  gegebenen  Grundtons  ungleich  bekannter  als  die 
früheren  Werthernachbildungen  sind  und  auch  schon  wiederholt 
besprochen  und  beleuchtet  wurden',  so  können  wir  uns  auf 
folgenden  ganz  kurzen   Hinweis  beschränken. 

Während  Charles  Kodier,  Etienne  de  Senancour  und  Ben- 
jamin Constant  mit  ihren  nur  wenig  anziehenden  Helden 
»le  Peintre  de  Saltzbourg«  (1803),  »Obermann«  (1804)  und 
»Adolphea  (18 16)  einen  lebhaften  oder  nachhaltigen  Eindruck 
auf  ihre  Landsleute  nicht  auszuüben  vermochten,  so  erzielte 
Chateaubriand  durch  den  Zauber,  welchen  er  seinem  tief 
melancholisch  angehauchten  Rene  (1801)  zu  leihen  verstanden 
hatte,  eine  sehr  grosse,  fast  europäische  Wirkung.  Auch  die 
fein  gezeichneten  Seelenstudien,  welche  späterhin  der  durch 
Goethe  in  mehr  als  einer  Hinsicht  beeinflusste  Sainte-Beuve  in 


'  Eine  der  neuesten  Darlegungen  hat  K.  Hillebrand  in  »Zeiten, 
Völker  und  Menschen«  im  VII.  Bande,  1885,  S.  102  in  dem  Aufsatze 
«Die  Wertherkrankheit  in  Europa«  gegeben. 


222 


Abhandlukgen. 


»Joseph  Delorme«  und  in  „Volupte«,  ferner  George  Sand  in 
»Lelia«,  Alfred  de  Musset  in  seinen  »Confessions  d'un  enfant  du 
siecle«  vorgeführt  haben,  deuten,  so  verschieden  sie  auch  unter 
einander  sind,  ein  jedes  auf  die  gemeinsame  Werther-Anregung 
hin.  Der  krankhaft  sentimentale  ))Raphaek(  Lamartines  weist  auf 
Werthers  Leiden  zurück,  und  selbst  die  »Meditations«  und  die 
»Harmonies«  dieses  zartbesaiteten  Dichters  erinnern  in  ihren 
schwermüthigeren  Klängen  an  den  Grundton  in  Werther,  obgleich 
auch  gewisse  Ausflüsse  unserer  Lyrik  nach  dieser  Seite  hin  wirk- 
sam ijewesen  sein  konnten. 


Schi  US  s  der  ersten  Hälfte. 


iii.  MiscELLEN,  Chronik, 
Bibliographie. 


I.   MiSCELLEN. 


A.   Einzelnes  zu  Goethes  Leben  und  Werken. 


I.  Goethes  Gedicht  an  den  Kuchenbäcker  Hendel.  Diese 
Parodie  auf  Clodius  (abgedruckt  in  der  ursprünglichen  Gestalt 
nach  »Dichtung  und  Wahrheit«  im  jungen  Goethe  I,  86 ;  die 
von  Hörn  erweiterte  Fassung  nach  der  Handschrift  jetzt  von 
Kögel  in  den  Studia  Xicolaitana  S.  iiofg.)  wird  nach  Goethes 
eigener  Angabe  auf  den  Prolog  bezogen,  welcher  von  Clodius 
zur  Eröffnung  des  neuen  Leipziger  Theaters  (6.  Okt.  1766) 
gedichtet  wurde  und  welchen  v.  Biedermann  in  »Goethe  und 
Leipzig«  L  79  ff-  wiederabgedruckt  hat.  Aber  es  kommt  noch 
ein  anderer  Prolog  von  Clodius  in  Betracht :  die  »Rede,  am 
Friedrichstage  in  Leipzig,  den  5.  März  1767  gehalten«,  welche 
in  der  seltenen  »Sammlung  theatralischer  Gedichte  nebst  einigen 
Gedichten  und  Epigrammen  auf  Schauspieler  und  Schau- 
spielerinnen, erste  Sammlung,  Leipzig  bey  CarL Friederich 
Schneidern  1 7  76«  S.  1 30  enthalten  ist,  und  folgendermaßen  lautet : 

Rom   fliegt  von  Sieg  zu  Sieg,  ihm  weicht   im  Kriegesfeld, 
Von   Heldenmuth  verdrängt,  die  überwundne  Welt, 
L-nd  die    von  ihm  im  Sturm  eroberten  Provinzen, 
Vergöttern   die  Gewalt  des  Römers  und  des  Prinzen. 
5  Ihm   baut  der  Knechtschaft  werth,  der  Scythe,  der  Barbar, 
Tropha  n   und   Tempel  und  den  kriechenden  Altar. 
Ruchloser  Weih"rauch  steigt  von  Asiens  Getümmel, 
Zur  Schande  der  Vernunft,  nach    dem  erzürnten  Himmel. 
Wer  kennt  in  diesem  Staub  dich,  edle  Creatur ! 
10  Des  Menschen  Majestät?    die  Freiheit  der  Natur? 
Den  Römer,  der  im  Sieg  glorreicher  Legionen, 
Den  Völkern  Fürsten  gab,    und    den  Monarchen  Kronen ; 
Verkennt  in  deinem  Stolz.  Tirann  ;  zum  Mitleid  taub, 
Der  du  zum  Gott  dich  schaffst!  den  Menschen  und  den  Staub? 

GoETHE-jAHRltCU     VIII.  I  ; 


226  MiSCELLEK. 

15  Da  steht  er  wie  ein  Fels  umringt  von  Ungewittern, 
Vergisst  geliebt  zu  seyn,  und  lehrt  für  sich  erzittern ; 
Lacht  der  Religion,  und  spottet  mit  der  Huld, 
Und  kauft  das  Diadem  durch  Menschen  Blut  und  Schuld.  — 
Reiss  den  Hymettiis  auf;   laß  tausend  Künstler  eilen, 

20  Bau  ihm  ein  Monument  auf  hundert  Marmor-Säulen. 
Trag  sein  vergöttert  Bild  in  das  Gestirn  hinauf, 
Aetz  in  unsterblich  Erz  der  grossen  Thaten  Lauf; 
Sing  ihm  mit  Pindars  Schwung,  gieb  ihm  den  hohen  Namen 
Der  Gottheit,  die  er  nie  gewagt  hat  nachzuahmen: 

25  Wer  ist  der  Gott  zuletzt,  den  du  dir  schaffst,  o  Welt? 
Ein  Wurm  in  Purpur,  der  in  seinen  Staub  zerfällt. 
Was  sind  die  Himnen,  die  sein  glorreich  Lob  verbreiten? 
Ein  schimpflich  Moniinient  der  Knechtschaft  finstrer  Zeiten. 
Dank  sey  es  dir  Vernunft  und  dir  Religion; 

30  Ein  Christ  und  Unterthan  kriecht  nie  als  Knecht  am  Thron, 
Diess  ist  die  Freiheit  die  ihm  Märtyrer  erwarben. 
Für  die  mit  Heldenmuth  einst  Polyeucte  starben. 
Und  wider  die  umsonst,  vom  Götzendienst  bethört, 
Domitian  ergrimmt  und  Nero  sich  empört. 

35  Ein  Christ  kennt  einen  Gott,  und  würdig  hoher  Lehre, 
Erbaut  er  ihm  allein  die   Tempel  und  Altäre. 
Vom  Aberglauben  fern  und  Furcht  des  Menschen  frei, 
Entsagt  sein  edler  Herz  der  niedern  Schmeichelei. 
Er  ehrt  die  Majestät  und  huldigt  den  Gesetzen, 

40  Hält  den  für  seinen  Feind,  der"s  wagt,  sie  zu  verletzen ; 
Ihn  reizt  das  Diadem  zu  der  Vergöttrung  nicht. 
Sein  Stolz  ist  Redlichkeit,  und  seine  Hoheit  Pflicht. 
Umsonst  droht  ihm  Tumult,  Verfolgung  und  Verderben, 
Er  weiss  fürs  Vaterland  zu  siegen  und  zu  sterben. 

45  Der  Fürst  ist  Vater,  und  der  Unterthan  ist  Sohn, 
Und  Liebe  nur  allein  befestigt  ihm  den  Thron  — 
Fürst!  den  ein  milder  Gott  aus  Mitleid  uns  gegeben. 
Um  ein  verwaißtes  Volk  vom  Staube  zu  erheben, 
Fürst!  für  den  Thron  bestimmt,  der  einen  Moritz  trug, 

50  Und  Erbe  von  dem  Schwerd,   das  Deutschlands  Erbfeind 

schlug ; 
Da  Söhne  Mahomets  das  feste  Wien  verheerten. 
Und  Barbarn  wider  Gott  und  Christen  sich  empörten ; 
Fürst,  unter  dessen  Schutz  die  Künste  sich  erhöhn, 
Schnell  der  Unsterblichkeit,  mit  Muth  entgegen  gehn, 

55  Für  Deutschlands  wahren  Ruhm  und  gute  Sitten  wachen, 
Und  der  Unwissenheit  des  trägen  Stolzes  lachen, 
Fürst !  auf  dem  Friedrichs  Geist,  des  weisen  Onkels  Muth, 
Das  Herz  Antoniens  und  deines  Vaters  ruht ; 
Du  hassest  Schmeichelei'n,  die  Niedrigkeit  verrathen, 

60  Dich  lobt  ein  dankbar  Volk  durch  Eifer  und  durch  Thaten. 


MiSCELLEK.  227 

Der  wahre  Sachse  dankt  als  Mann  und  Patriot, 
Traut  auf  des  Fürsten  Arm,  und  auf  den  Schutz  von  Gott ; 
Denkt  edel  und  ist  frei :  und  hat  den  Muth,  sein  Leben 
Fürs  Vaterland  und  Dich  heroisch  aufzugeben ; 
65  Doch  mit  Vergötterung   treibt   er  nie  kühnen  Scherz, 
Und  Friedrichs   Tempel  ist  des   Unterthanen  Herzi^. 

Die  prunkenden  Worte,  welche  in  Goethes  Gedicht  wieder- 
kehren, sind  cursiv  gedruckt.  Sie  finden  sich  zum  Theile  auch 
in  dem  Prolog  zur  Eröffnung  des  Leipziger  Theaters.  Ent- 
scheidend aber  ist  V.  19;  er  hat  in  Goethes  Parodie  den 
Vers  6  veranlasst  »Des  Caffees  Ocean  ...  ist  süsser  als  der 
Saft,  der  vom  Hymettus  fliesst«  —  an  Stelle  des  Hymettus 
als  Honigbergers  tritt  in  der  von  Hörn  erweiterten  Fassung 
der  Hybla  und  der  Hymettus  wird  V.  24  wegen  seines  Reich- 
thums  an  Marmor  verwerthet :  „Steh  hoch  wie  der  Olymp,  wie 
der  Hymettus  fest«  (früher:  »wie  _der  Parnassus  fest«).  Das 
ganze  Gedicht  aber  stellt  sich  nur  als  eine  Parodie  der  pomp- 
haften Anrede  an  den  Fürsten  dar :  an  die  Stelle  des  Fürsten 
tritt  der  Kuchenbäcker  Händel.  Der  Schluss  trifft  mit  Clodius 
zusammen : 

» Und  Hendels   Tempel  ist  der  Musensöhne  Herz.a. 

Damit  ist  zugleich  auch  die  Chronologie  des  Gedichtes 
näher  bestimmt:  es  kann  nicht  vor  dem  5.  März  1767  ge- 
dichtet sein. 

Dieselbe  Sammlung  enthält  S.  139  fg.  eine  »Rede,  welche 
nach  Aufführung  der  Poeten  nach  der  Mode,  und  Herzog 
Michels,  so  einige  Kinder  aus  angesehenen  Familien  in  Leip- 
zig anno  1768,  während  des  Aufenthaltes  der  Kochischen  Ge- 
sellschaft in  Weimar,  vorgestellet  haben«.  An  die  Aufführung, 
bei  welcher  Goethe  den  Michel  spielt,  ist  nicht  zu  denken: 
diese  fand  im  November  1767  (G.-J.  VIL  loS)  und  in  privatem 
Kreise  statt.  Aber  es  zeugt  von  der  Beliebtheit  des  Nach- 
spieles, dass  Kinder  es  fast  zu  derselben  Zeit  auf  dem  öffent- 
lichen Theater  aufführen  konnten. 

Wenn  Goethe  in  einem  Briefe  aus  der  Leipziger  Zeit 
J.  E.  Schlegel  den  »grossen  Schlegel«  nennt  (der  junge  Goethe 
I,  10),  so  vergleiche  man  aus  der  citirten  Sammlung  das 
Epigramm  S.   181  : 

»Schlegels  Grabschrift   1764. 

Er  starb  der  Genius  vom  tragischen  Cothurne. 
Noch  liegt  Melpomene  gebückt  auf  seiner  Urne, 
Giebt  ihren  Lieblingen  nur  selten  einen  Blick. 
Und  denkt  an  Schlegeln  stets  zurück«. 

A. 

15* 


228  MiSCELLEN. 

Beiträge  von  H.  L.  Wagner,  welche  nach  G.  Weisstein 
(bei  Erich  Schmidt,  H.  L.  Wagner  *,  S.  130)  in  der  »Samm- 
lung« enthalten  sein  sollen,  habe  ich  nicht  gefunden. 


2.  Die  Ode  nan  ZachariäK  (Der  junge  Goethe  I,  86  fg.). 
Über  die  Strophenform  dieser  Ode  ist  im  G.-J.  I,  127  nur 
ungenügendes  gesagt.  Ich  betrachte  sie  als  eine  Variation 
des  sogen.  Uzischen  Silbenmaßes,  welches  von  den  Bremer 
Beiträgern  in  vielfachen  Variationen  gebraucht  wurde.  Es  lag 
nahe  Zachariä  in  diesem  Versmaß  zu  feiern  ;  auch  die  Personi- 
ficationen  von  Verdruss  und  Langeweile  zeigen,  dass  sich  Goethe 
mit  den  Allegorien  der  komischen  Gedichte  Zachariä's  bekannt 
gemacht  hat.  Das  Uzische  Metrum  ist  das  einzige  antikisirende, 
dessen  sich  die  Bremer  Beiträger  vor  Klopstock  bedienen. 
Es  wurde  zuerst  von  Uz  in  der  Aufsehen  eregenden  FrUhlings- 
ode  (Belustigungen  1743,  I,  490)  verwendet  und  bildet  den 
Übergang  vom  Alexandriner  zum  Hexameter.  Uz  beginnt  in 
gereimten  Strophen :  dann  entschliesst  er  sich  mitten  im  Ge- 
dichte, nachdem  er  lange  den  Musen  Griechenlands  gehorcht, 
nun  auch  selbst  die  hochgestimmte  Cyther  zu  schlagen  d.  h.  reim- 
los zu  dichten.  Das  nun  anhebende  Frühlingslied  ist  in  unge- 
reimten Strophen.  Der  erste  Vers  ist  ein  Alexandriner  mit 
weiblichem  Ausgange,  und  mit  zweisilbiger  Senkung  im  3.  und 
6.  Fusse ;  der  zweite  Vers  besteht  aus  zwei  Jamben  und 
zwei  Anapästen.  Diese  beiden  Verse  werden  wiederholt,  so 
dass  eine  Art  Archilochischer  Strophe  entsteht  \     Z.  B. 

»Ich  will  vom  Weine  berauscht  die  Lust  der  Erde  besingen. 

Ich  will  die  Zierde  der  Auen  erhöhn, 
Den  Frühling  welcher  anitzt  durch  Floren's  Hände  bekränzet 

Siegprangend  unsre  Gefilde  beherrscht«. 

Es  war  möglich  die  Alexandriner  im  i.  und  3.  Verse  als 
Hexameter  mit  Vorschlagsilbe  zu  betrachten,  die  sich  schon 
bei  Gottsched  finden.  Wie  nahe  sich  hier  Alexandriner  und 
Hexameter  berühren,  zeigt  der  folgende  Vers  J.  A.  Schlegels, 
der  in  jener  Zeit  ebenso  gut  als  Alexandriner  wie  als  Hexa- 
meter gelten  konnte 

»Ich  sah  wie  wir  vordem   auf  ein  Orangenblatt« 

Dieses  Versmaß  wurde  zuerst  von  J.  A.  Schlegel,  dem 
gewandtesten  Versificateur   der  Gesellschaft,    aufgegriffen  und 

'  Anders  beurtheilen  Wackernagel,  Geschichte  des  Hexameters 
und  Pentameters  S.  62  ff,  Sauer,  E.  von  Kleist  I,  145  fg.  und  Kober- 
stein  III',  226  fg. ;  267  ff.  das  Uzische  Versmaß.  —  Vgl.  dagegen 
Erich  Schmidt  Zeitschrift  für  deutsches  Alterthum  21,  506. 


MiSCELLEN.  229 

variirt ;    dann    von    den   meisten    übrigen    Bremer  Beiträgern. 
Sie  vermehren  meistens  die  hüpfenden  Versfüsse. 

Goethes  Ode  im  Gegentheile  enthält  sich  der  hüpfenden 
Versfüsse,  verkürzt  den  zweiten  Theil  der  Strophe  (Vers  3 
und  4)  um  einen  Fuss  und  wendet  den  Reim  wiederum  an, 
wie  ja  in  Leipzig  auch  die  Anakreontik  desselben  nicht  ent- 
behren durfte. 


3.  y)Das  Schreyenv.  (Der  junge  Goethe  I,  98).  Das  Motiv 
dieses  Gedichtes  ist  von  Biedermann  (Goethe  und  Leipzig, 
L  96),  Minor  (Studien  zur  Goethephilologie  S.  18  fg.),  Werner 
(Archiv  für  Lit.-Gesch.  X,  74ff.),  Erich  Schmidt  (G.-J.  VI,  325  fg.) 
aus  der  anakreontischen  Lyrik  unzählige  Male  belegt  worden. 
Es  kommt  aber  auch  bei  Wieland  nicht  selten  vor:  zu  der 
von  \\'erner  citirten  Stelle  aus  Musarion  vgl.  Aurora  und  Ce- 
phalus  (Hempel   11,  56): 

))Sie  Schrein,  wie  Nymphen  schrein. 
Um  feuriger  geküsst.  nicht,  um  gehört  zu  sein«. 

J.  Minor. 


4.  Zu  Goethes  y) Homer  7inde?-  Homerv.  (Werke  11^,  S.  510). 
Goethe  hatte  sich  ursprünglich  der  von  F.  A.  Wolf  ausge- 
sprochenen Theorie  über  Entstehung,  Zusammenfügung  und 
endliche  Redaktion  der  Homerischen  Gedichte  angeschlossen. 
Allein  auf  die  Dauer  vermochte  ihm  die  Lehre  des  grossen 
Philologen  keine  Befriedigung  zu  gewähren  und  nach  mehr- 
fachem Schwanken  vollzog  sich  die  Rückkehr  zu  der  alten 
Ansicht  über  die  Persönlichkeit  Homers  und  die  Einheit  der 
unter  seinem  Namen  überlieferten  Dichtungen '.  Darüber  liegt  in 
den  »Tag-  und  Jahres-Heften  1821«  sein  eignes  Bekenntniss 
vor.  Dort  weisst  er  auf  die  1821  erschienene  Schrift  von 
Karl  Ernst  Schubarth  »Ideen  über  Homer  und  sein  Zeitalter. 
Eine  ethisch-historische  Abhandlung«.  Breslau  1821,  hin.  worin 
die  letztere  Auffassung  wieder  vertreten  war. 

Für  den  Verfasser  interessirt  sich  Goethe.  Er  empfiehlt 
ihn  Zelter  zu  freundlichem  Empfange^  und  seiner  Fürsprache 
allein'  war  die  Aufnahme  der  günstigen  Recension  über 
Schubarths    Schrift     von     dem    später    in    Berlin     habilitirten 


'  Über  die  mehrfach  wechselnde  Stellung  Goethes  zu  Wolfs 
Theorie  vergl.  besonders  Goethes  Briefe  an  Wolf  S.  23  ff.,  S.  83  \e., 
V.  Biedermann  zu  »Homer  noch  einmal«  in  der  Hempelschen  Ausgabe 
von  Goethes  Werken  Band  XXIX  S.  557  fg. 

^  Goethe  und  Zelter  III,  S.  203. 

5  Lücke:  Goethe  und  Homer.  1884,  S.  28. 


230  MiSCELLEN. 

Dr.  E.  R.  Lange  ^  in  die  Jenaische  Allgemeine  Literaturzeitung  ^ 
zu  verdanken. 

üas  epigrammatische  Gedicht  Goethes  « Homer  wider 
Homer«  ist  deshalb  von  Viehoff  und  Strehlke  auf  die 
Schubarthsche  Schrift  bezogen  worden  und  Loeper  schliesst 
sich  dieser  Ansicht  offenbar  an,  indem  er  es,  allerdings  durch- 
aus vermuthungsweise,  in  das  Jahr  1821  setzt.  Es  muss  zunächst 
auffallen,  dass  dasselbe  zum  ersten  Male  1827  in  der  Ausgabe 
letzter  Hand,  also  6  Jahre  nach  dem  Erscheinen  von  Schubarths 
»Ideen«,  gedruckt  worden  ist,  ferner,  dass  es  ausdrücklich  nur 
auf  die  Ilias  Bezug  nimmt,  Avährend  Schubarth  die  homerische 
Frage  überhaupt  erörterte.  Es  bezieht  sich  in  der  That  nicht 
auf  Schubarths  »Ideen«,  sondern  bildet,  so  zu  sagen,  die 
poetische  Paraphrase  zu  dem  Aufsatze  »Homer  noch  einmal«, 
der  zuerst  1827  in  »Über  Kunst  und  Alterthum«  erschien, 
und  ist  1826  oder  1827  entstanden.  A'eranlassung  dazu  gab 
die  Schrift:  »Versuch  die  jjoetische  Einheit  der  Iliade  zu  be- 
stimmen. Ein  Sendschreiben  an  Goethe  von  G.  Lange,  Darm- 
stadt, 1826«.  Den  Eingang  derselben  bilden  die  folgenden 
an  Goethe  gerichteten  Worte:  »Als  ich  in  der  Mitte  dieses 
Jahres  Ew.  Excellenz  jenen  Versuch,  die  erste  Entstehung, 
so  wie  die  letzte  Gestaltung  der  homerischen  und  ossianischen 
Dichtungen  zu  bestimmen,  mit  der  Anfrage  zuschickte,  ob  Sie, 
als  Geistesverwandter  Homers  und  schon  längst  in  diese  Unter- 
suchungen eingeweiht ,  meine  Ansicht  billigten  und  ob  ich 
dieses  Werk  Ew.  Excellenz  dediciren  dürfe,  so  ward  mir  die 
ebenso  unerwartete  als  schmeichelhafte  Antwort:  Ew.  Excellenz 
hätten  jenes  Manuscript  mit  Antheil  und  Zustimmung  auf- 
genommen und  es  würde  Ihnen  nur  zur  Freude  und  Ehre 
gereichen,  Ihrer  auch  öffentlich  gedacht  zu  sehen!  Da  ich 
früheren,  freilich  zufälligen  Äusserungen  Ew.  Excellenz  nach 
die  leise  Vermuthung  hegte,  Sie  seyen  der  Wolfischen  Ansicht 
nicht  abgeneigt,  so  musste  mich  wohl  die  unerwartet  günstige 
Aufnahme  einer  entgegengesetzten  Ansicht  noch  mehr  errauthi- 
gen,  in  diesen  allerdings  gefährlichen  Untersuchungen  immer 
weiter  vorzuschreiten,  um  mit  der  Zeit  unter  Ihren  erhabenen 
Auspizien  auch  dem  grösseren  Publicum  einen  freilich  immer 
schwachen  Versuch  zur  nachsischtsvollen  Beurtheilung  vor- 
zulegen. Und  in  der  That!  der  Gedanke,  dem  grössten  Dichter 
der  Deutschen  durch  die  Ehrenrettung  des  ersten  Genies  aller 
Zeiten  ein  wohl  nicht  unbedeutendes  Denkmal  zu  setzen,  hat 
alle  Kräfte  in  mir  angeregt,  dieser  hohen  Aufgabe  nun 
einigermassen   zu  genügen«.    Der  Verfasser,    Georg    Friedrich 


^  Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Staatsrath  Schultz.  Herausg. 
und  eingel.  von  H.  Düntzer.    Neue  Ausg.     Leipzig  o.  J.    Seite  264  A.  i. 
-  September  1823,  Bl.  161  —  172. 


MiSCELLEN.  231 

Lange'  war  1804  zu  Darmstadt  geboren,  studirte  in  Giessen 
und  Heidelberg  Philologie  und  Geschichte,  wurde  1828  auf 
Grund  der  Dissertation  »Commentatio  de  consilio  ac  necessitate 
prooemii  et  priorum  partium  Odysseae.  Argentorati  1828« 
von  der  philosophischen  Fakultät  zu  Giessen  zum  Dr.  promo= 
virt,  war  zuerst  Hülfslehrer  am  Gymnasium  zu  Darmstadt, 
1829  —  33  Privatdocent  der  Geschichte  zu  Giessen  und  1833  — 
1843  Lehrer  am  Gymnasium  zu  Worms.  Als  Schriftsteller  hat 
er  sich,  ausser  der  angeführten,  auf  literarhistorischem  Gebiete 
durch  Arbeiten  über  das  griechische  Epos  und  die  deutsche 
Heldensage,  als  Historiker  durch  eine  Geschichte  von  Worms 
und  Frankfurt  a.  M.  bekannt  gemacht.  Das  Gegenstück  zu 
der  genannten  Abhandlung  über  die  Iliade  »Versuch,  die  poe- 
tische Einheit  der  Odysse  zu  bestimmen«  erschien  als  Aufsatz 
in  der  »Allgemeinen  Schulzeitung«  ^.       Friedrich  Thomae. 


0- 


Zu  Faust. 


a)  Der  Vorname  des  Goetheschen  Faust.  Faust  hat  in  der 
Sage  den  Vornamen  Johann ,  Goethe  nennt  ihn  Heinrich. 
Den  Grund  der  Änderung  haben  die  Erklärer  richtig  er- 
kannt :  von  Loeper  I,  ^  147  »dass  Goethe  denselben  in  Heinrich 
verwandelte,  geschah  wohl,  weil  Johann  inzwischen  zum  Be- 
dientennamen, besonders  in  der  Komödie,  degradirt  war« ; 
Düntzer  L  15-  (Kürschners  National-Literatur)  »Goethe  gibt 
ihm  den  edleren  Namen  Heinrich  statt  des  überlieferten  Johann«. 
Aber  warum  nennt  er  ihn  gerade :    Heinrich  ? 

Schröer  I,  ^  213  nennt  diesen  Namen  »willkürlich  ge- 
wählt«. Aber  das  ist  nach  Goethes  uns  bekannter  Art  keines- 
wegs wahrscheinlich.  Berlichingen  nennt  sich  in  seiner  Auto- 
biographie mit  der  Diminutivform  »Götz«  :  Goethe  nennt  ihn 
in  der  ersten  Fassung  seines  Drama  »Gottfried« ,  wie  schon 
Herman  Grimm  erkannt  hat :  mit  deutlichem  Bezug  auf 
Herder.  Der  Held  des  Goetheschen  Singspieles  heisst  in  der 
Quelle  »Edwin«;  Goethe  nennt  ihn  »Erwin«,  mit  deutlichem 
Bezug  auf  seinen  vergötterten  Erwin  von  Steinbach.  In  Goethes 
Götz  erscheint  Lerse  sogar  unter  dem  Familiennamen  .  .  . 
Das  sind  deutliche  Belege,  dass  Goethe  die  Namen  nicht  immer 
willkürlich  gewählt  hat  und  ein  Erklärer  des  Faust  muss  sich 
wenigstens  die  Frage  vorlegen,  ob  Goethe  nicht  auch  mit 
gutem  Grund  diesen  Namen  wählen  konnte. 


'  Vgl.  [Max  Fuhr]:  Zur  Erinnerung  an  Dr.  G.  F.  Lange.  Darmstadt 
1845.  ^li^  Auslassungen  abgedruckt'  im  Neuen  Nekrolog;  der  Deutschen. 
21.  Jahrgang  1845.  Thl.  I,  Bl.  8,  S.  28—56,  wo  ein  Verzeichniss  der 
handschriftlich  himerlassenen,  und  ein  vollständigeres  der  gedruckten 
Schriften  gegeben  ist. 

-  IL  Abtheilung  1827,  Bl.  36—38. 


232  MiSCELLEK. 

Schröer  fährt  a.  a.  O.  fort:  »Weinhold  macht  mich  auf- 
merksam, dass  Heinrich  und  Margaretha  sich  im  Kalender 
den  12.,  13.  Juli  folgen,  eigentlich  beide  kirchlich  auf  den 
12.  Juli  fallen«.  Dieser  Nachsatz  stimmt  freilich  nicht  ganz 
zu  dem  Vordersatz,  dass  Goethe  den  Namen  willkürlich  ge- 
wählt habe ;  er  scheint  ihn  vielmehr,  ohne  rechten  Muth,  auf- 
zuheben. Aber  dass  Goethe  den  Kalender  nachgeschlagen 
habe ,  das  würden  wir ,  auch  wenn  uns  nicht  die  obigen 
Beispiele  auf  einen  andern  Weg  wiesen,  doch  immer  zuletzt 
annehmen. 

Faust  wird  bei  Goethe  dreimal  »Heinrich«  angeredet ; 
zweimal  in  der  sogenannten  Katechisationsscene  und  einmal 
am  Schlüsse  des  ersten  Theiles.  Jedes  Mal  ist  es  Gretchen, 
welche  den  Vornamen  ihres  Geliebten  ausspricht.  Die  Katechi- 
sationsscene ist  in  der  Form,  in  welcher  sie  vorliegt,  frühestens 
1774;  nach  Anklängen  in  Briefen  an  Gustchen  Stollberg 
(2.  Ausgabe  S.  3  und  18)  wahrscheinlich  erst  Anfang  1775 
gedichtet.  In  ihr  legt  Faust  das  berühmte  pantheistisch-spino- 
zistische  Gottesbekenntniss  ab  .  .  .  Mit  Spinoza  hatte  ihn 
im  Sommer  1774  der  Freund  zusammengeführt,  welcher  von 
da  an  seinem  Herzen  am  nächsten  stand :  Friedrich  Heinrich 
Jacobi,  dessen  Besuch  Goethe  im  Februar  1775.  vielleicht 
gerade  als  er  unsere  Scene  schrieb,  empfing  .  .  .  Meine  Mei- 
nung ist,  dass  Faust  von  Jacobi  den  Vornamen  erhalten  hat. 

Noch  einen  andern  Namen  will  ich  bei  dieser  Gelegen- 
heit in  Betrachtung  ziehen .  welcher  in  einer  Goetheschen 
Dichtung  eine  Rolle  spielt.  Im  Darmstädtisch-Homburgischen 
Freundschaftskreise  führen  die  Damen  griechische  Namen : 
Psyche,  Urania,  Serene.  Nur  die  empfindsamste  im  Kreise. 
Fräulein  von  Ziegler,  heisst  Lila:  ihr  hat  Goethe  bekanntlich 
des  »Pilgers  Morgenlied«  gewidmet.  Dieser  Name  aber  stammt, 
wie  manches  der  empfindsamen  Attribute  dieser  Dame,  aus 
Wielands  eben  erschienenem  Idris,  in  welchem  das  schäferliche 
Liebespaar  Zerbin  und  Lila  bedeutend  neben  und  selbst  vor 
dem  Helden  hervortritt.  Den  Namen  Zerbin  haben  bekannt- 
lich Lenz  und  Tieck  aufgegriffen.  J.  Minor. 

b)  Eine  Parallchtcllc  zu  Goethes  Faust  in  serbischer  Dich- 
tung. Mephistopheles"  Schwank  in  Auerbachs  Keller,  Vers 
i960— 1971,  welcher  die  Studenten  gegenseitig  ihre  Nasen  als 
Trauben  ansehen  und  an  sie  das  Messer  setzen  lässt,  ist  zwar 
nicht  wie  K.  J.  Schröer  in  seiner  Fausterklärung  (2  Aufl.  Heil- 
bronn 1886  S.  143)  angibt  im  ersten  Faustbuche  von  1587 
(Braunes  Neudrucke  7.  u.  8.  Heft)  A\  sondern  in  der  Über- 
arbeitung des  ursprünglichen  Faustbuchs  C,  die  aber  auch 
Frankfurt   1587  erschien,   enthalten:   Kap.  65  D.  Fausti  Gaeste 


MlSCELLEK.  233 

woellen  in  die  Nasen  abschneyden  (J.  Scheible,  das  Kloster 
II,  1052).  Widmann  und  Pfitzer  erzählen  die  Geschichte  in 
der  Anmerkung  zum  11.  Kap.  des  II.  Theiles  von  Fausts 
Leben.  Während  in  diesen  drei  Fassungen,  wie  bei  Goethe, 
den  Nasen  nur  Gefahr  droht,  werden  sie  in  einem  Liede  Doc- 
tor  Faust  (Steyr,  gedruckt  bei  Josef  Gries;  K.  Engel,  Zusammen- 
stellung der  Faustschriften  No.  291,  Strophe  9  — 13)  wirklich 
abgeschnitten ,  worauf  dann  Faust  allerdings  den  Schaden 
wieder  gut  macht.  Es  liegt  hier  jedenfalls  eine  eigenmächtige 
Abänderung  des  Verfassers  jenes  Liedes  vor,  der  zum  Ergötzen 
seiner  Leser  das  sonst  nur  drohende  Abschneiden  wirklich 
vollzogen  werden  lässt.  Die  allen  gemeinsame  Quelle  ist  in 
Lercheimers  »Christlich  Bedenken  und  Erinnerung  von  Zauberei« 
1585  zu  suchen,  woraus  die  Brüder  Grimm  den  Schwank 
»die  Wein  —  Reben  und  Nasen«  181 6  in  den  ersten  Band 
ihrer  »deutschen  Sagen«  No.  252  aufnahmen.  Bei  Lercheimer 
ist  es  nicht  Faust,  sondern  ein  Geselle  an  dem  Hofe  zu  H., 
der  seinen  Gästen  dies  »seltsam  schimpflich  Gaukelwerk« 
machte.  Dieser  Schwank  nun  wird  auch  von  Peter  Petrovic 
Njegus  in  seinem  soeben  in  deutscher  Übersetzung  von  J.  Kaite, 
Wien  1886  erschienenen  historischen  Gemälde  »die  Befreiung 
Montenegros«  erwähnt.  Im  vierten  Bilde  erzählen  sich  die 
Helden,  nachdem  die  Rede  auf  Venedig  gekommen,  von  ver- 
schiednen  Taschenspielerstückchen  der  Lateiner,  als  Seiltanzen, 
die  Täuschung  dass  die  Zuschauer  sich  plötzlich  im  Wasser 
zu  befinden  glauben  und  einen  Strohalm  für  einen  Balken 
ansehen.    An  dritter  Stelle  aber  wird  erwähnt : 

Drauf  schrie  ein  andrer:     »Hört  ihr  Leute! 

Gleich  wird  jeder  eine  Traube  kriegen 

Und  das  Messer  nehmen  sie  zu  schneiden. 

Aber  sehet,  dass  ihr  euch  nicht  Aveh  thut. 

Denn  verboten  ist's,  sie  abzuschneiden«. 

Jeder  hielt  dann  wirklich  eine  Traube, 

Nahm  das  Messer,  legt  es  an  bedächtig  — 

Doch,  o  Wunder !  was  bemerkt  er  plötzlich  ? 

Dass  er  griff  nach  seiner  eignen  Nase. 

Um  sie  niit  dem  Messer  abzuschneiden. 
Eine  literarische  Entlehnung  ist  hier  nicht    anzunehmen; 
die    Faust     zugeschriebene    Zauberei    wird    wirklich    ein    von 
fahrendem  Volk  in  den  verschiedensten  Theilen  Europas  aus- 
geübtes Gaukelkunststück  gewesen  sein.  Max  Koch. 


6.  Zu  Goethe  in  Frankreich.  Lamennais  schreibt  an  Baron 
de  Vitrolles  (Corresp.  inedite  publice  par  E.  Forgues,  Paris 
1886,  p.  346 fg..  24.  Mai  1841) :  »Avez-vous  lu  le  second  Faust? 


234  MlSCELLHN". 

Je  le  lis  maintenant.  C'est  toute  une  afFaire  que  de  Hre  le 
Second  Faust  et  une  bien  autre  affaire  de  le  comprendre. 
Quand  il  l'eut  fini  Goethe  le  serra  sous  une  enveloppe  qu'il 
serra  de  trois  cachets.  C'etait  l'embleme  du  livre  et  personne, 
je  crois,  n'a  rompu  les  cachets.  Je  me  figure  quelquefois 
que  ce  grand  charlatan  entendait  ä  merveille  qu'il  ne  s'en- 
tendait  pas  et  riait  en  lui-meme  des  pauvres  nigauds  qui  se 
creuseraient  un  jour  la  cervelle  pour  trouver  le  mot  d"une 
enigme  qui  n'en  a  point.  Quelqu'un  pourtant  l'a  devin^  ce 
mot  et  ce  quelqu'un  est  le  traducteur,  c'est  M.  Henry  Blaze. 
II  l'a  devin^,  sans  quoi  entonnerait-il  cet  hymne  en  i28pages, 
d'enthousiaste  admiration.  II  Ta  devine  mais  a  son  tour,  il 
Tenferme  sous  trois  cachets. 

Je  n'aime  point  Goethe,  c'etait  une  äme  seche,  il  tenait 
cela  de  sa  mere  qui  ne  voulait  pas  qu'on  lui  parlät  des 
maladies  de  ses  enfants  absents  attendu  que  s'ils  guerissaient, 
il  etait  inutile  qu'elle  souffrit  de  l'incpiietude  et  que  s'ils 
mouraient,  eile  l'apprendrait  toujours  assez  tot.  On  ne  savait 
comment  annoncer  au  fils  la  mort  de  son  vieux  ami  le  duc 
de  Saxe-^Veimar.  On  craignait  l'effet  de  cette  nouvelle  sur 
le  vieillard.  Enfin  on  se  decide.  Goethe  etait  ä  table  avec 
quelques  personnes  qu'il  reunissait  ä  certains  jours.  »C'est 
bien  cruela  dit-il.  »Parlons  d'autre  chose«.  On  dut  etre  bien 
rassure  sur  les  suites  qu'on  apprehendait.«  L.  G. 


B.    Aus  Briefen. 

Von  Herrn  Pfarrer  v.  Ranke.  Berlin,  den  24.  Juni  1886. 
Die  durch  die  Zeitungen  gegangene  Nachricht,  dass  sich 
in  dem  Nachlasse  meines  verewigten  Vaters  Briefe  von  Goethe 
befinden  —  und  zwar  gar  von  grösserer  Anzahl  —  ist  völlig 
aus  der  Luft  gegriffen.  Mein  Vater  hat  weder  persönlich  noch 
brieflich  mit  Goethe  in  Verbindung  gestanden.  Die  Maus, 
aus  der  der  Elephant  geworden,  ist  nur  Folgendes:  Es  findet 
sich  in  den  Papieren  ein  kleiner  Zettel  von  Goethes  Hand 
und  mit  Goethes  G.,  folgenden  Inhalts: 

Ich    wünsche    einige    nähere    biographische 
und  literarische  Notiz   von 

Professor  Ranke,  aus  Berlin 
gegenwärtig  auf  Reisen. 

An  wen  dieser  Zettel  gerichtet  gewesen  und  wie  mein 
Vater  in  den  Besitz  dieses  Zettels  gekommen,  kann  ich  nichr 
sagen.     Ich  weiss,  dass  er  sich  desselben  gefreut  hat. 


Nachträge  und  Berichtigungen  zu  Band  VII.  235 

C.  Nachträge  und  Berichtigungen  zu  Band  VII. 

I.  Zu  Goethes  Leipziger  Briefen  (S.  i  — 151). 

a)  Citate.  Das  längste  Citat,  S.  61,  ist  aus  Marmontel, 
les  Charmes  de  l'etude,  epitre  aux  poetes ;  ouvr.  qiii  a  remp. 
le  prix  de  TAcad.  fr,  en  1760,  impr.  Rouen  1761,  p.  9  und  14. 
Die  andern  drei  französischen  Stellen  stehen  im  Boileau,  S.  36 : 
Sat.  IX,  176,  S.  40:  Art  poet.  III,  210,  S.  89:  Art  poet.  III,  311. 
Von  den  englischen  Citaten  ist  das  S.  18  die  Schlussstrophe 
von  Pope"s  »The  happy  life  of  a  Country  parson«,  das  Seite 
20  die  zweite  Strophe  aus  Pope's  »Phryne«.  Beide  Gedichtchen 
fand  Goethe  in  The  Works  of  AI.  Pope,  Vol.  II,  containing 
his  Translations  and  Imitations,  Berlin,  printed  for  Fredrick 
Nicolai,  Bookseller,  1762.  Dass  Goethe  die  Verse  aus  den 
bereits  1727  erschienenen  Miscellanies  in  verse  by  Mr.  Pope 
etc.  genommen  habe,  ist  wegen  einiger  orthographischen  Ab- 
weichungen unwahrscheinlich  (vgl.  die  kostbare  Swift-Ausgabe 
1883,  Vol.  XIII).  Die  vier  Citate  aus  Shakespeare  (die  Halb- 
verse S.  31  Mitte  stehen,  wie  mir  Herr  Prof.  Imm.  Schmidt 
mittheilte,  All's  well  Ii,  76)  sind  entweder  aus  dessen  Werken 
direkt  entlehnt,  vermuthlich  aus  der  Ausgabe  von  Johnson 
1765,  oder,  was  wahrscheinlicher  ist,  aus  Dodd,  Beauties, 
erste  Ausgabe  1752,  zweite  Ausgabe  1757.  Eine  neue  Aus- 
gabe erschien  181 1,  als  Goethe  die  Stelle  in  »Dichtung  und 
Wahrheit«  III.  44  schrieb. 

b>  Datirung.  Die  Daten  der  Briefe  sind  in  bester  Ord- 
nung, nur  hat  Goethe  in  No.  13  u.  14  an  Cornelie  als  Ein- 
lagen (Pour  ma  soeur)  in  Briefen  an  den  Vater.  Datum  und 
Unterschrift  weggelassen.  Ebenso  waren  auf  den  Folioblättern 
für  Behrisch  No.  i — 7,  die  meist  durch  Goethe  selbst  (je  vous 
porterai  cette  lettre  S.  80)  oder  einen  Boten  als  Bestellzettel 
pour  M.  Behrisch  chez  lui  diesem  in's  Haus  gebracht  wurden, 
Datum  und  Unterschrift  überflüssig  —  wenigstens  für  den  Em- 
pfänger, nicht  aber  für  uns.  Wir  bedürfen  zum  bessern  Ver- 
ständniss  ihrer  Datirung:  und  diese,  glaub'  ich.  ist  mir  gelungen, 
trotzdem  diese  7  Nummern  an  Behrisch,  sowie  No.  4 — 6  an 
Cornelie  in  falscher  Ordnung  in  das  Archiv  gelangt  sind. 
Man  lese  diese  drei  als  ein  Brief  an  die  Schwester  gegangnen 
Nummern  in  der  Reihe  wie  sie  entstanden  sind.  Er  schrieb 
nämlich  am  Freitag  den  6.  December  den  Halbbogen  No.  6 
und  anderthalb  Seiten  von  No.  4,  am  Sonnabend  7.  December 
diesen  Halbbogen  voll,  am  Sonntag  8.  December  den  dritten 
halben  Bogen  als  Antwort  auf  den  inzwischen  eingetroffenen 
Brief  der  Schwester.  —  Die  Nummern  i  —  7  an  Behrisch  ordnen 
sich  folgendermaßen:  4.   i,  2,  3  gehören  dem  October    1766 


236  Nachtrage  und  Berichtigungen  zu  Band  VII. 

an  und  zwar  ist  No.  4  geschrieben  an  einem  Theaterabende 
zwischen  6  — 9  Uhr,  vermuthHch  Mittwoch  8.  October.  Behrisch 
hat  eine  kurze  Reise  nach  seiner  Vaterstadt  Dresden  vor,  wo 
ihm  jüngere  Brüder  leben.  Am  10.  oder  11,  October  schickt 
ihm  Goethe  den  Bestellzettel  No.  i  in's  Haus.  Die  Freunde 
treffen  sich  dann  und  verabreden  ein  »del.  soupe'«  (S.7  6  letzte  Zeile) 
auf  Sonnabend  11.  October.  Dieses  Abschiedsessen  versäumt 
Goethe  und  schreibt  deshalb  Sonntag  früh  die  No.  2,  auf  die 
er  eine  Antwort  des  noch  nicht  abgereisten  Behrisch  erhält, 
die  er  sofort  Nachmittags  5  Uhr  mit  No.  3  erwidert.  Die 
chevaux  de  poste  S.  78  sind  also  scherzhaft  gemeint,  denn 
auch  dieses  Folioblatt  ging  Pour  M.  Behrisch,  nicht  per  Post 
(Anm.  I.)  —  Die  Briefe  5 — 7  fallen  vor  die  Trennung  der 
Freunde  in  den  October  1767.  Mit  Hilfe  des  gleichzeitigen 
Briefes  No.  1 5  an  Cornelie  bin  ich  zu  folgendem  Resultate 
gekommen.  Behrisch  reist  Dienstag  13.  October  abends  nach 
Dessau  ab  (vgl.  den  am  13.  Oktober  morgens  geschriebenen 
Absatz  S.  73  Mitte).  Am  Vorabend  findet  die  S.  83  erwähnte 
»Henkersmahlzeit«  statt;  No.  6  ist  also  auch  Dienstag  früh 
13.  October  geschrieben  (darum  wird  es  mit  dem  Brief  an 
Cornelie  »heute  so  stark  nicht  gehen«  S.  73).  Die  in  No.  7 
S.  85  Mitte  geschilderte  Scene  auf  der  Universitätsbibliothek 
ist  am  7.  (höchstens  am  9.)  Oktober  passirt,  nicht  aber  am 
12.  October,  denn  am  Montag  12.  October  versäumt  Goethe 
die  Vorlesungen  (vgl.  S.  67  Mitte).  Am  Nachmittage  schreibt 
er  No.  7.  Ob  man  nun  No.  5  vor  oder  nach  7  setzen  will, 
ii^t  unerheblich  ;  inhaltlich  stehen  sie  am  besten  5,  7,  6  zu 
einander.  Jedenfalls  gehen  erst  No.  8  und  9  zusammen  als 
erste  Briefsendung  nach  Dessau. 

c)  Einzelnes.  S.  9  die  riCritick  über  deinen  Brief  v.  ist 
durchweg  nach  Gellerts  Grundsätzen  geübt,  vgl.  dessen  Prakt. 
Abh.  in  den  sämmtl.  Schriften.  1867.  4,  13,  wo  er  auch 
sagt :  »Wenn  ich  schreibe,  so  thue  ich  nur,  als  wenn  ich 
redte«. 

S.  13,  Mitte  :  den  Zu  schauer  empfiehlt  Geliert  wieder- 
holt, z.  B.  4,  186:  »Wenn  ich  höre,  dass  ein  Jüngling  den 
Zuschauer  gern  liest,  so  sehe  ich  ihn  schon  mit  Vertrauen  an«. 

S.  23,  letzte  Zeile:  das  hier  verbotene  Figur  gebrauchte 
er  selbst  noch  ein  Vierteljahr  vorher  an  Riese,  21.  Okt.  1765, 
als  er  freilich  Gellerts  Verwerfung  der  Fremdwörter  noch 
nicht  kennen  gelernt  hatte.  Auch  in  dem  schmucklosen 
Äusseren  seiner  Briefe  ist  Goethe  ein  gelehriger  Schüler.  »Man 
überlasse  sich  in  Briefen,  sagt  Geliert,  der  freywilligen  Folge 
seiner  Gedanken,  und  setze  sie  nach  einander  hin.  wie  sie 
in  uns  entstehen.  Man  kann  bis  zur  Orthographie,  bis  zu 
den    Unterscheidungszeichen    in    einer   Rede    unwissend   sein, 


Nachträge  und  Berichtigungen  zj  Band  VII.  237 


und  immer  noch  sehr  schöne  Briefe  schreiben.  Seine  Zu- 
flucht zu  langweiligen  Anfangs-  und  Schlussformeln  nehmen 
ist  pedantischa. 

Das  englische  Gedicht  S.  34  ist  offenbar  gemeint  in  dem 
Gespräche  mit  Eckermann,  16.  Febr.  1826:  »Noch  dieser 
Tage  fiel  mir  ein  Gedicht  aus  jener  Zeit  in  die  Hände,  das 
ich  in  englischer  Sprache  geschrieben,  und  worin  ich  mich 
über  den  Mangel  an  poetischen  Gegenständen  beklage«..  So  ver- 
steht man  die  letzten  vier  Strophen  und  auch  die  Unconfi- 
dence  erst  richtig. 

S.  41  unten  bis  42  ist  eine  geschickte  Paraphrase  der 
Beschreibung  von  Kalypsos  Grotte  im  Anfange  des  Telemaque. 
Wenn  Goethe  als  Knabe  »den  Telemach  erst  nur  in  der  Neu- 
kirchschen  Übersetzung  kennen  lernte«  (Dichtung  und  Wahr- 
heit I,  30)    so  las  er  jetzt    als  Student  den  französ.  Fenelon. 

S.  56,  7.  Das  Fleischersche  Pro  Memoria  ist  der  durch 
Fleischer  überbrachte  Mahnbrief  von  Hause  (vgl.  No.  12,  Anf.). 

S.  56.  Wer  Gellerts  »jetzige  Sentiments  über  die  Poesie« 
kennen  lernen  will,  lese  Bd.  V,   122 — 146. 

S.  64,  4.  Annette.  Auf  dem  Leipziger  Büchermarkt 
erschien  kurz  vorher :  Marmontel,  La  nouvelle  Annette  et 
Lubin.     Pastorale.   1767.  8°. 

S.  III  Mitte :  mein  letztes  Gedicht  d.  h.  neuestes  ist  der 
wahre  Genuss,  auf  das  er  im  folgenden  Briefe  wieder  zurück- 
kommt (113,  6  v.u.),  da  Behrisch  die  Apostrophe  F(ürst)  d.  i. 
sein  Fürst  in  Dessau,  gestrichen  wünscht  (vgl.  S.  94,  12  v.  u.). 
Nun  ist  auch  übertriebne  Delikatesse  S.  113,3  ^•'^-  verständ- 
lich. Als  sich  Behrisch  durchaus  nicht  beruhigen  will,  schlägt 
Goethe  vor,  Freund  dafür  zu  setzen  (116  Mitte).  Nicht  nur 
den  Stoff  (S.  94)  sondern  auch  den  Titel  des  Gedichtes  nimmt 
Goethe  aus  der  Mittheilung  seines  Freundes,  dass  sich  »im 
Park  zu  Wörlitz  eine  Pappelinsel  befand,  dem  Rousseau  ge- 
weiht, der  den  Wollüstling  zum  wahren  Genuss  .  .  .  zurück- 
wies«.   Vgl.  Justi,  Winckelmann  II  2,  318. 

S.  118  Mitte:  Dein  grosser  Componist  ist  F.  W.  Rust  in 
Dessau,  geb.  6.  Juli  1739  zu  Wörlitz,  der  1766  nach  seiner 
Rückkehr  aus  Italien  »Anfänge  eines  neuen  Musiklebens  in 
Dessau«  herbeiführte.  Hosaeus  Mitt.  1883  S.  279  und  282. 
Rust  komponirte  später  zuerst  »Der  du  von  dem  Himmel 
bist«  Hosaeus,  Grenzboten   1881  III   155. 

S.  122  unten.  Zu  dem  hier  treffend  Gesagten  vgl.  Geliert 
V.  200  in  der  Rede  vom  12.  Oct.  67  :  »Es  scheint,  das  günstige 
Jahrhundert  des  guten  Geschmacks  sei  für  die  Deutschen  er- 
schienen«. Otto  Hoffmann  (Steglitz). 


238  Nachträge  und  Berichtigungen"  zu  Band  VII. 

D.  Sonstige  Nachträge  und  Berichtigungen. 

Zu  Band  VII.  S.  12/.  Von  einem  anonymen  Correspon- 
denten  aus  Münster  i.  ^^'.  geht  mir  folgende  Mittheilung  zu  : 
»Schon  in  Händeis  Oratorium  »Belsazar«  wird  ein  grosses 
Fest  des  Sesach  geschildert.  Bei  diesem  Feste  des  Sesach  er- 
scheint dem  Könige  das  Mene  Tekel.  Sesach  ist  dort  schon 
ein  Gott   des  Weines. 

Die  Babylonier  jauchzen  ; 

Sesach !    Die  Nacht  ist  Dir  geweiht, 
der  freundlich  gab  den  goldnen  Wein! 

und  als  Belsazar  zum  Kampfe  geht,    ruft   er  diesen  Gott  an: 

Ich  danke,  Sesach,  deiner  Macht, 

Dass  jetzt  aufs  Neu  mein  Muth  erwacht : 

Dein  herzerlabend  edles  Nass 

Erfüllt  mit  Kraft  mich  und  mit  Hass. 

Vgl.  Goethes  »Pherrat«  im  Fragment : 

Heut  ist  des  Sesachs  Fest,  —  ich  weih  ihm  meine  Wuth, 
Statt  Wein,  der  sonst  ihm  floss,  fliess  heut  mein  rauchend  Blut. 

Goethe  kannte  demnach  (wenn  auch  v/ohl  nicht  direkt 
aus  Händel  —  Text  von  Charles  Jennens  1744)  Sesach  schon 
als  Gott  des  Weines.  Auch  bei  Händel  will  Cyrus.  während 
die  Babylonier  weinberauscht  sind,   in  die  Stadt  eindringen«. 

Zu  S.  IJ2  schreibt  Herr  Professor  Metz  in  Hamburg :  Zu 
der  Stelle:  »In  Parenthesi:  Bosch  ist  ein  Narr.  Claudatur«. 
Zu  dem  Claudatur  ist,  wie  ich  glaube,  nicht  Bosch,  sondern 
Parenthesis  als  Subject  zu  ergänzen,  so  dass  die  ganze  Rede- 
wendung einen  spöttischen  Seitenblick  auf  die  damalige  aka- 
demische Diktir-Gewohnheit  enthielte,  wie  ich  sie  selbst  noch 
in  Tübingen  kennen  lernte.  Eine  ähnliche  spöttische  Nach- 
ahmung kathedralischer  Gepflogenheiten  findet  sich  auch  5.  4j 
an  zwei  Stellen«. 

Zu  S.  ijj.  Greiz  war  damals  wirklich  eine  bekannte 
Impfstation.  Herr  Freih.  v.  Meysenbug,  Fürstl.  Reuss.  Hof- 
marschall hat  die  Güte  gehabt  mir  Folgendes  mitzutheilen: 
»Graf  Heinrich  XXIV  Reuss-Ebersdorf,  welcher  im  Jahre  1769 
am  Hofe  in  Greiz  einen  Besuch  macht,  bemerkt  in  seinem 
Tagebuch  im  Mai.  »Er  habe  dort  Böhmische  Herrschaften 
kennen  gelernt,  welche  sich  in  Greiz  aufgehalten  um  ihren 
Kindern  die  Blattern  okuliren  zu  lassen,  nämlich  eine  Gräfin 
Wallenstein,  geb.  Gräfin  Sternberg,  und  einen  Graf  Boltze(?) 
nebst   Frau,  geb.   Gräfin  Martinitz.« 

Zit  S.  ijO.  Ein  »Lustspiel  in  Leipzig«  existirt  nicht.  Die 
angeführte  Stelle  v.  Biedermanns    beruht    auf  einem  Missver- 


Kachtrage  und  Berichtigungen  zu  Band  VII.  239 

ständniss  der  Briefworte  (13.  Febr.  1769):  »Farce,  .  .  die  .  .  . 
unter  dem  Titel:  Lustspiel  in  Leipzig  erscheinen  wird«.  Die 
Worte  »in  Leipzig«  bezeichnen  den  Ort,  wo  das  »Lustspiel« 
erscheinen  soll.  [Nach  einer  Ausführung  J-  Minors.] 

Zu  S.  162,  A.  2.  »Die  erste  Medaille  aus  Voigts  Nach- 
lass  ist  ohne  Zweifel  diejenige,  welche  Gottfried  Schadow 
{Kunstwerke  und  Kunstansichten.  Berlin  1849.  Deckersche 
Geh.  Oberhof-Buchdruckerei;  S.  151)  1816  modellirt  liat.  Er 
berichtet:  »An  demselben  Morgen  {6.  Februar  1.Z16:  »März« 
auf  S.  149  ist  nämlich  ein  Versehen)  sass  Herr  v.  Goethe  zu 
dem  Profil  in  Wachs,  wozu  ich  nachher  einen  Pegasus  model- 
lirte.  Diese  bilden  zusammen  eine  Medaille,  welche  ein  dutzend- 
mal in  Metall  gegossen  ward  und  sich  daher  nur  in  wenigen 
Münzsammlungen  befindet«.  Über  die  zweite  daselbst  erwähnte 
Medaille  und  deren  Wandlungen  habe  ich  ausführlicher  be- 
richtet in:   Chr.  Daniel  Rauch  II,  S.   322 — 25. 

Zu  S.  21'].  Im  Brief  Schadow' s  an  H.  Meyer  bezieht  sich 
der  2.  Absatz  auf  die  Gussversuche  bei  der  S.  162  A.  erwähnten 
Medaille.  Das  Original-Wachsmodell  des  Goethe-Profils  wird 
auch  im  G.-J-  11.  S.  474  erwähnt.   —  K.  Eggers. 

Zu  S.  220 ff.  sendet  mir  Herr  Dr.  R.  Boxberger  in  Posen 
folgende  Ergänzung:  »Herr  Rektor  L.  Kurtzmann  hier  veranlasst 
mich  Ihnen  mitzutheilen,  dass  er  den  Besuch  des  Grafen 
Kozmian  bei  Goethe  schon  früher  aus  dem  Polnischen  über- 
setzt hat  in  »Familienblätter«.  Sonntags-Beilage  der  Posener 
Zeitung,  1882,  No.  12.  Posen  den  22.  März.  »Eine  Goethe- 
Reliquie.  Besuch  Andr.  Ed.  von  Kozmian's  bei  Goethe  im 
Jahre  1830«.  Auch  der  Verfasser,  Kozmian  hatte  seine  Er- 
innerungen an  diesen  Besuch  später  noch  einmal  zum  Besten 
gegeben  und  zwar  in  Wspomnicnia  Andrz.  Edw.  Kozmiana. 
Pozn.  1867.  Bd.  IL  S.  159—169  und  278  —  282  und  diese 
sind  gleichfalls  von  Kurtzmann  übersetzt  in  der  »Schlesischen 
Zeitung«,   20.  Febr.   1868,  No.  85.« 

Zu  S.  2^1  ff.  Von  befreundeter  Seite  werde  ich  auf- 
merksam gemacht,  dass  das  von  mir  behauptete  Verhältniss, 
wo  nicht  vollständig,  so  doch  in  zwei  wichtigen  Punkten, 
bereits  von  A.  JF.  Ambras  erkannt  worden  ist.  (Vgl.  dessen 
Sammlung  »Bunte  Blätter,  N.  F.  1874«  gelegentlich  einer  Be- 
sprechung der  Pisaner  Fresken  S.  243.) 

Für  meine  S.  263  ausgesprochene  Vermuthung,  dass  das 
Lasinio'sche  Kupferwerk,  obgleich  auf  dem  Titelblatt  das  Jahr 
1822  tragend,  in  seinen  ersten  Blättern  schon  etliche  Jahre 
früher  verbreitet  gewesen  sein  müsse ,  fand  ich  inzwischen 
Bestätigung  in  einem  Briefe  Dorotheas  an  Friedrich  Schlegel 
vom   23.  März  1816:  »Noch  am  Josephstage,  während  Krank- 


240   Nachträge  und  Berichtigungen  zu  Band  VII  und  Band  VIII. 

heit  und  Tod  in  so  vielfacher  Gestalt  um  sie  herschwebte, 
spielte  sie  .  .  .  Komödie.  Ich  ward  lebhaft  an  den  berühmten 
Kupferstich  von   Orgagna  erinnert.« 

Schliesslich  habe  ich  noch  zu  bemerken ,  was  mir  in 
meinem  Aufsatz  als  ein  selbstverständliches  überflüssig  schien : 
dass  ich  den  Einfluss  der  Camposantobilder  mir  keineswegs 
als  einen  ausschliesslichen  denke.  Sie  gaben  den  entscheidenden 
Anstoss  und  blieben  im  Mittelpunkte ;  ganz  nothwendig  aber 
haben  sie  Reminiscenzen  auch  an  andere  gegenständlich  ver- 
wandte Werke,  zumal  der  nordischen  Kunst ,  erweckt  und 
angezogen.  Wie  weit  man  bestimmte  Einzelzüge,  —  etwa 
z.  B.  die  Scheidung  in  »Dickteufel  vom  kurzen,  geraden  Hörne« 
und  »Dürrteufel  vom  langen  ,  krummen  Hörne«  —  darauf 
zurückführen  dürfe,  will  ich  nicht  entscheiden.       G.  Dehio. 

Zu  S.  263.  Der  »Triumph  des  Todes«  auf  dem  Campo 
Santo  zu  Pisa  hat  Goethe  zuerst  aus  dem  Tieckschen  Roman 
»Sterbaids  Wanderungen«  kennen  gelernt ;  s.  meine  Ausgabe 
»Tieck  und  Wackenroder«  (Berlin  und  Stuttgart  o.  J.)  S.  3 20 fg. 
Goethes  Urtheil    über  den  Roman  S.   108  fg.  Minor. 

^.  281  ist  Absatz  I  und  III  als  Strophe,  Absatz  II  und 
IV  als  Antistrophe  hinter  einander  zu  lesen. 

Zu  S.  301  ff.  In  einem  Theile  der  Auflage  steht  irrthüm- 
licher  Weise  der  Name  »v.  Pentheler«  ;  es  muss  richtig  »v.  Per- 
thaler«  heissen. 

Zu  S.  3 2p.  Der  Adressat  des  Briefes  heisst,  wie  Herr  Prof. 
v.  Lützow  erinnert,  Ellmaurer. 

Zu  Band  VIII,  S.  182.  Der  dort  angeführte  kleine  Vers 
war  mir  in  dieser  Form  mündlich  mitgetheilt  worden.  Nach- 
träglich habe  ich  eine  Abschrift  desselben  auch  im  Weimari- 
sc.hen  Goethe-Archiv  gefunden  ;  die  zweite  Verszeile  ist  hier 
vollständiger.     Der  Spruch  lautet : 

Geniesse  dies  nach  deiner  eigenen  Weise. 
Wo  nicht  als  Trank,  doch  als  beliebte  Speise. 

Auf  demselben  Blatte  folgt  der  Vers  unmittelbar : 

Es  ist  nicht  gut  die  Formen  auszuschliessen, 
Denn  sub  utracjue  lässt  sich  das  geniessen. 

Vielleicht  bezog  sich  auch  dieser  Vers  auf  den  kleinen  S.  182 
berichteten  Vorfall.  \\  enigstens  wäre  der  kirchliche  Vergleich 
auf  böhmischem  Boden  erklärlich.  v.  Loeper. 


2.  Chronik. 


I.  Weimarische  Goethe-Ausgabe. 

m  Auftrag  Ihrer  Königlichen  Hoheit  der  Frau  Gross- 
herzogin Sophie  von  Sachsen  wird  eine  monu- 
mentale, auch  die  Tagebücher  und  Briefe  um- 
fassende Ausgabe  von  Goethes  sämmtHchen  Werken,  der 
eine  dreibändige  Biographie  folgen  soll,  veranstaltet.  Für 
diesen  Zweck  müssen  die  neu  erschlossenen  Schätze  des 
Goethe-Archivs  durch  die  in  öffentlichen  und  privaten  Samm- 
lungen weitverstreuten  Handschriften  ergänzt  werden.  Alle, 
in  deren  Besitz  oder  Obhut  sichGoethesche  oder  auf  Goethe 
bezügliche  Blätter,  sowie  bisher  unbekannte  Drucke  befinden, 
werden  dringend  gebeten,  dem  grossen  Unternehmen  solche 
unentbehrliche  Hilfsquellen  zu  eröffnen  und  zugleich  mit 
dem  möglichst  genauen  Nachweis  auch  die  Bedingungen 
für  die  Benutzung  freundlichst  »An  das  Goethe-Archiv  in 
Weimar«  einzusenden.  In  der  Ausgabe  soll  über  die  Her- 
kunft und  Beschaffenheit  jedes  einzelnen  zugänglichen  Manu- 
scriptes  oder  Druckes  Rechenschaft  abgelegt  werden. 

Weimar  und  Berlin,  Juni  1886. 

G.  VON  LoEPER.     W.  Scherer. 
Erich  Schmidt. 


Goethe- Jahrbuch  VIII. 


16 


242  Chronik. 

IL  Zur  Erinnerung  an  Friedrich  Johannes  Fro7nman>i. 

Am  6.  Juni  des  vergangenen  Jahres  starb  zu  Jena  der 
Buchhändler  Friedrich  Johannes  Frommann  ;  mit  ihm  ist  wohl 
der  letzte  der  Veteranen  heimgegangen,  die  von  ihrer  Kind- 
heit an  bis  in  das  Mannesalter  hinein  mit  Goethe  persönlich 
zu  verkehren  das  Glück  gehabt. 

Nicht  ohne  Bedenken  bin  ich  der  Aufforderung,  für  das 
Goethe-Jahrbuch  einen  Nekrolog  zu  verfassen  nachgekommen; 
denn  ist  es  für  einen  so  nahen  Angehörigen  überhaupt  schwer, 
eine  unparteiische  und  auch  für  solche,  deren  Urtheil  nicht 
durch  persönliche  Freundschaft  im  Voraus  gewonnen  ist.  ge- 
niessbare  Charakteristik  zu  liefern;  so  kommt  hier  als  er- 
schwerender Umstand  noch  die  Erwägung  hinzu,  dass  die 
Beziehungen  Goethes  zu  Frommann  und  seinen  Eltern  bereits 
im  » Frommannschen  Haus«  geschildert  sind  und  somit  für 
die  Leser  des  Goethe-Jahrbuchs  ein  Hauptgrund  des  Interesses 
an  den  nachfolgenden  Erinnerungen  wegfallen  dürfte.  Anderer- 
seits mochte  ich  mir  die  Gelegenheit  nicht  entgehen  lassen, 
das  Andenken  meines  verstorbenen  Vaters  in  den  mächtigen 
Schutz  des  Namens  zu  stellen,  dessen  Träger  dereinst  zu  Leb- 
zeiten der  Betheiligten  durch  seine  langjährige  Freundschaft, 
wenn  dieser  stolze  Ausdruck  erlaubt  ist,  das  hellste  Licht  auf 
das  Haus  meiner  Väter  geworfen  hat.  Und  so  möge  denn, 
was  ich  aus  hinterlassenen  Tagebüchern,  Briefen,  biographischen 
Aufzeichnungen  und  persönlicher  Erinnerung  mitzutheilen 
weiss,  dem  Wohlwollen  der  Leser  des  Jahrbuchs  empfohlen  sein. 
Von  den  oben  S.  144  ff.  mitgetheilten  Briefen  Goethes  an 
Frommanns  Vater,  »angesehenen  Druckherrn  in  Jena«,  aus 
den  Jahren  1816  — 1824,  sind,  wie  schon  der  geschäftliche 
Inhalt  mit  sich  bringt,  nur  die  Unterschrift  und  einige  Cor- 
rekturen  von  Goethes  eigner  Hand;  in  Beziehung  auf  die 
Kenntniss  seiner  Behandlung  geschäftlicher  Dinge,  sowie  als 
einer  von  den  unzähligen  Beweisen  seiner  menschenfreund- 
lichen Gesinnung,  die  wieder  und  wieder  zu  äussern  er  selbst 
bei  den  alltäglichsten  Veranlassungen  nicht  müde  wird,  mögen 
auch  diese  Briefe  vielleicht  für  manchen  Leser  nicht  ohne 
Bedeutung  sein. 

Die  im  Frommannschen  Haus  (2.  Aufl.,  Jena  1872)  be- 
reits abgedruckten,  theils  eigenhändigen,  theils  diktirten  Briefe 
umfassen  die  Zeit  von  1806  — 1831;  auf  Druckereiangelegen- 
heiten beziehen  sich  darunter  nur  zwei  kurze  Notizen  aus 
dem  unten  fehlenden  Jahrgang  von  1S19,  wo  von  Goethes 
Gedichten  zum  Festzug  für  die  Kaiserin  von  Russland  und 
einmal  von  seiner  Morphologie   die  Rede  ist. 

Am  9.  August  1797  wurde  F.  J.  Frommann  in  ZüUichau 
als  Sohn  des  Besitzers  der  dortigen  Weisenhausbuchhandlung 


Chronik.  243 

und  seiner  Frau  Johanna,  geb.  Wesselhöft  aus  Hamburg,  als 
Enkel  des  Erwerbers  jener  Buchhandlung  und  Urenkel  des 
ersten  Buchhändlers  der  Familie  geboren.  Dass  er  ein  Kind 
des  verflossenen  Säkulums  sei.  ist  ihm  manchmal  mit  feind- 
seliger Anspielung  auf  veraltete  Lebensanschauungen  und 
Gewohnheiten  vorgeworfen  worden;  er  selbst  rühmte  sich 
gern  dieser  Zugehörigkeit  zum  grossen  Jahrhundert  unserer 
Literatur.  Schon  1798  siedelte  sein  Vater  nach  Jena  über, 
um  dem  Mittelpunkt  des  geistigen  Lebens  jener  Zeit  näher 
zu  sein;  geschäftlich  war  dieser  Entschluss  nur  vorübergehend 
von  glücklichem  Erfolg ;  auf  die  Dauer  aber  verdankte  die 
Familie  ihm  die  persönliche  Beziehung  zu  einer  grossen  Reihe 
bedeutender  Männer  vor  allem  zu  Goethe.  Darüber,  wie 
über  das  Verhältniss  vieler  Anderer  zu  seinen  Eltern  hat 
Frommann  in  der  eben  angeführten  Schrift  selbst  berichtet. 
Dort  findet  sich  auch  eine  von  seiner  Mutter  verfasste  Schil- 
derung des  bedeutendsten  Ereignisses  seiner  Knabenzeit,  der 
Schlacht  von  Jena.  Wenn  der  Neunjährige  die  Grösse  des 
Unglücks  auch  mehr  mittelbar  aus  dem  Anblick  seiner  besorg- 
ten Eltern  erschloss  als  mit  vollem  Bewusstsein  erlebte,  so 
erhielt  sich  doch  die  Erinnerung  an  die  Schreckenstage  lange 
lebendig  in  ihm  und  in  einem  vom  14.  Oktober  1821  datirten 
Briefe  schreibt  er  aus  Frankfurt  an  seinen  Vater:  «Der 
i4te  Oktober  lässt  sich  jetzt  ertragen,  wo  der  iSte  sobald 
darauf  folgt«.  Der  Tag  von  Leipzig  wurde,  wie  in  der  Stadt 
Jena  und  im  Weimarischen  Lande  überhaupt,  so  auch  im 
Frommannschen  Hause  als  Festtag  begangen  und  nur  ungern 
sah  ihn  Frommann  später  durch  die  Sedanfeier  mit  ihrem 
officielleren  Gepräge  verdrängt. 

Auch  die  kurzlebigen  Hoffnungen,  die  1809  der  ohne 
russische  Hülfe  errungene  Sieg  von  Aspern  und  der  Freiheits- 
kampf der  Tiroler  erweckte,  grub  sich  tief  in  seinem  Herzen 
ein,  und  gern  erzählte  er  später  davon,  wie  er  und  seine 
Spielkameraden  mit  Bohnenstangen  bewaffnet,  im  selbstver- 
fertigten Tschakko  unter  dem  aus  Goldpapier  hergestellten 
Zeichen  E.  C.  (Erzherzog  Carl)  am  Landgrafenberg  ungefährliche 
Manöver  ausgeführt. 

Auch  gegen  die  eigenen  Hausgenossen  scheint  sich  zu- 
weilen seine  kriegerische  Stimmung  gerichtet  zu  haben.  So 
berichtet  er  von  Minna  Herzlieb,  die  mit  ihm  und  seiner  1800 
geborenen  Schwester  AUwina  im  elterlichen  Hause  erzogen 
wurde:  »In  der  Periode  bis  1809  konnte  ich  mich  mit  ihr 
nicht  immer  vertragen.  Sie  neckte  gern  und  machte  mir  etwas 
weiss,  worüber  meine  Wahrheitsliebe  ergrimmte.  Einmal  ver- 
folgte ich  sie  in  meinem  Jähzorn  mit  einem  Fahnenstiel  in 
der  Hand  die  Treppe  hinunter    bis    an    die    Küchenthür,    die 

16* 


244  Chronik. 

sie  hinter  sich  zuschlug«.  Als  Goethe  im  Jahre  1807  eine 
wärmere  Theilnahme  für  die  aufblühende  18jährige  Pfiege- 
schwester  zu  zeigen  begann,  so  erregte  diese  später  soviel 
besprochene  Episode  bei  dem  ahnungslosen  Knaben  ein  sehr 
geringes  Interresse  ;  er  fühlte  sich  gelangweilt  durch  Minnas 
häufige  Recitation  der  Verse :  »Die  Sterne,  die  begehrt  man 
nicht,  man  freut  sich  ihrer  Pracht«. 

Von  verschiedenen  Reisen,  die  seine  Eltern  während  seiner 
Kinderzeit  mit  ihm  unternahmen,  sollte  eine  1810  nach  Dresden 
gerichtete  für  sein  späteres  Leben  von  Bedeutung  werden. 
Man  wollte  ihn  dort  wegen  früh  verrathener  Spuren  von  Zeichen- 
talent auf  die  Probe  stellen,  ob  er  Beruf  zur  Malerei  hätte ; 
aber  die  Meisterwerke  der  Italiener,  selbst  die  Sixtina  Hessen 
den  13jährigen  Künstler  kalt,  und  er  kopirte  in  seiner  Brief- 
tasche Wouwermannsche  Pferde.  So  waren  seine  Eltern  dar 
über  beruhigt,  dass  sie  kein  Verbrechen  an  der  Kunst  be- 
gingen, wenn  sie  ihn  einen  praktischen  Beruf  ergreifen  Hessen. 

Den  ersten  Unterricht  im  Zeichnen,  sowie  in  den  Elemen- 
tarfächern Schreiben,  Lesen,  Rechnen,  später  auch  in  der 
französischen  und  englischen  Sprache  erhielt  Frommann  von 
seiner  Mutter;  dann  wurde  des  Lateinischen  wegen  ein  Haus- 
lehrer, Christian  Geissler,  angenommen ,  dem  sein  Schüler 
nachrühmt,  dass  er  kein  Freund  der  spielenden  Lehrmethode 
gewesen  sei ;  auch  die  neuerdings  zur  Modesache  gewordene 
Angst  vor  Überbürdung  der  Jugend  scheint  ihn  nicht  gedrückt 
zu  haben ;  denn  Frommann  erzählt,  er  habe  in  der  Geographie- 
stunde alle  108  Departements  des  französischen  Kaiserreichs 
sammt  ihren  Hauptstädten  und  deren  Einwohnerzahl  auswendig 
lernen  müssen.  Dabei  erhielt  er  das  Lob,  dass  er  ein  guter 
Lernjunge  gewesen  sei. 

Im  Jahre  181 2  bezog  Frommann  das  Gymnasium  zu  Gotha, 
das  damals  für  eines  der  besten  in  Deutschland  galt.  Mehrere 
der  dortigen  Lehrer  waren  Autoren  seines  Vaters  und  der 
Generalsuperintendent  Löffler  ein  langjährigerFreund  desselben ; 
eine  Enkelin  desselben,  Tochter  von  Herders  Amtsgenossen, 
Oberconsistorialrath  Günther  in  Weimar,  hat  Frommann  später 
geheirathet. 

Eine  hinterlassene  Schilderung  seiner  Lehrer  ist  für  From- 
manns jugendliche  Beobachtungsgabe  charakteristisch.  Dem 
Direktor  Döring  wird  nachgesagt,  dass  er  unter  den  Lehrern 
ein  gutes  Verhältniss  zu  erhalten  verstanden,  dagegen  in  der 
Achtung  der  Schüler  durch  Parteilichkeit  für  die  Söhne  vor- 
nehmer und  reicher  Eltern  sich  geschadet  habe.  Daher  konnte 
Frommann  lange  nicht  über  zwei  vor  ihm  sitzende  Kameraden, 
seine  »adlichen  Pflöcke«,  hinaus  kommen.  Von  dem  Mathe- 
matiker Kries  heisst  es :    Er  machte  es  wie  die  meisten  Mathe- 


Chronik.  245 

matiker,  Hess  die  unmathematischen  Köpfe  und  faulen  links 
liegen  und  begnügte  sich  die  zu  fördern,  die  aus  Lust  oder 
Gewissenhaftigkeit  sich  Mühe  gaben.  Diesen  gab  er  wöchent- 
lich eine  Stunde  gratis.  Uckert ,  der  bekannte  Historiker, 
hatte  etwas  Vornehmes,  als  hielte  er  sich  eigentlich  zu  gut 
für  sein  Amt,  imd  war  nicht  beliebt,  aber  geachtet,  durch  sein 
schneidiges  Urtheil  auch  gefürchtet. 

Trocken,  aber  von  unerschütterlicher  Ruhe  und  Unpartei- 
lichkeit elendete  der  alte  Kaltwasser  seine  Schüler  1 1/2  Jahre 
durch  die  gründliche  Erklärung  des  2.  Buches  von  Herodot, 
der  Beschreibung  Egyptens.  während  der  jugendliche,  poetisch 
erregbare  Schöler  die  traurige  Nothwendigkeit  grammatischer 
Übungen  durch  eine  bilderreiche  Sprache  zu  versüssen  trach- 
tete; z.  B:  »den  Aoristus  müssen  Sie  sich  denken  wie  einen 
Schmetterling,  der  im  Räume  der  Zeit  herumfliegt  und  sich 
hie  und  da  auf  die  Blume  der  Gelegenheit  setzt«. 

Vom  französischen  Unterricht  des  Professor  Dufresne 
wurde  Frommann  auf  den  Wunsch  seines  Vaters  dispensirt, 
damit  er  nicht  sehen  solle,  wie  ein  Lehrer  von  seinen  Schülern 
geuzt  werde.  Natürlich  erfuhr  er  trotzdem,  dass  regelmäßig 
beim  ersten  Glockenschlag  Einer  aufstand  und  meldete :  »Herr 
Professor,  es  hat  geschlagen«,  worauf  dann  die  ebenso  regel- 
mäßige Antwort  erfolgte:  »Ick  abs  geöört  I«  Bei  diesem 
unglücklichen  Opfer  jugendlichen  Übermuthes  hatte  er  später 
Privatstunden,  konnte  sich  aber  lange  nicht  zum  Französisch- 
sprechen entschliessen,  bis  ihm  das  Jahr  1813  die  Zunge  löste 
bei  der  häufig  erörterten  Streitfrage,  ob  die  Franzosen  oder 
die  Deutschen  siegen  würden.  Die  Disputation  schloss  jedes- 
mal mit  der  Phrase :  Nous  verrons.  Nach  der  Schlacht  bei 
Leipzig  wurde  Dufresne  in  Folge  eines  ungerechten  Verdachtes 
der  Spionage  vertrieben  und  von  seinen  Schülern  eine  Strecke 
geleitet,  wobei  die  letzteren  es  nicht  über  das  Herz  zu  bringen 
vermochten,  von  ihm  mit  den  beabsichtigten  Worten  zu  scheiden: 
Nous  avons  vu. 

Unter  den  Mitschülern,  die  im  späteren  Leben  mit  From- 
mann in  Verbindung  blieben,  werden  Scheidler,  der  Mitbegründer 
der  Jenaischen  Burschenschaft,  und  Freiherr  Hermann  v.  Roten- 
han  genannt,  welchem  letzteren  Frommann  noch  in  seinen 
letzten  Lebensjahren  ein  biographisches  Freundschafts-Denkmal 
gestiftet  hat. 

Ausser  den  gewöhnlichen  Unterichtsgegenständen  lernte 
er  mit  einigen  Selektanern  bei  Uckert  auch  Italienisch  und 
freute  sich  bald  ohne  Schwierigkeit  den  Tasso  lesen  zu  können. 
Sein  Lieblingsfach  aber  war  das  Griechische,  dem  er  weit 
über  die  Schulzeit  hinaus  treu  blieb ;  als  Berliner  Student 
legte  er  durch  das  Studium  der  grossen  griechischen  Historiker, 


246  Chronik. 

die  er  an  Winterniorgen  in  der  kleinen  Tauchnitzschen  Aus- 
gabe las,  den  Grund  zur  späteren  Schwäche  seiner  Augen, 
und  noch  im  sechsten  Jahrzehnt  seines  Lebens  war  er  immer 
bereit,  den  ihn  consultirenden  Söhnen  bei  der  Präparation 
zu  Herodot  oder  Livius  vom  Ladenstuhl  herab  seinen  Bei- 
stand zu  leisten. 

Als  er  im  Jahre  1823  bei  seinem  alten  Lehrer  Geissler 
in  Wien  seine  I3riefe  aus  der  Schulerzeit  wiederfand,  äussert 
er  sich  darüber:  »Es  ist  doch  eine  sonderbare  Empfindung, 
wenn  man  sich  so  vom  Kinde  zum  Schulfuchs,  zum  Studenten 
und  endlich  zum  Geschäftsmann  heranwachsen  sieht.  Am 
merkwürdigsten  ist  mir  die  Selektanerweisheit  erschienen,  mit 
welcher  Sicherheit  und  Abgeschlossenheit  man  das  Leben 
und  seine  Umgebung  betrachtet,  wie  vornehm  man  abspricht. 
wie  kleinlich  aber  doch  dabei  der  Schulehrgeiz  überall  durch- 
blickt; von  einem  Wahne  hätten  mich  diese  meine  schrift- 
lichen Bekenntnisse  heilen  können,  wenn  es  nicht  schon  früher 
geschehen  wäre,  nämlich,  dass  ich  auf  der  Schule  ganz  be- 
sondere Anlagen  entwickelt  und  zu  grossen  Hoffnungen  Raum 
gegeben.  Es  ist  ziemlich  gewöhnliche  Selektanerweisheit 
darin,  und  wer  steht  mir  dafür,  wie  ich  nach  weiteren  zehn 
jähren  über  den  jetzigen  Fr.  Frommann  denken  werde«. 

Im  Jahre  18 13  erlitt  der  Unterricht  durch  die  patriotische 
Aufregung,  den  Durchzug  der  flüchtigen  Franzosen  und  der 
nachsetzenden  Verbündeten  manche  willkommene  Unter- 
brechung. Ostern  181 5  kehrte  Frommann  nach  Beendigung 
des  Gymnasialkursus  in  das  Vaterhaus  zurück  und  erhielt  bald 
nach  seiner  Immatrikulation  die  Erlaubniss  als  Freiwilliger 
am  neuen  Kampfe  theilzunehmen.  Da  wurde,  während  er 
sich  auf  der  Landfeste  im  Scheibenschiessen  übte,  die  Aus- 
sicht auf  kriegerische  Lorbeeren  plötzlich  durch  die  Botschaft 
des  Sieges  von  Belle  Alliance  vereitelt.  »Von  dem  Jubel 
darüber«,  schliesst  dieser  Theil  der  Aufzeichnungen,  »hat  das 
heutige  Geschlecht  keinen  Begriff«. 

Kurz  vor  der  Schlacht,  am  12.  Juni,  war  die  erste 
Burschenschaft  gegründet  worden,  in  der  Frommann  als  Fuchs 
eintrat.  Unter  den  Vorlesungen,  die  er  damals  nur  Nach- 
mittags besuchte,  während  er  Vormittags  im  Comtoir  seines 
Vaters  als  Lehrling  beschäftigt  war,  scheinen  ihn  besonders 
die  geschichtlichen  von  Luden  angezogen  zu  haben,  deren 
patriotisch  anregende  Kraft  ihm  unvergesslich  blieb.  In  der 
Ostermesse  1816  nahm  ihn  sein  Vater  zum  ersten  Mal  nach 
Leipzig  mit,  in  die  Hauptstadt  des  deutschen  Buchhandels, 
die  ihm  zu  einer  zweiten  Vaterstadt  werden  sollte,  deren 
Ehrenbürger  sich  nennen  zu  dürfen,  später  sein  Stolz  war. 
Dies  war  die  erste  Messe  im  vollen  Frieden,  und  Käufer  wie 


Chronik.  247 

Verkäufer  waren  dazu  aus  allen  Enden  zusammengeströmt, 
wie  später  nie;  ausser  den  civilisirten  Nationen,  die  sich  äusser- 
lich  wenig  unterscheiden,  polnische,  walachische  und  andere 
Juden  in  langen  Barten,  Locken  und  Talaren;  Armenier, 
Türken,  Perser,  Griechen  etc.  alle  in  ihren  Nationaltrachten. 
In  den  Wirthshäusern  war  ein  unglaubliches  Gedränge,  so 
dass  man  oft  viertelstundenlang  hinter  dem  Stuhle  eines 
Essenden  warten  musste,  bis  er  fertig  war  und  Platz  machte. 
Die  Portionen  waren  auch  sehr  klein  und  theuer. 

Es  war  ein  ungemein  reges  Leben  auch  unter  den  Buch- 
händlern. Man  fühlte  sich  von  langem  Drucke  befreit.  Nur 
die  Sachsen  waren  über  die  Zerreissung  ihres  Landes  betrübt 
und  zum  Theil  erbittert.  Als  mein  Vater,  der  immer  im  eigenen 
Wagen  mit  Extrapost  nach  Leipzig  fuhr,  den  Lützener  Postillon 
frug :  »Seid  Ihr  preussisch  oder  sächsisch?«,  drehte  sich  der 
um,  zeigte  auf  den  Adler  an  seinem  Hute  und  sagte:  »Sahn 
Se  den  Kuckuk  nich?« 

\'on  Ostern  181 7  bis  Herbst  181 8  unterbrach  Frommann 
seine  buchhändlerischen  Anfänge,  lebte  in  Berlin  nur  als  Student 
und  trat  hier  zum  ersten  Mal  durch  seine  Thätigkeit  für  das 
Turnwesen,  Mitbegründung  der  Berliner  Burschenschaft  und 
seine  Beschreibung  des  Wartburgfestes,  an  dem  er  während 
der  Herbstferien  theilgenommen ,  öffentlich  hervor.  Schon 
hierbei  zeigen  sich  die  ihm  später  in  Beziehung  auf  seine 
Thätigkeit  als  Vorsteher  der  Buchhändlerbörse,  Vorsitzender 
des  Jenaischen  Gemeinderathes,  Mitglied  des  Weimarischen 
Landtages  und  bei  sonstigen  Gelegenheiten  nachgerühmten 
Eigenschaften :  Aufopferung  für's  Gemeinwohl,  Selbstständigkeit 
desUrtheils  und  Furchtlosigkeit  in  Verfechtung  seiner  Ansichten. 

Bei  seiner  Ankunft  in  Berlin,  wo  er  durch  die  Mängel 
der  Strassenbeleuchtung  unliebsam  an  seine  kleine  Vaterstadt 
erinnert  wurde  und  mit  der  Feuerspritze  noch  um  die  Wette 
laufen  konnte  (I),  hatte  der  Kampf  der  Reaktion  gegen  die 
Burschenschaft  und  andere  Äusserungen  des  »Geistes  der  Frei- 
heitskriege« gerade  begonnen  und  hielt  die  Gesellschaft  in 
peinlicher  Aufregung.  Selbst  Träger  des  eisernen  Kreuzes, 
wie  der  mit  Frommann  befreundete  Hauptmann  Plehwe, 
wurden  von  den  »Schmalzgesellen«,  die  niemals  Pulver  ge- 
rochen ,  beim  Könige  verläumdet  und  durch  Verfolgungen 
aller  Art  dafür  belohnt,  dass  sie  ihr  Blut  für  die  Befreiung 
des  Vaterlandes  und  die  Wiederaufrichtung  des  Thrones  ver- 
gossen hatten.  Ein  gewisser  Wadzeck  erklärte  in  seinem 
Wochenblatt  Preussen  für  das  bestregierte  Land  der  Welt, 
das  noch  viel  herrlicher  blühen  würde,  wenn  die  Preussen  nur 
Preussen  sein  und  aufhören  wollten,  sich  zugleich  als  Deutsche 
zu  fühlen.    Selbst  die  Religion  wurde  von  diesen  Vertheidigern 


248  Chronik. 

des  Despotismus  nur  auf  Commando  des  Königs  geehrt,  so- 
wie sie  unter  Friedrich  II.  auf  allerhöchstes  Beispiel  hin  ver- 
spottet worden  war. 

Sogar  der  französische  Gesandte  hatte  die  Unverschämt- 
heit, sich  an  der  Demagogenhetze  zu  betheiligen  und  sich 
bei  Humboldt  zu  beklagen,  dass  ein  Mitglied  der  Akademie, 
ein  Monsieur  Chellermeyere  (er  meinte  Schleiermacher)  unter 
der  akademischen  Jugend  des  ide'es  dangereuses  verbreite. 

Aber  auch  auf  der  anderen  Seite,  in  den  Kreisen  der 
Turner,  fand  Frommann  allerlei  Willkür  zu  bekämpfen  und 
reichte  über  das,  was  ihm  als  Missbrauch  erschien,  einen 
Aufsatz  beim  Turnrath  ein ;  derselbe  ist  verloren  gegangen, 
doch  hat  sich  von  Goethes  Hand,  der  ihn  sich  ausgebeten, 
ein  Zettel  erhalten  des  Inhalts:  »Eine  reine  Sache  ist  nicht 
überzeugender  und  klarer  darzustellen«.  Darüber  schreibt 
Frommann  an  seinen  Vater:  »Goethes  Zettelchen  hat  mich 
sehr  gefreut ;  wie  er  eine  Freundlichkeit  doch  zierlich  er- 
scheinen zu  lassen  weiss !« 

Aus  hinterlassenen  Briefen  geht  hervor,  dass  in  jener 
Eingabe  an  den  Turnrath  die  Wahl  der  Vorturner  nach  per- 
sönlichen Beziehungen  zu  Jahn,  statt  nach  ihrer  Tüchtigkeit, 
das  corporalmässige  Verlesen  der  Mitgliederliste  auf  dem  Turn- 
platz zur  Feststellung  der  Fehlenden  und  bei  den  Übungen 
die  Vorliebe  für  Bravourstücke  am  Reck  und  Barren  getadelt 
wurden,  während  das  für's  praktische  Leben  wichtigere  Klet- 
tern, Sprmgen,  Ringen,  sowie  Reiten,  Fechten  und  Schwimmen 
vernachlässigt  werde. 

Kurz  vor  der  Verhandlung  über  seine  Eingabe  schreibt 
er :  »Ich  habe  die  Brandfackel  in  den  lang  schon  gehäuften 
Brennstoff  geworfen  und  es  brennt  schon  recht  lustig«.  Am 
Tage  der  Berathung,  bei  der  Jahn  selbst  nicht  zugegen  war, 
lief  die  Sache  ruhiger  und  befriedigender  ab,  als  Frommann 
und  seine  Freunde  erwartet  hatten;  »Gestern«,  so  berichtet 
er,  »wunderten  sich  meine  Freunde  alle,  mich  lebendig  aus 
dem  Turnrath  gekommen  zu  sehen,  weil  sie  meinten,  man 
hätte  mich  fressen  wollen.  Da  sagte  ich  ihnen,  es  sei  eher 
danach  gewesen,  dass  ich  den  Turnrath,  als  dass  er  mich 
gefressen«.  Das  Verhältniss  zu  Jahn  war  nun  allerdings  ge- 
stört ;  doch  als  ihn  Frommann  30  Jahre  später  auf  einer  Fuss- 
reise  in  den  Harz  mit  zweien  seiner  Söhne  in  Freiburg  besuchte, 
kam  es  zu  einer  vollständigen  Versöhnung,  und  mit  schmerz- 
lichem Stolz  erinnern  sich  die  letzteren  noch  heute  des  vom 
alten  Turnvater  erhaltenen  wuchtigen  Händedrucks. 

Auch  die  mit  Schläger,  Wort  und  Feder  ausgefochtenen 
Kämpfe  mit  den  Landsmannschaften  führten  zum  glücklichen 
Resultate  der  Gründung  einer  Berliner  Burschenschaft.    Unan- 


Chrokik.  249 

nehmlichkeiten  von  Seiten  der  Regierung  hatte  Frommann 
desshalb  nicht  zu  bestehen,  mit  Ausnahme  eines  ziemHch 
humanen  Verhörs  wegen  seiner  BetheiHgung  am  \\'artburgfest, 
dessen  Beschreibung  im  Frühjahr  181 8  herauskam.  Beifall 
erhielt  dieselbe  mehr  in  den  Kreisen  der  älteren  Freunde  als 
bei  den  Jugendgenossen,  deren  überspannten  Ideen  von  poli- 
tischer Thätigkeit  Frommann  mehrfach  entgegentrat,  wie  er 
denn  auch  Sand,  leider  vergeblich,  von  der  Ermordung  Kotze- 
bues  abzuhalten  suchte.  Unter  dem  Einflüsse  seiner  burschen- 
schaftlichen Erlebnisse  und  Wirksamkeit  hat  Frommann  damals 
ein  Urtheil  über  Goethe  niedergeschrieben,  dessen  polemischen 
Schluss  er  später  wohl  als  arge  Ketzerei  verdammt  haben 
würde.  »Die  Leute  fragen  mich  immer:  »Was  macht  denn 
Goethe  in  Jena?«  —  Es  haben  eigentlich  die  allerwenigsten 
einen  Begriff  von  ihm.  Indem  ich  mich  neulich  gegen  Bahn- 
sen über  ihn  aussprach,  glaubte  ich  mir  selbst  klarer  zu  wer- 
den, insofern  unser  einer  ihn  begreifen  kann.  Er  ist  gewiss 
eine  Art  Faust.  Alles  ausser  sich  will  er  erfassen,  begreifen, 
in  sich  aufnehmen,  wiederhervorbringen,  geniessen.  Er  hat 
es  zu  einer  Klarheit  über  die  Welt  gebracht,  wie  keiner  vor 
ihm.  Er  durchschaut  alle  Verhältnisse,  die  ganze  Erde  ist 
ihm  unterworfen,  denn  er  umfasst  sie,  spiegelt  sie  in  sich  ab 
und  geniesst  das  Höchste,  was  sie  irgendwo  hervorbringt.  In 
so  fern  ist  er  der  erste  der  Menschen,  und  ein  Napoleon  ein  arm- 
seliger Sklave  gegen  ihn.  Aber  was  über  diese  Welt  hinausliegt, 
darum  bekümmert  er  sich  nicht,  dessen  Betrachtung  wehrt 
er  von  sich  ab,  weil  er  keine  Klarheit  darüber  haben  kann. 
Darum  fand  er  auch  für  das  Höchste  im  Menschen,  für  die 
sittliche  Kraft,  die  ihre  Wurzel  im  Jenseit  hat,  keinen  Mass- 
stab. Er  kennt  die  Menschen  nur,  wie  er  die  Pflanze  kennt. 
Er  kann  Alles  beschreiben,  nur  nicht  die  Begeisterung  für 
eine  Idee,  den  Willen,  der  Hölle  und  Teufel  trotzt,  die  Helden- 
geduld, die  für  das  Wahre  und  Rechte  Alles  leidet  mit  Freude 
und  Liebe.  Wie  hätte  er  ohne  den  Mangel  dieses  sittlichen 
Gefühls  1813  so  kalt  bleiben  können?  Wendet  ein,  er  freut 
sich  jetzt  des  Geistes  unter  den  Studenten,  des  neuen  blühen- 
den Lebens.  —  Natürlich,  wie  er  sich  einer  vollen,  gesunden 
Pflanze  mehr  freut  als  einer  verkrüppelten«.  Trotz  seiner 
lebhaften  Betheiligung  an  dem  Treiben  der  Turner  und  Burschen- 
schafter gerieth  Frommann  nur  einmal  mit  der  Polizei  in 
feindliche  Berührung,  dadurch,  dass  er  im  Schauspielhaus 
Werners  Weihe  der  Kraft  als  Entweihung  Luthers  auspfiff, 
wofür  er  in  Gesellschaft  von  21  Mitverschworenen  einen  Tag 
Carcer  abzusitzen  hatte.  Der  Besuch  der  Vorlesungen  hatte 
einige  Noth  gelitten  unter  den  Kämpfen  mitTurnrath  und  Lands- 
mannschaften.    Am  regelmässigsten  wurden  die  von  Schleier- 


250  Chronik. 

macher  besucht,  dem  Frommann  auch  persönlich  nahe  kam. 
Über  ihn  schreibt  er: 

»Schleiermacher  zog  mich  in  seinen  Vorträgen,  Predigten 
und  im  persönlichen  Umgang  ungemein  an.  Ich  bewunderte 
die  Schärfe  seines  Verstandes  und  die  Herrschaft,  die  er  über 
seine  geistigen  Operationen  übte.  In  jedem  Augenblick  konnte 
er  über  sich  gebieten.  Dass  er  Sonnabend  bis  nach  Mitter- 
nacht in  Gesellschaft  heiter  und  lebendig,  wie  wenige  verkehrte, 
und  Sonntag  früh  um  7  Uhr  auf  der  Kanzel  stand,  war  ihm 
etwas  Leichtes  und  Gewohntes.  Seine  Vorträge  sprachen  mich 
noch  mehr  an  als  seine  Predigten.  Schon  ehe  ich  nach  Berlin 
kam,  hatten  mich  seine  Monologe  von  dem  pedantischen 
Wesen  der  »Grundsätze«  befreit  und  gelehrt,  dass  das  ganze 
Handeln  eins  sei  und  aus  einem  Brennpunkt  heraus  kommen 
müsse.  Seine  Psychologie  arbeitete  ich  förmlich  aus.  Ich  sass 
ihm  gerade  gegenüber  auf  der  ersten  Bank,  und  er  sah  mich 
im  Sprechen  immer  an ;  als  ich  nun  wegen  meiner  Verwundung 
acht  Tage  fehlte,  hatte  es  ihn,  wie  er  mir  nachher  sagte, 
förmlich  gestört«.  Ausserdem  wurden  geschichtliche  Vorträge 
bei  Wilken,  juristische  bei  Savigny,  mineralogische  bei  Weiss 
und  philologische  bei  F.  A.  Wolf  gehört.  Über  diesen,  in  dem 
Frommann  wie  in  Zelter  und  Hufeland  einen  Freund  des 
elterlichen  Hauses  wiederfand,  während  ihn  unter  den  Berufs- 
genossen besonders  die  Familie  Reimer  gastlich  aufnahm,  thut 
er  folgende  Äusserung:  »In  seinen  Vorlesungen,  die  er  seinem 
eignen  Ausspruche  nach  der  Verdauung  wegen  hielt,  war  er 
sehr  ungleich  ;  manchmal  höchst  nachlässig  und  gleichgültig, 
aber  zu  andern  Zeiten  wieder  voll  (ieist  und  Leben,  so  dass 
man  inne  wurde,  wie  das  ganze  Alterthum  ihm  klar  vor  Augen 
stand  und  er  nach  allen  Seiten  hin  darin  vollkommen  heimisch 
war«.  Unter  den  Bekanntschaften  im  Kreise  seiner  Altersge- 
nossen war  keine  folgenreicher  als  die  mit  Karl  Bertram  Stüve, 
dem  späteren  Bürgermeister  von  Osnabrück  und  hannoverschen 
Märzminister.  Geschichte  und  Sage  wissen  von  heroischen 
Beweisen  aufopfernder  Freundestreue  so  manches  schöne  Bei- 
spiel zu  erzählen ;  ein  anspruchsloseres,  aber  in  seiner  Art 
seltenes  Beispiel  dieser  Treue  ist  der  durch  mehr  als  50  Jahre 
ununterbrochen  fortgesetzte  Briefwechsel  zwischen  Frommann 
und  Stüve,  wobei  Jeder  dem  Andern  monatlich  im  Durch- 
schnitt einmal  ausführlich  geschrieben  über  das,  was  in  grossen 
oder  kleinen,  europäischen  oder  häuslichen,  religiösen  oder 
profanen  Dingen,  in  Wahrheit  oder  Dichtung  sein  Herz  bewegte. 

Ausser  Stüve  wird  unter  den  Berliner  Freunden  öfter  ein 
Graf  Heinrich  Rantzau  genannt ;  auch  Heinrich  v.  Gagern 
lernte  Frommann  in  dieser  Zeit  während  der  Ferien  in  Jena 
kennen  und  schätzte  in   ihm  damals  schon  wie  später  als    er 


Chronik.  251 

ihn  1848  als  Parlamentspräsidenten  und  Anfang  der  60er  Jahre 
in  Sachen  des  deutschen  Reformvereins  zu  Frankfurt  wieder- 
sah, den  »ritterlichen,  edlen  und  warmen  Vaterlandsfreund«. 
Im  Herbste  i8i8  trat  Frommann  in  Hamburg,  nachdem  er 
zu  Fusse  die  LUneburger  Haide  durchwandert,  in  das  Geschäft 
von  Perthes  &  Besser,  übernahm  daselbst  einen  Theil  der 
englischen  und  französischen  Correspondenz  und  war  froh, 
endlich  aus  dem  blossen  Hören  und  Lernen,  aus  den  Ver- 
sammlungen und  Verhandlungen  in  der  Burschenschaft  wieder 
in  praktische  Thätigkeit  zu  kommen  ;  daher  griff  er  mit  beiden 
Händen  zu,  erwarb  sich  schnell  die  Zufriedenheit  seiner  Prinzi- 
pale und  besiegte  das  von  mancher  Seite  gegen  ihn,  den 
Studenten  oder  Doktor,  wie  er  spottweise  hie  und  da  genannt 
wurde,  bestehende  Vorurtheil.  Als  man  später  einmal  in  Jena 
von  akademischer  Seite  aus  die  Verwunderung  aussprach,  dass 
er  sich  den  Doktortitel  nicht  erworben,  gab  er  zur  Antwort: 
»Es  ist  mir  lieber,  man  wundert  sich,  dass  ich  nicht  Doktor 
bin,  als  wenn  man  sich  wunderte,  dass  ichs  wäre«.  50  Jahre 
später  ist  ihm  dann  doch  noch  honoris  causa  der  Titel  ver- 
liehen worden. 

Sein  berühmter  Prinzipal  Friedrich  Perthes  hatte  keine 
regelmäßige  Schulbildung  genossen,  was  Frommann  gelegent- 
lich dem  dänischen  Conferenzrath  Rist  gegenüber  bedauerte, 
worauf  dieser  ihm  geantwortet  hat:  »Lassen  Sie  gut  sein; 
wäre  der  so  gedrillt  worden  wie  wir,  dann  wäre  er  nicht  das 
geworden,  was  er  ist.«  Perthes  ist  es  auch  gewesen,  auf  dessen 
Empfehlung  hin  später  sein  ehemaliger  Zögling  in  den  Börsen- 
vorstand gewählt  wurde,  wo  er  den  erfolgreichsten  Theil  seiner 
Berufsthätigkeit  entfaltet  hat.  Ausser  in  der  Familie  seiner 
Prinzipale  fand  Frommann  bei  den  Verwandten  seiner  Mutter, 
den  Familien  Wesselhöft,  Hudtwalcker,  Sieveking  und  Cha- 
peaurouge  gastliche  Aufnahme  und  ein  reges  geistiges  Leben. 
Mit  seinem  Vetter  Niklas  Hudtwalcker  beritt  er  Sonntags  die 
Umgegend  und  erholte  sich  von  den  Anstrengungen  der  Woche. 
Auch  im  Turnverein  Hess  er  sich  sehn  und  wurde  im  2.  Halb- 
jahr zum  Turnwart  gewählt. 

Die  alte  Burschentracht ,  weissen  Hemdenkragen  und 
blossen  Hals  suchten  ihm  befreundete  Damen  vergeblich  durch 
Hinweisung  auf  das  Hamburger  Klima  abzugewöhnen;  er  ver- 
stand in  seiner  LTnbefangenheit  die  Absicht  gar  nicht  und 
verschmähte  als  Turner  auch  die  Pomade,  die  ihm  gegen 
Kahlköpfigkeit  empfohlen  war,  als  er  sich  durch  ein  kaltes 
Bad  in  der  Elbe  am  18.  Oktober  ein  Nervenfieber  geholt  und 
in  Folge  davon  die  Haare  verloren  hatte. 

Vor  seiner  Rückkehr  von  Hamburg  nach  Jena  besuchte 
Frommann    im  Frühjahr    1820    seine    Berliner    Freunde  Stüve 


252  Chronik. 

in  Osnabrück  und  Graf  Rantzau  in  Kiel  und  war  begeistert 
von  der  Liebenswürdigkeit,  mit  der  ihn  Mutter  und  Schwestern 
des  letzteren  aufnahmen;  hier  lernte  er  auch  Dahlmann  kennen, 
der  nach  dem  Ausspruche  der  Gräfin  Rantzau  in  der  Freund- 
schaft nur  grob  Courant,  keine  Scheidemünze  hatte.  In  Cassel 
wurden  die  Gebrüder  Grimm  besucht,  und  noch  i.  J.  1860  er- 
innerte sich  Jacob  bei  einem  letzten  Wiedersehn  in  Berlin 
ihres  gemeinsamen  Gewaltmarsches  nach  Wilhelmshöhe. 

Zu  seiner  weiteren  geschäftlichen  Ausbildung  ging  Frommann 
1821  nach  Frankfurt  und  arbeitete  in  der  Andreae'schen  Buch- 
handlung. Der  Ton  des  geselligen  Lebens,  wenigstens  unter  den 
jungen  Leuten  seiner  Bekanntschaft,  schien  Frommann  ober- 
flächlicher und  der  Werth  der  Persönlichkeit  hinter  dem  des 
Geldes  mehr  als  in  Hamburg  zurückzustehen.  Doch  in  zwei 
Familien  fand  er  reiche  Befriedigung  für  die  Bedürfnisse  von 
Geist  und  Herz,  bei  Geheimrath  von  \\'illemer  und  Frau  von 
Low.  An  ersteren  hatte  ihm  Goethe  einen  Empfehlungsbrief 
mitgegeben,  und  obwohl  beim  Empfang  Frau  v.  Willemer  ihre 
Verwunderung  nicht  verhehlte,  dass  Goethe  ihnen  einen  so 
jungen  Menschen  zuschicke,  was  sonst  nicht  seine  Art  sei, 
gestaltete  sich  das  Verhältniss  bald  für  Frommann  so  er- 
freulich, dass  er  auf  der  Gerbermühle  eine  Reihe  der  schönsten 
Tage  verleben  durfte  und  die  angenehmsten  Erinnerungen  an 
diesen  locus  classicus  mit  fortnahm.  Bei  dem  herzlichen, 
durch  einen  Kuss  besiegelten  Abschied  schrieb  ihm  die  Su- 
leika  des  west-östlichen  Divans  folgendes  Gedicht  in  sein 
Stammbuch : 

»Kennst  Du  die  Stadt  an  dem  bescheidnen  Strom, 
»Dem  niedern  Dach  entsteigt  der  ernste  Dom. 
» Die  Hügel  schmückt  der  Gärten  Blüthenkranz, 
»Den  Berg  entflammt  der  Abendsonne  Glanz; 
»Kennst  Du  ihn  wohl?    Wohin,  wohin 
»Will  unser  Freund  aus  ihren  Mauern  ziehn?« 

»Kennst  Du  das  Haus  und  seinen  kühnen  Plan. 

»Ein  Kirchlein  trägt  der  luftige  Altan, 

»Zwei  Schornsteinthürmchen  stehn  und  sehn  Dich  an, 

»Was  hat  man  Dir,   Du  armer  Mann  gethan  ? 
»Kennst  Du  es  wohl?     Dahin,  dahin 
»Wird  Dich  das  Herz  aus  weiter  Ferne  ziehn«. 

»Kennst  Du  den  Weg  durch  Feld  und  Wiesenflur? 

»Der  Wagen  sucht  vergebens  eine  Spur, 

»Fern  unter  Bäumen  rauscht  der  Mühle  Bach. 

»Ihr  Schatten  birgt  dem  Freund  ein  gastlich   Dach; 
»Kennst  Du  ihn  wohl?     Dahin,   dahin 
»Geht  noch  ein  Weg.  Du  musst  vorüberziehn«. 


Chronik.  253 

Frau  von  Low  und  ihre  Tochter  Luise  hatte  Frommann 
in  Kiel  bei  Rantzaus  kennen  gelernt;  in  Frankfurt,  sowie  auf 
ihren  Gütern  in  Staden  und  Ziegenberg,  wohin  Frommann 
öfter  eingeladen  wurde,  bewies  sie  ihm  ein  mütterliches  Wohl- 
wollen, besuchte  im  Jahre  1828  auch  seine  Eltern  in  Jena 
und  von  da  aus  mit  ihnen  Goethe  in  Dornburg,  wo  dieser, 
Frommanns  Geschmack  theilend,  der  anmuthigen  Erscheinung 
Luisens  von  Low,  späteren  Gräfin  Reventlow.  volle  Gerech- 
tigkeit wiederfahren  Hess  (vgl.  G.-J.  II,  320  ff.) 

Die  bedeutendste  von  den  Persönlichkeiten,  die  From- 
mann im  Löwschen  Kreise  kennen  lernte,  war  die  des  Ministers 
von  Stein.  »In  seiner  Gegenwart  kam  einmal  die  Rede  dar- 
auf, was  man  thun  würde,  wenn  man  plötzlich  ungeheuer 
reich  würde.  Als  die  Reihe  an  mich  kam,  sagte  ich,  ich 
würde  vor  der  Hand  meinen  Weg  ruhig  fort  gehn  und  das 
Geld  einstweilen  auf  Interessen  leihen.  Da  fuhr  er  auf  und 
zählte  mit  grosser  Lebhaftigkeit  eine  ganze  Reihe  gemein- 
nütziger Unternehmungen  auf,  die  damit  ins  Werk  zu  richten 
wären.  Er  war  eine  kleine  Gestalt  mit  unverhältnissmäßig 
grossem  Kopfe,  hervorragender  Nase  und  feurigen  Augen«. 

Von  Frankfurt  wurden  wiederholte  Ausflüge  an  den 
Rhein  und  nach  Stuttgart  unternommen;  hier  kam  Frommann 
zuerst  mit  dem  alten  Cotta  und  seinem  Sohn,  dem  Hofstall- 
meister, in  Berührung ;  der  erstere  lud  ihn  bald  darauf,  als 
sie  sich  auf  der  Messe  wiedersahen,  zu  einer  gemeinsamen 
Reise  von  Leipzig  nach  Berlin  ein  und  erschloss  ihm  hier 
sein  Herz  in  ergötzlichen  und  interessanten  Mittheilungen 
aus  seiner  Jugendzeit. 

Im  Frühjahr  1823  verliess  Frommann  Frankfurt,  um  über 
Giessen  und  Kassel  nach  Jena  zurückzukehren.  In  Kassel 
hatte  er  die  Freude,  Lotte  Grimm  wiederzusehen  und  bei 
ihr  eine  Reisegefährtin  zu  finden,  die  später  Wilhelms  Frau 
geworden  ist. 

Im  Sommer  dieses  Jahres  trat  Frommann  eine  grössere 
Bildungs-  und  Vergnügungsreise  an,  die  ihn,  fast  immer  zu 
Fusse  im  blauen,  über  den  Ranzen  gezogenen  Fuhrmanns- 
kittel ,  den  er  unter  tiefster  Verachtung  des  Regenschirms 
als  eine  Art  Talisman  gegen  Wind  und  Wetter  betrachtete, 
über  Baiern  nach  Tirol,  der  Schweiz  und  dem  Elsass  führte ; 
dann  noch  einmal  über  Wien  nach  Triest,  Venedig,  Mailand, 
Genua,  Turin,  Paris  und  die  Niederlande.  Im  August  1824 
kehrte  er  in  das  väterliche  Haus  zurück.  Nachdem  er  über 
den  Thüringer  Wald  gewandert  und  sich  bereits  in  Koburg 
an  der  süddeutschen  Vermischung  der  Stände  bei  öffentlichen 
Vergnügungen  gefreut,  besucht  er  in  Erlangen  unter  Andern 
den  von  Jena  aus  mit   seinen  Eltern    befreundeten  Schelling, 


254  Chronik. 

dessen  nicht  schöner,  aber  ausdrucksvoller  Kopf  mit  den 
geistvollen  Augen  einen  bleibenden  Eindruck  auf  ihn  machte. 
Auch  Rotenhans  Universitätsfreund,  den  Dichter  Grafen  Platen, 
sah  er  hier,  »ein  kleines,  kränkliches  Männchen,  das  mich 
im  Grunde  wenig  ansprach«.  Beim  Marsch  über  das  Lech- 
feld  begleitete  ihn  ein  alter  Kriegsknecht,  der  noch  vor 
Laudons  Feldherrnzelt  Schildwache  gestanden  und  von  den 
Türkenkriegen  des  vorigen  Jahrhunderts  erzählte.  In  Münc;hen 
verbrachte  er  angenehme  Tage  beim  Philologen  Fr.  Thiersch, 
vereinigte  sich  mit  Rotenhan  und  setzte  mit  diesem  seine 
Wanderung  durch  die  Schweiz  und  Tirol  fort. 

Im  Inn-  und  Passeierthal  wurden  die  Stätten  des  Kampfes, 
für  den  er  sich  als  Knabe  begeistert  hatte,  aufgesucht,  auch 
die  Angehörigen  des  Sandwirths,  dessen  Tochter  die  Reisenden 
mit  einem  Abschiedskusse  entliess;  in  Chamouny  trafen  sie 
noch  den  greisen  Führer  des  ersten  Montblancbesteigers  Saussure 
am  Leben  und  voll  von  den  Eindrücken  des  Herrlichen,  das 
er  gesehen,  schreibt  Frommann  von  Bern  an  seinen  Vater : 
»Wohl  noch  nie  ist  mir  das  Herz  so  voll  gegen  Dich  gewesen 
an  Deinem  Geburtstage,  so  voll  von  Dankbarkeit  und  Liebe ; 
zwar  auch  sonst  schon,  meine  glückliche,  ungetrübte  Kindheit, 
die  Zeit  in  Gotha,  in  zweckmässiger  Thätigkeit  und  glück- 
licher Geborgenheit  im  Haus  Deines  Freundes,  dass  ich  Theil 
nehmen  konnte  an  dem  frisch  aufblühenden  Leben  in  Jena, 
die  schöne  Zeit  in  Berlin  —  wem  verdanke  ich  sie  als  Deiner 
väterlichen  Liebe  und  Fürsorge?  Aber  das  ging  so  hin  im 
Geleise  des  gewöhnlichen  Lebens,  und  die  Gewohnheit  selbst 
stumpfte  das  Gefühl  ab:  jetzt  aber  diese  Reise,  so  voll  des 
Genusses,  der  Belehrung  und  reiner  Freude,  sie  ist  doch  ganz 
Dein  Geschenk  und  dessen  gedenke  ich  nicht  jetzt  bloss,  oft 
im  höchsten  Aufwallen  des  Herzens  habe  ich  dabei  dankbar 
Deiner  gedacht«. 

In  der  Pestalozzischen  Anstalt  zu  Iferten  führte  die  Reisen- 
den ein  Herr  Schmid  herum.  »Das  ganze  Äussere  schien 
schon  den  Verfall  zu  verkündigen.  Unordnung,  Schmutz  und 
Ruinen  in  den  grossen  Klassen  mit  wenig  Schülern,  das  Geschrei 
der  Kinder,  was  zur  Methode  gehört  —  viel,  viel  machte  uns 
die  Sache  unheimlich,  auch  des  Herrn  Schmid  eigenes  Gesicht. 
Der  grösste  Theil  der  Zöglinge  sind  Franzosen  und  Italiener«. 

Auf  dem  Rückweg,  nachdem  er  sich  von  Rotenhan  ge- 
trennt, kam  Frommann  nach  Strassburg,  bestieg  hier  zunächst 
den  Münsterthurm  und  freute  sich  der  herrlichen  Aussicht. 
»Doch  bittere  Wermuth  mischte  sich  in  die  Freude,  so  oft 
sich  der  Gedanke  aufdrängte:  Dies  herrliche  deutsche  Land, 
das  sich  da  nach  Westen  ausdehnt,  gehorcht  den  Fremden 
und  —  was  noch  schlimmer  —  ist  zufrieden  mit  dem  Schick- 
sal  —   verlangt  nicht  zurück«. 


Chronik.  255 

Im  November  1823  beginnt  er  allein  die  zweite  Reise, 
von  Frankfurt  zunächst  nach  Wien,  wo  er  sich  bis  Ende 
Januar  1824  aufhält  und  die  Fortschritte  auf  dem  Gebiete 
der  Buchdruckerkunst  und  Schriftgiesserei  studirt.  Unter  den 
Berufsgenossen  findet  er  dort  namentlich  bei  Gerold  gastfreund- 
lichen Empfang;  als  Führer  in  der  lebenslustigen  Stadt  diente 
ihm  sein  früherer  Hauslehrer  Geissler ;  unter  andern  litera- 
rischen Celebritäten  besucht  er  auch  F.  Schlegel  und  schreibt 
von  diesem: 

»Gestern  Morgen  war  ich  endlich  bei  Schlegel ;  ich  fand 
ihn  in  seinem  Studirzimmer.  Zwischen  dem  Schreibtisch  und 
Fenster  stand  ein  Betpult,  über  welchem  ein  Gemälde  und 
ein  Kupferstich ,  heilige  Gegenstände  darstellend ,  hingen. 
Ganz  nahe  dabei  aber  hing  das  Portrait  eines  jungen,  vollen 
Frauenzimmers.  Sein  eigenes  Äussere  bewies  dass  ihm  das 
Beten  recht  wohl  bekommt«.  Die  Wiener  Kunstsammlungen 
erschliessen  ihm  den  Geschmack  für  die  spanischen  Maler; 
die  volksthümliche  Komik  der  Wiener  Schauspieler  lernt  er 
an  Castelli,  Raimund  und  Schuster  schätzen  ;  die  Anmuth  der 
Wienerinnen  bleibt  nicht  ohne  Wirkung;  ja  wer  sollte  es 
von  dem  für  seine  Solidität  bekannten  »alten«  Frommann 
denken,  er  findet  selbst  am  Ballet  ein  allerdings  beschränktes, 
Zehentanz  und  Gliederverrenkung  ausschliessendes  Vergnügen. 
Ende  Januar  geht  die  Wanderung  über  den  Sömmerring  nach 
Triest  und  Venedig,  wo  ihn  ausser  den  Wundern  der  Natur 
und  Baukunst  besonders  Tizian  begeistert,  dann  weiter  durch 
die  Lombardei  nach  Genua,  Turin,  Paris. 

Hier  schlug  der  geschäftliche  Zweck,  als  Volontair  eine 
Zeit  lang  bei  Didot  zu  arbeiten  und  sich  mit  der  franzö- 
sischen Buchdruckerkunst  vertraut  zu  machen,  zwar  fehl, 
sonst  aber  scheint  ihm  der  Aufenthalt  in  Paris  sehr  wohl  be- 
hagt  zu  haben. 

Von  den  Zeitgenossen  der  grossen  Revolution  lebte  dort 
noch  ein  Freund  seines  Grossvaters,  der  Graf  Schlaberndorf, 
der  ihm  gegenüber  seine  Furcht  verrieth,  dass  an  die  Stelle 
der  französischen  Herrschaft  über  Deutschland  die  schmach- 
vollere der  Russen  treten  könne;  von  den  Vertretern  der 
napoleonischen  Periode  sah  er  in  seiner  Gemäldesammlung 
den  Marschali  Soult,  »ein  schöner,  stattlicher  Mann,  sehr  höflich, 
seine  Sammlungen  sind  vortrefflich;  wären  sie  nur  nicht  ge- 
stohlen«. 

Unter  den  Schauspielern  imponirte  ihm,  ausser  Talma, 
durch  ihre  unverwüstliche  Jugendfrische  vor  Allen  die  Mars: 
ihr  gern  gezeigtes  Bild  hing  später  friedlich  in  seiner  Studir- 
stube  neben  dem  des  alten  Blücher,  für  welchen  er  von  ge- 
legentlichen Begegnungen  in  Berlin  her  wegen  der  ihm  eigenen 


256  Chronik. 

Vereinigung  von  Heldensinn  und  Anspruchslosigkeit  eine  be- 
sondere Sympathie  hegte. 

Über  das  Publikum  der  Oper  scandalisirte  er  sich  ge- 
legentlich einer  Aufführung  des  Don  Giovanni.  »Diese  wälschen 
Ketzer  haben  gar  kein  Gefühl  und  keinen  Respekt  vor  der 
himmlischen  Musik,  sie  begnügen  sich  zu  bemerken,  ob  Jemand 
gut  oder  schlecht  singt«. 

Im  Juni  1824  führte  ihn  der  Rückweg  über  Belgien  und 
Holland,  wo  seine  alte  Neigung  für  die  niederländische  Malerei 
reichliche  Befriedigung  fand,  nach  der  Heimath ;  im  April 
1825  trat  er  als  Theilhaber  in  das  väterliche  Geschäft  ein. 

Dies  hatte  seinen  Höhepunkt  bereits  hinter  sich,  und  als 
Frommanns  Vater  im  Jahre  1837  starb,  drückte  das  auf  dem 
Geschäft  lastende  fremde  Kapital  so  stark,  dass  die  Über- 
nahme der  väterlichen  Erbschaft  schwere  Sorgen  mit  sich 
brachte.  Schon  im  Jahre  1830  hatte  Frommann  ein  Sorti- 
mentsgeschäft mit  dem  Verlag  und  der  Druckerei  verbunden; 
hierdurch,  durch  das  Vermögen  seiner  im  gleichen  Jahr  ge- 
heiratheten  Frau  und  die  Hülfe  wohlwollender  Freunde  hielt 
er  sich  über  Wasser ;  aber  zu  grösseren  und  gewagten  Unter- 
nehmungen fühlte  er  sich  zu  beengt  und  ist  dies  wohl  der 
Hauptgrund,  weshalb  er  es  als  Verlagsbuchhändler  zu  keinen 
grossen  Erfolgen  gebracht  hat.  Auch  sein  Interesse  am 
öffentlichen  Leben  hinderte  ihn  an  der  Concentration  seiner 
Kraft.  Unter  allen  Berufsarbeiten  war  seine  Thätigkeit  für 
den  Börsenverein  der  deutschen  Buchhändler  seiner  Natur 
und  Neigung  am  gemäßesten.  Das  Geburtsjahr  seiner  buch- 
händlerischen Selbstständigkeit  war  zugleich  das  des  Börsen- 
vereins der  deutschen  Buchhändler,  zu  dessen  Mitbegründern 
er  gehört  und  dessen  Geschichte  er  im  Auftrage  des  Vor- 
standes geschrieben  hat.  Was  er  auf  diesem  Felde  gewirkt, 
mag  mit  den  Worten  der  zu  seinem  50jährigen  Prinzipals- 
Jubiläum  von  dem  damaligen  ersten  Vorsteher  Enslin  ver- 
fassten  Adresse  geschildert  werden : 

»Allseitig  vorbereitet  durch  die  Lehrzeit  im  väterlichen 
Hause,  durch  den  Aufenthalt  bei  Perthes  &  Besser  in  Hamburg, 
sowie  durch  wissenschaftliche  Studien'traten  Sie  am  8.  April  1825 
als  Theilhaber  in  das  väterliche  Geschäft  ein.  Der  Buch- 
handel der  damaligen  Zeit  hatte  Schwierigkeiten  zu  überwin- 
den und  Kämpfe  zu  bestehen,  wie  sie  dem  heutigen  Geschlechte 
fast  unbekannt  sind.  Noch  wurde  die  Presse  von  oben  her 
mit  Misstrauen  und  Argwohn  angesehen,  die  Censur  wurde 
als  eine  für  das  Wohl  des  Staates  unentbehrliche  Einrichtung 
betrachtet,  die  Rechte  der  Schriftsteller  und  Verleger  waren 
von  Privilegien  abhängig,  während  der  Nachdruck  offen  und 
ungescheut  sein  schamloses  Handwerk  betrieb ;  der  Buchhandel 


Chronik.  257 

selbst  aber  entbehrte  jener  straffen  und  festen  Organisation, 
die  allein  ein  gedeihliches  Wirken  ermöglicht. 

Wenn  wir  heute  auf  die  Zustände  jener  Tage  zurückblicken 
und  uns  vergegenwärtigen,  was  seit  jener  Zeit  geschaffen  ist, 
um  den  Buchhandel  und  die  Literatur  zur  vollen,  freiheitlichen 
Entfaltung  zu  bringen,  dann  müssen  wir  mit  Dank  und  Stolz 
iener  Männer  gedenken ,  welche  ihre  höchste  Ehre  darein 
setzten,  ihre  Kräfte  dem  Wohl  der  Gesammtheit  zu  widmen. 
Zu  diesen  Männern  aber  können  wir  Sie  in  erster  Reihe  rechnen. 

Das  Vertrauen  Ihrer  Genossen  hat  Sie  zu  wiederholten 
Malen  in  den  Vorstand  des  Börsenvereins  berufen,  fast  allen 
Commissionen,  welchen  die  Aufgabe  oblag,  für  die  Feststellung 
des  literarischen  Rechts  oder  für  das  Wohl  des  Buchhandels 
zu  wirken,  haben  Sie  als  Mitglied  angehört.  Durch  Ihre  ge- 
naue Kenntniss  der  geschäftlichen  Verhältnisse,  durch  Ihre 
unermüdliche  Arbeitskraft,  durch  Ihre  wahrhafte  Begeisterung 
für  unsern  Beruf  haben  Sie  dem  Buchhandel  und  der  Literatur 
Dienste  geleistet,  welche  stets  in  dankbarer  Erinnerung  bleiben 
werden.  Hierzu  gesellte  sich  die  Geradheit  und  Festigkeit 
des  Charakters,  welche  Sie  stets  unerschrocken  für  Ihre  Über- 
zeugung eintreten  liess ,  und  mit  vollem  Selbstbewusstsein 
dürfen  Sie  von  sich  sagen: 

»Denn  ich  bin  ein  Mensch  gewesen 
»Und  das  heisst  ein  Kämpfer  sein«. 

Ein  anderes  Feld  gemeinnütziger  Thätigkeit,  auf  dem  er 
sich  als  Kämpfer  beweisen  konnte,  bot  ihm  seine  Stellung 
als  Vorsitzender  des  Jenaischen  Gemeinderathes.  In  Beziehung 
hierauf  sagt  er  in  seinen  Niederschriften,  es  habe  ihn  gefreut, 
dass,  wenn  seine  Mitbürger  Jemanden  brauchten,  der  vor  den 
Riss  träte,  sie  sich  an  ihn  gewandt.  So  durfte  ihm  denn  der 
damalige  Stadtvorstand  das  Ehrenbürgerdiplom  mit  den  Worten 
überreichen:  »Überall  wo  sich  in  unserer  Stadt  ein  öffentliches 
Interesse  geltend  machen  wollte,  da  konnte  man  Sie  finden, 
die  Fahne  hoch  erhoben  und  das  Schwert  in  der  Hand«. 

Diese  Worte  weisen  darauf  hin,  dass  es  bei  Durchfech- 
tung seiner  Ansichten  auch  auf  diesem  Gebiete  nicht  immer 
ganz  friedlich  hergegangen  ist.  So  musste  er  einmal  die  Sitzung 
abbrechen  und  gab  als  Grund  zu  Protokoll,  dass  die  Debatte 
einen  leidenschaftlichen  Charakter  angenommen  habe,  worauf 
sein  Gegner,  der  regierende  Bürgermeister  hinzufügte :  »Schreiben 
Sie,  dass  Ich  nicht  leidenschaftlich  geworden  bin«.  Dass  während 
des  tollen  Jahres  1848  auch  im  Herzen  des  alten  Burschen- 
schafters die  nach  dem  Wiener  Congress  schmählig  geknickten 
Hoffnungen  sich  neu  belebten,  ist  begreiflich;  den  Verhand- 
lungen des  Frankfurter  Parlamentes  wohnte  er  nur  als  Zu- 
schauer wenige  Tage  bei,  betheiligte  sich  aber  an  einer  Depu- 

Goi.thf-Iahrbuch    VJII.  jy 


258  Chronik. 

tation ,  welche  die  Wünsche  der  Bevölkerung  des  engeren 
Vaterlandes  dem  I.andesherrn  übermitteln  sollte,  und  kehrte 
hocherfreut  über  die  wohlwollende  Gesinnung,  die  der  da- 
malige Grossherzog  Carl  Friedrich  den  Deputirten  gegenüber 
gezeigt,  von  Weimar  zurück;  bald  aber  trieben  ihn  die  Aus- 
wüchse der  Bewegung  in  die  Reihen  der  conservativen  Oppo- 
sition ;  denn  dieselben  hielten  sich  nicht  lange  in  den  Grenzen 
der  Komik,  mit  der  z.  B.  die  Bauern  ihre  Säcke  zur  Volks- 
versammlung in  die  Residenz  mitbrachten,  um  die  Ergebnisse 
der  allgemeinen  Theilung  davonzutragen,  oder  die  Weimari- 
schen Gymnasiasten  um  öffentliche  Lehrerconferenzen  petitio- 
nirten.  Er  sah  sich  mehrmals  genöthigt,  sein  Haus  gegen 
erwartete  Angriffe  der  aufgeregten  Menge  mit  Bücherballen 
zu  verschanzen;  auch  wurde  sein  Bild  wie  das  des  Dr.  Ort- 
loff,  des  Präsidenten  vom  Ober- Appellationsgericht,  an  den 
Galgen  gehängt.  Indessen  zog  das  Unwetter,  ohne  sich  über 
seinem  Hause  zu  entladen,  vorüber,  zugleich  aber  erstarb 
zum  zweiten  Mal  die  Hoffnung  auf  eine  Verbesserung  der 
deutschen  Verhältnisse.  Die  nun  folgende  Zeit  der  Reaktion 
hatte  für  die  Bevölkerung  des  Grossherzogthums  nicht  den 
gehässigen  Charakter,  wie  er  in  den  grösseren  Staaten  zu 
Tage  trat.  Und  wenn  Frommannwährend  der  fünfziger 
Jahre  als  Landtagsabgeordneter  sich  zuweilen  gegen  die  Re- 
gierung in  entschiedener  Opposition  befand,  wie  z.  B.  bei 
der  Vorlage  über  die  theuere  Mündung  der  AVerrabahn  in 
Eisenach  statt  der  weit  billigeren  in  Gerstungen,  so  wurde 
durch  solche  Meinungsverschiedenheiten  doch  nie  seine  An- 
hänglichkeit an  das  angestammte  Fürstenhaus  erschüttert. 
Noch  in  seinen  letzten  Lebensjahren  erheiterte  ihn  mehr  als 
sie  ihn  betrübt  hätte  die  Erinnerung  daran,  wie  ihm  seine 
glücklich  erkämpfte  Majorität  im  Landtagsausschuss  zuweilen 
vmter  den  Händen  zerbröckelt  sei  in  Folge  der  Einschüch- 
terung seiner  Gesinnungsgenossen  nach  ungnädigen  Prokla- 
mationen vom  Ministertisch  oder  durch  die  stille  Einwirkung 
ministerieller  Liebenswürdigkeit  gegen  berühmte  Oppositions- 
helden. 

Im  Anfange  der  sechziger  Jahre  nahm  er  Theil  an  den 
vergeblichen  Bemühungen  des  grossdeutschen  Reformvereins. 
Als  dann  von  Seiten  der  preussischen  Regierung  die  Reform 
der  deutschen  Verhältnisse  in  die  Hand  genommen  wurde, 
konnte  er  sich  mit  den  unvermeidlichen  Gewaltsamkeiten 
dieser  Operation  nicht  befreunden,  am  wenigsten  mit  der 
wälschen  Bundesgenossenschaft  gegen  die  deutschen  Brüder. 
Auch  schien  ihm  nicht  Alles  unvermeidlich,  was  damals  ge- 
schah :  die  Vergrösserung  Preussens  auf  Kosten  deutscher 
Fiu-sten  und  Länder  schien  ihm  weniger  wichtig,  als  die  Ein- 


Chronik.  259 

heitlichkeit  der  diplomatischen  und  militärischen  Leitung  und 
die  A^'ertheidigung  deutscher  Ehre  und  deutschen  Eigenthums 
gegen  die  Frechheit  ausländischer  Räuber.  Ein  gütiges  Ge- 
schick liess  ihn  die  Wiederaufrichtung  des  deutschen  Reiches 
nach  beispiellosen  \\'affenthaten  und  die  Vereinigung  ent- 
fremdeter Stämme  mit  dem  alten  Vaterlande  erleben ;  wenn 
er  noch  einmal  den  Strassburger  Münster  erstiegen,  hätte  er 
auf  ein  deutsches  Land  hierniedersehen  können.  Was  er 
nach  dem  Krieg  von  Vorgängen  in  der  grossen  Welt  erlebte, 
war  wenig  erfreulich ;  die  schimpfliche  Gründerzeit,  deren 
Schmach  der  bekannte  Wiener  Spaziergänger  mit  unüber- 
trefihcher  Kürze  in  den  drei  Worten  schildert :  »Eiserne  Stirn, 
eiserner  Kassenschrank,  eiserne  Krone«;  endlich  auch  noch  die 
Niedertretung  deutscher  Kultur  in  den  »befreundeten«  Kaiser- 
reichen. 

So  alt  er  auch  geworden  ist,  er  hat  es  nie  gelernt,  die 
Politik  von  einem  andern  als  vom  Standpunkte  des  Rechtes 
zu  betrachten,  dessen  Studium  er  sich  gewidmet  hätte,  wenn 
ihn  nicht  die  Rücksicht  auf  das  väterliche  Geschäft  einem 
anderen  Berufe  zugeführt.  Wenn  er  nun  sehen  musste,  wie 
in  der  politischen  Welt  so  oft  die  Lüge  über  die  Wahrheit, 
Gewalt  über  das  Recht,  käufliche  Sclavenseelen  über  hoch- 
herzige Fürsten,  feige  Despoten  über  tapfere  Völker  triumphiren, 
so  war  es  für  ihn,  den  orthodoxen  Lutheraner  ein  Crlück, 
dass  er  ein  felsenfestes  Vertrauen  zum  unerforschlichen  Rath- 
schluss  Gottes  hatte,  der  alle  Unbegreiflichkeiten  in  seiner 
Weisheit  zu  einem  guten  Ziele  hinausführen  werde.  Von  den 
Kämpfen,  die  er  bei  seiner  Neigung  fürs  öffentliche  Leben 
zu  bestehen  hatte  und  mit  seinem  rücksichtslos  durchfahrenden 
Sinn  zuweilen  mehr  als  nöthig  war  verschärfte,  fand  er  die 
beste  Erholung  im  häuslichen  Kreise  :  hier  sammelten  sich 
um  ihn  und  seine  Frau,  die  mit  ihrer  weichern  Natur  die 
Härten  seines  Wesens  auf  das  Glücklichste  zu  mildern  wusste, 
nach  und  nach  vier  Söhne  und  zwei  Töchter,  dazu  mehrere 
buchhändlerische  Zöglinge :  zu  längerm  Besuch  trafen  all- 
jährlich die  Schwiegermutter  aus  Weimar  und  seine  Schwester 
Allwina  ein,  die  nach  dem  Tode  der  Eltern  nach  Berlin  ge- 
zogen war,  um  sich  eine  eigene  Existenz  zu  gründen :  was 
ihr  in  der  Umgebung  der  Weimarischen  Fürstentochter,  die 
später  den  deutschen  Kaiserthron  bestiegen  hat,  über  Erwarten 
gelang ;  denn  mit  ebensoviel  Theilnahme  wie  Verständniss 
wusste  sie  auf  die  Interessen  von  Persönlichkeiten  der  ver- 
schiedensten Lebensstellung  und  Anschauung  einzugehen.  Bei 
Frommanns  eigenthümlicher  Mittelstellung  zwischen  Stadt  und 
Universität  fehlte  es  auch  sonst  nicht  an  anregender  Gesell- 
schaft, wenn  gleich  kein  Goethe   mehr  lebte   und   das  From- 


26o  Chronik. 

mannsche  Haus  nicht  mehr  wie  früher  ein  Mittelpunkt  der 
Jenaischen  Geselligkeit  war  ;  die  liebenswürdigste  und  leben- 
digste Schilderung  von  diesem  häuslichen  Kreise  hat  einer 
von  Frommanns  Zöglingen,  Wilhelm  Hertz,  in  einer  Festgabe 
zum  Jubiläum  seines  Lehrherrn  entworfen.  Wie  Frommann 
einst  seinen  Eltern  für  eine  glückliche  Kindheit  danken  konnte, 
so  hat  auch  er  seinen  Kindern  den  Segen  einer  ungetrübten 
heitern  Erinnerung  an  das  Vaterhaus  hinterlassen!  Am 
wärmsten  brach  seine  väterliche  Liebe  bei  Familienfesten 
durch,  wenn  er  die  Hölzer  schnitzte  zur  Befestigung  der  Nüsse 
und  Äpfel  an  dem  Weihnachtsbaum,  die  Wachsstöcke  zerschnitt, 
denn  man  brauchte  damals  noch  keine  fertigen  Lichter,  und 
dann  hinter  seiner  blauen,  den  Festglanz  dämpfenden  Brille 
auf  den  Jubel  der  bescheerten  Kinder  herabsah ;  oder  wenn 
er  einen  seiner  Söhne  nach  dem  andern  nach  Vollendung 
des  ersten  Lustrums  zum  ersten  Mal  zu  Fusse  nach  Weimar 
zur  Grossmutter,  später  im  zehnten  Lebensjahr  in  den  Thü- 
ringer Wald  oder  Harz  führte,  was  mit  einer  gewissen  Weihe 
als  eine  Art  Confirmationsfest  des  Leibes  vollzogen  wurde. 
Für  seine  eigene  Person  hat  er  ausser  dem  Nothwendigen 
fast  buchstäblich  Nichts  gebraucht ;  seine  Bedürfnisslosigkeit 
war  oft  die  Quelle  von  schweren  Zweifeln,  wenn  es  galt  ihm 
ein  Geschenk  zu  machen ;  so  auch  für  seine  Freunde  vom 
Börsenvorstand,  denen  endlich  als  einziges  rettendes  Laster 
das  Schnupfen  einfiel,  das  ihnen  Veranlassung  zur  Überreichung 
einer  goldenen  Dose  mit  dem  Bilde  der  Buchhändlerbörse 
gab.  Aber  auch  das  Schnupfen  kann,  da  er  es  sich  der 
Augen  wegen  angewöhnt,  kaum  als  Luxus  betrachtet  werden. 
Er  war  der  Antipode  der  Modegecken,  denn  er  liebte  das 
Alte,  auch  wenn  es  unschön,  und  verachtete  die  neue  Mode, 
auch  wenn  sie  ausnahmsweise  einmal  nicht  geschmacklos  ausfiel. 

Es  wird  Manchen,  der  Frommann  gekannt,  vielleicht  be- 
fremden, dass  nach  dessen  eigenem  Bekenntniss  bei  seiner 
Wirksamkeit  für  das  Gemeinwohl  der  Ehrgeiz  eine  nicht  un- 
erhebliche Rolle  gespielt  hat ;  er  sagt  selbst,  es  hätten  das 
wohl  Wenige  gemerkt,  denn  er  sei  zu  stolz  gewesen,  es  zu 
verrathen  oder  gar  dem  Ehrgeize  zu  Liebe  sich  zu  erniedrigen. 
In  einer  Niederschrift  aus  dem  Jahre  1872  heisst  es:  »Ich 
ertappe  mich  zuweilen  darüber,  dass  ich  denke,  was  man 
über  mich  sagen  wird,  wenn  ich  todt  bin,  wo  die  Abneigungen, 
die  ich  mir  durch  meine  Schroffheit  zugezogen  habe,  schweigen«. 

Die  Vorsehung  gönnte  ihm  noch  elf  Jahre  vor  seinem 
Tode  die  volle  Anerkennung  dessen,  was  er  gethan  und  ge- 
wesen, zu  erleben;  als  er  am  8.  April  1875  sein  Prinzipals- 
Jubiläum  feierte,  vereinigten  sich  die  Königlich  und  Gross- 
herzoglich   Sächsische   Regierung    mit   seinen   Berufsgenossen 


.  Chronik.  261 

vom  Börsenverein,  Universität  und  Stadt,  Buchhändler-  und 
Buchdrucker-Vereine.  Saalbahn  und  Sparkasse,  geistliche  und 
weltliche  Elemente,  Nachbarn  und  ferne  Freunde,  um  ihm 
die  Gewissheit  zu  geben,  dass  er  nicht  umsonst  gearbeitet 
und  trotz  der  schroffen  Aussenseite,  der  Frakturschrift  seines 
Wesens,  neben  allgemeiner  Achtung  auch  Liebe  geerntet.  Im 
Doktordiplom  erhielt  er  sogar  das  Prädikat  eines  senex  ama- 
bilissimus ;  und  mochte  dieser  Ausdruck  auch  der  milden 
Abendstimmung  eines  Jubelfestes  seinen  Ursprung  verdanken 
und  nicht  auf  alle  Tage  und  Stunden  anwendbar  sein,  mochte 
er  im  Lauf  der  Jahre  manchen  Gegner  und  auch  manchen 
Freund  verletzt  haben,  dass  es  nur  des  allgemeinen  Besten 
wegen,  wie  er  es  verstand,  und  nicht  aus  persönlich  eigen- 
nützigen Gründen  geschehen  sei,  davon  waren  doch  zuletzt 
Alle  überzeugt ;  und  so  ist  ihm  keiner  seiner  Freunde  untreu 
geworden,  wenigstens  nicht  im  Leben:  denn  der  Tod  hat  sie 
ihm  nach  und  nach  fast  Alle  entführt,  seine  Schul-  und  Uni- 
versitätsfreunde, seine  Genossen  vom  Börsenverein,  vom  Land- 
tag und  Gemeinderath,  seine  Gehülfen,  manchen  Lehrling  und 
endlich  auch  die  Goetheschen  Enkel ;  jenes  Jubelfest  sah  zum 
letzten  Mal  das  Frommannsche  Haus  in  ungetrübter  Festes- 
freude ;  noch  in  demselben  Sommer  starb  im  Haus  ihres  Bruders 
seine  Schwester  Allwina,  die  vertrauteste  Genossin  seiner  Jugend: 
bald  darauf  sah  er  seinen  jüngsten  Sohn,  den  die  französischen 
Kugeln  nur  leicht  verletzt,  an  einer  tückischen  Krankheit 
sterben,  und  drei  Tage  darauf  als  Opfer  der  Pflege  seine 
Frau,  die  treue  Theilnehmerin  an  all  seinen  Arbeiten.  Sorgen 
und  Freuden,  die  liebenswürdigste  Verkörperung  dessen,  was 
ihm  selber  fehlte ;  auch  derjenige  seiner  Söhne,  in  dem  die 
buchhändlerische  Tradition  des  Hauses  forterben  sollte,  ging 
ihm  voran,  sowie  der  Enkel,  der  den  Namen  Friedrich  Frommann 
für  die  Folgezeit  zu  erhalten  bestimmt  war.  Es  wurde  immer 
stiller  in  den  Räumen,  die  früher  vom  fröhlichen  Tumult  der 
durch  die  Hausklingel  zur  Weihnachtsbescheerung  gerufenen 
Kinder  angefüllt  oder  heiterer,  durch  Hausmusik  und  Vorlesung 
belebter  Geselligkeit  gewidmet  waren.  Die  Zeiten  waren  vorbei, 
wo  es  hiess :  »Bald  wird  die  Lokomotive  hinter  dem  alten 
Frommann  und  seinen  Söhnen  herkeuchen«.  Die  gewohnten 
Spaziergänge  wurden  kürzer  und  langsamer  und  beschränkten 
sich  endlich  fast  ganz  auf  Besuche  bei  Freunden  und  Freundinnen, 
besonders  der  Frau  von  Knebel,  der  Mitzeugin  einer  klassischen 
Vergangenheit ;  die  grösste  Freude  war  es  ihm  bei  seiner  zu- 
nehm.enden  Vereinsamung,  ausser  den  auswärtigen  Kindern 
mit  seinem  einzigen  Enkel  auch  die  Nachkommen  und  Ver- 
wandten seiner  Jugendfreunde  Stüve  und  Rotenhan  alljährlich 
wieder  zu  sehen,  sowie  manchen  alten  Genossen  und  Zögling 
aus  dem  Kreise    der  Buchhändler,    besonders  Wilhelm  Hertz. 


262  Chronik. 

Auch  einige  iüngere  Freunde,  wie  Professor  Erich  Schmidt, 
Dr.  Oscar  Hase  und  sein  früherer  Lehrling,  der  von  Hamburg 
nach  Jena  übergezogene  Verlagsbuchhändler  Fischer,  erleich- 
terten ihm  die  Einsamkeit  seiner  letzten  Jahre;  so  wurde  ihm 
der  Verlust  der  eigenen  Angehörigen  gemildert  durch  die 
Treue  der  Freunde ;  den  besten  Trost  aber  für  das  häusliche 
Leid,  das  lange  aufgespart,  mit  plötzlicher  Gewalt  über  ihn 
eingebrochen,  fand  er  in  seinem  festen  Lutherglauben,  um  den  ihn 
Manche  beneiden  mussten_,  die  ihn  nicht  zu  theilen  vermochten. 

Ein  Anfall  von  Lungenentzündung  wurde  noch  einmal 
glücklich  überwunden;  als  er  sich  aber  wiederholte,  reichten 
die  Kräfte  nicht  mehr  aus  um  mit  trotziger  Selbstbeherrschung 
die  Krankheit  aus  dem  Felde  zu  schlagen ;  die  Ungeduld  ver- 
schlimmerte den  Zustand  und  streckte  den  Patienten  trotz 
alles  Widerstrebens  auf  das  Lager. 

Als  sich  die  stille  Wohnung  noch  einmal,  wie  am  Tage 
des  Jubiläums,  belebt  sah  von  Vertretern  des  Fürstenhauses, 
des  Börsenvereins,  der  Städte  Leipzig  und  Jena,  auswärtigen 
und  einheimischen  Freunden,  da  geschah  es,  um  dem  Todten 
die  letzte  Ehre  zu  erweisen.  Auch  der  neue  Goetheverein 
legte  einen  Kranz  auf  das  Grab  des  alten  Veteranen.  Als 
unvergänglichen  Trauerschmuck  aber  brachten  die  Hinter- 
bliebenen vom  Grabe  in  das  verödete  Vaterhaus  das  Bewusst- 
sein  zurück,  auch  auf  sich  das  Goethesche  Wort  anwenden 
zu  dürfen : 

»Wohl  dem,  der  seiner  Väter  gern  gedenkt«. 


///.    Nachrichten. 

Am  26.  März  ^I2i\\>  Julian  Schmidt.  Das  Goethe-Jahrbuch 
hatte  die  Freude,  einen  Aufsatz  von  ihm  zu  veröffentlichen 
(Bd.  n,  S.  49—64);  die  Bibliographie  hatte  fast  Jahr  für  Jahr 
seine  Goethes  Leben  und  Wirken  gewidmeten  Aufsätze  zu 
verzeichnen ;  die  Bibliographie  dieses  Bandes  nennt  sein  letztes 
Werk,  in  welchem  der  unermüdliche  Arbeiter  seine  Studien 
über  die  Geschichte  der  deutschen  Literatur  zu  einem  Ganzen 
zusammenfasste.  Statt  eines  ausführlichen  Nekrologes  begnüge 
ich  mich,  einige  Sätze  aus  Gustav  Freitags  »Erinnerungen  aus 
meinem  Leben«  (Leipzig,  1886,  S.  163  fg.  168)  hier  mitzutheilen, 
welche  eine  sehr  schöne  Würdigung  des  Verstorbenen  enthalten : 
»Obgleich  er  als  Kritiker  dafür  galt,  dass  ihm  Anerkennung 
schwer  wurde,  stand  er  nichts  weniger  als  kalt  dem  geschaf- 
fenen Dichterwerke  .gegenüber.  Er  hatte  an  allem  wohl  Ge- 
lungenen eine  tief  innige  Freude  und  behielt  vor  echter  Poesie 
die  Wärme  und  Begeisterung  eines  Jünglings  bis  in  sein  höheres 
Alter.  Vor  allem  fesselte  ihn  originelle  Zeichnung  der  Cha- 
raktere, nächstdem    die    Grazie   in  Schilderung   und   Sprache. 


Chronik.  265 

Die  Darstellungsweise  der  englischen  Dichter  war  ganz  nach 
seinem  Herzen ,  den  Zauber  der  wundervollen  Färbung  bei 
Dickens  empfand  er  so  voll,  wie  nur  ein  Engländer  jener  Zeit, 
und  für  die  stärkeren  Talente  der  Franzosen,  z.  B.  für  Balzac, 
fühlte  er  weit  grössere  Sympathie  als  sein  Mitredacteur.  Wo 
er  hohe  Intentionen  fand,  wurde  er  auch  durch  grosse  Mängel 
in  der  Ausführung  nicht  erkältet.  Er  Hess  nicht  ab,  mit  dem 
Schwulst  und  der  Neigung  zum  Hässlichen  bei  Hebbel  abzu- 
rechnen, aber  obgleich  ihn  in  jedem  neuen  Werk  desselben 
Vieles  verletzte,  so  blieb  ihm  doch  das  Bedürfniss  dieses 
Talentes,  Grossartiges  darzustellen,  sehr  ehrenwerth.  Wo  er 
vollends  die  Gabe  erkannte,  gesunde  Menschen  zu  schildern, 
wurde  er  ein  freundlicher  Rathgeber.  Er  war  es,  der  in  der 
Presse  zuerst  das  kräftige  Talent  Otto  Ludwigs  verkündete, 
und  vollends  Fritz  Reuter  hat  keinen  wärmeren  und  besseren 
Beurtheiler  gefunden  als  ihn.  In  gehobener  Stimmung  und 
mit  schöner  Herzensfreude  trug  er  die  Gestalten  und  Situationen 
jeder  neuen  Geschichte  des  wackeren  Mannes  in  sich  herum 
und  wurde  nicht  müde  sie  in  heiterer  Gesellschaft  zu  rühmen. 
In  derselben  bereitwilligen  Anerkennung  eigenartiger  Schilde- 
rung von  Charakteren  und  Zuständen  wurde  er  auch  später 
ein  Bewunderer  und  Freund  Iwan  Turgenjews.  —  Fand  er 
aber  in  einer  Dichternatur  nicht  viel  von  dem,  was  ihn  kräftig 
anzog ,  so  ging  er  in  seiner  Kritik  an  den  Grenzen  solcher 
poetischen  Begabung  herum,  er  bornirte  sich  gewissermaßen 
das,  was  ihm  fremdartig  blieb,  und  weil  er  dann,  um  seine 
Kälte  zu  rechtfertigen,  mehr  von  den  Schwächen  als  von  dem 
Guten  des  Werkes  sprach,  so  machte  seine  Besprechung  wohl 
einmal  den  Eindruck  zu  grosser  Strenge.  Aber  er  selbst  war, 
wo  er  später  zu  besserer  Würdigung  kam,  sogleich  bereit  und 
eifrig,  sein  Urtheil  zu  ändern.  Denn  immer  urtheilte  er  ehrlich 
seiner  eigenen  Natur  gemäß  und  ehrlich  gegen  die  Kunst,  nur 
um  der  guten  Sache  willen,  und  immer  vom  Standpunkt  eines 
tüchtigen  Mannes  und  wackeren  Deutschen.  Und  diese  Eigen- 
schaft hat  ihm,  dem  Kritiker,  bei  der  jüngeren  Generation 
auch  zuerst  seine  Bedeutung  verschafft,  denn  bei  einer  Kritik 
sucht  der  Leser  geradeso  wie  bei  der  Geschichtschreibung 
nicht  nur  geistvolles  Urtheil,  sondern  über  Allem  in  dem  Be- 
urtheilenden  einen  Mann,  in  dessen  Charakter  er  Vertrauen 
setzen  kann. 

»Langjährige  fortgesetzte  Beschäftigung  mit  Kritik,  zumal 
mit  ästhetischer,  bereitet  auch  dem  Beurtheilenden  Gefahren, 
leicht  wird  die  Fähigkeit  gemindert,  Neues  warm  aufzunehmen, 
eine  gewisse  Sättigung  macht  anspruchsvoll,  und  die  Gewöhnung, 
nach  festgewordenen  Ansichten  zu  urtheilen ,  bedroht  mit 
Einseitigkeit.     Deshalb    ist    besonders    bezeichnend    für    die 


264  Chronik. 

Tüchtigkeit  Julian  Schmidts,  dass  er  mit  den  Jahren  niclit 
absprechender  und  mürrischer,  sondern  milder,  vielseitiger  und 
anerkennender  wurde.«  .... 

Im  Jahre  1861  folgte  Julian  Schmidt  einem  an  ihn  er- 
gangenen Ruf  die  Leitung  einer  neuen  unabhängigen  Zeitung 
zu  übernehmen  und  siedelte  zu  diesem  Zwecke  von  Leipzig 
nach  Berlin  über.  »Die  neue  Zeitung  dauerte  nicht,  Schmidt 
aber  gewann  in  der  Hauptstadt  eine  neue  Heimat,  die  ihm 
lieb  wurde.  Der  kleine  Haushalt,  in  dem  er  mit  der  geliebten 
Frau  waltete,  wurde  eine  Stätte,  an  welcher  sich  viele  der 
besten  und  vornehmsten  Geister  der  grossen  Stadt  an  dem 
Frieden,  der  seelenvollen  Heiterkeit  und  den  klugen  Gedanken 
eines  alten  Vorkämpfers  der  deutschen  Journalistik  erfreuten. 
Denn  durch  sein  ganzes  Leben  trug  er  in  sich  den  Adel  einer 
guten  und  kräftigen  Menschennatur,  Wahrhaftigkeit  und  Lauter- 
keit der  Gesinnung,  die  Unschuld  einer  Kinderseele  bei  ge- 
reiftem Urtheil ,  und  einem  hochgebildeten  Geiste,  als  ein 
reiner  und  guter  Mann  ohne  Falsch,  warmherzig,  treu  seinen 
Freunden«.  

Die  Erneuerungsarbeiten,  welche  das  Freie  Deutsche 
Hochstift  am  Geburtshause  Goethes  in  Frankfurt  a.  M.  seit 
längerer  Zeit,  und  unter  Aufwendung  bedeutender  Mittel  vor- 
nehmen Hess,  sind  jetzt  zum  Abschluss  gelangt.  Im  Zimmer 
der  Frau  Rath  entdeckte  man  beim  Abreissen  der  alten  Ta- 
peten einen  Wandschrank,  welcher,  jetzt  wieder  hergerichtet 
und  mit  einer  Glasthüre  versehen,  zur  Aufnahme  verschiedener 
Autographen  von  Goethe  und  seinen  Eltern  dient.  In  Goethe's 
Wohnzimmer  im  Giebelstock,  welches  mit  Erinnerungen  an 
Goethe  und  an  seine  Lotte  angefüllt  ist,  hat  neben  Lottens 
Spinett  auch  ein  alterthümlicher  Schreibtisch  Aufstellung  ge- 
funden, welcher  aus  dem  Besitze  von  Wolfgangs  Grossmutter, 
Cornelia  Goethe,  stammt.  Die  beiden  Mansarden  zur  Seite 
sind  wieder  in  ihrer  ursprünglichen  Gestalt  als  Dachzimmer 
hergerichtet,  mit  schrägen  Wänden  versehen  und  einfenstrig 
gemacht  worden.  So  ist  das  Möglichste  geschehen,  um  das 
Haus  in  den  Zustand  zu  versetzen,  in  welchem  es  zu  Goethes 
Jugendzeit  war.  

Aus  einer  Broschüre  von  Karl  Bornemann  »Verzeichniss 
der  von  österreichischen  Schulbehörden  zur  Aufnahme  in  die 
Schulbibliotheken  für  ungeeignet  befundenen  Jugendschriften« 
(wieder  abgedruckt  in  Kürschners  »Signalen  aus  der  literari- 
schen Welt«)  ergibt  sich,  dass  u.  A.  für  ungeeignet  erklärt 
werden  Goethes  »Hermann  und  Dorothea«  und  »Iphigenie« 
Bd.  2  und  6  der  von  Franz  Hülskamp  herausgegebenen 
5)Meisterwerke  unserer  Dichter«  (Münster,  Aschendorff). 


Chronik.  265 

Seit  dem  17.  Oktober  erscheint  (monatlich  eine  Nummer 
von  einem  halben  Bogen)  die  »Chronik  des  Wiener  Goethe- 
Vereins«  ,  herausgegeben  von  K.  J.  Schröer.  Sie  soll  Be- 
richte über  Vereins  -  Angelegenheiten  ,  über  Erscheinungen 
der  Goethe-Literatur,  Goethe-Notizen  aller  Art,  Berichte  über 
Goethe -Denkmal -Angelegenheiten  bringen.  Die  bisher  vor- 
liegenden Nummern  enthalten  ausser  dem  ungedruckten  Ge- 
dichte (s.  u.)  u.  A.  einen  Bericht  über  die  Goethe-Gesellschaft 
in  Weimar,  über  die  Goethe-Feier  in  Venedig  14.  Okt.  1886, 
einen  Aufsatz  Schröers:  Goethes  Iphigenie  und  Frau  von  Stein, 
mit  Bemerkungen  desselben  zu  einer  Wiedergabe  des  Goethe- 
Bildes  von  P.  Melchior  1775;  und  einen  Nachtrag  zu  Faust  II. 
7372  fg.:  Flocken  ^  floccus,  Mönchskleid.  Einzelne  kleinere 
Aufsätze  werden  unten  genannt.  No.  3  enthält  einen  Aufsatz 
»Goethe  auf  dem  Brenner«,  ein  Referat  über  einen  Vortrag 
von  Egger-Möllwald :  »Goethes  Alpenwanderungen«,  eine  von 
Minor  mitgetheilte  Notiz  (Zollikofer  an  Garve,  26.  Juli  1774) 
über  Lavaters  und  Basedows  Zusammenkunft  bei  Goethe,  eine 
Notiz  »Zur  italienischen  Reise«  und  2  Stammbuchblätter.  No.  4 
reproducirt  das  Goethebild  von  Grünler  mit  einem  erläuternden 
Aufsatze  Schröers  und  gibt  aus  einem  Briefe  Erich  Schmidts 
an  Schröer  folgende  interessante  Mittheilungen  aus  dem  Goethe- 
Archiv  : 

» Das  papierne  Reich,  in  dem  noch  Entdeckungen, 

wie  die  des  Nereidenchors  aus  dem  spätem  Prometheus  ge- 
glückt sind,  hat  aus  dem  Goethe-Haus  einen  beträchtlichen 
Zuwachs  erhalten :  ausser  Bündeln  von  Rechnungen  über  Goethes 
Badereisen  und  Rechnungsbüchern  von  seinen  Eltern  (so  über 
den  berühmten  Umbau  des  Frankfurter  Hauses),  eine  grosse 
Reihe  wirrer  Convolute,  enthaltend  Briefconcepte,  Acten,  Natur- 
wissenschaftliches, dictirte  Recensionen  u.  dgl.,  Sprüche  in 
^'ersen  und  Prosa,  Lyrica  (darunter  ein  ganz  unbekanntes 
Theatergedicht :  Abschied  in  Stanzen),  grössere  Fragmente  der 
»Wanderjahre«,  der  »Novelle«,  des  letzten  Theiles  von  »Dich- 
tung und  Wahrheit«  und  eine  Fülle  von  Skizzen  zum  zweiten 
Theil  des  »Faust«.  Das  Wichtigste  sind  fünf  Notizbücher  von 
1790  ff,  mit  Bemerkungen  über  die  Reise  nach  Venedig, 
botanischen  Studien,  den  ersten  Niederschriften  der  Venezia- 
nischen Epigramme  und  Opernentwürfen,  besonders  zu  der 
Zauberflöte  zweiter  Theil«. 


In  den  September-  und  Oktobertagen  sind  an  vielen 
Orten  welche  Goethe  vor  100  Jahren  bei  seiner  Reise  nach 
Italien  berührte,  Erinnerungsfeste  gefeiert  worden.  Mir  liegen 
Berichte    aus   München,  Innsbruck,  Brenner,  Bozen,  Venedig, 


266  Chronik. 

Rom  vor.  Das  letzterwähnte  Fest  scheint  das  würdigste  ge- 
wesen zu  sein.  Der  deutsche  Künstlerverein  in  Rom  feierte 
nämlich  am  30.  Oktober  den  hundertsten  Jahrestag  der  An- 
kunft Goethes  in  Rom  durch  ein  Bankett.  Goethes  Büste 
wurde  mit  einem  Lorbeerkranz  geschmückt,  Gedichte  und 
Vorträge  wurden  gehalten,  unter  denen  besonders  eine  Im- 
provisation Moleschotts  gerühmt  wird.  Sonst  aber  scheint,  wie 
die  Köln.  Zeitung  vom  16.  September  schreibt  (ich  entnehme 
die  Stelle  Kürschners  »Signalen«)  »des  Guten  zuweilen  zu  viel 
geschehen  zu  sein.  So  veranstaltete  man  auch  am  Achensee, 
wo  Goethe  nach  seinen  Berichten  »ein  artig  Abenteuer«  mit 
einem  Harfenmädchen  hatte  und  in  dessen  Begleitung  er  sich 
den  Sonnenaufgang  unter  einem  Ahornbaum  ansah,  eine  solche 
Feier.  Wir  sind  begeisterte  Goethe-Verehrer :  aber  gefallen 
uns  schon  die  Spielereien  mit  der  Verehrung  eines  grossen 
Geistes  nicht  ganz,  die  sich  an  Nachtquartiere  und  Wirthshaus- 
tafeln  knüpfen,  so  hat  die  Feier  am  Achensee,  mag  sie  auch 
zunächst  im  Hinblick  darauf,  dass  hier  Goethe  die  Alpen  zum 
ersten  Male  sah,  begründet  sein,  doch  einen  lächerlichen  und 
fast  geschmacklosen  Zug,  wenn  man,  wie  es  geschehen  ist, 
dabei  des  »artigen  Abenteuers«  noch  besonders  Erwähnung 
thut,  das  sich  Goethe  zwar  in  seinem  Tagebuche  vermerkt 
hat,  das  aber  deshalb  doch  zu  einer  Jubelfeier  keinen  rechten 
Anlass  zu  bieten  scheint«.  Die  schönste,  wenn  auch  stille  Feier, 
welche  man  in  dankbarer  Erinnerung  an  Goethes  italienische 
Reise  veranstaltet  hat,  ist  die  Publikation  von  Goethes  Briefen 
aus  Italien  (Schriften  der  Goethe-Cjesellschaft  Bd.  2,  vgl.  unten). 


Goethe-  Vorlesungefi  auf  deutschen  Universitäten.  Sommer 
1886.  Berlin,  Geiger:  Erklärung  ausgewählter  Gedichte  Goethes; 
Czernowitz,  v.  Waldberg :  Geschichte  der  Faustsage  und  Faust- 
dichtungen: Greifswald,  Reifferscheid:  Erklärung  ausgewählter 
Gedichte  von  Klopstock,  Goethe,  Schiller;  Halle,  Burdach: 
Übungen  in  der  Auslegung  Goethescher  Gedichte;  Heidelberg, 
Meyer  v.  Waldeck:  Über  Goethes  Faust,  Einleitung  und  Er- 
klärung; Innsbruck,  Demattio :  Übersetzung  von  Goethes 
»Tasso« ;  Kiel,  Groth:  Über  Goethe  und  seine  Zeit;  Vogt: 
Goethes  Leben  und  Werke  bis  zur  italienischen  Reise;  Königs- 
berg, Baumgart:  Über  Goethes  symbolische  Dichtungen,  Über 
den  zweiten  Theil  von  Goethes  Faust ;  Lemberg,  R.  M.  Werner 
im  Seminar:  Goethes  Faust;  München,  Bernays :  Goethes 
Helena;  Prag,  Lambel :  Goethes  Faust;  Strassburg.  Röhrig: 
Übersetzung  aus  dem  Briefwechsel  zwischen  Schiller  und  Goethe  ; 
Wien,  Bagster:  Übersetzung  von  Goethes  Fischerin  und 
Jeri  und  Bätely ;  Zürich,  Honegger:  Goethes  Faust. 


Chronik.  267 

Über  deutsche  Literatur  des  18.  Jahrhunderts  oder  deutsche 
Literatur  im  Allgemeinen  lasen :  Bächtold  in  Zürich,  Bartsch 
in  Heidelberg,  Bernays  in  München,  Birlinger  in  Bonn,  Haym 
in  Halle,  Minor  in  Wien,  Reifferscheid  in  Greifswald,  Sauer 
in  Prag,  Seuffert  in  Würzburg,  Zingerle  in  Innsbruck ;  über 
deutsches  Drama  der  neueren  Zeit:  Honegger  in  Zürich,  Litz- 
mann in  Jena,  Meyer  v.  Waldeck  in  Heidelberg,  Muncker  in 
München  (letzterer  von  Goethe  bis  auf  Kleist),  Röhrig  in 
Strassburg. 

Winter  1886/87.  Czernowitz,  v.  Waldberg:  Goethes  Leben 
und  \\'erke  von  der  italienischen  Reise  bis  zu  seinem  Tode ;. 
Dresden  (Polytechnikum) ,  Ad.  Stern :  Goethes  Leben  und 
Werke;  Göttingen,  Goedeke:  Über (joethes  Leben  und  Schriften ; 
Roethe :  Erklärung  Goethescher  Gedichte ;  Graz,  Schönbach  : 
Erklärung  von  Goethes  Faustfragment  aus  dem  Jahre  1790; 
Heidelberg,  Fischer :  Kritische  Vorträge  über  Goethes  Faust; 
Meyer  v.  Waldeck :  Goethe  als  dramatischer  Dichter ;  Übungen : 
Goethes  Unterhaltungen  deutscher  Auswanderer;  Jena,  Litz- 
mann :  Über  Goethe  bis  zur  italienischen  Reise :  Seminar :  Er- 
klärung Goethescher  Gedichte;  Lemberg,  Werner:  Der  junge 
Goethe;  Goethes  Gedichte  (im  Seminar);  München,  Bernays 
lit. -bist.  Übungen:  Kritik  und  Erklärung  der  Balladen  Goethes- 
und  Schillers ;  Carriere  :  Goethes  Faust ;  Tübingen,  v.  Köstlin : 
Über  Goethes  Faust  nebst  Einleitung  in  die  Faustfrage  und 
Faustliteratur;  Strauch:  Über  Goethe ;  Wien,  Minor:  Geschichte 
der  deutschen  Literatur  in  der  Zeit  des  gemeinsamen  Wirkens 
Schillers  und  Goethes,  Übungen  auf  dem  Gebiet  der  Literatur 
des  Sturms  und  Dranges;  Zürich,  Tobler :  Erklärung  philo- 
sophischer Gedichte  von  Goethe  und  Schiller.  Über  deutsche 
Literatur  des  18.  und  19.  Jahrhunderts  oder  deutsche  Literatur 
im  Allgemeinen  lasen  :  Bächtold  in  Zürich,  Bernays  in  München,, 
bes.  Sturm-  und  Drangperiode :  Der  junge  Goethe.  Geiger 
in  Berlin,  Sauer  in  Prag,  Hertz,  Muggenthaler  in  München,. 
Kawczynski  in  Lemberg,  Koch  in  Marburg,  Masing  in  Dorpat,. 
Meyer  v.  Waldeck  in  Heidelberg.  [Die  Bemerkung  bei  Roquettes 
Namen.  G.-J.  VII,  322  :  »Liest  in  Heidelberg«  ist  zu  streichen. 
Otto  Roquette  liest  nur  in  Darmstadt.] 

Dass  auch  von  den  deutschen  Studenten  das  Goethe- 
Studium  gepflegt  wird,  zeigt  der  i.  Semesterbericht  des  \"er- 
bandes  akademisch-germanistischer  Vereine  an  deutschen  Hoch- 
schulen. Sommersemester  1886,  Arnsburg,  Druck  von  F.  S. 
Becker.  —  In  Halle  —  der  Verband  besteht  aus  den  Vereinen 
von  Bonn  und  Halle  —  wurden  Vorträge  gehalten  von  Ulrich  : 
Die  Osterscene  in  Goethes  Faust,  von  Rosenboom  :  Die  Be- 
deutung des  Strassburger  Aufenthaltes  für  Goethes  geistige 
Entwickeluncr. 


268  Chronik. 

The  Mihvaukee  Literary  School  veranstaltete,  wie  ich 
aus  dem  mir  zugegangenen  offiziellen  Programme  und  ein- 
zelnen Zeitungsnummern  entnehme,  vom  23.  —  28.  August 
eine  Reihe  von  Goethe-Vorlesungen. 

Nach  einer  Einleitungsrede  John  Johnstons,  in  welcher 
ein  Passus  über  Goethes  Einfluss  auf  die  englische  Literatur 
vorkam,  sprach  am  23.  August  Wm.  T.  Harris  über  Wilhelm 
Meister  und  Goethes  Culturanschauung,  ein  Vortrag,  an  den 
sich  eine  längere  Debatte  anschloss. 

Am  folgenden  Tag  hielt  Prof.  Hewett  einen  Vortrag 
über  »Goethe  in  Weimar«  und  gab  auf  eine  Ansprache 
Harris  Aufschlüsse  über  die  Funde  im  Weimarer  Goethe- 
Archiv.  Abends  hielt  Mr.  Ahster  einen  Vortrag  über  Goethe 
als  Naturforscher,  in  welchem  er  Goethe  als  den  grössten 
Naturforscher  seiner  Zeit  bezeichnet;  über  bez.  gegen  den 
Vortrag  erhob  sich  gleichfalls  eine  lebhafte  Debatte.  Am 
25.  August  las  Caroline  K.  Sherman  über  die  göttliche 
Comödie  und  Faust,  Aubertine  Woodward  über  den  »Erlkönig«. 
Henry  C.  Brakmeyer  über  Wilhelm  Meister;  am  26.  August 
F.  B.  Sanborn  über  Goethes  Beziehungen  zur  englischen 
Literatur,  am  Abend  desselben  Tages  wurde  ein  Brief  von 
Henry  C.  Brakmeyer  über  den  Faust  verlesen.  Am  27.: 
Frau  D.  L.  Shorey  über  die  Wahlverwandschaften,  Denton 
J.  Snider  über  die  Mythologie  von  Faust  2.  Theil.  Am  28. 
\Vm.  T.  Harris:  Was  ist  das  Werthvollste  in  deutscher  Philo- 
sophie und  Literatur?  Abends  fand  die  Feier  von  Goethes 
Geburtstag  statt  durch  Verlesung  einer  Anniversary  ode  von 
Denton  J.  Snider.  Sodann  (ich  bediene  mich  der  Worte  des 
offiziellen  Programms) :  Brief  tributes  to  the  genius  of  the  Poet 
by  members  of  the  Faculty  and  by  Horace  Rublee.  A.  K. 
Linderfeit,  Harriet  Tyng  Griswold,  Marion  V.  Dudley,  Carlotta 
Perry  and  others ;  closing  with  »Erl  King«  music  and  song. 
In  gleichzeitig  veranstalteten  geselligen  Vereinigungen  wird 
noch  einmal  Goethes  gedacht.  Zum  26.  Aug.  Nachm.  heisst 
es  in  dem  Programm:  Reception  at  the  residence  of  Mrs. 
J.  H.  Van  Dyke.  —  Essay:  The  Erl  King:  Miss  Aubertine 
ÄVoodwaard,  of  _Madison,  Wis.,  with  the  complement  of  Schu- 
berts music  to  Goethes  Poem,  sung  by  Mrs.  Valborg  Hovind 
Stub,  of  Norway. 

Am  7.  Februar  1887  hielt  Prof.  Schreyer  im  Goetheverein 
zu  Weimar  einen  Vortrag  über:  »Achilleus  in  der  Dichtung  von 
Homer  bis  Goethe«,  welchem  S.  Königl.  Hoheit  der  Gross- 
herzog beiwohnte.  Nachdem  er  hauptsächlich  die  Gestalt  des 
Achilleus  bei  Homer,  den  kyklischen  Dichter  und  Pindar  ver- 
folgt, ging  er  zur  Goetheschen  Achillei's  über  und  behandelte 


Chronik.  269 

diese  nicht  nur  nach  dem  bisher  bekannten  Material,  sondern 
auch  mit  Benutzung  der  im  Goethe-Archiv  vorhandenen  noch 
nicht  pubHcirten  Handschriften.  Am  meisten  wird  wohl  die 
Mittheilung  über  den  vollständig  aufgefundenen  Plan  der  Dich- 
tung interessiren.  Ein  Schema  von  102  Motiven,  in  8  Ab- 
schnitte (Gesänge)  getheilt,  lässt  den  allgemeinen  Gang  der 
Dichtung  deutlich  erkennen.  Danach  bildete  die  Liebe  des 
Achilleus  zur  Polygena,  der  Tochter  des  Priamos,  den  Mittel- 
punkt der  Handlung ;  der  Kampf  der  Friedens-  und  Kriegs- 
partei im  trojanischen  wie  im  griechischen  Lager  wird  ein- 
gehend geschildert.  Den  Abschluss  macht  der  Tod  des  Achilleus, 
der  Streit  um  die  Waffen  desselben  zwischen  Aias  und  Odysseus 
und  der  Wahnsinn  und  Tod  des  Aias.  —  Ausser  dem  Haupt- 
schema finden  sich  noch  spätere  Entwürfe  der  ersten  6  Bücher, 
die  zum  Theil  abweichen. 


Vom  21.  Oktober  1885  bis  8.  April  1886  hielt  Prof.  Wätzold 
in  Hamburg  (Hörsaal  der  Klosterschule  St.  Johannis)  20  öffent- 
liche Vorlesungen  über  Goethes  Faust. 

Am  24.  Februar  1886  sprach  derselbe  im  »Verein  für 
Handlungs-Commis  von  1858«  über  »Werther  und  seine  Zeitig, 
am  II.  März  in  Bremen  im  »Künstler -Verein«  über  »Faust 
und  das  16.  Jahrhundert^'^. 


Bibliographie. 


I.  SCHRIFTEN. 
A.     UNGEDRUCKTES. 


I.  GEDICHTE. 


[August  ij86.] 


Woher  sind  wir  gebohren. 

Aus  Lieb. 
^Vie  wären  wir  verlohren 

Ohn  Lieb 
Was  hilft  uns  überwinden? 

Die  Lieb. 
Kann  man  auch  Liebe  finden  ? 

Durch  Lieb. 
^^'as  lässt  nicht  lange  weinen? 

Die  Lieb. 
Was  soll  uns  steets  vereinen 

Die  Lieb. 
(Schriften  der  Goethe-Gesellschaft  Bd.  II,  S.   i.) 

Wie  die  Blüten  heute  dringen 
Aus  den  aufgeschlossnen  Zweigen, 
Wie  die  Vögel  heute  singen 
Aus  durchsichtigen  Gesträuchen, 
So  begleitet  reis'  und  lebe 
Und  so  freundlich  nimm  und  gebe. 
Jena  d.  ij.  May  iSop  Goethe. 

An  Bertha  von  Loder  (damals  etwa  lo  Jahre  alt)  gerichtet, 
die   1820  Herrn  v.  Lützow  heirathete  und  1844  starb. 

(Chronik  des  Wiener  Goethe- Vereins  No.   i   S.   7.) 


Bibliographie.  271 


Wir  kommen  aus  dem  Sonnenland 
Mit  buntem  Kleid  und  leichtem  Band 
Geschmückt  nach  unsrer  Weise : 
Ein  froher  Sinn  bot  uns  die  Hand 
Zu  dieser  Winterreise 

Aus  jener  milderen  Natur 
Bestiegen  wir  die  lange  Schnur 
Der  hohen  AlpenrUcken, 
Und  sahn  des  rauhen  Winters  Spur 
Mit  Schauder  und  Entzücken. 

Doch  kamen  wir  behaglich  an. 
Wo  mancher  Saal  sich  aufgethan, 
Voll  schöner  Pomeranzen, 
Und  mochten  wohl  auf  solchem  Plan 
Die  Taranteile  tanzen. 

Und  diese  goldnen  Früchte  hier 
Sie  sind  nicht  fremder  Lande  Zier, 
Sie  wachsen  in  der  Runde, 
Wie  ehrfurchtsvolle  Liebe  Dir 
Auf  Deiner  Treuen  Grunde. 

Gedichtet  1810.  Autorschaft  Goethes  durch  einen  Brief 
desselben  an  Frau  Hofmarschall  v.  Egloffstein  14.  Februar  1810 
erwiesen. 

(Düntzer,  Goethes  Maskenzüge  S.  92.) 

[Berka  21.  Juni  1814.] 
I. 
Dass  ich  bezahle. 
Um  zu  verführen. 
Das  gilt  in  Westen, 
Das  gilt  in  Osten. 
Dass  ich  bezahle, 
Um  zu  verlieren, 
Das  sind,  ich  dächte, 
Sehr  falsche  Kosten. 


Seit  einigen  Tagen 
Machst  du  mir  ein  bös  Gesicht. 
Du  denkst  wohl,  ich  soll  fragen, 
Welche  Mücke  dich  sticht. 


272  Bibliographie. 

3- 

Logogryph. 

Das  Erste  giebt  mir  Lust  genug, 
Das  Zweite  aber  macht  mich  klug. 

Aus  Hirzels  Sammkmg  gedruckt:    Düntzer,    Goethes  Ge- 
dichte III.   2  S.   274. 


2.  BRIEFE. 

Tagebücher  und  Briefe  Goethes  aus  Italien  an  Frau  v.  Stein 
und  Herder.  Mit  Beilagen.  Schriften  der  Goethe-Ge- 
sellschaft. Im  Auftrage  des  Vorstandes  herausgegeben 
von  Erich  Schmidt.  Weimar.  Verlag  der  Goethe-Ge- 
sellschaft.   XXXVI  und  484  SS. 

Der  Band  enthält  33  vertrauliche  Briefe  an  Frau  v.  Stein 
nebst  6  derselben  überschickte  ostensible  Schreiben  (27.  Aug. 
1786  —  Sommer  1787);  doch  ist  die  Zeit  vom  21.  Februar  1787 
an  nur  durch  4  Schreiben  vertreten.  Ferner  10  Briefe  an  Herders 
2.  September  1786  bis  17.  Februar  1787,  2  an  den  Herzog 
I.  und  3.  November  1786  und  3  an  den  Minister  v.  Fritsch 
20.  Februar  1787,  28.  Oktober  1787,  29.  März  1788.  Aus 
Neapel  und  Sicilien  ist  nur  ein  kleines  Bruchstück  des  Tage- 
buchs erhalten,  dagegen  das  ganze  von  dem  Aufbruch  nach 
Italien  bis  zur  Ankunft  in  Rom  reichende  in  5  Abschnitten. 
I.  Karlsbad  —  Brenner,  2.  Brenner  —  Verona,  3.  Verona, 
Vicenza,  Padua,  4.  Venedig,  5.  Venedig  —  Rom.  Die  übrigen 
von  Goethe  bei  der  Ausarbeitung  seiner  »Italienischen  Reise« 
benutzten  Materialien  sind  von  ihm  selbst  vernichtet  worden ; 
die  Briefe  der  Frau  v.  Stein  schon  in  Italien  (vgl.  S.  284). 
Die  Einleitung  (von  Erich  Schmidt,  von  dem  auch  die  An- 
merkungen herrühren)  gibt  einen  kurzen  Abriss  der  Reise,  einen 
Vergleich  zwischen  der  Ausarbeitung  der  Reise  bis  Rom  und 
den  ursprünglichen  Tagebüchern,  das  Verhältniss  zu  Frau 
V.  Stein.  Die  Anmerkungen  (S.  363  —  445)  geben  genaue  Er- 
läuterungen zu  den  Briefen  aus  gedruckten  und  handschrift- 
lichen Quellen.  Aus  letzteren  wird  Folgendes  mitgetheilt: 
Schreiben  der  Carlsbader  Getreuen  an  den  Herzog  8.  Sep- 
tember 1786  (S.  368—370),  Briefe  der  Bäbe  Schulthess  an 
Goethe  (S.  374.  420),  Briefe  Tischbeins  an  Goethe  1812  — 1821 
(S.  406,  412,  413,  439),  Originale  der  drei  Briefe  aus  dem 
Juli  1787(8.  429 — 436)  nebst  einem  eigenhändigen  gleichzeitigen 
Zettel  Goethes,  Brief  Burys  an  Goethe  1789  (S.  406),  Schütz 
1789  (S.  413),  Moritz  1788  (S.  420),  Louise  Seidler  183 1 
(S.  422),  zum  Diplom  der  arkadischen  Gesellschaft,  Einladung, 


Bibliographie.  273 


Gedichte,  (S.  416,  417).  Von  Goethe:  Notizen  aus  einem 
Reiseheft  (Schema  für  das  Tagebuch  S.  374);  Bemerkungen 
zu  Volkmanns  Reisewerk  (S.  392.  423  und  vielfach  sonst),  ausser- 
ordentlich wichtige  Brieftabelle  aus  einem  römischen  Notizbuch 

4.  November  1786  bis  9.  Juni  1788  (S.  398  —  402).  Diarium 
Dez.  1786,  Besuche,  Käufe  etc.  31.  Oktober  1786  bis  12.  Februar 
1787;  Diarium  29.  März  bis  30.  April  1787  (S.  402  —  405),  Ver- 
zeichniss  des  Inhalts  der  zwei  nach  der  Heimat  gesendeten 
Kasten  (S.  412),  Brief  an  Göschen  2.  Sept.  1786  (S.  437,  442  fg.)^ 

5.  471:  Ein  Goethesches  Register  aus  Rom.  »Unnamen«. 
Verzeichniss  seiner  römischen  Bekannten  mit  ihren  Schimpf- 
namen z.  B.  (Maler)  ^Müller  =  cavallo  tedesco. 

Von  Ungedrucktem  wird  ferner  veröffentlicht:  Ein  Brief 
von  K.  August  an  Anna  Amalia  1786  (S.  420  fg.);  erwähnt 
und  benutzt  ein  Convolut,  von  Goethe  selbst  betitelt:  »Die 
Ausgabe  Goetheischer  Schriften  betr.«  (vgl.  S.  437  fg.  443); 
angedeutet  und  die  Benutzung  in  Aussicht  gestellt :  werthvolle 
Tagebücher  von  J.  K.  Wagner  über  die  Campagne  1792, 
(S.  368);   das  italienische  Tagebuch  des  alten  Goethe  (S.  383J. 

Der  Commentator  gibt  ferner  \iele  Stellen  aus  den  von 
Goethe  benutzten  Reisebeschreibungen;  und  sehr  ins  Einzelne 
gehende  Bemerkungen  über  die  Art,  in  welcher  Goethe  die 
Briefe  und  Tagebücher  in  seiner  gedruckten  Reisebeschreibung 
benutzte,  wichtige  Notizen  über  die  in  Italien  entstandenen 
und  geplanten  Werke. 

S.  446  —  467.  »Kritischer  Apparat«.  S.  469  —  484  »Register 
der  Personen,  Orte,  Schriften«.    (Text  und  Anmerkungen.) 

Das  A\'erk,  dessen  Ausstattung  genau  der  für  die  wei- 
marische Goethe-Ausgabe  beabsichtigten  entspricht,  trägt  die 
Widmung   »Adolf  Scholl  zum  Gedächtniss«. 

Zum  Goethe-Schillerschen  Briefwechsel.  Von  Oberlehrer  Hesse  : 
Programm  des  Neustädter  Realgymnasiums  zu  Dresden. 
37  SS.  4°. 

Einzelne  Berichtigungen  der  Eckermannschen  Gespräche.  — 
Bemerkungen  beider  Dichter  über  das  Theater-  mit  Rückblicken 
auf  ihre  dramatische  Thätigkeit. 

Erinnerungen  an  Moritz  Seebeck,  wirklicher  Geheimrath  und 
Curator  der  Universität  Jena.  Nebst  einem  Anhange ; 
(joethe  und  Thomas  Seebeck  von  Kuno  Fischer.  Mit 
Moritz  Seebecks  Bildniss.  Heidelberg,  C.  Winters  Uni- 
versitätsbuchhandlung.    VIII  und   150  SS. 

Abdruck  der  im  G.-J.  VII,  323  fg.  329  ff.  erwähnten  Auf- 
sätze  »nach  einer  beträchtlichen  Vermehrung    ihres    Inhalts«. 

CorriiE- J.'.HKELCii  VJil.  jg 


274  Bibliographie. 


Der  Anhang,  S.  117  bis  zum  Schluss  ist  in  7  Abschnitte  ge- 
theilt,  nach  den  einzelnen  in  der  Correspondenz  erwähnten 
Personen  und  Gegenständen.  Dem  Brief  vom  8,  November 
181 6  ist  S.  121  ein  kleiner  Nachtrag  hinzugefügt.  Auf  das 
S.  329  (25/29.  Nov.  181 2)  erwähnte  Gedicht  folgt  noch  eine 
Nachschrift,  die  gleichlautend  ist  mit  einem  Briefe  an  Eich- 
städt   12.  November  181 2. 


Goethes  Liebesbriefe  an  Frau  von  Stein  1776— 1789.  Heraus- 
gegeben mit  Übersichten  und  Anmerkungen  von  Hein- 
rich Düntzer.  Leipzig.  Ed.  Wartigs  Verlag  (Ernst  Hoppe) 
XYI  und  639  SS. 

Die  vorliegende  Veröffentlichung  hat  nicht  den  geringsten 
selbständigen  Werth  :  die  Kleinlichkeit,  Wiederholungssucht 
des  Autors  zeigen  sich  deutlich,  sein  Autoritätsdünkel  tritt 
aufs  Lebhafteste  hervor.  Die  vortreffliche  Arbeit  Fielitz",  der 
mit  unsäglicher  Mühe  eine  gründliche  Collationirung  der  Origi- 
nale vorgenommen,  der  durch  ein  reiches  wenig  benutztes 
handschriftliches  Material  seinen  Commentar  zu  einer  hervor- 
ragenden, sehr  belehrenden  wissenschaftlichen  Untersuchung 
gemacht,  wird  stark  ausgenutzt  und  zum  Danke  ihm  die  un- 
bedeutendsten Irrthümer  vorgehalten  und  ein  nichtiger  Streit 
über  Lappalien  geführt. 


A.  Cohn  =  CLXXII  Catalog  des  antiquarischen  Lagers  von 
Albert  Gohn  in  Berlin  \V.  53  Mohrenstrasse.  Auto- 
graphen  und  historische  Documente.  Sammlung  des 
verstorbenen  Herrn  Friedrich  Roeth  in  Augsburg.  Dritte 
Abtheilung.  Deutsche  und  ausländische  Dichter  und 
Nationalschriftsteller.  97   SS. 

Verzeichnet  die  im  G.-J.  VII,  S.  193  und  S.  195  fg.  abge- 
druckten Briefe  an  Reichel  und  das  Blättchen  über  die  Oper 
Circe,  zwei  früher  gedruckte  Briefe  v.  18.  Januar  18 10,  9.  März 
1819  und  einen  ungedruckten  Brief  vgl.  unten.  Ferner  eine 
Reihe  merkwürdiger  Notizen  über  Goethe.  Erwähnt  seien 
folgende : 

Eckermann,  Joh.  Pet.  an  \\'.  Reichel.  Weimar,  25.  März  1833. 

Interessanter  Brief,  den  Druck  von  Goethes  nachgelassenen 
Werken  betreffend.  Bestimmung  eines  Goetheschen  Gedichtes, 
■welches  im  Original  keine  Benennung  hatte  und  vom  Kanzler 
Müller  falsch  bestimmt  war. 


Bibliographie.  275 


Humboldt,  Wilh.  v.,  Dresden,  24.  Juni  1797. 

Über  die  Herausgabe  Goethescher  Gedichte.  »Goethe 
äussert,  ob  sie  (sie!)  nicht  die,  welche  jetzt  nicht  aufgenommen 
werden  konnten,  in  der  andren  Ausgabe  mit  lat.  Lettern 
brauchen  wollten,  und  icli  hielt  diess  für  ganz  schicklich«. 

Klinger,  F.  M.  v.,  Petersburg,  19.  Dezember  1807.  Von  dem- 
selben Fragment  eines  Briefes  (und.). 

Der  erste  Brief  beginnt:  »Ich  danke  Ihnen  mein  Freund 
für  Goethes  Werk«.  —  Das  interessante  Fragment  aus  sehr 
früher  Zeit  fängt  an:  »Ich  und  Ernst  haben  uns  Werthers 
Uniform  machen  lassen,  haben  alles  so  gleich  dass  man  einen 
mit  dem  andern  verwechseln  möchte.  Auch  hat  mir  den  Herbst 
Goethe  gelbe  West  und  Hose  gegeben  die  er  in  der  Schweiz 
trug,  das  mich  all  kindisch  freut«,  etc. 

Körte  an  Schütz.  Halberstadt  iSio.  »Wie  liebe  und  gütige 
lichte  Worte  hat  mir  Goethe  darüber  gesagt«. 

Cohn  II  =  CLXXVII  Catalog  des  antiquarischen  Lagers  von 
Albert  Cohn  in  Berlin.  Autographen  und  historische 
Dokumente. 

Verzeichnet  eine  Anzahl  gedruckter  Goethebriefe,  ferner 
einen  ungedruckten  (mit  dreizeilicher  eigenhändiger  Em- 
pfehlung), dessen  Adressat  nicht  genannt  und  über  dessen 
Inhalt  nichts  mitgetheilt  wird,  ferner  einen  von  Goethe  unter- 
zeichneten Theaterzettel  i.  Juni  1796,  einen  dito  zum  23.  Sep- 
tember 1794,  zu  welchem  Goethe  Datum  und  Namen  der 
Schauspieler  gesetzt  hat,  einen  Carlsbader  Druck  »Sah  gemalt 
in  Gold  und  Rahmen«,  zu  welchem  Goethe  seinen  Namen 
und  die  Widmung  »Herrn  Professor  Dietrich  Carlsbad  d. 
15.  Sept.  1819«  hinzugeschrieben  hat;  ferner  einen  unge- 
druckten Brief  s.  unten.  —  Mitgetheilt  werden  S.  17  aus 
einem  Aufsatze  Karl  Augusts  über  die  Organisation  der  Theater- 
leitung nach  Bellomos  Abgang,  die  beiden  letzten  Punkte: 

»8°  hatte  ich  zu  dieser  Stelle  Neumannen  ausersehen 
wenn  er  leben  bleibt  denn  er  ist  ein  guter  Mensch.  Da  ich 
hingegen  bey  dieser  Wahl 

9°  dem  Schauspieler  Einer  völlig  den  Ausschluss  geben 
muss,  da  er  durch  seine  Entweichung  vor  den  Jahre  den 
Hof  u.  das  Publikum  sehr  beleidigt  hat«. 

Daselbst  aus  einem  Briefe  der  Charlotte  Kestner  an  August 
Kestner,  Hannover,  13.-  15.  März  1820:  eine  Erwähnung  ihrer 

I8-" 


276  Bibliographie. 


weimarischen  Reise  und  die  Worte  »Mit  dieser  Post  kommt 
die  Recension  von  Goethe  über  Dein  Buch,  Georg  hat  es 
mit  Mühe  kommen  lassen«.  EndUch  S.  35  aus  einem  Briefe 
Wielands  an  Kayser  26.  Juli  1776  die  Stelle:  »Ihr  Wunsch, 
Edler  junger  Mann,  dass  wir  uns  unmittelbar  in  die  Augen 
möchten  sehen  können,  ist  auch  der  Meinige  .  .  .  Itzt  gründet 
sich  meine  hohe  Meinung  von  dem  Geiste  der  in  Ihnen  ist, 
auf  das  was  mir  Goethe  von  Ihnen  sagte,  und  auf  das  was 
er  von  Ihnen  weissagt.  Was  Sie  über  Gluck  geschrieben  haben, 
hat  mir  Goethe  noch  nicht  gewiesen.  Er  ist  schon  10  Tage 
mit  dem  Herzog  abwesend,  und  wird  vor  10  Tag(en)  schwerlich 
wieder  kommen«  etc. 

Aus  Weimars  Glanzzeit.  Von  Frau  Professor  Karl  Koch  geb. 
Weichardt.  Mit  einem  Lichtdruckbilde  Goetlies  nach 
einer  der  Frau  v.  Stein  von  Goethe  geschenkten  Büste. 
Minden  W.  J.  C.  C.  Bruns  Verlag  X  und  136  SS. 

Die  Provenienz  der  Büste  erscheint  mir  zweifelhaft;  den 
1790er  Jahren,  wie  die  Verfasserin  vorgibt,  gehört  sie  sicherlich 
nicht  an.  Von  den  hier  mitgetheilten  Briefen  und  Gedichten 
Goethes,  einzelnen  Briefen  der  Frau  Rath  und  ein  paar  Briefen 
und  Gedichten  an  und  über  Goethe  ist  nichts  ungedruckt, 
das  Meiste  mehrfach  an  leicht  zugänglichen  Orten  und  ohne 
die  entstellenden  Fehler  veröffentlicht,  die  diesen  Neudruck 
verunzieren. 

Könnecke,  Anhang  =  Zum  28.  August  1886.  Vermehrter 
Separatabdruck  der  Goethe  betreffenden  Seiten  aus  dem 
Bilderatlas  zur  Geschichte  der  deutschen  Nationallite- 
ratur ....  von   G.   Könnecke.  Marburg  N.  G.  Ehvert. 

Dieser,  nur  für  38  namentlich  aufgeführte  Goetheforscher 
veranstaltete  Separatdruck  der  Seiten  194  —  215  des  untenan- 
geführten Werkes  ist  mit  einem  besondern  Anhange  (i  Folio- 
Seite)  vermehrt,  welcher  enthält:  i.  Verse  Lavaters  zu  den 
Bildnissen  von  Goethes  Vater,  Goethes  Mutter,  der  Gräfin 
Branconi.  2.  Goethes  Bild,  gemalt  1805  von  Caroline  Bardua, 
3.  Drei  ungedruckte  Briefe  Goethes.  —  Das  Bild  ist  für  meinen 
(leschmack  entsetzlich;  die  Briefe  vom  8.  November  1808, 
24.  Tanuar   1S22.    i.  November    1825   sind  unten  abgedruckt. 

Kosegarten  =  Gotthard  Ludwig  Kosegarten.  Ein  Lebensbild 
von  Dr.  H.  Franck,  Oberlehrer  am  Gymnasium  zu 
Demmin.  Nebst  einem  Bildniss  Kosegartens,  gestochen 
von  A.  Krausse.  Halle  a.  S.  Buchhandlung  des  \\'aisen- 
hauses  1887,  X  und  467  SS. 


Bibliographie.  277 


Der  Geschilderte  ist  der  bekannte  Dichter  1758—- 1 818, 
der  Vater  des  mit  Goethe  bekannten  Orientalisten.  Der  Brief 
an  den  Vater  war  schon  bei  Petrich,  Pommersche  Lebens-  und 
Landesbilder  S.  113  gedruckt,  aber  bei  Strehlke  übergangen, 
auf  S.  97  (in  unserem  Buch  S.  240  fg.)  die  wegwerfenden  Vr- 
theile  Goethes  und  Schillers  über  Kosegartens  Poesien. 


Muller  ^  F.  Max  Müller :  Goethe  und  Carlyle.   Zur  Eröffnung 
der  Englischen  Goethe-Gesellschaft  am  28.  Mai   1886. 
(Neue  Freie  Presse  21.,   22.  Juli.) 

Schilderung  des  persönlichen  und  literarischen  Verhält- 
nisses beider.  Hauptsächlich  wichtig  durch  Mittheilung  zweier 
ungedruckter  Briefe  vom  26.  Okt.  1824  und  14.  März  1828.  — 
Dagegen  ist  der  grosse  Brief  vom  12.  Juli  1827  (in  der  N.  Fr.  Pr. 
steht  fälschlich  1824)  längst  gedruckt,  vgl.  G.-J.  IV,  408,  409; 
nur  die  folgenden  zwei  kleinen  Abschnitte  waren  bisher  nicht 
bekannt.  Der  eine  steht  nach  »verkündigen« :  »Hier  lassen 
Sie  mich  schliessen,  wo  man  ins  Unendliche  fortfahren  könnte 
und  erfreuen  Sie  mich  bald  mit  einiger  Erwiderung,  wodurch 
ich  Nachricht  erhalte,  dass  gegenwärtige  Sendung  zu  Ihnen 
gekommen  ist«.  Der  andere  ganz  am  Schluss :  »Die  noch 
übrigen  Seiten  geben  mir  Gelegenheit  zu  beweisen,  wie  oft 
ich  mich  in  Ihren  Gegenden  aufhalte.  Nehmen  Sie  Ihre  be- 
kannten verjährten  Gedichte  nun  in  fremdem.  Ihnen  auch 
werthem  Idiom  freundlich  auf«. 


Eugen  Oswald  =  Carlyle-Goethe-Froude.    \'on  Eugen  Oswald. 
(Mag.  für  Literatur  des  Auslandes.  No.  50,  S.  787  fg.) 


Schmidt  =  Erich  Schmidt :   Die  Autographen  des  Briefwechsels 
zwischen  Schiller  und  Goethe. 

(.Allgem.  Zeitung,   10.  Jan.,  No.  10.  S.  140.) 

Theilt  das  unten  abgedruckte  Codicill  Goethes  vom 
22.  Januar  1831  mit,  und  meldet,  dass  der  Baron  Cotta  die 
von  ihm  1878  erworbenen  Autographen  des  genannten  Brief- 
wechsels an  die  Frau  Grossherzogin  von  Sachsen  verkauft 
habe;  dieselben  sollen  aber  »bis  zum  Ableben  des  Herrn 
Verkäufers  in  des  letzteren  ungestörtem  Besitz  und  Ver- 
wahrung mit  dem  ausdrücklichen  Recht  der  Benutzung  der- 
selben  zu  literarischen  Zwecken«   verbleiben. 


278  Bibliographie. 


3.   REGESTEN 

nebst  einer  Inschrift,  zwei  Xotizen  Goethes  und  einem  Briefe  an  Goetlie. 

Zur  Erinnerung  eines  flüchtigen 
Augenblicks  schrieb  seinen 
Nahmen 
Weimar  d.  12.  Apr.  j6  Goethe 

Inschrift    in    das  Stammbuch    des    Senators    Schübler    zu 
Heilbronn.    In  demselben  auch  eine  Inschrift  der  Frid.  Brion. 
(Chronik  des  Wiener  Goethe-Vereins,  No.  3  S.   2.) 

Tagebuch  der  italienischen  Reise,  Karlsbad  bisRom,  in  5  Stücken. 
Bruchstück  des  Tagebuchs  Neapel,  Sicilien,  mit  manchen 
Zeichnungen  Goethes;  besonders  hervorzuheben  die 
Federzeichnung  der  Gerichtsverhandlung  in  Venedig. 
(Schriften  der  Goethe-Gesellschaft  Bd.  II,  S.  9  —  214,  289 
bis  294,  296  —  301.) 

Carlsbad   bis    Rom    1786,    1787,    2)ö  Briefe  an  Frau  v.  Stein, 
10  an  Herders,   i   an  Herzog  C.  August,  2  an  v.  Fritsch 
(an  denselben  auch  29.  März   1788). 
(Schriften  der  Goethe-Gesellschaft    Bd.  II,  S.    1  —  7,    215 
bis  287.   295  — 362. j 

An  Klein.  ij.  April  ij8g. 

Verehrungswerther  Hr.  Geheimrath! 
Ich  danke  Ihnen  bestens  für  die  wohlwollenden  Glück- 
wünsche, w-elche  Sie  mir  bey  Gelegenheit  einer  Aufführung 
meiner  Iphigenie  in  Ihrer  Residenz  zu  Theil  werden  lassen.  — 
Ich  wusste  längst  welch  ein  unpartheyischer  Beurtheiler,  und 
welch  ein  nachsichtsvoller  Richter  fremder  Produktionen  Sie  sind, 
weshalb  es  nicht  anmaßlich  von  mir  war,  Ihrer  gütigen  Theil- 
nahme  an  meinem  poetischen  Wirken  mich  versichert  zu  halten. 
Was  Sie  über  meinen  Egmont  sagen  ist  ganz  richtig, 
und  unterschreibe  ich  in  Allem  Ihren  Ausspruch. 

Ich  bin  eben  jetzo  mit  einer  Tragödie  beschäftigt,  worin 
ich  die  schönsten  Lebensmomente  u.  die  ergreifendsten  Schick- 
salsspiele des  herrlichen  Torquato  Tasso  zusammen  zu  faßen 
mich  bestrebe. 

Empfehlen  Sie  mich  unseren  gemeinschaftlichen  Freunden 
und  erlauben  Sie  mir  stets  zu  verbleiben 

Dero 
Weitnar  d.  ij.  April  ganz  ergebener 

178g  Göthe 

Gedruckt:  Didaskalia  März  1886  und  daraus  in  mehrere 
Zeitungen  übergegangen. 


Bibliographie.  279 


An  Frau  von  Stael.  26.  Mai  1808. 

Vgl.  oben  S.    104. 

An  Leo  V.  Seckcndorf.  Weimar,  8.  Nov.  1808. 

»Ew.  Hochwohlgeboren  auf  verschiedene  Anfragen  zu 
antworten,  verschob  ich  immer,  weil  ich  einige  Hefte  des 
Prometheus  zu  erhalten  hoffte.  Diese  sind  nun  zwar  angelangt, 
allein  ich  finde  die  Fortsetzung  der  Pandora  nicht  darin, 
welche  doch  dieser  Zeitschrift  ganz  besonders  gewidmet  war. 
Freylich  konnte  nichts  schlimmeres  begegnen  als  die  Ent- 
zweyung  der  Redacteurs,  wenn  die  Redaction  und  der  Ver- 
leger nicht  ganz  einig  sind.  Ich  wünsche  gar  sehr,  dass  Sie 
ein  so  schönes  und  in  manchem  Sinne  bedeutendes  Institut 
möchten  erhalten  können.  Was  mich  betrifft,  so  kann  ich 
keinen  sonderlichen  Beystand  zusagen,  denn  ich  bin  durch  so 
mancherley  Ereignisse  in  meinen  Arbeiten  dergestalt  gestört 
worden  und  zurückgekommen,  dass  ich  kaum  weiss,  wo  ich 
zuerst  wieder  anknüpfen  soll.  Bleiben  Sie  indess  von  meiner 
Theilnahme  versichert,  und  lassen  sie  mich  bald  wieder  von 
sich  hören«. 

Könnecke,  Anhang. 

An  Geh.  Rath  v.  Müller.  Berka.  12.  März  1814. 

Nur  Adressat  und  Datum  mitgetheilt. 
A.  Cohn  S.  73. 

An    G.  L.  Kosegarten.  Weimar,  14.  Juli  1818. 

«Das  so  unterhaltende  als  belehrende  Verhältniss  zu  Ihrem 
Herrn  Sohn«.  Dankt  für  K"s  Distichen  »Sprüche  der  Sträusser- 
mädchen«.  Freut  sich  über  die  erhaltenen  Denkmale  der 
Vorzeit  von  der  Insel  Rügen.  Sendet  »frühere  Abbildungen 
jener  Gegenden  von  der  Hand  eines  werthen  abgeschiedenen 
Freundes«  (vielleicht  Radierungen  oder  Zeichnungen  Hackerts). 

Kosegarten  S.  348  fg. 


{An  Reichel?)  Weimar,  24.  Jan.  1822. 

»Ew.  Wohlgeb.  schreibe  diesmal  Nachts  in  folio  einem 
Übel  vorzubeugen.  Der  zehnte  Revisionsbogen«  [der  »Campagne 
in  Frankreich«].  Nothwendige  Rectification  und  Umstellungen. 

Könnecke,  Anhang. 


28o  Bibliographie. 


Ati  Charlotte  v.  Schiller.  Weimar,  25.  März  1824. 

»Sie  erhalten  hiebey,  theure  verehrte  Freundin,  den 
wesentlichen  Inhalt  eines  Erlasses  an  H.  v.  Cotta  .  .  .  Ich 
darf  nicht  sagen  wie  mich's  freut  dass  ein  so  bedeutendes 
Geschäft  [der  Schiller-Goethe  Briefwechsel]  uns  Gelegenheit 
geben  wird  alter  Zeiten  nicht  nur  zu  gedenken,  sondern  sie 
auch  thätig  Avieder  hervorzurufen«. 

Cohn  II  S.   12. 


An  Carlylc.  26.  Okt.  1824. 

»Herrn  Carlyle  nach  London: 

Wenn  ich,  mein  werthester  Herr,  die  glückliche  Ankunft 
Ihrer  willkommenen  Sendung  nicht  ungesäumt  anzeigte,  so 
war  die  Ursache,  dass  ich  nicht  einen  leeren  Empfangsschein 
ausstellen,  sondern  über  Ihre  mir  so  ehrenvolle  Arbeit  auch 
irgend  ein  geprüftes  Wort  beizufügen  die  Absicht  hatte.  ISIeine 
hohen  Jahre  jedoch,  mit  so  vielen  und  unabwendbaren  Ob- 
liegenheiten immerfort  beladen,  hinderten  mich  an  einer  ruhigen 
Vergleichung  Ihrer  Bearbeitung  mit  dem  Originaltexte,  welches 
vielleicht  für  mich  eine  schwerere  Aufgabe  sein  möchte,  als 
für  irgend  einen  dritten  der  deutschen  und  englischen  Literatur 
gründlich  Befreundeten.  Gegenwärtig  aber,  da  ich  eine  Ge- 
legenheit sehe,  durch  die  Herren  Grafen  Benting  (sie !)  gegen- 
wärtiges Schreiben  sic:her  nach  London  zu  bringen  und  zugleich 
beiden  Theilen  eine  angenehme  Bekanntschaft  zu  verschaffen, 
so  versäume  nicht,  meinen  Dank  für  Ihre  so  innige  Theil- 
nahme  an  meinen  literarischen  Arbeiten  sowol,  als  an  den 
Schicksalen  meines  Leben  hiedurrh  treulich  auszusprechen  und 
Sie  um  Fortsetzung  derselben  auch  für  die  Zukunft  angelegentlich 
zu  ersuchen.  Vielleicht  erfahre  ich  in  der  Folge  noch  Manches 
von  Ihnen  und  übersende  zugleich  mit  diesem  eine  Reihe 
von  Gedichten,  welche  schwerlich  zu  Ihnen  gekommen  sind, 
von  denen  ich  aber  hoffen  darf,  dass  sie  Ihnen  einiges  Interesse 
abgewinnen  werden. 

Weimar,  den  26.   Oktober  1824.V 

Müller,   21.   Juli. 


A?i  das  Kiirf.  Minist,  d.  Ausic.  IFeimar,  i .  Nov.  i82ß. 

»Hochwohlgeborene,  hochzuverehrende  Herren.  Das  von 
Ihro  königliche  Hoheit  allergnädigst  bewilligte  Privilegium« 
(gegen  den  Nachdruck  der  Ausg.  1.  H.).    Dank  für  dasselbe. 

Könnecke,  Anhans:. 


Bibliographie.  28 1 


An  Carlylc.  Weimar,  den   14.   März  1828. 

An  Herrn  Carlyle  nach  Edinburgh. 

Wahre  Überzeugung  geht  vom  Herzen  aus :  das  Gemüth, 
der  eigenthche  Sitz  des  Gewissens,  richtet  über  das  Zulässige 
und  Unzulässige  weit  sicherer  als  der  Verstand,  der  gar  Manches 
einsehen  und  bestimmen  wird,  ohne  den  rechten  Punkt  zu 
treffen. 

Ein  wohlwollender,  auf  sich  selbst  merkender  Charakter, 
der  sich  selbst  zu  ehren,  mit  sich  selbst  in  Frieden  zu  leben 
wünschte  und  doch  so  manche  Unvollkommenheit,  die  sein 
Inneres  verwirrt,  empfinden  muss,  manchen  Fehler  zu  bedauern 
hat,  der  die  Person  nach  Aussen  compromittirt,  wodurch  er 
sich  dann  nach  beiden  Seiten  beruhigt  und  bestritten  findet, 
wird  sich  von  diesen  Beschwernissen  auf  alle  Weise  zu  be- 
freien suchen. 

Sind  nun  aber  diese  Misshelligkeiten  in  treuer  Beharrlich- 
keit durchgefochten,  hat  der  Mensch  erkannt,  dass  man  sich 
von  Leiden  und  Dulden  nur  durch  ein  Streben  und  Thun  zu 
erholen  vermag,  dass  für  den  Mangel  ein  Verdienst,  für  den  Fehler 
ein  Ersatz  zu  suchen  und  zu  finden  sei,  so  fühlt  er  sich  be- 
haglich als  einen  neuen  Menschen. 

Dann  aber  drängt  ihn  sogleich  eine  angeborne  Güte, 
gleiche  Mühe,  gleiche  Beschwerden  zu  erleichtern,  zu  ersparen, 
seine  Mitlebenden  über  die  innere  Natur,  über  die  äussere 
^^'elt  aufzuklären,  zu  zeigen,  woher  die  Widersprüche  kommen, 
wie  sie  zu  vermeiden  und  auszugleichen  sind.  Dabei  aber 
gesteht  er,  dass  dem  Allen  ungeachtet  im  Laufe  des  Lebens 
sowol  Äusseres  als  Inneres  unablässig  im  Conflict  befangen 
bleiben,  und  wie  man  sich  desshalb  rüsten  müsse,  täglich 
solchen  Kampf  wiederholt  zu  bestehen. 

Wie  sich  nun  ohne  Anmaßung  behaupten  lässt,  dass  die 
deutsche  Literatur  in  diesem  humanen  Bezug  viel  geleistet  hat, 
dass  durch  sie  eine  sittlich  psychologische  Richtung  durchgeht, 
nicht  in  ascetischer  Ängstlichkeit,  sondern  eine  freie,  natur- 
gemäße Bildung  und  heitere  Gesetzlichkeit  einleitend,  so  habe 
ich  Herrn  Carlyle's  bewunderungswürdig  tiefes  Studium  der 
deutschen  Literatur  mit  Vergnügen  zu  beobachten  gehabt 
und  mit  Antheil  bemerkt,  wie  er  nicht  allein  das  Schöne  und 
Menschliche,  Gute  und  Grosse  bei  uns  zu  finden  gewusst, 
sondern  auch  von  dem  Seinigen  reichlich  herübergetragen  und 
uns  mit  den  Schätzen  seines  Gemüths  begabt  hat.  Man  muss 
ihm  ein  klares  Urtheil  über  unsere  ästhetisch  sittlichen  Schrift- 
steller zugestehen  und  zugleich  eigene  Ansichten,  wodurch 
er  an  den  Tag  gibt,  dass  er  auf  einem  originalen  Grund  be- 
ruhe und  aus  sich  selbst  die  Erfordernisse  des  Guten  und 
Schönen  zu  entwickeln  das  Vermooren  habe. 


282  BlBLIOGRAPHlH. 


In  diesem  Sinne  darf  ich  ihn  wol  für  einen  Mann  halten, 
der  eine  Lehrstelle  der  Moral  mit  Einfalt  und  Reinheit,  mit 
Wirkung  und  Einfluss  bekleiden  werde,  indem  er  nach  eigen 
gebildeter  Denkweise,  nach  angeborenen  Fähigkeiten  und  er- 
worbenen Kenntnissen  die  ihm  anvertraute  Jugend  über  ihre 
wahrhaften  Pflichten  aufklären,  Einleitung  und  Antrieb  der 
Gemüther  zu  sittlicher  Thätigkeit  sich  zum  Augenmerk  nehmen 
und. sie  dadurch  einer  religiösen  Vollendung  unablässig  zu- 
führen werde. 

Dem  Vorstehenden  darf  man  wol  nunmehr  einige  Er- 
fahrungs-Betrachtungen hinzufügen : 

Über  das  Princip,  woraus  die  Sittlichkeit  abzuleiten  sei, 
hat  man  sich  nie  vollkommen  vereinigen  können.  Einige 
haben  den  Eigennutz  als  Triebfeder  aller  sittlichen  Handlungen 
angenommen.  Andere  wollen  den  Trieb  nach  Wohlbehagen, 
nach  Glückseligkeit  als  einzig  wirksam  finden,  wieder  Andere 
setzen  das  apodiktische  Pflichtgebot  obenan,  und  keine  dieser 
Voraussetzungen  konnte  allgemein  anerkannt  werden ;  man 
musste  es  zuletzt  am  gerathensten  finden,  aus  dem  ganzen 
Complex  der  gesundeu  menschlichen  Natur  das  Sittliche  sowie 
das  Schöne  zu  entwickeln. 

In  Deutschland  hatten  wir  schon  vor  sechzig  Jahren  das 
Beispiel  eines  glücklichen  Gelingens  der  Art.  Unser  Geliert, 
welcher  keine  Ansprüche  machte,  ein  Philosoph  vom  Fach 
zu  sein,  aber  als  ein  grundguter,  sittlicher  und  verständiger 
Mann  durchaus  anerkannt  werden  musste,  las  in  Leipzig  unter 
dem  grössten  Zulaufe  eine  höchst  reine,  ruhige,  verständige 
und  verständliche  Sittenlehre  mit  grossem  Beifall  und  mit  dem 
besten  Erfolg;  sie  war  dem  Bedürfnisse  seiner  Zeit  gemäß 
und  wurde  erst  spät  durch  den  Druck  bekannt. 

Die  Meinungen  eines  Philosophen  greifen  sehr  oft  nicht 
in  die  Zeit  ein,  aber  ein  verständiger  wohlwollender  Mann, 
frei  von  vorgefassten  Begriffen,  umsichtig  auf  das,  was  eben 
seiner  Zeit  noththut,  wird  von  seinen  Gefühlen,  Erfahrungen 
und  Kenntnissen  gerade  dasjenige  mittheilen,  was  in  der  Epoche, 
wo  er  auftritt,  die  Jugend  sicher  und  folgerecht  in  das  ge- 
schäftliche und  thatfordernde  Leben   hineinführt. 

IVcimar.  14.   März  1828. 

Müller.   22.  Juli. 

Au  Carlyle.  17.   Okt.  1830. 

»Von  der  Societe  St.  Simonienne  bitte  Sich  fern  zu  halten. 
Auch  hierüber  gelegentlich  das  Nähere«. 
Oswald  S.   788. 


Bibliographie.  2h^ 


Aus  Goethes   Tagebuch. 

»5.  Juni  181 6.  Den  ganzen  Tag  im  Bett  zugebracht. 
Meine  Frau  in  äusserster  Gefahr.  Mein  Sohn  Helfer,  Rath- 
geber  und  einziger  haltbarer  Punkt  in  dieser  Verwirrung. 
6.  Juni  Nachts.  Ende  meiner  Frau.  Letzter  fürchterlicher 
Kampf  ihrer  Natur.  Sie  verschied  gegen  Mittag.  Leere  und 
Todtenstille  in  und  ausser  mir«. 

Frankfurter  Zeitung  No.   124,  4.  Mai. 

Goethes  Codicill,  22.  Januar  i8ji. 

»Correspondenz  mit  Schiller  anno  1850  herauszugeben. 
Alle  Aufmerksamkeit  verdient  das  Kästchen,  welches  bey 
Grossherzoglr.  Regierung  niedergestellt  ist;  es  enthält  die 
Originalbriefe  meiner  Correspondenz  mit  Schiller,  welche  erst 
im  Jahr  1850  herausgegeben  werden  sollen,  wovon  die  Acten 
das  Weitere  nachweisen.  Wie  sich  auch  die  weltlichen  Sachen 
bilden,  so  werden  diese  Papiere  von  grossem  Werthe  seyn : 
a.,  wenn  man  bedenkt,  dass  die  deutsche  Literatur  sich  bis 
dahin  noch  viel  weiter  über  den  Erdboden  ausbreiten  wird, 
b.,  dass  darin  nahe  bis  500  Briefe  von  Schillers  eigner  Hand 
befindlich,  dass  ferner  c,  die  Anecdotenjagd  so  viele  Namen, 
Ereignisse,  Meynungen  und  Aufklärungen  finden  wird,  die, 
wie  wir  in  jeder  Literatur  sehen,  von  älteren  Zeiten  her  immer 
mehr  geschätzt  werden,  so  wird  man  begreifen,  was  ein  kluger 
Unternehmer  aus  diesen  Dingen  werde  für  Vortheil  ziehen 
können.  Deshalb  das  Ausbieten  dieses  Schatzes  nicht  privatim, 
sondern  durch  die  Zeitungen  und  zwar  auch  durch  die  Aus- 
ländischen zu  besorgen,  und  den  Nachkommen  die  Früchte 
väterlicher  Verlassenschaft  zu  steigern  seyn  werden.  Meine 
Enkel  sind  alsdann  längst  mündig  und  mögen  nach  dieser 
Anweisung  ihre  eigenen  Vortheile  wahren.  Die  Hälfte  des  Er- 
löses kommt  den  Schillerschen  Erben  zu,  w-eshalb  denn  in 
diesem  Geschäft  die  nöthige  Vorsicht  zu  brauchen  ist«. 

Heinrich  Heine  an  Goethe.  2p.  Dezember  1821. 

»Ich  hätte  hundert  Gründe,  Ew.  Excellenz  meine  Gedichte 
zu  schicken,  ich  will  nur  einen  erwähnen:  ich  liebe  Sie.  Ich 
war  lange  nicht  mit  mir  einig  über  das  Wesen  der  Poesie; 
die  Leute  sagten  mir:  Frage  Schlegel!  der  sagte  mir:  Lese 
Goethe!  Das  hab  ich  ehrlich  gethan,  und  wenn  jetzt  was 
Rechtes  aus  mir  wird,  so  weiss  ich,  wem  i(  h  es  verdanke. 
Ich  küsse  die  heilige  Hand,  die  mir  und  dem  ganzen  Volk 
den  Weg  zum  Himmelreich  gezeigt«. 

Voss.  Ztg.  No.  105,  4.  Mai,  Frankf.  Ztg.  No.  124,  4.  Mai. 


284  Bibliographie. 


B.  NEUE  AUSGABEN. 

Goethes  Werke.  Dritter  Theil.  i.  2.  Gedichte.  Dritter  Band. 
Herausgegeben  von  Prof.  Heinr.  Düntzer.  Berlin  und 
Stuttgart.  W.  Spemann  (Deutsche  Nat.-Lit.  Bd.  84.) 
I.  u.  2.  Abtheilung,  VIII  u.  312  VI,  und  308  SS. 
Die  erste  Lieferung  von  III,  i  ist  G.-J.  VII,  337  angezeigt; 
die  folgenden  enthalten  den  Schluss  der  »Inschriften«  (im 
Ganzen  98  Gedichte),  Hans  Sachsens  poetische  Sendung,  Auf 
Miedings  Tod,  Geheimnisse  und  »Zahme  Xenien«  ;  zum  Schluss 
die  Chinesisch-deutschen  Jahreszeiten.  Die  kurze  Einleitung 
gibt  eine  Würdigung  der  verschiedenen  Dichtungsarten,  handelt 
über  Goethes  Reime  und  setzt  die  Grundsätze  der  Erklärung 
auseinander.  Die  Erklärungen  namentlich  zu  den  »Zahmen 
Xenien«  sind  sehr  ausführlich.  —  Die  2.  Abtheilung  enthält 
die  »Gelegenheitsgedichte«,  im  Ganzen  199,  zuerst  die  an 
fürstliche  Personen  gerichteten,  dann  die,  deren  Entstehungs- 
zeit feststeht,  nach  der  Zeitfolge  geordnet  (die  derselben  Person 
bestimmten  hintereinander),  dann  die  aus  unbestimmter  Zeit 
stammenden,  zuletzt  die,  von  denen  nicht  unzweifelhaft  fest- 
steht, dass  sie  Goethe  angehören.  Unter  diesen  Gedichten  das 
Leipziger  Liederbuch,  Friedrikenlieder  u.  s.  w.  —  x\uf  die  Ge- 
legenheitsgedichte folgt  »Der  neue  Alcinous«,  Invectiven,  Xe- 
nien (1796).  Von  letzteren  gibt  Düntzer  106  »welche  aus  äusseren 
oder  aus  inneren  Gründen  unzweifelhaft  oder  fast  unzweifelhaft 
Goethe  angehören.  In  die  Abtheilung  »Aus  fremden  Sprachen« 
sind  ausser  dem  von  Goethe  selbst  Aufgenommenen  die  Über- 
setzungen aus  den  alten  Sprachen  hinzugetreten,  sodann  die 
ossianischen  Gesänge,  2  kleine  Übersetzungen  aus  Montaigne. 
Die  Übertragung  des  Hohenliedes  ist,  weil  prosaisch,  ausge- 
schlossen. S.  229  —  279:  Zusätze  und  Berichtigungen.  S.  280 
bis  298:  Alphabetisches  Register  der  Anfangsworte  sämmt- 
licher  Gedichte.  Den  Schluss  bildet  ein  Inhaltsverzeichniss. 
Die  Berichtigungen  bestehen  grossentheils  in  heftiger  Abwehr 
aller  neueren  Untersuchungen  und  Erklärungen.  Letztere  werden 
»Verzerrungen«  genannt,  erstere  sind  »unbegreiflich,  bedauer- 
lich« u.  s.  w.  Solche  Epitheta  werden  mit  Vorliebe  den  im 
Goethe-Jahrbuch  mitgetheilten  Arbeiten  zu  Theil.  Bei  Er- 
wähnung" einer  derselben  heisst  es:  »Soll  denn  die  Goethe- 
forschung zum  Kinderspott  werden?«  Gegen  mich  persönlich 
nur  zweimal  Widerspruch  S.  251.  272.  Dass  D.  auch  gegen 
die  »für  die  Verwaltung  des  Goethearchivs  massgebende  Richt- 
schnur«  auftritt,   versteht  sich  bei   ihm  von  selbst. 

Goethes  Werke.  Vierter  Theil.  Gedichte.  Vierter  Band.  Heraus- 
gegeben von  Prof.  H.  Düntzer.  Berlin  und  Stuttgart. 
\V.  Spemann.  (Deutsche  Nat.-Lit.  Bd.  85.)  XXIV  u.  376  SS. 


Bibliographie. 


Enthält  den  West-östlichen  Divan ,  herausgegeben  von 
H.  Düntzer:  Text  und  Anmerkungen,  letztere  unter  dem  Text. 
S-  5^3-  364 :  I^as  Kosegartensche  Register,  von  D.  ergänzt, 
S.  365,  366:  Spruch  an  Silvestre  de  Sacy ,  Schlussspruch, 
S.  367  ff. :  Alphabetisches  Register  und  Inhaltsverzeichniss. 
(Die  Noten  und  Abhandlungen  beginnen  S.  213.)  Bei  den 
Gedichten  sind  einzelne  in  der  Quartausgabe  eingeschobene 
Verse  mir  in  den  Anmerkungen  mitgetheilt  S.  160  A.; 
Cioethes  Gedicht  auf  den  Elfer :  «Wo  man  mir  Guts  erzeigt^ 
überall«.   — 


(loethes  Werke.  Achter  Theil.  Dramen.  Dritter  Band.  Heraus- 
gegeben von  Prof.  K.    ].  Schröer.  Berlin  und  Stuttgart. 
W.    Spemann.    (Deutsche   Xat.-Lit.,    Bd.    89.)    XXVIII 
und  522  SS. 
Die  3  ersten  Lieferungen  des  Bandes  sind  G.-J.  VII,  337 
besprochen.     Die    Schlusslieferungen    enthalten    Clavigo    und 
Egmont,  jedes  Drama   mit    einer   besonderen  Einleitung.    Bei 
Clavigo  wird  die  Nachbildung  des  Originaltitels,  bei  Egmont 
die    Nachbildung    des    Titels    und    der    ersten    Textseite    der 
Handschrift,    ferner    die    des  Originaltitels  von  17SS   und  des 
Personenverzeichnisses  der  Handschrift  gegeben.  Den  Schluss 
macht  ein  Wortregister.  Die  Handschrift  ist  die  in  der  Berliner 
Königlichen  Bibliothek  befindliche.  DieGesammteinleitung  wählt 
als  Titel  dieser  drei  Dramen  die  Überschrift:   »Vierte  Gruppe. 
Geschichtliche  Dramen  in  Prosa«  und  erklärt  denselben,  gibt 
einige  Bemerkungen  über   den  Text  der   neuen  Ausgabe  und 
handelt  über  die  Quelle,  die  Entstehung,  die  Charactere  und 


die  Bedeutung  des  Dramas. 


c.  Einzelschriften  und  Erläuterungen. 

I.    ALLGEMEINES.     BIBLIOGRAPHISCHES. 

Hermann  Grimm :  Goethe  im  Dienste  unserer  Zeit.  Vortrag,^ 
gehalten  in  A\'eimar  den  2.  Mai  1886  bei  der  ersten 
ordentlichen  Generalversammlung  der  Goethe-Gesell- 
schaft. (Deutsche  Rundschau,  12.  Jahrg.  9.  Heft  S.  434 
bis  450.J 

Mit  besonderer  Hervorhebung  von  Goethes  kunsthistori- 
schen Aufsätzen  und  seiner  Schrift  über  Winkelmann.  Wie 
in  letzterer  Schrift  Goethe  den  Winkelmann  lebendig  habe 
erstehen  lassen,  so  sei  es  unsere  .Aufgabe  »Goethe  intensiver 


286  Bibliographie. 


und  lebendiger  an  der  täglichen  Arbeit  geistigen  Vorwärts- 
dringens  zu  betheiligen,  die  uns  obliegt«.  Das  Programm  der 
Gesellschaft  müsste  sein  »diese  Auffassung  des  Goetheschen 
Geistesreichthums,  diese  Goethesche  Methode,  den  Gehalt  seiner 
Gedanken  zu  verarbeitena.  —  Drei  Perioden  in  Goethes  Kunst- 
anschauung. Jugendzeit :  nationale  Kunst ;  Italien :  Griechen 
und  Cinquecento:  Alter:  Ausschliessliche  Bewunderung  der 
classischen  Kunst,  Hervorhebung  des  Technischen.  Goethes 
Einwirkung  besonders  auch  in  Stil  und  Sprache. 

Wilhelm  Scherer.  Aufsätze  über  Goethe.  Herausgegeben  von 
Erich  Schmidt.  Berlin,  Weidmannsche  Buchhandlung. 
VIII  und  355  SS.  in  8°. 

Das  Buch  enthält  folgende  Aufsätze:  i.  Goethe-Philologie. 
2.  Gretchen.  3.  Goethe  als  Rechtsanwalt.  4.  Der  junge 
Goethe  als  Journalist.  5.  Sophie  von  La  Roche  und  ihre 
Enkelin.  6.  Goethe  und  Adelaide.  7.  Bemerkungen  über 
Goethes  Stella.  8.  Iphigenie  in  Delphi.  9.  Nausikaa.  10.  Eine 
österreichische  Dichterin  (Suleika).  ir.  Pandora.  12.  Neue 
Faust- Commentare.  13.  Betrachtungen  über  Faust.  14.  Faust - 
Studien.  —  No.  13  war  im  6.  Band  des  Jahrbuchs  erschienen. 
No.  2,  8,  9,  II,  12,  14,  die  seit  dem  Erscheinen  des  G.-J. 
veröffentlicht  waren,  sind  in  demselben  einzeln  besprochen: 
die  übrigen  waren  vor  1879  gedruckt.  Die  Abhandlungen 
sind  unverändert  abgedruckt ;  neu  sind  einzelne  aus  den 
Schererschen  Papieren  von  dem  Herausgeber  Erich  Schmidt 
hinzugefügte  Zusätze,  z.  B.  S.  282  die  längere  Bemerkung  zu 
Pandora.  —  Die  ganze  Sammlung  bietet  ein  kostbares  Ver- 
mächtniss  des  leider  so  früh  uns  Allen  Entrissenen. 

Charakteristiken.  Von  Erich  Schmidt.  Berlin,  Weidmannsche 
Buchhandlung.  VIII,  498  SS. 

Enthält  ausser  dem  unten  noch  zu  erwähnenden  Aufsatze 
über  Frau  Rath  die  im  G.-J.VIIL  S.77  — 131  abgedruckten:  »Faust 
und  das  16.  Jahrhundert«  und  die  im  G.-J.  VII,  S.  388  fg.  er- 
wähnten: »Frau  V.  Stein,  Marianne-Suleika«.  ferner  »Friederike, 
Goethe  und  O.  Ferul.  Aus  der  Wertherzeit«  [im  Ansc-hluss  an 
Goethes  Briefe  an  Sophie  La  Roche  mit  einzelnen  unge- 
druckten Briefen]. 

Berichte  des  Freien  Deutschen  Hochstiftes  zu  Frankfurt  a.  M. 
Herausgegeben  vom  Akademischen  Gesammt-Auschuss. 
Jahrgang  1885/6,  Heft  3  u.  4.  Frankfurt  a.  M.  Druck 
von  Kumpf  und  Reis,  S.    181 — 411. 


Bibliographie.  287 


Enthält  die  zwei  unten  angeführten  Aufsätze  von 
J.  Werner  und  Heinemann,  ferner  S.  341—348  einen  Vor- 
trag des  Direktor  Dr.  Rehorn  über  »die  Sage  vom  ewigen 
Juden  und  die  gleichnamige  Dichtung  Goethes«.  Hauptsächlich 
Hinweis  auf  die  Stellen  in  der  »Italienischen  Reisea  und  in 
»Dichtung  und  Wahrheit«,  in  welchen  von  dem  Plane  des 
Epos  gehandelt  wird  nebst  einzelnen  Vermuthungen.  Daselbst 
S.  384  Reproduction  einer  Notiz  aus  dem  Frankf  Journ.  1842, 
9.  August,  dass  3  grosse  deutsche  Fürsten  die  Absicht  hegen, 
das  Goethe-Haus  mit  seinen  Schätzen  als  Nationaldenkmal 
hinzustellen. 

Fritz    Anders :    Kleinstädtereien    I.    Was    weiss    das    deutsche 
Volk    von     Goethe.     (Daheim.    XXII.    Jahrg.    No.   19 
S.  297—300.) 
Darstellung  des  Lebens  einer  kleinen  Stadt  und  Versuch 
des  Nachweises,  dass  in  der  Volksschule  nur  einzelne  Lebens- 
daten   eingeprägt    werden,    bei    den   Gebildeten    die  Achtung 
vor  dem  Dichter  darin  besteht,  dass  sie  die  Werke  anschaffen, 
die  Unehrlichen  bei  dem  Aussprechen  des  Namens  Entzücken 
heucheln,    die   Ehrlichen   bekennen,    bei    ihrer  Leetüre  Lang- 
weile empfunden  zu  haben. 

Das  Goethesche  Gleichniss.  Von  Prof.  Dr.  Hermann  Henkel, 
Director  des  Gymnasiums  zu  Seehausen  i./A.  Halle  a./S. 
Buchhandlung  des  Waisenhauses,  IV  und  149  SS. 

»Verbesserter,  vermehrter  und  vervollständigter«  Abdruck 
der  beiden  G.-J.  VI,  391  fg.,  VII,  343  erwähnten  Programme. 
Die  am  Schlüsse  des  zweiten  Programmes  angedeuteten  und 
versprochenen  Gleichnissgruppen  sind  in  dem  Neudruck  hin- 
zugefügt. 

"\^'oldemar  Freih.  v.  Biedermann  :  Anzeigen  aus  der  Goethe- 
Literatur. 

(Archiv  für  Literaturgesch.  XIV,   191-205.) 

"Besprechung  von  Lichtenbergers  Ausgabe  des  Götz 
(G.-J.  VII,  358  fg.).  Arndt  (G.-T-  VII,  360  fg.).  Fielitz  (das.  VII, 
325  fg.),  Goethe-Jahrbuch  Bd."  VL  Melzer  (G.-J.  VL  428  fg.), 
Harpf  (das.  VII.  387).  Meisner  (das.  S.  390).  Burdach  (das. 
S.  345  fg-)- 

Woldemar  Freih.  v.  Biedermann :  Anzeigen  aus  der  Goethe- 
Literatur. 

(Archiv  für  Literaturgesch.  XV,   S.  81  — 10 r.) 


288  Bibliographie. 


Gibt  an  erster  Stelle  eine  ausführliche  Besprechung  des 
G.-J.  VII,  mit  mannigfachen  Nachträgen  und  Berichtigungen 
zu  Goethes  Leipziger  Briefen,  u.  A.  ein  Verzeichniss  der 
Buhnenstücke,  welche  während  Goethes  Aufenthalt  in  Leipzig 
aufgeführt  worden  sind  und  verschiedener  anderer  neuer  Goethe- 
schriften. 


Neuestes    zur  Goethe -Literatur,    von  Wilh.  Buchner.     Blätter 
für  literar.  Unterhaltung.     No.  8  u.  35. 


Woldemar  Freih.  v.  Biedermann :  Fortgesetzte  Nachträge  zu 
S.  Hirzels  Verzeichniss  einer  Goethe-Bibliothek,  heraus- 
gegeben von  L.  Hirzel,  und  zu  Goethes  Briefen  von 
F.  Strehlke. 

(Archiv  für  Literaturgesch.  XIV,  S.  373  —  377. j 

Einzelne  Nachweisungen  aus  1S08,  1810,  1829,  sonst  nur 
die  auch  im  G.-J.  erwähnten  oder  abgedruckten  Briefe  und 
Gedichte.  Der  G.-J.  VI,  S.  19  fg.  abgedruckte  Brief  vom  11.  Jan. 
1821  ist  an  den  Geh.  Rath  H.  Heinr.  v.  Könneritz  gerichtet. 


Ph.  Strauch  :  Verzeichniss  der  auf  dem  Gebiete  der  neueren 
deutschen  Literatur  im  Jahre  1885  erschienenen  wissen- 
schaftlichen Publikationen.  (Anzeiger  für  deutsches 
Alterthum  XII,  291— 350. J 

Verzeichnet  1481  Nummern.  N.  350  —  610  sind  Goethe 
gewidmet,  611  —  638:  Walther  von  Goethe,  639  —  642:  Frau 
Rath.  —  Die  über  Goethe  handelnden  Nummern  nach  folgender 
Eintheilung  :  Gesammtsausgaben  der  Werke,  einzelne  Schriften  : 
Ausgaben,  Commentare,  Kritisches ;  Briefe  ;  Biographie,  Bio- 
graphische Einzelheiten :  Sprachliches  ;  Mittheilungen  von  Zeit- 
genossen; Verhältniss  zur  Wissenschaft;  Beziehungen  zu  ein- 
zelnen Personen  (die  Betreffenden  sind  alphabetisch  geordnet). 


2.    DRAMEN. 

Paul  Klaucke :  Zur  Erklärung  deutscher  Dramen  in  den  oberen 
Klassen  höherer  Lehranstalten.  Berlin  1886.  59  SS.  in  8'\ 

II,  5.  Zur  Erklärung  Goethescher  Dramen.  Hält  nur  die 
Dramen  »Götz,  Egmont.  Iphigenie«  für  geeignet  zur  Schul- 
lektüre. 


Bibliographie.  289 


Sphinx  locuta  est.  Goethes  Faust  und  die  Resultate  einer 
rationellen  Methode  der  Forschung  von  Ferd.  Aug. 
Louvier.  Berlin  1887.  George  und  Fiedler.  VI,  443, 
491  SS.  Nebst  Nachträgen  zum  i.  und  2.  Band.  IV,  60  SS. 

Zur  Erklärung  und  Rechtfertigung  des  seltsamen  und 
irreführenden  Titels  I,  15  A.  II,  170.  —  Das  (ranze  gibt  einen 
vollständigen  Text  des  »Faust«,  unterbrochen  von  zahlreichen 
Anmerkungen,  gefolgt  von  vielen  Nachträgen.  —  i.  Die  Me- 
thode der  Forschung  besteht  in  der  Lösung  der  zahllosen 
Räthsel  und  danach  im  Vordringen  in  das  Geheimniss  der 
Dichtung.  2.  Faustsprache,  zu  welcher  die  poetischen  Bilder 
den  Dichter  gezwungen.  3.  Plan  des  »Faust«  ein  dreifacher: 
poetischer,  philosophischer,  kulturgeschichtlicher.  4.  Die  später 
verfassten  Scenen  zeigen  eine  vollkommene  Einwirkung  von 
Kants  Philosophie  auf  den  Dichter ;  in  der  Schlussscene  sind 
alle  Stücke  von  Kants  »Kritik  der  reinen  Vernunft«  personi- 
ficirt.  —  Die  Personen  des  Stückes  bedeuten  nicht  wirkliche 
Personen,  sondern  philosophische  Begriffe,  Faust  =  Verstand, 
Margarethe  =  Naivetät,  Valentin  =  gesunder  Menschenver- 
stand, Wagner  =  Scholastik,  Homunkulus  =:  Naturwissenschaft. 
Auch  die  Dinge  bedeuten  nicht  das,  was  sie  besagen.  Wenn 
Margarethe  sich  im  Gartenhäuschen  versteckt,  so  heisst  das 
nach  dem  Erklärer:  »Da  alles  Hölzerne  im  Faust  die  Dumm- 
heit bezeichnet,  so  versteckt  sich  hier  die  Naivetät  hinter  der 
Dummheit,  aber  der  \'erstand  erkennt  sie  auch  in  diesem 
Versteck«.  Niemals  wird  der  Wortsinn  gedeutet,  nie  die  übliche 
Erklärung  benutzt.  Einzelnes  Scharfsinnige,  z.  B.  Hexenein- 
maleins ,  viel  Sonderbares  und  Seltsames.  Intermezzo  der 
Walpurgisnacht,  das  allgemein  als  Nachspiel  der  Xenien  galt, 
soll  als  Schilderung  der  politischen  Weltzustände  des  Jahres 
1808  gelten.  »Genius  der  Zeit«  ist  nicht  etwa  als  Titel  der 
Henningschen  Zeitschrift  aufzufassen,  sondern  bezieht  sich  auf 
die  hervorragende  Stellung  des  deutschen  Reiches  im  Mittel- 
alter. Der  Gipfel  der  »inductiven  Methode«  zeigt  sich  aber 
in  der  Erklärung  von  I,  2563  ff.  Mephistopheles  sagt:  »Ihr 
Mann  ist  todt  und  lässt  sie  grüssen  =  der  Versuch,  Lotterie- 
spiel ist  vorbei,  es  ist  eine  Niete  gezogen.  Meph.:  »Lass  sie 
doch  ja  für  ihn  dreihundert  Messen  singen  =  Loose  werden 
auf  c.  300  Messen  (Jahrmärkten)  ausgerufen.  Marthe  :  »WasL 
nicht  ein  Schaustück  !«  =  die  Gewinnliste,  der  Lotterieplan. 
Meph.:  »Ihr  wäret  werth  gleich  in  die  Eh  zu  treten !«  =  dem 
Glücke  einmal  die  Hand  zu  bieten.  Marg. :  »Ach  nein!  das 
geht  jetzt  noch  nicht  an«  =  in  die  Lotterie  pflegen  nur  alte 
Frauen  zu  setzen.  —  Ich  möchte  stark  bezweifeln,  dass,  wie  die 
Verlagshandlung  andeutet,  das  Werk  »ungeahnte  und  über- 
raschende Aufklärungen«  bietet,  oder,  wie  ein  Lobredner  meint 

GotTHE-jAlIREUCH     Vlll.  ;g 


290  Bibliographie. 


»bahnbrechend  genannt  werden  müsse  und  einen  ganz  gross- 
artigen Fortschritt  in  der  Aufklärung  des  räthselvoUen  Werkes 
gethan  habe«  !  ! 

Heinrich  Düntzer  :  Zum  Verständniss  und  zum  Schutze  des  ersten 
Faustmonologs.        (Grenzboten,  Bd.  I,  S.  604  — 617.) 

Gegen  Scherers  Aufsatz  G.-J.  VI,  245  —  261.  läugnet  die 
stilistische  Verschiedenheit  und  kann  die  Zersplitterung  des 
Monologs  nicht  zugeben. 

A.  Girot:    Reflexions   sur   le    premier    monologue    de    Faust. 
(Revue  de  l'enseignement  des  langues  Vivantes,  2  annee. 
No.   II,   15.  Fevr.     Paris  et  Havre,  p.  349  —  354.) 
Auszug  und  Übersetzung  von  Scherers  Aufsatz  G.-J.  Bd.  VI. 

Hans  Fischer :  Eine  bildliche  Quelle  von  Goethes  ^Va]purgis- 
nacht.  (»Grenzboten«  Bd.  II,  S.  94 — 96.) 

Das  1727  in  Dresden  erschienene  Werk  :  Saxonia  vetus 
et  magna  in  parvo,  herausg.  von  Casp.  Schneider  und  J-  C. 
Knauth  enthält  einen  Kupferstich  »Blocksberg«  mit  einer  Dar- 
stellung des  Brockens  und  der  Hexenversammlung  in  der  Wal- 
purgisnacht. Eine  ganze  Anzahl  der  hier  dargestellten  Si- 
tuationen wird  mit  den  von  Goethe  geschilderten  in  Verbindung 
gebracht. 

Eine  interessante  Studie  über  Goethes  Faust  veröffentlichte 
eben  der  Kunstkritiker  Ginard  de  la  Rosa  im  Progreso.  Der 
Spanier  hat  auch  dem  zweiten  Theile  begeisterte  Theilnahme 
abgewinnen  können  und  findet  ihn  gelehrter,  melancholischer, 
schwerfälliger  und  gekünstelter  als  den  ersten,  aber  immer 
inspirirt  und  gross.  (Kürschners  »Signale«.) 

Goethe  und  das  Monstrum,  oder  die  Hochzeit  von  Sonne  und 
Mond.  Neue  kritische  Grundlage  zur  vergleichenden 
Religionswissenschaft  und  Ikonographie,  nebst  Erläute- 
rungen zu  beiden  Faust.     (Excurs  über  das  Ewigweib- 

*  liehe.)     Eine  Festschrift,     (ir.  Qu.     24  S.  mit   2   autogr. 

Tafeln.  Klausenburg,  Lad.  Demjen,  Kgl.  Universitäts- 
Buchhandlung. 

F.  Gross:     Goethes    Faust    in    Frankreich.  (National -Zeitung 

No.  298,  8.  Mai,  No.  299,  9.  Mai,  9  Feuilletonspalten.) 

Delacroix's  Zeichnungen,  von  Goethe  gelobt.    Ein  Artikel 

des  Globe  30.  Oktober  1827  über  die  Idee  des  »Faust«  und 

über  die  Aufführung  einer  schlechten  Nachahmung    in    Paris, 


Bibliographie.  29 1 


20.  Februar  1828.  Inhaltsanzeige  der  Helena  von  J.  J.  Ampere. 
—  Erwähnung  einiger  anderer  Artikel  des  Globe.  Kritik  der 
Übersetzung  Gerard  de  Nervals ;  sie  sei  trotz  Goethes  Lob  — 
nur  bedingungsweise  höchst  löblich. 

Thomas  Calvin:  The  academic  study  of  Goethes  Faust.  (Modern 
language  notes  No.  4,  6.    S.  98—101.   169  — 172.) 

Thesen  über  das  Studium  des  Faust  auf  Schulen  und  Uni- 
versitäten, und  Empfehlung  derselben;  briefliche  Mittheilungen 
vieler  Professoren  amerikanischer  Colleges  über  die  Leetüre 
von  Faust   i.   und   2.  Theil. 

Fr.  Groch.  Über  Goethes  Faust  und  B3^rons  Manfred.  Deutsches 
Dichterheim  No.   7. 

Goethes  Faust,  als  Mysterium  in  2  Tagewerken,  für  die  Bühne 
eingerichtet  von  O.  Devrient.  3.  Aufl.  12°.  102  S. 
Karlsruhe,  Braunsche  Hofbuchhandlung. 

J.  Braun  :  Das  älteste  Faustbuch  und  sein  Verleger  (Spiess.) 
(Börsenblatt  für  den  deutschen  Buchhandel  No.  27.) 

In  einer  Recension  der  Schwengbergschen  Schrift  (G.-J. 
VII,  356)   weist    G.    Elhnger    (Anz.  f.  d.  A.    XIII,   156  — 161) 

nach,  dass  das  Spiess'sche  Faustbuch  für  einige  topographische 
Stellen  Seb.  Münsters  Cosmographie  benutzt  hat. 

Gustav  Heinrich:  Der  ungarische  Faust.  (Ungarische  Revue, 
Heft  IG,  S.  780  — S04.) 
Mittheilung  einer  Anzahl  von  13  Zaubergeschichten,  die 
von  dem  Debrecziner  Professor  der  Naturwissenschaften  Stefan 
Hatvani  (1718— 1786)  erzählt  werden.  Sie  sind  einem  kleinen 
Manuscripte  des  Samuel  Kazinczy  (1802  — 1855)  entnommen 
und  haben  ihre  Quelle  in  der  Faustsage  und  deren  Bear- 
beitungen. Sie  beweisen,  dass  Faustische  Traditionen  auch  im 
18.  Jahrhundert  in  Ungarn  verbreitet  waren  »und  dass  die 
ersten  bescheidenen  Leistungen  der  modernen  experimentellen 
Naturwissenschaft  auch  den  Anwohnern  der  Theiss  als  schwarzes 
Teufelswerk  erschienen«. 

Kleine  Bilder.  Ernstes  und  Heiteres  von  Johannes  Trojan. 
Minden.  J.  C.  C.  Bruns.  198  SS.  12°." 
S.  155  —  165  »Dr.  Faust  im  Berliner  Voigtlande«.  Analyse 
des  vom  Puppenspiel-Direktor  Julius  Linde  im  Berliner  Uni- 
versum aufgeführten  Stückes  »Dr.  Johannes  Faust.  Leben, 
Thaten   und  Höllenfahrt«. 

19* 


292  Bibliographie. 


The  life  and  death  of  Doctor  Faustus  made  into  a  Farce  by 
Mr.  Mountford.     \^  ith  the    humours   of  Harlequin  and 
Scaramouche.   London   1697.    Mit   Einleitung   und  An- 
merkungen   herausgegeben    von    Otto  Francke.    (Engl. 
Sprach-  und  Literaturdenkmale  des  16.   17.   18.  Jahrh. 
Heft  3)  Heilbronn,  Gebr.  Henninger,  XXXVIII  u.  44  SS. 
Aus    der  Einleitung  ist   besonders    wichtig  der  Abschnitt 
S.  XIV — XXXV  :    »Zur  Geschichte  des  Schauspiels  Dr.  Faust 
in    England«,    dessen    einzelne    Angaben    freilich    hier    nicht 
wiederholt    werden    können.    —    Zu    demselben    Gegenstand 
gehört  Arthur   Dieblers  Aufsatz  :    «Faust-  und  W'agner-Panto- 
mimen    in    England«    Anglia,    Bd.  VII,    worin    zwei   derartige 
Stücke  zum  Abdruck  gelangen. 

J.  Morgenstern ;  Die  Faustsage  im  Judenthum.  (Allgem.  österr. 
Literaturzeitung  I.  Jahrg.  (1885/86)  No.  19,  20,  IL  Jahrg. 
No.   7,  8.) 

Die  Faustsage  ist  aus  deutschen  Quellen  in  das  hebräische 
Märchenbucli  »Sefer  maasse  nissim«  übergegangen.  Zusammen- 
stellung mit  der  Geschichte  Hiobs  u.  A. 

Unter  dem  Titel  »Margarethas  Verbannung,  dramatische 
Faustphantasie  in  3  Abtheilungen«  hat  Otto  Caspari,  Professor 
der  Philosophie  in  Heidelberg,  einen  neuen  Schlusstheil  zum 
Faustdrama  gedichtet  und  zunächst  als  Bühnenmanuscript 
herausgegeben.  Abweichend  von  Goethe  und  übereinstimmend 
mit  f>.  Vischer  findet  Caspari  die  Schlussidee  des  Faust  in 
der  Überwindung  und  Besiegung  Mephistos  durch  Faust.  Die 
begleitende  Musik  ist  von  Paul  Lorberg,  Musikdirektor  in 
Heidelberg,  komponirt. 

Erläuterungen  ausgewählter  Werke  Goethes.  Für  die  obersten 
Klassen  höherer  Lehranstalten  sowie  zum  Selbstunter- 
richt. Von  Paul  Klaucke.  i.  Heft:  Götz  von  Berlichingen. 
2.  Heft :  Egmont,  Berlin,  W.  Weber.  VI,  193,  VI,  232  SS. 

Bei  dem  ersten  Stücke  werden  zuerst  die  Akte  in  ihren 
Einzelheiten,  dann  jeder  Akt  als  Ganzes  betrachtet,  i.  und 
2.  Bearbeitung  verglichen ,  des  Dichters  Urtheil  über  sein 
Werk,  die  Schuld  des  Helden,  die  politischen  Zustände  Deutsch- 
lands, das  Privatleben,  die  Zustände  in  Goethes  Götz  werden 
in  selbstständigen  Abschnitten  behandelt.  Am  Schluss  Fragen, 
welche  auf  die  Zeit  Bezug  nehmen,  in  der  das  Drama  ent- 
stand, Themata  zu  mündlichen  und  schriftlichen  Darstellungen 
der  Schüler.  —  Letzteres  auch  in  der  Ausgabe  des  »Egmont«, 
In  dieser  wird    ausser    der    ausführlichen  Erklärung,    Schillers 


Bibliographie.  293 


Recension  ausführlich  behandelt,  Götz  und  Egmont  verglichen, 
ferner  das  Volk  der  Niederländer  in  »Egmont«  mit  dem  der 
Schweizer  in   »Wilhelm  Teil«. 

Lebensbeschreibung  des  Herrn  Gözens  von  Berlichingen. 
Abdruck  der  Originalausgabe  von  Steigerwald  1731. 
(Quellenschriften  zur  neueren  deutschen  Litteratur, 
herausgegeben  von  Alexander  Bieling,  No.  2.)  Halle, 
M.  Niemeyer.     X  und   iii   SS. 

Blosser  Abdruck  des  Textes.  Die  Einleitung  gibt  biogra- 
phische und  bibliographische  Notizen,  Proben  aus  den  An- 
merkungen der  Originalausgabe,  Berichtigungen  der  Druck- 
fehler der  letztern.  Heft  i  dieser  mit  Freude  zu  begrüssenden 
Sammlung  hatte :  Gottscheds  Reineke  Fuchs ,  Abdruck  der 
Ausgabe  von  1752,  gebracht. 

Bernhard  Seuffert :  Bemerkungen  zu  v.  Biedermanns  neuen 
Goethe-Forschungen. 

(Archiv  für  Literaturgesch.  XIV,  S.  378  —  402.) 

Besonders  ausführlich  über  »Satyros«  und  »Elpenor«.  In 
Bezug  auf  den  erstem  bekämpft  Seuffert  Biedermanns  Basedow- 
und  Bilder -Theorie  und  schliesst  sich  Scherers  Herder -Ver- 
muthung  an.  In  Bezug  auf  den  letztern  versucht  Seuffert  eine 
Skizzirung  des  Inhalts,  die  sich  grossentheils  an  Biedermann 
anschliesst,  weist  Zarnckes  und  Ellingers  Vermuthungen  zurück. 

J.  Minor :  Zum  Clavigo. 

Die  Schlusssituation,  wo  der  Geliebte  über  der  Leiche 
der  Geliebten  von  dem  Bruder  getödtet  wird ,  erinnert  an 
Hamlet.  Auch  die  Worte  erinnern  daran.  Clavigo  zu  Buenco : 
»  .  .  .  Die  Unglücklichen  sind  gefährlich«  ;  Hamlet  zu  Laertes : 
»  ...  so  ist  doch  was  Gefährliches  in  mir«. 

(Chronik  des  Wiener  Goethe-Vereins  No.  4.) 

Eugen  Guglia :  Die  historischen  Quellen  von  Goethes  Egmont. 
(Zeitschrift  für  allgem.  Geschichte,  Kultur-,  Literatur-  und 
Kunstgeschichte.     1886.     No.   5.) 

Iphigenie  auf  Tauris.  —  Egmont.  —  Werther.  i.  u.  2.  Theil. 
Von  Joh.  Wolfgang  v.  Goethe.  (Bibl.  der  Gesammt- 
literatur  des  In-  und  Auslandes).  Halle  a.  S.  O.  Hendel. 
No.  3,  44,  48. 

Blosser  Textabdruck  mit  ganz  kurzen  Vorbemerkungen 
über  das  Stück  und  je  einem  (schlechten)  Holzschnitt  des 
Dichters. 


294  Bibliographie. 


J.  Minor:  Quellenstudien  zur  Literaturgeschichte  des  i8.  Jahr- 
hunderts. 
(Zeitschrift  für  deutsche  Philologie  XIX,  S.  219  — 240.J 

Über  Goethe  handelt  besonders  (vgl.  auch  S.  224,  Anm.  i 
•und  S.  226  fg.:  Motiv  der  Verwandlungen  und  der  Unzu- 
friedenen in  dem  Gedicht:  »Liebhaber  in  allen  Gestalten»). 
S.  232  —  238:  »Die  Wielandschen  Singspiele  und  Goethes  Iphi- 
genie«,  Technik  beider,  bei  Wieland  durch  Metastasio  und 
Euripides  bedingt,  eine  gleiche,  viele  Monologe,  »wenig  äusser- 
liche,  viel  innerliche  Handlung,  an  einigen  Stellen  lyrischer 
Character,  knappe  Composition,  wenig  Personen,  Beobachtung 
der  Einheiten« ;  Beibehalten  der  äussern  Verwicklung,  Unter- 
schieben moderner  Empfindungen.  Modernisirung,  Verinner- 
lichung,  Idealisirung.  S.  239:  »Lessings  Urtheil  über  den 
Goetheschen  Werther«.  Lessings  Urtheil  (Hempel  21,  587) 
widerspreche  einer  von  Leisewitz  1780  überlieferten  Äusserung, 
sei  daher  nicht  so  ernst  zu  nehmen. 

Ritter:  Goethes  Iphigenie,  vom  Standpunkte  des  erziehenden 
Unterrichts  aus  betrachtet.  (Jahrbuch  des  Vereins  für 
wissenschaftl.   Pädagogik.    18  Jahrg.) 

Zu   Goethes  Tasso.    Von  Direktor  Wilh.  Wittich.    (Programm 
des    Casseler    Realgymnasiums.)     Cassel,    Druck    von 
Asshauer  &  Co.  26  SS.  4°. 
Biographie  des  Dichters,  Analyse  des  Dramas.  Als  Grund- 
gedanke desselben  wird,  gegen  die  bisherigen  Erklärer,  theil- 
weise  mit  starker  Polemik  gegen  dieselben,  die  innere  Selbst- 
befreiung Goethes,  die  Überwindung  von  Irrthum  und  Schwäche 
dargestellt. 

Karl  Knortz:    Goethes  Torquato  Tasso.    (»Bahn   frei«,  Organ 
des   New-Yorker   Turnvereins.    Jahrg.  4,    No.  38-41, 
14.  August  bis  4.  September.) 
Entstehung  des  Werks,  Inhalt,  Characteristik  der  einzelnen 
Personen.    Der  Aufsatz    ist  hauptsächlich  dazu  bestimmt,  die 
Deutschen  Amerikas  auf  ein  Meisterwerk  ihrer  Literatur  nach- 
drücklich hinzuweisen. 

Eugen  Reichel :  Goethes  Lila.  [Die  Red. :]  Nochmals  Goethes 
Lila.  (Grenzboten  No.  40,  No.  43  S.  198  —  199.) 
Reichel  nahm  an,  dass  das  Geheimnissvolle,  Räthselhafte 
des  Stückes  auf  einer  Benutzung  der  »Zauberflöte«  beruhe ; 
die  Red.  bemerkt  aber,  dass  die  Zauberflöte  am  30.  Sept.  1791 
zuerst    aufgeführt    sei.    also    in  der   1790   erschienenen  »Lila« 


Bibliographie.  295 


nicht  benutzt  sein  könne;  vielleicht  beruhen  beide  auf  dem 
von  Liebeskind  bearbeiteten  Märchen  »Luluc.  (»Dscliinistan«, 
Winterthur  1789,  Bd.  III.) 

Goethes  Tancredübersetzung.  Eine  literarische  Studie  von 
Johann  Weiss.  Troppau.  E.  Zanker.  77  SS. 
Nach  einer  kurzen  Einleitung:  i.  Die  Entstehungsperiode, 
2.  Die  Übersetzung  (Allgemeine  Beurtheilung),  3.  Die  Analyse 
der  Übersetzung  (Haupttheil  des  Ganzen,  specielle  Durchnahme 
der  Akte  und  Scenen.  Sprachliches :  Feinheiten  und  Über- 
setzungsfehler, Änderungen,  Auslassungen,  Tendenzen),  4.  Me- 
trik,  5.  Die  Aufführung. 

Otto  Brahm:  Pandora  »Weimarer  Hoftheater«.   (»Die  Nation«. 
Berlin,  No.  32  S.  476  fg.) 
Characteristik  der  Aufführung  und  des  Stückes,    der  Zeit 
in  welcher  dasselbe  entstanden  und  der  Stimmung,  aus  welcher 
es  hervorgegangen   ist. 

Düntzer,  Heinrich,  Erläuterungen  zu  den  deutschen  Klassikern. 

I.  82.  und  83.  Bdchn.      12.    Leipzig,    Wartigs   Verlag. 

Inhalt:    i.    Goethes   Hermann    und    Dorothea,     5.  neu 

durchgesehene  und  vermehrte  Auflage.  (VII,  160  S.)  — 

82,  83.  Goethes  Maskenzüge.    In  ihrem  Zusammenhang 

dargestellt  und  erläutert.    (XII,   248  S.) 

Letzteres  ein  Separatdruck  aus  den  Erläuterungen  in  grösserm 

Format  und  auf  bessern!  Papier.    Zerfällt  in   folgende  Theile : 

L   1781  — 1788.  IL   1789-1802.   III.   1809--1810.  IV.   1810  — 

181 8.    Ein  »Nachtrag«   bezieht  sich  auf  Mitwirkung  des  Sohnes 

beim  Maskenzug  von    181 8.     Darauf  folgt  ein  Verzeichniss  der 

Auffuhrungen  und  ein  Personenverzeichniss.     Theilt  ein  bisher 

unbekanntes  Gedicht  Goethes   mit  (1810),    vgl.  oben  S.   271. 

C.  A.  H.  Burkhardt :    Die  Goethesche  Filialbühne  in  Leipzig 

1807.     (Wissenschaftl.    Beilage    der    Leipziger   Zeitung 

No.  44.  S.  261  —  263.) 

Mittheilungen    über  Zahl    der    verwendeten  Schauspieler, 

Zettel,  Billets  (ein  einziges  Abonement),  Zahl  der  besuchenden 

Personen,  des  Repertoires  vom  24.  Mai  bis  5.  Juli  (25),  vom 

4.  bis  31.  August  (18  Vorstellungen).   Von  Goetheschen  Stücken 

wurden :    Die  Mitschuldigen,    Iphigenie,    Tusso,    Stella,    Götz, 

Eguiont,  Natürliche  Tochter,  Laune  des  Verliebten  (die  cursiv 

gedruckten  mehrmals)  aufgeführt,  unter  sehr  reger  Theilnahme 

des  Pubhkums;    in    solcher   Zahl    und    mit  solchem  Beifall   ist 

selten    eine   solche  Serie  Goethescher  Stücke   zur  Darstellung 

gebracht  worden. 


296  Bibliographie. 


5.   GEDICHTE. 

Goethe.  Hermann  und  Dorothea.  Edition  nouvelle  avec 
introduction  et  commentaire  par  A.  Chuquet,  maitre 
de  Conferences  a  l'Ecole  normale  superieure,  laureat  de 
l'academie  francaise.   Paris,  Leop.  Cerf.  LXIII  u.  184  SS. 

SchHesst  sich  wtirdig  den  von  demselben  Herausgeber 
herrührenden,  früher  besprochenen  Ausgaben  der  »Campagne« 
und  des  »Götz«  an.  Die  Einleitung  handelt  über  Erscheinen, 
Stoff  (Analyse  von  Voss  »Louise«),  Inhaltsangabe  und  Charac- 
teristik  der  Personen,  Quelle,  Kunst  von  Goethes  Darstellung, 
persönliche  Erinnerungen  und  Anspielungen  (»Campagne«). 
Frau  Rath,  Mahnung  zum  p< '.tischen  Verhalten  während  der 
Revolutionszeit.  Plastik  des  Stils,  Anklänge  an  Homer  und 
Bibel,  Metrik.  —  Der  Text  ist  nach  der  Düntzerschen  und 
Strehlkeschen  Ausgabe  gegeben.  In  den  Anmerkungen  ist  Stapfer 
und  A\'.  V.  Humboldt  vielfach  benutzt.  Jedem  Gesang  ist  ein 
kurzes  Inhaltsverzeichniss  vorangestellt.  Vielfache  Parallelen 
und  Anklänge  mit  anderen  Schriften  Goethes,  sowie  mit  früheren 
und  gleichzeitigen  Dichtern  werden  aufgewiesen.  Einzelheiten 
S.  14:  Die  von  Goethe  geschilderte  Stadt  =  Ilmenau.  S.  18 
(I,  v.  96  fg.)  auf  Goethes  Weimarer  Zeit  bezüglich.  S.  74  (IV, 
V.  IOC  ff.)  Nachahmung  der  Marseillaise.  S.  96  Die  Verschieden- 
heit im  Benehmen  der  Personen  Goethes  und  Voss'.  S.  113 
(IV,  v.  40 ff.)  Anklänge  an  Dumouriez'  Memoiren.  S.  25  (VI, 
18  fg.)  Der  erste  Bräutigam  Dorotheas  erinnere  an  Adam  Lux. 
Die  Kenntniss  der  deutschen  Literatur,  die  der  Herausgeber 
verräth,  ist  bewunderungswürdig  :  selbst  die  entlegensten  Stellen 
zieht  er  heran;  sein  Scharfsinn  und  sein  Urtheil  sind  seiner 
Gelehrsamkeit  ebenbürtig. 

Hermann  et  Dorothee,  de  Goethe.  Texte  allemand.  public 
avec  un  avant-propos,  des  sommaires  et  des  notes  ex- 
plicatives ;  par  B.  Levy,  inspecteur  general  de  Tinstruc- 
tion  publique.  Nouvelle  edition.  In-12.  IV-517  p.  Paris, 
imprimerie  Lahure :   librairie  Hachette  et  Cie. 

Goethe,  Toh.  Wolfg.  v..  Gedichte.  8.  (VIII.  375  S.  mit  Bild.) 
Halle.  Hendel. 

Zu  (loethes  Gedichten.     Mit    Rücksicht    auf   die    »historisch- 
kritische   Ausgabe,    welche    als   Theil    der    Stuttgarter 
»Deutschen  Nationalliteratur«  erschienen  ist.  Von  G.  v. 
Loeper.  Berlin.  G.  Hempel.  52  SS. 
Tadelt  die  Düntzerschen  Veränderungen  des  Textes :  Ein- 

führuns:  unbegründeter  Lesarten,    willkürliche  Elisionen,    seit- 


Bibliographie.  297 


same  metrische  Grillen,  Einsetzung  von  Anführungszeichen 
und  Parenthesen,  Änderung  der  Strophenform.  Ferner  die 
schulmeisterliche  Art,  den  Autor  zu  betrachten,  beständig  an 
ihm  herumzunörgeln,  seine  sprachlichen  Eigenheiten  zu  »ent- 
schuldigen«, die  willkürlichen  Zeitbestimmungen,  mangelhafte 
Quellenbenutzung,  die  Sucht,  aus  Cjoethes  Gedichten  —  trotz 
dem  ausdrücklichen  Bekenntniss  des  Dichters  —  das  persön- 
liche Moment  zu  entfernen.  Die  breite,  verwässernde,  prosaische 
Wiedergabe  vieler  Verse  wird  getadelt,  ebenso  der  Brauch 
des  Interpreten,  Loepersche  Erklärung  sich  anzueignen.  — 
Im  Einzelnen  werden  dann  besonders  ausführlich  erörtert  : 
»Marienbader  Elegiea,  »Wanderers  Nachtlied«,  »Am  Flusse« 
und  einzelne  andere  Gedichte.  Am  Schluss  steht  ein  »Anhang 
betreffend  einzelne  Druckfehler  der  besprochenen  Ausgabe«.  — 
(Vgl.  Paul  Schienther :  Ein  Kampf  um  Goethes  ^^'orte,  Vos- 
sische Ztg  .  Sonntagsbeilage  No.  50,  A.  Bielschowsky :  Eine  lite- 
rarische Fehde,  in  der  Breslauer  Ztg.  14.  Dez.,  Richard 
A\"ulckow :  Zur  Goethe-Literatur,  Didaskalia.  Unterhaltungs- 
blatt zum  Frankfurter  Journal  Anf  Jan.  u.  V.  a.  —  Düntzer 
antwortete  Schienther.  Vossische  Ztg.  28.  Dez.  i.  Beil.  u.  d.  T. 
»Zur  Steuer  der  Wahrheit  in  Sachen  Goethes«,  dazu  die  Replik 
G.  V.  Loepers  2.  Jan.  1887,  i.  Beil.  u.  d.  T.  »Auch  zur  Steuer 
der  Wahrheit«,  Wulckow  in  der  »Didaskalia«  28.  Jan..  wogegen 
dieser  i.  Febr.  replicirt;  gegen  v.  Loeper,  Kürschners  »Signale« 
Sp.  2161  —  2165,  2167  —  2172,  2173  —  2177.  Am  Schluss  der 
von  den  gröbsten  Ausfällen  strotzenden  Replik  wird  noch  eine 
ausführlichere  Widerlegung  in  Aussicht  gestellt.  Jetzt  separat 
erschienen  u.  d.  T. :  »Goethes  lyrische  Gedichte  und  Herr 
Gustav  v.  Loeper  in  Berlin.  Beleuchtung  eines  seltsamen 
Angriffs  von  Heinrich  Düntzer«.  Druck  von  B.  Cj.  Teubner 
in  Leipzig.     8  SS.) 

Goethes  Willkommen  und  Abschied.  Herrn  \\'ilhelm  Hertz 
zum  I.  Januar  1887  gewidmet  von  Richard  Maria 
Werner.  Als  Handschrift  gedruckt,  Lemberg.  Buch- 
druckerei des  Stauropigianischen  Instituts.   14  SS. 

Anknüpfung  an  Scherers  erste  Berliner  Vorlesung.  — 
»Das  Gedicht  ist  ganz  dramatisch,  es  bietet  eine  Reihe  von 
Handlungen ,  welche  durchaus  nacheinander  eintreten  und 
alles  Zuständliche  verflüchtigen.  Das  Verständniss  muss  ganz 
auf  diese  Thatsache  gegründet  werden,  erst  dann  erfassen  wir 
die  volle  Schönheit  des  Gedichtes.  Wie  ein  Drama  im  kleinen 
enthält  es  Exposition ,  Höhepunkt  und  Catastrophe,  welche 
zugleich  den  Aufschwung,  die  Verklärung  bringt.  Aber  alles 
ist  nur  angedeutet,  wie  im  Volksliede  müssen  Zwischenglieder, 
vor  allem  verbindende  Partikeln  errathen  werden«.  Goethe  er- 


298  Bibliographie. 


weitert  damit  das  lyrische  Gebiet :  Mondcultus  und  Ritt.  Durch- 
nahme einiger  den  Ritt  behandelnden  J>ieder  von  Uhland, 
Heine.  (;eil)el. 

Seydel'.    Religion  und   Wissenschaft.    (Leipzig   1887  S.  22  ff.) 

»Das  Rosenkreuz«,  worin  besonders  auf  S.  37  ff.  Be- 
ziehungen der  »Geheimnisse«  zur  »Chymischen  Hochzeit« 
über  die  Winke  Düntzers  und  v.  Loepers  hinaus  verfolgt 
werden,  ohne  allzu  findige  Deutelei,  einsichtig,  aber  auch  wie 
zu  erwarten   ohne  durchschlagende  Ergebnisse. 

Liebeslied  eines  amerikanischen  Wilden. 

Chuquet  weist  in  der  Revue  critique  (abgedruckt  in 
Kürschners  »Signalen«  S.  208)  nach,  dass  das  Gedicht  keine 
Übersetzung  nach  Montaigue,  sondern  eine  Nachahmung  der 
des  Ewald  von  Kleist  ist.  Er  stellt  den  Schluss  beider 
Gedichte  neben  einander. 

Goethe.  E.  v.  Kleist. 

Deine  Schönheit,  deine  Bildung  Alsdann  wird  deine  Schönheit 

Wird  von  allen  andern  Schlangen  Vor  allen  andern  Schlangen 

Herrlich  dann  gepriesen  werden.  Der  Welt  gepriesen  werden. 

Th.  v.  Riekhoff:   Zu  Goethes  Braut   von  Korinth.     (Schnorrs 
Archiv  Bd.  XV,  Heft  i,  S.   103- 11 2. j 

Gibt  als  Quelle  an:  Der  Persianische  Robinson  oder  die 
Reisen  und  gantz  sonderbare  Begebenheiten  dreyer  Printzen 
'  von  Serendiz,  wegen  ihrer  Anmuthigkeit  aus  dem  Persianischen 
in  die  Frantzösische  und  aus  dieser  in  die  Teutsche  Sprache 
übersetzet.  Mit  Kupfern.  Leipzig  bei  Moritz  Georg  Weid- 
mann Anno  1723.  Führt  die  spezielle  Stelle  S.  136  ff.  wört- 
lich an. 

Rob.  Falck,  Graf  Rastopschin  und  Goethe.  (»Die  Gegenwart« 
Bd.  XXX,  No.  S3^  ^-  105-107.) 
Graf  Fedor  Rastopschin  1760— 1826  schrieb  1823,  19.  Juli 
in  Carlsbad  der  Pianistin  Casimira  Wolowska  ins  Album  ein 
geistreiches  Testament  und  Epitaphe,  worauf  sich  Goethes 
Album-Inschrift,  Marienbad  18.  Aug.  1823  »Dein  Testament 
vertheilt«  bezieht.  Z.  5  u.  4  dieser  Inschrift  bieten  Varianten 
zu  unseren  Drucken.     Sie  lauten: 

Vermächtniss  auf  Vermächtniss  ausgespendet, 
Zufrieden  jedes  nur  ein  Theil  zu  haben. 


'  Diese  Notiz  rührt  von  Erich  Schmidt  her. 


J 


Bibliographie.  299 


Da  die  Polin  aber  kein  Deutsch  verstand,  so  übersetzte  Goethe 
(19.  Aug.)  seine  Verse  folgendermassen  ins  Französische  : 

Ton  testament  distribue  les  dons  precieux 

Dont  la  nature  perfectiona  ton   etre. 

Legs  sur  legs  genereusement  designes 

Chacun   est  tres  content  du    lot  qui  Uli  est  echu. 

Mais  si  c'etait  Tintention  de  rendre  heureux 

Celui  le  serait  a  qui  tu  voudrais  leguer  l'ensemble. 

[Rastopschins  Handschrift  erbittet  und  erhält  Goethe  von 
Boissere'e   1817,  vgl.  Briefwechsel  mit  Boiss.  S.   189,   192.]" 

Ernst  Koppel.    Goethes  Gelegenheitsgedichte  TMag.  f.  Lit.  des 
In-  u.  Ausl.  No.  38  S.  594 — 596). 

Hervorhebung  unbedeutender  »Zur  Feier  der  Geburts- 
stunde des  Erbprinzen«  1783  und  bedeutender.  Die  Gedichte 
wichtig,  weil  sie  das  Verhältniss  Goethes  zu  zahlreichen  Per- 
sonen darlegen.  Hervorgehoben  werden  die  Gedichte  an  die 
Mitglieder  der  eigenen  Familie. 

Ein  apokryphes  Gedicht  Goethes.  Mitgetheilt  von  Rieh.  Maria 
Werner  (Archiv  f.  Literaturgesch.  XIV  Bd.  2  S.  185  —  188). 

Abdruck  einer  im  »Neuen  gelehrten  Mercurius«  Altona 
3.  Nov.  1774  mitgetheilten  Elegie,  die  nach  des  Herausgebers 
Meinung  durchaus  nicht  von  Goethe  herrührt.  Sie  enthält 
manche  Anklänge  an  Young  und  eine  Anspielung  auf  Gersten- 
bergs »Ugolino«. 


4.   P  R  O  S  A  S  C  H  R  I  F  T  E  N. 

Deutsches  Stil-Musterbuch  mit  Erläuterungen  und  Anmerkungen 
von  Daniel  Sanders.  Berlin,  H.  W.  Müller.  X  und  443  SS. 

S.  308 — 349.  Von  Goethe  werden  mitgetheilt :  Besprechung 
der  lyrischen  Gedichte  von  J.  H.  Voss,  zwei  Briefe  an  Frau 
V.  Voigts  1774  und  178 1,  mit  ausführlichen  Erläuterungen 
und  Anmerkungen,  ferner  ein  Brief  Carl  Augusts  und  Schillers 
an  (joethe. 

F.   Gross:  Zwei  französische  W'erther-Gestalten  I.  II.  (Magazin 
f.  Literatur  des  In-  u.  Ausl.     Nr.  ;^8.  39.    S.  589  —  592.) 

Nach  einer  Einleitung  über  französische  Nachahmungen 
des  Werther  überhaupt  über  Stellino  ou  le  nouveau  Werther 
1791  von  Gourbillon.  Inhaltsangabe  und  Kritik.  »\\'erthers 
Leiden«  werden  in  dem  Werke  mehrfach  angeführt. 


3O0  Bibliographie. 


Bernhard  Suphan :  Friedrichs  des  Grossen  Schrift  de  lä  littera- 
ture  allemande   1780. 

(Sonntagsbeilage  der  Vossischen  Zeitung  Xo.  34 — 39.) 

I.  Dichter  und  König.  2.  Die  Höfe  :  Weimar,  ßraun- 
schweig,  Gotha.  3.  Deutsche  Literatur  aus  Weimar.  4.  Wirkung 
in  die  Ferne.  Die  deutsche  Akademie.  Die  hochbedeutende, 
auf  Grund  und  unter  Mittheilung  ungedruckten  Materials, 
z.  B.  von  Briefen  des  Prinzen  August  v.  Gotha  an  Herder 
{mit  Erwähnungen  Goethes),  gearbeitete  Studie,  versucht  den 
Nachweis,  dass  Goethe  am  18.  März  17 81  sein  »Gespräch 
über  die  deutsche  Literatur«,  seine  Antwort  auf  Friedrichs 
Schrift,  an  Prinz  August  geschickt,  dass  dessen  (bisher  nicht 
bekannte)  Entgegnung  auf  Goethes  Stimmung  eingewirkt  und 
vielleicht  den  Entschluss  bestimmt  habe,  die  Schrift  nicht  zu 
veröffentlichen.  Knebel  und  Herder  haben  durch  ihre  monita 
gleichfalls  auf  Goethe  Einfluss  geübt  (der  Brief  G.'s  an  H., 
23.  März  1781,  wird  genau  nach  der  Handschrift  abgedruckt). 
Der  kurze  Bericht  über  Friedrichs  Schrift  in  dem  »Teutschen 
Merkur«,  März  1781,  athmet  die  stolze  Bescheidenheit,  der 
Goethes  Gesinnung  nicht  unähnlich  ist. 

Karl  Geiger:  Zu  Goethes  Fragment:  »Die  Natur«  (Archiv  für 
Literaturgesch.  Bd.  XIV,  H.  3  S.  325—326). 

Hinweis  auf  einen  Abdruck  des  Fragments  im  4.  Heft 
•des  »Pfalz.  Museums«  1784  Bd,  I,  S.  446  ff.  Der  Abdruck 
bietet  meist  den  recipirten  Text:  das  dem  Herausgeber,  Anton 
Klein,  zugegangene  Manuscript  stimmt  wohl  wörtlich  mit  dem- 
jenigen überein.  das  Goethe  1828  aus  dem  Nachlass  der 
Herzogin  Anna  Amalia  erhielt  und  seinem  Druck  zu  Grunde  legte. 

Minor:  Zur  »italienischen  Reise«  (Chronik  des  ^\"iener  Goethe- 
Vereins  No.  3,  S.  4). 

12.  Sept.  1786  ein  Virgilscher  Vers  citirt,  der  ebenso  in 
Heinses  »Ardinghello«  vorkommt.  Hat  Goethe  das  Werk  auf 
■der  Reise  nach  Italien  schon  gekannt?  Den  Vers  konnten 
Beide  aus  Volkmann  entnehmen.  [Goethe  hat  es  gethan  ; 
Sehr,  der  Goethe-Ges.  II,  62.  374.  Das.  Andeutung  eines  Ur- 
theils  über  Ardinghello,  spätestens  Februar   1788.] 

Der  Pfingstmontag.  Lustspiel  in  Strassburger  Mundart  von 
J.  G.  D.  Arnold.  Mit  vervollständigtem  Wörterver- 
zeichniss  und  einer  Biographie  Arnolds.  Von  Robert 
Habs.     Leipzig. 

(Reclamsche  Universitätsbibliothek  2154.  2155)  213  SS.  32°. 
S.   IG — 21:  Abdruck  von  Goethes  Aufsatz  über  das  Lustspiel. 


Bibliographie.  ^01 


D.    ÜBERSETZUNGEN. 

[Vgl.  auch  unten  Englisch-amerikanische  Bibliographie.] 

Goethes    Works ,    Translated    into    English.    1 2    vols.  Bohn's 

Standard  Library. 

Vols.  I.  and  IL  —  Autobiography    (Wahrheit  und  Dichtung 

aus  meinem  Leben).   20  Books.  Edited  by  John 

Oxenford.    And   Annais,    edited   by    C.   Nisbet, 

With  Portrait  of  Goethe. 

IIL     Faust.  Two  Parts,  complete.  The  first  revised,  and 

the  second  newly  translated  by  Anna  Swanwick. 

IV.  Novels  and  Tales :    containing   Elective  Affinities, 

Sorrows  of  Werther,  The  German  Emigrants, 
The  Good  Women,  and  a  Nouvelette.  Trans- 
lated by  R.  D.  Boylan. 

V.  Wilhelm   Meister's    Apprenticeship.    Translated  by 

R.  D.  Boylan. 

VI.  Conversations  with  Eckermann  and  Soret.  Trans- 
lated by  John  Oxenford. 
VIL  Poems  and  Ballads  in  the  original  metres,  inclu- 
ding  Hermann  and  Dorothea.  Translated  by 
E.  A.  Bowring,  C.  B. 
VIII.  Götz  von  Berlichingen,  Torquato  Tasso,  Egmont^ 
Iphigenia,  Clavigo,  Wayward  Lover,  and  Fellow 
Culprits.  Translated  by  Sir  Walter  Scott,  Anna 
Swanwick,  and  E.  A.  Bowring,  C.  B.  With  En- 
graving  of  Götz  von  Berlichingen. 

IX.     Wilhelm    Meister's    Travels.    The    only    complete 
English    Version,   translated    from  the   2nd  edit. 
of  the  German,  by  Ed.  Bell,  M.  A. 
X.     Tour  in  Italy.    Two  Parts.  And  Second  Residence 
in  Rom. 

XL  Miscellaneous  Travels ,  including  Letters  from 
Switzerland,  Campaign  in  France,  Siege  of  Mainz, 
and  Rhine  Tour.  Translated  by  L.  Dora  Schmitz 
and  others. 
XII.  Early  and  Miscellaneous  Letters,  including  Letters 
to  his  Mother,  with  Biography  and  Notes.  Edited 
by  Edward  Bell,  M.  A. 

Goethes  Faust  in  England  und  Amerika.  Bibliographische 
Zusammenstellung  von  W.  Heinemann.  Berlin,  August 
Hettler.    VIII  und  32  SS. 

Erweiterte  Bearbeitung  der  englischen  Bibliographie  (1882), 
von  der  G.-J.  IV,  S.  430  die  Rede  war.    Die  Einleitung  ent- 


»02  Bibliographie. 


hält  mancherlei  Berichtigungen  zu  dem  englischen  Werke  und 
ähnlichen  bibliographischen  Versuchen.  Das  Werkchen  selbst 
enthält  in  i6i  Nummern  die  in  England  und  in  Amerika  er- 
schienenen Ausgaben  des  deutschen  Textes  und  der  Über- 
setzungen ;  eine  Übersicht  der  in  Zeitschriften  erschienenen 
Aufsätze  über  den  Faust  wird  in  Aussicht  gestellt.  Unter  den 
1886  veröffentlichten  und  hier  notirten  Arbeiten  seien  erwähnt: 
Übersetzung  des  i,  Theils  von  John  Anster,  beider  Theile 
von  Theodore  Martin,  des  i.  Theils  von  J.  Birch,  heraus- 
gegeben von  Thomas  Beccham,  als  Annonce  dienend  für  dessen 
Pillen,  eine  Analyse  des  2.  Theils  mit  Proben  einer  unge- 
druckten Übertragung,  zwei  Parodieen,  zu  denen  die  neueste 
Aufführung  Veranlassung  gegeben  hat  und  eine  Schrift  über 
die  Faustsage. 

(ioethes  Faust  im  englischen  Gewände.  (Kürschners  »Signale« 
für  die  literarische  Welt.  Sp.  1731  — 1737-) 
Genaue  Inhaltsangabe  der  englischen  Adaptirung  (vgl. 
G.-J.  VII,  S.  318  ff.)  Kritik  der  Art  der  Aufführung  und  der 
Übersetzung.  —  In  den  »Signalen«  wird  gleichfalls  O.  Betas 
scharfe  Kritik  der  Londoner  Aufführung  (Nr.  2  der  »Kritischen 
Blätter«)  erwähnt.  —  Eine  Anzahl  Feuilletons  über  diese  Faust- 
bearbeitung wird  hier  übergangen. 

Faust.  A  Tragedy  by  Johann  Wolfgang  von  Goethe.  The  first 
part.  Translated  in  the  original  metre  by  Frank  Claudy. 
Wm.  H.  Morrison,   Washington    182  SS. 

Auch  die  Prosascene  ist  beibehalten.  Die  Übersetzung 
liest  sich  sehr  gut.  Die  Ausstattung  des  Werkes,  wenigstens 
des  mir  übersendeten  Exemplars  ist  sehr  elegant.  —  In  der 
kurzen  Vorrede  bemerkt  Claudy,  dass  seine  Übersetzung  vor 
der  Bayard-Taylorschen  begonnen,  dass  sie  während  15  Jahren 
gearbeitet  sei  und  keineswegs  den  Anspruch  erhebe,  der  obenge- 
nannten Concurrenz  zu  machen.  Sie  sei  die  erste  englische 
Übersetzung  eines  Deutschen  und  schliesse  sich  in  \A'ortlaut 
und  Metrik  dem  Original  am  Engsten  an. 

Le  Faust  de  Goethe,  traduit  par  le  Prince  A.  de  Polignac. 
Nouvelle  edition  revue  et  augmentee  par  la  nuit  de 
Walpurgis.    Paris.    P.   Ollendorff. 

Ausgelassen  ist  das  Vorspiel  auf  dem  Theater.  Oberons 
goldene  Hochzeit  und  die  Stelle  des  Proctophantasmisten  in 
der  Walpurgisnacht,  ferner  die  einzelnen  von  B.  Levy  ihrer 
Anstössigkeit  wegen  gestrichenen  Stellen.  Die  Übersetzung  ist, 
mit  Ausnahme  der  einen  Prosascene.   die  in  Prosa  geblieben 


Bibliographie.  303 


ist,  in  unregelmäßigen  gereimten  Versen,  nur  die  Domscene  ist 
ungereimt.  Der  Übersetzer  hat  so  gut  Avie  keine  erklärenden 
Anmerkungen  heigegeben  (eine  Ausnahme  S.   288). 

Goethe.  Faust,  tragedie.  Traduction  d'Albert  Stapfer,  avec 
preface,  par  P.  Stapfer.  Dessins  de  J-  C.  Laurens,  graves 
par  Champollion.  Petit  in  4°,  LVI,  232  pages  avec 
5  grav.  et  portrait  de  Goethe.  Paris.  Lib.  de  bibliophiles. 

Goethe.  Hermann  et  Dorothee.  Texte  allemand.  Nouvelle 
edition  classique,  annotee  par  L.  Schmitt,  professeur 
agrege  au  lycee  Condorcet.  In- 18  Jesus.  XII  103  p.  Nancy, 
Berger-Levrault  &  Cie.     Paris,  librairie  Garnier  freres. 

Goethe.  Memoires.  Traduction  nouvelle  par  la  baronne  A.  de 
Carlowitz.  2.  Vols.  In- 18  Jesus.  T.  i'-'"'  (Poesie  et  Re- 
alite)  A"I,  440  p.  t.  2  (^'oyages,  Campagne  de  France 
et  Annales).  478  p.  Paris.  Charpentier  &:  Cie. 

Goethe,  Faust.  Russisch.  4°.  Moskau.  Theaterbibliothek  der 
E.   Rassochinaja.   (Autographirt.) 

Götz  V.  Berlichingen.  Berlichingeni  Gottfried  a  Vaskezii  dram- 
matizalt  Törtenete.  Irta  Goethe.  Nemetböl  forditotta 
BallaMihäly.  Buda-Pest.  Franklin-Tarsulat,  274  SS.  16". 

Bildet  den  200.  Theil  einer  Classikersammlung  in  unga- 
rischer Sprache,  welche  von  Paul  Gyulai  herausgegeben  wird. 
Von  Goetheschen  Schriften  befindet  sich  bereits  in  dieser 
Sammlung:  Hermann  und  Dorothea,  Iphigenie.  Der  Übersetzer 
des  vorliegenden  Heftes,  Michel  Balla,  hat  die  »Geschichte 
Gottfriedens  von  Berlichingena  zur  Übersetzung  gewählt  und  in 
der  Vorrede  die  Gründe  der  Wahl  dieser  Vorlage  auseinander- 
gesetzt. Die  Übersetzung  selbst  ist  ohne  Anmerkungen,  die 
der  Einleitung  zeigen  eine  gute  Bekanntschaft  mit  der  Goethe- 
Literatur. 

Goethes  Iphigenia  in  Tauris.  'With  Grammatical  and  Explana- 
tory  Notes  by  Professor  Attwell.  8°,  1 1 1  SS.  Williams 
and  Norgate. 

Hermann  et  Dorothee  de  Goethe,  traduit  de  Tallemand  par 
Leon  Bore,  ancien  professeur  de  litterature  etrangere 
ä  la  Faculte  des  lettres  de  Dijon  et  ä  TUniversite  libre 
d'Angers,  avec  introduction  par  Ernest  Faligan.  Un 
vol.  ä  la  librairie  academique  Perrin  et  Cie.  XV  u.  1 10  SS. 


304  Bibliographie. 


Die  Einleitung  handelt  über  Quelle,  Entstehung  des  Ge- 
dichts in  Jena  (loin  des  attaches  domestiques  qui  exercerent 
une  influence  si  funeste  sur  la  direction  de  son  genie),  Beur- 
theilung  durch  die  Zeitgenossen.  —  Der  Übersetzer  ist  kürzlich 
gestorben  ;  der  Herausgeber  rühmt  die  Übersetzung  als  elegante 
et  precise.  Die  Übersetzung  ist  in  Prosa,  sie  liest  sich  ganz  leicht; 
dass  sie  wirklich  le  parfum  subtil  de  la  poesie  wiedergibt, 
wie  der  Herausgeber  sagt,    kann    man  schwerlich  behaupten. 

Goethe.  Canti  d'amore  e  poesie  varie  ;  traduz.  di  A.  Zardo. 
Milano,  in  64  leg.  pag.    180. 

Goethe,  Balladen. 

Ballady  W.  Goethego ,  wierszem  polskim  przelozyl 
K.  Staniewicz.  Polnisch  in:  Sprawodzanie  XL  szkoly 
realnej  w  Tarnopulo  za  rok   1885/86.     8°.  Tarnopol. 

D.  (Le  roi  des  Aulnes  Im.  de  Goethe.)  —  L.  Chanson  de 
Mignon,  d'apres  Goethe.  (Revue  de  l'enseignement 
des  langues  Vivantes.  3.  annee,  15.  mars,  No.  i,  S.  i. 
15.   avril  No.   2   S.  ^;^.) 

Goethe.  —  Les  Souffrances  du  jeune  Werther.  Traduction 
nouvelle  par  M"^*  Bachellery.  Avec  une  preface  par 
Paul  Stapfer.  Avec  portrait  et  6  gravures.  In- 16. 
Librairie  des  bibliophiles. 

Goethe.  Novella,  nell'  originale  tedesco,  con  due  versioni, 
una  letterale  e  Taltra  libera.  Firenze,  Succ.  Le  Mon- 
nier.     In- 16°.   pag.    160. 

Brook  Farm  und  Margaret  Füller.  Vortrag,  gehalten  im  deut- 
schen gesellig- wissenschaftlichen  Verein  von  New -York 
am  18.  März  1885  von  K.  Knortz.  (Vorträge,  heraus- 
gegeben von  dem  Verein,  No.  11)  New  -  York.  Druck 
von  H.  Bartsch.   29  SS. 

Margaret  Füller  (1810— 1850)  hat  Goethes  Gespräche  mit 
Eckermann  ins  Englische  übersetzt  (1838)  und  eine  Anzahl 
Aufsätze  in  Zeitschriften  veröffentlicht  (gesammelt  in  Life 
without  and  within,  Boston  1875),  i^  welchem  Goethe  bei 
jeder  Gelegenheit  gepriesen  und  gegen  Angriffe,  namentlich 
die  W.  Menzels,  vertheidigt  wird. 

Goethe,  Aussprüche  (Sprüche  ?)  in  Prosa.  Russisch.  1 2°.  St.  Peters- 
burg.    W.  Bermann. 


Bibliographie.  305 


IL  Biographisches. 
A.  Allgemeines. 

Life  and  genius  of  Goethe.    Lectures,  at  the  concord  school 
of  philosophy.  Edited  by  F.  B.  Sanborn.  Boston.  Tichnor 
and  Comp.  XXV  und  454  SS. 
S.  447 — 454  Register.  Mit  zwei  Porträts:  Goethe  in  der 
Jugend    und  im    Alter.   Die  Einleitung   handelt  über  Goethe- 
Gesellschaft    und    Goethe- Archiv,    gibt    eine    kleine    Goethe- 
Bibliographie   und    zum  Schluss    ein  Verzeichniss   der   an  der 
Concord-Schule  gehaltenen  Goethe-Vorlesungen.  Von  den  dort 
gehaltenen    19  sind  nur  13    gedruckt    und  zwar    in  folgender, 
etwas  seltsamen  Reihenfolge : 

L   Goethes  Jugend.  Prof   H.   S.   White. 
II.  Goethes  Selbst-Erziehung.  John  Alber. 

III.  Goethes  Titanismus.  Thomas  Davidson. 

IV.  Goethe  und  Schiller.   Rev.  C.  A.  Bartol. 
V.  Goethes  Märchen.  Rev.  F.  H.  Hedge. 

VI.  Goethes  Beziehungen  zur  Englischen  Literatur.  F.  B. 

Sanborn. 
VII.  (ioethe  als  ein  bühnengerechter  Schriftsteller.   AN'illiam 

Ordway  Partridge. 
VIII.  Das  Ewig- Weibliche.  Mrs.  E.  1).  Cheneg. 
IX.  Die  Wahlverwandtschaften.  S.  H.  Emery.  Jr. 
X.  Das  Kindesleben  wie  es  von  Goethe  dargestellt  wor- 
den ist.  Mrs.   Caroline  K.  Shermann. 
XL  Geschichte  des  Faustdramas.  Denton  J.  Snider. 
XII.  Goethes  Frauengestalten.  Mrs.   Julia  Ward.  Howe. 
XIII.  Goethes  Faust.   W.  T.   Harris. 
Natürlich    fehlt    es    in    diesen  vielfachen   Beiträgen   nicht 
an  Wiederholungen    und  Widersprüchen.  S.    184  wird  als  be- 
kannt vorausgesetzt,  was  S.  313  ff.  erst  gesagt  wird:  Goethesche 
Stellen  werden    bald    deutsch,    bald    englisch,    die    englischen 
Stellen  in  den  verschiedensten  Übersetzungen  angeführt.  Ein- 
zelne   Autoren    gefallen    sich    in    Anmerkungen,    die    meisten 
vermeiden  solche.     Ist  Brockmeyers    unveröffentlichter    Faust- 
Commentar  eine  Satire?  Das  ganze  ^^'erk  ist  ein  höchst  wichtiger 
Beitrag  für  die  Art  und  Weise,    in    der    man  das  Goethesche 
Wesen  in  Amerika  erkennt  und  wiirdiüft. 

Goethe  und  Schiller.  ^\"eimars  Glanzperiode.  Von  Alexander 
Baumgartner.  S.  J.  Ergänzungshefte  zu  den  Stimmen 
aus  Maria-Laach  ^t,.  34.  Freiburg  i.  Br.  Herder.  VIII 
und  393  SS. 

GoETHE-jAIIRUfCH    Vill.  20 


306  Bibliographie. 


Der  Alte  von  Weimar.  Goethes  Leben  und  Werke  von  1808 
bis  1839.  Von  Alexander  Baunigartner.  Ergänzungs- 
hefte 35,  36.  Gleicher  Verlag.  VIII  und  296. 
Über  die  Anfänge  dieser  ausführlichen  Lebensgeschichte 
Goethes  vgl.  G.-J.  IV,  443  fg.  Auch  die  beiden  Schlussbände 
ähneln  durchaus  dem  Anfange.  Kenntniss  des  Gegenstandes 
(Werke  und  Literatur)  ist  dem  Autor  nicht  abzusprechen, 
aber  Voreingenommenheit,  absichtliche  Verdrehung  des  That- 
bestandes,  tendenziöse,  unwürdige  Angriffe  finden  sich  auch 
hier  in  erschreckendem  Maße.  —  In  kleinerm  Format,  in  drei 
Bänden  ist  neuerdings  eine  zweite  vermehrte  und  verbesserte 
Auflage  des  ganzen  Werkes  u.  d.  T.  »Goethes  Leben  und 
Werke«  erschienen.  [Eine  eingehende  Besprechung  des  Baum- 
gartnerschen  Werkes,  die  den  richtigen  Standpunkt  zur  Be- 
urtheilung  und  Verwerfung  derartiger  Produkte  anweist,  liefert 
K.  j.  Schröer  in  der  Zeitschr.  f.  vergleichende  Literaturgesch, 
Bd."L  H.   2,  S.    182-188.] 

(joethe  in  der  Epoche  seiner  Vollendung  (1805  —  1832J.   Ver- 
such   einer   Darstellung   seiner    Denkweise    und    Welt- 
betrachtung   von    Dr.    Otto  Harnack.     Leipzig.    J.  C. 
Hinrichs'sche  Buchhandlung.     1887.    XII  u.   249  SS. 
Besonders  benutzt  sind  Sprüche  und  Prosaschriften,  Briefe 
und    Gesprächsaufzeichnungen.     Zwischen     einer     Einleitung, 
welche    die    Hauptmomente    aus    Goethes    Entwicklungsgang 
darlegt  und  einem  Schluss  (»Zusammenfassung«),  welcher  meta- 
physische Urtheile    aus   verschiedenen   Goetheschen   Schriften 
zusammenstellt,  stehen  folgende  fünf  Abschnitte:   1.  Grundlage 
Goethescher  Denkweise,    2.  Ethische    und   religiöse  Anschau- 
ungen  [vgl.  G.-J.  VII,  389 fg.].  3.  Naturbetrachtung  und  zwar: 
Grundanschauung;  Hauptrichtungen  der  Forschung,  4.  Kunst- 
anschauung: Theorie,  Geschichte,  Ausübung.     5.  Betrachtung 
der  politischen  und  socialen  Verhältnisse  und  Urtheile.    Con- 
structionen. 

Wilhelm  Buchner:  Johann  Wolfgang  von  Goethe.    Ein  Lebens- 
bild. Lahr,  Verlag  von  Moritz  Schauenburg,  16°,  160  SS. 
Beigegeben  ist  ein  Holzschnitt  mit  Facsimile.  —   Populäre 
Biographie. 

Geschichte  der  Deutschen  Literatur  von  Leibnitz  bis  auf  unsere 
Zeit.    Von  Julian  Schmidt.    Zweiter  Band   1763  — 1781, 
Dritter    Band     1781  — 1797.     VIII  und    352,    VIII  und 
353  SS.    Berlin,  Wilh.  Hertz  (Bessersche  Buchhandlung). 
Bd.  II,   5.  Buch   »Goethes  Jugend«.     C!ap.   i    »Der  Wan- 
derer« :    Goethes    lugendleben    und    ^^'erke    bis    zu    Kestners 


Bibliographie.  ,  307 


Hochzeit.  Cap.  4  »Der  Künstler  in  der  Werkstatt«,  Götz, 
kleine  Dramen,  Werther.  Cap.  5  »Dämonische  Beziehungen«  : 
Reise  1774,  Clavigo,  Faust.  C'ap.  6  ».\llerlei«  :  Jugendgenossen, 
Claudine,  Stella,  Schweizerreise,  Cap.  7  »Weimar«  (1775 — ^776)- 
Cap.  9  »Goethes  Umkehr«  :  Abwendung  von  Sturm  und  Drang, 
Wilh.  Meister,  Iphigenie  und  Elpenor,  Goethe  und  die  Natur, 
Frau  V.  Stein  und  Tasso,  Resultat  dieses  Jahres. 

Bd.  III.  Im  6.  Buche :  »Friedrichs  letzte  Jahre«  l^ehandelt 
Cap.  4  »Goethes  Herdernähe«  1782  — 1785,  S.  67  —  92:  Goethe 
als  Edelmann  und  in  Staatsgeschäften,  Beziehungen  zu  den 
alten  Freunden,  Jacobi,  Spinoza,  »die  (ieheimnisse«.  Aus  dem 
7.  Buche:  »die  deutsche  Renaissance«  1786 — 1792  ist  hervor- 
zuheben S.  125  — 132,   I.  Cap.  (zoethe  in  Italien,  S.  164 — 184, 

4.  Cap.:  Tasso;  aus  dem  3.  Cap.  S.  156  f.:  »Goethes  Ab- 
wendung von  den  (jlaubensphilosophen  und  dem  Christenthum 
überhaupt«;  S.  188  ff.  Kant  und  Goethe,  Metamorphose,  i.  Ge- 
sammtausgabe  der  Schriften,  Faust.  Aus  dem  8.  Buche :  »Der 
deutsche  Idealismus  und  die  französische  Revolution  1791  bis 
1797«;  S.  207  ff.:  Campagne ;  S.  227  ff. :  Goethes  Theater- 
leitung, (irosskophta,  Reineke  Fuchs;  241  ff.:  Goethe  und 
Schiller,       Römische     Elegieen ,      Unterhaltungen,     ^Märchen ; 

5.  273  fg. :  Fichte  und  Goethe;  S.  305  ff. :  ^^'ilhelm  Meister; 
S.  317  ff.:  Xenien  ;  331  ff.:  Hermann  und  Dorothea.  —  Zur 
^\'ürdigung  Julian  Schmidts  vgl.   oben  S.  262. 

Calvin  Thomas.    Goethe    and    the  cOnduct  of  life  (University 
of  Michigan,  philosophical  papers.    First  Series  So.   2. 
Ann.  Arbor  (Michigan)   1886.   28  SS. 
Gute    Darstellung    der    ethischen    (irundlehren    Goethes. 

(Vgl.  Deutsche  Lit.-Ztg.  No.  35,  S.  1231.) 


B.    BIOGRAPHISCHE  EINZELHEITEN. 

J.  Minor:    Goethes    Jugendentwicklung    nach    neuen  Quellen. 

(Zeitschrift  f.    allgem.  Gesch.,    Heft  8,  9,  S.  603  —  627, 

653-673-) 
Auf  Grund  der  Leipziger  Briefe  (G.-J.  VII)  scharfsinnige, 
tiefeindringende  Schilderung  der  Frankfurter,  Leipziger,  Strass- 
burger  Zeit,  besonders  der  lyrischen  und  dramatischen  Dichtung 
in  Leipzig ,  der  dramatischen  in  Strassburg.  Einzelheiten  : 
S.  610  A.  Entstehungszeit  des  Joseph.  S.  611  A.  Behrisch  als 
Modell  zu  Mephistopheles.  S.  615.  Leetüre  und  Einwirkung  der 
»Neuen  Heloise«.  S.  619  A.  Einwirkung  von  Weisses  Lyrik  auf 
einen  Gesang  in  »Erwin  und  Elmire«  (ältere  Fassung).  626  Ge- 
dicht  »Sehnsucht«   nach  der  Melodie   eines  ij;eistlichen  Liedes 


3o8  Bibliographie. 


zu  singen  und  unter  Einfluss  der  Frankfurter  »stillen  Gemeinde« 
entstanden.  660  W.  [G.-J.  VII.  5]  die  Gretchen  Wagner.  661  A. 
Anspielungen  auf  Faust  und  Corsika  in  der  damaligen  Leipziger 
(sächsischen)  Literatur. 

Lindenborn:  Goethe  in  A\'etzlar.       (Nord  und  Süd,  Xo.  108.) 

Goethe  in  Leipzig.  (Grenzboten,  No.   25.) 

H.  A.  Lier:   Goethe  in  Leipzig.  (»Universum«.    Dresden  und 
Leipzig.  3.  Jahrg.   7.  Heft,  S.  321  —  326.) 
Analyse  der  im  G.-J.  VII  veröffentlichten  Leipziger  Briefe 
Goethes  mit  mancherlei  Auszügen. 

K. :  Goethe  in  Leipzig.         (»Die  Nation«.  No.   23  S.  344.) 

Gegen  die  von  Goethe  gewählte  Bezeichnung  für  Leii)zig 
»Klein  Paris«,  Hinweis  auf  manche  Dinge,  die  Goethe  an 
Leipzig  auszusetzen  hatte. 

Bruno    Gebhardt :    Goethes    italienische  Reise.    Eine  Säkular- 
Erinnerung.  (National-Ztg.,   3.  September.) 

Ludwig  Geiger :  Goethe  im  Jahre  17Ö6.  EineSäkular-Erinnerung. 
(Berichte  des  Freien  Deutschen  Hochstifts  1886/87.  S.  4— i^-) 
Festrede  zur  Feier  von  Goethes  Geburtstag.  Erste  Aus- 
gabe der  Schriften;  Italienische  Reise.  —  (Daselbst  Anhang: 
Bericht  des  Verwaltungsausschusses  S.  7*  fg.:  Goethe-Bibliothek 
des  Hochstifts,  S.  ii''=:  Cioethe-Gesellschaft.  S.  i5*ff. :  Bericht  über 
die  Thätigkeit  der  Goethehaus-Commission.)  Am  Schluss  der 
Berichte  Wiedergabe  eines  Bildes  Lavaters  von  Wilh.  Tischbein. 

S.  M.  Prem:  Goethe  in  Innsbruck.  Ein  Gedenkblatt  zum  8.  Sep- 
tember  1886. 
(»Bote  für  Tirol  und  Vorarlberg«.  206.   9.  September.) 

Hauptsächlich  Abdruck  der  Stellen  aus  der  »Italienischen 
Reise«  über  Innsbruck,  wo  Goethe  im  Gasthaus  »zum  goldnen 
Adler«  wohnte,  und  dessen  Umgebung. 

Heinrich  Pröhle:  Goethe  und  der  Harz.  (Westermanns  ill. 
deutsche  Monatshefte,  Septemberheft  S.  764—795.) 
Bekanntschaft  mit  Harzbewohnern,  Reisen  in  den  Harz, 
genaue  Schilderung  der  Örtlichkeiten,  Gasthäuser  etc..  der 
Personen,  welche  Goethe  traf,  der  Dichtungen  und  prosaischen 
Schilderungen,  welche  Goethe  dem  Harz  widmete.  S.  782  fg. 
angebliche  Brockenreise.  790  ff.  Nachrichten  über  den  tollen 
Haaren  aus  Weize's  Rückblick   1841. 


Bibliographie.  309 


H.  Pröhle  :  Goethe  von  1789—  1814.  (National-Zeitung  24.  Juni 
No.-385,  Feuilleton  7  Spalten.) 
In  Anknüpfung  an  das  DUntzersche  Buch  (G.-J.  VII, 
S.  386)  wird  die  Kaiserin  von  Österreich  als  der  Schutzgeist 
bezeichnet,  der  Goethe  aus  den  Netzen  der  Ausländerei  ge- 
rettet. Manche  alte  Anekdoten  werden  aufgewärmt,  an  »Epi- 
menides  Erwachen«   erinnert  u.  a. 

Erich  Schmidt :   Frau  Rath  Goethe.  (Deutsche  Rundschau  XII. 
Jahrg.   7.  Heft,  April  S.   133— 147.) 

Schilderung  des  Elternhauses,  der  Frau  Rath,  mit  Zugrunde- 
legung ihrer  Briefe  und  der  Werke  Goethes  z.  B.  »Erwin  und 
Elmire«.  —  Am  Anfang  steht  die  Anmerkung:  »Eine  Fülle 
von  Briefen  [der  Frau  Rath]  an  den  Sohn,  die  Schwieger- 
tochter^, den  Enkel  im  Goethe- Archiv  harrt  noch  der  Mittheilung«. 

Rieh.  Maria    \\'erner :     Frau    Aja.    (Zeitschrift    für    allgemeine 
(Jeschichte,   Cotta  III.  S.  195  —  211.) 

Skizze  von  Goethes  Eltern  und  seiner  Kindheitsgeschichte, 
besonders  der  Mutter  nach  ihren  Briefen,  den  Mittheilungen 
Bettinas  und  einzelnen  Berichten  der  Zeitgenossen.  (Der  Brief- 
wechsel mit  Anna  Amalia  wird  nur  gelegentlich  berührt.) 

Briefe  von  Goethes  Mutter.  (Xeue  evangelische  Kirchenzeitung 
27.  Jahrg.  Xo.   8.) 


c.  goethes  verhaltniss  zu  seixex  vorgängern, 
Freuxdex  uxd  Nachfolgern. 

Joseph  Werner :  Die  persönlichen  und  literarischen  Wechsel- 
beziehungen zwischen  Goethe  und  Byron.  (Berichte 
des  Fr.  D.  Hochstiftes,  Jahrg.  1885/86.  Frankfurt  a.  M. 
S.  181  — 190.) 

Art    wie    beide   die   französische    Revolution    betrachten, 
Art  ihrer  dichterischen  Production,  Manfred  und  »Faust«. 

Romanisches    und    Keltisches.      Gesammelte     Aufsätze     von 
Hugo  Schuchardt.  Berlin,  Robert  Oppenheim.  VIII  und 
•  439  SS. 
S.  130—149:  Goethe  und  Calderon.    Abdruck  des  bereits 
(i.-J.    III,    425    erwähnten    Aufsatzes.     S.    428—433:    Reich- 
haltige  und  wichtige  Anmerkungen  zu  demselben. 


310  BlBLlOGKAPHIE. 


Goethe  und  Freidank  als  Interpreten  Dantes,  namentlich  seiner 
drei  L.  Kritischer  Beitrag  zur  vergleichenden  Literatur- 
wissenschaft und  CJermanistik.  Bistritz.  Brucker.  i  2  SS. Fol. 

Grillparzer.  (Neue  Freie   Presse   iS.  Okt.) 

Grillparzer  schrieb  dem  in  \N'ien  gastirenden  Schauspieler 
Genast  ins  Stammbuch  : 

Kehrst  Du  nach  Weimar  wieder. 
So  geh  zu  Goethes  Grab. 
Sag  ihm:  die  deutsche  Dichtkunst, 
Nicht  er  nur.  stieg  hinab. 

»Eine  Feindin  Goethes«.  (Tägl.  Rundschau,  Berlin,  3.  u.  5.  Okt.) 

Biographie  der  Frau  v.  Heygendorf,  Mittheilung  einiger 
Briefe,  die  sie  an  eine  in  Dresden  lebende  Freundin  1846 
geschrieben  hat,  Hinweis  auf  Memoiren,  die  sie  damals  schrieb. 

R.  M.  ^Verner  :  Ein  unbekanntes  literarisches  Urtheil  Goethes. 
(Archiv  für  Literaturgesch.  XIV.  S.  444.  445.) 

In  Ludwig  Kropinskis  Schriften  (polnisch,  1844,  S.  225) 
wird  mitgetheilt,  dass  Goethe  über  die  von  dem  Genannten 
herrührende  Tragödie  »Ludgarda«,  die  ihm  in  einer  Über- 
setzung (von  J.  Malisch  V)  zugänglich  geworden,  ein  sehr  lobendes 
Urtheil  abgegeben  habe. 

Schiller.  Lessing.  Goethe.  iMoliere  und  Herr  Dr.  Paul  Lindau, 
(joethe  über  Moliere  nebst  einigen  fjemerkungen  von 
Lessing  und  Schiller.  \\  issenschaftliche  Abhandlung  zu 
dem  Jahresbericht  des  Gymnasiums  in  Bielefeld  (Ostern 
1885)  von  C.  Humbert.  31   SS. 

S.  19  —  21  Moliere-Reminiscenzen  oder  Anklänge  an  Moliere 
Ecole  des  femmes  und  Mephisto  Faust  IL  A.  2.  ii45f.  ('^'o^- 
G.-J.  VI,  349):  (iedichte  »Ein  Meister  einer  ländlichen 
Schule«  und  Precieuses  ridicules  i.  Scene  S.  21 — 31:  Goethe 
über  Moliere  :  gute  Zusammenstellung  der  über  Moliere  handeln- 
den Stellen  aus  Briefen  und  Gesprächen.  (In  der  Hauptschrift, 
der  unsere  als  Anhang  beigegeben  ist:  »Lustige  Puppentragödie 
vom  sich  selbst  entleibenden  Lindau«,  wird  S.  46  —  52  über  die 
Art  gehandelt,  wie  Lindau  Goethes  Stellung  zu  Moliere  auf- 
fasst  und  darstellt.) 

DUntzer:  (ioethe  und  Charitas  Meixner. 

(Neue  Illustrirte  Zeitung  No.   14.) 

Erwähnt  in  Kürschners  »Signalen«.  Es  heisst  dort:  Der 
Aufsatz  sei  veranlasst  durch  die  im  G.-J.  VII  veröffentlichten 


Bibliographie.  3^ 


Briefe.    »Die  Geigersche  Publikation  wird  dabei  einer  scharfen 
Kritik  unterzogen«.     Ich  quittire  dankend. 

Walter  Schwarz  :  Nicolais  \\  ohnhaus  in  der  Brüderstrasse.  (»Der 
Bär«,  Berliner  Wochenschrift,  No.  43,  S.  523  —  527.) 

Unter  den  vorhandenen  Handzeichnungen  ein  männlicher 
Porträtkopf  von  melancholischem  Gesichtsausdruck  »Werther 
kurz  vor  seinem  Tode.  Chodowiecki  pinx.«.  —  In  seinem  Album  : 
Utile  dulci  Goethe  Gothae  5.  Oct.  1781.  Frau  Rath  mit  einem 
Vers  Frankfurt  17.  Sept.  1781.  Lerse,  Leipzig  2.  Mai  1795, 
mit  der  zugefügten  Benierkung,  ob  das  der  L.  aus  dem  »Götz«  sei. 

Franz  Karl  Leopold  Freiherr  v.  Seckendorf  und  seine  lite- 
rarische Beziehungen  hauptsächlich  zum  A\'eimarschen 
Dichterkreise.  Nach  einer  ungedruckten  Correspondenz. 
Vortrag,  gehahen  in  der  am  8.  September  1885  zu 
Ansbach  stattgefundenen  Delegirtenversammlung  der 
historischen  und  Alterthumsvereine  Deutschlands  von 
Gustav  Scheide!.  Nürnberg.  W.  Thümmel   18S5.  39  SS. 

Interessante  Sammlung  von  Notizen  über  den  Genannten, 
2.  Dezember  1775  bis  3.  Mai  1809.  Briefe  von  Schiller  u.  A. 
werden  mitgetheilt.  darunter  einzelne  Notizen  über  Goethe. 
S.  12  räth  Schiller  (1801)  ab,  das  Neujahrstaschenbuch  fort- 
zusetzen, da  »die  erste  Lieferung,  die  noch  dazu  durch  Goethens 
bedeutenden  Beitrag  vorzüglich  ist,  nicht  einmal  recht  in  den 
Buchhandel  kam«.  S.  16  schreibt  derselbe  (i.  August  1801) 
dass  Goethe  von  seiner  Pyrmonter  Reise  noch  nicht  zurück  sei 
und  dass  Schiller  den  von  Seckendorff  vorgeschlagenen  Schau- 
spieler empfehlen  werde.  S.  25  fg.  schreibt  Heinrich  Voss  (Heidel- 
berg 6.  Dezember  1806,  »Goethe  war  mir  in  den  traurigen  Tagen 
ein  Gegenstand  des  innigsten  Mitleidens  :  ich  habe  ihn  Thränen 
vergiessen  sehen-  Wer,  rief  er  aus,  nimmt  mir  Haus  und  Hof 
ab,  damit  ich  in  die  Ferne  gehen  kann?  Als  der  erste  Schrecken 
vorüber  oder  zur  Gewohnheit  worden  war,  ward  er  ruhiger, 
und  ietzt  ist  er  sehr  heiter:  ich  möchte  sagen,  er  ist  noch 
liebenswürdiger  geworden :  aber  sich  selbst  hat  er  plündern 
müssen,  um  nicht  geplündert  zu  werden.  Ob  seine  Ver- 
heifathung  aus  dem  Gefühle  seiner  baldigen  Hinfälligkeit  ent- 
sprungen ist  oder  aus  dem  sich  aufdringenden  Bewusstsein 
aller  aufgehobenen  und  Rangesverschiedenheit,  will  ich  nicht 
entscheiden;  aber  gewiss  hätte  er  keinen  schöneren  Moment 
ergreifen  könnnen,  kein  Weimaraner  hat  über  dieses  Faktum 
zu  reden  Müsse  gehabt  und  Goethes  Freunde  haben  sich  um  so 
herzlicher  freuen  können.  Jetzt  lebt  Goethe  sehr  häuslich,  fast 
von  allen  Geschäften  zurückgezogen  und  arbeitet  an  seiner  Optik. 


312  Bibliographie. 


Goethe  und  der  Schriftsteller  Georg  Ludwig  Peter  Sievers. 
(Deutsche  Bühnen-Cienossenschaft  20  f.)  Interessanter 
Beitrag  zur  Charakteristik  der  Weimarischen  Theater- 
leitung. (Kürscliners  »Signale.«) 

Robert  Keil :    Frau  v.  Stael    und    die    Weimarischen    Dichter. 
Literarische   Skizze    nebst   einem    bisher   ungedruckten 
Briefe  Goethes. 
(Allgem.  österr.  Literaturzeitung  10.,  20.  April,    r.  Mai.) 

Längere  Bemerkungen  über  den  Verkehr. Goethes,  Schillers, 
Wielands  mit  der  berühmten  Französin.  Mittheilung  des  Briefes 
Goethes  an  Frau  v.  Stael   26.  Mai  1808  vgl.  oben  S.  104.  279. 

Franz   Pfalz:  Dichterfreundinnen,     i.  Charlotte  v.  Stein. 

(»Grenzboten«  No.  41,  42,  S.  75  —  83,   116 — 130.) 

Characteristik  der  Goetheschen  Briefe  und  Tagebücher. 
Charlottens  Bilder.  Notizen  über  ihr  Leben.  Auswahl  aus 
Goethes  Briefen.  Characteristik  des  Verhältnisses:  liebesselige 
Freundschaft. 

Dr.    Heinemann :    Die    Bedeutung    der    Frau  v.  Stein   für   die 

deutsche  Literatur. 
(Berichte  d.  Fr.  13eutsch.  Hochstifts,  Jahrg.  1885/86,  S.  210  — 233.) 

Characteristik  des  Brietwechsels.  Anführung  der  für  Frau 
v.  Stein  gedichteten  Verse  und  Dramen  Goethes.  Längere 
Ausführung  über  die  »Cieheimnisse«,  »Iphigenie«,  »Tasso«  ; 
das  letztere  Drama  »die  eigentliche  und  schönste  Frucht  jenes 
Liebesbundes«  ;  die  1782  —  86  entstandenen  Zusätze  im  »Werther« 
sind  »der  laute  Aufschrei  des  gequälten  Dichters,  dem  ein 
Gott  zu  sagen  gab,  was  er  leidet«.  In  »Wilh.  Meister«  könnte 
man  in  Theresens  Walten  eine  Verherrlichung  der  geregelten 
Weise  sehen,  in  der  Frau  v.  Stein  ihren  Haushalt  verwaltete. 

Ludwig  Aug.  Frankl :  (iraf  Caspar  Sternberg  und  Goethe.  Eine 
Erinnerung. 
(»Die  (Gegenwart«.  Bd.  XXX,  No.  35.  S.  132,   133.) 

Enthält  Äusserungen,  die  Graf  Sternberg  1837  dem  Bericht- 
erstatter gegenüber  über  Goethe  gethan,  u.  A.,  dass  sein  Geist 
eigentlich  zum  Naturforscher  angewiesen  war;  das  Dichterische 
scheint  nur  eine  Ablenkung  seines  Geistes. 

J.  Grand-Carteret:  La  France  juge'e  par  l'AlIemagne.  Paris. 
Librairie  illustree.  VII   und   511    S. 

S.  132  fg.  Goethes  Urtheil  über  die  französischen  Emi- 
grirten   1792.    Cap.   10.  S.   266  —  283  :  Pensees  de  Goethe  sur 


Bibliographie.  3^3 


la  langue,  !a  litterature  les  e'crivains  de  la  France:  Stellen 
aus  «Dichtung  und  Wahrheit«,  Begegnung  mit  Napoleon,  Ge- 
spräche mit  Eckermann,  besonders  über  das  junge  Frankreich. 
Schluss:  C'est  pourquoi  le  jour  ou  les  Iiaincs  de  races  aurorit  dis- 
parii  de  la  sitrface  du  g lobe,  les  Latins  pourront  elever  ä  ce grand 
Germain  le  monumeut  auquel  il  a  Inen  droit. 

G.  K.  (Gustav  Karpeles)  Goethe  in  Polen.  (National-Zeitung. 
20.   21,   22.  April.) 

Verkehr  mit  Maria  Szymanowska  und  ihrer  Schwester. 
Hinweis  auf  den  Besuch  von  Mickiewicz  und  Odyniec,  Batowski 
und  Kozmian,  Vincenz  Pol.  Einige  Bemerkungen  über  Polen. 
Die  seltsame  Erzählung,  dass  Goethe  beim  Erscheinen  der 
polnischen  Übersetzung  seiner  Werke  50000  Gulden  von  einem 
Verehrer  erhalten  habe.  —  Goethe  in  Polen  hauptsächlich 
bekannt  seit  Samuel  Kaulfuss  1816.  Das  Werk  der  Frau  v. 
Stael  bewirkt  den  fernem  günstigen  Umschwung.  «Wieslaw« 
von  Fr.  Brodzinski  lehnt  sich  in  Form  und  Inhalt  an  »Her- 
mann und  Dorothea«  an ;  Einfluss  Cioethes  auf  Mickiewicz. 
Übersetzung  Goethescher  Werke.  »Werther«  und  »Faust«  die 
einflussreichsten  ;  die  Wirkung  des  letztern  zeigt  sich  am  deut- 
lichsten bei  dem  Dichter  Sigmund  Krasinski. 


D.  STELLUNG  ZUR  WISSENSCHAFT  UND  KUNST. 

Rudolph  Steiner:  Grundlinien  einer  Erkenntnisstheorie  der 
Goetheschen  Weltanschauung  mit  besonderer  Rücksicht 
auf  Schiller.  (Zugleich  eine  Zugabe  zu  »Goethes  natur- 
wissenschaftlichen Schriften«  in  Kürschners  Deutscher 
National-Literatur.)  Berlin  und  Stuttgart  1 886.  IV  u.  92  SS. 

Da  eine  kurze  Analyse  des  inhaltreichen,  die  wichtigsten 
Fragen  behandelnden  Werkchens  unmöglich  ist,  so  begnüge 
ich  mich  mit  einem  Abdrucke  des  Inhaltsverzeichnisses.  A.  Vor- 
fragen: I.  Ausgangspunkte.  2.  Die  Wissenschaft  Goethes  nach 
der  Methode  Schillers.  3.  Die  Aufgabe  unserer  ^^"issenschaft. 
B.  Die  Erfahrung:  4.  Feststellung  des  Begriffes  der  Erfahrung. 
5.  Hinweis  auf  den  Inhalt  der  Erfahrung.  6.  Berichtigung 
einer  irrigen  Auffassung  der  Gesammterfahrung.  7.  Berufung 
auf   die  Erfahrung   jedes    einzelnen  Lesers.    C.  Das  Denken : 

8.  Das    Denken     als    höhere    Erfahrung    in     der    Erfahrung. 

9.  Denken  und  Bewusstsein.  10.  Innere  Natur  des  Denkens. 
D.  Die  Wissenschaft:  1 1.  Denken  und A\'ahrnehmung.  12.  Ver- 
stand und  Vernunft.  13.  Das  Erkennen.  14.  Der  Grund  der  Dinge 
und  das  Erkennen.    E.  Das  Naturerkennen:    15.  Die  unorga- 


314  Bibliographie. 


nische  Natur.  F.  Die  Geisteswissenschaften:  17.  Geist  und 
Natur.  18.  Psychologisches  Erkennen.  19.  Die  nienschUche 
Freiheit.  20.  Optimismus  und  Pessimismus.  G.  Abschkiss : 
21.  Erkennen  und  künstlerisches  Schafifen. 

Fay:  Goethes  Stellung  zur  Bibel.  (Evangelisches  Gemeindeblatt 
für  Rheinland  u.  Westphalen.  Crefeld,  1885,  No.  36,37,39.) 

«Das  edle  Maaßhalten  im  Urtheil  beherrscht  ihn  auch 
in  seiner  Beurtheilung  der  heiligen  Schrift«.  Ausführung  dieses 
Satzes  im  Einzelnen  mit  Angabe  von  Stellen  aus  Goethes 
Werken.  In  No.  27  und  30  derselben  Zeitschrift  war  der  Brief 
des  Pastors  zu  =•■'  an  den  neuen  Pastor  zu  **  zum  Abdruck 
gebracht  worden. 

Goethes  Pädagogik,  historisch-kritisch  gewürdigt.  Von  Adolf 
Langguth.    Halle  a./S.,  Max  Niemayer,    VIII  u.  330  SS. 

Enthält  nach  kurzen  Vorerinnerungen  I.  Goethes  Ver- 
hältniss  zur  Pädagogik  und  unsere  Stellung  zum  Dichter. 
II.  Der  Mensch  und  seine  Stellung  im  Universum  (Begriff  und 
Grundanschauung  der  menschlichen  Natur  bei  Goethe),  Er- 
ziehung im  weitern  Sinn.  III.  Der  INIensch  als  Ciegenstand 
der  Erziehung  im  engeren  Sinn:  i.  Das  anthropologische 
Prinzip ;  Entwickelung  des  Goetheschen  Erziehungsbegriffes ; 
Goethes  Standpunkt  der  psychophysische :  wie  sich  auf  dieser 
Grundlage  der  Mensch  entwickelt.  2.  Das  teleologische  Prinzip. 
3.  Das  methodologische  Prinzip.  Besondere  Hodegetik  aus 
Wilhelm  Meister.  Allgemeine  Hodegetik.  Didaktik :  Form 
des  Unterrichts:  Stoff  des  Unterrichts,  a)  Bildungsstoffe  über- 
haupt, Spiele,  Liebhabereien  :  b)  Hülfsmittel  zur  Bildung  der 
Phantasie,  die  Künste :  c)  die  Gymnastik  :  d)  Sprachen  und 
Realien:  e)  das  theologische  Element.  IV.  Der  ideale  Kern  der 
Goetheschen  Pädagogik  und  ihr  socialer  Hintergrund.    Schluss. 

(Kritische  Würdigung  des  Werkes  von  B.  Suphan  in  der 
Deutschen  Literaturzeitung  No.  38,  Sp.  1331  —  1335-) 

Kleine  Schriften  zur  Kunst  von  Heinrich  Meyer.  (Deutsche 
Literaturdenkmale  Bd.  25.)  CLXVIII  und  258  SS. 
Herausgeber  ist  Paul  Weizsäcker.  Die  Sanmilung  ent- 
hält 13  Aufsätze,  darunter  die  berühmte  Polemik:  Neu-deut- 
sche religiös-patriotische  Kunst  und  die  Kritik  über  Goethes 
Kolossalbildniss  in  Marmor  von  David.  —  Von  grosser  Wich- 
tigkeit ist  die  ausführliche  Einleitung.  Das  persönliche  Ver- 
hältniss  Goethes  zu  Meyer,  die  wissenschaftliche  Einwirkung 
des  Letztern  auf  den  Erstem  wird  ausführlich  auseinanderge- 
setzt. Die  von  den  Romantikern  und  den  Späteren  gegen 
Meyer   erhobenen   Vorwürfe    werden    zu    entkräften    versucht. 


Bibliographie.  315 


S.  XLIIfg:  Wirkung  des  obenerwähnten  Aufsatzes  »Neu-deut- 
sche«. S.  LI— CLXV  chronologische  Aufzähking  sämmtHcher 
Schriften  Meyers  (1794 — 1832)  nebst  eindringenden  Unter- 
suchungen über  Meyers  Antheil  an  den  W.  K.  F.  unterzeichneten 
Kunstaufsätzen.  Auf  die  Einzelheiten,  deren  Erwähnung  an 
dieser  Stelle  zu  weit  fuhren  würde,  komme  ich  in  anderm 
Zusammenhange  zurück. 

Otto  Roquette:  Goethe  und  die  Gartenkunst.  (Separatabdruck 
aus:    Festschrift   zu   der  Jubelfeier    des  50jährigen  Be- 
stehens   der    technischen    Hochschule    zu    Darmstadt.) 
9  SS.     4°- 
Gartenbilder  in  der    ersten  Ausgabe  von   »Hermann  und 
Dorothea«,  Bemerkungen  Goethes  in  dem  Schema  »über  den 
sogenannten  Dilettantismus«,   i.  Übertreibungen  des  englischen 
Gartenstils  im  »Triumph  der  Empfindsamkeit«.     2.  Ausartung 
des  französischen  Gartenstils  im  Gedicht  »Hauspark«.  3.  Eigen- 
artige Schilderung,  wenn  auch  auf  englischer  Grundlage,  in  den 
»Wahlverwandtschaften«. 

G.  Haberlandt :  Goethes  botanische  Studien.  (No.  6  des  Hum- 
boldt.) Verf.  kommt  zu  dem  Schluss,  dass  Goethe  der 
Nachwelt  gezeigt  hat,  wie  sich  echter  Natursinn  und 
klassische  Geistesrichtung  vereinigen  und  versöhnen 
lassen,  und  so  verkör]>ert  sich  in  ihm  das  Bildungsideal 
der  Zukunft.  (Kürschners   »Signale«.) 


E.  NOTIZEN  VON  GOEl'HES  ZEITGENOSSEN  ÜBER 
GOETHE. 

F.  C.  Dahlmann.    Kleine  Schriften  und  Reden.  Stuttgart.  Cotta. 
XIV  und  484  SS. 

S.  232  —  235:  »Über  Croethe«,  ursprünglich  in  der  Han- 
noverischen Zeitung  1833.  13.  Februar  veröffentlicht.  Ver- 
theidigung  Goethes  gegen  die  Vorwürfe  des  Illiberalismus  und 
der  Ungläubigkeit.  »Warnung  vor  Nachahmung  eines  gewissen 
bequemen  und  selbstzufriedenenThuns  in  Wesen  undSchreibart«. 
Folgende  schöne  Worte  verdienen  wohl  auch  an  dieser  Stelle 
wiederholt  zu  werden :  »Das  Alter,  weh  hes  jede  Kraft  besiegt, 
hat  Goethen  das  Eine  nicht  entwenden  können,  was  seine 
ganze  Art  am  eigenthümlichsten  bezeichnet,  den  Trieb,  immer 
neue  Ringe  der  Bildung  anzusetzen,  beständig  fortzuwachsen. 
^^'ie  viele  glänzende  Dichternaturen  sind  dadurch  auf  die 
Mittelmäßigkeit  eines  blossen  Talents  beschränkt  geblieben, 
weil    sie    scheuten,    was    der    alte    Dichter    den  Schweiss    der 


l6  Bibliographie. 


Tugend  nennt.  Goethes  AA'erke  sind  vom  grössten  bis  zum 
kleinsten  nicht  allein  ausgetragene  reiche  Geburten;  Goethe 
erkannte  in  den  Jahren  der  zuströmenden  Kraftfülle,  dass  die 
dichterische  Muse  nicht  länger  gesondert  stehen  dürfe  von  der 
strengen  Muse  der  Wissenschaft,  wenn  sie  das  Gemüth  der 
Menschen  mehr  als  anregen,  wenn  sie  es  beherrschen  will. 
Darum  ergab  er  sich  der  Wissenschaft,  schöpfte  nicht  blos 
von  ihr  den  dichterischen  Schaum  ab,  stellte  selber  Werke 
auf,  welche  ausser  ihrem  dauernden  Werthe  ihm  den  Preis 
eines  der  beharrlichsten  Menschen  sichern«. 

Friedrich  Hebbels  Tagebücher,  herausg.  von  Felix  Bamberg. 
Berlin.  G.  Grote.  2.  Bd.  592  SS. 
Über  den  ersten  Band  vgl.  G.-J.  VI,  438  fg.  S.  73.  Über 
Benv.  Cellini:  »Wie  wohlthuend  ist  eine  reine  Natur,  die 
sich  selbst  fühlt,  ohne  auf  dem  Wege  der  Reflexion  dazu 
gekommen  zu  sein,  sie  mag  sich  so  keck  und  zudringlich 
herausstellen,  wie  sie  will,  man  lässt  es  sich  gefallen,  man 
hat  nichts  dagegen«.  S.  108:  »In  dem  »Sie  ist  gerettet«  im 
ersten  Theil  von  Goethes  Faust  liegt  schon  der  ganze  zweite«. 
S.  116:  »Goethes  »V\'ilhelm  Meister«,  trotz  der  schönen  Einzel- 
heiten, ist  doch  eigentlich  formlos  und  wird  vergehn.  Es 
schmerzt  einen  um  Mignon,  den  Harfenspieler  u.  s.  w.,  man 
hat  ein  Gefühl,  als  ob  man  schöne  Menschen  ertrinken  sähe«. 
S.  192:  »Stella  ist  ein  durchaus  unsittliches  Product«.  Längere 
Ausführung  auch  gegen  die  spätere  Bearbeitung. 

Heinrich  Düntzer :    Die  Dichterin  Anna  Amalia  v.  Imhoff   zu 

Weimar. 
(Westermanns  Monatshefte,  Dez.  Jahrg.31,  H.  363,  S.  368  —  383.) 
Biographische  Skizze  mit  besonderem  Hinweis  auf  Goethes 
Beziehungen  zu  der  Dichterin.     Neues  Material  ist  nicht  be- 
nutzt. Bekanntes  wird  mit  grosser  Weitschweifigkeit  vorgetragen. 

Richard    Maria  Werner:    Karl   August  und   Gräfin  U'Donnell. 
Ungedruckte  Briefe. 
(Archiv  für  Literaturgesch.  Bd.  XV,  Heft  i.  S.  37 — 60.) 
Erwähnungen  von  (ioethe  finden  sich  auf  fast  jeder  Seite, 
eine    bedeutende    Stelle    über  Wahrheit   und  Dichtung  S.  41; 
S.  43  eine  Erklärung  des  Gedichtes:   »Der  liebenden  Vergess- 
lichen,   zum  Geburtstage«. 

Wilhelm  Fielitz:  Aus  Knebels  Tagebüchern. 

(Archiv  für  Literaturgesch.  Bd.  XIV,   Heft  4  S.   403  —  428.) 
Hauptsächlich    wichtig    für   Schiller    und    sein    sich    ent- 
wickelndes Verhältniss  zu  Charlotte   v.  Lengefeld,   aber  auch 


BlBLlOGRAPHIh.  317 


mancherlei  Notizen  über  Goethe.  Spaziergänge  mit  ihm,  Be- 
suche von  oder  bei  ihm  (besonders  häufig  Dez.  1788.  während 
Moritz'  Anwesenheit),  vgl.  auch  27.  Sept.  1789  (S.  424).  3.  Dez. 
1789  (Faust-Vorlesung). 

A\'eimar  in  den   neunziger  Jahren.     Autzeichnungen    aus  dem 
Nachlasse  Garlieb  Merkels. 
(Deutsche  Rundschau,  Okt.  Nov.  S.  65  —  80,  S.   284—301.) 

Merkel  habe  »die  providentielle  Bedeutung  Preussens 
ebenso  deutlich  vorausgeahnt,  wie  die  Überlebtheit  der  Klein- 
staaten«. Mittheilungen  einzelner  seiner  Bemerkungen  über 
Goethe  aus  den  »Darstellungen  und  Charakteristiken«,  Riga 
1839,  aus  dem  geistreichen  Puppenspiel  »Die  Prinzessin  mit 
dem  Schweinerüssel«  181 2,  hauptsächlich  aber  seine  Aufzeich- 
nungen über  Weimar  in  den  Jahren  1798  und  1799.  Sie  sind 
freilich  in  weit  späterer  Zeit  (nach  18 13)  geschrieben.  Sie 
handeln  ausführlich  über  das  Theater ,  Wieland ,  Böttiger, 
Herder,  Mounier.  Der  Abschnitt  über  Goethe  (S.  290  —  295; 
dazu  S.  300  :  Klatschereien  Wielands  über  Goethe)  ist  voll  von 
Sclimähsucht  und  Eitelkeit;  er  ist  hauptsächlich  dazu  bestimmt, 
Herders  Superiorität  über  Goethe  zu  erweisen :  Goethe  Nach- 
treter  und  Verarbeiter  Herderscher  Ideen,  das  Beste  des  Faust 
sei  Herder  zu  verdanken,  West-östlicher  Divan  Nachklang 
von  Herders  Würdigung  der  orientalischen  Poesie.  Schlimme 
Unwahrheiten  und  thörichte  Verläumdungen  :  Goethe  habe  sich 
gleich  bei  seiner  Ankunft  eine  hohe  Stellung  ausbedungen 
und  dieselbe  ohne  nennenswerthe  Leistung  ausgebeutet  und 
Ähnliches.  Herders  und  Goethes  Betragen  bei  verschiedenen  Cxe- 
legenheiten  wird  gegenübergestellt  und  überall  der  Vorrang 
Goethes  bestätigt  gefunden.  Als  Schluss :  »Goethe  war  un- 
streitig ein  grosser  Dichter,  —  Herder  ein  grosser  Mann«.  — 
Ich  gestehe,  dass  ich  die  Veröffentlichung  dieser  Aufzeich- 
nungen durch  einen  bedeutenden  Mann  —  Julius  Eckardt  — 
in  unserer  ersten  deutschen  Zeitschrift  aufs  Tiefste  bedaure. 
In  einer  Zeit,  in  welcher  man  von  ultramontaner  und  anderer 
Seite,  unter  dem  Scheine  der  Wissenschaftlichkeit  (vgl.  oben 
Baumgartner  S.  306,  und  G.-J.  VII,  378,  Brunner,  von  dem 
seitdem  noch  2  ähnliche  Schmutzschriften  erschienen  sind, 
die  ich  gar  nicht  mehr  erwähnen  mag)  Zeugnisse  der  Zeit- 
genossen gegen  Goethe  sammelt,  ist  es  weder  gut  noch  klug, 
solche  unbedeutende,  wahrheitswidrige  Berichte  zu  veröffent- 
lichen. Sie  geben  nichts  Neues,  kaum  etwas  Interessantes  und 
lassen  uns  nur  einen  wenig  bedeutenden,  von  Selbstüberschätzung 
und  Eitelkeit  erfüllten  Mann  erkennen,  der  leider  alt  genug 
wurde,  um  zu  wiederholten  Malen  sem  Cxebelfer  gegen  den 
todten  Löwen  zu  richten. 


3l8  Bibliographie. 


XVII.  Autographencatalog  von  O.  A.  Schulz  in  Leipzig. 

Verzeichnet  eine  Anzahl  (ungedruckter)  Briefe  deutscher 
Schriftsteller  mit  Inhaltsangabe  und  Anführung  einzelner  Stellen. 
Goethe  wird  erwähnt  in  einem  Briefe  Platens  an  M.  v.  Gruber 
18.  Februar  1824,  C.  (j.  Voigts  an  Hufeland  9.  Juni  1803; 
J.  E.  Wagners :  Goethe  war  von  ihm  beauftragt,  der  Gross- 
fürstin ein  Exemplar  seines  »Wilibald«  zu  überreichen,  »wenn 
es  nämlich  unser  lieblicher  Gott  nicht  vergessen  hat;  denn 
ein  Dichter  ist  immer  ein  eitles  Ding«.  Chr.  G.  Körner  schreibt 
an  eine  Freundin,  3.  Januar  1824  :  »Herr  Minister  von  Humboldt 
hat  mit  mir  von  Ihrer  Absicht  gesprochen,  Schillerische  Briefe 
herauszugeben,  hat  mir  die  Verhandlungen  darüber  mit  Goethe 
erzählt,  und  mich  gefragt,  ob  ich  nicht  auch  Ihnen  Briefe  zu 
diesem  Zweck  mitzutheilen  hätte.  (Bei  Veröffentlichung  von 
Briefen  muss  man  behutsam  sein.)  Ein  ganz  anderer  Fall 
ist  bey  dem  Briefw.  zwischen  Schiller  und  Goethe.  Von 
diesem  interessanten  Dialog  wird  das  Publikum  ungern  etwas 
entbehren,  und  es  dürften  etwa  nur  die  Stellen  zurückzuhalten 
seyn,  wodurch  noch  lebende  Personen  compromittiert  werden 
könnten«. 

H.  ]Meyer  schreibt  an  Schiller,  ^o.  Oktober  1799. 

»Hr.  Buri  Mahler  den  Sie  vieleicht  haben  öfters  erwähnen 
hören  Goethes  Freund  und  der  meinige  macht  auf  seiner 
Durchreise  von  hier  einen  Abstecher  nach  Jena  und  wünscht 

Ihnen  vorgestellt  zu  werden Goethe  ist    wie  Sie    wahr- 

scheinl.  wissen  seith   ein  paar  Tagen  in  Rosslau«. 

C.  A.  Vulpius  5.  November   1804. 

»Goethe  hatte  unter  den  Plan  den  ich  Hartknoch  schickte 
seinen  Beifall  geschrieben,  o  ich  wollte  Sie  hätten  dies  gelesen  !« 

Derselbe  erwähnt  Goethe  in  einem  Briefe  vom  30.  Apr.  1823. 

Jugenderinnerungen  eines  Schleswig -Holsteiners  von  Rudolf 
Schieiden.  Wiesbaden,  J.  F.  Bergmann.  310  SS. 
S.  12  Frau  v.  Nuys,  Grossmutter  des  Verf.,  lernt  (Herbst 
1799)  Goethe  kennen.  S.  14  fg.  Brief  A.  W.  Schlegels  an  die 
Genannte.  Jena,  15.  Sept.  1799  über  die  »Bergpartei«,  der 
er  und  sein  Bruder  angehören;  ihre  Häupter  seien  (loethe 
und  Fichte.  »Goethe,  damit  ich  auf  etwas  Erfreuliches  komme, 
ist  jetzt  hier  und  hat  sich  bei  dem  ersten  Besuche  mit  dem 
grössten  Interesse  nach  Ihnen  erkundigt.  Eine  ganze  \\'oche 
habe  ich  alle  Vormittage  bei  ihm  zugebracht«.  S.  146  Schieiden, 
Vater  des  Verf.,  will  Goethe  in  Weimar  besuchen  (1831),  der 
ihm  nach  Mexico  geschrieben  und  ihm  verschiedene  wissen- 
schaftliche   Fragen    zur    Berücksichtigung    empfohlen     hatte. 


BiBLIüGRAPHIH.  3^9 


S.  151:  Clausen  theilt  im  Gymnasium  zu  Elberfeld  die  Nach- 
richt von  Goethes  Tode  mit,  »tiefbewegt  und  eine  Thräne  im 
Auge,  mit  einer  extemporirten  glänzenden  Characteristik  des 
Patriarchen  deutscher  Wissenschaft  und  Kunst  und  entliess 
dann  die  Classe  für  den  Rest  des  Tages«.  S.  219,  224  fg. : 
Schieiden  reist  von  Jena  nach  Weimar  zum  Besuch  der  classi- 
schen  Stätten  (1836).  »Über  die  Kahlheit  der  umliegenden 
schön  geformten  Berge  trösteten  wir  uns  leicht  mit  Goethes 
witziger  Bemerkung:  »Möchten  Sie  den  Apoll  von  Belvedere 
in  Pantalons  sehen?« 

XX.  Leipziger   Kunst-Auction    von    AI.    Danz.     Catalog    von 

Autographen  berühmter  Männer  aus  Privatbesitz.   16  SS. 

1808  u.   1809. 

Verzeichnet  S.  15  drei  Briefe  Riemers  an  Pauline  Gotter, 

in  welchen    mehrfach  von  Goethe  die  Rede  ist.    Einem  Briefe 

lässt  Goethe  die  »besten  und  freundlichsten  Grüsse«  hinzufügen. 

Robert  Keil:  Aus  den  Tagebüchern  Rieivers,  des  vertrauten 
Freundes  von  Goethe.  (Deutsche  Revue,  herausg.  von 
R.  Fleischer,  1 2.  Jahrg.  Jan.,S.  59  —  68,AIai  S.  1 6  2  — 17  2, Okt.) 

Die  Tagebücher  beginnen  1807  und  enden  1845.  ^i^ 
enthalten  bis  1832  eine  Fülle  von  Mittheilungen  über  Goethe. 
Keils  erste  Mittheilung  enthält  Auszüge  aus  dem  Jahre  1807: 
Briefe,  Besuche,  Vorlesungen  Goethes  und  bei  Goethe,  Notizen 
über  Goethesche  Werke,  mannigfache  Lektüre,  z.  B.  Zinckgrefs 
Apophtegmata,  viele  Aussprüche,  theilweise  veranlasst  durch  die 
Lektüre  des  letztern  Werkes.  Einzelnes  sei  hervorgehoben: 
»Franzosen  sind  Pedanten  d.  h.  sie  können  aus  der  Form 
nicht  heraus«.  —  »Erasmus  gehöre  zu  denen,  die  froh  sind, 
dass  sie  selbst  gescheit  sind,  und  keinen  Beruf  finden,  andere 
gescheit  zu  machen,  was  man  ihnen  auch  nicht  verdenken 
könne«.  —  »In  der  Jugend  sieht  man  das  Detail  als  Masse, 
die  Masse  als  Detail,  im  Alter  umgekehrt«.  10.  August  »Über 
Tisth  Motive  zur  Achilleis  als  Roman«.  »Die /em/fies  auteurs 
fassen  die  Männer  nur  unter  der  Form  des  1  Jebhabers  auf 
und  stellen  sie  dar ;  daher  alle  Helden  in  weiblichen  Schriften 
die  Gartenmanns-Figur  machen«.  »Vernunftcultur  hatten  am 
Ende  einzig  nur  die  Frommen.  Bei  den  anderen  (Jacobi)  ge- 
winnt zuletzt  der  Verstand  doch  die  Oberhand,  dass  man  das 
höchste  zu  irdischen  Zwecken  benutzt«.  »Die  Geschichte  der 
Wissenschaften  ist  eine  grosse  Frage  (sie,  Fuge  ?),  in  der  die 
Stimmen  der  Völker  nach  und  nach  zum  Vorschein  kommen«. 
»Jean  Paul  ist  das  personificirte  Alpdrücken  der  Zeit«. 

Keils  zweite  Mittheilung  bringt  Auszüge  aus  den  Jahren 
1805  — 18 12,  viele  ganz  ohne  Datum.    Die  Sprüche  enthalten 


320  .         Bibliographie. 


Moralisches,  allgemein  Religiöses,  specielle  Betrachtungen  über 
Christenthum,  Katholicismus,  Protestantismus,  Naturwissenschaft- 
liches. Bekennntnisse  über  Empfindungen  und  Erlebnisse.  Lite- 
rarisches :  antike  Poesie,  besonders  Tragödie  und  deren  Ver- 
treter Shakespeare.  Jean  Paul,  Wieland,  Lessing.  Politisches: 
Zusammenhang  demokratischer  Gesinnung  mit  der  Comödie. 
Pressfreiheit.  »Die  ganze  Pressfreiheit  der  Deutschen  beruhte 
bloss  darauf,  dass  jeder  vom  andern  soviel  Böses  und  Schlechtes 
sagen  konnte  als  er  Lust  hatte«.  Viele  der  von  Keil  mitge- 
theilten  Sprüche  waren  schon  von  Riemer  abgedruckt,  Einzelnes 
war  von  Goethe  in  den  Sprüchen  benutzt  oder  ähnlich  gesagt. 

Bilder  aus  vergangener  Zeit  nach  Mittheilungen  aus  grossen- 
theils  ungedruckten  Familienpapieren.  Als  Manuscript 
gedruckt.  Zweiter  Theil.  Bilder  aus  Carl  Sievekings 
Leben.  Hamburg,  Agentur  des  Rauhen  Hauses  18S7. 
2  Abtheilungen.  XL   250.  VL  367  SS. 

L  87  fg.:  Meldet  einen  Besuch  bei  Goethe  (20.  Apr.  1S09): 
»Am  Sonntag  Mittag  war  ich  bei  Goethe  und  fand  ihn  im» 
Garten.  Du  glaubst  nicht,  wie  weit  der  Mann  hervorragt  vor 
allen,  die  in  Deutschland  geschrieben  haben:  solch  ein  mensch- 
licher Adel  in  dem  ganzen  Wesen,  solch  ein  Feuer  in  den 
grossen  braunen  Augen,  so  gediegen  und  unmittelbar  aus  dem 
Leben  gegriffen  jedes  Wort,  auch  das  unbedeutendste,  das  er 
sagt.  Nach  Tisch  fand  ich  mich  am  Fenster  mit  ihm  allein 
und  hatte  Gelegenheit,  ein  Gespräch  anzuknüpfen,  dessen  Faden 
nicht  nach  jeder  Antwort  von  meiner  oder  seiner  Seite  riss. 
Nun  sprach  er  von  seiner  glücklichen  Jugend ;  damals  hätte 
man  Jahre  verlieren  dürfen,  jetzt  keinen  Tag;  die  Welt  sei 
ernsthafter  geworden:  wie  der  Schiffbrüchige  müssten  wir  uns 
an  der  Planke  halten,  die  uns  rettete  und  die  verlorenen  Kisten 
und  Kasten  uns  aus  dem  Sinne  schlagen.  Ich  habe  nie  eine 
so  angenehme  halbe  Stunde  verlebt.  Gestern  war  ich  wieder 
dort  und  heute  werde  ich  den  ganzen  Tag  da  zubringen,  denn 
zum  Abend  hat  die  (die  Parenthese  magst  Du  Dir  selbst  füllen) 
Geheimräthin  mich  zu  einem  Schauspielerthee  eingeladen. .  .  . 
Es  waren  mir  noch  ein  paar  vergnügte  Stunden  in  Goethes 
Hause  beschieden.  Einmal  fand  ich  sämmtliche  Schauspieler 
dort,  die  er  gewöhnlich  bei  sich  sieht,  das  andere  Mal  war 
ich  ganz  allein.  Am  ersten  Abend  waren  wir  über  die  Maßen 
lustig.  Ich  sass  bei  der  Schauspielerin,  die  am  Abend  meiner 
Ankunft  in  »Emilia  Galotti«  spielen  sollte,  ein  charmantes 
Kind,  wie  Goethe  sagt;  mir  schien  sie  ziemlich  unbedeutend. 
Er  kam  erst  später  vom  Hofe  zurück.  Eben  hatte  man  be- 
merkt, dass  er  wohl  wie  Karl  Moor  unter  seine  Kinder  auf 
einmal  auftreten  könnte,  als  er  die  Thür  öffnete,    hinter    den 


Bibliographie.  321 


Stuhl  der  Orsina  trat  und  ihr  die  Augen  so  lange  zuhielt,  bis 
er  sich  durch   einen  Kuss  zu  erkennen  gab(f. 

II,  120  fg.,  iSi  fg.:  Sehr  merkwürdige  Mittheilungen  über 
Bettina,  ihre  Äusserungen  über  Goethe,  ihr  Denkmal  desselben, 
den  Eindruck  ihres  »Briefwechsels«  in  Frankfurt,  Anecdoten 
über  Frau  Rath  ;  Herr  v.  Trott,  der  Goethe  in  der  Ziegesarschen 
Familie  kennen  gelernt,  berichtet  über  seine  Verhältnisse  zu 
jungen  Mädchen,  über  seine  Kunst  Gedichte  vorzulesen. 


III.  Verschiedenes. 
A.  Bilder,  Statuen  etc. 

Fr.  Zarncke :  Zwei  neue  Goethe-Bildnisse  und  einiges  Andere. 
(Allg.  Zeitg.,    Beil.  No.   13,  S.   177,   17S.) 

Zwei  nach  der  Natur  gefertigte  Kreidezeichnungen.  Die 
eine  (Oktav-Brustbild  im  Profil  nach  links)  ist  Weimar  11.  Mai 
181 1  von  Carl  Joh.  Raabe,  1780  — 1849  (wonach  Hempel 
26,  350  zu  berichtigen  ist;  der  unsrige  ist  nicht  mit  dem 
Architekten  Friedrich  Rabe,  und  dem  Maler  Friedrich  Rabe, 
gest.  1837,  zu  verwechseln).  Die  Zeichnung,  verschieden  von 
den  zwei  bekannten  Oelgemälden  Raabes,  stellt  Goethe  im 
Rock  dar,  »die  Augen  sind  flüchtig  eingezeichnet  und  geben 
dem  Ganzen  etwas  Fremdes«.  Goethe  schrieb  Raabe  an  dem- 
selben Tage  ein  Albumblatt :  »Superi  dant  bona  paratis.  Dem 
thätigen  Künstler«.  Die  zweite  (en  face,  Halbbrustbild  in 
Lebensgrösse)  von  Schmeller,  vermuthlich  1829,  eine  Correctur 
seiner  sicher  8.  Nov.  1829  angefertigten,  durch  viele  Photo- 
graphieen  verbreiteten  Zeichnung.  —  Weissers  nach  dem  Leben 
abgenommene  Gesichtsmaske  Goethes  ist  13.  Okt.  1807  ent- 
standen. —  Mittheilung  über  ein  2.  Modell  Rauchs  (1849) 
zu  dem  in  Weimar  projektirten  Goethe-Schiller-Denkmal. 

Robert  Keil:  Zwei  neue  Goethe-Bildnisse.  (Illustrirte  Zeitung 
27.  Februar,  No.  2226  S.  195,  196.) 
Wiedergabe  des  Goethe-Bildnisses  von  Joh.  Jos.  Schmoller 
iSii.  aus  dem  Jahre  1829  und  des  von  K.  J.  Raabe,  beides 
Kreide-Zeichnungen.  Einzelne  Bemerkungen  aus  dem  Zarncke- 
schen  Artikel,  Auszüge  aus  dem  Riemerschen  Tagebuch 
9—  II.  Mai  1811. 

Weimar-Album.  Blätter  der  Erinnerung  an  Carl  August  und 
seinen  Musenhof.  Eine  geschichtliche  Schilderung  von 
August  Diezmann.  Mit  vielen  in  Stahl  gestochenen 
Bildern.    Leipzig.  H.  Schmidt  und  C.  Günther. 

GohTHE-jAHRELCH     ^JU.  21 


322  Bibliographie. 


Vollständig  in  12  Lieferungen,  deren  jeder  2  grosse  Stahl- 
stiche beigegeben  werden  sollen.  Die  der  ersten  sind  das 
Weimarer  Goethe-Schiller-Monument  und  das  daselbst  befind- 
liche Tempelherrenhaus.  Am  Ende  der  ersten  Lieferung  wird 
Goethes  Erscheinen  in  \\eimar  angedeutet.  Der  Text  ist  wohl 
ohne  Veränderung  dem  altern  unter  gleichem  Titel  1850  er- 
schienenen Werke  Diezmanns  entnommen. 

Goethes  Heimstätte  in  Weimar.  20  Ansichten  aus  dem  Goethe- 
National-Museum.  Einzig  autorisirte  Ausgabe.  Weimar, 
Herm.   Weisbach. 

Die  20  Bilder  (Original-Aufnahmen)  enthalten  :  ein  Por- 
trait Goethes  aus  dem  Jahre  1829,  Goethes  Wohnhaus;  Treppen- 
flur, Treppenhaus;  der  gelbe  Saal  (2)  mit  vielen  Portraits  aus 
Goethes  Familien-  und  Freundeskreise ;  das  Juno  -  Zimmer 
(2)  mit  der  Statue  der  Juno  und  manchen  Bildern  von 
Bury,  H.  Meyer,  das  Zimmer  ganz  in  dem  alten  Zustande 
mit  Flügel  u.  s.  w. ;  das  Urbinozimmer  mit  werthvollen  alten 
Handzeichnungen:  Sammlungen  und  Majolikenzimmer ;  Büsten- 
zimmer (2),  enthaltend  Büsten  berühmter  Zeitgenossen  und  Ab- 
güsse von  Antiken :  das  Arbeitszimmer  von  4  verschiedenen 
Standpunkten:  Schlafzimmer:  Hausgarten:  Fürstengruft. 

Goethes  Sterbe-  und  Arbeitszimmer.  Zwei  Photographieen  mit 
begleitendem  Text,  erschienen  in  der  »Gartenlaube« 
No.   31,  S.  553  fg. 

Bilderatlas  zur  Geschichte  der  deutschen  Nationalliteratur. 
Eine  Ergänzung  zu  jeder  deutschen  Literaturgeschichte. 
Nach  den  Quellen  bearbeitet  von  Dr.  Gustav  Könnecke, 
Königlichem  Archivrathe.  Marburg.  N.  G.  Elwertsche 
Verlagsbuchhandlung,    1885— 1887.     312   SS.   in  Fol. 

Von  den  1675  Abbildungen  dieses  mit  ausserordentlicher 
Kenntniss  und  gutem  Geschmack  ausgewählten  und  meist  mit 
vorzüglicher  Technik  hergestellten  Werkes  sind  No.  960 — 1064, 
S.  194 — 215  Goethe  gewidmet.  Ein  auf  die  verschiedenen 
Seiten  vertheilter  Text  gibt,  ausser  genauester  Rechenschaft 
über  die  Herkunft  der  Abbildungen,  die  wichtigsten  Daten 
aus  Goethes  Leben.  Die  Abbildungen  bestehen  aus :  Nach- 
bildungen der  Titel  der  Originalausgaben  (wichtigste  Schriften). 
Illustrationen  aus  einzelnen  Originalausgaben,  z.  ß.  von  Chodo- 
wiecki,  auch  der  Gegenschriften  und  Nachahmungen,  z.  B.  bei 
^Verthers  Leiden:  Abbildungen  von  Gegenständen  und  Ge- 
bäuden,  die  für  den   Dichter  von  Wichtigkeit  sind,  z.  B.  des 


Bibliographie.  325 


Puppentheaters,  des  Pfarrhauses  von  Sessenheim,  Gartenhauses 
in  Weimar  u.  s.  w.  Facsimiles  der  Handschrift  aus  den  ver- 
schiedenen Perioden  des  Lebens:  Namensunterschriften,  Briefe, 
Gedichte,  Stücke  von  Dramen,  u.  A.  des  Gedichts  »Prometheus« 
(1774),  des  Stammbuchblatts  für  den  Schauspieler  K.  La  Roche. 
Bilder  der  Verwandten  (Vater,  Mutter,  Schwester),  der  Freunde 
und  Freundinnen  von  der  Jugendzeit  bis  zum  höchsten  Alter, 
u.  A.  auch  ein  angebliches  (?)  Bild  der  Jugendfreundin 
Ciretchen :  besonders  aber  Goethes  Bildnisse  selbst :  Gemälde, 
Zeichnungen,  Porträtmedaillen ,  Büsten,  Gesichtsmaske,  Sil- 
houette, chronologisch  geordnet,  beginnend  mit  einer  Sil- 
houette aus  d.  J.  1762  (?),  schliessend  mit  der  Prellerschen 
nach  dem  Tode  Goethes  angefertigten  Zeichnung.  Die  Aus- 
wahl ist  recht  glücklich  :  das  Ganze  gibt  ein  sehr  anschauliches 
Bild  von  Goethes  Persönlichkeit,  seinen  Freunden,  und  von 
der  Art,  wie  sein  geschriebenes  und  gedrucktes  Wort  den 
Zeitgenossen  entgegentrat. 

Kulturgeschichte  des  deutschen  Volkes  von  Dr.  Otto  Henne 
am  Rhyn,  Staatsarchivar  in  St.  Gallen.  Berlin,  G.  Grote, 
5.   Abtheilung,  S.   241 — 412. 

Text  über  Goethe:  S.  313—316.  336  fg.  Auf  Goethe  be- 
zügliche Illustrationen:  S.  307.  Titelkupfer  von  Chodowiecki 
zu  Goethes  Leiden  des  jungen  Werther:  S.  315,  Gesellschaft 
bei  der  Herzogin  Amalie  von  Weimar.  Aquarell  von  Kraus 
1795 ;  S.  337,  Goethe  in  seinem  Arbeitszimmer,  seinem  Secretär 
John  dictirend,  Oelgemälde  von  J.  J.  Schmeller  1831. 

Berichte  des  Freien  Deutschen  Hochstiftes  in  Frankfurt  a.  M. 
Herausg.  von  dem  Akad.  Gesammt-Ausschuss.  Jahrg. 
1885/86.  Heft  2.  S.  65  —  180,  Frankfurt  a.  M.  Druck 
von  Kumpf  u.  Reis. 

Photographiedruck  eines  Pastellgemäldes  der  Frau  Rath 
im  Besitze  der  Frau  Marie  Heuser-Xicolovius,  nach  einer  von 
H.  Juncker  angefertigten  Pastellcopie.  S.  128  Mittheilung  des 
Genannten  über  dieses  Bild,  die  bisherigen  Vervielfältigungen 
desselben ;  Andeutung,  dass  ein,  Goethes  Vater  darstellendes 
Pendant  zu  diesem  Bilde  existirt  habe  und  (vermuthlich)  im 
Goethe-Museum  erhalten  sei.  —  S.  137  — 143  Mittheilung 
E.  Kelchners  über  ein  in  seinem  Besitze  befindliches,  von 
Franz  Lippold  (1688—1768)  gemaltes  Bild,  das  höchst  wahr- 
scheinlich Fräulein  v.  Klettenberg  darstellt.  Es  bietet  aufifallende 
Ähnlichkeit  mit  dem  im  Goethe-Museum  erhaltenen ,  bez. 
S.  C.  V.  K.,  im  Inventar  irrthümlich  erwähnt  als:  »i  Aquarell, 
Frl.  V.  Günderode    als    Nonne    darstellend«,  schlecht   wieder- 

21* 


324  Bibliographie. 


gegeben  in  F.  Delitzsch  Buch :  »Philemon  oder  von  der  christ- 
lichen Freundschaft.  Aufzeichnungen  des  Fräulein  S.  K.  v. 
Klettenberg  und  ihres  Freundeskreises«.  3.  Aufl.  1878.  — 
S.  148 — 152  Pallmanns  Nachträge  und  Berichtigungen  zu 
L.  Holthofs  Aufsatz :    »Zur  Genealogie   der   Familie  Goethe«. 


B.  DICHTUNGEN  ÜBER  GOETHE,  COAIPOSITIONEN, 

PARODIEEN. 

Otto  Roquette:  Grosse  und  kleine  Leute  in  Alt -Weimar, 
Novellen.  Breslau  1887.  460  SS. 
6  Novellen,  die  Kotzebuegeschichten  und  Theatersachen 
behandelnd.  Besonders  spielt  die  Schauspielerin  Fr.  Unzelmann- 
Bethmann  eine  grosse  Rolle.  Goethes  Frau  wird  als  thätig 
und  theilnehmend  eingeführt.  Titel:  i.  Das  unterbrochene 
Opferfest.  2.  Der  Schülerchor.  3.  Rinaldo.  4.  Der  gefrorene 
Kuss.    5.  Der  elfte  Mai.     6.  Die  schöne  Silie. 

Credo.  Gesamnpelte  Aufsätze  von  Fritz  Mauthner.  Berlin, 
J.  J.  Heine.  XII  und  304  SS. 
S.  206  —  210;  Goethe  auf  Besuch,  parodistische  Schilde- 
rung eines  Besuchs,  den  Goethe  bei  seinen  Verehrern  und 
in  seinem  Vereine  macht  und  der  unhöflichen  Art,  mit  welcher 
er  überall  empfangen  wird.  S.  211 — 223.  »Wagner  über  Faust«, 
heftige  Beurtheilung  von  Dubois-Reymonds  Rede  und  v.Loepers 
Faustcommentar. 

C.  GOETHE  -  ARCHIV    UND    GOETHE -NATIONAL- 

MUSEUM. 

Erich  Schmidt:  Aus  dem  Goethe-Archiv'. 

(Neue  freie  Presse,  4.  Mai  No.  7789.) 
(Ein  am  2.  Mai  in  der  General-Versammlung  der  Goethe- 
Gesellschaft  erstatteter  Festbericht.)  Mittheilungen  über  die 
geplante  Goethe-Ausgabe  und  Goethe-Biographie.  Von  dem 
reichen  Inhalt  des  Archivs  wird  Folgendes  erwähnt:  »Berge 
von  Tagebüchern  und  Correspondenzen,  eine  kaum  zu  be- 
wältigende Fülle  naturwissenschaftlicher  Studien  aus  sechs  Jahr- 
zehnten, die  erste  Handschrift  des  »Götz  von  Berlichingen«- 
»Künstle'rs  Erdenwallen«  und  »Vergötterung« ,  »Der  ewige, 
Jude«  ;  das  Originalheft,  aus  dem  Herder  und  Frau  v.  Stein 
ihre  Privatsammlungen  Goethescher  Lyrik  schöpften ;  die 
meisten  Dichtungen    der  zehn  Jahre  vor   Italien  mit  Goethes 

'  Vol.  auch  die  Xo  tiz  oben  S.  265. 


Bibliographie.  325 


Correcturen  ;  eigene  und  fremde  Spässe  von  iTjO;  der  Werther 
für  die  Göschen'sche  Ausgabe  mit  Goethes  eingeklebten  Zu- 
sätzen und  Milderungen  ;  von  Herder  revidirte  IVIanuscripte ; 
ein  riesiges,  auf  die  italienische  Reise  bezügliches  Packet; 
Bündel  von  allen  späteren  Reisen  und  von  der  zweiten  Schweizer 
Reise  her ;  eigenhändige  Reinschriften  der  »Iphigenie«  und 
»Claudine« ;  das  prächtige  Original  der  römischen  Elegien, 
die  durchcorrigirte  Handschrift  des  »Tasso«,  ein  Exemplar 
des  »Egmont«  trägt  Schillers  kräftige  Züge,  der  «Grosskophta« 
als  Oper  und  eine  Reihe  anderer  Opernfragmente,  der  Anfang 
einer  zu  Strassburg  spielenden  Revolutions-Tragödie :  »Das 
Mädchen  von  Oberkirch«,  »Der  Mann  von  fünfzig  Jahren« 
als  Drama  skizzirt,  lyrische  Paralipomena  seit  1757,  zahllose 
Prosasprüche  und  gereimte  Gnomen  oder  Invectiven,  das 
einem  scharfen  Metriker  preisgegebene  Manuscript  von  »Her- 
mann und  Dorothea«,  die  herrlichen  Blätter  des  »Divan«, 
ein  gewaltiges  Material  für  den  zweiten  Theil  des  »Faust« 
und  einige  Reste  frühester  und  mittlerer  Faust-Dichtung,  das 
Schema  eines  von  München  her  angeregten  »Volksbuches«, 
die  Grundlagen  der  Annalen,  Notizen  und  Ausarbeitungen  zu 
»Dichtung  und  Wahrheit« ,  z.  B.  ein  bedeutsamer  Auszug 
aus  »Manon  Lescaut«,  der  die  Gretchen-Episode  ebenso  ein- 
leiten sollte,  wie  die  Beschäftigung  mit  Goldsmith  die  Sesen- 
heimer  Erlebnisse.  Unter  den  neuaufgefundenen  Sachen 
befanden  sich  das  schweizerische  Tagebuch  von  1775  mit 
Goetheschen  Knittelversen,  gemeinsamen  bouts  rimes  und  der 
ersten  Fassung  jTch  saug  an  meiner  Nabelschnur  nur  Nahrung 
aus  der  Welt,  und  herrlich  rings  ist  die  Natur«,  ein  kleiner 
Nausikaa-Palimpsest,  unter  Varia  conservanda  und  in  den  Nach- 
lässen August  Goethes,  Eckermanns,  des  Dieners  Krause  Scherze 
der  Frankfurter  Jahre,  dramatische  Bruchstücke  der  Frühzeit, 
der  Anfang  von  »Prinz  Radegiki«  und  vielleicht  ein  Gespräch 
aus  dem  »Falken«,  Lyrica  und  Sprüche,  ein  Schema  der  un- 
ausgeführt gebliebenen  Scene  zwischen  Faust  und  Proserpina. 
eine  gedruckte  aber  ganz  unbekannt  gebliebene  Übersetzung, 
eines  Cimarosaschen  Textbuches ;  unter  den  Autographen 
Almas  und  ihrer  Brüder  Goethesche  Knabengedichte  und  die 
Grüsse  Lord  Byrons,  in  den  Bündeln  »Fremdpoetisches«  ausser 
einem  für  Cornelia  und  Wolfgang  Goethe  geschriebenen 
Roman  des  armen  Lenz  auch  Gedichte  von  Voss,  Herder, 
Rückert,  Z.  Werner  und  poetische  Übersetzungen  der  Brüder 
Grimm«. 

Die  Goetheschen  Sammlungen.    (Zeitschrift  für  bildende  Kunst. 
21.  Jahrgang   i.  Heft  Oktober   1885  S.   11 — 14.) 
Mit   einer  Abbildung  des  Goethehauses.     Verf.  des  Auf- 
satzes: Ruland  in  Weimar.     Kurze  Aufzählunsr  und  Beschrei- 


326  Bibliographie. 


bung  der  Gipsabgüsse,  Entwürfe  von  Goethedenkmalen, 
Büsten  und  Porträtmedaillons,  Handzeichnungen,  des  Schmel- 
lerschen  Albums:  150  Portraits  der  im  Hause  verkehrenden 
Personen ,  Kupferstiche ,  Bronzen ,  Erzeugnisse  des  höhern 
Kunstgewerbes:  Majoliken.  —  Die  Sammlungen  werden  als 
in  ihrer  Art  ausgezeichnet  und  in  höchstem  Grade  werthvoll 
bezeichnet. 

Das   Goethe-National-Museum    in  ^^"eimar.    Erinnerungen    an 
Goethe   und    Alt-Weimar    von   Robert   Keil.    Weimar. 
A.  Huschke  64  SS. 
Erweiterter  Abdruck  aus  der  Zeitschrift  »Vom  Fels    zum 
Meer«    November    1886.    Beschreibt    im    Einzelnen:     i.  Ent- 
stehung des  Goethe-National-Museums.     2.    Das  Goethe-Haus 
Hausflur,  Treppenhaus.     3.  Das  Arbeitszimmer,  das  Schlaf-  und 
Sterbezimmer.   4.  Die  Besuchs-  und  Gesellschaftszimmer.  Kunst- 
sammlungen. 5.  Die  Mansardräume,  Gartenzimmer.  Hausgarten. 
S.   21  ff.    Einrichtung   der  Arbeitszimmer    aus   den  »Acta   den 
von  Goetheschen  Nachlass    betreffend«    von  Kräuter.    S.    26. 
»Repertorium    über   die    Goethesche  Repositur«.    Erwähnung 
mancher  Schätze,  die  noch  im  Museum  fehlen,  z.  B.  Goethes 
22  Zeichnungen  aus  dem  Jahre   18 10. 

(T.j     Das  Goethe-National-Museum. 
(National-Zeitung  No.  441.   25.  Juli  (9  Feuilletonspalten.) 
Ausführliche  Schilderung  der  dort  befindlichen  Kunstschätze. 


A  N  H  A  \  G.' 

Englisch -amerikanische  BibHographie. 

Zusammengestellt 

von 

HoRATio   S.  White, 
mit   Beiträgen  von   E.   H.  Woodruff,   Cornell    University. 

I.   Neue  Ausgaben ,   Übersetzungen    etc.   von   Goethe. 

Goethe's  Faust.    Part  First.     With  notes  by  Tane  Lee.  [Lec- 
turer    on     Modern    Languages    at    Newnham    College, 
Cambridge,  England.] 
London  and  New-York.  Macmillan,   1886. 


'  [Einzelnes   Hierhergehörige,   das   mir   direct  zugesandt   worden 
war,  findet  sich  oben  S.  302,  303,  304,   305   angezeigt.  L.  G.] 


Bibliographie.  327 


Goethe;  Life  and  Works.  6  vols. 

Boston.   Houghton.  Mifflin  and  Co.    1885. 

The  poeins  0/  Goethe,  consisting  of  his  ballads  and  songs  and 
misoellaneous   selections.    Done   into   English  verse  by 
VV.  Gibson. 
New-York.  Holt  and  Co.   1886. 

Goethe's  Letters. 

Xew-York,  Scribner,   Welford  and  Co.    1885. 

Goethe's  Faust.    Translated  in  the  original  metres,  by  Bayard 
Taylor.   With  explanatory  notes. 
London,   Warne.  [Chandos  classics.]    1886. 

Goethc's  Faust.    Part  First.    Translated    from    the  Gernian   by 
John    Anster.    LL.    D.,    with    an    introduction    by  Rev. 
H.  R.  Haweis.  [Routledge's  World  Library.  Vol.  L] 
London  and  Xew-York.  G.  P.outledge  and  Sons.    1886. 

Dasselbe. 

Xew-York.  Harper.    1886. 

[Xach  einer  Zeitungsnotiz  sollen  von  der  Routledgeschen 
Ausgabe  am  ersten  Tage  20000  Exemplare  verkauft  worden  sein.] 

Goethe's    Faust.     Translated    into    English    by    Sir  Theodore 
Martin.   Parts  First  and  Second.   2   Vols. 
London,   Blackwood,   1886. 

Reynard  the  Fox ;    after   the   German  version    of  Goethe.   By 
A.  Douglas  Ainslie. 
London.  Macmillan.   1886. 

Fssays,  Goethe  etc.  By  T.  Carlyle. 
Xew-York,  Lovell;   1885. 

Hours  luith  Gernian  Classics.     By  F.  H.  Hedge. 
Boston,  Roberts  Bros.   1886. 
(Goethe,  pp.   254  — 343.J 

The  great  poets   as    rcligious    teachers.     [Dante.    Shakspeare, 
Goethe,  and  the  Old  Testament  writers.]  By  J.  H.  Morison. 
New-York,  Harper  Bros.    18S5. 

Comparative  Literature.     By   H.   M.   Posnett. 

Xew-York,  .Appleton.   1886. 

[Goethe    pp.    n,   19,  49,  68,  78.  135.  177.  303- 327^  334. 
341.  368,  369  —  371,  388.] 


328  Bibliographie. 


The  Faust  legend ;  its  origin  and  development  frora  the  living 
Faust  of  the  first  Century  to  the  Faust  of  Goethe.    By 
H.  Sutherland  Edwards. 
London.  Remington.   1886. 

Dasselbe.    New-York,  Scribner  and  Welford.   18S6. 

The  Lyceiun  Faust.     By    Joseph    Hatton.     With    ilhistrations. 
[Reprinted  from  the  Art  Journal  for  Jan.  and  Feb.  1886.] 
London.  Virtue.    1886. 

II.  Verschiedenes  über  Goethe  in  amerikanischen  und 
englischen  Zeitschriften. 

London  Academy.    No.  698.    Sept.   19,   1885.  pp.   177  —  8. 

Recension  von  Couplands  Spirit  of  Goethe' s  Faust.  Von 
T.  W.  Lyster. 

No.  710.  Dec.   12,  1885.  p.  393. 
Eine  enghsche  Goethe-Gesellschaft. 

No.   713.  Jan.   2,   1886.  pp.   16  —  17. 
Faust  im  Lyceum-Theater. 

No.   717.  Jan.  30,   1886.  p.  75. 
Aufforderung  zur  Gründung  einer  Goethe-Gesellschaft. 

No.   719.  Feb.   13,   1886.  p.   109. 
Recension    von    Attwells  Ausgabe  von  Goethes  Iphigenie 
in   Tauris. 

Dasselbe:  p.   i'io. 
Bericht   von    der   Präliminar- Versammlung    der  Cxoethe- 
Gesellschaft. 

No.   722.  Mar.  6,   1886.  pp.   157  —  8. 
Recension  von  ^Martins  Übersetzung    des    zweiten  Theils 
von  Goethes  Faust.    Von  E.  D.  A.  Morshead. 
No.  732.  May  15,   1886.  p.  344. 
Die  erste  Versammlung  der  englischen  Goethe-Gesellschaft. 

Dasselbe:  p.  345. 
Die  Goethe-Gesellschaft  zu  Weimar. 

No.  735.  June  5,   1886.  pp.  398  —  9- 
Brief  von  Prof.  E.  Dowden  an  W.  C.  Coupland.  Vorge- 
lesen   auf    der    ersten  Versammlung    der    englischen  Goethe- 
Gesellschaft. 

No.  736.  June  12,   1886.  p.  415. 
Goethe.  Sonnet  XIIL     Übersetzt  von  C. 

London  Athenaeum.  No.  3013,  July  25,   1885.  pp.   104  —  5. 
Recension  von  Couplands  Spirit  of  Goethe' s  Faust. 

No.  3014.  Aug.   I,   1885.  p.   143. 
Über  Strehlkes  Briefe  Goethes. 


Bibliographie.  329 


No.  3015.  Aug.  8,   1885.  p.   178. 
Über  das  Goethe-Archiv  zu  Weimar. 

No.  3030.  Nov.   21,   1885.  p.  670. 
Über  das  Goethe-Archiv. 

No.  3033.  Dec.   12,   1885.  p.  770. 
Über  die  englische  Goethe-Gesellschaft. 

No.  3035.  Dec.  26,   1885.  p.  852. 
Faust  am  Lyceum-Theater. 

No.  3057.  May  29,   1886.  p.  712. 
Recension   von   Martins  Übersetzung    des  zweiten  Theils 
von  Goethes  Faust. 

No.  3058.  June  5,   1886.  p.  748. 
Bericht  über  die  erste  Versammlung  der  englischen  Goethe- 
Gesellschaft. 

London  SaUi7'day  Review. 

No.   1555.  Aug.   15.   1885.  p.   222. 
Die  Goethe-Handschriften  in  Weimar. 

No.   1574.  Dec.   26,   1885.  p.  835. 
Faust  am  Lyceum-Theater.  I. 

No.   1576.  Jan.  9,   1886.  p.  48. 
Faust  arn  Lyceum-Theater.  II. 

No.   1586.  Mar.  20,   1886.  p.  409. 
Recension  von   Martins  Übersetzung    des  zweiten  Theils 
von  Goethes  Faust. 

London  Spectator. 

Dec.   26,   1885.  p.   1733. 
Goethes  Mephistopheles  am  Lyceum-Theater. 

Netv-  York  Nation. 

Vol.  XLI,  No.   1049.  Aug.  6,   1885.  p.   108. 
Eröffnung  des  Goethe-Archivs  zu  Weimar. 

Vol.  XLII,  No.   1079.  Mar.  4,   1886.  p.   193. 
Die  Goethe-Gesellschaft  zu  Weimar. 

Vol.  XLII,  No.   1083.  Apr.   i,   1886.  p.   280. 
Die    Concord-Vorträge    über    Goethe.    —    Engels    Faust- 
Schriften. 

Vol.  XLII,  No.   1091.  May  27,   1886.  p.  451. 
Recension  von  Martins  Übersetzung  von  Goethes  Faust, 
von  Claudys  Übersetzung  desselben,  und  von  Gibsons  Über- 
setzung der  Gedichte  Goethes. 

Vol.  XLII,  No.   1093.  June  10,   1886.  p.  490. 
Feier  der  (joethe-Gesellschaft  zu  Weimar. 

Netv-York   Times. 

No.    10876.    July   12,   1886.  p.   3. 
Recension  von  Ansters,  Claudys  und  Martins  Übersetzungen 
von  Goethes  Faust. 


330  Bibliographie. 


Science.    6,   130.    Aug.   14,   1885. 

(Joethe   on  vegetable    morphology.     Hy  T.   H.   Mc   Bride. 

Art  Journal.  38,   57.  Feb.    1886.   i'&,  88.  Mar.    1886. 

Goethe's  Faust   on  the  English  Stage.     By  J.  Hatton. 

Contemporary  Review.  June,  1886.  p.  772.  Goethe  and  Carlyle. 
By  Max  Müller.  Eröffnungs-Rede  vof  der  englischen 
(Joethe-Gesellschaft  [vgl.  oben  S.   277.] 

Littells'  Living  Age.  (Boston.)  July   31,   1S86.      Dasselbe. 

Ecket ic  Magazine.     (Neu- York.)  Aug.    1886.     Dasselbe. 

Fortnightly  Revieiv.     45,   683.     Nov.    1885. 

A  Faust  of  the  First   Century.     By  H.  S.   Edwards. 

Fortnightly  Review.  45  ;    102.  Jan.    1886. 

Faust  on  the  English  Stage.  By  W.  L.  Courtney. 

Gentleman  s  Magazine,  N.   S.   36:  86.  Jan.    1886. 
Goethe  as  Actor.   By   H.  S.   Wilson. 

Litteis  Living  Age.   168:   500.  Feb.   20,   1886. 
Dasselbe. 

National  Revieiv.  6.   211.   Oct.    1885. 

Goethe's  Faust   for   the  Stage.     By  \N'.  S.  Sichel. 

National  Revieiu.     6,   833.     Feb.    1886. 

Faust  on  the  English  Stage.    By  W.  H.  Pollock. 

Nineteenth  Century.  April.  1886.  p.  528.  The  Second  Part 
of  Faust.     By  J.   S.  Blackie. 

VVestniinster  Review.    125,    138.  April,    1886.  pp.   313  —  354. 
Goethes  Faust.     Part  11. 


Register  zu  Band  viii. 


I.  Personen -Register. 


Die  hinter  den  cursivgedruckten   Namen    stehenden   Zahlen    gehen    die  Seiten    an,    auf   denen 

Abhandlungen  oder  Mittheilungen   der  Betreffenden  gedru^-kt  sind.     »Brief  an«   bedeutet  einen 

Hriet  Goethes  an   den  Genannten. 


Addison  (Zuschauer)  236. 

d'Agoult,  Gräfin  204. 

Ainslie,  Douglas,  A.  327. 

Alber,  John  305. 

Allster  268. 

Ambros,  A.  W.  239. 

Ampere,  J.  J.  205.  291. 

Anders,  Fr.  287  fg. 

Andreaesche  Buchhandlung  252. 

Andres,  Abbate  27. 

d'Angers,  David  205.   314. 

Anster,  John  302.  327. 

Appell  104.  218.  220. 

Arago  88. 

Arkwright  217. 

Ariost   150. 

Arndt,  W.  287. 

Arnim,  Bettina  v.    166.    286.    321. 

Arnold,  J.  G.  D.  500. 

Aeschvlus  66.  72.  82.  116. 

Attwell,  Prof.  303. 

Aubry  210  ff. 

Auersberg,  Grat  174,  179. 

Auguste,  Cesar,  s.  Lambert. 

Avesi,  Contessa  Antonietta  8. 104  tg. 

Bachellery,  Frau  304. 

Bächtold"'267. 

Baculard  d'Arnaud  215. 

Baggesen  64.  106.  115. 

Baggesen,  Frau  d.  vor.  64.   115. 

Bagster  266. 

Bahnsen  249. 

Bahrdt,  Dr.  126. 

Baiern,  König  Ludwig  L  von   133. 

136  ff.   141. 
Bains,  Marquis  des,  s.  de  la  Riviere. 
Balla,  Mich.   303. 
Ballanche  205. 
Balzac  205.  263. 


Bamberg,  Fei.  31^, 

Bardua,  Caroline  276. 

Bartol,  C.  A.  305. 

Bartsch  267. 

Basedow  265.  293. 

Batowski  313. 

Baum,  Prof.   132. 

Baumann,  Obergärtner  129. 

Baumgart  266. 

Baumgartner,  A.   303  fg.   317. 

Bayer,  Dr.  177. 

Beaumarchais  266. 

Beccham,  Thomas  302. 

Becker  155. 

Becker,  B.  Th.  C.  125.   127. 

Bedoyere  de  la,  Graf  212. 

Beetlioven  147  (Fidelio). 

Behr   125.  127  fg.  (polnische  Jude). 

Behrisch    235  ff.    307.    (Modell    zu 

Mephistopheles). 
Behrisch,  Bruder  d.  vor.  236. 

Bell,  E.  501. 

Bellomö  275. 

Benting,  Grafen  280. 

Berlichingen,  Götz  v.  231. 

Bernays,  M.   116.  266  fg. 

Bernis  24. 
.Bertuch  25. 

Besser  251.  256. 

Beta,  O.  302. 

Bettelheim,  A.  206. 

Bettina,  s.  Arnim. 

Biedermann,  W.  v.  107.  113  fg.  128. 
225.  229.  238.  287 fg.  293. 

Bieling,  A.  293. 

Bielschowsky,  A.  297. 

Birch,  J.   302. 

Birlinger  267. 

Bischoffs   147. 

Blackie,  J.  S.  330. 


332 


Register  zu  Band  VIII. 


Blanck,  Dr.   ii6. 

Blaze,  H.  234. 

Blücher  255. 

Boccaccio  115. 

Bodmer  216. 

Bohn  301. 

Boileau  235. 

Boisseree,  M.  133.   146. 

Boisseree,  Sulpiz  129.  133.  137.  141. 

146.  299. 
Bölling  123. 
Boltze,  Graf  238. 
Boltze,    Frau    d.  vor.,  geb.  Gräfin 

Martinitz  238. 
Bonaparte,  s.  Napoleon. 
Bonaparte,  Louis,  s.  Saint  Leu. 
Bore,  L.  303. 
Bornemann,  K.  264. 
Bosch,  238. 
Botta,  Mme  177. 
Böttiger  317. 
Bourgeois  220. 
Bowring,  E.  A.   301. 
ßoxberger,  R.  239. 
Boylan',  R.  D.   301. 
Brahm,  O.  295. 
Brakmeyer,  H.  C.  268. 
Branconi,  Gräfin  276. 
Brandes,  G.  106. 
Brandilla,  P.  105. 
Bratranek   102  fg.   115  ff.     - 
Braun,  J.  291.  " 
Braun  v.  Braunthal  170. 
Breling  et  Cie.  8. 
Brion,  Friederike  278.  286. 
Brockhaus  14. 
Brodzinski,  Fr.   313. 
Bröndsted,  P.  O.   106. 
Bronkhusius,  Janus  90. 
Brösigke,  v.  166  fg.  169. 182.  185  fg. 
Brösigke,  Ulrike  v.   166.    169.   182. 

185  fg.  —  Brief  an  Goethe  186. 
Brunner,  Seb.   317. 
Buchner,  W.  288.  306. 
BulT,  Lotte,  s.  Kestner. 
Buffon  18. 
Bülow,  Ed.  131. 
Bülow,  Minister  v.  169. 
Burckhardt,  C.  A.  H.  295. 
Burdach  266.  287. 
Bury  21.  272.  318.   322. 
Büttner  131. 
BjTon,  Lord  3.  180.  291.  309.  325. 

Cadeil,  T.  218. 
Calderon   148.  309. 


Claudy,  Frank  302.  329. 
Clausen  319. 
Calvin^  Th.  291.  307. 
Carlowitz,  A.  v.,  Baronin  303. 
Carlyle  277.  327.  330.  —  Briefe  an 

277  (Nachträge)  280  ff. 
Carriere  267. 
Carsten  120. 
Caspari,  O.  292. 
Castelli,  Schauspieler  235. 
Gastlerough,  Lord  78. 
Cellini,  Benvenuto  55. 
Champollion  303. 
Chapeaurouge,  Familie  251. 
Chateaubriand  221. 
Cheney,  E.  D.  Frau  305. 
Chodowiecki  311.  322.  323. 
Chuquet,  A.  296.  298. 
Cicero  96. 
Cimarosa   325. 
Cincinnatus  99. 

Clodius,  Goethes  Parodie  auf  22  3  ff. 
Cohn,  A.   128  fg.   129  fg.   143. 
Cohn,  A.  274  fg.  279  'i2,. 
Colet,  Frau  204. 

Constant,  Benjamin 7. 104.  205.221. 
Conti,  Prinz  v.  206. 
Coriolanus  99. 
Corneille  19. 
Cornelius,  P.   136.   141. 
Correggio  11.  106. 
Cotta  13  fg.   16.  18.  85.  107.  146  fg. 

150.  153.  155.  253.  280. 
Cotta,  Hofstallmeister  233. 
Cotta,  Baron  277. 
Coudrav  149. 
Coupignv  214. 
Coupländ,  W.  C.  328  fg. 
Courtney,  W.  L.  330. 
Cravon,  GeofTrov  176. 
Curtius  100. 

Dachröden,  v.  65. 

Dahlmann  252.   315. 

Dannecker  113. 

Dante  130  fg.  268.  510.  327. 

Danz,  AI.  319. 

David,  s.  d'Angers. 

Davidson,  Thomas  305. 

Dawe  49.   113. 

Decker  212. 

Dchio,  G.  2 39 fg. 

Dejaure  220. 

Delacroix  290. 

Delitzsch,  Fr.  324. 

Demattio  266. 


Register  zu  Band  VIII. 


333 


Dessau,  Fürst  v.  237. 

Dessau,  Fürstin  v.  55. 

Devrient,  C.  291. 

Deyverdun,  G.  209. 

Dickens  263. 

Didot  255. 

Diebler,  A.  292. 

Dietrich,  Prof.  275. 

Diezmann,  A.  321. 

Dillis,  J.  C.  132.  141. 

Dodd  235. 

Dombrowskv,  Abbe  170. 

Domitian  226. 

Donebauer,  M.  128. 

Döring:,  Direktor  244. 

Dorl,  D.  32. 

Dorow,  118. 

Dowden,  E.  328. 

Droult  22. 

Drozsches   Erzieliungsinstitut    iio. 

Dubois-Reymond  324. 

Dudley,  Marion  V.  268. 

Dufresne  245. 

Dumouriez  296. 

Düntzer,  H.  108 ff.  115.  119.  123  fg. 

230%.   271  fg.  274.  284  fg.  290. 

295  ff  309.  310.  316. 
Dürer,  A.  27. 
Duval  220. 
Dyk  128. 

E  . . . .,  Maler  22. 

Eberty  103. 

Eckardt,  Jul.  317. 

Eckermann  103.  106.  131.  137.  141. 

180.  237.  273ff.    301.    304.    313. 
Edwards,  H.  S.  328.  330. 
Egger-Möllwald  265. 
Eggers,  K.  239. 
Egloffstein,   Frau   Hofmarschall  v. 

271. 
Eichenbergische  Erben  126, 
Eichstädt  107.  274. 
Einer,  Schauspieler  275. 
Einsiedel  22.  24.  108. 
Elkan  168. 

Ellenauer,  s.  Ellmaurer. 
Ellinger,  G.  291.  293. 
Ellmaurer  240. 
Emery,  S.  H.  305. 
Enault  214. 
Engel,  K.  233.  329. 
Enslin  256. 
Erasmus  319. 
Ernst,  s.  Schleiermacher. 
Eschenbach,  Wolfram  von  109. 


Eschenburg  127  (Dz.)  fg. 
Euripides  294. 
E verdingen  38.  in. 
Ewald,  Joh.  20.  107. 
Eybenberg,  Frau  v.  79.  118. 


Facius  49.  52.  113. 
Fahimer,  Johanna  124.  286. 

(Adelaide)  deren  Nichte  124. 
Falck,  R.  298. 
Faligan,  E.  303. 
Färber  150. 
Fay  314. 
Fenelon  18.  237. 
Fernow  80. 
Fichte  307.  318. 
Fielitz  194.  274.  287.  3 16  fg. 
Fischer,  H.  290. 
Fischer,  K.  267.  273. 
Fischer,  Verlagsbuchhändler  262. 
Flachsland,  Caroline,  s.  Herder. 
Fleischer,  Buchhändler  237. 
Fleischer,  R.   319. 
Forgues,  E.  233. 
Foscolo,  Ugo  102.  104  fg.  217.— 

Brief  an  Goethe  8. 
Fournier,  N.  214. 
Franck,  H.  276. 
Francke,  O.  292. 
Frankl,  L.  A.   312. 
Fredro,  Graf  175. 
Freitag,  G.  262. 
Freron  210. 
Friedel,  M.  206  fg. 
Friedrich  d.  G.,  s.  Preussen. 
Fritsch,  Minister  v.  272.  278. 
Froberville,  B.  H.  de  220. 
Frommann,  Allwina  243.  259.  261, 
Frommann,  F.  J.  144.   151%.   i>7. 

159.  Zur  Erinnerung  an  242 — 262 
Frommann,  Frau  d.  vor.  244.  256. 

259.  261. 
Frommann,  Kinder  d.  vor.  246. 248. 
^  2)9  fg. 
Frommann,  Fr.  1 1. 1 3.  242  ff.  246  tg. 

253.  256.  261.    35  Geschäftsbriefe 

von  Goethe  an  144— 161. 
Frommanu,  H.  144 — 161,242 — 262. 
Frommann,  Johanna  160, 243ff.  253. 
Frommannsche  Familie   13,   144  ff. 

passim.   243. 
Fronto,  Cornelius  <^6.  98.   119. 
Fronde  277. 
Fuhr,  M.  231. 
Füller,  Margaret  304. 


334 


Register  zc  Band  VIII. 


Gagern,  H.  v.  250. 

Gajewska,  Mdme  de  175. 

Gaimüller,  Frau  v.  171. 

Galitzin,  Fürstin   1 30. 

Garve  265. 

Gay,  Lussac  88. 

Gebhardt,  Br.  308. 

Geibel  298. 

Geiger,  K.  500. 

Geiger,  Ludwig  3  —  20.  56 — 102.  103 

bis     108.     III  — 128.     132—142. 

238  fF.  262—326, 
Geiger,  L.  212.  266  fg.  308.  311. 
Geiler  von  Kaisersberg  189. 
Geissler,  Chr.  244.  246.  253. 
Geliert  2  56 fg.  282. 
Gemmingen  208 
Genast  310. 
Georgv  219. 
Gerold  255. 
Gerstenberg  123.  299. 
Gervinus   173. 
Gessler,  Graf  5311'.  114. 
Gessner   125.   127  fg.  219. 
Gibson,  W.  327.  329. 
Girot,  A.  290. 
Gleim  32.  iio. 
Gluck  276. 
Göchhausen,  Frl.  v.  7  (geghausen) 

22.  104.  108. 
Gödeke  267. 
Göschen  273.  325. 
Gotha,  Prinz  August  v.   56.  109  ff. 

500. 
Gotha,  Prinzessin  v.,  Schwester  d. 

vor.   36. 
Goethe,  Alma  v.  325. 
Goethe,  August  v.  7.  3  3.  35  fg-  43  fg- 

59.  106.  108.  112.  132.  137.  168. 

175.  182.  283.  295.  325.  —  Brief 

von  Charlotte  v.  Schiller  an  40  ff. 
Goethe,  Catharina  Elisabeth  (Frau 

Rath)  29  fg.   41.    112.    199.  234. 

264  fg.  276.  286.  288.  296.    301. 

309.  321.  323. 
Goethe,  Christiane  v.   13.    20.    36. 

58.  76fg.  120.  177.  283.  309.  320. 

,  524- 

Goethe,  Cornelie  253  tg.  323.  325. 

Goethe,  Cornelie,\\'olfgangs  Gross- 
mutter 264. 

Goethe,  Johann  Caspar  199.  235. 
264 fg.  276.  323. 

Goethe,  OttiHe  v.   i37tg.   182. 

Goethe,  Walther  v.  103.  182.  26t. 
283.  288.  309.  325. 


Goethe,  Wolfgang  v.  103.  182.  261. 

283.  309.  323. 
Gotter  176. 

Gotter,  Frau  d.  vor.   176. 
Gotter,  Pauline  319. 
Göttling,  Prof.   100.   106.   120. 
Gottsched  228.  293. 
Gourbillon  220.  299. 
Grand-Carteret,  J.  312  fg. 
Grapengiesser,  C.  J.  Chr.  63.  116. 
Grapengiesser,  Vater  d.  vor.  116. 
Grassi,  Antonio  8.   104.   1 14. 
Grassy,  Maler  56fg.   104.   114. 
Gr(^goire,  E.  213. 
Gretchen,  s.  Wagner. 
Gries  148. 
Gries,  J.  233. 
Grillparzer  310. 
Grimm,  F.  Melch.  211. 
Grimm,  H.  231.  285. 
Grimm,  J.  233.  252. 
Grimm,  J.  u.  W.  325. 
Grimm,  Lotte  253. 
Grimm,  W.  233.  252  fg. 
Grimm,  Frau  d.  vor.  253. 
Griswold,  Harriet  Thvng  268. 
Groch,  Fr.  291. 
Gropius  79.   118. 
Gross,  Fr.  219.  290.  299. 
Groth  266. 

Grotthus,  Frau  v.  79.  118. 
Gruber,  M.  v.  318. 
Gruithuisen,  Prof.   133.   139.  141. 
Grün,  A.   (Wiener  Spaziergänger) 

259. 
Grüner,  Schauspieler  60. 
Grüner,  Rath  173  (a_  179.  181. 
Grünler  265. 
Guglia,  E.  293. 
Guhrauer  165. 
Günderode,  Frl.  v.  323. 
Günther,  Oberconsistorialrath  244. 
Gvulay,  Paul   305. 

Haberlandt,  G.  313. 

Habs,  R.  30.). 

Hachette  207.  214. 

Hagen,  A.  118. 

Hackert,  Pii.  279. 

Haller,  A.  v.  208. 

Hammer,  v.   152. 

Händel  238. 

Handerson,  Kunstverleger  3  fg. 

Harnack,  O.   306. 

Harpf  287. 

Harris,  Wm.  T.  268.   305. 


Register  zu  Band  Vlll. 


335 


Hartig,  Fr.  v.,  Graf  220. 

Hartknoch  518. 

Hase,  Fr.  O.  262. 

Hatten,  Jos.  328  fg. 

Hatvani,  St.  291. 

Hausen  125.  127. 

Haweis,  H.  R.  327. 

Havm  110.  267. 

Hebbel,  Fr.  263.  516. 

Hedge,  F.  H.  305.  527. 

Hehti,  Victor   187 — 202. 

Heidler,  Dr.   172. 

Heine,    H.    199.    298.  —  Brief  an 

Goethe  283. 
Heinemann,   Dr.  312.. 
Heinemann,  \V.  287.   301. 
Heinrich,  G.  291. 
Heinse,  W.  300. 
Hemsterhuis  130. 
Henkel,  H.  287. 
Henne  am  Rhyn,  O.  325. 
Henning  289. 
Henschel  170. 
Herda,  v.   11.   13. 
Herder,  August  3 1 . 3  3 . 1 1  o.  —  Briefe 

an  Goethe  32  fg.  3  4  ff. 
Herder,  Caroline,  geb.  Flachsland 

22.  36. 108. 1 10. 122. 194.  —  Briefe 

an  Goethe  26  fg.  32. 
Herder,  Gottfried  32. 
Herder,  J.  G.   26.    28  ff.   65.    102. 

108  ff.  122  fg.  125.    127  fg.    196. 

231.  244.  272.  278.  293.  300.  307. 

317.  324  fg.  —  Briefe  an  Goethe 

20 ff.  27  fg.  31.  33.  36. 
Herder,  Wilhelm  iio. 
Herklot  1 14. 
Herodot  245  i'g. 
Hertz  (München)  267. 
Hertz,  \V.  260  fg.  297. 
Herzlieb,  Minna  243  f. 
Hesse,  Oberlehrer  273. 
Hessen-Darmstadt,  Ludwig  Christ., 

Landgraf  von.  —  Brief  an  129  fg. 
Hessen,   Landgräfin   von   und   die 

Darmstädtischen     Prinzessinnen 

123. 
Hessen,  Kuriürst  von  280. 
Heuser-Xicolovius,  Marie  325. 
Hewett  268. 

Heydebreck,  Präs.  v.   169. 
Heydebreck,  Frau  d.  vor.  169. 
Heygendorf,  Frau  v.  136.  138.  310. 

—  Brief  an   128  fg. 
Hillebrand,  K.  221. 
Hiller  54. 


Hippel  91. 

Hirt  21  fg.  55. 

Hirzel,  L.  208.  216.  288. 

Hirzel,  S.  225.  228.  272.  288. 

Hochstädt  273. 

Hoffmannsche  Buchhandlung  89. 

Hoffmann,  Otto  235—237. 

Hohenzollern,  Fürstin  v.   170. 

Hohenzollern-Hechingen, Fürst  175. 

177. 
Hohenzollern,  Prinzessin    Julie    v. 

175.   177. 
Hohenzollern-Sigmaringen,  Fürst  v. 

176. 
Holthof,  L.  324. 
Homer  17.  65.  81.  211.  229 ff.  268. 

296. 
Honegger  266  fg.  • 
Höpfner,  Briefe  an  121  ff. 
Höpfner,  Frau  d.  vor.  geb.  Thom 

122.  124. 
Hörn  225.  227. 
Hosaeus  237. 
Howe,  Julie  W.  303. 
Hudtwalcker,  Familie  251. 
Hudtwalcker,  N.  251. 
Hueras  56. 

Hufeland,  Staatsrath  178.  250.  318. 
Hugo,  Victor  205.  208. 
Hülskamp,  Fr.  264. 
Humbert,  C.  310. 
Humboldt,   A.    v.    39.    57.    62.  78. 

103.    ii4fg.    118.    —    Briefe  an 

Goethe  8  3  ff.  —  Brief  an    einen 

Unbekannten  88. 
Humboldt,   Caroline    v.   61  fg.   67. 

74.  76.  78.  81.  118.  170.  —  Brief 

an  Goethe  78  ff. 
Humboldt,  Caroline  v.,  Tochter  d. 

vor.  81  fg.   170. 
Humboldt,  Th.  v.    63.  75.   78.  81. 
Humboldt,  W.  v.   17.  37.  56  ff.  60. 

65  fg.    73  fg.    84.  87.   114  ff   180. 

248.  275.  296.  318.  —  Briefe  an 

Goethe  61  ff.  —  Briefe  an  Riemer 

Soff 
Humboldt,  W.  V.,  Sohn  d.  vor.  Soff. 

103.  117. 

Jacobi,  F.  H.  52.  45.  109.  120.  232. 

307.   319. 
Jacobische  Familie  45. 
Jacobi,  Max  63.   115. 
Jacobi,  Ph.   115. 
Jahn,  d.  Turnvater  248. 
Jaraczevvska,  Gräfin  176. 


336 


Register  zu  Band  VIII. 


Jean  Paul  319.  320. 
Jefferson  78. 
Jennens,  Ch.  238. 
Jerusalem  d.  ä.  127. 
Iffland   112. 

Imhoff,  Amalie  v.  316. 
John  169.  175. 
Johnson  235. 
Jonstonn,  J.  268. 
Jordan,  C.  205. 
Juncker,  H.  323. 
Justi  237. 

Kaite,  J.  233. 

Kaltwasser  245. 

Kant,  J.  77.  91.  117  fg.   289.    307. 

Karpeles,  G.  313. 

Kauffmann,  Angelika  21.  23.  108. 

Kaulfuss,  Sam.  313. 

Kawczynski  267. 

Kayser,  Musiker  127.  194.  276. 

Kazinczy,  S.  291. 

Keil,  R.'  104.  312.    319.    321.    326. 

Kelchner,  E.  323. 

Kestner,  August  275. 

Kestner,   Charlotte  126.   264.  275. 

Kestner,  Georg  276. 

Kestner,  J.  C.  178.  196.  213.  506. 

Kielmannsegge  124. 

Kiprinskv    170. 

Klaucke,"P.  288.  292. 

Klebelsberg,    Graf    v.     167.     169. 

171.  176  fg.  183.   185  fg. 
Klebelsberg,  Vater  d.  vor.  176. 
Klein,  A.  300.  —  Brief  an  278  (r.) 
Kleist,  E.  V.  298. 
Kleist,  H.  V.  267. 
Klenze,  v.  139. 
Klettenberg,   Frl.   v.  45    (fromme 

Freundin)  323. 
Klinger  44.  112.  124.  127.  275. 
Klinkowström  24.  108. 
Klopstock  126.  228.  266. 
Klotz  124  fg. 
Knauth,  J.  C.  290. 
Knebel  45.  112  fg.  131.  300.  316  fg. 
Knebel,  Frau  v.  261. 
Knorring,  v.   170. 
Knortz,  K.  294.  304. 
Koberstein  228. 
Koch,  Max  232  fg 
Koch  267. 

Koch,  Frau  Prof.  276. 
Kochische  Gesellschaft  227. 
Kögel  225. 
Könnecke,  G.    276.  279  ig.  322  fg. 


Könneritz,  H.  v.  288. 

Koppel,  E.  299. 

Körner  103  fg.  in.  1131!.  117.  318. 

—  Briefe  an  Goethe  49  ff. 
Körner,  Frau  d.  vor.  51.  56. 
Körner,  Schwester  d.  vor.,  s.  Stock. 
Körner,  Emma  58.   114. 
Körner,  Theodor  59fg.  114. 
Körte  275. 
Kosegarten,  G.  L.  276  fg.  —  Brief 

an  279  (r.) 
Kosegarten,   Orientalist   277.   279. 

285. 
Köstlin,  V.  267. 
Kotzebue  74.  249.  324. 
Kozmian,  Andr.  Ed.  Graf  v.  2  39. 3 1 3 . 
Kraft  191. 
Krasinski   313. 
Krause  25. 
Krause,  A.  276. 
Krause,  Diener  Goethes  325. 
Kräuter  146.  326. 
Kreutzer  220. 
Kries,  Mathematiker  244. 
Kropmskv,  L.  3 10. 
Krüger  227. 
Kugeski  174. 
Kürschner,  j.  264.  266.  297  fg.  302. 

310. 
Kurtzmann,  L.  239. 

Lablee,  de  220. 

Laharpe  2 i i fg. 

Lamartine  222. 

Lambert,  A.  220. 

Lambel  266. 

Lamennais  233. 

Lange,  E.  R.  230. 

Lange,  G.  F.  2  3ofg. 

Langguth,  A.  314- 

Langle,  Marquis  de  209. 

La  Roche,  K.^  Schauspieler  323. 

La  Roche,  Sophie  v.  45.  124.  286. 

La  Roche,  Mann  d.  vor.  45. 

Lasinio  239. 

Latendorf,  Fr.  116. 

Laudon,  General  254. 

Laurens,  J.  C.  303. 

Lavater  29.  32.  44.  109.  265.  276. 

308. 
Lee,  Jane  326. 
Leisewitz  294. 

Lenz  44.  127.  216.  232.  325. 
Lercheimer  235. 
Leroux,  P.  213. 
Lerse  231.  3 11. 


Register  zu  Band  VIII. 


337 


Lessing,  G.  E.  125.  127.  294.  310. 

320. 
Lessmann,  D.  131. 
Leuchsenring  124. 
Leuchtenberg,    Herzog  v.  (Eugen 

Beauharnais)  170  fg. 
Levetzow,  Amalie  v.,  geb.  v.  Brö- 

sigke     166  fg.     1701?.    174.    177. 

179  ff.  186.  —  Briefe  an  Goethe 

184  ff. 
Levetzow,  Amalie  v.  167.  170.  172. 

175.  177  ff.  181  fg.  185  fg. 
Levetzow,  Bertha  v.  167.  175.  177. 

181  fg.  185  fg. . 
Levetzow,  Familie  165. 
Levetzow,  Friedrich  v.  167. 
Levetzow,  Hofmarschall  v.  167. 
Levetzow,  Ulrike  v.  i66ff.  170.  172. 

174.    177  ff.     181  ff.    —     Nach- 
schriften unter  Briefe  an  Goethe 

183  fg. 
Levy,  B.  296.   502. 
Lichtenberger  287. 
Liebeskind  293. 
Lier,  H.  A.  308. 
Lindau,  P.  310. 
Linde,  J.  291. 
Lindenau,  Baron  v.  88. 
Lindenborn  308. 
Linderfeh,  A.  K.  268. 
Lippold,  Fr.  323. 
Litzmann  267. 
Livius  246. 
Loder,  Bertha  v.  270. 
Loeper,  G.  v.   165  —  186. 
Loeper,  G.  v.  230  fg.    241.    296  ff. 
Löffler,  Generalsuperintendent  244. 
Lomenie  206  fg. 
Lorberg,  P.  292. 
Louvier,  F.  A.  289. 
Low,  Frau  v.  252  fg. 
Low,  Luise  V.,  später    Gräfin   Re- 

ventlow  255. 
Luden  246. 
Ludger,  C.  104. 
Ludwig,  O.  263. 
Luther,  M.  187  fg.  200  fg.  249. 
Lützow,  K.  v.  240.  270. 
Lux,  A.  296. 
Lyster,  T.  V.   328. 


Madison  268. 
Mahomet  226. 
Malisch,  J.  510. 
Mantegna  28. 


Manzoni,  A.  102.  105.  131.  159.  — 
Brief  an  Goethe  9  fg.  —  Brief  von 
Kanzler  v.  Müller  an  105. 

Marcus,  Aurelius  ^6. 

Marggraf,  H.  140 tg. 

Markus,  Dr.,  Hofrath  27.  109. 

Marlowe  Faust  (?)  47.   112. 

Marmontel  235.  237. 

Mars,   Schauspielerin  255. 

Marsollier  206. 

Martin,  Theod.  502.  327  ff. 

Martius  v.  134.  136.  139.  141. 

Mattonni  178. 

Mauthner,  Fr.  324. 

Mc  Bride,  T.  H.  329. 

Meisner  287. 

Meister  211. 

Meixner,  Charitas   3 10  fg. 

Melchior,  P.  265. 

Melzer  287. 

Mende  35. 

Mendelssohn,  M.  127. 

Mengs,  Raphael  74. 

Meiit-el,  EUsabeih  129.  131  fg.  142  fg. 

Menzel,  W.  304. 

Merck  44.  121  ff. 

Merck,  Frau  124. 

Merkel,  G.  516. 

Metastasio  294. 

Metz,  Prof.  238. 

Meusel  124. 

Mever,  Frl.  170. 

Meyer,  Heinrich  26 fg.  31.  33.  36. 
56.  62 ff.  84.  HO.  135.  174.  239. 
314.  318.  322. 

Meyer  (Laden)  176. 

Meyer  v.  Waldeck  266  fg. 

Meysenbug,  Freiherr  v.  238. 

Michel  Angelo  11.  54. 

Michiels  219. 

Mickiewicz   313. 

Milder,  Opernsängerin  173. 

Minor,].  225 — 229.  25  i  fg.  240. 

Minor,  J.  238.  265.  267.  293  fg.  307. 

Mitterbacher,  Hofrath   176.   178. 

Mladota  v.  Solopisk,    Baron   182. 

Moleschott  266. 

Moliere  510. 

Moor  und  Winter  147. 

Montaigne  284.  298. 

Morgenstern,  J.  292. 

Morison,  J.  H.  32. 

Moritz,  K.  Ph.  272.   317. 

Morshead,  E.  D.  A.  328. 

Motherby,  Dr.  77.   117  fg. 

Mounier   317. 


Goethe- Iahrslch   VIIT. 


338 


Register  zu  Band  VIII. 


Mountford  292. 

Mozart  54.  256.  294. 

Muggenthaler  267. 

Müller,  Geheimsekretär  168. 

Müller,  Kanzler  103.  105  fg.  139. 
141. 181.  274.  —  Brief  an  Manzoni 
105.  Datum  eines  ungedruckten 
Briefes  an  279. 

Müller  (Kupferstecher)   151  fg. 

Müller  (Maler)  126.  128.  273. 

Müller,  F.  Max.  277.  280.  282. 

Muncker,  F.  267. 

Münster,  Seb.  291. 

Murr  27.  109. 

Musset,  A.  de  222. 

Myron  151. 

Nackwaski   173. 

Napoleon  I.  6.  104.  210.  249.  255. 

313- 
Nees   V.  Esenbeck    151    (Präs.    in 

Bonn)  141.  173. 
Nero  226. 

Nervais,  G.  de  291. 
Neukirch  237. 

Neumann,  Schauspieler  275. 
Nickel,  Optikus   133  fg.   137. 
Nicolai  124  tt.  235.   311. 
Nicolovius,  G.  H.  L.  91.  170. 
Nicolovius,  Vicepräsident   170. 
Niebulir,  B.  G.  loi  ff.  1 19.  —  Briefe 

an  Goethe  88  ff. 
Niebuhr,  Vater  d.  vor.  90.  100.  119. 
Niebuhr,  Frau  119. 
Niebuhr,  Kinder  von  B.  G.   lOi. 
Nisbet,  C.  301. 
Njegus,  P.  P.  233. 
Nodier,  Gh.  221. 
Nostiz,  Graf  169. 
Nostiz,  Frau  d.  vor.  169.  171  fg. 
Nostiz,  Töchter  d.  vor.  169.  171  fg. 
Nuys,  Frau  v.  518. 

O'Donnell,  Gräfin  316. 

Odyniec  313. 

O'Ferul  286. 

Offenbach  199. 

Oehlenschläger  102. 106  fg. —  Briefe 

an  Goethe  1 1  ff. 
Ominsky,  General  178. 
Orgagna  240. 
Ortloff,  Dr.  258. 
Ossian  214  fg.  221.  284. 
Oesterreich,  Carl,  Erzherzog  243. 
Oesterreich,  Kaiser  Franz  I.  v.  185. 
Oesterreich,  Kaiserin  v.  79. 1 18. 309. 


Oswald,  E.  277.  282. 
Ovid  15.  108. 
Oxenford,  John  301. 

Pallmann   324. 

Parthey,  Frl.   170. 

Partridge,   W.  O.   305. 

Pentheler,  s.  Perthaler. 

Perrin,  P.  219. 

Perrv,  Carlotta  268. 

Pertfialer,  v.  240. 

Perthes,  Fr.  120.  251.  236. 

Pestalozzi  254. 

Petrich  277. 

Petronius  100. 

Pfalz,  Fr.  312. 

Pfitzer  233. 

Pindar  226.  268. 

Pissot  210. 

Pius  VI.  23.  108. 

Platen,  Graf  254.  318. 

Plehwe,  Hauptmann  247 

Pogwisch,  Frau  v.  142. 

Pol,  Vincenz  313. 

Polignac,  A.  prince  de  502. 

Politian  90. 

Pollock,  W.  H.  330. 

Pope,  AI.  2  3). 

Porchat,   J.  207.  214. 

Posnett,  H.  M.  327. 

Poten,  Marie  122. 

Pottocelli   124. 

Prem,  S.  M.  308. 

Preussen,  Friedrich  II.  von  166.298. 

300.  307. 
Preussen,    Friedrich  Wilhelm  III., 

König  von   116.  247  fg. 
Preussen,   Friedrich  Wilhelm  IV., 

König  von  116. 
Preussen,  Luise,  Königin   von  80. 
Pröhle,  H.  508.  309. 
Properz  90. 

Raabe,  C.  J.  321. 

Rabe,  Friedrich,  Architect  321. 

Rabe,  Friedrich,  Maler  321. 

Rabener  127. 

Racine  19. 

Raimund,  Schauspieler  235. 

Ramler  127. 

Pvamond  de  Carbonnieres,  L.  F.  E. 

216  fg. 
Ranke,  L.  v.  234. 
Ranke   v.,   Pfarrer,   Brief  an    den 

Herausgeber  234. 
Rantzau.  H.,  Graf  250.  252 fg. 


Register  zu  Band  VIII. 


339 


Rantzau,   Mutter  u.  Schwestern  d. 

vor.   2)2  fg. 
Raspe   125. 

Rastopschin,  Graf  298  fg. 
Rath,  Fr.  274. 

Rauch,  AmaHe  v.,  s.  Levetzow. 
Rauch,  Chr.  D.  80.   139.  141.  239. 

521. 
Rauch,  Franz  v.  185  ig. 
Rauch,  L.  V.  182.  185  i'g. 
Rauch,  Minister  182. 
Recke,  Elisa  von  der  174.  177. 
Redern,  Graf  v.  52.  113. 
Rehbein,  Hofrath  170.  172. 
Rehberg  120.  170. 
Rehberg,  Frau  122.  170. 
Rehorn,  Dr.  287. 
Reicliel  274.  —  Brief  an  (?)  279.  (r.) 
Reichel,  E.  294  fg. 
Reicke,  Dr.  117. 
Reifenstein  21. 
Reifterscheid  266. 
Reimer,  Familie  250. 
Reinhart  126  fg. 
Reuss- Ebersdorf,    Graf    Heinrich 

XXIV.  V.  238. 
Reuter,  Fr.  265. 
Reventlow,  s.  v.  Lö\v. 
Riedel,  Gallerie-Inspektor  55. 
Riedel  124. 
Rieger  124.   126  fg. 
Riekhoff,  Th.  v.  298. 
Riemer  13.  20.  58.  75.  75.  77.  115. 

117.   145.   160.   181.  519.321.— 

Briefe  von  W.  v.  Humboldt  an 

80  ff. 
Riemer,  Frau   177. 
Riese  236. 

Rist,  Conferenzrath  251. 
Ritter  294. 

Riviere  de  la  (pseud.)  217. 
Röhrig  266  fg. 
Rollett  141. ' 
Romano,  Giulio   11.  28. 
Roquefort  220. 
Roquette,  O.  267.  313.   324. 
Rosa,  G.  de  la  290. 
Rosenboom,  v.  267. 
Rotenhan,  H.,  Freiherr  v.  245.  254. 

261. 
Rothe  27. 
Roeth,  Fr.  274. 
Röthe  267. 
Rousseau,  J.  J.  18  fg.  107.  207.  210. 

212.  237.  307. 
Rublee,  H.  268. 


Rückert  325. 

Rühlemann,  Kammerrath  112. 

Ruland,  C.  325  fg. 

Runge,  C.  97. 

Russland,  Maria  Feodorowna, 

Grossfürstin, spätere  Kaiserin  von 

42.  112.  242. 
Russland,  Grossfürst  von  212. 
Ruspoli  24. 
Rust  257. 

Sachsen,  Friedrich  von  225  ff. 
Sachsen,  Moritz  von  226. 
Sacy,  Silvestre  de  285. 
Saint  Aignan  87.   119. 
Saint  George,  D.  de  218. 
Sainte-Beuve  205.  213.  221. 
Saint  Leu,  Graf  V.  (Louis  Bonaparte) 

170. 
Saint  Simon  282. 
Salieri  114. 
Salom,  Michel  104. 
Salse,  L.  C.  de  212. 
Sanborn,  F.  B.  268.  303. 
Sand  249. 

Sand,  George  215.  222. 
Sanders,  Daniel  299. 
Sartorius   114. 
Sauer  228.  267. 
Saussure  254. 
Savignv  91.  103.  120.  250.  —  Brief 

an  Goethe  10 1  fg. 
Savignv,  Frau  d.  vor.   10 1. 
Schack,  General  v.  169. 
Schack,  Familie  d.  vor.   169. 
Schadow,  G.  239. 
Schebeck,  E.   129. 
Scheible,  J.  233. 
Scheidel,  G.  311. 
Scheidler  245. 
Schelling  143.  176.  253. 
Scherer,  W.  122  fg.  241.  286.  290. 

293.  297. 
Schick,  G.  80.   118. 
Schiller,  Carl  37.  39.  41.  43. 
Schiller, Charlotte  V.  55.  58.84.  103. 

TU  ff.    115.    316.    —   Briefe    an 

Goethe  57  ff.  42  ff.  —  Briefe  an 

August  V.  Goethe  40  ff.  —  Brief 

an  280.  (r.) 
Schiller,  Emilie  v.  u.  deren  Schwester 

o  47- 

Schiller,  Ernst  v.  41.  43. 

Schiller,  Fr.  v.  12.  20.  37  ff.  passim 

54  fg.    57.  62.   64.  66.  69.  72  ff. 

82.    102.    107.    III  ff.    173.    190. 


340 


Register  zu  Band  VIII. 


199.  266  fg.  273.  277.  280.  285. 
292.  299.  507.  310.  511.  312.  318. 
321.  325.  —  Centaur  37.  in. 
Hören  38.  in.  Jugendwerke, 
Charlotte  v.  Schillers  Urtheil  über 
dieselben  46,  vielleicht  von  Ein- 
fluss  auf  Goethe  112.  Wallen- 
stein, Körner  über  57.  Körners 
Biographie  und  Plan  der  Aus- 
gabe von  Schillers  Werken  58  (g. 

Schinz  216. 

Schlaberndorf,  Graf  255. 

Schlegel,  A.  W.  6  fg.  12.  66.  104. 
107.  239.  255. 

Schlegel,  Dorothea  239. 

Schlegel,  Fr.  6.  8.  12.  74.  104.  107. 
239.  255. 

Schlegel,  J.  A.  228. 

Schlegel,  J.  E.  227. 

Schieiden,  Rudolf  318. 

Schieiden,  Vater  d.  vor.  318. 

Schleiermacher  (?)  Ernst  275. 

Schleiermacher,  F.  E.  D.  248.  250. 

Schienther,  P.  297. 

Schlosser,  J.  G.  125.  127. 

Schmeller,  Jos.  521.  323. 

Schmettow,  Graf  v.  210. 

Schmid,  Rud.   106  fg. 

Schmid  in  Iferten  254. 

Schmidt,  Erich   102  fg. 

Schmidt,  Erich  105.  108  fg.  l  n  fg. 
115  fg.  124.  126.  228  fg.  241.262. 
265.  272  fg.  277.  286.   298.  309. 

324  ig- 
Schmidt,  Imm.  235. 
Schmidt,  Julian  306  fg.     Nekrolog 

auf  262  if. 
Schmidt,  Frau  d.  vor.  264. 
Schmitt,  L.  303. 
Schmitz,  Dora  L.   301. 
Schmoller,  Maler  161. 
Schneider,  C.  290. 
Schneider,  C.  Fr.  225. 
Schöler  245. 
Scholl,  A.  194.  273. 
Schönbach,  A.  267. 
Schönberger,  Maler  56. 
Schönborn,  Consul   123.   196. 
Schrever,  H.  268. 
Schröer,  K.  J.  231  ff.  265.  285.  506. 
Schubarth,  K.  E.  229  fg. 
Schubert,  Fr.  268. 
Schübler,  Senator  278. 
Schuchardt,  H.  309. 
Schulthess,  Bäbe  272. 
Schultz,  Staatsrath  iSo.  230. 


;i  I.  —  Brief  an 


^73- 


114. 


3U). 


Schulz,  O.  A.  318. 

Schurich  52. 

Schuster,  Schauspieler  255. 

Schütz,  C.  G.  272.  275. 

Schwarz,  W.  311. 

Schwengberg,  P.  291. 

Schwerdtgeburth  159. 

Scott,  W.  102  fg.  158.  (Kenilworth) 

176  fg.  301.  —  Brief  an  3  fg. 
Seckendorf,Baron  (Dresden)  53.113. 
Seckendorf,    K.    S.,    Kammerherr 

208  fg. 
Seckendorf,  L.  v 

279.  (r.) 
Seebeck,  M.  273 
Seebeck,  Th.  91 
Seidel,  Ph.  108. 
Seidler,  Luise  150.  272. 
S^nancour,  E.  de  221. 
Senfft,  Hofrath  v.  55 
Senigaglia,  L.  105  fg. 
Seuffert,  B.  267.  293. 
Sevelinges,  C.  L.  212. 
Seydel  298. 
Shakespeare  20.  118.  235.  293.  320 

327. 
Sherman,  Caroline  K.  268.  ^0 
Schorev,  Frau  D.  L.  26i 
Sichel,"  W.  S.  330. 
Sieveking,  Carl  320. 
Sieveking,  Familie  251. 
Sievers,  G.  L.  P.  312. 
Sinner  216. 
Smolett  17. 

Snider,  Denton  J.  268. 
Soret  301. 

Soult,  Marschall  255. 
Souvestre  220. 
Spach,  L.  186. 
Spiess  291. 
Spinoza   121.   123.  23 
Stadelmann  169,  173. 
Stael,  Mme  de  12.  69.  102.  104.  117. 

177.  205.  213.  312.  313.  —  Briefe 

an  Goethe  5  ff.  —  Brief  von  Goethe 

an   104.  u.  279.  312.  (r.) 
Stael,  Sohn  d.  vor.  7. 
Staniewicz,  K.  304. 
Stapfer,  A.  303. 
Stapfer,  P.  296.  303 
Starck,  Hofrath  40. 
Steigerwald  293. 
Stein,  Charlotte  v.  ; 

265.  272  ff.  276.  278. 

312.  324. 
Stein,  Minister  v.  253 


505. 


307. 


304. 


;•  191  fg 


194. 
302. 


Register  zu  Band  VIII. 


341 


Steinbach,  Erwin  v.  2^1. 

Steiner,  Rud.  3 1 3  fg. 

Steinhardt,  Dem.  160. 

Stern,  Ad.  267. 

Sternberg,  C,  Graf  312. 

Stetten  v.  27.  109. 

Stewart,  Ch.  78. 

Stieler,  Eugen  140. 

Stieler,  Joseph.  —  Briefe  an  132  ff. 

Stieler,  Frau  d.  vor.   154.   138. 

Stieler,  Karl  140. 

Stock,  Dora,  Körners    Schwägerin 

51.  56. 
Stollberg,  Auguste  v.  232. 
Strauch,  Ph.  267.  288. 
Streckfuss,    Geh.    Ober- Reg. -Rath 

IG).  —  Brief  an  130. 
Strehlke  103  fg.  113. 118. 120.  i3ofg. 

141.  181.  230.  277.  288.  296.  328. 
Stub,   Mrs.  Valborg,  Hovind  268. 
Stüve,  K.  B.  250 fg.  261. 
Sulzer  125.  127. 
Süpfle,   TIk  205 — 222. 
Süpfle,  Th.  204. 

Suphan,  Bernhard  20—36,  108— 1 1 1. 
Suphan,  B.  300.  314. 
Swanwick,  Anna  301. 
Swift  235. 
Szymanowska,  Marie  172fg.179.312. 

Tacitus  96. 

Talma  12.  107.  255. 

Tasso  130.  243.  294. 

Tauchnitz  246. 

Taufkirchen,  Graf  179. 

Taylor,  Bayard   302.  327. 

Tettelbach  '32. 

Theocrit  81. 

Thiersch,  Fr.  254. 

Thom,  Marianne,  s.  Höpfner. 

Thornae,  Friedrich  229  ff. 

Thorwaldsen  83. 

Thürlin  109. 

Tieck,  L.   170.  232.  240. 

Tiedge  174. 

Tischbein,  \V.  22.  272.  308. 

Tizian  55.  255. 

Tobler,  L.  267. 

Tomaschek  168. 

Trojan,  J.  291. 

Trott,  Herr  v.  321. 

Tscharner,  V.  B.  216. 

Turgenjew,  I.  263. 

Uckert  243. 
Uhland  298. 


Ulrich,  Dem.,  s.  Frau  Riemer. 
Ullrich  267. 

Unzelmann-Bethmann,   Frau   324. 
Uz  228. 

Van  Dyke,  Mrs.  J.  H.  268. 

Varnhagen  v.  Ense  182. 

Vay,  Gräfin  v.,  geb.  Gräfin  v.  War- 
tensleben 60. 

Viehoff,  H.  165.  230. 

Vieweg  69. 

Vi»ny,  A.  de  205. 

Villers  205. 

Virgil  300. 

Vischer,  Fr.  292. 

Vitrolles,  Baron  de  235. 

Vogel  147. 

Vogt  266. 

Voigt,  G.  G.  318. 

Voigt,  F.  S.  86.  105.  119.  239.  — 
Briefe  an  129.  131  fg.   142  fg. 

Voigt-Meyer,  Th.  129. 

Voigts,  Frau  v.  299. 

Volkmann  28.  273.   300. 

Vollmer  in. 

Voltaire  19.  60  fg.  (Mahomet.) 

Voss,  Heinr.  311. 

Voss,  J.  H.  66.  82.  296.  299.  323. 

Vulpius,  Ghristiane,  s.  Goethe. 

Vulpius  171.  318. 

Wackenroder  240. 

Wacker,  Inspector  115. 

Wackernagel  228. 

Wadzeck  247. 

Wagner,  Gretchen  308.  323. 

Wagner,  H.  L.  124.  126.  228. 

Wagner,  J.  E.  318. 

Wagner,  J.  K.  273. 

Wagner,  J.  M.  153. 

Waitz,  Frau  Geh. -Räthin  122. 

Waldberg,  M.  v.  266  fg. 

Wallenstein,    Gräfin,   geb.    Gräfin 

Sternberg  258. 
Walleski,  Graf  174.   176. 
Walthard  215. 
Wansack,  Joh.   129. 
Wartenberg,  Major  v.   169. 
Wätzold,  Prof  269. 
Weiermann  109. 
Weigl  114. 
Weimar,  x\nna  AmaHa,  Herzogin  v. 

22  ff.  51.  108.  HO.  279.  300.  323. 
Weimar,  Augusta,  Prinzessin  von, 

Kaiserin    von    Deutschland  239. 


342 


Register  zu  Band  VIII. 


Weimar,  Caroline  v.,  Erbprinzessin 
V.  Mecklenburg  43.  112. 

Weimar,  Karl  Alexander,  Gross- 
herzog von  268. 

Weimar,  Karl  August,  Grossherzog 
von  7.  23  ff.  29  fg.  56.  88.  HO. 
129.  134.  168  ff.  182.  234.  272  fg. 
275  fg.  278.  299.  316.  321. 

Weimar,  Karl  Friedrich,  Gross- 
herzog von  258. 

Weimar,  Luise,  Grossherzogin  von 
23.  25.  29.  31.  42.  156. 

Weimar,  Maria  Paulowna,  Gross- 
herzogin von  42.  84.    112.   318. 

Weimar,  Sophie,  Grossherzogin  von 
103.  241.  277. 

Weinhold  232. 

Weiss,  J.  295. 

Weiss,  Mineraloge  250. 

Weisse,  Chr.  F.  227.  307. 

Weisstein,  G.  228. 

Weize  308. 

Weizsäcker,  P.  314. 

Wellington,  Lord  78. 

Werner,  J.  287.  509. 

Werner  35. 

Werner,  R.  M.  124.  229.  266  fg. 
297.  299.  309.  310.  316. 

Werner,  Richard  1 30  fg. 

Werner,  Z.  249.  325. 

Wesselhöft,  Joh.  151.  153.  158.  160. 

Wesselhöft,  Familie  251. 

Weyland  124. 

IVh'ite,  H.  S.  326-330. 

White,  H.  S.  305. 

Widmann  233. 

Wieland  65.  125  ff.  160.  229.  232. 
276.  294    312.  317.  320. 

Wilhelm,  Graf  109. 


Wilken  250. 

Willemer  159.  252. 

Willemer,  Marianne  v.  (Suleika)  1 59. 

252.  286. 
Wilson,  H.  S.  330. 
Winckelmann  74.  117. 
Witel  209. 
Wittich,  W.  294. 

Wolf,  F.  A.  64  ff.  116.  229  fg.  250. 
Wolff,  P.  A.  170. 
Wölfel  54.  114. 

Wolowska,  Casimira  1 7  3 . 1 79.298  fg. 
Wolzogen,  Adolph  v.  41. 
Wolzogen, Caroline  v.  41.73.77.84. 
Wolzogen,  Wilhelm  v.  41.  43.  84. 
Woodruff,  E.  H.  526—330. 
Woodward,  A.  268. 
Wouwermann  244. 
Wulckow,  R.  297. 
Württemberg,   Herzog  von  170. 

Young  219.  299. 

Zachariae  228. 

Zardo,  A.  304. 

Zarncke,  Fr.  293.  321. 

Zauper,  Prof.  169  fg. 

Zelter  120.  131.  141.  170.  181.229. 

250. 
Zenigeo,  Graf  174  fg. 
Ziegesar,  Familie  321. 
Ziegler,  Frl.  v.  232. 
Zimmer  176. 
Zimmermann  125. 
Zingerle  267. 
Zink   )2. 
Zollikofer  265. 
Zucchi  21.  108. 


IL  Register  über  Goethes  Werke  und  Leben. 


Allgemeines. 

Archiv   in  Weimar,  Mittheilungen 

aus  dem  265.  324  fg. 
Ausgabe  die,  Goethescner  Schriften 

betreffend.     (Goethesches    Con- 

volut)  273. 
Ausgabe  letzter  Hand  136.  142.  230. 

280. 
Ausgabe,  Weimarische  241. 
Bibel,  Goethe  und  die  Sprache  der 

187—202. 


Biographische  Schriften  über  305  ff. 

Englisch  -  amerikanische  Bibliogra- 
phie 326—350. 

Frankreich,  Goethes  literarischer 
Einfluss  auf  205 — 222.  —  Goethe 
in  235  fg.  —  Goethe    und    512. 

Italien,  Erinnerungsfeste  in  265  fg. 

MiKvaukee  Literary  School ,  Vor- 
lesungen in  der  268. 

Nachträge  u.  Berichtigungen  255  ff. 

Neue  Ausgaben  284  fg.  —  Über- 
setzungen 501  ff. 


Register  zu  Baxd  VIII. 


343 


Polen,  Goethe  und  513. 

Stellung  zur  Wissenschaft  u.  Kunst 

313-315- 

Verein  in  Wien,  Chronik  des  265. 

Vorlesungen  auf  deutschen  Uni- 
versitäten 266  fg.,  im  Weimarer 
Goetheverein  268  fg.,  in  Ham- 
burg 269. 

Biographische  Schriften. 

Annalen  107.  113.  117  ff.  142.  169. 

229. 
Campagne  in  Frankreich  158.  279. 

296. 
Dichtung  und  Wahrheit  43  ff.    88. 

112.  119.  145.  158.  189.  196.225. 

235.  265.  287.  313.  325. 
Italienische  Reise  26.    108.  146  fg. 

265.  272.  287.  300.  —  Biblische 

Ausdrücke  193  fg. 
Schweiz,  Briefe  aus  der  193. 
Tagebücher  165.  167 ff.  (1822)  193. 

(1779)   241.  —  und  Briefe  aus 

Italien    265.    272  fg.    278.    325. 

(Schweizerisches  1775.) 

Briefe  an: 

Ein   (r.)  hinter  einer  Zahl   bedeutet,  dass  von 
dem   Briefe  nur  ein   Regest  gegeben  ist. 

Carlyle  277.  (Nachträge)  280  ff. 
Frommann,  Fr.   144 — 161. 
Hessen-Darmstadt,    Landgraf   von 

129  fg. 
Heygendort,  Frau  v.   128  tg. 
Höpfner  121  ff. 
Klein,  A.  278.  (r.) 
Kosegarten,  G.  L.  279.  (r.) 
Kurf.  Minist,  d.  Ausw.  280.  (r.) 
Manzoni      (Empfehlungsschreiben) 

106. 
Müller,  Kanzler  v.  279.  (nur  Datum.) 
Ranke,  kleine  Notiz  über  234. 
Reichel,  W.  (?)  279.  (r.) 
Schiller,  Charlotte  v.  280.  (r.) 
Scott,  Walter  3  fg. 
Seckendorf,  L.  v.  279.  (r.) 
Stael,  Mme  de  104.  u.  279.  (r.) 
Streckfuss,  1 30  fg. 
Voigt,  F.  S.  129.  131  fg.  142  fg. 

Codicill,  Briefwechsel  mit  Schiller 

betreffend  283. 
Italien,  Briefe  aus  272  fg. 
Leipziger  Briefe  288.  Nachträge  und 

Berichtigungen  zu  den  233  ff. 


Schiller-Goethescher  Briefwechsel, 

273.  283. 
Stammbuchblatt  278. 
Stein,  Frau  v.,  Briefe  an,  Neue  Ausg. 

274. 
Tagebuch,  aus  Goethes  283. 

Briefe  an  Goethe  von : 

Brösigke,  Ulrike  v.   186. 

Foscolo,  Ugo  8. 

Heine,  Heinrich  283. 

Herder,  August  v.  32  fg.  34  ff. 

Herder,  Caroline  v.  26  fg.  32. 

Herder,].  G.v. 20 ff. 27  fg.  31. 33. 36. 

Humboldt,  A.  v.  83  ff. 

Humboldt,  Caroline  v.  78  ff. 

Humboldt,  W.  V.  61  ff. 

Körner  49  ff. 

Levetzow,  Amalie  v.  184  ff. 

Levetzow,  Ulrike  v.  183  fg. 

Manzoni  9  fg. 

Niebuhr  88  ff. 

Oehlenschläger  11  ff. 

Savignv  1 01  fg. 

Schiller,  Charlotte  v.  37  ff.  42  ff. 

Stael,  Mme  de  5  ff. 

Dramen. 

Belsazar  258. 

Bürgergeneral  109.  —  Caroline 
Herder  über  d.  28  fg. 

Clavigo  285.  307.  —  in  Frankreich 
205  ff.     Erläuterungen  293. 

Claudine  v.  Villabella  307.  Eigen- 
händige Reinschrift  325. 

Egmont  193.  198.  278.  285.  288. 
-95-  507-  325.  —  Neue  Ausgaben 
und  Erläuterungen  292  fg. 

Elpenor  293.  307. 

Epimenides  Erwachen  309. 

Erwin   und   Elmire  231.   302.  309. 

Eugenie,  s.  Natürliche  Tochter. 

Faust  16.  107.  120.  127.  204  fg. 
265  ff.  286.  307.  313.  316.  517.— 
Zueignung  44.  —  Biblische  Aus- 
drücke 196  ff.  200  tg.  —  Fausts 
Vorname  231  fg.  —  Eine  Parallel- 
stelle in  serbischer  Dichtung2  3  2fg> 
—  Lamennais  Urtheil  über  den 
II.  Theil  233  fg.  —  Ausgaben  und 
Erklärungen  289  ff.  —  In  England 
301  lg.  —  Übersetzungen  301  bis 
303.  327  ff.  —  Materialien  zum 
2.  Theil  325.  -  Schema  der  Scene 


344 


Register  zu  Band  VIII. 


zwischen  Faust   und   Proserpina 

325- 

Götz  von  Berlichingen  126.  231. 
287  fg.  295  fg.  —  Biblische  Aus- 
drücke 196  fg.  —  Neue  Ausgaben 
und  Erläuterungen  292  fg.  — 
Übersetzungen  301.  303.  —  Erste 
Handschrift  324. 

Gross-Kophta  32.  iio.  307.  —  Als 
Oper  325. 

Jahrmarktstest  zu  Plundersweilern 
124. 

Jeri  und  Bätely  266. 

Iphigenie  in  Delphi  286. 

Iphigenie  auf  Tauris  51.  iio.  190. 
200.  262.  264!?.  278.  288.  295. 
307.  312.  —  Neue  Ausgaben  und 
Erläuterungen  293  fg.  —  Über- 
setzungen 301. 303.  328.  — Eigen- 
händige Reinschrift  325. 

Laune  des  ^"erliebten  295. 

Lila,  Erläuterung  294  fg. 

Lustspiel  (in  Leipzig  erscheinend, 
nicht  Lustspiel  in  Leipzig)  238  fg. 

Mitschuldigen,  Die  295. 

Natürliche  Tochter  191.  295. 

Nausikaa  286.  325. 

Pandora  142.  166.  273.  286.  —  Er- 
läuterung 295. 

Prolog  zu  den  neuesten  Offen- 
barungen Gottes  126. 

Prometheus.  —  Nereidenchor  265. 

Puppenspiel,  neu  eröffnetes  mora- 
lisch politisches  124.  126. 

Satyros  293. 

Stella  198.  286.  295.  308.  316. 

Tancred,  Erläuterungen  295. 

Tasso  32.  HO.  266.  278.  295.  307. 
312.  325.  —  Erläuterungen  294. 

Triumph  der  Empfindsamkeit  315. 

Was  wir  bringen  39  fg.   iii. 

Zauberflöte,  der.  Zweiter  Theil265. 

Dramatische  Pläne  und 
Fragmente. 

Circe,  Oper  274. 

Das  Mädchen  von  Oberkirch,  Re- 
volutionsdrama 325. 

Der  Mann  von  fünfzig  Jahren,  als 
Drama  skizzirt  325. 

Joseph  307. 

Prinz  Radegiki  325. 

Scene  aus  dem  »Falken«  325. 

Übersetzung  eines  Cimarosaschen 
Textbuches  323. 


Episches. 

Achilleis  16.  107.  142.  319.  —  Vor- 
lesung über  268  ig. 

Ewige  Jude  287. 

Hermann  und  Dorothea  36.  5  6  fg. 
65  fg.  114.  116 fg.  204.  264.  313. 

315.  325.  —  W.  V.  Humboldts 
Besserungsvorschläge  67  ff.  — 
Biblische  Ausdrücke  194  fg.  202. 

—  Neue  Ausgaben  und  Erläute- 
rungen 295  fg.  —  Übersetzungen 
301.  303  fg. 

Reineke  Fuchs  30 ff.  307.  327. 

Erzählendes. 

Mann  von  fünfzig  Jahren  169.  — 
Als  Drama  skizzirt  325. 

Märchen   307. 

Novelle  265.  —  Übersetzung  304. 

Unterhaltungen  deutscher  Ausge- 
wanderten 64.  (Prokurator)  115. 
^267.   307. 

Wahlverwandtschaften  77. 268. 315. 

—  Übersetzung  301. 
Werthers  Leiden  8.  16.    104.    124. 

198.  200.  204.  269.  275.  286.  312. 
313.  323.  —  In  Frankreich  205 ff. 

—  Übersetzungen  208  ff.  304.  — 
Nachahmungen  2 14  ff.  299.  — 
Neue  Ausgaben  und  Erläute- 
rungen 293  fg. 

Wilhelm  Meister  16.  119.  268.  — 
Lehrjahre  55.  188.  204.  307.  312. 

3 16.  —  Übersetzung  301.  —  Bib- 
lische Ausdrücke  195  fg.  201.  — 
Wanderjahre  15  5  ff.  265. 

Gedichte. 

Abschied  (ungedruckt)  265. 
Aeolsharfen  168. 
Alcinous,  der  neue  284. 
Alexis  und  Dora  54.  (IdvUe)  113. 
Am  Flusse  297. 

Am  heissen  Quell  verbringst  Du  1 78. 
An  den  Kuchenbäcker  Hendel  22  5  ff. 
An  Werther  265.  279. 
An  Frl.  Wolowska  273.  298  fg. 
An  Zachariae  228  fg. 
Aus  fremden  Sprachen  284. 
Aussöhnung  168.   172  fg. 
Braut  von  Corinth  298. 
Chinesisch -deutsche    Jahres-    und 
Tageszeiten  284. 


Register  zu  Band  VIII. 


345 


Da  sieht  man,  wie  die  Menschen 
sind  176. 

Das  Blatt,  wo  seine  Hand  geruht 
166. 

Das  erste  giebt  (Logogryph,  unge- 
druckt) 272. 

Dass  icli  bezahle  (ungedruckt)  271. 

Der  fünfte  Mai  105.  159. 

Der  liebenden  Vergesslichen    316. 

Du  gingst  vorüber.    Wie !  ich  sah 
Dich  nicht  166. 

Elegie,  Marienbader  168. 171. 173  fg. 
179  ff.  183.  297. 

Elegieen,  römische  194.    307.   325. 

Epigramme,  venetianische  265. 

Epistel,  erste  194. 

Erlkönig,  der  268.  —  Übersetzung 
304.  ^ 

Feier,  zur  Geburtsstunde  des  Erb- 
prinzen 299. 

Fischer,  der  190. 

Friederikenlieder  284. 

Geheimnisse,  die  284.  298.  507.  312. 

Gelegenheitsgedichte  284.  299. 

Genuss,  der  wahre  237. 

Göttliche,  das  1^0. 

Harzreise  im  Winter  190  fg. 

Hauspark   .315. 

Hohelied,  Übersetzung  des  284. 

Homer  wider  Homer  229  ff. 

Ich  saug  an  meiner  Nabelschnur  325. 

Inschriften  284. 

Invectiven  284. 

König  von  Thule   198. 

Leipziger  Liederbuch  284. 

Liebesschmerzlicher  Zwiegesang 
s.  Aeolsharfen. 

Liebhaber    in    allen    Gestalten.  — 
Erläuterungen  294. 

Maskenzüge  48.  113.  154.  242.  272. 
295. 

Miedings  Tod,  Auf  284. 

Mignonlieder  195.  —  Übersetzung 
304. 

Ossianische  Gesänge  284. 

Pilgers  Morgenlied  (An  Lila)  232. 

Prometheus  138.  323. 

Rastlose  Liebe  194. 

Sachsens  Hans,  poetische  Sendung 
284.     . 

Sah  gemalt  in  Gold  und  Rahmen 

27)- 
Schreyen,  das  229. 
Sehnsucht  307. 

Seit  einigen  Tagen/ungedruckt)  27 1 . 
Sonett  XIII.  —  Übersetzung    328. 


Trilogie  der  Leidenschaften,  zu 
Goethes  Gedichten   165  —  186. 

Wanderers  Nachtlied  237.  297. 

Westöstlicher  Divan  150.  152  ff. 
181.  183.252.  257.  285.  317.  325. 
—   Anmerkungen  zum   189. 

Wie  die  Blüten  heute  dringen  (un- 
gedruckt) 265.  270. 

Willkommen  und  Abschied  297  fg. 

Wir  kommen  aus  dem  Sonnenland 
(ungedruckt)  271.  295. 

Woher  sind  wir  geboren  (unge- 
druckt) 270. 

Wo  man  mir  Guts  erzeigt  285. 

Xenien  284.  289.  307. 

Xenien,  zahme  284. 


Liebeslied     eines     amerikanischen 
Wilden.     Übersetzung  298. 


Fragment  143. 

Neue    Ausgaben    296  fg.  —  Über- 
setzungen 301.  304.  327. 


Apokryphes  Gedicht  3.  Nov.  1774. 

299. 
Hero  und  Leander  54.  56.   113. 

Kunst. 

Cellini,  Benvenuto  55.    516. 
Dilettantismus,  über  den  sog.  315. 
Hackert  79. 
Kunst  und  Alterthum  105.  130.  142. 

150  ff.  157  ff.  230. 
Rhein    und  Mavnhefte  147  fg. 
Rameaus  Neffe  71. 
Winckelmann  70  fg.   117.  285. 

Naturwissenschaftliches. 

Farbenlehre  28.  109.  135.  158. 
Metamorphose    der   Pflanzen    149. 
Morphologie  u.  Naturwissenschaft 

149.  151  ff.  154  fg.  158  ff.  242. 
Optik  30.  84.  87. 

Sonstige  prosaische  Schriften. 

Brief  eines  Pastors  125.    127.  314. 
Deutsches  Theater  112. 
Frankfurter      gelehrte      Anzeigen, 

Recensionen  in  den  125  ff. 
Gespräch  über  die  deutsche  Literatur 

300. 
Glückliches  Ereigniss  45.   112. 
Homer  noch  einmal  229  fg. 


346 


Register  zu  Band  VIII. 


Natur,  die  300. 

Recension  über  Arnolds  »Pfingst- 
montage 300. 

Recension  über  Voss  299. 

Rochusfest,  das,  zu  Bingen  149. 

Sprüclie  in  Prosa  159.  304.  (Über- 
setzung.) 

Volksbuch  325. 

Zu  Schillers  und  Ifflands  Andenken 
112. 

Biographische  Einzelheiten, 
Lebensheziehungen,  Verhält- 
nisse zu  : 

Byron   309. 
Calderon  309. 
Dahlmann  3 1 5  fg. 
Foscolo  104. 
Frommann,  F.  J.  242  ff. 
Harz,  Goethe  und  der  308. 
Haus  in   Frankfurt,    Erneuerungs- 
arbeiten 264. 
Herder  108  ff. 
Heygendorf,  Frau  v.  310. 
Höpfner  122  ff. 
Humboldt,  A.  v.  88.  118  fg. 
Humboldt,  W.  v.   114 ff. 


Imhoff,  .^malie  v.  316. 

Italien,  Goethe  in  308. 

Körner  1 1 3  ff. 

Kropinski,  L.,  Goethes  Urtheil  über 
310. 

Leipzig,  Goethe  in  308. 

Manzoni  105  fg. 

Meixner,  Charitas  3 10  fg. 

Merkel,  G.  über  Goethe  317. 

Moliere  310. 

Nicolai   311. 

Niebuhr  119  fg. 

Nuvs,  Frau  v.  3 18  fg. 

Oehlenschläger  106  ff. 

Riemer,  über  Goethe  319  fe. 

Schiller,  Charlotte  v.  iiift— Er- 
wähnung in  ihrem  Briefe  41. 

Schieiden,  R.  3i8fg. 

Scott,  Walter  103. 

Seckendorf,  K.  L.,  Freiherr  v.  311. 

Sieveking  3 20 fg. 

Sievers,  G.  L.  P.  312. 

Stäel,  Mme  de  104.  312. 

Stein,  Frau  v.  312. 

Sternberg,  Graf  312. 

Stieler,  Joseph  140  ff. 


Goethe  1806.  311. 
Medaille  v.  Schadow  239. 


Zweiter  |ahresbericht 


DER 


Goethe-Gesellschaft. 


Ss.C^^'^"-'^, ' 


|,|ie   Generalversammlung   des  Jahres  1886,   welcher 

eine  Vorstandssitzung  vorausgegangen  war,   fand 

^  am  2.  Mai  im  Saale  der  »Erholung«  zu  Weimar  statt. 


Die  Versammlung  durfte  der  Anwesenheit  I.  I.  K.  K.  H.  H. 
des  Grossherzogs,  der  Frau  Grossherzogin  und  des  Erb- 
grossherzogs  von  Sachsen  sich  erfreuen  und  war  sehr 
zahlreich  besucht.  Sie  wurde  von  dem  Präsidenten  der 
Goethe  -  Gesellschaft ,  Herrn  Reichsgerichts  -  Präsidenten 
Dr.  Simson,  Excellenz,  aus  Leipzig,  geleitet.  Der  Vor- 
sitzende des  geschäftsführenden  Ausschusses,  Herr  General- 
Intendant  Freiherr  von  Loen ,  Excellenz ,  aus  Weimar, 
erstattete  den  Jahresbericht,  und  hieran  schloss  sich  ein 
mit  grossem  Beifalle  aufgenommener  geistvoller  Fest- 
vortrag des  Herrn  Geheimen  Regierungsraths  Professors 
Dr.  Herman  Grimn  aus  Berlin  über  ^> Goethe  im  Diensie 
unserer  Zeit«.  Alsdann  folgten,  gleichfalls  durch  lebhaftesten 
Beifall  belohnte,  höchst  interessante  Mittheilungen  des 
Directors  des  Goethe-Archivs,  Herrn  Professors  Dr.  Erich 
Schmidt  aus  Weimar,  über  die  nächste  Schrift  der  Goethe- 
Gesellschaft  :  »Tagebücher  und  Briefe  Goethes  aus  Italien 
an  Frau  von  Stein  und  Herder«,  welche  den  Mitgliedern  der 
Goethe-Gesellschaft  bereits  unentgeltlich  geHefert  worden 
ist,  sowüe  über  die  geplante  Goethe-Ausgabe,  bezw.  Goethe- 
Biographie  und  über  die  Bestände  des  Goethe-Archivs, 
deren    Reichhaltigkeit    und    Bedeutung    alle   Erwartungen 


— &*■    4    ^— 

weit  übertroffen  hat.  Die  Broschüren:  »Vorläufiger  Ent- 
wurf der  Weimarischen  Goethe-Ausgabe«  und  »Grundsätze 
für  die  Weimarische  Ausgabe  von  Goethes  Werken«  sind  den 
zunächst  betheihgten  Kreisen  inzwischen  bekannt  geworden. 

Excellenz  von  Lom  machte  hierauf  eine  Reihe  geschäft- 
Hcher  Mittheilungen  und  hob  namentlich  hervor,  dass  Ihre 
Majestät  die  Kaiserin-Königin  Augusta  ihr  Interesse  an  den 
Bestrebungen  der  Goethe-Gesellschaft  durch  eine  Gnaden- 
gabe von  looo  M.  auf's  Neue  bekundet  habe,  eine  Botschaft, 
welche  den  regsten  Dank  der  Versammlung  hervorrief. 

Sodann  beschloss  die  Versammlung,  dass  man  auf 
Lebens:;eit  die  MitgHedschaft  der  Goethe-Gesellschaft  durch 
Zahlung  eines  einmaligen  Beitrags  von  200  M.  erwerben 
könne;  und  ein  weiterer  Beschluss  ging  dahin,  dem  Aus- 
schusse 300  M.  zur  Erhaltung  bedeutsamer  Gräber  von 
Personen,  welche  zu  Goethe  in  Beziehung  standen,  zur 
Verfügung  zu  stellen. 

Der  Bericht  des  Schatzmeisters,  Herrn  Dr.  R.  Morif- 
zu  Weimar,  über  die  Finanzen  der  Goethe-Gesellschaft 
lautete  sehr  günstig  und  gab  der  Versammlung  Veran- 
lassung, für  die  grosse  Mühewaltung  des  Schatzmeisters 
ihren  Dank  auszudrücken. 

Das  im  Saale  der  »Vereins-Gesellschaft«  stattgefundene 
Festmahl  war  ein  fröhliches  und  reich  an  geistvollen 
Trinksprüchen.  Die  Tischkarte  hatte  Herr  Gra_f  L.  v. 
Kalckreutb  gezeichnet. 

Am  Abende  wurde  im  Grossherzoglichen  Hoftheater 
Goethes  »Pandora«,  zu  w^elcher  Herr  Hofkapellmeister 
Dr.  Lassen  die  feinsinnige,  charakteristische  Musik  ge- 
schrieben hatte,  zum  ersten  Male  aufgeführt.  Die  Vorstellung 
w^ar.  Dank  den  Bemühungen  der  General-Intendanz,  eine 
trefflich  gelungene  und  erschloss  manchen  Einblick  in  die 
Dichtung,  welchen  eben  nur  die  Darstellung  bieten  kann. 

Nach  der  \^orstellung  fand  eine  gesellige  Zusammen- 
kunft in  der  »Armbrust«  statt,  und  am  folgenden  Tage 
schieden    die    Goethe-Genossen,    welche   auch    durch    den 


—^     5     < — 

Besuch  des  Goethe-Archivs  und  anderer  Sehenswürdigkeiten 
vielfache  Anregung  empfangen  hatten,  befriedigt  von  Wei- 
mar. Den  Mitghedern  des  Vorstandes  und  Ausschusses  der 
Goethe-Gesellschaft  war  auch  die  Ehre  zu  Theil  geworden, 
zur  GrossherzogHchen  Tafel  im  Palais  Anna  Amalias 
gezogen  zu  werden. 

Seit  der  Generalversammlung  ist  die  Entwickelung  und 
Bereicherung  der  Goethe-Gesellschaft  in  erfreuUchster  Weise 
fortgeschritten.  Mit  Genehmigung  des  Vorstandes  gab  sich 
der  geschäftsführende  Ausschuss  eine  umfassende  Geschäfts- 
ordnung, welche  Herr  Dr.  Kuhn,  der  Schriftführer  desselben, 
ausgearbeitet  hat.  Aus  dieser  Geschäftsordnung  seien  fol- 
gende, für  die  Mitglieder  der  Goethe-Gesellschaft  wissens- 
werthe  Mittheilungen  gemacht.    In  §  6  ist  bestimmt : 

»Was  die  Bemit^nng  der  Bibliothek  seitens  der  Mit- 
glieder der  Goethe-Gesellschaft  anbetrifft,  so  bleibt  es 
dem  Ermessen  des  Bibliothekars  überlassen,  ob  er 
Bücher  an  Mitglieder  ausleihen,  oder  ihnen  die  Be- 
nutzung nur  an  Bibliotheks-Stelle  gestatten  will.  Uner- 
setzliche oder  besonders  werthvolle  Bücher  dürfen 
jedoch  nur  an  Bibhotheks-Stelle  benutzt  werden.  Die  Frist 
für  die  Bücherbenutzung  bestimmt  der  Bibliothekar«. 
Der  §  15  handelt  von  den  Veröffentlichungen  der  Goethe- 
Gesellschaft  und  bestimmt  u.  A.: 

»Der    Vorsitzende    des    Ausschusses    hat    dafür    zu 
sorgen,    dass    nur    an  solche   Mitglieder,  welche  ihre 
Jahresbeiträge  gezahlt  haben,  die  Schriften  der  Goethe- 
Gesellschaft  zu  \'orzugspreisen  verabfolgt  werden«. 
Im    Anschlüsse    hieran    sei    zur    Vermeidung    immer 
wiederkehrender    Anfragen   auch   an   dieser   Stelle  hervor- 
gehoben,   dass  die  Schriften   der  Goethe-Gesellschaft  nur  an 
Mitglieder  verabfolgt  werden  und  im  Wege  des  Buchhandels 
nicht  bezogen  werden  können. 

In  §  17  findet  sich  die  Bestimmung: 

y) Einnahmen    aus    \'orlesungen,    Vorstellungen    und 
anderen    \''cranstaltungen    zu    Gunsten    der     Goetb.e- 


— 4f     6     -4— 

Gesellschaft,  welche  an  einzelnen  Orten  gemacht  wer- 
den, sind  an  den  Schatzmeister  der  Goethe-Gesellschaft 
abzuführen«. 

Die  Geschäftsordnung  hat  wesentlich  dazu  beigetragen, 
die  Verwaltung  der  Goethe-Gesellschaft  in  geordnete  Bahnen 
zu  leiten,  und  die  Beachtung  der  unter  den  MitgUedern 
der  Goethe-Gesellschaft  verbreiteten  »geschäftlichen  Mit- 
theilungen« hat  dahin  geführt,  dass  der  Verkehr  m.it  den 
Mitgliedern  seit  der  zweiten  Hälfte  des  Jahres  1886  ohne 
Störung  sich  vollzogen  hat.  Nothwendig  war  die  Be- 
stimmung, dass  die  Jahresbeiträge  bis  zum  i.  März  jeden 
Jahres  an  den  Schatzmeister  abzuführen  sind  und  dass  die 
Beiziehung  nicht  eingegangener  Beiträge,  zuzüglich  der 
dadurch  entstehenden  Kosten,  vom  i.  April  an  durch  Post- 
auftrag erfolgt.  Es  wird  auch  hier  nochmals  freundlichst 
darum  gebeten,  durch  Pünktlichkeit  das  so  schwierige  Amt 
des  Schatzmeisters  zu  erleichtern.  Diese  Pünktlichkeit  ist 
aber  auch  im  eigenen  Interesse  der  Mitglieder  geboten, 
weil  das  Goethe-Jahrhiich  nur  dann  an  sie  abgesendet  wer- 
den kann,  wenn  die  Jahresbeiträge  entrichtet  sind. 

Die  Beziehungen  zu  dem  Herrn  Herausgeber  wie  zu  den 
Herren  Verlegern  des  Goethe-Jahrbuchs  sind  durch  Vertrag 
vom  16./20.  Mai  1886  neu  geordnet  worden  und  es  darf  mit 
Genugthuung  hervorgehoben  werden,  dass  die  Verleger 
wie  der  Herausgeber  den  Wünschen  des  geschäftstührenden 
Ausschusses  bereitwilligst  entgegengekommen  sind. 

Hinsichtlich  der  Anschaffungen  für  die  Goethe-Gesell- 
schaft ist  vor  Allem  hervorzuheben  die  Einleitung  von 
Verhandlungen  über  den  Ankauf  der  grossen  Goethe- 
Bibliothek  des  Verlagsbuchhändlers  Herrn  Albert  Cohn  in 
Berlin.  Der  Genannte  hat  Jahrzehnte  hindurch  mit  dem 
grössten  Fleisse  und  mit  seltener  Sachkenntniss  die  Bücher 
gesammelt  und  eine  Bibliothek  zusammengebracht,  welche 
der  berühmten  Salomon  Hirzelschen  Goethe-Bibliothek  in 
Leipzig  wenig  nachsteht.  Da  der  Preis  der  Cohnschen 
Bibliothek    16000  M.    beträgt,    muss    die    endgiltige    Ent- 


—^    7    •^— 

Schliessung  über  den  Ankauf  der  diesjährigen  Generalver- 
sammlung vorbehalten  bleiben. 

Für  die  neue  Goethe-Ausgabe  wird  diese  Bibliothek, 
deren  Erwerbung,  unter  dem  rechtskundigen  Beirathe  unseres 
Schriftführers,  durch  Herrn  Dr.  Erich  Schmidt  eingeleitet 
wurde,  eine  überaus  wichtige  Grundlage  darbieten.  Übrigens 
ist  die  Bibhothek  der  Goethe-Gesellschaft,  Dank  der  sach- 
kundigen und  unermüdlichen  Thätigkeit  des  Herrn  Dr. 
Erich  Schmidt,  auch  durch  sonstige  werthvolle  Erwerbungen, 
namentlich  bei  Gelegenheit  der  Hirzelschen  Versteigerung 
in  Leipzig,  erheblich  bereichert  worden. 

Eine  werthvolle  Erwerbung  ist  ferner  das  Ölgemälde 
Kolbes,  welches  Goethe  im  Jahre  1822  darstellt.  Es  ist 
durch  Herrn  Carl  Rulands  Vermittelung  für  den  biUigen 
Preis  von  800  M.  angekauft  und,  vorbehältHch  des  Eigen- 
thumsrechts  der  Goethe-Gesellschaft,  dem  Goethe-National- 
museum in  Weimar  überwiesen  worden. 

Wenden  wir  uns  nun  von  den  käuflichen  Anschaffungen 
zu  den  Schenhingen,  so  ist  mit  freudigem  Danke  hervor- 
zuheben, dass  in  der  Zeit  von  VeröffentHchung  des  vorigen 
Jahresberichts  bis  zum  Schlüsse  des  Jahres  1886  Geldspenden 
der  Goethe -Gesellschaft  zugewendet  worden  sind  von 
Ihrer  Majestät  der  Kaiserin-Königin  Augusta  (zweite  Gna- 
dengabe), ferner  von  Seiner  Durchlaucht  dem  Prinzen 
Heinrich  zu  Carolath  in  Amsitz,  von  Frau  Louise  Poschacher 
in  Wien  und  Frau  Dr.  Paul  ine  Schreber  in  Leipzig,  ferner 
von  den  Herren  Professor  Dr.  Wilhelm  Creizenach  in 
Krakau,  Apotheker  Eugen  Bergmann  in  Smilten  (Livland), 
Senatspräsident  Hagen  in  Posen,  Reinhold  von  Xasackin 
in  Friedenthal  (Russland)  und  Bankier  Albert  Holz  in 
Breslau  (zweite  Spende). 

Dazu  traten  werthvolle  und  interessante  Gaben  für 
die  Bibliothek  der  Goethe-Gesellschaft  von  L  L  K.  K.  H.  H. 
dem  Grossherzoge,  der  Frau  Grossherzogin  und  dem  Erb- 
grossherzoge  von  Sachsen,  ferner  von  den  Herren  Verlags- 
buchhändler W.  Hertz  in  BerUn,  Verlagsbuchhändler  Heinrich 

Goethe-Jahrbuch  VJIl.  2? 


—^    8    ^— 

Hirzel  in  Leipzig,  Antiquariatsbuclihändler  J.  Baer  in  Frank- 
furt a.  M.,  Verlagsbuchhändler  A.  Dürr  in  Leipzig,  Professor 
Dr.  J.  Cohn  in  Breslau,  Expedient  Schönheit  in  Weimar, 
Gymnasiallehrer  Scheidel  in  Lauterburg  (Elsass),  Geh. 
Regierungsrath  Professor  Dr.  Herman  Grimm  in  Berlin, 
Gymnasiallehrer  Dr.  O.  Francke  in  Weimar,  Gymnasiallehrer 
Dr.  Henckel  in  Seehausen,  Baurath  Pietsch  in  Torgau, 
Geheimrath  Professor  Dr.  Ried  in  Jena,  Max  Friedländer 
in  Berlin,  Geh.  Regierungsrath  Dr.  Kuhn  in  Weimar, 
wirkl.  Geheimrath  Dr.  von  Loeper ,  Excellenz ,  in  Berlin, 
Professor  Dr.  Erich  Schmidt  in  Weimar,  Geh.  Medi- 
cinalrath  Professor  Dr.  Welcker  in  Halle  a.  S.,  Director 
Dr.  Nölting  in  Wismar,  Dr.  Paul  Weizsäcker  in  Calw, 
Professor  Dr.  Richard  Maria  Werner  in  Lemberg,  Dr.  Anton 
Varadi  in  Budapest,  Verlagsbuchhändler  Mohr  (Siebeck)  in 
Freiburg,  Paul  von  Joukowsky  in  Weimar,  Professor  Dr. 
Schreyer  in  Pforta,  Professor  Dr.  Jacob  Minor  in  Wien, 
Edmund  Dorer  in  Dresden  und  von  den  Fräuleins  Bertha 
und  Clara  Froriep  in  Weimar.  Hierzu  kommt  die  Scbenhiiw-; 
der  Bibliothek  des  Goetheschen  Enkels  IVoJff^ang  von  Goethe, 
soweit  sie  aus  Goetheschen  Schriften  und  aus  Büchern  über 
Goethe  besteht.  Sie  ist  von  den  Herren  Oberschlosshaupt- 
mann Leo  Graf  Henckel  von  Donnersmarck,  Excellenz,  und 
Sanitätsrath  Dr.  Felix  Vulpius  in  Weimar  der  Goethe- 
Gesellschaft  überwiesen  worden  und  enthält  ausser  kost- 
baren Widmungsexemplaren  auch  Seltenheiten,  w'xt  den 
ersten  Druck  der  »Fischerin«. 

Auch  für  diese  bedeutenden  und  zahlreichen  Gaben 
an  die  Bibliothek  ist  der  herzlichste  Dank  auszusprechen, 
und  zwar  um  so  freudiger,  als  mancher  Geber  besonders 
liebgewordenen  Besitzes  für  die  Zwecke  der  Goethe-Gesell- 
schaft sich  entäussert  hat. 

Aber  auch  dem  Goethe- Archive,  obwohl  es  nicht  Eigen- 
thum  der  Goethe-Gesellschaft  ist,  haben  sich  die  Hände 
gütiger  Geber  aus  der  Zahl  der  Mitglieder  der  Goethe- 
Gesellschaft   geöffnet.     Es   stifteten  dahin   Herr  Alexander 


— ^    9     ^— 

Meyer-Cohn  in  Berlin  (»Der  Olympos,  der  Kissavos«), 
Herr  Paul  von  Joukowsky  in  Weimar  (ein  Fragment  aus 
dem  zweiten  Theile  des  Faust),  die  Familie  Fikentscher 
aus  Zwickau  (Goethes  Briefe  an  die  Fikentscher),  Herr 
Freiherr  L.  von  Gleichen-Russwurm  (Aufzeichnungen,  betr. 
die  Ausgabe  des  Schiller-Goetheschen  Briefwechsels)  imd 
Herr  wirklicher  Geheimrath  Dr.  von  Loeper,  Excellenz, 
(»Verzeichnis  verschiedener  Gebürgs-  u.  Steinarten,  1786«). 

Die  grösste  Erwerbung  des  letzten  Jahres  bilden  die 
in  den  Händen  des  Rechtsanwalts  Herrn  Dr.  Robert  Keil 
zu  Weimar  befindlichen  Papiere  ans  dem  Kräiiterschen  Nach- 
lasse, welche  die  Frau  Grossherzogin  angekauft  hat  und  von 
denen  die  beiden  eigenhändigen  Gedichthefte  von  1788 
dem  Archive  bereits  einverleibt  worden  sind. 

Die  Ordnung  des  gewaltigen  Materials  im  Goethe- 
Archive  schreitet  rüstig  vorwärts.  Seine  Schätze  sind  im 
Dezember  v.  J.  noch  dadurch  vermehrt  worden,  dass  ihm 
(von  Herrn  Carl  Ruland  im  Goethe-Hause  aufgefundene) 
zahlreiche  Entwürfe  zum  zweiten  Theile  des  Faust,  den 
Wanderjahren  u.  s.  w.  überwiesen  worden  sind. 

Dass  Herr  Dr.  Erich  Schmidt,  dem  hochehrenden 
Rufe  an  die  Berliner  Universität  Folge  leistend,  die  Leitung 
des  Archivs  niederlegt,  ist  sehr  zu  beklagen,  doch  ist  in 
Herrn  Professor  Dr.  Suphan  in  Berlin,  dem  Herausgeber 
von  Herders  Werken,  ein  berufener  Nachfolger  bereits 
gewonnen  worden. 

Von  der  neuen  Goethe- Ausgabe:  »Goethes  Werke, 
herausgegeben  im  Auftrage  der  Grossherzogin  Sophie  von 
Sachsen«,  werden  im  Jahre  1887  die  ersten  Bände  erscheinen. 
Die  diesem  Berichte  beigegebene  Anzeige  der  H.  Böhlau- 
schen  Verlagsbuchhandlung  lässt  das  Nähere,  namentlich 
auch  über  die  den  Mitgliedern  der  Goethe- Gesellschaft 
gew'ährten  Vorzugspreise,  ersehen. 

Im  Anschlüsse  an  das  über  das  Goethe-Archiv  und 
über  die  Goethe-Bibliothek  Mitgetheilte,  mag  auch  der 
dritten  hochbedeurenden   Goethe-Anstalt   in  Weimar,    des 


—4+     10    ■>€•  — 

dem  weimarischen  Staate  gehörenden  Goelhe-National- 
t}iiiseiims,\r\  Kürze  Erwähnung  geschehen.  Nach  vollständiger 
baulicher  Wiederherstellung  des  Goethe-Hauses,  die  mit 
den  grössten  Schwierigkeiten  und  Kosten  verknüpft  war, 
zumal  es  galt,  das  Bestehende  möglichst  unverletzt  zu 
erhalten  und  das  Neue  genau  dem  Früheren  entsprechend 
herzustellen,  ist  das  Goethe-Nationalmuseum  am  3.  Juli  1886 
feierhch  eröffnet  worden.  Die  Organisation  der  Anstalt 
war  in  die  Hände  des  Herrn  Dr.  Kuhn  gelegt,  und  die 
Ordnung  und  Aufstellung  der  überaus  reichen  Schätze  des 
Museums  wurde  in  trefflichster  Weise  durch  den  Director 
des  letzteren,  Herrn  Carl  Ruland,  bewirkt.  Alle  wesent- 
lichen Ausgestaltungen  aber  vollzogen  sich  unter  der 
obersten  Leitung  Sr.  K.  H.  des  Grossherzogs,  des  Enkels 
Carl  Augusts,  welchem  der  Enkel  Goethes  testamentarisch 
die  Fürsorge  für  die  dem  weimarischen  Staate  zugewendete 
Hinterlassenschaft  Goethes  anvertraut  hat.  Es  ist  eine 
merkwürdige  Fügung,  dass  ein  Enkel  Herders,  der  Staats- 
minister D.  Gottfried  Theodor  Stichling,  berufen  war,  die 
ministerielle  Leitung  der  das  Goethe-Nationalmuseum  be- 
treffenden Angelegenheiten  zu  führen,  und  dass  es  ein 
Enkel  Wielands,  der  Geheime  Justizrath  Dr.  Reinhold, 
gewesen  ist,  welcher  das  Testament  seines  Freundes  Walther 
von  Goethe  abfasste! 

Dass  der  weimarische  Landtag  die  bedeutenden  Mittel 
für  Errichtung  des  Goethe-Nationalmuseums  einstimmig  und 
freudig  bewilligt  hat,   gereicht  demselben   zu   hoher  Ehre. 

Den  Besuchern  der  diesjährigen  Generalversammlung 
der  Goethe-Gesellschaft  wird  es  eine  Freude  sein,  das  ihnen 
im  Vorjahre  noch  nicht  zugänglich  gewesene  Goethe-Haus 
zu  betreten.  Dass  aber  schon  in  Bälde  mit  der  Ver- 
öffentlichung der  Schäi:^e  des  Museums  durch  ein  Sammel- 
werk von  Lichtdrucken  vorgegangen  werden  wird,  ist  gewiss 
eine  gute  Botschaft  für  die  grosse  Goethe-Gemeinde.  Herr 
Carl  Ruland,  unter  dessen  Leitung  das  Unternehmen  steht, 
wird  den  einzelnen  Blättern  eine  textliche  Erläuterung  bei- 


— -^     1 1     *^ — 

geben,  für  welche  auch  das  Goethe-Archiv  wichtige  Unterlagen 
dargeboten  hat,  wie  denn  andererseits  das  Goethe-National- 
museum zu  zahlreichen  Archivalien  den  Schlüssel  bietet. 

So  arbeiten  Museum,  Archiv  und  Goethe-Gesellschaft 
in  schöner  Wechselwirkung,  und  Kuno  Fischers  Wort  er- 
füllt sich:  »Auf  diese  Art  werden  sich,  wie  nie  bisher, 
eine  Reihe  von  Bedingungen  vereinigen,  um  in  Weimar 
so  gründliche,  vollständige  und  anschauungsvolle  Goethe- 
Studien  zu  ermöghchen,  wie  an  keinem  anderen  Orte  der 
Welt.  Weimar  war  die  Goethe-Stadt  und  wird  es  von  Neuem«. 

Wenn  aber  bisher,  namentlich  bei  den  Arbeiten  des 
Goethe-Archivs,  die  weimarischen  Materialien  nicht  aus- 
reichten, so  ist  das  Erwünschte  von  auswärts  stets  in  der 
entgegenkommendsten  Weise  dargeboten  worden. 

Dass  man  in  Weimar  auch  im  vergangenen  Winter 
sich  bemüht  hat,  das  Interesse  für  die  Goethe-Gesellschaft 
durch  öffentliche  Vorlesungen  zu  beleben,  darf  nicht  unbe- 
merkt bleiben.  Wir  danken  dieselben  den  Herren  Professor 
Dl .  Schreyer  in  Pforta  und  Max  Friedländer  in  Berlin,  von 
denen  im  Saale  der  »Armbrust«  der  erstere  am  7.  Februar 
über  »Achilleus  in  der  Dichtung  von  Homer  bis  Goethe« 
las,  während  Herr  Max  Friedländer  am  i^.  desselben  Monats 
über  »Franz  Schubert  mit  besonderer  Berücksichtigung 
seiner  Kompositionen  Goethescher  Lieder«  sprach.  Beide 
Vorträge  wurden  durch  die  Anwesenheit  Sr.  K.  H.  des 
Grossherzogs  ausgezeichnet,  und  die  zahlreichen  Zuhörer 
spendeten  lebhaften,  wohlverdienten  Beifall.  Es  würde  sehr 
dankenswerth  sein,  wenn  auch  andere  Orte  Goethe-\'or- 
lesungen  veranstalten  wollten.  An  geeigneten  Kräften  wird 
es  ja  selten  fehlen  und  noch  weniger  an  Zuhörern,  da  die 
Goethe-Gemeinde  im  steten  Wachsen  begriffen  ist. 

Die  Goethe-Gesellschaft  selbst  hatte  bis  zum  Schlüsse 
des  Jahres  1886  die  von  keiner  ähnlichen  Vereinigung  auch 
nur  annähernd  erreichte  Zahl  von  240^  Mitgliedern  erlangt, 
darunter  zwei  auf  Lebenszeit.  Bis  zum  26.  März  d.  Js.  aber 
ist  die  Zahl  der  Mitglieder  auf  2660  gestiegen,  darunter  vier 


— <^      12      +^— 

auf  Lebenszeit!  Unter  diesen  2660  Mitgliedern  sind  die- 
jenigen der  englischen  Goethe-Gesellschaft  —  bis  zum 
I.  December  v.  Js.  203  —  mit  inbegriffen.  Der  selbstcindige, 
zielbewusste  und  verheissungsvolle  erste  Jahresbericht  der 
englischen  Goethe-Gesellschaft  ist  soeben  erschienen. 

Siebenzehn  Mitglieder  sind  der  Goethe-Gesellschaft  in 
der  Zeit  vom  21.  Juni  1885  bis  zum  31.  Dezember  1886 
durch  den  Tod  entrissen  worden,  darunter  ihr  erster  Vice- 
präsident,  der  Geheime  Regierungsrath  Professor  Dr.  IV. 
Scherer  in  Berhn,  dessen  theurerKame  nur  genannt  zu  werden 
braucht,  um  die  ganze  Grösse  dieses  Verlustes  ermessen 
zu  können!  An  Scherers  Stelle  ist  durch  satzungsgemässe 
Cooptation  der  neue  Director  des  Goethe-Archivs,  Herr 
Professor  Dr.  Sitphan,  in  den  Vorstand  als  Mitglied  berufen. 

Zu  Ehrenmitgliedern  der  Goethe-Gesellschaft  sind  am 
I.  xMai  1886  ernannt  worden  die  Herren  Oberschlosshaupt- 
mann Leo  Graf  Henckel  von  Donnersmarck,  Excellenz, 
und  Sanitätsrath  Dr.  Felix  Wilpius  zu  Weimar,  welche 
in  hochherziger  Weise  sich  kostbaren  Besitzes  aus  der 
W'alther  von  Goetheschen  Erbschaft  zu  Gunsten  des  Goethe- 
Nationalmuseums  entäussert  haben.  Der  Vorstand  der 
Goethe-Gesellschaft,  welch'  letztere  ja  auch  für  dieses 
Museum,  obwohl  es  ihr  nicht  zugehört,  das  lebhafteste 
Literesse  hegt,  hat  dies  in  den  Ehren-Diplomen  vom  24.  Juni 
1886  gebührend  hervorgehoben  und  dabei  kundgegeben, 
»dass  es  ihm  zu  hoher  Befriedigung  gereiche,  die  Männer 
zu  ehren,  welche  berufen  waren,  die  Erbschaft  des  Letzten 
von  Goethes  Geschlecht  anzutreten«. 

Dass  die  finan~ielle  Lage  der  Goethe-Gesellschaft  eine 
günstige  ist,  darf  mit  Befriedigung  hervorgehoben  werden. 
Obgleich  die  Kosten  der  ersten  Einrichtung  der  Gesell- 
schaft, die  Zahlungen  für  das  Goethe-Jahrbuch,  der  Auf- 
wand für  die  Schriften  der  Goethe-Gesellschaft,  die  höchst 
bedeutenden  Beträge  für  Bibliotheks-Ankäufe  und  die  Ver- 
wendungen für  sonstige  Förderung  der  Gesellschaftszwecke 
im  Ganzen  eine  sehr  erhebliche  Summe  in  Anspruch  nahmen. 


—4*     13     ^ — 

schloss  doch  das  Jahr  1886  mit  dem  ansehnhchen  Ver- 
mögensbestande von  13481,15  M.  ab.  Dabei  bleibt  aller- 
dings zu  berücksichtigen,  einerseits,  dass  die  Kosten  der 
von  der  Hofbuchdruckerei  des  Herrn  Hermann  Böhlau  hier 
in  gewohnter  vortrefflicher  Weise  ausgestatteten  zweiten 
Schrift  der  Goethe-Gesellschaft,  deren  unentgeltliche  Lie- 
ferung an  die  Mitglieder  uns  eine  besondere  Freude  bereitete, 
bis  zum  Ende  des  Jahres  1886  nicht  voll  gedeckt  werden 
konnten,  da  die  Rechnungen  über  dieselbe  zum  Theil  noch 
nicht  eingelaufen  waren,  und  andererseits,  dass  in  der  bis 
zum  31.  Dezember  1886  zu  verrechnenden  Einnahme  auch  die 
Einnahme  des  Jahres  1885  mit  inbegriffen  ist.  Von  dem  vor- 
handenen \'ermögensbestande  wurden  loooo  M.  zur  Be- 
gründung eines  Reserve- Fonds  verwendet,  welcher  den 
Zweck  hat,  der  Gesellschaft  über  etwaige  weniger  günstige 
Jahre  hinwegzuhelfen.  Der  Rest  von  3481,15  M.,  in  ver- 
zinslichen Werthen  bestehend ,  wurde  in  die  Rechnung 
des  neuen  Geschäftsjahres  übertragen. 

Sitzungen  des  geschäftsführenden  Ausschusses,  dessen 
umfassende  Arbeiten  seitens  des  Herrn  Freiherrn  von  Loen, 
Excellenz,  geleitet  werden,  fanden  je  nach  Bedürfniss  statt. 
Der  schriftliche  Verkehr  mit  dem  Vor  stände  war  ein  reger. 

Damit  ist  das  Wesentlicliste  aus  dem  reichen  äusseren 
und  inneren  Leben  der  Goethe -Gesellschaft  mitgetheilt, 
deren  gedeihliche  Weiterentwickelung  Vorstand  und  ge- 
schäftsführender Ausschuss,  bei  vielfach  verzweigter  und 
theilweise  recht  mühevoller  Arbeit,  auch  fernerhin  zum 
Gegenstande  treuester  Sorgfalt  machen  werden.  Möchten  sie 
hierbei,  wie  sie  es  zuversichtlich  hoffen,  von  den  geehrten 
Mitgliedern  der  Goethe-Gesellschaft  kräftig  unterstützt  sein! 

Die  nächste  Generalversanunhing,  für  welche  zahlreiche 
Theilnahme  noch  besonders  erbeten  wird,  findet  Sonn- 
abend den  21.  Mai  d.  Js.  in  Weimar  statt. 


m    Begriff,    den    vorliegenden    Band    des    Goethe- 
Jahrbuches  unseren  MitgHedern  zu  übergeben,  fällt 
es    uns   noch  zu,    eine    schmerzliche,    tieftraurige 
Pflicht  zu  erfüllen. 

Der  Mann,  der  vor  jetzt  gerade  zwei  Jahren  noch  im 
Vollgefühle  seiner  Kraft  mit  warmen  bewegenden  Worten 
die  Verhandlungen  jener  ersten  Versammlung  zu  Weimar 
eröffnete  und  leitete,  aus  der  dann  die  Goethe-Gesellschaft 
hervorging,  ist  in  diesen  Tagen  dem  tückischen  Anfall 
eines  schweren  Leidens  erlegen  und  unter  der  schmerz- 
lichsten Theilnahme  Aller,  welche  das  Leben  in  geschäft- 
Hche  oder  persönliche  Beziehungen  zu  ihm  gebracht  hatte, 
zur  letzten  Ruhestätte  gebracht  worden.  Nie  war  ein 
Schmerz  aufrichtiger,  nie  allgemeiner,  nie  berechtigter. 
Ein  wie  treuer  und  bis  in  seinen  innersten  Kern  ergebener 
Diener  der  Verstorbene  dem  erlauchten  Fürstenhause  war, 
dem  er  die  letzten  zwanzig  Jahre  seines  Lebens  in  un- 
unterbrochener Arbeit  widmen  durfte,  —  zu  welcher  hohen 
Blüthe  er  die  Hotbühne  geführt  hat,  der  er  mit  seltenem 
künstlerischem  Verständnisse,  mit  practischem  Geschick 
und  immer  idealen  Zielen  zugeneigt  vorstand,  —  daraut 
näher  einzugehen,  ist  hier  nicht  der  Ort,  wo  wir  nur  im 
Namen  der  Goethe-Gesellschaft  sprechen,  und  nur  dem 
tiefen  Schmerze  Ausdruck  geben  wollen,  mit  welchem  uns 
der  Verlust  unseres  ausgezeichneten  Vicepräsidenten  erfüllt. 
Der  Name  des  Freiherrn  AUGUST  VON  LOEN  ist 
mit  der  Geschichte  unserer  Goethe-Gesellschaft  für  immer 


h      1 5     ^— 

und  so  lange  von  ihrer  Wirksamkeit  eine  Spur  bleiben 
mag,  unlösbar  verknüpft.  Mit  hochherziger  Begeisterung 
griff  er  vor  zwei  Jahren  jene  edlen  Ideen  und  Absichten 
auf,  welche  die  Frau  Grossherzogin  von  Sachsen  erfüllten, 
als  sie  sich  durch  testamentarisches  Vermächtniss  plötzlich 
in  den  Besitz  der  kostbaren  Schätze  des  Goethe-Archivs 
eingesetzt  fand.  Jenen  Ideen  körperliche  Gestalt  zu  ver- 
leihen, für  sie  die  ganze  gebildete  Welt,  vor  allem  unser 
deutsches  Vaterland  zu  interessiren,  und  so  ihre  Ausführung 
zu  ermöglichen,  —  dazu  war  er  berufen  wie  keiner.  Seine 
höchst  hervorragende  literarische  Bildung,  der  ächte,  lebhafte 
Künstlerenthusiasmus  seiner  Seele  für  alles  wahrhaft  Gute 
und  Schöne,  seine  unermüdete  und  vor  keiner  Aufgabe 
zurückschreckende  Arbeitskraft,  seine  vielfachen,  immer 
mit  Sorgfalt  gepflegten  Beziehungen  zu  den  angesehensten 
und  bedeutendsten  Vertretern  unseres  Volkes  auf  den 
Gebieten  der  Kunst  und  Wissenschaft,  endlich  die  wohl- 
verdiente, persönliche  Vertrauensstellung,  welche  er  am 
Grossherzoglichen  Hofe  einnahm,  —  alle  diese  Momente 
befähigten  ihn  in  erster  Linie  dazu,  den  grossen  und  schönen 
Intentionen  seiner  hohen  Auftraggeberin  in  weitestem  Um- 
fange gerecht  zu  werden, 

Dass  die  Goethe-Gesellschaft  schon  heute  sich  einer 
so  glücklichen  und  am  Tage  ihrer  Gründung  in  diesem 
Umfange  kaum  erhofften  Fortentwicklung  rühmen  kann, 
ist  nicht  zum  geringsten  Theil  das  Verdienst  seiner  rast- 
losen und  einsichtsvollen  Thätigkeit  für  dieselbe,  der  be- 
ständigen Anregungen,  die  er  ihr  zu  geben  wusste.  Galt 
doch  auch  ihr  gewissermassen  sein  letztes  Denken!  Un- 
mittelbar nachdem  er  dem  Geschäftsführenden  Ausschuss 
die  Vorlagen  für  die  am  21.  Mai  stattfindende  General- 
Versammlung  gemacht  hatte,  ergriff  ihn  jenes  todbringende 
Leiden.  Er  sollte  die  zweite  Generalversammlung  nicht 
mehr  erleben ! 

Geistig  beweglich,  scharf  blickend,  zu  jeder  Stunde 
ebenso  bereit,   Anregungen  zu  geben  wie   zu    empfangen. 


—4^     i6    ■4»— 

allzeit  die  hochgehaltene  Fahne  des  Idealismus  mannhaft 
vertheidigend,  furchtlos  für  die  künstlerischen  Interessen 
Anderer  einstehend,  wenn  er  sich  einmal  zu  deren  Schutz 
und  Vertretung  verpflichtet  hatte,  dabei  von  vollendeten 
Umgangsformen,  von  gewinnendster  Freundlichkeit  des 
Wesens:  —  ein  ächter  Kavalier  und  Ritter  vom  Geiste  steht 
er  vor  uns,  und  so  wird  sein  Bild  immer  unter  uns  leben- 
dig bleiben.  Und,  um  Eines  noch,  und  nicht  das  Kleinste, 
beizufügen:  AUGUST  VON  LOEN  war  bei  allen  Vor- 
zügen, mit  denen  ihn  Geburt,  Wissen,  Bildung,  Hofleben 
beschenkt  haben  mochten,  vor  Allem  ein  guter  Mensch. 
Er  hat  nie  über  einen  Anderen  schlecht  gesprochen,  so 
gross  seine  Menschenkenntniss,  so  scharf  sein  Blick  für 
Welt  und  Leben  auch  war.  Er  war  stets  bestrebt  zu  ent- 
schuldigen, immer  geneigt  zu  versöhnen,  immer  glücklich, 
wenn  er  vermitteln  und  ausgleichen  konnte.  Zu  fördern 
und  Fürsorge  zu  zeigen,  war  ihm  Bedürfniss.  Ein  grosser 
Verstand  und  ein  gutes  Herz,  —  ein  vornehmer  Geist,  ein 
treuer  Freund! 

Die  Goethe-Gesellschaft  wird  ihre  zweite  Generalver- 
sammlung in  aufrichtiger  Trauer  um  den  Dahingeschiedenen 
begehen,  —  sie  wird  das  Andenken  des  FREIHERRN 
VON  LOEN  immer  hoch  in  Ehren  halten. 

IVeunar,  i.  Mai  iSSj. 


Goethes  Werke. 


HERAUSGEGEBEN 


AUFTRAGE 

DER  Grossherzogin  Sophie  von  Sachsen. 


Die  auf  den  handschriftlichen  Nachlass  gegründete 
Weimarische  Goethe-Ausgabe  wird  in  dem  unterzeichneten 
\'erlage  in  vier  Abtheilungen  erscheinen : 

I.  Ahtheilung:  Goethes  Werke,  50  Bände, 
II.  Ahtheilung  :  Goethes  naturwissenschaftliche  Schriften, 
ca.  IG  Bände, 

III.  Abtheilung :  Goethes  Tagebücher, 

IV.  Abtheilung :  Goethes  Briefe. 

Bei  Abtheilung  III  und  IV  ist  die  Bändezahl  im  \'oraus 
nicht  zu  bestimmen. 

Jede  Abtheilung  ist  für  sich  zu  beziehen ;  einzelne 
Bände  dagegen  werden  nicht  abgegeben. 

Das  Format,  ein  mittleres  Octavformat  (21  zu  13,5  cm), 
und  die  Ausstattung  sind  die  der  Schriften  der  Goethe- 
Gesellschaft,  Band  2. 

Der  Umfang  eines  Bandes  wird  ca.  20 —  25  Bogen 
betragen. 

Der  Fieis  eines  Bandes  der  I.  Abtheilung  ist  auf  ca. 
Mk.  2,40  bis  Mk.  3,00,  der  der  IL — IV.  Abtheilung  auf  ca. 
Mk.  3,20  bis   Mk.  4,—,   je   nach  dem  Umfang,   festgesetzt. 

Auf  Wunsch  werden  auch  gcbuiuiciie  Exemplare  abge- 
geben,  wenn   eine   hinreichende   Anzahl  von  Bestellungen 


—^    i8    ^— 

auf  solche  einojeht.  Der  Einband,  Halbfranz,  wird  sich  von 
jeder  Überladung  mit  äusserm  Schmuck  fern  halten,  ge- 
schmackvoll und  vor  allem  dauerhaft  sein.  Der  Preis  des 
Einbandes  wird  ca.  2  Mk.  betragen. 

Die  Siibscriptionsamncldiingen  von  Seiten  derjenigen, 
welche  nichl  Mitglieder  der  Goethe-Gesellschaft  sind,  haben 
ausschliesslich  bei  den  Buchhandlungen  zu  erfolgen. 

Neben  der  Oktav-Ausgabe  wird  für  Bücherliebhaber 
eine  Ausgabe  in  gross  Oktav  (24  zu  15  cm)  auf  starkem 
Papier  mit  breitem  Rand  erscheinen.  Der  Preis  eines  Bandes 
dieser  Ausgabe  wird,  je  nach  dem  Umfang,  bei  der  I.  Ab- 
theilung ca.  Mk.  3,20  bis  Mk.  4,00,  bei  den  übrigen  Abthei- 
lungen ca.  Mk.  4,00  bis  Mk.  5,00  betragen.  Auch  diese  Ausgabe 
wird  auf  Wunsch  gebunden  geliefert,  wenn  eine  hinreichende 
Anzahl  von  Bestellungen  eingeht.  Der  Einband,  ein  feiner 
halbsaffian  Band  mit  hohen  Naturbünden,  wird  mit  ca. 
Mk.  3,00  für  den  Band  berechnet. 

Im  Jahre  1887   werden    sechs  Bände   erscheinen,   und 
zwar  von  der 
I.  Abtheilung:  Band  i  u.  2:  Gedichte  i.  u.  2.  Band;  Band  14: 

Faust    I.   Theil, 

III.  Abtheilung:    Band    i:    Tagebücher    i.    Band    (1775 

bis  1786), 

IV.  Abtheilung:  Band  i  u.  2:  Briefe  i.  u.  2.  Band.  (Jugend- 

briefe bis  zum  Eintritt  in  Weimar.) 

Es    ist    das   Erscheinen    von   ohngefähr  zehn   Bänden 

alljährUch,   in   freier  Folge,   geplant,   wobei   auf  möglichst 

rasche  Vollendung,   zunächst   der  I.  Abtheilung,  Rücksicht 

genommen  werden  soll. 


Den  Mitgliedern  der  Goethe-Gesellschaft 

wird  von  der  kleinen  Ausgabe  ein  Vorzugspreis  für  je  ein 
Exemplar  bewilHgt.  Derselbe  beträgt,  je  nach  dem  Umfang, 
für  einen  Band  der  I.  Abtheilung  Mk.  2,00  bis  Mk.  2,50, 
für   einen    Band    der  übrigen   Abtheilungen    Mk.   2,80   bis 


—'^    19    +i— 

Mk.  3,60.  Eine  Ermässigung  des  Preises  des  Einbandes  und 
der  grossen  Ausgabe  findet  nicht  statt. 

Die  Subskriptions-Anmeldungen  von  Mitgliedern  der 
Goethe-Gesellschaft  haben  ausschliesslich  bei  der  unter- 
zeichneten Verlagshandlung  zu  erfolgen  unter  Bezeichnung 
derjenigen  Buchhandlung,  durch  welche  sie  die  Goethe- 
Ausgabe  zu  beziehen  wünschen.  Die  Verlagshandlung  wird 
die  bestellten  Exemplare  den  bezeichneten  Buchhandlungen 
unter  Angabe  der  Namen  der  Subskribenten  überweisen. 
Eine  direkte  Versendung  an  die  Mitglieder  der  Goethe- 
Gesellschaft   durch  die  Verlagshandlung  findet  nicht  statt. 

Dem  8.  Bande  des  Goethe-Jahrbuchs  (Jahrgang  1887) 
ist  eine  Post-Bestellkarte  für  die  MitgHeder  der  Goethe- 
Gesellschaft  beigefügt. 


Weimar,  im  April  1887. 


Hermann  Bö hl au 
Verlagshandluxg. 


-^H-       2ü      +4»  — 


Mitglieder  -Verzeichniss 

DER 

Goethe -Gesellschaft. 

(Abgeschlossen  am   15.  April  1887.) 


P  r  o  t  e  In  o  r : 

Seine   Königl.  Hoheit   der  Grossherzog   Carl   Alexander 
von  Sachsen -Weimar- Eisenaoh. 


\^orstan  d: 

Präsident: 

Präsident  des  Reichsgerichts,  Wirkl.  Geh.  Rath  Dr.  Sinison, 
Excellenz,  in  Leipzig. 

Vizepräsident : 

Wirkl.   Geh.    Rath,    General -Intendant    Freiherr    v.   Lol'ii , 
Excellenz,  in  Weimar. 


Vorstands-Mitglieder : 

Wirkl.  Geh.  Rath  Freiherr  :'.  BeauUeii-Marconnay,  Excellenz, 

in  Dresden. 
Geh.  Regierungsrath  Dr.  Eggeling,  Curator  der  Universität 

in  Jena. 
Wirkl.   Geh.   Rath   Professor  Dr.  Kmio  Fischer,   Excellenz, 

in  Heidelberg. 
Dr.  Paul  Hcyse  in  München. 

Wirkl.  Geh.  Rath  Dr.  i'.  Loeper,  Excellenz,  in  Berlin. 
Staatsrath  Dr.  v.  Ri'imeVm,  Kanzler  der  Universität  in  Tübingen. 
Geh.    Hofrath    RuJand ,    Direktor    des    Grossherzoglichen 

Museums  und  des  Goethe-Nationalmuseums  in  Weimar. 
Professor  Dr.  Ericlj  Schmidt  in  Berlin. 


— Sh.       21 


(j  e  s  c  h  ä  f  t  s  f  ü  h  r  c  n  d  c  r   A  u  s  s  c  h  u  s  s 
in  Weimar: 

Vorsitzender:  General-Intendant  Freiherr  :'.  Lot';/,  Exe. 
Stellvertreter:  Geh.  Hofrath  Ridand. 
Schriftführer:  Geh.  Regierungsrath  Dr.  A'.  Kuhn. 
Schatzmeister:  Commerzienrath  Dr.  jur.  R.  Morit~. 


\'erlagsbuchhändler  Böhlait. 
Geh.  Hofrath  v.  Bojanowsln. 
Archivrath  Dr.  Biirhhardl. 
Generallieutenant  z.  D.  Crüger,  Exe. 
Oberbibliothekar  Dr.  R.  Köhler. 
Dr.  phil.  Oelschläger. 
Professor  Dr.  B.  Siiphan. 
Hausmarschall  Graf  JVedel. 


— ^      22      +f» — 


Mitglieder: 

ihre  Majestät  die  deutsche  Kaiserin  und  Königin  von 
Preussen. 

Seine  Majestät  der  König  von  Schweden. 

Seine  Majestät  der  König  von  Württemberg. 

Ihre  Majestät  die  Königin  von  Italien. 

Ihre  Majestät  die  Königin  von  Kumänien. 

Seine  Kaiserliche  und  Königliche  Hoheit  der  Kronprinz 
des  Deutschen  Reiches  und  von  Preussen. 

Ihre  Kaiserliche  und  Königliche  Hoheit  die  Frau  Kron- 
prinzessin des  Deutschen  Reiches  und  von  Preussen. 

Ihre  Kaiserliche  Hoheit  die  Frau  Grossfürstin  Elisabeth 
Maurikiewna  von  Russland. 

Seine  Königliche  Hoheit  der  G-rossherzog  von  Baden. 

Ihre  Königliche  Hoheit  die  Frau  Grossherzogin  von  Baden. 

Seine  Königliche  Hoheit  der  Grossherzog  von  Oldenburg. 

Seine  Königliche  Hoheit  der  Grossherzog  von   Sachsen. 

Ihre  Königliche  Hoheit  die  Frau  Grossherzogin  von  Sachsen. 

Seine  Königliche  Hoheit  der  Erbgrossherzog  von  Sachsen. 

Ihre  Königliche  Hoheit  die  Frau  Erbgrossherzogin  von 
Sachsen. 

Ihre  Königliche  Hoheit  Prinzessin  Wilhelm  von  Preussen. 

Ihre  Königliche  Hoheit  die  Gräfin  von  Flandern. 

Seine  Hoheit  der  Herzog  von  Sachsen-Altenburg. 

Seine  Hoheit  der  Herzog  von  Sachsen-Coburg  u.  Gotha. 

Ihre  Hoheit  die  Frau  Herzogin  von  Sachsen-Coburg 
und  Gotha. 


— ^    23    ^— 

Seine  Durchlaucht  Fürst  Reuss  j.  L. 

Seine  Hoheit  der  Erbprinz  von  Sachsen-Meiningen. 

Seine  Hoheit  der  Herzog  Johann  Albrecht  von  Mecklen- 
burg-Schwerin. 

Ihre  Hoheit  die  Frau  Herzogin  Johann  Albrecht  von 
Mecklenburg-Schwerin. 

Seine  Durchlaucht  der  Prinz  Reuss  Heinrich  VII. 

Ihre  Hoheit  Prinzessin  Reuss  Heinrich  VII. 

Ihre  Hoheit  Prinzessin  Moritz  von  Sachsen-Altenburg. 

Ihre  Hoheit  Prinzessin  Marie  von  Sachsen-Meiningen. 

Seine  Hoheit  Prinz  Hermann  von  Sachsen -Weimar. 

Seine  Hoheit  Prinz  Ernst  von  Sachsen -Weimar. 

Seine  Hoheit  Prinz  Ernst  von  Sachsen -Meiningen. 

Seine  Hoheit  Prinz  Friedrich  von  Sachsen -Meiningen. 

Seine  Durchlaucht  Erbprinz  Reuss  j.  L. 

Seine  Hoheit  Prinz  Friedrich  Carl  von  Hessen. 

Ihre  Hoheit  die  Frau  Erbprinzessin  von  Schaumburg-Lippe. 

Ihre  Hoheit  die  Frau  Erbprinzessin -Wittwe  von  Anhalt. 

Seine  Hoheit  der  Herzog  zu  Schleswig-Holstein. 


Goethe-Jahrbuch   V1]I.  24 


—^     24     +4- 


E  h  r  e  n  -  M  i  t  g  li  e  d  e  r : 


Leo    Graf  Henckel   von   Donner smar ck ,    Grossherzoglicher 

Oberschlosshauptraann,  Excellenz,  in  Weimar. 
Sanitätsrath  Dr.  Vulpius  in  Weimar. 


Mitglieder   auf  Lebenszeit: 

Aachen.  Liicy  Frent::^en,  geb.  Hocsch. 

Dorpat.  JVoldeuiar  Masing,  Docent  an  der  Universität. 

Mitau.  Peia  von  Petrovic::;^. 

Weimar.  Seine  Erlaucht  der  Graf  von  Gört^-ScbUt-. 

Wien.  Rosa  von  Gerold,  geb.  Henneherg. 


—^     25     ^— 


DEUTSCHES  REICH. 

Aachen.     Pastor,  Heinrich,  Rentner. 

Schenk,  Adolf,  stud.  ehem. 

Schmidt,  Franz,  stud.  ehem. 
Achern  i/Baden.     Wagner,  G.,  Privatmann. 
Altena.     Pieclv,  Dr.  Regierungsrath. 

Sievel:ing,  Carl,  Rechtsanwah  und  Notar. 
Amsitz  i' Lausitz  (Kreis  Guben).    Heinrich,  Prinz  zu  Carolath. 
Andernach.     Weissheimer,  Georg,  Malzfabrilvant. 
Annaberg  (Erzgebirge).     Warmann,  Eduard. 
Annettenhöh  b/ Schleswig,     v.  Brockdorff,  Frau  Baronin. 
Arnstadt.     Thierbach,  Otto. 
Aschaffenburg.     Reber,  Dr.  Joseph,  Direktor. 
Augsburg.     Bauer,  Ludwig,  Rechtsanwalt. 

Herzfelder,  J.,  Rechtsanwalt. 
Bankau  b/Warlubien  (Westpr.).     Gerlich,  Frau  Auguste. 
Barmen,    v.  Eynern,  Ernst,  Stadtverordneter,  Mitglied  des  Abgeordneten- 
hauses. 

Frank,  Amtsrichter. 

Jäger,  Otto,  Mitglied  des  Abgeordneten-Hauses. 

Nordhaus,  Hermann. 

Rittershaus,  Emil. 

Rudolph,  Oberstlieutenant  u.  Bezirkscommandeur. 
Bautzen,     v.  Biedermann,  Freiherr,  Königl.  S.  General  z.  D. 
Beimbach,  Post  Gerabronn  (Württemb.).     Hautt',  G.,  Pfarrer. 
Bellin  b,  Barwalde  (Neu-Mark).  v.  Kahle,  Fraulein  Julie. 
Beizig.     Friedlander,  Max,  Amtsrichter. 
Bergedorf.     Larnprecht,  Dr.  C.  H.,  Amtsricliter. 
Berlin.     Abraham-Römer,  Dr.  jur.  A.,  Redacteur  der  Zeitung  »Telephon«. 

Adam,  Miss  Sarah  H. 

Aegidi,  Dr.  L.,  Professor,  Geheimer  Legationsrath. 

V.  Alten,  Frau  Marie. 

Arendt,  Dr.  Otto,  Mitglied  des  Abgeordnetenhauses. 

V.  Asten,  Fräulein  Julie. 

Bach,  Dr.  Th.,  Direktor  des  Falk-Realgymnasiums. 

Baerwald,  S. 

Bardt,  Dr.  C.,  Gymnasialdirektor. 

V.  Beckerath,  A.  " 

Beiger,  Dr.  Chr.,  Oberlehrer. 

Beliermann,  Dr.  B.,  Direktor  des  Königstä Jtischen  Gymnasiums . 

Benecke,  H.,  Buchhändler  (Amelang'sche  Buchhandlung). 

Berent,  Fräulein  Selma. 

Berg,  Philipp,  Fabrikant. 

Bibliothek,  Königliche. 

Bibliothek  des  Kgl.  Realgymnasiums. 

Bibliothek  des  Kgl.  W^ilhelmgymnasiums. 

Bielschowsky,  Dr.  Oberlehrer.' 

V.  Bissing,  Freifrau  Myrrha,  geb.  Wesendonck. 

V.  Blankensee,  Graf. 

Blumenthal,  Dr.  Oskar,  Redakteur  des  »Berliner  Tageblattes«. 

Bodländer,  Rechtsanwalt. 

24* 


— ^    26    +#•— 

Berlin.     Borchardt,  Dr.  Obkar. 
Borchardt,  Frau  Rudolf. 
Borkenhagen,  Frau  Kapitän-Lieutenant. 
Brahm,  Dr.  Otto,  Schrittsteller. 
Brandt,  Dr.  phil.  Ludwig. 
Braumüller,  Dr.,  Oberlehrer. 
Breiderhotf,  Frau  Dr. 
Breslauer,  Bernhard,  Rechtsanwalt. 
Broicher,  Otto,  Kaniniergerichtsrath. 
V.  Brühl,  Gräfin  Hedwig,  Palastdame. 
Buhlmann,  Geor^,  Fabrikbesitzer. 
V.  Bunsen,  Dr.  Georg. 
Bunsen,  Fräulein  Marianne,  Rentiere. 
Burkhardt,  Ernst,  Pharmaceut. 
Cohn,  Albert,  Buchhändler. 
Cohn,  Alexander  Mever,  Bankier. 
Cohn,  Dr.  Heinrich,  Rechtsanwalt. 
Collin,  D.,  Verlagsbuchhändler. 
Cornicelius,  Max. 

Coste,  Dr.  David,  Lehrer  am  Askanischen  Gymnasium. 
V.  Gramm,  Freiherr,    Herzoglich   Braunschweigischer   Gesandter. 
Daffis,  Dr.  Anton. 

V.  Dallwitz-Tornow,  Frau  W.,  geb.  v.  Gräfe. 
Da  Motta,  Jose  Vianna,  Pianist. 
Darmstädter,  Dr.  Ludwig,  Fabrikbesitzer. 
Delbrück,  Dr.,  Excellenz,  Staatsminister. 
Delbrück,  Adalbert,  Geh.  Commerzienrath. 
Dernburg,  Dr.  Heinrich,  Professor  und  Geheimer  Justizrath. 
Dietrich,  Dr.  W. 

V.  Donop,  Dr.  L.,  Direktorialassistent  der  National-Gallerie. 
Doss,  Fräulein  Marie. 
Duncker,  Franz. 

Duncker,  H.,  Geheimer  Regierungsrath,  Bürgermeister. 
Eberstadt,  Rudolf. 
Eberty,  Dr.  E.,  Syndikus. 
Eggers,  Dr.  Karl,  Senator. 
Ehrlich,  Dr.  Moritz. 
Elias,  Max,  Rentier. 

Engel,  G.,  Professor  an  der  Königlichen  Hochschule    für   Musik. 
Engelmann,  R.  L.,  Justizrath. 
V.  Etzel,  A.,  Excellenz,  General. 
Euchel,  F.,  Justizrath. 

Evert,  Reg^ierungsassessor  des  Statistischen  Amtes. 
Ewe,  E.,  Privatier. 
Feig,  Dr.,  Sanitätsrath. 
Flatau,  Rechtsanwalt. 
Fleischhammer,  Dr.,  Hofjustizrath. 
Flinsch,  Alexander. 

Förster,  Dr.  August,  Societär  des  deutschen  Theaters. 
Frank,  Dr. 
Frank,  Buchhändler. 

Fränkel,  Dr.  Carl,  Assistent  am  Hygienischen  Institut. 
Fränkel,  Dr.  Max,  Bibliothekar  der  Kgl.  Museen. 
V.  Frankenberg,  Rittmeister  im  Garde-Kürassierregiment. 
Frev,  Dr.  Karl,  Docent. 
Frenkel,  H.,  Banquier. 


—^    27    ^ — 

Berlin.     Frenzel,  Frau  Bertlu. 
Frenzel,  Dr.  Karl. 
Fresenius,  Dr.  A. 
Freund,  Ernst. 

Friedberg,  Dr.,  Excellcnz,  Justizminister. 
Friedeberg,  Frau  Bernliardine,  geb.  Oppenheim. 
Friedenthal,  Frau  Margaretlie. 
Friedländer,  Frau  Adelheid. 
Friedländer,  Max,  Sänger. 

Friedmann,  Dr.  jur.  Felix,  Kammergerichtsreferendar. 
Fritze,  Frau  Geheimrath. 
Furtwängler,  Dr.  Adolf,  Professor. 
Gaffkv,  Dr.,  Regierungsrath. 
Gärtner,  Heinrich,  Landscliaftsmaler. 

V.  Gayling,  Freiherr,  Rittmeister  im  Garde-Kürassierregiment. 
Geiger,  Dr.  Ludwig,  Professor. 
Genung,  Charles  H.,  stud.  phil. 
Gerb,  Fräulein  Franziska. 

Gesenius,  Stadtältester,    Director  des  Berliner  Pfandbrief-Amtes. 
Gloeden,  Lehrer  an  der  Sophienschule. 
Gneist,  Dr.  R.,  Professor,  Ober-Verwaltungsgerichtsrath. 
V.  Goldbeck,  Ober-Reg.-Rath. 
Goldschmidt,  Professor,  Geh.  Justizrath. 
Goldschmidt,  Dr.  med.  H. 
Goldschmidt,  Frau  Tacie. 
Goldstein,  Frau  Antonie,  geb.  Marx. 
Göler  von  Ravensburg,  Dr.,  Freiherr. 
Goerke,  Franz. 

V.  Gossler,  Dr.,  Excellenz,  Staatsminister. 
Gottheiner,  Fräulein  Marie. 
Gottheiner.  P.,  Stadt-Bauinspektor. 
Gotthelf,  U. 

Gradenwitz,  Alfred,  Bankier. 
Graef,  Dr.  phil.  Harald. 
Grandke,  Geheimer  Ober-Finanzrath. 

Greift,  Wirklicher  Geheimer  Rath,  Ministerialdirektor,  Excellenz. 
Grimm,  Dr.  Herman,  Professor,  Geheimer  Regierungsrath. 
Grisebach,  Hans,  Architekt. 
Gropius,  Frau  Professor. 
Guldencrone,  Frau  Baronin. 
Gurlitt,  Fritz,  Kunsthändler. 
Güterbock,  Dr.,  Geheimer  Sanitätsrath. 
Güterbock,  Dr.  phil.  Bruno. 
Hagen,  Werner  G.  A.,  stud.  jur. 
Hansemann,  Frau  M. 
V.  Haselberg,  Dr.  med. 
Hass,  Regierungsrath. 
Hauffen,  Dr.  x\dolf,  Hörer  der  Universität. 
Heerwart,  Dr.,  Staatsrath. 

Hehn,  Dr.  V.,  Kaiserl.  Russischer  Wirklicher  Staatsrath. 
Heidmann,  Karl,  stud.  phil. 
Heimann,  Frau  Anna. 

V.  Helmholtz,  Dr.  H.,  Professor,  Geheimer  Regierungsrath. 
Henning,  Theodor,  Architekt. 
Herrmann,  Max,  stud.  phil. 
Herrmann,  Fräulein  Rina. 


—4*      28      ■^— 

Berlin.     Hertz,  Wilhelm,  Verlagsbuchhändler. 
Hertz,  Hans,  Verlagsbuchhändler. 
Heydemann,  Dr.  phil.  V. 
Heyniann,  Gotthold,  Bankier. 
Hirschfeld,  Philipp. 
Hoftorv,  Dr.  Julius,  Privatdocent. 
Hoffstädt,  Referendar. 
Hofmann,  Rudolf,  Verlagsbuchhändler. 
V.  Hohenhausen-Rüdiger,  Freiin  Elise. 
V.  Holst,  Mathias,  Baumeister. 
Hopfen,  Dr.  Hans,  Schriftsteller. 

Hörn,  Frau  Eleonore,  Oberin  der  Dr.  Martin'schen  Künik. 
Hubler,  Dr.  jur.  Bernhard,  Geh.  Ober-Reg.-Rath,  Professor. 
V.  Hülsen,  G.,  Lieutenant  im  Garde-Kürassierregiment. 
Jacobsen,  A.,  Oberlehrer  am  Friedrich- Werder'schen  Gymnasium. 
Jacobsthal,  Dr.,  Sanitätsrath. 
Jacobv,  Dr.  Daniel,  Gymnasial-Oberlehrer. 
Jaquet,  Dr.  med.  M.,  Sanitätsrath,  pract.  Arit. 
imelmann,  Dr.  J.,  Professor  am  Joachimsthalschen  Gymnasium. 
Joachim,  Dr.  Joseph,    Professor  an    der  Königl.  Hochschule  für 

Musik. 
Jonas,  Dr.  F.,  Städtischer  Schulinspektor. 
Jonas,  Paul,  Rechtsanwalt. 
Jonas,  Frau  Clara. 

Jordan,  Dr.  Max,  Geheimer  Ober-Regierungsrath. 
Kaempf,  W.,  Dr.  phil. 
Kalischer,  Dr.  S. 
Kalimann,  Eugen,  Rechtsanwalt. 
Kapp,  Fräulein  Ida. 
Kastan,  Dr. 

V.  Kaufmann,  Dr.,  Professor. 
Kayser,   Dr.    Paul,    Wirklicher   Legationsrath   und    vortragender 

Rath  im  auswärtigen  Amt. 
Kehrbach,  Dr.  phil.  Karl. 
Kekule,  Stephan,  Lieutenant. 
Kern,  Dr.  Franz,  Professor,  Gvmnasial-Direktor. 
Kleiber,  Dr.  Ludwig,  ordentl.  Lehrer  am  Königl.  Friedr.-Wilh.- 

Gymnasium. 
Klix,  Dr.,  Geheimer  Regierungsrath,  Schulrath. 
von  dem  Knesebeck,  Kabinetsrath  L  M.  der  deutschen  Kaiserin. 
Koch,  Karl,  Rentier. 
Koehne,  Frau  Clara. 
Koenigs,  Fräulein  Elise. 
Köpke,  Fräulein  Adelheid. 

Krauel,  R.,  Geh.  Legationsrath  im  auswärtigen  Amt. 
Krause,  Dr.  jur. 
Krich,  W.,  Hofrath. 
Kronfeld,  Dr.,  Rechtsanwalt. 
Kronecker,  Dr.,  Landrichter. 
Kronecker,  Frau  Professorin  Fanny. 
Kronheim,  Georg. 

Kubier,  Professor  Dr.,  Direktor  des  Wilhelm-Gymnasiums. 
V.  Kühlewein,  Regierungsrath. 
Küster,  Ernst,  Professor  der  Chirurgie. 
Lachmann,  Fräulein  Clara. 
Lange,  Wilhelm,  Schriftsteller. 


— ^    29    -»f.— 

Berlin.     Lazarus,  Dr.  Moriiz,  Professor. 
Leffmann,  Gustav,  Kaufmann. 
Lehmann,  Gustav,  Geli.  Kriegsrath. 
Lehmann,  Paul,  Buchhändler. 
Leo,  Dr.  F.  A.,  Professor. 
Lesse,  Justizrath,  Rechtsanwalt  und  Notar. 
Lesser,  Max,  Schriftsteller. 
Lesser,  Paul  Ph. 

Lessing,  Frau  Alma,  geb.  Marschall  von  Bieberstein. 
Lessing,  Landgerichtsdirektor. 
Levin,  Albert,  Bankier. 
Levy,  Paul,  cand.  med. 
Lew,  Martin. 
Levy,  Richard,  Bankier. 
Lewald,  Dr.  Felix,  Assessor. 
Lewald-Stahr,  Frau  Professor  Fanny. 
Lewinsohn,  Dr.  G. 
Lewinsohn,  L.,  Fabrikbesitzer. 
Lichtenthai,  Simon,  Kaufmann. 
Liebermann,  Dr.  F. 
Liepmannssohn,  Leo,  Buchhändler. 
Lilienhain,  Frau  Kreisrichter  C. 
Lindau,  Dr.  Paul. 

Lipke,  Gustav,  Mitglied  des  Reichstags. 
Lisko,  Walter,  Rechtsanwalt. 
Litzmann,  Prof.  Dr.,  Geh.  Medicinalrath. 
Lobe,  F.,  Rechtsanwalt. 
Locke,  Mrs.  Adele  G.  D. 

Löhlein,  Dr.  med.  Hermann,  Docent  a.  d.  Universität. 
V.  Loeper,  Dr.  G.,  Wirklicher  Geheimer  Rath,  Excellenz. 
Loring,  Frau  \\\  H.,  Rentiere. 
Loewenstein,  Dr.  Otto. 
Lucae,  B.,  Stadtverordneter. 
Ludewig,  Karl,  Kaufmann. 
Lürsen,  Eduard,  Professor, 
v.  Maltzahn,  W\,  Freiherr. 

Manasse-W'aldeck,  erster  Vorsitzender  des  Literar.Vereins  »Schiller«. 
Marcuson,  Carl,  Bankier. 
Martins,  Frau  Margaretha,  geb.  Veit. 
Marx,  Frau  Maria,  geb.  Hceber. 
Marx,  S. 

Matthiae,  Dr.  Otto. 
Mauthner,  Fritz,  Schriftsteller. 
Mellien,  Fräulein  M. 
Mende,  Fräulein  Gertrud. 
Mendelssohn-Bartholdy,  Frau  Marie. 
Meyer,  Dr.  Julius,  Direktor,  Geh.  Reg.-Rath. 
Meyer,  Dr.  jur.  Alexander. 
Meyer,  Ferdinand,  Rentier. 
Meyer,  Georg. 
Meyer,  Fräulein  Henriette. 
Meyer,  Dr.  Ludwig. 

Meyer,  Frau  Geh.  Ober-Regierungsrath  Marie. 
Meyer,  Fräulein  Minna. 
Meyer,  Paul,  Rechtsanwalt. 
Mever,  Dr.  Richard  M.,  Privatdocent. 


— ^    30    +^— 

Berlin.     Michaelis,  Frau  Elise. 

Michels,  Victor,  stud.  phil. 

Möller,  Dr.  W.,  Oberlehrer. 

Morris,  Dr.  M.,  prakt.  Arzt. 

Morsch,  Dr.  Hans,  ordentl.  Lehrer  a.  Kgl.  Real-Gvmnasium. 

Müller,  Dr.  Hans. 

Müller,  Wilhelm,  Geheimer  Regierungsrath  im  Hausministerium. 

Müller-Grote,  Carl,  Verlagsbuchhändler. 

Müller,  Paul,  Cand.  prob. 

Munk,  W.,  Landrichter. 

Nathan,  Frau  Hedwig. 

Kathan,  Dr.  P. 

Naumann,  Dr.  E.,  Lehrer  am  Friedrich- W'ilhelm-Gvmnasium. 

Nehring,  K.,  Oberlehrer. 

Neumann,  Albert,  Kaufmann. 

Neubauer,  Dr.  Richard,  Professor  am  Gymnasium  zum  Grauen 

Kloster. 
Niemann-Seebach,  Frau  Marie. 
Noeldechen,  Frau  Stadtrath,  Marie. 
Nothmann,  Siegfried,  Fabrikant. 
Nothmann,  Julius,  Kaufmann. 
Ohrtmann,  Dr.  W.,  Sanitätsrath. 
Oldenberg,  C.  M. 

Oldenberg,  Dr.  Hermann,  Professor, 
von  OrioUa,  Gräfin  M.,  geb.  von  Arnim. 
V.  d.  Osten,  Rittmeister  im  Garde-Kürassierregiment. 
Pabst,  Dr.,  Direktorial- Architekt  des  Kunst-Gewerbemuseums. 
Pächter,  H.,  Verlagsbuchhändler  (Firma  R.  Wagner). 
Pakscher,  Dr.  phil.  A. 
Paetsch,  Dr.  J.,  Sanitätsrath,  Professor. 
Parev,  Paul,  Verlagsbuchhändler. 
Pauly,  Dr.  C. 
Pentzhorn,  Dr.  Edmund. 
Penzier,  Gerhardt. 
Pernice,  Dr.  A.,  Professor. 
Peters,  Dr.  Carl. 
Pfaft".  Albert,  Kommerzienrath. 
Philipp,  Fräulein  Marie. 
Piaget,  Frau  Fannv. 
Pietsch,  Ludwig,  Maler. 
Pilger,  Dr.,  Provinzial-Schulrath. 
Pindter,  E.  F.,  Geheimer  Kommissionsrath. 
Plagge,  Dr.,  Stabsarzt. 
Plehwe,  Reg.-Assessor  a.  D. 
Plessner,  Dr.,  praktischer  Arzt. 
Plettner,  Ernst. 
Pniower,  Dr.  phil.  Otto. 
Posner,  Dr.  med.  Karl,  Arzt. 

Preuss,  Dr.  R.,  Assistent  an  der  Königl.  Bibliothek. 
Pringsheim,  Fräulein  Martha. 
Pudor,  Emil,  Kaufmann. 
Quincke,  Dr.,  Geh.  Medizinalrath. 
Radolinski,    Graf,   Hofmarschall  Sr.  Kaiserlichen  u.  Königlichen 

Hoheit    des  Kronprinzen. 
Ramhorst,  Dr.  Fr. 
vom  Rath,  Adolf. 


— <4*     31     ^— 

Berlin,     vom  Rath,  Frau  Anna. 

V.  Raumer,  Dr.  jur.  Ludwig,  Gerichts-Assessor. 

V.  Reibnitz,  Freilierr,  Lieutenant  im  Garde-Kürassierregiment. 

Reiche],  Eugen. 

Reimer,  Hans,  VerlagsbuchhänJler. 

Reimer,  Frau  Emma. 

Reiss,  Dr.  Wilhelm. 

Remy,  Fräulein  Marie,  Malerin. 

Reschke,  Max,  Schiffskapitän  a.  D. 

Rhode,  Fräulein  Anna. 

Richter,  Frau  Professor. 

von  Richthofen,  Freifrau,  geb.  Mendelssohn-Bartholdy. 

Riesenfeld,  Hugo,  Kaufmann. 

Rietschel,  H.,  Professor. 

Ring,  Louis,  Bankdirektor. 

Robert-Tornow,  Walter. 

Rodenberg,  Dr.  Julius. 

Rödiger,  Dr.  Ma.s.,  Professor. 

Rosenhain,  Dr.  Georg,  Professor. 

Rössler,  Dr.  Constantin,  Geheimer  Regierungsrath. 

Rothschild,  Oscar,  Kaufmann. 

Sachau,  Dr.  Eduard,  Professor. 

Samuel,  S.,  Bankier. 

V.  Sanden,  Fräulein. 

Sandvoss,  Dr.  Franz,  Schriftsteller. 

Sarre,  Dr.  jur.,  Gerichtsassessor. 

Schädel,  Wilhelm. 

Schaper,  Fritz,  Professor,  Bildhauer. 

Schaum,  Frau  Professor. 

V.  Schelling,  Dr.,  Staatssekretär  im  Reichsjustizamt. 

Schelske,  Dr.  R.,  Privatdocent. 

Scherer,  Frau  Geh.  Reg.-Rath  Marie. 

Schermann,  Leo,  vereideter  Fondsmakler. 

Schiff,  A.,  cand.  phil. 

Schiff",  Emil,  Dr.  med.,  Schriftsteller. 

Schiff,  Georg,  stud.  jur.  et  cam. 

Schiff,  Julius,  Bankier. 

Schlemm,  Dr.  Th.,  Sanitätsrath. 

Schienther,  Dr.  Paul,  Schriftsteller. 

Schlesinger,  Frau  Alice. 

Schlesinger,  Albert,  Kaufmann. 

Schlesinger,  P.,  Gymnasiallehrer. 

Schlesinger-Trier,  Karl,  Bankier. 

Schlippenbach,  Frau  Grätin. 

Schmieden,  Kgl.  Baurath. 

Schmidt,  Professor  Dr.  Erich. 

Schneider,  Dr.  E.,  Lehrer  am  Friedrich-Werder'schen  Gymnasium. 

Schöne,  Dr.,  Geheimer  Ober-Regierungsrath,  Generaldirektor  der 

Königlichen  Museen. 
Schönlank,  Alexis,  Mitgl.  d.  Deutschen  Theaters. 
Schönlank,  Frau  Gonsul  William. 
Schröder,  Dr.  Eduard,  Professor. 

Schröder,  Dr.  Otto,  Professor  am  Joachimsthalschen  Gymnasium. 
Schröder,  Dr. 

Schubert,  Kammergerichtsrath. 
Schnitzen  -  v.  Asten,  Frau  Professor. 


— &♦     3-    *^ — 

Berlin.     Schulz,  Dr.,  Geh.  Ober-Regierungsrath. 

Schulze,  Adolf,  Professor  an  der  Königl.  Hochschule  für  Musik. 

Schütte,  Dr.  med.  Paul. 

Schwabe,  Frau  Math. 

Schwetschke,  Dr.  W. 

Schwieger,  Dr.  Paul,  Oberlehrer  am  Friedrich-Wilhelm-Gymnasium. 

Seckt,  Dr.  Felix,  Oberlehrer  am   Friedrich-Wilhelm-Gymnasium. 

Seehaus,  Adolf,  Dr.  phil. 

Seligmann,  Dr.  jur.  Ernst. 

Sello,  Dr.  F.,  Rechtsanwalt. 

Siegfried,  Dr.  Ernst,  Lehrer  am  Friedrich  Werderschen  Gymnasium. 

Siemenroth,  Franz,  Verlagsbuchhändler. 

Simmel,  Dr.  Georg,  Privatdocent. 

Simrock,  Fritz,  Musikverleger. 

Simson,  August,  Rechtsanwalt  und  Notar. 

Simson,  J.,  Justizrath. 

Sipmann,  L.,  Geh.  Ober-Regierungsrath. 

Sobernheim,  Siegfried,  Handelsrichter. 

Sommerstorff,  Otto,  Mitglied  des  Deutschen  Theaters. 

Spannagel-Karthaus,  Frau  Auguste. 

Spielhagen,  Friedrich. 

Spiro,  Dr.  phil.  Fr. 

Stange,  Max,  Lehrer  an  der  Königlichen  Hochschule   für  Musik. 

Stavenhagen,  W. 

Stein,  Philipp,  Redakteur. 

Stengel,  Dr.  Paul,  Oberlehrer  am  Joachimsthalschen  Gymnasium. 

Stern,  Dr.  Julius,  Arzt. 

Sternheim,  Siegmund,  Bankier. 

Stettenheim,  Julius,  Redakteur. 

Stettiner,  Martin. 

Stolterfoth,  P.,  Geh.  Justizrath. 

Strehlke,  Dr.  F.,  Gymnasialdirektor  a.  D. 

V.  Sybel,  Dr.,  Wirkl.  Geheimer  Ober-Regierungsrath,  Direktor  der 

Staatsarchive. 
Szamatolski,  Siegfried,  stud.  phil. 
Thür,  Frl.  Anna. 
Tiktin,  Paul,  Referendar. 
Toeche,  Ernst,  Verlagsbuclihändler. 
Toeche,  Dr.  Theodor,  Königlicher  Hofbuchhändler. 
Türk,  Rechtsanwalt. 
V.  Uhden,  Richard,  stud.  jur.  et  cam. 
Vahlen,  Dr.,  Prof.  und  Geh.  Regierungsrath. 
Vatke,  Dr.  Theodor. 
Veit,  Alfred. 
Veit,  Ernst,  stud.  med. 
Veit,  Frau,  Dr.  Johanna,  geb.  Elkan. 
Vierling,  G.,  Professor. 
Vogeler,  Julius,  Schuldirektor. 

Vogeler,  Richard,    Direktor   einer  höheren  Mädchenschule. 
Waetzoldt,  Dr.  Stephan,  Professor,  Direktor  der  Kgl.    Elisabeth- 
Schule. 
Wagener,  Dr.  Theodor,  Chemiker. 
Wahlländer,  Frau  Geh.  Rath. 

Warschauer,  Frau  Geh.  Commerzienrath  Marie,  geb.  Mendelssohn. 
Wattenbach,  Dr.  W.,  Professor. 
Weinhagen,  Ernst. 


— ^     33    ^- 

Berlin.     Weisser^  Dr.,  Stabsarzt. 

Weisstein,  Gotthilf,  Redakteur  des  »Berliner  Tageblattes«. 

Wellmann,  Dr.  E.,  Professor    am  Königstädtischen   Gvmnasium. 

\\'erner,  Dr.  R. 

Wesendonck,  Frau  Mathilde. 

Wesendonck,  Otto. 

Wessely,  Dr.  Hermann. 

Wetze],  Johannes,  Gymnasiallehrer. 

V.  Wildenbruch,  Ernst. 

V.  Wildenbruch,  Frau,  geb.  v.  Weber. 

Wilhelmi,  Richard,  Hofbuchhändler. 

Wilmanns,  Dr.,  Professor,  Generaldirektor  der  Kgl.  Bibliothek. 

WollT,  Dr.,  Oberstabsarzt. 

W'ollmann,  Siegfried,  Kaufmann. 

Zeller,  Dr.  Eduard,  Professor,  Geheimer  Regierungsrath. 

Zernial,  Dr.  U.,  Professor. 

Zupitza,  Dr.  Julius,  Professor. 
Bernburg.     Härtung,  Dr.,  Militärarzt. 
Biebrich  a/Rh.     Dr.  Koepp. 
Bielefeld.     Goebel,  Dr.  phil.,  Gymnasiallehrer. 

Heraeus,  Dr.  Wilhelm. 
Bingen.     Feist,  Leopold. 
Blankenese.     Schmidekam,  Dr.,  Arzt. 
Blasewitz.     Schmid,  Dr.  jur.  Carl. 
Bonn.     Akademisch-germanistischer  Verein. 

Berger,  Dr.  phil.,  Arnold. 

Delius,  Dr.  Geheimrath,  Professor. 

Franck,  Dr.  Joh.,  Professor. 

Goldschmidt,  Joseph,  Bankier. 

Hüffer,  Dr.  Hermann,  Professor,  Geheimer  Justizrath. 

Kekule,  Reinhard,  Professor. 

Leo,  Fräulein  Therese. 

Magnus,  Gustav,  Justizrath. 

Universitäts-Bibliothek. 

Wilmanns,  Dr.  W.,  Professor. 

Zitelmann,  Dr.  Ernst,  Professor. 
Borghorst  (Westf.).     Wutte,  Joh. 
Borsfleth  bei  Krempe.     Gerber,  W.,   Hauptpastor. 
Schloss-Bothmer  bei  Klütz  (Meklenburg-Schwerin).     v.  Bothmer,  Frau 

Grähn  Bertha. 
Brake  b  Lemgo.     Roller,  Dr. 
Brandenburg  a  H.    Heyne,  Dr.,  Domherr,  Direktor  der  Ritter- Akademie. 

Köpke,  Fräulein  Suse. 

Löbner,  Dr.  Heinrich. 
Braunschweig.     Aronheim,  Felix,  Dr.  med. 

Magnus,  Karl,  Bankier. 

V.  Rudolphi,  Generalmajor,  hitendant  des  Hoftheaters. 

Westermann^  Friedrich,  Buchhändler. 

Wilhelmy,  R.,  Ober-Postkommissar  a.  D. 
Bremen.     Barnstorff,  Joh.,  stud.  phil. 

i^eetjen,  Gustav. 

Fritze,  Frau  Josephine. 

Hackfeld,  Frau  H. 

Hartlaub,  Dr.  G. 

Lammers,  Hermann. 

Rassow,  Gustav. 


-^     34    ^— 

Bremen.     Sparkuhle,  Frau  Amalie. 

Stadt-Bibliothek. 
Breslau.     Beyersdorf,  Frau  Stadtverordnetenvorsteher  Friedrich. 

Breslauer  Dichterschule. 

Bruch,  Max,  Kapellmeister. 

Callomon,  Frau  Rechtsanwalt. 

Caro,  Frau  Conimerzienrath  Hermine. 

Cohn,  Dr.  Ferdinand,  Professor. 

Egers,  L.  W. 

Engel,  Karl,  Kaufmann. 

Erdmann,  Dr.  Benno,  Professor. 

Fleischmann,  Eugen,  Dr.  phil. 

Franck,  Fräulein  A.  H. 

Franck,  Eugen,  Buchhändler. 

Friedrichs,  C,  Buchhändler. 

Germanistisches  Seminar  der  Universität. 

Gesellschaft  der  Freunde. 

Grünwald,  Samuel  Ludwig. 

Hirschfeld,  Frl.  Margaretha. 

Holz,  Albert,  Bankier. 

Jänicke,  Karl,  Stadtrath. 

Laqueur,  S. 

de  Launay,  Carl  Beliier. 

Lexis,  Dr.,  Professor. 

Lucee,  C.,  Buchhändler. 

Mamroth,  Dr.,  Rechtsanwalt. 

Manasse,  J.,  Fabrikbesitzer. 

Milde,  Frau  Minister  Emilie. 

Molinari,   Frau  Commerzienrath. 

Morgenstern,  E.,  Buchhändler. 

Nather,  Dr.  Ernst. 

Neisser,  Dr.  med.,  Professor. 

Reissner,  Hugo,  Fabrikbesitzer. 

Richter,  Dr.,  Professor. 

Riemann,  Wilhelm,  Kaufmann. 

Sagawe,  Dr.  Konrad,  Gymnasiallehrer. 

Schneider,  Lothar. 

Scholtz,  Hermann,  Buchhändler. 

Silbergleit,  Frau  Seraphine. 

Steinfeld,  Frau  Rechtsanwalt  Estella. 

Storch,  A.,  Direktor. 

Thal,  Julius,  Rentier. 

Thalheim,  Dr.,  Oberlehrer. 

Thiel,  Dr.  Heinrich,  Stadt-  und  Schulrath  a.  D. 

Trewendt,  Ernst,  Buchhändler. 

Universitäts-Bibliothek,  Königl. 

Urbach,  Fräulein  Rosa. 

Weigert,  Albert.  Dr.  phil. 

Weinhold,  Dr.  Karl,  Professor. 

Wendriner,  R.,  stud.  phil. 

Zimpel,  Frau  Helene,  Schulvorsteherin. 
Brieg.     Friedländer,  Albert. 
Bromberg.     v.  Kretschmann,  Frl.  Amalie. 

Lüdicke,  Max,  Ober-Reg.-Rath. 
Buchsweiler  i  Elsass.     Deecke,  Dr.  W.,  Gymnasialdirektor. 
Buckau   b  Magdeburg.     Peters,  Frau  Direktor. 


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Büdingen.     Frommann,  Dr.  Hermann. 

Calw,  Württemberg.     Weizsäcker,    Dr.  phil.  Paul,  Direktor   des    Real- 

lyceums. 
Cassel.     Landesbibliothek,  Ständische. 

Lewald,  Theodor,  Reg.-Referendar. 

Magnus,  Dr.,  Landrichter. 

Ries,  Justizrath. 

Rinald,  Victor. 

Rockwitz,  Dr.,  Regierungs-  und  Medizinalrath. 

Rubensohn,  Herrnann. 

Weyrauch,  Präsident  des  Konsistoriums. 
Charlottenburg.     Hilgers,  Frau  Hedwig. 

Hirschfeld,  Dr.  Otto,  Professor. 

Lehrerbibliothek  des  Kgl.  Gymnasiums. 

Lessmann,  Otto,  Herausgeber  der  Allg.  Deutschen  Musik-Zeitung. 

V.  d.  Leven,  Dr.,  Geheimer  Ober-Regierungsrath. 

Mommsen,  Dr.  Theodor,  Professor. 

March,  Otto,  Regierungsbaumeister. 

Robert,  Dr.  Karl,  Professor. 

Slabv,  Dr.,  Professor. 

Wagner,  Dr.  Adolf,  Professor. 

Weber,  Dr.  jur.,  Stadtrath  von  Berlin. 

Wolff,  Julius. 
Chemnitz.   Clauss,  Ernst  Otto,  Fabrikant  und  Stadtrath, 

Kirchner,  Dr.  Carl,  Oberlehrer. 

Morell,  Georg. 

Ullrich,  Dr.  H.,  Oberlehrer. 

Wächter,  R.,  Dr.  med. 
Coblenz.     Deiters,  Dr.  Hermann,  Provinzial-Schulrath. 

V.  Vincke,  Freiherr,  Oberregierungsrath  a.  D. 
Coburg.     Beck,  Dr.  Heinrich,  Professor. 

Becker,  Cabinetsrath,  Intendant  des  Hoftheaters. 
Colberg  i;  Pommern.     Pedell,  Dr.,  Stabsarzt. 
Colraar  i  Elsass.     Wever,  Dr.,  Landgerichtsrath. 
Cöln  a/Rhein.     Bürgers,  Frau  Geheimrath. 

Düntzer,  Dr.  Heinrich,  Professor,  Bibliothekar. 

Hauck,  Karl,  stud. 

Herbertz,  Otto. 

Herstatt,  Arthur,  Landgerichtsrath  a.  D. 

Hertz,  Frau  Wwe  Pauline. 

Heuser,  Frau  Eugenie,  geb.  Xicolovius. 

Heuser-Nicolovius,  Robert. 

Höhlbaum,  Dr.,  Stadtarchivar. 

Lesimple,  August,  Musik-Schriftsteller. 

Lewinger,  Ernst,  Oberregisseur. 

Marcus  jun.,  Julius. 

V.  Mevissen,  G.,  Geheimer  Commerzienrath. 

V.  Mevissen,  Fräulein  Mathilde. 

Oelbermann,  Emil. 

Schneider,  Frau  Lina. 

Schnitzler,  Eduard. 

Schnitzler,  Robert,  Geheimer  Rath. 

Stein,  Frau  Elise,  geb.  v.  Mevissen. 

Weinkauff,  Dr.  phil.   Fr.,  Gymnasial-Oberlehrer  a.  D. 

Wüllner,  Dr.  Franz,  Professor,  Kapellmeister. 
Crefeld.     Barth,  M.,  Regierungsassessor. 


— ¥^     36     *4 — 

Crefeld.     Heimendahl,  Geheimrath. 

Noack,  Dr.  Friedr.,  Chefredakteur. 
Creuznach  a/Nahe.     Griff,  Frau  Eugenie. 
Crossen  a/Oder.     Führung,  Frau  Kreisrichter  M. 
Culm  a/W.     Brück,  Pfarrer. 
Danzig.     Baum,  Dr.  med.,  Überstabsarzt  a.  D. 

Dasse,  Dr. 

Löschins  Bibhothek  des  Realgymnasiums  zu  St.  Johann. 

Senion,  Dr.,  Sanitätsrath. 

Stadtbibhothek. 
Darmstadt.     Edward,  Hugo,  Hofschauspieler. 

Hotbibliothek,  Grossherzogliche. 

von  Le  Coq,  Kaufmann. 

Merck,  Dr.  Louis. 

Merck,  Wilhelm. 

Noack,  Ferd.,  stud.  phil.  et  hist. 

Rieger,  Dr.  Max. 

Roquette,  Dr.  Otto,  Professor. 

Wünzer,  Theodor,  Hoftheater-Direktor. 
Dessau.     Friedrichs-Gymnasium,  Herzogl. 

Krüger,  Eduard,  Fabrikdirektor. 

Meinert,  Carl,  Fabrikbesitzer. 

Murray,  C,  Regierungs-  und  Baurath. 

Oechelhäuser,  Geheimer  Kommerzienrath. 

V.  Oechelhäuser,  W.,  Oberingenieur. 
Detmold.     Gymnasium  Leopoldinum. 

Runnenberg,  W.,  Rechtsanwalt. 
Döbeln  (Sachsen).     Hentschel,  Professor  Dr. 
Donaueschingen.     Bissinger,  C,  Direktor  des  Progymnasiums. 
Dortmund.     Bernhardi,  Dr.  Ernst,  Sekretär  der  Handelskammer. 

Gvmnasial-Curatorium. 

Nagel,  Bernhard,  Amtsrichter. 
Dresden.     Amen,  Frau  Dr. 

V.    Beaulieu- Marconnay ,    Freiherr,    Wirklicher    Geheimer    Rath, 
Excellenz. 

V.  Biedermann,  Dr.,  Freiherr,   Geheimer  Finanzrath. 

V.  Boxberg-Zschorna,  Frau  Oswine,  geb.  Keil. 

Choulant,  L.  Th.,  Kgl.  Hofmaler. 

von  Einsiedel,  Fräulein  Helene. 

V.  Finck-Nöthnitz,  Freiherr,  Kammerherr. 

Förster,  Dr.  Richard,  Hofrath. 

Franck,  Dr.  Albert,  Rentier. 

Camper,  Wilhelm,  Pfarrer. 

V.  Gerbel-Embach,   Dr.  N. 

V.  Gerber,  Dr.,  Staatsminister,  Exe. 

Gmeiner-lBenndorf,  Frau  Rosa. 

Goetze,  Fräulein  Auguste. 

Götze,  Dr.  Edmund,  Professor  beim  Kadettencorps. 

Hasper,  Dr.  Theodor,  Professor. 

Hassel,  Dr.  Paul,  Geh.  Reg.-Rath. 

Kayser-Langerhanns,  Frau  Agnes. 

Kestner,  Georg. 

Klemm,  Heinrich,  Commissionsrath. 

Knoop,  Wilhelm,   Consul. 

Körner-Museum  der  Stadt  Dresden. 

V.  Kvaw,  Curt,  Amtsrichter. 


"?•■     3  /     *^ 

Dresden.     Langguth,  Dr.  A.,  Erzieher  des  Prinzen  von  Altenburg. 

Leopold,"  Dr.,  Professor,  Medicinalrath. 

V.  Lindenfels,  Freiherr,   Forstingenieur. 

V.  Mangoldt,  Fräulein  Helene. 

Minden,  Heinrich,  Verlagsbuchhändler. 

Niese,  Karl,  Rechtsanwalt. 

Osterloh,  Dr.  med.  Paul. 

V.  Otto,  Fräulein  Marie. 

Overbeck,  Fräulein  Camilla. 

Rachel,  Dr.  Paul,  Oberlehrer. 

Ritterstadt,  Dr.,  Geh.  Finanzrath. 

Schanze,  Dr.  O.,  Landgerichts-Assessor. 

Scheller,  Fräulein  Marie. 

Schmidt,  Heinrich,  Lehrer. 

Schnorr  v.  Carolsfeld,  Professor  Dr.  Franz,  König).  Bibliothekar. 

Schramm,  Otto  E.,  Ingenieur. 

Schubart,  Dr. 

V.  Schultzendortf,  \\'.,  Kammerherr. 

Schwender,  G.  E. 

V.  Seidlitz,  Dr.  W.,  Regierungsrath. 

Stern,  Dr.  A.,  Professor. 

Struve,  F.,  Referendar. 

V.  Studnitz,  Dr.  A.,  Regierungsrath. 

V.  Uechtritz,  Fräulein  Clara. 

Undeutsch,  Max,  Rechtsanwalt. 

Vitzthum  V.  Eckstedt,  Graf  Christoph. 

Vorländer,  H.,  Rittergutsbesitzer. 

Wiesand,  Dr.  jur.,  Kgl.  Ober-Landesgerichtsrath. 

Woermann,   Dr.  Karl,   Prof.,   Direktor  der  Kgl.  Gemäldegallerie. 

Worms,  Frau  Amalie. 

V.  Zahn  &  Jaensch,  Buchhandlung. 

Zschille,  Frau  Therese,  geb.  von  Einsiedel. 
Druse  b 'Klopschen  (Niederschi.).    Levyson,  Frau  Dr.  Auguste. 
Duisburg.     Feller,  W.,  Gymnasial-Oberlehrer. 

vom  Rath,  Frau  Theodor. 
Dulzen  b  Preuss.  Eylau.     Rosener,  Frau  Johanna,  geb.  Fredenhagen. 
Düsseldorf.     Curtius,  Dr.  Rudolf,  Referendar. 
Eberbach  i,  Baden.     Maas,  Dr.  S.,  Amtsrichter. 

V.  Usedom,  A.,  Professor. 
Eberswalde.     Klein,  Dr.  J.,  Gymnasialdirektor. 
Eisenach.     Gleichmann,  Professor. 

Hossfeld,  Dr.  Carl,  Gvmnasiallehrer. 

Kieser,  Archidiakonus. 

Matthes,  Dr.,  Geheimer  Medicinalrath. 

Schneidewind,  Dr.  E.,  Gymnasial-Professor. 

Schwabe,  Fräulein  Louise. 

Sehrwald,  Dr. 

Streck,  Carl,  Apotheker. 

Voss,  Richard,  Bibliothekar  der  Wartburg. 

Weber,  Dr.  H.,  Gymnasialdirektor. 
Eisenberg  (Sachsen-Alt.)     Frenze!,  Carl,  Stadtrath. 

Gymnasial-Bibliothek. 
Elberfeld.     Blank,  Frau  Alexander. 

Martens,  Dr.  Ludwig,  Gymnasial-Oberlehrer. 

Neuhaus,  Frau  Otto. 
Schlieper,  jun.,  Frau  Gustav. 


—'^    38    +^— 

Elberfeld.     Simons,  Walter,  Commerzicnrath. 

Zurhellen,  Dr.  Job.,  Rechtsanwalt. 
Emden.     Grasshot",  Dr.,  Königlicher  Gymnasialdirektor. 

Kohlmann,  Dr.  Philipp,  Gymnasial-Oberlehrer. 
Erfurt.     Breslau,  Geheimer  Regierungsrath,  Oberbürgermeister. 
Burkhardt,  Dr.  med.  Friedr. 
Duncker,  Emil  V. 
Gressler,  E.,  Realgymnasiallehrer. 
Kutter,  Frau  Gustav. 
Lucius,  Geheimer  Commerzienrath. 
CLuidde,  Frau  Professor  M. 
Roerig,  A.,  Eisenbahn-Verkehrsinspektor. 
Seidel,  Ottomar  Eduard,  Major  a.  D. 
Stürcke,  Hermann,  Geheimer  Commerzienrath. 
V.  Thüna,  Dr.,  Freiherr,  Bezirksdirektor  a.  D. 
Wilke,  Eugen,  Regierungsrath. 
Erlangen.     Kusel,  Fräulein  Lucie. 
Penzoldt,  Dr.  F.,  Professor. 
Rosenthal,  Dr.,  Professor. 
Universitäts-Bibliothek,  Königliche. 
Essen  a.  d.  Ruhr.     Natorp,  Dr.  G.,  Mitglied  des  Preuss.  Abgeordneten- 
hauses. 
Niemeyer,  Rechtsanwalt. 
Eutin.  V.  Beaulieu-Marconnay,  Freiherr,  Grossherzoglich  Oldenburgischer 

Ober-Jägermeister. 
Fahrenwald  b/Hannover.     v.  Veitheim,  Frau. 
Flonheim  (Rheinhessen).    Knell,  Dr.  Karl,  .^rzt. 
Frankenthal  (Rheinpfalz).     Baum,  Königlicher  Staatsanwalt. 
Frankfurt  a/M.     Stadt  Frankfurt  a/M. 
Abendroth,  Moritz,  Buchhändler. 
Albrecht,  Dr.  jur.,  Ober-Landesgerichts-Präsident. 
Auerbach,  Fritz. 

Baer,  Simon  Leopold,  Buchhändler. 
Baerwald,  Dr.  Hermann,  Realschul-Direktor. 
de  Barr,  Joh.  Jacob,  Dr.  med. 
Bauer,  Friedr.,  Buchhändler. 
Beil,  W.,  Dr.  med. 

Bibliothek  des  Freien  deutschen  Hochstiftes. 
Bibliothek  der  Polytechnischen  Gesellschaft. 
Böhm,  Fritz. 
Böse,  Graf. 
Braunfels,  Otto. 
V.  Brünirig,  Frau  Dr.  Clara. 
Bünau,   Gräfin   Margaretha,    Hofdame   L  K.  H.    der   Landgräfin 

von  Hessen. 
Bürgerverein. 
Carl,  August,  Dr.  med. 
Detloff,  Adolf,  Buchhändler. 
v.   Ditfurth,    Fräulein   Else,    Hofdame   L  K.  H.    der  Landgräfin 

von  Hessen. 
Dondorf,  Bernhard,  Rentier. 

v.  Donop,  Freiherr  Hugo,  Kammerherr,  Major  a.  D. 
Donner  -  v.  Richter,  Otto,  Historienmaler. 
Dotter,  Fräulein  Doris. 

Eckhard,  Dr.,  Ober-Landesgerichtsrath  a.  D. 
Ehlers,  Dr.,  Consistorialrath. 


— h    59    ^— 

Frankfurt  a  M.     Ellissen,  August. 

Friedmann,  Dr.  Alfred^  Schriftsteller. 

Friedmann,  Joseph,  Rentier. 

Fries,  Jacob,  Ingenieur  u.  Fabrikant. 

Fromberg,  Leopold. 

Goldschmidt,  Dr.  Hermann. 

Goldschmidt,  Marcus  Moritz,  Banquier. 

V.  Guaita,  Frau  Pauline. 

V.  Guaita-Mumm,  Frau  Mathilde. 

Günther,  Ferdinand,  Kunsthändler. 

Hahn,  Louis  Altred,  Bankdirektor. 

Hammeran,  A.,  Dr.  phil. 

Hanau,  Heinrich  A. 

Hedtler,  Eugen,  Kaufmann. 

Herxheimer,  S.,  Dr.  med. 

Hoffmann,  Dr.  Heinrich,  Geheimer  Sanitätsrath. 

Jacquet,  Frau  Margarethe. 

Jeanrenaud,  Dr.  Carl. 

Jun^,  Dr.  phil.  Rudolf,  Verwaltungsschreiber  des  Freien  deutschen 

Hochstifts. 
Kahn,  Julius. 
Kohn-Speyer,  S. 
Lentz,  A.,  Oberlehrer. 
Liebmann,  Dr.,  Landrichter. 
Lion,  Jacob,  Bankdirektor. 
Loening,  Gottfried,  Verlagsbuchhändler. 
Lucius,  Dr.  Eugen. 
Maas,  Dr.  Max. 
V.  Marx,  Ritter  Louis,  Rentier. 
Mayer,  Frau  Eniilie. 
Mayer-Dinkel,  L. 
Meister,  Frau  C.  F.  Wilhelm. 
Melber,  Walter  Wolfgang. 
Merton,  W.,  Kaufmann. 
Müller,  Karl,  Musikdirektor. 
V.  Mumm,  P.  H. 
Neher,  Ludwig,  Architekt. 
Neumann,  Dr.  Paul,  Rechtsanwalt. 
Oswalt,  Heinrich,  Verlagsbuchhändler. 
Pallmann,  Dr.  phil.  Heinrich. 
Pfeiffer,  C.  W. 
Philippi,  Fräulein  Helene. 
Proelss,  Johannes,  Redakteur. 
Ra witscher,  Dr.,  Amtsrichter. 

Reinhardt,  Dr.  phil.  Carl,  Direktor  des  städt.  Gymnasiums. 
Reitz  &  Köhler,  Buchhandlung. 
Rothschild,  August,  Bankier. 
Sachs,  Dr.  Otto,  Rechtsanwalt. 
Schmidt,  H.,  Dr.  med. 
Schmidt  -  de  Neufville,  Frau  J. 
Schulderer,  Dr.  Emil,  Direktor. 
Schölles,  J.,  Dr.  med. 
Scholz,  Dr.  Bernhard,  Professor. 
Schott,  Sigmund. 
Schuster,  Frau  Recha. 
Siebert,  J.,  Dr.  jur.,  Justizrath. 

Goethe-Jahrevch   VIII.  2\ 


— ■4*-     40     ♦^— 

Frankfurt  a  M.     Speyer,    Dr.  jur.  Otto,   General-Sekretär  der   Mitteid. 
Creditbank. 

Stern,  Theodor,  Bankier. 

Stiebel,  F.,  Dr.  med. 

Stockhausen,  Julius,  Professor. 

Teblee,  Adolf; 

Textor,  C.  W. 

Trommershausen,  Dr.  E.,  Oberlehrer  am  Gymnasium. 

Valentin,  Dr.  Veit. 

Varrentrapp,  Dr.  A.,  Stadtrath. 

Voelcker,  Georg,  Buchhändler. 

Vohsen,  Dr.  med.  Carl. 

Weigert,   Dr.   Carl,    Professor    der   Anatomie    an    der   Sencken- 
bergischen  Stiftung. 

Weiss,  Dr.  Guido. 

Wohl,  Jacques. 

Ziegert,  Max,  Buchhändler. 
Frankfurt  a/0.     Baudouin,  Cornelia,  Frau  Regierungsrath. 

Mehrtens,  Eisenbahnbauinspektor. 

Mende,  Frau  Commerzienrath  Adelheid. 

Rudioff,  Geheimer  Regierungsrath. 

Stange,  Dr.,  Referendarius  a.  D. 

Wolff,  Justizrath. 
Freiburg  i/Br.     Curitz,  Justizrath  und  Auditeur. 

Manz,  Otto,  stud.  phil. 

Meier,  John,  stud.  phil. 

Mever,  Robert. 

Neümann,  Dr.  phil.  Fritz,  Professor. 

Paul,  H.,  Professor. 

Rümelin,  Professor  Dr. 

Schieiden,  Dr.  R.,  Ministerresident  a.  D. 

Simson,  Dr.  B.,  Professor. 

Üniversitäts-Bibliothek. 

V.  Vincke,  Gisbert,  Freiherr. 

Weissenfeis,  Dr.  phil.  Richard. 
Freiburg  i' Schlesien.     Realprogvmnasiuni. 
Freienwalde  a/0.     Quedefeld,  Dr.  G.,  Gymnasial-Oberlehrer. 
Friedberg  (Hessen).     Trapp,  Carl,  Fabrikbesitzer. 
Friedenau  b/Berlin.     Dahms,  Dr.  Rudolf,  Professor. 

Herrig,  Dr.  Hans. 
Fürth,     ßerolzheimer,  Frau  Dr.  Lina. 

Enderlein,  I.  Staatsanwalt. 

Essmann,  Friedrich,  Buchhändler. 
Geestemünde.     Schmölder,  H.  G..  Buchdruckereibesitzer. 
Gera  (Reuss  j.  L.).     Ferber,  Walter,  Commerzienrath. 

Ferber,  Frau  Clementine. 

Gladitsch,  Friedrich,  Kaufmann. 

Gleisberg,  Dr.  E. 

Golle,  Rügold,  Kaufmann. 

V.  Mevsenbug,  Freiherr,  Ober-Hofmarschall. 

Roltsch,  Dr.  Richard,  Chef-Redakteur. 

Schlotter,  Alfred,  Dr.  jur.,  Rechtsanwalt  und  Notar. 

Schapper,  Dr.  jur.  Alfred,  Gerichtsassessor. 
dessen.     Bock,  Alfred. 

Braune,  Dr.  Wilhelm,  Professor. 

Hüter,  Ludwig.  Cjvmnasiallehrer. 


—^    41    ^— 

Giessen.     Oncken,  Dr.  Wilhelm,  Professor. 

V.  Ritgen,  Hoibaurath,  Professor. 

Rose,  Dr.,  Gymnasiallehrer. 

Siebeck,  Dr.  "H.,  Professor. 

Universitäts-Bibliothek. 
Gladbach.  Zanders,  Frau  M. 
Gleiwitz.     Freund,  Dr.,  Sanitätsrath. 

Huldschinsky,  Frau  Ida. 

Kern,  Heinrich,  Commerzienrath. 

Langer,  Max. 

Leske,  Dr.,  Landrichter. 

V.  Moltke,  Frau  Landrath. 

Winkler,  Siegfried. 

Zuckerkandl,  Viktor. 
Glogau.     Cohn,  Frau  Rechtsanwalt  Caroline. 

Kempner,  Frau  Bankier  Ida. 

Kühn-Schumann,  Frau  Antonie. 

Sachs,  Leopold. 
Glücksbrunn  bei  Schweina  (Meiningen).     Gontard,  Alexander. 
Glückstadt.     Königl.  Gymnasium. 
Görlitz.     Neumann,  Fraulein  Clara. 
Goslar.     Hirsch,  Fr.,  Obergerichtsrath  a.  D. 
Gotha.     Bibliothek,  Herzogliche. 

V.  Ebart,  Freiherr,  Kammerjunker. 

Gilbert,  Professor. 

Landskv,  Bankdirektor. 

May,  Albert,  Fabrikbesitzer. 

Müller,  Otto,  Lehrer  a.  d.  höheren  Bürgerschule. 

Purgold,  Dr.  K. 

Recl-cling,  Max,  Dr.  phil. 

Rohrbach,  Dr.  phil.,  Carl  E.  M.  Gymnasiallehrer. 
Göttingen.     Andresen,  Dr.  Hugo,  Privatdozent. 

Frensdortf,  Dr.  F.,  Professor. 

Heitkamp,  L.,  Gymnasiallehrer. 

Hentze,  Dr.,  Professor. 

Jacobson,  Dr. 

Meissner,  Dr.  G.,  Professor. 

Röthe,  Dr.,  Privatdozent. 

Sauppe,  Dr.,  Professor,  Geheimer  Regierungsrath. 

Schöne,  Dr.  Alfred,  Professor,  Bibliothekar. 

Universitäts-Bibliothek,  Königliche. 

Vollmöller,  Dr.  K  ,  Professor. 

^^'agner,  Dr.  Albrecht,  Professor. 

V.  "\\'ilamo\yitz-Moellendorf,  Dr.  U.,  Professor. 
Greifswald.     Berndt,  Frau  Professor. 

Bibliothek  des  germanistischen  Seminars. 

Budge,  Dr.,  Professor,  Geheimer  Rath. 

Fischer,  Dr.,  Heinrich,  Oberlehrer. 

Fuhrmann,    Fräulein  M. 

Gerstaecker,  Dr.,  Professor. 

Hannemann,  Friedr.,   cand.  med. 

Limpricht,  Fräulein  Ella. 

Maass,  Dr.  E.,  Professor. 

Pernice,  Frau  Geheimräthin  Agnes,  geb.  Bennecke. 

Pietsch,  Dr.  P.,  Professor. 

V.  Preuschen,  Freiherr,  Professor. 


—4+     42     ^— 

Greifswald.     Reiffcrscbeid,  Dr.,  Professor. 

Ulmann,  Dr.,  Professor. 

Universitäts-Bibliothek. 

Wendorf,  Landgerichtsdirektor. 
Grossalsleben  (Anhalt).     Exter,  Pastor. 
Gross-Lichterfelde  b,  Berlin.     Q.uincke,  Walter,  Kaufmann. 

Rudortf,  Ernst,  Professor  an  der  Kgl.  Hochschule  für  Musik. 
Grünstadt  (Baiern).  Chally,  P.,  Königl.  Studienlchrer. 

Steigenberger,  Franz,  Königl.  Studienlehrer. 
Guben.     r)riese,  Emil,  Kaufmann. 
Gundelsheim  b'Gunzenhausen.     Putz,  Karl,  Pfarrer. 
Güstrow.     V.  Monroy,  Dr.  jur.,  Obergerichtspräsident  a.  D. 
Güterberg  b,  Strasburg  (Uckermark).     Mertens,  Fräulein  Anna. 
Hademarschen  b/Hanerau  (Schleswig-Holstein).     Storni,  Theodor. 
Haggn    (Schloss)    b/ Bogen    a/Donau.     v.   Schrenk,    Freiherr   Leopold, 

Kgl.  bavr.  Hauptmann  a.  D.  und  Gutsbesitzer. 
Hainholz  (Hannover).  Seligmann,  Sigmund,  Fabrikant. 
Halberstadt.     Schulz,  Fräulein  Agnes. 

Zimmer,  Premier-Lieutenant  im  Kürassier-Rgt. 
Halle  a/S.     Ackermann,  Dr.,  Professor,  Geheimer  Medicinalrath. 

Bethke,  L.,  Bankier. 

Boretius,  Dr.  A.,  Professor. 

Brauns,  Frau  Professor  C.  W.  E. 

V.  Brünneck,  Dr.  W.,  Professor. 

Brunnennleister,  Dr.  E.,  Professor. 

Burdach,  Dr.  Konrad,  Privatdozent. 

Conrad,  Dr.  Joh.,  Professor. 

Dittenberger,  Dr.  W.,  Professor. 

Dümmler,  Dr.  E.,  Professor. 

Erdmann,  Dr.  E.,  Professor. 

Erdmann,  Dr.  H.,  Privatdozent. 

Friedberg,  Dr.  R.,  Professor. 

V.  Fritsch,  Dr.  K.,  Professor. 

Genzmer,  Dr.  A.,  Professor. 

Gering,  Dr.  H.,  Professor. 

Germanistischer  Verein  an  der  Universität. 

Goeschen,  Referendar. 

Gosche,  Dr.  R.,  Professor. 

Gräfe,  Dr.  A.,  Professor,  Geheimer  Medicinalrath. 

Grenacher,  Dr.  H.,  Professor. 

Grulich,  Dr.  phil.,  Gustos. 

Hartwig,  Dr.  O.,  Oberbibliothekar. 

Haym,  Dr.  R.,  Professor. 

Heine,  Frau  Professor  Sophie. 

Heinichen,  Bernhard,  Stations-Assistent. 

Hessler,  Dr.  H.,  Privatdozent. 

Hevdemann,  Dr.  Heinrich,  Professor. 

Kohlschütter,  Dr.  E.,  Professor. 

Kraus,  Dr.  Gregor,  Professor. 

Krukenberg,  G.,  Justizrath. 

Kühn,  Dr.  }.,  Geheimer  Regierungsrath. 

Küssner,  Dr.  B.,  Professor. 

Lehmann.  Heinrich,  Bankier. 

Leser,  Dr.  Edmund,  Privatdozent. 

Mekus,  Dr.,  Arzt. 

Naseniann,  Dr.,  Gvmnasialdirektor. 


— ^    43     ^— 

Halle  a/S.     Niemeyer,  Frau  Stadtrath. 

Niemever,  Max,  Buchhändler. 

Perlbach,  Dr.  M.,  Unterbibliothekar. 

Pott,  Dr.  R  ,  Professor. 

Ross,  Frau  Professor  Emma,  geb.  Schwetschke. 

Schlieckmann,  Justizrath. 

Schlottmann,  Dr.  C,  Professor. 

Schwarz,  Dr.  E  ,  Professor. 

Schwetschke,  Frau  R. 

Spielberg,  Fräulein  Anna. 

Stadelmann,  Dr.,  Landes-Oekonomierath. 

Stumpf,  Dr.,  Professor. 

Thorbecke,  Dr.  Heinrich,  Professor. 

Universitäts-Bibliothek,  Königliche. 

V.  Voss,  Fräulein  Elisabeth. 

Voigt,  Rechtsanwalt. 

Volhard,  Dr.  J.,  Professor. 

V.  Volkmann,  Dr.  R.,  Professor,  Geheimer  Medicinalrath. 

Welcker,  Dr.  H.,  Professor,  Geheimer  Medicinalrath. 

Wenk,  Dr.  C.,  Privatdocent. 
Hamburg.     Arndt,  Oskar  (Fa.  Arndt  &  Cohn). 

Arnold,  Fräulein  Susanna. 

Berkefeld,  O. 

Behrenberg-Gossler,  John,  Bankier. 

Behrmann,  G.,  Hauptpastor. 

Bertheau,  Dr.  theol.  Carl,  Pastor. 

Blume-Arendts,  Frau  Charlotte. 

Blume,  Heinrich. 

Blume,  Karl. 

Blume,  Frau  Louise. 

Bohl,  Ferdinand. 

Brackenhoeft,  Dr.,  Rechtsanwalt. 

Brackenhoeft,  Frau  Dr.  E. 

Brieger,  Carlos. 

Bülau,  Gotthard,  Dr.  med. 

Classen,  Dr.  Johannes,  Direktor. 

Cobell,  \\'aldemar. 

Cohen,  Adolf  F. 

Curschmann,  Dr.,  Direktor. 

Ebert,  Arnold. 

Eisenlohr,  Dr.  Carl. 

Elkan,  Eduard. 

Fertsch,  F.  (Firma:  Fertsch  &  Laeisz). 

Fraenkel,  Dr.  Eugen. 

Geffken,  Dr.  H.,  Geheimer  Rath. 

Glinzer,  Dr.  E.,  Lehrer  an  der  allgemeinen  Gewerbe-Schule. 

Gloede,  Hermann,  Dr.  phil. 

Goldschmidt,  Adolf,  stud.  phil. 

Gräfe,  Lucas,  Buchhändler. 

Groth,  G.  J.  Th.,  Kreisgerichtsrath. 

Groothoti",  H.,  Architekt. 

Grüner,  Dr.  Th.  W. 

Hahn,  Emil. 

Hanne,  Dr.  J.  R.,  Pastor. 

Harms,  G.  H.  L.,  Schulrath. 

Hartmann,  Dr.  K. 


—4t    44    ^— 

Hamburg.     Henneberg,  Albert,  Gutsbesitzer. 

Hertz,  Dr.  G.,  Öber-Landesgerichtsrath. 

Heylbut,  Dr.   G. 

Hinrichsen,  Siegmund. 

Hottenroth,  Hans. 

Jacobi,  Leopold,  Bankier. 

Jaffe,  Dr.  K. 

Kaemmerer,  Dr.  G. 

Kiehn,  Heinrich. 

Kiesselbach,  Dr.  Th.,  Ober-Landesgerichtsrath. 

Kober,  Gustav,  Schauspieler. 

Koehne,  Ernst. 

Köster,  .-Mbert,  stud.  phil. 

Kuhn,  Gustav. 

Lassallv,  Eduard. 

Law,  Frau  Charles. 

Lehmann,  Dr.  Emil. 

Lehmann,  Dr.  jur.  Siegfried. 

Lüddeke,  Ferdinand. 

May,  Anton. 

Meissner  jun.,  Otto,  Buchhändler. 

Merschberger,  Dr.  G.,  Professor. 

Metz,  Adolf,  Lic.  theoL,  Professor  am  Johanneum. 

Mönckeberg,  Dr.  Rudolf. 

Oehrens,  Wilhelm,  Dr.  med. 

Oppenheim,  Emil. 

Oppenheim,  Frau  Marie. 

Petersen,  Rudolf  (Adr.  Norddeutsche  Bank). 

Piza,  Dr.  M. 

Redlich,  Dr.,  Direktor  der  höheren  Bürgerschule. 

Rehder,  Fräulein  Martha. 

Röpe,  G.  H.,  Hauptpastor. 

Roeper,  C.  E. 

Rudolph,  A.,  Buchhändler. 

Samson,  S. 

Sasse,  Wilhelm. 

Scharlach,  Dr.  jur.,  Advokat. 

Schieiden,  Dr.  H. 

Seligmann,  Fräulein  Clara. 

Sieveking,  Dr.  med.  Wilhelm. 

Sillem,  t)r.  phil.  Wilhelm. 

Sohle,  Dr.  jur.  Martin. 

Sporri,  Dr.  H.,  ev.  Prediger. 

Stadtbibliothek. 

Stemann,  Dr.,  Landgerichtsdirektor. 

Strack,  Arthur,  Gerichtsreferendar. 

Unna,  Dr. 

Warhurg,  Siegmund  Rudolf. 

Wentzel,  Dr.  Wilhelm  Joh. 

Westendarp,  Frau  Willy. 

Wolffson,   Dr.  A. 

Wolffson,  Dr.  J. 
Hamm.     Griesebach,  Frau  Ober-Landesgerichtsrath. 
Hanau  a/M.     Güttich,  C. 

Osius,  Justizrath. 
Hannover.     Benfev,  Fräulein  Else. 


— •?*     4)      "*^ — 

Hannover,     v.  Bcnnigscn,  Rudolt,  Landesdirektor. 

Heinemann,  Frau  Pauline,  geb.  Benfey. 

V.  Hütten -Czapski,    Graf,    Premier -Lieutenant    a    la    suite    des 
Garde-Husaren-Regiments. 

juncken,  Frau  Johanna,  geb.  ^Lmdt. 

Mertens,  Dr.,  Schul-Direktor. 

Mejer,  Dr.,  Konsistorial-Präsident. 

Schläger,  Dr.  med.  Hermann. 

Schlüter,  Gu'stav. 

Spiegelbero;,  Frau  Elsbeth. 
Hattenheim.     W  ilhelmv,  A.,  Gutsbesitzer. 
Heidelberg.     Baer,  August,  stud.  phil. 

V.  Bernus,  Freiherr. 

Buhl,  Dr.  H.,  Professor. 

Erb,  Dr.  Wilhelm,  Professor. 

Erdmannsdörfter,  Dr.  B.,  Professor. 

Fischer,  Dr.  Kuno,  Professor  und  Wirkl.  Geheimer  Rath,  Excellenz. 

Fürst,  Dr.,  Rechtsanwalt. 

Gegenbauer,  Dr.  Kar!,  Professor  und  Geheimer  Rath. 

Groos,  Karl,  Buchhändler. 

Grosser,  Dr.  Julius,  Vertreter  des  New-Yorker  Herald. 

Hausrath,  Dr.  Adolf,  Professor  und  Kirchenrath. 

V.  Holle,  Baron. 

V.  Hörn,  Oberst. 

Mever  v.  Waldeck,  Dr.  Fr.,  Professor,   Kollegienrath. 

Muller,  Walter,  Dr.  phil. 

V.  Oechelhäuser,  Dr.  Ad. 

Rohde,   Dr.,  Professor,  Geh.  Hofrath. 

Rosenbusch,  H.,  Professor. 

Scholl,  Dr.  F.,  Professor. 

Schultze,  Dr.,  Professor. 

Schulze,  Dr.  Hermann,  Professor,  Geheimer  Rath. 

Universitäts-Bibliothek,   Grossherzoglich-Badische. 

V.  Wardenburg,  Wirklicher  Geheimer  Rath,  Excellenz. 
Heidenheim.     Meebold,  Frau  Commerzienrath  Natalie. 

Meebold,  Fräulein  Julie. 
Hildesheim  (Hannover).     Schiefer,  Gustav,  Landgerichtsrath. 
Hohenfichte  (Sachsen).     Hauschild,  M.  E.,  Commerzienrath. 
Hohen-Pähl,    Schloss    b/Wilzhofen    (Oberbayern).      Czermack,    Ernst, 

Gutsbesitzer. 
Husum  (Schleswig-Holstein).     Keck,  Dr.  H.,  Gymnasialdirektor. 

Matthiessen,  Dr.,  Gymnasial-Oberlehrer. 
Jena.     Bardeleben,  Dr.,  Protessor. 

Böthlingk,  Dr.  A.,  Professor. 

Costenoble,  Hermann,  Verlagsbuchhändler. 

Czermak,  Leo,  stud.  med. 

Delbrück,  Dr.  B.,  Professor. 

Eggeling.  H.,  Geheimer  Reo;ierungsrath,  Kurator  der  Universität. 

Eucken,  Dr.  R.,  Professor,  Hofrath. 

Fischer,  Gustav,  Verlagsbuchhändler. 

Frommann,  Frau  Sophie,  geb.  Hildebrandt. 

Frühling,  Hermann. 

Fuchs,  Dr.,  Professor,  Ober-Landesgerichtsrath. 

Gerstung,  G.,  Commerzienrath. 

Gille,  Dr.,  Hof-  und  Justizrath. 

Götz,  Dr.,  Professor. 


—^   46   ^— 

Jena.     v.  d.  Goltz,  Dr.,  Freiherr,  Professor,  Director  der  Grossh.  land- 
wirthschaftl.  Lehranstalt. 

Haacke,  K.,  Regierungsrath  a.  D. 

Haeckel,  Dr.,  Professor. 

V.  Hase,  Dr.,  Professor,  Wirklicher  Geheimer  Rath,  Excelleiu. 

Heitmüller,  Ferd.,  stud.  phil. 

Henckel  v.  Donnersmarck,  Graf  Hugo,  stud.  jur. 

Hirzel,  Dr.  Rudolf,  Professor. 

Kluge,  Dr.  F.,  Professor. 

Kniep,  Dr.,  Professor. 

Krieger,  Ober-Landesgerichtsrath. 

Kuhnt,  Dr.  Hermann,  Professor. 

Liebmann,  Dr.  Otto,  Professor,  Hofrath. 

Litzmann,  Dr.  B.,  Professor. 

Lorenz,  Dr.  Ü.,  Professor. 

Meyer,  Dr.  G.,  Professor. 

Oehmichen,  Frau  Professor  ü. 

Peter,  Dr.,  Consistorialrath. 

Preyer,  Dr.,  Professor,  Hofrath. 

Regel,  Dr.,  Privatdocent. 

Richter,  Dr.  G.,  Gymnasialdirektor,  Hofrath. 

Rosenthal,  Dr.  Eduard,  Professor. 

Rossbach,  Dr.,  Professor. 

Schmidt,  Frau  Professor. 

Schulz,  Ober-Landesgerichtsrath. 

Stickel,  Dr.  G.,  Professor,  Geheimer  Hofrath. 

Stoy,  Dr.  Stephan. 

Sturdza,  Demetrius,  Kgl.  rumän.  Staatsminister. 

Universitats-Bibliothek. 

Walther,  Dr.  phil.  Johannes,  Pr'vatdocent. 

Wilhelm,  Dr.  Eugen,  Professor. 
Jever.  Ramdohr,  Gvmnasialdirektor. 
lUenau  b/ Achern.     Fischer,  Dr.  Franz,  Arzt  an  der  h-reiianstalt. 

Schule,  Dr.  H.,  Geheimer  Hofrath. 
Illkirch  (Elsass).     Zink,  Franz  Xaver,  Amtsrichter. 
Ilmenau.     »Gemeinde  zu  Gabelbach«  (Gesellschalt). 

Preller,  Dr.,  Samtätsrath. 
Ilse  (Grube-Ilse  b/Cottbus).     Strack,  Frau  Hauptmann  Fanny. 
Insterburg.     Schienther,  Amtsrichter. 

Schienther,  Ernst,  Apotheker. 
Kappeln  (Schleswig-Holstein).     Thomsen,  Dr.  med.  J. 
Karlsruhe  i.  B.     v.  Berlichingen-Rossach,  Graf  Friedrich. 

Bielefeld,  Jos.,  Verlagsbuchhändler,  K.  K.  österr.  ungar.  Gonsul 

Bittmann,  Friedrich. 

Blankenhorn,  Dr.  Adolf,  Professor. 

Bürklin,  Frau  Dr.  A. 

Dreyfuss,  Frau  Cäcilie. 

V.  Edelsheim,  Freiherr,  Grossh.  bad.  Obersthofmeister. 

V.  Eisendecher,  Frau,  geb.  Freiin  v.  Eickstedt. 

Funck,  Heinrich,  Professor. 

V.  u.  zu  Gemmingen,  Freiherr,  Oberstkammerherr. 

Hausser,  Joseph,  Grossh.  bad.  Kammersänger. 

Just,  Dr.,  Professor,  Direktor  der  techn.  Hochschule. 

V.  Lübke,  Dr.  W.,  Geheimer  Hofrath,  Professor. 

Mainzer,  Fräulein  Helene. 

Ministerium  der  Justiz,  des  Kultus  und  Unterrichts. 


— ^     47     ^— 

Karlsruhe  i.  B.     Ordenstein,    Heinrich,   Direktor   des  Conservatoriums 

für  Musik. 

V.  Putlitz,  Frau,  Exe. 

Regersburger,  Dr.  Leopold. 

Schnorr  von  Carolsteld,  Frau  Malvina. 

Schrödter,  Frau  Professor  Alwine. 

Seubert,  Emil,  Ministerialrath. 

\\'eill,  Dr.  Fr.,  Rechtsanwalt. 

W'endt,  Dr.  Gustav,  Oberschulrath  und  Gvninasialdirektor. 
Kiel.    Biese,  Dr.  Alfred. 

Cauer,  Dr.  Paul,  Oberlehrer. 

Funck,  Dr.,  Gvmnasiallehrer. 

Gänge,  Th.,  Gesanglehrer  am  Gvmnasium. 

Ladenburg,  Frau  Professor  Margarethe. 

Möbius,  Dr.  Karl,  Professor  der  Zoologie. 

Möbius,  Dr.  Theodor,  Professor. 

Niepa,  Alexander,  Chefredakteur. 

Peters,  Joh.,  Rechtsanwalt. 

Stange,  akademischer  Musikdirektor. 

Toeche,  Hofbuchhandler. 

Tönnies,  Dr.  Ferdinand,  Privatdocent. 

Universitäts-Bibliothek. 

Vogt,  Dr.  F.,  Professor. 

V.    Wangenheim,    Freiherr    Ernst,    Lieutenant    im    Kaiserl.    See- 
Bataillon. 
Kirchheimbolanden  (Rheinpfalz).     Bibliothek  der  Lateinschule. 

Moschel,  R.,  Rentbeamter. 
Klein-Nemerow  b  Stargard.     Coelle,  H.,  Oekonom. 
Klein-Oels  b  Ohlau  i  Schlesien.     York  v.  Wartenburg,  Graf  Hans. 

York  V.  Wartenburg,  Graf  Paul. 
Klein-Sägewitz  b  Rattern  (Reg.-Bez.  Breslau).     Lewald,  G. 
Kolbermoor  (O/Bavern).     v.  Bippen,    Frau  Marie,    geb.   Wydenbrugk. 
Königsberg  i/Pr.     Alscher,  Dr.  Walther,  Referendar. 

Baumgart,  Dr.  Hermann,  Professor. 

Beer,  Justizrath,  Rechtsanwalt  und  Notar. 

Bon,  Frau  Stadtrath. 

Dehio,  Dr.,  Professor. 

Feinberg,  Fräulein  Linda. 

Feinberg,  Fräulein  Stephanie. 

Friedländer,  Dr.,  Professor,  Geheimrath. 

Goldberg,  Julius,  Bankier. 

Grosse,  Dr.  Emil,  Gvninasialdirektor. 

Gruenhagen,  Dr.,  Professor. 

Hirsch,  Dr.,  Sanitätsrath. 

Flübner  iS;  Matz,  Buchhandlung. 

Koch,  Arnold. 

Krause,  Dr.  jur.  Paul,  Rechtsanwalt  und  Notar. 

Mendthal,  Justizrath. 

Messung,  Robert,   Kaufmann. 

Samuel,  D.,  Professor. 

Schorski,  Fräulein  Marie,   Sprachlehrerin. 

Simon,   Dr.  Robert. 

Simson,  Fräulein  Marie. 

Werther,  Adolf,  Direktor  des  Stadttheaters. 
Konstanz.     Brandes,  \\'ilhelm,  Bankdirektor. 
Kosen.     Naumann,  Frau  Clara. 


—^   48   ^— 

Kosen.     Raabc,  Dr.  phil. 

V.  Sperling,  Premier-Lieutenant. 
Krempe  (Holstein).     Hager,  Dr.  Th.,  prakt.  Arzt. 
Kuschen  b/Schmiegel.     Hensel,  Karl,  Professor. 
Kyritz,  Ostpriegnitz.     Delbrück,  H.,  Amtsrichter. 
Landeshut  i/Schlesien.     Warmuth,  H.,  Realgymnasiallehrcr. 
Landsberg  a/W.     Gewiese,  Fräulein  Lucie. 
Langenburg  (Württemberg).  Leopoldine,  Fürstin  zu  Hohenlohe-Langen- 

burg,  Grossherzogl.  Hoheit. 
Lauban  i. Schlesien.     Guhrauer,  Gvmnasialdirektor. 

Wissenschaftlicher  Verein. 
Leipzig.     Abraham,  Dr.  Max,  Verlagsbuchhändler. 

Arndt,  Dr.  Wilhelm,  Professor. 

V.  Bahder,  Dr.  Karl,  Professor. 

Baumgarten,  Frau  Dr.,  geb.  v.  Villert. 

ßaur,  Dr.,  Professor,  Geh.  Kirchenrath. 

Beard,  Ernst  Alfred,  Privatier. 

Beer,  Fräulein  Dora. 

Beer,  Dr.  Rudolph,  Gymnasial-Oberlehrer. 

Berlit,  Georg,  Gymnasial-Oberlehrer. 

Binding,  Dr.  Karl,  Professor. 

Borchers,  Bodo,  Theater-  und  Concert-Agent. 

Brasch,  Dr.  Moritz. 

Braun,  Dr.  Karl,  Justizrath,  Reichsgerichtsanwalt. 

Brockhaus,  Dr.  Eduard,  Verlagsbuchhändler. 

Brockhaus,  Rudolf,  Verlagsbuchhändler. 

Brugmann,  Dr.  Oskar,  Oberlehrer  am  Xikolai-Gymnasium. 

Cichorius,  Johs.,  Kaufmann. 

Cohnheim,  Frau  Professor. 

Dix,  Paul,  Rechtsanwalt. 

Dodel,  Friedrich  Wilhelm. 

Doering,  Dr.  B.,  Gymnasial-Oberlehrer. 

Dohmke,  Dr.  Emil,  Professor. 

Dürr,  Alphons,  Stadtrath. 

Dürr,  Dr.  Alphons,  Buchhändler. 

Eberius,  Franz,  stud.  phil. 

Ebers,  Dr.  Georg,  Professor. 

Fiedler,  Dr.  Philipp. 

Fischer,  Max,  Telegraphen-Inspektor. 

Flügel,  Ewald. 

Fränkel,  Dr.  Albert,  Schriftsteller. 

Francke,  Carl,  Versicherungsbankdirektor. 

V.  Frege,  Frau  Professor  Livia. 

Friedberg,  Dr.  Emil,  Geh.  Hofrath,  Professor. 

Geibel,  Frau  Leonore,   geb.  Weisz. 

Geibel,  Frau  Mathilde,  geb.  Baumgarten. 

Giesecke,  Herrn.  F.  (Firma  Giesecke  &  Devrient). 

Goetz,  Ernst. 

Haessel,  H.,  Verlagsbuchhändler. 

V.  Hahn,  Dr.  F.,  Reichsgerichtsrath. 

Hase,  Dr.  Oskar,  Verlagsbuchhändler. 

Hepp,  C.,  Buchhändler. 

Hildebrand,  Dr.  Rudolf,  Professor. 

Hirzel,  H.,  Verlagsbuchhändler. 

Jungmann,  Dr.,  Professor,  Rektor  zu  St.  Thomae. 

Kettenbeil,  Johannes. 


— 4*     49     *^— 

Leipzig.     Kögel,  Dr.  Rudolf,  Privatdocent. 
Köhler,  K.  F.,  Buchhändler. 
Kossinna,  Dr.  Gustav. 

Krehl,  Dr.  Ludolf,  Professor,  Geheimer  Hofrath. 
Kuehn,  Bernhard,  Referendar. 
Langerhans,  Frau  Reichsgerichtsrath  M. 
Langkammer,  Bernhard. 

Lemke,  Julius,  Direktor  der  Leipziger  Feuer-Vers. -Anstalt. 
Leskien,  Dr.,  Professor. 
Liebisch,  Bernhard,  Buchhändler. 
Lorentz,  Alfred,  Buchhändler. 
Loewenstein,  Reichsgerichtsrath. 
Marx,  F.,  Kaufmann  (Firma  Kuhn  6>;  Co.). 
Mendelssohn,  Hermann,  X'erlagsbuchhändler. 
Meyer,  Hermann  J.,  Buchhändler. 
Mogk,  Dr  ,  Realgymnasiallehrer. 
Xachod,  Frau  Marie. 
XöUer,  Eugen,  Kaufmann. 
Peisch,  Frau  Sophie. 

Pfalz,  Dr.  Franz,  Professor  und  Direktor  der  Realschule. 
Ptau,  Karl  Friedrich,  X'erlagsbuchhändler. 
Prüfer,  A.,  Dr.  jur. 

Redaktion  des  literarischen  Jahresberichts  (E.  A.  Seemann). 
Reinecke,  Fräulein  Charlotte. 

Reisland,  O.  R.,  Verlagsbuchhändler  (Firma  Fues'  Verlag). 
Ribbeck,  Dr.  O.,  Professor,  Geh.  Hofrath. 
Röder,  Emil,  Commerzienratli. 
Romberg,  E.  L.,  Justizrath. 
Scharf,  Hugo,  Stadtrath. 
Scheibner,  Dr.  W.,  Professor. 
Schleicher,  Iwan,  stud.  phil. 
Schmidt,  Paul,  Appellationsrath. 
Schneider,  Carl. 
Schreber,  Frau  Dr.  Pauline. 
Schulz,  Hermann. 
Schunk,  Frl.  Cornelie. 
Schunk,  Julius,  Kfni. 
Schuster,  Dr.  Hermann,  Institutsdirektor. 
Schwabe,  Frau  Susanne,  geb.  Klemm. 
Schwartz,  H.,  Reichsgerichtsrath. 
Seeburg,  Frau  Dr.  E. 

Seelig,  Dr.,  Rechtsanwalt  beim  Reichsgericht. 
Simon,  Paul,  Dr.  jur. 
Simson,  Dr.,  Wirklicher  Geh.  Rath,  Präsident  des  Reichsgerichts, 

Excellenz. 
Simson,  Fräulein  Elisabeth. 
Simson,  Fräulein  Margarethe. 
Simson,  Fräulein  Marie  Sophie. 
Staackmann,  L.,  Buchhändler. 
Stadt-Bibliothek. 

Staegemann,  M.,  Direktor  des  Stadttheaters. 
Steffen,  Dr.  Georg,  Gymnasialoberlehrer. 
Stürenburg,  Dr.,  Professor,  Konrektor  zu  St.  Thomae. 
V.  Tauchnitz,  Bernhard,  Freiherr,  Verlagsbuchhändler. 
Trachbrodt,  E.  (Firma  Friedr.  Geissler). 
Treutier,  Ludwig,  Mitglied  des  Stadtthearers. 


—1+    50    *i— 

Leipzig.     Voerster,  Alfred,  Buchhändler. 

Yocrster,  Karl,  Buchhändler. 

Volckmar,  Otto,  Buchhändler. 

Wachsmuth,  Dr.  Kurt,  Professor,  Geh.  Hofrath. 

Wachsmuth,  Dr.  Rudolf,  Bankdirektor  und  Consul. 

Wagner,  Franz,  Commerzienrath,  Stadtrath. 

Walter,  Oberpostdirektor. 

V.  Weber,  Hauptmann. 

Wiede,  Otto. 

Wülckcr,  Dr.  R.,  Professor. 

Zarncke,  Dr.  F.,  Professor,  Geheimer  Hofrath. 
Liegnitz.     Rawitscher,  Frau  Assessor. 
Linden  b/Hannover.     Haase,  Frau  Helene. 

Löbichau  (Schloss)  b/Nöbdenitz  (Altenburg),     v.  Boyen,  Frau  Durch- 
laucht, geb.  Prinzessin  Biron  v.  Kurland. 
Lötzen  (Ostpreussen).     Lorenz,  Frau  Hauptmann  Margarethe. 
Lübeck.     Achilles,  Dr.  E. 

Benda,  Dr.  jur.  J.,  Amtsricliter. 

Eschenburg,  Gustav,  Konsul. 

Fehling,  Dr.  Rechtsanwalt 

Hoffmann,  Paul,  Director  der  Ernestinenschule. 

Pabst,  Dr.  jur.  Gustav. 

Schillerstiftung,  Lübeckische. 

Schmidt,  Max,  Buchdruckereibesitzer. 

Stoos,  Dr.  jur.  Alfred,  Rechtsanwalt  u.  Notar. 

Thoel,  Dr.,  Landrichter. 
Luckenwalde.     Pariser,  Frau  Elise,  geb.  Mende. 
Ludwigshafen  a/Rh.     Jacquet,  Adolt,  Fabrikdirektor. 

Knaps,  Fräulein  Anna, 
Luisianna  b/Bokellen  (Kr.  Darkehmen).     v.  Rode,  Fräulein  Lona. 
Lünneburg.     Federich,  Otto,  Hofweinhändler. 

Gravenhorst,  K.,  Rechtsanwalt. 
Lyck  (Ostpreussen).     Gymnasium,  Königliches. 

Kammer,  Dr.,  Professor,  Gvmnasialdirektor. 

Moldaenke,  Gymnasiallehrer. 

Wiebe,  Emil,  Buchhändler. 
Magdeburg.     Auf/echt,  Dr. 

v.  Colomb,  Fräulein  M. 

Fabricius,  Frau  Clara. 

Kawerau,  Waldemar,  Redakteur  der  »Magdeburgischen  Zeitung«. 

Krühne,  Richard,  stud.  jur. 

Leitzmann,  A  ,  stud.  phil. 

Schulze,  Aug.,   Kaufmann. 
Mainz.     Reinach,  Fräulein  Clara. 

Thomas,  Frau  Helene. 
Mannheim.     Bibliothek,  öffentliche. 

Darmstaedter,  Dr.,  Rechtsanwalt. 

Foerster,  Heinrich,  Scliauspieler. 

Goetjes,  L  ,  Opernsänger. 

Hecht,  Dr.  Felix,  Bankdirektor. 

Hirsch,   Emil. 

Hirsch,  Hch.  Emil,  Kaufmann. 

Hirsch,  Louis,  Kaufmann. 

Jacobi,  Hermann,  Hofschauspieler. 

Kahn,  Dr.  Franz,  Rechtspraktikant. 

Koehler,  Martin,  Kaufmann. 


— ^     5 1     ^— 

Mannheim.     Levison,  Louis. 

Maas,  Will:.,  Bankier. 

Martersteig,  Max,  Oberregisseur. 

Mathy,  Johann  Woltgang. 

Maver,  Ludwig. 

Neumann,  Dr.  KarL 

Reiss,  Fräulein  .Anna. 

Reiss,  Karl,  Consul. 
Marburg  i;  Hessen.     Cohen,    Dr.  H.,  Professor. 

Koch,  Dr.  Max,  Professor. 

Kühnemann,  Eugen,  stud.  phil. 

Meier,  Dr.  jur    Ernst,  Professor,  Geh.  Reg.-Rath. 

Rathke,  Dr.,  Professor. 

Dniversitäts-Bibliothek,  Königliche. 

Varrentrapp,  Dr.  C,  Professor. 
Marienthal  h/ Helmstedt.     Grundner,  Dr.  F.,  Oberförster. 
Markirch  (Elsass).     Loeper,  C.,  Postdirektor. 
Marklissa.     Kaufmann,  Wilhelm,  Fabrikbesitzer. 
Marne  (Holstein).     Höhnk,  Fräulein  Helene. 
Meiningen.     Baumhach,  Dr.  Rudolf,  Schriftsteller. 

Kircher,  Dr.,  Geh.  Regierungsrath. 
Meissen.     Bibliothek  der  Königl.  Fürsten-  und  Landesschule. 
MemeL     Halling,  Direktor  der  höheren  Töchterschule. 

Laaser,  Dr.  med.  P.,  Arzt. 
Menden  i/W.     Muensterburg,  Dr.,  Amtsrichter. 
Meerane  i/S.     Scheitz,  Dr.  Emil,  Apotheker. 
Merseburg.     Stetienhagen,  Max,  Buchhändler. 
Morrn  b/Zantoch.     Pflug,  A.,  Rittergutsbesitzer. 
Muhrau  b/Striegau.     Bollert,  Frau  Clara,  geb.  Schwanfelder. 
München.     Ackermann,  Theodor,  Königl.  Hotbuchhändler. 

Adler,  Alexander,  Fabrikant. 

V.  Beckerath,  Alfred. 

Behn,  Dr.  jur.  Hermann. 

Bernays,  Dr.  Michael,  Professor. 

Bernstein,  Max,   Schriftsteller. 

Blennerhasset,  Lady  Charlotte. 

Cornelius,  Dr.  C.  A.,  Professor. 

Dyck,  Dr.  Franz. 

Fiedler,  Dr.  C. 

Fulda,  Dr.  Ludwig,  Schriftsteller. 

Göppinger-Meebold,  Frau  Adelheid. 

Grätz,  Dr.  Leo,  Privatdocent. 

Hanfstängl,  Edgar,  Hofrath. 

Hausmann,  Frau  Dr.  Betty. 

Hertz,  Dr.  Wilhelm,  Professor. 

Hess-Diller,  Baron. 

Hevse,  Dr.  Paul. 

Hof-  und  Staats-Bibliothek,  Königliche. 

Kaikreuth,  Frau  Gräfin. 

Lepsin?,  Reinhold,  Maler. 

Lessing,  Oscar,  stud.  phil. 

Levyn,  Leopold,  Direktor  der  Bayrischen  Handelsbank. 

Linz,  Frau  Oberst  A. 

V.  Loen,  Freiherr,  Grossh.  Sachs.  Kammerjunker. 

V.  Malsen,  Baron,  Kgl.  Oberhofmarschall,  Excellenz. 

Mayer,  Frau  Consul. 


—4*     52     ♦€•— 

München.     Munckcr,   Dr.  Franz. 

Oertel,  Heinrich,  cand.  phil. 

V.  Octtingen,  Frau  M. 

Oldenbourg  sen.,  R.,  Verlagsbuchhändler. 

V.  Perfall,  Freiherr,  General-Intendant  des  Hoftheaters,  Excellenz. 

Philippi,  Felix,  Schrittsteller. 

Rau,  Frau  Anna. 

Savits,  Jocza,  Regisseur  des  Königlichen  Hoftheaters. 

Scherer,  Dr.  Georg,  Professor. 

Schmidt,  Dr.  med.  Oswald. 

Stangl,  Dr.  Thomas,   Privatdocent  und  Studienlehrer. 

Steinitzer,  Paul,  K.  K.  österr.  Major  a.  D. 

Traube,  Dr.  Ludwig. 

Wohlmuth,  Alois,  Hofschauspieler. 
Münster  i/Westfalen.     Kiesekamp,  Frau  Hedwig. 

Kochendörtfer,  Dr.,  Bibliotheks-Assistent. 

Pauliiiische  Bibliothek,  Kgl. 

Schmedding,  Frau  Reg.-Rath  Laura,  geb.  Hüffer. 

W'üllner,  Dr.,  Privatdocent. 
Naumburg  a/S.     Aisleben,  A.,  Referendar. 

Barth,  Frau  Landrath. 

Ehrenberg,  Staatsanwalt. 

Hanow,  Ober-Landesgerichtsrath. 

Hecker,  Oberstaatsanwalt. 

Köster,  Dr.,  Sanitätsrath. 

Lehmann,  Ober-Landesgerichtsrath. 

Seelmann,  Fräulein  C.  L.  Gertrud. 

Voigt,  Dr.  Carl,  Referendar. 

Weichsel,  Ober-Landesgerichtsrath. 

Wenkel,  Oberpfarrer. 
Neisse.     ^\'inter,  Reg.-Baumeister. 
Neudeck  (Oberschlesien).     Burchardi,  Frau  Bertha. 
Neu-Dörfles  b/Coburg.     Ulmann,  Bruno,  Gutsbesitzer. 
Neuhaldensleben.     Benecke,  Otto,  Gymnasial-Oberlehrer. 
Neusalz  a/Oder.     Suchsland,  Adolf,  Amtsrichter. 
Neustrelitz.     Götz,  Dr.  G.,  Obermedizinalrath. 
Neuwied.     Feine,  Dr.  P. 

V.  Salisch,  Oberst  und  Bezirkskommandeur. 
Niederwalluf.     Marcuse,  H.,  Konsul. 
Nienburg  a Weser.     Echte,  Gerichts-Assessor. 
Nimmersatt  (via  Memel).     v.  Rutzen,  Baron  Adalbert. 
Norden  (Ostfriesland).     Lücke,  Dr.  O.,  Oberlehrer. 
Nordhausen  a/H.     Brehme,  Paul,  Brennereibesitzer. 

Förstemann,  Louis. 
.  Günther,  Hermann. 

Hasse,  Dr.  med. 

Hochdanz,  Dr.,  Oberlehrer. 

Kneiff,  Rudolf. 

Krön,  Betriebsdirektor. 

Meinicke,  Albert,  Brennereibesitzer. 

Mylius,  C.,  Amtsrichter. 

Perschmann,  Dr.,  Professor. 

Riemann,  Volkmar,  Fabrikant. 

Rohr,  Carl,  Brennereibesitzer. 

Schenke,  Hermann,    Premier-Lieutenant,    Stadtratli  u.  Brennerei- 
besitzer. 


— ^     53     *^— 

Nordhausen  a  H.     Schreiber,  Hermann. 
Nürnberg.     Hartmann,  Bernhard,  Advokat. 

Merzbacher,  Sigm.,  Rechtsanwalt. 

Pegnesischer  Blumenorden,  Literar.  Verein. 

Stadt  Nürnberg. 

\\'ertheimer,  Sig.,  Kaufmann. 
Oberzeil  bei  Würzburg.     v.  König,  W.,  Fabrikbesitzer. 
Offenbach  a/M.     Hirsch,  Ernst. 

Pirazzi,  Emil,  Schriftsteller. 
Ohrdruf.     Gymnasium  Gleichense. 
Oldenburg  (i  Grossh.).     v.  Alten,  F.,  Oberkammerherr. 

V.    Beaulieu-Marconnay,    Eugen,    Freiherr,    Ober-Landesgerichts- 
Präsident. 

Becker,  Landesgerichtspräsident. 

Bibliothek,  Grossherzogliche  öffentl. 

Kelp,  W.,  Apotheker. 

Mosen,  Dr.  R.,  Bibliothekar. 

V.  Normann,    Schlosshauptmann,  Königlich   Preussischer   ausser- 
ordentl.  Gesandter. 

Schwartz,  A.,  Hofbuchhändler. 

Thorade,  Bankdirektor. 
Oppeln.     Seidel,  Reg.-Baumeister. 
Orsoy  a  Rh.     Sträter,  Dr.  phil.  E. 
Ostenwalde.     Bibliothek  Ostenwalde. 

Ostrichen  b,'Seidenberg.     v.  Gersdorff,  Freiherr,  Kgl.  Kamnierherr. 
Ottmachau  (Prov.  Schlesien),     v.  Humboldt,  Freiin  Mathilde. 
Penzig  i.  d.  Oberlausitz.     Drevin,  Helmuth,  Apotheker. 
Penzlin  (Mecklenburg).     Leesenberg,  Dr.  A. 
Pforzheim.     Ehrismann,  Dr.  Gustav. 

Feldbausch,  Dr.  Otto,  Arzt  an  der  h-renanstalt. 
Plauen  i  Sachsen.     Hofmann-Stirl,  Frau  Professor  Helene. 
Pless  i  Schlesien.     Fielitz,  Dr.  W.,  Professor. 

Porstendorf  bjena.     v.  Wurmb,  Schlosshauptmann  auf  Dornburg. 
Posen.     Bo.\berger,   Dr.  R.,    Oberlehrer   am  Friedr.-Wilh.-Gvmnasium. 

Hagens,  Senatspräsident. 

Jonas,  Dr.,  Professor,  Oberlehrer  am  Friedr.-Wilh.-Gvmnasium. 

Kantorowicz,  Frau  Lina. 
Potsdam,     v.  Chelius,  Lieutenant  im  Garde-Husarenregiment. 

Grimm,  Rudolf,  Regierungsrath. 

V.  Lücken,  Frau,  geb.  v.  Lützow,  Staatsdame. 

V.  Waldersee,  Gräfin  Helene,  geb.  v.  Wilamowitz-Möllendorf. 

Wenck,  W.,  Prediger. 

Zech,  Frau  Gräfin,  geb.  v.  Gersdorff. 
Prenzlau.     Busch,  Richard,  Landgerichtsrath. 

Raudonatschen  (Ostpreussen).    v.  Sanden,  Frau  Baronin,  geb.  v.  Hülsen. 
Rechtenfleth  b' Bremen.     Allmers,  Hermann. 

Rehnsdorf  b  Elstra  (Sachsen),  v.  Boxberg,  Georg,  Rittergutsbesitzer. 
Reichenbach  i/Schlesien.     Preu,   Dr.  med.,  pract.  Arzt. 
Reichenberg  b  St.  Goarshausen.     v.  Oettingen,  Dr.  W. 
Remagen  a  Rh.     Linden,  Frl.  Lina,  Pensions-^'orsteherin. 
Rendsburg.     Wassner,  Julius,  Dr.  phil. 
Reudnitz  b  Leipzig.     Koch,  Dr.,  Gvmnasial-Oberlehrer. 
Rietberg  i/Westf.     Tenge,  Friedrich,  Herrschaftsbesitzer. 
Risstissen  b/Ulm.     Schenk  v.  Stauftenberg,  Dr.,  Freiherr. 
Rositz  b/Altenburg.     v.  Lippmann,  Dr.,   Direktor  der  Zuckerraffinerie. 
Rostock  i  Mecklenburg.     Bechstein,  Dr.  Reinhold,  Professor. 


— &♦     54    '^— 

Rostock  i; Mecklenburg.     Brummerstädt,  Dr.  med.    W. 

Detharding,  Frau  Dr.  Henriette. 

Kipper,  Dr.  Julius,  Gymnasiallehrer. 

Leo,  Dr.  F.  Professor. 

Universitäts-Bihliothek. 

Voss,  Frau  Advokat. 
Riidolstadt.     Bibliothek,  Fürstl.  öffentliche. 
Ruhrort  a  Rh.     de  Gruyter,  Dr.  phil.  Walter. 
Salzwedel.     Luther,  J.,  cand.  phil. 

Satzhorn  b/Potsdam.     Brandhorst,  W.,  Rittergutsbesitzer. 
Haus-Schede  b/Wetter  a.  d.  Ruhr.     Harkort,  Frau  Commerzienrath  P. 
Scheessel  (Provinz  Hannover).     Rohrs,  Dr.  D.,  Kreisphysikus. 
Schkortleben  b/ VVeissent'els.     Scharf  v.  Gauerstedt,  Frau  Adelaide. 
Schleiz.     Paetz,  G.  Kammerpräsident. 
Schleswig.     Bergas,  Julius,  Buchhändler. 

Hoe'sche  Bibliothek. 
Schmalkalden.     Fuckel,  Heinrich,  Kaufmann. 
Schönbach  b/Löbau  i.  S.     Rade,  M.,  Pfarrer. 
Schönebeck  b/Magdeburg.     Steiner,  Dr.  O. 
Schöneiche  b/Neumarkt  i/Schlesien.    Schloessingk,  Otto,  Assessor  a.  D., 

Rittergutsbesitzer. 
Schreitlangken  (b/\Villkischken  i/Ostpreussen).     Dressler,  Frau. 
Schulpforta.     Kettner,  Dr.  Gustav,  Oberlehrer. 

Schreyer,  Dr.  Hermann,  Professor. 

Volkmann,  Dr.  Dietrich,  Rektor  der  Landesschule. 

Zimmermann,  Prokurator  der  Landesschule. 
Schwedt  a/O.     Quehl,  senr.,  Dr.  Otto 

Zschau,  Dr.,  Gymnasialdirektor. 
Schwerin  i/M.     v.  Ledebur,  Freiherr,  Kammerherr,  hitendant  des  Hof- 
theaters. 

Mencke,  Geh.  Justizrath. 

Oldenburg,  Grossherzogl.  Oberzolldirektor. 

V.  Pritzbuer. 

Schröder,  Dr.,  Regierungs-Bibliothekar. 
Seesen  a  Harz.     Philippson,  Dr.  E.,  Direktor  der  Jakobsonschule. 
Sondershausen.     Laue,  Rath,  Oberbürgermeister. 
Soden  im  Taunus.     \'olger,  Dr.  Otto,  Naturforscher. 
Springe.     Kaufmann,  Karl,  Fabrikbesitzer. 
Stargard  i/Pommern.     Lotholz,  Dr.,  Professor  und  Gymnasialdirektor. 

Schröder,  Dr.,  Oberstabsarzt  L  Klasse. 
Stassfurt.     Stengel,  Rudolf",  Fabrikbesitzer,   Konsul  a.  D. 
Steglitz  b;  Berlin.     Goldschmidt,  Alfred  O.,   Kaufmann. 

Hofimann,  Dr.  Otto,  Oberlehrer. 

Weber,  W.,  Oberbürgermeister  a.  D. 

^^'endeler,  Dr.  Camillus. 
Stettin.     Keddig,  C.  A.,  Direktor. 

Zitelmann,  K.,  Geh.  Reg.-Rath. 
Stockach  i/ Baden.     Ottendörter,  Dr.  Hermann,  Amtsrichter. 
Stolberg  (Rheinland).     Prym  sen.,  Heinrich,  Rentier. 
Stolp  (Pommern).     Bibliothek  des  Königl.  Gymnasiums. 

Pickert,  W.,  Gymnasiallehrer  u.  Bibliothekar. 
Stralsund.     Schnitter,   Kreisgerichtsdirektor  a.  D. 
Strassburg  i/E.     Baumgarten,    Dr.  H.,  Professor. 

Crüger,  Dr.  J.,  Gvmnasiallehrer. 

Dursv,  Eugen,  Ministerialrath. 

Eltzbacher,  P.,  stud.  jur. 


—■ 4*     ))     ■^— 

Strassburg  i  E.     Joseph,  Dr.  Eugen. 

Krogmann,  Ernst,  stud.  jur. 

Martin,  Dr.  E.,  Professor. 

Metzenthin,  Dr.  O.,  prakt.  Arzt. 

Meyer,  Dr.  Oskar,  Kaiserl.  Bibliothekar, 

Michaelis,  Dr.  Adolf,  Professor. 

Roffhack,  Dr.  jur.,  Regierungsrath. 

Seminar  für  deutsche  Philologie  an  der  Universität. 

Stilling,  Dr.  J.,  Professor. 

Trübner,  Buchhändler  (Firma  K.  J.  Trübner). 

Universitäts-  und  Landes-Bibliothck,  Kaiserliche. 
Strasburg  W  Pr.     Gymnasium,  Königliches. 
Strellentien  b  Lauenhurg  (Pommern),     v.  Osterroht,  Gotthelf. 
Stuttgart.     Bacher.  Alexander,  Rechtsanwalt. 

Becher,  Fräulein  Emmv. 

V.  Berlichingen,  Freifrau  Melanie. 

Bibliothek,  Königlich  öffentliche. 

Cotta  von  Cottendorf,  Karl,  Freiherr. 

Deahna,  Dr.,  prakt.  .\rzt. 

Denison,  Louis,  Kaufmann. 

Donndorf,  A.,  Professor. 

Gerok,  Dr.  K.,  Prälat,  Oberhofprediger. 

Hartmann,  Dr.  Julius,  Professor. 

Klaiber,  Dr.  Julius,  Oberstudienrath. 

V.  Klumpp,  Dr.  Otto,  Direktor. 

Krabbe,  C.,  Verlagsbuchhändlcr. 

Kurtz,  P.,  Buchhändler. 

Kürschner,  Joseph,  Professor,  Hofrath. 

Lang.  Dr.  Wilhelm. 

Meyer,  Paul,  Regierungsrath. 

Müller,  Carl. 

Müller,  Gustav,  Kaufmann. 

Müller-Palm,  Adolf,  Professor. 

Museums-Gesellschaft. 

Nast,  A.,  Buchhändler  (Firma  Metzler'sche  Sortimentsbuchhand- 
lung). 

Rominger,  Xathanael. 

Rommel,  Dr.  Otto. 

Schall,  Dr.  Rieh.,  Rechtsanwalt. 

Schulz,  F.  G.,  Commerzienrath. 

Siegle,  Gustav,  Geh.  Commerzienrath. 

Spemann,  W.,  Verlagsbuchhändler. 

Steiner,  Dr.  K. 

Stockmaver,  M.  E.,  Rechtsanwalt. 

Straub,  Dr.  L.  W.,  Professor. 

Vetter,  Leo,  Kaufmann. 

Wittwer,  Conrad,  Buchhändler. 
Stuttgart-Gablenberg.     Thonv,  Franz. 
Tangerhütte  b/Magdeburg.     Kleinschmidt,  Hofrath. 

Schadewitz,  Frau  Marie. 

Schadewitz,  Otto. 
Tempelburg  (Pommern).    Berg,  Karl,  Amtsrichter. 
Thalstein  b  Jena.     v.  Tümpling,  Legationsrath  a.  D. 
Thann  iElsass.     Curtius,  Dr.,  Kreisdirektor. 
Thorn.     Scheller,  Dr.,  Oberstabs-  u.  Garnisonsarzt. 
Torgau.     Pietsch,  König!.  Baurath. 

GotTHE-jÄHBBtCH    VIII.  2^ 


—4^     )6     ^ — 

Trachenberg  (Schlesien),     v.  Hatzl'eld,  Frau  Fürstin,  Durchlaucht,  geb. 

Gräiin  von  Benckendorff. 
Tübingen.     Desjenkolb,  Dr.,  Professor. 

Froriep,  Dr.  August,  Professor. 

Geib,  Frau  Professor  L. 

Holland,  Dr.  W.  L.,  Professor. 

Hüfner,  Dr.  G.,  Professor. 

Köstlin,  Dr.  S.,  Professor. 

Neumann,  Dr.,  Professor. 

Oesterlen,  Dr.,  Professor. 

V.  Rümelin,  Dr.,  Staatsrath  a.  D.,  Kanzler  der  Universität. 

Sievers,  Dr.  E.,  Professor. 

V.  Sigwart,  Dr.,  Professor. 

Spitta,  Dr.,  Professor. 

Strauch,  Dr.  Philipp,  Professor. 

Universitätsbibliothek. 
Tussainen  b  Ragnit  (Ostpreussen).     v.  Sauden,  Baron. 
Ulm.     Gerok,  F.,  Premier-Lieutenant  im  Grenadierregiment   123. 

Ulrich,  Gustav,  Bankier  (Firma  Flesch  ^-  Ulrich). 
Unkel  a/Rh.     Huyssen,  W.,  Ingenieur. 
Unterrohn  b/Salz'ungen.     Geibel,  Paul,  Kammergutspäcliter. 
Vegesack.     W'errv,  F.,  Realschul-Oberlehrer. 

\\'ilmanns,  Georg,  Dr.  med. 
Verden  a/Aller.     Braun,  Landgerichtsdirector. 
Vieselbach.     Starke,  Dr.,  Amtsphysikus. 
Völkershausen.     Reusse,  Rudolpli,  Pfarrer. 
Wandsbeck.     Gymnasium. 

Wartnicken  (Ostpreussen).     Simon,  Frau  Marie. 
Wehnde  b/ Göttingen.     Dralle,  Frl.  Johanna.  ^ 

Weimar,     v.  .\hlefeldt,  Baron  Louis. 

Anding,  Karl,  Kaufmann. 

Apelt,  Dr.,  Professor. 

.^.ulhorn,  G.,  Rath. 

Baer,  L.,  Fabrikant. 

Batsch,  Vice-Admiral,  Excellenz. 

Behrend,  Frau  Martha. 

V.  Beust,  Graf,   Oberhofmarschall,   Generallieutenant,    Excellenz. 

Boas,  Frau  Dr. 

Böhlau,  H.,  Verlagsbuchhändler. 

V.  Bojanowski,  Geh.  Hofrath,  Chefredakteur. 

V.  Bothmer,  Graf,  Kammerherr. 

V.  Bothmer,  Gräfin,  Staatsdame. 

V.  Bothmer,  Comtesse  EUy. 

Brandis,  Dr.,  Erzieher  am  Erbgrossherzogl.  Hole. 

V.  Brederlow,  Oberst  z.  D. 

Brent,  Mrs.  Thomas  Lee. 

Brock,  Paul,  Hofschauspieler  und  Regisseur. 
Brüger,  E.,  Geheimer  Justizrath. 

Burkhardt,  Dr.,  Oberarchivar  und  Archivrath. 

Burckhard,  Dr.,  Geheimer  Rath. 

V.  Bülow,  Frau  Landrath,  geb.  von  Carlowitz. 

V.  Bylandt-Rheydt,  Graf,  Ordonnanzoffizier  Sr.  K.  H.  des  Gross- 
herzogs von  Sachsen. 

V.  Conta,  Dr.,  Geh.  Medizinalrath. 

Crüger,  Generallieutenant  z.  D.,  Excellenz. 

Dachs,  Hermann,  Redakteur. 


— ?»     )/     -^ — 

Weimar.     Deinhardt,  Frau  Dr.  Maria. 
Dietrich,  A.,  Bankier. 
Emminghaus,  Fniulein  Marie. 
Ernst,  H.,  Diakonus. 
Francke,  Dr.  Otto,  Gymnasiallehrer. 
Francke,  Hermann,  Söphienstiftslehrer. 
Franke,  Fräulein  Marie. 
V.  Freytag-Loringhoven,  Freiin  Marie. 
V.  Frevtag-Loringhoven,  Freiin  Mathilde. 
Fries,  Dr.  Hugo,  Landgerichtspräsident. 
V.  Fritsch,  Frau  Oberforstmeister,  geb.  v.  Herda. 
Froriep,  Fräulein  Clara. 
V.   d.    Gabelentz-Linsingen,    Oberhofmeister   I.    K.    H.   der   Frau 

Grossherzogin. 
Genast,  Frau  Ministerialdirektor. 
Gerstenberg,  Dr.  phil.  Heinrich. 

V.  Gleichen-Russwurm,  Freiherr  L.,  Königl.  Bayerischer  Kämmerer. 
Gottschalk,  G.,  Rentier. 

V.  Gross,  Dr.  Freiherr,  W'irkl.  Geheimer  Rath,  Excellenz. 
V.  Gross,  Freiin  Melanie. 
Gutmann,  Georg,  Ingenieur. 
Guyet,  Dr.  A.,  Ministerial-Direktor. 
Haaser,  Ernst,  Korrektor. 
V.  Haber,  Baron,  Prem.-Lieut.  a.  D. 
V.  Hadeln,  Freiherr,  Hofmarschall. 
V.  Haeften,  Frau  Staatsarchivar  E. 
Halir,  K.,  Concertmeister. 
Hardtmuth,  Frau  Charlotte. 
Hase,  Dr.  jur..  Geheimer  Justizrath. 
Held,  Hofphotograph. 
V.  Helldorff-SchVerstedt,  Karamerherr. 
Hertel,  Friedrich,  Hofphotograph. 
Hesse,  Dr.,  Generalsuperintendent. 
Hoffmann,  Max,  stud.  theol. 
V.    Höltzke,    Baron  C,    Wirkl.    Geh.  Rath,    Kaiserl.    Russischer 

Minister-Resident,  Excellenz. 
Huteland,  Fräulein  Louise,  Stiftsdame. 
Hummel,  Karl,  Professor. 
Hunnius,  Dr.  jur.  Job.,  Finanzrath. 
Huschke,  A.,  Hofbuchhändler. 
Jenicke,  Fräulein,  Hofschauspielerin. 
V.  Joukotfsky,  F.,  Freiherr,  Maler. 
Jüngken,  H.,'  Rittergutsbesitzer. 
V.  Kalckreuth,  Grähn,  Hofdame. 
V.  Kaufmann,  Ludwig,  Rentier. 
Keil,  Dr.  Robert,  Rechtsanwalt. 
V.  Keudell,  Frau  Baronin  M. 
V.  Keudell,  Frl.  Elise. 
V.  Keudell-Gielgudvszki,  Baron  Franz. 
V.  Keudell,  Gustav,  stud.  jur. 
V.  Keudell,  Heinrich. 
Knoke.  Frau  Oberamtmann. 
Knopp,  Karl,  Hofopernsänger. 
Koch,  Frau  Geheimsekretär  Mathilde. 
Kohl,  Ernst,  Eisenbahndirektor,  Baurath. 
Köhler,  Dr.  Reinhold,  Oberbibliothekar. 

26* 


—^    58   ^- 

Weimar.     Kranista,  Frau  Maria. 
Krause,  O.,  Kanzlei-Rath. 
Krieger,  Fräulein  Karoline. 
Kriesche,  E.,  Baurath. 
Küchling,  Robert,  Sekretär  I.  K.  H.  der  Frau  Grossherzogin  von 

Sachsen. 
Kuhn,  Dr.  K.,  Geh.  Regierungsrath. 
Kuhn,  ü.,  Finanzrath. 
Lämmerhirt,  Gustav,  stud.  phil. 
Lämmerhirt,  Wilhelm,  Hoflieferant. 
Langenberg,  Fritz,  Hotelier. 
Lassen,  Dr.  Eduard,  Hofkapellmeister. 
Lehmann,  Guido,   Hofschauspieler. 
V.  Limburg-Stiruni,  Frau  Gräfin,  Excellenz. 
V.  Locn,  Excellenz,   Freiherr,   General-Intendant  des  Hoftheaters. 
V.  Lübbers,  Frau  Major. 
Mardersteig,  F.,  Professor. 
Marderstei^,  A.,  Rechtsanwalt. 
Martinv,  Fr.,  Eisenbahn-Maschinen-Inspektor. 
Mensing,  Wilhelm,  Privatier. 
Meurer,  Dr.,  Professor. 
V.  Milde,  F.,  Kammersänger. 
V.  Minckwitz,  Kgl.  Sachs.  Gesandter,  Excellenz. 
Mirus,  Dr.,  Gerichts-Assessor. 
V.  Montault,  Gräfin,  geb.    Freiin  von  Rothkirch. 
Moritz,  Dr.  jur.  R.,  Commerzienrath. 
Müller,  Theodor,   Hotjuwelier. 
Müller-Hartung,  K.,  Professor. 

V.  Müller-Schubert,  Frau  Baronin,  geb.  Gräfin  Bothmer. 
Neufter,  Dagobert,  Hofschauspieler. 
V.  Nostitz,  Major  a.  D.,  Kammerherr. 
Obrist-Grant-DufT,  Frau. 
Obrist,  Alovs. 
Obrist,  Hermann. 
Oelschläger,  Dr.  phil.  Hermann. 
V.  Orlich,  Frau  Major  E. 

V.  Palezieux-Falconnet,  Major  und  Flügeladjutant. 
Panse,  A.,  Oberst  a.  D. 
Panse,  Frau  Oberst. 
V.  Pappenheim,  Fräulein  J. 
Pfeiffer,  Dr.  Ludwig,  Geheimer  Medizinalrath. 
V.  Poyda,  Fräulein  Julie. 
Preller,  Frau  Professor. 
Rasch,  Hermann,  Buchhändler. 
Rassow,  Dr.,  Geh.  Oberschulrath. 
Regas,  Fräulein  Albertine. 
Reuter,  Fräulein  Olga. 

Rohlfs,  Dr.  Gerhard,  Hofrath,  Generalkonsul  a.  D. 
Rothe,  K.,  Regierungsrath. 
V.  Rott,  Fräulein  Amelie. 
Rottmann,  A. 
Ruland,    G.,    Geh.    Hofrath,   [Direktor   'des    Grossherzoglichen 

Museums  u.  des  Goethe-National-Museums. 
Sältzer,  O.,  Geheimer  Hofrath. 
Schenk,  Dr.,  Ministerialdirektor. 
Schmidt,  B.,  Hoftheaterregisseur. 


—^     59     *4 — 

Weimar.     Schmidt,  B.,  Baudirektor  n.  D. 

Scholl,  Fräulein  Louise. 

Schomburg,  Dr  ,  Geh.  Staatsrath. 

Schubart,  Dr.,  Professor  und  Gymnasiallehrer  a.  D. 

Schubert,  Dr.,  Gymnasiallehrer. 

Schütz,  W..  RatH. 

Schwabe,  Dr.,  Oberstabsarzt. 

V.  Schwendler.  Fräulein  E. 

Schwier,  K.,  Photograph. 

V.  Seebach,  Fräulein  .\. 

Slevogt.  Dr.,  Regierungsrath. 

Sörgel,  Dr.,  Institutsvorsteher. 

Stichling,  Dr.,  Wirklicher  Geheimer  Rath,  Staatsminister,  Excellenz. 

Stier,  Paul,  Regierungsrath. 

Stollberg,  Geheimer  Finanzrath. 

V.  Strauch,  Oberlandjägernieister. 

Suphan,  Dr.  Bernhard,    Professor,    Direktor  des  Goethe- Archivs. 

Thelemann,  Ludwig,   Buchhändler. 

Thiedeman,  H.,  Generalagent. 

Thon,  K.,  Geheimer  Finanzrath. 

Tietze,  Hermann,  stud.  ehem. 

Töpfer,  Frau  Hauptmann  M. 

Trapp  V.  Ehrenschild,  Hauptmann  und  Kompagnie-Chef, 

Trümpier,  Frau  Anna. 

Ulmann,  Dr.,  Medizinalrath. 

V.  Unruhe-Wiebel,  Freiherr,  Kammerherr. 

V.  Urff,   Hauptmann  und  Kompagnie-Chef. 

Vinkhuyzen,  Kapitänlieutenant  zur  See  a.  D.,  Sekretär  L    K.    H. 
der  Frau  Grossherzogin  von  Sachsen. 

Voigt,  Heinrich,  Verlagsbuchhändler. 

Vollert,  Geheimer  Staatsrath. 

Vulpius,  Fräulein   Helene. 

Wähle,  Dr.  Julius. 

Wächter,  Frau  Justizrath  Bertha. 

V.  Wasielewski,  Frau  Major. 

V.  Wasmer,  Frl.  D. 

V.  Wasmer,  Frl.  L. 

V.  Wedel,  Graf  E.,  Ober-Hofstallmeister. 

V.  Wedel,  Graf  O.,  Hausmarschall. 

Weniger,  Dr.,  Professor,  Gvmnasialdirektor. 

Wittgenstein,  Prinz  Otto,  Major  und  Flügeladjutant,  Durchlaucht. 

Wülcker,  Dr.  Ernst,  Grossh.  Archivar. 

V.  Zedlitz,  Frau  Oberhofmeister,  Excellenz. 

V.  Ziegler,  Major  und  Bataillons-Kommandeur. 
Weissenfeis  a  S.     v.  Francois,  Fräulein  Louise. 
Wernigerode.     Henkel,  Dr.,  Professor,  Gvmnasialdirektor. 

zu  Stolberg-Wernigerode,  Graf  Otto. 
Wettinshöhe  b/Kötschenbroda.     Piper,    Alfred,    Ober-Stiftshauptmann. 
Wiehe.     Krewel,  Amtsrichter. 
Wiesbaden.     Cohn,  Dr.  Max,  Sanitätsrath. 

Fresenius,  Dr.  R.,  Professor,  Geh.  Hofrath. 

Freudentheil,  Dr..  Sanitätsrath. 

V.  Hanneken,  Frl.  Wilhelmine. 

Hilzheimer-Schulhotf,  Frl.  ¥.. 

Hilzheimer-Schulhoff,  Frl.  M. 

Koch,  August. 


— ^    60    +4— 

Wiesbaden,     v.  Konopacka,  Fräulein  Anna. 

Pfeiffer,  Dr.  Emil. 

Robert,  Frl.  Anna. 

V.  Saclis,  Frl.  Julie. 

Schieiden,  Fräulein  Eleonore. 

Schmidt,  Dr.  phil.  H.,  G^-mnasiallehrer. 

Scholz,  Dr.  G.,  Lehrer  am  Königlichen  Gymnasium. 

V.  Woehrmann,  Freiherr. 

Zaiss,  Ernst. 
Wilhelmshöhe  h  Gasse!,     v.  Bvlandt-Rheydt,  Comtess  Anna. 
Wismar.     Xölting,  Dr.,  Schulräth.  Gymnasialdirektor. 
Wohlau.     Arlt,  Albrecht,  Gymnasiallehrer. 
Worms.     V.  Heyl,  Major. 

Keim,  Frl.  Auguste,  Institutsvorsteherin. 

Strack,  Dr.  Adolf,  Gymnasiallehrer. 
Würzburg.     Leube,  Dr.  W.,  Professor. 

V.  Lexer,  Dr.  Mathias,  Professor. 

Prym,  Dr.  F.,  Professor. 

Schönborn,  Dr.,  Professor,  Geh.  Medizinalrath. 

V.  Urlichs,  Dr.  L.,  Professor,  Geheimrath. 
Zaborze  (Oberschlesien).     Serlo,  Walter,  Bergbaubeflissener. 
Zella  St.  Blasii.     Ruickoldt,  Dr.,  Amtsphysikus. 
Zittau.     Franz,  Oskar  Wilhelm,  Amtsrichter. 

Ginsberg,  Ludwig,  Commerzienrath. 

Hucho,  Dr.  Heinrich,  Assessor. 

Stadt-Bibliothek,  öffentliche. 
Zweibrücken.     Hennigst,  Oscar,  Kaufmann. 

Lechner,  Max,  Gymnasialrektor. 
Zwickau.     Becker,  E.,  stud.  phil. 


ÖSTERREICH-UNGARN. 


Baden  b;^^'ien.     Rollet,  Dr.  Hermann,  Stadtarchivar  u.  Museumscustos. 
Brunn  a/Gebirge  b,Wien.     Steiner,  Rudolph,  Schriftsteller. 
Brunn.     Flesch,  Adolf. 
Budapest.     Deutsch,  Julius. 

Elischer,  B. 

Fuchs,  Rudolf,  Privatier. 

Heinrich,  Dr.  Gustav,  Professor. 

Kornfeld,  Siegmund,  Direktor  der  ungar.  allgem.  Kreditbank. 

Mössmer,  Joseph. 
Czernowitz.     Gerlach,  G.,  Baumeister. 

Germanistisches  Seminar  der  Universität. 

K.  K.  Gymnasium. 

Hilberg,  Dr.  J.,  Professor. 

John,  Dr.  Vincenz,  Professor. 

Strobl,  Dr.  J.,  Professor. 

Tomaszczuk,  Dr.  Constantin,  Professor  u.  Reichstagsabgeordneter. 

K.  K.  Universitäts-Bibliothek. 

V.  Waldberg,  Dr.  Max,  Freiherr,  Privatdocent. 

Wightzkv,  Dr.  Hubert,  Sekretär  der  Handels-  u.  Gewerbe-Kammer. 


— ^    6 1     -»4» — 

Döbling  b/Wien.     v.  Gionima,  Eui;cn,  K.  K.  Staatsanwaltsubstitut. 
Ober-Döbling  b/\Vien.     Schipper,  Dr.  Jakob,  Professor. 
Gleichenberg  (Steiermark),      v.  Hausen,  Frau  Bertha. 
Görz.     V.  Czoernig,   Karl,   Freiherr,    Wirkl.  Geheimer  Rath,  Excellenz. 
Graz.     Adamek,  Dr.  Otto,  Professor. 

Attems,  Graf  Ignaz. 

Attems,  Grätin  Rosa. 

Börner,  Fräulein  Emilie. 

Gutmann,  Frau  Minna. 

Hofmann,  Dr.  Karl  B.,  Professor. 

Khull,  Dr.,  Professor. 

Landes-Bibliothek,  Steiermärkische. 

Landes-Oberrealschule. 

Mack,  Fräulein  Marianne. 

Xeuhold,  Franz,  Bankier. 

Potpeschnigg,  Dr.-  Josef,  Advokat. 

Schauenstein,  Dr.  Adolph,  Professor. 

Schnabel,  Dr.  Isidor,  Professor. 

Schönbach,  Dr.  Anton  E.,  Professor,  Regierungsrath. 

Seminar  für  deutsche  Philologie  an  der  Universität. 

Seuffert,  Dr.  Bernhard,  Professor. 

K.  K.  Universitäts-Bibliothek. 
Güns.     von  Homann,  Carl  Gerbert,  Ritter,  k.  k.  Hauptmann. 
Hermannstadt.     Baron  Samuel,  v.  BrukenthaFsches  Museum. 
Hluk  b  Ungar.  Ostra  (Mähren).     Frankl,  Emil,  stud.  jur. 
Jaworzno  b  Szczakora  (Galizien).     Stein,  Ernst,  Generalsekretär. 
Innsbruck.     Egger,  Dr.  Josef,  Gvmnasialdirektor. 
Klagenfurt  (Kärnthen).     Rauscher  von  Stainberg,  Ernst. 
Krakau.     Creizenach,  Dr.  Wilhelm,  Professor. 

Glowacki,  Felix,  Gymnasiallehrer. 

V.  Gorski,  Konstantin,  stud.  phil. 
Krumpendorf  b  Klagenfurt.     Rauscher  v.  Stainberg,  Eduard. 
Lemberg.     Seminar  für  deutsche  Philologie. 

Werner,  Arnold,  Kaufmann. 

Werner,  Dr.  Richard  Maria,  Professor. 

Wessely,  Gustav,  Bankbeamter. 
Linz-Urfahr  (Ober-Oesterreich).     Prem,  S.  M.,  Realschullehrer. 

Nicoladoni,  Dr.  A.,  Hof-  und  Gerichts-Advokat. 
Matzen  (Tirol).     Lipperheide,  Franz,  Verlagsbuchhändler. 
Miskolcz    (Ungarn).      Popper,    Dr.    Josef,    Direktor    der    allgemeinen 

Hospitale. 
Neubistritz  p.  Clumetz  Piläre  (Böhmen),     v.  Steun,  Frau  Therese. 
Neusatz  (Ungarn).     Savic,  Dr.  Milan,  Schriftsteller. 
Obermais  b/Meran  (Tirol),     v.  Biegeleben,   Frau  Auguste,    geb.  Buhr. 
Olmütz.     StaatS2:vmnasium,  deutsches. 

Piuma  b'Görz  (Istrien).     Rothenthai,  Frau  Baronin  Melanie. 
Prag.     Claudi,  Dr.  jur.  Carl,  Advokat. 

Hruschka,  Alois,  Professor. 

Kahler,  Dr.  Otto,  Professor. 

Keindl,  Ottomar,  General-Agent. 

Krauss,  Dr.  phil.  Ernst,  Privatdocent. 
Lambel,  Dr.  Hans,  Professor. 
Pick,  Dr.  Arnold,  Professor. 
Rabl,  Dr.  C,  Professor. 
Sauer,  Dr.  August,  Professor. 


— ^     Gl     +4 — 

Prag,     Seminar  für  deutsche  Philologie. 

Soyka,  Isidor,  Dr.  med.,  Professor. 

Toischer,  Dr.  Wendelin,  Professor. 

Universitäts-Bibliothek,  K.  K. 

Urban,  Dr.  Karl. 

V.  Zdekauer,  Frau  Anna,  geb.  .\rtus. 
Raab.     Vogl,  Jacques,  Beamter. 

Ranshofen  (Ober-Oesterreich).     Wertheimer,  Frau  Franziska. 
Ravelsbach  (Nieder-Oesterreich).     Slabv,    Engelbert,  Volksschullehrer. 
Salzburg,     v.  Doblhofl",  Baron  Josef,  Schriftsteller. 

Jäger,  Dr.  Anton,  Hof-  und  Gerichtsadvokat. 
Sankt  Polten  (Nieder-Oesterreich).  Baumeister,  Johann.  Gerichtsadjunkt. 
Szczakora  (Galizien).     Pick,  Frau  Dr.  Otülie. 
Taschen  a  Elbe  (Böhmen).     Schaffner,  Frau  Auguste. 
Warnsdorf  (Böhmen).     Thiele,  Adolf,  Fabrikant. 
Weissenbach  a/d.  Enns  (Steiermark).     Sauerländer,  Walter. 
Wien.     Adler.  Frau  Emma. 

Adler,  Frau  Johanna. 

Altmann,  Mitglied  des  Burgtheaters. 

V.  Arenberg,  Prinz  Josef,  Durchlaucht. 

Aron,  Otto,  stud.  phil. 

Artmann,  Carl,  Maler. 

Barsescu,  Fräulein  Agathe,  Mitglied  des  Burgtheaters. 

Bauer,  Moritz,  Direktor  des  Wiener  Bankvereins. 

V.  Bauernfeld,  Dr.  Eduard,  Schriftsteller. 

Beer,  Dr.  A.,  Hofrath,  Professor. 

Beer,  Theodor,  stud.  med. 

Benndorf,  O.,  Professor,  Hofrath. 

Bernatschek-Schneller,    Dr.   jur.    Gustav,    Stadthalterei-Concepts- 
praktikant. 

Bettelheim,  Dr.  .\nton,  Schriftsteller. 

Blume,  Dr.  Ludwig,  Professor. 

Bondy,  A.  E. 

Borekenstein,  Fräulein  Hermine. 

Brandeis,  Arthur,  stud.  phil. 

Breuer,  Dr.  Josef,  Arzt. 

Bruch,  Dr.  Hermann,  Hof-  und  Gerichts-Advokat. 

Caro,  Paul. 

Chrobak,  Frau  Professor  Xellv. 

Club,  Wissenschaftlicher. 

Daubrawa,  Alfred. 

Demelius,  Frau  Ottilie. 

Demuth,  Theodor  (Firma  Gerold  is;  Comp.,  Buchhandlung). 

Devrient,  Max,  Mitglied  des  Burgtheaters. 

Dumba,  Nicolaus,  Herrcnhausmitglied. 

V.  Egger-MölKvald,  Dr.  Alois,  Regierungsrath. 

V.  Eloin,  Frau,  geb.  Gräfin  Kollonitz. 

Faber,  Frau  Arthur. 

Feinberg,  Frau  Anna. 

V.    Feifalik,    Ritter    Hugo,     Regierungsrath    und    Sekretär    Ihrer 
Majestät   der  Kaiserin. 

Figdor,  W. 

V.  Fleischhacker,  Dr.  Robert. 

V.  Fleischl,  Frau  Ida. 

Flesch,  Friedrich. 

V.  Frankfurter.  Fräulein  Helene. 


— ^    63    4— 

Wien.     Freund,  Thcophil. 

Frick,  Wilhelm,  Hofbuchhandler. 

Funke,  Hans  Simon,  Pharmazeut. 

Fürstenberg,  Frau  Landgrätin  Therese,  Erlaucht. 

Gaber,  Dr.  Carl,   Rechtsprakrikant. 

Gabillon,  Ludwig,  Hofschauspieler  und  Regisseur. 

Gerold,  Fr.,  Verlagsbuchliändler. 

Gerold  jun.,  Friedrich  (Firma  C.  Gerold's  Sohn). 

Gilhofer  &  Ranschburg,  Buchhandlung. 

Ginzberger,  T. 

Goetheverein. 

Göttmann,  Karl,  Scriptor  der  Kaiserl.  Hof-Bibliothek. 

Goldschmidt,  Fräulein  Anita. 

Gomperz,  Dr.  Theodor,  Professor. 

Hager,  Fräulein  Amalie. 

Hallenstein,  Conrad,  Hofschauspieler. 

V.  Hartel,  Dr.  \\'.,  Professor. 

Hartmann,  Ernst,  Hofschauspieler  und  Regisseur. 

Hebbel,  Christine,  Hofschauspielerin. 

Heinzel,  Dr.  Richard,  Professor. 

Heuberger,  Richard,  Musiker. 

Hoftibliothek,  Kaiserlich  Königliche. 

Hofmann,  Julius,  Dr.  med.,  Hofrath. 

Hohenbruck,  Frau  Baronin  Prisca. 

Hörn,  Joseph. 

V.  Hornbostel,  Frau  Direktor. 

Hovos,  Graf  Rudolf. 

Kalbeck,  Dr.  Max,  Schriftsteller. 

V.  Kinsky,  Fürst,  Durchlaucht. 

V.  Kinskv,  Frau  Fürstin,  Durchlaucht. 

Klapp,  Michael,  Schriftsteller. 

Konegen,  Karl,  Buchhändler. 

Krastel,  Fritz,  Hofschauspieler. 

Kunn,  Karl  Gustav,  Dr.  med. 

Lanckoronski,  Graf  Carl,  Dr. 

Langer,  Frau  Irma. 

Lewinskv,  Josef,  Hofschauspieler  und  Regisseur. 

V.  Littrow-Bischoff,  Frau  Auguste. 

V.  Lützow,  Dr.  C,  Professor. 

Mavreder,  Fräulein  Rosalie. 

V.  Merey,  Alexander,  Wirkl.  Geh.  Rath,  Sectionschef  im  Reichs- 

tinanzministerium,  Excellenz. 
Maver,  .Arnold,  cand.  phil. 
Minor,   Dr.  Jakob,  Professor. 

Mitterwurzer,  Frau  Wilhelmine,  Hofschauspielerin. 
Natter,  Heinrich,  Bildhauer. 
Oesterlein,  Nikolaus,  Schriftsteller. 
Oppenheim,  Josef,  Redakteur. 
Ortony,  Alexander. 
Pessl,  Carl,  Kaufmann. 
V.  Popper-Castrone,  Frau  Baronin  Blanche. 
Porubskv,  Frau  Dr. 
Poschacher,  Frau  Louise,  geb.  Ried. 
Putzar,  Dr.  Ernst,  Hof-  und  Gerichts-Advokat. 
Raab,  Ricliard,  stud.  jur. 
Redlich,  Joseph,  stud.  jur. 


— ^     64     ^ — 

Wien.     Ried,  Fräulein  Minka. 

Rieger,  Dr.  Karl,  Professor. 

Robert,  Emerich,  Hofschauspieler. 

Rösche,  Hermann,  higenieur. 

Rosenthal,  Bernhard,  Bankier. 

Russ,  Dr.  Victor,  Gutsbesitzer,  Mitglied  des  Abgeordnetenhauses. 

Rücker,  Fritz,  stud.  jur.  et  techn. 

Sauerlaender,  Joh.  Jacob. 

V.  Schenk,  Baron  Dr.  Joseph,  Concipisl  im  Finanzministerium. 

Schmidt,  Johann. 

V.  Schneider,    Dr.  Robert,    Ritter,    Gustos    der   Kaiserl.  Antiken- 
sammlung. 

Scholz,  J.,  Erzherzogl.  Sekretär  und  Bevollmächtigter. 

Schöne,  Hermann,  Hofschauspieler. 

Schröer,  Dr.  K.  J.,  Professor. 

Schulz  V.  Strasznitzki,  Dr.  Johann,  K.  K.  Sektionsrath. 

Schwab,  Albert,  cand.  jur. 

Seegen,  Dr.  Joseph,  Professor. 

Seidel,  Ludwig,  IBuchhändler. 

Seminar  für  deutsche  Philologie. 

Senigaglia,  Lionello. 

Singer,  Dr.  S. 

Sochor    V.    Friedrichsthal,     Eduard,     Ritter,     Hofrath    und    Ge- 
neraldirektor. 

V.  Sonnenthal,  Adolf,  Hofschauspicler  und  Regisseur. 

Speidel,  Dr.  Ludwig,  Schriftsteller. 

V.  Spiegl,  Edgar,  Ghefredakteur. 

Standthartner,  Dr.  J.,  Primarius. 

Stätter,  Philipp,  Hofschauspieler. 

V.  Streicher,  Frau  Karoline. 

V.   StremajT,    Dr.    Karl,    Minister    a.    D.,    Präsident    des    K.    K. 
Obersten  Gerichts-  und  Kassationshofes,  Excellenz. 

Stross,  Alfred. 

Teisinger,  Johann,  Privatbeamter. 

Thimig,  Hugo,  Hofschauspieler. 

V.  Trauschenfels,  Dr.  Eugen,  überkirchenrath. 

Tyrolt,  Dr.  Rudolf,  Mitglied  des  Burgtheaters. 

Unger,   Dr.  Josef,  Minister  a.  D.,   Präsident    des  Reichsgerichts, 
Wirkl.  Geh.  Rath,  Excellenz. 

K.  K.  Universitäts-Bibliothek. 

Walzel,  O.  F.,  stud.  phil. 

v.  W'arton,  Edler,  Dr.  Jakob. 

V.  Weilen,  Dr.  Ritter,  Alexander. 

V.  Weilen,  Ritter  Josef,  Professor  und  Regierungsrath. 

V.  Weiss-Starkenfels,  Freiherr  Alfons,  K.  K.  Minist.  Vice-Secretär 
im  Ackerbau-Ministerium. 

Weiss  V.  Tessbach,  Ritter  Adolf,  Hörer  der  Rechte. 

Weisse!,  Frau  Dr.  Jenny. 

Wickloff,  Dr.,  Professor. 

Wilbrandt,  Dr.  Adolf,  Direktor  des  K.  K.  Hof  burgtheaters. 

Wittgenstein,  Frau  Fanny. 

Wolllieim,  Oskar,  stud.  jur. 

Wolter,  Frau  Gharlotte,  Hofschauspielerin. 

Zweybrück,  Dr.  Franz. 

Zwierzina,  Dr.  Konrad. 
Zuckmantel  (Oesterr.-Schlesien).     Anjel,  G.,  Dr.  med. 


-•^     6  5     -4— 


S  C  H  W  E I  Z. 

Äarau.     Kamons-Bibliothek,  Aargauische. 
Basel.     Burckhardt,  C,  Dr.  jur.,  Rathsherr. 

Sulger,  Emil,  stud.  phil. 

Thommen,  Rudolf,  Dr.  phil. 

Voechting,  Dr.  H.,  Professor. 

Volkland,  Alfred,  Kapellmeister. 

Wackernagel,  Dr.  R.,  Stadtarchivar. 
Bern.     Hirzel,  Dr.  Ludwig,  Professor. 

König,  Dr.  K.  G.,  Professor. 
Frauenfeld.     Linnekogel,  Otto,  Fabrikbesitzer. 
Genf.     Soret,  J.  Louis. 
Hottingen  b  Zürich.     Milch,  Louis,  stud.  rer.  nat. 

Schiess,  Traugott,  stud.  phil. 

Weber,  Heinrich,  Dr.  phil. 
Kilchberg  b,  Zürich.     Meyer,  Dr.  Conrad  Ferdinand. 
Lausanne.     Cart,  Dr.  William. 
St.  Gallen,     Stadt-Bibliothek  (Vadiana). 
Winterthur.     Stadt-Bibliothek. 
Zürich.     Baechtold,  Dr.  J  ,  Professor. 

Blümner,  Dr.  Hugo,  Professor. 

Hirzel,  Paul,  Schulprasident. 

Keller,  Dr.  Gottfried. 

Koch,  Wilhelm,  Eisengiessereibesitzer. 

V.  Lilienthal,  Dr.  Karl,  Professor. 

Roner,  Joh.,  Rektor. 

Schoeller,  Rudolf. 

Tobler,  Leonhard,  Alt-Übergerichtsschreiber. 

Vögeli-Bodmer,  A.,  Oberst. 

Widmer,  C.,  Direktor  der  Schweiz.  Rentenanstalt. 

BELGIEN. 

Antwerpen.     Rooses,  Max,  Conservator  des  Museum  Plantin. 

DÄNE  M  A  R  K. 

Kopenhagen.     Bibliothek,  Grosse  Königl. 
Hansen,  S.,  Buchhalter. 
Schmidt,  Rudolf,  Schriftsteller. 
Wimmer,  Dr.  Ludwig,  Professor. 

FRANKREICH. 

Calais.     Ransohoff,  Louis. 

Havre.     Scholl,  Robert,  Generalconsul. 

Mentone  (Südfrankreich).     Zitelmann,  Konrad,  Schriftsteller. 

Paris.     Barine,   Arvede. 

Goldschniidt,  Eugene. 

Goldschmidt,  Leopold,  Bankier. 

Levita,  Dr.  jur.  Julius,  Rechtsanwalt. 

Mendel,  Henry. 

Saling,  Jacques,  Professor. 


—4^     66    ^- 


GRIECHENLAND. 

Athen.     Lüders,  Dr.  Otto,  Gouverneur  der  Königlichen  Prinzen. 
Corfu.     V.  Warsberg,  Baron  A.,  öst.-ungar.  General-Consul. 


GKOSSBRITANNIEN. 

Bowdon  b/Manchester.     Güterbock,  .\lfred. 
Cambridge.     Breul,  Dr.  Carl. 

Cliamberlin,  Fräulein  Rosa. 

Milner-ßarrv,   E.  Leo,  stud.  phil. 

Tooke,  Miss  Frances  Ellen. 

Woollev.  Miss  H.  M. 
Glasgow.     Elster,  Dr.  Ernst,  Professor. 

Rottenburg,  Fritz  (Firma  Leisler,  Bock  8:  Co.). 
London.     Behrens,  A. 

Broicher,  Fritz. 

Holzmann,  Dr.  M. 

Richardson,  George  M. 

Schüddekopf,  Dr.  C. 

Shaw,  H.  R.  (Baring  Brothers  &  Co.). 

Stern,  James,  Bankier. 
Manchester.     Bibliothek  des  Owens  College. 

Bibliothek  der  Manchester  Goethe  Society. 

Schiller-Anstalt. 
Newcastle.     Merz,  Dr.  Theodor. 
Northhallerton  (Yorkshire).     Warner,  Henry. 


ITALIEN. 

Cornigliano  b/Genua.     Leupold,  Ludwig,  Kauhnann. 
Florenz.     Hildebrand,  .\dol},  Bildhauer. 

V.  Liphart,  Baron  Karl  Eduard. 
Genua.     Bamberg,  Dr.  Felix,  General-Consul. 
Neapel.     Aselmeyer,  Julius,  Präsident  der  deutschen  Gemeinde. 

.\selniever,  Karl,  kaiserl.-deutscher  Vice-Consul. 

Bourguignon,  .\ltVed,  Vice-Consul  der  Niederlande. 

Dohrn,  Dr.  .'Xnton,  Professor. 

Kellner,  .\ugust,  Kauhnann. 

Kleber,  Friedrich,  Direktor  der  deutschen  Gemeindeschule. 

Meuricotfre,  Frau  John. 

MeuricoftVe,  Frau  General-Consul  Sophie. 

Schroeder,  .\d.  Leop. 

A\'issenschaftlicher  Lesezirkel. 
Pegli  b  Genua.     Bungert,  .\ugust,  Komponist. 
Rom.     Dausch,  Konstantin.  Professor,  Bildliauer. 

Hüffer,  Wilhelm. 

V.  Keudell,  Kaiser! .  deutsch.  Botschafter,  Excellenz. 

Mengarini,  Frau  Margherita. 
Venedig      v.  Hatzfeld-Trachenberg.  Fürstin  Marie,   Durchlaucht. 

Mussi,  Giovanni,  Präfekt  von  Venedig. 


67    ^ 


NIEDERLANDE. 

Amsterdam.     Conrat,  Dr.  M.,  Professor. 

Hertz,  Dr.,  Professor,  Director  d.  med.  Univ.-Klinik. 
Haag.     Israels,  Joseph,  Maler. 

V.  Randwvck,  Gräfin  J. 
Leiden.     Breuning,  Dr.  H.,  Docent  am  Gymnasium. 

Byranck,  Dr.  W.  G.  C. 

van  Doesburgh.  S.  C,  Buchhändler. 
Oud  Wassenaer  b  Haag,     van  der  Ondermeulen,  Fräulein  C. 
Utrecht,     de  Jonge,  Dr.  jur.  F.  W. 

Sutro,  Dr.  jur.  S. 
Waaxen  b  Dokkum.     Riedel,  J.  P.  Brumwold,  Pastor. 


NORWEGEN  UND  SCHWEDEN. 

Christiania.     Bocck,  Dr.  Cäsar. 

V.  Bothmer,  Ernst,  Kaiserlicher  deutscher  Konsul. 

Universitätsbibliothek. 
Stockholm.     Bibliothek,  Königl. 

R  U  S  S  L  A  N  D. 

Birkenruh  b  Wenden  (Livland).     Harnack,  Dr.  Otto. 

Stief,   Hermann,  Überlehrer. 
Schloss  Dondangen   b  Talsen    (Kurland),      v.    d.    Osten-Sacken,    Frau 

Baronin  Clara,  geb.  v.  Keudell. 
Dorpat.     V.  Anrep-Ringen,  Frau. 

Curonia  (Korporation). 

Fraternitas  Rigensis  (Studentenverbindung). 

Goertz,  L.,  Oberlehrer. 

Hörschelmann,  Dr.  W.,  Professor. 

V.  Holst,  H.,  stud.  phil. 

Loeschke,  Dr.  G.,  Professor. 

Lundmann,  Chr.,  Oberlehrer. 

Meyer,  Dr.  Leo,  Professor,  Wirklicher  Staatsrath. 

Mühlau,  Dr.  F.,  Professor. 

Muvschel,  Frl.  M.,  Instituts-Vorsteherin. 

V.  Öettingen,  Dr.  Arthur,  Professor. 

V.  Rohland,  Dr.  W.,  Professor. 

Schmidt,  Dr.  Carl,  Professor. 

Schneider,  Dr.  E. 

Sintenis,  F.,  Oberlehrer. 
Friedenthal  (Livland).     v.  Nasackin,  Reinhold. 
Hinzenberg  CLivland).     v.  Wolff,  Frau  Baronin  Ottilie. 
Inzcem-Quellenhof  (Livland).     v.  Tiesenhausen,  Frau  Baronin  E.,  geb. 

von  Manteuffel. 
Libau  (Curland).     Friede,  Fräulein  Lucie. 
Mitau.     V.  .Medem,  Frau  Jenny,  Reichsgräfin. 
Moskau.     Bachmann,  Georg. 
Paddern  b  Goldingen  (Kurland).  Balfour. 

Raiskum  (Livland).     v.  Vegesack,  Frau  L.,  Rittergutsbesitzerin. 
Ramkau  (Livland).  v.  Meyendorff,  Frau  Baronin  Anna. 


— |f    68    ^ — 

Riga.     Dannenberg,  Hugo,  Überlehrer. 

Donker,  Aug. 

V.  Doppelmais,  Wirkl.  Staatsrath,  Excellenz. 

V.  Freytag-Loringhoven,  Baron  Alexander. 

V.  Frevtag-Loringhoven,  Baron  Carl. 

Kvber,  Arthur. 

Löeffler,  H.,  Überlehrer. 

Nölting,  Frau  Bertha  (E.  Heldt). 

Pantenius,  Heinrich,  Student. 

Schlau,  Wilhelm,  Überlehrer. 

V.  Twerdianski,  Fräulein  Julia. 

W'ehrlin,  Eduard,  Docent. 
Schlock  b/Riga.     Thielo,  Adolt. 
Semershof  (Livland).     v.  W'olff,  Freiin  Eleonore. 
Smilten  TLivland).     Bergmann,  Eugen,  Apotheker. 
St.  Petersburg.     Feldmann,  Carl,  Schuldirektor. 

V.  Jürgens,  Constantin,  Redakteur. 

Koenig,  Josef,  Schuldirektor. 

V.  Kreitzer,  Alex. 

Radecki,  Dr.  med.,  Staatsrath. 

Ryher,  Rudolf  ^\'olfgang. 

V."  Strauch,  Eugen,  ,Staatsrath. 

V.  Wolkenstein-Trostburg,  Frau  Gräfin. 
Waldegahlen  (Kurland).     Brü^ojen,  Baron. 
Warschau.     Posner,  Frau  Mathilde. 

SPANIEN. 

Barcelona.     Krantz,  Adolfo,  Kaufmann. 
\'ogel,  Robert,  Kaufmann. 

TÜRKEI. 

Constantinopel.     v.  Radowitz,  Kaiserl.  deutscher  Botschafter,  Excellenz. 

A  M  E  R  I  K  A. 

Ann  Ärbor.     Librarv  of  Universitv  of  Michigan. 

Tliomas,  Calvin,  Professor. 
Aurora  (N.  Y.).  Piutti,  Fräulein  Elise,  Lehrerin  am  Wells  College. 
Baltimore.     Göbel,  Dr.  Julius. 

Reinhard,  Dr.  Ferdinand. 
Bethlehem  (Pa.).     Ringer,  S.,  Professor. 
Boston.     V.  Blomberg,  Freiin  Eva. 

Gardner,  Frau  J.  L. 
Cambridge  (Mass.).     Harward  College. 
Chicago.     Thielepape,  Elsbeth  F.,  Lehrerin. 

Vocke,  William,  Attornev  and  Counselor  at  Law. 
Cincinnati.     Hart,  Dr.  J.  M.,  Professor. 
Cleveland  (O.).     Palmer,  A.  H.,  Professor. 
Clinton  (\.  Y.).  Brandt,  H.  C.  G.,  Professor. 
Helena  Montana  (Canada).     \'oss.  George,  Counselor  at  Law. 
Ithaka  (X.  Y.).     Hewett,  Dr.  W.  T.,  Professor. 

White,  Horatio  Stevens,  Professor. 


— «^    69     +4» — 

Madison  (Wisc).     Rosenstengel,  H.  \V.,  Professor. 

Milwaukee  (Wisc).     Grant-Teetzel,  Frau  Frances. 

New-Haven  (Genn.).     Ripley,  A.  L.,  Professor. 

New-Orleans.     v.  Meysenburg,  Freiherr  E.,  K.  K.  öster.-ungar.  Consul. 

Müller,  F.,  Kaufmann. 
New- York.     Andrews,  C.  A. 

Astor  Library. 

Baumgarten,  \V. 

Bavard-Tavlor,  Mrs. 

Billgvist,  C.  E. 

Carty,  Mc,  D. 

Chnstern,  F.  W.,  Buchhändler. 

Emerson,  J.  ^\'. 

Glaubensklee,  Th.,  Professor. 

Herrmann,  H. 

Hermann,  Frau  H. 

Kühne,  F. 

Lemke,  Ernst,  Buchhandlung. 

Levy,  A.  H. 

Loewv,  Benno,  Counselor  at  Law. 

Palmer,  A.  M. 

Roelker,  A. 

Ruppaner,  Dr.  med.  Anthony,    Präsident  of  the  Goethe  Society. 

Stern,  A.  M.,  Director  of  Sterns  School  of  Languages. 

Stiner,  \Vm.  H. 

Wakemann,  T.  B. 

Yenni,  Oskar,  Treasurer  of  the  Goethe  Society. 

Zickel,  S.,  Buchhändler. 

Zollikofer,  O. 
Norfolk  (Va.).     Napier,   Rev.  Alex. 
Northampton  (Mass.).     Kapp,  Mrs.  Marie  J. 
Salem  (Va.).     Dreher,  William  C.,  stud.  phil. 
St.  Louis  (Mo.).     Renth,  Henry. 
Wellesly  b 'Boston.     Welleslv-College. 
Williamstown  (Mass.).     Rice,  R.  A.,  Professor. 

CHINA. 

Shangai.     Slevogt,  Max,  Kaufmann. 

INDIEN. 

Bombay.     Bartels,  Heinrich,  Imperial  German  Gonsul. 
Madras.     Grant-Duff,  Elphinstone,  the  Honorable  Mounstuart. 

AUSTRALIEN. 


Melbourne.     Härtung,  Ernst. 
Pfatf,  Alfred. 


THE 

English  Goethe  Society. 


President. 

Professor  F.  Max  Müller,  M.  A. 

Vice-Presidents. 

His  Excellency  the  Gennan  Aniha.'isador. 
Professor  /.  5.  Blackie,  F.  R.  S.  E. 
Professor  Ediu.  Caird,  LL.  D. 
Professor  Ediu.  Doiuden,  LL.  D. 
Hon.  /.  Russell  Loivell,  D.  C.  L. 
Professor  /.  R.  Seeley,  M.  A. 
Miss  Anna  Siuantuick. 
Professor  A.  W.  Ward,  Litt.  D. 

Council. 

Professor  Alibaiis,  Ph.  D. 

Miss  Margaret  Bateson. 

Ediuard  Bell,  Esq.,  M.  A. 

Karl  Breiil,  Esq.,  Ph.  D. 

Professor  Bitchheiiii,  Ph.  D. 

/.  B.  Biiry,  Esq.,  M.  A.,  F.  T.  C.  D. 

A.  D.  Coleridi^e,  Esq.,  M.  A. 

W.  C.  Coupland,  Esq.,  M.  A.,  ß.  Sc. 

K.  Dammann,  Esq.,  Ph.  D. 

R.  Garnett,  Esq.,  LL.  D. 

Herman  Hager,  Esq.,  Ph.  D. 

W.  Heinemann,  Esq. 

Prof.  H.  Herhomer,  M.  A.,  A.  R.  A. 

Rev.  Prof.  A.   W.  Momerie,  M.  A.,  D.  Sc. 

Alfred  Nutt,  Esq. 

Eng.  Osiuald,  Esq.,  M.  A.,  Ph.  D. 

W.  H.   Widgery,  Esq.,  M.  A. 

H.  Schi'it:{  Wilson,  Esq. 


— 1*     71     ■*^— 

Auditors. 

/.   T.  Fimnett,  Esq.,  B.  A. 
Sydney  PFiUiaiiis,  Esq. 

Treasurer. 

Ediuard  Bell,  Esq.,  M.  A.,  York  Street,  Covent  Garden,  W.C. 

Secretary. 

IV.  C.  ConpJand,  Esq.,  M.  A.,  B.  Sc,  lo,  Maitland  Park  Road, 
Haverstock  Hill,  N.  W. 

Assistant  Secretary. 

Alfred  Nult,  Esq.,  270,  Strand,  W.  C. 

Local  Secretaries. 

Birmingham.  —  K.  Dammann,   Esq.,  Ph,  D.  22,    Harborne 

Road,  Edgbaston. 
Cambridge.  —  Oscar  Browning,  Esq.,  M.  A.,  King's  College. 
Edinburgh.  —  Rev.  A.  B.  Morris,  18,  Eildon  Street. 
Huddersfield.  —  F.  IV.  Dammann,  Esq.,  3,  Greenhead  Road. 
Manchester.    — -   H.    Hager,   Esq.,    Ph.    D.,    Brook    Road, 

Fallowlield. 
Oxford.  —   S.  Alexander,  Esq.,  M.  A.,  Lincoln  College. 

Members, 

H.  R.  H.  Priiice  Christian  of  Schlesivig-Holstein. 
H.  R.  H.  Princess  Christian. 

Adamson,  Rev.  J.,  M.  A.,  Bedlin^ton,  Xorthumberland 

Addison,   Rev.  W.,  The  Manse,    Warenford,  Chathill,  Northumberland 

Alexander,  S.,  M.  A.,  Lincoln  College,  Oxford 

Alford,  R.  G.,  19,  Jeffrey's  Road,  S.W. 

Allchin,  Mrs.  \V.  H.,  5,  "Chandos  Street,  Cavendish  Square,  W. 

Althaus,  Prof.  F.,  Ph.  D.,  4,  Winchester  Road,  South  Hampstead,  N.W. 

Ashbee,  Mrs.,  53,  Bedford  Square,  W.C. 

Ashbee,  Miss,  53,  Bedford  Square,  W.C. 

Askey,  F.  D.,  The  Park,  Highgate,  N. 

Aspland,  Miss  M.,  93,  Fellows  Road,  N.W. 

Baerlein,  Max.,  Withington,  Manchester 

Bargen,  Mrs.  von,  Oak  Drive,  Fallowfield,  Manchester 

Bateson,  Miss  Margaret,  34,  Bernard  Street,  Russell  Square,  W.C. 

Baudiss,  F.  de,  115,  Gower  Street,  W.C. 

Bax,  E.  B.,  5,  Canning  Road,  Croydon 

Bell,  Edward,  M.  A.,  York  Street,  Covent  Garden,  W.C. 

Benton,  Miss  M.,  High  School  for  Girls,   South  Hampstead,  N.W. 

Blackie,  Prof.  J.  S.,  F.  R.  S.  £.,  9,  Douglas  Crescent,  Edinburgh 

Goktme-Iahrelch    VIII.  27 


Bond,  Edward,  M.  A.,  Elm  Bank,  Hampstead,  X.W. 

Bonham-Carter,  W.  H.,  5,  Hvde  Park  Square,  W. 

Brabv,  Fred.,  F.  C.  S.,  F.  G.  S.,   Bushev  Lodge,  Teddington 

Breul,  Karl,  Ph.  D.,  Svdnev  House,  Chesterton  Road,  Cambridge 

Brooksbank,  Mrs.,  7,  Cliest'er  Place,  Regent's  Park,  N.W. 

Broughton,  Miss  Rhoda,  27,  Holvwell  Street,  Oxford 

Brown,  Rev.  T.  E.,  M.  A.,  Cliftön  College,  Bristol 

Browning,  Oscar,  M.  A.,  King's  College,  Cambridge 

Bruce,  Miss  M.  L.,  28,  Hyde  Park  Square,  W. 

Buchanan,  Miss  A.  M.,  M.  A.,  73,  Victoria  Road,  Stroud  Green,  N. 

Buchheim,    Prof.  C.  A.,    Ph.  D.,    47,  Leamington  Road    Villas,    West- 

bourne  Park,  W. 
Bull,  Rev.  H.  A.,  M.  A.,  Wellington  House,  Westgate 
Bury,  J.    B.,   M.  A.,    F.  T.  C.  D.,    10,   North   Great   George's   Street, 

Dublin 
Bythway,  Edward,  55,  Brown  Street,  Manchester 
Caird,  Prof.  E.,  LL.  D.,  The  Universitv,  Glasgow 
Call,  W.  Mark  W.,  9,  Addison  Gardeiis,  Kensington,  W. 
Cann-Lippincott,  R.  C.,  Over  Court,  near  Bristol 
Carter,  R.  T.,  M.  A.,  i,  Cecil  Road,  Clifton,  Bristol 
Cash,  Mrs.,  Bankshill,  East  Heath  Road,  Hampstead,  N.V\'. 
Chadwick,  Miss  M,.  Park  Cottage,  East  Sheen,  S.W. 
Cheltenham  Ladies'  College  (Miss  Beale,  Princ/pal) 
Chevelay,  Miss  H.  M.,  Ladies'  College,  Huddersfield 
Church,  H.  J.,  St.  Andrew's  Street,  Cambridge 
Cocks,  Miss  E.  A.,  Girls'  High  School,  Redland  Court,  Bristol 
Coleridge,  A.  D.,  M.  A.,  12,  Cromwell  Road,  S.W. 
Collmann,  C,  Messrs.  Voss  &  Delius,  Manchester 
Cooper,  Miss  J.  C,  High  School  for  Girls,  Gateshead-on-Tyne 
Cooper,  Miss  L.  M.,  14,  Onslow  Place,  S.W. 
Copland,  James,  58,  Stramongate,  Kendal 
Corbet,  Mrs.  R.  W.,  Stoke  Rectory,  Hodnett,  Shropshire 
Cornish,  Rev.  F.  F.,  Elmhurst,  Victoria  Park,  Manchester 
Coryn,  W.  J.,  M.  R.  C.  S.,  68,  Acre  Lane,  Brixton,  S.W. 
Coupland,  W.  C,  ^L  A.,  B.  Sc,    10,  Maitland  Park  Road,  Haverstock 

Hill,  N.AV. 
Courtnev,  W.  L.,  AL  A.,  New  College,  Oxford 
Cox,  John,  F.  C.  S.,  Hunstanton,  Norfolk 
Crookshank,  Mrs.  E.,  24,  Manchester  Square,  W. 
Crossley,  Mrs.,  Coplev  Dene,  Cholmelev  Park,  Highgate,  N. 
Crowther,  A.,  Mount  Plcasant,  Lockwood,  Huddersfield 
Cummins,  Mrs.,  Steellands,  Ticehurst,  Sussex 
Dabis,  Miss  Th.  251,  Upper  Brook  Street,  Manchester 
Dammann,  F.  W.,  3,  Greenhead  Road,  Huddersfield 
Dammann,  K.,  Ph.  D.,  22,  Harborne  Road,  Edgbaston,  Birmingham 
Dehn,  R.,  Olga  Villa,  Victoria  Park,  Manchester 

Dowden,  ProY.  E.,  LL.  D.,  ^\"instead,  Temple  Road,  Rathmines,  Dublin 
Dreschfeld,  Prof.  J.,  525,  Oxford  Road,  Manchester 
Duffield,  W.  B.,  ),  Portman  Street,  Portman  Square,  \\'. 
East,  J.  Goethe,  The  Avenue,  Durham 
Eckhard,  Gustav,  Lord  Street,  Fallowfield,  Manchester 
Ehrhardt,     Miss     Alwine,     Hill     Crest,     Richmond     Hill,     Edgbaston, 

Birmingham 
Emerson,  Miss  M.,  Craven  Hill  House,  Craven  Hill  Gardens,  W. 
Eve,  H.  W.,  M.  A.,  37,  Gordon  Square,  W.C. 
Farnell,  L.  R.,  M.  A.,  Exeter  College,  Oxford 


"^     73     "^ — 

Fels,  J.,  69,  Avenue  Road,  St.  John's  Wood,  X.W. 

Ferner,  G.  J.,  11,  Darnawav  Street,  Edinburgh 

Fleming,   Mrs.  Jenkin,    108,' High  Street,    Oxtord    Road,    Chorhon-on- 

Medlock 
Franklin,  Miss  Ada,  care  of  A.  Yarrow,  Esq.,  Ardmore  House,  Black- 

heath  Park,  S.E. 
Freund,  J.,  3,  Baker  Street,  Nottingham 

Friquet,  Mrs.  J.,  Girls'  Collegiaie  Institution,  Forest  Hill,  S.E. 
Ganron,  Miss,  251,  Upper  Brook  Street,  Manchester 
Galton,   J.  C.,  M.   A.,    F.   L.    S.,    New    University    Club,    St.    James" 

Street,  S.W. 
Garnett,  R.,  LL.  D.,  3,  St.  Edmund's  Terrace,  Regent's  Park,  X.W. 
Gerrans,  H.  T.,  M.  A.,  Worcester  College,  Oxford 
Gill,  J.,  5,  Bernard  Street.  Russell  Square,  W.C. 
Glünicke,  G.  R.,  B.  A.,  28,  Lansdowne  Road,  Bedlbrd 
Goetz,  Edward,  Messrs  Voss  &  Delius,  Manchester 
Greenwood,  Principal,  LL.  D.,  Chorlton  View,  Fallowfield,  Manchester 
Gromme,  Mrs.,  \'ictoria  Park,  Manchester 
Goldschmidt,  Ph.,  Oldenburg  House,  Rusholme,  Manchester 
Haas,  Meno,  The  Grit'fins,  Hamilton  Read,  Ealing,  W. 
Hagemann,  Miss,   140,  Fellow's  Road,  South  Hampstead,  X.W. 
Hager,  Hermann,  Ph.  D.,  Brook  Road,  Fallowfield,  NLxnchester 
Hanemann,  Ad.,  The  ßeeches,  Barlow  Moor  Road,  Didsburv 
Hatzfeldt,  His  Exceliencv  Count,  German  Embassy 
Hecht,  Edward,  Ravenswood,  Palatine  Road,  Didsbury 
Heinemann,  \V.,  10,  Lancaster  Gate,  M'. 

Heppel,  Miss  M.  L.,  B.  A..  High  School  for  Girls,  Bromlev,  Kent 
Herford,  C.  H.,  M.  A.,  2,  Derby  Road,  Fallowfield,  Manchester. 
Herkomer,  Prof.  Hubert,   M.  A.',   A.  R.  A.,   Dyreham,   Bushey,   Herts. 
Hertz,  Miss,  Winnington  Hall,  Northwich 
Hevwood,  Mrs.  Charles,  Chaselev,  Pendieton,  Manchester 
Hevwood,  Oliver,  Claremont,  Manchester 
Ho'bson.  J.  F.,  M.  A.,  Runnvniede,  West  End  Lane,  West  Hampstead, 

N.W. 
Holmes,  Mrs.  Timothy,  18,  Great  Cumberland  Place,  W. 
Horkheimer,  O.,  Victoria  Park,  Manchester 
Horsley,  R.  P.,  M.  A.,  54.  High  Street,  Chorlton-on-Medlock 
Joachim,  Mrs.,   15,  Airlie  Gardens,  Campden  Hill,  W. 
Kensing,  W.,  Moss  Grove  Villa,  Moss  Lane  Fast,  Manchester 
King,  Mrs.  A.,  13,  Eton  Road,  Haverstock  Hill,  X.W. 
Kirbv,  W.  F.,  5,  Burlington  Gardens,  Chiswick  W. 
Koecher,  M.,  Victoria  Park,  Manchester 
Kolp,  X.,  Woodthorpe,  Victoria  Park,  Manchester 
Kyllmann.  E.,  Laurel  Grove,  Withington,  Manchester 
Lange,  Mrs.  St.,  Windsor  Place,  Victoria  Park,  Manchester 
Lawlev,  Hon.  F.,  i,  Oxford  and  Cambridge  Mansions,  X.W. 
Lawrence,  F.  T.,  Dacre  House,  Lee,  S.E. 
Lawrence,  Miss  Marv,  18,  Whitehall  Place,  S.W. 
Lecky,  Mrs.,  38,  Onslow  Gardens,  S.W. 
Lee,  Miss  Jane,  Newnham  College,  Cambridge 
Lehmann,  Rudolf,  Kinross  House,   178,  Cromwell  Road,  S.W. 
Levinstein,  Ivan,  Villa  Neuburg,  Victoria  Road,  Manchester 
Lewes,  C.  L.,  Hillside,  Fitzrov  Park,  Highgate,  X. 
Lewv,  A.,  Brighton  Grove,  Rusholme,  Manchester 
Leycester,  Rafe,  6,  Chevne  Walk,  S.W. 
Lieben,  J,  Woodlands,  Whallev  Range,  Manchester 


— ^     74    ^— 

Lieben,  E.,  Victoria  Park,  Mancliester 

London  Library,    12,   St.  James's  Square   (Mr.   R.  Harrison,  Librariaii) 

Low,  Sidney,  2,  Hare  Court,  Temple,  E.G. 

Lowell,  Hon.  J.  Russell,  D.  C.  L. 

Löwy,  Rev.  A.,  100,  Sutherland  Gardens,  W. 

Lublin,   Miss  L    T.,    i,   Stanhope  Terrace,   Gloucester  Gate,    Regent's 

Park,  N.W. 
Lückes,  Miss  Eva  G.  E.,  The  London  Hospital,   Whitechapel  Road,  E. 
Lyster,  T.  W.,  B.  A.,  10,  Harcourt  Terrace,  Dublin 
Maas,  F.,  38,  Ainger  Road,  Regent's  Park,  N.W. 
MacColl,  Norman,  4,  Notting  Hill  Square,  W. 
Macdonell,  A.  A.,  M.  A.,  Ph.  D.,  Gorpus  Ghristi  Gollege,  Oxford 
Macgowan,  W.  S.,  King's  Gollege,  Gambridge 
Mahaffy,  Rev.  Prof.  J.  P.,  M.  A.,  Trinity  Gollege,  Dublin 
Mahoney,  Miss  Marie  R.,  Universitv  Gollege,  Gower  Street  W.G. 
Manning,  Miss  E.  A.,  35,  Blomfield  Road,  Maida  Hill,  N.W. 
Mappes,  F.,  Messrs  Philipp  Ziegler  &:  Go.,  Manchester 
Marseille,  H.,  Ph.  D.,  Grammar  School,  Manchester 
Masson,  Miss  G.  J.,  High  School  for  Girls,  Middlesborough 
Matheson,  Mrs.  Th.,  6,  Gannon  Hall  Road,  Hampstead    flieath,    N.W. 
Max  Müller,  Prof.  F.,  M.  A.,  7,  Norham  Gardens,  Oxford 
McGallum,  Miss  F.  J.,  Woolwich  and  Plumstead  High  School  for  Girls, 

Burrage  Road,  Plumstead,  Kent 
Mensch,  R.,  46,  Turnpike  Lane,  Hornsey,  N. 
Metcalfe,  Miss  Fanny,  Highfield,  Hendon,  N.W. 
Meyer,  Kuno,  Ph.  D.,  University  Gollege,  Liverpool 
Moenich,  Oscar,  8,  Goleman  Street,  E.G. 

Momerie,  Rev.  Prof.  A.  W.,  M.  A.,  D.  Sc,  53,  Gornwall  Road,  W. 
Mond,  Ludwig,  The  Poplars,  20,  Avenue  Road,   Regent's  Park,    N.W. 
Mond,  Mrs.  Ludwig,  The  Poplars,   20,  Avenue  Road,   Regent's    Park, 

N.W. 
Montefiore,  Glaude  J.,  18,  Portman  Square,  W. 
Morris,  Rev.  A.  B.,  18,  Eildon  Street,  Edinburgh 
Moss,  H.,  2,  Parmiter's  School,  Gloster  Road,  Cambridge  Heath,  E. 
Muirhead,  J.  F.,  M.  A.,  Albertstrasse,   19,  Leipzig 
Mullins,  W.  E.,  M.  A.,  Preshute  House,  Marlborough,  Wilts 
Napier,  Prof.  A.  S.,  M.  A.,  Merton  Gollege,  Oxford 
National  Library  of  Dublin  (care  of  Messrs.  Hodges,  Fester,  &  Figgis) 
Nutt,  Alfred,  270,  Strand,  W.G. 

Nutt,  Mrs.  Alfred,  Beachey  House,  61,  Garlton  Hill,  N.W. 
O'Gonnor,   Miss  A.    A.,   LL.A.,    Clapham    High   School,    The   Lawn, 

Glapham  Common,  S.W. 
Oppenheim,  S.,  York  House,  Oxford  Road,  Manchester 
Oswald,  Eug.,  M.  A.,  Ph.  D.,  16,  St.  Mark's  Grescent,    Regent's  Park, 

N.W. 
Palmer,  Miss  M.,  Egremont,  129,  Adelaide  Road,  Primrose  Hill,  N.W. 
Pearson,  J.  Y.,  M.  A.,  Wellington  College,  Wokingham 
Pfeiffer,  J.  E.,  Mavfield,  West'  Hill,  Putnev,  S.W. 
Pfeiffer.,  Mrs.,  Mayfield,  West  Hill,  Putney,  S.W. 
Plattnauer,  R.,  46,  Museum  Street,  W.G. 
Plumptre,  Miss  G.  E.,  36,  Hamilton  Terrace,  N.W. 
Pollock,  Prof.  F.,  M.  A.,  LL.D.,  48,  Great  Cumberland  Place,  W. 
Povnting,  Rev.  Gh.,  B.  A.,  Brook  Road,  Fallowfield,  Manchester 
Preisinger,  H.,  Clifton  Avenue,  Fallowfield,   Manchester 
Punnett,  J.  T.,  B.  A.,  4,  New  West  End,  Hampstead,  N.W. 
Quenzer,  Rev.  P.,  Moss  Lane  East,  Manchester 


—^    75     +4— 

Reinagle,  Mrs.,  15,  Twyford  Place,  Tiverton 

Reiss,  G.,  Messrs.  Reiss,  Bauer  &  Co.,  Manchester 

Richardson,  Mrs.,  The  College,  Winchester,  Hants 

Ritchie,  D.  G.,  M.  A.,  Jesus  College,  Oxford 

Roberts,  Miss,  5,  Queen's  Gate  Place,  S.W. 

Robinson,  Miss,  36,  ^\'ar\vick  Road,  Maida  Hill,  W. 

Roby,  Mrs.,  Wood  Hill,  Pendieton,  Manchester 

Rogers,  A.,  38,  Clanricarde  Gardens,  W. 

Roskill,  Charles,  Banff  House,  Rusholme,  Manchester 

Samelson,  A.,  M.  D.,  15,  St.  Jolin's  Street,  Manchester 

Samson,  H.,  Bowdon,  Manchester 

Saunders,  T.  B.,  Marlborough  Mansions,  Victoria  Street,  S.W. 

Schelling,  H.,  Rose  Hill,  Bowdon,  Manchester 

Schmölder,  ü.,  Ladybarn  Road,  Fallowheld,  Manchester 

Schorlemmer,  Prof.  C,  27,  Hyde  Grove,  Plvmouth  Grove,  Manchester 

Schuberth,    Emil,    11,   Wilton"  Terrace,   Camberwell  Grove,    Denmark 

Hill,  S.E. 
Schuster,  Prof.  A.,  Ph.  D.,  Brighton  Grove,  Rusholme,  Manchester 
Schuster,  E.,  2,  Lancaster  Road,  Belsize  Park,  N.W. 
Scull,  W.  D.,  2,  Langland  Gardens,  Frognal,  Hampstead,  S.W. 
Selss,  Prof.  A.  M.,  Ph.  D.,  58,  Trinity  College,  Dublin 
Seele}-,  Prof.  J.  R.,  M.  A.,  7,  St.  Peter's  Terrace,  Cambridge 
Servaes,  F.  C,  King's  College,  Cambridge 
Sidgwick,  Mrs.  Alfred,  The  Raikes,  Skipton 

Siegle,  August,  Home  Lea,  3,  Lancaster  Road,  West  Dulwich,  S.E. 
Simon,  Heinrich,  Darwin  House,  Palatine  Road,  Didsburv,  Manchester 
Sipman,  Carl,  18,  Corporation  Oaks,  Nottingham 
Smith,  Gerard  W.,  M.  A.,  North  Lodge,  Muswell  Hill,  N. 
Smith,  Mrs.  Palmer,   15,  Warwick  Place,  Leamington 
Spiller,  Miss  J.,  8,  Hyde  Park  Mansions,  N.W. 
Stade,  G.,  M.  Kaufmann,  Lower  Mosley  Street,  Manchester 
Stahlschmidt,  E.  E.,  43,  Tavistock  Square,  W.C. 
Stevens,  Miss  A.  F.,  39,  Adolphus  Road,  Finsburv  Park,  N. 
Stewart,  A.,  M.  D.,  Brunswick  Terrace,  Pendieton,  Manchester 
Stirling,  S.,  6,  Clifton  Terrace,  Edinburgh 

Strachan,  Prof.  J.  M.  A.,  8,  Mauldeth  Road,  West  Fallowfield,  Manchester 
Sully,  Mrs.  J.,  i,  WindmiU  Hill,  Hampstead,  N.W. 
Sussmann,  P.,  Holstein  House,  Polvgon  Ardwick 
Swann,  F.  N.,  M.  A.,  54,  High  Street,  Chorlton-on-Medlock 
Swanwick,  Miss  Anna,  23,  Cumberland  Terrace,   Regent's  Park,  N.W. 
Tait,  C.  W.,  M.  A.,  Clifton  College,  Bristol 

Tatton,  R.  G.,  M.  A.,  Oxford  and  Cambridge  Club,    Pall    Mall,   S.W. 
Thomson,  Miss  Frances,  Vernon,  Perabridge  Villas,  Bavswater,  W. 
Thorne,  L.  T,  Ph.  D.,  11,  Marine  Terrace,  Abervstwith 
Tollemache,  Hon.  Mrs.  Lionel,  care  of  Messrs.  Fricker,  4,  Westow  Hill 

Terrace,  Upper  Norwood,  S.E. 
Toller,  Prof.  T.  N.,  M.  A.,  21,  Victoria  Road,  Fallowfield,  Manchester 
Tolme,  Mrs.,  Melrose  House,  Higher  Broughton,  Manchester 
Towers,  J.,  182,  Oxford  Street,  Manchester 
Trechmann,  Emil,  B.  A.,  Ph.  D.,  üniversitv  College,  Bangor 
Trinity  College  Library-,  Dublin  (Dr.  Ingram,  Lihrarian) 
Unwin,  Mrs.,  23,  Addison  Gardens,  Kensington,  W. 
Vaughan,  E    L.,  M.  A.,  Eton  College,  Windsor 
Vecquerav,  J.  W.  J.,  Hillbrow,  Rugby 
Verein,  Wiener  Goethe-,  Eschenbachgasse  9,  Wien 
Walhouse,  M.  J.,  9,  Randolph  Crescent,  Maida  Vale,  N.W. 


— ^   76   ^— 

Ward,  Prof.  A.  W.,  Litt.  D.,   7.,    Ladvharn    Road,    Fallowhcld,    Man- 
chester 
Webb,  Prof.  T.  E.,  LL.  D.,  >,  Mount  Street  Crescent,  Dublin 
Weiste,  Diedrich,  Elmsdale,  Havne  Road.  Beckenham,  S.E. 
Wells,  Miss  Crescent,  Egerton  Road,  Fallowfield,  Manchester 
Welsh,  Mrs.,  15,  Pilgrig  Street,  Edinburgh 

Wesley,   W.   H.,  Royal   Astronomical  Society,    Burlington  House,  W 
West,  Miss  E.  D.,  St.  Patrick's  Deanery,  Dublin 
Wichern,  Miss,  71,  Nelson  Street,  Oxford  Road,  Manchester 
Widgerv,  W.  H.,  M.  A.,  5,  Gray's  Inn  Square,  W.C. 
Wilkinsbn,  T.  R.,  Polygon,  Ard'wick,  Manchester 
Wilkinson,  Mrs.  T.  R.'/Polygon,  Ardwick,  Manchester 
Wilkinson,  H.  S.,  Polygon,'  .Ardwick,  Manchester 
Williams,  Svdnev,  14,  Henrietta  Street,  Covent  Garden,  W.C. 
Williams,  T.,  17,  Trinity  Road,  Folkestone 
Williams,  Mrs.  T.,  17,  Trinitv  Road,  Folkestone 
Williamson,  Mrs.  A.  C.,  4,  Egerton  Road,  Fallowfield,  Manchester 
Williamson,  Mrs.  R.,  Egerton'' Road,  Fallowfield,  Manchester 
Wilson,  H.  Schütz,  102,  Great  Russell  Street,  Bloomsbury,  W.C. 
Woelffel,  Miss,  39,  Bark  Place,  Bayswater,  W. 
Wulfson,  Miss,  158,  Adelaide  Road,  South  Hampstead,  X.W. 
Zvchlinski,  Leo  v.,  66,  Bristol  Street,  Huhne,  Manchester 


XO  TICE. 

The  Secrctary  ivill  he  glad  lo  receive  the  luviics    of  hüending    Meiiihers. 

h  is  requesled  that  Subscriptions  he  seiil  direct  to  the   Treasiirer. 

Inqiiiries    respeciing   Puhlications    shonld    he    addressed    to    the    Assistant 
Secretary. 


Anzeigen. 


I 


_4f    79    ■^— 

Literarische  Anstalt,  Hütten  &:  Loening,  Frankfurt  a.  M. 

^  Goethe  in  Italien. 

Origixal-Photographie  nach  dem  Gemälde 

VON 

H.  w.  Tischbein. 

Aufgewogen  auf  grauen  Karton  (48  x  6j  cm.)  M.  10. 


Goethe   in  Italien. 

(Verkleinerte  ReproJuction.) 
Diis  Orininal-ücmähie  hefhuht  sich  im  Slädel'schen  Kunstinsliiiit  ^ii   Frankfurt  am  Main. 

Die  Verlagshandlung  hofft  mit  der  Veröffentlichung  dieses  interes- 
santen Bildes^  das  Goethe  »in  sinniger  Betrachtung  unter  römischen 
Alterthümern«  darstellt  und  das  wie  kein  anderes  Goethes  edle  Gesichts- 
züge getreu  wiedergibt,  allen  Kennern  und  Freunden  des  Dichters  eine 
wirkliche  Freude  zu  bereiten.  »Das  Bild  von  Tischbein«  —  sagt  Pro- 
fessor Zarncke  —  »ist  seinem  Entiuurfe  nach  :;^weifelsobne  das  grossartigste 
aller  Goethe-Bildnisse«.  Und  Goethe  selbst  schreibt  darüber  aus  Rom, 
27.  Juni  1787:  »Mein  Portrait  wird  glücklich,  es  gleicht  sehr  und  der 
Gedanke  gefällt  Jedennanna. 


— h    80    •»€— 
Literarische  Anstalt,  Rütten  &  Loenixg,  Frankfurt  a.  M. 

Goethe-Jahrbuch. 

Herausgegeben  von  Ludwig  Geiger. 


1.  Band  1880.  Gebunden  in  Leinwand  M.  10. 

IL  Band  1881.  Gebunden  in  Leinwand  M.  11. 

III.  Band  1882.  Gebunden  in  Leinwand  M.  11. 

Inhalt  des  ersten  Bandes: 

1.  Abhandlungen.  Hernian  Grimm:  Bettina  von  Arnim.  —  W.  v.  Biedermann: 
(ioethe  und  Le.s.sing.  —  Bobertaif:  Faust  und  Helena. 
IL  Forschungen.  "VV.  Scherer:  Satyros  und  Brey.  —  Bartsch:  Goethe  und  der 
Alexandriner.  —  Diintzer:  Die  Zuverlässigkeit  von  Goethes  Angaben  in 
Dichtung  und  Wahrheit.  —  Wilmanns:  (Toethes  Belinde.  —  Werner:  Das 
Jahrmarktsfest  zu  Plundersweilern.  —  Jacoby:  Zu  (Toethes  Faust.—  Ehrlich: 
Anmerkungen  zu  den  Weissagungen  des  Bakis. 

III.  Neue  Mittheilungen.  Sechsunddreis«ig  Briete  Goethes.  Mitgetheilt  von:  Arndt, 
von  Beaulieu-Marconnay,  Creizenach,  Geiger,  Goedeke.  Hirzel,  Holland,  Hüft'er, 
von  Loeper,  Muncker,  Kedlieh,  Urlichs,  Weisstein.  —  Prometheus.  Nach  der 
Slra.ssburger  Handschrift  von  Erich  Schmidt.  —  Mittheilungen  über  Goethe 
von  Zeitgenossen ,  veröffentlicht  von  Boxberger  mit  Beiträgen  von  Grimm, 
Hüft'er  und  Urlichs.  —  Sieben  Briefe  der  Frau  Rath.   Mitgetheilt  von  Creizenach. 

IV.  Miseellen,  Bibliographie  und  Chronik. 

Inhalt  des  zweiten  Bandes: 

1.  Abhandlungen.  Georg  Brandes:  Goethe  und  Dänemai-k.  —  Julian  Schmidt: 
(xoethes  Stellung  zum  Christenthiim.  —  Erich  Schmidt:  Zur  Vorgeschichte  des 
(ioetheschen  Faust.  —  R.  M.  Werner:  Die  erste  Aufführung  des  Goetz  von 
Berlichingen. 
II.  Forschungen.  Bernhard  Suphan:  Aeltere  Gestalten  Goethescher  Gedichte. 
Mittheilungen  und  Nachweise  aus  Herders  Papieren.  —  W.  Wilmanns:  Ueber 
Goethes  Erwin  und  Elmire.  —  Heinrich  Diintzer:  Goethes  Anknüpfung  mit 
Schiller.  —  Otto  Brahm :  Die  Bühnenbeai-beltung  des  Goetz  von  Berlichingen. 

III.  Neue  Mittheilungen.  Scene  aus  den  Vögeln.  Mitgetheilt  von  W.  Arndt.  — 
Goethe  an  Merck.  —  Aus  Faust  IL  Theil.  Mitgetheilt  von  AV.  v.  Biedermann.  — 
Aus  Goethes  Notizbuch  von  der  Schlesischen  Reise.  Mitgetheilt  von  G.  von 
Loeper.  —  Einundvierzig  Briefe  von  Goethe ,  nebst  zwei  Briefen  der  Frau 
Rath  und  einem  von  K.  Ph.  Moritz.  Mitgetheilt  von  W.  Arndt,  K.  Bartsch. 
L.  Geiger,  R.  Köhler,  G.  von  Loeper,  F.  Muncker.  —  Goethe  in  Dornburg. 
Mitgetheilt  von  L.  Geiger.  —  Aus  Bertuchs  Naehla.ss.  Mitgetheilt  von  L.  Geiger. 

—  Aus  Briefen  von  Vulpius  an  Meyer.    Mitgetheilt  von  G.  von  Loeper. 

IV.  Miseellen,  Chronik,  Bibliographie. 

Inhalt  des  dritten  Bandes: 
Mit  dem  Bildni.ss  (Joethes  nach  Schwerdgeburth  aus  dem  Jahre  1832. 
I.  Abhandlungen  und  Forschungen  :  Ludwig  von  Urlichs:  Goethe  und  die  Antike. 

—  Alois  Brandt:  Die  Aufnahme  von  Goethes  Jugendwerken  in  England.  — 
Erich  Schmidt:  Zur  Vorgeschichte  von  Goethes  Faust.  —  Heinrich  Düntzer: 
Goethes  Ansicht  über  das  Wesen  der  Tragödie.  —  Wilhelm  Scherer:  Ueber 
die  Anordnung  (4oethe>cher  Schriften  I.  —  Daniel  Jacoby:  Goethe  und  Schiller. 

IL  Neue  Mittheilungen:  Elf  Briefe  Goethes  an  Silvie  von  Ziegesar.  —  Briefe  an 
Leopold  von  Henning.  Mitgetheilt  von  W.  Arndt.  —  Briefe  an  Heinrich  Meyer 
und  Kanzler  von  Müller.  Mitgetheilt  von  Ludwig  Geiger.  —  Nachtrage  zu 
Goethe-Correspondenzen.  Im  .Auftrage  der  von  Goetheschen  Familie  aus  Goethes 
handschriftlichem  Nachla.ss,  herau.sgegeben  von  F.  Th.  Bratranek. 
III.  Miseellen,  Chronik,  Bibliographie.  —  IV.  Register  zu  Band  I— HL 


—4*    8i     +4— 

Literarische  Anstalt,  Rütten  &  Loexixg,  Frankfurt  a.  M. 

Goethe-Jahrbuch. 

Herausgegeben  von  Ludwig  Geiger. 


IV.  Band  18^3.  Gebunden  in  Leinwand  M.  12. 
V.  Band  1884.  Gebunden  in  Leinwand  M.  12. 
VI.  Band  1885.  Gebunden  in  Leinwand  M.  12. 


Inhalt  des  vierten  Bandes: 
Mit  dem  Bildniss  Goethes  nach  Schmoll  aiLS  dem  Jahre  1774. 

I.  Abhandlungen  und  Forschun<?pn:  Friedrich  Vischer:  Kleine  Beiträge  zur 
Charakteristik  Goetlies.  —  Wilhelm  Scherer :  Ueber  die  Anordnung  Goethescher 
Schriften  11.  —  Hermann  Hüfter:  Zu  Goethes  Campagne  in  Frankreich.  —  Erich 
Schmidt:  Zur  Vorgeschichte  des  (Toethe.schen  Faust.  —  Friedrich  Zarncke: 
Goethes  Jugendportraits. 
II.  Neue  Mittheilnngen:  Einunddreissig  Briefe  von  Goethe.  Mitgetheilt  von 
W.  Arndt.  Th.  üiestel.  F.  Fichtner.  L.  Geiger.  M.  Lsler.  M.  Koch.  R.  Koehler, 
(J.  von  Loeper,  G.  "Wei.sstein.  —  Goethes  Briefe  an  Bertuch.  Mitgetheilt  von 
L.  Geiger.  —  Nachträge  zu  Goethe-Ciirri'S|i(ind(Mizen.  Im  Auftrage  der  von 
Goetheschen  Familie  aus  Goethes  haiidschrifilicliem  Xachlass.  herausgegeben 
von  F.  Th.  Bratranek.  —  Aus  handschriftlichen  (iuellen.  Notizen  über  Goethe. 
Mitgetheilt  von  G.  von  Loeper.  L.  Nohl,  Jul.  Schiller,  B.  Seutfert. 
III.  Miscellen,  Chronik,  Bibliographie.  —  IV.  Register. 

Inhalt  des  fünften  Bandes: 
Mit  dem  Bildniss  Goethes  nach  Julie,  Gräfin  von  EglofFstein,  aus  dem  Jahre  1826. 
I.  Neue  Mittheilungen:    Zwanzig  Briefe   Goethes.     Mitgetheilt    von  "W.  Arndt, 
L.  (ieiger.  K.  v.  Gerstenberg,  v.  Kirchenheim,  F.  Lichtenstein,  R.  Schneider. 

—  Nachträge  zu  Goethe-Correspondenzen.  Im  .\uftrage  der  von  Goetheschen 
Familie  aus  Goethes  handschriftlichem  Nachlass,  herausgegeben  von  F.  Th. 
Bratranek.  —  Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Ernst  Meyer.  Herausgegeben 
von  Ludwig  Geiger.  Mit  einer  Vorbemerkung  von  Carl  Jessen.  —  Bodmer 
über  Goethe  1773-1782.  (Aus  dem  ungedruckten  Nachlass  Bodmers  auf  der 
Züricher  Stadtbibliothek.)    Mitgetheilt  von  Johannes  Crueger. 

II.  Abhandlungen    und   Forschungen:    Horatio    S.   "White:    Goethe    in   Amerika. 
l'rbfrsi-tzt  von  C.  P.  —  "Wilhelm  Scherer:  Ueber  die  Anordnung  Goethescher 
Sohriftcn  III.  —   G.  von  Loeper:  Zu  Goethes  gereimten  Sprüchen.  —  Ludwig 
Geiger:  Zu  Goethes  Aufsätzen  über  Kunst. 
III.  Miscellen,  Chronik,  Bibliographie.  —  IV.  Register. 

Inhalt  des  sechsten  Bandes: 
Mit  dem  Bildniss  Goethes  nach  Darbes  aus  dem  Jahre  1785. 
I.  Neue  Mittheilnngen  :  Ein  Gedicht  Goethes.  Mitgetheilt  von  L.  Geiger.  — 
Siebzehn  Briefe  Goe'hes.  Mitgetheilt  von  Burkhardt.  Geiger,  von  Maltzahn, 
Rieger,  "Weisstein.  AVichmann.  —  Goethe  und  Prinz  August  von  Gotha.  Mit- 
^'etheilt  von  Bernhard  Suphan.  —  Goethes  Cour  d'Amour.  Bericht  einer  Theil- 
iichmerin  neb.st  einigen  Briefen.  Mitgetheilt  von  Freiherr  von  Beaulieu- 
-Marconnay.  —  Goethe  im  Kreise  Isaak  Lselins.  Mitgetheilt  von  J.  Keller.  — 
Mittheilungen  von  Zeitgenossen  über  Goethe.  Von  Finsler.  Geiger.  Lier, 
.\lfred  Stern.  —  Aus  den  "Weimaraner  Fourier- Büchern.  Mitgetheilt  von 
Burkhardt. 

II.  .\bhandlungen:  Erinnerungen  an  Alt-"Weimar.  Von  Freiherr  von  Beaulieu- 
Marconnay.  —  Einiges  über  Goethes  Vers.  Von  Victor  Helin. —  Betrachtungen 
über  (ioethes  Faust.  Von  Wilhelm  Seherer.  —  Ueber  Goethes  Elpenor.  Von 
G.  Ellinger.  —  Zu  Goethes  Gedicht:  ,.Deut.seher  Parnass".  Von  Daniel  Jacoby. 

—  Goethe  und  Oliver  (ioldsmith.    Von  S.  Levy. 
III.  Miscellen,  Chronik,  Bibliographie.  —  IV.  Register. 


— ^    82    +^— 
Literarische  Anstalt,  RCtten  &  Loening,  Frankfurt  a,  M. 

Goethe-Jahrbuch. 

Herausgegeben  von  Ludwig  Geiger. 

VII.  Band  1886.  Gehumlon  in  Leinwand  M.  12. 

Inhalt  des  siebenten  Bandes: 

Nebst  drei  Bildertafeln  in  Lichtdruck. 

I.  Neue  Mittheilungen:  Mitthoilungen  aus  dem  Goethe-Archiv.  Veröftentlicht 
von  Ludwig  Geiger  —  Zwölf  Briefe  Goethes  an  Friedr.  Siegmund  Voigt  in 
Jena.  Mitgetheilt  von  Edmund  Stengel.  —  Zweiunddreissig  Briefe  Goethes 
nebst  zwei  Briefen  an  Goethe.  Mitgetheilt  von  A.  Cohn.  L.  Geiger,  C.  v. 
Gorski,  ;M.  Hertz,  L.  Hirzel,  H.  Üldenberg,  A.  Sauer,  Major  Seidel.  — 
Mittheiluugen  von  Zeitgenossen  über  Goethe.  Mitgetheilt  von  L.  Geiger, 
B.  Seuffert,  A.  Zipper. 
IL  Abhandlungen:  Meine  Berührungen  mit  Goethe.  Von  Dr.  G.  Stickel.  — 
Giordano  Brunos  Einfiuss  auf  Goethe.  Von  H.  Brunnhofer.  —  Altitalienische 
Gemälde  als  Quelle  zum  Faust.    Von  G.  Dehio. 

III.  Miscellen,  Chronik,  Bibliographie.  —  Register. 

Erster  Jahresbericht  der  Goethe-Gesellschaft. 


Goethe -Forschungen 

von  Woldemar  Freiherr  v.  Biedermann. 

Gdninden  Mark  5».  — 

Inhalt: 

Zwei  Gedichte  Goethes:  Goethe  an  Frau  von  Schiller.  — 
Goethe  an  Christine  von  Ligne. 

Quellen  und  Anlässe  Goethescher  Dramen:  Satyros.  — 
Stella.  —  Claudine  von  Villabella.  —  Triumph  der 
Empfindsamkeit.  —  Proserpina.  —  Iphigenie.  —  Vor- 
spiel zu  Faust. 

Dramatische  Entwürfe :  Belsazar.  —  Mahommed.  —  Prome- 
theus. —  Elpenor.  —  Nausikaa.  —  Der  Zauberflöte 
zweiter  Theil.   —  Trauerspiel  in  der  Christenheit. 

Goethe  mit  Zeitgenossen :  Goethe  und  Nicolai.  —  Goethe 
und  Die  von  Fritsch.  —  Goethe  und  Voigt.  —  Goethe 
und  Krug  von  Nidda.    —    Goethe  und  die  Fikentscher. 

Vermischtes  zur  Goethe-Forschung:  Goethes Recensionen 
in  den  Frankfurter  gelehrten  Anzeigen.  —  Goethes 
Briefwechsel  mit  Voigt.  —  Elisabeth  Goethe.  —  Reim- 
studien. 


—'h    83    ^— 

Verlag  von  F.  W.  von  Biedermann  in  Leipzig. 


Goethe-Bildniss. 

Silhouette  in  ganzer  Figur,  wovon  neben- 
stehend der  Kopf. 
Höchst    eigenartiges, 

die   schlanke  Figur    des  Jünglings   (1780) 
hervorhebendes  Bildniss. 

Grosse  mit  Rand  44/51  cm.,  Bildhölie   18  cm. 
Preis  M.  1.50. 


GOETHE-FORS  CHUNGEN 

VON 

WOLDEMAR    FREIHERR    VON    BIEDERMANN. 

NEUE  FOLGE 

MIT  ZWEI  Bildnissen  und  zwei  Facsi.mile. 

gr.  8'^.  X  u.  480  Seiten  in  elegantem  Ganzleinwandband  (wie  das 
Goethe -Jahrbuch).     Preis  M.  12. 


Enthält  iverthvoUe  Beiträge  aus  verschiedenen  Zivei^en  der  Goethehinde. 


September    1887  wird    erscheinen: 

Goethes  Briefwechsel 

MIT 

Friedrich  Rochlitz. 

HER.\USGEGEBEN 

VON 

AVoLDEMAR    Freiherr   von   Bieder.mann. 
Mit  Rochlitz's  Bildniss. 


ca.  55  Bogen  Octav.     Preis  ca.  M.  8.     Gebunden  M.  9. 


—^   84   *^— 

Verlag  von  Wilhelm  Hertz  ix  Berlin,  W. 

{Besser' sehe  Buchhandlung)  Behrenstrasse  ly. 
Im  Mai   1887  erscheint: 

GOETHES  UND  CARLYLES  BRIEFWECHSEL. 

Deutsche  autorisirte  Ausgabe. 

Preis  geh.  ca.  M.  6,  in  Leinwand  geb.  ca.  M.  7.20,  in  feinsten 
Halbkalblederband  geb.  ca.  M.  9. 

Die  hier  zum  ersten  Mal  veröft'entlichten  werthvollen  und  be- 
deutenden Briefe  Goethes  (von  Norton  in  London  1887  herausgegeben) 
sind  nach  den  im  Besitz  des  Herrn  Ale.xander  Carlyle  abgedruckt. 

Das  die  Briefe  enthaltende  Päckchen  war  von  Carlyle  einige 
dreissig  Jahre  vor  seinem  Tode  in  eine  Truhe  gelegt  worden,  die  in 
der  Folge  lediglich  zur  Autbewahrung  von  auf  seinen  »Cromwell«  be- 
züglichen Papiere  benutzt  wurde.  Unter  diesen  Papieren  waren  die 
Briefe  begraben.  Carlyle  hatte  vergessen,  wohin  er  sie  gelegt  hatte 
und  erst  kurz  nach  seinem  Tode  wurden  sie  bei  der  Sichtung  des  In- 
halts der  Truhe  aufgefunden. 

Die  Briefe  Carlvles  befinden  sich  im  Goethe-Archiv  in  Weimar 
und  sind  mit  gnadiger  Erlaubnis  I.  K.  H.  der  Grossherzogin  von 
Sachsen  für  die  Publikation  benutzt. 

Meine  Ausgabe  bringt  zuvörderst  den  Briefwechsel  Goethes  und 
Carlyles,  und  zwar  Carlyles  Briefe  ins  Deutsche  übersetzt,  und  dann 
als  Anhang  den  englischen  Text  der  Carlyleschen  Briefe. 

"ic  "^  "^  'Jr  *»   "^  "^  'Jr    «    «  "X  "^  'V'  "X  "^JX  "X  "X  "X  "X  "X  "^  "X  "X  '^^'X^'X.  "X  X.  "X  "X  "X  X  "X  "X^X  "X 

Literarische  Anstalt,  Rüttln  &  Loening,  Frankfurt  a.  M. 


GOETHES  BRIEFE  an  FRAU  VON  STEIN. 

Herausgegeben  von  Adolf  Scholl.  Zweite  vervoll- 
ständigte Auflage  bearbeitet  von  Wilhel.m  Fielitz. 
Zwei  Bände.  Mit  dem  Bildniss  der  Frau  von  Stein 
nebst  zwei  Silhouetten.  Preis  pro  Band:  geh.  M.  8.40, 
geb.  in  Leinw.  M.  9,  geb.  in  feinem  Halbtr.  M.  11.40. 

«Die  Briefe  Goethes  an  Charlotte  von  Stein«  —  sagt  Herman 
Grimm  —  »bilden  eines  der  schönsten  und  rührendsten  Denkmale, 
welches  die  gesammte  Literatur  besitzt.  Man  wird  diese  Briete  lesen 
und  kommentiren,  solange  unsere  heutige  deutsche  Sprache  verstanden 
werden  wird  ....  Wie  eine  breite  ununterbrochene  Melodie  empfangen 
wir  zehn  Jahre  lang  Goethes  Leben  nach  dieser  Richtung.  So  völlig 
sehen  wir  Tag  und  Nacht  den  Gedanken  an  diese  Frau  ihn  umschweben, 
dass  es  scheint,  als  thue  und  denke  er  überhaupt  nichts  Anderes,  als 
was  diese  Briefe  enthalten.  Das  Ganze  gewinnt  den  Anschein  einer 
dichterischen  Kontinuität.  W\as  er  irgend  erlebt,  nimmt  die  Gestalt 
einer  Mittheilung  an  Frau  von  Stein  an  ...  .  Unter  ihrer  Theilnahme 
sehen  wir  die  Dichtungen  langsam  wachsen,  die  als  sicherer  Gewinn 
dieser  zehn  Jahre  dastehen  und  die  das  Höchste  sind,  was  die  deutsche 
Literatur  an  Diclnungen  besitzt.«  — 


—4*    85     < — 

\>:rlag  von  Gebrüder  Borxtraeger  (Ed.  Eggers) 
IN  Berlin,  Wilhelmstrasse  122. 


Demnächst    erscheint: 

Gedanken  über  Goethe 

von 

Viktor    Helin 

Verfasser  von  "Italien«  unJ  «Kuhurprtaiuen  und  Hausthieren. 

Preis  geheftet  ca.  6  Mark. 

Der  Inhalt  gHedert  sich  nach  folgenden  Abschnitten: 

I.  Südwest  und  Nordost.  Der  Verfasser  bespricht  den  Gegen- 
satz, der  den  deutschen  Südwesten,  die  Heimat  Goethes,  von  dem 
Nordosten,  dem  Schauplatz  der  Thaten  Friedrichs  des  Grossen,  trennt, 
und  stellt  diesen  Gegensatz  zugleich  als  wechselseitige  Ergänzung  dar. 

II.  Goethe  und  das  Publikum,  eine  Literaturgeschichte  im  Kleinen. 
Es  wird  das  Verhältniss  Goethes  und  seiner  Dichtungen  zu  der  deutschen 
Nation  verfolgt,  wie  dieses  zwischen  begeistertem  Widerhall  und  kühler 
Ablehnung  schwankte  und  wechselte.  Indem  sich  die  verschiedenen 
Epochen  aneinander  reihen,  ergiebt  sich  zugleich  eine  Geschichte  der 
Literatur  im  vorigen  und  gegenwärtigen  Jahrhundert,  soweit  diese  auf 
Goethe  Bezug  hat. 

III.  Naturformen  des  Menschenlebens.  Der  Verfasser  hebt  die 
in  Goethes  Werken  gespiegelten  Bilder  menschlichen  Lebens  und  deren 
typische  Wahrheit  und  Allgemeinheit  hervor. 

IV.  Stände.  Hier  richtet  sich  die  Betrachtung  mehr  auf  die 
besonderen  Gestalten,  unter  denen  die  menschliche  Gesellschaft 
erscheint,  in  sofern  Goethes  Dichtung  sie  uns  vorführt  und  beleuchtet. 

V.  Naturphantasie.  Nicht  blos  das  Leben  und  die  Seele  des 
Menschen,  sondern  auch  die  äussere  Natur  mit  ihren  Elementen,  den 
Tages-  und  Jahreszeiten  u.  s.  w.  erhält  in  Goethes  Schilderungen  den 
entsprechenden  unvergänglichen  Ausdruck. 

Dass  ein  inneres  Band  diese  fünf  Abhandlungen  verbindet,  wird 
dem  einsichtigen  Leser  nicht  entgehen. 


Gleichzeitig  erscheint  in  neuen  Auflagen: 

Viktor  Hehn,  Italien.  Ansichten  und  Streitlichter.  Dritte  durch- 
gesehene und  vermehrte  Auflage.  1887.  Preis  gebunden 
7  Mark. 

Viktor  Hehn,  Kulturpflanzen  und  Hausthiere  in  ihrem  Ueber- 
gang  aus  Asien  nach  Griechenland  und  Italien,  sowie  in  das 
übrige  Europa.  Historisch-linguistische  Skizzen.  Fünfte  Aut- 
lage.    1887.     broch.     Preis  10  Mark. 

Karl  Rosenkranz,  Goethe  und  seine  Werke.  Zweite  verbesserte 
Auflage.  1856.  broch.  Ladenpreis  M.  7.)0.  herabgesetzt  auf 
4  Mark. 


— h    86    ^— 

Verlag  der  Weidmannschen  Buchhandlung 
IX  Berlin  SW.  12. 

Soeben   erschien: 

Wilhelm  Scherer, 
Aufsätze  über  Goethe. 

VII,  555  S.     gr.  8.     geh.  M.  6.—,  in  eleg.  Halbfranzbd.  M.  8.—. 
Verlag  von  Carl  Konegen  in  Wien. 


Studien  zur  Goethe-Philologie 

VON 

J.  MIXOR  UND  A.  SAUER. 

Inhalt:    Vorwort.  —  Goethes  älteste  Lyrik.  —  Herder  und  der  junge 
Goethe.  —  Die  zwei   ältesten  Bearbeitungen   des  Götz  von  Ber- 
lichingen.  —  Götz  und  Shakespeare.  — 
8.  IX  und  292  Seiten.     Preis  broch.  fl.  3. —  =  M.  6. — . 
Zu  beziehen  durch  alle  Buchhandlungen. 


Verlag  der  Haude  &  Spener'schen  Buchhandlung 
(F.  Weidling)  in  Berlin. 

Goethe  in  Heine's  Werken 

darges  teilt 

von 
Walter  Robert-Tornow. 


Elegant  geheftet  2  Mark. 


Verlag  von  Leopold  Voss  in  Hamburg  (und  Leipzig). 

Briefe  von  Anna  Maria  von  Hagedorn  an  ihren  jüngsten 
Sohn  Christian  Ludwig  1731—32.  Herausgegeben 
von  Dr.  Bertbold  Lit::inann,  Dozent  an  der  Universität 
Jena.    gr.  8.     1885.  AL  2.50 

Christian  Ludwig  Liscow  in  seiner  litterarischen  Lauf- 
bahn. Von  Dr.  Berthold  Lit-maun.  gr.  8.  1883.  M.  4.50 


Verlag  von  Karl  J.  Trübner,  Strassburg. 
Brtf.fh  von  Christiane  Vui.pius 

AK 

Nicolaus  Meyer. 

Mit  Einleitung,    Facsimiles,   einer   Lebensskizze    Nicolaus  Meyers 
und  Porträts.  (Unter  der  Presse.) 

Scherer,  Wilh.     Aus  Goethes  Frühzeit. 

Bruchstücke  eines  Comnientars  zum  jungen  Goetlie.  Mit  Beitragen 
von  Jacob  Minor,  Max  Posner,  Ericli  Schmidt.  1H79.  8".  VH 
und   130  S.  M.  3. — 

Im  X'erlagk  von  C.  I:d.  Müller  in  Bremen  ist  erscliienen: 

Goethes  Minchen. 

Aul  Grund  ungedruckter  Briefe 

geschildert  von 
Dr.  Karl  Theodor  Gaedertz. 

Mit  dem  bisher  unbeUannteii,  von  Johanna   Frommann   gemalten   Portrait  Minchen   Herzlieb's 

in   Kuptersticli. 

Preis:  broch.  2  M.  80  Pf.,  eleg.  gebunden  m.  Goldschn.  4  M. 

Das  Büchlein  bietet  die  erste  authentische  und  wahrheitsgetreue 
Darstellung  von  Goethes  A'erhältnis  zu  Minchen  Herzlieb,  und  wie  viel  ist 
darüber  in  den  letzten  20  Jahren  geschrieben  worden  von  Hermann 
Grimm,  Stahr,  Hesse,  Hohenhausen,  Frommann  etc. !  Eine  rührende 
Mädchengestalt,  schön  wie  ein  Maientag,  voll  Anmuth  und  Reiz,  die 
Veranlassung  zu  den  «Sonetten«,  das  Urbild  der  Ottilie  in  den  Wahl- 
verwandtschatten, aber  in  ihrem  ^'erhältnis  zu  Goethe  so  ganz  anders, 
als  man  bisher  annahm  —  aufopfernd,  entsagend,  heldenhaft,  geradezu 
—  nicht  nur  die  (ioethegemeinde,  nein,  jedes  deutsche  Frauenherz  wird 
dieser  anmuthigen  Erscheinung  ein  warmes  Interesse  entgegenbringen 
und  das  tragische  Ende  beklagen.  —  Die  Briefe  Minchens  sind  an  ihre 
einzige  Freundin,  Christiane  Selig,  gerichtet  und  gestatten  tiefen  Ein- 
blick in  jene  Zeit,  mit  dem  classisch  geschilderten  Hintergrunde  der 
Schlacht  bei  Jena. 

\'erl.\(;  von  Brachvogel  &  Ranft  in  Berlin. 


Goethes  Frauengestalten 

\-(')n 

ADOLF    STÄHR. 

Mit  Bildnis  Lottes  und  Minna  Herzlieb.s  (Ottilie),  sowie 
Facsimile   eines   an   letztere   von  Goethe    gerichteten   Ge- 
dichts.    7.    Auflage.     1886.     VI    und    552    Seiten,     gr.    8". 
eleg.  in  Leinwand  gebunden  8  Mark. 

Goethe- Iaiirbvch    VIII.  t^ 


—4^    88    ^— 
Verlag  von  Schmidt  &  Günther  in  Leipzig. 

Zu  liabcn  in  allen  Buchhandlungen  : 

WEIMAR-ALBüM. 

Blatter  der  Erinnerung 
an 

Carl  August  und  seinen  Musen hof. 

Eine  geschichtliche  Schilderung  von  August  Diezmaxx. 

Mit  vielen  iii  Stahl  gestochenen  Bildern. 
Vorräthig  in  12  Heften  ä  75  Pf.  oder  in  einen  Prachtband  geb.  ä  15  M. 

\'erlag  der  |.  C.  Hinrichs'schen  Buchhandlung  ix  Leipzig. 


Goethe 

in  der  Epoche  seiner  Vollendung  (1805-1832). 

Versuch  einer  Darstelluni!;  seiner  Denkweise  und 

Weltbetrachtung  von    D  r.   O  t  t  o    Harn  a  c  k. 

XLVI,  249  Seiten.    M.  5. — 

Der    Verfasser   ist   ~iini  Mitarlwiter   der   nenen    Goethe- Ausgabe   berufen. 

Ix  DER  Herder'schex  Verlagshaxdluxg  IX  Freiburg  (Badex) 

ist  erschienen  und  durch  alle  Buchhandlungen  zu  beziehen  : 

Baumgartner,  Ä.,  S.  J.,  Goethe.  Sein  Leben  u.  seine  Werke. 
Zweite,  vermehrte  und  verbesserte  Auflage.  Vollständig  in  drei 
Bänden.  8*.  (XLVI  u.  1600  S.)  M.  16;  geb.  in  Leinwand  mit 
Colddcckenpr.   M.  20.50.  —  Jeder  Band  ist  einzeln  zu  beziehen. 

Erster  Band:  Jugend,  Lehr-  und  Wanderjahre.  (Von  1749  bis  1790.) 
8".  (XVIII  und  677  S.)    M.  7;  geb.  M.  8.50. 

Zweiter  Band:     Die   Revolutionszeit.     Goethe   und  Schiller.     (Von 
1790  bis   1803.)     8".   XU  u.  467  S.)     M.  4.50;  geb.  M.  6. 

Dritter  Band:     Deutschlands  Xothjahre.     Der  alte  Goethe.     Faust. 
(Von  1806  bis  1852.)    8«.    (XVI  u.  456  S.)    .M.  4.50;  geb.  M.  6. 


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J.  C.  C.  Brlxs'  Verlag,  Mixdex  i.  W. 

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Aus  Weimars  Glanzzeit.  Von  Frau  Prof.  Karl  Koch,  geb.  Weicluirdt. 
Mit  einem  Lichtdruckbilde  Goethes  nach  einer  der  Frau  v.  Stein 
von  Goethe  geschenkten  Büste.    Preis  elegant  broschirt  M.  2.50. 

Essays    zur   Kritik    und    Philosophie    und    zur    Goethe- Litleratur. 

\'on  Robert  Springer.     Elegant  broschirt.     Pre-s  M.  6. 

Charakterbilder  und  Szenerien.  Darstellungen  aus  der  Litteratur- 
und  Kunst-Geschichte.  Von  Robert  Springer.  Preis  elegant 
broschirt  M.   3.50. 

Verlag  von  S.  Schottlaexder  ix  Breslau. 


Zu  beziehen  durch  alle   Buchhandlungen  des  In-  und  Auslandes : 

Grosse  und  kleine  Leute  in  Alt- Weimar.  Novellen  von  Otlo  Roquette. 
Inhalt:     Das    unterbrochene  Opferfest.  —  Der  Schülerchor.  — 
Rinaldo. —  Der  gefrorene  Kuss.  —  Der  elfte  Mai.  —  Die  schöne  Silie. 
Ein  Band.    Hocheleg.  brosch.  M.   5,  fein  geb.  M.  6. 

In  dieser  Sanimliuig  von  6  Novellen  entfaltet  der  Verfasser  alle  Vorzüge  seiner  geist- 
reichen Schreibart  nnd  seines  dichterischen  Kombinationstalents;  indem  er  die  Geistesheroen 
der  klassischen  Periode  ^Veimars  und  ihre  Zeitgenossen:  Goethe,  Schiller,  Wieland,  Voss, 
Herzogin  Anialia,  Hclermann.  Wolft'  etc.  in  seinen  Erzählungen  handelnd  und  eingreifend 
/nsammenführt.  gewinnt  er  jener  grossen   Zeit  eine  ganz  neue  Seite  a.   frischu-s  Interesse  ab. 

\'erl.^g  vox  Karl  Merseburger  ix  Leipzig. 


Soeben    erschien: 

Historisches  und  systematisches  Verzeichnis 

sämmtlicher  Tonwerke 

zu  den  Dramen  Schillers,  Goethes,  Shakespeares,  Kleists  und  Körners. 
Nebst  einleitendem  Text  und  Erläuterungen  für  Darsteller,  Dirigenten. 
Spieler  und  Hörer  der  Werke,  unter  besonderer  Berücksichtigung  der 
Zwischenaktsmusik  bearbeitet  von  Albert  Schaefer.  (ir.  S".  VIII. 
192  Seiten.     Preis  M.   3. 

H.  Barsdorf,  Buchhaxdluxg,  Leipzig. 


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Eckermanns  Gespräche  mit  Goethe.  3  Bände.  >.  Auflage.  (Original- 
ausgabe Brockhaus).  Eleg.  brosch.  Statt  M.  9  für  nur  M  3. 
In  5  eleganten  Leinwandbänden  nur  M.   3.73. 

Goethes  Briefwechsel  und  mündlicher  Verkehr  mit  Rath  Grüner. 
Statt  M.  4  für  nur  M.   1.50. 

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X.  G.  Elwert"sche  Verlagsbuchhandlung  in  Marburg. 

Soeben  erschien  vollständig: 
Koennecke,   G.,  Bilderatlas  zur  Geschichte  der  deutschen  National- 
literatur.   Eine  Ergänzung  zu  jeder  deutschen  Literaturgeschichte. 
1675  Abbildungen  enthaltend.  45  Bogen  gross  Fol.  br.  Preis  M.  20. 
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und  Zeitungen,  sowie  von  namhaften  Literaturhistorikern  und  Pädagogen 
Deutschlands. 

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IN  Berlin  erschien: 

Goethes  italienische  Reise, 

illustrirt  von  Julie  von  Kahle. 

Textrevision  und  Einleitung  von  Professor  Dr.  Heinrich  Düntzer. 

Mit  100  Vollbildern  und  218  Halbbildern  in  Lichtdruck  in  obiger  Anstalt  ausgeführt, 

Folioformat,    Prachtband    mit    Goldschnitt.       Preis    in    Calico   M.    73. 

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sind  erschienen: 

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Goethes.  Heft  i:  Götz  v.  Berlichingen.  193  S.  1886. 
Preis  M.  2.60. 

KLAUC^lCll,  F.,  Erläuterungen  ausgewählter  Werke 
Goethes.    Heft  2:  Egmont.    232  S.    1886.    Preis  M.  3. 

.•;r^^0^.-;r,-JcJ:^,'j^-jc,:J:.-Jr,:4:,jf.'jc^-jc.-jr^-jc.jkj-i;.^^ 

Literarische  Anstalt,  RCtten  &  Loening,  Frankfurt  a.  M. 

Die   Bühnengeschichte    des   Goetheschen    Faust 

von  Wilhelm  Creizenach.     Geheftet  M.  1.30. 

Die  Frage,  in  wie  weit  Goethes  Faust  auf  die  Bühne  gebracht 
werden  könne  und  solle,  ist  in  der  letzten  Zeit  viel  erörtert  worden, 
und  hat  das  lebhafte  Interesse  der  weitesten  Kreise  erregt.  Der  Ver- 
fasser hat  sich  bestrebt,  das  ganze  auf  diese  Frage  bezügliche,  weit- 
zerstreute Material  klar  und  übersichtlich  zusammenzustellen,  die  mannig- 
fachen Schicksale  Fausts  auf  der  Bühne  anschaulich  zu  schildern  und 
hat  namentlich  auch  die  bisher  gar  zu  wenig  in  Betracht  gezogene 
Vorfrage,  in  wie  weit  Goethe  selbst  den  Faust  als  Bühnenwerk  betrachtet 
wissen  wollte,  zum  Gegenstand  einer  eingehenden  Untersuchung  gemacht. 


— &f    91    ^ — 

LiTüRARiscHt  Anstalt,  Rcttex  &  Loexing,  Frankilrt  a.  M. 

Friedrich  Preller, 

E  i  n    L  e  b  e  n  s  b  i  1  d 

von 

Otto   Roquette. 

Mit  dem  Bildniss  Friedrich  Prellers. 

GL'beJtel  M.  7. — ,  gebunden  in  Leiniuand  M.  /.JJ- 

Indem  Otto  Roquette  Prellers  Lebens-  und  Schaffens- 
i;ang  darstellt,  seine  bedeutende  Stellung  für  das  Kunst- 
lehen unserer  Nation  schildert,  gewährt  er  einen  Einblick 
in  ein  innerlich  reiches  Künstlerleben,  das  gar  viel  des  An- 
regenden und  Interessanten  bietet.  So  sei  hier  beispiels- 
weise nur  auf  die  lebhafte  Theilnahme  hingewiesen,  die 
GOETHE  unserem  Künstler  bewies;  sein  Einfluss  auf 
Prellers  künstlerische  Entwicklung  war  von  nachhaltiger 
Bedeutung,  und  Zeit  ihres  Lebens  blieben  Beide  in  den 
regsten  Beziehungen  zu  einander. 


Beaumarchais. 

Eine  Biographie 

von 

Anton    Bettelheim. 

42  Bogen  gross  Octav  in  elegantester  Ausstattung. 

Mit  dem   Bildniss   Beaumarchais'  in   Heliogravüre. 

Preis  M.  w. —     Gebunden  M.  11. — 

Beaumarchais,  als  Schöpfer  Figaro's,  des  Barbiers  von  Sevilla, 
und  als  Rächer  seiner  Schwester  Marie  an  Clavigo,  wurde  schon  zu 
seinen  Lebzeiten  von  Goethe  und  Mozart  in  Deutschland  zu 
hohen  Ehren  gebracht.  Aber  nicht  blos  dem  Bühnenhelden  hat  Goethe 
dauernden  Antheil  bezeugt;  in  »Dichtung  und  Wahrheit«  sowie  in  den 
»Gesprächen  mit  Eckermann«  rühmt  er  diesen  »aventurier  francais« 
wiederholt  als  alten  Liebling. 

Zum  ersten  Male  in  Deutschland  erscheint  hier  eine  umfassende, 
bis  in  die  kleinsten  Details  ausgearbeitete  Lebensgeschichte  dieses  ge- 
nialen Abenteurers.  Mit  bienenhaftem  Fleisse  hat  Dr.  Anton  Bettelheim 
sein  Material  gesammelt,  aus  bisher  unbenutzten  duellen  geschöpft, 
zahlreiche  ungedruckte  Papiere  Beaumarchais'  aus  den  verschiedensten 
in-  und  ausländischen  Archiven  sich  dienstbar  gemacht  und  auf  diese 
\\'eise  ein  Werk  geschaffen,  das,  im  höchsten  Grade  fesselnd,  sich  wie 
ein  grosser  Roman  liest.    Es  ist  ein  interessantes  und  piquantes  Buch. 


--4*     9-    ^— 
Literarische  Anstalt,  Rütten  &  Loening,  Frankfurt  a.  M. 

MOLIBRB 

SEIN   LEBEN   UND   SEINE  WERKE 

VON 

Ferdinand  Lotheissen. 

Mit  dem  Bildniss  Moliere's  in  Radirung,    nach  dem  Originaigcniäldc 
im  Besitze  des  Herzogs  von  Anmale. 

Gebunden  in  Leinivand  Mark  lo,   in  Halbfran-  Mark  72. 

))  .  .  .  Es  ist  das  ein  umfangreiches,  eingehendes  Werk  über  den 
grossen  französischen  Dramatiker  und  seine  Zeit;  in  biographischer  und 
literarischer  wie  culturgeschichtlicher  Hinsicht  gleich  sorgfältig  durchge- 
arbeitet. Jedes  einzelne  Werk  des  ewig  klassischen  Dichters  ist  nach 
Entstehung  und  Inhalt  aufs  trefflichste  untersucht  .  .  .  Lotheissen's 
Buch  ist  eine  der  werthvollsten  Bereicherungen  der  französischen 
Literaturgeschichte,  die  seit  Jahren  erschienen  ist  .  .  .  «     (Kö/n.  Ztg.) 


Moderne  Geister. 

Literarische  Bildnisse  aus  dem  XIX.  Jahrhundert 

von 
Georg  Brandes. 

—  Zweite,  neu  durchgesehene  und  vermehrte  Auflage.  — 

Mit  dem  Bildnisse  des  Verfassers  in  Heliotypie. 

Gebunden  in  Leinwand  M.  9. 


INHALT: 

Paul  Heyse.  —  Max  Klinger.  —  Ernest  Renan.  —  Gustave  Flaubert.  — 

Edmond"  und  Jules   de  Goncourt.  —  Iwan  Turgenjew.  —  John  Stuart 

Mill.    -  Hans   Christian   Andersen.   —  Esaias   Tegner.  —  Björnstjernc 

Björnson.  —  Henrik  Ibsen. 

»Die  Liehe,  mit  der  sich  Georg  Brandes  in  den  Geist  seiner 
Helden  vertieft,  der  Scharfsinn,  mit  dem  er  ihren  Entwickelungsgang 
verfolgt  und  feststellt,  das  gesunde  Urtheil,  mit  dem  er  ihre  Schwächen 
und  Vorzüge  schildert,  sind  bewundernswerth,  aber  nicht  bewunderns- 
werther  als  die  vollendete  Art  der  Darstellung  und  des  Vortrags.  Weit 
entfernt  von  kleinlicher  Splitterrichterei,  urtheilt  Brandes  ohne  \  or- 
eingenommenheit  über  die  Vertreter  der  neuzeitlichen  Literatur  und 
vertheilt  nach  Gebühr  Lob  und  Tadel.« 


— h    93     ^— 
Literarische  Anstalt,  Rütten  &  Loening,  Frankfurt  a.  M. 

Greschichte  der  Deutschen  Dichtung 

von   den 

ältesten  Denkmälern  bis  auf  die  Neuzeit 

von 

Otto  Roquette. 

].  Aiiflai^c;  brocbirl  Mark  j.  20,  gehiiiidm  in  Halhfi\.  Mark  (}. 


»Mit  tiefer  poetisclter  Auflassung,  in  frischer  und  schöner  Dar- 
stellung wird  uns  hier  das  Schäften  des  deutschen  Geistes  auf  dem 
idealen  Gebiete  der  Dichtung  vorgeführt  .  .  .  ein  Kunstwerk  im  besten 
Sinne  des  Wortes,  das  uns  auf  die  passendste  Weise  einführt  in  die 
heiligen  Hallen  deutscher  Dichtkunst  und  uns  die  grossen  Dichter  ver- 
traulich nahe  bringt.  Die  politische  wie  die  Kulturgeschichte  geben 
dazu  einen  herrlichen  Schmuck  nicht  nur,  sondern  vermitteln  aucii  ein 
tieferes  Verständniss.  So  haben  wir  es  hier  mit  einer  nationalen 
Schöpfung  ersten  Ranges  zu  thun,  die  vor  allem  geeignet  ist,  mit 
nationalem  Geiste  zu  erfüllen,  wie  sie  den  nationalen  Geist  früherer 
Zeiten  zur  Anschauung  und  zum  Versiiindniss  bringt  «... 


Allgemeines  Künstler  ■  Lexicon 

oder 

Leben    und    W e  r  k  e 
der  berühmtesten   bildenden   Künstler. 

Zweite  Auflage,  umgearbeitet  von  A.  Seubert,  Neue  Ausgabe. 
]   Bände:   brochirt   Mark   24,  gebniideu   in    Halbfranz   Mark   ;o. 


Das  »Allgemeine  Künstler-Lexicon«  —  das  einzige  vollständige 
Werk  dieser  Art  —  bezweckt  ein  leicht  handliches,  weiteren  Kreisen 
zugängliches  Nachschlagebuch  zu  bieten.  Die  einzelnen  Artikel  schil- 
dern, neben  den  mannigfaltigen  Lebensschicksalen,  die  kunstge- 
schichtliche Bedeutung  und  Wichtigkeit  der  Künstler,  sie  heben  die 
Eigenart  eines  jeden  Meisters  hervor,  betonen  seine  Vorzüge,  seine 
Fehler,  seine  Manier  und  führen  die  Zahl  der  bedeutenderen  Werke, 
unter  Angabe  ihres  gegenwärtigen  Aufenthalts,  auf.  Durch  Gedrängt- 
heit des  Stils  und  Abkürzungen,  wo  diese  nur  immer  zulässig  erschienen, 
ist  es  ermöglicht  worden,  den  riesigen  Stoft  in  3  handlichen  Bänden 
zu  bewältigen. 


—^    94    -4— 

Verlagsbuchhandlung  von  Gebr.  Henninger  in  Heilbronn. 

Wir  beehren  uns,  hierdurch  anzuzeigen,  dass  wir,  in  dem  Be- 
streben, auch  unsererseits  den  Zwecl:  der  Goethe-Gesellschaft:  »die 
Pflege  der  mit  Goethe's  Namen  verknüpften  Litteratur« 
zu  fördern,  bereit  sind,  aus  den  in  unserem  Verlag  erscheinenden 

Deutsche  Litteraturdenkmale    • 

des  18.  und   19.  Jahrhunderts. 

In     Neudrucken    he  r  a  u  s  g  e  g  e  b  e  n 

Bernhard  Seufiert, 

Professor    an    der    L'niversitat    Graz 

die  nachstehenden  der  Goethe -Litteratur  zuzuzählenden  oder  nahe- 
stehenden Bände  den  geehrten  Mitgliedern  der  de ut seilen  und 
der  englischen  Goethe-Gesellschaft 

—  zu  beträchtlich  ermässigtem  Preise  ^ 
zu  liefern.     Nämlich: 

1.  Otto,  Trauerspiel   von    F.    M.  Kliniker.  ( Herausg.  von  B.  Seuftert.) 
Ladenpr.  geh.  90  Pf.,  für  70  Pf. 

2.  Voltaire    am     Abend     seiner    Apotheose,     von     H.    L.    IVagiier. 
(Herausg.  von  B.  Seuftert.)     geh.  40  Pf.,  für  30  Pf. 

3.  Fausts  Leben  vom  Mulcr  Miillcr.  (Herausg.  von  B.  Seuffert.)  geh. 
M.  i.io,  für  85  Pf 

5.    Faust,  ein  Fragment  von  Gocihc.  (Herausgegeben  von  B.  Seuftert.; 

geh.  80  Pf.,  für  60  Pf 
7.    8.  Frankfurter   gelehrte  Anzeigen  vom  Jahre  1772.     (Eingeleitet 
von  Wilhelm   Scherer,   herausg.    von   B.  Seuffert.)     geh.    M.  6.60, 
für  M.   5.— 
15.    Die  Kindermörderinn,    ein  Trauerspiel   von   H.  L.   Wagner  nebst 
Scenen    aus    den    Bearbeitungen    K.    G.    Lessings    und    Wagners. 
(Herausg.   von  Erich  Schmidt.)     geh.  M.   i. — ,  für  75   Pf. 
14.    Ephemerides    und    Volkslieder  von   Goethe.  (Herausg.    von    Ernst 

Martin.)     geh.  60  Pf,  für  43  Pf 
21.    Die  guten  Frauen  von  Goethe.     Mit  Nachbildungen   der  Original- 
kupfer.    ( Herausg.  von  B.  Seuff"ert.)     geh.  70  Pf.,  für  5  5  Pf. 
23.    Anton  Reiser,    ein    psychologischer    Roman    von    A'.    Ph.   Morit-. 

(Herausg.  von  Ludwig  Geiger.)  geh.  M.  3.80,  für  M.  2.85. 
25.  Kleine  Schriften  zur  Kunst,  von  Heinrich  Meyer.  (Herausg.  von 
Paul  Weizsäcker.)  geh.  M.  4.20,  für  M.  3.15. 
Gegen  frankierte  J-linsendung  des  Betrages  (kleine  Beträge  in 
Briefmarken)  erfolgt  directe  frankierte  Zusendung;  sämnitliche  vor- 
genannte Stücke  gleichzeitig  bestellt,  werden  lür  M.  13.50  (ohne  i  u.  2 
für  M.  12.50J  abgegeben. 

Wir  sind  aber  auch  bereit,  Mitgliedern  der  Goethe-Gesellschaft, 
welche  die  ganze  Reihe  der  Deutschen  Litteraturdenkmale  zu  erwerben 
und  von  Band  25  an  zu  abonniren  wünschen.  Band  i — 24  zusammen 
genommen,  Ladenpr.  M.  57.10,  für  M.  28. —  zu  liefern.  Hierüber 
lautende  Prospecte  werden  auf  Verlangen  franco  zugesandt. 

hl  Leinwand  gebundene  Exemplare  werden  mit  40  Pt.,  Band 
7  und  8  zusammengebunden  mit  75   Pf  höher  berechnet. 

Dieses  Anerbieten   hat  Geltung   bis  Ende  October  dieses  Jahres. 
Heilbronn,  Ende  März   1887.  Q^y^^.    Henninger, 

Ve  r  1  a  £  s  b  u  c  h  h  a  n  d  1  u  n  ». 


I 


BINDING  SECT.      htb  iU  ra/3- 


PT 
2045 
G67 
Bd. 8 


Go ethe- Jahrbuch 


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