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Goethe-Jahrbuch.
Herausgegeben
Ludwig Geiger.
Neunter Band.
Mit dem dritten Jahresbericht
DER
Goethe-Gesellschaft.
Frankfurt vm.
Literarische Anstalt
RüTTEN \- LoENING.
1888.
7
Nebst einem Lichtdruck
NACH EINER ZEICHNUNG DER ANGELIKA KaUI F.MANN.
Ver°l. S. 2iS ff.
Druckerei von August Osterricth in Frankfurt a. M.
Inhal t.
Das Goethe-Haus in Weimar.
L Neue Mittheiluns^en.
Von Paul Heyse
I. Mittheilungen aus dem Goethe-Arcliiv.
A. Dichtungen: Bruchstücke aus Goethes Befreiung des Pro-
metheus, mitgetheih von Fr. Zarncke. — Epilog zum
Faust, mitgetheih von Erich Schmidt
B. Gedichte, Briefe und Aktenstücke, mitgetheih von Lud-
wig Geiger, Erich Schmidt, mit vielen Bemerkungen
von Bernhard Suphan:
Goethe und die jüngste Niobetochter. Brief Klingers an
Lenz. Trebras Aufzeichnungen über Goethe. Zwei Briefe
Jacob Grimms. Fünf Briefe Wilhelm Grimms. Acta, die
Gesellschaft für deutsche Geschichte und Sprache betreffend ;
dazu ein Brief Goethes an Carl August nebst dessen Be-
scheide. Zwei Briefe von Adam Müller. Je ein Brief von
H. V. Kleist und L. Ranke. Neun Briefe Arthur Schopen-
hauers
Anmerkungen der Herausgeber, eingeleitet durch einen
Brief Bernhard Suphans an den Herausgeber des Jahrbuchs
IL Vier Verszeilen, neun Briefe Goethes, nebst zwei Briefen
Corneliens, veröffentlicht von O. Brahm , L. Geiger,
R. Köhler, B. Seuffert, E. Stengel, B. Suphan, G.
Weisstein. Mitgetheih von
Vier Verszeilen Goethes L. Geiger . .
i. An Wieland 23. März 1780 B. Seuffert .
An Thouret
An Wieland
Okt.
Jan.
798
O. Brahm
B. Seuffert
Seite
I
76
106
106
107
108
Ikhalt.
Mitgetheilt von Seite
4. An Einsiedel . ... 12. Febr. 1805 R. Köhler . 109
5. An C. G. V. ^'oigt . . 27. April 1805 G. Wclsstein. 1 10
6. An Einsiedel . . . . 11. März 1807 R. Köhler . in
7. An denselben .... 18. Jan. 181 3 R. Köhler . 112
8. An F. S. Voigt ... 6. Aug. 181 7 E. Stengel . 113
9. An Frege & Comp. . . 21. April 1829 G. Weisstein. 114
Brief von Cornelie Schlosser 13. Bez. 1773 ]„ ^ , nS
■r. 1 • 1 T B. Suphan . ^
Desgleichen 29. Jan. 1774) 116
III. Zu Goethes Briefen vom i. April bis 18. Oktober 1775.
Von C. A. H. BURKHARDT 121
IV. Goethe und David Hartmann. Mitgetheilt von Wilhelm Lang 128
V. Goethes Beziehungen zu Manzoni und anderen Italienern.
Briefwechsel zwischen Manzoni und Kanzler von Müller.
Mitgetheilt von Lionello Senigaglia 135
\l. Aus dem Briefwechsel von Fritz von Stein und Ludwig
Zeerleder. Mitgetheilt von Alfred Stern 148
II. Abhandlungen.
1. Jacob Minor: Die Anfänge des ^\'ilhelm Meister ... 163
2. Georg Ellinger: Der Einfluss von Scarrons Roman
Comique auf Goethes Wilhelm Meister 188
3. Karl Borinski: Goethes Faust und Hegel 198
4. C. Ruland: Einige ältere Illustrationen zu Goethes Iphigenie 218
III. Misccllcn, Chronik, Bibhographie.
I. MiSCELLEN.
A. Einzelnes zu Goethes Leben luid ^\'erken.
1. Zwei Gedcnkblälter von Goethe. Mitgetheilt von
G. Weisstein 227
2. Ein Brief an den Amtmann II. A. Bulf über »\\'erther«.
Mitgetheilt von Erich Schmidt 228
3. duellen Goethescher Balladen. Von Erich Schmidt.
a. Zur «Braut von Korinth« 229
b. Zum »Getreuen l-^ckart» 234
4. Weimar-Bethlehem. Von F,rich Schmidt .... 236
5. Zu Faust.
a. Catechisatioii. Von Mertens 236
b. »Zwei Seelen wohncncf. \'on lü v. Lippmann . 238
c. Zu L, V. 1386. \'on Julius I-lias 238
6. Italienisches. Von lü'ich Schmidt.
a. Zum Tagebuch u. s. w 239
b. Zu Foscolos Brief (G.-J. VIII, 8) 239
Inhalt.
Seite
7. Zum Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe.
a. Von J. Minor 240
b. Von C. A. H. Burkhardt 240
8. Zu Goethe und Carlyle, Von C. Ruland . . . . 241
9. O Feral. Von Erich Schmidt 242
IG. Goethe in der Kriegs-Commission. \'on G. W'eisstein 242
II. Über Goethes unbekannte Stadtwohnungen in Wei-
mar. Von C. A. H. Burkhardt 243
B. Nachträge und Berichtigungen zu Band YIII. . 247
2. Chronik.
I. Wilhelm Scherer. Von Erich Schmidt 249
IL Friedrich Vischer. Von E. Zeller 262
III. Karl Goedeke. Von M. Heyne und E. Jeep .... 279
IV. Nachrichten 285
3. Bibliographie.
I. Schriften.
A. Weimarer Goethe-Ausgabe. Bericht der Redactoren
G. V. Loeper und Erich Schmidt 289
B. Ungedrucktes.
1. Gedichte 299
2. Briefe 500
3. Regesten 505
C. Neue Ausgaben 308
D. Einzelschriften und Erläuterungen.
1. Allgemeines. Bibliographisches. Metrisches . . . 509
2. Dramen 313
3. Gedichte 326
4. Prosaschriften 329
E. Übersetzungen 331
II. Biographisches.
A. Allgemeines 334
B. Biographische Einzelheiten 335
C. Goethes Verhältniss zu seinen Vorgängern, Freunden
und Nachfolgern 536
D. Stellung zur Wissenschaft und Kunst 346
E. Notizen von Goethes Zeitgenossen über Goethe . . 349
III. Verschiedenes.
A. Bilder, Statuen etc 356
B. Dichtungen über Goethe, Compositionen, Parodien . 357
C. Goethe-Archiv und Goethe-National-Museum . . . 358
Inhalt.
Seite
Anhang.
Englisch - amerikanische Bibliographie. Zusammengestellt
von Horatio S. White, Cornell Universitv.
I. Neue Ausgaben, Übersetzungen etc. von Goethe . 560
II. Verschiedenes über Goethe in amerikanischen und
englischen Zeitschriften 362
Berichtigung von C. A. H. Burkhard! 364
Register zu Band IX 365
Dritter Jahresbericht der Goethe -Gesellschaft.
Mitglieder -Verzeichniss.
The English Goethe Society.
i
Das Goethe-Haus
IN
Weimar.
Von
Paul h e y s e.
Goethe-Jahrbuch IX.
Das Goethe -Haus in Weimar.
hut sie sich endlich auf mit Feierklang,
Gehorsam einem edlen Fürstenworte,
Die eigensinnig strengverschlossne Pforte?
Die Schwelle, die ein halb Jahrhundert lang.
Trotz ungeduld'gen Pochens, frommer Bitten,
Kein andachtsvoller FremdUng mehr beschritten.
Von Staub und Moder ist sie reingekehrt,
Kein Hüter lauert, der den Zutritt wehrt,
Und wie des abgeschiednen Hausherrn Gruss
Erglänzt das SALVE! unter deinem Fuss.
Hinan die Stufen! Doch warum mit Beben
Hemmst du den Schritt, da endlich dir gewährt,
Was du im Traum der Sehnsucht lang hegehrt?
Warum so zaudernd musst du aufwärts streben?
Sieht dich nicht Alles traulich heiter an?
Doch du, mit scheuen Herzensschlägen,
Wie unter mächt'gem Geisterbann,
Als gingst du Offenbarungen entgegen
Aus jener Welt, draus Keiner wiederkehrt.
Vermagst den Fuss nur stockend zu bewegen
Und stehst und träumst? Siehst du Gesichte
Aus des Jahrhunderts goldnem xMorgenlichte,
IV Das Goethe -Haus in Weimar.
Wo Er noch dieser Stufen sanfte Bahn,
Das Haupt hoch tragend, schritt hinan,
Als wandle nun sein Schatten dir zur Seite,
Dem schüchternen Besucher zum Geleite,
Das Herz dir treffend mit dem Feuerblick?
O kehrt' er von den Schatten heut zurück,
Er spräche Muth dir ein : »Sei nicht verzagt,
Du, dem noch hell des Wirkens Sonne tagt.
In diesen Mauern, die ihr heilig sprecht,
Durchlebten unsern Tag wir schlecht und recht.
Thut nun das Eure, thut's und wartet still.
Ob Zeit auch eure Saaten reifen will.
Doch wenn ihr hoher Vorwelt Geister ehrt,
Zu wandeln, wo sie wohnten, seid ihr werth«.
Durchs Fenster in den kühlen Treppenflur
Stiehlt sich des Märzen graues Erühlicht nur.
Umwitternd jene lieblichen Gestalten,
Die an den Wänden Wache halten.
Wie seid ihr in den frostigen Nord verbannt
Aus sommerlichem Heimathland,
Der du die Arme zu den Göttern hebst.
Du schlanker Knab', und mit der stummen Bitte
Hinweg aus diesen Nebellüften strebst.
Indessen du, keckäugiger Faun, die Schritte
Hinaus aus enger Nische lenkst.
Zur freien Waldnacht /u entspringen denkst,
L'nd ihr dort oben leuchtet sternenklar.
Der Dioskuren brüderliches Paar!
So grüsstet ihr schon dieses Hauses Herrn,
Kehrt' er zur Heimath vom gelobten Lande,
(iefasst zu schmiegen sich in alte Bande,
Ob auch zum inimerbliih'ndcn Strande
Zurück ihn lockt der Sehnsucht Lied von fern.
Von Paul Heyse.
Dann trat er wohl mit Seufzen hier herein,
Der strengen Pflicht entsagend sich zu weihn,
Und fand er euch, Gefährten des Exils,
Voll heitren Ernstes, anmuthreichen Spiels,
Hier seiner wartend an der Schwelle,
Sein Unmuth schwand, sein Blick ward helle;
Er fühlte: glänzt' ihm nur der Künste Licht,
An Sonne fehlt' es seinem Leben nicht.
Und auch sein Herz, wie viel ward ihm beschert
In warmer Häuslichkeit^ am eignen Herd !
Sieh nur im Saal dich um. Erkennst du nicht das Bild
Der Blume, die in öden Stunden
Nichts suchend er im Wald gefunden
Und mit den Wurzeln ausgrub, nicht gewillt,
Nur auf den Raub die Freundliche zu pflücken.
Nein, stets an ihrem Duft sich zu erquicken.
Ins Gärtchen sie verpflanzend, dass sie dort
Unscheinbar grün' und blühe nun so fort?
Christiane, Vielgelästerte, dein Blick,
So freudig harmlos, preiset dein Geschick,
Dass Er dich wählt' und du ihm Nichts versagt,
Nicht nur zu flücht'ger Lust als niedre Magd :
Ein Stück Natur, das in dem kühlen Drang
Des Alltags warm den Busen ihm umschlang,
Dem Vielbedürft'gen gab ein heitres Glück,
Demüthig, selbstlos, treu ein Leben lang,
Dass, als das strenge Loos dich ihm entriss,
Am sonnigen Tag er starrt' in Finsterniss.
Und neben dir der Sohn, der frühverlorne.
Und dort Ottilie, seines Sohns Erkorne,
Die Enkel, die nach kurzer Jugendtrist
Die Schwere jenes Worts zu lernen hatten :
Weh dir, dass du ein Enkel bist !
VI Das Goethe- Haus in Weimar.
Und ihre Zeit hindämmerten im Schatten
Des Ghinzgestirns, an einem Namen krank.
Doch hielten sie den Schild der Ehre blank,
Bewährend, in ihr Dunkel eingeschlossen.
Den Adel des Geschlechts, dem sie entsprossen.
So blicken von den Wänden nieder
Des Hauses innig einverstandne Glieder;
Und Freunde haben sich hinzugetunden,
\^oran das Fürstenpaar, das jungvermählt
Den Genius zum Lebenstreund erwählt.
Ihm gebend, was so schön verbunden
Kein Grosser einem Dichter je gewährt:
Neigung, Muße, Vertraun, Freiheit am warmen Herd.
Wer nennt des Glückes Liebling ihn, und priese
Nicht seinen Bund mit euch, Karl August und Luise!
Doch wie er früh die Edelsten gewann,
Trat Lieb' und Treue stets an ihn heran
In freundlichen Gestalten. Sei gegrüsst,
Suleika, die du hier am trauten Ort
So sinnig mild auf uns herniedersiehst,
\'erknüpft mit deinem Dichter fort und fort
Durch zarte Bande, die die Muse webte.
Ein Frühling, der den Alternden belebte.
Wenn sich der West auf feuchten Schwingen
Vom Main erhob, ihm Sehnsuchtshauch zu bringen.
Ihr lieben Frau'n, wie viel auch seine Huld
Euch gab, ihr bliebet nicht in seiner Schuld.
Für allen Schmerz und leidenschaftlich Glück
Gabt ihr ihm Beides tausendfach zurück.
Und was an Leid den lausen ihm durchdrang.
Ward ihm Gewinn des Lebens, ward Gesang.
Nie aber ward mit tieferm Seelenlaut,
Dass blöder Neugier es verborgen bliebe,
Das liebliche Gehcimniss edler Liebe
Dem holden Lied bescheiden anvertraut.
Von Paul Hkyse. VII
Doch nun, ihr theuren Bilder, weicht zurück!
Ins Reich des Schönen öffnet sich der BHck.
Ein Schatzhaus thut sich auf voll reicher Kunst,
Durch liebevolles Mühn und Glückes Gunst
Dem Sammler zugeführt. An allen Wänden
Die Geistesspur von Meisterhänden,
Der Kleinkunst zierlichste Gebilde,
Bronzen, Majoliken aus Umbriens Gefilde,
Die er erwarb auf mancher Wanderfahrt,
Kleinode jeder Zeit und Art;
Der Griechen edle Einfalt, stille Grösse,
Des Cinquecento sinnenfreud'ge Kraft,
Der Deutschen tiefer Sinn in strenger Formen Haft -
Als ob er des Magnetbergs Kraft besässe.
Zog Alles an sich seine Leidenschaft,
Was irgend ihm verwandt. Und was war so gering.
So gross, so einzig, dass es keine Stätte^
In seines Wesens weltenweitem Ring,
In seines Geists Bezirk gefunden hätte!
Und wie voran der Zeit mit Sehergang
Er, ein Erobrer, in Gebiete drang.
Die noch verhüllt der Menge stumpfem Blick,
So bracht' aus allen Reichen er zurück
Zu seinen Laren wundervolle Beute,
Dran sich sein schönheitsdurstig Aug"" erfreute.
Noch arm und unbehülflich war die Zeit,
Das Reisen mühvoll und die Wege weit
»Dahin, dahin«, wo sich die Seele, krank
An nordischer Trübsal, dürft' im Heitren sonnen
Und aus der Künste unerschöpftem Bronnen
Gesundheit sich und Lebensgluten trank.
Besitzen musste, wer geniessen wollte,
Und w^ar's im dürft'gen Nachbild nur.
Im stumpfen Gyps, im schüchternen Contour,
Das Schöne, Köstliche, dem er Verehrung zollte.
VIII Das Goethe -Haus in Weimar.
So ward zum Pantheon dies enge Haus
Und schmückte sich mit Götterbildern aus.
Gemächer, Säle, Winkelchen und Gänge —
Sie fassen kaum der Kostbarkeiten Menge.
O Tage, Wochen, Monde hier verweilen,
Nicht nur mit Neugierhast vorübereilen,
In diesen Mappen jedes Blatt betrachten.
Im Glasgehäuse jedes Ziergeräth,
An Wand und Sims das Kleinste selbst beachten.
Geweiht durch seines Blickes Majestät,
Und in den Zügen dieser Büsten spähn.
Was geistverwandt Sein Auge drin gesehn!
Und wie enthüllt' uns auch ein einziger Tag,
Was in den Schränken dort sich bergen mag
An seltenen Gebilden der Natur,
Gestein und Erzen, Pflanzen auserlesen.
Hin buntes Vielerlei dem Laienauge nur.
Doch ihm, der drin erkannt Gesetzesspur,
Dem diese Chiffernschrift enträthselt offen lag,
Ein Buch, drin er nicht müde ward zu lesen.
Wie fühlen wir vor diesem Allverein,
Den Er umspannt, uns so begrenzt und klein!
Wie stammeln von der Sprache, die er sprach.
Wir nur verlorne Sätze nach ,
F.in Jeder auf sein kleines Reich beschränkt.
Der in Natur und Der in Kunst versenkt.
Der in Geschäfte, die der Tag ihm bringt
Und spurlos schon der nächste Tag verschlingt,
Dass, wenn das Glück sein Streben nicht betrog.
Dem Strome gleich er sein Gebiet durchzog
Zum Heil den nächsten Ufern, — und nun Er!
In Abgrundstieten ein unendlich Meer,
Das Erdrund zu umfassen früh gewohnt.
Von Paul Heyse. IX
Klar die Gestirne spiegelnd, Sonn' und Mond,
In Sturm und Stille stets sich selber gleich
Und Schätze bergend, die in Zeitenfernen
Die Nachgebornen noch ihm danken lernen,
Entreisst ein Taucher sie der Tiefe dunklem Reich!
So tragen wir von hinnen scheubeklommen
Die wogenden Gedanken ernst und stumm.
Und schon hat uns der Vorsaal aufgenommen.
Die Pforte schliesst sich auf zum Heiligthum
Des Hauses, von Erinnrungen geweiht
Der edelsten Geselligkeit.
Ist's wirklich dies Gemach, an Schmuck gering.
Wo er die Fürsten abendlich empfing.
Wo, was geadelt war durch Schönheit, Geist und Rang,
Sich zu ihm fand, zu huldigen dem Meister,
Der auch die widerwilligen Geister
Als Herrscher ihn zu ehren zwang?
Geziemte dies bescheidenste Geräth
Dem Tempel, den ein Götterhauch durchweht?
O anspruchsloser Sinn der Väterzeit!
Wie brachten wir's indess so herrlich weit.
Was bunt und reich das Leben je geschmückt
Zur goldnen Zeit der Kunst, was Ost und Westen
An Pracht und Zier zu schaffen je geglückt.
Heut findest du's gehäuft nicht in Palästen
Der Fürsten bloss; des schlichten Bürgers Dach
Umschliesst erlesnen Hausrath mannigfach.
Was aber frommt es, prunkbeflissen
Feinsinnig auszustatten die Coulissen,
Wenn die Komödie, die in Scene geht,
Der Spieler kümmerlichen Geist verräth!
Beschämt erkennen wir's: welch ein Gedränge
Unsterblicher belebt dies dürftige Gemach!
X Das Goethe -Haus in Weimar.
Wir hören längstverschollne Geisterklänge,
Erlauchte Namen tönen nach und nach
Durch unsern Sinn. Auf jenem kahlen Tische
Das Heft — ist's Iphigenie? Wallenstein?
Lehnt Schiller dort in jener Fensternische?
Tritt Herder, Wieland in den Kreis herein,
Der Humboldt Brüderpaar und, stets willkommen.
Der Mann, der von Homers geweihtem Haupt
Den einen, untheilbaren Kranz genommen?
Auch Sie, die ebenbürtig sich geglaubt
Dem Weltbezwinger, auf dem Ruhebette,
Dem schmalen, thront sie, lauschend in die Wette
Mit seinen Freunden auf des Dichters Wort,
Der ernst und still vor den Gewalt'gen trat,
Des Spruches wohl gedenk : Im Anfang war die That.
Doch sie, Corinna, fühlt an diesem Ort
So tief wie nie: Im Anfang war das Wort.
Das Wort jedoch verstummt. Nun soll uns laben
Musik. Siehst du den schwarzgelockten Knaben,
Den schlanken, der so frei das Haupt bewegt
Und jetzt des alten Flügels Tasten schlägt,
Dass schwirrend unter seinem Spiel erwacht
Der Flfenreigen der Mittsommernacht?
Der Dichter aber, lauschend mit Entzücken,
Die Hände leicht gefaltet auf dem Rücken,
Sacht schreitet er das Zimmer auf und nieder,
Und vor dem Junobildniss bleibt er stehn
Und sinnt, als lehrten dieser Elfen Lieder
Ihn den Sirenensang Homers verstehn.
Und da sein Spiel der junge Meister endet,
Wie heiter-zärtlich er sich zu ihm wendet
Und strahlt ihn an, dem Stirn und Auge hicht.
Und spricht, ihn küssend: Hast es brav gemacht!
Und Zelters Angesicht, treuherzig bieder.
Blickt von der Wand dort auf dvu Zögling nieder. —
Von Paul Heyse. XI
O wer zurück uns brächte solcher Stunden
Unschätzbar Glück, das Jedem, der's empfunden,
Durchs Leben folgt', als sei von dieser Zeit
Sein Thun und Denken höherm Ziel geweiht,
Als habe, wer durch dies Gemach gegangen.
Des Geistes Ritterschlag empfangen!
So war auch dir zu Sinn, du edler Schwärmer,
Der du die Sappho schufst und, wohl bewusst
Der hohen Sendung in der eignen Brust,
Nie dich empfandst an Worten ärmer,
Nie reicher an Gefühl. War's denn kein Traum?
Was Jahre lang inbrünstig du erstrebt,
Nun greifst du's mit der Hand, nun wird's erlebt:
Du stehst vor Ihm! Und docli, du glaubst es kaum,
Dass dir sein Wort ertönt, sein Blick erstrahlt.
Den du in jugendlichen Gluten
Gleich einem Gott unirdisch dir gemalt.
Und da du jetzt ihn siehst, den Liebevollen, Guten,
Wie er vertraulich sich dir naht.
Die Hand, die Götz und Faust geschrieben hat.
Die deine fiisst, zu Tische dich zu führen,
Da übermannt dich fassungsloses Rühren,
Und denkend, dass du Gast in solche m Haus,
In stürmische Thränen brichst du aus.
O süsse Thränen, Thau so fruchtbar mild.
Du edelster, der Menschenaug" entquillt.
Wenn Andacht, scheuer Dank, des Strebens Qual und Lust
Gewitternd gährt noch in der Mannesbrust,
Die in der Räthsel Überschwang,
Stolz und verzagt, voll Inbrunst, selig bang
Erschrickt vor so viel Himmelsgnaden
Und sich in Zähren muss entladen.
XII Das Goethe -Haus in Weimar.
So Aveint die Rebe bei des Lenzes Nahn,
Der einst im Herbste wird die Traube reifen,
So reift' auch dir, Poet, die Kraft heran.
Das iroldne Vhess der Dichtuna zu eri^reifen.
Doch wir — von Schatten nur sind wir umringt.
Die unser Herzblut nicht zum Sprechen bringt.
Wir sehn sein leuchtend Bildniss an der Wand,
Den ernsten Blick gross von uns abgewandt.
Und nur mit Zögern naht sich unser Fuss
Dem AUerheiligsten des Genius,
Der stillen Werkstatt, wo dem Lärm entrückt
Der Immerthätige geforscht, gesonnen
Und sich und uns das Köstlichste gewonnen.
Wie aber wird das Herz uns hier bedrückt!
Wie unfroh dieser Raum, wie eng umschränkt!
Wie tief herab die Decke hängt !
Kein Bild, kein Teppich, keine Zier
An Sesseln, Tischen, Pulten hier,
Xur was dem nacktesten Bedürfniss diene,
Dass einem Pfarrer, Lehrer, Richter,
Und lebt' er auf dem Dorf in schlichter
Genügsamkeit, zu arm der Hausratli schiene.
Ihm aber gnügt' er. Nur gekehrt nach innen,
Nichts Sinnliches darf stören ihn im Sinnen.
Wie tausendmal durchschritt er dies Gemach,
Indess gebückt am Tisch der Schreiber lauschte.
Aufzeichnend, was beseelt die Lippe sprach,
Wenn vor dem inncrn Ohr der Quell der Diclitung rauschte.
Sein Blick hing an dem Sonnenstrahl,
Der durch des Ladens Spalt sich in das Dunkel stahl
Und farbenreich durch den Krvstall gebrochen
Gelieim Gesetz ihm ausgesprochen.
Und wenn vom strengen Werk ermattet
Von Paul Hevse. XIII
Er innehaltend hin zum Fenster trat,
Sah sprossen er des Gärtchens junge Saat
Und hörte, wie in Spiel und muntrem Lauf
Der Enkel Stimme klang herauf,
Dass auf der Menschheit Höh'n, wo sich sein Geist erging,
Ein warmer Lebenshauch sein Herz umfing.
Und Wärme brauchte dieses Herz, verbannt
In eine frostig liebeskarge Welt.
Die Besten, die sein Stern ihm zugesellt,
Wie haben sie sein Bestes oft verkannt !
Doch er, so oft ein Mensch sich ihm ergab,
Von seinem Gipfel liess er sich herab
Und adelte, wen er zum Freund erkor,
Und zog auch den Geringen mit empor,
Bis er enttäuscht wie manchmal musst' erkennen:
Der Mensch hat nur sich selber sein zu nennen.
Ach, wenn er hier am stillen Abend stand,
Über die niedre Gartenmauer
Den Blick ins graue Firmament gespannt,
Ergriff" ihn wohl erhabne Trauer,
Und seiner Frühzeit schwankende Gestalten,
Die zärtlich sich ihm nahten, liess er walten.
Bevölkernd mit vertrauter Schatten Schaar
Sein greises Leben, das vereinsamt war.
Ihm aber war gesteckt ein weites Ziel.
Wer lange lebt, der überlebt so Viel,
Und statt des Trosts, der junge Schmerzen stillt,
Den seufzend oft der Alternde beneidet:
Im Lied zu sagen, was er leidet,
Sein Weh zu prägen in ein ew'ges Bild,
Ist ihm als Stab und Stütze nur verstattet
Beschäftigung, die nie ermattet,
Die Abends ihn bescheiden sprechen macht.
Ein redlich Taeewerk hab' er vollbracht.
XIV Das Goethe -Haus in Weimar.
Ach, wird in diesen engen Wänden
Die Seele trauervoll beklemmt,
Als ob wir in dem leeren Kätich ständen.
Der eines Adlers Flügelkraft gehemmt!
Nicht kann der Frühlingssonnenstrahl,
Der sanft den Garten überglänzt, uns trösten.
Wie hätten jenem Edelsten und Grössten
Ein Leben wir gegönnt fern jeder dumpfen Qual!
Statt dass er hier im niedern Raum
Zu Ende träumte seines Lebens Traum
Und, wenn er späte Mitternacht
Einsam am Pult herangewacht,
Im schmalen Kämmerlein zur Seiten
Sich liess sein dürftig Bett bereiten,
Wo ihm das Haupt ein leichter Schlaf umwob.
Bis ihn ein letzter allen Erdenmühen
Mit sanfter Freundeshand enthob.
Doch kaum, dass dieser Flammenblicke Glühen
Erloschen war, so ging ein tief Erschüttern
Rings durch die Welt, als sei sie selbst bedroht
Von Todesnacht, und durch die Lüfte zittern
Hört man den Klageruf: der grosse Pan ist todt!
Nein ! Wie vom Erzbild, das der Meister goss,
Durch Hammerschlag die Erdenhülle fällt,
Die des Metalles Strahlenkern umschloss,
Dass rein hinfort erglänzt vor der erstaunten Welt
Das hehre Werk, so stand erhaben
Sein Bild, da sie den lirdenrest begraben.
Es schwieg der Neid, Verkennung wurde scheu,
Undank und Hass hielt kleinlaut sich verborgen.
Aus Tüdesnacht ging auf ein Geistesmorgen,
Verschwenderisch an Gaben, ewig neu.
An seiner Ciruft vorüber i^ehn die Zeiten,
Von Paul Heyse. XV
Und wechselnd regt sich der Parteien Toben
Im Kampf, den nimmer wir zu Ende streiten.
Er aber steht in seiner Ruhe droben,
Und wie der Nordstern jetzt von Nebeldunst umwoben,
Jetzt klar herabglänzt in der Wogen Spiel,
Ein unverrückbar leuchtend Ziel
Dem Schiffer weisend, so aus Sternenklarheit
Hernieder sendet er den Strahl der Wahrheit
Und leitet durch den Sturm den schwanken Kiel.
So wird die Spur von seinen Erdetagen
Nicht in Aeonen untergehn,
Und die in dunklen Lebensfragen
Verirrt und bang nach einem Führer spähn,
Hieher, zu dieses Hauses ernstem Frieden
Hinflüchten mögen sich die Zweifelsmüden,
Zu lernen, wie entsagungsvoll begnügt
Des Glückes Liebling selbst sich dem Geschick gefügt.
Und scheiden sie von diesem heil'gen Ort,
Wird als Geleitspruch sie umschweben
Das tapfre, siegesfreud'ge Wort
Dess, der ein Kämpfer war: Gedenk zu leben!
MüxcHEK, Februar 1888.
Paul Heyse.
L Neue Mittheilungen.
Goethe-Jaurelch IX. I
I. Mittheilungen aus dem Goethe-
Archiv.
A. DICHTUNGEN: BRUCHSTÜCKE AUS GOETHES BE-
FREIUNG DES PROMETHEUS UND EPILOG ZUM FAUST.
I. Bruchstücke aus Goethes Befreiung des
Prometheus. '
Auf mächtigen Pfeilern
unten von Wogen des Meers umflossen
rulien kühne Gewölbe.
Da dringen die Strahlen der Sonne
5 treff"end herein und spielen mit
' Zu bemerken ist: 2. iimfi ist gesichert (das fernere Wort
nur durch einen Strich angedeutet) und damit wohl die Lesung des
ganzen Wortes; 5. hinter herein vielleicht ein Punl^t; 7. innen nur
durch wenige Striche angedeutet; Diiiniiier, nur Da mit noch einem
»^-Striche ist geschrieben, doch die Richtigi^eit der Lesung gewiss niclit
zu bezweifeln; 11. hinter Ades ist bau getilgt; ob ErderschiUierer oder
mit Syncope zu lesen sei, ist nicht zu erkennen; 15. ob andere oder
andre, ist nicht zu erkennen; vor stiegen ist standen getilgt; 19. Sinnens
steht oberhalb ausgestrichenen Dencicens ; 25. Goethe begann den Vers
anfangs mit Jit^et, tilgte dies und schrieb darunter den Vers, wie er
jetzt gelesen wird.
I *
Bruchstücke aus Goethes Befreiung des Prometheus.
Immer lebendigen Schatten
tief innen wohnet heihger Dämmer
dort erwartet von allen
Schätzen des Meeres umgeben
IG Thetis den Gatten.
Ades der Erderschüttrer
Und Poseidon bauten sie auf
mit Kräfften der Götter.
Berge ftürzten zusammen und
15 andre fliegen autgerichtet
Empor, ewige Zeichen
Ihrer Herrschaft.
Auch meiner Seele nimmt hinweg Dein Licht den Gram
des tiefen langen Sinnens über meinen Schmerz
20 den unverdienten
Höret an die ihr tief in der Nacht
in den Holen geworfene Brut
auf den Thronen euch setzend dahin
I
Epilog zum Faust.
2. Epilog zum Faust. «
Abk ü n di gung.
Den heften Köpfen sey das Stück empfohlen
Wir möchtens gerne wiederholen
Allein der Beyfali giebt allein Gewicht.
Vielleicht daß sich was bessres frevlich fände. —
5 Des Menschen Leben ift ein ähnliches Gedicht
Es hat wohl seinen Antang und sein Ende.
Allein ein Ganzes ift es nicht.
Ihr Herren seyd so gut und klatscht nun in die Hände.
A 1) s r h i e d.
Am Ende bin ich nun des Trauerspieles
Das ich zuletzt mit Bangigkeit vollführt
Nicht mehr vom Drange menschlichen Gewühles
Nicht von der xMacht der Dunkelheit gerührt
5 Wer schildert gern den Wirrwahr des Gefühles
Wenn ihn der Weg zur Klarheit aufgeführt
Und so geschlossen sey der Barbareyen
Beschränkter Kreis mit seinen Zaubereven
Und hinterwärts mit allen guten Schatten
lo Sey auch hinfort der böse Geift gebannt
Mit dem so gern sich Jugendträume gatten
Den ich so früh als Freund und Feind gekannt
Leb alles wohl was wir hiemit beftatten
Nach Often sev der sichre Blick gewandt.
15 Begünftige die Muse jedes Streben
Und Lieb und Freundschaft würdige das Leben.
Denn mimer halt ich mich an Eurer Seite
Ihr Freunde die das Leben mir gesellt
Ihr fühlt mit mir was Einigkeit bedeute
Epilog zum Faust.
20 Sie schafft aus kleinen Kreisen Welt in Welt
^^'ir fragen nicht in eigensinngem Streite
Was dieser schilt was jenem nur gefällt,
Wir ehren froh mit immer gleichem Muthe
Das Alterthum und jedes neue Gute.
25 O glücklich! wen die holde Kunft in Frieden
Mit jedem Frühling lockt auf neue Flur
\'ergnügt mit dem was ihm ein Gott beschieden
Zeigt ihm die \W>lt des eignen Geiftes Spur
Kein Hindernil^ vermag ihn zu ermüden
30 Fr schreite fort so will es die Natur.
Und wie des wilden Jägers braulf von oben
Des Zeiten Geilfs c;ewaltiir freches Toben.
Die Abhiuhli^^iing von Geists Hand, 3 eigenhändige alte Correctur
über gestrichenem IVeuit nicht was neues ividerspricbt. — In Jolms später
Abschrift findet sich von Goethe als 2 eingeschoben Der Deutsche sii^t
z'erstäiidii^ :^« Gericht (im folgenden : Und vor dem gestrichenen IVir
mit Bleistift), 6 corrigirt Goethe eigenhändig Es hat ivohl [einen ver-
gessen?] Anfang hat ein Ende; also eine vStanze mit einem selbständigen
Schlussruf. Wir geben hier die ursprungliche Fassung.
Titel Abschied und l — 13 von (Jeists Hand, der liest eigenhändig.
Nach 14 gestrichen
Dein neuen Triebe, diesem neuen Streben
Begegne neue Kun/l und neues Leben.
Auf neue Sceueii iß der Geiß gewandt.
Das Ganze von diagonalem Strich durchzogen.
Goethe und die jüngste Niobetochter.
B. GOETHE UND DIE JÜNGSTE NIOBETOCHTER
VON WIELAND, BRIEF KLINGERS AN LENZ, TREBRAS
AUFZEICHNUNGEN ÜBER GOETHE, ZWANZIG BRIEFE
AN GOETHE, UND ZWAR VON JACOB UND WILHELM
GRIMM (NEBST EINEM PLAN DER BRÜDER ZU EINER
GESELLSCHAFT FÜR DEUTSCHE SPRACHE), FERNER
VON HEINRICH VON KLEIST, ADAM MÜLLER, ARTHUR
SCHOPENHAUER, LEOPOLD RANKE, UND EIN BRIEF
GOETHES AN CARL AUGUST NEBST DESSEN BESCHEIDE.
3. Goethe und die jüngste Niobetochter.'
Herzensgespräch [Selbstgespräch] der Zuschauer.
Hoft er wohl gar, vom Überfluß
Seines allmächtigen Genius^
Soviel Kraft und Geill: und Leben
Dem kalten Todten Bild zu geben,
Als es braucht, unter seinem Kuß
In süßem Mitgefühl aufzubeben?
Wollt wünschen, ich hätt so leidend und kalt
Die holde W**g^ in meinen Armen!
Bey Gott! sie sollte mir bald
Erwarmen!
K^lh.
Der närrsche Mensch !
Wieland. K ^ Iben ansehend.
He, trauter Herr,
Nicht wahr, wer izt gleich Göthe war!
Ist doch tausendmal glücklicher
Als wir alle miteinander!
' 2 Bl. 4° Briet"bogen, Wielands Handschrift. Auf dem ersten Blatt
links oben mit Blei von Kräuters Hand die Bezeichnung: ^Tiefurther
Spässe«. [ ] = gestrichen.
^ Am Rande von Wielands Hand: »^ Wellina;«.
Goethe und die jükgste Niobetochter.
KJb.
Sub rosa, war' ich nicht Alexander,
So möcht wohl so ein Schwärmer seyn !
Ulclaiui.
Topp ! Wenn er tauschen will, schlagt ein !
Sopbii'cbcn. '
Der Ungetreue!
Wie er sie küßt!
Kein ich verzeyhe
Ihms [Ximmermehr !] nun und nimmer,
So schön er ill:!
Wie er sie lieht!
Was er für süße
Nahmen ihr giebt!
Dem Todten Mädchen
Das weder Hände hat noch Füße !
Wie er sie drückt,
Wie er sie ftreichelt,
Wie er ihr schmeichelt !
Als ob keine Sophie war!
Der Ungetreue!
Kein, ich verzeyhe
Ihm nimmermehr!
y^ * ^: * Ut'l.
Mir wird so warm vom Zusehn schon !
Wollt ich war Endymion!'
iriclands Mutter.
Ilätt" ich in meinem fünfzehnten Jahr
So einen Menschen erblikt,
Ich furcht, er hätte mir ganz und gar
Den Kopf verrückt.
* Daneben eine kleine Silhouette der Sprecherin.
^ Über dem langen Gedankenstrich in kleiner Schrift: »der
Bcrlcpschinc.
Goethe und die jüxgste Niobetochter.
JFielands Frau.
Ob ich ihm wohl, wenn ichs erlebe.
In acht Jahren mein Mädchen gäbe?
IVieland.
Ihr Erdenklöße, den T * * 1 wißt
Wie einem Genie zu Miithe ist!
Seht nicht, wie seine ganze Seele
In Wonnegefühl
Sich untertaucht! nennts Sinnenspiel,
Wenn um diese keuschen Jugendwangen
Diese heil'gen Lippen seine Seele spielt,
Ganz Begierden frev sich fühlt.
Von Bedürfnis und Verlangen
Ganz entblößt, entkörpert ganz,
Wie ein Geift in Himmelsglanz,
Im Genuß des Schönen-Guten schwebt,
Und wahres Götterleben lebt!
MephistopheJes raunt Wielanden ins Ohr.
Närrchen ! daß deine Bonhommie
Dich ewig doch an der Nase zieh !
Siehft immer, du blödes Schaafgesicht,
Den Wald vor Bäumen und Sträuchen nicht.
Meynft immer, 's sev andern auch wie dir.
Und bleibil: drum ein Träumer für und tür.
Merkft denn nicht, daß es nur Muthwill ill:?
Und daß er in Niobe's Töchterlein,
Nichts anders als Bein von seinem Bein,
Nichts als Sein liebes Gretchcn [herzt und] küßt;
Und denkt dann im Hertzen : wie lieblich und fein
Ihm wäre, wenn er bev Mondes Schein
Auf halbbeleuchtetem Blumenbett
Solch Mägdlein in den Armen hätt?
Denkt : solche Unschuld, fromm und schlecht
Und graden Sinns, war mir eben recht!
10 Auszug einer Briefstelle Klikgers aus Giessem an Lenzem.
Könnt' ihr weiß nuichen was ich wollt
Nennt' ich sie kosend, mein Liebchen, mein Gold!
Machte noch gar sich ein Gewissen,
Wenn ich sie küßte, nicht wiederzuküssen ;
Liebte, vor lauter Unschuld, mich
So treuherzig und inniglich.
Schmiegte so schön sich an meine ßruli,
Daß ich vergieng' vor unendlicher Lult.
Glaub mir, Alter, so denkt er fürbaß!
indaud.
Apage Satanas !
4. Auszug' einer Stelle aus einem Briefe des Herrn
Klinger aus Giessen , eines gebohrnen Frankfurters
an Lenzen.
Hier haben Sie meine Geschichte. Soviel ich von
meinem Vater weiß, war er ein wunderbarer teuriger Mann,
der nicht an seinem Platz war. Dabey von edlem Sinn.
Gott weiß wie seine Seele die Richtung bekam. Ich verlor
ihn in meinem achten Jahr da er an einem Fall Itarb, das
so zu gieng. Er etc.
Nach seinem Tode wird meine Mutter krank aut 18
Wochen für Kummer. Wir Kinder all, und tremde Leute
nahmen das bissen wee das noch übria; war. Meine Mutter
von der Liebe zu uns geftärkt ermunterte sich. Arbeitet
mit ihren Händen, ernährt drev unmündige Kinder, ohne
zu vermeiden, nicht in Schulden zu kommen. Als ich
heranwuchs bat und flehte ich mich in die Lateinische
Schule zu halten. Das geschah, sie konnte mir nichts ab-
schlagen. Noch erinnere mich dal!"» sie mein erfles Sciuü-
geld nicht bezahlen konnte und es borgen nuilke. 13as gieng
' Octavbhut längsseitig, auf beiden Seiten beschrieben. »Lag im
Kasten der Frau-Rath-Briefe. Lenzens Handscliril't, gewiß eine Mitthei-
lung Ls. an Frau von Stein 1776.« (Erich Schmidt).
Auszug einer Briefstelle Klingers aus Giessen an Lenzen. 1 1
so iort. Sie erhielt mich bis ins 19 Jahr in allem, denn
wiis ich mit Iniormiren und vom Chor bekam \var sehr
gering. Zwey Jahr erhielt ich mich und gab ihr was ich
konnte. Nun wollte ich auf Akademieen gehn, hatte keine
100 fl. Ich ward mit Goethe bekannt. Das war die erfte
frohe Stunde meiner Jugend. Er bot mir seine Hülfe an.
Ich sagte nicht alles und gieng so, weil ich lieber fterben
wollte als unverdient was annehmen. Die 100 fl. waren
bald all. Der große Goethe drang in mich, machte mir
Vorwürfe und nun leb ich schon ein ganzes Jahr von seiner
Güte — o Lenz, bin ich Ihnen nicht verächtlich ? Ich wäre
tausendmal lieber geftorben, kann ich Ihnen sagen was
michs kolfete. Aber Goethe, oh wenn ich seiner werth
würde, wenn ichs ihm erftatten könnte, um froh zu fterben.
Ich bin nicht Herr über mich bis das geschehen ift. Und
die Angft er möchte sich manchmal einfallen lassen, meine
Liebe zu ihm rühre aus Intresse her. Liebfter, bin ich nicht
unglücklich? Und meine von Schulden u. Elend gedrückte
Mutter, meine leidende Schwestern wovon die eine ein
herrliches Geschöpf \i\, die alle auf mich warten etc.
Lassen Sie Goethen nicht merken gnädige Frau! daß
ich Ihnen das verrathen habe. L.
Ich danke Gott, daß Arundel lebt.
5. Lebensverhältnisse mit Ober-Berghauptmann
von Trebra. 1813.
Es war eine gar froh gelfimmte, luftige Gesellschaft,
welche sich in den Sommermonathen des Jahres 1776. am
Fuße der Sturmhayde zu Illmenau versammlet hatte. Die
Schätze der Unterwelt hatten hierher gelockt, Nachlese zu
halten, in den Ueberbleibseln eines, vorhin gar reich, und
glücklich gewesenen Bergbaues.
Groß und Klein, der hier zusammengekommenen,
noch ziemlich jugendlichen Bergleute, brachten ein mäch-
12 Neue Mittheilungek.
tiges Zutrauen, und so gewaltige Hoffnung mit zur Stelle,
daß sich damit der wirkliche Besitz, vollkommen ersetzt
hatte.
Frohheit war die Losung, und es schien wohl, als ob
man nur darum mit Gefahr des Kopfs und Kragens, müh-
selig genug, in die Tiefe der, mit StöUn durchschnittenen
Felsen , mehrmals hinabsteige, damit an der Mittagstafel
nachher, desto schmackhafter das muntere Glückauf! in
vollen Bechern die Runde laufen könnte. Bald ifimmte
sich der Ton völlig studentikos, denn es war nur ein ein-
ziger dabev, welchen eine Mandel schon verfloßener Jahre,
vom Studenten trennte, der sich aber auch bald wieder zu-
rück jubeln ließ, in jene harmlose Studentenfidelität.
Wie in jenen frohen Leben, ging auch hier die Rech-
nung auf das künftige Glück, hier diesmal auf den Bergbau,
deßen Reichthümer man sich ebenso gewiß glaubte, als
der Dukaten, welche der Vater schicken muß, wenn der
Sohn itudiren soll — und wir ftudirten Bergbau.
Ich war nur seit wenigen Tagen erst, in diesen leben-
vollen Zirkel eingetreten, angeschwommen aus einer Region
her, wo naher und ferner Dienflverhältniße wegen, das
Benehmen geräuschloß, sehr klüglich llill, und forschend
aus andern eingerichtet sc\"n nuilke, alle frohe Herzens-
crgießung zurückpreßend — hier war alles erlaubt. Unbe-
wacht ausgelafien zu sevn, war hier, wo nicht gefordert,
doch nicht ungern gesehen, wohl gar gewünscht. So hatte
auch ich, nach vorleuchtenden hohen Bevspiel, bald die
Ueberzeugung erlangt, obwohl auch bis hierher, Behutsam-
keit gebietende Dienstverhältnil^e mich begleitet hatten,
denn daß alle übrige, hoher Adel, und niederer, und Bürger
es glaubten, bewiesen allesammt mit Händen und Beinen,
im Gebrauch gegen sich unter einander, und gegen die
Höhern. Nicht das — flürterte der Lrnftere von ihnen mir
7,u, den ich schon vom erften Moment der Bekanntschaft an
im Auge behielt — /////' von ihren Leibern hnllel ench fern, nnd
Lebensverhältnisse mit Ober-Berghauptmann v. Trebra. 1 5
duldet lieber, was sie körperlich euch :^iifügen, luenn sie sich
:;^iir haudfälUgen Lußigkeit herahlaßen.
Noch manche andere solche tief Hegende Wahrheiten
hatte ich ihm schon abgehorcht, wo Großes im Wirken,
auf Bemerkungen im Kleinen lag — Ich will mir auch
gleich die Seitenhaare am Kopfe ganz wegschneiden —
war einmal der Einfall des höhern Frohsinns — Das kann
man bald machen^ war die Entgegnung des kalten Ernftern
darauf, nicht so sie luieder luachsen machen. —
Und doch ging diese Stimme der überlegenen Klugheit,
im Fortlaufe der Luftigkeit zu Regionen hernieder, die
ziemlich weit von jenem Schutzgeifterischen Benehmen im
Tiefblick, und in Aeußerung, entfernt lagen. Freylich hatte
auch solches Herabfteigen allemal einen eignen, moralische
hohe Zwecke aussprechenden Charakter. So war das launige
Gemähide in Stützerbach, wo die luftige Gesellschaft das
Glasmachen beaugenscheiniget hatte, und nun — wie sie
sich nie entgehen lies — ein frohes Mittagsmal zu ver-
zehren sich zusammen fand, das bey einen bemittelten
Krämer des Orts veranftaltet w'ar.
Freylich mochte dem Mann neben mehrern andern
Thorheiten, welche die luftigen Gesellen geschwind genug
ersahen, vorzüglich eine hohe Meynung von seiner Handels-
mannswichtigkeit innwohnen^ in welcher er sich jedem
grofen Kaufmann in Hamburg und Amfterdam parallel
setzen zu können meinte. In der sehr reinlich bürgerlich
verzierten Stube, worinnen die Tafel vorgerichtet war,
hing dieser gegen über, ein Oehlgemählde des wohlberühmten
Kaufmanns, Lebensgröße im Bruftftück, die eine Hand mit
langer Manschette im Busen, das kaufmännisch breite, zahme
Gesicht, durch sehr weiß gepuderte buschige Perücke, sehr
herrlich verziert. Manche Gesundheit wurde diesem, nur im
Oehlgemählde anwesenden Besitzer der Handlung, während
der Mittagstafel zugetrunken. Nun sie aufgehoben war, suchte
man das Original im untern Theile seines Hauses, in seinen
Waarengewölbern auf, und da, um es auch an handgreiflicher
14 Neue Mittheilungek.
Verspottung nicht fehlen zu htßen, wurden ihm von der Ge-
sellschaft manche leere und volle Tonnen, Kiil:en und Karten
Waaren, die mit Pfeffer und Ingwer, Zucker und Coffee
und Toback, überschrieben, und mannichfachen kaufmän-
nischen Bezeichnungen, von Ankern, und Triangeln geziert
waren, vor's Haus getragen, und manches gar den Berg
hinunter gekollert. In diese, etwas weit getriebenen zu-
dringlichen Spiiße der frohreichen Gesellschaft, hatte sich
der ernftere Geselle nicht eingelaßen. Dieser hatte während
des Unfugs im Handelsmagazin der untern Region des
Hauses, ein Gemähide in dem obern Zimmer vorbereitet,
das sehr eigen in seiner Art, ganz darauf abgemeßen war,
die höchfte Lächerlichkeit darzuftellen. Von jenem bürger-
lich eleganten Kautherrns Portrait hatte er das breite,
blonde, fade Gesicht ausgeschnitten; durch die hiermit
erlangre Oeffnung, schob er sein eigenes männlich braunes,
geiftiges Gesicht, mit den flammenden schwarzen Augen,
zwischen der weißen dicken Perücke durch; setzte sich
auf einen Lehnftuhl; ilellte das Gemähide im goldnen
Rahmen vor sich auf die Knie, und verhing die Beine mit
einem weißen Tuche. So wie die luftige Gesellschaft end-
lich wieder heraufgetobt war, um in dem Speise-Zimmer
Caff'ee zu trinken, öffnete sich die Thür der dran ftoßenden
Kammer, und das Contraftportrait zog überraschend hin,
beydes zum Gelächter, und zum Denken zugleich.
Bey solchen nicht zweydeutigen Merkzeichen, war es
mir gar nicht mehr zweifelhatt, des freundschaltlich lei-
tenden Genius Zweck war: durch einen, in überspannter
Lurtigkeit mit gemachten halben Schritt sich in die Möglich-
keit zu bringen, von der andern Hälfte defto gewisser, den
heran reifenden mächtigen Freund zurück zu halten, und so
aus dem dicken Uebel der Zerftreuung im Unfug der Leiden-
schaft, zum lichten Sonnenftrahl der Besonnenheit, zum
Genuß wahren und Nutzbringenden X'ergnügens zu lühren.
Ilierinn beleftigte mich noch mehr ein schönes Land-
schafts-Gemählde, das ich zwar nicht j^anz fertig, nur an-
Lebensverhältnisse mit Ober-Berghauptmann v. Trebra. 1 5
gefangen sah, von der Hand dieses freundschaftlich leitenden
Genius, während der mehrern argen Zerftreuungen in Ilmenau.
Herrlich bedeutsam angefangen. Es war die Gegend von
Ilmenau, von der Sturmhaide, und den, um und neben, und
über ihr ftehenden Gebirgköpfen, in dicken Gebirgsnebel
verhüllt, Vv"ie dorten ott vorkommt, in dem nemlichen
Moment aufs Blatt genommen, wenn eben der Nebel an-
fängt, sich zertheilend absondernd in Wolken zu verdichten,
diese sich von einander trennen, und zwischen ihnen in
den nun sichtbaren Plätzen die Köpfe der Fichten bewach-
senen Berge, nur dünn noch verschlevert, schon durch-
schimmern, und der hiermit schon wirkende Lichtilrahl,
sich merkbar macht, ob er gleich voll und frev, noch nicht
durchbrechen kann; des Gemähides Original sah ich nie
fertig, aber eine vollendete Copie davon, sah ich mehrere
Jahre später, als die Eriüllung dieser wahr prophetischen
Darstellung, weit umher schon wohlthätigll; gefühlt wurde.
Und es w^aren noch manche andere Zeichen reinften
Edelsinns, entschiedener Klugheit zwischen allen, oft auch
argen Lufligkeiten, des freundschaftlich leitenden Genius,
in dem kurzen, und oft wildrigen Zusammenseyn mit ihm
zu bemerken gewesen. Nur eins, die Wahrhaftigkeit des
Charakters antreffend, war mir sitzen geblieben, das ich doch
noch für künftige genauere Bemerkungen in näherer Be-
kanntschaft, vor allem Abftimmen aufbehalten mußte. Er
hatte in seinen Erzählungen von gemachten Gebirgreisen
mit vorkommen laßen:
»Daß er mitten im Winter, um die Weynachts-
Feyertage bey großem Schnee, und heftiger Kälte,
den Harz bereiset, und namentlich den Brocken be-
ftiegen habe.«
Das mußte mir wohl sehr verdächtig vorkommen,
denn ich war auch zu den Wevnachtsfeyertagen, Schluß
177 1. und Anfang 1772., ein paar Wochen aufn Harze ge-
wesen, wo ziemlicher Schnee lag, es heftig kalt war, und
wo ich bey einer Reise von Clausthal nach Andreasberg,
l6 Neue Mittheilungex.
aut dem Bruchherge, taft im Schnee hatte sitzen bleiben
müßen. Und was war der Bruchberg gegen den Brocken !
auf den im Winter niemand haußt ; wo tiefe Thäler mit
Schnee ausgefüllt sind, welche man von Felsen, und auf
Felsen, durch den nachgebenden Schnee, zur Ewigkeit
hinabftürzen kann. Wer möchte auch zu solcher kalter
Winterbrockenreise den Führer machen? und ohne Führer?
welcher gesunde Fremde möchte da wohl entschloßen ge-
nug seyn, solch eisiges Wagniß zu beginnen! —
Unerwartet führte mich bald hernach, im Jahre 1779.
eine Fügung unerwarteter Umftände, zu Dienften auf immer
an den Harz, und ich bellieg den Brocken im Sommer,
sah dabe}" noch lebendiger ein, wie mißlich, wenn nicht
gerade unbedingt unmöglich, im tiefen Schnee und großer
Kälte, eine Reise auf diesen höchften Gipfel der Berge in
Xiedersachsen seyn müßte. Mein Glaube an die wirkliche
Wahrheit solcher, in einer luftigen Gesellschaft beschrie-
benen Winterreise aufn Brocken, wo so manches N'olks-
mährchen einheimisch ift, kam sehr in die Klemme. Und
doch mußte sie wahr, unläugbar wahr seyn. — So ging es
mit meiner Ueberzeugung davon zu. Im Jahre 1783., nun
ich schon am Harze, und mit dem Harze, ziemlich bekaiint
worden war, besuchte mich im Septbr. der waghalsige
Erzähler, und natürlich mußte ich ihn selbft nach den
Brocken führen, der nun gewißermaaßen unter meinen
Dienftsprengcl mit gehörte. \'on Zellerfeld aus, wo ich
wohnte, nach nächften Wege, und damit ich durch eine
noch nicht durchreißte Gruppe der Harz-Gebirgsköpfe zum
höchften unter ihnen fteigen konnte, ging ich diesmal aul
das sogenannte Coniiiiiinion Torfhiuis zu, an der Haupt-
straße von Nordhaußen nach Braunschweig gelegen. Das
Forft- und zugleich Wirthshaus allhier, bewohnte der gehende
Förfter Degen, mir schon aus mehrern gehaltenen l'orlf-
ämtern, als eifrigfter Diener, allemal auf haltbarer Wahrheit
ftehend, in ziemlich platten Ernft, und diuch muntre Laune
mir bekannt. X'or seinem kleinen Hause, be\- heitei'n Weiter
Lhbensverhaltnissh mit Ober-Berghauptmaxn V. Trebra. IT
letzt im Freyen, richteten wir unser mitgebrachtes Mittags-
mahl vor. Er war sehr geschäftig bey so seltnen Besuche,
als ihm sein vice Berghauptmann war, mit Anftand Tische
und Stühle für seine hohen Gäfte herbey zu schaffen. Sein
Augenmerk nur immer auf mich gericiitet, damit er mit
seinen Anordnungen meine Wünsche treffen möge, fielen
nur spät erft seine Augen auf den , mich begleitenden
Fremden.
Ihn erblickend, sah er ihm erft noch forschender ins
Gesicht, sprach dann: Nun! da kommen Sie dann doch noch
einmal, in einer beßern Jahrszeit den Brocken zu besuchen.
Ja! sie würden dorten, als sie mitten im Winter von mir
begehrten, daß ich sie auf den Brocken führen sollte, mich
mit allen ihren guten Worten — er gab ihm einen Louis-
d'or — doch gewiß nicht beredet haben, ihr Führer zu seyn,
wenn nicht eben durch den gar ftarken Froft, eine harte
Rinde über den tiefen Schnee gezogen gewesen wäre, die
uns tragen konnte. Aber noch nie hatte ein Fremder das
von mir begehrt, auch würde ich mit keinem das Wag-
ftück unternommen haben, wiewohl es diesmal gut ablief;
und W'ir in guter Zeit von der Spitze des unbewohnten
großen Brockens, wieder hier waren, nachdem wir eine
gar seltene heitere Aussicht in der Runde umher genoßen
hatten. —
Lidem ich so, in noch angenehmer Jalu'eszeit die
Harzgebirge nach dem Brocken hinauf- und von ihm
wieder herab durchftreifte, führte mich mein waghalsiger
Freund noch zu einem Vergnügen, ebentalls ein~io in
seiner Art, und was es auch wohl lange noch ihm, mir,
und andern Gebirgforschern bleiben wird.
Wir gingen durch Schierke über Elend und Oder-
brückhaus, vom Brocken wieder zurück. Bereits im Jahre
vorher, auch im Septbr. hatte ich schon die Reise über
Oderbrückhaus , Braunlage und Elend nach Blankenburg
gemacht, und hatte auf dieser Reise, zwischen Oderbrück-
haus und Braunlage am Fuße der Achtermannshöhe ein
Gohthe-Jahrbuch IX. 2
l8 Neue Mittheilungen.
Stück ZLisaninicn gewachsenen Granits, mit dem schwarzen,,
jaspisartigen, wenig schietVigen Geilein getunden, worinne
der Andreasberger Bergbau, auf sehr silberreichen Gängen,
seit Jahrlumderten schon geführt wird. Wohl oft schon
hatte icli auf meiner bergmännischen Laufbahn, von dem
Urgebirge Granit, und dein Aiifsii::^en aller übrigen auf ihm
sprechen hören; gelesen; im Zusammenflellen mit anderer
Felsarten Mannichfaltigkeiten auch wohl geträumt, aber ge-
seheii hatte ich noch nirgends etwas davon, so deutlich
bezeichnend in der Farbe, und aut einander zusammen ge-
wachsen so teft, daß im Zerschlagen der Stücke, der Sprung
immer durcli bevde Gelteinarten fort lict, nie da, wo sie
zusammenliefen sich trennend von einander. Ich fand aber
hier am Fuße der Achtermannshöhe nur Bruchftücke davon ;,
nicht die Stelle im Berge, wo diese Felsen eingewurzelt
llunden. Dies mußte unftreitig wohl aut dem Gipfel dieser
Achtermannshoehe sevn, von wo die Bruchftücke herab
gerollt waren. In spätem Jahren wurde dieses, sich wirk-
lich so verhaltend, von Laiius entdeckt, der mir Zeichnung
und Anzeige davon einlieferte. Nur jetzt konnte ich den
Berg nicht befteigen, weil Dienftgeschäfte mich nicht dahin
führten. Auch gegenwärtig an der Hand meines Freundes
auf einer Wanderung durch die Harzgebirge, war es nicht
an der Zeit, jene hohe Gebirgskuppe zu erfteigen, und
wenn mir auch jenes gefundene seltne Stück, noch lebendig
genug, im Gedächtniß angeschrieben geftanden hätte. Aber
unser romantischer Weg, führte uns vom Oderteichdamme
in einer, mehr auf Dienftleiftungcn sich beziehenden Rich-
tung, auf den Kehbergersgraben herunter nach Andreasberg,
und so, nah an der Rehbergerklippe vorbc}-. Diese hohe,
nahe am Graben, ganz senkrecht da ftehende Felswand, war
mit einem großen Haufen herunter geftürzter Bruchftücke,
von Tisch und Stuhl, und C^fen Großen verschanzt, von
welchen sogleich viele zerschlagen wurden. Unter ihnen
fanden sich mehrere von jenen Doppelgefteinarten Granit, mit
aufgesetzten, eingewachsenen dunkelblauen, laft schwarzen,.
Lebensverhaltxissk mit Ober-Berghalptmanx V. Trebra. 19
sehr harten (jaspisartigen) Thongeftein. Die können nir-
gends anders herkommen, als von jener KHppe da vor uns.
Dahin müßen wir, antwortete mein Freund. Behutsam!
vorsichtig! schrie ich ihn nach, die Moosbedeckten schlüpf-
rigen Felsftücke, liegen gefahrvoll durch einander, wir können
die Beine dazwischen brechen. Xur fort! nur fort! ant-
wortete er voran eilend, wir müßen noch zu großen Ehren
kommen, ehe wir die Hälse brechen! und wir kamen zu-
sammen heran an den Fuß der Felswand, wo wir nun gar
deutlich den Abschnitt des schwarzen Gefteins, auf den blaß
fleischrothen Granit, in gar langer Linie sich hinziehend er-
kennen konnten. Aber, unserer ziemlichen Größe ungeachtet,
erreichen mit unsern Händen konnten wir sie doch nicht.
Wenn du dich fefl hinftellen wollteft, sagte mein Freund zu
mir; so wolte ich jene, in den Felsen eingewachsene Strauch-
wurzel ergreifen, mich im Anhalten an sie, hebend aut
deine Schultern schwingen, und dann würde ich den so
kenntlichen Abschnittsftrich, wenigilens mit der Hand er-
reichen können. So geschahs, und wir hatten das seltne
Vergnügen, den merkwürdigen Abschnittsftrich von hier
eingewurzelten Urgebirge rothen Granit, und drauf ftehenden,
dunkel- faft schwarzblauen Thongefteins nahe zu sehen,
sogar mit Händen zu greifen.
Ich habe nach der Zeit, späterhin, als ich veranlaßen
konnte, eine Rösche zu schlämmen, durch welche dieWaßer
des Rehberger Grabens dem Andreasberger Bergbau, durch
einen vorliegenden Gebirgskopf hin zugeführt werden, dies
Zusammentreffen des Urgebirgs Granit, mit der spätem
Bedeckung durch Thongeftein, auch innerhalb der Felsen
untersuchen wollen. Auf der Seite gegen iMorgen, wo der
Graben an sie antritt, ift der Eingang, das Mundloch der
Rösche im Granit, auf der entgegen gesetzten gegen Abend,
im schwarzen Thongeftein der Ausgang. Im langsamen
und bedächtigften Durchfahren dieser Rösche, habe ich alle
Mühe angewendet, einen eben so deutlichen, wenigftens
ähnlichen Abschnitt der bevden Gefteinarten zu finden, wo
20 Neue Mittheilukgen.
sie auf oder an einander sitzen, wie er in der Rehberger
Klippe am Tage liegt, aber mein Suchen, und sorgsamftes
Spüren war vergebens.
Freyherg beendigt den 2j Januar iS/^ v. Tr ;
Briefe Jacob Grimms.
6.
Eure Excellenz
haben erft kürzlich böhmischer und griechischer \'olkslieder
mit besondrer Neigung gedacht und schon einmahl vor
langer Zeit das schöne serbische Lied von Asan Aga nach-
gedichtet. Unter allen heutigen Slaven ertreuen die Serben
sich der reinften, wohllautendil:en Mundart, ihre National-
poesie reicht an Fülle und Gemessenheit meiner Meinung
über alles, w^as mir in dieser Art bekannt ill:. Ich zweifle
nicht, daß Sie Überbringer dieses Schreibens Herrn Vuk
Stephanowitsch, aus Serbien selbtl gebürtig, als gelehrten
Sammler, Kenner und Herausgeber dieser Dichtungen mit
Wohlwollen aufnehmen und sich aus seinem Munde selbll
einiges Nähere von der Sache, die ihm so rühmHch am
Herzen liegt, berichten la(>en werden. Nachdem er bereits
vor mehrern Jahren zu Wien zwei Bände dieser trefl^ichen
Lieder (schwerlich ill; ein schlechtes darunter) und zu
ihrem \'erftändnis mit dem Beitall der gelehrteilen Slavirten
Kopitar und Dobrowsky eine serb. (jrammatik und ein
reiclies Wörterbuch herausgegeben hat, beschältigt er sich
nuimiehr zu Leipzig mit einer neuen, beträchtlich vermehrten
Ausgabe der Lieder. Bereits ill: der dritte Theil bei Breit-
kopf und Härtel sauber gedruckt erschienen und dem Eürllen
Miiosch, welcher für Sammlung und L'nterlUitzuny der-
Briefe a\ Goethe von Jacob Grimm. 21
selben viel gethan hat, zugeeignet. Den erften oder zweiten
Theil gedenkt Hr. \uk Ihrer Durchlauchtigften Großfürftin
zu widmen. Eure Excellenz werden ihm am heften sagen,
ob es dazu einer vorgängigen Erlaubnis bedarf? und in
solchem Falle vielleicht die Güte haben, sie zu vermitteln.
Gehörnen Russen sind serbische Lieder leicht verftändlich
und schönere, lieblichere hat die russ. Literatur schwerlich
autzuweisen.
Da ich mich mit der serb. Sprache beschäftigt habe
und mit Hülfe des Wörterbuchs die Lieder ziemlich ver-
liehen kann; so bin ich so frei, zur Probe die Übersetzung
eines der kürzeren, wie sie in der Geschwindigkeit eben
gerathen will, beizufügen. Es ill aber kaum thunlich, die
vollkommenen Formen dieser Sprache in unser viel mehr
abcreschliffenes Deutsch, dem außerdem der trochäische
Silbenfall unbequem ift, zu übertragen und je bekannter
man mit den Originalen wird, defto mehr jammert es einen,
sie im deutschen Ausdruck zu radbrechen.
Ich bin mit Verehrung
Eurer Excellenz
^ , ^ „ gehorsamflr Dr.
Lassei i üct. 182^. ^ .
Grimm.
7-
Ew. Excellenz
haben durch die wohlwollende Aufnahme des Herrn Vuk
Sich denselben zu immerwährender Dankbarkeit verbunden.
Er ill: gegenwärtig in sein Vaterland heimgekehrt, wo es
nicht an Verkennern und Befeindern der verdienfllichen
Bemühungen dieses Mannes fehlt. Zumahl scheint ihm die
serbische und ungrische Geiftlichkeit abgeneigt, welche den
engen Kreis ihrer Kirchensprache durch die Aufmunterung
und Hervorhebung der lebendigen Landessprache beeinträch-
tigt wähnt, die Volkslieder für zu frei oder abgeschmackt
und der Sammlung tür unwerth hält.
Das beiliegende Lied von der Erbauung Scutari's hatte
mich durch seinen Inhalt, der sich mit weitverbreiteten
22 Neue Mittheilungen.
\'olkssagen berührt, vor andern angezogen. Die Schönheit
seiner Form dart nicht nach meiner, zwar getreuen, aber
unvoUkommnen Übersetzung ermessen werden. Befrie-
digende Übertragungen der serbischen, so wie aller \'olks-
lieder überhaupt, werden sich schwerlich geben laßen. Die
epischen Formeln, im Original natürliche Wiederhohlungen,
bekommen in der Nachbildung etwas Gezwungenes und
Schleppendes. \'ielleicht hätte ich andere und kürzere Stücke
übersenden sollen, vor allen das großartige Gedicht von
Marco's Tode; doch hat mir Herr Vuk gemeldet, daß er
selbft an Eure Excellenz gerade von diesem und andern
Liedern wörtliche Versionen hat gelangen lal>en, aus denen
sich die Einfalt und Gefälligkeit der Texte ebenßo gut oder
beßer ergibt, als aus meinen metrischen Nachahmungen.
Ich bin so trei, die \'erdeutschung der serb. Gramma-
tik beizufügen.
Mein Bruder, der Mahler, hat mit Dank und Belehrung
die Anzeige seiner radirten Blätter im letzten Hefte tür
K. und A. gelesen und denkt sich die ihm ertheilten Winke
zu Nutz zu machen. Neulich hat er Bildnisse göttingischer
Professoren mit Glück radirt, aber noch keine guten Ab-
drücke zur Hand.
Mit Verehrung Ew. Excellenz
CasseJ S Mai gehorsamfter Diener
1S24. Grimm.
FüNi- Briei-h Wilhki.m Grimms.
8.
Flochwohlgeborner Herr
Hochgeehrteller Herr Geheim Rath
Erlauben Ew. Excellen/, dal> ich bei Zurückgabe der
altdeutschen Manuscripte nochmals lür die gütige Mit-
theilung derselben danke, wie für die Nachsicht, womit
Sie mir solche fall ein halbes Jahr anvertraut haben. Ich
würde sie nicht so lange behalten haben, wenn ich nicht
Briefe an Goethe von Wilhelm Grimm. 23
7.U derselben Zeit auch von andern Orten Mss. erhalten hätte,
wobei mir eine kurze Frift gesetzt war; und wenn nicht
<ias copiren der alten Mss. eine so mühsame langwierige
Arbeit w^äre: zumal wenn die Verwirrung, wie bei einem
der dortigen, wie absichtlich vorkommt.
Ich nehme mir die Freiheit Ew. Excellenz ein hai-
risches Volksbuch zu übersenden, von dem ich einige Exem-
plare erhalten, worin freilich, was das schlechte se\n soll,
das belle seyn muß, das aber wie es mir scheint recht
gut ift, und worin der letzt noch lebendige Geift und Witz
des Abraham a Sancta Clara vortrefflich dargeltellt ift, so
wie auch das Bild nicht ohne allen Werth ift.
Auch erlaube ich mir zu bemerken, dal> das Bruchftück
einer Romanze, welches Sie auf einem Maculaturbogen
gefunden, zu drei oder vier ähnlichen gehört, welche Kose-
garten in seinen »Blumen« (Berlin 1808.) aus dem schwe-
dischen übersetzt hat.
Ich empfehle mich mit meinem Bruder der Gewogen-
heit Ew. Excellenz, und habe die Ehre mit \'ersicherung
der größten Hochachtung zu seyn
Ew. Excellenz
Caßel am S Jmix gehorsamfter Diener
iSio. Wilhelm C. Grimm.
9-
Cafk'! am iS''" Jnuy iSii.
Ew. Excellenz
erlauben, daß ich Ihnen die fertig gedruckten dänischen
Lieder übersende, und bitte das Buch ebenso geneigt an-
zunehmen, als einen Theil desManuscripts Sie angenommen,
welches ich die Ehre hatte Ihnen persönlich zu überreichen.
An Fleiß mancherlei Art habe ich es dabei nicht fehlen
laßen : mögte sich einiges der Arbeit das Wohlgefallen Ew.
Excellenz erwerben. Eine Neigung zu verändern und das
Fremde dem Theil des Publicums, das er im Sinne hat
näher zu rücken, mag wohl jeder Übersetzer empfinden,
24 Neue Mittheilungen.
and es liegt dieser Neigung gewiß ein richtiges Gefühl,
das nämlich, dnß vor allem eine lebendige wirkliche Be-
rührung das Wünschenswerthefte sev, zum Grund; indeß
wird doch eine Scheu die Würde und den Werth des Ori-
ginals nicht zu verletzen ebenso natürlich seyn, und ihn
antreiben, alles andere mögliche zu versuchen, doch zu
jenem Ziel zu gelangen und die Rechte der Gegenwart zu
beachten. So bin ich ganz treu geblieben und habe mich
doch gehütet, so viel ich konnte, nicht auf moderne Art
caricaturmäßig /u übersetzen ; ob es mir gelungen, weiß
ich freilich nicht, ich habe von niemand ein Urtheil darüber
vernehmen können: wird man es verneinen, so kann ich.
niich wenigftens mit einem beßern Willen entschuldigen.
Überhaupt darf ich auf kein sehr großes Publicum rechnen:
diese Lieder haben doch so manches eigenthümliche,
manche werden erft einem guten geneigten Willen zugäng-
lich und erfreulich, und dieser ift gar nicht zu erwarten
in einer Zeit, wo man die Critik über ein Gedicht für höher
halt, als die unschuldige Freude daran, so daß viele aus
Bequemlichkeit das Buch zur Seite legen werden. Indeß
wird doch niemand seinen Werth für die Geschichte der
Poesie so leicht ableugnen; daß diese Heldenlieder halb
unser verlorenes Eigenthum, und durch viele Jahrhunderte
hindurch gelebt, bleibt ein merkwürdiges Resultat; ich habe,
was mir sonft von allgemeinerm Intereße schien in der
\\)rrede bemerkt, in dem Anhang wird der, welcher sich
dem besonderen Studium zu lieb durcharbeiten kann, noch
manches andere nicht unwerthe daran geknüptt tmden. —
Darin daß diese Lieder durch so lange Zeiten lebendig ge-
blieben, so manches Gemuth bewegt, erfreut und gerührt
haben, von so manchem neu gesungen worden, liegt auch
der Grund, da(^ sie der modernen Critik unverwundbar
bleiben und sie können es wohl noch \ertragen, wenn sie
letzt ein einzelner schlecht nennt.
Durch einen glücklichen Zufall bin ich im Besitz herr-
licher Schatze der altnordischen Literatur, die man mit
Briefe an Goethe von Wilhelm Grimm. 25
Unrecht die isländische nennt. Der Minifter am dänischen
Hof, Graf Hammerftein, der mit schönen Kenntnißen Geift
und ein reges Intereße für die Wißenschaft verbindet,
sendet mir mit einer LiberaUtät, die eben so sehen ift, wie
jene Schätze es sind, Abschriften von den Manuscripten
des Magnäischen Inftituts, die icli mir nur wünsche. Es
ift viel glücklicher Zufall dabei vereinigt, denn ohne den
Einfluß seiner Stelle wairde es nicht so leicht möglich seyn
dazu zu gelangen, weil die Dänen mistrauisch sind und
eifersüchtig darauf. Dabei aber sind sie so trag und gegen
die Sache selbft eigenthch ganz gleichgültig, daß fürs erfte
keine Hoffnung da ift, sie würden etwas darin leiften: ein
recht klarer Beweis ift, daß sie eine vollitändige in jeder
Hinsicht fertige Bearbeitung der jüngeren Edda von einem
Isländer nun schon ein halbes Jahrhundert im Manuscript
haben liegen laßen, während die einzige Ausgabe von Re-
senius eingeftändlich sehr lückenhaft außerdem höchft selten
ift. Man darf fragen, welches Volk eins seiner wichtigften
Monumente in diesem Grad vernachläßigt, und niemand hat
sein Brot so in Sünden gegeßen, wie die beiden Isländer,
welche das Infl:itut besoldet zur Bearbeitung der alten Sagen,
und welche seit dreißig Jahren eine Übersetzung geliefert
haben. Das vorzüglichfte, was ich habe, ift eine Abschrift
des zweiten Theils der Sämundischen Edda, deßelben, wovon
Hr. Arndt ein Ms. mit sich herumführt. Es kann mich eine
Vorliebe, die aus dem Studium eines Gegenftands leicht
erwächft, und welche nicht zu sehr Tadel verdient, wenn
sie nur wahr ift, in etwas täuschen, allein diese Lieder
scheinen mir von so gewaltiger, großartiger Poesie, daß
ich sie mit zu dem vorzüglichften rechnen muß, was uns
aus der Zeit des ernften, grandiosen Styls von irgend einem
Volk übrig geblieben. Sie gehören meiil: in den Cyklas
des Nibelungen Lieds und ftellen die alte Sage in der dem
Norden eigenthümlichen abweichenden Recension dar. Sie
scheinen mir in dieser Geil:alt älter als das deutsche Lied,
es muß schon einige Zeit hingegangen seyn, eh sich das
26 Neue Mittheilukgek.
einzelne so zu einem Ganzen, wie in diesem, zusammen-
fügen konnte. \\'enn das Nibelungen Lied anmuthiger,
sinnlicher und menschlicher erscheint und der Kern schon
in einen reichen grünen Baum aufgegangen, so zeigt er
sich hier weniger entwickelt, urkräftig aber, wie auch die
Heldensage darin der Mythe und dem Bedeutenden viel
naher fteht. Manche wichtige Aufklärung wird sich daraus
ergeben, wie es z. B. ganz deutlich wird, daß man ' an
eine Seelenwanderung glaubte. Ich bin so frei Ew. Excel-
lenz eine Übersetzun» des erften Lieds, deren es etwa
zwölf sind, beizulegen ; es ifl blos ein Versuch, eine sorg-
fältigere und ausgearbeitetere, da mir noch n'iancher Aus-
druck dunkel iif, und die Hilfsmitiel beschränkt genug
sind, wollen wir Brüder mit dem nordischen Text und
einer Einleitung, die das m3'thische und hiftorische erläutert,
bekannt machen, wenn sich das Publicum nur einiger-
maßen dafür intereßirt.
Mein Bruder in München hat mir zwei Bilder, die er
vor einiger (Zeit)^ beendigt, zugeschickt mit der Bitte Sie
Ihnen zu übersenden.
Entschuldigen Ew. Excellenz diese Freiheit gütigil und
nehmen Sie die Blatter nachsichtig auf. Eine natürliche
Parteiliciikeit kük sie mich wohl zu günftig betrachten,
indeßen, wenn sie \'on einem fremden herrührten, glaub
ich doch, würden sie mir leicht und dabei kräftig gearbeitet,
überhaupt wohlgerathen \orkommen. Sie sind nach Ori-
ginalien der Münchner Bibliothek und^ wo ich nicht irre \\\
Luthers Kopf indeß auch in einer Steinzeichnung wieder
copirt worden. Mögten Ew. Excellenz dies alles mit wohl-
wollenden Augen betrachten.
lirlauben Sie mir die \'ersichrung der größten Hoch-
achtung und die Bitte um eine geneigte Erinnerimg
l'Av. I-^xcellenz gehorsamifer Diener
Wilhehn C (jrimm.
' Vorher noclinials irrthüiiilich »aiic
^ »Zeit« felilt im Ms.
Briefe an Goethe von Wilhelm Grimm. 27
10.
CaßeJ am i''"" August 1S16.
Als ich vor kurzem die Ehre hatte, Ew. Excellenz
meine Aufwartung zu machen, gaben wohlwollende Äuße-
rungen mir die Erlaubniß, Ihnen das Wenige, was mein
Bruder und ich bisher für die altdeutsche Literatur gear-
beitet, zuzusenden ; wovon ich hier Gebrauch mache. Daß
diese Arbeiten äußerlich Raum genug einnehmen, sehen
wir in diesem Falle eher für einen günftigen und bescheidenen
Umftand an, denn es verifeht sich dabei von selbft, daß
das Einzelne nur dann, wenn es in den Kreis beftinmiter
Betrachtung fallt, sich Ihrer Berücksichtigung und näheren
Theilnahme wird ertreuen dürfen.
Die frühfte der gegenwärtigen Schritten ifl: das Hildc-
hrandsJied ; da unsere Bibliothek diese schätzbare Handschritt
besitzt, so glaubten wir uns schon schuldig, den Gewinn,
der aus der eigenen Betrachtung derselben sich ergibt, mir-
zutheilen, wenn uns auch nicht die Arbeiten an der Edda
schon dazu geführt hätten. Es bleibt als das ältefle deutsche
Gedicht und der Ächtheit', die glücklicherweise keinem
Zweifel unterliegt, immer sehr merkwürdig und gewährt,
wenn auch nur einen doch einen hellen Blick in die Bildung
damaliger Zeit, welcher das Großartige, das den eddischen
Gesängen eigen ist, auch natürlich gewesen zu sevn scheint.
Wäre ein ähnliches Werk, auch nur von geringem Umtang
aus jener Zeit übrig geblieben, es würde mehr Autklärung
nach allen Seiten daraus hervorgehen als durch die müh-
samften Arbeiten eines ganzen Menschenlebens.
In den Haus-Märchen haben wir versucht, die noch
letzt dieser Art gangbaren Überlieferungen zu sammeln.
Sie bezeichnen einmal ohne fremden Zusatz die eigenthüm-
liche poetische Ansicht und Gesinnung des \'olks, da nur
ein gefühltes Bedürfniß jedesmal zu ihrer Dichtung antrieb,
sodann aber auch der Zusammenhang mit dem trüberen,
' So in der Handschrift, vielleiclit »wegenu zu ergänzen.
28 Neue Mittheilungen.
aus welchem deutlich wird, wie eine Zeit der andern die
Hand gereicb.t, und manches reine und tüchtige, wie ein
von einem guten Geift hei der Geburt gegebenes Geschenk,
immer weiter überliefert und dem begabten Geschlecht er-
halten worden. Wir haben sie aus beiden Gründen so rein
als möglich aufgefaßt und nichts aus eignen Mitteln hinzu-
gefügt, was sie abgerundet oder auch nur ausgeschmückt
hätte; obgleich es unser ^\\lnsch und Beltreben war, das
Buch zugleich als ein an sich poetisches ertreulich und ein-
dringlich zu erhalten. Ich lege nur den zweiten Band bei
und werde von dem erften, deßen Exemplare vergriften
sind, die neue ohnehin viel verbel-Wrte Auflage nachsenden.
Doch finden sich gerade in diesem Theile die merkwürdigen
mit der alten einheimischen Heldensage zusammenhangenden
Märchen, in welchen sich sogar noch das Nordische, näm-
lich die Sage von der im \' erborgnen lebenden kcniiglichen
Aslauga (Xr. 8) auch unter ims eriialten hat. Den An-
merkungen, welche ziu-neifl jenen Zusammenhang mit
dem früheren andeuten , ifl in dieser Geflalt vielleicht
etwas zu viel Schärte in dem Ausdruck der Behaup-
tungen nachzusehen, allein bei ihrer nothwendigen Kürze
war dies kaum zu vermeiden und eine nähere Darlegung
der Ansicht, worauf sie sich iKitzen, wird vieles in den
Zusammenhang und dadurch in sein rechtes gemäfMgtes
Licht ftellen.
Eine verwandte Sanniilung enthalten d\c clciitsrhcii Süi^oi,
wovon eben dieser erite Band erschienen ill. Da hier selbft
die Anmerkungen mußten zurückgehalten werden, so haben
sie wohl mehr das Ansehen eines blosen Unterhaltungs-
buches, indeßen deutet die \'orrede wenigticns an, dai> wir
noch einen hcihern Werth hinein legen; denn wir hoflen,
sobald die Sammlung beendigt ill , in einer besondern
Schlußschritt zeigen zu kcnmen, an wie viele Puncte z. B.
der dunkeln Zeit der Geschichte, der Sprache, die der sorg-
samften Betrachtung werth sind, diese Sagen ohne Zwang
sich anknüpten lassen, liier haben sich noch Überrelle der
Briefe an Goethe von Wilhelm Grimm. 29
alten germanischen Mythologie erhalten, wie z. B. die Frau
Holla nichts anders als eine wahre Natur Göttin, eine freund-
liche und furchtbare, eine große Mutter vom Berge ifl. Auch
die Sage von den Siebenschläfern findet sich als eine eigen-
thümlich deutsche in mancherlei Richtungen z. B. Nr. 29.
7. 21. 23. Uns ifl diese Sammlung eine angelegentliche Sache,
zwar verfteht sich von selbfl, daß wie durch ein Wörter-
buch eine Sprache nicht kann dargeftellt und eingefaßt
werden, so auch die deutsche \'ülksdichtung nicht damit
kann vollftändig begriffen w^erden, aber recht verlianden
und benutzt muß ein solcher Überblick aller Puncte, wo
sie sich geäußert, sey es nun in einer reichen oder armen
und kleinen Blüthe, das lebendigite Mittel zur Einsicht in
ihr Wesen seyn.
Bei der Edda kam es uns daraut an sowohl die wißen-
schaftlichen Foderungen nach unsern Kräften zu betriedigen,
als auch die ausgezeichnete und gewaltige Poesie darin
so nah als möglich zu rücken. Wären diese Lieder blos
mvthologischen Inhalts, wie die längll; in Dänemark heraus-
gegebenen, so könnte die hier zugefügte Prosa-Übersetzung
entbehrt werden, aber hier schien sie uns das natürlichfte
und darum befte Mittel zum Verfländniß. Die \'orrede
kann erft mit der zw^eiten Abtheilung dieses Bandes aus-
gegeben werden, indeß haben wir das nothwendigfte daraus
zur Bekanntmachung den Göttinger Anz. (1815. Nr. iio.)
mitgetheilt. Uns Deutschen gehören diese eddischen Lieder
in so vielen Beziehungen an, daß sie kaum etwas auslän-
disches heißen können. Merkwürdig bleibt wiederum ihre
geiftige Verwandschaft mit dem Oßian, ob sie gleich mehr
Leib und sinnliche Gegenwart haben.
Die Herausgabe des Aimoi Heinrichs ift zwar zunächft
durch die Zeit veranlaßt worden, indeß haben wir auch
hier ein ursprünglich einheimisches, in einer gewißen Vol-
lendung erzähltes Gedicht ausgesucht. Die voranflehende
Übersetzung sollte es gleichfalls allgemein zugänglich
machen : wir haben darin keine alte, unverfländHche Sprache
Neue Mittheilungen.
gehen laßen, aber auch nicht die X'ortheile aufgehen wollen,
die aus der Kenntnif:) derselben entspring:. Ob es uns
gelungen und das Ganze ohne Anftoß mit Wohlgefallen
zu lesen iil, können wir selbll: nicht beurtheilen; völlig
mißlungen und ganz unerträglich scheint uns die Art, in
welcher Zeune das Nibelungenlied in Prosa aufgelöft oder
eigentlich zerhackt hat. Bei dem Text haben wir den Ver-
such einer eigenthümlich critischcn Bearbeitung gemacht,
die Austührlichkeit der erklärenden Noten muss der Um-
ftand rechtfertigen, daß eine Grammatik der alten Sprache,
ein einigermaßen vollftändiges Wörterbuch noch gar nicht
vorhanden ift. Die zugefügten Abhandlungen werden sich
auch einmal runder ausarbeiten lalk-n, doch hoffen wir,
manches merkwürdige darin zusammengeffellt zu haben.
In den ahdenIscJjcn IVäldciii haben wir einzelne Vor-
arbeiten und aus unserer Quellensammlung kleinere Stücke,
so manichfach als möglich, mitgetheilt. Wir haben diese
Zeitschritt llreng iür Leute vom Handwerk bellimmt und
suchen in diesem Umffand, den man getadelt, eher cm Lob,
da es Unterhaltungsschriften, in welchen das ernll:haitere
gewöhnlich verloren geht, genug gibt. Nachsicht gegen
alles zu ffreng und einseitig gehaltene hatten wir uns
gleich in der X'orrede aus natürlichen Gründen erbeten.
Merkwürdig ill der Zusammenhang eines altdeutschen hier
aus der Handschritt zLierft abgedruckten Gedichts mit einem
neugriechischen \'olkslied (B. i. 35. ff. u. B. II. 181. tf.) Im
zweiten Bande ill ein altdeutsches mythisches Gedicht ab-
gedruckt, woraus sich eins und das andere zur Erklärung
der altd. Gemähide ergeben könnte, z. B. über die schwarze
Mutter Gottes. S. 206. Der dritte Band ill in diesem
Augenblick noch nicht vollendet.
Die altdeutsche Literatur und was damit zusannnen-
hängtj kann sich noch nicht rühmen, dal> sie in irgend
einer Richtung vollltändig zu überschauen sey , bis letzt
sind nur größere oder kleinere Bruchffücke daraus bekannt
geworden. Dies zieht ihr natürlich, wo nicht Abneigung
Briefe an Goethe von Wilhelm Grimm.
doch eine gewiße Gleichgültigkeit derjenigen zu, welche
sie nicht gerade als Handwerk treiben, wenigftens denken
sie, eine größere Theilnahme für die Zeit zu sparen, wo
der Gewinn für die Bildung im Ganzen sich erft leicht und
sicher ergeben würde und wo man ohne Gefahr zu viel
oder zu wenig zu thun, ihr den gebührenden Platz in dem
Kreise anweisen kann. Bis letzt ift es unter den Gelehrten
erlaubt, gar wohl schicklich, sie ganz zu übersehen
und fürs erfte gar nichts davon wißen zu wollen, so
daß schon eine besondere Lebendigkeit und Freiheit des
Geiftes dazu gehört, um zu fühlen, daß sie beachtet zu
werden verdiene. Die alte Literatur hatte bei ihrem Wieder-
erwachen den großen Vortheil von Fürften, welche die
Gelehrsamkeit mit andern Augen betrachteten, als es in
der Gegenwart bei den meiften der Fall ift, begünftiget zu
werden; dann aber auch den nicht geringern, daß die Aus-
bildung derselben mit der Ausbildung überhaupt fortschritt,
sie also gewiße natürliche Stufen erlebte und ftets im Zu-
sammenhang und als ein Ganzes weiter rückte. Fs erscheint
als ein großer Gewinn und es ill auch einer, dal^ diese
neue Literatur sich gleich an den iVIullern, die dort vor-
handen, aufbauen kann, allein es liegt auch darin ein nicht
zu leugnender Nachtheil, daß sie zu schnell zum Mannes-
alter springt und jenes umfaßende und wärmende Gefühl
der Jugend oder gar wohl der Kinderzeit verliert über ein-
zelne an sich treffliche und geiftreiche Arbeiten. Alles was
dauern und halten soll, muß wie edle Pflanzen langsam
wachsen. Welch ein Unterschied ift nicht zwischen der
Herausgabe eines Gedichts in Müllers oder auch von der
Hagens und Büschings Sammlung und der neuften cri tischen
Bearbeitung des Bonerius von Benecke und doch liegen
zwischen den letztern Arbeiten nur acht Jahre. Kommt
nicht anderweitige Hilte, so wird es noch lange dauern
bis nur eine Seite, um das Hauptsächlichfte zu nennen, die
deutsche Heldensage, als ein Ganzes wird überschaut werden
können. Diesem Mangel scheint nur ein gesellisres Arbeiten
32 Neue Mittheilungen.
und UnterftützLing von Oben her abzuhelfen. Wird ein-
mal durch den Abdruck der Quellen erft eine Übersicht
möglich, dann kann auch die Theilnahme daran und ein
lebendiges Publikum kaum ausbleiben.
Darf ich von uns selbll: etwas bemerken, so weiß ich
nicht, inwiefern sich der Zusammenhang, in dem wir diese
Literatur betrachten, auch in dem, was wir haben drucken
laßen, zeigt. Uns reizt weniger, was schon damals aus der
Fremde eingeführt wurde, so ausgezeichnet und schön manches
darunter ifl, als was unmittelbar aus deutschem Geift her-
vorgegangen war, denn es findet auch letzt, weil es nie
ganz versiegen konnte, noch seine Berührungspuncte, welche
die Hoffnung an eine fruchtbare Wiederbelebung gar wohl
geftatten. Indeßen, bei dem bisherigen zerftückten Wesen,
dürlen wir zutrieden sevn, wenn man wenigftens bemerkt,
daß es nicht planlos herausgerißene Einzelheiten sind.
Schenken Ew. Excellenz diesen Bemerkungen, die ich
nicht über die erlaubten Gränzen eines Briefs auszudehnen
mir erlaube, Nachsicht und uns beiden die Fortdauer Ihres
Wohlwollens, wir bitten darum, weil wir uns eines guten
Willens bewußt sind und uns nichts schatzbarer sevn könnte,
als wenn in diesem Bellreben etwas wäre, das Sie Ihrer
Berücksichtigung nicht unwerth hielten. Auch meinen
Jüngern Bruder Ludwig bin ich so frei Ihrem geneigten
Andenken zu empfehlen, er ill eben mit Herrn George
Brentano aus Irankfurt auf einer Reise nach Italien und
hat von Rom aus uns seine Freude über die alten und
wieder erw^orbenen Kunffwerke geschrieben.
Mit der Versicherung der voUkonunenllen X'erehrung
Ew. Excellen/
gehorsamer Diener
Wilhelm C. Grinuu.
II.
Nehmen Ew. Excellenz beihegende Sanunlung xon radir-
ten Blättern mit gewohnter Güte und Nachsicht auf. Sie
Briefe an Goethe von Wilhelm Grimm. 33
■machen als Zeichnungen nach der Natur keine höheren
Ansprüche, mein Bruder wünscht aber auf diese Weise
einzelne Studien, die für andere Zwecke doch unverloren
sind, festzuhalten und hofft, daß bei seinem Bemühen, was
ihm eigenthümlich und charakteriftisch , überhaupt auf
irgend eine Art ausgezeichnet schien, nur aufzunehmen,
•der Liebhaber solcher Arbeiten immer etwas Ergötzliches
•oder Willkommenes darin finden werde. Möge das Heft
mit den ital. Zeichnungen Ihnen einige Augenblicke an-
genehmer Erinnerung gewähren; dieser Wunsch so wie das
Wohlwollen, womit Ew. Excellenz schon vor Jahren ähn-
liche Zeichnungen meines Bruders betrachtet haben, muß
ihn entschuldigen, wenn er mit einer so kleinen Gabe sein
Andenken zu erneuern sucht.
Möge Ihnen vom Himmel noch eine Reihe heiterer
Jahre in neugeftärkter Gesundheit beftimmt sevn! \'er-
schmähen Ew. Excellenz diesen Wunsch und die Theil-
Tiahme an Ihrem Wohlergehen auch von denen nicht, die
sie ftill und in der Ferne gehegt haben und einer Gelegen-
heit sich erfreuen, wo sie sie äußern dürfen.
Ew. Excellenz
Cajfel den S"" Julius gehorsamer Dr
iS2ß. Wilhelm C. Grimm.
12.
Ew. Excellenz
nehmen mit gewohnter Kachsicht einige neuere Blätter
meines Bruders auf, w^elche die Bildniße Göttinger Profeßoren
enthalten. Er hat geglaubt die Bekanntschaft und Güte
dieser gelehrten Männer auf solche Art benutzen zu dürfen
und sich bemüht, sie so charakteriftisch, als ihm möglich
^ar, aufzufaßen. An der Fortsetzung des Werks ift durch
Zeichnungen gearbeitet.
Ich geftatte mir, eine Nachricht von Färöischen Liedern
aus den Götting. Anzeigen beizulegen, vielleicht, daß die
Theilnahme, welche Sie den Stimmen der Völker zu schenken
Goi-the-Jahrbl'Ch IX. 3
34 Neue Mittheilungen.
pflegen, auch diesen hier, in mancher Hinsiclit merkwürdigen,
einige AugenbHcke der Betrachtung zuwendet. Zu beßerm
Verfländniß füge ich die Übersetzung eins der eigenthüm-
Hchrten Stücke hinzu. Höchft wahrscheinhch hat sich darin
eine alte, in der Edda nicht mehr vorhandene Dämesage
erhalten, welche als unterhaltendes Märchen, wenn auch
ohne alle Ausbildung, doch angemeßen, reinlich und sauber
forterzählt wird. Deutlicii ift noch Verbindung und Kampf
der Menschen und Götter gegen die wilden aber mächtigen
Riesen sichtbar; umsonfl: ward bei den Elementen Schutz
gesucht, nur die Lift hilft endlich aus.
Mein Bruder Jacob dankt E\y. Excellenz iür die gütige
Übersendung der beiden Hefte über Kunst und Alterthum,
Ihre wolilwoUende Gesinnung ift uns eine große Ereude,
möchten Sie uns derselben immer würdig halten!
Ew. Excellenz
_ , -^ „ gehorsamer Dr.
Lassei 21. i\ov. 1024. "..,, , ^ .
Wilhelm Grmim
13—16.
Acta'
die Errichtung
einer deutschen Gesellschaft
tür Geschichte
und Sprache
betr.
18 16.
Plan kiker dkutschen Gesellschai-t von J. ukd W. Grimm.
\. Eine Gesellschaft für altdciilsche Lilerainr und das,
was damit natürlichen Zusammenhang hat, namentlich das
ilfiilsrhf Volksleheu müßte aus dreierlei Mitgliedern beliehen:
i) aus solchen, die sich ausschließlich oder zu meill dieser
Wißcnschaft gewidmet haben und so zu sagen vom
Handwerk sind.
' Die Aufschrift eigenliancii": von G.
Acta betr. d. Gesellschaft für deutsche Sprache. 35
2) die aus Neigung und einer edlen Achtung sie unter-
ftützen, wie Altadliche d. h. mit ihrer Unterthanen
Sprache, Lehensweise u. s. w. genau bekannte Guts-
besitzer. Es verlieht sich, daß sie zugleich Mitglieder
der erften Claße seyn können.
3) aus denen, welchen Beruf und Lage es leicht machen,
Hilfe zu leiften und die dadurch zum Theil wenig-
flens fürs Studium gewonnen werden können, dahin
gehören Amtleute, namentlich aber Landgeiftliche.
IL Die Regierungen müßen die Gesellschaft nicht blos
kennen, sondern auf verschiedene Weise befördern_, wie
hernach im Einzelnen angegeben wird. Ohne ihre Mit-
wirkung kann ein Hauptzweck kaum erreicht werden.
in. Die Mitglieder der erften Claße bilden zugleich
einen Ausschuß, welcher in einer Stadt, die etwa in einer
besonders Theil nehmenden Landschaft gelegen ili, oder
sonft Vortheile bietet, ein Local erwirbt und aus ihrer
Mitte zum wenigften zwei Archivare und die nöthigen
Gehülfen aufteilt, oder, wenn es beßer wäre, der Regierung
vorschlägt, damit diese sie anftellt.
IUI. An die Mitglieder der dritten Abtheilung ergehen
von der Regierung Erlaße, so wie dies in Dänemark für
die Commißion zur Bewahrung der Alterthümer geschehen
ift, wornach sie:
i) über alle Denkmäler in ihrem Bezirk, es seyen, Bilder,
Grabhügel, Steine mit Inschriften etc. wenigftens eine
Anzeige an die Archivare einsenden müßen, wo es
in ihren Kräften fteht, genaue Beschreibung mit einer
Abzeichnung.
Sie werden für Erhaltung derselben verantwortlich
gemacht.
2) Die Landgeifthchen erhalten den Auftrag besonders,
die Volkssitten (bei Hochzeiten, Leichen etc.) Rechts-
gebräuche, vor allem die Sagen und Lieder zu sammeln.
Sie liefern ferner Beiträge zur Kenntniß der Mund-
arten ihrer Gegenden, nach einer Anleitung. Ein
3
36 Neue Mittheilungen.
gewißes Stück, etwa aus der Bibel, wird von einem
jeden in der Mundart aufgefaßt und eingeschickt.
Die Mitglieder der zweiten Ckiße werden zu einer
gleichen Unterftützung in ihrem Bereich eingeladen. Sie
geben, wo möglich, Nachricht von einzelnen Sammlungen
und eine genaue Anzeige ihres Inhalts, so daß man in dem
Archiv wenigftens einsehen kann, wo man etwas finden
wird ; ferner von noch unbekannten altd. Handschriften.
\. Sämmtliche Beiträge werden an die Archivare ein-
geschickt, welche sie ordnen. Sie geben jedes Jahr, oder
welcher Zeitraum sonfl: paßlich seyn wird, Übersichten
von dem vorhandenen und hier und dort zu findenden heraus,
eine Art Jahrbücher, welche vom Publicum berichtigt
werden können.
Die Bekanntmachung der Sammlungen über Sitten,
Mundarten etc. kann, wenn sie etwas vollftändiges leiften,
vom Ausschuß verabredet werden ; wahrscheinlich wird sie
einem Einzelnen am heften übertragen.
Die Archivare haben ferner für eine volllländige Biblio-
thek der altd. Literatur in dem Sinne, in welchem sie
hier genommen wird, zu sorgen. Sie ill bei der Seltenheit
mancher Werke durchaus nöthig.
VI. Hauptangelegenhcit ill aber eine InDuhcJirifllicljc
QueUensaninihiiif^. Sie bclleiu in einer diplomatischen Ab-
schrift der zur altd. Lit. gehörigen ilandschr. und llrebt
nach einer vernünftigen
VoUßändigheii. Dci' lirwerb von (originalen ill natür-
lich vorzuziehen. Es verfieht sich, dal> mit dem wich-
tigflen muß angefangen werden und der Ausschuß die
Ordnung verabredet. Die Abschritten mü(>en unter den
Augen der Archivare gemacht und genau \erglichen werden,
indem die meiften Bibliotheken sich bei-eitwillig erzeigen
werden, ihre Originale mitzutheilen. An die llauptorte
Heidelberg, München, \\'ien müfne einer vom Ausschuß
reisen um die Sache dort zu leiten.
Acta betr. d. Gesellschaft für deutsche Sprache. 37
VII. Aus diesem Archiv, der Quellensammlung und
der Bibliothek erhält ein jeder vom Ausschuß, wo er nicht
selbft an den Ort kommen kann, was er für seine eigen-
thümliche Arbeiten nöthig hat. Diese sind gan:(^ frei und
es findet keinerlei Beschränkung flatt. Jede wißenschaft-
liche Bildung nimmt einen nothwendigen Gang, den keines
Menschen Kraft beftimmen kann und dem man selbft eine
falsche Richtung in einem einzelnen Punct nicht gewalt-
sam abschneiden darf, weil diese mit dem eigenthümlich
trefflichen zusammenhängen kann.
VIII. Nöthige Arbeiten nach dem gegenwärtigen Stand-
punct und vorzuschlagen wären:
i) Sammlung und Erklärung alter Namen aus den alten
Urkunden und Schriftftellern.
2) Sammlung der deutschen Gloßen aus der älreften Zeit.
(Der dritte Theil des Schilterschen Thesaurus hat im
Plan u. in der Ausführung große Fehler) Reinwaldt
hat hierin gearbeitet und seine wahrscheinlich zu
München sich befindliche Papiere wären zu benutzen.
3) Herausgabe der altsächsischen EvangeJieidiarrnonie. Auch
hier sind Reinwaldts vieljährige Arbeiten vorhanden.
4) Neue Ausgabe des Ottfried durch Benutzung der noch
ungebrauchten und neugefundenen Hss.
5) Herausgabe des Reinhart Fuchs mit seinen manichfachen
Verzweigungen.
IX. Dagegen sind gemeinschaftliche Arbeiten, welche
nothwendig von der Gesellschaft müßen übernommen
werden, folgende :
i) Ein Wörterbuch der altd. Sprache aus dem 12 — 14 J. h.
Dazu müßten alle Mitglieder der erften Claße Beiträge
einsenden. Für einen oder ein paar Menchen ift die
Arbeit unausführbar. Die im Archiv gesammelten
Quellen würden ein vortreffliches Werk möglich machen.
Die Verarbeitung der Beiträge könnte endlich nach
Übereinkunft des Ausschußes einem höchftens zweien
3 8 Neue Mittheilungen.
anvertraut werden. Es ift dabei die Rede von einem
erneuten Scherz-Oberlin.
2) Beiträge ~tir Grammatik. Der vorherrschende Charakter
derselben müßte eine hiftorische (nicht critische) Be-
trachtung der Sprache sevn. Die Ausarbeitung der
Beiträge zu einem Ganzen müßte auch einem £"/;/^f/-
nen anheimfallen. Ohne die manichfachen Beiträge
der Einzelnen würde eine zu vorschnell geschriebene
Grammatik nachtheiHgen Einfluß auf die Behandl. der
Sprache in den Ausgaben haben, denn es würde manches
zu früh beltimmt und feftgesetzt werden, was erft die
mühsamften WM'arbeiten erfordert.
3) Eine Sammlung der deutschen Claßiker des Mittelalters.
Es ift dabei auf eine critische u. sorgfältige Behand-
lung der Urschrift abgesehen, nicht von einem blosen
Abdruck einer Handschrift die Rede. Die Auswahl
wird vom Ausschuß beftimmt und einer oder zwei
übernehmen ein einzelnes Gedicht. Über allgemeine
Regeln bei der crit. Behandlung des Textes wird man
übereinkommen, sonft bleibt Freiheit und es wäre
nur von den leitenden Grundsätzen vornen in der
Einleitung Rechenschaft zu geben.
X. Diese Werke werden so wie die Jahrbücher aut
Koften der Gesellschaft gedruckt und einem bekannten
Buchhändler in Commißion gegeben. Der reine Gewinn
käme den einzelnen Verfaßern zu.
XI. Es wird ein nicht unbedeutender Schatz nöthig
seyn i) für Local u. Besoldung der Archivare und Schreiber.
2) für die Quellensammlung und Bibliothek, s) Druck der
Werke. Auch wäre Geld für Nachgrabungen, Abzeich-
nungen, Reisen, sehr wünschenswerth.
Dieses Geld wird gegeben von der Regierung und den
Mitgliedern der zweiten Claße.
XII. Die Frage ob und in wiefern die nordischen und
angclsächs. Alterthümer mit hereinzunehmen sind wird
Acta betr. d. Gesellschaft für deutsche Sprache. 39.
nach der Fähigkeit und Neigung der Mitglieder erfter Classe
zu beantworten seyn. Es wäre dann eine Queliensammlung
anzulegen, die wegen der Reisen nach Copenhagen Stock-
holm und England noch größere Koften veranlaßen wird.
Übrigens verfteht sich, daß alles hierin gedruckte in jedem
Fall für die Bibliothek gesucht wird.
W. Gri.mm an Goethe.
14.
Ew. Excellenz
sende ich den mir gütigft mitgetheilten Plan zu einer Gesell-
schaft für die deutsche Geschichte dankbar zurück und
behalte nach Ihrer Erlaubniß davon eine Abschrift. Schon
dieses Frühjahr war ich von dem Ganzen durch Herrn
von Savigny mündlich unterrichtet und habe es letzt genauer
kennen gelernt. Es läßt sich diesem Plane nur gutes nach-
sagen und es ifl darin ebenso das wichtige, dringliche und
zeitgemäße als das Schwierige des Unternehmens gefühlt.
Wäre er weniger aus allgemeinern Betrachtungen, sondern
aus einem einzelnen bei einer schon wirklich vorgenommenen
Arbeit lebhaft gefühlten Bedürfniß hervorgegangen, so würde
er beschränkter, aber auch zur Ausführung faßlicher sevn,
doch ift ja selbft darin ausgedrückt, daß an eine völlige
Ausführung nicht zu denken sey und die abgefteckten
Gränzen bezeichnen blos das Ideal. Mir scheint es vor
allem nöthig, daß, wie es auch gesagt ift, ein Anfang
gemacht werde und das Ganze irgendwo den Fuß aufsetze.
Am tauglichften ift dazu wohl die Sammlung von Ur-
kunden, weil hierbei schon wirklich vorhandene Arbeiten
entgegen kommen, denn ich zweifle nicht, daß noch mehrere,
als ich kenne, daran gearbeitet und nur in der Überzeugung,
daß die Herausgabe unmöglich sey, sie aufgegeben haben.
— Beftimmt ift hier der schon bejahrte Nikolaus Kindlinf^er
Archivar in Fulda zu nennen, der noch im Jahr 1806 einen
Versuch gemacht, seine Urkunden herauszugeben, aber schon
mit dem erften Heft (Leipzig b. Fleischer. Sammlung
40 Neue Mittheilungen.
merkwürdiger Nachrichten und Urkunden für die Geschichte
Deutschkinds) aufhören mußte. In Corvei soll der Dom-
dechant Crux (wenn ich seinen Namen richtig schreibe)
schöne urkundliche Sammlungen besitzen ; über das hiesige
Archiv wird der geheime Referendar Kopp ehemals in hie-
sigen Dienften, letzt Privatmann in Mannheim gute und
gelehrte Auskunft gehen können. Der gegenwärtige Archivar
ill so mit anderweitigen Arbeiten überhäuft, daß er an
dieses Neben Amt kaum denken kann. — Es kommt darauf
an, daß in dem Ausschuß, der eine landschaftliche Gesell-
schaft bilden soll, sich von selbll: ein Präsident hndet, der
schon längft in Arbeiten dieser Art gelebt und dem letzt
erfl: Licht und Luft zugeführt worden. Mit andern Worten,
daß man eines Resultats gewiß ill, ohne das würde selbft
guter Wille leicht herumirren und die angeregte Luft wieder
zusammensinken.
Zweitens wäre der Zuftand von lebendig verbreiteter
Theilnahme, den der Plan voraussetzt, schon wirklich letzt
vorhanden, so wäre die Frage, ob nicht, trotz aller äußern
Hemmungen und Trennungen, sie schon durchgebrochen
und zu gemeinsamer Thätigkeit gelangt wäre. Die Gesell-
schaft soll also auch bildend wirken und jene Theilnahme
erfl hervorgerufen werden, mithin ift das Bedürfniß der
Bildung einer Schule sichtbar. In welchen Ständen soll
diese aufwaciisen? Bei Universitäten ift schon eine gewiße
fert beftimmte Richtung der Einzelnen Glieder vorhanden,
doch können und müßen daher Theilnehmer kommen, aber
sie werden immer nicht die größere Anzahl se\n. Von
Academien kommt vielleicht auch Beistand, nur ift man
an etwas erftarrtes und lebloses bei ihnen schon seit langen
Zeiten gewöhnt. An unabhängige den Studien blos sich
widmende Privatgelehrte denkt man nach der allgemeinen
Verarmung nicht mehr. Es bleiben also niemand als Staats-
diener. Hier mufb man aber den traurigen Umftaud be-
merken, wenigftens so weit meine lu'tahrung reicht, da5
in der X'erwaltung, dem juftiz- und Gamer.dlacli alle Beamten
Acta betr. d. Gesellschaft für deutsche Sprache. 41
durch die immer vermehrten Arbeiten und verringerten
Arbeiter, so sehr beschäftigt, betäubt oder abgeftumpft sind,
daß ihnen für das Wißenschafthche keine Zeit übrig bleibt,
oder eine im höchften Grad lebendige Luft daran in ihnen vor-
handen seyn muß, die sich durch zehn und zwanzigjährige Stö-
rungen erhält. Hier wird ein Mitglied für die Gesellschaft
nur durch glückliche Zufälle ausnahmsweise gewonnen
werden. (In früheren Zeiten wäre auch der Vorzug ge-
wesen, daß gewiße Arbeiten mehr hiftorisch betrieben
wurden, z. B. die Regulirung der Steuern, also mit jenen
wißenschaftl. Beschäftigungen näher verwandt waren.) Da-
gegen bleibt ein Stand, der an der Gesellschaft großen
Antheil nehmen könnte, nämlich der Geiftliche. Von Pfarrern
ift auch noch immer für Special Geschichte, Idiotikon aus
eigenem Antrieb manches geschehen, so ift z. B. von Steinen
in seiner weflphäl. Gesch. manche Urkunde gesammelt und
bekannt gemacht. In den katholischen Ländern könnten
außerdem die Domherrn angeregt werden, bei denen, wenn
sie bisher aufs Sammlen verfielen, es meift auf eine bizarre
oder lächerliche, manchmal auch sinnlose völlig unfruchtbare
Weise eingerichtet wurde. Hier in Heßen und auch wohl
in andern Orten haben die Landgeiftlichen häufig den Cha-
rakter von Berathern in wehlichen Angelegenheiten und
Nöthen erhalten, das hat eine schöne und nützliche Seite;
daß sie aber zugleich auch Landwirthe größtentheils seyn
müßen, sollte abgeschafft werden und dadurch möghch
gemacht, sich wißenschaftlichen Arbeiten zu wndmen. Hier
müßten also einerseits die Regierungen wirksam seyn, aut
der andern Seite aber Mitglieder der Gesellschatt auf den
Universitäten Neigung dazu hei den Candidaten erwecken.
Wo der geiftliche Stand noch in guten und würdigen Ver-
hältnißen befteht, wie in Altwürtemberg wird er die Ge-
sellschaft gewiß fördern können und leicht dafür zu ge-
winnen sevn.
Überall müßten wirkliche Archivare angeftellt und
dieses Amt nicht als ein Nebenamt ertheilt werden, wo
42 Neue Mittheilusgek.
dann höchftens nur gesorgt wird, daß die Sammlung nicht
äußerlich zu Grund geht, wie es z. B. hier ill. Das wären
natürhche MitgHeder der Gesellschaft.
Endlich : entwickelte sich die Gesellschaft ftufenweis
immer fortschreitend wie der Plan hofft, so wäre freilich
beini Anfang eine kleine Summe hinlänglich. Allein man.
muß auf Zeiten gefaßt seyn, in welchen Einzelne erll das
Ganze zusammenhalten und soll es dann nicht fallen, so
muß es ' gewiß seyn, dal3 jede tüchtige Arbeit erscheinen
kann und honorirt wird. Es kommt mir auch vor, daß
Regierungen nicht leicht zu wicderhoUcu Beiträgen zu
ftimmen sind. Vielleicht glückt es aber, daß im Anfange
alle Fürftenhäuser in Deutschland unterzeichnen und auf
diese Art ein ansehnlicher Schatz gesammelt wird.
Zu dem §. 14. hätte ich folgendes zu bemerken:
Eine Sammlung der handschriftl. Quellen iil; sehr
nöthig, mußte sich aber voreril: auf die aUdciitsäjcu be-
ziehen, warum das angelsächsische hervorgehoben wird.
sehe ich nicht, es bleibt wichtig genug, aber dem aller-
nächflen, dem altdeutschen, der \'orzug. Hierzu kommt
die Schwierigkeit für das AngelS. etwas bedeutendes zu
leifl:en, da deshalb Reisen und Aufenthah nach Gopen-
hagen und l:ngland wo die Hfl", liegen durchaus nöthig
sind. \'ielleicht ift die Behauptung aus dem Irrthume ent-
ftanden, die noch ungedruckte Evangelien-Harmonie, wo-
von sich eine HS. letzt in München, die andere in der
Cottonianischen Bibliothek zu England befindet und welche
ein in jeder Hinsicht ausgezeichnetes V/erk ilf, sey angel-
sächsisch, sie ist aber rein altsächsisch imd gehört zu der
altdeutschen Literatur. Ferner bearbeitet Herr Rafk in
Copenhagen nicht nur Others und Wulfffans Reise und
will Anmerkungen zu dem \'on 'Fhorkelin vor kurzeni aus-
gegebenen AS. Gedicht liefern, sondern er hat auch eine
' In der lls. zweimal »csi<.
Acta betr. d. Gesellschaft für deutsche Sprache. 43
angels. Grammatik vor, die gewiß sich auszeiclmet. Eine
isländische Grammatik und ein isländ. Wörterbuch ist
gleichfalls vorhanden, jene ebenfalls von Rafk und sehr
gut (im j. 1812.), dieses von ßiörn Haldorson mit einer
Vorrede von Peter Erasm. Müller (1814.). Rafk hat gleich-
falls dabei Hilfe geleiftet. Was das Mösogothischc im
Ulfila betrifft, so ift es wenigftens schon so bearbeitet,
daß das andere erft auf gleichen Punct müßte gebracht
werden, ehe man für dieses besondere W^ünsche zu liegen
hätte. Überdieß ifl von einer neuen Ausgabe in Schweden
schon vor ein paar Jahren die Rede gewesen, da sich be-
kanntl. die silberne Hf. längll: in Cpsal befindet. — Schul-
grammatiken und Handwörterbücher von der altd. Sprache
des MittelA. (die man nicht mit dem beschränkenden Namen
der schwäbischen bezeichnen sollte) sind letzt noch eine
sehr schwierige oder gar nicht zu lösende Aufgabe, wenn
es nämlich nicht sehr unvollkommene leicht schädlich
wirkende Anfangs-W>rke, sondern Resultate von gründlichen
Vorarbeiten seyn sollen.
Das hätte ich gegen den §. 14. zu sagen, als eine eigent-
hche Ansicht von dem Gegenftand lege ich einen Plan zu
einer Gesellschaft für altd. Literatur, Ew. Excellenz zur
Beurtheilung und Prüfung bei. Er ift ohne Beziehung auf
jenen größern gemacht, dem er wohl größtentheils könnte
einverleibt werden, wenn man einer einzelnen Abtheilung
so viel Ausdehnung geftatten will. Veranlaßung war die
zu Kopenhagen verordnete Commißion zur Bewahrung
der Alterthümer und ein von andern ausgesprochener Wunsch.
Nämlich schon im Januar schrieb mir der Freiherr Hans
von Hammerftein, der mit Geift und Liebe an den deutschen
Alterthümern hängt: »ich sammele fleißig (auf seinem Gut
Equord bei Hildesheim) und fordere andere dazu auf und
es wird sich ein \'orrath bilden, dafür flehe ich, zählen
Sie mich zu den Apofleln Ihres Glaubens an Wiederher-
ftellung der verlorenen alten (Sagen-) Geschichte. Ich be-
kehre wenigflens eine Classe, die wenn sie auch nicht ge-
44 Neue Mittheilungen.
rade die gelehrtefte ift, doch Muße und große iMittel hat,
indem sie Gegenden beherrscht und für ihr Geld reisen
und aufkaufen und schreiben und zeichnen laßen mag,
wenn ihr Intreße nur erfl darauf gerichtet ift. Geben Sie
uns etwas dafür, den Plan zu einer gehaltenen Sammlung
von Alterthümern des nördlichen Vaterlandes — Für eine
Zahl Mitarbeiter, nur Träger der etwaigen Koften hafte ich
und die Letzteren mögen auch nützlich ja nothwendig
werden. Sagen Sie mir, was Sie darüber denken, und
was vielleicht schon geschehen ift, denn ich habe wenig
erfahren, (f
Ew. Excellenz sehen, daß auf eine gewiße Theilnahme
hierbei zu rechnen wäre und es sind natürliche Gründe,
warum Geldunterftützung von Einzelnen eher zu erwarten
ift. Überhaupt hat das beschränktere das Angenehme einer
größeren Sicherheit der Wirkung. Übrigens brauche ich
wohl nicht auszuführen, daß wir zu dem Wenigen, was
wir hierbei leiften können, jederzeit bereitwillig seyn werden.
Ich schließe indem ich mich mit den Meinigen Ihrem
ferneren Wohlwollen empfehle
Ew. Excellenz
gehorsamer
W. C. Grimm.
Cüßcl am 20 Septhr.
iSi6.
N. S.
Ich muß noch zu §. 17. bemerken, daß die Geschichte
des 30 jähr. Kriegs nicht wohl dürfte ausgeschloßcn seyn;
mir fällt das gerade ein, weil sich hier noch merkwürdige
handschriftl. Nachrichten davon im Archiv finden sollen.
Ich lese eben in dem Hamburg. Beobachter Nr 397.
daß sich zu Stockholm eine zwar beschränktere aber doch
ähnliche Gesellschaft für die skandinav. Geschichte durch
den Ereiherrn von Stiernold i^ebildet.
Acta betr. d. Gesellschaft für deutsche Sprache. 45
I.M Allgemeinen.
15-
Nach meiner Ansicht muß:
i) Jeder, auch der kleinfte Staat, (weil im Gebiete der
Wissenschaften überhaupt, so wie besonders in der Ge-
schichte, nichts klein ift,) seine eigene Gesellschaft, Aka-
demie, (oder wie man das nennen will,) bilden können,
und nicht unter einer allgemeinen Benennung exiftiren. So
müßte z. B. durchaus nicht von Bairischer Akademie die
Rede seyn, wenn etwa Anspach und Baireuth gemeinet
würde. Auch hat Franken in Rücksicht der Deutschen Ge-
schichte, ein höheres Interesse als Baiern.
2) Die Niederlande, möchten wohl für sich eine Gesell-
schaft bilden. Seit Jahrhunderten sind sie Deutschland ziem-
lich fremd greworden.
3) Die Fürften des Landes müßten das Werk unter-
ftützen, aber selbft dürften sie nicht Präsidenten seyn. Wie
würden sonft Politik , Hof pp auf die Geschichte ihren
Einfluß sowohl als ihr Veto zeigen!
4) Die Bibliotheque historique de la France, par Mr.
Lelong(nichtBelong) könnte kein anerkennlichesMufterseyn.
5) Die Scriptores rerum Germanicarum von neuem
abzudrucken , war Wasser in's Danaiden Sieb getragen ;
Wir haben schöne Ausgaben, die in den Auktionen um
Spottpreise weggehen.
6) Wenn von Urkunden Verzeichnissen die Rede ifl,
haben wir bessere als die Franzosen.
7) Die Unkoften wairden schwerlich ohne große Schwie-
rigkeiten herbei geschafft w^erden können, und das General-
sekretariat würde sich besser befinden, als die Schriftfteller
welche arbeiten müßten, während jenes nur regiftrirte.
Goethe an Carl August mit des Letztern Resolution.
16.
Ew. Königl Hoheit
beachten gnädigft beykommendes Fascicul mit dem es
folgende Bewandniss hat :
46 Neue Mittheilungen.
Schon im Laufe des gegenwärtigen Jahres vernahm
ich von Berlin dass man die Absicht habe von dorther die
deutsche Nation anzuregen, dass sie gemeinsam für Ge-
schichte und Literatur zweckmäßige Bemühungen unter-
nehmen möge. Staatsrath von Niebuhr empfahl bev seiner
Durchreise dieselbe Angelegenheit.
Nun aber bringt Canzler von Müller einen weitläufigen
Aufsatz, den Plan umfländlicher vorlegend, aber auch eben
dadurch die Schwierigkeit ja Unmöglichkeit desselben an
den Tag bringend. Er erhielt ihn aus den Händen des
Herrn Staats-Minifters von Stein.
Da ich in diesen Regionen mich nur als Gafi: und
Wanderer aufgehalten ; so ersucht ich die Gebrüder Grimm,
in Cassel, als Männer vom Handwerk, mir hierüber ein
freyes Gutachten zu erftatten, welches sie, sehr genügend
wie mir scheint erfüllt, und ich rtand im Begriff diese Papiere
dem Minifter von Stein, als ein Zeichen der Aufmerksam-
keit zu weitern Gebrauch zu übersenden. Ehe aber dieses
geschieht wünsche vorher Ew Königl. Hoheit gnädigfle
Beyftimmung, in wiefern ich hier blos als Privatmann han-
deln soll, oder vielleicht einige Hoffnung zu Höchildero
Theilnahme erregen dürte.
Es kann und wird immer etwas Gutes daraus entftehen,
sobald sich irgendwo ein thätiger Mittelpunkt teftsetzt,
andere zur Nachfolge reizt und mehrere solche Lebens-
punkte sich in Rapport setzen. Und so würde sich nach
und nach eine Gesellschaft organisiren, welche jetzt aus
vielen, aber zerllreuten Mitgliedern beliebend, nur eine un-
sichtbare Kirche macht.
Bey Rückkehr des Herrn Staatsminiifers von Voigt der
diesen Gegenftand nach allen Seiten übersieht, würde sich
das Weitere ergeben.
untenhäniglV
irciiiiar iL 2"' Üclhr. iSib. Cjoethe.
»untcrtliani^st (ioctiic« eigenhändig;.
Briefe Adam Müllers. 47
4. S'"'' 16. Für mein theil ift es mir gewiß wünschens-
werth, daß du theil an dieser nützlichen anftalt nehmeft
der ich gerne das hefte gelingen wünsche.
C. A.'
Zwei Briefe Adam Müllers.
17-
Hochwohlgebohrner Herr
Höchftzuehrender Herr Geheimer Rath !
Ew. Excellenz nehme ich mir die Freiheit zwey Werke
eines Freundes zu überreichen, die, wenn mich nicht alles
trügt, die Billigung des einzigen Richters den der ab-
wesende Verfasser im Auge gehabt haben kann, erhalten
werden. Eigne Arbeiten Ew*. Excellenz vorzulegen hätte
ich nicht leicht gewagt; defto unbefangener und zuver-
sichtlicher darf ich diese würdigere Sendung mit Aus-
drücken der Verehrung Ihres unfterblichen Nahmens be-
gleiten. Möge mir die Kraft w-erden um durch eigne
künftige Werke Ihr Wohlwollen zu gewinnen, die faft
einzige Gunft, w^elche ich vom Schicksal begehre.
Ew. Excellenz
gehorsamfter
Dresden. )i. Jitl. iSoy. Adam Müller.
18.
Hochwohlgebohrner Herr
Höchftzuehrender Herr Geheimde Rath !
Nicht ohne einige Schüchternheit nähere ich mich
Ew. Excellenz und trage Ihnen, wie die ßewundrung eines
ganzen Lebens endHch ja auch wohl Zutrauen erzeugen
muß eine Bitte vor, welche Sie, der verschiedenartigften
deutschen Kunftbeftrebungen gleich gerechter Bescliützer,
sicherlich gewähren. Es erscheint mit Anfang des nächften
Jahres in Dresden, ungefähr nach dem Mufter der Hören
ein Kunftjournal. Die meiften hiesigen und auch schon
' Carl Augusts eigenliändige Resolution am Rand.
48 Neue Mittheilungen.
einige auswärtige Kunlltreunde sind dafür bereits entzündet.
Den Titel Phöbus, der vor der Hand nur das Streben nach
Klarheit und Licht, und die einzige \'erfülgung aller m3-fti-
schen und tyrannischen Kunftautoritäten ankündigen soll, voll-
ftändig zu rechtfertigen, fehlt uns Ihre Billigung, ein kleiner
Beytrag, oder wenigflens die Erlaubnii^:) Ihren beschützenden
Nahmen am Eingange hinschreiben zu dürfen. Kleifl, tief
bewegt durch ihren Tadel will durch seine beiden Trauer-
spiele Penthesilea und Robert Guiscard den einzigen Richter
gewinnen, auf dessen Urtheil es ihm ankömmt. Er und
Dr. Schubert sind die nächften Theilnehmer meines Plans,
welcher durch ein gehöriges Geldcapital untcrftützt, gute
Früchte tragen wird für die Kunft. Was Ew. Excellcnz
dem Prometheus gethan haben, darf ja wohl auch der Phöbus
hoffen, und so unterwerfen wir uns in jedem Falle dankbar
und ehrfurchtsvoll Ihrer günftigen wie Ihrer ungünftigen
Entscheidung.
Ew. Excellenz
T^ j n ; „ unterthänigfter
Dresden. 17. üeciiwr. iSoj . , , , V,
Adam Müller
Brief Heinrichs v. Klf.ist.
19-
Hochwohlgebohrner Herr,
Hochzu verehrender Herr Geheimrath,
Ew. Excellenz habe ich die Fdire, in der Anlage ge-
horsamft das i'^' Heft des Phöbus zu überschicken. Es ift
auf den »Knieen meines Herzens« daß ich damit vor Ihnen
erscheine; mögte das Gelühl, das meine Hände ungewiß
macht, den Werth dessen ersetzen, was sie darbringen.
Ich war zu furchtsam, das Trauerspiel, von welchem
Ew. Excellenz hier ein hragment hnden werden, dem Pu-
blicum im (janzen vorzulegen. So, wie es hier lieht, wird
man vielleicht die Prämissen, als möglich, zugeben müssen,
und nachher nicht erschrecken, wenn die Folgerung ge-
zogen wird.
Brief Heinrichs v. Kleist. 49
Es ifl übrigens eben so wenig für die Bühne geschrieben
als jenes frühere Drama: der Zerbrochne Krug, und ich
kann es nur Ew. Excellenz gutem Willen zuschreiben, mich
aufzumuntern, wenn dies letztere gleichwohl in Weimar
gegeben wird. Unsre übrigen Bühnen sind weder vor noch
hinter dem Vorhang so beschaffen, daß ich auf diese Aus-
zeichnung rechnen dürfte, und so sehr ich auch sonfl in
jedem Sinne gern dem Augenblick angehörte, so muß ich
doch in diesem Fall auf die Zukunft hinaussehen, weil die
Rücksichten gar zu niederschlagend wären.
Herr Adam Müller und ich , wir wiederholen unsre
inftändigfte Bitte, unser Journal gütigft mit einem Beitrag
zu beschenken, damit es ihm nicht ganz an dem Glänze
fehle, den sein, ein wenig dreift gewählter, Titel verspricht.
Wir glauben nicht erft erwähnen zu dürfen, daß die, bei
diesem Werke zum Grunde gelegten Abschätzungsregeln
der Aufsätze, in einem Falle keine Anwendung leiden können,
der schlechthin für uns unschätzbar sein würde. Gestützt
auf Ew. Excellenz gütige Äußerungen hierüber, wagen wir,
auf eine Mittheilung zu hoffen, mit der wir schon das
2'^ Heft dieses Journals ausschmücken könnten. Sollten
Umftände, die wir nicht übersehen können, dies unmöglich
machen, so werden wir auch eme verzuglose, wenn es
sein kann, mit umgehender Poll: gegebene, Erklärung hier-
über als eine Gunftbezeugung aufnehmen, indem diese uns
in den Stand setzen würde, wenigftens mit dem Druck der
erften, bis dahin für Sie offenen. Bogen vorzugehen.
Der ich mich mit der innigrten Verehrung und Liebe
nenne
Ew. Excellenz
gehorsamfler
Dreßden. d. 24'"' Jan. iSoS. Heinrich von Kleift.
Pirnsche Forßadt, Rain in sehe Gasse, N. 12}.
Goethe-Jahrbuch IX. 4
50 Neue Mittheilungen.
Briefe Arthur Schopenhauers.
20.
Ihre Excellenz
nehme ich mir die Freiheit zu fragen,
ob ich wohl diesen Abend aufwarten dürfte, um das vor-
treffliche mir mitgetheilte Manuskript, das ich den Händen
der Bedienten anzuvertrauen Anftand nehme, Ihrer Excellenz
selbit zurückzuftellen und zugleich Ihnen zu sagen wie es
mir seit jenem lehrreichen Morgen mit der wieder vorge-
nommenen Farbenlehre geht.
Ich lege die radirten Blätter des vierzehnjährigen Sohnes
des Mahlers Menken in Bremen bei, welche man mich ge-
beten hatte Ihrer Excellenz zu zeigen.
Mit tieffter Ehrfurcht verharre ich
Ihrer Excellenz
unterthänigfter Diener
Arthur Schopenhauer.
21.
Ewr Excellenz
werden mein vor acht Wochen an Sie
abgesandtes Manuskript über das Sehn und die h'arben,
nebfl: meinem Briefe, gewiß erhalten haben: denn, obgleich
Sie meine Bitte um Anzeige des Empfangs nicht erfüllt
haben, so kann ich doch nicht wohl daran zweifeln, weil
ich vom Herrn Dr. Schlosser erkundet habe, daf^ er es zur
Zeit erhalten und Ihnen sogleich überschickt hat. Ewr Ex-
cellenz haben indessen mich bisher keiner Antwort darauf
gewürdigt, welches ich mir hauptsächlich daraus erkläre,
daß die mannigfaltigen Umgebungen Ihres öfter veränderten
Autenthalts, dabei der Umgang mit regierenden, diploma-
tischen und militärischen Personen, Sie zu sehr beschäftigt
und Ihre Aulmerksamkeit einnimmt, als daß meine Schrift
anders als sehr unbedeutend dagegen erscheinen, oder zu
einem Briefe über dieselbe Zeit übria bleiben könnte. Es
Briefe Arthur Schopenhauers. 5^
würde thörigt und vermessen seyn, wenn ich mir deshalb
die leisefte Andeutung eines Vorwurfs gegen Ewr Excellenz
erlauben wollte. Andrerseits jedoch hat mir die Gesinnung,
aus der ich meine Schrift Ewr Excellenz übersandte, keines-
wegs die Verpflichtung aufgelegt, mich jeder Bedingung
zu unterwerfen, unter der allein Sie diese Schrift zu lesen
und zu berücksichtigen geneigt seyn möchten. Ich weiß
von Ihnen selbft, daß Ihnen das literarische Treiben ftets
Nebensache, das wirkliche Leben Hauptsache gewesen ift.
Bei mir aber ifl: es umgekehrt : was ich denke, was ich
schreibe, das hat für mich Werth und ift mir wichtig : was
ich persönlich erfahre und was sich mit mir zuträgt, ift
mir Nebensache, ja ilf mein Spott. Dieserhalb ift es mir
peinlich und beunruhigend, eine Handschrift von mir seit
acht Wochen aus meinen Händen zu wissen und noch
nicht einmal völlige Gewißheit zu haben, daß sie dahin
gelangt ift, wohin allein ich sie geben mochte, und wenn
auch dies gleich höchft wahrscheinlich ift, wenigftens nicht
zu wissen ob sie gelesen, ob gut aufgenommen ift, kurz,
wie es ihr geht. Mir ift diese Ungewißheit über etwas
das zu dem gehört, was mir allein wichtig ift, unangenehm
und quälend, ja in manchen Augenblicken kann meine
Hypochondrie hier Stoff" zu den widrigften und unerhörteften
Grillen finden. Um allem diesem und der Plage einer täglicli
getäuschten Erwartung ein Ende zu machen und die Sache
mir wenigftens aus dem Sinn schlagen und vors Erfte ver-
gessen zu können, bitte ich Ewr Excellenz mir meine Schrift
nunmehr zurückzuschicken, mit oder ohne Bescheid, wie
Sie für gut finden: in jedem Fall glaube ich jedoch noch
diese Bitte mit Zuversicht hinzufügen zu dürfen, daß Sie
mir zugleich in zwei lakonischen Phrasen anzeigen, ob außer
Ihnen irgend jemand sie gelesen hat, oder gar eine Abschrift
davon genommen ift. Sollten Sie indessen wünschen sie
noch länger zu behalten, so haben Sie die Güte mir die
Gründe dazu anzuzeigen und mir überhaupt durch einigen
Bescheid Beruhigung darüber zu verschaffen.
4*
52 Neue Mittheilungen.
Ich horte daß Ewr Exccllenz mein AnHegen nicht übel-
deiiten und nie zweitehi werden an der unveränderHchen
und innigen Verehrung mit der ich tür mein ganzes Leben
verharre
Ewr Excellenz
ergebender Diener
Arthur Schopenhauer Dr.
Dresden, d. }''" Septeviber iSij.
22.'
Ewr Excellenz
gütiges Schreiben habe ich er-
halten und ftatte Ihnen meinen Dank ab für die vorläufige
Beruhigung, welche Sie mir dadurch ertheilt haben. Mit
gefteigerter Erwartung sehe ich nunmehr den Bemerkungen
über meinen \'ersuch entgegen, welche Sie aus Weimar
mir mitzutheilen gütigil; verheissen.
Ich kann es mir inzwischen nicht versagen Ewr Ex-
cellenz noch einen Experimentalbeweis der Herllellung des
Weissen aus jeglichem Farbenpaar mitzutheilen, auf den ich,
so sehr leicht er auch zu finden war, doch erJl kürzlich
gerathen bin. Er setzt jene Herftellung vollends außer
Zweifel, und da dieselbe für meine Theorie doch gewisser-
maaßen die Rechnungsprobe ilt, so ifi auch jenes Experiment
für dieselbe wichtig.
Wenn man zwei pri.^matische Earbenspektra dergeltalt
über einander H'ihrt, dass das \'iolette des eriten das Gelbe
des zweiten, und das Blaue des erllen das Gelbrothe des
zweiten deckt ; so entfieht aus der Vereinigung eines jeden
dieser zwei karbenpaare Weif>: d:\ beide karbenpaare neben
einander liegen, so iil: die weisse Stelle beträchtHch : zudem
ifl diese \'ereinigung sehr viel leichter zu bewerklfelligen als
die von mir bereits angeUihrie des Purpurs und Grünen mittellf
drei Prismen, xor welcher jene auch noch das voraus hat, dafs
der Einwurt welchen Ewr Excellenz gegen diese erhoben
hatten, und der erll zu beseitigen war, die hier angeführte
' Von GoctliL's Hand »praes: ti. i<S' Sept. 15«.
Briefe Arthur Schopenhauers. 53
gar nicht trifft. Durch Hinzufügung dieses Experiments
wäre dann die Herftellung des Weissen durch alle drei
Hauptfarbenpaare durchgeführt und wohl evident genug
gemacht. Auch kann man dabei zugleich hierauf aufmerk-
sam machen, daß die Vereinigung prismatischer Farben, in
irgend einer andern als der verlangten Ordnung, nie \Veil>,
sondern immer eine neue Farbe giebt.
Obgleich die ewig Absurden schon jetzt von Ihrem
vortrefflichen Werke über die Farben nur noch wie von
einem besiegten und erlegten Feinde reden und wieder
einmal den Triumph der 'Abgeschmaktheit begehn (z. B.
neuerlich in der Leipziger Literaturzeitung vom i' Auguil:
u. etwas früher in den Heidelberger Annalen) so wird Ihr
Werk doch wohl noch Manchen, auch selbft aus der Zahl
jener_, zu Beobachtungen über die Farben veranlassen, und
da wird wahrscheinlich auch die von mir hier aufgeftellte
Erscheinung bald ausgefunden werden : aber man wird
nicht wissen was man daraus machen soll, da sie eigentlich
weder in die Newtonische Theorie noch in Ihre Farben-
lehre passt: nicht so schnell vermuthlich wird man, auf
das Auge zurückgehend, die wahre Bedeutung derselben
entziffern, welche ift:
emiSt] 1] ifvaii öl/u £r//))ö/j, nu&ovt' ixitaiov to iifitav lo
UVTOV, iVPtjll.
Platon : Conviv : p 204. ed: Bip:
Diese Worte sind zugleich der Ausdruck für alle Po-
larität, wiewohl Platon allein die bedeutungsvollfte von
Allen damit gemeint hat. — Durch welche Hieroglyphen
mögen vielleicht die Aegypter bezeichnet haben was
^4 u. V-i, '/'s i-i- 73, V2 LI. \'-2 der vollen Thätigkeit des
Auges ift? —
Da die Mittheilung des besagten Experimentalbeweises
es eigentlich war, was mich bewog Ewr Excellenz aber-
mals mit einem Briefe beschwerlich zu fallen, so bleibt mir
für heute nichts übrig als deshalb um Entschuldigung zu
54 Neue Mittheilungen.
bitten und Ewr Exct:llenz der unwandelbaren Verehrung
zu versichern, mit der ich tür immer verharre
Ewr Excellenz
ergebenlter Diener
Arthur Schopenhauer Dr.
Dresden, d. i6' Sept. iSij.
23-
E\v Excellenz
haben mir durch Ihr gütiges Schreiben
eine grollie Freude gemacht, weil Alles was von Ihnen
kommt für mich von unschätzbarem Werth, ja mir ein
Heiligthum iil:. Ueberdies enthält Ihr Brief das Lob meiner
Arbeit , und Ihr Beifall überwiegt in meiner Schätzung
jeden andern. Besonders ertreulich aber ifl es mir, daß
Sie in diesem Lobe selbft, mit der Ihnen eignen Divination,
grade wieder den rechten Punkt getroffen haben, indem
Sie nämlich die Treue und Redlichkeit rühmen, mit der
ich gearbeitet habe. Nicht nur was ich in diesem be-
schränkten Felde gethan habe, sondern Alles was ich in
Zukunft zu leiften zuversichtlich hoffe, wird einzig und
allein dieser Treue und Redlichkeit zu danken seyn. Denn
diese Eigenschaften die ursprünglich nur das Praktische
betreffen, sind bei mir in das Theoretische und Intellek-
tuale übergegangen: ich kann nicht raflen, kann mich
nicht zufrieden geben, so lange irgend ein Theil eines von
mir betrachteten Gegenflandes noch nicht reine, deutliche
Kontour zeigt.
Jedes Werk hat seinen Ursprung in einem einzigen
glücklichen Einfall, und dieser giebt die Wolluft der Kon-
ception : die Geburt aber, die Ausführung, iil, wenigllens
bei mir nicht ohne Pein: denn alsdann liehe ich vor
meinem eignen Geilt: wie ein unerbittlicher Richter vor
einem Gefangenen der auf der hoher liegt, und lasse ihn
antworten, bis nichts mehr zu fragen übrig ill. lünzig aus
dem Mangel an jenei' Ketihchkeit scheinen mir fall alle
Briefe Arthur Schopenhauers. 55
Irrthümer und unsachlichen Verkehrtheiten entsprungen zu
seyn, davon die Theorien und Philosophien so voll sind.
Man fand die Wahrheit nicht, bloß darum daß man sie
nicht suchte, sondern ftatt ihrer immer nur irgend eine
vorgefaßte Meinung wiederzufinden beabsichtigte , oder
wenigftens irgend eine Lieblingsidee durchaus nicht ver-
letzen wollte, zu diesem Zweck aber Winkelzüge gegen
Andere und sich selbfl: anwenden mußte. Der Muth keine
Frage auf dem Herzen zu behalten ift es der den Philo-
sophen macht. Dieser muß dem Oedipus des Sophokles
gleichen, der Aufklärung über sein eignes schreckliches
Schicksal suchend, raftlos weiter forscht, selbft wenn er
schon ahndet daß sich aus den Antworten das Entsetz-
lichfte für ihn ergeben wird. Aber da tragen die Meißen
die Jokafte in sich, welche den Oedipus um aller Götter
willen bittet, nicht weiter zu forschen: und sie gaben' ihr
nach, und darum fleht es auch mit der Philosophie noch
immer wie es fteht. — Wie Odin am Höllenthor die
alte Seherin in ihrem Grabe immer weiter ausfragt, ihres
Sträubens und Weigerns und Bittens um Ruhe ohngeachtet,
so muß der Philosoph unerbittlich sich selbfl ausfragen.
Dieser philosophische Muth aber, der Eins ift mit der Treue
und Redlichkeit des Forschens, die Sie mir zuerkennen,
entspringt nicht aus der Reflexion, läßt sich nicht durch
Vorsätze erzwingen, sondern ift angeborne Richtung des
Geiftes. Mit meinem Wesen innig verwebt, zeigt jene Treue
und Redlichkeit sich nebenher auch im Praktischen und
Persönlichen, so daß ich häufig mit Wohlbehagen erfahre,
wie faft nie ein Mensch Mistrauen gegen mich hegt, viel-
mehr faft Jeder ohne alle nähere Bekanntschaft mir ganz
und gar vertraut.
Diese Eigenschaft (über die ich furchten mülke zu
selbftgefällig mich ausgelassen zu haben, wenn nicht Ehr-
lichkeit das Einzige wäre das Jeder von sich rühmen darf)
' Vielleicht versclirieben statt: 2;eben.
56 Neue Mittheilukgen.
ift es nun auch, die mir die Zuversicht giebt, zu Ewr
Excellenz so often, ja frei zu reden, wie ich es heute im
Sinn habe.
Ihr Brief hat mir eine Hoffnung genommen, die sich
allmähhg doch bei mir eingeniftet hatte, die Hoffnung daß
Sie den Wunsch erfüllen würden, den ich in meinem erften
Brief Ihnen zu erkennen gegeben hatte. So begehrenswerth
für mich dessen Erfüllung seyn muß, so bin ich doch nicht
so thörigt zu verlangen, daß Sie hierauf Rücksicht nehmen
sollten : und wenn ich gleich nicht verhehle, daß jener Wunsch
ein Motiv mehr für Dicifie Aktivität in dieser Angelegen-
heit ift ; so darf bei der Sache selhft doch nichts in Be-
trachtung kommen, als die Ehre der W^ihrheit, das Heil
der Wissenschaft und der Ruhm Ihres unfterblichen Namens,
gegen welchen bei dieser Gelegenheit ein Heer armseliger
Kathederhelden sich erhoben hat, das freilich einft das Ver-
dammungsurtheil der Nachwelt erfahren wird, besser aber
schon jetzt dem verdienten Schicksal überliefert würde. —
Warum ift, wie der Lehrbrief sagt, »das Urtheil schwie-
rig« ? — Weil es zugleich sachkundig und unbeftochen seyn
soll; selten aber ein wahrer Kenner gefunden wird, der
nicht schon selbft einen Stein auf dem Brett hätte, und
dem nicht daher bei den objektiven Betrachtungen subjek-
tive sich unvermeidlich einmischten. Selbftverläugnung aber
muß man nicht erwarten, und jene Gäfte bleiben aus, die
— »ein fremdes Lied — lieber als ihr eignes hören.«
Ich glaube sehr feft, daiS Ew. Excellcnz mir Ihren
Beifall nicht, wie jetzt, mit einem gewissen Widerftreben,
nicht mehr auf meine Person als auf mein Werk gerichtet
ertheilen würden, wenn meine Schrift, indem sie eben das
leiftete und bedeutete wie jetzt, nicht zugleich einigen
Nebensätzen Ihrer L'arbenlehre widerspräche. — Noth-
wendig liegt der Irrthum in meinem Werk, oder in Ihrem.
Ift; erfteres, warum sollten Ew. Excellenz sich die Befrie-
digung und mir die Belehrung versagen, durch wenige
\\''ortc die Linie zu ziehn, die in meiner Schritt das Wahre
Briefe Arthur Schopenhauers. 57
vom Falschen sonderte? — Aber ich geftehe unverholen,
daß ich nicht glaube daß eine solche Linie sich ziehen
Hesse. Meine Theorie ift die Entfaltung eines einzigen un-
theilbaren Gedankens, der ganz falsch oder ganz wahr seyn
muß: sie gleicht daher einem Gewölbe, aus welchem man
keinen Stein nehmen kann, ohne daß das ganze einftürzte. Ihr
Werk dagegen iß: die syftematische Zusammenftellung vieler
(vorher eben durch die falsche Theorie Newtons theils
entftellter, theils verhehlter) und mannigfaltiger That-
sachen : dabei konnte sehr leicht ein kleiner Irrthum mit
unterlaufen, und kann eben so leicht, dem Ganzen unbe-
schadet^ gehoben werden. Ill: aber wirklich so etwas der
Fall gewesen ; o dann werden jene engherzigen Gegner,
denen w-ir die Abschwörung einer ganzen Schaar hundert-
jähriger Irrrhümer zumuthen, in Ihrem \Yerk ehr die
kleinfte Unrichtigkeit als das unzählige Wahre und Vor-
treffliche auffinden und anerkennen, werden eben jene Un-
richtigkeit zum Vorwand nehmen um vom ganzen Werke
nichts wissen zu wollen: nimmermehr aber wird bei denen
(wenigftens so lange nicht eine unpartheiische Generation
gekom.men ift) das Gute des Ganzen den kleinften erweis-
lichen Fehler decken können. Ift also irgend ein Irrthum
mit eingeschlüpft, so muß er zu Tage kommen, früher
oder später, et pueri qui nunc ludunt, nostri judices erunt.
Wie viel mehr aber wird es in diesem Fall vor Welt
und Nachwelt Ihnen zur Ehre gereichen und die /Aner-
kennung Ihres Werkes fördern, wenn jene kleine Irrthümer
beiläufig, mit gerechter Schonung und Nachweisung Ihrer
Anlässe^ in der Schrift eines Ihrer erften Proselvten, die
Sie selbft herausgeben, berichtigt werden, als wenn es den
Feinden überlassen bleibt sie mit Gehässigkeit ans Licht
zu ftellen und herauszuheben. Muß man nicht oft, um
Leib und Leben zu retten, ein Glied des Leibes dem Messer
des Wundarztes Preis geben? und \i\ man nicht verloren,
wenn man Statt dessen dem Wundarzte entgegenruft:
»Thue was du willft, nur diese Stelle rühre nicht an!«
58 Neue Mittheilungen.
Hierzu kommt daß die Punkte wo meine Theorie mit
Ihrer Farbenlehre disharmonirt höchlt unbedeutend sind,
ja beinahe verschwindende Grössen gegen das worin jene
dieser heiftimmt und ihr volle Beftätigung und unerschüt-
terlichen Grund giebt.
Die Hauptsache ift die Herftellung des Weissen. Daß
Newton hier nur ganz zufallig und nur den Worten nach
der Wahrheit nahe gekommen ilt, während Sie schon das
Wesentliche der Sache selbft, die Aufhebung aller Farbe
durch den Gegensatz gelehrt haben, wobei nur zu berich-
tigen daß das etwa entftehende Grau nicht der Farbe als
solcher, im engften Sinn genommen, zukommt, sondern
nur der chemischen Farbe, und was ferner zu Ihrer Recht-
fertigung zu sagen war, ift ausführlich gesagt worden. Die
Herftellung des Weissen bedeutet bei mir nur dieses : daß
wenn auf einer und derselben Stelle der Retina die Thätig-
keit in welcher sie bei Anschauung des Rothen ift, :(ti-
S'leich mit der in welcher sie bei Anschauung des Grünen
ift, hervorgebracht wird, die Empfindung des Weissen oder
des Lichts, d. h. die volle Thätigkeit des Auges, deren
2 gleiche Hälften Grün und Roth waren, gegeben ift : und
ebenso bei den ungleichen Hälften. — Malus und Arago in
Paris haben neuerlich schwierige Experimente und gelehrte
Untersuchungen gemacht, über Polarisation und Depolari-
sation der Lichtftrahlen, wobei die homogenen Lichter zum
Vorschein kommen : das Alles aber ift verlorene Mühe :
sie sind auf dem falschen Wege, so lange sie mit Newton
die wesentliche Ursache der Farbe in einer eigenthüm-
lichen ursprüngHchen Modifikabilität (Theilbarkeit) des
Lichtes suchen, da sie ftatt dessen in einer ursprünglichen
eigenthüm liehen Modifikabilität (Theilbarkeit) der Thätig-
keit der Retina liegt, deren Aeusserung hervorzurulen, als
untergeordnete Ursache (äusserer Reiz) ein aut eine ge-
wisse Weise (durch Trübung oder auch durch Zurück-
ftrahlung von der eigenthümlich moditizirten Oberftächc
gewisser Korper) gehemmtes Licht erh)rdcrt wird, welches
Briefe Arthur Schopenhauers. 59
aber bei der Hervorbringun^i^ der Farbe im Auge immer
nur die Rolle spielt wie bei Hervorrufung der im Körper
schlummernden Elektrizität (Trennung des -+- E und — E)
die Reibung. Jene Herren sind also durchaus auf dem
falschen Wege, so lange sie mit Newton hartnäckig die
Farbe im Licht suchen und nicht im Auge. Grade so haben
alle Philosophen vor Kant geirrt , da sie Zeit , Raum,
Kausalität, als unabhängig vom Subject vorhanden setzten
und nun Anfang, Ende, Ursach, Zweck der Welt, das Sub-
jekt mit eingeschlossen, suchten.
Der zweite Widerspruch ifl, daß nur der physiologische
Gegensatz, nicht der physische, ein polarer sei. Ich erinnere
mich dieses Ew. Excellenz schon in Weimar mündlich vor-
getragen zu haben, worauf Sie sehr liberal antworteten :
»Schreiben Sie doch einmal ein Werk in zw'ei dicken Bänden,
ohne daß irgend etwas zu berichtigen wäre.« —
Das dritte ill: die Entftehung des Violetten, eine ge-
ringfügige Nebensache. Die versprochenen Bemerkungen
darüber werde ich indessen mit Freuden vernehmen.
Diese kleinen Berichtigungen sind übrigens für mich
ganz und gar kein V'erdienft, wiewohl die Auffindung der
Theorie eines ift, aus der nachher jene Berichtigungen von
selbft flössen. Wer auf dem empirischen Wege der Wissen-
schaft ein neues Feld eröffnet, eine Masse von Thatsachen
auffindet und nach ihrem unmittelbaren Zusammenhange
geordnet darftellt, gleicht demjenigen der ein neues Land
entdeckt und die erfte Karte desselben vorläufig entwirtt.
Der Theoretiker aber gleicht Einem unter denen welche
jener in das neue Land führte, und der nun einen hohen
Berg in demselben erkUmmt, von dessen Gipfel er das Land
in Einem Blick übersieht. Daß er hinauf kam ift sein Ver-
dienft: daß er nun aber von oben sieht, wo jene die unten
wandeln den nächften Weg verfehlen, daß er die Verhält-
nisse der Berge, Flüsse, Wälder genauer beftimmt, das Alles
ift jetzt kinderleicht.
6o Neue Mittheilungen.
Ich weiß mit vollkommner Gewißheit, daß ich die
erfte wahre Theorie der Farbe geliefert habe, die erfte, so
weit die Geschichte der Wissenschalten reicht: ich weiß
auch daß diese Theorie einft allgemein gelten und den
Kindern in den Schulen geläufig seyn wird: sei es dal!»
meinen Namen die Ehre der Erfindung hegleitet, oder den
eines Andern, der entweder dasselbe entdeckte oder mich
beraubte. Aber ich weiß auch ebenso gewiß, daß ich jenes
nimmermehr geleiftet haben würde, ohne Ew. Excellenz
früheres und größeres Verdienft. Auch glaube ich daß diese
Anerkennung, wie aus dem Motto meiner Schrift, so auch
durchweg aus dem Ton des Ganzen, ja taft aus jeder Zeile
spricht: immer bin ich nur Ihr Verfechter (deshalb ich auch
hortte mit Ihrem Feldzeichen ausgeftattet zu werden): ich
habe sogar die wenigen Abweichungen von Ihnen absicht-
lich mehr hervorgehoben, damit man keine blinde An-
hänglichkeit und Partheiligkeit in mir zu sehn glaubte.
Meine Theorie verhält sich zu Ihrem Werke völlig wie
die Frucht zum Baum. — Was aber diese Theorie
beitragen kann Ihrer Farbenlehre Gültigkeit und Aner-
kennung zu verschaffen, das möchte nicht wenig sevn.
Ew. Excellenz selbft gaben mir einmal die Lehre, man
müsse flets positiv verfahren, ftets auf bauen und nicht sich
mit dem Niederreissen des Fremden zu lange aufhalten:
worauf ich die Worte Ihres Lieblings Spinoza anführte:
est enini verum iudex sui et talsi: — lux se ipsa et tenebras
illustrat. Der didaktische Theil Ihrer l-arbenlehre ift zwar
positiv, indem er die Thatsachen darllellt und ihren Zu-
sammenhang, ihre Uebereinllimmung zeigt: die polemische,
negative, war durchaus nothwendig, weil hier um Bahn zu
brechen, vor allen Dingen der alte Wahn gebrochen werden
mußte. Allein für die eigentliche Theorie Newtons, die Sie
umgefloßen haben, haben Sie keine neue gegeben. Dies
eben ifl meine Arbeit gewesen ; in ihr erhält das Publikum
was ihm immer Bedürfniß ifi: und w as es daher so ungern
fahren lässt, allgemeine Begrifle, in denen das Wesen jedes
Briefe Arthur Schopenhauers. 6l
möglichen Farbenphänomens enthalten ift, die Kenntniß
der letzten Ursache und des innerften Wesens aller mög-
Hchen Farbe überhaupt, erhält also vollen Ersatz für die
Newtonische Theorie, indem meine wirklich das iit, wofür
jene sich ausgab. Vergleiche ich Ihre Farbenlehre einer
Pyramide, so ift meine Theorie die Spitze derselben, der
untheilbare mathematische Punkt, von dem aus das ganze
große Gebäude sich ausbreitet, und der so wesentlich ift,
daß es ohne ihn keine Pyramide mehr ift, während man
von unten immer abscheiden' kann, ohne daß es aufhört
Pyramide zu seyn. Sie haben nicht, wie die Aegypter, von
der Spitze, sondern vom Fundament in seiner ganzen Breite
zu bauen angefangen und Alles bis auf die Spitze aufge-
führt: in diesem Ihrem Gebäude ift nun zwar der Andeutung
nach auch die Spitze gegeben und vollkommen beftimmt:
doch haben Sie es mir überlassen sie wirklich darauf zu
setzen, wodurch allererft die Pvramide vollendet ift, die
Jahrhunderten trotzt. — Die Phänomene die meine Theorie
beweisen, sind von Ihnen zuerft und höchft vollkommen
dargeftellt, und da dieselben so unumftößlich sind, daß
man nie wagen konnte sie zu beftreiten , so haben die
Gegner sie, (so viel mir bekannt) mit Stillschweigen über-
gangen. Auf diese allein geftützt und in sich vollkommen
evident, fteht meine Theorie unerschütterlich feft: aber mit
ihr ift Newtons ganze Lehre durchaus unvereinbar, dagegen
Ihre Farbenlehre in befter Uebereinftimmung. Von allen
ferneren Untersuchungen einzelner Thatsachen, um welche
bisher der Streit sich immer dreht, wu'd nunmehr wenn
die Newtonische Lehre nur vorerft noch Möglichkeit be-
halten soll, die meinige zuvor widerlegt werden müssen,
was nimmermehr gelingen kann. Darum behaupte ich daß
die Bekanntmachung meiner Theorie den Umfturz der New-
tonischen herbeiführen muß. — Jene alte Burg haben Sie
von allen Seiten berannt^ und ftark angegriffen: der Kundige
' abschneiden? ^ Msc: berennt.
62 Neue Mittheilungen.
sieht sie wanken und weiß daß sie tallen muß: aber die
Invaliden drinnen wollen nicht kapituliren, ja plärren sogar
ein abgeschmacktes Te Deum in alle vier Winde. Da habe ich
nun, von Ihren Schanzen und Laufgräben aus, in der Tiefe
eine Mine gegraben, welche mit einem Schlage das ganze
Gebäude sprengen muß: von Ihnen wird nur noch verlangt,
daß Sie die Lunte in die Hand nehmen, um die Mine ab-
zubrennen, damit nicht etwa die ganze Explosion versage.
Möge Sie doch nicht die Rücksicht abhalten, daß einige
Ihrer eignen, jetzt ohnehin überflüssigen Belagerungswerke
ein wenig mit leiden könnten.
Anbelangend den \'orschlag welchen Ew. Excellenz
mir zu machen die Güte haben, so bedauere ich, nicht
wohl darauf eingehn zu können. Ich sehe nicht wohin
das führen soll : das Urtheil eines Einzelnen hat zu wenig
Werth für mich : in Hinsicht auf Ew. Excellenz war es ein
ganz Anderes: denn Sie sind kein Einzelner, sondern der
Einzige. — Ich sehe zu dem wohl was Dr. Seebeck von
mir erhalten soll, nämlich die Theorie, die er, da er eben
wie ich, Ihre Farbenlehre als gegebene Vorarbeit überliefert
empfangen und sich viel länger und enthaltender ' damit
beschäftigt hat als ich, selbll hätte finden sollen, und nicht
gefunden hat, was ihn ungünftig ifimmen muß: ich sehe
aber nicht was er mir dagegen gehen soll: einzelne Experi-
mente, genaue Kenntniß jener Gegner, die ich keiner Notiz
werth achte, werden mir schwerlich viel nützen. Durch
die Mittheilung bliebe es denn doch zuletzt seinem guten
Willen anheim geftellt, ob er etwa meine Erkenntniß für
die seinige ausgeben will, oder nicht. Was ich bedai'l und
wünsche ifl Autorität. Sie sind so reich daran: Dr. Seeheck
kann mir keine geben, und kann mir also nicht helfen.
Ich habe das feile Vertrauen daß Eav. Excelienz mich und
meine Gesinnung gegen Sic völlig durchschauen, und daher
nicht den minderten N'orwurf, sondern eben nur einen
' anliahcndcr
Briefe Arthur Schopenhauers. 63
spaßhaften Einfall darin erkennen werden, wenn ich Ihnen
sage, daß bei Ihrem Vorschlag mir sogleich die Tochter
des Pfarrers von Taubenhayn einfiel, welche Ansprüche
auf die Hand des gnädigen Herrn macht, der ihr hingegen
seinen wackern Jäger zudenkt: gleichfalls Jean Jacques
Rousseau, den in seiner Jugend eine vornehme Dame, die
er besuchte, zum Essen zu bleiben einlud, der aber nachher
erft merkte, daß man ihn mit der Dienerschaft speisen zu
lassen gedachte.
Ew. Excellenz haben jetzt andere Beschäftigungen, sind
vielleicht in der höheren Region der Dichtkunft, von w-elcher
aus die wissenschaftlichen Untersuchungen mit Recht ge-
ringfügig erscheinen. Bei allem diesem aber, kann ich mir
doch nicht wohl denken, daß jene Beschäftigungen es
Ihnen durchaus nicht geftatten sollten Antheil an diesen
Angelegenheiten der Farbenlehre zu nehmen: denn dies
Gebiet ift so klein, so leicht zu überschauen, der wesent-
liche Inhalt des Werks, das die Frucht Ihrer Beobachtungen
während vieler Jahre war, muß Ihnen unauslöschlich ein-
geprägt und gegenwärtig seyn, meine Schrift ift so kurz
und Ihnen jetzt schon bekannt, daß ich dächte die Ent-
scheidung könnte Ihnen weder grossen Zeitverluft, noch
sonderliche Zerftreuung geben. — Auch ich habe es immer,
ein Paar Wochen ausgenommen, nur als Nebensache be-
handelt, und trage weit andre Theorien als die der Farbe,
beftändig im Kopte herum. —
Was ich mit diesem langen und auch w^ohl langwei-
ligen Briefe, dieser redseligen oratio pro corona, eigenthch
beabsichtige? Daß Ew. Excellenz sich vielleicht bewegen
lassen, meinem Kindlein nochmals huldreich in die Augen
zu schauen, ehe Sie in letzter Inftanz abschlagen, bei ihm
zu Gevatter zu ftehn. Denn ohne diese Gunft fleht es
schlecht um seine Konftellation : Konception und schmerz-
hche Geburt sind vergeblich gewesen: es muß in den
Mutterleib zurück. Die Gründe hiezu habe ich Ew. Excel-
lenz in meinem erften Briefe auseinander gesetzt. Und wie
64 Neue Mittheilungen.
würde es dem Kinde hei den Feinden ergehn, wenn selbft
die Freunde ihm ihre Hülfe verweigern ! Die Welt, welche
schon so manches Jahrtausend in den Farben schwimmt,
ohne zu wissen was die Farben sind, wird sich vors Erfle
noch ferner ohne diese Kenntniß behelfen müssen, und
wird sich deshalb nicht weniger wohl befinden: michailein
wird es schmerzen die verkehrten Meinungen über die Farben
ferner lesen und hören zu müssen und ihr Lob dazu, wäh-
rend ich das Bessere weiß und schweigen muß. Herodot
sagt: e/dloTii öi oövtrj e'oi} rar *')• cci'9(jmtioioi uvti,, ttoXku
cpQoviovjn i.n,8iv6c y-ijuiiar. IX. 16. und Hamlet rutt schmerz-
lich aus: but break my heart : for I must hold my tongue!
— Jedoch bin ich dieses Leidens schon gewohnt in meinem
eigentlichen Fache. —
Wenn ich also für jetzt noch die Pythagoreische f>5.
^n[>ui aushalten muß, so werden Ew. Excellenz mir eine
Bitte gewiß gewähren, besonders wenn ich Sie erinnre,
daß der Gedanke etwas Ihnen wohlgelälliges zu thun,
meinen Eifer rege erhielt bei jener Arbeit, die sonll: wohl
nicht zur Ausführung gekommen wäre. Meine Bitte ift die,
daß Ew. Excellenz mir bei Zurücksendung des Manuscripts
ganz aufrichtig und genau berichten, ob Sie irgend Jemanden,
und wem, jene Abhandlung mitgetheilt haben. Da Sie den
Dr. Seebeck begegnet sind, der sein Hauptgeschäft aus der
Farbenlehre macht, so war wohl nichts natürlicher als daß
Sie ihm meinen X'ersucii wenigifens mündlich bekannt
machten oder auch ihm solchen zur Durchsicht gaben. Ich
wünsche sehr nur genau zu wissen, wie ich in dieser Hin-
sicht überhaupt daran bin. Ew. Excellenz selblt wissen,
wie sehr man Ursache hat Plagiate zu fürchten und haben
mir eigne Erfahrungen dieser Art im Vertrauen mitgetheilt,
z. E. von Oken. Ew. Excellenz werden es daher mir nicht
verdenken, dal> ich Sie iulländigfl bitte mich hierüber \-ollig
ins Klare zu setzen.
Ich holfe daß Ew. 1-ACellenz Nachsicht haben werden
mit der Redseligkeit und Ireimüthigkeit dieses I^rieles, da
Briefe Arthur Schopenhauers. 65
Sie überzeugt seyn müssen, daß Niemand von einer innigeren
Verehrung gegen Sie durchdrungen ilt als
Ew. Excellenz
Dresden ergebender Diener
d. II'" Novenih. Arthur Schopenhauer.
iSiS-
24-
Ewr Excel lenz
gaben mir vor zehn Wochen die
\'erheißung, mir baldigft Ihre eigentliche Meinung über
meine Farbentheorie mitzutheilen. Ich habe Ihnen darauf
am 3*'^" Dec. noch einen langen Brief geschrieben^ der die
Vertheidigung meiner Meinung über die Violette Farbe
und auch einen neuen sehr artigen Beleg meiner Theorie
enthält. Unterdessen scheinen Ewr Excellenz mich und
meine Farbentheorie wieder ganz vergessen zu haben. Meine
erfte, flets ungewisse Hoffnung, daß Sie durch einige Theil-
nahme jener Arbeit zur Publicität verhelfen würden, ift all-
mählig zerftöhrt: die gewisse Erwartung welche ich hegte,
doch in jedem Fall Ihr Urtheil zu vernehmen, schwindet,
nachdem ich beinahe sieben Monat vergeblich darauf
warte, nun auch dahin: meine letzte Bitte ift also, daß
Ewr Excellenz nunmehr die Güte haben wollen, mir das
Manuskript zurückzuschicken, damit diese Sache denn doch
zu einem Ende gekommen sei: denn mir ill; nun einmal
alles Ungewisse, Schwebende, zu Erwartende durchaus zu-
wider; was vielleicht mit meiner gewiß nicht geheuchelten
Liebe zur Wahrheit, Klarheit und Beftimmtheit zusammen-
hängt : auch habe ich ja jetzt beinahe sieben Monate
geharrt und gehofft; was mehr ift als ich mir selbft
zutraute.
Aufrichtig gesagt, ift es mir gar nicht möglich mir
vorzuftellen , daß Ewr Excellenz die Richtigkeit meiner
Theorie nicht erkennen sollten : denn ich weiß, daß durch
mich die Wahrheit geredet hat, — in dieser kleinen Sache,
Goethe-Jahrbuch IX. )
66 Neue Mittheilungen.
wie dereinfl: in größern, — und Ilir Geift ift zu regelrecht, zu
richtig geftimmt, als daß er bei jenem Ton nicht anklingen
sollte. Wohl aber kann ich mir denken, daß ein subjektiver
Widerwille gegen gewisse Sätze, die mit einigen der von
Ihnen vorgetragenen nicht ganz zusammenftimmen, Ihnen
die Beschäftigung mit meiner Theorie verleidet, daher Sie
solche ftets zurücklegen und aufschieben, und, indem Sie
Ihre Beiftimmung mir weder geben noch versagen können,
ganz schweigen. Im Grunde wundert es mich daß dieses
so ift, schon darum, weil ich tausend Mal mehr Ihr Ver-
fechter (und zwar recht aus dem Grunde) als Ihr Gegner
bin: doch läßt es sich, nach einigen Ihrer Aeußerungen,
begreifen, und ich muß es so denken.
Ich bitte schließlich Ewr Excellenz überzeugt zu seyn,
daß weder diese, noch jemals irgend eine Begebenheit eine
Aenderung hervorbringen könnte in der innigen und tief-
gefühlten \'erehrung gegen Sie, von der wahrlich Niemand
mehr durchdrungen ift, als
Hwr Excel lenz
Dresden, d 2} Jan. ergebenfler Diener
1816. Arthur Schopenhauer Dr.
25-
Ewr Excellenz
haben es gesagt, in Ihrer Biographic:
»so ift doch immer das Einale, daß der Mensch auf sich
zurückgewiesen wird.« Auch ich muß jetzt schmerzlich
ausseufzen: »ich trete die Kelter allein!« Ich kann es nicht
verhehlen, daß es mich sehr geschmerzt hat, so gar keine
ernftliche Theilnahme, Rückwirkung, Erwiederung von Ihnen
erhalten zu haben. Die Erfüllung meiner erilen 13itte hotite
ich viel zuversichtlicher, als ich mir merken lassen mochte:
ich war der lebhafteften Theilnahme gewiß. Diese sangui-
nischen Hoffnungen erblassten allmählig: aber nach so
langer Zeil, so vielem Schreiben, auch nicht einmal Ihre
Meinung, Ihr Urtheil zu erfahren, nichts, ^ar nichts als
Briefe Arthur Schopenhauers. 67
ein zögerndes Loh und ein leises Versagen des Beifalls,
ohne Angahe von Gegengründen: das war mehr als ich
fürchten, weniger als ich je hoffen konnte. Indessen bleibe
es ferne von mir, gegen Sie mir auch nur in Gedanken
einen Vorwurf zu erlauben. Denn Sie haben der gesammten
Menschheit, der lebenden und kommenden, so Vieles und
Großes geleiftet, daß Alle und Jeder, in dieser allgemeinen
Schuld der Menschheit an Sie, mit als Schuldner begriffen
sind, daher kein Einzelner in irgend einer Art je einen An-
spruch an Sie zu machen hat. Aber wahrlich, um mich
bei solcher Gelegenheit in solcher Gesinnung zu finden,
musste man Göthe oder Kant seyn: kein andrer von denen
die mit mir zugleich die Sonne sahen.
Sonderbar nun scheint es mir selhfl, daß die verfehlte
Theilnahme bei Ihnen, ftatt meine gute Meinung von meiner
Arbeit zu schwächen und meinen Muth niederzuschlagen,
beide fafl erhöht zu haben scheint. Ich bin feft überzeugt,
daß meine Theorie vollkommen wahr, neu, und, so weit
der Gegenftand es zuläßt, wichtig iif. Ich bin eifriger als
je, die Entdeckung meinem Namen zu vindiziren, und habe
mich kurz entschlossen die Schrift noch nächfte Messe
herauszugeben. Fafl ift es, als ob ich von Ihrer Aufnahme
appelliren müsste, nicht an die des absurden Haufens, sondern
an das Urtheil der einzelnen Denkenden und urtheilsfähigen
unter jenen Millionen, die hin und wieder und in weiten
Zwischenräumen der Zeit und des Orts zerflreut erscheinen,
und die es eigentlich sind, was man Nachwelt nennt : denn
das Ganze der Nachwelt ift so verkehrt als die Mitwelt.
Ich weiß, wie das Pack, welches Katheder und Literatur-
zeitungen inne hat, gegen mich bellen wird: aber seit ich
Ihnen meine Schrift schickte, habe ich in der Menschen-
verachtung neue u. so ftarke Progresse gemacht, daß ich
bereit bin im Thun und im Denken die Meinung des
ganzen Menschenhaufens nöthigenfcüls für Nichts zu achten.
Uebrigens habe ich in dem Jahr seit der erften Ab-
fassung meiner Theorie, nie aufgehört mich mit dem Gegen-
5*
68 Neue Mittheilungen.
ftande zu beschäftigen, d;irüher zu lesen, zu denken und
aufzuschreiben. Daher werde ich jetzt die Abhandlung um-
arbeiten, manches berichtigen, manches zusetzen, einiges
wegnehmen, den Vortrag verbessern. Und hier habe ich
noch eine Bitte an Ewr Excellenz, die Sie mir gewiß nicht
abschlagen werden. Sie schrieben mir, Sie hätten in Jena
durchzusehn versucht, was seit 8 Jahren über die Farben
geschrieben ist: auch früher lobten Sie, daß Seebeck genaue
Kenntniß Ihrer Gegner habe. Ich wünsche mich von Allem
genau zu unterrichten. Von dem in der neuften Zeit Er-
schienenen, ift mir ausser den s. v. Recensionen nichts
bekannt, als des Klotz einfältiges Produkt, Runge^s artiges
Werk mit dem Steffenschen Naturphilosophicum (das ich
nicht loben kann) Pfaffs schändliches Geschreibe, MoU-
weides elendes Lateinisches Programm, und einige Aufsätze
in Himlys ophthalmologischer Bibliothek, älter als Ihre
Farbenlehre. Bewers neue Theorie der Lichtfarben erhalte
ich nächftens. — Ich bitte Ewr Excellenz infländigfl:
mir mitzutheilen was Ihnen außer diesem bekannt seyn
möchte, und wenn es irgend seyn kann, mir eifie lifera-
riscbe Ncti:^ von Seeheck zu verschallen. Dies Alles kann
mir aber nur nutzen, wenn es ohne allen Autschub ge-
schieht. Denn Hartknoch verlegt meine Abhandlung und
ich habe versprochen in drei bis vier Wochen das MS zum
Druck zu liefern.
Ich bitte Ewr Excellen/ zu bedenken, daß meine Schrift
hoffentlich viel zu Ehre und Rechtfertigung Ihres Werkes
beitragen wird und sehe deshalb der gütigen Erfüllung
meiner Bitte mit Zuversicht entgegen.
In unwandelbarer Verehrung verharrend
F^wr Excellenz
ergebenfler Diener
Arthur Schopenhauer Dr.
Dresden, d. y"" Fehrnar.
Briefe Arthur Schopenhauers. 69
26.
Ewr Excellenz
ftatte ich meinen ergebenften Dank
ab, für gütigft gegebene literarische Notizen. Parrots Physik
und quarterly review sind leider nicht auf der hiesigen,
sonft sehr wohl versehenen Bibliothek. Mir fehlt Manches :
z. B. Brewers neue Theorie der Lichtfarben kommt aus
Düsseldorf, und wird schwerlich vor Anfang des Drucks
meiner Schrift eintreffen: indessen schließe ich aus dem
Titel daß seine Theorie nichts mit der meinigen gemein
hat. Wie viele Bücher habe ich nicht schon vergeblich
nachgeschlagen, um etwas meineSache angehendes zu finden!
Es ift indessen nothwendig orientirt zu seyn, und ich sehe
mit vieler Begierde den Literar-Notizen des Dr. Seebeck
entgegen, die Ewr Excellenz mir versprechen.
Das Englische M. S. erfolgt mit vielem Dank zurück :
Ewr Excellenz haben vollkommen Recht, in dem was Sie
darüber sagen : der Aufsatz ift übrigens nicht von Bedeutuno;.
C? ^J O
Ich bedaure sehr daß ein Schreibfehler in Ihrem Briefe
es mir unkenntlich macht, welche Farben immer mehr
Gewicht gewinnen, was mich natürlich sehr interessirt: es
ifeht da: »entoptische« : vielleicht epoptische? Auch möchte
ich wissen, für welche Entdeckung Scebeck den Preis er-
hält : ift es die im Schweiggerschen Journal bekannt ge-
machte, daß 2 Säulen von Glasscheiben ein Licht unsicht-
bar machen, ein hinzugefügtes Glimmerblatt aber wieder
sichtbar? Zwei Worte Aufklärung darüber werden mich
sehr erfreuen.
Es ift schön und groß daß Ewr Excellenz sich nicht
abschrecken lassen, nochmals Hand an das Werk zu
legen. Das Urtheil des zünftigen Packs ift tür nichts zu
achten. — Es hängt, denke ich, hauptsächlich von Um-
ftänden und Zufällen ab, wieviel meine Schrift jetzt gleich
wirken wird, um über die Farben andre Ansichten zu ver-
breiten: die Hauptsache ift, daß sie gelesen werde, dann
könnte sie viel wirken, und dazu hätten Sie ein Großes
Neue Mitthhilungen.
beitragen können. Die Menschen lesen und lernen, aus
Trägheit, nicht gern ehr etwas, als bis ihnen die ganze
Zunft der Leute vom Fach sagt, daß es gut sey und Noth
thue : \vie aber diese sogenannten Sachverftändigen sind,
wissen wir : man müßte erft verftändig seyn, um sachver-
ftändig zu seyn. Aber leider sagt Plinius der jüngere mit
Recht : numerantur sententiae, non ponderantur. Tröftlicher
spricht Livius : veritatem laborare nimis saepe, ajunt, extingui
nunquam. —
Nach einigen Wochen hoffe ich Ewr Excellenz meine
Schritt, merklich verbessert, gedruckt, zu übersenden. Recht
bald fernerer Auskunft und Mittheilung entgegensehend,
verharre ich mit inniger Verehrung
Ewr Excellenz
r^ , , , T- 7 o / ergeben fter Diener
Dresden, d. 21"" Febr. iSib. . , o , i t^
Arthur Schopenhauer Dr.
07
Ewr Excellenz
habe ich die Ehre meine Schritt
nunmehr gedruckt zu übersenden. Ich trete die Kelter alleine.
Aber ich ftehe auch auf eigenen Füßen, in dieser Hinsicht
wie in jeder andern: so ifl einmal mein Loos:
Nam Caesar nullus nobis haec otia tecit.
Jordan: Brunns.
Wenn Ewr Excellenz sich die Mühe geben wollen, die
Schrift nochmals zu lesen, so werden Sie solche überall
ftark verändert und durch sehr bedeutende Zusätze vermehrt
linden. Um Ihr Urtheil würde ich bitten, wenn ich nicht
die Floffnung aufgegeben hätte es jemals zu erfahren, nach-
dem ich in einem langen Briefwechsel so ott und so dringend
vergeblich darum geworben habe. —
Vielleicht werden Ewr Excellenz mich mit der Aus-
kunft begünfligen, ob Floffnung ill, Sie diesen Sommer
in Tciplitz zu sehn, welches in Hinsicht aut die harbenlehre,
wie auch überhaupt, mein sehr lebhatter Wunsch ift. Allein
ich muthmaaße daß die Rheinuter Sie wieder besitzen werden.
Briefe Arthur Schopenhauers. 71
und glaube daß nur eine nicht wünschenswerthe Ursach,
nämhch eine durch Ihre Gesundheitsumftände herbeigeführte
Xothwendigkeit, meine Wünsche begünftigen könnte.
In jedem Fall verharre ich für alle Zeit in tieffter
Verehrung
Ewr Excellenz
Dresden, ergebenfter Diener
d. 4"" Mai, 1816. Arthur Schopenhauer Dr.
28.
Ewr Excellenz
haben lange nichts von mir ver-
nommen, da ich keinen Anlaß Ihnen zu schreiben fand
und nicht so ganz ohne Vorwand beschwerlich fallen wollte.
Inzwischen habe ich immer die Freude gehabt, die er-
wünschteften Nachrichten über Ihr Wohlseyn von meiner
Schwerter zu erhalten und zuletzt auch die, daß Sie Groß-
vater geworden sind, wozu ich von Herzen Glück wünsche.
Ich komme dieses Mal eigentlich um mich von einer
geringeren Entfernung auf eine größere zu beurlauben.
Nämlich nach mehr als vierjähriger Arbeit hier in Dresden,
habe ich das Tagewerk meiner Hände vollbracht und so
vor's Erfle das Aechzen u. das Krächzen abgethan. Daher
wende ich mich jetzt wieder von hier und will nunmehr
ins Land, wo die Citronen blühen, nel bei paese, dove il
Si suona, sagt Dante, u. »wo mich das Nein, Nein, Nein
aller Litteraturzeitungen nicht erreichen soll«, setze ich
hinzu. Danach, im folgenden Sommer, gedenke ich zurück
über den Berg u. seinen Wolkenfteg in die Schweiz; so
daß wenigftens ein Jahr vergehn wird ehe ich Teutsch-
land wieder sehe.
Es ift mein lebhafter Wunsch u. würde mir die größte
Freude seyn, Ewr Excellenz noch vorher wiederzusehn.
Leider habe ich aber durchaus keine Zeit nach Karlsbad zu
kommen, da ich bis Anfang Septembers, wo meine Abreise
feftgesetzt ift, noch alle Hände voll zu thun habe mit der
letzten Vollenduns: meines Werkes. Nachher aber meinen
72 Neue Mittheilungen.
Weg über Weimar zu nehmen^ verhindern bekannte Mis-
verhältnisse, so gern ich auch meine Schweizer sähe, die
ein ausserordentliches Mädchen geworden seyn muß, wie
ch nach ihren Briefen urtheile u. nach ausgeschnittenen
Figuren mit poetischem Text, welche mir der Graf Pückler
mit Ekftase vorzeigte. Der ift übrigens ein Geiftreicher
Mensch u. ich freue mich ihn in Rom wiederzufinden. —
Daß Ewr Excellenz vom Bade hieher kämen, wäre mir
das Allererwünschteil:e : aber ich wage nicht es zu hoffen.
Darum nun bin ich so frei zu fragen, ob Sie nicht
vielleicht noch irgend einen Rath, eine Weisung, hinsicht-
lich meiner Reise in das Ihnen so wohlbekannte u. vielge-
liebte Land mir gütigft ertheilen möchten, außer dem was
in Ihren gedruckten Briefen zu finden ift, die mich (hoflent-
lich auch der angekündigte dritte Band) begleiten sollen:
vielleiclit würden Sie mir noch irgend einige Bücher über
Italien, außer den ganz bekannten, empfehlen, oder wohl
gar mich würdigen mir durch ein Empfehlungsschreiben
irgend eine interessante oder sonft mittelbar wichtige Be-
kanntschaft zu verschaffen: endlich könnte es auch seyn.
daß Sie irgend eine Kleinigkeit nach Kom oder Neapel zu
schicken wünschten. Durch Alles dieser Art würden Sic
mich sehr beglücken, wie sich von selblf verlieht: u. dieses
wäre denn die egoiftische Absicht dieses meines Schreibens
pour prendre Gonge.
Mein Werk, welches nun zu Michael erscheint ill die
Frucht nicht nur meines hiesigen Aulenthalts, sondern ge-
wissermaßen meines Lebens. Denn ich glaube nicht, daß
ich je etwas Besseres oder Gehaltvolleres zu Stande bringen
werde, u. bin der Meinung, daß lielvetius Recht hat zu
sagen, daß bis zum Rollen höchftens 3 5 ifen Jahre im Menschen
durch den Eindruck der Welt alle Gedanken erregt sind,
deren er fähig ill, u. alles was er später liefert immer nur
die Entwickelungen jener Gedanken sind. Mir gab nun
ein günftigcs Schicksal die Muße von Außen u. den ent-
schicdenften Trieb von Innen, um Iruh u. irisch zu lielern.
Briefe Arthur Schopenhauers. 73
was Mancher, z. B. Kant, nur als Früchte der Jugend ein-
marinirt im Essig des Alters auftischen konnte. — Ich bin
im 3iften Jahr. — Der Titel des Buchs, den bis jetzt außer
dem Verleger u, mir noch kein Mensch weiß, ift: »Die
Welt als Wille u. Vorftellung, vier Bücher, nebfl einem
Anhange, der die Kritik der Kantischen Philosophie ent-
hält«. — Brockhaus erhält den Auftrag Ewr Excellenz ein
schönes Exemplar zu übersenden. Ich kann, nach unsern
einftigen philosophischen Dialogen, nicht umhin, mir viel
Hoffnung auf Ihren Beifall zu machen, falls Sie noch die
Geduld haben, sich in einen fremden Gedankengang hinein-
zulesen. Es w^erden wenigftens 40 Bogen.
Meine Farbentheorie hat noch keine, wenigftens keine
lautgewordene Sensation gemacht, — wie der Stein im Sumpf
keine Ringe: doch bin ich guter Dinge: denn das Aechte
u. Wahre schafft sich zuletzt immer Recht und Platz.
Auch sehe ich doch schon jetzt wie dieser spitze Keil
meiner Theorie der breiteren Masse Ihrer Farbenlehre die
Bahn bricht, im Stillen gewiß sehr wirkt u. allmählig
Alles umftimmt, obgleich für jetzt man sich noch schämt
Ihnen zuzurufen: patcr peccavimus! — Da hat z. B. die
Leipziger Lit : Zeit., welche im Augull 1815 so dumm-
frech, frevlerisch u. vermessen über Ihr Werk in letzter
Inftanz den Stab brach, am 14'-" Juli 1817, meine Sache
vornehmend, ein Meifterlbück in der einlenkenden Manier
geliefert. Der Kerl windet sich, wie ein Wurm ; weil
er merkt wie es enden muß : er gefteht allmählig ein, ich
hätte ganz u. gar Recht in allen Stücken : nur meint er,
Newton könne dabei doch noch beitchn, u. redet noch
immer, wiewohl ganz kleinlaut, von homogenen Lichtern:
am Ende sagt er, daß wenn es auch gar noch dahin käme,
daß auch Sie zuletzt Recht behielten, so hätten dann die
Newtonianer sich damit zu tröften, daß sie doch bei allen
Debatten immer fein höflich gewesen, wir aber sackgrob.
Ein sauberes refugium bei einer faulen u. schändlich geführten
Sache! — Einlieoend linden Sie das Werk eines von mir
74 Neue Mittheilungen.
gemachten Proselyten, Ficinus, Protessors der Chemie an
der hiesigen medicinischen Akademie: es ill: der Artikel
Farbe zum Wörterbuch der Physiologie u. Medicin von
Pier, im noch nicht erschienenen 3ten Band. Sie werden
die Satisfaktion haben, auf diesen Bogen meine Theorie
verbunden mit Ihrer Farbenlehre, die dadurch apriori de-
monftrirt u. begründet wird, als anerkannte Wahrheit vor-
getragen zu sehn, u. dahinter unsern Sir Isaak aut dem
Armsünderftühlchen. Vielleicht ift dies das erfte eigent-
liche Lehrbuch, was Ihre Lehre aufnimmt: aber die erfte
Feflung eines zu erobernden Landes, die der Feind räumt
u. unsre Truppen besetzen, freut ungemein. Ich dächte
meine Avant-garde von leichten Husaren verdiente eine
Belobung, obgleich sie in Ihren physikalischen Heften keine
erhalten hat. Inzwischen ergötzt sich meine kleine Eitelkeit
nun daran, daß ich vorerll auf diesen, hoffentlich noch auf
vielen Bogen, ein Plätzchen neben Ihnen habe auf dem Sitz,
auf welchem fafi: anderthalb Jahrhunderte Sir Isaak so gar
breit u. bequem saß u, sich adoriren ließ von der weiten Welt.
Da ich nur von St. Schütz die nicht ganz verbürgte
Nachricht Ihres Aufenthalts in Karlsbad habe; gebe ich
diesen Brief dem hiesigen Bibliotheks-Sekretär Semler mit,
einem außerordentlich guten u. dienftfertigen Mann. —
In Hoffnung aut irgend ein Zeichen der Fortdauer Ihrer
Gunlf, verharre ich mit innigster \'erehrung
Ewr Excellenz
ergebenfter Diener
Arthur Schopenhauer.
Dresden,
d. 2)J'''" Juni
i8iS.
Brief Leopold Rankes.
29.
Ew Excellenz
aut irgend eine Weise näher zu treten, habe ich wohl zu-
weilen innere oder äußere Veranlassung, doch niemals
Brief Leopold Rankes. 75
recht den Muth gehabt. Jetzt aber wäre es unverantwort-
Hch, länger zu zaudern.
Unter den Verdienften E\v Exe ift es vielleicht nur
das geringfte, daß Sie wiederholt auf serbische Poesie und
Sinnesweise aulmerksam gemacht haben; ein Verdienft in-
deß, zu dem sich alle in dieß Gebiet einschlagende Literatur
Glück zu wünschen hat. Es ift ihr dadurch noch einmal
so leicht geworden, Eingang bey dem gebildeten Europa
zu finden. Hier tritt ein Büchlein hervor , in welchem
man die barbarischen, aber immer menschlichen Zuftände
und die neuefte Entwickelung der serbischen Nation un-
verhüllt zu vergegenwärtigen sucht. Ich halte schlechter-
dings für meine Pflicht, es Ew. Excellenz überreichen zu
lassen und würde sehr erfreut sc}!!, wenn Sie es gütig
aufnähmen und damit zufrieden wären.
Mit einer Verehrung, die wenn sie gleich allen Deutschen
gemein ift, ic'ii doch an meinem Theil besonders leb-
haft fühle
E\v Excellenz
unterthäniger Diener
Venedig am 22^'" Januar 182^. L. Ranke,
auß. Prof. a. d. U. Berhn.
Neue Mittheilungen.
Anmerkungen der Herausgeber,
eingeleitet durch einen Brief Bernhard Suphans an den Herausgeber
des Jahrbuchs.
Verehrter Herr !
Die letzte Sendung, die ich Ihnen für das nächste Jahr-
buch aus dem Archiv zu übermittehi ermächtigt bin, neun
Briefe Schopenhauers an Goethe, begleite ich mit einem
Überblick über den gesammten Beitrag dieses Jahres. Was ich
früher gesandt habe, war zum grössten Theil schon von meinem
Vorgänger zusammengestellt und der Frau Grossherzogin zur
Prüfung vorgelegt: Urkunden aus und zu der ersten Weimarer
Zeit, Briefe sodann an Goethe, sämmtlich einer spätem
Epoche angehörig, beide Theile in einem ideellen Zusammen-
hang, den ich bei allem später Hinzugethanen zu wahren
bedacht gewesen bin.
Zunächst Goethe, der fröhlich Strebende, der geniale
Führer einer genialen Schaar, wie uns sein Bild anstrahlt in
Wielands heiteren, aus dem Moment geborenen Versen, und
lebensvoll noch anspricht aus den von treuer Erinnerung ein-
gegebenen Aufzeichnungen von Trebras. Dann Goethe auf
der Höhe des Lebens und Wirkens, der Meister, der allen
voranschreitet, dem ein jüngeres Geschlecht sich in Verehrung
naht. Heinrich von Kleist und Adam Müller, die Gebrüder
Grimm, Arthur Schopenhauer, Leopold v. Ranke (G.-J. VIII, 234)
erscheinen als dessen Vertreter. Allem menschlichen Wissen
und Forschen ist auf dieser Höhe sein Interesse zugewandt :
aber ein Weltbürger der Literatur, bleibt er doch dem Vater-
ländischen jetzt nicht minder zugethan als in jungen Jahren,
und zuversichtlich geht er auf den Gedanken einer Gesell-
schaft für deutsche Sprache und Geschichte ein, zu dessen
Verwirklichung nach dem Siege über den Feind und Be-
dränger die Stunde gekommen schien. Auf dieser Theilnahme
am vaterländisch Volksthümlichen beruht sein Verhältniss zu
Jacob und Wilhelm Grimm. Die anspruchslos hingebende
Art der Brüder hat etwas Vorbildliches, und typisch wiederum
für eine andere Klasse von Verehrern sind die Huldigungen
des Philosophen, der die beherrschende Stellung Goethes
bewundernd anerkennt und sich selbstbewusst im eigenen
Werthe behauptet.
Aus den eigenen Handschrit'ten des Dichters sind zwei
Stücke ausgewählt, die später in den U'erken erscheinen
werden. Dem Herausgeber des Faust steht es zu, das eine
zu commentiren ; das andere, ein Chorlied zum Prometheus,
das in seiner fragmentarischen Gestalt erhel)liche Schwierig-
keiten bot, hat auf mein Ersuchen F. Zarncke zu erläutern
Anmerkungen der Herausgeber. 77
übernommen. Wir entsinnen uns noch aus jener Zeit, die
sich mit einem spärhchen, brüchigen Material behalf, welch
eine anregende Kraft doch dem Unvollständigen, Halben bei-
wohnt; es behält diesen Reiz und wird ihn behalten auch
jetzt, da wir die Fülle haben.
Weimar, Dezember i88j. Bernhard Suphan.
No. I. Auf dem Goethe- Archiv fand sich in einem Con-
volut »Rhythmik« ein Quartblatt, graues Conceptpapier, auf
dessen Vorderseite mit Tinte die Verse i — 20, auf der Rück-
seite mit Bleistift die Verse 21 — 23 hingeworfen sind, eigen-
händig, aber flüchtig, offenbar als Concept, und oft schwer
lesbar. B. Suphan , dem ich auch für Übersendung einer
sauberen Durchpausung des ganzen Schriftstückes zu Dank
verpflichtet bin, hat an der Entzifferung mit Glück Theil ge-
nommen. Aus Goethes Tagebüchern das zur Erläuterung
Dienliche aus dem Archiv zu übermitteln, war Burkhardt
ermächtigt; auch ihm habe ich für wiederholte Bemühung
meinen Dank auszusprechen.
Zweifellos haben wir hier Bruchstücke aus Goethes Ent-
wurf zu einem Prometheus vor uns, von dem Riemer II, 636
sagt, »davon war bereits der erste Monolog sammt dem Chor
der Nereiden, die ihn (den Prometheus) in seiner Einsamkeit
besuchen und bedauern, fertig.« Der Chorgesang, der die
Thetis ausdrücklich erwähnt, passt ebensowohl für die Nereiden,
wie die klagenden Trimeter für den Prometheus. Wenn aber
Riemer an derselben Stelle sagt, diese Stücke hätten einem
»gefesselten« Prometheus angehört und dann, Goethe habe
»auch einen befreiten Prometheus geschrieben und ihn ziem-
lich weit gebracht«, wie er »irgendwo schon gedruckt« sage,
so erwecken die Unrichtigkeit der letzteren Behauptung und
der Inhalt der uns erhaltenen Verse wenig Vertrauen zu seiner
Mittheilung. Wir werden gut thun, die Zeugnisse zu prüfen.
Im Februar 1794 war Wilhelm von Humboldt nach Jena
übergesiedelt, im Mai hatte Schiller mit ihm den Plan zu den
Hören entworfen, denen im Juni auch Goethe seine Mit-
wirkung zusagte. Von da an begann ein reger Verkehr zwischen
Weimar und Jena und wir sehen Goethe öfter nicht nur auf
Tage, sondern auf längere Zeit hinüberreisen ; so weilte er
in Jena vom 11. bis 23. Januar und vom 29. März bis 2. Mai,
in lebhaftem Verkehr mit Schiller und W. v. Humboldt, an
dem auch Meyer Theil nahm. Wie sehr sich Goethe in diesem
Kreise angeregt fand, beweist der Brief vom Dezember 1795
an Wilhelm v. H., den er mit der Klage beginnt, »dass unser
schönes Quatuor vom vorigen \\ inter so zerstreut worden ist.«
yS Neue Mittheilungek.
Durch W. V. H. ward nun Goethe für ein ihm fast neues
Interesse in Anspruch genommen. Die Griechischen Tragiker,
besonders Aeschyhis', hatten ihm bisher ziemHch fern gestan-
den, in diesem aber lebte und webte damals W. v. H. Er
hatte bereits 1793 den Chor der Eumeniden übersetzt und
trug sich jetzt mit dem Plane einer Übersetzung des Aga-
memnon. Würden sich Goethes Tagebücher aus jener Zeit
erhalten haben, wir würden einen tiefern Blick in die An-
regungen, die Goethe empfing, zu thun vermögen. Jetzt sind
wir angewiesen auf die lakonische Bemerkung in Schillers
Brief an Körner vom 10. April 1795: »Goethe ist jetzt mit
einem Trauerspiel im altgriechischen Geschmack beschäftigt:
der Inhalt ist die Befreiung des Prometheus.« Wie stets, war
Goethes Antheilnahme sofort activ geworden, und ihn be-
schäftigte der Plan, den gefesselten Prometheus des Aeschyhis
in einer Neudichtung fortzuführen.
Lange erfahren wir dann Nichts weiter. Wilh. v. Hum-
boldt war länger als anderthalb Jahre, vom Juli 1795 bis
gegen Ende 1796, von Jena abwesend. Als er dann zurück-
gekehrt war, verhinderte Anfangs der Winter Goethes Reisen
nach Jena: er war nur in Geschäften am 13. Januar und am
12./13. Februar dort anwesend. Erst am 20. Februar entfloh
€r den Quisquilien der Residenz und lebte nun länger als
5 Wochen in Jena, sich des bedeutenden Umgangs mit Schiller
und den beiden Humboldt erfreuend. Aber von den Tragikern
ist in den Tagebüchern zunächst noch Nichts zu spüren.
Goethe war zu sehr mit eigenen Arbeiten beschäftigt, Hermann
und Dorothea ward abgeschlossen und dies Gedicht machte
vollkommen den Mittelpunkt im Verkehr der Freunde aus.
Am 21. März 1797 wurden die letzten Gesänge bei Schiller
vorgelesen und zum Abschreiben gegeben. Da erst war Goethe
frei und nun finden wir auch gleich am 23. März im Tage-
buch notirt: »Früh den Eschylus«, dann am 27. März: »Die
Übersetzung des Agamemnons durchgegangen«, und am 29. :
»Früh spatziren; dann zu Hofrath Schütz [dem bekannten
Herausgeber des Aeschyhis], mit ihm über Aeschyhis
Vor Tische waren Fr. Schlegel und Leg.-R. v. Humbold da-
gewesen, letzterer wegen des Aeschyhis.« Am 31. März ging
Goethe nach Weimar zurück, am 2. April folgte W. v. Hum-
boldt, der damals damit umging, Jena zu verlassen, einer Ab-
schiedscinladung Goethes und war bis zum 9. April in Weimar
in regem Verkehr mit diesem. Auch von Aeschyhis muss die
Rede gewesen sein, denn Humboldts Exemplar dessell^en blich
' Anders stand es mit Sopliocles, dessen Electra ihn im Sommer
1786 7.U einem \'ersuch in Trinietern anregte.
Anmerkungen: der Herausgeber. 79
in Goethes Händen und noch am 10. JuH musste Schiller ihn
um Rückgabe mahnen.
Als W. V. Humboldt Weimar verliess und noch einmal
auf kurze Zeit nach Jena zurückkehrte, gab ihm Goethe einen
Chorgesang aus seinem Prometheus mit, offenbar, um ihn an
Schiller, vielleicht für die Hören, auszuhändigen. Aber W. v. H.
erkrankte, musste sich dann schnell zur Abreise rüsten und
so ist das Blatt nicht an seine Bestimmung gelangt. Wir
ersehen dies aus dem Goethe-Schillerschen Briefwechsel. Am
14. April schreibt Schiller: »Humboldt sagt mir von einem
Chor aus Ihrem Prometheus , den er mitgebracht habe , hat
mir ihn aber noch nicht geschickt.« und am 18. Juni, offen-
bar in der Annahme, \V. v. H. habe ihn direct an Goethe
zurückgesandt : »Vergessen Sie doch nicht, mir den Chor aus
Prometheus zu schicken.« Hierauf antwortet Goethe umgehend
am 21. Juni: »Den Chor aus Prometheus finde ich nicht,
auch kann ich mich nicht erinnern, dass ich ihn von Hum-
boldt wieder erhalten habe , deswegen ich auch glaubte, das
Gedicht sei schon in Ihren Händen. Auf alle Fälle hat ihn
Frau V. Humboldt abgeschrieben , und er wird also leicht
von Dresden zu erhalten sein.« Hiernach ist es einiger-
maßen auffallend, wenn Schiller am 21. Juli nochmals schreibt:
»Den Chor aus Prometheus bitte nicht zu vergessen.« Wie
es nun zugegangen sein mag. jene Reinschrift ist nicht wieder
zum Vorschein gekommen , auch nicht die vermuthete Ab-
schrift der Frau v. Humboldt. Versuche, Beides oder doch
Eines davon noch jetzt in W. v. Humboldts Nachlaß aufzu-
finden , erwiesen sich als gegenwärtig aussichtslos. Augen-
blicklich sind wir also in der bedauerlichen Lage, uns mit
einer fragmentarischen Kladde begnügen zu müssen, während
wir wissen, daß eine Reinschrift vorhanden gewesen ist.
Nun aber erhebt sich die Frage , auf die die bisherige
Darstellung bereits abzielte, haben wir Grund anzunehmen,
dass dieser im April 1797 an W. v. H. ausgehändigte Chor-
gesang einem andern Prometheusplane angehörte, als mit dem
sich Goethe 1795 beschäftigt hatte, einem gefesselten Prometheus
statt dem befreiten. Wir wollen die Gründe, die dagegen sprechen,
nicht häufen, so viele sich uns auch entgegendrängen, nur
darauf sei aufmerksam gemacht, dass Schiller, der doch an
dem ersten Plane Theil genommen hatte, von einem zweiten
nichts weiss und mehrfach von »Ihrem Prometheus« spricht,
ferner, dass das Tagebuch vom Jahre 1797 auch nicht eine
Andeutung von eigenen poetischen Plänen Goethes nach dieser
Richtung hin enthält. Offenbar, wenn er nach Vollendung
von Hermann und Dorothea zum Aeschylus griff, so geschah
dies in W. v. Humboldts Interesse, um dessen Uebersetzung
8o Neue Mittheilungen.
des Agamemnon durchzugehen. Wie warm er sich an dieser
betheiligte, erkannte noch 1816 AW v. H. dankend an, indem
er Goethen am 19. Juli schrieb: »Meinen Agamemnon sollen
Sie bald haben. Man druckt an dem letzten Bogen. Ich
denke , er soll Ihnen eine freundliche Erscheinung aus der
Vorzeit sein. Denn er fing ja an, als wir noch in Jena zu-
sammen waren , und er hat noch Verse , die ich nach Ihren
Bemerkungen verändert habe.« Dazu kommt nun der jetzt
bekannt gewordene Wortlaut, der in den Trimetern offenbar
nur auf einen bereits seit lange gefesselten Prometheus bezogen
werden kann. Darum habe ich es im \\'iderspruch gegen
Riemers Angaben gewagt , gleich im Titel diese Bruchstücke
für den befreiten Prometheus in Anspruch zu nehmen; Goethe
wird 1797 an W. v. Humboldt ein, der Hauptsache nach
bereits im April 1795 entstandenes Stück übergeben haben.
Also fort mit dem »gefesselten Prometheus« aus unseren
Literaturgeschichten! Nur eine »Befreiung des Prometheus,«
um Schillers Bezeichnung beizubehalten, hat Goethe dichten
wollen.
Hat sich Goethe noch ferner mit diesem Prometheus-
plane beschäftigt? Wenn man am 27. April 1797 ins Tage-
buch eingetragen findet: »Choephoren des Aeschylus«, so
möchte man es glauben, aber bald wird man eines Bessern
belehrt; am 20. Mai heisst es: »Die Flehenden des Aeschylus,«
und am 21.: »Nähere Betrachtung der Flehenden und Ueber-
legung eines zweiten Stückes.« Also, wie er sich früher mit
dem Plane getragen hatte , den gefesselten Prometheus in
seiner Weise fortzusetzen, so hatte er jetzt den Plan, die
Supplices fortzuführen. Das ist der Entwurf zu den Danaidcn,
von dem er am 29. Mai 1801 an Zelter, nachdem er von
dem Plane zu einem zweiten Theile der Zauberflöte gesprochen,
schreibt: »Zu einem ernsthaften Singstück, die Danaiden, worin,
nach Art der älteren griechischen Tragödie , der Chor als
Hauptgegenstand erscheinen sollte, hatte ich vor einigen
Jahren den Entwurf gemacht ; aber keins von beyden Stücken
werde ich wohl jemals ausführen.« Aufgeschrieben scheint
hiervon Nichts zu sein, wie auch nach Riemer Goethe selbst
diesem 1809 gesagt haben soll (Riem. II, 638).
Auch dies baldige Übergehen auf einen ganz andern
C Gegenstand kann wohl mit als Beweis dienen, dass im Früh-
ling 1797 Goethe nicht einen neuen rronicthcusplan gcfasst
haben wird.
Wenden wir uns jetzt zu den Bruchstücken selber zurück,
so ist zunächst zur Erklärung des Einzelnen anzumerken,
dass Ades als Erderschütterer in der griechischen Mythologie
nicht vorkommt. Aber (joethe brauchte eine von unten
Anmerkungex der Herausgeber.
schiebende Kraft und für diese einen unterirdischen Gott.
Als solcher bot sich ihm Ades. Erst später hat er an seine
Stelle den personificirten Seismos eingeführt, und die Psellen
und Marsen singen in der classischen Walpurgisnacht ähnlich
wie die Nereiden vom Ades und Poseidon, nur dass dort die
zerstörenden Elemente statt der aufbauenden betont werden:
In Cvperns Höhlengrüften,
Vom Meergoit nicht verschüttet,
Vom Seismos nicht zerrüttet.
Der Chorgesang gehört, wie schon an sich wahrschein-
lich ist , offenbar in den Anfang des Stückes. Die Nereiden
schildern gar anmuthig, wie ihre Schwester, die Thetis, ihre
Hauptführerin , im heiligen Dämmer der Grotte den Gemahl
erwartet. Welchen Gemahl? Sicherlich nicht den Peleus,
sondern den Zeus. Denn darauf beruhte ja der Umschlag
im befreiten Prometheus, dass Zeus, im Begriffe sicli mit der
Thetis zu vermählen , auf die Prophezeiung des Prometheus
hin dieser Vermählung entsagt und der Thetis den Peleus
zum Gemahl gibt.
Weiter fragt es sich, mit wem redet Prometheus? Zweifels-
ohne mit Apollon. Wessen Licht könnte sonst gemeint sein?
Lange Zeit war Prometheus ja in die Finsterniss gebannt
gewesen , jetzt ist er wieder ans Tageslicht gebracht, und es
entspricht gar schön Goethes Naturanschauung, dass das ihm
jetzt gegönnte Erblicken des Sonnenlichtes den Gram des
Gefesselten zu mildern vermag.
Und wer schilt in den letzten Zeilen in so phorkyadischer
Weise? und wer wird gescholten? Ich denke, die Erwähnung
der Höhlen tief in der Nacht (des Meeres) weist deutlich auf
die Nereiden, die ja zur Stelle sind, und der Scheltende kann
füglich Apollon sein, der ja auch zur Stelle ist. Die Nereiden,
in weiblichem Mitgefühl, bedauern den Prometheus, während
Apollon selbstverständlich auf Seiten des Zeus steht. Da kann
leicht eine Scene sich entwickelt haben, in der beide Theile
aneinander gerathen sind, und Apollon zornig die etwa vorlaut
gewesenen Nymphen in ihre Gränze zurückweisen sollte. Auch
durchzieht ja ein Zwiespalt zwischen Apollon auf der einen
Seite und den Nereiden und der Thetis auf der anderen auch
sonst noch die Sage. Apollon veranlasst den Tod des Achill
und Thetis vergisst ihm diese Handlung nicht. So vermögen
wir aus unseren wenigen Zeilen doch ein recht anschauliches
Bild der Situation zu gewinnen.
Noch möge zum Schlüsse bemerkt werden , dass die
Trimeter, die wir hier aus dem Bleistiftgekritzel wieder ans
Tageslicht gezogen haben, aller Wahrscheinlichkeit nach die
GohTHH-jAHKtLCH IX. P
82 Neue Mittheilungen.
ältesten auf uns gekommenen sind', die Goethe gedichtet hat,
also die ersten tastenden Versuche zu jener wunderbaren
Vollendung derselben, zu der sich Goethe in den Helena-
partien des Faust seit dem Jahre 1800 erhob.
Fr. Zarncke.
No. 2. Das Quartblatt, welches den »Abschied«, und der
Streifen, welcher die dazu gehörige »AbkUndigung« enthält,
stammen vom Ende des vorigen oder vom Anfang dieses
Jahrhunderts, wie fast alles, was unter den weimarischen
Fausthandschriften mit Geists Hilfe entstanden ist. Beide
Stücke tragen rechts oben den (loethischen Bleistiftvermerk
»ad JO((, d. h. sie gehörten zur letzten von den Manuscript-
lagen, die vor dem 5. Mai 1798 nach einem ausführlichen
Schema geordnet waren und in der Folge neuen Zuwachs in
sich aufnahmen. Fragmente vom alten Schlüsse des zweiten
Theiles, Fausts Ende und den Lemurensang betreffend, sind
beziffert »ad 2/((. Der Gedanke, Goethe habe diesen Epilog
für der Tragödie ersten Theil bestimmt, ist also von vorn-
herein abzulehnen. Zu allem Überfluss findet sich auch eine
späte Reinschrift Johns, der den zweiten Theil, mit Ausnahme
des von Schuchardt besorgten Helena- Aktes, mundirte, woraus
hervorgeht, dass Goethe noch bis in die letzte Zeit diesen
x\usklang erwogen hat. Die vier Stanzen des »Abschieds«
correspondiren mit den vier Stanzen der »Zueignung«. Beide
Male ein Rückblick auf begleitende Schatten und Träume der
Jugend. In der »Zueignung« elegische Erinnerung an die
geschwundene Schaar der FrUhzeit, hier getroste Vereinigung
mit den Freunden, die ein neues Leben ihm bescheert hat.
Die schmerzliche Sehnsucht nach der weit hinten liegenden
Wirklichkeit und die Klage über den wesenlosen Besitz finden
hier eine getroste Palinodie. Goethe bezeichnet auf der Höhe
seiner antikisirenden Kunstweisheit und Kunstübung, wie in
den Briefen an Schiller, an Hirt, das Faustsche Reich als
einen beschränkten barbarischen Zauberkreis, dessen Nebeln
er sich entzieht, um nach Osten in die aufgehende Sonne zu
schauen und, im Verein mit gleichgesinnten Genossen fort-
schreitend, mitten unter den Nachwehen der Revolution antike
und neuere Schätze friedlich zu geniessen.
Die »Abkündigung« umschreibt das Plaudite der alten
Komödie. Die Sentenz über das Stückwerk des Dichtens und
Lebens findet sich auch abgerissen auf einem, zu Faust 1, 5 '19
beschriebenen, Sammelblatt :
' Denn der Versuch vom Januar 1786, den Anfang der Iphigcnic
in 'l'rimcter umzuschreiben, ist uns nicht erhalten.
Anmerkungen der Herausgeber. 8^
Das Leben ist ein ei)isches Gedicht
Es hat wohl einen Anfang und ein Ende
Allein ein ganzes ist es nicht.
Erich Sch.nhdt.
No. 3. Es bedarf wohl kaum der Erklärung, dass E. s. .d . I
:-' Einsiede), W.d.l ^ Wedel, K.lb ^ Kalb ist. — Zu den
schönen poetischen Worten AVielands (S. 9) ist wohl an das
tief empfundene und die Bedeutung Goethes würdig schildernde
»Gedicht an Psyche« zu erinnern (zuerst gedruckt wTeutscher
Merkur«, Jan. 1776).
No. 4. Für den Brief Klingers vgl. Goethes Empfehlungs-
brief für denselben G.-J. VIII, S. 122. Dass Klinger so that-
kräftig und grossartig von Goethe unterstützt wurde, wusste
man bisher nicht. (Vgl. übrigens auch unten S. 126.) Klingers
Worte: »Ich ward mit Goethe bekannt«, wie man aus dem
Zusammenhang ergänzen muss. unmittelbar vor dem Abgang
auf die Universität, enthalten doch eine Widerlegung von
Riegers Ausführungen (Klinger, Darmstadt 1880, S. 18 fg.).
No. 5. »Die Aufschrift des Heftes »Lebensverhältnisse
mit Trebra« von Kräuters Hand. Von v. Trebra wohl als
Material zur Biographie dictirt. Unterzeichnet v. Tr. Die
Stelle (S. 19) »Behutsam! vorsichtig! . . . Hälse brechen!«
findet sich auf einem bunten Steintischchen in Goethes Garten-
haus (vgl. unten. L. G.). Dies nach einer Aufzeichnung von
Prof. Schmidt, die ich bei den Papieren vorfand.« B. S. Über
Goethes Beziehungen zu Fr. W. H. v. Trebra (1740 — 1819)
vgl. die Zusammenstellung bei Strehlke, Goethes Briefe II,
319 fg. Zu beachten besonders die ^Äusserung im Tagebuch
16. Juni 1776 »Trebra brav, wahr, in dem Seinigen treu«
(W'eim. (joethe-Ausg. III. Abth. i. Bd. S. 14). Das Abenteuer
in Stützerbach wohl 25. /26. Juli 1776 (a. a. O. S. 17) oder
4. April 1778 (a. a. O. S. 65J. — Über Goethes Brockenreise
(Sept. 1783) mit Fritz v. Stein (Briefe an Frau v. Stein ed.
Fielitz II, S. 135 — 139. Der Aufstieg auf den Brocken 21. Sept.
5. 139; dort wird der frühere Aufstieg erwähnt; die Schilde-
rung desselben 10. Dez. 1777, Briefe an Frau v. Stein I, 107.
Trebra wird II, 13S genannt (vgl. auch S. 130, 572) »Bey
Trebras gehts uns gut, es sind sehr redliche Menschen«. Zu
dem von Trebra erzählten Abenteuer von dem Herabholen
der Steine (S. 19) vgl. Goethes »Unterhaltungen mit dem
Kanzler Müller« S. 40 (18. Mai 1821): »Damals bei jenem
Streifzug in die Harzgebirge holte ich einst, auf von Trebras
Schultern gestiegen (Fielitz, der a. a. Ü. II, 588 diese Stelle
mittheilt, setzt dazu »also in Zellerfeld« ; genauer bezeichnet
war es an der Rehbergerklippe, bei Andreasberg) ein merk-
6*
84 Neue Mittheilungen.
würdig Mineral mit vieler Gefahr von seiner Bildungsstätte,
vom Felsen herab ; »wir müssen erst noch berühmt werden,
ehe wir den Hals brechen, darum hat es jetzt keine Gefahr«,
sagte ich scherzend zu Trebra. Ich besitze noch eine kleine
Marmorplatte aus jenen Gegenden mit der von Trebra auf-
gesetzten Inschrift jener Worte« (vgl. oben). S. 16, der
»gehende Förster« wohl im Gegensatz zum reitenden, s. Hilde-
brand in Grimms Wb. IV. i. A. IL H. Sp. 2405. — Lasius
G. S. O. (1752-1833, vgl A. D. B. XVII, S. 733 fg.), haupt-
sächlich bekannt durch die »Beobachtungen über die Harz-
gebirge« nebst petrographischer Karte, 2 Bände 1789, 90. —
Rösche (S. 19 Z. 25) nach Weigands Wb. - Graben zur Ab-
leitung eines Wassers.
No. 6, 7. Von den Briefen Goethes an die Brüder Grimm
sind nur einzelne Daten bekannt (Strehlke I, 2n; da daselbst
Briefe Goethes vom 19. Jan. 1810 und 23. Aug. 1816 ver-
zeichnet sind, so müssen wohl auch Briefe Jakobs kurz vor
oder nach die genannte Zeit fallen, wenn nicht jene Briefe
an Wilhelm gerichtet sind); in seinen Werken erwähnt Goethe
die Brüder nur selten (Jakobs Bemühungen wird nur in mehreren
den serbischen Gedichten gewidmeten Aufsätzen gedacht,
Werke, Hempel 29, 584, 586, 593; Wilhelms Aufenthalt in
Weimar 1809 wird in den »Annalen« erwähnt (Hempel 27, 187)
und dabei der Einwirkung auf die Schätzung der deutschen
Sprachalterthümer gedacht. Ganz kurz werden einmal die
Grimmschen Kindermärchen angeführt, 29, 775). Näheres
über den Verkehr ist zu entnehmen aus »Briefwechsel zwischen
lakob und Wilhelm Grimm aus der Jugendzeit« (hgg. von
H. Grimm und G. Hinrichs. Weimar x88i) und aus der Stengei-
schen Publikation, von der G.-J. VII, S. 393 — 385 ein Aus-
zug gegeben ist.
Die »Neigung für böhmische und griechische Volkslieder«
(S. 20 fg.) war K. u. A. IV, i 54 ff. 73 ff.: Mittheilung von sechs
neugriechischen epirotischen Heldenliedern und einem böh-
mischen Gedichte, und IV, i S. 166 {{. : Abermalige Empfehlung
der Volksgesänge zu Tage getreten. — Die Nachdichtung des
»Liedes von Asan Aga« vgl. \\'erke, Hem|jel II, S. 459 — 461
und G.-J. 11, 125 ff. V, 118, 284, 375, 394, 396, VI, 37.
VII, 370. Über Vuk Stejjhanowitsch oder Karadsc:hitsch vgl.
die schon angeführten Stellen, Hempel 29, S. 580 ff. und den
Brief an den Genannten 20. Dez. 1823, Strehlke I, S. 317.
(Nach diesem scheint es, als wenn der serbische Gelehrte nicht
nach Weimar gekommen sei . sondern die Übersetzung der
1-ieder, Grammatik und Lexikon nach Weimar geschickt habe.
Auch von der Widmung eines Bandes der Liedersammlung
an die Grossfürstin ist in dem Briefe keine Rede.) Goethe
Anmerkungen der Herausgeber. ' 85
bittet um wörtliche Übersetzung mitgeschickter serbischer
Lieder, wohl derselben, deren Eintreffen Grimm im zweiten
Briefe meldet. Grimms Übersetzung der serbischen Grammatik
erschien 1824: »Vuk Stephanowitsch' kleine serbische Gram-
matik, verdeutscht mit einer Vorrede«; das Original war 18 14
veröffentlicht worden.
Jakob Grimms Übersetzung »Die Aufmauerung Scutaris«
aus dem Serbischen, gedruckt K. u. A. V, 2, 24 ff., wieder-
holt in Reifferscheid, Freundesbriefe S. 222 — 229. — Das
Gedicht »Erbschaftstheilung« wiederholt J. Grimms Kleinere
Schriften I, 410 ff.
»Dem Briefe Jacob Grimms vom i. October 1S23 war
das Gedicht Erbschaftstheilung beigefügt.
»Erbschaftstheilung. Serbisch« gedruckt in »Ueber Kunst
und Alterthum« IV, 3, 66 fgg., unterz. Grivuii.
Aus den folgenden Varianten der Hs. ergeben sich
mehrere Correcturen (i Vers ist ausgefallen), 2 Verse hat
Goethe umgeformt.
Von Goethes Hand neben der Überschrift: »Jacob CTrimm.«
pag. 66. V. IG über Jakschis Dmiter von Jacob Grimms
Hand : Demetrius.
pag. 67. V. 3. Bf?nat. V. 6. S^'rbien.
TT o j NT 1 ■ 1 Thurm am t-.
V. 8. und Neboischa r j n Donaustrome,
[an dem I
^j , , Ross.
V. I =:. das schwarze rr>r jt
•^ [Pferd],
Z. I V. u. Angelia.
pag. 68. V. 8. ich blauer Kukuksvogel ! 14. eignen.
pag. 69. V. 2 zuerst: hat sie hin dem Schwager den
getragen.
V. 17. 18. Grimm: aber nimmer liess sie sich erblicken
sondern fahrend nach dem grauen Falken.
f .fahrend' corrigirt aus ^fassend')
Goethe, auf angeklebtem Streif:
Aber wundersam erschien sie drohend.
Heftig fahrend auf den grauen Falcken.
So gedruckt.
p. 70. V. 14. spornt.
p. 71. über V. i om. Angelia meine treue Gattin,«
SUPHAN.
Der Maler und Kupferstecher L. E. Grimm, der Bruder
der beiden Gelehrten, auch in Wilhelms Briefen häufig erwähnt
(geb. 1790 gest. 1863, vgl. A. D. B. IX, 689 und Erschund
Grubers Realencycl. I, 91 S. 308 — 312). Die Anzeige seiner
radirten Blätter steht in K. u. A. IV, 3 S. 54 — 56. Jak.
Grimm scheint die Besprechung für Goethes Eigenthum zu
86 Neue Mittheilungen.
halten; sie ist aber wohl von Meyer; P. Weizsäcker, Meyers
kleine Schriften S. CLL äussert sich nicht darüber. Auch
der Goethe-Meyersche Briefwechsel bietet für die Zuweisung
der Besprechung keinen Fingerzeig. Der Tadel, der in der
Besprechung ausgedrückt war, richtete sich gegen eine unbe-
deutende und nicht genügend abwechselnde Behandlung der
Prospecte ; »auch wäre mehr Haltung und kunstgerechte Ver-
theilung von Licht und Schatten zu wünschen.«
L. E. Grimm war Goethe schon 1809 näher getreten;
damals (3. November) hatte sich Goethe sehr anerkennend
über Grimms Bildniss der Bettina geäussert; 1815 legte er
Goethe in Frankfurt seine Zeichnungen vor. — Unter den
radirten Blättern (vgl. No. 9, 181 1 in München nach Bildern
der dortigen Gallerie) befand sich auch ein Bild Raphaels. —
Die Bilder der Göttinger Professoren vgl. unten No. 12. Eine
Besprechung derselben in K. u. A. V, 2, S. 187 »zweifellos
von Meyer.« Weizsäcker a. a. O. p. CLIV.
No. 8. Wilhelm Grimm war , wie in den »Annalen«
erwähnt ist (s. oben zu No. 6), 1809 in Weimar. Er berichtet
darüber in seiner Selbstbiographie und im Briefe an Jakob
13. Dezember 1809. (Beide im Briefwechsel S. 164 fg.,
202 (g.) Die Manuscripte, welche er aus Weimar, freilich erst
auf Grund eines amtlichen Gesuchs Jakobs (Briefw. S. 206),
bekam, sind: eine Handschrift mit Erzählungen von Teichner
und eine Sammlung Minnelieder. Über das »bairische Volks-
buch« vermag ich nichts anzugeben.
No. 9. Die »dänischen Lieder« (erschienen u. d. T. :
»Altdänische Heldenlieder, Balladen und Märchen« 1811),
hätten die Brüder gern mit einer Vorrede Goethes ausgestattet
gesehen, zu welcher Arnim Hoffnung gemacht hatte ; es kam
aber nicht dazu (vgl. Briefwechsel S. 208). Graf, richtiger
Freiherr Haiiunersteiii , vielleicht derselbe . der auch im
»Briefwechsel« vielfach erwähnt ist (über diesen vgl. A. D.
B. X, S. 491 V) vgl. oben (S. 43 fg.) einen Theil aus
seinem Briefe. Die fertige Bearbeitung der Jüngern Edda
durch einen Isländer kann ich nicht angeben. Das niagnaisclic
Institut in Kopenhagen ist eine Stiftung des berühmten
Isländers Arnas Magnaeus, der die grosse Handschriften-Samm-
lung hinterliess, zu deren Bearbeitung immer zwei Isländer
als »Stipendiaten« angestellt sind. Resenius gab 1665 die
jüngere Edda heraus (»Edda Islandorum an. Chr. M. CC. XV
islandice conscripta per Snorronem Sturlas Islandise«). Er hat
auch Theile der altern Edda herausgegeben (Ethica Odini,
pars Eddre Sfemundi vocata Haavamaal, Cop. 1665, Philosophia
anti(|uisima Norwego-Danica dicta Voluspa, alias Edda^ Sje-
mundi 1673). (Diese und die vorhergehende Notiz verdanke
Anmerkungen der Herausgeber. 87
ich meinem Collegen, Herrn Prof. Hoffory.) Die Sännt ndische
Edda wurde von den Brüdern gemeinschaftlich u. d. T. »Die
Lieder der alten Edda« (nur ein Band erschienen, Berlin
181 5) herausgegeben. M. F. Arendt (1769 bis 1824) wird von
Goethe in den »Annalen,« von Grimm im »Briefw^echsel«, bei
der Schilderung seines Besuches bei (joethe erwähnt.
No. IG. Grimm war am 19. Juni 181 6 bei Goethe
gewesen, vgl. seinen Bericht bei Stengel S. 153 (G.-j. VII,
394). Die in seinem inhaltsreichen, die literarische 'Fhätig-
keit der Brüder trefflich analysirenden Briefe erwähnten
Schriften sind » Die beiden ältesten deutschen Gedichte «
(181 2, Hildebrandslied und Wessobrunner Gebet), »Die Kinder-
und Hausmärchen, gesammelt durch die Brüder Grimm«.
I.Band 1812, 2. Band 1815; die zweite Ausgabe, die Grimm
hier schon ankündigt, erschien erst 181 9. »Deutsche Sagen«
erschienen Bd. I, Berlin 181 6. Die von Grimm angeführten
Sagen, welche Ähnlichkeit mit der Erzählung von den Sieben-
schläfern haben sollen, sind No. 29 : Der Scherfenberger und
der Zwerg, 7 : Frau Holla und der treue Eckart, No. 21 :
Geroldseck, 23 : Friedrich Rothbart auf dem Kyffhäuser ; doch
vermag ich nicht anzugeben, worin diese Ähnlichkeit beruht.
Edda, vgl. schon oben zu No. 9. Die Ausgabe ist dem
obengenannten Freiherrn v. Hammerstein gewidmet. Die
Besprechung in den Gott. gel. Anz. 1815 No. iio, S. 1089
bis 1095 ist nicht etwa, wie man aus den Worten unseres
Briefes schliessen könnte , von den Brüdern selbst ; das
zeigt schon der Anfang: »Es lässt sich nicht zweifeln,
dass Jeder, der die Kenntnisse und den unermüdlich eifrigen
Fleiss der Brüder Grimm kennen und schätzen gelernt hat.«
»Der arme Heinrich, aus der Strassburgischen und Vati-
kanischen Handschrift, erklärt durch die Gebrüder Grimm.«
Berlin 181 5. Die Ausgabe muar durch die Zeit veranlasst.v.
Der Ertrag des »armen Heinrich« war nämlich zur Ausrüstung
der Freiwilligen bestimmt. In der Vorrede heisst es : »In
der glücklichen Zeit, wo jeder dem Vaterlande Opfer bringt,
wollen wir das altdeutsche, schlichte, tiefsinnige und herzliche
Buch vom armen Heinrich, worin dargestellt ist, wie kindliche
Treue und Liebe Blut und Leben ihrem Herrn hingibt und
dafür herrlich von Gott belohnt wird, neu herausgeben.«
In demselben Jahre erschien »Das Nibelungenlied. Hand-
ausgabe , nach den besten Lesarten neu bearbeitet und mit
einer geschichtlichen Einleitung und einem kurzen Wörterbuch
zum Gebrauch für Schulen versehen von A. Zeune«, Berlin
181 5. — Die altdeutschen Wälder, eine Zeitschrift, erschienen
in 3 Bänden, Cassel 18 13 — 181 6. Die beiden daraus von
Grimm angeführten Stellen sind i. Parallele eines altdeutschen
88 Neue Mittheilungex.
und neugriechischen Gedichtes. I, S. 35 bis 71, das Gedicht
»von zwein Kaufmann, c dazu 11, S. 181 bis 184. Die neu-
griechische Parallele aus Bartholdis Bruchstücken zur Kenntniss
Griechenlands, Berlin 1805. 2. Zur Erklärung der schwarzen
Mutter. II, 206 in einem Aufsatze Wilhelms über die »goldene
Schmiede des Conrad von Würzburg« : »Er der neue Tag ward
geboren aus der Nacht und das ist Maria die schwarze, zu
deren Füssen sich der Mond schmiegt.« G. F. Beneckes
Ausgabe: »Der Edelstein getihtet von Bonerius.« Berlin
18 16. Der Zeitbestimmung zufolge kann bei Hagen und
Büsching nur das von diesen zusammen mit Docen heraus-
gegebene »Museum für altdeutsche Literatur und Kunst.«
2 Bände, Berlin 1809 — 181 1, gemeint sein. Müller ist wohl
Myller, dessen Sammlung altdeutscher Gedichte 1782 erschien.
— Bemerkenswerth ist die schon hier gemachte Äusserung
über »ein geselliges Arbeiten« mit »Unterstützung von oben,«
also die Andeutung eines Planes, der in den wenig späteren
Aktenstücken weiter ausgeführt wird.
No. II. Die radirten Blätter L. E. Grimms, die mit diesem
Briefe übersendet werden, sind jedenfalls dieselben, für deren
Besprechung Jakob oben No. 7 dankt.
No. 12. Auch die Bilder der Göttinger Professoren
waren schon oben No. 7 angedeutet. In den Heften von K. u. A.
war z. B. J. Grimms Übersetzung des serbischen Liedes ab-
gedruckt. Die Sendung war wohl mit dem bei Strehlke ver-
zeichneten Briefe Goethes vom 31. August 1824 begleitet.
Die Nachricht von den faröisclicn Liedern, eine Besprechung
der 1822 herausgegebenen, gleich zu erwähnenden Sammlung
in den Gott. gel. Anz. 1824, No. 143, S. 117^128. Dort wird
am Schluss auf ein Lied des Anhangs hingewiesen, in welchem
die Götter Odin, Häner und Loke einen Riesen überlisten.
Dieses Lied schickte Grimm an Goethe.
»Dem Briefe vom 21. November 1824 liegt nämlich eine
von Wilh. (irimm angefertigte und geschriebene Ȇbersetzung
eines Färöischen Liedes« bei. Vgl. das Original P'aeroiske
Qvander von Lyngbye. Med en Indledning v. P. E. Müller-
Randers 1822, S. 500 fgg. Rosa Warrens, Norwegische, Is-
ländische. Färöische Volkslieder der Vorzeit. S. 183 ff. (,Lokes
Gesang"). Das ferner von Wilh. Grimm übersandte »Lied
Sigurdurs mit Brynhilldurs Weissagung« in anderer (jüngerer)
Fassung: Lieder der alten Edda. Aus d. H. hgg. u. erkl.
durch die Brüder Grimm. Berlin 181 5. S. 243 ff. (.Sigurdurs
Lied').« ' B.^S.
No. 13 16. »Das Fascikel
Acta die Errichtung — betr.
besteht aus vier Stücken. Diese sind
Anmerkungen der Herausgeber. 89
1. Der aus Berlin mitgebraclue »Aufsatz« — »aus den
Händen des Herrn Staatsministers \on Stein«, (vgl.
unten.;
2. Zwei Schriftstücke von Wilhelm Grimms Hand.
a. »I. Eine Gesellschaft u. s. w.« Der Plan, den Wil-
helm mit Jakob gemeinsam unterbreiten. (Xo. 13.)
b. Begleitbrief vom 20. Sept. 1816. (No. 14.)
Die Bedeutung von a ergibt sich aus drei von Wilhelm
Grimm unleserlich gemachten Worten gegen Ende seines
Briefs : »als eine eigentliche Ansicht von dem Gegenstand
lege ich einen ntjs beide?! gemeinschaftlichen Plan zur
Beurtheilung und Prüfung bei«. —
Infolge des W. Grimmschen Monitums zu den Worten
»von der «//^r/sächsischen Evangelienharmonie« hat Goethe
zu der betr. Zeile des § 14 die Rand-Correctur alt gesetzt.
3. (No. 15.) Ein Blatt. Im Allgemeinen. Unbekannte
Schreiberhand.
Nach meiner Ansicht Goethes Resume.
4. (No. 16.) Der Bericht (geschrieben von Goethes Privat-
secretär Kräuter, unterzeichnet von Goethe) mit Carl
Augusts Marginalbescheid.
Das Tagebuch von 1816 hat zum 30. Sept. die Eintragung:
»Vortrag an Serenissimum über eine zu organisirende Gesellsch.
für deutsche Geschichte und Literatur«. Ein Plan zu einer
Deutschen Akademie war schon ein Mal Carl August vorgelegt
worden. Herder hatte einen solchen auf Anregung Carl Fried-
richs von Baden verfasst, Ende 1787. Die Äusserungen des
Herzogs im Briefe an Herder, Mainz, den 11. Januar 1788
(zuerst gedruckt im Weimarischen Herder-Album 1845, S. 12.
dann in den Briefen des Herzogs Carl August an Knebel und
Herder, hgg. von Düntzer, Leipzig 1S83. S. 119 fg.) bekunden
ein warmes Interesse für den Gegenstand und zugleich seinen
klaren Blick für die geschäftliche Seite des L'nternehmens.
Von dem frühern Plane hat Goethe, w^ie es scheint, nichts
gewusst, Carl August aber mochte, als er den kurzen Rand-
bescheid schrieb, den Verlauf der Sache in jenem frühern
Stadium noch im Gedächtniss haben. Herders »Plan zum
ersten patriotischen Institut für den Allgemeingeist Deutsch-
lands« jetzt aufgenommen in die Sämmtliche Werke , Band
16, 600 — 616. Haym, Herder II, 487 ff. Suphan, Über Fried-
richs des Grossen Schrift über die deutsche Lit., Berlin 1888.
S. 98, 100.« B. S.
Von den eben verzeichneten \ier Aktenstücken konnte
I nicht wieder abgedruckt werden, weil es schon bei Pertz,
Leben Steins VI, Abth. 2, S. loi — iio u. d. 1'. »Berliner
Plan für deutsche Geschichte im Sommer 1816« gedruckt ist.
90 Neue Mittheilungen.
Stein hatte (vgl. Pertz a. a. O. Y, 57 fg. und 418 fg., aucn
S. 491 fg.) schon 1815 in Nassau und Köln mit Goethe über
seinen Plan einer »zweckmäßigen Sammlung der Quellen-
schriftsteller« gesprochen; der ebenerwähnte Plan ist aber
nicht der Steinsche, vielmehr der einiger Berliner Gelehrten,
der durch Eichhorn am i. Juni 18 16 an Stein geschickt wurde
und durch diesen an Goethe gekommen sein muss. Der Plan,
freilich vielfach verändert, wurde die Grundlage der von der
»Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde« unter-
nommenen grossartigen Sammlung der Monumenta Germaniae
historica. Von dieser Gesellschaft wurde Goethe an seinem
70. Geburtstage zum Ehrenmitglied ernannt; von seinem Dank-
schreiben an Büchler 5. Okt. 181 9 (vgl. Strehlke I, S. 93) ist
der erste Absatz deswegen hier mitzutheilen, weil er sich auf
unser Aktenstück bezieht: »Als im Sommer 1815 des Herrn
Staatsministers von Stein Excellenz in Nassau aufzuwarten und
mit einem so würdigen Freunde und Gönner eine kurze
Rheinreise zu vollbringen das Glück genoss, machte mich
derselbe mit einem Plan bekannt, wonach zur Bearbeitung
älterer deutscher Geschichtskunde eine Gesellschaft wohl zu-
sammentreten würde; auch erhielt ich nachher einen umständ-
lichen Aufsatz hierüber, den ich mit älteren und jüngeren
Freunden mündlich und schriftlich behandelte und da ich mir
in diesem Fache weder hinreichende Kenntniss noch Beurthei-
lung zutrauen darf, ihre Meinung vernahm, ihre Gesinnungen
erforschte.«
Diese Äusserung Goethes führte darauf, seinen Briefwechsel
zu durchforschen. Die Nachforschung war nicht ganz ver-
geblich. Denn wenn auch die zwei in jenen Tagen an
Historiker, an Sartorius 19. Juli und Büsching 27. Sept. 181 6
geschriebenen Briefe nichts boten und manche andere durch-
stöberte Briefsammlungen den Suchenden im Stiche Hessen,
so fand ich in drei Briefsammlungen merkwürdige Notizen,
die ich in chronologischer Reihe folgen lasse.
An den Minister Voigt (26. Aug.; Briefe ed. Jahn S. 357):
»Der umständliche Aufsatz, die neue deutsche Societät für
Geschichte betreffend hat mich viel unterhalten. Auch hier
ist wunderbar zu sehen, wie der patriotische Enthusiasmus über
Zweck und Mittel verblendet: denn wie soll so etwas gethan
werden? und wenn es gethan ist, wem solls frommen? J)och
sind dergleichen Anstösse und Anlässe möglichst zu benutzen.
Ich will meine jungen deutschgesinnten Freunde besonders
über den 14. ij befragen. Dieser scheint mir der schwächste,
und man thut denn doch wohl dass man über das was die
Zeit fordert nicht dunkel bleibt I«
An Zelter (28. Aug.; Briefw. II, 307): »Ich bin in diesen
Tagen veranlaßt, einige Blicke ins Deutschthuni zu lenken,
AnMERKUXGEN DhR HERAUSGEBER. 9I
und nach meiner Art kann ich nicht lassen, sogleich einige
Schritte zu thun. Kann ich Dir dabey etwelche Balladen
erhaschen, so soll es mein größter Gewinn seyn. Der An-
gelegenheit selbst will ich auch gerne dienen, nur ist mir
das betrübteste daß die Deutschen nicht immer deutlich
wissen ob sie volle Waizengarben oder Strohbündel einfahren.«
An Boisseree (29. Aug.; Sulp. B. 1862 II, 133): »Auch
über deutsche Sprache_, Poesie, besonders auch Geschichte,
ist manches im Werk, welches ich alles gerne nach Kräften
fördern will, wenn es auch nicht völlig nach meiner Über-
zeugung eingeleitet und geführt wird. Hören Sie von solchen
Dingen, so lassen Sie mich Ihr eigenes und das allgemeine
Urtheil wissen. Ich habe diesen Winter so viel vor, daß bis
Ostern, ohne schmähliches Hinderniß der Dämonen, manches
gethan seyn muss, denn eins drängt das andere.«
Von den Correspondenten ist nur Boisserees Antwort
bekannt (S. 145 fg.). Sie gibt eine Art von Resume über
die Frage, mit mancherlei Xachweisungen im Einzelnen ; Goethe
geht aber in seinen späteren Briefen nicht weiter auf die
Sache ein.
Wichtiger als diese Briefe würde der Brief Goethes an
Jakob Grimm vom 23. August i8i6 gewesen sein, wenn er
zugänglich gewesen wäre. Jakob Grimms Namen aber hatte
Goethe schon in einem Briefe an den Freih. v. Stein vom
6. September 181 6 genannt. Derselbe ist — nach den Be-
richten des Freien Deutschen Hochstiftes in Frankfurt a. M.
~ bei Strehlke, Goethes Briefe II, 298 angeführt. Strehlkes
Worte lauten: »In diesem werde der Plan zur Begründung
einer »Deutschen Gesellschaft für Geschichtsforschung« be-
handelt und zugleich die Absicht ausgesprochen, Jakob Grimm
für dieses Unternehmen zu gewinnen.« Leider ist das Original
des Briefes aus dem Schatze des Hochstiftes, in dem es sich
früher befand, verschwunden.
No. 13. 14. Der § 14 des Berliner Plans, der den Ent-
wurf der Brüder hervorrief, lautet folgendermaßen :
14. »Ihr [der Gesellschaft] ist die Sorge für die Bildung
einer wirklich gelehrten Deutschen Philologie und deren Studium
in den Lehranstalten aufgetragen. Sie hat zu diesem Zweck
die Befugniß, vorläufig Abschriften von allen dahin gehörigen
nur handschriftlich vorhandenen Werken, die älter _ als das
XIV. Jahrhundert sind, nehmen zu lassen; namentlich vom
Angelsächsischen ;
sie ist beauftragt, die Abfassung von Grammatiken und
Wörterbüchern für
das Isländische.
Angelsächsische,
92 Neue Mittheilukgen.
Mösogothisrhe,
Niedersächsische.
Fränkische,
Schwäbische des M. A.
zu veranstalten und zu leiten; ferner die Verfassung von Schul-
grammatiken und Handwörterbüchern dieser Dialecte, und
wohlfeiler Ausgaben z. B. von den altern Theilen der Heims-
kriegle, von der xAngelsächsischen Evangelienharmonie, von
Reinicke de Vos, von Ottfried u. dergl. Denn wenn die
deutsche Philologie nicht recht gelehrt wird, so bleibt sie,
was sie leider jetzt meistentheils ist, das Spiel von halbunter-
richteten Leuten.
Sie wird endlich beauftragt, für deii wohlfeileren Abdruck
besserer Recensionen von Volksbüchern zu sorgen, wozu
mehrere von den Schriften der altern Zeit gemacht werden
können.«
Der § 17, gegen welchen \N'ilhelm Crrimm am Schlüsse
seines Briefes eine Gegenbemerkung macht, schlägt vor, die
Zeit der Reformation als Grenze zu bestimmen, ȟber welche
sich die Sammlungen nicht auszudehnen hätten, weil bis dahin
noch kein Gegensatz katholischer und protestantischer An-
sichten die Einheit der Unternehmung stören kann.«
Zur Erklärung im Einzelnen muss auf die Stengeische
Sammlung I, S. 35, 157 hingewiesen werden (vgl. G.-J. VII,
393 %■)• Dort wird schon die Forderung ausgesprochen, dass
besonders die Landgeistlichen zu der Gesellschaft herangezogen
werden müssten. — Viele der im Entwürfe und in dem Briefe
als nöthig bezeichnete neue Ausgaben und Untersuchungen
sind von den Brüdern im Laufe der Jahre und Jahrzehnte selbst
gemacht worden. — Scherz-Oberlin ist das von J. J. Oberlin
in 2 Bänden 1781 und 1784 neu herausgegebene Glosarium
germanicum von Scherz. — Nik. Kiiidliiiger, 1749 — 1819,
von 1804 — 1806 Archivar des Fürsten von Fulda, gelehrter
Historiker und Sammler, der eine berühmte Handschriften-
sammlung hinterliess (A. D. B. XV, 769). — U. F. Kopp^
bedeutender Paläograph, 1762 — ^834, von 1802 — 1804 Direc-
tor des Kasseler Archivs, nach kurzer Thätigkeit als Pro-
fessor in Heidelberg, Privatmann in Mannheim (A. D. B. XVL
690 fg.). — R. Ch. Kask, berühmter dänischer Sprachforscher
(1787 — 1832), veröffentlichte schon 181 1 und 1814 seine
ersten Forschungen über altnordische und isländische Sprache
und bald (18 18) seine bahnbrechenden Arbeiten zur ver-
gleichenden Sprachforschung.
No. 15 richtet sich direkt gegen den Berliner Plan. Dort
war im § 2 vorgeschlagen, dass kleinere Staaten sich zusammen-
Anmerkungen' der Herausgeber.
thun oder an einen grössern Staat anschliessen, im § 3, dass
die Niederlande mit zur Gesellschaft gezogen werden sollten,
im § 5 war es für wUnschenswerth erklärt worden, dass
»Männer von bekannten und geliebten Namen« an die Spitze
träten und waren als solche einige deutsche Prinzen genannt. In
§ loa war gewünscht worden »ein kritisches Verzeichniss der
handschriftlichen und gedruckten Quellen und Hilfsmittel
unserer Geschichte, nach Art der Bibl. bist, de la France von
Belong (sie) und Fontette«. In § 12 war vorgeschlagen, die
Scriptores sehr schnell abzudrucken — freilich war nicht ge-
rathen, einfach eine der bisherigen Quellensammlungen zu
wiederholen — denn es schade nichts, wenn die ersten Be-
arbeitungen unvollkommen gerathen. In § loc war verlangt
worden ein kritisches Urkundenverzeichniss nach Art unseres
Georgisch und des Französischen Brequigny, dagegen richtet
sich unser 6. Punkt. Der 7. wendet sich gegen § 19, wo von
den Kosten gesprochen und dargethan war, dass für die Ge-
lehrten einstweilen keine Besoldung auszuwerfen wäre, weil
dieselben sich durch diese Verbindung eher gefördert als ge-
hindert finden würden, dass dagegen für das Generalsecretariat
gleich Kosten aufzuwenden wären.
Ich möchte übrigens nicht mit Suphan Goethe als Ver-
fasser dieses Aktenstückes annehmen ; dafür verräth es zu
specielle historische Kenntnisse. Aus diesem Grunde möchte
man eher an einen der Goethe nahe stehenden und vielleicht
auch nahe wohnenden Historiker denken.
No. 16 ist durch Suphans belehrende Ausfüllungen genug-
sam erläutert. L. G.
No. 17 — 19. Adam Müllers zweites Schreiben und Hein-
richs V. Kleist erster und einziger Brief sind von Goethe seiner
Autographensammlung einverleibt und, wie üblich, oben rechts
mit dem rothgeschriebenen Namen des Urhebers signirt worden.
Bekannt ist Goethes Brief an Müller, Karlsbad 28. August 1807,
sowie die entschiedene Antwort an Kleist vom i. Februar 1808,
welche der Kleistschen Erklärung, er verzichte in »Penthe-
silea« auf die gegenwärtige Bühne , aufrichtiges Unbehagen
über solche Zukunftsdramatik entgegenstellt. Die Misshellig-
keiten nach der ersten Aufführung des »Zerbrochenen Kruges«
am 2. März 1808 bedürfen hier keiner Erörterung, die maß-
losen Urtheile der Knebels u. s. w. über den »Phöbus« und
Kleists Dramen keiner Wiederholung. Goethes »gütige Äusse-
rungen«, auf die Kleist sich beruft, standen in der verlorenen
Antwort auf Müllers zweiten Brief — laut Tagebuch am
I. Januar 1808 von Weimar abgeschickt — und waren gewiss
nicht mehr als ausweichende dilatorische Wendungen (vgl.
94 Neue Mittheilungen.
G.-J. 2. 411). Goethe hat keinen Beitrag zum »Phöbus«
geliefert. Am 8. Mai meldet er Knebel : »Mit den Dresdenern
habe ich gleich gebrochen. Denn ob ich gleich Adam Müller
sehr schätze und von Kleist kein gemeines Talent ist, so
merkte ich doch allzu geschwind, dass ihr Phoebus in eine
Art Phebus übergehen würde, und es ist ein probates Sprich-
wort, das man nicht oft genug vor Augen hat: Der erste Un-
dank ist besser als der letzte.«
Die oben mitgetheilten Briefe erläutern sich selbst. Goethes
Antwort über die »zwey \\'erke eines Freundes« — »Amphi-
tryon« und »Der zerbrochene Krug« — wird in Müllers zweitem
Brief erwähnt, der übrigens deutliche Anklänge an den Pro-
spect zum »Phöbus« bietet: der Hinweis auf die »Hören«,
die Erwähnung unterstützender Kunstfreunde, die Auslegung
des Titels. Die Worte dieser besonders gedruckten und in
Zeitungen eingerückten Ankündigung, »Grosse Autoren von
längst begründetem Ruhm werden mit uns seyn«, zielen gewiss
in erster Linie auf Goethe und A\'ie]and; der im Brief er-
wähnte Dr. Schubert ist der Verfasser der »Ansichten von
der Nachtseite der Naturwissenschaft« . Gotthilf Heinrich
von Schubert, damals in Dresden. Der »Prometheus« die
1808 von Leo v. Seckendorf und Stoll zu Wien herausgegebene
Zeitschrift, deren zwei erste Hefte Goethes »Pandora« brachten.
— »Auf den Knieen meines Herzens« biblisch : »Darum beuge
ich nun die Kniee meines Herzen«, Gebet Manasse V. u
(Deutsches Wörterbuch 5, 1424): Kleist lässt ebendamals
»Penthesilea« Sc. 24 Prothoe sagen : »O du, vor der mein
Herz auf Knieen niederfällt« : der bibelfeste Goethe schreibt
im Mai 1775 an Herder, Briefe 2. 262: »Deine Art . . . legt
mich immer auf die Kniee meines Herzens.« — Im ersten
Phöbusheft erschienen nach einem Kleistschen Prolog als
»Organisches Fragment aus dem Trauerspiel : Penthesilea« die
Scenen i, 5. 6, 9. 14, 19. 21, 22. z. Th. fragmentarisch und
mit fortleitenden Bemerkungen versehen. Goethe las sie am
29. Januar.
Aus Cloethes handschriftlichem Nachlasse schliesse ich
folgende unbekannte oder nicht authentisch bekannte Stellen an:
Tagebuch, Karlsbad 13. Juli 1807 (Riemers Hand; die
Hauptstelle incorrect in seinen »Mittheilungen über Goethe«
2. 660): »Gegen Abend Hr. von Mohrenstein, russischer
Legations-Secretär. weh her mir den Amphitryon von Kleist,
herausgegeben von Adam Müller, brachte. Ich las es und
verwunderte mich , als über das seltsamste Zeichen der Zeit.
Der antike Sinn in Behandlung des Amphitryons ging auf
^'erwirrllng der Sinne, auf den Zwiespalt der Sinne mit der
Anmerkungen der Herausgeber. 95
Überzeugung ; wie im Miles gloriosus das eine Mädchen zwey
Personen vorstellt, so stellen hier zwei Personen Eine dar.
Es ist das Motiv der Menaechmen nur mit dem Bewußtseyn
des einen Theils. Moliere lässt den Unterschied zwischen
Gemal und Liebhaber vortreten, also eigentlich nur ein Gegen-
stand des Geistes, des Witzes und zarter Weltbemerkung.
Wie es Falk [in seinem kläglichen fünfactigen Lustspiel
»Amphitryon« von 1804] genommen wäre nachzusehen. Der
Gegenwärtige, Kleist , geht in den Hauptpersonen auf die
Verwirrung des Gefühls hinaus. Höchst wahrscheinlich ist
bey den Alten keine Hauptscene zwischen Jupiter und Alcmene
vorgekommen, sondern die Hauptmoti\e fielen zwischen die
beyden Sosien und Amphitryon. Die Situation zwischen
Amphitryon und Alcmene enthält eigentlich auch kein dra-
matisches Motiv.«
Karlsbad, 15. Juli 1807 : »Am Schlossbrunnen, mit Ober-
hofprediger Reinhard, über den neuen mystischen Amphitryon
und dergleichen Zeichen der Zeit.« In der folgenden Woche
Verkehr mit Schubert, Leetüre Müllerscher »Vorlesungen«, die
er am 28. August sammt dem bekannten PJrief Hrn. w Haza
übergiebt. 8. August : »Nach Tische Landrath von Haza.
der mir ein Packet von Adam Müller brachte. Darauf las
ich: den zerbrochenen Krug.« 9. August: »Schluss vom zer-
brochenen Kruge.« Weimar, 20. September 1807: »Kam
Herr von Müffling, mit demselben über die Dresdner litera-
rischen und philosophischen Verhältnisse : über Gentz, Adam
Müller. Schubert, von Kleist u. s. w.« Jena, 18. November
1807 : »Abends bey Frommanns. Vorlesung der zwey ersten
Acte vom Dominicaner [»Der Dominikaner, Staatskomödie
in fünf Aufzügen.« Leipzig, Kummer 1806]. welcher dem
H. von Kleist zugeschrieben wird« (fortgesetzt am 20.).
Weimar, 4. Februar 1807 (einen Tag nach Absendung des
am I. Februar verfassten Briefes an Kleist): »Leseprobe zum
zerbrochenen Krug«, von dem zwei Handschriften vorlagen.
Am 19., 20. und 25. ging Goethe mit Deraoiselle Eisermann
die Rolle durch. 2. März 1807: »Im Theater: Der Gefangene
und der zerbrochene Krug.« 8. März: »Abends Wolffs und
Dem. Eisermann zum Thee. Maskerade aus dem zerbrochnen
Krug.« Vgl. Riemers Tagebuch 4. Februar bis 8. März.
Deutsche Revue 11, 22 f — Karlsbad, 27. Juli 1808: »Zu
Demoiselle Stock. Über Dresden, Müller, Rühle, Kleist,
Hartmann, v. Haza, dessen Scheidung. Körners. Dem poetischen
Talent des Sohnes.« Der Verkehr dauert fort , und Kaaz
erzählt auch von Wetzeis verunglückten Vorlesungen über
Homer. Die Verbindung mit Rühle und Pfuel ist mehrfach
zu verfolgen.
96
Neue Mittheilungen.
Noch in den Juli 1807 werden zwei doppelt erhaltene
Schemata fallen, welche die schiefe moderne Prägung des
Kleistschen »Amphitryona recht sinnfällig darstellen sollten:
.lntike^
naives
plastisches
Das Rechte
das sresucht wir
antiker moderner
Sosias Jupj-iter
modernes
> SL-ntimentales
Ivrisches
Endlich dictirt Goethe am 11. Juli 1827, aufgebracht
über Immermannsche Recensionen, die er Eckermann gegen-
über als »philosophisch-phantastischen Unfug« und »breiten
hohen Wortschwall« bezeichnet, ins Tagebuch : »In von der
Hagens Tausend und einem Tag, das Märchen von Turandot ;
tröstend über den Kleistischen Unfug , und alles verwandte
Unheil. Wie wohlthätig ist die Erscheinung einer gesunden
Natur nach den Gespenstern dieser Kranken,« womit die viel-
berufene Äusserung über Kleists unheilbare Krankheit in
Goethes 1826 oder 1827 geschriebener Anzeige von Tiecks
»Dramaturgischen Blättern« (Hempel 28, 255) zu vergleichen ist.
Erich Schmidt.
No. 20—28. Über das Verhältniss von Goethe und
Schopenhauer ist zu vgl. Gwinner, Schopenhauers Leben.
Leipzig 1878, passim, Einzelnes bei Biedermann, Goethe und
Dresden, bes. S. 64 fg. Das philosophische Verhältniss be-
leuchtet Harpf: Schopenhauer und Goethe, vgl. (i.-J. VII, 387 fg.
Goethe trat der Familie des spätem Philoso})hen 1806
nahe. Damals war Johanna Schopenhauer, Arthurs iVlutter, die
sich durch ihre Romane in Deutschland einen Namen gemacht
hatte und durch ihre geselligen Talente Weimar entzückte,
nach Weimar gezogen. (Vgl. Düntzer, Abhandlungen zu Goethes
Leben und Werken, Leipzig 1885, Bd. I, S. 115 — 212.) Arthur
(geb. 1788) war einstweilen in Hamburg geblieben, fand aber
in dem kaufmännischen Berufe, dem er sich widerwillig hin-
Anmerkungen der Herausgeber. 97
gegeben, keine Befriedigung, bezog daher (Juni 1807) mit
Bewilligung der Mutter, die besonders Fernows Rath eingeholt
hatte, das Gymnasium zu Gotha, kam aber schon Ende des
Jahres nach Weimar, wo er sich durch Privatunterricht zum
Üniversitätsstudium vorzubereiten suchte. Im Oktober 1809
bezog er die Universität Göttingen. Bei der Intimität Goethes
mit der Mutter ist es natürlich , dass auch der Sohn seine
Beachtung fand. Jedenfalls hörte der Sohn in den Briefen
der Mutter (abgedruckt bei DUntzer a. a. O.) sehr viel von
dem Weimarer Leben und besonders von Goethe. Letzterer
war vielleicht nicht ganz ohne Einfluss auf der Mutter Ein-
willigung zum Studium des Sohnes (Düntzer S. 142). Einzelne
Aufträge für Goethe sollte A. noch in Hamburg besorgen
(a. a. O., S. 152 u. 154). Aber ganz bestimmte Nachrichten
über persönliche Begegnungen besitzen wir vor 181 1 nicht.
Bunsen, der Schopenhauer i8ii von Göttingen nach Weimar
begleitete, berichtet (1857), dass der Freund ihn zu Goethe
gefuhrt habe (Gwinner S. 593); als Arthur zum Winter
1811/12 nach Berlin ging, nahm er ein Empfehlungsschreiben
Goethes an F. A. Wolf (Briefe ed. Bernays S. 115) mit, in
dem es freilich nur über ihn heisst: »Er hat eine Zeit lang
in Göttingen studirt , und soviel ich mehr durch Andere als
durch mich selbst weiss, hat er sichs Ernst sein lassen.« Nach
kurzer Betheiligung am Kriege kam er im Juni 181 3 nach
Weimar, arbeitete dort und in Rudolstadt seine Dissertation:
»Philosophische Abhandlung über die vierfache Wurzel des
Satzes vom zureichenden Grunde« aus und promovirte am
2. Oktober 1813 in Jena. Über diese Dissertation bin ich
in der Lage, einen bisher ungedruckten Brief Schopenhauers
an Bertuch (aus dem Froriepschen Archiv in Weimar) mit-
zutheilen:
Rudolstadt, den i^. September 181 3.
Ew. Wohlgeboren haben mir durch Herrn Renovaus
sagen lassen, dass Sie mir riethen , meine Abhandlung hier
drucken zu lassen , als wo es wohlfeiler und unter meinen
Augen geschehen könnte , dass Ew. Wohlgeb. jedoch solche
in Commission nehmen wollten. Ich habe heute mit Herrn
Juncker gesprochen, der sie für 7 ^- den Bogen, alle Kosten
inbegriffen , 500 Exemplare drucken lassen will in sehr an-
ständiger Gestalt. Da mir dies billig scheint, gedenke ich sie
ihm zu geben , welches jedoch wol erst gegen Ende dieses
Monats geschehen wird, da sie erst nächste Woche der Uni-
versität wird übersendet werden können. Es scheint mir
nicht zweckmässig darauf zu setzen, dass sie auf meine Kosten
gedruckt ist, und da ich hoffe, Ew. Wohlgeb. werde zufrieden
sein, dass ich blos Ihre Firma darauf setze, bitte ich mir an-
GoETHE-jAHFrucn IX. 7
98 Neue Mittheiluxgen.
zeigen zu lassen, ob es die W'eimarische oder Rudolstädtisclie
sein soll. Wenn Censur nöthig sein sollte, bitte ich Ew. Wohlgeb.
auch dafür zu sorgen, doch glaube ich es nicht oder wenigstens
kann es blos der Form nach abgethan werden , da die Ab-
handlung speculativen Inhalts ist, keine directe Beziehung auf
die Religion und auch nicht die entfernteste auf den Staat
oder Politik hat , was schon am Titel Ȇber die vierfache
Wurzel des Satzes von zureichendem Grunde« zu erkennen
ist. Unter Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung
nenne ich mich
Ew. Wohlgeboren ergebener
Arthur Schopenhauer.
Im folgenden Monate kehrte Seh. nach \Veimar zurück und
lebte daselbst bis zur Entzweiung mit seiner Mutter, die im Mai
181 4 eintrat. Damals, also bereits im November, nicht erst
am 17. Dezember, wie Düntzer S. 187 schreibt, ist er viel-
fach mit (Joethe zusammengekommen, denn dieser schreibt
über ihn an Knebel (24. Nov. 1813, Briefw. II, 115) als
einen »merkwürdigen und interessanten jungen Mann.« ob-
wohl er auch hier schon von seinem »scharfsinnigen Eigen-
sinn« spricht. (Vgl. ferner die Tagebuchnotizen.)
No. 20. Die Unterredungen Goethes mit Schopenhauer
bezogen sich vermuthlich von vornherein weniger auf des
Letztern Philosophie als auf des Erstem Farbenlehre. Ein
darauf bezügliches Manuscript mag Goethe Schopenhauer
anvertraut haben ; dieser wäll es Goethe persönlich zurück-
bringen ; wie er in dem ersten undatirten Briefe mittheilt.
Der Brief liegt, wie Suphan mittheilt, zwischen zwei Briefen vom
15. Januar 1814; man möchte aber vermuthen, er sei am 8. Jan.
geschrieben, dann wäre Goethes Zettelchen vom 8. Januar
1814 (Gwinner S. 146, Düntzer S. 187) die umgehende Antwort
darauf. An diesem Tage wird aber Schopenhauers Name in
Goethes Tagebüchern nicht genannt. Vielmehr finden sich
dort, wie B. Suphan mir gütigst mittheilt, nur folgende Notizen
(Schopenhauers Name ist bald mit einem bald mit zwei p
geschrieben). 1813. Novemb. 4. Schoppenhauer Z.ureichender
Grund . . . Riemer über Schopenhauer. — 7. ro. 14. [der
Name Schopenhauers nur genannt, zum Theil mit anderen,
offenbar als Gast.] - 29, Abends Dr. Schoppenhauer. —
December 18. Dr. Schopenhauer. — 1814. Januar 13. u. 26.
[Schopenhauers Name genannt.] — Februar 22. Schopenhauer
England. — 181 9 August 19. Kam Dr. Schopenhauer, brachte
mit demselben den Abend zu. Über seine Studien Reisen
und nächste Vorsätze. — 20. Dr. Schopenhauer demselben die
entoptischen Erscheinungen vorgewiesen.
Anmerkungen der Herausgeber. 99
No. 21. Arthur trennte sich von seiner Mutter, verhess
Weimar, nachdem er Goethes bekannten Stammbuchvers vom
S.Mai 1814 erhalten hatte und begab sich nach Dresden. Von
dort schickte er Anfang Juni 1815 durch Vermittlung des
Dr. Schlosser sein \\'erk , »über das Sehen und die Farben«
an Goethe, der sich damals in Wiesbaden befand, mit einem
bisher nicht bekannten Briefe , in welchem er die Bitte aus-
gesprochen haben muss , Goethe , als dessen Bundesgenossen
er sich erkläre, möge das Werk herausgeben, eine Bitte, auf
die er noch häufig mit einer gewissen Hartnäckigkeit zurück-
kommt; vgl. S. 56, 62, 63. Da er keine Antwort erhielt,
so Hess er einen Mahnbrief folgen, eben den unsrigen, auf
den Goethe au? Frankfurt am 7. September antwortete, dass
er das Werk »gelesen, überdacht und sich an demselben
erfreut« habe. Er bat, ihm das Mskr. bis zur Beendigung
seiner Reise zu lassen.
No. 22 traf Goethe gleichfalls noch in Frankfurt. Die
von Seh. erwähnte No. der »Heidelb. Jahrb.« ist entweder
die 1814 No. 27, S. 417 — 430 oder die Bemerkungen von
Fries in der Besprechung von Hegels »Logik« das. 181 5
No. 25 (beide angeführt von Goethe, Hempel 36, 532). Die
Besprechung der Leipziger Literatur-Zeitung, i. August 181 5,
deren Benützung ich der Güte des Herrn Dr. G. Wustmann
in Leipzig verdanke, füllt fast die ganze No. 185, Sp. 1473
bis 1480. Es ist eine Besprechung der unten zu No. 26 zu
nennenden Pfaff'schen Schrift, eine genaue Inhaltsangabe
derselben mit lobenden Bemerkungen. Diese Inhaltsangabe
kann hier nicht wiederholt werden ; es mag genug sein mit
Wiederholung einer Stelle, die Seh. vielleicht am ehesten im
Auge hatte : »Herr Pfaff endigt seine Vertheidigung Newtons
mit einer Aufforderung an Herrn von Goethe, nach einer
ruhigen Prüfung des gegen ihn Vorgebrachten der Wahrheit
zu huldigen und damit die durch den Angriff auf Newtons
Redlichkeit und Wahrheitsliebe so heftig beleidigten Manen
desselben wieder auszusöhnen. Den Erfolg dieser Aufforde-
rung müssen wir abwarten. Wenn wir aber Herrn von Goethes
Behandlung Newtons und derer , welche seine Farbenlehre
vertheidigen, erwägen, so zweifeln wir sehr, dass wir hier das
Beispiel , welches Clairaut seinen Zeitgenossen gab , werden
erneuert sehen , vielmehr müssen wir vermuthen , Scaligers
Benehmen, der als Heros der Literatur seiner Zeit sich an
die Quadratur des Kreises gewagt hatte , und damit übel
anlief, wiederholt zu finden; Herr von Goethe führt wenigstens
gegen seine Gegner dieselbe Sprache, welche Scaliger gegen die
Vertheidiger Archimeds brauchte . . Beyde trösten sich übrigens
mit der Nachwelt.« Die Stelle aus Plato (S. 53). zu deutsch :
100 Neue Mittheilungen.
»Als nun ihre natürliche Gestalt in zwei Hälften getheilt war,
sehnte sich jede nach ihrer Hälfte und so kamen sie zu-
sammen,« von Schopenhauer nach der Zweibrückener Ausgabe
(Bipont.) citirt steht (Gwinner S. 578) Sympos. C. 15 und ist
von Seh. in der Schrift : »Über das Sehen und die Farben«
2. Cap. § 6 (3. Aufl. Lpz. 1870, S. 36) benutzt worden.
No. 23. »Dieser Brief und die beiden vom 7. Februar
und 4. Mai 181 6 (No. 25) befanden sich in einem Fascikel
»zur Farbenlehre«, die übrigen in den Quartalheften. Die
Abschrift des erstgenannten, dessen Original nicht mehr vor-
handen ist, hat Goethe bald nach dem Empfang anfertigen
lassen; die Zahlung für eine sechs Bogen lange Kopie eines
Briefes an den Schreiber Schuply ist, wie Burkhardt freund-
lich mittheilt, unter dem 22. December 181 5 im Rechnungs-
buche angesetzt. Offenbare Versehen des Abschreibers habe
ich ohne weiteres im Texte berichtigt, im ganzen ist die
Kopie zuverlässig«. B. S.
Die am Anfange dieses Riesenbriefes erwähnte Antwort
Goethes ist vom 23. Oktober 181 5 (Gwinner S. 147 fg.). Goethe
rühmt des jungen Forschers Treue und Redlichkeit, fühlt sich
aber dem behandelten Gegenstand zu entfremdet, um ein
specielles Urtheil abzugeben. Er verspricht nur ein Blättchen
über das Violette, das aber erst als Beilage des Briefes vom
i6. November 181 5 (a. a. O. S. 150 fg.) folgte. Er schlägt
vor, Schopenhauers Aufsatz und Briefe dem Dr. Seebeck zu
schicken und wünscht, dass beide Männer sich vereinigten.
Da Seh. eine solche Vereinigung ablehnt und eine kategorische
Erklärung darüber verlangt, ob Jemand seine Schrift gesehen
habe, so beruhigt ihn Goethe in dem Briefe vom 16. Nov.
1815 (a. a. O. S. 149 fg.), weigert sich aber, Schopenhauers
Wunsch zu erfüllen, dessen Schrift herauszugeben. Später
veranlasste er Seebeck , das im Druck erschienene Buch
Schopenhauers zu lesen, vgl. G.-J. VII, 331. — »Der Lehr-
brief sagt: »Das Urtheil ist schwierig« (S. 56), genauer: »Die
Kunst ist lang, das Leben kurz , das Urtheil schwierig«, so
lautet der Anfang des Lehrbriefes in »Wilhelm Meisters Lehr-
jahre«, Buch VII, Cap. 9. Der lat. Spruch (S. 57) deutsch »und
Knaben, welche jetzt spielen, werden unsere Richter sein«.
Die drei Differenzpunkte Schopenhauers gegen Goethe
betreffen i. die Herstellung des Weissen, 2. den Satz: der
physiologische Gegensatz, nicht der physische ist ein polarer,
3. die Entstehung des Violetten. Vgl. darüber Schopenhauer
»Über das Sehen und die Farben« S. 28 fg., 35. 42 ff., be-
sonders S. 45, 52 fg., S. 74 fg. Daselbst S. 80 {{. tj 14 »Einige
Zugaben zu Goethes Lehre von der Entstehung der »physischen
P^arben«; eine eingehendere Darlegung und Würdigung der
Akmerkuxgen der Herausgeber. lOl
Standpunkte beider Männer vermag ich nicht zu geben. Über
Malus, Arago und ihre Versuche vgl. die, Hempel 36, 638
und 64S angeführten, Stellen. — Das Spinozasche Wort (Epist. 74)
»Das Wahre ist das Anzeichen seiner selbst und des Falschen;
das Licht erleuchtet sich selbst und die Finsterniss« stellte
Seh. theilweise als Motto seiner oft angeführten Schrift voran.
— Der Vorschlag Goethes, den Seh. ablehnt (S. 62) ist eben
der, sich mit Seebeck in Verbindung zu setzen. »Des Pfarrers
Tochter von Taubenhain« (S. 63). Bürgers Gedichte vgl.
Sauers Ausg. S. 241 ff.
Die Stelle aus Herodot (S. 64) lautet in C. F. Bährs Über-
setzung: »Das ist eben der herbste Schmerz unter allen auf
der Welt, dass man, auch bei aller Einsicht, doch über nichts
Herr ist«. — Die Stelle in Hamlet »Doch brich mein Herz,
denn schweigen muss mein Mund«, sind die Schlussworte
aus Hamlets erstem Monolog A. I S. 2. — f^fjUi'^/« =^ Ver-
schwiegenheit, Ausdruck der Pythagoräer für das den No-
vizen in den ersten fünf Jahren auferlegte Schweigen. —
Das Okensche Plagiat (S. 64), von welchem Seh. vertrauliche
Mittheilung durch G. empfangen, ist die Veröffentlichung der
Wirbeltheorie des Schädels durch Oken, vgl. Annalen 1807,
Abs. 635 und Hempel t^}„ S. CXLII.
No. 24. Zwischen 23 und 24 fällt Goethes Brief vom
16. November 1815, von dem schon oben die Redewarund
ein bisher unbekannter grosser Brief Schopenhauers vom
3. Dezember. — Eine Verheissung wie Seh. sie S. 66, am
Anfang seines Briefes andeutet, hatte Goethe nicht gegeben,
er hatte nur geglaubt schuldig zu sein, über Sch's Arbeit
»seine ATisicht zu eröffnen« und meinte dies wohl in den zwei
letzten allgemeinen Sätzen jenes Schreibens zu thun. No. 24
beantwortete Goethe mit Rücksendung des Schopenhauerschen
Manuscripts (28. Januar 181 6, Gwinner S. 151 fg.). Er schreibt:
»Mit Ihrem Manuscript und Briefen habe ich mich beschäftigt,
die letzten sogar mit eigenen Fingern eingeheftet, weil Alles
beisammen bleiben muss. Gern hätt" ich mir einen Auszug
daraus machen lassen, weil dieses aber nur durch einen Sach-
kundigen geschehen konnte, so hätt' ich dadurch das Ge-
heimniss verletzt. Mögen Sie es selbst thun, so würden Sie
mir Freude machen, ja ich wünschte die Darstellung Ihrer
Ansichten so ins Kurze gezogen, dass ich solche dereinst in
die Farbenlehre inseriren könnte.« Diesem Wunsche kam Seh.
begreiflicherweise nicht nach. Besonders auch deswegen nicht,
v/eil Goethe in seinem Briefe etwas herb und empfindlich es
als ein vergebnes Bemühen erklärte, sich mit dem jungen
Freunde zu verständigen. In einer ähnlichen, freilich nicht
so schroffen Art sprach Goethe sich zum Jahre 181 6 in den
102 Neue Mittheilungen.
»Annalen« aus (Hempel 27, S. 227J und in einem Briefe an
Staatsrath Schultz (Düntzersche Ausg. S. 156).
No. 25. Im Briefe vom 28. Januar 18 16 hatte Goethe
geschrieben, er habe in Jena nachgesehen, »was denn seit
den letzten acht Jahren im In- und Auslande über die Farben
zur Sprache gekommen.« Seebecks Kenntniss der Gegner
rühmte Goethe in dem Briefe vom 23. Oktober 181 5. Die
von Schopenhauer erwähnten Arbeiten sind »Gründliche Farben-
lehre« des Malers Mathias Klotz (Hempel 35, S. LVIII A. i),
nicht dessen Recension aus dem Jahre 18 10, Hempel 36,
S. 531, Runges »artige Schrift« »Farbenkugel oder Construction
des Verhältnisses aller Mischungen der Farben zu einander
und ihrer vollständigen Affinität« 1810 (Hempel 36, 356,
606 fg.); mit ihr zusammen erschien (a. a. O. S. 430, 612)
Steffens' Aufsatz ȟber die Bedeutung der Farben in der
Natur«, den Goethe als »schön« charakterisirt. C. H. Pfaffs
»schändliches Geschreibe« ist das Buch »Über Newtons Farben-
theorie, Herrn von Goethes Farbenlehre und den chemischen
Gegensatz der Farben«, Leipzig 1813; Mollvveides lateinisches
Programm (beide a. a. O. S. 531) »Demonstratio propositionis
quae theoriae colorum Newtoni fundamenti loco est«, Leip-
zig 181 1. Himlys »ophthalmologische Bibliothek« wurde im
Verein mit J. A. Schmidt herausgegeben (vgl. über ihn
Hempel 35, S. 50). Seh. 's Angabe, dass die genannten Schrif-
ten vor Goethes Farbenlehre erschienen seien, beruht auf
einem Irrthum. Goethe schickt, statt des vollständigen Ver-
zeichnisses, das er später in der »Geschichte der Farbenlehre«
gab (Hempel 36, S. 351 fg.) in seiner unmittelbar erfolgten
Antwort (11. Februar 1816, Gwinner, S. 152 fg.) nur eine
der drei Schriften.
No. 26. In diesem Briefe nennt Schopenhauer zwei der
von Goethe erwähnten Schriften: Parrot, Hempel 35, S. 531,
Quarterly Review das. S. 532 ; Bever (S. 68), und Brewer (S. 69)
wie Seh. schreibt, ist wohl ein Fehler für Brewster (a. a. O.
S. 465 fg.), den berühmten englischen Physiker Sir David B.
(1781 — 1868). — Den englischen Aufsatz (S. 69), den G. gesendet
hatte und den Seh. zurückschickt, vermag ich nicht nachzu-
weisen. — »Entoptische« ist keineswegs ein Schreibfehler für
»epoptische«, wie Seh. vermuthet ; es bezieht sich auf Thomas
Seebecks Entdeckung (vgl. K. Fischer, Cioethe und Moritz
Seebeck S. 120 fg. undCxoethes Aufsätze, Hempel 36, S. 445 fg.).
Auch die über diese Entdeckung geäusserte Vermuthung Seh. 's
ist hinfällig; Cj. scheint es aber damals nicht der Mühe für
werth gehalten zu haben, den Freund darüber aufzuklären.
Später in Weimar zeigte er ihm diese Ers(-heinungen, s. o.S. 98.
Das tröstliche Wort des Livius »Man sagt, dass die Wahrheit
Anmerkungen der Herausgeber. 103
sehr oft leidet, aber niemals vernichtet wird«, braucht Seh.
mehrfach ; er schreibt es z. B. auf den Scheidebrief der Mutter
1814 (Gwinner S. 138). Der Spruch aus Plinius lautet deutsch
»Die Meinungen werden gezählt, aber nicht gewogen«.
Mit No. 27 übersendet Seh. seine Schrift »Über das Sehen
und die Farben«, Leipzig bei Hartknoch, 1816. Die Stelle
aus Jordanus Brunus »Kein Kaiser gewährte uns diese Muße«,
kann ich nicht nachweisen, eine andere desselben Verfassers
wird von Seh. in seiner ebenerwähnten Schrift citirt (3. Aufl.
S. 83). Goethe antwortete mit einem höflichen Schreiben
vom 16. Juni 1816, in welchem er aber weder auf die Schrift
näher einging, noch die Frage nach seinem Sommeraufenthalte
beantwortete ; er blieb übrigens das ganze Jahr in der Nähe
von Weimar.
No. 28. Ein mehr als zweijähriger Zeitraum liegt zwischen
diesem und dem vorigen Briefe. Bei der Absendung des zweiten
Schreibens hat Seh. sein grundlegendes Werk »Die Welt als
Wille und Vorstellung« vollendet, dessen Titel er selbst ge-
heimnissvoll ankündigt (S. 73). Über Goethe, sein Wohlsein
und seine Familienverhältnisse hatte Seh. Berichte durch seine
Schwester Adele erhalten , welche sich Ottilien eng ange-
schlossen. Seine italienische Reise trat Seh. im Herbst 1818
an und kam im Sommer 18 19 auch zu kurzem Aufenthalt in
Weimar (s. u. S. 104) zurück. Die »Missverhältnisse«, deren Seh.
S. 71 gedenkt, sind die obenerwähnte Entzweiung mit seiner
Mutter. — Graf Pückler (S. 71) ist der 1822 zum Fürsten
erhobene Schriftsteller Pückler-Muskau, der als Adjutant des
Herzogs Bernhard Beziehungen zu Weimar hatte. Merkwür-
digerweise schweigt Goethe in den »Annalen« von dessen
Besuch in Weimar. — Die S. 72 erwähnten »gedruckten
Briefe« sind die zwei ersten 1816 und 181 7 erschienenen Bände
von Goethes italienischer Reisebeschreibung. — Die Besprechung
der Seh. 'sehen Schrift in der Leipziger Lit. Ztg. 14. Juli 1817
entspricht doch nicht ganz der Charakteristik Seh. 's; der Re-
censent steht vielmehr, wie er gleich zu Anfang erklärt, mehr auf
Seite Newtons. Noch deutlicher zeigt er dies am Schluss, der
folgendermaßen lautet : »Doch diese Bemerkungen werden
schwerlich die Goethianer zu einer grössern Billigkeit gegen
Newton bewegen und wir fügen daher nur noch hier zum
Schlüsse bey: Wenn auch wirklich einmal die von Herrn
Schopenhauer geweissagte Zeit käme, da Newtons Lehre als
völlig ungenügend verworfen wäre und man die jetzige Wider-
legung Goethes nur mit Mühe aus Staub und Wurmfraß her-
vorsuchen könnte, so würde doch die Nachwelt das zum
Ruhme der Newtonianer sagen, dass sie Goethen und seine
Anhänger nur mit Gründen bestritten, statt dass die Goethesche
104 Neue Mittheilukgen.
Partei ihre Polemik gegen Newton mit Schimpfreden glaubte
würzen zu müssen und nicht selten eine Disputirart anwandte,
die, wenn sie auf der Gasse und auf dem Markte gehört wird,
fast allemal verräth , dass die reellen Beweise und Gegen-
gründe zu Ende sind.« Goethe ging im Sommer nach Carls-
bad und beantwortete von dort aus Seh. 's Brief (9. August
1818, Gwinner S. 154), Glück zur Reise wünschend und eine
Karte beilegend. — Zu der Meinung des Helvetius, der damals
auch sonst citirt wird (vgl. »über das Sehen« S. 92), vgl.
eine ähnliche Ausführung auf Grund einer andern Autorität
(»Die Welt als Wille« II, 88, Gwinner, S. 161).
Sir Isaak (S. 74) ist natürlich Newton.
Goethes Antwort auf diesen Brief ist bereits oben erwähnt.
Dass er Schopenhauers Hauptwerk mit Eifer las, bezeugt
Adele in einem höchst interessanten Briefe (Düntzer S. 193.
vgl. darüber auch eine merkwürdige Äusserung Scho])enhauers
G.-J. V, 426; das Interesse anderer Weimaraner bekundet der
Brief bei Gwinner S. 194). Noch eine persönliche Zusammen-
kunft heider Männer fand 1819 statt, nach der Rückkehr
Schopenhauers aus Italien, über die Goethe in den »Annalen«
ziemlich kühl berichtet (Hempel 27. 250, vgl. auch die
Tagebuchnotiz oben S. 98). Da Seh. seitdem viele Jahre
die Verbindung mit den Seinigen, Mutter und Schwester,
unterbrach , so hörte er von Goethe wenig. Spätere Er-
wähnungen Schopenhauers durch Goethe in den gedruckten
Werken, Briefwechseln und Ges])rächen sind mir nicht be-
kannt. — Dagegen hat Schopenhauer häufig das Wort über
Goethe ergriffen. In den späteren Auflagen der Schrift: »Über
das Sehen und die Farben« werden die Abschnitte über, theil-
weise auch gegen Goethe erweitert; noch 1837 dachte Seh.
van eine kurze aber schlagende Vindication der CJoetheschen
Farbenlehre« (Gwinner S. 444). In demselben Jahre verfasste
er ein merkwürdiges und sehr ausführliches »Gutachten über
das Goethesche Monument« (das. S. 444 — 452). 1849 gab
er einem damals beabsichtigten Goethe-Album einen wichtigen
Beitrag (vgl. unten Bibliogra])hie). Über Schopenhauers In-
teresse am Faust vgl. (iwinner S. 606 ff. ; und einen sehr
merkwürdigen Brief Schopenhauers über Mephisto])heles aus
d. J. 1860 (das. S. 604—606). Ottilie von Goethe, die schon
früh Seh. ihre Theilnahme geschenkt hatte (das. S 194), s])rach
ihm no( h im April 1860 ihre Freude über seinen Ruhm aus
(a. a. (). S. 608 fg.).
No. 29. Leo])old V. Ranke übersandte mit diesem Uriefe
sein Buch »Die serbische Re\olution,« Berlin 1829. Darauf-
hin wurde wohl (ioethes (J.-J. \\\\. 234 mitgetheilter Zettel
geschrieben. Über diesen , sowie über Rankes Ik'ziehungen
Anmerkukgen der Herausgeber.
lOS
zu Goethe, schreibt mir Herr Prof. J. Imehnann , der 1870
Ranke bei der Durchsicht des Werkes »Die deutschen Mächte
und der Fürstenbund« behilfHch war. Folgendes: »Das unter
den betr. Correspondenzen befindhche Memoire Karl Augusts
veranlasste mich, Ranke zu fragen, ob er Goethe persönlich
gekannt habe. Er antwortete, es sei sein grosser Schmerz —
ich glaube, er sagte »der Schmerz seines Lebens« — dass
Goethe, als er ihn in Weimar aufsuchen wollte, verreist gewesen
sei. Zu seiner ungemeinen Freude aber, fuhr er fort, habe
sich auf der Weimarer Bibliothek ein Zettel von Goethes
Hand vorgefunden , den ihm der Bibliothekar geschenkt,
welcher beweise, dass Goethe auf Ranke gleich ziemlich früh
aufmerksam geworden sei. R. sprach von diesem Zettel, als
von einem grossen Schatz.« L. G.
IL Vier Verszeilen,
NEUN Briefe Goethes, nebst zwei
Briefen Corneliens.
MITGETHEILT VON
O. Brahm, L. Ghiger, R. Köhler, B. Seufff.rt,
E. Stengel, B. Suphan, G. Weisstein.
Wirft du uns den Wahn erlauben ?
Wenn die Menge Dich umfteht.
Laß uns Vater diesen Glauben,
Ja, wir haben das erfteht.
Kl. Papierstreifen, auf grünem Papier, lat. Schrift. Im
Besitze des Herrn JuHus Rossin in Hamburg. — Zur Erklärung
der Verse habe ich nichts hinzuzufügen.
jlii IVidand. 2}. Mär^ ijSo.
Ich wünsche Glück /u Deiner Rückkehr mit einem
guten Morgen.
Unter Lesung Deines Oberons hätt ich ollt gewünscht
Dir meinen Bevfall und Vergnügen recht lebhalh /u be-
zeugen, es ift so mancherley was ich Dir zu sagen habe
dass ich Dir's wohl nie sagen werde. Indessen weisst Du
tällt die Seele bey langem Denken aus dem manichlnltigen
ins einfache, dnun schick ich Dir hier ftatt alles, ein /eichen
Neun Briefe Goethes nebst zwei Briefen Corneliens. 107
das' ich Dich bitte in seinem primitiven Sinne zu nehmen,
da es viel bedeutend irt. Empfange aus den Händen der
Freundschafft was Dir Mitwelt und Nachwelt gern beflä-
tigen wird
d. Grünendonnerftag G
1780.
Der Brief ist am 23. März geschrieben und liegt den
Papieren bei, welche Wielands FamiHe bewahrt. Am 13. März
schickte Wieland seine Dichtung, welche die drei ersten Monats-
hefte des Teutschen Merkur 1780 füllt, an Merck; hat sie Goethe
später erhalten? oder war Wieland so lange abwesend? Merck
schreibt er nichts von einer Reise. Goethes Brief (ein von
Goethes Hand der Breite nach beschriebenes Quartblatt, auf
dessen Rückseite die Adresse steht: »H. Hofrath Wieland«)
begleitete einen Lorbeerkranz; er klingt etwas mühsam und
gewunden, als wenn das Lob nicht recht von Herzen ginge ;
aber davon kann nicht die Rede sein, Goethes günstiges Urtheil
über den Oberon ist bekannt, ich erinnere nur an die Stelle
in seinen Briefen an Lavater S. 89. Das gekünftelte liegt
überhaupt nur in der Wendung über den Kranz ; ich glaube,
Goethe schwebt vor: im Alterthume war der Lorbeer viel
mehr bedeutend (vgl. hierfür z. B. Plinius, Hist. nat. 1. XV
Schlusskapitel) als heutzutage ; \N'ieland möge ihn in jenem
alten, primitiven Sinne nehmen; denn vieles möchte er ihm
in einem Worte sagen, vieles sagt das eine Symbol des Lorbeers.
2^
An Thouret. i<). Oh. 1798.
Die Vorschläge, welche Sie wegen des Schlossbaues
thun, werde ich überlegen und nach Ihren Wünschen be-
fördern. Montag komme ich zurück, da wir dann alles ver-
abreden können.
Das Blatt, welches den Theater und Redoutensaal be-
trifft, folgt hierbey zurück.
Ich bleibe Ihnen dankbar, sowohl für Ihre artiftische
Bemühungen als für Ihr persönliches Betragen, in manchen
Fällen. Fahren Sie fort mir dieses ohnehin so schwierige
' darnach ist gestrichen.
^ Von Schreibershand, Unterschrift eigenhändig. Das Original \m
Besitze der Frau Medicinalrath Seubert geb. Thouret in Mannheim.
lo8 Neue Mittheilungen.
Unternehmen fördern und erleichtern zu helfen. Der ich
recht Wühl zu leben wünsche.
Jena am 19 Octohr 1798
Goethe
3-
Au Jhelaiid. ly. Jan. 1S02.
Indem ich Dir, lieber h>eund und Bruder, für Deinen
guten und schönen Briet danke und mich nochmals ent-
schuldige, wenn ich mit dem meinigen einigermasen läftig
gewesen; so schicke ich hier den Autsatz, über die letzte
Kunftausftellung, mit dem Wunsche, daß Du ihm eine
treundliche Autnahme gönnen mögell:. Unsere Weise die
Sache zu nehmen, hatte sonft Deinen Beyfall, ich hotl'e daß
wir uns auch diesmal desselben nicht unwürdig gemacht haben.
Lebe recht wohl. Ich gehe nach Jena, etwa vierzehen
Tage, um die Angelegenheit der Büttnerischen Biblio-
thek zu besorgen und hoffe wenn ich zurück komme. Dich
vielleicht in Weimar anzutreffen.
Weimar am 17 Jan. 1802. Goethe
Der Brief liegt ebenso wie No. i bei den Papieren, welche
Wielands Familie bewahrt : eine halbe Seite eines FSriefljogens
in kl. Fol., ohne Adresse, nur die Unterschrift eigenhändig.
Der Aufsatz über die letzte Kunstausstellung steht in der
Extrabeilage zur Allgemeinen l.iteratur-Zeitung 1802 Bd. i ; über
den Inhalt und die Verfasser s. D. Litt. -Denkmale 25, LXXII IL
Goethes Brief ist die Antwort auf VVielands Schreiben, (t.-J. VI, 13.
Die dunkeln Stellen, die W'icland aufgeklärt wünschte, erhellt
Goethe nicht. Durch diesen und No. i wird die Zahl tier
bekannten Briefe Goethes an Wieland auf 7 gebracht. Strehlkc
weist fünf Briefe (Goethes nach. Der erste (lersell)en ist
ein Bruchstück, das Charlotte von Kalb aus dem Gedächt-
nisse in ihren Gedenkblättern mittheilt Charlotte, hg. v. Pal-
leske S. 164; zuvor bei Köpke. Ch. v. Kalb S. 83. Kö])ke
hat mit Grund an den xerwandten Inhalt der (loetheschen
Verse an die Stein vom 14. April 1776 erinnert; damals war
Goethe so vertraut mit Wieland, cUiss er mit ilnn über Frau
V. Stein sjirach, wie in dem P'ragmente geschieht; ich ver-
weise besonders auf Fielitz Bd. i No. 38. Der Brief gehört
also in diese Zeit und war wohl bei einem der damals häufigen
Neun Briefe Goethes nebst zwei Briefen Corneliens. 109
Ausflüge Goethes an Wieland gesandt worden. Wir hören zu
oft, dass Goethe den Freund aufsuchte, als dass wir annehmen
dürften, er habe in einem Stadtl)illete sein volles Herz aus-
geschüttet.
Die Originale der drei nächsten von Strehlke angeführten
Briefe besitzt das Germanische Museum in Nürnberg. Minor
hat darüber im Anzeiger f deutsches Alterthum und deutsche
Litteratur 11, i34fg. berichtet. Ausser den von ihm angezeigten
Änderungen hat sich Böttiger in seinen Drucken der Briefe
(Liter. Zustände und Zeitgenossen 2, 148 ff.) zahlreiche Ab-
weichungen in Orthographie und Interpunktion erlaubt, Eli-
sionen ergänzt, neue Absätze angeschlossen. Ich hebe hier
nur eines heraus: S. 152 Z. 4 steht Paar im Original statt
paar ; der damalige Schreibgebrauch zwingt allerdings nicht
dazu einen Sinnesunterschied anzunehmen.
Der fünfte Brief vom 14. Februar 18 10 ist mir unbekannt;
in der Berliner Privatsammlung, auf welche Strehlke ver-
weist, befindet sich derselbe nach gütiger Mittheilung des
H. Jahns nicht.
Von Wielandischen Briefen an Goethe sind ausser dem
erwähnten mir noch zwei bekannt: einer vom 2. April 1806
in Hirzels Sammlung, Univers.-Bibl. Leipzig, gedruckt Im neuen
Reich 1873, I, 1026 und die wiederholt veröffentlichten Zeilen
zur Einführung der Bettina vom 23. April 1807.
4'-
An EiusiedeJ. 12. Februar iSoj.
Mit vielem Vergnügen gebe ich dir, lieber Fretind und
Bruder, die Nachricht daß in der geftrigen Leseprobe die
Mohrin recht gut vorbereitet worden, so daß sie schon heute
über acht Tage, den 19'-'" gegeben und dabey das Ballet
wiederholt werden kann.
Künftigen Dienftag Abends um 5 Uhr wollen wir eine
zweyte, ftaatlichere Leetüre bey mir vornehmen, wozu du
schönftens eingeladen bift. Du wirft dich über den guten
Humor der Schauspieler und über den meift gehörigen
Ausdruck freuen. Auch wäre es um so besser daß du diesem
' Halber Bogen, in Qj-iart gebrochen, erste Seite beschrieben.
Nur die beiden letzten Zeilen und das ü eigenhändig. Adresse: Des |
Herrn Geheimderath | von Einsiede! | Hochwohlgeb. | Im Besitz der
Grossherzogl. Bibliothek zu Weimar.
HO Neue Mittheilungen.
Versuch beywohnteft, weil ich wohl schwerlich Freytag
in die Hauptprobe gehen kann und daher wünschen muß
daß du auch dieser einige Stunden schenkft. Kleidung,
Masken und so weiter sind besorgt. Im Ganzen bin ich
überzeugt daß es einen recht guten Effect machen wird.
Lebe recht wohl.
W. d. 12 Febr. 1803. G
»Die Mohrin«, unter welchem Titel Einsiedel den »Eu-
nuchus« des Terenz frei fürs Theater bearbeitet hatte, wurde
am 19. Februar 1803 zu Weimar zum erstenmal aufgeführt.
Man vergl. über die Bearbeitung und deren Aufführung
Otto Francke in der Zeitschrift für vergleichende Litteraturge-
schichte I, 109 ff.
Nach der »Mohrin« wurde noch gegeben »Die Zauber-
Trompete. Ein grosses pantomimisch-komisches Ballet in zwei
Aufzügen , vom Balletmeister Morelli«. Dies Ballet, dessen
Personenverzeichnis ausser verschiedenen Landleuten einen
mächtigen Zauberer Corberone und namenlose Zauberer, Hexen,
Geister und Gespenster enthält, war schon mehrmals gegeben
worden.
5-
(All C. G. von roigt?) 2/. April iSoj.
Aus beiliegendem ersehen Ew. Exzellenz einen sehr
mäßigen Wunsch des Hofe. Raths. Geben Sie hiezu die
Einwilligung so möchte dieses kleine Deficit in größerer
Gesellschaft seinen Weg im Lauf der Rechnungen u. Aus-
gaben dahin wandern.
Mich angelegenthchll empfehlend
W. d. 27. Apr. 1805 Goethe
Der vorstehende, ganz eigenhändige Brief ist, dem Inhalte
und der Anrede nach zu schliessen, an den Minister von Voigt
gerichtet. Der den Wunsch aussprechende ist jedenfalls der
Hofkammerrath Kinns, Goethes tätiger und eifriger Mitarbeiter
in der Leitung der Weimarischen Bühne. Worauf sich das »kleine
Deficit« speciell — offenbar auf Theaterangelegenheiten —
bezieht, ist nicht nachzuweisen. Das Original des Briefes be-
findet ^ich in der reichen Sammlung des Herrn B. Elischer
in I'u(la]}cst.
Neun Briefe Goethes nebst zwei Briefen Corneliens. III
An Einsied cl. ii. Mär^ iSo"].
Weimar den ii. März 1807.
Die Rollen deines Stückes, mein lieber Freund, sind
ausgeschrieben. Hierbey folgt die Austheilung, wenn du sie
billigft soll sie also abgehen.
Ich wünsche, daß du in der Leseprobe seyn mögeft.
Ich werde auch dabey entweder selbft oder durch einen
Abgeordneten erscheinen. Wegen Aussprache der Nahmen
und mancher Schreibfehler in den Rollen ift diese erfte
Aufmercksamkeit sehr nöthig.
Nun komme ich aber mit einer Bitte, ob du mir nicht von
der Herzoginn und den Fräuleins etwas von putzenden Klei-
dungsftücken auch einigen Redouten-Trudel an Silberspitzen,
Bordüren, Flintern und drgl. verschaffen kannß: um Phile-
matium herauszuputzen. Ich erinnere mich noch wie gut
die Götz in den Brüdern aussah, wodurch das ganze Stück
gehoben wurde. Damals aber w^aren es bessere Zeiten und
ich kann jetzt auf die Garderobe wenig verwenden. Auch
ifl die Eisermann noch nicht lange beym Theater und hat
selbft nur wenige Fänchen. Das übrige wird sich finden,
die Decoration iil auch auf gutem Weg.
G
Der Brief bezieht sich auf Einsiedeis Bühnenbearbeitung
der »Mostellaria« des Plautus unter dem Titel »Das Gespenst«,
welche am 29. April 1807 zum ersten und letzten Mal aufge-
führt wurde.
Einsiedeis Antwort ist in der Zeitschrift für vergleichende
Litteraturgeschichte 1, 113 von Otto Francke mitgetheilt worden.
Die Eisermann, die in dem Stück »Philematium, des Phi-
lolaches Geliebte,« gab, debutirte am 21. September 1805 auf
dem weimarischen Theater. Vgl. über sie Pasque', Goethes
Theaterleitung, II, 288, 300.
»Die Brüder« des Terenz wurden in Einsiedeis Bearbei-
tung den 24. Oktober 1801 zum ersten Mal gegeben (vgl.
^ Quartblatt, erste Seite beschrieben. Nur G eigenhändig, das
übrige von Riemers Hand. Im Besitz der Grossherzogl. Bibliothek zu
Weimar.
112 Neue Mittheilungen.
Otto Francke a. a. O. S. io6), und die Götz spielte darin
»eine Sklavin, Ctesiphons Geliebte«. Vgl. über sie Pasque I,
143, II, 291.
r- I
An Einsiedel. iS. Januar iSi).
Es thut mir sehr leid zu vernehmen, daß Du dich diese
Tage übel befunden ; ich habe mich auch nicht sonderlich
gehalten. Es scheint denn doch , daß die abwechsehide
Witterung mehr Einfluß auf uns hat als billig.
Die Uebersetzung der Stanzen von Gries ift in diesen
trüben Tagen eine wahrhaft sonnige Erscheinung. Es wäre
recht schön, wenn er bey Lesung des Stücks gereizt würde
fortzufahren und deine Uebersetzungsbemühungen mit rhyth-
mischen Zierden bekrönte. Wir würden alsdann wohl hoffen
können, das Stück zu produciren. Knebeln will ich deshalb
auch ein freundlich Wort sagen. Die beyden Manuscripte,
des wundervollen Magus und der Zenobia folgen hierbey.
Möchten wir uns bald frisch und wohl wiedersehn !
Weimar
den 18' Januar Goethe
1813.
Wir haben hier das »Billet« Goethes vor uns, von welchem
Einsiedel in seinem Brief an Knebel vom gleichen Tage
(Knebels literarischer Nachlass und Briefwechsel I, 250 fg.)
schreibt und daraus einiges mittheilt. Einsiedeis am Tag vor-
her geschriebener, aber undatirter Brief an Goethe, auf den
das Billet die Antwort ist, befindet sich im Goethe-Archiv :
sein Abdruck hier schien mir nicht nöthig.
Man vergleiche noch zur Erläuterung den vom Freiherrn
von Biedermann in seinen Goethe-Forschungen S. 160 fg. heraus-
gegebenen Brief Goethes an Einsiedel vom 7. December 1812-,
die Briefe Einsiedeis an Knebel vom 17. und 27. Januar 1813
' Quartblatt, auf einer Seite beschrieben. Nur die Unterschrift
eigenhändig. Oliiie .\dresse. Im Besitz der Grossherzog]. Bibliotheic
zu Weimar.
^ Bei Biedermann steht fälschlich 1807. Die paar Zeilen Einsiedeis,
die Goethes Brief veranlasst hatten, und seine .\ntwort, in der er Goethes
Vorschlag dankend annimmt, befinden sich im Goethe-Archiv, erstere
dalirt odenö' December« ohne Jahreszahl, letztere »denS'Deceniber 1812«.
Neun Briefe Goethes nebst zwei Briefen Corneliens. II 3
in Knebels Uterarischem Nachlass I, 252 und 249', die Briefe
Knebels an Goethe vom 11. und 15. Januar und Goethes
Antwort vom 20. Januar im Briefwechsel zwischen Goethe
und Knebel II, 70, 73 fg. und 74fg. und eine Stelle eines Briefes
von Johanna Schopenhauer an Gries aus dem Januar 18 13
in Elise Campe, Aus dem Leben von J. D. Gries, S. 96.
Zum augenblicklichen Verständniss genügt es folgendes
zu wissen: Einsiedel hatte am 16. Januar 1813 eine von Gries
in Jena in der Form des Originals verfasste Übersetzung der
im ersten Aufzug von Calderons Grosser Zenobia vorkommenden,
von dem römischen Feldherrn Decius gesprochenen Stanzen,
die Einsiedel in seiner eigenen Übersetzung der Zenobia nicht
als Stanzen wiedergegeben hatte, von Knebel aus Jena zuge-
schickt erhalten und sie am 17. an Goethe gesendet. In dem
die Sendung begleitenden Brief hatte er zugleich den Freund
um Rückgabe des Manuscriptes seiner Übersetzung der Zenobia,
die Gries zu lesen wünschte, gebeten.
Vs'ie wir aus Goethes Billet sehen, schickte Goethe nicht
nur das Manuscript der Zenobia-Übersetzung zurück, sondern
auch das von Einsiedeis Übersetzung des wundervollen Magus,
von der er am 17. Oktober 181 2 an Knebel (Briefwechsel
zwischen Goethe und Knebel II, 61 fg.) geschrieben hatte:
«Einsiedel hat den wundervollen Magus übersetzt«.
Es sei noch bemerkt, dass die Grossherzogliche Bibliothek
zu Weimar eine Handschrift der Einsiedeischen Übersetzung
des wundervollen Magus besitzt, vielleicht dieselbe, die Goethe
in Händen gehabt hatte. Es ist keine Reinschrift, sondern
wohl die erste, mit zahlreichen, zumTheil umfänglichen Correc-
turen versehene Niederschrift.
8.
An h. S. Voigt 6. Aug. iSiy.
Ew. Wohlgeboren
sprachen von einer Zeichnung des Auges, welche Sie be-
sitzen, dürft ich mir sie auf einen Tag ausbitten? Da ich
morgen mit Herrn Staatsrath Schnitze auf einige Tage
nach Weimar gehe, so erbitte ich mir die Erlaubniß, heute
Nachmittag um 4 Uhr mit gedachtem Freunde aufzuwarten.
' Hier ist merkwürdigerweise der Brief vom 27. Januar mit 18 12 —
statt 1813 — versehen und auf ihn folgt der Brief vom 18. Januar 1813
und dann der vom 17.
Gof.the-Jahrbl'CH IX. 8
114 Neue Mittheilungen
für bisherige mir gegönnte freundliche Wohnung zu danken,
und mir die Fortsetzung derselben für meine nächfte Zurük-
kunft zu erbitten. Das befte wünschend.
Jena
den 6 ""Aug. . Goethe
i8iy
Ganz von Goethes Hand. Seit kurzem in meinem Besitz,
gehörte schon früher zu der G. J. Bd. VII 152 — 168 veröfFent-
hchten Sammlung, war aber vor Jahren daraus verschenkt
worden. Drei weitere dazu gehörige Stücke sind G. J.
Bd. VIII S. 129 ff, No. 4, 7, 13 veröffenthcht worden. Die
Zeichnung des Auges wünschte Goethe wohl für Staatsrath
Schultz, der auf seine Anregung damals den Aufsatz ȟber
Physiologe Gesichts- und Farbenerscheinungena schrieb. (Vgl.
H. Düntzer: Briefwechsel zwischen Goethe und Staatsrath
Schultz Leipzig, 1853. S. 65 u. 392.) Nach Düntzer wäre Goethe
und Schultz erst am 8. Aug. nach Weimar gefahren. Goethe
wohnte damals, wie auch Düntzer angibt, in Jena im Gärtner-
häuschen des botanischen Gartens, der vormaligen Dienst-
wohnung Voigts.
9-
An Frege u. Comp. 21 Apiil iS2(^.
E\v Wohlgebohren
verfehle nicht zu benachrichtigen, daß
ich unter dem heutigen Datum eine Anweisung auf Sieben
Tausend fünfhundert Thaler sächsisch in 20 fr ä 5 g Thlr
zu Gunften des hiesigen Bankiers Herrn Julius Elkan für
Rechnung der J. G. Cotta'schen Buchhandlung zu Stuttgardt
ausgeftellt habe, welche gefällig zu honoriren bitte, u. mich
denenselben zu geneigtem Andenken unter Versicherung
aufrichtiglfen Antheils bei dieser Gelegenheit empfehle.
Ew. Wohlgeb.
IVeitnar den 21 April ergebenfler Diener
1829. J. W. V. Goethe
An die Herren Cieh. Com. Rath
Frege u. Comp, zu Leipzig
Adresse aussen : Herren Frege u. Co.
Der Brief ist dictirt, nur die Unterschrift eigenhändig und
wurde an das bekannte Leipziger IJankierhaus -- Strehlke
Zwei Briefe von Cornelie Schlosser. II5
sagt I, 186 irrthUmlich Buchhandlung — gerichtet, dem Cotta
Goethes Honorar »für Schriften 6. Rate« (Briefwechsel zwischen
Schiller und Cotta S. 693) angewiesen hatte.
Zwei Briefe vox Cornelie Schlosser.
I.
Carlsruh den 13. Dec. [1773].
Freylich wars nicht recht liebfte CaroHne daß ich Ihnen
von D. [Darmftadt] nicht geschrieben hatte — aber Sie wissen
von jeher wie wenig ich schreibe und das muß mich ent-
schuldigen — wie oft wir damals von Ihnen gesprochen
das wird Ihnen Ihr Herz gesagt haben — wir waren so
vergnügt zusammen und es fehlte niemand als unsre
Caroline —
Daß Sie glücklich sind befte Freundinn fühle ich an
mir selbft — alle meine Hoffnungen, alle meine Wünsche
sind nicht nur erfüllt — sondern weit — weit übertroffen. —
wen Gott lieb hat dem geb er so einen Mann —
Mein Bruder konnte uns nicht begleiten, ich hätts ge-
wünscht für ihn und für mich — wir waren in allem Be-
tracht mit einander verschwiflert — und seine Entfernung
fühle ich am ftärckften — vielleicht besucht er uns künftigen
Sommer wenn die schöne Natur hier in ihrer vollen Pracht
ift — ach liebe Caroline das soll ein herrlicher Anblick seyn —
Unsre Lila haben wir zu Ende des Sommers besucht —
der 29 September war der glückliche Tag — wir brachten
ihn ganz bey ihr zu — Sie haben auch ihre Schöpfung ge-
sehn — errinnern Sie sich noch des dunklen, einsam.en Gangs
— da sprachen wir von Ihnen liebfte Freundinn und Ihrem
Herder —
Meine arme Antoinette hab ich verlassen müssen —
ich wollt sie anfangs mitnehmen, aber es fanden sich so
viele Schwürigkeiten — hier hab ich noch keine weibliche
Freundinn gefunden — wenn ich so glücklich wäre wie
Sie meine Befte und eine Mutter fände — unser Schicksal
ift ja sonft in allem so gleich soUts hierinn nicht auch seyn —
8 *
Il6 Neue Mittheilungen.
Leben Sie wohl liebfte Caroline, grüsen Sie Ihren Herder
von mir und meinem Mann recht herzlich — dencken Sie
manchmal an uns — und seyn Sie versichert daß ich liebe
ohne zu schreiben. C. S.
2.
p]med. d. 29. Jen. [1774J
Ich binn Ihnen unendlich verbunden hefte Schwefter
für die Bekanntschaft der lieben Königinn, ich habe kein
Frauenzimmer in Strasburg gesehn als sie, wir waren taft
den ganzen Tag beysammen, und sie hat sich gleich meiner
so gütig angenommen daß ichs Ihnen nicht beschreiben
kann — w-ir haben Sie hefte Friedrike beftändig gewünscht
und es fehlte nichts als Ihre Gegenwart — ach warum
müssen wir doch so getrennt leben —
Meine Reise war glücklicher als ich vermuthet hatte,
denn ich trat sie mit Gliederschmerzen an — die Kälte,
die grosen Beftreitungen in Carlsruh machten mich noch
kränker so daß ich faft auf keinem Fuß ftehen konnte, in
Strasburg wars auch noch schlimm, aber iezt Gott scy Dank
gehts doch wieder etwas besser — auf dem Weg von Stras-
burg biß hierher war mirs unvergleichlich weil mir die
liebe Jfr. König eine Bettflasche mitgegeben hatte, die mich
in beftändiger Wärme erhielte —
L'iisre ganze Haushaltung ift noch aut dem Wasser,
wir hofl'en daß das Schift' morgen ankommen wird — mir
ift um nichts bang als um meinen Flügel und um den
Laocoonskopf —
Ich binn jezt so zerftreut und in so vielen unangenehmen
Geschäftten verwikelt daß es taft Sünde ift wenn ich schreibe
— haben Sic noch ein wenig Gedult befte Schwefter, ich
hoffe mit der Zeit soll alles gut gehn —
l>cide Briefe hal)cn sicli in Herders Nachlass vorgefunden,
der erste ist an Caroline (Flachsland), die am 2. Mai 1773
Herders Frau geworden war , gerichtet, der zweite an eine
Friederike, über deren Persönlichkeit man zunächst nur so viel
Zwei Briefe von Cornelie Schlosser. 117
sagen kann, dass sie der Herderin nahe gestanden haben
muss. Die Bekanntschaft zwischen CorneUe und der Braut
Herders hatte Goethe, der »Wanderer«, vermittelt. Auf der
Reise nach Bückeburg, Anfang Mai, waren, wie Haym mit
Recht aus Goethes Brief an Kestner (Weim. Goethe-Ausg. IV,
2 N. 149) schliesst, die Neuvermählten in Goethes Vaterhause
eingekehrt. Am i. November fand Corneliens Vermählung mit
Schlosser statt, am 14. verliess das junge Paar Frankfurt und
trat die Reise nach Carlsruhe an. (Dtlntzer, Frauenbilder aus
Goethes Jugendzeit, 1852 S. 181.)
Von der »verliebten Zärtlichkeit«, die der Schwager Hie-
ronymus Peter Schlosser, der Poet bei den »Aktenstöcken«,
in dem Hochzeitscarmen besungen hatte, ist in dem ersten
Briefe der jungen Frau doch wenigstens einiges zu spüren.
Mit Worten aus dem Götz, die sich ihr unwillkürlich zudrängen,
wünscht sie jedem Mädchen, die Gott lieb hat, einen Mann
wie den, dessen Besitz ihr doch nicht einmal in diesen ersten
Wochen für die Trennung von dem geliebten Bruder Ersatz
bietet. Mit Carolines Schicksal konnte sich das ihrige nicht
vergleichen. »Der Abschied von meinen guten Geschwistern
war mir schmerzlich ; aber Er ersetzte mir mehr als Alles,
gab mir tausendfältig mehr, als ich je verdient, je hätte ahnen
können«, so schreibt Caroline noch als Greisin, da sie sich
ihres »Freudenfestes« erinnert. Cornelie beklagt die Trennung
von ihrer Gespielin und Jugendfreundin Antoinette (Gerock),
die ihr denn auch später in ihrer Einsamkeit wieder zur Seite
war, sie wünscht sich eine Mutter, wie Herders sie in der
Fremde zu finden das Glück gehabt. In den »Erinnerungen
aus dem Leben Herders« (i, 236) finden wir die erklärende
Stelle. »Die erste Freundin, die wir in Bückeburg sahen, war
Frau von Bescheffer. An dieser seltenen, rastlos thätigen,
durch manche Leiden geprüften frommen Seele fand ich eine
zweite Mutter und Freundin. Vom ersten Augenblick an war
ich wie ihr Kind, und sie meine, unsere Mutter.«
Nicht sofort nach der Ankunft in Carlsruhe — so darf
man doch wohl aus dem Schweigen Corneliens über diesen
Punkt schliessen — hat es sich entschieden, dass dort ihres
Bleibens nicht war. Der zweite Brief, aus Emmendingen, dem
neuen Wohnorte, der ihr nie zur Heimath wurde, ist offenbar
in gedrückter Stimmung geschrieben. Von dem Bruder ist
darin namentlich nicht die Rede ; aber der Laokoonskopf,
um den sich Cornelie, nächst ihreni Flügel, die meiste Sorge
macht, war doch wohl ein Geschenk von ihm aus seiner
Sammlung. Ein ominöses Geschenk, das Symbol eines helden-
haft verwundenen entseelenden Schmerzes. —
Il8 Neue Mittheilungen.
Es bleibt noch einigss zu sagen über die in dem zweiten
Briefe genannten Persönlichkeiten. »Die liebe Königinn«
zunächst. Auch von ihr, der Freundin Lenzens, sind in Herders
Nachlass Briefe erhalten, siebzehn an der Zahl, an Caroline
und (zum kleinern Theil) an deren Schwester, die Geheim-
räthin Hesse in Darmstadt, geschrieben (1773 — 75). Ich ge-
da( hte sie einmal zu einem kleinen Zeit- und Lebensbilde
zu verwenden, und freue mich, dass dieser Gedanke jetzt von
anderer Seite zur Ausführung gebracht wird. Es kann eine
interessante Darstellung geben, wie dieses ältliche, nicht un-
wirthschaftliche Mädchen die Mode der Empfindelei mitmacht,
auf einem ihrer Landsitze (sie hatte deren zwei) sich ein
»Elysium« anlegt, fast wie Lila (Luise von Ziegler) in Homburg,
und sich da mit den Schatten der Freunde unterhält, wie sie
im Mondschein spazieren geht »bis elf Uhr«, wie sie mit Lenz
sich befreundet, wie Goethe in ihren Gesichtskreis tritt u. s. f.
»Der Consulent Königin älteste Tochter ist die einzige Freundin,
die ich dort habe«, schreibt Caroline Flachsland im September
1770 an Herder nach Strassburg. »Sie ist hässlich, hat aber
ein gutes Herz«. Das erstere räumt die Königin selbst ein,
von dem zweiten zeugen ihre Briefe sattsam. Unermüdlich
ist sie, die von Bückeburg, wo nichts Ordentliches zu haben
war, einlaufenden »Commissionen« zu besorgen: Putz für
die junge Frau, Tuch zum Priesterrock für Herder u. dgl.
So, als fürsorgliche und »geschäftige« Freundin (sie nennt
sich selbst so) erscheint sie nun auch in dem Briefe Cornelias.
Das in Strassburg geknüpfte Verhältniss wurde von Seiten
Luisens treu gepflegt, ihre Gedanken sind oft nach dem Amt-
hause in Emmendigen gewandert. Ich reihe aus den Briefen
an Caroline und die Räthin Hesse hier einige Stellen an, die
auf Cornelias Lage und Leid Bezug haben.
20 Hornung 75 (A Madame Hess nee Flachsland ä Darm-
stadt) »Von unsrer lieben Schlosserin habe ich jetzt schon
lange kein Briefgen mehr bekommen, ich verzeihe es ihr
aber in der Unruhe, die sie jetz quält, ja könnten wir ihr
gemeinschaftlich helfen! . . . Ich möchte unsre Schlosserin
näher kennen, sie ifl; sehr zurückhaltend in ihren Briefen,
vielleicht weil (sie) zu bes( häftigt ist, wenn es nur nicht Kälte
gegen mir ist, dann ich möchte von ihr geliebt seyn. also
hat sie ihnen geschrieben und von mir geredt, ich hoffe sie
thut bald ein gleiches an mich.«
12 April 75 Nachts um ii Uhr (an Caroline): »Ja die
Schlosserin und ich kennen einander - fall alle Woche
schreiben wir einander, aber jetzt habe ich schon seit 14 Tagen
keine Nachricht \on ihr. ich hoffe ni( ht, daß es wegen
Zwei Briefe von Cornelie Schlosser. II9
Krankheit ift, mein Hertz wünschet es nicht, sie kränkelt
aber und badet. sie ift sehr unruhig und richtet noch an
ihrem Haus ein, von dem sie mir den Plan versprochen.
Ihnen, und unsrer beften Friedericke verdanke ich diese herr-
liche Bekandtschatt.
18 May 75 (an Caroline) Unsre Schlosserin liegt schon
lange an einem Nerven Fieber elend krank . . . Die gute
Frau! der arme Mann! freylich verdient sie mehr Glück,
ihre gantze Lage paßt nicht auf sie, ich kan nichts als über
sie jammern —
Buchsweiler den 31. Mai 75 (A Madame Hess) Denken
Sie ich habe Götten nicht gesehen, er kam den Tag vor
meiner Abreiße. Lenz versprach ihn mir den Nachmittag zu
bringen .... Was für Freude für seine Schwerter wann sie
den beflen Bruder sieht! Gott lasse es ihr an Leib und Seele
gedeihen ! . . . Hat Ihnen dann Götte was von mir gesagt als er
bey Ihnen war, daß Sie mir sagen »nun werden Sie ihn gantz
kennen lernen?«
Buchsweiler, den 14 Junii 75 (an dieselbe) (Lenz) war
mit Götte bey der Schlosserin und kan nicht sagen, was für
Wunderwürkung sein Anblick auf ihre Seele u Cörper gemacht
haben, sie gieng gleich den andern Tag mit ihnen spatzieren
u. soll jetzt gantz wohl seyn. ö warum müßen solche
Menschen von einander getrennt seyn! Haben Sie ihn dann
bey seiner Wiederkunft gesehen? was muß das für eine Tren-
nung gewesen seyn ! gütiger Himmel !
Daß Lenz auf der Reise zur Schwester Goethes Beglei-
ter gewesen, erfährt man erst aus dieser Stelle. Auch sonst
enthalten die Briefe noch manches Unbekannte, doch mag
ich hier der Monographie (die Dr. Froitzheim in Strassburg
vorbereitet) nicht vorgreifen. Ich gebe nicht mehr, als was zur
Erklärung der beiden Briefe Corneliens wünschenswerth ist. Die
Adressatin des zweiten kommt auch im Briefe der Königin
vom 12. April 75 vor. Sie weiss es der »besten Friederike«
Dank, wie ihrerseits Cornelie, dass sie die Freundschaft ge-
stiftet hat. Und wenn es im vorhergehenden (20. Februar)
heisst: »also hat sie (Cornelie) Ihnen (d. h. der Räthin Hesse)
geschrieben und von mir geredt« so ist wohl, betrachten wir
den Inhalt von Corneliens zweitem Brief, kein Zweifel, dass
eben diese Darmstädter Schwester Carolines die Adressatin
ist. Ich erinnere mich nicht, ihren Vornamen je gelesen zu
haben, wir haben über Carolines nächste Verwandtschaft nur
sehr spärliche Nachrichten. Für die Annahme, Friederike und
die Räthin Hesse seien identisch, spricht die folgende Stelle
120 Neue Mittheilungen.
eines altern Briefes der Königin (ii. April 74). Caroline muss
sich irgendwie zweifelnd über ihre Freundwilligkeit ausgelassen
haben, sie erwidert: »ja meine Heßin hat hierin ein beßeres
Hertz wie Sie. — — Ihr seyd beyde Engels Kinder, wann
schon unsere liebe Friderike schlimmer seyn will als sie ist
(eine seltene Tugend an einem Frauenzimmer).« Auch in
einem spätem Briefe wird zuerst »unsre Heßin«, auf der
nächsten Seite »unsre Fridericke« genannt. So wäre der
zweite Brief Corneliens aus derselben Hand in das Herdersche
Haus gekommen, das ihn uns aufbewahrt hat, wie jene Briefe
der Luise König A Madame Hess nee Flachsland.
III. Z\: Goethes Briefen
VOM I. April bis i8. October 1775.
VON
C. A. H. BURKHARDT.
Man wird keine gewagte Ansicht mit der Behauptung
geltend machen, dass über Goethes Briefe wohl }iie ein voll-
ständiges Verzeichniss hergestellt werden kann, weil viele
seiner Briefe verloren sind und wir, trotzdem die Veröffent-
lichung der Correspondenz rüstig vorwärts schreitet, kaum
eine Ahnung von den reichen Beziehungen Goethes besitzen,
wie sie sich in neu erschlossenen Quellen uns darbieter.
Bei Durcharbeitung des rechnerischen Materials, welches
im Goethe-Archiv ruht, fand sich auch ein Ausgaben-Ver-
zeichniss von der Hand Philipp Seidels aus der Zeit vom
I. April bis 18. Oct. 1775, in welchem sich reiche Notizen
über die von Goethe zur Post gegebenen Briefe und Paquete
finden. Die Zusammenstellung dieser Correspondenz be-
stätigt in vollem Maße die Richtigkeit obiger Behauptung
wie eine oberflächliche Durchsicht des unten mitgetheilten
Verzeichnisses lehrt. Legen wir zur Beurtheilung der reichen
Correspondenz das nothwendig lückenhafte Strehlke'sche
Verzeichniss der Goethe-Briefe für die Vergleiche zu Grunde,
so ergeben sich folgende überraschende Resultate. Während
uns nach jenem Verzeichniss nur 50 Briefe Goethes bekannt
sind, weist das unten mitgetheilte 194 Brief- und Paquet-
sendungen auf. Günstiger gestaltet sich das Verhältniss
122 Neue Mittheilungen.
auch nicht, nachdem die Briefe der bezeichneten Periode in
der Weimarer Goethe-x^usgabe zum Abdruck gelangt sind.
Wir kennen demnach für diekurzeZeit i44BriefnumiTiern
nicht, wenn wir annehmen, dass den 29 Paquetsendungen
eben so viele Briefe beilagen. Eben so schwer tällt ins
Gewicht, dass unser Verzeichniss 82 Adressen aufweist,
während wir nach Strehlke und der Weimarer Ausgabe nur
14 Beziehungen Goethes kennen. Prüft man die Vollständig-
keit der einzelnen Correspondenzen, so wird man finden,
dass z. B. von Briefen Goethes an Lavater nur 7 bekannt
sind, während thatsächlich 17 in der bezeichneten Zeit ge-
schrieben wurden. Von Briefen Goethes an Merck sind 10,
an Reich 7 geschrieben, während nur 2 bezügl. 4 bekannt
sind. Derartige Aufstellungen liess sich eine grosse An-
zahl bewerkstelligen; aber es genügt unsere Unkenntniss
Goethescher Briefe zu beleuchten, wenn wir z. B. des Ver-
hältnisses zum Leibarzt Zimmermann gedenken, von dem
nach Strehlke II 432, auch nach der Weimarer Briefausgabe,
so gut wie nichts bekannt ist, während wir durch unten
mitgetheiltes Verzeichniss schon 6 Briefe Goethes an den-
selben vorfinden.
Ich halte es für überflüssig, näher auf andere Beziehungen
Goethes einzugehen : sie ergeben sich Jedem der solche
sucht, leicht von selbst. Ich wünschte nur den Beweis zu
führen, wie mangelhaft unsere Kenntniss von Goethes
Briefen noch ist und was bezüglich der \'ollständigkeit
unserer neuen Briefausgabe zu leisten ist. Ich glaube zwar,
dass die Fingerzeige für die Nachforschungen nach unbe-
kannten Goethe-Briefen zwar nicht immer von Hrtolgen
begleitet sein werden, aber für die Kritik wird mein Ver-
zeichniss, das sich über die ganze Lebensthätigkeit Goethes
erstreckt, von grosser Ik'deutung sein, denn es wird sich
mancher Brief durch dasselbe jetzt näher bestimmen lassen,
der jetzt noch mit mangelhaftem Datum in Drucken oder
im Manuscript vorliegt.
Was die Anfertiuunu des Verzeichnisses selbst anbe-
C, A. H. Burkhardt: Zu Goethes Briefen. 123
langt, so habe ich auch die Paquctsendungen aufgenommen
und die Orthographie der Namen beibehalten, wie sie Seidel
selbst beliebte. Man wird sie leicht richtig stellen können.
Eine Änderung dieser ohne weitere Begründung vornehmen
zu wollen, hat viel Missliches, ila leicht eine \'erschiebung
eintreten kann, die irre führt. Es ist ja auch gleichgültig
ob z. B. Jakobi oder Jacobi geschrieben ist, wenn nur die
Originalität gewahrt wird.
Indem ich nun das \'erzeichniss folgen lasse, ist zu
bemerken, dass P = Paquet, B = Brief, fr oder f = frei, gf —
ganz frei bedeutet. Die Ortsnamen bezeichnen, wie leicht zu
sehen ist, nicht immer den Wohnort des Adressaten, sondern
die Poststelle, bis zu welcher nach damaligen Einrichtungen
die Sendung frankirt wurde. Auch wird man beim Ver-
gleich der Daten leicht herausfinden, dass es sich hier ledig-
lich um den Termin der Briefabgabe handelt^ wenn auch
dieser oft mit dem Tage der Abfassung des Briefes selbst
zusammenfällt. Die Abkürzung Rhh. = Rheinhausen ist
besonders hervorzuheben.
April I. B. H. Jakobi f. Colin.
B. H. Herder f. Paderborn.
P. H. La Roche nach Coblenz.
B. H. La Roche nach Coblenz.
P. H. Reich g. f. Leipzig (Kupferst).
2. B. H. Baron v. Scholl n. Homburg.
4. B. H. la Roche n. Coblenz.
B. H. von Trümbach n. Dresden.
5. B. H. Andre f. Offenbach.
P. H. Jakobi n. Düsseldorf.
P. H. Lavater n. Zürich.
7. B. Fr. D'Orville f Offenbach.
B. H. Merck f Darmstadt.
B. Schmidt nach Freiensee.
B. Fr. Schlosser f Offenburg.
IG. B. H. Lenz f Rhh.
B, H. Gervais fr. Neuwied.
B. H. de Salis n. Marschlins fr. Ulm.
12. B. H. Merck n. Darmst. f dop.
B. H. Jakobi f Colin.
13. B. H. de la Roche n. Coblenz.
B. H. Hüszgen n. Neuwied.
124 Neue Mittheilungen.
April 13. B. H. Cöntgen f. Mainz.
B. H. Jakobi f. Colin.
B. H. Lavater f. Schaffh.
P. H. Bufi" f. Wezlar.
14. B. H. Lenz f. Rhh.
B. H. Reich gf. (Leipzig).
B. H. Hüszgen n. Neuwied.
B. H. Knebel f. Rhh.
B. H. Klopstock gf. Han bürg.
B. H. Ehlers gf. Altona.
B. H. Reich gf. Leipzig.
17. P. H. Reich gf. Leipzig.
19. B. H, Meier f. Cassel.
B. H. Merck f. Darmst.
20. B. H. Cöntgen f. Mainz, mit t, fl. ^o kr,
B. H. Jakobi f. Colin.
P. H. Merck f. Darmst.
B. H. Brinkmann f. Paderb.
B. H. V. Stockhausen f. Homburg.
21. B. H. de la Roche n. Coblenz.
B. H. Lavater fr. Schaffh.
27. B. H. Jakobi fr. Colin.
P. H. Ehlers fr. Altona.
P. jungen H. Jakobi.
P. H. Jakobi jun. n. Düsseldorf.
P. H. Lichtenberger n. Strassburg.
B. H. Lenz f. Offenburg.
B. H. Jakobi f. Colin.
B. H. la Roche n. Coblenz.
B. H. Reich gf. Leipzig.
B. H. Merck f. Darmstadt.
B. H. Lavater f. Schaff hausen.
28. B. H. Hüszgen n. Neuwied.
B. H. Kornrumpf n. Coblenz.
B. H. Haiwachs fr. Darmst.
Mai 3. B. H. Jakobi f. Colin.
B. Fr. Brentano f. Coblenz.
4. B. Frl. V. Knebel f. Nürnberg.
5. B. H. Zimmermann f. Hannover.
8. B. H. Lavater f. Schaffh.
II. P. H. Lavater n. Zürich.
B. H. Reich g.f. Leipzig.
B. H. Ijrinkman f. Paderborn.
B. H. Jacobi f. Colin.
13. B. nach Carlsruh.
19. Rolle n. Carlsruh f.
C. A. H. Burkhardt: Zu Goethhs Briefen. 125
Juli 24. B. H. Salzinann f. Rhh.
B. H. Lavater f. Schaffhaus.
2 P. nach Offenbach.
26. P. H. Salzmann n. Strassburg.
B. H. Brehm f. Leipzig.
B. H. Halhvachs f. Darmst.
27. B. H. Jakobi. Colin.
B. Fr. Gr. v. Bettendorf f. Mainz.
B. Fr. la Roche n. Coblenz.
28. B. H. Grezmüller fr. Wien.
B. H. Canabich fr. Mannheim.
B. H. Weigand n. Leipzig.
B. H. Herder fr. Paderborn.
31. P. H. Trapp fr. Worms.
P. H. Merck n. Darmstadt.
B. H. Leuchsering f. Rhh.
B. Jfr. üelf f. Heidelberg.
B. Fr. D'Orville f. Offenbach.
B. H. Lavater f. Schaffli.
B. H. V. Lichtenstein f. Laubach.
B. H. Pauli n. Homburg.
Aug. I. P. Jfr. Hesz n. Darmstadt.
B. H. von Mecheln fr. Schaffh.
B. H. V. Knebel n. Weimar fr.
B. H. Klinger fr. Giessen.
B. H. P'orkel fr. Cassel.
3. B, H. Hemmerich in Assenheim.
B. Fürstin I-ouise v. Darmstadt. Carlsruhe.
4. B. H. Lavater fr. Schaffh.
B. H. Ehlers fr. Altona.
7. B. Jfr. Delf n. Heidelberg.
B. H. Lenz fr. Rhh.
B. H. Jakobi fr. Colin.
8. B. H. Lavater fr. Schaffh.
B. H. Rath [sc. Goethe] n. Schwalbach.
B. H. Baron Waiz f. Duderstadt.
B. H. Hauptm. Bruere f. Goar.
B. H. Fischer n. Cassel.
B. H. Scholl n. Homburg.
B. H. Kauwerz fr. Colin.
B. H. v. Baumbach n. Hanau.
B. H. Harnes n. Dierdorf.
B. H. Cramer n. Dierdorf.
B. H. Creuzer n. Dierdorf.
B. Fr. Seekaz n. Darmstadt.
126 Neue Mittheilungen.
Aug. lo. P. H. Buff f. Wezlar.
14. B. Jfr ' n. Hanau f.
B. H. Frank v. Lichtenstein f. l.aubach.
16. B. H. Jakobi f. Colin.
P. H. Herder f. BUckeburg.
25. P. H. Merck f. Darmstadt.
29. B. H. Klinger f. Giessen. Mit i Carolin.
B. H. Weigand in Göttingen fr. Cassel.
B. Fr. Karschin fr. Duderstadt.
B. H. Reich fr. Leipzig.
30. B. H. Salis fr. Schaff h.
P. H. Jacobi fr. Colin.
B. H. Jacobi fr. Colin.
B. H. Schlosser fr. Offenbach.
B. H. Claudius fr. Hamburg.
B. H. Lenz fr. Rh.
B. H. Leerse fr. Rh.
B. H. La Roche n. Coblenz.
Sept. 5. B. H. Wagner fr. Höchst.
B. H. Dorville n. Offenbach.
B. H. Lavater fr. Schaffh.
B. H, Merck fr. Darmstadt.
B. H. Sulzer (ohne Ortsangabe.)
6. P. H. Schlosser n. Emmendingen.
P. H. Ackermann n. Hambg. fr.
9. B. H. Lavater f. Schaffhausen.
10. B. H. Wegner f. Hanau.
B. H. Lavater f. Schaffh.
B. H. Grafen v. Spauer n. Wetzlar.
11. B. H. Gotter fr. Gotha.
B. H. Cannabich fr. Manheim.
B. H. Lavater fr. Schaffh.
B. H. Schlosser fr. Offenburg.
B. H. Deyverdun v. Lausanne fr. Cassel.
B. H. Jacobi fr. Colin.
B. Jfr. Schleiermacher n. Darmstadt.
16. B. H. Lavater f. Schaffh.
B. Fr. Gr. v. Hohenloh fr. Paderborn.
B. H. La Roche n. Coblenz.
B. H. Wagner fr. Höchst.
B. H. von Bettendorf fr. Mainz.
19. B. H. Wagner fr. Höchst.
B. H. Gr. V. Spauer n. Wezlar.
B. Fr. Fürst v. Erbach-FUrstenau n. Fürstenau.
' Name ist aussrelassen.
C. A. H. Burkhardt: Zu Goethes Briefen. 127
Sept. 19. B. H. Wagner fr. Höchst.
B. Frl. V. Vreden f. Heidelberg.
B. H. Deyverdun v. Lausanne fr. Cassel.
23. B. H. Heinse fr. Colin.
B. H. Wagner f Höchst.
B. H, Ehlers f. Cassel.
B. Fr. V. Stockhaußen f. Homburg.
27. B. H. V. Lindau fr. Schaff h.
28. B. H. Lavater f. Schaffh.
B. H. Zimmermann n. Hannover fr. Cassel.
B. Fr. Schlosser fr. Offenbach.
29. P. H. Merck fr. Darmstadt.
Oct. 3. B. H. H. C. R. Fischer fr. Cassel.
B. H. Leibarzt Zimmermann f. Cassel.
B. H. V. Kalb fr. Rhh. '
B. H. Jakobi fr. Colin.
B. H. Cammerrichter Gf. v. Spauer n. \Vetzlar.
B. verw. Frau Gräfin v. Hohenloh n. Schrotsberg
fr. Heilbronn.
4. B. H. Gr. Christian v. Stolberg fr. Schaffh.
5. B. Fr. Bachmann n. Cassel.
B. H. Zimmermann fr. Hannover.
7. B. Graf Spauer n. Wetzlar.
B. H. Merck fr. Darmstadt.
B. Jfr. Delf fr. Heidelberg.
P. H. Zimmermann fr. Hannover.
8: B. H. Zimmermann fr. Hannover.
9. B. H. Lavater fr. Schaffh.
11. B. Mons. Michel Aine Bertrandt & C. f. Rheinh.
B. H. Herder fr. Paderborn.
12. B. H. Wagner fr. Höchst.
B. H. La Roche n. Coblenz.
B. Jfr. Delf fr. Heidelberg.
17. P. H. Wagner Höchst.
18. B. H. Wagner Höchst.
P. H. Lavater n. Zürich.
Nach Beschluss der Herrn Redactoren der Weimarer
Goethe-Ausgabe werden künftig meine Briefverzeichnisse,
welche ich aus Rechnungen und Tagebüchern zusammen-
gestellt habe, in den kritischen Apparat für die Briefe auf-
genommen werden. — Vom 18. October bis 9. Nov. 1775
finden sich keine Briefangaben vor.
IV. Goethe und David Hartmann.
MITpETHEILT VON
Wi L H E L M Lang.
Im G.-J. III, S. 358 hat Julius Hartmann, zum Theil
aus Familienpapieren, Einiges über die Beziehungen Goethes
zu Georg Hartmann in Stuttgart und zu dessen Oheim,
dem Waisenhausschullehrer Israel Hartmann in Ludwigs-
burg mitgetheilt. Nur gestreift ist dort der Sohn des letz-
' teren. Gottlob David Hartmann, der im Jahre 1775 '""■
Alter von 23 Jahren als Professor in Mitau starb. Auch
dieser reichbegabte, doch unreife, vorschnell auf den lite-
rarischen Kampfplatz getretene Jüngling hat sich mit Goethe
berührt. Wir entnehmen dies den Briefen, die er an Bodmer
und an Lavater gerichtet hat. Jene sind auf der Stadt-
bibliothek in Zürich aufbewahrt, diese im Besitz des Herrn
Antistes Dr. G. I-insler daselbst. Wir finden in diesen
Brieten, die ungedruckt und unbenutzt sind — nur zwei
Stellen aus Hartmanns Briefen an Lavater sind von Düntzer,
l-'reundesbilder aus Goethes Leben S. 17— 18 angeführt, nicht
in genauer Fassung — zwar nur zerstreute und kurze An-
gaben, die aber das Verhältniss zu Goethe im Allgemeinen
verfolgen lassen. Die Mittheilung rechtfertigt sich schon
aus diesem Grunde: es erscheint hier ein entschiedener
und leidenschaftlicher Gegner, der in frühen Jahren schon
fertig zu sein glaubt und an Goethe den überlegenen Kunst-
richter spielt, in dem wir nun aber eine merkwürdige Um-
Wilhelm Lang: Goethe und David Hartmann. 129
Wandlung sich vollziehen sehen. Durch persönliche Be-
gegnung und durch die Schritten des Dichters wird er in
seinen vorgefassten Meinungen schwankend, wird um-
gestimmt, zuletzt fast ein Bekehrter. Der anmaßliche Tadler
schlägt um in einen warmen Bewunderer. Die Zaubermacht
Goethes bewährt sich hier an einem hartnäckigen Wider-
sacher.
Mit zwanzig Jahren steht Hartmann, damals Zögling
des Tübinger Stifts, schon in lebhaftem Briefwechsel mit
den Zürichern, mit Chr. H. Schmidt in Giessen, mit Meusel
in Erfurt, mit Denis in Wien. Er ist voll von literarischen
Plänen. Auch seine ersten poetischen VeröÖentlichungen
fallen in diese Zeit. Er beginnt im Bardenton, schlicsst sich
dann eng an Bodmer an, in der Aesthetik und Philosophie
ist Sulzer sein Mann. Der Jüngling stellt sich ganz auf
Seite der Alten. Selbst ein »Genie«, spricht er über die
neue Geniedichtung ab mit einem Selbstgefühl, zu dem
keine seiner eigenen Leistungen berechtigt.
Er lobt die Frankfurter Gelehrten Anzeigen, aber den
Jahrgang 1773; den von 1772 mit den Beiträgen von Goethe,
Herder^ Merk hat er gar nicht gelesen. »Jetz« — schreibt
er am 9. Mai 1773 an Bodmer — »hat Bahrd die Direction
und diese lese ich. Die vorigen Mitarbeiter sind abge-
tretten nach einem zweyjährigen Geschrey.« Am 4. Juli
(er ist inzwischen aus dem Stift ausgetreten und hält sich
in Stuttgart auf) schreibt er an denselben: »Wenn Sie das
Buch von deutscher Art und Kunst gelesen haben, so werden
Sie sich über den myiliischen Herderisch -Hamannischen
Styl nicht genug wundern können. Es ift von Göthe, dem
beflen Freund Herders. Wenn diese wider Sulzer schreiben,
so hat man für Sulzern nichts zu fürchten. Ueberhaupt
bringe ich vielleicht eine Gesellschaft Männer zusammen,
die Ihnen (So!) fürchterlich genug seyn soll.« Der Plan
einer literarischen Zeitschrift beschäftigt ihn auch späterhin
angelegenthch. Er rechnet dabei auf Klopstock , Denis,
Spittler, Sulzer, Kant, Garve, Platner, Hess, kurz »die
GotTHE-jAHRBUCH IX. 9
130 Neue Mittheilungen.
größten Männer Teutschlands.« Am 13. August schreibt
er: »Göthe hat ein Trauerspiel in Shakspears Geschmack
drucken lassen, Götz von Berlichingen, das aber nicht be-
sonders viel sagt.« Und am 29. August: »Er will Shak-
spear nachgeahmt haben, aber warlich sehr unglücklich,
wiewol ihn alle Zeitungen loben. Bald ist die Scene in
Heilbronn, bald in Bamberg, bald in Götzens Schloß, bald
in Augspurg — und alle Personen reden sehr bäurisch.«
Von Leipzig ist ihm die Fortsetzung der »Literarischen
Briefe« angetragen. Indessen schreibt er in die Erfurtische
Gelehrten-Zeitung, ein anderes Organ der Klotzianer, eine
Recension des Götz. An Lavater berichtet er am 4. Januar
1774: »Götz von Berlichingen ift gerichtet, und juit dahin
gesetzt wo er hingehört. — Itz gehts gegen andere.« Er
zürnt dem Publikum, das seine eigenen Dichtungen, die
»Jahresfeyern«, unbeachtet lässt und dem Götz zujauchzt.
»Gilt nichts« - so schreibt er am 11. Januar an Lavater
— »so will ich keinen Brief mehr, sondern einen Oktav-
band über den Zustand unsres Publikums schreiben, das die
2"-' Aufl. von Götz von Berlichingen kauft und mich mit
meinen Jahresteyern warten läßt.« Und an Bodmer am
gleichen Tage: »Ich wünschte, daß Sie Götz von B.
gelesen hätten, von ihm selbll; beschrieben, um einzu-
sehen, wie der Neue hier geraubt und abgeschrieben hat.
Ich habe es wnrkUch vor mir. Es ift Dokument der Sprache.«
In einem Brief an Lavater vom 8. Februar kommt
vollends seine Eifersucht auf Goethe zum Vorschein. Fr
macht dem Herzensfreund in Zürich Vorwürfe, dass er
Allen Alles sei, mit Jedem in seiner Sprache rede. Wie
es scheint, hatte ihm Lavater, um den Empfindlichen zu
beschwichtigen , seine Correspondenz mitgetheilt. Hart-
mann aber erwidert : »Du bift gegen mich nimmer der,
der du geftern und ehegeftern warft. Sonft könnteft du
unmöglich also mit mir sprechen, wie du mit mir sprichft.
Und wenn du mir jtz noch 1000 Briefe mittheilft, so glaube
ich nicht mehr .... bin ich denn ein Hund? Nicht einmal
Wilhelm Lang: Goethe und David Hartmank. 13 I
SO viel Troft hab' ich zu genießen, daß ich dein Mitleiden
hätte. An Göthe und deine Freunde schreibft du warlich
mehr interessantes als an mich — Sie sind dir mehr Rath
(So!), als ich — diß verrathen alle Briefe, welche ich hier
vor mir habe. Du bettelft u : alle geben dir nichts — ich
gäbe, wenn du nur einmal forderteft«. (Vgl. Düntzer a. a.
0. S. 17.) Gleichzeitig schreibt er an Bodmer : »Gegen
Herder und Göthe habe ich mich schon einigemal laut
genug erklärt ; so daß, da auch Schlötzer gegen sie zieht,
sie nichts vermögen werden«. Und wieder an Lavater am
1. März: »Wir denken, wollen gleich, Lavater — nur über
Basedow, Pfenninger, Göthe, und deinen Chriftus denken
wir verschieden .... dein Göthe erscheint in allen seinen
Briefen als ein Mensch, der dich zum Spaß hat; der alles
um sich verachtet, und dem redlichen damit Unrecht thut«.
(Vgl. Düntzer a. a. O. S. 18.) Und abermals wirft er (am
IG. April) Lavater vor, daß er Allen Alles, oft kühn, oft
entsetzlich kleinmüthig sei : »Mit Bengel Bengel, mit Oetinger
Oetinger, mit Göthe Göthe, mit Hasekamp Hasekamp —
kein Wort mehr!«
Durch Sulzers Vermittlung hatte Hartmann inzwischen
einen Ruf des Herzogs von Curland als Professor der Philo-
sophie an das neugegründete akademische Gymnasium zu
Mitau erhalten. Am 24. April reiste er von Stuttgart ab,
in Begleitung eines Vetters, der Kammerdiener beim Herzog
Karl gewesen war, jetzt einen neuen Dienst suchte und
einen solchen bei dem Bruder des Herzogs von Gotha fand.
Die Reise ging über Mannheim, Frankfurt, Gotha, Erfurt,
Weimar, Leipzig, Berlin. Überall wurden die berühmten
Männer aufgesucht; in Frankfurt Goethe. Goethe hat diesen
Besuch nirgends erwähnt. Auch in Hartmanns Briefen finden
sich zunächst nur flüchtige Erwähnungen. Doch die ab-
sprechenden Urtheile hören mit einem mal gänzHch auf.
Aus späteren Äusserungen ist noch deutlicher ersichtlich,
welchen Eindruck die Begegnung auf den um 3 Jahre
jüngeren Hartmann gemacht hat.
9*
i;2 Neue Mittheilungen.
Ein Brief, den er aus Frankfurt an Lavater schrieb, ist
leider nicht mehr vorhanden. »Von Frankfurt schrieb ich,
behielt den Brief im Sack, da soll er nun bleiben . . . Mit
Goethe hab ich in Frankfurt gelebt. Viel hätt' ich zu sagen,
aber ich kann doch ja nicht«. So aus Berlin den 23. Mai.
An Bodmer schreibt er unter demselben Datum einen aus-
führUchen selbstgefälligen Bericht über die Begegnung mit
Wieland in Weimar. Kein Wort über Goethe. Erst als
Bodmer nach Goethe fragt, schreibt Hartmann aus Mitau
den 30. Juli : »Von Goethe in Frankfurt kann ich Ihnen
sagen, daß er ein sehr guter Mann ift, mit dem ich in
manchen Dingen mehr Interessantes gesprochen habe, als
mit allen, die ich auf meiner Reise besucht habe«. Das ist
herzlich wenig, aber doch aus einer anderen Tonart als
seine früheren Äusserungen. Schon am 16. Juli hatte er
übrigens an Bodmer geschrieben: »Gesehen müssen Sie
nun auch haben Goetter, Helden und Wieland — ein Stück,
das Goethe mehr Ehre macht in meinen Augen, als alles,
was er sonft schrieb. Lavater und Basedow zusammen in
Schwalbach — ach daß ich unter ihnen wäre ! «
Nun folgt noch das merkwürdigste Schrittstück, ein
Brief an Lavater aus Mitau 22. Februar 1775. Werther ist
erschienen, und Hartmann selbst ist Werther geworden.
Eine heftige Leidenschaft hat ihn ergriften für die 20 jährige
Elisabeth Charlotte von der Recke, geb. v. Medem, die
mit einem Mann verbunden ist, den sie nicht liebt. Mit
der Geliebten zusammen verschlingt er den Werther. Das
vollendet den in Frankfurt begonnenen Umschlag: er würde
sich jetzt für Goethe todtschlagen lassen.
Man höre folgende Bekenntnisse: »Ich habe kürzlich
auf dem Lande eine Bekanntschaft gemacht, die mir nahe
geht. Mit einer Frau von der Recke, einer ganz außer-
ordentlichen Dame, be}- der ich 14 Tage auf ihrem Ritter-
sitzc war. Wie viel wir da zusammen von dir sprachen.
Sie liebt dich selir, u : ifl überhaupt mit der teutschen Lit-
Wilhelm Lang: Goethe und David Hartmank. 133
teratur sehr bekannt. Ich habe Werthers Leiden mit ihr
gelesen. 10 mal hab" ichs verschlungen. Das Buch soll
mein Freund bleiben, u: Lav: denke hieran, wenn einft
mein Schicksal Aehnlichkeit mit Werthers hätte. Ich sehne
mich oft jenseits des Grabes zu seyn. . . . Ich habe Heim-
weh. Nur nach dir und der Schweitz. Ich armer Pilgrimm
bin hier glücklich, habe alles was ich will, werde hier auf
Händen getragen, u: verehrt — u: doch ift mein Herz leer,
u: mein Auge thränt. Ich habe mir Werthers Spaziergänge
genommen, schweife des Nachts in einem Schlitten, den
ich selbft führe, auf dem Feld herum. Nun lasse ich mich
für Goethe tödten. Sulzer denkt anders, anders ! . . . La-
vater haft du keine Aehnlichkeit zw. mir u: Werther ge-
funden ? . . . Ach Gott mir ifts jtz nirgends mehr wohl.
Alles drängt mich, ängftigt mich ; und ich könnte glück-
licher seyn als kein Mensch auf Erden. Ott spreche ich
von dir mit allen meinen Geliebten ; deren ich viele habe.
Wie dumm man doch in Teutschland Werther aufnimmt
beurtheilt; u: Herders Philosophie. Die Blinden! Ifts wohl
noch der Mühe werth, für solche Schurken was drucken
zu lassen. . . . Ach ich wünschte, mein Leben ginge zum
Ende, denn jtz würd' ich am liebften die Scene ändern.
Glaub' aber ja nicht, daß Menschen daran schuld haben.
Nein, ich werde nur zu sehr geliebt. Aber, ich weis nicht,
warum mein Herz so an gar niciits anders denkt, als an
dieses. Schreibs diesem zu, daß mein Brief so unordentl :
geschrieben ift. Und Werthers Leiden sind nun tägliche
Nahrung für meinen Geift. Noch wünscht' ich einige Sachen
zu vollenden, und dann wärs mir lieb, wenn Ende der
Comoedie da wäre. . . . Ich hoere daß nun Goethe bey
dir ift, und das freut mich für dich u. ihn. Bitte Goethe,
daß er mir schreibe — einen langen Brief; und das so oit
als er will. Nicht eine Stunde des Tags ift, in welcher ich
mich nicht deiner und seiner erinnere, ich hab ihm so eben
auch geschrieben und gedankt für seinen Werther, und
das will ich vielleicht auch öffentl : thun«. . . .
134 Neue Mittheilungen.
Am 8. Juni wiederholt er: »Ist Goethe bey dir, so
laß ihn schreiben. Jede Zeile freut mich.« Dies die letzte
Äusserung Hartmanns über Goethe. Am 5. November ist
er in Mitau durch ein hitziges Fieber weggerafft worden.
Bis zum Ende hat er seine weitfliegenden Plane nicht zu-
sammenzuziehen und zu vertiefen vermocht. Was er in
Prosa und Versen hinterlassen hat, ist vergessen; seine
Bardengesänge, seine Jahresfeiern und sein Sophron. Auf die
Frage, was er noch hätte leisten können, giebt es keine
Antwort. Immerhin beweist die Wandlung seines Ur-
theils über Goethe und noch mehr seines Urtheils über
Herder, von dem er mit steigender Wärme und Zustim-
mung redet, dass der Jüngling, so anmaßend sein Auf-
treten gewesen, noch fähig war zu lernen. Er selbst nannte
sich »starr und trotzig« : um so ernsthafter war seine Ver-
wandlung. In Schwaben ist sein frühzeitiger Tod tief be-
trauert worden. Man hatte grosse Hoffnungen auf den
gesetzt, der von sich selber so ungemein viel hielt. Sieben
Jahre älter als Schiller, war er der Erste aus Altwürtemberg,
der in den Gang der schönen Wissenschaften in Deutsch-
land einzugreifen versuchte. Schubart rechnete ihn unter
die »unvollendeten Genies«. G.Fr. Stäudlin, damals 16 Jahre
alt, stammelte ihm eine Todtenklage im Bardentone nach.
Er nahm diese Ode dann in seinen Schwäbischen Musen-
almanach für 1782 auf. Und im folgenden Jahrgang des
Almanachs, 1783, war das Titelbild dem Andenken Hart-
manns gewidmet: eine trauernde Muse sitzt, die Harfe
weggewendet, das Haupt verhüllend zu den Füssen eines
Sarges. Im Hintergrund hält ein Genius den Schattenriss
eines Jünglingskopies. Der Sarg trägt die Autschritt:
Hartmann.
V. Goethes Beziehungen zu Manzoni
UND ANDEREN ITALIENERN.
Briefwechsel zwischen Manzoni und
Kanzler Friedrich von Müller.
MiTGETHEILT VON
LlONELLO SeXIGAGLIA.
I.
Als Manzoni im Jahre 1809 sich bekehrte — Manzoni
war nämhch bis zu seinem zwanzigsten Jahre Skeptiker,
und erst später, als er heiratete wurde er ein guter Katho-
lik — begann er seinen Arbeiten eine neue Richtung zu
geben. Während er bisher auf den Bahnen Montis und
der Klassiker gewandelt war, verlässt er dieselben nunmehr
gänzlich, um dem Romanticismus zu huldigen, der bereits
in Deutschland, Frankreich und England festen Fuss ge-
fasst hatte. Es ist bekannt, dass Manzoni lange Zeit in
Frankreich lebte und in den ersten Jahren seines dortigen
Aufenthaltes ein fleissiger Gast der Maisonette war, wo
Fauriel viele Anhänger der von den Encyklopädisten ver-
fochtenen Theorien um sich versammelte. Daselbst machte
er auch die Bekanntschaft der Frau von Stael, welche im
Jahre 1804 Goethe besuchte und demselben höchst wahr-
scheinlich von diesem hoffnungsvollen jungen Manne ge-
136 Neue Mittheilungen.
sprochen haben dürfte, terner Cousins, der nachher sein
und Goethes Freund wurde, ßaggesens und Anderer mehr.
Die skeptischen Theorien, welche in dieser Gesellschaft
gebilligt wurden, waren durchaus nicht nach dem Ge-
schmacke Manzonis, der nach seiner Rückkehr in sein
Vaterland sehr religiös wurde.
In seinen heiligen H^-mnen (1812 — 181 5) preist er die
Religion mit den erhabensten Ausdrücken. Als dieselben
veröffentlicht wurden, tauchten von mehreren Seiten Kritiken
auf um sie zu bekämpfen; ihr Erscheinen blieb übrigens
vom grossen Publikum vollkommen unbeachtet. Nur der
Conciliatore, das Organ der Romantiker und Carbonari
lobte dieselben einige Jahre nach ihrem Erscheinen (1819).
In diesem Jahre las sie auch Goethe, wahrscheinlich durch
das günstige Urtheil des Conciliatore dazu bewogen, den
er mit mehreren anderen literarischen italienisclien Journalen
(L'Eco und La Biblioteca Italiana) aus Mailand bezog.
Während der doktrinäre Abbe Giovanni Salvagnoli-Marchetti
aus Empoli diese Manzoni'schen Hymnen bezeichnete als
»die elenden, ungeschickten, gewundenen Versarten, welche
Alessandro Manzoni unter so vielen anderen unitalienischen
Dingen uns bescheerte«', lobte Goethe dieselben mit warmen
Worten [Hempel XXIX, 650.]
In einem andern Briefe theilt Manzoni seinem Freunde
Fauriel die Absicht mit, ein Trauerspiel: II Conte di Car-
magnola schreiben zu wollen.^
Aus dem Briefe geht hervor, dass die von Manzoni
beabsichtigte Reform in der Tragödie sich hauptsächlich
in zwei Grundsätze zusammenfassen lässt: i. Fallenlassen
des alten aristotelischen Gesetzes über die Einheit des
Ortes und der Zeit; 2. Gestaltung des Stückes einfach der
historischen Wahrheit »emäss.
' Siehe Giornale Arcadico di Roma.
^ Die Briefe an Fauriel sind in A. de Gubernatis Epistolario di
A. Manzoni, Milano 1881, niitgetlieilt.
L. Senigaglia: Goethes Beziehungen zu Manzoki etc. 137
Die \'erötFentlichung des Trauerspiels: II Conte di
Carmagnola (1820) brachte eine Revolution in der litera-
rischen Welt Italiens, Englands und Frankreichs hervor.
Die Biblioteca Italiana , ein zeitgenössisches literarisches
Journal griff den \'erfasser in einem heftigen Artikel an.'
Im Gegensatze dazu schenkte Goethe iManzoni seine
Neigung und Bewunderung. In seiner »Theilnahme an
Manzoni« (1827) erzählt er, dass bei Gelegenheit der
Reise des Grossherzogs von Weimar nach Mailand (im
Jahre 1820) eine literarische \"erbindung mit den italie-
nischen Gelehrten jener Stadt eingeleitet wurde, die sich
auch in der Folge fortdauernd erhielt.
Die Verbindung wurde aber schon früher und zwar im
Jahre 1818 durch Cattaneo versucht. Er hat nämlich an
Goethe einen Brief gerichtet in dem es unter anderm heisst:
Milan le 25 q^""^ 18 18
Dans le dernier envoi que M'' Mylius a fait
ä S. A. R. ; jai envove differens articles pour V. E., savoir
l'exemplaire meme que mon ami Manzoni m"a donne des
4 Inni Sacri qu'il a publies depuis quelque tems, et sur
lesquels je serais fort ravi de pouvoir connaitre le sentiment
de V. E. Je ne sais pas si je me trompe de croire que
ce jeune homme ira tres loin, car il me parait ä cette heure
fort au dessus de la foule de nos vcrse^giatori. C'est le
meme qui travaille a la tragedie du Garmagnola, mais le
diable se mele pour le distraire de cette entreprise, qui lui
reussit d'une maniere tout-a fait originale, en le plongeant
dans les ouvrages theologiques. C'est un Newton qui com-
mente trop de bonne heure son Apocalypse ^
' Siehe Biblioteca Italiana, Bände XVII— XX Seite 232—244 Jahr
1820, ungünstige Urtheile ferner: Antologia di Firenze, Quarterly Re-
wievv I. XLVII 18 19 Seite 86, ausserdem Foreign Qj-iarterly Rewievv
und L'Etoile et le Journal de Savans. Günstig für Manzoni war Le
Globe, der Schriftsteller Camillo Ugoni veröffentlichte daselbst zwei
sehr geistreiche und für Manzoni schmeichelhafte Artikel.
^ Goethe-Archiv in Weimar.
138 Neue Mittheiluxgen.
In demselben und im folgenden Jahr (1819) gibt Goethe
in »Kunst und Alterthum« ein günstiges Unheil über die
Hymnen ab und befasst sich auch mit Hermes Visconti.
Daraus ist zu ersehen, dass unter den Gelehrten, mit welchen
nicht nur der Grossherzog sondern auch Goethe in schrittliche
\'erbindung trat, auch die drei Schriftsteller waren, deren
Xamen wir jetzt mit Bestimmtheit anführen können, nämlich
Alessandro Manzoni, Ermes Visconti und Gaetano Cattaneo.
Die zwei letzteren waren Manzonis Freunde. Aus Goethes
Werken wissen wir, wie oben angeführt, dass er den Con-
ciliatore, das Eco und die Biblioteca Italiana las. Im Gegen-
satz zu letzterer veröffentlicht Goethe (1820) einen Auszug
aus iManzonis Stück mit einer lobenden Beurtheilung des-
selben. Goethe äussert sich namentlich über die Anordnung
der Scenen beifällig, so dass es den Anschein hat, als seien
seine Worte absichtlich an die Adresse des boshaften Kri-
tikers der Biblioteca Italiana gerichtet, der unter anderm
die wohlfeile Behauptung aufgestellt hatte, dass es in dem
Stücke Episoden, ja sogar ganze Akte gebe, die man aus-
lassen könnte, nicht nur ohne den Zusammenhang zu stören,
sondern sogar zum Vortheil der raschen Entwicklung der
Handlung und des guten Eindruckes desselben. Goethe
hingegen lobt alles, nur wünscht er, dass in einer andern
Tragödie von einer solchen Theilung (Trennung) der Per-
sonen in ideale (oder erfundene) und in geschichtliche Ab-
stand genommen werde. Wie aus dem Briefe Man/onis
an Goethe hervorgeht, hat Manzoni diesen Rath befolgt. —
Manzoni war durch Goethes Beurtheilung hoch erfreut, und
beeilte sich eine Abschrift dieser Goethe'schen Kritik mit
einem Briefe aus Mailand am 17. October 1820 an Fauriel
zu senden. Am 19. Januar 1821 schickt Manzoni seinem
Ereunde Fauriel ein Packet, welches unter anderen auch
den so günstigen Artikel Goethes enthielt. Wenige Tage
später, am 23. Jan. 1821, schrieb Manzoni an Goethe (G.-J.
\'III, S. 9 fg.). Gleichzeitig mit diesem Briefe traf folgender
aisher ungedruckter Brief Cattaneos an Goethe ein :
L. Senigaglia: Goethes Beziehungen zu Manzoni etc. 139
»11 volumetto gniziosamente inviatomi da S. A. il
Gran Duca, col mezzo del Sig'^ Mylius delP amenissimo
giornale che V. E. ha preso a redigere, non poteva giungere
piii opportuno per far tacere i latrati, coi quaU critici in-
vidiosi e diretti da mal talento e da fini secondarj, vanno
assordando le nostre orecchie in proposito della tragedia
del Sig"" Manzoni. Non e esprimibile la gioia che vi sen-
tirono alla lettura del grazioso articolo di V. E. tutti quelli
che riconoscono da lungo tempo nel Sig"" Manzoni mede-
simo un ingegno sublime ed un vivo esempio delle virtü
sociali. lo colsi tosto con trasporto la promessa ch' egli
mi fece, tra la commozione della riconoscenza, e l'altezza
della stima pel suo nobilissimo critico, di manifestare a
V. E. di propio pugno i sentimenti che si suscitarono nella
sua beir anima in tale occasione. Di nulla in mia vita mi
sono cos'i compiacciuto quanto di poter essere il fortunato
intermediario di una conoscenza cotanto ben assortita.
Prego V. E. di credermi in ogni incontro e nella massima
devozione
Milaiio 24 Geiinaio 1S21.
Umil° e Dev° Servitore
G. Cattaneo.
A. S. E. M^ De Goethe
Ministre d'Etat de S. A. R. Ee Grand
Duc de Saxe-Weimar. Weimar.
Es scheint, dass Goethe den Brief Manzonis unbe-
antwortet liess. Wenn er aber auch nicht an Manzoni
schrieb, so unterhielt er sich doch gerne über ihn im Ver-
kehr mit anderen bedeutenden Männern. Noch bevor er den
Brief Manzonis erhielt, sprach er gerne mit seinen Freunden
von dem grossen Maihänder.
Grüner erzählt mit grosser Begeisterung wie Goethe
ihm eines Abends den »5'^" Mai« von Manzoni vordekla-
mirte.' Cousin theilt in der Zeitschrift Le Globe T. V. 26
' Briefwechsel und mündlicher Verkehr zwischen Goethe und dem
Rath Grüner.
140 Neue Mittheilukgen.
eine Unterredung mit Goethe über Manzoni mit.' Goethe
empfahl die Leetüre der Manzonischen Werke vielen seiner
Freunde und empfing von manchen bemerkenswerthe Ur-
theile. ^
Im Jahre 1827 schickte Manzoni das erste Exemplar
seiner »Verlobten« an Goethe, der es trotz seiner vielen
Beschättigungen nicht nur in vierzehn Tagen aufmerksam
durchlas, sondern auch in den Gesprächen mit Eckermann
und Kanzler von Müller wiederholt darauf zurückkam.'
Goethe schreibt in demselben Jahre an den Kanzler von
Müller, dass er damit beschäftigt sei, die schon erschienenen
zwei Übersetzungen der »Verlobten« in Gesellschaft Riemers
mit dem Original zu vergleichen"* ; er schreibt ferner über
denselben Gegenstand an Knebel und Sulpiz Boisseree^' und
gibt überall seiner Bewunderung für den Roman unver-
hohlen Ausdruck. Und wie früher Manzoni seine Begeiste-
rung für Goethe in seinen Briefen, besonders in den an
Fauriel gerichteten ausspricht, so unterlässt es jetzt Goethe
nicht, nicht nur mit den genannten Herren, sondern auch
mit anderen Freunden über seinen Schützling in Wort und
Schrift sich zu unterhalten. Damit noch nicht zufrieden, lässt
er im Jahre 1827 unter seiner Leitung die Opere poetiche
von Alessandro Manzoni^ erscheinen und beeilt sich ein
' Siehe auch Opere di Alessandro Manzoni Tomo prinio Firenze
presso i fratelli BatelH 1828 pagina 152—154.
2 Vgl. Briehv. mit Reinhard, Stuttg. i8jO, S. 276 fi". 281, Briei'w.
Rochlitz, Leipz. 1887, S. 258 ti'.
3 Goethe- Jahrbuch III. B. 1882, Seite 242.
•* Ferner sagt er dem Kanzler von Müller folgende Worte:
«Wiire ich jünger, so hätte ich sogleich die Promessi Sposi ä la
Cellini bearbeitet.« Siehe Goethes Unterhaltungen mit dem Kanzler von
Müller Seite 126.
> Siehe Reinhold Köhler, .\rchiv f. Literaturgesch. XI. B.
6 Opere poetiche di Alessandro Manzoni con pretazione di Goethe,
Jena presso Federico Fronimann 1827.
L. Senigaglia: Goethes Beziehungen zu Manzoni etc. 141
Exemplar davon Manzoni zuzuschicken mit folgender noch
unbekannter Widmung
Herrn
Manzoni
als Zeugniss
unwandelbarer Hochachtung
und Mitwirkung
W Juli iS2y.' Goethe
Welche Freude dies Geschenk Goethes Manzoni be-
reitete, geht aus einem im Goethe-Archiv hegenden Briete
Cattaneos an den Grossherzog Carl August hervor. Nach-
dem Cattaneo über die Fortschritte der beiden Künstler
Preller und Kaiser, welche auf Kosten des Grossherzogs
in Italien reisten, Bericht erstattet hat, fährt er fort :
»nous venons de recevoir,, M'' Manzoni, Mylius et moi
un cadeau bien precieux de la part de l'aimable M' Goethe,
savoir un exemplaire chacun de Tedition des Oeuvres poe-
tiques de Manzoni, faite ä Jena, et de la medaille que V.
A. R. a fait frapper en honneur de son ancien et respec-
table ami. Pour ne pas parier de moi, qui ne suis que tres
secondaire dans ceci, je puis assurer V. A. que mon ami
Manzoni a ete sensible au dernier degre ä cette preuve
d'affection de la part d'un homme, que depuis la jeunesse
il est habitue ä venerer comme maitre dans sa noble carriere.
J'ose me flatter que M'' Goethe jouira infiniment en voyant
le succes etonnant que le Roman de Manzoni vient d'obtenir
en Europe , car dans 4 mois il en a ete fait 12 editions
savoir 9 italiennes, deux allemandes, une francaise et une
anglaise. Cela peut d'autant plus lui faire plaisir, que c'est
lui qui a enseigne ä TEurope ä apprecier ce talent extra-
ordinaire qu'on s'efforcait de sutfoquer. Apresant aucun
ne pourra ebranler le piedestal solide oü il est place. Je
' Das Exemplar befindet sich in der mailändischen Bibliothek im
sogenannten Manzoni-Saal (früher Maria-Theresia-Saal). Die Bibliothek,
sowie die Handschriften Manzonis wurden vom Commendatore Pietro
Brambilla, einem Schwieger -Enkel Manzonis, den Erben abgekauft
und der Mailänder Bibliothek geschenkt.
142 Neue Mittheilungen.
sais qu'il se propose d'ecrire incessamment a son noble
donateur, ce qu'il aurair fait bien auparavant u. s. \v. '
Im Jahre 1829 reiste Kanzler von Müller nach Italien
und besuchte Manzoni. Er gab von seiner Reise eine Be-
schreibung, die mehrfach gedruckt worden ist.^
Er berichtet ausführlich über einen Besuch bei Manzoni
und theilt das mit diesem über Goethe geführte Gespräch
mit. Da es unmöglich ist, diese Aufzeichnung hier zu
wiederholen, so sei nur erwähnt, dass Manzoni beabsichtigte,
einen Brief über die Grundsätze des historischen Romans
an Goethe zu schreiben, dass er Goethes Gemüth rühmte,
eine Reise nach Weimar für unmöglich erklärte, weil er
sich von seiner Familie nicht zu trennen vermöchte und
u. A. die Worte brauchte:
»Ja, das ist gewiss, ich bin mir selbst erst dadurch
etwas werth geworden. Es ist lediglich sein Werk, wenn
man mir Beifall zollt; vorher ging man schlecht genug
mit mir um, seit er aber sich grossmüthig meiner annahm,
hat sich das freilich geändert ; nun wagen sie es nicht
mehr, mich mit Füssen zu treten (de me marchcr sur la
tete) und ich selbst bin erst durch ihn über mich ins Klare
gekommen.«
Aus den Gesprächen Goethes mit Eckermann ent-
nehmen wir, dass der Kanzler von Müller am 20. December
1829 nach Weimar zurückkehrte. Auf die Frage Ecker-
manns, ob er Nachrichten von Manzoni mitgebracht habe,
antwortete Goethe: »Er hat mir über Manzoni geschrieben
und hat ihn auch besucht, er lebt auf seinem Landgute
in der Nähe von Mailand und ist zu meinem Bedauern
' Aus der glcicli zu erwähnenden Hrzülilung Müllers geht hervor,
dass Manzoni an Goethe schreiben wollte, aber durch seine schwache
Gesundheit daran gehindert wurde.
^ C. W. Müller, Goethes letzte lit. Thätigkeit, Weimar 1852.
Vollständiger von C. A. H. Burkhard! im Mag. f. Lit. d. .Ausl. 1871
No. 45.
L. Sekigaglia : Goethes Beziehungen zu Manzoni etc. 143
fortwährend kränklich«, und fügte noch einige Bemerkungen
hinzu.
In demselben Jahre, einige Monate vor der Reise
Müllers sendet Cattaneo folgenden Brief an Goethe:
Milan Je } Jiiiii iS2()\
Je ne puis laisser passer cette favorable occasion sans
entretenir V. E. de mon illustre Ami Manzoni, apres la
commemoration, que nous avons taite, il v a quelque semaine,
avec Madame Robinson de votre incomparable Personne —
Peut — etre Vous aura — teile, a cette heure, entretenu sur
son compte ; mais comme j'ai prevenu mon Ami que j allais
Vous ecrire, je lui ai demande s'il avait quelque chose, dont
il voulüt me charger pour V. E. Rempli de reconnaissance
pour le Souvenir que Vous lui conservez, il m'a particu-
lierement charge de Vous dire, que les ohservations que
Vous avez daigne faire sur le Systeme qu'il a suivi poiu"
Her l'Histoire ä l'Invention, l'ont oblige ii y penser plus
serieusement, qu'il n'avait fait, et ä en rechercher les raisons.
Or l'envie lui est venue de les exposer, ne pouvant pas se
dispenser de trouver digne d'interet un sujet, qui avait pu
occuper un de Vos momens ; et il n'a pas balance un
instant de s'adresser a Vous-meme encourage a cela, non
seulement par la bonte que Vous lui avez temoigne mais
aussi par celle que le Genie respire. La sante de M'' Manzoni
ne lui a jamais permis d'avancer, que tres-peniblement son
travail, et Ta souvent force de Tinterrompre. Neamoins il
s'en occupe comme il peut, et lorsqu'il l'aura acheve, il ne
craindra point de l'envoyer, tel qu'il sera, ä Celui, qui, en
raison du talent, et du savoir, doit etre le plus indulgent
des lecteurs. La pensee de travailler en presence de Goethe
est pour Manzoni le plus grand des encouragemens«.
Gelegentlich des im Jahre 1830 in Rom erfolgten Todes
des jungen Goethe versäumt Cattaneo nicht Goethe sein
' Diesen Brief, wie die früher schon angeführten, hat mir mit sehr
liebenswürdigem Entgegenkommen Herr Prof. Erich Schmidt zur Ver-
fügung gesteUt.
144 Neue Mittheilungen.
herzliches Bedauern auszudrücken und fügt, von Manzoni
dazu beauftragt, folgende Worte hinzu :
»Mon ami Manzoni, auquel j'ai dit que je comptais
vous ecrire, partage mes sentimens dans cette penible
circonstance et me charge de mille belies choses ä votre
egard.« '
IL
Auch nach dem Tode Goethes erlosch in Weimar die
Erinnerung an Manzoni nicht. Das bezeugt ein im Nach-
lasse Manzonis aufgefundener Brief, den wir von seinem
Schwieger-Enkel Pietro Brambilla erhalten haben. Dieses
Schreiben, dessen Umschlag verloren ging, ist von Kanzler
von Müller an Manzoni gerichtet und lautet wie folgt:
Weimar ij Anguß iS)2.
Ich schreibe Ihnen deutsch, mein Hochverehrter! um
in der Sprache, die mir zunächft vom Herzen geht, Ihnen
aufs her:^Jichße auszudrücken, wie seit jenem schönen Tage
auf Villa Brussi^, die mich mit Ihrer persönlichen Bekannt-
schaft beglückte, die Sehnsucht Sie wieder zu sehen, oder
wenigftens doch von Ihnen Kunde zu vernehmen nie aus
meiner Brufl gewichen ift.
Herr Hofrath Voigt aus Jena, Professor der Natur-
geschichte, mir befreundet und verschwägert, bringt Ihnen
diese Zeilen. Er sowohl als seine Gattin, eine Landsmännin
Goethes von Frankfurth her, wünschen eifrigft, Sie von
Angesicht zu Angesicht schauen zu dürfen; gönnen Sie
ihnen auch die Bekanntschaft Ihrer liebenswürdigen Familie,
damit sie mir von Ihnen allen, von den Liebften Ihrer
Seele treuen Bericht erflatten können.
' Goethe-Archiv, Brief Cattaneos i. December 1830.
^ Wie mir Herr Commendatore Pietro Branibilia berichtet, ist
das fehlerhaft, es soll hcissen Brusuglio, wie man aus der Antwort Man-
zonis klar ersieht. Das Volk sagt im lombardischen Dialect Brussu
und Müller verstand Brussi.
L. Senigaglia: Goethes Beziehungen zu Manzoni etc. 145
Gewiß, ich weiß es, hat der ungeheure Verlud, der
uns am 22 '•^" März dieses Jahres traf, auch Sie tief er-
schüttert.
Doch wer könnte sich entwöhnen, ihn als lebendig,
wirksam, gegenwärtig immerfort zu denken?
Ist es doch auch Er und die gemeinsamen Gefühle für
Ihn, die mich in wenig Stunden Ihnen, theurer Mann! so
viel näher gebracht haben, wie sehr ich auch schon früher
Ihrem Geifte huldigte.
Sey mir verftattet Ihnen durch Herrn Voigt ein treues
Bild Goethes aus seinen früheren schönften Tagen zu senden
und ein Büchlein beizufügen in welchem ein jüngerer Freund
die letzten Lebensumftände des Verewigten zusammen ge-
ftellt hat, und in welchem Sie noch den Epilog finden, den
ich in Mitte schmerzlichfler Aufregung, zur Trauerfeier
dichtete'.
Sie werden nicht zürnen, hoffe ich, daß ich in Goethes
Ehrenkranz auch eine Blume aus Villa Brussi zu verflechten
mir erlaubte.
Die Sorge um ihre Gesundheit hat mich oft beschäftigt,
möge mir recht beruhigende Botschaft darüber werden!
Keine literarische Schöpfung, ift uns in den letzten
Jahren von Ihnen kund geworden und doch fällt es mir
schwer zu denken, daß Ihr reifer Geift, sich so karg in
seinen Aussendungen bewiesen haben sollte. Die Freunde
jener anmuthigen Lucie bei uns — und sie zählt auch
unsere geiflvoUe Großherzogin-Großfürftin Marie zu ihren
anhänglichen Freundinnen — fragen mich immerfort von
neuem, ob denn der Kreis so holder Geftalten sich nicht
erweitert habe.
Lassen Sie sich aus vollem Herzen die innigften,
treuften Wünsche für Ihr Lebensglück zurufen ! Erfrischen
Sie mein Andenken bey Ihrer vortrefflichen Gemahlin, bei
' Der Epilog des Kanzlers v. Müller ist häufig gedruckt, z. B. a. a. O.
S. 104. — Die Blume aus Villa Brussi ist die obenerwähnte Reise-
beschreibung.
Goithe-Jahrsuch IX. lO
l/j.6 Neue Mittheilungen.
Ihrer verehrungswürdigen Frau Schwiegermutter bey Ihren
holden Kindern!
Ich halte die Hoffnung veft, Sie alle, über kurz oder
lang wiederzusehen!
Friedrich von Müller.
Es scheint als hätte sowohl der Kanzler von Müller
als die grossherzogliche Familie mit diesem Schreiben
sewissermaßen eine Schuld Goethes an Manzoni abtragen
wollen, indem sie darin jene Huldigung für den Genius des
grossen italienischen Dichters niederlegten, welcher brief-
hchen Ausdruck zu geben Goethe zu seinen Lebzeiten ver-
säumt hatte. Manzoni scheint den Werth dieser Aufmerk-
samkeit voll empfunden zu haben, denn wenn er sonst,
wie wir aus dem Briefwechsel mit seinen Freunden ersehen,
oft sechs Monate, ja ein Jahr verstreichen lässt, ehe er zu
einer Erwiderung schreitet, antwortet er auf obiges Schreiben
schon nach ungefähr zwei Monaten mit nachstehendem
Briefe der hier zum ersten Male veröffentlicht wird. Der Brief,
auf den Herr Oberarchivar C. A. H. Burkhardt in Weimar
mich aufmerksam machte, befindet sich im Müllerischen
Archiv und lautet:
Milano 20 Novembre iS)2.
Una lettera di Lei, Veneratissimo Signore mi sarebbe
stata preziosa, comunque mi fosse pervenuta; ma Ella ha
aggiunto favore a favore, procurandomi con essa la sorte di
conoscer di persona TegregioSig"" Professor Voigt e l'amabile
sua famiglia. L'immagine di Goethe, ch' egli m' ha recata
da parte di Lei ha prodotto in me insicme colla ricono-
scenza pel suo gentile pensiero, il vivo Interesse e il pro-
fondo rammarico che viene da tutto cio che rammemora
quel maraviglioso ingegno. Ne minor patimento ha destato
in me (quanto per la mia scarsa e ogni di mancante co-
gnizione della lingua tedesca si poteva) Topuscolo che tratta
di Uli. Gradisca i miei ringraziamenti, e pel dono, e per
quel luogo dclT opuscolo medesimo, dovc F.IIa s"c dcgnata
L. Sexigaglia: Goethes Beziehuxgex zu Manzoni etc. I47
fare cosi benevola e indulgente menzione di noi, e dove,
col render piii manifesta la mia riconoscenza per Goethe,
m'ha, in certo modo, aintato a scontarne in parte il debito.
La memoria e la gratitudine lasciata dalla troppo rapida
sua apparizione a Brusuglio, non verranno mai meno nella
mia famiglia. Mia madre (clie Ella ha creduta mia suocera,
per esserle stata indicata col nome di nascita) vuole esserle
specialmente ricordata. Mia moglie Le presenta pure i
suoi cordiali complimenti, e con essa quella parte de' miei
figli a cui l'etä ha permesso di sentire il pregio della sua
visita. Quanto a me, che ho avuto la fortuna di goderne
il piü, non ho bisogno di stendermi in parole per attestarle
il desiderio che me n'e rimasto. Per quanto brevi sieno
stati quei momenti, io spero che saranno bastati a convincer
La che 1" affettuoso rispetto inspiratomi da Lei era uno di
quei sentimenti che durano quanto la vita.
Suo deV" e atf"'° servitore
Alessandro Manzoni
A Monsieur
Monsieur le Conseiller Frederic de Müller
a Weimar.
=^=^*-^ *
VI. Aus DEM Briefwechsel von Fritz
VON Stein und Ludwig Zeerleder.
MITGETHEILT VON
Alfred Stern.
Der Güte meines Herrn Kollegen A. Zeerleder, Professor
an der Universität Bern, verdanke ich die Einsicht in ein
aus dem Nachlasse seines Grossvaters stammendes Konvolut
von Briefen, Vv^elches die Aufschrift trägt »Briefe des Freiherrn
Friedrich von Stein an Ludwig Zeerleder 1794— 1812. 1815.«
Ludwig Zeerleder (1772— 1840), ein Enkel des grossen
Haller, hat sich als Berner Banquier und Staatsmann einen
Namen gemacht , der über die Grenzen seines engeren
Vaterlandes hinausdrang'. Aus seiner politischen Thätig-
keit ist am bekanntesten sein Erscheinen auf dem Wiener
Kongress, wo er die Interessen der wieder hergestellten
Berner Regierung wahrnehmen sollte. In seiner Jugend,
während der Jahre 1793 und 1794, machte er, um sich aus-
zubilden und seinen Gesichtskreis zu erweitern, eine grosse
Reise, während welcher er den Schreiber der noch vor-
handenen Briefe, Friedrich von Stein, kennen lernte.
' Vgl. abgesehen von kleineren; hiograpliischen Notizen wie z. B.
im Nachtrag zum Berner Taschenbuch von 1853, S. 319, die von seinem
Bruder verfasste »Erinnerung an Ludwig Zeerleder«. (Gedruckt zu
Konstanz, Bannhard, 1845).
A.Stern: Aus dem Briefwechsel von Fr. v. Stein u. L. Zeerleder. 149
Ein flüchtiger Einblick in diese Briefe lehrte, dass der-
jenige, dessen Hand sie geschrieben hat, niemand anders
sei als der jüngere Sohn von Goethes Freundin Charlotte
von Stein. Wenn man sich erinnert, was Fritz von Stein
Goethe fürs Leben verdankte, wie er noch als gereifter
Mann die Zeit^ welche er in Goethes Hause verbracht, als
die glückhchste seiner Jugend betrachtete, wie herzlich
andrerseits der Dichter sich seinem Zögling immer ver-
bunden wusste und wie die Liebe und das Zutrauen der
Frau Rath sich ihm zuwandten, so wird schon die Persön-
lichkeit des Schreibers an sich Interesse erregen. Aber auch
über das Weimar jener Tage, dem Fritz von Stein durch seine
Geburt angehörte, wird man hoffen dürfen aus seinem
Munde wenigstens einige der Beachtung würdige Äusse-
rungen zu hören. Er spricht sich gegenüber Ludwig Zeer-
leder mit einer Offenheit aus, die auf das innigste Freund-
schaftsbündniss schliessen lässt. Allerdings waren, wie man
nach mehreren brieflichen Andeutungen vermuthen darf,
im Beginne der Bekanntschaft starke Reibungen und ge-
legentliche heftige Auseinandersetzungen nicht ausgeblieben.
Um so fester aber hielt nachher der Bund, obwohl die
Freunde sich Jahrzehnte lang nicht wiedersahen, bis der
Tod ihn zerriss.
Vermuthlich lernten sich die beiden jungen Männer
im Jahre 1793 in Weimar kennen. Läge uns das Tagebuch vor,
welches Ludwig Zeerleder, nach der Versicherung seines
Bruders während seiner Reise »in Form von Briefen an
seinen Freund Hirzel« abgefasst hat', so würden uns die Ein-
drücke^ die er hier wie bei mehrmaligem Aufenthalt in Frank-
furt empfangen hat, unmittelbar entgegentreten. Wie er in
Frankfurt ohne Zweifel Goethes Mutter kennen lernte %
' Erinnerung an L. Z., S. 7 ebenda, S. 8 über das Verhältniss
zu F. V. Stein.
^ »Auch erwähnst du nicht, ob du deine Zeichnungen bei der
Räthin Goethe gefunden hast«. Stein an Zeerleder 14. März 1795. »Hast
du dir wohl von der Räthin Goethe die dir zugehörige Rolle wiedergeben
lassen?« Stein an Zeerleder 14. Juni 1795.
150 Neue Mittheilungen.
so sah er nach der Angabe seines Bruders u. a. in Weimar
Goethe und Herder. Friedrich von Stein ging im Herbste
des Jahres 1793 zum Besuche der Handelsakademie nach
Hamburg, eben dort hielt sich Ludwig Zeerleder längere
Zeit auf. Dann aber verweilten beide Freunde gemeinsam
in England, bis die Rückkehr des jungen Stein auf das
Festland sie trennte. Damit beginnt der briefliche Ge-
dankenaustausch.
Einige der ersten Briete Steins, noch von London aus
geschrieben, gehören dem December des Jahres 1794 und
den ersten drei Monaten des Jahres 1795 an. Sie spiegeln
das herzliche Freundschaftsverhältniss, das die beiden jungen
Männer verknüpfte, in der schwärmerischen Sprache des
achtzehnten Jahrhunderts wider. »Sey glücklich für immer
Du Geliebter Gottes und der Menschen« sagt Fritz von
Stein einmal, um ein anderes Mal zu versichern : »Wenn
du zurück kämest, wären alle meine Wünsche erfüllt.« Ein
Gedicht »Sehnsucht«, welches einem der Briefe beigelegt
ist, gibt eben dieser Stimmung Ausdruck. Die Tochter des
damaligen preussischen Gesandten in London, des Freiherrn
von Jacobi-Klöst', Josephine, spielt keine kleine Rolle in
diesen brieflichen Bekenntnissen des jungen Stein, der kurze
Zeit daran dachte, ihr Geschick mit dem seinigen zu ver-
knüpfen. Lizwischen erfuhr er durch seine Mutter, dass
der Herzog Karl August ihm einen weitern Urlaub be-
willige und ihm Gelegenheit geben w^olle, sich im öko-
nomischen Fach im preussischen Polen umzuthun^. Der
junge Stein war, wie er seinem Freunde Zeerleder gestand,
mit dieser Entscheidung des Herzogs nicht zufrieden. Er
glaubte, man wolle ihn »ans Ende der Welt verbannen«, um
ihn nicht an einen andern Orte gehn zu lassen, wo er
»Lust bekommen könnte zu bleiben.« Er deutete daher
' Vgl. den Artikel Jticoln von Bailleu in der .Mlgemcinen deut-
schen Biographie 13, 576.
^ H. Düntzer: Charlotte v. Stein 2, 23.
A. Stern : Aus dem Briefwechsel von Fr. v. Stein u. L. Zeerleder. 1 5 1
dem Herzog an, dass er glaube »in Schlesien um anderer
Rücksichten willen mit mehr Vortheil sein zu können.«
Am I. April 1795 verhess er England, hielt sich vor-
übergehend in Hamburg auf, wo eine andere Familie Jakobi,
die des aus Pempelfort geflüchteten Friedrich Heinrich Jakobi,
seine Theilnahme gewann, und gelangte gegen Ende des
Monats nach Weimar zurück. Hier war seines Bleibens
nicht lange, da Karl August grossmüthig darauf einging,
ihn bei dem von ihm beabsichtigten Aufenthalt in Breslau zu
unterstützen, ohne dass Fritz von Stein sich für immer
binden wollte, im Weimarischen Dienste zu bleiben. »Keine
Ehe hake ich für unzertrennhch«, schrieb der Herzog über
diese Sache an Goethe^ wennschon er zugleich der Er-
wartung Ausdruck gab, Fritz werde nicht aus Leichtsinn
aus seinem Dienste gehen. Ohne Zweifel hat der junge
Stein damals Goethe häufig wiedergesehen. Seine Ange-
legenheiten, deren sich dieser mit Treue annahm, mussten
dazu beitragen zwischen seiner Mutter und dem Dichter
wenigstens eine äusserliche Verbindung wieder herbeizu-
führen. Gegenüber Zeerleder sprach er sich nicht darüber
aus. Hingegen findet sich in einer Korrespondenz mit dem
Freunde eine Notiz über Herder (5. August 1795), welche
nicht übergangen werden soll: »Vor einiger Zeit hat Herder
eine Sammlung Gedichte herausgegeben unter dem Namen
Terpsichore, worin viel vorzügliche sind. Vergiß nicht,
sie dir kommen zu lassen. Ich gehe lieber mit seinen Ge-
dichten als mit seiner Person um, denn das lezte ift sehr
schwer. Seit ich zurückgekommen bin, stehe ich schon
2 mahl gut und drey mahl schlecht mit ihm, und weiß
(was das schlimfte ift) weder, wie ich zu dem einen, noch
wie ich zu dem anderen gekommen bin. Es ill: miserabel,
mit denen Menschen umgehen, die bis zur Krankheit reiz-
bar und empfänglich sind, und man kann sich auf ihre
Liebe eben so w^enig zu gut thun als über ihre Kälte be-
trüben, denn ein halb verftandenes Wort kann sie ganz
umschafFen.« Im Gegensatz zu Herders Temperament
152 Neue Mittheilungex.
rühmt er die »frohe, treue und doch nicht unreitzbare Natur«
seiner Cousine, der Gräfin E^^^^lo/stein ' [so im Ms. v. Stein,
nicht E^lq^stein]. »Es ist eine Freude zu sehen, wie ihr
alles glückt, was sie anfängt und wie ihr das Glück auch
in denen zufälligen Dingen folgt. Sie singt und mahlt mit
Virtuosität. Ihr Mann aber ift nicht so einnehmend wäe sie.«
Am 13. November 1795, schon einen Tag nach seiner
Ankunft in Breslau, berichtete Fritz von Stein seinem Berner
Freunde von dem, was er in den letzten Monaten erlebt
hatte. Ein Aufenthalt in Dresden, der Umgang mit Körners
und ihrem Kreise bildete einen Glanzpunkt darin. Auch
über seine Thätigkeit in Breslau, wo er als Assessor bei der
Kammer lehrreiche Beschäftigung fand, und über den gesell-
schaftlichen Verkehr in der schlesischen Hauptstadt wusste
er viel Befriedigendes mitzutheilen. Eine neue Welt er-
schloss sich ihm, als er den Minister von Hoym im April
1796 nach Warschau begleiten durfte. Mnn weiss, dass
eine Schilderung der dortigen Zustände aus seiner Feder
auch Goethe erwünscht war.^ Indem er sie seinem Freunde
Zeerleder mit lebhaften Farben entwarf, flocht er eine
Charakteristik des viel angefochtenen preussischen Staats-
mannes ein, die hier ihre Stelle finden mag : »Graf Hoym
hat einen hebenswürdigen Charakter und so viel Gefühl
wie man es selten bey einem Mann, der so lang in Ge-
schäften gelebt hat, findet. Manchmahl guckt bey ihm ein
wenig miniilerielle Falschheit hervor, die von einem Be-
ftreben komt allen Gegenwärtigen zu gefallen. Oft ver-
spricht er etwas ohne es zu hahen. Im ganzen ift es ein
sehr brafer Mann, der ein auserordentliches Talent hat sich
überall gleich zu orientiren und deshalb zu dem Geschält,
was er iezt vorhat (nchmlich dieses Landes Kammern zu
organisiren) sehr brauciibar ift. Er ift von den Einwohnern
' Vgl. C. V. Bcaulieu-Marconnay : Anna Amalia, Carl August und
der Minister v. Fritsch, Weimar 1874. Derselbe: Goethes Cour d'amour
<:..-;. VI, 59 ff.
^ Düntzer a. a. O. 2, 59.
A.Stern: Aus dem Briefwechsel vox Fr. v. Steix u.L. Zeerleder. 153
sehr geliebt, weil er sie mit mehr Höflichkeit behandelt
als sein Vorgänger Minifter Voss und als das MiUtair, welches
sich oft ungeschlacht auffuhren soll.«
Neben Betrachtungen politischer Ereignisse und Per-
sönlichkeiten steilen sich gelegentlich Urtheile über Er-
scheinungen der Literatur ein. Folgende Worte, am 14. De-
cember 1796 geschrieben, lassen gegen Ende etwas von
der mütterlichen Denkweise durchblicken.' »Der 4*'= Theil
von Goethes Wilhelm Meifter ift herausgekommen. Dieser
ganze Roman ifl: mir sehr lieb. Es sind auserordentlich
schöne Bemerkungen und Erfahrungen darin. Der Plan
des Ganzen wäre vielleicht wegen Unbeftimtheit zu tadeln.
Dies ifl: aber ein abftrakter Grund, den man erft hat, wenn
das Buch durchlesen ift. Der gegenwärtige Genuss ift in
Wilhelm Meister sehr gross, und ich wünschte nur einige
zu treu dargeftellte Dinge weggelassen, die er von gemeinen
Naturen aufgefangen und niedergeschrieben haben mag.«
Zwischen Goethe und Fritz von Stein war während
dessen brieflich ein Gegenstand verhandelt worden, von
dem auch Zeerleder durch seinen Freund Kunde erhielt.
Immer mehr durch die grösseren Verhältnisse des preus-
sischen Staates angezogen, hatte der junge Stein von seiner
Mutter erfahren, des Herzogs Karl August Wunsch sei, er
möge zunächst in Breslau, alsdann auf Reisen seinem
ältesten Sohne nicht nur als »Begleiter«, sondern als
»Führer« dienen. Es war ihm um so peinlicher, sich dem
Herzog zu versagen, je mehr ihn dieser mit Aufmerksam-
keiten überhäufte. Auf der andern Seite glaubte er auf
ein Entgegenkommen des Grafen Hoym rechnen zu dürfen,
wenn er nicht alsbald eine Anstellung im Weimarischen
erlange. Er nahm, um Klarheit in seine Verhältnise zu
bringen, Goethes Vermittlung in Anspruch. Dieser sah
die Entwicklung der Dinge richtig voraus und billigte die
Gesinnung seines Zöglings: »Wer gerne leben mag, ein
' Vgl. Düntzer a. a. O. 2, 54.
1 54 Neue Mittheiluxgex.
entschiedenes Streben in sich fühlt, einen freien BUck über
die Welt hat, dem muss vor einem kleinen Dienst wie vor
dem Grabe schaudern. Solche enge Verhältnisse können
nur durch die höchste Consequenz, wodurch sie die Ge-
stalt einer grossen Haushaltung annehmen , interessant
werden.« Mit solchen Worten suchte er die Mutter zu
trösten, die ein dauerndes Zusammensein mit ihrem Fritz
erhofft hatte.
Weniger leicht nahm Karl August die Sache. Sein
Brief vom 23. August 1797, in welchem er dem damals
von Weimar abwesenden Goethe erklärt, er trage Bedenken
dem »Egoismus« des jungen Stein »persuasoria entgegen-
zusetzen« wird auf eigenthümliche Weise durch den Be-
richt ergänzt, welchen Fritz von Stein an Zeerleder gelangen
liess. Er hatte sich im Sommer 1797, um seine Angelegen-
heit zu ordnen, von Breslau entfernt und beschrieb am 17. Sep-
tember, dorthin zurückgekehrt, seine jüngsten Erlebnisse:
»Ich war 2 Monat abwesend. In Dresden hörte ich, daß
der Herzog von Weimar von Töplitz aus hinkommen
würde und erwartete ihn. Wärend dessen habe ich dort
sehr angenehm gelebt. Die beyden Humbok/ von Berlin
und Körners, die Du dir erinnern wirft, waren mein Haupt-
Umgang. Der Herzog brachte einen charmanten Humor
von Töplitz mit und behielt ihn auf der ganzen Reise bis
Weimar. Ich hatte ihm vorausgeschrieben, daß ich kommen
wolle um ihn um meinen Abschied zu bitten, daß ich aber
mündlich meine Absichten weitläuftiger vortragen würde.
Er sagte mir in Dresden, daß wir vor der Hand nicht
davon sprechen wollten, sondern es lassen, bis ich von
Weimar wieder abreiste. In W'eimar ift es mir sehr wohl
gegangen. Alle Menschen waren sehr artig gegen mich
und besonders der Herzog und die Herzogin. Ich gieng
darauf nach Kochberg zu meinem Bruder und blieb da ein
paar Wochen. Bey meiner Rückkunft in Weimar mußte
ich mich endlich erklären. Ich ließ dem Herzog durch Ge-
heimerath X'oigt sagen, daß ich nochmals vor der Hand um
A. Stern : Aus dem Briefwechsel von Fr. v. Stein u. L. Zeerleder. 155
meinen Abschied bäte, weil ich in Schlesien kein Departe-
ment bekommen könnte und also nicht recht in Thätigkeit
versezt werden, so lang ich 2 Herren zugleich diente, daß ich
aber in der Folge zurückkehren würde, so bald mich der Her-
zog verlangte. Oder wäre das seine Convenienz nicht und er
wollte bloß, daß ich den Erbprinzen ein paar Jahre lang
begleitete, so zweifle ich nicht, daß ich auf so lang aus
preussischen Dienil:en Urlaub erhalten würde. Sollte er den
Prinzen noch nach Breslau senden, so wäre dieses um so
leichter. Im ganzen glaube ich nicht, daß diese Proposition
dem Herzog empfindlich gewesen, allein ein von mir arglos
angebrachtes Wort »ein größererWirkungskreis in Schlesien«
scheinen die Herzogin und durch sie den Herzog beleidigt
zu haben, kurtz er antwortete mir, dass, was meinen erften
\'orschlag beträfe, es nicht angieng den Dienfl so oft zu
ändern, und, was den 2"-'" beträt, so schickte es sich nicht
in seinen Verhältnissen seinen Sohn jemand anzuvertraun,
der nicht in seinen Pflichten ftünde, übrigens gab er mir
den Abschied. Ich schrieb ihm darauf, daß es mir weh
thäte zu sehn, daß er einen Unwillen gegen mich hätte
und daß ich nicht von Weimar weggehen könnte mit dem
traurigen Bewußtsein davon. Er antwortete mir sehr gut,
mit Würde und Wärme und schloß mit dem Wunsch, daß
ich nie Grund haben möchte meinen Schritt zu bereuen.
Die Herzogin wünschte mir beym Abschied eine glückliche
Reise, So ruhig, so schön sich beyde dem äusern An-
schein nach gegen mich benahmen, so aufgebracht w^aren
sie Innern. Der Herzog sagte meiner Mutter, ich sey ein
Egoift und habe diesen Zug meines Charakters dem Goethe
zu danken. Die Herzogin meinte, ich könne kein rechtes
Glück mehr haben in meinem Leben, nachdem ich ihre
Hoff"nungen so sehr getäuscht hätte. Beyde sezten dies
so lange fort, daß meine Mutter Weimar verlassen wollte
und nach Kochberg ziehn. Der kleine Prinz lief mir in-
zwischen noch immer nach und ahntete nicht, warum ich
mich von ihm abwendete. . . . Wohl mir, daß es nun vor-
156 Neue Mittheilukgex.
über ift. Ich fand mich so gedrückt, daß ich noch vor
dem beftimmten Tag abreifte. Meine Mutter, mein Bruder
und Amahe Imhoff begleiteten mich nach Jena, wo ich,
wenn nicht einen luftigen, doch einen sehr angenehmen
Tag zubrachte.« '
So sehr Fritz von Stein durch die Auseinandersetzung
mit dem Herzog auch erregt wurde, vergass er doch da-
rüber nicht, den Freund von einigen Gegenständen der
Literatur zu unterhalten, die während der Reise in seinen
Gesichtskreis getreten waren. Schiller hatte eben damals
im vertrauten Kreise Wallensteins Lager vorgelesen. Fritz
von Stein schrieb für seinen Freund aus dem Gedächtniss
das »Soldat-enlied« ab, womit sich der »Prolog« des Wallen-
stein endigt ^ bat aber dringend diese Kopie nicht weiter
zu geben. Er konnte ihm ferner das baldige Erscheinen
von Schillers neuem Musenalmanach und Goethes Hermann
und Dorothea ankündigen. Auch über Jean Paul, der eben
damals in Weimar gewesen war, wusste er etwas zu be-
richten. »Ich habe mich endlich, die 45 Hunds-Pofttage
zu lesen ' entschlossen, weil ich an allen Orten, die ich
aut meiner Reise passirt habe, ihn als Mode fand. Das
Buch zu lesen ift aber wirklich eine Hundsarheit. Um ihn
vollkommen zu verftehn, um keine seiner Anspielungen
1 Keine Andeutung in diesem Bericht lässt vermutlien, dass F. v.
Stein die grenzenlose Unschicklichkeit begangen habe, dem Herzog zu
schreiben, der Dienst bei ihm sei »ein Dienst ohne Ehre«, wie man
nach Düntzer 2, 77. 79 glauben sollte. Hier lag unzweifelhaft ein
Missverständniss der Herzogin vor. »Sie hatte gesagt, so erfuhr er
durch seine Mutter, ich sey in preussische Dienste gegangen, weil ich
es nicht der Mühe werth halte, einem so kleinen Herrn als der Herzog von
Weimar ist, zu dienen«. Er schrieb darauf an die Herzogin und erhielt von
ihr eine Antwort, die er »sehr verständig und delicat« fand. Beide
(französisch geschriebenen) Briefe theilte er Zeerleder mit.
^ Es hat keinen Zweck, die Stein'schen Varianten anzumerken, da
er selbst sagt, den Schluss habe er »nicht ansivcndii^ behalten«, also
keir.e schriftliche Vorlage hatte.
5 Hesperus oder 45 Hundsposttage 1795.
A. Stern : Aus dem Briefwechsel von Fr. v. Stein u. L. Zeerleder. 157
zu verlieren muß man weit mehr Kenntnisse besitzen als
ich. Es sind hiwlische Gedanken darin und ganz gemeine
daneben. Der Wieland sagt von dem Verfasser (Advokat
[sie] Richter in Hof) daß er ein Verschwender war. Auf
einer Seite gab er so viel, daß man ein Buch daraus machen
könnte. Ich finde, daß dies Urtheil beyde Schriftfteller
charakterisirt.«
In Breslau selbst sah sich Stein durch Garve mit der
Schriftstellerwelt in Verbindung gesetzt. Dieser lud ihn ein
»seinen regulairen Gesellschaften« beizuwohnen. »Es werden
darin, berichtete Stein, Aufsätze gelesen von mannichfah/igem
Inhalt, über die zuweilen sehr lebhafte Debatten entftehn.
Vor 8 Tagen las man einen Aufsatz über die Frage, ob es
vortheilhaft für Schlesien sey, daß es seinen eignen Minifter
im Lande habe, ftatt daß die Minifter der übrigen Provinzen
in Berlin als Mitglieder eines General-Directorii arbeiten.
Garve gab eine Geschichte der Fronde in einer Reihe von
Revolutions-Geschichten, mit denen er sich jetzt beschäftigt.
Übrigens ist dieses a very loyal society, die diese Dinge
blos hiftorisch betrachtet.«
AUmähhch stellte sich das alte Verhältniss der Herzogin
von Weimar zu Steins Mutter, das nach der Abreise des
Sohnes vorübergehend getrübt erschienen war, wieder her.
Doch dauerte es bis zum Ende des Jahres 1798, ehe er die
Mutter durch die Nachricht, dass er als Rath bei der Kriegs-
und Domänenkammer in Breslau angestellt worden, über
die Wendung, die er seinem Leben gegeben hatte, voll-
kommen beruhigen konnte. Währenddessen war die alte
Schweiz vor dem Ansturm der Revolution zusammenge-
brochen. Goethe hatte sie, wie er sich gegenüber Fritz
von Stein ausdrückte, im Jahre 1797 »noch eben am Rande
ihrer alten Verfassung« besucht. Der Fall von Bern ent-
schied über das Schicksal derselben. Auch Zeerleder wurde
schwer dadurch betroffen. Er dachte eine Zeit lang daran
auszuwandern und mit seiner Mutter bei Fritz von Stein
eine neue Heimath zu suchen. Ein »rosser Theil der Kor-
158 Neue Mittheilungen.
respondenz in dieser Epoche drelit sich um die politischen
Ereignisse, ihre Ein\virl<ung auf die Privatverhältnisse der
beiden Ereunde, den Plan, sich gemeinschaftlich, vielleicht
in Südpreussen anzukaufen u. s. w.
Kein Jahrzehnt verging und Eritz von Stein sah sich
selbst, den Hausstand, den er sich gegründet hatte, und
den Staat, in dem er lebte, von den gewaltigen Umwäl-
zungen der Zeit erschüttert. Der erste Brief, der sich nach
einer grossen Lücke wieder vorfindet, vom 24. Eebruar 1807
datirt, berichtet, welche Leiden der Krieg über Schlesien
gebracht hatte. Stein gedenkt auch dessen, was seine Mutter
nach der Katastrophe von Jena und Auerstädt zu erdulden
gehabt hatte, wie sie bei der Plünderung von Weimar
nichts gerettet und sich noch glücklich geschätzt habe, »am
Arme des General Marchand, der die Räuber nicht abzu-
halten vermochte, aller ihrer Habe den Rücken zu kehren.«
Er sah sie und Weimar bald darauf wieder, kehrte aber
auf sein Landgut Strachwitz unweit Breslau zurück und
blieb zunächst dort wohnen, da ihn französische Einquar-
tierung aus seiner Breslauer Wohnung vertrieben hatte.
Der Druck der Zeit hatte zudem den Entschluss bei ihm
zur Reife gebracht, seinen Abschied bei der Kammer zu
nehmen. Seine Briefe an den treuen, hilfreichen Zeerleder
aus diesen schweren Jahren der Eremdherrschaft enthalten,
abgesehen von Mittheilungen über Eamilienereignisse,
mancherlei Bemerkungen von allgemeinem Interesse. Man
erkennt, wie Stein unter drückenden Sorgen dem öffent-
lichen Leben nicht verloren ging. Die Lage seiner alten
wie seiner neuen Heimat beschäftigte ihn zum Theil sehr
schmerzlich. »In Weimar, schrieb er am 17. Eebruar 1812,
geht alles seinen alten Weg, doch nicht einem besseren
und freyeren Zullande entgegen. Mit Wehnuith kann man
nur die Arreftationen in jenen Gegenden und die Eolgen
des Auflauerungs-Syllemes betrachten, das der Oberfeld-
herr in Norddeutschland beobachtet.« Seine Anstellung
in der Säkularisationskommission und die spätere E.rnen-
A.Stern: Aus dem Briefwechsel vonFr.v. Stein u. L. Zeerleder. 159
nung zum General-Landschafts-Repräsentanten von Nieder-
schlesien gaben ihm wieder einen amtlichen Wirkungskreis,
den er mit Liebe und Erfolg ausfüllte. Was er während
der Befreiungskriege leistete, könnte nur durch Studium
der Akten ermittelt werden. Ein Brief, den er unmittelbar vor
dem Ausbruch des Kampfes am 17. Februar 181 3 an den Staats-
kanzler Hardenberg richtete, ist kürzlich Gegenstand einer
lebhaften Auseinandersetzung geworden. ' Vergeblich hatte
er gehofft, seinen Jungendfreund Zeerleder wiederzusehen,
als dieser durch sein Erscheinen auf dem Wiener Kongress
wieder mehr in seine Nähe geführt wurde. Zeerleder kehrte
unmittelbar in seine Vaterstadt zurück. Hier empfing er
den letzten, vom 22. September 1815 datirten Brief, der
sich aus der Korrespondenz der beiden Freunde erhalten
zu haben scheint. Fritz von Stein war soeben nach einem
Besuche seiner Heimat auf seinem Gute wieder angelangt.
»Ich habe, schreibt er, meine gute Mutter noch wirklich
sehend und munteren Geistes, obgleich vom Alter gebeugt,
getroffen. ... Es ifl eine schöne Sache um die Heimath.
Man gewinnt sie lieber, je älter man wird, und ich habe
mich noch nie schmertzlicher von dort losgerissen als dies-
mahl. Aber es ifl doch nur meine Familie, die mich dort
reizt, denn ich bin des Hoflebens (dem man dort nicht
entgehn kann) entwöhnt, und selbft die zwei trefflichen
Fürftinnen, welche an der Spitze desselben flehen, können
nicht dafür eben wegen ihres Verhältnisses entschädigen.«
Bis zum Tode Zeerleders, der im Jahre 1840 erfolgte,
blieben beide Männer innig verbunden, wie dies ein schönes
Schreiben Steins an die Hinterbliebenen bezeugt. Er über-
lebte den vorangegangenen Freund noch um vier Jahre.
Was er in gem.einnütziger Thätigkeit bis zu seinem Ende
' S. Oncken: Oesterreich und Preussen im Befreiungskriege 1,258.
Lehmann: Historische Zeitschrift, Band 52, S. 74-77. Oncken: Gies-
sener Studien auf dem Gebiete der neueren Geschichte. Giessen, Ricker-
sche Buchhandkmg 1885, III. S. 14—28.
l6o Neue Mittheilungen.
in Schlesien geleistet hat, ist in dem Werkchen, das Goethes
an ihn gerichtete Briefe enthält, vollauf gewürdigt. Es sei
dem daselbst Bemerkten noch hinzugefügt, dass Friedrich
von Stein im Jahre 1817, als die Bereisung der Provinzen
durch die drei ^Minister Altenstein, Beyme, Klewitz stattfand,
sich entschieden für eine »allgemeine selbständige Repräsen-
tation,« »Verantwortlichkeit der Minifter,« »Anzeige von
Missbräuchen,« »Vorlegung des Bedarfs bei neuen Abgaben«
und gegen »bloss berathende Konkurenz« aussprach'. In
seinem ganzen Wirken offenbarte sich ein Geist, dessen
nicht unwürdig, der einst der Führer und Berather seiner
Jugend gewiesen war.
' Geh. Staatsarchiv Berlin, Rep. 77. Commissionsakten, Naclirichten
und Ansichten über Ständeverfassung Vol. 8.
IL Abhandlungen.
Goethe-Jahrbvch IX.
1. Die Anfänge des Wilhelm Meister
Jacob Minor.
i]m 26. Juni 1796 hatte Goethe, mehr auf Andrän-
gen Schillers als aus eigener Wahl, seinen »Wil-
helm Meister« vorläufig abgeschlossen. Ein Jahr
später erwacht er in dem schweizerischen Altdorfe und
sieht von dem Fenster aus den Gipfel des nahen Berges,
der ihm noch gestern herbstlich braun erschienen war, mit
frischem über Nacht gefallenen Schnee bedeckt. Da über-
kommt ihn mit einem leisen Seufzer das Gefühl des nahen
Alters und er schreibt die Verse nieder:
«War doch geftern Dein Haupt noch so braun wie die Locke der Lieben,
Deren holdes Gebild Üill aus der Ferne mir winkt;
Silbergrau bezeichnet Dir früh der Schnee nun die Gipfel,
Der sich in stürmender Nacht Dir um den Scheitel ergoß.
Jugend, ach! ifl: dem Alter so nah durchs Leben verbunden,
Wie ein beweglicher Traum Geftern und Heute verband. v(
So hart an der Schwelle des Alters stand Goethe, als er
die Lehrjahre des Wilhelm Meister zu Ende führte.
Und wie hart an der Grenze der Jugendjahre stand Goethe,
als er im Jahre 1777, vielleicht nicht zum ersten Male, an
dem Romane zu arbeiten unternahm ! Achtundzwanzig Jahre
164 Abhandlungen.
alt, tünf Vierteljahr in Weimar, seit einem Jahre Mitglied
des geheimen Conseils und aller Wahrscheinlichkeit nach
dauernd an den Herzog und Weimar gebunden : beginnt er
seine Irühere Existenz als hinter ihm liegend und abge-
schlossen zu betrachten. Es wird ihm Bedürfniss über das
Schicksal nachzudenken, welches ihn gerade an diesen Ort
gepflanzt : und er kann selten anders als bekennen, dass es
ihn weise geführt und glücklich geleitet habe. Er stellt
aut der Schweizerreise des Jahres 1779, die ihn mit alten Be-
kannten am Rheine wieder zusammenführt, »Recapitula-
tionen« über sein ganzes voriges Leben an : »Gott weiß,
was sich am Ende zusammen summiren wird«. Und solche
Recapitulationen seines ganzen Lebens kehren nun von Zeit
zu Zeit wieder. »Heute früh«, schreibt er am 27. Januar 1782
an die Stein, »eh' es Tag wurde, wachte ich auf und reca-
pitulirte mein ganzes Leben, es ift sonderbar genug und
sehr glücklich da es mich zu dir geführt hat.« Und im
November desselben Jahres 1782 zwingt ihn der Gedanke,
dass er vor sieben Jahren in Weimar angekommen, zu dem
Ausrufe: »Die Schicksale der Menschen sind wunderlich!«
Er möchte mit diesem Tage eine neue Epoche seines Lebens
und Wesens anfangen und wendet wiederum den Blick in
die Vergangenheit: er sieht die Briefe durch, die seit zehn
Jahren an ihn geschrieben worden sind und will diese zehn
Jahre vor sich liegen sehen, wie ein langes durchwandertes
Thal vom Hügel aus gesehen wird. ... In diesem Jahre
ist der »Wilhelm Meister« wieder aufgenommen worden und
um drei Bücher angewachsen; und, wie uns Herder erzählt,
hat Goethe im ersten Entwurf des Romanes noch tiefer
in seine Jugendzeit zurückgegriffen: man lernte den Helden
von Kindheit auf kennen, sich allmählich für ihn interessiren
und unmerklich wurde man für ihn auch dort zur Theil-
nahme gezwungen, wo er sich verirrte.
Aus solchen Recapitulationen ist der »Wilhelm Meister«
entstanden, an welchem Goethe volle zwanzig Jahre, vom
Beginne bis an das Ende des reifen Mannesalters arbeitete.
Jacob Minor: Die Anfange des »Wilhelm Meister.« 165
Und fast über diesen ganzen Zeitraum erstrecken sich auch
die zahllosen Äusserungen Goethes, dass er die Erfahrungen
des täglichen Lebens und das Ergebniss jener »Recapitula-
tionen« in seinem Meister benutzen und zusammenfassen
wolle. Nicht umsonst, dass er die Vollendung desselben erst
mit dem vierzigsten Jahre versprach: die »Schwabenjahre« '
sollten hinter im liegen, ehe das Werk zum Abschlüsse kam.
Die Lehrjahre der Lebenskunst, welche sein Wilhelm Meister
durchzumachen hat, hat Goethe selber durchgemacht, während
er an dem Romane schrieb. Und die verschiedenen Bildungs-
stadien und Lebenskreise, welche der Roman durchmisst,
hat Goethe selber bis zu seinem vierzigsten Jahre durch-
laufen. Meine Absicht ist diesmal nicht die Congruenz des
Erlebten und Gedichteten nachzuweisen ; ich habe es viel-
mehr auf jene »Recapitulationen« abgesehen. Ich suche
nicht die einzelnen Erlebnisse heraus; sondern stelle und
beantworte die Frage : seit wann ist dieser oder jener Lebens-
kreis Goethen in der Beleuchtung oder unter dem Gesichts-
punkte erschienen, aus welchem er ihn im »Wilhelm
Meister« betrachtet?
Zum Beispiele sogleich der Kautmannsstand , aus
welchem die Handlung des Romanes sich entwickelt. Goethe
hat wiederholt vor dem »Wilhelm Meister« Kaufleute auf
die Bühne gebracht. Li seiner Leipziger Studentenzeit hat
er ein sächsisches Lustspiel begonnen unter dem Titel
»Tugendspiegel«. Die erste Scene führt uns zwei Kauf-
leute vor, von welchen der eine sich seiner Geliebten
wegen durch Verschwendung ruinirt hat; der andere, als
grossmüthiger Freund, theilt den Ruin des Genossen. Aber
der Stand bedeutet in dem sächsischen Lustspiele, welches
nur Tvpen kennt, wenig: dass der verschwenderische Lieb-
haber und der grossmüthige Freund Kaufleute sind, hätte
sicher auch in der Fortsetzung des Lustspiels eine geringe
Rolle gespielt ; Goethe hat auch bald darauf einen jungen
' An die Stein IP, 235, 1783 : der Chirurg verkündet ihm nocli einen
Zahn; »der wird mir doch endhch die Schwaben-Weisheit bringen«.
l66 Abhaxdluxgen.
Edelmann als verschwenderischen Liebhaher darzustellen
unternommen, und erst nachdem aWilhelm Meister« weit
über die kaufmännische Sphäre hinausgerückt war, hat er
in einer der »Unterhaltungen deutscher ^Ausgewanderten« das
Motiv in die kaufmännischen Kreise zurückverlegt. Im
»Götz von Berlichingen« scheint der Dichter mit seinem
ritterlichen Helden und mit Ulrich von Hütten die Abnei-
gung gegen die Kaufleute zu theilen, auf welche der wehr-
hafte Götz von Alters her einen Zahn hat. Am deutlichsten
aber redet die »Stella«. Sie ist ein bürgerliches Trauer-
spiel: dieses wurzelt mit Lillos »Kaufmann von London«
in der Kaufmannssphäre; Weisse's von Goethe lange über-
dachtes bürgerliches Trauerspiel »Grossmuthfür Grossmuth«
behandelt den Stellaconflict in kaufmännischen Kreisen.
Und als Goethe an die Dichtung der Stella herantrat, da
wurden ihm diese Kreise auch innerlich von allen Seiten
nahe gelegt. Erlebnisse Jacobis und eigene Erfahrungen hat
er in dem Stücke verschmolzen: Jacobis Zirkel und ebenso
der Kreis, in welchem der Verlobte Lilis sich in Frank-
furt bewegte, versammelte sich in feingebildeten, kunst-
liebenden, luxuriösen Kaufmannshäusern. Dennoch hat
Goethe, der literarischen Tradition zum Trotz, der Erlebnisse
ungeachtet welche seine Dichtung sonst so gerne respectirt,
die Handlung in eine freiere Sphäre voll chevaleresker und
seraphischer Empfindungen verlegt. Und seltsam — erst
der Weimarer Goethe, der Hofmann, kehrt freiwillig in die
sonst verschmähten Kaufmannskreise zurück. Voll Glanz
und Prunk in den höfischen Spielen, w^o es gilt »die Feste
der Thorheit« zu würzen , zieht er sich einlach und be-
scheiden in die enge, nicht drückende Atmosphäre des Kauf-
mannshauses zurück, um dem doppelseitigen Verhälniss zur
Frau von Stein, dem innersten was ihn damals bewegte,
Ausdruck zu geben. Wenige Monate, ehe wir Goethe mit dem
Romane beschäftigt finden, ist das Lustspiel »Die (Geschwister«
entstanden. In dem Drama wie in dem Romane tührt
das Liebespaar dieselben Namen : Wilhelm und Marianne.
Jacob Minor: Die Anfänge des »Wilhelm Meister.« 167
Dieser Kaufmann Wilhelm in dem Drama ist eine ganz
neue Species unter den Goetheschen Charakteren. Die Götz,
Werther, Faust, Prometheus, Mahomet — das waren mäch-
tige Individuen, grosse, excentrische Charaktere. Egmonts
Liebenswürdigkeit erscheint bis ins Dämonische gesteigert,
der flatterhafte, unwiderstehliche Fernando in der »Stella«
mit dem gefährlichen Trieb ins Weite begabt. Dagegen
nun der solide Kaufmann Wilhelm vor seinen Rechnungen:
fast ein gewöhnUcher Mensch. Dieser Dichter sucht nicht
mehr die grossen Ausnahmen der Menschheit: er sucht im
Gegentheile das gesetzmässige und normale. Die allgemeine
Menschennatur, das reinmenschliche steht ihm höher als
das grösste Individuum. Und dies reinmenschliche sucht
und findet er in den sogenannten niederen oder unteren
Ständen, in welchen er in der Zeit des »Werther« nur die
grossen Ausnahmen der Menschheit, das excentrische, ausser-
gewöhnliche gesucht und gefunden hatte. In der Gestalt
einer Madonna von Rubens erscheint die Mutter mit dem
Kinde in dem »Wanderer« ; biblisch verklärt und patriarcha-
lisch oder von gewaltiger Leidenschaft riesenhaft vergrössert
erscheinen die unteren Stände im »Werther« ; und auch im
Leben zieht die seltsame Erscheinung eines Bauern Klein-
jogg u. a. Goethes Interesse am meisten auf sich. Dagegen
jetzt sucht er auch in den unteren und niederen Ständen
nur die simpelsten und alltäglichsten Erscheinungen aufr
den arbeitenden Handwerker, den rechnenden Kaufmann
u. s. w. Nicht als Individuen, sondern weil sie den Gattungs-
begriff" der Menschheit am reinsten zur Darstellung bringen,
sind sie ihm von Werth.
Goethes Leben aus der Weimarischen Zeit bis zum
Jahre 1780 liefert die genaue Parallele. Gegen die hohe und
vornehme Welt verschliesst er sich ohne Hass: »sich der
Einsamkeit ergeben« ist dem Hofmann ein liebes Wort,
das im »Wilhelm Meister« wiederklingt. Er lebt mit den
Menschen dieser Welt, isst, trinkt, spasst mit ihnen, spürt
sie aber kaum : denn sein inneres Leben geht unverrücklich
i68 Abhandlungen.
seinen Gang. Am wenigsten gelingt es ihm an den fremden
Höfen. »Ich ftehe von der ganzen Nation ein für allemal
ab und alle Gemeinschaft, die man erzwingen will, macht
was halbes. Indessen führe ich mich so leidlich auf als
möglich«, schreibt er aus Darmstadt. Und noch übler ist
ihm in Berlin zu Muthe: »Gleichmut und Reinheit erhalten
mir die Götter aufs schönfte, aber dagegen welkt die Blüthe
des Vertrauens, der Offenheit, der hingebenden Liebe täg-
lich mehr.« Seine Seele sei sonst eine Stadt mit geringen
Mauern gCM^esen, die hinter sich eine Citadelle auf dem
Berge hat : das Schloss habe er bewacht, die Stadt in Krieg
und Frieden wehrlos gelassen. Nun aber fange er an auch
diese zu befestigen, »wärs nur indess gegen die leichten
Truppen«. Sein Herz fühlt er mit eisernen Reifen einge-
fasst, die sich täglich fester antreiben, dass endlich gar
nichts mehr durchrinnen werde. »Je größer die Welt,
defto garftiger die Farce, und ich schwöre, keine Zote
und Eselei der Hanswurftiaden ift so ekelhaft , als das
Wesen der großen, mittlem und kleinen Durcheinander«
. . . »Ich bete die Götter an und fühle mir doch Muth
genug ihnen ewigen Haß zu schwören, wenn sie sich
gegen uns betragen wollen wie ihr Bild die Menschen.«
Und nicht anders geht es ihm zu Hause. Er bleibt vom
Concertc fern: denn es ist ihm so wohl, dass er nicht
sehen kann das Volk. Er hat bei Hofe abgesagt: denn
auf das gute Leben, das er wieder gestern im Wasser ge-
trieben habe, mag er droben nicht im Sande herumdursten.
Er ist gestern in Belvedere gewesen: aber nur um die Hof-
leute hinterher zu bedauern und sich zu wundern, dass
nicht die meisten gar Kröten und Basilisken werden. Die
grosse Welt bekommt ihm wie dem Hunde das Gras;
und wenn gar sein \'erhältniss zur Geliebten darunter
leidet, dann braust er auf: »Und das alles um der Welt
willen ! die Welt, die mir nichts sein kann, will auch
nicht, daf) Du mir was seyn sollil — Sie wissen nicht
was sie thun.«
Jacob Minor: Die Anfänge des »Wilhelm Meister.« 169
Ganz anders lauten seine Briefe, wenn sich der Zeit-
genosse Sternes als empfindsamer Reisender auf den Weg
begibt. Unter dem schlichten Namen Weber, als vorgeb-
licher Maler, Jurist oder Reisender überhaupt, verbirgt sich
der Hofmann. Wie Wilhelm Meister lässt er sich auf seinen
Reisen gerne vom Schicksale leiten. Überall kehrt er in
den Hütten der Niederen ein, um wie Goldsmiths Wanderer
zu sehen, wie wenig der Mensch bedarf. Höflich gegen
Jedermann, ist er überall wohl aufgenommen ; er lebt mit
den Leuten, redet und lässt sich erzcählen. Die Menschen-
wirthschaft unterhält ihn hier ebenso, wie ihn dort das
Wesen der grossen, mittleren und kleinen abstösst. »Die
Menschen ftreichen sich auf mir aul, wie auf einem Probir-
stein: Ihre Gefälligkeit, Gleichgültigkeit, Hartleibigkeit und
Grobheit, eins mit dem andern macht mir Spaß.« Er strebt
alle Verhältnisse klarer und wahrer zu sehen ; eine reine
Ruhe und Sicherheit umgibt ihn. »Den Nutzen«, schreibt
er, »den es auf meinen phantaflischen Sinn hat, mit lauter
Menschen umzugehen, die ein beftimmtes einfaches dau-
erndes wichtiges Geschäft haben, ifl: unsäglich. Es iß: wie
ein kaltes Bad, das einem aus einer körperlich wollüstigen
Abspannung wieder zu einem neuen kräftigen Leben zu-
sammenzieht.« Es ist ihm ein quälender Gedanke, von
Dingen, die der geringste Mensch leicht begreift und aus-
führt, wie durch eine ungeheure Kluft gesondert zu sein;
den grössten Fleiss will er auf das »Gemeine« verwenden.
Und endlich : er fühlt sich von einer Menge talscher,
schiefer Prätensionen befreit und empfindet in der frei-
willigen Entäusserung, was da tür Lieblichkeit, tür Glück
darinne steckt. Er rühmt die »schöne Philiflerei« im be-
haglichen Hause seines Wirthes und fühlt sich innig zu
der Klasse des Volkes gezogen, die man die niedere nennt :
»Da sind doch alle Tugenden beisammen, Beschränktheit,
Genügsamkeit, grader Sinn, Treue, Freude über das leid-
lichfte Gute, Harmlosigkeit, Dulden, Ausharren in un
ich will mich nicht in Ausrufen verlieren.«
170 Abhandlungen.
Unter diesem Gesichtspunkte erscheint dem Weima-
rischen Goethe nun auch der enge Kaufmannsstand. »Ich
lese Rechnungen und bin ftill,« schreibt er 1776 an die Stein;
ein fahr später bemüht er sich mit Kaufmannsdiener-Auf-
merksamkeit auf das seinige zu reisen; und noch in ItaUen
muss er für einen Kaufmann passiren. Unerschöpflich ist
er in Bildern aus der Kaufmannswelt. Die Liebe der Freundin
ist ihm ein gestundetes Kapital, das er in seinem weitläufigen
und gefährlichen Handel so nothwendig brauche. Sie hat,
wie Gharlotte den Wilhelm der »Geschwifter«, sein überall
verschuldetes Herz haushälterischer werden und in einer
reinen Einnahme und Ausgabe sein Glück finden gelehrt.
Dass er von dem Grundstock seines Vermögens nichts zu-
gesetzt habe, dass er von seinen Schulden loszukommen
suche oder sie abthun wolle, sind ihm ebenso geläufige
Bilder, wie »die Summa summarum seines Lebens ziehen«
oder »seine Glückseligkeit summiren«. »Ich bitte Gott
daß er mich täglich haushälterischer werden lasse, um frei-
gebig sein zu können, es sei mit Geld oder Gut, Leben
oder Tod,« schreibt er das eine Mal; und ein ander Mal:
»Hier Lotte überliefere ich dir meine Capitale_, ich kann
mich nun nirgends mehr vor dir verschließen, und über-
gebe mich dir aber und abermal zum Eigenthum.«
Und nicht blos die Liebe bedient sich dieser Bilder;
auch die Gunst und das Vertrauen anderer, welches er sich
zu erwerben gewusst, erscheint ihm als selbsterworbener
Gewinnst : »Da ich einmal im Gewinnft sitze ; so fällt mir
alles zu, da ich autmerksam bin des Glücks zu gebrauchen,
so vermehrt sichs täglich und ich verschleudre nichts. Wäre
das was ich gewinne Geld, so wollt ich bald eine Million
beisammen haben. Verschiedne sind auf Verschiednes in
der Welt angewiesen. Goldreich wcrd ich nie , deflo
reicher an Vertrauen, gutem Namen und Linflul^ auf die
Gemüther.« Auf der italienischen Reise noch gibt es ihm
eine ganz andre Llasticität des Geistes, dass er sich um
den (ieldkm-s bekümmern, wechseln, bezahlen, notiren.
Jacob Minor: Die Anfänge des »Wilhelm Meister.« 171
eintheilen muss, anstatt dass er sonst nur dachte, wollte,
sann, befahl und dictirte ; noch in Italien vergleicht er das
olympische Theater in Vicenza einem vornehmen, reichen,
wohlgebildeten Kinde, gegenüber einem klugen Kaufmanne,
der weder so vornehm, so reich, noch so wohlgebildet sei:
aber der besser weiss, was er mit seinen Mitteln anfangen
kann. Und wie er sich in Weimar, einen arbeitsamen Tag
vor sich sehend, durch Fleiss und Ordnung bemühen will
der Geliebten werth zu sein; so fasst er in Italien den Plan
nach seiner Rückkehr sich zu den Handwerken zu wenden
und Chemie und Mechanik zu studiren : »denn die Zeit des
schönen ift vorüber, nur die Xot und das ilrenge Bedürfnis
erfordert unsere Tage.«
So der Mensch und so der Dichter. »Es bleibt ewig
wahr, sich zu beschränken, Einen Gegenstand, wenige
Gegenstände, recht bedürfen, sie auch recht lieben, an ihnen
hängen, sie auf alle Seiten wenden, mit ihnen vereinigt
werden: das macht den Dichter, den Künll:ler, den Menschen«,
so schreibt er an die Frau von Stein. Und, offenbar gleich-
zeitig, rühmt er an Rembrandt das Haften an eben den-
selben Gegenständen und schreibt dem Künstler vor : »Wer
allgemein sein will, wird nichts, die Einschränkung ift dem
Künfller so notwendig als jedem, der aus sich etwas bedeu-
tendes bilden will. . . Geh vom Häuslichen aus und verbreite
dich, so du kannll, über alle Welt.«
Nach diesem Grundsatze sucht der Dichter der Ge-
schwister im Leben selbst die Poesie: die Prosa des bürger-
lichen kaufmännischen Lebens wird ihm eine Quelle der
Poesie. So hat auch Novalis von dem Wilhelm Meister
gesagt : »Alles was im Wilhelm Meifter Poesie \i\, w'ird
zur Prosa gemacht, und alles was in ihm Prosa ift, wird
zur Poesie gemacht.« Überraschend scharf hat hier Novalis
die Stimmung gekennzeichnet aus welcher der »Wilhelm
Meifter« hervorgegangen ist ; und wörtlich übereinstimmend
schreibt der Dichter selbst im December 1777 an die Stein :
»Alle Prosa wird mir zur Poesie und alle Poesie wird mir
1/2 Abhandlungen.
zur Prosa.« Zu dem Herzog hatte er ein Vierteljahr früher
auf der Wartburg geäussert, es sei ihm merkwürdig, dass
in ihrer Wirthschaft alles abenteuerliche natürlich werde ;
und ein anderes Mal tadelt er an dem Herzog, dass er sich
noch zu sehr gefalle das natürliche zu was abenteuerlichem
zu machen, statt dass es einem erst wohl thut, wenn das
abenteuerliche natürlich wird. Nennt Lessing im Nathan
diejenigen die grossen und echten Wunder, welche uns so
klein und alltäglich geworden seien; so schreibt Goethe
zwei Jahre früher an die Freundin, dass »doch nichts aben-
teuerlich ilT: als das natürliche und nichts groß als das
natürliche.« \'orbei war es aus diesem Gesichtspunkte mit
den kolossalen Helden, deren Kräfte das natürliche Maß
überstiegen. Auf der italienischen Reise empfand es Goethe
mit Freude, dass er sein Leben dem Wahren gewidmet
habe, da es ihm nun so leicht werde, zum Grossen über-
zugehen, das nur der höchste reinste Punkt des Wahren
ist. »Es ist nichts groß als das Wahre, und das kleinfte
Wahre ift groß.«
Aber der Dichter des »Wilhelm Meister« — so scheint
es — nimmt gegenüber dem Kaufmannswesen nicht ganz
die gleiche Stellung ein wie der Dichter der »Geschwister«.
In Werner, dem Freunde Wilhelms, erscheint derselbe in
wenig vortheilhafter Beleuchtung. Und der Held selbst
strebt über die kleinbürgerliche Sphäre hinaus: er sucht
die Poesie ausserhalb derselben in der idealen Liebe zu
einer Schauspielerin, er sucht sie in der Schauspielkunst
selbst. Also doch wiederum ein überspannter, über das
gewöhnliche Maß hinausstrebender Charakter? Nur dass
der Dichter jetzt nicht mehr wie im »Werther« auf der
Seite seines Helden steht, dass er sich mit souveränem
Humor über ihn erhebt und sein Streben über das Leben
und die Wirklichi<eit hinaus mit jener leinen Ironie begleitet,
welche den Hauptreiz des Goetheschen Romanes bildet.
Dadurch steht der »Wilhelm Meister« in directem
Gegensatz zu dem »Werther«: dort ein excentrischer Held
Jacob Minor: Die Anfänge des »Wilhelm Meister.« 173
vollkommen begreiflich hingestellt, als ob er trotz seiner
Excentricität gar nicht anders sein könnte ; hier ein excent-
rischer Held vollkommen unbegreiflich hingestellt, als ob
man in dieser Welt gar nicht so sein könnte! Der »Werther«
gilt als der Abschluss einer ganzen Richtung des euro-
päischen Romans, welche mit den verstiegenen Tugend-
helden Richardsons und den Rousseau'schen Märtyrern einer
überstarken Empfindung beginnt : der »Wilhelm Meister«
ist aus der entgegengesetzten, einer feindlichen Strömung her-
vorgegangen. Sie folgte den Richardson'schen Romanen auf
dem Fusse nach und schlug den überspannten Idealen
gegenüber sofort den parodirenden Ton an, welchen wir
kunstvoller und veredelt im »Wilhelm Meister« wieder-
finden. Im Gegensatze zu Richardson nahm Fielding seine
Helden aus den niederen Kreisen ; wie jener die Tugend
seiner Ciarissen und Pamelen, so stellte dieser parodirend
die Tugend eines Mannes, und noch dazu eines simplen
Lakaien, auf eine Reihe von Proben. Als Muster für alle
Parodien verstiegener Helden stand der Don Quixote vor
Fieldings Augen, wie auch Marivaux in Frankreich über-
spannte Liebe und Abenteuersucht im Anschluss an Cer-
vantes verspottete. In Deutschland hat Musäus seinen
j>Grandison den Zweiten« gegen Richardson geschrieben:
sein Held ist von der wirkHchen Existenz der Tugendideale
des engUschen Romandichters so fest überzeugt, dass er
sich durch einen Betrüger verleiten lässt, mit ihnen in
Correspondenz zu treten. Auf dem Wege von Fielding zu
Goethe liegen die Wielandschen Romane in der Mitte.
Hatte Richardson Helden ohne Schwachheiten und Mängel,
Tugendpuppen von staunenswerther Kaltblütigkeit geschil-
dert: so lässt Wieland reizbare, empfindliche, bildungsfähige
Jünglinge auf einer Reihe von Proben und Versuchungen
mit ihren überspannten Idealen Schiff'bruch leiden , durch
die Erfahrung kälter werden und den Bedingungen des
w'irklichen Lebens sich fügen. So wird jsein Agathon in
einem langen Läuterungsprozess von der Seelenschwärmerei
174 Abhandlungen.
und einem überspannten Enthusiasmus geheilt ; eine schwär-
merische JugendHebe, ähnlich derjenigen zwischen Wilhelm
und Marianne, stellt sich als leidenschaftliche Verirrung
heraus. Wie Wilhelm Meister seine poetischen Ideale im
Leben realisiren will, so überträgt Wielands Don Sylvio
die Poesie ins Leben, so will er das Wunderbare der Ritter-
romane in der Wirklichkeit wiederfinden und allenthalben
Feen und Abenteuern begegnen. Die Romane Wielands
stehen dem »Wilhelm Meister« näher als der Gil Blas des
Lesage, welcher seinen Helden gleichfalls durch zahllose
Liebensabenteuer hindurchführt. »Agathon« und »Don
Svlvio« sind wie der »Wilhelm Meister« autobiographischen
Charakters und Bildungsromane. Sie beginnen im engen
Kreise und eröffnen dann auf Reisen vor dem bildungstähigen
Helden die weite Welt, in welcher Männer von Lebens-
erfahrung und Weltkenntniss, kalte und eigennützige Cha-
raktere den Enthusiasmus des jugendlichen Helden abkühlen.
Wieland zuerst hat den Ton der feinen und vornehmen
Welt, den er auf Warlhausen sich zu eigen gemacht, in
den deutschen Romanen eingeführt. Er hat im Sinne des
Goetheschen »Erlaubt üb was gefällt« seine schöne Danae,
die Schülerin der Aspasia, glorificirt und in der griechischen
Hetäre die unmittelbare Vorläuferin der Goetheschen Philine
geschaffen. Das überspannte und tolle Streben Don Sylvios
und der Helden seiner komischen Epen stellt Wieland
symbolisch dar, indem er sie wie die Helden der Eeen-
romane entweder einem bunten Schmetterling oder einer
chimärischen Geliebten welche sie nur im Bilde gesehen
haben nachjagen und von der rechten Spur immer wieder
aufs neue abirren lässt: auch in Goethes Wilhelm hattet
nach flüchtigem ZusammentrefiVn das Bild eines weiblichen
Wesens, nach welchem er vergebens sucht und mit dem
er endlich unter den sonderbarsten Umständen wieder zu-
sammentrift't. Auch die Technik der Wielandschcn Romane
war für Goetlie in manchen Haupt- und Nebenzügen be-
stimmend. Wielands Auathon erzähh der schönen Danae
Jacob Minor: Die Anfänge des »Wilhelm Meister.« 175
Goethes Wilhelm seiner Geliebten Marianne seine Jugend-
geschichte: über das Vorleben des Helden wird der Leser
in beiden Fällen durch die eigene Erzählung des Helden unter-
richtet. x\us den Märchen von »Tausend und eine Nacht«,
welche zum einschläfern erzählt werden, hat sich Wieland
den Zug zu eigen gemacht, dass die Geliebte während der
Erzählung des Geliebten santt einschlummert : Goethe
wiederum ist Wieland gefolgt. Fielding und Wieland lieben
eingeschobene Lebensgeschichten von Nebenpersonen; Ma-
rivaux erzählt einschaltungsweise die Geschichte einer
Nonne, wie Goethe die Bekenntnisse einer schönen Seele.
Und wie im »Wilhelm Meister« mehrere Novellenkränze
in einander verflochten sind, wie die Personen der »Be-
kenntnisse« zuletzt gleichsam aus dem Rahmen dieser
Novelle heraustreten und sich mit den Personen des Romanes
verflechten und verwirren, so hat schon Wieland im Don
Sylvio die »Geschichte der schönen Hvacinth« mit dem
Romane und in seinen romantischen Epen die wunder-
lichsten Geschichten mit einander verflochten.
Ein verstiegener Charakter von der Art des Agathon
und Don Sylvio ist Wilhelm Meister, dessen Geschichte der
Dichter freilich mit feinerer Ironie und leiserer Parodie
als Wieland verfolgt. Und wie die Thorheit des Don Sylvio
darin besteht, dass er seine Ideale von Feen und Aben-
teuern im Leben verwirklicht sehen will, so war es bei Wilhelm
Meister zunächst blos auf das falsche theatralische Pathos
abgesehen. Wir wissen, dass der Roman ursprünglich den
Titel führen sollte »Wilhelm Meisters theatralische Sen-
dung(f. Dieser Titel verweist uns in die Zeit, welcher
»Hans Sachsens poetische Sendung« entstammt, und lässt sich,
neben den anderen gehalten, kaum auf den Auftrag, welchen
Wilhelm Meister von Seite Aureliens erhält, sondern nur
auf seinen vermeintlichen Beruf zur Schauspielerei beziehen.
Aber fraglich bleibt, ob diese »theatraHsche Sendung« Wil-
helm Meisters von vorne herein ironisch behandelt wurde,
oder ob Goethes ursprüngliche Absicht dahin ging, einen
1/6 Abhandlungen.
Bürgerlichen aus dem Philisterium emporstreben zu lassen,
indem er sich der Kunst in die Arme wirft. Denn wenn
auch die ironische und satirische Betrachtuna^ verstiegener
und überschwänglicher Charaktere auf den Einfluss Mercks
zurückführt und lange vor dem »Triumph der Empfindsam-
keit« in den Frankfurter Farcen zu Tage tritt: so kann
doch gerade die übelwollende Charakteristik, welche das
Bürgerthum in Werner erfährt und noch mehr die Tra-
dition der Romanliteratur auf den entgegengesetzten Ge-
danken führen. In Scarrons vielgelesenem Roman comique
betheiHgt sich ein vornehmer Herr an Comödiantenfahrten;
ein Sohn des Landpredigers von Wakefield ist eine Zeit-
lang Mitglied einer wandernden Schauspielergesellschaft;
auch Wielands »Hyacinthe« im »Don Sylvio« führt uns das
Schauspielerwesen vorübergehend vor Augen; und welche
Macht in einer Zeit, welche wie die Sturm- und Drang-
periode Dichtung und Wahrheit beständig durcheinanderwarf,
das Theater auf empfängliche, poetisch angelegte Naturen
ausübte, das beweist Moritz' autobiographischer Roman
»Anton Reiser« und Tiecks Jugendgeschichte, welche er
nach Goethes Vorbild im »jungen Tischlermeister« ver-
werthet hat. Moritz und Tieck wollten den Idealen nach-
leben, welche sie vor sich auf der Scene sahen; die Dich-
tung in die Wirklichkeit übertragen und umgekehrt ihr Leben
wiederum dem Theater widmen. Hält man es iür un-
möglich, dass Goethe seinen Wilhelm Meister, entweder
schon in Frankfurt, wo er mit Schauspielern in Beziehung
stand und seinen Helden zum Genossen fahrender Comö-
dianten machte, oder in Weimar, wo er ihn seine Lieb-
haberei in der vornehmen Gesellschaft befriedigen Hess wie
er sich selbst am herzoglichen Liebhabertheater betheiligte,
jemals ernst genommen und als Reformator des deutschen
Bühnenwesens gedacht habe, ein Gedanke welcher fast
jedem unserer grossen Dichter des i8. Jahrhunderts seit
Lessing einmal gekommen ist ? Die Antwort aul diese
Frage hängt von der Beantwortung einer zweiten ab : seit
Jacob Minor: Die Anfänge des «Wilhelm Meister.« 177
welchem Zeitpunkt ist nachweislich dasTheater- undßühnen-
wesen Goethe unter dem Gesichtspunkte erschienen, unter
welchem es im »Wilhelm Meister« wirklich erscheint?
das heisst : als Unnatur und Unwahrheit gegenüber der
Wirklichkeit und dem Leben.
Wirklich ist in Goethes Frankfurter Genieperiode von
einem solchen Gegensatze nichts zu spüren. Das Theater
ist ihm ein Abbild der Welt: mit Shakespeare und Lessing
vergleicht Werther das Leben einem schalen Marionetten-
spiel. Anders in der Weimarischen Zeit. Hier regt sich
zuerst der Widerspruch des Dichters gegen die rohe Theater-
mache; in dem »Anhange aus Goethes Brieftasche« zu
Merciers »Versuch über die Schauspielkunst« gibt er die
folgende Anweisung: »Wer übrigens eigentlich für die
Bühne arbeiten will, fludire die Bühne, Wirkung der Ferne-
malerei, der Lichter, Schminke, Glanzleinewand und Flit-
tern, lasse die Natur an ihrem Ort, und bedenke ja fleißig,
nichts vorzulegen, als was sich auf Brettern zwischen Latten,
Pappendeckel und Leinewand, durch Puppen, vor Kindern
ausführen lässt«. Wir können nicht wissen und es ist eher
unwahrscheinlich als w^ahrscheinlich (denn erst später hat
Goethe die Proserpina in das Singspiel »freventlich ein-
geschaltet«), ob die »geflickte Braut« von 1777 schon die
Scene enthielt, in w^elcher Mandandane sich so ganz in ihre
Rolle eingelebt hat, dass sie ihren eigenen Gemahl nicht
erkennt und misshandelt : im »Triumph der Empfindsamkeitcf
jedenfalls, wie er seit 1787 vorliegt, würd neben anderen
Verstiegenheiten und Unwahrheiten auch das Leben in thea-
tralischen Phantasien, das Zerfallen mit der wirklichen
Welt verspottet und damit das Theaterwesen in dieselbe Be-
leuchtung gerückt wie im »Wilhelm Meister«. Und seit dem
Beginn der 80er Jahre eifern auch Goethes Briete in Scherz
und Ernst gegen den »theatralischen I^eichtsinn«, wie er das
Liebhabertheater, und gegen die »Fefte der Eitelkeit«, wie
er die Maskenzüge benennt. »Wir wollen sehen«, seufzt
er gelegentlich der Proben zu den »Vögeln«, »ob wir die
'Voethe-Jahkbuch IX. 12
lyS . Abhandlungen.
Leute betrügen können, daß sie glauben als sähe es bei
uns scapinisch aus«. Er sei verurtheilt, schreibt er ein
anderes Mal, das Ende des Carnevals sehnlichst erwünschend,
im Dienste der Eitelkeit dieEeste derThorheit zu schmücken.
»Man übertäubt mit Maskeraden und glänzenden Erfindungen
oft eigne und fremde Not. Ich traktire diese Sachen als
Künfller und so gehts noch«. Dass er in den Jahren seit
1784 die Vorstellungen des Weimarischen Theaters so ge-
flissentlich versäumt, hat seinen Grund in der schlechten
Gesellschaft und in den schlechten Stücken ; »um die
Deutschheit in ihrem Glänze zu sehen«, d. h. einem Ritter-
stück von der Art der im Wilhelm Meister besprochenen
beizuwohnen, konnte er sich von der Freundin unmöglich
losreissen. Das Tuch zwischen Goethe und dem deutschen
Theater überhaupt wurde aber noch entzwei geschnitten,
ehe er nach Italien ging. Im Januar 1786 bringt ihn die
Leetüre des Theaterkalenders fast zur Verzweiflung: nie
sei ihm der Gegenstand so leer, schaal, abgeschmackt und
abscheulich vorgekommen. Er klagt seinen grossen Ver-
druss über die schlechte Wirthschaft, die deutsche »Theater-
Miserie« der Ereundin, als der einzigen, welcher er ihn
anvertrauen kann. Und als er ein Vierteljahr später neuer-
dings eine Versuchung hat, wie Wilhelm Meister als Schau-
spieler auf dem Theater zu erscheinen, lehnt er dieselbe
rundweg ab. Auf der italienischen Reise erlischt endlich
der letzte Eunke von Anhänglichkeit an das Theater: »Du
glaubft nicht, wie mir das alles so gar leer, so gar nichts
wird.« E!r begreift wie Euripides von der reinen Kunst
seiner Vorfahren herniederstieg und doch den unglaublichen
Beifall erhielt. Das Theater sind seine verdriesslichsten
Stunden in Rom; es kann ihn so wenig mehr als der Piaften
Mummerei freuen und interessiren ; beide betrachtet er aus
demselben Gesichtspunkte. Er sei für alles zu alt, nur für
das Wahre nicht : »ihre Ceremonien, Umgänge und Rallcte,
es fliesst wie Wasser von einem Wachstuch ab. Eine
Wirkung der Natur, ein Werk der Kunst wie die viel
Jacob Mixor: Die An'i-ange des <> Wilhelm Meister.« 179
verehrte Juno machen allein tiefen und bleibenden Ein-
druck.« Und auch seit Goethe im Jahre 179 1 selber die
Theaterleitung in Weimar übernahm, hat sich seine Mei-
nung nicht verändert.
Aber nicht blos als ein unwahres und unnatürliches,
sondern auch als ein eitles und vergebliches Streben er-
scheint das Schauspielerwesen im »Wilhelm Meister«. Der
Held bildet sich ein, ein Schauspieler zu sein ; aber er ist
keiner, es fehlt ihm an Talent. Er hat den Hamlet nur
■deshalb so gut gespielt, weil sein eigner Charakter, seine
Gestalt und die Stimmung des Augenblicks ihm zu Statten
gekommen sind. Er kann nichts geben als sich selbst; er
ist nach echt Goetheschem Grundsatze kein Künstler, weil
er nichts machen kann. . . . Goethe selber hat es ausee-
sprochen : die Anfänge des »Wilhelm Meister« seien aus
einem dunklen Vorgefühl der grossen Wahrheit entsprungen,
dass der Mensch oft etwas versuchen möchte, wozu ihm
Anlage von der Natur versagt ist; etwas unternehmen und
ausüben möchte, wozu ihm Fertigkeit nicht werden kann.
Es warne ihn dann wohl ein inneres Gefühl abzustehen;
■er könne aber mit sich nicht ins Klare kommen, und werde
auf falschem Wege zu falschem Zwecke getrieben, ohne
dass er weiss, wie es zugeht. Hierzu könne man alles
rechnen, was falsche Tendenz, Dilettantismus u. s. w. ge-
nannt w'ürde. Geht ihm hierüber von Zeit zu Zeit ein
halbes Licht auf, so entsteht ein Gefühl, das an Verzweif-
lung grenzt; und doch lässt er sich wieder gelegentlich
von den Wellen, nur halb widerstrebend, fortreissen. Doch
aber sei es möglich, dass alle die falschen Schritte zu einem
unschätzbaren Guten hinführen.
Aus dem »dunklen Vorgefühl dieser grossen Wahrheit«
nennt Goethe die Anfänge des »Wilhelm Meister« ent-
standen; und nicht früher hat er den Roman zum Abschlüsse
gebracht, als bis dieses dunkle Gefühl zur völligen Klarheit
in ihm entwickelt war. Herder war der erste, welcher
dieses dunkle Gefühl in seinem Strassburger Jünger an-
i8o Abhandlungen.
geregt hat. Nicht um die Sachen herumspazieren oder
dreingucken : sondern drein greifen, packen ist das Wesen
jeder Meisterschaft. »Es ifl: alles so Blick bei Euch, sagtet
ihr mir oft; jetzt verfleh'' ichs, thue die Augen zu und
tappe.« Aber auch -mit dem blinden Zugreifen gab sich
Goethe bald nicht mehr zufrieden. Gegen das kindische
Pfuschen in Dingen, von denen man doch keinen Begriff
hat; gegen das Herumtappen ohne zu sehen, eifert er in
der Weimarischen und noch mehr in der italienischen Zeit.
Ueberall sieht er den Leuten auf die Finger, ob sie ihre
Sachen geschickt oder ungeschickt anfassen, und bildet sich
Maximen für sein Urtheil ; denn »die meifi:en Menschen
haben dunkle Begriffe und wissen zur Noth was sie thun.«
Das Zwecklose macht ihn rasend und er kündigt ihm eine
ewige Feindschaft an. Bei Feuers- und Wassersgefahr ärgert
ihn das wüste Durcheinanderrennen : »die \'orgesetzten sind
auf keine außerordentlichen Fälle gefaßt, die Unglück-
lichen ohne Rath, die Verschonten unthätig, wenige ein-
zelne brave Menschen zeichnen sich aus.« Die seltenen
Menschen, welche ihr Handwerk ganz verstehen, zwingen
ihm Beifall ab. »Wie richtig und sicher der Mensch ift«,
schreibt er nach einer Unterhaltung mit Batty über das
Detail der Landwirthschaft. Ein solcher Mann ist auch
Oeser: der sogleich weiss, ivics zu machen ist, w^enn Goethe
auf der andern Seite wohl eher so glücklich ist das was
zu finden. Und als die Hofleute zu Braunschweig von
ihrem Herzog sagen, sein Ziel sei schön, er täusche sich
nicht über die Mittel und sei fest und consequent in der
Ausführung, da fügt Goethe seinem Berichte die Worte
hinzu: »das sei alles was man von einem großen Manne
sagen könne«. Also ein wahres Ziel; die Kenntniss der
richtigen Mittel; Präzision und Energie, wodurch sich
der Mm/t'/' auszeichnet, in der Ausführung — dahin trachtet
auch Goethes Selbsterziehung; er wendet alle Sinne und
Gedanken auf, das was im Augenblick nöthig und zur
Situation schicklich ist, es sei hohes oder tiefes, zu finden.
Jacob Minor: Die Anfange des .> Wilhelm Meister.« l8l
»Es ift ein sauer Stückchen Brot, doch wenn man es er-
reichen könnte auch ein schönes.« Noch in Weimar macht
er sich den Vorwurf, dass er das Gemeine kaum fassen
kann : »Unbegreiflich ifts, was Dinge, die der geringfte
Mensch leicht begreift, sich drein schickt, sie ausführt, daß
ich wie durch eine ungelieure Klufft davon gesondert bin ;
auch geht mein größter Fleiß auf das Gemeine.« Aber
zusehends bessert es sich. Er lernt endlich, nicht mehr zu
wollen, als was er sieht das auch auszuführen ist. »Mein
Geschäft«, schreibt er ein anderes Mal, »geht gut ; ich
habe soviel Geld Gewalt Vcrftand Menschen und Geschick
dazu als nötig ift und da kanns wohl nicht fehlen«. In
Italien aber hat er das Pfuschen und Tappen gänzlich über-
wunden. »Ich spreche nicht aus, wie glücklich ich bin,
daß ich da zu sehen anfange, wo ich zeitlebens nur getappt
habe.« In Sachen, in denen er bisher herumgetappt, er-
scheint ihm hier das hebe Licht und es freut ihn, dass er
es der Geliebten bringen kann: denn keine dunkeln, son-
dern klare Begriffe will er mitbringen. Hier hat er das
Ziel seiner Wünsche erreicht : die Übung alle Dinge so zu
sehen und zu lesen wie sie sind, die Treue das Auge Licht
sein zu lassen, die völlige Entäußerung von aller Prätension.
In Italien hat Goethe den »Capitalfehler« seiner Natur
überwunden: die Scheu, das Handwerk der Sache, die er
eben betreiben wollte, zu lernen und auf eine Arbeit so
viel Zeit zu verwenden, als sie erforderte. Wie ihm dies
nur gelungen ist, indem er, Hackerts Weisung folgend dass
er viel Talent habe aber nichts «machen« könne, die Tech-
nik der bildenden Künste sich nachträglich anzueignen
suchte : so hat er in Italien auch seine Neigung zur bil-
denden Kunst als eine falsche Tendenz, als Dilettantismus
erkannt. Er lässt fahren, was er nur halb kann und sucht
zu leisten was er ganz kann. Aus jener Zeit stammt das
venetianische Epigramm :
»Vieles hab' ich versucht, gezeichnet, in Kupfer geftochen,
Oel gemalt, in Thon hab' ich auch manches gedruckt,
l82 Abhandlungen.
Unbeftändig jedoch, und nichts gelernt noch geleiflet;
Nur ein einzig Talent bracht' ich der Äfeißerschaft nah :
Deutsch zu schreiben . . . .«
Das Pfuschen und Dilettiren war von da ab für ihn ein
überwundener Standpunkt. Schiller, mit welchem er ein
Jahr früher ein Schema über den Dilettantismus herathen hatte_^
schreibt 1797 an den Kunstmeyer: »Es ift unglaublich,
mit welcher Leichtigkeit er jetzt die Früchte eines wol-
angewandten Lebens und einer anhaltenden Bildung an sich
selber einerntet, wie bedeutend und sicher jetzt alle seine
Schritte sind, wie ihn die Klarheit über sich selbll: und
über die Gegenftande vor jedem eiteln Streben und Herum-
tappen bewahrt.«
Das Schauspielwesen wird als falsche Tendenz, als eine
Verirrung Wilhelm Meisters in den Hintergrund geschoben.
Aber wie Goethe in jenem Berichte die Möglichkeit offen
lässt, dass alle die falschen Schritte zu einem unschätzbaren
Guten hinführen : so weiss er auch den schauspielerischen
Dilettantismus Wilhelm Meisters als Durchgangspunkt für
die Ausbildung seines Helden zu nutzen. Die geheimnisvolle
Verbindung, welche als Symbol des führenden und leitenden
Schicksals die Schritte Wilhelms überwacht, hat ihm des-
halb bereitwillig die Vorstellung des Hamlet ermöglicht,
indem sie ihm einen Darsteller für die Rolle des Geistes
verschafft. Wilhelm soll durch die Schauspielerei die Repräsen-
tation lernen; um vornehme Manieren sich anzueignen, soll
er die Rolle des Prinzen in der »Emilia Galotti« spielen :
er soll dadurch zum Eintritt in die vornehmen Kreise be-
fähigt werden. Auf die Charakteristik der Stände war der
Dichter des »Wilhelm Meifler« bereits 1785 ausgegangen.
Den Gegensatz zwischen den bürgerlichen und den adeligen
Kreisen lasst Wilhelms Brief in die Worte zusammen :
»Der Bürgerliche arbeitet^ der Adelige repräsentirt.« Schon
1782 hat der Dichter des »Wilhelm Meifter«, als er selber
aus den bürgerlichen Kreisen in die adeligen übertrat, den
Jacob Minor: Die Anfange des »Wilhelm Meister.« 183
Satz aufgestellt, dass in Deutschland nur dem Edelmanne
eine gev^isse allgemeine, eine personelle Ausbildung mög-
lich sei. »Ein Bürgerlicher kann sich Verdienfte erwer-
ben und zur höchften Not seinen Geill: ausbilden: seine
Persönlichkeit geht aber verloren, er mag sich flellen wie
er will.« Das klingt für unser demokratisches Zeitalter
etwas von oben herab, tritlt aber für das vorige Jahrhundert
völlig zu. Ein bürgerlicher Schrittsteller, der von dem Er-
trage seiner Eeder lebte und den niemand als Hofmann
berufen kann : der Popularphilosoph Garve hat kurz vor
dem Erscheinen des »Wilhelm Meifter« den Unterschied
der bürgerlichen und adeligen Sitten ganz ähnlich bestimmt
wie jener Briet Wilhelms.
Der Dichter der »Geschwifter« hat die Poesie im
Leben der niederen Stände gesucht; der Dichter des »Wilhelm
Meifter« sucht sie in dem Leben der höheren Stände. Wie-
derum werfen wir die Frage auf: seit welcheni Zeitpunkte
ist Goethe die vornehme Gesellschaft in dem Licht er-
schienen, in welchem sie im »W^ilhelm Meitl:er« erscheint?
Man weiss, dass im Jahre 178 1 Goethes Verhältniss zur
Frau von Stein eine Änderung erfahren hat : das Noviziat
ist nun vorüber; er ist ihrer Liebe sicher und gewiss. Aber
es ist noch nicht beobachtet worden, dass seit dieser Zeit
auch Goethes Verliältniss zu der Welt, und eben durch den
Einfluss der Freundin, sich völlig verändert und umgestaltet.
Wie von oben herab schreibt er noch im Januar 1780 aus
Hamburg an die Freundin : »Den so^enmnücn Weltleuten
such' ich nun abzupassen, worin es ihnen denn eigentlich
sitzt. Was sie guten Ton heißen? Worum sich ihre Ideen
drehen und was sie wollen? Und wo ihr Kreisgen sich zu-
schließt ? Wenn ich sie einmal in der Tasche habe, werd'
ich auch dieses als Drama verkehren.« Gerade gut genug
zum dramatisiren ist ihm »diese Nation«. Und wie anders
im Jahre 1781! Er beobachtet ein neues Betragen gegen
die Menschen, er lernt leben und verdankt das der Freun-
din. Sie hat seine Begritfe über Betragen, Lebensart, Anstand
184 Abhandlungen.
und Vornehmigkeit in Gesprächen berichtigt und er ver-
sucht überall sie anzuwenden; er merkt umgekehrt jedes
Vergehen an, welches nicht von der sichersten Lebensart
zeuge. Der Dichter des »Wilhelm Meifter« wird der Schüler
der Frau von Stein, wie sein Held der Schüler Nataliens.
Er wird im Umgange zurückhaltender und kälter. Sein
Kopf weiss was er will, und sein Herz, das bei der Freundin
seine Heimat gefunden, hat nicht mehr nöthig ausheimisch
zu sein: er verlangt von den Menschen nicht mehr als sie
ihm geben können und drängt ihnen wenigstens nicht mehr
auf als sie haben wollen, wenn er ihnen gleich nicht alles
geben kann, was sie gerne möchten. Er nimmt umgekehrt
auch von ihnen nicht mehr an, als sie ihm gewiss nicht
wieder zurücknehmen können. Wie er früher die Blüthe des
Vertrauens in der grossen Welt mit Schmerz immer mehr
welken sah, so klagt er anfangs noch, dass die Seele immer
tiefer in sich selbst zurückgeführt werde; dass er keinen
offenen ganz aufrichtigen Augenblick habe. Aber er lernt
es endlich, die Menschen auf ihre, und nicht auf seine Art
zu behandeln. Den gleichgültigen Menschen begegnet er
nach der Sitte der Welt, den guten oflen und freundlich.
Offen und zutraulich, ohne seui Herz hinzugeben, das in
guter Verwahrung ist ; sich gehen lassend und dabei doch
immer selbstbewusst, spielt er auf den Menschen wie der
Musicus auf seinem Instrumente. Er spielt eine »Rolle« in
der Welt, wie Wilhelm Meister durch die Schauspielerei
die Repräsentation erlernt hat. Weit entfernt , sich der
Einsamkeit zu ergeben, findet er es jetzt sogar nützlich
Menschen zu sehen; ersucht Bekanntschaften wie die Grimms,
durch welchen er ein recht grosses Stück Welt zu sehen
hofft. Er erscheint mit dem Herzog an Höfen, um die Welt
und die Menschen zu betrachten oder wie er es nennt zu
»brauchen« : beladen kehrt er zurück, die Ernte gehört der
Freundin und dem »Wilhelm Meifter«, welcher durch diese
Beobachtungen anwächst. Jetzt verehrt er in Oeser den
richtigen, verständigen und klugen Mann, der weiss wie es
Jacob Minor: Die Anfange des »Wilhelm Meister.« 185
auf der Welt aussieht und was er will, und der um dieses
Leben anmuthig zu geniessen keine superlunarischen Aut-
schwünge nöthig hat, sondern in dem reinen Kreise sittlicher
und sinnlicher Reize bleibt. Die Worte »Welt«, »große
Welt«, »Weltleben« hatte er so ott hören müssen und sich
nie etwas dabei denken können; die meisten Menschen,
die sich diese Eigenschaften anmaßten, verfinsterten ihm
diesen Begriff. Bald nachdem sein Noviziat zu Ende war,
erleuchtet ihn die Gräfin Werthern in Neunheiligen : »Diese
hat Welt oder vielmehr sie hat die Welt, sie weiß die Welt zu
behandeln (la manier); sie hat die Kunst des Lebeiisv : als Lehr-
buch der Lebenskunst wurde der »Wilhelm Meister« später von
den Romantikern gepriesen. Und nun hat und zeigt er überall
gute Laune; nun wird er überall mit Freundschaft, Getällig-
keit und Aufmerksamkeit wie ein Schooskind behandelt;
nun findet ihn eine Frau von Lichtenstein am Gothaschen
Hofe nicht allein presentable partout, mais meme aimable.
Nun tritt er selbst in die vornehmen Kreise ein und wird
im Jahre 1782 geadelt. Wie aber Wilhelm Meister, wäh-
rend ihn die Gesellschaft erzieht, an dem jungen Felix
bildet: so hat Goethe seit dem Jahre 1781 Fritz von Stein
an seiner Seite, welcher zu der Goetheschen Lebenskunst
vom Knaben auf herangezogen werden soll.
Gelegentlich des Tasso wirft Friedrich Stolberg die
Frage auf: »Warum gibt Goethe dem kleinlich stolzen,
grossmüthelnden Antonio diese Superiorität über den Zög-
ling der Musen und Grazien?« Aus demselben Grunde, aus
welchem er die Überlegenheit der Weltleute gegenüber
dem Wilhelm Meister so stark betont. Weil er die Poesie
nicht mehr ausserhalb des Lebens , sondern im Leben
selber sucht. Weil er seit den »Geschwistern« nicht mehr
auf der Seite der Helden steht, welche mit der Welt zer-
fallen sind, sondern sich über die widerstreitenden An-
forderungen der poetischen Natur seiner Helden und des
Lebens erhebt. Jetzt tritt er nicht mehr für Egmont gegen-
über Alba, nicht mehr für Tasso gegenüber Antonio ein:
l86 Abhandlungen.
auf dem Höhepunkte seiner menschlichen und dichterischen
Hntwickelung werden auch aus dem Wilhehn Meister und
den Wehmännern völlig objective und gleichberechtigte
Gegensatze; ja er muss den letzteren zulegen, was der
erstere durch die Kraft der poetischen Natur vor ihnen
voraus hat. Jetzt scheitern die Helden Goethes nicht mehr
an der umgebenden Welt wie Götz und Werther; jetzt
versöhnt die Dichtung Goethes mit der Welt und dem
Leben. Orest wird mit sich selbst, aber auch Iphigenie
mit Thoas und den Taurern versöhnt; Tasso hält sich
an Antonio, dem Felsen fest, im dem er scheitern sollte;
und auch Wilhelm Meister erhält die Hand Nataliens, er
wird (wie Schiller den Gedanken des Romans ausgesprochen
hat) zum praktischen Leben ausgebildet, ohne die idealen
Bedingungen des Lebens aus den Augen zu verlieren.
Für die Goethesche Dichtung ist es Gesetz, dass sie
niemals dem Drange des Augenblicks entquillt. Fast
anderthalb Jahre nach den Wertherleiden hat Goethe seinen
Roman geschrieben ; die Conflicte zwischen Weltmann und
Dichter lagen hinter ihm, als er den Tasso zu Ende führte.
Frst wenn er sich selber mit gewissen Friahrungen zum
Object geworden ist, gestaltet sich sein Leben zur Dich-
tung. Schiller wollte den ewigen unfertigen »Wilhelm
Meister« lieber »Wilhelm Schüler« nennen. Das Getühl
der Schülerhattigkeit hat Goethe nirgends tiefer ergriffen
als in Rom und Italien. l:r zeichnet sich die Stelle aus
Winkelmanns Briefen auf, in welcher dieser Rom die
hohe Schule für alle Welt nennt; man habe, fügt er hinzu,
ausser Rom gewiss keinen Begriff, wie man hier geschult
wird. Zum Schüler werden, sich selbst verlaugnen, sich
alles eignen Willens entäussern, um recht wiedergeboren
und neu gebildet zu werden : das sind ihm geläutige Aus-
drücke. Nicht blos der Kunstsinn, auch der moralische soll
grosse F>neuerung leiden. Und wiederholt versichert er
der Freundin, er hätte wohl geglaubt in Rom etwas neues
zu lernen, dass er aber so weit in die Schule zurückgehen,
Jacob Minor: Die Anfange des »Wilhelm Meister.« 187
dass er so viel i'd'rlernen müsste, das hätte er nicht ge-
dacht. Er vergleicht sich mit einem Baumeister, der das
schlechte Fundament zu einem Thurme bei Zeiten ab-
bricht, um sich seines guten Grundes mehr zu versichern
und der sich schon im Voraus der gewissenen Festigkeit
seines Baues freut. Er will lernen und sich ausbilden, ehe er
vierzig Jahre alt wird: und mit dem Eintritt in das vierzigste
Jahr, mit der Beendigung des Schwabenalters, verspricht
er auch dem Herzog den Roman zu beenden. Wirklich
wirft er täglich eine neue Schale ab und sieht auf seine
vorigen Begriffe wie auf Kinderschuhe zurück. Er habe
sich auf dieser Reise unsäglich kennen lernen; er sei sich
selbst wiedergegeben; er hoffe als Mensch wiederzukehren.
Er habe Menschen kennen gelernt, welche nur glücklich
waren, weil sie ganz sind; auch der geringste, wenn er
ganz sei, könne glücklich und in seiner Art vollkommen
sein: »Das will und muß ich nun auch erlangen und ich
kanns, wenigftens weiß ich wo es liegt und wie es lieht«.
Die allgemeine, personelle Ausbildung, welche uns der
Roman schildert, hat der Dichter des »Wilhelm Meister«
in Italien erreicht. Nun wiederum sechs Jahre Zwischen-
raum, bis die italienischen Errungenschaften völlig objectiv
vor seinem Geiste standen: dann erst setzt er die Feder
an, um Wilhelm Schüler zur Meisterschaft zu geleiten.
2. Der EINFLUSS von Scarrons
Roman comique auf Goethes
Wilhelm Melster
VON
Georg Ellixger.
Lit den Zusammmenhang zwischen Scarrons Roman
comique und dem »Wilhelm Meister« hat, soviel
ich weiss, zuerst Scherer aufmerksam gemacht.
Ganz kurz berührte er das Verhältniss beider Werke in der
Litteraturgeschichte '; in seinen \'orlesungen pflegte er aut
die Nothwendigkeit einer genauen Untersuchung dieses
Zusammenhangs hinzuweisen. Dass Goethe den Roman
comique kannte, werden wir von vornherein annehmen
dürten ; die einzige Erwähnung Scarrons durch Goethe finden
wir in einem Brief an Schiller^, wo allerdings der Roman
comique nicht direkt genannt wird. Aber wenn Goethe
dort von den »Spässen« des Scarron spricht, so kann er
' S. 566 der zweiten Aulla^e. oKoniödianteiil.ihrten hatte schon
Scarron im Roman comique, aber ganz anders geschildert, obgleich auch
bei ihm der \-ornehmere Mann, der sich unter die Schauspieler mischt,
nicht lehlte«'.
^ Brief Goethes an Schiller vom 20. April 1803.
ElLINGER: EINFLUSS SCARRONS ROMAX COM. A.GoETHES «W.MeISTER.« 1 89
kaum etwas Andres im Sinn haben, als unsren Roman ;
denn die Dramen Scarrons sind nicht der Art, dass diese
Bezeichnung für sie passen würde ; sie könnte ausserdem
nur noch etwa auf Scarrons Gigantomachie sowie »Hero
und Leander« angewendet werden.
Werden wir es daher als selbstverständlich betrachten
dürfen, dass Goethe den Roman comique kannte, so haben
wir natürlich vor allen Dingen die Frage zu stellen, welche
Motive Scarrons Roman Goethe für den »Wilhelm Meister«
bieten konnte. Zunächst lässt sich in der Anlage der ersten
fünf Bücher des Wilhelm Meister — namentUch vom zweiten
Buch an — eine allgemeine Übereinstimmung mit dem
Roman comique nicht verkennen. In der einen wie in
der andren Dichtung handelt es sich um eine wandernde
Schauspielertruppe, die von Ort zu Ort zieht und bald
hier, bald dort ihre Bühne aufschlägt. Aber während bei
Goethe das Leben uud Treiben der Schauspielergesell-
schaft, so herrlich es auch ausgeführt ist und soviel Liebe
der Dichter demselben auch zuwendet, doch nur den
Hintergrund bildet für die Entwicklung Wilhelms, man-
gelt es dem Roman Scarrons an einem eigentlichen Helden;
die Schicksale der Komödiantentruppe nehmen das Haupt-
interesse für sich in Anspruch. Die Charakteristiken der
einzelnen Schauspieler sind bei Scarron recht äusserlich
ausgeführt: zwei Liebespaare und die Mutter der einen
Schauspielerin sind mit den gleichen edelmütigen Farben
ausgestattet; ihnen gegenüber steht als Contrastfigur ein
alter Komödiant, dessen Theatername: La Rancune, den
Grundzug seines Wesens treffend bezeichnet. Dazu zwei
lustige Personen : ein kläglicher Poet und ein kleiner Ad-
vokat, Namens Ragotin, der von Allen gehänselt wird und
überall Prügel erhält. Der Letztere könnte vielleicht das
Vorbild für den Pedanten, den Liebling Philinens, gewesen
sein. Als sich Ragotin schliesslich in die Schauspielertruppe
aufnehmen lassen will, befürwortet La Rancune seinen An-
trag damit, dass er sich ausgezeichnet dazu eignen würde,
190 Abhandlungen.
einen Zwerg oder ein Ungeheuer zu ngiren, was sich viel
natürHcher ausnehmen würde, als wenn man es durch
Maschinen herzustellen suche \ Ganz ähnhch wird auch bei
Goethe der Pedant geschildert, wie er »im gemeinen Leben
seine Rolle fortspielt und seinen Charakter soutenirt.«
(IV. I.)^ . . .
Handelte es sich bei dem soeben erwähnten Punkte
mehr um eine geringfügige und wenig ins Gewicht fallende
Einwirkung, wenn man in diesem Fall überhaupt eine solche
annehmen will, so macht sich dagegen Scarrons Einfluss
bei der Schilderung der äusseren Zutälle, welche der Komö-
diantentruppe zustossen, weit stärker geltend. Wenn wir im
zweiten Buch des »Wilhelm Meister« zwei Gliedern einer
versprengten Schauspielergesellschaft begegnen, zu denen
dann andre Glieder derselben Truppe sich wieder hinzu-
ünden und an die fremde Schauspieler sich anschliessen,
so dass sich dann wieder eine vollzählige Gesellschaft bildet
— so haben wir im Anfang des Roman comique dieselbe
Situation. Auch hier ist eine Schauspielertruppe durch
mancherlei äussere Zufälle auseinandergeworfen und es er-
scheinen zuerst nur drei Mitglieder derselben, an welche
■ III. 3. Et moi, repartir la Rancune, je soutiens, qu'on le doit
recevoir, et qu'il sera fort propre pour representer un Nain, quand il
en sera besoin, ou quelque monstre, comme celui de TAndromede; cela
sera plus naturcl, que d'en faire artificiels. Ich benütze die Ausgabe
des Rom. com. Paris, 1757, die hier citirte Stelle, Bd. III. S. 22.
Der dritte Theil rührt allerdings nicht von Scarron selbst her,
allein es ist wohl kaum zu bezweifeln, dass Goethe auch ihn gekannt
hat, zumal da er den meisten Ausgaben des Roman comique, namentlich
den des 18. Jalirhunderts, angefügt war.
^ Vgl. auch III. I. Dieser Mensch, den wir schon aus dem vorigen
Buche als Philinens Liebling kennen, pflegte gewöhnlich Pedanten,
Magister und Poeten zu spielen und meistens die Rolle zu übernehmen,
wenn jemand Schläge kriegen oder begossen werden sollte. Er hatte
sich gewisse kriechende, lächerliche, furchtsame Bücklinge angewöhnt,
und seine stockende Sprache, die zu seinen Rollen passte, machte die
Zuschauer lachen. . . .
ElLINGER: EINFLUSS SCARRONS RoMAN COM. A. GOETHES »W.MeISTER.« 1 9 I
sich dann die übrigen Elemente der Gesellschaft nach und
nach wieder ansammeln.
Fragen wir nunmehr weiter, für welche Personen im.
»Wilhelm Meister« Goethe bei Scarron eine gewisse Anre-
gung finden konnte, so will ich noch kein besondres Ge-
wicht darauf legen, dass vielleicht, wie ich oben angedeutet,
das Vorbild für den Pedanten im Roman comique zu suchen
ist, ebensowenig, wie darauf, dass auch bei Scarron ein
Baron auftritt, der das Schauspiel und die Schauspieler un-
gemein begünstigt'. Von grösserer Wichtigkeit ist dagegen
die Thatsache, dass die Gestalt des Friedrich in ihren
Grundzügen bereits im Roman comique vorbereitet ist.
W'enn im »W' ilhelm Meister« der junge Friedrich, trotzdem
er aus einem adlichen Hause stammt, aus Liebe zu Philine
als Diener bei der Gesellschaft bleibt, so tritt bei Scarron
der in die Schauspielerin Angelika verliebte Leandre, der
gleichfalls von edler Herkunft ist, in die Dienste des Schau-
spielers Destin, um auf diese Weise beständig mit seiner
Geliebten beisammen sein zu können. Es sind also im
Vv'esentlichen die gleichen Verhältnisse, so dass ein Zu-
sammenhang nicht zu verkennen ist. Wenn dann Friedrich
sich mit Philine entfernt und diese Flucht Philinens beinahe
den Charakter einer Entführung trägt, so ist daran zu er-
innern, dass auch im Roman comique die in diesem Falle
Philine entsprechende Gestalt, Angelika, entführt wird und
dass wenigstens nach der Ansicht der Mutter der Angelika,
der Madame la Caverne, Leandre der Urheber dieser Ent-
führung ist. — Die früheren^ und späteren Schicksale des
Leandre scheinen mehr für Wilhelm Meister selbst als für
Friedrich vorbildlich gewesen zu sein. Leandre erzählt,
wie sein Vater, zu dem er nicht die ^erin^^ste Nei^uni?
■ IL 17.
- Seine früheren Erlebnisse erzählt Leandre selbst IL 5. Es ge-
hört zu der (wohl aus dem spanischen Roman entlehnten) Technik des
Roman comique, dass die Hauptpersonen in besonderen Kapiteln ihre
frühere Geschichte breit erzählen.
192 Abhamdlüngen.
hat und dessen Tod er in sehr unkindlicher Weise herbei-
wünscht, ihn zum Juristen machen und ihm eine Stelle
iim Parlament von Bretagne verschaffen wollte. Leandre
nuisste deshalb schon frühzeitig bei den Jesuiten in Fleche
Studiren. Hier gibt nun zufällig die Gesellschaft, in welcher
Angelika mit ihrer Mutter sich befindet, Vorstellungen;
Leandre verliebt sich in Angelika und findet Erhörung. —
Die Grundzüge dieser Erzählung gemahnen an die Verhält-
nisse, welche Goethe im ersten Buch des »Wilhelm iMeister«
darstellt. Wilhelms Liebe zu Mariannen entwickelt sich
in ähnlicher Weise, wne die Leandres zu Angelika; und
wenn W^ilhelm auch nicht in der gleichen pietätlosen Weise
von seinem Vater spricht, so ähnelt er doch anderseits
Leandre darin, dass auch zwischen ihm und seinem Vater
ein näheres Verhältniss nicht stattzufinden scheint und die
Mutter zwischen Vater und Sohn die Vermittlerin spielen
muss. Ganz wie Leandre von der juristischen Laufbahn,
der er sich nach dem ausgesprochenen Willen seines Vaters
widmen soll_, nichts wissen mag und nur Gedanken für
seine Geliebte und das Schauspiel hat, vernachlässigt Wilhelm
die praktische Thätigkcit, zu der sein Vater ihn anhalten
will, über Mariannen und dem täglichen Besuch des Schau-
spiels, so dass ihm der V\ater denselben untersagen will
(L 2.) und beständig fragt, wozu es nur nütze sei und wie
man seine Zeit so verderben könne. — Wenn dann später
der Vater des Leandre stirbt' und Leandre erst dadurch
die volle Freiheit erhält, Angelika heimzuführen und sich
der Gesellschaft anzuschliessen, so haben wir auch hier
eine gewisse Ähnlichkeit mit »Wilhelm Meister« zu consta-
tiren. Denn auch Wilhelms Vater stirbt, als Wilhelm sich
bei Scrlo befindet, und so tief Wilhelm auch den Verlust
betrauert, so wird doch betont, dass er sich jetzt völlig
trei sah, allerdings in einem Augenblicke, in welchem er
mit sich selbst noch nicht einig werden konnte. (\'. i.)
' Vgl. R. C. III. 7 u. 8; und die Bemerkungen oben über den
dritten Theil.
Ellinger: EINFLUSS Scarrons Roman com. a. Goethes »W.Meister«. 19^
Für die weiteren Entlehnungen kommt insbesondere das
dritte Kapitel des zweiten Buches bei Scarron in Betracht,
in welchem Madame la Caverne ihre Geschichte erzählt.
Zunächst scheint der Bericht von den Eltern der Madame
la Caverne einige Motive für das erste Auftreten Melinas
und seiner Frau geliefert zu haben. Madame la Caverne
erzählt :
))Je suis nee Comedienne, fille d'un Comedien, a qui
je n'ai jamais oui dire, qu'il eut des parens d'autre profession
que de la sienne. Ma mere etoit fille d'un Marchand de
Marseille, qui la donna ä mon pere en mariage pour le
recompenser d'avoir expose sa vie pour sauver la sienne,
qu'avoit attaquee ä son avantage un Officier des Galeres,
aussi amoureux de ma mere qu'il en etoit hai. Ce fut une
bonne fortune pour mon pere ; car on lui donna, sansqu'il la
demandät, une femme jeune, belle , et plus riche qu'un
Comedien de campagne ne la pouvoit esperer. Son beau-
pere fit ce qu'il put pour lui faire quitter sa profession,
lui proposant et plus d'honneur, et plus de profit dans
Celle de Marchand: mais ma mere qui etoit charmee de la
Comedie, empecha mon pere de la quitter. II n'avoit point
de repugnance a suivre l'avis que lui donnoit le pere de
sa femme, scachant mieux qu'elle, que la vie comique n'est
pas si heureuse qu'elle le paroit«. (Bd. II, S. 20 fg.)
Hier finden wir im Wesentlichen die Motive für das
vierzehnte Kapitel des ersten Buches im Wilhelm Meister
zusammen. Ebenso wie die Mutter der Madame la Caverne
wünscht die Frau oder Geliebte des Melina, zum Theater
zu gehen, »die Welt zu sehen und sich der Welt sehen
zu lassen« (I. 14. am Ende); Mehna dagegen möchte am
liebsten gar nicht auf das Theater zurückkehren, sondern
eine beliebige bürgerliche Stellung annehmen. Als Wil-
helm ihm von den reizenden Aussichten eines Schauspielers
spricht, erwidert ihm Melina: »Man sieht, daß Sie keiner
gewesen sind« und auf neue Einwürfe Wilhelms versetzt
Goi-the-]ahrelch ]X. I ^
194 Abhandlungen.
er: »Ertahrung, nicht Ungeduld macht mich so handehi.
Ift wohl irgend ein Stückchen Brod kümmerlicher, un-
sicherer und mühseliger in der Welt ? Beinahe wäre es
eben so gut, vor den Thüren zu betteln. Was hat man
von dem Neide seiner Mitgenossen, von der Parteilichkeit
des Direktors, von der veränderlichen Laune des Publikums
auszuRehen ! Wahrhaftig, man muß ein Fell haben \vie
ein Bär, der in Gesellschaft von Affen und Hunden an der
Kette herumgeführt und geprügelt wird, um bei dem Tone
eines Dudelsacks vor Kindern und Pöbel zu tanzen«.
Dass diese Vermuthung richtig ist, wird, wie ich glaube,
durch den Umstand bewiesen, dass in demselben Kapitel
noch zwei weitere wichtige Ereignisse des Wilhelm Meister
vorbereitet scheinen: der Überfall durch die Räuber und
der Aufenthalt auf dem Schlosse des Grafen. Die Schau-
spielergesellschaft, in welcher sich Madame la Caverne als
Kind mit ihren Eltern befindet, wird von einem Haufen
trunkner Bauern überfallen. Einige werden verwundet und
die ganze Truppe mit Ausnahme Weniger, denen es ge-
lingt, zu entkommen, wird nach einem nahen Schlosse
geschleppt. Hier klärt sich der Überfall als ein Missver-
ständniss auf: der Herr des Schlosses, ein Baron von
Sigognac, hatte die Schaar ausgeschickt^ um eine Bande
von Zigeunern gefangen zu nehmen. Er bittet die Schau-
spieler um Verzeihung, lässt die Verwundeten sorglich
pflegen und behält die ganze Gesellschaft längere Zeit auf
seinem Schloss. Um sich dankbar zu erzeigen, erbieten
sich die Schauspieler, auf dem Schloss Vorstellungen zu
geben. So verweilen die Komödianten dort eine geraume
Zeit, bis ein unerwarteter Zufall die Mutter der Madame
la Caverne zur Flucht zwingt. Nachdem nämlich ihr Mann
durch die Rache eines Pagen des Grafen ums Leben ge-
kommen ist, verliebt sich der Baron in sie und bietet ihr
sogar die l^he an; da sie nicht geneigt ist, seine Werbung
anzunehmen, so bleibt ihr kein anderer Ausweg übrig als
die Flucht, welche sie während einer Krankheit des Barons
Elunger:EinflussScarrons Roman COM. A.Goethes »W.Meister«. 195
auch ausführt. — Fassen wir diese Erzählung genauer ins
Auge, so werden wir es höchst wahrscheinHch finden, dass
sie Goethe die Anregung zu den eben erwähnten Episoden
gegeben hat. Denn auch im »Wilhehii Meister« folgen die
beiden Ereignisse : der Aufenthalt der Schauspieler auf dem
Schlosse und der Überfall durch die Räuber unmittelbar
aufeinander, nur dass Goethe das Verhältniss umgekehrt
hat und bei ihm der Aufenthalt auf dem Schlosse dem
Überfall vorangeht. Bei Scarron wie hei Goethe beruht der
Überfall auf einem Missverständniss ; im Roman comique
sollen die Bauern die Zigeuner gefangen nehmen und über-
fallen die Schauspieler; im Wilhelm Meister haben es die
Räuber auf reiche Reisende abgesehen, statt dessen fällt
ihnen die Komödiantentruppe zum Opfer. Der Aufenthalt
der Schauspieler auf dem Schlosse ist bei Goethe natürlich
unendlich reicher ausgeführt, als bei Scarron. Aber die
gemeinsamen Grundzüge lassen sich auch hier auffinden.
In beiden Fällen verknüpft eine zarte Liebesneigung einen
Bewohner des Schlosses mit einem Mitgliede der Komö-
diantentruppe. Aber während bei Scarron es der Besitzer
des Schlosses ist, der um die Schauspielerin wirbt, findet
auch hier bei Goethe das umgekehrte Verhältniss statt.
Für die späteren Partien der Lehrjahre finden sich im
Roman comique keine Anregungen mehr. Allenfalls könnte
man noch auf einen weitern Zug aufmerksam machen,
der ebenfalls in dem bisher behandelten Kapitel, der Er-
zählung der Madame la Caverne sich findet. Der Baron
von Sigognac wird aus Liebe zu der Schauspielerin krank ;
sie will ihn pflegen, aber sobald sie in seine Nähe kommt,
verschlimmert sich das Übel, so dass sie dem Pfarrer, der
ihr vordem den Liebesantrag des Kranken überbracht, be-
greiflich macht, dass es für die Genesung des Barons das
Beste sei, wenn sie sich entfernte. Unwillkürlich erinnert
man sich dabei an Lothario und Lydie; denn ebenso wird
auch durch Lydie, als sie Lothario pflegt, die ruhige Ge-
nesung des Kranken gestört; nur dass im »Wilhelm Meister«
196 Abhandlungen.
Lvdie dies nicht selbst einsieht und durch List entfernt
werden muss. Da diese Stelle dem Kapitel angehört,
welchem Goethe, wie ich gezeigt, eine Reihe von Zügen
verdankt, so scheint es wohl berechtigt, wenn man auch
hier eine direkte Entlehnung annimmt '.
Die lehrhaften, ästhetischen und dramaturgischen Ge-
spräche sind so der ganzen Anlage der ersten tünf Bücher
des Wilhelm Meister entsprechend, dass es thöricht w^äre,
dafür nach einem unmittelbaren Vorbilde im Roman comique
zu suchen. Dennoch will ich nicht unterlassen, der Voll-
ständigkeit halber darauf hinzuweisen, dass solche Gespräche
sich auch im Roman comique finden ; und w' enn im »Wilhelm
Meister« (V. 7.) der Unterschied zwischen Drama und Roman
erörtert wird, so wird auch bei Scarron in demselben Kapitel
erst die Eigenheit des Dramas, dann die des Romans be-
sprochen. (I. 21.) Doch sind die Übereinstimmungen zu
gering, als dass sich irgend welche haltbare Vermuthung
darauf bauen Hesse.
Überschauen wir die Resultate unsrer Untersuchung,
so wird sich das Eine nicht bestreiten lassen, dass thatsäch-
lich der Roman comique auf die ersten fünt Bücher des
»Wilhelm Meister« einen nicht ganz unbedeutenden Einfluss
ausgeübt hat. Diese Einwirkung ist nicht nur in der ganzen
Anlage erkennbar, sondern sie tritt auch in zahlreichen
Einzelheiten hervor. Aber auch hier bestätigt sich die
Erfahrung, die jeder macht, welcher mit ähnlichen Unter-
suchungen an Goethe herantritt: dass nämlich ein solcher
Quellennachweis nicht sowohl als litterarhistorische Kurio-
sität Interesse in Anspruch nehmen darf, denn als ein Mittel
zur Charakteristik des Dichters und seines Werkes. Dass
Goethe für den »Wilhelm Meister« ein paar Motive aus Scar-
ron entnommen hat, würde uns weder iür die Erkenntniss
' Was natürlich nicht ausschliesst, dass bei diesem Zup;e auch
noch andre Einflüsse maßgebend gewesen sein können.
ElLINGER: EINFLUSS SCARRONS ROMAN COM. A.GOETHES »W.MeISTER.« I97
<les Dichters noch für die Würdigung des Romans sonder-
Hch weit bringen. Wohl aber wird es unser Verständniss
der Dichtung fördern, wenn wir durch eine genaue Ver-
gleichung feststellen, in welcher Weise Goethe die der
Quelle entlehnten Motive umbildete und vertiefte. In diesem
Sinne hoffe ich, dass die vorliegende kleine Arbeit für eine
erschöpfende Erforschung des »Wilhelm Meister«, die wir
noch immer schmerzlich vermissen, nicht ohne Nutzen
sein möge. Die Beantwortung der Frage, in wie weit
Scarrons übrige Dichtungen Goethes Produktion beeinflusst
haben, behalte ich einer späteren Untersuchung vor.
3. Goethes Faust und Hegel
VON
Karl Borixski.
n V. Loepers «Vorbemerkung« zu Faust I. Theil
wird erwähnt, dass es neben Schelling (Vorlesungen
über die Methode des akademischen Studiums)
»auch Hegel (1807 in der Phänomenologie) war, der auf
die Bedeutung des Fauft« unter den Philosophen »hinwies«.
Dies bedarf einer Berichtigung, deren Unerheblichkeit damit
reichlich autgewogen wird, weil sie auf das in vielfacher
Hinsicht wichtige Kapitel von den Wirkungen des Faust
führt, das sich wohl zu einem lehrreichen und nothwendigen
Buche erweitern liesse. Nämlich nicht in der Weise Schel-
lin2;s in jenen Vorlesungen wird an der einziir möglichen
Stelle der »Phänomenologie« (s. A. 1807. S. 289 ff.) die Be-
deutung des Faust erörtert, und es \\h\\ so wenig auf ihn
hingewiesen, dass kaum der auf dem literarhistorischen Felde
weniger geübte Leser, keinesfalls der Ausländer, merken
sollte, dass vom haust die Rede ist. Das betreffende Kapitel
der »Phänomenologie« (V.B.a.W.W.IL27i ff.) »Die Luft und
die Nothwendigkeit« überschrieben, enthält nämlich nicht
weniger als eine für das Gefüge des Hegeischen Svstems uner-
lässliche blose Umschreibung kaustischer (jrundgedanken in
metiiodischer h'orm. Da man nun wohl im AlliJemeinen
Karl Borinski: Goethes Faust und Hegel. 199
weiss, wie in der Folgezeit der l'aiist immer mehr der
kastalische Brunnen für Philosophen (Schopenhauer !), phi-
losophische Poeten und heider Ausleger in allen Zungen
geworden ist, so dürfte es verlohnen, auf diese Stelle als
eine der frühesten und zugleich bedeutsamsten philoso-
phischen Ausschöpfungen des Gedichts einen literarhisto-
rischen Blick zu werfen.
Das Kapitel behandelt, wie auch etwa ein Jahrzehnt
später Fichte (Über den Begriff des wahrhaften Krieges
S. W. IL 2, 341.) das Thema »Verachte nur Vernunft und
Wissenschaft« ; jedoch umfassender und unter Heranziehung
des ganzen im Faust darum gruppirten Ideenkreises. Es
geht — wir gestatten uns der Übersichtlichkeit wegen mit-
unter aus dem »Hegelischen« zu übersetzen — vom »Selbft-
bewußtseyn« aus, »welches sich überhaupt die Realität ift«,
aber »seinen Gegenftand«, sein Wesen »erft für sich hat«.
Es strebt nun dieses seines Wesens auch im »Seyn,« der
»ihm gegenüberstehenden Wirklichkeit« bewusst zu werden,
dies ihm Gegenüberstehende (bei Hegel : das »Andere«)
»zu sich selbft zu machen.« Denn »es hat die Gewißheit,
daß an sich schon dies andere es selbst ist.« Also Faust
beim Wiedereinsetzen des Fragments von 1790 nach »der
großen Lücke« :
» . . Was der ganzen Menschheit zugetheilt ift,
»Will ich in meinem innern Selbft genießen«.
Und:
»Und so mein eigen Selbft zu ihrem Selbft erweitern.«
Indem das Selbstbewustsein so sich »aus dem ruhigen
Seyn des Denkens«, in dem es rein und objektiv die Wirk-
lichkeit als ein »anderes« sich gegenübersieht, zu seinem
»Fürsichseyn« eben in dieser Wirklichkeit »sich erhoben
hat«, »so hat es das Gesetz der Sitte und des Daseyns, die
Kenntnisse der Beobachtung und die Theorie, als einen
grauen . . . Schatten hinter sich«.
200 Abhandlungen.
Faust :
»Ich fühl's, vergebens hab" ich alle Schätze
»Des Menschengeifts . . « u. s. w.
und :
»Grau, theurer Freund, \i\ alle Theorie.«
Hegel:
»Es ifl: in es (das Selbftbewußtsein) ftatt des himmlisch
scheinenden Geiftes der Allgemeinheit des Wissens und
Thuns, worin die Empfindung und der Genuß der Einzeln-
heit schweigt, der Erdgeift gel"ahren, dem das Sevn nur,
welches die IVirhUchkeU des eii!~eliieii Beiuiißtseyiis ilt, als
die wahre Wirklichkeit gilt«.
So wird also hier in feiner Distinktion »das Zeichen
des Makrokosmos« mit seinen »Himmelsknäften«, durch
das »die Kräfte der Natur sich rings umher enthüllen«, »in
rei?ieii Zügen vor der Seele liegen«, aber »ach als Schauspiel
nur« — dem »Zeichen des Geiftes der Erde« gegenüber-
gestellt, bei dem von jenen hohen Kräften nicht die Rede
ist, der aber Fausten »näher ift« und dafür »seine (Faustens)
Krätte erhöht«. Dies ist auch zweifellos Goethes Idee.
Irrig bemerkt v. Loeper (zu »Wald und Höhle« S. 104),
dass »Fauft dem »Erdgeifte« es verdanke, dal'> sich ihm
»die Kräfte der Natur rings um ihn her enthüllen«, wie er
im erften Monologe dies begehrte«. Nicht beim Erd- sondern
beim Himmelsgeist, beim Makrokosmus ist hiervon die
Rede und Faust »begehrt« es nicht, sondern erfährt es be-
reits als »wonnige«, aber vorübergebende Iiinwirkung, an
der er nicht betheiligt ist, durch die er die unendliche Natur
nicht fassen kann. Der Erdgeist dagegen »gab ihm die
herrliche Xatur zum Königreieh, Kraft sie zu fi'ih/eii, zu ^i,'"^'-
tiiejjen«. So heisst es in jener Szene »Wald und Höhle« vom
»erhabenen Gcifte«, d. i. dem Erdgeiste. Wenn man sieht,
wie es einer wichtigen Philosophie auf diesen (Gegensatz
angekommen ist, wird man sich hüten ihn zu verwischen.
Daher heisst auch bei (Joethe jener »ueschäftiae« Geist
Karl Borinski: Goethes Faust und Hegel. 201
zwar »erhaben« (Wald und Höhle), »unendlich«, »groß, herr-
lich« (Trüber Tag. Feld.), aber niemals »göttlich, himmlisch«
oder mit den Platonischen Idealbegriften : »gut, schön«.
Der Teufel ist sein Abgesandter, wie aus jenen beiden
Szenen bekanntlich zur Genüge hervorgeht. Er gewährt
nichts »Vollkommenes«. Zu jener »Wonne^ die Fauft den
Göttern nah und näher bringt«, gab er ihm den Gefährten,
der »ihn vor sich selbft erniedrigt«, »zu nichts mit einem
Worthauch jene Gaben wandelt«.
Und so fasst nun auch Hegel jetzt — allerdings in
seiner Weise mit Faustischen Citaten — den beregten
Process seines »Selbftbewußtsevns« in folgende Worte
zusammen :
»Es verachtet Verftand und W'issenscliaft
des Menschen allerhöchfte Gaben —
es hat dem Teufel sich ergeben
und muß zu Grunde gehn«.
Die Faustischen Citate an unserer Stelle weichen nur
dem Wortlaute, nie dem Sinne nach, wie wohl bei Hegel
vorzukommen pflegt", von ihrem Originale ab. Dass hier
für »Vernunft« \'erstand gebraucht wird, ist für Faust
gleichgültig, für die Hegeische Philosophie bedeutsam.
Das »Selbflbewußtseyn« i. e. Fauft, fährt fort sich
Hegelisch zu entwickeln:
»Es ßür~1 also ins Lcbem^, »es macht sich weniger sein
Glück, als daß es dasselbe unmittelbar nimmt und genießt.«
»Die Schatten von Wissenschaft! (Hexenküche?) Gesetzen
' Für Hegels souveraine Citirmethodc hier nur ein Beispiel, das
für alle spricht. Die »Phänomenologie« schliesst mit dem anscheinend
wie für sie bestimmten Citat:
»aus dem Kelche dieses Gc/y/c/Teiches
»schiiumt ihm seine Unendlichkeit^.
das soll heissen : ihm dem »absolutenc menschlichen Geiste,
An dem Orte, an dem diese Verse stehen — dem Schillerfreunde
wohl leicht auffindbar (Schluss von »Die Freundschaft«) — lauten sie:
Aus dem Kelch des ganzen Seeh')ireiches,
Schäumt ihm (nämlich Gott) — die Unendlichkeit,
202 Abhandlungen.
(»Mein Herr Magifter Lohesam, laß er mich mit Geset:^ in
Frieden«) Grundsätzen (Mephifl:.: »O heiliger Mann! da
wärt Ihr's nun! Ift es das erfte Mal in Eurem Leben, daß
Ihr falsch Zengiiiß abgelegt?«) versch^vinden als ein lebloser.
Xebel, der es nicht mit der Gewißheit seiner Realität (Fault •
»Allein ich luilH») aufnehmen kann. Es nimmt sich das
Leben, wie eine reife Frucht gepflückt wird« — (»Des Lebens
goldner Baum« — ), welche ebenso sehr selbjl entgegeiikoiimit,
als sie genommen wird« (Gretchen).
Bislang aber ist nur von der einen Seite des Faustischen
»ins Leben Stürzen« die Rede gewesen, dem wahrhaften
»Teutelsleben«, der Illustration zu den Worten:
»Ich habe mich zu hoch gebläht,
hl deinen Rang gehör ich nur.
Der große Geift hat mich verschmäht« u. s. \v.
Nun tritt das eigentlich »Fauftische« auch hei dem
Philosophen in seine Rechte :
»Sein Thun ift nur nach einem Momente ein Thun
der Begierde; es geiit nicht auf die Vertilgung des ganzen
gegenlfändlichen Wesens (das rein Teuflische), sondern nur
aut die Fonii seines AndersscMis«. Die »Authebung« dieser
Form des Andersseins geschieht nun im »Genuße der
Begierde«: »Es gelangt also zum Genulk- der Liiß, zum
Bewußtseyn seiner Verwirklichung in einem als selbftändig
erscheinenden Bewußtseyn, oder zu Anschauung der Einheit
beider selbftändigen Bewußtseyn«. Wunderlich genug, diese
philosophische Fassung Fausts und Gretchens. Dass Hegel
es liebt, grade an der unphilosophischsten aller xMaterien
seine Dialektik sich bewähren zu lassen, ist ja durch das
»junge Deutschland« bekannt genug geworden. Hier ent-
spricht es doch in seiner Weise genau dem Faustischen
»Sich hinzugeben ganz und eine Wonne zu U'ihlen, die ewig
sein muß« u. ä. Allein sie ist nicht ewig, wie Faust bald
erfährt und Hegel alsbald beweist': »Es (das Selbflbewußt-
' Vgl. übrigens Grctclicns »Niemals?» in den Versen zur Radzi-
willschen Faustkomposition (a. a. Ü. i6.)).
Karl Borinski: Goethes Faust und Hegel. 203
sein) erreicht seinen Zweck, erlälirt aber eben darin, was
die Wahrheit desselben ift«. Diese Wahrheit besteht nun
nach dialektischer Methode natürlich darin, dass der Begriff
in sein Gegentheil umschlägt, also hier »die Verwirklichung
dieses Zweckes selbft das Aufheben desselben iftc Wich-
tiger nun als diese Austührungen, wieso das Selbstbewust-
sein »mit der genossenen Luft sich selbft aufgehoben hat«,
ist der Eintritt der »Nothwendigkeit, des Scliicksals« in den
Kreis des Selbstbewusstseins, der von jenen abstracten
Deductionen wieder auf den Faust zurückführt. Durch die
Aufhebung seines Für sich seins ist nämlich das Selbst-
bewusstsein (Faust) »in das Element des Fiir es seyiisv oder
der gegenftändlichen Ausbreitung herausgeworfen« worden,
die Hegel als »dem GeifT:e fremd«, als »leer«, »blind«, »todt«
gilt. »Das Bewußtseyn iil: sich daher durch seine Erfahrung,,
worin ihm seine Wahrheit werden sollte, vielmehr ein
Räthsel geworden, die Folgen seiner Thaten sind ihm nicJjl
seine Thaten selhß; was ihm widerfährt, für es nicht die
Erfahrung dessen was es an sich ift.« »Dieser Übergang
seines lebendigen Seyns in die leblose Nothwendigkeit
erscheint ihm daher als eine Verkehrung (!), die durch nichts
vermittelt ift«. »Die nur einzelne Individualität, die nur eril;
den reinen Begriff der Vernunft zu ihrem Inhalte hn,ßatl
ans der todten Theorie in das Lehen sich geftürzt zu haben,
hat sich also vielmehr nur in das Bewußtseyn der eignen
Leblosigkeit geftürzt, und wird sich nur als die leere und
fremde Nothwendigkeit, als die todte Wirklichkeit zu Theil«.
» — Es erfährt den Doppelsinn, der in dem liegt was es
that, nemlich sein Lehen sich genommen zu haben; es nahm
das Leben, aber vielmehr ergriff" es damit den Tod«.
Dies letzte ist aber nun das Merkwürdigste an dieser
ganzen metaphysischen Ausschöpfung des Faust und muss
sie dem Goethefreunde, jedenfalls dem Goetheforscher weit
über den Rang einer blosen Curiosität erheben. Der Ver-
fasser der »Phänomenologie« (erschienen zur Ostermesse
1807), i" ^^^'^ ^^'ii' fürs erste nur den Kenner des Frag-
204 Abhandlungen.
ments von 1790 zu sehen haben, spricht hier nämhch und
nicht hlos an den herausgehobenen, besonders deutHchen
Stellen mit einer Sicherheit von dem Ende seiner Faustischen
Individualität, die stutzen macht. Sie »erfahrt den Doppel-
sinn, der in dem liegt, ivas es that, nämlich ihr Leben sich
genomtnen zu haben«. Woher hat der Leser des Fragments
diese Beziehung auf ein Faustisches »sich das Leben nehmen«.
Nicht die leiseste Andeutung liegt im Fragment von 1790
dafür vor. Und wenn er, der Freund Goethes, Schillers,
Schellings und Niethammers, des eigentlichen, engsten
»Faustkreises« , bereits unseren jetzigen ersten Theil des
Faust im Auge hat, der ein Jahr nach seinem Werke erschien,
wie kommt er wiederum dazu, diese Beziehung in einer
Weise zu fassen, die zu der uns vorliegenden Gestalt in
keiner Weise passt. »Statt aus der todten Theorie in das
Leben sich geftürzt zu haben, hat sie sich nur in das Be-
wußtseyn der eignen Leblosigkeit geftürzt« . . . »es nahm
das Leben, aber vielmehr ergriff es den Tod«. Und ferner
über das Kapitel verstreut Ausdrücke, wie: »das Lidividuum
zu Grunde gegangen und die absolute Sprödigkeit der Ein-
zelnheit an der ebenso harten aber continuirlichen Wirklich-
keit zerlläubt,« »die unbegriffene Macht der Allgemeinheit,
an welcher die hidividualität zerschmettert wird« u. dgl.
Es ist /weitellos, dass Hegel einen Ausgang des Faust als
gegeben annimmt, der nicht der unsere ist.
Bevor wir uns zu der speciellen Frage wenden, wie
Hegel zu einer solchen Auflassung gekommen ist, müssen
wir uns, um zugleich wenn möglich zu bestimmen, wie er
dazu hat kommen können, die Entstehungsgeschichte des
l^aust, so weit sie hier in Frage kommt, vergegenwärtigen.
Wir haben vorläufig umgrenzt vor uns den Zeitraum von
der Fortsetzung des kragments bis zur Ablassung jenes
Kapitels in der Phänomenologie, welche sich freilich nicht
genauer bestimmen lässt, als mit den Jahren 1803 7.
Denn bis dicht vor dem Erscheinen liat Hegel noch daran
geschrieben (Hegels Briefe I. (So) und im kcbruar 1806 hat
Karl Borinski: Goethes Faust und Hegel, 20J
der Druck der Phänomenologie begonnen (ehendiiS.6o). Über
die Abfassung selbst fehlt jede Auskunft. Man wird jedoch
nicht fehlgehen, wenn man sie jedenfalls nicht vor 1803
setzt. Denn erst im Sommer dieses Jahres verliess Schelling
Jena, der mit Hegel zusammenwohnte (Hegels Briefe L
S. 30) und ihn damals noch so vollständig beherrschte,
dass man kaum die Conception, geschweige denn die Aus-
führung seines ersten selbständigen und gegen Schelling
gerichteten Werkes vor die Trennung der beiden Philoso-
phen setzen darf. Der Faust nun »lebt wieder auf« im
Sommer 17^7 und zwar gleich als fertiger »Plan«, der nur/9
»ausgeführt« zu werden braucht. CBriefwechsel zw. Seh.
u. G. 330.) Das involvirt bereits einen sicheren Schluss.
Nichts zeigt den bestimmenden Einfluss Schillers deutlicher,
als die Leichtigkeit, womit ein Wort von ihm diese Sicher-
heit zerstört. Dieser »Plan ift eigentlich nur eine Idee«;
das hatte Goethe, dem es lieb sein mochte, in seinem alten
Werke den neuen, eigenthümlichen Boden des Freundes
bereits betreten zu haben, gleich erklärt. Ideen aber »legen
eine philosophische Behandlung auf«, wirft Schiller conse-
quent ein, »und die Einbildungskraft wird sich zum Dienfle
einer Vernunftidee bequemen müssen«. Die ersten Fälle,
bei denen sich diese Nothwendigkeit zeigt, sind für Schiller
alsbald die »Auflösung«, vor der ihm »ordentlich schwindelt«
und die »Einführung Faufts in das handelnde Leben« (333),
zwei Forderungen, denen Goethe, trotzdem er sichs »bei
dieser barbarischen Composition bequem zu machen dachte«,
doch endlich nicht hat ausweichen können.
Wir sehen also, dass die »Auflösung'« eine »philo-
sophische« Schwierigkeit mit sich bringt, und es sticht
schon sehr von der früheren Sicherheit in diesem Punkte
ab, wenn Goethe (334) trotz der oben angeführten scherz-
^ Dass darunter im Wesentlichen nichts anderes als das Ende zu
verstehen ist, belege Schillers Fassung: »den Fauß (das Fragment) habe
ich nun wieder gelesen und mir schwindelt ordentlich vor der Auf-
lösung«, also nicht etwa des Planes, sondern des Stückes.
206 Abhandlukgen.
haften Abwehr nur noch von dem »Ganzen, das iin»ier ein
Fragment bleiben wird«, zu reden wagt und auf die »neue
Theorie des epischen Gedichts« baut. Zweimal (338, 340)
ist nun von »Schema und Uebersicht« die Rede, Anzeichen
eifrigen Wagens und Suchens. Kein Wunder, dass unter
diesen Umständen »die nordischen Phantome durch die
südHchen Reminiscenzen zurückgedrängt« werden. (340.)
Der Faust wird eine Last, ein »Tragelaph«, den »los zu
werden« Hauptabsicht ist. (390.) Den ganzen Winter
1797 — 98 ist wiederum nur von der Absicht »an den Faufl
zu gehen« die Rede. Mai 1798 bringt endlich ernstliatten
Entschluss. Derselbe äussert sich (465) sofort wieder
zunächst im herzhatten Angriff" des Phmes. Das »höchil:
confuse Manuscript ist abgeschrieben«, »die Theile in ab-
gesonderten Lagen nach den Nummern eines ausführliciien
Schemas hinter einander gelegt«, Zeichen woran es am
meisten fehlt. Nun soll »jeder Augenblick der Stimmung
genutzt werden, um einzelne Theile weiter auszuführen
und das Ganze früher oder später :;^ii.uiiiiiin'ii~njli'llc)i((. Aber
woran es wieder stockt, das sind bekanntlich »die tragischen
Scenen,« die »deßwegen in Reime gebracht werden, da
dann die Idee wie durch einen Flor durchscheint und die
unmittelbare Wirkung des ungeheuren Stoffes gedämpft
wird.« Folgen gleichwohl zwei Jahre tiefen Stillschweigens
über den Faust, dagegen mit einem Male eifrige Beschäf-
tigung mit der Philosophie, repräsentirt in Schelling' und
Hinneigung zu den Jenenser »Philosophen« (Niethammer,
Paulus). Mit Niethammer werden regelrechte »philosophische
Colloquia« angestellt, ein Cursus in der »Philosophie dieser
letzten Tage«, der 1800 (765) als »im Fortgang«, also be-
reits geraume Zeit stattfindend erwähnt wird. Als erste
Frucht desselben darf wohl der »Disputationsaktus« betrachtet
werden, März 1800 (726) erwähnt als AusiüHung der
»großen Lücke«. Im Sommer 1800, in Jena verbracht, wo
1 Tages- u. Jahrcshcftc 1798, 1799.
Karl Borinski: Goethes Faust und Hegel. 207
»Philosophen, Naturforscher und Konsorten die arme Poesie
sehr in die Enge treiben« (777), wird sehr bedeutsam von
einem »kleinen Knoten« gesprochen, der im Faust »gelöft«
ist (756). In enger Verbindung damit ist die Rede von der
»Höllenbraut«, als einem »Gegenftück zu kauft« : »Ein Mäd-
chen^ das seinen treuen Liebhaber zu Grunde richtet,
sich aber einem wunderlichen unbekannten Bräutigam ver-
schreibt«. Dies deutet wieder auf den Schluss von Faust
aber zugleich enthalt es den Ansatz zu einer ganz neuen
Aera, in die er tritt. Helena kündigt sich ganz deutlich
darin an. Und richtig fünf Wochen später ist sie »wirklich
aufgetreten« und zwar werden da schon »acht Tage« ge-
wisse »Situationen teftgehalten«, »von denen Schiller weiß«
(763). Aber mit der Helena hat sich eine andre neue Er-
scheinung eingefunden. Was Schillers »Eintührung ins thätige
Leben« bis dahin nicht vermocht hatte, die neue Verdichtung
der »südlichen Reminiscenzen« macht es nöthig: Fast an
demselben Tage (764) ist zum ersten Male vom »zweiten
Theil des Faufl:« die Rede.
Goethe hatte sich den Schluss vorläufig wieder vom
Halse geschafft, diesmal gründlicher als er ahnte. Cotta,
von dem um diese Zeit (762) schon wegen des Faust die
Rede ist, und die Jenenser Philosophen, die den ganzen
Winter 1800 — 1801 »auf den Faust« schon so »ganz unaus-
sprechlich gespannt sind« (803) haben sich noch sehr lange
gedulden müssen.
In den Kreis dieser Philosophen nun , die auf den
Faust ganz unaussprechlich gespannt sind , mit denen
Goethe deswegen » philosopische Colloquia « hält und
derentwegen er sich beim Faust »freilich zusammenzu-
nehmen hat« (804), tritt nun grade um diese Zeit (1801)
Hegel. Er ist Schellings JugendiVeund, Mitarbeiter und
Hausgenosse, bald Niethammers Busen- und Hausfreund
und nähert sich Goethe immer mehr. Während seines
ganzen Jenenser Aufenthaltes, also jedenfalls zur Abfas-
sungszeit jenes Capitels ist er mit Goethe in unterbrochenem,
Abhandlungen.
bald gradezLi freundschaftlichem Verkehr, der sich in treuer
Fürsorge Goethes iür den mittellosen Philosophen äussert.
Dass er die oben berichtete Idee vom Faust lassen, dass
er sie austühren und niederschreiben konnte, ohne zum
mindesten von ihrem Abweichen von unserer heutigen
etwas zu ahnen', das ist eine zu bedeutsame Thatsache,
um sie nicht einer genauen Prütung für würdig zu halten
und ihre Erklärung wenigstens zu versuchen.
Hegel hat in seiner Vorstellung einen Faust, der »sich
ein Räthsel geworden ist«, der »die Folgen seiner Thaten
nicht als seine Thaten«, sondern als eine »Verkehrung«
ansieht, dessen »Individualität« vom Schicksal »zerschmettert
wird.« Und gleichwohl weiss er bereits vom »zweiten
Faust«, ein Beleg mehr, dass wir es mit keiner Phantas-
magorie zu thun haben. Denn der jetzt für uns erst merk-
würdig werdende Schluss des genanntes -Kapitels lautet :
»Bis hieher geht die Erscheinung dieser GeßaJt des Selbft-
bewußtseyns; das let^Je Moment ihrer Exißeii^^ ift der Ge-
danke ihres Verlufls in der Nothwendigkeit , oder der
Gedanke ihrer selbft als eines sich absolut fremden Wesens.
Des Selbftbewußtseyn an sich hat aber diesen Verluil:
iiberlcht; denn diese Nothwendigkeit, oder reine Allgemein-
heit ift sein eignes Wesen. Diese Reflexion des Bewußt-
seyns in sich, die Nothwendigkeit als sich zu wissen ift
eine neue Geßalt desselben«. Hier ist der Grundgedanke
des zweiten Theiles Hegelisch klar gegeben, zugleich aber
auf die Einleitungsscene des zweiten Theiles ein merkwür-
diges Licht geworfen. Halten wir die unzweideutigen
Worte »vom sich das Leben nehmen« damit zusammen, so
erscheint uns mit einem Male der »Schlaf der nur Schale
ift« im Geisterchor und die »krampferftarrten Glieder« in
Ariels Gesang, welche den »ermüdeten, unruhigen schlat-
suchenden« Faufl dort umschweben, in sehr greifbarer Ge-
' Eine zweite Auflage hat Hegel nicht mehr erlebt! Über sein
Verhältniss zu ihr vgl. das unserer Hypothese merkwürdig entgegen-
kommende Vorwort Joh. Schulzes bes. a. a. O. S. VI.
Karl Borinski: Goethes Faust und Hegel. 209
stak. Nun denke man daran, in wie naher Beziehung diese
Einleitung, welche nach Eckermann (III ^ n?-) »'^lis dem
Golde der Teil-Lokalitäten gemünzt ift«, zu jener Zeit der
missglückten Faustabschlussversuche steht. Wäre es nun
unstatthaft, in Goethes Idee und der Annahme seiner näch-
sten Freunde damals einen Faustschluss anzunehmen, der
Hegels unzweideutigen Andeutungen entspräche?
Denken wir uns einen Faustplan, wir er jenem alten
»höchft confusen Manuskript« zu Grunde lag, so erscheint
es nur natürlich, den Schluss grade mit der Technik jener
Epoche in Beziehung zu bringen. In Valentin kündigt sich
eine Art Beaumarchais an und wäre Clavigos, der (eine
Umkehrung Fausts) im Brudergefecht sinkt, wäre Clavigos
Wort »Ich danke dir, Bruder, du vermählft uns« nicht auch
eine (freilich völlig unfaustische) Lösung der Gretchen-
tragödie.? Faust ist immerhin trotz seiner sonstigen erhöhten
Eigenschaften gleichaltriges Geschwister von Weisungen,
ganz besonders von Werther und Fernando. Wie sehr die
Idee der Lösung des Lebensknotens durch eigene Hand, jenes
»Ja kehre nur der holden Erdensonne
Entschlossen deinen Rücken zu I
Vermesse dich, die Pforten aufzureißen,
Vor denen Jeder gern vorül)erschleIcht« . . .
in Goethes eigenem Leben damals Wurzel gefasst hatte,
braucht nicht erst aufgeführt zu werden. Und dass grade
bei Faust das Männliche dieses Entschlusses im stoischen
Sinne hervorgehoben wird, »dass Manneswürde nicht der
Götterhöhe w^eicht«, gleichsam als Nachklang jener Zeit,
in der Goethe einmal in seinem Leben die Resignation in
stoischem Geiste fasste", das ist doch sehr bedeutsam. Grade
jene Zeit ist die Mutter der Gretchentragödie und mochte
in der »tausendfachen imaginären Vervielfältigung seines
Elends«, als er sich vor Schmerz und Jammer auf der Erde
wälzend »seine ganze Erhndungsgabe, seine Poesie und
' Vgl. Danze], Goethes Spinozismus (Hamb. 1830) S. 41.
Goethe- Jaiirbccii IX. 14
210 Abhandlungen.
Rhetorik auf diesen kranken Fleck warf« nicht auch jener
»Entschluß« der herrschende Gedanke gewesen sein! Grade
jenes reife Knabenalter spielt ja so gerne mit ihm und
solche Eindrücke haften und kommen bei gleichem Anlass
bewusst oder unbewusst wieder. Jenes Wort von Montes-
quieu, das in »Dichtung und Wahrheit^« so bedeutsam
hervorgehoben wird und welches »seinen Helden und großen
Männern das Recht ertheilt, sich nach Befinden den Tod
zu geben, indem es doch einem jeden freiftehen müsse, den
fünften Akt seiner Tragödie da zu schließen wo es ihm
beliebe«, leidet doch sicher auf Faust mehr Anwendung
als auf Werther und etwa Fernando. Und dass dieser Ge-
danke mit dem Faust unauflöslich verbunden war, zeigt
uns ja noch heute die Scene in der Osternacht. Sie bildet
jetzt die hauptsächliche Füllung der »großen Lücke« des
Fragments und leitet jetzt meisterhaft als letzte Motivirung
tief symbolisch und doch so anschaulich zum Teufelspakt
über. Aber dass sie diese Aufgabe von Anfang an hatte,
dass sie sich so in der Faustidee behind, dafür bietet sich
nicht der geringste Anhalt, desto mehr jedoch spricht da-
gegen. Auf eine so tief einschneidende Thatsache müssten
die folgenden Scenen doch irgend einen Bezug enthalten.
Der einzige Bezug aber ist Mephistos »Und doch hat jemand
einen braunen Saft — «, eben in jener »großen Lücke« zu
gleicher Zeit eingesetzt. Nun sollte ja aber in die »große
Lücke« noch im Frühjahr 1800 (s. o.) der »Disputations-
aktus« eingesetzt werden. \'on vornherein wird jedermann
zugeben, ein solcher reimt sich mit einem vorautgehenden
Selbstmordversuch schlecht. Der Spaziergang mit seinen
melanchoHschen Betrachtungen lässt sich darauf noch er-
tragen, wenn er auch bekanntlich grade die Stelle ist, bei
der selbst der ganz ungelehrte Leser »das Zusammenge-
flellte« zuerst merkt. Aber darauf eine nach den Parali-
' Dichtung und Walirlicit I. 19S, 199 (v. Loepcr).
== a. a. O. I. 128.
Karl Borikski: Goethes Faust und Hegel. 211
pomenen noch dazu zum Theil burleske Disputation —
unmöglich! Frühjahr 1800 kann also die Scene in der
Osternacht noch nicht gespielt haben. Die Scene enthält
aber überdies Stellen, die trotz aller Allgemeinheit, bei
dem Faust des Studirzimmers immerhin auffallen, ganz be-
sonders weil sich früher (am Pulte, bei den Geisterbe-
schwörungen, im Gespräch mit Wagner) nichts dergleichen
findet, Stellen, die von dem weltabgeschlossenen Bücher-
menschen mit einem Mal abführen zu einem Faust, der
erst noch kommt. Es sind besonders die ziemlich in der
Mitte des Selbstmordmonologs befindlichen \^erse :
»Wenn wir zum Guten dieser Welt gelangen,
Dann heißt das Beßre Trug und Wahn.
Die uns das Leben geben, herrliche Gefühle
Erftarren in dem irdischen Gewühle.
Wenn Phantasie sich sonft mit kühnem Flug
Und hoffnungsvoll zum Ewigen erweitert
So ift ein kleiner Raum ihr nun genug,
IVettn Glück auf Glück im Zeitenstrudel scheitert.
Die Sorge niftet gleich im tiefen Herzen,
Dort wirket sie geheime Schmerzen,
Unruhig wiegt sie sich und störet Lust und Ruh ;
Sie deckt sich stets mit neuen Masken zu.
Sie mag als Haus und Hof als Weib und Kind erscheinen.
Als Feuer, \\ asser, Dolch und Gift ;
Du bebft vor allem was nicht trifft,
Und was du nie verlierft, das mußt du stets heweinen«.
Die folgenden Verse leiten dann mit merkbarem
Umschlag wieder auf die nunmehrige Motivirung der Scene
■die Verzweiflung über das Donnerwort des Geifles, von
<ier Faust durch Wagner schon »losgerissen« war, — Andrer-
seits bietet die Scene Verse, die schon äusserlich genau
mit der Einleitung zum zweiten Faust correspondiren. Es
ist dies natürlich besonders das »Ja kehre nur der holden
Erdensonne entschlossen deinen Rücken zu« und das »So
bleibe denn die Sonne mir im Rücken« des zweiten Theils.
14*
212 Abhandlungen-.
Aber auch »ein Feuerwagen schwebt auf leichten Schwingen«
zu »Phöbus' Räder rollen prasselnd« des zweiten Theils —
gehört hierher. Hs ist wohl niemals die Frage gewesen,
dass die beiden Scenen in Beziehung zu einander stehen.
In einer wie engen, erhellt erst jetzt aus unserer durch
Hegels Gewähr entstandenen Annahme, dass Goethe wirklich
die Absicht gehabt haben muss, die Faust-Gretchentragödie
mit dem Selbstmord oder kurz und gut im Allgemeinen
dem Untergange Fausts zu schliessen und dass auch nach
den Schillerschen Einwürfen von »vorheriger Einführung
Faufts ins handelnde Leben«, ja selbst nach dem endlichen
Entschlüsse zu einem zweiten Theile dieser Gedanke fest-
gehalten wurde. Denn die auf jene Zeit weisende Einleitung
zum zweiten Theile lässt noch heute dem Leser die Möglich-
keit offen, dass der Schlaf, der Faust als Schale umfängt,
wohl als Kern beabsichtigt war und dass dieselbe iMacht,
die ihn »im Thau aus Lethcs Fluth badet« auch verhindert
hat, dass die »krampferflarrten Glieder« im Tode erstarren.
Für die ansteigende Verzweiflung Fausts im Verlauf
der Gretchentragödie brauchen Belege kaum beigebracht
zu werden. Bereits in »Wald und Höhle« präludirt Mephisto
mit seinem »Teufel der verzweifelt«. In »trüber Tag. Feld«
haben wir dann noch einen Klang von jener Scene, über
die Wieland aus dem Jahre 1776 berichtet, dass darin Faust
so wüthend werde, dass es selbst den Mephistopheles er-
schrecke. C^b dies wirklich diese Scene ist? Ob sie nicht
doch wenn auch nicht im Kerker gespielt, aber sich doch
an den Kerker angeschlossen hat? Motivirter ist dann jeden-
falls ihr Anfang »Im Elend! N'erzweifelnd!« u. s. w. Dass
sicli Goethe ein Ansteigen dieser \'erzweiflung zu einer
noch furchtbareren Höiic gedacht hat, dafür haben wir einen
Beleg, lüs ist der grässliche Fluch, mit dem Faust — ist
es nicht merkwürdig? — grade die Erinnerung Mephistos
an den Selhslmordversuch beantwortet. Hier »schimmert« trotz
der »dämpfenden Reime« die »unmittelbare Wirkung des
ungeheuien Stoffes«, von der Goethe bei seiner Bearbeitung
Karl Borinski : Gohthes Faust und Hegel. 2 1 3
der tragischen Scenen in Prosa spricht, noch so deuthch
hervor, dass man l<.aum annehmen kann, das sei ad hoc zur
Füllung der Lücke gedichtet und bezöge sich nur auf des
Mephistopheles Spott. Goethe fand es daher auch nöthig,
die Wirkung dieses Fluches, den er keinesfalls missen mochte,
durch jenen, xMephistopheles sonst so wenig entsprechenden
Geisterchor der »Kleinen von den Seinen« zu paralysiren.
Ein so fluchender Mann kann eigentlich streng poetisch
nicht länger leben, am wenigsten ein Teufels-, ein Genuss-
leben. Denn grade mit dem Genuss in seinen verschieden-
sten Gestaltungen zeigt er sich ja darin schon fertig. Der
Geisterchor ist daher angewiesen, durchgreifend zu repariren,
noch viel mehr als der Arieische in der Einleitung zum
zweiten Theil. Er lockt nicht blos »in die Welt weit aus
der Einsamkeit«, sondern schon aus einer »zerftörten« in
eine »neue« Welt. Er »räth« nicht »altklug zu Luft und
Thaten«. Das ist völlig freie Erfindung des Mephistopheles
an dieser Stelle. Er räth vielmehr schon an Lust und Thaten
nicht zu verzweifeln.
Aber ebenso klar als diese Momente, welche Faustens
Selbstmord aus der »großen Lücke« herausheben, erscheinen
uns jetzt natürlich diejenigen, welche ihn dahin verwiesen,
ganz besonders nicht am Schlüsse duldeten. Dass sich die
Tragik der letzten Gretchenscene schlechthin nicht mehr
überbieten lässt, musste selbst ihrem jugendlichen Meister,
der sich damals alles zutrauen durfte, namentlich in vor-
geschrittenem Alter immer klarer werden. Überdies konnte
er sich mit Fug sagen, dass darin der moralische Unter-
gang Faustens, auf den es ja eigentlich im ersten Theil
abgesehen ist, sich für den wirklich Autfassenden schon
deuthch genug ergebe. Geistreiche Leser haben dies auch
von Anfang an hervorgehoben und in diesem Sinne, nicht
etwa in dem einer »Höllenfahrt« (wie von Loeper a. a. O.
LXIII dabei anzunehmen scheint) sind die Worte der Stael
in ihrem Buche de TAllemagne zu verstehen, dass »der
überlebende Faust todt sei«. Überdies setzte ja Goetb.e
214 Abhandlungen.
grade seit der Wiederaufnahme des Stoffes eine Art Ehr-
geiz darein, die Momente der Vollcsfabel sämmthch that-
sächHch auszunutzen, derselben die Idee gleichsam abzu-
trotzen und gleichwohl in höherem Sinne darzustellen.
Mit der »Helena« war zugleich dann der Schluss des Ganzen,
die Erfüllung des Teufelspakts und der Seelenstreit ge-
geben. Mit der Helena versank überhaupt, wie sich (s. o.)
durch Daten genau erweisen lässt, der Gretchenfaust immer
mehr in die Nebel der Vergangenheit. Er ward thatsäch-
lich ein anderer. Es ist unhaltbar, aber auch nutzlos, dies
zu bestreiten. Ist ja doch auch sein Schöpfer ein anderer
geworden.
Ob mit der »Lösung« jenes »kleinen Knotens«, von
der im Sommer 1800 zugleich mit jener fernen Andeu-
tung der Helena so bedeutungsvoll die Rede ist, die —
wir wollen uns vorsichtig ausdrücken — die Klärung der
Goethischen Intentionen in Hinsicht unseres Problems ge-
meint ist.'' Fast möchte man es annehmen, wenn man
nämlich damit den um drei Monate vorausgehenden Dispu-
tationsaktus zusammenhält und besieht, wie wenig wir
davon erhalten haben. Denn es ist klar, dass mit der
jetzigen Ausfüllung der grossen Lücke der Disputations-
aktus in Wegfall kommen musste. Als Ganzes passte er
nun nicht mehr, und Einzelnes, was dabei zu sagen oder
anzubringen war, konnte später noch vorgebracht werden.
So enthält der Baccalaureus schon in seiner Figur zweifellos
eine Nachwirkung jenes Disputationsaktus. Bei dieser Ge-
legenheit wäre zum mindesten ein äusserer Anlass, einmal
bis ins Einzelnste nachzuweisen, dass wirklich, wie schon
Eckermann annahm, »in ihm eine gewisse Klasse idealer
Philosophen«, d. h. damals 1829 die Hegelianer »gemeint
sei«. Dass Goethe im Jahre 1829 mit einem »von den
Neuflen« nicht mehr Fichte oder gar die Schlegel gemeint
haben kann, ist eigentlich von selbst klar ; ebenso dass er
Eckermann gegenüber die Beziehung ableugnete und den
Baccalaureus als blos allgemeine Personifikation anmaßÜcher
Karl Borinski: Goethes Faust und Hegel. 215
Jugend hinstellt. Denn Hegel war ihm befreundet und er
schätzte ihn persönlich sehr. Bedeutend weniger natürhch
seine Philosophie, wie aus vielen Stellen grade bei Ecker-
mann hervorgeht. Und dass Freunde sich gelegentlich von
Goethe etwas gefallen lassen mussten, hat ja Fritz Jakobi
frühzeitig erfahren. Uns stellt diese Freiheit der Beurtheilung
Goethe w^ennmöglich nur noch höher. Zweifellos hätte
Hegel selbst seiner Natur nach und bei seiner begeisterten
Verehrung Goethes es nicht übel genommen, wenn er
die absoluten Verse noch selbst hätte lesen können. Aber
Goethe hat ja auch ihn noch überlebt. Nun ist der Bacca-
laureus ein so spezifisch philosophischer radikaler Gro-
bian, dass sich nicht an Burschen-schattler im Allgemeinen
denken lässt. Überdies aber trieft er von Hegel , von
dessen Verachtung der »flachen, albernen, unwissenschaft-
lichen « Empirie , von seiner Potenzirung des reinen
Geistes, dem »nichts ebenbürtig«, von seiner rücksichts-
losen Proklamirung des höciisten Rechtes der jeweiligen
Gegenwart — kurz Mephistopheles lernt ja zum Schluss
selbst einsehen, dass er gar nicht »absoluter« mehr nach
Hause kommen kann. Für das Hauptmotiv der Scene,
seine grenzenlose jugendliche Dreistigkeit und sein alles
Alte als abgestorben verachtendes Selbstgefühl findet sich
z.B. Phänomenologie s. W.W. II. 357 fg. eine so bezeichnende
Parallelstelle, dass es keiner weiteren braucht. Es heisst
da: »Diese — die ewige Ironie des Gemeinwesens — macht
die ernfthaflte Weisheit des reifen Alters, das, der Einzelnheit
— der Luft und dem Genüsse — abgestorben, nur das
Allgemeine denkt und besorgt, zum Spotte für den Muth-
willen der unreifen Jugend und zur Verachtung für ihren
Enthusiasmus; erhebt überhaupt die Krafft der Jugend zum
Geltenden«. . . »Das Gemeinwesen würde nichts vermögen,
wenn es nicht selbft die Krafft der Jugend, die Männlich-
keit, welche nicht reif noch innerhalb der Einzelnheit fteht,
als die Krafft des Ganzen anerkannte« u. s, f. Wenn es
schliesslich noch eines Beweises bedürfte für den intimen
2i6 Abhandllxgen.
Bezug grade des Verfassers der Phänomenologie zu Goethe-
schen Ideen, Planen und Arbeiten, so liefert ihn die Phäno-
menologie seihst auf Schritt und Tritt. Und zwar stets
in der Eingangs charakterisirten Weise ohne jede Citirung,
den Bezug auf Goethe so sehr als selbstverständlich voraus-
setzend, dass nur der Eingeweihte ihn gleich merkt. So
begegnet 393 fg. Rameaus Neffe, in derselben Welse als
Beispiel für die »Zerrissenheit des Bewußtseins« durchgeführt.
(Die wiederum sehr freien Citate S. 394 finden sich Hempel
XXXI. S. 81 ig. sp.), 476 ft. die »schöne Seele«, wiederum
als ein bedeutsames Moment des ganzen Svstems; von S. 527
an die Goethen so eigenthümlichen Ansichten von »KunlV
religion«. Sollte das mir vorläufig unbestimmbare Vers-
citat S. 353 »weil wir leiden, anerkennen wir, dass wir
gefehlt« — sich nicht auch (in anderer Form) als Goethisch
nachweisen lassen. Um schliesslich doch auch Hegeln noch
etwas zuzuweisen, sei bemerkt, dass Hegels Behauptung in
seiner »Philosophie der Geschichte«, er habe vor Goethe'
den Zusatz zu dem Sprichworte vom »Helden und Kammer-
diener« gemacht, trotz des zweifelnden Fragezeichens in
»Büchmanns Geflügelten Worten« 11 A. S. 351 wirklich
begründet ist. Wenn auch nicht grade zehn, so doch
mehrere Jahre vor Goethe hat Hegel folgende Stelle in
der Phänomenologie (a. a. O., S. 502) geschrieben: »Es
giebt keinen Helden für den Kammerdiener; nicln aber weil
jener nicht ein Held, sondern weil dieser — der Kammer-
diener ifl« u. s. w.
Der in der ganzen Geistesgeschichte unerhörte, so
ganz einzige Zusammenfluss einer solchen Reihe so bedeu-
tender Menschen auf einen vom Strome abgelegenen, eng
umgrenzten Erdenfleck, dieser »glückliche Zufall« , der
Weimar und Jena noch in ganz anderer Weise als Athen
und Rom zum Tummelplatz der Philologie machen niuss,
erkläre und rechtfertige auch die in diesem Aufsatz nieder-
' Aus Ottilicns Tagebuclie. Wahlvorw. II. 5. Hempel XV. 165.
Karl Borinski: Goethes Faust und HtGEL.
217
gelegten Vermuthungen über manches Bedeutsame in dem
stets von Neuem interessanten Werdeprozess unseres grössten
Dichtungswerkes. Sollten sie durch die der diesbezüglichen
Wissenschaft neu geöffneten Quellen sich auch nicht hand-
greiflich belegen lassen, so ist doch kaum anzunehmen,
dass etwas darin gegen sie sprechen kann. Denn von
Plänen ist dabei der Natur der Sache nach zumeist die
Rede und mehr als ein vorsichtiger Beitrag gewissermaßen
zur Naturgeschichte poetischer Pläne wollen sie nicht sein.
In Anbetracht der Seltenheit aber eines Zusammentreffens,
welches uns den Eintritt in diese geheimsten Werkstätten
des sciiaffenden Genius erlaubt, dürften sie nicht von vorn-
herein abzuweisen, dem geistvollen Privatdozenten aber,
der damals an so ganz anderen Zielen baute, jedenfalls ein
besonderer Dank dafür abzustatten sein, dass er unabsicht-
lich und nebenbei noch andere Erkenntniss fördern half, als
dabei in seinem Plane "eieren hat.
4. Einige ältere Illustrationen
zu Goethes Iphigenie
VON
C. RULAND.
er unser Goethe -Jahrbuch diesmal schmückende
Lichtdruck reproducirt' eine Zeichnung AngeHka
Kauffmanns, welche sich im Goethe -National-
Museum vorfindet. Über deren Entstehung erhalten wir
einigen Nachweis in den Briefen Goethes aus Italien. Am
19. Januar 1787 bat ihn AngeHka, ihr die Iphigenie vorzu-
lesen, was der Dichter aber noch ablehnte*; erst am 18. Febr.
entschloss er sich dazu und freute sicli »sehr über die gute
Art, wie sie das Gedicht empfand« \ Bei der Redaction
dieser Stelle für die Italienische Reise wird dann noch hin-
zugefügt, dass »die zarte Seele« ihm »eine Zeichnung daraus
zum Andenken versprach«, während in der ursprünglichen
l-assung der Briefe von einer solchen erst nach der Rückkunft
aus Neapel unter dem 8. Juni die Rede ist : »AngeHka hat
gar gemüthlich die Stelle Seyd ihr auch schon hcrahf^ckouuneu?
' In etwas verkleinertem Malvstabe; das Original niisst 320 mm
in der Höhe, 375 mm in der Breite.
^ Scliriften der Goethe-Gesellscliak II, S. 265.
> Hbenda, S. 286.
C.RuLAXD : Einige ältere Illustrationek zu Goethes Iphigexie. 219
gezeichnet«'. In der Italienischen Reise endhch rindet sicli
während des neapohtanischen Aufenthahes ein Stelle, welche
sich eingehender über die uns vorliegende Composition
auslässt und die beste Beschreibung und Würdigung unserer
Zeichnung bildet. Goethe schreibt unter dem Datum des
13. iMärz: «Angelika hat aus meiner Iphigenie ein Bild zu
malen unternommen: der Gedanke ift sehr glückUch und
sie wird ihn trefflich ausführen. Den Moment, da sich Orefl:
in der Nähe der Schwerter und des Freundes wiederfindet.
Das was die drei Personen hinter einander sprechen, hat
sie in eine gleichzeitige Gruppe gebracht und jene Worte
in Gebärden verwandelt. Man sieht auch hieran, wie zart
sie fühlt und wie sie sich zuzueignen weiß, was in ihr Fach
gehört. Und es ilT: wirklich die Achse des Stückes«.
Wenn auch Goethe hier von einem begonnenen
Bilde spricht, so ist doch kein Zweifel, dass obige Stelle
angesichts der Zeichnimg redigirt worden ist, mag nun
Angelika sie dem verehrten Freunde vor der Abreise nach
dem Süden zum Andenken an die Vorlesung, oder, was
wahrscheinlicher, nach der Rückkehr im Juni als Will-
kommen verehrt haben. Stets war sie dem Dichter eine
liebwerthe Erinnerung der römischen Zeit und bildete mit
anderen auserlesenen Blättern seiner Handzeichnungssamm-
lung unter Glas und Rahmen den Schmuck des sog. Decken-
zimmers, in welchem sie sich heute wieder an alter Stelle
befindet.
Die von der Künstlerin illustrirte Scene ist die dritte
des dritten Aufzuges. Iphigenie hat in dem Fremdling den
Bruder erkannt, aber sich nicht stark genug fühlend, allein
mit den quälenden Wahnvorstellungen von dessen um-
düstertem Geiste zu ringen,, ist sie fortgeeilt um Pylades
zu Hülfe zu rufen : mit ihm tritt sie eben an den ermattet
zusammengesunkenen Orest heran, welcher sie mit den
zum Motto der Zeichnung erwählten Worten begrüsst.
' Ebenda, S. 312.
220 Abhandlungen.
Wie Goethe sagt: die Künstlerin hat die Achse des Stückes
erkannt, — den Punkt, an dem das Geschick der drei so
wunderbar Vereinigten der beruhigenden Lösung sich zu-
zuwenden beginnt. Die scharf charakterisirende Darstellung
leidenschaftlicher, tragischer Conflicte war nicht die Stärke
der zarten Angelika. Niemand, der mit ihren Werken
einigermaßen vertraut ist, wird in unserer Zeichnung etwa
die herbe Grossheit suchen, mit der ein Feuerbach seine
Iphigenie bildete; die ihrige ist dasselbe Wesen, welches
in anderen ihrer Compositionen Rhodope oder Deidamia,
Königin Eleonore oder Kalypso heisst, grade so wie ihr
Orest mit den Paris, Cimon und anderen jungen Helden eine
ausgesprochene Familienähnlichkeit besitzt. Angelika und
ihre Werke sind von ihrer Zeit nicht loszulösen: die zarte
Sentimentalität ihrer Compositionen, die Unbestimmtheit
ihres Colorits, die öfter flaue Zeichnung mag uns heute
befremdend anmuthen, — vergessen wir aber darum nicht,
wie Goethe so richtig über sie urtheilt, dass sie sich zii-
eigene was zu ihr passe, — w-as sie ihm während des
ganzen Römischen Aufenthaltes gewesen, welche Freude
sie ihm mit ihrer Iphigenien-Composition bereitet!
Sehen wir von dem herzlich schwachen Kupfer Heinrich
Lips' zu dem 3. Band der Goeschen'schen Ausgabe ab, so
haben wir in Angelika's Zeichnung die erste Einwirkung
der Goetheschen Iphigenie auf die bildende Kunst. Aber
gleichzeitig versuchte sich ein zweiter, Goethe ebenfalls
sehr nahestehender Künstler, den dichterischen Gestalten
mit Stift und Pinsel Leben zu verleihen. Im Sommer 1787
schreibt Wilhelm Tischbein aus Neapel an Goethe, er
werde ihm bald die Zeichnungen »von den Köpfen des
Orestes schicken — ■ die I'urien geben schrecklich schöne
Gesichter,«' und am 10. Oct. 1787 berichtet er an Merck,
er male für den englischen Gesandten Hamilton ein Bild,
Orest darstellend, wie er von seiner Schwester erkannt
Schril'tcii der (iDctlic-Gescllbchalt II. S. 456.
C. RuLAND : Einige ältere Illustrationen zu Goethes Iphigenie. 221
wird, und die Iphigenie sei diis Bild der Miss Harte.'
Leider hat sich das Gemälde selbst bis jetzt nicht auf-
hnden lassen , aber wir haben noch eine eingehendere
Notiz über dasselbe in der Italienischen Reise, laut welcher
die Skizze in Neapel Aufsehen erregte. »In halben Figuren
sah man darauf Oresten, wie er am Opteraltar von Iphi-
genien erkannt wird und die ihn bisher verfolgenden
Furien soeben entweichen. Iphigenie war das wohl-
i?etroffene Bildniss der Lad\' Hamilton \ welche damals
auf dem höchsten Gipfel der Schönheit und des Ansehens
glänzte. Auch eine der Furien war durch die Ähnlichkeit
mit ihr veredelt, wie sie denn überhaupt als Typus für alle
Heroinen, Musen und Halbgöttinen gelten musste.« Diese
Beschreibung hat es möglich gemacht, in drei Tischbeinschen
Federzeichnungen des Goethe-Museums die vorbereitenden
Fntwürfe zu dem Gemälde zu erkennen. Die erste, flüch-
tigste zeigt das Geschwisterpaar in ganzen Figuren, —
die zweite Iphigenien an Orest gelehnt, rechts Pylades
leicht angedeutet, — die dritte in sorgfältigerer Ausführung,
Orest die Schwester zurückweisend, während eine mit
Schlangen bewehrte Furie im Hintergrunde sich halb weg-
wendet; die zwei letzteren Zeichnungen in halben Figuren.
Die dritte stimmt so zu Goethes Beschreibung, dass uns
in ihr wohl die definitive Gestaltung des Tischbeinschen
Gemäldes erhalten ist. Der Künstler hatte sich somit, ab-
weichend von Angelika, an die erste Scene des dritten
Aufzuges gehalten, etwa an die Worte :
Orest, ich bin's! Sieh Iphigenien I
Lass I hinweg I
Ich rathe dir. berühre nicht die Locken !
' Briefe an Merck. S. joy.
^ Damals (1787; noch als Miss Emma Harte nach stürmisch be-
wegter Jugend in Sir \V. Hamiltons Hause lebend, der ihr erst 1791
seine Hand und seinen Namen gab.
Abhandlukgex.
Orest steht von vorn gesehen, die von rechts herantretende
Iphigenie zurückweisend, welche dem Bruder die eine Hand
auf die Brust, die andere auf die Schuker legt. Dass Tisch-
bein seiner Priesterin Dianens die Züge der Miss Harte ge-
geben, haben wir oben gesehen: die Zeichnung widerspricht
dem nicht, denn die vollen Züge und Formen Iphigeniens
haben entschieden eine gewisse Ähnlichkeit mit dem be-
kannten von Rehberg radirten Bilde Lady Hamiltons. Aber
er soll auch Goethe selbst zum Vorbild des Orest ge-
nommen haben: so schreibt Friederike Brun an Böttiger
aus Kopenhagen am 14. Mai 1799: »Ich besitze eine Skizze
von Tischbein, Orest und Iphigenie nach Goethe, wo der
Orest beinahe Portrait von Goethe ist, und die Tischbein
mir schenkte, weil ich das sah.« Leider ist dieser vierte
Entwurf ebenso verschollen, wie das Gemälde selbst, und
die Angabe daher nicht weiter controlirbar.
Ein dritter Künstler, und zwar diesmal nicht in Italien,
sondern in der nordischen Heimath, hat entschieden seinem
Orest die Züge Goethes verliehen: Georg Melchior Kraus,
der Leiter der Weimarischen Zeichnenschule, hat ebenfalls
die Erkennungsscene gemalt, möglicher Weise angeregt
durch die Ettersburger Aufführungen 1779, wie er ja auch
z. B. bei dem Jahrmarkt von Plundersweilern, der Fischerin
u. a. künstlerisch thätig war. Der gegenwärtige Aufbe-
wahrungsort auch dieses Bildes ist leider unbekannt, aber
wir besitzen von demselben einen (recht seltenen) Stich
von J. S. Facius, 1805 von dem bekannten Londoner Kunst-
händler Boydell herausgegeben. Hier sehen wir, ähnlich
wie bei Tischbein, aber in ganzen kiguren, Iphigenie von
links her sich an den Bruder lehnend, der, weitgeöffneten
Auges vor sich hinblickend, mit leiser Geberde ihre rechte
Hand von seiner Brust zurückweist; den Hintergrund bildet
der Tempel Dianens und ein dichter Wald. Kein Zweifel
ist, dass hier dem Orest die Züge Goethes verliehen werden
sollten; — wäre dann vielleicht in der in wallende weisse
Gewänder gehüllten Iphigenie uns eine Erinnerung an die
C. Ruland: Einige ältere Illustrationen zu Goethes Iphigenie. 223
Kraus nahe befreundete Corona Schröter und an deren im
\'erein mit dem Dichter in Ettersburg gefeierten Triumph
erhalten ? Je mehr sich unsre Kenntniss von Goethes innerem
und äusserem Leben vertieft, desto schmerzhcher empfinden
wir, wie manche Fäden doch auch abgerissen sind. Zwei
seiner Zeit gewiss vielbesprochene Bilder wie die Iphigenien
von Tischbein und Kraus konnten sich spurlos den Augen
der Nachwelt verlieren, manche Briefstellen sind uns zur
Zeit noch ganz unverständlich, so z. B. wenn Eliza Gore
in Dec. 1793 an Goethe schreibt: »Cette Silhouette ou copie
d"une main anglaise de votre belle Iphigenie me retracera
avec bien du plaisir les traits de son parfait original, que
j'ai ete encore occupee ä admirer ces jours passes«. Wer
ist dieses vollkommene Iphigenien -Original, welches die
kunstliebende Engländerin in Weimar 1793 bewunderte? -
Eine allmählig fortschreitende Bearbeitung der Goethe-
schen Sammlungen wird sicher dahin führen, über viele
Einzelheiten jener uns so bedeutsamen Zeit neue Belehrung
zu bringen. Weiteres Material bietet der Privatbesitz des
grossherzoglichen Hauses (wir erinnern nur an das des
Interessanten so viel enthaltende Schlösschen Tieiurt!) —
die Sammlungen des Weimarischen Museums, — endlich
der Besitz der Grossherzoghchen Bibliothek. Kommen
hierzu die werthvoUen Aufklärungen, welche das Goethe-
Archiv aus den Correspondenzen mit Freunden und Künst-
lern, sowie aus den Rechnungen der Kunsthändler zu
schöpfen erlaubt, so ist die Hoffnung wohlberechtigt, dass
die eingehende Sichtung und Prüfung all' dieses reiclien
Materials am Ende dazu führen wird, ein lebensvolles Bild
von Goethes Anschauungen und Bestrebungen aui dem
weiten Gebiete der Kunst zu gewinnen. Im \'erlaute
der Arbeit stossen wir zwar manchmal auf Fragen, deren
Beantwortung wohl für immer versagt bleiben dürfte: so
z. B. als vor einiger Zeit in einer Jahrzehnte nicht geöff-
neten Lade im Goethe-Hause ein Convolut von mehreren
hundert Silhouetten der 8oer Jahre gefunden wurde, war
224
Abhakdlungex.
die Enttäuschung gross, als nur auf sehr wenigen eine
Xamensangiibe der Dargestellten gefunden wurde.
Selbst wenn die Quellen der Belehrung reichlicher
liiessen, wie bei den Künstlern, deren Werke uns vorhin
beschäftigten, bleibt öfter eine und die andere Frage un-
gelöst. Wir wissen /.. B., dass Kraus in Goethe\s Auttrage
im Harz Ansichten und Gesteinformationen gezeichnet,
aber niciu ein Blatt der Art hat sich bis jetzt nachweisen
lassen unter den hunderten von Kraus"schen Aquarellen und
Studien, welche Goethe-Haus und Museum besitzen. Von
Wilhelm Tischbein hatte Goethe aus Italien eine Mappe
voll Skizzen mitgebracht, alle während beider Zusammen-
leben in Rom und Neapel entstanden. Goethe hat die
Blätter nach Gegenständen (Antikes, Idyllen, Tägliches
Leben, u. s. w.) geordnet, und noch haben sich zwei
Catalogconcepte, zum Theil von seiner Hand, erhalten,
deren Angaben uns jedoch grade bei einigen der interessan-
testen Blätter schwere Räthsel aufgeben.
Wie Goethe-Gesellschaft und Goethe-Archiv den so
lange ersehnten und so freudig begrüssten Sammelpunkt
für die auf Goethe bezügliche literarische Forschimg bilden,
so dürfen wir hoffen, dass sich an das Goethe-National-
Museum ein anderer bedeutsamer Zweig des Goethe-Stu-
diums anlehnen wird : derjenige, welcher auf eine vertieftere
Frkenntniss der Kunstanschauungen des Dichters und der
durch ihn der Kunst gewordnen Anregungen abzielt. Es
wäre ein schöner erster Erfolg, wenn unsere flüchtigen
Bemerkungen über das erste Auftreten der Iphigenie in der
bildenden Kunst die Aufmerksamkeit auf die vergessenen
Bilder Tischbeins und Kraus' hinlenkten und deren Wieder-
bekanntwerden herbeiführten !
III. MiscELLEN, Chronik,
Bibliographie.
GorTnE- jAiinntCH IX. I5
I. MiSCELLHN.
Ä. Einzelnes zu Goethes Leben und Werken.
I. Zivei Gedenkblätter von Goethe.
a) Morgens rund,
Mittags gestampft,
Abends in Scheiben
Dabey will ich bleiben.
Wiesbaden
d. I. Sept. Goethe.
1814.
Diesen Räthselscherz — jetzt im Besitz des Herrn B. Eli-
scher in Budapest — schenkte Goethe an Friedrich Förster,
in dessen Stammbuch er die bekannten Verse »Als an der
Elb' ich die Waffen ihm segnete« (Hempel III, 341) beige-
steuert hat. Nach dem Datum des Blättchens ist wohl die
Angabe zu erweitern, die Förster in seiner Biographie Goethes
macht (Hempel I, CLXVIII), dass er den Dichter im Jahre
181 5 in Heidelberg wiedergetroffen habe. Übrigens hat Goethe
bei diesem Spruch auf die Kartoffel nur die Räthselrede
eines Rheinländers in eine anmuthige Form gebracht und ins
Persönliche gewendet, einen alten Bauernsegen, dessen er in
seiner Erzählung »St. Rochusfeft in Bingen« (Hempel XXVI,
248) gedenkt. Förster, von dessen Beziehungen zu Goethe
allerlei interessante Einzelheiten bekannt geworden sind (vgl.
Kletke, Kunst und Leben. Aus Friedrich Försters Nachlass,
Berlin 1873), hat das Blatt dem Dichter des »Narziss«, A. Brach-
vogel, geschenkt.
b) Im Guten und Schönen
Wie der Anfang so das Ende.
Weimar
d 24 Nov J W V Goethe.
181-,
228 MiSCELLEN'.
Dieser auf einem Queroctavblatt groben Schreibpapiers
in grossen Zügen hingeschriebene Spruch stammt aus dem
Nachlass Gustav Berndais und befindet sich jetzt im Besitze
eines BerHner Buchhändlers. Für wen er geschrieben wurde,
war nicht mehr zu ermitteln. In einem Briefe an Knebel von
demselben Datum berichtet Goethe ausführlich über Arthur
Schopenhauer, den Sohn seiner Freundin, doch ist an diesen
als Empfänger nicht /u denken, wohl eher an einen Schauspieler.
G. ^^■EISSTF.IN.
2. Ein Brief an den Amtmann Heinrieh Adam Buff
über » JFerfAer«.
Wohlgebohrncr, HochgeEhrtefter Herr AmbtMann I
Ich hoffe Ewer \\ohlgebohren und dero wehrteRe Ange-
hörige werden sich Zeithero in erwünschten \\'ohlseyn ohnver-
ruckt Befunden und Mich in dero hochschätzbaren Wohlwollen
und Freündschafft immerhin erhalten haben. Die zu Ewer
wohlgebohren und dero ganzes Hauß hegende Hochachtung
devotion und attachement seynd so beschaffen daß ich mir
eine Freüdte darauß mache, hiervon geächte Proben ab-
ftatten zu können , und darumb nehme Ich die freyheit
diesselbe umb etwas zu fragen worüber mir eine Klahre,
positive und wahrheits volle antworth gewießen Ursachen halber
außbitte. Es routirt alhier seither einiger Zeit eine Brochure
unterm Titul Lcydcn des Jungen IVert/ieren, worunter unter
vielen wezlarischen Anec-toden die unglückliche Begebenheit
des Hrn. Jerusalems, welchen ich jederzeit venerirt habe,
meidung geschiehet. Es seynd leüthe alhier welche das ob-
jectum amoris, wegen welches dießem Unglückseeligen das
Hirn angegangen, anderft angeben, und das in der Brochure
sogenante Löthgen auf eine andere Persohn nehmlich auf dero
P'raw Tochter die Fraw Hoffräthin Kosterin [lies: Kestnerin]
aulideüten, worgegen ich mich gesezet, indem Ich die affaire von
mehreren glaubhafften Persohnen umbftändlicher vernohmen
habe. Es mag nun seyn wie es wolle, so seynd Ijeyde an-
gebende objecta unschuldig, und könne nichts vor dießes
Unglück, allein man muß doch dergleichen unschuldigerweiße
auf kein anderes Hauß zu schieben suchen. Hat nun das
HochzuEhrende Puffische Hauß an dießer betrübten affaire
Keinen 'i'heil ; So ersuche Ewer wohlgebohren mich mit
einein allenfalßigen ostensibelen Schreiben zu beEhren, und
darinnen demjenigen Ihnen unbekannten Delatori einen wohl-
gepeitzten Schnupff Tabac zu i)resentircn, welches Schreiben
ich ohnvermerckt an orth und Endlen vorzuzeigen ohner-
mangelen werde, bey Hrn. l'rand [I'rocurator Ferdinand Wilhelm
MiSCELLEN. 229
Brandt in Wetzlar] Belieben Ewer Wohlgebohren dießes Meines
Schreibens Inhalt zu secretiren. Ich bin in erwarthung einer
baldigen Antworth in aller Hochachtung
Manheim den 23. Januar 1775.
Ewer Wohlgebohren Ganz Ergebender aufrichtigller Diener
P. W. Saint George.
Vorstehendes Schriftstück ist mir im vergangenen Jahre
freundlichst zur Verfügung gestellt worden, \\ieweit die Nai-
vetät des Briefes aus natürlicher Harmlosigkeit oder aus der
dreisten Neugier stammt, sich mit scheinbarer Theilnahme an
eine in unangenehmes Gerede gekommene Familie heran-
zudrängen, lässt sich nicht entscheiden, da über den Schreiber,
einen Namensvetter des stummen Begleiters im »Clavigo«,
keine Nachrichten vorliegen. Erich Sch.midt.
3. Quellen Goethescher Balladen.
a) Zur »Braut von Korintlw. Am 4. Juni 1797 begann
Goethe das »Vampyrische Gedicht«, am 5. schloss er es ab,
am 6., wo sogleich »Der Gott und die Bajadere« in Angriff
genommen wurde, empfing Schiller die Abschrift für den
nächsten Almanach. »Schiller«, schreibt Herder an Knebel,
5. August (Litterarischer Nachlass und Briefwechsel 2, 270),
»Schiller hat mir vier Balladen des nächften Almanachs mit-
getheilt, zwei von ihm, zwei von Goethe. In den letzten spielt
Priapus eine große Rolle, einmal als Gott mit einer Bajadere,
so daß sie ihn Morgens an ihrer Seite todt findet ; das zweite
Mal als ein HeidenjUngling mit seiner chrifllichen Braut, die
als Gespenft zu ihm kommt, und die er, eine kalte Leiche
ohne Herz, zum warmen Leben priapisirt — das sind Helden-
balladen ! « Unbefangnerer Genuss der grossartigen »Romanze«
führte früh auch zur Frage nach ihrer Quelle. Riemer, Mit-
theilungen 2, 531, nennt als Entdecker derselben Struve, Weber,
Passow. Loepers Verweis auf Dunlop, der schon 1816 in der
History of fiction Phlegon Trallianus als Quelle bezeichnet
habe, ist zu streichen, da erst in der deutschen Bearbeitung
von Liebrecht, auf Grund einer Mahnung Val. Schmidts, das
Buch ni{n &uvu(t(jib)v überhaupt, aber auch hier ohne jede Er-
wähnung der »Braut von Korinth« , herangezogen wurde.
Bevor Struve (Zwei Balladen von Goethe, verglichen mit den
griechischen Quellen, woraus sie geschöpft sind. Eine am
7. Julius 1825 in der Königl. Deutschen Gesellschaft zu
Königsberg gehaltene Vorlesung. Leipzig, 1826) Goethes Ge-
dicht mit dem verstümmelten griechischen Text, den er im
Original und in der Übersetzung beigab, zusammenstellte —
230 MiSCELLEN.
unabhängig von ^^'ebel•, dessen Vortrag von 1824 erst 1831
erschien — hatte Friedrich Adelung die »Gespenstergeschichte
aus der alten Welt«, den Anfang ergänzend, treu und aus-
führlich nacherzählt und den Ausgang von Goethes hoch-
gepriesener Ballade genommen: Pausilippe. Petersburg, 1801
S. 241 ff. Düntzer, Goethes lyrische Gedichte 2, 425, erinnert
daran, dass aus dem Phlegon Trallianus le Loyer (und Zeiler)
und Delrio geschöpft haben, beide die fehlende erste Partie
bis zum Eintritt der Amme frei reconstruirend. Jüngst ist im
Archiv für Litteraturgeschichte 15, 109 ff. von Riekhoff als
mögliche directe Quelle Goethes »Der Persianische Robinson«
von 1723 ausgebeutet worden, wo Philostrats Erzählung über
ein spukhaftes Abenteuer, das Menippus, des Apollonius Schüler,
in Korinth erlebte, vorausgeht. Ich theile die schon von
Riemer ausgesprochene Meinung, dass die Localisirung bei
Goethe aus dem Apollonius stamme.
Goethe rechnet in einer etwas unklaren Erinnerung die
Ballade zu denjenigen, deren Stoff er schon seit vierzig Jahren
im Sinne getragen. Wir können nicht errathen, welches krause
Sammelwerk des 17. Jahrhunderts ihm so früh zuerst von
Machates und Philinnion, des Demostratos und der Gharito
verstorbener Tochter, erzählt hat — 1797 aber war seine
Quelle unstreitig eines der Bücher, die er für seine Darstel-
lung der Walpurgisnacht excerpirte (Weimarische Faustaus-
gabe S. 300) : Johannes Practoriiis, Anthropodemus Plutonicus
das ist, Eine Nci/c Wcltbcschrcibuug, von allerley Wunderbaren
Menschen. Magdeburg, 1668, S. 278 ff. im 7. Capitel »Von
geftorbenen Leuten«.
»Es beschreibet Petrus Lojerus [Pierre le Loyer, Discours
et Histoire des Spectres 1608, letzte Ausgabe der Quatre livres
des Spectres. . . ] in seinem Buch von Gespenftern, unter an-
dern eine wunderbahre Geschieht, außAelano Phlegonte, Kayser
Adriani Freygegebenen, daß nehmlich zu seiner Zeit zu 'Pralles
einer Stadt in Syrien ein vornehmer Adelicher Geschlechter
Demoflrates, gelebt, so mit seinem Gemahl Gharito, eine vor-
treffliche schöne Tochter, Philinion gezeuget, welche von vielen
vornehmen Personen zur Ehe begehret, aber in blühendem
Alter mit grossem unauff hörlichen Trauren beyder Ellern, Tods
verschieden : und von ihnen stattlich balsamiret, mit köfllichen
Kleidern angezogen, beftattet worden. Es begab sich aber
bey 6. Monat hernach, daß Machates ein vortrefflicher Jüng-
ling bey gemeldten Demoftrate eingekehret, dieweil auch
seine Eltern vormahls seines Hospitii und Freundschafft sie h
gebrauchet : da er denn von ihm freundlich empfangen, und
zu oberfl des Hauses in eine Kammer eingewiesen worden.
Als er nun umb die Nacht ein Zeitlang in allerley Gedancken
MlSCELLEN. 23 I
gesessen, höret er in dem nechrten Saal seines Wirts Tochter
(so damahl vor 6. Monaten Todes verblichen) reden, welche
auch so bald zu ihme in die Kammer eingetreten, ihn mit
frölichem Angesicht gegrüsset, und bey seinem Nahmen ge-
nennet : darüber er erschrocken, wiewohl ihm unbewuft, daß
die Jungfrau (deren Geflalt, Kleidung, Rede und Geberden
dieses Gespenft gantz an sich genommen) vorlängft geftorben.
Darauff sie denn bald zu ihm getreten, und mit lachendem
Munde, folgender Geflalt angeredet : Lasse dich es nit wundern,
lieber Machates, ich bin deines Wirths Tochter, und dieweil
ich deine Zukunfft vernommen, bin ich in Ansehung deiner
Vortref(li( hkeit und Tugenden, vorlängft in Liebe gegen dir
entzündet und bewegt worden, wiewohl es meinem A\'eiblichen
Geschlecht nicht wohl geziemen wollen, dich unterthänig zu
ersuchen, daß du dich meiner Beywohnung nicht entziehen
wolleft, denn ich im wiedrigen Fall und dessen Verbleibung
nicht wegen deiner Unfreundlichkeit und Bäurischen Grobheit
füglich werde beklagen können, zu dem Ende aber unserer
beyder Liebe defto füglicher zugemessen, habe ich diese be-
queme Stunde zu unserm Beyschlaff ersehen in dem niemand
mehr wachend, unnd beyde Eltern sich zu Bette allbereit ver-
füget haben. Der Jüngling liesse sich durch die Schöne der
Jungfrau leichtlich bewegen, bewilligt in alles, und verbargen
sich mit einander in dem beyftehenden weichen Bettlein : Be-
fahlen auch seinem Diener, den Tisch und Speise zuzurichten,
damit er nach vollbrachtem Streit ein Erquicktrüncklein mit
seiner Liebhaberin thun möchte. Durch das Getümmel nun,
wurde die Mutter Charito erwecket, daß sie einer ihrer Magd
befahl, zu besehen, was in des Gaftes Zimmer vor ein Ge-
tümmel, ob ihm vielleicht was frembdes zugeftanden were. Als
nun die Magd zu der Kammer kommen, findet sie die Thüre
halb offen, wolte aber, dieweil sie ein Weibsbild drinnen reden
höret, nicht hinein gehen, siehet also ihre Hauß-Tochter
Philinion bey Machate an dem Tische sitzen, und sich er-
luftigen, welches sie mit grossem Schrecken eilend ihrer Frauen
berichtet, aber von ihr schlecht geglaubet worden, mit Ver-
meldung, ob ihr nicht wissend, wie ihre Tochter vor allbereit
etlichen Monaten Todes sey verfahren, darauff die Magd ge-
antwortet : Es ift mir zwar unserer Tochter tödtlicher Ab-
schied nicht unbewuft, ich habe sie aber anitzo mit meinen
Augen und Ohren gesehen und gehöret, mit dem Machate
reden ; als sie nun nit nachlassen wolte, gehet endlich die
Mutter auch zu sampt der Magd hinauff vor die Kammer,
und weil es alles ftill, (denn sich die beyde Liebhabende
wiederumb zu Bette begeben und entschlaffen) hat sie den
Machaten auch nicht von dem Schlaff auft'wecken wollen,
jedoch bey dem brennenden Lichtschein ihrer Tochter An-
232 MiSCELLEK.
gesicht, Kleidung und Geschmeid erkennet. Ift also, mit Furcht,
Freud und Schrecken umbgeben, auß der Kammer eilend ge-
wichen, in willens, auff den Morgen weiter bey ihrer Tochter,
wegen ihrer Wiederkunfft, Nachforschung zu haben. Die Tochter
aber nach ofl'tmahls wiederhohlten Küssen und Vermischung,
hat gegen angehenden Tag ihren Abschied von Machate ge-
nommen und gesprochen, mein lieber Machates, ich muß mich
vor Tage wiederumb in meine Kammer begeben, damit nit
meine Eltern etwas von unserer Liebe vermercken mögen.
Ich will aber kUnfftige Nacht wiederumb bey euch erscheinen,
und unsern Tüften ein völliges gnügen lassen. Damit ihr mich
aber auch danckbar erkennet, will ich euch dieses mein Bruft-
tuch und güldenen Ring verehren, mit bitt, meiner darbey
zu gedencken. Dieses Geschenck nun hat Machates freundlich
angenommen, und hiegegen ihr einen eisernen Ring, so er
am Finger getragen, zu sampt einer silbernen Schalen, mit
Gold durchtrieben, und künftlich zugerichtet, verehret. Als
nun der Tag eingebrochen , ift die Mutter eilends in des
Machatis Kammer kommen , und mit vielen weinen nach
ihrer Tochter, wo sie hin kommen, gefragt, auch was er mit
ihr getrieben, und was sie untereinander geredet betten,
welches denn Machates ordentlich erzehlet, das Bruft Tuch und
Ring, so er von ihr empfangen, vorgezeigt, so denn die
Mutter mit weinenden Augen empfangen , und vor ihrer
Tochter Kleinod erkennet. Unterdessen hat Machates ver-
sprochen, er wolle verschaffen, daß wenn die Tochter fol-
gende Nacht wiederumb keme, der Mutter solcheo so bald
angezeiget würde, welches denn auch geschehen, indem die
Tochter folgende Nacht wiederumb zu der Stunde, wie die
vorig, zu ihrem Liebhaber kommen, der Diener aber solches so
bald der Mutter angezeiget, so denn beneben dem Vater mit
grosser Verwunderung die Tochter in dem Bette bey dem
Machate gefunden, mit vielen Weinen angeredet: denen
die Tochter mit traurigem Angesicht geantwortet: Ach ihr
meine unglückselige Eltern, wie habt ihr mir so eine geringe
Freude mißgönnet, und nicht nur 3. Tag mich mit meinem
Liebhaber Machate zu ergötzen geftattet? Ach es wird euch
diese Sorgßiltigkeit grossen Schmertzen und weinen verursachen.
Darauff sie so bald als ein Cörper liegen blieben, dadurch ihre
Eltern von neuen zu weinen und zu klagen anfingen, ach
allerliebfte Tochter IMiilinion, wie haftu uns durch dieses
traurige Spectacul zu deinen dir von den Göttern wieder zu-
geftellten Leben, beweget, warumb verliisseftuunsnun zum andern
mahl, in solche grossen Aengften, haftu darumb müssen \on den
Todten wiederumb herfür kommen, dass wir dein Ableiben zum
andern mahl sehen muften? warumb sind wir nicht vielmehr
auß diesem Leben abgefordert worden, daß wir dich in den
MiSCELLEK.
^:j ->
Elysischen Feldern besuchen möchten V Aber wir sind zu gar
ungUickhafftig, es ifl uns das GUtck jederzeit hefftig zuwieder.
und hat uns in dermaßen grosse Schmertzen und Angft vverffen
wollen, daß uns der Todt lieblicher denn das Leben were.
Zu diesem Geschrey ifl das Hausgesinde zugelauffen, und
endlich in der gantzen Stadt ruchtbar worden. Der Oberfte
aber der Stadt käme gleichfalls mit der Guardi und damit in
der finftere kein Auflauff, oder zusammen Rottirung geschehen
könte, ließe das Hauß biß auff den Morgen bewachen : Da
denn das Volck von der vergangenen Geschieht sich be-
spräche, unterdessen hat der Oberfte das Grab besichtiget,
und darinn allein die silberne Schalen und Ring, so ihr von
Machate verehret, gefunden: Zu Hauß aber von den Eltern
der Leichnam vor ihre Tochter erkennet worden, wie derselbe
in dem Bett liegen blieben, welches grossen Schrecken gebracht,
derwegen der Wahrsager Hillus gerathen, den Cörper ausser
der Stad den Thieren vorzuwerffen, die Stad und Bürger mit
sonderlichen Opfer zu versöhnen, die Eumenides und Mer-
curium, Chronium mit Opffern zu verehren, die Tempel zu
heiligen, und gewisse Spiel den Höllischen Göttern zu halten,
auch daß der Oberfte, so bald immer möglich, den Jovi
Hospitali, Mercurio Marti absonderlichen wegen Wohlfari
des Kaysers ein Opfer thun solle. Welchem allen nachgelebet
worden. Ift auch Machates bald darauff geftorben. Biß daher
gedachter Autor. a
In den Ausleihbüchern der Weimarischen Bibliothek findet
sich keine Entlehnung Praetoriusscher Schriften verzeichnet.
Am 6. December 1797 entlieh Goethe des Erasmus Francisci
rtGeschicht-Kunst- und Sittenspiegel«, S. i ff. die Quelle für
Schillers Ballade »L^er Kampf mit dem Drachen« (Archiv für
Litteraturgeschichte 10, 228 ffK Am 23. Februar 1801 des Ni-
colaus Remigius »Daemonolatria oder Beschreibung von Zau-
berern und Zauberinnen« Hamburg 1693, wo im 2. Theil
(»Wunderseltzame Historien«) S. 15 f. folgende knappe Fassung
unseres Stoffes sich findet, die, weil von Goethe, wiewohl erst
nachträglich, gelesen, noch folgen möge :
»Ei/ie Jungfrau, welche gestorbe/i, koiitpt unedcr in ihrer
Eltern Hauss. Phlegon Trallianus, schreibt in seinem Buche
de Mirabilibus et Longaevis, eine Hiftorie, welche er selbft mit
seinen Augen in einer Stadt gesehen. Es hat eine Jungfrau,
mit Nahmen Philinnium, Damostrati, eines Wirths und Charitus
Tochter, einen frembden Gaft, Machatem genandt. so allda zur
Herberge gelegen, sehr lieb gewonnen. Dieweil aber diese
Eltern, damit übel zu frieden waren, und nicht zulassen wollten,
daß sie sich mit ihm verehelichen möchte, ift sie aus Küm-
mernüß und grossem Hertzeleid geftorben, und öffentlich be-
234 MiSCELLEN.
graben worden. Im sechflen Monden aber nach ihrem tödt-
lichen Abgange, als Machates wiederumb allda zur Herberge
eingekehret war, ift Philinnium auch hinein kommen, sich zu
dem Gafte gefunden, und hat ihm seines Willens gepflogen,
dagegen sie dann einen eisern Ring und übergüldeten
Becher von ihm zum Geschenck überkommen, und ift, nach-
dem sie sich der Liebe wohl ersättiget, ihrer Wege wieder-
umb davon gegangen : Und hat sie ihm wiederumb einen
güldenen Ring und einen schönen Bruftlatz gegeben. Die-
weil aber die Amme das Gespenfte gesehen, und in acht ge-
nommen, hat sie es den Eltern angezeigt. Als nun des fol-
genden Tages die Philinnium wieder kommen, und sich, wie
vormahls geschehen , zu dem Gafte gefunden, lauffen sie hin-
zu, und finden ihre Tochter bey dem Gafte. und können sich
nicht enthalten, sie mit heulen und weinen zu umbfangen ;
da spricht das Gespenft zu ihnen: O Vater und Mutter, wie
unbillich habt ihr gethan, daß ihr mir nicht gegönnet habt, daß
ich bey diesem Gafte auff drey Tage lang in meiner Eltern-
Hause, ohne allen euren Schaden hätte sein mögen. Der-
wegen so werdet ihr nunmehr wiederumb auffs neue zu trauren
haben, umb eurer unzeitigen Sorgfältigkeit willen: Ich aber gehe
nun wiederumb an den Orth der mir verordnet ift, denn ich
bin nicht ohne GOttes willen hieher kommen. Als sie diß
gesagt, ift sie alsobald wiederumb verschieden, und ift ihr
Cörper sichtbahrlich auffm Bette herunter getragen, und dem
Volck. welches für der Thür mit Hauffen zugelauffen und sich
\ ersamblet, der gantze Handel, was sich begeben, erzehlet
worden. Das Grab hat man leer funden, und ist alleine der
eiserne Ring, und der übergegüldete Becher, den sie den
Tag zuvor von ihrem Bulen zu Geschenck überkommen, da-
selbft funden worden. Der todte Cörper aber ist auff rathen
des Auguris des Hylli ausserhalb der Gräntze begraben worden.
Machates aber hat sich für Hertzeleid. Trauren und Kümmernüß,
sell)ft den Todt angethan.
1)) Zum »Getreuen Eekarta. In Praetorius" Sammelsurien
glaubte ich auch als erster Grundlagen für das »Hochzeitlied« und
den »getreuen Eckart« gefunden zu haben — Reinhold Köhler
natürlich kannte die Stellen lange — , und die von mir zu
Rathe gezogenen Ausleger der Goetheschen Balladen be-
schränkten sich in der That darauf für ersteres ohne weitern
Zusatz auf Grimms »Deutsche Sagen«, die ja nicht Quelle
sein können , für letztere mit Götzinger auf Falckensteins
Thüringische Chronik von 17 38 zu verweisen. No. 31 der
»Deutschen Sagen. Herausgegeben von den Brüdern Grimm.
I. Theil. Berlin, 181 6« ist überschrieben »Des kleinen Volkes
Hochzeit-Feft. Mündlich aus Sachsen«, und diese Sage steht
MiSCELLEX.
^j)
dem Goetheschen Hochzeitlied allerdings ungleich näher als
No. 35 »Der Graf von Hoia«, die wörtlich nach Praetorius'
»Glückstopf« S. 489 f. und »Weltbeschreibung« 1,95 erzählt ist.
Der Verweis auf Falckenstein stammt auch aus Grimm S. 9 f.:
Nr. 7 »Frau Holla und der treue Eckart« mit dem Zusatz
»Praetor. Weihnachtsfratzen propos. 55. Falckenstein thUring.
Chronik I. 167 (dazu fügt die 2. Auflage von 1865 »aus
Waldenfels sei. antiqq. Norimb. 1677. p. 376; dieser aber
aus Praetorius«). Da Goethe nachweislich auf der Suche nach
Stoffen oder Motiven sich mit Praetorius befasst hat, ist es an
der Zeit den von Götzinger mit willkürlicher Wahl aus Grimm
geholten Herrn von Falckenstein endlich zu verabschieden.
Die Grimmsche Fassung ist hier eine freie, darum gebe ich
den Wortlaut aus Johannes Praetorius, Saturnalia: das ift,
Eine Compagnie IJrihnac/its-Fratzen, oder Centner-Lügen . . .
Leipzig, [1663] S. 403:
»Propositio LV. Der Treue Eckart machet auf W'eynachten
sonpcr-volk Kannen.
Weiter soll es zu Schwartze (welches ein Dorff ill in
Thüringen) geschehen seyn, auff Weynachten; dass auch die
Frau Holla fürüber gezogen, da der Treue Eckart vorne an
im Troppe gewesen, und die begegneten Leute gewarnet hat,
damit sie möchten aus dem Wege treten, daß ihnen kein Leid
wiederfahre. Bey solchem Zuge aber sollen ein paar Knaben
desselbigen Dorfts zugesehen haben, welche aus der Schencke
Bier geholet, und solches nach Hause tragen wollen : Weil
aber die Gespenfler im vollen Marg gewesen ; so wahren sie
ein wenig abseits gewichen mit ihren Kannen, an einer Ecke:
da sollen unterschiedliche Weiber derselben Rotte solche ihre
Kannen genommen und draus gleichsam getruncken haben.
Darzu doch die Knaben aus Forcht ftille geschwiegen; wie-
wohl sie nicht gewuft, wie sie ihnen gethun solten, wenn sie
nach Hause mit leeren Gefässen kommen würden: Endlich
soll der Treue Eckart drauff zu sie gesprochen haben: Das
heisset euch Gott sprechen, daß ihr nichts geredet habet ;
sonflen solten eure Hälse ümmegedrehet worden seyn ; und
nun gehet drauff flugs nach Hause, und saget von dieser
Geschichte keinem Menschen etwas, so werden eure Kannen
immer voll seyn, und wird ihnen niemahl an Bier gebrechen
oder fehlen. Solches hatten die Knaben bey 3. Tage in acht
genommen : da es ihnen ergangen, wie jener Witwen, in der
Bibel, mit ihrem Oelkruge. Aber endlich hatten sie es doch
aus Vorwitz nicht länger verbergen können ; sondern die Sache
ihren Eltern erzehlet. Da war es mit dem Cornu copiae aus-
gewesen, und hatte der Brunnenquell versiegen. Andere sagen,
236 MlSCELLEN.
es sey dieses nicht eben in Weynachten geschehen, sondern
auff eine andere Zeit«.
Erich Schmidt.
4. U ciiiiar-BctJilcJicin. Die vielberufene Anwendung von
Ev. Matth. 2, 6. auf Weimar in Goethes Gedicht »Auf Miedings
Tod« :
O Weimar I Dir fiel ein besonder Loos,
Wie Bethlehem in Juda, klein und groß I
scheint von Wieland auszugehn, der schon am 5. October 1775,
Auswahl 2, 52, an Gebier »vonunserm kleinen Weimar« schreibt,
»welches wie ehemals Bethlehem Juda jetzt nicht die kleinfle
unter den Töchtern Deutschlands scheint, und gewissermaßen
der Gegenftand der allgemeinen Aufmerksamkeit geworden ift.«
Erich Schmidt.
5. Zu Faust,
a) Cafechisation. In dem von Kestner 1854 herausge-
gebenen »Goethe und Werther« befindet sich, wie man weiss,
zu Anfang das Bruchstück eines Briefentwurfs seines Vaters
aus dem November 1772 (also nicht eigentlich aus dem An-
fang seiner Bekanntschaft mit Goethe, wie es dort heisst, sondern
schon nach Goethes Entfernung aus Wetzlar), mit der be-
kannten, theils allgemeinen, theils besonders theologischphilo-
sophischen Charakteristik Goethes. Schon Herbst hat in seiner
Schrift »Goethe in Wetzlar«, 1881, S. i79ff. daraufhinge-
wiesen, welche »frappante Analogien« diese Charakteristik mit
der Scene im Faust bietet, wo nach Mei)histO])heles" spöttischem
Ausdruck Herr Doctor von Gretchen catechisirt wird. Aller-
dings waren dergleichen religiösphilosophische Erörterungen
wohl Lieblingsgesprächsstoff jener nach Aufklärung ringenden
Zeit. Aber unwillkürlich wird man, wie Herbst bemerkt, da-
rauf geführt, dass jene Catechisation aus eignen Erinnerungen
des Dichters, aus ähnlichen Gewissensfragen seiner philoso-
phischen Freunde oder auch Lottens selber geschöpft ist, dass
der junge Dichter auch da »Erlebtes dichterisch zu formen
gewusst hat«. Lotte fing auch am Abend des 10. September,
am Vorabend \on Goethes Flucht aus ^^■etzlar, »ein merk-
würdiges Gespräch von dem Zustande nach diesem Leben,
vom Weggehn und Wiederkommen an«, wonach der Brief-
entwurf bezeugt : »er glaubt ein künftiges Leben, einen bessern
Zustand«. Und Goethe hat überhaupt vielleicht einige Züge
Lottens dem Gretchen geliehn, wie ja anderseits der Werther-
Lotte Züge der Maxe Brentano. Jedenfalls aber weist die
Ähnlichkeit der Stimmungen und Ansichten des Doctor Goethe-
Faust auf die Zeit der Faustanfänge hin, die als Keime zwar
MiSCELLEN. 237
wohl in 1769, als reifender Plan aber eben in 1772, und als
erste Anfänge einer Niederschrift in die Werke von 1772 auf
1773 zu setzen sind. (Das freie Odenmaß wie in »der All-
urafasser« beginnt Anfang 1772, die Knittelverse wie in »Ver-
sprich mir«, Ende 1772.) So scheint die Catechisation, wenn
auch nur in der Conception. wohl ziemlich knapp auf die
Wetzlarer Zeit zu folgen, und in der That liest sich der pro-
saische Niederschlag solcher Religionsgespräche in Kestners
Brieffragment über Goethe völlig wie ein fortlaufender Com-
mentar der dichterischen Faustscene. Im Folgenden ist eine
genauere Zusammenstellung der betreffenden Stellen versucht.
Marg. Nun sag", wie hast du's mit der Religion?
Du bist ein herzlich guter Mann u. s. w.
(Kestner. Bei Frauenzimmern ist er wohl angeschrieben.)
Faust. Lass das, mein Kind !
(K. Er äussert sich über gewisse (religiöse) Hauptmaterien
gegen Wenige.)
Faust. Du fühlst, ich bin dir gut ;
(Iv. Für das weibliche Geschleclit hat er sehr viele Hoch-
achtung.)
Faust. Für meine Lieben Hess ich Leib und Blut.
(K. Seine Denkungsweise ist edel.)
F. Will niemand sein Gefühl und seine Kirche rauben.
(K. Stört andere nicht gern in ihren ruhigen Vorstellungen.)
M. Das ist nicht recht, man muss dran glauben !
F. Muss man ?
(K. Von Vorurtheilen soviel frei, handelt er wie es ihm ein-
fällt, ohne sich darum zu bekümmern, ob es Andern
gefällt, ob es Mode ist, ob es die Lebensart erlaubt.
Aller Zwang ist ihm verhasst.)
M. Du ehrst auch nicht die heiligen Sakramente.
F. Ich ehre sie.
(K. Vor der christlichen Religion hat er Hochachtung.)
M. Doch ohne Verlangen:
Zur Messe, zur Beichte bist du lange nicht gegangen.
(K. Er geht nicht in die Kirche, auch nicht zum Abendmahl.)
M. Glaubst du an Gott !
F. . . Wer darf sagen,
Ich glaub an Gott? u. s. w.
(K, Er hasst den Scepticismum, strebt nach Wahrheit und
nach Determinirung über gewisse Hauptmaterien.)
F. Wer darf ihn nennen u. s. w.
(K. Hat eine lebhafte Einbildungskraft. Glaubt schon über
die wichtigsten Hauptmaterien determinirt zu sein, ist
es aber noch nicht.)
F. Gefühl ist alles.
23 8 MiSCELLEN.
(K. Er strebt nach Wahrheit, hält jedoch mehr vom Gefühl
derselben als von ihrer Demonstration.)
¥. Name ist Schall und Rauch.
(K. Er drückt sich meist in Bildern und Gleichnissen aus ;
wenn er älter werde, hoffe er die Gedanken selbst, wie
sie wären, zu denken und zu sagen.)
M. Ungefähr sagt das der Pfarrer auch,
Nur mit ein bischen andern Worten.
F. — — — Jedes in seiner Sprache,
Warum nicht ich in der meinen?
(K. Er ist nicht, was man orthodox nennt. Vor der christ-
lichen Religion hat er Hochachtung, aber nicht in der
Gestalt, wie sie unsre Theologen vorstellen.)
Könnte nicht, um die Scene zu vervollständigen, Merck
bei seiner Anwesenheit in Wetzlar über dergleichen Katechi-
sationen gespottet haben? Zumal wenn er fand, dass die
Schärfe seines Wesens dort missfiel, und wenn Lotte, die kurz
angebunden war und eine schnippische Abfertigung geben
konnte, nicht verhehlt hatte, dass er keinen günstigen Ein-
druck auf sie mache ? dass sie ihn fürchte und vor ihm warne ?
Mertkns.
/>) »Zicei Seelen woJinen in meiner ßrust(( findet einen
bemerkenswerthen Anklang in einer Stelle von Racines »Can-
tiques spirituels« (Ausgabe der Grands ecrivains IV. 156):
Mon Dieu, quelle guerre cruelle :
Je trouve deux hommes en moi ;
L'un veut, que plein d'amour pour toi
Mon coeur te soit toujours (idele, —
L'autre, ä tes volontes rebelle,
Me revolte contre la loi;
L'un, tout esprit et tout Celeste,
Veut, qu'au ciel sans cesse attache.
Et des biens eternels touche,
Je comi)te pour rien tout le reste, —
Et L'autre, par son poids funeste
Me tient vers la terre penche.
Edmund \on Lippmann.
e) Zu /., V. 13S6. In einer Arie des Singspieles »Die
groß-mühtige Thaleftris oder letzte Konigin der Amazonen«
von Christian Heinrich Posfel, Hamburg 1692. findet sich
der folgende Vers :
)^Blut ill der Safft vor allen Säfften«.
Julius Elias.
MiSCELLEN. 239
6. Italienisches.
a) Zum Tagelntch 11. s. rc. Schriften der Goethe-Gesellschaft
2, 21 Goethes Tagebücher i, 155: »Ich flieg auf den Turm
von dem sich die Fräulein herabftürzte«. Die Stelle ist von
mir nicht erläutert worden, aber ich verdanke G. Laubmann
zwei Separatabzüge aus den Neuesten Nachrichten, München
1885 No. 14 und 18, worin er die ihrer Zeit vielberufene,
auch lyrisch, episch und dramatisch ausgestattete Katastrophe
des Freifräuleins Fanny (Maria Franziska) von Ickstatt schil-
dert, die am 14. Januar 1785, siebzehnjährig, aus unglück-
licher Liebe ihr Leben durch einen Sprung vom Thurme der
Frauenkirche endigte.
Schriften 2, 403 lies »Sassoferrato«.
Schriften 2, 407 »Den alten Zucchi traf Goethe 1790 in
Venedig wieder«. Erst jetzt erhellt aus Aufzeichnungen des
Frl. von Göchhausen, dass in dem Briefe, Aus Herders Nach-
lass I, 120, der Schwager, nicht der Gatte Angelicas gemeint ist.
Schriften 2,422 ist natürlich zu lesen: Friedrich »Hilde-
brand« von Einsiedel, nicht »Eberhard«, wie durch einen un-
begreiflichen Lapsus in meiner Anmerkuiig steht.
Scliriften 2, 433 f. Für »Samaveli« dieEmendation »Samareli«,
in Tischbeins Italinisch = »somarelli« vorzuschlagen, habe ich
mich bei der Drucklegung durch einen allzu behutsamen Freund
abhalten lassen, glaube aber doch, dass das corrupte Wort
nicht anders zu erklären ist. »Polecken« ist Druckfehler für
»Potecken« (=botteghe), wie schon Xanthippus, Nationalzeitung
6. Februar 1887, bemerkt hat.
/') Z// Foscolos Brief (G.-J. VIK, 8). Die aus dem Goethe-
archiv erfolgte Mittheilung des Briefes von Ugo Foscolo hat
in Italien lebhaftes Interesse, aber auch bei einigen Kurz-
sichtigen Befremden, ja ganz unbegreiflichen und sehr un-
artigen Ärger erregt, der sich bis zu dem dreisten Vorwurfe
steigerte, das Blatt sei eine »vergognosa mistificazione«. Ich
habe nicht für die leidigen Druckfehler der Nummer, wohl
aber für ihre Echtheit einzutreten und erkläre hiermit, dass
der von Goethe seiner Autographensammlung einverleibte,
neuestens mit bestbeglaubigten Schriftstücken Foscolos ver-
glichene Brief ohne jeden Zweifel von der Hand des ausge-
zeichneten italienischen Dichters herrührt und dass eine Aus-
einandersetzung über Foscolos Botschaft an Goethe, eine Er-
örterung gewisser chronologischer Bedenken die Echtheit als
etwas Unanfechtbares hinzunehmen hat. Mit der Bemerkung
in meinem Begleitschreiben an Prof. Geiger, Foscolo zeuge
hier selbst für »die litterarische Herkunft seines Ortis«, habe ich
natürlich nichts anders sagen wollen, als dass der Verfasser des
240 MlSCELLE\.
Ortis, über dessen ^'erhältniss zu Goethes Jugendroman so
viel Schiefes gesagt ist, in eigener Person sein Werk der grossen
Familie unglücklicher Schwärmer einreiht, welche Werther
eröffnet. Oder auch nicht eröffnet, denn auch bei ihm offen-
bart sich litterarische Herkunft neben der Schöpfung aus dem
Leben des Dichters. Nichts lag mir ferner als dem italienischen
Romane, dessen starke Individualität und dessen politischen
Nerv ich bewundere , seine Ansprüche auf Selbständigkeit
schmälern und ihn zu einer blossen Nachahmung herabdrücken
zu wollen. Erich Schmidt.
7. Zitm Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe,
a) Die Manuscripte der beiden Briefe von Schiller an
(ioethe, welche Vollmer in der vierten Auflage des Briefwechsels
I. 34Sff. nr. 392 und I, 350 ff. nr. 399 (29. Dec. 1797) nach
dem Abdruck in »Kunst und Alterthum« wiedergegeben hat,
befinden sich in der Weimarischen Bibliothek, von welchen
mir Oberbibliothekar R. Köhler ein Fascikel von Schilleriana
gefälligst vorgelegt hat. S. 348 im ersten Absatz ist zu lesen :
» . . . Vorstellung der wirklichen Repräsentation, der Bretter«
(Comma nach Repräsentation). S. 349, Zeile 10 von unten ist
zu lesen: »ist generisch poetisch, nicht tragisch«.
Minor.
l>) Auf fast unerklärliche Weise zieht sich durch die ver-
schiedenen Ausgaben des Briefwechsels zwischen Schiller und
Goethe eine fehlerhafte Datirung des Briefs No. 807, (vierte
Auflage II, 280) die auch Strehlke in dem Verzeichniss der
Goethebriefe nicht verbessert hat. jedenfalls ist der Brief aus
der Sammlung nach der erstmaligen Abschriftnahme verschwun-
den und hat sich der Revision bei der wiederholten Druck-
legung entzogen.
Statt dass der Brief aus Oberroszla den 6. April 1801 zu
datiren ist, ergibt das mir vorliegende Original
Oberrosla, d. 6. März 1800.
Die Berichtigung des Datums ist wichtig, da der Brief für
(ioethes und Schillers Leben und Thätigkeit wichtige Daten ent-
hält, die, wenn sie in die Darstellung übergehen, eine unliebsame
Verschiebung bewirken können. Das Original des Briefes ist
Dictat oder Reinschrift von der Hand des bekannten (ioethe-
schen Schreibers und Dieners Ludwig Geist. Goethe hat nur
einige Correcturen angebracht, die durch Interpunction ver-
anlasst wurden, und die Bildung neuer Sätze zur Folge hatten.
Eigenhändig von Goethe ist nur hinzugefügt :
Leben Sie indeß recht wohl
Oberrosla. d. 6. März 1800 G.
MiSCELLEK. 241
Im übrigen ist der Brief correct wiedergegeben, wenn
es sich nicht um genaue Wiedergabe der einzelnen Buch-
staben handelt. Burkhardt.
8. Zu Goethe und Carlylc. Aus der so sehr dankens-
werthen Veröffentlichung des Briefwechsels von Goethe und
Carlyle ist bekannt, dass letzerer am 22. Dec. 1829 unter
anderem zwei Ansichten seines Wohnsitzes in Craigenputtoch
bei Dumfries, Bleistiftzeichnungen von Moir, dem Übersetzer
des Wallenstein, nach \\'eimar sandte. Goethe hat dieselben
stechen lassen und als Titelkupfer und Vignetten zu der von
ihm eingeleiteten deutschen Ausgabe von Carlyles Leben
Schillers verwendet. Die Zeichnungen selbst haben sich bis
jetzt noch nicht auffinden lassen, — möglicherweise sind sie
in den Händen des Kupferstechers Schnell oder des Verlegers
Wilmans geblieben, aber beim Durchmustern der Goetheschen
Privatbibliothek hat sich ein Exemplar der »German Romance«
gefunden, welches zugleich mit jenen zwei Zeichnungen aus
Schottland gekommen war, mit Carlyles eigenhändiger Wid-
mung: »To Goethe from his warniest admirer« und einer im
ersten Bande eingeklebten Beschreibung der Zeichnungen von
Carlyles Hand. Sie lautet :
Remarks on the Sketches.
The House fronts towards the North-E^ast, Dumfries lies
nearly East, almost in the direction which the smaller sketc;h
has: but heathy mountains hide it from us.
On the groundfloor, the easternmost window (that on
your right band when you look from the door) belongs to
our Dining-room; that on the left to our Drawing-room
(where your Picture ' hangs) ; immediately behind that lalter,
and entering from it, is my Library, where I am now writing.
The Upper story is occupied with bedrooms etc.
To the rear of the House is a Kitchen, a Square of
Stahles and other Offices; farther off, divided from us by
vvalls, yet still contiguous, is a Farming-establishment, with
all its appartenances: behind this, trees and grass parks.
In front, again, within that Paling is a shrubbery ; or
rather as yet a smooth green, with gravel walks. Adjoining
this, on your left band (still looking f)'oin the door) lies the
Garden (scarcely visible in this sketch) : at the other corner
of the House Stands a sycamore tree (likewise almost hidden
here) at the foot of which I often read last summer.
Outside the Paling, in the empty Space, we have planted
oaks and spruce-firs, which are thriving: beyond these is a wall,
' Eine Lithographie nach Stielers bekanntem Oelgemälde.
GOKTHE-JAHRBUCH IX. l5
242 MiSCELLEX.
and then the park for our horses and cows. Considerable
tracts of wood. planted some twenty years ago are scattered
round us in all directions.
The heights visible in both sketches in the distance are
the granite mountains of (ialloway, which run on, under still
wilder forms. to the shore of the Irish Sea.
Craigenputtoch
21"^ December 1829.
Die einfache Wärme dieser Beschreibung ist bezeichnend
für Carlyle selbst wie characteristisch für dessen Pjeziehungcn
zu Goethe. Er wusste. dass dem hochverehrten fernen Freunde
eine solche eingehende Schilderung des bescheidenen Schot-
tischen Gehöftes nicht unlieb sein würde, wie sie denn auch
durch Übersendung zweier Ansichten des Goethehauses und
des Gartenhauses am Stern dankend erwidert wurde. Die
hier mitgetheilten Zeilen Carlyles bilden eine Ergänzung zu
Goethes Einleitung zum Leben Schillers, — als solche den Ver-
ehrern des deutschen Dichters wie des schottischen Historikers
hoffentlich nicht unwillkommen.
^^■eimar, 30. Oct. 1887. C Ruland.
Ndclischrift.
Soeben habe ich die oben als verschollen bezeichneten
Moir'schen Originalzeichnungen des Hauses zu Craigenputtoch
im Goethe-Museum gefunden. Sie sind äusserst sorgfältig mit
pjleistift gezeichnet, von einer Zartheit, der die Stiche Schnells
nicht volle Gerechtigkeit widerfahren lassen.
Weimar, 15. Febr. 1888. C. Rui.axd.
9. O Feral.
Den von mir in der Strassburger Matrikel entdeckten
jugendgenossen Goethes hat Zarncke. dem ich für freundliche
Nachricht verpflichtet bin, nun auch in der Leipziger gefunden:
»1767 d. 13. Juni Friedr. Wilh. O Feral Dresdensis«, so dass
die Bekanntschaft in Leipzig geschlossen sein wird, wo eben
damals ein Johann Friedrich o Feral als MUnzmeister und
Münzguardein auf der Fleissenburg wohnte und wie sein Nach-
bar Oeser und Professor Ludwig Ehrenmitglied der »Oecono-
mischen Gesellschaft« war. Vielleicht der Vater, denn »Dres-
densis« bezeichnet nur den Geburtsort. Erich Schmidi'.
lo. Goethe in der Kriegscominission. »Nächilens wird viel-
leicht eine Veränderung die mich wieder an eine Menge
garfligen Zeugs anknüpft, mags drum seyn« — schreibt Goethe
.MiSCELLEN. 243
Mitte October 1778 an Frau von Stein, und Fielitz belehrt
uns, Briefwechsel P.443, dass damit die Ernennung des Dichters
zum Mitgliede der Kriegscommission gemeint ist. Diese Er-
nennung erfolgte am 5. Januar 1779, doch scheint Goethe
sich in der »militärischen Wirtschafft« (P, 249) nicht besonders
wohlgefuhlt zu haben. Aus den Acten dieser Commission, die
leider zum grössten Theile vernichtet sind, hat Burkhardt
(G.-J. VI, 344) ein erheiterndes Schreiben im Curialstyl mit-
getheilt, hier ein zweites, dessen Abschrift ich der Liebens-
würdigkeit des Herrn B. Elise her in Budapest verdanke.
»Nachdem auf künftigen nun Julii a. c. sowohl die Armatur
als Equipagen Stücke so wie das sämmtliche Pferden Zeuch des
fürftl. Husaren-Corps, in Ansehung der etwa daran erforder-
lichen Reparaturen durchgesehen werden, ein Solches aber
von dem fürftl. Hauptmann Ritter hieselbft gesche[h]n soll ;
Alß wird demselben hiermit aufgegeben Stück für Stück genau
durchzusehen, alles behörig zu notiren und mittelft Berichtes
anhero einzureichen.
Sig. Weimar, den 28. Junii 17S0
Fürftl. Sachs. Kriegs-Commission das.
Goethe. Volgftaedt.«
Der Grund von Goethes Unbehagen bei seiner Thätig-
keit in der Kriegscommission scheint wesentlich persönlicher
Natur gewesen zu sein: der mitunterzeichnete College, der
Kriegsrath Volgstaedt, mit dem er »auf keine Art verwandt
seyn« (P, 297) mochte, musste verabschiedet werden, was erst
nach einem Jahre ermöglicht wurde. »Der Abschied des
Dicken ift freylich nicht ohne unangenehmes für mich gewesen
und giebt mir auf die erfte Zeit viel mehr zu thun« — schreibt
er der Geliebten, als es ihm im December gelungen war.
denselben »abzuschütteln«. Wie in dem früher veröffent-
lichten handelt es sich in diesem militärischen Aktenstück
um die Husaren, zu deren friedlicher Thätigkeit es bekannt-
lich gehörte, ausser den Staatsdepeschen für den Herzog auch
die Freundesbriefe des Dichters an Charlotte zu befördern.
G. AVkisstein'.
II. Über Goethes unbekannte Stadtwohnungen in Weimar.
Wer sich an der Hand neuerschlossner Quellen in die
häuslichen und wirthschaftlichen Verhältnisse Goethes vertieft,
findet in erster Linie, dass die Gründung und der Ausbau
eines eignen Heims mit besonderer Vorliebe von ihm gepflegt
wurden, seitdem sein Entschluss feststand, dauernd \N'eimar
angehören zu wollen.
16*
244 MiSCELLEN.
Zunächst freilich, als er das gastfreundliche v. Kalbsche
Haus aufgab, waren seine Ansprüche äusserst bescheidener
Natur. Denn nach dem Briefe, welchen er am 6. März 1776
an Johanne Fahimer richtete, gedachte er seine Häuslichkeit
nur in einer bereits gewählten Miethswohming zu finden, die
er selbst als ein schönes Logie bezeichnete.
Es ist merkwürdig, dass es der bisherigen Forschung nicht
geglückt ist, die verschiedenen Wohnstätten Goethes mit Sicher-
heit feststellen zu können. Düntzer ' stellt wiederholt, ohne seine
Ansicht zu begründen, als gewiss hin, dass Goethe schon 1776 das
Jägerhaus als Stadtwohnung neben seinem Garten benützt habe,
wozu ihn wahrscheinlich der bekannte Brief Wielands an Merck
vom 25. März 1776 veranlasst hat. In diesem vergleicht Wieland
das geviicthcte Haus mit einer Burg, in welcher Goethe mit
seinem Philipp ganz allein sich im Nothfalle gegen ein ganzes
Corps wehren könne. Abgesehen davon, dass Goethe schwer-
lich in einem licrrscliaftlichen Hause, in einem »Micf/isver-
/id/ffiisse« stehen konnte, passt zu diesem auch die Schilderung
Wielands nicht, weil jenes damals einer Burg gar wenig ähn-
lich sah.
Bevor Goethe diese Miethwohnung bezog, traten be-
sonders wichtige Verhältnisse ein. Mit seinem Entschlüsse,
dauernd in Weimar bleiben zu wollen, Hess es sich nicht
vereinbaren, dass er das v. Kalbsche Haus am Töpfenmarkte
als Hausfreund weiter in Anspruch nehmen konnte. Er ver-
liess dasselbe am 18. März 1776, indem er die aus 7 Personen
bestehende Dienerschaft des von Kalbschen Hauses durch er-
hebliche Geldgeschenke abfand. Als Goethe am 4. April
von seiner Leipziger Reise wieder in Weimar eintraf, konnte
er sein Miethlogis nicht beziehen, weil dasselbe erst von
johanni ab vertragsmäßig zur Verfügung stand und es steht
desshalb ausser allem Zweifel, dass er eine Zwischenwohnung
einnahm, die bis jetzt noch nicht ermittelt werden kann.
Jedenfalls muss diese in Mangel rechnerischer Aufwände in
einem befreundeten oder herrschaftlichem Hause gesucht
werden, in welchem die Bezahlung einer Miethe ausge-
schlossen war.
Die Erwerbung des Gartens, welche durch den Herzog
nach der Rückkehr Goethes von Leipzig erst betrieben wurde,
1 Goethes Leben S. 273: das burgnrtige sof^cnanntc kleine Jäger-
haus. Dann namentlich Düntzcrs f^ninzlich verfehlte Beweisführung
gegen Fielit/', in Düntzers Goethes Eintritt in Weimar S. 170 — 171, wo
die Existenz einer Stadtwohnung als unmöglich hingestellt wird u. s. \v.
Eielitz gibt Jägerhaus stets mit ? an. Hätte Goethe obi^^cs Logis nicht
besessen, so hätte er es unmöglich Herders zum bezeichneten Zwecke
(Niederkunft von Herders Frau) anbieten können. Düntzer meint sogar,
dass Goethe mit 2 Wohnungen Luxus getrieben hätte!!!
MiSCELLEX. 245
und den er am 21. April in Besitz nahm, vermochte seine
Absichten nicht zu ändern, die Stadtwohnung aufrecht zu er-
halten. Es war ja vor den gewaltigen Umänderungen, die
das Gartenhaus erfuhr, gar nicht vorauszusehen, ob dasselbe
unter allen Verhältnissen dauernd zu benutzen sein würde
und in der Folge zeigte es sich auch, welcher Anstrengungen
es bedurfte, ehe Goethe es im Winter ohne grosse Unan-
nehmlichkeiten bewohnen konnte. Seinen Ansprüchen genügte
es erst durch grössere, zum Theil wiederverschwundene An-
und Ausbauten, die noch im Jahre 1778 ausgeführt wurden.
Zu Johanni 1776' zog Goethe aus der nicht festzustel-
lenden Zwischenwohnung aus und richtete sich im Hause des
Hofcassirers König ein. Das Haus Königs lag am heutigen
Burgplatz, auf welchem es hinter der damals vorliegenden
Hauptwache stand und sich als einziges Haus, frei von den
jetzt zu beiden Seiten angebauten modernen Häusern gar
stattlich ausnahm. Es war ein sehr altes Ritterhaus, das schon
vor der Mitte des 17. Jahrhunderts sich im Besitz des Hof-
marschall V. Draxdorf und des f. Stallmeisters von Hörn
befand, während der Bau auf ein bei weitem höheres Alter
schliessen lässt. Der südliche Eingang führte durch das ganze
Haus und war sogar zur Einfahrt mit dem Wagen geeignet.
Wielands Vergleich mit einer kleinen Burg war zutreffend,
die nördliche und südliche Giebelseite waren der noch er-
haltenen Facade des ersten und zweiten Stocks conform
gehalten, und man kann sich noch heute die Ansicht des
Hauses — es ist das Albrechtsche — leicht vorstellen, wenn
man die in diesem Jahrhundert (1837) beliebten unmotivirten
Umänderungen des Hauses im Parterre und den Aufbau einer
ebenso stillosen Erkerwohnung sich hinwegdenkt. Hier wohnte
Goethe (wahrscheinlich in der zweiten Etage) bis Ostern 1777
gegen ein vierteljähriges Miethgeld von 15 Thaler. Er hatte
vollkommen Recht, wenn er, wie das damalige Weimar, das
an solchen Gebäuden mit acht Fenstern Front keinen Über-
fluss hatte, die Wohnung schön fand. Sie war es auch in
dem Sinne, als sie mit Vorgarten versehen, äusserst günstig, in
der unmittelbaren Nähe der fürstlichen Kammer und des
Fürstenhauses lag und ihm in vielen Fällen , anstatt des
Gartens eine heimathliche Stätte darbot.
Ostern 1777 s;ab er diese Wohnung^ aus uns noch unbe-
' Am 27. Juni bemerkt die Rechnung : 20 Gr. denTaglöhnern beim Aus-
ziehen. Es kann auch sein, dass diese einige Tage später abgelohnt wurden.
^ Die Q.uittung Königs lautet bis dahin, wurde aber erst 31. De-
cember ausgestellt und ein Abzug von 7 ^ für verschiedene An-
schaffungen gemacht, unter denen die Beschaffung von 8 grünen Fenster-
brettern sehr bestimmt für den zweiten Stock sprechen, da die Farbe
dieser Bretter als Grundfarbe sich feststellen lässt.
246 MiSCELLEN.
kannten Gründen auf und zog, wie eine Rechnung Miedings
nachweist, in das Fürstenhaus, wo er sich, nach den An-
ordnungen zu schliessen, eine ständige Stadtwohnung im Par-
terre einrichtete unter der auch das »Herrschaftshaus« (Tageb.
I. 54), welches er im November 1777 zeitweise wegen Repa-
raturen des Gartenhauses bezog, zu verstehen ist. Wann er
diese wieder aufgab, ist bis jetzt nicht zu ermitteln. Jeden-
falls nahm er am 2. August 1779 eine andere Wohnung, die
er nach seinen Tagebuchsaufzeichnungen als sein »Absteig-
(juartiergen« bezeichnete, das, nach einigen Rechnungsposi-
tionen zu schliessen, im ehemalig v. Volgstaedtschen ' Hause zu
suchen ist. Dieses Haus, welches Herr v. ^'o]gstaedt weit vor
Goethes Ankunft in Weimar erbaut hatte, war später von der
Familie Marschall in den Besitz des Dr. W. Schuhmann ge-
kommen. In diesem Hause lag das kleine Absteigipiartier
im ersten Stock. Die alte Thiir, durch die Goethe ging, hat
sich bis auf unsre Tage noch erhalten, aber hinter ihr fmdet sich
nicht mehr der alte Aufgang, der zu Goethes Wohnung führte,
sondern die Hausflur mit der Treppe ist nach rechts in das
jetzt gräflich von Beustsche Haus (Hinterhaus in der Seifen-
gasse) verlegt, und hinter der alten Eingangsthür. die jetzt
stets verschlossen ist, finden sich Holzställe eingebaut, in denen
noch die alte Einrichtung des Parterres erkenntlich ist. So
lag Goethes Absteigquartier unmittelbar, so zu sagen unter einem
Dache, neben der Wohnung der Frau von Stein. Dass Goethe
grösseres Gewicht auf die Lage dieses Noth(}uartieres als auf die
(irösse und den Comfort der Wohnung legte, geht schon aus dem
geringen ^Nliethzins hervor, den er vierteljährig an die Kanzlei im
Betrag von fünf Thaler abführte, welche jenen jedenfalls Kraft
besonderer Abmachungen vereinnahmte. Goethe hatte bis zum
2. luni 1781 sicherlich dies Quartier noch inne, dann scheint
er dasselbe aufgegeben zu haben, da die Rechnungsposition
nicht mehr vorkommt, und dazu stimmen auch die im Briefe
seiner Mutter unter dem 16. November 1781 kundgegebenen
Wünsche, dass Goethe eine Wohnung in der Stadt erhalten
möchte, um ihn nit;ht unter allen Umständen im Winter an
die Wohnung im (larten zu binden. — Dass dieser Wunsch
auf Betrieb der Herzogin Amalia, wenn auch unter einigem
Widerstreben Goethes in Erfüllung ging, zeigt die Ostern 1782
vollzogene Wandlung der Dinge, indem er zunächst miethweise
in das Haus am Frauen])lan zog. Von da ab bestehen keine
Zweifel über Goethes \\'ohnungsverhältnisse; imd es werden
' Die Anbringung einer Glocke an der Haustliür (Spuren sind
noch sichtbar) in dem Volgstädtischen Hause weist die Recnnung von
1780 nach, ebenso die Fertigun<j eines Stubenthi'irsclilüssels; auch ein
Jjilletkasten war dort am 22. Februar 1780 angebracht.
Nachträge und Berichtigungen zu Band VIII. 247
nach diesen Ausführungen bezüghch der früheren Heimstätten
keine Lücken und Zweifel mehr bestehen können, wenn
demnächst seine Zwischenwohnung vom Auszug aus v. Kalbs
Haus bis zum Bezug der Wohnung am Burgplatz festgestellt
sein wird. C. A. H. Burkhardt.
B. Nachträge und Berichtigungen zu Band VIII.
S. 8, Z. 16 »qu'il sc pourrait« statt: le nach Chuquet.
Revue critique No. 5. 30, Jan. 1888 S. 97. [Für einzelne Stellen
der französischen Briefe in Bd. VII schlägt Ch. Verbesserungen
vor, die bereits nach der Handschrift in der Weimarer Aus-
gabe eingetragen sind: bouc für boue S. 42, 5; sottement für
tottement 46, 5; que für zue das. 27; andere, in denen die
Weimarer Ausgabe die Lesart des G.-J. bestätigt hat: dechiffre
für dechire 41, 15, j'adjure für j'adore 53, 5.]
S. 8 — 10. In den italienischen Briefen sind, trotz der in
\\'eimar besorgten Correctur, viele Fehler stehen geblieben.
Es muss heissen S. 8, Z. 23 dovuto st. devuto, 25 sdegnato
St. odegnato, 31 manoscritto st. manscritto, inviero st. inciero,
S. 9, Z. 17 mia st. mi, S. 10, Z. 7 quell st. quel, 11 v. u.
anticipatamente st. anticapataniente.
S. 16, Z. 21 muss, nach einer Mittheilung des Herrn Dr.
R. Schmidt, Tordenskjold st. Tadenschild gelesen werden.
Gemeint ist »der berühmte Seeheld, Liebling der dänischen
und norwegischen Nation«.
S. 96, Z. 8 muss wohl, wie Herr Dr. Heraeus in Biele-
feld vermuthet, »befreyt« für »befragt« gelesen werden.
Zu S. 104 fg. St. Antonietta Avesi muss es wohl, wie
M. Landau bemerkt, Arese heissen. Mit Gräfin A. wurde
Foscolo im März 1801 bekannt. Der Roman Foscolos er-
schien vollständig bereits 1802.
S. 103, Z. 27 1. Brambilla st. Brandilla.
Zu S. 112 (No. 35) Charlotte v. Schiller meint, wie M. Ber-
nays mir bemerkt, die Abhandlung im Morgenblatt 181 5, 10
und II. April. Goethe ändert wohl Rohheit in jugendliche
Ungeduld. Der »Unwille« findet sich ja noch (Hempel 28, 716).
S. 116. Der Anfang des Briefes No. 57 bezieht sich nicht,
wie ich ganz irrig annahm, auf »Hermann und Dorothea«,
sondern auf G. Hermanns Schrift De metris Graecorum et
Romanorum poetarum. (D. Die mit D. bezeichneten Be-
richtigungen sind einer groben Recension des Goethe-Jahr-
buchs von H. Düntzer entnommen. Grenzboten 1887 No. 28
248
Nachtrage und Berichtigungen zu Band VIII.
S. 77 — 86, einem Erguss der gekränkten Eitelkeit des Recen-
senten, dem zu antworten ich tief unter meiner Würde halte.)
S. 126 1. Z. Der excellente Recensent ist Eberhard.
S. 127, Z. 3 hat sich Nicokii verschrieben, es muss
1777 heissen.
S. 127, 3 V. u. Die Rhapsodie von Reimhart, nicht Rein-
hart, wie es fälschhch im Register heisst, ist, wie ich von ver-
schiedenen Seiten freundUchst und von D. grob belehrt wurde,
von Merck.
S. 128 fg. Der Brief an Frau von Heygendorf ist l)ereits
einmal (i.-J. V, 13 fg. veröffentlicht. D.
Die S. 143 von A. Cohn mitgetheilten Verse sind über-
setzt aus Manzonis Graf Carmagnola I, 2. D.
S. 161, Z. IG (auch im Register) muss es Schmeller heissen.
Zu S. 227: auch in Hamburg unter Schröders Direction
wird der Herzog Michel von Kindern gespielt : s. die Briefe
von Schröder an Gotter, welche Litzmann eben herausge-
geben hat. S. 124, 129. Minor.
Zu S. 229. Die Beziehung des Gedichtes »Homer wider
Homer« auf G. Langes Sendschreiben hat M. Bernays längst
nachgewiesen. ^V. Christ, Homer oder Homeriden, München
1884, p. 64. not. I. (Abhandlungen der k. bayr. Akad. d.
Wissensch. I. Gl. X\'IL Bd. L Abth.)
L. G.
2. Chronik.
I. Wilhelm S c h e r e r .
n dem folgenschweren Tage, der das lang verschlossene
Haus arn Frauenplan weit öffnete um andächtige
Besucher und die Boten neuer Thätigkeit zu empfangen,
U trat ich zusammen mit Scherer in Goethes Sterbe-
zimmer. Niemand kann in den geweihten prunklosen Raum
ohne ehrfürchtigen Schauder eingehen. Der letzte Hauch des
Dichters scheint noch darin zu schweben. Seine ganze ein-
zige Existenz dringt auf uns ein, und die Vorstellung, wie das
Von bemerkenswerthen Xekrolofjen sind mir folgende bekannt
geworden: J. Baechtold, .Allg. Zeitung 5. Sept. 1886; F. Bechtel, Bei-
träge zur Kunde der indogermanischen Sprachen 13, 163 ff. ; A. Bettel-
heim, Deutsche Zeitung 12. Aug. 1886; O. Brahm, Frankfurter Zeituuic
16 f. Sept. 1886; K. Burdach, Nationalzeitung 3 ff. Nov. 1886; W. Dilthey,
Deutsche Rundschau Oct. 1886; H. Grimm, Deutsche Literaturzeitung
1887 No. 3; R. Heinzel, S. A. aus der Zs. für österr. Gvmnasien 1886
Heft 11; Waterman Th. Hewett; J. Hofforv, Westermanns Illustr.
Monatshefte 1887 S. 646 ff; A. Horawitz, W. Seh. Ein Blatt der Erin-
nerung Wien 1886: W. Kawerau, Magdeb. Zeitung; E. Martin, hiter-
nationale Zs. für allg. Sprachwissenschaft 3, 2 17 ff"; R. v. Muth, Deutsche
Wochenschrift 1886 No. 33 ; J. Rodenberg,DeutscheRundschauScpt. 1886;
P. Schienther, Voss. Zeitung 23. Jan. 1887; Johannes Schmidt, Ge-
dächtnissrede auf W. Seh. Berlin 1887 (gelesen in der Kgl. Akademie
der Wissenschaften am 50. Juni 1887) ; A. v. Weilen, Presse 19. Aug. 1886 ;
R. M. Werner, Zs. für Geschichte u.s.w. Cotta 1886 S. 862 ff"; E. v.tVilden-
bruch, Goethe-Jahrbuch 1887.
Scherer wollte seiner Frau in den Ferien einmal eine Autobiographie
dictiren. Nur leere Hefte liegen vor mit den .\ufschriften: 1841 — 45
Schönborn; 1845—49 Gottersdorf; 1849—34 Im histitut; 1854 — 58 Das
akademische Gvmnasium; 1858—60 Wiener Studienjahre? Die ersten
Universitätssemester; 1860—64 Berliner Studienjahre; 1864—68 Privat-
docent; 1868—72 Professor in Wien: 1872—77 Strassburg; 1877 Berlin.
Neben Müllenhoff.
250 Chronik.
leibliche Dasein so überreicher Mächte hier in einem Augen-
bhck erlosch , muss auch spröde GemUther überwältigen.
Scherer aber konnte sich dieser Fülle der Eindrücke so wenig
erwehren, dass er schluchzend die Kammer verliess. Er hatte
eben erst in hinreissenden Worten voll Muth und Kraft die
hohen Pflichten der Arbeit in Goethes Erbe gepredigt, und
dem Plänereichen gingen grosse Projecte, deren Verwirklichung
er mitleiten sollte, durch den bewegten Sinn. Dass sein eigenes
Leben schon gezeichnet und im grellen Gegensatze zu Goethes
harmonisch vollendeter Bahn frühzeitigem Abbruch verfallen
sei, ahnte er nicht. Wir wollten es auch dann nicht glauben,
als der folgende Winter ihn auf das Siechbett streckte und
weiterhin die scheinbare Genesung durch bedrohliche An-
wandlungen von Schwäche und Widerstandslosigkeit fort und
fort unterbrochen wurde. Düsteren Ausblicken und entsagungs-
reicher Berechnung, was er noch leisten könne, folgte doch
immer wieder ein getrostes Vergessen solcher bänglicher Ge-
danken: er hörte so gern, dass man an eine thatkräftige un-
gehemmte Zukunft für ihn glaube und ihn noch lange, lange
in dem neugegründeten Hause, wo er beglückt Liebe gab
und Liebe empfing, und draussen, wo er lehrend und gesellig
anregte, wirken zu sehen hoffe. Er zählte erst fünfundvierzig
jähre und hatte noch viele Rechte an das Leben, die \^'issen-
schaft und Literatur noch viele verpflichtende Ansprüche an
ihn. Aber der 6. August 1886 brachte eine jähe Katastrojjhe.
Diese Flamme hatte so hell geleuchtet; sie trüb herabbrennen
und verglimmen zu sehen, wäre unerträglich gewesen. Ein ge-
lähmtes Dasein mit peinlicher P'inschränkung des Schaffens
und Geniessens, langsamer Verfall hätte diesen raschen, ehr-
geizig den höchsten Zielen zustrebenden Mann so furchtbar
wie kaum einen anderen Menschen getroffen.
Wilhelm Scherer war eine geniale Natur. Reichste, auf
österreichischem Boden gewachsene Begabung kam in strenge
norddeutsche Zu<ht. Schon als (Gymnasiast lebhaft für deutsche
Sprache und Literatur interessirt, fand Scherer auf der Wiener
Lniversität zwar rege Förderung von Seiten der classischen
und slavischen Philologie, aber keine volle Befriedigung hei
Franz Pfeiffer, dessen PLntfaltung als Forscher und Lehrer
auch dur( h Mängel des Autodidaktenthums beeinträchtigt war
und der allem Norddeutschen zähe Abneigung entgegensetzte.
»So machens die Preussen!« murrte er 1866 »Rücksichtslos
alles an sich raffen, in der Politik wie in der Wissenschaft !«
Das war aber gar nicht nach dem Sinne des Jünglings, der
aus Gustav Freytags Werken nationale Begeisterung sog und
im Ikkanntenkreise die scharfe Tonart Julian Schmidts als
Gipfel aller Kritik verfocht. Scherer wandte sich 1860 na'h
P.erlin »uiu Methode zu lernencf, wie er mit liebenswürdiger
Chronik. 251
Xaivetät erklärte. Jacob Orimms mildes Auge hat noch auf ihm
geruht. Sein Führer wurde Karl Müllenhofif. Bei unerschütter-
licher Einigkeit in allen philologischen Grundsätzen grösste Ver-
schiedenheit des Naturells : der Ditmarsche Müllenhoff ein lang-
samer Hoplit, hartnäckig, an strenge, manchmal starre, sittliche
Maßstäbe gewöhnt, den Gewinn grossartigen Studiums sehr
bedächtig schürfend im stolzen Streben die Dinge völlig
auszuschöpfen, schwerflüssig in der Formgebung für die impo-
santen Resultate beharrlichster, aber nie ans Endziel rückender
Lebensarbeit — Scherer beweglich, schmiegsam, weltmännisch,
oft sprunghaft und bei aller Festigkeit im Verfolg der Auf-
gabe gern geneigt auch Unfertiges rasch abzustossen. von
sprudelnder Gedankenfülle, in Rede und Schrift nie um den
treffenden Ausdruck verlegen , kein Mann der Studirstube,
ohne zünftige Verachtung des »Literaten«, vielmehr gern
in Fühlung mit nichtakademischen Kreisen und dem Ruhm
eines deutschen Schriftstellers allmälig stärker nachtrachtend
als dem eines deutschen Gelehrten. Doch Hand in Hand mit
Müllenhoff zeigte Scherer in den kleinen althochdeutschen
»Denkmälern« frühreife Herrschaft über philologische Text-
behandlung und Erklärung: der Neuling, der von einem so
anspruchsvollen Meister zum Genossen erkoren sicher auf den
Plan trat und überall neue Ausblicke eröllnete, machte ge-
rechtes Aufsehen. Das Hauptwerk der folgenden Wiener Lehr-
zeit ist ein grammatisches, »Zur Geschichte der deutschen
Sprache«, eingeleitet durch ein jugendlich überwallendes Pro-
gramm germanischer Alterthumsforschung; ein revolutionärer
Versuch, die nach Grimms Grossthaten stagnirenden Gewässer
aufzurühren, Sprachgesetze in innigstem Zusammenhang mit
dem Nationalcharakter zu zeigen, die Macht der Analogie-
bildung zu entwickeln, erkannte Normen jüngerer Sprach -
Perioden auf ältere zu übertragen, für die Lautlehre von der
Physiologie zu lernen und die Errungenschaften der ver-
gleichenden Sprachforschung intensiver und extensiver als
bisher geschehen zu verwerthen.
Obwohl Scherer bis an sein Lebensende oft zur Gram-
matik zurückkehrte, das einschlägige Hauptcolleg gern wieder-
holte und noch zuletzt eine gründliche Auseinandersetzung mit
den jüngsten Tendenzen auf diesem Gebiete plante, sollte nach
dem eben genannten kühnen Wurfe literarhistorisches Be-
mühen immer mehr bei ihm die Oberhand gewinnen. Lehrend
lernt er in Wien. Wohin er sich fortarbeitend oder zur ersten
Orientirung wendet, überall wird er productiv, so dass dieser
energische Pfadfinder auf jedem Gefilde der deutschen Philo-
logie wohlthätige Spuren seines Wirkens zurückgelassen und
an Umfang der schriftstellerisch bethätigten Interessen wie an
Kraft der Anregung unstreitig alle Fachgenossen überboten
252 Chronik.
hat. Seine Kritik hat sich vom Beowulf bis ?A\m Faust, von
den arischen Urgattungen bis zu Gottfried Keller, George
Eliot, Ludwig Anzengruber erstreckt. Er handelte in den
»Denkmälern« von mittelalterlicher Musik und er war le-
bendig vertraut mit dem Melodienschatze seines Landsmannes
Schubert. Über Dramatisches sprach er als einer, der Burg-
theater und später Comedie francaise besucht hat. Über
ethische Probleme als einer, der in vielerlei menschliche Zu-
stände Einblick gewonnen. Über poetische Technik als einer,
dem die Gelegenheit mit hervorragenden Dichtern der Gegen-
wart solche Fragen zu verhandeln willkommen gewesen. Über
Raphaels »Schule von Athen« hat er geschrieben und die
Frage nach den Quellen entschieden gefördert. . . Es ist keine
geringe Selbstzucht vonnöthen, um bei solcher \\'eite der In-
teressen sich nicht im freien Spiel geistiger Kräfte einer zu-
sammenfassenden Production zu entziehen, sondern das Fun-
dament der Bildung und Forschung fest zu gründen. Scherers
zuversichtliche Art in der Erledigung oder Aufstellung von
Problemen hat starke Sym])athien und Antipathien erweckt, aber
niemand gleichgiltig gelassen. Als junger Mensch hielt er ein
satirisches letztes Gericht über die Fachgenossen, und so ab-
schätzig er später diese Schnurre belächelte, sie war cha-
rakteristisch für die Freiheit, mit welcher Scherer sich in der
Gelehrtenrepublik umschaute. Die grossen Abhandlungen über
Jacob Grimm jedoch, die in besagtes Satyrspiel, aber zugleich
in ein sehr positives und grossartiges Programm der deutschen
Philologie ausliefen, zeigten ein sehr ausgebildetes und fein-
fühliges Organ der Verehrung; mit der Darstellung des theuren
Mannes verbanden sie durchsichtige Beiträge zur weiteren Ge-
schichte der Wissenschaft, ja die Skizze war in allen Haupt-
partien, obwohl hie und da noch etwas manierirte Nachahmung
Macaulayschen Stils sich regte, so glücklich gerathen, dass sie
meist Wort für A\'ort in das ausgedehntere und gefeiltere
Jubiläumswerk von 1885 eingehen durften. Wie reizvoll ist
die Geschichte unserer Wissenschaft durch ihre grossen Zu-
sammenhänge mit Dichtung und Nationalgefühl, durch die
reine Grösse, die stählerne Schärfe, die Wucht ihrer Meister,
und wie unlebendig bleibt sie bei dem trefflichen Raumer!
wogegen Scherer sowohl führende Personen (Grimms, Lach-
mann, Haupt, Müllenhoffj als auch Liebhaber wie Meister
Sepp und Meusebach oder Fachleute zweiten und dritten Rangs
— z. P. mit ein paar Strichen Hahn — zu vergegenwärtigen
weiss. Diese Kunst der Gharakteristik, die in den Kern der
Persönlichkeit eindringt, den si)ringenden Punkt scharf be-
leuchtet, Leibnizens »charge du passe et gros de l'avenir« über-
all in der Menschengeschichte genetisch und fortleitend ver-
folgt, die Accente weislich vertheilt und mit der Naturwissen-
Chronik. 253
schalt in empirischer Beobachtung wetteifert, bildete er in Wien
aus. Er übte sie verweilend an Aljraham a Santa Clara, nachdem
Karajan biographischen Stoff angesammelt hatte, und an dem
zu posthumer Schätzung gelangten Grillparzer; an letzterem
damals objectiver als später. Er bedurfte der knappen Cha-
rakteristik für sein durch Gervinus und Goedeke angeregtes
Studium der Dramen des 16. Jahrhunderts, die er nachher in
der »Allgemeinen deutschen Biographie« so compress darstellte
und deren oft aus mühseliger Leetüre geschöpfte Kenntniss
zunächst einen schönen Niederschlag fand in der mit dem
Freund O. Lorenz gemeinsam verfassten »Geschichte desElsass«.
Im Herbst 1872 übernahm Scherer die Professur für
deutsche Sprache und Literatur an der Universität Strassburg.
Die fünf Jahre, die er hier zubrachte, sind eine inhaltschwere
Übergangszeit. Scherer selbst nahm 1877 das ausgesprochene
Bewusstsein nach Berlin mit, dass sein rasches Blut ]\Llßigung,
seine Art, Menschen und Verhältnisse zu beurtheilen, grössere
Unparteilichkeit gewonnen habe. Im neuen Reiche schlug
das leidenschaftliche Temperament sehr selten so hitzig über
den Strang, wie es ihm in politischen Reden zu Wien unter
dem Druck unüberwindlicher Sehnsucht nach dem aufsteigenden
siegreichen Staate des öfteren begegnet war. und seinScheidegruss
gab sich nicht wie in Wien als sprühende Kampfrede, sondern
als reifes Bekenntniss, welche nationale Kraft der deutschen
Philologie innewohne. So hat er später, als von rechts und
links reactionäre Wogen andrangen, einem maßvollen, ent-
schieden toleranten Liberalismus in politischen und religiösen
Fragen gehuldigt. Für seine Schüler — und Strassburg sah
Scherers Lehrthätigkeit am reichsten, weil am ungehemmtesten
entfaltet — war das unmittelbare Hervortreten der Persön-
lichkeit, die man immer zugänglich und mittheilsam fand, ein
unvergesslicher Segen. Es lag etwas Anglühendes und Fort-
reissendes in Scherer. Sein Vortrag und sein Gespräch ver-
zichteten auf alle rhetorischen Mittel, aber der rasche, manch-
mal allzu hastige Fluss hielt den Zuhörer stark in Athem und
machte ihn zum Theilnehmer einer ununterbrochenen Pro-
duction. Sein behender Geist verschloss sich nirgends, brachte
überall das Lieblingswort »Gesichtspunkte« zur praktischen
Geltung und drang, auch wo der Wechsel jeweiliger Beschäf-
tigung an nervöse Unruhe streifte, in den Kern der Probleme.
Diese künstlerische und gesellige, jeder Pedanterie abholde
Natur hasste die ängstliche KUstenschifffahrt und pries ein
Wachsen und Freiwerden des auf hoher See segelnden ^Menschen
mit weiter Umschau und tiefem Einblick in allgemeinere Er-
fahrungen, denen sich die einzelne Erscheinung als besonderer
Fall einordnen lässt, aber sie vertrat auch die vielberufene
»Andacht zum Unbedeutenden«, kannte keine Nachsicht gegen
254 Chronik.
Trägheit und Schlendrian, hochmüthiges Oeistreicheln und tief-
sinniges Orakehi, das der treuen Arbeit enthoben zu sein wähnt,
und schied höhere journahstische Fähigkeiten von dem land-
läufigen dreisten Zusammenraffen arrangirter'Iliatsachen und Ein-
fälle. Auch den redlichen Arbeiter kleinen Schlages wusste er auf-
richtig zu schätzen, während er den Rhetor, der Trivialitäten auf-
donnert und unter dem Beifall der Masse auskramt, gründlich
verachtete. Auch darin war er Aristokrat, dass er die empor-
hebenden Schriftsteller jederzeit den herabsteigenden vorzog.
Scherer hat Popularität wahrlich nicht unterschätzt, mit unwür-
digen Mitteln angestrebt hat er sie nie. Ein Lieblingsgedanke
in den letzten zehn Jahren, dessen mögliche Organisation er
mehrmals zu Papier brachte, war ihm eine Repräsentanten-
kammer deutscher Schriftsteller, eine »Deutsche Akademie«,
die natürlich ganz andere Dinge als Sprachregelung und
Sprachreinigung verfolgen sollte. Es wird eine für Scherer
bezeichnende Utopie bleiben. Seine Ethik der Wissenschaft
lehrte, dass der Mensch das auszuführen die Pflicht habe,
wofür er vornehmlich gerüstet sei, dass er anderen Neigungen
entsagen müsse, wenn der Drang der Verhältnisse gerade ihm
eine verwaiste Aufgabe entgegenbringe. Als die Fortsetzung
von Müllenhoffs »Deutscher Alterthumskunde« gesichert war,
schrieb er mir : »Eine grosse Entst:heidung auch für mich,
die einen schweren Verzicht einschliesst; aber die Selbst-
überwindung, die man übt, pflegt zum Guten auszuschlagen,
und so bin ich getrost«. Dies fortgesetzte ernste Abwägen
seiner eigenen Kräfte und Pflichten schärfte ihm das Urtheil
über Piegabung und Leistungen anderer und erhöhte zugleich
sein Selbstgefühl. Scherer war sehr selbstbewusst, aber gar
nicht eitel, denn die Eitelkeit ist kleinlich, und sein Thun
und Fühlen hatte kein kleinliches Fäserchen. Auch weiss,
wer ihm einmal näher trat, dass der Mann, der hie und da
kühl und hochfahrend erscheinen mochte, viel lieber lobte
als tadelte, liebte als hasste und Familienpietät wie Freund-
schaft warmherzig, zart und weich gehegt hat. Wie vieles
wäre hier zu sagen, dürften wir in das innerste Heiligthum
der Trauer eintreten . . . Dies Selbstbewusstsein hatte nichts
Starres und Verstocktes. Zugänglich für Widersj^ruch, wenn
es si(h nicht gerade um einen besondern Lieblingsgedanken
handelte, den er dann reizbar gegen alle Einwürfe verschanzte,
habe ich ihn vor allem bei der ersten Durchsicht der Literatur-
geschichte gefunden. Er beredete überhaupt seine frischen
Arbeiten gern, las daraus \or, sammelte Stimmen. Polemik
hat er oft geführt und zwar ohne die Keulenschläge , die
Müllenhoff auch im kleinen Gelehrtenkrieg für nöthig hielt.
Vielfach forderte ihm die polemische Auseinandersetzung all-
oemeine Losungsworte über seinen wissenschaftlichen Betrieb
Chronik.
^>)
ab: man müsse den Muth des Fehlens haben; auf die wissen-
schaftliche Phantasie komme es an ; die Motivforschung könne
im Gegensatze zu der stereotypen Mahnung »Nicht zu weit
gehen!« gar nicht weit genug gehen; eine der widerlichsten
Gelehrtentugenden, recht innig verwandt mit der Feigheit, sei
die Vorsicht — zweischneidige Schlagworte, die erst bei
näherer Erläuterung ihren aufrührerischen, gefährlichen Klang
verlieren. Es konnte Scherer nicht einfallen, die Vorsicht
schlechtweg zu verabschieden und zu verdammen ; aber es kam
vor, dass er eine kühne Hypothese in Druck gab und dann
Discussionen darüber ablehnte, weil ihm das »noch nicht reif«
sei. Mercks »Bei Zeit auf die Zäun« war auch für ihn ge-
sprochen. Doch in der Strassburger Zeit noch geneigt, Unter-
suchungen formloser abzuschliessen, wie die »GeistlichenPoeten«.
Einzelnes in den »Deutschen Studien«, den Commentar »Aus
Goethes Frühzeit«, den bunten kritischen Strauss »JörgWickram«.
wandte er sich immer mehr einer durchgebildeten, künstlerisch
geordneten Schriftstellerei zu und suchte oft sogar in kleinen
Notizen und Anzeigen sein für Goethes jugendliche Kritiken
aufgestelltes Urtheil zu bethätigen: auch Recensionen können
ein Kunstwerk sein. Er schrieb z. B. das mythologische Ca-
pitel oder die Parcivalanalyse für die 1876/77 begonnene Lite-
raturgeschichte drei, vier Mal um.
Das letzte zusammenfassende Programm seiner Wissenschaft
hat Scherer am 3. Juli 1884 beim langersehnten Eintritt in
die Berliner Akademie vorgetragen : »Die deutsche Philologie
verfolgt die gesammte Entwickelung unserer Nation, indem
sie in ihr inneres Leben einzudringen sucht. Von der Mytho-
logie der alten Germanen und ihren arischen Wurzeln bis zu
dem modernsten Gedichte fallen die glänzendsten wie die be-
scheidensten Äusserungen deutscher Geisteskraft in ihr Bereich.
Sie kann sich bald an der unschuldigen Einfachheit eines
Naturvolkes erquicken, bald in die zarten Gewebe Goethescher
Seelenschilderungen vertiefen. Sie zählt Herder zu ihren Ahn-
herren und wendet gerne den vergleichenden Blick über die
Grenzen des Vaterlandes hinaus, um nach dem Gesetze der
geschichtlichen Erscheinungen zu spähen oder wenigstens die
nationale Eigenthümlichkeit schärfer zu erfassen. Sie steht
in einem traditionellen und niemals ernstlich getrübten Ver-
hältnisse zur vergleichenden Sprachwissenschaft. Sie hat von
der classischen Philologie vieles gelernt und wird darin gewiss
fortfahren, wo es ihr nützen kann. Sie ist ein Theil der
deutschen Literatur selbst, ihre Begründer gehören zu unseren
Classikern, und die Art, wie Lessing, Herder, Goethe, Schiller.
\\'ilhelm von Humboldt literarische Dinge betrachteten, gab
ihr das grosse Vorbild einer auf ästhetische Probleme gerich-
teten historischen und systematischen Untersuchung. Sie hat
256 Chronik.
das Recht, ja die Pflicht, der Literatur der Gegenwart ihren
sympathischen Antheil zu schenken ; und es geziemt ihren
Vertretern, dass sie die Sprache, die sie forschend ergründen
sollen, auch kunstmäßig zu handhaben und sich einen Platz
unter den deutschen Schriftstellern zu verdienen wissen. Das
Maß der Wissenschaftlichkeit hängt nicht von der Schwierig-
keit des ersten Schrittes ab. Die leisen Unterschiede des
Sprachgebrauches zwischen heut und vor fünfzig Jahren zu
erkennen, fordert schärfere Sinne, als einem althochdeutschen
Texte die grammatische Ausbeute zu entlocken, die er etwa
bieten kann. Ein todtes Idiom aus schriftlichen Denkmälern
zu lernen und unsere Kenntniss davon durch einzelne Be-
obachtungen zu bereichern, ist leichter, als eine lebende
deutsche Mundart, in deren Gebrauch man aufwuchs, zuver-
lässig darzustellen. Das heimische Sprachgefühl lässt sich
immer nur unvollkommen ersetzen, und wer es nicht mit
Bewusstsein in sich ausbildet, bleibt ein Fremdling in jedem
Sprachgebiet, auf dem er sich ansiedeln mag«.
Ich sagte schon, dass in Strassburg die längst gepfleg-
ten literarhistorischen Interessen Oberwasser erhielten, wenn
auch noch nicht im Plan der Vorlesungen und Übungen ;
doch traten zu jenen übersichtliche Publica, zu diesen gleich
anfangs eine »moderne Abtheilung«. Goethe, Kern und Stern
unserer neueren Dichtung, erwies sich immer mächtiger. Der
Tag ist mir lebhaft in Erinnerung, wo Scherer nach der ersten
Leetüre der »Achilleis« sein Staunen über so lange Verkennung
ausdrückte. Was Scherer jedoch vor Berlin über Cioethe
geschrieben hat, beschränkt sich auf Werke der Frühzeit wie
»Pater Brey«, »Jahrmarktsfest«, »Stella«, »Faust«, auf Gestalten
aus den Jugendjaeren, wie »Adelaide«, auf Goethes Advocaten-
praxis (nach einem beweglichen Hilferuf S. Hirzels), auf ein
vorläufiges Programm der Goethephilologie. Später ist er wohl
zu diesen durch die weithin anregende Jubiläumssammlung des
1 -eipziger »Hohepriesters« nahe gelegten und so erleichterten
Studien zurückgekehrt, die im Elsass der Genius loci, die Ver-
bindung mit Sesenheim, die Freundschaft mit dem feinen, im
Zwiespalt deutschfranzösischer Bildung lange steckengebliebenen
L. Spach so nahe legte, hat mit Seuffert die »Frankfurter
gelehrten Anzeigen« herausgegeben, aber selbst gereift und
beruhigt hegte und studirte er vor allem die seit der italienischen
Reise geprägten Schätze des Goetheschen Mannes- und Greisen-
alters. Ja, er antwortete wohl auf eine Beschwerde über die
geringe Verbreitung des »Jungen Goethe«, das sei im Grunde
ganz gut, da sonst der Formlosigkeit weiterer Vorschub ge-
leistet würde.
Diese höchste Werthschätzung der künstlerischen Form
erfüllt Scherers Meisterwerk »(jeschichte der deutschen Lite-
Chronik. 257
ratur«, die nicht bloss unterrichten, sondern auch ästhetisch
erziehen und in den Tagen der gewaltigen Realpolitik und der
übermächtigenNaturwissenschaften davon überzeugen will, dass
die Nation nur zu ihrem Schaden in der Pflege des classischen
Vermächtnisses nachlassen könne. Hier ist nicht der Raum
für eine Würdigung des grossen Werkes, das mit strengster
Auswahl des wesentlich Scheinenden, mit principieller Ver-
meidung alles bequemen, aber wenig fördernden Nacherzählens
(sehr verschieden von der Analyse), für verdunkelte Partien
mit der auch in der (irammatik so hilfreichen Leuchte der
»wechselseitigen Erhellung«, mit energischer Periodisirung und
einer, manches unliebsam verschiebenden oder zerpflückenden,
aber die summa cacumina zu voller Schau stellenden Gruppi-
rung von der Urzeit bis zu Goethes Tod bald in Siebenmeilen-
stiefeln, bald in langsamem Gange schreitet. Eingehende
Betrachtung sollen nur die geschlossenen Kunstwerke finden,
was natürlich die Erörterung fragmentarisch auf uns gekom-
mener Denkmäler nicht verbietet. Unfruchtbare Jahrhunderte
oder Epochen , nicht zur Reife gediehene Talente werden
eiligst abgethan. Scherer hatte Berge von Excerpten deutscher
und lateinischer Dramen angehäuft; ergab hier nur ein paar
Namen, eine summarische Charakteristik, mündend in die Klage,
dass die vorhandenen Elemente bei uns nicht zu einem Shake-
speare aufgeblüht seien. Verlotterte Genies schob er wie
Gervinus bei Seite und machte nur bei Christian Reuter eine
Ausnahme, weil der »Schelmuffsky« in seiner Art stilvoll und
rund ist. Für Goedeke war das sechzehnte Jahrhundert ein
Höhenzug — Scherer wird Luther in schönen Worten gerecht,
aber er betonte im Gespräch, dass die Ungeschlachtheit der
Lutherischen Streitschriften ihn abstosse, und er suchte Goe-
dekes Darstellung der Blüthe populärer Gattungen zu wider-
legen, schalt die rohe Metrik und kennzeichnete scharf den
»Grobianismus« des Jahrhunderts. Etwas bloss darum , weil
es an Volksüberlieferung haftet oder im Munde des Volkes
fortlebt, mit ehrfürchtigem Gemüth zu umfangen fiel ihm eben
so wenig ein, als Poesie bloss auf den Höhen der Bildung
zu suchen. Ln siebzehnten Jahrhundert interessirte ihn z. B.
der Feldzug der Poetikenschreiber gegen den Hiatus ; er hegte
natürlich keine Verehrung für diese grösstentheils entsetzlich
öden Compilationen, aber jene Regel der Euphonie fesselte
seinen Formsinn, und er schloss eine Abhandlung darüber,
die wiederum bis zu Goethe führt, mit der Kriegserklärung
gegen die heutige Bummellyrik, wie denn sein verspäteter
Geibelcultus wesentlich aus formalen, nicht aus inneren Gründen
entsprang und er französische Komödien oder Romane gern
auf ihre überlegene durchgebildete Technik hin pries. Nur
Goethe-Jahrbuch V^. I7
258 Chronik.
verbinde niemand mit dem eben Gesagten die Vorstellung
eines zimpferlichen , nach Politur verlangenden Geschmacks !
Von Schiller stellte er die »Braut von Messina« am höchsten,
während er anderen Werken gegenüber, obwohl dem ultra-
radicalen Standpunkt O. Ludwigs längst entfremdet, lavirte.
Bei Goethe will er eine Ausnahme machen : zu Gunsten des
»Faust«, der ja manche Nähte und Sprünge zeigt. Sonst wird
der geschlossene »Werther« viel eingehender behandelt, als
der nicht geschlossene »Wilhelm Meister«, trotzdem die »I^ehr-
jahre« ein Gipfel der Prosa, ein Gefäss reichster Lebens-
beobachtung und Lebenskunst, ein Roman von unabsehbarer
Nachwirkung sind und die allerdings sehr obenhin redigirten
»Wanderjahre« die tiefsten Bekenntnisse Goethischer Ethik und
Sociologie darbieten, ^^'as Goethe selbst über Nachahmung,
Manier und Stil vorgetragen, wurde consequent und sehr ein-
dringlich ausgebeutet und auch zur Charakteristik anderer Dichter
verwerthet. Die Auswahl aus Goethes Werken in Max Müllers
Ger man classic s hat Scherer zur Illustration dieser Stilentwicklung
vom Individuellen zum Allgemeinen, zum Typischen getroffen.
Das Durchdringen des Symbolischen ist mit dieser Betrachtungs-
weise innig verbunden. Der Hauptinhalt der »Aufsätze über
Goethe« (Berlin 1886), soweit sie nicht Personen schildern oder
vererbte Motive verfolgen, beruht darauf. Scherer ging den
künstlerischen Absichten nach, auf welche hin Goethe die
Ausgabe letzter Hand disponirt hat und zeigte die feiner oder
derber gesponnenen Fäden dieser Anordnung. Reizte es
Goethes philologischen Sinn, euripideische Fragmente auszu-
bauen wie der Archäolog einen Torso, so ist Scherer durch
das Bedürfniss der Geschlossenheit theils zur Zerlegung, theils
zur Ergänzung getrieben worden. Die Symbolik der »Pandora«
ist uns aufgegangen — welches Ende aus dem Schema zu
erschliessen V ^^ ir haben Goethes kurzen Bericht über eine
»Iphigenie in Delphi«, kennen die Quelle, die Entstehungszeit,
die damalige Kunstübung, die damalige Stimmung, dürfen
auf das Vermeiden von genügend ausgebeuteten Motiven der
Taurischen schliessen — wie würde die Delphische ausgesehen
haben ? Mit dem sinnreichsten Aufgebot aller Hilfsmittel der
Combination hat Scherer in einem ausgezeichneten Aufsatz
die »Nausikaa« zu reconstruiren versucht, aber auch da, wo
der »wissenschaftlichen Phantasie« das nöthige Spalier zum Halt
nicht üljerliefert ist, wie für den Helena-Act des »Faust«, alle
fruchtbaren Motive erschliessen und zu Ende denken wollen.
Dass man leicht bei solchen Experimenten Grund und Boden
verliert und die Dichterphantasie, deren Wege selten eine
gerade Linie sind, presst, liegt aber auf der Hand. Ich sehe
in den meisten Vermuthunoren für die »Helena« eine Scliercrsche
Chronik. 259
Dichtung, in den Umrissen und in vielen sicher an Überliefertes
anzuknüpfenden Details seiner Nausikaa-Reconstruction da-
gegen wohlbegründetes Resultat. Scherer löste andererseits das
grosse, in langer Jahre Lauf gewordene Geflecht des »Faust«
auf, wo manche Alaschen gefallen, manche schwierige Knoten
verknüpft, manche Lücken nachträglich ausgefüllt sind. Es
ist sehr Vielen nicht zweifelhaft, dass eine grosse Reihe der
in dem Heft »Aus Goethes Frühzeit« mit etwas tumultuarischer
Kühnheit aufgepflanzten Combinationen nicht Stich hält, dass
aber der Werth dieser kritischen Arbeit keineswegs mit so
manchen sehr angreifbaren Einzelresultaten fällt, dass die
grossen Züge der angewandten und klar erörterten Methode
in Ehren bleiben und wir nur stärker, als Scherer gethan. mit
der nicht strict nach den Gesetzen wissenschaftlicher Logik
arbeitenden Dichterphantasie und einem auf der Congruenz
von Form und Inhalt ruhenden unmittelbaren Stilwechsel zu
rechnen haben. Unter philologisch-historischen Forschern kann
die Faustfrage kein Zankapfel werden. Der Fund des »Ur-
faust« hat manches geklärt, manches verwirrt, und ich glaube
nicht, dass Scherer z. B. die verwegene Hypothese eines Prosa-
faust gerade auf diese Entdeckung hin hätte aufgeben müssen.
Wir sind ja neuerdings wieder von hervorragender Seite, wo
aber ein kühles Verhältniss zur Philologie besteht und litterar-
historische Erforschung gern als Feindin des nirgends bedrohten
ästhetischen Totalgenusses angeklagt wird, ermahnt worden,
es sei an der Zeit, dass man ohne die ganz fruchtlose Stil-
analyse und die nur verderbliche Theilung des grossen Ganzen
bloss Gesichertes über Goethe lehren und schreiben solle. Ja,
wenn die Geisteswissenschaften Mathematik wären I Die ge-
waltige Anregung von »Dichtung und Wahrheit«, Goethe aus
seiner Zeit und in seiner Entwicklung zu begreifen, wird uns
nie verloren gehen, und von dem Vermögen philologischer
Stiluntersuchung erlauben wir uns nicht gering zu denken.
Wie der Kunsthistoriker das Sposalizio hier, die Transfi-
guration dort verschiedenen Phasen zuweist, so können wir
den Wandel der künstlerischen Ziele und Mittel bei Goethe
beobachten. Dem wird nun auch der kritische Apparat unserer
neuen Ausgabe zu Gute kommen, ohne das harmonistische
Totalitätsbedürfniss des Lesers im geringsten zu stören ; wen
die »Lesarten« ärgern, der kann sie ja wegschneiden, wie der
Bauer bei Hans Sachs die »Glosse« vom Corpus Juris des
Sohnes. Jedenfalls ist es tief zu beklagen, dass Scherers Faust-
forschung für uns Fragment geblieben. Lnmer wieder hielt ihn
der grosse Gegenstand fest. Eine Menge Skizzen in seinem
Nachlasse zeugen von intensivster Arbeit, und das Ziel hat er
im Eingang der Wintervorlesungen 1SS3 ungeföhr mit fol-
26o Chronik.
genden Worten bezeichnet: »Kein Bummekolleg will ich bieten,
sondern ernsthafte Forschung, bei der wir uns nichts erlassen,
nichts erleichtern, an keiner schwierigen Frage vorbeigehen,
sondern methodisch eindringen in das Werk, das wie kein
anderes die moderne deutsche Literatur überragt. Methodisch
eindringen, zum wahren Verständniss eindringen heisst in
diesem Fall Folgendes: Goethes Faust ist sehr allmälig ent-
standen, zu verschiedenen Zeiten, in verschiedenen Stim-
mungen, in verschiedenen Stilformen abgefasst ; er ist nicht
vollkommen fertig, vollkommen einheitlich geworden. Da
Verständniss kann nicht darin bestehen, dass man sich über
die Unvollkommenheiten hinwegtäuscht, sie hinweginterpretirt
und dem Werk eine Einheit anlügt, die es nicht besitzt —
sondern umgekehrt : dass man in die Entstehungsgeschichte
so viel als möglich eindringt, die ursprünglichen und die
späteren Intentionen unterscheiden lernt und womöglich jedem
/Alge, jeder Scene, jedem Motive seine ursprüngliche Stelle
anweist und sich stets vergegenwärtigt, dass Scenen oder
Motive fehlen können, welche, ursprünglich beabsichtigt, dann
nicht ausgeführt, den Zusammenhang des Ganzen in einer
Weise herstellen würden, wie er thatsächlich in dem äusserlich
abgeschlossenen Werke nicht hergestellt ist. Das Ziel der
Interpretation muss bei dem Faust nicht nur das Verständniss
des Einzelnen und des unmittelbaren Zusammenhangs sein,
sondern es muss immer zugleich die Entstehungsgeschichte
im Auge haben«.
Im Herbst 1884 schrieb mir Scherer, bei seinem nächsten
Besuch in Wien gelte es neben einem Corpus dramaticum des
16. Jahrhunderts vor allem den Plan einer grossen Goethe-
ausgabe gründlich durchzusprechen. Im folgenden Frühling
schuf der Tod des letzten Goethe und das edle Pflichtgefühl,
mit dem die Frau Grossherzogin Sophie ihr nationales Erbe
antrat, um es fruchtbar zu machen, diesem Unternehmen freie
Bahn. Was auf der neuen Basis nun geleistet werden soll
und zum kleinen Theil schon geleistet ist, liegt vor aller
Augen; auch ist männiglich bekannt, dass die Grundsätze der
Arbeit wesentlich von Scherer, anfangs so hoffnungsfreudig,
zuletzt mit sinkender Kraft, aufgestellt worden sind. Von dem
Hauptprincip an, die Werke, so wie sie der Dichter selbst letzt-
willig geordnet hat, mit kritischen Beigaben zu wiederholen
(w^obei mir zunächst die Aufgabe zufiel, im Plane die nöthigen
Verschiebungen und Einschiebungen anzudeuten), bis zur
Musterung der Typen und Pai)ierproben hat sich seine Sorg-
falt erstreckt. Die drei ersten Redactoren sind stets in vollem
Einvernehmen vorgegangen, und ihr Verhältniss zu der Hohen
Frau, in deren Dienst zu arbeiten eine Lust war und bleibt.
Chronik. 261
ist immer das ungetrübteste gewesen. Scherer selbst wollte
sich nur an den Vorarbeiten betheiligen und einiges Kleinere
herausgeben, aber es zuckte in seinem Gesicht, als ich Vor-
schläge zur Vertheilung verlas und zum »Faust« ein anderer
Name als der seine gesetzt werden musste.
Scherer war gewohnt aus dem Vollen mit Einsetzung
seiner ganzen Persönlichkeit zu arbeiten. Auch sein einge-
schränktes Programm für die nächsten Jahre, denen eine
gemächlichere Lebensführung folgen sollte, war noch weit genug
und nur mit dem Aufgebot seltener Kräfte durchzuführen :
grosse Musterungen der grammatischen Studien, der Unter-
suchungen über älteres Drama u. s.w. aus dem letzten Zehend;
die Fortführung der INIüllenhoffschen »Alterthumskunde« als
vornehmste, durch einen zuverlässigen jüngeren Mitarbeiter
erleichterte Hauptpflicht; der Abschluss einer eingehenden Dar-
stellung von Müllenhoffs Leben und Streben ; ein in grossen
Zügen gehaltenes dreigliederiges Buch über Goethe : Biographie,
Dichtung, Wissenschaft; eine »Poetik«. Zur letzteren war
lange der Grund gelegt, bevor Scherer sich entschloss, die
Cardinalfragen in einem besonderen Colleg auseinanderzusetzen.
Vergleichende Betrachtung der Epik wie der Lyrik hatte
ihn schon in Wien und Strassburg nachhaltig beschäftigt. Und
alle seine Arbeiten von den ersten an, »Jacob Grimm« wie
»Zur Geschichte der deutschen Sprache«, bieten Bausteine zu
einer empirischen historisch-psychologischen Ästhetik inductiver
Art, die den deductiven Constructionen der älteren Schul-
philosophie gründlichst den Abschied giebt und die Methode
der Analogieschlüsse voll auszubeuten sucht. Herder, Darwin
wurden seine Führer, nicht Hegel, Vischer, deren Lichtblicke
im Einzelnen er bewunderte, deren Systeme ihm nichts boten.
Ein starker Hang zum Schematisiren und Generalisiren, wie er
sich übermäßig in der Scheidung dreihundertjähriger, männischer
und frauenhafter, Perioden kundgab, eine Neigung zu dog-
matischen Formeln unterstützten seine Entwürfe einer Natur-
geschichte der Dichtung, ihres Ursprungs aus primitiven Zu-
ständen, ihrer allmälig sich ausbildenden Gattungen, ihrer
Wirkungen, des bedeutsamen ^'erhältnisses zwischen Dichter
und Publicum, der Rolle der Stände, des Erlebten und Erlernten,
innerer und äusserer Form, der Fortpflanzung und Wandelung
von Motiven. . . Auch die Skizze, deren Erscheinen nahe
bevorsteht, wird hochwillkommen sein , und wie Scherers
Literaturgeschichte mit dem Grusse des Philologen an den
Ästhetiker abschliesst, so werden wir dann die alte Systematik
und die neue Empirie, jene ausgebaut aber schon Ruine, diese
unfertig aber ein festes Fundament, einander gegenüberstellen.
Kaum ein Lob hat Scherer so freudig verzeichnet als die An-
262 Chronik.
erkennung Vischers, wie vieles ihn auch von dem verehrten
Mann trennte ; darum fügt es sich schön, dass in dieser ernsten
Chronik die beiden selbständigen Geister nachbarlich er-
scheinen — aber gerade diese Nähe des vollendeten Greises
und des weit vom Ziele gefallenen Mannes erregt die gleichen
elegischen Empfindungen wieder, die der stimmende Accord
unseres im Gewirr mannigfacher Pflichten rasch entworfenen
Nachrufs waren.
Berlin, 7. Februar 1887. Erich Schmidt.
II. Zur Erinnerung an Friedrich Vischer.
^^'enn dieses Jahrbuch neben dem Dichter, dessen Namen
es trägt, und neben denen, welche in persönlicher Beziehung
zu ihm standen, auch solcher gerne gedenkt, die sich um
das Verständniss und die Würdigung seiner Werke verdient
gemacht haben, so darf es an dem Grabe des geistvollen Ästhe-
tikers und Kunstrichters, der vor wenigen Monaten hochbetagt
aus dem Leben geschieden ist , Friedrich Theodor Vischers,
nicht vorbeigehen, ohne ein Zeichen dankbarer Erinnerung
darauf niederzulegen. Er selbst hat sich an ihm seiner Zeit
durch zwei Beiträge (IV, 3 — 50) betheiligt, von denen der eine
Goethes Versbau und Sprache, der andere die stufenweise Ent-
wicklung und Abklärung seiner sittlichen Weltanschauung mit
feinen und eindringenden Wahrnehmungen beleuchtete. Viel
umfassender hat er sich aber an anderen Orten mit Goethe
beschäftigt ; und den Mittelpunkt dieser Studien bildete das-
jenige Werk, in welchem der Dichter den Höhepunkt seines
künstlerischen Schaffens erreicht und einen unerschöpflichen
Reichthum von Menschenbeobachtung und Lebensweisheit
in mustergültigen Gestalten zur Darstellung gebracht hat :
der Faust. Wie Goethe selbst von seiner Jugend bis zu seinem
Tode an diesem Drama arbeitete und nach allen Unter-
brechungen immer wieder zu ihm zurückkehrte, so hat der
grosse Stoff auch seinen Ausleger früh ergriffen, und er ist
nicht müde geworden, sich mit künstlerischer Empfindung
und wissenschaftlicher Forschung immer aufs neue in ihn zu
vertiefen, ihm seine Geheimnisse abzulauschen, die Ansichten,
die er über ihn gewonnen hatte, zu prüfen, zu vertheidigen,
zu berichtigen und zu ergänzen. Seine erste akademische
Vorlesung, im Sommer 1834, war dem Faust gewidmet, und
noch in seinen letzten Lebensjahren, ein halbes Jahrhundert
später, hat er das unsterbliche Gedicht einer begeisterten
Zuhörerschaft in regelmäßig wiederkehrenden Vorträgen mit
jugendlichem Feuer erklärt. Aus dieser fortwährenden Be-
Chronik. 263
schäftigung mit dem Faust sind seine Arbeiten über denselben
hervorgegangen : 1839 jene schneidigen Kritiken der damaligen
Faust-Literatur, welche zuerst in den Hallischen Jahrbüchern
erschienen und jetzt in den «Kritischen Gängen« (1844)
II, 49 — 215 zu finden sind; 1861 der Entwurf eines zweiten
Theils der Tragödie (Krit. G. N. F. III, 135—178), in dem
Vischer zeigen will, wie diese etwa im Stile des ersten Theils
und seiner ursprünglichen Absicht entsprechend fortzuführen
gewesen wäre; 1875 die gehaltvolle Schrift : «Goethes Faust« ;
1880 die zur Vertheidigung dieser Schrift verfasste Abhand-
lung, welche jetzt in »Altes und Neues« II, i — 134 steht;
und dazu noch die doppelte Bearbeitung der humoristischen
Satire: »Faust, der Tragödie dritter Theil« (1862, 1886) und
die Erläuterungen dazu Krit. G. N. F. IV, 71 — 95. ^\ er
sich ein langes Leben hindurch so energisch mit unserem
grossen Dichter beschäftigt, den Geist seiner Werke unserem
Volk aufzuschliessen sich so erfolgreich bemüht hat, der ver-
dient es, dass sein Name mit jenem zusammen genannt, und
den Blättern, die Goethe gewidmet sind, eine kurze Schil-
derung seines Lebens und Wirkens einverleibt werde. Aus-
führlicheres findet man, ausser mehreren von ihm selbst her-
rührenden Aufzeichnungen ', in dem warm geschriebenen Ne-
krolog, der ihm von einem ihm befreundeten früheren Schüler
bald nach seinem Tode im Schwäbischen Merkur vom 20.
und 21. Oktober 1887 gewidmet worden ist.
Vischer war am 30. Juni 1807 in Ludwigsburg geboren.
Sein Vater, ein Prediger, war ein klarer Kopf, ein wohlwollen-
der, fester, tüchtiger Mann, welcher die Schmach der Napoleo-
nischen Fremdherrschaft bitter empfand. Während des Be-
freiungskampfes, im Januar 181 4, starb er als ein Opfer treuer
Pflichterfüllung am Lazarethfieber. Die Armuth , in der er
seine Familie zurückliess, entschied den Beruf des Sohnes.
In Stuttgart, wohin die Mutter gezogen war, hatte es diesem
nicht ganz an Kunstanschauung gefehlt, und in ihm selbst
hatte sich der Wunsch erzeugt, Maler zu werden ; doch sträubte
er sich auch nicht, als er aus ökonomischen Gründen statt
dessen den theologischen Lehranstalten übergeben wurde,
* Eine höchst interessante Darstellung seines Lebensgangs gibt
Vischer in »Altes und Neues« III, 250 — 390. Weiter vergleiche man
die Mittheilungen über seine griechische Reise ebd. I, i — 60. »Strauss
und die Wirtemberger« (Krit. Gänge I, 3 — 130) und dazu Strauss
Märklin S. 186 ff., 200 ff. Auch die Artikel »Eine Reise« (Krit. Gänge
N. F. I, I — 202) und ein Schützengang (ebd. IV, i — 70), an sich
mehr der Kunst und der Politik gewidmet, enthalten manches Persön-
liche, wie denn seine Schriften überhaupt in und mit der sachlichen
Besprechung immer zugleich seine eigenen inneren Zustände zum Aus-
druck brin2:en.
264 Chronik.
welche dem INIittellosen durch ihre Beneficien das Studium
möghch machten. Zunächst aber hatte er es glückHch ge-
trolTen: in dem Seminar Blaubeuren, dem er vom 14. bis zum
18. Jahr angehörte, hatte er an Baur und Kern, den späteren
Tübinger Theologen , zwei vortreffliche Lehrer, und unter
seinen Kameraden befand sich eine Anzahl von Talenten,
wie sie sich nicht so bald wieder unter 42 jungen Leuten aus
Einem Jahrgang in ähnlicher Weise zusammenfinden wird :
D. F. Strauss, G. Pfizer, W. Zimmermann, Chr. Märklin u. s. w.
Nach vier froh und fruchtbar durchlebten Jugendjahren bezog
er die Universität, um in dem bekannten Tübinger »Stift«
zwei Jahre philosophischen, drei weitere theologischen Studien
obzuliegen. Jene führten ihn mit andern von Kant zu Fichte
und Schelling. An diesen hat er es später (A. u. N. IlL 267)
bitter beklagt, dass er durch sie einen so grossen Theil der
besten Jugendzeit in dummem Fleiss an einen Stoft' vergeudet
habe, der ohne Frucht für seinen Geist und sein Leben ge-
blieben sei ; und der gerade \^'eg zur Ästhetik waren sie ja
gewiss nicht. Indessen verkennt er selbst nicht, dass sie ihm
einen doppelten Gewinn eingebracht haben : den negativen,
seine spätere Befreiung von dem Banne der Dogmen in der
gründlichsten Weise vorzubereiten, den positiven, ihn immer
wieder zur Philosophie zurückzuführen. Dieses letztere Ver-
dienst schreibt er namentlich Schleiermacher zu, wiewohl der-
selbe im übrigen »nie eigentlich sein Mann gewesen seia.
Gegen das Ende seiner Studienzeit trat dann Hegel in seinen
Gesichtskreis, welcher damals eben erst anfing in Süddeutsch-
land bekannt zu werden, und in den nächsten Jahren arbeitete
er sich in sein System so tief ein, dass er den Boden desselben
bei aller Freiheit, mit der er sich auf ihm bewegte, doch grund-
sätzlich nicht wieder verlassen hat. Von Hegel entlehnte er
auch die Unterscheidung der Vorstellung und des Begriffs,
in der Hoffnung, dass sie ihm die Führung des geistlichen
Amtes möglich machen werde, in das er nach wohlbestandener
Prüfung 1830, zunächst als Gehülfe eines Dorfpfarrers eintrat :
dieselbe vermochte ihm freilich diesen Dienst nicht sehr lange
zu leisten.
Nach der ländHchen Idylle seines Vikariats, die er a. a. O.
S. 274 ff. mit gutem Humor beschrieben hat, und nach
einer einjährigen Wirksamkeit als Lehrer an dem Seminar
Maulbronn, dessen Klostergebäude dazu beitrugen, den Sinn
für Architektur in ihm zu wecken, trat Vischer im Herbst 1832
eine Reise nach Norddeutschland an. Über Göttingen, den
jetzigen Wohnort seiner Mutter, ging er nach Berlin. Sein
Interesse galt immer noch der Hegeischen Sjjekulation so ein-
seitig, dass er, wie er mit Beschämung bekennt, in Göttingen
Chronik. 265
die Gelegenheit, J. Grimms deutsche Grammatik und O. Müllers
Archäologie zu hören, unbenutzt liess. Doch wurde hier Shake-
speare gelesen, den seine »wetterharte Männlichkeit« von da
an zu Vischers Liebling unter den Dichtern gemacht hat; in
Berlin w^urde, neben eifrigem Besuch des Museums, Hothos
Vorlesung über Goethe gehört , während Schleiermachers
Ästhetik auf den jungen Hegelianer keine Anziehungskraft
ausübte. Bereits keimte auch in ihm selbst der Plan zu seiner
späteren Vorlesung über Faust. Auf dem Rückweg wurde
Dresden, Prag und Wien besucht ; für diese Hauptstadt und
für den ganzen österreichischen Volksstamm hat Vischer Zeit-
lebens eine ausgesprochene Vorliebe, gegen Berlin und das
specifische, rnit dem süddeutschen Wesen damals noch wenig
vermittelte Preussenthum eine Abneigung gehegt, welche auch
in der Folge für seine politische Parteistellung wohl den Aus-
schlag gegeben hat. Keinen geringeren Eindruck machte
auf der Weiterreise, die zu Fuss durchs Salzkammergut und
Tyrol ging, die Natur und der Menschenschlag im Hochge-
birge ; und in der Münchener Kunstwelt kam mit der Freude
an den Werken der Malerei und Skulptur auch das erste, zu-
nächst noch ganz autodidaktische Verständniss derselben zum
Durchbruch.
Nach seiner Rückkehr in die Heimath bekleidete Vischer
einige Jahre die Stelle eines Repetenten in dem Tübinger
theologischen Seminar. Unter den alten Freunden, mit denen
er hier wieder zusammentraf, hatte Strauss. damals bereits
mit dem »Leben Jesu« beschäftigt, die geistige Führung; zu
dem Humor, von dem »ihr geselliges Leben sprudelte«, haben
gewiss alle nach Kräften, Vischer aber ohne Zweifel am meisten
beigetragen. L^nter Strauss' Einfluss klärte sich Vischers Ver-
hältniss zur Theologie, und wenn er auch mit jenem grund-
sätzlich noch an Hegels Bestimmungen über Vorstellung und
Begriff festhielt, wurde ihm doch der Gedanke, selbst ein
geistliches Amt bekleiden zu sollen, so unerträglich, dass er
von einem solchen, das ihm gegen seine Erwartung übertragen
worden war, nicht ohne Schwierigkeit wieder zurücktrat.
Dafür wandte er sich immer bestimmter seinem eigentlichen
Lebensberuf zu. Noch als Repetent las er im Sommer 1834
über Goethes Faust, im folgenden Jahre x\sthetik ; und wie
weit auch diese Anfangsvorlesungen hinter denen seiner reiferen
Jahre noch zurückstehen mochten, so errangen sie doch (wie
Schreiber dieses als einer seiner damaligen Zuhörer aus eigener
Erinnerung bezeugen kann) durch den Ernst und durch die
AVärme, den Geist und die Schärfe, womit der jugendliche
Lehrer seinen Gegenstand anfasste, einen so durchschlagenden
Erfolg, dass er sich ermuthigt fand, im Frühjahr 1836 die
266 Chronik.
unsichere Laufbahn des Privatdocenten zu betreten. Schon
1837 gelangte er zur ausserordentUchen Professur; und nach-
dem er in dieser sieben Jahre aufs erfolgreichste gewirkt, und
zugleich seine eigenen Anschauungen durch einen längeren
Aufenthalt in Italien und Griechenland (1839 fg.) in umfassender
und nachhaltiger Weise erweitert hatte, wurde ihm 1844, trotz
des Widerspruchs zahlreicher Gegner, eine neu gegründete
ordentliche Professur der Ästhetik übertragen. Seine energische
Antrittsrede bot durch einige Stellen, die Wohlwollende sich
leicht zurechtlegen. Übelwollende ebenso leicht missdeuten
konnten, Angriffspunkte dar, und diese wurden von einer
fanatischen, rührigen und in ihren Mitteln nicht sehr wähle-
rischen Partei zu einer Agitation gegen den schneidigen Vor-
kämpfer der freien Wissenschaft benützt, die selbst von den
Kanzeln der Hauptstadt aus betrieben, ihres Erfolgs an ent-
sc:heidender Stelle nicht verfehlte. Der Minister, welcher
Vischers Werth für die Universität nicht verkannte, vermochte
ihn nicht zu schützen, und um schlimmerem vorzubeugen,
wurde dem kühnen Redner ein Verweis ertheilt und es wurden
ihm für zwei Jahre die Vorlesungen untersagt. Er benützte
die unfreiwillige Müsse , um mit dem ersten Band seiner
Ästhetik (1846) das epochemachende Werk zu beginnen,
welches elf Jahre später mit dem vierten zum Abschluss kam.
Im Sommer 1846 kehrte er auf den Lehrstuhl zurück; aber
er hatte noch nicht volle zwei Jahre gelesen, als die März-
tage des Jahres 1848 hereinbrachen, und ihm ein Mandat für
die Nationalversammlung in Frankfurt übertragen wurde. Die
Zeit, während deren er dieser parlamentarischen Körperschaft
angehörte, hat Vischer selbst später ein Marterjahr genannt ;
und gerade auf die edelsten und besten unter ihren Mitgliedern
musste ja der unglückliche Verlauf und der schliessliche kläg-
liche Ausgang der Verhandlungen, an welche sich so grosse
Hoffnungen geknüpft hatten, nothwendig den bittersten und
niederschlagendsten Eindruck machen. Selbst den gewieg-
testen Politikern ist es in der Paulskirche nicht besser ge-
gangen. Vischer aber war keine politische Natur. Er war
allerdings kein Stubengelehrter, kein einsamer, auf sich be-
schränkter Denker. Der Verkehr mit Menschen war ihm
unentbehrlich ; er war nicht blos durch seinen Geist, seine
(iemüthlichkeit, seine Unterhaltungsgabe ein vortrefflicher
Gesellschafter, sondern er war auch allen, die sein Vertrauen
gewannen, ein treuer , zuverlässiger, warmherziger Freund.
Wie er ferner an allem Volksthümlichen sich erfreute und
jedem im Volke menschenfreundlich und anspruchslos ent-
gegentrat, so war er auch seiner Pflichten gegen das Volks-
ganze sich lebhaft bewusst und zu ihrer Erfüllung in vollem
Chron'ik. 267
Umfang bereit. Aber die kühle Berechnung, die geschäftsmäßige
Behandlung von Dingen, bei denen das patriotische Gefühl
so lebhaft betheiligt ist, war nicht seine Sache. Seine ernste
und tiefgehende Begeisterung täuschte ihn leicht über die
Grenzen des Erreichbaren; sein scharfes, selbständiges Denken
Hess sich in kein Parteiprogramm einschnüren ; auch an der
Partei, zu der er selbst sich bis zu der Entscheidung des
Jahres 1866 gehalten hat, der grossdeutschen, antipreussischen,
gemäßigten Demokratie, konnte er sich schon in Frankfurt
viele schwache Punkte nicht verbergen; er war aber über-
haupt, bei aller männlichen Stärke des Charakters, schliesslich
doch ein theoretisch angelegter und gebildeter Geist, den
seine nie schlummernde Reflexion nicht zu der entschlossenen
Durchführung einseitiger Gesichtspunkte kommen Hess, ohne
die eine ins grosse gehende praktische Thätigkeit unter uns
Menschen nun einmal unmöglich zu sein scheint.
Vom politischen Kampfplatz auf den Lehrstuhl und in
die Studirstube zurückgekehrt, erhielt Vischer 1855 einen Ruf
an das jugendlich aufstrebende eidgenössische Polytechnikum
und die Hochschule in Zürich. Es wurde ihm nicht leicht,
sich von seinem so ungemein fruchtbaren Wirkungskreis und
von seinen Freunden zu trennen ; und in Tübingen fühlten
mit der akademischen Jugend alle, die für das Wohl der
Universität ein Herz hatten, wie unersetzlich der Lehrer sei,
dessen Verlust ihr drohte. Vischer wäre auch ohne Zweifel
trotz mancher persönlichen und lokalen Gründe, die ihn
gegen seinen Aufenthaltsort verstimmten, durch einiges Ent-
gegenkommen von Seiten der Regierung zu halten gewesen.
Allein er erhielt den Eindruck, dass diese auf sein Bleiben
keinen Werth lege, er fühlte sich nach seinen früheren Er-
fahrungen fortwährend in seiner Stellung nicht sicher, und er
nahm den Ruf an. Er fand in Zürich eine gastliche Aufnahme,
gewann unter den besten und bedeutendsten Männern wackere
und zuverlässige Freunde, und hatte mit seinen Vorlesungen
auch hier den erfreulichsten Erfolg. Aber das Gefühl, in der
Fremde zu sein, wurde er nicht los, dafür wurzelte er doch
mit allen Fasern seines Wesens zu fest im deutschen und im
schwäbischen Boden. Als ihm daher 1866 die Genugthuung
zutheil wurde, von der würtembergischen Regierung in der
ehrenvollsten Weise nach elfjähriger Abwesenheit in sein
Vaterland zurückberufen zu werden, folgte er diesem Rufe;
und wiewohl er bereits an der Schwelle des Greisenalters
stand, war es ihm vergönnt,, noch mehr als zwanzig Jahre
mit ungeschwächter Kraft in der wiedergewonnenen Heimath
zu wirken. Nach Tübingen kehrte er allerdings nicht gerne
zurück; denn diese Stadt sagte ihm als Wohnort nicht zu.
268 Chronik.
und er hatte daher schon früher zu den entschiedenen Ver-
fechtern des Gedankens gehört, die würtembergische Landes-
universität nach Stuttgart zu verlegen. Indessen beruhigte
er sich vorerst bei dem Ausweg, dass er neben der Univer-
sität auch an dem Stuttgarter Polytechnikum Vorlesungen
halten sollte. Ein Ruf nach München, der manches Ver-
lockende hatte, den er aber doch schliesslich ablehnte, ver-
schaffte ihm die Gelegenheit, diese Doppelstellung, welche
auf die Dauer allerdings unhaltbar war, mit einer einfachen
Professur an dem Polytechnikum zu vertauschen, ^^'ie be-
deutend die Wirksamkeit des greisen Lehrers auch hier war,
welcher dankbaren Anerkennung seine Vorträge, die auch von
Herren und Damen aus der Stadt fleissig besucht wurden,
welcher Liebe und Verehrung er selbst sich erfreute, zeigte
am 30. Juni 1887 die Feier seines achtzigsten Geburtstags; jene
schöne Feier, deren erhebender Eindruck in keinem erlöschen
wird, der sie mitgemacht hat oder der auch nur ihrer Be-
schreibung mit Theilnahme gefolgt ist. Zauii dauernden An-
denken an dieselbe wurde dem Jubilar seine Marmorbüste
übergeben ; ein künstlerisch vollendetes Werk Donndorfs, von
Hunderten seiner Verehrer aus allen Theilen des deutschen
Sprachgebiets gestiftet, welches die Züge und den Gesichts-
ausdruck des Originals ungemein treu und lebendig wieder-
gibt. Vischer selbst zeigte in diesen Tagen eine Geistesfrische,
und selbst noch eine kör])erliche Rüstigkeit, die jedermann
in Erstaunen setzte. Wenige Monate darauf, am Abend des
14. Septembers, erlag er in Gmunden am Traunsee einer
Krankheit, die ihn auf der Reise befallen und seine Kräfte
rasch aufgezehrt hatte. Die Tage der Krankheit waren ihm
durch die liebevolle Pflege seiner Schwiegertochter erleichtert
worden ; sein einziger Sohn, der Aachener Professor Robert
Vischer, durch kunsthistorische und ästhetische Schriften als
der würdige Schüler seines Vaters bekannt, hatte sich kurz
zuvor von ihm getrennt, kam aber noch zeitig genug zurück,
um mit dem Sterbenden die letzten Abschiedsworte auszu-
tauschen.
So einfach aber dieses Gelehrtenleben in den Grundzügen
seines Verlaufs ist, so lässt doch schon ein Hüchtiger lilick
auf dasselbe erkennen, wie reichlich die Keime innerer und
äusserer Kämpfe darin ausgestreut sind. Seine Mittellosigkeit
verbot Vischer in der ersten Jugend die freie Wahl seines
Berufs; die theologische Laufbahn, auf die sein Studiengang
berechnet war, lag mit dem im Streite, wozu seine Geistesart
und Neigung ihn bestimmte; nachdem er in seinen natürlichen
Wirkungkreis eingetreten war, hatte er sich in demselben viele
Jahre gegen Angriffe zur Wehre zu setzen, die sein (iefühl
Chronik. 269
tief verletzten und seine Stellung ernstlich bedrohten; auch in
seinen persönlichsten Lebensbeziehungen blieben ihm schwere
Kämpfe, aufreibende Kollisionen der Pflichten nicht erspart.
Welche Geistesarbeit kostete es ihn ferner, bis er über sein
A-^erhältniss zur Religion und Theologie mit sich ins reine ge-
kommen war; bis er in seinem besonderen Fache den Streit
zwischen den philosophischen Abstraktionen, deren Unent-
behrlichkeit er einsah, und der lebensvollen Anschauung ge-
schlichtet hatte, zu der seine individuelle Begabung ihm den
Weg wies ! Vischer war aber überhaupt keine so einfache
Natur, dass seine Entwicklung sich ohne die angestrengteste
Arbeit an sich selbst, in stetiger ungehemmter Entfaltung einer
ursprünglichen Anlage vollziehen konnte. Es war nicht ohne
Grund, wenn er Goethes Wort gern im Munde führte : »denn
ich bin ein Mensch gewesen, und das heisst ein Kämpfer sein.«
Seine Begabung war reich und vielseitig. Mit der »weichen
und grundguten Natur«, die er seiner Mutter nachrühmt, ver-
band sich in ihm, als väterliches Erbtheil, ein fester, energi-
scher Wille, die Kraft, treu zu lieben und ehrlich zu hassen ;
mit anspruchsloser Einfachheit ein empfindliches Ehrgefühl ;
mit der prüfenden, unterscheidenden, zersetzenden Schärfe
des Verstandes die unbefangene Freude an allem Natur-
wüchsigen, Vollsaftigen, unbewusst Schönen und Gesunden,
das Bedürfniss lebendiger Anschauung, der rasch auffassende,
scharfe und sichere Blick für Formen und Farben ; mit der
denkenden Vertiefung in die schwierigsten Probleme die warme
Empfindung, die frei spielende, die Schranken der Wirklich-
keit weit überfliegende Einbildungskraft des Dichters. Es
springt in die Augen, wie glücklich diese mannigfaltigen An-
lagen sich ergänzten, um den grossen Kunstrichter und Kunst-
gesetzgeber aus ihm zu machen, der er geworden ist. Es
liegt aber ebenso am Tage, dass es keine ganz leichte Auf-
gabe war , so verschiedenartige Elemente in das richtige
Verhältniss zu bringen und in harmonischer Verknüpfung auf
Ein Ziel zu richten. Und die Lösung dieser Aufgabe wurde
unserem Freunde dadurch noch erschwert, dass er von seinen
Jugendjahren her gewöhnt war, all sein Thun mit seinem
Bewusstsein zu begleiten, seine inneren Zustände zu zergliedern,
nur nach eingehender Überlegung zu handeln, Gründe und
Gegengründe dialektisch gegeneinander abzuwägen. Vischer
gehörte zwar nicht zu den Menschen, welche die Reflexion
über das, was geschehen könnte, nicht zum Entschlüsse und
zur erfolgreichen Arbeit kommen lässt ; noch ferner lag ihm
und noch widerwärtiger war ihm jene eitle Selbstbespieglung,
welche die Mängel der eigenen Leistungen übersieht und
schliesslich auch schon den Wunsch und die Absicht für die
270 Chronik.
That nimmt. Aber eine reflektirende Natur war er dennoch,
und diese Reflexion war um so rastloser in ihm rege, weil
es ihm mit allem, was er that, ernst war. Wo dies aber
der Fall ist, da wird die geistige Thätigkeit durch die Auf-
merksamkeit , die man ihr unausgesetzt schenkt, die Kritik,
der man sie unterzieht, zwar vor manchem Abweg bewahrt
werden, ihre Leichtigkeit jedoch, ihre instinktive Sicherheit
und Frische wird darunter nicht selten leiden. Vischer be-
merkte einmal gesprächsweise: er hätte schon das Zeug zu
einem guten Billardspieler, das scharfe Auge und die feste
Hand, aber während des Stosses komme ihm immer der Ge-
danke, ob er die Richtung desselben nicht noch um ein
Kleinstes ändern solle; und er hat an diesem Beispiel einen
Zug, der für ihn doch keine so ganz nebensächliche Bedeu-
tung hatte, nicht übel zur Anschauung gebracht. Diese
zweifelnde Reflexion ist ihm in Sachen des praktischen Lebens,
im grossen wie im kleinen, unendlich oft in die Quere ge-
kommen, wo ihn der erste Impuls rasch und sicher ans Ziel
geführt hätte. Auch dem Schriftsteller hat sie seine Aufgabe
erschwert und in seinen Schriften da und dort ihre Spuren
zurückgelassen. Aber die Gründlichkeit seiner Arbeiten,
und vor allem die Gründlichkeit seiner Arbeit an sich selbst
hat durch diese unausgesetzte Selbstbeobachtung, dieses un-
ermüdliche Nachdenken über das eigene Thun viel gewonnen.
Während aber sein Denken mit den Fragen rang, welche
die \\"issenschaft und das Leben ihm stellten, zeigte ihm seine
Phantasie noch einen zweiten Weg, um sich über die Gegen-
sätze und Mängel des menschlichen Daseins zu erheben und
von ihrem Druck zu befreien. Vischer war nicht blos ein
hervorragender Denker, sondern auch ein Dichter; und wenn
er sich auch l)ewusst war, dass die Dichtkunst seine geistige
Thätigkeit nicht ausfüllen und nicht seine eigentliche Lebens-
aufgabe sein könnte, hat er ihr doch bis zum Ende seines
Lebens so treu gehuldigt, dass auch von seinen Schriften die
poetischen einen nicht unerheblichen Theil ausmachen. Die
lyrischen Gedichte aus der früheren und der späteren Zeit
hat er 1882 in den »Lyrischen Gängen« gesammelt; und es
sind nicht wenige darunter, welche uns durch die Schönheit
ihrer Form, wie durch die Wärme, Gemüthlichkeit und Zart-
heit der Empfindung, die sich darin auss])richt, erkennen lassen,
was für ein versöhnendes und verklärendes Licht die poetische
Betrachtung der Dinge über sein Leben verbreitete, von
der Lfnentbehrlichkeit dieses Elements in der geistigen Con-
stitution des Ästhetikers nicht zu reden. Mit der jjoetischen
Empfindung ging aber bei Vischer der Humor Hand in Hand,
den ihm die Natur von Hause aus zum Begleiter gegeben
Chronik. 27 1
hatte und der ihm sein Lebenlang, in guten und in bösen
Stunden, treu gebUeben ist. Vischer war ein ausserordentlich
witziger Kopf: die überraschendsten Vergleichungen, die er-
heiterndsten Einfälle standen seiner Phantasie ungesucht zu
Gebote, sie drängten sich ihr, wenn er einigermaßen in Stim-
mung war, geradezu auf; und in die unerschöpfliche Schatz-
kammer der Sprache brauchte er nur hineinzugreifen, um ganze
Bündel von Wortspielen, von unmöglichen Etymologieen, von
Aristophanischen \\'ortschöpfungen und Fischartschen Wort-
verkröpfungen in die Hand zu bekommen. Sein Witz hatte,
frisch wie er hervorsprudelte, etwas Schlagendes, Zermalmendes,
Überwältigendes ; aber wie viel er oft wagte, so wurde er doch
nie schaal oder boshaft oder gemein, weil er sich auf dem
Hintergrund eines gediegenen Denkens, eines ernsten und
menschenfreundlichen Sinnes bewegte. Eben dadurch aber
wurde er über sich selbst hinausgehoben: er wurde zu dem
freien Spiel der Phantasie, welche uns über die Mängel, die
allem endlichen Dasein anhaften, dadurch beruhigt, dass sie
dieselben als das, was sie sind, als etwas Kleines, Werthloses
und Nichtiges behandelt, zu dem Humor, dessen befreiende
und erlösende Kraft Vischer so lebendig zu schildern und so
gründlich zu zergliedern gewusst hat. Er selbst hat an zahl-
losen Stellen seiner Schriften gezeigt, mit welcher Freiheit
und welchem Behagen er sich in der verkehrten Welt zu
bewegen verstand, in welche sich dem Humor die wirkliche Welt
immer wieder verwandelt. Er ist aber auch in selbständigen
Darstellungen als humoristischer Dichter aufgetreten : einerseits
als junger Mann in zwei Erzählungen, die 1836 unter dem
Schriftstellernamen »Treuburg« in dem »Jahrbuch schwäbischer
leichter« erschienen, und dann wieder 43 Jahre später in dem
»Auch Einer«, diesem geistreichen, originellen, durch und durch
subjektiven Roman, dessen Verfasser mit dem Leser ein fort-
währendes Versteckenspiel treibt, sich mit seinem Helden bald
identificirt, bald sich von ihm ablöst, um die Züge seines
eigenen Wesens, die er ihm geliehen hat, in ihrer phantastischen
Verzerrung zu betrachten, sofort aber unversehens wieder mit
ihm zusammenfliesst und durch seinen Mund die ernstgemein-
testen Dinge verkündigt; andererseits in jenen köstlichen ge-
reimten Erzählungen, welche den Übernamen ihres Verfassers,
den Namen Scharte/imayers, erst in Schwaben, dann in ganz
Deutschland so populär gemacht und eine eigene Nebenform
des Volkslieds, das stilisirte Bänkelsängerlied, ins Dasein ge-
rufen haben. Die älteren von diesen, und so namentlich die
bekannten Knittelverse über die Hinrichtung des Helfer Brehm,
stammen noch aus Vischers Studentenjahren; ihnen folgte,
gleichfalls nach einem langen Zwischenraum, 1873 das humo-
272 Chronik-
ristische Epos: »der deutsche Krieg«. Der Gedanke, dieses
weltgeschichtlic:he Ereigniss von dem Schulmeister, in den
sich Schartenmayer jetzt verwandelt hat, so schildern zu lassen,
wie es sich seinem engen Blick darstellt, das Grösste sich im
Kleinsten und Beschränktesten abspiegeln zu lassen, war ein
sehr glücklicher und bot dem Humoristen Vortheile jeder Art
dar; und indem jener Schulmeister zuglei(-h als ein grundehr-
licher, wohlgesinnter, nach P>ildung strebender Biedermann
behandelt, der ganze Werth dieser beschränkten Existenz an-
erkannt wird, breitet sich über das Ganze eine so behagliche,
gemüthliche Stimmung, wie sie uns aus Jean Pauls anspruchs-
losesten Kabinetsstücken , dem Schulmeisterlein Wutz, dem
Fibel oder dem Quintus Fixlein entgegenweht.
A'ischers künstlerische Begabung und künstlerischer Blick
ist die eine, die philosophische Schulung seines Denkens die
andere von den Bedingungen, welche zusammentreffen mussten,
um ihn zu dem Ästhetiker zu machen, der er gewesen ist.
An persönlicher Anleitung zu seinem Fache fehlte es ihm
freilich so gänzlich, dass er selbst später sagt : in nichts von
dem, was er jetzt lehre, habe er einen Lehrer gehabt. Aber
es gelang seinem Talent und seiner Energie, des weiten Feldes,
dessen Bearbeitung ihm oblag, sich auch im Einzelnen mit
bewundernswerther Vollständigkeit zu bemächtigen. Nur in
der Musik ist er zeitlebens Laie geblieben, da es ihm, be-
merkt er', zwar nicht an musikalischem Gehör gefehlt, aber
seine »unmathematische Natur« sich die Notenschrift niemals
anzueignen vermocht habe; er übertrug desshalb in dem
Theil seiner Ästhetik, der von ihr handelt, die specielleren
Ausführungen dem ihm befreundeten Karl Köstliii.
In seiner Behandlung der Ästhetik schloss sich Vischer,
wie in seiner philosophischen Weltanschauung überhaupt, zu-
nächst an Hegel an, dessen Vorlesungen über Ästhetik in
jener Zeit den Höhepunkt dessen bezeichneten, was die deutsche
Wissenschaft auf diesem Gebiet erreicht hatte. Aber wie die
schwäbischen Hegelianer überhaupt von Anfang an zu ihrem
Meister eine viel freiere Stellung einnahmen als die nord-
deutschen damals noch fast alle, so sehen wir auch Vischer
Hegel immer selbständiger gegenübertreten. Schon im ersten
Band seiner Ästhetik merkt man es ihm an, dass Hegels Be-
griffssprache ihm nicht ganz mundgerecht, dass sie für ihn
nicht, wie für jenen, die Muttersprache seines eigenen Denkens
ist; man theilt mit ihm das Gefühl, er habe sich doch zu
einer schiefen Steiluntf verleiten lassen, wenn er durch diese
' Vorwort zur letzten Abtiieilung der Ästhetik S. IX fg. Altes und
Neues IJI, 258 'i^.
Chronik. 273
schulmäßige Behandlung dem Vorwurf begegnen wollte, der
seinen bisherigen Arbeiten von pedantischen oder missgünstigen
Beurtheilern gemacht worden war, dass es ihnen an der
strengeren Wissenschaftlichkeit fehle. Je weiter man sich
dann in das Buch hineinliest, und je mehr man von der
»Metaphysik des Schönen«, die den ersten Band ausfüllt, zu
den Ausführungen der folgenden Bände über das Schöne in
der Natur und in der Menschenwelt, über die Kunst, die
Kunststile und die einzelnen Künste vordringt, um so mehr
tritt der Formalismus, der anfangs nicht selten gestört hatte,
zurück, um so vollständiger gewinnt der Ästhetiker die Frische
und Lebendigkeit seines Stils wieder, um so deutlicher em-
pfinden wir es, dass wir es hier nicht mit einer Theorie zu
thun haben, welche ihre Formeln und ihr Fachwerk fertig an
den Gegenstand heranbringt um es ihm äusserlich anzupassen,
sondern mit einer solchen, die aus der liebevollsten und
gründlichsten Vertiefung in denselben entsprungen, die or-
ganisch aus ihm herausgewachsen ist. Visrher hat zwar neben
allem andern, was er Hegel verdankte, auch die Errungen-
schaften seiner Denkarbeit für die Ästhetik nicht unterschätzt.
Er hat es beim Abschluss seines grossen ^^'erkes (a. a. O. VI)
nachdrücklich hervorgehoben, dass er mit demselben durch-
aus kein populäres Werk habe schreiben wollen, dass die
Sprache der Wissenschaft als solche immer eine esoterische
sein müsse. Er hat es nie aufgegeben, die Grundbegriffe der
Ästhetik in dieser strengeren Form zu behandeln, und er hat
noch in seinem letzten Lebensjahr in einer werthvollen Arbeit^
einige derselben eingehend untersucht, während er gleichzeitig
(ich darf dies berühren, wiewohl es mich selbst angeht) in
der ^\'idmung der ebengenannten Schriftensammlung bewies,
welche Wärme der Empfindung und welche Schönheit der Dar-
stellung dem Achtzigjährigen noch unvermindert zu Gebote
stand. Aber ihren vollen Werth und ihre durchschlagende
Wirkungskraft erhielten seine kunstphilosophischen Gedanken
doch nur dadurch, dass sie nichts anderes waren als die be-
griffsmäßige Zusammenfassung und der wissenschaftliche Aus-
druck des Selbstgeschauten oder vielmehr des Selbsterlehten.
Denn die Anschauung des Schönen war für ihn kein blosses
Sehen und theoretisches Geniessen, sondern ein wesentlicher
Bestandtheil seines ganzen inneren Lebens. Die Schönheit
ist seiner Ansicht nach »die Erscheinung der Ideev., oder wie
er auch sagt (Krit. G. N. F. V, 107) »das in sich gespiegelte,
im Spiegel verklärte Lehetm ; nur das kann und soll Gegen-
stand des ästhetischen Wohlgefallens sein, in dem sich etwas
' »Das Svmbol«, Philosophische Aufsätze, E. Zeller gewidmet
(Leipz. 1887), S. 151 — 193.
Goethe-Jahrbuch IX. lo
274 Chronik.
WerthvoUes und Bedeutendes, ein allgemeines Weltgesetz,
eine wesentliche Seite des Menschenlebens und der Menschen -
natur unserer Anschauung darbietet. Der Inhalt ist daher
keineswegs gleichgültig für den ästhetischen Eindruck ; es
heisst nach Vischers Überzeugung das Wesen des Schönen
gänzlich verkennen, wenn man glaubt, seine Wirkung beruhe
auf blos formalen Verhältnissen, statt in ihm die Gestalt zu
erkennen, mit der ein bestimmter geistiger Gehalt sich natur-
gemäß umkleidet, die er als die adäquateste Form seiner Er-
scheinung aus sich hervortreibt. Auf dieser Überzeugung be-
ruht der Ernst, mit dem sich Vischer seinem Beruf als Ästhe-
tiker hingab : er hat es darin, seiner Auffassung nach, nicht
mit einem entbehrlichen Schmucke des menschlichen Lebens,
sondern mit seinem tiefsten Gehalte zu thun : der Kultus der
Schönheit entspringt in letzter Beziehung aus der gleichen
Wurzel, wie der der Sittlichkeit und der Wahrheit. Aber ein
Schönes entsteht nur dann, wenn sich der geistige Inhalt, sei
es in der Wahrnehmung oder in der Phantasieanschauung,
zur sinnlichen Erscheinung bringt, und nur in dem Maße,
wie dies der Fall ist ; und aus diesem Gesichtspunkt wider-
spricht Vischer nicht allein jeder Vermischung der ästhetischen
Motive und Maßstäbe mit moralischen, wissenschaftlichen oder
religiösen, sondern er lehnt sich auch aufs nachdrücklichste
gegen jeden Versuch auf, die innere Einheit der Elemente,
auf deren untrennbarer Durchdringung die Schönheit beruht,
aufzulösen, den geistigen Gehalt der Erscheinung, aus der er
als ihre eigene Seele hervorleuchten sollte, in gesonderter
Reflexion gegenüberzustellen, und beide nur äusserlich durch
das Band der Allegorie mit einander zu verknüpfen. Dies
sind die allgemeinsten von den Gesichtspunkten , welche
Vischer in seiner Ästhetik, seiner Kunstphilosophie und seiner
Kunstkritik geleitet haben. Um sich aber freilich von dem
Umfang und der Bedeutung seiner Leistungen auf diesem
Gebiet einen Begriff zu machen, muss man sich die Masse
des Stoffes vergegenwärtigen, in den er sich unermüdlich ein-
gearbeitet, den er mit seinen Gedanken durchdrungen, be-
fruchtet und belebt, bis ins Einzelnste hinaus der kunstphi-
losophischen Betrachtung und Beurtheilung unterzogen hat.
Es war ihm vergönnt, nach dem Abschluss seines ästhetischen
Hauptwerkes noch dreissig Jahre lang für sein Fach zu arbeiten.
Aber so wenig diese Arbeit jemals stillestand und so reiche
Früchte sie unserer Literatur gebracht hat, so ist es ihm doch
nicht gelungen seine Ästhetik, nachdem ihre erste Auflage
vergriffen war, für eine zweite neu zu bearbeiten. Er trug
sich allerdings viele Jahre mit dem Gedanken, aber zu seiner
Ausführung: ist es nicht gekommen ; und es waren doch nicht
Chronik. 275
blos äussere Abhaltungen daran Schuld. Denn so wenig er
auch im wesentlichen dem ursprünglichen Standpunkt seiner
Philosophie und seiner Ästhetik untreu geworden war, so fand
er doch in Beziehung auf die Form und Methode seines
Werkes so eingreifende Änderungen nöthig, und konnte schon
mit dem Plane zu seiner Umgestaltung so schwer in's Reine
kommen, dass darüber die Jahre verstrichen, in denen er sich
vielleicht noch entschlossen hätte, die riesige Arbeit noch
einmal in Angriff zu nehmen. Statt dessen gab er 1866 und
1873 •'^ d^^' »Kritik meiner Ästhetik« (Krit. G. N. F. V, i — 156.
VI, I — 131) eine Erörterung der Punkte, an denen ihm sein
Werk verbesserungsbedürftig zu sein schien, und des Weges, auf
dem diese Verbesserung zu erreichen wäre. Aber so werth-
voll und interessant diese Skizze auch ist, so entschädigt sie
uns doch nur unvollständig für einen neuen Aufbau des ganzen
Werks. Da ein solcher nicht mehr zu hoffen war, machte
ich Vischer einmal den Vorschlag, seine Ästhetik statt einer
zweiten Auflage in eine Reihe einzelner Abhandlungen auf-
zulösen, die ihren Inhalt mit den erforderlichen Änderungen
kürzer und in der populären Behandlung, in der er eine so
grosse Meisterschaft besass, wiedergeben sollten. Dazu, dachte
ich, würde er sich leichter entschliessen, und seine Gedanken
würden auf diesem Weg auch solchen Kreisen, namentlich
unter den Künstlern, in ihrer vollen Frische und Ursprünglich-
keit zugänglich gemacht werden, welche dieselben bisher nur
aus dritter und vierter Hand, vielfach verwässert und getrübt,
zu beziehen pflegten. Er wies diese Idee nicht ab, gab ihr
aber doch auch keine weitere Folge.
Vischer wirkte aber nicht blos als Schriftsteller in seinem
Fache, sondern er war auch einer von den hervorragendsten
Lehrern desselben. Gerade für diesen Beruf war er durch
seine ganze Individualität, seine Geistes- und Gemüthsart, in
ungewöhnlichem Maß ausgerüstet; und ihm selbst gewährte
diese Seite seiner Thätigkeit eine Befriedigung und verschaffte
ihm Erfolge, wie sie der blose Schriftsteller auch durch die
bedeutendste Leistung in dieser Art nicht hätte erreichen
können. Denn hier erst arbeiteten alle Kräfte seiner reichen
Natur für denselben Zweck harmonisch zusammen. Mit der
vollendeten Beherrschung seiner Stoffe, mit ihrer geistvollen
und klaren Behandlung , mit der Kraft und Schönheit der
Sprache, mit allen den Vorzügen, die Vischers Schriften aus-
zeichnen, verband sich in seinen Vorlesungen die ganze An-
ziehungskraft einer bedeutenden, in kunstmäßig gebildeter Rede
sich aussprechenden Persönlichkeit. Vischer war ein geborener
Universitätslehrer ; denn zu dem Bedürfniss, sich auszusprechen
und seine Gedanken mitzutheilen, kam in diesem Fall die
18*
276 Chronik.
lebendige Freude an den jungen Leuten hinzu, die seinen
Worten lauschten : seine Lehrthätigkeit war für ihn nicht blos
Erfüllung einer Berufspflicht, sondern in erster Reihe, wie sie
es sein soll, Ausübung einer Thätigkeit, welche ihm selbst
hohen Genuss gewährte. Er nahm es daher mit ihr auch
nicht leicht : jeder Vorlesung ging eine sorgfältige Vorberei-
tung voran, und wenn er das Katheder betreten hatte, setzte
er seine ganze Kraft ein, um den Zuhörern sein Bestes zu
geben. Und er gab es ihnen in freiem, natürlich fliessendem
Vortrag, dem die Schulung des Redners seine Sicherheit gab,
der aber in dieser Gestalt das Werk des gegebenen Moments
war, der nichts Einstudirtes, rhetorisch Gemachtes, auf den
Effekt Berechnetes hatte, aber von der Freude an der Sache
und der leidenschaftlichen Liebe zur Wahrheit durchwärmt war.
Wenn er dastand in strammer, freier Haltung der untersetzten
Figur, das offene, gutherzige kluge Gesicht von blondem Bart
umrahmt, das scharfblickende Auge bald gedankenvoll ruhend,
bald von Geistesblitzen bewegt und durchleuchtet ; wenn ihm
für die wohlgeordneten Gedanken die treffendsten Ausdrücke,
die anschaulichsten Beispiele und Vergleichungen wie von
selbst zuströmten, und auch abstraktere Auseinandersetzungen
sich schliesslich zu lebensvollen Anschauungen gestalteten, so
wurden die Zuhörer nicht blos in den Gegenstand auf die
angemessenste und anziehendste Art eingeführt, sondern sie
erhielten zugleich auch das Bild eines Mannes, der fest auf
sich ruhend ganz in der Sache lebte, eines wissenschaftlichen
Charakters, für welchen die Betrachtung der Schönheit und
die Erkenntniss der Wahrheit das Pathos seines Lebens war.
Und dieser Eindruck konnte dadurch nur gewinnen, dass auf
dem Hintergrund eines ernsten sittlichen und wissenschaftlichen
Strebens auch in Vischers Vorträgen der Witz, der Humor
und die Phantasie spielten, die sein eigenes Geistesleben
erheiterten. Seine Vorlesungen wurden dadurch in hohem
Grad unterhaltend; auch seinen Zuhörern gegenüber verliess
ihn sein Humor nicht, und wenn sich je einer derselben et-
was Ungehöriges erlaubte, genügte zu seiner Zurückweisung
statt der Autorität des Professors ein glücklicher Scherz ; als
z. B. einmal im Hintergrund eines schlecht beleuchteten Hör-
saals geraucht wurde, wandte sich Vischer an die Betreffenden
mit den Worten : »meine Herren, ich mache Ihnen keinen
blauen Dunst vor, machen Sie mir auch keinen vor«, und das
schlug durch. Manche mögen sich zunächst von dieser Seite seiner
Vorlesungen angezogen gefunden haben ; aber sie hätten ganz
oberflächlich und stumpf sein müssen, wenn ihnen nicht bald
eine Ahnung von dem Ernst und der Bedeutung ihres Lehrers
und mit ihr ein gewisses Verständniss des Gegenstandes auf-
Chronik. 277
gegangen wäre. Vischers Vorlesungen gehörten schon beim
Beginn seiner Tübinger Lehrthätigkeit , wiewohl man ihrer
zu keinem Examen bedurfte, zu den allerbesuchtesten. Viele
Hunderte haben durch ihn ein ernsteres Interesse an der Kunst
und richtigere Begriffe über ihren Gegenstand und ihre Auf-
gaben gewonnen; die Verehrung und Anhänglichkeit der Jugend
hat den Lehrer, der sich selbst die jugendliche Wärme und
Spannkraft des geistigen Lebens in bewunderungswürdiger
Weise bewahrt hat, bis ans Ende seines langen Lebens un-
vermindert begleitet. Er war ein Lehrer, wie wir deren nicht
viele gesehen haben.
Aus seinen Vorlesungen sind, wie bemerkt, auch Vischers
Arbeiten über den Faust hervorgegangen. Durch beide hat
er sich um das tiefere Verständniss der unsterblichen Dichtung
ein grosses Verdienst erworben. Über manche Einzelheit
werden die Ansichten ja immer auseinandergehen. Aber im
Grossen und Ganzen hat Vischer, wie wir glauben, den
goldenen Mittelweg zwischen denen zu finden gewusst, welche
zu wenig, und denen, welche zu viel im Faust suchen. Dabei
brachte, es der Gang und Stand der neueren deutschen Faust-
forschung mit sich, dass er sich weit mehr gegen diese zu
wenden hatte als gegen jene, und dass es in der ersten Zeit
seines Auftretens mehr die philosophisch-spekulative, später
mehr die philologisch-historische Fausterklärung war, die seinen
Widerspruch hervorrief. Er seinerseits hatte eine zu tiefe
Einsicht in das Wesen des dichterischen Schaffens, um es gut-
heissen zu können, wenn fremdartige Maßstäbe an das Goethe-
sche Werk angelegt und wenn die Anforderungen verkannt
wurden, welche sich für seine Beurtheilung theils aus der
Natur der Poesie überhaupt, theils aus den besonderen Be-
dingungen ergeben, unter denen es verfasst worden ist. Er
bewunderte so warm und aufrichtig, wie irgend ein anderer,
die Genialität, mit welcher der Dichter aus der alten, ihrem
Gehalte nach ziemlich niedrig stehenden. Zauberlegende das
tiefsinnigste und lebensvollste Bild der menschlichen Natur
in allen ihren Höhen und Tiefen zu machen gewusst hat.
Allein er verlangte mit Recht, dass die halbbewusste, schlaf-
wandlerische Natur dieses Schaffens nicht verkannt, dass dem
Dichter nicht statt der Anschauungen und Ahnungen, die ihn
leiteten, Begriffe und Philosopheme unterschoben werden,
welche ihm in dieser Form fremd waren. Er fand aber eine
ähnliche Verwechslung der künstlerischen und der verstandes-
mäßigen Produktion auch bei denen, welche an den Wider-
sprüchen Anstoss nehmen, die sich ergeben mussten, wenn in
die rohe Zaubersage des 16. Jahrhunderts die tiefsten und
höchsten Ideen des achtzehnten hineingetragen , wenn der
278 Chronik.
wüste Teufelsbeschwörer in den Typus eines edlen, nach
Wahrheit und Wirklichkeit dürstenden Geistes, der Teufel in
einen mit der höchsten Naturwahrheit geschilderten Weltmann
verwandelt und doch beiden zugleich die ihnen durch die
Fabel des Stücks übertragene Rolle gelassen werden sollte ;
und er konnte es aus diesem Grunde nicht gutheissen, wenn
aus solchen vom künstlerischen Standpunkt aus gerechtfertigten
Unebenheiten auf verschiedene Bearbeitungen der Dichtung
geschlossen wurde. Je höher aber Vischer den Faust in seinem
ersten Theil stellte, um so weniger vermochte er sich mit der
Fortsetzung und dem Abschluss des Werkes in seinem zweiten
Theil zu befreunden. Er hat dies gleich in seiner ersten
Arbeit über Faust mit aller Schärfe ausgesprochen ; er hat es
in der Folge noch genauer begründet ; und wenn er auch
einzelne Schönheiten des zweiten Theils in der späteren Zeit
etwas freigebiger anerkannt hat als früher, so hat er doch
an seiner Gesammtansicht über denselben mit Entschieden-
heit festgehalten. Man hat ihm dies nicht selten verdacht ;
aber er selbst war am unglücklichsten darüber, dass sein
Urtheil nicht anders ausfallen konnte. »Goethe, (sagt er
A. u. N. II, 18) Goethe, der Vertraute, der Liebling der Natur,
er, dem vergönnt war, in ihre tiefe Brust wie in den Busen
eines Freundes zu schauen — er ein Manierist geworden :
das thut weh, das unbewegt anzusehen, müsste man kein
Mensch sein«. »Man mag vor Leid kaum daran denken«,
ruft er ein andermal (Goethes Faust 169) aus, »was aus dem
Faust geworden wäre, wenn in Goethes schöpferischen Form-
geist etwas vom Feuer eines Hütten eingeströmt wäre«. Und
derselbe dritte Theil des Faust, welcher den zweiten und seine
Bewunderer so unbarmherzig verspottet, bringt im Nachs])iel
eine Lobpreisung Goethes, die zu dem schönsten und empfun-
densten gehört, was über ihn geschrieben worden ist, indem
sie alles vorangehende mit dem Bekenntniss entschuldigt :
»Erkrankte Liebe ist mein ganzer Zorn«, Die Entdeckung
des Urfaust hat Vischer noch erlebt, aber er hat ihn nicht
mehr zu Gesicht bekommen. Den andern geistvollen Goethe-
forscher, der ihm ein volles Jahr im Tode voranging,
IV. Scherer, hat uns ein herbes Schicksal in der Blüthe der
Jahre entrissen , noch ehe jene Entdeckung gemacht war.
Beide hätten durch dieselbe ein unschätzbares Hülfsmittel für
weitere Forschung erhalten. Möge es nie an solchen fehlen,
die ihr Werk in ihrem Geist fortführen,
E. Zkli.kr.
Chronik. 279
III. Karl Goedeke.
Karl Goedeke wurde am 15. April 1814 zu Celle geboren;
gestorben ist er im Alter von 73 Jahren am 28. Oktober 1887
zu Göttingen.
Seine äussere Erscheinung war selbst noch in den letzten
Jahren stattlich und imposant. Das von langwallendem Haare
umgebene Haupt Hess in den scharf geschnittenen Gesichts-
zügen, den mild blickenden Augen die Tiefe seines Geistes
auf den ersten Blick erkennen. Leicht fand man in ihm den
grossen, leichter noch den guten Mann. Und wer ihn persönlich
kannte, und wer ihm literarisch nahe getreten war, und seine
literarische Laufbahn einigermaßen begleitet hatte, der sah
sofort in seinem Wirken einen hervorstechenden Zug : der
Drang des unermüdlichen, gepaart mit dem Talent des gründ-
lichsten Forschers in Gebieten, die er ohne alle Rücksicht
darauf wählte, ob sie äusserlich lohnten oder nicht.
Von diesem Streben sehen wir den Jüngling beseelt, der,
vorgebildet auf dem Pädagogium zu Ilfeld am Harz, die
Universität Göttingen verlässt, ohne promovirt oder sich sonst
einem Examen unterzogen zu haben : seinen Sinn daraut
richtend, unabhängig, frei von den Pflichten, welche ihm eine
Staatsanstellung auferlegen konnte, allein seinen literarischen
Studien nachzuhängen.
Diesen Drang finden wir in dem gereiften Manne wieder,
der nach dem Tode seines Vaters aus der Residenz Hannover.
wo ihn »die öffentlichen Angelegenheiten der Stadt und des
Landes, mehr als sein Herz wünschte, in ihren Wirbel gezogen
und zerstreut hatten«, im Mai 1855 nach Celle übersiedelt,
um hier Müsse zu gewinnen, sich von der Welt abzuschliessen
und sich zu »vergraben in seine Bücher und Sammlungen«
(Vorwort zum »Grundriss«, pag. VIL i. Aufl.).
Ebenderselbe Beweggrund leitete ihn endlich, als er im
Jahre 1859 nach dem Verkaufe seiner 5 — 6000 Bände starken
Bibliothek (Sommer 1858) Celle verliess, da ihm dort grösserer
Verkehr und reichere literarische Hilfsmittel fehlten, und seinen
dauernden Wohnsitz in Göttingen nahm. Hier 1873 zum ausser-
ordentlichen Professor für deutsche Literaturgeschichte ernannt
— die erste Stelle dieser Art in Deutschland — vollendete
er sein Lebenswerk, den »Grundriss zur Geschichte der deut-
schen Dichtung aus den Quellen«, ein Werk, von dem allseitig
anerkannt ist, dass keine Nation ihm ein gleiches an die Seite
zu stellen hat.
Schon von Jugend auf, während seiner Universitätsstudien,
hatte Goedeke zu dieser Arbeit, in welcher die schönsten
Eigenschaften des deutschen Forschers, deutscher Fleiss, aus-
28o Chronik.
gebreitete Gelehrsamkeit und Genauigkeit sich vereinigen,
reichhaltige Sammhuigen angelegt, welche er seit dem Mai
des Jahres 1855 in seiner Vaterstadt zu verwerthen begann.
Goedeke selbst bezeichnet das »Compendium der deutschen
Literaturgeschichte« Julius Kochs (Berlin, 1790) als das Werk,
welches ihm das Vorbild bei seinem Unternehmen wurde.
»Meine Aufgabe«, sagt er (a. a. O.), »war wesentlich dieselbe,
die Koch sich gestellt und für seine Zeit in ausgezeichneter
Weise gelöst hatte. Wie er, strebte auch ich nach innerer
Vollständigkeit und äusserer Reichhaltigkeit. Seine Arbeit
stand mir als Muster vor Augen«.
Aber da inzwischen seit Begründung der deutschen Philo-
logie das Gebiet der Literatur sich nach allen Seiten weithin
ausgedehnt hatte, zum Theil auch ganz neu erschlossen war,
unternahm es Goedecke lieber, »anstatt Kochs fleissige Arbeit
zu berichtigen, zu ergänzen und fortzuführen, eine selbst-
ständige für sich zu beginnen«.
Diesem Entschlüsse verdanken unsere Gelehrten das Werk,
welches fortan den Ausgangspunkt bilden wird für jeden, der
unsere Literaturgeschichte durchforscht: ein Werk, welches
allerdings auch in seiner zweiten Auflage nicht in allen Punkten
die gleiche Genauigkeit und noch manche Unebenheiten in der
Behandlung des Stoffes aufweist, bald zu karg, bald zu aus-
giebig erscheint, — ein Vorwurf, dessen Berechtigung Goedeke
selbst zugestand, der aber bei einem solchen Unternehmen,
wo das Material noch während der Arbeit immerfort anwächst,
nie zu vermeiden ist — trotzdem ein \\'erk, welches die von
Pfeiffer 1857 geschriebenen, anerkennenden \\'orte voll und
ganz verdient : »Goedekes Buch ist eins von denen, die nicht
blos ihrem Verfasser, sondern auch unserer Literatur zur
bleibenden Zierde gereichen!«
Es nennt sich »Grundriss zur Geschichte der deutschen
Dichtung« : damit ist bedeutsam hervorgehoben, dass es Goe-
deke im Gegensatze zu Koberstein von vornherein nicht darauf
abgesehen hatte, die Geschichte der deutschen Literatur in
ihrer Entwicklung, ihrem Verlaufe und Zusammenhange dar-
zustellen, sondern einzig darauf, die Quellen zusammenzutragen,
welche die Verwirklichung jener Idee erst ermöglichen sollten.
Der Text, welchen er gibt, begleitet, oder richtiger gesagt :
verknüpft blos die literarischen Notizen.
Die Vollendung der ersten Auflage des »Grundrisses« zog
sich von 1855 — 1881 hin. Er schloss mit den Dichtern, deren
erste Publikationen vor Goethes Tod zurückreichen. Material
zu einer Darstellung der Dichter nach Goethes Tod hat Goedeke
ebenfalls gesammelt, und es dürften sich in seinem Nachlasse
manche höchst werthvoUe Notizen und Beiträge nach dieser
Chronik. 28 1
Richtung vorfinden ; aber er selbst dachte nie ernstlich an
eine Fortführung des »Grundrisses« bis zur Gegenwart. Dagegen
fühlte er sich, nachdem die erste Auflage seines Buches bald
nach Vollendung vergriffen war, kräftig und angeregt genug,
auf Verlangen seines Verlegers eine zweite, umgearbeitete zu
beginnen. Die allzeit rege Sammellust Goedekes hatte im
Laufe der Zeit sorgfältig bewahrtes und geschichtetes Material
aufgespeichert: das kam der Neubearbeitung so zu Gute, dass
wir ein vollständig neues Buch empfangen haben. Er arbeitete
freilich in wechselnder Stimmung daran ; nachdem sein Freund
und Verleger, der alte Ehlermann, in Dresden gestorben und
die Handlung auf einen Sohn übergegangen war, der frühere
herzliche Beziehungen nur allzu geschäftsmäßig umformte,
wollte ein freundliches Verhältniss mit diesem nicht aufkommen :
vielfach seufzte der Gelehrte über die wenige Rücksichtnahme
eines Verlegers, »der das Werk nicht anders als einen Handels-
artikel zu betrachten und den Verfasser oft als eine Art An-
gestellten zu nehmen und zu behandeln scheine«. Trotzdem
schritt das Werk rüstig fort : in drei Bänden wurde es bis zum
ersten Auftreten Klopstocks weitergeführt.
Mitten aus den Vorarbeiten zum vierten Bande raffte ihn
ein plötzlicher Tod hinweg: wie es seine Gewohnheit war.
hatte er auch am 27. Oktober noch tief in die Nacht hinein
gearbeitet;' am Morgen des 28. fand man ihn todt im Bette
vor; ein Herzschlag hatte dem arbeitsreichen Leben des Ge-
lehrten ein Ziel gesetzt.
Mit tiefer Wehmuth erfüllt wird ein jeder jetzt die ^^'orte
lesen, mit denen Goedeke am 8. September 1884 das Vor-
wort zu der 2. Auflage des »Grundrisses« schloss: »Die Lust
zur Fortführung meines Werkes hat nicht abgenommen; ob
die Kräfte bis zum Schlüsse ausreichen, steht bei dem, der
mir gegönnt hat, dieselben bis in das 71. Jahr zu gebrauchen«.
Die übrigen wissenschaftlichen Arbeiten Goedekes sind
gegenüber seinem »Grundrisse« mehr der Einfassung zu
vergleichen, welche den eigentlichen Edelstein umgibt, dessen
Werth aber noch erhöht : werthvoU genug , um an und
für sich schon dem Namen des Gelehrten einen dauernden
Platz in den Annalen der deutschen Literatur zu sichern.
Unter seinen im Verhältniss zum Grundriss kleineren
Arbeiten ragt hervor die historisch-kritische Ausgabe Schillers
in 15 Theilen (17 Bänden), nach längerer Vorbereitung 1867
begonnen, 1876 beendet. Die Aufgabe, wie sie Goedeke
in dieser Arbeit gestellt, und mit dem ihm eigenen Ernst
und kritischer Schulung durchgeführt hatte, war, von Schiller
alles Erreichbare, mit Ausnahme der Briefe, nach der Zeit der
Entstehung zu ordnen, von jedem einzelnen grösseren oder
282 Chronik.
kleineren Bestandtheile die älteste vorhandene Form treu
wiederzugeben und spätere Veränderungen unter dem Texte
anzuzeigen, um auf diese Weise im Ganzen und Einzelnen
eine Übersicht der Geistesentwickelung Schillers und eine Ge-
schichte der Textgestaltung nach den Urkunden zu liefern.
Die Ausführung dieses Planes unternahm er in Verbindung
mit Anderen (Ellissen, Köhler, Muldener, Oesterley, Sauppe,
Vollmer), denen Goedekes eigene Bearbeitung von Band i
(Jugendversuche), 6 (Schriften von 1787 — 1792), 11 (Gedichte)
und 15' und ^ (letzte Dichtungen und Nachlass) Vorbild und
Sporn war. Der Schillersche Nachlass trat durch Goedekes
Bemühungen in einem überraschenden Reichthum zu Tage.
Die kritischen Grundsätze Goedekes sind bisher für die Aus-
gabe anderer unserer Dichter nicht fruchtbar gemacht worden ;
und doch, dächte man sie sich z. B. auf Klopstock ange-
wendet, welches Licht müsste dann allein nur auf die Wand-
lung und Entwickelung unserer Sprache im 18. Jahrhundert
fallen !
Die übrigen Veröffentlichungen sind theils Vorarbeiten
zu seinem Hauptwerke, wie die Sammlungen »Deutschlands
Dichter von 1813 — 1841« (1844), »Elf Bücher Deutscher
Dichtung. Von Sebastian Brant bis auf die Gegenwart«
(1849), »Deutsche Dichtung im Mittelalter« (1852) und die
Monographieen »Adolf Freiherr von Knigge« (1844), »Burchard
W'aldis« (1852), »Pamphilus Gengenbach« (1856) — theils aus
jenem hervorgegangen. Dahin gehört die Schrift »Gottfried
August Bürger in Göttingen und Gelliehausen« (1873), ferner
die fast ganz aus dem »Grundrisse« genommene Abhandlung
über »Goethe und Schiller« (2. Aufl. 1859) und »Goethes
Eeben und Schriften« (1874). Unvollendet geblieben ist die
Biographie seines Freundes Geibel. (i Bd. 1869.) In weitere
Kreise haben seinen Namen hinausgetragen die populären
Zwecken dienenden »Edelsteine. Eine Festgabe der schönsten
Gedichte aus den neuesten Dichtern« (185 1) und das für Schul-
zwecke im Verein mit Colshorn herausgegebene »Deutsche
Lesebuch«, zumeist aber die bekannten Cottaschen Klassiker-
ausgaben, deren für die damalige Zeit gediegene, jetzt natür-
lich überholte Einleitungen sowie die Biographieen Platens,
Goethes, Schillers u. a. von ihm herrühren. Mehr oder weniger
der Vergessenheit anheimgefallen ist dagegen seine im Jahre
1854 erschienene »Deutsche Wochenschrift«, welche »vom
nationalen Standpunkte« aus Aufsätze politischen und wissen-
sc:haftlichen Inhaltes in »allgemein fasslicher Form« bringen
sollte ; während wiederum die zusammen mit Julius Tittmann
herausgegebene Sammlung »Deutsche Dichter des XVI. Jahr-
hunderts«, der sich eine zweite, der »Dichter des XVII. Jahrhun-
Chronik. 283
derts« anschloss, neben der historisch-kritischen Ausgabe von
Schiller für alle Zeiten ihren Werth behalten werden'.
Goedekes Thätigkeit als Dichter und Politiker hängt eng
zusammen. Abgesehen von dem unter dern Pseudonym Karl
Stahl in verschiedenen Zeitschriften veröffentlichten lyrischen
Gedichten, seinen »Novellen« (1841) und dem »Novellen-
almanach für das Jahr 1843« steht seine Muse im Dienste
der Politik: so hat er seinem Unwillen über die Zeitverhält-
nisse Ausdruck gegeben in »Politischen Liedern«, die 1838
zum Druck in die Schweiz gingen, von denen es aber zweifel-
haft ist, ob sie je erschienen, so auch in der nach dem Muster
des Aristophanes gedichteten Komödie »Kodrus, eine Miss-
geburt der Zeit« (1839), die den ungetheilten Beifall eines
Jakob Grimm und Dahlmann fand, so sehr, dass jener äusserte,
Platens Verlust könne durch Goedeke ersetzt werden !
Nicht zum verwundern ist es, dass die Gesinnung des Jüng-
lings aufs tiefste beleidigt wurde durch die Absetzung seiner
Lehrer, der »Göttinger Sieben«, und durch den langen häss-
lichen Streit, welchen die Aufhebung des hannoverschen Staats-
grundgesetzes nach sich zog : thätig in die Politik eingegriffen
hat Goedeke aber erst, als ihn die Bevölkerung Hannovers,
wo er seit Anfang der vierziger Jahre als literarischer Beirath
in der Hahnschen Verlagsbuchhandlung, dann als Redakteur
der »Zeitung für Norddeutschland«, des Organes der liberalen
Partei, und der »Hannoverschen Presse« gewirkt hatte, in die
auf Grund der freisinnigen Verfassung vom 5. September 1848
einberufene »zweite Kammer« wählte. Er vertrat hier, wie
im Bürgervorsteherkollegium und im Landtage (1854/5) eine
liberale, durchaus nationale Politik, deren Anhänger er als ein
Schüler der Brüder Grimm, eines Dahlmann und Gervinus seit
seinen Universitätsjahren gewesen war.
»Jedes deutsch geschriebene Wort der Elsässer ist eine
Mahnung an uns, das Elsass nicht verloren zu geben ; jeder
Vers von dorther hat erst eine nationale, eine politische, und
dann erst eine poetische Bedeutsamkeit«. So schrieb Goedeke
schon im Jahre 1844 (»Deutschlands Dichter von 1813 — 1843«),
als die meisten an alles andere eher dachten, als an eine Wieder-
gewinnung des Elsass.
Allerdings lag es nicht in seiner Natur, oft und lebhaft
in die Debatte einzugreifen ; ihm schwebte der Geist nicht
leichtbeflügelt auf der Zungenspitze ; seine Meinung sagte er
nur, wenn er um sie befragt wurde : dann aber auch rück-
' Aus der Schiller-Ausgabe erwuchs auch noch die neue Heraus-
gabe von Schillers Briefwechsel mit Körner (1874) und eine Sammlung
von Schillers »Geschäftsbriefen« (1875).
284 Chronik.
sichtslos offen heraus, der Wahrheit und seiner Überzeugung
gemäß. Es gilt von ihm das Wort Seumes : »ich bin nicht
hartnäckig genug , meine eigene Meinung stürmisch gegen
Millionen durchsetzen zu wollen ; aber ich habe Selbstständig-
keit genug, sie vor Millionen und ihren Ersten und Letzten
nicht zu verläugnen !«
Goedekes Charakter, gereift und gestählt in der poli-
tischen Bewegung des engeren und weiteren Vaterlandes
innerhalb seiner früheren und besten Mannesjahre, ziert ein
stets hervortretender Hauptzug, eine fast übertriebene Be-
scheidenheit : doppelt ehrenvoll für den, der Grund gehabt
hätte, stolz zu sein. Sie war es, die ihn bewog, im Dienste
der Wissenschaft, still im Verborgenen, wenig berührt von
äusserem Erfolg oder Anerkennung, dem Parteitreiben abhold,
zu wirken, seinen eigenen Worten gemäß :
»Gekannt von Wen'gen, im verborgnen Frieden,
Von Wünschen frei, befreit auch von Beschwerden,
Nichts sein und wollen, was mir nicht beschieden :
Wohl manches Glück ward ausgetheilt auf Erden,
Kein schönres aber, dünkt mich, giebts hienieden.
Als dies Vergessen und Vergessenwerden«.
Sein Gleichmuth stand in innigem Bezug zu einer Grund-
stimmung seiner Seele, die den Menschen nur nach innerem
Werthe schätzte. Und es schien, als ob ihn diese zu der
ersten und einzigen Abhandlung zur vergleichenden Literatur-
geschichte, die wir ihm verdanken, hingezogen habe: zu
»Every Man, Homulus und Hekastus« 1865. Bezeichnend
jedenfalls, dass der Stoff, welchen er durch die Erzählungen
des XVI. Jahrhunderts in seiner verschiedenen Gestaltung
hindurch verfolgte, die zuerst in englischer Sprache verfasste
Moralität »Every - man« , diesen Gedanken enthält: den
Menschen verlässt im Tode alles, nicht seine Tugend !
Unvergesslich bleibt für jeden Hörer eine Vorlesung bei
Goedeke am Semesteranfang. Das Auditorium, der grösste
Saal der Universität, ist gedrängt voll. Mitglieder aller vier
Fakultäten harren seiner. Goedeke tritt ein. Der übliche, bei
ihm allein von allen Docenten jede Stunde wiederholte akade-
mische Gruss empfängt ihn. Halb freudig erregt über die
grosse Zahl der Zuhörer — es sind nahe an 200 — , welche
sein Name wieder herbeigeführt hat, halb wehmüthig beginnt
er zu sprechen : die ersten Worte ein Ausdruck der Bescheiden-
heit: um Entschuldigung bittet er, der Lehrer die Schüler, dass
er, durch Schicksalsschläge und Krankheit hart mitgenommen,
den Stoff nicht mehr mit derselben Kraft, demselben Feuer
wie früher vortragen könne ! Besonderes Vergnügen machte
Chronik. 285
es ihm, wenn er durch seine Arbeiten eine Ungerechtigkeit
der Geschichte wieder gut machen, einen schon Verurtheilten
retten, einen schon Vergessenen wieder in die Erinnerung
zurückrufen konnte ; durch ihn wurde das »halberstorbene«
Andenken an den Schweizer Buchdrucker und Dichter Pamphikis
Gengenbach erneuert, an den »ersten deutschen Dramatiker
des XVI. Jahrhunderts«.
Das Verdienst Anderer erkannte er gern an : sein eigenes
achtete er gering. Auf das Entschiedenste aber trat er Denen
entgegen, welche es ohne Grund anzutasten versuchten.
Nach äusseren Ehren hat Goedeke nie gestrebt. Was
ihm davon entgegengebracht ward (das Diplom eines Dr. j)hil.
von Tübingen, Orden von Weimar und noch kurz vor seinem
Tode, beim Göttinger Jubiläum, von Preussen), nahm er mit
warmer Freude über die gute Gesinnung, die ihm solches gab,
und die Anerkennung seiner Arbeit, die darin lag, hin.
Als ausserordentlicher Professor begann er 1873 seine
akademische Laufbahn : in derselben Stellung ist er bis an seinen
Tod geblieben. Nicht aber, wie ein weit verbreitetes Märchen
erzählte, weifischer Anschauungen wegen, sondern weil er zu
stolz war, die Ehre zu erstreben, die ihm nicht geboten wurde.
M. Heyne, E. Jeep.
IV. Nachrichten.
»Es ist eine glückliche Fügung, dass gerade bei dem
gegenwärtig stattfindenden Umbau im Goethehause die Frau
Grossherzogin von Sachsen-Weimar in der Lage war, der Ver-
waltung des Frankfurter Goethehauses, resp. dem Freien Deut-
schen Hochstift eine xAktensammlung zu überweisen, welche
für das Unternehmen von ausserordentlicher Bedeutung ist,
nämlich die vollständige Sammlung der Rechnungen über den
berühmten Neubau des Hauses, welchen der Herr Rath Goethe
s. Z. unternommen und sein Sohn Wolfgang in »Wahrheit und
Dichtung« geschildert hat. Diese Rechnungen reichen bis zum
Jahre 1755 und geben Aufschluss über die ganze bauliche
Hausausstattung, von dem Deckenanstrich und der Wandbe-
kleidung mit Tapeten etc. bis auf die einfachste Thürklinke.
Wir haben damit eine treffliche Unterlage gewonnen für die
Neuherstellung der Räume im Sinne jener Zeit, da Goethes
Eltern und der Dichter selbst darin lebten«.
(Frankf. Ztg. 24. Febr.)
286 Chronik.
J. H. W. Tischbeins berühmtes 1 786 gemaltes Bild: »Goethe
auf den Trümmern von Rom«, nach dem Tode des Besitzers,
Herrn M. C.'von Rothschild, nach testamentarischer Bestimmung
an seine Tochter, Frau Sal. v. Rothschild in Paris übergegangen,
ist von dieser dem Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt a. Main
übergeben worden.
Goethe- Vorlesungen auf deutschen Universitäten. Sommer
1887. Graz, Seuffert: Goethe und die Romantische Schule;
Heidelberg, Meyer v. Waldeck: Goethes Faust, Freymond:
deutsch-franz. Übungen: Goethes Werther; Kiel, Klaus Groth:
Über Goethe und seine Zeit; Leipzig, Hildebrand: Goethe
und Schiller in ihrem Verhältniss und Zusammenwirken,
Biedermann : Über die Faustsage und deren verschiedene poe-
tische Bearbeitung (Marlowe, Lessing. Goethe, speziell über
Goethes Faust) ; Marburg, Koch : Goethes Leben bis zur Rück-
kehr aus Italien; Münster, Wüllner : Goethe und Schiller von
1794 bis 1805; Strassburg, Roehrig: Übersetzungen aus dem
Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe 1798; Zürich,
Stiefel: Goethes Faust.
Über deutsche Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts oder
deutsche Literatur im Allgemeinen lasen : Baumgart in Königs-
berg (romantische Schule), Bernays in München, Born in Basel,
Haym in Halle, Hirzel in Bern, Meyer von Waldeck in Heidel-
berg (deutsches Drama), Muggenthaler in München, Muncker
in München (Geschichte des Romans in der deutschen Lite-
ratur), Noack in Münster, Sauer in Prag (Sturm und Drang),
Erich Schmidt in Berlin (romantische Schule und jüngere
Romantik), Schütze in Kiel, v. Waldberg in Czernowitz (Ge-
schichte des deutschen Romans).
Winter 1887/88. PJerlin, E. Schmidt : Goethe und Schiller,
Übungen über das Faustbuch; Geiger: Faustsage und Faust-
dichtung; Halle, Haym: Über Leben und Schriften Goethes;
Innsbruck, Wackerneil: Goethes lyrische Gedichte; Jena, Lieb-
mann : Goethes Faust ; Litzmann : Übungen über Goethes und
Schillers Xenien ; Königsberg, Baumgart : Über die Faustsage
und Goethes Faust; Tübingen, v. Köstlin: Über Goethe.
Über deutsche Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts oder
deutsche Literatur im Allgemeinen lasen : Baumgart in Königs-
berg, Fischer in Heidelberg, Hertz in München, Koch in Mar-
burg (vom ersten Auftreten der Romantiker bis zu (ioethes
Tode), Hirzel in Bern (speziell: Goethe, Schiller, die Roman-
tiker), Litzmann in Jena (»Deutsche Dichtung im Z. A. Goethes
und Schillers), Meyer v. Waldeck in Heidelberg (deutsches
] )rama), Roethe in Göttingen, Sauer in Prag, Seuffert in Graz,
Steinmeyer in Erlangen, Strauch in Tübingen.
Chronik. 287
Der 3. Semesterbericht des G.-J. VIII, 267 genannten
»Verbandes germanistischer Vereine auf deutschen Hoch-
schulen« zählt unter den in Bonn gehaltenen Vorträgen auf:
C. van der Wielen: Die erste und zweite Bearbeitung von
Goethes »Werther« ; als Interpretation : Goethes Trilogie der
Leidenschaft.
Aus dem Werke nDie Königlichen Theater in Berlins.
Statistischer Rückblick auf die künstlerische Thätigkeit und
die Personal-Verhältnisse während des Zeitraums vom 5. Dez.
1786 bis 31. Dez. 1885, zusammengestellt von C. Schäffer und
C. Hartmann. Berlin 1886, Berliner Verlags - Comtoir, seien
folgende statistische Notizen entnommen:
Von Goethe wurden aufgeführt: Claudine von Villa-Bella
mit der Musik von Reichardt 5mal, vom 3. Aug. 1789 bis
20. Febr. 1799, mit der Musik von Kienlen 4mal, vom 30. April
bis 24. Juni 1818; Clavigo 48mal, vom 24, Okt. 1787 bis
28. Dez. 1881; Egmont i34mal, vom 25. Febr. 1 801 bis 11. Okt.
1885: i5mal, vom 25. Febr. 1801 bis 25. Okt. 1819 mit
der Musik von Reichardt, iigmal, vom 20. Jan. 1841 ab mit
der Musik von Beethoven; Epimenides Erwachen 5mal, vom
30. März 181 5 bis 5. April 181 6 mit der Musik von Kapell-
meister Weber; Faust i94mal, vom 15. Mai 1838 bis 16. Dez.
1885, ausserdem am 10. Mai 1851 nur die beiden ersten Acte
wegen Brandes der ersten Kammer; Die Geschwister loimal,
vom 21. Juli 1788 bis 26. Mai 1883; Götz von Berlichingen
i23mal, vom 3. Febr. 1795 bis 20. April 1884; Prolog zu
Deinhardsteins Hans Sachs 2 3mal, vom 13. Febr. 1828 bis
15. Nov. 1843 ; Jery und Bätely, mit der Musik von Reichardt
37mal, vom 30. März 1801 bis 26. Dez. 1825, tnit der Musik
von Ingeborg von Bronsart 4mal, vom 27. Febr. bis 24. März
1884; Iphigenie auf Tauris 97mal, vom 27. Dez. 1802 bis
31. März 1885; am 26. Mai 1821 zur Wiedereröffnung des
Schauspielhauses. Die Laune des Verliebten 54mal, vom 3. Dez.
1813 bis 8. Dez. 1858; Lila, 2mal, vom 9. und 15. Dez. 1818;
Mahomet 4mal, vom 29. Dez. 1810 bis 20. Nov. 1815; Die
Mitschuldigen 9mal, vom 25. Okt. 1846 bis 13. Mai 1850:
Die natürliche Tochter 4mal, vom 12. Juli'bis 12. Nov. 1803;
Paläophron und Neoterpe 6mal, vom 31. Dez. 1878 bis 31. Dez.
1882; Prolog zur Eröffnung des neuerbauten Schauspielhauses
5mal, vom 26. Mai bis 8. Juni 1821 ; Goethes Bearbeitung
der Schlegelschen Übersetzung von Shakespeares Romeo und
Julia vom 9. April 1812 bis 13. Jan. 1817, Zahl der Vor-
stellungen nicht angegeben; Goethes Bearbeitung der Schlegel-
schen Übersetzung von Calderons Standhafte Prinz Don Fer-
288 Chronik.
nando von Portugal iimal, vom 15. Okt. 181 6 bis 9. Juni
1835; Stella ymal , vom 5. Sept. 1821 bis 6. Nov. 1824;
Tancred gmal, vom 10. März 1801 bis 22. April 1822; ausser-
dem imal, am 21. Nov. 1822, Scenen ; Torquato Tasso yymal,
nach dem von dem Dichter eingereichten Manuscript, vom
25. Nov. 181 1 bis 31. Mai 1885.
Im Frankfurter Stadttheater (Opernhaus) fand vom 18. Mai
bis 17. Juni ein Goethe-Cyclus statt. Zur Aufführung gelangten
die nachgenannten Stücke in folgender Reihe : Iphigenie auf
Tauris, Torquato Tasso, Egmont, Geschwister, Clavigo (die
beiden letzten Stücke an einem und demselben Abend), Götz
von Berlichingen, Faust i. und 2. Theil. Ausserdem wurde
in Frankfurt (Schauspielhaus), wie ich einer freundlichen Mit-
theilung der Intendanz entnehme, im Laufe des Jahres 1887
aufgeführt: Faust i. und 2. Theil je einmal, Egmont 3 unci
Tasso 4 mal.
Aufführiuigcn GoctJieschcr Dramen auf deutschen Buhnen.
(Zusammengestellt nach »Dramaturgische Blätter und Bühnen-
rundschau«. Offizielles Organ der Genossenschaft deutscher
Bühnen-Angehöriger'.) Egmont je imal Berlin, Kgl. Schau-
spielhaus, Reval, Stadttheater,- Geschwister je imal Heidelberg,
Stadttheater, Stettin desgl.; Götz v. Berlichingen imal Stettin;
Iphigenie imal Posen, Stadttheater. Für das deutsche Theater
in Berlin vermag ich auf Grund einer offiziellen Notiz die
vollständige Mittheilung zu geben. Aufgeführt wurden: Clavigo
3mal, vom 11. Febr. bis 16. Febr.; Faust I. 33mal, vom 3. Sept.
bis 27. Dez. ; Götz v. Berlichingen gmal, vom 9. Dec. bis 30. Dez.
' Mir ist diesmal nur die No. i des Jahrgangs 1888 zugänglich
gewesen, welche bei einigen Theatern nur die Aufführungen der letzten
Dezemberwochc, bei anderen die von Ende November an registrirt;
ich werde versuchen, für das nächste Jahr eine vollständige Liste zu
geben und vielleicht die Aufführungen des Jahres 1887 nachzutragen.
L. G.
Bibliographie.
I. Schriften.
A. Weimarer Goethe -ausgäbe.
Goethes Werke. Herausgegeben im Auftrage der Grossherzogin
Sophie von Sachsen, i. und 14. Band; 3. AbtheiUing,
I. Band. 4. Abtheilung, i. und 2. Bd. Weimar, H. Böhlau.
XXVIII und 477, 321, 370, VII und 282, XII und
336 SS.
[Die grosse Weimarische Ausgabe ist angekündigt G.-J.
VIII, 241 ; von der Art ihres Erscheinens gibt die Anzeige
im zweiten Jahresbericht der Goethe - Gesellschaft, a. a. O.
Anhang S. 17 — 19 nähere Kunde. A^on den vier Abtheilungen,
in welche das grossartige Unternehmen zerfällt, sind die ersten
Bände der ersten, dritten und vierten Abtheilung, der Werke,
Tagebücher, Briefe erschienen; die zweite Abtheilung, von
der bisher noch nichts veröffentlicht ist, soll die naturwissen-
schaftlichen Schriften enthalten. Die /Ausgabe erfolgt im
Auftrage der Frau Grossherzogin Sophie von Sachsen, unter
Benutzung des gesammten handschriftlichen Materials des
Goethe-Archivs. Zu Redactoren der Ausgabe sind G. v.
Loeper, E. Schmidt, H. Grimm (für W. Scherer eingetreten),
B. Seuffert und B. Suphan berufen. Der erste Band wird er-
öffnet durch ein Vorwort H. Grimms, welches die Geschichte
der Ausgabe erzählt, durch einen im Namen der Redactoren
von B. Suphan erstatteten Vorbericht und durch ein Ver-
zeichniss der Redactoren und Mitarbeiter. Die leitenden
Grundsätze der Ausgabe sind folgende: i. Sie soll das
Ganze von Goethes literarischem Wirken nebst Allem, was
uns als Kundgebung seines persönlichen Wesens hinterlassen
ist, in grösster Vollständigkeit darstellen. 2. Bei Allem, was
Goethe-Jähreuch IX. jg
290 Bibliographie.
Gestalt und Erscheinung der Ausgabe im Grossen wie im
Einzelnen betrifft, soll befolgt werden, was uns als Goethes
selbstwdllige Verfügung bekannt ist. Die neue Ausgabe legt
daher die letzte von Goethe mit besonderer Sorgfalt, nach
bestimmten grossen Grundsätzen geordnete »Ausgabe letzter
Hand« in 40 Bänden, Stuttgart 1S26 ff., zu Grunde; sie
schiebt in den Rahmen dieser Ausgabe alles von Goethe ab-
sichtlich oder unabsichtlich Ausgelassene ein. Diese Ausgabe
Goethes, deren Druckmanuscript von Göttling genau durch-
gesehen wurde, ist maßgebend für die Anordnung, die Textkritik,
die Orthographie und Interpunktion. »Nicht eine sklavische
Wiederholung, nicht ein bioser Neudruck der Ausgabe letzter
Hand ist es, worauf es in dieser Beziehung ankommt, nicht das
Zufällige und A\'illkürliche soll fortgepflanzt werden. Fehler-
haftes wird berichtigt, Schwankungen und Unebenmäßigkeiten
der Schreibung werden thunlichst beseitigt ; selbstverständlich
nur diejenigen, die lediglich im Buchstäblichen, im Lautzeichen
bestehen, während Alles, was sich auf Laut und Aussprache
erstreckt, ja nur erstrecken könnte, geschont wird.« Ent-
sprechend der von Goethe selbst herrührenden Ausgabe
enthält auch die neue keinen Commentar. Sie bringt weder
Einleitungen, noch erläuternde Anmerkungen der Herausgeber.
Sie gibt hinter dem Text nur den gesammten kritischen
Apparat, d. h. die Lesarten der Handschriften und der ersten
Drucke, aber keine flüchtigen Druckfehler und reingraphische
Varianten , gelegentlich auch neue Notizen über die Ent-
stehung der einzelnen Werke. — Über die bisher erschienenen
Bände gibt der nachfolgende Bericht der Redactoren G. v.
Loeper und E. Schmidt ausführliche Nachricht. L. G.]
Bericht der Redactoren.
Die in dem kritischen Apparate enthaltenen thatsächlichen
Mittheilungen lassen sich zur Forschung nach den verschieden-
sten Seiten benutzen , ebensowohl für die Entwicklungsge-
schichte des Dichters im Allgememen, als für chronologische
und textkritische Fragen. Wir heben einige der letztern hin-
sichtlich der Gedichte hervor.
Das Schulthess'sche Gedichtsverzeichniss (Bd. i, S. 365)
bietet, neben mehreren bisher unbekannten Nummern, neue
Zeitbestimmungen für die Lieder. Liebhaber in allen Gestalten
(»Ich wollt', ich war ein Fisch«), eine neue Gestalt des in
Nicolais Almanach 1777 mitgetheilten Volksliedes, von der
sich vor 18 10 bei Goethe keine Spur auffinden Hess, ist durch
jenes Verzeichniss, als No. 17, für die Zeit vor 1786 nachge-
wiesen. Dasselbe ist der Fall mit dem Epigramm Clenialisch
Bibliographie. 29I
Treiben (»So wälz' ich ohne Unterlaß«), welches gleichfalls erst
18 IG auftauchte, No. 14, vermuthlich aber auch mit Schneider-
Courage (»Es ifl ein Schuß gefallen«), als identisch mit No. 28
des Verzeichnisses: »Lied vom Schneider«. Das Gedicht Will-
kommen und Abschied (»Mir schlug das Herz«) hat dort die
Überschrift »den XXX Abend« (No. 40). Wie ist das aufzu-
lösen? Nicht etwa: den drei Königs Abend 1771? Das wäre
dann eine für die Geschichte des Sesenheimer Verhältnisses
wichtige Zeitangabe. Neu sind die Notizen über das Lied
Gefunden (»Ich ging im Walde«), welches am 26. August 1813
im Thüringer Walde, in Kranichfeld oder Stadt Um, improvisirt
wurde. »Dass ich unterwegs heiter war, seht ihr aus den Vers-
lein«, schrieb Goethe davon am 28. aus Ilmenau. Das verwandte
»Im Vorübergehn« muss dann einer spätem Zeit angehören.
Entwürfe des Gedichts An die Erwählte (»Hand in Hand Und
Lipp' auf Lippe«) fanden sich in einem Notizbuch aus der
Mitte der Neunziger Jahre, als der erste sichere zeitliche Anhalt
für die Entstehung. Die Angabe der »Chronologie« der Cotta-
schen Ausgaben 1770 — 177 i war mithin irrig und alle darauf
gegründeten Erklärungen fallen in nichts zusammen: wir wan-
delten auf Abwegen und müssen ganz von vorn anfangen. Aus
Goethes Tagebuch bringen wir noch die Notiz: »28. Mai 1797.
An Mignon« und aus dem Riemerschen, dass der am 12. Sep-
tember 1808 gedichtete Goldschmiedsgesell (»Es ist doch meine
Nachbarin«) durch eine englische Quelle angeregt worden ist,
deren Ermittlung der Forschung obliegt. [Vgl. S. 328. L. G.]
Das erste der geselligen Lieder, Zum neuen Jahr 1802,
dankt seine Entstehung einer Aufforderung durch Amalie von
Imhof in deren noch erhaltenem Schreiben vom 28. December
1801. Für das darauf folgende Stiftungslied kommen drei
Tagebuch-Notizen des Dichters aus November 1801 in Betracht :
vom 2. »Früh Gedicht« , vom 6. »An Frau Gräfin v. Egloff-
stein mit dem Stiftungslied« und vom 11. dem Tage nach
Schillers Geburtstag »Abends Picknick«.
Von den Balladen hat der Todtentanz ein ganz neues
Licht erhalten , da die Familiencorrespondenz sich sehr aus-
giebig erwies. Wir kennen jetzt die Entstehungszeit, den An-
lass des Gedichts und die Herkunft des Stoffes, es fehlt nur
noch der erste Entwurf, welchen Goethe im Mai 181 3 dem
Prinzen Bernhard von Weimar gesandt hat. Hinsichtlich der
Balladen des Jahres 1797 bleibt noch einiges nachzutragen.
In den Papieren von der Schweizer Reise dieses Jahres,
woraus Eckermann die in den Werken enthaltene Beschreibung
zusammengestellt hat, findet sich als einzige Spur des »Blüm-
lein Wunderschön« unter Montag dem 6. November, die
Titelangabe: »Der Gefangne und die Blume«. Im Tagebuch
19*
292 Bibliographie.
vom 16. Juni 179S wird die Ballade dann noch einmal er-
wähnt zwischen den »Musageten« und »Der Müllerin Verrath«.
Es steht 6. November 1797, von der Hand des Sekretärs
Geist, die fernere Titelangabe : »Der Traurige und die Quelle«
mit den drei Versen :
Quelle die nicht anders kann
Muss wohl immer weinen,
Aber so ein junger Mann —
Damit berühren wir das (iebiet der Balladen von der Müllerin.
Jene Papiere bestätigen die Zeitangabe von Musculus, deren
Richtigkeit als unvereinbar mit den Briefen an Schiller ange-
fochten worden ist (Akademische Blätter I, 97). Die erste
der drei Gesprächsballaden findet sich im Tagebuch, Heidel-
berg den 26. August 1797, als Dictat an Geist unter dem
Titel : »Der Fremde und die Müllerin nach dem alt Eng-
lischen«, die zweite. »Der Junggesell und der Mühlbach, nach
dem altdeutschen«, Stuttgardt den 4. September fV. 24 erst
»Ich dampfe schon so wird mir heiss«, V. 32 »In Schaum zer-
theilt der Tropfen sich«) und die dritte »Reue«, Tübingen den
6. September, zugleich mit dem speciellen Datum 7/7 unter
dem Dictat selbst. Die Angaben des Tagebuchs dieses Jahres
für die Balladen Braut von Corinth und Gott und Bajadere
sind folgende : »4. Juni Anfang des Vampyrischen Gedichts.
5. Juni das Ende des Vampyrischen Gedichts. Nach Tische
Oberons goldne Hochzeit. 6. Juni das Vampyrische Gediiht
abgeschrieben und Schillern Abends gegeben. 7. Juni Ram
und die Bajadere. 9. Juni Indische Romanze Schluss«.
Von den in dasselbe Jahr fallenden Elegien wird »Der
neue Pausias und sein Blumenmädchen« zwei Mal hinter ein-
ander erwähnt: »22. Mai, Früh das Blumenmädchen. Vor-
lesung des Blumenmädchen. 23. Mai Das Blumenmädchen
weiter corrigirt und nochmals abschreiben lassen«, »Euphro-
syne« dagegen nicht, obschon Eckermann den Text in jener
Reisebeschreibung mittheilt. Anders mit »Amyntas«. Die
Reisepapiere enthalten diese Elegie in der von Eckermann
mitgetheilten Fas.sung unter dem 25. September. Die Angabe
vom 19: »Ein Apfelb2LV\vi\, mit Epheu umwunden, gab Anlass
zur Elegie Amyntas«, an sich wohl richtig, erweist sich jedoch
schon als Eckermannsche Erweiterung. Der wirkliche Eintrag
lautet: »Wir fuhren einen Theil des gestrigen Weges. Der
Baum und der Epheu Anlass zur Elegie«.
Auf die Geschichte der Römischen Elegien werfen die
aufgefundenen beiden Daten des 24. Deceml)er 1789 und des
8. October 1790 neues Licht. Ebenso sind die reichen Mate-
rialien zu den Venetianischen Epigrammen von Wichtigkeit
Bibliographie. 293
für die Entstehung dieser Gedichte. Es lässt sich jetzt mit an-
nähernder Vollständigkeit feststellen, wie deren Sonderung in
zwei Bücher gedacht war, welche Bestandtheile je auf die Zeit
vor, in und nach Venedig fallen, welchen Umfang die, wenn
auch leider oft nur fragmentarisch vorliegenden, Epigramme
ursprünglich hatten, und welcher Platz ihnen im Leben und
der Entwicklung des Dichters gebührt. Sie bezeichnen gleich-
sam eine zweite, eine antike Sturm- und Drangperiode.
Für die Weissagungen des Bakis sind in Goethes Tage-
buch von 1798 nur zwei Zeitangalien gefunden: der 23. März
und der 27. Juli, deren zweite Riemer übersehen zu haben
scheint.
Für die Oden des zweiten Theils ergibt sich eine neue
Kombination aus dem Schulthess'schen Verzeichnisse. No. 34
»Schale der Erinnerung, einem milden Fürstenpaar geweiht 1774«
möchte in »Königlich Gebet«, oder in »Menschengefühl«, oder
in beiden erweislich schon in der ersten Weimarischen Zeit
vorhandenen Gedichten wiederzufinden und bei dem Fürsten -
paar an Karl August und Prinz Constantin von Weimar zu
denken sein. Damit wäre die Briefstelle an Johanna Fahimer
vom April 1775 zu verbinden: »Anbei die Ode. Wie gefall' ich
Ihnen auf dünnen Prophetenstelzen, Fürsten und Herren ihre
Pflicht einredend«, und nicht mit der Ode »das Göttliche«.
Neu ermittelt ist ferner die Entstehungszeit der Verse auf
Gellerts Monument, sowie der Grund, weshalb Goethe ihnen
die Stelle unter den Gedichten »An Personen« anwies. Sie sind
zum Geburtstage der Herzogin Amalie, dem 24. October 1777
(nicht 1774, wie die Chronologie annahm) verfasst und sogleich
auf Band gedruckt (Tagebuch vom 22. und 23. October 1777).
Die grade jene persönliche Beziehung aussprechenden vier
Schlussverse blieben bei der Aufnahme in die Gedichte 1815
weg und werden jetzt im kritischen Apparat nachgebracht.
Dies Beispiel zeigt, wie gefährlich es ist, an der Anordnung
des Dichters zu rütteln.
In textkritischer Beziehung nur ein paar von der Ober-
fläche geschöpfte Bemerkungen.
Welche Bedeutung die älteren Lesarten für das Verständ-
niss der Gedichte haben können, zeigt die ursprüngliche Fassung
des Verses 141 der Venetianischen Epigramme (No. 29). Der
dortige »unglückliche Dichter« war ursprünglich ein »unglück-
licher N'orde«. Damit ist die einst (1861) so lebhaft erörterte
Streitfrage, ob beim »schlechtesten Stoff« des nächsten Verses an
die Sprache oder an die Gegcfistände der Epigrammendichtung
zu denken, klar entschieden. Das Epigramm floss aus der
lebhaften Empfindung des Unterschiedes des Deutschen und
des Italiänischen, der nordischen und der südlichen Sprachen
294 Bibliographie.
als dichterischer Werkzeuge, aus der Empfindung der sich
daraus für den Deutschen ergebenden Unzulänghchkeit. Die
Sprache ist hier das Material und als solches auch Stoff.
Für das Gedicht »Epiphanias« finden wir hier zuerst eine
handschriftliche Grundlage, und zwar dieselbe, worauf der
erste Druck von 1815 beruht. Es ist eine Abschrift von
Frauenhand, und es ergibt der Augenschein, dass der bisher,
namentlich von DUntzer beanstandete, Vers 12: »Werd' ich
sein Tag kein Mädchen mehr erfreun«, sehr leicht für das
sinngemässere: ))^^'erd' ich sein Tag kein Mädchen mir er-
frein« (erfreyn) verlesen werden konnte. Gelänge nur die
Auffindung der Handschrift, die Goethe einst an Lavater sandte,
No. 27 des Schulthess'schen Verzeichnisses.
Dagegen war das Gedicht »Juni« aus dem Jahre 18 15
in den Cottaschen Ausgaben nicht verunstaltet ; die Lesart
des Verses 16 »bis mir« bestätigt der Dichter ausdrücklich als
richtig in einem Briefe an Göttling. Auch die Bedenken gegen
die Eesart »Ränder« im Vers 12 wird man fallen lassen dürfen.
Ebenso hat der Dichter die Lesart »die jungen« (Weine) in
Vers 24 des Gedichts »Gewohnt, Gethan« für authentisch
erklärt. Mit gleicher Bestimmtheit kann eine andre alte Streit-
frage, ob »Rad« oder »Rath« in Vers 55 des Gedichts auf
Miedings Tod, nicht erledigt werden; für die erstere Lesart
spricht jedoch die vom Schreiber gefertigte Druckhandschrift
des Gedichts vom Jahre 1788. Goethes eigne Handschrift des
»Ewigen Juden« endlich entscheidet V. 218 für die Lesart
»Und« statt »Um«. G. von Loeper.
Der 14. Band enthält den ersten Theil » Faust <.<, für dessen
Text nicht viel zu thun war. In der »Zueignung« 21 wird
die Lesart Leid mit Goethe gegen Riemer festgehalten ; doch
musste hier und da nach dem Vorgang neuerer Kritiker
oder auf Grund selbständiger Erwägung in Kleinigkeiten, nicht
blos der manchmal ungenügend normirten Orthographie und
Interpunktion, von G abgewichen werden. Die Verszählung,
übereinstimmend mit der bis auf drei Stellen ganz selbst-
verständlichen Schröerschen und im kritischen Apparat kurz
erörtert, beginnt mit der ersten Zeile der »Zueignung« und
soll im 2. Theil fortgeführt werden, was nur die Unbequem-
lichkeit fünfstelliger Zahlen im Gefolge hat. Ich finde aber
gegenüber der Anordnung Goethes in G, wo die drei Prologe
zwischen einem (jcsammttitel »Faust. Eine Tragödie« und einem
Untertitel »Der Tragödie erster Theil« stehen und wo ein statt-
liches Fragment des zweiten Theilcs mit dem Vermerk, das
solle fortgesetzt werden, den Schluss macht, nur die Wahl
zwischen einer Zählung des Ganzen oder einer speciellen
Bibliographie. 295
Zählung der drei Prologe , des ersten Theiles, des zweiten
Theiles. Ausschlaggebend war für mich in dieser Frage, dass
alles Faustische als einheitliche Masse gebracht werden sollte.
Als Anhang des Textes erscheint aus C 4 die kleine Scene
Amors und der Teufelchen mit der Goethischen Überschrift
»Zum Faust«. Den Lesarten durfte nicht einverleibt werden,
was gerundet ist und vom Dichter selbst unter seine »Werke«
gestellt worden war. Dagegen gehört jedes revisionsbedürftige
Paralipomenon und Fragment nur in den kritischen Anhang.
»Lesarten«. Übersicht über Drucke und Handschriften;
Zusammenfassung von Gruppen. Ich weiss recht gut, dass
Bernays und Arndt S ' als Grundlage für A nachgewiesen
haben, aber für den in S als Bruchstück gedruckten »Faust«
liegt die Sache etwas anders, und nähere Beziehungen auf
Kleinigkeiten von S' gegen S' sind ohne Belang. Neu ist
der Nachweis eines fehlerhaften Nebendrucks B^ auf geringerem
grauem Papier. Verlorene Handschriften werden knapp er-
wähnt. Für den Text lagen — abgesehen von der Göch-
hausenschen Abschrift der ältesten Redaction und von den
Berliner Blättern der Valentinscene und Walpurgisnacht —
nur spärliche Manuscriptreste vor. Um so reichlicher floss
das Material des Archivs für die »Paralipomena«, die Riemer
in C und Q sehr lückenhaft und willkürlich geboten hatte.
Einige Auszüge aus Hexenprocessen und alten Zauber-
büchern u. s. w. galt es durch Quellenuntersuchung erst ver-
ständlich zu machen. Zahlreiche Nummern werden die For-
schung anregen und fördern ; manche haben bis jetzt ein
räthselhaftes Ansehen, z. B. das Scenar eines Auftrittes, Faust
und Gretchen, mit getheilter Bühne. Abgerissene Notizen
geben wichtige Goethische Winke: der Erdgeist heisst »Welt-
und Thatengenius« u. s. w. Berichtigt und ergänzt sind die
Satanscenen und was mit ihnen zusammenhängt. Eine neue
Kette von Versen führt Jung und Voss, den Feind des »Wunder-
horns«, unter die Blocksbergcandidaten des »Intermezzo«.
Endlich Paralipomena, denen ein bestimmter Platz nicht an-
zuweisen ist; in einigen Fällen wird sogar Zugehörigkeit zum
I. oder zum 2. Theile nicht klar zu scheiden sein. Alle Para-
lipomena sind durchnummerirt.
Ein Inscenirungsvorschlag von Wolff (vgl. jetzt noch Deut-
sche Revue October 1887 S. 46 wonach der Plan schon dem
November 18 10 angehört). Einrichtung der Faustmonologe
zu einem »Monodrama«. Singspielmäßige Zusätze und Re-
dactionen für Radziwill.
In die Lesarten ist der »Urfaust« aufgelöst; ein Gespräch
zwischen Mephisto und Student, Auerbachs Keller in Prosa,
die Kerkerscene in Prosa erscheinen natürlich fortlaufend.
296 Bibliographie.
Einige Varianten von U sind ausgefallen oder zu berichtigen :
367 Docktors ! S. 261 I 316 drum \ 405 Eiii\ Mit U | 530
so fehlt U I 2749 den fehlt U j 2793 Feyertage\ Fevertag U '
2805 Licbc\ Lieb U I 2818 Schnüffelt'] ^Schnüffelt Ü | S. 273
nach der Überschrift allein fehlt U | 2913 dcmf] dann U |
Verlange'] Neugierde U | 3061 keine i 313S Stand] Stund \] i
3483 (lies mag) zu streichen j 3496 nur fehlt U | 3779
/;// ! 3787 Seel \ S. 27S Z. i lies: 3646 — 3649, 3660 — 3775
fehlt U; wonach S. 253 zu ergänzen.
Der zweite Theil soll noch in diesem Jahre erscheinen.
Selbständig ist mit einer orientirenden Einleitung er-
schienen: »Goethes Faust in ursprünglicher Gestalt nach der
Göchhausenschen Abschrift herausgegeben von Erich Schmidt,
Weimar, Böhlau 1887«, Dank freundlichster Erlaubniss des
Herrn Major a. D. von Göchhausen in Dresden. Ein zweiter
Abdruck, 1888, unterscheidet sich vom ersten nur durch einige
Textvarianten, beruhend auf der Zurücknahme unnöthiger
Conjecturen und auf neuem Einblick in die Handschrift. Winke
Zarnckes und Kögels sind benutzt (vgl. Vierteljahrschrift für
Literaturgeschichte i. Heft). Für die Besitzer des ersten Ab-
drucks notire ich: 14 Docktors \ 52 Mit j 88 würckende \
258 Ei7n gegen Ein U | 316 drum \ 913 keine \ 1155 ^'^•r
ich ausgefallen | 1175 meine Conjectur mag für noch ist falsch,
da es geben dem rheinischen Dialekt entspricht | 13 14 im
(undeutlich) | Trüber Tag 32 [rtvv//? du nicht mit uns\ An-
nahme von Ausfall durch Homoioteleuton | 34 du [dich] uns \
Kerker 10 einen | S. 84 f. erfasst nicht in er fasst zerlegt.
S. IX ist ein Hinweis auf den Briefwechsel mit Zelter
2, 317 eingeschoben worden (»Auerbachs Keller« wird nach
U citirt).
Ein Missverständniss möchte ich noch beseitigen : meine
Bemerkung in einer Rec:ension, dass der Druck des Urfaust
und die Ausnutzung der Weimarischen Handschriftenmassen
auch die neueste Faustliteratur rasch veraltet erscheinen lassen
werde, sollte sich selbstverständlich nur auf Entstehungs-
geschichte und Lesarten beziehen. Ein Commentar, der mit
diesem Material noch nicht operirt, aber auf philologisch-
historische Erörterung ausgeht, kann alle möglichen Vorzüge
haben, er wird uns jedoch für die ältesten Entwicklungsphasen
des I. Theils und die allmälige Textbildung wie Motivgeschichte
des 2. Theils im Stiche lassen.
Die dritte Abtheilung bringt Goethes Tagebücher, die
von 1775 — 1S32, mit starken Lücken in den achtziger und
neunziger Jahren, immer reicher fliessen und für Biographie und
Werke einen fortlaufenden ('ommentar bilden. Der i. Band,
von Burkhardt und E. Schmidt bearbeitet, konnte nicht viel
Bibliographie. 297
absolut Neues bringen, nachdem Riemers Auszug zuletzt durch
Keil ergänzt und das italienische Reisejournal in der 2. »Schrift
der Goethe-Gesellschaft« veröffentlicht worden war; aber erst
jetzt wird ein zuverlässiger buchstäblich treuer Text für die
Weimarische Zeit bis zum Juni 1782 geboten. Von einer Regelung
der Schreibung , einer Ergänzung der massenhaften Ab-
breviaturen wurde mit Bedacht Abstand genommen, da in
vielen Fällen keine genügende Sicherheit zu gewinnen war.
Für die Orts- und Personennamen hat Burkhardt eine Tabelle
angelegt, die zunächst, bis das grosse Abtheilungsregister er-
scheint, aushelfen soll. Die späteren Schreiberhefte werden
kritisch revidirt werden : und schon im italienischen Tagebuch
sind die Namen normirt worden. Bisher unbekannt waren
einige flüchtig hingeworfene Seiten aus der Schweiz 1779 und
ein Fragment aus der Schweiz 1775: die lyrischen Improvisationen
auf dem Züricher See aus dem Tagebuch in den kritischen
Apparat der »Gedichte« (wo sie natürlich jedenfalls zu be-
rücksichtigen sind) zu verweisen , schien unzulässig. Der
Druck nähert sich bei diesem wundersamen Durcheinander ab-
sichtlich dem Charakter eines Facsimile. Dass die Weimarischen
Tagebücher , besonders nach Kräuters Abschrift, bisher so
schlecht publicirt waren, ist zum Theil Folge der sehr eiligen, oft
mit grosser Mühe zu entziffernden Schreibart. So konnte Keil
auf Grund der Copien seines Oheims »Ölgist(?)« für »Alzeste«
drucken und ausser zahllosen Lesefehlern, Ungenauigkeiten,
falschen oder zweifelhaften Ergänzungen, Lücken, auch vielfach
eine Verschiebung der Daten stattfinden. Der zweite Band
wird mit Notizen von der venetianischen Reise 1790 und
mit dem. von Zarncke glücklich entzifferten Tagebuch aus
Schlesien einsetzen. Die Sorge für diese Abtheilung bleibt
in erster Linie Herrn C. A. H. Burkhardt.
Die vierte Abtheilung bringt Goethes Briefe von i 764— 1 83 2
durchgezählt und mit Überschriften ausgestattet , in chrono-
logischer Folge und nach kritischen Grundsätzen, die im All-
gemeinen von den ersten drei Redactoren, im Einzelnen
zwischen Seuffert und E. Schmidt vereinbart worden sind.
Es ist eine ganz missverstandene Akribie, die sich gegen die
Normirung »Hr.« »Hrn.«, gegen die jedem Zweifel und sub-
jectiven Belieben entrückte Ergänzung »Frkf.« in »Franckfurt«,
»1.« in »lieber« oder »liebe«, gegen die, liberal mit dem
schwankenden Brauch früherer Zeiten rechnende, Richtig-
stellung der Namen wendet. Wo es nöthig oder erspriesslich
scheint, gibt ja der Anhang »Lesarten« den gewünschten Auf-
schluss. In Bezug auf Format. Siegel, Adresse dgl. wird, so-
bald die Goethischen Schreiber einsetzen . noch sparsamer
vorzugehen sein. Wegen der weitherzigen Aufnahme poetischer
298 Bibliographie.
Episteln oder Beilagen für diese Frühzeit erwarten wir keinen
Tadel. Wo die Handschrift zugänglich war, ist sie benutzt
worden. Im Apparat wird jedesmal der erste Druck bez. die
Handschrift angegeben oder auf eine umfassende Auskunft zu-
rückverwiesen, die Datirung wenn nöthig knapp erörtert, das
von der Vorlage Abweichende angemerkt.
Die zwei ersten Bände enthalten die Jugendbriefe bis
zum Eintritt in Weimar, herausgegeben von Herrn W. Freiherr
von Biedeniiann, mit Unterstützung E. Schmidts u. a. Der
erste Band endigt mit dem Strassburger Aufenthalt. Vieles ist
gegen früher in Text und Datirung berichtigt. Für entdeckte
Mängel gewisser Collationen wird gründlich Rath geschafft
werden. Ungedrucktes ist nur in sehr geringem Umfange hin-
zugekommen: eine lehrhafte Beilage an Käthchen Schönkopf,
ein paar Geschäftsbriefe des Frankfurter Anwalts, ein leiden-
schaftlicher Erguss an Fritz Stolberg . . . Die Schätze des
Archivs, besonders die Copirbücher, kommen erst späteren
Bänden zu Gute. Die nächsten sind den Herren Strehlke,
Arndt, Fielitz anvertraut. Weiter werden O. Hoffmann, Geiger,
Redlich, E. Schmidt an dieser Abtheilung mitarbeiten.
Die Briefe an Goethe mussten ausgeschlossen werden.
Ohne Auswahl wird ein Corpus derselben überhaupt nie zu
Stande kommen.
An der ganzen ersten Serie, die für die meisten princi-
piellen Fragen den Grund legen und, zumal bei dem gebote-
nen Tempo, mit mannigfachen Schwierigkeiten ringen musste,
hat Bernhard Seiiffert als «Generalcorrector«, und zwar weit
über die Pflichten eines solchen hinaus, mitgewirkt. Es war
Scherers Wunsch gewesen, gerade diesen bewährten Heraus-
geber und Leiter (»auf dessen Zuverlässigkeit ich das grösste
Vertrauen setze« schrieb mir Scherer) dauernd für dies Amt
zu gewinnen. Das Hess sich aber ohne Verzicht auf eigene
Arbeit nicht fortführen. Nun tritt Dr. J. Wähle, ein erprobter
Heiter, ein. Ich erwähne Seufferts Thätigkeit hier mit Nach-
druck, weil sie nicht geeignet ist nach aussen hervorzustechen,
aber ausser uns einzelnen Theilnehmern und Zeugen der ersten
Bemühungen auch weitere Kreise wissen sollen, wer jedem
Blatte seine Sorgfalt gewidmet hat. Wie endlich in der Böh-
/a//schen Officin, oft unter recht erschwerenden Umständen,
gearbeitet worden ist, kann im vollen Umfang nur der Be-
obachter schätzen. Dieses Verhältniss ist neben der zielbe-
wussten Förderung des (ianzen durch die Frau (irossherzogin
Sophie ein fester Untergrund für den Archivdirector, der ja
doch das Centralorgan aller Thätigkeit sein muss, und es
wird meinem Freund Siiphan ebenso frommen wie es mir ge-
Bibliographie. 299
frommt hat. Man hat ja wohl das Recht auch im sachlichen
Bericht einen persönlichen Accent nicht zu tilgen, wo er sich
ungerufen einfand. Erich Schmidt.
B. UNGEDRUCKTES.
I. GEDICHTE.
[Aji Karolijie v. Staupitz.] 7. August ijSö,
O Schöne mit dem weissen Stabe,
Du kleiner guter, holder Schatz
Verlasse mit der schönsten Gabe
Gesunder Freude diesen Platz.
Und denkest Du an alle Stäbe,
Die schwarz und braun, so bunt und schön.
Gemodelt aus dem Holz der Rebe
Am Sprudel auf und nieder gehn —
Und denkest Du an alle Schätze,
Die neben Dir, Du holdes Kind,
Mit dem holdseligsten Geschwätze
Des Saales beste Zierde sind.
Dann denk' auch, dass in letzten Wochen
Du einem späten Gast gelacht,
Der, wenn er im Plural gesprochen.
Sich doch den Singular gedacht.
H. S. Goethe und Karoline v. Staupitz. Ein Scherflein
zur neuen Goethe-Ausgabe. (Deutsche Rundschau, XIV. Jahr-
gang, 2. Heft, S. 303, 304).
Karoline v. Staupitz, Tochter eines sächsischen Ritt-
meisters, war, damals lyjährig, 1786 mit Goethe in Karlsbad
zusammen, wurde von ihm durch ein Gedicht ausgezeichnet
(7. Aug.), das sie durch ein ebensolches fast mit denselben
Endreimen erwiderte, in welchem sie seinen Ruhm und seine
Weltbedeutung in hübschen Worten pries. Sie wurde die
Frau des sächsischen Oberforstmeisters v. d. Pforte und starb
zu Walde bei Grossenhain 27. Mai 1838.
300 BiBLIOGRAPHIH
2. BRIEFE.
■Goethes und Carlyles Briefwechsel. Berlin, Wilhelm Hertz. XII
und 254 SS. Gleichzeitig English; Correspondence
between Goethe and Carlyle. Edited by Charles Eliot
Norton. Macmillan, London and New York. 1S87.
Die deutsche Ausgabe enthält eine Vorrede H. Olden-
bergs; S. i — 159: 19 Briefe Goethes an Carlyle, 15 Briefe
Carlyles an Goethe von 1824 — 1831, die letzteren in deutscher
Übersetzung, mit einigen (gleichfalls deutsch übersetzten) Er-
läuterungen aus Goethes Tagebüchern und sonstigen Briefen,
nämlich : Frau Carlyle, Hitzig, Fünfzehn englische Freunde an
Goethe. Eckermann und Hitzig an Carlyle und Carlyle an
Eckermann, im Ganzen 41 Briefe. S. 160 — 172: Briefe
Carlyles und Eckermanns nach Goethes Tode; S. 173 — 248:
englischer Text der Briefe Carlyles nebst dem Briefe der
15 englischen Freunde; S. 249 — 252 Register; S. 253, 254
Nachträge und Berichtigungen. Die Briefe Goethes sind nach
Carlyles Tode in dessen Nachlasse gefunden worden; die Briefe
Carlyles stammen aus dem Goethe-Archiv in Weimar. Leider
fehlen Register der Briefe, sowie eine genaue Angabe über
früheren Druck der Goetheschen Briefe. Von letzteren waren
bisher gedruckt: 30. Okt. 1824 (G. -J. VIII, 280 von Max
Müller mit dem Datum: 26. Okt. bezeichnet; ferner G.-J. IV,
407, mit dem falschen Datum: Nov. oder Dez.), 20. Juli 1827
(G.-J. IV, 408 fg.). Zeugniss vom 14. März 1828 (G.-J. VIII,
281, 282), 13. April 1830 (G.-J. IV, 311 — 313 nebst dem
Nachtrag zum Briefe vom 7. Juni 1830), 14. Juni 1830 (G.-J.
^^^I? 333^ '^O'^ Herausgeber des Briefwechsels nicht als be-
sondere Nummer bezeichnet).
Ungedruckt waren bisher: 17. Mai 1827, i. und 15. Jan.
1828 (vom Herausgeber als zwei besondere Nummern be-
zeichnet), 14. März 1828 (kleiner Brief, Beilage des oben-
erwähnten Zeugnisses), 15. Juni 1828, 18. Juni 1828 (Fort-
setzung des an demselben Tage geschriebenen Briefes Ecker-
manns), 8. August 1828, 25. Juni 1829, 6. Juli 1829, 7. Juni 1830
(Nachtrag gedruckt vgl. oben), 5. und 17. Okt. 1830 (die G.-J.
VIII, 282 unten gedruckten Worte sind nur der Schluss dieses
Briefes), 7. Dez. 1830 (kurze Nachschrift zu einem Briefe
Eckermanns), 2. und 15. Juni 1831 (vom Herausgeber als
2 Nummern bezeichnet, während es in Wirklichkeit ein Brief
ist), 19. Aug. 1831. — Das Ganze ist eine höchst dankens-
Averthe, kostbare Bereicherung unserer Briefliteratur.
Goethes Briefwechsel mit Friedrich Rochlitz. Herausgeber:
Woldemar Freiherr von Biedermann. Mit Bildniss und
Bibliographie. ;oi
Handschriftennachbildung. Leipzig. F. W.v. Biedermann.
XXVI und 525 SS.
Enthält in der Hauptabtheilung 156 Briefe des Goethe-
Rochlitzschen Briefwechsels, von denen 73 von Goethe sind.
Sechs dieser Briefe waren bisher ungedruckt und zwar vom
27. Juli I802, 3. Novbr. 1802, 20. Juli 1809 nebst Nach-
schrift vom 21. Juli, 27. Decbr. 1816, 25. Octbr. 1820 und
22. April 1831. Ausserdem Goethes Brief an Peters vom
15. Juli 1821. Die Rochlitzschen Briefe von 1801 bis 1831
erscheinen fast ausnahmslos hier zum ersten Male. ( Von
drei Briefen Goethes und 8 Briefen Rochlitz's sind nur die
Daten bekannt, die Briefe selbst scheinen verloren zu sein.)
Die Einleitung gibt Nachrichten über Rochlitz und ein vor-
zügliches Briefverzeichniss. Unter den sonst vielfach mit-
getheilten Schriftstücken sei ein Brief Schillers und einer
Augusts von Goethe hervorgehoben ; ferner der [nicht ab-
gesendete] Entwurf eines Briefes von Rochlitz an Goethe
1827 (S. 451 fg.), ferner aus Briefen von Rochlitz [nicht : Goethe,
wie es im Inhaltsverzeichniss heisst] 1814: sehr wichtige Mit-
theilungen über Rochlitz's Aufenthalt in Weimar (S. 433 — 455);
Briefe von Rochlitz an seine Frau ; desgl. über den Weimarer
Aufenthalt 1829 (S. 458 ff.). Auch die Briefe des Kanzlers
V. Müller an Rochlitz 1824 — 1832 (S. 465 — 481) enthalten
wichtige Notizen über Goethe. Unter der Überschrift: »Briefe
von Goethe bezüglich des Briefwechsels mit Rochlitz« (S. 416 bis
420), werden zwei Goethesche Entwürfe 1800 und 181 9 (von
Briefen an Rochlitz), ein nicht abgesendeter Brief an Rochlitz
1823 und zwei Briefe von Anderen mitgetheilt.
Briefe von und an Hegel. Herausgegeben von Karl Hegel.
In zwei Theilen. Erster Theil : Mit einem Porträt Hegels.
Zweiter Theil : Mit einem Facsimile Hegels. Leipzig.
Duncker und Humblot. XII, 430, 399 SS.
Druckt zum ersten Male 4 ungedruckte Briefe Goethes
ab (15. Dez. 1803 Bd. I, S. 38, 39; [Aufforderung eine Rede
zu liefern]; 8. Juli 181 7 Bd. II, S. 7 [Dank für Theilnahme
an der Farbenlehre]; 9. Mai und 17. Aug. 1827 Bd. II, S. 236 bis
238, 247 — 249 [hauptsächlich auf K. E. Schubarth, Farben-
lehre, Jahrb. f. wiss. Kritik bezüglich]. Wiederholt 4 bei
Strehlke erwähnte, theilweise publicirte Briefe vom 27. Juni
1806, 7. Okt. 1820, 13. April 1821. Mai 1824 (Strehlke falsch :
1821). Dagegen werden die bei Strehlke I, 240 und II, 501
angeführten ungedruckten Briefe vom 27. Nov. 1803 und et-
wa 1827 ebensowenig erwähnt, wie der bereits gedruckte, auch
an A-'arnhagen gerichtete vom 15. März 1827. — Bd. II,
302 Bibliographie.
S. T,^ — 39 Brief Hegels an Goethe vom 24. Febr. 1821, be-
reits früher in Hegels Werken gedruckt. — Mannigfache
Notizen über Goethe. I, 36 fg. (1803): Ungünstig über die
Begründung der Literatur-Zeitung. Goethes Interesse an den
naturwissenschaftlichen Instituten der Universität I, 94 fg. (1807):
Goethe arbeite an der Geschichte der Farbenlehre, »er hält
sich aus Hass gegen den Gedanken, durch den die Andern
die Sache verdorben, ganz ans Empirische, statt über jenen
hinaus zu der andern Seite von diesem, zum Begriffe über-
zugehen, welcher etwa nur zum Durchschimmern kommen
w^ird«. I, 131, 143: einzelne Nachrichten Knebels 1S07. I,
392 (1815): Caroline Paulus begeistert über Goethes Aufent-
halt in Heidelberg : »Er war fast alle Abend bei uns, und
entzückte uns aufs Neue durch seine Liebenswürdigkeit und
Geistesfülle«. II, 182 (1825): V. Cousin kurz über seinen Be-
such bei Goethe. IL 278 — 280 (1827): Hegels Bericht über
seinen Besuch bei Goethe, veranlasst durch Goethes liebevolle
Worte (S. 272); über den Grossherzog, Zelter, Goethes Sohn.
Goethe »ist ganz kräftig, gesund, überhaupt der alte d. h.
immer junge — etwas stiller — ein solches ehrwürdiges, gutes,
fideles Haupt, dass man den hohen Mann von Genie und
unversiegbarer Energie des Talents darüber vergisst«. II, 371 bis
373 (183 1): Varnhagen an Hegel über Goethes Stellung zu
Fichtes Catastrophe in Jena.
Verzeichniss einer werthvollen Autographensammlung, welche
am 7. Dezember 1S87 versteigert werden soll. Leipzig,
List und Franke, 109 SS.
Verzeichnet von Goethe drei Briefe, von denen einer
1800, Einladung zum Abendessen, die beiden andern an
Weigel 20. Sept. 1820, an Börner 21. Nov. 1827, beide ge-
druckt. Ferner, ein Federentwurf zu einem Ornament oder
Festgeschenke, mit darauf bezüglichen, vielleicht einzugraviren-
den Worten (ebenfalls von Goethes Hand): Arte, Marte, Geminis,
Spinis, Flore, Honore, Fortitudine, Mansuetudine.
Viele andere Briefe entlialten Erwähnungen Goetlies, ohne
•dass etwas Näheres mitgetheilt ist. Folgende wichtige Äusse-
rungen sind abgedruckt: Ph. J. Becker, 1788: Erwähnung von
»Herrn Göthe, dem Gesetzgeber der Kunst, wie ihn Hoyer
nennt«. J. G. von Herder an Freiherrn zu Rackenitz, 1786.
» . . . Unser Göthe befindet sich in Italien vortrefflich. Er
«ntfloh aus Karlsbad, ohne ein Wort zu sagen und Hess mir
blos einen Zettel nach; aus Rom meldete er sich, und das
war nicht übel. Ich habe sehr oft Briefe von ihm; und mit
jedem Jüngern Briefe fühlt man, ihm gehe immer mehr das
Bibliographie.
Herz auf. Er siebet Italien, wie es wenige sehen: sein grosser
Sinn für die gesammte Natur und ihre schöne Schülerin, die
Kunst, ist ganz aufgethan und in Wirkung. Er zeichnet selbst,
und eben gestern sollen neue Zeichnungen von ihm ange-
kommen seyn, die ich noch nicht gesehen habe« . . . Er-
wähnung von »Egmont«, »Iphigenie«, »Faust«, »Tasso«. »Es
ist ein so vortrefflicher Mensch, dass ich ihn von Jahr zu
Jahr immer lieber bekomme : man kann weiter nichts über
ihn sagen, als was Shakespear irgend Jemand von einem
seiner Helden sagen lässt: »rühme ihn nicht; sage nur: es ist
ein Mann«. Friedr. Heinr. Jarobi an Maler Müller 1775:
»Dass Göthe zu Weimar und ein Herzensfreund von Wieland
geworden ist, wissen Sie doch?« Ch. M. Wieland: 1775
»Dass Göthe schon über fünf Wochen hier ist, wissen Sie
vermuthlich schon ; und dass Er und Ich nicht nöthig gehabt
haben, einander fünf Wochen lang alle Tage zu sehen, um
Freunde zu werden, brauche ich einem Manne von Ihrer
Empfindung wol nicht erst zu sagen. Schiefköpfe und kleine
Seelen werden gewaltige Klotzaugen darüber machen, und sich
nicht in das Wunder finden können. Göthe ist, so wie er
ist, alles zusammengenommen, das grösste Genie und zugleich
einer der liebenswürdigsten Menschen unsrer Zeit ; und Herder
und Lavater sind wohl die Einzigen, die ihm allenfalls die
Königswürde der Geister, zu dieser unsrer Zeit streitig
machen können«.
CLXXXI Catalog von Albert Cohn. Autographen und his-
torische Dokumente. Berlin, 34 SS.
Verzeichnet das G.-J. VIII, S. 143 abgedruckte Fragment,
einen gedruckten Brief, zwei vielleicht ungedruckte Briefe vom
3. und 19. Aug. 1828 (die Adressaten sind nicht genannt),
einen ungedruckten vgl. G.-J. VIII, 279. Ferner Handschrift
[bereits erwähnt in v. Loepers Ausg., 2. Auflage II, S. 478.]
des Gedichts »Ein Quidam sagt'«, mit dem Datum 4. Nov. 181 2;
ein Exemplar des gedruckten Gedichts »Der Feier 28. August«, mit
der handschriftlichen Widmung »Herrn Weigel dem jüngeren.
Carlsbad d. 15. Sept. 181 9. Goethe« — In Briefen Andrer wenige
Notizen über Goethe. Herder an Schiller (1795) lobt Gedichte
zum Musenalmanach »mehrere Goethische, unter denen ich
doch, die Wahrheit zu sagen, die Spinnerin wegwünschte.«
[Letztere blieb wirklich fort; Herder hatte das Manuscript
des Almanachs gesehen.]
210. Lagercatalog von Joseph Baer &: Comp, in Frankfurt am
Main. Autographen berühmter Fürsten, Feldherrn und
Staatsmänner, Dichter, Künstler und Gelehrten. 25 SS.
304 Bibliographie.
Verz No. 19S einen Brief vom 17. Nov. 1819 (i S. 4°)
mit der eigenhändigen Unterschrift: »treulichst Goethe«.
59. Catalog von Leo Liepmannssohn, BerHn.
Verz. Anhang S. 9 — ein Schriftstück des Weimarer Schau-
spielers Friedrich Haide (unterzeichneter Schuldvertrag). Hier-
unter die Notiz : »Obige Versicherung des Hr. Hofschauspielers
Haide allh. : wird hiermit commissionsweise verbürgt. Weimar
den 18. ]an. 1813. Herzogl. S. Hoftheater Direction. J. W. v.
Goethe, F. Kirms, Struse«.
Rudolf Schmidt: To Breve fra Oehlenschläger til Goethe.
(Dagbladet, Kopenhagen 26. 27. Mai.)
Dänische Übersetzung der zwei im G.-J. VIII, S. ii — 20
abgedruckten Briefe Oehlenschlägers mit Anmerkungen des
Übersetzers, zu denen die des G.-J. theilweise benutzt sind.
Herman Grimm: Goethes und Carlyles Briefwechsel. (Deutsche
Rundschau XIV. Jahrg. i. Heft, S. 42 — 57.)
Analyse der Correspondenz , W ürdigung von Carlyles
schriftstellerischer Bedeutung, z. B. nachdrückliche Hervor-
hebung seiner Schillerbiographie als eines keineswegs ver-
alteten Buches, besonders auch Widerlegung der immer wieder-
kehrenden Anschauungen von Goethes Herzenskälte.
Franz ^^ ickhoff : Goethes Briefe aus Italien. (»Grenzboten«
^^0. 5Z S. 325-33S.)
Besprechung der Schriften der Goethe-Gesellschaft Bd. II.
Als Grund für die Reise wird bezeichnet: Sehnsucht nach
tieferer Beschäftigung mit der Kunst. Literarische Wirkungen
der Reise.
H. Düntzer: Goethes Tagebücher und Briefe aus Italien. (»Die
Gegenwart« No. 9 S. 136 — 138.)
Beurtheilung der E. Schmidtschen Publikation, Inhalts-
angabe, besonders der Briefe an Frau von Stein. Die Ver-
waltung des Goethe-Archivs wird unwürdig angegriffen, ohn-
mächtiger Protest gegen den »Weimar-Berliner Ring«.
Siegfried Samosch : Ein entwendeter Originalbrief der Mutter
Goethes an ihren Sohn. (»National-Zeitung« 6. Nov.)
Mittheilung des IJriefes vom 17. Nov. 1786, der aus dem
Brunnerschen Buche, das auch Samosch zur Quelle gedient
Bibliographie. 305
hat, seit 1868 bekannt (vgl. Keil, Frau Rath, S. 255 ff.) und
in allen Goethe-Biographien benutzt ist. Ferner Mittheilung
(gleichfalls aus dem Brunnerschen Buche) des Schreibens von
Graf Franz von Herzan-Harras an den Fürsten Kaunitz über
Goethe, 24. März 1787.
J. V. Widmann: Ein paar angestrichene Stellen in Goethes
Briefen an Frau v. Stein. (»Die Nation« N0.8, S.103 — 105.)
Hervorhebung vieler Stellen, die der frühere Besitzer des
Exemplars besonders angemerkt hatte, in denen Goethe dem
Volke das Wort redet, sowie derer, in welchem er über
Fürsten und Vornehme in tadelndem und wegwerfendem
Tone sich äussert.
3. REGES TEN=.
[Briefe, ein Stammbuchblatt und eine Inschrift.]
t Ein Stammbuchblatt Goethes [zwei Verse aus den »Mit-
schuldigen«] für stud. med. J- P. Brack 1769 von H. Düntzer
und G. Wustmann. (Grenzboten, 45. Bd. 2. H. S. 588.)
An Heinrich Meyer. Jena, 30. Mai iSog.
»Es war mir sehr unangenehm« ihn zu verfehlen, hätte
gern über Kaaz gesprochen. Wünscht über die Ausstellung
von Kaaz' Bildern Näheres zu hören , kann sich aber in
seiner Arbeit nicht unterbrechen. Möchte über das Stieglitzsche
Münz-Werk mit ihm reden. Wünscht häufige Nachrichten.
Schliesst : »Wenn ein Arzt auf seinem Todbette noch einen
anderen für ein langes Leben retten kann, so sehe ich nicht
ein, warum wir andern nicht noch, indem wir uns übel be-
finden, etwas thun sollten, was die Menschen erfreut«.
(Deutsche Revue, XII. Jahrg. Jan. S. 19, 20.)
An Heinrich Meyer. Jena, p. Juni 180Q.
»Möchten Sie, lieber Freund, die Damen ersuchen«. Bittet,
sich Kaaz' anzunehmen. Freut sich der Übereinstimmung
über Stieglitz. Wünscht nach Carlsbad zu kommen.
(Deutsche Revue, XII. Jahrg. Febr. S. 174.)
' Das Kreuzchen weisst auf Veröitentlichungen des Jahres 1886 hin.
Von den in Briefsammlungen mitgetheilten ungedruckten Briefen, also
denen an Carlvle, Hegel und Rochlitz werden keine Regesten gegeben.
Goi^THE- Jahrbuch IX. ^^
3o6 Bibliographie.
An Heinrich Meyer. J^^f-^' i- Aug. i8og.
»Es ist mir die Zeit recht gut gegangen«. Über Kaaz'
Aufenthalt, seine wenigen Zeichnungen, seinen Gesundheits-
zustand. »Dass es ihm doch auch nur eingefallen wäre, einen
so unschätzbaren klassischen Platz wie Schillers Garten, wo
so treffliche Sachen, wie sein Wallenstein, seine x^lmanache und
sonst Gott weiss was zu Stande gekommen sind, zu zeichnen
oder nur danach zu fragen!« Bittet um Kupferstiche. »Ich be-
darf solcher guten Geister, die aus dem tiefen Kunstgrunde
der Vorzeit heraufsteigen«. Bewundert drei Jenaer Gärten :
den botanischen, den von Harrass und den von Wedel.
(Deutsche Revue, XII. Jahrg. Febr. S. 178. 179.)
An Heinrich Meyer. Jt'na, li. Aug. 180Q.
»Sie haben mich, theurer Freund, durch die übersendeten
Kupfer«. Rühmt besonders den Stich : »der durch die Posaune
von oben aufgeschreckte Weltmensch«. Über Kaaz" Unacht-
samkeit. Hat selbst wieder angefangen zu zeichnen. Druck der
»Wahlverwandschaften«. Hat für die Zeichenschule ein neues
Lokal erhalten.
(Deutsche Revue, XII. Jahrg. Febr. S. 180. 181.)
An Meyer. Jena, 18. Aug. i8op.
»Gar angenehm ist mirs mein theurer Freund, dass Sie
noch zum Besitz der Zimmer gelangt sind«. — Über die
Beschränktheit der Menschen. Freude an den übersandten
Kupfern, d' Alton besitze manches Werthvolle und sei zum
Tausche bereit. »Ausser Knebel sehe ich fast Niemand«.
(Deutsche Revue, XII. Jahrg. März. S. 278, 279.)
An Meyer. Jena, 2p. Aug. i8op.
[Anfang nicht mitgetheilt.] d'Altons Anerbieten von Kupfer-
stichen, die nicht viel werth seien.
(Deutsche Revue, XII. Jahrg. März. S. 280.)
An Karl August. ßf>^^' 2j. Dez. i8og.
»Unendlich leid hat es mir gethan, E. D. in der letzten
Zeit nicht aufwarten zu können«. Arbeitet fleissig an der
Farbenlehre. Hofft das W'olffsche Ehepaar (»diese Leute wissen
zu gut, was sie uns werth sind«) trotz ihrer hohen Bedingungen
halten zu können. Ein für Röpke nothiger Bassist werde sich
nächstens produciren.
(Deutsche Revue, XII. Jahrg. März. S. 287, 288.)
Bibliographie. 307
An Meyer. ß'i^i, 13 ■ März 1810.
»Sie haben, mein lieber Freund, durch Sachse« die d'Al-
tonsche Mappe erhalten. Die noch fehlenden werde er bald
zurückgeben. (Deutsche Revue, XII. Jahrg. Juli. S. 59, 60.)
An Meyer. Jena, April 1810.
»Nachdem wir uns, mein theurer Freund«. Dankt für die
»fortgesetzte technische Beschreibung«. Die Farbenlehre sei bald
vollendet, der Druck werde bis in den Mai dauern. Empfiehlt
sich den Herrschaften. Bittet um Kaazsches hellblaues Papier.
»Es könnte mir doch auf meinen Skizzenwegen die Lust an-
kommen, mich auch in die Farbengebung hinüber zu skizziren«.
(Deutsche Revue, XII. Jahrg. Juli. S. 61.)
f An Staats7ninister v. Voigt. Berka, 25. Mai 1814.
Der Brief bestimmt für die Mitglieder der Auseinander-
setzungscommission. [Die Versteigerung des Briefes theilt mit
»Die Post« 1886, No. 165.]
An ? 30. Nov. 1830.
»Wollten Sie wohl, mein Theuerster, Beykommendem
Ihre geneigte Aufmerksamkeit schenken, bis es uns vergönnt
ist, gemeinschaftlich darüber zu berathen. Dem lieben Frau-
chen die schönsten Grüsse von dem gar löblich wieder ge-
nesenden«.
(Chronik des Wiener Goethe- Vereins No. 11, S. 59.)
An Deinhardstein. 2j. März 1830.
Begleitbrief der Anzeige von Zahns Werk : »Zehn Hefte
Ornamente«, die ursprünglich in den »Wiener Jahrbüchern für
Literatur« Bd. 51 abgedruckt war. Der Brief ist angedeutet im
Briefe an Zahn 19. März 1830; seine Ankunft ist gemeldet in der
G.-J. I, 353 abgedruckten Notiz. Diese Hinweise verdanke ich der
Güte des Herrn Wold. Freih. v. Biedermann; den Brief selbst
habe ich mir nicht verschaffen können.
An der schönen blauen Donau (Wien) 9. Heft, S. 201.
»Den 13. August 1784 zur Caroline eingefahren und zur
Dorothea ausgefahren. Carl August m. p. Goethe m. p.«
Aus dem Fremdenbuche der Grube Dorothea bei Claus-
thal a. H. in der preuss. Zeitschr. für Berg-, Hütten- und
Salinenwesen XXXV, 142; wiederholt in »Chronik des Wiener
Goethe-Vereins« No. 9, S. 44.
308 Bibliographie.
C. NEUE AUSGABEN ^
Goethes Werke. Auswahl in 16 Bdn. 12. (III, 210; IV, 234;
183, 265, 315, 244, 180, 214, 166, 189, 164, 239, 287,
182, 200 u. 287 S.) BerHn, Warschauer.
Der junge Goethe. Seine Briefe und Dichtungen von 1764 — 1776.
Hrsg. V. Salomon Hirzel. Mit e. Einleitg. v. Mich.
Bernays. 2., unveränd. Abdr. 3 Thle. gr. 8. (XCVII,
411 ; 507 u. 720 S.) Leipzig, Hirzel.
Goethes Werke. 9. Theil. Dramen 4. Band. Herausgegeben
von K. J. Schröer. Berlin und Stuttgart, W. Spemann.
(Kürschners Deutsche National-Literatur Bd. 9o)XXXVI
und 394 SS.
Der Band , welchem ein nochmaliger Abdruck der
Düntzerschen Polemik gegen v. Loeper beigegeben ist, ent-
hält: Iphigenie, Tasso, Die natürliche Tochter. Von dem
erstem Drama wird ausser dem Text der Ausgabe 1787 auch
der Text des ersten Entwurfs nach der Berliner Handschrift
1779 mitgetheilt. Das Vorwort deutet an, dass die innere
Enstehungsgeschichte der Stücke in Goethes Jugend, ja Kind-
heit zurückreiche, für Iphigenie: Orestes - Stimmung in den
Leipziger Briefen, für Tasso Leetüre des »befreiten Jerusalem«.
Bei Orest wird an Lenz erinnert, das Schwester-Verhältniss zu
Frau v. Stein nachdrücklich betont, auf Euripides' Drama »Orest«
hingewiesen. Die Berliner Handschrift ist nicht, wie Düntzer
und Bächtold annehmen, von Goethe geschrieben, auch nicht
von Seidel. Das im Goethe- Archiv befindliche Material zur
Iphigenie besteht in 2 Abschriften des Textes von 1781 und
aus dem eigenhändigen Manuscript der in Italien entstandenen
Fassung. — Für Tasso wird die merkwürdige Stelle in Goethes
Brief vom 27. Sept. 1766 hervorgehoben und als characteristisch
für das Drama und Goethes Dichtung »die Lust am Leid«
erwähnt. — Die »natürliche Tochter« wird sehr gerühmt und
mit Goethes »gegenständlichem Denken« im Allgemeinen in
Zusammenhang gebracht. Die Betrachtung des Dramas als
eines blos oder hauptsächlich politischen wird verworfen, die
Vorwürfe der »Glätte und Kühle« bestritten. — Die An-
merkungen zu den drei Dramen sind nach gewohnter Weise
reichhaltig und sorgsam.
Goethes Werke. Zweiundzwanzigster Theil. Herausgegeben von
H. Düntzer, Berlin und Stuttgart. W. Spemann. Einst-
' Über die Weimarer Goetiie -Ausgabe vgl. oben S. 2iS9— 299.
Bibliographie. 309
weilen (24/12) liegt mir nur eine Lieferung (409) vor,
welche eine kurze Einleitung und einen Theil der
»Campagne in Frankreich« enthält.
Goethes Werke. Vierunddreissigster Theil. Naturwissenschaft-
liche Schriften. Zweiter Band. Herausgegeben von
Rudolph Steiner. Berlin und Stuttgart, \V. Spemann.
(Deutsche Nat.-Lit., Bd. 115) LXXIV und 403 SS.
Die Einleitung zerfällt in folgende Abschnitte: Über die
Anordnung der naturwissenschaftlichen Schriften ; von der
Kunst zur Wissenschaft, Goethes Erkenntnisstheorie ; Wissen
und Handeln im Lichte der Goetheschen Denkweise, i. Metho-
dologie, 2. Dogmatische und immanente Methode, 3. System
der Wissenschaft, 4. über Erkenntnissgrenzen und Hypothesen-
bildung, 5. ethische und historische Wissenschaften ; Verhältniss
der Goetheschen Denkweise zu anderen Ansichten (besonders
Schelling, Hegel, E. von Hartmann) ; Goethe und die Mathematik ;
das geologische Grundprinzip Goethes; die meteorologischen
Vorstellungen Goethes. — Der Inhalt des Bandes zerfällt in
drei Bücher: i. Zur Naturwissenschaft im Allgemeinen. 2. Natur-
wissenschaftliche Einzelheiten, Mineralogie und Geologie. Zur
Kenntniss der böhmischen Gebirge. 3. Meteorologie.
Die Anmerkungen sind vorwiegend philosophischer Art.
Über Textbehandlung wird nichts bemerkt. Worterklärungen
sind selten; bei den einzelnen Aufsätzen werden die ersten
Drucke angegeben.
D. EINZELSCHRIFTEN UND ERLÄUTERUNGEN.
I. ALLGEMEINES. BIBLIOGRAPHISCHES. METRISCHES.
Poetry and philosophy of Goethe. Comprising the lectures and
extempore discussions before the Milwaukee literary
school in August 18S6. Edited by Marion V. Dudley.
Chicago. 1/. C. Griggs and Comp. VI und 300 SS.
Auf dem Titel noch (als Motto?) »Das Ewig- Weibliche
zieht uns hinan«. Vgl. G.-J. VIII, 268. Das Buch zerfällt in
zwei Theile, deren erster die Abhandlungen, deren letzterer
»Some birthday tributes« enthält. Über den letzteren Theil,
der nur etwa ein Sechstel des Ganzen einnimmt, mögen die
a. a. O. gegebenen Bemerkungen genügen. Der erste Theil
enthält Manches, was a. a. O. erwähnt ist, lässt Vieles aus,
fügt Einzelnes hinzu. Ich gebe daher kurz die Titel der
310 Bibliographie.
einzelnen Abhandlungen, welche der eigentlichen Eröffnungs-
rede folgen. W. T. Harris: Wilhelm Meister; James Mac
Allster: Goethe als Naturforscher; Fr. B. Sanborn: Goethes
Beziehungen zur englischen Literatur ; Caroline K. Sherman :
Die göttliche Comödie und Faust: Denton J. Snider: Die
Mythologie von Faust, 2. Theil ; Maria A. Shorey : Die »Wahl-
verwandtschaften« ; W. T. Harris: Was ist für uns das Werth-
vollste in deutscher Literatur und Philosophie"?
Woldemar Freih. v. Biedermann : Der alte Goethe im jungen.
(Wissenschaftl. Beilage der Leipziger Zeitung. No. 93,
s. 557—560.)
Besprechung des Harnackschen Buches (G.-J. VIH, 306)
und der Goetheschen Jugendbriefe (G.-J. VII). Im Anschlüsse
daran der Nachweis, dass Geistes- und Characterzüge, die
man dem alten Goethe zuzuschreiben gewohnt ist, schon im
jungen sich fanden.
Von der »Chronik des Wiener Goethe-Vcreinsu sind seit
dem Abschluss der letzten Bibliographie No. 6—12 erschienen;
von No. 4 als 2. Jahrgang; das Ganze von No. i — 12 incl.
als Bd. 1 bezeichnet. Alle Beiträge, die Neues zur Goethe-
Literatur enthalten, sind in dem folgenden Verzeichniss auf-
gezählt. Ausserdem enthalten die Nummern Vereinsnachrichten,
Mitgliederliste , Recensionen aus der Goethe-Literatur und
kürzere Notizen. No. 7 einige kurze Bemerkungen zur Be-
urtheilung von Goethes »Farbenlehre;« Zurückweisung des
Ausdrucks »Marmorglatt und marmorkalt« zur Kennzeichnung
der »Natürlichen Tochter;« »Goethe in Frankreich«, d. h. Mit-
theilungen über die Kenntnisse in deutscher Literatur, besonders
in Goethes Schriften, welche man für das Aggregatsexamen
verlangt. In No. 8 ein Aufsatz: »Zur Kenntniss der Hand-
schriften Goethes«. In demselben wird auf eine Arbeit Burk-
hardts hingewiesen, in welchen nach den Akten des Weimarer
Staats- und des Goethe-Archivs 30 Schreiber Goethes mit ihren
Handschriften festgestellt worden sind. Letztere sind photo-
graphirt worden und sollen veröffentlicht werden. In einem
Aufsatze: »Zu Goethes italienischer Reise« werden .\uszüge
aus einem Aufsatze L. Schiffners: »Der goldene Adler in Inns-
bruck« 1885 gegeben. No. 10 (Sept.) enthält einen Aufsatz
H. Rollets über Eckermann und eine Notiz »Goethe auf dem
Brenner«, Feier des »Schubertbundes« am 20. Juli 1887. No. 11
(Nov.) veröffentlicht einen bereits gedruckten Brief an Riemer
5. Dez. 1830 und einen ungedruckten 5. Nov. 1830 s. oben S. 307,
ferner eine Mittheilunsr: »Goethe-Gedenkstätten Italiens«. No. i 2
Bibliographie. 31 1
(15 Dez., die letzte No. des i. Bandes) enthält einen Vortrag
von K. J. Schröer über Goethe und K. Laroche.
Berichte des Freien Deutschen Hochstifts in Frankfurt a. M.
Herausgegeben vom Akademischen Gesammt-Ausschuss.
N. F. Vierter Band, Jahrg. 1888, Heft i, Frankfurt a. M.,
Druck von Gebrüder Knauer. 134 SS.
Enthält drei Vorträge bez. Aufsätze, die an den be-
treffenden Stellen verzeichnet sind. Ausserdem S. 119 — 124:
»Bericht über die Thätigkeit der Goethehaus - Commission
währenddes Verwaltungsjahres 1886/87«. Zu den Arbeiten der
Commission sind die aus dem Goethe-Archiv in Weimar herge-
liehenen Rechnungen des Umbaues von 1755 benutzt worden.
Woldemar Freih. v. Biedermann: Anzeigen aus der Goethe-
Literatur. (Archiv für Literatur - Geschichte, Bd. XV,
H. 2, S. 198 — 204.)
Besprechung von Heinemanns Bibliographie (G.-J. VIII,
300), Claudys Faustübersetzung (das. 302), H. Meyers Kunst-
schriften (das. 314), mit werthvollen Ergänzungen und Be-
richtigungen, von Loepers Polemik gegen Düntzer (das. 297},
Chronik des Wiener Goethe-Vereins (das. 265), Keil (das.
326), Könnecke (das. 322 fg.)
Moriz Carriere : Goethe als Denker. (Zeitschrift für vergl.
Literaturgeschichte und Renaissanceliteratur X. F. II.
S. 1-5.)
Besprechung der Schriften von Harnack und Steiner
(s. G.-J. VIII. 306 und si^fg.)
Woldemar Freih. v. Biedermann: Zweite Fortsetzung der Nach-
träge zu »S. Hirzels Verzeichniss einer Goethe-Bibliothek.
Herausgegeben von L. Hirzel« und zu »Goethes Briefen,
von F. Strehlke«.
(Archiv für Literaturgeschichte, XV. Band, 4. Heft.)
S. 380 — 387 verzeichnet Büclier und Zeitschriften, darin
Inedita Goethes von 1784- 1886; ausführlich auch G.-J. Bd. VII.
Philipp Strauch: Verzeichniss der auf dem Gebiete der neueren
deutschen Literatur im Jahre 1886 erschienenen wissen-
schaftlichen Publicationen. (Anzeiger für deutsches Alter-
thum und deutsche Literatur XIII, 4. S. 309 — 375-)
:I2 Bibliographie.
Fortsetzung des ausgezeichneten bibliographischen Ver-
zeichnisses, vgl. G.-J. VIII, S. 288 Goethe S. 330 — 343,
No. 494—828. Ordnet seinen Stoff folgendermaßen : Gesammt-
ausgaben, Einzelschriften, alphabetisch: Gedichte unter G. ,
während die Dramen einzeln behandelt sind (verzeichnet auch
die Besprechungen der einzelnen Schriften), nach den Werken
die Briefe, Biographien, Einzelnes, Stellung zu einzelnen Per-
sonen (dieselben alphabetisch geordnet), Goethe-Archiv und
-Gesellschaft, Frau Rath. Auf gar Manches, namentlich Artikel
aus Zeitungen, die der überaus sorgsame Bibliograph zu-
sammengestellt hat, muss ich verweisen, lebhaft bedauernd,
dass sie mir nicht früher zugänglich waren ; zwei ungedruckte
Goetheana habe ich oben nachgetragen und ihnen ein Kreuzchen
vorangesetzt.
E. A. Seemanns Literarischer Jahresbericht. (\\'einachtscatalog.)
17. Jahrgang. Leipzig. 176 SS.
S. 29 — 51 theils unter der Überschrift: Goetheschriften,
theils unter der: Schöne Literatur, Gesammtausgaben, kurze Be-
sprechungen des Goethe-Jahrbuchs, der Schriften der Goethe-
Gesellschaft, der Weimarer Goetheausgabe, nebst vieler meist
aus dem Jahre 18S7 herrührender Goetheschriften, die aber
hier nicht im Einzelnen aufcjeführt werden können.
Die classische Periode der deutschen Literatur von Klopstocks
Auftreten bis zu Goethes Tod. 207. Lager-Catalog von
Joseph Baer & Comp, in Frankfurt a, M. 114 SS. in 8°.
Verzeichnet No. 635 — 996 eine stattliche wohlgeordnete
Zahl von Gesammt- und Separat-Ausgaben Goethescher Werke
und Erläuterungsschriften mit manchen literarischen Selten-
heiten und Kostbarkeiten.
Eduard Belling : Beiträge zur Metrik Goethes. Dritter Theil
(Programm des königl. Gymnasiums zu Bromberg).
15 SS. in 4°.
Vgl. G.-J. VII, 347. Dieser Theil handelt über Goethes fran-
zösische und deutsche Alexandriner und behandelt die letzteren
mit grosser Ausführlichkeit. Im Einzelnen werden besprochen:
Versbetonung, Cäsur, Enjambement, Einschnitte, Vertheilung
des Verses unter mehrere Personen, Überleitung, Accente,
Perioden, Reime, Elisicjn, Hiatus, Parallelismus.
Bibliographie. 313
2. DRAMEN.
Goethe, Joh. Wolfg. v., Faust. Eine Tragödie, i. Theil. Illu-
strirt in 50 Compositionen von Alex. Liezen - Mayer.
Mit Ornamenten von Rud. Seitz. Ausgeführt in 5 Ra-
dirungen von W. Hecht und W. Krauskopf, 2 Zinkogr.
von Angerer & Göschl und in 7 5 Holzschn. aus W. Hechts
xylogr. Anstalt. (Neue Ausg.) Fol. (128 S.) München
1887, Stroefer.
Goethes Faust nach seiner Entstehung, Idee und Composition.
Von Kuno Fischer. Zweite, neu bearbeitete und ver-
mehrte Auflage. Stuttgart. Verlag der J. G. Cotta'schen
Buchhandlung. XV und 472 SS.
Die zehn ersten Capitel behandeln die Magussage und
die Bearbeitung des Faust-Stoffes vor Goethe. 11. Capitel.
Die Entstehung des Goetheschen Faust : Frankfurt und Wetzlar.
In den Briefen an Auguste von Stolberg Anklänge an Faust :
3. August 1775, Scene vor dem Thor; Brief vom 17. September:
Auerbachs Keller. 12. Capitel. Die alte Dichtung: Weimar,
Italien; das Fragment: Erscheinen desselben, Inhalt, fehlende
Stücke, Differenzen, Bestandtheile der alten Dichtung. 13. Ca-
pitel: Die neue Dichtung. Die Fausttragödie. Der erste Theil.
14. Capitel. Beurtheilung und Darstellung des Werks z. B.
Cornelius' Zeichnungen, Radziwills Musik, die ersten Auffüh-
rungen. 15. Capitel. Die Vollendung des Werkes. Zweiter Theil.
In einem besondern Abschnitt: Eckermanns Einwirkung. 16. Ca-
pitel. Die Bestandtheile des Werkes. 17. Capitel. Der Plan
der Rettung nach Goethes neuer Dichtung. 18. (Kapitel. Die
Vergleichung der beiden Dichtungen. 19. Capitel. Die Grund-
idee der alten Dichtung. 20. Capitel. Goethes Fausttragödie.
S. 401 Andeutung der Scherer'schen Hypothese von dem
ältesten Prosafaust. In der Einleitung Polemik gegen die Be-
mühungen, alle Entstehung auf Entlehnungen zurückzuführen.
Parzival, Faust, Job und einige verwandte Dichtungen. Von
Gerhard Gietmann. S. J. Freiburg i. Br., Herdersche
Verlagsbuchhandlung. VI, 802 SS.
Bildet die zweite Hälfte des ersten Theils folgenden grossen
Werkes: »Klassische Dichter und Dichtungen. Das Problem
des menschlichen Lebens in dichterischer Lösung«. S. 247
bis 484. »Goethes Faust, ein Welt- und Lebensbild«. Sehr
ausführliche Analyse der Dichtung mit critischen und pole-
mischen, ästhetischen, dramaturgischen Bemerkungen. Der
Verfasser steht durchaus auf ultramontanem Standpunkt und
citirt mit Vorliebe Schriften dieser Richtung, aber er hütet
314 Bibliographie.
sich doch im Allgemeinen vor dem burlesken oder keifenden
Ton, der sonst in Schriften dieser Richtung üblich ist. —
Der erste Theil wird nach Betrachtung von Zueignung und
Vorspiel in folgenden Rubriken behandelt: »Faust und die
Wissenschaft; Der Versucher; Die Sünde; Gretchens Schick-
sal« ; bei dem zweiten Theil die einzelnen Akte unter folgenden
Überschriften: »Die neue Lebensrichtung; Auf der Suche
nach der antiken Schönheit; Helena; Faust, ein Mann der
That ; Die Uhr steht still, der Zeiger fällt«. In einem kurzen
Rückblick wird der Faust der Sage dem der Goetheschen
Dichtung gegenübergestellt, Weltanschauung, Idee, Anlage und
Durchführung der letztern betrachtet.
Der Plan von Goethes Faust, erläutert von E. Ed. Cludius,
Superintendent a. D. Pfarrer in Rhein in Ostpr. Bremen
und Leipzig, E. Ed. Müllers Verlagsbuchhandlung. VIII
und 167 SS.
Als Plan Goethes wird hingestellt »des Ewigen Ehre im
Faust zu verherrlichen;« in beiden Theilen des Faust sei
»Alles durchdrungen von dem heiligsten Gefühl der unsäglichen
Herrlichkeit des wahren Christenthums, des ewigen Evange-
liums«. Um dies zu beweisen, wird eine genaue Analyse der
beiden Theile der Dichtung gegeben, unterbrochen von viel-
fachen theologischen Erörterungen. Da ich letzteren nicht ins Ein-
zelne zu folgen vermag, so begnüge ich mich mit Hervorhebung
weniger Stellen , welche für Gesinnung und Beweisführung
des Verfassers characteristisch sind. S. 103 Euphorions Tod:
»Das bedeutet, dass wenn sich der deutsche phantasievolle
titanische Geist mit dem antiken Geist des Christenthums ohne
den göttlichen Hauch des Christenthums vereint, aus diesem
Bunde zwar etwas Wunderbares, aber keineswegs Erfreuliches
und Vollkommenes entsteht. Die Vergötterung der griechischen
Geisteswelt durch uns Deutsche ist eine mephistophelische
Verirrung und eine Unnatur«. Der 5. Akt des 2. Theils
(S. 121) schildert »die Kirchenfeindschaft der Reichen auf
das Lebenswahrste und Gewaltigste. Die evangelische Kirche,
die doch in den Augen der stolzen, reichen, hohen römischen
Kirche ein morsches Kirchlein mit einer jämmerlichen Hütte
daneben ist, hat sich in ihren Geistlichen immerhin bei (ioethe,
auch wenn er ein Samariter ist und den Teufel haben sollte,
dafür zu bedanken, dass er diese Kirchenfeindschaft der Reichen
und Mächtigen gebrandmarkt hat«. Goethes Worte an Lavater,
er sei ein decidirter Nichtchrist, bedeuten (das.) »dass er sich
bei seiner mangelhaften Busse und seinem mangelhaften Glauben
dieses Namens eines Christen durchaus nicht werth hält«.
Bibliographie. 315
Faust sorgt noch zuletzt für den Graben, der den am Gebirge
sich hinziehenden vSumpf ableiten solle. (S. 135.) »Was be-
deutet das Gebirge, der Sumpf, der Graben? Das Gebirge
nicht allein die Kaiser, Könige und Fürsten, nicht allein den
Adel und Reichthum, nicht allein vor Allem, wie der das
Ganze beherrschende höchste Berg den Papst, sondern auch
das auf Bergesrand stehende morsche, aber ehrwürdige Kirchlein,
das echte alte Christenthum: der Sumpf bedeutet die von den
obern Ständen zu den untersten dringende Verderbniss ; der
Graben aber soll die Sozialreform bezeichnen«. . . (S. 136.)
»Der höchste Augenblick, den Faust geniesst, ist die verzückte
Begeisterung eines Revolutionärs . . , der Arbeitermarseillaise,. .
ist der Blick eines geistig Blinden in die Fata Morgana einer
durch Mangel. Schuld. Sorge und Noth überreizten und ein
falsches Utopien dichtende Phantasie, ist der Traum des Com-
munismus und Socialismus«.
Die verschiedenen Pläne im ersten Theile von Goethes Faust-
Über Entstehung und Komposition des Gedichtes. Ein
Versuch von A. Huther, Gymnasiallehrer. Cottbus.
P. Kittel. VI und 99 SS.
[Vor der Publikation des »Urfausts gedruckt.] Unter-
scheidet ersten Plan 1769— 1770 : erster Monolog und Spazier-
gang ; Schilderung selbsterlebter Situationen. Ziveite Bearbeitung
1773: die wesentlichen Stücke des Fragments: Bruno-Studien,
Eintritt in die Sturm- und Drang-Periode. Ihr gehören an :
erster Monolog, zweiter Monolog (einzelne Stellen desselben
klingen an an damalige Stimmungen Goethes; Schilderung des
Mephistopheles erinnert im Einzelnen an Merck), Gespräch
mit dem Schüler, Auerbachs Keller. Dritte Bearbeitung, dem
Jahre 1774 angehörig: die Gretchenscenen. In diesem Jahre
die idealistische Wendung des Gedichts ein Gegensatz zu
der bisherigen realistischen! Daher heisst von jetzt an Faust
»Heinrich«, während er früher »Johann« genannt wurde!!
F/Vr/^ Bearbeitung in Italien: Hexenküche, verschiedene Ein-
schiebungen in den Monologen, Theile der Scene, »Trüber
Tag, Feld«. [Auf den seltsamen Irrthum, diese Scene sei erst
1803 im Weimarischen Wochenblatt veröffentlicht worden,
hat schon Düntzer hingewiesen.] Die beherrschende Idee
ist, Mephistopheles als den vom Erdgeist gesandten Urheber
des Verführungsplans erscheinen zu lassen, Neubearbeitung
der Kerkerscene. Fü/ifter Plan, durchgeführt in der Ausgabe
von 1808: »Faust in seinem Streben von der göttlichen All-
macht geleitet, sowie dessen Gemeinschaft mit seinem höllischen
Gefährten als durch jene zugelassen, zur Bewährung des Helden
3l6 Bibliographie.
führende Versuchung hingestellt«, erst seitdem kann von einer
Idee der Dichtung die Rede sein. Diesem Plane gehören :
Zueignung, Vorspiel, Prolog, Ostergesang, Umdichtung des
Mephistopheles, der an Stelle seines naiv-komischen Grund-
zugs den höllischen Character erhält.
Faust von Goethe. Mit Einleitung und fortlaufender Erklärung
herausgegeben von K. J. Schröer. Zweiter Theil. Zweite
durchaus revidirte Auflage. Heilbronn ,Gebr. Henninger,
1888. CXIV und 440 SS.
Die erste Auflage erschien 1881. Vgl. G.-J. III, 397 fg.
Neu ist ein Vorwort zur zweiten Auflage: »Goethes Methode
und die Goethe-Forschung«, in welcher der Verfasser seine
Stellung präcisirt und nicht ganz gerecht über den Zuwachs
unserer Kenntniss spricht, der aus den Schätzen des Goethe-
Archivs zu erwarten ist. — Ausserdem hat der Herausgeber
mit grossem Fleisse neu erschlossene Quellen benutzt und
Älteres bisher Übersehenes zur Erklärung herbeigezogen. Ein-
leitung und Anmerkungen weisen in Folge dessen sehr zahl-
reiche und wichtige Zusätze auf, welche Schröer, zur Bequem-
lichkeit des Lesers, die ersteren am Schlüsse des Vorworts
zusammengestellt , die letzteren im Register mit Sternchen
bezeichnet hat.
Goethes Faust. Zweiter Fheil, erläutert von Heinrich Düntzer.
Vierte neu durchgesehene und vermehrte Auflage. (Er-
läuterungen zu den deutschen Classikern, Heft 20, 21.)
Leipzig, E. Wartig. 313 SS.
S. 46 — 63. Kritik der Faustausgaben und Commentare
von 1880 — 1886.
Kunst und Literatur. Gesammelte Vorträge von A. Frantz,
Dr. theol. und Superintendent. Mit Genehmigung des
Verfassers herausgegeben von Adalbert Roeper, Berlin.
M. Hartmann 1888, IV und 199 SS.
S. 107 — 154: Faust, das Zauberwesen, das Volksbuch
und auf der Bühne. S. 155 — 199: Torquato Tasso. — Im
erstem Aufsatze von S. 136 an über Goethes Faust; der
zweite Aufsatz handelt nur von S. 155 — 169 über die Renais-
sance und den historischen Tasso.
Gnad, Ernst: Poi)uläre Vorträge über Dichter und Dichtkunst.
Neue Folge. Über Goethes Tasso. Über Goethes Faust.
Über Heinrich von Kleist. Triest, Schimpff. VII, 187 S. 8°.
Bibliographie. 317
Schröer : Das Doppelreich. (Chronik des Wiener Goethe-
Vereins No. 9, S. 44.)
»Das Doppelreich« Faust II, V. 1942 fg, wird als die Wirk-
lichkeit und die Idealwelt und die Verbindung beider gedeutet.
Dott. Girolamo Curto, prof. nel R. Istituto Teenico di Messina :
Mefistofele nel Faust del Goethe. Messina Tip. del
Progresso. 15 SS.
Als Einleitung zu einer grösseren Arbeit angekündigt.
Versuch einer philosophischen Lösung: Mephistopheles, die
zerstörende Kraft, das Kind des Chaos, »stellt in der geistigen
Welt die Kraft der physischen dar, welche die geistigen nicht
idealen Zustände auflöst«.
Gustav Kettner : Zur Doinscene des Goetheschen Faustes. (Zeit-
schrift f. deutsche Philol. XX, S. 230 — 232.)
Versucht darzuthun, dass Gretchens Worte : »Mir wird
so eng« u. s. w. eine gewisse Abhängigkeit verrathen von
Wielands Cantate »Serafina« (Teutscher Merkur 1775, August),
worin die W'orte vorkommen : »Und zürnend wendet sich dein
Engel von dir weg. | . . welch ein Schauder fasset mich? |
Diese Mauern wanken!«
Justinus : Altczechisches »Berliner Blau«. Noch ein Wort über
die Königinhofer Handschrift. (Beil. zur »Boheraia«
No. 55, 21. Febr.)
Am Schluss des Aufsatzes, der die neuen Vertheidiger
der qu. Handschrift zurückweist, wird das Goethesche Hexen-
einmaleins als Geisselung der Afterwissenschaft gedeutet.
Wagner, J. K. : Fauststudien. I. Goethes »Ideal und Leben«.
[Faust II, I.] II. Mephistopheles und Ariel. Breslau,
Zimmer. VI, 123 S. gr. 8.
L. Bückmann : Zu Goethes Faust. (Archiv f. d. Stud. neuerer
Sprachen. Bd. LXXVIII, H. 4, S. 478.)
»Das heiss' ich endlich vorgeschritten«, Worte des Mephi-
stopheles Th. II, Akt 4, Vers 29 bedeuten = eilig, rasch,
fleissig, wie in Luthers Bibelübersetzung.
Klingers Faust. Eine literarhistorische Untersuchung. Würz-
burger Inauguraldiss. von G. J. Pfeiffer. Würzburg.
A. Memraingers Buchdruckerei. 108 SS. 8".
3l8 Bibliographie.
Von den Quellennachweisen dieser Schrift interessiren
hier die aus Goethe beigebrachten. Pfeiffer beweist, dass
Klinger das Fragment schon in den 70er Jahren gekannt (Be-
nutzung zweier Stellen in »Der verkannte Göttersohn« und
in ))Or])heus((). Der Character Fausts bei beiden ähnlich :
niezustillender Wissensdurst, Hinneigung zur Magie, Armuth.
Parallelismus in einzelnen Scenen; bei Goethe »verbirgt der
Mond sein Licht« beim Erscheinen des Erdgeistes; bei Klinger
(»Beschwörung«) »verhüllen die Wolken den vollen Mond«.
Derartige Ähnlichkeiten : Mephistopheles' (bei Klinger : Levia-
thans) Verhöhnung des Faust; die launige Verspottung der
4 Facultäten wird bei Klinger zur Carricatur ; die Zusammen-
stellung von Pfarrer und Comödiant ; Fausts Frau putzt sich
wie Gretchen vor dem Spiegel mit Schmucksachen und hier
murmelt Faust die an Gretchens Ruf anklingenden Worte :
»O Zauber des Goldes«. Benutzt ist ferner »Götz von Ber-
lichingen« ; der Eremit eine Contrafactur des Bruder Martin ;
das üppige Leben des Bischofs von Fulda, die Bauernscenen
sind Goetheschem Vorbilde nachgebildert. Die Jahrmarktscenen
erinnern an das Jahrmarktsfest von Plundersweilern.
Faust. Dritter Theil zu Cioethes Faust. Von Carl August
Linde. Leipzig, W. Opetz.
Nach einer Besprechung in No. 47 der »Gegenwart«
(S. 335) schildert das Stück eine »neue Erdenwanderung des
nunmehr von allen Schlacken der Sinnlichkeit befreiten Faustes,
bringt diesen Typus des strebenden Menschen aber innerlich
um keinen Schritt über seine ursprüngliche Gestaltung hinaus.
Im Gegentheil, er schränkt ihn ein durch die Verkörperung
in einen nun ganz fertigen und befriedigten Fürsten, der ohne
sein Verschulden durch den von Mephistopheles entflammten
Anarchismus zu Grunde geht. Auch Mephistopheles selbst
fliegt bei dem Ausbruch der finsteren Elemente, die er ent-
fesselt hatte, mit in Stücke, und Fausts Seele wird so aber-
mals für den Himmel gerettet, während alles Irdische in der
Zerstörung unterging. Dieser Kern der eigentlichen Handlung
kommt lediglich im 5. Akte zur Entwicklung, während in
den vorhergehenden vier Akten eine satirische Behandlung
der grossen inneren Gegensätze unseres Jahrhunderts durch
Wiederbelebung von Gestalten aus dem Goetheschen »Faust«
sowie durch manche neue moderne Figuren versucht aber
nicht immer glücklich durchgeführt worden ist«.
Alfred v. Mensi : Goethes »Faust« — ein Musikdrama.
(N. fr. Presse No. 8321, 26. Okt.)
Bibliographie. 319
Bericht über Heinrich Zöllners Faustoper, die in München
mit Erfolg zur ersten Auffuhrung gelangt ist. Die Oper beginnt
mit dem Vorspiel im Himmel und behandelt dann in 4 Akten
den I. Theil des Goetheschen Dramas, i. Akt: Studirzimmer,
2. Akt: Spaziergang vor dem Thor, 3. und 4. Akt: Gretchen-
tragödie. Viele Scenen, z. B. Schüler, Hexenküche, Auerbachs
Keller, Dom, Walpurgisnacht, fallen ganz fort, aus anderen
sind dutzende, manchmal hunderte von Versen ausgelassen.
B — n (Bechstein) : Goethe-Literaturl. Der neueste Faust-Com-
mentar. (Rostocker Zeitg. 20. Febr. No. 85.)
Besprechung des Schröerschen Commentars, der als philo-
logischer characterisirt wird. Besonders wird die Einleitung
analysirt. — Ob der für ein grosses Publikum bestimmte, sehr
gut orientirende Aufsatz Fortsetzung erhalten hat, vermag ich
nicht anzugeben; mir sind keine weiteren zugekommen.
Galvin Thomas: The Methods of Wilhelm Scherer as a Critic
of Faust. (Transactions of the modern language asso-
ciation of America vol. II, 1886, p. 92 — 106.)
Wilh. Creizenach: Der älteste Faustprolog. Krakau, Buch-
druckerei der Universität. 19 SS.
W^eist nach, dass dieser Prolog, Teufelsversammlung, aus
der von dem Engländer Thomas Decker 1570— 1640 drama-
tisirten Sage vom »Bruder Rausch« stammt, von den deutsch-
englischen Comödianten mit dem Marloweschen Vorspiel (Pluto
und Charon) zusammengeschmolzen, in den Volksschauspielen,
z. B. dem Ulmer vielfach benutzt ist und so indirect auch auf
Lessing eingewirkt hat.
Georg EUinger: Zu den Quellen des Faustbuchs von 1587.
(Zeitschr. f.vgl.Litgesch.u. Ren. Lit.N. F. I, S. 156 — 181.)
I. Nachweisbare Quellen (vgl. schon G.-J. VIII, 291) für
Beschreibung der ausserdeutschen.Städte : Seb. Münsters Mappa
Europae z. B. Venedig, Cosmographie (Prag, Krakau) und
eine dritte Quelle, die auch von anderen geographischen
Schriftstellern des 16. Jahrhunderts Seb. Frank und Math. Quad
benutzt worden ist. Für die deutschen Städte ist der »Auszug
aller Chroniken« 1564 und eine im Theatrum urbium von
A. Sauer 16 10 copirte Beschreibung zu Grunde gelegt. Astro-
logische und naturwissenschaftliche Bemerkungen finden sich
ähnlich im Theatrum diabolorum 1575; die Praktiken jener
Zeit werden hier besonders ausgezogen sein. IL Zu erschliessende
320 Bibliographie.
Quellen. Nimmt zwei Traditionen an: die eine, die platte
niedere des Faustbuches, die andere, die noch in den beiden
gewaltigeren Stellen, Cap. 2 : er nahm Adlers Flügel, Cap. 5 :
wie die Riesen davon die Poeten dichten , erkennbar ist.
III. Der Teufel im Mönchsgewand. Hinweis auf den Dialog:
Luther mit dem Teufel 1523, Joh. Chryseus Hofteufel 1566, von
dem Kielmanns Tetzelocramia abhängig ist, Beza, Fischart;
Mittheilung des Berichts über Erscheinung der Dämonen zu
Speier i 53c.
Histoire de la legende de Faust par Ernest Faligan, docteur
en medecine et docteur es-lettres des facultes de Paris.
Paris, librairie Hachette et Comp. 1888. XXXII und
474 SS Lex. -8°.
Zerfällt in 14 Capitel, welche den historischen Faust, das
Volksbuch, die Charaktere desselben, das Spiess'sche Werk,
seine Varianten, Nachahmungen und Übersetzungen, die Volks-
dramen und Puppenspiele, Lieder, Bilder, sehr ausführlich be-
handeln. Den Schluss machen einige Anmerkungen , ein
bibliographisches Verzeichniss, das 183 Nummern aufweist,
zahlreiche Nachträge und Berichtigungen, ausserdem 3 Seiten
Druckfehlerverzeichniss. — Das Werk schliesst alle »litera-
rischen« W'erke aus, d. h. alle diejenigen, deren Verfasser
nicht aus dem traditionellen Gefühl geschöpft haben. — Die
Quellenstellen werden in extenso, im Original und in Über-
setzung mitgetheilt, in etwas seltsamer Anordnung, die Mit-
theilung selbst nach Schwengbergs Zusammenstellung. In Be-
zug auf die Streitfragen : ob es zwei historische Faust gegeben,
woher der Beiname Sabellicus stamme, begnUgt sich der Autor
mit Anführung der bisher geäusserten Meinungen. Er unter-
scheidet in der Legendenbildung drei Stufen: i. Zeugnisse
unparteiischer Zeitgenossen. 2. Mündliche Verbreitung der
Zaubergeschichten und unwillkürliche Umwandlung derselben
bei Lebzeiten des Faust. 3. Die Erzählung wird schriftlich
fixirt und zur Verdammung des Autors und seiner Thaten
benutzt. S. 76—150 gibt eine Übersetzung des Faustbuchs.
S. 191 — 184 die 5 Zusatzcapitel der sog. Erfurter Ausgabe.
S. 200 — 228 sehr eingehende Analyse der Widmannschen
Bearbeitung. S. 233 ff. : die Übersetzungen des Volksbuches,
nach den verschiedenen Ländern geordnet, die Titel der-
selben nur in französischer Wiedergabe. S. 229 — 241: die
französische Übersetzung. S. 251 — 272: Analyse mit Wieder-
gabe vieler Stellen im Originale und Übersetzung : Marlowes
Werk wird als Drama und als Dichtung überhaupt über das
Oofthesche gestellt. S. 314 ff. ziemlich getreu nach Creize-
KlBLIOGRAPHIK. 32I
nachs Darstellung, gleichfalls mit vielfachen Proben, ein-
gehende Mittheilungen über die Puppenspiele. — Zum Schluss
wird besonders der protestantische Character der Faustsage,
ihr Gegensatz zur Theophilus-Legende hervorgehoben.
Das 300jährige erste Faust-Buch vom Jahre 1587. Ein Buch-
Jubiläum besprochen von Karl Engel , Oldenburg.
Schulzesche Hofbuchhandlung (A. Schwartz).
Analyse des Faustbuchs, Aufzählung der vorhandenen
Exemplare und Nachdrucke.
L. Keller: Zum Jubiläum des Faustbuches. (Münchener »All-
gemeine Zeitung« No. 345, 346.)
Jakob Minor : Zum Jubiläum des Faustbuchs. (»Deutsche Dich-
tung«, herausgegeben von K, E. Franzos, III Bd. i H.
S. 29 — 32, 2 H. S. 58 — 62 3 H. S. 91 — 99.)
Historische Zeugnisse über Faust, Charakteristik des ältesten
Volksbuches, mündliche und schriftliche Quellen ; der Heraus-
geber des Faustbuches nur Redactor, Widersprüche; Nach-
drucke und Bearbeitungen des Buches, Volkslied und Volks -
drama (Puppenspiel).
Alexander Nicoladoni: Das Volksbuch vom Dr. Faust und seine
Bearbeitungen. (Deutsche Zeitung, Wien, 15. u. 16. Juli.)
Historische Zeugnisse; Analyse des Spiesschen Faustbuches,
kurzer Hinweis auf die späteren Bearbeitungen; mit einiger
Ausführlichkeit werden nur Klingers und Goethes Dichtungen
behandelt.
S. M. Prem : Eine Faust-Notiz. (Bote für Tirol und Vorarl-
berg No. I, 2. Jan. 1888.)
Theilt folgenden singspielartigen Epilog »zum alten Faust
der Volkssage« aus der alten Stadt Hall mit : »O Faust, o Faust, j
Du hast schlecht gehaust; | Du hast verlassen Deine Gredl [
Und nahmst Dir wieder ein andres Mädl, | Du brachtest deinen
Vater um | Mit deiner Pistole dibum ! | O Mirakel, | O Spec-
takel, I Du wirst braten wie ein Hund ] In dem Höllenschlund!«
Karl Engel : Nachricht über drei höchst seltene Faustbücher.
(Zeitschrift für vergleich. Literaturgesch. Bd. I, S. 329
bis 333.)
Beschreibt die in seiner Faustbibliographie (vgl. G.-J. VII,
352 ff.) erwähnten Faustbücher vom Jahre 1589 und 1597.
Goethe-Jahrbuch IX. 21
;22 IBLIOGRAPHIE.
Wagnerbuch vom Jahre 1596 («ander Theil d. Joh. Fausti
liistorien«).
H. Lübke: Die Berliner Fassung des Puppenspiels vom Dr.
Faust. (Z. f. d. A. N. F. XIX. Bd. S. 105 — 171.)
Benutzt zu dem Abdruck drei Handschriften: i. die von
einem alten Schauspieler Wähnert aus dem Anfang des Jahr-
hunderts herrührende; 2. eine ziemlich junge, im Besitze der
Puppenspielerfamilie Linde befindliche; 3. die älteste, ge-
schrieben von dem Schauspieler Froloff. Der Inhalt des aus Vor-
spiel und 3 Akten bestehenden Stückes weicht nicht wesentlich
von denen anderer Puppenspiele ab. Einzelnes: Die fünf Geister
in der Beschwörungsscene heissen Horibax, Megera, Vitzli-
putzli, Auerhahn, Mephistopheles ; der letzte ist so schnell
»wie des Menschen Gedanken« In der Pactscene : Faust ver-
langt 48 Jahre Dienstbarkeit, erhält 2_|. Jahre gewährt, der
Contract wird mitgetheilt, ein Rabe erscheint, um denselbeii
zum Fürsten der Unterwelt zu tragen. In Parma: Der Kammer-
diener heisst Don Carlos; die Erscheinungen, welche Faust
der Herzogin zeigt, sind : Lucretia, Goliath und David, Judith
und Holofernes, Salomo. In den letzten Scenen, die in Mainz
spielen, ist Caspar, wie auch sonst, Nachtwächter, der sich mit
seiner Frau Gretel zankt und Faust an den rückständigen Monats-
lohn mahnt: hier wehrt er sich gegen Auerhahn mit der Be-
merkung: »Ich bin ein Berliner Kind« und wird von dem
Geist mit den Worten entlassen: »Dann kann ich dich nicht
brauchen, dummer Cas])ar«.
F. Zarncke: Das englische Volksbuch von Dr. Faust. (Anglia.
9. Bd. 3. Heft.)
R. S. Tjaden Moddermann: Het oudste Faustdrama. Marlo-
wes tragische historie van Dr. Faustus vertaald en
toegelicht. Groningen 1887.
Eugen Wolff: Die Sturm- und Drang-Komödie und ihre Vor-
bilder. (Zeitschr. f. vergl. Litgesch. und Renaissancelit.
N. F. I. Bd. 2. u. 3. H. S. 192 — 220.)
1-enz »Anmerkungen über das deutsche Theater« vor dem
Götz geschrieben. S. 197 kurze Bemerkung über die »Mit-
schuldigen«. S. 199 Hinweis auf die Empfindsamkeit in ein-
zelnen Goethesc.hen Jugendstücken. S. 216. Goethe sich an
Rousseau anlehnend, gegen die Begriffe von Tugend und Laster.
Bibliographie.
S. 219 Anschluss an die alte deutsche Volksbühne in dem
»Fastnachtsspiel«.
Goethes Götz von Berlichingen. In dreifacher Gestalt heraus-
gegeben von Jacob Bächtold, Zweite Ausgabe. Frei-
burg i. B. T. C. B. Mohr (P. Siebeck). XII und 191 SS.
Lex. -8°.
Titelausgabe des G.-J. IV, 433 besprochenen Werks. Der
Preis ist auf 2 Mark herabgesetzt.
Georg III., Schenk von Liinpurg, der Bischof von Bamberg,
in Goethes »Götz von Berlichingen«. Ein Beitrag zur
Kunst- und Kulturgeschichte von Franz Friedrich Leit-
schuh. Bamberg. Fr. Züberlein (C. Beyer). IV u. 96 SS.
Einwirkung von Goethes Schilderung des Bamberger Hofes
auf die Kunst: Kaulbach und neuere Bilder von C. Becker und
H. Koch. Biographie des Bischofs (geb. 1470, Bischof 1505,
gest. 1522) mit besonderer Hervorhebung des humanistischen
Treibens am Hofe (U. v. Hütten. J. v. Schwarzenberg), der
reichen, vielseitigen ktinstlerischen Bestrebungen (z. B. Ver-
bindung mit A. Dürer, Peter Vischer und vielen anderen
Künstlern) der reformatorischen Neigungen. »Es ist eine Ironie
des Geschicks, dass durch Goethes Antheil aus dem ehrlichen,
biederen, mit Einsicht und jener Freiheit des Geistes ausge-
statteten Georg v. Limpurg, die gerade die Selbständigkeit
des anderen Geistes zu achten versteht, der herrschsüchtige,
ränkevolle Pfaff, der böse Dämon Deutschlands und des
deutschen Geistes geworden ist«. S. 74 Gegenüberstellung
einer Stelle aus der Selbstbiographie und dem Drama, um die
Art der Benutzung darzulegen.
Goethes Singspiele im Verhältniss zu den M'eissischen Operet-
ten, von Woldemar Martiesen. Giessener Dissertation.
J. Rickersche Buchhandlung. Giessen. 51 SS.
Behandelt die zwei ältesten vorweimarer Singspiele in
I. Bearbeitung, r. Erwin und Elmire. Einfiuss Weisses auf
Goethe. Verhältniss von Goethes Singspiel zu den Weissischen
Operetten in Hinsicht auf a) Entstehung, b) Quelle und Be-
ziehung des Dichters zum Stoffe, c) Typen, d) Sprache, e) Tech-
nische Ausführung, f) Liedeinlagen. 2. Claudine von Villa-
Bella. Übereinstimmung mit Erwin und Elmire, abgesehen
von der Quelle in a) Entstehung, b) Beziehungen des Dichters
zum Stoffe, c) Sprache, d) Technische Ausführung und Ver-
hältniss zu Weisse.
21 *
324 Bibliographie.
Eugen Reichel : Goethes Lila (Fränkischer Courier, Nürnberg,
No. 48, 27. Jan. 1887.)
Die nicht bekannte ältere Fassung des Stückes (1777),
in der nicht Lila, sondern ihr Gemahl gemüthskrank wird.
erinnert an Dschami's Dichtung »Medschnun und Leila«, die
zwar erst 1805 zuerst gedruckt, aber schon angedeutet war
in dem Herderschen Gedicht »Der heilige Wahnsinn« (»Ver-
mischte Stücke aus verschiedenen morgenländischen Dichtern«).
Dieses, auch erst nach Herders Tode gedruckt, mochte ihm seit
seinem Pariser Aufenthalte 1769 bekannt und dadurch Goethe
zugänglich gewesen sein. — Andeutungen von Widersprüchen
des Stückes; Ähnlichkeiten mit der »Zauberflöte«, welche vor-
aussetzen lassen, dass Schikaneder und Goethe dieselbe Quelle
benutzt hat (vgl. dazu G.-J. VIII, 294 fg.). — In demselben
Aufsatz werden Goethes Verse »Setz dir Perücken auf« als
Bearbeitung der Herderschen »Gedanken einiger Brahmanen«
vermuthet : »Was uns die Natur zu sein vergönnt hat, | Mehr
und minder kann der Mensch nicht werden, | Auf des Berges
Gipfel und im Thale | Bleibt er was er ist und wird nicht grösser«.
Goethes Egmont. Mit ausführlichen Erläuterungen von L. Zürn.
Paderborn, Schöningh.
L. Zürn, Erklärung zweier Stellen in Goethes »Egmont«.
(Archiv f. d. Stud. neuerer Sprachen. Bd. LXXIX,
S. 122 — 124).
4. Aufzug 2. Scene. in den Worten Gomez' »Schweizer
und Verbundenen«, bedeute V. nicht, wie man bisher erklärt,
Coligny, sondern die Genfer. — Daselbst beziehen sich die
Worte Albas »der Kluge klug genug« auf Oranien ; eine
Deutung, woran, ausser Düntzer, wohl bisher Niemand ge-
zweifelt hatte.
Reinhardt : Über (ioethes Egmont und Scliillers Recension
desselben. (Berichte des Freien Deutschen Horhstiftes
in Frankfurt a. M., N. F. III. Bd. 3 u. 4 H.)
Betont besonders, dass Goethe im Egmont sich darzu-
stellen versucht habe. (Oliva = Klopstock u. s. w.)
(ioethes Iphigenie auf 'I'auris. In vierfacher Gestalt heraus-
gegeben von Jakob Baechtold. Zweite Ausgabe. Frei-
burg i. B. 1888, J. C. B. Mohr (P. Siebeck) VIII und
125 SS. Lex-S".
Bibliographie. 325
Titelausgabe des G.-J. V, 390 fg. besprochenen Werks.
Der Preis ist auf i Mark herabgesetzt.
Eine Studie über Goethes »Iphigenie auf l'auris«. Von Wilhehii
Bittmann. Hamburg und Leipzig, J. F. Richter 1888
VI, 274 SS.
Ziemlich vollständiger Abdruck des Textes, unterbrochen
durch ausführlichen Commentar, Darlegung der Charactere,
Erklärung der einzelnen Schwierigkeiten. Hinweis auf Parallelen
aus anderen Goetheschen Dichtungen. Besonders wird »Iphi-
genie« als Frucht des Shakespeare-, speciell Hamlet -Studien
des Dichters betrachtet. Der Erklärer findet in der Iphi-
genie die beiden Fragen beantwortet : » Wie hätte sich
Hamlets unter dem ewigen Sittengesetze stehendes Schicksal
gestaltet, wenn er die Sühnung ohne Beachtung dieses Ge-
setzes vollzogen haben würde? und wie hätte er vorgehen
müssen, um die Rache diesem Gesetze gemäß zu vollziehen?»
Die Heilung des Orest in Goethes Iphigenie, eine religiös-
sittliche Lösung im Geiste des Christenthums. Zur
Erinnerung an das erste Erscheinen von Goethes Iphi-
genie im Jahre 1787 von Dr. Adolf Matthias. Düssel-
dorf, L. Voss &: Cie.
Die Anmerkungen polemisiren vielfach gegen F. Kerns
Ausführungen, vgl. G.-J. VII, 367.
Franz Kern : Goethes »Natürliche Tochter« im deutschen
Unterricht. (Zeitschrift für den deutschen LTnterricht.
I. Jahrgang, i. u. 2. Heft.)
Otto Francke : Über Goethes Versuch, zu Anfang unseres
Jahrhunderts die römischen Komiker Plautus und
Terenz auf der weimarischen Bühne heimisch zu machen.
(Zeitschrift für vergl. Literaturgesch. Berlin. Hettler.
Bd. I, H. 2, S. 91— 116.)
Terenz 1795 durch Schiller bei Goethe angeregt, das
Interesse für ihn schon 1774 durch Lenz begründet. Durch
Goethe veranlasst, übersetzte F. H. v. Einsiedel 1800 die
Adelphi des Terenz, die in Weimar in Masken aufgeführt
wurden. (Mittheilung von Proben und Kritiken.) Goethes
Vertheidigung des Versuchs, die Niemeyer gegebene Anregung,
»Die Fremde aus Andros« nach Terenz zu übersetzen. Der
»Eunuch« (u. d. Titel : »Die Mohrensclavin«) 1803 aufgeführt.
)26 Bibliographie.
Gleichfalls von Einsiedel »Die Gefangenen« des Plautus, 1805
aufgeführt u. a. plautinische Stücke. — Ein Brief Einsiedeis
an Goethe, 12. März 1S07, wird S. 113 mitgetheilt ; die
Briefe Goethes an Einsiedel (oben S. 109 ff.) werden ange-
deutet. — Anführung der in der Weimarer Bibliothek hand-
schriftlich erhaltenen Einsiedeischen Übersetzungen des Prudens
(Schiffbruch) und der Aulularia (Geizhals) des Plautus.
5. GEDICHTE.
Meisterwerke der deutschen Literatur in Auswahl und Bear-
beitung für höhere Lehranstalten herausgegeben von
K. Holdermann und L. Sevin, Berlin, H. Reutter.
5. Bändchen: Hermann und Dorothea 64 SS, 9. Bänd-
chen : Goethes Gedichte chronologisch geordnet. 112 SS.
Karl Knortz : Hermann und Dorothea. (»Bahn Frei«, Organ
des New-Yorker Turnvereins Jahrgang 5, No. 6 — 9.)
Würdigung des Gedichts, seiner Quellen, seiner Bedeutung.
Albert Bielschowsky : Die Urbilder zu Hermann und Dorothea.
(Preuss. Jahrbücher Bd. LX, H. 4 S. 335 — 346.)
Versucht den Nachweis, dass das Urbild der Dorothea —
Lili ist, besonders aus jenen Mittheilungen der Frau v. Egloffstein,
dass sie viel ausgestanden und einen entschlossenen Muth
bewiesen. (Auch die zwiefache Verlobung Dorotheens, ferner
der Umstand, dass Dorothea von Goethe nie als Bäuerin be-
zeichnet worden, sind hervorgehoben.) Hermann = Goethe.
Die Nebenfiguren des Epos vielleicht dem Offenbacher Kreise
entnommen, in welchem sich Goethe 1775 bewegte.
A. Huther: Über die realistischen Elemente von Goethes
Hermann und Dorothea. (Zeitschr. für deutschen Unter-
richt herausgegeben von O. Lyon 2. Jahrg., i. Heft.)
Wilhelm Duschinsky : Über die Technik von Hermann und
Dorothea(Archiv f. d. Stud. neuerer Sprachen Bd. LXXIX
H. I S. 1 — 24.)
Das Werk sei ein Epos. Ziel Homers und Goethes das-
selbe = Befriedigung der Vernunft, Ruhe und Klarheit ; nur
die Methode eine andere, »an Stelle der sinnlichen Einwirkung
tritt Überredung und Überzeugung«. Verwandlung und Be-
Bibliographie. 327
reicherung der in der Quelle gebotenen Erzählungen und
Charactere.
Friderike von Sesenheim, nach Wolfgang von Goethe, eine
deutsche Liebesidylle in drei Büchern. Berlin. 64 SS.
kl. 8°.
Wird, nach Versicherung des Berliner »Fremdenblatts«
(19. Jan. 1888) auf den Strassen, zusammen mit einem Hefte
4 Berliner Lieder nebst Illustrationen enthaltend, ausserdem
einem Verwandlungsbilde in Buntdruck zusammen für 10 Pf.
verkauft.
Kleine Goetheana für Freiherrn Woldemar von Biedermann zur
Feier des 3. März 1887, aus dem Archiv für Literatur-
geschichte besonders veröffentlicht von Rieh. Mar. Werner.
Druck von B. G. Teubner in Leipzig. 19 SS.
I. Gretchen Wagner. Zurückweisung der Minorschen
Hypothese, G.-J. VIII, 308 ; W in G.-J. VII, 6 bedeute;
Weiber. 2. Brief- und Gedicht Hinweis auf G.-J. VII, ;^^ : An-
klang an das Gedicht »Der Misanthrop«, das Gedicht also
entstanden Mai — Sept. 66 ; G.-J. VII, 94 : Anklang an das
Gedicht: Der wahre Genuss; das Gedicht entstanden Nov.
bis Dez. 1787. Das Gedicht »Willkomm und Abschied« An-
klang in dem Brief aus Saarbrücken ; Gedicht »Geheimstes«
Anklang in einem Brief an Herzog K. August. 3. Goethes
Aussehen im Jahre 1832 nach einem Briefe des Grossherzogs
K. Friedrich an die Gräfin Titine O'Donell. 4. »Hasen laufen
lassen,« Hempel XX, 149 erklärt durch eine Geschichte in
»Frag und Antwort König Salomonis und Marcolph«. 5. »Der
Wanderer«. Dasselbe Motiv in einer Idylle Gessners: »Daphnis
und Micon«. 6. Tom Jones als Goethes muthmaßliches Vor-
bild für das Gedicht »Vertrauen«. 7. Eine Parallele zu Faust
I, 29 nämlich in dem Epigramm »Problem«. 8. Zwei Con-
jecturen: In der i. Palinodie Zeile 3 »Du hältst die Nase,-
Haug« statt: »Du hältst die Nase zu«; im »Jahrmarkt zu
Hünfeld« »Aehre« für »Ehre«.
Liebeslied eines amerikanischen ^^'ilden.
Düntzer (»Signale für die literarische Welt«, Sp. 2i79fg.)
läugnet die Abhängigkeit Goethes von Ew. v. Kleist (G.-J. VIII,
298). Das auf demselben Blatt im »Tiefurter Journal« befind-
liche »Todeslied eines Gefangenen« finde sich bei Kleist nicht ;
die Übersetzung entspreche übrigens genauer der von Titius.
328 Bibliographie.
»Gefunden«. (Chronik des Wiener Goethe-Vereins No. 6, S. ;^6.)
Minor erinnert im Anschluss an G.-J. VI, 322 fg. an ein
ähnliches Gedicht »Die Mutter und ihre Tochter« in den
Bremischen Beiträgen.
H. Child: Goethe und die Blumen. (Deutsches Montagsblatt,
Berlin, No. 35. 29. August.)
Anführung undDeutungeinzelnerDistichen in den »Xenien«,
in welchen Goethe Freundinnen und Feindinnen unter Blumen-
namen angesungen oder verspottet hat.
Zu Goethes Gedicht: »Der Sänger«. (Zeitschrift für deutsche
Sprache, herausg. von D. Sanders, Heft 2. S. 69 — 73.)
Gibt eine Analyse des Goetheschen Gedichtes und wendet
sich hauptsächlich gegen eine Bemerkung Echtermeyers, der
in der Zeile »Gib sie dem Kanzler, den Du hast« den be-
deutungslosen Reim und die müßige Umschreibung getadelt
hat; die Schlussworte des Verses drückten vielmehr den
Gegensatz in der Stellung des Hofmannes zu der des Dichters
aus, der nur in der Freiheit lebe und leben könne.
Julius Goebel : Probable Source of Goethes »Goldschmieds-
gesell«. (Modern Language notes, vol. II, No. 5. may,
p. 206 — 211.)
Das Gedicht, geschrieben 1808, soll mit Zugrundelegung
der englischen volksthümlichen Ballade »Sally in our Alley«
von Henry Carey (gest. 1743, das Gedicht zuerst veröffentlicht
1715) gedichtet sein. Goethe könnte das Gedicht durch Herder
oder durch Gentlemans Magazine 1795 kennen gelernt haben.
[In Wirklichkeit wohl erst 1808. Vgl. Mittheilungen aus Riemers
Tagebüchern, Deutsche Revue, Okt. 1886, S. 33: »12 Sept. 180S
Machte Goethe Abends ein Lied aus Anlass des englischen,
das mir die Frau v. Fliess gegeben«. — Nachträglich er-
wähne ich von demselben Verfasser die schöne und kenntniss-
reiche, früher erschienene Abhandlung: German Classics as a
mean of cducation. Goethe in den Transactions of the modern
language association of America 1884/85: vol. I. j). 156-169.
Paul Emil Richter: Goethes Gedicht an Fräulein Casimira
Wolowska. (Archiv für Lit. -Gesch. XV, S. 293 — 295.)
Aus der Gazette Anecdoticpie \om 30. Okt. 1886, die
ihre Weisheit aus der > Gegenwart« geschöpft hatte : vgl. G.-b
VIII, 298 fg.
Bibliographie. 329
Tagebuchblätter eines Sonntagsphilosophen. Ein nicht an-
erkannter Vers von Goethe. (»Crrenzboten« No. 4,
S. 80-85.)
Besuch Goethes 28. August 1831 in einer Mühle im
Körnbachthal bei Ilmenau. Inschrift seines Namens im dortigen
Fremdenbuche. Dabei liegt ein Blatt, das 2 Vierzeilen ent-
hält ; als zweite die Divanverse »Und so lang du das nicht
hast« (Hempel IV, S. 27): als erste:
Lange hab ich mich gesträubt,
Endlich gab ich nach:
Wenn der alte Mensch zerstäubt
Wird der neue wach.
Versuch, diese Verse, welche schon in zwei theologischen
Werken von L. Usteri und K. A. Rüthenik 1832 und 1834
abgedruckt waren, als Goethes Eigenthum zu erweisen, aber
einer frühem Zeit als 1S31 zuzuschreiben. [Die Verse beziehen
sich aber, wie G. v. Loeper mir bemerkt, auf (roethes Tod.]
4. P R OSAS C H R I F T E X.
*Der Dresdner Baumeister Friedrich August Krubsacius. xAb-
druck aus des Verfassers Buche : fJarock und Rococco.
Leipziger Dissertation von F. Th. Schumann. Leipzig.
A. Pries, 1885, 64 SS.
7. Capitel, S. 54 — 61 : Goethe und Krubsacius. Der Letz-
tere, hervorragender Dresdener Baumeister und Theoretiker
des iS. Jahrhunderts (1718^1790), bekämpfte in einer Kritik
Goethes »Von deutscher Baukunst«, besonders seinen Angriff"
gegen die erhabenen Säulenordnungen, die Annahme, die
gothische Baukunst sei deutschen Ursprungs, die genialische
Auffassung der Kunst, den später von Goethe selbst gemiss-
billigten Stil.
Goethe, Werther. (Auteurs celebres No. 2;^.) 16°. 60 Centimes.
(Paris, C. Marpon & B. Flammarion.)
Marcus Landau: Goethes AN'erther und Foscolos Jacopo Ortis.
(Beil. z. Allg. Zeitg. 9. Sept. No. 250.)
Weist nach, dass Foscolo an der Fcra storia di diic a/naiiti
infelici ossia ultiiiie Icttcre di Jacopo Ortis i~QQ (die drei Jahre
vor der bekannten ersten Ausgabe der Ulti//ic leite rc Qr?,c\\\t\\tn)
weit stärker betheiligt war, als er vorgibt. Diese vera storia
ist die eigentliche Nachahmung des Werther, sowohl in Bezug
330 Bibliographie.
auf den Umfang als auf den Inhalt; sie ist ein eigentlicher
Liebesroman, ohne politisches Element; sie entnimmt viele
Einzelheiten dem Werther, Scenen, wörtlich einige Ausdrücke.
Nur drei Beispiele. In »Werther« sagt Lotte »Warum mich,
das Eigenthum eines Andern« und Werther »knirrte mit den
Zähnen und sah sie düster an«, »er zog seine Hand aus der
ihrigen«. In der vera storia: che non e piii padrona dt se stessa
. . strittolando i denti . . strappando la propria inano da quelle
di Teresa. — In A\'erther »Von dem Weine hatte er nur ein
Glas getrunken;« in der vera storia : il bicchierc di vino non
vuoto dcl tutto, auch hier werden bestimmte Bücher genannt,
die auf dem Tisch aufgeschlagen sind. — In W^erther: »Ich
habe dir übel gelohnt. Albert, und du vergibst mir . . . mache
den Engel glücklich;« in der vera storia: Oh quanto fiii in-
grato verso di te. Jo te nc chicdo umilmente perdono. . Aniieo ren-
di fcliii i giorni dclla tua sposa.
Benedetto Croce : Figurine Goethiane. Trani, Vecchi, 64
pp. in 16°.
Will darthun, dass das »Prinzesschen« (Italienische Reise
29. März, 25. Mai 1787) Teresa Filangieri ist, Schwester des be-
rühmten Gelehrten, Frau des alten Fürsten v. Satriano, F. Fieschi
Ravaschieri vgl. dagegen die G.-J. IV, T^d-^ fg. geäusserte Ver-
muthung. — Dass das »Prinzesschen« eine Schwester Filan-
gieris sei, hatte W. v. Biedermann längst vermuthet. 2. Goethe
hat wirklich in Neapel Miss Harte (Lady Emma Hamilton)
1787 gesehen. (Zurücknahme des früher Rassegna Pugliese,
A. II, No. 3 geäusserten Zweifels, worüber zu vergleichen ist,
Schriften der Goethe-Gesellschaft II, 427.) 3. Mittheilungen
über die Herzogin von Giovane »Italien. Reise« 2. Juni 17 87
(vgl. A. D. B., IX, 180 fg.). — Zum Schluss Notizen über die
deutschen Ausgaben der »Italienischen Reise« und Berich-
tigungen der italienischen Übersetzung von Cossüla.
Les guerres de la revolution. La retraite de Brunswick, par
Arthur Chuquet. Paris, L. Cerf 1887, 271 SS.
A. Chuquet hat seiner ausgezeichneten Ausgabe von
Goethes »Campagne in Frankreich«, vgl. darüber G.-J. V,
355' 399~4°i> ^^^ 411^0- ^'"*^ dreibändige Darstellung des
Invasionskrieges folgen lassen, die hier selbstverständlich nur
eine ganz kurze Erwähnung finden kann. Der erste Band
La premiere invasion prussienne, liegt bereits in zweiter
Auflage vor, die hier und im Folgenden erwähnte Schrift
bildet den zweiten und dritten Band des Gesammtwerkes.
Bibliographie. 331
S. 205 ff. Goethes Schilderung des eihgen Rückzuges.
Aber auch sonst, früher und später, wird Goethes Erzählung
häufig als Quelle benutzt und Manches aus derselben angeführt,
vgl. S. 211 A. 4, 218 A. 5, oder S. iii A. i, 112 A. i, 115 A. 2,
116 A. I. (Auch Briefe Goethes an Herder, Knebel u. A.
werden benutzt.)
Les guerres de la re'volution. Valmy par Arthur Chuquet.
Paris, L. Cerf. 1887, 270 SS.
Von Goethes Zeugniss als einer beachtenswerthen Quelle
wird oft Gebrauch gemacht, vgl. besonders S. 177 — 181, bei
der eigentlichen Schilderung der Schlacht von Valmy
S. 222 — 224, auch schon früher gelegentlich vgl. S. 113 A,
ferner S. 201 A. i, 210 A. 3 und vielfach sonst.
»Der Sammler und die Seinigen«. (D. Sanders, Zeitschrift für
deutsche Sprache , Hamburg, J. F. Richter, i . Heft
S. 6 — 21 bis incl. 9. Heft.)
Einleitung des Herausgebers, zum Theil über Goethes Stil ;
Abdruck des Textes, in den ersten Heften nur wenige Zeilen
mit ausführlichen und reichhaltigen sprachlichen Bemerkungen,
reichhaltigen Parallelen aus Goethe und anderen Schriftstellern.
Goethes Wahlverwandtschaften und die sittliche Weltanschauung
des Dichters. Dargelegt von Dr. Christian Semler,
Oberlehrer an der öffentlichen Handelslehranstalt in
Dresden. Hamburg, J. F. Richter [Sammlung gemein-
verst. wiss. Vortr. N. F. i. Serie, Heft 18] 48 SS.
Will die Vorurtheile beseitigen, die noch immer gegen
die Wahlverwandtschaften verbreitet sind. Als einzelne Haupt-
sätze werden aufgestellt »Die Ehe und die Liebe w^erden in
den Wahlverwandtschaften als die ewigen und hohen Mächte
gefeiert, die es rächen, wenn man sie von einander reisst und
der einen auf Kosten der andern huldigt«. Ausführliche Dar-
legung des Inhalts und Characteristik der Hauptpersonen. Der
Verfasser findet in dem Roman besonders die Ideen der Ent-
wicklungsfähigkeit und der christlichen Selbstverläugnung aus-
geführt.
E. ÜBERSETZUNGEN.
Faust. Tragedie af Goethe oversat afP. Hansen, Ändert oplag.
Kjobenhaven. Gyldendalske Boghandels Forlag. F.Hegel
& Son. 277 und 6 unpag. SS.
:)?-
]^IBLIOGRAPHIE.
Die letzten Seiten enthalten einige sachliche Erläuterungen.
Die Ausstattung des ^Verkes ist vorzüglich und sehr geschmack-
voll. Die erste Ausgabe der Übersetzung erschien 1881 (vgl.
G.-J. III, 389); die neuere Auflage ist ebensowohl ein Zeug-
niss für die Trefflichkeit der Übersetzung, als für die immer
grössere Verbreitung des Studiums Goethes in Dänemark.
Eine neue französische Faust-Übersetzung wird angekündigt.
Sie ist für die kleine Elzevir-Bibliothek eines Pariser
Verlegers bestimmt. Übersetzer ist Camille Benoit, der
kürzlich ein Werk über Rieh. Wagner veröffentlicht hatte.
Übersetzungen des Faust ins Griechische.
Aug. Boltz berichtet (Magazin für Literatur des In- und
Auslandes No. 23. S. 334 fg.) von dem Plane A. R. Rangabes,
den Faust zu übersetzen. Beurtheilt ferner den i. Theil der
von G. K. Strategis veröffentlichten Übersetzung (Athen 1887):
manche Schönheiten, aber mangelhafte Kenntniss des Deutschen,
daher Zugrundelegung französischer Übersetzungen. Kündigt
das Erscheinen einer neuen illustrirten Prachtausgabe an, von
welcher die erste Lieferung veröffentlicht worden ist, Text
metrisch übersetzt von Aristomenos Provelegios. (Athen,
C. Beck.)
Herman en Dorothea. In 't oorspronkelijk metrum vertaald
d. H. P. Dewald. 'sGravenhage, 1886. M. 8 photogr.
Demselben Cataloge (\ on J. M. Engelberts), dem ich die
Kenntniss dieser Publikation verdanke , entnehme ich die
Titel folgender kleiner holländischen Schriften über Goethe,
die in Deutschland nicht allgemein bekannt sein dürften :
Nijhoff, Goethe, 1875; Busken Huet , Goethe, 1883: Brill,
Goethe uit een staatk. oogpunt beschouwd; Id., Goethe en
zijne I|)higenie ; A\'enken van Goethe over het Duitsche too-
neel; Schotel, (ioethes verhandeling over de vlooien; Kiehl,
Proeve eener verklaring van Goethes Braut von Korinth ;
M(ees,) Lilli ; Opzoomer, Goethes godsdienst; Wolff, Goethes
godsdicnst ; de Rijk, Goethe, Opzoomer en Pierson ; v. Cuijck,
(ioethe over opvoeding. In demselben Cataloge werden auch
folgende holländische Faustschriften angeführt : v. Limb.
Brouwer, Een hebreeuwsche Faust; Brill, Goethes Faust eene
comedie: De Baccalaureus uit Goethes Ivaust; Wolff, Steen-
bergen's vertaling van Goethes Faust; \\'olff, Goethes Faust if ge-
deelte; Berckenhoff, Hetna'ieve in CJoethes Gretchen ; Jung-
mann, Gretchens naVveteit ; Goethes Faust, vertaald d. ten Kate.
Bibliographie. 333
Aufsätze und Abhandlungen vornehmlich zur Literaturgeschichte.
Von Carl von Reinhardstoettner. Berlin. Robert Oppen-
heim, IV und ^10 SS.
S. 250 — 267: Goethes Faust in Portugal. Wiederabdruck
aus der »Deutschen Wochenschrift« 1877. — Goethes »Faust«
Avurde in Portugal zuerst durch Gounods Oper bekannt ; die
1872 erschienene Übersetzung des Goethesc'ien »Faust« durch
den Grafen von Castilho erregte durch ihre groben Irrthümer,
die widersinnige Critik einzelner Stellen , besonders aber
durch das übertriebene Lob einiger Recensenten eine grosse
literarische Fehde. Ausführlich wird über Agostinho d'Ornellas
Faust-Übersetzung berichtet und dieselbe gerühmt als von
feinem poetischen Verständniss des Originals erfültt.
Die Warschauer Monatsschrift »Athenäum« bringt eine
vorzügliche Übersetzung des ersten Teiles des Goetheschen
»Faust« von Ludwig Jenike. Das Versmass ist dem des Ori-
ginals treu nachgebildet ; auch inhaltlich tritt die Tendenz
der wörtlichen Wiedergabe ohne sprachliche Verrenkungen
hervor. (Magazin für Literatur des Auslands 9. Juli.)
Goethes Faust ist vor einigen Tagen zum ersten Male
auf der ungarischen Bühne erschienen, in dem Theater zu
Budapest. Schon vor anderthalb Jahrzehnten unternahm es Lud-
wig v. Doczi, seinen magyarischen Landsleuten diese Offen-
barung des universellsten poetischen Geistes zu vermitteln. Die
Übersetzung erfuhr starke Anfechtungen. Aber man darf kühn
behaupten, dass diese »Faust« -Übersetzung so treu und so
gut und so sehr im Geiste Goethes geschrieben wurde, als
eine Übertragung dieses dramatischen Gedichtes in eine fremde
und noch dazu in eine spröde, wortarme Sprache überhaupt
möglich ist. Die erste Aufführung hat vor überfüllten! Hause
stattgefunden ; sie war ein literarisches und künstlerisches Fest,
das seinen Veranstaltern zur Ehre gereicht. Das Gedicht war
als »Theaterbuch« nach dem alten Herkommen eingerichtet,
nur die köstliche Scene in Auerbachs Keller wurde gestrichen.
Die Darstellung beginnt mit dem grossen Monolog und
schliesst mit der Kerkerscene. Die Aufführung war allerdings
ziemlich mäßig. (Berliner Tageblatt 6. April.)
3^4 Bibliographie.
II. Biographisches.
A. ALLGEMEINES.
Gedanken über Goethe von Victor Helm. Berlin. Gebrüder
Eornträger. (Ed. Eggers.) 327 SS.
Das Buch — das am Schluss als erster Theil bezeichnet
wird — besteht aus folgenden 5 Abschnitten : »Südwest und
Nordost; Goethe und das Publikum ; Naturformen des Menschen-
lebens; Stände: Naturphantasie«. Über die drei letzten, welche
die kleinere Hälfte des Bandes ausmachen (von S. 186 an),
vgl. G.-J. V, S. 405 fg., VI, S. 415 fg. Sie sind hier vermehrt
und berichtigt, aber im Wesentlichen dieselben geblieben.
Von den beiden ersten vermag ich nicht anzugeben, ob sie
früher schon gedruckt waren; sie sind im G.-J. noch nicht
erwähnt. »Südwest und Nordost« schildert den Gegensatz
des deutschen Südens und Nordens, der Heimath Goethes
und Friedrichs d. Gr., der beiden Persönlichkeiten selbst,
Goethes Stellung zu Berlin, seine Vorliebe für Natur und
Cultur des Südens, sowohl Deutschlands als Europas (Hin-
neigung zu französischer Literatur, Katholicismus). »Goethe
und das Publikum. Eine Literaturgeschichte im Kleinen« gibt
eine Geschichte der Würdigung und der Anfeindungen Goethes
von Lessing bis Gervinus. Besonders heftig gegen die beiden
Genannten, auch gegen den modernen Liberalismus, das junge
Deutschland, die Juden. Die Goethe-Philologie wird ebenso-
wenig geschont wie die moderne Kritik (Vischer). Die Stellung
Klopstocks und der Romantiker zu Goethe wird sehr gut
gekennzeichnet. Lebhafter Protest gegen den Vorwurf, Goethe
sei irreligös und unmoralisch gewesen. Neben der ofificiellen
Kritik (in Büchern und Artikel) wird die private (in Briefen)
herangezogen. Hehn sucht darzuthun, dass das Publikum,
das gegenwärtig im vStande sei, Goethe wahrhaft zu würdigen,
ein sehr kleines sei, dass aber auch das Weimarische Publi-
kum, das den Dichter bei seinem Schaffen umgab, durchaus
nicht im Stande gewesen sei. ihn zu verstehen oder zu för-
dern — am wenigsten der Herzog.
Viehoff, Heinrich, Cioethes Leben, Geistesentwickelung und
Werke. 5. (Titel-) Auflage in 4 Theilen, 8. (XIV, 198;
232, 226 und 218 S.) Stuttgart (1877), Conradi.
l'rofils et types de la litterature allemande par Ernest Combes.
Paris, Fischbacher, 1888. 479 SS.
Bibliographie. 335
A. Chuquet in seiner Besprechung in der Revue critique
No. 50, 12. Dez. S. 460 ff. rühmt an dem Buche, das er als eine
»Plauderei« charakterisirt, die bedeutsame Kenntniss Goethes,
hebt einzelne gelungene Übersetzungen, z. B. von Goethes
»Fischer« und »Gott und die Bajadere« hervor und erwähnt
ein Wort des Verfassers aus der Einleitung, er wolle detruire
ce prejuge qui tient les afifinites electives pour immorales et
le second Faust pour inintelligible, payer une partie de sa
dette envers cet homme de genie. dont le commerce procure
des heures exquises.
B. BIOGRAPHISCHE EINZELHEITEN.
Goethe und seine italienische Reise. Von Carl Meyer, Pro-
fessor in Basel. Hamburg. J. F. Richter. (Sammlung
gemeinverst. wiss. Yortr. N. F. i. Serie, H. 22.)
Betrachtung der Reisebeschreibung. Bedeutung der Reise
für die Entwicklung Goethes : dichterisches Schaffen, Betrach-
tung der Menschen, ihrer EigenthUmlichkeiten und Empfin-
dungen. S. 11: Die beiden ersten Capitel der »Wanderjahre«
Frucht der italienischen Reise, sie weisen auf Eindrücke von
Natur und Kunst hin, wie sie der Dichter nur jenseits der
Alpen empfangen konnte.
Goethe im Bayrischen Hochland, Auszug aus der italienischen
Reise. (Das bayrische Hochland, No. 8. 15. Okt. 1886.)
Th. Trede : Goethe in Neapel. (Münchener Allgemeine Zeitung.
Beil. 2 — 4. März.) Ein bei der Goethefeier in Neapel
gehaltener Vortrag.
Georg Liebe : Das Frankfurt Goethes. Eine Reiseskizze. (Wissen-
schaftliche Beilage zur Leipziger Zeitung No. loi.)
Goethes Reisen von Friedrich Maschek. Erster Theil. Reichen-
berg. J. Fritsche. 58 SS.
Vorn ein \\'idmungsblatt »zur hundertjährigen Gedenkzeit
von Goethes italienischer Reise«. Bespricht i. die Periode
der Naturschwärmerei und die »Geniereisen« d, h. bis zur
zweiten Schweizerreise 1779. 2. Von der Naturschwärmerei
zur Naturwissenschaft. 3. Die italienische Reise. — Neues
Material ist nicht benutzt, auch das bekannte nach keiner
neuen Seite hin verwerthet.
33^ Bibliographie.
Goethe als Feuerwehrmann. (L. Jung : Für Feuerwehren.
Heft 6, München 1886)
C. GOETHES VERHALTNISS ZU SEINEN VORGÄNGERN,
FREUNDEN UND KACHFOFGERN.
Bettina von Arnim. Von Aloritz Carriere. Breslau, S. Schott-
länder. (Deutsche Bücherei, Heft 42, 43 SS).
Febensvolle Schilderung der bedeutenden Frau, zumeist
auf Grund persönlicher Kenntniss. S. 7 fg. erste Beziehungen
zu Goethe. S. 10 Goethe -Statue. S. 11 — 17 Charakteristik
des »Briefwechsels mit einem Kinde«. »Sie tilgte, was sich in
den späteren Briefen auf ihren Brautstand mit Arnim bezog,
sie setzte für Goethes Gattin hin und wieder den Herzog, um
alle Theilnahme künstlerisch auf die Schreibenden selbst zu ver-
, einigen .... So entstand aus der thatsächlichen Wirklich-
keit ein künstlerisches Werk, Wahrheit und Dichtung, wie
(roethe selbst seine eigene Febensbeschreibung im ähnlichen
Sinne genannt hat«.
Hermann Hüffer : Sulpiz Boisseree und der Kölner Dom.
(Kölnische Zeitung, 27. Dez. No. 358. Erstes Blatt.)
Angeregt durch die Benennung neuer Strassen in Köln
und Vorschlag, eine derselben nach Boisseree zu benennen.
Kurze Würdigung der Verdienste der Brüder und W^iderlegung
der Vorwürfe, dass sie Kunsthändler gewesen seien und unter
dem Preise gekauft hätten.
F. Bornhak: Luise Seidler, die Zeichenlehrerin der Kaiserin
Augusta. (»Der Bär«. XIV. Jahrg. No. 6, 5. Nov.
s. 72—74-)
Kurze Biogra])hie der Künstlerin, mit Erwähnung der
Beziehungen derselben zu Goethe und dessen Familie.
Thomas Carlyles religiöse und sittliche Entwicklung und Welt-
anschauung. Studie von Ewald Flügel. Leipzig,
F. W. Grunow. XII und 280 SS.
S. 23ff. : Carlyle und die deutsche Literatur; 26 ff. : Schiller
und CJoethe; 2C){g.: Der erste Aufsatz über Faust; 35 ff. : Über-
setzung des Wilhelm Meister ; 59ff. : Der Tod Goethes; 6ifg. :
Letzte Aufsätze über Goethe; 1834 ff. (S. 67 fg.): Goethe;
Bibliographie. 337
S. 141 ff.: Verhältniss zum Christenthum: Die »gottselige Welt-
betrachtung« Goethes; S. i74ff. : Stellung zur Poesie: Goethe.
Anhang: S. 205 ff. : Aus Carlyles erstem Aufsatze über
Faust 1822; 205 ff. : Zur Geschichte Goethes, des »Heiden«
in England; 208 ff. : Einiges zur Beleuchtung von Goethes
Stellung zur Frage der »Erbsünde« und des »radikalen Bösen« ;
S. 221 fg. : Carlyle und das »offenbare Geheimniss« Goethes.
(Vgl. zum ganzen Anliang die Anmerkungen S. 276 — 280.)
In den Anmerkungen zum Texte wird häufig auf Goethe ein-
gegangen, vgl. S. 236 Goethe und Burns. Vgl. ferner S. 246,
256, 257 fg. Goethes Glaubensbekenntniss S. 262 ff.
Max Ziegert: Der Musiker Karl Eberwein und Goethe. (Be-
richte des Freien Deutschen Hochstifts in Frankfurt a. M.
N. F. 3. Band, S. 131 — 144.)
Nach handschriftlich hinterlassenen »Erinnerungen Karl
Eberweins« (aus dem Jahre 1833) in Dresden, dem zwei
kleinere Aufsätze Eberweins »Mittheilungen über Goethes
zweiten Theil des Faust« und »Mittheilungen über Goethes
Proserpina« beilagen. Die brieflichen Äusserungen Goethes
an Zelter über Eberwein werden auszüglich veröffentlicht.
Goethesche Hausmusik. Composition der »Proserpina« 181 4.
1816 Eberwein verliert Goethes Gunst. 1829 Musik zum
Faust, die 1855 aufgeführt wurde.
Aus der Jugendzeit von Ernst Förster. Berlin und Stuttgart,
W. Spemann. XII und 391 SS.
Herausgegeben von Carl v. Binzer. Ernst Förster, Maler,
Kunstschriftsteller und Dichter (1800 — 1884), hauptsächlich
durch seine Herausgabe Jean Paulscher Schriften und seine
Biographie des P. Cornelius bekannt. S. 123 A.: Mitglied (18 19)
der mineralogischen Gesellschaft mit einem Diplom von
Goethes Hand. S. 134: Mit Goethe in der »Tanne« unter
demselben Dach. S. 158: Wallfahrt nach. Wetzlar (18 19).
S. 311 — 333: »Eine Woche in Weimar. Goethe und die neue
deutsche Kunst« 1825 (1824 ist Druckfehler) 6. November
Erster Besuch bei Goethe, schildert die Unterhaltungen mit
demselben, Meyer u. A., besonders über Kunst, Nazarener,
Carstens, Cornelius, Allegorie in der bildenden Kunst. Theil-
nahme an der Feier des 7. November, 9. — 14. November vielfach
bei Goethe. Betont Goethes grosse Liebenswürdigkeit und Zu-
thulichkeit. Zeichnet Goethes Enkel, erhält von Goethe manche
Erinnerungszeichen. »Unvergesslich ist mir der Abschied, bei
dem ich noch einmal die ganze Grösse des Glücks empfand^
GoKTHE- lAIinhUCH IX. 22
338 Bibliographie.
in die unmittelbare Nähe dieses bisher nur in hoher Ferne er-
bUckten Genius gekommen zu sein. Als war' er der Beschenkte,
Bereicherte, sprach er zu mir, er forderte mich auf, ihm von
Zeit zu Zeit zu schreiben und indem er wie bei dem ersten
Willkommen, aber noch viel herzlicher, meine Hand mit beiden
Händen fasste, gab er mir nebst vielen freundlichen Grüssen
seinen väterlicheÄ Reisesegen . . . Die Erinnerung an die
Tage in der Höhe hat mein ganzes I>eben durchleuchtet«.
S. 364: Brief an Goethe erwähnt. S. 372: Glückwunsch Ecker-
manns zu Försters Verlobung mit der Tochter Jean Pauls (1826).
Sendet auch Goethes Glückwunsch und seine Äusserung: »Warum
sollte ich ihn nicht segnen, habe ich doch seinen Bruder
[Friedrich Förster] viermal gesegnet«.
Emanuel Geibel. Aus Erinnerungen, Briefen und Tagebüchern.
Von Carl T. T. Litzmann. Berlin. Wilh. Hertz, VIII
und 254 SS.
Goethes Einwirkung auf Geibels jugendliches Schaffen wird
gelegentlich berührt. (S. 36 »Briefwechsel mit einem Kinde«.
Bettina.) S. 120 ein eigenartiges Urtheil über die »Wahlver-
wandtschaften« : »es ist eine Krankheitsgeschichte und als
solche und als Erzeugniss und Zeichen seiner Zeit von hohem
Werthe«. S. 241 f. Grosses Lob von H. Grimms »Goethe«,
dabei eine hübsche Characteristik Goethes und Schillers.
»In den bisherigen Goethe-Biographieen wird a/s Ahn des
Dichters ein Schmied in Artern angegeben. In der
letzten Sitzung des Sangerhausener Geschichts-Vereins
wies Herr Lehrer Menzel als Vorfahren des Arternschen
Bürgers Joachim Goethe aus Sangerhausen in Thüringen
nach, dessen Name in den Rathsrechnungen von Sanger-
hausen des öftern genannt wird in der Zeit von 1637
bis 1648«. (Berliner Börsen-Courier 6. Juli.)
Briefe von Goethes Frau an Nicolaus Meyer. Mit Einleitung.
Facsimiles, einer Lebensskizze Nicolaus Meyers und
Porträts. VI, 41 SS. in 4°.
Facsimilirt sind 4 grosse Briefe der Christiane, 8 Blätter;
ein Blatt enthält 2 Bilder des Nie. Meyer, je eins Augusts
V. Goethe, Christiane (Raabesches Bild 1810), Goethe, gleich-
falls von Raabe, 181 2, wahrscheinlich von Goethe an Iffiand
geschenkt. Die Briefe nur die 12 eigenhändigen, jetzt Eigen-
thum der Strassburger Bibliothek füllen nur S. 19 — 32, S. i
bis 17! Einleitung, S. 33 — 41: Biographie des N. Meyer.
Bibliographie. 339
Die Einleitung sucht mit Hinweis auf andere berühmte Personen
Christianens entsetzHche Orthographie als etwas keineswegs
Unerhörtes hinzustellen und sammelt Goethes und Anderer
gute Zeugnisse für Christiane, aber auch die schlimmen Be-
richte Weimarer Männer und Frauen über sie. Die Briefe sind ge-
treu nach dem Wortlaut des Originals wiedergegeben (während
die Ausgabe von 1856 sich starke Freiheiten erlaubt hatte),
nicht aber in der regellosen Orthographie. Diejenigen \\'orte,
deren Orthographie oder flüchtige Schrift im Originalmanu-
script Zweifel über die Lesart gestatten, sind in getreuer Wieder-
gabe neben der neuen Lesung eingeklammert. Die Briefe sind
von reichhaltigen Anmerkungen begleitet , welche die vor-
kommenden Personen und Sachen genügend erläutern. Leider
sind die Abweichungen von der schon erwähnten Ausgabe
nicht angegeben. Der Artikel über Nie. Meyer enthält Aus-
züge aus Goethes Briefen an den Genannten, druckt (Gedichte
desselben ab und gibt kurze biographische Nachrichten über ihn.
Christiane von Goethe, geb. Vulpius. Eine biographische
Skizze von C. W. Emma Brauns. Zweite Auflage.
Leipzig. W. Frerich. 62 SS.
Biographische Schilderung mit apologetischer Tendenz.
Verweist u. A. auf J. Hertzfelder: Christiane Vulpius, eine
Studie zu Goethes Leben, im 4. Bande der Blätter für baye-
risches Realschulwesen von A. Kurz nebst Nachtrag in dens.
Ell. f. 1886.
H. Düntzer: Die Geheimräthin Christiane v. Goethe. (»Die
Gegenwart« No. 43.)
Goethes Frau. («Grenzboten« No. t,6, S. 463 — 467.)
Mit Rücksicht auf die Publikation der Briefe an N. Meyer
hübsche Würdigung Christianens und ihres Verhältnisses zu
Goethe.
Auguste von Littrow - Bischoff : Erinnerungen an Goethes
Familie. Alma von Goethe. (Chronik des Wiener Goethe-
Vereins No. 6, S. ,^0 — 35.)
Mit einem Bilde Almas von Louise Seidler. — Anmuthige
rührende Mittheilungen, welche die Verfasserin zumeist aus
dem Munde der Mutter erhalten hat.
Gust. Lothholz: C. W. Göttling, IL Abth. (Programm des
Königlichen und Gröningschen Gymnasiums zu Star-
gard.) ^T, SS. in 4°.
540 Bibliographie.
Die erste Abtheilung des Programms war 1876 erschienen.
Gibt einen Rückbhck über die wissenschaftliche Thätigkeit
Göttlings, berichtet über Jenenser Philologen und Göttlings
akademische Thätigkeit. — Besonders § 6 : Goethe und
Göttling, Characteristik des Briefwechsels und Auszüge aus
demselben.
Gretchen (Wagner).
Vgl. Werners Bemerkung oben S. 327.
Heinrich Heine und seine Zeitgenossen. Von Gustav Karpeles.
Berlin 1888. F. und P. Lehmann, IV und 345 SS.
S. 40 — 55. Abdruck zweier Aufsätze, deren erster aus-
führlich den Besuch Heines bei Goethe behandelt. Im 2. Wieder-
abdruck von Heines Brief an Goethe i. Okt. 1824. — Mit-
theilungen aus dem Tagebuch eines Heineschen Universitäts-
genossen, Ed. Wedekind, in dem auch von Goethe und Heines
Faustplan die Rede ist.
Bernhard Suphan: Goethe und Herder. Vortrag, gehalten in
Weimar, den 21. Mai 1887, bei der zweiten Jahres-
versammlung der Goethe-Gesellschaft.
(Deutsche Rundschau, XIII. Jahrg., 10. Heft. Juli, S. 63—76.)
Gedankenreiche, feinsinnige Darstellung des persönlichen
und geistigen Verhältnisses beider Freunde. Einzelnes lässt
sich freilich fast unmöglich herausheben. Aufmerksam gemacht
sei auf den Hinweis von Goethes stiller Mitarbeiterschaft am
8. Buch der »Ideen«. Einwirkung des Einen auf den Andern
in Betreff der Sprache, wo Goethe der inspirirende Theil ist;
Herder als Corrector der Goethe - Ausgabe, Goethes Lehrer
und Gehilfe.
(ioethe et Herder. Discours i)rononce par Mr. Bernhard
Suphan, ä la seconde reunion generale de la societe
(ioetheenne, ä Weimar, le 21 Mai 1887. Revue de
TEnseignement des Langues Vivantes. Havre 1888.
Janvier [üliersetzt von A. Girot].
O, B.: Herders Bruch mit Goethe, eine Abrechnung zwischen
classischer, ästhetischer und christlich-moralischer Welt-
anschauung. (Evangelisch-lutherisches Gemeindeblatt
No. 37— 4o,S. 355fg; 363-365. 373-37 S^ 3^3" 3^S-)
Bibliographie. 341
Der Aufsatz zerfällt in 4Theile: Herder und Goethe als
Verbundene, Geschichte ihrer Entfremdung : tieferer Grund
ihres Bruches, Schluss. Der Verfasser will gegen Suphan und
Haym, die er mit hoher Achtung nennt, nachweisen, dass die
Trennung Beider nicht blos durch Herders griesgrämiges
Wesen und Benehmen, durch äussere Veranlassungen bedingt
ist, sondern »die nach dem Bruch wiederkehrende strebende
Unruhe und Unbefriedigtheit Herders, sein Rückfall in Innern
Zwiespalt, sein Verzicht auf harmonisches Zusammenwirken
mit den in der Welt der schönen Harmonie sich abschliessenden
grossen Dichtern, dieser Bruch war doch zugleich, wie Treue
gegen seine beste Natur, so Consequenz seiner Stellung im
Christenthum«.
Goethes Minchen. Auf Grund ungedruckter Briefe geschildert
von Karl Theodor Gaedertz. Mit dem bisher unbe-
kannten , von Johanna Frommann gemalten Porträt
Wilhelmine Herzliebs und Facsimile. Bremen. E. Ed.
Müller, XI und 153 SS.
Wichtig wegen der Mittheilung zweier Briefe der Johanna
Frommann, und vier der Wilhelmine an Christiane Selig später
vermählte Albers. Die ersteren, aus dem Jahre 1812 und 1828.
handeln über Wilhelminens Verlobung und ihren geistigen Zu-
stand, die ersteren aus den Jahren 1S06, 7 und 8, die drei ersten
aus Jena, der vierte ausZüllichau, geben höchst wichtige Beiträge
zur Kenntniss des innern und äussern Lebens der Briefschreiberin,
der Ereignisse in Jena, der Personen, die im Frommannschen
Hause lebten und verkehrten. Der Versuch des Herausgebers,
aus den Briefen eine Leidenschaft der Schreiberin für Goethe
herauszudeuten und in der Schilderung der Ottilie Wilhelminens
Character und Eigenschaften bis ins Einzelnste wiederzufinden,
erscheint mir verkehrt. Am Wichtigsten ist eine Stelle im
Briefe vom 10. Febr. 1808 über Goethe, die so lautet: »Diesen
Winter haben wir im Ganzen recht froh zugebracht, ohne
grade viele Menschen zu sehen. Goethe war aus ^^'eimar
herübergekommen, um hier recht ungestört seine schönen Ge-
danken für die Menschheit bearbeiten zu können, und so
denen, die sich so sehr bemühen immer besser zu werden,
auf den rechten Weg zu helfen und ihnen Nahrung für Kopf
und Herz zu verschaffen. Er wohnte im Schloss, zu unserer
grossen Freude, denn wenn wir seiner Wohnung nicht so
nahe gewesen wären, wer weis ob wir ihn dann jeden Abend
gesehen hätten, denn er muss sich doch auch ein bischen
nach seiner Gesundheit richten, die zwar jetzt im sehr guten
Gleise ist. Er war immer so heiter und gesellig dass es einem
342 Bibliographie.
unbeschreiblich wohl, und doch auch weh in seiner Gegen-
wart wurde. Ich kann Dir versichern, liebe, beste Christiane,
dass ich manchen Abend, wenn ich in meine Stube kam und
alles so still um mich herum war, und ich überdachte was
für goldne Worte ich den Abend wieder aus seinem Munde
gehört hatte, und dachte was der Mensch doch aus sich machen
kann, ich ganz in Thränen zerfloss und mich nur damit be-
ruhigen konnte, dass die Menschen nicht alle zu einer Stufe
geboren sind, sondern ein jeder da, wo ihn das Schicksal
hingeführt hat, würken und handeln muss wie es in seinen
Kräften ist, und damit Punktum«.
Minchen Herzlieb, Biographische Notiz mit Porträt. Garten-
laube 41.
Heinrich Düntzer : Die Dichterin Anna Amalia v. Imhoff zu
Weimar. (Westermanns Monatshefte, 31. Jahrg. 364. H.
S. 526-541.)
Fortsetzung des G.-J. VIII, 316 erwähnten Aufsatzes.
Gelegentlich Polemik gegen die Hypothese, A. v. Imhoff sei
die Eulalia in den »guten Frauen« vgl, G.-J. VI, 412 und
nochmalige Auseinandersetzung über das »Mittwochskränzchen«
vgl. G.-J. V, 333 ff. VI, 59 ff.
Jakob Pjaechtold : Der Apostel der Geniezeit. Nachträge zu
H. Düntzers »Christoph Kaufmann« (Archiv für Lite-
ratur-Geschichte 15 Bd. 2 H. S. 161— 193.)
S. 164 Auszug aus Ch. Kaufmanns und Ehrmanns »Allerlei«
1776 heftig gegen die Schrift »Menschen, Thiere und Goethe«,
eifriges Eintreten für Letztern. — Die ganze Mittheilung
Baechtolds enthält sehr merkwürdige und wichtige Akten-
stücke über Kaufmanns inneres und äusseres Leben, aber nichts
auf Goethe Bezügliches.
Lenz, CJoethe und Cleophe Fibich von Strassburg. Ein ur-
kundlicher Commentar zu Goethes Dichtung und Wahr-
heit, mit einem Porträt Aramintas in farbigem Licht-
druck und ihrem Facsimile aus dem Lenz-Stammbuch
von Dr. Joh. Froitzheim , Oberlehrer an der Neuen
Realschule in Strassburg. (P>eiträge zur Landes- und
Volkskunde von Elsass-Lothringen, IV. IL Strassburg.
J. H. E. Heitz (Heitz Ä: Mündel). 1888.
S. II. Stolzius in Lenz' »Soldaten«, Vorbild für Ikaken-
l)urg in »Egmont« (V), angebliche Parallele zwischen einer Stelle
Bibliographie. 343
in Egmont und einer in Lenz' Tagebuch. S. 12 fg. Lenz und
Goethe, Lenz in Weimar. — Der Haupttheil des Buches ist
dem Nachweis gewidmet, dass das Mädchen, von dem Goethe
(W. u. D. XIV, Hempel 22, S. 145) als der Geliebten des
Barons v. Kleist spricht, Susanne Cleophe Fibich (geb. 13. Nov.
1754, gest. 24. Dez. 1820) war, Tochter eines angesehenen
Strassburger Bürgers und Juweliers, welche von dem Baron
ein förmliches Eheversprechen erhalten hatte. Sie soll eine
Jugendfreundin der Friderike Brion, Goethe scheint mit ihrer
Familie bekannt gewesen zu sein. Sie ist die Verfasserin des
Gedichts in Lenz' Stammbuch, — vgl. G.-J. V, 394. — S. 64,
A. I. Mittheilung einer Stelle eines Briefes von Frl. König
an Madame Hesse, Buchsweiler, 14. Juni 1775, vgl. oben S. 119.
Der Anhang S. 88 ff. »Das echte Goethe-Haus am Alten
Fischmarkt No. ;^6 in Strassburg«, nicht No. 16 oder No. 80,
wie man früher behauptet hat. Goethes Hauswirth war Johann
Ludwig Schlag.
Albert Bielschowsky : Goethes Lili. (Westerrnanns Monatshefte.
LXIL Heft 371. August, S. 593 — 608.)
Versuch einer Reconstruction von Lilis Bild gegenüber
den Anklagen der Goethe-Biographen. Coketterie und Launen-
haftigkeit werden ihr abgesprochen. Der Grund des Bruches
sei in Goethes unüberwindlichem Freiheitsdrang zu suchen.
Elisabeth Schönemann , Baronne de Türckheim. La Lili
de Goethe 1758— 181 7. (La revue nouvelle d"Alsace-
Lorraine VII, 5.)
Ende Januar hielt Pfarrer Dr. Dechent im Verein für Geschichte
und Alterthumskunde in Frankfurt a. M. einen Vortrag
»Pfarrer Passavant, der Jugendfreund Goethes nach
handschriftlichen Aufzeichnungen«. Der Vortrag über
Jakob Ludwig Passavant 17 51 — 1826 illustrirt durch
Briefe hervorragender Zeitgenossen: Lavater, Leisewitz
u. A. und Passavants Album, das Inschriften und Zeich-
nungen enthält, soll gedruckt werden.
Rudolf Schmidt : Fra Liv og Literatur. Syv foredrag. Kjoben-
havn. Otto B. Wroblewskis Verlag. 226 SS.
Die zwei letzten dieser sieben Vorträge beschäftigen sich
mit Goethe. S. 125 — 207 : Shakespeare og Goethe und Goethe
og Ohlenschlaeger. Den Schluss des Buches macht eine dänische
344 Bibliographie.
Übersetzung der im G.-J. VIII, S. ii — 20 abgedruckten Briefe
Oehlenschlaegers an Goethe mit einzelnen Anmerkungen und
einer Vorrede, die sich gegen meine Anmerkungen zu diesen
Briefen (a. a. O. S. 106, 107) richtet. (Vgl. oben S. 304.)
Friedrich Overbeck. Sein Leben und Schaffen. Nach seinen
Briefen und andern Documenten des handschriftlichen
Nachlasses geschildert von Margaret Howitt. Heraus-
gegeben von Franz Binder. In zwei Bänden. Erster
Band 1789 — 1833. Mit Overbecks Jugendbildniss und
zwei Stichen. Zweiter Band 1833 — 1869. Mit Over-
becks Bildniss, einem Facsimile und fünf Stichen. IX, 562,
VII, 451 SS. Freiburg i. Br. Herder. 1886.
I, 282: Overbeck gewinnt (1807) in Weimar die: Zu-
neigung Goethes, den er als den »universellsten und klarsten
Mann seiner Zeit« bewunderte und bis an sein Ende als
grossen Meister hochhielt. I, 362 — 368 : Christian Schlosser
schreibt 18. September 181 3: er habe Overbecks Zeichnungen
»Speisung der Hungrigen« an Goethe geschickt. Später
schreibt derselbe »Goethe hat . . sich mit innigster Rührung
und Freude geäussert. Sie waren ihm so lieb, diese Blätter,
dass er sie nicht von seinem Schreibtisch hat lassen mögen,
und nun noch mag er was er hat, nicht zurücksenden«.
181 5 berichtet er über Goethes Aufenthalt in Frankfurt und
sagt: »Wie liebt er Euch (Overbeck und Cornelius) und
sieht Eurer Ernte entgegen«. Mittheilung der (bekannten)
Äusserungen Goethes an Boisseree; Meyers Aufsatz (181 7) und
Goethes volle Billigung desselben.
Julius Duboc : Goethe und Plessing. (»Die Gegenwart« No. 39,
S. 201 — 203.)
Wiederholung längstbekannter Angaben ohne irgend einen
neuen Zusatz.
Christian Daniel Rauch. Von Friedrich und Karl Eggers.
Vierter Band zweite Hälfte, Schlusslieferung. Berlin
C. Dunckers Verlag (C. Heymons), XVII und S. 167
bis 470.
S. XIII: Aus einem Briefe Rauchs an Goethe (i. Nov.
1824J Mittheilung über eine 181 6 in Italien lebensgross in
Marmor ausgeführte (}rupi)e eines Adlers im Kampf mit einer
Schlange. S. XIV : Erwähnung eines Briefes Rauchs an Goethe
28. Okt. 1827. S. XV: Notiz aus einem Briefe Rauchs an
Goethe über Herstellung von Medaillen durch Guss. S. 188
Bibliographie. 345
bis 233: »Entwurf zu einer Schiller- und Goethe - Gruppe«.
Sehr merkwürdige und neue Mittheilungen über die Entstehung
des Denkmals in Weimar, die Vorgeschichte des Denkmals,
SchöUs und Rauchs Briefwechsel, Verhandlungen mit München,
Berlin, Weimar, Verhandlungen, die für Kunstauffassung jener
Zeit von höchstem Interesse sind, aber hier nur erwähnt, nicht
ausgeführt werden können. — Von dem Rauchschen Entwurf
der Gruppe gibt es zwei Skizzen: die im Rauchmuseum und
die in Zarnckes Besitz (vgl. G.-J. VIII, 321). Eggers gibt nicht
zu, dass letztere die definitive, sondern nur eine flüchtige und
leichtere Überarbeitung der erstem sei. — IV, 372: Erwähnung
einer Kreidezeichnung Rauchs, die Goethe durch Schmeller
für sein Album machen Hess.
Friederike, Gräfin von Reden, geb. Freiin Riedesel zu Eisen-
bach. Ein Lebensbild nach Briefen und Tagebüchern
von Eleonore Fürstin Reuss. Mit einem Porträt in
Farbenlichtdruck und zwei Ansichten. 2 Bände. Berlin.
Wilh. Heitz 1888. VII, 509, VII, 468 SS.
Die Schreiberin (geb. 1774, gest. 1854) könnte als Ver-
treterin der Goethe fernen Kreise angeführt werden. Sie reist
durch Weimar (Nov. 1801) und berichtet (I, 95): »Durch
Weimar reisend, haben wir dem Hof einen Tag gewidmet,
wo man sehr höflich und zuvorkommend ist. Ich habe Wieland,
Schiller und Kotzebue gesehen. — Sie haben ohne Zweifel
des Letzteren neuestes Werk gelesen, das man sich hier aus
den Händen reisst, und das aller Welt den Kopf verdreht : —
es ist in der That sehr interessant«. Also Goethe wird nicht
erwähnt. — Ferner: Die Herausgeberin bemerkt 1844 (II, 378)
bei dem Tode des der Gräfin sehr befreundeten Fritz v. Stein
»Eigenthümlich : ein Zögling Goethes, ein Kind jenes genialen
Musensitzes Weimar — Hausfreund in Buchwald ! «
Trotzdem stand ihre Familie mit Goethe in Beziehung.
Denn sie schreibt an Caroline Itzenplitz (30. Nov. 181 7,
I, 292), Julie V. Egloffstein theile ihr mit: »Goethe rechnet,
sagte er mit warmem Eifer und wahrer Innigkeit, die nähere
Bekanntschaft mit Graf Reden zu den seltensten und liebens-
würdigsten Erscheinungen seines Lebens, und sagte mir noch
gestern buchstäblich: »Ich habe ihn nicht nur gekannt —
ich habe ihn geschätzt, geliebt und die herrlichsten Tage
und Nächte an seiner Seite verlebt — denn wir sind zusammen
gereist — und doch vermag ich nicht, ihn als Bild zu ge-
stalten, noch mit wenigen Worten zu sagen, luie er eigentlich
war, auf welche Weise er sich im Leben bewegte, welche
Anmuth und Würde ihn umkleidet hat : denn das war eben
34^ Bibliographie.
das Ausgezeichnete bei ihm, dass keine Eigenschaft hervor-
stechender schien, als die andere, sondern alle sich in gleichem
Grade in ihm entwickelt und ausgebildet hatten zu einer
seltenen Grösse«.
Adolf Kohut: Goethe und Schiller in Dresden und die Guste
von Blasewitz. (Siegfried No. i.)
Goethe und Spinoza. (Populär-wissenschaftliche Monatsblätter,
herausgegeben von A. Brüll, Frankfurt a. M. No. 3.)
Goethe und Frau v. Stein von E. Adler, Leipzig und Wien,
Toeplitz und Deuticke. 16 SS.
Der Aufsatz — Separatdruck aus der »Deutschen Wochen-
schrift« — will erweisen, dass Frau v. Stein der Liebe Goethes
nicht werth' war und Ansprüche an ihn stellte, die er nicht
erfüllen konnte.
Dav. Asher : Goethe und Tennyson. (Wissenschaftliche Beilage
zur Leipziger Zeitung No. 82.)
Ein Frankfurter Goethe- Album. Mitgetheilt von Dr. V. Valentin
und Dr. R. Jung. (Berichte des Freien Deutschen Hoch-
stifts, in Frankfurt a. M. 1888, H. i, S. 90 — 106.)
Inschriften folgender Männer : A. Boeckh (über »Epi-
menides«), C. G. Ehrenberg, J. H. Fichte, Ed. Gerhard,
G. G. Gervinus, Joh. Freiherr v. Hammer-Purgstall, K. J. A.
Mittermaier, Fr. v. Raumer, A. Schopenhauer [bereits ge-
druckt Parerga und Paralipomena II, S. 2i2ff], K. Zell. Sie
rühren alle aus den Jahren 1849 und 1850 her und bilden
den Anfang eines gescheiterten Unternehmens, ein Goethe-
Album zu schaffen, »in welchem die hervorragendsten Männer
der Wissenschaft in Deutschland eigenhändig auf ein ihnen
zu diesem Zwecke zugesandtes Blatt einen auf Goethe be-
züglichen Ausspruch niederschrieben«. Die Blätter sollten
autograjjhirt werden. Die wenigen erhaltenen sind im Besitze
des Herrn Kammerherrn H. v. Donop in Frankfurt a. M.
D. STELLUNG ZUR WISSENSCHAFT UND KUNST.
Goethes Verhältniss zur Geschichte und Politik. Von Professor
Dr. Albert Lüttge. (Programm des k. Kaiserin-Augusta-
Gymnasiums in ("harlottenburg XVIII.) 29 SS. in 4°.
Bibliographie. 347
Goethe als Geschichtschreiber, Biograph, Literarhistoriker;
seine Urtheile über Werth und Bedeutung der Geschichte für
unser Geistesleben : Methode der Geschichtschreibung, Kritik,
poetische Auffassung ; Bemerkungen über einzelne Zweige
und Perioden: griechische, römische, Reformation, Friedrich
der Grosse. Politik : französische Revolution, Kriege, besonders
Befreiungskriege, Royalismus, Verfassungsleben, Ansichten über
die zukünftige Gestaltung Deutschlands.
Ludwig Geiger: Die Juden und die deutsche Literatur, i. Goethe
und die Juden. (Zeitschr. für die Gesch. der Juden in
Deutschland, i. Bd. 4. H. S. 321—365.)
I. Goethe und das A. T. Persönliche Bekanntschaft und
Correspondenz mit Juden und Jüdinnen ; Schilderung dreier
Besucher : B. V. Ephraim, David Veit, Felix Mendelssohn-
Bartholdy. 2. Goethe über jüdische Vorgänge, z. B. die Frank-
furter Stättigkeit von 1807, Briefwechsel mit Bettina, Verhältniss
zu Moses Mendelssohn, Laz. Bendavid, Sal. Maimon. 3. Goethe
in seinen Gedichten, Dramen, Romanen, Sprüchen über Juden,
ausführlich über »Der ewige Jude«. 4. Jüdinnen über Goethe:
Dorothea Schlegel, Henriette Herz, Rahel Levin. 5. Börne,
Heine, Ed. Gans über Goethe. — In den Excursen werden
einzelne Nachträge gegeben ; ferner wird (nach mündlicher
Tradition) von einem Besuche der Frau Dr. Johanna Veit, geb.
Elkan aus Weimar bei Goethe erzählt und Auszüge aus un-
gedrucken Briefen David Friedländers an Zelter mitgetheilt.
Rechtsstudium und Prüfungsordnung. Ein Beitrag zur preus-
sischen und deutschen Rechtsgeschichte. Von L. Gold-
schmidt. Stuttgart, F. Encke.
Schliesst mit dem tiefsinnigen Spruch Goethes: »Es ist
nichts gross als das Wahre und das kleinste Wahre ist gross«.
S. 140 und 383 (A. 254) über Goethe als Jurist nach seinen
Process-Schriften und seinen juristisch-staatswissenschaftlichen
Besprechungen.
K. : Goethe über Mozarts Don Juan. (Berliner Tageblatt,
28. Okt. No. 547.)
Auszüge aus den Briefen an Schiller, den »Annalen« und
Eckermanns Gesprächen.
Alfred Biese : Die ästhetische Naturanschauung Goethes in
ihrenVorbedingungen und in ihren Wandlungen. (Preuss.
Jahrbücher Bd. LLX, S. 542-558, Bd. LX, S. 36-56.)
348 Bibliographie.
I. Sprachliche Neubildungen zum Ausdruck der Naturer-
scheinungen. Gleichnisse , Metaphern. Die Wandlungen in
seinem dichterischen Verhältniss zur Natur: i. innige Wechsel-
beziehung (Liebe und Natur, Jugendgedichte, »Werther«).
2. Poetischer Pantheismus »Faust«. 3. Maßvollere, seelenvolle,
gedankenreiche Naturanschauung seit der Schweizerreise 1775.
4. Betrachtungsweise des Naturforschers und des scharfen Be-
obachters aller realen Dinge seit der italienischen Reise.
Die Entwickelung des Naturgefühls im Mittelalter und in der
Neuzeit von Alfred Biese. Leipzig, Veit & Comp.
1888. VIII und 460 SS.
S. 371 — 406 Wiederabdruck (erweiterter V) der eben an-
geführten Aufsätze. — Auch sonst wird Goethe mehrfach er-
wähnt. S. 143, 148 einzelne Analogieen zwischen Goethe und
Petrarca z.B. »Ich denke Dein« mit Canzone XV, 2; »Kennst
Du das Land« mit einer andern (nicht besonders angeführten)
Canzone. S. 321: Klopstock und Goethes Naturschilderung.
Goethe als Pädagog von Adolf Langguth. Halle a. S. Max
Niemeyer. XII und 205 SS.
Ergänzung zu dem frühern Werke desselben Verfassers
G.-J. VIII, 318. (Leider ohne Inhaltsverzeichniss und mit sehr
heftigen Ausfällen gegen Suphan, Vorrede und S. 105 A.)
Bespricht ausführlich Goethes erziehliche Thätigkeit von den
Beziehungen zu Lottes Geschwistern bis ins höchste Alter : sehr
eingehend über Fritz von Stein. Erziehliches Verhältniss zu
Karl August. Pädagogische Bemühungen für die Kinder seiner
Freunde, für arme Jungen, die ihm empfohlen wurden, Be-
sorgung von Hauslehrern für Söhne seiner Freunde. Zum
Schluss: Erziehung von Goethes Sohn und Goethes Enkel.
Gelegentlich wird dargethan, dass der unbedingte Erfolg von
Goethes erziehlichem Wirken lag: in seiner Persönlichkeit
und in den erprobten Grundsätzen eines pädagogischen Genies.
F. Melzer: Nachtrag zu der Abhandlung über Goethes philo-
sophische Entwicklung im 22. Bericht der Philomathie
(23. Bericht der l^hilomathie in Neisse).
Carus Sterne: Die grosse Stufenleiter. Ein Capitel aus der
Geschichte der Ideen. 2. Von Leibnitz bis auf Kant
und Goethe. (Vossische Zeitung, Sonntagsbeil. No. 31.)
Ludwig Geiger: (loethe und die Renaissance. (Vierteljahres-
schrift für Cultur und Literatur der Renaissance, 2. Band,
Bibliographie. 349
2. — 4. Heft. S. 141 — 156, 297 — 319. Auch separat unter
dem ersten Titel, Berlin, A. Haack 36 SS.)
S. 315 — 319: Anmerkungen; das Übrige Abdruck eines
im Wiener Goethe-Verein gehaltenen Vortrages, i. Goethe
und die Kunst der Renaissance, hauptsächlich Stellung zu
Raphael und Dürer. 2. Sammlung von Kunstwerken vor, in
und nach Italien, Hinweis auf die Schätze des Goethe-National-
Museums, Goethes Benutzung der Kunstwerke in seinen
Dichtungen, besonders im Faust. 3. Betrachtung der Wissen-
schaft der Renaissance : Philosophie und Naturwissenschaft. Ab-
hängigkeit von denselben, Würdigung deutscher Humanisten,
Parallele mit Reuchlin. 4. Goethe und die Dichter der Re-
naissance: Joh. Sekundus , Stellung zu den Heroen der
italienischen Renaissance: Dante, Petrarca, Boccaccio. 5. Be-
schäftigung mit Persönlichkeiten der Renaissance: Hans v.
Schweinichen, Hans Sachs, Benvenuto Cellini, Schilderung der
Vertreter jener Zeit in Goethes Dramen, Goethe als Träger
der Ideen der Renaissance.
[Nachträglich bemerke ich zwei wichtige Stellen über
Goethes Verhältniss zu Giordanno Bruno, Briefe an Fritz
Schlosser i. Februar, 31. März 181 2, Fresesche Ausgabe
S. 44, 46.]
Stephan Waetzold: Goethe und die Romantik. (Berichte des
Freien Deutschen Hochstifts, Frankfurt a. M. 1888.
H. I, S. 6 — 30.)
Mittheilung von Briefstellen der Dorothea und Caroline
Schlegel über Goethe. Characterisirung der Aufsätze und
Gedichte der Brüder Schlegel über Goethe (im »Athenäum«).
Goethe und das Volkslied (»Des Knaben Wunderhorn«) und
die alt- und neudeutsche Kunst (»Nazarener«).
E. NOTIZEN VON GOETHES ZEITGENOSSEN ÜBER
GOETHE.
Deutsche Dichter von Gottsched bis auf unsere Tage in Ur-
theilen zeitgenössischer und späterer deutscher Dichter.
Von Dr. R. Mahrenholtz und Dr. A. Wünsche. Leipzig.
F. Brandstetter, 1888. VII und 399 SS.
Die Anordnung des Ganzen ist ziemlich chronologisch,
der Abschnitt »Goethe und Schiller« steht nach »Stürmer und
Dränger« und vor »Rührstücke und Possen«. Mitgetheilt werden
bei Goethe: Urtheile über die hauptsächlichsten seiner Werke,
^50 Bibliographie.
theils von Zeitgenossen aus den bedeutendsten der damaligen
Zeitschriften »Frankf. gel. Anz.«, »Mercur«, theils von Neueren
z. B. Gottschall, Freytag, Ludwig, Roquette. — Von Goethe
selbst werden Urtheile über A. v. Arnim, Basedow, Bürger,
Denis, Gleim, Günther, Hamann, Hebel, F. H. Jacobi, Jean
Paul, Klinger, Klopstock, Kotzebue, Lavater, Lenz, Lessing,
Merck, Moeser, Platen, Raumer, Ramler, Rückert, A. W.
Schlegel, Stilling, Tieck, Voss, ^^'ieland angeführt.
Die Table analytitjue der Bovetschen Sammlung. (Mittheilungen
für Autographensammler, herausgegeben von E. Fischer
von Röslerstamm, IV. Jahrgang No. 7, S. 66 fg.)
Gibt auch ein Verzeichniss der auf Goethe bezüglichen
Stücke der berühmten Sammlung. Hervorhebung verdienen :
ein Brief V. Hugos, in dem es heisst: »Wir werden von Faust
und Goethe plaudern. Ich liebe Goethe nicht. Der Mensch
verleidet mir den Dichter. Das feige Herz schmälert den
Geist« ; ein Brief Knebels in welchem er ablehnt Platens
»gläsernen Pantoffel« Goethe vorzulegen ; einBrief des 1 9jährigen
L. Tieck »Gestern habe ich Werther gelesen ; Goethe ist ein
Gott, es greift mich sehr an«.
Gesammelte Werke von Gustav Freytag. Sechzehnter Band.
Leipzig. S. Hirzel. 498 SS.
Enthält S. III — 154 unter den Lebensschilderungen die
1880 zuerst veröffentlichte aber uns damals entgangene Skizze
über Wolf Grafen Baudissin (1789 — 1878), den bedeutenden,
nicht allgemein nach Verdienst gewürdigten Übersetzer Shake-
speares und Molieres. 1809 (Pfingsten) besucht er mit dem
Juristen Hugo und dem Pädagogen Kohlrausch Goethe in
Jena. Unterhaltung über Musik, Goethe rühmt Fichtes Reden,
sagt von den Deutschen : »Brennholz ist in dieser Zeit ihnen
recht brav eingeheizt, aber es fehlt an einem tüchtig zusammen-
haltenden Ofen«. Er tröstet: »Das echt Schöne geht nie
unter, sondern lebt immer in der Brust weniger Guten, unaus-
löschlich wie das vestalische Feuer«. Von der Erscheinung
Goethes gibt B. eine begeisterte Schilderung, die mit den
Worten schliesst: »Und wie tritt er in die Stube, wie steht
und geht er, ein geborener König der Welt!«
P. J. Richter: Aus einem Briefe K. Bertuchs an Böttiger.
(Archiv für Literaturgeschichte XV, S. 447 fg.)
K. Berluch 21. April 1808. »Goethe denkt bald nach
Carlsbad zu reisen. Letzthin war er göttlich bei M""-' Schopen-
Bibliographie. 35^
hauer, wo er über Schillers Cyclus Wallenstein sprach, welcher
heute und den Sonnabend gegeben wird. »Freilich«, sagte
er unter anderm, »verlautet jetzt von dem guten Schiller, dass
er kein Dichter sey (dieses predigt Passovv seinen Primanern,
und stand 2 Schritte von Goethe), doch wir haben da so
unsere eigene Meinung darüber«. Mit dreimal caustischer
Lauge sprach er scherzend über die poetische Anarchie, wo
der neueste Dichter zum grössten ausgerufen werde, und kam
auf die Landshuter Erklärung (von Ast?), dass Friedrich
Schlegel zum Herkules unter den Dichtern proklamirt sey —
und jetzt anstatt mit dem Schlegel, mit der Keule herum-
wandle, von der als Epirescenz auch ein Ästchen bemerkbar
sey etc. etc. Kurz Goethe documentirte hier so ganz seine
hohe Meisterschaft, und Hess einmal hell sehen, wie er über
die Alfanzereyen der Zeit eigentlich denkt. Wenn er doch
öfters und auch öffentlich darinn wetterte, damit dem Unfug
etwas gesteuert werde. — Phöbus x\pollo erhalte uns noch
lange die wenigen altern Stammherrn unserer Literatur, die
mit jedem Peitschenhiebe die wahren bösen Stellen des lite-
rarischen Körpers zu treffen wissen. Doch das über Goethe
gesagte entre nous«.
J. Minor : Aus vergessenen Büchern. Garve über \\'erthers
Leiden. (Chronik des Wiener Goethe-Vereins No. 7,
S. 38 fg.)
Briefe von 1774 — 1778, zu dem ersten verweisen die
Herausgeber des Briefwechsels, Manso und Schneider, auf einen
inhaltlich ähnlichen Aufsatz Garves im »Philosophen für die
Welt«. — Die Briefe handeln ferner über Nicolais »Freuden«,
Lessings Stimmung über \\'erther und Stellung zu Goethe.
Gustav Karpeles: Heinrich Heine und Wolfgang Menzel. Mit
ungedruckten Briefen Heines. (Deutsches Montagsblatt,
Berlin 24., 31. Oktober.)
Brief Heines 12. Jan. 1828. Bedauert, dass seine Recension
über Menzels »Deutsche Literatur« noch nicht im »Hamburger
Correspondent« gedruckt ist. »Sollte vielleicht Zimmermann
[Redacteur des Hamburger Correspondent] weil er jetzt Vor-
lesungen über Goethe hält, dem Buche Feind sein?« Heine
schreibt 8. Mai 1828: »Als mich gestern Cotta frug, worüber
ich jetzt schreibe, und ich ihm Ihr Buch nannte, haben wir
lange darüber gesprochen und auch er (das »auch« bezieht
sich auf die Gegenwart der Frau v. Cotta) war der Meinung,
dass die Art, wie Sie über Goethe den Stab gebrochen, doch
352 Bibliographie.
zu hart sei, auf jeden Fall zu tadeln«. i6. Juli 1828: »In
Berlin hat man meine Ansichten über Goethe am feinsten
verstanden und Zeter geschrieen«. Wüthet gegen die Angriffe
Fr. Försters. »Förster ist ein jämmerlicher Patron und spielt
den Vertheidiger Goethes«.
Herders Briefwechsel mit Nicolai. Im Originaltext herausge-
geben von Otto Hoffmann. Mit einem Facsimile. Berlin.
Nicolaische Verlagsbuchhandlung, R. Stricker. VIII und
144 SS.
S. 102. Herder an Nicolai 14. Aug. 1773 »das vofi deut-
scher Art und Kunst — kann ich nicht recensiren. Recensirs
also wer will, und auch den Verfasser der Baukunst wer will —
es soll kein Meisterstück seyn, weder an Styl noch Inhalt:
sondern nur Zeichen, dem widersprochen werde, damit man
mehr werden könne. Dass übrigens der Verfasser ein Kopf
sey, zeigt, glaub ich, sein Götz von Berlichingen. Ich wüsste
nicht, welche Marionette von neuerem Kunstwerk (als solchem !)
ich für den Götz nehmen wollte«. Die ausführliche Antwort
Nicolais vom 6. Sept. 1773 zeigt, ohne grade auf die angeführten
Worte einzugehen , die grundsätzlich verschiedene Meinung
Nicolais. — S. 137 vermuthet der Herausgeber, dass Carolinens
Siegel der geschnittene Stein sei, für den sich Caroline bei
Goethe bedankt (G.-J. VIII, 27J.
Aus dem Briefwechsel der Lea Mendelssohn-Bartholdy. (Berliner
Börsen-Courier 21. April, nach der N. Fr. Pr.)
Zwei Briefe an Henriette Pereira geb. Arnstein in Wien; der
eine 18. Mai 1832 über Zelters letzte Tage und Tod; der andere
25. November 1822 über ihren Aufenthalt in Weimar. Im
letztern heisst es : »Dass Weimar der schöne Schlussstein war,
der das Ende unserer Reise krönte, weist du wohl schon liebe
Jette ! An Goethens und Schopenhauers machten wir unver-
gessliche herrliche Bekanntschaften. Mit inniger Mutterfreude
sah ich, dass Felix sich unter den vorzüglichen Menschen un-
gemein beliebt gemacht hatte, und gern verdankten die glück-
lichen Eltern ihm die ausgezeichnete Güte, mit der wir auf-
Ljenommen wurden. Goethe der Vornehme, Hohe, Ministerielle,
an dem Würde, Adel, Ruhm, Dichterglanz, Genie und Inge-
niosität jeder Gattung eine blendende Strahlenkrone bilden,
vor der gemeine Sterbliche erbangen, ist so gütig, mild, freund-
lich, ja eigentlich väterlich gegen den Knaben, dass ich nur
mit innigstem Dank und freudiger Rührung mir diese be-
glückenden Bilder zurückrufen kann. Stundenlang sprach er
mit meinem Manne über Felix. Herzlich lud er ihn ein.
Bibliographie. jcj
wieder längere Zeit bei ihm zu wohnen, mit sichtlichem Wohl-
gefallen ruhte sein Blick auf ihm, und sein Ernst verwandelte
sich in Heiterkeit, wenn er nach seinem Sinne phantasirt hatte.
Da er gctvökuliche Musik nicht liebt, war sein Piano seit
Felixens Abwesenheit fast unberührt geblieben, und er öffnete
es ihm mit den Worten: »Komm" und wecke mir all' die «-e-
flügelten Geister, die lange darin geschlummert.« Und ein
andermal : »Du bist mein David ! Sollte ich krank und traurig
werden, so banne die bösen Träume durch dein Spiel, ich
werde auch nie, wie Saul, den Speer nach dir werfen.« Felix,
der sonst ziemlich gleichgiltig gegen Lob erscheint, ist mit
Recht auf Goethens Neigung stolz, und solch Gefühl kann
ihn nur veredeln und erheben. Auch g^gtn Fanny war er
sehr gütig und herablassend; sie musste ihm viel Bach spielen,
und seine von ihr componirten Lieder gefielen ihm ausser-
ordentlich, sowie es ihn überhaupt erfreut, sich in Musik ge-
setzt zu hören. Sein Haus ist ein wahrer, würdiger Tempel
der Kunst und des Geschmacks. Gott erhalte ihn uns Deut-
schen noch lange !«
Garlieb Merkel über Deutschland zur Schiller -Goethe -Zeit
(1797 — 1806). Nach des Verfassers gedruckten und
handschriftlichen Aufzeichnungen zusammengestellt und
mit einer bibliographischen Einleitung versehen von
Julius Eckardt. Berlin, Gebrüder Paetel, 11 und 208 SS.
Vgl. G.-J. VIII, 317. Die vorliegende Veröffentlichung
bietet gegenüber der an erster Stelle erwähnten viel Neues,
grosse Abschnitte über Berlin in den Jahren 1805 bis 1806,
über eine Reise nach Lübeck, über einen Aufenthalt in Leipzig,
über Weimarer und Jenenser Persönlichkeiten. Über Goethe
dagegen ist nichts Neues mitgetheilt ; ich finde daher keine
Veranlassung mein a. a. Orte gegebenes Urtheil zu ändern.
Robert Keil: Aus den Tagebüchern Riemers, des vertrauten
Freundes von Goethe. (Deutsche Revue, herausgegeben
von R. Fleischer, XII. Jahrgang. Jan., Febr., März,
Juli, Okt. S. 11 — 20, 173 — 181 278 — 28S 54 — 64,
39-47-)
Vgl. G.-J. VIII, 31 9 fg., woselbst irrthümlich XII. Jahrg.
für XI. gedruckt. Die dort im Titel erwähnte (aber nicht
analysirte) Mittheilung aus dem Okt. S. 20 — 38 enthält Aus-
züge aus dem Tagebuch des Jahres 1808: Besonders wichtige
Personalnotizen : Werner u. A ; Politisches ; Aufführung des
»zerbrochenen Krugs«. [Der Herausgeber geht in seinen An-
Goethf.-Jahrbvch IX. 2J
354 Bibliographie.
merkungen häufig zu weit. Überflüssiges und Bekanntes wird
breit mitgetheilt ; die von Riemer schon sonst gedruckten
Äusserungen werden wiederholt.] Carlsbader Aufenthalt [Silvie
V. Ziegesar.] 22. Aug. Riemer ermuntert zu einer Legende
über »Filippo Neri«. Manches über »Wahlverwandtschaften«
[Architekt Engelhart], classisch und romantisch Theaterintriguen,
Trennung des Schauspiels von der Oper.
Die drei ersten Hefte des 12. Jahrgangs enthalten die Aus-
züge aus dem Jahre 1809: Äusserungen über Sklaverei und Frei-
heit, Witz, Andeutungen über das Verhältniss Goethes zu seiner
Frau, Religiöses, Voltaire und die französische Literatur. Ein-
zelne Notizen aus Goethes Tagebuch : »Dünkelhafte Natur,
die dynamisch wirkt und atomistisch ergreift«. Auf Oken
oder auf Goethes Märchen bezüglich ? — Wahlverwandt-
schaften. — Leetüre altdeutscher Literaturwerke. — Mittheilung
einiger Briefe an Meyer vgl. Regesten. — Ausgeführter Ver-
gleich der Frauen und Franzosen. — 2. Aug. Goethes Hypo-
these, dass die Leidensgeschichte Jesu nach dem Vorbild ge-
wöhnlicher Hinrichtungen gemeiner Übelthäter von poetischen
Erzählern nachgedichtet worden. — Leetüre des Simplicissimus.
Oehlenschläger und dessen Verstimmung. 30. Sept. »Nach Tische
ein neues Trauerspiel durchgesprochen, das Goethe in petto
hat«. Spätere Bemerkung »scheint das altdeutsche zu sein,
dessen schon der Schillersche Briefwechsel gedenkt«.
Das Juli-Heft bringt den Anfang, das Oktober-Heft den
Schluss der Auszüge aus dem Jahre 181 o. 14. Jan. »Goethe
hatte in früherer Zeit ein Monodrama intentionirt : Nero,
wie er vor dem Volke agirt und wie er während dieser Zeit
die Nachricht von einer Verschwörung erhält«. 30. April 18 10
»Tagebuch«. »Das unter den Paralipomenis befindliche Manu-
script ist noch das von meiner Hand und scheint keins
weiter zu existiren, sonst würde Goethe dieses genommen
haben. Wahrscheinlich als sujet de caution scheint er es
von niemand weiter haben kopiren zu lassen«. Juni in
Carlsbad: manche Gedichte, \Vanderjahre , »Schema zur
Biographie«. Ausführlich über den Carlsbader Aufenthalt,
die persönlichen Begegnungen daselbst. Von Arbeiten wird
die Tabelle der Tonlehre erwähnt. — Die Princess Solms
fordert zur Fortsetzung der »Pandora« auf; »Goethe hat in
der Pandora die Naturschreie (les cris de nature) getroffen,
die auch gleich anerkannt und verstanden werden«. 28. Sept.
Unterhaltung über Literatur »und das Verderben, das durch
Heyne (!) und Fr. Schlegel unter die jungen Leute gebracht
worden«. 23. Okt. 5. Nov. Gespräche über deutsche I-iteratur
des 18. Jahrhunderts und ihre verschiedene Einwirkung.
13. Nov. Über die Aufführung und Besetzung des »Faust«.
Bibliographie. 355
Robert Boxberger : Vier Briefe Schillers. Böttigers Briefe an
Schiller. (Archiv für Literatur-Geschichte XV, S. 296
bis 309.)
S. 299 13. April 1805 an Fritz v. Stein: Über Goethes
sehr harte Krankheit, Böttiger erwähnt (S. 299, 302) Briefe
Goethes an ihn (17. Aug. 1797, 8. (?) Nov. 1797, 17. Okt.
1797 (S. 301). Böttiger übersendet in Goethes Auftrage Hermann
und Dorothea und will öffentlich etwas über die »hörbaren
Schönheiten« des Werkes sagen.
Briefe von Friedrich Schlegel. Mitgetheilt von L. Lier.
E. Schmidt, J. ISIinor. (Archiv für Literatur-Geschichte.
XV, s. 398-442-)
S. 421: Schlegel an Böttiger 11. April 1797: »Was Sie
mir von Goethe schreiben, war mir sehr angenehm, und ich
danke Ihnen bestens für die Mittheilung. Ich hatte schon hier
aus einigen Gesprächen mit ihm ersehen, dass er sich für
meine Studien interessirt, und auch meinen ersten Versuch
gelesen hat. — Es ist mir ungemein erfreulich, gerade durch
diese Stimme die Bestätigung zu erhalten, dass ich obwohl
ein Laye in der Kunst, doch nicht ganz ohne allen Beruf
über dieselbe schreibe«.
A. Wohlwill : Neue kleine Beiträge zur Kenntniss Chr. F.
D. Schubarts. (Archiv für Literatur-Geschichte. XV.
H. 2, S. 126 — 160.)
S. 152 fg. Schubart an Kayser, 6. Okt. 1776: Schlimme
Gerüchte über Goethe, »ich weiss dass Alles erlogen ist ;
aber bersten möcht' ich vor Zorn, dass es solche niederträch-
tige Schurken giebt, die, wenn sie dem grossen Mann nicht
änderst beikommen können, ihm ... ins Gesicht springen«.
Victor Kiy : Vier Briefe Varnhagens an Heinrich Viehoff über
Goethe. (Deutsche Revue. Okt. S. 105 — 112.)
Die Briefe aus den Jahren 1846 bis 1848 behandeln
chronologische Bestimmungen einzelner Gedichte. Varnhagen
vertheidigt die Berechtigung der Anmerkungen zu den deut-
schen Classikern, lobt die Viehoffsche Goethebiographie, spricht
über das Verhältniss Goethes zu Frau v. Stein und zu Corona
Schröter.
Briefe von Ch. F. Weisse an K. W. Ramler, mitgetheilt von
K. Schüddekopf. (Archiv f. d. Stud. neuerer Sprachen.
LXXIX. Bd. 2. u. 3. H.)
23*
^^6 BlBLIOGRAPHlH.
S. 209. Leipzig, 20. Febr. 1775. »Sehr angenehm ist
mir Lessings Donnereifer wider das itzige Goethisiren und
Lenzisiren gewesen. Man könnte in der That diesen Herrn
die Freude gönnen, mit so leichter Mühe Trauerspieldichter
zu werden, wenn sie nicht mit soviel Stolz auf alle ihre Brüder
herabsähen und den Geschmack des unbefestigten deutschen
Publikums ganz nach sich rissen. Ich wünschte, dass Lessings
Eifer einmal losbrach : denn er hat noch eine ziemlich auf-
fallende Stimme«.
B. Seufferts Anzeige von R. Keil : Wieland und Reinhold.
(Anzeiger f. d. Alterth. XIII, 259 — 291.)
S. 281 : Wieland an Reinhold 4. November 1796. »Der
neue Schillersche Musenallmanach ! Lieber Gott wie schimpfend
und wie schimpflich. Freylich züchtiget er manchen Wicht
— Aber warum mit Knotenstockprügeln und Kothwürfen,
da den Verfassern doch die Geisel des Archilochus zu Geboth
gestanden hätte? Göthe hat seinem [!] bekannten Muthwillen
spielen lassen. Aber Schiller hat sich an Nikolai, Manso,
Jakobs, Jakob u. a. m. wegen Recensionen gerächt ! ! — LTnd
Avie viel plattes, stumpfes, bleyernes Geschoß hat sich nicht
unter die Pfeile des Apolls eingemengt. Am meisten verdrüßt
mich daß Wieland hier gelobt wird!«
S. 282: Reinhold an Wieland 16. März 1801. »Die neueste
Philodoxie wird nun durch Schelling, Schlegel, Schad und
Niethammer, viermal und in viererley Variationen in Jena in
besonderen Vorlesungen vorgetragen. Man würde im übrigen
Teutschland Mühe haben zu begreifen wie dieses nach Fichtes
Verabschiedung möglich wäre — wenn man nicht wüßte, daß
diese Philodoxie den Wilhelm Meister als eine der drey großen
Tendenzen des Zeitalters — der reinen Ichlehre an die Seite
stellt und den Ruhm von (ioethes Kunst als der Einzigen, an
das Schicksal der Ichwissenschaft als der Einzigen zu knüpfen
die Geschicklichkeit gehabt hat«.
m. Vershiedenes.
A. BILDER, S T A T U E N etc.
Hugo von Donop: Ein neues Goethe-Bildniss. (Berichte des
Freien Deutschen Hochstiftes zu Frankfurt a. M. 1888.
H. I. S. 88—89.)
Mittheilung über eine Goethesche Federzeichnung (jetzt
im Besitze des Hochstiftes) , eine gebirgige Landschaft mit
Bibliographie. 35'
Nadelholz, auf deren Rückseite von Goethes Hand: Caiis-
bad, Mai 181 2. G. Diese Zeichnung schenkte Goethe der
Fürstin Philippine Colloredo -Mansfeld (1776— 1842) gleich-
zeitig mit einer Bleistiftzeichnung, die in verkleinerter Repro-
duction wiedergegeben ist. Sie wurde gleichfalls 181 2 von
X. M. Cäsar von Schönberg- und Rothschönberg angefertigt :
»Brustbild, halb nach links gewandt, der vorgebeugte, ein
wenig nach rechts gekehrte und gesenkte Kopf mit sinnendem
geistvollem Ausdrucke der Augen. Das etwas kurze unregel-
mäßige Haar, nach oben und an den Seiten zurückfallend,
lässt die hohe Stirn frei, der Rock mit breiten Reversen
ist am Ende derselben geschlossen und bis zu diesen sicht-
bar Hals- oder Westenkragen«.
Franz Thimm: Goethe in the British Museum. (The library
Chronicle vol. IV, No. 43, p. 116.)
Beklagt, dass keine deutsche Bibliothek eine vollständige
Goethebibliothek enthalte und rühmt, ohne ins Einzelne ein-
zugehen, den Reichthum des British-Museum an gedruckter
Goethe-Literatur. Auch sei daselbst eine Sammlung von
200 Stichen Goethes und der Seinen.
Zeitungsnachrichten zufolge (Nov. 1887) haben die Sub-
scriptionen der deutschen Bewohner Philadelphias für ein im
dortigen Fairmount-Park neben dem bereits von ihnen errichteten
Schiller -Monument aufzustellendes Goethedenkmal so viel
ergeben, dass demnächst der Grundstein gelegt werden wird.
B. DICHTUNGEN ÜBER GOETHE, COMPOSITIONEN,
PARODIEEN.
Die Rose von Sesenheim. Eine Erzählung aus Goethes Liebes-
leben, von Arthur Zapp. Berlin. Verlag von S. Cron-
bach. 160 SS. in 16°.
Halb aus »Dichtung und ^Vahrheit«; halb nach freier
Erfindung. Friderike hat einen abgewiesenen Bewerber im
Amtmann Schübler ; Weyland zwingt Friderike zum Verzicht
auf Goethes Liebe durch Vorlesung eines Mahnbriefes des
alten Herrn Rath ! Friderike singt 1771 »Gefunden« (ge-
dichtet 1789) und singt: »Ufm Bergli bin ich gesessen«,
zuerst componirt 1811, und vieles Ähnliche!
Historisches und systematisches Verzeichniss sämmtlicher Ton-
werke zu den Dramen Schillers, Goethes, Shakespeares,
558 Bibliographie.
Kleists und Körners. Nebst einleitendem Text und
Erläuterungen für Darsteller, Dirigenten, Spieler und
Hörer der Werke, unter besonderer Berücksichtigung
der Zwischenaktsmusik bearbeitet von Albert Schaefer.
Leipzig K. Meisenburger 1886. VIII, 192 SS.
S. 86—125: Goethe. Die Dramen werden in chrono-
logischer Reihe geordnet; auch ungedruckte, nur aus Zeit-
genössischen Nachrichten bekannte Compositionen werden
genannt. Das Verzeichniss beginnt mit 4 solcher ungedruckter
Compositionen zu »Götz« von Haydn, J. F. Reichardt, F. L.
Seidel , K. W. Henning. Der am häufigsten zu nennende
Goethe-Componist ist Reichardt. Der ausführlichste Artikel
ist der über Beethovens Egmont-Musik. Die Mittheilungen
zeigen einen überraschenden Reichthum. »Claudine von Villa-
Bella« ist II, »Jeri und Bätely« 12 mal componirt. Am
häufigsten haben die Musiker ihre Kräfte an »Faust« versucht.
Neben 10 vollständigen Faust-Musiken stehen 18 Ouvertüren,
Symphonieen, Opern. Ausserdem sind einzelne Lieder aus
dem »Faust« häufig besonders componirt worden ; »der König
in Thule« z. B. 10 mal.
C. GOETHE -ARCHIV UND GOETHE - NATIONAL-
MUSEUM.
C. Ruland: Das Goethe - National -Museum zu Weimar. Mit
Illustrationen von H. Dietrichs. (Deutsche illustrirte
Zeitung. 3. Jahrg. No. 54, 20. Aug. S. 545 — 547-)
Beschreibung des Goethehauses, der einzelnen Zimmer
und ihres wesentlichsten Inhalts. Die Illustrationen schliessen
sich recht passend der knappen authentischen Schilderung an.
\V. Lübke : Die Schätze des Goethe-Hauses in Weimar.
(Allgemeine Zeitung, Beilage No. 57.)
W. Lübke : Die Weimarer Kunst-Schätze.
(»Nord und Süd« April.)
Julius Wähle : Goethe als Kunstsammler.
(Vossische Zeitung, Sonntagsbeilage No. 27.)
Die Schätze des Goethe-National-Museums in Weimar. 60 photo-
graphische Aufnahmen nach den Originalen in Licht-
Bibliographie. 359
druck. Einleitung und erläuternder Text von Director
Geh. Hofrath C. Ruland. Mit höchster Genehmigung
im Auftrage des grossherzoglichen Staatsministeriums
unter Leitung der Direction, herausgegeben von Louis
Held, Hofphotograph in Weimar. Verlag von L. Held
in Weimar und A. Titze in Leipzig, kl. fol.
Die erste Lieferung enthält Goethe-Porträts von Angelika
Kauffmann, Christiane, Kreidezeichnung von F. Bury, Frau
Rath, Relief von J. P. Melchior, Marianne Willemer, Kreide-
zeichnung von D. Raab (?). Zeichnungen von Goethe : das
Kapitol, Tuschzeichnung, Allegorie auf die Reformation von
P. Vischer 1524.
Die zweite Lieferung enthält Goethes Bild von Kolbe
1822 (der Text gibt viele Auszüge aus dem Tagebuch über
Entstehung des Bildes und die an demselben vorgenommenen
Änderungen), Christianens Büste von K. G. Weisser 181 2, der
seit 1802 in Weimar lebte, Augusts von Goethe Relief von
B. Thorwaldsen 1830. Ottilie von Goethe, Kreidezeichnung
von Heinrich Müller, ferner eine Zeichnung von Boucher und
ein Blatt: deutsche Medaillen des 16. Jahrhunderts.
Die dritte Lieferung enthält eine Kreidezeichnung Goethes
von Bury, das Gegenstück zu derjenigen Christianens. Bury be-
gann das Bild, wieausGoethesTagebuch erwiesen wird, am 22. Febr.
und arbeitete mit grossen Unterbrechungen bis zum i. Juli. Viel-
leichtwar es derCarton zu einem bisher noch nicht aufgefundenen
Bilde Goethes; die Trippeische Goethebüste (s. G.-J, Bd. VIÜ,
Titelbild), mit Stellen aus Briefen des Raths Reifferscheid und
der Angelika Kauffmann an Goethe (1788); August von Goethe,
Ölgemälde von E. Grünler ; Joh. Jac. v. Willemer, Kreidezeich-
nung ; Apollos Wettstreit mit Marsyas, Plaquette des 16. Jahr-
hunderts; 5 italienische Medaillen des 16. Jahrhunderts. Der
Raum gestattet nicht, in gleicher Ausführlichkeit von dem In-
halt der übrigen Lieferungen zu sprechen. Es muss daher
genügen, den grossen Reichthum der Publikation kurz anzu-
deuten. Sie bringt 37 Bildnisse, von denen 12 Goethe darstellen
von 1775 bis 1832, die übrigen Mitglieder der Goetheschen
Familie, das fürstliche Paar und einzelne hervorragende Ver-
treter aus seiner Freundesschaar. 10 Zeichnungen der Meister
des 16 — 18. Jahrhunderts, worunter auch eine schon erwähnte
Zeichnung Goethes und eine der Angelika Kauffmann: Goethe
und die Musen sich befindet, 13 Abbildungen von Kunstwerken
verschiedener Art: Emaillen, Statuetten. Medaillen, Plaquetten,
Majolikaschalen, welche den Reichthum der von Goethe ge-
sammelten Kunstgegenstände, seinen feinen Geschmack und
sein Finderglück deutlich illustriren. Der von Ruland bear-
360 Bibliographie.
beitete Text (46 SS.), von dem schon oben mehrfach Gebrauch
gemacht worden ist, gibt in mögUchster Knappheit Mittheiknigen
über die Künstler und stellt, soweit es möglich, kurze Äusserungen
Goethes über Erwerbung oder Entstehung der Kunstwerke zu-
sammen. Mit grosser Sorgfalt ist das weitschichtige gedruckte
und handschriftliche Material herbeigezogen und benutzt, um
zu sicheren Resultaten zu gelangen. Mitgetheilt oder angedeutet
werden : Handschriftliche Notizen aus dem Tagebuch 9. Nov.
1816, 9. Jan. 1819, 19. Aug. 1822, 13. Aug. 1827, 28. März
1829. Mittheilungen über die Majolika-Ankäufe S. 27. —
Stellen aus einem Briefe H. Meyers 14. Juni 1793; aus dem
Concept von Goethes Brief an C. Begas i. Sept. 1827 ; von
Th. Wagner 19. Febr. 1832. Hingewiesen wird auf hochwich-
tige Briefe J. J. Willemers im (ioethe-Archiv, ferner auf Briefe
der Ang. Kauffmann 7. Juni, 23. Juli 1788, Tischbein 24. Juli i 788.
A N H A N G/
Englisch - Amerikanische BibUograpliie.
Zusammengestellt
HoRATio S. White, Cornell University.
I. Neue Ausgaben , Übersetztmgen etc. von Goethe.
Goethe' s Faust.
Munro. New York. 1886.
Goethe' s Jphige/iie in Taiiris. \\\\\\ grammatical and exi)lanatory
notes by Professor Attwell.
London, \N'illiams and Norgate. 1886.
Reynard the Fox. After the German version of Goethe: by
T. J. Arnold. W'ith 60 illustrations from the designs
of W. von Kaulbach and 12 india proof engravings
by J. ^Volf^, London, Nimmo. 1886.
Boston, Roberts Bros. 1887.
Goethe' s Sorrows of yoiing Wertlur anJ other Tales. Edited
and revised by L. Noa. New holiday edition.
Boston, Bradlee Whidden. 1886.
' [Einzelnes liierhergehörige, das mir direct zugesandt worden
war, findet sicli oben S. 300, 309 fg. 526 angezeigt. L. (j.|
Bibliographie. 361
Goethe' s Sorrows of Werther. Cassell's national library.
London and New York, Cassell and Co. 1886.
Goethe'' s Correspondcnce zvith Zelter. Selectet. Translated, and
Edited by A. D. Coleridge, M. A.
Bohn: London, 1887, New York, Scribner and Welford.
The Gertnan Classics. from the Fourth to the Nineteenth Cen-
tury. With Biographical Notices , Translations into
Modern German, and Notes, by F. Max Müller, M. A.
2 vols.
London and New York. 1886.
[Die Gedichte Goethes waren \'on ^Vilhelm Scherer aus-
gewählt und geordnet.]
Die schönen deutschen Lieder. New -York. Christern, 18S6.
Herausgegeben von den Frl. Wenckebach , \A"ellesley
College.
[Lieder und Scenen aus den Dramen von Goethe, Schiller
und Lessing.]
Ballads of Life. By J. H. Ward. Solt Lake City, Utah. Jos.
Hyrum Barry and Co. 1886.
[Übersetzungen von Goethe, Schiller, Uhland, Chamisso
und Sturm.]
Goethe's Faust. A Commentary upon the Literary Bibles of
the Occident. By Denton J. Snider.
Boston: Ticknor and Co. 1SS6. 2 vols,
The Moral Significance of the Story of Faust. A discourse de-
livered in South Place Chapel Finsbury, Oct. 24, 1886,
by C. G. Higginson.
London, E. W. Allen.
Llonie Life of Great Authors. By Hattie T. Griswold.
Chicago, Mc Clurg. 1886.
[Enthält ein Capitel über Goethe.]
The LJaytvard Leiters. Being a Selection from the Correspon-
dcnce of the late A. Hayward, Q. C. 1834 to 1884.
London and New York, 1887.
[Briefe von Frau von Goethe, Tieck etc. Hayward ver-
öffentlichte eine Übersetzung des ersten Theils von Faust
in 1833.]
362 Bibliographie.
Faust. A weird Story based on Goethe's Play. (Munro Library
Series.)
New York, N. L. Munro, 1886.
II. \'erschiedenes über Goethe in amerikanischen und
en^^Uschen Zeitschriften.
ContcjHporary Rcviciü. 50: 788. 1886. Goethe and Philosophy.
By E. Coird.
[Auch im Eclectic Magazine, 105: 145. Feb. 18S7.]
51 : 394, Mar. 1887.
Dechne and Fall of Dr. Faustus. By E. R. Pennell.
[Auch im LitteP s Living Agc, 173: 195. Apr. 23. 1S87.]
Tciitple Bar. 78: 528, 1S87. Pictorial Illustrations of Goethe's
Faust. By W. H. Pollock.
[.\uch im Eclectic Magazine, 108: 230. Feb. 1887.]
Catholic World. 45 : 145. May, 1887,
Goethe. By J. Gmeiner.
Dial (Chicago.) 8; 19. May, 1887. The Goethe-Carlyle Corre-
spondence. By S. A. Hubbard.
Modern Langtiage Notes. I: 124. Nov. 1886. Recension von
Thomas's Goethe and the Conduct of Life. By H. S.
White. Vgl. G.-J. VIII: 307.
II : 331. June. 1887.
Recension von Müllers »German Classics«. By J. Goebel.
Atlantic Monthly. 59 : 849. June, 1SS7. The Goethe-Carlyle
Correspondence.
London Acadeniy. 30 : 309. Nov. 1886.
A visit to Goethe in 1830. By C. H. Murray.
30 : 346. Nov. 20, 1886.
Carlyle and Goethe; letters by E. Oswald, J. A. Froude
and Goethe.
31 : 769. Jan. 29, 1887. pp. 79 — 80.
The Manchester Goethe Society. Translations of Faust.
Vgl. 31 : 770. Feb. 5, 1887. p. 95.
31 1775. Mar. 12, 1887. p. 181.
Recension von Coleridges Übersetzung des Briefwechsels
zwischen Goethe und Zelter.
31 : 787. June 4, 1887. p. 395.
The Meeting of the Weimar Goethe Society and the new
«Faust«. Ms. By H. S. White.
Bibliographie. 363
Dasselbe, p. 400.
The Manchester Goethe Society,
31 : 790. June 25, 1887. p. 449.
The Sources of Marlowe's »Dr. Faustus«. By W. E.
P. Pantin.
London Athenäen }H. 1886, II: 176, Aug. 7.
Goethes Testhnonial to Carlyle for the Chair of Moral
Philosophy in the University of St. Andrews.
1887, I : 96, Jan. 15.
Thackeray and Goethe.
1887, I : 447. April 2.
Recension von Jane Lees Faust. Vgl. G. -J. VIII, 326.
[Miss Lee ist wahrscheinlich die erste Frau unter den
vielen Faust-Commentatoren.]
Dasselbe, p. 441. Recension von Nortons 6^6'r/'/;^-G?r/>'/^
Correspondenee.
London Saturday Review. 62 : 89. July 17, 1886.
Noch einmal Faust im Lyceum-Theater.
dl : 28. Jan. i, 1887.
Recension von Miss Lees Faust.
63 : 697. May 14, 1887.
Recension von Norton's Goethe-Carlyle Correspondenee.
Dasselbe, p. 706.
Recension von Gaedertz's Goethes Minehen.
New York Nation. 43 : 1097. July 8 : 1886. p. 36.
Recension des VII. Bandes des Goethe-Jahrbuchs,
43 : 1098. July 15, 1886. p. 51.
Musik in London. [Über Faust am Lyceum-Theater.]
43 : iioi. Aug. 5, 1886. p, 115.
De Quincey und Max Müller über Goethe.
43 : 1105. Sept. 2, 1886. p. 197.
Recension von Hedge's Hours with German Classics.
Vgl. G.-J. VII : 327.
43 : 1109. Sept. 30, 1886. p. 270.
Goethe und Fräulein Wolowska. Vgl. G.-J. VIII : 298 — 9.
43: 1116. Nov. 18, 1886. p. 419.
Recension von Arnold's Reynard the Fox.
43 : 1120. Dec. 16, 1886. p. 520.
Recension von Ainslie's Reynard the Fox. Vgl. G.-J.
VIII, 327.
44 : 1126. Jan. 27, 1887. p. 85.
Recension von Griswold's Home Life of Great Authors.
3^4 Bibliographie.
44 : 1127. Feb. 3, 1887, p. loi.
Goethes Tagebücher und Briefe aus ItaHen.
44: 1128. Feb. 10, 1887. p. 127.
Recension von Sniders Faust.
44: 1132. Mar. IG, 1887. p. 209.
Goethes Briefwechsel mit Zelter.
44 : 1135- Mar. 31, 1887. p. 272.
Recension von Miss Lees Faust. Vgl. G.-J. VIII, 326.
44 : 1140. May 5, 1887. p. 391.
Recension von Norton's Correspondence between Goethe
and Carlyle.
44:1144. June 2, 1887. p. 477.
Recension von Max Muller's »German Classics«.
44: 1145. June 9, 1887. pp. 488, 492.
Weimar and the Goethe-Gesellschaft. A new Faust. By
H. S. White.
44: 1146. June 16, 1887. p. 508.
Die Goethe-Gesellschaft.
44: 1146. June 16, 1887. p. 514.
Recension von Scherers »Aufsätze über Goethe«. Vgl.
G.-J. VIII, 286.
Boston Literary World. 17 : 186. May 29, 1886.
Goetheana. \'on L. Katscher,
New York Crictic 10 : (N. S. T.) 226. May 7, 1887.
Recension von Norton's Gocthc-Carlyle Correspondence.
Dasselbe, p. 261.
Goethe und die irische Frage.
New York Post. June 22, 1886.
Recension von Edwards's Faust Legend, [^'gl. G.-T. VIII.
S. 328.]
Edinburgh Scotsnian. Aug. 22, 1187.
flaust and the Faust Legend.
Aug. 24, 1887.
Mr. Henry Irving in »Faust«.
Berichtigung. Zu der Miscelle S. 240 bemerke ich nach-
träglich, dass nach näherer Untersuchung sich das von Goethe
selbst dem Briefe beigefügte Orginal-Datum 6. März 1800,
a.h/alsch erwiesen hat.
Ich komme demnächst auf diesen merkwürdigen Um-
stand zurück. BURKHARDT.
Register zu Band ix.
i. Personen -Register.
Die hinter deu cursivgedruckteo Namen steh-'nden Zahlen geben die Seiten an, auf denen
Abhandlungen oder Mittheilungen der Betreffenden gedruckt sind. »Brief an« bedeutet einen
Brief Goethes an den Genannten.
Abraham a Santa Clara 23. 253.
Ackermann 126.
Adelaide s. Fahimer, Johanna.
Adelung, Fr. 230.
Adler, E. 546.
Ainslie 363.
Albers, Christiane, geb. Selig 341 fg.
Albrechtsche Haus, das 245.
Allster, J. M. 310.
Altenstein, Minister 160.
d'Alton 306.
Andre 123.
Angerer 313.
Anzengruber, L. 232.
ApoUonius 230.
Arago 58. lOi.
Aramintha s. Fibich.
Archilochus 356.
Archimedes 99.
Arendt, M. F. (Arndt) 25. 87.
Arese, Contessa Antonietta 247.
Aristophanes 271. 283.
Arndt, W. 295. 298.
Arnim, Achim v. 86. 349%.
Arnim, Bettina v. 86. 109. 336. 338.
Arnold, T. J. 360. 363.
Äschylus 78fif.
Asher, D. 346.
Ast, F. 3)1.
Attwell 360.
Avesi s. Arese.
Bachmann, Frau 127.
Bächtold, J. 249. 308. 323. 324fg.
342.
Baden, Carl Friedrich v. 89.
Baggesen 136.
Baehr, C. F. loi.
Bahrdt 129.
Bailleu 150.
Bamberg, Bischof v., Georg III. 323.
Baer, Jos. 303. 312.
Bartholdi 88.
Basedow 131 fg. 350.
Batty 180.
Baudissin, Wolf, Graf 350.
Baumbach, v. 125.
Baumgart 286.
Baur 264.
Beaulieu-Marconnav, C. v. 152.
Bechstein, R. 319.
Bechtel, F. 249.
Becker, C. 323.
Becker, Ph. J. 302.
Beethoven, L. v. 287.
Begas, C. 360.
BelHng, E. 312.
Belong s. Lelong.
Bendavid, L. 347.
Beneke 31. 88.
Bengel 131.
Benoit, Camille 332.
Berckenhoff 332.
V. Berlepsch, Frau, geb. v. Oppel 8.
Berlichingen, Götz v , Lebensbe-
schreibung 323.
Bernavs,M.97. 247fg. 286.295. 308.
Berndal, G. 228.
Bertrandt et C, Michel Aine 127.
Bertuch 97.
Bertuch, K. 331 fg.
Beschetfer, Frau v. 115. 117.
Bettelheim, A. 249.
Bettendorf, v. 126.
Bettendorf, Frau Gräfin v. 125.
Bettina s. Arnim.
Beustsche Haus, das von 246.
Bevver s. Brewster.
Beyme, Minister 160.
Beza 320.
366
Register zu Band IX.
Biedermann, K. 286.
Biedermann, W. v. 96. 112. 298.
500. 507. 5iofg. 527. 330.
Bielschowskv, A. 326. 343.
Biese, A. 347 fg.
Binder, F. 344.
Binzer, C. v. 357 fg.
Bittmann, W. 325.
Boccaccio 349.
Bodmer 128 ff.
Böhlau, H. 298.
Boekli, A. 546.
Boisseree, S. 91. 140. 536. 544.
Boltz, A. 322.
Bonaparte s. Napoleon.
Bonerius 51. 88.
Borinski, Karl 198—217.
Born 286.
Börne, L. 547.
Börner 302.
Bornhak, F. 336.
Böttiger 109. 222. 3 5ofg. 35 5-
BoLicher 359.
Bovet 350.
Boxberger, R. 355.
Boydell 222.
Brachvogel, A. 227.
Brack, J. P. 505.
Brahui, Olto 107 fg.
Brahm, O. 106. 249.
Brambilla, Pietro 141. 144. 247.
Brandilla s. Brambilla.
Brandt, F. W. (Brand) 228 fg.
Brant, Seb. 282.
Brauns, C. W. E. 359.
Braunschweig, Herzog v. 180.
Brehm 125.
Breitkopf und Härtel 20.
Brentano, George 32.
Brentano, Maximiliane, s. La Roche.
Brequigny 95.
Brewer s. Brewster.
Brevvster, Sir David 68 fg. 102.
Brill 552.
Brinkmann 124.
Brion, Friederike 345. 357.
Brockhaus 73.
Bronsart, Ingeborg v. 287.
ßruere, Hauptmann 125.
Brüll, A. 346.
Brun, Friederike 222.
Brunner, Seb. J04fg.
Bruno, (}iordano 70. 103. 315. 349.
Büchler 90.
Büchmann 216.
Buckniann, L. 317.
Buff, Hans 124. 126.
Buff, H. A., Amtmann. — Brief von
P. W. Saint George an 228 fg.
But^', Lotte, s. Kestner.
Bunsen 97.
Burdach, K. 249.
Bürger, G. A. loi. 282. 350.
Burkhardt, C. A. H. 121 — 127. 240.
243 ti". 364.
Burkhardt, C. A. H. 77. 100. 142.
146. 243. 296 fg.
Burns, R. 337.
Burv, F. 359.
Büsching 31. 88. 90.
Büttneri'sche Bibliothek 108.
Calderon 112 fg. 287.
Campe, Elise 113.
Cannabich 125 (g.
Carey, H. 328.
Carlvle 304. 305. 356 fg. 362.
Goethe und, zu 241 tg. — Briet-
wechsel Goethes und Carlyles
300.
Carlyle, Frau 300.
Carr'iere, M. 311. 556.
Carstens 337.
Castilho, Graf v. 533.
Cattaneo, G. 138. — Briefe an
Goethe 137. 139. I45fg;anden
Grossherzog Karl August von
Weimar 141 fg.
Cervantes 173.
Chamisso, A. v. 361.
Child, H. 328.
Christ, W. 248.
Chrvseus 320.
Chuquet, A. 247. 33ofg. 535-
Clairaut 99.
Claudius 126.
Claudv 311.
Cludius, E. E. 314.
Cohn, A. 248. 305.
Coird, E. 561.
Coleridge 361.
Colignv 324.
Colloredo-Mansfeld, Fürstin v. 357
Colshorn 282.
Combes, E. 3 34 fg.
Cöntgen 124.
Cornelius, P. 313. 337. 344-
Cossilla 330.
Cottaschc Buchhandlung 114. 282.
Cotta, J. F. 115. 207. '351.
Cotta, Frau v. 351.
Cousin 136. 139. 302.
Register zu Band IX.
367
Gramer 125.
Creizenach, W. 319.
Creuzer 125.
Crux, Domdechant 40.
Cuijck V. 332.
Curland, Herzog v. 151.
Curto, G. 317.
Dahlmann 283.
Dante 71. 349.
Danzel 209.
Darmstadt, Fürstin Louise v. 125.
Darwin 261.
Decker, Tli. 319.
Degen, Förster 16.
Deinhardtstein 287. 307.
Delf, Jungfer 125. 127.
Delrio 230.
Denis 129. 350.
Deutschland, Augusta Kaiserin v.
. 336.
Dewald, H. P. 332.
Deyverdun 126 fg.
Dietrichs, H. 358.
Dilthey, W. 249.
Dobrowsky 20.
Docen 88.'
Doczi, L. V. 335.
Donndorf, Bildhauer 268.
Donop, H. V. 346. 3 56 fg.
D'Orville 126.
D'Orville, Frau 123. 125.
Draxdorf, v. 245.
Dschami 324.
Duboc, Jul. 344.
Dudley, Mar. V. 309 fg.
Dunlop 229.
Düntzer, H. 89. 96 ff. 102. 104. 114.
117. 128. 131. 150. I52fg. 156.
230. 244. 247 fg. 294. 304. 305.
308. 311. 315. 316. 327. 339. 342.
Dürer, A. 323. 349.
Duschinsky, W. 326.
Eberhard 248.
Eberwein, K. 357.
Echtermeyer 328.
Eckardt, Jul. 353.
Eckermann 96. 140. 142. 209. 2 14 fg.
291. 292. 300. 310. 313. 338. 347.
Edward 364.
Eggers, Friedrich 344.
Egp^ers, Karl 344.
Egfoftstein, Graf 152.
Egloffstein, Henriette, Gräfin 152.
291. 326.
Egloffstein, Julie v. 345.
Ehlermann,Verlagsbuchhandl. 281.
Ehlermann, Sohn 281.
Ehlers 124 fg. 127.
Ehrenberg, C. G. 346.
Ehrmann 342.
Eichhorn qo.
Einsiedel, F. H. v. 7 fg. 83. 239.
325 fg. — Briefe an 109 fg. in ff.
Elias, Julius 238.
Elischer, B. iio. 227. 243.
Eliot, George 252.
Elkan, Bankier 114.
Ellinger, Georg 188 — 197.
Ellinger, G. 3 19 fg.
Ellissen 282.
Eisermann, Schauspielerin 95. iii.
Engel, K. 321 fg.
Engelberts, J. M. 332.
Engelhart, Architekt 354.
Erbach-Fürstenau Frau Fürstin v.
126.
Euripides 178. 258. 308.
Facius, J. S. 222.
Fahimer, Johanna 244. 256. 293.
Faligan, E. 3 20 fg.
Falk; J. D. 95.
Falkenstein 2 34 fg.
Fauriel 135 fg. 138. 140.
Faust, Joh. (Sabellicus) 3 20 fg.
Feral, Joh. Fr. O' 242.
Feral, Fr. W. O. 242.
Fernow 97.
Feuerbach, A. 220.
Fibich, Cleophe(Aramintha) 342 fg.
Fichte 199. 214. 264. 302. 346. 350.
Ficinus, Prof. 74.
Fielding 173. 175. 327.
Fielitz 83. 108. 245 fg. 298.
Filangieri, Jurist 3 30.
Filangieri, Teresa (Prinzesschen)
330. s. Ravaschieri.
Finsler, G., 128.
Fischart 271. 320.
Fischer, H. C. R. 125. 127.
Fischer, K. 102. 286. 313.
Fischer v. Röslerstamm 350.
Flachsland, Caroline 244. 352 —
Brief von Cornelie Schlosser an
1 1 5 ff.
Fliess, Frau v. 328.
Flügel, E. 3 36 fg.
Fontette 93.
Forkel 125.
Forster, Fr. 227.
368
Register zu Band IX.
Förster, E. 3 37 fg.
Förster, Fr. 538. 552.
Foscolo,_Ugo 239fg. 247. 529fg.
Francisci, E. 233.
Franck, Seb. 319.
Francke, O. iioff. 325 fg.
Frantz, A. 316.
Franzos, K. E. 321.
Frege u. Comp. — Brief an 1 14 fg.
Frese, J. 349-
Freymond 286.
Frevtag, G. 250. 350.
Friederike, s. Brion.
Friedericke (Geheimräthin Hesse?)
119 fg. — Brief von Cornelie
Schlosser an 116 fg.
Friedlaender, D. 347.
Fries 99.
Fritsch, Minister v. 152.
Froitzheim, Job. 119. 342 fg.
Frolotf 322.
Frommanns 95.
Frommann, Johanna 341.
Fronde 362.
Fulda, Fürst v. 92.
Gaedertz, K. Th. 341 l'g. 363.
Gans, E. 347.
Garve 129. 137. 183. 351.
Gebier 236.
Geibel, E. 257. 282. 338.
Geifer, Liukcig 7—46. 50—75. 83
bis 88. 90—93. 96—105. 106.
247 fg. 285 — 290. 299—360.
Geiger, L. 239.286. 298. 347. 348 fg.
Geist, L. 5 fg. 82. 240. 292.
Geliert 293.
Gengenbach, Pamph. 282. 285.
Gentz 95.
Georgisch 93.
(ierhard, E. 346.
Gerock, Antoinette 115. 117.
Gervais 123.
Gervinus 253. 257. 283. 334. 346.
Gessner, S. 327.
(üctmann, G. 313 ig.
Giovane, Herzogin v. 330.
CAtox, A. 340.
Gleim 350.
Gmeiner, J. 362.
Gnad, E. 316.
Goebcl, J. 328.
Göchhausen, Frl. v. 239. 295 fg.
Göchhausen, Major v. 296.
(ioedeke, K. 253. 257. — Nekro-
log auf 279-285.
Goedeke, Vater d. vor. 279.
Goldschmidt, L. 347.
Goldsmith, O. 169. 176.
Gore, Eliza 223.
Gösch) 313.
Goetlie, Alma v. 339. 359.
Goethe, August v. 143. 301 fg. 359.
Goethe, Catharina Elisabeth (Frau
Rarh) 10. 149. 246. 285. 304 fg.
312. 359.
Goethe, Christiane 336. 5 38 fg. —
Briefe und Bilder das. und 349.
Goethe, Cornelie 123. — Briefe an
Caroline Herder und eine un-
bekannte Friederike (Geheim-
räthin Hesse?) 115 tf.
Goethe, Joachim, Ahn des Dich-
ters 338.
Goethe, Johann Caspar 125. 285.
357- 5")9-
Goethe, Ottilie V. 103 ig. 339. 361.
Goethe, Walther v. 260.
Goethe, Enkel 337. 359.
Gotha, Prinz August v. 131.
Gotha, Herzog Ernst v. 131.
Gotter, F. W. 126. 248.
Göttling, K. W. ?90. 294. 3 59fg.
Gottschall, R. v. 350.
Götz, Schauspielerin 1 1 1 fg.
Götzinger 2 34 fg.
Gounod 333.
Grezmüller 125.
Gries, J. D. 1 12 fg.
Grillparzer 253.
Grimm, F. Melch. 184.
Grimm, Herman 84. 249. 289. 304.
538-
Grimm, Jacob 7. 25. 26h. 34. 46.
76. 84. ,234fg. 250. 252. 261.
265. 283. — Brief von 2off. An-
merkungen dazu 84 ff. Plan einer
Deutschen Gesellschaft für Ge-
schichte und Sprache 3 4 ff. An-
merkungen dazu 88 if .
Grimm, L. E. 22. 26. 32fg. 8 5 fg. 88.
Grimm, Wilhelm 7. 46. 76. 84.
2 34 fg. 252. 283. — Briefe von
22 ff. 39 ff. Anmerkungen dazu
84 ff. Plan einer Deutschen Ge-
sellschaft für Geschichte und
Sprache 34 ff. Anmerkungen da-
zu 88 ff.
Grimmeishausen 354.
Grisvvold, H. T. 361. 363.
Groth, Kl. 286.
Grüner, Rath 139.
Register zu Band IX.
369
Grünler 359.
Gubernatis, A. de 156.
Günther, J. C. 350.
Gwinner 96 tf. looti.
Hacken, Ph. 181.
Hagen v. d. 31. 88. 96.
Hahn 252.
Hahnsche Verlagsbuchhandhig. 28 3 .
Haide, Schauspieler 304.
Haldorson, Björn 43.
Haller, A. v. 129.
Hal[l]wachs 124 fg.
Hamann 129. 300.
Harnes 125.
Hamilton, Sir W. 220.
Hamilton, Lady 221 tg. 530.
Hammer-Purgstall, Freiherr v. 346.
Hammerstein, Hans, Freiherr v.
(Graf, Dänischer Minister?) 25.
43. 86 fg.
Hansen, P. 331.
Hardenberg, Staatskanzler 159.
Harnack, O. 3 10 fg.
Harpf 96.
Harras, v. in Jena 306.
Harris, W. T. 510.
Harte, Miss s. Hamilton.
Hartmann, C. 287.
Hartmann, E. v. 309.
Hartmann, G. David, Goethe und
128—134.
Hartmann, F. A. Maler 95.
Hartmann, G. 128.
Hartmann, Israel 128.
Hartmann, Julius 128.
Hartknoch 68. 103.
Hasekamp 131.
Haug 527.
Haupt 2)2.
Haydn 358.
Haym 89. 117. 286. 341.
Hayward, H. T. 361.
Haza. V. 95.
Hebel 350.
Hecht, VV. 313.
Hedge 563.
Hegel 99. 246fg. 261. 272. 305.
309. — Goethes Faust und 198
bis 217. — Briefe von und an
301 fg.
Hegel, K. 301.
Hehn, V. 334.
Heine, H. 340. 547. 551 fg.
Heinemann 311.
Heinse 127.
Gokthe-Jahrblch IX.
Heinzel, R. 249.
Held, L. 359.
Helvetius 72. 104.
Hemmerich 125.
Henning, K. W. 358.
Heraeus, Dr. 247.
Herbst 236.
Herder, J. G. 89. 94. 115 ff. 123.
125 ff. 129. 131. 13 3 fg. 150 fg.
164. 179. 229. 239. 244. 255.
261. 302fg. 524. 328. 331. 34ofg.
552.
Herder, Caroline s. Flachsland.
Hermann, G. 247.
Herodot 64. loi.
Hertz 286.
Hertztelder, J. 339.
Herz, Henriette 347.
Herzan-Harras, Graf 305.
Herzlieb, Minna 341 fg. 563.
Hess 129.
Hess, Jungfrau 125.
Hesse, Geheimräthin, geb. Flachs-
land (Friederike?) 118 fg. 343.
Hewett, Watermann Th. 249.
Heygendorf, Frau v. 248.
Heyne, Gh. G. 354.
Heyne, M. 279—285.
Higginson, C. G. 361.
Hildebrand 84. 286.
Himly 68. 102.
Hinrichs, G. 84.
Hirt 82.
Hirzel, H. K. 149.
Hirzel, L. 286. 311.
Hirzel, S. 109. 256. 308. 311.
Hitzig 300.
Hoffmann, O. 298. 352.
Hoffory 87. 249.
Hohenloh, Graf v. 126.
Hohenloh, Gräfin v. 127.
Holdermann, K. 326.
Homer 95. 248.
Horawitz, A. 249.
Hörn V. 243.
Hotho 26).
Howit, Mary 344.
Hoyer 302.
Hoym, Minister v. 152 fg.
Hubbard, S. A. 362.
Huet, B. 332.
Hüffer, H. 336.
Hugo, Jurist 350.
Hugo, V. 350.
Humboldt, A. v. 154.
Humboldt, W. v. 77 ff. 154. 235.
24
370
Register zu Band IX.
Humboldt, Caroline Frau d. vor.
78 fg.
Huszgen 125 tg.
Huther, A. 315 fg. 526.
Hütten, U. v. 166. 278. 525.
Jahns 109.
Jacohi-Klöst, Freiherr v. 150.
Jacobi-Klöst, Josephine v. 150.
Jacobs 356.
Jakob, K. 3«; 6.
Jakobi, F. H. 1230". 151. 166. 215.
303. 350.
Jakobi, J. G. 124.
Ickstatt, Fanny (Maria Franziska)
V. 239.
Jean Paul (Richter) 156 tg. 272.
557- 550.
Jeep, E. 279 — 285.
Jenike, L. 333.
Jerusalem d. J. 228.
Iffland 338.
Imelmann, j. 105.
Imhof, Amälie 156. 291. 542.
Immermann 96.
John 6. 82.
Irving, H. 364.
Isaak, Sir s. Newton.
Itzenplitz, Caroline 345 .
Juncker 97.
Jung, L. 336.
Jung, R. 346.
Jungmann 332.
Jung-Stilling 295.
Justinus 317.
K. 347.
Kaaz, Maler 95. 305 fg.
Kaiser, Maler 141.
Kalb, V. 7 fg. 83. 127. 244. 247.
Kalb, Charlotte v. 108.
Kant, J. 59. 67. 73. 129. 264. 348.
Karadschitsch , Vuk (Stephano-
witsch) 20 ff. 84 fg.
Karajan 253.
Karpeles, G. 340. 351 fg.
Karsch, Anna Luise 126.
Kate, tcn 332.
Katscher, L. 364.
Kaufmann, Christ. 342.
Kaufimann, Angelika 259. 5 59 fg.
— Zeichnung zu Iphigenie auf
Tauris 2i8fi.
Kaulbach, W. v. 325. 360.
Kaunitz, Fürst 305.
Kauwerz 125.
Kawerau, W. 249.
Kavser, Chr. 355.
Keil, R. 297. 305. 311. 353 lg. 356.
Keller, G. 252.
Keller, L. 321.
Kern, F. 264. 525.
Kestner, A. 236.
Kestner, Charlotte 228. 236. 238.
348.
Kestner, J. Ch. 117. 236^.
Kettner, G. 517.
Kiehl 332.
Kielmann 320.
Kienlen, 287.
Kindlinger, Nik. 39. 92.
Kirms iio, 304.
Kiy, V. 355.
Kleinjogg 167.
Kleist, Baron v. 343.
Kleist, E. v. 327.
Kleist, Heinrich v. 7. 48. 76. 516.
558. — Brief an Goethe 48 fg.
Anmerkungen dazu 93 ff.
Kletke 227.
Klewitz, Minister 160.
Klinger 7. I25fg. 3i7fg. 321. 350.
— Brief an Lenz 10 fg. Anmer-
kungen dazu 85.
Klinger, Mutter des vor. 10 fg.
Vater 10. Schwestern lofg.
Klopstock 124. 129. 281 fg. 312. 354.
348. 350.
Klotz, C. A. 130.
Klotz, M. 68. 102.
Knebel, Henriette v. 124.
Knebel, v. 89. 93 fo;. 98. 112 fg.
i24fg. 140. 228%. 302. 306.
351. 350.
Knigge, A. v. 282.
Knortz, K. 526.
Koberstein 280.
Koch, H. 323.
Koch, J. 280.
Koch, M. 286.
Kögel 296.
Köhler, Reinbold 109 fg. in ff.
Köhler, R. 106. 140. 231. 240. 282.
Kohlrausch 350.
Kohut, A. 346.
Kolbe, Maler 359.
König, Hofcassirer 245.
König, Luise 116. ii8fl. 545.
Könnecke, K. 311.
Kopitar 20.
Köpke 108.
Kopp, U. F. 40. 92.
Register zu Band IX.
371
Körner, Ch. G. 78. 95. 152. 283.
Körner, Familie 152. 154.
Körner, Theodor 95. 358.
Kornrumpf 124.
Kosegarten 23.
Köstlin, K. 272. 286.
Kotzebue 345. 350.
Kraus, G. M. 222 ff.
Krauskopf, W. 313.
Kräuter 7. 83. 89. 297.
Krubsacius, F. A. 329.
Krüger 248.
Kürschner, J. 308 fg.
Kurz, A. 339.
Lachmann 252.
Landau, M. 247. 329 fg.
Lang, Wilhelm 128 — 134.
Lange, G. 248.
Langgutli 348.
La Roche, G.M. F. V. 123 fg. 126 fg.
La Roche, K. 311.
La Roche, Maximiliane 124. 236.
La Roche, Sophie 125.
Lasius, 18. 84.
Laubmann, G. 239.
Lavater 107. 122 ff. 128. 130 ff.
294. 303. 314. 343. 350.
Lee, Jane 363 fg.
Leerse s. Lerse.
Lehmann, M. 159.
Leibnitz 252. 348.
Leisewitz 343.
Lelong (nicht Belong) 45. 93.
Lenz 7. 118 fg. 123 ff. 322. 325.
342. 350. 356. — Brief von
Klinger an 10 fg.
Lerse 126. (Leerse.)
Lesage 174.
Lessing, G. E. 172. I76fg. 182.
255. 286. 319. 354. 3 50 fg. 356.
361.
Leuchsenring 125.
Levin, Rahel 347.
Lichtenberger 124.
Lichtenstein, Frank v. 125 fg.
Lichtenstein, Frau v. 185.
Liebmann 286.
Liebrecht 229.
Liepmannssohn, L. 304.
Lier 355.
Liezen-Mayer, A. 313.
Lili, s. Schönemann.
Lila s. Ziegler, Luise.
Lillo 166.
Limb, V. 332.
Lindau, v. 127.
Linde, C. A. 317.
Linde, Puppenspieler 322.
Lippniatin, Ediiuind v. 238.
Lips, H. 220.
Littrow-Bischoff, Auguste v. 339.
Litzmann, B. 248. 286.
Litzmann, C. T. T. 338.
Livius 70. 102.
Loeper, G. v. 290 — 294.
Loeper, G. v. 198. 200. 212. 229.
289 fg. 303. 308. 311. 315. 329.
Lorenz, O. 253.
Lothholz, G. 3 39 fg.
le Loyer, P. (Petrus Lojerus) 230.
Lübke, H. 322.
Lübke, W. 358.
Ludwig, O. 258.
Ludwig, Prof. 242.
Luther, Martin 26, 257. 317.
Lüttge, A. 346.
Lyngbye 88.
Macaulay 252.
Magnaeus, Arnas 86.
Mahrenholtz 549.
Maimon, Salomon 347.
Malus 58. loi.
Manso 351. 356.
Manzoni 248. — Goethes Beziehun-
gen zu Manzoni. Briefwechsel
zwischen Manzoni und Kanzler
V. Müller 155 — 147.
Manzoni, Frau und Familie d. v.
145 ff.
Marchand, General 158.
Märcklin, Chr. 264.
Marivaux 173. 175.
Marlowe 286. 319. 320. 322. 363.
Marschall, Familie 246.
Martiesen, W. 325.
Martin, E. 249.
Maschek, Fr. 335.
Matthias, K. 325.
Mecheln, v. 125.
Mees 332.
Meier (Cassel) 124.
Melchior, J. P. 359.
Melzer, F. 348.
Mendelssohn - Bartholdv , F. 547.
5 52 fg.
Mendelssohn-Bartholdy, Lea 3 52 fg.
Mendelssohn, Moses 347.
Menippus 230.
Menken, Maler 50.
Menken, Sohn d. vor. 50.
24*
372
Register zu Band IX.
86. 182. 511.
— Briefe an
Mensi, A. v. 518 fg.
Menzel, Lehrer 538.
Menzel, W. 351.
Mercier 177.
Merck 107. 122 ff. 129. 176. 220 fg
238. 244- 248. 255. 315. 350.
Merkel, G. 353.
Mertens 236 fif.
Meusebach 252.
Meusel 129.
Meyer, C. 355.
Meyer, Heinrich 77.
357- 344- 3 54- 360.
305 ff. (Regesten).
Meyer, Nie. 3 38 fg.
Meyer v. Waldeck 286.
Mieding 246. 294.
Milosch, Fürst 20.
Minor, Jacob 163 — 187. 240. 248.
Minor, J. 109. 321. 328. 551. 355.
Mitiermaier, K. J. A. 346.
Moddermann, R. S. Tjaden 322.
Mohrenstein v. 94.
Moir 241 fg.
Moliere 95. 330.
Molhveide 68. 102.
Montesquieu 210.
Monti 135.
Morelli, Balletmeister iio.
Moritz, K. Ph. 176.
Moser 350.
Mozart 347.
.MüfBing 95.
Muggenthaler 286.
Müldener 282.
Müllenhoff, K. 249. 25 1 fg. 254. 261.
Müller, .\dam 7. 49. 76. 95. —
Briefe an Goethe 74%. — An-
merkungen dazu 93 ff.
Müller, C. W. 142.
Müller, Heinrich 359.
Müller, Kanzler v. 46. 140. 142 ff.
301. — Unterhaltungen 83 fg. —
Briefwechsel zwischen Manzoni
und 13) — 147.
Müller, Maler 303.
Müller, Max 258. 300. 561 fg. 364.
Müller, O. 265.
Müller, Peter Erasmus 43. 88.
Müller s. Myller.
Muncker, F." 286.
Münster, Seb. 319.
Murray, (^h. 562.
Musäus 173.
Musculus 292.
Muth, R. V. 249.
Myller 31. 88.
Mvlius 137. 139. 141.
Napoleon III. 263.
Newton 53. 5 7 ff. 73 fg. 99. 102 ff".
137-
Nicoladoni, A. 521.
Nicolai 248. 290. 551 fg. 356.
Niebuhr 46.
Niemever 325.
Niethammer 204. 206 fg. 356.
Nijhoff' 332.
Noa 360.
Noack, 286.
Norton, Ch. E. 300. 563.
Novalis 171.
Oberlin, J. J. 38. 92.
O'Donell, Titine Urahn v. 327.
Oehlenschläger 343fg. 3 54. — Briefe
an Goethe übersetzt 304. 343 fg.
Oken 64. loi. 354.
Oldenberg, H. 500.
Üncken, W. 159.
Opzoomer 332.
Ornellas Aojostinho de 333.
Oeser, A. F. 180. 184. 242.
Oesterley 282.
Ossian 29.
Oswald, E. 362.
Oetinger 131.
Overbeck, Fr. 344.
Palleske 108.
Pantin, W. E. P. 365.
Parrot 69. 102.
Pasque 1 1 1 i^.
Passavant J. I.. 343.
Passow 229. 351.
Pauli 125.
Paulus 206.
Paulus, Caroline 502.
Penneil, E. R. 362.
Pereira, Henriette 352.
Pertz 89.
Peters 301.
Petrarca 348 fg.
Pfaff, C. H. 68. 99. 102.
Pfeiffer, Fr. 250. 280.
Pfeiffer, G. J. 3 17 fg.
Pfenninger 131.
Pfizer, G. 264.
Pforten, v. d. 299.
Pfuel 9).
Philostrat 230.
Pierson 332.
Register zu Band IX.
373
Platen 282 fg. 350.
Platner 129.
Plato 53. 99.
Plautus 95. III. 325 fg.
Plessing 344.
Plinius, d. j. 70. 103. 107.
Pollock, W. H. 362.
Postel, Chr. H. 238.
Praetorius, Job. 230. 2331!
Preller 141.
Prem, S. M. 321.
Preussen, Friedrich II. v. 89. 534.
Pückler-Muskau, Fürst (Graf) 72.
103.
Pvthagoras 64. 10 1.
Quad, M. 319.
duincev 363.
Raab 359.
Raabe, Maler 338.
Racine 238.
Rackenitz, Freiherr zu 302.
Radziwill 202. 295. 313.
Ramler 350. 355.
Ranke, Leopold 7. 76. — Brief an
Goethe 74 fg. — Anmerkungen
dazu 104 fg.
Raphael 86/252. 239. 349.
Rask, R. Ch. 42 fg. 92.
Rauch, Chr. D. 344.
Raumer, Fr. v. 346. 350.
Raumer, R. 252.
Ravaschieri, F. Fieschi Fürst v.
Satriano 330.
Ravaschieri, Frau des vor. 330.
Recke, Elise von der 132.
Reden, Graf v. 345.
Reden, Friederike, Gräfin v. 345.
Redlich 298.
Rehberg 222.
Reich 122 ff. 126.
Reichardt, J. F. 287. 358.
Reichel, E. 324.
Reifferscheid, A. 85.
Reifferscheid, Rath 359.
Reimhart s. Merck.
Reinhard, K. Fr. v. 140.
Reinhard, Oberhofprediger 95.
Reinhardstoettner 333.
Reinhardt 324.
Reinhart s. Reimhart.
Reinhold 356.
Reinwald 37.
Rembrandt 171.
Remigius, Nie. 233.
Renovaus 97.
Resenius 25. 86.
Reuchlin 349.
Reuss, Eleonore, Fürstin 345.
Reuter, Chr. 257.
Richardson 173.
Richter, P. E. 328.
Richter, P. J. 5 50 fg.
Rieger 83.
Riekhoff 230.
Riemer 77. 80. 94 fg. 98. in. 140.
229fg. 291. 294fg. 297. 310. 328.
Rijk, de 352.
Ritter, Hauptmann 243.
Robinson, Mme. 143.
Rochlitz 140. 305. — Goethes Briet-
wechsel mit 3 00 fg.
Rochlitz, Frau d. vor. 301.
Rodenberg, J. 249.
Roehrig 286.
Rollet,^H. 310.
Roeper, A. 316.
Röpke 306.
Roquette 550.
Rossin, |. 106.
Röthe 286.
Rothschild, M. C. V. 286.
Rothschild, Frau Sal. v. 286.
Rousseau, Jean Jacques 63. 173.
322.
Rubens 167.
Rückert 350.
Rühle 9).
Ruiand, C. 218—224. 241 fg.
Ruland, C. 358«'.
Runge 68. 102.
Rüthenik, K. A. 329.
Sachs, Hans 239.
Sachse 307.
Saint -George, P. W. — Brief an
den Amtmann Buff 228 fg.
Salis V. (de) 123. 126.
Salvagnoli-Marchetti, G.,Abbe 156.
Salzmann 125.
Samosch, S. 304 fg.
Sanborn, F. B. 3 10.
Sanders, D. 528. 331.
Sandvoss, Fr. 239.
Sartorius 90.
Satriano, Fürst v., s. Ravaschieri.
Sauer, A. (1610) 319.
Sauer, Prof. loi. 286.
Sauppe 282.
Savigny 39.
374
Register zu Band IX.
Scaliger 99.
Scarron 176. — Roman Comique,
Einfliiss auf Wilhelm Meister
188 - 197.
Schad 5)6.
Schäfer, A. 358.
Schäffer, C. 287.
Schelling 198. 204 ff. 264. 309. 356.
Scherer, Marie 249.
Scherer, W. 188. 278. 298. 513.
319. 361. 364. — Nekrolog auf
249—262.
Scherz 38. 92.
Schiffner 310.
Schikaneder 324.
Schiller, Charlotte v. 247.
Schiller, Friedrich v. 77 ff. 82. 115
134. 1)6. 163. 182. 186. 188
201. 204 fg. 207. 212. 229. 235
241 fg. 255. 258. 281 fi 286
291 fg. 301. 305. 306. 524. 325
336. 338. 345ff. 349- 351- 353%
3)6ig. 361. — Bemerkungen zum
Briefwechsel zwischen Goethe
und 240 fg.
Schilter 37.
Schlag 343.
Schlegel, A. \\ . 214. 287. 3491g.
356.
Schlege', Caroline 349.
Schlegel, Dorothea 347.
Schlegel, Friedrich 78. 214. 349.
351- 354 lg-
Schleiermacher 264 ig.
Schleiermacher, Jungfer 126.
Schienther, P. 249.
Schlosser, Chr. 344.
Schlosser, Cornelie, s. Goethe,
Cornelie.
Schlosser, F. Dr. 50. 99.
Schlosser,]. G. 115. 117. 119. 126.
Schlosser, H. P. 117. 126.
Schlosser, Frau d. vor. 127.
Schlötzer 131.
Schmellcr 248. 343.
Schmidt, Chr. H. 129.
Schmidt, Erich 5 fg. 10. (Anmer-
kungen) 47—49. 82 fg. 93-96.
228 ff. 239 fg. 242. 249—262.
294—299.
Schmidt, H. 76. 85. 145. 286. 289 fg.
294. 296 ff. 504. 355.
Schmidt (Freiensee) 123.
Schmidt, J. A. 102.
Schmidt, Joh. 249.
Schmidt, Julian 250.
! Schmidt, R. 247. 304. 345 fg.
Schmidt, Val. 229.
Schmoller s. Schmeller.
Schneider 351.
Schnell, Kupferstecher 241 fg.
Scholl, A. 34).
Scholl, Baron v. 125. 125.
Schönberg und Rothschönberg,
Graf V. 357.
Schönemann (Lilli) 166. 326. 332.
343-
Schönkopt, Käthchen 298.
Schopenhauer, Adele 71 fg. 103 fg.
352.
Schopenhauer, Arthur 7. 76. 199.
228. 346. — Briefe an Goethe
)Off. Anmerkungen dazu 96 ff.
Brief an Bertuch 97 fg.
Schopenhauer, Johanna 96 ff. i03fg.
113. 228. 3)0. 3)2.
Schotel 332.
Schröder, F. L. 248.
Schröer, K. J. 294. 308. 3 10 fg. 317.
319.
Schröter, Corona 223. 35).
Schubart, Chr. F. D. 134. 355.
Schubarth, K. E. 301.
Schubert, G. H. v. 48. 94 fg.
Schubert, Musiker 252. 310.
Schübler, Amtmann 357.
Schuchardt 82.
Schüddekopf 55).
Schuhmann, P. T. 329.
Schuhmann, Dr. W. 246.
Schülthess 290. 294.
Schulze, Joh. 208.
Schultz [e], Staatsrath 102. 113 fg.
Schuplv IOC.
Schütz," Hofrath 78.
Schütz, St. 74.
Schütze, P. 286.
Schwarzenberg, J. v. 323.
Schweigger 69.
Schwengberg 320.
Seckendorf, Leo v. 94.
Secundus, Joh. 349.
Seebeck, M. 102.
Seebeck, Th. 62. 64. 68 fg. 100.
102.
Seekatz, Frau 125.
Seemann, F. .\. 312.
Seidel, F. L. 358.
Seidel, Ph. 12 i. 123. 244. 308.
Seidler, Louise 336. 339.
Seitz, R. 513.
Semler, Bibliotheksecrctar. 74.
Register zu Band IX.
375
Semler, Ch. 351.
Senigaglia, Lionello ijj— 147.
Sepp 252.
Seubert, Frau Medizinalräthin, geb.
Thouret 107.
Seuffert, Bernhard 106 fg. 108 fg.
Seuffert, B. 256. 286. 289. 297 fg.
356.
Seume 284.
Sevin, L. 526.
Shakespeare 64. loi. 150. 177.
179. 182. 257. 265. 287. 325.
343- 5)0- 357-
Sherman, Caroline K. 510.
Shory, Maria A. 310.
Snider, Denton J. 310. 361. 364.
Solms, Prinzessin 354.
Sophiechen 8.
Sophokles 55. 78.
Spach, L. 256.
Spauer, Graf v. 126 fg.
Spies 3 20 fg.
Spinoza 60. loi. 209. 346.
Spittler 129.
Stael, Frau v. 135. 212.
Stahl, Karl, s. Goedeke, Karl.
Stäudlin, G. Fr. 154.
Staupitz, Karoline v. — Gedicht
an 299.
Staupitz Vater d. vor. 299.
Steenberger 332.
Steffens, H. 68. 102.
Stein, Charlotte v. 10. 83. 108.
14911. I53tf. 16411. 17011. 178.
181. 185 fg. 186. 243. 246. 304.
305. 308. 346. 355.
Stein, Fritz v. 83. 185. 345. 348.
355. — Aus dem Briefwechsel
von Fritz v. Stein und Ludwig
Zeerleder 148—160.
Siein, Bruder d. vor. 154. 156.
Stein, V. Minister, 46. 89 fg.
Steinen 41.
Steiner, R. 309. 311.
Steinmeyer 286.
Stengel, E. 113 fg.
Stengel, E. 84. 87. 92. 106.
Stern, Alfred 148—160.
Sterne, Carus 348.
Sterne, L. 169.
Stiefel 286.
Stieglitz 305.
Stieler 241.
Stiernold, Freiherr v. 44.
Stilling s. Jung-Stilling.
Stock, Dora 95.
Stockhausen, v. 124.
Stockhausen, Frau v. 127.
Stolberg, Auguste v. 513.
Stolberg, Chr. Graf v. 127.
Stolberg, Fr. L., Graf v. 185. 298.
Stoll 94.
Strauch, Ph. 286. 311 fg.
Strauss, D. Fr. 263 ff.
Strehlke 83 fg. 88. 90 fg. 108 fg.
114. 121 fg. 240. 298. 301. 311.
Struse, F. 304.
Struve 229.
Sturm, J. 361.
Sulzer 126. 129. 131. 133.
Snphan, Bernhard 76 fg. 83. 85. 89.
100. 115 ff.
Suphan, B. 77. 93. 98. 289. 298.
340. 341. 348.
Tadenschild s. Tordenskjold
Tasso, T. 508. 316.
Teichner 86.
Tennyson 346.
Terenz iiofg. 325 fg.
Thackerey 365.
Thomas, C. 319. 362.
Thorkelin 42.
Thorwaldsen 359.
Thouret — Brief an 107 fg.
Tieck, L. 96. 176. 350. 361.
Timm, Fr. 357.
Tischbein, W. 220 ff. 239. 286. 360.
Titius 327.
Tittmann, J. 282.
Tordenskjold 247.
Trallianus, Phil. 229 fg. 235.
Trapp 125.
Trebra, Fr. W. H. v. 7. 76. —
Aufzeichnungen 11 ff. Anmerkun-
gen dazu 83 fg.
Trede, Th. 333.
Treuburg s. Vischer, Fr. Th.
Trippel 359.
Trümbach, v. 123.
Ugon, E. 137.
Uhland, L. 361.
Ulfilas 43.
Usteri, L. 329.
Valentin, V. 346.
Varnhagen v. Ense 301 fg. 355.
Varnhagen v. Ense, Rahel s. Levin.
Veit, D. 347.
Veit, Johanna 347.
Viehüff, H. 334. 355.
376
Register zu Band IX.
Visconti, Ermes 138.
Vischer, Fr. Th. 261 fg. 534. —
Nekrolog auf 262 — 278.
Vischer, Eltern d. vor. 263 fg. 269.
Vischer, Peter 323. 559.
Vischer, Rob. 268.
Vischer, Frau d. vor. 268.
Voigt, C. G., Minister v. 46. 90.
154. — Brief an iiofg. 307 (r.).
Voigt, F. S. 144 ff. - Brief an
1 1 3 %•
Voigt, Frau des vor. 144. 146.
Volgstaedt, Kriegsrath 245. 246.
Vollmer 240. 282.
Voltaire 354.
Voss, J. H. 295. 350.
Vreden, Frl. v. 127.
Vuk s. Karadschitsch.
Wackerneil 286.
Wagner, Cjretchen 327. 340.
W'agner, H. L. 126 fg.
Wagner, J. K. 317.
Wagner, Rieh. 332.
Wagner, Th. 360.
Wähle, J. 298. 358.
Wähnert 322.
Waiz, Baron 125.
Waldherg, v. 286.
Waldenfels 255.
Waldis, Burchard 282.
Ward, J. H. 361.
W^arrens, Rosa 88.
Wätzold St 3.49.
Weber 229 fg.
W'eber, Kapellmeister 287.
Wedekind, E. 340.
W'edel 7.85.
Wedel, v., in Jena 306.
Wegner 126.
Weigand, K. 84.
Weigand (Leipzig) 125.
Wx'igand (Göttingen) 126.
Weigel 302. 303.
Weilen, A. v. 249.
Weimar, Anna Amalia, Herzogin v.
152. 246. 293.
Weimar, Prinz Bernhard v. 103.
291.
Weimar, Prinz Constantin v. 293.
Weimar, Karl August, Grossherzog
v. 7. 12. 14. ' 89. 105. 137 ff.
ijofT. 164. 172. 184. 187. 243 fg.
293. 502. 306. 307. 327. 334.356.
— Goethe an Karl August 45 tg.
Des letztern Resolution 47. Brief
an 306. Brief von Cattaneo an
141 fg.
Weimar , Karl Friedrich , Gross-
herzog v. 153. 155. 327.
Weimar, Luise, Grossherzogin v.
III. 154 tf". 159.
Weimar, Maria Paulovvna, Gross-
herzogin V. 21. 84. 145. 159.
Weimar, Sophie, Grossherzogin v.
76. 260. 285. 289. 298.
Weisse, Chr. F. 166. 323. 535.
Weisser, K. G. 359.
IVeisstchi G. iio. 114 fg. 227 fg.
242 fg.
Weisstein, G. 106.
Weizsäcker, P. 86.
Welling, die 7.
Wenckebach, Fräulein 361.
Werner, R. M. 249. 327.
Werthern, Gräfin 185.
Wetzel 9).
Wevland 357.
White, Horatio S. 560—364.
White, Horatio S. 562 fg.
Wickhofl", Fr. 304.
Widmann, J. V. 303.
Wieland 94. 132. 157. 173h'. 212.
236. 244 fg. 303. 350. 356. —
Goethe und die jüngste Niobe-
tochter 7 ff. 76. Anmerkungen
dazu 83. Briefe an 106 fg. Quelle
zu Faust 317.
Wieland, Familie d. vor. 107 tg.
Wieland, Frau d. vor. 9.
Wieland, Mutter 8.
Wielen, C. van der 287.
M'ildenbruch, E. v. 249.
Willemer, Joh. Jak. v. 3 59 fg.
Willemer, Marianne v. 359.
Wilmanns 241.
Winckelmann 186.
Wolf, F. A. 97.
Wolfi", Eugen 522 fg.
Wohf, hol'länd. Gelehrter 332.
Wollf, ]. 360.
WolfT, P. A. 95. 29 V 306.
Wollf, Frau d. vor. 95. 306.
WoUnvska, Fräulein v. 328. 363.
WüUner 286.
Wünsche 349.
Württemberg, Herzog Karl v. 131.
Würzburg, Konrad v. 88.
Wustniann, G. 99. 305.
Xaiuhippus s. Sandvoss, Fr.
Register zu Band IX.
377
Zahn 507.
Zapp, A. 557.
Zarnche F. 3 tg. 77—82.
Zarncke, F. 76. 242. 296%. 522.
345-
Zeerleder, A. 148.
Zeerleder, L. — Aus dem Brief-
wechsel von Fritz v. Stein und
148 — 160.
Zeerleder, Bruder d. vor. 1481!:'.
Zeerleder, Mutter d. vor. 158.
Zeiler 250.
Zeller, Eduard 262—278.
Zeller, E. 273.
547- 5)2.
IIS. 118.
Zelter 80. 90. 296. 302.
361 fg. 364.
Zeune, A. 30. 87.
Ziegert, M. 337.
Ziegesar, Silvie v. 354.
Ziegler, Luise v. (Lila)
Zimmermann, Leibarzt 122. 124.
127.
Zimmermann, W". 264. 351.
Zöllner, H. 319.
Zucchi, Gatte der Angelika KautT-
mann 239.
Zucchi, Bruder d. vor. 239.
Zürn, L. 324.
IL REGISTER ÜBER GOETHES WERKE UND LEBEN.
Allgemeines.
Archiv in Weimar, Mittheilungen
aus dem 5 — 75. 83. 85. 95. 98.
291 ff. 311. Schriften über 312.
Ausgabe letzter Hand 258. 290.
Biographische Schriften über 3 34 fg.
Christenthum, Goethe und 3i4fg.
337-
Englisch - Amerikanische Biblio-
graphie 360 — 364.
Englische Literatur , Beziehungen
Goethes zu 310.
Frankreich, Goethe in 310. 535.
Handschriften Goethes, zur Kennt-
niss der 310.
Italien, Erinnerungsfeste, Gedenk-
stätten in 310. 335.
Juden, die und Goethe 347.
Jurisprudenz, Stellung zur 347.
Mihvaukee literar}- school, Vorle-
sungen in der 309 fg.
Nachträge u. Berichtigungen 247fg.
Neue Ausgaben 308 ff. — Über-
setzungen 331 — 333.
Publikum, das und Goethe 554.
Renaissance, Stellung zur 348 fg.
Stellung zurW'issenschaft und Kunst
346—349.
Urtheile über seine ^\ erke von
Zeitgenossen 350.
Theater, Königliche zu Berlin,
Aufführungen von Goetheschen
Stücken 287 fg.
Frankfurter Stadttheater, Goethe-
cvklus 288, Aufführungen auf
deutschen Bühnen 288.
Verein in Wien, Chronik des 3iofg.
Vorlesungen auf deutschen Uni-
versitäten 286, im Verband ger-
manistischer Vereine auf deut-
schen Hochschulen 287.
Weimarer Ausgabe 260 fg. 289 ff.
Biographische Schriften.
Annalen 84. 86 fg. loiff. 347.
Campagne in Frankreich. — Neue
Ausgabe 308 fg. Erläuterungen
33otg.
Dichtung und Wahrheit 67. 210.
259. 285. 357.
Italienische Reise 72. 103. 2i8tg.
330.
Schweizer Reise 291.
Tagebücher 77 ff". 83. 93. 104. 239.
291. 300. — Ungedruckte Notizen
daraus 78 fg. 89. 94 ff. 98. 292 fg.
(Bestimmungen für die Gedichte)
354. 3 59 fg. Weimarer Ausgabe
Band I. 296 tg.
Briefe an:
Ein (r.) hinter einer Zahl bedeutet, dass von
dem Briefe nur ein Regest gegeben ist.
Deinhardstein 307. (r.)
Einsiedel 109 fg. in ff. (Vgl. 326.)
Frege & Comp. ii4fg.
Karl August 45 fg. 307. (r.)
Meyer, H. 305—307. (r.)
Thouret 107 fg.
Voigt, C. G. V., iMinister (?; 1 10.
307. (r.)
Voigt, F. S. ii5tg.
378
Register zu Band IX.
Wieland io6tt.
:■' 507 fr.)
Gedenkblatter, zwei 227 tg.
Stammbuchblatt 305.
Insclirift 307.
Carlvles und Goethes Briefwechsel
30b. 304.
Hegel, Briefe von und an 361 fg.
Italien aus 218. 504.
Oehlenschläger, Briefe an, übers.
304. 343 fg.
Rochlitz, Brietwechsel mit 300 fg.
Schiller und Goethe, Bemerkungen
zum Brietwechsel zwischen 240 fg.
364.
Weimarer Ausgabe 297 h.
Zelter, Briefwechsel mit, neue Aus-
gabe 361. 362.
Zu Goethes Briefen vom i. April
bis 18. October 1775 121 — 127.
Briefe an Goethe von:
Cattaneo 137. 139. 143 fg.
Einsiedet 326.
Foscolo, Bemerkungen zum Briefe
von 239 fg.
Grimm, Jacob 20 ff. .\nmerkungen
dazu <S.:| ff.
(irimm, Wilhelm 22 ff. 39 ff. An-
merkungen dazu 84 ff.
Kleist, Heinrich v. 48 fg. Anmer-
kungen dazu 9 3 ff.
Müller, Adam 47 fg. Anmerkungen
dazu 93 ff.
Ranke, Leopold v. 74 fg. Anmer-
kungen dazu 104 fg.
Schopenhauer, Arthur 50 ff. .\n-
merkungen dazu 96 tl.
Weimar, Karl August v. 47. (Re-
solution.)
Dramen.
Brev, ein Fastnachtsspiel von Pater
256. 323.
Glaudinc von Villa-Bella 287. 323.
(Verhältniss zu Weisse) Compo-
sitionen 358.
Clavigo 209. 229. 287 fg.
Hgmont 167. 185. 287 fg. 303. —
Ausgaben und Erläuterungen 324.
Lenz' Soldaten, Vorbild zu 342.
Hpimenides des, Erwachen 287.
Erwin und Elmire, Verhältniss zu
Weisse 323.
Eugenie s. isatürliche Tochter.
Faust 76. 81 fg. 104. 167. 230. 252.
256. 262 fg. 265. 277 fg. 286 ff.
505. 310. 337. 348. — Epilog
zum (Abschied, Abkündigung),
zum ersten Male gedruckt 3.
5 ig. Anmerkungen dazu 82 fg.
Zueignung 82. 284. Goethes Faust
und Hegel 198 — 2i7.Disputations-
actus 2iort. Catechisation 236!^.
Zwei Seelen wohnen in meiner
Brust 238. Blut ist ein ganz be-
sonderer Saft 238. Scherers Ar-
beiten 258 ff. Oberons goldene
Hochzeit 292. Weimarer Aus-
gabe 294. Amor und die Teu-
felchen 295. — Neue Ausgaben
und Erläuterungen 313 — 316.
über einzelne Stellen : Doppel-
reich, Character des Mephisto-
pheles, Domscene u. A. 317.
Verhältniss zu Klingers Faust
318. Dritter Theil 318. Musik-
drama 319. Faustbuch und Pup-
penspiele, duellen, Jubiläum des
Faustbuchs, Marlowes Werk 319
bis 322. Übersetzungen 331 ff.
Holländische Abhandlungen über
Faust 332 fg. Gompositionen 358.
3 60 fg. 363 fg.
Fischerin, die 222.
Geschwister, die 166 fg. 170 ff. 174.
183. 183. 287 fg.
Götter, Helden und ^^'icland 132.
Götz von Berlichingen 117. 166 fg.
186. 209. 287 fg. 316. David
Hartmann, über 1 50. Erläuter-
ungen zu 322 fg. Gompositionen
358.
Jahrmarktsfest zu Plundersweilern
222. 256. 316.
Jery und Bätelv 287. Gompositionen
Iphigenie auf lauris 82. 186. 258.
287 fg. 303. _ Einige ältere
Illustrationen zu 218 bis 228. —
Neue Ausgabe und Erläuterungen
308. 324fg. 360.
Laune des Verliebten 287.
Lila 287. 324. — Abhängigkeit von
Dschami 324.
Mahomet 167. 287.
Mitschuldigen, die 287. 305.
Natürliche Tochter 287. — Neue
Register zu Band IX.
379
Ausgaben und Erläuterungen 308.
310. 325.
Nausikaa 258 fg.
Paläophron und Neoterpe 287.
Pandora 94. 258. 354.
Prolog zu Deinhardsteins Hans
Sachs 287.
Prolog zur Eröffnung des neuen
Schauspielhauses in Berlin 287.
Prometheus 167.
Proserpina 177. 337.
Stella 166 fg. 209 fg. 256. 288.
Tankred 288fg.
Tasso 174. i85fg. 288fg. 303. 316.
— Neue Ausgaben und Erläu-
terungen 308.
Triumph der Empfindsamkeit. (Die
geflickte Braut) 176 fg.
Vögel, die 177.
Zauherflöte, der, zweite Theil 80.
Romeo und Julia von Shakespeare,
Bearbeitung von 287.
Standhatte Prinz, der von Calderon,
Bearbeitung von 287 fo;.
Belebung des antiken Dramas325fg.
Compositionen zu den Dramen 358.
Dramatische Pläne und
Fragmente.
Befreiung des Prometheus 3 fg.
Bruchstücke, zum ersten Male
gedruckt, 3 i'g. Anmerkungen da-
zu 76 ff.
Danaiden, dramatischer Entwurf 80.
Iphigenie in Delphi 258.
Nero, Monodrama 334.
Trauerspiel, altdeutsches 354.
Tugendspiegel, der 165.
Episches.
Achilleis 256.
Ewige Jude 347.
Hermann und Dorothea 78 fg. 156.
247. — Neue Ausgaben und Er-
läuterungen 526 fg.
Reineke Fuchs, Neue Ausgabe 360.
Erzählendes.
Frauen, die guten 342.
Märchen (?) 354.
Unterhaltungen deutscher Ausge-
wanderten 166.
Wahlverwandtschaften 306. 310.
354. Erläuterung 331.
Werthers Leiden 167. 172 fg. 177.
186. 209fg. 228. 236. 258. 240.
286 fg. 348. David Hartmann
über 132 fg. — Ausgaben, Fos-
colos Verhältniss zu 329 [g.
360 fg. L. Tieck über 350. Garve
über 351.
Wilhelm Meisters Lehrjahre 100.
216. 258. .337. 356. Fritz V.Stein
über 153. Über die Anfänge des
163 — 187. Der Einfluss von
Scarrons Roman Comique auf
188 — 197. — Wander jähre 258.
535-
Gedichte.
Abkündigung s. Faust, Epilog zum.
Abschied s. Faust, Epilog zum.
Amvntas 292.
An die Erwählte 291.
An Förster 227.
An Karoline v. Staupitz 299.
An Frl. Wolowska 328.
An Mignon 291.
Blümlein ^\'underschön (Der Ge-
fangene und die Blume) 291.
Braut von Corinth 292. — duellen
zur 229 ff.
Der Feier des 28. Aug. 303.
Eckart, der getreue. — Quellen
zum 2 34 ff".
Ein Q.uidam sagt" 303.
Elegieen, römische 292.
Epigramme venetanische 181 fg.
(Vieles hab ich versucht) 292 ff.
(»schlechteste Stoffe)
Epiphanias 294.
Euphrosvne 292.
Fischer, Übersetzung 335.
Gefunden 291. 328. 357.
Geheimstes 327.
Gellerts Monument 293.
Genialisch Treiben 290 fg.
Genuss, der wahre 327.
Gesellige Lieder 291.
Gewohnt, gethan 294.
Goldschniiedgesell 291. 328.
Gott, der und die Bajadere 229.
292. — Übersetzung 335.
Göttliche, das 293.
Hochzeitlied 234.
Im Guten und Schönen etc. (Ge-
denkblatt) 227.
38o
Register zu Band IX.
Homer wider Homer 248.
Hünfeld, Jahrmarkt zu 327.
Ich denke Dein 548.
Im Vorübergehen 291.
Juni 294.
Kennst du das Land 548.
Klaggesang von der edlen Frauen
des Asan Aga 20. 84.
Königlich Gebet 295.
König in Thule 3)8.
Lange hab ich mich gesträubt (?)
.329-. . ., .
Liebeslied eines amerikanischen
Wilden 527.
Liebhaber in allen Gestalten 290.
Menschengefühl 253.
Miedings Tod, auf 294.
Weimar-Bethlehem 236.
Misanthrop, der 327.
Morgens rund etc.'(Gedenkblatt)227.
Müllerin, der, Verrath 292.
Mijjlerin, Ballade von der 292. —
Altere Fassung, Lesarten das.
Musageten, die 292.
Palinodie, erste 327.
Pausias, der neue 292.
Problem 327.
Sachsens, Hans, poetische Seiidung,
Sänger, der 328.
Schale der Erinnerung, einem
milden Fürstenpaar geweiht 1774,
293.
Schneider - Courage (Lied vom
Schneider) 291.
Schweizer Alpe 163.
Spinnerin, die 303.
Tagebuch, das 354.
Todeslied eines Gefangenen 327.
Todtentanz, der 291.
T'raurige, der und die duelle, l'ragc
292.
Trilogie der Leidenschaft 287.
Ufnt Bergli bin ich gesessen 357.
\'ertrauen 327.
Wanderer, der 167. 327,
^\'ar doch gestern dein Haupt s.
Schweizer Alpe.
Weissagungen des Bakis 293.
Westöstliclier Di van 269. 328.
Willkommen und Abschied (den
XXX Abend) 291. 327.
Wirst Du uns den Wahn erlauben
(zum ersten Mal gedruckt) 106.
Xenien 286. 328. 556.
Legende »Filippo Neri« 354.
Weimarer Ausgabe 290 fF. — Neue
Ausgaben, Erläuterungen, Über-
setzungen 326ff. 361.'
Kunst.
Baukunst, von deutscher 329. 332.
Cellini 140.
Kunstausstellung von 1801, .\uf-
satz über die 108.
Kunst und Alterthuni 22. 34. 84 fg.
88. 158. 240.
Rameaus Neffe 216.
Sammler, der, und die Seinigen,
Neue Ausgaben u. Erläuterungen
Stellung zur Kunst 349.
Natur\vis,senschaftliches.
Farbenlehre 50. 33. 56 ff. 73 fg.
98 ft". 301 fg. }o6i'g. 310.
Neue Ausgabe der naturwissen-
schaftlichen Schriften 309.
Sonstige Prosaische Schriften.
Brieftasche, Angang aus Goethes
177-
Rochustest, das, zu Bingen 227.
Biographische Einzelheiten,
Lebensbeziehungen, \^erhalt-
nisse zu :
Arnim, Bettina v. 336.
Baudissin, W. Graf v. bei und über
Goethe 350.
Bertuch, K. über Goethe 5 50 fg.
Boisseree, Sulp. 336.
Brockenfahrten 1777 und 1783,
15 ff.
Carlvle, Goethe und, zu, 241 Ig.
5 36 fg.
Eberwein, K. 337.
O. Feral 242.
Fibich, Cleophe v. durch Goethe
geschildert 343.
Foscolo und Werther 3291g.
Friedrich d. Gr. Goethe und 334.
Geibel, E., Einwirkung auf 338.
Gesellschaft, Deutsche, für Ge-
schichte und Sprache, die, Acta
betreffend 341!". — Anmerkungen
dazu 88 ff
Register zu Band IX.
Goethe, Christiane, Beurtheikmg,
Stellung zu 339.
Goethe , Cornelie über Goethe
1 1 5. — Anmerkungen dazu 1 17 ft'.
Göttling, Briefwechsel mit 340.
Hartmann, David, Goethe und
128-134.
Heine, H. Besuch bei Goethe, Brief
an 340. Über und gegen Goethe
351%-
Herder, über Goethe 302 ft. und
Goethe, Verhältniss, Bruch 34ofg.
Herzlieb, Wilhelmine, Briefe über
541 %•
Hugo, V., über Goethe 330.
Jacobi, F. H., über Goethe 303.
Imhof, Amalia, nicht Eulalia 342.
Italien, Reise nach, Aufenthalt in
535-
Klinger über Goethe 11. — An-
merkungen dazu 83.
König, Luise, über Goethe 119.
Kriegskommission, Goethe in der
242 fg.
Laroche, Goethe und 311.
Lessing über »Werther« und das
Goethisiren 351. 356.
Lili, Verhältniss zu 345.
Manzoni, Goethes Beziehungen zu
Manzoni und anderen Italienern
135 — 147-
Mendelssohn-Bartholdy, Lea, Schil-
derung des Besuchs bei Goethe
352%-
Merkel, G. über 353.
Mozarts Don Juan , Goethe über
347-
Oehlenschläger 343 fg.
Overbeck, F., Beurtheilung durch
344-
Passavant, J. L. 343.
Plessing 344.
Rauch,' Ch. D. 3 14 fg. (Goethe-
und Schiller-Denkmal.)
Reden, Graf und Gräfin v. 345 ig.
Reisen Goethes 335.
Riemer, Auszüge aus seinen Tage-
büchern 353 fg.
Schiller 346.
Schlegel, Fr. über 355.
Schubart über 355.
Seidler, Luise 336.
Spinoza 346.
Stein, Charlotte v. 346.
Stein, Fritz v. über Goethe in Briefea
an Ludwig Zeerleder 148 - 160.
Tennyson 346.
Trebra , Lebensverhältnisse mit
Goethe 1 1 ft\ Anmerkune^en dazu
^.83 fg.
v arnhagen v. Ense über Gedichte
und Biographisches 355.
Weimar, Über Goethes unbekannte
Stadtwohnungen in 243 ff.
Wieland, über Goethe : Goethe und
die jüngste Xiobetochter jft". An-
merkungen dazu 83. Brief über
Goethe 303.
Bilder, Denkmäler, Gebäude.
British-Museum, Stiche in 3J7.
Frankfurt, Goethehaus in, Acten
auf den Umbau bezüglich 285.
311.
Frankfurter Goethe-Album 1848 bis-
1850. 346.
Philadelphia, Denkmal in 357.
Handzeichnung Goethes 3 56 fg.
Raabe , Bild Goethes und der
Seinen 338.
Schiller - und Goethe - Denkmal^
Rauchs Entwurf 344 fg.
Schönberg, Graf v., Bleistiftzeich-
nung von 357.
Strassburg, Wohnung in 343.
Tischbein, W., Bild von 286.
Weimar, Goethehaus in 249 fo-.
Weimar, Goethe-National-Museum
349. — Schilderung und Repro-
ductionen 558—360. _ Goethes
Bilder das. 339.
Dritter Jahresbericht
DER
Goethe-Gesellschaft.
ie satzungsmäßige Generalversammlung des Jahres
1887 fand, nachdem Tags zuvor eine Vorstands-
sitzung vorausgegangen war, am 21. Mai im grossen
Saale der »Erholungc zu Weimar statte, geehrt durch die
Anwesenheit I. I. K. K. H. H. des Grossherzogs, der Frau
Grossherzogin, des Erbgrossherzogs und I. H. der Frau
Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg, und von zahl-
reichen Mitgliedern und Gästen besucht. Der Präsident der
Goethe-Gesellschaft, Excellen{ Dr. Siiiison, eröffnete die Yqx-
handlungen, indem er mit warmen Worten der beiden im
Laufe des Jahres verstorbenen Vorstandsmitglieder Professor
Dr. Scherer und Excellenz von Loen gedachte, und dann
dem Vorsitzenden des Geschäftsführenden Ausschusses,
Geh. Hofrath Riilaud das Wort ertheilte zur Erstattung
des Jahresberichtes. Da zu demselben Niemand das Wort
verlangte, folgte sofort die von dem neu ernannten Director
des Goethe-Archivs, Professor Dr. B. Siipbaii, übernommene
Festrede, über »Goethe und Herder«. Herzlicher, reicher
Beitall lohnte den Redner für seine geistvollen Ausführungen.
Sodann erstattete Professor Dr. Erich Schmidt Bericht
über die von ihm im Besitze des Major von Göchhausen in
Dresden entdeckte, von der bekannten Hofdame der Her-
zogin Anna Amalia gefertigte Abschrift des bisher verloren
geglaubten Entwurfs des ersten Theils des Faust, in der
Gestalt^ wie ihn Goethe schon aus Frankfurt nach Weimar
mitgebracht hatte. Da seitdem dieser »Ur-Faust« allen
Goethetreunden durch eine Separatausgabe zugänglich ge-
worden ist, sei hier nur erwähnt, dass die Versammlung
die ihr gemachten Mittheilungen mit freudiger Überraschung
Goethe-Jahriiuch IX.
^5
— 1^ 4 "^ —
und lebhaftestem Interesse entgegennahm, und ehistimmig
Herrn Major von Göchhausen ihren Dank für die zur \'er-
öffentlichung ertheilte Erlaubniss aussprach.
Nach einer kurzen Pause begann der zweite Theil der
^'erhandlungen mit der Ergänzungswahl in den \"orstand:
an Stelle der verstorbenen Mitglieder Scherer und von Loen
wurden Excellenz Dr. von Strcniaw, \'orsitzender des \\' iener
Goethe-\'ereins, und Professor Dr. Siiphau, Director des
Goethe-Archivs einstimmig gewählt.
Professor Dr. E. Schinidl berichtete sodann im Auftrage
des Vorstandes über den von demselben im Princip ge-
nehmigten und von dem Geschäftsführenden Ausschusse
eingeleiteten Ankauf der A. Cohnschen Goethe-Bibliothek
aus den Mitteln der Gesellschaft, und befürwortete die
nach § 7 der Satzung von der Generalversammlung zu
ertheilende Genehmigung. In Erwägung, dass der Vorschlag
nur die Ausführung einer wichtigen Bestimmung des § 2
der Satzungen ermöglichen sollte, genehmigte die Ver-
sammlung einstimmig den Ankauf der Cohnschen Goethe-
Bibliothek zum Preise von i6,ooo M.
Nachdem Professor Siiphan über die für das nächste
Goethe-Jahrbuch in Aussicht genommenen Veröffentlichun-
gen berichtet, theilte Herr Rnland mit, dass der Geschäfts-
führende Ausschuss, mit Genehmigung des Vorstandes für das
Jahr i888 wieder die \'ertheilung einer Extra-Publikation an
die Mitglieder ins Auge gefasst habe, und dass zu derselben
ein im Goethe-National-Museum befindliches, von Goethe
selbst als Denkmal seines künstlerischen Strebens zusammen-
gestelltes Album von 22 seiner Handzeichnungen, nebst den
eigenen bisher unbekannten Erläuterungen Goethes ins Auge
gefasst worden sei. Die Mittheilung wurde von der \'er-
sammlung mit freundlichem Interesse entgegengenommen.
Über die weitere luitwicklung des Goethe -Naiioual-
Mitseums berichtete Herr Ruland, indem er die Versammelten
einlud, namentlich die Tags zuvor dem Publikum nach Be-
endigung der unabweislichen Reparaturen wieder zugänglich
gewordenen eigensten Zinnner Goethes, das Studir- und
Sterbe/inuner in Auuenschein zu nehmen. Eerner maciue
— ^ 5 ^—
derselbe einige Miitheilungen über ein von der Direction
vorbereitetes Werk über das Goethe- National -Museun";,
welches bestimmt sei, eine Anzahl unedirter Bildnisse
Goethes, seiner Angehörigen und Freunde, sowie eine
Auswahl hervorragender Gegenstände aus den verschie-
denen Theilen der Sammlungen mit Erläuterungen auf
Grund der aus Tagebüchern, Briefen, Rechnungen etc. ge-
wonnenen Notizen dem Publikum zugänglich zu machen'.
Indem Professor Suphan über die Arbeiten des Goethe-
Archivs berichtete, konnte er die ersten Probebände der
in Vorbereitung begriffenen, im Auttrage I. K. H. der Frau
Grossherzogin herauszugebenden neuen Goethe- Ausgabe
der Versammlung vorlegen.
Der von dem Schatzmeister, Herrn Commerzienrath
Dr. Morit:{, vorgetragene Kassenbericht, — einen erfreulichen
Vermögensbestand der Goethe-Gesellschaft bekundend —
gab zu keiner Besprechung Anlass, und wurde von der
Generalversammlung unter Dankesbezeugung an Herrn
Dr. Moritz Decharge ertheilt.
Nach einigen kleineren Mittheilungen (unter anderen
über das auf dem Kammerbühel bei Eger zu errichtende
Goethedenkmal) wurde die Versammlung um halb drei Uhr
geschlossen.
An das um 3 Uhr im Saale der »Vereinsgesellschaft«
abgehaltene Festmahl schloss sich eine vorzügliche Auf-
führung von Goethes »Iphi^^enie« im Grossherzoglichen Hof-
theater,, bei welcher Fritz Krastel als Orest und Frl. Jennicke
als Iphigenie den lebhaftesten Beifall des vollbesetzten
Hauses erwarben.
Wir dürfen ohne Überhebung sagen, dass auch dies-
mal unsere Gäste befriedigt von Weimar geschieden sind.
In jeder Hinsicht darf das abgelaufene Geschäftsjahr 1887
als ein recht erfreuliches bezeichnet werden. Die Zahl der
Mitglieder hat auch in diesem Zeitraum stetig zugenommen
und bezifferte sich (mit Einschluss von 201 Mitgliedern
' Im Dezember 1887 ist dieses Werk: nDie Schätze des Goetbe-
NatioiiaJ-Musi'iuns« (60 Tafeln, 48 pp. Erläuterungen) im Verlage von
L. Held-Weimar und A. Titze-Leipzig zum Preise von 30 M. erschienen.
23*
— h 6 ^ —
der Englischen Goethe - Gesellschaft) Ende Januar 1888
auf 2883, darunter 11 auf Lebenszeit. Die finanzielle Lage
der Gesellschaft ist eine günstige gebheben : obgleich die
Rechnung des Jahres 1887 mit der zweiten Rate des ausser-
ordentlichen Aufwandes für die Erwerbung der Cohnschen
Goethe-Bibliothek, sowie mit der Hälfte der sehr erheb-
lichen Herstellungskosten unserer zweiten Schrift (Goethes
Italienische Briefe und Tagebücher) belastet war, so schloss
das Jahr 1887 doch mit einem zinstragend angelegten Ver-
mögensbestand von 13544 M- 89 Pf. Ausser ordciilJicJjc Geld-
spenden gingen der Gesellschaft zu von
L M. der Deutschen Kai'serin , Königin von Preussen
(dritte Spende),
S. iM. dem König von Württemberg (zweite Spende),
Herrn Bankier Albert Holz in Breslau (dritte Spende),
Erau Baronin von Popper-Castrone in Wien.
Indem wir für diese Spenden im Namen der Gesell-
schaft den ehrerbietigsten, herzlichen Dank aussprechen,
können wir nicht umhin, sie hinsichtlich der sehr erheb-
lichen Mittel, welche die Zwecke der Gesellschaft fortdauernd
erheischen, als sehr willkommene Unterstützungen unsrer
Bestrebungen zn bezeichnen.
Auf das abgelaufene Jahr darf auch die geschäftliche
Leitung mit Befriedigung zurückblicken. An der Hand
der im Vorjahre beschlossenen und sich trefflich bewähren-
den Geschäftsordnung hat der Ausschuss seine Obliegen-
heiten erledigt, und vollzog sich der Verkehr mit den Mit-
gliedern in erfreulichster W^eise ohne Störung. Der lediglich
im Interesse thunlichster Bequemlichkeit für unsere Mit-
glieder und auf Grund allmählig gesammelter Erfahrung
eingeführte Geschäftsgang lebt sich mehr und mehr
ein. Nur ein Punkt ist es, auf den wir immer wieder hin-
weisen müssen, weil er noch nicht überall gebührende Be-
achtung finden will: die Bestimmung, dass die Beiträge bis
;^nni ersten Miir:; jedes Jahres an die hel^amile Adresse unseres
Schal:^meistcrs nach IVeiniar eingesendet iverden mögen. Durch
die spätere Beiziehung mittelst Nachnahme erwachsen der
Geschäftsleitun<: wie ^.icn Mitgliedern Weiterungen und
—^ 7 *^—
Kosten. Auch die Bestimmung, JVohuungsverändentnc^eu
recb!~eitig uns au:^u~^cigcn wird noch vielfach (— im Jalire
1887 in Berlin allein von 53 Mitgliedern — ) übersehen;
Verzögerungen in der Zustellung des Jahrbuches und
unserer Schritten sind neben Portoverlusten etc. die un-
vermeidliche Folge und verursachen auch mehr als eine
Beschwerde. Die Verwaltung, bei einer von keiner ahnlichen
Gesellschaft noch erreichten Zahl von nahe 2900 Mit-
gliedern, kann allen Anforderungen nur gerecht werden,
wenn sie allseitig durch wohlwollende Beachtung der ge-
schcäftlichen Anordnungen unterstützt wird. Wir erlauben
uns daher, oben erwähnte zwei Bestimmungen allen unsern
Mitgliedern ebenso dringend wie herzlich zu geneigter Be-
achtung abermals anzuempfehlen. Indem sie so die aut
der geschäftlichen Leitung ruhende beträchtliche Arbeits-
last vermindern helfen, wird auch der Schein irgendwelcher
Verzögerung bei der Befriedigung unserer Mitglieder immer
mehr vermieden werden.
Die in § 2 der Satzungen vorgeschriebene Gründung
einer Goetbe-Bibliotbek ist durch den oben schon erwähnten
Ankauf der Cohnschen Sammlung ihrer Verwirklichung
sehr nahe gekommen. In ihrem gegenwärtigen Bestände
liefert unsere Bibliothek der Goetheforschung reichliche
Hülfsmittel, und hat, ihrem Hauptzwecke entsprechend, den
Mitarbeitern an der neuen Goethe-Ausgabe in umfassender
Weise bei den Arbeiten dieses Jahres gedient, wie sie denn
auch der Direction des Goethe-Xational-Museums bei der
wissenschaftlichen Bearbeitung und Ordnung von dessen
reichem Inhalt werthvoUe Dienste leistet. Eine Umstellung
und sachliche Ordnung erwies sich als nothwendig ; die
Ausarbeitung eines entsprechenden Catalogs ist begonnen
worden. Bei der Vermehrung durch Ankauf konnte nun
neben der Vervollständigung der Originaldrucke auch in
weiterem Umfange die Erwerbung von literarurgeschicht-
lichen und exegetischen Werken in Betracht gezogen
werden. Das meiste derartige ist bei einzelnen, auf anti-
quarischem Wege sich darbietenden Gelegenheiten bezogen
worden , — überhaupt aber wurde mit Rücksicht auf
— ^ 8 ^—
den Ankauf der Cohnschen Bibliothek bei den Erwer-
bungen dieses Jahres mit einer sachgemäßen Einschrän-
kung verfahren.
Zahlreiche Schoikiuigoi sind wie in den Vorjahren der
Bibliothek zugegangen, und zwar von folgenden Spendern,
denen wir uns im Namen der Gesellschaft hiermit den er-
gebensten Dank nochnials auszusprechen erlauben:
Professor Dr. H. Baumgart (Königsberg), Dr. A. Biel-
schowsky (Berlin), Mrs. Carlyle (London), Professor
Dr. W. Creizenach (Krakau), Dr. H. Denicke (Leipzig),
Professor Dr. W. Dilthey (Berlin), Dr. E. Flügel (Rasch-
witz-Leipzig), Dr. Max Friedländer (Berlin), Fräulein
Bertha und Clara Froriep (Weimar) , Professor Dr.
L. Geiger (Berlin) , Geh. Regierungsrath Professor
Dr. H. Grimm (Berlin), Professor Dr. R. Grosser
(Wittstock), Dr. O. Harnack (Wenden, Livland), Ober-
bibliothekar Professor Dr. Hartwig (Halle), Dr. Heiden-
heimer (Mainz), Professor W. T. Hewett (Ithaka, U. S.),
Professor Dr. R. Hildebrand (Leipzig), Geh. Justizrath
Professor Dr. H. Hülfer (Bonn), Frau M. von Klitzing
(Weimar), Oberbibliothekar Dr. R. Köhler (Weimar),
Excellenz Dr. von Loeper(Berlin), Professor Dr. J. Minor
(Wien), Professor Dr. K. Möbius (Kiel), Verlagsbuch-
händler E. Paetel (Berlin), E. Pirazzi (Otfenbach),
S. D. Fürst Anton Radziwill (Berlin), Geh. Hofrath
C. Ruland (Weimar), Professor Dr. Erich Schmidt
(Berlin), Professor Dr. B. Suphan (Weimar), C. Tomlin-
son (London), Pastor Dr. Th. Unruh (Horst, Pommern),
Professor Dr. S. Wätzoldt (Berlin), ProfessorH. S. White
(Ithaka, U. S.).
Das Goc'Jjc- Archiv, über welches, obgleich es nicht
Eigenthum unsrer Gesellschaft, doch der »Jahresbericht«
jedes Mal unseren Mitgliedern willkommene Mittheilungen
bringt, hat von bedeutenden Bereicherungen zu erzählen,
— in erster Reihe von einer Anzahl namhafter Spenden.
»Am Tage der zweiten Vereinigung der Goethe-Gesellschaft
zu Weimar« schenkte 5. A'. //. der Grossber~Oi^' eine Schreib-
mappe aus rothem Sammt mit dem in vergoldeten Rahmen
— ^ 9 ^ —
eingelegten Gedichte: »Weite Welt und breites Leben
Jena, Pfingsten May 1817«. Begleitet war die kostbare
Spende von einer eigenhändigen Erklärung S. Kgl. Hoheit,
des Inhalts, dass die Mappe, einst ein Geschenk des Gross-
herzogs an Franz Liszt, nun aus dessen Kachlass durch
die Fürstin Marie Hohenlohe an den hohen Geber zurück-
gelangt. Am 23. Mai überwies S. K. H. der Grossherzog
das gleichfalls aus Liszt's Nachlass in seine Hand gelangte
Manuscript des Goetheschen Prologs zu Ifflands Drama
»Alte und Neue Zeit«, ganz eigenhändig mit zwei unge-
druckten Stellen. — /. K. H. die Frau Erbgrossher-ogiii schenkte
einen Brief Goethes an den Grossherzog Carl August vom
9. Sept. 1826.
Die meisten Schenkungen wurden dem Briefwechsel zu-
geführt. Fräulein Ulrike von Levet:(^ozu im^Trihlic bei Lobositz
eignete der Frau Grossherzogin die Briete zu, welche Goethe
an sie, ihre Mutter Amalie von Levetzow, und an ihre Gross-
mutter, Frau von Brösigke, gerichtet hat (siebzehn Briefe
und sechs Billets, einen Brief bildend). Den Taufschein
Ulrikens hat das Archiv von Excellenz Dr. von Loepcr in
Berlin erhalten. — Geh. Regierungsrath Professor Dr.
H. Grimm in Berlin stiftete : drei Briefe Goethes an Bettina,
einen Brief Wielands an Goethe, sechs Briefe Schillers an
Sophie Mereau, — ferner das Exemplar der »Wanderjahre«,
das Marianne Willemer besessen, mit Goethes Dedication
und dem Verse : »Wer hat's gewollt, wer hat's gethan . . . . «
— Herr Dr. Morit~ Ebner in Breslau: 36 Briefe Goethes
an Nees von Esenbeck nebst 6 Briefen von Eckermann
und zwei von Rehbein (Goethes Krankheit 1823 betreffend)
an denselben. — Landgerichtsrath Dr. C. Hildchrandi in
Mülhausen i. E. und Landgerichtsrath Dr. G. HiJdehrandi
in Weimar : einen Brief Goethes an den Hotadvocaten
Hase vom 12. März 1827. — Herr C. Meinert in Dessau
(der dem Archiv für die Zwecke der Goethe-Ausgabe seine
Autographen des Dichters zur Verfügung gestellt hat)
schenkte 28 Nummern auf das »Freie Zeichneninstitut« be-
züglich, meist Erlasse an H. Meyer, von Goethe gezeichnet,
und zwei Billets Goethes an denselben. — Herr Archivrath
Dr. Burkhardt in Weimar ein Manuscript von Eckermann
— -^ 10 -»4—
»Zur Aufklärung einiger Punkte des Contractes vom Jahre
1826«. — Herr Hofschauspieler Guido Lehtnann in Weimar
einen Brief Max. Joh. Seidels an Ludwig Tieck über die
Feier von Goethes Geburtstag 1827.
Eine werthvolle Gabe anderer Art übersandte am Jahres-
schluss mit Genehmigung des Grossh. Staatsministeriums
die Direction des Goethe-National-Museums : ein Exemplar
der »Schiit ~e des Goelhe-National- Museums« ; es ward zugleich
der Dank ausgesprochen für die Unterstützung, welche
dem Werke durch die gestattete Benutzung des Archivs
zugeflossen. Dem Archiv wurden auch in diesem Jahre
wieder Papiere, meist auf den Haushalt Goethes bezüglich,
überwiesen , welche Herr Ruland bei der Ordnung der
Bibliothek Goethes gefunden. Im Anschluss hieran ist
noch der Dank auszusprechen für einzelne durch ausdrück-
liche Bestimmung dem Archiv zugewiesene Werke: H. Grinini,
Goethe- Vorlesungen, 4. Auflage, und: Goethes Brietwechsel
mit Rochlitz, herausgegeben von IT. Freiherr v. Biedernuiuu.
Bereichert wurde aber das Archiv nicht nur durch die
in so erfreulicher Weise hervorgetretene Opterwilligkeit
von Besitzern Goethescher Handschriften, denen es eine
Befriedigung gewährt, köstliche Schätze, deren sie sich ent-
äussern, an würdigster Stelle geborgen zu wissen, sondern
zugleich in erheblichem Umfange auch in diesem Jahre
durch die Fürsorge L K. H. der Frau Grossherzogin. Neben
mehreren einzeln angekauften werthvoUen Stücken: so dem
schön geschriebenen Heftchen mit den 12 Volksliedern,
die Goethe 177 1 im Elsass für Herder »aus denen Kehlen
der ältesten Mütterchens aufgehascht«, — und dem zier-
lichen Mäppchen mit dem an den Regierungsrath Peucer
verwetteten Dukaten aus Rheingold und dem Verse: »Nein!
Irechere Wette verliert man nicht. . . . «, ist vornehmlich
die Erwerbung der Manuscripte aus P. Eclcennauns Nach-
lass zu erwähnen; einer Sammlung, die zwar im Laufe der
Jahre schon um etliche, ein/ein weggegebene und veräusserte
Stücke sich vermindert hatte, doch aber noch einen höchst
werthvollen Bestand aufweist, und nun vor dem Schicksal
der Zcrbröckelunu und weiterer Zerstreuung bewahrt ist.
—4* II -»f-—
Sie enthält u. A. eine grössere Anzahl von Gedichten und
Sprüchen in Reinschritten und ersten Entwürfen, mehrere
ungedruckte Briefe Goethes aus Italien an Frau v. Stein,
Herder und v. Koppenfels, einen Brief Schillers an Goethe
und einen Bogen Handschrift eines Schillerschen Aufsatzes.
Es ist von Bedeutung, dass sich so durch Schenkung nicht
weniger als durch Ankauf eine Anzahl Schillerscher Manu-
scripte im Goethe-Archiv zusammengefunden hat.
Der erst in den letzten Tagen vollzogene Ankauf des
Kan:Jer von MüUerscljen Hausarchivs kann zunächst nur
kurz erwähnt werden. Der Werth der umfänglichen Samm-
lung, die hiermit für das Goethe-Archiv gewonnen ist, ist
für jeden Goethekenner durch den Namen des früheren
Besitzers schon hinreichend ausgesprochen.
In dem Goethe-National-Miiseuni hat das Jahr 1887 die
Wiedereröifnung der von Goethe selbst Jahrzehnte lang
bewohnten Gemächer, des Studir- und Sterbezimmers ge-
bracht, nachdem die zur Sicherstellung dieser hochinter-
essanten Räume unerlässlichen baulichen Herstellungen
beendigt waren. Letztere wurden mit grösster Schonung
des alten Zustandes ausgeführt, und Tausende haben seit
Ende Mai die bescheidenen und doch so eindrucksvollen
Räume besucht. Zugleich wurde die Goethesche Privat-
bibliothek mit den vorhandenen, leider nicht vollständigen
Verzeichnissen genau verglichen und in dem ebentalls neu
hergestellten Nebenraume wieder aufgestellt. Zahlreiche
Vermerke an den alten Gestellen setzten in den Stand,
die Bücher genau so zu ordnen , wie sie zu Goethes
Lebzeiten gewesen waren. Sobald diese nicht ganz leichte
Arbeit vollendet sein wird, soll ein svstematischer Catalog
angefertigt werden, um der Goetheforschung einen zuver-
lässigen Anhalt über das literarische Material zu geben,
dessen sich Goethe bei seinen Studien bedient hat. Eine
ganze Anzahl Bücher haben ein besonderes Interesse, theils
durch eigenhändige Vermerke Goethes, theils durch Wid-
mungen der sie einsendenden Verfasser und Freunde.
Bereichert wurde das Goethe-National-Museum durch
Schenkungen I. K. H. der Frau Grossher^ogin (u. A. die von
— •4»- 1 2 ■»!• —
F. Preller für Goethe ausgeführten Wolkenzeichnungen,
verschiedene Bildnisse Goethes und befreundeter Personen,
Zeichnungen des Dichters, einer Anzahl weiterer Bildnisse
und Skizzen aus dem Nachlasse des Kanzlers von Müller), —
von Geh. Hofrath Lndeciis in Dresden (Goethe-Reliquien,
sowie die Handschrift eines Chorgesanges zum IL Theile
des Faust), — von Herrn Buchhändler C. Clauscn in Turin
(italienische und französische Übersetzungen der »Stella«,
sowie mehrerer Gedichte) , — von dem Wiener Goethe-
Verein (ein Exemplar der von demselben herausgegebenen
»Chronik«), — von Freiherrn L. von Gleichen -Rnssiviirvi
(der von Schiller eigenhändig geschriebene Contract mit
dem Verleger des Musen- Almanachs), — von Freiherrn
F. von Stein (Facsimile des in seinem Besitz befindlichen
Porträts der Frau Charlotte von Stein), — von Kammerherrn
Hugo von Donop (Facsimile eines ihm gehörenden Bildnisses
Goethes von X. von Schönberg).
Erworben wurde ein interessanter Carton des Grafi-
schen Schillerporträts, übereinstimmend mit dem im Körner-
museum zu Dresden befindlichen Ölgemälde. Wenn das
schöne Blatt nicht Graff"s Originalzeichnung sein sollte, so
ist es doch mindestens die von L. Simanowicz für ihre
Copie angefertigte treffliche Zeichnung in gleicher Grösse
wie das Original.
Die Ordnung und Zugänglichmachung der verschie-
denen Theile der Goethe - Sammlungen hat Fortschritte
gemacht; einzelne (wie z. B. die Plaquetten, der grösste
Thc'il der Handzeichnungen) sind neu geordnet und kritisch
bestimmt, für die Ausarbeitung zuverlässiger Cataloge ist das
Material gesammelt, die Aufstellung der naturwissenschaft-
lichen Sammlungen ist angebahnt worden.
Ist somit ein ertreuliches Wachsen und Gedeihen der
drei Schwester-Anstalten, Goethe-Bibliothek, Goethe- Archiv
und Goethe-Museum, zu verzeichnen, so dürfen wir mit
Zuversicht hoffen, dass dieselben des hohen Namens, den
sie tragen, immer würdiger, zur vertiefteren Erkenntniss
der ganzen Grösse und Bedeutung Goethes von Jaiu' zu
Jahr mehr beitragen werden.
—4* 13 ■^—
Von der stetigen Weiterentwicklung der EiigJisb Goethe-
Society, von welcher über 200 Mitglieder auch unserer Ge-
sellschaft angehören, gibt der am 17. Januar veröffentlichte
11. Jahresbericht derselben befriedigende Kunde. Die Be-
wegung hat über London hinaus in Manchester, Edinburgh,
Oxford, Cambridge, Birmingham festen Fuss getasst, zahl-
reiche Versammlungen und Vorträge sind gehalten, ein
Band »Transactions« ist veröffentlicht worden. Auch von
Amerika sind uns vielfache Beweise reger Theilnahme an
unseren Bestrebungen, sowie einer in den Vereinigten
Staaten sich immer mehr ausbreitenden Arbeit im Zeichen
Goethes zugegangen.
Sitzungen des Geschäftsführenden Ausschusses, zu
dessen Vorsitzendem an Stelle des verewigten Freiherrn
von Loen Geh. Hofrath C. Ruland erwählt wurde, haben
je nach dem durch die vorliegenden Geschäfte bedingten
Bedürfnisse stattgefunden. Mit der Ausführung des von
der Generalversammlung 1886 gefassten Beschlusses, be-
treffend die Erhaltung bedeutsamer Gräber aus der Goethe-
zeit, wurden einige der Collegen besonders betraut, da die
Kachforschungen z. B. in den nur lückenhaft erhaltenen
Begräbnissbüchern äusserst zeitraubende und mühsame sind.
Um so erfreulicher ist es, dass die fortgesetzten Be-
mühungen unseres Schriftführers, Herrn Geh. Regierungs-
rath Dr. K. Kuhn, in diesen Tagen in Bezug auf das in-
teressanteste dieser vergessenen Gräber mit vollem Erfolg
gekrönt wurden : Herrn Kuhn ist es gelungen, die Ruhe-
stätte von Goethes Gattin Christiane auf dem alten Jakobs-
kirchhofe mit Bestimmtheit nachzuweisen. Dem Beschlüsse
von 1886 gemäß wird dieselbe in Bälde durch einen ein-
fachen Denkstein zu bleibender Erinnerung geschmückt
werden.
Auch die Veranstaltung einiger Goethe-Vorträge hat sich
der Geschäftsführende Ausschuss für den Winter 1887/88
angelegen sein lassen; im Laute des Monats März werden
PrivatdocentDr. Joh. Walther-Jena über Goethes geologische
Studien und Sammlungen, sowie Prot. Dr. Erich Schmidt-
Berlin über den Tannhäuser-Mvthus sprechen.
— ^ 14 ^ —
Die Generalversammlung des laufenden Jahres ist
für die letzten Tage der Pfingstwoche vorläufig in Aussicht
genommen: eine recht zahlreiche Betheiligung unserer ge-
ehrten Mitglieder ist dringend zu wünschen, da mit Ende
1888 die Amtsdauer des bisherigen Vorstandes abläuft
und eine Neuwahl für fernere drei Jahre in dieser \^er-
sammlung vorzunehmen ist.
Wenn es dem Geschättstührenden Ausschusse möglich
gewesen ist, in diesen Zeilen ein befriedigendes Bild von
dem Zustande und der stetigen Weitcrentwickelung der
Goethe-Gesellschaft zu entrollen, so verdankt er dies nicht
nur der thätigen Unterstützung des Vorstandes, der eifrigen
Mitarbeit seiner Mitglieder, sondern ganz besonders auch
der geistigen Förderung, die ihm die aufrichtige Theil-
nahme der ganzen Gesellschaft bei seinen mannigfaltigen
Arbeiten gewährt : dass sie ihm auch ferner erhalten bleibe,
ist sein herzlichster Wunsch und seine dringende Bitte!
frei mar, Ende Februar 18SS.
Im Auftrage des Geschäftsführenden Ausschusses:
C. Rh! an d.
^_
Mitglieder - Verzeichniss
DHR
Goethe -Gesellschaft.
(Abgeschlossen am 13. Februar 1888.^
Protektor:
Seine Königl. Hoheit der G-rossherzog Carl Alexander
von Sachsen -Weimar- Eisenach.
\^ o r s t a n d :
Präsident:
Präsident des Reichsgerichts, Wirkh Geh. Rath Dr. Siuiso)!,
Excellenz, in Leipzig.
Vice-Präsidenten :
Wirkl. Geh. Rath, Dr. von Loepcr, Excellenz, in Berlin.
Geh. Hofrath C. Ruland, Direktor des Grossherzoglichen Mu-
seums und des Goethe-National-Museuins in Weimar.
Vorstands-Mitglieder :
Wirkl. Geh. Rath Freiherr v. BcauUctt-Marcoiiua}\ Excellenz,
in Dresden.
Staatsrath Eggeling, Curator der Universität in Jena.
Wirkl. Geh. Rath Professor Dr. Kuiw Fischer, Excellenz,
in Heidelberg.
Dr. Paul Heyse in München.
Staatsrath Dr. i'.i?///;/^//;7, Kanzler der Universität in Tübingen.
Professor Dr. Erich Schmidt in Berlin.
Wirkl. Geh. Rath Dr. Carl von Strcniayr, Präsident des
K. K. obersten Gerichtshofes, Excellenz, in Wien.
Professor Dr. B. Snphan, Director des Goethe-Archivs in
Weimar.
-^ 16 ^ —
Geschäfts f ü h r c n d e r A u s s c h u s s
i n W e i m a r :
Vorsitzender : Geh. Hofrath Ridand.
Stellvertreter: Geh. Hofrath P. von Bojanoiuskx.
Schriftführer : Geh. Regierungsrath Dr. K. Kuhn.
Schatzmeister: Commerzienrath Dr. jur. R. xV/or//-.
Verlagsbuchhändler Böhhn.
General-Intendant Bronsart v. Scbellendorf.
Archivrath Dr. Biirkhardf.
Generallieutenant z. D. Cn'iger, Exe.
Oberbibliothekar Dr. R. Köhler.
Dr. phil. Oe] Schläger.
Professor Dr. B. Siiphan.
Hausmarschall Graf JVedel.
M i 1 2: 1 i e d c r :
ö
Ihre Majestät die deutsche Kaiserin und Königin von
Preussen.
Seine K. u. K. Apost. Majestät der Kaiser von Oester-
reich, König von Ungarn.
Seine Majestät der König von Schweden.
Seine Majestät der König von Württemberg.
Ihre Majestät die Königin von Italien.
Ihre Majestät die Königin von Rumänien.
Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz
des Deutschen Reiches und von Preussen.
Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Frau Kron-
prinzessin des Deutschen Reiches und von Preussen.
Ihre Kaiserliche Hoheit die Frau Grossfürstin Elisabeth
Maurikiewna von Russland.
Seine Königliche Hoheit der G-rossherzog von Baden.
Ihre Königliche Hoheit die Frau Grossherzogin von Baden.
Seine Königliche Hoheit der Grossherzog von Oldenburg.
Seine Königliche Hoheit der Grossherzog von Sachsen.
Ihre Königliche Hoheit die Frau Grossherzogin von Sachsen.
Seine Königliche Hoheit der Erbgrossherzog von Sachsen.
Ihre Königliche Hoheit die Frau Erbgrossherzogin von
Sachsen.
Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Wilhelm von Preussen.
Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Amelie, Herzogin
in Bayern.
Ihre Königliche Hoheit die Gräfin von Flandern.
Seine Hoheit der Herzog von Sachsen- Altenburg.
—4* i8 +4 — ■
Seine Hoheit der Herzog von Sachsen-Coburg u. Gotha.
Ihre Hoheit die Frau Herzogin von Sachsen-Coburg
und G-otha.
Seine Durchlaucht Fürst Reuss j. L.
Seine Hoheit der Erbprinz von Sachsen-Meiningen.
Seine Hoheit der Herzog Johann Albrecht von Mecklen-
burg-Schwerin.
Ihre Hoheit die Frau Herzogin Johann Albrecht von
Mecklenburg-Schwerin.
Seine Durchlaucht der Prinz Reuss Heinrich VII.
Ihre Hoheit Prinzessin Reuss Heinrich VII.
Ihre Hoheit Prinzessin Moritz von Sachsen-Altenburg.
Ihre Hoheit Prinzessin Marie von Sachsen-Meiningen.
Seine Hoheit Prinz Hermann von Sachsen- Weimar.
Seine Hoheit Prinz Ernst von Sachsen-Weimar.
Seine Hoheit Prinz Ernst von Sachsen-Meiningen.
Seine Hoheit Prinz Friedrich von Sachsen-Meiningen.
Seine Durchlaucht Erbprinz Reuss j. L.
Seine Hoheit Prinz Friedrich Carl von Hessen.
Ihre Hoheit die Frau Erbprinzessin von Schaumburg-Lippe.
Ihre Hoheit die Frau Erbprinzessin -Wittwe von Anhalt.
Seine Hoheit der Herzog zu Schleswig-Holstein.
-^ 19 ^-
Ehren- M i t g 1 i e d e r :
Leo Graf Henckel von Donnersniairk , Grossherzoglicher
Oberschlosshauptmann, Excellenz, in Weimar.
Sanitätsrath Dr. F. Vidpins in Weimar.
Mitglieder auf Lebenszeit:
Seine K. 11. K. apostol. Majestät der Kaiser vo)i Oesterreich,
König von Ungarn.
Aachen: Frau Lucy Frent~en, geb. Hoesch.
Schloss Bernried: Freiin Marie von Wendland.
Dorpat:
Dresden:
Mitau :
Nassau :
St. Petersburg;
Weimar :
Wien :
IVoldemar Masing, Docent an der Uni-
versität.
Dr. Martin Schubart.
Paia von Petrovics, Serbischer Wojewode.
Frau Gräfin L. G. von Kielinannsegge.
Rudolph Wolf gang Reyher.
Seine Erlaucht Graf Gör/~ von Schlit~.
Ihre Durchlaucht Fürstin M. :(ii Hohenlohe-
Schillingsfürst, geb. Prinzessin Wittgen-
stein.
Frau Rosa von Gerold, geb. Heiuieberg.
Goktiie-Iahfulch IX.
26
— 4* 20 +4-
DEUTSCHES REICH.
Aachen.
Pastor, Heinrich, Rentner.
Schenk, Adolf, stud. ehem.
Schmidt, Franz, stud. ehem.
Ächern i, Baden.
Wagner, G., Privatmann.
Ältenburg.
Landesbibliothek, herzogliche
V. Scheffler, kgl. preuss. General
der Infanterie z. D. Excellenz.
Altena.
Matthiessen, Dr. Gvmnasialober-
lehrer a. D.
Pieck, Dr. Regierungsrath.
Sieveking, Carl, Rechtsanwalt und
Notar.
Amsitz i/Lausitz (Kr. Guben).
Heinrich, Prinz zuCarolath, Durch-
laucht.
Annaberg (Erzgebirge).
W'armann, Eduard.
Annettenhöh b Schleswig.
V. Brockdorff, Frau Baronin.
Arnstadt.
Thierbach, Otto.
Aschaffenburg.
Reber, Dr. Joseph, Direktor.
Augsburg.
Bauer, Ludwig, Rechtsanwalt.
Herzfelder, J., Rechtsanwalt.
Bankau b/W'arlubien (W'cstpr.).
Gerlich, Frau Auguste.
Barmen.
V. Eynern, lernst, Stadtverordneter,
Mitglied des Abgeordneten-
hauses.
Frank, Amtsrichter.
Jäger, Otto.
Barmen.
Nordhaus, Hermann.
Rittershaus. Emil.
Rudolph, Oberstlieutenant und
Bezirkscommandeur.
Bautzen.
V. Biedermann, Freiherr, Königl.
S. General z. D.
Beimbacb, Post Gerabronn
(W'ürttemb.).
Hauff, G., Pfarrer.
Bellin b/ Bärwalde (Neu-Mark).
V. Kahle, Fräulein Julie.
Beizig.
Friedländer, Max, Amtsrichter.
Bergedorf.
Lamprecht, Dr. C. H., Amtsrichter.
Berlin.
Abraham-Römer, Dr. jur. A., Re-
dakteur der Zeitung ))Telephon((.
Adams, Miss Sarah H.
Aegidi, Dr. L. Professor, Ge-
heimer Legationsratli.
Arendt, Dr. 'Otto, Mitglied des
Abgeordnetenhauses.
V. Asten, Fräulein Julie.
I^ach, Dr. Th., Director des Falk-
Realgvmnasiums.
Baerwald, S.
Bardt, Dr. C., C]\ninasialdirektor.
V. Beckerath, A.
V. Beckerath, Alfred, stud. phil.
Beiger, Dr. Chr., Oberlehrer.
Bellermann, Dr. B., Direktor des
Königstädtischen Gvmnasiums.
Benecke, H., Buchliändler (Ame-
lang'sche Buclihandiung).
Bereut, Fräulein Selnia.
Berg, Philipp, Fabrikant.
l>ibIiotliek, Königl iciie.
Bibliothek des Kgk Kealg\mua-
siums.
-^ 21 +^-
Berlin.
Bibliothek des Kgl. Wiliielmgym-
nasiums.
Bielschowslvv, Dr. Oberlelirer.
V. Blankensee, Graf.
Blumentlial, Dr. Oskar, Redakteur
des »Berliner Tageblattes«.
Bodläiider, Rechtsanwalt.
Borchardt, Dr. Oskar.
Borchardt, Frau Rudolf.
Borkenhagen, Frau Kapitän-Lieute-
nant.
V. Bothmer, Ernst, Wirkl. Legat.-
Rath.
Bouvier, B., Lic. litt., Lektor a. d.
Universitcät.
Brahm, Dr. Otto, Schriftsteller.
Brandt, Dr. phil. Ludwig.
Braumüller, Dr., Oberlehrer.
Breiderhotf, Frau Dr.
Breslauer, Bernhard, Rechtsanwalt.
Brodrück, Gg., Prem.-Lieut., kom-
mandirt zum grossen General-
stabe.
Broicher, Otto, Kammergerichts-
rath.
V. Brühl,Gräfin Hedwig, Palastdame.
Buhlmann, Georg, Fabrikbesitzer.
V. Bunsen, Dr. Georg.
Bunsen, Fräulein Marianne.
Colin, Albert, Buchhändler.
Cohn, Alexander Meyer, Bankier.
Cohn, Dr. Heinrich, Rechtsanwalt.
Collin, D., Verlagsbuchhändler.
Conrad, Fräulein Pauline, Hof-
schauspielerin.
Cornicelius, Max, cand. phil.
Coste, Dr. David, Lehrer am As-
kanischen Gymnasium.
V. Cramm-Burgdorf, Freiherr, Her-
zogl. Braunschweig. Gesandter.
Daffis, Dr. Anton.
V. Dallwitz-tornow, Frau W., geb.
V. Gräfe.
Darmstädter, Dr. Ludwig, Fabrik-
besitzer.
Delbrück, Dr., Staatsminister, Exe.
Delbrück, Adalbert, Geheim. Com-
merzienrath.
Delbrück, Hans, Professor.
Dernburg, Dr. Heinrich, Professor
und Geheimer Justizrath.
V. Donop, Dr. L., Direktorial-
assistent der National-Gallerie.
Berlin.
Doss, Fräulein Marie.
Duncker, Franz.
Duncker, H., Geheimer Regierungs-
rath, Bürgermeister.
Eberstadt. Rudolf.
Eberty, Dr. E., Syndikus.
Eger, \\'.
Eggers, Dr. Karl, Senator.
Elias, Max, Rentier.
Engel, G., Professor an der Kö-
niglichen Hochschule für Musik.
Engelmann, R. L., Justizrath.
Ephraim, Hermann.
V. Etzel, A., General, Excellenz.
Euchel, F., Justizrath.
Evert, Regierungs - Assessor des
Statistischen Amtes.
Ewe, E., Priyatier.
Feig, Dr., Sanitätsrath.
Flatau, Dr., Rechtsanwalt.
y. Fleischhacker, Dr. Rob., Professor.
Fleischhammer, Dr., Hofjustizrath.
Fleischmann, H., Referendar.
Flinsch, Alexander.
Förster, Dr. August, Societär des
deutschen Theaters.
Frank, Buchhändler.
Fränkel, Dr. Carl, Assistent am
Hygienischen Institut.
Fränkel, Dr. Max, Bibliothekar der
Kgl. Museen.
V. Frankenberg, Rittmeister im
Garde-Kürassierregiment.
Frey, Dr. Karl, Professor.
Frenkel, H., Bankier.
Frenzel, Frau Bertha.
Frenzel, Dr. Karl.
Fresenius, Dr. A.
Freund, Ernst.
Friedberg, Dr., Justizminister, Exe.
Friedeberg, Frau Bernhardine, geb.
Oppenheim.
Friedenthal, Frau Margarethe.
Friedländer, Frau Adelheid.
Friedländer, Frau Professor.
Friedländer, Max, Sänger.
Friedmann, Dr. Alfred, Schrift-
steller.
Friedmann, Dr. jur. Felix, Kammer-
gerichtsreferendar.
Fritze, Frau Geheimrath.
Furtwängler, Dr. Adolf, Professor.
26 *
^—
Berlin.
Gaflfky, Dr., Regieruno;srath.
Gärtner, Heinrich, Landscliatts-
maler.
V. Gayling, Freiherr, Rittmeister
im' Garde-Kürassierregiment.
Geiger, Dr. Ludwig, Professor.
Genung, Charles H., stud. phil.
Gerb, Fräulein Franziska.
Gernandt, Carl, stud. hist.
Gesenius, Stadtältester, Direktor
des Berliner Pfandbrief-Amtes.
Gloeden, Lehrer an der Sophien-
schule.
Gneist, Dr. R., Professor, Ober-
Verwaltungsgerichtsrath.
V. Goldbeck, Ober-Reg.-Rath.
Goldbeck, Dr., Gymnasiallehrer.
Goldschmidt, Professor, Geh. Justiz-
rath.
Goldschmidt, Dr. med. H.
Goldschmidt, Roh., Bankier.
Goldschmidt, Frau Tacie.
Goldstein, Frau Antonie, geb. Marx.
Goerke, Franz.
V. Gossler, Dr., Staatsminister, K.\c.
Gottheiner, Fräulein Marie.
Gottheiner, P., Stadt-Bauinspektor.
Gotthelf, M.
Gradenvvitz, Alfred, Bankier.
Graef, Dr. phil. Harald.
Grandke, Geheimer Ober-Finanz-
rath.
Greiff, Wirklicher Geheimer Rath,
Ministerialdirektor, Excellenz,
(irimm, Dr. Hermann, Professor,
Geheimer Regierungsrath.
Grisebach, Hans, Architekt.
CJronius, Frau Professor.
V. Guldencrone, Frau Baronin.
CJurlitt, Fritz, Kunsthändler.
Güterbock, Dr., Geheimer Sani-
tätsrath.
Güterbock, Dr. phil. Bruno.
Hagen, Werner G. A., stud. jur.
Hansemann, Frau M.
Hartmann, Hugo, stud. phil.
V. Hasclberg, Dr. med., .Sanitäts-
rath.
Hass, Regierungsrath.
Hausmann, Frau Luise.
Heerwart, Dr. .\dolf, (;cheimer
Staatsrath.
Hchn, Dr. V., Kaiserl. Russischer
Wirklicher Staatsrath.
Berlin.
Heimann, Frau Anna.
V. Helmholtz, Dr. H., Professor,
Geheimer Regierungsrath.
Hempel, Frau Lehrerin.
Henning, Theodor, Architekt.
Herrmann, Fräulein Agathe.
Herrmann, Max, stud. phil.
Herrmann, Fräulein Rina.
Hertz, Wilh., Verlagsbuchhändler.
Hertz, Hans, Verlagsbuchhändler.
Heydemann, Dr. phil. V.
Heyniann, Gotthold, Bankier.
Hiller von Gaertringen, Freiherr,
Dr. phil. Fr.
Hirschfeld, Philipp.
Hoffory, Dr. Julius, Privatdocent.
Hoffstädt, Referendar.
Hofmann, Rudolf, \'erlagsbuch-
händler.
V. Holst, Mathias, Baumeister.
Hopfen, Dr. Hans, Schriftsteller.
Hörn, Frau Eleonore, Oberin der
Dr. Martin'schen Klinik.
Horstall, Charles.
Hübler, Dr. jur. Bernhard, Geh.
Ober-Reg.-Rath, Professor.
V. Hülsen, G., Lieutenant im Garde-
Kürassierregiment.
Jacobsen, A., Professor.
Jacoby, Dr. Daniel, Gymnasial-
Oherlehrer.
Jansen, Dr. phil. Albert, Professor.
Jaquet, Dr. med. M., Sanitätsrath,
pract. Arzt,
hnelmann, Dr. J., Professor am
Joachimsthalschen Gymnasium.
Joachim, Dr. Joseph, Professor an
der Königl. Hochschule für
Musik.
Jonas, Dr. F., Städtischer Schul-
inspektor.
Jonas, Paul, Rechtsanwalt.
Jonas, Frau Clara.
Jordan, Dr. Max, Cieheimer Ober-
Regierungsrath.
Kainz, Josef, Mitglied des deut-
schen Theaters.
Kalischer, Dr. S.
Kallmann, Eugen, Rechtsanwalt.
Kapp, Fräulein Ida.
Karo, Fräulein Hedwig.
Karpeles, Dr. Gustav, Scliriftstellcr.
Kastan, Dr.
-^ 25 4—
Berlin.
V. Kaufmann, Dr., Protessor.
Kayser, Dr. Paul, Wirklicher Le-
gationsrath und vortragender
Rath im auswärtigen Amt.
Kehrbach, Dr. phii. Karl.
Kekule, Stephan, Lieutenant.
Kern, Dr, Franz, Professor, Gvm-
nasial-Direktor.
Kestner, Dr. phil. Ernst.
Klix, Dr., Geheimer Regierungs-
rath, Schulrath.
von dem Knesebeck, Kabinetsrath
I. M. der deutschen Kaiserin.
Koch, Karl, Rentier.
Koehne, Frau Clara.
Koenigs, Fräulein Elise.
Krauel, R., Geheimer Legations-
rath im auswärtigen Amt.
Krause, Dr. jur.
Krich, W., Hofrath.
Kronfeld, Dr., Rechtsanwalt.
Kronecker, Frau Professorin Fannv.
Kronheim, Georg.
Kubier, Professor Dr., Direktor
des Wilhelm-Gvmnasiums.
V. Kühlewein. Regierungsrath.
Kurr, Paul.
Küster, Ernst, Prof. der Chirurgie.
Landau, Dr. jur. Felix, Rechts-
anwalt.
Lazarus, Dr. Moritz, Professor.
Leffmann, Gustav, Kaufmann.
Lehmann, Gustav, Geh. Kriegsrath.
Lehmann, Paul, Buchhändler.
Leo, Dr. F. A., Professor.
Lesse, Justizrath, Rechtsanwalt und
Notar.
Lesser, Max, Schriftsteller.
Lesser, Paul Ph.
Lessing, Frau Alma, geb. Marschall
von Bieberstein.
Lessing, Landgerichtsdirektor.
Levin, Albert, Bankier.
Levin, Dr. Mor., Prediger.
Levy, Adolf, cand. med.
Levy, Martin.
Lew, Richard, Bankier.
Lewson, Frau Dr. Auguste.
Lewald, Dr. Felix, Assessor.
Lewald, Dr. Otto, Assessor.
Lewald - Stahr, Frau Professor
Fannv.
Lewinsohn, E., Assessor.
Lewinsohn, Dr. G.
Berlin.
Lewinsohn, L., Fabrikbesitzer.
Lichtenthai, Simon, Kaufmann.
Liebermann, Dr. F.
Liepmannssohn, Leo, Buchhändler.
Lilienhain, Frau Kreisrichter C.
Lindau, Dr. Paul.
Lipke, Gustav, Mitglied des Reichs-
tags.
Lisko, \\ alter, Rechtsanwalt.
Litzmann, Prof. Dr., Geh. Medi-
cinalrath.
Lobe, F., Rechtsanwalt.
Löhlein. Dr. med. Hermann, Docent
a. d. Universität.
V. Loeper, Dr. G., Wirklicher Ge-
heimer Rath, Excellenz.
Loring, Frau W. H., Rentiere.
Loewenstein, Dr. Otto.
Ludert, Frau Auguste, geb. Klage-
mann.
Ludewig, Karl, Kaufmann.
Lürssen, Eduard, Professor.
V. Maltzahn, W., Freiherr.
Manasse - Waldeck, erster Vor-
sitzender des Literar. Vereins
»Schiller«.
Marcuson, Carl, Bankier.
Martius, Frau Margaretha, geb. \'eit.
Marx, Frau Maria, geb. Halber.
Marx, S.
Matthiae, Dr. Otto.
Mauthner, Fritz, Schriftsteller.
Mellien, Fräulein Marie.
Mendelssohn-Barthold v,FrauMarie.
Mever, Dr. jur. Alexander.
Mever, Ferdinand, Rentier.
Mever, Georg.
Mever, Fräulein Henriette.
Mever, Dr. Julius, Direktor, Geh.
Reg.-Rath.
Mever, Dr. Ludwig.
Mever, Frau Geh. Ober-Regierungs-
rath Marie.
Mever, Fräulein Minna.
Mever, Paul, Rechtsanwalt.
Mever, Dr. Richard M.,Privatdocent.
Michaelis, Dr. C. Theodor.
Michaelis, Frau Elise.
Michels, Victor, stud. phil.
Mitterlein, Hermann.
Möbius, Dr. Karl, Professor, Direk-
tor der zool. Abth. des Museums
für Naturkunde.
Möller, Dr. W., Oberlehrer.
— ^ 24 ^—
Berlin.
Morris, Dr. M., prakt. Arzt.
Morsch, Dr. Hans, ordentl. Lehrer
am Kgl. Real-Gvmnasium.
Müller, Dr. Hans.
Müller, Paul, cand. prob.
Müller, Wilhelm, Geh. Regierungs-
rath im Hausministerium.
MüUer-Grote, Carl, Verlagsbuch-
händler.
Munk, \V., Landrichter.
Nathan, Frau Hedwig.
Nathan, Dr. P.
Nehring, K., Oberlehrer.
Nelke, Frau Emma.
Neumann, Albert, Kaufmann.
Neubauer, Dr. Richard, Professor
am Gymnasium zum Grauen
Kloster.
Niemann-Seebach, Frau Marie.
Noeldeclien, Frau Stadtrath, Marie.
Nothmann, Julius, Kaufmann.
Nothmann, Siegfried, Fabrikant.
C'Jhrtmann, Dr. W., Sanitätsrath.
Oldenberg, C. M.
Oldenberg, Dr. Hermann, Professor.
V. Oriolla, Frau Gräfin M., geb.
V. Arnim.
Ortwin, Frl. Maria, Mitglied des
deutschen Theaters.
V. d. Osten, Rittmeister im Garde-
Kürassierregiment.
Pabst, Dr., Direktorial - Architekt
des Kunst-Gewerbemuseums.
Paetsch, Dr. J., Sanitätsrath, Pro-
fessor.
Parey, Paul, Vcrlagsbuchhändler.
Penzier, Gerhardt.
Pernice, Dr. A., Professor.
Peters, Dr. Carl.
Pfaff, Albert, Kommerzienrath.
Philipp, Fräulein Marie.
Piaget, Frau Fanny.
Pietsch, Ludwig, Maler.
Pilger, Dr., Prov.-Schulrath.
l'indter, E. F., Geheimer Kom-
missionsrath.
Plcssner, Dr., praktischer Arzt.
Pniower, Dr. phil. Otto.
Posner, Dr. med. Karl, Arzt.
Preuss, Dr. R., .\ssistent an der
Königl. Bibliotliek.
Berlin.
Pringsheim, Fräulein Martha.
Pudor, Emil, Kaufmann,
Q.uincke, Dr., Geh. Medizinalrath.
V. Radolinski, Graf, Hofmarschall
Sr. Kaiserlichen u. Königlichen
Hoheit des Kronprinzen, Exe.
Ramhorst, Dr. Fr.
vom Rath, Adolf.
vom Rath, Frau Anna.
V. Raumer, Dr. jur. Ludwig, Ge-
richts-Assessor.
V. Reibnitz, Freiherr, Lieutenant
im Garde-Kürassierregiment.
Reiche, Ludwig, Kaufmann.
Reiche!, Eugen.
Reimer, Frau Emma.
Reimers, Dr. phil. J., Direktorial-
assistent bei den Kgl. Museen.
Reiss, Dr. \\'ilhelm.
Remy, Fräulein Marie, Malerin.
Reschke, Max, Sciiiffskapitän a. D.
Rhode, Fräulein Anna.
Richter, Frau Professor.
von Richthofen, Freifrau, geb.Men-
delssohn-Bartholdv.
Riesenfeld, Hugo, Kaufmann.
Rietschel, H., Professor.
Ring, Louis, Bankdirektor.
Robert-tornow, Walter.
Rodenberg, Dr. Julius.
Rödiger, Dr. Max, Professor.
Rosenmund, Dr. phil. Richard,
Privatgelehrter.
Rössler, Dr. Constantin, Geheimer
Regierungsrath.
Rothschild, Oscar, Kaufmann.
Saegert, Fräulein Anna.
Samuel, S., Bankier.
V. Sauden, Fräulein.
Sandvoss, Dr. Franz, Schriftsteller.
Sarrasin L, Dr.
Sarrasin IL, Dr.
Sarre, Dr. jur., Gerichtsassessor.
Schaper, Fritz, Professor, Bildhauer.
Schaum, Frau Professor, Clara.
V. Schclling, Dr., Staatssekretär im
Reichsjustizamt, F!xcellenz.
Schelske, Dr. R., Privatdocent.
Schermann, Leo, vereideter Fonds-
makler.
Schiff, A., cand. phil.
Schiff, Emil, Dr. med., Scliriftsteller.
-4^ 2) ^-
Berlin.
Scliiff, Georg, stud. jur. et cam.
Schift", Julius, Bankier.
Schlemm, Dr. Th., Sanitätsrath.
Schienther, Dr. Paul, Schriftsteller.
Schlesinger, Albert, Kaufmann.
Schlesinger, Frau Alice.
Schlesinger, P., Gymnasiallehrer.
Schlesinger-Trier, Karl, Bankier.
V. Schlippenbach, Frau Gräfin.
Schmieden, Kgl. Baurath.
Schmidt, Dr. Erich, Professor.
Schmidtlein, Dr. med. C., Arzt.
Schöne , Dr. , Wirkl. Geheimer
Ober-Regierungsrath, General-
direktor der Königl. Museen.
Schönlank, Alexis, Mitglied des
Deutschen Theaters.
Schönlank, Frau Consul William.
Schröder, Dr. Eduard, Professor.
Schröder, Dr. Otto, Professor am
Joachimsthalschen Gymnasium.
Schrceder, Dr.
Schubert, Kammergerichtsrath.
Scliultzen-y. Asten, Frau Professor.
Schulz, Dr., Geh. Ober-Regierungs-
rath.
Scinilze, Adolf, Professor an der
König-l. Hochschule für Musik.
SchiJtte, Dr. med. Paul, Sanitätsrath.
Schwabe, Frau Mathilde.
Schwetschke, Dr. W.
Schwieger, Dr. Paul, Oberlehreram
Friedrich- Wilhehn-Gymnasium.
Seckt, Dr. Felix, Oberlehrer am
Friedrich-Wilhelm-Gymnasium.
Seehaus, Dr. phil. Adoff.
Seligmann, Dr. jur. Ernst.
Sello, Dr. F., Rechtsanwalt.
Seminar, Kgl., für Germanistische
Philologie.
Serraes, Dr. phil. F.
Siemenroth, Franz, Verlagsbuch-
händler.
Simmel, Dr. Georg, Privatdocent.
Simon, Dr. Hermann Veit, Rechts-
anwalt.
Simrock, Fritz, Musikyerleger.
Simson, August, Rechtsanwalt und
Notar.
Sipmann, L., Geh. Ober - Re-
gierungsrath.
Sobernheim, Siegfried, Handels-
richter.
Sommerstortf, Otto, Mitglied des
Deutschen Theaters.
Berlin.
Spannagel-Karthaus, Frau Auguste.
Spielhagen, Friedrich.
Spiro, Dr. phil. Fr.
Stange, Max, Lehrer an der König-
lichen Hochschule für Musik.
Stavenhagen, W.
Steig, Dr. Reinhold, Gymnasial-
lehrer.
Stein, Philipp, Redakteur.
Steinbrück, Fräulein Margaretha,
Lehrerin an der Margarethen-
schule.
Stengel, Dr. Paul, Oberlehrer am
Joachimsthalschen G\-mnasium.
Stern, Dr. Julius, Arzt.
Sternlieim, Siegmund, Bankier.
Stettenheim, Julius, Redakteur.
Stettiner, Martin.
Stolterfoth, P., Geh. Justizrath.
Strehlke, Dr. F., Gymnasialdirektor
a. D.
y. Sybel, Dr., Wirkl. Geheimer
Ober-Regierungsrath, Direktor
der Staatsarchive.
Szamatolski, Siegfried, stud. phil.
Thal, Dr. jur., Reg.-Referendar.
Thür, Fräulein Anna.
Tiktin, Paul, Referendar.
Tobler, Dr. A., Professor.
Toeche, Ernst, Verlagsbuchhändler.
Toeche, Dr. Theodor, Königlicher
Hofbuchhändler.
Türk, Rechtsanwalt.
y. Uhden, Richard, Referendar.
Universitätsbibliothek, Kgl.
Vahlen, Dr., Prof. und Geh. Re-
gierungsrath.
Vatke, Dr. Theodor.
Veit, Alfred.
Veit, Ernst, stud. med.
Veit, Frau, Dr. Johanna, geb. Elkan.
Vierling, G., Professor.
Violet, Dr. Franz.
Vogeler, Julius, Schuldirektor.
Vogeler, Richard, Direktor einer
höheren Mädchenschule.
Waetzoldt, Dr. Stephan, Professor,
Direktor der Kgl. Elisabeth-
Schule.
Wagener, Dr. Theodor, Chemiker.
—4* 26 ^4—
Berlin.
\\'agner, Dr. A., Professor, Geh.
Regierungsrath.
W'agner, Dr. B. A., Professor.
Wahlländer, Frau Geh. Ratli.
Warschauer, Frau Geh. Com-
merzienrath Marie, geb. Men-
delssohn.
Wattenbach, Dr. W., Professor.
Weigert, Dr. Ma.\, Fabrikbesitzer.
Weinhagen, Ernst.
Weisstein, Gotthilf, Redakteur des
»Berliner Tageblattes«.
Wellmann, Dr. E., Professor am
_ Königstädtischen Gvmnasium.
Werner, Dr. R.
Wesendonck, Frau Mathilde.
Wesendonck, Otto.
Wessely, Dr. Hermann.
Wetzel, Johannes, Gymnasiallehrer.
V. Wildenbruch, Ernst, Legations-
rath.
V. Wildenbruch, Frau Legations-
rath, geb. v. Weber.
Wilhelmi,Richard,Hofbuc]ihändler.
Wilmanns, Dr. Professor, General-
^ direkter der Kgl. Bibliothek.
Wolff, Dr., Oberstabsarzt.
Wollmann, Siegfried, Kaufmann.
Zeller, Dr. Eduard, Professor, Ge-
heimer Regierungsrath.
Zernial, Dr. U., Professor.
Zupitza, Dr. Julius, Professor.
Bernburg.
Härtung, Dr. Militärarzt.
Köhler , Direktor der höheren
Töchterschule.
Biebrich a Rh.
Koepp, Dr., Friedricli.
Bielefeld.
Goebel, Dr. phil., Gymnasiallehrer.
Loebeirsche Bibliotliek.
Bingen.
Feist, Leopold.
Blankenese.
Schmidekam, Dr. Arzt.
Blasewitz.
Schmid, Dr. jur. Carl.
Bogenhausen b/München.
Piermann, Frau Bertha.
Hermann, Fräulein Thora.
Bonn.
Akademisch-germanistischerVerein.
Aufrecht, Dr. Theodor, Professor.
Berger, Dr. phil., Arnold.
Delius, Dr. Geheimrath, Professor.
Franck, Dr. Joh., Professor.
Goldschmidt, Joseph, Bankier,
von der Hellen, Dr. phil. Eduard.
Hüfter, Dr. Hermann, Professor,
Geheimer Justizrath.
Kekule, Reinhard, Professor.
Kossinna, Dr. Gustav, Kustos der
Üniversitäts-Bibliothek.
Leo, Fräulein Therese.
Magnus, Gustav, Justizrath.
Pflüger, Dr. jur. H. H.
Universitäts-Bibliothek.
Usener, Dr. Hermann, Professor.
Wilmanns, Dr. W., Professor.
Zitelmann, Dr. Ernst, Professor.
Borghorst (Westf.).
Wutte, Joh.
Borsfleth bei Krempe.
Gerber, W., Hauptpastor.
Schloss-Bothmer bei Klütz
(Mecklenburg-Schwerin).
V. Bothmer, Frau Gräfin Bertha.
Brake b Lemgo.
Roller, Dr.
Brandenburg a H.
Heyne, Dr., Domherr, Direktor der
Ritter-Akadeinie.
Köpke, Fräulein Suse.
Löbner, Dr. Heinrich.
Braunschweig.
Aronheim, Felix, Dr. med.
Blasius, Dr. Wilhelm, Professor.
Cumme, Ernst, Buchhändler.
Frühling, Hermann.
Magnus, Karl, Bankier.
V. Rudolphi, Generalmajor, hiten-
dant des Hoftheaters.
Westermann, Friedrich, Buchhändl.
Wilhelmv, R., Ober-Postkommissar
a. D.'
Bremen.
Barnstorfl", Joh.
Deetjen, Gustav.
Fritze, Dr. phil. I-ldmund, Gym-
nasiallehrer.
— ^ 27 ^—
Bremen.
Fritze, Frau Johs.
Graef, Frau Sophie.
Hackfeld, Frau M.
Hartlaub, Dr. G.
Lammers, Hermann.
Rassow, Gustav.
Sparkuhle, Frau Anialie.
Stadt-Bibliothek.
Breslau.
Beversdorf, Frau Stadtverordneten-
vorsteher.
Breslauer Dichterschule.
Bruch, Max, Kapellmeister.
Callomon, Frau Rechtsanwalt.
Caro, Frau Commerzienrath Her-
mine.
Colin, Dr. Ferdinand, Professor.
Egers, L. W.
Engel, Karl, Kaufmann.
Erdmann, Dr. Benno, Professor.
Erdmann, Dr. Oscar, Professor.
Franck, Fräulein A. H.
Franck, Eugen, Buchhändler.
Friedrichs, C., Buchhändler.
Germanistisches Seminar der Uni-
versität.
Gesellschaft der Freunde.
Grünwald, Samuel Ludwig.
Gscheidlen, Dr. med., Professor.
Hirschfeld, Fräulein Margaretha.
Holz, Albert, Bankier.
Jänicke, Karl, Stadtrath.
Kielmann, Fräulein Anna.
de Launav, Carl Beliier.
Lexis, Dr., Professor.
Lucee, C, Buchhändler.
Mamroth, Dr., Rechtsanwalt.
Manasse, J., Fabrikbesitzer.
Milde, Frau Minister Emilie.
Molinari, Frau Commerzienrath.
Morgenstern, E., Buchhändler.
Nather, Dr. Ernst.
Neisser, Dr. med., Professor.
Pakscher, Dr. phil. A.
Richter, Dr., Professor.
Richters, Theodor, Direktor der
Silesia.
Riemann, Wilhelm, Kaufmann.
Sagawe, Dr. Konrad, Gvmnasial-
lehrer.
Schneider, Lothar.
Scholtz, Hermann, Buchhändler.
Silbergleit, Frau Seraphine.
Stadtbibliothek.
Breslau.
Steinfeld, Frau Rechtsanwalt Estella.
Storch, A., Direktor.
Thal, Julius, Rentier.
Thalheim, Dr., Oberlehrer.
Thiel, Dr. Heinrich, Stadt- und
Schulrath a. D.
Trewendt, Ernst, Buchhändler.
üniversitäts-Bibliothek, Konigl.
Urbach, Fräulein Rosa.
Weigert, Albert, Dr. phil.
Weinhold, Dr. Karl, Professor.
Wendriner, Ferd., Kaufmann.
Wendriner, Frau Johanna, geb.
Vogel.
Wendriner, R., stud. phil.
Zinipel, Frau Helene, Schul-\'or-
steherin.
Bromberg.
Belling, Dr. phil. Eduard, Gym-
nasial-Oberlehrer.
v. Kretschmann, Fräulein Amalie.
Lüdicke, Max, Ober-Rea;ieruna;s-
Rath.
Bruchsal (Baden).
Gass, Dr. Walter.
Buchsweiler i/Elsass.
Deecke, Dr. W., Gvmnasialdirektor.
Buckau b; Magdeburg.
Peters, Frau Direktor EUsabeth.
Büdesheim.
V. Oriola, Frau Gräfin W.
Büdingen.
Frommann, Dr. Hermann.
Calw (Württemberg).
Weizsäcker, Dr. phil. Paul, Direktor
des Reallvceums.
Cassel.
Landesbibliothek, Ständische.
Lewald, Theodor, Reg.-Referendar.
Magnus, Dr., Landrichter.
Riess, Justizrath.
Rinald, Victor.
Rockwitz, Dr., Regierungs- und
Medizinalrath.
Rubensohn. Hermann.
Weyrauch, Präsident des Konsi-
storiums.
iS ^—
Charlottenburg,
Boeckb, Prof., Dr. R., Geheimer
Regierungsrath.
Hirschleld, Dr. Otto, Professor.
Lehrerbibliothek des Kgl. Gym-
nasiums.
Lessmann, Otto, Herausgeber der
Allg. Deutschen Musik-Zeitung.
V. d. Leven, Dr., Geheimer Ober-
R.egierungsrath.
Marcb, Otto, Regierungsbaumeister.
Mommsen, Dr. Theodor, Professor.
Robert, Dr. Karl, Professor.
Sachau, Dr. phil. E., Professor.
Scherer, Frau Geh. Regierungsrath
Marie.
Slaby, Dr., Professor.
Weber, Dr. jur. M., Stadtrath von
Berlin.
Wolff, Julius.
Chemnitz.
Buk, Martin, Buchhändler.
Clauss, Ernst Otto, Fabrikant und
Stadtrath.
Kirchner, Dr. Carl, Oberlehrer.
.Morell, Georg.
Stadtbibliothek.
Ullrich, Dr. H., Oberlehrer.
Wächter, R., Dr. med.
Coblenz.
Deiters, Dr. Hermann, Provinzial-
Schulrath.
von Gelieu, Generallieutenant und
erster Commandant von Coblenz
und Ehrenbreitstein, Excellenz.
V. Vincke, Freiherr, Oberregierungs-
rath a. D.
Coburg.
Beck, Dr. Heinrich, Professor.
rit/.william, Lady Mary, Ehren-
dame L Kais. Hoheit der Frau
Herzogin von Edinburg.
Colberg i/Pommern.
Pedell, Dr., Stabsarzt.
Colmar i/Elsass.
Weyer, Dr., Landgerichtsrath.
Cöln a/ Rhein.
Bürgers, Frau Geheimrath J.
Düntzer, Dr. Heinricli, Professor,
Bibliothekar.
Cöln a Rhein.
Hauck, Karl, stud.
Herbertz, Otto.
Herstatt, Arthur, Landgerichtsrath
a. D.
Heuser, Frau Eugenie, geb. Nico-
lovius.
Heuser-Nicolovius, Robert.
Höhlbaum, Dr., Stadtarchivar.
Lesimple, August, Musik-Schritt-
steller.
Lewinger, Ernst, Oberregisseur.
Marcus jun., Julius.
Meuser, Paul, Rechtsanwalt.
V. Mevissen, G.', Geheimer Com-
merzienrath.
V. Mevissen, Fräulein Mathilde.
Oelbermann, Emil.
Ratjen, Adolf, Landrichter.
Schneider, Frau Lina.
Schnitzler, Eduard.
Schnitzler, Robert, Geheimer Rath.
Stein, Frau Elise, geb. v. Mevissen.
Weinkauff, Dr. phil. Fr., Gym-
nasial-Oberlehrer a. D.
Wüllner, Dr. Franz, Professor, Ka-
pellmeister.
Crefeld.
Barth, .VL, Regierungs-.-\ssessor.
Eberhardt, Dr" Carl.
Noack, Dr. Friedr., Chef-Redakteur.
Peltzer, Dr. jur. Rudolf.
Creuznach a Nahe.
Graft", Frau Eugenie.
Crossen a Oder.
Führling, Frau Kreisrichter M.
Culm a/W.
Kühn, Dr. K., Lehrer am Real-
progymnasium.
Danzig.
Baum, Dr. med., Oberstabsarzt a.D.
Dasse, Dr.
Löschins Bibliothek des Realgym-
nasiums zu St. Johann.
Scmon, Dr., Sanitätsrath.
Stadtbibliothek.
Darmstadt.
Edward, Hugo, Hofschauspieler.
Hofbibiiothek, Grossherzogliche,
von Le Coq, A., Kaufmann.
Literarischer Verein.
-•&f 29 ^ —
Darmstadt.
Merck, Dr. Louis.
Merck, Wilhelm.
Noack, Ferd., stud. phil. et bist.
Rieger, Dr. Max.
Roquette, Dr. Otto, Professor.
Wünzer, Theodor, Hoftheater-Di-
rektor.
Dessau.
Antoinettenschule, Herzogl.
Friedrichs-Gvmnasium, Herzogl.
Krüger, Eduard, Fabrikdirektor.
Meinen, Carl, Fabrikbesitzer.
Murray, C, Regierungs- und Bau-
rath.
Oechelhäuser, Geheimer Commer-
zienrath.
V. Oechelhäuser, \\'., Oberingenieur.
Detmold.
Gymnasium Leopoldinum.
Runnenberg, W., Rechtsanwalt,
von Ziegler und Klipphausen, F.,
Oberstlieutenant.
Diedenhofen.
Buch, Georg, Garnisons-Auditeur.
Döbeln (Sachsen).
Hentschel, Professor Dr.
Donaueschingen.
Bissinger, C., Direktor des Pro-
gymnasiums.
Dortmund.
Bernhardi, Dr. Ernst, Sekretär der
Handelskammer.
Gymnasial-Curatorium.
Nagel, Bernhard, Amtsrichter.
Dresden.
Amen, Frau Dr.
V. Beaulieu-Marconnay, Freiherr,
Wirklicher Geheimer Rath,
Excellenz.
V. Biedermann, Dr., Freiherr, Ge-
heimer Finanzrath.
V. Boxberg-Rehnsdorf, Georg.
V. Boxberg-Zschorna, Frau Oswine,
geb. Keil.
Choulant, L. Th., Kgl. Hofmaler.
Diestel, Dr., Professor.
Ehlermann, Dr. phil. Erich, Ver-
lagsbuchhändler.
V. Einsiedel, Fräulein Helene.
Dresden.
V. Finck-Nöthnitz, Freiherr, Kam-
merherr.
Förster, Dr. Richard, Hofrath.
Franck, Dr. Albert, Rentier.
Gaedeke, Dr. phil. Arnold, Prof.
Gamper, Wilhelm, Pfarrer.
V. Gerbel-Embach, Dr. N.
V. Gerber, Dr., Staatsminister, Ex-
cellenz.
Gmeiner-Benndorf, Frau Rosa.
Goetze, Fräulein Auguste, Schul-
vorsteherin
Götze, Dr. Edmund, Professor
beim Kadettencorps.
Hasper, Dr. Theodor, Professor.
Hassel, Dr. Paul, Geh. Regierungs-
rath, Direktor des Haupt-Staats-
archivs.
Hilzheimer-Schulhotf, Fräulein E.
Hilzheimer-Schulhoff, Fräulein M.
Kayser-Langerhanns, Frau Sani-
tätsrath Agnes.
Kestner, Georg.
Knoop, Wilhelm, Consul.
Körner-Museum der Stadt Dresden.
v. Kyaw, Gurt, Amtsrichter.
Langguth, Dr. A., Erzieher des
Prinzen von Altenburg.
Leopold, Dr., Professor, Medizinal-
rath.
V. Lindenfels, Freiherr, Forst-
ingenieur.
V. Mangoldt, Fräulein Helene.
Niese, Karl, Rechtsanwalt.
Osterloh, Dr. med. Paul.
V. Otto, Fräulein Marie.
Overbeck, Fräulein Camilla.
Pusinelli, Dr. med., prakt. Arzt.
Rachel, Dr. Paul, Oberlehrer.
Ritterstadt, Dr., Geh. Finanzrath.
V. Ross, Comtesse Luise.
Schanze, Dr. O., Landgerichts-
Assessor.
Scheidemantel, Kammersänger.
Scheuer, Fräulein Marie.
Schmidt, Heinrich, Lehrer.
Schnorr v. Carolsfeld, Professor
Dr. Franz, Königl. Bibliothekar.
Schramm, Otto E., Ingenieur.
V. Schultzendorrt, \\\, Kanmierherr.
Schwender, G. E.
V. Seidlitz, Dr. W., Regierungsrath.
Sietert, Rieh., Kaufmann.
Stern, Dr. A., Professor.
Struve, F., Referendar.
^o
Dresden.
V. Uechtritz, Fniuleiu Clara.
Undeutsch, Max, Rechtsanwalt.
Vitzthum von Eckstedt, Graf
Christoph.
Vogel, Dr. Theodor, Professor,
Geh. Schulrath.
Vorlander, H., Rittergutsbesitzer.
Wiesand, Dr. jur., Kgl. Ober-
Landesgerichtsrath.
Woermann, Dr. Karl, Prof, Direk-
tor der Kgl. Gemäldegallerie.
Worms, Frau Amalie.
V. Zahn & Jaensch, Buchhandlung.
Zschille, Frau Therese, geb. v. Ein-
siedel.
Duisburg.
Boeninger, Otto, Fabrikant.
Feller, \V., Gymnasial-Oberlehrer.
vom Rath, Frau Theodor.
Dulzen b, Preuss. Evlau.
Rosenow, Frau Johanna, geb.
Fredenhagen.
Düsseldorf.
Curtius, Dr. Rudolf, Referendar.
Eberbach i/ Baden.
Maas, Dr. S., Amtsrichter.
V. Usedom, A., Professor.
Eberswalde.
Klein, Dr. J., Gvmnasialdirektor.
Ehrenbreitstein.
Aulhorn, Major.
Eisenach.
Gleichniann, Professor.
Hossfeld, Dr. C, Gymnasiallehrer.
Kiescr, Archidiakonus.
Schneidewind, Dr. E., Gvmnasial-
Professor.
Schwabe, Fräulein Luise.
Sehrwald, Dr. Friedrich.
Streck, Carl, Apotheker.
Voss, Richard, Bibliothekar der
Wartburg.
Weber, Dr. H., Cjymnasialdirektor.
Eisenberg (Sachsen-.Vltenb.j.
Frcnzel, Carl, Stadtrath.
Gymnasial-Bibliothek.
Elberfeld.
Blank, Frau Alexander.
Elberfeld.
Graf, Dr., Sanitätsrath.
Martens, Dr. Ludwig, Gymnasial-
Oberlehrer.
Neuhaus, Frau Otto.
Schlieper, jun., Frau Gustav.
Simons, ^^'alter, Commerzienrath.
Zurhellen, Dr. Joh., Rechtsanwalt.
Emden.
Bibliothek des Kgl. Wilhelmsgvm-
nasiums.
Grasshof, Dr. , Kgl. Gvmnasial-
direktor.
Kohlmann, Dr. Philipp. Professor.
Erfurt.
Breslau, Geheimer Regierungsrath,
Oberbürgermeister.
Burkhardt, Dr. med. Friedr.
Gressler, E., Realgymnasiallehrer.
Kutter, Frau Gustav.
Lochner, K., Eisenbahndirektor.
Lucius, Geheimer Commerzienrath.
Quidde, Frau Professor M.
Roerig, A., Eisenbahn- Verkehrs-
inspektor.
Schlapp, Otto, Lehrer am Real-
gymnasium.
Seidel, Ottomar Eduard, Major a. D.
Stürcke, Hermann, Geheimer Com-
merzienrath.
v. Thüna, Dr., Freiherr, Bezirks-
direktor a. D.
Wilke, Eugen. Regierungsrath.
Erlangen.
Penzoldt, Dr. F., Professor.
Rosenthal, Dr., Professor.
Universitäts-Bibliothek, Königliche.
Essen a. d. Ruhr.
Natorp, Dr. G., Mitglied des preuss.
Abgeordnetenhauses.
Niemever, Rechtsanwalt.
Eutin.
V. Beaulieu-Marconnav, Freiherr,
(Irossherzogl. Oldenburgischer
Ober- Jägermeister.
Fahrenwald b/ Hannover.
V. Veitheim, Frau.
Flonheim (Rheinhessen i.
Knell, Dr. Karl, .\rzt.
^I
Frankenthal (Rheinpfalz).
Baum, Kgl. Staatsanwalt.
Frankfurt a/M.
Stadt Frankfurt a M.
Abendroth, Moritz, Buchhändler.
Albrecht, Dr. jur., Ober-Landes-
gerichts-Präsident.
Auerbach, Fritz.
ßaer, Simon Leopold, Buchhändler.
Baerwald, Dr. Hermann, Realschul-
Direktor.
de Barv, Joh. Jacob, Dr. med.
Beil, VC'., Dr. med.
V. Bethmann, FreiherrSimon Moritz.
Bibliothek des Freien Deutschen
Hochstifts.
Bibliothek der Polytechnischen Ge-
sellschaft.
Böhm, Fritz.
V. Böse, Graf.
Braunfels, Otto.
V. Brüning, Frau Dr. Clara.
V. Bünau, Gräfin Margaretha, Hof-
dame I. K. H. der Landgräfin
von Hessen.
Bürgerverein.
Carl, August, Dr. med.
Cohnstaedt, Ludwig, Redakteur.
Detloff, Adolf, Buchhändler.
Dondorf, Bernhard, Rentier.
V. Donop, Freiherr Hugo, Kammer-
herr, Major a. D.
Donner- V. Richter, Otto, Historien-
maler.
Dotter, Fräulein Doris.
Eckhard, Dr., Ober-Landesgerichts-
rath a. D.
Ehlers, Dr., Consistorialrath.
Ellissen, August.
Emden, Heinrich.
Fischer, Fräulein Clara, Lehrerin
am Philantropin.
Freibibliothek, Freiherrl. Carl von
Rothschildsche öfientliche.
Friedmann, Joseph, Rentier.
Fries, Jacob, Ingenieur u. Fabrikant.
Fromberg, Leopold.
Geiger, Dr. B., Rechtsanwalt.
Goldschmidt, Dr. Hermann.
Goldschmidt, Marcus Moritz,
Bankier.
v. Guaita, Frau Pauline.
V. Guaita-Mumm, Frau Mathilde.
Günther, Ferdinand, Kunsthändler.
Hahn, Louis Alfred, Bankdirektor.
Frankfurt a/M.
Hammeran, A., Dr. phil.
Hanau, Heinrich A.
Hedtler, Eugen, Kaufmann.
Herxheimer, S., Dr. med., Arzt.
Hoffmann, Dr. Heinrich, Geheimer
Sanitätsrath.
Jacquet, Frau Margarethe.
Jeanrenaud, Dr. Carl.
Jung, Dr. phil. Rudolf, Stadt-
archivar.
Kahn, Julius.
Kohn-Spever, S.
Lentz, A., Oberlehrer.
Liebmann, Dr., Landrichter.
Lion, Jacob, Bankdirektor.
Lucius, Dr. Eugen.
Maas, Dr. Max.
Maier, Gustav, Bankier.
V. Marx, Ritter Ernst.
v. Marx, Ritter Heinrich.
V. Marx, Ritter Louis, Rentier.
Ma\'er-Dinkel, L.
Mayerfeld, Anton, Kaufmann.
Meister, Frau C. F. Wilhelm.
Melber, Walter Wolfgang.
Merton, W., Kaufmann.
Müller, Karl, Musikdirektor.
V. Mumm, P. H.
Neher, Ludwig, Architekt.
Xeumann, Dr. Paul, Rechtsanwalt.
Oswalt, Heinrich, Verlagsbuch-
händler.
Pallmann, Dr. phil. Heinrich.
Pfeiffer, C. W.
Philippi, Fräulein Helene.
Proelss, Johannes, Redakteur.
Rawitscher, Dr., Amtsrichter.
Reinhardt, Dr. phil. Carl, Direktor
des Stadt. Gymnasiums.
Reitz & Köhler, Buchhandlung.
Rothschild, August, Bankier.
Sabor, Adolf.
Sachs, Dr. Otto, Rechtsanwalt.
Schmidt, H., Dr. med.
Schmidt- de Neufville, Frau J.
Scholderer, Dr. Emil, Direktor.
Schölles, Dr. med. J., prakt. Arzt.
Scholz, Dr. Bernhard, Professor.
Schott, Sigmund.
Schuster, Frau Recha.
Siebert, J., Dr. jur., Justizrath.
Speyer, Dr. jur. Otto, General-
Sekretär der Mitteid. Creditbank.
Stahel, Oscar, Buchhändler.
Stern, Theodor, Bankier.
-&f 32 ^-
Frankfurt aM.
Stiebel, F., Dr. med.
Stockhausen. Julius, Professor.
Teblce, Adolf.
Textor, C. W.
Trommershausen, Dr. E., Ober-
lehrer am Gymnasium.
Valentin, Dr. Veit.
Varrentrapp, Dr. A., Stadtrath.
Völcker, Georg, Buchhändler.
Vohsen, Dr. med. Carl.
Weigert, Dr. Carl, Professor der
Anatomie an der Sencken-
bergischen Stiftung.
\\'eismann, Dr. phil. Heinrich.
Weiss, Dr. Guido.
Wohl, Jacques.
Frankfurt a/0.
Baudouin, Cornelia, Frau Re-
gierungsrath.
Mehrtens, Eisenbahnbau-Inspektor.
Mende, Frau Commerzienrath Adel-
heid.
Nickel, M. Ph., Kaufmann.
Rudiort, Geheimer Regierungsrath.
Stange, Dr., Referendarius a. D.
Wolff, Justizrath.
Freiberg i/S.
Heisterbergk, Ulrich, Rechtsanwalt.
Freiburg i Br.
Curitz, Justizrath und .Auditeur.
Manz, Otto, stud. phil.
Meier, John, stud. phil.
Mever, Robert.
Neumann, Dr. phil. Fritz, Professor.
Paetcke, Max, Rentner.
Paul, H., Professor.
Rümelin, Dr., Professor.
Schieiden, Dr. R., Ministerresi-
dent a. D.
Schmitt, Dr. H., Professor.
Simson, Dr. B., Professor.
Uni versitäts- Bibliothek, (Jrossher-
zogliche.
V. Vincke, Gisbert, Freiherr.
Weissenfeis, Dr. phil. Richard.
Freiburg i'Schlesien.
Realprogymnasium.
Freienvvalde a O.
Quedefeld , Dr. G., Gvmnasial-
Oberlehrer.
Friedberg (Hessen).
Trapp, Carl, Fabrikbesitzer.
Friedenau b/Berlin.
Dahms, Dr. Rudolf, Professor.
Herrig, Dr. Hans.
Naumann, Dr. Ernst, Gymnasial-
lehrer.
Fürth.
Berolzheimer, Frau Dr. Lina.
Besels, Heinrich, Kaufmann.
Georgengarten b/Dessau.
V. Ditfurth, Fräulein Else, Hofdame
I. K. H. der Landgrahn von
Hessen.
Gera (Reuss j. L.).
Ferber, Walter, Commerzienrath.
Ferber, Frau Clementine.
Gladitsch, Friedrich, Kaufmann.
Gleisberg, Dr. E.
Golle, Rügold, Kaufmann.
V. Mevsenbug. Freiherr, Ober-
Hoimarschall.
Schapper, Dr. jur. Alfred, Gerichts-
assessor.
Schlotter, Alfred, Dr. jur., Rechts-
anwalt und Notar.
Gernsbach i/B.
Kriesche, Dr. med. .\.
Giessen.
Bock, Alfred.
V. Bradke, P., Professor.
Braune, Dr. Wilhelm, Professor.
Hüter, Ludwig, Gymnasiallehrer.
Oncken, Dr. Wilhelm, Professor,
y. Ritgen, Hofbaurath, Professor.
Rose, Dr., Gymnasiallehrer.
Siebeck, Dr. H., Professor.
Universitäts-Bibliothek, Grossh.
Gladbach.
Zanders, Frau, Marie.
Gleiwitz.
Freund, Dr., Sanitätsrath.
Huldschinsky, Frau Ida.
Kern, Heinrich, Commerzienrath.
Langer, Max.
Leske, Dr., Landrichter.
V. Moltke, Frau Landrath.
Winkler, Siegfried.
Zuckerkand], \'iktor.
—^
Glogau.
Colin, Frau Rechtsanwalt Caroline.
Kempner, Frau Bankier Ida.
Kühn-Schumann, Frau Antonie.
Sachs, Leopold.
Seidel, Kgl. Regierungs-Baumeister.
Glücksbrunn bei Schweina
(Meiningen).
Gontard, Alexander.
Glückstadt.
Gymnasium, Königl.
Görlitz.
Köhn, Karl, stud. phil.
Neumann, Fräulein Clara.
Goslar.
Hirsch, Fr., Oberlandess:erichtsrath
a. D.
Gotha.
Bibliothek des Gymnasium Ernesti-
num.
Bibliothek, Herzogliche.
Doebel, J., Bankdirektor.
V. Ebart, Freiherr, Kammerjunker,
Cabinetssekretär Sr. Höh. des
Herzogs von Coburg-Gotha.
Ehwald, Frau Marie, geb. Arnoldi.
Gilbert, Dr., Professor.
V. Kampen, Dr. Albert, Professor
am Gymnasium Ernestinum.
Landsky, Bankdirektor.
May, Albert, Fabrikbesitzer.
Müller, Otto, Lehrer a. d. höheren
Bürgerschule.
Purgold, Dr. K.
Rehattu, Dr. phil. Albert, Hof-
diaconus.
Reckling, Ma.\, Dr phil.
Rohrbach, Dr. phil., Carl E. M.,
Gymnasiallehrer.
Göttingen.
Andresen, Dr. Hugo, Privatdocent.
Calvör, H., Buchhandlung.
Dilthey, Karl, Professor
Droysen, Dr. med. Felix, Privat-
docent.
Ehlers, Dr., Professor.
Frensdorflf, Dr. F., Professor.
Heitkamp, L., Gymnasiallehrer.
Hentze, Dr., Professor.
Göttingen.
Meissner, Dr. G., Professor.
Meyer, Dr. \., Professor.
Röthe, Dr., Privatdocent.
Sauppe, Dr., Professor, Geheimer
Regierungsrath.
Schöne, Dr. Alfred, Professor,
Bibliothekar.
Schwartz, Dr. Hermann, Professor,
Geheimer Medizinal-Rath.
Universitäts-Bibliothek, Königliche.
Vollmöller, Dr. K., Professor.
Wagner, Dr. Albrecht, Professor.
V. Wilamowitz-Möllendorf, Dr. U.,
Professor.
Greifswald.
Berndt, Frau Professor.
Bibliothek des germanistischen Se-
minars.
Budge, Dr., Professor, Geheimer
Rath.
Fischer, Dr. Heinrich, Oberlehrer.
Fulirmann, Fräulein M.
Gerstaecker, Dr., Professor.
Hannemann, Friedr., cand. med.
Limpricht, Fräulein Ella.
Maass, Dr. E., Professor.
Pernice, Frau Geheimräthin Agnes,
geb. Bennecke.
Pietsch, Dr. P., Professor.
V. Preuschen, Freiherr, Professor.
Reitferscheid, Dr., Professor.
Ulmann, Dr., Professor.
Universitäts-Bibliothek, Kgl.
Wendorf, Landgerichtsdirektor.
Grossalsleben (Anhalt).
Exter, Pastor.
Gross-Flottbeck i Holstein,
de Voss, Gustav, Kaufmann.
Gross-Karben (Hessen),
v. Leonhardi, Freiherr Moritz, Guts-
besitzer.
Gross-Lichterfelde b, Berlin.
Quincke, Walter, Kaufmann.
Rudorff, Ernst, Professor an der
Kgl. Hochschule für Musik.
Gross-Medunischken
(Kreis Darkehmen, Ostpr.).
v. Bujak, geb. v. Farenheid, Ritter-
gutsbesitzerin.
-^ 34 ^-
Grünstadt (Bayern).
Challv, P., Königl. Studienlehrer.
Steigenherger, Franz, Kgl. Studien-
lehrer.
Guben.
Driese, ]:niil, Kaufmann.
Gumbinnen.
Bibliothek des Gymnasiums.
Hecht, Dr. phil. Max, Gymnasial-
lehrer.
Gundelsheim b Gunzenhausen.
Putz, Karl, Pfarrer.
Güstrow.
V. Monroy, Dr. jur., Ohergerichts-
präsident a. D.
Güterberg b Strasburg
(Uckermark).
Mertens, Fräulein Anna.
Hademarschen b/Hanerau
( Schleswig-Holstein).
Storni, Theodor.
Haggn (Schloss) b Bogen a/Donau.
V. Schrenk, Freiherr Leopold, Kgl.
bavr. Hauptmann a. D. und
Gutsbesitzer.
Hainholz 'Hannover).
Seligmann. Sigmund, Fabrikant.
Halberstadt.
Schulz, Fräulein Agnes.
Zimmer, Premier - Lieutenant im
Kürrassier-Regiment.
Halle a S.
Ackermann. Dr., Professor, Ge-
heimer Medizinalrath.
Alsleben, A., Assessor.
Anders, Friedrich, Rentier.
Bethke, L., Bankier.
Boretius, Dr. A., Professor.
Brauns, Frau Professor G. W. E.
Ikunnenmeister, Dr. E., Professor.
Burdach, Dr. Konrad, Privatdocent.
Gonrad, Dr. Joh., Professor.
Dittcnbergcr, Dr. W., Professor.
Dümmler, Dr. E., Professor.
Erdmann, Dr. !•'., Professor.
Erdmann, Dr, H., Privatdocent.
Halle a,S.
Friedberg, Dr. R., Professor.
V. Fritsch, Dr. K., Professor.
Genzmer, Dr. .\., Professor.
Gering, Dr. H., Professor.
Germanistischer Verein an der
Universität.
Goeschen, Referendar.
Gosche, Dr. R., Professor.
Gräfe, Dr. A., Professor, Geheimer
Medizinalrath.
Grenacher, Dr. H., Professor.
Grulich, Dr. phil., Gustos.
Hartwig, Dr. O., Oberbibliothekar.
Havm, Dr. R., Professor.
Heine, Frau Professor Sophie.
Heinichen, Bernhard, Stations-
Assistent.
Hessler, Dr. H., Privatdozent,
Heydemann, Dr. Heinrich, Pro-
fessor.
Kohlschütter, Dr. E., Professor.
Kraus, Dr. Gregor, Professor.
Krukenberg, G., Justizrath.
Kühn, Dr. J., Geheimer Regierungs-
rath.
Küssner, Dr. B., Professor.
Lehmann, Heinrich, Bankier.
Leser, Dr. Edmund, Privatdocent.
Lothholz, Dr. Professor, Gym-
nasialdirektor.
Mekus, Dr., Arzt.
Nasemann, Dr., Gymnasiallehrer.
Niemever, Frau Stadtrath.
Niemever, Max, Buchhändler.
Niemever, Dr. jur. Th., Amtsrichter.
Perlbach, Dr. M., Unterbibliothekar.
Pott, Dr. R., Protessor.
Ross. Frau Professor Emma, geb.
Schv.-etschke.
Schlieckmann, Justizrath.
Schlottmann, Dr. C, Professor.
Schwarz, Dr. E., Professor.
Schwetschke, Frau R.
Sievers, Dr. E., Professor.
Spielberg, Fräulein Anna.
Siadelmann, Dr., Landes-Oeko-
nomierath.
Stumpf, Dr., Professor.
Thorbecke, Dr. Heinrich, Professor.
Universitäts-Bibliothek, Königliche.
V. Voss, Fräulein Elisabeth.
Voigt, Rechtsanwalt.
Volhard, Dr. J., Professor.
V. Volkmann, Dr. R., Professor,
Geheimer Medi/:inalrath.
— ^
->)
Halle a;S.
Welcker, Dr. H., Professor. Ge-
heimer Medizinalrath.
Wenk. Dr. C, Privatdocent.
Hamburg.
Arndt, Oskar (Fa. : Arndt & Colin).
Arnold, Fräulein Susanna.
Berkefeld, O.
Behrenberg-Gossler, John, Bankier.
Behrmann, G., Hauptpastor.
Bertheau, Dr. theol. Carl, Pastor.
Blume, Heinrich.
Blume, Karl.
Bohl, Ferdinand.
Brackenhoeft, Dr. Rechtsanwall.
Brackenhoeft, Frau Dr. E.
Brieger, Carlos.
Bülau, Gotthard, Dr. med.
Classen, Dr. Johannes, Direktor.
Cobell, Waldemar.
Curschmann, Dr., Direktor.
Ebert, Arnold.
Eisenlohr, Dr. Carl.
Elkan, Eduard.
Fertsch, F. (Fa. : Fertsch & Laeisz).
Fraenkel, Dr. Eugen.
Geffken, Dr. H., Geheimer Rath.
Glinzer, Dr. E., Lehrer an der
allgemeinen Gewerbe-Schule.
Gloede, Hermann, Dr. phil.
Goldschmidt, Adolf, stud. phil.
Goldschniidt, Fräulein Jenny.
Gräfe, Lucas, Buchhändler.
Groth, G. J. Th., Kreisgerichtsrath.
Groothoff, H., Architekt.
Grüner, Dr. Th. W.
Hahn, Emil.
Hanne, Dr. J. R., Pastor.
Harms, G. H. L., Schulrath a. D.
Hartmann, Dr. K., Rechtsanwalt.
Henneberg, Albert, Gutsbesitzer.
Hertz, Dr. G., Ober-Landesgerichts-
rath.
Heylbut, Dr. G.
Hinrichsen, Siegmund, stellv. Vor-
sitzender der Handelskammer.
Hottenroth, Hans.
Jacobi, Leopold, Bankier.
Jaffe, Dr. K.
Kaemmerer, Dr. G.
Kiehn, Heinrich.
Kiesselbach, Dr. Th., Ober-Landes-
gerichtsrath.
Kober, Gustav, Schauspieler.
GoKTHE- Jahrbuch IX.
Hamburg.
Koehne, Ernst.
Köster, Albert, stud. pliil.
Kuhn, Gustav.
Lassally, Eduard.
Lavy, Frau Charles.
Leesenberg, Dr. August.
Lehmann, Frau Dr. E.
Lehmann, Dr. jur. Siegfried.
Lüddeke, Ferdinand.
May, Anton.
Meissner jun., Otto, Buchhändler.
Merschberger, Dr. G., Professor.
Metz, Adolf, Lic. theo]., Professor
am Johanneum.
Monckebcrg, Dr. Rudolf.
Oehrens, Wilhelm, Dr. med.
Oppenheim, Emil.
Oppenheim, Frau Marie.
Petersen, Rudolf (Adr. Nord-
deutsche Bank).
Pflüger, Dr. M.
Piza', Dr. M.
Redlich, Dr., Direktor der höheren
Bürgerschule.
Rheder, Fräulein Martha.
Robinow, Hermann, Kaufmann.
Röpe, G. H., Hauptpastor.
Rudolph, G. A., Buchhändler.
Samson, S.
Sasse, Wilhelm.
Scharlach, Dr. jur., Advokat.
Schieiden, Dr. H.
Schlüter, Fräulein Anna.
Seebohm, Dr. F., Rechtsanwalt.
Seligmann, Fräulein Clara.
Sieveking, Dr. med. Wilhelm.
Sillem, Dr. phil. \\'ilhelm.
Sohle, Dr. jur. Martin.
Spörri, Dr. H., ev. Prediger.
Stadtbibliothek.
Stemann, Dr., Landgerichtsdirektor.
Strack, Arthur, Gerichtsreferendar.
Unna sen., Dr., pract. Arzt.
Warburg, Siegmund Rudolf.
Weisser, Dr., kgl. preuss. Stabsarzt.
Wentzel, Dr. Wilhelm Joh.
Westendarp, Frau Willy.
Wolffson, Dr. A.
Wolffson, Dr. J.
Griesebach,
gerichtsrath.
Heraeus, Dr. W.
Hamm.
Frau Ober-Landes-
27
-•&♦ 3<^^ *^—
Hanau a M.
Güttich, C.
Leisler, Frau Helene.
Osius, Justizrath.
Hannover.
Benfey, Fräulein Else.
V. Bennigsen, Rudolph, Landes-
direktor.
V. Hutten-Czapski, Graf, Premier-
Lieutenant a la suite des Garde-
Husaren-Regiments.
Juncken, Frau Johanna, geh.Mandt.
Kayser, Dr. H., Professor.
Mejer, Dr., Konsistorial-Präsident.
Schläger, Dr. med. Hermann.
Schlüter, Gustav.
Wülbern, Senator.
Hattenheim.
Wilhelmv, A., Gutsbesitzer.
Heidelberg.
Baer, August, stud. phil.
Buhl, Dr. H., Professor.
Erb, Dr. Wilhelm, Professor.
Erdmannsdörfter, Dr. B., Professor.
Fischer, Dr. Kuno, Professor und
Wirkl.GeheimerRath, Excellenz.
Fürst, Dr., Rechtsanwalt.
Gegenbauer, Dr. Karl, Professor
und Geheimer Rath.
Groos, Karl, Bucb.händler.
Grosser, Dr. Julius, \'ertreter des
New- Yorker Herald.
Hausrath, Dr. Adolf, Professor und
Kirchenratli.
V. Holle, Baron.
V. Hörn, Oberst.
Jacob, Karl, cand. hist.
Koehlcr, Dr. Karl.
Meyer v. Waldeck, Dr. Fr., Pro-
fessor, Kollegienrath.
Müller, Walter, "Dr. phil.
V. Oecheliiäuser, Dr. Ad.
Rohde, Dr. Professor, Cieheimer
Hofrath.
Rosenbusch, H., Professor.
Scholl, Dr. F., Professor.
Schnitze, Dr., Professor.
Schulze, Dr. Hermann, Professor,
Geheimer Rath.
Universitäts- Bibliothek, Grossher-
zoglich-ßadische.
Heidelberg.
V. Wardenburg, Wirklicher Ge-
heimer Rath, Excellenz.
V. Westenholz, Freiherr, Dr. Friedr.
Heidenheim.
Meebold, Frau Commerzienrath
Natalie.
Meebold, Fräulein Julie.
Heinrichsdorf (Reg.-Bez. Stettin).
Lenke, Fräulein Jennv.
Hildesheim (Hannover).
Schiefer, Gustav, Landgerichtsrath.
Hohenfichte (Sachsen).
Hauschild, M. E., Commerzienrath.
Hohen-Pähl, Schloss b W'ilzhofen
(Überbavern).
Czermack, Fernst, Gutsbesitzer.
Husum (Schleswig-Holstein).
Keck, Dr. H., Gvmnasialdirektor.
Tönnies, Dr. Ferdinand, Privat-
docent.
Jena.
Bardeleben, Dr., Professor.
Costenoble, Hermann, Verlags-
buchhändler.
Delbrück, Dr. B., Professor.
Eggeling, H., Staatsrath, Kurator
der Universität.
Eucken, Dr. R.. Professor, Holrath.
Fischer, G., Verlagsbuchhändler.
Frommann, Frau Sophie, geb.
Hildebrandt.
Fuchs, Dr., Professor, Ober-Landes-
gerichtsrath.
(ierstung, G., Commerzienrath.
Gillc, Dr., Hof- und Justizrath.
Götz, Dr., Professor.
V. d. Goltz, Dr., Freiherr. Prolessor.
Direktor der Grossh. landwirth-
sciiaftlichen Lehranstalt.
llaacke, K., Regierungsrath a. D.
Haeckel, Dr., Professor.
V. Hase, Dr., Professor, Wirklicher
Geheimer Rath, Excellenz.
Heitmüller, Ferd., stud. phil.
Henckel v. Donnersmarck, (irat
Hugo, stud. jur.
Hirzel, Dr. Rudolf, Professor.
Klu"e, l)i-. l"., Professor.
— ^
:>/
Jena.
V. Knebel, Frau Major Emilie.
Kniep, Dr., Professor.
Krieger, Ober-Landesgerichtsrath.
Kuhnt, Dr. Hermann, Professor.
Liebenam, Dr. VV., Docent an der
Universität.
Liebmann, Dr. Otto, Professor,
Hofrath.
Litzmann, Dr. B., Professor.
Lorenz, Dr. O., Professor.
Meyer, Dr. G., Professor.
Oehmichen, Frau Professor O.
Preyer, Dr., Professor, Hofrath.
Richter, Dr. G., Gvmnasialdirektor,
Hofrath.
Rosenthal, Dr. Eduard, Professor.
Rossbach, Dr., Professor.
Schulz, Ober-Landesgerichtsrath.
Stickel, Dr. G., Professor, Geheimer
Hofrath.
Stoy, Dr. Stephan.
Sturdza, Demetrius, Kgl. rumän.
Staatsminister, Excellenz.
Universitäts-Bibliothek.
Walther, Dr. phil. Johannes, Privat-
docent.
Wilhelm, Dr. Eugen, Professor.
Jever.
Ramdohr, Gymnasialdirektor.
Illenau b/Achern.
Fischer, Dr. Franz, Arzt an der
Irrenanstalt.
Schule, Dr. H., Geheimer Hofrath.
Ilmenau.
»Gemeinde zu Gabelbach« (Ge-
sellschaft).
Mahr, Bergmeister.
Preller, Dr., Sanitätsrath.
Ilse (Grube-Ilse b/Cottbus).
Strack, Frau Hauptmann Fanny.
Immersatt (via Memel).
V. Rutzen, Baron Adalbert.
Ingolstadt.
Klarmann, J., Hauptmann und
Compagniechef im kgl. bayr.
I. Pionier-Bataillon.
Insterburg.
Bibliothek des Kgl. Gvmnasiums.
Schlentlier, Amtsrichter.
Schienther, Ernst, Apotheker.
Kappeln (Schleswig-Holstein).
Thomsen, Dr. med. J.
Karlsruhe i. B.
v.Berlichingen-Rossach, Graf Fried-
rich.
Bielefeld, Jos., Verlagsbuchhändler,
K. K. österr.-ungar. Consul.
Blankenhorn, Dr. Adolf, Professor.
Böthlingk, Dr. A., Professor.
Bürklin, Frau Dr. A.
Dreyfuss, Frau Cäcilie.
V. Fidelsheim, Freiherr, Grossh.
bad. Obersthofmeister.
V. Eisendecher, Frau, geb. Freiin
V. Eickstedt.
Funck, Heinrich, Professor.
von u. zu Gemmingen, Freiherr,
Oberstkammerherr.
Göller, L., Finanzrath.
Hausser, Joseph, Grossh. bad.
Kammersänger.
Just, Dr., Professor, Direktor der
techn. Hochschule.
v. Lübke, Dr. W., Geheimer Hof-
rath, Professor.
Mainzer, Fräulein Helene.
Ministerium der Justiz, des Kultus
und Unterrichts.
Ordenstein, Heinrich, Direktor des
Couservatoriums für Musik.
V. Putlitz, Frau, Excellenz.
Regensburger, Dr. Leopold, Rechts-
anwalt.
Schnorr von Carolsfeld, Frau Mal-
vina, kgl. bayer. Kammer-
sängerin.
Schrödter, Frau Prof. Alwine.
Seubert, Emil, Ministerialrath.
Weill, Dr. Fr., Rechtsanwalt.
Wendt, Dr. Gustav, Oberschulrath
und Gymnasialdirektor.
Kiel.
Biese, Dr. x-Mfred.
Funck, Dr., Gymnasiallehrer.
Gänge, Th., Gesanglehrer am
Gymnasium.
Kochendörffer, Dr. Karl, Biblio-
theks-Kustos.
--^ 38 ■«-
Kiel.
Ladenburg, Frau Professor Mar-
garethe.
Möbius, Dr. Theodor, Professor.
Niepa, Alexander, Chefredakteur.
Peters, Johann, Rechtsanwalt.
Stange, B., akademischer Musik-
direktor.
Toeche, Paul, Hofbuchhändler.
Uni versitäts- Bibliothek.
Vogt, Dr. F., Professor.
V. Wangenheim, Freiherr Ernst,
Lieutenant im Kaiserl. See-
Bataillon.
Kirchheimbolanden (Rheinpfalz).
Bibliothek der kgl. Lateinschule.
.Moschel, R., Rentbeamter.
Klein-Oels b/Ohlau i/Schlesien.
York V. Wartenburg, Graf Hans.
York V. Wartenburg, Graf Paul.
Klein-Sägewitz b/Kattern
(Reg.-Bez. Breslau).
Lewald, G.
Kolbermoor (0/ Bayern).
V. Bippen, l'rau Marie, geb. v.Wyden-
brugk.
Königsberg i/Pr.
.\lscher, Dr. Walther, Referendar.
Baumgart, Dr. Hermann, Professor.
Beer, Justizrath, Rechtsanwalt und
Notar.
Bibliothek der höheren Bürger-
schule.
Bibliothek des Altstadt. Gym-
nasiums.
Bibliothek des KneiphöfischenCjym-
nasiums.
Bibliothek des Realgymnasiums auf
der Burg.
Bibliothek des st.idt. Realgym-
nasiums.
Brode, Max, Dirigent der Sinfonie-
Konzerte.
Dehio, Dr., Professor.
l'einberg, F'raulein Stephanie.
I'riedländer, Dr., Professor, (ie-
heimrath.
Frohniann, Julius.
Goldberg, Julius, Bankier.
(»rosse, Dr. Emil, Professor, Gym-
nasialdirektor.
Königsberg i/Pr.
Gruenhagen, Dr., Professor.
Hirsch, Dr., Sanitätsrath.
Hübner &: Matz, Buchhandlung.
Koch, Arnold.
Krause, Dr. jur. Paul, Rechts-
anwalt und Notar.
Mendthal, Justizrath.
Samuel, Dr., Professor.
Schorski, Fräulein Marie, Sprach-
lehrerin.
Simon, Dr. Robert.
Simsen, Fräulein Marie.
Töchterschule, stadt. höhere.
Trosien, E., Provinzial-Schulrath.
Werther, Adolf, Direktor des Stadt-
theaters.
Wiehler, Fräulein Agnes.
Wilhelms-Gymnasium.
Königstein b/Frankfurt a/M.
V. Preen, Fräulein Bertha, Hofdame
L H. der Herzogin von Nassau.
Konstanz.
Brandes, Wilhelm, Bankdirektor.
Kosen.
Naumann, Frau Clara.
Raabc, Dr. phil.
V. Sperling, Premier-Lieutenant.
Kottlischowitz (Schlesien).
Guradze, Frau Rittergutsbesitzer
Henriette.
Krempe i/ Holstein.
Hager, Dr. med. Th., pract. .\rzt.
Krotoschin (Posen).
Jonas, Dr., Professor, (jymna^ial-
direktor.
Kuschen b/Schmiegel.
Hensel, Karl, Professor.
Kyritz, Ostpriegnitz.
Delbrück, H., .Imtsrichter.
Lahr i/ Baden.
Stadtbibliothek.
Stüsser, Otto.
Landeshut i Schlesien.
Realgymnasium.
Warmuth, H., Realgymnasiallehrer.
-•&*■ 39 "^ —
Langenburg (Württemberg),
zu Hohenlohe-Langenhurg, Fürstin
Leopoldine, Grossherzogliche
Hoheit.
Lauban i Schlesien.
Guhrauer, Gymnasialdirektor.
Wissenschaftlicher Verein.
Legefeld b/Weimar.
Reusse, Rudolf, Pfarrer.
Leipzig.
Abraham, Dr. Max, Verlagsbuch-
händler.
Arndt, Dr. Wilhelm, Professor.
V. Bahder, Dr. Karl, Professor.
Bauer, Friedrich, Buchhändler.
Baumgarten, Frau Dr., geb. v.
\'illert.
Baur, Dr., Professor, Geh. Kirchen-
rath.
Beard, Ernst Alfred, Privatier.
Beer, Fräulein Dora.
Beer, Dr. Rudolph, Gvmnasial- |
Oberlehrer.
Berlit, Georg, Gvmnasial - Ober-
lehrer.
Bibliothek des Nikolaigvmnasiums.
Binding, Dr. Karl, Professor.
Borchers, Bodo, Theater- und
Konzert-Agent.
Brasch, Dr. Moritz.
Braun, Dr. Ka:l, Justizrath, Reichs-
gerichtsanwalt.
Brockhaus, Dr. Eduard, Verlags-
buchhändler.
Brockhaus, Rudolf, Verlagsbuch-
händler.
Brugmann, Dr. Oskar, Oberlehrer
am Nikolaigvmnasium.
Cichorius, Jobs., Kaufmann.
Cohnheim, Frau Professor.
Collins, George Stuart, stud. phil.
Credner, Hermann, Verlagsbuch-
händler.
Dix, Paul, Rechtsanwalt.
Dodel, Friedrich Wilhelm.
Doering, Dr. B., Gvmnasial-Ober-
lehrer.
Dohmke, Dr. Emil, Professor.
Dorn, Dr. jur. Carl, Justizrath,
Rechtsanwalt b. Reichsgericht.
Dürr, Alphons, Stadtrath.
Dürr, Dr. Alphons, Buchhändler.
Leipzig.
Eberius, Franz, stud. phil.
Ebers, Dr. Georg, Professor.
Fischer, Max, ^Telegraphen - In-
spektor.
Fränkel, Dr. Albert, Schriftsteller.
Francke, Carl, Versicherungsbank-
direktor.
v. Frege, Frau Professor Livia.
Friedberg, Dr. Emil, Geh. Hofrath,
Professor.
Geibel, Frau Leonore, geb. W'eisz.
Geibel, Frau Mathilde, geb. Baum-
garten.
Gensei, Dr. jur. Julius, Handels-
kammersekretär.
Giesecke, Herm. F. (Firma Giesecke
&; Devrient).
Goetz, Ernst.
Haessel, H., Verlagsbuchhändler.
v. Hahn, Dr. F., Reichsgerichtsrath.
Hase, Dr. Oskar, Verlagsbuch-
händler.
Hepp, C, Buchhändler.
Herbst, Günther, Kaufmann.
Hildebrand, Dr. Rudolf, Professor.
Hirzel, H., ^'erlagsbuchhändler.
Hollaender, Dr. phil. Ludwig.
Jungmann, Dr., Professor, Rektor
zu St. Thomae.
Kettenbeil, Dr. jur. Johannes, Re-
ferendar.
Koch, Dr., Gvmnasial-Oberlehrer.
Kögel, Dr. Rudolf, Privatdocent
und Gvmnasial-Oberlehrer.
Köhler, Hugo, Buchhändler.
Köhler, K. F., Buchhändler.
Krehl, Dr. Ludolf, Professor, Ge-
heimer Hofrath.
Kuehn, Bernhard, Referendar.
Langerhans, Frau Reichsgerichts-
rath M.
Langkammer, Bernhard.
Lemke, Julius, Direktor der Leip-
ziger Feuer-Vers.-Anstalt.
Leskien, Dr., Professor.
Lesser, Adolph, Reichsgerichts-
rath a. D.
Liebisch, Bernhard, Buchhändler.
Lorentz, Alfred, Buchhändler.
Loewenstein, Reichsgerichtsrath.
Marx, F., Kaufmann (Firma Kuhn
& Co.).
Mendelssohn, Hermann, A'erlags-
buchhändler.
— ^ 40 ■^-
Leipzig.
Mever, Hermann, J., Buchhändler.
Mogk, Dr. E., Gymnasial - Ober-
lehrer.
Xachod, Frau Marie.
Nöller, Eugen, Kaufmann.
Petsch, Frau Reichsgerichtsrath
Sophie, geb. Sonnenkalb.
Pfalz, Dr. Franz, Professor und
Direktor der Realschule.
Pfau, Karl Friedrich, Verlagsbuch-
händler.
Popitz, Frau Margaretha.
Prüfer, A., Dr. jur.
Redaktion des literarischen Jahres-
berichts (E. A. Seemann).
Reinecke, Fräulein Charlotte.
Reisland, O.R., Verlagsbuchhändler
(Firma Fues' A'erlag).
Ribbeck, Dr. O., Professor, Geh.
Hofrath.
Röder, Emil, Commerzienrath.
Romberg, E. L , Justizrath.
Rost, Adolph, Buchhändler (J. C.
Hinrichs'sche Buchhandlung).
Scharf, Hugo, Stadtrath.
Scheibner, Dr. W., Professor.
Schleicher, Iwan, stud. phil.
Schneider, Carl.
Schreber, Frau Dr. Pauline.
Schulz, Hermann.
Schunk, Fräulein Cornelie.
Schunk, Julius, Kaufmann.
Schuster, Dr. phil., Hermann, In-
stitutsdirektor.
Schwabe, Frau Susanne, gb. Klemm.
Schwarz, H., Reichsgerichtsrath.
Seeburg, Frau Dr. E.
Seelig, Dr., Rechtsanwalt beim
Reichsgericht.
Simon, Dr. jur. G. \\'., Referendar.
.Simon, Frau Hedwig, geb. Simon.
Simon, Paul, Dr. jur.
Simson, Dr., Wirklicher Geh. Rath,
Präsident des Reichsgerichts,
Excellcnz.
Simson, Fräulein I-"!isabetli.
Simson, P'räulcin Margarethe.
Simson, Fräulein Marie Sophie.
Staackmann, L., Buchliändler.
Stadt-Bibliothek.
Staegemann, M., Direktor des
Stadttheaters.
Steffen, Dr. Georg, (ivmnasial-
Obcrlehrer.
Leipzig.
Stobbe, Frau Professor Dr., Mar-
garethe, geb. Eberty.
Stürenburg, Dr., Professor, Kon-
rektor zu St. Thomae.
V. Tauchnitz, Bernhard, Freiherr,
Verlagsbuchhändler.
Thomsen, Dr. jur. Theodor, Rechts-
anwalt beim Reichsgericht.
Titze, Adolf, \'erlagsbuchhändler.
Trachbrodt, E. (Firma Friedrich
Geissler).
Treutier, Ludwig, Mitglied des
Stadttheaters.
Voerster, Alfred, Buchhändler.
Voerster, Karl, Buchhändler.
Volckmar, Otto, Buchhändler.
Wachsmuth, Dr. Kurt, Professor,
Geh. Hofrath.
Wachsmuth, Dr. Rudolf, Bank-
direktor und Consul.
Wagner, Franz, Commerzienrath,
Stadtrath.
Walter, Oberpostdirektor.
V. Weber, Hauptmann.
Wiede, Otto.
Wilkens, Friedrich, stud. phil.
Wilkowski, Dr. Georg.
Windscheid, Dr. Bernhard, Pro-
fessor, Geheimrath.
Wülcker, Dr. R., Professor.
Wunderlich jun. Carl Gustav,
Kaufmann.
Wundt, Dr. Wilh. Professor.
Zarncke, Dr. F., Professor, Geheimer
Hofrath.
Liegnitz.
Rawitscher, Frau .\ssessor.
Linden b/Hannover.
Haase, Frau, Helene.
Laporte, Rechtsanwalt.
Löbichau (Schloss) b/Nöbdenitz
(.\ltenburg).
V. Boyen, Frau, geb. Prinzessin
Biron v. Kurland, Durchlaucht.
Löcknitz (Pommern).
V. F.ickstedt - Peterswaldt, Frau
(irätin, geb. v. Eiscndccher.
Lübeck.
Achilles, Dr. ]•.
Benda, l^r. jur. J., .Amtsrichter.
F!schenburg, (nistav, Consul.
•4* 41 *^-
Lübeck.
Fehling, Dr. Rechtsanwalt.
rioffmann, Dr. Paul, Direktor der
Ernestinenschule.
Pabst, Dr. jur. Gustav.
Schillerstittung, Lübeckische.
Schmidt, Max, Buchdruckereibe-
besitzer.
Stoos, Dr. jur. Alfred, Rechtsan-
walt u. Notar.
Thoel, Dr., Landrichter.
Warnecke, Conrad, Kaufmann.
Luckenwalde.
Pariser, Frau Elise, geb. Mende.
Simonson, Frau Amtsrichter, Ger-
trud.
Ludwigshafen a/Rh.
Jacquet, Adolf, Fabrikdirektor.
Knaps, Fräulein Anna.
Luisianna b Bokellen
(Kr. Darkehmen).
V. Rode, Fräulem Lona.
Lüneburg.
Federich, Otto, Hofweinhändler.
Gravenhorst, K., Rechtsanwalt.
Lyck (Ostpreussen).
Baske, Dr., Gymnasiallehrer
Gymnasium, Königliches.
Kammer, Dr., Professor, Gym-
nasialdirektor.
Wiebe, Emil, Buchhändler.
Magdeburg.
Aufrecht, Dr.
V. Colomb, Fräulein M.
Grünhut, Dr. Leo.
Kawerau. Waldemar, Redakteur
der »Magdeburgisclien Zeitung«.
Krühne, Richard, stud. jur.
Leitzmann, A., stud. phil.
Lorentz, Frau Hauptmann, Mar-
garethe.
Schulze, Aug., Kaufmann.
Sträter, Dr. phil., Hilfslehrer an
der Oberrealschule.
Weber, Fräulein Clara.
Mainz.
Schultheis, Frau Direktor Bertha.
Stadtbibliothek.
Thomas, Frau Helene.
Mannheim.
Bibliothek, ötfentliche.
Darmstaedter, Dr., Rechtsanwalt.
Goetjes, L., Hofopernsänger.
Hecht, Dr. Felix, Bankdirektor.
Hirsch, Emil.
Hirsch, Louis, Kaufmann.
Hoftheater-Comite, Grossh. Bad.
Jacobi, Hermann, Hofschauspieler.
Kahn, Dr. jur. Franz, Rechts-
praktikant.
Köhler, Martin, Kaufmann.
Levison, Louis.
Maas, Wilh., Bankier.
Martersteig, Max, Oberregisseur.
Mathy, Johann Wolfgang.
Mayer, Ludwig.
Xeumann, Dr. Karl.
Palm, August, Professor.
Reimann-Dittene, Frau Clara.
Reiss, Fräulein Anna.
Reiss, Karl, Consul.
Marburg i Hessen.
Cohen, Dr. H., Professor.
Gymnasium, Kgl.
Koch, Dr. Max, Professor.
Kühnemann, Eugen, stud. phil.
Meier, Dr. jur. Ernst, Geh. Re-
gierungs - Rath, Curator der
Universität.
Rathke, Dr., Professor.
Universitäts-Bibliothek, Kgl.
Varrentrapp, Dr. C, Professor.
Marienthal b/Helmstedt.
Grundner, Dr. F., Oberförster.
Markirch (Elsass).
Loeper, C, Postdirektor.
Marklissa.
Kauftmann,\\'ilhelm, Fabrikbesitzer.
Markowitz (Posen),
v. Wilamowitz - MöllendorfF, Frei-
herr, Königl. Kammerherr,
Rittergutsbesitzer.
Marne (Holstein).
Höhnk, Fräulein Helene.
Martinikenfelde b/Berlin.
Cohn, Dr. Wilhelm, Fabrikbesitzer
und Stadtrath.
-^ 42 ^—
Meerane i/S.
Scheitz, Dr. Emil, Apotlieker.
Meiningen.
Baumbach, Dr. Rudolf, Schrift-
steller.
Kircher, Dr., Geh. Regierungsrath.
Meissen.
Bibliothek der Königl. Fürsten-
und Landesschule.
Lese-Gesellschaft.
MemeL
Halling, Direktor der höheren
Töchterschule.
Laaser, Dr. med. P., Arzt.
Merseburg.
Steflfenhagen, Max, Buchhändler.
Mierendorf b/Glasewitz
(Mecklenburg).
Cölle, H., Oeconom.
Morrn h/Zantoch.
Pflug, A., Rittergutsbesitzer.
Muhrau b Striegau.
Bollert, Frau AmtshauptmannClara,
geb. Schwanfelder.
V. Kramsta, Fräulein Marie.
Mülhausen i E.
Zink, Franz Xaver, Amtsrichter,
München.
Ackermann, Theodor, Königl. Hof-
buchhändler.
Adler, Alexander, Fabrikant.
Albert, Frau Clara, geb. Reinach.
Behn, Dr. jur. Hermann.
Bernays, Dr. Michael, Professor.
Bernstein, Max, Schriftsteller.
Bittmann, iTiedrich.
Blennerhassett, Lady (Charlotte.
V. Branca, Baronin Paula, Hofdame
L K. H. der Prinzessin Amelie,
Herzogin in Bayern.
Cornelius, Dr. C. Ä., Professor.
Czermak, Leo, stud. med., K. K.
Lieutenant der Reserve.
Dyck, Dr. Franz.
Fiedler, Dr. C
Fulda, Dr. Ludwig, Schriftsteller.
Göppinger-Meebold,Frau Adelheid.
München.
Grätz, Dr. Leo, Privatdocent.
Hantstängl, Edgar, Hofrath.
Hausmann, Frau Dr. Betty.
Hertz, Dr. Wilhelm, Professor.
V. Hess-Diller, Baron.
Heyse, Di. Paul.
Hof- und Staats-Bibliothek, Kgl.
V. Kaikreuth, Frau Gräfin B.
Lachmann, Fräulein Clara.
Lepsius, Reinhold, Maler.
Lessing, Oscar, stud. phil.
Levyn, Leopold, Direktor der
Bayerischen Handelsbank.
Linz-Godin, Frau Oberst A.
V. Loen, Freiherr, Grossh. Sachs.
Kammerjunker.
V. Malsen, Baron, Kgl. Oberhof-
marscliall, Excellenz.
Maver, Frau Consul W.
Muncker, Dr. Franz.
Oertel, Heinrich, cand. phil.
V. Oettingen, Frau M.
Oldenbourg sen., R., Verlagsbuch-
händler.
V. Perfall, Freiherr, General-Inten-
dant des Hoftheaters, Excellenz.
Philippi, Felix, Schriftsteller.
Rau, Frau Anna.
Savits, Jocza, Oberregisseur des
Königlichen Hoftheaters.
Scherer, Dr. Georg, Professor.
Schmidt, Dr. med. Oswald.
Scholl, Professor Dr.
Solbrig, Dr. Veit, k. Ober-Stabsarzt.
Stangi, Dr. Thomas, Privatdocent
und Studienlehrer.
Steinitzer, Paul, K. K. österr.
Major a. D.
Traube, Dr. Ludwig.
Wohlmuth, Alois, Hot'scliauspieler.
Münster i/Westf'alen.
Kiesekamp, Frau Hedwig.
Paulinische Bibliothek, Kgl.
Schmedding, Frau Regierungsrath
Laura, geb. Hütier.
Wüllner, Dr., Privatdocent.
Nastätten (Prov. Nassau).
Catlirein, Joseph.
Naumburg a/S.
Barth, Frau Landrath.
Bennecke, Justizrath.
I'ihrenberg, Staatsanwalt.
—^ 43 ^-
Naumburg a S.
Hanow, Ober - Landesgerichtsrath.
Hecker, Oberstaatsanwalt.
Köster, Dr., Sanitätsrath.
Lehmann, Ober-Landesgerichtsrath.
Seelmann, Fräulein C. L. Gertrud.
Voigt, Dr. jur. Carl, Referendar.
Weichsel, Ober- Landesgerichtsrath.
Wenkel, Oberpfarrer.
Neisse.
Bischotf, Anton, justizrath.
Winter, Regierungs-Baumeister.
Neudeck (Oberschlesien).
Burchardi, Frau Bertha.
Neu-Dörfles b/Coburg.
Ulmann, Bruno, Gutsbesitzer.
Neuhaldensleben.
Gymnasial-Bibliothek.
Neusalz a/Oder.
Suchsland, Adolf, Amtsrichter.
Neustadt a H.
Bürklin, Theod., Bankier.
Neustrelitz.
Götz, Dr. G., Obermedizinalrath.
Neuwied.
Feine, Dr. P.
V. Salisch, Oberst und Bezirks-
kommandeur.
Niederwalluf.
Marcuse, H., Consul.
Nienburg a/Weser.
Echte, Gerichts- Assessor.
Norden (Ostfriesland).
Lücke, Dr. O., Oberlehrer.
Nordhausen a/H.
Günther, Hermann, Brennerei-
besitzer.
Hasse, Dr. med.
Hochdanz, Dr., Oberlehrer.
Kneiff, Rudolf.
Krohn, Betriebsdirektor.
Mvlius, C., Amtsrichter.
Schenke, Hermann, Premier-Lieute-
nant, Stadtrath und Brennerei-
besitzer.
Schreiber, Hermann.
Nürnberg.
Enderlein, Staatsanwalt.
Hartmann, Bernhard, Advokat.
Merzbacher, Sigm., Rechtsanwalt.
Pegnesischer Blumenorden, Literar.
Verein.
Stadt Nürnberg.
Wertheimer, Sig., Kaufmann.
Oberlössnitz b Dresden.
Ayrer, Karl, Rechtsanwalt.
Oberzell bei Würzburg.
V. König, W., Fabrikbesitzer.
Offenbach a M.
Hirsch, Ernst.
Pirazzi, Emil, Schriftstoller.
Ohrdruf.
Gymnasium Gleichense, Herzogl.
Oldenburg (i Grossh).
V. Alten , F. , Oberkammerherr.
Excellenz.
V. Beaulieu - Marconnav, Eugen,
Freiherr, Ober-Landesgerichts-
Präsident, Excellenz.
Becker, Landesgerichcs-Präsident.
Bibliothek, Grossherzogliche öffentl.
Devrient, Dr. Otto, Hoftheater-
direktor.
Kelp, W., Apotheker.
Mosen, Dr. R., Bibliothekar.
V. Normann, Schloss-Hauptmann,
Königlich Preussischer ausser-
ordentl. Gesandter.
Schwartz, A., Hofbuchhändler.
Thorade, Bankdirektor.
Ossendorf b Ehrenfels.
Pfeifer, Valentin, Gutsbesitzer.
Ostenwalde.
Bibliothek, Ostenwalde.
Ostrichen b/ Seidenberg.
V. Gersdort, Freiherr, Kgl. Kammer-
herr und Landesältester.
Ottmachau (Prov. Schlesien).
V. Humboldt, Freiin Mathilde.
Penzig i. d. Oberlausitz.
Drevin, Helmuth, Apotheker.
-4* 44 ^-
Pforzheim.
Ehrismann, Dr. Gustav.
Feldbausch, Dr. Otto, Arzt an der
Irrenansalt.
Waag, Alfred, Architekt, Direktor
der Kunstgewerbeschule.
Plauen i/Sachsen.
Hofmann-Stirl, Frau Professor
Helene, Kammersängerin.
Pless i/Schlesien.
Fielitz, Dr. W., Professor.
Porstendorf b/jena.
V. Wurmb, Schloss-Hauptmann auf
Dornburg.
Posen.
Boxberger, Dr. R., Oberlehrer am
Friedr.-Wilh. -Gymnasium.
Hagens, Senatspräsident.
Kantorowicz, Frau Lina.
Potsdam.
V. Bissing, Freifrau iM\-rrha, geb.
Wesendonck.
V. Blücher, Premierlieutenant im
Garde-Husarenrcginienl.
V. Chelius, Lieutenant im (uirde-
Husarenregiment.
Grimm, Rudolf, Regierungsrath.
V. Lücken, Frau, geb. v. Lützow,
Staatsdame.
V. Treutier, Lieutenant im Garde-
Husarenregiment.
V. Waldersee, Gräfin Helene, geb.
V. Wilamowitz-Möllcndorf
Wenck, \V., Prediger.
Zech, Frau Gräfin, geb. v. (}ersdorft.
Prenzlau.
Busch, Richard, Landgerichtsrath.
Raschwitz b Leipzig.
Flügel, Dr. Ewald.
Raudonatschen (Ostpreussen).
V. .Sauden, Frau Iku-onin, geb.
V. Hülsen.
Rechtenfleth b/l^jrcnicn.
.•\llmers, Hermann.
Rehnsdorf b/Fllstra (Sachsen).
V. Boxberg, (jeorg, Rittergutsbe-
Reichenbach i Sclilesien.
Preu, Dr. med., pract. .\rzt.
Reichenberg b/St. Goarshausen.
V. Oettingen, Dr. W.
Remagen a/Rh.
Linden, Fräulein Lina, Pensionnats-
Vorsteherin.
Remscheid.
Koegel, Dr. Fritz, Pfarrer.
Rendsburg.
Wassner, Julius, Dr. phil.
Reutlingen.
Kusel, Fräulein Lucie.
Rhein (Ostpreussen).
Cludius, Superintendent a. D.
Rietberg i/Westfalen.
Tenge, Friedrich, Herrschafts-
besitzer.
Risstissen b/Ulm.
Schenk v. Staufi'enberg, Dr.,
Freiherr.
Roda i/S.-A.
Knauth, .^mtsgerichtsrath.
Rositz b/Altenburg.
V. Lippmann, Dr. E., Direktor der
Zuckerraffinerie.
Rostock i/Mecklenburg.
Bechstein, Dr. Reinhold, Professor.
Detharding, Frau Dr. Henriette.
Kipper, Dr. Julius, Gvmnasiallelircr.
Leo, Dr. F., Professor.
Universitäts-Bibliothek, Grossh.
Voss, Frau .\dvokat.
Rudolstadt.
Bibliothek, Fürst!, öffentliche.
Ruhrort a/Rh.
de Gruvter, Dr. phil. Walter.
Saarbrücken.
Plagge, Dr., Stabs- u. Bataillons-. \rzt
im hTfanterie-Regiment Nr. 70.
Salzwedel.
Luther, J., cand. phil.
-^ 4
Satzhorn h/Potsdam.
Brandhorst, W., Rittergutsbesitzer.
Haus Schede b/Wetter a. d. Ruhr.
Harkort, Frau Commerzienrath P.
Scheessel (Provinz Hannover).
Rohrs, Dr. D., Kreisphysikus.
Schkortleben b/Weissenfels.
Scharf V. Gauerstedt, Frau Adelaide.
Schleiz.
Paetz, G., Kammerpräsident.
Schleswig.
Bergas, JuHus, Buchhändler.
Hoe'sche Bibliothek.
Schmalkalden.
Fuckel, Heinrich, Kaufmann.
Schmerwitz (Brandenburg).
V. Brandt, Rittergutsbesitzer.
Schnepfenthal b/Waltershausen.
Ausfcld, Dr. Wilhelm, Schulrath.
Schönbach b/Löbau i/S,
Rade, M., Pfarrer.
Schönebeck b Magdeburg.
Steiner, Dr. O.
Schöneiche b/Xeumarkt
i/Schlesien.
Schloessingk, Otto, Assessor a. D.,
Rittergutsbesitzer.
Schreitlangken (b/Willkischken
i/Ostpreussen).
Dressler, Frau.
Schroda (Posen).
Reimann, Rudolf, Fabrikbesitzer.
Schulpforta.
Kettner, Dr. Gustav, Oberlehrer.
Kgl. Landesschule.
Schreyer, Dr. Hermann, Professor.
Volkmann, Dr. Dietrich, Rektor
der Landesschule.
Zimmermann, Prokurator der
Landesschule.
Schwedt a/O.
duehl, sen., Dr. Otto.
Zschau, Dr. G\"mnasiaIdirektor.
Schwerin i/M.
V. Ledebur, Freiherr, Kammerherr,
Intendant des Hottheaters.
Mencke, Geh. Justizrath.
Oldenburg, Grosslierzogl. Ober-
zolldirektor.
V. Pritzbuer, Friedrich, stud. jur.
et cam.
Schröder, Dr., Regierungs-Biblio-
thekar.
Seesen a/Harz.
Philippson, Dr. E., Direktor der
Jakobsonschule.
Sondershausen.
Laue, Rath, Oberbürgermeister.
Soden i/Taunus.
Volger, Dr. Otto, Naturforscher.
Springe.
Kaufmann, Karl, Fabrikbesitzer.
Stargard i/ Pommern.
Schröder, Dr., Oberstabsarzt I. Kl.
Stassfurt.
Stengel , Rudolf, Fabrikbesitzer,
Konsul a. D.
Steglitz b/ Berlin.
Goldschmidt, Alfred O., Kaufmann.
Hoffmann, Dr. Otto, Oberlehrer.
Weber, W., Oberbürgermeister a. D.
Wendeler, Dr. Camillus.
Stettin.
Jobst, R., Gymnasialoberlehrer.
Keddig, C. Ä., Direktor.
V. Knebel- Doeberitz, Regierungs-
rath.
Muff, Dr. Professor, Gvmnasial-
direktor.
Zitelmann, K., Geheimer Regie-
rungsrath.
Stockach i/ Baden.
Ottendörfer, Dr. Hermann, Amts-
richter.
Stolberg (Rheinland).'
Prvm sen., Heinrich, Rentier.
Stolp (Pommern).
Bibliothek des Königl. Gymnasiums.
Pickert, W., Gvmnasiallehrer und
Bibliothekar.'
— ■^ 46 -^-
Strassburg iE.
Baiimgarten, Dr. H., Professor.
Crüger, Dr. J., Gymnasiallehrer.
Dursv, Eugen, kaiserl. Ministerial-
ra'tli.
Joseph, Dr. Eugen.
Krogmann, Ernst, stud. jur.
Martin, Dr. E., Professor.
Michaelis, Dr. Adolf, Professor.
Paveh, Olivier, kais. Ministerialralh.
Rofthack, Dr. jur., Regierungsrath.
Seelig, Dr. plrl. Fritz.
Seminar für deutsche Philologie
an der Universität.
Stilling, Dr. J., Professor.
Trübner, Buchhändler (Firma K.
|. Trübner).
Universitäts- u. Landes-Bibliothek,
Kaiserliche.
Strasburg ^^ /Pr.
G\ninasium, Königliches.
Strellentien b/Lauenburg
(Pommern).
V. Osterroht, Gotthilf.
Stuttgart.
Bacher, Alexander, Rechtsanwalt.
Becher, Fräulein Emmv.
V. Berlichingen, Freifrau Melanie.
Bibliothek, Königlich öfientliche.
Cotta von Cottendorf, Karl, Frei-
herr.
Deahna, Dr., prakt. Arzt.
Denison, Louis, Kaufmann.
Donndorf, A., Professor.
(}erok, Dr. K., Prälat, Oberhof-
prediger.
(ierschel, Oscar, Antiquar und
Buchhändler.
Hartmann, Dr. Julius, Professor.
Kauila, Frau Dr. (]!arisse.
Klaiber, Dr. Julius, Oberstudien-
rath, Professor.
V. Klumpp, Dr. Otto, Direktor.
Krabbe, C, Verlagsbuchhändler.
Kurtz, P., Buchhändler.
Kürschner, |oscph. Professor, Hol-
ratli.
Lang, Dr. Wilhelm.
Mayer, Paul, Regierungsrath.
Müller, Garl.
Müller, (iustav, Kauhnann.
Müller-Palm, Adolf, Professor.
Museums-Geselischaft.
Stuttgart.
Nast , A. , Buchhändler ( Firma
Metzler'sche Sortiments-Buch-
handlung).
Riecke, Dr.'Carl, Staatsrath.
Rominger, Xathanael.
Rommel, Dr. Otto.
Schall, Dr. Rieh., Rechtsanwalt.
Schulz, F. G., Commerzienrath.
Siegle, Gustav, Geh. Commerzien-
ratii.
Spemann, \\'., Verlagsbuchhändler.
Steiner, Dr. K.
Stockmayer, M. F., Rechtsanwalt.
Straub, Dr. L. \\'., Professor.
Vetter, Leo, Kauhnann.
Wittwer, Conrad, Buchhändler.
Stuttgart-Gablenberg.
Thony, Franz.
Tangerhütte b/ Magdeburg.
Kleinschmidt, Hofrath.
Wagenführ, Frau Marie.
Tempelburg (Pommern).
Berg, Karl, Amtsrichter.
Thalstein b/Jena.
V. Tümpling, Legationsrath a. D.
Thann i/Elsass.
Curtius, Dr., Kreisdirektor.
Thorn.
Scheller, Dr., Oberstabs- und Gar-
nisonsarzt.
Torgau.
Pietsch, Königl. Baurath.
Trachenberg (Schlesien).
V. llatzfeld, Frau Fürstin, Durch-
laucht, geb. Grälin von i'encken-
dorlY.
Trebnitz (Schlesien).
Preiser, Friedr., stud. jur. et cam.
Tübingen.
Degenkolb, Dr., Professor.
Froriep, Dr. August, Professor.
Geib, I'rau l'rolessor L.
Geiger, Dr. Garl, Universitäts-
Bibliothekar.
Holland. Dr. W. L., Professor.
'^ -17 ^-
Tübingen.
Hüfner, Dr. G., Professor.
Köstlin, Dr. Karl, Professor.
Neumann, Dr., Professor.
Oesterlen, Dr., Professor.
V. Rümelin, Dr., Staatsrath a. D..
Kanzler der Universität.
Serlo, Walter, Bergbaubeflissener.
V. Sigwart, Dr., Professor.
Spitta, Dr., Professor.
Strauch, Dr. Philipp, Professor.
Universitäts-Bibliothek, König! .
Vöchting, Dr. H., Professor.
Tussainen b/Ragnit (Ostpreussen).
V. Sanden, Baron.
Ulm.
Gerok, F., Premier-Lieutenant im
Grenadierregiment 12^.
Ulrich. Gustav, Bankier (Firma
Flesch & Ulrich).
Unkel a/Rh.
Huyssen, W., Ingenieur.
Unterrohn b/Salzungen.
Geibel, Paul, Kammergutspachter.
Vegesack.
Werry, F., Realschul-Oberlehrer.
Wilmanns, Georg, Dr. med.
Verden a/Aller.
Bierwirth, F., Landgerichtsratli.
Braun, Landgerichtsdirektor.
Vieselbach.
Starke, Dr. med., Amtsphysikus.
Wandsbeck.
Gymnasium.
Wartnicken (Ostpreussen).
.Simon, Frau Marie.
Wehlau (Ostpreussen).
Moldaenke, Gymnasiallehrer.
Wehnde b/Göttingen.
Dralle, Fräulein Johanna.
Weimar.
V. Ahlefeldt, Baron Louis.
Anding, Karl, Kaufmann.
Apelt, Dr. phil. O., Professor.
.\ulhorn, G., Rath.
Weimar.
Baer, L., Fabrikant.
Batsch, Vice-Admiral, Excellenz.
Beckwith, Miss K.
Behrcnd, Frau Martha.
V. Beust, Graf, Oberhofmarschall,
Generallieutenant, Flxcellenz.
Boas, Frau Dr. E.
Böhlau, H., Verlagsbuchhändler.
V. Bojanowsky, P., Geh. Hofrath,
Chefredakteur.
V. Bothmer, Graf, Kammerherr.
V. Bothmer, Grätin, Staatsdame.
V. Bothmer, Comtesse Elly.
Brandis, Dr. K., Erzieher am
Erbgrossherzogl. Hofe.
V. Brederlow, Oberst z. D.
Brent, Mrs. Thomas Lee.
Brock, Paul, Hofschauspieler und
Regisseur.
Bronsart v. Schellendorff. Kammer-
herr, General - Intendant des
Grossh. Hoftheaters und der
Hofkapelle.
Brüger, E., Geheimer Justizrath.
Burckhard, Dr. jur. W., Geheimer
Rath.
Burkhardt, Dr. phil. H., Ober-
archivar und Archivrath.
v. Bülow, Frau Landrath, geb. v.
Carlowitz.
V. Bvlandt-Rhevdt, Graf, Ordon-
nanz-Offizier Sr. K. H. des
Grossherzogs von Sachsen.
V. Conta, Dr., Geh. Medizinalratli.
Grüner, G., Generallieutenant z. D.,
Excellenz.
Deinhardt, Frau Dr. Maria.
V. Derenthall, Geh. Legationsrath,
Kgl. preuss. Gesandter, Exe.
Dietrich, A., Bankier.
Eelbo, Bruno, Architekt.
Emminghaus, Fräulein Marie.
Ernst, H., Diakonus.
Fabricius, Frau Clara.
Francke, Dr. Otto, Gymnasiallehrer.
Francke, Hermann , Sophienstifts-
lehrer.
Franke, Fräulein Marie.
V. Freytag - Loringhoven, Freiin
Marie.
V. Freytag - Loringhoven , Freiin
Mathilde.
Fries, Dr. Hugo, Landgerichts-
präsident.
— -^ 48 ^-
Weimar.
V. Fritsch, Frau Oherforstmeister,
geh. V. Herda.
Froriep, Fräulein Clara.
V. d. Gabelentz-Linsingen, Kammer-
herr, Oberhofmeister I. K. H.
der Frau Grossherzogin.
Genast, Frau Ministerialdirektor A.
Gerstenberg, Dr. phil. Heinrich.
V. Gleichen-Russwurm, Freiherr L..
Königl. Bayerischer Kiimmerer.
Gottschalk, G., Rentier.
Grav, Miss Jessie, geb. Isles.
V. Gross, Dr., Freiherr, Wirkl. Ge-
heimer Rath, Excellenz.
V. Gross, Freiin Melanie.
Gutmann, Georg, Ingenieur.
Guyet, Dr. A., Staatsrath.
Haaser, Ernst, Korrektor.
V. Haber, Baron, Prem.-Lieut. a. D.
V. Hadeln, Freiherr, Hofmarschall.
V. Haeften, Frau Staatsarchivar E.
Halier, K., Konzertmeister.
Hardtmuth. Frau Charlotte, geb.
A'oelkel.
Hase, Dr. jur. G., Geheimer Justiz-
rath.
Held, Louis, Hofphotograph.
V. Helldortf-Schwerstedt, Freiherr,
Kammerherr.
Hertel, Friedrich, Hofphotograph.
Hesse, Dr. B., General -Super-
intendent.
Hoffmann, Gustav, Gerichts-Refe-
rendar.
Hotfmann, Max, stud. theol.
V. Höltzke, Baron C, Wirkl. Geh.
Rath, Kaiserl. Russischer Mi-
nisterresident, Excellenz.
Hufeland, Fräulein Louise, Stifts-
dame.
Hummel, Karl, Professor.
Hunnius, Dr. jur. Joh., Finanzrath.
Huschke, .\., Hofbuchhändler.
Jenicke, Fräulein H., Hofschau-
spielerin.
V. Joukoflsky, P., Freiherr, Maler.
Isles, Miss Alison.
jüngken, M., Rittergutsbesitzer.
V. Kaufmann, Ludwig, Rentier.
Keil, Dr. Robert, Rechtsanwalt.
V. Keudell, Frau Baronin M.
V. Keudell, Fräulein Elise.
V. Keudell - Gielgudvszki, Baron
Franz.
Weimar.
V. Keudell, Gustav, stud. jur.
V. Keudell, Heinrich.
Knoke, Frau Oberamtmann.
Knopp, Karl, Hofopernsänger.
Koch, Frau Geheimsekretär Ma-
thilde.
Kohl, Ernst, Eisenbahndirektor,
Baurath.
Köhler, Dr. Rcinhold, Ober-
Bibliothekar.
Kramsta, Frau Maria.
Krause, O., Kanzleirath.
Krieger, Fräulein Karoline.
Kriesche, E., Baurath.
Küchling, Robert, Sekretär I. K. H.
der Frau Grossherzogin von
Sachsen.
Kuhn, Dr. K., Geh. Regierungsrath.
Kuhn, O., Finanzrath.
Lämmerhirt, Gustav, stud. phil.
Lämmerhirt, \\'ilhelm, Hoflieferant.
Langenberg, Fritz, Hotelier.
Lassen, Dr. Eduard, Hofkapell-
meister.
Lehmann, Guido, Hofschauspieler.
v. Limburg -Stirum, Frau Gräfin,
Excellenz.
V. Loen, Freitrau Marie, Excellenz.
V. Lübbers, Frau Major.
Mardersteig, A., Rechtsanwalt.
Martinv, Fr., Eisenbahn-Maschinen-
Inspektor.
Matthes, Dr. P., Geh. Medizinal-
rath.
Meisezahl, Friedr., Steueraufseher
a. D.
Mensing, Wilhelm, Privatier.
Merian, Hans, stud.
Meurer, Dr., Professor.
V. Milde, F., Kammersänger.
V. Minckwitz, Königl. Sachs. Ge-
sandter, Excellenz.
Mirus, Dr., Gerichts-Assessor.
V. Montault, Gräfin, geb. Freiin
von Rothkirch.
Moritz, Dr. jur. R., Commerzien-
rath.
Müller, Theodor, Hotjuwelier.
Müller-Hartung, K., Protessor.
V. Müller-Schubert, Frau Baronin,
geb. Gräfin v. Bothmer.
Neuffer, Dagobert, Hofschauspieler.
V. Nostiz, Major a. D., Kammerherr.
Obrist-Grant-Durt", Frau.
- ^ 49 ^-
Weimar.
Obrist, Aloys.
Obrist, Hermann.
Oelschläger, Dr. phil Hermann.
V. Orlich, Frau Major E.
V. Palezieux-Falconnet, Major und
Flügeladjutant.
Panse, A., Oberst a. D.
Panse, Frau Oberst.
V. Pappenheini, Fräulein J.
Pfeitier, Dr. Ludwig, Geiieimer
Medizinalrath.
Philipps, Miss M. A.
V. Poyda, Fräulein Julie.
Preller, Frau Professor.
Rasch, Hermann, Buchhändler.
Rassow, Dr. . Geheimer Ober-
schulrath.
Regas, Fräulein Albertine.
Reuter, Fräulein Olga.
Rohlfs, Dr. Gerhard; Hofrath. Ge-
neralconsul a. D.
Rothe, K., Regierungsrath.
V. Rott, Fräulein Amelie.
Rottmann, A.
Ruickoldt, Dr. med., prakt. Arzt.
Ruland, C., Geh. Hofrath, Direktor
des Grossherzogl. Museums und
des Goethe-National-Museums.
Sältzer, O., Geheimer Hofrath.
zu Sayn -Wittgenstein - Berleburg,
Prinz Otto, Major und Flügel-
adjutant, Durchlaucht.
V. Scheffler, Dr. phil. Ludwig,
Privatgelehrter.
Schenk. Dr., Staatsrath.
Schmidt, B., Hoftheaterregisseur.
Schmidt, B., Baudirektor a. D.
Scholl, Fräulein Louise.
Schomburg, Dr., Geh. Staatsrath.
Schubart, Dr., Professor und Gym-
nasiallehrer a. D.
Schubert, Dr. phil. O., Gymnasial-
lehrer.
Schütz, W'., Rath.
Schwabe, Dr. B., Oberstabsarzt.
>■. Schwendler, Fräulein E.
Schwier, K., Photograph.
V. Seebach, Fräulein A.
Slevogt, Dr. K., Regierungsrath.
Sörgel, Dr., Institutsvorsteher.
Stichling, Dr., Wirklicher Geheimer
Rath, Staatsminister, Excellenz.
Stier, Paul, Regierungsrath.
Stollberg, J., Geheimer Finanzrath.
Weimar.
V. Strauch, W., Oberlandjäger-
meister.
Suphan, Dr. Bernhard, Professor,
Direktor des Goethe-Archivs.
Thelemann, Ludwig, Buchhändler.
Thon, K., Geheimer Finanzrath.
Tiedemann, H., Generalagent der
Leipziger Feuer- Versicherungs-
Anstalt.
Tietze, Hermann, stud. ehem.
Töpfer, Frau Hauptmann M.
Trapp V. Ehrenschild, Hauptmann
und Compagnie-Chef.
Trümpier, Frau Anna.
Ulmann, Dr., Medizinalrath.
von Unruhe - Wiebel, Freiherr,
Kammerherr.
V. Urrt", Hauptmann und Compagnie-
Chef.
Vinkhuyzen A., Kapitänlieutenant
zur See a. D., Sekretär I. K. H.
der Frau Grossherzogin von
Sachsen.
Voigt, Heinr., Verlagsbuchhändler.
Vollert, H., Geheimer Staatsrath.
Vulpius, Fräulein Helene.
Wähle, Dr. Julius.
Wächter, Frau Justizrath Bertha.
v. Wasielewski, Frau Major.
v. Wasmer, Fräulein D.
V. Wasmer, Fräulein L.
v. W'atzdorff, Fräulein A., Hofdame.
V.Wedel, Graf F., Oberstallmeister.
V. Wedel, Graf O., Hausmarschall.
Weniger, Dr., Professor, Hofrath.
Gvmnasialdirektor.
Wülcker, Dr. Ernst, Grossherzogl.
Archivar.
V. Zedlitz, Frau Oberhofmeister,
Excellenz.
Weissenfeis a/S.
V. Francois, Fräulein Louise.
Wernigerode.
Henkel, Dr., Professor, Gymnasial-
direktor.
zu Stolberg - Wernigerode, Graf
Otto, Erlaucht.
Wettinshöhe b/Kötschenbroda.
Pieper, Alfred, Ober-Stiftshaupt-
-•^ 50 ■^—
Wiehe.
Krewel^ Amtsrichter.
Wiesbaden.
Bickel, Dr. Gustav, pract. Arzt.
Cohn, Dr. Max, Sanitätsrath.
Fresenius, Dr. R., Professor, Ge-
heimer Hofrath.
Freudentheil, Dr., Sanitätsrath.
V. Hannel^en, Fräulein Wilhelmine.
Koch, August.
Konopacka, Fräulein Anna.
Pfeiffer, Dr. Emil.
Preyer, Frau Adele, geb. Kutter.
Robert, Fräulein Anna.
V. Sachs, Fräulein Julie.
Schieiden, Fräulein Eleonore.
Schmitt, Dr. phil. H., Gymnasial-
lehrer.
Scholz, Dr. G., Lehrer am König-
lichen Gymnasium.
V. \\'oehrmann, Freiherr.
Zaiss, Ernst.
Wilhelmshöhe b'Cassel.
V. Bvlandt-Rheydt, Comtess Anna.
Wismar.
Nölting, Dr., Schulrath,Gvmnasial-
direktor.
Wohlau.
Arlt, Albrecht, Gymnasiallehrer.
Worms.
V. Heyl, Major.
Heyl zu Herrnsheim, Freiherr.
Keim, Fräulein Auguste, Instituts-
vorsteherin.
Strack, Dr. Adolf, Gymnasiallehrer.
Würzburg.
Leube, Dr. \\'., Professor.
V. Lexer, Dr. Mathias, Professor.
Prym, Dr. F., Professor.
Roetteken, Dr. H., Privatdocent.
.Schönborn , Dr., Professor, Geh.
Medizinalrath.
Universitäts-Bibliothek, Königliche.
V. Urlichs, Dr. L., Professor, Ge-
heimrath.
Zerbst.
Historischer Leseverein.
Zittau.
Franz, Oskar Wilhelm, Amtsrichter.
Ginsberg, Ludwig, Commerzien-
rath.^
Hucho, Dr. Heinrich, Assessor.
Stadt-Bibliothek, öffentliche.
Zweibrücken.
Hennigst, Oscar, Kaulm.mn.
Lechner, Max, Gvmnasialrektor.
Zwickau.
Becker, Erwin Job., stud. phil.
ÖSTERREICH -UNGARN,
Baden b Wien.
Rollet, Dr. Hermann, Stadtarchivar
und Museums-Custos.
Brunn a/ Gebirge b/Wien.
Steiner, Rudolf, Schriftsteller.
Brunn.
Flesch, Adolf.
Budapest.
Deutsch, Julius.
Elischer, B.
Fuchs, Rudolf, Privatier.
Hauer, Franz, K. ungar. ilauptzoll-
amts-Obcroffizial.
Heinrich, Dr. Gustav, Profes.sor.
Budapest.
Kornfeld, Siegmund, Direktor der
Ungar, allgem. Kreditbank.
Mö.ssmer, Joseph.
Czernowitz.
Gerlach, G., Baumeister.
Gymnasium, K. K.
Hilberg, Dr. J., Professor.
John, Dr. Vincenz, Professor.
Paschkis, Dr. Moritz, Advocat und
Rechtsconsulent.
Strobl, Dr. J., Professor.
Tomaszczuk, Dr. Constantin, Pro-
fessor und Reichstags - -abge-
ordneter.
Universitäts-Bibliothek, K. K.
— ^
^—
Czernowitz.
V.' Waldberg, Dr. Max, Freiherr,
Privatdocent.
Wiglitzky, i^r. Hubert, Sekretär
der Handels- und Gewerbe-
Kammer.
Döbling b/Wien.
V. Gionima, Eugen, K. K. Staats-
anwaltsubstitui.
Ober-Döbling b/Wien.
Schipper, Dr. Jakob, Professor.
Gaya (Mähren).
Koch, Dr. Carl, .\dvocat und Bürger-
meister.
Gleichenberg (Steiermark).
V. Hausen, Frau Bertlia.
Görz.
V. Czoernig, Karl, Freiherr, Wirkl-
Geheimer Rath, Excellenz.
Graz.
Adamek, Dr. Otto, Professor.
V. Attems, Graf Ignatz, Dr.
V. Attems, Frau Gräfin Rosa.
Börner, Fräulein Emilie.
Gutmann, Frau Minna.
Hofmann, Dr. Karl B., Professor.
Khull, Dr., Professor.
Landes-Bibliothek, Steiermärkische.
Landes-Oberrealschule.
Mack, Fräulein Marianne.
Neuhold, Franz, Bankier.
Potpeschnigg, Dr. Josef, .\dvokat.
Schauenstein, Dr. Adolph, Pro-
fessor.
Schnabel, Dr. Isidor, Professor.
Schönbach, Dr. Anton E., Professor,
Regierungsrath.
Seminar für deutsche Philologie an
der K.K.Karl-Franz-Universität.
Seuffert, Dr. Bernhard, Professor.
Universitäts-Bibliothek, K. K.
Zeidler, Victor, stud. phil.
Güns.
V. Hornau, Ritter, Carl Gerbert,
k. k. Hauptmann.
Hermannstadt.
Baron Samuel v. Brukenthal'sches
Museum.
GubTHE-jAHRCUCH IX.
Hluk b/ Ungar. Ostra (Mähren).
Frankl, Emil, stud. jur.
xlaworzno b/Szczakora (Galizien).
Stein, Ernst, Generalsekretär.
Innsbruck.
Egger, Dr. Josef, Gymnasial-
direktor.
Prem, S. M., Professor an der K. K.
Lehrerbildungsanstalt.
Klagenfurt (Kärnthen).
Rauscher v. Stainberg, Ernst.
Krakau.
Creizenach, Dr. Wilhelm, Professor.
Glowacki, Felix, Gymnasiallehrer.
V. Gorski, Konstantin, stud. phil.
Seminar, germanistisches an der
K. K. Universität.
Krumpendorf b/Klagenfurt.
Rauscher v. Stainberg, Eduard.
Laibach i/Krain.
Hauffen, Dr. Adolf, Hörer der Uni-
versität.
Leitmeritz i/ Böhmen.
Lehrerbibliothek des K. K. Staats-
Obergymnasiums.
Lemberg.
Seminar für deutsche Philologie.
Werner, Arnold, Kaufmann.
Werner, Dr. Richard Maria, Pro-
fessor.
Wessely, Gustav, Bankbeamter.
Linz-Urfahr (Ober-Österreich).
Nicoladoni, Dr. A., Hof- und Ge-
richts-Advokat.
Matzen (Tirol).
Lipperheide, Franz, Verlagsbuch-
händler.
Miskolcz (Ungarn).
Popper, Dr. Josef, Direktor der
allgemeinen Hospitale.
Neubistritz bei Neuhaus (Böiimen).
V. Steun, Frau Therese, geb. v. Po-
mian-Dziembowska.
28
y
'^ 52 ■^-
Neunkirchen (X.-Oestr.).
Bernatschek - Schneller , Dr. jur.
Gustav.
Neusatz (Ungarn).
Savic, Dr. Mihm, Schriftsteller.
Obermais b/Meran (Tirol).
V. Biegeleben, Frau Auguste, geb.
Buhr.
Olmütz.
Staatsgvmnasium, deutsches.
V. Zierötin, Frau Gräfin Ernestine.
Piuma b/Görz (Istrien).
V. Rothenthai, Frau Baronin Melanie.
Prag.
Hruschka, Alois, Professor.
Kahler, Dr. Otto, Professor.
Keindl, Ottomar, General-Agent.
Krauss, Dr. phil. Ernst,Privatdocent.
Lambel, Dr. Hans, Professor.
Pick, Dr. Arnold, Professor.
Rabl, Dr. C., Professor.
Sauer, Dr. August, Professor. _
Seminar für deutsche Philologie.
Soyka, Isidor, Dr. med.. Professor.
To'ischer, Dr. Wendelin, Professor.
Universitäts-Bibliothek, K. K.
Urban, Dr. Karl.
V. Zdekauer, Frau Anna, geb. Artus.
Raab-Sziget.
Vogl, Jacques. Beamter.
Ranshofen 1 Ober-Österreich).
Wertheimer, Frau Franziska.
Ravelsbach (Nieder - Österreich).
Slaby, Engelbert, Volksschullehrer.
Salzburg.
Jäger, Dr. .Vnton, Hof- und Gerichts-
advokat.
Sankt Polten (Nieder-Österreich).
Baumeister, Johann, Gerichtsad-
junkt.
Szczakora (Galizien).
Pick, Frau Dr. Öttilie.
Teschen a/Elbe (Böhmen).
Schaffner, Frau Auguste.
Warnsdorf (Böhmen).
Thiele, Adolf, Fabrikant.
Weissenbach a/d. Enns
(Steiermark).
Sauerländer, Walter.
Wien.
Adler, Frau Emma.
Adler, Frau Johanna.
Altmann, Mitglied des Burgtheaters.
V. Andrian-^^'erburg, Baron Fer-
dinand.
V. Arenberg, Prinz Josef, Durch-
laucht.
Aron, Otto, stud. phil.
Barsescu, Fräulein Agathe, Mitglied
des Burgtheaters.
Bauer, Moritz, Direktor des Wiener
Bankvereins.
V. Bauernfeld, Dr. Eduard, Schrift-
steller.
Beer, Dr. A., Hofrath, Professor.
Beer, Theodor, stud. med.
Benndorf, Dr.ö., Professor,Hofrath.
Bettelheim, Dr. Anton,Schriftsteller.
Bibliothek des K. K. Staatsgym-
nasiums im Vni. Bezirke.
Blume, Dr. Ludwig, Professor.
Bondy, A. E.
Borcl<enstein, Fräulein Hermine.
Brandeis, Arthur, stud. phil.
Breuer, Dr. Josef, Arzt.
Bruch, Dr. Hermann, Hof- und
Gerichts-Advokat.
Caro, Paul.
Chrobak, Frau Professor Nelly.
Club, Wissenschaftlicher.
Daubrawa, Alfred.
Demelius, Frau Hofrath öttilie.
Demuth, Theodor (Firma Gerold
& Comp., Buchhandlung).
Devrient, Max, Mitglied des Burg-
theaters.
Dumba, Nicolaus, Herrenhausmit-
glied.
V. Egger - MölKvald, Dr. Alois,
Rcgierungsrath.
Eissler, Arthur.
v. Eloin, Frau, geb. Gräfin v.
Kollonitz.
Faber, Frau Bertha.
Feinberg, Frau Anna.
v. Feifalik, Ritter Hugo, Regierungs-
rath und Sekretär Ihrer Majestät
der Kaiserin.
— ^
):)
^ —
Wien.
Figdor, W.
V. Fleisch!, Frau Ida.
Flesch, Friedrich.
V. Frankfurter, Fräulein Helene.
Freund, Theophil.
Frick, W., K. K. Hofbuchhandlung.
Funke, Hans Simon, Pharmazeut.
V. Fürstenberg, Frau Landgräfin
Therese, Erlaucht.
Gaber, Dr. Carl, Rechtspraktikant.
Gerold, Friedrich, Verlagsbuch-
händler.
Gilhofer & Ranschburg, Buchhdlg.
Ginzberger, T.
Goetheverein.
Göttmann, Karl, Scriptor der
Kaiserl. Hof-Bibliothek.
Goldschmidt, Fräulein Anita.
Gomperz, Dr. Theodor, Professor.
Hager, Fräulein Aniahe.
Hallenstein, Conrad, Hofschau-
spieler.
V. Hartel, Ritter, Dr. W., Professor,
K. K. Hofrath.
Hartmann, Ernst, Hofschauspieler
und Regisseur.
Hebbel, Christine, Hofschau-
spielerin.
V. Heinzel, Ritter, Dr. Richard,
Professor.
Heuberger, Richard, Musiker.
Hofbibliothek, Kaiserlich Königl.
Hofmann, Julius, Dr. med., Hofrath.
v.Hohenbruck, Frau Baronin Prisca.
Hörn, Joseph.
V. Hornbostel, Frau Direktor.
V. Hoyos, Graf Rudolf
Kalbeck, Dr. Max, Schriftsteller.
V. Kinsky, Fürst, Durchlaucht.
V. Kinskv,Frau Fürstin.Durchlaucht.
Konegen, Karl, Buchhändler.
Koenig, Rudolf.
Krastel, Fritz, Hofschauspieler.
Kunn, Karl Gustav, Dr. med.
V. Lanckoronski, Dr., Graf Carl.
Langer, Frau Irma.
Lewinsky, Josef, Hofschauspieler
und Regisseur.
V. Littrow-Bischoff, Frau Auguste.
V. Lützow, Dr. C, Professor.
Mayreder, Fräulein Rosalie.
V. Merey, Alexander, ^^'irkl. Geh.
Rath, Sectionschef im Reichs-
finanzministerium, Excellenz.
Wien.
Mayer, Arnold, Dr. phil.
Minor, Dr. Jakob, Professor.
Mitterwurzer, Frau Wilhelmine,
Hofschauspielerin.
Mittler, Frau Lilli.
Natter, Heinrich, Bildhauer.
Neumann, Karl.
Oppenheim, Josef, Redakteur.
Ortony, Alexander.
Pereies, Gustav.
Pessl, Carl, Kaufmann.
V. Popper-Castrone, Frau Baronin
Blanche.
Porubsky, Frau Dr.
Poschacher, Frau Louise, geb. Ried.
Plutzar, Dr. Ernst, Hof- und Ge-
richts-Advokat.
Raab, Richard, stud. jur.
Ried, Fräulein Minka.
Rieger, Dr. Karl, Professor.
Robert, Emerich, Hofschauspieler.
Rösche, Hermann, Ingenieur.
Rosenthal, Bernhard, Bankier.
Russ, Dr. Victor, Gutsbesitzer,
Mitglied des Abgeordneten-
hauses.
Rücker, Fritz, stud. jur. et techn.
Sauerlaender, Joh. Jacob.
V. Schenk, Baron Dr. Joseph,
Concipist im Finanzministerium.
Schmidt, Johann.
V. Schneider, Dr. Robert, Ritter,
Custos der Kaiserl. Antiken-
sammlung.
Scholz, J., Erzherzog]. Sekretär
und Bevollmächtigter.
Schöne, Hermann, Hofschauspieler.
Schröer, Dr. K. J., Professor.
Schulz V. Strasznitzki, Dr. Johann,
K. K. Sektionsrath.
Schwab, Albert, cand. jur.
Seegen, Dr. Joseph, Professor.
Seidel, Ludwig, Buchhändler.
Seminar für deutsche Philologie
an der K. K. Universität.
Senigaglia, Lionello.
Singer, Dr. S.
Sizzo-Noris, Frau Gräfin Marie.
Sochor V. Friedrichsthal, Ritter
Eduard, Hofrath und General-
direktor.
V. Sonnenrhal, Adolf, Hofschau-
spieler und Regisseur.
Speidel, Dr. Ludwig, Schriftsteller.
28*
—4* 54 ^
Wien.
V. Spiegl, Edgar, Chefredakteur.
Standthartner, Dr. J., Primarius.
V. Streicher, Frau Karoline.
V. Stremayr, Dr. Karl, Minister
a. D., Präsident des K. K.
Obersten Gerichts- und Kassa-
tionshotes, Excellenz.
Stross, Alfred.
Teisinger, Johann, Privatbeamter.
Thimig, Hugo, Hofschauspieler.
V. Trauschenfels, Dr. Eugen, Ober-
kirchenrath.
Tyrolt, Dr. Rudolf, Mitglied des
Burgtheaters.
Unger, Dr. Josef, Minister a. D.,
Präsident des Reichsgerichts,
Wirkl. Geheimer Rath, Ex-
cellenz.
L'niversitäts-Bibliothek, K. K.
Walzel, O. F., Dr. phil.
V. Warton, Edler, Dr. Jakob.
V. Weilen, Dr., Ritter Alexander.
Wien.
V. Weilen, Ritter Josef, Professor
und Regierungsrath.
V. Weiss-Starkenfels, Freiherr AI-
fons, K. K. Minist. Vice-Sekretär
im Ackerbau-Ministerium.
Weiss V. Tessbach, Ritter Adolf,
Hörer der Rechte.
Wickhoff, Dr. Franz, Professor.
Wilbrandt, Dr. Adolf, Direktor
des K. K. Hofburgtheaters.
Wittgenstein, Frau Fanny.
Wollheim, Oskar, stud. )ur.
Wolter, Frau Charlotte, Hofschau-
spielerin.
Zweybrück, Dr. Franz.
Zwierzina, Dr. Konrad.
Wiener-Neustadt.
N.-Ö. Landes-Oberreal- und Fach-
schule für Maschinenwesen.
Zuckmantel (Österr. -Schlesien).
Anjel, C, Dr. med.
SCHWEIZ.
Aarau.
Kantons-Bibliothek, Aargauische.
Basel.
Bchaghel, Dr. Otto, Professor.
Burckhardt, C, Dr. jur., Rathsherr.
Lesegesellschaft.
Sulger, F!mil, stud. phil.
Thonnnen, Rudoll, Dr. phil.
Yolkelt, Dr. Johannes, Professor.
Volkland, Alfred, Kapellmeister.
Wackernagel, Dr.R., Stadtarchivar.
Bern.
Hirzel, Dr. Ludwig, Professor.
König, Dr. K. G., Professor.
Lesegescllschaft.
Frauenfeld.
Linnekogel, Otto, Fabrikbesitzer.
Genf.
Sorct, J. Louis.
Hottingen b Zürich.
.Milch, Louis, stud. rer. nat.
Schiess, Traugott, stud. phil.
Weber, Heinrich, Dr. phil.
Kilchberg b'Zürich.
Meyer, Dr. Conrad Ferdinand.
Lausanne.
Cart, Dr. William, Professor.
St. Gallen.
Stadt- Bibliothek (Vadiana).
Teufen (Kanton Appenzell).
Roth, Dr., pract. Arzt.
Winterthur.
Stadt-Bibliothek.
Zürich.
Raechtold, Dr. J., Professor.
Blümner, Dr. Hugo, Professor.
Hirzel, Paul, Schulpräsident.
Keller, Dr. Gottfried.
Koch, Wilh., Fäsengiessereibesitzcr.
V. Lilienthal, Dr. Karl, Professor.
Roner, Joh., Rektor.
Schoeller, Rudolf.
Tobler,Leonhard, Alt-Obergerichts-
schreiber.
Vögeli-Bodmer, A., Oberst.
Widmer, C, Direktor der scinveiz.
Rentenanstalt.
— |h- 55 ^—
BELGIEN.
Antwerpen. j ß«""^^^'-
„ i, r- Gevaert, Franz Aug., Professor,
Rooses, Max, Conservator des Directeur du Conservatoire
Musee Plantm. | Roy,^] jg Musique.
D Ä N E M A R K.
Kopenhagen.
Bibliothek, Grosse Königliche. 1 Schmidt, Rudolf, Schriftsteller.
Hansen, S., Buchhalter. | Wimmer, Dr. Ludwig, Professor.
FRANKREICH.
Calais.
Ransohoft", Louis.
Havre.
Scholl, Robert, General-Consul.
Mentone (Südfrankreich).
Zitelmann, Konrad, Schriftsteller.
Paris.
Barine, Arvede.
Goldschmidt, Eugene.
Goldsclimidt, Leopold, Bankier.
Levita, Dr. jur. Jul., Rechtsanwalt.
Mendel, Henry.
Muret, Ernst, licencie en lettres.
Rouge, Alfred J., etudiant en lettres.
Saling, Jacques, Professor.
GRIECHENLAND.
Athen.
Lüders, Dr. Otto, Gouverneur der
Könioflichen Prinzen.
Corfu.
V. Warsberg, Baron A., öst.-ungar.
General-Consul.
GROSSBRITANNIEN.
Bowdon b/ Manchester.
Güterbock, Alfred.
Cambridge.
Breul, M. A, Ph.D. Docent an der
Universität.
Chamberlin, Miss Rosa.
Milner-Barry, E. Leo, stud. phil.
Deutsches Seminar.
Tooke, Miss Frances Ellen.
Glasgow.
Elster, Dr. Ernst, Professor.
Rottenburg, Fritz (Firma Leisler,
Bock & Co.).
Rottenburg, Paul.
Schneider, C.
Guilford.
Woolley, Miss H. M.
London.
Armbruster, Carl, Kapellmeister.
Behrens, A.
Broicher, Fritz.
Deichmann, Carl, Musiker.
Flügel, Charles, Rentier.
Holzmann, Dr. M.
Schlesinger, Henry, Rentier.
Schlüter, Edmund.
Schüddekopf, Dr. C.
Shaw, H. R. (Baring Brothers &;
Co.).
Stern, James, Bankier.
— h )6 <-
Manchester.
Bibliothek des Owen-College.
Bibliothek der Manchester Goethe-
Society.
Schiller-Anstalt.
Newcastle.
Merz, Dr. Theodor.
Northhallerton (Yorkshire).
Warner, Henrv.
Oxford
Bodleian Library.
Taylor Institution.
ITALIEN.
Cornigliano b Genua.
Leupold, Ludwig, Kaufmann.
Florenz.
Biblioteca Nazionale Centrale.
Dietrich, Dr. W.
Hildebrand, Adolf, Bildhauer.
V. Liphart, Baron Karl Eduard.
Genua.
Bamberg, Dr.FeliXjGeneral-Consul.
Neapel.
Aselmeyer , Julius , Präsident der
deutschen Gemeinde.
Aselmever, Karl, kaiserl. deutscher
Vice-Consul.
Bourguignon, Alfred, Vice-Consul
der Niederlande.
Dohrn, Dr. Anton, Professor.
Frank, Dr. Georg.
Kellner, August, Kaufmann.
Kleber, Friedrich, Direktor der
deutschen Gemeindeschule.
NeapeL
Meuricoffre, Frau John.
Meuricoffre, Frau General-Consul
Sophie.
Wissenschaftlicher Lesezirkel.
Pegli b Genua.
Bungert, August, Komponist.
Rom.
Dausch , Konstantin , Professor,
Bildhauer.
Eisenmann, Assessor.
Guerrieri-Gonzaga, Frau Marchesa.
Hüffer, Wilhelm^.
V. Keudell, kaiserl. deutscher Bot-
schafter, Excellenz.
Mengarini, Frau Dr. ^Lu■gherita.
Venedig.
V. Hatzfeld-Trachenberg, Fürstin
Marie, Durchlaucht.
Mussi, Giovanni, Prälekt v. Venedig-.
NIEDERLANDE.
Amsterdam.
Conrat, Dr. M., Professor.
Hertz, Dr., Professor, Direktor der
med. üniversitäts-Klinik.
Groeningen.
V. Haarst, J. W. G., Universitäts-
Bibliothekar.
Symons, Dr. B., Professor.
Haag.
Blum, J. H., Gymnasiallehrer.
Israels, Joseph, 'Maler.
V. Randwvck, Frau Gräfin J., geb.
V. Hogcndarp.
Leiden.
Breuning, H. H., Docent am
Gymnasium.
Byranck, Dr. W. G. C.
v.' Doesburgh, S. C , Buchhändler.
Oud Wassenaer b/Haag.
van der Ündermeulen, Fräulein C.
Rotterdam.
Gernsheini, Prof. Dr., Fr., Direktor.
Utrecht.
de Jonge, Dr. jur. l'. W.
Sutro, Dr. jur. S.
Waaxen b.'Dokkum.
Riedel, J. P. Bruinwold, Pastor.
57 ^-
NORWEGEN UND SCHWEDEN,
Christiania.
Boeck, Dr. Cäsar.
Universitätsbibliothek.
Stockholm.
Bibliothek, König!.
Gylden, Frau Professor Therese,
geb. V. Knebel.
RUSSLAND.
Birkenruh b; Wenden (Livland).
Harnack, Dr. Otto, Realschul-
direktor.
Stief, Hermann, Oberlehrer.
Schloss Dondangen b/Talsen
(Kurland).
V. d. Osten-Sacken, Frau Baronin
Clara, geb. v. Keudell.
Dorpat.
V. Anrep-Ringen, Frau.
V. Bradke, Fräulein M.
Curonia (Korporation).
Fraternitas Rigensis (Studenten-
verbindung).
Goertz, L., Oberlehrer.
Hörschelmann, Dr. W., Professor.
V. Holst, H., stud. phil.
Loeschke, Dr. G., Professor.
Lundmann, Chr., Oberlehrer.
Meyer, Dr. Leo, Professor, Wirk-
licher Staatsrath.
Mühlau, Dr. F., Professor.
Muyschel , Fräulein M., Instituts-
Vorsteherin.
V. Oettingen,Dr. Arthur, Professor.
V. Rohland, Dr. W., Professor.
Schlüter, Dr. Wolfgang,* Univer-
sitäts-Bibliothekar.
Schmidt, Dr. Carl, Professor.
Schneider, Dr. E.
Sintenis, F., Oberlehrer.
Fellin (Livland).
Felliner Literarische Gesellschaft.
Friedenthal (Livland).
V. Nasackin, Reinhold.
Schloss Grünhof b/Mitau(Kurland).
V. Medem,Frau Reichsgräfin Alexan-
drine, geb. Fürstin v. Lieven,
Durchlaucht.
Hinzenberg (Livland).
V. Wolff, Frau Baronin Ottilie.
Illien b/Grobin (Kurland).
V. Offenberg, Baronesse C.
Inzcem-Quellenhof (Livland).
V. Tiesenhausen, Frau Baronin E.,
geb. V. Manteuffel.
Libau (Kurland).
Friede, Fräulein Lucie.
Mitau.
V. Medem, Frau Jenny,Reichsgräfin.
Moskau.
Bachmann, Georg.
Paddern b Goldingen (Kurland).
Balfour.
Raiskum (Livland).
V. Vegesack, Frau L., Ritterguts-
besitzerin.
Ramkau (Livland).
V. Meyendorff, Frau Baronin Anna .
Riga.
V. Campenhausen, Frau Baronin
Jenny, geb. v. Reutern.
Dannenßerg, Hugo, Oberlehrer.
v. Freytag - Loringhoven , Baron
Alexander.
V. Freytag - Loringhoven , Baron
Carl. "
Hartmann, J.
V. Lieven, Fürstin Constance.Durch-
laucht.
Loeffler, H., Oberlehrer.
Loeseritz, Fräulein Ellen,
v. Mensenkampff, Frau Gabriele,
geb. Fürstin von Lieven, Durch-
kucht.
-^ 58 ^-
Riga.
V. Meyendorfl', Froiin Sophie,
von Nolde, Baron Wilhelm.
Nölting, Fräulein Bertha(E. Heldt).
Schlau, Wilhelm, Oberlehrer.
V. Twerdianski, Fräulein Julia.
Wehrlin, Eduard, Docent.
Schlock b Riga.
Thielo, Adolf.
Semershof (Livland).
V. Wolff, Freiin Eleonore.
Smilten (Livland).
Bergmann, Eugen, Apotheker.
St. Petersburg.
Kaiser], öffentliche Bibliothek.
Feldmann, Carl, Schuldirektor.
St. Petersburg.
V. Jürgens, Constantin, Redakteur.
Koenig, Josef, Schuldirektor.
V. Korff, Frau Baronin, Hofdame
I. Kaiserl. Höh. der Frau Gross-
fürstin Elisabeth Maurikiewna
von Russland.
V. Kreitzer, Alexander.
Radecki, Dr. med., Staatsrath.
V. Strauch, Eugen, Staatsrath.
V. Tenischeff, Frau Fürstin, Durch-
laucht.
V. Wolkenstein - Trostburg, Frau
Gräfin, geb. v. Buch, Excellenz.
Waldegahlen (Kurland).
v. d. Brüggen, Baron.
Warschau.
Posner, Frau Mathilde.
SPANIEN.
Barcelona.
Krantz, Adolfo, Kaufmann.
Vogel, Robert, Kaufmann.
Madrid.
V. Tattenbacli, Frau Gräfin.
TÜRKEI.
Constantinopel.
Bartsch, Dr. Rudolf, Advokat. | v. Radowitz , kaiserl. deutscher
V. Hobe-Pascha, Frau, Excellenz. | Botschafter, Excellenz.
AMERIKA.
Ann Ärbor.
Library of University of Michigan.
Thomas, Calvin, Professor.
Aurora (N. Y.).
Piutti, Fräulein Elise, Lehrerin am
Wells College.
Baltimore.
Göbel, Dr. Julius.
Reinhard, Dr. Ferdinand.
Bethlehem (Pa.).
Ringer, S., Professor.
Boston.
V. Blomberg, Freiin Eva.
Gardner, Frau J. L.
Bryn Mawr.
Brvn Mawr College.
— &* 59 <•—
Cambridge (Mass.).
Harvard College.
Chicago.
Frank, Henry L.
Locke, Mrs. Clinton.
Thielepape, Elsbeth F., Lehrerin.
Vocke , William, Attorney and
Counsellor at Law.
Cincinnati.
Hart, Dr. J. M., Professor.
Cleveland (C).
Palmer, A. H., Professor.
Clinton (N. Y.).
Brandt, H. C. G., Professor.
Germantown (Pa.)
Wright, Miss Edith.
Helena Montana (Canada).
Voss, George, Counsellor at Law.
Jamaica Piain (Mass.)
Clarke, James Freeman, Rev.
Iramingham (Mass.).
Richardson, George M.
Ithaka (N. Y.).
Hewett, Dr. W. T., Professor.
White, Horatio Stevens, Professor.
Madison (Wisc).
Rosenstengel, H. W., Professor.
Milwaukee (Wisc).
Grant-Teetzel, Frau Frances.
Lünnig, E.
Mendel, Henr\- M.
New-Haven (Conn.).
Ripley, A. L., Professor.
New-Orleans.
V. Meysenburg, Freiherr E., K. K.
öster. -Ungar. Consul.
Müller, F., Kaufmann.
Tulane Universitv.
New -York.
Andrews, C. A.
Astor Library.
Baumgarten, W.
Bayard-Tavlor, Mrs.
Billgvist, C. E.
Buchmann, Miss B.
Christern, F. W., Buchhändler.
Dreher, William C, stud. phil.
Dreier, L.
Emerson, J. W.
Fitsch, Ashbel P., Attornev and
Counsellor at Law.
Glaubensklee, Th., Professor.
Herrmann, H.
Hermann, Frau H.
Kühne, F.
Lemke, Ernst, Buchhandlung.
Levy, A. H.
Loewy, Benno, Counsellor at Law.
Miller, C. R.
Palmer, A. M.
Roelker, A.
Ruppaner, Dr. med. Anthony, Prä-
sident of the Goethe Society.
Stern, A. M., Director of Sterns
School of Languages.
Stiner, Wm. H.
Wakemannn, T. B.
Yenni, Oskar, Treasurer of the
Goethe Society.
Zickel, S., Buchhändler.
Zollikofer, O.
Norfolk (Va.).
Napier, Alex., Rev.
Northampton (Mass.).
Kapp, Mrs. Marie J.
St. Paul (Minn.).
Sommers, B.
St. Louis (xMo.).
Renth, Henry.
Toronto (Canada).
Universitäts-Bibliothek,
van der Smissen, W. H., Biblio-
thekar an der Universität.
Wellesly b/Boston.
Wellesly College.
Williamstown (Mass.).
Rice. R. A., Professor.
— •%*■ 6o •»#•-
C H 1 N A.
Shangai.
Anding, Wm., Postpracticant. i Streich, Ivo, Dolmetscher beim
Rathsam, Th., stellv. Secretär. : k. General-Consulat.
SJevogt, Max, Kaufmann. I v. Syburg, F., Vice-Consul.
INDIEN.
Bombay.
5artels, Heinrich, Imperial German Consul
Härtung, Ernst.
AUSTRALIEN.
Melbourne.
I Pfaff, Alfred.
THE
English Goethe Society
President.
Professor Edivard Dowdcu, LL. D.
Vice -Presidents.
His Excellencv the Gennaii Anilmssador
Professor /. 5. Blarkie, F. R. S. E.
Professor Edw. Caird, LL. D.
Hon. /. Russell Loiuell, D. C. L.
Professor F. Max Müller, M. A.
Professor /. R. Seeley, M. A.
Miss Anna Siuaniuick.
Professor A. W. Ward, Litt. D., LL. D.
Council.
Ediuard Bell, Esq., M, A.
Oscar Brozunim^, Esq., M. A.
Professor C. A. Bnchheim, Ph. D.
W. C. Coupland, Esq., M. A., B. Sc.
W. L. Courtney, Esq., M. A.
Miss M. Emerson.
R. Garnett, Esq., LL. D.
IV. Heinemann, Esq.
Professor C. H. Herford, M. A.
Miss Jane Lee.
J. F. Muirhead, Esq., M. A.
Professor A. S. Napier, M. A.
Alfred Nntt, Esq.
Eng. Osiuald, Esq., M. A., Ph. D.
R. G. Tatton, Esq., M. A.
Miss F. Thomson.
Professor C. Tomlinson, F. R. S.
H. Schüt:^ IFilson, Esq.
— ■4* 62 +i- —
Auditors.
/. T. Piinnett, Esq., B. A.
Sydney [FilUauis, Esq.
Treasurer.
Edward Bell, Esq., M. A., York Street, Covent Garden, W.C.
Secretary.
IV. C. Coupland, Esq., M. A., B. Sc, lo, Maitland Park Road,
Haverstock Hill, N. W.
Assistant Secretary.
Alfred Nutt, Esq., 270, Strand, W. C.
Local Secretaries.
Birmingham. — K. Dammanu, Esq., Ph. D., 22, Harborne
Road, Edgbaston.
Cambridge. — Oscar Broiuning, Esq., M. A., King's College.
Edinburgh. — Rev. A. B. Morris, 18, Eildon Street.
Huddersfield. — F. W. Dammann, Esq., 3, Greenhead Road.
London (North). — Mr. Coupland and Mr. Nutt.
London (West). — Miss F. M. Ashbee.
Manchester. — H. Hager, Esq., Ph. D., 15, Brook Road,
Fallowfield.
Oxford. — 5. Alexander, Esq., M. A., Lincoln College.
Members.
H. R. H. Prince Christian of Schleswig- Holstein.
H. R. H. Pri)icess Christian.
Addison, Rev. W., The Mause, Warenford, Chathill, Northuniberland
Alexander, S., M. A., Lincoln College, Oxford
.Alford, R. G., i, Edinburgh Mansions, S.W.
Allchin, Mrs. W. H., 5, Chandos Street, Cavendish Square, W.
Althaus, Prof. F., Ph. D., 4, Winchester Road, South Hanipstead, N.W.
Ashbee, H. C, 53, Bedford Square, W.C.
Ashbee, C. R., 53, Bedford Square, W.C.
Ashbee, Mrs., 53, Bedford Square, W.C;.
Ashbee, Miss F. M., 53, Bedford Square, W.C.
Aspland, Miss M., 93, Fellovvs Road, Hampstead, N.W.
Bache, Walter, 17, Eastbourne Terrace, Hyde Park, W.
Baerlein, Max, The Grange, Withington, Manchester
Bargen, Mrs von, Oak Drive, Fallowfield, Manchester
Baudiss, F. de, 115, Gowcr Street, W.C.
Bell, Edward, iM. A., York Street, Covent Garden W.C.
— "^ 6^ ^ —
Benton, Miss M., High School for Girls, Maresfield Gardens, Fitz
John's Avenue, Hampstead, N.W.
Bishop, Mrs., 6, Holly Terrace, Highgate, N.
Black, Miss A., 25 Montague Place, Russell Square, W.C.
Blackie, Prof. J. S., F. R. S. E., 9, Douglas Crescent, Edinburgh
Blake, Miss, Bridge House, South Petherton, Ilminster
Boeckmann, Mrs., Rügenheim, Tennal Road, Harborne, near Bir-
mingham
Bonham-Carter, W. H., 5, Hyde Park Square, W.
Boulton, Mrs., Tew Park, Enstone, Oxfordshire
Braby, Fred., F. C. S., F. G. S., Bushey Lodge, Teddington
Breul, Karl, M. A., Ph. D., Engleniere, 19, Chesterton Road, Cambridge
Brooksbank, Mrs., 7, Chester Place, Regent's Park, N.W.
Brown, Rev. T. E., M. A., Clifton College, Bristol
Browning, Oscar, M. A., King's College, Cambridge
Bruce, Miss Mary L., 28, Hyde Park Square, W.
Buchanan, Miss A. M., M. A., 75, Victoria Road, Stroud Green, N.
Buchheim, Prof. C. A., Ph. D., 47, Leamington Road Villas, W.
Bull, Rev. H. A., M. A., Wellington House, Westgate
Burv, J. B., M. A., F. T. C. D., 10, North Great George's Street,
Dublin
Bythwav, Fldv^-ard, j,, Brown Street, Manchester
Caird, Prof. E., LL. D., The Universit}', Glasgow
Call, W. Mark W., 9, Addison Gardens, Kensington, W.
Cann-Lippincott, R. C, Over Court, Bristol
Carey, Miss E. J., 13, Colosseum Terrace, Regents Park, N.W.
Carter, R. T., M. A., i, Cecil Road, Clifton, Bristol
Cash, Mrs., Bankshill, East Heath Road, Hampstead, N.W.
Chadwick, Miss M., Park Cottage, East Sheen, S.W.
Chevelay, Miss H. M., Ladies' College, Huddersfield
Church, H. J., St. Andrew's Street, Cambridge
Cocks, Miss E. A., Girls' High School, Redland Court, Bristol
Coleridge, A. D., M. A., 12, Cromwell Place, S.W.
Collmann, C, Eccles Old Road, Eccles
Cooper, Miss J. C, High School for Girls, Gateshead-on-Tyne
Cooper, Miss L. M., St. Saviour's Hospital, Osnaburgh Street, N.\\".
Copland, James. 58, Stramongate, Kendal
Corbet, Mrs. R. W., Stoke Rectorv, Hodnett, Shropshire
Cornish, Rev. F. F., Elmhurst, Victoria Park, Manchester
Coryn, W. J., M. R. C. S., 68, Acre Lane, Brixton, S.W.
Coupland, S., M. D., F. R. C. P., 14, Wevmouth Street, W.
Coupland, W. C, M. A., B. Sc, 10, Maitland Park Road, Haverstock
Hill, N.W.
Courtnev, W. L., M. A., New College, Oxford
Cowan, J., M. A., The Manchester Grammar School, Manchester
Crookshank, Mrs. E., 24, Manchester Square, W.
Crossley, Mrs., Coplev Dene, Cholmeley Park, Highgate, N.
Crowther, A., Mount Pleasant, Lockwood, Huddersfield
Cummins, Mrs., Steellands, Ticehurst, Sussex
Dabis, Miss T., The Roval Holloway College, Egham, near Staines
Dammann, F. W., 3, Greenhead Road, Huddersfield
Dammann, K., Ph. D., 22, Harborne Road, Edgbaston, Birmingham
Dehn, R., Olga Villa, Victoria Park, Manchester
Dowden, Prof. E., LL. D., Winstead, Temple Road, Rathmines, Dublin
Dreschfeld, Prof..J., M. D., 325, Oxford Road, Manchester
Dufiield, W. B., 5, Portman Street, Portman Square, W.
— «^ 64 +4* —
East, J. Goethe, The Avenue, Durham
Eckhard, Gustav, Lord Street, Fallowfield, Manchester
Ehrhardt, Miss Alwine, Hill Crest, Richmond Hill, Edgbaston,
Birmingham
Emerson, Miss M., Craven Hill House, Craven Hill Gardens, \V.
Eve, H. W., M. A., 37, Gordon Square, W.C.
Feis, J., 69, Avenue Road, Regent's Park, NAV.
Ferrier, G. J., 11, Darnawav Street, Edinburgh
Finlavson, J., Woodlands, A'ictoria Park, Manchester
Fleming, Mrs. Jenkin, 108, High Street, Oxford Road, Chorlton-on-
Medlock
Franklin, Miss Ada, care of Mrs. Dicks, 39, Brunswick Square, AV.C.
Friquet, Mrs. J., Manor Mount Girls' Collegiate School, Forest Hill, S.E.
Fritsch, H., Warwick House, Lambolle Road, N.W.
Gaffron, Miss, 231, Upper Brook Street, Manchester
Garnett, R., LL. D., 3, St. Edmund's Terrace, Regent's Park, N.W.
Gerrans, H. T., M. A., Worcester College, Oxford
Girton College, Cambridge (Miss Welsh)
Glünicke, G. R., B. A., 28, Lansdowne Road, Bedtord
Goetz, Edward, Broome House, Sevmour Grove, Old Trafford
Goldschmidt, P., Oldenburg House, Rusholme, Manchester
Gore, Miss A. A., 2, Warwick Place, Francis Road, Edgbaston, Bir-
mingham
Greenwood, Prof., LL. D., Chorlton View, Fallowfield, Manchester
Gromme, Mrs., Victoria Park, Manchester
Grove, Miss E., The College Hall, Byng Place, Gordon Square, W.C.
Haas, Meno, The Griffins, Gordon Road, Ealing. W.
Hagemann, Miss, 140, Fellows Road, Hampstead, N.W.
Hager, Hermann, Ph. D., 15, Brook Road, Fallowfield, Manchester
Haie, C. B., 8, Sussex Gardens, Hyde Park, W.
Haiton, Miss, Lauriston House, Wimbledon Common
Hanemann, Ad., The Beeches, Barlow Moor Road, Didsbury
Harper, J., Primrose Villa, Wellington Road, Fallowfield, Manchester
Hatzfeldt, His Excellency Count, German Embassy
Hecht, Edward, Ravenswood, Palatine Road, Didsbury
Heinemann, W., 10, Lancaster Gate, Hvde Park, W.
Heppel, Miss M. L., B. A., High School for Girls, Bromley, Kent
Herford, Prof. C. H., M. A., Einfield House, Aberystwith '
Hcrkomer, Prof. Hubert, M. A., A. R. A., Dyrehäm, Bushey, Herts.
Hertz, Miss, Winnington Hall, Northwich
Heywood, Mrs. Charles, Chaseley, Pendieton, Manchester
Heywood, Oliver, Claremont, Manchester
Hickson, G., 35, Highbury New Park, N.
Hilckers, H., 151, Seven Sisters' Road, HoUoway, N.
Hill, Miss C, Inverleith House, 27, Thurlow Road, Hampstead, N.W.
Hobson, y. F., M. A., Runnvniede, West End Laue, West Hampstead,
N.W.
Höfler, W., 22, Cambridge Road, Kilburn Park, N.W.
Hoffmann, O., Schonkamp, \'ictoria Park, Manchester
Horkheimer, O., Victoria Park, Mancliester
Horkheimer, E. Hollyroyde, Palatine Road, Didsbury
Horsley, R. P., M. A., 54, High Street, Chorlton-on-Medlock
Joachim, Mrs., 13, Airlie Gardens, Campden Hill, W.
Kensing, W., Moss Grove Villa, Moss Lane East, Manchester
Kessler, Mrs., Summerville, Victoria Park, Manchester
King, Mrs. A., 13, Eton Road, Haverstock Hill, N.W.
— -^ 65 ^ —
Kirby, W. F., 5, Burlington Gardens, Chiswick
Koecher, M., Victoria Villa, Victoria Park, Manchester
Kolp, N., Woodtliorpe, Victoria Park, Manchester
Kyllmann, E., Laurel Grove, Withington, Manchester
Lange, Mrs. St., Windsor Place, Victoria Park, Manchester
Lawley, Hon. F., i, Oxford and Cambridge Mansions, N.W.
Lawrence, F. T., 18, Northbrook Read, Lee, S.E.
Lawrence, Miss Mary, 18, Whitehall Place, S.W.
Lecky, Mrs., 38, Onslow Gardens, S.W.
Lee, Miss Jane, Newnham College, Cambridge
Lehmann, Rudolf, Kinross House, 178, Cromwell Road, S.W.
Levinstein, Ivan, Villa Neuburg, Victoria Park, Manchester
Lewes, C. L., Hillside, Fitzrov Park, Highgate, N.
Lewis, Mrs. J. E., 35, Carpenter Road, Edgbaston, Birmingham
Lewy, A., Brighton Grove, Rusholme, Manchester
Leycester, Rafe, Dravton Hall, West Drayton
Lieben, J., Woodlands, Whalley Range, Manchester
Liebert, Emil, Victoria Park, Manchester
Lloyd, Miss Edith, 44, Palace Gardens Terrace, W.
Lloyd, Miss Ethel 44, Palace Gardens Terrace, W.
Lobenhofter, Professor, Sunny Bank, Wilmslow, Cheshire
London Library, 12, St. James "s Square (Mr. R. Harrison, Librariai!
Low, Sidnev, 2 Hare Court, Temple, E.G.
Lowell, Hon. J. Russell, D. C. L.
Löwy, Rev. A., 100, Sutherland Gardens, W.
Lublin, Miss I. T., i, Stanhope Terrace, Gloucester Gate, N.W.
Lückes, Miss Eva C. E., The London Hospital, Whitechapcl Road, E.
Lyster, T. W., B. A., 10, Harcourt Terrace, Dublin
MacColl, Norman, 4, Notting Hill Square, W.
Macdonell, A. A., M. A., Ph. D., 25, St. Giles, Oxford
Macgowan, W. Stuart, King's College, Cambridge
Mahaffy, Rev. Prof. J. P., D. D., ivl. A., Trinity College, Dublin
Manning, Miss E. A., 35, Blomfield Road, Edgware Road, W.
Mappes, F., Messrs. Philipp Ziegler & Co., Manchester
Marseille, H., Ph. D., Manchester Grammar School
Masson, Miss G. J., High School for Girls, Middlesborough
Matheson, Mrs. T., i5,"Cannon Place, Hampstead Heath, N.W.
Max Müller, Prof. F., M. A., 7, Norham Gardens, Oxford
McCallum, Miss F. J., Woolwich and Plumstead High School for Girls,
Burrage Road, Plumstead, Kent
Mensch, R., 11, Caroline Street, Bedford Square, W.C.
Metcalfe, Miss Fanny, Highfield, Hendon, N.W.
Meyer, Kuno, Ph. D., University College, Liverpool
Mil'ner, G., Moston House, Moston, near Manchester
Moenich, Oscar, 8, Coleman Street, E.G.
Momerie, Rev. Prof A. W., M. A., D. Sc, 55, Cornwall Road, West-
bourne Park, W.
Mond, Ludwig, The Poplars, 20, Avenue Road, Regent's Park, N.W.
Mond, Mrs. Ludwig, The Poplars, 20, Avenue Road, Regent's Park,
N.W.
Montefiore, Claude J., 18, Portman Square, W.
Moreland, W. C. H., St. John's College, Cambridge
Morison, Miss R., The College Hall, Byng Place, Gordon Square, W.C.
Morris, Rev. A. B., 18, Eildon Street, "Edinburgh
Muirhead, J. F., M. A., 162, Adelaide Road, N.W.
Mullins, W. E., M. A., Preshute House, Marlborough, Wilts
— -^ 66 +4 —
Napier, Prof. A. S., M. A., Merton College, Oxford
National Library of Dublin (care of Messrs. Hodges, Foster &: Figgis)
Nutt, Alfred, 270, Strand, W.C.
Xutt, Mrs. Alfred, Beachev House, 61, Carlton Hill, N.W.
O'Connor, Miss A. A., LL.A., Clapham High School, The Lawn,
Clapham Common, S.^\'.
Oppenheim, S., York House, Oxford Road, Manchester
Oswald, Eug., M. A.. Ph. D., 16, St. Mark's Crescent, Regent's Park,
N.W.
Oswald, Miss, 16, St. Mark's Crescent, Regent's Park, N.W.
Patteson, F., Miss, 89, Gloucester Road, South Kensington, S.W.
Peters, G., 25, St. George's Road, Regent's Park, N.W.
Petersen, A., 2, Essex Court, Temple, E.C.
Petrusch, Miss B., 12, St. Alban's Road, Willesden, Junction, N.W.
Plattnauer, R., 46, Museum Street, W.C.
Plumptre, Miss C. E., 36, Hamilton Terrace, N.W.
Poynting, Rev. C. T., B. A., Brook Road, Fallowfield, Manchester
Preisinger, H., Clifton Avenue, Fallowfield, Manchester
Pridham, Miss, Weslmoreland Lod^e, Wimbledon Park
Punnett, J. T., B. A., i, Golding Park, Golding Hill, Loughton
duenzer, Rev. P., Willow Bank", Moss Lane East, Manchester
Reiss, G., Messrs. Reiss, Bauer & Co., Manchester
Richardson, Miss A., 23, Q.ueensborough Terrace, W.
Ritchie, D. G., M. A., Jesus College, Oxford
Robb, Mrs., 46, Rutland Gate, S.W.
Roberts, Miss, 5, Q.ueen's Gate Place, S.W.
Robertson, J. G., 10, Valeview Terrace, Langside, Glasgow
Robinow, Max, Palatine Road, Didsbury, Manchester
Roby, Mrs., Wood Hill, Pendieton, Manchester
Rogers, A., 38, Clanricarde Gardens, W.
Roskill, Charles, Banff House, Rusholme, Manchester
Rutty-Scott, Mrs., Willesden High School for Girls, Crown Hill, N.W.
Samson, H., Bowdon, Manchester
Saunders, T. B., Marlborough Mansions, Victoria Street, S.W\
.Schelling, H., Rose Hill, Bowdon, Manchester
Schmölder, 0., Ladybarn Road, Fallowfield, Manchester
.Schorlemmer, Prof. C, 27, Hyde Grove, Plymouth Grove, Manchester
Sciuiberth, Emil, 11, Wilton' Terrace, Camberwell Grove, Denmark
Hill, S.E.
Schuster, Prof. A., Ph. D., Brighton Grove, Rusholme, Manchester
Schuster, E., 2, Lancaster Road, Belsize Park, N.W.
Scull, Mrs., 2, Langland Gardens, Frognal, Hampstead, N.W.
Scull, W. D., 2, Langland Gardens, Frognall, Hampstead, N.W.
Seelcy, Prof. J. R., M. A., 7, St. Peter's Terrace, Cambridge
Selss, Prof. A. M., Ph. D., M. A., 38, Trinity College, Dublin
Shields, Cuthbert, C. C. C., Oxford
Sidgwick, Mrs. Alfred, The Raikes, Skipton, Yorkshire
Siebold, L., Ph. D., Bury, Lancashire
Siegle, August, Home Lea, 3, Lancaster Road, West Dulwich, S.E.
Simon, Heinrich, Darwin House, Palatine Road, Didsbury, Manchester
Simon, Louis, Moss Grove Terrace, Moss Lane East, Manchester
Sipman, (]arl, 18, Corporation Oaks, Nottingham
Smith, Gerard W., M. A., North Lodge, Muswcll Hill, N.
Smith, Miss H. M., B. A., 8, Fordwycli Road, Brondesbury, N.W.
Smith, Mrs. Palmer, 15, Warwick Place, Leamington
Spiller, Miss J., 8, Hyde Park Mansions, N.W.
Stade, G., care of M. Kaufmann, Lower Mosley Street, Manchester
Stahlschmidt, E. E., 13a, Upper Wohurn Place, W.
Stewart, A., M. D., Brunswick Terrace, Pendieton, Manchester
Stirling, Stewart, F.R. C.S.E., 6, Clitton Terrace, Edinburgh
Strachan, Prof. J., M. A., 8, MauldethRoadWest, Fallowtield, Manchester
Sully, Mrs. J., i, Portland Villas, East Heath Road, Hampstead, N.W.
Sussmann, P., Holstein House, Polygon, Ardwick
Swann, F. N., M. A., Malvern College, Malvern
Swanwick, Miss Anna, 25, Cumberland Terrace, Regent's Park, N.W.
Tatton, R. G., M. A., 29, Cadogan Terrace, S.W.
Thomson, Miss Frances, Vernon, Pembridge Villas, Bayswater, W.
Thorne, L. T., Ph. D., 52, Fortess Road, Kentish Town, N.W.
Tollemache, Hon. Mrs. Lionel, care of Messrs. Fricker, 4, Westow Hill
Terrace, Upper Norwood, S.E.
Toller, Prof. T. N., M. A., 21, Victoria Road, Fallowfield, Manchester
Tolme, Mrs., Melrose House, Higher Broughton, Manchester
Tomlinson, Prof. C., F. R. S., 7, North End, Highgate, N.
Towers, J., 182, Oxford Street, Manchester
Trechmann, Emil, B. A., Ph. D., University College, Bangor
Trinity College Library, Dublin (Dr. Ingram, Librariaii)
Unwin, Mrs., 23, Addison Gardens, Kensington, W.
Vaughan, E. L., M. A., Eton College, Windsor
Vollmer, H., The Laureis, Heaton Road, Withington, Mandiester
Walhouse, M. J., 28, Hamilton Terrace, N.W.
Ward, Prof. A. W., Litt. D., LL.D., 7, Ladybarn Road, Fallowfield,
Manchester
Webb, Prof. T. E., LL.D., 5, Mount Street Crescent, Dublin
Weiste, Diedrich, Elmsdale, Havne Road, Beckenham, S.E.
Wells, Miss Crescent, Egerton Road, Fallowfield, Manchester
Welsh, Mrs., 15, Pilgrig Street, Edinburgh
Wesley, W. H., Royal Astronomical Society, Burlington House, W.
West, Miss E. D., St. Patrick's Deanery, Dublin
Wichern, Miss, 71, Nelson Street, Oxford Road, Manchester
Wiener Goethe-Verein, Eschenbachgasse 9, Wien
Wilkinson, T. R., Polygon, Ardwick, Manchester
Wilkinson, Mrs. T. R., Polygon, Ardwick, Manchester
Wilkinson, H. S., M. A., Polygon, Ardwick, Manchester
Williams, Sydney, 14, Henrietta Street, Covent Garden, W.C.
Williams, T., 17, Trinity Road, Folkestone
Williams, Mrs. T., 17, Trinity Road, Folkestone
Williamson, Mrs. A. C, 4, Egerton Road, Fallowfield, Manchester
Williamson, Mrs. Robert, Egerton Road, Fallowfield, Manchester
Wilson, H. Schütz, 102, Great Russell Street, Bloomsbury, W.C.
Woelffel, Miss, 39, Bark Place, Bayswater, W.
Woods, Mrs. H. G., Trinity College, Oxford
Wulfson, Miss, 158, Adelaide Road, Hampstead, N.W.
V. Zychlinski, Leo, 66, Bristol Street, Hulme, Manchester
fIeJETHE-jAHRCL'CH IX. 2^
)y-
Literarische Anstalt, Rütten & Loening, Frankfurt a. M.
Unter der Presse befindet sich und wird demnächst in unserem
Verlage erscheinen :
GOETHES ANTEIL
Lafatßrs PlFsiopomlscliei Mmuiu
von
Eduard von der Hellen.
(Goethe. Nach Phys. Fr.igm. II, 40.)
Mit einigen dreissig Abbildungen, darunter drei bisher unbeachtete Goethe-Bildnisse.
Preis in eleganter Ausstattung M. 6. —
In diesem höchst interessanten und für die Goethe-Forschung
besonders wiclitigen Werke wird zum ersten Male mit Hilfe des ver-
vollständigten Briefmaterials und auf Grund sprachlicher Beobachtung
und inhaltlicher Interpretation der gesammte Anteil Goethes an dem
grossen Lavaterschen Werke in erschöpfender Weise ermittelt; das
Gewonnene ist mit dem Leben und Dichten des jungen Goethe auf das
Innigste verwachsen und bietet einen wertvollen Beitrag nicht nur zu
seinen Werken, sondern auch zur Kenntnis seiner Sprache, seiner An-
schauungen und seines persönlichen Wesens.
Die in vorzüglicher Reproduction beigegebenen Abbildungen
aus der berühmten Lavaterschen Physiognomik veranschaulichen in
mitunter schlagender W^eise die aus der wissenschaftlichen Untersuchung:
gewonnenen Resultate.
Voraushestellungen auf obiges JVerk nehmen wir schon jet^t entgegen.
Frankfurt a. M., im April 1888.
Literarische Anstalt, Rütten & Loening.
29*
— ^ 70 -»f—
Literarische Anstalt, Rütten & Loening, Frankfurt a. M.
Goethe-Jahrbuch.
Herausgegeben von Ludwig Geiger.
I. Band 1880. Gebunden in Leinwand M. 10.
IL Band 1881. Gebunden in Leinwand M. 11.
lll. Band 1882. Gebunden in Leinwand M. 11.
Inhalt de.s ersten Bandes:
I. Abhandlungen. Hennan Grimm: Bettina von Arnim. — W. v. Biedermann:
Goethe und Lessing. — Bobertag: Faust und Helena.
II. Forschungen. W. Scherer: Satyros und Brey. — Bartsch: Goethe und der
Alexandriner. — Düntzer: Die Zuverlässigkeit von Goethes Angaben in
Dichtung und Wahrheit. — Wilmanns: Goethes Belinde. — Werner: Das
Jahrmarktsfest zu Plundersweilern. — Jacoby: Zu Goethes Faust. — Ehrlich:
Anmerkungen zu den Wei.ssagungen des Bakis.
III. Neue Mittheiluiigen. Sechsundilrcissit;- P.riefe Goethes. Mi(getheilt von: Arndt,
A'on Beaulicu-Maroiinnay, Crcizeniuh, (iciger, Goedeke, Hirzel, Holland, Hütt'er,
von Lociicr. ^Munckcr, kedÜL-h, Irlichs, Weisstein. — Prometheus. Nach der
Slrassbiugcr Handschrift von Erich Schmidt. — Mitthcilungi'n iibci- (loi^the
von Zfitginusscn, veröflfentlicht von Boxberger mit IScitrii^icii mju <;rinim,
Hüti'cr und Urlichs. — Sieben Briefe der Frau Rath. Mitgcthcilt von Crcizcnach.
IV. Miscellen, Bibliographie und Chronik.
Inhalt des zweiten Bandes:
I. Abhandlungen. Georg Brandes: Goethe und Dänemark. — Julian Schmidt:
Goethes Stellung zum Christenthum. — Erich Schmidt: Zur Vorgeschichte des
Goethesehen Faust. — R. M. Werner: Die erste Aufführung des Goetz von
Berlichingen.
IL Forscluingcn. Bernhard Suphan: Aeltere Gestalten Goetlicschcr Gedichte.
Mittliciluii;;cn und Xacliweise aus Herders Papieren. — AV. AVihnanns: Ueber
Goethes Erwin uml Elmire. — Heinrich Düntzer: Goethes Anknüpfung mit
Schiller. — Otto Brahm: Die Bühnenbearbeitung des Goetz von Berlichingen.
III. Neue Mittheilungeu. Scene aus den Vögeln. Mitgetheilt von W. Arndt. —
Goethe an Merck. — Aus Faust IL Theil. Mitgetheilt von Vf. v. Biedermann. —
Aus Goethes Notizbuch von der Schlesisehen Reise. Mitgetheilt von G. von
Loeper. — Einundvierzig Briefe A'on Goethe , nebst zwei Briefen der Frau
Rath und einem von K. Ph. Moritz. Mitgetheilt von W. Arndt, K. Bartsch,
L. Geiger, R. Köhler, G. von Loeper, F. Muncker. — Goethe in Dornburg.
Mitgctlnült von L. Geiger. — Aus Bertuchs Nachlass. Mitgetheilt von L. Geiger.
— Aus Briefen von Vulpius an Meyer. Mitgetheilt von G. von Loeper.
IV. Miscellen, Chronik, Bibliographie.
flnhalt des dritten Bandes:
Mit dem Bildniss Goethes nach Schwerdgeburth aus dem Jahre 1832.
I. Abhandlungen und Forschungen : Ludwig von Tlrlichs: Goethe und die Antike-
— Alois Brandl: Die Aufnahme von Goethes Jugendwerken in England. —
Erich Schmidt: Zur Vorgesehiehti' von (Soethes Faust. — Heiiiricli I)ünt/.er:
Goethes Ansicht über das Wesen der Tragödie. — Wilhelm Seherer: l'ebc^r
die Anordnung Goethescher Seliriften 1. — Daniel Jacoby : (ioetlie und Schiller.
II. Neue ^Mittheilungeu: Elf Briefe Gm^thes an Silvie von Ziegesar. — Briefe an
I-eoiiold von Henning. Mitgetlieiit \(in W. Arndt. — Briefe an Heinrich Meyer
und Kanzler von Mülhir. Mitgetlnnlt von Ludwig Geiger. — Nachträge zu
Gocthc-Corresp(ind(^nzen. Im Auftrage der von Goetheschen Familie aus Goethes
handschriftlichem Nachlass, herau.sgegeben von F. Th. Bratranek.
III. Miscellen, Chronik, Bil)liographie. — IV. Register zu Band 1 — III.
— ^ 71 ^—
Literarische Anstalt, Rctten & Loektxg, Frankfurt a. M.
Goethe-Jahrbuch.
Herausgegeben von Ludwig Geiger.
IV. Band 181^3. Gebunden in Leinwand M. 12.
V. Band 1884. C4ebunden in Leinwand M. 12.
VI. Band 1885. Gebunden in Leinwand M. 12.
Inhalt des vierten B a n d e .s :
Mit dem Bildniss Goethes nach Schmoll aus dem Jahre 1774.
I. Abhandlungen und Forschung-en : Friedrich Vischer: Kleine Beiträge zur
Charakteristik Goethes. — Wilhelm Scherer : Ueber die Anordnung Goethe.scher
Schriften IL — Hermann Hüffer: Zu Goethes Campagne in Frankreich. — Erich
Schmidt: Zur Vorgeschichte des Goetheschen Faust. — Friedrich Zarncke:
Goethes Jugendportraits.
IL Nene Mittheilungen: Einunddreissig Briefe von Goethe. Mitgetheilt von
W. Arndt, Th. üiestel, F. Fichtner, L. Geiger, M. Isler, M. Koch, R. Koehler,
G. von Loeper, G. Weisstein. — Goethes Briefe an Bertuch. Mitgetheilt von
L. Geiger. — Nachträge zu Goethe-Correspondenzen. Im Auftrage der von
Goetheschen Familie aus Goethes handschrifilichem Nachlass, herausgegeben
von F. Th. Bratranek. — Aus hand.schriftlichen (Quellen. Notizen über Goethe.
Mitgetheilt von G. von Loeper, L. Nohl, Jul. Schiller, B. Seutfert.
III. Miscellen, Chronik, Bibliographie. — IV. Register.
Inhalt des fünften Bandes:
Mit dem Bildniss Goethes nach Julie, Gräfin von Egloft'stein, aus dem Jahre 1826.
I. Neue Mittheilungen: Zwanzig Briefe Goethes. Mitgetheilt von W. Arndt,
L. Geiger, K. v. Gerstenberg, v. Kirchenheim, F. Lichten.stein, R.Schneider.
— Nachträge zu Goethe-Correspondenzen. Im Auftrage der von Goetheschen
Familie aus Goethes handschriftlichem Nachlass, herausgegeben von F. Th.
Bratranek. — Briefwechsel zwischen Goethe und Ernst Meyer. Herausgegeben
von Ludwig Geiger. Mit einer Vorbemerkung von Carl Jessen. — Bodmer
über Goethe 1773—1782. (Aus dem ungedruckten Nachlass Bodmers auf der
Züricher Stadtbibliothek.) Mitgetheilt von Johannes Crueger.
II. Abhandlungen und Forschungen: Horatio S. White: Goethe in Amerika.
Uebersetzt von C. P. — Wilhelm Scherer: Ueber die Anordnung Goethescher
Schriften III. — G. von Loeper: Zu Goethes gereimten Sprüchen. — Ludwig
Geiger: Zu Goethes Aufsätzen über Kunst.
III. Miscellen, Chronik, Bibliographie. — IV. Register.
Inhalt des sechsten Bandes:
Mit dem Bildniss Goethes nach Darbes aus dem Jahre 1785.
I. Neue Mittheilungen : Ein Gedicht Goethes. Mitgetheilt von L. Geiger. —
Siebzehn Briefe Goethes. Mitgetheilt von Burkhardt, Geiger, von Maltzahn.
Rieger, Weisstein, Wichmann. — Goethe und Prinz August von Gotha. Mit-
getheilt von Bernhard Suphan. — Goethes Cour d'Amour. Bericht einer Theil-
nehmerin nebst einigen Briefen. Mitgetheilt von Freiherr von Beaulieu-
Marconnay. — Goethe im Kreise Isaak Iselins. Mitgetheilt von J. Keller. —
Mittheilungen von Zeitgenossen über Goethe. Von Finster, Geiger, Lier,
Alfred Stern. — Aus den Weimaraner Fourier- Büchern. Mitgetheilt von
Burkhardt.
IL Abhandlungen: Erinnerungen an Alt- Weimar. Von Freiherr von Beaulieu-
Marconnay. — Einiges über Goethes Vers. Von Victor Hehn. — Betrachtungen
über Goethes Faust. Von Wilhelm Scherer. — Ueber Goethes Elpenor. Von
G. Ellinger. — Zu Groethes Gedicht: „Deutscher Parnass". Von Daniel Jacoby.
— Goethe und Oliver Goldsmith. Von S. Levy.
III. Miscellen, Chronik, Bibliographie. — IV. Register.
-•^ 72 ^ —
Literarische Anstalt, Rctten & Loening, Frankfurt a. M.
Goethe-Jahrbuch.
Herausgegeben von Ludwig Geiger.
VII. Band 1886. Gebunilen in Leinwand :M. 12.
Inhalt des s i e b e n t e n Bandes:
Nebst drei Bildertafeln in Lichtdruck.
I. Neue Mitthcilunsen: Mitthcilun^cn aus dem Goethe- Archiv. Veröflfentlicht
von Ludw ij,^ (4ei^^er — Z\v<ilt' Briefe Goethes an Friedr. Siegmund Voigt in
Jena. Miti^etheiit von Edmund Stenj;(d. — Zweiunddrei.ssig Briefe Goethes
nebst zwei Briefen an (ioethi;. MitjrcthiMlt von A. C'ohn, L. Geiger, C. v.
(lorski. M. Hertz, L. Hirzel, II. «Hdi-nbrrg, A. Sauer. Major Seidel. —
Mittheilungen von Zeitgenossen über (ioethe. Mitgetheilt von L. Geiger,
B. Seurtert, A. Zipper.
II. Abhandlungen: Meine Berührungen mit Goethe. Von Dr. G. Stiekel. —
(iiordano Brunos Eintiuss auf Goethe. Von H. Brunnhofer. — Altitalienische
Gemälde als tiuelle zum Faust. Von G. Dehio.
III. Miscellen, Chronik, Bibliographie. — Register.
Erster Jahresbericht der Goethe-Gesellschaft.
Goethe-Jahrbuch.
Herausgegeben von Ludwig Geiger.
VIII. Band 1887. Gebunden in Leinwand M. 10.
Inhalt des achten Bandes:
Nebst einer Heliogravüren: Portrait-Büste Goethes von Trippel.
Zwei Gedichte: Schutzgeistei-. Von Conrad Ferdinand Meyer. — Wilhelm
Scherer zum Gedächmüss. Von Ernst v. Wildenbruch.
I. Neue Mittludlungcn: Mittheilungen aus dem Goethe-Archiv. Veröffentlicht
von Ludwig (ieigcr utkI llri-nliaid Supiian. — Dreizehn Bi'iefe nebst einem
Fragment (Joethes. \'ciiitfentliclit von A. Colin. L. (ieiger, E. Mentzel,
Richard Werner. — Fiinfund<lreissig (icschäftsbriefe von Goethe an Fr.
Frommann aus den Jahren 181(i 1824. Mitgetheilt von H. Frommann.
II. Abhandlungen: Zu Goethes (iedichten „Trilogie der Leidenschaft". Von G.
von Loeper. — Goethe und die Sprache' der Bibel. Von Vict<ir Helin. —
(ioethes literarischer Eintiuss auf Frankreich. Erste Hälfte. Von Th. Süpfle.
III. Miscellen, Chronik, Bibliographie. — Register.
Zweiter Jahresbericht der (ioethe-Gesellschaft.
— «^^ 73 ♦4—
Literarische Anstalt, Rütten & Loening, Frankfurt a. M.
Goethe in Italien,
Original-Photographie nach dem Gemälde
H. W. Tischbein.
AuJge:{ogi'ii auf grauen Karton (48x6^ ein.) M. 10.
Goethe in Italien.
(Verkleinerte Reproduction.)
Das Origiiialgciiialde hefindel sich im Städel'schcn Kui:sti>istilut :;ii Fravhfiirl am Main.
Die Verlagshandluno; hoft't mit der Veröffentlichung dieses interes-
santen Bildes, das Goethe »in sinniger Betrachtung unter römischen
Alterthümernc darstellt und das wie kein anderes Goethes edle Gesichts-
züge getreu wiedergibt, allen Kennern und Freunden des Dichters eine
wirkliche Freude zu bereiten. »Das Bild von Tischhein« — sagt Pro-
fessor Zarncke — »ist seinem Eiitivurfe nach :^iceifeIsohne das grossartigste
aller Goethe-Bildnisse». Und Goethe selbst schreibt darüber aus Rom,
27. Juni 1787: »Mein Portrait ivird glücklich, es gleicht sehr und der
Gedanke gefällt Jedermannv.
— ^ 74 ^-
LlTERARISCHE AxSTALT, RüTTEN & LOENIXG, FRANKFURT A. M.
GOETHES BRIEFE an FRAU VON STEIN.
Herausgegeben von Adolf Scholl. Zweite vervoll-
ständigte Auflage, bearbeitet von Wilhelm Fielitz.
Zwei Bände. Mit dem Bildniss der Frau von Stein
nebst zwei Silhouetten. Preis pro Band: geh. M. 8.40,
geb. in Leinw. M, 9, geb. in feinem Halft'r. M. 11.40.
))Die Briefe Goethes an Charlotte von Stein« — sagt Herman
Grimm — »bilden eines der schönsten und rührendsten Denkmale,
welches die gesammte Literatur besitzt. Man wird diese Briefe lesen
und kommentiren, solange unsere heutige deutsche Sprache verstanden
werden wird .... Wie eine breite ununterbrochene Melodie empfangen
wir zehn Jahre lang Goethes Leben nach dieser Richtung. So völlig
sehen wir Tag und Nacht den Gedanken an diese Frau ihn umschweben,
dass es scheint, als thue und denke er überhaupt nichts Anderes, als
was diese Briefe enthalten. Das Ganze gewinnt den Anschein einer
dichterischen Kontinuität. Was er irgend erlebt, nimmt die Gestalt
einer Mittheilung an Frau von Stein an ... . Unter ihrer Theilnahme
sehen wir die Dichtungen langsam wachsen, die als sicherer Gewinn
dieser zehn Jahre dastehen und die das Höchste sind, was die deutsche
Literatur an Dichtungen besitzt.« —
Joseph Baer is: Co., Buch- und Aktiqu.\riatshandlung,
Frankfurt a. M.
Wir' veröffentlichen nachstehende Cataloge über unser antiqua-
risches Bücherlager, die auf Verlangen gratis und franco versandt
werden :
No. 207. Die klassische Perlode der Deutschen
Literatur (1750 — 1832). (2923 Nrn.)
219. Deutsche Literatur von 1300 — 1750.
(860 Nrn.)
Unter der Presse:
Deutsche Literatur seit Goethes Tode.
Frankfurt a. M.
Joseph Baer & Co.
0
PT Goethe-Jahrbuch
20^5
G67
Bd. 9
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