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Full text of "Goethe-Jahrbuch"

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Goethe-Jahrbuch. 


Herausgegeben 


Ludwig  Geiger. 


Neunter  Band. 


Mit  dem  dritten  Jahresbericht 


DER 


Goethe-Gesellschaft. 


Frankfurt  vm. 

Literarische   Anstalt 

RüTTEN  \-  LoENING. 

1888. 


7 


Nebst  einem  Lichtdruck 

NACH  EINER  ZEICHNUNG  DER  ANGELIKA  KaUI  F.MANN. 
Ver°l.   S.  2iS  ff. 


Druckerei  von    August     Osterricth    in  Frankfurt  a.  M. 


Inhal  t. 


Das  Goethe-Haus  in  Weimar. 
L  Neue  Mittheiluns^en. 


Von  Paul  Heyse 


I.   Mittheilungen  aus  dem  Goethe-Arcliiv. 

A.  Dichtungen:  Bruchstücke  aus  Goethes  Befreiung  des  Pro- 
metheus, mitgetheih  von  Fr.  Zarncke.  —  Epilog  zum 
Faust,  mitgetheih  von  Erich  Schmidt 

B.  Gedichte,  Briefe  und  Aktenstücke,  mitgetheih  von  Lud- 
wig Geiger,  Erich  Schmidt,  mit  vielen  Bemerkungen 
von  Bernhard  Suphan: 

Goethe  und  die  jüngste  Niobetochter.  Brief  Klingers  an 
Lenz.  Trebras  Aufzeichnungen  über  Goethe.  Zwei  Briefe 
Jacob  Grimms.  Fünf  Briefe  Wilhelm  Grimms.  Acta,  die 
Gesellschaft  für  deutsche  Geschichte  und  Sprache  betreffend ; 
dazu  ein  Brief  Goethes  an  Carl  August  nebst  dessen  Be- 
scheide. Zwei  Briefe  von  Adam  Müller.  Je  ein  Brief  von 
H.  V.  Kleist  und  L.  Ranke.  Neun  Briefe  Arthur  Schopen- 
hauers  

Anmerkungen   der   Herausgeber,    eingeleitet    durch   einen 

Brief  Bernhard  Suphans  an  den  Herausgeber  des  Jahrbuchs 

IL  Vier  Verszeilen,    neun   Briefe   Goethes,    nebst   zwei   Briefen 

Corneliens,     veröffentlicht    von     O.    Brahm  ,     L.    Geiger, 

R.  Köhler,    B.  Seuffert,    E.   Stengel,   B.    Suphan,    G. 

Weisstein.  Mitgetheih  von 

Vier  Verszeilen  Goethes L.  Geiger  .     . 

i.  An  Wieland 23.  März  1780     B.  Seuffert     . 


An  Thouret 
An  Wieland 


Okt. 
Jan. 


798 


O.  Brahm 
B.  Seuffert 


Seite 
I 


76 


106 
106 
107 
108 


Ikhalt. 


Mitgetheilt  von  Seite 

4.  An  Einsiedel     .     ...     12.  Febr.    1805     R.  Köhler      .  109 

5.  An  C.  G.  V.  ^'oigt    .     .     27.  April  1805     G.  Wclsstein.  1 10 

6.  An  Einsiedel      .     .     .     .     11.  März    1807     R.  Köhler      .  in 

7.  An  denselben     ....     18.    Jan.    181 3     R.  Köhler      .  112 

8.  An  F.  S.  Voigt      ...       6.  Aug.    181 7     E.  Stengel      .  113 

9.  An  Frege  &  Comp.  .     .     21.  April   1829     G.  Weisstein.  114 

Brief  von  Cornelie  Schlosser     13.    Bez.    1773  ]„    ^     ,  nS 

■r.      1  •  1                                             T                    B.  Suphan      .  ^ 

Desgleichen 29.    Jan.    1774)  116 

III.  Zu  Goethes    Briefen    vom    i.    April    bis    18.  Oktober  1775. 

Von    C.    A.    H.    BURKHARDT 121 

IV.  Goethe  und  David  Hartmann.  Mitgetheilt  von  Wilhelm  Lang  128 
V.  Goethes   Beziehungen   zu  Manzoni   und   anderen   Italienern. 

Briefwechsel   zwischen   Manzoni    und   Kanzler    von    Müller. 

Mitgetheilt  von  Lionello  Senigaglia 135 

\l.  Aus    dem   Briefwechsel    von    Fritz   von  Stein    und   Ludwig 

Zeerleder.     Mitgetheilt  von  Alfred  Stern 148 

II.  Abhandlungen. 

1.  Jacob  Minor:    Die  Anfänge  des  ^\'ilhelm  Meister      ...  163 

2.  Georg    Ellinger:     Der    Einfluss     von     Scarrons    Roman 
Comique  auf  Goethes  Wilhelm  Meister 188 

3.  Karl  Borinski:    Goethes  Faust  und  Hegel 198 

4.  C.  Ruland:  Einige  ältere  Illustrationen  zu  Goethes  Iphigenie  218 

III.  Misccllcn,  Chronik,  Bibhographie. 

I.    MiSCELLEN. 

A.  Einzelnes  zu  Goethes  Leben  luid  ^\'erken. 

1.  Zwei    Gedcnkblälter    von    Goethe.      Mitgetheilt    von 

G.   Weisstein 227 

2.  Ein  Brief  an  den  Amtmann  II.  A.  Bulf  über  »\\'erther«. 
Mitgetheilt  von  Erich  Schmidt 228 

3.  duellen  Goethescher  Balladen.    Von  Erich  Schmidt. 

a.  Zur  «Braut  von  Korinth« 229 

b.  Zum  »Getreuen  l-^ckart» 234 

4.  Weimar-Bethlehem.     Von  F,rich  Schmidt     ....  236 

5.  Zu  Faust. 

a.  Catechisatioii.     Von  Mertens 236 

b.  »Zwei  Seelen  wohncncf.     \'on    lü  v.  Lippmann     .  238 

c.  Zu  L,  V.   1386.     \'on  Julius  I-lias 238 

6.  Italienisches.     Von  lü'ich  Schmidt. 

a.  Zum  Tagebuch  u.  s.  w 239 

b.  Zu  Foscolos  Brief  (G.-J.  VIII,  8) 239 


Inhalt. 

Seite 

7.  Zum  Briefwechsel  zwischen  Schiller  und  Goethe. 

a.  Von  J.  Minor 240 

b.  Von  C.  A.  H.  Burkhardt 240 

8.  Zu  Goethe  und  Carlyle,     Von  C.  Ruland    .     .     .     .  241 

9.  O  Feral.     Von  Erich  Schmidt 242 

IG.  Goethe  in  der  Kriegs-Commission.  \'on  G.  W'eisstein  242 
II.  Über  Goethes   unbekannte  Stadtwohnungen  in  Wei- 
mar.   Von  C.  A.  H.  Burkhardt 243 

B.  Nachträge  und  Berichtigungen  zu  Band  YIII.    .  247 

2.  Chronik. 

I.  Wilhelm  Scherer.     Von  Erich  Schmidt 249 

IL  Friedrich  Vischer.     Von  E.  Zeller 262 

III.  Karl  Goedeke.    Von  M.  Heyne  und  E.  Jeep      ....  279 

IV.  Nachrichten 285 

3.  Bibliographie. 
I.  Schriften. 

A.  Weimarer  Goethe-Ausgabe.     Bericht    der  Redactoren 

G.  V.  Loeper  und  Erich  Schmidt 289 

B.  Ungedrucktes. 

1.  Gedichte 299 

2.  Briefe 500 

3.  Regesten 505 

C.  Neue  Ausgaben 308 

D.  Einzelschriften  und  Erläuterungen. 

1.  Allgemeines.    Bibliographisches.    Metrisches  .     .     .  509 

2.  Dramen 313 

3.  Gedichte 326 

4.  Prosaschriften 329 

E.  Übersetzungen 331 

II.  Biographisches. 

A.  Allgemeines 334 

B.  Biographische  Einzelheiten 335 

C.  Goethes  Verhältniss  zu  seinen  Vorgängern,  Freunden 

und  Nachfolgern 536 

D.  Stellung  zur  Wissenschaft  und  Kunst 346 

E.  Notizen  von  Goethes  Zeitgenossen  über  Goethe     .     .  349 

III.  Verschiedenes. 

A.  Bilder,  Statuen  etc 356 

B.  Dichtungen  über  Goethe,  Compositionen,  Parodien    .  357 

C.  Goethe-Archiv  und  Goethe-National-Museum     .     .     .  358 


Inhalt. 

Seite 

Anhang. 

Englisch  -  amerikanische    Bibliographie.      Zusammengestellt 
von  Horatio  S.  White,  Cornell  Universitv. 

I.  Neue  Ausgaben,  Übersetzungen  etc.  von  Goethe     .     560 
II.  Verschiedenes   über  Goethe   in  amerikanischen  und 

englischen  Zeitschriften 362 

Berichtigung  von  C.  A.  H.  Burkhard! 364 

Register  zu  Band  IX 365 


Dritter  Jahresbericht  der  Goethe -Gesellschaft. 
Mitglieder -Verzeichniss. 
The  English  Goethe  Society. 


i 


Das  Goethe-Haus 


IN 


Weimar. 


Von 


Paul  h  e  y  s  e. 


Goethe-Jahrbuch  IX. 


Das  Goethe -Haus  in  Weimar. 


hut  sie  sich  endlich  auf  mit  Feierklang, 
Gehorsam  einem  edlen  Fürstenworte, 
Die  eigensinnig  strengverschlossne  Pforte? 
Die  Schwelle,  die  ein  halb  Jahrhundert  lang. 
Trotz  ungeduld'gen  Pochens,  frommer  Bitten, 
Kein  andachtsvoller  FremdUng  mehr  beschritten. 
Von  Staub  und  Moder  ist  sie  reingekehrt, 
Kein  Hüter  lauert,  der  den  Zutritt  wehrt, 
Und  wie  des  abgeschiednen  Hausherrn  Gruss 
Erglänzt  das  SALVE!   unter  deinem  Fuss. 


Hinan  die  Stufen!    Doch  warum  mit  Beben 
Hemmst  du  den  Schritt,  da  endlich  dir  gewährt, 
Was  du  im  Traum  der  Sehnsucht  lang  hegehrt? 
Warum  so  zaudernd  musst  du  aufwärts  streben? 
Sieht  dich  nicht  Alles  traulich  heiter  an? 
Doch  du,  mit  scheuen  Herzensschlägen, 
Wie  unter  mächt'gem  Geisterbann, 
Als  gingst  du  Offenbarungen  entgegen 
Aus  jener  Welt,  draus  Keiner  wiederkehrt. 
Vermagst  den  Fuss  nur  stockend  zu  bewegen 
Und  stehst  und  träumst?    Siehst  du  Gesichte 
Aus  des  Jahrhunderts  goldnem  xMorgenlichte, 


IV  Das  Goethe -Haus  in  Weimar. 


Wo  Er  noch  dieser  Stufen  sanfte  Bahn, 
Das  Haupt  hoch  tragend,  schritt  hinan, 
Als  wandle  nun  sein  Schatten  dir  zur  Seite, 
Dem  schüchternen  Besucher  zum  Geleite, 
Das  Herz  dir  treffend  mit  dem  Feuerblick? 
O  kehrt'  er  von  den  Schatten  heut  zurück, 
Er  spräche  Muth  dir  ein :    »Sei  nicht  verzagt, 
Du,  dem  noch  hell  des  Wirkens  Sonne  tagt. 
In  diesen  Mauern,  die  ihr  heilig  sprecht, 
Durchlebten  unsern  Tag  wir  schlecht  und  recht. 
Thut  nun  das  Eure,  thut's  und  wartet  still. 
Ob  Zeit  auch  eure  Saaten  reifen  will. 
Doch  wenn  ihr  hoher  Vorwelt  Geister  ehrt, 
Zu  wandeln,  wo  sie  wohnten,  seid  ihr  werth«. 


Durchs  Fenster  in  den  kühlen  Treppenflur 
Stiehlt  sich  des  Märzen  graues  Erühlicht  nur. 
Umwitternd  jene  lieblichen  Gestalten, 
Die  an  den  Wänden  Wache  halten. 
Wie  seid  ihr  in  den  frostigen  Nord  verbannt 
Aus  sommerlichem  Heimathland, 
Der  du  die  Arme  zu  den  Göttern  hebst. 
Du  schlanker  Knab',  und  mit  der  stummen  Bitte 
Hinweg  aus  diesen  Nebellüften  strebst. 
Indessen  du,  keckäugiger  Faun,  die  Schritte 
Hinaus  aus  enger  Nische  lenkst. 
Zur  freien  Waldnacht  /u  entspringen  denkst, 
L'nd  ihr  dort  oben  leuchtet  sternenklar. 
Der  Dioskuren  brüderliches  Paar! 
So  grüsstet  ihr  schon  dieses  Hauses  Herrn, 
Kehrt'  er  zur  Heimath  vom  gelobten  Lande, 
(iefasst  zu  schmiegen  sich  in  alte  Bande, 
Ob  auch  zum   inimerbliih'ndcn  Strande 
Zurück  ihn  lockt  der  Sehnsucht  Lied  von   fern. 


Von  Paul  Heyse. 


Dann  trat  er  wohl  mit  Seufzen  hier  herein, 
Der  strengen  Pflicht  entsagend  sich  zu  weihn, 
Und  fand  er  euch,  Gefährten  des  Exils, 
Voll  heitren  Ernstes,  anmuthreichen  Spiels, 
Hier  seiner  wartend  an  der  Schwelle, 
Sein  Unmuth  schwand,  sein  Blick  ward  helle; 
Er  fühlte:    glänzt'  ihm  nur  der  Künste  Licht, 
An  Sonne  fehlt'  es  seinem  Leben  nicht. 


Und  auch  sein  Herz,  wie  viel  ward  ihm  beschert 
In  warmer  Häuslichkeit^  am  eignen  Herd ! 
Sieh  nur  im  Saal  dich  um.     Erkennst  du  nicht  das  Bild 
Der  Blume,  die  in  öden  Stunden 
Nichts  suchend  er  im  Wald  gefunden 
Und  mit  den  Wurzeln  ausgrub,  nicht  gewillt, 
Nur  auf  den  Raub  die  Freundliche  zu  pflücken. 
Nein,  stets  an  ihrem  Duft  sich  zu  erquicken. 
Ins  Gärtchen  sie  verpflanzend,  dass  sie  dort 
Unscheinbar  grün'  und  blühe  nun  so  fort? 
Christiane,  Vielgelästerte,  dein  Blick, 
So  freudig  harmlos,  preiset  dein  Geschick, 
Dass  Er  dich  wählt'  und  du  ihm  Nichts  versagt, 
Nicht  nur  zu  flücht'ger  Lust  als  niedre  Magd : 
Ein  Stück  Natur,  das  in  dem  kühlen  Drang 
Des  Alltags  warm  den  Busen  ihm  umschlang, 
Dem  Vielbedürft'gen  gab  ein  heitres  Glück, 
Demüthig,  selbstlos,  treu  ein  Leben  lang, 
Dass,  als  das  strenge  Loos  dich  ihm  entriss, 
Am  sonnigen  Tag  er  starrt'  in  Finsterniss. 
Und  neben  dir  der  Sohn,  der  frühverlorne. 
Und  dort  Ottilie,  seines  Sohns  Erkorne, 
Die  Enkel,  die  nach  kurzer  Jugendtrist 
Die  Schwere  jenes  Worts  zu  lernen  hatten : 
Weh  dir,  dass  du  ein  Enkel  bist ! 


VI  Das  Goethe- Haus  in  Weimar. 

Und  ihre  Zeit  hindämmerten  im  Schatten 

Des  Ghinzgestirns,  an  einem  Namen  krank. 

Doch  hielten  sie  den  Schild  der  Ehre  blank, 

Bewährend,  in  ihr  Dunkel  eingeschlossen. 

Den  Adel  des  Geschlechts,  dem  sie  entsprossen. 

So  blicken  von  den  Wänden  nieder 

Des  Hauses  innig  einverstandne  Glieder; 

Und  Freunde  haben  sich  hinzugetunden, 

\^oran  das  Fürstenpaar,  das  jungvermählt 

Den  Genius  zum  Lebenstreund  erwählt. 

Ihm  gebend,  was  so  schön  verbunden 

Kein  Grosser  einem  Dichter  je  gewährt: 

Neigung,  Muße,  Vertraun,  Freiheit  am  warmen  Herd. 

Wer  nennt  des  Glückes  Liebling  ihn,  und  priese 

Nicht  seinen  Bund  mit  euch,  Karl  August  und  Luise! 

Doch  wie  er  früh  die  Edelsten  gewann, 

Trat  Lieb'  und  Treue  stets  an  ihn  heran 

In  freundlichen  Gestalten.    Sei  gegrüsst, 

Suleika,  die  du  hier  am  trauten  Ort 

So  sinnig  mild  auf  uns  herniedersiehst, 

\'erknüpft  mit  deinem  Dichter  fort  und  fort 

Durch  zarte  Bande,  die  die  Muse  webte. 

Ein  Frühling,  der  den  Alternden  belebte. 

Wenn  sich  der  West  auf  feuchten  Schwingen 

Vom  Main  erhob,  ihm  Sehnsuchtshauch  zu  bringen. 

Ihr  lieben  Frau'n,  wie  viel  auch  seine  Huld 

Euch  gab,  ihr  bliebet  nicht  in  seiner  Schuld. 

Für  allen  Schmerz  und  leidenschaftlich  Glück 

Gabt  ihr  ihm  Beides  tausendfach  zurück. 

Und  was  an  Leid  den  lausen  ihm  durchdrang. 

Ward  ihm  Gewinn  des  Lebens,  ward  Gesang. 

Nie  aber  ward  mit  tieferm  Seelenlaut, 

Dass  blöder  Neugier  es  verborgen  bliebe, 

Das  liebliche  Gehcimniss  edler  Liebe 

Dem   holden   Lied  bescheiden   anvertraut. 


Von  Paul  Hkyse.  VII 


Doch  nun,  ihr  theuren  Bilder,  weicht  zurück! 
Ins  Reich  des  Schönen  öffnet  sich  der  BHck. 
Ein  Schatzhaus  thut  sich  auf  voll  reicher  Kunst, 
Durch  liebevolles  Mühn  und  Glückes  Gunst 
Dem  Sammler  zugeführt.     An  allen  Wänden 
Die  Geistesspur  von  Meisterhänden, 
Der  Kleinkunst  zierlichste  Gebilde, 
Bronzen,  Majoliken  aus  Umbriens  Gefilde, 
Die  er  erwarb  auf  mancher  Wanderfahrt, 
Kleinode  jeder  Zeit  und  Art; 
Der  Griechen  edle  Einfalt,  stille  Grösse, 
Des  Cinquecento  sinnenfreud'ge  Kraft, 
Der  Deutschen  tiefer  Sinn  in  strenger  Formen  Haft  - 
Als  ob  er  des  Magnetbergs  Kraft  besässe. 
Zog  Alles  an  sich  seine  Leidenschaft, 
Was  irgend  ihm  verwandt.     Und  was  war  so  gering. 
So  gross,  so  einzig,  dass  es  keine  Stätte^ 
In  seines  Wesens  weltenweitem  Ring, 
In  seines  Geists  Bezirk  gefunden  hätte! 
Und  wie  voran  der  Zeit  mit  Sehergang 
Er,  ein  Erobrer,  in  Gebiete  drang. 
Die  noch  verhüllt  der  Menge  stumpfem  Blick, 
So  bracht'  aus  allen  Reichen  er  zurück 
Zu  seinen  Laren  wundervolle  Beute, 
Dran  sich  sein  schönheitsdurstig  Aug""  erfreute. 
Noch  arm  und  unbehülflich  war  die  Zeit, 
Das  Reisen  mühvoll  und  die  Wege  weit 
»Dahin,  dahin«,  wo  sich  die  Seele,  krank 
An  nordischer  Trübsal,  dürft'  im  Heitren  sonnen 
Und  aus  der  Künste  unerschöpftem  Bronnen 
Gesundheit  sich  und  Lebensgluten  trank. 
Besitzen  musste,  wer  geniessen  wollte, 
Und  w^ar's  im  dürft'gen  Nachbild  nur. 
Im  stumpfen  Gyps,  im  schüchternen  Contour, 
Das  Schöne,  Köstliche,  dem  er  Verehrung  zollte. 


VIII  Das  Goethe -Haus  in  Weimar. 

So  ward  zum  Pantheon  dies  enge  Haus 

Und  schmückte  sich  mit  Götterbildern  aus. 

Gemächer,  Säle,  Winkelchen  und  Gänge  — 

Sie  fassen  kaum  der  Kostbarkeiten  Menge. 

O  Tage,  Wochen,  Monde  hier  verweilen, 

Nicht  nur  mit  Neugierhast  vorübereilen, 

In  diesen  Mappen  jedes  Blatt  betrachten. 

Im  Glasgehäuse  jedes  Ziergeräth, 

An  Wand  und  Sims  das  Kleinste  selbst  beachten. 

Geweiht  durch  seines  Blickes  Majestät, 

Und  in  den  Zügen  dieser  Büsten  spähn. 

Was  geistverwandt  Sein  Auge  drin  gesehn! 


Und  wie  enthüllt'  uns  auch  ein  einziger  Tag, 
Was  in  den  Schränken  dort  sich  bergen  mag 
An  seltenen  Gebilden  der  Natur, 
Gestein  und  Erzen,  Pflanzen  auserlesen. 
Hin  buntes  Vielerlei  dem  Laienauge  nur. 
Doch  ihm,  der  drin  erkannt  Gesetzesspur, 
Dem  diese  Chiffernschrift  enträthselt  offen  lag, 
Ein  Buch,  drin  er  nicht  müde  ward  zu  lesen. 
Wie  fühlen  wir  vor  diesem  Allverein, 
Den  Er  umspannt,  uns  so  begrenzt  und  klein! 
Wie  stammeln  von  der  Sprache,  die  er  sprach. 
Wir  nur  verlorne  Sätze  nach , 
F.in  Jeder  auf  sein  kleines  Reich  beschränkt. 
Der  in  Natur  und  Der  in  Kunst  versenkt. 
Der  in  Geschäfte,  die  der  Tag  ihm  bringt 
Und  spurlos  schon  der  nächste  Tag  verschlingt, 
Dass,  wenn  das  Glück  sein  Streben  nicht  betrog. 
Dem  Strome  gleich  er  sein  Gebiet  durchzog 
Zum  Heil  den  nächsten  Ufern,  —  und  nun  Er! 
In  Abgrundstieten  ein  unendlich  Meer, 
Das  Erdrund  zu  umfassen  früh  gewohnt. 


Von  Paul  Heyse.  IX 


Klar  die  Gestirne  spiegelnd,  Sonn'  und  Mond, 
In  Sturm  und  Stille  stets  sich  selber  gleich 
Und  Schätze  bergend,  die  in  Zeitenfernen 
Die  Nachgebornen  noch  ihm  danken  lernen, 
Entreisst  ein  Taucher  sie  der  Tiefe  dunklem  Reich! 


So  tragen  wir  von  hinnen  scheubeklommen 
Die  wogenden  Gedanken  ernst  und  stumm. 
Und  schon  hat  uns  der  Vorsaal  aufgenommen. 
Die  Pforte  schliesst  sich  auf  zum  Heiligthum 
Des  Hauses,  von  Erinnrungen  geweiht 
Der  edelsten  Geselligkeit. 

Ist's  wirklich  dies  Gemach,  an  Schmuck  gering. 
Wo  er  die  Fürsten  abendlich  empfing. 
Wo,  was  geadelt  war  durch  Schönheit,  Geist  und  Rang, 
Sich  zu  ihm  fand,  zu  huldigen  dem  Meister, 
Der  auch  die  widerwilligen  Geister 
Als  Herrscher  ihn  zu  ehren  zwang? 
Geziemte  dies  bescheidenste  Geräth 
Dem  Tempel,  den  ein  Götterhauch  durchweht? 
O  anspruchsloser  Sinn  der  Väterzeit! 
Wie  brachten  wir's  indess  so  herrlich  weit. 
Was  bunt  und  reich  das  Leben  je  geschmückt 
Zur  goldnen  Zeit  der  Kunst,  was  Ost  und  Westen 
An  Pracht  und  Zier  zu  schaffen  je  geglückt. 
Heut  findest  du's  gehäuft  nicht  in  Palästen 
Der  Fürsten  bloss;  des  schlichten  Bürgers  Dach 
Umschliesst  erlesnen  Hausrath  mannigfach. 
Was  aber  frommt  es,  prunkbeflissen 
Feinsinnig  auszustatten  die  Coulissen, 
Wenn  die  Komödie,  die  in  Scene  geht, 
Der  Spieler  kümmerlichen  Geist  verräth! 
Beschämt  erkennen  wir's:  welch  ein  Gedränge 
Unsterblicher  belebt  dies  dürftige  Gemach! 


X  Das  Goethe -Haus  in  Weimar. 


Wir  hören  längstverschollne  Geisterklänge, 

Erlauchte  Namen  tönen  nach  und  nach 

Durch  unsern  Sinn.     Auf  jenem  kahlen  Tische 

Das  Heft  —  ist's  Iphigenie?  Wallenstein? 

Lehnt  Schiller  dort  in  jener  Fensternische? 

Tritt  Herder,  Wieland  in  den  Kreis  herein, 

Der  Humboldt  Brüderpaar  und,  stets  willkommen. 

Der  Mann,  der  von  Homers  geweihtem  Haupt 

Den  einen,  untheilbaren  Kranz  genommen? 

Auch  Sie,  die  ebenbürtig  sich  geglaubt 

Dem  Weltbezwinger,  auf  dem  Ruhebette, 

Dem  schmalen,  thront  sie,  lauschend  in  die  Wette 

Mit  seinen  Freunden  auf  des  Dichters  Wort, 

Der  ernst  und  still  vor  den  Gewalt'gen  trat, 

Des  Spruches  wohl  gedenk :  Im  Anfang  war  die  That. 

Doch  sie,  Corinna,  fühlt  an  diesem  Ort 

So  tief  wie  nie:  Im  Anfang  war  das  Wort. 

Das  Wort  jedoch  verstummt.     Nun  soll  uns  laben 

Musik.     Siehst  du  den  schwarzgelockten  Knaben, 

Den  schlanken,  der  so  frei  das  Haupt  bewegt 

Und  jetzt  des  alten  Flügels  Tasten  schlägt, 

Dass  schwirrend  unter  seinem  Spiel  erwacht 

Der  Flfenreigen  der  Mittsommernacht? 

Der  Dichter  aber,  lauschend  mit  Entzücken, 

Die  Hände  leicht  gefaltet  auf  dem  Rücken, 

Sacht  schreitet  er  das  Zimmer  auf  und  nieder, 

Und  vor  dem  Junobildniss  bleibt  er  stehn 

Und  sinnt,  als  lehrten  dieser  Elfen  Lieder 

Ihn  den  Sirenensang  Homers  verstehn. 

Und  da  sein  Spiel  der  junge  Meister  endet, 

Wie  heiter-zärtlich  er  sich  zu  ihm  wendet 

Und  strahlt  ihn  an,  dem  Stirn  und  Auge  hicht. 

Und  spricht,  ihn  küssend:  Hast  es  brav  gemacht! 

Und  Zelters  Angesicht,  treuherzig  bieder. 

Blickt  von  der  Wand  dort  auf  dvu  Zögling  nieder.  — 


Von  Paul  Heyse.  XI 


O  wer  zurück  uns  brächte  solcher  Stunden 
Unschätzbar  Glück,  das  Jedem,  der's  empfunden, 
Durchs  Leben  folgt',  als  sei  von  dieser  Zeit 
Sein  Thun  und  Denken  höherm  Ziel  geweiht, 
Als  habe,  wer  durch  dies  Gemach  gegangen. 
Des  Geistes  Ritterschlag  empfangen! 

So  war  auch  dir  zu  Sinn,  du  edler  Schwärmer, 
Der  du  die  Sappho  schufst  und,  wohl  bewusst 
Der  hohen  Sendung  in  der  eignen  Brust, 
Nie  dich  empfandst  an  Worten  ärmer, 
Nie  reicher  an  Gefühl.     War's  denn  kein  Traum? 
Was  Jahre  lang  inbrünstig  du  erstrebt, 
Nun  greifst  du's  mit  der  Hand,  nun  wird's  erlebt: 
Du  stehst  vor  Ihm!     Und  docli,  du  glaubst  es  kaum, 
Dass  dir  sein  Wort  ertönt,  sein  Blick  erstrahlt. 
Den  du  in  jugendlichen  Gluten 
Gleich  einem  Gott  unirdisch  dir  gemalt. 
Und  da  du  jetzt  ihn  siehst,  den  Liebevollen,  Guten, 
Wie  er  vertraulich  sich  dir  naht. 
Die  Hand,  die  Götz  und  Faust  geschrieben  hat. 
Die  deine  fiisst,  zu  Tische  dich  zu  führen, 
Da  übermannt  dich  fassungsloses  Rühren, 
Und  denkend,  dass  du  Gast  in  solche  m  Haus, 
In  stürmische  Thränen  brichst  du  aus. 

O  süsse  Thränen,  Thau  so  fruchtbar  mild. 
Du  edelster,  der  Menschenaug"  entquillt. 
Wenn  Andacht,  scheuer  Dank,  des  Strebens  Qual  und  Lust 
Gewitternd  gährt  noch  in  der  Mannesbrust, 
Die  in  der  Räthsel  Überschwang, 
Stolz  und  verzagt,  voll  Inbrunst,  selig  bang 
Erschrickt  vor  so  viel  Himmelsgnaden 
Und  sich  in  Zähren  muss  entladen. 


XII  Das  Goethe -Haus  in  Weimar. 

So  Aveint  die  Rebe  bei  des  Lenzes  Nahn, 
Der  einst  im  Herbste  wird  die  Traube  reifen, 
So  reift'  auch  dir,  Poet,  die  Kraft  heran. 
Das  iroldne  Vhess  der  Dichtuna  zu  eri^reifen. 


Doch  wir  —  von  Schatten  nur  sind  wir  umringt. 
Die  unser  Herzblut  nicht  zum  Sprechen  bringt. 
Wir  sehn  sein  leuchtend  Bildniss  an  der  Wand, 
Den  ernsten  Blick  gross  von  uns  abgewandt. 
Und  nur  mit  Zögern  naht  sich  unser  Fuss 
Dem  AUerheiligsten  des  Genius, 
Der  stillen  Werkstatt,  wo  dem  Lärm  entrückt 
Der  Immerthätige  geforscht,  gesonnen 
Und  sich  und  uns  das  Köstlichste  gewonnen. 
Wie  aber  wird  das  Herz  uns  hier  bedrückt! 
Wie  unfroh  dieser  Raum,  wie  eng  umschränkt! 
Wie  tief  herab  die  Decke  hängt ! 
Kein  Bild,  kein  Teppich,  keine  Zier 
An  Sesseln,  Tischen,  Pulten  hier, 
Xur  was  dem  nacktesten  Bedürfniss  diene, 
Dass  einem  Pfarrer,  Lehrer,  Richter, 
Und  lebt'  er  auf  dem  Dorf  in  schlichter 
Genügsamkeit,  zu  arm  der  Hausratli  schiene. 
Ihm  aber  gnügt'  er.     Nur  gekehrt  nach  innen, 
Nichts  Sinnliches  darf  stören  ihn  im  Sinnen. 
Wie  tausendmal  durchschritt  er  dies  Gemach, 
Indess  gebückt  am  Tisch  der  Schreiber  lauschte. 
Aufzeichnend,  was  beseelt  die  Lippe  sprach, 
Wenn  vor  dem  inncrn  Ohr  der  Quell  der  Diclitung  rauschte. 
Sein  Blick  hing  an  dem  Sonnenstrahl, 
Der  durch  des  Ladens  Spalt  sich  in  das  Dunkel  stahl 
Und  farbenreich  durch  den  Krvstall  gebrochen 
Gelieim  Gesetz  ihm  ausgesprochen. 
Und  wenn  vom  strengen  Werk  ermattet 


Von  Paul  Hevse.  XIII 


Er  innehaltend  hin  zum  Fenster  trat, 

Sah  sprossen  er  des  Gärtchens  junge  Saat 

Und  hörte,  wie  in  Spiel  und  muntrem  Lauf 

Der  Enkel  Stimme  klang  herauf, 

Dass  auf  der  Menschheit  Höh'n,  wo  sich  sein  Geist  erging, 

Ein  warmer  Lebenshauch  sein  Herz  umfing. 

Und  Wärme  brauchte  dieses  Herz,  verbannt 
In  eine  frostig  liebeskarge  Welt. 
Die  Besten,  die  sein  Stern  ihm  zugesellt, 
Wie  haben  sie  sein  Bestes  oft  verkannt ! 
Doch  er,  so  oft  ein  Mensch  sich  ihm  ergab, 
Von  seinem  Gipfel  liess  er  sich  herab 
Und  adelte,  wen  er  zum  Freund  erkor, 
Und  zog  auch  den  Geringen  mit  empor, 
Bis  er  enttäuscht  wie  manchmal  musst'  erkennen: 
Der  Mensch  hat  nur  sich  selber  sein  zu  nennen. 
Ach,  wenn  er  hier  am  stillen  Abend  stand, 
Über  die  niedre  Gartenmauer 
Den  Blick  ins  graue  Firmament  gespannt, 
Ergriff"  ihn  wohl  erhabne  Trauer, 
Und  seiner  Frühzeit  schwankende  Gestalten, 
Die  zärtlich  sich  ihm  nahten,  liess  er  walten. 
Bevölkernd  mit  vertrauter  Schatten  Schaar 
Sein  greises  Leben,  das  vereinsamt  war. 
Ihm  aber  war  gesteckt  ein  weites  Ziel. 
Wer  lange  lebt,  der  überlebt  so  Viel, 
Und  statt  des  Trosts,  der  junge  Schmerzen  stillt, 
Den  seufzend  oft  der  Alternde  beneidet: 
Im  Lied  zu  sagen,  was  er  leidet, 
Sein  Weh  zu  prägen  in  ein  ew'ges  Bild, 
Ist  ihm  als  Stab  und  Stütze  nur  verstattet 
Beschäftigung,  die  nie  ermattet, 
Die  Abends  ihn  bescheiden  sprechen  macht. 
Ein  redlich  Taeewerk  hab'  er  vollbracht. 


XIV  Das  Goethe -Haus  in  Weimar. 


Ach,  wird  in  diesen  engen  Wänden 
Die  Seele  trauervoll  beklemmt, 
Als  ob  wir  in  dem  leeren  Kätich  ständen. 
Der  eines  Adlers  Flügelkraft  gehemmt! 
Nicht  kann  der  Frühlingssonnenstrahl, 
Der  sanft  den  Garten  überglänzt,  uns  trösten. 
Wie  hätten  jenem  Edelsten  und  Grössten 
Ein  Leben  wir  gegönnt  fern  jeder  dumpfen  Qual! 
Statt  dass  er  hier  im  niedern  Raum 
Zu  Ende  träumte  seines  Lebens  Traum 
Und,  wenn  er  späte  Mitternacht 
Einsam  am  Pult  herangewacht, 
Im  schmalen  Kämmerlein  zur  Seiten 
Sich  liess  sein  dürftig  Bett  bereiten, 
Wo  ihm  das  Haupt  ein  leichter  Schlaf  umwob. 
Bis  ihn  ein  letzter  allen  Erdenmühen 
Mit  sanfter  Freundeshand  enthob. 
Doch  kaum,  dass  dieser  Flammenblicke  Glühen 
Erloschen  war,  so  ging  ein  tief  Erschüttern 
Rings  durch  die  Welt,  als  sei  sie  selbst  bedroht 
Von  Todesnacht,  und  durch  die  Lüfte  zittern 
Hört  man  den  Klageruf:    der  grosse  Pan  ist  todt! 


Nein !  Wie  vom  Erzbild,  das  der  Meister  goss, 
Durch  Hammerschlag  die  Erdenhülle  fällt, 
Die  des  Metalles  Strahlenkern  umschloss, 
Dass  rein  hinfort  erglänzt  vor  der  erstaunten  Welt 
Das  hehre  Werk,  so  stand  erhaben 
Sein  Bild,  da  sie  den  lirdenrest  begraben. 
Es  schwieg  der  Neid,  Verkennung  wurde  scheu, 
Undank  und  Hass  hielt  kleinlaut  sich  verborgen. 
Aus  Tüdesnacht  ging  auf  ein  Geistesmorgen, 
Verschwenderisch  an  Gaben,  ewig  neu. 
An  seiner  Ciruft  vorüber  i^ehn  die  Zeiten, 


Von  Paul  Heyse.  XV 


Und  wechselnd  regt  sich  der  Parteien  Toben 

Im  Kampf,  den  nimmer  wir  zu  Ende  streiten. 

Er  aber  steht  in  seiner  Ruhe  droben, 

Und  wie  der  Nordstern  jetzt  von  Nebeldunst  umwoben, 

Jetzt  klar  herabglänzt  in  der  Wogen  Spiel, 

Ein  unverrückbar  leuchtend  Ziel 

Dem  Schiffer  weisend,  so  aus  Sternenklarheit 

Hernieder  sendet  er  den  Strahl  der  Wahrheit 

Und  leitet  durch  den  Sturm  den  schwanken  Kiel. 

So  wird  die  Spur  von  seinen  Erdetagen 

Nicht  in  Aeonen  untergehn, 

Und  die  in  dunklen  Lebensfragen 

Verirrt  und  bang  nach  einem  Führer  spähn, 

Hieher,  zu  dieses  Hauses  ernstem  Frieden 

Hinflüchten  mögen  sich  die  Zweifelsmüden, 

Zu  lernen,  wie  entsagungsvoll  begnügt 

Des  Glückes  Liebling  selbst  sich  dem  Geschick  gefügt. 

Und  scheiden  sie  von  diesem  heil'gen  Ort, 

Wird  als  Geleitspruch  sie  umschweben 

Das  tapfre,  siegesfreud'ge  Wort 

Dess,  der  ein  Kämpfer  war:  Gedenk  zu  leben! 


MüxcHEK,  Februar  1888. 


Paul  Heyse. 


L  Neue  Mittheilungen. 


Goethe-Jaurelch   IX.  I 


I.  Mittheilungen  aus  dem  Goethe- 
Archiv. 


A.    DICHTUNGEN:   BRUCHSTÜCKE  AUS  GOETHES  BE- 
FREIUNG DES  PROMETHEUS  UND  EPILOG  ZUM  FAUST. 


I.  Bruchstücke  aus  Goethes   Befreiung  des 
Prometheus. ' 

Auf  mächtigen  Pfeilern 
unten  von  Wogen  des  Meers  umflossen 
rulien  kühne  Gewölbe. 
Da  dringen  die  Strahlen  der  Sonne 
5  treff"end  herein  und  spielen  mit 


'  Zu  bemerken  ist:  2.  iimfi  ist  gesichert  (das  fernere  Wort 
nur  durch  einen  Strich  angedeutet)  und  damit  wohl  die  Lesung  des 
ganzen  Wortes;  5.  hinter  herein  vielleicht  ein  Punl^t;  7.  innen  nur 
durch  wenige  Striche  angedeutet;  Diiiniiier,  nur  Da  mit  noch  einem 
»^-Striche  ist  geschrieben,  doch  die  Richtigi^eit  der  Lesung  gewiss  niclit 
zu  bezweifeln;  11.  hinter  Ades  ist  bau  getilgt;  ob  ErderschiUierer  oder 
mit  Syncope  zu  lesen  sei,  ist  nicht  zu  erkennen;  15.  ob  andere  oder 
andre,  ist  nicht  zu  erkennen;  vor  stiegen  ist  standen  getilgt;  19.  Sinnens 
steht  oberhalb  ausgestrichenen  Dencicens ;  25.  Goethe  begann  den  Vers 
anfangs  mit  Jit^et,  tilgte  dies  und  schrieb  darunter  den  Vers,  wie  er 
jetzt  gelesen  wird. 

I  * 


Bruchstücke  aus  Goethes  Befreiung  des  Prometheus. 


Immer  lebendigen  Schatten 
tief  innen  wohnet  heihger  Dämmer 
dort  erwartet  von  allen 
Schätzen  des  Meeres  umgeben 
IG  Thetis  den  Gatten. 

Ades  der  Erderschüttrer 
Und  Poseidon  bauten  sie   auf 
mit  Kräfften  der  Götter. 
Berge  ftürzten  zusammen  und 
15  andre  fliegen  autgerichtet 
Empor,  ewige  Zeichen 
Ihrer  Herrschaft. 


Auch  meiner  Seele  nimmt  hinweg  Dein  Licht  den  Gram 
des  tiefen  langen  Sinnens  über  meinen  Schmerz 
20  den  unverdienten 

Höret  an  die  ihr  tief  in  der  Nacht 

in  den  Holen  geworfene  Brut 

auf  den  Thronen  euch  setzend   dahin 


I 


Epilog  zum  Faust. 


2.  Epilog  zum  Faust.  « 

Abk  ü  n  di  gung. 

Den  heften  Köpfen  sey  das  Stück  empfohlen 
Wir  möchtens  gerne  wiederholen 
Allein  der  Beyfali  giebt  allein  Gewicht. 
Vielleicht  daß  sich  was  bessres  frevlich  fände.  — 
5  Des  Menschen  Leben   ift  ein  ähnliches  Gedicht 
Es  hat  wohl  seinen  Antang  und  sein  Ende. 
Allein  ein  Ganzes  ift  es  nicht. 
Ihr  Herren  seyd  so  gut  und  klatscht  nun  in  die  Hände. 

A  1)  s  r  h  i  e  d. 

Am  Ende  bin  ich  nun  des  Trauerspieles 
Das  ich  zuletzt  mit  Bangigkeit  vollführt 
Nicht  mehr  vom  Drange  menschlichen  Gewühles 
Nicht  von  der  xMacht  der  Dunkelheit  gerührt 
5  Wer  schildert  gern  den  Wirrwahr  des  Gefühles 
Wenn  ihn  der  Weg  zur  Klarheit  aufgeführt 
Und  so  geschlossen  sey  der  Barbareyen 
Beschränkter  Kreis  mit  seinen  Zaubereven 

Und  hinterwärts  mit  allen  guten  Schatten 
lo  Sey  auch   hinfort  der  böse  Geift  gebannt 
Mit  dem  so  gern  sich  Jugendträume  gatten 
Den  ich  so  früh  als  Freund  und  Feind  gekannt 
Leb  alles  wohl  was  wir  hiemit  beftatten 
Nach  Often  sev  der  sichre  Blick  gewandt. 
15  Begünftige  die  Muse  jedes  Streben 

Und  Lieb  und  Freundschaft  würdige  das  Leben. 

Denn  mimer  halt  ich  mich  an  Eurer  Seite 
Ihr  Freunde  die  das  Leben  mir  gesellt 
Ihr  fühlt  mit  mir  was  Einigkeit  bedeute 


Epilog  zum  Faust. 


20  Sie  schafft  aus  kleinen  Kreisen  Welt  in  Welt 
^^'ir  fragen  nicht  in  eigensinngem  Streite 
Was  dieser  schilt  was  jenem  nur  gefällt, 
Wir  ehren  froh  mit  immer  gleichem  Muthe 
Das  Alterthum  und  jedes  neue  Gute. 

25  O  glücklich!  wen  die  holde  Kunft  in  Frieden 
Mit  jedem  Frühling  lockt  auf  neue  Flur 
\'ergnügt  mit  dem  was  ihm  ein  Gott  beschieden 
Zeigt  ihm  die  \W>lt  des  eignen  Geiftes  Spur 
Kein  Hindernil^  vermag  ihn  zu  ermüden 

30  Fr  schreite  fort  so  will  es  die  Natur. 

Und  wie  des  wilden  Jägers  braulf  von  oben 
Des  Zeiten  Geilfs  c;ewaltiir  freches  Toben. 


Die  Abhiuhli^^iing  von  Geists  Hand,  3  eigenhändige  alte  Correctur 
über  gestrichenem  IVeuit  nicht  was  neues  ividerspricbt.  —  In  Jolms  später 
Abschrift  findet  sich  von  Goethe  als  2  eingeschoben  Der  Deutsche  sii^t 
z'erstäiidii^  :^«  Gericht  (im  folgenden :  Und  vor  dem  gestrichenen  IVir 
mit  Bleistift),  6  corrigirt  Goethe  eigenhändig  Es  hat  ivohl  [einen  ver- 
gessen?] Anfang  hat  ein  Ende;  also  eine  vStanze  mit  einem  selbständigen 
Schlussruf.     Wir  geben  hier  die  ursprungliche  Fassung. 

Titel  Abschied  und  l  — 13  von  (Jeists  Hand,  der  liest  eigenhändig. 
Nach   14  gestrichen 

Dein  neuen    Triebe,   diesem  neuen  Streben 
Begegne  neue  Kun/l  und  neues  Leben. 

Auf  neue  Sceueii  iß  der  Geiß  gewandt. 
Das  Ganze  von  diagonalem  Strich  durchzogen. 


Goethe  und  die  jüngste  Niobetochter. 


B.  GOETHE  UND  DIE  JÜNGSTE  NIOBETOCHTER 
VON  WIELAND,  BRIEF  KLINGERS  AN  LENZ,  TREBRAS 
AUFZEICHNUNGEN  ÜBER  GOETHE,  ZWANZIG  BRIEFE 
AN  GOETHE,  UND  ZWAR  VON  JACOB  UND  WILHELM 
GRIMM  (NEBST  EINEM  PLAN  DER  BRÜDER  ZU  EINER 
GESELLSCHAFT  FÜR  DEUTSCHE  SPRACHE),  FERNER 
VON  HEINRICH  VON  KLEIST,  ADAM  MÜLLER,  ARTHUR 
SCHOPENHAUER,  LEOPOLD  RANKE,  UND  EIN  BRIEF 
GOETHES  AN  CARL  AUGUST  NEBST  DESSEN  BESCHEIDE. 

3.    Goethe  und  die  jüngste  Niobetochter.' 

Herzensgespräch  [Selbstgespräch]  der  Zuschauer. 

Hoft  er  wohl  gar,  vom  Überfluß 
Seines  allmächtigen  Genius^ 
Soviel  Kraft  und  Geill:  und  Leben 
Dem  kalten  Todten  Bild  zu  geben, 
Als  es  braucht,  unter  seinem  Kuß 
In  süßem  Mitgefühl  aufzubeben? 

Wollt  wünschen,  ich  hätt  so  leidend  und  kalt 
Die  holde  W**g^  in  meinen  Armen! 
Bey  Gott!  sie  sollte  mir  bald 
Erwarmen! 

K^lh. 
Der  närrsche  Mensch ! 

Wieland.  K  ^  Iben  ansehend. 

He,  trauter  Herr, 
Nicht  wahr,  wer  izt  gleich  Göthe  war! 
Ist  doch  tausendmal  glücklicher 
Als  wir  alle  miteinander! 


'  2  Bl.  4°  Briet"bogen,  Wielands  Handschrift.  Auf  dem  ersten  Blatt 
links  oben  mit  Blei  von  Kräuters  Hand  die  Bezeichnung:  ^Tiefurther 
Spässe«.     [     ]   =  gestrichen. 

^  Am  Rande  von  Wielands  Hand:  »^  Wellina;«. 


Goethe  und  die  jükgste  Niobetochter. 


KJb. 
Sub  rosa,  war'  ich  nicht  Alexander, 
So  möcht  wohl  so  ein  Schwärmer  seyn  ! 

Ulclaiui. 
Topp !  Wenn  er  tauschen  will,  schlagt  ein  ! 
Sopbii'cbcn.  ' 
Der  Ungetreue! 
Wie  er  sie  küßt! 
Kein  ich  verzeyhe 

Ihms  [Ximmermehr !]  nun  und  nimmer, 
So  schön  er  ill:! 
Wie  er  sie  lieht! 
Was  er  für  süße 
Nahmen  ihr  giebt! 
Dem  Todten  Mädchen 
Das  weder  Hände  hat  noch  Füße ! 
Wie  er  sie  drückt, 
Wie  er  sie  ftreichelt, 
Wie  er  ihr  schmeichelt ! 
Als  ob  keine  Sophie  war! 
Der  Ungetreue! 
Kein,  ich  verzeyhe 
Ihm  nimmermehr! 

y^    *    ^:    *    Ut'l. 

Mir  wird  so  warm  vom  Zusehn  schon ! 
Wollt  ich  war Endymion!' 

iriclands  Mutter. 
Ilätt"  ich  in  meinem  fünfzehnten  Jahr 

So  einen  Menschen  erblikt, 
Ich  furcht,  er  hätte  mir  ganz  und  gar 

Den  Kopf  verrückt. 


*  Daneben  eine  kleine  Silhouette  der  Sprecherin. 
^  Über    dem     langen    Gedankenstrich    in     kleiner    Schrift:     »der 
Bcrlcpschinc. 


Goethe  und  die  jüxgste  Niobetochter. 


JFielands  Frau. 

Ob  ich  ihm  wohl,  wenn  ichs  erlebe. 
In  acht  Jahren  mein  Mädchen  gäbe? 

IVieland. 

Ihr  Erdenklöße,  den  T  *  *  1  wißt 

Wie  einem  Genie  zu  Miithe  ist! 

Seht  nicht,  wie  seine  ganze  Seele 

In  Wonnegefühl 

Sich  untertaucht!  nennts  Sinnenspiel, 

Wenn  um  diese  keuschen  Jugendwangen 

Diese  heil'gen  Lippen  seine  Seele  spielt, 

Ganz  Begierden  frev  sich  fühlt. 

Von  Bedürfnis  und  Verlangen 

Ganz  entblößt,  entkörpert  ganz, 

Wie  ein  Geift  in  Himmelsglanz, 

Im  Genuß  des  Schönen-Guten  schwebt, 

Und  wahres  Götterleben  lebt! 

MephistopheJes  raunt  Wielanden  ins  Ohr. 

Närrchen !  daß  deine  Bonhommie 

Dich  ewig  doch  an  der  Nase  zieh ! 

Siehft  immer,  du  blödes  Schaafgesicht, 

Den  Wald  vor  Bäumen  und  Sträuchen  nicht. 

Meynft  immer,  's  sev  andern  auch  wie  dir. 

Und  bleibil:  drum  ein  Träumer  für  und  tür. 

Merkft  denn  nicht,  daß  es  nur  Muthwill  ill:? 

Und  daß  er  in  Niobe's  Töchterlein, 

Nichts  anders  als  Bein  von  seinem  Bein, 

Nichts  als  Sein  liebes   Gretchcn  [herzt  und]  küßt; 

Und  denkt  dann  im  Hertzen :  wie  lieblich  und  fein 

Ihm  wäre,  wenn  er  bev  Mondes  Schein 

Auf  halbbeleuchtetem  Blumenbett 

Solch  Mägdlein  in  den  Armen  hätt? 

Denkt :  solche  Unschuld,  fromm  und  schlecht 

Und  graden  Sinns,  war  mir  eben  recht! 


10    Auszug  einer  Briefstelle  Klikgers  aus  Giessem  an  Lenzem. 


Könnt'  ihr  weiß  nuichen  was  ich  wollt 

Nennt'  ich  sie  kosend,  mein  Liebchen,  mein  Gold! 

Machte  noch  gar  sich  ein  Gewissen, 

Wenn  ich  sie  küßte,  nicht  wiederzuküssen ; 

Liebte,  vor  lauter  Unschuld,  mich 

So  treuherzig  und  inniglich. 

Schmiegte  so  schön  sich  an  meine  ßruli, 

Daß  ich  vergieng'  vor  unendlicher  Lult. 

Glaub  mir,  Alter,  so  denkt  er  fürbaß! 

indaud. 
Apage  Satanas ! 


4.  Auszug'    einer  Stelle    aus    einem    Briefe    des  Herrn 

Klinger    aus    Giessen ,    eines    gebohrnen   Frankfurters 

an  Lenzen. 

Hier  haben  Sie  meine  Geschichte.  Soviel  ich  von 
meinem  Vater  weiß,  war  er  ein  wunderbarer  teuriger  Mann, 
der  nicht  an  seinem  Platz  war.  Dabey  von  edlem  Sinn. 
Gott  weiß  wie  seine  Seele  die  Richtung  bekam.  Ich  verlor 
ihn  in  meinem  achten  Jahr  da  er  an  einem  Fall  Itarb,  das 
so  zu  gieng.    Er  etc. 

Nach  seinem  Tode  wird  meine  Mutter  krank  aut  18 
Wochen  für  Kummer.  Wir  Kinder  all,  und  tremde  Leute 
nahmen  das  bissen  wee  das  noch  übria;  war.  Meine  Mutter 
von  der  Liebe  zu  uns  geftärkt  ermunterte  sich.  Arbeitet 
mit  ihren  Händen,  ernährt  drev  unmündige  Kinder,  ohne 
zu  vermeiden,  nicht  in  Schulden  zu  kommen.  Als  ich 
heranwuchs  bat  und  flehte  ich  mich  in  die  Lateinische 
Schule  zu  halten.  Das  geschah,  sie  konnte  mir  nichts  ab- 
schlagen. Noch  erinnere  mich  dal!"»  sie  mein  erfles  Sciuü- 
geld  nicht  bezahlen  konnte  und  es  borgen  nuilke.  13as  gieng 


'  Octavbhut  längsseitig,  auf  beiden  Seiten  beschrieben.  »Lag  im 
Kasten  der  Frau-Rath-Briefe.  Lenzens  Handscliril't,  gewiß  eine  Mitthei- 
lung Ls.  an  Frau  von  Stein   1776.«     (Erich  Schmidt). 


Auszug  einer  Briefstelle  Klingers  aus  Giessen  an  Lenzen.     1 1 


so  iort.  Sie  erhielt  mich  bis  ins  19  Jahr  in  allem,  denn 
wiis  ich  mit  Iniormiren  und  vom  Chor  bekam  \var  sehr 
gering.  Zwey  Jahr  erhielt  ich  mich  und  gab  ihr  was  ich 
konnte.  Nun  wollte  ich  auf  Akademieen  gehn,  hatte  keine 
100  fl.  Ich  ward  mit  Goethe  bekannt.  Das  war  die  erfte 
frohe  Stunde  meiner  Jugend.  Er  bot  mir  seine  Hülfe  an. 
Ich  sagte  nicht  alles  und  gieng  so,  weil  ich  lieber  fterben 
wollte  als  unverdient  was  annehmen.  Die  100  fl.  waren 
bald  all.  Der  große  Goethe  drang  in  mich,  machte  mir 
Vorwürfe  und  nun  leb  ich  schon  ein  ganzes  Jahr  von  seiner 
Güte  —  o  Lenz,  bin  ich  Ihnen  nicht  verächtlich  ?  Ich  wäre 
tausendmal  lieber  geftorben,  kann  ich  Ihnen  sagen  was 
michs  kolfete.  Aber  Goethe,  oh  wenn  ich  seiner  werth 
würde,  wenn  ichs  ihm  erftatten  könnte,  um  froh  zu  fterben. 
Ich  bin  nicht  Herr  über  mich  bis  das  geschehen  ift.  Und 
die  Angft  er  möchte  sich  manchmal  einfallen  lassen,  meine 
Liebe  zu  ihm  rühre  aus  Intresse  her.  Liebfter,  bin  ich  nicht 
unglücklich?  Und  meine  von  Schulden  u.  Elend  gedrückte 
Mutter,  meine  leidende  Schwestern  wovon  die  eine  ein 
herrliches  Geschöpf  \i\,  die  alle  auf  mich  warten  etc. 


Lassen  Sie  Goethen  nicht  merken  gnädige  Frau!   daß 
ich  Ihnen  das  verrathen  habe.  L. 

Ich  danke  Gott,  daß  Arundel  lebt. 


5.    Lebensverhältnisse  mit  Ober-Berghauptmann 
von  Trebra.     1813. 

Es  war  eine  gar  froh  gelfimmte,  luftige  Gesellschaft, 
welche  sich  in  den  Sommermonathen  des  Jahres  1776.  am 
Fuße  der  Sturmhayde  zu  Illmenau  versammlet  hatte.  Die 
Schätze  der  Unterwelt  hatten  hierher  gelockt,  Nachlese  zu 
halten,  in  den  Ueberbleibseln  eines,  vorhin  gar  reich,  und 
glücklich  gewesenen  Bergbaues. 

Groß  und  Klein,  der  hier  zusammengekommenen, 
noch  ziemlich  jugendlichen  Bergleute,  brachten  ein    mäch- 


12  Neue  Mittheilungek. 


tiges  Zutrauen,  und  so  gewaltige  Hoffnung  mit  zur  Stelle, 
daß  sich  damit  der  wirkliche  Besitz,  vollkommen  ersetzt 
hatte. 

Frohheit  war  die  Losung,  und  es  schien  wohl,  als  ob 
man  nur  darum  mit  Gefahr  des  Kopfs  und  Kragens,  müh- 
selig genug,  in  die  Tiefe  der,  mit  StöUn  durchschnittenen 
Felsen ,  mehrmals  hinabsteige,  damit  an  der  Mittagstafel 
nachher,  desto  schmackhafter  das  muntere  Glückauf!  in 
vollen  Bechern  die  Runde  laufen  könnte.  Bald  ifimmte 
sich  der  Ton  völlig  studentikos,  denn  es  war  nur  ein  ein- 
ziger dabev,  welchen  eine  Mandel  schon  verfloßener  Jahre, 
vom  Studenten  trennte,  der  sich  aber  auch  bald  wieder  zu- 
rück jubeln  ließ,  in  jene  harmlose  Studentenfidelität. 

Wie  in  jenen  frohen  Leben,  ging  auch  hier  die  Rech- 
nung auf  das  künftige  Glück,  hier  diesmal  auf  den  Bergbau, 
deßen  Reichthümer  man  sich  ebenso  gewiß  glaubte,  als 
der  Dukaten,  welche  der  Vater  schicken  muß,  wenn  der 
Sohn  itudiren  soll  —  und  wir  ftudirten  Bergbau. 

Ich  war  nur  seit  wenigen  Tagen  erst,  in  diesen  leben- 
vollen  Zirkel  eingetreten,  angeschwommen  aus  einer  Region 
her,  wo  naher  und  ferner  Dienflverhältniße  wegen,  das 
Benehmen  geräuschloß,  sehr  klüglich  llill,  und  forschend 
aus  andern  eingerichtet  sc\"n  nuilke,  alle  frohe  Herzens- 
crgießung  zurückpreßend  —  hier  war  alles  erlaubt.  Unbe- 
wacht ausgelafien  zu  sevn,  war  hier,  wo  nicht  gefordert, 
doch  nicht  ungern  gesehen,  wohl  gar  gewünscht.  So  hatte 
auch  ich,  nach  vorleuchtenden  hohen  Bevspiel,  bald  die 
Ueberzeugung  erlangt,  obwohl  auch  bis  hierher,  Behutsam- 
keit gebietende  Dienstverhältnil^e  mich  begleitet  hatten, 
denn  daß  alle  übrige,  hoher  Adel,  und  niederer,  und  Bürger 
es  glaubten,  bewiesen  allesammt  mit  Händen  und  Beinen, 
im  Gebrauch  gegen  sich  unter  einander,  und  gegen  die 
Höhern.  Nicht  das  —  flürterte  der  Lrnftere  von  ihnen  mir 
7,u,  den  ich  schon  vom  erften  Moment  der  Bekanntschaft  an 
im  Auge  behielt  —  /////'  von  ihren  Leibern  hnllel  ench  fern,  nnd 


Lebensverhältnisse  mit  Ober-Berghauptmann  v.  Trebra.      1 5 

duldet  lieber,  was  sie  körperlich  euch  :^iifügen,  luenn   sie   sich 
:;^iir  haudfälUgen  Lußigkeit  herahlaßen. 

Noch  manche  andere  solche  tief  Hegende  Wahrheiten 
hatte  ich  ihm  schon  abgehorcht,  wo  Großes  im  Wirken, 
auf  Bemerkungen  im  Kleinen  lag  —  Ich  will  mir  auch 
gleich  die  Seitenhaare  am  Kopfe  ganz  wegschneiden  — 
war  einmal  der  Einfall  des  höhern  Frohsinns  —  Das  kann 
man  bald  machen^  war  die  Entgegnung  des  kalten  Ernftern 
darauf,  nicht  so  sie  luieder  luachsen  machen.  — 

Und  doch  ging  diese  Stimme  der  überlegenen  Klugheit, 
im  Fortlaufe  der  Luftigkeit  zu  Regionen  hernieder,  die 
ziemlich  weit  von  jenem  Schutzgeifterischen  Benehmen  im 
Tiefblick,  und  in  Aeußerung,  entfernt  lagen.  Freylich  hatte 
auch  solches  Herabfteigen  allemal  einen  eignen,  moralische 
hohe  Zwecke  aussprechenden  Charakter.  So  war  das  launige 
Gemähide  in  Stützerbach,  wo  die  luftige  Gesellschaft  das 
Glasmachen  beaugenscheiniget  hatte,  und  nun  —  wie  sie 
sich  nie  entgehen  lies  —  ein  frohes  Mittagsmal  zu  ver- 
zehren sich  zusammen  fand,  das  bey  einen  bemittelten 
Krämer  des  Orts  veranftaltet  w'ar. 

Freylich  mochte  dem  Mann  neben  mehrern  andern 
Thorheiten,  welche  die  luftigen  Gesellen  geschwind  genug 
ersahen,  vorzüglich  eine  hohe  Meynung  von  seiner  Handels- 
mannswichtigkeit innwohnen^  in  welcher  er  sich  jedem 
grofen  Kaufmann  in  Hamburg  und  Amfterdam  parallel 
setzen  zu  können  meinte.  In  der  sehr  reinlich  bürgerlich 
verzierten  Stube,  worinnen  die  Tafel  vorgerichtet  war, 
hing  dieser  gegen  über,  ein  Oehlgemählde  des  wohlberühmten 
Kaufmanns,  Lebensgröße  im  Bruftftück,  die  eine  Hand  mit 
langer  Manschette  im  Busen,  das  kaufmännisch  breite,  zahme 
Gesicht,  durch  sehr  weiß  gepuderte  buschige  Perücke,  sehr 
herrlich  verziert.  Manche  Gesundheit  wurde  diesem,  nur  im 
Oehlgemählde  anwesenden  Besitzer  der  Handlung,  während 
der  Mittagstafel  zugetrunken.  Nun  sie  aufgehoben  war,  suchte 
man  das  Original  im  untern  Theile  seines  Hauses,  in  seinen 
Waarengewölbern  auf,  und  da,  um  es  auch  an  handgreiflicher 


14  Neue  Mittheilungek. 

Verspottung  nicht  fehlen  zu  htßen,  wurden  ihm  von  der  Ge- 
sellschaft manche  leere  und  volle  Tonnen,  Kiil:en  und  Karten 
Waaren,    die   mit  Pfeffer  und  Ingwer,   Zucker   und  Coffee 
und  Toback,   überschrieben,   und  mannichfachen  kaufmän- 
nischen Bezeichnungen,  von  Ankern,  und  Triangeln  geziert 
waren,    vor's  Haus  getragen,   und    manches  gar  den  Berg 
hinunter   gekollert.     In  diese,   etwas  weit  getriebenen  zu- 
dringlichen Spiiße  der  frohreichen  Gesellschaft,    hatte  sich 
der  ernftere  Geselle  nicht  eingelaßen.    Dieser  hatte  während 
des    Unfugs    im    Handelsmagazin    der   untern    Region    des 
Hauses,    ein  Gemähide   in  dem  obern  Zimmer  vorbereitet, 
das  sehr  eigen  in  seiner  Art,  ganz  darauf  abgemeßen  war, 
die  höchfte  Lächerlichkeit  darzuftellen.    Von  jenem  bürger- 
lich   eleganten    Kautherrns    Portrait    hatte    er    das    breite, 
blonde,    fade    Gesicht    ausgeschnitten;    durch    die    hiermit 
erlangre  Oeffnung,  schob  er  sein  eigenes  männlich  braunes, 
geiftiges  Gesicht,   mit    den  flammenden  schwarzen  Augen, 
zwischen    der   weißen    dicken  Perücke    durch;   setzte   sich 
auf   einen    Lehnftuhl;    ilellte    das    Gemähide    im    goldnen 
Rahmen  vor  sich  auf  die  Knie,  und  verhing  die  Beine  mit 
einem  weißen  Tuche.    So  wie  die  luftige  Gesellschaft  end- 
lich wieder  heraufgetobt  war,    um    in    dem  Speise-Zimmer 
Caff'ee  zu  trinken,  öffnete  sich  die  Thür  der  dran  ftoßenden 
Kammer,   und    das  Contraftportrait    zog   überraschend  hin, 
beydes  zum  Gelächter,  und  zum  Denken  zugleich. 

Bey  solchen  nicht  zweydeutigen  Merkzeichen,  war  es 
mir  gar  nicht  mehr  zweifelhatt,  des  freundschaltlich  lei- 
tenden Genius  Zweck  war:  durch  einen,  in  überspannter 
Lurtigkeit  mit  gemachten  halben  Schritt  sich  in  die  Möglich- 
keit zu  bringen,  von  der  andern  Hälfte  defto  gewisser,  den 
heran  reifenden  mächtigen  Freund  zurück  zu  halten,  und  so 
aus  dem  dicken  Uebel  der  Zerftreuung  im  Unfug  der  Leiden- 
schaft, zum  lichten  Sonnenftrahl  der  Besonnenheit,  zum 
Genuß  wahren  und  Nutzbringenden  X'ergnügens  zu  lühren. 

Ilierinn  beleftigte  mich  noch  mehr  ein  schönes  Land- 
schafts-Gemählde,  das  ich  zwar  nicht  j^anz  fertig,  nur   an- 


Lebensverhältnisse  mit  Ober-Berghauptmann  v.  Trebra.        1 5 

gefangen  sah,  von  der  Hand  dieses  freundschaftlich  leitenden 
Genius,  während  der  mehrern  argen  Zerftreuungen  in  Ilmenau. 
Herrlich  bedeutsam  angefangen.  Es  war  die  Gegend  von 
Ilmenau,  von  der  Sturmhaide,  und  den,  um  und  neben,  und 
über  ihr  ftehenden  Gebirgköpfen,  in  dicken  Gebirgsnebel 
verhüllt,  Vv"ie  dorten  ott  vorkommt,  in  dem  nemlichen 
Moment  aufs  Blatt  genommen,  wenn  eben  der  Nebel  an- 
fängt, sich  zertheilend  absondernd  in  Wolken  zu  verdichten, 
diese  sich  von  einander  trennen,  und  zwischen  ihnen  in 
den  nun  sichtbaren  Plätzen  die  Köpfe  der  Fichten  bewach- 
senen Berge,  nur  dünn  noch  verschlevert,  schon  durch- 
schimmern, und  der  hiermit  schon  wirkende  Lichtilrahl, 
sich  merkbar  macht,  ob  er  gleich  voll  und  frev,  noch  nicht 
durchbrechen  kann;  des  Gemähides  Original  sah  ich  nie 
fertig,  aber  eine  vollendete  Copie  davon,  sah  ich  mehrere 
Jahre  später,  als  die  Eriüllung  dieser  wahr  prophetischen 
Darstellung,  weit  umher  schon  wohlthätigll;  gefühlt  wurde. 

Und  es  w^aren  noch  manche  andere  Zeichen  reinften 
Edelsinns,  entschiedener  Klugheit  zwischen  allen,  oft  auch 
argen  Lufligkeiten,  des  freundschaftlich  leitenden  Genius, 
in  dem  kurzen,  und  oft  wildrigen  Zusammenseyn  mit  ihm 
zu  bemerken  gewesen.  Nur  eins,  die  Wahrhaftigkeit  des 
Charakters  antreffend,  war  mir  sitzen  geblieben,  das  ich  doch 
noch  für  künftige  genauere  Bemerkungen  in  näherer  Be- 
kanntschaft, vor  allem  Abftimmen  aufbehalten  mußte.  Er 
hatte  in  seinen  Erzählungen  von  gemachten  Gebirgreisen 
mit  vorkommen  laßen: 

»Daß  er  mitten  im  Winter,  um  die  Weynachts- 
Feyertage  bey  großem  Schnee,  und  heftiger  Kälte, 
den  Harz  bereiset,  und  namentlich  den  Brocken  be- 
ftiegen  habe.« 

Das  mußte  mir  wohl  sehr  verdächtig  vorkommen, 
denn  ich  war  auch  zu  den  Wevnachtsfeyertagen,  Schluß 
177 1.  und  Anfang  1772.,  ein  paar  Wochen  aufn  Harze  ge- 
wesen, wo  ziemlicher  Schnee  lag,  es  heftig  kalt  war,  und 
wo  ich  bey  einer  Reise   von  Clausthal    nach  Andreasberg, 


l6  Neue  Mittheilungex. 


aut  dem  Bruchherge,  taft  im  Schnee  hatte  sitzen  bleiben 
müßen.  Und  was  war  der  Bruchberg  gegen  den  Brocken  ! 
auf  den  im  Winter  niemand  haußt ;  wo  tiefe  Thäler  mit 
Schnee  ausgefüllt  sind,  welche  man  von  Felsen,  und  auf 
Felsen,  durch  den  nachgebenden  Schnee,  zur  Ewigkeit 
hinabftürzen  kann.  Wer  möchte  auch  zu  solcher  kalter 
Winterbrockenreise  den  Führer  machen?  und  ohne  Führer? 
welcher  gesunde  Fremde  möchte  da  wohl  entschloßen  ge- 
nug seyn,  solch  eisiges  Wagniß  zu  beginnen!  — 

Unerwartet  führte  mich  bald  hernach,  im  Jahre  1779. 
eine  Fügung  unerwarteter  Umftände,  zu  Dienften  auf  immer 
an  den  Harz,  und  ich  bellieg  den  Brocken  im  Sommer, 
sah  dabe}"  noch  lebendiger  ein,  wie  mißlich,  wenn  nicht 
gerade  unbedingt  unmöglich,  im  tiefen  Schnee  und  großer 
Kälte,  eine  Reise  auf  diesen  höchften  Gipfel  der  Berge  in 
Xiedersachsen  seyn  müßte.  Mein  Glaube  an  die  wirkliche 
Wahrheit  solcher,  in  einer  luftigen  Gesellschaft  beschrie- 
benen Winterreise  aufn  Brocken,  wo  so  manches  N'olks- 
mährchen  einheimisch  ift,  kam  sehr  in  die  Klemme.  Und 
doch  mußte  sie  wahr,  unläugbar  wahr  seyn.  —  So  ging  es 
mit  meiner  Ueberzeugung  davon  zu.  Im  Jahre  1783.,  nun 
ich  schon  am  Harze,  und  mit  dem  Harze,  ziemlich  bekaiint 
worden  war,  besuchte  mich  im  Septbr.  der  waghalsige 
Erzähler,  und  natürlich  mußte  ich  ihn  selbft  nach  den 
Brocken  führen,  der  nun  gewißermaaßen  unter  meinen 
Dienftsprengcl  mit  gehörte.  \'on  Zellerfeld  aus,  wo  ich 
wohnte,  nach  nächften  Wege,  und  damit  ich  durch  eine 
noch  nicht  durchreißte  Gruppe  der  Harz-Gebirgsköpfe  zum 
höchften  unter  ihnen  fteigen  konnte,  ging  ich  diesmal  aul 
das  sogenannte  Coniiiiiinion  Torfhiuis  zu,  an  der  Haupt- 
straße von  Nordhaußen  nach  Braunschweig  gelegen.  Das 
Forft-  und  zugleich  Wirthshaus  allhier,  bewohnte  der  gehende 
Förfter  Degen,  mir  schon  aus  mehrern  gehaltenen  l'orlf- 
ämtern,  als  eifrigfter  Diener,  allemal  auf  haltbarer  Wahrheit 
ftehend,  in  ziemlich  platten  Ernft,  und  diuch  muntre  Laune 
mir  bekannt.  X'or  seinem  kleinen  Hause,  be\-  heitei'n  Weiter 


Lhbensverhaltnissh  mit  Ober-Berghauptmaxn  V.  Trebra.       IT 


letzt  im  Freyen,  richteten  wir  unser  mitgebrachtes  Mittags- 
mahl vor.  Er  war  sehr  geschäftig  bey  so  seltnen  Besuche, 
als  ihm  sein  vice  Berghauptmann  war,  mit  Anftand  Tische 
und  Stühle  für  seine  hohen  Gäfte  herbey  zu  schaffen.  Sein 
Augenmerk  nur  immer  auf  mich  gericiitet,  damit  er  mit 
seinen  Anordnungen  meine  Wünsche  treffen  möge,  fielen 
nur  spät  erft  seine  Augen  auf  den  ,  mich  begleitenden 
Fremden. 

Ihn  erblickend,  sah  er  ihm  erft  noch  forschender  ins 
Gesicht,  sprach  dann:  Nun!  da  kommen  Sie  dann  doch  noch 
einmal,  in  einer  beßern  Jahrszeit  den  Brocken  zu  besuchen. 
Ja!  sie  würden  dorten,  als  sie  mitten  im  Winter  von  mir 
begehrten,  daß  ich  sie  auf  den  Brocken  führen  sollte,  mich 
mit  allen  ihren  guten  Worten  —  er  gab  ihm  einen  Louis- 
d'or  —  doch  gewiß  nicht  beredet  haben,  ihr  Führer  zu  seyn, 
wenn  nicht  eben  durch  den  gar  ftarken  Froft,  eine  harte 
Rinde  über  den  tiefen  Schnee  gezogen  gewesen  wäre,  die 
uns  tragen  konnte.  Aber  noch  nie  hatte  ein  Fremder  das 
von  mir  begehrt,  auch  würde  ich  mit  keinem  das  Wag- 
ftück  unternommen  haben,  wiewohl  es  diesmal  gut  ablief; 
und  W'ir  in  guter  Zeit  von  der  Spitze  des  unbewohnten 
großen  Brockens,  wieder  hier  waren,  nachdem  wir  eine 
gar  seltene  heitere  Aussicht  in  der  Runde  umher  genoßen 
hatten.  — 

Lidem  ich  so,  in  noch  angenehmer  Jalu'eszeit  die 
Harzgebirge  nach  dem  Brocken  hinauf-  und  von  ihm 
wieder  herab  durchftreifte,  führte  mich  mein  waghalsiger 
Freund  noch  zu  einem  Vergnügen,  ebentalls  ein~io  in 
seiner  Art,  und  was  es  auch  wohl  lange  noch  ihm,  mir, 
und  andern  Gebirgforschern  bleiben  wird. 

Wir  gingen  durch  Schierke  über  Elend  und  Oder- 
brückhaus, vom  Brocken  wieder  zurück.  Bereits  im  Jahre 
vorher,  auch  im  Septbr.  hatte  ich  schon  die  Reise  über 
Oderbrückhaus ,  Braunlage  und  Elend  nach  Blankenburg 
gemacht,  und  hatte  auf  dieser  Reise,  zwischen  Oderbrück- 
haus   und   Braunlage   am  Fuße    der  Achtermannshöhe   ein 

Gohthe-Jahrbuch   IX.  2 


l8  Neue  Mittheilungen. 


Stück  ZLisaninicn  gewachsenen  Granits,  mit  dem  schwarzen,, 
jaspisartigen,  wenig  schietVigen  Geilein  getunden,  worinne 
der  Andreasberger   Bergbau,  auf  sehr  silberreichen  Gängen, 
seit  Jahrlumderten    schon    geführt    wird.     Wohl    oft  schon 
hatte  icli  auf  meiner  bergmännischen  Laufbahn,    von  dem 
Urgebirge  Granit,  und  dein  Aiifsii::^en  aller  übrigen  auf  ihm 
sprechen  hören;  gelesen;  im  Zusammenflellen  mit  anderer 
Felsarten  Mannichfaltigkeiten  auch  wohl  geträumt,  aber  ge- 
seheii    hatte    ich    noch  nirgends    etwas    davon,    so    deutlich 
bezeichnend  in  der  Farbe,  und  aut  einander  zusammen  ge- 
wachsen so  teft,  daß  im  Zerschlagen  der  Stücke,  der  Sprung 
immer   durcli  bevde  Gelteinarten  fort  lict,    nie  da,    wo  sie 
zusammenliefen  sich  trennend  von  einander.    Ich  fand  aber 
hier  am  Fuße  der  Achtermannshöhe  nur  Bruchftücke  davon  ;, 
nicht   die  Stelle    im  Berge,    wo    diese  Felsen    eingewurzelt 
llunden.    Dies  mußte  unftreitig  wohl  aut  dem  Gipfel  dieser 
Achtermannshoehe  sevn,    von    wo    die  Bruchftücke    herab 
gerollt  waren.    In  spätem  Jahren  wurde  dieses,  sich  wirk- 
lich so  verhaltend,  von  Laiius  entdeckt,  der  mir  Zeichnung 
und  Anzeige  davon  einlieferte.     Nur  jetzt  konnte  ich  den 
Berg  nicht  befteigen,  weil  Dienftgeschäfte  mich  nicht  dahin 
führten.    Auch  gegenwärtig  an  der  Hand  meines  Freundes 
auf  einer  Wanderung  durch  die  Harzgebirge,  war  es  nicht 
an   der  Zeit,    jene    hohe    Gebirgskuppe    zu    erfteigen,    und 
wenn  mir  auch  jenes  gefundene  seltne  Stück,  noch  lebendig 
genug,  im  Gedächtniß  angeschrieben  geftanden  hätte.    Aber 
unser  romantischer  Weg,  führte  uns  vom  Oderteichdamme 
in  einer,  mehr  auf  Dienftleiftungcn  sich  beziehenden  Rich- 
tung, auf  den  Kehbergersgraben  herunter  nach  Andreasberg, 
und  so,  nah  an  der  Rehbergerklippe  vorbc}-.     Diese  hohe, 
nahe  am  Graben,  ganz  senkrecht  da  ftehende  Felswand,  war 
mit  einem  großen  Haufen  herunter  geftürzter  Bruchftücke, 
von  Tisch    und  Stuhl,    und  C^fen  Großen    verschanzt,    von 
welchen    sogleich  viele    zerschlagen  wurden.     Unter  ihnen 
fanden  sich  mehrere  von  jenen  Doppelgefteinarten  Granit,  mit 
aufgesetzten,  eingewachsenen  dunkelblauen,  laft  schwarzen,. 


Lebensverhaltxissk  mit  Ober-Berghalptmanx  V.  Trebra.       19 


sehr  harten  (jaspisartigen)  Thongeftein.  Die  können  nir- 
gends anders  herkommen,  als  von  jener  KHppe  da  vor  uns. 
Dahin  müßen  wir,  antwortete  mein  Freund.  Behutsam! 
vorsichtig!  schrie  ich  ihn  nach,  die  Moosbedeckten  schlüpf- 
rigen Felsftücke,  liegen  gefahrvoll  durch  einander,  wir  können 
die  Beine  dazwischen  brechen.  Xur  fort!  nur  fort!  ant- 
wortete er  voran  eilend,  wir  müßen  noch  zu  großen  Ehren 
kommen,  ehe  wir  die  Hälse  brechen!  und  wir  kamen  zu- 
sammen heran  an  den  Fuß  der  Felswand,  wo  wir  nun  gar 
deutlich  den  Abschnitt  des  schwarzen  Gefteins,  auf  den  blaß 
fleischrothen  Granit,  in  gar  langer  Linie  sich  hinziehend  er- 
kennen konnten.  Aber,  unserer  ziemlichen  Größe  ungeachtet, 
erreichen  mit  unsern  Händen  konnten  wir  sie  doch  nicht. 
Wenn  du  dich  fefl  hinftellen  wollteft,  sagte  mein  Freund  zu 
mir;  so  wolte  ich  jene,  in  den  Felsen  eingewachsene  Strauch- 
wurzel ergreifen,  mich  im  Anhalten  an  sie,  hebend  aut 
deine  Schultern  schwingen,  und  dann  würde  ich  den  so 
kenntlichen  Abschnittsftrich,  wenigilens  mit  der  Hand  er- 
reichen können.  So  geschahs,  und  wir  hatten  das  seltne 
Vergnügen,  den  merkwürdigen  Abschnittsftrich  von  hier 
eingewurzelten  Urgebirge  rothen  Granit,  und  drauf  ftehenden, 
dunkel-  faft  schwarzblauen  Thongefteins  nahe  zu  sehen, 
sogar  mit  Händen  zu  greifen. 

Ich  habe  nach  der  Zeit,  späterhin,  als  ich  veranlaßen 
konnte,  eine  Rösche  zu  schlämmen,  durch  welche  dieWaßer 
des  Rehberger  Grabens  dem  Andreasberger  Bergbau,  durch 
einen  vorliegenden  Gebirgskopf  hin  zugeführt  werden,  dies 
Zusammentreffen  des  Urgebirgs  Granit,  mit  der  spätem 
Bedeckung  durch  Thongeftein,  auch  innerhalb  der  Felsen 
untersuchen  wollen.  Auf  der  Seite  gegen  iMorgen,  wo  der 
Graben  an  sie  antritt,  ift  der  Eingang,  das  Mundloch  der 
Rösche  im  Granit,  auf  der  entgegen  gesetzten  gegen  Abend, 
im  schwarzen  Thongeftein  der  Ausgang.  Im  langsamen 
und  bedächtigften  Durchfahren  dieser  Rösche,  habe  ich  alle 
Mühe  angewendet,  einen  eben  so  deutlichen,  wenigftens 
ähnlichen  Abschnitt  der  bevden  Gefteinarten  zu  finden,  wo 


20  Neue  Mittheilukgen. 


sie  auf  oder  an  einander  sitzen,  wie  er  in  der  Rehberger 
Klippe  am  Tage  liegt,  aber  mein  Suchen,  und  sorgsamftes 
Spüren  war  vergebens. 

Freyherg  beendigt  den  2j  Januar  iS/^  v.  Tr ; 


Briefe  Jacob  Grimms. 

6. 

Eure  Excellenz 

haben  erft  kürzlich  böhmischer  und  griechischer  \'olkslieder 
mit  besondrer  Neigung  gedacht  und  schon  einmahl  vor 
langer  Zeit  das  schöne  serbische  Lied  von  Asan  Aga  nach- 
gedichtet. Unter  allen  heutigen  Slaven  ertreuen  die  Serben 
sich  der  reinften,  wohllautendil:en  Mundart,  ihre  National- 
poesie reicht  an  Fülle  und  Gemessenheit  meiner  Meinung 
über  alles,  w^as  mir  in  dieser  Art  bekannt  ill:.  Ich  zweifle 
nicht,  daß  Sie  Überbringer  dieses  Schreibens  Herrn  Vuk 
Stephanowitsch,  aus  Serbien  selbtl  gebürtig,  als  gelehrten 
Sammler,  Kenner  und  Herausgeber  dieser  Dichtungen  mit 
Wohlwollen  aufnehmen  und  sich  aus  seinem  Munde  selbll 
einiges  Nähere  von  der  Sache,  die  ihm  so  rühmHch  am 
Herzen  liegt,  berichten  la(>en  werden.  Nachdem  er  bereits 
vor  mehrern  Jahren  zu  Wien  zwei  Bände  dieser  trefl^ichen 
Lieder  (schwerlich  ill;  ein  schlechtes  darunter)  und  zu 
ihrem  \'erftändnis  mit  dem  Beitall  der  gelehrteilen  Slavirten 
Kopitar  und  Dobrowsky  eine  serb.  (jrammatik  und  ein 
reiclies  Wörterbuch  herausgegeben  hat,  beschältigt  er  sich 
nuimiehr  zu  Leipzig  mit  einer  neuen,  beträchtlich  vermehrten 
Ausgabe  der  Lieder.  Bereits  ill:  der  dritte  Theil  bei  Breit- 
kopf und  Härtel  sauber  gedruckt  erschienen  und  dem  Eürllen 
Miiosch,    welcher    für  Sammlung    und    L'nterlUitzuny    der- 


Briefe  a\  Goethe  von  Jacob  Grimm.  21 

selben  viel  gethan  hat,  zugeeignet.  Den  erften  oder  zweiten 
Theil  gedenkt  Hr.  \uk  Ihrer  Durchlauchtigften  Großfürftin 
zu  widmen.  Eure  Excellenz  werden  ihm  am  heften  sagen, 
ob  es  dazu  einer  vorgängigen  Erlaubnis  bedarf?  und  in 
solchem  Falle  vielleicht  die  Güte  haben,  sie  zu  vermitteln. 
Gehörnen  Russen  sind  serbische  Lieder  leicht  verftändlich 
und  schönere,  lieblichere  hat  die  russ.  Literatur  schwerlich 
autzuweisen. 

Da  ich  mich  mit  der  serb.  Sprache  beschäftigt  habe 
und  mit  Hülfe  des  Wörterbuchs  die  Lieder  ziemlich  ver- 
liehen kann;  so  bin  ich  so  frei,  zur  Probe  die  Übersetzung 
eines  der  kürzeren,  wie  sie  in  der  Geschwindigkeit  eben 
gerathen  will,  beizufügen.  Es  ill  aber  kaum  thunlich,  die 
vollkommenen  Formen  dieser  Sprache  in  unser  viel  mehr 
abcreschliffenes  Deutsch,  dem  außerdem  der  trochäische 
Silbenfall  unbequem  ift,  zu  übertragen  und  je  bekannter 
man  mit  den  Originalen  wird,  defto  mehr  jammert  es  einen, 
sie  im  deutschen  Ausdruck  zu  radbrechen. 

Ich  bin  mit  Verehrung 

Eurer  Excellenz 

^       ,       ^         „  gehorsamflr  Dr. 

Lassei  i  üct.  182^.  ^  . 

Grimm. 

7- 

Ew.  Excellenz 

haben  durch  die  wohlwollende  Aufnahme  des  Herrn  Vuk 
Sich  denselben  zu  immerwährender  Dankbarkeit  verbunden. 
Er  ill:  gegenwärtig  in  sein  Vaterland  heimgekehrt,  wo  es 
nicht  an  Verkennern  und  Befeindern  der  verdienfllichen 
Bemühungen  dieses  Mannes  fehlt.  Zumahl  scheint  ihm  die 
serbische  und  ungrische  Geiftlichkeit  abgeneigt,  welche  den 
engen  Kreis  ihrer  Kirchensprache  durch  die  Aufmunterung 
und  Hervorhebung  der  lebendigen  Landessprache  beeinträch- 
tigt wähnt,  die  Volkslieder  für  zu  frei  oder  abgeschmackt 
und  der  Sammlung  tür  unwerth  hält. 

Das  beiliegende  Lied  von  der  Erbauung  Scutari's  hatte 
mich    durch    seinen  Inhalt,   der  sich  mit   weitverbreiteten 


22  Neue  Mittheilungen. 

\'olkssagen  berührt,  vor  andern  angezogen.  Die  Schönheit 
seiner  Form  dart  nicht  nach  meiner,  zwar  getreuen,  aber 
unvoUkommnen  Übersetzung  ermessen  werden.  Befrie- 
digende Übertragungen  der  serbischen,  so  wie  aller  \'olks- 
lieder  überhaupt,  werden  sich  schwerlich  geben  laßen.  Die 
epischen  Formeln,  im  Original  natürliche  Wiederhohlungen, 
bekommen  in  der  Nachbildung  etwas  Gezwungenes  und 
Schleppendes.  \'ielleicht  hätte  ich  andere  und  kürzere  Stücke 
übersenden  sollen,  vor  allen  das  großartige  Gedicht  von 
Marco's  Tode;  doch  hat  mir  Herr  Vuk  gemeldet,  daß  er 
selbft  an  Eure  Excellenz  gerade  von  diesem  und  andern 
Liedern  wörtliche  Versionen  hat  gelangen  lal>en,  aus  denen 
sich  die  Einfalt  und  Gefälligkeit  der  Texte  ebenßo  gut  oder 
beßer  ergibt,  als  aus  meinen  metrischen  Nachahmungen. 

Ich  bin  so  trei,  die  \'erdeutschung  der  serb.  Gramma- 
tik beizufügen. 

Mein  Bruder,  der  Mahler,  hat  mit  Dank  und  Belehrung 
die  Anzeige  seiner  radirten  Blätter  im  letzten  Hefte  tür 
K.  und  A.  gelesen  und  denkt  sich  die  ihm  ertheilten  Winke 
zu  Nutz  zu  machen.  Neulich  hat  er  Bildnisse  göttingischer 
Professoren  mit  Glück  radirt,  aber  noch  keine  guten  Ab- 
drücke zur  Hand. 

Mit  Verehrung  Ew.  Excellenz 
CasseJ  S  Mai  gehorsamfter  Diener 

1S24.  Grimm. 

FüNi-  Briei-h  Wilhki.m  Grimms. 
8. 

Flochwohlgeborner  Herr 

Hochgeehrteller  Herr  Geheim  Rath 
Erlauben  Ew.  Excellen/,  dal>  ich  bei  Zurückgabe  der 
altdeutschen  Manuscripte  nochmals  lür  die  gütige  Mit- 
theilung derselben  danke,  wie  für  die  Nachsicht,  womit 
Sie  mir  solche  fall  ein  halbes  Jahr  anvertraut  haben.  Ich 
würde  sie  nicht  so  lange  behalten  haben,    wenn    ich    nicht 


Briefe  an  Goethe  von  Wilhelm  Grimm.  23 


7.U  derselben  Zeit  auch  von  andern  Orten  Mss.  erhalten  hätte, 
wobei  mir  eine  kurze  Frift  gesetzt  war;  und  wenn  nicht 
<ias  copiren  der  alten  Mss.  eine  so  mühsame  langwierige 
Arbeit  w^äre:  zumal  wenn  die  Verwirrung,  wie  bei  einem 
der  dortigen,  wie  absichtlich  vorkommt. 

Ich  nehme  mir  die  Freiheit  Ew.  Excellenz  ein  hai- 
risches  Volksbuch  zu  übersenden,  von  dem  ich  einige  Exem- 
plare erhalten,  worin  freilich,  was  das  schlechte  se\n  soll, 
das  belle  seyn  muß,  das  aber  wie  es  mir  scheint  recht 
gut  ift,  und  worin  der  letzt  noch  lebendige  Geift  und  Witz 
des  Abraham  a  Sancta  Clara  vortrefflich  dargeltellt  ift,  so 
wie  auch  das  Bild  nicht  ohne  allen  Werth  ift. 

Auch  erlaube  ich  mir  zu  bemerken,  dal>  das  Bruchftück 
einer  Romanze,  welches  Sie  auf  einem  Maculaturbogen 
gefunden,  zu  drei  oder  vier  ähnlichen  gehört,  welche  Kose- 
garten  in  seinen  »Blumen«  (Berlin  1808.)  aus  dem  schwe- 
dischen übersetzt  hat. 

Ich  empfehle  mich  mit  meinem  Bruder  der  Gewogen- 
heit Ew.  Excellenz,  und  habe  die  Ehre  mit  \'ersicherung 
der  größten  Hochachtung  zu  seyn 

Ew.  Excellenz 
Caßel  am  S  Jmix  gehorsamfter  Diener 

iSio.  Wilhelm    C.    Grimm. 


9- 


Cafk'!  am  iS''"  Jnuy  iSii. 


Ew.  Excellenz 
erlauben,  daß  ich  Ihnen  die  fertig  gedruckten  dänischen 
Lieder  übersende,  und  bitte  das  Buch  ebenso  geneigt  an- 
zunehmen, als  einen  Theil  desManuscripts  Sie  angenommen, 
welches  ich  die  Ehre  hatte  Ihnen  persönlich  zu  überreichen. 
An  Fleiß  mancherlei  Art  habe  ich  es  dabei  nicht  fehlen 
laßen :  mögte  sich  einiges  der  Arbeit  das  Wohlgefallen  Ew. 
Excellenz  erwerben.  Eine  Neigung  zu  verändern  und  das 
Fremde  dem  Theil  des  Publicums,  das  er  im  Sinne  hat 
näher   zu  rücken,    mag   wohl   jeder  Übersetzer  empfinden, 


24  Neue  Mittheilungen. 


and  es  liegt  dieser  Neigung  gewiß  ein  richtiges  Gefühl, 
das  nämlich,  dnß  vor  allem  eine  lebendige  wirkliche  Be- 
rührung das  Wünschenswerthefte  sev,  zum  Grund;  indeß 
wird  doch  eine  Scheu  die  Würde  und  den  Werth  des  Ori- 
ginals nicht  zu  verletzen  ebenso  natürlich  seyn,  und  ihn 
antreiben,  alles  andere  mögliche  zu  versuchen,  doch  zu 
jenem  Ziel  zu  gelangen  und  die  Rechte  der  Gegenwart  zu 
beachten.  So  bin  ich  ganz  treu  geblieben  und  habe  mich 
doch  gehütet,  so  viel  ich  konnte,  nicht  auf  moderne  Art 
caricaturmäßig  /u  übersetzen  ;  ob  es  mir  gelungen,  weiß 
ich  freilich  nicht,  ich  habe  von  niemand  ein  Urtheil  darüber 
vernehmen  können:  wird  man  es  verneinen,  so  kann  ich. 
niich  wenigftens  mit  einem  beßern  Willen  entschuldigen. 
Überhaupt  darf  ich  auf  kein  sehr  großes  Publicum  rechnen: 
diese  Lieder  haben  doch  so  manches  eigenthümliche, 
manche  werden  erft  einem  guten  geneigten  Willen  zugäng- 
lich und  erfreulich,  und  dieser  ift  gar  nicht  zu  erwarten 
in  einer  Zeit,  wo  man  die  Critik  über  ein  Gedicht  für  höher 
halt,  als  die  unschuldige  Freude  daran,  so  daß  viele  aus 
Bequemlichkeit  das  Buch  zur  Seite  legen  werden.  Indeß 
wird  doch  niemand  seinen  Werth  für  die  Geschichte  der 
Poesie  so  leicht  ableugnen;  daß  diese  Heldenlieder  halb 
unser  verlorenes  Eigenthum,  und  durch  viele  Jahrhunderte 
hindurch  gelebt,  bleibt  ein  merkwürdiges  Resultat;  ich  habe, 
was  mir  sonft  von  allgemeinerm  Intereße  schien  in  der 
\\)rrede  bemerkt,  in  dem  Anhang  wird  der,  welcher  sich 
dem  besonderen  Studium  zu  lieb  durcharbeiten  kann,  noch 
manches  andere  nicht  unwerthe  daran  geknüptt  tmden.  — 
Darin  daß  diese  Lieder  durch  so  lange  Zeiten  lebendig  ge- 
blieben, so  manches  Gemuth  bewegt,  erfreut  und  gerührt 
haben,  von  so  manchem  neu  gesungen  worden,  liegt  auch 
der  Grund,  da(^  sie  der  modernen  Critik  unverwundbar 
bleiben  und  sie  können  es  wohl  noch  \ertragen,  wenn  sie 
letzt   ein  einzelner  schlecht  nennt. 

Durch   einen  glücklichen  Zufall   bin   ich   im  Besitz  herr- 
licher   Schatze   der    altnordischen    Literatur,    die    man    mit 


Briefe  an  Goethe  von  Wilhelm  Grimm.  25 


Unrecht  die  isländische  nennt.  Der  Minifter  am  dänischen 
Hof,  Graf  Hammerftein,  der  mit  schönen  Kenntnißen  Geift 
und  ein  reges  Intereße  für  die  Wißenschaft  verbindet, 
sendet  mir  mit  einer  LiberaUtät,  die  eben  so  sehen  ift,  wie 
jene  Schätze  es  sind,  Abschriften  von  den  Manuscripten 
des  Magnäischen  Inftituts,  die  icli  mir  nur  wünsche.  Es 
ift  viel  glücklicher  Zufall  dabei  vereinigt,  denn  ohne  den 
Einfluß  seiner  Stelle  wairde  es  nicht  so  leicht  möglich  seyn 
dazu  zu  gelangen,  weil  die  Dänen  mistrauisch  sind  und 
eifersüchtig  darauf.  Dabei  aber  sind  sie  so  trag  und  gegen 
die  Sache  selbft  eigenthch  ganz  gleichgültig,  daß  fürs  erfte 
keine  Hoffnung  da  ift,  sie  würden  etwas  darin  leiften:  ein 
recht  klarer  Beweis  ift,  daß  sie  eine  vollitändige  in  jeder 
Hinsicht  fertige  Bearbeitung  der  jüngeren  Edda  von  einem 
Isländer  nun  schon  ein  halbes  Jahrhundert  im  Manuscript 
haben  liegen  laßen,  während  die  einzige  Ausgabe  von  Re- 
senius  eingeftändlich  sehr  lückenhaft  außerdem  höchft  selten 
ift.  Man  darf  fragen,  welches  Volk  eins  seiner  wichtigften 
Monumente  in  diesem  Grad  vernachläßigt,  und  niemand  hat 
sein  Brot  so  in  Sünden  gegeßen,  wie  die  beiden  Isländer, 
welche  das  Infl:itut  besoldet  zur  Bearbeitung  der  alten  Sagen, 
und  welche  seit  dreißig  Jahren  eine  Übersetzung  geliefert 
haben.  Das  vorzüglichfte,  was  ich  habe,  ift  eine  Abschrift 
des  zweiten  Theils  der  Sämundischen  Edda,  deßelben,  wovon 
Hr.  Arndt  ein  Ms.  mit  sich  herumführt.  Es  kann  mich  eine 
Vorliebe,  die  aus  dem  Studium  eines  Gegenftands  leicht 
erwächft,  und  welche  nicht  zu  sehr  Tadel  verdient,  wenn 
sie  nur  wahr  ift,  in  etwas  täuschen,  allein  diese  Lieder 
scheinen  mir  von  so  gewaltiger,  großartiger  Poesie,  daß 
ich  sie  mit  zu  dem  vorzüglichften  rechnen  muß,  was  uns 
aus  der  Zeit  des  ernften,  grandiosen  Styls  von  irgend  einem 
Volk  übrig  geblieben.  Sie  gehören  meiil:  in  den  Cyklas 
des  Nibelungen  Lieds  und  ftellen  die  alte  Sage  in  der  dem 
Norden  eigenthümlichen  abweichenden  Recension  dar.  Sie 
scheinen  mir  in  dieser  Geil:alt  älter  als  das  deutsche  Lied, 
es  muß  schon  einige  Zeit  hingegangen  seyn,   eh   sich  das 


26  Neue  Mittheilukgek. 


einzelne  so  zu  einem  Ganzen,  wie  in  diesem,  zusammen- 
fügen konnte.  \\'enn  das  Nibelungen  Lied  anmuthiger, 
sinnlicher  und  menschlicher  erscheint  und  der  Kern  schon 
in  einen  reichen  grünen  Baum  aufgegangen,  so  zeigt  er 
sich  hier  weniger  entwickelt,  urkräftig  aber,  wie  auch  die 
Heldensage  darin  der  Mythe  und  dem  Bedeutenden  viel 
naher  fteht.  Manche  wichtige  Aufklärung  wird  sich  daraus 
ergeben,  wie  es  z.  B.  ganz  deutlich  wird,  daß  man '  an 
eine  Seelenwanderung  glaubte.  Ich  bin  so  frei  Ew.  Excel- 
lenz eine  Übersetzun»  des  erften  Lieds,  deren  es  etwa 
zwölf  sind,  beizulegen ;  es  ifl  blos  ein  Versuch,  eine  sorg- 
fältigere und  ausgearbeitetere,  da  mir  noch  n'iancher  Aus- 
druck dunkel  iif,  und  die  Hilfsmitiel  beschränkt  genug 
sind,  wollen  wir  Brüder  mit  dem  nordischen  Text  und 
einer  Einleitung,  die  das  m3'thische  und  hiftorische  erläutert, 
bekannt  machen,  wenn  sich  das  Publicum  nur  einiger- 
maßen dafür  intereßirt. 

Mein  Bruder  in  München  hat  mir  zwei  Bilder,  die  er 
vor  einiger  (Zeit)^  beendigt,  zugeschickt  mit  der  Bitte  Sie 
Ihnen  zu  übersenden. 

Entschuldigen  Ew.  Excellenz  diese  Freiheit  gütigil  und 
nehmen  Sie  die  Blatter  nachsichtig  auf.  Eine  natürliche 
Parteiliciikeit  kük  sie  mich  wohl  zu  günftig  betrachten, 
indeßen,  wenn  sie  \'on  einem  fremden  herrührten,  glaub 
ich  doch,  würden  sie  mir  leicht  und  dabei  kräftig  gearbeitet, 
überhaupt  wohlgerathen  \orkommen.  Sie  sind  nach  Ori- 
ginalien  der  Münchner  Bibliothek  und^  wo  ich  nicht  irre  \\\ 
Luthers  Kopf  indeß  auch  in  einer  Steinzeichnung  wieder 
copirt  worden.  Mögten  Ew.  Excellenz  dies  alles  mit  wohl- 
wollenden  Augen   betrachten. 

lirlauben  Sie  mir  die  \'ersichrung  der  größten  Hoch- 
achtung und  die  Bitte  um  eine  geneigte  Erinnerimg 

l'Av.  I-^xcellenz  gehorsamifer  Diener 
Wilhehn   C  (jrimm. 

'   Vorher  noclinials  irrthüiiilich  »aiic 

^  »Zeit«  felilt  im  Ms. 


Briefe  an  Goethe  von  Wilhelm  Grimm.  27 

10. 
CaßeJ  am  i''""  August  1S16. 

Als  ich  vor  kurzem  die  Ehre  hatte,  Ew.  Excellenz 
meine  Aufwartung  zu  machen,  gaben  wohlwollende  Äuße- 
rungen mir  die  Erlaubniß,  Ihnen  das  Wenige,  was  mein 
Bruder  und  ich  bisher  für  die  altdeutsche  Literatur  gear- 
beitet, zuzusenden ;  wovon  ich  hier  Gebrauch  mache.  Daß 
diese  Arbeiten  äußerlich  Raum  genug  einnehmen,  sehen 
wir  in  diesem  Falle  eher  für  einen  günftigen  und  bescheidenen 
Umftand  an,  denn  es  verifeht  sich  dabei  von  selbft,  daß 
das  Einzelne  nur  dann,  wenn  es  in  den  Kreis  beftinmiter 
Betrachtung  fallt,  sich  Ihrer  Berücksichtigung  und  näheren 
Theilnahme  wird  ertreuen  dürfen. 

Die  frühfte  der  gegenwärtigen  Schritten  ifl:  das  Hildc- 
hrandsJied ;  da  unsere  Bibliothek  diese  schätzbare  Handschritt 
besitzt,  so  glaubten  wir  uns  schon  schuldig,  den  Gewinn, 
der  aus  der  eigenen  Betrachtung  derselben  sich  ergibt,  mir- 
zutheilen,  wenn  uns  auch  nicht  die  Arbeiten  an  der  Edda 
schon  dazu  geführt  hätten.  Es  bleibt  als  das  ältefle  deutsche 
Gedicht  und  der  Ächtheit',  die  glücklicherweise  keinem 
Zweifel  unterliegt,  immer  sehr  merkwürdig  und  gewährt, 
wenn  auch  nur  einen  doch  einen  hellen  Blick  in  die  Bildung 
damaliger  Zeit,  welcher  das  Großartige,  das  den  eddischen 
Gesängen  eigen  ist,  auch  natürlich  gewesen  zu  sevn  scheint. 
Wäre  ein  ähnliches  Werk,  auch  nur  von  geringem  Umtang 
aus  jener  Zeit  übrig  geblieben,  es  würde  mehr  Autklärung 
nach  allen  Seiten  daraus  hervorgehen  als  durch  die  müh- 
samften  Arbeiten  eines  ganzen  Menschenlebens. 

In  den  Haus-Märchen  haben  wir  versucht,  die  noch 
letzt  dieser  Art  gangbaren  Überlieferungen  zu  sammeln. 
Sie  bezeichnen  einmal  ohne  fremden  Zusatz  die  eigenthüm- 
liche  poetische  Ansicht  und  Gesinnung  des  \'olks,  da  nur 
ein  gefühltes  Bedürfniß  jedesmal  zu  ihrer  Dichtung  antrieb, 
sodann    aber   auch    der  Zusammenhang  mit  dem  trüberen, 


'  So  in  der  Handschrift,  vielleiclit  »wegenu  zu  ergänzen. 


28  Neue  Mittheilungen. 


aus  welchem  deutlich  wird,  wie  eine  Zeit  der  andern  die 
Hand  gereicb.t,  und  manches  reine  und  tüchtige,  wie  ein 
von  einem  guten  Geift  hei  der  Geburt  gegebenes  Geschenk, 
immer  weiter  überliefert  und  dem  begabten  Geschlecht  er- 
halten worden.  Wir  haben  sie  aus  beiden  Gründen  so  rein 
als  möglich  aufgefaßt  und  nichts  aus  eignen  Mitteln  hinzu- 
gefügt, was  sie  abgerundet  oder  auch  nur  ausgeschmückt 
hätte;  obgleich  es  unser  ^\\lnsch  und  Beltreben  war,  das 
Buch  zugleich  als  ein  an  sich  poetisches  ertreulich  und  ein- 
dringlich zu  erhalten.  Ich  lege  nur  den  zweiten  Band  bei 
und  werde  von  dem  erften,  deßen  Exemplare  vergriften 
sind,  die  neue  ohnehin  viel  verbel-Wrte  Auflage  nachsenden. 
Doch  finden  sich  gerade  in  diesem  Theile  die  merkwürdigen 
mit  der  alten  einheimischen  Heldensage  zusammenhangenden 
Märchen,  in  welchen  sich  sogar  noch  das  Nordische,  näm- 
lich die  Sage  von  der  im  \' erborgnen  lebenden  kcniiglichen 
Aslauga  (Xr.  8)  auch  unter  ims  eriialten  hat.  Den  An- 
merkungen, welche  ziu-neifl  jenen  Zusammenhang  mit 
dem  früheren  andeuten ,  ifl  in  dieser  Geflalt  vielleicht 
etwas  zu  viel  Schärte  in  dem  Ausdruck  der  Behaup- 
tungen nachzusehen,  allein  bei  ihrer  nothwendigen  Kürze 
war  dies  kaum  zu  vermeiden  und  eine  nähere  Darlegung 
der  Ansicht,  worauf  sie  sich  iKitzen,  wird  vieles  in  den 
Zusammenhang  und  dadurch  in  sein  rechtes  gemäfMgtes 
Licht  ftellen. 

Eine  verwandte  Sanniilung  enthalten  d\c  clciitsrhcii  Süi^oi, 
wovon  eben  dieser  erite  Band  erschienen  ill.  Da  hier  selbft 
die  Anmerkungen  mußten  zurückgehalten  werden,  so  haben 
sie  wohl  mehr  das  Ansehen  eines  blosen  Unterhaltungs- 
buches, indeßen  deutet  die  \'orrede  wenigticns  an,  dai>  wir 
noch  einen  hcihern  Werth  hinein  legen;  denn  wir  hoflen, 
sobald  die  Sammlung  beendigt  ill  ,  in  einer  besondern 
Schlußschritt  zeigen  zu  kcnmen,  an  wie  viele  Puncte  z.  B. 
der  dunkeln  Zeit  der  Geschichte,  der  Sprache,  die  der  sorg- 
samften  Betrachtung  werth  sind,  diese  Sagen  ohne  Zwang 
sich  anknüpten  lassen,    liier  haben  sich  noch  Überrelle  der 


Briefe  an  Goethe  von  Wilhelm  Grimm.  29 

alten  germanischen  Mythologie  erhalten,  wie  z.  B.  die  Frau 
Holla  nichts  anders  als  eine  wahre  Natur  Göttin,  eine  freund- 
liche und  furchtbare,  eine  große  Mutter  vom  Berge  ifl.  Auch 
die  Sage  von  den  Siebenschläfern  findet  sich  als  eine  eigen- 
thümlich  deutsche  in  mancherlei  Richtungen  z.  B.  Nr.  29. 
7.  21.  23.  Uns  ifl  diese  Sammlung  eine  angelegentliche  Sache, 
zwar  verfteht  sich  von  selbfl,  daß  wie  durch  ein  Wörter- 
buch eine  Sprache  nicht  kann  dargeftellt  und  eingefaßt 
werden,  so  auch  die  deutsche  \'ülksdichtung  nicht  damit 
kann  vollftändig  begriffen  w^erden,  aber  recht  verlianden 
und  benutzt  muß  ein  solcher  Überblick  aller  Puncte,  wo 
sie  sich  geäußert,  sey  es  nun  in  einer  reichen  oder  armen 
und  kleinen  Blüthe,  das  lebendigite  Mittel  zur  Einsicht  in 
ihr  Wesen  seyn. 

Bei  der  Edda  kam  es  uns  daraut  an  sowohl  die  wißen- 
schaftlichen  Foderungen  nach  unsern  Kräften  zu  betriedigen, 
als  auch  die  ausgezeichnete  und  gewaltige  Poesie  darin 
so  nah  als  möglich  zu  rücken.  Wären  diese  Lieder  blos 
mvthologischen  Inhalts,  wie  die  längll;  in  Dänemark  heraus- 
gegebenen, so  könnte  die  hier  zugefügte  Prosa-Übersetzung 
entbehrt  werden,  aber  hier  schien  sie  uns  das  natürlichfte 
und  darum  befte  Mittel  zum  Verfländniß.  Die  \'orrede 
kann  erft  mit  der  zw^eiten  Abtheilung  dieses  Bandes  aus- 
gegeben werden,  indeß  haben  wir  das  nothwendigfte  daraus 
zur  Bekanntmachung  den  Göttinger  Anz.  (1815.  Nr.  iio.) 
mitgetheilt.  Uns  Deutschen  gehören  diese  eddischen  Lieder 
in  so  vielen  Beziehungen  an,  daß  sie  kaum  etwas  auslän- 
disches heißen  können.  Merkwürdig  bleibt  wiederum  ihre 
geiftige  Verwandschaft  mit  dem  Oßian,  ob  sie  gleich  mehr 
Leib  und  sinnliche  Gegenwart  haben. 

Die  Herausgabe  des  Aimoi  Heinrichs  ift  zwar  zunächft 
durch  die  Zeit  veranlaßt  worden,  indeß  haben  wir  auch 
hier  ein  ursprünglich  einheimisches,  in  einer  gewißen  Vol- 
lendung erzähltes  Gedicht  ausgesucht.  Die  voranflehende 
Übersetzung  sollte  es  gleichfalls  allgemein  zugänglich 
machen :  wir  haben  darin  keine  alte,  unverfländHche  Sprache 


Neue  Mittheilungen. 


gehen  laßen,  aber  auch  nicht  die  X'ortheile  aufgehen  wollen, 
die  aus  der  Kenntnif:)  derselben  entspring:.  Ob  es  uns 
gelungen  und  das  Ganze  ohne  Anftoß  mit  Wohlgefallen 
zu  lesen  iil,  können  wir  selbll:  nicht  beurtheilen;  völlig 
mißlungen  und  ganz  unerträglich  scheint  uns  die  Art,  in 
welcher  Zeune  das  Nibelungenlied  in  Prosa  aufgelöft  oder 
eigentlich  zerhackt  hat.  Bei  dem  Text  haben  wir  den  Ver- 
such einer  eigenthümlich  critischcn  Bearbeitung  gemacht, 
die  Austührlichkeit  der  erklärenden  Noten  muss  der  Um- 
ftand  rechtfertigen,  daß  eine  Grammatik  der  alten  Sprache, 
ein  einigermaßen  vollftändiges  Wörterbuch  noch  gar  nicht 
vorhanden  ift.  Die  zugefügten  Abhandlungen  werden  sich 
auch  einmal  runder  ausarbeiten  lalk-n,  doch  hoffen  wir, 
manches    merkwürdige    darin    zusammengeffellt    zu  haben. 

In  den  ahdenIscJjcn  IVäldciii  haben  wir  einzelne  Vor- 
arbeiten und  aus  unserer  Quellensammlung  kleinere  Stücke, 
so  manichfach  als  möglich,  mitgetheilt.  Wir  haben  diese 
Zeitschritt  llreng  iür  Leute  vom  Handwerk  bellimmt  und 
suchen  in  diesem  Umffand,  den  man  getadelt,  eher  cm  Lob, 
da  es  Unterhaltungsschriften,  in  welchen  das  ernll:haitere 
gewöhnlich  verloren  geht,  genug  gibt.  Nachsicht  gegen 
alles  zu  ffreng  und  einseitig  gehaltene  hatten  wir  uns 
gleich  in  der  X'orrede  aus  natürlichen  Gründen  erbeten. 
Merkwürdig  ill  der  Zusammenhang  eines  altdeutschen  hier 
aus  der  Handschritt  zLierft  abgedruckten  Gedichts  mit  einem 
neugriechischen  \'olkslied  (B.  i.  35.  ff.  u.  B.  II.  181.  tf.)  Im 
zweiten  Bande  ill  ein  altdeutsches  mythisches  Gedicht  ab- 
gedruckt, woraus  sich  eins  und  das  andere  zur  Erklärung 
der  altd.  Gemähide  ergeben  könnte,  z.  B.  über  die  schwarze 
Mutter  Gottes.  S.  206.  Der  dritte  Band  ill  in  diesem 
Augenblick  noch  nicht  vollendet. 

Die  altdeutsche  Literatur  und  was  damit  zusannnen- 
hängtj  kann  sich  noch  nicht  rühmen,  dal>  sie  in  irgend 
einer  Richtung  vollltändig  zu  überschauen  sey ,  bis  letzt 
sind  nur  größere  oder  kleinere  Bruchffücke  daraus  bekannt 
geworden.     Dies  zieht   ihr  natürlich,    wo  nicht  Abneigung 


Briefe  an  Goethe  von  Wilhelm  Grimm. 


doch  eine  gewiße  Gleichgültigkeit  derjenigen  zu,  welche 
sie  nicht  gerade  als  Handwerk  treiben,  wenigftens  denken 
sie,  eine  größere  Theilnahme  für  die  Zeit  zu  sparen,  wo 
der  Gewinn  für  die  Bildung  im  Ganzen  sich  erft  leicht  und 
sicher  ergeben  würde  und  wo  man  ohne  Gefahr  zu  viel 
oder  zu  wenig  zu  thun,  ihr  den  gebührenden  Platz  in  dem 
Kreise  anweisen  kann.  Bis  letzt  ift  es  unter  den  Gelehrten 
erlaubt,  gar  wohl  schicklich,  sie  ganz  zu  übersehen 
und  fürs  erfte  gar  nichts  davon  wißen  zu  wollen,  so 
daß  schon  eine  besondere  Lebendigkeit  und  Freiheit  des 
Geiftes  dazu  gehört,  um  zu  fühlen,  daß  sie  beachtet  zu 
werden  verdiene.  Die  alte  Literatur  hatte  bei  ihrem  Wieder- 
erwachen den  großen  Vortheil  von  Fürften,  welche  die 
Gelehrsamkeit  mit  andern  Augen  betrachteten,  als  es  in 
der  Gegenwart  bei  den  meiften  der  Fall  ift,  begünftiget  zu 
werden;  dann  aber  auch  den  nicht  geringern,  daß  die  Aus- 
bildung derselben  mit  der  Ausbildung  überhaupt  fortschritt, 
sie  also  gewiße  natürliche  Stufen  erlebte  und  ftets  im  Zu- 
sammenhang und  als  ein  Ganzes  weiter  rückte.  Fs  erscheint 
als  ein  großer  Gewinn  und  es  ill  auch  einer,  dal^  diese 
neue  Literatur  sich  gleich  an  den  iVIullern,  die  dort  vor- 
handen, aufbauen  kann,  allein  es  liegt  auch  darin  ein  nicht 
zu  leugnender  Nachtheil,  daß  sie  zu  schnell  zum  Mannes- 
alter springt  und  jenes  umfaßende  und  wärmende  Gefühl 
der  Jugend  oder  gar  wohl  der  Kinderzeit  verliert  über  ein- 
zelne an  sich  treffliche  und  geiftreiche  Arbeiten.  Alles  was 
dauern  und  halten  soll,  muß  wie  edle  Pflanzen  langsam 
wachsen.  Welch  ein  Unterschied  ift  nicht  zwischen  der 
Herausgabe  eines  Gedichts  in  Müllers  oder  auch  von  der 
Hagens  und  Büschings  Sammlung  und  der  neuften  cri tischen 
Bearbeitung  des  Bonerius  von  Benecke  und  doch  liegen 
zwischen  den  letztern  Arbeiten  nur  acht  Jahre.  Kommt 
nicht  anderweitige  Hilte,  so  wird  es  noch  lange  dauern 
bis  nur  eine  Seite,  um  das  Hauptsächlichfte  zu  nennen,  die 
deutsche  Heldensage,  als  ein  Ganzes  wird  überschaut  werden 
können.    Diesem  Mangel  scheint  nur  ein  gesellisres  Arbeiten 


32  Neue  Mittheilungen. 


und  UnterftützLing  von  Oben  her  abzuhelfen.  Wird  ein- 
mal durch  den  Abdruck  der  Quellen  erft  eine  Übersicht 
möglich,  dann  kann  auch  die  Theilnahme  daran  und  ein 
lebendiges  Publikum  kaum  ausbleiben. 

Darf  ich  von  uns  selbll:  etwas  bemerken,  so  weiß  ich 
nicht,  inwiefern  sich  der  Zusammenhang,  in  dem  wir  diese 
Literatur  betrachten,  auch  in  dem,  was  wir  haben  drucken 
laßen,  zeigt.  Uns  reizt  weniger,  was  schon  damals  aus  der 
Fremde  eingeführt  wurde,  so  ausgezeichnet  und  schön  manches 
darunter  ifl,  als  was  unmittelbar  aus  deutschem  Geift  her- 
vorgegangen war,  denn  es  findet  auch  letzt,  weil  es  nie 
ganz  versiegen  konnte,  noch  seine  Berührungspuncte,  welche 
die  Hoffnung  an  eine  fruchtbare  Wiederbelebung  gar  wohl 
geftatten.  Indeßen,  bei  dem  bisherigen  zerftückten  Wesen, 
dürlen  wir  zutrieden  sevn,  wenn  man  wenigftens  bemerkt, 
daß  es  nicht  planlos  herausgerißene  Einzelheiten  sind. 

Schenken  Ew.  Excellenz  diesen  Bemerkungen,  die  ich 
nicht  über  die  erlaubten  Gränzen  eines  Briefs  auszudehnen 
mir  erlaube,  Nachsicht  und  uns  beiden  die  Fortdauer  Ihres 
Wohlwollens,  wir  bitten  darum,  weil  wir  uns  eines  guten 
Willens  bewußt  sind  und  uns  nichts  schatzbarer  sevn  könnte, 
als  wenn  in  diesem  Bellreben  etwas  wäre,  das  Sie  Ihrer 
Berücksichtigung  nicht  unwerth  hielten.  Auch  meinen 
Jüngern  Bruder  Ludwig  bin  ich  so  frei  Ihrem  geneigten 
Andenken  zu  empfehlen,  er  ill  eben  mit  Herrn  George 
Brentano  aus  Irankfurt  auf  einer  Reise  nach  Italien  und 
hat  von  Rom  aus  uns  seine  Freude  über  die  alten  und 
wieder  erw^orbenen  Kunffwerke  geschrieben. 

Mit  der  Versicherung  der  voUkonunenllen   X'erehrung 
Ew.  Excellen/ 

gehorsamer  Diener 
Wilhelm  C.  Grinuu. 

II. 

Nehmen  Ew.  Excellenz  beihegende  Sanunlung  xon  radir- 
ten  Blättern  mit  gewohnter  Güte  und  Nachsicht  auf.     Sie 


Briefe  an  Goethe  von  Wilhelm  Grimm.  33 

■machen  als  Zeichnungen  nach  der  Natur  keine  höheren 
Ansprüche,  mein  Bruder  wünscht  aber  auf  diese  Weise 
einzelne  Studien,  die  für  andere  Zwecke  doch  unverloren 
sind,  festzuhalten  und  hofft,  daß  bei  seinem  Bemühen,  was 
ihm  eigenthümlich  und  charakteriftisch ,  überhaupt  auf 
irgend  eine  Art  ausgezeichnet  schien,  nur  aufzunehmen, 
•der  Liebhaber  solcher  Arbeiten  immer  etwas  Ergötzliches 
•oder  Willkommenes  darin  finden  werde.  Möge  das  Heft 
mit  den  ital.  Zeichnungen  Ihnen  einige  Augenblicke  an- 
genehmer Erinnerung  gewähren;  dieser  Wunsch  so  wie  das 
Wohlwollen,  womit  Ew.  Excellenz  schon  vor  Jahren  ähn- 
liche Zeichnungen  meines  Bruders  betrachtet  haben,  muß 
ihn  entschuldigen,  wenn  er  mit  einer  so  kleinen  Gabe  sein 
Andenken  zu  erneuern  sucht. 

Möge  Ihnen  vom  Himmel  noch  eine  Reihe  heiterer 
Jahre  in  neugeftärkter  Gesundheit  beftimmt  sevn!  \'er- 
schmähen  Ew.  Excellenz  diesen  Wunsch  und  die  Theil- 
Tiahme  an  Ihrem  Wohlergehen  auch  von  denen  nicht,  die 
sie  ftill  und  in  der  Ferne  gehegt  haben  und  einer  Gelegen- 
heit sich  erfreuen,  wo  sie  sie  äußern  dürfen. 

Ew.  Excellenz 
Cajfel  den  S""  Julius  gehorsamer  Dr 

iS2ß.  Wilhelm  C.  Grimm. 

12. 

Ew.  Excellenz 
nehmen  mit  gewohnter  Kachsicht  einige  neuere  Blätter 
meines  Bruders  auf,  w^elche  die  Bildniße  Göttinger  Profeßoren 
enthalten.  Er  hat  geglaubt  die  Bekanntschaft  und  Güte 
dieser  gelehrten  Männer  auf  solche  Art  benutzen  zu  dürfen 
und  sich  bemüht,  sie  so  charakteriftisch,  als  ihm  möglich 
^ar,  aufzufaßen.  An  der  Fortsetzung  des  Werks  ift  durch 
Zeichnungen  gearbeitet. 

Ich  geftatte  mir,  eine  Nachricht  von  Färöischen  Liedern 
aus  den  Götting.  Anzeigen  beizulegen,  vielleicht,  daß  die 
Theilnahme,  welche  Sie  den  Stimmen  der  Völker  zu  schenken 

Goi-the-Jahrbl'Ch   IX.  3 


34  Neue  Mittheilungen. 


pflegen,  auch  diesen  hier,  in  mancher  Hinsiclit  merkwürdigen, 

einige  AugenbHcke  der  Betrachtung  zuwendet.    Zu  beßerm 

Verfländniß  füge  ich  die  Übersetzung  eins  der  eigenthüm- 

Hchrten  Stücke  hinzu.    Höchft  wahrscheinhch  hat  sich  darin 

eine  alte,  in  der  Edda    nicht   mehr    vorhandene  Dämesage 

erhalten,  welche    als   unterhaltendes    Märchen,   wenn    auch 

ohne  alle  Ausbildung,  doch  angemeßen,  reinlich  und  sauber 

forterzählt  wird.    Deutlicii  ift  noch  Verbindung  und  Kampf 

der  Menschen  und  Götter  gegen  die  wilden  aber  mächtigen 

Riesen  sichtbar;  umsonfl:  ward   bei   den  Elementen  Schutz 

gesucht,  nur  die  Lift  hilft  endlich  aus. 

Mein  Bruder  Jacob  dankt  E\y.  Excellenz  iür  die  gütige 

Übersendung  der  beiden  Hefte  über  Kunst  und  Alterthum, 

Ihre  wolilwoUende  Gesinnung  ift  uns  eine    große  Ereude, 

möchten  Sie  uns  derselben  immer  würdig  halten! 

Ew.  Excellenz 

_       ,        -^        „  gehorsamer  Dr. 

Lassei  21.  i\ov.  1024.  "..,,    ,      ^  . 

Wilhelm  Grmim 

13—16. 

Acta' 

die  Errichtung 

einer  deutschen  Gesellschaft 

tür  Geschichte 

und  Sprache 


betr. 


18 16. 


Plan  kiker  dkutschen  Gesellschai-t  von  J.  ukd  W.  Grimm. 

\.    Eine   Gesellschaft  für   altdciilsche  Lilerainr  und   das, 

was  damit  natürlichen  Zusammenhang  hat,  namentlich  das 

ilfiilsrhf  Volksleheu  müßte  aus  dreierlei  Mitgliedern  beliehen: 

i)  aus  solchen,  die  sich  ausschließlich  oder  zu  meill  dieser 

Wißcnschaft  gewidmet  haben    und   so  zu  sagen  vom 

Handwerk   sind. 


'  Die  Aufschrift  eigenliancii":  von  G. 


Acta  betr.  d.  Gesellschaft  für  deutsche  Sprache.         35 


2)  die  aus  Neigung  und  einer  edlen  Achtung  sie  unter- 
ftützen,  wie  Altadliche  d.  h.  mit  ihrer  Unterthanen 
Sprache,  Lehensweise  u.  s.  w.  genau  bekannte  Guts- 
besitzer. Es  verlieht  sich,  daß  sie  zugleich  Mitglieder 
der  erften  Claße  seyn  können. 

3)  aus  denen,  welchen  Beruf  und  Lage  es  leicht  machen, 
Hilfe  zu  leiften  und  die  dadurch  zum  Theil  wenig- 
flens  fürs  Studium  gewonnen  werden  können,  dahin 
gehören  Amtleute,  namentlich  aber  Landgeiftliche. 

IL  Die  Regierungen  müßen  die  Gesellschaft  nicht  blos 
kennen,  sondern  auf  verschiedene  Weise  befördern_,  wie 
hernach  im  Einzelnen  angegeben  wird.  Ohne  ihre  Mit- 
wirkung kann  ein  Hauptzweck  kaum  erreicht  werden. 

in.  Die  Mitglieder  der  erften  Claße  bilden  zugleich 
einen  Ausschuß,  welcher  in  einer  Stadt,  die  etwa  in  einer 
besonders  Theil  nehmenden  Landschaft  gelegen  ili,  oder 
sonft  Vortheile  bietet,  ein  Local  erwirbt  und  aus  ihrer 
Mitte  zum  wenigften  zwei  Archivare  und  die  nöthigen 
Gehülfen  aufteilt,  oder,  wenn  es  beßer  wäre,  der  Regierung 
vorschlägt,  damit  diese  sie  anftellt. 

IUI.  An  die  Mitglieder  der  dritten  Abtheilung  ergehen 
von  der  Regierung  Erlaße,  so  wie  dies  in  Dänemark  für 
die  Commißion  zur  Bewahrung  der  Alterthümer  geschehen 
ift,  wornach  sie: 

i)  über  alle  Denkmäler  in  ihrem  Bezirk,  es  seyen,  Bilder, 
Grabhügel,  Steine  mit  Inschriften  etc.  wenigftens  eine 
Anzeige  an  die  Archivare  einsenden  müßen,  wo  es 
in  ihren  Kräften  fteht,  genaue  Beschreibung  mit  einer 
Abzeichnung. 

Sie  werden  für  Erhaltung  derselben  verantwortlich 
gemacht. 
2)  Die  Landgeifthchen  erhalten  den  Auftrag  besonders, 
die  Volkssitten  (bei  Hochzeiten,  Leichen  etc.)  Rechts- 
gebräuche, vor  allem  die  Sagen  und  Lieder  zu  sammeln. 
Sie  liefern  ferner  Beiträge  zur  Kenntniß  der  Mund- 
arten   ihrer    Gegenden,    nach    einer    Anleitung.      Ein 

3 


36  Neue  Mittheilungen. 


gewißes  Stück,  etwa    aus  der  Bibel,  wird  von  einem 
jeden  in  der  Mundart  aufgefaßt  und  eingeschickt. 

Die  Mitglieder  der  zweiten  Ckiße  werden  zu  einer 
gleichen  Unterftützung  in  ihrem  Bereich  eingeladen.  Sie 
geben,  wo  möglich,  Nachricht  von  einzelnen  Sammlungen 
und  eine  genaue  Anzeige  ihres  Inhalts,  so  daß  man  in  dem 
Archiv  wenigftens  einsehen  kann,  wo  man  etwas  finden 
wird ;  ferner  von  noch  unbekannten  altd.  Handschriften. 

\.  Sämmtliche  Beiträge  werden  an  die  Archivare  ein- 
geschickt, welche  sie  ordnen.  Sie  geben  jedes  Jahr,  oder 
welcher  Zeitraum  sonfl:  paßlich  seyn  wird,  Übersichten 
von  dem  vorhandenen  und  hier  und  dort  zu  findenden  heraus, 
eine  Art  Jahrbücher,  welche  vom  Publicum  berichtigt 
werden  können. 

Die  Bekanntmachung  der  Sammlungen  über  Sitten, 
Mundarten  etc.  kann,  wenn  sie  etwas  vollftändiges  leiften, 
vom  Ausschuß  verabredet  werden ;  wahrscheinlich  wird  sie 
einem  Einzelnen  am  heften  übertragen. 

Die  Archivare  haben  ferner  für  eine  volllländige  Biblio- 
thek der  altd.  Literatur  in  dem  Sinne,  in  welchem  sie 
hier  genommen  wird,  zu  sorgen.  Sie  ill  bei  der  Seltenheit 
mancher  Werke  durchaus  nöthig. 

VI.  Hauptangelegenhcit  ill  aber  eine  InDuhcJirifllicljc 
QueUensaninihiiif^.  Sie  bclleiu  in  einer  diplomatischen  Ab- 
schrift der  zur  altd.  Lit.  gehörigen  ilandschr.  und  llrebt 
nach  einer  vernünftigen 

VoUßändigheii.  Dci'  lirwerb  von  (originalen  ill  natür- 
lich vorzuziehen.  Es  verfieht  sich,  dal>  mit  dem  wich- 
tigflen  muß  angefangen  werden  und  der  Ausschuß  die 
Ordnung  verabredet.  Die  Abschritten  mü(>en  unter  den 
Augen  der  Archivare  gemacht  und  genau  \erglichen  werden, 
indem  die  meiften  Bibliotheken  sich  bei-eitwillig  erzeigen 
werden,  ihre  Originale  mitzutheilen.  An  die  llauptorte 
Heidelberg,  München,  \\'ien  müfne  einer  vom  Ausschuß 
reisen   um   die  Sache  dort  zu  leiten. 


Acta  betr.  d.  Gesellschaft  für  deutsche  Sprache.         37 


VII.  Aus  diesem  Archiv,  der  Quellensammlung  und 
der  Bibliothek  erhält  ein  jeder  vom  Ausschuß,  wo  er  nicht 
selbft  an  den  Ort  kommen  kann,  was  er  für  seine  eigen- 
thümliche  Arbeiten  nöthig  hat.  Diese  sind  gan:(^  frei  und 
es  findet  keinerlei  Beschränkung  flatt.  Jede  wißenschaft- 
liche  Bildung  nimmt  einen  nothwendigen  Gang,  den  keines 
Menschen  Kraft  beftimmen  kann  und  dem  man  selbft  eine 
falsche  Richtung  in  einem  einzelnen  Punct  nicht  gewalt- 
sam abschneiden  darf,  weil  diese  mit  dem  eigenthümlich 
trefflichen  zusammenhängen  kann. 

VIII.  Nöthige  Arbeiten  nach  dem  gegenwärtigen  Stand- 
punct  und  vorzuschlagen  wären: 

i)  Sammlung  und  Erklärung  alter  Namen  aus  den  alten 
Urkunden  und  Schriftftellern. 

2)  Sammlung  der  deutschen  Gloßen  aus  der  älreften  Zeit. 
(Der  dritte  Theil  des  Schilterschen  Thesaurus  hat  im 
Plan  u.  in  der  Ausführung  große  Fehler)  Reinwaldt 
hat  hierin  gearbeitet  und  seine  wahrscheinlich  zu 
München  sich  befindliche  Papiere  wären  zu  benutzen. 

3)  Herausgabe  der  altsächsischen  EvangeJieidiarrnonie.  Auch 
hier  sind  Reinwaldts  vieljährige  Arbeiten   vorhanden. 

4)  Neue  Ausgabe  des  Ottfried  durch  Benutzung  der  noch 
ungebrauchten  und  neugefundenen  Hss. 

5)  Herausgabe  des  Reinhart  Fuchs  mit  seinen  manichfachen 
Verzweigungen. 

IX.  Dagegen  sind  gemeinschaftliche  Arbeiten,  welche 
nothwendig  von  der  Gesellschaft  müßen  übernommen 
werden,  folgende : 

i)  Ein  Wörterbuch  der  altd.  Sprache  aus  dem  12  — 14  J.  h. 
Dazu  müßten  alle  Mitglieder  der  erften  Claße  Beiträge 
einsenden.  Für  einen  oder  ein  paar  Menchen  ift  die 
Arbeit  unausführbar.  Die  im  Archiv  gesammelten 
Quellen  würden  ein  vortreffliches  Werk  möglich  machen. 
Die  Verarbeitung  der  Beiträge  könnte  endlich  nach 
Übereinkunft  des  Ausschußes  einem  höchftens  zweien 


3  8  Neue  Mittheilungen. 


anvertraut  werden.    Es  ift  dabei  die  Rede  von  einem 
erneuten  Scherz-Oberlin. 

2)  Beiträge  ~tir  Grammatik.  Der  vorherrschende  Charakter 
derselben  müßte  eine  hiftorische  (nicht  critische)  Be- 
trachtung der  Sprache  sevn.  Die  Ausarbeitung  der 
Beiträge  zu  einem  Ganzen  müßte  auch  einem  £"/;/^f/- 
nen  anheimfallen.  Ohne  die  manichfachen  Beiträge 
der  Einzelnen  würde  eine  zu  vorschnell  geschriebene 
Grammatik  nachtheiHgen  Einfluß  auf  die  Behandl.  der 
Sprache  in  den  Ausgaben  haben,  denn  es  würde  manches 
zu  früh  beltimmt  und  feftgesetzt  werden,  was  erft  die 
mühsamften  WM'arbeiten  erfordert. 

3)  Eine  Sammlung  der  deutschen  Claßiker  des  Mittelalters. 
Es  ift  dabei  auf  eine  critische  u.  sorgfältige  Behand- 
lung der  Urschrift  abgesehen,  nicht  von  einem  blosen 
Abdruck  einer  Handschrift  die  Rede.  Die  Auswahl 
wird  vom  Ausschuß  beftimmt  und  einer  oder  zwei 
übernehmen  ein  einzelnes  Gedicht.  Über  allgemeine 
Regeln  bei  der  crit.  Behandlung  des  Textes  wird  man 
übereinkommen,  sonft  bleibt  Freiheit  und  es  wäre 
nur  von  den  leitenden  Grundsätzen  vornen  in  der 
Einleitung  Rechenschaft  zu  geben. 

X.  Diese  Werke  werden  so  wie  die  Jahrbücher  aut 
Koften  der  Gesellschaft  gedruckt  und  einem  bekannten 
Buchhändler  in  Commißion  gegeben.  Der  reine  Gewinn 
käme  den  einzelnen  Verfaßern  zu. 

XI.  Es  wird  ein  nicht  unbedeutender  Schatz  nöthig 
seyn  i)  für  Local  u.  Besoldung  der  Archivare  und  Schreiber. 
2)  für  die  Quellensammlung  und  Bibliothek,  s)  Druck  der 
Werke.  Auch  wäre  Geld  für  Nachgrabungen,  Abzeich- 
nungen, Reisen,  sehr  wünschenswerth. 

Dieses  Geld  wird  gegeben  von  der  Regierung  und  den 
Mitgliedern  der  zweiten  Claße. 

XII.  Die  Frage  ob  und  in  wiefern  die  nordischen  und 
angclsächs.    Alterthümer    mit     hereinzunehmen    sind    wird 


Acta  betr.  d.  Gesellschaft  für  deutsche  Sprache.  39. 

nach  der  Fähigkeit  und  Neigung  der  Mitglieder  erfter  Classe 
zu  beantworten  seyn.  Es  wäre  dann  eine  Queliensammlung 
anzulegen,  die  wegen  der  Reisen  nach  Copenhagen  Stock- 
holm und  England  noch  größere  Koften  veranlaßen  wird. 
Übrigens  verfteht  sich,  daß  alles  hierin  gedruckte  in  jedem 
Fall  für  die  Bibliothek  gesucht  wird. 

W.  Gri.mm  an  Goethe. 

14. 
Ew.  Excellenz 
sende  ich  den  mir  gütigft  mitgetheilten  Plan  zu  einer  Gesell- 
schaft für  die  deutsche  Geschichte  dankbar  zurück  und 
behalte  nach  Ihrer  Erlaubniß  davon  eine  Abschrift.  Schon 
dieses  Frühjahr  war  ich  von  dem  Ganzen  durch  Herrn 
von  Savigny  mündlich  unterrichtet  und  habe  es  letzt  genauer 
kennen  gelernt.  Es  läßt  sich  diesem  Plane  nur  gutes  nach- 
sagen und  es  ifl  darin  ebenso  das  wichtige,  dringliche  und 
zeitgemäße  als  das  Schwierige  des  Unternehmens  gefühlt. 
Wäre  er  weniger  aus  allgemeinern  Betrachtungen,  sondern 
aus  einem  einzelnen  bei  einer  schon  wirklich  vorgenommenen 
Arbeit  lebhaft  gefühlten  Bedürfniß  hervorgegangen,  so  würde 
er  beschränkter,  aber  auch  zur  Ausführung  faßlicher  sevn, 
doch  ift  ja  selbft  darin  ausgedrückt,  daß  an  eine  völlige 
Ausführung  nicht  zu  denken  sey  und  die  abgefteckten 
Gränzen  bezeichnen  blos  das  Ideal.  Mir  scheint  es  vor 
allem  nöthig,  daß,  wie  es  auch  gesagt  ift,  ein  Anfang 
gemacht  werde  und  das  Ganze  irgendwo  den  Fuß  aufsetze. 
Am  tauglichften  ift  dazu  wohl  die  Sammlung  von  Ur- 
kunden, weil  hierbei  schon  wirklich  vorhandene  Arbeiten 
entgegen  kommen,  denn  ich  zweifle  nicht,  daß  noch  mehrere, 
als  ich  kenne,  daran  gearbeitet  und  nur  in  der  Überzeugung, 
daß  die  Herausgabe  unmöglich  sey,  sie  aufgegeben  haben. 
—  Beftimmt  ift  hier  der  schon  bejahrte  Nikolaus  Kindlinf^er 
Archivar  in  Fulda  zu  nennen,  der  noch  im  Jahr  1806  einen 
Versuch  gemacht,  seine  Urkunden  herauszugeben,  aber  schon 
mit    dem    erften    Heft    (Leipzig    b.    Fleischer.    Sammlung 


40  Neue  Mittheilungen. 


merkwürdiger  Nachrichten  und  Urkunden  für  die  Geschichte 
Deutschkinds)  aufhören  mußte.  In  Corvei  soll  der  Dom- 
dechant  Crux  (wenn  ich  seinen  Namen  richtig  schreibe) 
schöne  urkundliche  Sammlungen  besitzen ;  über  das  hiesige 
Archiv  wird  der  geheime  Referendar  Kopp  ehemals  in  hie- 
sigen Dienften,  letzt  Privatmann  in  Mannheim  gute  und 
gelehrte  Auskunft  gehen  können.  Der  gegenwärtige  Archivar 
ill  so  mit  anderweitigen  Arbeiten  überhäuft,  daß  er  an 
dieses  Neben  Amt  kaum  denken  kann.  —  Es  kommt  darauf 
an,  daß  in  dem  Ausschuß,  der  eine  landschaftliche  Gesell- 
schaft bilden  soll,  sich  von  selbll:  ein  Präsident  hndet,  der 
schon  längft  in  Arbeiten  dieser  Art  gelebt  und  dem  letzt 
erfl:  Licht  und  Luft  zugeführt  worden.  Mit  andern  Worten, 
daß  man  eines  Resultats  gewiß  ill,  ohne  das  würde  selbft 
guter  Wille  leicht  herumirren  und  die  angeregte  Luft  wieder 
zusammensinken. 

Zweitens  wäre  der  Zuftand  von  lebendig  verbreiteter 
Theilnahme,  den  der  Plan  voraussetzt,  schon  wirklich  letzt 
vorhanden,  so  wäre  die  Frage,  ob  nicht,  trotz  aller  äußern 
Hemmungen  und  Trennungen,  sie  schon  durchgebrochen 
und  zu  gemeinsamer  Thätigkeit  gelangt  wäre.  Die  Gesell- 
schaft soll  also  auch  bildend  wirken  und  jene  Theilnahme 
erfl  hervorgerufen  werden,  mithin  ift  das  Bedürfniß  der 
Bildung  einer  Schule  sichtbar.  In  welchen  Ständen  soll 
diese  aufwaciisen?  Bei  Universitäten  ift  schon  eine  gewiße 
fert  beftimmte  Richtung  der  Einzelnen  Glieder  vorhanden, 
doch  können  und  müßen  daher  Theilnehmer  kommen,  aber 
sie  werden  immer  nicht  die  größere  Anzahl  se\n.  Von 
Academien  kommt  vielleicht  auch  Beistand,  nur  ift  man 
an  etwas  erftarrtes  und  lebloses  bei  ihnen  schon  seit  langen 
Zeiten  gewöhnt.  An  unabhängige  den  Studien  blos  sich 
widmende  Privatgelehrte  denkt  man  nach  der  allgemeinen 
Verarmung  nicht  mehr.  Es  bleiben  also  niemand  als  Staats- 
diener. Hier  mufb  man  aber  den  traurigen  Umftaud  be- 
merken, wenigftens  so  weit  meine  lu'tahrung  reicht,  da5 
in  der  X'erwaltung,  dem  juftiz-  und  Gamer.dlacli  alle  Beamten 


Acta  betr.  d.  Gesellschaft  für  deutsche  Sprache.         41 

durch  die  immer  vermehrten  Arbeiten  und  verringerten 
Arbeiter,  so  sehr  beschäftigt,  betäubt  oder  abgeftumpft  sind, 
daß  ihnen  für  das  Wißenschafthche  keine  Zeit  übrig  bleibt, 
oder  eine  im  höchften  Grad  lebendige  Luft  daran  in  ihnen  vor- 
handen seyn  muß,  die  sich  durch  zehn  und  zwanzigjährige  Stö- 
rungen erhält.  Hier  wird  ein  Mitglied  für  die  Gesellschaft 
nur  durch  glückliche  Zufälle  ausnahmsweise  gewonnen 
werden.  (In  früheren  Zeiten  wäre  auch  der  Vorzug  ge- 
wesen, daß  gewiße  Arbeiten  mehr  hiftorisch  betrieben 
wurden,  z.  B.  die  Regulirung  der  Steuern,  also  mit  jenen 
wißenschaftl.  Beschäftigungen  näher  verwandt  waren.)  Da- 
gegen bleibt  ein  Stand,  der  an  der  Gesellschaft  großen 
Antheil  nehmen  könnte,  nämlich  der  Geiftliche.  Von  Pfarrern 
ift  auch  noch  immer  für  Special  Geschichte,  Idiotikon  aus 
eigenem  Antrieb  manches  geschehen,  so  ift  z.  B.  von  Steinen 
in  seiner  weflphäl.  Gesch.  manche  Urkunde  gesammelt  und 
bekannt  gemacht.  In  den  katholischen  Ländern  könnten 
außerdem  die  Domherrn  angeregt  werden,  bei  denen,  wenn 
sie  bisher  aufs  Sammlen  verfielen,  es  meift  auf  eine  bizarre 
oder  lächerliche,  manchmal  auch  sinnlose  völlig  unfruchtbare 
Weise  eingerichtet  wurde.  Hier  in  Heßen  und  auch  wohl 
in  andern  Orten  haben  die  Landgeiftlichen  häufig  den  Cha- 
rakter von  Berathern  in  wehlichen  Angelegenheiten  und 
Nöthen  erhalten,  das  hat  eine  schöne  und  nützliche  Seite; 
daß  sie  aber  zugleich  auch  Landwirthe  größtentheils  seyn 
müßen,  sollte  abgeschafft  werden  und  dadurch  möghch 
gemacht,  sich  wißenschaftlichen  Arbeiten  zu  wndmen.  Hier 
müßten  also  einerseits  die  Regierungen  wirksam  seyn,  aut 
der  andern  Seite  aber  Mitglieder  der  Gesellschatt  auf  den 
Universitäten  Neigung  dazu  hei  den  Candidaten  erwecken. 
Wo  der  geiftliche  Stand  noch  in  guten  und  würdigen  Ver- 
hältnißen  befteht,  wie  in  Altwürtemberg  wird  er  die  Ge- 
sellschaft gewiß  fördern  können  und  leicht  dafür  zu  ge- 
winnen sevn. 

Überall     müßten    wirkliche   Archivare    angeftellt    und 
dieses  Amt    nicht    als    ein   Nebenamt    ertheilt   werden,   wo 


42  Neue  Mittheilusgek. 


dann  höchftens  nur  gesorgt  wird,  daß  die  Sammlung  nicht 
äußerlich  zu  Grund  geht,  wie  es  z.  B.  hier  ill.  Das  wären 
natürhche  MitgHeder  der  Gesellschaft. 

Endlich :  entwickelte  sich  die  Gesellschaft  ftufenweis 
immer  fortschreitend  wie  der  Plan  hofft,  so  wäre  freilich 
beini  Anfang  eine  kleine  Summe  hinlänglich.  Allein  man. 
muß  auf  Zeiten  gefaßt  seyn,  in  welchen  Einzelne  erll  das 
Ganze  zusammenhalten  und  soll  es  dann  nicht  fallen,  so 
muß  es  '  gewiß  seyn,  dal3  jede  tüchtige  Arbeit  erscheinen 
kann  und  honorirt  wird.  Es  kommt  mir  auch  vor,  daß 
Regierungen  nicht  leicht  zu  wicderhoUcu  Beiträgen  zu 
ftimmen  sind.  Vielleicht  glückt  es  aber,  daß  im  Anfange 
alle  Fürftenhäuser  in  Deutschland  unterzeichnen  und  auf 
diese  Art  ein  ansehnlicher  Schatz  gesammelt  wird. 

Zu  dem  §.  14.  hätte  ich  folgendes  zu  bemerken: 

Eine  Sammlung  der  handschriftl.  Quellen  iil;  sehr 
nöthig,  mußte  sich  aber  voreril:  auf  die  aUdciitsäjcu  be- 
ziehen, warum  das  angelsächsische  hervorgehoben  wird. 
sehe  ich  nicht,  es  bleibt  wichtig  genug,  aber  dem  aller- 
nächflen,  dem  altdeutschen,  der  \'orzug.  Hierzu  kommt 
die  Schwierigkeit  für  das  AngelS.  etwas  bedeutendes  zu 
leifl:en,  da  deshalb  Reisen  und  Aufenthah  nach  Gopen- 
hagen  und  l:ngland  wo  die  Hfl",  liegen  durchaus  nöthig 
sind.  \'ielleicht  ift  die  Behauptung  aus  dem  Irrthume  ent- 
ftanden,  die  noch  ungedruckte  Evangelien-Harmonie,  wo- 
von sich  eine  HS.  letzt  in  München,  die  andere  in  der 
Cottonianischen  Bibliothek  zu  England  befindet  und  welche 
ein  in  jeder  Hinsicht  ausgezeichnetes  V/erk  ilf,  sey  angel- 
sächsisch, sie  ist  aber  rein  altsächsisch  imd  gehört  zu  der 
altdeutschen  Literatur.  Ferner  bearbeitet  Herr  Rafk  in 
Copenhagen  nicht  nur  Others  und  Wulfffans  Reise  und 
will  Anmerkungen  zu  dem  \'on  'Fhorkelin  vor  kurzeni  aus- 
gegebenen AS.  Gedicht    liefern,    sondern   er  hat  auch  eine 


'   In   der  lls.  zweimal  »csi<. 


Acta  betr.  d.  Gesellschaft  für  deutsche  Sprache.  43 


angels.  Grammatik  vor,  die  gewiß  sich  auszeiclmet.  Eine 
isländische  Grammatik  und  ein  isländ.  Wörterbuch  ist 
gleichfalls  vorhanden,  jene  ebenfalls  von  Rafk  und  sehr 
gut  (im  j.  1812.),  dieses  von  ßiörn  Haldorson  mit  einer 
Vorrede  von  Peter  Erasm.  Müller  (1814.).  Rafk  hat  gleich- 
falls dabei  Hilfe  geleiftet.  Was  das  Mösogothischc  im 
Ulfila  betrifft,  so  ift  es  wenigftens  schon  so  bearbeitet, 
daß  das  andere  erft  auf  gleichen  Punct  müßte  gebracht 
werden,  ehe  man  für  dieses  besondere  W^ünsche  zu  liegen 
hätte.  Überdieß  ifl  von  einer  neuen  Ausgabe  in  Schweden 
schon  vor  ein  paar  Jahren  die  Rede  gewesen,  da  sich  be- 
kanntl.  die  silberne  Hf.  längll:  in  Cpsal  befindet.  —  Schul- 
grammatiken und  Handwörterbücher  von  der  altd.  Sprache 
des  MittelA.  (die  man  nicht  mit  dem  beschränkenden  Namen 
der  schwäbischen  bezeichnen  sollte)  sind  letzt  noch  eine 
sehr  schwierige  oder  gar  nicht  zu  lösende  Aufgabe,  wenn 
es  nämlich  nicht  sehr  unvollkommene  leicht  schädlich 
wirkende  Anfangs-W>rke,  sondern  Resultate  von  gründlichen 
Vorarbeiten  seyn  sollen. 

Das  hätte  ich  gegen  den  §.  14.  zu  sagen,  als  eine  eigent- 
hche  Ansicht  von  dem  Gegenftand  lege  ich  einen  Plan  zu 
einer  Gesellschaft  für  altd.  Literatur,  Ew.  Excellenz  zur 
Beurtheilung  und  Prüfung  bei.  Er  ift  ohne  Beziehung  auf 
jenen  größern  gemacht,  dem  er  wohl  größtentheils  könnte 
einverleibt  werden,  wenn  man  einer  einzelnen  Abtheilung 
so  viel  Ausdehnung  geftatten  will.  Veranlaßung  war  die 
zu  Kopenhagen  verordnete  Commißion  zur  Bewahrung 
der  Alterthümer  und  ein  von  andern  ausgesprochener  Wunsch. 
Nämlich  schon  im  Januar  schrieb  mir  der  Freiherr  Hans 
von  Hammerftein,  der  mit  Geift  und  Liebe  an  den  deutschen 
Alterthümern  hängt:  »ich  sammele  fleißig  (auf  seinem  Gut 
Equord  bei  Hildesheim)  und  fordere  andere  dazu  auf  und 
es  wird  sich  ein  \'orrath  bilden,  dafür  flehe  ich,  zählen 
Sie  mich  zu  den  Apofleln  Ihres  Glaubens  an  Wiederher- 
ftellung  der  verlorenen  alten  (Sagen-)  Geschichte.  Ich  be- 
kehre wenigflens  eine  Classe,  die  wenn  sie  auch  nicht  ge- 


44  Neue  Mittheilungen. 


rade  die  gelehrtefte  ift,  doch  Muße  und  große  iMittel  hat, 
indem  sie  Gegenden  beherrscht  und  für  ihr  Geld  reisen 
und  aufkaufen  und  schreiben  und  zeichnen  laßen  mag, 
wenn  ihr  Intreße  nur  erfl  darauf  gerichtet  ift.  Geben  Sie 
uns  etwas  dafür,  den  Plan  zu  einer  gehaltenen  Sammlung 
von  Alterthümern  des  nördlichen  Vaterlandes  —  Für  eine 
Zahl  Mitarbeiter,  nur  Träger  der  etwaigen  Koften  hafte  ich 
und  die  Letzteren  mögen  auch  nützlich  ja  nothwendig 
werden.  Sagen  Sie  mir,  was  Sie  darüber  denken,  und 
was  vielleicht  schon  geschehen  ift,  denn  ich  habe  wenig 
erfahren,  (f 

Ew.  Excellenz  sehen,  daß  auf  eine  gewiße  Theilnahme 
hierbei  zu  rechnen  wäre  und  es  sind  natürliche  Gründe, 
warum  Geldunterftützung  von  Einzelnen  eher  zu  erwarten 
ift.  Überhaupt  hat  das  beschränktere  das  Angenehme  einer 
größeren  Sicherheit  der  Wirkung.  Übrigens  brauche  ich 
wohl  nicht  auszuführen,  daß  wir  zu  dem  Wenigen,  was 
wir  hierbei  leiften  können,  jederzeit  bereitwillig  seyn  werden. 

Ich  schließe  indem  ich  mich  mit  den  Meinigen  Ihrem 
ferneren  Wohlwollen  empfehle 

Ew.  Excellenz 

gehorsamer 
W.  C.  Grimm. 
Cüßcl  am  20  Septhr. 
iSi6. 

N.  S. 

Ich  muß  noch  zu  §.  17.  bemerken,  daß  die  Geschichte 

des  30  jähr.  Kriegs  nicht  wohl  dürfte  ausgeschloßcn  seyn; 

mir  fällt  das  gerade  ein,  weil  sich  hier  noch  merkwürdige 

handschriftl.  Nachrichten    davon    im  Archiv    finden    sollen. 

Ich  lese  eben  in  dem  Hamburg.  Beobachter  Nr  397. 
daß  sich  zu  Stockholm  eine  zwar  beschränktere  aber  doch 
ähnliche  Gesellschaft  für  die  skandinav.  Geschichte  durch 
den  Ereiherrn  von  Stiernold  i^ebildet. 


Acta  betr.  d.  Gesellschaft  für  deutsche  Sprache.  45 

I.M  Allgemeinen. 

15- 

Nach  meiner  Ansicht  muß: 

i)  Jeder,  auch  der  kleinfte  Staat,  (weil  im  Gebiete  der 
Wissenschaften  überhaupt,  so  wie  besonders  in  der  Ge- 
schichte, nichts  klein  ift,)  seine  eigene  Gesellschaft,  Aka- 
demie, (oder  wie  man  das  nennen  will,)  bilden  können, 
und  nicht  unter  einer  allgemeinen  Benennung  exiftiren.  So 
müßte  z.  B.  durchaus  nicht  von  Bairischer  Akademie  die 
Rede  seyn,  wenn  etwa  Anspach  und  Baireuth  gemeinet 
würde.  Auch  hat  Franken  in  Rücksicht  der  Deutschen  Ge- 
schichte, ein  höheres  Interesse  als  Baiern. 

2)  Die  Niederlande,  möchten  wohl  für  sich  eine  Gesell- 
schaft bilden.  Seit  Jahrhunderten  sind  sie  Deutschland  ziem- 
lich fremd  greworden. 

3)  Die  Fürften  des  Landes  müßten  das  Werk  unter- 
ftützen,  aber  selbft  dürften  sie  nicht  Präsidenten  seyn.  Wie 
würden  sonft  Politik ,  Hof  pp  auf  die  Geschichte  ihren 
Einfluß  sowohl  als  ihr  Veto  zeigen! 

4)  Die  Bibliotheque  historique  de  la  France,  par  Mr. 
Lelong(nichtBelong)  könnte  kein  anerkennlichesMufterseyn. 

5)  Die  Scriptores  rerum  Germanicarum  von  neuem 
abzudrucken ,  war  Wasser  in's  Danaiden  Sieb  getragen ; 
Wir  haben  schöne  Ausgaben,  die  in  den  Auktionen  um 
Spottpreise  weggehen. 

6)  Wenn  von  Urkunden  Verzeichnissen  die  Rede  ifl, 
haben  wir  bessere  als  die  Franzosen. 

7)  Die  Unkoften  wairden  schwerlich  ohne  große  Schwie- 
rigkeiten herbei  geschafft  w^erden  können,  und  das  General- 
sekretariat würde  sich  besser  befinden,  als  die  Schriftfteller 
welche  arbeiten  müßten,  während  jenes  nur  regiftrirte. 

Goethe  an  Carl  August  mit   des  Letztern  Resolution. 

16. 
Ew.  Königl  Hoheit 

beachten    gnädigft     beykommendes    Fascicul    mit    dem    es 

folgende  Bewandniss  hat : 


46  Neue  Mittheilungen. 


Schon  im  Laufe  des  gegenwärtigen  Jahres  vernahm 
ich  von  Berlin  dass  man  die  Absicht  habe  von  dorther  die 
deutsche  Nation  anzuregen,  dass  sie  gemeinsam  für  Ge- 
schichte und  Literatur  zweckmäßige  Bemühungen  unter- 
nehmen möge.  Staatsrath  von  Niebuhr  empfahl  bev  seiner 
Durchreise  dieselbe  Angelegenheit. 

Nun  aber  bringt  Canzler  von  Müller  einen  weitläufigen 
Aufsatz,  den  Plan  umfländlicher  vorlegend,  aber  auch  eben 
dadurch  die  Schwierigkeit  ja  Unmöglichkeit  desselben  an 
den  Tag  bringend.  Er  erhielt  ihn  aus  den  Händen  des 
Herrn  Staats-Minifters  von  Stein. 

Da  ich  in  diesen  Regionen  mich  nur  als  Gafi:  und 
Wanderer  aufgehalten  ;  so  ersucht  ich  die  Gebrüder  Grimm, 
in  Cassel,  als  Männer  vom  Handwerk,  mir  hierüber  ein 
freyes  Gutachten  zu  erftatten,  welches  sie,  sehr  genügend 
wie  mir  scheint  erfüllt,  und  ich  rtand  im  Begriff  diese  Papiere 
dem  Minifter  von  Stein,  als  ein  Zeichen  der  Aufmerksam- 
keit zu  weitern  Gebrauch  zu  übersenden.  Ehe  aber  dieses 
geschieht  wünsche  vorher  Ew  Königl.  Hoheit  gnädigfle 
Beyftimmung,  in  wiefern  ich  hier  blos  als  Privatmann  han- 
deln soll,  oder  vielleicht  einige  Hoffnung  zu  Höchildero 
Theilnahme  erregen  dürte. 

Es  kann  und  wird  immer  etwas  Gutes  daraus  entftehen, 
sobald  sich  irgendwo  ein  thätiger  Mittelpunkt  teftsetzt, 
andere  zur  Nachfolge  reizt  und  mehrere  solche  Lebens- 
punkte sich  in  Rapport  setzen.  Und  so  würde  sich  nach 
und  nach  eine  Gesellschaft  organisiren,  welche  jetzt  aus 
vielen,  aber  zerllreuten  Mitgliedern  beliebend,  nur  eine  un- 
sichtbare Kirche  macht. 

Bey  Rückkehr  des  Herrn  Staatsminiifers  von  Voigt  der 
diesen  Gegenftand  nach  allen  Seiten  übersieht,  würde  sich 
das   Weitere  ergeben. 

untenhäniglV 

irciiiiar  iL  2"'   Üclhr.  iSib.  Cjoethe. 


»untcrtliani^st  (ioctiic«  eigenhändig;. 


Briefe  Adam  Müllers.  47 


4.  S'"''  16.  Für  mein  theil  ift  es  mir  gewiß  wünschens- 
werth,  daß  du  theil  an  dieser  nützlichen  anftalt  nehmeft 
der  ich  gerne  das  hefte  gelingen  wünsche. 

C.  A.' 

Zwei  Briefe  Adam  Müllers. 

17- 
Hochwohlgebohrner  Herr 

Höchftzuehrender  Herr  Geheimer  Rath ! 

Ew.  Excellenz  nehme  ich  mir  die  Freiheit  zwey  Werke 
eines  Freundes  zu  überreichen,  die,  wenn  mich  nicht  alles 
trügt,  die  Billigung  des  einzigen  Richters  den  der  ab- 
wesende Verfasser  im  Auge  gehabt  haben  kann,  erhalten 
werden.  Eigne  Arbeiten  Ew*.  Excellenz  vorzulegen  hätte 
ich  nicht  leicht  gewagt;  defto  unbefangener  und  zuver- 
sichtlicher darf  ich  diese  würdigere  Sendung  mit  Aus- 
drücken der  Verehrung  Ihres  unfterblichen  Nahmens  be- 
gleiten. Möge  mir  die  Kraft  w-erden  um  durch  eigne 
künftige  Werke  Ihr  Wohlwollen  zu  gewinnen,  die  faft 
einzige  Gunft,  w^elche  ich  vom  Schicksal  begehre. 

Ew.  Excellenz 

gehorsamfter 

Dresden.  )i.  Jitl.  iSoy.  Adam  Müller. 

18. 
Hochwohlgebohrner  Herr 
Höchftzuehrender  Herr  Geheimde  Rath  ! 
Nicht   ohne    einige    Schüchternheit    nähere    ich    mich 
Ew.  Excellenz  und  trage  Ihnen,  wie  die  ßewundrung   eines 
ganzen    Lebens    endHch  ja   auch   wohl   Zutrauen    erzeugen 
muß  eine  Bitte   vor,  welche  Sie,    der   verschiedenartigften 
deutschen  Kunftbeftrebungen    gleich   gerechter  Bescliützer, 
sicherlich  gewähren.    Es  erscheint  mit  Anfang  des  nächften 
Jahres  in  Dresden,  ungefähr  nach   dem  Mufter   der  Hören 
ein  Kunftjournal.     Die    meiften    hiesigen    und    auch    schon 


'   Carl  Augusts  eigenliändige  Resolution  am  Rand. 


48  Neue  Mittheilungen. 


einige  auswärtige  Kunlltreunde  sind  dafür  bereits  entzündet. 
Den  Titel  Phöbus,  der  vor  der  Hand  nur  das  Streben  nach 
Klarheit  und  Licht,  und  die  einzige  \'erfülgung  aller  m3-fti- 
schen  und  tyrannischen  Kunftautoritäten  ankündigen  soll,  voll- 
ftändig  zu  rechtfertigen,  fehlt  uns  Ihre  Billigung,  ein  kleiner 
Beytrag,  oder  wenigflens  die  Erlaubnii^:)  Ihren  beschützenden 
Nahmen  am  Eingange  hinschreiben  zu  dürfen.  Kleifl,  tief 
bewegt  durch  ihren  Tadel  will  durch  seine  beiden  Trauer- 
spiele Penthesilea  und  Robert  Guiscard  den  einzigen  Richter 
gewinnen,  auf  dessen  Urtheil  es  ihm  ankömmt.  Er  und 
Dr.  Schubert  sind  die  nächften  Theilnehmer  meines  Plans, 
welcher  durch  ein  gehöriges  Geldcapital  untcrftützt,  gute 
Früchte  tragen  wird  für  die  Kunft.  Was  Ew.  Excellcnz 
dem  Prometheus  gethan  haben,  darf  ja  wohl  auch  der  Phöbus 
hoffen,  und  so  unterwerfen  wir  uns  in  jedem  Falle  dankbar 
und  ehrfurchtsvoll  Ihrer  günftigen  wie  Ihrer  ungünftigen 
Entscheidung. 

Ew.  Excellenz 

T^      j  n       ;        „  unterthänigfter 

Dresden.  17.  üeciiwr.  iSoj  .  ,        , ,  V, 

Adam  Müller 

Brief  Heinrichs  v.  Klf.ist. 

19- 
Hochwohlgebohrner  Herr, 

Hochzu verehrender  Herr  Geheimrath, 
Ew.  Excellenz  habe  ich  die  Fdire,  in  der  Anlage  ge- 
horsamft  das  i'^'  Heft  des  Phöbus  zu  überschicken.  Es  ift 
auf  den  »Knieen  meines  Herzens«  daß  ich  damit  vor  Ihnen 
erscheine;  mögte  das  Gelühl,  das  meine  Hände  ungewiß 
macht,    den  Werth    dessen  ersetzen,  was  sie  darbringen. 

Ich  war  zu  furchtsam,  das  Trauerspiel,  von  welchem 
Ew.  Excellenz  hier  ein  hragment  hnden  werden,  dem  Pu- 
blicum im  (janzen  vorzulegen.  So,  wie  es  hier  lieht,  wird 
man  vielleicht  die  Prämissen,  als  möglich,  zugeben  müssen, 
und  nachher  nicht  erschrecken,  wenn  die  Folgerung  ge- 
zogen  wird. 


Brief  Heinrichs  v.  Kleist.  49 


Es  ifl  übrigens  eben  so  wenig  für  die  Bühne  geschrieben 
als  jenes  frühere  Drama:  der  Zerbrochne  Krug,  und  ich 
kann  es  nur  Ew.  Excellenz  gutem  Willen  zuschreiben,  mich 
aufzumuntern,  wenn  dies  letztere  gleichwohl  in  Weimar 
gegeben  wird.  Unsre  übrigen  Bühnen  sind  weder  vor  noch 
hinter  dem  Vorhang  so  beschaffen,  daß  ich  auf  diese  Aus- 
zeichnung rechnen  dürfte,  und  so  sehr  ich  auch  sonfl  in 
jedem  Sinne  gern  dem  Augenblick  angehörte,  so  muß  ich 
doch  in  diesem  Fall  auf  die  Zukunft  hinaussehen,  weil  die 
Rücksichten  gar  zu  niederschlagend  wären. 

Herr  Adam  Müller  und  ich ,  wir  wiederholen  unsre 
inftändigfte  Bitte,  unser  Journal  gütigft  mit  einem  Beitrag 
zu  beschenken,  damit  es  ihm  nicht  ganz  an  dem  Glänze 
fehle,  den  sein,  ein  wenig  dreift  gewählter,  Titel  verspricht. 
Wir  glauben  nicht  erft  erwähnen  zu  dürfen,  daß  die,  bei 
diesem  Werke  zum  Grunde  gelegten  Abschätzungsregeln 
der  Aufsätze,  in  einem  Falle  keine  Anwendung  leiden  können, 
der  schlechthin  für  uns  unschätzbar  sein  würde.  Gestützt 
auf  Ew.  Excellenz  gütige  Äußerungen  hierüber,  wagen  wir, 
auf  eine  Mittheilung  zu  hoffen,  mit  der  wir  schon  das 
2'^  Heft  dieses  Journals  ausschmücken  könnten.  Sollten 
Umftände,  die  wir  nicht  übersehen  können,  dies  unmöglich 
machen,  so  werden  wir  auch  eme  verzuglose,  wenn  es 
sein  kann,  mit  umgehender  Poll:  gegebene,  Erklärung  hier- 
über als  eine  Gunftbezeugung  aufnehmen,  indem  diese  uns 
in  den  Stand  setzen  würde,  wenigftens  mit  dem  Druck  der 
erften,  bis  dahin  für  Sie  offenen.  Bogen  vorzugehen. 

Der  ich  mich  mit  der  innigrten  Verehrung  und  Liebe 
nenne 

Ew.  Excellenz 

gehorsamfler 

Dreßden.  d.  24'"' Jan.  iSoS.  Heinrich  von  Kleift. 

Pirnsche  Forßadt,  Rain  in  sehe  Gasse,  N.  12}. 

Goethe-Jahrbuch    IX.  4 


50  Neue  Mittheilungen. 

Briefe  Arthur  Schopenhauers. 

20. 

Ihre  Excellenz 

nehme  ich  mir  die  Freiheit  zu  fragen, 
ob  ich  wohl  diesen  Abend  aufwarten  dürfte,  um  das  vor- 
treffliche mir  mitgetheilte  Manuskript,  das  ich  den  Händen 
der  Bedienten  anzuvertrauen  Anftand  nehme,  Ihrer  Excellenz 
selbit  zurückzuftellen  und  zugleich  Ihnen  zu  sagen  wie  es 
mir  seit  jenem  lehrreichen  Morgen  mit  der  wieder  vorge- 
nommenen Farbenlehre  geht. 

Ich  lege  die  radirten  Blätter  des  vierzehnjährigen  Sohnes 
des  Mahlers  Menken  in  Bremen  bei,  welche  man  mich  ge- 
beten hatte  Ihrer  Excellenz  zu  zeigen. 

Mit  tieffter  Ehrfurcht  verharre  ich 

Ihrer  Excellenz 
unterthänigfter  Diener 
Arthur  Schopenhauer. 


21. 


Ewr  Excellenz 


werden  mein  vor  acht  Wochen  an  Sie 
abgesandtes  Manuskript  über  das  Sehn  und  die  h'arben, 
nebfl:  meinem  Briefe,  gewiß  erhalten  haben:  denn,  obgleich 
Sie  meine  Bitte  um  Anzeige  des  Empfangs  nicht  erfüllt 
haben,  so  kann  ich  doch  nicht  wohl  daran  zweifeln,  weil 
ich  vom  Herrn  Dr.  Schlosser  erkundet  habe,  daf^  er  es  zur 
Zeit  erhalten  und  Ihnen  sogleich  überschickt  hat.  Ewr  Ex- 
cellenz haben  indessen  mich  bisher  keiner  Antwort  darauf 
gewürdigt,  welches  ich  mir  hauptsächlich  daraus  erkläre, 
daß  die  mannigfaltigen  Umgebungen  Ihres  öfter  veränderten 
Autenthalts,  dabei  der  Umgang  mit  regierenden,  diploma- 
tischen und  militärischen  Personen,  Sie  zu  sehr  beschäftigt 
und  Ihre  Aulmerksamkeit  einnimmt,  als  daß  meine  Schrift 
anders  als  sehr  unbedeutend  dagegen  erscheinen,  oder  zu 
einem  Briefe  über  dieselbe  Zeit  übria  bleiben   könnte.     Es 


Briefe  Arthur  Schopenhauers.  5^ 


würde  thörigt  und  vermessen  seyn,  wenn  ich  mir  deshalb 
die  leisefte  Andeutung  eines  Vorwurfs  gegen  Ewr  Excellenz 
erlauben  wollte.  Andrerseits  jedoch  hat  mir  die  Gesinnung, 
aus  der  ich  meine  Schrift  Ewr  Excellenz  übersandte,  keines- 
wegs die  Verpflichtung  aufgelegt,  mich  jeder  Bedingung 
zu  unterwerfen,  unter  der  allein  Sie  diese  Schrift  zu  lesen 
und  zu  berücksichtigen  geneigt  seyn  möchten.  Ich  weiß 
von  Ihnen  selbft,  daß  Ihnen  das  literarische  Treiben  ftets 
Nebensache,  das  wirkliche  Leben  Hauptsache  gewesen  ift. 
Bei  mir  aber  ifl:  es  umgekehrt :  was  ich  denke,  was  ich 
schreibe,  das  hat  für  mich  Werth  und  ift  mir  wichtig :  was 
ich  persönlich  erfahre  und  was  sich  mit  mir  zuträgt,  ift 
mir  Nebensache,  ja  ilf  mein  Spott.  Dieserhalb  ift  es  mir 
peinlich  und  beunruhigend,  eine  Handschrift  von  mir  seit 
acht  Wochen  aus  meinen  Händen  zu  wissen  und  noch 
nicht  einmal  völlige  Gewißheit  zu  haben,  daß  sie  dahin 
gelangt  ift,  wohin  allein  ich  sie  geben  mochte,  und  wenn 
auch  dies  gleich  höchft  wahrscheinlich  ift,  wenigftens  nicht 
zu  wissen  ob  sie  gelesen,  ob  gut  aufgenommen  ift,  kurz, 
wie  es  ihr  geht.  Mir  ift  diese  Ungewißheit  über  etwas 
das  zu  dem  gehört,  was  mir  allein  wichtig  ift,  unangenehm 
und  quälend,  ja  in  manchen  Augenblicken  kann  meine 
Hypochondrie  hier  Stoff"  zu  den  widrigften  und  unerhörteften 
Grillen  finden.  Um  allem  diesem  und  der  Plage  einer  täglicli 
getäuschten  Erwartung  ein  Ende  zu  machen  und  die  Sache 
mir  wenigftens  aus  dem  Sinn  schlagen  und  vors  Erfte  ver- 
gessen zu  können,  bitte  ich  Ewr  Excellenz  mir  meine  Schrift 
nunmehr  zurückzuschicken,  mit  oder  ohne  Bescheid,  wie 
Sie  für  gut  finden:  in  jedem  Fall  glaube  ich  jedoch  noch 
diese  Bitte  mit  Zuversicht  hinzufügen  zu  dürfen,  daß  Sie 
mir  zugleich  in  zwei  lakonischen  Phrasen  anzeigen,  ob  außer 
Ihnen  irgend  jemand  sie  gelesen  hat,  oder  gar  eine  Abschrift 
davon  genommen  ift.  Sollten  Sie  indessen  wünschen  sie 
noch  länger  zu  behalten,  so  haben  Sie  die  Güte  mir  die 
Gründe  dazu  anzuzeigen  und  mir  überhaupt  durch  einigen 
Bescheid  Beruhigung  darüber  zu  verschaffen. 

4* 


52  Neue  Mittheilungen. 


Ich  horte  daß  Ewr  Exccllenz  mein  AnHegen  nicht  übel- 

deiiten  und   nie   zweitehi  werden    an    der  unveränderHchen 

und  innigen  Verehrung  mit  der  ich   tür  mein  ganzes  Leben 

verharre 

Ewr  Excellenz 

ergebender  Diener 

Arthur  Schopenhauer  Dr. 

Dresden,  d.  }''"  Septeviber  iSij. 

22.' 

Ewr  Excellenz 

gütiges  Schreiben  habe  ich  er- 
halten und  ftatte  Ihnen  meinen  Dank  ab  für  die  vorläufige 
Beruhigung,  welche  Sie  mir  dadurch  ertheilt  haben.  Mit 
gefteigerter  Erwartung  sehe  ich  nunmehr  den  Bemerkungen 
über  meinen  \'ersuch  entgegen,  welche  Sie  aus  Weimar 
mir  mitzutheilen  gütigil;  verheissen. 

Ich  kann  es  mir  inzwischen  nicht  versagen  Ewr  Ex- 
cellenz noch  einen  Experimentalbeweis  der  Herllellung  des 
Weissen  aus  jeglichem  Farbenpaar  mitzutheilen,  auf  den  ich, 
so  sehr  leicht  er  auch  zu  finden  war,  doch  erJl  kürzlich 
gerathen  bin.  Er  setzt  jene  Herftellung  vollends  außer 
Zweifel,  und  da  dieselbe  für  meine  Theorie  doch  gewisser- 
maaßen  die  Rechnungsprobe  ilt,  so  ifi  auch  jenes  Experiment 
für  dieselbe  wichtig. 

Wenn  man  zwei  pri.^matische  Earbenspektra  dergeltalt 
über  einander  H'ihrt,  dass  das  \'iolette  des  eriten  das  Gelbe 
des  zweiten,  und  das  Blaue  des  erllen  das  Gelbrothe  des 
zweiten  deckt ;  so  entfieht  aus  der  Vereinigung  eines  jeden 
dieser  zwei  karbenpaare  Weif>:  d:\  beide  karbenpaare  neben 
einander  liegen,  so  iil:  die  weisse  Stelle  beträchtHch :  zudem 
ifl  diese  \'ereinigung  sehr  viel  leichter  zu  bewerklfelligen  als 
die  von  mir  bereits  angeUihrie  des  Purpurs  und  Grünen  mittellf 
drei  Prismen,  xor  welcher  jene  auch  noch  das  voraus  hat,  dafs 
der  Einwurt  welchen  Ewr  Excellenz  gegen  diese  erhoben 
hatten,  und  der  erll  zu  beseitigen  war,  die  hier  angeführte 


'  Von  GoctliL's  Hand   »praes:  ti.    i<S'    Sept.   15«. 


Briefe  Arthur  Schopenhauers.  53 

gar  nicht  trifft.  Durch  Hinzufügung  dieses  Experiments 
wäre  dann  die  Herftellung  des  Weissen  durch  alle  drei 
Hauptfarbenpaare  durchgeführt  und  wohl  evident  genug 
gemacht.  Auch  kann  man  dabei  zugleich  hierauf  aufmerk- 
sam machen,  daß  die  Vereinigung  prismatischer  Farben,  in 
irgend  einer  andern  als  der  verlangten  Ordnung,  nie  \Veil>, 
sondern  immer  eine  neue  Farbe  giebt. 

Obgleich  die  ewig  Absurden  schon  jetzt  von  Ihrem 
vortrefflichen  Werke  über  die  Farben  nur  noch  wie  von 
einem  besiegten  und  erlegten  Feinde  reden  und  wieder 
einmal  den  Triumph  der  'Abgeschmaktheit  begehn  (z.  B. 
neuerlich  in  der  Leipziger  Literaturzeitung  vom  i'  Auguil: 
u.  etwas  früher  in  den  Heidelberger  Annalen)  so  wird  Ihr 
Werk  doch  wohl  noch  Manchen,  auch  selbft  aus  der  Zahl 
jener_,  zu  Beobachtungen  über  die  Farben  veranlassen,  und 
da  wird  wahrscheinlich  auch  die  von  mir  hier  aufgeftellte 
Erscheinung  bald  ausgefunden  werden :  aber  man  wird 
nicht  wissen  was  man  daraus  machen  soll,  da  sie  eigentlich 
weder  in  die  Newtonische  Theorie  noch  in  Ihre  Farben- 
lehre passt:  nicht  so  schnell  vermuthlich  wird  man,  auf 
das  Auge  zurückgehend,  die  wahre  Bedeutung  derselben 
entziffern,  welche  ift: 

emiSt]   1]   ifvaii   öl/u   £r//))ö/j,    nu&ovt'   ixitaiov    to    iifitav   lo 

UVTOV,    iVPtjll. 

Platon :  Conviv :  p  204.  ed:  Bip: 

Diese  Worte  sind  zugleich  der  Ausdruck  für  alle  Po- 
larität, wiewohl  Platon  allein  die  bedeutungsvollfte  von 
Allen  damit  gemeint  hat.  —  Durch  welche  Hieroglyphen 
mögen  vielleicht  die  Aegypter  bezeichnet  haben  was 
^4  u.  V-i,  '/'s  i-i-  73,  V2  LI.  \'-2  der  vollen  Thätigkeit  des 
Auges  ift?  — 

Da  die  Mittheilung  des  besagten  Experimentalbeweises 
es  eigentlich  war,  was  mich  bewog  Ewr  Excellenz  aber- 
mals mit  einem  Briefe  beschwerlich  zu  fallen,  so  bleibt  mir 
für  heute  nichts  übrig   als  deshalb    um  Entschuldigung   zu 


54  Neue  Mittheilungen. 


bitten    und   Ewr  Exct:llenz   der   unwandelbaren   Verehrung 
zu  versichern,  mit  der  ich  tür  immer  verharre 

Ewr  Excellenz 

ergebenlter  Diener 
Arthur  Schopenhauer  Dr. 
Dresden,  d.  i6'    Sept.  iSij. 

23- 
E\v  Excellenz 

haben  mir  durch  Ihr  gütiges  Schreiben 
eine  grollie  Freude  gemacht,  weil  Alles  was  von  Ihnen 
kommt  für  mich  von  unschätzbarem  Werth,  ja  mir  ein 
Heiligthum  iil:.  Ueberdies  enthält  Ihr  Brief  das  Lob  meiner 
Arbeit ,  und  Ihr  Beifall  überwiegt  in  meiner  Schätzung 
jeden  andern.  Besonders  ertreulich  aber  ifl  es  mir,  daß 
Sie  in  diesem  Lobe  selbft,  mit  der  Ihnen  eignen  Divination, 
grade  wieder  den  rechten  Punkt  getroffen  haben,  indem 
Sie  nämlich  die  Treue  und  Redlichkeit  rühmen,  mit  der 
ich  gearbeitet  habe.  Nicht  nur  was  ich  in  diesem  be- 
schränkten Felde  gethan  habe,  sondern  Alles  was  ich  in 
Zukunft  zu  leiften  zuversichtlich  hoffe,  wird  einzig  und 
allein  dieser  Treue  und  Redlichkeit  zu  danken  seyn.  Denn 
diese  Eigenschaften  die  ursprünglich  nur  das  Praktische 
betreffen,  sind  bei  mir  in  das  Theoretische  und  Intellek- 
tuale  übergegangen:  ich  kann  nicht  raflen,  kann  mich 
nicht  zufrieden  geben,  so  lange  irgend  ein  Theil  eines  von 
mir  betrachteten  Gegenflandes  noch  nicht  reine,  deutliche 
Kontour  zeigt. 

Jedes  Werk  hat  seinen  Ursprung  in  einem  einzigen 
glücklichen  Einfall,  und  dieser  giebt  die  Wolluft  der  Kon- 
ception  :  die  Geburt  aber,  die  Ausführung,  iil,  wenigllens 
bei  mir  nicht  ohne  Pein:  denn  alsdann  liehe  ich  vor 
meinem  eignen  Geilt:  wie  ein  unerbittlicher  Richter  vor 
einem  Gefangenen  der  auf  der  hoher  liegt,  und  lasse  ihn 
antworten,  bis  nichts  mehr  zu  fragen  übrig  ill.  lünzig  aus 
dem  Mangel    an    jenei'    Ketihchkeit    scheinen    mir    fall    alle 


Briefe  Arthur  Schopenhauers.  55 


Irrthümer  und  unsachlichen  Verkehrtheiten  entsprungen  zu 
seyn,  davon  die  Theorien  und  Philosophien  so  voll  sind. 
Man  fand  die  Wahrheit  nicht,  bloß  darum  daß  man  sie 
nicht  suchte,  sondern  ftatt  ihrer  immer  nur  irgend  eine 
vorgefaßte  Meinung  wiederzufinden  beabsichtigte ,  oder 
wenigftens  irgend  eine  Lieblingsidee  durchaus  nicht  ver- 
letzen wollte,  zu  diesem  Zweck  aber  Winkelzüge  gegen 
Andere  und  sich  selbfl:  anwenden  mußte.  Der  Muth  keine 
Frage  auf  dem  Herzen  zu  behalten  ift  es  der  den  Philo- 
sophen macht.  Dieser  muß  dem  Oedipus  des  Sophokles 
gleichen,  der  Aufklärung  über  sein  eignes  schreckliches 
Schicksal  suchend,  raftlos  weiter  forscht,  selbft  wenn  er 
schon  ahndet  daß  sich  aus  den  Antworten  das  Entsetz- 
lichfte  für  ihn  ergeben  wird.  Aber  da  tragen  die  Meißen 
die  Jokafte  in  sich,  welche  den  Oedipus  um  aller  Götter 
willen  bittet,  nicht  weiter  zu  forschen:  und  sie  gaben'  ihr 
nach,  und  darum  fleht  es  auch  mit  der  Philosophie  noch 
immer  wie  es  fteht.  —  Wie  Odin  am  Höllenthor  die 
alte  Seherin  in  ihrem  Grabe  immer  weiter  ausfragt,  ihres 
Sträubens  und  Weigerns  und  Bittens  um  Ruhe  ohngeachtet, 
so  muß  der  Philosoph  unerbittlich  sich  selbfl  ausfragen. 
Dieser  philosophische  Muth  aber,  der  Eins  ift  mit  der  Treue 
und  Redlichkeit  des  Forschens,  die  Sie  mir  zuerkennen, 
entspringt  nicht  aus  der  Reflexion,  läßt  sich  nicht  durch 
Vorsätze  erzwingen,  sondern  ift  angeborne  Richtung  des 
Geiftes.  Mit  meinem  Wesen  innig  verwebt,  zeigt  jene  Treue 
und  Redlichkeit  sich  nebenher  auch  im  Praktischen  und 
Persönlichen,  so  daß  ich  häufig  mit  Wohlbehagen  erfahre, 
wie  faft  nie  ein  Mensch  Mistrauen  gegen  mich  hegt,  viel- 
mehr faft  Jeder  ohne  alle  nähere  Bekanntschaft   mir   ganz 


und  gar  vertraut. 


Diese  Eigenschaft  (über  die  ich  furchten  mülke  zu 
selbftgefällig  mich  ausgelassen  zu  haben,  wenn  nicht  Ehr- 
lichkeit das  Einzige  wäre  das  Jeder  von  sich  rühmen  darf) 


'  Vielleicht  versclirieben  statt:  2;eben. 


56  Neue  Mittheilukgen. 


ift  es  nun  auch,  die  mir  die  Zuversicht  giebt,  zu  Ewr 
Excellenz  so  often,  ja  frei  zu  reden,  wie  ich  es  heute  im 
Sinn  habe. 

Ihr  Brief  hat  mir  eine  Hoffnung  genommen,  die  sich 
allmähhg  doch  bei  mir  eingeniftet  hatte,  die  Hoffnung  daß 
Sie  den  Wunsch  erfüllen  würden,  den  ich  in  meinem  erften 
Brief  Ihnen  zu  erkennen  gegeben  hatte.  So  begehrenswerth 
für  mich  dessen  Erfüllung  seyn  muß,  so  bin  ich  doch  nicht 
so  thörigt  zu  verlangen,  daß  Sie  hierauf  Rücksicht  nehmen 
sollten :  und  wenn  ich  gleich  nicht  verhehle,  daß  jener  Wunsch 
ein  Motiv  mehr  für  Dicifie  Aktivität  in  dieser  Angelegen- 
heit ift ;  so  darf  bei  der  Sache  selhft  doch  nichts  in  Be- 
trachtung kommen,  als  die  Ehre  der  W^ihrheit,  das  Heil 
der  Wissenschaft  und  der  Ruhm  Ihres  unfterblichen  Namens, 
gegen  welchen  bei  dieser  Gelegenheit  ein  Heer  armseliger 
Kathederhelden  sich  erhoben  hat,  das  freilich  einft  das  Ver- 
dammungsurtheil  der  Nachwelt  erfahren  wird,  besser  aber 
schon  jetzt  dem  verdienten  Schicksal  überliefert  würde.  — 

Warum  ift,  wie  der  Lehrbrief  sagt,  »das  Urtheil  schwie- 
rig« ?  —  Weil  es  zugleich  sachkundig  und  unbeftochen  seyn 
soll;  selten  aber  ein  wahrer  Kenner  gefunden  wird,  der 
nicht  schon  selbft  einen  Stein  auf  dem  Brett  hätte,  und 
dem  nicht  daher  bei  den  objektiven  Betrachtungen  subjek- 
tive sich  unvermeidlich  einmischten.  Selbftverläugnung  aber 
muß  man  nicht  erwarten,  und  jene  Gäfte  bleiben  aus,  die 
—  »ein  fremdes  Lied  —   lieber  als  ihr  eignes  hören.« 

Ich  glaube  sehr  feft,  daiS  Ew.  Excellcnz  mir  Ihren 
Beifall  nicht,  wie  jetzt,  mit  einem  gewissen  Widerftreben, 
nicht  mehr  auf  meine  Person  als  auf  mein  Werk  gerichtet 
ertheilen  würden,  wenn  meine  Schrift,  indem  sie  eben  das 
leiftete  und  bedeutete  wie  jetzt,  nicht  zugleich  einigen 
Nebensätzen  Ihrer  L'arbenlehre  widerspräche.  —  Noth- 
wendig  liegt  der  Irrthum  in  meinem  Werk,  oder  in  Ihrem. 
Ift;  erfteres,  warum  sollten  Ew.  Excellenz  sich  die  Befrie- 
digung und  mir  die  Belehrung  versagen,  durch  wenige 
\\''ortc  die  Linie  zu  ziehn,  die  in  meiner  Schritt  das  Wahre 


Briefe  Arthur  Schopenhauers.  57 

vom  Falschen  sonderte?  —  Aber  ich  geftehe  unverholen, 
daß  ich  nicht  glaube  daß  eine  solche  Linie  sich  ziehen 
Hesse.  Meine  Theorie  ift  die  Entfaltung  eines  einzigen  un- 
theilbaren  Gedankens,  der  ganz  falsch  oder  ganz  wahr  seyn 
muß:  sie  gleicht  daher  einem  Gewölbe,  aus  welchem  man 
keinen  Stein  nehmen  kann,  ohne  daß  das  ganze  einftürzte.  Ihr 
Werk  dagegen  iß:  die  syftematische  Zusammenftellung  vieler 
(vorher  eben  durch  die  falsche  Theorie  Newtons  theils 
entftellter,  theils  verhehlter)  und  mannigfaltiger  That- 
sachen :  dabei  konnte  sehr  leicht  ein  kleiner  Irrthum  mit 
unterlaufen,  und  kann  eben  so  leicht,  dem  Ganzen  unbe- 
schadet^ gehoben  werden.  Ill:  aber  wirklich  so  etwas  der 
Fall  gewesen ;  o  dann  werden  jene  engherzigen  Gegner, 
denen  w-ir  die  Abschwörung  einer  ganzen  Schaar  hundert- 
jähriger Irrrhümer  zumuthen,  in  Ihrem  \Yerk  ehr  die 
kleinfte  Unrichtigkeit  als  das  unzählige  Wahre  und  Vor- 
treffliche auffinden  und  anerkennen,  werden  eben  jene  Un- 
richtigkeit zum  Vorwand  nehmen  um  vom  ganzen  Werke 
nichts  wissen  zu  wollen:  nimmermehr  aber  wird  bei  denen 
(wenigftens  so  lange  nicht  eine  unpartheiische  Generation 
gekom.men  ift)  das  Gute  des  Ganzen  den  kleinften  erweis- 
lichen Fehler  decken  können.  Ift  also  irgend  ein  Irrthum 
mit  eingeschlüpft,  so  muß  er  zu  Tage  kommen,  früher 
oder  später,  et  pueri  qui  nunc  ludunt,  nostri  judices  erunt. 
Wie  viel  mehr  aber  wird  es  in  diesem  Fall  vor  Welt 
und  Nachwelt  Ihnen  zur  Ehre  gereichen  und  die  /Aner- 
kennung Ihres  Werkes  fördern,  wenn  jene  kleine  Irrthümer 
beiläufig,  mit  gerechter  Schonung  und  Nachweisung  Ihrer 
Anlässe^  in  der  Schrift  eines  Ihrer  erften  Proselvten,  die 
Sie  selbft  herausgeben,  berichtigt  werden,  als  wenn  es  den 
Feinden  überlassen  bleibt  sie  mit  Gehässigkeit  ans  Licht 
zu  ftellen  und  herauszuheben.  Muß  man  nicht  oft,  um 
Leib  und  Leben  zu  retten,  ein  Glied  des  Leibes  dem  Messer 
des  Wundarztes  Preis  geben?  und  \i\  man  nicht  verloren, 
wenn  man  Statt  dessen  dem  Wundarzte  entgegenruft: 
»Thue  was  du  willft,  nur  diese  Stelle  rühre  nicht  an!« 


58  Neue  Mittheilungen. 


Hierzu  kommt  daß  die  Punkte  wo  meine  Theorie  mit 
Ihrer  Farbenlehre  disharmonirt  höchlt  unbedeutend  sind, 
ja  beinahe  verschwindende  Grössen  gegen  das  worin  jene 
dieser  heiftimmt  und  ihr  volle  Beftätigung  und  unerschüt- 
terlichen Grund  giebt. 

Die  Hauptsache  ift  die  Herftellung  des  Weissen.  Daß 
Newton  hier  nur  ganz  zufallig  und  nur  den  Worten  nach 
der  Wahrheit  nahe  gekommen  ilt,  während  Sie  schon  das 
Wesentliche  der  Sache  selbft,  die  Aufhebung  aller  Farbe 
durch  den  Gegensatz  gelehrt  haben,  wobei  nur  zu  berich- 
tigen daß  das  etwa  entftehende  Grau  nicht  der  Farbe  als 
solcher,  im  engften  Sinn  genommen,  zukommt,  sondern 
nur  der  chemischen  Farbe,  und  was  ferner  zu  Ihrer  Recht- 
fertigung zu  sagen  war,  ift  ausführlich  gesagt  worden.  Die 
Herftellung  des  Weissen  bedeutet  bei  mir  nur  dieses :  daß 
wenn  auf  einer  und  derselben  Stelle  der  Retina  die  Thätig- 
keit  in  welcher  sie  bei  Anschauung  des  Rothen  ift,  :(ti- 
S'leich  mit  der  in  welcher  sie  bei  Anschauung  des  Grünen 
ift,  hervorgebracht  wird,  die  Empfindung  des  Weissen  oder 
des  Lichts,  d.  h.  die  volle  Thätigkeit  des  Auges,  deren 
2  gleiche  Hälften  Grün  und  Roth  waren,  gegeben  ift :  und 
ebenso  bei  den  ungleichen  Hälften.  —  Malus  und  Arago  in 
Paris  haben  neuerlich  schwierige  Experimente  und  gelehrte 
Untersuchungen  gemacht,  über  Polarisation  und  Depolari- 
sation  der  Lichtftrahlen,  wobei  die  homogenen  Lichter  zum 
Vorschein  kommen :  das  Alles  aber  ift  verlorene  Mühe : 
sie  sind  auf  dem  falschen  Wege,  so  lange  sie  mit  Newton 
die  wesentliche  Ursache  der  Farbe  in  einer  eigenthüm- 
lichen  ursprüngHchen  Modifikabilität  (Theilbarkeit)  des 
Lichtes  suchen,  da  sie  ftatt  dessen  in  einer  ursprünglichen 
eigenthüm liehen  Modifikabilität  (Theilbarkeit)  der  Thätig- 
keit der  Retina  liegt,  deren  Aeusserung  hervorzurulen,  als 
untergeordnete  Ursache  (äusserer  Reiz)  ein  aut  eine  ge- 
wisse Weise  (durch  Trübung  oder  auch  durch  Zurück- 
ftrahlung  von  der  eigenthümlich  moditizirten  Oberftächc 
gewisser  Korper)  gehemmtes  Licht  erh)rdcrt   wird,  welches 


Briefe  Arthur  Schopenhauers.  59 


aber  bei  der  Hervorbringun^i^  der  Farbe  im  Auge  immer 
nur  die  Rolle  spielt  wie  bei  Hervorrufung  der  im  Körper 
schlummernden  Elektrizität  (Trennung  des  -+-  E  und  —  E) 
die  Reibung.  Jene  Herren  sind  also  durchaus  auf  dem 
falschen  Wege,  so  lange  sie  mit  Newton  hartnäckig  die 
Farbe  im  Licht  suchen  und  nicht  im  Auge.  Grade  so  haben 
alle  Philosophen  vor  Kant  geirrt ,  da  sie  Zeit ,  Raum, 
Kausalität,  als  unabhängig  vom  Subject  vorhanden  setzten 
und  nun  Anfang,  Ende,  Ursach,  Zweck  der  Welt,  das  Sub- 
jekt mit  eingeschlossen,  suchten. 

Der  zweite  Widerspruch  ifl,  daß  nur  der  physiologische 
Gegensatz,  nicht  der  physische,  ein  polarer  sei.  Ich  erinnere 
mich  dieses  Ew.  Excellenz  schon  in  Weimar  mündlich  vor- 
getragen zu  haben,  worauf  Sie  sehr  liberal  antworteten : 
»Schreiben  Sie  doch  einmal  ein  Werk  in  zw'ei  dicken  Bänden, 
ohne  daß  irgend  etwas  zu  berichtigen  wäre.«  — 

Das  dritte  ill:  die  Entftehung  des  Violetten,  eine  ge- 
ringfügige Nebensache.  Die  versprochenen  Bemerkungen 
darüber  werde  ich  indessen  mit  Freuden  vernehmen. 

Diese  kleinen  Berichtigungen  sind  übrigens  für  mich 
ganz  und  gar  kein  V'erdienft,  wiewohl  die  Auffindung  der 
Theorie  eines  ift,  aus  der  nachher  jene  Berichtigungen  von 
selbft  flössen.  Wer  auf  dem  empirischen  Wege  der  Wissen- 
schaft ein  neues  Feld  eröffnet,  eine  Masse  von  Thatsachen 
auffindet  und  nach  ihrem  unmittelbaren  Zusammenhange 
geordnet  darftellt,  gleicht  demjenigen  der  ein  neues  Land 
entdeckt  und  die  erfte  Karte  desselben  vorläufig  entwirtt. 
Der  Theoretiker  aber  gleicht  Einem  unter  denen  welche 
jener  in  das  neue  Land  führte,  und  der  nun  einen  hohen 
Berg  in  demselben  erkUmmt,  von  dessen  Gipfel  er  das  Land 
in  Einem  Blick  übersieht.  Daß  er  hinauf  kam  ift  sein  Ver- 
dienft:  daß  er  nun  aber  von  oben  sieht,  wo  jene  die  unten 
wandeln  den  nächften  Weg  verfehlen,  daß  er  die  Verhält- 
nisse der  Berge,  Flüsse,  Wälder  genauer  beftimmt,  das  Alles 
ift   jetzt   kinderleicht. 


6o  Neue  Mittheilungen. 


Ich  weiß  mit  vollkommner  Gewißheit,  daß  ich  die 
erfte  wahre  Theorie  der  Farbe  geliefert  habe,  die  erfte,  so 
weit  die  Geschichte  der  Wissenschalten  reicht:  ich  weiß 
auch  daß  diese  Theorie  einft  allgemein  gelten  und  den 
Kindern  in  den  Schulen  geläufig  seyn  wird:  sei  es  dal!» 
meinen  Namen  die  Ehre  der  Erfindung  hegleitet,  oder  den 
eines  Andern,  der  entweder  dasselbe  entdeckte  oder  mich 
beraubte.  Aber  ich  weiß  auch  ebenso  gewiß,  daß  ich  jenes 
nimmermehr  geleiftet  haben  würde,  ohne  Ew.  Excellenz 
früheres  und  größeres  Verdienft.  Auch  glaube  ich  daß  diese 
Anerkennung,  wie  aus  dem  Motto  meiner  Schrift,  so  auch 
durchweg  aus  dem  Ton  des  Ganzen,  ja  taft  aus  jeder  Zeile 
spricht:  immer  bin  ich  nur  Ihr  Verfechter  (deshalb  ich  auch 
hortte  mit  Ihrem  Feldzeichen  ausgeftattet  zu  werden):  ich 
habe  sogar  die  wenigen  Abweichungen  von  Ihnen  absicht- 
lich mehr  hervorgehoben,  damit  man  keine  blinde  An- 
hänglichkeit und  Partheiligkeit  in  mir  zu  sehn  glaubte. 
Meine  Theorie  verhält  sich  zu  Ihrem  Werke  völlig  wie 
die  Frucht  zum  Baum.  —  Was  aber  diese  Theorie 
beitragen  kann  Ihrer  Farbenlehre  Gültigkeit  und  Aner- 
kennung zu  verschaffen,  das  möchte  nicht  wenig  sevn. 
Ew.  Excellenz  selbft  gaben  mir  einmal  die  Lehre,  man 
müsse  flets  positiv  verfahren,  ftets  auf  bauen  und  nicht  sich 
mit  dem  Niederreissen  des  Fremden  zu  lange  aufhalten: 
worauf  ich  die  Worte  Ihres  Lieblings  Spinoza  anführte: 
est  enini  verum  iudex  sui  et  talsi:  —  lux  se  ipsa  et  tenebras 
illustrat.  Der  didaktische  Theil  Ihrer  l-arbenlehre  ift  zwar 
positiv,  indem  er  die  Thatsachen  darllellt  und  ihren  Zu- 
sammenhang, ihre  Uebereinllimmung  zeigt:  die  polemische, 
negative,  war  durchaus  nothwendig,  weil  hier  um  Bahn  zu 
brechen,  vor  allen  Dingen  der  alte  Wahn  gebrochen  werden 
mußte.  Allein  für  die  eigentliche  Theorie  Newtons,  die  Sie 
umgefloßen  haben,  haben  Sie  keine  neue  gegeben.  Dies 
eben  ifl  meine  Arbeit  gewesen ;  in  ihr  erhält  das  Publikum 
was  ihm  immer  Bedürfniß  ifi:  und  w  as  es  daher  so  ungern 
fahren  lässt,  allgemeine  Begrifle,  in  denen  das  Wesen  jedes 


Briefe  Arthur  Schopenhauers.  6l 

möglichen  Farbenphänomens  enthalten  ift,  die  Kenntniß 
der  letzten  Ursache  und  des  innerften  Wesens  aller  mög- 
Hchen  Farbe  überhaupt,  erhält  also  vollen  Ersatz  für  die 
Newtonische  Theorie,  indem  meine  wirklich  das  iit,  wofür 
jene  sich  ausgab.  Vergleiche  ich  Ihre  Farbenlehre  einer 
Pyramide,  so  ift  meine  Theorie  die  Spitze  derselben,  der 
untheilbare  mathematische  Punkt,  von  dem  aus  das  ganze 
große  Gebäude  sich  ausbreitet,  und  der  so  wesentlich  ift, 
daß  es  ohne  ihn  keine  Pyramide  mehr  ift,  während  man 
von  unten  immer  abscheiden'  kann,  ohne  daß  es  aufhört 
Pyramide  zu  seyn.  Sie  haben  nicht,  wie  die  Aegypter,  von 
der  Spitze,  sondern  vom  Fundament  in  seiner  ganzen  Breite 
zu  bauen  angefangen  und  Alles  bis  auf  die  Spitze  aufge- 
führt: in  diesem  Ihrem  Gebäude  ift  nun  zwar  der  Andeutung 
nach  auch  die  Spitze  gegeben  und  vollkommen  beftimmt: 
doch  haben  Sie  es  mir  überlassen  sie  wirklich  darauf  zu 
setzen,  wodurch  allererft  die  Pvramide  vollendet  ift,  die 
Jahrhunderten  trotzt.  —  Die  Phänomene  die  meine  Theorie 
beweisen,  sind  von  Ihnen  zuerft  und  höchft  vollkommen 
dargeftellt,  und  da  dieselben  so  unumftößlich  sind,  daß 
man  nie  wagen  konnte  sie  zu  beftreiten ,  so  haben  die 
Gegner  sie,  (so  viel  mir  bekannt)  mit  Stillschweigen  über- 
gangen. Auf  diese  allein  geftützt  und  in  sich  vollkommen 
evident,  fteht  meine  Theorie  unerschütterlich  feft:  aber  mit 
ihr  ift  Newtons  ganze  Lehre  durchaus  unvereinbar,  dagegen 
Ihre  Farbenlehre  in  befter  Uebereinftimmung.  Von  allen 
ferneren  Untersuchungen  einzelner  Thatsachen,  um  welche 
bisher  der  Streit  sich  immer  dreht,  wu'd  nunmehr  wenn 
die  Newtonische  Lehre  nur  vorerft  noch  Möglichkeit  be- 
halten soll,  die  meinige  zuvor  widerlegt  werden  müssen, 
was  nimmermehr  gelingen  kann.  Darum  behaupte  ich  daß 
die  Bekanntmachung  meiner  Theorie  den  Umfturz  der  New- 
tonischen herbeiführen  muß.  —  Jene  alte  Burg  haben  Sie 
von  allen  Seiten  berannt^  und  ftark  angegriffen:  der  Kundige 


'  abschneiden?    ^  Msc:  berennt. 


62  Neue  Mittheilungen. 


sieht  sie  wanken  und  weiß  daß  sie  tallen  muß:  aber  die 
Invaliden  drinnen  wollen  nicht  kapituliren,  ja  plärren  sogar 
ein  abgeschmacktes  Te  Deum  in  alle  vier  Winde.  Da  habe  ich 
nun,  von  Ihren  Schanzen  und  Laufgräben  aus,  in  der  Tiefe 
eine  Mine  gegraben,  welche  mit  einem  Schlage  das  ganze 
Gebäude  sprengen  muß:  von  Ihnen  wird  nur  noch  verlangt, 
daß  Sie  die  Lunte  in  die  Hand  nehmen,  um  die  Mine  ab- 
zubrennen, damit  nicht  etwa  die  ganze  Explosion  versage. 
Möge  Sie  doch  nicht  die  Rücksicht  abhalten,  daß  einige 
Ihrer  eignen,  jetzt  ohnehin  überflüssigen  Belagerungswerke 
ein  wenig  mit  leiden  könnten. 

Anbelangend  den  \'orschlag  welchen  Ew.  Excellenz 
mir  zu  machen  die  Güte  haben,  so  bedauere  ich,  nicht 
wohl  darauf  eingehn  zu  können.  Ich  sehe  nicht  wohin 
das  führen  soll :  das  Urtheil  eines  Einzelnen  hat  zu  wenig 
Werth  für  mich :  in  Hinsicht  auf  Ew.  Excellenz  war  es  ein 
ganz  Anderes:  denn  Sie  sind  kein  Einzelner,  sondern  der 
Einzige.  —  Ich  sehe  zu  dem  wohl  was  Dr.  Seebeck  von 
mir  erhalten  soll,  nämlich  die  Theorie,  die  er,  da  er  eben 
wie  ich,  Ihre  Farbenlehre  als  gegebene  Vorarbeit  überliefert 
empfangen  und  sich  viel  länger  und  enthaltender '  damit 
beschäftigt  hat  als  ich,  selbll  hätte  finden  sollen,  und  nicht 
gefunden  hat,  was  ihn  ungünftig  ifimmen  muß:  ich  sehe 
aber  nicht  was  er  mir  dagegen  gehen  soll:  einzelne  Experi- 
mente, genaue  Kenntniß  jener  Gegner,  die  ich  keiner  Notiz 
werth  achte,  werden  mir  schwerlich  viel  nützen.  Durch 
die  Mittheilung  bliebe  es  denn  doch  zuletzt  seinem  guten 
Willen  anheim  geftellt,  ob  er  etwa  meine  Erkenntniß  für 
die  seinige  ausgeben  will,  oder  nicht.  Was  ich  bedai'l  und 
wünsche  ifl  Autorität.  Sie  sind  so  reich  daran:  Dr.  Seeheck 
kann  mir  keine  geben,  und  kann  mir  also  nicht  helfen. 
Ich  habe  das  feile  Vertrauen  daß  Eav.  Excelienz  mich  und 
meine  Gesinnung  gegen  Sic  völlig  durchschauen,  und  daher 
nicht    den   minderten    N'orwurf,    sondern    eben    nur    einen 


'  anliahcndcr 


Briefe  Arthur  Schopenhauers.  63 


spaßhaften  Einfall  darin  erkennen  werden,  wenn  ich  Ihnen 
sage,  daß  bei  Ihrem  Vorschlag  mir  sogleich  die  Tochter 
des  Pfarrers  von  Taubenhayn  einfiel,  welche  Ansprüche 
auf  die  Hand  des  gnädigen  Herrn  macht,  der  ihr  hingegen 
seinen  wackern  Jäger  zudenkt:  gleichfalls  Jean  Jacques 
Rousseau,  den  in  seiner  Jugend  eine  vornehme  Dame,  die 
er  besuchte,  zum  Essen  zu  bleiben  einlud,  der  aber  nachher 
erft  merkte,  daß  man  ihn  mit  der  Dienerschaft  speisen  zu 
lassen  gedachte. 

Ew.  Excellenz  haben  jetzt  andere  Beschäftigungen,  sind 
vielleicht  in  der  höheren  Region  der  Dichtkunft,  von  w-elcher 
aus  die  wissenschaftlichen  Untersuchungen  mit  Recht  ge- 
ringfügig erscheinen.  Bei  allem  diesem  aber,  kann  ich  mir 
doch  nicht  wohl  denken,  daß  jene  Beschäftigungen  es 
Ihnen  durchaus  nicht  geftatten  sollten  Antheil  an  diesen 
Angelegenheiten  der  Farbenlehre  zu  nehmen:  denn  dies 
Gebiet  ift  so  klein,  so  leicht  zu  überschauen,  der  wesent- 
liche Inhalt  des  Werks,  das  die  Frucht  Ihrer  Beobachtungen 
während  vieler  Jahre  war,  muß  Ihnen  unauslöschlich  ein- 
geprägt und  gegenwärtig  seyn,  meine  Schrift  ift  so  kurz 
und  Ihnen  jetzt  schon  bekannt,  daß  ich  dächte  die  Ent- 
scheidung könnte  Ihnen  weder  grossen  Zeitverluft,  noch 
sonderliche  Zerftreuung  geben.  —  Auch  ich  habe  es  immer, 
ein  Paar  Wochen  ausgenommen,  nur  als  Nebensache  be- 
handelt, und  trage  weit  andre  Theorien  als  die  der  Farbe, 
beftändig  im  Kopte  herum.   — 

Was  ich  mit  diesem  langen  und  auch  w^ohl  langwei- 
ligen Briefe,  dieser  redseligen  oratio  pro  corona,  eigenthch 
beabsichtige?  Daß  Ew.  Excellenz  sich  vielleicht  bewegen 
lassen,  meinem  Kindlein  nochmals  huldreich  in  die  Augen 
zu  schauen,  ehe  Sie  in  letzter  Inftanz  abschlagen,  bei  ihm 
zu  Gevatter  zu  ftehn.  Denn  ohne  diese  Gunft  fleht  es 
schlecht  um  seine  Konftellation :  Konception  und  schmerz- 
hche  Geburt  sind  vergeblich  gewesen:  es  muß  in  den 
Mutterleib  zurück.  Die  Gründe  hiezu  habe  ich  Ew.  Excel- 
lenz in  meinem  erften  Briefe  auseinander  gesetzt.    Und  wie 


64  Neue  Mittheilungen. 


würde  es  dem  Kinde  hei  den  Feinden  ergehn,  wenn  selbft 
die  Freunde  ihm  ihre  Hülfe  verweigern !  Die  Welt,  welche 
schon  so  manches  Jahrtausend  in  den  Farben  schwimmt, 
ohne  zu  wissen  was  die  Farben  sind,  wird  sich  vors  Erfle 
noch  ferner  ohne  diese  Kenntniß  behelfen  müssen,  und 
wird  sich  deshalb  nicht  weniger  wohl  befinden:  michailein 
wird  es  schmerzen  die  verkehrten  Meinungen  über  die  Farben 
ferner  lesen  und  hören  zu  müssen  und  ihr  Lob  dazu,  wäh- 
rend ich  das  Bessere  weiß  und  schweigen  muß.     Herodot 

sagt:      e/dloTii      öi     oövtrj     e'oi}     rar     *')•     cci'9(jmtioioi    uvti,,    ttoXku 

cpQoviovjn  i.n,8iv6c  y-ijuiiar.  IX.  16.  und  Hamlet  rutt  schmerz- 
lich aus:  but  break  my  heart :  for  I  must  hold  my  tongue! 
—  Jedoch  bin  ich  dieses  Leidens  schon  gewohnt  in  meinem 
eigentlichen  Fache.  — 

Wenn  ich  also  für  jetzt  noch  die  Pythagoreische  f>5. 
^n[>ui  aushalten  muß,  so  werden  Ew.  Excellenz  mir  eine 
Bitte  gewiß  gewähren,  besonders  wenn  ich  Sie  erinnre, 
daß  der  Gedanke  etwas  Ihnen  wohlgelälliges  zu  thun, 
meinen  Eifer  rege  erhielt  bei  jener  Arbeit,  die  sonll:  wohl 
nicht  zur  Ausführung  gekommen  wäre.  Meine  Bitte  ift  die, 
daß  Ew.  Excellenz  mir  bei  Zurücksendung  des  Manuscripts 
ganz  aufrichtig  und  genau  berichten,  ob  Sie  irgend  Jemanden, 
und  wem,  jene  Abhandlung  mitgetheilt  haben.  Da  Sie  den 
Dr.  Seebeck  begegnet  sind,  der  sein  Hauptgeschäft  aus  der 
Farbenlehre  macht,  so  war  wohl  nichts  natürlicher  als  daß 
Sie  ihm  meinen  X'ersucii  wenigifens  mündlich  bekannt 
machten  oder  auch  ihm  solchen  zur  Durchsicht  gaben.  Ich 
wünsche  sehr  nur  genau  zu  wissen,  wie  ich  in  dieser  Hin- 
sicht überhaupt  daran  bin.  Ew.  Excellenz  selblt  wissen, 
wie  sehr  man  Ursache  hat  Plagiate  zu  fürchten  und  haben 
mir  eigne  Erfahrungen  dieser  Art  im  Vertrauen  mitgetheilt, 
z.  E.  von  Oken.  Ew.  Excellenz  werden  es  daher  mir  nicht 
verdenken,  dal>  ich  Sie  iulländigfl  bitte  mich  hierüber  \-ollig 
ins  Klare  zu  setzen. 

Ich  holfe  daß  Ew.  1-ACellenz  Nachsicht  haben  werden 
mit  der  Redseligkeit  und  Ireimüthigkeit  dieses  I^rieles,  da 


Briefe  Arthur  Schopenhauers.  65 


Sie  überzeugt  seyn  müssen,  daß  Niemand  von  einer  innigeren 
Verehrung  gegen  Sie  durchdrungen  ilt  als 

Ew.  Excellenz 

Dresden  ergebender  Diener 

d.  II'"  Novenih.  Arthur  Schopenhauer. 

iSiS- 

24- 

Ewr  Excel  lenz 

gaben  mir  vor  zehn  Wochen  die 
\'erheißung,  mir  baldigft  Ihre  eigentliche  Meinung  über 
meine  Farbentheorie  mitzutheilen.  Ich  habe  Ihnen  darauf 
am  3*'^"  Dec.  noch  einen  langen  Brief  geschrieben^  der  die 
Vertheidigung  meiner  Meinung  über  die  Violette  Farbe 
und  auch  einen  neuen  sehr  artigen  Beleg  meiner  Theorie 
enthält.  Unterdessen  scheinen  Ewr  Excellenz  mich  und 
meine  Farbentheorie  wieder  ganz  vergessen  zu  haben.  Meine 
erfte,  flets  ungewisse  Hoffnung,  daß  Sie  durch  einige  Theil- 
nahme  jener  Arbeit  zur  Publicität  verhelfen  würden,  ift  all- 
mählig  zerftöhrt:  die  gewisse  Erwartung  welche  ich  hegte, 
doch  in  jedem  Fall  Ihr  Urtheil  zu  vernehmen,  schwindet, 
nachdem  ich  beinahe  sieben  Monat  vergeblich  darauf 
warte,  nun  auch  dahin:  meine  letzte  Bitte  ift  also,  daß 
Ewr  Excellenz  nunmehr  die  Güte  haben  wollen,  mir  das 
Manuskript  zurückzuschicken,  damit  diese  Sache  denn  doch 
zu  einem  Ende  gekommen  sei:  denn  mir  ill;  nun  einmal 
alles  Ungewisse,  Schwebende,  zu  Erwartende  durchaus  zu- 
wider; was  vielleicht  mit  meiner  gewiß  nicht  geheuchelten 
Liebe  zur  Wahrheit,  Klarheit  und  Beftimmtheit  zusammen- 
hängt :  auch  habe  ich  ja  jetzt  beinahe  sieben  Monate 
geharrt  und  gehofft;  was  mehr  ift  als  ich  mir  selbft 
zutraute. 

Aufrichtig  gesagt,  ift  es  mir  gar  nicht  möglich  mir 
vorzuftellen ,  daß  Ewr  Excellenz  die  Richtigkeit  meiner 
Theorie  nicht  erkennen  sollten :  denn  ich  weiß,  daß  durch 
mich  die  Wahrheit  geredet  hat,   —  in  dieser  kleinen  Sache, 

Goethe-Jahrbuch  IX.  ) 


66  Neue  Mittheilungen. 


wie  dereinfl:  in  größern,  —  und  Ilir  Geift  ift  zu  regelrecht,  zu 
richtig  geftimmt,  als  daß  er  bei  jenem  Ton  nicht  anklingen 
sollte.  Wohl  aber  kann  ich  mir  denken,  daß  ein  subjektiver 
Widerwille  gegen  gewisse  Sätze,  die  mit  einigen  der  von 
Ihnen  vorgetragenen  nicht  ganz  zusammenftimmen,  Ihnen 
die  Beschäftigung  mit  meiner  Theorie  verleidet,  daher  Sie 
solche  ftets  zurücklegen  und  aufschieben,  und,  indem  Sie 
Ihre  Beiftimmung  mir  weder  geben  noch  versagen  können, 
ganz  schweigen.  Im  Grunde  wundert  es  mich  daß  dieses 
so  ift,  schon  darum,  weil  ich  tausend  Mal  mehr  Ihr  Ver- 
fechter (und  zwar  recht  aus  dem  Grunde)  als  Ihr  Gegner 
bin:  doch  läßt  es  sich,  nach  einigen  Ihrer  Aeußerungen, 
begreifen,  und  ich  muß  es  so  denken. 

Ich  bitte  schließlich  Ewr  Excellenz  überzeugt  zu  seyn, 
daß  weder  diese,  noch  jemals  irgend  eine  Begebenheit  eine 
Aenderung  hervorbringen  könnte  in  der  innigen  und  tief- 
gefühlten \'erehrung  gegen  Sie,  von  der  wahrlich  Niemand 
mehr  durchdrungen  ift,  als 

Hwr  Excel  lenz 
Dresden,  d  2}  Jan.  ergebenfler  Diener 

1816.  Arthur  Schopenhauer  Dr. 

25- 

Ewr  Excellenz 

haben  es  gesagt,  in  Ihrer  Biographic: 
»so  ift  doch  immer  das  Einale,  daß  der  Mensch  auf  sich 
zurückgewiesen  wird.«  Auch  ich  muß  jetzt  schmerzlich 
ausseufzen:  »ich  trete  die  Kelter  allein!«  Ich  kann  es  nicht 
verhehlen,  daß  es  mich  sehr  geschmerzt  hat,  so  gar  keine 
ernftliche  Theilnahme,  Rückwirkung,  Erwiederung  von  Ihnen 
erhalten  zu  haben.  Die  Erfüllung  meiner  erilen  13itte  hotite 
ich  viel  zuversichtlicher,  als  ich  mir  merken  lassen  mochte: 
ich  war  der  lebhafteften  Theilnahme  gewiß.  Diese  sangui- 
nischen Hoffnungen  erblassten  allmählig:  aber  nach  so 
langer  Zeil,  so  vielem  Schreiben,  auch  nicht  einmal  Ihre 
Meinung,    Ihr  Urtheil    zu    erfahren,    nichts,    ^ar   nichts    als 


Briefe  Arthur  Schopenhauers.  67 

ein  zögerndes  Loh  und  ein  leises  Versagen  des  Beifalls, 
ohne  Angahe  von  Gegengründen:  das  war  mehr  als  ich 
fürchten,  weniger  als  ich  je  hoffen  konnte.  Indessen  bleibe 
es  ferne  von  mir,  gegen  Sie  mir  auch  nur  in  Gedanken 
einen  Vorwurf  zu  erlauben.  Denn  Sie  haben  der  gesammten 
Menschheit,  der  lebenden  und  kommenden,  so  Vieles  und 
Großes  geleiftet,  daß  Alle  und  Jeder,  in  dieser  allgemeinen 
Schuld  der  Menschheit  an  Sie,  mit  als  Schuldner  begriffen 
sind,  daher  kein  Einzelner  in  irgend  einer  Art  je  einen  An- 
spruch an  Sie  zu  machen  hat.  Aber  wahrlich,  um  mich 
bei  solcher  Gelegenheit  in  solcher  Gesinnung  zu  finden, 
musste  man  Göthe  oder  Kant  seyn:  kein  andrer  von  denen 
die  mit  mir  zugleich  die  Sonne  sahen. 

Sonderbar  nun  scheint  es  mir  selhfl,  daß  die  verfehlte 
Theilnahme  bei  Ihnen,  ftatt  meine  gute  Meinung  von  meiner 
Arbeit  zu  schwächen  und  meinen  Muth  niederzuschlagen, 
beide  fafl  erhöht  zu  haben  scheint.  Ich  bin  feft  überzeugt, 
daß  meine  Theorie  vollkommen  wahr,  neu,  und,  so  weit 
der  Gegenftand  es  zuläßt,  wichtig  iif.  Ich  bin  eifriger  als 
je,  die  Entdeckung  meinem  Namen  zu  vindiziren,  und  habe 
mich  kurz  entschlossen  die  Schrift  noch  nächfte  Messe 
herauszugeben.  Fafl  ift  es,  als  ob  ich  von  Ihrer  Aufnahme 
appelliren  müsste,  nicht  an  die  des  absurden  Haufens,  sondern 
an  das  Urtheil  der  einzelnen  Denkenden  und  urtheilsfähigen 
unter  jenen  Millionen,  die  hin  und  wieder  und  in  weiten 
Zwischenräumen  der  Zeit  und  des  Orts  zerflreut  erscheinen, 
und  die  es  eigentlich  sind,  was  man  Nachwelt  nennt :  denn 
das  Ganze  der  Nachwelt  ift  so  verkehrt  als  die  Mitwelt. 
Ich  weiß,  wie  das  Pack,  welches  Katheder  und  Literatur- 
zeitungen inne  hat,  gegen  mich  bellen  wird:  aber  seit  ich 
Ihnen  meine  Schrift  schickte,  habe  ich  in  der  Menschen- 
verachtung neue  u.  so  ftarke  Progresse  gemacht,  daß  ich 
bereit  bin  im  Thun  und  im  Denken  die  Meinung  des 
ganzen  Menschenhaufens  nöthigenfcüls  für  Nichts  zu  achten. 

Uebrigens  habe  ich  in  dem  Jahr  seit  der  erften  Ab- 
fassung meiner  Theorie,  nie  aufgehört  mich  mit  dem  Gegen- 

5* 


68  Neue  Mittheilungen. 


ftande  zu  beschäftigen,  d;irüher  zu  lesen,  zu  denken  und 
aufzuschreiben.  Daher  werde  ich  jetzt  die  Abhandlung  um- 
arbeiten, manches  berichtigen,  manches  zusetzen,  einiges 
wegnehmen,  den  Vortrag  verbessern.  Und  hier  habe  ich 
noch  eine  Bitte  an  Ewr  Excellenz,  die  Sie  mir  gewiß  nicht 
abschlagen  werden.  Sie  schrieben  mir,  Sie  hätten  in  Jena 
durchzusehn  versucht,  was  seit  8  Jahren  über  die  Farben 
geschrieben  ist:  auch  früher  lobten  Sie,  daß  Seebeck  genaue 
Kenntniß  Ihrer  Gegner  habe.  Ich  wünsche  mich  von  Allem 
genau  zu  unterrichten.  Von  dem  in  der  neuften  Zeit  Er- 
schienenen, ift  mir  ausser  den  s.  v.  Recensionen  nichts 
bekannt,  als  des  Klotz  einfältiges  Produkt,  Runge^s  artiges 
Werk  mit  dem  Steffenschen  Naturphilosophicum  (das  ich 
nicht  loben  kann)  Pfaffs  schändliches  Geschreibe,  MoU- 
weides  elendes  Lateinisches  Programm,  und  einige  Aufsätze 
in  Himlys  ophthalmologischer  Bibliothek,  älter  als  Ihre 
Farbenlehre.  Bewers  neue  Theorie  der  Lichtfarben  erhalte 
ich  nächftens.  —  Ich  bitte  Ewr  Excellenz  infländigfl: 
mir  mitzutheilen  was  Ihnen  außer  diesem  bekannt  seyn 
möchte,  und  wenn  es  irgend  seyn  kann,  mir  eifie  lifera- 
riscbe  Ncti:^  von  Seeheck  zu  verschallen.  Dies  Alles  kann 
mir  aber  nur  nutzen,  wenn  es  ohne  allen  Autschub  ge- 
schieht. Denn  Hartknoch  verlegt  meine  Abhandlung  und 
ich  habe  versprochen  in  drei  bis  vier  Wochen  das  MS  zum 
Druck  zu  liefern. 

Ich  bitte  Ewr  Excellen/  zu  bedenken,  daß  meine  Schrift 
hoffentlich  viel  zu  Ehre  und  Rechtfertigung  Ihres  Werkes 
beitragen  wird  und  sehe  deshalb  der  gütigen  Erfüllung 
meiner  Bitte  mit  Zuversicht  entgegen. 

In  unwandelbarer  Verehrung  verharrend 

F^wr  Excellenz 
ergebenfler  Diener 
Arthur  Schopenhauer  Dr. 
Dresden,  d.  y""  Fehrnar. 


Briefe  Arthur  Schopenhauers.  69 

26. 
Ewr  Excellenz 

ftatte  ich  meinen  ergebenften  Dank 
ab,  für  gütigft  gegebene  literarische  Notizen.  Parrots  Physik 
und  quarterly  review  sind  leider  nicht  auf  der  hiesigen, 
sonft  sehr  wohl  versehenen  Bibliothek.  Mir  fehlt  Manches : 
z.  B.  Brewers  neue  Theorie  der  Lichtfarben  kommt  aus 
Düsseldorf,  und  wird  schwerlich  vor  Anfang  des  Drucks 
meiner  Schrift  eintreffen:  indessen  schließe  ich  aus  dem 
Titel  daß  seine  Theorie  nichts  mit  der  meinigen  gemein 
hat.  Wie  viele  Bücher  habe  ich  nicht  schon  vergeblich 
nachgeschlagen, um  etwas  meineSache  angehendes  zu  finden! 
Es  ift  indessen  nothwendig  orientirt  zu  seyn,  und  ich  sehe 
mit  vieler  Begierde  den  Literar-Notizen  des  Dr.  Seebeck 
entgegen,  die  Ewr  Excellenz  mir  versprechen. 

Das  Englische  M.  S.  erfolgt  mit  vielem  Dank  zurück : 
Ewr  Excellenz  haben  vollkommen  Recht,  in  dem  was  Sie 
darüber  sagen :  der  Aufsatz  ift  übrigens  nicht  von  Bedeutuno;. 

C?  ^J  O 

Ich  bedaure  sehr  daß  ein  Schreibfehler  in  Ihrem  Briefe 
es  mir  unkenntlich  macht,  welche  Farben  immer  mehr 
Gewicht  gewinnen,  was  mich  natürlich  sehr  interessirt:  es 
ifeht  da:  »entoptische«  :  vielleicht  epoptische?  Auch  möchte 
ich  wissen,  für  welche  Entdeckung  Scebeck  den  Preis  er- 
hält :  ift  es  die  im  Schweiggerschen  Journal  bekannt  ge- 
machte, daß  2  Säulen  von  Glasscheiben  ein  Licht  unsicht- 
bar machen,  ein  hinzugefügtes  Glimmerblatt  aber  wieder 
sichtbar?  Zwei  Worte  Aufklärung  darüber  werden  mich 
sehr  erfreuen. 

Es  ift  schön  und  groß  daß  Ewr  Excellenz  sich  nicht 
abschrecken  lassen,  nochmals  Hand  an  das  Werk  zu 
legen.  Das  Urtheil  des  zünftigen  Packs  ift  tür  nichts  zu 
achten.  —  Es  hängt,  denke  ich,  hauptsächlich  von  Um- 
ftänden  und  Zufällen  ab,  wieviel  meine  Schrift  jetzt  gleich 
wirken  wird,  um  über  die  Farben  andre  Ansichten  zu  ver- 
breiten:  die  Hauptsache  ift,  daß  sie  gelesen  werde,  dann 
könnte    sie  viel  wirken,   und    dazu    hätten  Sie  ein  Großes 


Neue  Mitthhilungen. 


beitragen  können.  Die  Menschen  lesen  und  lernen,  aus 
Trägheit,  nicht  gern  ehr  etwas,  als  bis  ihnen  die  ganze 
Zunft  der  Leute  vom  Fach  sagt,  daß  es  gut  sey  und  Noth 
thue :  \vie  aber  diese  sogenannten  Sachverftändigen  sind, 
wissen  wir :  man  müßte  erft  verftändig  seyn,  um  sachver- 
ftändig  zu  seyn.  Aber  leider  sagt  Plinius  der  jüngere  mit 
Recht :  numerantur  sententiae,  non  ponderantur.  Tröftlicher 
spricht  Livius :  veritatem  laborare  nimis  saepe,  ajunt,  extingui 
nunquam.  — 

Nach  einigen  Wochen  hoffe  ich  Ewr  Excellenz  meine 
Schritt,  merklich  verbessert,  gedruckt,  zu  übersenden.  Recht 
bald  fernerer  Auskunft  und  Mittheilung  entgegensehend, 
verharre  ich  mit  inniger  Verehrung 

Ewr  Excellenz 

r^       ,        ,       ,     T-  7       o  /  ergeben fter  Diener 

Dresden,  d.  21""  Febr.  iSib.         .     ,        o  ,  i  t^ 

Arthur  Schopenhauer  Dr. 


07 


Ewr  Excellenz 

habe  ich  die  Ehre  meine  Schritt 

nunmehr  gedruckt  zu  übersenden.  Ich  trete  die  Kelter  alleine. 

Aber  ich  ftehe  auch  auf  eigenen  Füßen,  in  dieser  Hinsicht 

wie  in  jeder  andern:    so  ifl  einmal  mein  Loos: 

Nam  Caesar  nullus  nobis  haec  otia  tecit. 

Jordan:  Brunns. 

Wenn  Ewr  Excellenz  sich  die  Mühe  geben  wollen,  die 
Schrift  nochmals  zu  lesen,  so  werden  Sie  solche  überall 
ftark  verändert  und  durch  sehr  bedeutende  Zusätze  vermehrt 
linden.  Um  Ihr  Urtheil  würde  ich  bitten,  wenn  ich  nicht 
die  Floffnung  aufgegeben  hätte  es  jemals  zu  erfahren,  nach- 
dem ich  in  einem  langen  Briefwechsel  so  ott  und  so  dringend 
vergeblich  darum  geworben  habe.  — 

Vielleicht  werden  Ewr  Excellenz  mich  mit  der  Aus- 
kunft begünfligen,  ob  Floffnung  ill,  Sie  diesen  Sommer 
in  Tciplitz  zu  sehn,  welches  in  Hinsicht  aut  die  harbenlehre, 
wie  auch  überhaupt,  mein  sehr  lebhatter  Wunsch  ift.  Allein 
ich  muthmaaße  daß  die  Rheinuter  Sie  wieder  besitzen  werden. 


Briefe  Arthur  Schopenhauers.  71 

und  glaube  daß   nur  eine    nicht   wünschenswerthe  Ursach, 

nämhch  eine  durch  Ihre  Gesundheitsumftände  herbeigeführte 

Xothwendigkeit,  meine  Wünsche  begünftigen  könnte. 

In   jedem   Fall   verharre  ich    für    alle    Zeit    in    tieffter 

Verehrung 

Ewr  Excellenz 

Dresden,  ergebenfter  Diener 

d.  4""  Mai,  1816.  Arthur  Schopenhauer  Dr. 

28. 
Ewr  Excellenz 

haben  lange  nichts  von  mir  ver- 
nommen, da  ich  keinen  Anlaß  Ihnen  zu  schreiben  fand 
und  nicht  so  ganz  ohne  Vorwand  beschwerlich  fallen  wollte. 
Inzwischen  habe  ich  immer  die  Freude  gehabt,  die  er- 
wünschteften  Nachrichten  über  Ihr  Wohlseyn  von  meiner 
Schwerter  zu  erhalten  und  zuletzt  auch  die,  daß  Sie  Groß- 
vater geworden  sind,  wozu  ich  von  Herzen  Glück  wünsche. 

Ich  komme  dieses  Mal  eigentlich  um  mich  von  einer 
geringeren  Entfernung  auf  eine  größere  zu  beurlauben. 
Nämlich  nach  mehr  als  vierjähriger  Arbeit  hier  in  Dresden, 
habe  ich  das  Tagewerk  meiner  Hände  vollbracht  und  so 
vor's  Erfle  das  Aechzen  u.  das  Krächzen  abgethan.  Daher 
wende  ich  mich  jetzt  wieder  von  hier  und  will  nunmehr 
ins  Land,  wo  die  Citronen  blühen,  nel  bei  paese,  dove  il 
Si  suona,  sagt  Dante,  u.  »wo  mich  das  Nein,  Nein,  Nein 
aller  Litteraturzeitungen  nicht  erreichen  soll«,  setze  ich 
hinzu.  Danach,  im  folgenden  Sommer,  gedenke  ich  zurück 
über  den  Berg  u.  seinen  Wolkenfteg  in  die  Schweiz;  so 
daß  wenigftens  ein  Jahr  vergehn  wird  ehe  ich  Teutsch- 
land wieder  sehe. 

Es  ift  mein  lebhafter  Wunsch  u.  würde  mir  die  größte 
Freude  seyn,  Ewr  Excellenz  noch  vorher  wiederzusehn. 
Leider  habe  ich  aber  durchaus  keine  Zeit  nach  Karlsbad  zu 
kommen,  da  ich  bis  Anfang  Septembers,  wo  meine  Abreise 
feftgesetzt  ift,  noch  alle  Hände  voll  zu  thun  habe  mit  der 
letzten  Vollenduns:  meines  Werkes.    Nachher  aber  meinen 


72  Neue  Mittheilungen. 


Weg  über  Weimar  zu  nehmen^  verhindern  bekannte  Mis- 
verhältnisse,  so  gern  ich  auch  meine  Schweizer  sähe,  die 
ein  ausserordentliches  Mädchen  geworden  seyn  muß,  wie 
ch  nach  ihren  Briefen  urtheile  u.  nach  ausgeschnittenen 
Figuren  mit  poetischem  Text,  welche  mir  der  Graf  Pückler 
mit  Ekftase  vorzeigte.  Der  ift  übrigens  ein  Geiftreicher 
Mensch  u.  ich  freue  mich  ihn  in  Rom  wiederzufinden.  — 
Daß  Ewr  Excellenz  vom  Bade  hieher  kämen,  wäre  mir 
das  Allererwünschteil:e :  aber  ich  wage  nicht  es  zu  hoffen. 

Darum  nun  bin  ich  so  frei  zu  fragen,  ob  Sie  nicht 
vielleicht  noch  irgend  einen  Rath,  eine  Weisung,  hinsicht- 
lich meiner  Reise  in  das  Ihnen  so  wohlbekannte  u.  vielge- 
liebte Land  mir  gütigft  ertheilen  möchten,  außer  dem  was 
in  Ihren  gedruckten  Briefen  zu  finden  ift,  die  mich  (hoflent- 
lich  auch  der  angekündigte  dritte  Band)  begleiten  sollen: 
vielleiclit  würden  Sie  mir  noch  irgend  einige  Bücher  über 
Italien,  außer  den  ganz  bekannten,  empfehlen,  oder  wohl 
gar  mich  würdigen  mir  durch  ein  Empfehlungsschreiben 
irgend  eine  interessante  oder  sonft  mittelbar  wichtige  Be- 
kanntschaft zu  verschaffen:  endlich  könnte  es  auch  seyn. 
daß  Sie  irgend  eine  Kleinigkeit  nach  Kom  oder  Neapel  zu 
schicken  wünschten.  Durch  Alles  dieser  Art  würden  Sic 
mich  sehr  beglücken,  wie  sich  von  selblf  verlieht:  u.  dieses 
wäre  denn  die  egoiftische  Absicht  dieses  meines  Schreibens 
pour  prendre  Gonge. 

Mein  Werk,  welches  nun  zu  Michael  erscheint  ill  die 
Frucht  nicht  nur  meines  hiesigen  Aulenthalts,  sondern  ge- 
wissermaßen meines  Lebens.  Denn  ich  glaube  nicht,  daß 
ich  je  etwas  Besseres  oder  Gehaltvolleres  zu  Stande  bringen 
werde,  u.  bin  der  Meinung,  daß  lielvetius  Recht  hat  zu 
sagen,  daß  bis  zum  Rollen  höchftens  3  5  ifen  Jahre  im  Menschen 
durch  den  Eindruck  der  Welt  alle  Gedanken  erregt  sind, 
deren  er  fähig  ill,  u.  alles  was  er  später  liefert  immer  nur 
die  Entwickelungen  jener  Gedanken  sind.  Mir  gab  nun 
ein  günftigcs  Schicksal  die  Muße  von  Außen  u.  den  ent- 
schicdenften  Trieb  von  Innen,  um  Iruh  u.  irisch  zu  lielern. 


Briefe  Arthur  Schopenhauers.  73 


was  Mancher,  z.  B.  Kant,  nur  als  Früchte  der  Jugend  ein- 
marinirt  im  Essig  des  Alters  auftischen  konnte.  —  Ich  bin 
im  3iften  Jahr.  —  Der  Titel  des  Buchs,  den  bis  jetzt  außer 
dem  Verleger  u,  mir  noch  kein  Mensch  weiß,  ift:  »Die 
Welt  als  Wille  u.  Vorftellung,  vier  Bücher,  nebfl  einem 
Anhange,  der  die  Kritik  der  Kantischen  Philosophie  ent- 
hält«. —  Brockhaus  erhält  den  Auftrag  Ewr  Excellenz  ein 
schönes  Exemplar  zu  übersenden.  Ich  kann,  nach  unsern 
einftigen  philosophischen  Dialogen,  nicht  umhin,  mir  viel 
Hoffnung  auf  Ihren  Beifall  zu  machen,  falls  Sie  noch  die 
Geduld  haben,  sich  in  einen  fremden  Gedankengang  hinein- 
zulesen.    Es  w^erden  wenigftens  40  Bogen. 

Meine  Farbentheorie  hat  noch  keine,  wenigftens  keine 
lautgewordene  Sensation  gemacht,  —  wie  der  Stein  im  Sumpf 
keine  Ringe:  doch  bin  ich  guter  Dinge:  denn  das  Aechte 
u.  Wahre  schafft  sich  zuletzt  immer  Recht  und  Platz. 
Auch  sehe  ich  doch  schon  jetzt  wie  dieser  spitze  Keil 
meiner  Theorie  der  breiteren  Masse  Ihrer  Farbenlehre  die 
Bahn  bricht,  im  Stillen  gewiß  sehr  wirkt  u.  allmählig 
Alles  umftimmt,  obgleich  für  jetzt  man  sich  noch  schämt 
Ihnen  zuzurufen:  patcr  peccavimus!  —  Da  hat  z.  B.  die 
Leipziger  Lit :  Zeit.,  welche  im  Augull  1815  so  dumm- 
frech, frevlerisch  u.  vermessen  über  Ihr  Werk  in  letzter 
Inftanz  den  Stab  brach,  am  14'-"  Juli  1817,  meine  Sache 
vornehmend,  ein  Meifterlbück  in  der  einlenkenden  Manier 
geliefert.  Der  Kerl  windet  sich,  wie  ein  Wurm ;  weil 
er  merkt  wie  es  enden  muß  :  er  gefteht  allmählig  ein,  ich 
hätte  ganz  u.  gar  Recht  in  allen  Stücken :  nur  meint  er, 
Newton  könne  dabei  doch  noch  beitchn,  u.  redet  noch 
immer,  wiewohl  ganz  kleinlaut,  von  homogenen  Lichtern: 
am  Ende  sagt  er,  daß  wenn  es  auch  gar  noch  dahin  käme, 
daß  auch  Sie  zuletzt  Recht  behielten,  so  hätten  dann  die 
Newtonianer  sich  damit  zu  tröften,  daß  sie  doch  bei  allen 
Debatten  immer  fein  höflich  gewesen,  wir  aber  sackgrob. 
Ein  sauberes  refugium  bei  einer  faulen  u.  schändlich  geführten 
Sache!  —  Einlieoend   linden  Sie   das  Werk   eines  von  mir 


74  Neue  Mittheilungen. 


gemachten  Proselyten,  Ficinus,  Protessors  der  Chemie  an 
der  hiesigen  medicinischen  Akademie:  es  ill:  der  Artikel 
Farbe  zum  Wörterbuch  der  Physiologie  u.  Medicin  von 
Pier,  im  noch  nicht  erschienenen  3ten  Band.  Sie  werden 
die  Satisfaktion  haben,  auf  diesen  Bogen  meine  Theorie 
verbunden  mit  Ihrer  Farbenlehre,  die  dadurch  apriori  de- 
monftrirt  u.  begründet  wird,  als  anerkannte  Wahrheit  vor- 
getragen zu  sehn,  u.  dahinter  unsern  Sir  Isaak  aut  dem 
Armsünderftühlchen.  Vielleicht  ift  dies  das  erfte  eigent- 
liche Lehrbuch,  was  Ihre  Lehre  aufnimmt:  aber  die  erfte 
Feflung  eines  zu  erobernden  Landes,  die  der  Feind  räumt 
u.  unsre  Truppen  besetzen,  freut  ungemein.  Ich  dächte 
meine  Avant-garde  von  leichten  Husaren  verdiente  eine 
Belobung,  obgleich  sie  in  Ihren  physikalischen  Heften  keine 
erhalten  hat.  Inzwischen  ergötzt  sich  meine  kleine  Eitelkeit 
nun  daran,  daß  ich  vorerll  auf  diesen,  hoffentlich  noch  auf 
vielen  Bogen,  ein  Plätzchen  neben  Ihnen  habe  auf  dem  Sitz, 
auf  welchem  fafi:  anderthalb  Jahrhunderte  Sir  Isaak  so  gar 
breit  u.  bequem  saß  u,  sich  adoriren  ließ  von  der  weiten  Welt. 

Da  ich  nur  von  St.  Schütz  die  nicht  ganz  verbürgte 
Nachricht  Ihres  Aufenthalts  in  Karlsbad  habe;  gebe  ich 
diesen  Brief  dem  hiesigen  Bibliotheks-Sekretär  Semler  mit, 
einem   außerordentlich  guten  u.  dienftfertigen  Mann.  — 

In  Hoffnung  aut  irgend  ein  Zeichen  der  Fortdauer  Ihrer 

Gunlf,  verharre  ich  mit  innigster  \'erehrung 

Ewr  Excellenz 

ergebenfter  Diener 

Arthur  Schopenhauer. 
Dresden, 

d.  2)J'''"  Juni 

i8iS. 

Brief  Leopold  Rankes. 
29. 
Ew  Excellenz 
aut  irgend  eine  Weise  näher  zu  treten,  habe  ich  wohl  zu- 
weilen   innere    oder    äußere    Veranlassung,    doch    niemals 


Brief  Leopold  Rankes.  75 


recht  den  Muth  gehabt.    Jetzt  aber  wäre  es  unverantwort- 
Hch,  länger  zu  zaudern. 

Unter  den  Verdienften  E\v  Exe  ift  es  vielleicht  nur 
das  geringfte,  daß  Sie  wiederholt  auf  serbische  Poesie  und 
Sinnesweise  aulmerksam  gemacht  haben;  ein  Verdienft  in- 
deß,  zu  dem  sich  alle  in  dieß  Gebiet  einschlagende  Literatur 
Glück  zu  wünschen  hat.  Es  ift  ihr  dadurch  noch  einmal 
so  leicht  geworden,  Eingang  bey  dem  gebildeten  Europa 
zu  finden.  Hier  tritt  ein  Büchlein  hervor ,  in  welchem 
man  die  barbarischen,  aber  immer  menschlichen  Zuftände 
und  die  neuefte  Entwickelung  der  serbischen  Nation  un- 
verhüllt zu  vergegenwärtigen  sucht.  Ich  halte  schlechter- 
dings für  meine  Pflicht,  es  Ew.  Excellenz  überreichen  zu 
lassen  und  würde  sehr  erfreut  sc}!!,  wenn  Sie  es  gütig 
aufnähmen  und  damit  zufrieden  wären. 

Mit  einer  Verehrung,  die  wenn  sie  gleich  allen  Deutschen 
gemein  ift,  ic'ii  doch  an  meinem  Theil  besonders  leb- 
haft fühle 

E\v  Excellenz 

unterthäniger  Diener 
Venedig  am  22^'"  Januar  182^.  L.  Ranke, 

auß.  Prof.  a.  d.  U.  Berhn. 


Neue  Mittheilungen. 


Anmerkungen  der  Herausgeber, 

eingeleitet   durch  einen  Brief  Bernhard  Suphans  an  den  Herausgeber 
des  Jahrbuchs. 

Verehrter  Herr ! 

Die  letzte  Sendung,  die  ich  Ihnen  für  das  nächste  Jahr- 
buch aus  dem  Archiv  zu  übermittehi  ermächtigt  bin,  neun 
Briefe  Schopenhauers  an  Goethe,  begleite  ich  mit  einem 
Überblick  über  den  gesammten  Beitrag  dieses  Jahres.  Was  ich 
früher  gesandt  habe,  war  zum  grössten  Theil  schon  von  meinem 
Vorgänger  zusammengestellt  und  der  Frau  Grossherzogin  zur 
Prüfung  vorgelegt:  Urkunden  aus  und  zu  der  ersten  Weimarer 
Zeit,  Briefe  sodann  an  Goethe,  sämmtlich  einer  spätem 
Epoche  angehörig,  beide  Theile  in  einem  ideellen  Zusammen- 
hang, den  ich  bei  allem  später  Hinzugethanen  zu  wahren 
bedacht  gewesen  bin. 

Zunächst  Goethe,  der  fröhlich  Strebende,  der  geniale 
Führer  einer  genialen  Schaar,  wie  uns  sein  Bild  anstrahlt  in 
Wielands  heiteren,  aus  dem  Moment  geborenen  Versen,  und 
lebensvoll  noch  anspricht  aus  den  von  treuer  Erinnerung  ein- 
gegebenen Aufzeichnungen  von  Trebras.  Dann  Goethe  auf 
der  Höhe  des  Lebens  und  Wirkens,  der  Meister,  der  allen 
voranschreitet,  dem  ein  jüngeres  Geschlecht  sich  in  Verehrung 
naht.  Heinrich  von  Kleist  und  Adam  Müller,  die  Gebrüder 
Grimm,  Arthur  Schopenhauer,  Leopold  v.  Ranke  (G.-J.  VIII,  234) 
erscheinen  als  dessen  Vertreter.  Allem  menschlichen  Wissen 
und  Forschen  ist  auf  dieser  Höhe  sein  Interesse  zugewandt : 
aber  ein  Weltbürger  der  Literatur,  bleibt  er  doch  dem  Vater- 
ländischen jetzt  nicht  minder  zugethan  als  in  jungen  Jahren, 
und  zuversichtlich  geht  er  auf  den  Gedanken  einer  Gesell- 
schaft für  deutsche  Sprache  und  Geschichte  ein,  zu  dessen 
Verwirklichung  nach  dem  Siege  über  den  Feind  und  Be- 
dränger die  Stunde  gekommen  schien.  Auf  dieser  Theilnahme 
am  vaterländisch  Volksthümlichen  beruht  sein  Verhältniss  zu 
Jacob  und  Wilhelm  Grimm.  Die  anspruchslos  hingebende 
Art  der  Brüder  hat  etwas  Vorbildliches,  und  typisch  wiederum 
für  eine  andere  Klasse  von  Verehrern  sind  die  Huldigungen 
des  Philosophen,  der  die  beherrschende  Stellung  Goethes 
bewundernd  anerkennt  und  sich  selbstbewusst  im  eigenen 
Werthe  behauptet. 

Aus  den  eigenen  Handschrit'ten  des  Dichters  sind  zwei 
Stücke  ausgewählt,  die  später  in  den  U'erken  erscheinen 
werden.  Dem  Herausgeber  des  Faust  steht  es  zu,  das  eine 
zu  commentiren ;  das  andere,  ein  Chorlied  zum  Prometheus, 
das  in  seiner  fragmentarischen  Gestalt  erhel)liche  Schwierig- 
keiten bot,    hat  auf  mein  Ersuchen  F.  Zarncke    zu   erläutern 


Anmerkungen  der  Herausgeber.  77 

übernommen.  Wir  entsinnen  uns  noch  aus  jener  Zeit,  die 
sich  mit  einem  spärhchen,  brüchigen  Material  behalf,  welch 
eine  anregende  Kraft  doch  dem  Unvollständigen,  Halben  bei- 
wohnt; es  behält  diesen  Reiz  und  wird  ihn  behalten  auch 
jetzt,  da  wir  die  Fülle  haben. 

Weimar,  Dezember  i88j.  Bernhard  Suphan. 


No.  I.  Auf  dem  Goethe- Archiv  fand  sich  in  einem  Con- 
volut  »Rhythmik«  ein  Quartblatt,  graues  Conceptpapier,  auf 
dessen  Vorderseite  mit  Tinte  die  Verse  i  —  20,  auf  der  Rück- 
seite mit  Bleistift  die  Verse  21  —  23  hingeworfen  sind,  eigen- 
händig, aber  flüchtig,  offenbar  als  Concept,  und  oft  schwer 
lesbar.  B.  Suphan ,  dem  ich  auch  für  Übersendung  einer 
sauberen  Durchpausung  des  ganzen  Schriftstückes  zu  Dank 
verpflichtet  bin,  hat  an  der  Entzifferung  mit  Glück  Theil  ge- 
nommen. Aus  Goethes  Tagebüchern  das  zur  Erläuterung 
Dienliche  aus  dem  Archiv  zu  übermitteln,  war  Burkhardt 
ermächtigt;  auch  ihm  habe  ich  für  wiederholte  Bemühung 
meinen  Dank  auszusprechen. 

Zweifellos  haben  wir  hier  Bruchstücke  aus  Goethes  Ent- 
wurf zu  einem  Prometheus  vor  uns,  von  dem  Riemer  II,  636 
sagt,  »davon  war  bereits  der  erste  Monolog  sammt  dem  Chor 
der  Nereiden,  die  ihn  (den  Prometheus)  in  seiner  Einsamkeit 
besuchen  und  bedauern,  fertig.«  Der  Chorgesang,  der  die 
Thetis  ausdrücklich  erwähnt,  passt  ebensowohl  für  die  Nereiden, 
wie  die  klagenden  Trimeter  für  den  Prometheus.  Wenn  aber 
Riemer  an  derselben  Stelle  sagt,  diese  Stücke  hätten  einem 
»gefesselten«  Prometheus  angehört  und  dann,  Goethe  habe 
»auch  einen  befreiten  Prometheus  geschrieben  und  ihn  ziem- 
lich weit  gebracht«,  wie  er  »irgendwo  schon  gedruckt«  sage, 
so  erwecken  die  Unrichtigkeit  der  letzteren  Behauptung  und 
der  Inhalt  der  uns  erhaltenen  Verse  wenig  Vertrauen  zu  seiner 
Mittheilung.     Wir  werden  gut  thun,  die  Zeugnisse  zu  prüfen. 

Im  Februar  1794  war  Wilhelm  von  Humboldt  nach  Jena 
übergesiedelt,  im  Mai  hatte  Schiller  mit  ihm  den  Plan  zu  den 
Hören  entworfen,  denen  im  Juni  auch  Goethe  seine  Mit- 
wirkung zusagte.  Von  da  an  begann  ein  reger  Verkehr  zwischen 
Weimar  und  Jena  und  wir  sehen  Goethe  öfter  nicht  nur  auf 
Tage,  sondern  auf  längere  Zeit  hinüberreisen ;  so  weilte  er 
in  Jena  vom  11.  bis  23.  Januar  und  vom  29.  März  bis  2.  Mai, 
in  lebhaftem  Verkehr  mit  Schiller  und  W.  v.  Humboldt,  an 
dem  auch  Meyer  Theil  nahm.  Wie  sehr  sich  Goethe  in  diesem 
Kreise  angeregt  fand,  beweist  der  Brief  vom  Dezember  1795 
an  Wilhelm  v.  H.,  den  er  mit  der  Klage  beginnt,  »dass  unser 
schönes  Quatuor  vom  vorigen  \\  inter  so  zerstreut  worden  ist.« 


yS  Neue  Mittheilungek. 


Durch  W.  V.  H.  ward  nun  Goethe  für  ein  ihm  fast  neues 
Interesse  in  Anspruch  genommen.  Die  Griechischen  Tragiker, 
besonders  Aeschyhis',  hatten  ihm  bisher  ziemHch  fern  gestan- 
den, in  diesem  aber  lebte  und  webte  damals  W.  v.  H.  Er 
hatte  bereits  1793  den  Chor  der  Eumeniden  übersetzt  und 
trug  sich  jetzt  mit  dem  Plane  einer  Übersetzung  des  Aga- 
memnon. Würden  sich  Goethes  Tagebücher  aus  jener  Zeit 
erhalten  haben,  wir  würden  einen  tiefern  Blick  in  die  An- 
regungen, die  Goethe  empfing,  zu  thun  vermögen.  Jetzt  sind 
wir  angewiesen  auf  die  lakonische  Bemerkung  in  Schillers 
Brief  an  Körner  vom  10.  April  1795:  »Goethe  ist  jetzt  mit 
einem  Trauerspiel  im  altgriechischen  Geschmack  beschäftigt: 
der  Inhalt  ist  die  Befreiung  des  Prometheus.«  Wie  stets,  war 
Goethes  Antheilnahme  sofort  activ  geworden,  und  ihn  be- 
schäftigte der  Plan,  den  gefesselten  Prometheus  des  Aeschyhis 
in   einer  Neudichtung  fortzuführen. 

Lange  erfahren  wir  dann  Nichts  weiter.  Wilh.  v.  Hum- 
boldt war  länger  als  anderthalb  Jahre,  vom  Juli  1795  bis 
gegen  Ende  1796,  von  Jena  abwesend.  Als  er  dann  zurück- 
gekehrt war,  verhinderte  Anfangs  der  Winter  Goethes  Reisen 
nach  Jena:  er  war  nur  in  Geschäften  am  13.  Januar  und  am 
12./13.  Februar  dort  anwesend.  Erst  am  20.  Februar  entfloh 
€r  den  Quisquilien  der  Residenz  und  lebte  nun  länger  als 
5  Wochen  in  Jena,  sich  des  bedeutenden  Umgangs  mit  Schiller 
und  den  beiden  Humboldt  erfreuend.  Aber  von  den  Tragikern 
ist  in  den  Tagebüchern  zunächst  noch  Nichts  zu  spüren. 
Goethe  war  zu  sehr  mit  eigenen  Arbeiten  beschäftigt,  Hermann 
und  Dorothea  ward  abgeschlossen  und  dies  Gedicht  machte 
vollkommen  den  Mittelpunkt  im  Verkehr  der  Freunde  aus. 
Am  21.  März  1797  wurden  die  letzten  Gesänge  bei  Schiller 
vorgelesen  und  zum  Abschreiben  gegeben.  Da  erst  war  Goethe 
frei  und  nun  finden  wir  auch  gleich  am  23.  März  im  Tage- 
buch notirt:  »Früh  den  Eschylus«,  dann  am  27.  März:  »Die 
Übersetzung  des  Agamemnons  durchgegangen«,  und  am  29. : 
»Früh  spatziren;    dann    zu    Hofrath    Schütz   [dem    bekannten 

Herausgeber  des  Aeschyhis],    mit    ihm  über  Aeschyhis 

Vor  Tische  waren  Fr.  Schlegel  und  Leg.-R.  v.  Humbold  da- 
gewesen, letzterer  wegen  des  Aeschyhis.«  Am  31.  März  ging 
Goethe  nach  Weimar  zurück,  am  2.  April  folgte  W.  v.  Hum- 
boldt, der  damals  damit  umging,  Jena  zu  verlassen,  einer  Ab- 
schiedscinladung  Goethes  und  war  bis  zum  9.  April  in  Weimar 
in  regem  Verkehr  mit  diesem.  Auch  von  Aeschyhis  muss  die 
Rede  gewesen  sein,  denn  Humboldts  Exemplar  dessell^en  blich 


'  Anders  stand  es  mit  Sopliocles,  dessen  Electra  ihn  im  Sommer 
1786  7.U  einem  \'ersuch  in  Trinietern  anregte. 


Anmerkungen:  der  Herausgeber.  79 

in  Goethes  Händen  und  noch  am  10.  JuH  musste  Schiller  ihn 
um  Rückgabe  mahnen. 

Als  W.  V.  Humboldt  Weimar  verliess  und  noch  einmal 
auf  kurze  Zeit  nach  Jena  zurückkehrte,  gab  ihm  Goethe  einen 
Chorgesang  aus  seinem  Prometheus  mit,  offenbar,  um  ihn  an 
Schiller,  vielleicht  für  die  Hören,  auszuhändigen.  Aber  W.  v.  H. 
erkrankte,  musste  sich  dann  schnell  zur  Abreise  rüsten  und 
so  ist  das  Blatt  nicht  an  seine  Bestimmung  gelangt.  Wir 
ersehen  dies  aus  dem  Goethe-Schillerschen  Briefwechsel.  Am 
14.  April  schreibt  Schiller:  »Humboldt  sagt  mir  von  einem 
Chor  aus  Ihrem  Prometheus ,  den  er  mitgebracht  habe ,  hat 
mir  ihn  aber  noch  nicht  geschickt.«  und  am  18.  Juni,  offen- 
bar in  der  Annahme,  \V.  v.  H.  habe  ihn  direct  an  Goethe 
zurückgesandt :  »Vergessen  Sie  doch  nicht,  mir  den  Chor  aus 
Prometheus  zu  schicken.«  Hierauf  antwortet  Goethe  umgehend 
am  21.  Juni:  »Den  Chor  aus  Prometheus  finde  ich  nicht, 
auch  kann  ich  mich  nicht  erinnern,  dass  ich  ihn  von  Hum- 
boldt wieder  erhalten  habe ,  deswegen  ich  auch  glaubte,  das 
Gedicht  sei  schon  in  Ihren  Händen.  Auf  alle  Fälle  hat  ihn 
Frau  V.  Humboldt  abgeschrieben ,  und  er  wird  also  leicht 
von  Dresden  zu  erhalten  sein.«  Hiernach  ist  es  einiger- 
maßen auffallend,  wenn  Schiller  am  21.  Juli  nochmals  schreibt: 
»Den  Chor  aus  Prometheus  bitte  nicht  zu  vergessen.«  Wie 
es  nun  zugegangen  sein  mag.  jene  Reinschrift  ist  nicht  wieder 
zum  Vorschein  gekommen ,  auch  nicht  die  vermuthete  Ab- 
schrift der  Frau  v.  Humboldt.  Versuche,  Beides  oder  doch 
Eines  davon  noch  jetzt  in  W.  v.  Humboldts  Nachlaß  aufzu- 
finden ,  erwiesen  sich  als  gegenwärtig  aussichtslos.  Augen- 
blicklich sind  wir  also  in  der  bedauerlichen  Lage,  uns  mit 
einer  fragmentarischen  Kladde  begnügen  zu  müssen,  während 
wir  wissen,  daß  eine  Reinschrift  vorhanden  gewesen  ist. 

Nun  aber  erhebt  sich  die  Frage ,  auf  die  die  bisherige 
Darstellung  bereits  abzielte,  haben  wir  Grund  anzunehmen, 
dass  dieser  im  April  1797  an  W.  v.  H.  ausgehändigte  Chor- 
gesang einem  andern  Prometheusplane  angehörte,  als  mit  dem 
sich  Goethe  1795  beschäftigt  hatte,  einem  gefesselten  Prometheus 
statt  dem  befreiten.  Wir  wollen  die  Gründe,  die  dagegen  sprechen, 
nicht  häufen,  so  viele  sich  uns  auch  entgegendrängen,  nur 
darauf  sei  aufmerksam  gemacht,  dass  Schiller,  der  doch  an 
dem  ersten  Plane  Theil  genommen  hatte,  von  einem  zweiten 
nichts  weiss  und  mehrfach  von  »Ihrem  Prometheus«  spricht, 
ferner,  dass  das  Tagebuch  vom  Jahre  1797  auch  nicht  eine 
Andeutung  von  eigenen  poetischen  Plänen  Goethes  nach  dieser 
Richtung  hin  enthält.  Offenbar,  wenn  er  nach  Vollendung 
von  Hermann  und  Dorothea  zum  Aeschylus  griff,  so  geschah 
dies  in  W.  v.  Humboldts  Interesse,    um  dessen  Uebersetzung 


8o  Neue  Mittheilungen. 


des  Agamemnon  durchzugehen.  Wie  warm  er  sich  an  dieser 
betheiligte,  erkannte  noch  1816  AW  v.  H.  dankend  an,  indem 
er  Goethen  am  19.  Juli  schrieb:  »Meinen  Agamemnon  sollen 
Sie  bald  haben.  Man  druckt  an  dem  letzten  Bogen.  Ich 
denke ,  er  soll  Ihnen  eine  freundliche  Erscheinung  aus  der 
Vorzeit  sein.  Denn  er  fing  ja  an,  als  wir  noch  in  Jena  zu- 
sammen waren ,  und  er  hat  noch  Verse ,  die  ich  nach  Ihren 
Bemerkungen  verändert  habe.«  Dazu  kommt  nun  der  jetzt 
bekannt  gewordene  Wortlaut,  der  in  den  Trimetern  offenbar 
nur  auf  einen  bereits  seit  lange  gefesselten  Prometheus  bezogen 
werden  kann.  Darum  habe  ich  es  im  \\'iderspruch  gegen 
Riemers  Angaben  gewagt ,  gleich  im  Titel  diese  Bruchstücke 
für  den  befreiten  Prometheus  in  Anspruch  zu  nehmen;  Goethe 
wird  1797  an  W.  v.  Humboldt  ein,  der  Hauptsache  nach 
bereits  im  April  1795  entstandenes  Stück  übergeben  haben. 
Also  fort  mit  dem  »gefesselten  Prometheus«  aus  unseren 
Literaturgeschichten!  Nur  eine  »Befreiung  des  Prometheus,« 
um  Schillers  Bezeichnung  beizubehalten,  hat  Goethe  dichten 
wollen. 

Hat  sich  Goethe  noch  ferner  mit  diesem  Prometheus- 
plane beschäftigt?  Wenn  man  am  27.  April  1797  ins  Tage- 
buch eingetragen  findet:  »Choephoren  des  Aeschylus«,  so 
möchte  man  es  glauben,  aber  bald  wird  man  eines  Bessern 
belehrt;  am  20.  Mai  heisst  es:  »Die  Flehenden  des  Aeschylus,« 
und  am  21.:  »Nähere  Betrachtung  der  Flehenden  und  Ueber- 
legung  eines  zweiten  Stückes.«  Also,  wie  er  sich  früher  mit 
dem  Plane  getragen  hatte ,  den  gefesselten  Prometheus  in 
seiner  Weise  fortzusetzen,  so  hatte  er  jetzt  den  Plan,  die 
Supplices  fortzuführen.  Das  ist  der  Entwurf  zu  den  Danaidcn, 
von  dem  er  am  29.  Mai  1801  an  Zelter,  nachdem  er  von 
dem  Plane  zu  einem  zweiten  Theile  der  Zauberflöte  gesprochen, 
schreibt:  »Zu  einem  ernsthaften  Singstück,  die  Danaiden,  worin, 
nach  Art  der  älteren  griechischen  Tragödie ,  der  Chor  als 
Hauptgegenstand  erscheinen  sollte,  hatte  ich  vor  einigen 
Jahren  den  Entwurf  gemacht ;  aber  keins  von  beyden  Stücken 
werde  ich  wohl  jemals  ausführen.«  Aufgeschrieben  scheint 
hiervon  Nichts  zu  sein,  wie  auch  nach  Riemer  Goethe  selbst 
diesem   1809  gesagt  haben  soll  (Riem.  II,  638). 

Auch  dies  baldige  Übergehen  auf  einen  ganz  andern 
C Gegenstand  kann  wohl  mit  als  Beweis  dienen,  dass  im  Früh- 
ling 1797  Goethe  nicht  einen  neuen  rronicthcusplan  gcfasst 
haben  wird. 

Wenden  wir  uns  jetzt  zu  den  Bruchstücken  selber  zurück, 
so  ist  zunächst  zur  Erklärung  des  Einzelnen  anzumerken, 
dass  Ades  als  Erderschütterer  in  der  griechischen  Mythologie 
nicht    vorkommt.      Aber    (joethe    brauchte    eine    von    unten 


Anmerkungex  der  Herausgeber. 


schiebende  Kraft  und  für  diese  einen  unterirdischen  Gott. 
Als  solcher  bot  sich  ihm  Ades.  Erst  später  hat  er  an  seine 
Stelle  den  personificirten  Seismos  eingeführt,  und  die  Psellen 
und  Marsen  singen  in  der  classischen  Walpurgisnacht  ähnlich 
wie  die  Nereiden  vom  Ades  und  Poseidon,  nur  dass  dort  die 
zerstörenden  Elemente  statt  der  aufbauenden  betont  werden: 

In  Cvperns  Höhlengrüften, 
Vom  Meergoit  nicht  verschüttet, 
Vom  Seismos  nicht  zerrüttet. 

Der  Chorgesang  gehört,  wie  schon  an  sich  wahrschein- 
lich ist ,  offenbar  in  den  Anfang  des  Stückes.  Die  Nereiden 
schildern  gar  anmuthig,  wie  ihre  Schwester,  die  Thetis,  ihre 
Hauptführerin ,  im  heiligen  Dämmer  der  Grotte  den  Gemahl 
erwartet.  Welchen  Gemahl?  Sicherlich  nicht  den  Peleus, 
sondern  den  Zeus.  Denn  darauf  beruhte  ja  der  Umschlag 
im  befreiten  Prometheus,  dass  Zeus,  im  Begriffe  sicli  mit  der 
Thetis  zu  vermählen ,  auf  die  Prophezeiung  des  Prometheus 
hin  dieser  Vermählung  entsagt  und  der  Thetis  den  Peleus 
zum  Gemahl  gibt. 

Weiter  fragt  es  sich,  mit  wem  redet  Prometheus?  Zweifels- 
ohne mit  Apollon.  Wessen  Licht  könnte  sonst  gemeint  sein? 
Lange  Zeit  war  Prometheus  ja  in  die  Finsterniss  gebannt 
gewesen ,  jetzt  ist  er  wieder  ans  Tageslicht  gebracht,  und  es 
entspricht  gar  schön  Goethes  Naturanschauung,  dass  das  ihm 
jetzt  gegönnte  Erblicken  des  Sonnenlichtes  den  Gram  des 
Gefesselten  zu  mildern  vermag. 

Und  wer  schilt  in  den  letzten  Zeilen  in  so  phorkyadischer 
Weise?  und  wer  wird  gescholten?  Ich  denke,  die  Erwähnung 
der  Höhlen  tief  in  der  Nacht  (des  Meeres)  weist  deutlich  auf 
die  Nereiden,  die  ja  zur  Stelle  sind,  und  der  Scheltende  kann 
füglich  Apollon  sein,  der  ja  auch  zur  Stelle  ist.  Die  Nereiden, 
in  weiblichem  Mitgefühl,  bedauern  den  Prometheus,  während 
Apollon  selbstverständlich  auf  Seiten  des  Zeus  steht.  Da  kann 
leicht  eine  Scene  sich  entwickelt  haben,  in  der  beide  Theile 
aneinander  gerathen  sind,  und  Apollon  zornig  die  etwa  vorlaut 
gewesenen  Nymphen  in  ihre  Gränze  zurückweisen  sollte.  Auch 
durchzieht  ja  ein  Zwiespalt  zwischen  Apollon  auf  der  einen 
Seite  und  den  Nereiden  und  der  Thetis  auf  der  anderen  auch 
sonst  noch  die  Sage.  Apollon  veranlasst  den  Tod  des  Achill 
und  Thetis  vergisst  ihm  diese  Handlung  nicht.  So  vermögen 
wir  aus  unseren  wenigen  Zeilen  doch  ein  recht  anschauliches 
Bild  der  Situation  zu   gewinnen. 

Noch  möge  zum  Schlüsse  bemerkt  werden ,  dass  die 
Trimeter,  die  wir  hier  aus  dem  Bleistiftgekritzel  wieder  ans 
Tageslicht  gezogen  haben,  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  die 

GohTHH-jAHKtLCH     IX.  P 


82  Neue  Mittheilungen. 

ältesten  auf  uns  gekommenen  sind',  die  Goethe  gedichtet  hat, 
also  die  ersten  tastenden  Versuche  zu  jener  wunderbaren 
Vollendung  derselben,  zu  der  sich  Goethe  in  den  Helena- 
partien des  Faust  seit  dem  Jahre   1800  erhob. 

Fr.  Zarncke. 

No.  2.  Das  Quartblatt,  welches  den  »Abschied«,  und  der 
Streifen,  welcher  die  dazu  gehörige  »AbkUndigung«  enthält, 
stammen  vom  Ende  des  vorigen  oder  vom  Anfang  dieses 
Jahrhunderts,  wie  fast  alles,  was  unter  den  weimarischen 
Fausthandschriften  mit  Geists  Hilfe  entstanden  ist.  Beide 
Stücke  tragen  rechts  oben  den  (loethischen  Bleistiftvermerk 
»ad  JO((,  d.  h.  sie  gehörten  zur  letzten  von  den  Manuscript- 
lagen,  die  vor  dem  5.  Mai  1798  nach  einem  ausführlichen 
Schema  geordnet  waren  und  in  der  Folge  neuen  Zuwachs  in 
sich  aufnahmen.  Fragmente  vom  alten  Schlüsse  des  zweiten 
Theiles,  Fausts  Ende  und  den  Lemurensang  betreffend,  sind 
beziffert  »ad  2/((.  Der  Gedanke,  Goethe  habe  diesen  Epilog 
für  der  Tragödie  ersten  Theil  bestimmt,  ist  also  von  vorn- 
herein abzulehnen.  Zu  allem  Überfluss  findet  sich  auch  eine 
späte  Reinschrift  Johns,  der  den  zweiten  Theil,  mit  Ausnahme 
des  von  Schuchardt  besorgten  Helena- Aktes,  mundirte,  woraus 
hervorgeht,  dass  Goethe  noch  bis  in  die  letzte  Zeit  diesen 
x\usklang  erwogen  hat.  Die  vier  Stanzen  des  »Abschieds« 
correspondiren  mit  den  vier  Stanzen  der  »Zueignung«.  Beide 
Male  ein  Rückblick  auf  begleitende  Schatten  und  Träume  der 
Jugend.  In  der  »Zueignung«  elegische  Erinnerung  an  die 
geschwundene  Schaar  der  FrUhzeit,  hier  getroste  Vereinigung 
mit  den  Freunden,  die  ein  neues  Leben  ihm  bescheert  hat. 
Die  schmerzliche  Sehnsucht  nach  der  weit  hinten  liegenden 
Wirklichkeit  und  die  Klage  über  den  wesenlosen  Besitz  finden 
hier  eine  getroste  Palinodie.  Goethe  bezeichnet  auf  der  Höhe 
seiner  antikisirenden  Kunstweisheit  und  Kunstübung,  wie  in 
den  Briefen  an  Schiller,  an  Hirt,  das  Faustsche  Reich  als 
einen  beschränkten  barbarischen  Zauberkreis,  dessen  Nebeln 
er  sich  entzieht,  um  nach  Osten  in  die  aufgehende  Sonne  zu 
schauen  und,  im  Verein  mit  gleichgesinnten  Genossen  fort- 
schreitend, mitten  unter  den  Nachwehen  der  Revolution  antike 
und  neuere  Schätze  friedlich   zu  geniessen. 

Die  »Abkündigung«  umschreibt  das  Plaudite  der  alten 
Komödie.  Die  Sentenz  über  das  Stückwerk  des  Dichtens  und 
Lebens  findet  sich  auch  abgerissen  auf  einem,  zu  Faust  1,  5 '19 
beschriebenen,  Sammelblatt : 


'  Denn  der  Versuch  vom  Januar  1786,  den  Anfang  der  Iphigcnic 
in  'l'rimcter  umzuschreiben,  ist  uns  nicht  erhalten. 


Anmerkungen  der  Herausgeber.  8^ 


Das  Leben  ist  ein  ei)isches  Gedicht 

Es  hat  wohl   einen  Anfang  und  ein  Ende 

Allein  ein  ganzes  ist  es  nicht. 

Erich  Sch.nhdt. 

No.  3.  Es  bedarf  wohl  kaum  der  Erklärung,  dass  E.  s.  .d  .  I 
:-'  Einsiede),  W.d.l  ^  Wedel,  K.lb  ^  Kalb  ist.  —  Zu  den 
schönen  poetischen  Worten  AVielands  (S.  9)  ist  wohl  an  das 
tief  empfundene  und  die  Bedeutung  Goethes  würdig  schildernde 
»Gedicht  an  Psyche«  zu  erinnern  (zuerst  gedruckt  wTeutscher 
Merkur«,  Jan.   1776). 

No.  4.  Für  den  Brief  Klingers  vgl.  Goethes  Empfehlungs- 
brief für  denselben  G.-J.  VIII,  S.  122.  Dass  Klinger  so  that- 
kräftig  und  grossartig  von  Goethe  unterstützt  wurde,  wusste 
man  bisher  nicht.  (Vgl.  übrigens  auch  unten  S.  126.)  Klingers 
Worte:  »Ich  ward  mit  Goethe  bekannt«,  wie  man  aus  dem 
Zusammenhang  ergänzen  muss.  unmittelbar  vor  dem  Abgang 
auf  die  Universität,  enthalten  doch  eine  Widerlegung  von 
Riegers   Ausführungen    (Klinger,    Darmstadt    1880,  S.   18  fg.). 

No.  5.  »Die  Aufschrift  des  Heftes  »Lebensverhältnisse 
mit  Trebra«  von  Kräuters  Hand.  Von  v.  Trebra  wohl  als 
Material  zur  Biographie  dictirt.  Unterzeichnet  v.  Tr.  Die 
Stelle  (S.  19)  »Behutsam!  vorsichtig!  .  .  .  Hälse  brechen!« 
findet  sich  auf  einem  bunten  Steintischchen  in  Goethes  Garten- 
haus (vgl.  unten.  L.  G.).  Dies  nach  einer  Aufzeichnung  von 
Prof.  Schmidt,  die  ich  bei  den  Papieren  vorfand.«  B.  S.  Über 
Goethes  Beziehungen  zu  Fr.  W.  H.  v.  Trebra  (1740 — 1819) 
vgl.  die  Zusammenstellung  bei  Strehlke,  Goethes  Briefe  II, 
319  fg.  Zu  beachten  besonders  die  ^Äusserung  im  Tagebuch 
16.  Juni  1776  »Trebra  brav,  wahr,  in  dem  Seinigen  treu« 
(W'eim.  (joethe-Ausg.  III.  Abth.  i.  Bd.  S.  14).  Das  Abenteuer 
in  Stützerbach    wohl    25. /26.  Juli   1776  (a.  a.  O.  S.   17)  oder 

4.  April  1778  (a.  a.  O.  S.  65J.  —  Über  Goethes  Brockenreise 
(Sept.  1783)  mit  Fritz  v.  Stein  (Briefe  an  Frau  v.  Stein  ed. 
Fielitz  II,  S.  135  —  139.  Der  Aufstieg  auf  den  Brocken  21.  Sept. 

5.  139;  dort  wird  der  frühere  Aufstieg  erwähnt;  die  Schilde- 
rung desselben  10.  Dez.  1777,  Briefe  an  Frau  v.  Stein  I,  107. 
Trebra  wird  II,  13S  genannt  (vgl.  auch  S.  130,  572)  »Bey 
Trebras  gehts  uns  gut,  es  sind  sehr  redliche  Menschen«.  Zu 
dem  von  Trebra  erzählten  Abenteuer  von  dem  Herabholen 
der  Steine  (S.  19)  vgl.  Goethes  »Unterhaltungen  mit  dem 
Kanzler  Müller«  S.  40  (18.  Mai  1821):  »Damals  bei  jenem 
Streifzug  in  die  Harzgebirge  holte  ich  einst,  auf  von  Trebras 
Schultern  gestiegen  (Fielitz,  der  a.  a.  Ü.  II,  588  diese  Stelle 
mittheilt,  setzt  dazu  »also  in  Zellerfeld«  ;  genauer  bezeichnet 
war  es  an  der  Rehbergerklippe,  bei  Andreasberg)    ein  merk- 

6* 


84  Neue  Mittheilungen. 


würdig  Mineral  mit  vieler  Gefahr  von  seiner  Bildungsstätte, 
vom  Felsen  herab ;  »wir  müssen  erst  noch  berühmt  werden, 
ehe  wir  den  Hals  brechen,  darum  hat  es  jetzt  keine  Gefahr«, 
sagte  ich  scherzend  zu  Trebra.  Ich  besitze  noch  eine  kleine 
Marmorplatte  aus  jenen  Gegenden  mit  der  von  Trebra  auf- 
gesetzten Inschrift  jener  Worte«  (vgl.  oben).  S.  16,  der 
»gehende  Förster«  wohl  im  Gegensatz  zum  reitenden,  s.  Hilde- 
brand in  Grimms  Wb.  IV.  i.  A.  IL  H.  Sp.  2405.  —  Lasius 
G.  S.  O.  (1752-1833,  vgl  A.  D.  B.  XVII,  S.  733  fg.),  haupt- 
sächlich bekannt  durch  die  »Beobachtungen  über  die  Harz- 
gebirge« nebst  petrographischer  Karte,  2  Bände  1789,  90.  — 
Rösche  (S.  19  Z.  25)  nach  Weigands  Wb.  -  Graben  zur  Ab- 
leitung eines  Wassers. 

No.  6,  7.  Von  den  Briefen  Goethes  an  die  Brüder  Grimm 
sind  nur  einzelne  Daten  bekannt  (Strehlke  I,  2n;  da  daselbst 
Briefe  Goethes  vom  19.  Jan.  1810  und  23.  Aug.  1816  ver- 
zeichnet sind,  so  müssen  wohl  auch  Briefe  Jakobs  kurz  vor 
oder  nach  die  genannte  Zeit  fallen,  wenn  nicht  jene  Briefe 
an  Wilhelm  gerichtet  sind);  in  seinen  Werken  erwähnt  Goethe 
die  Brüder  nur  selten  (Jakobs  Bemühungen  wird  nur  in  mehreren 
den  serbischen  Gedichten  gewidmeten  Aufsätzen  gedacht, 
Werke,  Hempel  29,  584,  586,  593;  Wilhelms  Aufenthalt  in 
Weimar  1809  wird  in  den  »Annalen«  erwähnt  (Hempel  27,  187) 
und  dabei  der  Einwirkung  auf  die  Schätzung  der  deutschen 
Sprachalterthümer  gedacht.  Ganz  kurz  werden  einmal  die 
Grimmschen  Kindermärchen  angeführt,  29,  775).  Näheres 
über  den  Verkehr  ist  zu  entnehmen  aus  »Briefwechsel  zwischen 
lakob  und  Wilhelm  Grimm  aus  der  Jugendzeit«  (hgg.  von 
H.  Grimm  und  G.  Hinrichs.  Weimar  x88i)  und  aus  der  Stengei- 
schen Publikation,  von  der  G.-J.  VII,  S.  393  —  385  ein  Aus- 
zug gegeben  ist. 

Die  »Neigung  für  böhmische  und  griechische  Volkslieder« 
(S.  20  fg.)  war  K.  u.  A.  IV,  i  54  ff.  73  ff.:  Mittheilung  von  sechs 
neugriechischen  epirotischen  Heldenliedern  und  einem  böh- 
mischen Gedichte,  und  IV,  i  S.  166  {{.  :  Abermalige  Empfehlung 
der  Volksgesänge  zu  Tage  getreten.  —  Die  Nachdichtung  des 
»Liedes  von  Asan  Aga«  vgl.  \\'erke,  Hem|jel  II,  S.  459  —  461 
und  G.-J.  11,  125  ff.  V,  118,  284,  375,  394,  396,  VI,  37. 
VII,  370.  Über  Vuk  Stejjhanowitsch  oder  Karadsc:hitsch  vgl. 
die  schon  angeführten  Stellen,  Hempel  29,  S.  580  ff.  und  den 
Brief  an  den  Genannten  20.  Dez.  1823,  Strehlke  I,  S.  317. 
(Nach  diesem  scheint  es,  als  wenn  der  serbische  Gelehrte  nicht 
nach  Weimar  gekommen  sei .  sondern  die  Übersetzung  der 
1-ieder,  Grammatik  und  Lexikon  nach  Weimar  geschickt  habe. 
Auch  von  der  Widmung  eines  Bandes  der  Liedersammlung 
an  die  Grossfürstin    ist    in  dem  Briefe  keine  Rede.)     Goethe 


Anmerkungen  der  Herausgeber.  '  85 


bittet  um  wörtliche  Übersetzung  mitgeschickter  serbischer 
Lieder,  wohl  derselben,  deren  Eintreffen  Grimm  im  zweiten 
Briefe  meldet.  Grimms  Übersetzung  der  serbischen  Grammatik 
erschien  1824:  »Vuk  Stephanowitsch'  kleine  serbische  Gram- 
matik, verdeutscht  mit  einer  Vorrede«;  das  Original  war  18 14 
veröffentlicht  worden. 

Jakob  Grimms  Übersetzung  »Die  Aufmauerung  Scutaris« 
aus  dem  Serbischen,  gedruckt  K.  u.  A.  V,  2,  24  ff.,  wieder- 
holt in  Reifferscheid,  Freundesbriefe  S.  222  —  229.  —  Das 
Gedicht  »Erbschaftstheilung«  wiederholt  J.  Grimms  Kleinere 
Schriften  I,  410  ff. 

»Dem  Briefe  Jacob  Grimms  vom  i.  October  1S23  war 
das  Gedicht  Erbschaftstheilung  beigefügt. 

»Erbschaftstheilung.  Serbisch«  gedruckt  in  »Ueber  Kunst 
und  Alterthum«  IV,  3,  66  fgg.,   unterz.   Grivuii. 

Aus  den  folgenden  Varianten  der  Hs.  ergeben  sich 
mehrere  Correcturen  (i  Vers  ist  ausgefallen),  2  Verse  hat 
Goethe  umgeformt. 

Von  Goethes  Hand  neben  der  Überschrift:  »Jacob  CTrimm.« 

pag.  66.  V.  IG  über  Jakschis  Dmiter  von  Jacob  Grimms 
Hand :  Demetrius. 

pag.  67.  V.   3.  Bf?nat.    V.   6.    S^'rbien. 

TT   o         j   NT  1     ■     1     Thurm  am  t-. 
V.  8.  und  Neboischa  r       j      n    Donaustrome, 
[an  dem  I 

^j  ,  ,  Ross. 

V.   I  =:.    das  schwarze  rr>r    jt 
•^  [Pferd], 

Z.    I   V.  u.  Angelia. 

pag.    68.    V.   8.    ich    blauer    Kukuksvogel !    14.   eignen. 

pag.   69.    V.    2   zuerst:    hat    sie    hin    dem    Schwager    den 

getragen. 

V.    17.    18.   Grimm:  aber  nimmer  liess  sie  sich   erblicken 

sondern  fahrend  nach  dem  grauen  Falken. 

f  .fahrend'  corrigirt  aus  ^fassend') 

Goethe,  auf  angeklebtem  Streif: 

Aber  wundersam  erschien  sie  drohend. 

Heftig  fahrend  auf  den  grauen  Falcken. 

So  gedruckt. 

p.  70.  V.    14.   spornt. 

p.  71.  über  V.    i    om.     Angelia  meine   treue  Gattin,« 

SUPHAN. 

Der  Maler  und  Kupferstecher  L.  E.  Grimm,  der  Bruder 
der  beiden  Gelehrten,  auch  in  Wilhelms  Briefen  häufig  erwähnt 
(geb.  1790  gest.  1863,  vgl.  A.  D.  B.  IX,  689  und  Erschund 
Grubers  Realencycl.  I,  91  S.  308  —  312).  Die  Anzeige  seiner 
radirten  Blätter  steht  in  K.  u.  A.  IV,  3  S.  54  —  56.  Jak. 
Grimm   scheint    die  Besprechung    für   Goethes  Eigenthum    zu 


86  Neue  Mittheilungen. 


halten;  sie  ist  aber  wohl  von  Meyer;  P.  Weizsäcker,  Meyers 
kleine  Schriften  S.  CLL  äussert  sich  nicht  darüber.  Auch 
der  Goethe-Meyersche  Briefwechsel  bietet  für  die  Zuweisung 
der  Besprechung  keinen  Fingerzeig.  Der  Tadel,  der  in  der 
Besprechung  ausgedrückt  war,  richtete  sich  gegen  eine  unbe- 
deutende und  nicht  genügend  abwechselnde  Behandlung  der 
Prospecte ;  »auch  wäre  mehr  Haltung  und  kunstgerechte  Ver- 
theilung  von  Licht  und  Schatten  zu  wünschen.« 

L.  E.  Grimm  war  Goethe  schon  1809  näher  getreten; 
damals  (3.  November)  hatte  sich  Goethe  sehr  anerkennend 
über  Grimms  Bildniss  der  Bettina  geäussert;  1815  legte  er 
Goethe  in  Frankfurt  seine  Zeichnungen  vor.  —  Unter  den 
radirten  Blättern  (vgl.  No.  9,  181 1  in  München  nach  Bildern 
der  dortigen  Gallerie)  befand  sich  auch  ein  Bild  Raphaels.  — 
Die  Bilder  der  Göttinger  Professoren  vgl.  unten  No.  12.  Eine 
Besprechung  derselben  in  K.  u.  A.  V,  2,  S.  187  »zweifellos 
von  Meyer.«     Weizsäcker  a.  a.  O.  p.  CLIV. 

No.  8.  Wilhelm  Grimm  war ,  wie  in  den  »Annalen« 
erwähnt  ist  (s.  oben  zu  No.  6),  1809  in  Weimar.  Er  berichtet 
darüber  in  seiner  Selbstbiographie  und  im  Briefe  an  Jakob 
13.  Dezember  1809.  (Beide  im  Briefwechsel  S.  164  fg., 
202  (g.)  Die  Manuscripte,  welche  er  aus  Weimar,  freilich  erst 
auf  Grund  eines  amtlichen  Gesuchs  Jakobs  (Briefw.  S.  206), 
bekam,  sind:  eine  Handschrift  mit  Erzählungen  von  Teichner 
und  eine  Sammlung  Minnelieder.  Über  das  »bairische  Volks- 
buch« vermag  ich  nichts  anzugeben. 

No.  9.  Die  »dänischen  Lieder«  (erschienen  u.  d.  T. : 
»Altdänische  Heldenlieder,  Balladen  und  Märchen«  1811), 
hätten  die  Brüder  gern  mit  einer  Vorrede  Goethes  ausgestattet 
gesehen,  zu  welcher  Arnim  Hoffnung  gemacht  hatte ;  es  kam 
aber  nicht  dazu  (vgl.  Briefwechsel  S.  208).  Graf,  richtiger 
Freiherr  Haiiunersteiii ,  vielleicht  derselbe .  der  auch  im 
»Briefwechsel«  vielfach  erwähnt  ist  (über  diesen  vgl.  A.  D. 
B.  X,  S.  491  V)  vgl.  oben  (S.  43  fg.)  einen  Theil  aus 
seinem  Briefe.  Die  fertige  Bearbeitung  der  Jüngern  Edda 
durch  einen  Isländer  kann  ich  nicht  angeben.  Das  niagnaisclic 
Institut  in  Kopenhagen  ist  eine  Stiftung  des  berühmten 
Isländers  Arnas  Magnaeus,  der  die  grosse  Handschriften-Samm- 
lung  hinterliess,  zu  deren  Bearbeitung  immer  zwei  Isländer 
als  »Stipendiaten«  angestellt  sind.  Resenius  gab  1665  die 
jüngere  Edda  heraus  (»Edda  Islandorum  an.  Chr.  M.  CC.  XV 
islandice  conscripta  per  Snorronem  Sturlas  Islandise«).  Er  hat 
auch  Theile  der  altern  Edda  herausgegeben  (Ethica  Odini, 
pars  Eddre  Sfemundi  vocata  Haavamaal,  Cop.  1665,  Philosophia 
anti(|uisima  Norwego-Danica  dicta  Voluspa,  alias  Edda^  Sje- 
mundi   1673).    (Diese  und  die  vorhergehende  Notiz  verdanke 


Anmerkungen  der  Herausgeber.  87 

ich  meinem  Collegen,  Herrn  Prof.  Hoffory.)  Die  Sännt ndische 
Edda  wurde  von  den  Brüdern  gemeinschaftlich  u.  d.  T.  »Die 
Lieder  der  alten  Edda«  (nur  ein  Band  erschienen,  Berlin 
181 5)  herausgegeben.  M.  F.  Arendt  (1769  bis  1824)  wird  von 
Goethe  in  den  »Annalen,«  von  Grimm  im  »Briefw^echsel«,  bei 
der  Schilderung  seines  Besuches  bei  (joethe  erwähnt. 

No.  IG.  Grimm  war  am  19.  Juni  181 6  bei  Goethe 
gewesen,  vgl.  seinen  Bericht  bei  Stengel  S.  153  (G.-j.  VII, 
394).  Die  in  seinem  inhaltsreichen,  die  literarische  'Fhätig- 
keit  der  Brüder  trefflich  analysirenden  Briefe  erwähnten 
Schriften  sind  » Die  beiden  ältesten  deutschen  Gedichte « 
(181 2,  Hildebrandslied  und  Wessobrunner  Gebet),  »Die  Kinder- 
und  Hausmärchen,  gesammelt  durch  die  Brüder  Grimm«. 
I.Band  1812,  2.  Band  1815;  die  zweite  Ausgabe,  die  Grimm 
hier  schon  ankündigt,  erschien  erst  181 9.  »Deutsche  Sagen« 
erschienen  Bd.  I,  Berlin  181 6.  Die  von  Grimm  angeführten 
Sagen,  welche  Ähnlichkeit  mit  der  Erzählung  von  den  Sieben- 
schläfern haben  sollen,  sind  No.  29 :  Der  Scherfenberger  und 
der  Zwerg,  7  :  Frau  Holla  und  der  treue  Eckart,  No.  21  : 
Geroldseck,  23  :  Friedrich  Rothbart  auf  dem  Kyffhäuser ;  doch 
vermag  ich  nicht  anzugeben,  worin  diese  Ähnlichkeit  beruht. 
Edda,  vgl.  schon  oben  zu  No.  9.  Die  Ausgabe  ist  dem 
obengenannten  Freiherrn  v.  Hammerstein  gewidmet.  Die 
Besprechung  in  den  Gott.  gel.  Anz.  1815  No.  iio,  S.  1089 
bis  1095  ist  nicht  etwa,  wie  man  aus  den  Worten  unseres 
Briefes  schliessen  könnte ,  von  den  Brüdern  selbst ;  das 
zeigt  schon  der  Anfang:  »Es  lässt  sich  nicht  zweifeln, 
dass  Jeder,  der  die  Kenntnisse  und  den  unermüdlich  eifrigen 
Fleiss  der  Brüder  Grimm  kennen  und  schätzen  gelernt  hat.« 
»Der  arme  Heinrich,  aus  der  Strassburgischen  und  Vati- 
kanischen Handschrift,  erklärt  durch  die  Gebrüder  Grimm.« 
Berlin  181 5.  Die  Ausgabe  muar  durch  die  Zeit  veranlasst.v. 
Der  Ertrag  des  »armen  Heinrich«  war  nämlich  zur  Ausrüstung 
der  Freiwilligen  bestimmt.  In  der  Vorrede  heisst  es :  »In 
der  glücklichen  Zeit,  wo  jeder  dem  Vaterlande  Opfer  bringt, 
wollen  wir  das  altdeutsche,  schlichte,  tiefsinnige  und  herzliche 
Buch  vom  armen  Heinrich,  worin  dargestellt  ist,  wie  kindliche 
Treue  und  Liebe  Blut  und  Leben  ihrem  Herrn  hingibt  und 
dafür  herrlich  von  Gott  belohnt  wird,  neu  herausgeben.« 
In  demselben  Jahre  erschien  »Das  Nibelungenlied.  Hand- 
ausgabe ,  nach  den  besten  Lesarten  neu  bearbeitet  und  mit 
einer  geschichtlichen  Einleitung  und  einem  kurzen  Wörterbuch 
zum  Gebrauch  für  Schulen  versehen  von  A.  Zeune«,  Berlin 
181 5.  —  Die  altdeutschen  Wälder,  eine  Zeitschrift,  erschienen 
in  3  Bänden,  Cassel  18 13  — 181 6.  Die  beiden  daraus  von 
Grimm  angeführten  Stellen  sind  i.  Parallele  eines  altdeutschen 


88  Neue  Mittheilungex. 


und  neugriechischen  Gedichtes.  I,  S.  35  bis  71,  das  Gedicht 
»von  zwein  Kaufmann, c  dazu  11,  S.  181  bis  184.  Die  neu- 
griechische Parallele  aus  Bartholdis  Bruchstücken  zur  Kenntniss 
Griechenlands,  Berlin  1805.  2.  Zur  Erklärung  der  schwarzen 
Mutter.  II,  206  in  einem  Aufsatze  Wilhelms  über  die  »goldene 
Schmiede  des  Conrad  von  Würzburg« :  »Er  der  neue  Tag  ward 
geboren  aus  der  Nacht  und  das  ist  Maria  die  schwarze,  zu 
deren  Füssen  sich  der  Mond  schmiegt.«  G.  F.  Beneckes 
Ausgabe:  »Der  Edelstein  getihtet  von  Bonerius.«  Berlin 
18 16.  Der  Zeitbestimmung  zufolge  kann  bei  Hagen  und 
Büsching  nur  das  von  diesen  zusammen  mit  Docen  heraus- 
gegebene »Museum  für  altdeutsche  Literatur  und  Kunst.« 
2  Bände,  Berlin  1809  — 181 1,  gemeint  sein.  Müller  ist  wohl 
Myller,  dessen  Sammlung  altdeutscher  Gedichte  1782  erschien. 
—  Bemerkenswerth  ist  die  schon  hier  gemachte  Äusserung 
über  »ein  geselliges  Arbeiten«  mit  »Unterstützung  von  oben,« 
also  die  Andeutung  eines  Planes,  der  in  den  wenig  späteren 
Aktenstücken  weiter  ausgeführt  wird. 

No.  II.  Die  radirten  Blätter  L.  E.  Grimms,  die  mit  diesem 
Briefe  übersendet  werden,  sind  jedenfalls  dieselben,  für  deren 
Besprechung  Jakob  oben  No.  7   dankt. 

No.  12.  Auch  die  Bilder  der  Göttinger  Professoren 
waren  schon  oben  No.  7  angedeutet.  In  den  Heften  von  K.  u.  A. 
war  z.  B.  J.  Grimms  Übersetzung  des  serbischen  Liedes  ab- 
gedruckt. Die  Sendung  war  wohl  mit  dem  bei  Strehlke  ver- 
zeichneten Briefe  Goethes  vom  31.  August  1824  begleitet. 
Die  Nachricht  von  den  faröisclicn  Liedern,  eine  Besprechung 
der  1822  herausgegebenen,  gleich  zu  erwähnenden  Sammlung 
in  den  Gott.  gel.  Anz.  1824,  No.  143,  S.  117^128.  Dort  wird 
am  Schluss  auf  ein  Lied  des  Anhangs  hingewiesen,  in  welchem 
die  Götter  Odin,  Häner  und  Loke  einen  Riesen  überlisten. 
Dieses  Lied  schickte  Grimm  an  Goethe. 

»Dem  Briefe  vom  21.  November  1824  liegt  nämlich  eine 
von  Wilh.  (irimm  angefertigte  und  geschriebene  Ȇbersetzung 
eines  Färöischen  Liedes«  bei.  Vgl.  das  Original  P'aeroiske 
Qvander  von  Lyngbye.  Med  en  Indledning  v.  P.  E.  Müller- 
Randers  1822,  S.  500  fgg.  Rosa  Warrens,  Norwegische,  Is- 
ländische. Färöische  Volkslieder  der  Vorzeit.  S.  183  ff.  (,Lokes 
Gesang").  Das  ferner  von  Wilh.  Grimm  übersandte  »Lied 
Sigurdurs  mit  Brynhilldurs  Weissagung«  in  anderer  (jüngerer) 
Fassung:  Lieder  der  alten  Edda.  Aus  d.  H.  hgg.  u.  erkl. 
durch  die  Brüder  Grimm.  Berlin  181 5.  S.  243  ff.  (.Sigurdurs 
Lied').«  '  B.^S. 

No.   13      16.     »Das  Fascikel 

Acta     die  Errichtung    —    betr. 
besteht  aus  vier  Stücken.      Diese  sind 


Anmerkungen  der  Herausgeber.  89 


1.  Der  aus  Berlin  mitgebraclue  »Aufsatz«  —  »aus  den 
Händen  des  Herrn  Staatsministers  \on  Stein«,  (vgl. 
unten.; 

2.  Zwei  Schriftstücke  von  Wilhelm  Grimms  Hand. 

a.  »I.  Eine  Gesellschaft  u.  s.  w.«   Der  Plan,  den   Wil- 
helm mit  Jakob  gemeinsam  unterbreiten.  (Xo.  13.) 

b.  Begleitbrief  vom   20.  Sept.   1816.    (No.   14.) 

Die  Bedeutung  von  a  ergibt  sich  aus  drei  von  Wilhelm 
Grimm  unleserlich  gemachten  Worten  gegen  Ende  seines 
Briefs :     »als  eine    eigentliche  Ansicht    von    dem    Gegenstand 

lege  ich  einen  ntjs  beide?!  gemeinschaftlichen  Plan zur 

Beurtheilung  und  Prüfung  bei«.   — 

Infolge   des    W.   Grimmschen    Monitums    zu  den  Worten 

»von    der  «//^r/sächsischen  Evangelienharmonie«  hat  Goethe 

zu  der  betr.  Zeile    des  §  14  die    Rand-Correctur  alt   gesetzt. 

3.  (No.  15.)  Ein  Blatt.  Im  Allgemeinen.  Unbekannte 
Schreiberhand. 

Nach  meiner  Ansicht  Goethes  Resume. 

4.  (No.  16.)  Der  Bericht  (geschrieben  von  Goethes  Privat- 
secretär  Kräuter,  unterzeichnet  von  Goethe)  mit  Carl 
Augusts  Marginalbescheid. 

Das  Tagebuch  von  1816  hat  zum  30.  Sept.  die  Eintragung: 
»Vortrag  an  Serenissimum  über  eine  zu  organisirende  Gesellsch. 
für  deutsche  Geschichte  und  Literatur«.  Ein  Plan  zu  einer 
Deutschen  Akademie  war  schon  ein  Mal  Carl  August  vorgelegt 
worden.  Herder  hatte  einen  solchen  auf  Anregung  Carl  Fried- 
richs von  Baden  verfasst,  Ende  1787.  Die  Äusserungen  des 
Herzogs  im  Briefe  an  Herder,  Mainz,  den  11.  Januar  1788 
(zuerst  gedruckt  im  Weimarischen  Herder-Album  1845,  S.  12. 
dann  in  den  Briefen  des  Herzogs  Carl  August  an  Knebel  und 
Herder,  hgg.  von  Düntzer,  Leipzig  1S83.  S.  119  fg.)  bekunden 
ein  warmes  Interesse  für  den  Gegenstand  und  zugleich  seinen 
klaren  Blick  für  die  geschäftliche  Seite  des  L'nternehmens. 
Von  dem  frühern  Plane  hat  Goethe,  w^ie  es  scheint,  nichts 
gewusst,  Carl  August  aber  mochte,  als  er  den  kurzen  Rand- 
bescheid schrieb,  den  Verlauf  der  Sache  in  jenem  frühern 
Stadium  noch  im  Gedächtniss  haben.  Herders  »Plan  zum 
ersten  patriotischen  Institut  für  den  Allgemeingeist  Deutsch- 
lands« jetzt  aufgenommen  in  die  Sämmtliche  Werke ,  Band 
16,  600  —  616.  Haym,  Herder  II,  487  ff.  Suphan,  Über  Fried- 
richs des  Grossen  Schrift  über  die  deutsche  Lit.,  Berlin  1888. 
S.  98,   100.«    B.  S. 

Von  den  eben  verzeichneten  \ier  Aktenstücken  konnte 
I  nicht  wieder  abgedruckt  werden,  weil  es  schon  bei  Pertz, 
Leben  Steins  VI,  Abth.  2,  S.  loi  — iio  u.  d.  1'.  »Berliner 
Plan  für  deutsche  Geschichte  im  Sommer    1816«   gedruckt  ist. 


90  Neue  Mittheilungen. 


Stein  hatte  (vgl.  Pertz  a.  a.  O.  Y,  57  fg.  und  418  fg.,  aucn 
S.  491  fg.)  schon  1815  in  Nassau  und  Köln  mit  Goethe  über 
seinen  Plan  einer  »zweckmäßigen  Sammlung  der  Quellen- 
schriftsteller« gesprochen;  der  ebenerwähnte  Plan  ist  aber 
nicht  der  Steinsche,  vielmehr  der  einiger  Berliner  Gelehrten, 
der  durch  Eichhorn  am  i.  Juni  18 16  an  Stein  geschickt  wurde 
und  durch  diesen  an  Goethe  gekommen  sein  muss.  Der  Plan, 
freilich  vielfach  verändert,  wurde  die  Grundlage  der  von  der 
»Gesellschaft  für  ältere  deutsche  Geschichtskunde«  unter- 
nommenen grossartigen  Sammlung  der  Monumenta  Germaniae 
historica.  Von  dieser  Gesellschaft  wurde  Goethe  an  seinem 
70.  Geburtstage  zum  Ehrenmitglied  ernannt;  von  seinem  Dank- 
schreiben an  Büchler  5.  Okt.  181 9  (vgl.  Strehlke  I,  S.  93)  ist 
der  erste  Absatz  deswegen  hier  mitzutheilen,  weil  er  sich  auf 
unser  Aktenstück  bezieht:  »Als  im  Sommer  1815  des  Herrn 
Staatsministers  von  Stein  Excellenz  in  Nassau  aufzuwarten  und 
mit  einem  so  würdigen  Freunde  und  Gönner  eine  kurze 
Rheinreise  zu  vollbringen  das  Glück  genoss,  machte  mich 
derselbe  mit  einem  Plan  bekannt,  wonach  zur  Bearbeitung 
älterer  deutscher  Geschichtskunde  eine  Gesellschaft  wohl  zu- 
sammentreten würde;  auch  erhielt  ich  nachher  einen  umständ- 
lichen Aufsatz  hierüber,  den  ich  mit  älteren  und  jüngeren 
Freunden  mündlich  und  schriftlich  behandelte  und  da  ich  mir 
in  diesem  Fache  weder  hinreichende  Kenntniss  noch  Beurthei- 
lung  zutrauen  darf,  ihre  Meinung  vernahm,  ihre  Gesinnungen 
erforschte.« 

Diese  Äusserung  Goethes  führte  darauf,  seinen  Briefwechsel 
zu  durchforschen.  Die  Nachforschung  war  nicht  ganz  ver- 
geblich. Denn  wenn  auch  die  zwei  in  jenen  Tagen  an 
Historiker,  an  Sartorius  19.  Juli  und  Büsching  27.  Sept.  181 6 
geschriebenen  Briefe  nichts  boten  und  manche  andere  durch- 
stöberte Briefsammlungen  den  Suchenden  im  Stiche  Hessen, 
so  fand  ich  in  drei  Briefsammlungen  merkwürdige  Notizen, 
die   ich  in  chronologischer  Reihe  folgen  lasse. 

An  den  Minister  Voigt  (26.  Aug.;  Briefe  ed.  Jahn  S.  357): 
»Der  umständliche  Aufsatz,  die  neue  deutsche  Societät  für 
Geschichte  betreffend  hat  mich  viel  unterhalten.  Auch  hier 
ist  wunderbar  zu  sehen,  wie  der  patriotische  Enthusiasmus  über 
Zweck  und  Mittel  verblendet:  denn  wie  soll  so  etwas  gethan 
werden?  und  wenn  es  gethan  ist,  wem  solls  frommen?  J)och 
sind  dergleichen  Anstösse  und  Anlässe  möglichst  zu  benutzen. 
Ich  will  meine  jungen  deutschgesinnten  Freunde  besonders 
über  den  14.  ij  befragen.  Dieser  scheint  mir  der  schwächste, 
und  man  thut  denn  doch  wohl  dass  man  über  das  was  die 
Zeit  fordert  nicht  dunkel  bleibt  I« 

An  Zelter  (28.  Aug.;  Briefw.  II,  307):  »Ich  bin  in  diesen 
Tagen   veranlaßt,  einige  Blicke  ins    Deutschthuni    zu    lenken, 


AnMERKUXGEN    DhR    HERAUSGEBER.  9I 

und  nach  meiner  Art  kann  ich  nicht  lassen,  sogleich  einige 
Schritte  zu  thun.  Kann  ich  Dir  dabey  etwelche  Balladen 
erhaschen,  so  soll  es  mein  größter  Gewinn  seyn.  Der  An- 
gelegenheit selbst  will  ich  auch  gerne  dienen,  nur  ist  mir 
das  betrübteste  daß  die  Deutschen  nicht  immer  deutlich 
wissen  ob  sie  volle  Waizengarben  oder  Strohbündel  einfahren.« 

An  Boisseree  (29.  Aug.;  Sulp.  B.  1862  II,  133):  »Auch 
über  deutsche  Sprache_,  Poesie,  besonders  auch  Geschichte, 
ist  manches  im  Werk,  welches  ich  alles  gerne  nach  Kräften 
fördern  will,  wenn  es  auch  nicht  völlig  nach  meiner  Über- 
zeugung eingeleitet  und  geführt  wird.  Hören  Sie  von  solchen 
Dingen,  so  lassen  Sie  mich  Ihr  eigenes  und  das  allgemeine 
Urtheil  wissen.  Ich  habe  diesen  Winter  so  viel  vor,  daß  bis 
Ostern,  ohne  schmähliches  Hinderniß  der  Dämonen,  manches 
gethan  seyn  muss,  denn  eins  drängt  das  andere.« 

Von  den  Correspondenten  ist  nur  Boisserees  Antwort 
bekannt  (S.  145  fg.).  Sie  gibt  eine  Art  von  Resume  über 
die  Frage,  mit  mancherlei  Xachweisungen  im  Einzelnen  ;  Goethe 
geht  aber  in  seinen  späteren  Briefen  nicht  weiter  auf  die 
Sache  ein. 

Wichtiger  als  diese  Briefe  würde  der  Brief  Goethes  an 
Jakob  Grimm  vom  23.  August  i8i6  gewesen  sein,  wenn  er 
zugänglich  gewesen  wäre.  Jakob  Grimms  Namen  aber  hatte 
Goethe  schon  in  einem  Briefe  an  den  Freih.  v.  Stein  vom 
6.  September  181 6  genannt.  Derselbe  ist  —  nach  den  Be- 
richten des  Freien  Deutschen  Hochstiftes  in  Frankfurt  a.  M. 
~  bei  Strehlke,  Goethes  Briefe  II,  298  angeführt.  Strehlkes 
Worte  lauten:  »In  diesem  werde  der  Plan  zur  Begründung 
einer  »Deutschen  Gesellschaft  für  Geschichtsforschung«  be- 
handelt und  zugleich  die  Absicht  ausgesprochen,  Jakob  Grimm 
für  dieses  Unternehmen  zu  gewinnen.«  Leider  ist  das  Original 
des  Briefes  aus  dem  Schatze  des  Hochstiftes,  in  dem  es  sich 
früher  befand,  verschwunden. 

No.  13.  14.  Der  §  14  des  Berliner  Plans,  der  den  Ent- 
wurf der  Brüder  hervorrief,  lautet  folgendermaßen : 

14.  »Ihr  [der  Gesellschaft]  ist  die  Sorge  für  die  Bildung 
einer  wirklich  gelehrten  Deutschen  Philologie  und  deren  Studium 
in  den  Lehranstalten  aufgetragen.  Sie  hat  zu  diesem  Zweck 
die  Befugniß,  vorläufig  Abschriften  von  allen  dahin  gehörigen 
nur  handschriftlich  vorhandenen  Werken,  die  älter  _  als  das 
XIV.  Jahrhundert  sind,  nehmen  zu  lassen;  namentlich  vom 
Angelsächsischen  ; 

sie  ist  beauftragt,  die  Abfassung  von  Grammatiken  und 
Wörterbüchern  für 

das  Isländische. 

Angelsächsische, 


92  Neue  Mittheilukgen. 


Mösogothisrhe, 
Niedersächsische. 
Fränkische, 
Schwäbische  des  M.  A. 

zu  veranstalten  und  zu  leiten;  ferner  die  Verfassung  von  Schul- 
grammatiken und  Handwörterbüchern  dieser  Dialecte,  und 
wohlfeiler  Ausgaben  z.  B.  von  den  altern  Theilen  der  Heims- 
kriegle,  von  der  xAngelsächsischen  Evangelienharmonie,  von 
Reinicke  de  Vos,  von  Ottfried  u.  dergl.  Denn  wenn  die 
deutsche  Philologie  nicht  recht  gelehrt  wird,  so  bleibt  sie, 
was  sie  leider  jetzt  meistentheils  ist,  das  Spiel  von  halbunter- 
richteten Leuten. 

Sie  wird  endlich  beauftragt,  für  deii  wohlfeileren  Abdruck 
besserer  Recensionen  von  Volksbüchern  zu  sorgen,  wozu 
mehrere  von  den  Schriften  der  altern  Zeit  gemacht  werden 
können.« 

Der  §  17,  gegen  welchen  \N'ilhelm  Crrimm  am  Schlüsse 
seines  Briefes  eine  Gegenbemerkung  macht,  schlägt  vor,  die 
Zeit  der  Reformation  als  Grenze  zu  bestimmen,  ȟber  welche 
sich  die  Sammlungen  nicht  auszudehnen  hätten,  weil  bis  dahin 
noch  kein  Gegensatz  katholischer  und  protestantischer  An- 
sichten die  Einheit  der  Unternehmung  stören  kann.« 

Zur  Erklärung  im  Einzelnen  muss  auf  die  Stengeische 
Sammlung  I,  S.  35,  157  hingewiesen  werden  (vgl.  G.-J.  VII, 
393  %■)•  Dort  wird  schon  die  Forderung  ausgesprochen,  dass 
besonders  die  Landgeistlichen  zu  der  Gesellschaft  herangezogen 
werden  müssten.  —  Viele  der  im  Entwürfe  und  in  dem  Briefe 
als  nöthig  bezeichnete  neue  Ausgaben  und  Untersuchungen 
sind  von  den  Brüdern  im  Laufe  der  Jahre  und  Jahrzehnte  selbst 
gemacht  worden.  —  Scherz-Oberlin  ist  das  von  J.  J.  Oberlin 
in  2  Bänden  1781  und  1784  neu  herausgegebene  Glosarium 
germanicum  von  Scherz.  —  Nik.  Kiiidliiiger,  1749 — 1819, 
von  1804 — 1806  Archivar  des  Fürsten  von  Fulda,  gelehrter 
Historiker  und  Sammler,  der  eine  berühmte  Handschriften- 
sammlung hinterliess  (A.  D.  B.  XV,  769).  —  U.  F.  Kopp^ 
bedeutender  Paläograph,  1762  —  ^834,  von  1802 — 1804  Direc- 
tor  des  Kasseler  Archivs,  nach  kurzer  Thätigkeit  als  Pro- 
fessor in  Heidelberg,  Privatmann  in  Mannheim  (A.  D.  B.  XVL 
690  fg.).  —  R.  Ch.  Kask,  berühmter  dänischer  Sprachforscher 
(1787  — 1832),  veröffentlichte  schon  181 1  und  1814  seine 
ersten  Forschungen  über  altnordische  und  isländische  Sprache 
und  bald  (18 18)  seine  bahnbrechenden  Arbeiten  zur  ver- 
gleichenden Sprachforschung. 

No.  15  richtet  sich  direkt  gegen  den  Berliner  Plan.  Dort 
war  im  §  2  vorgeschlagen,  dass  kleinere  Staaten  sich  zusammen- 


Anmerkungen'  der  Herausgeber. 


thun  oder  an  einen  grössern  Staat  anschliessen,  im  §  3,  dass 
die  Niederlande  mit  zur  Gesellschaft  gezogen  werden  sollten, 
im  §  5  war  es  für  wUnschenswerth  erklärt  worden,  dass 
»Männer  von  bekannten  und  geliebten  Namen«  an  die  Spitze 
träten  und  waren  als  solche  einige  deutsche  Prinzen  genannt.  In 
§  loa  war  gewünscht  worden  »ein  kritisches  Verzeichniss  der 
handschriftlichen  und  gedruckten  Quellen  und  Hilfsmittel 
unserer  Geschichte,  nach  Art  der  Bibl.  bist,  de  la  France  von 
Belong  (sie)  und  Fontette«.  In  §  12  war  vorgeschlagen,  die 
Scriptores  sehr  schnell  abzudrucken  —  freilich  war  nicht  ge- 
rathen,  einfach  eine  der  bisherigen  Quellensammlungen  zu 
wiederholen  —  denn  es  schade  nichts,  wenn  die  ersten  Be- 
arbeitungen unvollkommen  gerathen.  In  §  loc  war  verlangt 
worden  ein  kritisches  Urkundenverzeichniss  nach  Art  unseres 
Georgisch  und  des  Französischen  Brequigny,  dagegen  richtet 
sich  unser  6.  Punkt.  Der  7.  wendet  sich  gegen  §  19,  wo  von 
den  Kosten  gesprochen  und  dargethan  war,  dass  für  die  Ge- 
lehrten einstweilen  keine  Besoldung  auszuwerfen  wäre,  weil 
dieselben  sich  durch  diese  Verbindung  eher  gefördert  als  ge- 
hindert finden  würden,  dass  dagegen  für  das  Generalsecretariat 
gleich  Kosten  aufzuwenden  wären. 

Ich  möchte  übrigens  nicht  mit  Suphan  Goethe  als  Ver- 
fasser dieses  Aktenstückes  annehmen ;  dafür  verräth  es  zu 
specielle  historische  Kenntnisse.  Aus  diesem  Grunde  möchte 
man  eher  an  einen  der  Goethe  nahe  stehenden  und  vielleicht 
auch  nahe  wohnenden  Historiker  denken. 

No.  16  ist  durch  Suphans  belehrende  Ausfüllungen  genug- 
sam erläutert.  L.  G. 

No.  17  —  19.  Adam  Müllers  zweites  Schreiben  und  Hein- 
richs V.  Kleist  erster  und  einziger  Brief  sind  von  Goethe  seiner 
Autographensammlung  einverleibt  und,  wie  üblich,  oben  rechts 
mit  dem  rothgeschriebenen  Namen  des  Urhebers  signirt  worden. 
Bekannt  ist  Goethes  Brief  an  Müller,  Karlsbad  28.  August  1807, 
sowie  die  entschiedene  Antwort  an  Kleist  vom  i.  Februar  1808, 
welche  der  Kleistschen  Erklärung,  er  verzichte  in  »Penthe- 
silea«  auf  die  gegenwärtige  Bühne ,  aufrichtiges  Unbehagen 
über  solche  Zukunftsdramatik  entgegenstellt.  Die  Misshellig- 
keiten nach  der  ersten  Aufführung  des  »Zerbrochenen  Kruges« 
am  2.  März  1808  bedürfen  hier  keiner  Erörterung,  die  maß- 
losen Urtheile  der  Knebels  u.  s.  w.  über  den  »Phöbus«  und 
Kleists  Dramen  keiner  Wiederholung.  Goethes  »gütige  Äusse- 
rungen«, auf  die  Kleist  sich  beruft,  standen  in  der  verlorenen 
Antwort  auf  Müllers  zweiten  Brief  —  laut  Tagebuch  am 
I.  Januar  1808  von  Weimar  abgeschickt  —  und  waren  gewiss 
nicht    mehr   als   ausweichende    dilatorische    Wendungen    (vgl. 


94  Neue  Mittheilungen. 


G.-J.  2.  411).  Goethe  hat  keinen  Beitrag  zum  »Phöbus« 
geliefert.  Am  8.  Mai  meldet  er  Knebel :  »Mit  den  Dresdenern 
habe  ich  gleich  gebrochen.  Denn  ob  ich  gleich  Adam  Müller 
sehr  schätze  und  von  Kleist  kein  gemeines  Talent  ist,  so 
merkte  ich  doch  allzu  geschwind,  dass  ihr  Phoebus  in  eine 
Art  Phebus  übergehen  würde,  und  es  ist  ein  probates  Sprich- 
wort, das  man  nicht  oft  genug  vor  Augen  hat:  Der  erste  Un- 
dank ist  besser  als  der  letzte.« 

Die  oben  mitgetheilten  Briefe  erläutern  sich  selbst.  Goethes 
Antwort  über  die  »zwey  \\'erke  eines  Freundes«  —  »Amphi- 
tryon«  und  »Der  zerbrochene  Krug«  —  wird  in  Müllers  zweitem 
Brief  erwähnt,  der  übrigens  deutliche  Anklänge  an  den  Pro- 
spect  zum  »Phöbus«  bietet:  der  Hinweis  auf  die  »Hören«, 
die  Erwähnung  unterstützender  Kunstfreunde,  die  Auslegung 
des  Titels.  Die  Worte  dieser  besonders  gedruckten  und  in 
Zeitungen  eingerückten  Ankündigung,  »Grosse  Autoren  von 
längst  begründetem  Ruhm  werden  mit  uns  seyn«,  zielen  gewiss 
in  erster  Linie  auf  Goethe  und  A\'ie]and;  der  im  Brief  er- 
wähnte Dr.  Schubert  ist  der  Verfasser  der  »Ansichten  von 
der  Nachtseite  der  Naturwissenschaft«  .  Gotthilf  Heinrich 
von  Schubert,  damals  in  Dresden.  Der  »Prometheus«  die 
1808  von  Leo  v.  Seckendorf  und  Stoll  zu  Wien  herausgegebene 
Zeitschrift,  deren  zwei  erste  Hefte  Goethes  »Pandora«  brachten. 
—  »Auf  den  Knieen  meines  Herzens«  biblisch  :  »Darum  beuge 
ich  nun  die  Kniee  meines  Herzen«,  Gebet  Manasse  V.  u 
(Deutsches  Wörterbuch  5,  1424):  Kleist  lässt  ebendamals 
»Penthesilea«  Sc.  24  Prothoe  sagen :  »O  du,  vor  der  mein 
Herz  auf  Knieen  niederfällt«  :  der  bibelfeste  Goethe  schreibt 
im  Mai  1775  an  Herder,  Briefe  2.  262:  »Deine  Art  .  .  .  legt 
mich  immer  auf  die  Kniee  meines  Herzens.«  —  Im  ersten 
Phöbusheft  erschienen  nach  einem  Kleistschen  Prolog  als 
»Organisches  Fragment  aus  dem  Trauerspiel :  Penthesilea«  die 
Scenen  i,  5.  6,  9.  14,  19.  21,  22.  z.  Th.  fragmentarisch  und 
mit  fortleitenden  Bemerkungen  versehen.  Goethe  las  sie  am 
29.   Januar. 

Aus  Cloethes  handschriftlichem  Nachlasse  schliesse  ich 
folgende  unbekannte  oder  nicht  authentisch  bekannte  Stellen  an: 

Tagebuch,  Karlsbad  13.  Juli  1807  (Riemers  Hand;  die 
Hauptstelle  incorrect  in  seinen  »Mittheilungen  über  Goethe« 
2.  660):  »Gegen  Abend  Hr.  von  Mohrenstein,  russischer 
Legations-Secretär.  weh  her  mir  den  Amphitryon  von  Kleist, 
herausgegeben  von  Adam  Müller,  brachte.  Ich  las  es  und 
verwunderte  mich ,  als  über  das  seltsamste  Zeichen  der  Zeit. 
Der  antike  Sinn  in  Behandlung  des  Amphitryons  ging  auf 
^'erwirrllng   der  Sinne,    auf  den  Zwiespalt  der  Sinne  mit  der 


Anmerkungen  der  Herausgeber.  95 


Überzeugung ;  wie  im  Miles  gloriosus  das  eine  Mädchen  zwey 
Personen  vorstellt,  so  stellen  hier  zwei  Personen  Eine  dar. 
Es  ist  das  Motiv  der  Menaechmen  nur  mit  dem  Bewußtseyn 
des  einen  Theils.  Moliere  lässt  den  Unterschied  zwischen 
Gemal  und  Liebhaber  vortreten,  also  eigentlich  nur  ein  Gegen- 
stand des  Geistes,  des  Witzes  und  zarter  Weltbemerkung. 
Wie  es  Falk  [in  seinem  kläglichen  fünfactigen  Lustspiel 
»Amphitryon«  von  1804]  genommen  wäre  nachzusehen.  Der 
Gegenwärtige,  Kleist ,  geht  in  den  Hauptpersonen  auf  die 
Verwirrung  des  Gefühls  hinaus.  Höchst  wahrscheinlich  ist 
bey  den  Alten  keine  Hauptscene  zwischen  Jupiter  und  Alcmene 
vorgekommen,  sondern  die  Hauptmoti\e  fielen  zwischen  die 
beyden  Sosien  und  Amphitryon.  Die  Situation  zwischen 
Amphitryon  und  Alcmene  enthält  eigentlich  auch  kein  dra- 
matisches Motiv.« 

Karlsbad,  15.  Juli  1807  :  »Am  Schlossbrunnen,  mit  Ober- 
hofprediger Reinhard,  über  den  neuen  mystischen  Amphitryon 
und  dergleichen  Zeichen  der  Zeit.«  In  der  folgenden  Woche 
Verkehr  mit  Schubert,  Leetüre  Müllerscher  »Vorlesungen«,  die 
er  am  28.  August  sammt  dem  bekannten  PJrief  Hrn.  w  Haza 
übergiebt.  8.  August :  »Nach  Tische  Landrath  von  Haza. 
der  mir  ein  Packet  von  Adam  Müller  brachte.  Darauf  las 
ich:  den  zerbrochenen  Krug.«  9.  August:  »Schluss  vom  zer- 
brochenen Kruge.«  Weimar,  20.  September  1807:  »Kam 
Herr  von  Müffling,  mit  demselben  über  die  Dresdner  litera- 
rischen und  philosophischen  Verhältnisse :  über  Gentz,  Adam 
Müller.  Schubert,  von  Kleist  u.  s.  w.«  Jena,  18.  November 
1807  :  »Abends  bey  Frommanns.  Vorlesung  der  zwey  ersten 
Acte  vom  Dominicaner  [»Der  Dominikaner,  Staatskomödie 
in  fünf  Aufzügen.«  Leipzig,  Kummer  1806].  welcher  dem 
H.  von  Kleist  zugeschrieben  wird«  (fortgesetzt  am  20.). 
Weimar,  4.  Februar  1807  (einen  Tag  nach  Absendung  des 
am  I.  Februar  verfassten  Briefes  an  Kleist):  »Leseprobe  zum 
zerbrochenen  Krug«,  von  dem  zwei  Handschriften  vorlagen. 
Am  19.,  20.  und  25.  ging  Goethe  mit  Deraoiselle  Eisermann 
die  Rolle  durch.  2.  März  1807:  »Im  Theater:  Der  Gefangene 
und  der  zerbrochene  Krug.«  8.  März:  »Abends  Wolffs  und 
Dem.  Eisermann  zum  Thee.  Maskerade  aus  dem  zerbrochnen 
Krug.«  Vgl.  Riemers  Tagebuch  4.  Februar  bis  8.  März. 
Deutsche  Revue  11,  22  f  —  Karlsbad,  27.  Juli  1808:  »Zu 
Demoiselle  Stock.  Über  Dresden,  Müller,  Rühle,  Kleist, 
Hartmann,  v.  Haza,  dessen  Scheidung.  Körners.  Dem  poetischen 
Talent  des  Sohnes.«  Der  Verkehr  dauert  fort ,  und  Kaaz 
erzählt  auch  von  Wetzeis  verunglückten  Vorlesungen  über 
Homer.  Die  Verbindung  mit  Rühle  und  Pfuel  ist  mehrfach 
zu  verfolgen. 


96 


Neue  Mittheilungen. 


Noch  in  den  Juli  1807  werden  zwei  doppelt  erhaltene 
Schemata  fallen,  welche  die  schiefe  moderne  Prägung  des 
Kleistschen   »Amphitryona    recht    sinnfällig  darstellen  sollten: 


.lntike^ 
naives 
plastisches 


Das  Rechte 
das  sresucht  wir 


antiker        moderner 
Sosias         Jupj-iter 


modernes 
>   SL-ntimentales 
Ivrisches 


Endlich  dictirt  Goethe  am  11.  Juli  1827,  aufgebracht 
über  Immermannsche  Recensionen,  die  er  Eckermann  gegen- 
über als  »philosophisch-phantastischen  Unfug«  und  »breiten 
hohen  Wortschwall«  bezeichnet,  ins  Tagebuch  :  »In  von  der 
Hagens  Tausend  und  einem  Tag,  das  Märchen  von  Turandot  ; 
tröstend  über  den  Kleistischen  Unfug ,  und  alles  verwandte 
Unheil.  Wie  wohlthätig  ist  die  Erscheinung  einer  gesunden 
Natur  nach  den  Gespenstern  dieser  Kranken,«  womit  die  viel- 
berufene Äusserung  über  Kleists  unheilbare  Krankheit  in 
Goethes  1826  oder  1827  geschriebener  Anzeige  von  Tiecks 
»Dramaturgischen  Blättern«  (Hempel  28,  255)  zu  vergleichen  ist. 

Erich  Schmidt. 

No.  20—28.  Über  das  Verhältniss  von  Goethe  und 
Schopenhauer  ist  zu  vgl.  Gwinner,  Schopenhauers  Leben. 
Leipzig  1878,  passim,  Einzelnes  bei  Biedermann,  Goethe  und 
Dresden,  bes.  S.  64  fg.  Das  philosophische  Verhältniss  be- 
leuchtet Harpf:  Schopenhauer  und  Goethe,  vgl.  (i.-J.  VII,  387  fg. 

Goethe  trat  der  Familie  des  spätem  Philoso})hen  1806 
nahe.  Damals  war  Johanna  Schopenhauer,  Arthurs  iVlutter,  die 
sich  durch  ihre  Romane  in  Deutschland  einen  Namen  gemacht 
hatte  und  durch  ihre  geselligen  Talente  Weimar  entzückte, 
nach  Weimar  gezogen.  (Vgl.  Düntzer,  Abhandlungen  zu  Goethes 
Leben  und  Werken,  Leipzig  1885,  Bd.  I,  S.  115  —  212.)  Arthur 
(geb.  1788)  war  einstweilen  in  Hamburg  geblieben,  fand  aber 
in  dem  kaufmännischen  Berufe,  dem  er  sich  widerwillig  hin- 


Anmerkungen  der  Herausgeber.  97 


gegeben,  keine  Befriedigung,  bezog  daher  (Juni  1807)  mit 
Bewilligung  der  Mutter,  die  besonders  Fernows  Rath  eingeholt 
hatte,  das  Gymnasium  zu  Gotha,  kam  aber  schon  Ende  des 
Jahres  nach  Weimar,  wo  er  sich  durch  Privatunterricht  zum 
Üniversitätsstudium  vorzubereiten  suchte.  Im  Oktober  1809 
bezog  er  die  Universität  Göttingen.  Bei  der  Intimität  Goethes 
mit  der  Mutter  ist  es  natürlich ,  dass  auch  der  Sohn  seine 
Beachtung  fand.  Jedenfalls  hörte  der  Sohn  in  den  Briefen 
der  Mutter  (abgedruckt  bei  DUntzer  a.  a.  O.)  sehr  viel  von 
dem  Weimarer  Leben  und  besonders  von  Goethe.  Letzterer 
war  vielleicht  nicht  ganz  ohne  Einfluss  auf  der  Mutter  Ein- 
willigung zum  Studium  des  Sohnes  (Düntzer  S.  142).  Einzelne 
Aufträge  für  Goethe  sollte  A.  noch  in  Hamburg  besorgen 
(a.  a.  O.,  S.  152  u.  154).  Aber  ganz  bestimmte  Nachrichten 
über  persönliche  Begegnungen  besitzen  wir  vor  181 1  nicht. 
Bunsen,  der  Schopenhauer  i8ii  von  Göttingen  nach  Weimar 
begleitete,  berichtet  (1857),  dass  der  Freund  ihn  zu  Goethe 
gefuhrt  habe  (Gwinner  S.  593);  als  Arthur  zum  Winter 
1811/12  nach  Berlin  ging,  nahm  er  ein  Empfehlungsschreiben 
Goethes  an  F.  A.  Wolf  (Briefe  ed.  Bernays  S.  115)  mit,  in 
dem  es  freilich  nur  über  ihn  heisst:  »Er  hat  eine  Zeit  lang 
in  Göttingen  studirt ,  und  soviel  ich  mehr  durch  Andere  als 
durch  mich  selbst  weiss,  hat  er  sichs  Ernst  sein  lassen.«  Nach 
kurzer  Betheiligung  am  Kriege  kam  er  im  Juni  181 3  nach 
Weimar,  arbeitete  dort  und  in  Rudolstadt  seine  Dissertation: 
»Philosophische  Abhandlung  über  die  vierfache  Wurzel  des 
Satzes  vom  zureichenden  Grunde«  aus  und  promovirte  am 
2.  Oktober  1813  in  Jena.  Über  diese  Dissertation  bin  ich 
in  der  Lage,  einen  bisher  ungedruckten  Brief  Schopenhauers 
an  Bertuch  (aus  dem  Froriepschen  Archiv  in  Weimar)  mit- 
zutheilen: 

Rudolstadt,  den  i^.  September  181  3. 

Ew.  Wohlgeboren  haben  mir  durch  Herrn  Renovaus 
sagen  lassen,  dass  Sie  mir  riethen ,  meine  Abhandlung  hier 
drucken  zu  lassen ,  als  wo  es  wohlfeiler  und  unter  meinen 
Augen  geschehen  könnte  ,  dass  Ew.  Wohlgeb.  jedoch  solche 
in  Commission  nehmen  wollten.  Ich  habe  heute  mit  Herrn 
Juncker  gesprochen,  der  sie  für  7  ^-  den  Bogen,  alle  Kosten 
inbegriffen ,  500  Exemplare  drucken  lassen  will  in  sehr  an- 
ständiger Gestalt.  Da  mir  dies  billig  scheint,  gedenke  ich  sie 
ihm  zu  geben ,  welches  jedoch  wol  erst  gegen  Ende  dieses 
Monats  geschehen  wird,  da  sie  erst  nächste  Woche  der  Uni- 
versität wird  übersendet  werden  können.  Es  scheint  mir 
nicht  zweckmässig  darauf  zu  setzen,  dass  sie  auf  meine  Kosten 
gedruckt  ist,  und  da  ich  hoffe,  Ew.  Wohlgeb.  werde  zufrieden 
sein,  dass  ich  blos  Ihre  Firma  darauf  setze,  bitte  ich  mir  an- 

GoETHE-jAHFrucn    IX.  7 


98  Neue  Mittheiluxgen. 


zeigen  zu  lassen,  ob  es  die  W'eimarische  oder  Rudolstädtisclie 
sein  soll.  Wenn  Censur  nöthig  sein  sollte,  bitte  ich  Ew.  Wohlgeb. 
auch  dafür  zu  sorgen,  doch  glaube  ich  es  nicht  oder  wenigstens 
kann  es  blos  der  Form  nach  abgethan  werden ,  da  die  Ab- 
handlung speculativen  Inhalts  ist,  keine  directe  Beziehung  auf 
die  Religion  und  auch  nicht  die  entfernteste  auf  den  Staat 
oder  Politik  hat ,  was  schon  am  Titel  Ȇber  die  vierfache 
Wurzel  des  Satzes  von  zureichendem  Grunde«  zu  erkennen 
ist.  Unter  Versicherung  meiner  ausgezeichneten  Hochachtung 
nenne  ich  mich 

Ew.  Wohlgeboren  ergebener 
Arthur  Schopenhauer. 

Im  folgenden  Monate  kehrte  Seh.  nach  \Veimar  zurück  und 
lebte  daselbst  bis  zur  Entzweiung  mit  seiner  Mutter,  die  im  Mai 
181 4  eintrat.  Damals,  also  bereits  im  November,  nicht  erst 
am  17.  Dezember,  wie  Düntzer  S.  187  schreibt,  ist  er  viel- 
fach mit  (Joethe  zusammengekommen,  denn  dieser  schreibt 
über  ihn  an  Knebel  (24.  Nov.  1813,  Briefw.  II,  115)  als 
einen  »merkwürdigen  und  interessanten  jungen  Mann.«  ob- 
wohl er  auch  hier  schon  von  seinem  »scharfsinnigen  Eigen- 
sinn«  spricht.     (Vgl.  ferner  die  Tagebuchnotizen.) 

No.  20.  Die  Unterredungen  Goethes  mit  Schopenhauer 
bezogen  sich  vermuthlich  von  vornherein  weniger  auf  des 
Letztern  Philosophie  als  auf  des  Erstem  Farbenlehre.  Ein 
darauf  bezügliches  Manuscript  mag  Goethe  Schopenhauer 
anvertraut  haben ;  dieser  wäll  es  Goethe  persönlich  zurück- 
bringen ;  wie  er  in  dem  ersten  undatirten  Briefe  mittheilt. 
Der  Brief  liegt,  wie  Suphan  mittheilt,  zwischen  zwei  Briefen  vom 
15.  Januar  1814;  man  möchte  aber  vermuthen,  er  sei  am  8.  Jan. 
geschrieben,  dann  wäre  Goethes  Zettelchen  vom  8.  Januar 
1814  (Gwinner  S.  146,  Düntzer  S.  187)  die  umgehende  Antwort 
darauf.  An  diesem  Tage  wird  aber  Schopenhauers  Name  in 
Goethes  Tagebüchern  nicht  genannt.  Vielmehr  finden  sich 
dort,  wie  B.  Suphan  mir  gütigst  mittheilt,  nur  folgende  Notizen 
(Schopenhauers  Name  ist  bald  mit  einem  bald  mit  zwei  p 
geschrieben).  1813.  Novemb.  4.  Schoppenhauer  Z.ureichender 
Grund  .  .  .  Riemer  über  Schopenhauer.  —  7.  ro.  14.  [der 
Name  Schopenhauers  nur  genannt,  zum  Theil  mit  anderen, 
offenbar  als  Gast.]  -  29,  Abends  Dr.  Schoppenhauer.  — 
December  18.  Dr.  Schopenhauer.  —  1814.  Januar  13.  u.  26. 
[Schopenhauers  Name  genannt.]  —  Februar  22.  Schopenhauer 
England.  —  181 9  August  19.  Kam  Dr.  Schopenhauer,  brachte 
mit  demselben  den  Abend  zu.  Über  seine  Studien  Reisen 
und  nächste  Vorsätze.  —  20.  Dr.  Schopenhauer  demselben  die 
entoptischen  Erscheinungen  vorgewiesen. 


Anmerkungen  der  Herausgeber.  99 

No.  21.  Arthur  trennte  sich  von  seiner  Mutter,  verhess 
Weimar,  nachdem  er  Goethes  bekannten  Stammbuchvers  vom 
S.Mai  1814  erhalten  hatte  und  begab  sich  nach  Dresden.  Von 
dort  schickte  er  Anfang  Juni  1815  durch  Vermittlung  des 
Dr.  Schlosser  sein  \\'erk ,  »über  das  Sehen  und  die  Farben« 
an  Goethe,  der  sich  damals  in  Wiesbaden  befand,  mit  einem 
bisher  nicht  bekannten  Briefe  ,  in  welchem  er  die  Bitte  aus- 
gesprochen haben  muss ,  Goethe ,  als  dessen  Bundesgenossen 
er  sich  erkläre,  möge  das  Werk  herausgeben,  eine  Bitte,  auf 
die  er  noch  häufig  mit  einer  gewissen  Hartnäckigkeit  zurück- 
kommt; vgl.  S.  56,  62,  63.  Da  er  keine  Antwort  erhielt, 
so  Hess  er  einen  Mahnbrief  folgen,  eben  den  unsrigen,  auf 
den  Goethe  au?  Frankfurt  am  7.  September  antwortete,  dass 
er  das  Werk  »gelesen,  überdacht  und  sich  an  demselben 
erfreut«  habe.  Er  bat,  ihm  das  Mskr.  bis  zur  Beendigung 
seiner  Reise  zu  lassen. 

No.  22  traf  Goethe  gleichfalls  noch  in  Frankfurt.  Die 
von  Seh.  erwähnte  No.  der  »Heidelb.  Jahrb.«  ist  entweder 
die  1814  No.  27,  S.  417 — 430  oder  die  Bemerkungen  von 
Fries  in  der  Besprechung  von  Hegels  »Logik«  das.  181 5 
No.  25  (beide  angeführt  von  Goethe,  Hempel  36,  532).  Die 
Besprechung  der  Leipziger  Literatur-Zeitung,  i.  August  181 5, 
deren  Benützung  ich  der  Güte  des  Herrn  Dr.  G.  Wustmann 
in  Leipzig  verdanke,  füllt  fast  die  ganze  No.  185,  Sp.  1473 
bis  1480.  Es  ist  eine  Besprechung  der  unten  zu  No.  26  zu 
nennenden  Pfaff'schen  Schrift,  eine  genaue  Inhaltsangabe 
derselben  mit  lobenden  Bemerkungen.  Diese  Inhaltsangabe 
kann  hier  nicht  wiederholt  werden ;  es  mag  genug  sein  mit 
Wiederholung  einer  Stelle,  die  Seh.  vielleicht  am  ehesten  im 
Auge  hatte :  »Herr  Pfaff  endigt  seine  Vertheidigung  Newtons 
mit  einer  Aufforderung  an  Herrn  von  Goethe,  nach  einer 
ruhigen  Prüfung  des  gegen  ihn  Vorgebrachten  der  Wahrheit 
zu  huldigen  und  damit  die  durch  den  Angriff  auf  Newtons 
Redlichkeit  und  Wahrheitsliebe  so  heftig  beleidigten  Manen 
desselben  wieder  auszusöhnen.  Den  Erfolg  dieser  Aufforde- 
rung müssen  wir  abwarten.  Wenn  wir  aber  Herrn  von  Goethes 
Behandlung  Newtons  und  derer ,  welche  seine  Farbenlehre 
vertheidigen,  erwägen,  so  zweifeln  wir  sehr,  dass  wir  hier  das 
Beispiel ,  welches  Clairaut  seinen  Zeitgenossen  gab ,  werden 
erneuert  sehen ,  vielmehr  müssen  wir  vermuthen ,  Scaligers 
Benehmen,  der  als  Heros  der  Literatur  seiner  Zeit  sich  an 
die  Quadratur  des  Kreises  gewagt  hatte ,  und  damit  übel 
anlief,  wiederholt  zu  finden;  Herr  von  Goethe  führt  wenigstens 
gegen  seine  Gegner  dieselbe  Sprache,  welche  Scaliger  gegen  die 
Vertheidiger  Archimeds  brauchte  . .  Beyde  trösten  sich  übrigens 
mit  der  Nachwelt.«    Die  Stelle  aus  Plato  (S.   53).   zu  deutsch : 


100  Neue  Mittheilungen. 


»Als  nun  ihre  natürliche  Gestalt  in  zwei  Hälften  getheilt  war, 
sehnte  sich  jede  nach  ihrer  Hälfte  und  so  kamen  sie  zu- 
sammen,« von  Schopenhauer  nach  der  Zweibrückener  Ausgabe 
(Bipont.)  citirt  steht  (Gwinner  S.  578)  Sympos.  C.  15  und  ist 
von  Seh.  in  der  Schrift :  »Über  das  Sehen  und  die  Farben« 
2.  Cap.  §  6  (3.  Aufl.  Lpz.   1870,  S.  36)  benutzt  worden. 

No.  23.  »Dieser  Brief  und  die  beiden  vom  7.  Februar 
und  4.  Mai  181 6  (No.  25)  befanden  sich  in  einem  Fascikel 
»zur  Farbenlehre«,  die  übrigen  in  den  Quartalheften.  Die 
Abschrift  des  erstgenannten,  dessen  Original  nicht  mehr  vor- 
handen ist,  hat  Goethe  bald  nach  dem  Empfang  anfertigen 
lassen;  die  Zahlung  für  eine  sechs  Bogen  lange  Kopie  eines 
Briefes  an  den  Schreiber  Schuply  ist,  wie  Burkhardt  freund- 
lich mittheilt,  unter  dem  22.  December  181 5  im  Rechnungs- 
buche angesetzt.  Offenbare  Versehen  des  Abschreibers  habe 
ich  ohne  weiteres  im  Texte  berichtigt,  im  ganzen  ist  die 
Kopie  zuverlässig«.  B.  S. 

Die  am  Anfange  dieses  Riesenbriefes  erwähnte  Antwort 
Goethes  ist  vom  23.  Oktober  181 5  (Gwinner  S.  147  fg.).  Goethe 
rühmt  des  jungen  Forschers  Treue  und  Redlichkeit,  fühlt  sich 
aber  dem  behandelten  Gegenstand  zu  entfremdet,  um  ein 
specielles  Urtheil  abzugeben.  Er  verspricht  nur  ein  Blättchen 
über  das  Violette,  das  aber  erst  als  Beilage  des  Briefes  vom 
i6.  November  181 5  (a.  a.  O.  S.  150  fg.)  folgte.  Er  schlägt 
vor,  Schopenhauers  Aufsatz  und  Briefe  dem  Dr.  Seebeck  zu 
schicken  und  wünscht,  dass  beide  Männer  sich  vereinigten. 
Da  Seh.  eine  solche  Vereinigung  ablehnt  und  eine  kategorische 
Erklärung  darüber  verlangt,  ob  Jemand  seine  Schrift  gesehen 
habe,  so  beruhigt  ihn  Goethe  in  dem  Briefe  vom  16.  Nov. 
1815  (a.  a.  O.  S.  149  fg.),  weigert  sich  aber,  Schopenhauers 
Wunsch  zu  erfüllen,  dessen  Schrift  herauszugeben.  Später 
veranlasste  er  Seebeck ,  das  im  Druck  erschienene  Buch 
Schopenhauers  zu  lesen,  vgl.  G.-J.  VII,  331.  —  »Der  Lehr- 
brief sagt:  »Das  Urtheil  ist  schwierig«  (S.  56),  genauer:  »Die 
Kunst  ist  lang,  das  Leben  kurz  ,  das  Urtheil  schwierig«,  so 
lautet  der  Anfang  des  Lehrbriefes  in  »Wilhelm  Meisters  Lehr- 
jahre«, Buch  VII,  Cap.  9.  Der  lat.  Spruch  (S.  57)  deutsch  »und 
Knaben,    welche  jetzt  spielen,    werden  unsere  Richter  sein«. 

Die  drei  Differenzpunkte  Schopenhauers  gegen  Goethe 
betreffen  i.  die  Herstellung  des  Weissen,  2.  den  Satz:  der 
physiologische  Gegensatz,  nicht  der  physische  ist  ein  polarer, 
3.  die  Entstehung  des  Violetten.  Vgl.  darüber  Schopenhauer 
»Über  das  Sehen  und  die  Farben«  S.  28  fg.,  35.  42  ff.,  be- 
sonders S.  45,  52  fg.,  S.  74  fg.  Daselbst  S.  80  {{.  tj  14  »Einige 
Zugaben  zu  Goethes  Lehre  von  der  Entstehung  der  »physischen 
P^arben«;    eine  eingehendere    Darlegung    und  Würdigung    der 


Akmerkuxgen  der  Herausgeber.  lOl 

Standpunkte  beider  Männer  vermag  ich  nicht  zu  geben.  Über 
Malus,  Arago  und  ihre  Versuche  vgl.  die,  Hempel  36,  638 
und  64S  angeführten,  Stellen.  —  Das  Spinozasche  Wort  (Epist.  74) 
»Das  Wahre  ist  das  Anzeichen  seiner  selbst  und  des  Falschen; 
das  Licht  erleuchtet  sich  selbst  und  die  Finsterniss«  stellte 
Seh.  theilweise  als  Motto  seiner  oft  angeführten  Schrift  voran. 
—  Der  Vorschlag  Goethes,  den  Seh.  ablehnt  (S.  62)  ist  eben 
der,  sich  mit  Seebeck  in  Verbindung  zu  setzen.  »Des  Pfarrers 
Tochter  von  Taubenhain«  (S.  63).  Bürgers  Gedichte  vgl. 
Sauers  Ausg.  S.   241  ff. 

Die  Stelle  aus  Herodot  (S.  64)  lautet  in  C.  F.  Bährs  Über- 
setzung: »Das  ist  eben  der  herbste  Schmerz  unter  allen  auf 
der  Welt,  dass  man,  auch  bei  aller  Einsicht,  doch  über  nichts 
Herr  ist«.  —  Die  Stelle  in  Hamlet  »Doch  brich  mein  Herz, 
denn  schweigen  muss  mein  Mund«,  sind  die  Schlussworte 
aus  Hamlets  erstem  Monolog  A.  I  S.  2.  —  f^fjUi'^/«  =^  Ver- 
schwiegenheit, Ausdruck  der  Pythagoräer  für  das  den  No- 
vizen in  den  ersten  fünf  Jahren  auferlegte  Schweigen.  — 
Das  Okensche  Plagiat  (S.  64),  von  welchem  Seh.  vertrauliche 
Mittheilung  durch  G.  empfangen,  ist  die  Veröffentlichung  der 
Wirbeltheorie  des  Schädels  durch  Oken,  vgl.  Annalen  1807, 
Abs.  635  und  Hempel   t^}„  S.  CXLII. 

No.  24.  Zwischen  23  und  24  fällt  Goethes  Brief  vom 
16.  November  1815,  von  dem  schon  oben  die  Redewarund 
ein  bisher  unbekannter  grosser  Brief  Schopenhauers  vom 
3.  Dezember.  —  Eine  Verheissung  wie  Seh.  sie  S.  66,  am 
Anfang  seines  Briefes  andeutet,  hatte  Goethe  nicht  gegeben, 
er  hatte  nur  geglaubt  schuldig  zu  sein,  über  Sch's  Arbeit 
»seine  ATisicht  zu  eröffnen«  und  meinte  dies  wohl  in  den  zwei 
letzten  allgemeinen  Sätzen  jenes  Schreibens  zu  thun.  No.  24 
beantwortete  Goethe  mit  Rücksendung  des  Schopenhauerschen 
Manuscripts  (28.  Januar  181 6,  Gwinner  S.  151  fg.).  Er  schreibt: 
»Mit  Ihrem  Manuscript  und  Briefen  habe  ich  mich  beschäftigt, 
die  letzten  sogar  mit  eigenen  Fingern  eingeheftet,  weil  Alles 
beisammen  bleiben  muss.  Gern  hätt"  ich  mir  einen  Auszug 
daraus  machen  lassen,  weil  dieses  aber  nur  durch  einen  Sach- 
kundigen geschehen  konnte,  so  hätt'  ich  dadurch  das  Ge- 
heimniss  verletzt.  Mögen  Sie  es  selbst  thun,  so  würden  Sie 
mir  Freude  machen,  ja  ich  wünschte  die  Darstellung  Ihrer 
Ansichten  so  ins  Kurze  gezogen,  dass  ich  solche  dereinst  in 
die  Farbenlehre  inseriren  könnte.«  Diesem  Wunsche  kam  Seh. 
begreiflicherweise  nicht  nach.  Besonders  auch  deswegen  nicht, 
v/eil  Goethe  in  seinem  Briefe  etwas  herb  und  empfindlich  es 
als  ein  vergebnes  Bemühen  erklärte,  sich  mit  dem  jungen 
Freunde  zu  verständigen.  In  einer  ähnlichen,  freilich  nicht 
so   schroffen  Art  sprach   Goethe  sich  zum  Jahre   181 6   in  den 


102  Neue  Mittheilungen. 

»Annalen«  aus  (Hempel   27,  S.   227J  und    in  einem  Briefe  an 
Staatsrath  Schultz  (Düntzersche  Ausg.  S.   156). 

No.  25.  Im  Briefe  vom  28.  Januar  18 16  hatte  Goethe 
geschrieben,  er  habe  in  Jena  nachgesehen,  »was  denn  seit 
den  letzten  acht  Jahren  im  In-  und  Auslande  über  die  Farben 
zur  Sprache  gekommen.«  Seebecks  Kenntniss  der  Gegner 
rühmte  Goethe  in  dem  Briefe  vom  23.  Oktober  181 5.  Die 
von  Schopenhauer  erwähnten  Arbeiten  sind  »Gründliche  Farben- 
lehre« des  Malers  Mathias  Klotz  (Hempel  35,  S.  LVIII  A.  i), 
nicht  dessen  Recension  aus  dem  Jahre  18 10,  Hempel  36, 
S.  531,  Runges  »artige  Schrift«  »Farbenkugel  oder  Construction 
des  Verhältnisses  aller  Mischungen  der  Farben  zu  einander 
und  ihrer  vollständigen  Affinität«  1810  (Hempel  36,  356, 
606  fg.);  mit  ihr  zusammen  erschien  (a.  a.  O.  S.  430,  612) 
Steffens'  Aufsatz  ȟber  die  Bedeutung  der  Farben  in  der 
Natur«,  den  Goethe  als  »schön«  charakterisirt.  C.  H.  Pfaffs 
»schändliches  Geschreibe«  ist  das  Buch  »Über  Newtons  Farben- 
theorie, Herrn  von  Goethes  Farbenlehre  und  den  chemischen 
Gegensatz  der  Farben«,  Leipzig  1813;  Mollvveides  lateinisches 
Programm  (beide  a.  a.  O.  S.  531)  »Demonstratio  propositionis 
quae  theoriae  colorum  Newtoni  fundamenti  loco  est«,  Leip- 
zig 181 1.  Himlys  »ophthalmologische  Bibliothek«  wurde  im 
Verein  mit  J.  A.  Schmidt  herausgegeben  (vgl.  über  ihn 
Hempel  35,  S.  50).  Seh. 's  Angabe,  dass  die  genannten  Schrif- 
ten vor  Goethes  Farbenlehre  erschienen  seien,  beruht  auf 
einem  Irrthum.  Goethe  schickt,  statt  des  vollständigen  Ver- 
zeichnisses, das  er  später  in  der  »Geschichte  der  Farbenlehre« 
gab  (Hempel  36,  S.  351  fg.)  in  seiner  unmittelbar  erfolgten 
Antwort  (11.  Februar  1816,  Gwinner,  S.  152  fg.)  nur  eine 
der  drei  Schriften. 

No.  26.  In  diesem  Briefe  nennt  Schopenhauer  zwei  der 
von  Goethe  erwähnten  Schriften:  Parrot,  Hempel  35,  S.  531, 
Quarterly  Review  das.  S.  532 ;  Bever  (S.  68),  und  Brewer  (S.  69) 
wie  Seh.  schreibt,  ist  wohl  ein  Fehler  für  Brewster  (a.  a.  O. 
S.  465  fg.),  den  berühmten  englischen  Physiker  Sir  David  B. 
(1781  —  1868).  —  Den  englischen  Aufsatz  (S.  69),  den  G.  gesendet 
hatte  und  den  Seh.  zurückschickt,  vermag  ich  nicht  nachzu- 
weisen. —  »Entoptische«  ist  keineswegs  ein  Schreibfehler  für 
»epoptische«,  wie  Seh.  vermuthet ;  es  bezieht  sich  auf  Thomas 
Seebecks  Entdeckung  (vgl.  K.  Fischer,  Cioethe  und  Moritz 
Seebeck  S.  120  fg.  undCxoethes  Aufsätze,  Hempel  36,  S.  445  fg.). 
Auch  die  über  diese  Entdeckung  geäusserte  Vermuthung  Seh. 's 
ist  hinfällig;  Cj.  scheint  es  aber  damals  nicht  der  Mühe  für 
werth  gehalten  zu  haben,  den  Freund  darüber  aufzuklären. 
Später  in  Weimar  zeigte  er  ihm  diese  Ers(-heinungen,  s.  o.S.  98. 
Das  tröstliche  Wort  des  Livius    »Man  sagt,  dass  die  Wahrheit 


Anmerkungen  der  Herausgeber.  103 

sehr  oft  leidet,  aber  niemals  vernichtet  wird«,  braucht  Seh. 
mehrfach ;  er  schreibt  es  z.  B.  auf  den  Scheidebrief  der  Mutter 
1814  (Gwinner  S.  138).  Der  Spruch  aus  Plinius  lautet  deutsch 
»Die  Meinungen  werden  gezählt,  aber  nicht  gewogen«. 

Mit  No.  27  übersendet  Seh.  seine  Schrift  »Über  das  Sehen 
und  die  Farben«,  Leipzig  bei  Hartknoch,  1816.  Die  Stelle 
aus  Jordanus  Brunus  »Kein  Kaiser  gewährte  uns  diese  Muße«, 
kann  ich  nicht  nachweisen,  eine  andere  desselben  Verfassers 
wird  von  Seh.  in  seiner  ebenerwähnten  Schrift  citirt  (3.  Aufl. 
S.  83).  Goethe  antwortete  mit  einem  höflichen  Schreiben 
vom  16.  Juni  1816,  in  welchem  er  aber  weder  auf  die  Schrift 
näher  einging,  noch  die  Frage  nach  seinem  Sommeraufenthalte 
beantwortete ;  er  blieb  übrigens  das  ganze  Jahr  in  der  Nähe 
von  Weimar. 

No.  28.  Ein  mehr  als  zweijähriger  Zeitraum  liegt  zwischen 
diesem  und  dem  vorigen  Briefe.  Bei  der  Absendung  des  zweiten 
Schreibens  hat  Seh.  sein  grundlegendes  Werk  »Die  Welt  als 
Wille  und  Vorstellung«  vollendet,  dessen  Titel  er  selbst  ge- 
heimnissvoll ankündigt  (S.  73).  Über  Goethe,  sein  Wohlsein 
und  seine  Familienverhältnisse  hatte  Seh.  Berichte  durch  seine 
Schwester  Adele  erhalten ,  welche  sich  Ottilien  eng  ange- 
schlossen. Seine  italienische  Reise  trat  Seh.  im  Herbst  1818 
an  und  kam  im  Sommer  18 19  auch  zu  kurzem  Aufenthalt  in 
Weimar  (s.  u.  S.  104)  zurück.  Die  »Missverhältnisse«,  deren  Seh. 
S.  71  gedenkt,  sind  die  obenerwähnte  Entzweiung  mit  seiner 
Mutter.  —  Graf  Pückler  (S.  71)  ist  der  1822  zum  Fürsten 
erhobene  Schriftsteller  Pückler-Muskau,  der  als  Adjutant  des 
Herzogs  Bernhard  Beziehungen  zu  Weimar  hatte.  Merkwür- 
digerweise schweigt  Goethe  in  den  »Annalen«  von  dessen 
Besuch  in  Weimar.  —  Die  S.  72  erwähnten  »gedruckten 
Briefe«  sind  die  zwei  ersten  1816  und  181 7  erschienenen  Bände 
von  Goethes  italienischer  Reisebeschreibung.  —  Die  Besprechung 
der  Seh. 'sehen  Schrift  in  der  Leipziger  Lit.  Ztg.  14.  Juli  1817 
entspricht  doch  nicht  ganz  der  Charakteristik  Seh. 's;  der  Re- 
censent  steht  vielmehr,  wie  er  gleich  zu  Anfang  erklärt,  mehr  auf 
Seite  Newtons.  Noch  deutlicher  zeigt  er  dies  am  Schluss,  der 
folgendermaßen  lautet :  »Doch  diese  Bemerkungen  werden 
schwerlich  die  Goethianer  zu  einer  grössern  Billigkeit  gegen 
Newton  bewegen  und  wir  fügen  daher  nur  noch  hier  zum 
Schlüsse  bey:  Wenn  auch  wirklich  einmal  die  von  Herrn 
Schopenhauer  geweissagte  Zeit  käme,  da  Newtons  Lehre  als 
völlig  ungenügend  verworfen  wäre  und  man  die  jetzige  Wider- 
legung Goethes  nur  mit  Mühe  aus  Staub  und  Wurmfraß  her- 
vorsuchen könnte,  so  würde  doch  die  Nachwelt  das  zum 
Ruhme  der  Newtonianer  sagen,  dass  sie  Goethen  und  seine 
Anhänger  nur  mit  Gründen  bestritten,  statt  dass  die  Goethesche 


104  Neue  Mittheilukgen. 


Partei  ihre  Polemik  gegen  Newton  mit  Schimpfreden  glaubte 
würzen  zu  müssen  und  nicht  selten  eine  Disputirart  anwandte, 
die,  wenn  sie  auf  der  Gasse  und  auf  dem  Markte  gehört  wird, 
fast  allemal  verräth ,  dass  die  reellen  Beweise  und  Gegen- 
gründe zu  Ende  sind.«  Goethe  ging  im  Sommer  nach  Carls- 
bad und  beantwortete  von  dort  aus  Seh. 's  Brief  (9.  August 
1818,  Gwinner  S.  154),  Glück  zur  Reise  wünschend  und  eine 
Karte  beilegend.  —  Zu  der  Meinung  des  Helvetius,  der  damals 
auch  sonst  citirt  wird  (vgl.  »über  das  Sehen«  S.  92),  vgl. 
eine  ähnliche  Ausführung  auf  Grund  einer  andern  Autorität 
(»Die  Welt  als  Wille«   II,   88,  Gwinner,  S.    161). 

Sir  Isaak  (S.   74)  ist  natürlich  Newton. 

Goethes  Antwort  auf  diesen  Brief  ist  bereits  oben  erwähnt. 
Dass  er  Schopenhauers  Hauptwerk  mit  Eifer  las,  bezeugt 
Adele  in  einem  höchst  interessanten  Briefe  (Düntzer  S.  193. 
vgl.  darüber  auch  eine  merkwürdige  Äusserung  Scho])enhauers 
G.-J.  V,  426;  das  Interesse  anderer  Weimaraner  bekundet  der 
Brief  bei  Gwinner  S.  194).  Noch  eine  persönliche  Zusammen- 
kunft heider  Männer  fand  1819  statt,  nach  der  Rückkehr 
Schopenhauers  aus  Italien,  über  die  Goethe  in  den  »Annalen« 
ziemlich  kühl  berichtet  (Hempel  27.  250,  vgl.  auch  die 
Tagebuchnotiz  oben  S.  98).  Da  Seh.  seitdem  viele  Jahre 
die  Verbindung  mit  den  Seinigen,  Mutter  und  Schwester, 
unterbrach  ,  so  hörte  er  von  Goethe  wenig.  Spätere  Er- 
wähnungen Schopenhauers  durch  Goethe  in  den  gedruckten 
Werken,  Briefwechseln  und  Ges])rächen  sind  mir  nicht  be- 
kannt. —  Dagegen  hat  Schopenhauer  häufig  das  Wort  über 
Goethe  ergriffen.  In  den  späteren  Auflagen  der  Schrift:  »Über 
das  Sehen  und  die  Farben«  werden  die  Abschnitte  über,  theil- 
weise  auch  gegen  Goethe  erweitert;  noch  1837  dachte  Seh. 
van  eine  kurze  aber  schlagende  Vindication  der  CJoetheschen 
Farbenlehre«  (Gwinner  S.  444).  In  demselben  Jahre  verfasste 
er  ein  merkwürdiges  und  sehr  ausführliches  »Gutachten  über 
das  Goethesche  Monument«  (das.  S.  444  —  452).  1849  gab 
er  einem  damals  beabsichtigten  Goethe-Album  einen  wichtigen 
Beitrag  (vgl.  unten  Bibliogra])hie).  Über  Schopenhauers  In- 
teresse am  Faust  vgl.  (iwinner  S.  606  ff. ;  und  einen  sehr 
merkwürdigen  Brief  Schopenhauers  über  Mephisto])heles  aus 
d.  J.  1860  (das.  S.  604—606).  Ottilie  von  Goethe,  die  schon 
früh  Seh.  ihre  Theilnahme  geschenkt  hatte  (das.  S  194),  s])rach 
ihm  no(  h  im  April  1860  ihre  Freude  über  seinen  Ruhm  aus 
(a.   a.   ().  S.   608  fg.). 

No.  29.  Leo])old  V.  Ranke  übersandte  mit  diesem  Uriefe 
sein  Buch  »Die  serbische  Re\olution,«  Berlin  1829.  Darauf- 
hin wurde  wohl  (ioethes  (J.-J.  \\\\.  234  mitgetheilter  Zettel 
geschrieben.      Über    diesen  ,    sowie   über  Rankes  Ik'ziehungen 


Anmerkukgen  der  Herausgeber. 


lOS 


zu  Goethe,  schreibt  mir  Herr  Prof.  J.  Imehnann ,  der  1870 
Ranke  bei  der  Durchsicht  des  Werkes  »Die  deutschen  Mächte 
und  der  Fürstenbund«  behilfHch  war.  Folgendes:  »Das  unter 
den  betr.  Correspondenzen  befindhche  Memoire  Karl  Augusts 
veranlasste  mich,  Ranke  zu  fragen,  ob  er  Goethe  persönlich 
gekannt  habe.  Er  antwortete,  es  sei  sein  grosser  Schmerz  — 
ich  glaube,  er  sagte  »der  Schmerz  seines  Lebens«  —  dass 
Goethe,  als  er  ihn  in  Weimar  aufsuchen  wollte,  verreist  gewesen 
sei.  Zu  seiner  ungemeinen  Freude  aber,  fuhr  er  fort,  habe 
sich  auf  der  Weimarer  Bibliothek  ein  Zettel  von  Goethes 
Hand  vorgefunden ,  den  ihm  der  Bibliothekar  geschenkt, 
welcher  beweise,  dass  Goethe  auf  Ranke  gleich  ziemlich  früh 
aufmerksam  geworden  sei.  R.  sprach  von  diesem  Zettel,  als 
von  einem  grossen  Schatz.«  L.  G. 


IL  Vier  Verszeilen, 

NEUN  Briefe  Goethes,  nebst  zwei 

Briefen  Corneliens. 


MITGETHEILT   VON 


O.  Brahm,  L.  Ghiger,  R.  Köhler,  B.  Seufff.rt, 
E.  Stengel,  B.  Suphan,  G.  Weisstein. 


Wirft  du  uns  den  Wahn  erlauben  ? 
Wenn  die  Menge  Dich  umfteht. 
Laß  uns  Vater  diesen  Glauben, 
Ja,  wir  haben  das  erfteht. 

Kl.  Papierstreifen,  auf  grünem  Papier,  lat.  Schrift.  Im 
Besitze  des  Herrn  JuHus  Rossin  in  Hamburg.  —  Zur  Erklärung 
der  Verse  habe  ich  nichts  hinzuzufügen. 


jlii  IVidand.  2}.  Mär^  ijSo. 

Ich  wünsche  Glück  /u  Deiner  Rückkehr  mit  einem 
guten  Morgen. 

Unter  Lesung  Deines  Oberons  hätt  ich  ollt  gewünscht 
Dir  meinen  Bevfall  und  Vergnügen  recht  lebhalh  /u  be- 
zeugen, es  ift  so  mancherley  was  ich  Dir  zu  sagen  habe 
dass  ich  Dir's  wohl  nie  sagen  werde.  Indessen  weisst  Du 
tällt  die  Seele  bey  langem  Denken  aus  dem  manichlnltigen 
ins  einfache,  dnun  schick  ich  Dir  hier  ftatt  alles,  ein  /eichen 


Neun  Briefe  Goethes  nebst  zwei  Briefen  Corneliens.     107 


das'  ich  Dich  bitte  in  seinem  primitiven  Sinne  zu  nehmen, 
da  es  viel  bedeutend  irt.  Empfange  aus  den  Händen  der 
Freundschafft  was  Dir  Mitwelt  und  Nachwelt  gern  beflä- 
tigen  wird 

d.  Grünendonnerftag  G 

1780. 

Der  Brief  ist  am  23.  März  geschrieben  und  liegt  den 
Papieren  bei,  welche  Wielands  FamiHe  bewahrt.  Am  13.  März 
schickte  Wieland  seine  Dichtung,  welche  die  drei  ersten  Monats- 
hefte des  Teutschen  Merkur  1780  füllt,  an  Merck;  hat  sie  Goethe 
später  erhalten?  oder  war  Wieland  so  lange  abwesend?  Merck 
schreibt  er  nichts  von  einer  Reise.  Goethes  Brief  (ein  von 
Goethes  Hand  der  Breite  nach  beschriebenes  Quartblatt,  auf 
dessen  Rückseite  die  Adresse  steht:  »H.  Hofrath  Wieland«) 
begleitete  einen  Lorbeerkranz;  er  klingt  etwas  mühsam  und 
gewunden,  als  wenn  das  Lob  nicht  recht  von  Herzen  ginge ; 
aber  davon  kann  nicht  die  Rede  sein,  Goethes  günstiges  Urtheil 
über  den  Oberon  ist  bekannt,  ich  erinnere  nur  an  die  Stelle 
in  seinen  Briefen  an  Lavater  S.  89.  Das  gekünftelte  liegt 
überhaupt  nur  in  der  Wendung  über  den  Kranz ;  ich  glaube, 
Goethe  schwebt  vor:  im  Alterthume  war  der  Lorbeer  viel 
mehr  bedeutend  (vgl.  hierfür  z.  B.  Plinius,  Hist.  nat.  1.  XV 
Schlusskapitel)  als  heutzutage ;  \N'ieland  möge  ihn  in  jenem 
alten,  primitiven  Sinne  nehmen;  denn  vieles  möchte  er  ihm 
in  einem  Worte  sagen,  vieles  sagt  das  eine  Symbol  des  Lorbeers. 

2^ 

An  Thouret.  i<).  Oh.  1798. 

Die  Vorschläge,  welche  Sie  wegen  des  Schlossbaues 
thun,  werde  ich  überlegen  und  nach  Ihren  Wünschen  be- 
fördern. Montag  komme  ich  zurück,  da  wir  dann  alles  ver- 
abreden können. 

Das  Blatt,  welches  den  Theater  und  Redoutensaal  be- 
trifft, folgt  hierbey  zurück. 

Ich  bleibe  Ihnen  dankbar,  sowohl  für  Ihre  artiftische 
Bemühungen  als  für  Ihr  persönliches  Betragen,  in  manchen 
Fällen.    Fahren  Sie  fort  mir  dieses  ohnehin  so  schwierige 


'  darnach  ist  gestrichen. 

^  Von  Schreibershand,  Unterschrift  eigenhändig.    Das  Original  \m 
Besitze  der  Frau  Medicinalrath  Seubert  geb.  Thouret  in  Mannheim. 


lo8  Neue  Mittheilungen. 


Unternehmen  fördern  und  erleichtern  zu    helfen.    Der    ich 
recht  Wühl  zu  leben  wünsche. 
Jena  am  19  Octohr  1798 

Goethe 

3- 

Au  Jhelaiid.  ly.  Jan.  1S02. 

Indem  ich  Dir,  lieber  h>eund  und  Bruder,  für  Deinen 
guten  und  schönen  Briet  danke  und  mich  nochmals  ent- 
schuldige, wenn  ich  mit  dem  meinigen  einigermasen  läftig 
gewesen;  so  schicke  ich  hier  den  Autsatz,  über  die  letzte 
Kunftausftellung,  mit  dem  Wunsche,  daß  Du  ihm  eine 
treundliche  Autnahme  gönnen  mögell:.  Unsere  Weise  die 
Sache  zu  nehmen,  hatte  sonft  Deinen  Beyfall,  ich  hotl'e  daß 
wir  uns  auch  diesmal  desselben  nicht  unwürdig  gemacht  haben. 

Lebe  recht  wohl.  Ich  gehe  nach  Jena,  etwa  vierzehen 
Tage,  um  die  Angelegenheit  der  Büttnerischen  Biblio- 
thek zu  besorgen  und  hoffe  wenn  ich  zurück  komme.  Dich 
vielleicht  in  Weimar  anzutreffen. 

Weimar  am  17  Jan.  1802.  Goethe 

Der  Brief  liegt  ebenso  wie  No.  i  bei  den  Papieren,  welche 
Wielands  Familie  bewahrt :  eine  halbe  Seite  eines  FSriefljogens 
in  kl.  Fol.,  ohne  Adresse,  nur  die  Unterschrift  eigenhändig. 
Der  Aufsatz  über  die  letzte  Kunstausstellung  steht  in  der 
Extrabeilage  zur  Allgemeinen  l.iteratur-Zeitung  1802  Bd.  i  ;  über 
den  Inhalt  und  die  Verfasser  s.  D.  Litt. -Denkmale  25,  LXXII  IL 
Goethes  Brief  ist  die  Antwort  auf  VVielands  Schreiben, (t.-J. VI,  13. 
Die  dunkeln  Stellen,  die  W'icland  aufgeklärt  wünschte,  erhellt 
Goethe  nicht.  Durch  diesen  und  No.  i  wird  die  Zahl  tier 
bekannten  Briefe  Goethes  an  Wieland  auf  7  gebracht.  Strehlkc 
weist  fünf  Briefe  (Goethes  nach.  Der  erste  (lersell)en  ist 
ein  Bruchstück,  das  Charlotte  von  Kalb  aus  dem  Gedächt- 
nisse in  ihren  Gedenkblättern  mittheilt  Charlotte,  hg.  v.  Pal- 
leske  S.  164;  zuvor  bei  Köpke.  Ch.  v.  Kalb  S.  83.  Kö])ke 
hat  mit  Grund  an  den  xerwandten  Inhalt  der  (loetheschen 
Verse  an  die  Stein  vom  14.  April  1776  erinnert;  damals  war 
Goethe  so  vertraut  mit  Wieland,  cUiss  er  mit  ilnn  über  Frau 
V.  Stein  sjirach,  wie  in  dem  P'ragmente  geschieht;  ich  ver- 
weise besonders  auf  Fielitz  Bd.  i  No.  38.  Der  Brief  gehört 
also   in  diese  Zeit  und  war  wohl  bei  einem  der  damals  häufigen 


Neun  Briefe  Goethes  nebst  zwei  Briefen  Corneliens.     109 


Ausflüge  Goethes  an  Wieland  gesandt  worden.  Wir  hören  zu 
oft,  dass  Goethe  den  Freund  aufsuchte,  als  dass  wir  annehmen 
dürften,  er  habe  in  einem  Stadtl)illete  sein  volles  Herz  aus- 
geschüttet. 

Die  Originale  der  drei  nächsten  von  Strehlke  angeführten 
Briefe  besitzt  das  Germanische  Museum  in  Nürnberg.  Minor 
hat  darüber  im  Anzeiger  f  deutsches  Alterthum  und  deutsche 
Litteratur  11,  i34fg.  berichtet.  Ausser  den  von  ihm  angezeigten 
Änderungen  hat  sich  Böttiger  in  seinen  Drucken  der  Briefe 
(Liter.  Zustände  und  Zeitgenossen  2,  148 ff.)  zahlreiche  Ab- 
weichungen in  Orthographie  und  Interpunktion  erlaubt,  Eli- 
sionen ergänzt,  neue  Absätze  angeschlossen.  Ich  hebe  hier 
nur  eines  heraus:  S.  152  Z.  4  steht  Paar  im  Original  statt 
paar ;  der  damalige  Schreibgebrauch  zwingt  allerdings  nicht 
dazu  einen  Sinnesunterschied  anzunehmen. 

Der  fünfte  Brief  vom  14.  Februar  18 10  ist  mir  unbekannt; 
in  der  Berliner  Privatsammlung,  auf  welche  Strehlke  ver- 
weist, befindet  sich  derselbe  nach  gütiger  Mittheilung  des 
H.  Jahns  nicht. 

Von  Wielandischen  Briefen  an  Goethe  sind  ausser  dem 
erwähnten  mir  noch  zwei  bekannt:  einer  vom  2.  April  1806 
in  Hirzels  Sammlung,  Univers.-Bibl.  Leipzig,  gedruckt  Im  neuen 
Reich  1873,  I,  1026  und  die  wiederholt  veröffentlichten  Zeilen 
zur  Einführung  der  Bettina  vom   23.  April   1807. 

4'- 
An  EiusiedeJ.  12.  Februar  iSoj. 

Mit  vielem  Vergnügen  gebe  ich  dir,  lieber  Fretind  und 
Bruder,  die  Nachricht  daß  in  der  geftrigen  Leseprobe  die 
Mohrin  recht  gut  vorbereitet  worden,  so  daß  sie  schon  heute 
über  acht  Tage,  den  19'-'"  gegeben  und  dabey  das  Ballet 
wiederholt  werden  kann. 

Künftigen  Dienftag  Abends  um  5  Uhr  wollen  wir  eine 
zweyte,  ftaatlichere  Leetüre  bey  mir  vornehmen,  wozu  du 
schönftens  eingeladen  bift.  Du  wirft  dich  über  den  guten 
Humor  der  Schauspieler  und  über  den  meift  gehörigen 
Ausdruck  freuen.   Auch  wäre  es  um  so  besser  daß  du  diesem 


'  Halber  Bogen,  in  Qj-iart  gebrochen,  erste  Seite  beschrieben. 
Nur  die  beiden  letzten  Zeilen  und  das  ü  eigenhändig.  Adresse:  Des  | 
Herrn  Geheimderath  |  von  Einsiede!  |  Hochwohlgeb.  |  Im  Besitz  der 
Grossherzogl.  Bibliothek  zu  Weimar. 


HO  Neue  Mittheilungen. 

Versuch  beywohnteft,  weil  ich  wohl  schwerlich  Freytag 
in  die  Hauptprobe  gehen  kann  und  daher  wünschen  muß 
daß  du  auch  dieser  einige  Stunden  schenkft.  Kleidung, 
Masken  und  so  weiter  sind  besorgt.  Im  Ganzen  bin  ich 
überzeugt   daß   es   einen  recht  guten  Effect  machen   wird. 

Lebe  recht  wohl. 

W.  d.  12  Febr.  1803.  G 

»Die  Mohrin«,  unter  welchem  Titel  Einsiedel  den  »Eu- 
nuchus«  des  Terenz  frei  fürs  Theater  bearbeitet  hatte,  wurde 
am   19.  Februar  1803  zu  Weimar  zum  erstenmal  aufgeführt. 

Man  vergl.  über  die  Bearbeitung  und  deren  Aufführung 
Otto  Francke  in  der  Zeitschrift  für  vergleichende  Litteraturge- 
schichte  I,   109  ff. 

Nach  der  »Mohrin«  wurde  noch  gegeben  »Die  Zauber- 
Trompete.  Ein  grosses  pantomimisch-komisches  Ballet  in  zwei 
Aufzügen ,  vom  Balletmeister  Morelli«.  Dies  Ballet,  dessen 
Personenverzeichnis  ausser  verschiedenen  Landleuten  einen 
mächtigen  Zauberer  Corberone  und  namenlose  Zauberer,  Hexen, 
Geister  und  Gespenster  enthält,  war  schon  mehrmals  gegeben 
worden. 

5- 

(All  C.  G.  von  roigt?)  2/.  April  iSoj. 

Aus  beiliegendem  ersehen  Ew.  Exzellenz  einen  sehr 
mäßigen  Wunsch  des  Hofe.  Raths.  Geben  Sie  hiezu  die 
Einwilligung  so  möchte  dieses  kleine  Deficit  in  größerer 
Gesellschaft  seinen  Weg  im  Lauf  der  Rechnungen  u.  Aus- 
gaben dahin  wandern. 

Mich  angelegenthchll  empfehlend 

W.  d.  27.  Apr.  1805  Goethe 

Der  vorstehende,  ganz  eigenhändige  Brief  ist,  dem  Inhalte 
und  der  Anrede  nach  zu  schliessen,  an  den  Minister  von  Voigt 
gerichtet.  Der  den  Wunsch  aussprechende  ist  jedenfalls  der 
Hofkammerrath  Kinns,  Goethes  tätiger  und  eifriger  Mitarbeiter 
in  der  Leitung  der  Weimarischen  Bühne.  Worauf  sich  das  »kleine 
Deficit«  speciell  —  offenbar  auf  Theaterangelegenheiten  — 
bezieht,  ist  nicht  nachzuweisen.  Das  Original  des  Briefes  be- 
findet ^ich  in  der  reichen  Sammlung  des  Herrn  B.  Elischer 
in    I'u(la]}cst. 


Neun  Briefe  Goethes  nebst  zwei  Briefen  Corneliens.     III 


An  Einsied cl.  ii.  Mär^  iSo"]. 

Weimar  den  ii.  März  1807. 

Die  Rollen  deines  Stückes,  mein  lieber  Freund,  sind 
ausgeschrieben.  Hierbey  folgt  die  Austheilung,  wenn  du  sie 
billigft  soll  sie  also  abgehen. 

Ich  wünsche,  daß  du  in  der  Leseprobe  seyn  mögeft. 
Ich  werde  auch  dabey  entweder  selbft  oder  durch  einen 
Abgeordneten  erscheinen.  Wegen  Aussprache  der  Nahmen 
und  mancher  Schreibfehler  in  den  Rollen  ift  diese  erfte 
Aufmercksamkeit  sehr  nöthig. 

Nun  komme  ich  aber  mit  einer  Bitte,  ob  du  mir  nicht  von 

der  Herzoginn  und  den  Fräuleins  etwas  von  putzenden  Klei- 

dungsftücken  auch  einigen  Redouten-Trudel  an  Silberspitzen, 

Bordüren,  Flintern  und  drgl.  verschaffen  kannß:  um  Phile- 

matium  herauszuputzen.     Ich  erinnere  mich  noch  wie  gut 

die  Götz  in  den  Brüdern  aussah,  wodurch  das  ganze  Stück 

gehoben  wurde.    Damals  aber  w^aren  es  bessere  Zeiten  und 

ich  kann  jetzt  auf  die  Garderobe  wenig  verwenden.    Auch 

ifl  die  Eisermann  noch  nicht  lange  beym  Theater  und  hat 

selbft  nur  wenige  Fänchen.    Das  übrige  wird    sich  finden, 

die  Decoration  iil  auch  auf  gutem  Weg. 

G 

Der  Brief  bezieht  sich  auf  Einsiedeis  Bühnenbearbeitung 
der  »Mostellaria«  des  Plautus  unter  dem  Titel  »Das  Gespenst«, 
welche  am  29.  April  1807  zum  ersten  und  letzten  Mal  aufge- 
führt wurde. 

Einsiedeis  Antwort  ist  in  der  Zeitschrift  für  vergleichende 
Litteraturgeschichte  1, 113  von  Otto  Francke  mitgetheilt  worden. 

Die  Eisermann,  die  in  dem  Stück  »Philematium,  des  Phi- 
lolaches  Geliebte,«  gab,  debutirte  am  21.  September  1805  auf 
dem  weimarischen  Theater.  Vgl.  über  sie  Pasque',  Goethes 
Theaterleitung,  II,  288,  300. 

»Die  Brüder«  des  Terenz  wurden  in  Einsiedeis  Bearbei- 
tung den  24.  Oktober    1801    zum   ersten    Mal    gegeben    (vgl. 


^  Quartblatt,  erste  Seite  beschrieben.  Nur  G  eigenhändig,  das 
übrige  von  Riemers  Hand.  Im  Besitz  der  Grossherzogl.  Bibliothek  zu 
Weimar. 


112  Neue  Mittheilungen. 


Otto  Francke  a.  a.  O.  S.  io6),  und  die  Götz  spielte  darin 
»eine  Sklavin,  Ctesiphons  Geliebte«.  Vgl.  über  sie  Pasque  I, 
143,  II,  291. 

r-    I 

An  Einsiedel.  iS.  Januar  iSi). 

Es  thut  mir  sehr  leid  zu  vernehmen,  daß  Du  dich  diese 
Tage  übel  befunden  ;  ich  habe  mich  auch  nicht  sonderlich 
gehalten.  Es  scheint  denn  doch ,  daß  die  abwechsehide 
Witterung  mehr  Einfluß  auf  uns  hat  als  billig. 

Die  Uebersetzung  der  Stanzen  von  Gries  ift  in  diesen 
trüben  Tagen  eine  wahrhaft  sonnige  Erscheinung.   Es  wäre 
recht  schön,  wenn  er  bey  Lesung  des  Stücks  gereizt  würde 
fortzufahren  und  deine  Uebersetzungsbemühungen  mit  rhyth- 
mischen Zierden  bekrönte.  Wir  würden  alsdann  wohl  hoffen 
können,  das  Stück  zu  produciren.    Knebeln  will  ich  deshalb 
auch  ein  freundlich  Wort  sagen.    Die  beyden  Manuscripte, 
des  wundervollen  Magus  und  der  Zenobia  folgen    hierbey. 
Möchten  wir  uns  bald  frisch  und  wohl  wiedersehn  ! 
Weimar 
den  18'  Januar  Goethe 

1813. 

Wir  haben  hier  das  »Billet«  Goethes  vor  uns,  von  welchem 
Einsiedel  in  seinem  Brief  an  Knebel  vom  gleichen  Tage 
(Knebels  literarischer  Nachlass  und  Briefwechsel  I,  250  fg.) 
schreibt  und  daraus  einiges  mittheilt.  Einsiedeis  am  Tag  vor- 
her geschriebener,  aber  undatirter  Brief  an  Goethe,  auf  den 
das  Billet  die  Antwort  ist,  befindet  sich  im  Goethe-Archiv  : 
sein   Abdruck  hier  schien  mir  nicht  nöthig. 

Man  vergleiche  noch  zur  Erläuterung  den  vom  Freiherrn 
von  Biedermann  in  seinen  Goethe-Forschungen  S.  160  fg.  heraus- 
gegebenen Brief  Goethes  an  Einsiedel  vom  7.  December  1812-, 
die  Briefe  Einsiedeis  an  Knebel  vom  17.  und  27.  Januar  1813 


'  Quartblatt,  auf  einer  Seite  beschrieben.  Nur  die  Unterschrift 
eigenhändig.  Oliiie  .\dresse.  Im  Besitz  der  Grossherzog].  Bibliotheic 
zu  Weimar. 

^  Bei  Biedermann  steht  fälschlich  1807.  Die  paar  Zeilen  Einsiedeis, 
die  Goethes  Brief  veranlasst  hatten,  und  seine  .\ntwort,  in  der  er  Goethes 
Vorschlag  dankend  annimmt,  befinden  sich  im  Goethe-Archiv,  erstere 
dalirt  odenö'  December«  ohne  Jahreszahl,  letztere  »denS'Deceniber  1812«. 


Neun  Briefe  Goethes  nebst  zwei  Briefen  Corneliens.     II 3 

in  Knebels  Uterarischem  Nachlass  I,  252  und  249',  die  Briefe 
Knebels  an  Goethe  vom  11.  und  15.  Januar  und  Goethes 
Antwort  vom  20.  Januar  im  Briefwechsel  zwischen  Goethe 
und  Knebel  II,  70,  73  fg.  und  74fg.  und  eine  Stelle  eines  Briefes 
von  Johanna  Schopenhauer  an  Gries  aus  dem  Januar  18 13 
in  Elise  Campe,  Aus  dem  Leben  von  J.  D.  Gries,  S.  96. 

Zum  augenblicklichen  Verständniss  genügt  es  folgendes 
zu  wissen:  Einsiedel  hatte  am  16.  Januar  1813  eine  von  Gries 
in  Jena  in  der  Form  des  Originals  verfasste  Übersetzung  der 
im  ersten  Aufzug  von  Calderons  Grosser  Zenobia  vorkommenden, 
von  dem  römischen  Feldherrn  Decius  gesprochenen  Stanzen, 
die  Einsiedel  in  seiner  eigenen  Übersetzung  der  Zenobia  nicht 
als  Stanzen  wiedergegeben  hatte,  von  Knebel  aus  Jena  zuge- 
schickt erhalten  und  sie  am  17.  an  Goethe  gesendet.  In  dem 
die  Sendung  begleitenden  Brief  hatte  er  zugleich  den  Freund 
um  Rückgabe  des  Manuscriptes  seiner  Übersetzung  der  Zenobia, 
die  Gries  zu  lesen  wünschte,  gebeten. 

Vs'ie  wir  aus  Goethes  Billet  sehen,  schickte  Goethe  nicht 
nur  das  Manuscript  der  Zenobia-Übersetzung  zurück,  sondern 
auch  das  von  Einsiedeis  Übersetzung  des  wundervollen  Magus, 
von  der  er  am  17.  Oktober  181 2  an  Knebel  (Briefwechsel 
zwischen  Goethe  und  Knebel  II,  61  fg.)  geschrieben  hatte: 
«Einsiedel  hat  den  wundervollen  Magus  übersetzt«. 

Es  sei  noch  bemerkt,  dass  die  Grossherzogliche  Bibliothek 
zu  Weimar  eine  Handschrift  der  Einsiedeischen  Übersetzung 
des  wundervollen  Magus  besitzt,  vielleicht  dieselbe,  die  Goethe 
in  Händen  gehabt  hatte.  Es  ist  keine  Reinschrift,  sondern 
wohl  die  erste,  mit  zahlreichen,  zumTheil  umfänglichen  Correc- 
turen  versehene  Niederschrift. 

8. 

An  h.  S.  Voigt  6.  Aug.  iSiy. 

Ew.  Wohlgeboren 
sprachen  von  einer  Zeichnung  des  Auges,  welche  Sie  be- 
sitzen, dürft  ich  mir  sie  auf  einen  Tag  ausbitten?  Da  ich 
morgen  mit  Herrn  Staatsrath  Schnitze  auf  einige  Tage 
nach  Weimar  gehe,  so  erbitte  ich  mir  die  Erlaubniß,  heute 
Nachmittag  um  4  Uhr  mit  gedachtem  Freunde  aufzuwarten. 


'  Hier  ist  merkwürdigerweise  der  Brief  vom  27.  Januar  mit  18 12  — 
statt  1813  —  versehen  und  auf  ihn  folgt  der  Brief  vom  18.  Januar  1813 
und  dann  der  vom  17. 

Gof.the-Jahrbl'CH   IX.  8 


114  Neue  Mittheilungen 


für  bisherige  mir  gegönnte  freundliche  Wohnung  zu  danken, 
und  mir  die  Fortsetzung  derselben  für  meine  nächfte  Zurük- 
kunft  zu  erbitten.     Das  befte  wünschend. 

Jena 
den  6  ""Aug.  .  Goethe 

i8iy 

Ganz  von  Goethes  Hand.  Seit  kurzem  in  meinem  Besitz, 
gehörte  schon  früher  zu  der  G.  J.  Bd.  VII  152 — 168  veröfFent- 
hchten  Sammlung,  war  aber  vor  Jahren  daraus  verschenkt 
worden.  Drei  weitere  dazu  gehörige  Stücke  sind  G.  J. 
Bd.  VIII  S.  129  ff,  No.  4,  7,  13  veröffenthcht  worden.  Die 
Zeichnung  des  Auges  wünschte  Goethe  wohl  für  Staatsrath 
Schultz,  der  auf  seine  Anregung  damals  den  Aufsatz  ȟber 
Physiologe  Gesichts-  und  Farbenerscheinungena  schrieb.  (Vgl. 
H.  Düntzer:  Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Staatsrath 
Schultz  Leipzig,  1853.  S.  65  u.  392.)  Nach  Düntzer  wäre  Goethe 
und  Schultz  erst  am  8.  Aug.  nach  Weimar  gefahren.  Goethe 
wohnte  damals,  wie  auch  Düntzer  angibt,  in  Jena  im  Gärtner- 
häuschen des  botanischen  Gartens,  der  vormaligen  Dienst- 
wohnung Voigts. 

9- 
An  Frege  u.  Comp.  21  Apiil  iS2(^. 

E\v  Wohlgebohren 

verfehle  nicht  zu  benachrichtigen,  daß 

ich  unter  dem  heutigen  Datum  eine  Anweisung  auf  Sieben 

Tausend  fünfhundert  Thaler  sächsisch  in  20  fr  ä  5  g  Thlr 

zu  Gunften   des    hiesigen  Bankiers  Herrn  Julius  Elkan   für 

Rechnung  der  J.  G.  Cotta'schen  Buchhandlung  zu  Stuttgardt 

ausgeftellt  habe,  welche  gefällig  zu  honoriren  bitte,  u.  mich 

denenselben   zu   geneigtem   Andenken    unter  Versicherung 

aufrichtiglfen  Antheils  bei  dieser  Gelegenheit  empfehle. 

Ew.  Wohlgeb. 

IVeitnar  den  21  April  ergebenfler  Diener 

1829.  J.  W.  V.  Goethe 

An  die  Herren  Cieh.  Com.  Rath 

Frege  u.  Comp,  zu  Leipzig 

Adresse  aussen :   Herren   Frege   u.   Co. 

Der  Brief  ist  dictirt,  nur  die  Unterschrift  eigenhändig  und 
wurde    an    das    bekannte   Leipziger     IJankierhaus    --   Strehlke 


Zwei  Briefe  von  Cornelie  Schlosser.  II5 

sagt  I,  186  irrthUmlich  Buchhandlung  —  gerichtet,  dem  Cotta 
Goethes  Honorar  »für  Schriften  6.  Rate«  (Briefwechsel  zwischen 
Schiller  und  Cotta  S.  693)  angewiesen  hatte. 

Zwei  Briefe  vox  Cornelie  Schlosser. 
I. 

Carlsruh  den  13.  Dec.  [1773]. 

Freylich  wars  nicht  recht  liebfte  CaroHne  daß  ich  Ihnen 
von  D.  [Darmftadt]  nicht  geschrieben  hatte  —  aber  Sie  wissen 
von  jeher  wie  wenig  ich  schreibe  und  das  muß  mich  ent- 
schuldigen —  wie  oft  wir  damals  von  Ihnen  gesprochen 
das  wird  Ihnen  Ihr  Herz  gesagt  haben  —  wir  waren  so 
vergnügt  zusammen  und  es  fehlte  niemand  als  unsre 
Caroline  — 

Daß  Sie  glücklich  sind  befte  Freundinn  fühle  ich  an 
mir  selbft  —  alle  meine  Hoffnungen,  alle  meine  Wünsche 
sind  nicht  nur  erfüllt  —  sondern  weit  —  weit  übertroffen.  — 
wen  Gott  lieb  hat  dem  geb  er  so  einen  Mann  — 

Mein  Bruder  konnte  uns  nicht  begleiten,  ich  hätts  ge- 
wünscht für  ihn  und  für  mich  —  wir  waren  in  allem  Be- 
tracht mit  einander  verschwiflert  —  und  seine  Entfernung 
fühle  ich  am  ftärckften  —  vielleicht  besucht  er  uns  künftigen 
Sommer  wenn  die  schöne  Natur  hier  in  ihrer  vollen  Pracht 
ift  —  ach  liebe  Caroline  das  soll  ein  herrlicher  Anblick  seyn  — 

Unsre  Lila  haben  wir  zu  Ende  des  Sommers  besucht  — 
der  29  September  war  der  glückliche  Tag  —  wir  brachten 
ihn  ganz  bey  ihr  zu  —  Sie  haben  auch  ihre  Schöpfung  ge- 
sehn —  errinnern  Sie  sich  noch  des  dunklen,  einsam.en  Gangs 
—  da  sprachen  wir  von  Ihnen  liebfte  Freundinn  und  Ihrem 
Herder  — 

Meine  arme  Antoinette  hab  ich  verlassen  müssen  — 
ich  wollt  sie  anfangs  mitnehmen,  aber  es  fanden  sich  so 
viele  Schwürigkeiten  —  hier  hab  ich  noch  keine  weibliche 
Freundinn  gefunden  —  wenn  ich  so  glücklich  wäre  wie 
Sie  meine  Befte  und  eine  Mutter  fände  —  unser  Schicksal 

ift  ja  sonft  in  allem  so  gleich  soUts  hierinn  nicht  auch  seyn  — 

8  * 


Il6  Neue  Mittheilungen. 


Leben  Sie  wohl  liebfte  Caroline,  grüsen  Sie  Ihren  Herder 
von  mir  und  meinem  Mann  recht  herzlich  —  dencken  Sie 
manchmal  an  uns  —  und  seyn  Sie  versichert  daß  ich  liebe 
ohne  zu  schreiben.  C.  S. 

2. 

p]med.  d.  29.  Jen.  [1774J 
Ich  binn  Ihnen  unendlich  verbunden  hefte  Schwefter 
für  die  Bekanntschaft  der  lieben  Königinn,  ich  habe  kein 
Frauenzimmer  in  Strasburg  gesehn  als  sie,  wir  waren  taft 
den  ganzen  Tag  beysammen,  und  sie  hat  sich  gleich  meiner 
so  gütig  angenommen  daß  ichs  Ihnen  nicht  beschreiben 
kann  —  w-ir  haben  Sie  hefte  Friedrike  beftändig  gewünscht 
und  es  fehlte  nichts  als  Ihre  Gegenwart  —  ach  warum 
müssen  wir  doch  so  getrennt  leben  — 

Meine  Reise  war  glücklicher  als  ich  vermuthet  hatte, 
denn  ich  trat  sie  mit  Gliederschmerzen  an  —  die  Kälte, 
die  grosen  Beftreitungen  in  Carlsruh  machten  mich  noch 
kränker  so  daß  ich  faft  auf  keinem  Fuß  ftehen  konnte,  in 
Strasburg  wars  auch  noch  schlimm,  aber  iezt  Gott  scy  Dank 
gehts  doch  wieder  etwas  besser  —  auf  dem  Weg  von  Stras- 
burg biß  hierher  war  mirs  unvergleichlich  weil  mir  die 
liebe  Jfr.  König  eine  Bettflasche  mitgegeben  hatte,  die  mich 
in  beftändiger  Wärme  erhielte  — 

L'iisre  ganze  Haushaltung  ift  noch  aut  dem  Wasser, 
wir  hofl'en  daß  das  Schift'  morgen  ankommen  wird  —  mir 
ift  um  nichts  bang  als  um  meinen  Flügel  und  um  den 
Laocoonskopf  — 

Ich  binn  jezt  so  zerftreut  und  in  so  vielen  unangenehmen 
Geschäftten  verwikelt  daß  es  taft  Sünde  ift  wenn  ich  schreibe 
—  haben  Sic  noch  ein  wenig  Gedult  befte  Schwefter,  ich 
hoffe  mit  der  Zeit  soll  alles  gut  gehn  — 

l>cide  Briefe  hal)cn  sicli  in  Herders  Nachlass  vorgefunden, 
der  erste  ist  an  Caroline  (Flachsland),  die  am  2.  Mai  1773 
Herders  Frau  geworden  war ,  gerichtet,  der  zweite  an  eine 
Friederike,   über  deren  Persönlichkeit  man  zunächst  nur  so  viel 


Zwei  Briefe  von  Cornelie  Schlosser.  117 


sagen  kann,  dass  sie  der  Herderin  nahe  gestanden  haben 
muss.  Die  Bekanntschaft  zwischen  CorneUe  und  der  Braut 
Herders  hatte  Goethe,  der  »Wanderer«,  vermittelt.  Auf  der 
Reise  nach  Bückeburg,  Anfang  Mai,  waren,  wie  Haym  mit 
Recht  aus  Goethes  Brief  an  Kestner  (Weim.  Goethe-Ausg.  IV, 
2  N.  149)  schliesst,  die  Neuvermählten  in  Goethes  Vaterhause 
eingekehrt.  Am  i.  November  fand  Corneliens  Vermählung  mit 
Schlosser  statt,  am  14.  verliess  das  junge  Paar  Frankfurt  und 
trat  die  Reise  nach  Carlsruhe  an.  (Dtlntzer,  Frauenbilder  aus 
Goethes  Jugendzeit,   1852  S.   181.) 

Von  der  »verliebten  Zärtlichkeit«,  die  der  Schwager  Hie- 
ronymus  Peter  Schlosser,  der  Poet  bei  den  »Aktenstöcken«, 
in  dem  Hochzeitscarmen  besungen  hatte,  ist  in  dem  ersten 
Briefe  der  jungen  Frau  doch  wenigstens  einiges  zu  spüren. 
Mit  Worten  aus  dem  Götz,  die  sich  ihr  unwillkürlich  zudrängen, 
wünscht  sie  jedem  Mädchen,  die  Gott  lieb  hat,  einen  Mann 
wie  den,  dessen  Besitz  ihr  doch  nicht  einmal  in  diesen  ersten 
Wochen  für  die  Trennung  von  dem  geliebten  Bruder  Ersatz 
bietet.  Mit  Carolines  Schicksal  konnte  sich  das  ihrige  nicht 
vergleichen.  »Der  Abschied  von  meinen  guten  Geschwistern 
war  mir  schmerzlich ;  aber  Er  ersetzte  mir  mehr  als  Alles, 
gab  mir  tausendfältig  mehr,  als  ich  je  verdient,  je  hätte  ahnen 
können«,  so  schreibt  Caroline  noch  als  Greisin,  da  sie  sich 
ihres  »Freudenfestes«  erinnert.  Cornelie  beklagt  die  Trennung 
von  ihrer  Gespielin  und  Jugendfreundin  Antoinette  (Gerock), 
die  ihr  denn  auch  später  in  ihrer  Einsamkeit  wieder  zur  Seite 
war,  sie  wünscht  sich  eine  Mutter,  wie  Herders  sie  in  der 
Fremde  zu  finden  das  Glück  gehabt.  In  den  »Erinnerungen 
aus  dem  Leben  Herders«  (i,  236)  finden  wir  die  erklärende 
Stelle.  »Die  erste  Freundin,  die  wir  in  Bückeburg  sahen,  war 
Frau  von  Bescheffer.  An  dieser  seltenen,  rastlos  thätigen, 
durch  manche  Leiden  geprüften  frommen  Seele  fand  ich  eine 
zweite  Mutter  und  Freundin.  Vom  ersten  Augenblick  an  war 
ich  wie  ihr  Kind,  und  sie  meine,  unsere  Mutter.« 

Nicht  sofort  nach  der  Ankunft  in  Carlsruhe  —  so  darf 
man  doch  wohl  aus  dem  Schweigen  Corneliens  über  diesen 
Punkt  schliessen  —  hat  es  sich  entschieden,  dass  dort  ihres 
Bleibens  nicht  war.  Der  zweite  Brief,  aus  Emmendingen,  dem 
neuen  Wohnorte,  der  ihr  nie  zur  Heimath  wurde,  ist  offenbar 
in  gedrückter  Stimmung  geschrieben.  Von  dem  Bruder  ist 
darin  namentlich  nicht  die  Rede ;  aber  der  Laokoonskopf, 
um  den  sich  Cornelie,  nächst  ihreni  Flügel,  die  meiste  Sorge 
macht,  war  doch  wohl  ein  Geschenk  von  ihm  aus  seiner 
Sammlung.  Ein  ominöses  Geschenk,  das  Symbol  eines  helden- 
haft verwundenen  entseelenden  Schmerzes.   — 


Il8  Neue  Mittheilungen. 


Es  bleibt  noch  einigss  zu  sagen  über  die  in  dem  zweiten 
Briefe  genannten  Persönlichkeiten.  »Die  liebe  Königinn« 
zunächst.  Auch  von  ihr,  der  Freundin  Lenzens,  sind  in  Herders 
Nachlass  Briefe  erhalten,  siebzehn  an  der  Zahl,  an  Caroline 
und  (zum  kleinern  Theil)  an  deren  Schwester,  die  Geheim- 
räthin Hesse  in  Darmstadt,  geschrieben  (1773  —  75).  Ich  ge- 
da(  hte  sie  einmal  zu  einem  kleinen  Zeit-  und  Lebensbilde 
zu  verwenden,  und  freue  mich,  dass  dieser  Gedanke  jetzt  von 
anderer  Seite  zur  Ausführung  gebracht  wird.  Es  kann  eine 
interessante  Darstellung  geben,  wie  dieses  ältliche,  nicht  un- 
wirthschaftliche  Mädchen  die  Mode  der  Empfindelei  mitmacht, 
auf  einem  ihrer  Landsitze  (sie  hatte  deren  zwei)  sich  ein 
»Elysium«  anlegt,  fast  wie  Lila  (Luise  von  Ziegler)  in  Homburg, 
und  sich  da  mit  den  Schatten  der  Freunde  unterhält,  wie  sie 
im  Mondschein  spazieren  geht  »bis  elf  Uhr«,  wie  sie  mit  Lenz 
sich  befreundet,  wie  Goethe  in  ihren  Gesichtskreis  tritt  u.  s.  f. 
»Der  Consulent  Königin  älteste  Tochter  ist  die  einzige  Freundin, 
die  ich  dort  habe«,  schreibt  Caroline  Flachsland  im  September 
1770  an  Herder  nach  Strassburg.  »Sie  ist  hässlich,  hat  aber 
ein  gutes  Herz«.  Das  erstere  räumt  die  Königin  selbst  ein, 
von  dem  zweiten  zeugen  ihre  Briefe  sattsam.  Unermüdlich 
ist  sie,  die  von  Bückeburg,  wo  nichts  Ordentliches  zu  haben 
war,  einlaufenden  »Commissionen«  zu  besorgen:  Putz  für 
die  junge  Frau,  Tuch  zum  Priesterrock  für  Herder  u.  dgl. 
So,  als  fürsorgliche  und  »geschäftige«  Freundin  (sie  nennt 
sich  selbst  so)  erscheint  sie  nun  auch  in  dem  Briefe  Cornelias. 

Das  in  Strassburg  geknüpfte  Verhältniss  wurde  von  Seiten 
Luisens  treu  gepflegt,  ihre  Gedanken  sind  oft  nach  dem  Amt- 
hause in  Emmendigen  gewandert.  Ich  reihe  aus  den  Briefen 
an  Caroline  und  die  Räthin  Hesse  hier  einige  Stellen  an,  die 
auf  Cornelias  Lage  und  Leid  Bezug  haben. 

20  Hornung  75  (A  Madame  Hess  nee  Flachsland  ä  Darm- 
stadt) »Von  unsrer  lieben  Schlosserin  habe  ich  jetzt  schon 
lange  kein  Briefgen  mehr  bekommen,  ich  verzeihe  es  ihr 
aber  in  der  Unruhe,  die  sie  jetz  quält,  ja  könnten  wir  ihr 
gemeinschaftlich  helfen!  .  .  .  Ich  möchte  unsre  Schlosserin 
näher  kennen,  sie  ifl;  sehr  zurückhaltend  in  ihren  Briefen, 
vielleicht  weil  (sie)  zu  bes(  häftigt  ist,  wenn  es  nur  nicht  Kälte 
gegen  mir  ist,  dann  ich  möchte  von  ihr  geliebt  seyn.  also 
hat  sie  ihnen  geschrieben  und  von  mir  geredt,  ich  hoffe  sie 
thut  bald  ein   gleiches  an   mich.« 

12  April  75  Nachts  um  ii  Uhr  (an  Caroline):  »Ja  die 
Schlosserin  und  ich  kennen  einander  -  fall  alle  Woche 
schreiben  wir  einander,  aber  jetzt  habe  ich  schon  seit  14  Tagen 
keine  Nachricht    \on    ihr.       ich    hoffe    ni(  ht,    daß    es    wegen 


Zwei  Briefe  von  Cornelie  Schlosser.  II9 

Krankheit  ift,  mein  Hertz  wünschet  es  nicht,  sie  kränkelt 
aber  und  badet.  sie  ift  sehr  unruhig  und  richtet  noch  an 
ihrem  Haus  ein,  von  dem  sie  mir  den  Plan  versprochen. 
Ihnen,  und  unsrer  beften  Friedericke  verdanke  ich  diese  herr- 
liche Bekandtschatt. 

18  May  75  (an  Caroline)  Unsre  Schlosserin  liegt  schon 
lange  an  einem  Nerven  Fieber  elend  krank  .  .  .  Die  gute 
Frau!  der  arme  Mann!  freylich  verdient  sie  mehr  Glück, 
ihre  gantze  Lage  paßt  nicht  auf  sie,  ich  kan  nichts  als  über 
sie  jammern  — 

Buchsweiler  den  31.  Mai  75  (A  Madame  Hess)  Denken 
Sie  ich  habe  Götten  nicht  gesehen,  er  kam  den  Tag  vor 
meiner  Abreiße.  Lenz  versprach  ihn  mir  den  Nachmittag  zu 
bringen  ....  Was  für  Freude  für  seine  Schwerter  wann  sie 
den  beflen  Bruder  sieht!  Gott  lasse  es  ihr  an  Leib  und  Seele 
gedeihen !  .  .  .  Hat  Ihnen  dann  Götte  was  von  mir  gesagt  als  er 
bey  Ihnen  war,  daß  Sie  mir  sagen  »nun  werden  Sie  ihn  gantz 
kennen  lernen?« 

Buchsweiler,  den  14  Junii  75  (an  dieselbe)  (Lenz)  war 
mit  Götte  bey  der  Schlosserin  und  kan  nicht  sagen,  was  für 
Wunderwürkung  sein  Anblick  auf  ihre  Seele  u  Cörper  gemacht 
haben,  sie  gieng  gleich  den  andern  Tag  mit  ihnen  spatzieren 
u.  soll  jetzt  gantz  wohl  seyn.  ö  warum  müßen  solche 
Menschen  von  einander  getrennt  seyn!  Haben  Sie  ihn  dann 
bey  seiner  Wiederkunft  gesehen?  was  muß  das  für  eine  Tren- 
nung gewesen  seyn  !  gütiger  Himmel ! 

Daß  Lenz  auf  der  Reise  zur  Schwester  Goethes  Beglei- 
ter gewesen,  erfährt  man  erst  aus  dieser  Stelle.  Auch  sonst 
enthalten  die  Briefe  noch  manches  Unbekannte,  doch  mag 
ich  hier  der  Monographie  (die  Dr.  Froitzheim  in  Strassburg 
vorbereitet)  nicht  vorgreifen.  Ich  gebe  nicht  mehr,  als  was  zur 
Erklärung  der  beiden  Briefe  Corneliens  wünschenswerth  ist.  Die 
Adressatin  des  zweiten  kommt  auch  im  Briefe  der  Königin 
vom  12.  April  75  vor.  Sie  weiss  es  der  »besten  Friederike« 
Dank,  wie  ihrerseits  Cornelie,  dass  sie  die  Freundschaft  ge- 
stiftet hat.  Und  wenn  es  im  vorhergehenden  (20.  Februar) 
heisst:  »also  hat  sie  (Cornelie)  Ihnen  (d.  h.  der  Räthin  Hesse) 
geschrieben  und  von  mir  geredt«  so  ist  wohl,  betrachten  wir 
den  Inhalt  von  Corneliens  zweitem  Brief,  kein  Zweifel,  dass 
eben  diese  Darmstädter  Schwester  Carolines  die  Adressatin 
ist.  Ich  erinnere  mich  nicht,  ihren  Vornamen  je  gelesen  zu 
haben,  wir  haben  über  Carolines  nächste  Verwandtschaft  nur 
sehr  spärliche  Nachrichten.  Für  die  Annahme,  Friederike  und 
die  Räthin  Hesse  seien  identisch,    spricht  die  folgende  Stelle 


120  Neue  Mittheilungen. 


eines  altern  Briefes  der  Königin  (ii.  April  74).  Caroline  muss 
sich  irgendwie  zweifelnd  über  ihre  Freundwilligkeit  ausgelassen 
haben,  sie  erwidert:  »ja  meine  Heßin  hat  hierin  ein  beßeres 
Hertz  wie  Sie.  —  —  Ihr  seyd  beyde  Engels  Kinder,  wann 
schon  unsere  liebe  Friderike  schlimmer  seyn  will  als  sie  ist 
(eine  seltene  Tugend  an  einem  Frauenzimmer).«  Auch  in 
einem  spätem  Briefe  wird  zuerst  »unsre  Heßin«,  auf  der 
nächsten  Seite  »unsre  Fridericke«  genannt.  So  wäre  der 
zweite  Brief  Corneliens  aus  derselben  Hand  in  das  Herdersche 
Haus  gekommen,  das  ihn  uns  aufbewahrt  hat,  wie  jene  Briefe 
der  Luise  König  A  Madame  Hess  nee  Flachsland. 


III.  Z\:  Goethes  Briefen 

VOM  I.  April  bis   i8.  October  1775. 

VON 

C.    A.   H.    BURKHARDT. 

Man  wird  keine  gewagte  Ansicht  mit  der  Behauptung 
geltend  machen,  dass  über  Goethes  Briefe  wohl  }iie  ein  voll- 
ständiges Verzeichniss  hergestellt  werden  kann,  weil  viele 
seiner  Briefe  verloren  sind  und  wir,  trotzdem  die  Veröffent- 
lichung der  Correspondenz  rüstig  vorwärts  schreitet,  kaum 
eine  Ahnung  von  den  reichen  Beziehungen  Goethes  besitzen, 
wie  sie  sich   in  neu   erschlossenen  Quellen   uns   darbieter. 

Bei  Durcharbeitung  des  rechnerischen  Materials,  welches 
im  Goethe-Archiv  ruht,  fand  sich  auch  ein  Ausgaben-Ver- 
zeichniss  von  der  Hand  Philipp  Seidels  aus  der  Zeit  vom 
I.  April  bis  18.  Oct.  1775,  in  welchem  sich  reiche  Notizen 
über  die  von  Goethe  zur  Post  gegebenen  Briefe  und  Paquete 
finden.  Die  Zusammenstellung  dieser  Correspondenz  be- 
stätigt in  vollem  Maße  die  Richtigkeit  obiger  Behauptung 
wie  eine  oberflächliche  Durchsicht  des  unten  mitgetheilten 
Verzeichnisses  lehrt.  Legen  wir  zur  Beurtheilung  der  reichen 
Correspondenz  das  nothwendig  lückenhafte  Strehlke'sche 
Verzeichniss  der  Goethe-Briefe  für  die  Vergleiche  zu  Grunde, 
so  ergeben  sich  folgende  überraschende  Resultate.  Während 
uns  nach  jenem  Verzeichniss  nur  50  Briefe  Goethes  bekannt 
sind,  weist  das  unten  mitgetheilte  194  Brief-  und  Paquet- 
sendungen   auf.     Günstiger   gestaltet    sich    das   Verhältniss 


122  Neue  Mittheilungen. 


auch  nicht,  nachdem  die  Briefe  der  bezeichneten  Periode  in 
der  Weimarer  Goethe-x^usgabe  zum  Abdruck  gelangt  sind. 

Wir  kennen  demnach  für  diekurzeZeit  i44BriefnumiTiern 
nicht,  wenn  wir  annehmen,  dass  den  29  Paquetsendungen 
eben  so  viele  Briefe  beilagen.  Eben  so  schwer  tällt  ins 
Gewicht,  dass  unser  Verzeichniss  82  Adressen  aufweist, 
während  wir  nach  Strehlke  und  der  Weimarer  Ausgabe  nur 
14  Beziehungen  Goethes  kennen.  Prüft  man  die  Vollständig- 
keit der  einzelnen  Correspondenzen,  so  wird  man  finden, 
dass  z.  B.  von  Briefen  Goethes  an  Lavater  nur  7  bekannt 
sind,  während  thatsächlich  17  in  der  bezeichneten  Zeit  ge- 
schrieben wurden.  Von  Briefen  Goethes  an  Merck  sind  10, 
an  Reich  7  geschrieben,  während  nur  2  bezügl.  4  bekannt 
sind.  Derartige  Aufstellungen  liess  sich  eine  grosse  An- 
zahl bewerkstelligen;  aber  es  genügt  unsere  Unkenntniss 
Goethescher  Briefe  zu  beleuchten,  wenn  wir  z.  B.  des  Ver- 
hältnisses zum  Leibarzt  Zimmermann  gedenken,  von  dem 
nach  Strehlke  II  432,  auch  nach  der  Weimarer  Briefausgabe, 
so  gut  wie  nichts  bekannt  ist,  während  wir  durch  unten 
mitgetheiltes  Verzeichniss  schon  6  Briefe  Goethes  an  den- 
selben vorfinden. 

Ich  halte  es  für  überflüssig,  näher  auf  andere  Beziehungen 
Goethes  einzugehen  :  sie  ergeben  sich  Jedem  der  solche 
sucht,  leicht  von  selbst.  Ich  wünschte  nur  den  Beweis  zu 
führen,  wie  mangelhaft  unsere  Kenntniss  von  Goethes 
Briefen  noch  ist  und  was  bezüglich  der  \'ollständigkeit 
unserer  neuen  Briefausgabe  zu  leisten  ist.  Ich  glaube  zwar, 
dass  die  Fingerzeige  für  die  Nachforschungen  nach  unbe- 
kannten Goethe-Briefen  zwar  nicht  immer  von  Hrtolgen 
begleitet  sein  werden,  aber  für  die  Kritik  wird  mein  Ver- 
zeichniss, das  sich  über  die  ganze  Lebensthätigkeit  Goethes 
erstreckt,  von  grosser  Ik'deutung  sein,  denn  es  wird  sich 
mancher  Brief  durch  dasselbe  jetzt  näher  bestimmen  lassen, 
der  jetzt  noch  mit  mangelhaftem  Datum  in  Drucken  oder 
im  Manuscript  vorliegt. 

Was  die  Anfertiuunu  des  Verzeichnisses    selbst    anbe- 


C,  A.  H.  Burkhardt:    Zu  Goethes  Briefen.  123 


langt,  so  habe  ich  auch  die  Paquctsendungen  aufgenommen 
und  die  Orthographie  der  Namen  beibehalten,  wie  sie  Seidel 
selbst  beliebte.  Man  wird  sie  leicht  richtig  stellen  können. 
Eine  Änderung  dieser  ohne  weitere  Begründung  vornehmen 
zu  wollen,  hat  viel  Missliches,  ila  leicht  eine  \'erschiebung 
eintreten  kann,  die  irre  führt.  Es  ist  ja  auch  gleichgültig 
ob  z.  B.  Jakobi  oder  Jacobi  geschrieben  ist,  wenn  nur  die 
Originalität  gewahrt  wird. 

Indem  ich  nun  das  \'erzeichniss  folgen  lasse,  ist  zu 
bemerken,  dass  P  =  Paquet,  B  =  Brief,  fr  oder  f  =  frei,  gf — 
ganz  frei  bedeutet.  Die  Ortsnamen  bezeichnen,  wie  leicht  zu 
sehen  ist,  nicht  immer  den  Wohnort  des  Adressaten,  sondern 
die  Poststelle,  bis  zu  welcher  nach  damaligen  Einrichtungen 
die  Sendung  frankirt  wurde.  Auch  wird  man  beim  Ver- 
gleich der  Daten  leicht  herausfinden,  dass  es  sich  hier  ledig- 
lich um  den  Termin  der  Briefabgabe  handelt^  wenn  auch 
dieser  oft  mit  dem  Tage  der  Abfassung  des  Briefes  selbst 
zusammenfällt.  Die  Abkürzung  Rhh.  =  Rheinhausen  ist 
besonders  hervorzuheben. 

April   I.       B.  H.  Jakobi  f.  Colin. 

B.  H.  Herder  f.  Paderborn. 

P.  H.  La  Roche  nach  Coblenz. 

B.  H.  La  Roche  nach  Coblenz. 

P.  H.  Reich  g.  f.  Leipzig  (Kupferst). 

2.       B.  H.  Baron  v.  Scholl  n.  Homburg. 

4.  B.  H.  la  Roche  n.  Coblenz. 

B.  H.  von  Trümbach  n.  Dresden. 

5.  B.  H.  Andre  f.  Offenbach. 
P.  H.  Jakobi  n.  Düsseldorf. 
P.  H.   Lavater  n.  Zürich. 

7.       B.   Fr.  D'Orville  f  Offenbach. 
B.  H.  Merck  f  Darmstadt. 
B.  Schmidt  nach  Freiensee. 
B.  Fr.  Schlosser  f   Offenburg. 
IG.       B.  H.   Lenz  f  Rhh. 

B,  H.  Gervais  fr.  Neuwied. 

B.  H.   de  Salis  n.  Marschlins  fr.  Ulm. 

12.  B.  H.  Merck  n.   Darmst.   f  dop. 
B.  H.  Jakobi   f  Colin. 

13.  B.  H.  de  la  Roche  n.  Coblenz. 
B.  H.  Hüszgen  n.  Neuwied. 


124  Neue  Mittheilungen. 


April  13.      B.  H.   Cöntgen  f.  Mainz. 
B.  H.  Jakobi  f.  Colin. 
B.  H.  Lavater  f.  Schaffh. 
P.  H.  Bufi"  f.   Wezlar. 
14.       B.  H.  Lenz  f.  Rhh. 

B.   H.   Reich  gf.   (Leipzig). 
B.   H.   Hüszgen   n.  Neuwied. 
B.  H.  Knebel  f.  Rhh. 
B.  H.  Klopstock  gf.   Han  bürg. 
B.   H.  Ehlers  gf.   Altona. 
B.  H.  Reich  gf.  Leipzig. 
17.       P.   H.   Reich  gf.  Leipzig. 

19.  B.  H,  Meier  f.  Cassel. 
B.  H.  Merck  f.   Darmst. 

20.  B.  H.   Cöntgen  f.  Mainz,   mit    t,   fl.    ^o  kr, 
B.  H.  Jakobi  f.  Colin. 

P.  H.  Merck  f.  Darmst. 

B.  H.  Brinkmann  f.  Paderb. 

B.  H.  V.  Stockhausen  f.  Homburg. 

21.  B.  H.   de  la  Roche  n.   Coblenz. 
B.  H.  Lavater  fr.  Schaffh. 

27.  B.  H.   Jakobi  fr.  Colin. 
P.  H.  Ehlers  fr.   Altona. 
P.  jungen  H.  Jakobi. 

P.   H.  Jakobi  jun.  n.  Düsseldorf. 

P.   H.   Lichtenberger  n.   Strassburg. 

B.  H.  Lenz  f.  Offenburg. 

B.  H.  Jakobi  f.  Colin. 

B.  H.   la  Roche  n.   Coblenz. 

B.  H.   Reich  gf.  Leipzig. 

B.  H.  Merck  f.  Darmstadt. 

B.  H.  Lavater  f.  Schaff  hausen. 

28.  B.  H.  Hüszgen   n.  Neuwied. 
B.  H.  Kornrumpf  n.   Coblenz. 
B.  H.  Haiwachs  fr.  Darmst. 

Mai      3.       B.  H.  Jakobi  f.  Colin. 

B.  Fr.  Brentano  f.  Coblenz. 

4.  B.  Frl.  V.  Knebel  f.  Nürnberg. 

5.  B.   H.  Zimmermann   f.   Hannover. 
8.       B.  H.  Lavater  f.  Schaffh. 

II.       P.   H.  Lavater  n.  Zürich. 

B.   H.   Reich  g.f.   Leipzig. 

B.   H.   Ijrinkman   f.   Paderborn. 

B.  H.   Jacobi   f.   Colin. 
13.       B.   nach  Carlsruh. 
19.       Rolle  n.   Carlsruh   f. 


C.  A.  H.  Burkhardt:    Zu  Goethhs  Briefen.  125 

Juli    24.       B.  H.  Salzinann  f.   Rhh. 

B.  H.  Lavater  f.   Schaffhaus. 

2  P.  nach  Offenbach. 

26.  P.  H.  Salzmann  n.  Strassburg. 
B.  H.  Brehm  f.  Leipzig. 

B.  H.  Halhvachs  f.  Darmst. 

27.  B.  H.  Jakobi.  Colin. 

B.  Fr.  Gr.   v.  Bettendorf  f.  Mainz. 

B.  Fr.  la  Roche  n.  Coblenz. 

28.  B.  H.  Grezmüller  fr.  Wien. 

B.  H.   Canabich  fr.  Mannheim. 

B.  H.  Weigand  n.  Leipzig. 

B.  H.  Herder  fr.  Paderborn. 

31.       P.  H.  Trapp  fr.   Worms. 

P.  H.  Merck  n.  Darmstadt. 

B.  H.  Leuchsering  f.  Rhh. 

B.  Jfr.  üelf  f.  Heidelberg. 

B.  Fr.  D'Orville  f.  Offenbach. 

B.  H.  Lavater  f.  Schaffli. 

B.  H.  V.  Lichtenstein  f.  Laubach. 

B.  H.  Pauli  n.  Homburg. 

Aug.    I.       P.  Jfr.  Hesz  n.  Darmstadt. 

B.  H.  von  Mecheln  fr.  Schaffh. 

B.  H.  V.  Knebel  n.  Weimar  fr. 

B.  H.  Klinger  fr.  Giessen. 

B.  H.  P'orkel  fr.  Cassel. 

3.  B,  H.  Hemmerich  in  Assenheim. 

B.  Fürstin  I-ouise  v.  Darmstadt.    Carlsruhe. 

4.  B.  H.  Lavater  fr.  Schaffh. 
B.  H.  Ehlers  fr.  Altona. 

7.  B.  Jfr.  Delf  n.  Heidelberg. 
B.  H.  Lenz  fr.  Rhh. 

B.  H.  Jakobi  fr.  Colin. 

8.  B.  H.  Lavater  fr.  Schaffh. 

B.  H.  Rath  [sc.   Goethe]  n.   Schwalbach. 

B.  H.  Baron  Waiz  f.  Duderstadt. 

B.  H.  Hauptm.  Bruere  f.  Goar. 

B.  H.  Fischer  n.   Cassel. 

B.  H.  Scholl  n.   Homburg. 

B.  H.  Kauwerz  fr.  Colin. 

B.  H.  v.  Baumbach  n.  Hanau. 

B.  H.  Harnes  n.  Dierdorf. 

B.  H.   Cramer  n.   Dierdorf. 

B.  H.  Creuzer  n.   Dierdorf. 

B.  Fr.  Seekaz  n.  Darmstadt. 


126  Neue  Mittheilungen. 


Aug.  lo.       P.  H.  Buff  f.   Wezlar. 

14.       B.  Jfr '  n.  Hanau  f. 

B.  H.  Frank  v.  Lichtenstein  f.  l.aubach. 
16.       B.  H.  Jakobi  f.  Colin. 

P.  H.  Herder  f.  BUckeburg. 
25.       P.  H.   Merck  f.  Darmstadt. 

29.  B.  H.  Klinger  f.  Giessen.      Mit   i   Carolin. 
B.  H.  Weigand  in  Göttingen  fr.  Cassel. 
B.  Fr.  Karschin  fr.  Duderstadt. 

B.  H.  Reich  fr.  Leipzig. 

30.  B.  H.  Salis  fr.  Schaff h. 
P.  H.  Jacobi  fr.  Colin. 
B.  H.  Jacobi  fr.   Colin. 

B.  H.  Schlosser  fr.  Offenbach. 

B.  H.  Claudius  fr.  Hamburg. 

B.  H.  Lenz  fr.  Rh. 

B.  H.  Leerse  fr.  Rh. 

B.  H.  La  Roche  n.  Coblenz. 
Sept.    5.       B.  H.  Wagner  fr.  Höchst. 

B.   H.  Dorville  n.  Offenbach. 

B.  H.  Lavater  fr.  Schaffh. 

B.  H,  Merck  fr.  Darmstadt. 

B.  H.  Sulzer  (ohne  Ortsangabe.) 
6.       P.  H.  Schlosser  n.  Emmendingen. 

P.  H.  Ackermann  n.  Hambg.  fr. 
9.       B.  H.  Lavater  f.  Schaffhausen. 

10.  B.  H.  Wegner  f.  Hanau. 
B.  H.  Lavater  f.  Schaffh. 

B.  H.  Grafen  v.  Spauer  n.  Wetzlar. 

11.  B.  H.  Gotter  fr.  Gotha. 

B.  H.  Cannabich  fr.  Manheim. 

B.   H.  Lavater  fr.  Schaffh. 

B.   H.   Schlosser  fr.  Offenburg. 

B.  H.  Deyverdun  v.  Lausanne  fr.  Cassel. 

B.  H.  Jacobi  fr.  Colin. 

B.  Jfr.  Schleiermacher  n.  Darmstadt. 
16.       B.  H.  Lavater  f.  Schaffh. 

B.  Fr.  Gr.  v.  Hohenloh  fr.   Paderborn. 

B.  H.  La  Roche  n.  Coblenz. 

B.  H.   Wagner  fr.   Höchst. 

B.   H.   von  Bettendorf  fr.  Mainz. 
19.       B.  H.  Wagner  fr.  Höchst. 

B.   H.   Gr.   V.  Spauer  n.   Wezlar. 

B.   Fr.  Fürst  v.  Erbach-FUrstenau   n.   Fürstenau. 


'  Name  ist  aussrelassen. 


C.  A.  H.  Burkhardt:    Zu  Goethes  Briefen.  127 

Sept.  19.       B.  H.  Wagner  fr.   Höchst. 

B.  Frl.  V.  Vreden  f.  Heidelberg. 

B.  H.  Deyverdun  v.  Lausanne  fr.  Cassel. 

23.       B.  H.  Heinse  fr.  Colin. 

B.  H.   Wagner  f   Höchst. 

B.  H,  Ehlers  f.  Cassel. 

B.  Fr.  V.   Stockhaußen  f.  Homburg. 

27.  B.  H.  V.  Lindau  fr.  Schaff h. 

28.  B.  H.  Lavater  f.  Schaffh. 

B.  H.  Zimmermann  n.  Hannover  fr.   Cassel. 
B.  Fr.  Schlosser  fr.  Offenbach. 

29.  P.  H.  Merck   fr.  Darmstadt. 

Oct.     3.       B.  H.  H.  C.  R.  Fischer  fr.  Cassel. 

B.  H.  Leibarzt  Zimmermann  f.  Cassel. 

B.  H.  V.  Kalb  fr.  Rhh. ' 

B.  H.  Jakobi  fr.  Colin. 

B.  H.   Cammerrichter  Gf.  v.  Spauer  n.   \Vetzlar. 

B.  verw.  Frau  Gräfin  v.  Hohenloh  n.  Schrotsberg 

fr.   Heilbronn. 

4.  B.  H.   Gr.  Christian  v.   Stolberg  fr.   Schaffh. 

5.  B.  Fr.  Bachmann  n.  Cassel. 

B.  H.  Zimmermann  fr.  Hannover. 
7.       B.  Graf  Spauer  n.  Wetzlar. 

B.  H.   Merck  fr.   Darmstadt. 

B.  Jfr.  Delf  fr.  Heidelberg. 

P.  H.  Zimmermann  fr.  Hannover. 
8:  B.  H.  Zimmermann  fr.  Hannover. 
9.       B.  H.  Lavater  fr.  Schaffh. 

11.  B.  Mons.  Michel  Aine  Bertrandt  &  C.  f.  Rheinh. 
B.  H.  Herder  fr.  Paderborn. 

12.  B.  H.  Wagner  fr.  Höchst. 

B.  H.  La  Roche  n.  Coblenz. 
B.  Jfr.  Delf  fr.  Heidelberg. 

17.  P.  H.  Wagner  Höchst. 

18.  B.  H.  Wagner  Höchst. 
P.  H.  Lavater  n.  Zürich. 


Nach  Beschluss  der  Herrn  Redactoren  der  Weimarer 
Goethe-Ausgabe  werden  künftig  meine  Briefverzeichnisse, 
welche  ich  aus  Rechnungen  und  Tagebüchern  zusammen- 
gestellt habe,  in  den  kritischen  Apparat  für  die  Briefe  auf- 
genommen werden.  —  Vom  18.  October  bis  9.  Nov.  1775 
finden  sich  keine  Briefangaben  vor. 


IV.  Goethe  und  David  Hartmann. 

MITpETHEILT   VON 

Wi  L  H  E  L  M   Lang. 

Im  G.-J.  III,   S.  358  hat  Julius  Hartmann,    zum  Theil 
aus  Familienpapieren,  Einiges  über  die  Beziehungen  Goethes 
zu  Georg  Hartmann    in  Stuttgart    und    zu    dessen  Oheim, 
dem  Waisenhausschullehrer  Israel  Hartmann    in   Ludwigs- 
burg mitgetheilt.    Nur  gestreift  ist  dort  der  Sohn  des  letz- 
'  teren.   Gottlob    David    Hartmann,    der   im  Jahre    1775    '""■ 
Alter  von  23  Jahren   als  Professor   in  Mitau   starb.      Auch 
dieser  reichbegabte,    doch  unreife,   vorschnell  auf  den  lite- 
rarischen Kampfplatz  getretene  Jüngling  hat  sich  mit  Goethe 
berührt.  Wir  entnehmen  dies  den  Briefen,  die  er  an  Bodmer 
und    an  Lavater   gerichtet  hat.     Jene    sind    auf  der  Stadt- 
bibliothek in  Zürich  aufbewahrt,  diese  im  Besitz  des  Herrn 
Antistes   Dr.    G.   I-insler   daselbst.      Wir   finden    in    diesen 
Brieten,    die    ungedruckt   und  unbenutzt  sind    —  nur  zwei 
Stellen  aus  Hartmanns  Briefen  an  Lavater  sind  von  Düntzer, 
l-'reundesbilder  aus  Goethes  Leben  S.  17— 18  angeführt,  nicht 
in  genauer  Fassung  —  zwar  nur  zerstreute  und  kurze  An- 
gaben, die  aber  das  Verhältniss  zu  Goethe  im  Allgemeinen 
verfolgen  lassen.     Die  Mittheilung    rechtfertigt   sich  schon 
aus   diesem    Grunde:    es   erscheint    hier   ein    entschiedener 
und  leidenschaftlicher  Gegner,  der  in  frühen  Jahren  schon 
fertig  zu  sein  glaubt  und  an  Goethe  den  überlegenen  Kunst- 
richter spielt,  in  dem  wir  nun  aber  eine  merkwürdige  Um- 


Wilhelm  Lang:   Goethe  und  David  Hartmann.  129 

Wandlung  sich  vollziehen  sehen.  Durch  persönliche  Be- 
gegnung und  durch  die  Schritten  des  Dichters  wird  er  in 
seinen  vorgefassten  Meinungen  schwankend,  wird  um- 
gestimmt, zuletzt  fast  ein  Bekehrter.  Der  anmaßliche  Tadler 
schlägt  um  in  einen  warmen  Bewunderer.  Die  Zaubermacht 
Goethes  bewährt  sich  hier  an  einem  hartnäckigen  Wider- 
sacher. 

Mit  zwanzig  Jahren  steht  Hartmann,  damals  Zögling 
des  Tübinger  Stifts,  schon  in  lebhaftem  Briefwechsel  mit 
den  Zürichern,  mit  Chr.  H.  Schmidt  in  Giessen,  mit  Meusel 
in  Erfurt,  mit  Denis  in  Wien.  Er  ist  voll  von  literarischen 
Plänen.  Auch  seine  ersten  poetischen  VeröÖentlichungen 
fallen  in  diese  Zeit.  Er  beginnt  im  Bardenton,  schlicsst  sich 
dann  eng  an  Bodmer  an,  in  der  Aesthetik  und  Philosophie 
ist  Sulzer  sein  Mann.  Der  Jüngling  stellt  sich  ganz  auf 
Seite  der  Alten.  Selbst  ein  »Genie«,  spricht  er  über  die 
neue  Geniedichtung  ab  mit  einem  Selbstgefühl,  zu  dem 
keine  seiner  eigenen  Leistungen  berechtigt. 

Er  lobt  die  Frankfurter  Gelehrten  Anzeigen,  aber  den 
Jahrgang  1773;  den  von  1772  mit  den  Beiträgen  von  Goethe, 
Herder^  Merk  hat  er  gar  nicht  gelesen.  »Jetz«  —  schreibt 
er  am  9.  Mai  1773  an  Bodmer  —  »hat  Bahrd  die  Direction 
und  diese  lese  ich.  Die  vorigen  Mitarbeiter  sind  abge- 
tretten  nach  einem  zweyjährigen  Geschrey.«  Am  4.  Juli 
(er  ist  inzwischen  aus  dem  Stift  ausgetreten  und  hält  sich 
in  Stuttgart  auf)  schreibt  er  an  denselben:  »Wenn  Sie  das 
Buch  von  deutscher  Art  und  Kunst  gelesen  haben,  so  werden 
Sie  sich  über  den  myiliischen  Herderisch -Hamannischen 
Styl  nicht  genug  wundern  können.  Es  ift  von  Göthe,  dem 
beflen  Freund  Herders.  Wenn  diese  wider  Sulzer  schreiben, 
so  hat  man  für  Sulzern  nichts  zu  fürchten.  Ueberhaupt 
bringe  ich  vielleicht  eine  Gesellschaft  Männer  zusammen, 
die  Ihnen  (So!)  fürchterlich  genug  seyn  soll.«  Der  Plan 
einer  literarischen  Zeitschrift  beschäftigt  ihn  auch  späterhin 
angelegenthch.  Er  rechnet  dabei  auf  Klopstock ,  Denis, 
Spittler,    Sulzer,    Kant,    Garve,    Platner,    Hess,    kurz    »die 

GotTHE-jAHRBUCH     IX.  9 


130  Neue  Mittheilungen. 


größten  Männer  Teutschlands.«  Am  13.  August  schreibt 
er:  »Göthe  hat  ein  Trauerspiel  in  Shakspears  Geschmack 
drucken  lassen,  Götz  von  Berlichingen,  das  aber  nicht  be- 
sonders viel  sagt.«  Und  am  29.  August:  »Er  will  Shak- 
spear  nachgeahmt  haben,  aber  warlich  sehr  unglücklich, 
wiewol  ihn  alle  Zeitungen  loben.  Bald  ist  die  Scene  in 
Heilbronn,  bald  in  Bamberg,  bald  in  Götzens  Schloß,  bald 
in  Augspurg  —  und  alle  Personen  reden  sehr  bäurisch.« 
Von  Leipzig  ist  ihm  die  Fortsetzung  der  »Literarischen 
Briefe«  angetragen.  Indessen  schreibt  er  in  die  Erfurtische 
Gelehrten-Zeitung,  ein  anderes  Organ  der  Klotzianer,  eine 
Recension  des  Götz.  An  Lavater  berichtet  er  am  4.  Januar 
1774:  »Götz  von  Berlichingen  ift  gerichtet,  und  juit  dahin 
gesetzt  wo  er  hingehört.  —  Itz  gehts  gegen  andere.«  Er 
zürnt  dem  Publikum,  das  seine  eigenen  Dichtungen,  die 
»Jahresfeyern«,  unbeachtet  lässt  und  dem  Götz  zujauchzt. 
»Gilt  nichts«  -  so  schreibt  er  am  11.  Januar  an  Lavater 
—  »so  will  ich  keinen  Brief  mehr,  sondern  einen  Oktav- 
band über  den  Zustand  unsres  Publikums  schreiben,  das  die 
2"-'  Aufl.  von  Götz  von  Berlichingen  kauft  und  mich  mit 
meinen  Jahresteyern  warten  läßt.«  Und  an  Bodmer  am 
gleichen  Tage:  »Ich  wünschte,  daß  Sie  Götz  von  B. 
gelesen  hätten,  von  ihm  selbll;  beschrieben,  um  einzu- 
sehen, wie  der  Neue  hier  geraubt  und  abgeschrieben  hat. 
Ich  habe  es  wnrkUch  vor  mir.  Es  ift  Dokument  der  Sprache.« 
In  einem  Brief  an  Lavater  vom  8.  Februar  kommt 
vollends  seine  Eifersucht  auf  Goethe  zum  Vorschein.  Fr 
macht  dem  Herzensfreund  in  Zürich  Vorwürfe,  dass  er 
Allen  Alles  sei,  mit  Jedem  in  seiner  Sprache  rede.  Wie 
es  scheint,  hatte  ihm  Lavater,  um  den  Empfindlichen  zu 
beschwichtigen ,  seine  Correspondenz  mitgetheilt.  Hart- 
mann aber  erwidert :  »Du  bift  gegen  mich  nimmer  der, 
der  du  geftern  und  ehegeftern  warft.  Sonft  könnteft  du 
unmöglich  also  mit  mir  sprechen,  wie  du  mit  mir  sprichft. 
Und  wenn  du  mir  jtz  noch  1000  Briefe  mittheilft,  so  glaube 
ich  nicht  mehr  ....  bin   ich  denn  ein  Hund?  Nicht  einmal 


Wilhelm  Lang:  Goethe  und  David  Hartmank.  13  I 

SO  viel  Troft  hab'  ich  zu  genießen,  daß  ich  dein  Mitleiden 
hätte.  An  Göthe  und  deine  Freunde  schreibft  du  warlich 
mehr  interessantes  als  an  mich  —  Sie  sind  dir  mehr  Rath 
(So!),  als  ich  —  diß  verrathen  alle  Briefe,  welche  ich  hier 
vor  mir  habe.  Du  bettelft  u :  alle  geben  dir  nichts  —  ich 
gäbe,  wenn  du  nur  einmal  forderteft«.  (Vgl.  Düntzer  a.  a. 

0.  S.  17.)  Gleichzeitig  schreibt  er  an  Bodmer :  »Gegen 
Herder  und  Göthe  habe  ich  mich  schon  einigemal  laut 
genug  erklärt ;  so  daß,  da  auch  Schlötzer  gegen  sie  zieht, 
sie  nichts  vermögen  werden«.  Und  wieder  an  Lavater  am 

1.  März:  »Wir  denken,  wollen  gleich,  Lavater  —  nur  über 
Basedow,  Pfenninger,  Göthe,  und  deinen  Chriftus  denken 
wir  verschieden  ....  dein  Göthe  erscheint  in  allen  seinen 
Briefen  als  ein  Mensch,  der  dich  zum  Spaß  hat;  der  alles 
um  sich  verachtet,  und  dem  redlichen  damit  Unrecht  thut«. 
(Vgl.  Düntzer  a.  a.  O.  S.  18.)  Und  abermals  wirft  er  (am 
IG.  April)  Lavater  vor,  daß  er  Allen  Alles,  oft  kühn,  oft 
entsetzlich  kleinmüthig  sei :  »Mit  Bengel  Bengel,  mit  Oetinger 
Oetinger,  mit  Göthe  Göthe,  mit  Hasekamp  Hasekamp  — 
kein  Wort  mehr!« 

Durch  Sulzers  Vermittlung  hatte  Hartmann  inzwischen 
einen  Ruf  des  Herzogs  von  Curland  als  Professor  der  Philo- 
sophie an  das  neugegründete  akademische  Gymnasium  zu 
Mitau  erhalten.  Am  24.  April  reiste  er  von  Stuttgart  ab, 
in  Begleitung  eines  Vetters,  der  Kammerdiener  beim  Herzog 
Karl  gewesen  war,  jetzt  einen  neuen  Dienst  suchte  und 
einen  solchen  bei  dem  Bruder  des  Herzogs  von  Gotha  fand. 
Die  Reise  ging  über  Mannheim,  Frankfurt,  Gotha,  Erfurt, 
Weimar,  Leipzig,  Berlin.  Überall  wurden  die  berühmten 
Männer  aufgesucht;  in  Frankfurt  Goethe.  Goethe  hat  diesen 
Besuch  nirgends  erwähnt.  Auch  in  Hartmanns  Briefen  finden 
sich  zunächst  nur  flüchtige  Erwähnungen.  Doch  die  ab- 
sprechenden Urtheile  hören  mit  einem  mal  gänzHch  auf. 
Aus  späteren  Äusserungen  ist  noch  deutlicher  ersichtlich, 
welchen  Eindruck  die  Begegnung  auf  den  um  3  Jahre 
jüngeren  Hartmann  gemacht  hat. 

9* 


i;2  Neue  Mittheilungen. 


Ein  Brief,  den  er  aus  Frankfurt  an  Lavater  schrieb,  ist 
leider  nicht  mehr  vorhanden.  »Von  Frankfurt  schrieb  ich, 
behielt  den  Brief  im  Sack,  da  soll  er  nun  bleiben  .  .  .  Mit 
Goethe  hab  ich  in  Frankfurt  gelebt.  Viel  hätt'  ich  zu  sagen, 
aber  ich  kann  doch  ja  nicht«.  So  aus  Berlin  den  23.  Mai. 
An  Bodmer  schreibt  er  unter  demselben  Datum  einen  aus- 
führUchen  selbstgefälligen  Bericht  über  die  Begegnung  mit 
Wieland  in  Weimar.  Kein  Wort  über  Goethe.  Erst  als 
Bodmer  nach  Goethe  fragt,  schreibt  Hartmann  aus  Mitau 
den  30.  Juli :  »Von  Goethe  in  Frankfurt  kann  ich  Ihnen 
sagen,  daß  er  ein  sehr  guter  Mann  ift,  mit  dem  ich  in 
manchen  Dingen  mehr  Interessantes  gesprochen  habe,  als 
mit  allen,  die  ich  auf  meiner  Reise  besucht  habe«.  Das  ist 
herzlich  wenig,  aber  doch  aus  einer  anderen  Tonart  als 
seine  früheren  Äusserungen.  Schon  am  16.  Juli  hatte  er 
übrigens  an  Bodmer  geschrieben:  »Gesehen  müssen  Sie 
nun  auch  haben  Goetter,  Helden  und  Wieland  —  ein  Stück, 
das  Goethe  mehr  Ehre  macht  in  meinen  Augen,  als  alles, 
was  er  sonft  schrieb.  Lavater  und  Basedow  zusammen  in 
Schwalbach  —  ach  daß  ich  unter  ihnen  wäre ! « 

Nun  folgt  noch  das  merkwürdigste  Schrittstück,  ein 
Brief  an  Lavater  aus  Mitau  22.  Februar  1775.  Werther  ist 
erschienen,  und  Hartmann  selbst  ist  Werther  geworden. 
Eine  heftige  Leidenschaft  hat  ihn  ergriften  für  die  20  jährige 
Elisabeth  Charlotte  von  der  Recke,  geb.  v.  Medem,  die 
mit  einem  Mann  verbunden  ist,  den  sie  nicht  liebt.  Mit 
der  Geliebten  zusammen  verschlingt  er  den  Werther.  Das 
vollendet  den  in  Frankfurt  begonnenen  Umschlag:  er  würde 
sich  jetzt  für  Goethe  todtschlagen  lassen. 

Man  höre  folgende  Bekenntnisse:  »Ich  habe  kürzlich 
auf  dem  Lande  eine  Bekanntschaft  gemacht,  die  mir  nahe 
geht.  Mit  einer  Frau  von  der  Recke,  einer  ganz  außer- 
ordentlichen Dame,  be}-  der  ich  14  Tage  auf  ihrem  Ritter- 
sitzc  war.  Wie  viel  wir  da  zusammen  von  dir  sprachen. 
Sie  liebt  dich  selir,  u  :  ifl   überhaupt  mit  der  teutschen  Lit- 


Wilhelm  Lang:  Goethe  und  David  Hartmank.  133 


teratur  sehr  bekannt.  Ich  habe  Werthers  Leiden  mit  ihr 
gelesen.  10  mal  hab"  ichs  verschlungen.  Das  Buch  soll 
mein  Freund  bleiben,  u:  Lav:  denke  hieran,  wenn  einft 
mein  Schicksal  Aehnlichkeit  mit  Werthers  hätte.  Ich  sehne 
mich  oft  jenseits  des  Grabes  zu  seyn.  .  .  .  Ich  habe  Heim- 
weh. Nur  nach  dir  und  der  Schweitz.  Ich  armer  Pilgrimm 
bin  hier  glücklich,  habe  alles  was  ich  will,  werde  hier  auf 
Händen  getragen,  u:  verehrt  —  u:  doch  ift  mein  Herz  leer, 
u:  mein  Auge  thränt.  Ich  habe  mir  Werthers  Spaziergänge 
genommen,  schweife  des  Nachts  in  einem  Schlitten,  den 
ich  selbft  führe,  auf  dem  Feld  herum.  Nun  lasse  ich  mich 
für  Goethe  tödten.  Sulzer  denkt  anders,  anders !  .  .  .  La- 
vater  haft  du  keine  Aehnlichkeit  zw.  mir  u:  Werther  ge- 
funden ?  .  .  .  Ach  Gott  mir  ifts  jtz  nirgends  mehr  wohl. 
Alles  drängt  mich,  ängftigt  mich ;  und  ich  könnte  glück- 
licher seyn  als  kein  Mensch  auf  Erden.  Ott  spreche  ich 
von  dir  mit  allen  meinen  Geliebten ;  deren  ich  viele  habe. 
Wie  dumm  man  doch  in  Teutschland  Werther  aufnimmt 
beurtheilt;  u:  Herders  Philosophie.  Die  Blinden!  Ifts  wohl 
noch  der  Mühe  werth,  für  solche  Schurken  was  drucken 
zu  lassen.  .  .  .  Ach  ich  wünschte,  mein  Leben  ginge  zum 
Ende,  denn  jtz  würd'  ich  am  liebften  die  Scene  ändern. 
Glaub'  aber  ja  nicht,  daß  Menschen  daran  schuld  haben. 
Nein,  ich  werde  nur  zu  sehr  geliebt.  Aber,  ich  weis  nicht, 
warum  mein  Herz  so  an  gar  niciits  anders  denkt,  als  an 
dieses.  Schreibs  diesem  zu,  daß  mein  Brief  so  unordentl : 
geschrieben  ift.  Und  Werthers  Leiden  sind  nun  tägliche 
Nahrung  für  meinen  Geift.  Noch  wünscht'  ich  einige  Sachen 
zu  vollenden,  und  dann  wärs  mir  lieb,  wenn  Ende  der 
Comoedie  da  wäre.  .  .  .  Ich  hoere  daß  nun  Goethe  bey 
dir  ift,  und  das  freut  mich  für  dich  u.  ihn.  Bitte  Goethe, 
daß  er  mir  schreibe  —  einen  langen  Brief;  und  das  so  oit 
als  er  will.  Nicht  eine  Stunde  des  Tags  ift,  in  welcher  ich 
mich  nicht  deiner  und  seiner  erinnere,  ich  hab  ihm  so  eben 
auch  geschrieben  und  gedankt  für  seinen  Werther,  und 
das  will  ich  vielleicht  auch  öffentl :  thun«.  .  .  . 


134  Neue  Mittheilungen. 


Am  8.  Juni  wiederholt  er:  »Ist  Goethe  bey  dir,  so 
laß  ihn  schreiben.  Jede  Zeile  freut  mich.«  Dies  die  letzte 
Äusserung  Hartmanns  über  Goethe.  Am  5.  November  ist 
er  in  Mitau  durch  ein  hitziges  Fieber  weggerafft  worden. 
Bis  zum  Ende  hat  er  seine  weitfliegenden  Plane  nicht  zu- 
sammenzuziehen und  zu  vertiefen  vermocht.  Was  er  in 
Prosa  und  Versen  hinterlassen  hat,  ist  vergessen;  seine 
Bardengesänge,  seine  Jahresfeiern  und  sein  Sophron.  Auf  die 
Frage,  was  er  noch  hätte  leisten  können,  giebt  es  keine 
Antwort.  Immerhin  beweist  die  Wandlung  seines  Ur- 
theils  über  Goethe  und  noch  mehr  seines  Urtheils  über 
Herder,  von  dem  er  mit  steigender  Wärme  und  Zustim- 
mung redet,  dass  der  Jüngling,  so  anmaßend  sein  Auf- 
treten gewesen,  noch  fähig  war  zu  lernen.  Er  selbst  nannte 
sich  »starr  und  trotzig«  :  um  so  ernsthafter  war  seine  Ver- 
wandlung. In  Schwaben  ist  sein  frühzeitiger  Tod  tief  be- 
trauert worden.  Man  hatte  grosse  Hoffnungen  auf  den 
gesetzt,  der  von  sich  selber  so  ungemein  viel  hielt.  Sieben 
Jahre  älter  als  Schiller,  war  er  der  Erste  aus  Altwürtemberg, 
der  in  den  Gang  der  schönen  Wissenschaften  in  Deutsch- 
land einzugreifen  versuchte.  Schubart  rechnete  ihn  unter 
die  »unvollendeten  Genies«.  G.Fr.  Stäudlin,  damals  16  Jahre 
alt,  stammelte  ihm  eine  Todtenklage  im  Bardentone  nach. 
Er  nahm  diese  Ode  dann  in  seinen  Schwäbischen  Musen- 
almanach für  1782  auf.  Und  im  folgenden  Jahrgang  des 
Almanachs,  1783,  war  das  Titelbild  dem  Andenken  Hart- 
manns gewidmet:  eine  trauernde  Muse  sitzt,  die  Harfe 
weggewendet,  das  Haupt  verhüllend  zu  den  Füssen  eines 
Sarges.  Im  Hintergrund  hält  ein  Genius  den  Schattenriss 
eines  Jünglingskopies.  Der  Sarg  trägt  die  Autschritt: 
Hartmann. 


V.  Goethes  Beziehungen  zu  Manzoni 

UND  ANDEREN  ITALIENERN. 


Briefwechsel  zwischen  Manzoni  und 
Kanzler  Friedrich  von  Müller. 

MiTGETHEILT   VON 

LlONELLO     SeXIGAGLIA. 

I. 

Als  Manzoni  im  Jahre  1809  sich  bekehrte  —  Manzoni 
war  nämhch  bis  zu  seinem  zwanzigsten  Jahre  Skeptiker, 
und  erst  später,  als  er  heiratete  wurde  er  ein  guter  Katho- 
lik —  begann  er  seinen  Arbeiten  eine  neue  Richtung  zu 
geben.  Während  er  bisher  auf  den  Bahnen  Montis  und 
der  Klassiker  gewandelt  war,  verlässt  er  dieselben  nunmehr 
gänzlich,  um  dem  Romanticismus  zu  huldigen,  der  bereits 
in  Deutschland,  Frankreich  und  England  festen  Fuss  ge- 
fasst  hatte.  Es  ist  bekannt,  dass  Manzoni  lange  Zeit  in 
Frankreich  lebte  und  in  den  ersten  Jahren  seines  dortigen 
Aufenthaltes  ein  fleissiger  Gast  der  Maisonette  war,  wo 
Fauriel  viele  Anhänger  der  von  den  Encyklopädisten  ver- 
fochtenen  Theorien  um  sich  versammelte.  Daselbst  machte 
er  auch  die  Bekanntschaft  der  Frau  von  Stael,  welche  im 
Jahre  1804  Goethe  besuchte  und  demselben  höchst  wahr- 
scheinlich von  diesem   hoffnungsvollen    jungen  Manne    ge- 


136  Neue  Mittheilungen. 

sprochen  haben  dürfte,  terner  Cousins,  der  nachher  sein 
und  Goethes  Freund  wurde,  ßaggesens  und  Anderer  mehr. 

Die  skeptischen  Theorien,  welche  in  dieser  Gesellschaft 
gebilligt  wurden,  waren  durchaus  nicht  nach  dem  Ge- 
schmacke  Manzonis,  der  nach  seiner  Rückkehr  in  sein 
Vaterland  sehr  religiös  wurde. 

In  seinen  heiligen  H^-mnen  (1812 — 181 5)  preist  er  die 
Religion  mit  den  erhabensten  Ausdrücken.  Als  dieselben 
veröffentlicht  wurden,  tauchten  von  mehreren  Seiten  Kritiken 
auf  um  sie  zu  bekämpfen;  ihr  Erscheinen  blieb  übrigens 
vom  grossen  Publikum  vollkommen  unbeachtet.  Nur  der 
Conciliatore,  das  Organ  der  Romantiker  und  Carbonari 
lobte  dieselben  einige  Jahre  nach  ihrem  Erscheinen  (1819). 
In  diesem  Jahre  las  sie  auch  Goethe,  wahrscheinlich  durch 
das  günstige  Urtheil  des  Conciliatore  dazu  bewogen,  den 
er  mit  mehreren  anderen  literarischen  italienisclien  Journalen 
(L'Eco  und  La  Biblioteca  Italiana)  aus  Mailand  bezog. 
Während  der  doktrinäre  Abbe  Giovanni  Salvagnoli-Marchetti 
aus  Empoli  diese  Manzoni'schen  Hymnen  bezeichnete  als 
»die  elenden,  ungeschickten,  gewundenen  Versarten,  welche 
Alessandro  Manzoni  unter  so  vielen  anderen  unitalienischen 
Dingen  uns  bescheerte«',  lobte  Goethe  dieselben  mit  warmen 
Worten  [Hempel  XXIX,  650.] 

In  einem  andern  Briefe  theilt  Manzoni  seinem  Freunde 
Fauriel  die  Absicht  mit,  ein  Trauerspiel:  II  Conte  di  Car- 
magnola  schreiben  zu  wollen.^ 

Aus  dem  Briefe  geht  hervor,  dass  die  von  Manzoni 
beabsichtigte  Reform  in  der  Tragödie  sich  hauptsächlich 
in  zwei  Grundsätze  zusammenfassen  lässt:  i.  Fallenlassen 
des  alten  aristotelischen  Gesetzes  über  die  Einheit  des 
Ortes  und  der  Zeit;  2.  Gestaltung  des  Stückes  einfach  der 
historischen  Wahrheit  »emäss. 


'  Siehe  Giornale  Arcadico  di  Roma. 

^  Die   Briefe   an  Fauriel  sind    in  A.   de  Gubernatis  Epistolario  di 
A.  Manzoni,  Milano   1881,  niitgetlieilt. 


L.  Senigaglia:   Goethes  Beziehungen  zu  Manzoki  etc.    137 

Die  \'erötFentlichung  des  Trauerspiels:  II  Conte  di 
Carmagnola  (1820)  brachte  eine  Revolution  in  der  litera- 
rischen Welt  Italiens,  Englands  und  Frankreichs  hervor. 
Die  Biblioteca  Italiana ,  ein  zeitgenössisches  literarisches 
Journal   griff  den  \'erfasser  in  einem  heftigen  Artikel  an.' 

Im  Gegensatze  dazu  schenkte  Goethe  iManzoni  seine 
Neigung  und  Bewunderung.  In  seiner  »Theilnahme  an 
Manzoni«  (1827)  erzählt  er,  dass  bei  Gelegenheit  der 
Reise  des  Grossherzogs  von  Weimar  nach  Mailand  (im 
Jahre  1820)  eine  literarische  \"erbindung  mit  den  italie- 
nischen Gelehrten  jener  Stadt  eingeleitet  wurde,  die  sich 
auch  in  der  Folge  fortdauernd  erhielt. 

Die  Verbindung  wurde  aber  schon  früher  und  zwar  im 
Jahre  1818  durch  Cattaneo  versucht.  Er  hat  nämlich  an 
Goethe  einen  Brief  gerichtet  in  dem  es  unter  anderm  heisst: 

Milan  le  25  q^""^  18 18 

Dans  le  dernier   envoi  que  M''  Mylius  a  fait 

ä  S.  A.  R. ;  jai  envove  differens  articles  pour  V.  E.,  savoir 
l'exemplaire  meme  que  mon  ami  Manzoni  m"a  donne  des 
4  Inni  Sacri  qu'il  a  publies  depuis  quelque  tems,  et  sur 
lesquels  je  serais  fort  ravi  de  pouvoir  connaitre  le  sentiment 
de  V.  E.  Je  ne  sais  pas  si  je  me  trompe  de  croire  que 
ce  jeune  homme  ira  tres  loin,  car  il  me  parait  ä  cette  heure 
fort  au  dessus  de  la  foule  de  nos  vcrse^giatori.  C'est  le 
meme  qui  travaille  a  la  tragedie  du  Garmagnola,  mais  le 
diable  se  mele  pour  le  distraire  de  cette  entreprise,  qui  lui 
reussit  d'une  maniere  tout-a  fait  originale,  en  le  plongeant 
dans  les  ouvrages  theologiques.  C'est  un  Newton  qui  com- 
mente  trop  de  bonne  heure  son  Apocalypse ^ 


'  Siehe  Biblioteca  Italiana,  Bände  XVII— XX  Seite  232—244  Jahr 
1820,  ungünstige  Urtheile  ferner:  Antologia  di  Firenze,  Quarterly  Re- 
wievv  I.  XLVII  18 19  Seite  86,  ausserdem  Foreign  Qj-iarterly  Rewievv 
und  L'Etoile  et  le  Journal  de  Savans.  Günstig  für  Manzoni  war  Le 
Globe,  der  Schriftsteller  Camillo  Ugoni  veröffentlichte  daselbst  zwei 
sehr  geistreiche  und  für  Manzoni  schmeichelhafte  Artikel. 

^  Goethe-Archiv  in  Weimar. 


138  Neue  Mittheiluxgen. 


In  demselben  und  im  folgenden  Jahr  (1819)  gibt  Goethe 
in  »Kunst  und  Alterthum«  ein  günstiges  Unheil  über  die 
Hymnen  ab  und  befasst  sich  auch  mit  Hermes  Visconti. 
Daraus  ist  zu  ersehen,  dass  unter  den  Gelehrten,  mit  welchen 
nicht  nur  der  Grossherzog  sondern  auch  Goethe  in  schrittliche 
\'erbindung  trat,  auch  die  drei  Schriftsteller  waren,  deren 
Xamen  wir  jetzt  mit  Bestimmtheit  anführen  können,  nämlich 
Alessandro  Manzoni,  Ermes  Visconti  und  Gaetano  Cattaneo. 
Die  zwei  letzteren  waren  Manzonis  Freunde.  Aus  Goethes 
Werken  wissen  wir,  wie  oben  angeführt,  dass  er  den  Con- 
ciliatore,  das  Eco  und  die  Biblioteca  Italiana  las.  Im  Gegen- 
satz zu  letzterer  veröffentlicht  Goethe  (1820)  einen  Auszug 
aus  iManzonis  Stück  mit  einer  lobenden  Beurtheilung  des- 
selben. Goethe  äussert  sich  namentlich  über  die  Anordnung 
der  Scenen  beifällig,  so  dass  es  den  Anschein  hat,  als  seien 
seine  Worte  absichtlich  an  die  Adresse  des  boshaften  Kri- 
tikers der  Biblioteca  Italiana  gerichtet,  der  unter  anderm 
die  wohlfeile  Behauptung  aufgestellt  hatte,  dass  es  in  dem 
Stücke  Episoden,  ja  sogar  ganze  Akte  gebe,  die  man  aus- 
lassen könnte,  nicht  nur  ohne  den  Zusammenhang  zu  stören, 
sondern  sogar  zum  Vortheil  der  raschen  Entwicklung  der 
Handlung  und  des  guten  Eindruckes  desselben.  Goethe 
hingegen  lobt  alles,  nur  wünscht  er,  dass  in  einer  andern 
Tragödie  von  einer  solchen  Theilung  (Trennung)  der  Per- 
sonen in  ideale  (oder  erfundene)  und  in  geschichtliche  Ab- 
stand genommen  werde.  Wie  aus  dem  Briefe  Man/onis 
an  Goethe  hervorgeht,  hat  Manzoni  diesen  Rath  befolgt.  — 
Manzoni  war  durch  Goethes  Beurtheilung  hoch  erfreut,  und 
beeilte  sich  eine  Abschrift  dieser  Goethe'schen  Kritik  mit 
einem  Briefe  aus  Mailand  am  17.  October  1820  an  Fauriel 
zu  senden.  Am  19.  Januar  1821  schickt  Manzoni  seinem 
Ereunde  Fauriel  ein  Packet,  welches  unter  anderen  auch 
den  so  günstigen  Artikel  Goethes  enthielt.  Wenige  Tage 
später,  am  23.  Jan.  1821,  schrieb  Manzoni  an  Goethe  (G.-J. 
\'III,  S.  9  fg.).  Gleichzeitig  mit  diesem  Briefe  traf  folgender 
aisher  ungedruckter  Brief  Cattaneos  an  Goethe  ein  : 


L.  Senigaglia:  Goethes  Beziehungen  zu  Manzoni  etc.      139 

»11  volumetto  gniziosamente  inviatomi  da  S.  A.  il 
Gran  Duca,  col  mezzo  del  Sig'^  Mylius  delP  amenissimo 
giornale  che  V.  E.  ha  preso  a  redigere,  non  poteva  giungere 
piii  opportuno  per  far  tacere  i  latrati,  coi  quaU  critici  in- 
vidiosi  e  diretti  da  mal  talento  e  da  fini  secondarj,  vanno 
assordando  le  nostre  orecchie  in  proposito  della  tragedia 
del  Sig""  Manzoni.  Non  e  esprimibile  la  gioia  che  vi  sen- 
tirono  alla  lettura  del  grazioso  articolo  di  V.  E.  tutti  quelli 
che  riconoscono  da  lungo  tempo  nel  Sig""  Manzoni  mede- 
simo  un  ingegno  sublime  ed  un  vivo  esempio  delle  virtü 
sociali.  lo  colsi  tosto  con  trasporto  la  promessa  ch'  egli 
mi  fece,  tra  la  commozione  della  riconoscenza,  e  l'altezza 
della  stima  pel  suo  nobilissimo  critico,  di  manifestare  a 
V.  E.  di  propio  pugno  i  sentimenti  che  si  suscitarono  nella 
sua  beir  anima  in  tale  occasione.  Di  nulla  in  mia  vita  mi 
sono  cos'i  compiacciuto  quanto  di  poter  essere  il  fortunato 
intermediario  di  una  conoscenza  cotanto  ben  assortita. 
Prego  V.  E.  di  credermi  in  ogni  incontro  e  nella  massima 
devozione 

Milaiio  24  Geiinaio  1S21. 

Umil°  e  Dev°  Servitore 
G.  Cattaneo. 

A.  S.  E.  M^  De  Goethe 

Ministre  d'Etat  de  S.  A.  R.  Ee  Grand 

Duc  de  Saxe-Weimar.  Weimar. 

Es  scheint,  dass  Goethe  den  Brief  Manzonis  unbe- 
antwortet liess.  Wenn  er  aber  auch  nicht  an  Manzoni 
schrieb,  so  unterhielt  er  sich  doch  gerne  über  ihn  im  Ver- 
kehr mit  anderen  bedeutenden  Männern.  Noch  bevor  er  den 
Brief  Manzonis  erhielt,  sprach  er  gerne  mit  seinen  Freunden 
von  dem  grossen  Maihänder. 

Grüner  erzählt  mit  grosser  Begeisterung  wie  Goethe 
ihm  eines  Abends  den  »5'^"  Mai«  von  Manzoni  vordekla- 
mirte.'    Cousin  theilt  in  der  Zeitschrift  Le  Globe  T.  V.  26 


'  Briefwechsel  und  mündlicher  Verkehr  zwischen  Goethe  und  dem 
Rath  Grüner. 


140  Neue  Mittheilukgen. 


eine  Unterredung  mit  Goethe  über  Manzoni  mit.'  Goethe 
empfahl  die  Leetüre  der  Manzonischen  Werke  vielen  seiner 
Freunde  und  empfing  von  manchen  bemerkenswerthe  Ur- 
theile.  ^ 

Im  Jahre  1827  schickte  Manzoni  das  erste  Exemplar 
seiner  »Verlobten«  an  Goethe,  der  es  trotz  seiner  vielen 
Beschättigungen  nicht  nur  in  vierzehn  Tagen  aufmerksam 
durchlas,  sondern  auch  in  den  Gesprächen  mit  Eckermann 
und  Kanzler  von  Müller  wiederholt  darauf  zurückkam.' 
Goethe  schreibt  in  demselben  Jahre  an  den  Kanzler  von 
Müller,  dass  er  damit  beschäftigt  sei,  die  schon  erschienenen 
zwei  Übersetzungen  der  »Verlobten«  in  Gesellschaft  Riemers 
mit  dem  Original  zu  vergleichen"* ;  er  schreibt  ferner  über 
denselben  Gegenstand  an  Knebel  und  Sulpiz  Boisseree^'  und 
gibt  überall  seiner  Bewunderung  für  den  Roman  unver- 
hohlen Ausdruck.  Und  wie  früher  Manzoni  seine  Begeiste- 
rung für  Goethe  in  seinen  Briefen,  besonders  in  den  an 
Fauriel  gerichteten  ausspricht,  so  unterlässt  es  jetzt  Goethe 
nicht,  nicht  nur  mit  den  genannten  Herren,  sondern  auch 
mit  anderen  Freunden  über  seinen  Schützling  in  Wort  und 
Schrift  sich  zu  unterhalten.  Damit  noch  nicht  zufrieden,  lässt 
er  im  Jahre  1827  unter  seiner  Leitung  die  Opere  poetiche 
von  Alessandro  Manzoni^    erscheinen    und   beeilt    sich  ein 


'  Siehe  auch  Opere  di  Alessandro  Manzoni  Tomo  prinio  Firenze 
presso  i  fratelli  BatelH   1828  pagina   152—154. 

2  Vgl.  Briehv.  mit  Reinhard,  Stuttg.  i8jO,  S.  276  fi".  281,  Briei'w. 
Rochlitz,  Leipz.   1887,  S.  258  ti'. 

3  Goethe- Jahrbuch  III.  B.   1882,   Seite  242. 

•*  Ferner  sagt  er  dem  Kanzler  von  Müller  folgende  Worte: 
«Wiire  ich  jünger,  so  hätte  ich  sogleich  die  Promessi  Sposi  ä  la 
Cellini  bearbeitet.«  Siehe  Goethes  Unterhaltungen  mit  dem  Kanzler  von 
Müller  Seite  126. 

>  Siehe  Reinhold  Köhler,  .\rchiv  f.  Literaturgesch.  XI.   B. 

6  Opere  poetiche  di  Alessandro  Manzoni  con  pretazione  di  Goethe, 
Jena  presso  Federico  Fronimann   1827. 


L.  Senigaglia:  Goethes  Beziehungen  zu  Manzoni  etc.      141 

Exemplar  davon  Manzoni  zuzuschicken  mit  folgender  noch 
unbekannter  Widmung 

Herrn 

Manzoni 

als  Zeugniss 

unwandelbarer  Hochachtung 

und  Mitwirkung 
W  Juli  iS2y.'  Goethe 

Welche  Freude  dies  Geschenk  Goethes  Manzoni  be- 
reitete, geht  aus  einem  im  Goethe-Archiv  hegenden  Briete 
Cattaneos  an  den  Grossherzog  Carl  August  hervor.  Nach- 
dem Cattaneo  über  die  Fortschritte  der  beiden  Künstler 
Preller  und  Kaiser,  welche  auf  Kosten  des  Grossherzogs 
in  Italien  reisten,  Bericht  erstattet  hat,  fährt  er  fort : 

»nous  venons  de  recevoir,,  M''  Manzoni,  Mylius  et  moi 
un  cadeau  bien  precieux  de  la  part  de  l'aimable  M'  Goethe, 
savoir  un  exemplaire  chacun  de  Tedition  des  Oeuvres  poe- 
tiques  de  Manzoni,  faite  ä  Jena,  et  de  la  medaille  que  V. 
A.  R.  a  fait  frapper  en  honneur  de  son  ancien  et  respec- 
table  ami.  Pour  ne  pas  parier  de  moi,  qui  ne  suis  que  tres 
secondaire  dans  ceci,  je  puis  assurer  V.  A.  que  mon  ami 
Manzoni  a  ete  sensible  au  dernier  degre  ä  cette  preuve 
d'affection  de  la  part  d'un  homme,  que  depuis  la  jeunesse 
il  est  habitue  ä  venerer  comme  maitre  dans  sa  noble  carriere. 
J'ose  me  flatter  que  M''  Goethe  jouira  infiniment  en  voyant 
le  succes  etonnant  que  le  Roman  de  Manzoni  vient  d'obtenir 
en  Europe ,  car  dans  4  mois  il  en  a  ete  fait  12  editions 
savoir  9  italiennes,  deux  allemandes,  une  francaise  et  une 
anglaise.  Cela  peut  d'autant  plus  lui  faire  plaisir,  que  c'est 
lui  qui  a  enseigne  ä  TEurope  ä  apprecier  ce  talent  extra- 
ordinaire  qu'on  s'efforcait  de  sutfoquer.  Apresant  aucun 
ne   pourra   ebranler   le    piedestal  solide  oü  il  est  place.    Je 

'  Das  Exemplar  befindet  sich  in  der  mailändischen  Bibliothek  im 
sogenannten  Manzoni-Saal  (früher  Maria-Theresia-Saal).  Die  Bibliothek, 
sowie  die  Handschriften  Manzonis  wurden  vom  Commendatore  Pietro 
Brambilla,  einem  Schwieger -Enkel  Manzonis,  den  Erben  abgekauft 
und  der  Mailänder  Bibliothek  geschenkt. 


142  Neue  Mittheilungen. 


sais  qu'il    se   propose   d'ecrire   incessamment   a   son   noble 
donateur,  ce  qu'il  aurair  fait  bien  auparavant  u.  s.  \v. ' 

Im  Jahre  1829  reiste  Kanzler  von  Müller  nach  Italien 
und  besuchte  Manzoni.  Er  gab  von  seiner  Reise  eine  Be- 
schreibung, die  mehrfach  gedruckt  worden  ist.^ 

Er  berichtet  ausführlich  über  einen  Besuch  bei  Manzoni 
und  theilt  das  mit  diesem  über  Goethe  geführte  Gespräch 
mit.  Da  es  unmöglich  ist,  diese  Aufzeichnung  hier  zu 
wiederholen,  so  sei  nur  erwähnt,  dass  Manzoni  beabsichtigte, 
einen  Brief  über  die  Grundsätze  des  historischen  Romans 
an  Goethe  zu  schreiben,  dass  er  Goethes  Gemüth  rühmte, 
eine  Reise  nach  Weimar  für  unmöglich  erklärte,  weil  er 
sich  von  seiner  Familie  nicht  zu  trennen  vermöchte  und 
u.  A.  die  Worte  brauchte: 

»Ja,  das  ist  gewiss,  ich  bin  mir  selbst  erst  dadurch 
etwas  werth  geworden.  Es  ist  lediglich  sein  Werk,  wenn 
man  mir  Beifall  zollt;  vorher  ging  man  schlecht  genug 
mit  mir  um,  seit  er  aber  sich  grossmüthig  meiner  annahm, 
hat  sich  das  freilich  geändert ;  nun  wagen  sie  es  nicht 
mehr,  mich  mit  Füssen  zu  treten  (de  me  marchcr  sur  la 
tete)  und  ich  selbst  bin  erst  durch  ihn  über  mich  ins  Klare 
gekommen.« 

Aus  den  Gesprächen  Goethes  mit  Eckermann  ent- 
nehmen wir,  dass  der  Kanzler  von  Müller  am  20.  December 
1829  nach  Weimar  zurückkehrte.  Auf  die  Frage  Ecker- 
manns, ob  er  Nachrichten  von  Manzoni  mitgebracht  habe, 
antwortete  Goethe:  »Er  hat  mir  über  Manzoni  geschrieben 
und  hat  ihn  auch  besucht,  er  lebt  auf  seinem  Landgute 
in   der   Nähe    von   Mailand   und   ist   zu   meinem    Bedauern 


'  Aus  der  glcicli  zu  erwähnenden  Hrzülilung  Müllers  geht  hervor, 
dass  Manzoni  an  Goethe  schreiben  wollte,  aber  durch  seine  schwache 
Gesundheit  daran  gehindert  wurde. 

^  C.  W.  Müller,  Goethes  letzte  lit.  Thätigkeit,  Weimar  1852. 
Vollständiger  von  C.  A.  H.  Burkhard!  im  Mag.  f.  Lit.  d.  .Ausl.  1871 
No.  45. 


L.  Sekigaglia  :  Goethes  Beziehungen  zu  Manzoni  etc.      143 

fortwährend  kränklich«,  und  fügte  noch  einige  Bemerkungen 
hinzu. 

In  demselben  Jahre,  einige  Monate  vor  der  Reise 
Müllers  sendet  Cattaneo  folgenden  Brief  an  Goethe: 

Milan  Je  }  Jiiiii  iS2()\ 

Je  ne  puis  laisser  passer  cette  favorable  occasion  sans 
entretenir  V.  E.  de  mon  illustre  Ami  Manzoni,  apres  la 
commemoration,  que  nous  avons  taite,  il  v  a  quelque  semaine, 
avec  Madame  Robinson  de  votre  incomparable  Personne  — 
Peut  —  etre  Vous  aura  —  teile,  a  cette  heure,  entretenu  sur 
son  compte ;  mais  comme  j'ai  prevenu  mon  Ami  que  j  allais 
Vous  ecrire,  je  lui  ai  demande  s'il  avait  quelque  chose,  dont 
il  voulüt  me  charger  pour  V.  E.  Rempli  de  reconnaissance 
pour  le  Souvenir  que  Vous  lui  conservez,  il  m'a  particu- 
lierement  charge  de  Vous  dire,  que  les  ohservations  que 
Vous  avez  daigne  faire  sur  le  Systeme  qu'il  a  suivi  poiu" 
Her  l'Histoire  ä  l'Invention,  l'ont  oblige  ii  y  penser  plus 
serieusement,  qu'il  n'avait  fait,  et  ä  en  rechercher  les  raisons. 
Or  l'envie  lui  est  venue  de  les  exposer,  ne  pouvant  pas  se 
dispenser  de  trouver  digne  d'interet  un  sujet,  qui  avait  pu 
occuper  un  de  Vos  momens ;  et  il  n'a  pas  balance  un 
instant  de  s'adresser  a  Vous-meme  encourage  a  cela,  non 
seulement  par  la  bonte  que  Vous  lui  avez  temoigne  mais 
aussi  par  celle  que  le  Genie  respire.  La  sante  de  M''  Manzoni 
ne  lui  a  jamais  permis  d'avancer,  que  tres-peniblement  son 
travail,  et  Ta  souvent  force  de  Tinterrompre.  Neamoins  il 
s'en  occupe  comme  il  peut,  et  lorsqu'il  l'aura  acheve,  il  ne 
craindra  point  de  l'envoyer,  tel  qu'il  sera,  ä  Celui,  qui,  en 
raison  du  talent,  et  du  savoir,  doit  etre  le  plus  indulgent 
des  lecteurs.  La  pensee  de  travailler  en  presence  de  Goethe 
est  pour  Manzoni  le  plus  grand  des  encouragemens«. 

Gelegentlich  des  im  Jahre  1830  in  Rom  erfolgten  Todes 
des  jungen  Goethe   versäumt  Cattaneo    nicht  Goethe   sein 


'  Diesen  Brief,  wie  die  früher  schon  angeführten,  hat  mir  mit  sehr 
liebenswürdigem  Entgegenkommen  Herr  Prof.  Erich  Schmidt  zur  Ver- 
fügung gesteUt. 


144  Neue  Mittheilungen. 


herzliches  Bedauern  auszudrücken  und    fügt,  von  Manzoni 
dazu  beauftragt,  folgende  Worte  hinzu  : 

»Mon  ami  Manzoni,  auquel  j'ai  dit  que  je  comptais 
vous  ecrire,  partage  mes  sentimens  dans  cette  penible 
circonstance  et  me  charge  de  mille  belies  choses  ä  votre 
egard.« ' 

IL 

Auch  nach  dem  Tode  Goethes  erlosch  in  Weimar  die 
Erinnerung  an  Manzoni  nicht.  Das  bezeugt  ein  im  Nach- 
lasse Manzonis  aufgefundener  Brief,  den  wir  von  seinem 
Schwieger-Enkel  Pietro  Brambilla  erhalten  haben.  Dieses 
Schreiben,  dessen  Umschlag  verloren  ging,  ist  von  Kanzler 
von  Müller  an  Manzoni  gerichtet  und  lautet  wie  folgt: 

Weimar  ij  Anguß  iS)2. 
Ich  schreibe  Ihnen  deutsch,  mein  Hochverehrter!  um 
in  der  Sprache,  die  mir  zunächft  vom  Herzen  geht,  Ihnen 
aufs  her:^Jichße  auszudrücken,  wie  seit  jenem  schönen  Tage 
auf  Villa  Brussi^,  die  mich  mit  Ihrer  persönlichen  Bekannt- 
schaft beglückte,  die  Sehnsucht  Sie  wieder  zu  sehen,  oder 
wenigftens  doch  von  Ihnen  Kunde  zu  vernehmen  nie  aus 
meiner  Brufl  gewichen   ift. 

Herr  Hofrath  Voigt  aus  Jena,  Professor  der  Natur- 
geschichte, mir  befreundet  und  verschwägert,  bringt  Ihnen 
diese  Zeilen.  Er  sowohl  als  seine  Gattin,  eine  Landsmännin 
Goethes  von  Frankfurth  her,  wünschen  eifrigft,  Sie  von 
Angesicht  zu  Angesicht  schauen  zu  dürfen;  gönnen  Sie 
ihnen  auch  die  Bekanntschaft  Ihrer  liebenswürdigen  Familie, 
damit  sie  mir  von  Ihnen  allen,  von  den  Liebften  Ihrer 
Seele  treuen  Bericht  erflatten  können. 


'  Goethe-Archiv,  Brief  Cattaneos  i.  December  1830. 

^  Wie  mir  Herr  Commendatore  Pietro  Branibilia  berichtet,  ist 
das  fehlerhaft,  es  soll  hcissen  Brusuglio,  wie  man  aus  der  Antwort  Man- 
zonis klar  ersieht.  Das  Volk  sagt  im  lombardischen  Dialect  Brussu 
und  Müller  verstand  Brussi. 


L.  Senigaglia:  Goethes  Beziehungen  zu  Manzoni  etc.      145 

Gewiß,  ich  weiß  es,  hat  der  ungeheure  Verlud,  der 
uns  am  22 '•^"  März  dieses  Jahres  traf,  auch  Sie  tief  er- 
schüttert. 

Doch  wer  könnte  sich  entwöhnen,  ihn  als  lebendig, 
wirksam,  gegenwärtig  immerfort  zu  denken? 

Ist  es  doch  auch  Er  und  die  gemeinsamen  Gefühle  für 
Ihn,  die  mich  in  wenig  Stunden  Ihnen,  theurer  Mann!  so 
viel  näher  gebracht  haben,  wie  sehr  ich  auch  schon  früher 
Ihrem  Geifte  huldigte. 

Sey  mir  verftattet  Ihnen  durch  Herrn  Voigt  ein  treues 
Bild  Goethes  aus  seinen  früheren  schönften  Tagen  zu  senden 
und  ein  Büchlein  beizufügen  in  welchem  ein  jüngerer  Freund 
die  letzten  Lebensumftände  des  Verewigten  zusammen  ge- 
ftellt  hat,  und  in  welchem  Sie  noch  den  Epilog  finden,  den 
ich  in  Mitte  schmerzlichfler  Aufregung,  zur  Trauerfeier 
dichtete'. 

Sie  werden  nicht  zürnen,  hoffe  ich,  daß  ich  in  Goethes 
Ehrenkranz  auch  eine  Blume  aus  Villa  Brussi  zu  verflechten 
mir  erlaubte. 

Die  Sorge  um  ihre  Gesundheit  hat  mich  oft  beschäftigt, 
möge  mir  recht  beruhigende  Botschaft  darüber  werden! 

Keine  literarische  Schöpfung,  ift  uns  in  den  letzten 
Jahren  von  Ihnen  kund  geworden  und  doch  fällt  es  mir 
schwer  zu  denken,  daß  Ihr  reifer  Geift,  sich  so  karg  in 
seinen  Aussendungen  bewiesen  haben  sollte.  Die  Freunde 
jener  anmuthigen  Lucie  bei  uns  —  und  sie  zählt  auch 
unsere  geiflvoUe  Großherzogin-Großfürftin  Marie  zu  ihren 
anhänglichen  Freundinnen  —  fragen  mich  immerfort  von 
neuem,  ob  denn  der  Kreis  so  holder  Geftalten  sich  nicht 
erweitert  habe. 

Lassen  Sie  sich  aus  vollem  Herzen  die  innigften, 
treuften  Wünsche  für  Ihr  Lebensglück  zurufen !  Erfrischen 
Sie  mein  Andenken  bey  Ihrer  vortrefflichen  Gemahlin,  bei 


'  Der  Epilog  des  Kanzlers  v.  Müller  ist  häufig  gedruckt,  z.  B.  a.  a.  O. 
S.  104.  —  Die  Blume  aus  Villa  Brussi  ist  die  obenerwähnte  Reise- 
beschreibung. 

Goithe-Jahrsuch   IX.  lO 


l/j.6  Neue  Mittheilungen. 


Ihrer  verehrungswürdigen  Frau  Schwiegermutter  bey  Ihren 
holden  Kindern! 

Ich  halte  die  Hoffnung  veft,  Sie  alle,  über  kurz  oder 
lang  wiederzusehen! 

Friedrich  von  Müller. 

Es  scheint  als  hätte  sowohl  der  Kanzler  von  Müller 
als  die  grossherzogliche  Familie  mit  diesem  Schreiben 
sewissermaßen  eine  Schuld  Goethes  an  Manzoni  abtragen 
wollen,  indem  sie  darin  jene  Huldigung  für  den  Genius  des 
grossen  italienischen  Dichters  niederlegten,  welcher  brief- 
hchen  Ausdruck  zu  geben  Goethe  zu  seinen  Lebzeiten  ver- 
säumt hatte.  Manzoni  scheint  den  Werth  dieser  Aufmerk- 
samkeit voll  empfunden  zu  haben,  denn  wenn  er  sonst, 
wie  wir  aus  dem  Briefwechsel  mit  seinen  Freunden  ersehen, 
oft  sechs  Monate,  ja  ein  Jahr  verstreichen  lässt,  ehe  er  zu 
einer  Erwiderung  schreitet,  antwortet  er  auf  obiges  Schreiben 
schon  nach  ungefähr  zwei  Monaten  mit  nachstehendem 
Briefe  der  hier  zum  ersten  Male  veröffentlicht  wird.  Der  Brief, 
auf  den  Herr  Oberarchivar  C.  A.  H.  Burkhardt  in  Weimar 
mich  aufmerksam  machte,  befindet  sich  im  Müllerischen 
Archiv  und  lautet: 

Milano  20  Novembre  iS)2. 
Una  lettera  di  Lei,  Veneratissimo  Signore  mi  sarebbe 
stata  preziosa,  comunque  mi  fosse  pervenuta;  ma  Ella  ha 
aggiunto  favore  a  favore,  procurandomi  con  essa  la  sorte  di 
conoscer  di  persona  TegregioSig""  Professor  Voigt  e  l'amabile 
sua  famiglia.  L'immagine  di  Goethe,  ch'  egli  m'  ha  recata 
da  parte  di  Lei  ha  prodotto  in  me  insicme  colla  ricono- 
scenza  pel  suo  gentile  pensiero,  il  vivo  Interesse  e  il  pro- 
fondo  rammarico  che  viene  da  tutto  cio  che  rammemora 
quel  maraviglioso  ingegno.  Ne  minor  patimento  ha  destato 
in  me  (quanto  per  la  mia  scarsa  e  ogni  di  mancante  co- 
gnizione  della  lingua  tedesca  si  poteva)  Topuscolo  che  tratta 
di  Uli.  Gradisca  i  miei  ringraziamenti,  e  pel  dono,  e  per 
quel  luogo  dclT  opuscolo  medesimo,  dovc  F.IIa  s"c  dcgnata 


L.  Sexigaglia:  Goethes  Beziehuxgex  zu  Manzoni  etc.      I47 


fare  cosi  benevola  e  indulgente  menzione  di  noi,  e  dove, 
col  render  piii  manifesta  la  mia  riconoscenza  per  Goethe, 
m'ha,  in  certo  modo,  aintato  a  scontarne  in  parte  il  debito. 
La  memoria  e  la  gratitudine  lasciata  dalla  troppo  rapida 
sua  apparizione  a  Brusuglio,  non  verranno  mai  meno  nella 
mia  famiglia.  Mia  madre  (clie  Ella  ha  creduta  mia  suocera, 
per  esserle  stata  indicata  col  nome  di  nascita)  vuole  esserle 
specialmente  ricordata.  Mia  moglie  Le  presenta  pure  i 
suoi  cordiali  complimenti,  e  con  essa  quella  parte  de'  miei 
figli  a  cui  l'etä  ha  permesso  di  sentire  il  pregio  della  sua 
visita.  Quanto  a  me,  che  ho  avuto  la  fortuna  di  goderne 
il  piü,  non  ho  bisogno  di  stendermi  in  parole  per  attestarle 
il  desiderio  che  me  n'e  rimasto.  Per  quanto  brevi  sieno 
stati  quei  momenti,  io  spero  che  saranno  bastati  a  convincer 
La  che  1"  affettuoso  rispetto  inspiratomi  da  Lei  era  uno  di 
quei  sentimenti  che  durano  quanto  la  vita. 

Suo  deV"  e  atf"'°  servitore 

Alessandro  Manzoni 

A  Monsieur 
Monsieur  le  Conseiller  Frederic  de  Müller 

a  Weimar. 


=^=^*-^  * 


VI.  Aus  DEM  Briefwechsel  von  Fritz 
VON  Stein  und  Ludwig  Zeerleder. 


MITGETHEILT   VON 

Alfred  Stern. 


Der  Güte  meines  Herrn  Kollegen  A.  Zeerleder,  Professor 
an  der  Universität  Bern,  verdanke  ich  die  Einsicht  in  ein 
aus  dem  Nachlasse  seines  Grossvaters  stammendes  Konvolut 
von  Briefen,  Vv^elches  die  Aufschrift  trägt  »Briefe  des  Freiherrn 
Friedrich  von  Stein  an  Ludwig  Zeerleder  1794— 1812.  1815.« 
Ludwig  Zeerleder  (1772— 1840),  ein  Enkel  des  grossen 
Haller,  hat  sich  als  Berner  Banquier  und  Staatsmann  einen 
Namen  gemacht ,  der  über  die  Grenzen  seines  engeren 
Vaterlandes  hinausdrang'.  Aus  seiner  politischen  Thätig- 
keit  ist  am  bekanntesten  sein  Erscheinen  auf  dem  Wiener 
Kongress,  wo  er  die  Interessen  der  wieder  hergestellten 
Berner  Regierung  wahrnehmen  sollte.  In  seiner  Jugend, 
während  der  Jahre  1793  und  1794,  machte  er,  um  sich  aus- 
zubilden und  seinen  Gesichtskreis  zu  erweitern,  eine  grosse 
Reise,  während  welcher  er  den  Schreiber  der  noch  vor- 
handenen Briefe,  Friedrich  von  Stein,  kennen  lernte. 


'  Vgl.  abgesehen  von  kleineren;  hiograpliischen  Notizen  wie  z.  B. 
im  Nachtrag  zum  Berner  Taschenbuch  von  1853,  S.  319,  die  von  seinem 
Bruder  verfasste  »Erinnerung  an  Ludwig  Zeerleder«.  (Gedruckt  zu 
Konstanz,  Bannhard,  1845). 


A.Stern:  Aus  dem  Briefwechsel  von  Fr.  v.  Stein  u.  L.  Zeerleder.  149 

Ein  flüchtiger  Einblick  in  diese  Briefe  lehrte,  dass  der- 
jenige, dessen  Hand  sie  geschrieben  hat,  niemand  anders 
sei  als  der  jüngere  Sohn  von  Goethes  Freundin  Charlotte 
von  Stein.  Wenn  man  sich  erinnert,  was  Fritz  von  Stein 
Goethe  fürs  Leben  verdankte,  wie  er  noch  als  gereifter 
Mann  die  Zeit^  welche  er  in  Goethes  Hause  verbracht,  als 
die  glückhchste  seiner  Jugend  betrachtete,  wie  herzlich 
andrerseits  der  Dichter  sich  seinem  Zögling  immer  ver- 
bunden wusste  und  wie  die  Liebe  und  das  Zutrauen  der 
Frau  Rath  sich  ihm  zuwandten,  so  wird  schon  die  Persön- 
lichkeit des  Schreibers  an  sich  Interesse  erregen.  Aber  auch 
über  das  Weimar  jener  Tage,  dem  Fritz  von  Stein  durch  seine 
Geburt  angehörte,  wird  man  hoffen  dürfen  aus  seinem 
Munde  wenigstens  einige  der  Beachtung  würdige  Äusse- 
rungen zu  hören.  Er  spricht  sich  gegenüber  Ludwig  Zeer- 
leder mit  einer  Offenheit  aus,  die  auf  das  innigste  Freund- 
schaftsbündniss  schliessen  lässt.  Allerdings  waren,  wie  man 
nach  mehreren  brieflichen  Andeutungen  vermuthen  darf, 
im  Beginne  der  Bekanntschaft  starke  Reibungen  und  ge- 
legentliche heftige  Auseinandersetzungen  nicht  ausgeblieben. 
Um  so  fester  aber  hielt  nachher  der  Bund,  obwohl  die 
Freunde  sich  Jahrzehnte  lang  nicht  wiedersahen,  bis  der 
Tod  ihn  zerriss. 

Vermuthlich  lernten  sich  die  beiden  jungen  Männer 
im  Jahre  1793  in  Weimar  kennen.  Läge  uns  das  Tagebuch  vor, 
welches  Ludwig  Zeerleder,  nach  der  Versicherung  seines 
Bruders  während  seiner  Reise  »in  Form  von  Briefen  an 
seinen  Freund  Hirzel«  abgefasst  hat',  so  würden  uns  die  Ein- 
drücke^ die  er  hier  wie  bei  mehrmaligem  Aufenthalt  in  Frank- 
furt empfangen  hat,  unmittelbar  entgegentreten.  Wie  er  in 
Frankfurt    ohne   Zweifel   Goethes   Mutter   kennen    lernte  % 


'  Erinnerung  an  L.  Z.,  S.  7  ebenda,  S.  8  über  das  Verhältniss 
zu  F.  V.  Stein. 

^  »Auch  erwähnst  du  nicht,  ob  du  deine  Zeichnungen  bei  der 
Räthin  Goethe  gefunden  hast«.  Stein  an  Zeerleder  14.  März  1795.  »Hast 
du  dir  wohl  von  der  Räthin  Goethe  die  dir  zugehörige  Rolle  wiedergeben 
lassen?«     Stein  an  Zeerleder  14.  Juni  1795. 


150  Neue  Mittheilungen. 


so  sah  er  nach  der  Angabe  seines  Bruders  u.  a.  in  Weimar 
Goethe  und  Herder.  Friedrich  von  Stein  ging  im  Herbste 
des  Jahres  1793  zum  Besuche  der  Handelsakademie  nach 
Hamburg,  eben  dort  hielt  sich  Ludwig  Zeerleder  längere 
Zeit  auf.  Dann  aber  verweilten  beide  Freunde  gemeinsam 
in  England,  bis  die  Rückkehr  des  jungen  Stein  auf  das 
Festland  sie  trennte.  Damit  beginnt  der  briefliche  Ge- 
dankenaustausch. 

Einige  der  ersten  Briete  Steins,  noch  von  London  aus 
geschrieben,  gehören  dem  December  des  Jahres  1794  und 
den  ersten  drei  Monaten  des  Jahres  1795  an.  Sie  spiegeln 
das  herzliche  Freundschaftsverhältniss,  das  die  beiden  jungen 
Männer  verknüpfte,  in  der  schwärmerischen  Sprache  des 
achtzehnten  Jahrhunderts  wider.  »Sey  glücklich  für  immer 
Du  Geliebter  Gottes  und  der  Menschen«  sagt  Fritz  von 
Stein  einmal,  um  ein  anderes  Mal  zu  versichern  :  »Wenn 
du  zurück  kämest,  wären  alle  meine  Wünsche  erfüllt.«  Ein 
Gedicht  »Sehnsucht«,  welches  einem  der  Briefe  beigelegt 
ist,  gibt  eben  dieser  Stimmung  Ausdruck.  Die  Tochter  des 
damaligen  preussischen  Gesandten  in  London,  des  Freiherrn 
von  Jacobi-Klöst',  Josephine,  spielt  keine  kleine  Rolle  in 
diesen  brieflichen  Bekenntnissen  des  jungen  Stein,  der  kurze 
Zeit  daran  dachte,  ihr  Geschick  mit  dem  seinigen  zu  ver- 
knüpfen. Lizwischen  erfuhr  er  durch  seine  Mutter,  dass 
der  Herzog  Karl  August  ihm  einen  weitern  Urlaub  be- 
willige und  ihm  Gelegenheit  geben  w^olle,  sich  im  öko- 
nomischen Fach  im  preussischen  Polen  umzuthun^.  Der 
junge  Stein  war,  wie  er  seinem  Freunde  Zeerleder  gestand, 
mit  dieser  Entscheidung  des  Herzogs  nicht  zufrieden.  Er 
glaubte,  man  wolle  ihn  »ans  Ende  der  Welt  verbannen«,  um 
ihn  nicht  an  einen  andern  Orte  gehn  zu  lassen,  wo  er 
»Lust    bekommen    könnte    zu    bleiben.«    Er   deutete  daher 


'  Vgl.  den  Artikel  Jticoln   von    Bailleu    in   der  .Mlgemcinen    deut- 
schen Biographie  13,  576. 

^  H.  Düntzer:  Charlotte  v.  Stein  2,  23. 


A.  Stern  :  Aus  dem  Briefwechsel  von  Fr.  v.  Stein  u.  L.  Zeerleder.  1 5 1 

dem  Herzog  an,  dass  er  glaube  »in  Schlesien  um   anderer 
Rücksichten  willen  mit  mehr  Vortheil  sein  zu  können.« 

Am  I.  April  1795  verhess  er  England,  hielt  sich  vor- 
übergehend in  Hamburg  auf,  wo  eine  andere  Familie  Jakobi, 
die  des  aus  Pempelfort  geflüchteten  Friedrich  Heinrich  Jakobi, 
seine  Theilnahme  gewann,  und  gelangte  gegen  Ende  des 
Monats  nach  Weimar  zurück.  Hier  war  seines  Bleibens 
nicht  lange,  da  Karl  August  grossmüthig  darauf  einging, 
ihn  bei  dem  von  ihm  beabsichtigten  Aufenthalt  in  Breslau  zu 
unterstützen,  ohne  dass  Fritz  von  Stein  sich  für  immer 
binden  wollte,  im  Weimarischen  Dienste  zu  bleiben.  »Keine 
Ehe  hake  ich  für  unzertrennhch«,  schrieb  der  Herzog  über 
diese  Sache  an  Goethe^  wennschon  er  zugleich  der  Er- 
wartung Ausdruck  gab,  Fritz  werde  nicht  aus  Leichtsinn 
aus  seinem  Dienste  gehen.  Ohne  Zweifel  hat  der  junge 
Stein  damals  Goethe  häufig  wiedergesehen.  Seine  Ange- 
legenheiten, deren  sich  dieser  mit  Treue  annahm,  mussten 
dazu  beitragen  zwischen  seiner  Mutter  und  dem  Dichter 
wenigstens  eine  äusserliche  Verbindung  wieder  herbeizu- 
führen. Gegenüber  Zeerleder  sprach  er  sich  nicht  darüber 
aus.  Hingegen  findet  sich  in  einer  Korrespondenz  mit  dem 
Freunde  eine  Notiz  über  Herder  (5.  August  1795),  welche 
nicht  übergangen  werden  soll:  »Vor  einiger  Zeit  hat  Herder 
eine  Sammlung  Gedichte  herausgegeben  unter  dem  Namen 
Terpsichore,  worin  viel  vorzügliche  sind.  Vergiß  nicht, 
sie  dir  kommen  zu  lassen.  Ich  gehe  lieber  mit  seinen  Ge- 
dichten als  mit  seiner  Person  um,  denn  das  lezte  ift  sehr 
schwer.  Seit  ich  zurückgekommen  bin,  stehe  ich  schon 
2  mahl  gut  und  drey  mahl  schlecht  mit  ihm,  und  weiß 
(was  das  schlimfte  ift)  weder,  wie  ich  zu  dem  einen,  noch 
wie  ich  zu  dem  anderen  gekommen  bin.  Es  ill:  miserabel, 
mit  denen  Menschen  umgehen,  die  bis  zur  Krankheit  reiz- 
bar und  empfänglich  sind,  und  man  kann  sich  auf  ihre 
Liebe  eben  so  w^enig  zu  gut  thun  als  über  ihre  Kälte  be- 
trüben, denn  ein  halb  verftandenes  Wort  kann  sie  ganz 
umschafFen.«      Im    Gegensatz    zu    Herders    Temperament 


152  Neue  Mittheilungex. 


rühmt  er  die  »frohe,  treue  und  doch  nicht  unreitzbare  Natur« 
seiner  Cousine,  der  Gräfin  E^^^^lo/stein '  [so  im  Ms.  v.  Stein, 
nicht  E^lq^stein].  »Es  ist  eine  Freude  zu  sehen,  wie  ihr 
alles  glückt,  was  sie  anfängt  und  wie  ihr  das  Glück  auch 
in  denen  zufälligen  Dingen  folgt.  Sie  singt  und  mahlt  mit 
Virtuosität.  Ihr  Mann  aber  ift  nicht  so  einnehmend  wäe  sie.« 
Am  13.  November  1795,  schon  einen  Tag  nach  seiner 
Ankunft  in  Breslau,  berichtete  Fritz  von  Stein  seinem  Berner 
Freunde  von  dem,  was  er  in  den  letzten  Monaten  erlebt 
hatte.  Ein  Aufenthalt  in  Dresden,  der  Umgang  mit  Körners 
und  ihrem  Kreise  bildete  einen  Glanzpunkt  darin.  Auch 
über  seine  Thätigkeit  in  Breslau,  wo  er  als  Assessor  bei  der 
Kammer  lehrreiche  Beschäftigung  fand,  und  über  den  gesell- 
schaftlichen Verkehr  in  der  schlesischen  Hauptstadt  wusste 
er  viel  Befriedigendes  mitzutheilen.  Eine  neue  Welt  er- 
schloss  sich  ihm,  als  er  den  Minister  von  Hoym  im  April 
1796  nach  Warschau  begleiten  durfte.  Mnn  weiss,  dass 
eine  Schilderung  der  dortigen  Zustände  aus  seiner  Feder 
auch  Goethe  erwünscht  war.^  Indem  er  sie  seinem  Freunde 
Zeerleder  mit  lebhaften  Farben  entwarf,  flocht  er  eine 
Charakteristik  des  viel  angefochtenen  preussischen  Staats- 
mannes ein,  die  hier  ihre  Stelle  finden  mag :  »Graf  Hoym 
hat  einen  hebenswürdigen  Charakter  und  so  viel  Gefühl 
wie  man  es  selten  bey  einem  Mann,  der  so  lang  in  Ge- 
schäften gelebt  hat,  findet.  Manchmahl  guckt  bey  ihm  ein 
wenig  miniilerielle  Falschheit  hervor,  die  von  einem  Be- 
ftreben  komt  allen  Gegenwärtigen  zu  gefallen.  Oft  ver- 
spricht er  etwas  ohne  es  zu  hahen.  Im  ganzen  ift  es  ein 
sehr  brafer  Mann,  der  ein  auserordentliches  Talent  hat  sich 
überall  gleich  zu  orientiren  und  deshalb  zu  dem  Geschält, 
was  er  iezt  vorhat  (nchmlich  dieses  Landes  Kammern  zu 
organisiren)  sehr  brauciibar  ift.    Er  ift  von  den  Einwohnern 


'  Vgl.  C.  V.  Bcaulieu-Marconnay :  Anna  Amalia,  Carl  August  und 
der  Minister  v.  Fritsch,  Weimar  1874.  Derselbe:  Goethes  Cour  d'amour 
<:..-;.  VI,  59  ff. 

^  Düntzer  a.  a.  O.  2,   59. 


A.Stern:  Aus  dem  Briefwechsel  vox  Fr.  v.  Steix  u.L.  Zeerleder.  153 

sehr  geliebt,  weil  er  sie  mit  mehr  Höflichkeit  behandelt 
als  sein  Vorgänger  Minifter  Voss  und  als  das  MiUtair,  welches 
sich  oft  ungeschlacht  auffuhren  soll.« 

Neben  Betrachtungen  politischer  Ereignisse  und  Per- 
sönlichkeiten steilen  sich  gelegentlich  Urtheile  über  Er- 
scheinungen der  Literatur  ein.  Folgende  Worte,  am  14.  De- 
cember  1796  geschrieben,  lassen  gegen  Ende  etwas  von 
der  mütterlichen  Denkweise  durchblicken.'  »Der  4*'=  Theil 
von  Goethes  Wilhelm  Meifter  ift  herausgekommen.  Dieser 
ganze  Roman  ifl:  mir  sehr  lieb.  Es  sind  auserordentlich 
schöne  Bemerkungen  und  Erfahrungen  darin.  Der  Plan 
des  Ganzen  wäre  vielleicht  wegen  Unbeftimtheit  zu  tadeln. 
Dies  ifl:  aber  ein  abftrakter  Grund,  den  man  erft  hat,  wenn 
das  Buch  durchlesen  ift.  Der  gegenwärtige  Genuss  ift  in 
Wilhelm  Meister  sehr  gross,  und  ich  wünschte  nur  einige 
zu  treu  dargeftellte  Dinge  weggelassen,  die  er  von  gemeinen 
Naturen  aufgefangen    und  niedergeschrieben    haben   mag.« 

Zwischen  Goethe  und  Fritz  von  Stein  war  während 
dessen  brieflich  ein  Gegenstand  verhandelt  worden,  von 
dem  auch  Zeerleder  durch  seinen  Freund  Kunde  erhielt. 
Immer  mehr  durch  die  grösseren  Verhältnisse  des  preus- 
sischen  Staates  angezogen,  hatte  der  junge  Stein  von  seiner 
Mutter  erfahren,  des  Herzogs  Karl  August  Wunsch  sei,  er 
möge  zunächst  in  Breslau,  alsdann  auf  Reisen  seinem 
ältesten  Sohne  nicht  nur  als  »Begleiter«,  sondern  als 
»Führer«  dienen.  Es  war  ihm  um  so  peinlicher,  sich  dem 
Herzog  zu  versagen,  je  mehr  ihn  dieser  mit  Aufmerksam- 
keiten überhäufte.  Auf  der  andern  Seite  glaubte  er  auf 
ein  Entgegenkommen  des  Grafen  Hoym  rechnen  zu  dürfen, 
wenn  er  nicht  alsbald  eine  Anstellung  im  Weimarischen 
erlange.  Er  nahm,  um  Klarheit  in  seine  Verhältnise  zu 
bringen,  Goethes  Vermittlung  in  Anspruch.  Dieser  sah 
die  Entwicklung  der  Dinge  richtig  voraus  und  billigte  die 
Gesinnung  seines  Zöglings:     »Wer   gerne   leben  mag,    ein 


'  Vgl.  Düntzer  a.  a.  O.  2,  54. 


1 54  Neue  Mittheiluxgex. 


entschiedenes  Streben  in  sich  fühlt,  einen  freien  BUck  über 
die  Welt  hat,  dem  muss  vor  einem  kleinen  Dienst  wie  vor 
dem  Grabe  schaudern.  Solche  enge  Verhältnisse  können 
nur  durch  die  höchste  Consequenz,  wodurch  sie  die  Ge- 
stalt einer  grossen  Haushaltung  annehmen ,  interessant 
werden.«  Mit  solchen  Worten  suchte  er  die  Mutter  zu 
trösten,  die  ein  dauerndes  Zusammensein  mit  ihrem  Fritz 
erhofft  hatte. 

Weniger  leicht  nahm  Karl  August  die  Sache.  Sein 
Brief  vom  23.  August  1797,  in  welchem  er  dem  damals 
von  Weimar  abwesenden  Goethe  erklärt,  er  trage  Bedenken 
dem  »Egoismus«  des  jungen  Stein  »persuasoria  entgegen- 
zusetzen« wird  auf  eigenthümliche  Weise  durch  den  Be- 
richt ergänzt,  welchen  Fritz  von  Stein  an  Zeerleder  gelangen 
liess.  Er  hatte  sich  im  Sommer  1797,  um  seine  Angelegen- 
heit zu  ordnen,  von  Breslau  entfernt  und  beschrieb  am  17.  Sep- 
tember, dorthin  zurückgekehrt,  seine  jüngsten  Erlebnisse: 
»Ich  war  2  Monat  abwesend.  In  Dresden  hörte  ich,  daß 
der  Herzog  von  Weimar  von  Töplitz  aus  hinkommen 
würde  und  erwartete  ihn.  Wärend  dessen  habe  ich  dort 
sehr  angenehm  gelebt.  Die  beyden  Humbok/  von  Berlin 
und  Körners,  die  Du  dir  erinnern  wirft,  waren  mein  Haupt- 
Umgang.  Der  Herzog  brachte  einen  charmanten  Humor 
von  Töplitz  mit  und  behielt  ihn  auf  der  ganzen  Reise  bis 
Weimar.  Ich  hatte  ihm  vorausgeschrieben,  daß  ich  kommen 
wolle  um  ihn  um  meinen  Abschied  zu  bitten,  daß  ich  aber 
mündlich  meine  Absichten  weitläuftiger  vortragen  würde. 
Er  sagte  mir  in  Dresden,  daß  wir  vor  der  Hand  nicht 
davon  sprechen  wollten,  sondern  es  lassen,  bis  ich  von 
Weimar  wieder  abreiste.  In  W'eimar  ift  es  mir  sehr  wohl 
gegangen.  Alle  Menschen  waren  sehr  artig  gegen  mich 
und  besonders  der  Herzog  und  die  Herzogin.  Ich  gieng 
darauf  nach  Kochberg  zu  meinem  Bruder  und  blieb  da  ein 
paar  Wochen.  Bey  meiner  Rückkunft  in  Weimar  mußte 
ich  mich  endlich  erklären.  Ich  ließ  dem  Herzog  durch  Ge- 
heimerath  X'oigt  sagen,  daß  ich  nochmals  vor  der  Hand  um 


A.  Stern  :  Aus  dem  Briefwechsel  von  Fr.  v.  Stein  u.  L.  Zeerleder.  155 


meinen  Abschied  bäte,  weil  ich  in  Schlesien  kein  Departe- 
ment bekommen  könnte  und  also  nicht  recht  in  Thätigkeit 
versezt  werden,  so  lang  ich  2  Herren  zugleich  diente,  daß  ich 
aber  in  der  Folge  zurückkehren  würde,  so  bald  mich  der  Her- 
zog verlangte.  Oder  wäre  das  seine  Convenienz  nicht  und  er 
wollte  bloß,  daß  ich  den  Erbprinzen  ein  paar  Jahre  lang 
begleitete,  so  zweifle  ich  nicht,  daß  ich  auf  so  lang  aus 
preussischen  Dienil:en  Urlaub  erhalten  würde.  Sollte  er  den 
Prinzen  noch  nach  Breslau  senden,  so  wäre  dieses  um  so 
leichter.  Im  ganzen  glaube  ich  nicht,  daß  diese  Proposition 
dem  Herzog  empfindlich  gewesen,  allein  ein  von  mir  arglos 
angebrachtes  Wort  »ein  größererWirkungskreis  in  Schlesien« 
scheinen  die  Herzogin  und  durch  sie  den  Herzog  beleidigt 
zu  haben,  kurtz  er  antwortete  mir,  dass,  was  meinen  erften 
\'orschlag  beträfe,  es  nicht  angieng  den  Dienfl  so  oft  zu 
ändern,  und,  was  den  2"-'"  beträt,  so  schickte  es  sich  nicht 
in  seinen  Verhältnissen  seinen  Sohn  jemand  anzuvertraun, 
der  nicht  in  seinen  Pflichten  ftünde,  übrigens  gab  er  mir 
den  Abschied.  Ich  schrieb  ihm  darauf,  daß  es  mir  weh 
thäte  zu  sehn,  daß  er  einen  Unwillen  gegen  mich  hätte 
und  daß  ich  nicht  von  Weimar  weggehen  könnte  mit  dem 
traurigen  Bewußtsein  davon.  Er  antwortete  mir  sehr  gut, 
mit  Würde  und  Wärme  und  schloß  mit  dem  Wunsch,  daß 
ich  nie  Grund  haben  möchte  meinen  Schritt  zu  bereuen. 
Die  Herzogin  wünschte  mir  beym  Abschied  eine  glückliche 
Reise,  So  ruhig,  so  schön  sich  beyde  dem  äusern  An- 
schein nach  gegen  mich  benahmen,  so  aufgebracht  w^aren 
sie  Innern.  Der  Herzog  sagte  meiner  Mutter,  ich  sey  ein 
Egoift  und  habe  diesen  Zug  meines  Charakters  dem  Goethe 
zu  danken.  Die  Herzogin  meinte,  ich  könne  kein  rechtes 
Glück  mehr  haben  in  meinem  Leben,  nachdem  ich  ihre 
Hoff"nungen  so  sehr  getäuscht  hätte.  Beyde  sezten  dies 
so  lange  fort,  daß  meine  Mutter  Weimar  verlassen  wollte 
und  nach  Kochberg  ziehn.  Der  kleine  Prinz  lief  mir  in- 
zwischen noch  immer  nach  und  ahntete  nicht,  warum  ich 
mich  von  ihm  abwendete.  .  .  .  Wohl  mir,  daß  es  nun  vor- 


156  Neue  Mittheilukgex. 

über  ift.  Ich  fand  mich  so  gedrückt,  daß  ich  noch  vor 
dem  beftimmten  Tag  abreifte.  Meine  Mutter,  mein  Bruder 
und  Amahe  Imhoff  begleiteten  mich  nach  Jena,  wo  ich, 
wenn  nicht  einen  luftigen,  doch  einen  sehr  angenehmen 
Tag  zubrachte.« ' 

So  sehr  Fritz  von  Stein  durch  die  Auseinandersetzung 
mit  dem  Herzog  auch  erregt  wurde,  vergass  er  doch  da- 
rüber nicht,  den  Freund  von  einigen  Gegenständen  der 
Literatur  zu  unterhalten,  die  während  der  Reise  in  seinen 
Gesichtskreis  getreten  waren.  Schiller  hatte  eben  damals 
im  vertrauten  Kreise  Wallensteins  Lager  vorgelesen.  Fritz 
von  Stein  schrieb  für  seinen  Freund  aus  dem  Gedächtniss 
das  »Soldat-enlied«  ab,  womit  sich  der  »Prolog«  des  Wallen- 
stein endigt  ^  bat  aber  dringend  diese  Kopie  nicht  weiter 
zu  geben.  Er  konnte  ihm  ferner  das  baldige  Erscheinen 
von  Schillers  neuem  Musenalmanach  und  Goethes  Hermann 
und  Dorothea  ankündigen.  Auch  über  Jean  Paul,  der  eben 
damals  in  Weimar  gewesen  war,  wusste  er  etwas  zu  be- 
richten. »Ich  habe  mich  endlich,  die  45  Hunds-Pofttage 
zu  lesen '  entschlossen,  weil  ich  an  allen  Orten,  die  ich 
aut  meiner  Reise  passirt  habe,  ihn  als  Mode  fand.  Das 
Buch  zu  lesen  ift  aber  wirklich  eine  Hundsarheit.  Um  ihn 
vollkommen  zu  verftehn,    um    keine    seiner    Anspielungen 


1  Keine  Andeutung  in  diesem  Bericht  lässt  vermutlien,  dass  F.  v. 
Stein  die  grenzenlose  Unschicklichkeit  begangen  habe,  dem  Herzog  zu 
schreiben,  der  Dienst  bei  ihm  sei  »ein  Dienst  ohne  Ehre«,  wie  man 
nach  Düntzer  2,  77.  79  glauben  sollte.  Hier  lag  unzweifelhaft  ein 
Missverständniss  der  Herzogin  vor.  »Sie  hatte  gesagt,  so  erfuhr  er 
durch  seine  Mutter,  ich  sey  in  preussische  Dienste  gegangen,  weil  ich 
es  nicht  der  Mühe  werth  halte,  einem  so  kleinen  Herrn  als  der  Herzog  von 
Weimar  ist,  zu  dienen«.  Er  schrieb  darauf  an  die  Herzogin  und  erhielt  von 
ihr  eine  Antwort,  die  er  »sehr  verständig  und  delicat«  fand.  Beide 
(französisch  geschriebenen)  Briefe  theilte  er  Zeerleder  mit. 

^  Es  hat  keinen  Zweck,  die  Stein'schen  Varianten  anzumerken,  da 
er  selbst  sagt,  den  Schluss  habe  er  »nicht  ansivcndii^  behalten«,  also 
keir.e  schriftliche  Vorlage  hatte. 

5  Hesperus  oder  45   Hundsposttage   1795. 


A.  Stern  :  Aus  dem  Briefwechsel  von  Fr.  v.  Stein  u.  L.  Zeerleder.  157 

zu  verlieren  muß  man  weit  mehr  Kenntnisse  besitzen  als 
ich.  Es  sind  hiwlische  Gedanken  darin  und  ganz  gemeine 
daneben.  Der  Wieland  sagt  von  dem  Verfasser  (Advokat 
[sie]  Richter  in  Hof)  daß  er  ein  Verschwender  war.  Auf 
einer  Seite  gab  er  so  viel,  daß  man  ein  Buch  daraus  machen 
könnte.  Ich  finde,  daß  dies  Urtheil  beyde  Schriftfteller 
charakterisirt.« 

In  Breslau  selbst  sah  sich  Stein  durch  Garve  mit  der 
Schriftstellerwelt  in  Verbindung  gesetzt.  Dieser  lud  ihn  ein 
»seinen  regulairen  Gesellschaften«  beizuwohnen.  »Es  werden 
darin,  berichtete  Stein,  Aufsätze  gelesen  von  mannichfah/igem 
Inhalt,  über  die  zuweilen  sehr  lebhafte  Debatten  entftehn. 
Vor  8  Tagen  las  man  einen  Aufsatz  über  die  Frage,  ob  es 
vortheilhaft  für  Schlesien  sey,  daß  es  seinen  eignen  Minifter 
im  Lande  habe,  ftatt  daß  die  Minifter  der  übrigen  Provinzen 
in  Berlin  als  Mitglieder  eines  General-Directorii  arbeiten. 
Garve  gab  eine  Geschichte  der  Fronde  in  einer  Reihe  von 
Revolutions-Geschichten,  mit  denen  er  sich  jetzt  beschäftigt. 
Übrigens  ist  dieses  a  very  loyal  society,  die  diese  Dinge 
blos  hiftorisch  betrachtet.« 

AUmähhch  stellte  sich  das  alte  Verhältniss  der  Herzogin 
von  Weimar  zu  Steins  Mutter,  das  nach  der  Abreise  des 
Sohnes  vorübergehend  getrübt  erschienen  war,  wieder  her. 
Doch  dauerte  es  bis  zum  Ende  des  Jahres  1798,  ehe  er  die 
Mutter  durch  die  Nachricht,  dass  er  als  Rath  bei  der  Kriegs- 
und Domänenkammer  in  Breslau  angestellt  worden,  über 
die  Wendung,  die  er  seinem  Leben  gegeben  hatte,  voll- 
kommen beruhigen  konnte.  Währenddessen  war  die  alte 
Schweiz  vor  dem  Ansturm  der  Revolution  zusammenge- 
brochen. Goethe  hatte  sie,  wie  er  sich  gegenüber  Fritz 
von  Stein  ausdrückte,  im  Jahre  1797  »noch  eben  am  Rande 
ihrer  alten  Verfassung«  besucht.  Der  Fall  von  Bern  ent- 
schied über  das  Schicksal  derselben.  Auch  Zeerleder  wurde 
schwer  dadurch  betroffen.  Er  dachte  eine  Zeit  lang  daran 
auszuwandern  und  mit  seiner  Mutter  bei  Fritz  von  Stein 
eine  neue  Heimath  zu  suchen.    Ein  »rosser  Theil  der  Kor- 


158  Neue  Mittheilungen. 


respondenz  in  dieser  Epoche  drelit  sich  um  die  politischen 
Ereignisse,  ihre  Ein\virl<ung  auf  die  Privatverhältnisse  der 
beiden  Ereunde,  den  Plan,  sich  gemeinschaftlich,  vielleicht 
in  Südpreussen  anzukaufen  u.  s.  w. 

Kein  Jahrzehnt  verging  und  Eritz  von  Stein  sah  sich 
selbst,  den  Hausstand,  den  er  sich  gegründet  hatte,  und 
den  Staat,  in  dem  er  lebte,  von  den  gewaltigen  Umwäl- 
zungen der  Zeit  erschüttert.  Der  erste  Brief,  der  sich  nach 
einer  grossen  Lücke  wieder  vorfindet,  vom  24.  Eebruar  1807 
datirt,  berichtet,  welche  Leiden  der  Krieg  über  Schlesien 
gebracht  hatte.  Stein  gedenkt  auch  dessen,  was  seine  Mutter 
nach  der  Katastrophe  von  Jena  und  Auerstädt  zu  erdulden 
gehabt  hatte,  wie  sie  bei  der  Plünderung  von  Weimar 
nichts  gerettet  und  sich  noch  glücklich  geschätzt  habe,  »am 
Arme  des  General  Marchand,  der  die  Räuber  nicht  abzu- 
halten vermochte,  aller  ihrer  Habe  den  Rücken  zu  kehren.« 
Er  sah  sie  und  Weimar  bald  darauf  wieder,  kehrte  aber 
auf  sein  Landgut  Strachwitz  unweit  Breslau  zurück  und 
blieb  zunächst  dort  wohnen,  da  ihn  französische  Einquar- 
tierung aus  seiner  Breslauer  Wohnung  vertrieben  hatte. 
Der  Druck  der  Zeit  hatte  zudem  den  Entschluss  bei  ihm 
zur  Reife  gebracht,  seinen  Abschied  bei  der  Kammer  zu 
nehmen.  Seine  Briefe  an  den  treuen,  hilfreichen  Zeerleder 
aus  diesen  schweren  Jahren  der  Eremdherrschaft  enthalten, 
abgesehen  von  Mittheilungen  über  Eamilienereignisse, 
mancherlei  Bemerkungen  von  allgemeinem  Interesse.  Man 
erkennt,  wie  Stein  unter  drückenden  Sorgen  dem  öffent- 
lichen Leben  nicht  verloren  ging.  Die  Lage  seiner  alten 
wie  seiner  neuen  Heimat  beschäftigte  ihn  zum  Theil  sehr 
schmerzlich.  »In  Weimar,  schrieb  er  am  17.  Eebruar  1812, 
geht  alles  seinen  alten  Weg,  doch  nicht  einem  besseren 
und  freyeren  Zullande  entgegen.  Mit  Wehnuith  kann  man 
nur  die  Arreftationen  in  jenen  Gegenden  und  die  Eolgen 
des  Auflauerungs-Syllemes  betrachten,  das  der  Oberfeld- 
herr in  Norddeutschland  beobachtet.«  Seine  Anstellung 
in   der  Säkularisationskommission    und    die    spätere  E.rnen- 


A.Stern:  Aus  dem  Briefwechsel  vonFr.v. Stein  u.  L.  Zeerleder.  159 

nung  zum  General-Landschafts-Repräsentanten  von  Nieder- 
schlesien gaben  ihm  wieder  einen  amtlichen  Wirkungskreis, 
den  er  mit  Liebe  und  Erfolg  ausfüllte.  Was  er  während 
der  Befreiungskriege  leistete,  könnte  nur  durch  Studium 
der  Akten  ermittelt  werden.  Ein  Brief,  den  er  unmittelbar  vor 
dem  Ausbruch  des  Kampfes  am  17.  Februar  181 3  an  den  Staats- 
kanzler Hardenberg  richtete,  ist  kürzlich  Gegenstand  einer 
lebhaften  Auseinandersetzung  geworden. '  Vergeblich  hatte 
er  gehofft,  seinen  Jungendfreund  Zeerleder  wiederzusehen, 
als  dieser  durch  sein  Erscheinen  auf  dem  Wiener  Kongress 
wieder  mehr  in  seine  Nähe  geführt  wurde.  Zeerleder  kehrte 
unmittelbar  in  seine  Vaterstadt  zurück.  Hier  empfing  er 
den  letzten,  vom  22.  September  1815  datirten  Brief,  der 
sich  aus  der  Korrespondenz  der  beiden  Freunde  erhalten 
zu  haben  scheint.  Fritz  von  Stein  war  soeben  nach  einem 
Besuche  seiner  Heimat  auf  seinem  Gute  wieder  angelangt. 
»Ich  habe,  schreibt  er,  meine  gute  Mutter  noch  wirklich 
sehend  und  munteren  Geistes,  obgleich  vom  Alter  gebeugt, 
getroffen.  ...  Es  ifl  eine  schöne  Sache  um  die  Heimath. 
Man  gewinnt  sie  lieber,  je  älter  man  wird,  und  ich  habe 
mich  noch  nie  schmertzlicher  von  dort  losgerissen  als  dies- 
mahl.  Aber  es  ifl  doch  nur  meine  Familie,  die  mich  dort 
reizt,  denn  ich  bin  des  Hoflebens  (dem  man  dort  nicht 
entgehn  kann)  entwöhnt,  und  selbft  die  zwei  trefflichen 
Fürftinnen,  welche  an  der  Spitze  desselben  flehen,  können 
nicht  dafür  eben  wegen  ihres  Verhältnisses  entschädigen.« 

Bis  zum  Tode  Zeerleders,  der  im  Jahre  1840  erfolgte, 
blieben  beide  Männer  innig  verbunden,  wie  dies  ein  schönes 
Schreiben  Steins  an  die  Hinterbliebenen  bezeugt.  Er  über- 
lebte den  vorangegangenen  Freund  noch  um  vier  Jahre. 
Was  er  in  gem.einnütziger  Thätigkeit  bis  zu  seinem  Ende 


'  S.  Oncken:  Oesterreich  und  Preussen  im  Befreiungskriege  1,258. 
Lehmann:  Historische  Zeitschrift,  Band  52,  S.  74-77.  Oncken:  Gies- 
sener  Studien  auf  dem  Gebiete  der  neueren  Geschichte.  Giessen,  Ricker- 
sche  Buchhandkmg  1885,  III.  S.   14—28. 


l6o  Neue  Mittheilungen. 


in  Schlesien  geleistet  hat,  ist  in  dem  Werkchen,  das  Goethes 
an  ihn  gerichtete  Briefe  enthält,  vollauf  gewürdigt.  Es  sei 
dem  daselbst  Bemerkten  noch  hinzugefügt,  dass  Friedrich 
von  Stein  im  Jahre  1817,  als  die  Bereisung  der  Provinzen 
durch  die  drei  ^Minister  Altenstein,  Beyme,  Klewitz  stattfand, 
sich  entschieden  für  eine  »allgemeine  selbständige  Repräsen- 
tation,« »Verantwortlichkeit  der  Minifter,«  »Anzeige  von 
Missbräuchen,«  »Vorlegung  des  Bedarfs  bei  neuen  Abgaben« 
und  gegen  »bloss  berathende  Konkurenz«  aussprach'.  In 
seinem  ganzen  Wirken  offenbarte  sich  ein  Geist,  dessen 
nicht  unwürdig,  der  einst  der  Führer  und  Berather  seiner 
Jugend  gewiesen  war. 


'  Geh.  Staatsarchiv  Berlin,  Rep.  77.  Commissionsakten,  Naclirichten 
und  Ansichten  über  Ständeverfassung  Vol.  8. 


IL  Abhandlungen. 


Goethe-Jahrbvch   IX. 


1.  Die  Anfänge  des  Wilhelm  Meister 


Jacob    Minor. 


i]m  26.  Juni  1796  hatte  Goethe,  mehr  auf  Andrän- 
gen Schillers  als  aus  eigener  Wahl,  seinen  »Wil- 
helm Meister«  vorläufig  abgeschlossen.  Ein  Jahr 
später  erwacht  er  in  dem  schweizerischen  Altdorfe  und 
sieht  von  dem  Fenster  aus  den  Gipfel  des  nahen  Berges, 
der  ihm  noch  gestern  herbstlich  braun  erschienen  war,  mit 
frischem  über  Nacht  gefallenen  Schnee  bedeckt.  Da  über- 
kommt ihn  mit  einem  leisen  Seufzer  das  Gefühl  des  nahen 
Alters  und  er  schreibt  die  Verse  nieder: 


«War  doch  geftern  Dein  Haupt  noch  so  braun  wie  die  Locke  der  Lieben, 
Deren  holdes  Gebild  Üill  aus  der  Ferne  mir  winkt; 

Silbergrau  bezeichnet  Dir  früh  der  Schnee  nun  die  Gipfel, 

Der  sich  in  stürmender  Nacht  Dir  um  den  Scheitel  ergoß. 

Jugend,  ach!  ifl:  dem  Alter  so  nah  durchs  Leben  verbunden, 

Wie  ein  beweglicher  Traum  Geftern  und  Heute  verband. v( 

So  hart    an   der  Schwelle   des  Alters  stand  Goethe,    als  er 
die  Lehrjahre  des  Wilhelm  Meister  zu  Ende  führte. 

Und  wie  hart  an  der  Grenze  der  Jugendjahre  stand  Goethe, 
als  er  im  Jahre  1777,  vielleicht  nicht  zum  ersten  Male,  an 
dem  Romane  zu  arbeiten  unternahm  !  Achtundzwanzig  Jahre 


164  Abhandlungen. 


alt,  tünf  Vierteljahr  in  Weimar,  seit  einem  Jahre  Mitglied 
des  geheimen  Conseils  und  aller  Wahrscheinlichkeit    nach 
dauernd  an  den  Herzog  und  Weimar  gebunden :  beginnt  er 
seine  Irühere  Existenz   als  hinter   ihm    liegend   und    abge- 
schlossen zu  betrachten.    Es  wird  ihm  Bedürfniss  über  das 
Schicksal  nachzudenken,  welches  ihn  gerade  an  diesen  Ort 
gepflanzt :  und  er  kann  selten  anders  als  bekennen,  dass  es 
ihn  weise    geführt   und  glücklich   geleitet    habe.    Er    stellt 
aut  der  Schweizerreise  des  Jahres  1779,  die  ihn  mit  alten  Be- 
kannten   am  Rheine    wieder   zusammenführt,   »Recapitula- 
tionen«  über  sein  ganzes  voriges  Leben  an :     »Gott  weiß, 
was  sich  am  Ende  zusammen  summiren  wird«.   Und  solche 
Recapitulationen  seines  ganzen  Lebens  kehren  nun  von  Zeit 
zu  Zeit  wieder.  »Heute  früh«,  schreibt  er  am  27.  Januar  1782 
an  die  Stein,  »eh'  es  Tag  wurde,  wachte  ich  auf  und  reca- 
pitulirte  mein  ganzes  Leben,  es   ift   sonderbar    genug    und 
sehr  glücklich    da  es  mich  zu    dir    geführt    hat.«    Und   im 
November  desselben  Jahres  1782  zwingt  ihn  der  Gedanke, 
dass  er  vor  sieben  Jahren  in  Weimar  angekommen,  zu  dem 
Ausrufe:  »Die  Schicksale  der  Menschen  sind  wunderlich!« 
Er  möchte  mit  diesem  Tage  eine  neue  Epoche  seines  Lebens 
und  Wesens  anfangen  und  wendet  wiederum  den  Blick  in 
die  Vergangenheit:  er  sieht  die  Briefe  durch,  die  seit  zehn 
Jahren  an  ihn  geschrieben  worden  sind  und  will  diese  zehn 
Jahre  vor  sich  liegen  sehen,  wie  ein  langes  durchwandertes 
Thal  vom  Hügel  aus  gesehen    wird.  ...     In   diesem  Jahre 
ist  der  »Wilhelm  Meister«  wieder  aufgenommen  worden  und 
um  drei  Bücher  angewachsen;  und,  wie  uns  Herder  erzählt, 
hat  Goethe  im    ersten  Entwurf  des  Romanes    noch    tiefer 
in  seine  Jugendzeit  zurückgegriffen:  man  lernte  den  Helden 
von  Kindheit  auf  kennen,  sich  allmählich  für  ihn  interessiren 
und  unmerklich  wurde  man  für  ihn  auch    dort    zur  Theil- 
nahme  gezwungen,  wo  er  sich  verirrte. 

Aus  solchen  Recapitulationen  ist  der  »Wilhelm  Meister« 
entstanden,  an  welchem  Goethe  volle  zwanzig  Jahre,  vom 
Beginne  bis  an  das  Ende  des  reifen  Mannesalters  arbeitete. 


Jacob  Minor:  Die  Anfange  des  »Wilhelm  Meister.«        165 

Und  fast  über  diesen  ganzen  Zeitraum  erstrecken  sich  auch 
die  zahllosen  Äusserungen  Goethes,  dass  er  die  Erfahrungen 
des  täglichen  Lebens  und  das  Ergebniss  jener  »Recapitula- 
tionen«  in  seinem  Meister  benutzen  und  zusammenfassen 
wolle.  Nicht  umsonst,  dass  er  die  Vollendung  desselben  erst 
mit  dem  vierzigsten  Jahre  versprach:  die  »Schwabenjahre« ' 
sollten  hinter  im  liegen,  ehe  das  Werk  zum  Abschlüsse  kam. 
Die  Lehrjahre  der  Lebenskunst,  welche  sein  Wilhelm  Meister 
durchzumachen  hat,  hat  Goethe  selber  durchgemacht,  während 
er  an  dem  Romane  schrieb.  Und  die  verschiedenen  Bildungs- 
stadien und  Lebenskreise,  welche  der  Roman  durchmisst, 
hat  Goethe  selber  bis  zu  seinem  vierzigsten  Jahre  durch- 
laufen. Meine  Absicht  ist  diesmal  nicht  die  Congruenz  des 
Erlebten  und  Gedichteten  nachzuweisen ;  ich  habe  es  viel- 
mehr auf  jene  »Recapitulationen«  abgesehen.  Ich  suche 
nicht  die  einzelnen  Erlebnisse  heraus;  sondern  stelle  und 
beantworte  die  Frage  :  seit  wann  ist  dieser  oder  jener  Lebens- 
kreis Goethen  in  der  Beleuchtung  oder  unter  dem  Gesichts- 
punkte erschienen,  aus  welchem  er  ihn  im  »Wilhelm 
Meister«  betrachtet? 

Zum  Beispiele  sogleich  der  Kautmannsstand ,  aus 
welchem  die  Handlung  des  Romanes  sich  entwickelt.  Goethe 
hat  wiederholt  vor  dem  »Wilhelm  Meister«  Kaufleute  auf 
die  Bühne  gebracht.  Li  seiner  Leipziger  Studentenzeit  hat 
er  ein  sächsisches  Lustspiel  begonnen  unter  dem  Titel 
»Tugendspiegel«.  Die  erste  Scene  führt  uns  zwei  Kauf- 
leute vor,  von  welchen  der  eine  sich  seiner  Geliebten 
wegen  durch  Verschwendung  ruinirt  hat;  der  andere,  als 
grossmüthiger  Freund,  theilt  den  Ruin  des  Genossen.  Aber 
der  Stand  bedeutet  in  dem  sächsischen  Lustspiele,  welches 
nur  Tvpen  kennt,  wenig:  dass  der  verschwenderische  Lieb- 
haber und  der  grossmüthige  Freund  Kaufleute  sind,  hätte 
sicher  auch  in  der  Fortsetzung  des  Lustspiels  eine  geringe 
Rolle  gespielt ;    Goethe  hat  auch  bald  darauf  einen  jungen 

'  An  die  Stein  IP,  235,  1783 :  der  Chirurg  verkündet  ihm  nocli  einen 
Zahn;  »der  wird  mir  doch  endhch  die  Schwaben-Weisheit  bringen«. 


l66  Abhaxdluxgen. 


Edelmann  als  verschwenderischen  Liebhaher  darzustellen 
unternommen,  und  erst  nachdem  aWilhelm  Meister«  weit 
über  die  kaufmännische  Sphäre  hinausgerückt  war,  hat  er 
in  einer  der  »Unterhaltungen  deutscher  ^Ausgewanderten«  das 
Motiv  in  die  kaufmännischen  Kreise  zurückverlegt.  Im 
»Götz  von  Berlichingen«  scheint  der  Dichter  mit  seinem 
ritterlichen  Helden  und  mit  Ulrich  von  Hütten  die  Abnei- 
gung gegen  die  Kaufleute  zu  theilen,  auf  welche  der  wehr- 
hafte Götz  von  Alters  her  einen  Zahn  hat.  Am  deutlichsten 
aber  redet  die  »Stella«.  Sie  ist  ein  bürgerliches  Trauer- 
spiel: dieses  wurzelt  mit  Lillos  »Kaufmann  von  London« 
in  der  Kaufmannssphäre;  Weisse's  von  Goethe  lange  über- 
dachtes bürgerliches  Trauerspiel  »Grossmuthfür  Grossmuth« 
behandelt  den  Stellaconflict  in  kaufmännischen  Kreisen. 
Und  als  Goethe  an  die  Dichtung  der  Stella  herantrat,  da 
wurden  ihm  diese  Kreise  auch  innerlich  von  allen  Seiten 
nahe  gelegt.  Erlebnisse  Jacobis  und  eigene  Erfahrungen  hat 
er  in  dem  Stücke  verschmolzen:  Jacobis  Zirkel  und  ebenso 
der  Kreis,  in  welchem  der  Verlobte  Lilis  sich  in  Frank- 
furt bewegte,  versammelte  sich  in  feingebildeten,  kunst- 
liebenden, luxuriösen  Kaufmannshäusern.  Dennoch  hat 
Goethe,  der  literarischen  Tradition  zum  Trotz,  der  Erlebnisse 
ungeachtet  welche  seine  Dichtung  sonst  so  gerne  respectirt, 
die  Handlung  in  eine  freiere  Sphäre  voll  chevaleresker  und 
seraphischer  Empfindungen  verlegt.  Und  seltsam  —  erst 
der  Weimarer  Goethe,  der  Hofmann,  kehrt  freiwillig  in  die 
sonst  verschmähten  Kaufmannskreise  zurück.  Voll  Glanz 
und  Prunk  in  den  höfischen  Spielen,  w^o  es  gilt  »die  Feste 
der  Thorheit«  zu  würzen ,  zieht  er  sich  einlach  und  be- 
scheiden in  die  enge,  nicht  drückende  Atmosphäre  des  Kauf- 
mannshauses zurück,  um  dem  doppelseitigen  Verhälniss  zur 
Frau  von  Stein,  dem  innersten  was  ihn  damals  bewegte, 
Ausdruck  zu  geben.  Wenige  Monate,  ehe  wir  Goethe  mit  dem 
Romane  beschäftigt  finden,  ist  das  Lustspiel  »Die (Geschwister« 
entstanden.  In  dem  Drama  wie  in  dem  Romane  tührt 
das  Liebespaar  dieselben  Namen  :    Wilhelm    und  Marianne. 


Jacob  Minor:  Die  Anfänge  des  »Wilhelm  Meister.«       167 

Dieser  Kaufmann  Wilhelm  in  dem  Drama  ist  eine  ganz 
neue  Species  unter  den  Goetheschen  Charakteren.  Die  Götz, 
Werther,  Faust,  Prometheus,  Mahomet  —  das  waren  mäch- 
tige Individuen,  grosse,  excentrische  Charaktere.  Egmonts 
Liebenswürdigkeit  erscheint  bis  ins  Dämonische  gesteigert, 
der  flatterhafte,  unwiderstehliche  Fernando  in  der  »Stella« 
mit  dem  gefährlichen  Trieb  ins  Weite  begabt.  Dagegen 
nun  der  solide  Kaufmann  Wilhelm  vor  seinen  Rechnungen: 
fast  ein  gewöhnUcher  Mensch.  Dieser  Dichter  sucht  nicht 
mehr  die  grossen  Ausnahmen  der  Menschheit:  er  sucht  im 
Gegentheile  das  gesetzmässige  und  normale.  Die  allgemeine 
Menschennatur,  das  reinmenschliche  steht  ihm  höher  als 
das  grösste  Individuum.  Und  dies  reinmenschliche  sucht 
und  findet  er  in  den  sogenannten  niederen  oder  unteren 
Ständen,  in  welchen  er  in  der  Zeit  des  »Werther«  nur  die 
grossen  Ausnahmen  der  Menschheit,  das  excentrische,  ausser- 
gewöhnliche  gesucht  und  gefunden  hatte.  In  der  Gestalt 
einer  Madonna  von  Rubens  erscheint  die  Mutter  mit  dem 
Kinde  in  dem  »Wanderer« ;  biblisch  verklärt  und  patriarcha- 
lisch oder  von  gewaltiger  Leidenschaft  riesenhaft  vergrössert 
erscheinen  die  unteren  Stände  im  »Werther« ;  und  auch  im 
Leben  zieht  die  seltsame  Erscheinung  eines  Bauern  Klein- 
jogg  u.  a.  Goethes  Interesse  am  meisten  auf  sich.  Dagegen 
jetzt  sucht  er  auch  in  den  unteren  und  niederen  Ständen 
nur  die  simpelsten  und  alltäglichsten  Erscheinungen  aufr 
den  arbeitenden  Handwerker,  den  rechnenden  Kaufmann 
u.  s.  w.  Nicht  als  Individuen,  sondern  weil  sie  den  Gattungs- 
begriff" der  Menschheit  am  reinsten  zur  Darstellung  bringen, 
sind  sie  ihm  von  Werth. 

Goethes  Leben  aus  der  Weimarischen  Zeit  bis  zum 
Jahre  1780  liefert  die  genaue  Parallele.  Gegen  die  hohe  und 
vornehme  Welt  verschliesst  er  sich  ohne  Hass:  »sich  der 
Einsamkeit  ergeben«  ist  dem  Hofmann  ein  liebes  Wort, 
das  im  »Wilhelm  Meister«  wiederklingt.  Er  lebt  mit  den 
Menschen  dieser  Welt,  isst,  trinkt,  spasst  mit  ihnen,  spürt 
sie  aber  kaum :  denn  sein  inneres  Leben  geht  unverrücklich 


i68  Abhandlungen. 


seinen  Gang.  Am  wenigsten  gelingt  es  ihm  an  den  fremden 
Höfen.  »Ich  ftehe  von  der  ganzen  Nation  ein  für  allemal 
ab  und  alle  Gemeinschaft,  die  man  erzwingen  will,  macht 
was  halbes.  Indessen  führe  ich  mich  so  leidlich  auf  als 
möglich«,  schreibt  er  aus  Darmstadt.  Und  noch  übler  ist 
ihm  in  Berlin  zu  Muthe:  »Gleichmut  und  Reinheit  erhalten 
mir  die  Götter  aufs  schönfte,  aber  dagegen  welkt  die  Blüthe 
des  Vertrauens,  der  Offenheit,  der  hingebenden  Liebe  täg- 
lich mehr.«  Seine  Seele  sei  sonst  eine  Stadt  mit  geringen 
Mauern  gCM^esen,  die  hinter  sich  eine  Citadelle  auf  dem 
Berge  hat :  das  Schloss  habe  er  bewacht,  die  Stadt  in  Krieg 
und  Frieden  wehrlos  gelassen.  Nun  aber  fange  er  an  auch 
diese  zu  befestigen,  »wärs  nur  indess  gegen  die  leichten 
Truppen«.  Sein  Herz  fühlt  er  mit  eisernen  Reifen  einge- 
fasst,  die  sich  täglich  fester  antreiben,  dass  endlich  gar 
nichts  mehr  durchrinnen  werde.  »Je  größer  die  Welt, 
defto  garftiger  die  Farce,  und  ich  schwöre,  keine  Zote 
und  Eselei  der  Hanswurftiaden  ift  so  ekelhaft ,  als  das 
Wesen  der  großen,  mittlem  und  kleinen  Durcheinander« 
.  .  .  »Ich  bete  die  Götter  an  und  fühle  mir  doch  Muth 
genug  ihnen  ewigen  Haß  zu  schwören,  wenn  sie  sich 
gegen  uns  betragen  wollen  wie  ihr  Bild  die  Menschen.« 
Und  nicht  anders  geht  es  ihm  zu  Hause.  Er  bleibt  vom 
Concertc  fern:  denn  es  ist  ihm  so  wohl,  dass  er  nicht 
sehen  kann  das  Volk.  Er  hat  bei  Hofe  abgesagt:  denn 
auf  das  gute  Leben,  das  er  wieder  gestern  im  Wasser  ge- 
trieben habe,  mag  er  droben  nicht  im  Sande  herumdursten. 
Er  ist  gestern  in  Belvedere  gewesen:  aber  nur  um  die  Hof- 
leute hinterher  zu  bedauern  und  sich  zu  wundern,  dass 
nicht  die  meisten  gar  Kröten  und  Basilisken  werden.  Die 
grosse  Welt  bekommt  ihm  wie  dem  Hunde  das  Gras; 
und  wenn  gar  sein  \'erhältniss  zur  Geliebten  darunter 
leidet,  dann  braust  er  auf:  »Und  das  alles  um  der  Welt 
willen !  die  Welt,  die  mir  nichts  sein  kann,  will  auch 
nicht,  daf)  Du  mir  was  seyn  sollil  —  Sie  wissen  nicht 
was  sie  thun.« 


Jacob  Minor:  Die  Anfänge  des  »Wilhelm  Meister.«       169 

Ganz  anders  lauten  seine  Briefe,  wenn  sich  der  Zeit- 
genosse Sternes  als  empfindsamer  Reisender  auf  den  Weg 
begibt.  Unter  dem  schlichten  Namen  Weber,  als  vorgeb- 
licher Maler,  Jurist  oder  Reisender  überhaupt,  verbirgt  sich 
der  Hofmann.  Wie  Wilhelm  Meister  lässt  er  sich  auf  seinen 
Reisen  gerne  vom  Schicksale  leiten.  Überall  kehrt  er  in 
den  Hütten  der  Niederen  ein,  um  wie  Goldsmiths  Wanderer 
zu  sehen,  wie  wenig  der  Mensch  bedarf.  Höflich  gegen 
Jedermann,  ist  er  überall  wohl  aufgenommen ;  er  lebt  mit 
den  Leuten,  redet  und  lässt  sich  erzcählen.  Die  Menschen- 
wirthschaft  unterhält  ihn  hier  ebenso,  wie  ihn  dort  das 
Wesen  der  grossen,  mittleren  und  kleinen  abstösst.  »Die 
Menschen  ftreichen  sich  auf  mir  aul,  wie  auf  einem  Probir- 
stein:  Ihre  Gefälligkeit,  Gleichgültigkeit,  Hartleibigkeit  und 
Grobheit,  eins  mit  dem  andern  macht  mir  Spaß.«  Er  strebt 
alle  Verhältnisse  klarer  und  wahrer  zu  sehen ;  eine  reine 
Ruhe  und  Sicherheit  umgibt  ihn.  »Den  Nutzen«,  schreibt 
er,  »den  es  auf  meinen  phantaflischen  Sinn  hat,  mit  lauter 
Menschen  umzugehen,  die  ein  beftimmtes  einfaches  dau- 
erndes wichtiges  Geschäft  haben,  ifl:  unsäglich.  Es  iß:  wie 
ein  kaltes  Bad,  das  einem  aus  einer  körperlich  wollüstigen 
Abspannung  wieder  zu  einem  neuen  kräftigen  Leben  zu- 
sammenzieht.« Es  ist  ihm  ein  quälender  Gedanke,  von 
Dingen,  die  der  geringste  Mensch  leicht  begreift  und  aus- 
führt, wie  durch  eine  ungeheure  Kluft  gesondert  zu  sein; 
den  grössten  Fleiss  will  er  auf  das  »Gemeine«  verwenden. 
Und  endlich :  er  fühlt  sich  von  einer  Menge  talscher, 
schiefer  Prätensionen  befreit  und  empfindet  in  der  frei- 
willigen Entäusserung,  was  da  tür  Lieblichkeit,  tür  Glück 
darinne  steckt.  Er  rühmt  die  »schöne  Philiflerei«  im  be- 
haglichen Hause  seines  Wirthes  und  fühlt  sich  innig  zu 
der  Klasse  des  Volkes  gezogen,  die  man  die  niedere  nennt : 
»Da  sind  doch  alle  Tugenden  beisammen,  Beschränktheit, 
Genügsamkeit,  grader  Sinn,   Treue,  Freude  über  das  leid- 

lichfte  Gute,  Harmlosigkeit,  Dulden,  Ausharren  in  un 

ich  will  mich  nicht  in  Ausrufen  verlieren.« 


170  Abhandlungen. 


Unter  diesem  Gesichtspunkte  erscheint  dem  Weima- 
rischen Goethe  nun  auch  der  enge  Kaufmannsstand.  »Ich 
lese  Rechnungen  und  bin  ftill,«  schreibt  er  1776  an  die  Stein; 
ein  fahr  später  bemüht  er  sich  mit  Kaufmannsdiener-Auf- 
merksamkeit auf  das  seinige  zu  reisen;  und  noch  in  ItaUen 
muss  er  für  einen  Kaufmann  passiren.  Unerschöpflich  ist 
er  in  Bildern  aus  der  Kaufmannswelt.  Die  Liebe  der  Freundin 
ist  ihm  ein  gestundetes  Kapital,  das  er  in  seinem  weitläufigen 
und  gefährlichen  Handel  so  nothwendig  brauche.  Sie  hat, 
wie  Gharlotte  den  Wilhelm  der  »Geschwifter«,  sein  überall 
verschuldetes  Herz  haushälterischer  werden  und  in  einer 
reinen  Einnahme  und  Ausgabe  sein  Glück  finden  gelehrt. 
Dass  er  von  dem  Grundstock  seines  Vermögens  nichts  zu- 
gesetzt habe,  dass  er  von  seinen  Schulden  loszukommen 
suche  oder  sie  abthun  wolle,  sind  ihm  ebenso  geläufige 
Bilder,  wie  »die  Summa  summarum  seines  Lebens  ziehen« 
oder  »seine  Glückseligkeit  summiren«.  »Ich  bitte  Gott 
daß  er  mich  täglich  haushälterischer  werden  lasse,  um  frei- 
gebig sein  zu  können,  es  sei  mit  Geld  oder  Gut,  Leben 
oder  Tod,«  schreibt  er  das  eine  Mal;  und  ein  ander  Mal: 
»Hier  Lotte  überliefere  ich  dir  meine  Capitale_,  ich  kann 
mich  nun  nirgends  mehr  vor  dir  verschließen,  und  über- 
gebe mich  dir  aber  und  abermal  zum  Eigenthum.« 

Und  nicht  blos  die  Liebe  bedient  sich  dieser  Bilder; 
auch  die  Gunst  und  das  Vertrauen  anderer,  welches  er  sich 
zu  erwerben  gewusst,  erscheint  ihm  als  selbsterworbener 
Gewinnst :  »Da  ich  einmal  im  Gewinnft  sitze ;  so  fällt  mir 
alles  zu,  da  ich  autmerksam  bin  des  Glücks  zu  gebrauchen, 
so  vermehrt  sichs  täglich  und  ich  verschleudre  nichts.  Wäre 
das  was  ich  gewinne  Geld,  so  wollt  ich  bald  eine  Million 
beisammen  haben.  Verschiedne  sind  auf  Verschiednes  in 
der  Welt  angewiesen.  Goldreich  wcrd  ich  nie ,  deflo 
reicher  an  Vertrauen,  gutem  Namen  und  Linflul^  auf  die 
Gemüther.«  Auf  der  italienischen  Reise  noch  gibt  es  ihm 
eine  ganz  andre  Llasticität  des  Geistes,  dass  er  sich  um 
den    (ieldkm-s    bekümmern,    wechseln,    bezahlen,   notiren. 


Jacob  Minor:  Die  Anfänge  des  »Wilhelm  Meister.«       171 

eintheilen  muss,  anstatt  dass  er  sonst  nur  dachte,  wollte, 
sann,  befahl  und  dictirte ;  noch  in  Italien  vergleicht  er  das 
olympische  Theater  in  Vicenza  einem  vornehmen,  reichen, 
wohlgebildeten  Kinde,  gegenüber  einem  klugen  Kaufmanne, 
der  weder  so  vornehm,  so  reich,  noch  so  wohlgebildet  sei: 
aber  der  besser  weiss,  was  er  mit  seinen  Mitteln  anfangen 
kann.  Und  wie  er  sich  in  Weimar,  einen  arbeitsamen  Tag 
vor  sich  sehend,  durch  Fleiss  und  Ordnung  bemühen  will 
der  Geliebten  werth  zu  sein;  so  fasst  er  in  Italien  den  Plan 
nach  seiner  Rückkehr  sich  zu  den  Handwerken  zu  wenden 
und  Chemie  und  Mechanik  zu  studiren :  »denn  die  Zeit  des 
schönen  ift  vorüber,  nur  die  Xot  und  das  ilrenge  Bedürfnis 
erfordert  unsere  Tage.« 

So  der  Mensch  und  so  der  Dichter.  »Es  bleibt  ewig 
wahr,  sich  zu  beschränken,  Einen  Gegenstand,  wenige 
Gegenstände,  recht  bedürfen,  sie  auch  recht  lieben,  an  ihnen 
hängen,  sie  auf  alle  Seiten  wenden,  mit  ihnen  vereinigt 
werden:  das  macht  den  Dichter,  den  Künll:ler,  den  Menschen«, 
so  schreibt  er  an  die  Frau  von  Stein.  Und,  offenbar  gleich- 
zeitig, rühmt  er  an  Rembrandt  das  Haften  an  eben  den- 
selben Gegenständen  und  schreibt  dem  Künstler  vor :  »Wer 
allgemein  sein  will,  wird  nichts,  die  Einschränkung  ift  dem 
Künfller  so  notwendig  als  jedem,  der  aus  sich  etwas  bedeu- 
tendes bilden  will.  .  .  Geh  vom  Häuslichen  aus  und  verbreite 
dich,  so  du  kannll,  über  alle  Welt.« 

Nach  diesem  Grundsatze  sucht  der  Dichter  der  Ge- 
schwister im  Leben  selbst  die  Poesie:  die  Prosa  des  bürger- 
lichen kaufmännischen  Lebens  wird  ihm  eine  Quelle  der 
Poesie.  So  hat  auch  Novalis  von  dem  Wilhelm  Meister 
gesagt :  »Alles  was  im  Wilhelm  Meifter  Poesie  \i\,  w'ird 
zur  Prosa  gemacht,  und  alles  was  in  ihm  Prosa  ift,  wird 
zur  Poesie  gemacht.«  Überraschend  scharf  hat  hier  Novalis 
die  Stimmung  gekennzeichnet  aus  welcher  der  »Wilhelm 
Meifter«  hervorgegangen  ist ;  und  wörtlich  übereinstimmend 
schreibt  der  Dichter  selbst  im  December  1777  an  die  Stein : 
»Alle  Prosa  wird  mir  zur  Poesie  und  alle  Poesie  wird  mir 


1/2  Abhandlungen. 


zur  Prosa.«  Zu  dem  Herzog  hatte  er  ein  Vierteljahr  früher 
auf  der  Wartburg  geäussert,  es  sei  ihm  merkwürdig,  dass 
in  ihrer  Wirthschaft  alles  abenteuerliche  natürlich  werde ; 
und  ein  anderes  Mal  tadelt  er  an  dem  Herzog,  dass  er  sich 
noch  zu  sehr  gefalle  das  natürliche  zu  was  abenteuerlichem 
zu  machen,  statt  dass  es  einem  erst  wohl  thut,  wenn  das 
abenteuerliche  natürlich  wird.  Nennt  Lessing  im  Nathan 
diejenigen  die  grossen  und  echten  Wunder,  welche  uns  so 
klein  und  alltäglich  geworden  seien;  so  schreibt  Goethe 
zwei  Jahre  früher  an  die  Freundin,  dass  »doch  nichts  aben- 
teuerlich ilT:  als  das  natürliche  und  nichts  groß  als  das 
natürliche.«  \'orbei  war  es  aus  diesem  Gesichtspunkte  mit 
den  kolossalen  Helden,  deren  Kräfte  das  natürliche  Maß 
überstiegen.  Auf  der  italienischen  Reise  empfand  es  Goethe 
mit  Freude,  dass  er  sein  Leben  dem  Wahren  gewidmet 
habe,  da  es  ihm  nun  so  leicht  werde,  zum  Grossen  über- 
zugehen, das  nur  der  höchste  reinste  Punkt  des  Wahren 
ist.  »Es  ist  nichts  groß  als  das  Wahre,  und  das  kleinfte 
Wahre  ift  groß.« 

Aber  der  Dichter  des  »Wilhelm  Meister«  —  so  scheint 
es  —  nimmt  gegenüber  dem  Kaufmannswesen  nicht  ganz 
die  gleiche  Stellung  ein  wie  der  Dichter  der  »Geschwister«. 
In  Werner,  dem  Freunde  Wilhelms,  erscheint  derselbe  in 
wenig  vortheilhafter  Beleuchtung.  Und  der  Held  selbst 
strebt  über  die  kleinbürgerliche  Sphäre  hinaus:  er  sucht 
die  Poesie  ausserhalb  derselben  in  der  idealen  Liebe  zu 
einer  Schauspielerin,  er  sucht  sie  in  der  Schauspielkunst 
selbst.  Also  doch  wiederum  ein  überspannter,  über  das 
gewöhnliche  Maß  hinausstrebender  Charakter?  Nur  dass 
der  Dichter  jetzt  nicht  mehr  wie  im  »Werther«  auf  der 
Seite  seines  Helden  steht,  dass  er  sich  mit  souveränem 
Humor  über  ihn  erhebt  und  sein  Streben  über  das  Leben 
und  die  Wirklichi<eit  hinaus  mit  jener  leinen  Ironie  begleitet, 
welche  den  Hauptreiz  des  Goetheschen  Romanes  bildet. 

Dadurch  steht  der  »Wilhelm  Meister«  in  directem 
Gegensatz  zu   dem  »Werther«:  dort   ein  excentrischer  Held 


Jacob  Minor:  Die  Anfänge  des  »Wilhelm  Meister.«        173 


vollkommen  begreiflich  hingestellt,  als  ob  er  trotz  seiner 
Excentricität  gar  nicht  anders  sein  könnte ;  hier  ein  excent- 
rischer  Held  vollkommen  unbegreiflich  hingestellt,  als  ob 
man  in  dieser  Welt  gar  nicht  so  sein  könnte!  Der  »Werther« 
gilt  als  der  Abschluss  einer  ganzen  Richtung  des  euro- 
päischen Romans,  welche  mit  den  verstiegenen  Tugend- 
helden Richardsons  und  den  Rousseau'schen  Märtyrern  einer 
überstarken  Empfindung  beginnt :  der  »Wilhelm  Meister« 
ist  aus  der  entgegengesetzten,  einer  feindlichen  Strömung  her- 
vorgegangen. Sie  folgte  den  Richardson'schen  Romanen  auf 
dem  Fusse  nach  und  schlug  den  überspannten  Idealen 
gegenüber  sofort  den  parodirenden  Ton  an,  welchen  wir 
kunstvoller  und  veredelt  im  »Wilhelm  Meister«  wieder- 
finden. Im  Gegensatze  zu  Richardson  nahm  Fielding  seine 
Helden  aus  den  niederen  Kreisen  ;  wie  jener  die  Tugend 
seiner  Ciarissen  und  Pamelen,  so  stellte  dieser  parodirend 
die  Tugend  eines  Mannes,  und  noch  dazu  eines  simplen 
Lakaien,  auf  eine  Reihe  von  Proben.  Als  Muster  für  alle 
Parodien  verstiegener  Helden  stand  der  Don  Quixote  vor 
Fieldings  Augen,  wie  auch  Marivaux  in  Frankreich  über- 
spannte Liebe  und  Abenteuersucht  im  Anschluss  an  Cer- 
vantes verspottete.  In  Deutschland  hat  Musäus  seinen 
j>Grandison  den  Zweiten«  gegen  Richardson  geschrieben: 
sein  Held  ist  von  der  wirkHchen  Existenz  der  Tugendideale 
des  engUschen  Romandichters  so  fest  überzeugt,  dass  er 
sich  durch  einen  Betrüger  verleiten  lässt,  mit  ihnen  in 
Correspondenz  zu  treten.  Auf  dem  Wege  von  Fielding  zu 
Goethe  liegen  die  Wielandschen  Romane  in  der  Mitte. 
Hatte  Richardson  Helden  ohne  Schwachheiten  und  Mängel, 
Tugendpuppen  von  staunenswerther  Kaltblütigkeit  geschil- 
dert: so  lässt  Wieland  reizbare,  empfindliche,  bildungsfähige 
Jünglinge  auf  einer  Reihe  von  Proben  und  Versuchungen 
mit  ihren  überspannten  Idealen  Schiff'bruch  leiden ,  durch 
die  Erfahrung  kälter  werden  und  den  Bedingungen  des 
w'irklichen  Lebens  sich  fügen.  So  wird  jsein  Agathon  in 
einem  langen  Läuterungsprozess  von  der  Seelenschwärmerei 


174  Abhandlungen. 


und  einem  überspannten  Enthusiasmus  geheilt ;  eine  schwär- 
merische JugendHebe,  ähnlich  derjenigen  zwischen  Wilhelm 
und  Marianne,  stellt  sich  als  leidenschaftliche  Verirrung 
heraus.  Wie  Wilhelm  Meister  seine  poetischen  Ideale  im 
Leben  realisiren  will,  so  überträgt  Wielands  Don  Sylvio 
die  Poesie  ins  Leben,  so  will  er  das  Wunderbare  der  Ritter- 
romane in  der  Wirklichkeit  wiederfinden  und  allenthalben 
Feen  und  Abenteuern  begegnen.  Die  Romane  Wielands 
stehen  dem  »Wilhelm  Meister«  näher  als  der  Gil  Blas  des 
Lesage,  welcher  seinen  Helden  gleichfalls  durch  zahllose 
Liebensabenteuer  hindurchführt.  »Agathon«  und  »Don 
Svlvio«  sind  wie  der  »Wilhelm  Meister«  autobiographischen 
Charakters  und  Bildungsromane.  Sie  beginnen  im  engen 
Kreise  und  eröffnen  dann  auf  Reisen  vor  dem  bildungstähigen 
Helden  die  weite  Welt,  in  welcher  Männer  von  Lebens- 
erfahrung und  Weltkenntniss,  kalte  und  eigennützige  Cha- 
raktere den  Enthusiasmus  des  jugendlichen  Helden  abkühlen. 
Wieland  zuerst  hat  den  Ton  der  feinen  und  vornehmen 
Welt,  den  er  auf  Warlhausen  sich  zu  eigen  gemacht,  in 
den  deutschen  Romanen  eingeführt.  Er  hat  im  Sinne  des 
Goetheschen  »Erlaubt  üb  was  gefällt«  seine  schöne  Danae, 
die  Schülerin  der  Aspasia,  glorificirt  und  in  der  griechischen 
Hetäre  die  unmittelbare  Vorläuferin  der  Goetheschen  Philine 
geschaffen.  Das  überspannte  und  tolle  Streben  Don  Sylvios 
und  der  Helden  seiner  komischen  Epen  stellt  Wieland 
symbolisch  dar,  indem  er  sie  wie  die  Helden  der  Eeen- 
romane  entweder  einem  bunten  Schmetterling  oder  einer 
chimärischen  Geliebten  welche  sie  nur  im  Bilde  gesehen 
haben  nachjagen  und  von  der  rechten  Spur  immer  wieder 
aufs  neue  abirren  lässt:  auch  in  Goethes  Wilhelm  hattet 
nach  flüchtigem  ZusammentrefiVn  das  Bild  eines  weiblichen 
Wesens,  nach  welchem  er  vergebens  sucht  und  mit  dem 
er  endlich  unter  den  sonderbarsten  Umständen  wieder  zu- 
sammentrift't.  Auch  die  Technik  der  Wielandschcn  Romane 
war  für  Goetlie  in  manchen  Haupt-  und  Nebenzügen  be- 
stimmend.    Wielands  Auathon  erzähh   der  schönen  Danae 


Jacob  Minor:  Die  Anfänge  des  »Wilhelm  Meister.«        175 

Goethes  Wilhelm  seiner  Geliebten  Marianne  seine  Jugend- 
geschichte: über  das  Vorleben  des  Helden  wird  der  Leser 
in  beiden  Fällen  durch  die  eigene  Erzählung  des  Helden  unter- 
richtet. x\us  den  Märchen  von  »Tausend  und  eine  Nacht«, 
welche  zum  einschläfern  erzählt  werden,  hat  sich  Wieland 
den  Zug  zu  eigen  gemacht,  dass  die  Geliebte  während  der 
Erzählung  des  Geliebten  santt  einschlummert :  Goethe 
wiederum  ist  Wieland  gefolgt.  Fielding  und  Wieland  lieben 
eingeschobene  Lebensgeschichten  von  Nebenpersonen;  Ma- 
rivaux  erzählt  einschaltungsweise  die  Geschichte  einer 
Nonne,  wie  Goethe  die  Bekenntnisse  einer  schönen  Seele. 
Und  wie  im  »Wilhelm  Meister«  mehrere  Novellenkränze 
in  einander  verflochten  sind,  wie  die  Personen  der  »Be- 
kenntnisse« zuletzt  gleichsam  aus  dem  Rahmen  dieser 
Novelle  heraustreten  und  sich  mit  den  Personen  des  Romanes 
verflechten  und  verwirren,  so  hat  schon  Wieland  im  Don 
Sylvio  die  »Geschichte  der  schönen  Hvacinth«  mit  dem 
Romane  und  in  seinen  romantischen  Epen  die  wunder- 
lichsten Geschichten  mit  einander  verflochten. 

Ein  verstiegener  Charakter  von  der  Art  des  Agathon 
und  Don  Sylvio  ist  Wilhelm  Meister,  dessen  Geschichte  der 
Dichter  freilich  mit  feinerer  Ironie  und  leiserer  Parodie 
als  Wieland  verfolgt.  Und  wie  die  Thorheit  des  Don  Sylvio 
darin  besteht,  dass  er  seine  Ideale  von  Feen  und  Aben- 
teuern im  Leben  verwirklicht  sehen  will,  so  war  es  bei  Wilhelm 
Meister  zunächst  blos  auf  das  falsche  theatralische  Pathos 
abgesehen.  Wir  wissen,  dass  der  Roman  ursprünglich  den 
Titel  führen  sollte  »Wilhelm  Meisters  theatralische  Sen- 
dung(f.  Dieser  Titel  verweist  uns  in  die  Zeit,  welcher 
»Hans  Sachsens  poetische  Sendung«  entstammt,  und  lässt  sich, 
neben  den  anderen  gehalten,  kaum  auf  den  Auftrag,  welchen 
Wilhelm  Meister  von  Seite  Aureliens  erhält,  sondern  nur 
auf  seinen  vermeintlichen  Beruf  zur  Schauspielerei  beziehen. 
Aber  fraglich  bleibt,  ob  diese  »theatraHsche  Sendung«  Wil- 
helm Meisters  von  vorne  herein  ironisch  behandelt  wurde, 
oder   ob  Goethes  ursprüngliche  Absicht  dahin  ging,   einen 


1/6  Abhandlungen. 


Bürgerlichen  aus  dem  Philisterium  emporstreben  zu  lassen, 
indem  er  sich  der  Kunst  in  die  Arme  wirft.  Denn  wenn 
auch  die  ironische  und  satirische  Betrachtuna^  verstiegener 
und  überschwänglicher  Charaktere  auf  den  Einfluss  Mercks 
zurückführt  und  lange  vor  dem  »Triumph  der  Empfindsam- 
keit« in  den  Frankfurter  Farcen  zu  Tage  tritt:  so  kann 
doch  gerade  die  übelwollende  Charakteristik,  welche  das 
Bürgerthum  in  Werner  erfährt  und  noch  mehr  die  Tra- 
dition der  Romanliteratur  auf  den  entgegengesetzten  Ge- 
danken führen.  In  Scarrons  vielgelesenem  Roman  comique 
betheiHgt  sich  ein  vornehmer  Herr  an  Comödiantenfahrten; 
ein  Sohn  des  Landpredigers  von  Wakefield  ist  eine  Zeit- 
lang Mitglied  einer  wandernden  Schauspielergesellschaft; 
auch  Wielands  »Hyacinthe«  im  »Don  Sylvio«  führt  uns  das 
Schauspielerwesen  vorübergehend  vor  Augen;  und  welche 
Macht  in  einer  Zeit,  welche  wie  die  Sturm-  und  Drang- 
periode Dichtung  und  Wahrheit  beständig  durcheinanderwarf, 
das  Theater  auf  empfängliche,  poetisch  angelegte  Naturen 
ausübte,  das  beweist  Moritz'  autobiographischer  Roman 
»Anton  Reiser«  und  Tiecks  Jugendgeschichte,  welche  er 
nach  Goethes  Vorbild  im  »jungen  Tischlermeister«  ver- 
werthet  hat.  Moritz  und  Tieck  wollten  den  Idealen  nach- 
leben, welche  sie  vor  sich  auf  der  Scene  sahen;  die  Dich- 
tung in  die  Wirklichkeit  übertragen  und  umgekehrt  ihr  Leben 
wiederum  dem  Theater  widmen.  Hält  man  es  iür  un- 
möglich, dass  Goethe  seinen  Wilhelm  Meister,  entweder 
schon  in  Frankfurt,  wo  er  mit  Schauspielern  in  Beziehung 
stand  und  seinen  Helden  zum  Genossen  fahrender  Comö- 
dianten  machte,  oder  in  Weimar,  wo  er  ihn  seine  Lieb- 
haberei in  der  vornehmen  Gesellschaft  befriedigen  Hess  wie 
er  sich  selbst  am  herzoglichen  Liebhabertheater  betheiligte, 
jemals  ernst  genommen  und  als  Reformator  des  deutschen 
Bühnenwesens  gedacht  habe,  ein  Gedanke  welcher  fast 
jedem  unserer  grossen  Dichter  des  i8.  Jahrhunderts  seit 
Lessing  einmal  gekommen  ist  ?  Die  Antwort  aul  diese 
Frage  hängt  von  der  Beantwortung  einer  zweiten  ab :  seit 


Jacob  Minor:  Die  Anfänge  des  «Wilhelm  Meister.«        177 


welchem  Zeitpunkt  ist  nachweislich  dasTheater-  undßühnen- 
wesen  Goethe  unter  dem  Gesichtspunkte  erschienen,  unter 
welchem  es  im  »Wilhelm  Meister«  wirklich  erscheint? 
das  heisst :  als  Unnatur  und  Unwahrheit  gegenüber  der 
Wirklichkeit  und  dem  Leben. 

Wirklich  ist  in  Goethes  Frankfurter  Genieperiode  von 
einem  solchen  Gegensatze  nichts  zu  spüren.  Das  Theater 
ist  ihm  ein  Abbild  der  Welt:  mit  Shakespeare  und  Lessing 
vergleicht  Werther  das  Leben  einem  schalen  Marionetten- 
spiel. Anders  in  der  Weimarischen  Zeit.  Hier  regt  sich 
zuerst  der  Widerspruch  des  Dichters  gegen  die  rohe  Theater- 
mache; in  dem  »Anhange  aus  Goethes  Brieftasche«  zu 
Merciers  »Versuch  über  die  Schauspielkunst«  gibt  er  die 
folgende  Anweisung:  »Wer  übrigens  eigentlich  für  die 
Bühne  arbeiten  will,  fludire  die  Bühne,  Wirkung  der  Ferne- 
malerei, der  Lichter,  Schminke,  Glanzleinewand  und  Flit- 
tern,  lasse  die  Natur  an  ihrem  Ort,  und  bedenke  ja  fleißig, 
nichts  vorzulegen,  als  was  sich  auf  Brettern  zwischen  Latten, 
Pappendeckel  und  Leinewand,  durch  Puppen,  vor  Kindern 
ausführen  lässt«.  Wir  können  nicht  wissen  und  es  ist  eher 
unwahrscheinlich  als  w^ahrscheinlich  (denn  erst  später  hat 
Goethe  die  Proserpina  in  das  Singspiel  »freventlich  ein- 
geschaltet«), ob  die  »geflickte  Braut«  von  1777  schon  die 
Scene  enthielt,  in  w^elcher  Mandandane  sich  so  ganz  in  ihre 
Rolle  eingelebt  hat,  dass  sie  ihren  eigenen  Gemahl  nicht 
erkennt  und  misshandelt :  im  »Triumph  der  Empfindsamkeitcf 
jedenfalls,  wie  er  seit  1787  vorliegt,  würd  neben  anderen 
Verstiegenheiten  und  Unwahrheiten  auch  das  Leben  in  thea- 
tralischen Phantasien,  das  Zerfallen  mit  der  wirklichen 
Welt  verspottet  und  damit  das  Theaterwesen  in  dieselbe  Be- 
leuchtung gerückt  wie  im  »Wilhelm  Meister«.  Und  seit  dem 
Beginn  der  80er  Jahre  eifern  auch  Goethes  Briete  in  Scherz 
und  Ernst  gegen  den  »theatralischen  I^eichtsinn«,  wie  er  das 
Liebhabertheater,  und  gegen  die  »Fefte  der  Eitelkeit«,  wie 
er  die  Maskenzüge  benennt.  »Wir  wollen  sehen«,  seufzt 
er  gelegentlich  der  Proben  zu  den  »Vögeln«,   »ob  wir  die 

'Voethe-Jahkbuch   IX.  12 


lyS  .  Abhandlungen. 


Leute  betrügen  können,  daß  sie  glauben  als  sähe  es  bei 
uns  scapinisch  aus«.  Er  sei  verurtheilt,  schreibt  er  ein 
anderes  Mal,  das  Ende  des  Carnevals  sehnlichst  erwünschend, 
im  Dienste  der  Eitelkeit  dieEeste  derThorheit  zu  schmücken. 
»Man  übertäubt  mit  Maskeraden  und  glänzenden  Erfindungen 
oft  eigne  und  fremde  Not.  Ich  traktire  diese  Sachen  als 
Künfller  und  so  gehts  noch«.  Dass  er  in  den  Jahren  seit 
1784  die  Vorstellungen  des  Weimarischen  Theaters  so  ge- 
flissentlich versäumt,  hat  seinen  Grund  in  der  schlechten 
Gesellschaft  und  in  den  schlechten  Stücken ;  »um  die 
Deutschheit  in  ihrem  Glänze  zu  sehen«,  d.  h.  einem  Ritter- 
stück von  der  Art  der  im  Wilhelm  Meister  besprochenen 
beizuwohnen,  konnte  er  sich  von  der  Freundin  unmöglich 
losreissen.  Das  Tuch  zwischen  Goethe  und  dem  deutschen 
Theater  überhaupt  wurde  aber  noch  entzwei  geschnitten, 
ehe  er  nach  Italien  ging.  Im  Januar  1786  bringt  ihn  die 
Leetüre  des  Theaterkalenders  fast  zur  Verzweiflung:  nie 
sei  ihm  der  Gegenstand  so  leer,  schaal,  abgeschmackt  und 
abscheulich  vorgekommen.  Er  klagt  seinen  grossen  Ver- 
druss  über  die  schlechte  Wirthschaft,  die  deutsche  »Theater- 
Miserie«  der  Ereundin,  als  der  einzigen,  welcher  er  ihn 
anvertrauen  kann.  Und  als  er  ein  Vierteljahr  später  neuer- 
dings eine  Versuchung  hat,  wie  Wilhelm  Meister  als  Schau- 
spieler auf  dem  Theater  zu  erscheinen,  lehnt  er  dieselbe 
rundweg  ab.  Auf  der  italienischen  Reise  erlischt  endlich 
der  letzte  Eunke  von  Anhänglichkeit  an  das  Theater:  »Du 
glaubft  nicht,  wie  mir  das  alles  so  gar  leer,  so  gar  nichts 
wird.«  E!r  begreift  wie  Euripides  von  der  reinen  Kunst 
seiner  Vorfahren  herniederstieg  und  doch  den  unglaublichen 
Beifall  erhielt.  Das  Theater  sind  seine  verdriesslichsten 
Stunden  in  Rom;  es  kann  ihn  so  wenig  mehr  als  der  Piaften 
Mummerei  freuen  und  interessiren ;  beide  betrachtet  er  aus 
demselben  Gesichtspunkte.  Er  sei  für  alles  zu  alt,  nur  für 
das  Wahre  nicht :  »ihre  Ceremonien,  Umgänge  und  Rallcte, 
es  fliesst  wie  Wasser  von  einem  Wachstuch  ab.  Eine 
Wirkung    der    Natur,    ein  Werk    der    Kunst   wie    die    viel 


Jacob  Mixor:  Die  An'i-ange  des  <> Wilhelm  Meister.«        179 


verehrte  Juno  machen  allein  tiefen  und  bleibenden  Ein- 
druck.« Und  auch  seit  Goethe  im  Jahre  179 1  selber  die 
Theaterleitung  in  Weimar  übernahm,  hat  sich  seine  Mei- 
nung nicht  verändert. 

Aber  nicht  blos  als  ein  unwahres  und  unnatürliches, 
sondern  auch  als  ein  eitles  und  vergebliches  Streben  er- 
scheint das  Schauspielerwesen  im  »Wilhelm  Meister«.  Der 
Held  bildet  sich  ein,  ein  Schauspieler  zu  sein ;  aber  er  ist 
keiner,  es  fehlt  ihm  an  Talent.  Er  hat  den  Hamlet  nur 
■deshalb  so  gut  gespielt,  weil  sein  eigner  Charakter,  seine 
Gestalt  und  die  Stimmung  des  Augenblicks  ihm  zu  Statten 
gekommen  sind.  Er  kann  nichts  geben  als  sich  selbst;  er 
ist  nach  echt  Goetheschem  Grundsatze  kein  Künstler,  weil 
er  nichts  machen  kann.  .  .  .  Goethe  selber  hat  es  ausee- 
sprochen :  die  Anfänge  des  »Wilhelm  Meister«  seien  aus 
einem  dunklen  Vorgefühl  der  grossen  Wahrheit  entsprungen, 
dass  der  Mensch  oft  etwas  versuchen  möchte,  wozu  ihm 
Anlage  von  der  Natur  versagt  ist;  etwas  unternehmen  und 
ausüben  möchte,  wozu  ihm  Fertigkeit  nicht  werden  kann. 
Es  warne  ihn  dann  wohl  ein  inneres  Gefühl  abzustehen; 
■er  könne  aber  mit  sich  nicht  ins  Klare  kommen,  und  werde 
auf  falschem  Wege  zu  falschem  Zwecke  getrieben,  ohne 
dass  er  weiss,  wie  es  zugeht.  Hierzu  könne  man  alles 
rechnen,  was  falsche  Tendenz,  Dilettantismus  u.  s.  w.  ge- 
nannt w'ürde.  Geht  ihm  hierüber  von  Zeit  zu  Zeit  ein 
halbes  Licht  auf,  so  entsteht  ein  Gefühl,  das  an  Verzweif- 
lung grenzt;  und  doch  lässt  er  sich  wieder  gelegentlich 
von  den  Wellen,  nur  halb  widerstrebend,  fortreissen.  Doch 
aber  sei  es  möglich,  dass  alle  die  falschen  Schritte  zu  einem 
unschätzbaren  Guten  hinführen. 

Aus  dem  »dunklen  Vorgefühl  dieser  grossen  Wahrheit« 
nennt  Goethe  die  Anfänge  des  »Wilhelm  Meister«  ent- 
standen; und  nicht  früher  hat  er  den  Roman  zum  Abschlüsse 
gebracht,  als  bis  dieses  dunkle  Gefühl  zur  völligen  Klarheit 
in  ihm  entwickelt  war.  Herder  war  der  erste,  welcher 
dieses    dunkle  Gefühl    in   seinem   Strassburger  Jünger    an- 


i8o  Abhandlungen. 


geregt  hat.  Nicht  um  die  Sachen  herumspazieren  oder 
dreingucken :  sondern  drein  greifen,  packen  ist  das  Wesen 
jeder  Meisterschaft.  »Es  ifl:  alles  so  Blick  bei  Euch,  sagtet 
ihr  mir  oft;  jetzt  verfleh''  ichs,  thue  die  Augen  zu  und 
tappe.«  Aber  auch  -mit  dem  blinden  Zugreifen  gab  sich 
Goethe  bald  nicht  mehr  zufrieden.  Gegen  das  kindische 
Pfuschen  in  Dingen,  von  denen  man  doch  keinen  Begriff 
hat;  gegen  das  Herumtappen  ohne  zu  sehen,  eifert  er  in 
der  Weimarischen  und  noch  mehr  in  der  italienischen  Zeit. 
Ueberall  sieht  er  den  Leuten  auf  die  Finger,  ob  sie  ihre 
Sachen  geschickt  oder  ungeschickt  anfassen,  und  bildet  sich 
Maximen  für  sein  Urtheil ;  denn  »die  meifi:en  Menschen 
haben  dunkle  Begriffe  und  wissen  zur  Noth  was  sie  thun.« 
Das  Zwecklose  macht  ihn  rasend  und  er  kündigt  ihm  eine 
ewige  Feindschaft  an.  Bei  Feuers-  und  Wassersgefahr  ärgert 
ihn  das  wüste  Durcheinanderrennen  :  »die  \'orgesetzten  sind 
auf  keine  außerordentlichen  Fälle  gefaßt,  die  Unglück- 
lichen ohne  Rath,  die  Verschonten  unthätig,  wenige  ein- 
zelne brave  Menschen  zeichnen  sich  aus.«  Die  seltenen 
Menschen,  welche  ihr  Handwerk  ganz  verstehen,  zwingen 
ihm  Beifall  ab.  »Wie  richtig  und  sicher  der  Mensch  ift«, 
schreibt  er  nach  einer  Unterhaltung  mit  Batty  über  das 
Detail  der  Landwirthschaft.  Ein  solcher  Mann  ist  auch 
Oeser:  der  sogleich  weiss,  ivics  zu  machen  ist,  w^enn  Goethe 
auf  der  andern  Seite  wohl  eher  so  glücklich  ist  das  was 
zu  finden.  Und  als  die  Hofleute  zu  Braunschweig  von 
ihrem  Herzog  sagen,  sein  Ziel  sei  schön,  er  täusche  sich 
nicht  über  die  Mittel  und  sei  fest  und  consequent  in  der 
Ausführung,  da  fügt  Goethe  seinem  Berichte  die  Worte 
hinzu:  »das  sei  alles  was  man  von  einem  großen  Manne 
sagen  könne«.  Also  ein  wahres  Ziel;  die  Kenntniss  der 
richtigen  Mittel;  Präzision  und  Energie,  wodurch  sich 
der  Mm/t'/' auszeichnet,  in  der  Ausführung  —  dahin  trachtet 
auch  Goethes  Selbsterziehung;  er  wendet  alle  Sinne  und 
Gedanken  auf,  das  was  im  Augenblick  nöthig  und  zur 
Situation  schicklich  ist,  es  sei  hohes  oder  tiefes,  zu  finden. 


Jacob  Minor:  Die  Anfange  des  .> Wilhelm  Meister.«       l8l 

»Es  ift  ein  sauer  Stückchen  Brot,  doch  wenn  man  es  er- 
reichen könnte  auch  ein  schönes.«  Noch  in  Weimar  macht 
er  sich  den  Vorwurf,  dass  er  das  Gemeine  kaum  fassen 
kann :  »Unbegreiflich  ifts,  was  Dinge,  die  der  geringfte 
Mensch  leicht  begreift,  sich  drein  schickt,  sie  ausführt,  daß 
ich  wie  durch  eine  ungelieure  Klufft  davon  gesondert  bin ; 
auch  geht  mein  größter  Fleiß  auf  das  Gemeine.«  Aber 
zusehends  bessert  es  sich.  Er  lernt  endlich,  nicht  mehr  zu 
wollen,  als  was  er  sieht  das  auch  auszuführen  ist.  »Mein 
Geschäft«,  schreibt  er  ein  anderes  Mal,  »geht  gut ;  ich 
habe  soviel  Geld  Gewalt  Vcrftand  Menschen  und  Geschick 
dazu  als  nötig  ift  und  da  kanns  wohl  nicht  fehlen«.  In 
Italien  aber  hat  er  das  Pfuschen  und  Tappen  gänzlich  über- 
wunden. »Ich  spreche  nicht  aus,  wie  glücklich  ich  bin, 
daß  ich  da  zu  sehen  anfange,  wo  ich  zeitlebens  nur  getappt 
habe.«  In  Sachen,  in  denen  er  bisher  herumgetappt,  er- 
scheint ihm  hier  das  hebe  Licht  und  es  freut  ihn,  dass  er 
es  der  Geliebten  bringen  kann:  denn  keine  dunkeln,  son- 
dern klare  Begriffe  will  er  mitbringen.  Hier  hat  er  das 
Ziel  seiner  Wünsche  erreicht :  die  Übung  alle  Dinge  so  zu 
sehen  und  zu  lesen  wie  sie  sind,  die  Treue  das  Auge  Licht 
sein  zu  lassen,  die  völlige  Entäußerung  von  aller  Prätension. 
In  Italien  hat  Goethe  den  »Capitalfehler«  seiner  Natur 
überwunden:  die  Scheu,  das  Handwerk  der  Sache,  die  er 
eben  betreiben  wollte,  zu  lernen  und  auf  eine  Arbeit  so 
viel  Zeit  zu  verwenden,  als  sie  erforderte.  Wie  ihm  dies 
nur  gelungen  ist,  indem  er,  Hackerts  Weisung  folgend  dass 
er  viel  Talent  habe  aber  nichts  «machen«  könne,  die  Tech- 
nik der  bildenden  Künste  sich  nachträglich  anzueignen 
suchte :  so  hat  er  in  Italien  auch  seine  Neigung  zur  bil- 
denden Kunst  als  eine  falsche  Tendenz,  als  Dilettantismus 
erkannt.  Er  lässt  fahren,  was  er  nur  halb  kann  und  sucht 
zu  leisten  was  er  ganz  kann.  Aus  jener  Zeit  stammt  das 
venetianische  Epigramm : 

»Vieles  hab'   ich  versucht,  gezeichnet,   in  Kupfer  geftochen, 
Oel  gemalt,  in  Thon  hab'   ich  auch  manches  gedruckt, 


l82  Abhandlungen. 


Unbeftändig  jedoch,  und  nichts  gelernt  noch  geleiflet; 
Nur  ein  einzig  Talent  bracht'  ich  der  Äfeißerschaft  nah : 
Deutsch  zu  schreiben  .  .  .  .« 

Das  Pfuschen  und  Dilettiren  war  von  da  ab  für  ihn  ein 
überwundener  Standpunkt.  Schiller,  mit  welchem  er  ein 
Jahr  früher  ein  Schema  über  den  Dilettantismus  herathen  hatte_^ 
schreibt  1797  an  den  Kunstmeyer:  »Es  ift  unglaublich, 
mit  welcher  Leichtigkeit  er  jetzt  die  Früchte  eines  wol- 
angewandten  Lebens  und  einer  anhaltenden  Bildung  an  sich 
selber  einerntet,  wie  bedeutend  und  sicher  jetzt  alle  seine 
Schritte  sind,  wie  ihn  die  Klarheit  über  sich  selbll:  und 
über  die  Gegenftande  vor  jedem  eiteln  Streben  und  Herum- 
tappen bewahrt.« 

Das  Schauspielwesen  wird  als  falsche  Tendenz,  als  eine 
Verirrung  Wilhelm  Meisters  in  den  Hintergrund  geschoben. 
Aber  wie  Goethe  in  jenem  Berichte  die  Möglichkeit  offen 
lässt,  dass  alle  die  falschen  Schritte  zu  einem  unschätzbaren 
Guten  hinführen :  so  weiss  er  auch  den  schauspielerischen 
Dilettantismus  Wilhelm  Meisters  als  Durchgangspunkt  für 
die  Ausbildung  seines  Helden  zu  nutzen.  Die  geheimnisvolle 
Verbindung,  welche  als  Symbol  des  führenden  und  leitenden 
Schicksals  die  Schritte  Wilhelms  überwacht,  hat  ihm  des- 
halb bereitwillig  die  Vorstellung  des  Hamlet  ermöglicht, 
indem  sie  ihm  einen  Darsteller  für  die  Rolle  des  Geistes 
verschafft.  Wilhelm  soll  durch  die  Schauspielerei  die  Repräsen- 
tation lernen;  um  vornehme  Manieren  sich  anzueignen,  soll 
er  die  Rolle  des  Prinzen  in  der  »Emilia  Galotti«  spielen : 
er  soll  dadurch  zum  Eintritt  in  die  vornehmen  Kreise  be- 
fähigt werden.  Auf  die  Charakteristik  der  Stände  war  der 
Dichter  des  »Wilhelm  Meifler«  bereits  1785  ausgegangen. 
Den  Gegensatz  zwischen  den  bürgerlichen  und  den  adeligen 
Kreisen  lasst  Wilhelms  Brief  in  die  Worte  zusammen : 
»Der  Bürgerliche  arbeitet^  der  Adelige  repräsentirt.«  Schon 
1782  hat  der  Dichter  des  »Wilhelm  Meifter«,  als  er  selber 
aus  den  bürgerlichen  Kreisen  in  die  adeligen  übertrat,  den 


Jacob  Minor:  Die  Anfange  des  »Wilhelm  Meister.«        183 

Satz  aufgestellt,  dass  in  Deutschland  nur  dem  Edelmanne 
eine  gev^isse  allgemeine,  eine  personelle  Ausbildung  mög- 
lich sei.  »Ein  Bürgerlicher  kann  sich  Verdienfte  erwer- 
ben und  zur  höchften  Not  seinen  Geill:  ausbilden:  seine 
Persönlichkeit  geht  aber  verloren,  er  mag  sich  flellen  wie 
er  will.«  Das  klingt  für  unser  demokratisches  Zeitalter 
etwas  von  oben  herab,  tritlt  aber  für  das  vorige  Jahrhundert 
völlig  zu.  Ein  bürgerlicher  Schrittsteller,  der  von  dem  Er- 
trage seiner  Eeder  lebte  und  den  niemand  als  Hofmann 
berufen  kann :  der  Popularphilosoph  Garve  hat  kurz  vor 
dem  Erscheinen  des  »Wilhelm  Meifter«  den  Unterschied 
der  bürgerlichen  und  adeligen  Sitten  ganz  ähnlich  bestimmt 
wie  jener  Briet  Wilhelms. 

Der  Dichter  der  »Geschwifter«  hat  die  Poesie  im 
Leben  der  niederen  Stände  gesucht;  der  Dichter  des  »Wilhelm 
Meifter«  sucht  sie  in  dem  Leben  der  höheren  Stände.  Wie- 
derum werfen  wir  die  Frage  auf:  seit  welcheni  Zeitpunkte 
ist  Goethe  die  vornehme  Gesellschaft  in  dem  Licht  er- 
schienen, in  welchem  sie  im  »W^ilhelm  Meitl:er«  erscheint? 

Man  weiss,  dass  im  Jahre  178 1  Goethes  Verhältniss  zur 
Frau  von  Stein  eine  Änderung  erfahren  hat :  das  Noviziat 
ist  nun  vorüber;  er  ist  ihrer  Liebe  sicher  und  gewiss.  Aber 
es  ist  noch  nicht  beobachtet  worden,  dass  seit  dieser  Zeit 
auch  Goethes  Verliältniss  zu  der  Welt,  und  eben  durch  den 
Einfluss  der  Freundin,  sich  völlig  verändert  und  umgestaltet. 
Wie  von  oben  herab  schreibt  er  noch  im  Januar  1780  aus 
Hamburg  an  die  Freundin :  »Den  so^enmnücn  Weltleuten 
such'  ich  nun  abzupassen,  worin  es  ihnen  denn  eigentlich 
sitzt.  Was  sie  guten  Ton  heißen?  Worum  sich  ihre  Ideen 
drehen  und  was  sie  wollen?  Und  wo  ihr  Kreisgen  sich  zu- 
schließt ?  Wenn  ich  sie  einmal  in  der  Tasche  habe,  werd' 
ich  auch  dieses  als  Drama  verkehren.«  Gerade  gut  genug 
zum  dramatisiren  ist  ihm  »diese  Nation«.  Und  wie  anders 
im  Jahre  1781!  Er  beobachtet  ein  neues  Betragen  gegen 
die  Menschen,  er  lernt  leben  und  verdankt  das  der  Freun- 
din. Sie  hat  seine  Begritfe  über  Betragen,  Lebensart,  Anstand 


184  Abhandlungen. 


und  Vornehmigkeit  in  Gesprächen  berichtigt  und  er  ver- 
sucht überall  sie  anzuwenden;  er  merkt  umgekehrt  jedes 
Vergehen  an,  welches  nicht  von  der  sichersten  Lebensart 
zeuge.  Der  Dichter  des  »Wilhelm  Meifter«  wird  der  Schüler 
der  Frau  von  Stein,  wie  sein  Held  der  Schüler  Nataliens. 
Er  wird  im  Umgange  zurückhaltender  und  kälter.  Sein 
Kopf  weiss  was  er  will,  und  sein  Herz,  das  bei  der  Freundin 
seine  Heimat  gefunden,  hat  nicht  mehr  nöthig  ausheimisch 
zu  sein:  er  verlangt  von  den  Menschen  nicht  mehr  als  sie 
ihm  geben  können  und  drängt  ihnen  wenigstens  nicht  mehr 
auf  als  sie  haben  wollen,  wenn  er  ihnen  gleich  nicht  alles 
geben  kann,  was  sie  gerne  möchten.  Er  nimmt  umgekehrt 
auch  von  ihnen  nicht  mehr  an,  als  sie  ihm  gewiss  nicht 
wieder  zurücknehmen  können.  Wie  er  früher  die  Blüthe  des 
Vertrauens  in  der  grossen  Welt  mit  Schmerz  immer  mehr 
welken  sah,  so  klagt  er  anfangs  noch,  dass  die  Seele  immer 
tiefer  in  sich  selbst  zurückgeführt  werde;  dass  er  keinen 
offenen  ganz  aufrichtigen  Augenblick  habe.  Aber  er  lernt 
es  endlich,  die  Menschen  auf  ihre,  und  nicht  auf  seine  Art 
zu  behandeln.  Den  gleichgültigen  Menschen  begegnet  er 
nach  der  Sitte  der  Welt,  den  guten  oflen  und  freundlich. 
Offen  und  zutraulich,  ohne  seui  Herz  hinzugeben,  das  in 
guter  Verwahrung  ist ;  sich  gehen  lassend  und  dabei  doch 
immer  selbstbewusst,  spielt  er  auf  den  Menschen  wie  der 
Musicus  auf  seinem  Instrumente.  Er  spielt  eine  »Rolle«  in 
der  Welt,  wie  Wilhelm  Meister  durch  die  Schauspielerei 
die  Repräsentation  erlernt  hat.  Weit  entfernt ,  sich  der 
Einsamkeit  zu  ergeben,  findet  er  es  jetzt  sogar  nützlich 
Menschen  zu  sehen;  ersucht  Bekanntschaften  wie  die  Grimms, 
durch  welchen  er  ein  recht  grosses  Stück  Welt  zu  sehen 
hofft.  Er  erscheint  mit  dem  Herzog  an  Höfen,  um  die  Welt 
und  die  Menschen  zu  betrachten  oder  wie  er  es  nennt  zu 
»brauchen«  :  beladen  kehrt  er  zurück,  die  Ernte  gehört  der 
Freundin  und  dem  »Wilhelm  Meifter«,  welcher  durch  diese 
Beobachtungen  anwächst.  Jetzt  verehrt  er  in  Oeser  den 
richtigen,  verständigen  und  klugen  Mann,  der  weiss  wie  es 


Jacob  Minor:  Die  Anfange  des  »Wilhelm  Meister.«        185 

auf  der  Welt  aussieht  und  was  er  will,  und  der  um  dieses 
Leben  anmuthig  zu  geniessen  keine  superlunarischen  Aut- 
schwünge nöthig  hat,  sondern  in  dem  reinen  Kreise  sittlicher 
und  sinnlicher  Reize  bleibt.  Die  Worte  »Welt«,  »große 
Welt«,  »Weltleben«  hatte  er  so  ott  hören  müssen  und  sich 
nie  etwas  dabei  denken  können;  die  meisten  Menschen, 
die  sich  diese  Eigenschaften  anmaßten,  verfinsterten  ihm 
diesen  Begriff.  Bald  nachdem  sein  Noviziat  zu  Ende  war, 
erleuchtet  ihn  die  Gräfin  Werthern  in  Neunheiligen :  »Diese 
hat  Welt  oder  vielmehr  sie  hat  die  Welt,  sie  weiß  die  Welt  zu 
behandeln  (la  manier);  sie  hat  die  Kunst  des  Lebeiisv  :  als  Lehr- 
buch der  Lebenskunst  wurde  der  »Wilhelm  Meister«  später  von 
den  Romantikern  gepriesen.  Und  nun  hat  und  zeigt  er  überall 
gute  Laune;  nun  wird  er  überall  mit  Freundschaft,  Getällig- 
keit  und  Aufmerksamkeit  wie  ein  Schooskind  behandelt; 
nun  findet  ihn  eine  Frau  von  Lichtenstein  am  Gothaschen 
Hofe  nicht  allein  presentable  partout,  mais  meme  aimable. 
Nun  tritt  er  selbst  in  die  vornehmen  Kreise  ein  und  wird 
im  Jahre  1782  geadelt.  Wie  aber  Wilhelm  Meister,  wäh- 
rend ihn  die  Gesellschaft  erzieht,  an  dem  jungen  Felix 
bildet:  so  hat  Goethe  seit  dem  Jahre  1781  Fritz  von  Stein 
an  seiner  Seite,  welcher  zu  der  Goetheschen  Lebenskunst 
vom  Knaben  auf  herangezogen  werden  soll. 

Gelegentlich  des  Tasso  wirft  Friedrich  Stolberg  die 
Frage  auf:  »Warum  gibt  Goethe  dem  kleinlich  stolzen, 
grossmüthelnden  Antonio  diese  Superiorität  über  den  Zög- 
ling der  Musen  und  Grazien?«  Aus  demselben  Grunde,  aus 
welchem  er  die  Überlegenheit  der  Weltleute  gegenüber 
dem  Wilhelm  Meister  so  stark  betont.  Weil  er  die  Poesie 
nicht  mehr  ausserhalb  des  Lebens ,  sondern  im  Leben 
selber  sucht.  Weil  er  seit  den  »Geschwistern«  nicht  mehr 
auf  der  Seite  der  Helden  steht,  welche  mit  der  Welt  zer- 
fallen sind,  sondern  sich  über  die  widerstreitenden  An- 
forderungen der  poetischen  Natur  seiner  Helden  und  des 
Lebens  erhebt.  Jetzt  tritt  er  nicht  mehr  für  Egmont  gegen- 
über Alba,    nicht  mehr  für  Tasso  gegenüber  Antonio  ein: 


l86  Abhandlungen. 


auf  dem  Höhepunkte  seiner  menschlichen  und  dichterischen 
Hntwickelung  werden  auch  aus  dem  Wilhehn  Meister  und 
den  Wehmännern  völlig  objective  und  gleichberechtigte 
Gegensatze;  ja  er  muss  den  letzteren  zulegen,  was  der 
erstere  durch  die  Kraft  der  poetischen  Natur  vor  ihnen 
voraus  hat.  Jetzt  scheitern  die  Helden  Goethes  nicht  mehr 
an  der  umgebenden  Welt  wie  Götz  und  Werther;  jetzt 
versöhnt  die  Dichtung  Goethes  mit  der  Welt  und  dem 
Leben.  Orest  wird  mit  sich  selbst,  aber  auch  Iphigenie 
mit  Thoas  und  den  Taurern  versöhnt;  Tasso  hält  sich 
an  Antonio,  dem  Felsen  fest,  im  dem  er  scheitern  sollte; 
und  auch  Wilhelm  Meister  erhält  die  Hand  Nataliens,  er 
wird  (wie  Schiller  den  Gedanken  des  Romans  ausgesprochen 
hat)  zum  praktischen  Leben  ausgebildet,  ohne  die  idealen 
Bedingungen  des  Lebens  aus  den  Augen  zu  verlieren. 

Für  die  Goethesche  Dichtung  ist  es  Gesetz,  dass  sie 
niemals  dem  Drange  des  Augenblicks  entquillt.  Fast 
anderthalb  Jahre  nach  den  Wertherleiden  hat  Goethe  seinen 
Roman  geschrieben ;  die  Conflicte  zwischen  Weltmann  und 
Dichter  lagen  hinter  ihm,  als  er  den  Tasso  zu  Ende  führte. 
Frst  wenn  er  sich  selber  mit  gewissen  Friahrungen  zum 
Object  geworden  ist,  gestaltet  sich  sein  Leben  zur  Dich- 
tung. Schiller  wollte  den  ewigen  unfertigen  »Wilhelm 
Meister«  lieber  »Wilhelm  Schüler«  nennen.  Das  Getühl 
der  Schülerhattigkeit  hat  Goethe  nirgends  tiefer  ergriffen 
als  in  Rom  und  Italien.  l:r  zeichnet  sich  die  Stelle  aus 
Winkelmanns  Briefen  auf,  in  welcher  dieser  Rom  die 
hohe  Schule  für  alle  Welt  nennt;  man  habe,  fügt  er  hinzu, 
ausser  Rom  gewiss  keinen  Begriff,  wie  man  hier  geschult 
wird.  Zum  Schüler  werden,  sich  selbst  verlaugnen,  sich 
alles  eignen  Willens  entäussern,  um  recht  wiedergeboren 
und  neu  gebildet  zu  werden  :  das  sind  ihm  geläutige  Aus- 
drücke. Nicht  blos  der  Kunstsinn,  auch  der  moralische  soll 
grosse  F>neuerung  leiden.  Und  wiederholt  versichert  er 
der  Freundin,  er  hätte  wohl  geglaubt  in  Rom  etwas  neues 
zu  lernen,  dass  er  aber  so  weit  in  die  Schule  zurückgehen, 


Jacob  Minor:  Die  Anfange  des  »Wilhelm  Meister.«        187 

dass  er  so  viel  i'd'rlernen  müsste,  das  hätte  er  nicht  ge- 
dacht. Er  vergleicht  sich  mit  einem  Baumeister,  der  das 
schlechte  Fundament  zu  einem  Thurme  bei  Zeiten  ab- 
bricht, um  sich  seines  guten  Grundes  mehr  zu  versichern 
und  der  sich  schon  im  Voraus  der  gewissenen  Festigkeit 
seines  Baues  freut.  Er  will  lernen  und  sich  ausbilden,  ehe  er 
vierzig  Jahre  alt  wird:  und  mit  dem  Eintritt  in  das  vierzigste 
Jahr,  mit  der  Beendigung  des  Schwabenalters,  verspricht 
er  auch  dem  Herzog  den  Roman  zu  beenden.  Wirklich 
wirft  er  täglich  eine  neue  Schale  ab  und  sieht  auf  seine 
vorigen  Begriffe  wie  auf  Kinderschuhe  zurück.  Er  habe 
sich  auf  dieser  Reise  unsäglich  kennen  lernen;  er  sei  sich 
selbst  wiedergegeben;  er  hoffe  als  Mensch  wiederzukehren. 
Er  habe  Menschen  kennen  gelernt,  welche  nur  glücklich 
waren,  weil  sie  ganz  sind;  auch  der  geringste,  wenn  er 
ganz  sei,  könne  glücklich  und  in  seiner  Art  vollkommen 
sein:  »Das  will  und  muß  ich  nun  auch  erlangen  und  ich 
kanns,  wenigftens  weiß  ich  wo  es  liegt  und  wie  es  lieht«. 
Die  allgemeine,  personelle  Ausbildung,  welche  uns  der 
Roman  schildert,  hat  der  Dichter  des  »Wilhelm  Meister« 
in  Italien  erreicht.  Nun  wiederum  sechs  Jahre  Zwischen- 
raum, bis  die  italienischen  Errungenschaften  völlig  objectiv 
vor  seinem  Geiste  standen:  dann  erst  setzt  er  die  Feder 
an,  um  Wilhelm  Schüler  zur  Meisterschaft  zu  geleiten. 


2.  Der  EINFLUSS  von  Scarrons 

Roman  comique  auf  Goethes 

Wilhelm  Melster 


VON 

Georg  Ellixger. 


Lit  den  Zusammmenhang  zwischen  Scarrons  Roman 
comique  und  dem  »Wilhelm  Meister«  hat,  soviel 
ich  weiss,  zuerst  Scherer  aufmerksam  gemacht. 
Ganz  kurz  berührte  er  das  Verhältniss  beider  Werke  in  der 
Litteraturgeschichte ';  in  seinen  \'orlesungen  pflegte  er  aut 
die  Nothwendigkeit  einer  genauen  Untersuchung  dieses 
Zusammenhangs  hinzuweisen.  Dass  Goethe  den  Roman 
comique  kannte,  werden  wir  von  vornherein  annehmen 
dürten  ;  die  einzige  Erwähnung  Scarrons  durch  Goethe  finden 
wir  in  einem  Brief  an  Schiller^,  wo  allerdings  der  Roman 
comique  nicht  direkt  genannt  wird.  Aber  wenn  Goethe 
dort  von  den    »Spässen«    des  Scarron  spricht,    so    kann    er 


'  S.  566  der  zweiten  Aulla^e.  oKoniödianteiil.ihrten  hatte  schon 
Scarron  im  Roman  comique,  aber  ganz  anders  geschildert,  obgleich  auch 
bei  ihm  der  \-ornehmere  Mann,  der  sich  unter  die  Schauspieler  mischt, 
nicht  lehlte«'. 

^  Brief  Goethes  an  Schiller  vom  20.  April   1803. 


ElLINGER:  EINFLUSS  SCARRONS  ROMAX  COM.  A.GoETHES  «W.MeISTER.«  1 89 

kaum  etwas  Andres  im  Sinn  haben,  als  unsren  Roman ; 
denn  die  Dramen  Scarrons  sind  nicht  der  Art,  dass  diese 
Bezeichnung  für  sie  passen  würde ;  sie  könnte  ausserdem 
nur  noch  etwa  auf  Scarrons  Gigantomachie  sowie  »Hero 
und  Leander«  angewendet  werden. 

Werden  wir  es  daher  als  selbstverständlich  betrachten 
dürfen,  dass  Goethe  den  Roman  comique  kannte,  so  haben 
wir  natürlich  vor  allen  Dingen  die  Frage  zu  stellen,  welche 
Motive  Scarrons  Roman  Goethe  für  den  »Wilhelm  Meister« 
bieten  konnte.  Zunächst  lässt  sich  in  der  Anlage  der  ersten 
fünf  Bücher  des  Wilhelm  Meister  —  namentUch  vom  zweiten 
Buch  an  —  eine  allgemeine  Übereinstimmung  mit  dem 
Roman  comique  nicht  verkennen.  In  der  einen  wie  in 
der  andren  Dichtung  handelt  es  sich  um  eine  wandernde 
Schauspielertruppe,  die  von  Ort  zu  Ort  zieht  und  bald 
hier,  bald  dort  ihre  Bühne  aufschlägt.  Aber  während  bei 
Goethe  das  Leben  uud  Treiben  der  Schauspielergesell- 
schaft, so  herrlich  es  auch  ausgeführt  ist  und  soviel  Liebe 
der  Dichter  demselben  auch  zuwendet,  doch  nur  den 
Hintergrund  bildet  für  die  Entwicklung  Wilhelms,  man- 
gelt es  dem  Roman  Scarrons  an  einem  eigentlichen  Helden; 
die  Schicksale  der  Komödiantentruppe  nehmen  das  Haupt- 
interesse für  sich  in  Anspruch.  Die  Charakteristiken  der 
einzelnen  Schauspieler  sind  bei  Scarron  recht  äusserlich 
ausgeführt:  zwei  Liebespaare  und  die  Mutter  der  einen 
Schauspielerin  sind  mit  den  gleichen  edelmütigen  Farben 
ausgestattet;  ihnen  gegenüber  steht  als  Contrastfigur  ein 
alter  Komödiant,  dessen  Theatername:  La  Rancune,  den 
Grundzug  seines  Wesens  treffend  bezeichnet.  Dazu  zwei 
lustige  Personen :  ein  kläglicher  Poet  und  ein  kleiner  Ad- 
vokat, Namens  Ragotin,  der  von  Allen  gehänselt  wird  und 
überall  Prügel  erhält.  Der  Letztere  könnte  vielleicht  das 
Vorbild  für  den  Pedanten,  den  Liebling  Philinens,  gewesen 
sein.  Als  sich  Ragotin  schliesslich  in  die  Schauspielertruppe 
aufnehmen  lassen  will,  befürwortet  La  Rancune  seinen  An- 
trag damit,  dass  er  sich  ausgezeichnet  dazu  eignen  würde, 


190  Abhandlungen. 


einen  Zwerg  oder  ein  Ungeheuer  zu  ngiren,  was  sich  viel 
natürHcher  ausnehmen  würde,  als  wenn  man  es  durch 
Maschinen  herzustellen  suche  \  Ganz  ähnhch  wird  auch  bei 
Goethe  der  Pedant  geschildert,  wie  er  »im  gemeinen  Leben 
seine    Rolle    fortspielt    und    seinen    Charakter    soutenirt.« 

(IV.  I.)^  .  .  . 

Handelte  es  sich  bei  dem  soeben  erwähnten  Punkte 
mehr  um  eine  geringfügige  und  wenig  ins  Gewicht  fallende 
Einwirkung,  wenn  man  in  diesem  Fall  überhaupt  eine  solche 
annehmen  will,  so  macht  sich  dagegen  Scarrons  Einfluss 
bei  der  Schilderung  der  äusseren  Zutälle,  welche  der  Komö- 
diantentruppe zustossen,  weit  stärker  geltend.  Wenn  wir  im 
zweiten  Buch  des  »Wilhelm  Meister«  zwei  Gliedern  einer 
versprengten  Schauspielergesellschaft  begegnen,  zu  denen 
dann  andre  Glieder  derselben  Truppe  sich  wieder  hinzu- 
ünden  und  an  die  fremde  Schauspieler  sich  anschliessen, 
so  dass  sich  dann  wieder  eine  vollzählige  Gesellschaft  bildet 
—  so  haben  wir  im  Anfang  des  Roman  comique  dieselbe 
Situation.  Auch  hier  ist  eine  Schauspielertruppe  durch 
mancherlei  äussere  Zufälle  auseinandergeworfen  und  es  er- 
scheinen zuerst  nur  drei   Mitglieder   derselben,   an  welche 


■  III.  3.  Et  moi,  repartir  la  Rancune,  je  soutiens,  qu'on  le  doit 
recevoir,  et  qu'il  sera  fort  propre  pour  representer  un  Nain,  quand  il 
en  sera  besoin,  ou  quelque  monstre,  comme  celui  de  TAndromede;  cela 
sera  plus  naturcl,  que  d'en  faire  artificiels.  Ich  benütze  die  Ausgabe 
des  Rom.  com.  Paris,  1757,  die  hier  citirte  Stelle,  Bd.  III.  S.  22. 

Der  dritte  Theil  rührt  allerdings  nicht  von  Scarron  selbst  her, 
allein  es  ist  wohl  kaum  zu  bezweifeln,  dass  Goethe  auch  ihn  gekannt 
hat,  zumal  da  er  den  meisten  Ausgaben  des  Roman  comique,  namentlich 
den  des   18.  Jalirhunderts,  angefügt  war. 

^  Vgl.  auch  III.  I.  Dieser  Mensch,  den  wir  schon  aus  dem  vorigen 
Buche  als  Philinens  Liebling  kennen,  pflegte  gewöhnlich  Pedanten, 
Magister  und  Poeten  zu  spielen  und  meistens  die  Rolle  zu  übernehmen, 
wenn  jemand  Schläge  kriegen  oder  begossen  werden  sollte.  Er  hatte 
sich  gewisse  kriechende,  lächerliche,  furchtsame  Bücklinge  angewöhnt, 
und  seine  stockende  Sprache,  die  zu  seinen  Rollen  passte,  machte  die 
Zuschauer  lachen.  .  .  . 


ElLINGER:  EINFLUSS  SCARRONS  RoMAN  COM.  A.  GOETHES  »W.MeISTER.«  1 9  I 

sich  dann  die  übrigen  Elemente  der  Gesellschaft  nach  und 
nach  wieder  ansammeln. 

Fragen  wir  nunmehr  weiter,  für  welche  Personen  im. 
»Wilhelm  Meister«  Goethe  bei  Scarron  eine  gewisse  Anre- 
gung finden  konnte,  so  will  ich  noch  kein  besondres  Ge- 
wicht darauf  legen,  dass  vielleicht,  wie  ich  oben  angedeutet, 
das  Vorbild  für  den  Pedanten  im  Roman  comique  zu  suchen 
ist,  ebensowenig,  wie  darauf,  dass  auch  bei  Scarron  ein 
Baron  auftritt,  der  das  Schauspiel  und  die  Schauspieler  un- 
gemein begünstigt'.  Von  grösserer  Wichtigkeit  ist  dagegen 
die  Thatsache,  dass  die  Gestalt  des  Friedrich  in  ihren 
Grundzügen  bereits  im  Roman  comique  vorbereitet  ist. 
W'enn  im  »W' ilhelm  Meister«  der  junge  Friedrich,  trotzdem 
er  aus  einem  adlichen  Hause  stammt,  aus  Liebe  zu  Philine 
als  Diener  bei  der  Gesellschaft  bleibt,  so  tritt  bei  Scarron 
der  in  die  Schauspielerin  Angelika  verliebte  Leandre,  der 
gleichfalls  von  edler  Herkunft  ist,  in  die  Dienste  des  Schau- 
spielers Destin,  um  auf  diese  Weise  beständig  mit  seiner 
Geliebten  beisammen  sein  zu  können.  Es  sind  also  im 
Vv'esentlichen  die  gleichen  Verhältnisse,  so  dass  ein  Zu- 
sammenhang nicht  zu  verkennen  ist.  Wenn  dann  Friedrich 
sich  mit  Philine  entfernt  und  diese  Flucht  Philinens  beinahe 
den  Charakter  einer  Entführung  trägt,  so  ist  daran  zu  er- 
innern, dass  auch  im  Roman  comique  die  in  diesem  Falle 
Philine  entsprechende  Gestalt,  Angelika,  entführt  wird  und 
dass  wenigstens  nach  der  Ansicht  der  Mutter  der  Angelika, 
der  Madame  la  Caverne,  Leandre  der  Urheber  dieser  Ent- 
führung ist.  —  Die  früheren^  und  späteren  Schicksale  des 
Leandre  scheinen  mehr  für  Wilhelm  Meister  selbst  als  für 
Friedrich  vorbildlich  gewesen  zu  sein.  Leandre  erzählt, 
wie   sein  Vater,    zu   dem    er  nicht    die  ^erin^^ste  Nei^uni? 


■  IL  17. 

-  Seine  früheren  Erlebnisse  erzählt  Leandre  selbst  IL  5.  Es  ge- 
hört zu  der  (wohl  aus  dem  spanischen  Roman  entlehnten)  Technik  des 
Roman  comique,  dass  die  Hauptpersonen  in  besonderen  Kapiteln  ihre 
frühere  Geschichte  breit  erzählen. 


192  Abhamdlüngen. 


hat  und  dessen  Tod  er  in  sehr  unkindlicher  Weise  herbei- 
wünscht, ihn  zum  Juristen  machen  und  ihm  eine  Stelle 
iim  Parlament  von  Bretagne  verschaffen  wollte.  Leandre 
nuisste  deshalb  schon  frühzeitig  bei  den  Jesuiten  in  Fleche 
Studiren.  Hier  gibt  nun  zufällig  die  Gesellschaft,  in  welcher 
Angelika  mit  ihrer  Mutter  sich  befindet,  Vorstellungen; 
Leandre  verliebt  sich  in  Angelika  und  findet  Erhörung.  — 
Die  Grundzüge  dieser  Erzählung  gemahnen  an  die  Verhält- 
nisse, welche  Goethe  im  ersten  Buch  des  »Wilhelm  iMeister« 
darstellt.  Wilhelms  Liebe  zu  Mariannen  entwickelt  sich 
in  ähnlicher  Weise,  wne  die  Leandres  zu  Angelika;  und 
wenn  W^ilhelm  auch  nicht  in  der  gleichen  pietätlosen  Weise 
von  seinem  Vater  spricht,  so  ähnelt  er  doch  anderseits 
Leandre  darin,  dass  auch  zwischen  ihm  und  seinem  Vater 
ein  näheres  Verhältniss  nicht  stattzufinden  scheint  und  die 
Mutter  zwischen  Vater  und  Sohn  die  Vermittlerin  spielen 
muss.  Ganz  wie  Leandre  von  der  juristischen  Laufbahn, 
der  er  sich  nach  dem  ausgesprochenen  Willen  seines  Vaters 
widmen  soll_,  nichts  wissen  mag  und  nur  Gedanken  für 
seine  Geliebte  und  das  Schauspiel  hat,  vernachlässigt  Wilhelm 
die  praktische  Thätigkcit,  zu  der  sein  Vater  ihn  anhalten 
will,  über  Mariannen  und  dem  täglichen  Besuch  des  Schau- 
spiels, so  dass  ihm  der  V\ater  denselben  untersagen  will 
(L  2.)  und  beständig  fragt,  wozu  es  nur  nütze  sei  und  wie 
man  seine  Zeit  so  verderben  könne.  —  Wenn  dann  später 
der  Vater  des  Leandre  stirbt'  und  Leandre  erst  dadurch 
die  volle  Freiheit  erhält,  Angelika  heimzuführen  und  sich 
der  Gesellschaft  anzuschliessen,  so  haben  wir  auch  hier 
eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  »Wilhelm  Meister«  zu  consta- 
tiren.  Denn  auch  Wilhelms  Vater  stirbt,  als  Wilhelm  sich 
bei  Scrlo  befindet,  und  so  tief  Wilhelm  auch  den  Verlust 
betrauert,  so  wird  doch  betont,  dass  er  sich  jetzt  völlig 
trei  sah,  allerdings  in  einem  Augenblicke,  in  welchem  er 
mit  sich  selbst  noch  nicht  einig  werden  konnte.  (\'.   i.) 

'  Vgl.  R.    C.  III.  7   u.   8;    und   die   Bemerkungen   oben    über   den 
dritten  Theil. 


Ellinger:  EINFLUSS  Scarrons  Roman  com.  a. Goethes  »W.Meister«.  19^ 

Für  die  weiteren  Entlehnungen  kommt  insbesondere  das 
dritte  Kapitel  des  zweiten  Buches  bei  Scarron  in  Betracht, 
in  welchem  Madame  la  Caverne  ihre  Geschichte  erzählt. 
Zunächst  scheint  der  Bericht  von  den  Eltern  der  Madame 
la  Caverne  einige  Motive  für  das  erste  Auftreten  Melinas 
und  seiner  Frau  geliefert  zu  haben.  Madame  la  Caverne 
erzählt : 

))Je  suis  nee  Comedienne,  fille  d'un  Comedien,  a  qui 
je  n'ai  jamais  oui  dire,  qu'il  eut  des  parens  d'autre  profession 
que  de  la  sienne.  Ma  mere  etoit  fille  d'un  Marchand  de 
Marseille,  qui  la  donna  ä  mon  pere  en  mariage  pour  le 
recompenser  d'avoir  expose  sa  vie  pour  sauver  la  sienne, 
qu'avoit  attaquee  ä  son  avantage  un  Officier  des  Galeres, 
aussi  amoureux  de  ma  mere  qu'il  en  etoit  hai.  Ce  fut  une 
bonne  fortune  pour  mon  pere ;  car  on  lui  donna,  sansqu'il  la 
demandät,  une  femme  jeune,  belle ,  et  plus  riche  qu'un 
Comedien  de  campagne  ne  la  pouvoit  esperer.  Son  beau- 
pere  fit  ce  qu'il  put  pour  lui  faire  quitter  sa  profession, 
lui  proposant  et  plus  d'honneur,  et  plus  de  profit  dans 
Celle  de  Marchand:  mais  ma  mere  qui  etoit  charmee  de  la 
Comedie,  empecha  mon  pere  de  la  quitter.  II  n'avoit  point 
de  repugnance  a  suivre  l'avis  que  lui  donnoit  le  pere  de 
sa  femme,  scachant  mieux  qu'elle,  que  la  vie  comique  n'est 
pas  si  heureuse  qu'elle  le  paroit«.     (Bd.  II,  S.  20  fg.) 

Hier  finden  wir  im  Wesentlichen  die  Motive  für  das 
vierzehnte  Kapitel  des  ersten  Buches  im  Wilhelm  Meister 
zusammen.  Ebenso  wie  die  Mutter  der  Madame  la  Caverne 
wünscht  die  Frau  oder  Geliebte  des  Melina,  zum  Theater 
zu  gehen,  »die  Welt  zu  sehen  und  sich  der  Welt  sehen 
zu  lassen«  (I.  14.  am  Ende);  Mehna  dagegen  möchte  am 
liebsten  gar  nicht  auf  das  Theater  zurückkehren,  sondern 
eine  beliebige  bürgerliche  Stellung  annehmen.  Als  Wil- 
helm ihm  von  den  reizenden  Aussichten  eines  Schauspielers 
spricht,  erwidert  ihm  Melina:  »Man  sieht,  daß  Sie  keiner 
gewesen  sind«    und    auf  neue  Einwürfe  Wilhelms  versetzt 

Goi-the-]ahrelch    ]X.  I  ^ 


194  Abhandlungen. 


er:  »Ertahrung,  nicht  Ungeduld  macht  mich  so  handehi. 
Ift  wohl  irgend  ein  Stückchen  Brod  kümmerlicher,  un- 
sicherer und  mühseliger  in  der  Welt  ?  Beinahe  wäre  es 
eben  so  gut,  vor  den  Thüren  zu  betteln.  Was  hat  man 
von  dem  Neide  seiner  Mitgenossen,  von  der  Parteilichkeit 
des  Direktors,  von  der  veränderlichen  Laune  des  Publikums 
auszuRehen !  Wahrhaftig,  man  muß  ein  Fell  haben  \vie 
ein  Bär,  der  in  Gesellschaft  von  Affen  und  Hunden  an  der 
Kette  herumgeführt  und  geprügelt  wird,  um  bei  dem  Tone 
eines  Dudelsacks  vor  Kindern  und  Pöbel  zu  tanzen«. 

Dass  diese  Vermuthung  richtig  ist,  wird,  wie  ich  glaube, 
durch  den  Umstand  bewiesen,  dass  in  demselben  Kapitel 
noch  zwei  weitere  wichtige  Ereignisse  des  Wilhelm  Meister 
vorbereitet  scheinen:  der  Überfall  durch  die  Räuber  und 
der  Aufenthalt  auf  dem  Schlosse  des  Grafen.  Die  Schau- 
spielergesellschaft, in  welcher  sich  Madame  la  Caverne  als 
Kind  mit  ihren  Eltern  befindet,  wird  von  einem  Haufen 
trunkner  Bauern  überfallen.  Einige  werden  verwundet  und 
die  ganze  Truppe  mit  Ausnahme  Weniger,  denen  es  ge- 
lingt, zu  entkommen,  wird  nach  einem  nahen  Schlosse 
geschleppt.  Hier  klärt  sich  der  Überfall  als  ein  Missver- 
ständniss  auf:  der  Herr  des  Schlosses,  ein  Baron  von 
Sigognac,  hatte  die  Schaar  ausgeschickt^  um  eine  Bande 
von  Zigeunern  gefangen  zu  nehmen.  Er  bittet  die  Schau- 
spieler um  Verzeihung,  lässt  die  Verwundeten  sorglich 
pflegen  und  behält  die  ganze  Gesellschaft  längere  Zeit  auf 
seinem  Schloss.  Um  sich  dankbar  zu  erzeigen,  erbieten 
sich  die  Schauspieler,  auf  dem  Schloss  Vorstellungen  zu 
geben.  So  verweilen  die  Komödianten  dort  eine  geraume 
Zeit,  bis  ein  unerwarteter  Zufall  die  Mutter  der  Madame 
la  Caverne  zur  Flucht  zwingt.  Nachdem  nämlich  ihr  Mann 
durch  die  Rache  eines  Pagen  des  Grafen  ums  Leben  ge- 
kommen ist,  verliebt  sich  der  Baron  in  sie  und  bietet  ihr 
sogar  die  l^he  an;  da  sie  nicht  geneigt  ist,  seine  Werbung 
anzunehmen,  so  bleibt  ihr  kein  anderer  Ausweg  übrig  als 
die  Flucht,  welche  sie  während  einer  Krankheit  des  Barons 


Elunger:EinflussScarrons  Roman  COM.  A.Goethes  »W.Meister«.  195 

auch  ausführt.  —  Fassen  wir  diese  Erzählung  genauer  ins 
Auge,  so  werden  wir  es  höchst  wahrscheinHch  finden,  dass 
sie  Goethe  die  Anregung  zu  den  eben  erwähnten  Episoden 
gegeben  hat.  Denn  auch  im  »Wilhehii  Meister«  folgen  die 
beiden  Ereignisse  :  der  Aufenthalt  der  Schauspieler  auf  dem 
Schlosse  und  der  Überfall  durch  die  Räuber  unmittelbar 
aufeinander,  nur  dass  Goethe  das  Verhältniss  umgekehrt 
hat  und  bei  ihm  der  Aufenthalt  auf  dem  Schlosse  dem 
Überfall  vorangeht.  Bei  Scarron  wie  hei  Goethe  beruht  der 
Überfall  auf  einem  Missverständniss ;  im  Roman  comique 
sollen  die  Bauern  die  Zigeuner  gefangen  nehmen  und  über- 
fallen die  Schauspieler;  im  Wilhelm  Meister  haben  es  die 
Räuber  auf  reiche  Reisende  abgesehen,  statt  dessen  fällt 
ihnen  die  Komödiantentruppe  zum  Opfer.  Der  Aufenthalt 
der  Schauspieler  auf  dem  Schlosse  ist  bei  Goethe  natürlich 
unendlich  reicher  ausgeführt,  als  bei  Scarron.  Aber  die 
gemeinsamen  Grundzüge  lassen  sich  auch  hier  auffinden. 
In  beiden  Fällen  verknüpft  eine  zarte  Liebesneigung  einen 
Bewohner  des  Schlosses  mit  einem  Mitgliede  der  Komö- 
diantentruppe. Aber  während  bei  Scarron  es  der  Besitzer 
des  Schlosses  ist,  der  um  die  Schauspielerin  wirbt,  findet 
auch  hier  bei  Goethe  das  umgekehrte  Verhältniss  statt. 

Für  die  späteren  Partien  der  Lehrjahre  finden  sich  im 
Roman  comique  keine  Anregungen  mehr.  Allenfalls  könnte 
man  noch  auf  einen  weitern  Zug  aufmerksam  machen, 
der  ebenfalls  in  dem  bisher  behandelten  Kapitel,  der  Er- 
zählung der  Madame  la  Caverne  sich  findet.  Der  Baron 
von  Sigognac  wird  aus  Liebe  zu  der  Schauspielerin  krank  ; 
sie  will  ihn  pflegen,  aber  sobald  sie  in  seine  Nähe  kommt, 
verschlimmert  sich  das  Übel,  so  dass  sie  dem  Pfarrer,  der 
ihr  vordem  den  Liebesantrag  des  Kranken  überbracht,  be- 
greiflich macht,  dass  es  für  die  Genesung  des  Barons  das 
Beste  sei,  wenn  sie  sich  entfernte.  Unwillkürlich  erinnert 
man  sich  dabei  an  Lothario  und  Lydie;  denn  ebenso  wird 
auch  durch  Lydie,  als  sie  Lothario  pflegt,  die  ruhige  Ge- 
nesung des  Kranken  gestört;  nur  dass  im  »Wilhelm  Meister« 


196  Abhandlungen. 


Lvdie  dies  nicht  selbst  einsieht  und  durch  List  entfernt 
werden  muss.  Da  diese  Stelle  dem  Kapitel  angehört, 
welchem  Goethe,  wie  ich  gezeigt,  eine  Reihe  von  Zügen 
verdankt,  so  scheint  es  wohl  berechtigt,  wenn  man  auch 
hier  eine  direkte  Entlehnung  annimmt '. 

Die  lehrhaften,  ästhetischen  und  dramaturgischen  Ge- 
spräche sind  so  der  ganzen  Anlage  der  ersten  tünf  Bücher 
des  Wilhelm  Meister  entsprechend,  dass  es  thöricht  w^äre, 
dafür  nach  einem  unmittelbaren  Vorbilde  im  Roman  comique 
zu  suchen.  Dennoch  will  ich  nicht  unterlassen,  der  Voll- 
ständigkeit halber  darauf  hinzuweisen,  dass  solche  Gespräche 
sich  auch  im  Roman  comique  finden ;  und  w' enn  im  »Wilhelm 
Meister«  (V.  7.)  der  Unterschied  zwischen  Drama  und  Roman 
erörtert  wird,  so  wird  auch  bei  Scarron  in  demselben  Kapitel 
erst  die  Eigenheit  des  Dramas,  dann  die  des  Romans  be- 
sprochen. (I.  21.)  Doch  sind  die  Übereinstimmungen  zu 
gering,  als  dass  sich  irgend  welche  haltbare  Vermuthung 
darauf  bauen  Hesse. 

Überschauen  wir  die  Resultate  unsrer  Untersuchung, 
so  wird  sich  das  Eine  nicht  bestreiten  lassen,  dass  thatsäch- 
lich  der  Roman  comique  auf  die  ersten  fünt  Bücher  des 
»Wilhelm  Meister«  einen  nicht  ganz  unbedeutenden  Einfluss 
ausgeübt  hat.  Diese  Einwirkung  ist  nicht  nur  in  der  ganzen 
Anlage  erkennbar,  sondern  sie  tritt  auch  in  zahlreichen 
Einzelheiten  hervor.  Aber  auch  hier  bestätigt  sich  die 
Erfahrung,  die  jeder  macht,  welcher  mit  ähnlichen  Unter- 
suchungen an  Goethe  herantritt:  dass  nämlich  ein  solcher 
Quellennachweis  nicht  sowohl  als  litterarhistorische  Kurio- 
sität Interesse  in  Anspruch  nehmen  darf,  denn  als  ein  Mittel 
zur  Charakteristik  des  Dichters  und  seines  Werkes.  Dass 
Goethe  für  den  »Wilhelm  Meister«  ein  paar  Motive  aus  Scar- 
ron entnommen  hat,  würde  uns  weder  iür  die  Erkenntniss 


'  Was   natürlich   nicht   ausschliesst,    dass    bei    diesem    Zup;e   auch 
noch  andre  Einflüsse  maßgebend  gewesen  sein  können. 


ElLINGER:  EINFLUSS  SCARRONS  ROMAN  COM.  A.GOETHES  »W.MeISTER.«  I97 

<les  Dichters  noch  für  die  Würdigung  des  Romans  sonder- 
Hch  weit  bringen.  Wohl  aber  wird  es  unser  Verständniss 
der  Dichtung  fördern,  wenn  wir  durch  eine  genaue  Ver- 
gleichung  feststellen,  in  welcher  Weise  Goethe  die  der 
Quelle  entlehnten  Motive  umbildete  und  vertiefte.  In  diesem 
Sinne  hoffe  ich,  dass  die  vorliegende  kleine  Arbeit  für  eine 
erschöpfende  Erforschung  des  »Wilhelm  Meister«,  die  wir 
noch  immer  schmerzlich  vermissen,  nicht  ohne  Nutzen 
sein  möge.  Die  Beantwortung  der  Frage,  in  wie  weit 
Scarrons  übrige  Dichtungen  Goethes  Produktion  beeinflusst 
haben,  behalte  ich  einer  späteren  Untersuchung  vor. 


3.  Goethes  Faust  und  Hegel 


VON 

Karl   Borixski. 


n  V.  Loepers  «Vorbemerkung«  zu  Faust  I.  Theil 
wird  erwähnt,  dass  es  neben  Schelling  (Vorlesungen 
über  die  Methode  des  akademischen  Studiums) 
»auch  Hegel  (1807  in  der  Phänomenologie)  war,  der  auf 
die  Bedeutung  des  Fauft«  unter  den  Philosophen  »hinwies«. 
Dies  bedarf  einer  Berichtigung,  deren  Unerheblichkeit  damit 
reichlich  autgewogen  wird,  weil  sie  auf  das  in  vielfacher 
Hinsicht  wichtige  Kapitel  von  den  Wirkungen  des  Faust 
führt,  das  sich  wohl  zu  einem  lehrreichen  und  nothwendigen 
Buche  erweitern  liesse.  Nämlich  nicht  in  der  Weise  Schel- 
lin2;s  in  jenen  Vorlesungen  wird  an  der  einziir  möglichen 
Stelle  der  »Phänomenologie«  (s.  A.  1807.  S.  289  ff.)  die  Be- 
deutung des  Faust  erörtert,  und  es  \\h\\  so  wenig  auf  ihn 
hingewiesen,  dass  kaum  der  auf  dem  literarhistorischen  Felde 
weniger  geübte  Leser,  keinesfalls  der  Ausländer,  merken 
sollte,  dass  vom  haust  die  Rede  ist.  Das  betreffende  Kapitel 
der  »Phänomenologie«  (V.B.a.W.W.IL27i  ff.)  »Die  Luft  und 
die  Nothwendigkeit«  überschrieben,  enthält  nämlich  nicht 
weniger  als  eine  für  das  Gefüge  des  Hegeischen  Svstems  uner- 
lässliche  blose  Umschreibung  kaustischer  (jrundgedanken  in 
metiiodischer  h'orm.     Da   man   nun  wohl    im   AlliJemeinen 


Karl  Borinski:  Goethes  Faust  und  Hegel.  199 


weiss,  wie  in  der  Folgezeit  der  l'aiist  immer  mehr  der 
kastalische  Brunnen  für  Philosophen  (Schopenhauer !),  phi- 
losophische Poeten  und  heider  Ausleger  in  allen  Zungen 
geworden  ist,  so  dürfte  es  verlohnen,  auf  diese  Stelle  als 
eine  der  frühesten  und  zugleich  bedeutsamsten  philoso- 
phischen Ausschöpfungen  des  Gedichts  einen  literarhisto- 
rischen Blick  zu  werfen. 

Das  Kapitel  behandelt,  wie  auch  etwa  ein  Jahrzehnt 
später  Fichte  (Über  den  Begriff  des  wahrhaften  Krieges 
S.  W.  IL  2,  341.)  das  Thema  »Verachte  nur  Vernunft  und 
Wissenschaft« ;  jedoch  umfassender  und  unter  Heranziehung 
des  ganzen  im  Faust  darum  gruppirten  Ideenkreises.  Es 
geht  —  wir  gestatten  uns  der  Übersichtlichkeit  wegen  mit- 
unter aus  dem  »Hegelischen«  zu  übersetzen  —  vom  »Selbft- 
bewußtseyn«  aus,  »welches  sich  überhaupt  die  Realität  ift«, 
aber  »seinen  Gegenftand«,  sein  Wesen  »erft  für  sich  hat«. 
Es  strebt  nun  dieses  seines  Wesens  auch  im  »Seyn,«  der 
»ihm  gegenüberstehenden  Wirklichkeit«  bewusst  zu  werden, 
dies  ihm  Gegenüberstehende  (bei  Hegel :  das  »Andere«) 
»zu  sich  selbft  zu  machen.«  Denn  »es  hat  die  Gewißheit, 
daß  an  sich  schon  dies  andere  es  selbst  ist.«  Also  Faust 
beim  Wiedereinsetzen  des  Fragments  von  1790  nach  »der 
großen  Lücke« : 

»  .  .  Was  der  ganzen  Menschheit  zugetheilt  ift, 
»Will  ich   in  meinem  innern  Selbft  genießen«. 

Und: 

»Und  so  mein  eigen  Selbft  zu  ihrem  Selbft  erweitern.« 

Indem  das  Selbstbewustsein  so  sich  »aus  dem  ruhigen 
Seyn  des  Denkens«,  in  dem  es  rein  und  objektiv  die  Wirk- 
lichkeit als  ein  »anderes«  sich  gegenübersieht,  zu  seinem 
»Fürsichseyn«  eben  in  dieser  Wirklichkeit  »sich  erhoben 
hat«,  »so  hat  es  das  Gesetz  der  Sitte  und  des  Daseyns,  die 
Kenntnisse  der  Beobachtung  und  die  Theorie,  als  einen 
grauen  .  .  .  Schatten  hinter  sich«. 


200  Abhandlungen. 


Faust : 

»Ich  fühl's,  vergebens  hab"  ich  alle  Schätze 
»Des  Menschengeifts  .  .  «  u.  s.  w. 

und : 

»Grau,  theurer  Freund,   \i\  alle  Theorie.« 

Hegel: 

»Es  ifl:  in  es  (das  Selbftbewußtsein)  ftatt  des  himmlisch 
scheinenden  Geiftes  der  Allgemeinheit  des  Wissens  und 
Thuns,  worin  die  Empfindung  und  der  Genuß  der  Einzeln- 
heit schweigt,  der  Erdgeift  gel"ahren,  dem  das  Sevn  nur, 
welches  die  IVirhUchkeU  des  eii!~eliieii  Beiuiißtseyiis  ilt,  als 
die  wahre  Wirklichkeit  gilt«. 

So  wird  also  hier  in  feiner  Distinktion  »das  Zeichen 
des  Makrokosmos«  mit  seinen  »Himmelsknäften«,  durch 
das  »die  Kräfte  der  Natur  sich  rings  umher  enthüllen«,  »in 
rei?ieii  Zügen  vor  der  Seele  liegen«,  aber  »ach  als  Schauspiel 
nur«  —  dem  »Zeichen  des  Geiftes  der  Erde«  gegenüber- 
gestellt, bei  dem  von  jenen  hohen  Kräften  nicht  die  Rede 
ist,  der  aber  Fausten  »näher  ift«  und  dafür  »seine  (Faustens) 
Krätte  erhöht«.  Dies  ist  auch  zweifellos  Goethes  Idee. 
Irrig  bemerkt  v.  Loeper  (zu  »Wald  und  Höhle«  S.  104), 
dass  »Fauft  dem  »Erdgeifte«  es  verdanke,  dal'>  sich  ihm 
»die  Kräfte  der  Natur  rings  um  ihn  her  enthüllen«,  wie  er 
im  erften  Monologe  dies  begehrte«.  Nicht  beim  Erd-  sondern 
beim  Himmelsgeist,  beim  Makrokosmus  ist  hiervon  die 
Rede  und  Faust  »begehrt«  es  nicht,  sondern  erfährt  es  be- 
reits als  »wonnige«,  aber  vorübergebende  Iiinwirkung,  an 
der  er  nicht  betheiligt  ist,  durch  die  er  die  unendliche  Natur 
nicht  fassen  kann.  Der  Erdgeist  dagegen  »gab  ihm  die 
herrliche  Xatur  zum  Königreieh,  Kraft  sie  zu  fi'ih/eii,  zu  ^i,'"^'- 
tiiejjen«.  So  heisst  es  in  jener  Szene  »Wald  und  Höhle«  vom 
»erhabenen  Gcifte«,  d.  i.  dem  Erdgeiste.  Wenn  man  sieht, 
wie  es  einer  wichtigen  Philosophie  auf  diesen  (Gegensatz 
angekommen  ist,  wird  man  sich  hüten  ihn  zu  verwischen. 
Daher    heisst    auch    bei    (Joethe    jener    »ueschäftiae«    Geist 


Karl  Borinski:  Goethes  Faust  und  Hegel.  201 

zwar  »erhaben«  (Wald  und  Höhle),  »unendlich«,  »groß,  herr- 
lich« (Trüber  Tag.  Feld.),  aber  niemals  »göttlich,  himmlisch« 
oder  mit  den  Platonischen  Idealbegriften :  »gut,  schön«. 
Der  Teufel  ist  sein  Abgesandter,  wie  aus  jenen  beiden 
Szenen  bekanntlich  zur  Genüge  hervorgeht.  Er  gewährt 
nichts  »Vollkommenes«.  Zu  jener  »Wonne^  die  Fauft  den 
Göttern  nah  und  näher  bringt«,  gab  er  ihm  den  Gefährten, 
der  »ihn  vor  sich  selbft  erniedrigt«,  »zu  nichts  mit  einem 
Worthauch  jene  Gaben  wandelt«. 

Und  so  fasst  nun  auch  Hegel  jetzt  —  allerdings  in 
seiner  Weise  mit  Faustischen  Citaten  —  den  beregten 
Process  seines  »Selbftbewußtsevns«  in  folgende  Worte 
zusammen : 

»Es  verachtet  Verftand  und   W'issenscliaft 

des  Menschen  allerhöchfte  Gaben   — 

es  hat  dem  Teufel  sich  ergeben 

und  muß  zu  Grunde  gehn«. 
Die  Faustischen  Citate  an  unserer  Stelle  weichen  nur 
dem  Wortlaute,  nie  dem  Sinne  nach,  wie  wohl  bei  Hegel 
vorzukommen  pflegt",  von  ihrem  Originale  ab.  Dass  hier 
für  »Vernunft«  \'erstand  gebraucht  wird,  ist  für  Faust 
gleichgültig,  für  die  Hegeische  Philosophie  bedeutsam. 

Das  »Selbflbewußtseyn«  i.  e.  Fauft,  fährt  fort  sich 
Hegelisch  zu  entwickeln: 

»Es  ßür~1  also  ins  Lcbem^,  »es  macht  sich  weniger  sein 
Glück,  als  daß  es  dasselbe  unmittelbar  nimmt  und  genießt.« 
»Die  Schatten  von  Wissenschaft!  (Hexenküche?)  Gesetzen 

'  Für  Hegels  souveraine  Citirmethodc  hier  nur  ein  Beispiel,  das 
für  alle  spricht.  Die  »Phänomenologie«  schliesst  mit  dem  anscheinend 
wie  für  sie  bestimmten  Citat: 

»aus  dem  Kelche  dieses  Gc/y/c/Teiches 
»schiiumt  ihm  seine  Unendlichkeit^. 
das  soll  heissen :  ihm  dem  »absolutenc  menschlichen  Geiste, 

An  dem  Orte,  an  dem  diese  Verse  stehen  —    dem  Schillerfreunde 
wohl  leicht  auffindbar  (Schluss  von  »Die  Freundschaft«)  —  lauten  sie: 
Aus  dem  Kelch  des  ganzen  Seeh')ireiches, 
Schäumt  ihm  (nämlich  Gott)  —  die  Unendlichkeit, 


202  Abhandlungen. 


(»Mein  Herr  Magifter  Lohesam,  laß  er  mich  mit  Geset:^  in 
Frieden«)  Grundsätzen  (Mephifl:.:  »O  heiliger  Mann!  da 
wärt  Ihr's  nun!  Ift  es  das  erfte  Mal  in  Eurem  Leben,  daß 
Ihr  falsch  Zengiiiß  abgelegt?«)  versch^vinden  als  ein  lebloser. 
Xebel,  der  es  nicht  mit  der  Gewißheit  seiner  Realität  (Fault  • 
»Allein  ich  luilH»)  aufnehmen  kann.  Es  nimmt  sich  das 
Leben,  wie  eine  reife  Frucht  gepflückt  wird«  —  (»Des  Lebens 
goldner  Baum«  — ),  welche  ebenso  sehr  selbjl  entgegeiikoiimit, 
als  sie  genommen  wird«  (Gretchen). 

Bislang  aber  ist  nur  von  der  einen  Seite  des  Faustischen 
»ins  Leben  Stürzen«  die  Rede  gewesen,  dem  wahrhaften 
»Teutelsleben«,  der  Illustration  zu  den  Worten: 

»Ich  habe  mich  zu  hoch  gebläht, 

hl  deinen  Rang  gehör  ich  nur. 

Der  große  Geift  hat  mich  verschmäht«   u.   s.  \v. 
Nun    tritt    das    eigentlich    »Fauftische«    auch    hei    dem 
Philosophen  in  seine  Rechte : 

»Sein  Thun  ift  nur  nach  einem  Momente  ein  Thun 
der  Begierde;  es  geiit  nicht  auf  die  Vertilgung  des  ganzen 
gegenlfändlichen  Wesens  (das  rein  Teuflische),  sondern  nur 
aut  die  Fonii  seines  AndersscMis«.  Die  »Authebung«  dieser 
Form  des  Andersseins  geschieht  nun  im  »Genuße  der 
Begierde«:  »Es  gelangt  also  zum  Genulk-  der  Liiß,  zum 
Bewußtseyn  seiner  Verwirklichung  in  einem  als  selbftändig 
erscheinenden  Bewußtseyn,  oder  zu  Anschauung  der  Einheit 
beider  selbftändigen  Bewußtseyn«.  Wunderlich  genug,  diese 
philosophische  Fassung  Fausts  und  Gretchens.  Dass  Hegel 
es  liebt,  grade  an  der  unphilosophischsten  aller  xMaterien 
seine  Dialektik  sich  bewähren  zu  lassen,  ist  ja  durch  das 
»junge  Deutschland«  bekannt  genug  geworden.  Hier  ent- 
spricht es  doch  in  seiner  Weise  genau  dem  Faustischen 
»Sich  hinzugeben  ganz  und  eine  Wonne  zu  U'ihlen,  die  ewig 
sein  muß«  u.  ä.  Allein  sie  ist  nicht  ewig,  wie  Faust  bald 
erfährt  und  Hegel  alsbald  beweist':   »Es  (das  Selbflbewußt- 

'  Vgl.  übrigens  Grctclicns  »Niemals?»  in  den  Versen  zur  Radzi- 
willschen  Faustkomposition  (a.  a.  Ü.   i6.)). 


Karl  Borinski:  Goethes  Faust  und  Hegel.  203 


sein)  erreicht  seinen  Zweck,  erlälirt  aber  eben  darin,  was 
die  Wahrheit  desselben  ift«.  Diese  Wahrheit  besteht  nun 
nach  dialektischer  Methode  natürlich  darin,  dass  der  Begriff 
in  sein  Gegentheil  umschlägt,  also  hier  »die  Verwirklichung 
dieses  Zweckes  selbft  das  Aufheben  desselben  iftc  Wich- 
tiger nun  als  diese  Austührungen,  wieso  das  Selbstbewust- 
sein  »mit  der  genossenen  Luft  sich  selbft  aufgehoben  hat«, 
ist  der  Eintritt  der  »Nothwendigkeit,  des  Scliicksals«  in  den 
Kreis  des  Selbstbewusstseins,  der  von  jenen  abstracten 
Deductionen  wieder  auf  den  Faust  zurückführt.  Durch  die 
Aufhebung  seines  Für  sich  seins  ist  nämlich  das  Selbst- 
bewusstsein  (Faust)  »in  das  Element  des  Fiir  es  seyiisv  oder 
der  gegenftändlichen  Ausbreitung  herausgeworfen«  worden, 
die  Hegel  als  »dem  GeifT:e  fremd«,  als  »leer«,  »blind«,  »todt« 
gilt.  »Das  Bewußtseyn  iil:  sich  daher  durch  seine  Erfahrung,, 
worin  ihm  seine  Wahrheit  werden  sollte,  vielmehr  ein 
Räthsel  geworden,  die  Folgen  seiner  Thaten  sind  ihm  nicJjl 
seine  Thaten  selhß;  was  ihm  widerfährt,  für  es  nicht  die 
Erfahrung  dessen  was  es  an  sich  ift.«  »Dieser  Übergang 
seines  lebendigen  Seyns  in  die  leblose  Nothwendigkeit 
erscheint  ihm  daher  als  eine  Verkehrung  (!),  die  durch  nichts 
vermittelt  ift«.  »Die  nur  einzelne  Individualität,  die  nur  eril; 
den  reinen  Begriff  der  Vernunft  zu  ihrem  Inhalte  hn,ßatl 
ans  der  todten  Theorie  in  das  Lehen  sich  geftürzt  zu  haben, 
hat  sich  also  vielmehr  nur  in  das  Bewußtseyn  der  eignen 
Leblosigkeit  geftürzt,  und  wird  sich  nur  als  die  leere  und 
fremde  Nothwendigkeit,  als  die  todte  Wirklichkeit  zu  Theil«. 
»  —  Es  erfährt  den  Doppelsinn,  der  in  dem  liegt  was  es 
that,  nemlich  sein  Lehen  sich  genommen  zu  haben;  es  nahm 
das  Leben,  aber  vielmehr  ergriff"  es  damit  den  Tod«. 

Dies  letzte  ist  aber  nun  das  Merkwürdigste  an  dieser 
ganzen  metaphysischen  Ausschöpfung  des  Faust  und  muss 
sie  dem  Goethefreunde,  jedenfalls  dem  Goetheforscher  weit 
über  den  Rang  einer  blosen  Curiosität  erheben.  Der  Ver- 
fasser der  »Phänomenologie«  (erschienen  zur  Ostermesse 
1807),   i"  ^^^'^  ^^'ii'   fürs   erste    nur   den  Kenner   des  Frag- 


204  Abhandlungen. 


ments  von  1790  zu  sehen  haben,  spricht  hier  nämhch  und 
nicht  hlos  an  den  herausgehobenen,  besonders  deutHchen 
Stellen  mit  einer  Sicherheit  von  dem  Ende  seiner  Faustischen 
Individualität,  die  stutzen  macht.  Sie  »erfahrt  den  Doppel- 
sinn, der  in  dem  liegt,  ivas  es  that,  nämlich  ihr  Leben  sich 
genomtnen  zu  haben«.  Woher  hat  der  Leser  des  Fragments 
diese  Beziehung  auf  ein  Faustisches  »sich  das  Leben  nehmen«. 
Nicht  die  leiseste  Andeutung  liegt  im  Fragment  von  1790 
dafür  vor.  Und  wenn  er,  der  Freund  Goethes,  Schillers, 
Schellings  und  Niethammers,  des  eigentlichen,  engsten 
»Faustkreises« ,  bereits  unseren  jetzigen  ersten  Theil  des 
Faust  im  Auge  hat,  der  ein  Jahr  nach  seinem  Werke  erschien, 
wie  kommt  er  wiederum  dazu,  diese  Beziehung  in  einer 
Weise  zu  fassen,  die  zu  der  uns  vorliegenden  Gestalt  in 
keiner  Weise  passt.  »Statt  aus  der  todten  Theorie  in  das 
Leben  sich  geftürzt  zu  haben,  hat  sie  sich  nur  in  das  Be- 
wußtseyn  der  eignen  Leblosigkeit  geftürzt«  .  .  .  »es  nahm 
das  Leben,  aber  vielmehr  ergriff  es  den  Tod«.  Und  ferner 
über  das  Kapitel  verstreut  Ausdrücke,  wie:  »das  Lidividuum 
zu  Grunde  gegangen  und  die  absolute  Sprödigkeit  der  Ein- 
zelnheit an  der  ebenso  harten  aber  continuirlichen  Wirklich- 
keit zerlläubt,«  »die  unbegriffene  Macht  der  Allgemeinheit, 
an  welcher  die  hidividualität  zerschmettert  wird«  u.  dgl. 
Es  ist  /weitellos,  dass  Hegel  einen  Ausgang  des  Faust  als 
gegeben  annimmt,  der  nicht  der  unsere  ist. 

Bevor  wir  uns  zu  der  speciellen  Frage  wenden,  wie 
Hegel  zu  einer  solchen  Auflassung  gekommen  ist,  müssen 
wir  uns,  um  zugleich  wenn  möglich  zu  bestimmen,  wie  er 
dazu  hat  kommen  können,  die  Entstehungsgeschichte  des 
l^aust,  so  weit  sie  hier  in  Frage  kommt,  vergegenwärtigen. 
Wir  haben  vorläufig  umgrenzt  vor  uns  den  Zeitraum  von 
der  Fortsetzung  des  kragments  bis  zur  Ablassung  jenes 
Kapitels  in  der  Phänomenologie,  welche  sich  freilich  nicht 
genauer  bestimmen  lässt,  als  mit  den  Jahren  1803  7. 
Denn  bis  dicht  vor  dem  Erscheinen  liat  Hegel  noch  daran 
geschrieben   (Hegels  Briefe  I.  (So)   und  im  kcbruar  1806  hat 


Karl  Borinski:  Goethes  Faust  und  Hegel,  20J 

der  Druck  der  Phänomenologie  begonnen  (ehendiiS.6o).  Über 
die  Abfassung  selbst  fehlt  jede  Auskunft.  Man  wird  jedoch 
nicht  fehlgehen,  wenn  man  sie  jedenfalls  nicht  vor  1803 
setzt.  Denn  erst  im  Sommer  dieses  Jahres  verliess  Schelling 
Jena,  der  mit  Hegel  zusammenwohnte  (Hegels  Briefe  L 
S.  30)  und  ihn  damals  noch  so  vollständig  beherrschte, 
dass  man  kaum  die  Conception,  geschweige  denn  die  Aus- 
führung seines  ersten  selbständigen  und  gegen  Schelling 
gerichteten  Werkes  vor  die  Trennung  der  beiden  Philoso- 
phen setzen  darf.  Der  Faust  nun  »lebt  wieder  auf«  im 
Sommer  17^7  und  zwar  gleich  als  fertiger  »Plan«,  der  nur/9 
»ausgeführt«  zu  werden  braucht.  CBriefwechsel  zw.  Seh. 
u.  G.  330.)  Das  involvirt  bereits  einen  sicheren  Schluss. 
Nichts  zeigt  den  bestimmenden  Einfluss  Schillers  deutlicher, 
als  die  Leichtigkeit,  womit  ein  Wort  von  ihm  diese  Sicher- 
heit zerstört.  Dieser  »Plan  ift  eigentlich  nur  eine  Idee«; 
das  hatte  Goethe,  dem  es  lieb  sein  mochte,  in  seinem  alten 
Werke  den  neuen,  eigenthümlichen  Boden  des  Freundes 
bereits  betreten  zu  haben,  gleich  erklärt.  Ideen  aber  »legen 
eine  philosophische  Behandlung  auf«,  wirft  Schiller  conse- 
quent  ein,  »und  die  Einbildungskraft  wird  sich  zum  Dienfle 
einer  Vernunftidee  bequemen  müssen«.  Die  ersten  Fälle, 
bei  denen  sich  diese  Nothwendigkeit  zeigt,  sind  für  Schiller 
alsbald  die  »Auflösung«,  vor  der  ihm  »ordentlich  schwindelt« 
und  die  »Einführung  Faufts  in  das  handelnde  Leben«  (333), 
zwei  Forderungen,  denen  Goethe,  trotzdem  er  sichs  »bei 
dieser  barbarischen  Composition  bequem  zu  machen  dachte«, 
doch  endlich  nicht  hat  ausweichen  können. 

Wir  sehen  also,  dass  die  »Auflösung'«  eine  »philo- 
sophische« Schwierigkeit  mit  sich  bringt,  und  es  sticht 
schon  sehr  von  der  früheren  Sicherheit  in  diesem  Punkte 
ab,  wenn  Goethe  (334)  trotz  der  oben  angeführten  scherz- 


^  Dass  darunter  im  Wesentlichen  nichts  anderes  als  das  Ende  zu 
verstehen  ist,  belege  Schillers  Fassung:  »den  Fauß  (das  Fragment)  habe 
ich  nun  wieder  gelesen  und  mir  schwindelt  ordentlich  vor  der  Auf- 
lösung«, also  nicht  etwa  des  Planes,  sondern  des  Stückes. 


206  Abhandlukgen. 


haften  Abwehr  nur  noch  von  dem  »Ganzen,  das  iin»ier  ein 
Fragment  bleiben  wird«,  zu  reden  wagt  und  auf  die  »neue 
Theorie  des  epischen  Gedichts«  baut.  Zweimal  (338,  340) 
ist  nun  von  »Schema  und  Uebersicht«  die  Rede,  Anzeichen 
eifrigen  Wagens  und  Suchens.  Kein  Wunder,  dass  unter 
diesen  Umständen  »die  nordischen  Phantome  durch  die 
südHchen  Reminiscenzen  zurückgedrängt«  werden.  (340.) 
Der  Faust  wird  eine  Last,  ein  »Tragelaph«,  den  »los  zu 
werden«  Hauptabsicht  ist.  (390.)  Den  ganzen  Winter 
1797 — 98  ist  wiederum  nur  von  der  Absicht  »an  den  Faufl 
zu  gehen«  die  Rede.  Mai  1798  bringt  endlich  ernstliatten 
Entschluss.  Derselbe  äussert  sich  (465)  sofort  wieder 
zunächst  im  herzhatten  Angriff"  des  Phmes.  Das  »höchil: 
confuse  Manuscript  ist  abgeschrieben«,  »die  Theile  in  ab- 
gesonderten Lagen  nach  den  Nummern  eines  ausführliciien 
Schemas  hinter  einander  gelegt«,  Zeichen  woran  es  am 
meisten  fehlt.  Nun  soll  »jeder  Augenblick  der  Stimmung 
genutzt  werden,  um  einzelne  Theile  weiter  auszuführen 
und  das  Ganze  früher  oder  später  :;^ii.uiiiiiin'ii~njli'llc)i((.  Aber 
woran  es  wieder  stockt,  das  sind  bekanntlich  »die  tragischen 
Scenen,«  die  »deßwegen  in  Reime  gebracht  werden,  da 
dann  die  Idee  wie  durch  einen  Flor  durchscheint  und  die 
unmittelbare  Wirkung  des  ungeheuren  Stoffes  gedämpft 
wird.«  Folgen  gleichwohl  zwei  Jahre  tiefen  Stillschweigens 
über  den  Faust,  dagegen  mit  einem  Male  eifrige  Beschäf- 
tigung mit  der  Philosophie,  repräsentirt  in  Schelling'  und 
Hinneigung  zu  den  Jenenser  »Philosophen«  (Niethammer, 
Paulus).  Mit  Niethammer  werden  regelrechte  »philosophische 
Colloquia«  angestellt,  ein  Cursus  in  der  »Philosophie  dieser 
letzten  Tage«,  der  1800  (765)  als  »im  Fortgang«,  also  be- 
reits geraume  Zeit  stattfindend  erwähnt  wird.  Als  erste 
Frucht  desselben  darf  wohl  der  »Disputationsaktus«  betrachtet 
werden,  März  1800  (726)  erwähnt  als  AusiüHung  der 
»großen  Lücke«.    Im  Sommer  1800,  in  Jena  verbracht,  wo 


1  Tages-  u.  Jahrcshcftc  1798,   1799. 


Karl  Borinski:  Goethes  Faust  und  Hegel.  207 


»Philosophen,  Naturforscher  und  Konsorten  die  arme  Poesie 
sehr  in  die  Enge  treiben«  (777),  wird  sehr  bedeutsam  von 
einem  »kleinen  Knoten«  gesprochen,  der  im  Faust  »gelöft« 
ist  (756).  In  enger  Verbindung  damit  ist  die  Rede  von  der 
»Höllenbraut«,  als  einem  »Gegenftück  zu  kauft«  :  »Ein  Mäd- 
chen^ das  seinen  treuen  Liebhaber  zu  Grunde  richtet, 
sich  aber  einem  wunderlichen  unbekannten  Bräutigam  ver- 
schreibt«. Dies  deutet  wieder  auf  den  Schluss  von  Faust 
aber  zugleich  enthalt  es  den  Ansatz  zu  einer  ganz  neuen 
Aera,  in  die  er  tritt.  Helena  kündigt  sich  ganz  deutlich 
darin  an.  Und  richtig  fünf  Wochen  später  ist  sie  »wirklich 
aufgetreten«  und  zwar  werden  da  schon  »acht  Tage«  ge- 
wisse »Situationen  teftgehalten«,  »von  denen  Schiller  weiß« 
(763).  Aber  mit  der  Helena  hat  sich  eine  andre  neue  Er- 
scheinung eingefunden.  Was  Schillers  »Eintührung  ins  thätige 
Leben«  bis  dahin  nicht  vermocht  hatte,  die  neue  Verdichtung 
der  »südlichen  Reminiscenzen«  macht  es  nöthig:  Fast  an 
demselben  Tage  (764)  ist  zum  ersten  Male  vom  »zweiten 
Theil  des  Faufl:«  die  Rede. 

Goethe  hatte  sich  den  Schluss  vorläufig  wieder  vom 
Halse  geschafft,  diesmal  gründlicher  als  er  ahnte.  Cotta, 
von  dem  um  diese  Zeit  (762)  schon  wegen  des  Faust  die 
Rede  ist,  und  die  Jenenser  Philosophen,  die  den  ganzen 
Winter  1800 — 1801  »auf  den  Faust«  schon  so  »ganz  unaus- 
sprechlich gespannt  sind«  (803)  haben  sich  noch  sehr  lange 
gedulden  müssen. 

In  den  Kreis  dieser  Philosophen  nun ,  die  auf  den 
Faust  ganz  unaussprechlich  gespannt  sind ,  mit  denen 
Goethe  deswegen  » philosopische  Colloquia «  hält  und 
derentwegen  er  sich  beim  Faust  »freilich  zusammenzu- 
nehmen hat«  (804),  tritt  nun  grade  um  diese  Zeit  (1801) 
Hegel.  Er  ist  Schellings  JugendiVeund,  Mitarbeiter  und 
Hausgenosse,  bald  Niethammers  Busen-  und  Hausfreund 
und  nähert  sich  Goethe  immer  mehr.  Während  seines 
ganzen  Jenenser  Aufenthaltes,  also  jedenfalls  zur  Abfas- 
sungszeit jenes  Capitels  ist  er  mit  Goethe  in  unterbrochenem, 


Abhandlungen. 


bald  gradezLi  freundschaftlichem  Verkehr,  der  sich  in  treuer 
Fürsorge  Goethes  iür  den  mittellosen  Philosophen  äussert. 
Dass  er  die  oben  berichtete  Idee  vom  Faust  lassen,  dass 
er  sie  austühren  und  niederschreiben  konnte,  ohne  zum 
mindesten  von  ihrem  Abweichen  von  unserer  heutigen 
etwas  zu  ahnen',  das  ist  eine  zu  bedeutsame  Thatsache, 
um  sie  nicht  einer  genauen  Prütung  für  würdig  zu  halten 
und  ihre  Erklärung  wenigstens  zu  versuchen. 

Hegel  hat  in  seiner  Vorstellung  einen  Faust,  der  »sich 
ein  Räthsel  geworden  ist«,  der  »die  Folgen  seiner  Thaten 
nicht  als  seine  Thaten«,  sondern  als  eine  »Verkehrung« 
ansieht,  dessen  »Individualität«  vom  Schicksal  »zerschmettert 
wird.«  Und  gleichwohl  weiss  er  bereits  vom  »zweiten 
Faust«,  ein  Beleg  mehr,  dass  wir  es  mit  keiner  Phantas- 
magorie  zu  thun  haben.  Denn  der  jetzt  für  uns  erst  merk- 
würdig werdende  Schluss  des  genanntes  -Kapitels  lautet : 
»Bis  hieher  geht  die  Erscheinung  dieser  GeßaJt  des  Selbft- 
bewußtseyns;  das  let^Je  Moment  ihrer  Exißeii^^  ift  der  Ge- 
danke ihres  Verlufls  in  der  Nothwendigkeit ,  oder  der 
Gedanke  ihrer  selbft  als  eines  sich  absolut  fremden  Wesens. 
Des  Selbftbewußtseyn  an  sich  hat  aber  diesen  Verluil: 
iiberlcht;  denn  diese  Nothwendigkeit,  oder  reine  Allgemein- 
heit ift  sein  eignes  Wesen.  Diese  Reflexion  des  Bewußt- 
seyns  in  sich,  die  Nothwendigkeit  als  sich  zu  wissen  ift 
eine  neue  Geßalt  desselben«.  Hier  ist  der  Grundgedanke 
des  zweiten  Theiles  Hegelisch  klar  gegeben,  zugleich  aber 
auf  die  Einleitungsscene  des  zweiten  Theiles  ein  merkwür- 
diges Licht  geworfen.  Halten  wir  die  unzweideutigen 
Worte  »vom  sich  das  Leben  nehmen«  damit  zusammen,  so 
erscheint  uns  mit  einem  Male  der  »Schlaf  der  nur  Schale 
ift«  im  Geisterchor  und  die  »krampferftarrten  Glieder«  in 
Ariels  Gesang,  welche  den  »ermüdeten,  unruhigen  schlat- 
suchenden«  Faufl  dort  umschweben,  in  sehr  greifbarer  Ge- 

'  Eine  zweite  Auflage  hat  Hegel  nicht  mehr  erlebt!  Über  sein 
Verhältniss  zu  ihr  vgl.  das  unserer  Hypothese  merkwürdig  entgegen- 
kommende Vorwort  Joh.  Schulzes  bes.  a.  a.  O.  S.  VI. 


Karl  Borinski:  Goethes  Faust  und  Hegel.  209 


stak.  Nun  denke  man  daran,  in  wie  naher  Beziehung  diese 
Einleitung,  welche  nach  Eckermann  (III ^  n?-)  »'^lis  dem 
Golde  der  Teil-Lokalitäten  gemünzt  ift«,  zu  jener  Zeit  der 
missglückten  Faustabschlussversuche  steht.  Wäre  es  nun 
unstatthaft,  in  Goethes  Idee  und  der  Annahme  seiner  näch- 
sten Freunde  damals  einen  Faustschluss  anzunehmen,  der 
Hegels  unzweideutigen  Andeutungen  entspräche? 

Denken  wir  uns  einen  Faustplan,  wir  er  jenem  alten 
»höchft  confusen  Manuskript«  zu  Grunde  lag,  so  erscheint 
es  nur  natürlich,  den  Schluss  grade  mit  der  Technik  jener 
Epoche  in  Beziehung  zu  bringen.  In  Valentin  kündigt  sich 
eine  Art  Beaumarchais  an  und  wäre  Clavigos,  der  (eine 
Umkehrung  Fausts)  im  Brudergefecht  sinkt,  wäre  Clavigos 
Wort  »Ich  danke  dir,  Bruder,  du  vermählft  uns«  nicht  auch 
eine  (freilich  völlig  unfaustische)  Lösung  der  Gretchen- 
tragödie.?  Faust  ist  immerhin  trotz  seiner  sonstigen  erhöhten 
Eigenschaften  gleichaltriges  Geschwister  von  Weisungen, 
ganz  besonders  von  Werther  und  Fernando.  Wie  sehr  die 
Idee  der  Lösung  des  Lebensknotens  durch  eigene  Hand,  jenes 

»Ja  kehre  nur  der  holden  Erdensonne 
Entschlossen  deinen  Rücken  zu  I 
Vermesse  dich,  die  Pforten  aufzureißen, 
Vor  denen  Jeder  gern   vorül)erschleIcht«  .  .  . 

in  Goethes  eigenem  Leben  damals  Wurzel  gefasst  hatte, 
braucht  nicht  erst  aufgeführt  zu  werden.  Und  dass  grade 
bei  Faust  das  Männliche  dieses  Entschlusses  im  stoischen 
Sinne  hervorgehoben  wird,  »dass  Manneswürde  nicht  der 
Götterhöhe  w^eicht«,  gleichsam  als  Nachklang  jener  Zeit, 
in  der  Goethe  einmal  in  seinem  Leben  die  Resignation  in 
stoischem  Geiste  fasste",  das  ist  doch  sehr  bedeutsam.  Grade 
jene  Zeit  ist  die  Mutter  der  Gretchentragödie  und  mochte 
in  der  »tausendfachen  imaginären  Vervielfältigung  seines 
Elends«,  als  er  sich  vor  Schmerz  und  Jammer  auf  der  Erde 
wälzend    »seine    ganze   Erhndungsgabe,    seine   Poesie   und 


'  Vgl.  Danze],  Goethes  Spinozismus  (Hamb.  1830)  S.  41. 

Goethe- Jaiirbccii   IX.  14 


210  Abhandlungen. 


Rhetorik  auf  diesen  kranken  Fleck  warf«  nicht  auch  jener 
»Entschluß«  der  herrschende  Gedanke  gewesen  sein!  Grade 
jenes  reife  Knabenalter  spielt  ja  so  gerne  mit  ihm  und 
solche  Eindrücke  haften  und  kommen  bei  gleichem  Anlass 
bewusst  oder  unbewusst  wieder.  Jenes  Wort  von  Montes- 
quieu, das  in  »Dichtung  und  Wahrheit^«  so  bedeutsam 
hervorgehoben  wird  und  welches  »seinen  Helden  und  großen 
Männern  das  Recht  ertheilt,  sich  nach  Befinden  den  Tod 
zu  geben,  indem  es  doch  einem  jeden  freiftehen  müsse,  den 
fünften  Akt  seiner  Tragödie  da  zu  schließen  wo  es  ihm 
beliebe«,  leidet  doch  sicher  auf  Faust  mehr  Anwendung 
als  auf  Werther  und  etwa  Fernando.  Und  dass  dieser  Ge- 
danke mit  dem  Faust  unauflöslich  verbunden  war,  zeigt 
uns  ja  noch  heute  die  Scene  in  der  Osternacht.  Sie  bildet 
jetzt  die  hauptsächliche  Füllung  der  »großen  Lücke«  des 
Fragments  und  leitet  jetzt  meisterhaft  als  letzte  Motivirung 
tief  symbolisch  und  doch  so  anschaulich  zum  Teufelspakt 
über.  Aber  dass  sie  diese  Aufgabe  von  Anfang  an  hatte, 
dass  sie  sich  so  in  der  Faustidee  behind,  dafür  bietet  sich 
nicht  der  geringste  Anhalt,  desto  mehr  jedoch  spricht  da- 
gegen. Auf  eine  so  tief  einschneidende  Thatsache  müssten 
die  folgenden  Scenen  doch  irgend  einen  Bezug  enthalten. 
Der  einzige  Bezug  aber  ist  Mephistos  »Und  doch  hat  jemand 
einen  braunen  Saft  — «,  eben  in  jener  »großen  Lücke«  zu 
gleicher  Zeit  eingesetzt.  Nun  sollte  ja  aber  in  die  »große 
Lücke«  noch  im  Frühjahr  1800  (s.  o.)  der  »Disputations- 
aktus«  eingesetzt  werden.  \'on  vornherein  wird  jedermann 
zugeben,  ein  solcher  reimt  sich  mit  einem  vorautgehenden 
Selbstmordversuch  schlecht.  Der  Spaziergang  mit  seinen 
melanchoHschen  Betrachtungen  lässt  sich  darauf  noch  er- 
tragen, wenn  er  auch  bekanntlich  grade  die  Stelle  ist,  bei 
der  selbst  der  ganz  ungelehrte  Leser  »das  Zusammenge- 
flellte«  zuerst  merkt.     Aber  darauf  eine    nach   den  Parali- 

'  Dichtung  und  Walirlicit  I.  19S,  199  (v.  Loepcr). 
==  a.  a.  O.  I.  128. 


Karl  Borikski:  Goethes  Faust  und  Hegel.  211 


pomenen  noch  dazu  zum  Theil  burleske  Disputation  — 
unmöglich!  Frühjahr  1800  kann  also  die  Scene  in  der 
Osternacht  noch  nicht  gespielt  haben.  Die  Scene  enthält 
aber  überdies  Stellen,  die  trotz  aller  Allgemeinheit,  bei 
dem  Faust  des  Studirzimmers  immerhin  auffallen,  ganz  be- 
sonders weil  sich  früher  (am  Pulte,  bei  den  Geisterbe- 
schwörungen, im  Gespräch  mit  Wagner)  nichts  dergleichen 
findet,  Stellen,  die  von  dem  weltabgeschlossenen  Bücher- 
menschen mit  einem  Mal  abführen  zu  einem  Faust,  der 
erst  noch  kommt.  Es  sind  besonders  die  ziemlich  in  der 
Mitte  des  Selbstmordmonologs  befindlichen  \^erse : 

»Wenn  wir  zum  Guten  dieser  Welt  gelangen, 

Dann  heißt  das  Beßre  Trug  und  Wahn. 

Die  uns  das  Leben  geben,  herrliche  Gefühle 

Erftarren  in  dem  irdischen  Gewühle. 

Wenn  Phantasie  sich  sonft  mit  kühnem  Flug 

Und  hoffnungsvoll  zum  Ewigen  erweitert 

So  ift  ein  kleiner  Raum  ihr  nun  genug, 

IVettn  Glück  auf  Glück  im  Zeitenstrudel  scheitert. 

Die  Sorge  niftet  gleich   im  tiefen  Herzen, 

Dort  wirket  sie  geheime  Schmerzen, 

Unruhig  wiegt  sie  sich  und  störet  Lust  und  Ruh ; 

Sie  deckt  sich  stets  mit  neuen  Masken  zu. 

Sie  mag  als  Haus  und  Hof  als  Weib  und  Kind  erscheinen. 

Als  Feuer,  \\  asser,  Dolch  und  Gift ; 

Du  bebft  vor  allem  was  nicht  trifft, 

Und  was  du  nie  verlierft,  das  mußt  du  stets  heweinen«. 

Die  folgenden  Verse  leiten  dann  mit  merkbarem 
Umschlag  wieder  auf  die  nunmehrige  Motivirung  der  Scene 
■die  Verzweiflung  über  das  Donnerwort  des  Geifles,  von 
<ier  Faust  durch  Wagner  schon  »losgerissen«  war,  —  Andrer- 
seits bietet  die  Scene  Verse,  die  schon  äusserlich  genau 
mit  der  Einleitung  zum  zweiten  Faust  correspondiren.  Es 
ist  dies  natürlich  besonders  das  »Ja  kehre  nur  der  holden 
Erdensonne  entschlossen  deinen  Rücken  zu«  und  das  »So 
bleibe  denn  die  Sonne  mir  im  Rücken«  des  zweiten  Theils. 

14* 


212  Abhandlungen-. 


Aber  auch  »ein  Feuerwagen  schwebt  auf  leichten  Schwingen« 
zu  »Phöbus'  Räder  rollen  prasselnd«  des  zweiten  Theils  — 
gehört  hierher.  Hs  ist  wohl  niemals  die  Frage  gewesen, 
dass  die  beiden  Scenen  in  Beziehung  zu  einander  stehen. 
In  einer  wie  engen,  erhellt  erst  jetzt  aus  unserer  durch 
Hegels  Gewähr  entstandenen  Annahme,  dass  Goethe  wirklich 
die  Absicht  gehabt  haben  muss,  die  Faust-Gretchentragödie 
mit  dem  Selbstmord  oder  kurz  und  gut  im  Allgemeinen 
dem  Untergange  Fausts  zu  schliessen  und  dass  auch  nach 
den  Schillerschen  Einwürfen  von  »vorheriger  Einführung 
Faufts  ins  handelnde  Leben«,  ja  selbst  nach  dem  endlichen 
Entschlüsse  zu  einem  zweiten  Theile  dieser  Gedanke  fest- 
gehalten wurde.  Denn  die  auf  jene  Zeit  weisende  Einleitung 
zum  zweiten  Theile  lässt  noch  heute  dem  Leser  die  Möglich- 
keit offen,  dass  der  Schlaf,  der  Faust  als  Schale  umfängt, 
wohl  als  Kern  beabsichtigt  war  und  dass  dieselbe  iMacht, 
die  ihn  »im  Thau  aus  Lethcs  Fluth  badet«  auch  verhindert 
hat,  dass  die  »krampferflarrten  Glieder«  im  Tode  erstarren. 
Für  die  ansteigende  Verzweiflung  Fausts  im  Verlauf 
der  Gretchentragödie  brauchen  Belege  kaum  beigebracht 
zu  werden.  Bereits  in  »Wald  und  Höhle«  präludirt  Mephisto 
mit  seinem  »Teufel  der  verzweifelt«.  In  »trüber  Tag.  Feld« 
haben  wir  dann  noch  einen  Klang  von  jener  Scene,  über 
die  Wieland  aus  dem  Jahre  1776  berichtet,  dass  darin  Faust 
so  wüthend  werde,  dass  es  selbst  den  Mephistopheles  er- 
schrecke. C^b  dies  wirklich  diese  Scene  ist?  Ob  sie  nicht 
doch  wenn  auch  nicht  im  Kerker  gespielt,  aber  sich  doch 
an  den  Kerker  angeschlossen  hat?  Motivirter  ist  dann  jeden- 
falls ihr  Anfang  »Im  Elend!  N'erzweifelnd!«  u.  s.  w.  Dass 
sicli  Goethe  ein  Ansteigen  dieser  \'erzweiflung  zu  einer 
noch  furchtbareren  Höiic  gedacht  hat,  dafür  haben  wir  einen 
Beleg,  lüs  ist  der  grässliche  Fluch,  mit  dem  Faust  —  ist 
es  nicht  merkwürdig?  —  grade  die  Erinnerung  Mephistos 
an  den  Selhslmordversuch  beantwortet.  Hier  »schimmert«  trotz 
der  »dämpfenden  Reime«  die  »unmittelbare  Wirkung  des 
ungeheuien  Stoffes«,  von  der  Goethe  bei  seiner  Bearbeitung 


Karl  Borinski  :  Gohthes  Faust  und  Hegel.  2 1 3 

der  tragischen  Scenen  in  Prosa  spricht,  noch  so  deuthch 
hervor,  dass  man  l<.aum  annehmen  kann,  das  sei  ad  hoc  zur 
Füllung  der  Lücke  gedichtet  und  bezöge  sich  nur  auf  des 
Mephistopheles  Spott.  Goethe  fand  es  daher  auch  nöthig, 
die  Wirkung  dieses  Fluches,  den  er  keinesfalls  missen  mochte, 
durch  jenen,  xMephistopheles  sonst  so  wenig  entsprechenden 
Geisterchor  der  »Kleinen  von  den  Seinen«  zu  paralysiren. 
Ein  so  fluchender  Mann  kann  eigentlich  streng  poetisch 
nicht  länger  leben,  am  wenigsten  ein  Teufels-,  ein  Genuss- 
leben. Denn  grade  mit  dem  Genuss  in  seinen  verschieden- 
sten Gestaltungen  zeigt  er  sich  ja  darin  schon  fertig.  Der 
Geisterchor  ist  daher  angewiesen,  durchgreifend  zu  repariren, 
noch  viel  mehr  als  der  Arieische  in  der  Einleitung  zum 
zweiten  Theil.  Er  lockt  nicht  blos  »in  die  Welt  weit  aus 
der  Einsamkeit«,  sondern  schon  aus  einer  »zerftörten«  in 
eine  »neue«  Welt.  Er  »räth«  nicht  »altklug  zu  Luft  und 
Thaten«.  Das  ist  völlig  freie  Erfindung  des  Mephistopheles 
an  dieser  Stelle.  Er  räth  vielmehr  schon  an  Lust  und  Thaten 
nicht  zu  verzweifeln. 

Aber  ebenso  klar  als  diese  Momente,  welche  Faustens 
Selbstmord  aus  der  »großen  Lücke«  herausheben,  erscheinen 
uns  jetzt  natürlich  diejenigen,  welche  ihn  dahin  verwiesen, 
ganz  besonders  nicht  am  Schlüsse  duldeten.  Dass  sich  die 
Tragik  der  letzten  Gretchenscene  schlechthin  nicht  mehr 
überbieten  lässt,  musste  selbst  ihrem  jugendlichen  Meister, 
der  sich  damals  alles  zutrauen  durfte,  namentlich  in  vor- 
geschrittenem Alter  immer  klarer  werden.  Überdies  konnte 
er  sich  mit  Fug  sagen,  dass  darin  der  moralische  Unter- 
gang Faustens,  auf  den  es  ja  eigentlich  im  ersten  Theil 
abgesehen  ist,  sich  für  den  wirklich  Autfassenden  schon 
deuthch  genug  ergebe.  Geistreiche  Leser  haben  dies  auch 
von  Anfang  an  hervorgehoben  und  in  diesem  Sinne,  nicht 
etwa  in  dem  einer  »Höllenfahrt«  (wie  von  Loeper  a.  a.  O. 
LXIII  dabei  anzunehmen  scheint)  sind  die  Worte  der  Stael 
in  ihrem  Buche  de  TAllemagne  zu  verstehen,  dass  »der 
überlebende   Faust    todt    sei«.     Überdies  setzte    ja   Goetb.e 


214  Abhandlungen. 


grade  seit  der  Wiederaufnahme  des  Stoffes  eine  Art  Ehr- 
geiz darein,  die  Momente  der  Vollcsfabel  sämmthch  that- 
sächHch  auszunutzen,  derselben  die  Idee  gleichsam  abzu- 
trotzen und  gleichwohl  in  höherem  Sinne  darzustellen. 
Mit  der  »Helena«  war  zugleich  dann  der  Schluss  des  Ganzen, 
die  Erfüllung  des  Teufelspakts  und  der  Seelenstreit  ge- 
geben. Mit  der  Helena  versank  überhaupt,  wie  sich  (s.  o.) 
durch  Daten  genau  erweisen  lässt,  der  Gretchenfaust  immer 
mehr  in  die  Nebel  der  Vergangenheit.  Er  ward  thatsäch- 
lich  ein  anderer.  Es  ist  unhaltbar,  aber  auch  nutzlos,  dies 
zu  bestreiten.  Ist  ja  doch  auch  sein  Schöpfer  ein  anderer 
geworden. 

Ob  mit  der  »Lösung«  jenes  »kleinen  Knotens«,  von 
der  im  Sommer  1800  zugleich  mit  jener  fernen  Andeu- 
tung der  Helena  so  bedeutungsvoll  die  Rede  ist,  die  — 
wir  wollen  uns  vorsichtig  ausdrücken  —  die  Klärung  der 
Goethischen  Intentionen  in  Hinsicht  unseres  Problems  ge- 
meint ist.''  Fast  möchte  man  es  annehmen,  wenn  man 
nämlich  damit  den  um  drei  Monate  vorausgehenden  Dispu- 
tationsaktus  zusammenhält  und  besieht,  wie  wenig  wir 
davon  erhalten  haben.  Denn  es  ist  klar,  dass  mit  der 
jetzigen  Ausfüllung  der  grossen  Lücke  der  Disputations- 
aktus  in  Wegfall  kommen  musste.  Als  Ganzes  passte  er 
nun  nicht  mehr,  und  Einzelnes,  was  dabei  zu  sagen  oder 
anzubringen  war,  konnte  später  noch  vorgebracht  werden. 
So  enthält  der  Baccalaureus  schon  in  seiner  Figur  zweifellos 
eine  Nachwirkung  jenes  Disputationsaktus.  Bei  dieser  Ge- 
legenheit wäre  zum  mindesten  ein  äusserer  Anlass,  einmal 
bis  ins  Einzelnste  nachzuweisen,  dass  wirklich,  wie  schon 
Eckermann  annahm,  »in  ihm  eine  gewisse  Klasse  idealer 
Philosophen«,  d.  h.  damals  1829  die  Hegelianer  »gemeint 
sei«.  Dass  Goethe  im  Jahre  1829  mit  einem  »von  den 
Neuflen«  nicht  mehr  Fichte  oder  gar  die  Schlegel  gemeint 
haben  kann,  ist  eigentlich  von  selbst  klar ;  ebenso  dass  er 
Eckermann  gegenüber  die  Beziehung  ableugnete  und  den 
Baccalaureus  als  blos  allgemeine  Personifikation  anmaßÜcher 


Karl  Borinski:  Goethes  Faust  und  Hegel.  215 

Jugend  hinstellt.  Denn  Hegel  war  ihm  befreundet  und  er 
schätzte  ihn  persönlich  sehr.  Bedeutend  weniger  natürhch 
seine  Philosophie,  wie  aus  vielen  Stellen  grade  bei  Ecker- 
mann hervorgeht.  Und  dass  Freunde  sich  gelegentlich  von 
Goethe  etwas  gefallen  lassen  mussten,  hat  ja  Fritz  Jakobi 
frühzeitig  erfahren.  Uns  stellt  diese  Freiheit  der  Beurtheilung 
Goethe  w^ennmöglich  nur  noch  höher.  Zweifellos  hätte 
Hegel  selbst  seiner  Natur  nach  und  bei  seiner  begeisterten 
Verehrung  Goethes  es  nicht  übel  genommen,  wenn  er 
die  absoluten  Verse  noch  selbst  hätte  lesen  können.  Aber 
Goethe  hat  ja  auch  ihn  noch  überlebt.  Nun  ist  der  Bacca- 
laureus  ein  so  spezifisch  philosophischer  radikaler  Gro- 
bian, dass  sich  nicht  an  Burschen-schattler  im  Allgemeinen 
denken  lässt.  Überdies  aber  trieft  er  von  Hegel ,  von 
dessen  Verachtung  der  »flachen,  albernen,  unwissenschaft- 
lichen «  Empirie ,  von  seiner  Potenzirung  des  reinen 
Geistes,  dem  »nichts  ebenbürtig«,  von  seiner  rücksichts- 
losen Proklamirung  des  höciisten  Rechtes  der  jeweiligen 
Gegenwart  —  kurz  Mephistopheles  lernt  ja  zum  Schluss 
selbst  einsehen,  dass  er  gar  nicht  »absoluter«  mehr  nach 
Hause  kommen  kann.  Für  das  Hauptmotiv  der  Scene, 
seine  grenzenlose  jugendliche  Dreistigkeit  und  sein  alles 
Alte  als  abgestorben  verachtendes  Selbstgefühl  findet  sich 
z.B.  Phänomenologie  s.  W.W.  II.  357  fg.  eine  so  bezeichnende 
Parallelstelle,  dass  es  keiner  weiteren  braucht.  Es  heisst 
da:  »Diese  —  die  ewige  Ironie  des  Gemeinwesens  —  macht 
die  ernfthaflte  Weisheit  des  reifen  Alters,  das,  der  Einzelnheit 
—  der  Luft  und  dem  Genüsse  —  abgestorben,  nur  das 
Allgemeine  denkt  und  besorgt,  zum  Spotte  für  den  Muth- 
willen  der  unreifen  Jugend  und  zur  Verachtung  für  ihren 
Enthusiasmus;  erhebt  überhaupt  die  Krafft  der  Jugend  zum 
Geltenden«. . .  »Das  Gemeinwesen  würde  nichts  vermögen, 
wenn  es  nicht  selbft  die  Krafft  der  Jugend,  die  Männlich- 
keit, welche  nicht  reif  noch  innerhalb  der  Einzelnheit  fteht, 
als  die  Krafft  des  Ganzen  anerkannte«  u.  s,  f.  Wenn  es 
schliesslich  noch  eines  Beweises  bedürfte  für   den   intimen 


2i6  Abhandllxgen. 


Bezug  grade  des  Verfassers  der  Phänomenologie  zu  Goethe- 
schen  Ideen,  Planen  und  Arbeiten,  so  liefert  ihn  die  Phäno- 
menologie seihst  auf  Schritt  und  Tritt.  Und  zwar  stets 
in  der  Eingangs  charakterisirten  Weise  ohne  jede  Citirung, 
den  Bezug  auf  Goethe  so  sehr  als  selbstverständlich  voraus- 
setzend, dass  nur  der  Eingeweihte  ihn  gleich  merkt.  So 
begegnet  393  fg.  Rameaus  Neffe,  in  derselben  Welse  als 
Beispiel  für  die  »Zerrissenheit  des  Bewußtseins«  durchgeführt. 
(Die  wiederum  sehr  freien  Citate  S.  394  finden  sich  Hempel 
XXXI.  S.  81  ig.  sp.),  476  ft.  die  »schöne  Seele«,  wiederum 
als  ein  bedeutsames  Moment  des  ganzen  Svstems;  von  S.  527 
an  die  Goethen  so  eigenthümlichen  Ansichten  von  »KunlV 
religion«.  Sollte  das  mir  vorläufig  unbestimmbare  Vers- 
citat  S.  353  »weil  wir  leiden,  anerkennen  wir,  dass  wir 
gefehlt«  —  sich  nicht  auch  (in  anderer  Form)  als  Goethisch 
nachweisen  lassen.  Um  schliesslich  doch  auch  Hegeln  noch 
etwas  zuzuweisen,  sei  bemerkt,  dass  Hegels  Behauptung  in 
seiner  »Philosophie  der  Geschichte«,  er  habe  vor  Goethe' 
den  Zusatz  zu  dem  Sprichworte  vom  »Helden  und  Kammer- 
diener« gemacht,  trotz  des  zweifelnden  Fragezeichens  in 
»Büchmanns  Geflügelten  Worten«  11  A.  S.  351  wirklich 
begründet  ist.  Wenn  auch  nicht  grade  zehn,  so  doch 
mehrere  Jahre  vor  Goethe  hat  Hegel  folgende  Stelle  in 
der  Phänomenologie  (a.  a.  O.,  S.  502)  geschrieben:  »Es 
giebt  keinen  Helden  für  den  Kammerdiener;  nicln  aber  weil 
jener  nicht  ein  Held,  sondern  weil  dieser  —  der  Kammer- 
diener ifl«  u.  s.  w. 

Der  in  der  ganzen  Geistesgeschichte  unerhörte,  so 
ganz  einzige  Zusammenfluss  einer  solchen  Reihe  so  bedeu- 
tender Menschen  auf  einen  vom  Strome  abgelegenen,  eng 
umgrenzten  Erdenfleck,  dieser  »glückliche  Zufall« ,  der 
Weimar  und  Jena  noch  in  ganz  anderer  Weise  als  Athen 
und  Rom  zum  Tummelplatz  der  Philologie  machen  niuss, 
erkläre  und  rechtfertige  auch  die  in  diesem  Aufsatz  nieder- 


'  Aus  Ottilicns  Tagebuclie.     Wahlvorw.  II.  5.     Hempel  XV.   165. 


Karl  Borinski:  Goethes  Faust  und  HtGEL. 


217 


gelegten  Vermuthungen  über  manches  Bedeutsame  in  dem 
stets  von  Neuem  interessanten  Werdeprozess  unseres  grössten 
Dichtungswerkes.  Sollten  sie  durch  die  der  diesbezüglichen 
Wissenschaft  neu  geöffneten  Quellen  sich  auch  nicht  hand- 
greiflich belegen  lassen,  so  ist  doch  kaum  anzunehmen, 
dass  etwas  darin  gegen  sie  sprechen  kann.  Denn  von 
Plänen  ist  dabei  der  Natur  der  Sache  nach  zumeist  die 
Rede  und  mehr  als  ein  vorsichtiger  Beitrag  gewissermaßen 
zur  Naturgeschichte  poetischer  Pläne  wollen  sie  nicht  sein. 
In  Anbetracht  der  Seltenheit  aber  eines  Zusammentreffens, 
welches  uns  den  Eintritt  in  diese  geheimsten  Werkstätten 
des  sciiaffenden  Genius  erlaubt,  dürften  sie  nicht  von  vorn- 
herein abzuweisen,  dem  geistvollen  Privatdozenten  aber, 
der  damals  an  so  ganz  anderen  Zielen  baute,  jedenfalls  ein 
besonderer  Dank  dafür  abzustatten  sein,  dass  er  unabsicht- 
lich und  nebenbei  noch  andere  Erkenntniss  fördern  half,  als 
dabei  in  seinem  Plane  "eieren  hat. 


4.  Einige  ältere  Illustrationen 
zu  Goethes  Iphigenie 


VON 

C.    RULAND. 


er  unser  Goethe -Jahrbuch  diesmal  schmückende 
Lichtdruck  reproducirt'  eine  Zeichnung  AngeHka 
Kauffmanns,  welche  sich  im  Goethe -National- 
Museum  vorfindet.  Über  deren  Entstehung  erhalten  wir 
einigen  Nachweis  in  den  Briefen  Goethes  aus  Italien.  Am 
19.  Januar  1787  bat  ihn  AngeHka,  ihr  die  Iphigenie  vorzu- 
lesen, was  der  Dichter  aber  noch  ablehnte*;  erst  am  18.  Febr. 
entschloss  er  sich  dazu  und  freute  sicli  »sehr  über  die  gute 
Art,  wie  sie  das  Gedicht  empfand«  \  Bei  der  Redaction 
dieser  Stelle  für  die  Italienische  Reise  wird  dann  noch  hin- 
zugefügt, dass  »die  zarte  Seele«  ihm  »eine  Zeichnung  daraus 
zum  Andenken  versprach«,  während  in  der  ursprünglichen 
l-assung  der  Briefe  von  einer  solchen  erst  nach  der  Rückkunft 
aus  Neapel  unter  dem  8.  Juni  die  Rede  ist :  »AngeHka  hat 
gar  gemüthlich  die  Stelle  Seyd  ihr  auch  schon  hcrahf^ckouuneu? 


'  In  etwas  verkleinertem  Malvstabe;  das  Original    niisst  320  mm 
in  der  Höhe,  375  mm  in  der  Breite. 

^  Scliriften  der  Goethe-Gesellscliak  II,  S.  265. 
>  Hbenda,  S.  286. 


C.RuLAXD :  Einige  ältere  Illustrationek  zu  Goethes  Iphigexie.  219 

gezeichnet«'.  In  der  Italienischen  Reise  endhch  rindet  sicli 
während  des  neapohtanischen  Aufenthahes  ein  Stelle,  welche 
sich  eingehender  über  die  uns  vorliegende  Composition 
auslässt  und  die  beste  Beschreibung  und  Würdigung  unserer 
Zeichnung  bildet.  Goethe  schreibt  unter  dem  Datum  des 
13.  iMärz:  «Angelika  hat  aus  meiner  Iphigenie  ein  Bild  zu 
malen  unternommen:  der  Gedanke  ift  sehr  glückUch  und 
sie  wird  ihn  trefflich  ausführen.  Den  Moment,  da  sich  Orefl: 
in  der  Nähe  der  Schwerter  und  des  Freundes  wiederfindet. 
Das  was  die  drei  Personen  hinter  einander  sprechen,  hat 
sie  in  eine  gleichzeitige  Gruppe  gebracht  und  jene  Worte 
in  Gebärden  verwandelt.  Man  sieht  auch  hieran,  wie  zart 
sie  fühlt  und  wie  sie  sich  zuzueignen  weiß,  was  in  ihr  Fach 
gehört.    Und  es  ilT:  wirklich  die  Achse  des  Stückes«. 

Wenn  auch  Goethe  hier  von  einem  begonnenen 
Bilde  spricht,  so  ist  doch  kein  Zweifel,  dass  obige  Stelle 
angesichts  der  Zeichnimg  redigirt  worden  ist,  mag  nun 
Angelika  sie  dem  verehrten  Freunde  vor  der  Abreise  nach 
dem  Süden  zum  Andenken  an  die  Vorlesung,  oder,  was 
wahrscheinlicher,  nach  der  Rückkehr  im  Juni  als  Will- 
kommen verehrt  haben.  Stets  war  sie  dem  Dichter  eine 
liebwerthe  Erinnerung  der  römischen  Zeit  und  bildete  mit 
anderen  auserlesenen  Blättern  seiner  Handzeichnungssamm- 
lung unter  Glas  und  Rahmen  den  Schmuck  des  sog.  Decken- 
zimmers, in  welchem  sie  sich  heute  wieder  an  alter  Stelle 
befindet. 

Die  von  der  Künstlerin  illustrirte  Scene  ist  die  dritte 
des  dritten  Aufzuges.  Iphigenie  hat  in  dem  Fremdling  den 
Bruder  erkannt,  aber  sich  nicht  stark  genug  fühlend,  allein 
mit  den  quälenden  Wahnvorstellungen  von  dessen  um- 
düstertem  Geiste  zu  ringen,,  ist  sie  fortgeeilt  um  Pylades 
zu  Hülfe  zu  rufen :  mit  ihm  tritt  sie  eben  an  den  ermattet 
zusammengesunkenen  Orest  heran,  welcher  sie  mit  den 
zum    Motto    der   Zeichnung    erwählten    Worten    begrüsst. 

'  Ebenda,  S.  312. 


220  Abhandlungen. 


Wie  Goethe  sagt:  die  Künstlerin  hat  die  Achse  des  Stückes 
erkannt,  —  den  Punkt,  an  dem  das  Geschick  der  drei  so 
wunderbar  Vereinigten  der  beruhigenden  Lösung  sich  zu- 
zuwenden beginnt.  Die  scharf  charakterisirende  Darstellung 
leidenschaftlicher,  tragischer  Conflicte  war  nicht  die  Stärke 
der  zarten  Angelika.  Niemand,  der  mit  ihren  Werken 
einigermaßen  vertraut  ist,  wird  in  unserer  Zeichnung  etwa 
die  herbe  Grossheit  suchen,  mit  der  ein  Feuerbach  seine 
Iphigenie  bildete;  die  ihrige  ist  dasselbe  Wesen,  welches 
in  anderen  ihrer  Compositionen  Rhodope  oder  Deidamia, 
Königin  Eleonore  oder  Kalypso  heisst,  grade  so  wie  ihr 
Orest  mit  den  Paris,  Cimon  und  anderen  jungen  Helden  eine 
ausgesprochene  Familienähnlichkeit  besitzt.  Angelika  und 
ihre  Werke  sind  von  ihrer  Zeit  nicht  loszulösen:  die  zarte 
Sentimentalität  ihrer  Compositionen,  die  Unbestimmtheit 
ihres  Colorits,  die  öfter  flaue  Zeichnung  mag  uns  heute 
befremdend  anmuthen,  —  vergessen  wir  aber  darum  nicht, 
wie  Goethe  so  richtig  über  sie  urtheilt,  dass  sie  sich  zii- 
eigene  was  zu  ihr  passe,  —  w-as  sie  ihm  während  des 
ganzen  Römischen  Aufenthaltes  gewesen,  welche  Freude 
sie  ihm  mit  ihrer  Iphigenien-Composition  bereitet! 

Sehen  wir  von  dem  herzlich  schwachen  Kupfer  Heinrich 
Lips'  zu  dem  3.  Band  der  Goeschen'schen  Ausgabe  ab,  so 
haben  wir  in  Angelika's  Zeichnung  die  erste  Einwirkung 
der  Goetheschen  Iphigenie  auf  die  bildende  Kunst.  Aber 
gleichzeitig  versuchte  sich  ein  zweiter,  Goethe  ebenfalls 
sehr  nahestehender  Künstler,  den  dichterischen  Gestalten 
mit  Stift  und  Pinsel  Leben  zu  verleihen.  Im  Sommer  1787 
schreibt  Wilhelm  Tischbein  aus  Neapel  an  Goethe,  er 
werde  ihm  bald  die  Zeichnungen  »von  den  Köpfen  des 
Orestes  schicken  — ■  die  I'urien  geben  schrecklich  schöne 
Gesichter,«'  und  am  10.  Oct.  1787  berichtet  er  an  Merck, 
er  male  für  den  englischen  Gesandten  Hamilton  ein  Bild, 
Orest    darstellend,    wie    er    von    seiner   Schwester    erkannt 


Schril'tcii  der  (iDctlic-Gescllbchalt  II.  S.   456. 


C.  RuLAND :  Einige  ältere  Illustrationen  zu  Goethes  Iphigenie.  221 


wird,  und  die  Iphigenie  sei  diis  Bild  der  Miss  Harte.' 
Leider  hat  sich  das  Gemälde  selbst  bis  jetzt  nicht  auf- 
hnden  lassen ,  aber  wir  haben  noch  eine  eingehendere 
Notiz  über  dasselbe  in  der  Italienischen  Reise,  laut  welcher 
die  Skizze  in  Neapel  Aufsehen  erregte.  »In  halben  Figuren 
sah  man  darauf  Oresten,  wie  er  am  Opteraltar  von  Iphi- 
genien  erkannt  wird  und  die  ihn  bisher  verfolgenden 
Furien  soeben  entweichen.  Iphigenie  war  das  wohl- 
i?etroffene  Bildniss  der  Lad\'  Hamilton  \  welche  damals 
auf  dem  höchsten  Gipfel  der  Schönheit  und  des  Ansehens 
glänzte.  Auch  eine  der  Furien  war  durch  die  Ähnlichkeit 
mit  ihr  veredelt,  wie  sie  denn  überhaupt  als  Typus  für  alle 
Heroinen,  Musen  und  Halbgöttinen  gelten  musste.«  Diese 
Beschreibung  hat  es  möglich  gemacht,  in  drei  Tischbeinschen 
Federzeichnungen  des  Goethe-Museums  die  vorbereitenden 
Fntwürfe  zu  dem  Gemälde  zu  erkennen.  Die  erste,  flüch- 
tigste zeigt  das  Geschwisterpaar  in  ganzen  Figuren,  — 
die  zweite  Iphigenien  an  Orest  gelehnt,  rechts  Pylades 
leicht  angedeutet,  —  die  dritte  in  sorgfältigerer  Ausführung, 
Orest  die  Schwester  zurückweisend,  während  eine  mit 
Schlangen  bewehrte  Furie  im  Hintergrunde  sich  halb  weg- 
wendet; die  zwei  letzteren  Zeichnungen  in  halben  Figuren. 
Die  dritte  stimmt  so  zu  Goethes  Beschreibung,  dass  uns 
in  ihr  wohl  die  definitive  Gestaltung  des  Tischbeinschen 
Gemäldes  erhalten  ist.  Der  Künstler  hatte  sich  somit,  ab- 
weichend von  Angelika,  an  die  erste  Scene  des  dritten 
Aufzuges  gehalten,  etwa  an  die  Worte  : 

Orest,  ich  bin's!  Sieh  Iphigenien  I 


Lass  I  hinweg  I 

Ich  rathe  dir.   berühre  nicht  die  Locken  ! 


'  Briefe  an  Merck.  S.  joy. 

^  Damals  (1787;  noch  als  Miss  Emma  Harte  nach  stürmisch  be- 
wegter Jugend  in  Sir  \V.  Hamiltons  Hause  lebend,  der  ihr  erst  1791 
seine  Hand  und  seinen  Namen  gab. 


Abhandlukgex. 


Orest  steht  von  vorn  gesehen,  die  von  rechts  herantretende 
Iphigenie  zurückweisend,  welche  dem  Bruder  die  eine  Hand 
auf  die  Brust,  die  andere  auf  die  Schuker  legt.  Dass  Tisch- 
bein seiner  Priesterin  Dianens  die  Züge  der  Miss  Harte  ge- 
geben, haben  wir  oben  gesehen:  die  Zeichnung  widerspricht 
dem  nicht,  denn  die  vollen  Züge  und  Formen  Iphigeniens 
haben  entschieden  eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  dem  be- 
kannten von  Rehberg  radirten  Bilde  Lady  Hamiltons.  Aber 
er  soll  auch  Goethe  selbst  zum  Vorbild  des  Orest  ge- 
nommen haben:  so  schreibt  Friederike  Brun  an  Böttiger 
aus  Kopenhagen  am  14.  Mai  1799:  »Ich  besitze  eine  Skizze 
von  Tischbein,  Orest  und  Iphigenie  nach  Goethe,  wo  der 
Orest  beinahe  Portrait  von  Goethe  ist,  und  die  Tischbein 
mir  schenkte,  weil  ich  das  sah.«  Leider  ist  dieser  vierte 
Entwurf  ebenso  verschollen,  wie  das  Gemälde  selbst,  und 
die  Angabe  daher  nicht  weiter  controlirbar. 

Ein  dritter  Künstler,  und  zwar  diesmal  nicht  in  Italien, 
sondern  in  der  nordischen  Heimath,  hat  entschieden  seinem 
Orest  die  Züge  Goethes  verliehen:  Georg  Melchior  Kraus, 
der  Leiter  der  Weimarischen  Zeichnenschule,  hat  ebenfalls 
die  Erkennungsscene  gemalt,  möglicher  Weise  angeregt 
durch  die  Ettersburger  Aufführungen  1779,  wie  er  ja  auch 
z.  B.  bei  dem  Jahrmarkt  von  Plundersweilern,  der  Fischerin 
u.  a.  künstlerisch  thätig  war.  Der  gegenwärtige  Aufbe- 
wahrungsort auch  dieses  Bildes  ist  leider  unbekannt,  aber 
wir  besitzen  von  demselben  einen  (recht  seltenen)  Stich 
von  J.  S.  Facius,  1805  von  dem  bekannten  Londoner  Kunst- 
händler Boydell  herausgegeben.  Hier  sehen  wir,  ähnlich 
wie  bei  Tischbein,  aber  in  ganzen  kiguren,  Iphigenie  von 
links  her  sich  an  den  Bruder  lehnend,  der,  weitgeöffneten 
Auges  vor  sich  hinblickend,  mit  leiser  Geberde  ihre  rechte 
Hand  von  seiner  Brust  zurückweist;  den  Hintergrund  bildet 
der  Tempel  Dianens  und  ein  dichter  Wald.  Kein  Zweifel 
ist,  dass  hier  dem  Orest  die  Züge  Goethes  verliehen  werden 
sollten;  —  wäre  dann  vielleicht  in  der  in  wallende  weisse 
Gewänder  gehüllten  Iphigenie  uns  eine  Erinnerung  an  die 


C.  Ruland:  Einige  ältere  Illustrationen  zu  Goethes  Iphigenie.  223 

Kraus  nahe  befreundete  Corona  Schröter  und  an  deren  im 
\'erein  mit  dem  Dichter  in  Ettersburg  gefeierten  Triumph 
erhalten  ?  Je  mehr  sich  unsre  Kenntniss  von  Goethes  innerem 
und  äusserem  Leben  vertieft,  desto  schmerzhcher  empfinden 
wir,  wie  manche  Fäden  doch  auch  abgerissen  sind.  Zwei 
seiner  Zeit  gewiss  vielbesprochene  Bilder  wie  die  Iphigenien 
von  Tischbein  und  Kraus  konnten  sich  spurlos  den  Augen 
der  Nachwelt  verlieren,  manche  Briefstellen  sind  uns  zur 
Zeit  noch  ganz  unverständlich,  so  z.  B.  wenn  Eliza  Gore 
in  Dec.  1793  an  Goethe  schreibt:  »Cette  Silhouette  ou  copie 
d"une  main  anglaise  de  votre  belle  Iphigenie  me  retracera 
avec  bien  du  plaisir  les  traits  de  son  parfait  original,  que 
j'ai  ete  encore  occupee  ä  admirer  ces  jours  passes«.  Wer 
ist  dieses  vollkommene  Iphigenien -Original,  welches  die 
kunstliebende  Engländerin  in  Weimar  1793  bewunderte?  - 
Eine  allmählig  fortschreitende  Bearbeitung  der  Goethe- 
schen  Sammlungen  wird  sicher  dahin  führen,  über  viele 
Einzelheiten  jener  uns  so  bedeutsamen  Zeit  neue  Belehrung 
zu  bringen.  Weiteres  Material  bietet  der  Privatbesitz  des 
grossherzoglichen  Hauses  (wir  erinnern  nur  an  das  des 
Interessanten  so  viel  enthaltende  Schlösschen  Tieiurt!)  — 
die  Sammlungen  des  Weimarischen  Museums,  —  endlich 
der  Besitz  der  Grossherzoghchen  Bibliothek.  Kommen 
hierzu  die  werthvoUen  Aufklärungen,  welche  das  Goethe- 
Archiv  aus  den  Correspondenzen  mit  Freunden  und  Künst- 
lern, sowie  aus  den  Rechnungen  der  Kunsthändler  zu 
schöpfen  erlaubt,  so  ist  die  Hoffnung  wohlberechtigt,  dass 
die  eingehende  Sichtung  und  Prüfung  all'  dieses  reiclien 
Materials  am  Ende  dazu  führen  wird,  ein  lebensvolles  Bild 
von  Goethes  Anschauungen  und  Bestrebungen  aui  dem 
weiten  Gebiete  der  Kunst  zu  gewinnen.  Im  \'erlaute 
der  Arbeit  stossen  wir  zwar  manchmal  auf  Fragen,  deren 
Beantwortung  wohl  für  immer  versagt  bleiben  dürfte:  so 
z.  B.  als  vor  einiger  Zeit  in  einer  Jahrzehnte  nicht  geöff- 
neten Lade  im  Goethe-Hause  ein  Convolut  von  mehreren 
hundert  Silhouetten    der   8oer  Jahre  gefunden  wurde,   war 


224 


Abhakdlungex. 


die  Enttäuschung  gross,  als  nur  auf  sehr  wenigen  eine 
Xamensangiibe  der  Dargestellten  gefunden  wurde. 

Selbst  wenn  die  Quellen  der  Belehrung  reichlicher 
liiessen,  wie  bei  den  Künstlern,  deren  Werke  uns  vorhin 
beschäftigten,  bleibt  öfter  eine  und  die  andere  Frage  un- 
gelöst. Wir  wissen  /..  B.,  dass  Kraus  in  Goethe\s  Auttrage 
im  Harz  Ansichten  und  Gesteinformationen  gezeichnet, 
aber  niciu  ein  Blatt  der  Art  hat  sich  bis  jetzt  nachweisen 
lassen  unter  den  hunderten  von  Kraus"schen  Aquarellen  und 
Studien,  welche  Goethe-Haus  und  Museum  besitzen.  Von 
Wilhelm  Tischbein  hatte  Goethe  aus  Italien  eine  Mappe 
voll  Skizzen  mitgebracht,  alle  während  beider  Zusammen- 
leben in  Rom  und  Neapel  entstanden.  Goethe  hat  die 
Blätter  nach  Gegenständen  (Antikes,  Idyllen,  Tägliches 
Leben,  u.  s.  w.)  geordnet,  und  noch  haben  sich  zwei 
Catalogconcepte,  zum  Theil  von  seiner  Hand,  erhalten, 
deren  Angaben  uns  jedoch  grade  bei  einigen  der  interessan- 
testen Blätter  schwere  Räthsel  aufgeben. 

Wie  Goethe-Gesellschaft  und  Goethe-Archiv  den  so 
lange  ersehnten  und  so  freudig  begrüssten  Sammelpunkt 
für  die  auf  Goethe  bezügliche  literarische  Forschimg  bilden, 
so  dürfen  wir  hoffen,  dass  sich  an  das  Goethe-National- 
Museum  ein  anderer  bedeutsamer  Zweig  des  Goethe-Stu- 
diums anlehnen  wird  :  derjenige,  welcher  auf  eine  vertieftere 
Frkenntniss  der  Kunstanschauungen  des  Dichters  und  der 
durch  ihn  der  Kunst  gewordnen  Anregungen  abzielt.  Es 
wäre  ein  schöner  erster  Erfolg,  wenn  unsere  flüchtigen 
Bemerkungen  über  das  erste  Auftreten  der  Iphigenie  in  der 
bildenden  Kunst  die  Aufmerksamkeit  auf  die  vergessenen 
Bilder  Tischbeins  und  Kraus'  hinlenkten  und  deren  Wieder- 
bekanntwerden herbeiführten ! 


III.  MiscELLEN,  Chronik, 
Bibliographie. 


GorTnE- jAiinntCH   IX.  I5 


I.  MiSCELLHN. 


Ä.   Einzelnes  zu  Goethes  Leben  und  Werken. 

I.  Zivei  Gedenkblätter  von  Goethe. 

a)  Morgens  rund, 
Mittags  gestampft, 
Abends  in  Scheiben 
Dabey  will   ich  bleiben. 
Wiesbaden 

d.   I.  Sept.  Goethe. 

1814. 

Diesen  Räthselscherz  —  jetzt  im  Besitz  des  Herrn  B.  Eli- 
scher  in  Budapest  —  schenkte  Goethe  an  Friedrich  Förster, 
in  dessen  Stammbuch  er  die  bekannten  Verse  »Als  an  der 
Elb'  ich  die  Waffen  ihm  segnete«  (Hempel  III,  341)  beige- 
steuert hat.  Nach  dem  Datum  des  Blättchens  ist  wohl  die 
Angabe  zu  erweitern,  die  Förster  in  seiner  Biographie  Goethes 
macht  (Hempel  I,  CLXVIII),  dass  er  den  Dichter  im  Jahre 
181 5  in  Heidelberg  wiedergetroffen  habe.  Übrigens  hat  Goethe 
bei  diesem  Spruch  auf  die  Kartoffel  nur  die  Räthselrede 
eines  Rheinländers  in  eine  anmuthige  Form  gebracht  und  ins 
Persönliche  gewendet,  einen  alten  Bauernsegen,  dessen  er  in 
seiner  Erzählung  »St.  Rochusfeft  in  Bingen«  (Hempel  XXVI, 
248)  gedenkt.  Förster,  von  dessen  Beziehungen  zu  Goethe 
allerlei  interessante  Einzelheiten  bekannt  geworden  sind  (vgl. 
Kletke,  Kunst  und  Leben.  Aus  Friedrich  Försters  Nachlass, 
Berlin  1873),  hat  das  Blatt  dem  Dichter  des  »Narziss«,  A.  Brach- 
vogel, geschenkt. 

b)  Im  Guten  und  Schönen 

Wie  der  Anfang  so  das  Ende. 
Weimar 
d  24  Nov  J  W  V  Goethe. 

181-, 


228  MiSCELLEN'. 

Dieser  auf  einem  Queroctavblatt  groben  Schreibpapiers 
in  grossen  Zügen  hingeschriebene  Spruch  stammt  aus  dem 
Nachlass  Gustav  Berndais  und  befindet  sich  jetzt  im  Besitze 
eines  BerHner  Buchhändlers.  Für  wen  er  geschrieben  wurde, 
war  nicht  mehr  zu  ermitteln.  In  einem  Briefe  an  Knebel  von 
demselben  Datum  berichtet  Goethe  ausführlich  über  Arthur 
Schopenhauer,  den  Sohn  seiner  Freundin,  doch  ist  an  diesen 
als  Empfänger  nicht  /u  denken,  wohl  eher  an  einen  Schauspieler. 

G.    ^^■EISSTF.IN. 


2.   Ein  Brief  an  den  Amtmann  Heinrieh  Adam  Buff 
über  »  JFerfAer«. 

Wohlgebohrncr,  HochgeEhrtefter  Herr  AmbtMann  I 
Ich  hoffe  Ewer  \\ohlgebohren  und  dero  wehrteRe  Ange- 
hörige werden  sich  Zeithero  in  erwünschten  \\'ohlseyn  ohnver- 
ruckt  Befunden  und  Mich  in  dero  hochschätzbaren  Wohlwollen 
und  Freündschafft  immerhin  erhalten  haben.  Die  zu  Ewer 
wohlgebohren  und  dero  ganzes  Hauß  hegende  Hochachtung 
devotion  und  attachement  seynd  so  beschaffen  daß  ich  mir 
eine  Freüdte  darauß  mache,  hiervon  geächte  Proben  ab- 
ftatten  zu  können  ,  und  darumb  nehme  Ich  die  freyheit 
diesselbe  umb  etwas  zu  fragen  worüber  mir  eine  Klahre, 
positive  und  wahrheits  volle  antworth  gewießen  Ursachen  halber 
außbitte.  Es  routirt  alhier  seither  einiger  Zeit  eine  Brochure 
unterm  Titul  Lcydcn  des  Jungen  IVert/ieren,  worunter  unter 
vielen  wezlarischen  Anec-toden  die  unglückliche  Begebenheit 
des  Hrn.  Jerusalems,  welchen  ich  jederzeit  venerirt  habe, 
meidung  geschiehet.  Es  seynd  leüthe  alhier  welche  das  ob- 
jectum  amoris,  wegen  welches  dießem  Unglückseeligen  das 
Hirn  angegangen,  anderft  angeben,  und  das  in  der  Brochure 
sogenante  Löthgen  auf  eine  andere  Persohn  nehmlich  auf  dero 
P'raw  Tochter  die  Fraw  Hoffräthin  Kosterin  [lies:  Kestnerin] 
aulideüten,  worgegen  ich  mich  gesezet,  indem  Ich  die  affaire  von 
mehreren  glaubhafften  Persohnen  umbftändlicher  vernohmen 
habe.  Es  mag  nun  seyn  wie  es  wolle,  so  seynd  Ijeyde  an- 
gebende objecta  unschuldig,  und  könne  nichts  vor  dießes 
Unglück,  allein  man  muß  doch  dergleichen  unschuldigerweiße 
auf  kein  anderes  Hauß  zu  schieben  suchen.  Hat  nun  das 
HochzuEhrende  Puffische  Hauß  an  dießer  betrübten  affaire 
Keinen  'i'heil ;  So  ersuche  Ewer  wohlgebohren  mich  mit 
einein  allenfalßigen  ostensibelen  Schreiben  zu  beEhren,  und 
darinnen  demjenigen  Ihnen  unbekannten  Delatori  einen  wohl- 
gepeitzten  Schnupff  Tabac  zu  i)resentircn,  welches  Schreiben 
ich  ohnvermerckt  an  orth  und  Endlen  vorzuzeigen  ohner- 
mangelen  werde,  bey  Hrn.  l'rand  [I'rocurator  Ferdinand  Wilhelm 


MiSCELLEN.  229 

Brandt  in  Wetzlar]  Belieben  Ewer  Wohlgebohren  dießes  Meines 
Schreibens  Inhalt  zu  secretiren.  Ich  bin  in  erwarthung  einer 
baldigen  Antworth  in  aller  Hochachtung 

Manheim  den  23.  Januar   1775. 
Ewer  Wohlgebohren  Ganz  Ergebender  aufrichtigller  Diener 
P.   W.  Saint  George. 
Vorstehendes  Schriftstück    ist  mir    im  vergangenen    Jahre 
freundlichst  zur  Verfügung  gestellt  worden,     \\ieweit  die  Nai- 
vetät  des  Briefes  aus  natürlicher  Harmlosigkeit  oder  aus    der 
dreisten  Neugier  stammt,  sich  mit  scheinbarer  Theilnahme  an 
eine    in    unangenehmes    Gerede    gekommene    Familie    heran- 
zudrängen, lässt  sich  nicht  entscheiden,  da  über  den  Schreiber, 
einen    Namensvetter    des    stummen  Begleiters    im    »Clavigo«, 
keine  Nachrichten  vorliegen.  Erich  Sch.midt. 


3.   Quellen  Goethescher  Balladen. 

a)  Zur  »Braut  von  Korintlw.  Am  4.  Juni  1797  begann 
Goethe  das  »Vampyrische  Gedicht«,  am  5.  schloss  er  es  ab, 
am  6.,  wo  sogleich  »Der  Gott  und  die  Bajadere«  in  Angriff 
genommen  wurde,  empfing  Schiller  die  Abschrift  für  den 
nächsten  Almanach.  »Schiller«,  schreibt  Herder  an  Knebel, 
5.  August  (Litterarischer  Nachlass  und  Briefwechsel  2,  270), 
»Schiller  hat  mir  vier  Balladen  des  nächften  Almanachs  mit- 
getheilt,  zwei  von  ihm,  zwei  von  Goethe.  In  den  letzten  spielt 
Priapus  eine  große  Rolle,  einmal  als  Gott  mit  einer  Bajadere, 
so  daß  sie  ihn  Morgens  an  ihrer  Seite  todt  findet ;  das  zweite 
Mal  als  ein  HeidenjUngling  mit  seiner  chrifllichen  Braut,  die 
als  Gespenft  zu  ihm  kommt,  und  die  er,  eine  kalte  Leiche 
ohne  Herz,  zum  warmen  Leben  priapisirt  —  das  sind  Helden- 
balladen !  «  Unbefangnerer  Genuss  der  grossartigen  »Romanze« 
führte  früh  auch  zur  Frage  nach  ihrer  Quelle.  Riemer,  Mit- 
theilungen 2,  531,  nennt  als  Entdecker  derselben  Struve,  Weber, 
Passow.  Loepers  Verweis  auf  Dunlop,  der  schon  1816  in  der 
History  of  fiction  Phlegon  Trallianus  als  Quelle  bezeichnet 
habe,  ist  zu  streichen,  da  erst  in  der  deutschen  Bearbeitung 
von  Liebrecht,  auf  Grund  einer  Mahnung  Val.  Schmidts,  das 
Buch  ni{n  &uvu(t(jib)v  überhaupt,  aber  auch  hier  ohne  jede  Er- 
wähnung der  »Braut  von  Korinth« ,  herangezogen  wurde. 
Bevor  Struve  (Zwei  Balladen  von  Goethe,  verglichen  mit  den 
griechischen  Quellen,  woraus  sie  geschöpft  sind.  Eine  am 
7.  Julius  1825  in  der  Königl.  Deutschen  Gesellschaft  zu 
Königsberg  gehaltene  Vorlesung.  Leipzig,  1826)  Goethes  Ge- 
dicht mit  dem  verstümmelten  griechischen  Text,  den  er  im 
Original  und  in  der  Übersetzung  beigab,   zusammenstellte   — 


230  MiSCELLEN. 

unabhängig  von  ^^'ebel•,  dessen  Vortrag  von  1824  erst  1831 
erschien  —  hatte  Friedrich  Adelung  die  »Gespenstergeschichte 
aus  der  alten  Welt«,  den  Anfang  ergänzend,  treu  und  aus- 
führlich nacherzählt  und  den  Ausgang  von  Goethes  hoch- 
gepriesener Ballade  genommen:  Pausilippe.  Petersburg,  1801 
S.  241  ff.  Düntzer,  Goethes  lyrische  Gedichte  2,  425,  erinnert 
daran,  dass  aus  dem  Phlegon  Trallianus  le  Loyer  (und  Zeiler) 
und  Delrio  geschöpft  haben,  beide  die  fehlende  erste  Partie 
bis  zum  Eintritt  der  Amme  frei  reconstruirend.  Jüngst  ist  im 
Archiv  für  Litteraturgeschichte  15,  109  ff.  von  Riekhoff  als 
mögliche  directe  Quelle  Goethes  »Der  Persianische  Robinson« 
von  1723  ausgebeutet  worden,  wo  Philostrats  Erzählung  über 
ein  spukhaftes  Abenteuer,  das  Menippus,  des  Apollonius  Schüler, 
in  Korinth  erlebte,  vorausgeht.  Ich  theile  die  schon  von 
Riemer  ausgesprochene  Meinung,  dass  die  Localisirung  bei 
Goethe  aus  dem  Apollonius  stamme. 

Goethe  rechnet  in  einer  etwas  unklaren  Erinnerung  die 
Ballade  zu  denjenigen,  deren  Stoff  er  schon  seit  vierzig  Jahren 
im  Sinne  getragen.  Wir  können  nicht  errathen,  welches  krause 
Sammelwerk  des  17.  Jahrhunderts  ihm  so  früh  zuerst  von 
Machates  und  Philinnion,  des  Demostratos  und  der  Gharito 
verstorbener  Tochter,  erzählt  hat  —  1797  aber  war  seine 
Quelle  unstreitig  eines  der  Bücher,  die  er  für  seine  Darstel- 
lung der  Walpurgisnacht  excerpirte  (Weimarische  Faustaus- 
gabe S.  300) :  Johannes  Practoriiis,  Anthropodemus  Plutonicus 
das  ist,  Eine  Nci/c  Wcltbcschrcibuug,  von  allerley  Wunderbaren 
Menschen.  Magdeburg,  1668,  S.  278  ff.  im  7.  Capitel  »Von 
geftorbenen  Leuten«. 

»Es  beschreibet  Petrus  Lojerus  [Pierre  le  Loyer,  Discours 
et  Histoire  des  Spectres  1608,  letzte  Ausgabe  der  Quatre  livres 
des  Spectres.  .  .  ]  in  seinem  Buch  von  Gespenftern,  unter  an- 
dern eine  wunderbahre  Geschieht,  außAelano  Phlegonte,  Kayser 
Adriani  Freygegebenen,  daß  nehmlich  zu  seiner  Zeit  zu  'Pralles 
einer  Stadt  in  Syrien  ein  vornehmer  Adelicher  Geschlechter 
Demoflrates,  gelebt,  so  mit  seinem  Gemahl  Gharito,  eine  vor- 
treffliche schöne  Tochter,  Philinion  gezeuget,  welche  von  vielen 
vornehmen  Personen  zur  Ehe  begehret,  aber  in  blühendem 
Alter  mit  grossem  unauff  hörlichen  Trauren  beyder  Ellern,  Tods 
verschieden :  und  von  ihnen  stattlich  balsamiret,  mit  köfllichen 
Kleidern  angezogen,  beftattet  worden.  Es  begab  sich  aber 
bey  6.  Monat  hernach,  daß  Machates  ein  vortrefflicher  Jüng- 
ling bey  gemeldten  Demoftrate  eingekehret,  dieweil  auch 
seine  Eltern  vormahls  seines  Hospitii  und  Freundschafft  sie  h 
gebrauchet :  da  er  denn  von  ihm  freundlich  empfangen,  und 
zu  oberfl  des  Hauses  in  eine  Kammer  eingewiesen  worden. 
Als  er  nun  umb  die  Nacht  ein  Zeitlang  in  allerley  Gedancken 


MlSCELLEN.  23  I 

gesessen,  höret  er  in  dem  nechrten  Saal  seines  Wirts  Tochter 
(so  damahl  vor  6.  Monaten  Todes  verblichen)  reden,  welche 
auch  so  bald  zu  ihme  in  die  Kammer  eingetreten,  ihn  mit 
frölichem  Angesicht  gegrüsset,  und  bey  seinem  Nahmen  ge- 
nennet :  darüber  er  erschrocken,  wiewohl  ihm  unbewuft,  daß 
die  Jungfrau  (deren  Geflalt,  Kleidung,  Rede  und  Geberden 
dieses  Gespenft  gantz  an  sich  genommen)  vorlängft  geftorben. 
Darauff  sie  denn  bald  zu  ihm  getreten,  und  mit  lachendem 
Munde,  folgender  Geflalt  angeredet :  Lasse  dich  es  nit  wundern, 
lieber  Machates,  ich  bin  deines  Wirths  Tochter,  und  dieweil 
ich  deine  Zukunfft  vernommen,  bin  ich  in  Ansehung  deiner 
Vortref(li(  hkeit  und  Tugenden,  vorlängft  in  Liebe  gegen  dir 
entzündet  und  bewegt  worden,  wiewohl  es  meinem  A\'eiblichen 
Geschlecht  nicht  wohl  geziemen  wollen,  dich  unterthänig  zu 
ersuchen,  daß  du  dich  meiner  Beywohnung  nicht  entziehen 
wolleft,  denn  ich  im  wiedrigen  Fall  und  dessen  Verbleibung 
nicht  wegen  deiner  Unfreundlichkeit  und  Bäurischen  Grobheit 
füglich  werde  beklagen  können,  zu  dem  Ende  aber  unserer 
beyder  Liebe  defto  füglicher  zugemessen,  habe  ich  diese  be- 
queme Stunde  zu  unserm  Beyschlaff  ersehen  in  dem  niemand 
mehr  wachend,  unnd  beyde  Eltern  sich  zu  Bette  allbereit  ver- 
füget haben.  Der  Jüngling  liesse  sich  durch  die  Schöne  der 
Jungfrau  leichtlich  bewegen,  bewilligt  in  alles,  und  verbargen 
sich  mit  einander  in  dem  beyftehenden  weichen  Bettlein :  Be- 
fahlen auch  seinem  Diener,  den  Tisch  und  Speise  zuzurichten, 
damit  er  nach  vollbrachtem  Streit  ein  Erquicktrüncklein  mit 
seiner  Liebhaberin  thun  möchte.  Durch  das  Getümmel  nun, 
wurde  die  Mutter  Charito  erwecket,  daß  sie  einer  ihrer  Magd 
befahl,  zu  besehen,  was  in  des  Gaftes  Zimmer  vor  ein  Ge- 
tümmel, ob  ihm  vielleicht  was  frembdes  zugeftanden  were.  Als 
nun  die  Magd  zu  der  Kammer  kommen,  findet  sie  die  Thüre 
halb  offen,  wolte  aber,  dieweil  sie  ein  Weibsbild  drinnen  reden 
höret,  nicht  hinein  gehen,  siehet  also  ihre  Hauß-Tochter 
Philinion  bey  Machate  an  dem  Tische  sitzen,  und  sich  er- 
luftigen, welches  sie  mit  grossem  Schrecken  eilend  ihrer  Frauen 
berichtet,  aber  von  ihr  schlecht  geglaubet  worden,  mit  Ver- 
meldung, ob  ihr  nicht  wissend,  wie  ihre  Tochter  vor  allbereit 
etlichen  Monaten  Todes  sey  verfahren,  darauff  die  Magd  ge- 
antwortet :  Es  ift  mir  zwar  unserer  Tochter  tödtlicher  Ab- 
schied nicht  unbewuft,  ich  habe  sie  aber  anitzo  mit  meinen 
Augen  und  Ohren  gesehen  und  gehöret,  mit  dem  Machate 
reden ;  als  sie  nun  nit  nachlassen  wolte,  gehet  endlich  die 
Mutter  auch  zu  sampt  der  Magd  hinauff  vor  die  Kammer, 
und  weil  es  alles  ftill,  (denn  sich  die  beyde  Liebhabende 
wiederumb  zu  Bette  begeben  und  entschlaffen)  hat  sie  den 
Machaten  auch  nicht  von  dem  Schlaff  auft'wecken  wollen, 
jedoch  bey  dem   brennenden  Lichtschein    ihrer  Tochter    An- 


232  MiSCELLEK. 

gesicht,  Kleidung  und  Geschmeid  erkennet.  Ift  also,  mit  Furcht, 
Freud  und  Schrecken  umbgeben,  auß  der  Kammer  eilend  ge- 
wichen, in  willens,  auff  den  Morgen  weiter  bey  ihrer  Tochter, 
wegen  ihrer  Wiederkunfft,  Nachforschung  zu  haben.  Die  Tochter 
aber  nach  ofl'tmahls  wiederhohlten  Küssen  und  Vermischung, 
hat  gegen  angehenden  Tag  ihren  Abschied  von  Machate  ge- 
nommen und  gesprochen,  mein  lieber  Machates,  ich  muß  mich 
vor  Tage  wiederumb  in  meine  Kammer  begeben,  damit  nit 
meine  Eltern  etwas  von  unserer  Liebe  vermercken  mögen. 
Ich  will  aber  kUnfftige  Nacht  wiederumb  bey  euch  erscheinen, 
und  unsern  Tüften  ein  völliges  gnügen  lassen.  Damit  ihr  mich 
aber  auch  danckbar  erkennet,  will  ich  euch  dieses  mein  Bruft- 
tuch  und  güldenen  Ring  verehren,  mit  bitt,  meiner  darbey 
zu  gedencken.  Dieses  Geschenck  nun  hat  Machates  freundlich 
angenommen,  und  hiegegen  ihr  einen  eisernen  Ring,  so  er 
am  Finger  getragen,  zu  sampt  einer  silbernen  Schalen,  mit 
Gold  durchtrieben,  und  künftlich  zugerichtet,  verehret.  Als 
nun  der  Tag  eingebrochen ,  ift  die  Mutter  eilends  in  des 
Machatis  Kammer  kommen ,  und  mit  vielen  weinen  nach 
ihrer  Tochter,  wo  sie  hin  kommen,  gefragt,  auch  was  er  mit 
ihr  getrieben,  und  was  sie  untereinander  geredet  betten, 
welches  denn  Machates  ordentlich  erzehlet,  das  Bruft  Tuch  und 
Ring,  so  er  von  ihr  empfangen,  vorgezeigt,  so  denn  die 
Mutter  mit  weinenden  Augen  empfangen ,  und  vor  ihrer 
Tochter  Kleinod  erkennet.  Unterdessen  hat  Machates  ver- 
sprochen, er  wolle  verschaffen,  daß  wenn  die  Tochter  fol- 
gende Nacht  wiederumb  keme,  der  Mutter  solcheo  so  bald 
angezeiget  würde,  welches  denn  auch  geschehen,  indem  die 
Tochter  folgende  Nacht  wiederumb  zu  der  Stunde,  wie  die 
vorig,  zu  ihrem  Liebhaber  kommen,  der  Diener  aber  solches  so 
bald  der  Mutter  angezeiget,  so  denn  beneben  dem  Vater  mit 
grosser  Verwunderung  die  Tochter  in  dem  Bette  bey  dem 
Machate  gefunden,  mit  vielen  Weinen  angeredet:  denen 
die  Tochter  mit  traurigem  Angesicht  geantwortet:  Ach  ihr 
meine  unglückselige  Eltern,  wie  habt  ihr  mir  so  eine  geringe 
Freude  mißgönnet,  und  nicht  nur  3.  Tag  mich  mit  meinem 
Liebhaber  Machate  zu  ergötzen  geftattet?  Ach  es  wird  euch 
diese  Sorgßiltigkeit  grossen  Schmertzen  und  weinen  verursachen. 
Darauff  sie  so  bald  als  ein  Cörper  liegen  blieben,  dadurch  ihre 
Eltern  von  neuen  zu  weinen  und  zu  klagen  anfingen,  ach 
allerliebfte  Tochter  IMiilinion,  wie  haftu  uns  durch  dieses 
traurige  Spectacul  zu  deinen  dir  von  den  Göttern  wieder  zu- 
geftellten  Leben, beweget,  warumb  verliisseftuunsnun  zum  andern 
mahl,  in  solche  grossen  Aengften,  haftu  darumb  müssen  \on  den 
Todten  wiederumb  herfür  kommen,  dass  wir  dein  Ableiben  zum 
andern  mahl  sehen  muften?  warumb  sind  wir  nicht  vielmehr 
auß  diesem  Leben  abgefordert  worden,  daß  wir  dich  in   den 


MiSCELLEK. 


^:j  -> 


Elysischen  Feldern  besuchen  möchten  V  Aber  wir  sind  zu  gar 
ungUickhafftig,  es  ifl  uns  das  GUtck  jederzeit  hefftig  zuwieder. 
und  hat  uns  in  dermaßen  grosse  Schmertzen  und  Angft  vverffen 
wollen,  daß  uns  der  Todt  lieblicher  denn  das  Leben  were. 
Zu  diesem  Geschrey  ifl  das  Hausgesinde  zugelauffen,  und 
endlich  in  der  gantzen  Stadt  ruchtbar  worden.  Der  Oberfte 
aber  der  Stadt  käme  gleichfalls  mit  der  Guardi  und  damit  in 
der  finftere  kein  Auflauff,  oder  zusammen  Rottirung  geschehen 
könte,  ließe  das  Hauß  biß  auff  den  Morgen  bewachen :  Da 
denn  das  Volck  von  der  vergangenen  Geschieht  sich  be- 
spräche, unterdessen  hat  der  Oberfte  das  Grab  besichtiget, 
und  darinn  allein  die  silberne  Schalen  und  Ring,  so  ihr  von 
Machate  verehret,  gefunden:  Zu  Hauß  aber  von  den  Eltern 
der  Leichnam  vor  ihre  Tochter  erkennet  worden,  wie  derselbe 
in  dem  Bett  liegen  blieben,  welches  grossen  Schrecken  gebracht, 
derwegen  der  Wahrsager  Hillus  gerathen,  den  Cörper  ausser 
der  Stad  den  Thieren  vorzuwerffen,  die  Stad  und  Bürger  mit 
sonderlichen  Opfer  zu  versöhnen,  die  Eumenides  und  Mer- 
curium,  Chronium  mit  Opffern  zu  verehren,  die  Tempel  zu 
heiligen,  und  gewisse  Spiel  den  Höllischen  Göttern  zu  halten, 
auch  daß  der  Oberfte,  so  bald  immer  möglich,  den  Jovi 
Hospitali,  Mercurio  Marti  absonderlichen  wegen  Wohlfari 
des  Kaysers  ein  Opfer  thun  solle.  Welchem  allen  nachgelebet 
worden.  Ift  auch  Machates  bald  darauff  geftorben.  Biß  daher 
gedachter  Autor. a 

In  den  Ausleihbüchern  der  Weimarischen  Bibliothek  findet 
sich  keine  Entlehnung  Praetoriusscher  Schriften  verzeichnet. 
Am  6.  December  1797  entlieh  Goethe  des  Erasmus  Francisci 
rtGeschicht-Kunst-  und  Sittenspiegel«,  S.  i  ff.  die  Quelle  für 
Schillers  Ballade  »L^er  Kampf  mit  dem  Drachen«  (Archiv  für 
Litteraturgeschichte  10,  228  ffK  Am  23.  Februar  1801  des  Ni- 
colaus Remigius  »Daemonolatria  oder  Beschreibung  von  Zau- 
berern und  Zauberinnen«  Hamburg  1693,  wo  im  2.  Theil 
(»Wunderseltzame  Historien«)  S.  15  f.  folgende  knappe  Fassung 
unseres  Stoffes  sich  findet,  die,  weil  von  Goethe,  wiewohl  erst 
nachträglich,  gelesen,  noch  folgen  möge : 

»Ei/ie  Jungfrau,  welche  gestorbe/i,  koiitpt  unedcr  in  ihrer 
Eltern  Hauss.  Phlegon  Trallianus,  schreibt  in  seinem  Buche 
de  Mirabilibus  et  Longaevis,  eine  Hiftorie,  welche  er  selbft  mit 
seinen  Augen  in  einer  Stadt  gesehen.  Es  hat  eine  Jungfrau, 
mit  Nahmen  Philinnium,  Damostrati,  eines  Wirths  und  Charitus 
Tochter,  einen  frembden  Gaft,  Machatem  genandt.  so  allda  zur 
Herberge  gelegen,  sehr  lieb  gewonnen.  Dieweil  aber  diese 
Eltern,  damit  übel  zu  frieden  waren,  und  nicht  zulassen  wollten, 
daß  sie  sich  mit  ihm  verehelichen  möchte,  ift  sie  aus  Küm- 
mernüß  und  grossem  Hertzeleid  geftorben,  und  öffentlich  be- 


234  MiSCELLEN. 

graben  worden.  Im  sechflen  Monden  aber  nach  ihrem  tödt- 
lichen  Abgange,  als  Machates  wiederumb  allda  zur  Herberge 
eingekehret  war,  ift  Philinnium  auch  hinein  kommen,  sich  zu 
dem  Gafte  gefunden,  und  hat  ihm  seines  Willens  gepflogen, 
dagegen  sie  dann  einen  eisern  Ring  und  übergüldeten 
Becher  von  ihm  zum  Geschenck  überkommen,  und  ift,  nach- 
dem sie  sich  der  Liebe  wohl  ersättiget,  ihrer  Wege  wieder- 
umb davon  gegangen :  Und  hat  sie  ihm  wiederumb  einen 
güldenen  Ring  und  einen  schönen  Bruftlatz  gegeben.  Die- 
weil  aber  die  Amme  das  Gespenfte  gesehen,  und  in  acht  ge- 
nommen, hat  sie  es  den  Eltern  angezeigt.  Als  nun  des  fol- 
genden Tages  die  Philinnium  wieder  kommen,  und  sich,  wie 
vormahls  geschehen  ,  zu  dem  Gafte  gefunden,  lauffen  sie  hin- 
zu, und  finden  ihre  Tochter  bey  dem  Gafte.  und  können  sich 
nicht  enthalten,  sie  mit  heulen  und  weinen  zu  umbfangen ; 
da  spricht  das  Gespenft  zu  ihnen:  O  Vater  und  Mutter,  wie 
unbillich  habt  ihr  gethan,  daß  ihr  mir  nicht  gegönnet  habt,  daß 
ich  bey  diesem  Gafte  auff  drey  Tage  lang  in  meiner  Eltern- 
Hause,  ohne  allen  euren  Schaden  hätte  sein  mögen.  Der- 
wegen  so  werdet  ihr  nunmehr  wiederumb  auffs  neue  zu  trauren 
haben,  umb  eurer  unzeitigen  Sorgfältigkeit  willen:  Ich  aber  gehe 
nun  wiederumb  an  den  Orth  der  mir  verordnet  ift,  denn  ich 
bin  nicht  ohne  GOttes  willen  hieher  kommen.  Als  sie  diß 
gesagt,  ift  sie  alsobald  wiederumb  verschieden,  und  ift  ihr 
Cörper  sichtbahrlich  auffm  Bette  herunter  getragen,  und  dem 
Volck.  welches  für  der  Thür  mit  Hauffen  zugelauffen  und  sich 
\  ersamblet,  der  gantze  Handel,  was  sich  begeben,  erzehlet 
worden.  Das  Grab  hat  man  leer  funden,  und  ist  alleine  der 
eiserne  Ring,  und  der  übergegüldete  Becher,  den  sie  den 
Tag  zuvor  von  ihrem  Bulen  zu  Geschenck  überkommen,  da- 
selbft  funden  worden.  Der  todte  Cörper  aber  ist  auff  rathen 
des  Auguris  des  Hylli  ausserhalb  der  Gräntze  begraben  worden. 
Machates  aber  hat  sich  für  Hertzeleid.  Trauren  und  Kümmernüß, 
sell)ft  den  Todt  angethan. 

1))  Zum  »Getreuen  Eekarta.  In  Praetorius"  Sammelsurien 
glaubte  ich  auch  als  erster  Grundlagen  für  das  »Hochzeitlied«  und 
den  »getreuen  Eckart«  gefunden  zu  haben  —  Reinhold  Köhler 
natürlich  kannte  die  Stellen  lange  — ,  und  die  von  mir  zu 
Rathe  gezogenen  Ausleger  der  Goetheschen  Balladen  be- 
schränkten sich  in  der  That  darauf  für  ersteres  ohne  weitern 
Zusatz  auf  Grimms  »Deutsche  Sagen«,  die  ja  nicht  Quelle 
sein  können ,  für  letztere  mit  Götzinger  auf  Falckensteins 
Thüringische  Chronik  von  17 38  zu  verweisen.  No.  31  der 
»Deutschen  Sagen.  Herausgegeben  von  den  Brüdern  Grimm. 
I.  Theil.  Berlin,  181 6«  ist  überschrieben  »Des  kleinen  Volkes 
Hochzeit-Feft.     Mündlich  aus  Sachsen«,  und  diese  Sage  steht 


MiSCELLEX. 


^j) 


dem  Goetheschen  Hochzeitlied  allerdings  ungleich  näher  als 
No.  35  »Der  Graf  von  Hoia«,  die  wörtlich  nach  Praetorius' 
»Glückstopf«  S.  489  f.  und  »Weltbeschreibung«  1,95  erzählt  ist. 

Der  Verweis  auf  Falckenstein  stammt  auch  aus  Grimm  S.  9  f.: 
Nr.  7  »Frau  Holla  und  der  treue  Eckart«  mit  dem  Zusatz 
»Praetor.  Weihnachtsfratzen  propos.  55.  Falckenstein  thUring. 
Chronik  I.  167  (dazu  fügt  die  2.  Auflage  von  1865  »aus 
Waldenfels  sei.  antiqq.  Norimb.  1677.  p.  376;  dieser  aber 
aus  Praetorius«).  Da  Goethe  nachweislich  auf  der  Suche  nach 
Stoffen  oder  Motiven  sich  mit  Praetorius  befasst  hat,  ist  es  an 
der  Zeit  den  von  Götzinger  mit  willkürlicher  Wahl  aus  Grimm 
geholten  Herrn  von  Falckenstein  endlich  zu  verabschieden. 
Die  Grimmsche  Fassung  ist  hier  eine  freie,  darum  gebe  ich 
den  Wortlaut  aus  Johannes  Praetorius,  Saturnalia:  das  ift, 
Eine  Compagnie  IJrihnac/its-Fratzen,  oder  Centner-Lügen  .  .  . 
Leipzig,  [1663]  S.  403: 

»Propositio  LV.    Der   Treue  Eckart  machet  auf  W'eynachten 
sonpcr-volk  Kannen. 

Weiter  soll  es  zu  Schwartze  (welches  ein  Dorff  ill  in 
Thüringen)  geschehen  seyn,  auff  Weynachten;  dass  auch  die 
Frau  Holla  fürüber  gezogen,  da  der  Treue  Eckart  vorne  an 
im  Troppe  gewesen,  und  die  begegneten  Leute  gewarnet  hat, 
damit  sie  möchten  aus  dem  Wege  treten,  daß  ihnen  kein  Leid 
wiederfahre.  Bey  solchem  Zuge  aber  sollen  ein  paar  Knaben 
desselbigen  Dorfts  zugesehen  haben,  welche  aus  der  Schencke 
Bier  geholet,  und  solches  nach  Hause  tragen  wollen :  Weil 
aber  die  Gespenfler  im  vollen  Marg  gewesen  ;  so  wahren  sie 
ein  wenig  abseits  gewichen  mit  ihren  Kannen,  an  einer  Ecke: 
da  sollen  unterschiedliche  Weiber  derselben  Rotte  solche  ihre 
Kannen  genommen  und  draus  gleichsam  getruncken  haben. 
Darzu  doch  die  Knaben  aus  Forcht  ftille  geschwiegen;  wie- 
wohl sie  nicht  gewuft,  wie  sie  ihnen  gethun  solten,  wenn  sie 
nach  Hause  mit  leeren  Gefässen  kommen  würden:  Endlich 
soll  der  Treue  Eckart  drauff  zu  sie  gesprochen  haben:  Das 
heisset  euch  Gott  sprechen,  daß  ihr  nichts  geredet  habet ; 
sonflen  solten  eure  Hälse  ümmegedrehet  worden  seyn ;  und 
nun  gehet  drauff  flugs  nach  Hause,  und  saget  von  dieser 
Geschichte  keinem  Menschen  etwas,  so  werden  eure  Kannen 
immer  voll  seyn,  und  wird  ihnen  niemahl  an  Bier  gebrechen 
oder  fehlen.  Solches  hatten  die  Knaben  bey  3.  Tage  in  acht 
genommen :  da  es  ihnen  ergangen,  wie  jener  Witwen,  in  der 
Bibel,  mit  ihrem  Oelkruge.  Aber  endlich  hatten  sie  es  doch 
aus  Vorwitz  nicht  länger  verbergen  können  ;  sondern  die  Sache 
ihren  Eltern  erzehlet.  Da  war  es  mit  dem  Cornu  copiae  aus- 
gewesen, und  hatte  der  Brunnenquell  versiegen.    Andere  sagen, 


236  MlSCELLEN. 

es  sey  dieses  nicht  eben  in  Weynachten  geschehen,  sondern 
auff  eine  andere  Zeit«. 

Erich  Schmidt. 

4.  U ciiiiar-BctJilcJicin.  Die  vielberufene  Anwendung  von 
Ev.  Matth.  2,  6.  auf  Weimar  in  Goethes  Gedicht  »Auf  Miedings 
Tod«  : 

O  Weimar  I  Dir   fiel  ein   besonder  Loos, 
Wie  Bethlehem  in  Juda,  klein  und  groß  I 

scheint  von  Wieland  auszugehn,  der  schon  am  5.  October  1775, 
Auswahl  2,  52,  an  Gebier  »vonunserm  kleinen  Weimar«  schreibt, 
»welches  wie  ehemals  Bethlehem  Juda  jetzt  nicht  die  kleinfle 
unter  den  Töchtern  Deutschlands  scheint,  und  gewissermaßen 
der  Gegenftand  der  allgemeinen  Aufmerksamkeit  geworden  ift.« 

Erich  Schmidt. 

5.  Zu  Faust, 
a)  Cafechisation.  In  dem  von  Kestner  1854  herausge- 
gebenen »Goethe  und  Werther«  befindet  sich,  wie  man  weiss, 
zu  Anfang  das  Bruchstück  eines  Briefentwurfs  seines  Vaters 
aus  dem  November  1772  (also  nicht  eigentlich  aus  dem  An- 
fang seiner  Bekanntschaft  mit  Goethe,  wie  es  dort  heisst,  sondern 
schon  nach  Goethes  Entfernung  aus  Wetzlar),  mit  der  be- 
kannten, theils  allgemeinen,  theils  besonders  theologischphilo- 
sophischen Charakteristik  Goethes.  Schon  Herbst  hat  in  seiner 
Schrift  »Goethe  in  Wetzlar«,  1881,  S.  i79ff.  daraufhinge- 
wiesen, welche  »frappante  Analogien«  diese  Charakteristik  mit 
der  Scene  im  Faust  bietet,  wo  nach  Mei)histO])heles"  spöttischem 
Ausdruck  Herr  Doctor  von  Gretchen  catechisirt  wird.  Aller- 
dings waren  dergleichen  religiösphilosophische  Erörterungen 
wohl  Lieblingsgesprächsstoff  jener  nach  Aufklärung  ringenden 
Zeit.  Aber  unwillkürlich  wird  man,  wie  Herbst  bemerkt,  da- 
rauf geführt,  dass  jene  Catechisation  aus  eignen  Erinnerungen 
des  Dichters,  aus  ähnlichen  Gewissensfragen  seiner  philoso- 
phischen Freunde  oder  auch  Lottens  selber  geschöpft  ist,  dass 
der  junge  Dichter  auch  da  »Erlebtes  dichterisch  zu  formen 
gewusst  hat«.  Lotte  fing  auch  am  Abend  des  10.  September, 
am  Vorabend  \on  Goethes  Flucht  aus  ^^■etzlar,  »ein  merk- 
würdiges Gespräch  von  dem  Zustande  nach  diesem  Leben, 
vom  Weggehn  und  Wiederkommen  an«,  wonach  der  Brief- 
entwurf bezeugt :  »er  glaubt  ein  künftiges  Leben,  einen  bessern 
Zustand«.  Und  Goethe  hat  überhaupt  vielleicht  einige  Züge 
Lottens  dem  Gretchen  geliehn,  wie  ja  anderseits  der  Werther- 
Lotte  Züge  der  Maxe  Brentano.  Jedenfalls  aber  weist  die 
Ähnlichkeit  der  Stimmungen  und  Ansichten  des  Doctor  Goethe- 
Faust  auf  die  Zeit  der  Faustanfänge  hin,  die  als  Keime  zwar 


MiSCELLEN.  237 

wohl  in  1769,  als  reifender  Plan  aber  eben  in  1772,  und  als 
erste  Anfänge  einer  Niederschrift  in  die  Werke  von  1772  auf 
1773  zu  setzen  sind.  (Das  freie  Odenmaß  wie  in  »der  All- 
urafasser«  beginnt  Anfang  1772,  die  Knittelverse  wie  in  »Ver- 
sprich mir«,  Ende  1772.)  So  scheint  die  Catechisation,  wenn 
auch  nur  in  der  Conception.  wohl  ziemlich  knapp  auf  die 
Wetzlarer  Zeit  zu  folgen,  und  in  der  That  liest  sich  der  pro- 
saische Niederschlag  solcher  Religionsgespräche  in  Kestners 
Brieffragment  über  Goethe  völlig  wie  ein  fortlaufender  Com- 
mentar  der  dichterischen  Faustscene.  Im  Folgenden  ist  eine 
genauere  Zusammenstellung  der  betreffenden  Stellen    versucht. 

Marg.     Nun  sag",   wie  hast   du's  mit  der  Religion? 
Du  bist  ein  herzlich  guter  Mann  u.  s.  w. 
(Kestner.    Bei  Frauenzimmern  ist  er  wohl  angeschrieben.) 

Faust.    Lass  das,  mein  Kind  ! 
(K.    Er  äussert   sich    über    gewisse    (religiöse)  Hauptmaterien 
gegen  Wenige.) 

Faust.     Du  fühlst,  ich  bin  dir  gut ; 
(Iv.    Für  das  weibliche  Geschleclit    hat    er   sehr    viele  Hoch- 
achtung.) 

Faust.    Für  meine  Lieben  Hess  ich  Leib  und  Blut. 
(K.    Seine  Denkungsweise  ist  edel.) 

F.    Will  niemand  sein  Gefühl  und  seine  Kirche  rauben. 
(K.     Stört  andere  nicht  gern  in   ihren  ruhigen  Vorstellungen.) 

M.    Das  ist  nicht  recht,  man  muss  dran  glauben  ! 

F.     Muss  man  ? 
(K.    Von  Vorurtheilen  soviel  frei,  handelt  er  wie  es  ihm  ein- 
fällt, ohne  sich    darum    zu    bekümmern,    ob    es    Andern 
gefällt,    ob   es   Mode    ist,    ob    es   die  Lebensart    erlaubt. 
Aller  Zwang  ist  ihm  verhasst.) 

M.    Du  ehrst  auch  nicht  die  heiligen  Sakramente. 

F.    Ich  ehre  sie. 
(K.     Vor  der  christlichen  Religion  hat  er  Hochachtung.) 

M.     Doch  ohne  Verlangen: 

Zur  Messe,  zur  Beichte  bist  du  lange  nicht  gegangen. 
(K.     Er  geht  nicht  in  die  Kirche,  auch  nicht  zum  Abendmahl.) 

M.    Glaubst  du  an  Gott ! 

F.     .  .  Wer  darf  sagen, 

Ich  glaub  an  Gott?  u.  s.  w. 
(K,     Er  hasst    den  Scepticismum,    strebt    nach   Wahrheit    und 

nach  Determinirung  über  gewisse  Hauptmaterien.) 

F.     Wer  darf  ihn  nennen  u.  s.  w. 
(K.    Hat  eine  lebhafte  Einbildungskraft.    Glaubt    schon    über 

die    wichtigsten    Hauptmaterien    determinirt    zu  sein,   ist 

es  aber  noch  nicht.) 

F.    Gefühl  ist  alles. 


23  8  MiSCELLEN. 

(K.     Er  strebt  nach  Wahrheit,  hält  jedoch  mehr  vom  Gefühl 
derselben  als  von  ihrer  Demonstration.) 
¥.     Name  ist  Schall  und  Rauch. 

(K.     Er  drückt  sich  meist    in  Bildern    und    Gleichnissen    aus ; 
wenn  er  älter  werde,  hoffe  er  die  Gedanken  selbst,  wie 
sie  wären,  zu  denken  und  zu  sagen.) 
M.  Ungefähr  sagt  das  der  Pfarrer  auch, 
Nur  mit  ein  bischen  andern  Worten. 
F.    —   —    —  Jedes  in  seiner  Sprache, 
Warum  nicht  ich  in  der  meinen? 

(K.  Er  ist  nicht,  was  man  orthodox  nennt.  Vor  der  christ- 
lichen Religion  hat  er  Hochachtung,  aber  nicht  in  der 
Gestalt,  wie  sie  unsre  Theologen  vorstellen.) 

Könnte  nicht,  um  die  Scene  zu  vervollständigen,  Merck 
bei  seiner  Anwesenheit  in  Wetzlar  über  dergleichen  Katechi- 
sationen  gespottet  haben?  Zumal  wenn  er  fand,  dass  die 
Schärfe  seines  Wesens  dort  missfiel,  und  wenn  Lotte,  die  kurz 
angebunden  war  und  eine  schnippische  Abfertigung  geben 
konnte,  nicht  verhehlt  hatte,  dass  er  keinen  günstigen  Ein- 
druck auf  sie  mache  ?  dass  sie  ihn  fürchte  und  vor  ihm  warne  ? 

Mertkns. 

/>)  »Zicei  Seelen  woJinen  in  meiner  ßrust((  findet  einen 
bemerkenswerthen  Anklang  in  einer  Stelle  von  Racines  »Can- 
tiques  spirituels«   (Ausgabe  der  Grands  ecrivains  IV.   156): 

Mon  Dieu,  quelle  guerre  cruelle : 
Je  trouve  deux  hommes  en  moi ; 
L'un  veut,  que  plein  d'amour  pour  toi 
Mon  coeur  te  soit  toujours  (idele,   — 
L'autre,  ä  tes  volontes  rebelle, 
Me  revolte  contre  la  loi; 
L'un,  tout  esprit  et  tout  Celeste, 
Veut,  qu'au  ciel  sans  cesse  attache. 
Et  des  biens  eternels  touche, 
Je  comi)te    pour  rien  tout  le  reste,   — 
Et  L'autre,  par  son  poids  funeste 
Me  tient  vers  la  terre  penche. 

Edmund  \on  Lippmann. 

e)  Zu  /.,  V.  13S6.  In  einer  Arie  des  Singspieles  »Die 
groß-mühtige  Thaleftris  oder  letzte  Konigin  der  Amazonen« 
von  Christian  Heinrich  Posfel,  Hamburg  1692.  findet  sich 
der  folgende  Vers  : 

)^Blut  ill  der  Safft  vor  allen  Säfften«. 

Julius  Elias. 


MiSCELLEN.  239 

6.  Italienisches. 

a)  Zum  Tagelntch  11.  s.  rc.  Schriften  der  Goethe-Gesellschaft 
2,  21  Goethes  Tagebücher  i,  155:  »Ich  flieg  auf  den  Turm 
von  dem  sich  die  Fräulein  herabftürzte«.  Die  Stelle  ist  von 
mir  nicht  erläutert  worden,  aber  ich  verdanke  G.  Laubmann 
zwei  Separatabzüge  aus  den  Neuesten  Nachrichten,  München 
1885  No.  14  und  18,  worin  er  die  ihrer  Zeit  vielberufene, 
auch  lyrisch,  episch  und  dramatisch  ausgestattete  Katastrophe 
des  Freifräuleins  Fanny  (Maria  Franziska)  von  Ickstatt  schil- 
dert, die  am  14.  Januar  1785,  siebzehnjährig,  aus  unglück- 
licher Liebe  ihr  Leben  durch  einen  Sprung  vom  Thurme  der 
Frauenkirche  endigte. 

Schriften   2,  403  lies   »Sassoferrato«. 

Schriften  2,  407  »Den  alten  Zucchi  traf  Goethe  1790  in 
Venedig  wieder«.  Erst  jetzt  erhellt  aus  Aufzeichnungen  des 
Frl.  von  Göchhausen,  dass  in  dem  Briefe,  Aus  Herders  Nach- 
lass  I,  120,  der  Schwager,  nicht  der  Gatte  Angelicas  gemeint  ist. 

Schriften  2,422  ist  natürlich  zu  lesen:  Friedrich  »Hilde- 
brand« von  Einsiedel,  nicht  »Eberhard«,  wie  durch  einen  un- 
begreiflichen Lapsus  in  meiner  Anmerkuiig  steht. 

Scliriften  2, 433  f.  Für  »Samaveli«  dieEmendation  »Samareli«, 
in  Tischbeins  Italinisch  =  »somarelli«  vorzuschlagen,  habe  ich 
mich  bei  der  Drucklegung  durch  einen  allzu  behutsamen  Freund 
abhalten  lassen,  glaube  aber  doch,  dass  das  corrupte  Wort 
nicht  anders  zu  erklären  ist.  »Polecken«  ist  Druckfehler  für 
»Potecken«  (=botteghe),  wie  schon  Xanthippus,  Nationalzeitung 
6.  Februar   1887,  bemerkt  hat. 

/')  Z//  Foscolos  Brief  (G.-J.  VIK,  8).  Die  aus  dem  Goethe- 
archiv erfolgte  Mittheilung  des  Briefes  von  Ugo  Foscolo  hat 
in  Italien  lebhaftes  Interesse,  aber  auch  bei  einigen  Kurz- 
sichtigen Befremden,  ja  ganz  unbegreiflichen  und  sehr  un- 
artigen Ärger  erregt,  der  sich  bis  zu  dem  dreisten  Vorwurfe 
steigerte,  das  Blatt  sei  eine  »vergognosa  mistificazione«.  Ich 
habe  nicht  für  die  leidigen  Druckfehler  der  Nummer,  wohl 
aber  für  ihre  Echtheit  einzutreten  und  erkläre  hiermit,  dass 
der  von  Goethe  seiner  Autographensammlung  einverleibte, 
neuestens  mit  bestbeglaubigten  Schriftstücken  Foscolos  ver- 
glichene Brief  ohne  jeden  Zweifel  von  der  Hand  des  ausge- 
zeichneten italienischen  Dichters  herrührt  und  dass  eine  Aus- 
einandersetzung über  Foscolos  Botschaft  an  Goethe,  eine  Er- 
örterung gewisser  chronologischer  Bedenken  die  Echtheit  als 
etwas  Unanfechtbares  hinzunehmen  hat.  Mit  der  Bemerkung 
in  meinem  Begleitschreiben  an  Prof.  Geiger,  Foscolo  zeuge 
hier  selbst  für  »die  litterarische  Herkunft  seines  Ortis«,  habe  ich 
natürlich  nichts  anders  sagen  wollen,  als  dass  der  Verfasser  des 


240  MlSCELLE\. 

Ortis,  über  dessen  ^'erhältniss  zu  Goethes  Jugendroman  so 
viel  Schiefes  gesagt  ist,  in  eigener  Person  sein  Werk  der  grossen 
Familie  unglücklicher  Schwärmer  einreiht,  welche  Werther 
eröffnet.  Oder  auch  nicht  eröffnet,  denn  auch  bei  ihm  offen- 
bart sich  litterarische  Herkunft  neben  der  Schöpfung  aus  dem 
Leben  des  Dichters.  Nichts  lag  mir  ferner  als  dem  italienischen 
Romane,  dessen  starke  Individualität  und  dessen  politischen 
Nerv  ich  bewundere ,  seine  Ansprüche  auf  Selbständigkeit 
schmälern  und  ihn  zu  einer  blossen  Nachahmung  herabdrücken 
zu  wollen.  Erich  Schmidt. 

7.  Zitm  Briefwechsel  zwischen  Schiller  und  Goethe, 
a)  Die  Manuscripte  der  beiden  Briefe  von  Schiller  an 
(ioethe,  welche  Vollmer  in  der  vierten  Auflage  des  Briefwechsels 
I.  34Sff.  nr.  392  und  I,  350 ff.  nr.  399  (29.  Dec.  1797)  nach 
dem  Abdruck  in  »Kunst  und  Alterthum«  wiedergegeben  hat, 
befinden  sich  in  der  Weimarischen  Bibliothek,  von  welchen 
mir  Oberbibliothekar  R.  Köhler  ein  Fascikel  von  Schilleriana 
gefälligst  vorgelegt  hat.  S.  348  im  ersten  Absatz  ist  zu  lesen : 
»  .  .  .  Vorstellung  der  wirklichen  Repräsentation,  der  Bretter« 
(Comma  nach  Repräsentation).  S.  349,  Zeile  10  von  unten  ist 
zu  lesen:   »ist  generisch  poetisch,  nicht  tragisch«. 

Minor. 

l>)  Auf  fast  unerklärliche  Weise  zieht  sich  durch  die  ver- 
schiedenen Ausgaben  des  Briefwechsels  zwischen  Schiller  und 
Goethe  eine  fehlerhafte  Datirung  des  Briefs  No.  807,  (vierte 
Auflage  II,  280)  die  auch  Strehlke  in  dem  Verzeichniss  der 
Goethebriefe  nicht  verbessert  hat.  jedenfalls  ist  der  Brief  aus 
der  Sammlung  nach  der  erstmaligen  Abschriftnahme  verschwun- 
den und  hat  sich  der  Revision  bei  der  wiederholten  Druck- 
legung entzogen. 

Statt  dass  der  Brief  aus  Oberroszla  den  6.  April  1801  zu 
datiren   ist,   ergibt  das  mir  vorliegende  Original 

Oberrosla,  d.  6.  März  1800. 

Die  Berichtigung  des  Datums  ist  wichtig,  da  der  Brief  für 
(ioethes  und  Schillers  Leben  und  Thätigkeit  wichtige  Daten  ent- 
hält, die,  wenn  sie  in  die  Darstellung  übergehen,  eine  unliebsame 
Verschiebung  bewirken  können.  Das  Original  des  Briefes  ist 
Dictat  oder  Reinschrift  von  der  Hand  des  bekannten  (ioethe- 
schen  Schreibers  und  Dieners  Ludwig  Geist.  Goethe  hat  nur 
einige  Correcturen  angebracht,  die  durch  Interpunction  ver- 
anlasst wurden,  und  die  Bildung  neuer  Sätze  zur  Folge  hatten. 

Eigenhändig  von  Goethe  ist  nur  hinzugefügt : 
Leben  Sie  indeß  recht  wohl 

Oberrosla.  d.  6.  März    1800  G. 


MiSCELLEK.  241 

Im  übrigen  ist  der  Brief  correct  wiedergegeben,  wenn 
es  sich  nicht  um  genaue  Wiedergabe  der  einzelnen  Buch- 
staben handelt.  Burkhardt. 

8.  Zu  Goethe  und  Carlylc.  Aus  der  so  sehr  dankens- 
werthen  Veröffentlichung  des  Briefwechsels  von  Goethe  und 
Carlyle  ist  bekannt,  dass  letzerer  am  22.  Dec.  1829  unter 
anderem  zwei  Ansichten  seines  Wohnsitzes  in  Craigenputtoch 
bei  Dumfries,  Bleistiftzeichnungen  von  Moir,  dem  Übersetzer 
des  Wallenstein,  nach  \\'eimar  sandte.  Goethe  hat  dieselben 
stechen  lassen  und  als  Titelkupfer  und  Vignetten  zu  der  von 
ihm  eingeleiteten  deutschen  Ausgabe  von  Carlyles  Leben 
Schillers  verwendet.  Die  Zeichnungen  selbst  haben  sich  bis 
jetzt  noch  nicht  auffinden  lassen,  —  möglicherweise  sind  sie 
in  den  Händen  des  Kupferstechers  Schnell  oder  des  Verlegers 
Wilmans  geblieben,  aber  beim  Durchmustern  der  Goetheschen 
Privatbibliothek  hat  sich  ein  Exemplar  der  »German  Romance« 
gefunden,  welches  zugleich  mit  jenen  zwei  Zeichnungen  aus 
Schottland  gekommen  war,  mit  Carlyles  eigenhändiger  Wid- 
mung: »To  Goethe  from  his  warniest  admirer«  und  einer  im 
ersten  Bande  eingeklebten  Beschreibung  der  Zeichnungen  von 
Carlyles  Hand.     Sie  lautet : 

Remarks  on  the  Sketches. 

The  House  fronts  towards  the  North-E^ast,  Dumfries  lies 
nearly  East,  almost  in  the  direction  which  the  smaller  sketc;h 
has:  but  heathy  mountains  hide  it  from  us. 

On  the  groundfloor,  the  easternmost  window  (that  on 
your  right  band  when  you  look  from  the  door)  belongs  to 
our  Dining-room;  that  on  the  left  to  our  Drawing-room 
(where  your  Picture '  hangs) ;  immediately  behind  that  lalter, 
and  entering  from  it,  is  my  Library,  where  I  am  now  writing. 
The  Upper  story  is  occupied  with  bedrooms  etc. 

To  the  rear  of  the  House  is  a  Kitchen,  a  Square  of 
Stahles  and  other  Offices;  farther  off,  divided  from  us  by 
vvalls,  yet  still  contiguous,  is  a  Farming-establishment,  with 
all  its  appartenances:  behind  this,  trees  and  grass  parks. 

In  front,  again,  within  that  Paling  is  a  shrubbery ;  or 
rather  as  yet  a  smooth  green,  with  gravel  walks.  Adjoining 
this,  on  your  left  band  (still  looking  f)'oin  the  door)  lies  the 
Garden  (scarcely  visible  in  this  sketch) :  at  the  other  corner 
of  the  House  Stands  a  sycamore  tree  (likewise  almost  hidden 
here)  at  the  foot  of  which  I  often  read  last  summer. 

Outside  the  Paling,  in  the  empty  Space,  we  have  planted 
oaks  and  spruce-firs,  which  are  thriving:  beyond  these  is  a  wall, 


'  Eine  Lithographie  nach  Stielers  bekanntem  Oelgemälde. 

GOKTHE-JAHRBUCH     IX.  l5 


242  MiSCELLEX. 

and  then  the  park  for  our  horses  and  cows.  Considerable 
tracts  of  wood.  planted  some  twenty  years  ago  are  scattered 
round  us  in  all  directions. 

The  heights  visible  in  both  sketches  in  the  distance  are 
the  granite  mountains  of  (ialloway,  which  run  on,  under  still 
wilder  forms.  to  the  shore  of  the  Irish  Sea. 

Craigenputtoch 

21"^  December   1829. 

Die  einfache  Wärme  dieser  Beschreibung  ist  bezeichnend 
für  Carlyle  selbst  wie  characteristisch  für  dessen  Pjeziehungcn 
zu  Goethe.  Er  wusste.  dass  dem  hochverehrten  fernen  Freunde 
eine  solche  eingehende  Schilderung  des  bescheidenen  Schot- 
tischen Gehöftes  nicht  unlieb  sein  würde,  wie  sie  denn  auch 
durch  Übersendung  zweier  Ansichten  des  Goethehauses  und 
des  Gartenhauses  am  Stern  dankend  erwidert  wurde.  Die 
hier  mitgetheilten  Zeilen  Carlyles  bilden  eine  Ergänzung  zu 
Goethes  Einleitung  zum  Leben  Schillers,  —  als  solche  den  Ver- 
ehrern des  deutschen  Dichters  wie  des  schottischen  Historikers 
hoffentlich   nicht  unwillkommen. 

^^■eimar,  30.  Oct.    1887.  C  Ruland. 

Ndclischrift. 

Soeben  habe  ich  die  oben  als  verschollen  bezeichneten 
Moir'schen  Originalzeichnungen  des  Hauses  zu  Craigenputtoch 
im  Goethe-Museum  gefunden.  Sie  sind  äusserst  sorgfältig  mit 
pjleistift  gezeichnet,  von  einer  Zartheit,  der  die  Stiche  Schnells 
nicht  volle  Gerechtigkeit  widerfahren  lassen. 

Weimar,   15.  Febr.    1888.  C.  Rui.axd. 


9.  O  Feral. 
Den  von  mir  in  der  Strassburger  Matrikel  entdeckten 
jugendgenossen  Goethes  hat  Zarncke.  dem  ich  für  freundliche 
Nachricht  verpflichtet  bin,  nun  auch  in  der  Leipziger  gefunden: 
»1767  d.  13.  Juni  Friedr.  Wilh.  O  Feral  Dresdensis«,  so  dass 
die  Bekanntschaft  in  Leipzig  geschlossen  sein  wird,  wo  eben 
damals  ein  Johann  Friedrich  o  Feral  als  MUnzmeister  und 
Münzguardein  auf  der  Fleissenburg  wohnte  und  wie  sein  Nach- 
bar Oeser  und  Professor  Ludwig  Ehrenmitglied  der  »Oecono- 
mischen  Gesellschaft«  war.  Vielleicht  der  Vater,  denn  »Dres- 
densis« bezeichnet  nur  den  Geburtsort.         Erich  Schmidi'. 


lo.  Goethe  in  der  Kriegscominission.  »Nächilens  wird  viel- 
leicht eine  Veränderung  die  mich  wieder  an  eine  Menge 
garfligen  Zeugs  anknüpft,  mags  drum  seyn«  —  schreibt  Goethe 


.MiSCELLEN.  243 

Mitte  October  1778  an  Frau  von  Stein,  und  Fielitz  belehrt 
uns, Briefwechsel  P.443,  dass  damit  die  Ernennung  des  Dichters 
zum  Mitgliede  der  Kriegscommission  gemeint  ist.  Diese  Er- 
nennung erfolgte  am  5.  Januar  1779,  doch  scheint  Goethe 
sich  in  der  »militärischen  Wirtschafft«  (P,  249)  nicht  besonders 
wohlgefuhlt  zu  haben.  Aus  den  Acten  dieser  Commission,  die 
leider  zum  grössten  Theile  vernichtet  sind,  hat  Burkhardt 
(G.-J.  VI,  344)  ein  erheiterndes  Schreiben  im  Curialstyl  mit- 
getheilt,  hier  ein  zweites,  dessen  Abschrift  ich  der  Liebens- 
würdigkeit des  Herrn  B.  Elise  her  in  Budapest  verdanke. 

»Nachdem  auf  künftigen  nun  Julii  a.  c.  sowohl  die  Armatur 
als  Equipagen  Stücke  so  wie  das  sämmtliche  Pferden  Zeuch  des 
fürftl.  Husaren-Corps,  in  Ansehung  der  etwa  daran  erforder- 
lichen Reparaturen  durchgesehen  werden,  ein  Solches  aber 
von  dem  fürftl.  Hauptmann  Ritter  hieselbft  gesche[h]n  soll ; 
Alß  wird  demselben  hiermit  aufgegeben  Stück  für  Stück  genau 
durchzusehen,  alles  behörig  zu  notiren  und  mittelft  Berichtes 
anhero  einzureichen. 

Sig.  Weimar,  den   28.  Junii    17S0 

Fürftl.  Sachs.   Kriegs-Commission  das. 
Goethe.  Volgftaedt.« 

Der  Grund  von  Goethes  Unbehagen  bei  seiner  Thätig- 
keit  in  der  Kriegscommission  scheint  wesentlich  persönlicher 
Natur  gewesen  zu  sein:  der  mitunterzeichnete  College,  der 
Kriegsrath  Volgstaedt,  mit  dem  er  »auf  keine  Art  verwandt 
seyn«  (P,  297)  mochte,  musste  verabschiedet  werden,  was  erst 
nach  einem  Jahre  ermöglicht  wurde.  »Der  Abschied  des 
Dicken  ift  freylich  nicht  ohne  unangenehmes  für  mich  gewesen 
und  giebt  mir  auf  die  erfte  Zeit  viel  mehr  zu  thun«  —  schreibt 
er  der  Geliebten,  als  es  ihm  im  December  gelungen  war. 
denselben  »abzuschütteln«.  Wie  in  dem  früher  veröffent- 
lichten handelt  es  sich  in  diesem  militärischen  Aktenstück 
um  die  Husaren,  zu  deren  friedlicher  Thätigkeit  es  bekannt- 
lich gehörte,  ausser  den  Staatsdepeschen  für  den  Herzog  auch 
die  Freundesbriefe  des  Dichters  an  Charlotte  zu  befördern. 

G.  AVkisstein'. 

II.  Über  Goethes  unbekannte  Stadtwohnungen  in  Weimar. 
Wer  sich  an  der  Hand  neuerschlossner  Quellen  in  die 
häuslichen  und  wirthschaftlichen  Verhältnisse  Goethes  vertieft, 
findet  in  erster  Linie,  dass  die  Gründung  und  der  Ausbau 
eines  eignen  Heims  mit  besonderer  Vorliebe  von  ihm  gepflegt 
wurden,  seitdem  sein  Entschluss  feststand,  dauernd  \N'eimar 
angehören  zu  wollen. 

16* 


244  MiSCELLEN. 

Zunächst  freilich,  als  er  das  gastfreundliche  v.  Kalbsche 
Haus  aufgab,  waren  seine  Ansprüche  äusserst  bescheidener 
Natur.  Denn  nach  dem  Briefe,  welchen  er  am  6.  März  1776 
an  Johanne  Fahimer  richtete,  gedachte  er  seine  Häuslichkeit 
nur  in  einer  bereits  gewählten  Miethswohming  zu  finden,  die 
er  selbst  als  ein  schönes  Logie  bezeichnete. 

Es  ist  merkwürdig,  dass  es  der  bisherigen  Forschung  nicht 
geglückt  ist,  die  verschiedenen  Wohnstätten  Goethes  mit  Sicher- 
heit feststellen  zu  können.  Düntzer  '  stellt  wiederholt,  ohne  seine 
Ansicht  zu  begründen,  als  gewiss  hin,  dass  Goethe  schon  1776  das 
Jägerhaus  als  Stadtwohnung  neben  seinem  Garten  benützt  habe, 
wozu  ihn  wahrscheinlich  der  bekannte  Brief  Wielands  an  Merck 
vom  25.  März  1776  veranlasst  hat.  In  diesem  vergleicht  Wieland 
das  geviicthcte  Haus  mit  einer  Burg,  in  welcher  Goethe  mit 
seinem  Philipp  ganz  allein  sich  im  Nothfalle  gegen  ein  ganzes 
Corps  wehren  könne.  Abgesehen  davon,  dass  Goethe  schwer- 
lich in  einem  licrrscliaftlichen  Hause,  in  einem  »Micf/isver- 
/id/ffiisse«  stehen  konnte,  passt  zu  diesem  auch  die  Schilderung 
Wielands  nicht,  weil  jenes  damals  einer  Burg  gar  wenig  ähn- 
lich sah. 

Bevor  Goethe  diese  Miethwohnung  bezog,  traten  be- 
sonders wichtige  Verhältnisse  ein.  Mit  seinem  Entschlüsse, 
dauernd  in  Weimar  bleiben  zu  wollen,  Hess  es  sich  nicht 
vereinbaren,  dass  er  das  v.  Kalbsche  Haus  am  Töpfenmarkte 
als  Hausfreund  weiter  in  Anspruch  nehmen  konnte.  Er  ver- 
liess  dasselbe  am  18.  März  1776,  indem  er  die  aus  7  Personen 
bestehende  Dienerschaft  des  von  Kalbschen  Hauses  durch  er- 
hebliche Geldgeschenke  abfand.  Als  Goethe  am  4.  April 
von  seiner  Leipziger  Reise  wieder  in  Weimar  eintraf,  konnte 
er  sein  Miethlogis  nicht  beziehen,  weil  dasselbe  erst  von 
johanni  ab  vertragsmäßig  zur  Verfügung  stand  und  es  steht 
desshalb  ausser  allem  Zweifel,  dass  er  eine  Zwischenwohnung 
einnahm,  die  bis  jetzt  noch  nicht  ermittelt  werden  kann. 
Jedenfalls  muss  diese  in  Mangel  rechnerischer  Aufwände  in 
einem  befreundeten  oder  herrschaftlichem  Hause  gesucht 
werden,  in  welchem  die  Bezahlung  einer  Miethe  ausge- 
schlossen war. 

Die  Erwerbung  des  Gartens,  welche  durch  den  Herzog 
nach  der  Rückkehr  Goethes  von  Leipzig  erst  betrieben  wurde, 


1  Goethes  Leben  S.  273:  das  burgnrtige  sof^cnanntc  kleine  Jäger- 
haus. Dann  namentlich  Düntzcrs  f^ninzlich  verfehlte  Beweisführung 
gegen  Fielit/',  in  Düntzers  Goethes  Eintritt  in  Weimar  S.  170 — 171,  wo 
die  Existenz  einer  Stadtwohnung  als  unmöglich  hingestellt  wird  u.  s.  \v. 
Eielitz  gibt  Jägerhaus  stets  mit  ?  an.  Hätte  Goethe  obi^^cs  Logis  nicht 
besessen,  so  hätte  er  es  unmöglich  Herders  zum  bezeichneten  Zwecke 
(Niederkunft  von  Herders  Frau)  anbieten  können.  Düntzer  meint  sogar, 
dass  Goethe  mit  2  Wohnungen  Luxus  getrieben  hätte!!! 


MiSCELLEX.  245 

und  den  er  am  21.  April  in  Besitz  nahm,  vermochte  seine 
Absichten  nicht  zu  ändern,  die  Stadtwohnung  aufrecht  zu  er- 
halten. Es  war  ja  vor  den  gewaltigen  Umänderungen,  die 
das  Gartenhaus  erfuhr,  gar  nicht  vorauszusehen,  ob  dasselbe 
unter  allen  Verhältnissen  dauernd  zu  benutzen  sein  würde 
und  in  der  Folge  zeigte  es  sich  auch,  welcher  Anstrengungen 
es  bedurfte,  ehe  Goethe  es  im  Winter  ohne  grosse  Unan- 
nehmlichkeiten bewohnen  konnte.  Seinen  Ansprüchen  genügte 
es  erst  durch  grössere,  zum  Theil  wiederverschwundene  An- 
und  Ausbauten,  die  noch  im  Jahre   1778    ausgeführt   wurden. 

Zu  Johanni  1776'  zog  Goethe  aus  der  nicht  festzustel- 
lenden Zwischenwohnung  aus  und  richtete  sich  im  Hause  des 
Hofcassirers  König  ein.  Das  Haus  Königs  lag  am  heutigen 
Burgplatz,  auf  welchem  es  hinter  der  damals  vorliegenden 
Hauptwache  stand  und  sich  als  einziges  Haus,  frei  von  den 
jetzt  zu  beiden  Seiten  angebauten  modernen  Häusern  gar 
stattlich  ausnahm.  Es  war  ein  sehr  altes  Ritterhaus,  das  schon 
vor  der  Mitte  des  17.  Jahrhunderts  sich  im  Besitz  des  Hof- 
marschall V.  Draxdorf  und  des  f.  Stallmeisters  von  Hörn 
befand,  während  der  Bau  auf  ein  bei  weitem  höheres  Alter 
schliessen  lässt.  Der  südliche  Eingang  führte  durch  das  ganze 
Haus  und  war  sogar  zur  Einfahrt  mit  dem  Wagen  geeignet. 
Wielands  Vergleich  mit  einer  kleinen  Burg  war  zutreffend, 
die  nördliche  und  südliche  Giebelseite  waren  der  noch  er- 
haltenen Facade  des  ersten  und  zweiten  Stocks  conform 
gehalten,  und  man  kann  sich  noch  heute  die  Ansicht  des 
Hauses  —  es  ist  das  Albrechtsche  —  leicht  vorstellen,  wenn 
man  die  in  diesem  Jahrhundert  (1837)  beliebten  unmotivirten 
Umänderungen  des  Hauses  im  Parterre  und  den  Aufbau  einer 
ebenso  stillosen  Erkerwohnung  sich  hinwegdenkt.  Hier  wohnte 
Goethe  (wahrscheinlich  in  der  zweiten  Etage)  bis  Ostern  1777 
gegen  ein  vierteljähriges  Miethgeld  von  15  Thaler.  Er  hatte 
vollkommen  Recht,  wenn  er,  wie  das  damalige  Weimar,  das 
an  solchen  Gebäuden  mit  acht  Fenstern  Front  keinen  Über- 
fluss  hatte,  die  Wohnung  schön  fand.  Sie  war  es  auch  in 
dem  Sinne,  als  sie  mit  Vorgarten  versehen,  äusserst  günstig,  in 
der  unmittelbaren  Nähe  der  fürstlichen  Kammer  und  des 
Fürstenhauses  lag  und  ihm  in  vielen  Fällen ,  anstatt  des 
Gartens   eine   heimathliche  Stätte  darbot. 

Ostern  1777  s;ab  er  diese  Wohnung^  aus  uns  noch  unbe- 


'  Am  27.  Juni  bemerkt  die  Rechnung :  20  Gr.  denTaglöhnern  beim  Aus- 
ziehen. Es  kann  auch  sein,  dass  diese  einige  Tage  später  abgelohnt  wurden. 

^  Die  Q.uittung  Königs  lautet  bis  dahin,  wurde  aber  erst  31.  De- 
cember  ausgestellt  und  ein  Abzug  von  7  ^  für  verschiedene  An- 
schaffungen gemacht,  unter  denen  die  Beschaffung  von  8  grünen  Fenster- 
brettern sehr  bestimmt  für  den  zweiten  Stock  sprechen,  da  die  Farbe 
dieser  Bretter  als  Grundfarbe  sich  feststellen  lässt. 


246  MiSCELLEN. 

kannten  Gründen  auf  und  zog,    wie  eine  Rechnung  Miedings 
nachweist,    in    das    Fürstenhaus,    wo  er    sich,    nach    den  An- 
ordnungen zu  schliessen,  eine  ständige  Stadtwohnung  im  Par- 
terre einrichtete  unter  der  auch  das  »Herrschaftshaus«  (Tageb. 
I.  54),  welches  er  im  November  1777   zeitweise  wegen  Repa- 
raturen des  Gartenhauses  bezog,    zu  verstehen    ist.     Wann  er 
diese  wieder  aufgab,  ist   bis  jetzt  nicht  zu  ermitteln.     Jeden- 
falls  nahm  er  am  2.   August   1779  eine  andere  Wohnung,  die 
er    nach   seinen    Tagebuchsaufzeichnungen    als    sein  »Absteig- 
(juartiergen«  bezeichnete,    das,    nach    einigen  Rechnungsposi- 
tionen zu  schliessen,  im  ehemalig  v.  Volgstaedtschen '  Hause  zu 
suchen  ist.    Dieses  Haus,  welches  Herr  v.  ^'o]gstaedt  weit  vor 
Goethes  Ankunft  in  Weimar  erbaut   hatte,  war  später  von  der 
Familie  Marschall  in  den  Besitz    des    Dr.   W.   Schuhmann    ge- 
kommen.     In  diesem    Hause    lag   das  kleine   Absteigipiartier 
im  ersten  Stock.    Die  alte  Thiir,    durch  die  Goethe  ging,  hat 
sich  bis  auf  unsre  Tage  noch  erhalten,  aber  hinter  ihr  fmdet  sich 
nicht  mehr  der  alte  Aufgang,  der  zu  Goethes  Wohnung  führte, 
sondern  die  Hausflur  mit  der  Treppe  ist  nach  rechts    in    das 
jetzt  gräflich    von  Beustsche  Haus  (Hinterhaus   in  der  Seifen- 
gasse) verlegt,  und  hinter    der    alten  Eingangsthür.    die   jetzt 
stets  verschlossen  ist,  finden  sich  Holzställe  eingebaut,  in  denen 
noch  die    alte  Einrichtung  des  Parterres    erkenntlich    ist.     So 
lag  Goethes  Absteigquartier  unmittelbar,  so  zu  sagen  unter  einem 
Dache,  neben  der  Wohnung  der  Frau  von  Stein.  Dass  Goethe 
grösseres  Gewicht  auf  die  Lage  dieses  Noth(}uartieres  als  auf  die 
(irösse  und  den  Comfort  der  Wohnung  legte,  geht  schon  aus  dem 
geringen  ^Nliethzins  hervor,  den  er  vierteljährig  an  die  Kanzlei  im 
Betrag  von  fünf  Thaler  abführte,  welche  jenen  jedenfalls  Kraft 
besonderer  Abmachungen  vereinnahmte.  Goethe  hatte  bis  zum 
2.  luni   1781   sicherlich  dies  Quartier  noch  inne,  dann  scheint 
er  dasselbe  aufgegeben  zu  haben,    da  die   Rechnungsposition 
nicht  mehr  vorkommt,  und  dazu  stimmen  auch  die  im  Briefe 
seiner  Mutter  unter  dem   16.  November   1781   kundgegebenen 
Wünsche,  dass  Goethe  eine   Wohnung    in    der  Stadt    erhalten 
möchte,  um  ihn  nit;ht  unter  allen  Umständen    im    Winter    an 
die  Wohnung  im  (larten  zu   binden.   —    Dass    dieser  Wunsch 
auf  Betrieb  der  Herzogin   Amalia,   wenn  auch    unter   einigem 
Widerstreben  Goethes  in  Erfüllung  ging,  zeigt  die  Ostern  1782 
vollzogene  Wandlung  der  Dinge,  indem  er  zunächst  miethweise 
in  das  Haus  am  Frauen])lan  zog.    Von  da  ab  bestehen  keine 
Zweifel  über  Goethes   \\'ohnungsverhältnisse;    imd    es    werden 


'  Die  Anbringung  einer  Glocke  an  der  Haustliür  (Spuren  sind 
noch  sichtbar)  in  dem  Volgstädtischen  Hause  weist  die  Recnnung  von 
1780  nach,  ebenso  die  Fertigun<j  eines  Stubenthi'irsclilüssels;  auch  ein 
Jjilletkasten  war  dort  am  22.  Februar  1780  angebracht. 


Nachträge  und  Berichtigungen  zu  Band  VIII.  247 


nach  diesen  Ausführungen  bezüghch  der  früheren  Heimstätten 
keine  Lücken  und  Zweifel  mehr  bestehen  können,  wenn 
demnächst  seine  Zwischenwohnung  vom  Auszug  aus  v.  Kalbs 
Haus  bis  zum  Bezug  der  Wohnung  am  Burgplatz  festgestellt 
sein  wird.  C.  A.  H.  Burkhardt. 


B.  Nachträge  und  Berichtigungen  zu  Band  VIII. 

S.  8,  Z.  16  »qu'il  sc  pourrait«  statt:  le  nach  Chuquet. 
Revue  critique  No.  5.  30,  Jan.  1888  S.  97.  [Für  einzelne  Stellen 
der  französischen  Briefe  in  Bd.  VII  schlägt  Ch.  Verbesserungen 
vor,  die  bereits  nach  der  Handschrift  in  der  Weimarer  Aus- 
gabe eingetragen  sind:  bouc  für  boue  S.  42,  5;  sottement  für 
tottement  46,  5;  que  für  zue  das.  27;  andere,  in  denen  die 
Weimarer  Ausgabe  die  Lesart  des  G.-J.  bestätigt  hat:  dechiffre 
für  dechire  41,   15,  j'adjure  für  j'adore  53,   5.] 

S.  8  — 10.  In  den  italienischen  Briefen  sind,  trotz  der  in 
\\'eimar  besorgten  Correctur,  viele  Fehler  stehen  geblieben. 
Es  muss  heissen  S.  8,  Z.  23  dovuto  st.  devuto,  25  sdegnato 
St.  odegnato,  31  manoscritto  st.  manscritto,  inviero  st.  inciero, 
S.  9,  Z.  17  mia  st.  mi,  S.  10,  Z.  7  quell  st.  quel,  11  v.  u. 
anticipatamente  st.  anticapataniente. 

S.  16,  Z.  21  muss,  nach  einer  Mittheilung  des  Herrn  Dr. 
R.  Schmidt,  Tordenskjold  st.  Tadenschild  gelesen  werden. 
Gemeint  ist  »der  berühmte  Seeheld,  Liebling  der  dänischen 
und  norwegischen  Nation«. 

S.  96,  Z.  8  muss  wohl,  wie  Herr  Dr.  Heraeus  in  Biele- 
feld vermuthet,  »befreyt«  für  »befragt«  gelesen  werden. 

Zu  S.  104  fg.  St.  Antonietta  Avesi  muss  es  wohl,  wie 
M.  Landau  bemerkt,  Arese  heissen.  Mit  Gräfin  A.  wurde 
Foscolo  im  März  1801  bekannt.  Der  Roman  Foscolos  er- 
schien vollständig  bereits   1802. 

S.   103,  Z.   27   1.  Brambilla  st.   Brandilla. 

Zu  S.  112  (No.  35)  Charlotte  v.  Schiller  meint,  wie  M.  Ber- 
nays  mir  bemerkt,  die  Abhandlung  im  Morgenblatt  181 5,  10 
und  II.  April.  Goethe  ändert  wohl  Rohheit  in  jugendliche 
Ungeduld.  Der  »Unwille«  findet  sich  ja  noch  (Hempel  28,  716). 

S.  116.  Der  Anfang  des  Briefes  No.  57  bezieht  sich  nicht, 
wie  ich  ganz  irrig  annahm,  auf  »Hermann  und  Dorothea«, 
sondern  auf  G.  Hermanns  Schrift  De  metris  Graecorum  et 
Romanorum  poetarum.  (D.  Die  mit  D.  bezeichneten  Be- 
richtigungen sind  einer  groben  Recension  des  Goethe-Jahr- 
buchs  von   H.   Düntzer   entnommen.  Grenzboten  1887  No.  28 


248 


Nachtrage  und  Berichtigungen  zu  Band  VIII. 


S.  77 — 86,  einem  Erguss  der  gekränkten  Eitelkeit  des  Recen- 
senten,  dem  zu  antworten  ich  tief  unter  meiner  Würde  halte.) 

S.   126  1.  Z.  Der  excellente  Recensent  ist  Eberhard. 

S.  127,  Z.  3  hat  sich  Nicokii  verschrieben,  es  muss 
1777   heissen. 

S.  127,  3  V.  u.  Die  Rhapsodie  von  Reimhart,  nicht  Rein- 
hart, wie  es  fälschhch  im  Register  heisst,  ist,  wie  ich  von  ver- 
schiedenen Seiten  freundUchst  und  von  D.  grob  belehrt  wurde, 
von  Merck. 

S.  128  fg.  Der  Brief  an  Frau  von  Heygendorf  ist  l)ereits 
einmal  (i.-J.  V,   13  fg.  veröffentlicht.     D. 

Die  S.  143  von  A.  Cohn  mitgetheilten  Verse  sind  über- 
setzt aus  Manzonis  Graf  Carmagnola  I,   2.  D. 

S.  161,  Z.  IG  (auch  im  Register)  muss  es  Schmeller  heissen. 

Zu  S.  227:  auch  in  Hamburg  unter  Schröders  Direction 
wird  der  Herzog  Michel  von  Kindern  gespielt :  s.  die  Briefe 
von  Schröder  an  Gotter,  welche  Litzmann  eben  herausge- 
geben hat.  S.   124,   129.  Minor. 

Zu  S.  229.  Die  Beziehung  des  Gedichtes  »Homer  wider 
Homer«  auf  G.  Langes  Sendschreiben  hat  M.  Bernays  längst 
nachgewiesen.  ^V.  Christ,  Homer  oder  Homeriden,  München 
1884,  p.  64.  not.  I.  (Abhandlungen  der  k.  bayr.  Akad.  d. 
Wissensch.  I.  Gl.  X\'IL  Bd.  L  Abth.) 

L.  G. 


2.  Chronik. 

I.  Wilhelm   S  c  h  e  r  e  r . 


n  dem  folgenschweren  Tage,  der  das  lang  verschlossene 
Haus  arn  Frauenplan  weit  öffnete  um  andächtige 
Besucher  und  die  Boten  neuer  Thätigkeit  zu  empfangen, 
U  trat  ich  zusammen  mit  Scherer  in  Goethes  Sterbe- 
zimmer. Niemand  kann  in  den  geweihten  prunklosen  Raum 
ohne  ehrfürchtigen  Schauder  eingehen.  Der  letzte  Hauch  des 
Dichters  scheint  noch  darin  zu  schweben.  Seine  ganze  ein- 
zige Existenz  dringt  auf  uns  ein,  und  die  Vorstellung,  wie  das 


Von  bemerkenswerthen  Xekrolofjen  sind  mir  folgende  bekannt 
geworden:  J.  Baechtold,  .Allg.  Zeitung  5.  Sept.  1886;  F.  Bechtel,  Bei- 
träge zur  Kunde  der  indogermanischen  Sprachen  13,  163  ff. ;  A.  Bettel- 
heim, Deutsche  Zeitung  12.  Aug.  1886;  O.  Brahm,  Frankfurter  Zeituuic 
16  f.  Sept.  1886;  K.  Burdach,  Nationalzeitung  3  ff.  Nov.  1886;  W.  Dilthey, 
Deutsche  Rundschau  Oct.  1886;  H.  Grimm,  Deutsche  Literaturzeitung 
1887  No.  3;  R.  Heinzel,  S.  A.  aus  der  Zs.  für  österr.  Gvmnasien  1886 
Heft  11;  Waterman  Th.  Hewett;  J.  Hofforv,  Westermanns  Illustr. 
Monatshefte  1887  S.  646  ff;  A.  Horawitz,  W.  Seh.  Ein  Blatt  der  Erin- 
nerung Wien  1886:  W.  Kawerau,  Magdeb.  Zeitung;  E.  Martin,  hiter- 
nationale  Zs.  für  allg.  Sprachwissenschaft  3,  2 17 ff";  R.  v.  Muth,  Deutsche 
Wochenschrift  1886  No.  33  ;  J.  Rodenberg,DeutscheRundschauScpt.  1886; 
P.  Schienther,  Voss.  Zeitung  23.  Jan.  1887;  Johannes  Schmidt,  Ge- 
dächtnissrede auf  W.  Seh.  Berlin  1887  (gelesen  in  der  Kgl.  Akademie 
der  Wissenschaften  am  50.  Juni  1887)  ;  A.  v.  Weilen,  Presse  19.  Aug.  1886 ; 
R.  M.  Werner,  Zs.  für  Geschichte  u.s.w.  Cotta  1886  S.  862  ff";  E.  v.tVilden- 
bruch,  Goethe-Jahrbuch  1887. 

Scherer  wollte  seiner  Frau  in  den  Ferien  einmal  eine  Autobiographie 
dictiren.  Nur  leere  Hefte  liegen  vor  mit  den  .\ufschriften:  1841 — 45 
Schönborn;  1845—49  Gottersdorf;  1849—34  Im  histitut;  1854  —  58  Das 
akademische  Gvmnasium;  1858—60  Wiener  Studienjahre?  Die  ersten 
Universitätssemester;  1860—64  Berliner  Studienjahre;  1864—68  Privat- 
docent;  1868—72  Professor  in  Wien:  1872—77  Strassburg;  1877  Berlin. 
Neben  Müllenhoff. 


250  Chronik. 

leibliche  Dasein  so  überreicher  Mächte  hier  in  einem  Augen- 
bhck  erlosch ,  muss  auch  spröde  GemUther  überwältigen. 
Scherer  aber  konnte  sich  dieser  Fülle  der  Eindrücke  so  wenig 
erwehren,  dass  er  schluchzend  die  Kammer  verliess.  Er  hatte 
eben  erst  in  hinreissenden  Worten  voll  Muth  und  Kraft  die 
hohen  Pflichten  der  Arbeit  in  Goethes  Erbe  gepredigt,  und 
dem  Plänereichen  gingen  grosse  Projecte,  deren  Verwirklichung 
er  mitleiten  sollte,  durch  den  bewegten  Sinn.  Dass  sein  eigenes 
Leben  schon  gezeichnet  und  im  grellen  Gegensatze  zu  Goethes 
harmonisch  vollendeter  Bahn  frühzeitigem  Abbruch  verfallen 
sei,  ahnte  er  nicht.  Wir  wollten  es  auch  dann  nicht  glauben, 
als  der  folgende  Winter  ihn  auf  das  Siechbett  streckte  und 
weiterhin  die  scheinbare  Genesung  durch  bedrohliche  An- 
wandlungen von  Schwäche  und  Widerstandslosigkeit  fort  und 
fort  unterbrochen  wurde.  Düsteren  Ausblicken  und  entsagungs- 
reicher Berechnung,  was  er  noch  leisten  könne,  folgte  doch 
immer  wieder  ein  getrostes  Vergessen  solcher  bänglicher  Ge- 
danken:  er  hörte  so  gern,  dass  man  an  eine  thatkräftige  un- 
gehemmte Zukunft  für  ihn  glaube  und  ihn  noch  lange,  lange 
in  dem  neugegründeten  Hause,  wo  er  beglückt  Liebe  gab 
und  Liebe  empfing,  und  draussen,  wo  er  lehrend  und  gesellig 
anregte,  wirken  zu  sehen  hoffe.  Er  zählte  erst  fünfundvierzig 
jähre  und  hatte  noch  viele  Rechte  an  das  Leben,  die  \^'issen- 
schaft  und  Literatur  noch  viele  verpflichtende  Ansprüche  an 
ihn.  Aber  der  6.  August  1886  brachte  eine  jähe  Katastrojjhe. 
Diese  Flamme  hatte  so  hell  geleuchtet;  sie  trüb  herabbrennen 
und  verglimmen  zu  sehen,  wäre  unerträglich  gewesen.  Ein  ge- 
lähmtes Dasein  mit  peinlicher  P'inschränkung  des  Schaffens 
und  Geniessens,  langsamer  Verfall  hätte  diesen  raschen,  ehr- 
geizig den  höchsten  Zielen  zustrebenden  Mann  so  furchtbar 
wie  kaum  einen  anderen  Menschen  getroffen. 

Wilhelm  Scherer  war  eine  geniale  Natur.  Reichste,  auf 
österreichischem  Boden  gewachsene  Begabung  kam  in  strenge 
norddeutsche  Zu<ht.  Schon  als  (Gymnasiast  lebhaft  für  deutsche 
Sprache  und  Literatur  interessirt,  fand  Scherer  auf  der  Wiener 
Lniversität  zwar  rege  Förderung  von  Seiten  der  classischen 
und  slavischen  Philologie,  aber  keine  volle  Befriedigung  hei 
Franz  Pfeiffer,  dessen  PLntfaltung  als  Forscher  und  Lehrer 
auch  dur(  h  Mängel  des  Autodidaktenthums  beeinträchtigt  war 
und  der  allem  Norddeutschen  zähe  Abneigung  entgegensetzte. 
»So  machens  die  Preussen!«  murrte  er  1866  »Rücksichtslos 
alles  an  sich  raffen,  in  der  Politik  wie  in  der  Wissenschaft !« 
Das  war  aber  gar  nicht  nach  dem  Sinne  des  Jünglings,  der 
aus  Gustav  Freytags  Werken  nationale  Begeisterung  sog  und 
im  Ikkanntenkreise  die  scharfe  Tonart  Julian  Schmidts  als 
Gipfel  aller  Kritik  verfocht.  Scherer  wandte  sich  1860  na'h 
P.erlin   »uiu  Methode  zu  lernencf,   wie  er   mit    liebenswürdiger 


Chronik.  251 

Xaivetät  erklärte.  Jacob  Orimms  mildes  Auge  hat  noch  auf  ihm 
geruht.  Sein  Führer  wurde  Karl  Müllenhofif.  Bei  unerschütter- 
licher Einigkeit  in  allen  philologischen  Grundsätzen  grösste  Ver- 
schiedenheit des  Naturells  :  der  Ditmarsche  Müllenhoff  ein  lang- 
samer Hoplit,  hartnäckig,  an  strenge,  manchmal  starre,  sittliche 
Maßstäbe  gewöhnt,  den  Gewinn  grossartigen  Studiums  sehr 
bedächtig  schürfend  im  stolzen  Streben  die  Dinge  völlig 
auszuschöpfen,  schwerflüssig  in  der  Formgebung  für  die  impo- 
santen Resultate  beharrlichster,  aber  nie  ans  Endziel  rückender 
Lebensarbeit  —  Scherer  beweglich,  schmiegsam,  weltmännisch, 
oft  sprunghaft  und  bei  aller  Festigkeit  im  Verfolg  der  Auf- 
gabe gern  geneigt  auch  Unfertiges  rasch  abzustossen.  von 
sprudelnder  Gedankenfülle,  in  Rede  und  Schrift  nie  um  den 
treffenden  Ausdruck  verlegen ,  kein  Mann  der  Studirstube, 
ohne  zünftige  Verachtung  des  »Literaten«,  vielmehr  gern 
in  Fühlung  mit  nichtakademischen  Kreisen  und  dem  Ruhm 
eines  deutschen  Schriftstellers  allmälig  stärker  nachtrachtend 
als  dem  eines  deutschen  Gelehrten.  Doch  Hand  in  Hand  mit 
Müllenhoff  zeigte  Scherer  in  den  kleinen  althochdeutschen 
»Denkmälern«  frühreife  Herrschaft  über  philologische  Text- 
behandlung und  Erklärung:  der  Neuling,  der  von  einem  so 
anspruchsvollen  Meister  zum  Genossen  erkoren  sicher  auf  den 
Plan  trat  und  überall  neue  Ausblicke  eröllnete,  machte  ge- 
rechtes Aufsehen.  Das  Hauptwerk  der  folgenden  Wiener  Lehr- 
zeit ist  ein  grammatisches,  »Zur  Geschichte  der  deutschen 
Sprache«,  eingeleitet  durch  ein  jugendlich  überwallendes  Pro- 
gramm germanischer  Alterthumsforschung;  ein  revolutionärer 
Versuch,  die  nach  Grimms  Grossthaten  stagnirenden  Gewässer 
aufzurühren,  Sprachgesetze  in  innigstem  Zusammenhang  mit 
dem  Nationalcharakter  zu  zeigen,  die  Macht  der  Analogie- 
bildung zu  entwickeln,  erkannte  Normen  jüngerer  Sprach - 
Perioden  auf  ältere  zu  übertragen,  für  die  Lautlehre  von  der 
Physiologie  zu  lernen  und  die  Errungenschaften  der  ver- 
gleichenden Sprachforschung  intensiver  und  extensiver  als 
bisher  geschehen  zu  verwerthen. 

Obwohl  Scherer  bis  an  sein  Lebensende  oft  zur  Gram- 
matik zurückkehrte,  das  einschlägige  Hauptcolleg  gern  wieder- 
holte und  noch  zuletzt  eine  gründliche  Auseinandersetzung  mit 
den  jüngsten  Tendenzen  auf  diesem  Gebiete  plante,  sollte  nach 
dem  eben  genannten  kühnen  Wurfe  literarhistorisches  Be- 
mühen immer  mehr  bei  ihm  die  Oberhand  gewinnen.  Lehrend 
lernt  er  in  Wien.  Wohin  er  sich  fortarbeitend  oder  zur  ersten 
Orientirung  wendet,  überall  wird  er  productiv,  so  dass  dieser 
energische  Pfadfinder  auf  jedem  Gefilde  der  deutschen  Philo- 
logie wohlthätige  Spuren  seines  Wirkens  zurückgelassen  und 
an  Umfang  der  schriftstellerisch  bethätigten  Interessen  wie  an 
Kraft  der  Anregung   unstreitig    alle    Fachgenossen    überboten 


252  Chronik. 

hat.  Seine  Kritik  hat  sich  vom  Beowulf  bis  ?A\m  Faust,  von 
den  arischen  Urgattungen  bis  zu  Gottfried  Keller,  George 
Eliot,  Ludwig  Anzengruber  erstreckt.  Er  handelte  in  den 
»Denkmälern«  von  mittelalterlicher  Musik  und  er  war  le- 
bendig vertraut  mit  dem  Melodienschatze  seines  Landsmannes 
Schubert.  Über  Dramatisches  sprach  er  als  einer,  der  Burg- 
theater und  später  Comedie  francaise  besucht  hat.  Über 
ethische  Probleme  als  einer,  der  in  vielerlei  menschliche  Zu- 
stände Einblick  gewonnen.  Über  poetische  Technik  als  einer, 
dem  die  Gelegenheit  mit  hervorragenden  Dichtern  der  Gegen- 
wart solche  Fragen  zu  verhandeln  willkommen  gewesen.  Über 
Raphaels  »Schule  von  Athen«  hat  er  geschrieben  und  die 
Frage  nach  den  Quellen  entschieden  gefördert.  .  .  Es  ist  keine 
geringe  Selbstzucht  vonnöthen,  um  bei  solcher  \\'eite  der  In- 
teressen sich  nicht  im  freien  Spiel  geistiger  Kräfte  einer  zu- 
sammenfassenden Production  zu  entziehen,  sondern  das  Fun- 
dament der  Bildung  und  Forschung  fest  zu  gründen.  Scherers 
zuversichtliche  Art  in  der  Erledigung  oder  Aufstellung  von 
Problemen  hat  starke  Sym])athien  und  Antipathien  erweckt,  aber 
niemand  gleichgiltig  gelassen.  Als  junger  Mensch  hielt  er  ein 
satirisches  letztes  Gericht  über  die  Fachgenossen,  und  so  ab- 
schätzig er  später  diese  Schnurre  belächelte,  sie  war  cha- 
rakteristisch für  die  Freiheit,  mit  welcher  Scherer  sich  in  der 
Gelehrtenrepublik  umschaute.  Die  grossen  Abhandlungen  über 
Jacob  Grimm  jedoch,  die  in  besagtes  Satyrspiel,  aber  zugleich 
in  ein  sehr  positives  und  grossartiges  Programm  der  deutschen 
Philologie  ausliefen,  zeigten  ein  sehr  ausgebildetes  und  fein- 
fühliges Organ  der  Verehrung;  mit  der  Darstellung  des  theuren 
Mannes  verbanden  sie  durchsichtige  Beiträge  zur  weiteren  Ge- 
schichte der  Wissenschaft,  ja  die  Skizze  war  in  allen  Haupt- 
partien, obwohl  hie  und  da  noch  etwas  manierirte  Nachahmung 
Macaulayschen  Stils  sich  regte,  so  glücklich  gerathen,  dass  sie 
meist  Wort  für  A\'ort  in  das  ausgedehntere  und  gefeiltere 
Jubiläumswerk  von  1885  eingehen  durften.  Wie  reizvoll  ist 
die  Geschichte  unserer  Wissenschaft  durch  ihre  grossen  Zu- 
sammenhänge mit  Dichtung  und  Nationalgefühl,  durch  die 
reine  Grösse,  die  stählerne  Schärfe,  die  Wucht  ihrer  Meister, 
und  wie  unlebendig  bleibt  sie  bei  dem  trefflichen  Raumer! 
wogegen  Scherer  sowohl  führende  Personen  (Grimms,  Lach- 
mann, Haupt,  Müllenhoffj  als  auch  Liebhaber  wie  Meister 
Sepp  und  Meusebach  oder  Fachleute  zweiten  und  dritten  Rangs 
—  z.  P.  mit  ein  paar  Strichen  Hahn  —  zu  vergegenwärtigen 
weiss.  Diese  Kunst  der  Gharakteristik,  die  in  den  Kern  der 
Persönlichkeit  eindringt,  den  si)ringenden  Punkt  scharf  be- 
leuchtet, Leibnizens  »charge  du  passe  et  gros  de  l'avenir«  über- 
all in  der  Menschengeschichte  genetisch  und  fortleitend  ver- 
folgt, die  Accente  weislich  vertheilt  und  mit  der  Naturwissen- 


Chronik.  253 

schalt  in  empirischer  Beobachtung  wetteifert,  bildete  er  in  Wien 
aus.  Er  übte  sie  verweilend  an  Aljraham  a  Santa  Clara,  nachdem 
Karajan  biographischen  Stoff  angesammelt  hatte,  und  an  dem 
zu  posthumer  Schätzung  gelangten  Grillparzer;  an  letzterem 
damals  objectiver  als  später.  Er  bedurfte  der  knappen  Cha- 
rakteristik für  sein  durch  Gervinus  und  Goedeke  angeregtes 
Studium  der  Dramen  des  16.  Jahrhunderts,  die  er  nachher  in 
der  »Allgemeinen  deutschen  Biographie«  so  compress  darstellte 
und  deren  oft  aus  mühseliger  Leetüre  geschöpfte  Kenntniss 
zunächst  einen  schönen  Niederschlag  fand  in  der  mit  dem 
Freund  O.  Lorenz  gemeinsam  verfassten  »Geschichte  desElsass«. 
Im  Herbst  1872  übernahm  Scherer  die  Professur  für 
deutsche  Sprache  und  Literatur  an  der  Universität  Strassburg. 
Die  fünf  Jahre,  die  er  hier  zubrachte,  sind  eine  inhaltschwere 
Übergangszeit.  Scherer  selbst  nahm  1877  das  ausgesprochene 
Bewusstsein  nach  Berlin  mit,  dass  sein  rasches  Blut  ]\Llßigung, 
seine  Art,  Menschen  und  Verhältnisse  zu  beurtheilen,  grössere 
Unparteilichkeit  gewonnen  habe.  Im  neuen  Reiche  schlug 
das  leidenschaftliche  Temperament  sehr  selten  so  hitzig  über 
den  Strang,  wie  es  ihm  in  politischen  Reden  zu  Wien  unter 
dem  Druck  unüberwindlicher  Sehnsucht  nach  dem  aufsteigenden 
siegreichen  Staate  des  öfteren  begegnet  war.  und  seinScheidegruss 
gab  sich  nicht  wie  in  Wien  als  sprühende  Kampfrede,  sondern 
als  reifes  Bekenntniss,  welche  nationale  Kraft  der  deutschen 
Philologie  innewohne.  So  hat  er  später,  als  von  rechts  und 
links  reactionäre  Wogen  andrangen,  einem  maßvollen,  ent- 
schieden toleranten  Liberalismus  in  politischen  und  religiösen 
Fragen  gehuldigt.  Für  seine  Schüler  —  und  Strassburg  sah 
Scherers  Lehrthätigkeit  am  reichsten,  weil  am  ungehemmtesten 
entfaltet  —  war  das  unmittelbare  Hervortreten  der  Persön- 
lichkeit, die  man  immer  zugänglich  und  mittheilsam  fand,  ein 
unvergesslicher  Segen.  Es  lag  etwas  Anglühendes  und  Fort- 
reissendes in  Scherer.  Sein  Vortrag  und  sein  Gespräch  ver- 
zichteten auf  alle  rhetorischen  Mittel,  aber  der  rasche,  manch- 
mal allzu  hastige  Fluss  hielt  den  Zuhörer  stark  in  Athem  und 
machte  ihn  zum  Theilnehmer  einer  ununterbrochenen  Pro- 
duction.  Sein  behender  Geist  verschloss  sich  nirgends,  brachte 
überall  das  Lieblingswort  »Gesichtspunkte«  zur  praktischen 
Geltung  und  drang,  auch  wo  der  Wechsel  jeweiliger  Beschäf- 
tigung an  nervöse  Unruhe  streifte,  in  den  Kern  der  Probleme. 
Diese  künstlerische  und  gesellige,  jeder  Pedanterie  abholde 
Natur  hasste  die  ängstliche  KUstenschifffahrt  und  pries  ein 
Wachsen  und  Freiwerden  des  auf  hoher  See  segelnden  ^Menschen 
mit  weiter  Umschau  und  tiefem  Einblick  in  allgemeinere  Er- 
fahrungen, denen  sich  die  einzelne  Erscheinung  als  besonderer 
Fall  einordnen  lässt,  aber  sie  vertrat  auch  die  vielberufene 
»Andacht  zum  Unbedeutenden«,  kannte  keine  Nachsicht  gegen 


254  Chronik. 

Trägheit  und  Schlendrian,  hochmüthiges  Oeistreicheln  und  tief- 
sinniges Orakehi,  das  der  treuen  Arbeit  enthoben  zu  sein  wähnt, 
und  schied  höhere  journahstische  Fähigkeiten  von  dem  land- 
läufigen dreisten  Zusammenraffen  arrangirter'Iliatsachen  und  Ein- 
fälle. Auch  den  redlichen  Arbeiter  kleinen  Schlages  wusste  er  auf- 
richtig zu  schätzen,  während  er  den  Rhetor,  der  Trivialitäten  auf- 
donnert und  unter  dem  Beifall  der  Masse  auskramt,  gründlich 
verachtete.    Auch  darin  war  er  Aristokrat,  dass  er  die  empor- 
hebenden Schriftsteller  jederzeit  den  herabsteigenden  vorzog. 
Scherer  hat  Popularität  wahrlich  nicht  unterschätzt,  mit  unwür- 
digen Mitteln  angestrebt  hat  er  sie  nie.     Ein  Lieblingsgedanke 
in  den  letzten  zehn  Jahren,  dessen  mögliche  Organisation  er 
mehrmals  zu  Papier   brachte,    war  ihm    eine  Repräsentanten- 
kammer deutscher  Schriftsteller,    eine    »Deutsche  Akademie«, 
die    natürlich    ganz    andere    Dinge    als    Sprachregelung    und 
Sprachreinigung    verfolgen    sollte.     Es    wird  eine    für  Scherer 
bezeichnende  Utopie    bleiben.     Seine  Ethik   der  Wissenschaft 
lehrte,    dass    der  Mensch    das    auszuführen    die  Pflicht    habe, 
wofür  er  vornehmlich  gerüstet  sei,   dass  er  anderen  Neigungen 
entsagen  müsse,   wenn  der  Drang  der  Verhältnisse  gerade  ihm 
eine  verwaiste  Aufgabe    entgegenbringe.    Als  die  Fortsetzung 
von  Müllenhoffs  »Deutscher  Alterthumskunde«  gesichert  war, 
schrieb    er  mir :     »Eine  grosse  Entst:heidung    auch    für    mich, 
die    einen    schweren    Verzicht   einschliesst;    aber    die    Selbst- 
überwindung, die  man  übt,    pflegt  zum  Guten  auszuschlagen, 
und  so  bin  ich   getrost«.     Dies    fortgesetzte    ernste  Abwägen 
seiner  eigenen  Kräfte  und  Pflichten  schärfte  ihm  das  Urtheil 
über  Piegabung  und  Leistungen  anderer  und  erhöhte  zugleich 
sein  Selbstgefühl.     Scherer    war    sehr  selbstbewusst,    aber  gar 
nicht  eitel,    denn    die  Eitelkeit    ist   kleinlich,    und   sein  Thun 
und  Fühlen    hatte    kein    kleinliches    Fäserchen.     Auch    weiss, 
wer  ihm  einmal  näher  trat,    dass  der  Mann,    der  hie  und  da 
kühl    und    hochfahrend    erscheinen   mochte,    viel    lieber  lobte 
als  tadelte,   liebte  als  hasste    und  Familienpietät  wie  Freund- 
schaft warmherzig,    zart  und  weich   gehegt    hat.     Wie    vieles 
wäre  hier  zu  sagen,    dürften  wir    in  das   innerste   Heiligthum 
der  Trauer  eintreten  .   .  .     Dies  Selbstbewusstsein  hatte  nichts 
Starres  und  Verstocktes.     Zugänglich   für  Widersj^ruch,    wenn 
es  si(h    nicht  gerade  um  einen  besondern   Lieblingsgedanken 
handelte,  den  er  dann  reizbar  gegen  alle  Einwürfe  verschanzte, 
habe  ich  ihn  vor  allem  bei  der  ersten  Durchsicht  der  Literatur- 
geschichte   gefunden.     Er    beredete    überhaupt    seine  frischen 
Arbeiten  gern,    las  daraus  \or,    sammelte  Stimmen.     Polemik 
hat    er  oft    geführt   und    zwar    ohne   die   Keulenschläge ,   die 
Müllenhoff   auch    im  kleinen  Gelehrtenkrieg    für  nöthig  hielt. 
Vielfach  forderte  ihm  die  polemische  Auseinandersetzung  all- 
oemeine  Losungsworte  über  seinen  wissenschaftlichen  Betrieb 


Chronik. 


^>) 


ab:  man  müsse  den  Muth  des  Fehlens  haben;  auf  die  wissen- 
schaftliche Phantasie  komme  es  an ;  die  Motivforschung  könne 
im  Gegensatze  zu  der  stereotypen  Mahnung  »Nicht  zu  weit 
gehen!«  gar  nicht  weit  genug  gehen;  eine  der  widerlichsten 
Gelehrtentugenden,  recht  innig  verwandt  mit  der  Feigheit,  sei 
die  Vorsicht  —  zweischneidige  Schlagworte,  die  erst  bei 
näherer  Erläuterung  ihren  aufrührerischen,  gefährlichen  Klang 
verlieren.  Es  konnte  Scherer  nicht  einfallen,  die  Vorsicht 
schlechtweg  zu  verabschieden  und  zu  verdammen ;  aber  es  kam 
vor,  dass  er  eine  kühne  Hypothese  in  Druck  gab  und  dann 
Discussionen  darüber  ablehnte,  weil  ihm  das  »noch  nicht  reif« 
sei.  Mercks  »Bei  Zeit  auf  die  Zäun«  war  auch  für  ihn  ge- 
sprochen. Doch  in  der  Strassburger  Zeit  noch  geneigt,  Unter- 
suchungen formloser  abzuschliessen,  wie  die  »GeistlichenPoeten«. 
Einzelnes  in  den  »Deutschen  Studien«,  den  Commentar  »Aus 
Goethes  Frühzeit«,  den  bunten  kritischen  Strauss  »JörgWickram«. 
wandte  er  sich  immer  mehr  einer  durchgebildeten,  künstlerisch 
geordneten  Schriftstellerei  zu  und  suchte  oft  sogar  in  kleinen 
Notizen  und  Anzeigen  sein  für  Goethes  jugendliche  Kritiken 
aufgestelltes  Urtheil  zu  bethätigen:  auch  Recensionen  können 
ein  Kunstwerk  sein.  Er  schrieb  z.  B.  das  mythologische  Ca- 
pitel  oder  die  Parcivalanalyse  für  die  1876/77  begonnene  Lite- 
raturgeschichte drei,  vier  Mal  um. 

Das  letzte  zusammenfassende  Programm  seiner  Wissenschaft 
hat  Scherer  am  3.  Juli  1884  beim  langersehnten  Eintritt  in 
die  Berliner  Akademie  vorgetragen :  »Die  deutsche  Philologie 
verfolgt  die  gesammte  Entwickelung  unserer  Nation,  indem 
sie  in  ihr  inneres  Leben  einzudringen  sucht.  Von  der  Mytho- 
logie der  alten  Germanen  und  ihren  arischen  Wurzeln  bis  zu 
dem  modernsten  Gedichte  fallen  die  glänzendsten  wie  die  be- 
scheidensten Äusserungen  deutscher  Geisteskraft  in  ihr  Bereich. 
Sie  kann  sich  bald  an  der  unschuldigen  Einfachheit  eines 
Naturvolkes  erquicken,  bald  in  die  zarten  Gewebe  Goethescher 
Seelenschilderungen  vertiefen.  Sie  zählt  Herder  zu  ihren  Ahn- 
herren und  wendet  gerne  den  vergleichenden  Blick  über  die 
Grenzen  des  Vaterlandes  hinaus,  um  nach  dem  Gesetze  der 
geschichtlichen  Erscheinungen  zu  spähen  oder  wenigstens  die 
nationale  Eigenthümlichkeit  schärfer  zu  erfassen.  Sie  steht 
in  einem  traditionellen  und  niemals  ernstlich  getrübten  Ver- 
hältnisse zur  vergleichenden  Sprachwissenschaft.  Sie  hat  von 
der  classischen  Philologie  vieles  gelernt  und  wird  darin  gewiss 
fortfahren,  wo  es  ihr  nützen  kann.  Sie  ist  ein  Theil  der 
deutschen  Literatur  selbst,  ihre  Begründer  gehören  zu  unseren 
Classikern,  und  die  Art,  wie  Lessing,  Herder,  Goethe,  Schiller. 
\\'ilhelm  von  Humboldt  literarische  Dinge  betrachteten,  gab 
ihr  das  grosse  Vorbild  einer  auf  ästhetische  Probleme  gerich- 
teten historischen  und  systematischen  Untersuchung.     Sie  hat 


256  Chronik. 

das  Recht,  ja  die  Pflicht,  der  Literatur  der  Gegenwart  ihren 
sympathischen  Antheil  zu  schenken ;  und  es  geziemt  ihren 
Vertretern,  dass  sie  die  Sprache,  die  sie  forschend  ergründen 
sollen,  auch  kunstmäßig  zu  handhaben  und  sich  einen  Platz 
unter  den  deutschen  Schriftstellern  zu  verdienen  wissen.  Das 
Maß  der  Wissenschaftlichkeit  hängt  nicht  von  der  Schwierig- 
keit des  ersten  Schrittes  ab.  Die  leisen  Unterschiede  des 
Sprachgebrauches  zwischen  heut  und  vor  fünfzig  Jahren  zu 
erkennen,  fordert  schärfere  Sinne,  als  einem  althochdeutschen 
Texte  die  grammatische  Ausbeute  zu  entlocken,  die  er  etwa 
bieten  kann.  Ein  todtes  Idiom  aus  schriftlichen  Denkmälern 
zu  lernen  und  unsere  Kenntniss  davon  durch  einzelne  Be- 
obachtungen zu  bereichern,  ist  leichter,  als  eine  lebende 
deutsche  Mundart,  in  deren  Gebrauch  man  aufwuchs,  zuver- 
lässig darzustellen.  Das  heimische  Sprachgefühl  lässt  sich 
immer  nur  unvollkommen  ersetzen,  und  wer  es  nicht  mit 
Bewusstsein  in  sich  ausbildet,  bleibt  ein  Fremdling  in  jedem 
Sprachgebiet,  auf  dem  er  sich  ansiedeln  mag«. 

Ich  sagte  schon,  dass  in  Strassburg  die  längst  gepfleg- 
ten literarhistorischen  Interessen  Oberwasser  erhielten,  wenn 
auch  noch  nicht  im  Plan  der  Vorlesungen  und  Übungen ; 
doch  traten  zu  jenen  übersichtliche  Publica,  zu  diesen  gleich 
anfangs  eine  »moderne  Abtheilung«.  Goethe,  Kern  und  Stern 
unserer  neueren  Dichtung,  erwies  sich  immer  mächtiger.  Der 
Tag  ist  mir  lebhaft  in  Erinnerung,  wo  Scherer  nach  der  ersten 
Leetüre  der  »Achilleis«  sein  Staunen  über  so  lange  Verkennung 
ausdrückte.  Was  Scherer  jedoch  vor  Berlin  über  Cioethe 
geschrieben  hat,  beschränkt  sich  auf  Werke  der  Frühzeit  wie 
»Pater  Brey«,  »Jahrmarktsfest«,  »Stella«,  »Faust«,  auf  Gestalten 
aus  den  Jugendjaeren,  wie  »Adelaide«,  auf  Goethes  Advocaten- 
praxis  (nach  einem  beweglichen  Hilferuf  S.  Hirzels),  auf  ein 
vorläufiges  Programm  der  Goethephilologie.  Später  ist  er  wohl 
zu  diesen  durch  die  weithin  anregende  Jubiläumssammlung  des 
1  -eipziger  »Hohepriesters«  nahe  gelegten  und  so  erleichterten 
Studien  zurückgekehrt,  die  im  Elsass  der  Genius  loci,  die  Ver- 
bindung mit  Sesenheim,  die  Freundschaft  mit  dem  feinen,  im 
Zwiespalt  deutschfranzösischer  Bildung  lange  steckengebliebenen 
L.  Spach  so  nahe  legte,  hat  mit  Seuffert  die  »Frankfurter 
gelehrten  Anzeigen«  herausgegeben,  aber  selbst  gereift  und 
beruhigt  hegte  und  studirte  er  vor  allem  die  seit  der  italienischen 
Reise  geprägten  Schätze  des  Goetheschen  Mannes-  und  Greisen- 
alters. Ja,  er  antwortete  wohl  auf  eine  Beschwerde  über  die 
geringe  Verbreitung  des  »Jungen  Goethe«,  das  sei  im  Grunde 
ganz  gut,  da  sonst  der  Formlosigkeit  weiterer  Vorschub  ge- 
leistet würde. 

Diese  höchste  Werthschätzung  der  künstlerischen  Form 
erfüllt  Scherers  Meisterwerk  »(jeschichte   der   deutschen  Lite- 


Chronik.  257 

ratur«,  die  nicht  bloss  unterrichten,  sondern  auch  ästhetisch 
erziehen  und  in  den  Tagen  der  gewaltigen  Realpolitik  und  der 
übermächtigenNaturwissenschaften  davon  überzeugen  will,  dass 
die  Nation  nur  zu  ihrem  Schaden  in  der  Pflege  des  classischen 
Vermächtnisses  nachlassen  könne.  Hier  ist  nicht  der  Raum 
für  eine  Würdigung  des  grossen  Werkes,  das  mit  strengster 
Auswahl  des  wesentlich  Scheinenden,  mit  principieller  Ver- 
meidung alles  bequemen,  aber  wenig  fördernden  Nacherzählens 
(sehr  verschieden  von  der  Analyse),  für  verdunkelte  Partien 
mit  der  auch  in  der  (irammatik  so  hilfreichen  Leuchte  der 
»wechselseitigen  Erhellung«,  mit  energischer  Periodisirung  und 
einer,  manches  unliebsam  verschiebenden  oder  zerpflückenden, 
aber  die  summa  cacumina  zu  voller  Schau  stellenden  Gruppi- 
rung  von  der  Urzeit  bis  zu  Goethes  Tod  bald  in  Siebenmeilen- 
stiefeln, bald  in  langsamem  Gange  schreitet.  Eingehende 
Betrachtung  sollen  nur  die  geschlossenen  Kunstwerke  finden, 
was  natürlich  die  Erörterung  fragmentarisch  auf  uns  gekom- 
mener Denkmäler  nicht  verbietet.  Unfruchtbare  Jahrhunderte 
oder  Epochen ,  nicht  zur  Reife  gediehene  Talente  werden 
eiligst  abgethan.  Scherer  hatte  Berge  von  Excerpten  deutscher 
und  lateinischer  Dramen  angehäuft;  ergab  hier  nur  ein  paar 
Namen,  eine  summarische  Charakteristik,  mündend  in  die  Klage, 
dass  die  vorhandenen  Elemente  bei  uns  nicht  zu  einem  Shake- 
speare aufgeblüht  seien.  Verlotterte  Genies  schob  er  wie 
Gervinus  bei  Seite  und  machte  nur  bei  Christian  Reuter  eine 
Ausnahme,  weil  der  »Schelmuffsky«  in  seiner  Art  stilvoll  und 
rund  ist.  Für  Goedeke  war  das  sechzehnte  Jahrhundert  ein 
Höhenzug  —  Scherer  wird  Luther  in  schönen  Worten  gerecht, 
aber  er  betonte  im  Gespräch,  dass  die  Ungeschlachtheit  der 
Lutherischen  Streitschriften  ihn  abstosse,  und  er  suchte  Goe- 
dekes  Darstellung  der  Blüthe  populärer  Gattungen  zu  wider- 
legen, schalt  die  rohe  Metrik  und  kennzeichnete  scharf  den 
»Grobianismus«  des  Jahrhunderts.  Etwas  bloss  darum ,  weil 
es  an  Volksüberlieferung  haftet  oder  im  Munde  des  Volkes 
fortlebt,  mit  ehrfürchtigem  Gemüth  zu  umfangen  fiel  ihm  eben 
so  wenig  ein,  als  Poesie  bloss  auf  den  Höhen  der  Bildung 
zu  suchen.  Ln  siebzehnten  Jahrhundert  interessirte  ihn  z.  B. 
der  Feldzug  der  Poetikenschreiber  gegen  den  Hiatus ;  er  hegte 
natürlich  keine  Verehrung  für  diese  grösstentheils  entsetzlich 
öden  Compilationen,  aber  jene  Regel  der  Euphonie  fesselte 
seinen  Formsinn,  und  er  schloss  eine  Abhandlung  darüber, 
die  wiederum  bis  zu  Goethe  führt,  mit  der  Kriegserklärung 
gegen  die  heutige  Bummellyrik,  wie  denn  sein  verspäteter 
Geibelcultus  wesentlich  aus  formalen,  nicht  aus  inneren  Gründen 
entsprang  und  er  französische  Komödien  oder  Romane  gern 
auf  ihre  überlegene   durchgebildete    Technik    hin    pries.    Nur 

Goethe-Jahrbuch    V^.  I7 


258  Chronik. 

verbinde  niemand  mit  dem  eben  Gesagten  die  Vorstellung 
eines  zimpferlichen ,  nach  Politur  verlangenden  Geschmacks  ! 
Von  Schiller  stellte  er  die  »Braut  von  Messina«  am  höchsten, 
während  er  anderen  Werken  gegenüber,  obwohl  dem  ultra- 
radicalen  Standpunkt  O.  Ludwigs  längst  entfremdet,  lavirte. 
Bei  Goethe  will  er  eine  Ausnahme  machen :  zu  Gunsten  des 
»Faust«,  der  ja  manche  Nähte  und  Sprünge  zeigt.  Sonst  wird 
der  geschlossene  »Werther«  viel  eingehender  behandelt,  als 
der  nicht  geschlossene  »Wilhelm  Meister«,  trotzdem  die  »I^ehr- 
jahre«  ein  Gipfel  der  Prosa,  ein  Gefäss  reichster  Lebens- 
beobachtung und  Lebenskunst,  ein  Roman  von  unabsehbarer 
Nachwirkung  sind  und  die  allerdings  sehr  obenhin  redigirten 
»Wanderjahre«  die  tiefsten  Bekenntnisse  Goethischer  Ethik  und 
Sociologie  darbieten,  ^^'as  Goethe  selbst  über  Nachahmung, 
Manier  und  Stil  vorgetragen,  wurde  consequent  und  sehr  ein- 
dringlich ausgebeutet  und  auch  zur  Charakteristik  anderer  Dichter 
verwerthet.  Die  Auswahl  aus  Goethes  Werken  in  Max  Müllers 
Ger  man  classic  s  hat  Scherer  zur  Illustration  dieser  Stilentwicklung 
vom  Individuellen  zum  Allgemeinen,  zum  Typischen  getroffen. 
Das  Durchdringen  des  Symbolischen  ist  mit  dieser  Betrachtungs- 
weise innig  verbunden.  Der  Hauptinhalt  der  »Aufsätze  über 
Goethe«  (Berlin  1886),  soweit  sie  nicht  Personen  schildern  oder 
vererbte  Motive  verfolgen,  beruht  darauf.  Scherer  ging  den 
künstlerischen  Absichten  nach,  auf  welche  hin  Goethe  die 
Ausgabe  letzter  Hand  disponirt  hat  und  zeigte  die  feiner  oder 
derber  gesponnenen  Fäden  dieser  Anordnung.  Reizte  es 
Goethes  philologischen  Sinn,  euripideische  Fragmente  auszu- 
bauen wie  der  Archäolog  einen  Torso,  so  ist  Scherer  durch 
das  Bedürfniss  der  Geschlossenheit  theils  zur  Zerlegung,  theils 
zur  Ergänzung  getrieben  worden.  Die  Symbolik  der  »Pandora« 
ist  uns  aufgegangen  —  welches  Ende  aus  dem  Schema  zu 
erschliessen  V  ^^  ir  haben  Goethes  kurzen  Bericht  über  eine 
»Iphigenie  in  Delphi«,  kennen  die  Quelle,  die  Entstehungszeit, 
die  damalige  Kunstübung,  die  damalige  Stimmung,  dürfen 
auf  das  Vermeiden  von  genügend  ausgebeuteten  Motiven  der 
Taurischen  schliessen  —  wie  würde  die  Delphische  ausgesehen 
haben  ?  Mit  dem  sinnreichsten  Aufgebot  aller  Hilfsmittel  der 
Combination  hat  Scherer  in  einem  ausgezeichneten  Aufsatz 
die  »Nausikaa«  zu  reconstruiren  versucht,  aber  auch  da,  wo 
der  »wissenschaftlichen  Phantasie«  das  nöthige  Spalier  zum  Halt 
nicht  üljerliefert  ist,  wie  für  den  Helena-Act  des  »Faust«,  alle 
fruchtbaren  Motive  erschliessen  und  zu  Ende  denken  wollen. 
Dass  man  leicht  bei  solchen  Experimenten  Grund  und  Boden 
verliert  und  die  Dichterphantasie,  deren  Wege  selten  eine 
gerade  Linie  sind,  presst,  liegt  aber  auf  der  Hand.  Ich  sehe 
in  den  meisten  Vermuthunoren  für  die  »Helena«  eine  Scliercrsche 


Chronik.  259 

Dichtung,  in  den  Umrissen  und  in  vielen  sicher  an  Überliefertes 
anzuknüpfenden  Details  seiner  Nausikaa-Reconstruction  da- 
gegen wohlbegründetes  Resultat.  Scherer  löste  andererseits  das 
grosse,  in  langer  Jahre  Lauf  gewordene  Geflecht  des  »Faust« 
auf,  wo  manche  Alaschen  gefallen,  manche  schwierige  Knoten 
verknüpft,  manche  Lücken  nachträglich  ausgefüllt  sind.  Es 
ist  sehr  Vielen  nicht  zweifelhaft,  dass  eine  grosse  Reihe  der 
in  dem  Heft  »Aus  Goethes  Frühzeit«  mit  etwas  tumultuarischer 
Kühnheit  aufgepflanzten  Combinationen  nicht  Stich  hält,  dass 
aber  der  Werth  dieser  kritischen  Arbeit  keineswegs  mit  so 
manchen  sehr  angreifbaren  Einzelresultaten  fällt,  dass  die 
grossen  Züge  der  angewandten  und  klar  erörterten  Methode 
in  Ehren  bleiben  und  wir  nur  stärker,  als  Scherer  gethan.  mit 
der  nicht  strict  nach  den  Gesetzen  wissenschaftlicher  Logik 
arbeitenden  Dichterphantasie  und  einem  auf  der  Congruenz 
von  Form  und  Inhalt  ruhenden  unmittelbaren  Stilwechsel  zu 
rechnen  haben.  Unter  philologisch-historischen  Forschern  kann 
die  Faustfrage  kein  Zankapfel  werden.  Der  Fund  des  »Ur- 
faust«  hat  manches  geklärt,  manches  verwirrt,  und  ich  glaube 
nicht,  dass  Scherer  z.  B.  die  verwegene  Hypothese  eines  Prosa- 
faust gerade  auf  diese  Entdeckung  hin  hätte  aufgeben  müssen. 
Wir  sind  ja  neuerdings  wieder  von  hervorragender  Seite,  wo 
aber  ein  kühles  Verhältniss  zur  Philologie  besteht  und  litterar- 
historische  Erforschung  gern  als  Feindin  des  nirgends  bedrohten 
ästhetischen  Totalgenusses  angeklagt  wird,  ermahnt  worden, 
es  sei  an  der  Zeit,  dass  man  ohne  die  ganz  fruchtlose  Stil- 
analyse und  die  nur  verderbliche  Theilung  des  grossen  Ganzen 
bloss  Gesichertes  über  Goethe  lehren  und  schreiben  solle.  Ja, 
wenn  die  Geisteswissenschaften  Mathematik  wären  I  Die  ge- 
waltige Anregung  von  »Dichtung  und  Wahrheit«,  Goethe  aus 
seiner  Zeit  und  in  seiner  Entwicklung  zu  begreifen,  wird  uns 
nie  verloren  gehen,  und  von  dem  Vermögen  philologischer 
Stiluntersuchung  erlauben  wir  uns  nicht  gering  zu  denken. 
Wie  der  Kunsthistoriker  das  Sposalizio  hier,  die  Transfi- 
guration  dort  verschiedenen  Phasen  zuweist,  so  können  wir 
den  Wandel  der  künstlerischen  Ziele  und  Mittel  bei  Goethe 
beobachten.  Dem  wird  nun  auch  der  kritische  Apparat  unserer 
neuen  Ausgabe  zu  Gute  kommen,  ohne  das  harmonistische 
Totalitätsbedürfniss  des  Lesers  im  geringsten  zu  stören ;  wen 
die  »Lesarten«  ärgern,  der  kann  sie  ja  wegschneiden,  wie  der 
Bauer  bei  Hans  Sachs  die  »Glosse«  vom  Corpus  Juris  des 
Sohnes.  Jedenfalls  ist  es  tief  zu  beklagen,  dass  Scherers  Faust- 
forschung für  uns  Fragment  geblieben.  Lnmer  wieder  hielt  ihn 
der  grosse  Gegenstand  fest.  Eine  Menge  Skizzen  in  seinem 
Nachlasse  zeugen  von  intensivster  Arbeit,  und  das  Ziel  hat  er 
im   Eingang    der  Wintervorlesungen    1SS3  ungeföhr    mit    fol- 


26o  Chronik. 

genden  Worten  bezeichnet:  »Kein  Bummekolleg  will  ich  bieten, 
sondern  ernsthafte  Forschung,  bei  der  wir  uns  nichts  erlassen, 
nichts  erleichtern,  an  keiner  schwierigen  Frage  vorbeigehen, 
sondern  methodisch  eindringen  in  das  Werk,  das  wie  kein 
anderes  die  moderne  deutsche  Literatur  überragt.  Methodisch 
eindringen,  zum  wahren  Verständniss  eindringen  heisst  in 
diesem  Fall  Folgendes:  Goethes  Faust  ist  sehr  allmälig  ent- 
standen, zu  verschiedenen  Zeiten,  in  verschiedenen  Stim- 
mungen, in  verschiedenen  Stilformen  abgefasst ;  er  ist  nicht 
vollkommen  fertig,  vollkommen  einheitlich  geworden.  Da 
Verständniss  kann  nicht  darin  bestehen,  dass  man  sich  über 
die  Unvollkommenheiten  hinwegtäuscht,  sie  hinweginterpretirt 
und  dem  Werk  eine  Einheit  anlügt,  die  es  nicht  besitzt  — 
sondern  umgekehrt :  dass  man  in  die  Entstehungsgeschichte 
so  viel  als  möglich  eindringt,  die  ursprünglichen  und  die 
späteren  Intentionen  unterscheiden  lernt  und  womöglich  jedem 
/Alge,  jeder  Scene,  jedem  Motive  seine  ursprüngliche  Stelle 
anweist  und  sich  stets  vergegenwärtigt,  dass  Scenen  oder 
Motive  fehlen  können,  welche,  ursprünglich  beabsichtigt,  dann 
nicht  ausgeführt,  den  Zusammenhang  des  Ganzen  in  einer 
Weise  herstellen  würden,  wie  er  thatsächlich  in  dem  äusserlich 
abgeschlossenen  Werke  nicht  hergestellt  ist.  Das  Ziel  der 
Interpretation  muss  bei  dem  Faust  nicht  nur  das  Verständniss 
des  Einzelnen  und  des  unmittelbaren  Zusammenhangs  sein, 
sondern  es  muss  immer  zugleich  die  Entstehungsgeschichte 
im  Auge  haben«. 

Im  Herbst  1884  schrieb  mir  Scherer,  bei  seinem  nächsten 
Besuch  in  Wien  gelte  es  neben  einem  Corpus  dramaticum  des 
16.  Jahrhunderts  vor  allem  den  Plan  einer  grossen  Goethe- 
ausgabe gründlich  durchzusprechen.  Im  folgenden  Frühling 
schuf  der  Tod  des  letzten  Goethe  und  das  edle  Pflichtgefühl, 
mit  dem  die  Frau  Grossherzogin  Sophie  ihr  nationales  Erbe 
antrat,  um  es  fruchtbar  zu  machen,  diesem  Unternehmen  freie 
Bahn.  Was  auf  der  neuen  Basis  nun  geleistet  werden  soll 
und  zum  kleinen  Theil  schon  geleistet  ist,  liegt  vor  aller 
Augen;  auch  ist  männiglich  bekannt,  dass  die  Grundsätze  der 
Arbeit  wesentlich  von  Scherer,  anfangs  so  hoffnungsfreudig, 
zuletzt  mit  sinkender  Kraft,  aufgestellt  worden  sind.  Von  dem 
Hauptprincip  an,  die  Werke,  so  wie  sie  der  Dichter  selbst  letzt- 
willig geordnet  hat,  mit  kritischen  Beigaben  zu  wiederholen 
(w^obei  mir  zunächst  die  Aufgabe  zufiel,  im  Plane  die  nöthigen 
Verschiebungen  und  Einschiebungen  anzudeuten),  bis  zur 
Musterung  der  Typen  und  Pai)ierproben  hat  sich  seine  Sorg- 
falt erstreckt.  Die  drei  ersten  Redactoren  sind  stets  in  vollem 
Einvernehmen  vorgegangen,  und  ihr  Verhältniss  zu  der  Hohen 
Frau,  in  deren  Dienst  zu  arbeiten   eine  Lust  war  und  bleibt. 


Chronik.  261 

ist  immer  das  ungetrübteste  gewesen.  Scherer  selbst  wollte 
sich  nur  an  den  Vorarbeiten  betheiligen  und  einiges  Kleinere 
herausgeben,  aber  es  zuckte  in  seinem  Gesicht,  als  ich  Vor- 
schläge zur  Vertheilung  verlas  und  zum  »Faust«  ein  anderer 
Name  als  der  seine  gesetzt  werden  musste. 

Scherer  war  gewohnt  aus  dem  Vollen  mit  Einsetzung 
seiner  ganzen  Persönlichkeit  zu  arbeiten.  Auch  sein  einge- 
schränktes Programm  für  die  nächsten  Jahre,  denen  eine 
gemächlichere  Lebensführung  folgen  sollte,  war  noch  weit  genug 
und  nur  mit  dem  Aufgebot  seltener  Kräfte  durchzuführen : 
grosse  Musterungen  der  grammatischen  Studien,  der  Unter- 
suchungen über  älteres  Drama  u.  s.w.  aus  dem  letzten  Zehend; 
die  Fortführung  der  INIüllenhoffschen  »Alterthumskunde«  als 
vornehmste,  durch  einen  zuverlässigen  jüngeren  Mitarbeiter 
erleichterte  Hauptpflicht;  der  Abschluss  einer  eingehenden  Dar- 
stellung von  Müllenhoffs  Leben  und  Streben ;  ein  in  grossen 
Zügen  gehaltenes  dreigliederiges  Buch  über  Goethe  :  Biographie, 
Dichtung,  Wissenschaft;  eine  »Poetik«.  Zur  letzteren  war 
lange  der  Grund  gelegt,  bevor  Scherer  sich  entschloss,  die 
Cardinalfragen  in  einem  besonderen  Colleg  auseinanderzusetzen. 
Vergleichende  Betrachtung  der  Epik  wie  der  Lyrik  hatte 
ihn  schon  in  Wien  und  Strassburg  nachhaltig  beschäftigt.  Und 
alle  seine  Arbeiten  von  den  ersten  an,  »Jacob  Grimm«  wie 
»Zur  Geschichte  der  deutschen  Sprache«,  bieten  Bausteine  zu 
einer  empirischen  historisch-psychologischen  Ästhetik  inductiver 
Art,  die  den  deductiven  Constructionen  der  älteren  Schul- 
philosophie gründlichst  den  Abschied  giebt  und  die  Methode 
der  Analogieschlüsse  voll  auszubeuten  sucht.  Herder,  Darwin 
wurden  seine  Führer,  nicht  Hegel,  Vischer,  deren  Lichtblicke 
im  Einzelnen  er  bewunderte,  deren  Systeme  ihm  nichts  boten. 
Ein  starker  Hang  zum  Schematisiren  und  Generalisiren,  wie  er 
sich  übermäßig  in  der  Scheidung  dreihundertjähriger,  männischer 
und  frauenhafter,  Perioden  kundgab,  eine  Neigung  zu  dog- 
matischen Formeln  unterstützten  seine  Entwürfe  einer  Natur- 
geschichte der  Dichtung,  ihres  Ursprungs  aus  primitiven  Zu- 
ständen, ihrer  allmälig  sich  ausbildenden  Gattungen,  ihrer 
Wirkungen,  des  bedeutsamen  ^'erhältnisses  zwischen  Dichter 
und  Publicum,  der  Rolle  der  Stände,  des  Erlebten  und  Erlernten, 
innerer  und  äusserer  Form,  der  Fortpflanzung  und  Wandelung 
von  Motiven.  .  .  Auch  die  Skizze,  deren  Erscheinen  nahe 
bevorsteht,  wird  hochwillkommen  sein ,  und  wie  Scherers 
Literaturgeschichte  mit  dem  Grusse  des  Philologen  an  den 
Ästhetiker  abschliesst,  so  werden  wir  dann  die  alte  Systematik 
und  die  neue  Empirie,  jene  ausgebaut  aber  schon  Ruine,  diese 
unfertig  aber  ein  festes  Fundament,  einander  gegenüberstellen. 
Kaum  ein  Lob  hat  Scherer  so  freudig  verzeichnet  als  die  An- 


262  Chronik. 

erkennung  Vischers,  wie  vieles  ihn  auch  von  dem  verehrten 
Mann  trennte ;  darum  fügt  es  sich  schön,  dass  in  dieser  ernsten 
Chronik  die  beiden  selbständigen  Geister  nachbarlich  er- 
scheinen —  aber  gerade  diese  Nähe  des  vollendeten  Greises 
und  des  weit  vom  Ziele  gefallenen  Mannes  erregt  die  gleichen 
elegischen  Empfindungen  wieder,  die  der  stimmende  Accord 
unseres  im  Gewirr  mannigfacher  Pflichten  rasch  entworfenen 
Nachrufs  waren. 

Berlin,  7.  Februar   1887.  Erich  Schmidt. 


II.  Zur  Erinnerung  an  Friedrich  Vischer. 

^^'enn  dieses  Jahrbuch  neben  dem  Dichter,  dessen  Namen 
es  trägt,  und  neben  denen,  welche  in  persönlicher  Beziehung 
zu  ihm  standen,  auch  solcher  gerne  gedenkt,  die  sich  um 
das  Verständniss  und  die  Würdigung  seiner  Werke  verdient 
gemacht  haben,  so  darf  es  an  dem  Grabe  des  geistvollen  Ästhe- 
tikers und  Kunstrichters,  der  vor  wenigen  Monaten  hochbetagt 
aus  dem  Leben  geschieden  ist ,  Friedrich  Theodor  Vischers, 
nicht  vorbeigehen,  ohne  ein  Zeichen  dankbarer  Erinnerung 
darauf  niederzulegen.  Er  selbst  hat  sich  an  ihm  seiner  Zeit 
durch  zwei  Beiträge  (IV,  3  —  50)  betheiligt,  von  denen  der  eine 
Goethes  Versbau  und  Sprache,  der  andere  die  stufenweise  Ent- 
wicklung und  Abklärung  seiner  sittlichen  Weltanschauung  mit 
feinen  und  eindringenden  Wahrnehmungen  beleuchtete.  Viel 
umfassender  hat  er  sich  aber  an  anderen  Orten  mit  Goethe 
beschäftigt ;  und  den  Mittelpunkt  dieser  Studien  bildete  das- 
jenige Werk,  in  welchem  der  Dichter  den  Höhepunkt  seines 
künstlerischen  Schaffens  erreicht  und  einen  unerschöpflichen 
Reichthum  von  Menschenbeobachtung  und  Lebensweisheit 
in  mustergültigen  Gestalten  zur  Darstellung  gebracht  hat : 
der  Faust.  Wie  Goethe  selbst  von  seiner  Jugend  bis  zu  seinem 
Tode  an  diesem  Drama  arbeitete  und  nach  allen  Unter- 
brechungen immer  wieder  zu  ihm  zurückkehrte,  so  hat  der 
grosse  Stoff  auch  seinen  Ausleger  früh  ergriffen,  und  er  ist 
nicht  müde  geworden,  sich  mit  künstlerischer  Empfindung 
und  wissenschaftlicher  Forschung  immer  aufs  neue  in  ihn  zu 
vertiefen,  ihm  seine  Geheimnisse  abzulauschen,  die  Ansichten, 
die  er  über  ihn  gewonnen  hatte,  zu  prüfen,  zu  vertheidigen, 
zu  berichtigen  und  zu  ergänzen.  Seine  erste  akademische 
Vorlesung,  im  Sommer  1834,  war  dem  Faust  gewidmet,  und 
noch  in  seinen  letzten  Lebensjahren,  ein  halbes  Jahrhundert 
später,  hat  er  das  unsterbliche  Gedicht  einer  begeisterten 
Zuhörerschaft  in  regelmäßig  wiederkehrenden  Vorträgen  mit 
jugendlichem    Feuer    erklärt.     Aus    dieser    fortwährenden    Be- 


Chronik.  263 

schäftigung  mit  dem  Faust  sind  seine  Arbeiten  über  denselben 
hervorgegangen  :  1839  jene  schneidigen  Kritiken  der  damaligen 
Faust-Literatur,  welche  zuerst  in  den  Hallischen  Jahrbüchern 
erschienen  und  jetzt  in  den  «Kritischen  Gängen«  (1844) 
II,  49  —  215  zu  finden  sind;  1861  der  Entwurf  eines  zweiten 
Theils  der  Tragödie  (Krit.  G.  N.  F.  III,  135—178),  in  dem 
Vischer  zeigen  will,  wie  diese  etwa  im  Stile  des  ersten  Theils 
und  seiner  ursprünglichen  Absicht  entsprechend  fortzuführen 
gewesen  wäre;  1875  die  gehaltvolle  Schrift :  «Goethes  Faust«  ; 
1880  die  zur  Vertheidigung  dieser  Schrift  verfasste  Abhand- 
lung, welche  jetzt  in  »Altes  und  Neues«  II,  i  — 134  steht; 
und  dazu  noch  die  doppelte  Bearbeitung  der  humoristischen 
Satire:  »Faust,  der  Tragödie  dritter  Theil«  (1862,  1886)  und 
die  Erläuterungen  dazu  Krit.  G.  N.  F.  IV,  71  —  95.  ^\  er 
sich  ein  langes  Leben  hindurch  so  energisch  mit  unserem 
grossen  Dichter  beschäftigt,  den  Geist  seiner  Werke  unserem 
Volk  aufzuschliessen  sich  so  erfolgreich  bemüht  hat,  der  ver- 
dient es,  dass  sein  Name  mit  jenem  zusammen  genannt,  und 
den  Blättern,  die  Goethe  gewidmet  sind,  eine  kurze  Schil- 
derung seines  Lebens  und  Wirkens  einverleibt  werde.  Aus- 
führlicheres findet  man,  ausser  mehreren  von  ihm  selbst  her- 
rührenden Aufzeichnungen ',  in  dem  warm  geschriebenen  Ne- 
krolog, der  ihm  von  einem  ihm  befreundeten  früheren  Schüler 
bald  nach  seinem  Tode  im  Schwäbischen  Merkur  vom  20. 
und  21.  Oktober   1887   gewidmet  worden  ist. 

Vischer  war  am  30.  Juni  1807  in  Ludwigsburg  geboren. 
Sein  Vater,  ein  Prediger,  war  ein  klarer  Kopf,  ein  wohlwollen- 
der, fester,  tüchtiger  Mann,  welcher  die  Schmach  der  Napoleo- 
nischen Fremdherrschaft  bitter  empfand.  Während  des  Be- 
freiungskampfes, im  Januar  181 4,  starb  er  als  ein  Opfer  treuer 
Pflichterfüllung  am  Lazarethfieber.  Die  Armuth ,  in  der  er 
seine  Familie  zurückliess,  entschied  den  Beruf  des  Sohnes. 
In  Stuttgart,  wohin  die  Mutter  gezogen  war,  hatte  es  diesem 
nicht  ganz  an  Kunstanschauung  gefehlt,  und  in  ihm  selbst 
hatte  sich  der  Wunsch  erzeugt,  Maler  zu  werden ;  doch  sträubte 
er  sich  auch  nicht,  als  er  aus  ökonomischen  Gründen  statt 
dessen    den    theologischen    Lehranstalten    übergeben    wurde, 

*  Eine  höchst  interessante  Darstellung  seines  Lebensgangs  gibt 
Vischer  in  »Altes  und  Neues«  III,  250 — 390.  Weiter  vergleiche  man 
die  Mittheilungen  über  seine  griechische  Reise  ebd.  I,  i  —  60.  »Strauss 
und  die  Wirtemberger«  (Krit.  Gänge  I,  3  — 130)  und  dazu  Strauss 
Märklin  S.  186  ff.,  200  ff.  Auch  die  Artikel  »Eine  Reise«  (Krit.  Gänge 
N.  F.  I,  I — 202)  und  ein  Schützengang  (ebd.  IV,  i — 70),  an  sich 
mehr  der  Kunst  und  der  Politik  gewidmet,  enthalten  manches  Persön- 
liche, wie  denn  seine  Schriften  überhaupt  in  und  mit  der  sachlichen 
Besprechung  immer  zugleich  seine  eigenen  inneren  Zustände  zum  Aus- 
druck brin2:en. 


264  Chronik. 

welche  dem  INIittellosen  durch  ihre  Beneficien  das  Studium 
möghch  machten.  Zunächst  aber  hatte  er  es  glückHch  ge- 
trolTen:  in  dem  Seminar  Blaubeuren,  dem  er  vom  14.  bis  zum 
18.  Jahr  angehörte,  hatte  er  an  Baur  und  Kern,  den  späteren 
Tübinger  Theologen ,  zwei  vortreffliche  Lehrer,  und  unter 
seinen  Kameraden  befand  sich  eine  Anzahl  von  Talenten, 
wie  sie  sich  nicht  so  bald  wieder  unter  42  jungen  Leuten  aus 
Einem  Jahrgang  in  ähnlicher  Weise  zusammenfinden  wird : 
D.  F.  Strauss,  G.  Pfizer,  W.  Zimmermann,  Chr.  Märklin  u.  s.  w. 
Nach  vier  froh  und  fruchtbar  durchlebten  Jugendjahren  bezog 
er  die  Universität,  um  in  dem  bekannten  Tübinger  »Stift« 
zwei  Jahre  philosophischen,  drei  weitere  theologischen  Studien 
obzuliegen.  Jene  führten  ihn  mit  andern  von  Kant  zu  Fichte 
und  Schelling.  An  diesen  hat  er  es  später  (A.  u.  N.  IlL  267) 
bitter  beklagt,  dass  er  durch  sie  einen  so  grossen  Theil  der 
besten  Jugendzeit  in  dummem  Fleiss  an  einen  Stoft'  vergeudet 
habe,  der  ohne  Frucht  für  seinen  Geist  und  sein  Leben  ge- 
blieben sei ;  und  der  gerade  \^'eg  zur  Ästhetik  waren  sie  ja 
gewiss  nicht.  Indessen  verkennt  er  selbst  nicht,  dass  sie  ihm 
einen  doppelten  Gewinn  eingebracht  haben  :  den  negativen, 
seine  spätere  Befreiung  von  dem  Banne  der  Dogmen  in  der 
gründlichsten  Weise  vorzubereiten,  den  positiven,  ihn  immer 
wieder  zur  Philosophie  zurückzuführen.  Dieses  letztere  Ver- 
dienst schreibt  er  namentlich  Schleiermacher  zu,  wiewohl  der- 
selbe im  übrigen  »nie  eigentlich  sein  Mann  gewesen  seia. 
Gegen  das  Ende  seiner  Studienzeit  trat  dann  Hegel  in  seinen 
Gesichtskreis,  welcher  damals  eben  erst  anfing  in  Süddeutsch- 
land bekannt  zu  werden,  und  in  den  nächsten  Jahren  arbeitete 
er  sich  in  sein  System  so  tief  ein,  dass  er  den  Boden  desselben 
bei  aller  Freiheit,  mit  der  er  sich  auf  ihm  bewegte,  doch  grund- 
sätzlich nicht  wieder  verlassen  hat.  Von  Hegel  entlehnte  er 
auch  die  Unterscheidung  der  Vorstellung  und  des  Begriffs, 
in  der  Hoffnung,  dass  sie  ihm  die  Führung  des  geistlichen 
Amtes  möglich  machen  werde,  in  das  er  nach  wohlbestandener 
Prüfung  1830,  zunächst  als  Gehülfe  eines  Dorfpfarrers  eintrat : 
dieselbe  vermochte  ihm  freilich  diesen  Dienst  nicht  sehr  lange 
zu  leisten. 

Nach  der  ländHchen  Idylle  seines  Vikariats,  die  er  a.  a.  O. 
S.  274  ff.  mit  gutem  Humor  beschrieben  hat,  und  nach 
einer  einjährigen  Wirksamkeit  als  Lehrer  an  dem  Seminar 
Maulbronn,  dessen  Klostergebäude  dazu  beitrugen,  den  Sinn 
für  Architektur  in  ihm  zu  wecken,  trat  Vischer  im  Herbst  1832 
eine  Reise  nach  Norddeutschland  an.  Über  Göttingen,  den 
jetzigen  Wohnort  seiner  Mutter,  ging  er  nach  Berlin.  Sein 
Interesse  galt  immer  noch  der  Hegeischen  Sjjekulation  so  ein- 
seitig,  dass  er,   wie  er  mit  Beschämung  bekennt,  in  Göttingen 


Chronik.  265 

die  Gelegenheit,  J.  Grimms  deutsche  Grammatik  und  O.  Müllers 
Archäologie  zu  hören,  unbenutzt  liess.  Doch  wurde  hier  Shake- 
speare gelesen,  den  seine  »wetterharte  Männlichkeit«  von  da 
an  zu  Vischers  Liebling  unter  den  Dichtern  gemacht  hat;  in 
Berlin  w^urde,  neben  eifrigem  Besuch  des  Museums,  Hothos 
Vorlesung  über  Goethe  gehört  ,  während  Schleiermachers 
Ästhetik  auf  den  jungen  Hegelianer  keine  Anziehungskraft 
ausübte.  Bereits  keimte  auch  in  ihm  selbst  der  Plan  zu  seiner 
späteren  Vorlesung  über  Faust.  Auf  dem  Rückweg  wurde 
Dresden,  Prag  und  Wien  besucht ;  für  diese  Hauptstadt  und 
für  den  ganzen  österreichischen  Volksstamm  hat  Vischer  Zeit- 
lebens eine  ausgesprochene  Vorliebe,  gegen  Berlin  und  das 
specifische,  rnit  dem  süddeutschen  Wesen  damals  noch  wenig 
vermittelte  Preussenthum  eine  Abneigung  gehegt,  welche  auch 
in  der  Folge  für  seine  politische  Parteistellung  wohl  den  Aus- 
schlag gegeben  hat.  Keinen  geringeren  Eindruck  machte 
auf  der  Weiterreise,  die  zu  Fuss  durchs  Salzkammergut  und 
Tyrol  ging,  die  Natur  und  der  Menschenschlag  im  Hochge- 
birge ;  und  in  der  Münchener  Kunstwelt  kam  mit  der  Freude 
an  den  Werken  der  Malerei  und  Skulptur  auch  das  erste,  zu- 
nächst noch  ganz  autodidaktische  Verständniss  derselben  zum 
Durchbruch. 

Nach  seiner  Rückkehr  in  die  Heimath  bekleidete  Vischer 
einige  Jahre  die  Stelle  eines  Repetenten  in  dem  Tübinger 
theologischen  Seminar.  Unter  den  alten  Freunden,  mit  denen 
er  hier  wieder  zusammentraf,  hatte  Strauss.  damals  bereits 
mit  dem  »Leben  Jesu«  beschäftigt,  die  geistige  Führung;  zu 
dem  Humor,  von  dem  »ihr  geselliges  Leben  sprudelte«,  haben 
gewiss  alle  nach  Kräften,  Vischer  aber  ohne  Zweifel  am  meisten 
beigetragen.  L^nter  Strauss'  Einfluss  klärte  sich  Vischers  Ver- 
hältniss  zur  Theologie,  und  wenn  er  auch  mit  jenem  grund- 
sätzlich noch  an  Hegels  Bestimmungen  über  Vorstellung  und 
Begriff  festhielt,  wurde  ihm  doch  der  Gedanke,  selbst  ein 
geistliches  Amt  bekleiden  zu  sollen,  so  unerträglich,  dass  er 
von  einem  solchen,  das  ihm  gegen  seine  Erwartung  übertragen 
worden  war,  nicht  ohne  Schwierigkeit  wieder  zurücktrat. 
Dafür  wandte  er  sich  immer  bestimmter  seinem  eigentlichen 
Lebensberuf  zu.  Noch  als  Repetent  las  er  im  Sommer  1834 
über  Goethes  Faust,  im  folgenden  Jahre  x\sthetik ;  und  wie 
weit  auch  diese  Anfangsvorlesungen  hinter  denen  seiner  reiferen 
Jahre  noch  zurückstehen  mochten,  so  errangen  sie  doch  (wie 
Schreiber  dieses  als  einer  seiner  damaligen  Zuhörer  aus  eigener 
Erinnerung  bezeugen  kann)  durch  den  Ernst  und  durch  die 
AVärme,  den  Geist  und  die  Schärfe,  womit  der  jugendliche 
Lehrer  seinen  Gegenstand  anfasste,  einen  so  durchschlagenden 
Erfolg,  dass    er    sich    ermuthigt    fand,    im  Frühjahr    1836    die 


266  Chronik. 

unsichere  Laufbahn  des  Privatdocenten  zu  betreten.  Schon 
1837  gelangte  er  zur  ausserordentUchen  Professur;  und  nach- 
dem er  in  dieser  sieben  Jahre  aufs  erfolgreichste  gewirkt,  und 
zugleich  seine  eigenen  Anschauungen  durch  einen  längeren 
Aufenthalt  in  Italien  und  Griechenland  (1839  fg.)  in  umfassender 
und  nachhaltiger  Weise  erweitert  hatte,  wurde  ihm  1844,  trotz 
des  Widerspruchs  zahlreicher  Gegner,  eine  neu  gegründete 
ordentliche  Professur  der  Ästhetik  übertragen.  Seine  energische 
Antrittsrede  bot  durch  einige  Stellen,  die  Wohlwollende  sich 
leicht  zurechtlegen.  Übelwollende  ebenso  leicht  missdeuten 
konnten,  Angriffspunkte  dar,  und  diese  wurden  von  einer 
fanatischen,  rührigen  und  in  ihren  Mitteln  nicht  sehr  wähle- 
rischen Partei  zu  einer  Agitation  gegen  den  schneidigen  Vor- 
kämpfer der  freien  Wissenschaft  benützt,  die  selbst  von  den 
Kanzeln  der  Hauptstadt  aus  betrieben,  ihres  Erfolgs  an  ent- 
sc:heidender  Stelle  nicht  verfehlte.  Der  Minister,  welcher 
Vischers  Werth  für  die  Universität  nicht  verkannte,  vermochte 
ihn  nicht  zu  schützen,  und  um  schlimmerem  vorzubeugen, 
wurde  dem  kühnen  Redner  ein  Verweis  ertheilt  und  es  wurden 
ihm  für  zwei  Jahre  die  Vorlesungen  untersagt.  Er  benützte 
die  unfreiwillige  Müsse ,  um  mit  dem  ersten  Band  seiner 
Ästhetik  (1846)  das  epochemachende  Werk  zu  beginnen, 
welches  elf  Jahre  später  mit  dem  vierten  zum  Abschluss  kam. 
Im  Sommer  1846  kehrte  er  auf  den  Lehrstuhl  zurück;  aber 
er  hatte  noch  nicht  volle  zwei  Jahre  gelesen,  als  die  März- 
tage des  Jahres  1848  hereinbrachen,  und  ihm  ein  Mandat  für 
die  Nationalversammlung  in  Frankfurt  übertragen  wurde.  Die 
Zeit,  während  deren  er  dieser  parlamentarischen  Körperschaft 
angehörte,  hat  Vischer  selbst  später  ein  Marterjahr  genannt ; 
und  gerade  auf  die  edelsten  und  besten  unter  ihren  Mitgliedern 
musste  ja  der  unglückliche  Verlauf  und  der  schliessliche  kläg- 
liche Ausgang  der  Verhandlungen,  an  welche  sich  so  grosse 
Hoffnungen  geknüpft  hatten,  nothwendig  den  bittersten  und 
niederschlagendsten  Eindruck  machen.  Selbst  den  gewieg- 
testen Politikern  ist  es  in  der  Paulskirche  nicht  besser  ge- 
gangen. Vischer  aber  war  keine  politische  Natur.  Er  war 
allerdings  kein  Stubengelehrter,  kein  einsamer,  auf  sich  be- 
schränkter Denker.  Der  Verkehr  mit  Menschen  war  ihm 
unentbehrlich ;  er  war  nicht  blos  durch  seinen  Geist,  seine 
(iemüthlichkeit,  seine  Unterhaltungsgabe  ein  vortrefflicher 
Gesellschafter,  sondern  er  war  auch  allen,  die  sein  Vertrauen 
gewannen,  ein  treuer ,  zuverlässiger,  warmherziger  Freund. 
Wie  er  ferner  an  allem  Volksthümlichen  sich  erfreute  und 
jedem  im  Volke  menschenfreundlich  und  anspruchslos  ent- 
gegentrat, so  war  er  auch  seiner  Pflichten  gegen  das  Volks- 
ganze sich   lebhaft    bewusst  und  zu   ihrer  Erfüllung  in  vollem 


Chron'ik.  267 

Umfang  bereit.  Aber  die  kühle  Berechnung,  die  geschäftsmäßige 
Behandlung  von  Dingen,  bei  denen  das  patriotische  Gefühl 
so  lebhaft  betheiligt  ist,  war  nicht  seine  Sache.  Seine  ernste 
und  tiefgehende  Begeisterung  täuschte  ihn  leicht  über  die 
Grenzen  des  Erreichbaren;  sein  scharfes,  selbständiges  Denken 
Hess  sich  in  kein  Parteiprogramm  einschnüren ;  auch  an  der 
Partei,  zu  der  er  selbst  sich  bis  zu  der  Entscheidung  des 
Jahres  1866  gehalten  hat,  der  grossdeutschen,  antipreussischen, 
gemäßigten  Demokratie,  konnte  er  sich  schon  in  Frankfurt 
viele  schwache  Punkte  nicht  verbergen;  er  war  aber  über- 
haupt, bei  aller  männlichen  Stärke  des  Charakters,  schliesslich 
doch  ein  theoretisch  angelegter  und  gebildeter  Geist,  den 
seine  nie  schlummernde  Reflexion  nicht  zu  der  entschlossenen 
Durchführung  einseitiger  Gesichtspunkte  kommen  Hess,  ohne 
die  eine  ins  grosse  gehende  praktische  Thätigkeit  unter  uns 
Menschen  nun  einmal  unmöglich  zu  sein  scheint. 

Vom  politischen  Kampfplatz  auf  den  Lehrstuhl  und  in 
die  Studirstube  zurückgekehrt,  erhielt  Vischer  1855  einen  Ruf 
an  das  jugendlich  aufstrebende  eidgenössische  Polytechnikum 
und  die  Hochschule  in  Zürich.  Es  wurde  ihm  nicht  leicht, 
sich  von  seinem  so  ungemein  fruchtbaren  Wirkungskreis  und 
von  seinen  Freunden  zu  trennen ;  und  in  Tübingen  fühlten 
mit  der  akademischen  Jugend  alle,  die  für  das  Wohl  der 
Universität  ein  Herz  hatten,  wie  unersetzlich  der  Lehrer  sei, 
dessen  Verlust  ihr  drohte.  Vischer  wäre  auch  ohne  Zweifel 
trotz  mancher  persönlichen  und  lokalen  Gründe,  die  ihn 
gegen  seinen  Aufenthaltsort  verstimmten,  durch  einiges  Ent- 
gegenkommen von  Seiten  der  Regierung  zu  halten  gewesen. 
Allein  er  erhielt  den  Eindruck,  dass  diese  auf  sein  Bleiben 
keinen  Werth  lege,  er  fühlte  sich  nach  seinen  früheren  Er- 
fahrungen fortwährend  in  seiner  Stellung  nicht  sicher,  und  er 
nahm  den  Ruf  an.  Er  fand  in  Zürich  eine  gastliche  Aufnahme, 
gewann  unter  den  besten  und  bedeutendsten  Männern  wackere 
und  zuverlässige  Freunde,  und  hatte  mit  seinen  Vorlesungen 
auch  hier  den  erfreulichsten  Erfolg.  Aber  das  Gefühl,  in  der 
Fremde  zu  sein,  wurde  er  nicht  los,  dafür  wurzelte  er  doch 
mit  allen  Fasern  seines  Wesens  zu  fest  im  deutschen  und  im 
schwäbischen  Boden.  Als  ihm  daher  1866  die  Genugthuung 
zutheil  wurde,  von  der  würtembergischen  Regierung  in  der 
ehrenvollsten  Weise  nach  elfjähriger  Abwesenheit  in  sein 
Vaterland  zurückberufen  zu  werden,  folgte  er  diesem  Rufe; 
und  wiewohl  er  bereits  an  der  Schwelle  des  Greisenalters 
stand,  war  es  ihm  vergönnt,,  noch  mehr  als  zwanzig  Jahre 
mit  ungeschwächter  Kraft  in  der  wiedergewonnenen  Heimath 
zu  wirken.  Nach  Tübingen  kehrte  er  allerdings  nicht  gerne 
zurück;    denn    diese  Stadt    sagte    ihm    als  Wohnort  nicht  zu. 


268  Chronik. 

und  er  hatte  daher  schon  früher  zu  den  entschiedenen  Ver- 
fechtern des  Gedankens  gehört,  die  würtembergische  Landes- 
universität nach  Stuttgart  zu  verlegen.  Indessen  beruhigte 
er  sich  vorerst  bei  dem  Ausweg,  dass  er  neben  der  Univer- 
sität auch  an  dem  Stuttgarter  Polytechnikum  Vorlesungen 
halten  sollte.  Ein  Ruf  nach  München,  der  manches  Ver- 
lockende hatte,  den  er  aber  doch  schliesslich  ablehnte,  ver- 
schaffte ihm  die  Gelegenheit,  diese  Doppelstellung,  welche 
auf  die  Dauer  allerdings  unhaltbar  war,  mit  einer  einfachen 
Professur  an  dem  Polytechnikum  zu  vertauschen,  ^^'ie  be- 
deutend die  Wirksamkeit  des  greisen  Lehrers  auch  hier  war, 
welcher  dankbaren  Anerkennung  seine  Vorträge,  die  auch  von 
Herren  und  Damen  aus  der  Stadt  fleissig  besucht  wurden, 
welcher  Liebe  und  Verehrung  er  selbst  sich  erfreute,  zeigte 
am  30.  Juni  1887  die  Feier  seines  achtzigsten  Geburtstags;  jene 
schöne  Feier,  deren  erhebender  Eindruck  in  keinem  erlöschen 
wird,  der  sie  mitgemacht  hat  oder  der  auch  nur  ihrer  Be- 
schreibung mit  Theilnahme  gefolgt  ist.  Zauii  dauernden  An- 
denken an  dieselbe  wurde  dem  Jubilar  seine  Marmorbüste 
übergeben ;  ein  künstlerisch  vollendetes  Werk  Donndorfs,  von 
Hunderten  seiner  Verehrer  aus  allen  Theilen  des  deutschen 
Sprachgebiets  gestiftet,  welches  die  Züge  und  den  Gesichts- 
ausdruck des  Originals  ungemein  treu  und  lebendig  wieder- 
gibt. Vischer  selbst  zeigte  in  diesen  Tagen  eine  Geistesfrische, 
und  selbst  noch  eine  kör])erliche  Rüstigkeit,  die  jedermann 
in  Erstaunen  setzte.  Wenige  Monate  darauf,  am  Abend  des 
14.  Septembers,  erlag  er  in  Gmunden  am  Traunsee  einer 
Krankheit,  die  ihn  auf  der  Reise  befallen  und  seine  Kräfte 
rasch  aufgezehrt  hatte.  Die  Tage  der  Krankheit  waren  ihm 
durch  die  liebevolle  Pflege  seiner  Schwiegertochter  erleichtert 
worden ;  sein  einziger  Sohn,  der  Aachener  Professor  Robert 
Vischer,  durch  kunsthistorische  und  ästhetische  Schriften  als 
der  würdige  Schüler  seines  Vaters  bekannt,  hatte  sich  kurz 
zuvor  von  ihm  getrennt,  kam  aber  noch  zeitig  genug  zurück, 
um  mit  dem  Sterbenden  die  letzten  Abschiedsworte  auszu- 
tauschen. 

So  einfach  aber  dieses  Gelehrtenleben  in  den  Grundzügen 
seines  Verlaufs  ist,  so  lässt  doch  schon  ein  Hüchtiger  lilick 
auf  dasselbe  erkennen,  wie  reichlich  die  Keime  innerer  und 
äusserer  Kämpfe  darin  ausgestreut  sind.  Seine  Mittellosigkeit 
verbot  Vischer  in  der  ersten  Jugend  die  freie  Wahl  seines 
Berufs;  die  theologische  Laufbahn,  auf  die  sein  Studiengang 
berechnet  war,  lag  mit  dem  im  Streite,  wozu  seine  Geistesart 
und  Neigung  ihn  bestimmte;  nachdem  er  in  seinen  natürlichen 
Wirkungkreis  eingetreten  war,  hatte  er  sich  in  demselben  viele 
Jahre  gegen  Angriffe    zur  Wehre    zu    setzen,    die    sein  (iefühl 


Chronik.  269 

tief  verletzten  und  seine  Stellung  ernstlich  bedrohten;  auch  in 
seinen  persönlichsten  Lebensbeziehungen  blieben  ihm  schwere 
Kämpfe,  aufreibende  Kollisionen  der  Pflichten  nicht  erspart. 
Welche  Geistesarbeit  kostete  es  ihn  ferner,  bis  er  über  sein 
A-^erhältniss  zur  Religion  und  Theologie  mit  sich  ins  reine  ge- 
kommen war;  bis  er  in  seinem  besonderen  Fache  den  Streit 
zwischen  den  philosophischen  Abstraktionen,  deren  Unent- 
behrlichkeit  er  einsah,  und  der  lebensvollen  Anschauung  ge- 
schlichtet hatte,  zu  der  seine  individuelle  Begabung  ihm  den 
Weg  wies !  Vischer  war  aber  überhaupt  keine  so  einfache 
Natur,  dass  seine  Entwicklung  sich  ohne  die  angestrengteste 
Arbeit  an  sich  selbst,  in  stetiger  ungehemmter  Entfaltung  einer 
ursprünglichen  Anlage  vollziehen  konnte.  Es  war  nicht  ohne 
Grund,  wenn  er  Goethes  Wort  gern  im  Munde  führte  :  »denn 
ich  bin  ein  Mensch  gewesen,  und  das  heisst  ein  Kämpfer  sein.« 
Seine  Begabung  war  reich  und  vielseitig.  Mit  der  »weichen 
und  grundguten  Natur«,  die  er  seiner  Mutter  nachrühmt,  ver- 
band sich  in  ihm,  als  väterliches  Erbtheil,  ein  fester,  energi- 
scher Wille,  die  Kraft,  treu  zu  lieben  und  ehrlich  zu  hassen ; 
mit  anspruchsloser  Einfachheit  ein  empfindliches  Ehrgefühl  ; 
mit  der  prüfenden,  unterscheidenden,  zersetzenden  Schärfe 
des  Verstandes  die  unbefangene  Freude  an  allem  Natur- 
wüchsigen, Vollsaftigen,  unbewusst  Schönen  und  Gesunden, 
das  Bedürfniss  lebendiger  Anschauung,  der  rasch  auffassende, 
scharfe  und  sichere  Blick  für  Formen  und  Farben ;  mit  der 
denkenden  Vertiefung  in  die  schwierigsten  Probleme  die  warme 
Empfindung,  die  frei  spielende,  die  Schranken  der  Wirklich- 
keit weit  überfliegende  Einbildungskraft  des  Dichters.  Es 
springt  in  die  Augen,  wie  glücklich  diese  mannigfaltigen  An- 
lagen sich  ergänzten,  um  den  grossen  Kunstrichter  und  Kunst- 
gesetzgeber aus  ihm  zu  machen,  der  er  geworden  ist.  Es 
liegt  aber  ebenso  am  Tage,  dass  es  keine  ganz  leichte  Auf- 
gabe war ,  so  verschiedenartige  Elemente  in  das  richtige 
Verhältniss  zu  bringen  und  in  harmonischer  Verknüpfung  auf 
Ein  Ziel  zu  richten.  Und  die  Lösung  dieser  Aufgabe  wurde 
unserem  Freunde  dadurch  noch  erschwert,  dass  er  von  seinen 
Jugendjahren  her  gewöhnt  war,  all  sein  Thun  mit  seinem 
Bewusstsein  zu  begleiten,  seine  inneren  Zustände  zu  zergliedern, 
nur  nach  eingehender  Überlegung  zu  handeln,  Gründe  und 
Gegengründe  dialektisch  gegeneinander  abzuwägen.  Vischer 
gehörte  zwar  nicht  zu  den  Menschen,  welche  die  Reflexion 
über  das,  was  geschehen  könnte,  nicht  zum  Entschlüsse  und 
zur  erfolgreichen  Arbeit  kommen  lässt ;  noch  ferner  lag  ihm 
und  noch  widerwärtiger  war  ihm  jene  eitle  Selbstbespieglung, 
welche  die  Mängel  der  eigenen  Leistungen  übersieht  und 
schliesslich  auch  schon  den   Wunsch   und  die  Absicht  für  die 


270  Chronik. 

That  nimmt.    Aber  eine  reflektirende  Natur  war  er  dennoch, 
und  diese  Reflexion  war   um    so    rastloser  in  ihm  rege,    weil 
es  ihm    mit  allem,    was    er  that,    ernst    war.     Wo    dies   aber 
der  Fall  ist,    da  wird    die  geistige  Thätigkeit  durch    die  Auf- 
merksamkeit ,    die  man    ihr  unausgesetzt  schenkt,    die  Kritik, 
der  man  sie  unterzieht,    zwar  vor    manchem  Abweg  bewahrt 
werden,    ihre  Leichtigkeit  jedoch,    ihre   instinktive  Sicherheit 
und  Frische    wird  darunter   nicht   selten  leiden.     Vischer  be- 
merkte einmal    gesprächsweise:    er  hätte    schon    das  Zeug  zu 
einem   guten  Billardspieler,    das   scharfe  Auge   und    die    feste 
Hand,  aber  während  des  Stosses  komme  ihm  immer  der  Ge- 
danke,   ob    er    die    Richtung   desselben    nicht    noch    um    ein 
Kleinstes  ändern  solle;    und  er  hat  an  diesem  Beispiel  einen 
Zug,    der  für  ihn  doch  keine  so   ganz  nebensächliche  Bedeu- 
tung   hatte,     nicht    übel    zur    Anschauung    gebracht.      Diese 
zweifelnde  Reflexion  ist  ihm  in  Sachen  des  praktischen  Lebens, 
im  grossen  wie  im  kleinen,  unendlich   oft   in    die  Quere    ge- 
kommen, wo  ihn  der  erste  Impuls  rasch    und  sicher  ans  Ziel 
geführt  hätte.     Auch  dem  Schriftsteller  hat  sie  seine  Aufgabe 
erschwert    und    in  seinen  Schriften    da  und  dort  ihre  Spuren 
zurückgelassen.      Aber     die    Gründlichkeit     seiner    Arbeiten, 
und  vor  allem  die  Gründlichkeit  seiner  Arbeit  an  sich  selbst 
hat   durch    diese   unausgesetzte  Selbstbeobachtung,  dieses  un- 
ermüdliche Nachdenken  über  das  eigene  Thun  viel  gewonnen. 
Während  aber  sein  Denken  mit  den  Fragen  rang,   welche 
die  \\"issenschaft  und  das  Leben  ihm  stellten,  zeigte  ihm  seine 
Phantasie  noch  einen  zweiten  Weg,  um  sich  über  die  Gegen- 
sätze und  Mängel  des  menschlichen  Daseins  zu  erheben  und 
von    ihrem    Druck  zu  befreien.     Vischer   war  nicht    blos    ein 
hervorragender  Denker,  sondern  auch  ein  Dichter;  und  wenn 
er  sich  auch  l)ewusst  war,  dass  die  Dichtkunst  seine    geistige 
Thätigkeit  nicht  ausfüllen  und  nicht  seine  eigentliche  Lebens- 
aufgabe  sein    könnte,    hat    er   ihr    doch  bis  zum  Ende  seines 
Lebens  so  treu  gehuldigt,  dass  auch  von   seinen  Schriften  die 
poetischen  einen  nicht  unerheblichen  Theil   ausmachen.     Die 
lyrischen  Gedichte    aus    der    früheren   und   der   späteren  Zeit 
hat    er    1882  in  den  »Lyrischen  Gängen«  gesammelt;  und  es 
sind    nicht  wenige  darunter,  welche  uns  durch  die  Schönheit 
ihrer  Form,  wie  durch  die  Wärme,  Gemüthlichkeit  und  Zart- 
heit der  Empfindung,  die  sich  darin  auss])richt,  erkennen  lassen, 
was  für  ein  versöhnendes  und  verklärendes  Licht  die  poetische 
Betrachtung    der   Dinge    über    sein    Leben    verbreitete,   von 
der  Lfnentbehrlichkeit  dieses  Elements  in  der  geistigen  Con- 
stitution des  Ästhetikers  nicht  zu  reden.     Mit  der  jjoetischen 
Empfindung  ging  aber  bei  Vischer  der  Humor  Hand  in  Hand, 
den   ihm    die  Natur  von   Hause    aus    zum  Begleiter    gegeben 


Chronik.  27 1 

hatte  und  der  ihm  sein  Lebenlang,  in  guten  und  in  bösen 
Stunden,  treu  gebUeben  ist.  Vischer  war  ein  ausserordentlich 
witziger  Kopf:  die  überraschendsten  Vergleichungen,  die  er- 
heiterndsten Einfälle  standen  seiner  Phantasie  ungesucht  zu 
Gebote,  sie  drängten  sich  ihr,  wenn  er  einigermaßen  in  Stim- 
mung war,  geradezu  auf;  und  in  die  unerschöpfliche  Schatz- 
kammer der  Sprache  brauchte  er  nur  hineinzugreifen,  um  ganze 
Bündel  von  Wortspielen,  von  unmöglichen  Etymologieen,  von 
Aristophanischen  \\'ortschöpfungen  und  Fischartschen  Wort- 
verkröpfungen in  die  Hand  zu  bekommen.  Sein  Witz  hatte, 
frisch  wie  er  hervorsprudelte,  etwas  Schlagendes,  Zermalmendes, 
Überwältigendes ;  aber  wie  viel  er  oft  wagte,  so  wurde  er  doch 
nie  schaal  oder  boshaft  oder  gemein,  weil  er  sich  auf  dem 
Hintergrund  eines  gediegenen  Denkens,  eines  ernsten  und 
menschenfreundlichen  Sinnes  bewegte.  Eben  dadurch  aber 
wurde  er  über  sich  selbst  hinausgehoben:  er  wurde  zu  dem 
freien  Spiel  der  Phantasie,  welche  uns  über  die  Mängel,  die 
allem  endlichen  Dasein  anhaften,  dadurch  beruhigt,  dass  sie 
dieselben  als  das,  was  sie  sind,  als  etwas  Kleines,  Werthloses 
und  Nichtiges  behandelt,  zu  dem  Humor,  dessen  befreiende 
und  erlösende  Kraft  Vischer  so  lebendig  zu  schildern  und  so 
gründlich  zu  zergliedern  gewusst  hat.  Er  selbst  hat  an  zahl- 
losen Stellen  seiner  Schriften  gezeigt,  mit  welcher  Freiheit 
und  welchem  Behagen  er  sich  in  der  verkehrten  Welt  zu 
bewegen  verstand,  in  welche  sich  dem  Humor  die  wirkliche  Welt 
immer  wieder  verwandelt.  Er  ist  aber  auch  in  selbständigen 
Darstellungen  als  humoristischer  Dichter  aufgetreten :  einerseits 
als  junger  Mann  in  zwei  Erzählungen,  die  1836  unter  dem 
Schriftstellernamen  »Treuburg«  in  dem  »Jahrbuch  schwäbischer 
leichter«  erschienen,  und  dann  wieder  43  Jahre  später  in  dem 
»Auch  Einer«,  diesem  geistreichen,  originellen,  durch  und  durch 
subjektiven  Roman,  dessen  Verfasser  mit  dem  Leser  ein  fort- 
währendes Versteckenspiel  treibt,  sich  mit  seinem  Helden  bald 
identificirt,  bald  sich  von  ihm  ablöst,  um  die  Züge  seines 
eigenen  Wesens,  die  er  ihm  geliehen  hat,  in  ihrer  phantastischen 
Verzerrung  zu  betrachten,  sofort  aber  unversehens  wieder  mit 
ihm  zusammenfliesst  und  durch  seinen  Mund  die  ernstgemein- 
testen Dinge  verkündigt;  andererseits  in  jenen  köstlichen  ge- 
reimten Erzählungen,  welche  den  Übernamen  ihres  Verfassers, 
den  Namen  Scharte/imayers,  erst  in  Schwaben,  dann  in  ganz 
Deutschland  so  populär  gemacht  und  eine  eigene  Nebenform 
des  Volkslieds,  das  stilisirte  Bänkelsängerlied,  ins  Dasein  ge- 
rufen haben.  Die  älteren  von  diesen,  und  so  namentlich  die 
bekannten  Knittelverse  über  die  Hinrichtung  des  Helfer  Brehm, 
stammen  noch  aus  Vischers  Studentenjahren;  ihnen  folgte, 
gleichfalls  nach  einem  langen  Zwischenraum,   1873   das  humo- 


272  Chronik- 

ristische  Epos:  »der  deutsche  Krieg«.  Der  Gedanke,  dieses 
weltgeschichtlic:he  Ereigniss  von  dem  Schulmeister,  in  den 
sich  Schartenmayer  jetzt  verwandelt  hat,  so  schildern  zu  lassen, 
wie  es  sich  seinem  engen  Blick  darstellt,  das  Grösste  sich  im 
Kleinsten  und  Beschränktesten  abspiegeln  zu  lassen,  war  ein 
sehr  glücklicher  und  bot  dem  Humoristen  Vortheile  jeder  Art 
dar;  und  indem  jener  Schulmeister  zuglei(-h  als  ein  grundehr- 
licher, wohlgesinnter,  nach  P>ildung  strebender  Biedermann 
behandelt,  der  ganze  Werth  dieser  beschränkten  Existenz  an- 
erkannt wird,  breitet  sich  über  das  Ganze  eine  so  behagliche, 
gemüthliche  Stimmung,  wie  sie  uns  aus  Jean  Pauls  anspruchs- 
losesten Kabinetsstücken ,  dem  Schulmeisterlein  Wutz,  dem 
Fibel  oder  dem  Quintus  Fixlein  entgegenweht. 

A'ischers  künstlerische  Begabung  und  künstlerischer  Blick 
ist  die  eine,  die  philosophische  Schulung  seines  Denkens  die 
andere  von  den  Bedingungen,  welche  zusammentreffen  mussten, 
um  ihn  zu  dem  Ästhetiker  zu  machen,  der  er  gewesen  ist. 
An  persönlicher  Anleitung  zu  seinem  Fache  fehlte  es  ihm 
freilich  so  gänzlich,  dass  er  selbst  später  sagt :  in  nichts  von 
dem,  was  er  jetzt  lehre,  habe  er  einen  Lehrer  gehabt.  Aber 
es  gelang  seinem  Talent  und  seiner  Energie,  des  weiten  Feldes, 
dessen  Bearbeitung  ihm  oblag,  sich  auch  im  Einzelnen  mit 
bewundernswerther  Vollständigkeit  zu  bemächtigen.  Nur  in 
der  Musik  ist  er  zeitlebens  Laie  geblieben,  da  es  ihm,  be- 
merkt er',  zwar  nicht  an  musikalischem  Gehör  gefehlt,  aber 
seine  »unmathematische  Natur«  sich  die  Notenschrift  niemals 
anzueignen  vermocht  habe;  er  übertrug  desshalb  in  dem 
Theil  seiner  Ästhetik,  der  von  ihr  handelt,  die  specielleren 
Ausführungen   dem  ihm  befreundeten  Karl  Köstliii. 

In  seiner  Behandlung  der  Ästhetik  schloss  sich  Vischer, 
wie  in  seiner  philosophischen  Weltanschauung  überhaupt,  zu- 
nächst an  Hegel  an,  dessen  Vorlesungen  über  Ästhetik  in 
jener  Zeit  den  Höhepunkt  dessen  bezeichneten,  was  die  deutsche 
Wissenschaft  auf  diesem  Gebiet  erreicht  hatte.  Aber  wie  die 
schwäbischen  Hegelianer  überhaupt  von  Anfang  an  zu  ihrem 
Meister  eine  viel  freiere  Stellung  einnahmen  als  die  nord- 
deutschen damals  noch  fast  alle,  so  sehen  wir  auch  Vischer 
Hegel  immer  selbständiger  gegenübertreten.  Schon  im  ersten 
Band  seiner  Ästhetik  merkt  man  es  ihm  an,  dass  Hegels  Be- 
griffssprache ihm  nicht  ganz  mundgerecht,  dass  sie  für  ihn 
nicht,  wie  für  jenen,  die  Muttersprache  seines  eigenen  Denkens 
ist;  man  theilt  mit  ihm  das  Gefühl,  er  habe  sich  doch  zu 
einer  schiefen  Steiluntf  verleiten   lassen,   wenn   er   durch    diese 


'  Vorwort  zur  letzten  Abtiieilung  der  Ästhetik  S.  IX  fg.  Altes  und 
Neues  IJI,  258  'i^. 


Chronik.  273 

schulmäßige  Behandlung  dem  Vorwurf  begegnen  wollte,  der 
seinen  bisherigen  Arbeiten  von  pedantischen  oder  missgünstigen 
Beurtheilern  gemacht  worden  war,  dass  es  ihnen  an  der 
strengeren  Wissenschaftlichkeit  fehle.  Je  weiter  man  sich 
dann  in  das  Buch  hineinliest,  und  je  mehr  man  von  der 
»Metaphysik  des  Schönen«,  die  den  ersten  Band  ausfüllt,  zu 
den  Ausführungen  der  folgenden  Bände  über  das  Schöne  in 
der  Natur  und  in  der  Menschenwelt,  über  die  Kunst,  die 
Kunststile  und  die  einzelnen  Künste  vordringt,  um  so  mehr 
tritt  der  Formalismus,  der  anfangs  nicht  selten  gestört  hatte, 
zurück,  um  so  vollständiger  gewinnt  der  Ästhetiker  die  Frische 
und  Lebendigkeit  seines  Stils  wieder,  um  so  deutlicher  em- 
pfinden wir  es,  dass  wir  es  hier  nicht  mit  einer  Theorie  zu 
thun  haben,  welche  ihre  Formeln  und  ihr  Fachwerk  fertig  an 
den  Gegenstand  heranbringt  um  es  ihm  äusserlich  anzupassen, 
sondern  mit  einer  solchen,  die  aus  der  liebevollsten  und 
gründlichsten  Vertiefung  in  denselben  entsprungen,  die  or- 
ganisch aus  ihm  herausgewachsen  ist.  Visrher  hat  zwar  neben 
allem  andern,  was  er  Hegel  verdankte,  auch  die  Errungen- 
schaften seiner  Denkarbeit  für  die  Ästhetik  nicht  unterschätzt. 
Er  hat  es  beim  Abschluss  seines  grossen  ^^'erkes  (a.  a.  O.  VI) 
nachdrücklich  hervorgehoben,  dass  er  mit  demselben  durch- 
aus kein  populäres  Werk  habe  schreiben  wollen,  dass  die 
Sprache  der  Wissenschaft  als  solche  immer  eine  esoterische 
sein  müsse.  Er  hat  es  nie  aufgegeben,  die  Grundbegriffe  der 
Ästhetik  in  dieser  strengeren  Form  zu  behandeln,  und  er  hat 
noch  in  seinem  letzten  Lebensjahr  in  einer  werthvollen  Arbeit^ 
einige  derselben  eingehend  untersucht,  während  er  gleichzeitig 
(ich  darf  dies  berühren,  wiewohl  es  mich  selbst  angeht)  in 
der  ^\'idmung  der  ebengenannten  Schriftensammlung  bewies, 
welche  Wärme  der  Empfindung  und  welche  Schönheit  der  Dar- 
stellung dem  Achtzigjährigen  noch  unvermindert  zu  Gebote 
stand.  Aber  ihren  vollen  Werth  und  ihre  durchschlagende 
Wirkungskraft  erhielten  seine  kunstphilosophischen  Gedanken 
doch  nur  dadurch,  dass  sie  nichts  anderes  waren  als  die  be- 
griffsmäßige Zusammenfassung  und  der  wissenschaftliche  Aus- 
druck des  Selbstgeschauten  oder  vielmehr  des  Selbsterlehten. 
Denn  die  Anschauung  des  Schönen  war  für  ihn  kein  blosses 
Sehen  und  theoretisches  Geniessen,  sondern  ein  wesentlicher 
Bestandtheil  seines  ganzen  inneren  Lebens.  Die  Schönheit 
ist  seiner  Ansicht  nach  »die  Erscheinung  der  Ideev.,  oder  wie 
er  auch  sagt  (Krit.  G.  N.  F.  V,  107)  »das  in  sich  gespiegelte, 
im  Spiegel  verklärte  Lehetm  ;  nur  das  kann  und  soll  Gegen- 
stand des  ästhetischen  Wohlgefallens  sein,    in  dem  sich  etwas 


'  »Das    Svmbol«,  Philosophische  Aufsätze,    E.    Zeller    gewidmet 
(Leipz.  1887),  S.  151  — 193. 

Goethe-Jahrbuch  IX.  lo 


274  Chronik. 

WerthvoUes  und  Bedeutendes,  ein  allgemeines  Weltgesetz, 
eine  wesentliche  Seite  des  Menschenlebens  und  der  Menschen - 
natur  unserer  Anschauung  darbietet.  Der  Inhalt  ist  daher 
keineswegs  gleichgültig  für  den  ästhetischen  Eindruck ;  es 
heisst  nach  Vischers  Überzeugung  das  Wesen  des  Schönen 
gänzlich  verkennen,  wenn  man  glaubt,  seine  Wirkung  beruhe 
auf  blos  formalen  Verhältnissen,  statt  in  ihm  die  Gestalt  zu 
erkennen,  mit  der  ein  bestimmter  geistiger  Gehalt  sich  natur- 
gemäß umkleidet,  die  er  als  die  adäquateste  Form  seiner  Er- 
scheinung aus  sich  hervortreibt.  Auf  dieser  Überzeugung  be- 
ruht der  Ernst,  mit  dem  sich  Vischer  seinem  Beruf  als  Ästhe- 
tiker hingab :  er  hat  es  darin,  seiner  Auffassung  nach,  nicht 
mit  einem  entbehrlichen  Schmucke  des  menschlichen  Lebens, 
sondern  mit  seinem  tiefsten  Gehalte  zu  thun  :  der  Kultus  der 
Schönheit  entspringt  in  letzter  Beziehung  aus  der  gleichen 
Wurzel,  wie  der  der  Sittlichkeit  und  der  Wahrheit.  Aber  ein 
Schönes  entsteht  nur  dann,  wenn  sich  der  geistige  Inhalt,  sei 
es  in  der  Wahrnehmung  oder  in  der  Phantasieanschauung, 
zur  sinnlichen  Erscheinung  bringt,  und  nur  in  dem  Maße, 
wie  dies  der  Fall  ist ;  und  aus  diesem  Gesichtspunkt  wider- 
spricht Vischer  nicht  allein  jeder  Vermischung  der  ästhetischen 
Motive  und  Maßstäbe  mit  moralischen,  wissenschaftlichen  oder 
religiösen,  sondern  er  lehnt  sich  auch  aufs  nachdrücklichste 
gegen  jeden  Versuch  auf,  die  innere  Einheit  der  Elemente, 
auf  deren  untrennbarer  Durchdringung  die  Schönheit  beruht, 
aufzulösen,  den  geistigen  Gehalt  der  Erscheinung,  aus  der  er 
als  ihre  eigene  Seele  hervorleuchten  sollte,  in  gesonderter 
Reflexion  gegenüberzustellen,  und  beide  nur  äusserlich  durch 
das  Band  der  Allegorie  mit  einander  zu  verknüpfen.  Dies 
sind  die  allgemeinsten  von  den  Gesichtspunkten ,  welche 
Vischer  in  seiner  Ästhetik,  seiner  Kunstphilosophie  und  seiner 
Kunstkritik  geleitet  haben.  Um  sich  aber  freilich  von  dem 
Umfang  und  der  Bedeutung  seiner  Leistungen  auf  diesem 
Gebiet  einen  Begriff  zu  machen,  muss  man  sich  die  Masse 
des  Stoffes  vergegenwärtigen,  in  den  er  sich  unermüdlich  ein- 
gearbeitet, den  er  mit  seinen  Gedanken  durchdrungen,  be- 
fruchtet und  belebt,  bis  ins  Einzelnste  hinaus  der  kunstphi- 
losophischen Betrachtung  und  Beurtheilung  unterzogen  hat. 
Es  war  ihm  vergönnt,  nach  dem  Abschluss  seines  ästhetischen 
Hauptwerkes  noch  dreissig  Jahre  lang  für  sein  Fach  zu  arbeiten. 
Aber  so  wenig  diese  Arbeit  jemals  stillestand  und  so  reiche 
Früchte  sie  unserer  Literatur  gebracht  hat,  so  ist  es  ihm  doch 
nicht  gelungen  seine  Ästhetik,  nachdem  ihre  erste  Auflage 
vergriffen  war,  für  eine  zweite  neu  zu  bearbeiten.  Er  trug 
sich  allerdings  viele  Jahre  mit  dem  Gedanken,  aber  zu  seiner 
Ausführung:  ist  es  nicht  gekommen  ;  und  es  waren  doch  nicht 


Chronik.  275 

blos  äussere  Abhaltungen  daran  Schuld.  Denn  so  wenig  er 
auch  im  wesentlichen  dem  ursprünglichen  Standpunkt  seiner 
Philosophie  und  seiner  Ästhetik  untreu  geworden  war,  so  fand 
er  doch  in  Beziehung  auf  die  Form  und  Methode  seines 
Werkes  so  eingreifende  Änderungen  nöthig,  und  konnte  schon 
mit  dem  Plane  zu  seiner  Umgestaltung  so  schwer  in's  Reine 
kommen,  dass  darüber  die  Jahre  verstrichen,  in  denen  er  sich 
vielleicht  noch  entschlossen  hätte,  die  riesige  Arbeit  noch 
einmal  in  Angriff  zu  nehmen.  Statt  dessen  gab  er  1866  und 
1873  •'^  d^^'  »Kritik  meiner  Ästhetik«  (Krit.  G.  N.  F.  V,  i  — 156. 
VI,  I  — 131)  eine  Erörterung  der  Punkte,  an  denen  ihm  sein 
Werk  verbesserungsbedürftig  zu  sein  schien,  und  des  Weges,  auf 
dem  diese  Verbesserung  zu  erreichen  wäre.  Aber  so  werth- 
voll  und  interessant  diese  Skizze  auch  ist,  so  entschädigt  sie 
uns  doch  nur  unvollständig  für  einen  neuen  Aufbau  des  ganzen 
Werks.  Da  ein  solcher  nicht  mehr  zu  hoffen  war,  machte 
ich  Vischer  einmal  den  Vorschlag,  seine  Ästhetik  statt  einer 
zweiten  Auflage  in  eine  Reihe  einzelner  Abhandlungen  auf- 
zulösen, die  ihren  Inhalt  mit  den  erforderlichen  Änderungen 
kürzer  und  in  der  populären  Behandlung,  in  der  er  eine  so 
grosse  Meisterschaft  besass,  wiedergeben  sollten.  Dazu,  dachte 
ich,  würde  er  sich  leichter  entschliessen,  und  seine  Gedanken 
würden  auf  diesem  Weg  auch  solchen  Kreisen,  namentlich 
unter  den  Künstlern,  in  ihrer  vollen  Frische  und  Ursprünglich- 
keit zugänglich  gemacht  werden,  welche  dieselben  bisher  nur 
aus  dritter  und  vierter  Hand,  vielfach  verwässert  und  getrübt, 
zu  beziehen  pflegten.  Er  wies  diese  Idee  nicht  ab,  gab  ihr 
aber  doch  auch  keine  weitere  Folge. 

Vischer  wirkte  aber  nicht  blos  als  Schriftsteller  in  seinem 
Fache,  sondern  er  war  auch  einer  von  den  hervorragendsten 
Lehrern  desselben.  Gerade  für  diesen  Beruf  war  er  durch 
seine  ganze  Individualität,  seine  Geistes-  und  Gemüthsart,  in 
ungewöhnlichem  Maß  ausgerüstet;  und  ihm  selbst  gewährte 
diese  Seite  seiner  Thätigkeit  eine  Befriedigung  und  verschaffte 
ihm  Erfolge,  wie  sie  der  blose  Schriftsteller  auch  durch  die 
bedeutendste  Leistung  in  dieser  Art  nicht  hätte  erreichen 
können.  Denn  hier  erst  arbeiteten  alle  Kräfte  seiner  reichen 
Natur  für  denselben  Zweck  harmonisch  zusammen.  Mit  der 
vollendeten  Beherrschung  seiner  Stoffe,  mit  ihrer  geistvollen 
und  klaren  Behandlung ,  mit  der  Kraft  und  Schönheit  der 
Sprache,  mit  allen  den  Vorzügen,  die  Vischers  Schriften  aus- 
zeichnen, verband  sich  in  seinen  Vorlesungen  die  ganze  An- 
ziehungskraft einer  bedeutenden,  in  kunstmäßig  gebildeter  Rede 
sich  aussprechenden  Persönlichkeit.  Vischer  war  ein  geborener 
Universitätslehrer  ;  denn  zu  dem  Bedürfniss,  sich  auszusprechen 
und  seine  Gedanken    mitzutheilen,    kam    in    diesem    Fall    die 

18* 


276  Chronik. 

lebendige  Freude  an  den  jungen  Leuten  hinzu,  die  seinen 
Worten  lauschten  :  seine  Lehrthätigkeit  war  für  ihn  nicht  blos 
Erfüllung  einer  Berufspflicht,  sondern  in  erster  Reihe,  wie  sie 
es  sein  soll,  Ausübung  einer  Thätigkeit,  welche  ihm  selbst 
hohen  Genuss  gewährte.  Er  nahm  es  daher  mit  ihr  auch 
nicht  leicht :  jeder  Vorlesung  ging  eine  sorgfältige  Vorberei- 
tung voran,  und  wenn  er  das  Katheder  betreten  hatte,  setzte 
er  seine  ganze  Kraft  ein,  um  den  Zuhörern  sein  Bestes  zu 
geben.  Und  er  gab  es  ihnen  in  freiem,  natürlich  fliessendem 
Vortrag,  dem  die  Schulung  des  Redners  seine  Sicherheit  gab, 
der  aber  in  dieser  Gestalt  das  Werk  des  gegebenen  Moments 
war,  der  nichts  Einstudirtes,  rhetorisch  Gemachtes,  auf  den 
Effekt  Berechnetes  hatte,  aber  von  der  Freude  an  der  Sache 
und  der  leidenschaftlichen  Liebe  zur  Wahrheit  durchwärmt  war. 
Wenn  er  dastand  in  strammer,  freier  Haltung  der  untersetzten 
Figur,  das  offene,  gutherzige  kluge  Gesicht  von  blondem  Bart 
umrahmt,  das  scharfblickende  Auge  bald  gedankenvoll  ruhend, 
bald  von  Geistesblitzen  bewegt  und  durchleuchtet ;  wenn  ihm 
für  die  wohlgeordneten  Gedanken  die  treffendsten  Ausdrücke, 
die  anschaulichsten  Beispiele  und  Vergleichungen  wie  von 
selbst  zuströmten,  und  auch  abstraktere  Auseinandersetzungen 
sich  schliesslich  zu  lebensvollen  Anschauungen  gestalteten,  so 
wurden  die  Zuhörer  nicht  blos  in  den  Gegenstand  auf  die 
angemessenste  und  anziehendste  Art  eingeführt,  sondern  sie 
erhielten  zugleich  auch  das  Bild  eines  Mannes,  der  fest  auf 
sich  ruhend  ganz  in  der  Sache  lebte,  eines  wissenschaftlichen 
Charakters,  für  welchen  die  Betrachtung  der  Schönheit  und 
die  Erkenntniss  der  Wahrheit  das  Pathos  seines  Lebens  war. 
Und  dieser  Eindruck  konnte  dadurch  nur  gewinnen,  dass  auf 
dem  Hintergrund  eines  ernsten  sittlichen  und  wissenschaftlichen 
Strebens  auch  in  Vischers  Vorträgen  der  Witz,  der  Humor 
und  die  Phantasie  spielten,  die  sein  eigenes  Geistesleben 
erheiterten.  Seine  Vorlesungen  wurden  dadurch  in  hohem 
Grad  unterhaltend;  auch  seinen  Zuhörern  gegenüber  verliess 
ihn  sein  Humor  nicht,  und  wenn  sich  je  einer  derselben  et- 
was Ungehöriges  erlaubte,  genügte  zu  seiner  Zurückweisung 
statt  der  Autorität  des  Professors  ein  glücklicher  Scherz  ;  als 
z.  B.  einmal  im  Hintergrund  eines  schlecht  beleuchteten  Hör- 
saals geraucht  wurde,  wandte  sich  Vischer  an  die  Betreffenden 
mit  den  Worten :  »meine  Herren,  ich  mache  Ihnen  keinen 
blauen  Dunst  vor,  machen  Sie  mir  auch  keinen  vor«,  und  das 
schlug  durch.  Manche  mögen  sich  zunächst  von  dieser  Seite  seiner 
Vorlesungen  angezogen  gefunden  haben  ;  aber  sie  hätten  ganz 
oberflächlich  und  stumpf  sein  müssen,  wenn  ihnen  nicht  bald 
eine  Ahnung  von  dem  Ernst  und  der  Bedeutung  ihres  Lehrers 
und  mit  ihr  ein  gewisses  Verständniss  des  Gegenstandes  auf- 


Chronik.  277 

gegangen  wäre.  Vischers  Vorlesungen  gehörten  schon  beim 
Beginn  seiner  Tübinger  Lehrthätigkeit ,  wiewohl  man  ihrer 
zu  keinem  Examen  bedurfte,  zu  den  allerbesuchtesten.  Viele 
Hunderte  haben  durch  ihn  ein  ernsteres  Interesse  an  der  Kunst 
und  richtigere  Begriffe  über  ihren  Gegenstand  und  ihre  Auf- 
gaben gewonnen;  die  Verehrung  und  Anhänglichkeit  der  Jugend 
hat  den  Lehrer,  der  sich  selbst  die  jugendliche  Wärme  und 
Spannkraft  des  geistigen  Lebens  in  bewunderungswürdiger 
Weise  bewahrt  hat,  bis  ans  Ende  seines  langen  Lebens  un- 
vermindert begleitet.  Er  war  ein  Lehrer,  wie  wir  deren  nicht 
viele  gesehen  haben. 

Aus  seinen  Vorlesungen  sind,  wie  bemerkt,  auch  Vischers 
Arbeiten  über  den  Faust  hervorgegangen.  Durch  beide  hat 
er  sich  um  das  tiefere  Verständniss  der  unsterblichen  Dichtung 
ein  grosses  Verdienst  erworben.  Über  manche  Einzelheit 
werden  die  Ansichten  ja  immer  auseinandergehen.  Aber  im 
Grossen  und  Ganzen  hat  Vischer,  wie  wir  glauben,  den 
goldenen  Mittelweg  zwischen  denen  zu  finden  gewusst,  welche 
zu  wenig,  und  denen,  welche  zu  viel  im  Faust  suchen.  Dabei 
brachte,  es  der  Gang  und  Stand  der  neueren  deutschen  Faust- 
forschung mit  sich,  dass  er  sich  weit  mehr  gegen  diese  zu 
wenden  hatte  als  gegen  jene,  und  dass  es  in  der  ersten  Zeit 
seines  Auftretens  mehr  die  philosophisch-spekulative,  später 
mehr  die  philologisch-historische  Fausterklärung  war,  die  seinen 
Widerspruch  hervorrief.  Er  seinerseits  hatte  eine  zu  tiefe 
Einsicht  in  das  Wesen  des  dichterischen  Schaffens,  um  es  gut- 
heissen  zu  können,  wenn  fremdartige  Maßstäbe  an  das  Goethe- 
sche  Werk  angelegt  und  wenn  die  Anforderungen  verkannt 
wurden,  welche  sich  für  seine  Beurtheilung  theils  aus  der 
Natur  der  Poesie  überhaupt,  theils  aus  den  besonderen  Be- 
dingungen ergeben,  unter  denen  es  verfasst  worden  ist.  Er 
bewunderte  so  warm  und  aufrichtig,  wie  irgend  ein  anderer, 
die  Genialität,  mit  welcher  der  Dichter  aus  der  alten,  ihrem 
Gehalte  nach  ziemlich  niedrig  stehenden.  Zauberlegende  das 
tiefsinnigste  und  lebensvollste  Bild  der  menschlichen  Natur 
in  allen  ihren  Höhen  und  Tiefen  zu  machen  gewusst  hat. 
Allein  er  verlangte  mit  Recht,  dass  die  halbbewusste,  schlaf- 
wandlerische Natur  dieses  Schaffens  nicht  verkannt,  dass  dem 
Dichter  nicht  statt  der  Anschauungen  und  Ahnungen,  die  ihn 
leiteten,  Begriffe  und  Philosopheme  unterschoben  werden, 
welche  ihm  in  dieser  Form  fremd  waren.  Er  fand  aber  eine 
ähnliche  Verwechslung  der  künstlerischen  und  der  verstandes- 
mäßigen Produktion  auch  bei  denen,  welche  an  den  Wider- 
sprüchen Anstoss  nehmen,  die  sich  ergeben  mussten,  wenn  in 
die  rohe  Zaubersage  des  16.  Jahrhunderts  die  tiefsten  und 
höchsten   Ideen   des    achtzehnten    hineingetragen ,    wenn    der 


278  Chronik. 

wüste  Teufelsbeschwörer  in  den  Typus  eines  edlen,  nach 
Wahrheit  und  Wirklichkeit  dürstenden  Geistes,  der  Teufel  in 
einen  mit  der  höchsten  Naturwahrheit  geschilderten  Weltmann 
verwandelt  und  doch  beiden  zugleich  die  ihnen  durch  die 
Fabel  des  Stücks  übertragene  Rolle  gelassen  werden  sollte ; 
und  er  konnte  es  aus  diesem  Grunde  nicht  gutheissen,  wenn 
aus  solchen  vom  künstlerischen  Standpunkt  aus  gerechtfertigten 
Unebenheiten  auf  verschiedene  Bearbeitungen  der  Dichtung 
geschlossen  wurde.  Je  höher  aber  Vischer  den  Faust  in  seinem 
ersten  Theil  stellte,  um  so  weniger  vermochte  er  sich  mit  der 
Fortsetzung  und  dem  Abschluss  des  Werkes  in  seinem  zweiten 
Theil  zu  befreunden.  Er  hat  dies  gleich  in  seiner  ersten 
Arbeit  über  Faust  mit  aller  Schärfe  ausgesprochen  ;  er  hat  es 
in  der  Folge  noch  genauer  begründet ;  und  wenn  er  auch 
einzelne  Schönheiten  des  zweiten  Theils  in  der  späteren  Zeit 
etwas  freigebiger  anerkannt  hat  als  früher,  so  hat  er  doch 
an  seiner  Gesammtansicht  über  denselben  mit  Entschieden- 
heit festgehalten.  Man  hat  ihm  dies  nicht  selten  verdacht ; 
aber  er  selbst  war  am  unglücklichsten  darüber,  dass  sein 
Urtheil  nicht  anders  ausfallen  konnte.  »Goethe,  (sagt  er 
A.  u.  N.  II,  18)  Goethe,  der  Vertraute,  der  Liebling  der  Natur, 
er,  dem  vergönnt  war,  in  ihre  tiefe  Brust  wie  in  den  Busen 
eines  Freundes  zu  schauen  —  er  ein  Manierist  geworden : 
das  thut  weh,  das  unbewegt  anzusehen,  müsste  man  kein 
Mensch  sein«.  »Man  mag  vor  Leid  kaum  daran  denken«, 
ruft  er  ein  andermal  (Goethes  Faust  169)  aus,  »was  aus  dem 
Faust  geworden  wäre,  wenn  in  Goethes  schöpferischen  Form- 
geist etwas  vom  Feuer  eines  Hütten  eingeströmt  wäre«.  Und 
derselbe  dritte  Theil  des  Faust,  welcher  den  zweiten  und  seine 
Bewunderer  so  unbarmherzig  verspottet,  bringt  im  Nachs])iel 
eine  Lobpreisung  Goethes,  die  zu  dem  schönsten  und  empfun- 
densten  gehört,  was  über  ihn  geschrieben  worden  ist,  indem 
sie  alles  vorangehende  mit  dem  Bekenntniss  entschuldigt : 
»Erkrankte  Liebe  ist  mein  ganzer  Zorn«,  Die  Entdeckung 
des  Urfaust  hat  Vischer  noch  erlebt,  aber  er  hat  ihn  nicht 
mehr  zu  Gesicht  bekommen.  Den  andern  geistvollen  Goethe- 
forscher, der  ihm  ein  volles  Jahr  im  Tode  voranging, 
IV.  Scherer,  hat  uns  ein  herbes  Schicksal  in  der  Blüthe  der 
Jahre  entrissen ,  noch  ehe  jene  Entdeckung  gemacht  war. 
Beide  hätten  durch  dieselbe  ein  unschätzbares  Hülfsmittel  für 
weitere  Forschung  erhalten.  Möge  es  nie  an  solchen  fehlen, 
die  ihr  Werk  in  ihrem  Geist  fortführen, 

E.  Zkli.kr. 


Chronik.  279 


III.   Karl  Goedeke. 


Karl  Goedeke  wurde  am  15.  April  1814  zu  Celle  geboren; 
gestorben  ist  er  im  Alter  von  73  Jahren  am  28.  Oktober  1887 
zu  Göttingen. 

Seine  äussere  Erscheinung  war  selbst  noch  in  den  letzten 
Jahren  stattlich  und  imposant.  Das  von  langwallendem  Haare 
umgebene  Haupt  Hess  in  den  scharf  geschnittenen  Gesichts- 
zügen, den  mild  blickenden  Augen  die  Tiefe  seines  Geistes 
auf  den  ersten  Blick  erkennen.  Leicht  fand  man  in  ihm  den 
grossen,  leichter  noch  den  guten  Mann.  Und  wer  ihn  persönlich 
kannte,  und  wer  ihm  literarisch  nahe  getreten  war,  und  seine 
literarische  Laufbahn  einigermaßen  begleitet  hatte,  der  sah 
sofort  in  seinem  Wirken  einen  hervorstechenden  Zug :  der 
Drang  des  unermüdlichen,  gepaart  mit  dem  Talent  des  gründ- 
lichsten Forschers  in  Gebieten,  die  er  ohne  alle  Rücksicht 
darauf  wählte,  ob  sie  äusserlich  lohnten  oder  nicht. 

Von  diesem  Streben  sehen  wir  den  Jüngling  beseelt,  der, 
vorgebildet  auf  dem  Pädagogium  zu  Ilfeld  am  Harz,  die 
Universität  Göttingen  verlässt,  ohne  promovirt  oder  sich  sonst 
einem  Examen  unterzogen  zu  haben :  seinen  Sinn  daraut 
richtend,  unabhängig,  frei  von  den  Pflichten,  welche  ihm  eine 
Staatsanstellung  auferlegen  konnte,  allein  seinen  literarischen 
Studien  nachzuhängen. 

Diesen  Drang  finden  wir  in  dem  gereiften  Manne  wieder, 
der  nach  dem  Tode  seines  Vaters  aus  der  Residenz  Hannover. 
wo  ihn  »die  öffentlichen  Angelegenheiten  der  Stadt  und  des 
Landes,  mehr  als  sein  Herz  wünschte,  in  ihren  Wirbel  gezogen 
und  zerstreut  hatten«,  im  Mai  1855  nach  Celle  übersiedelt, 
um  hier  Müsse  zu  gewinnen,  sich  von  der  Welt  abzuschliessen 
und  sich  zu  »vergraben  in  seine  Bücher  und  Sammlungen« 
(Vorwort  zum   »Grundriss«,  pag.  VIL   i.  Aufl.). 

Ebenderselbe  Beweggrund  leitete  ihn  endlich,  als  er  im 
Jahre  1859  nach  dem  Verkaufe  seiner  5 — 6000  Bände  starken 
Bibliothek  (Sommer  1858)  Celle  verliess,  da  ihm  dort  grösserer 
Verkehr  und  reichere  literarische  Hilfsmittel  fehlten,  und  seinen 
dauernden  Wohnsitz  in  Göttingen  nahm.  Hier  1873  zum  ausser- 
ordentlichen Professor  für  deutsche  Literaturgeschichte  ernannt 
—  die  erste  Stelle  dieser  Art  in  Deutschland  —  vollendete 
er  sein  Lebenswerk,  den  »Grundriss  zur  Geschichte  der  deut- 
schen Dichtung  aus  den  Quellen«,  ein  Werk,  von  dem  allseitig 
anerkannt  ist,  dass  keine  Nation  ihm  ein  gleiches  an  die  Seite 
zu  stellen  hat. 

Schon  von  Jugend  auf,  während  seiner  Universitätsstudien, 
hatte  Goedeke  zu  dieser  Arbeit,  in  welcher  die  schönsten 
Eigenschaften  des  deutschen  Forschers,  deutscher  Fleiss,  aus- 


28o  Chronik. 

gebreitete  Gelehrsamkeit  und  Genauigkeit  sich  vereinigen, 
reichhaltige  Sammhuigen  angelegt,  welche  er  seit  dem  Mai 
des  Jahres  1855  in  seiner  Vaterstadt  zu  verwerthen  begann. 
Goedeke  selbst  bezeichnet  das  »Compendium  der  deutschen 
Literaturgeschichte«  Julius  Kochs  (Berlin,  1790)  als  das  Werk, 
welches  ihm  das  Vorbild  bei  seinem  Unternehmen  wurde. 
»Meine  Aufgabe«,  sagt  er  (a.  a.  O.),  »war  wesentlich  dieselbe, 
die  Koch  sich  gestellt  und  für  seine  Zeit  in  ausgezeichneter 
Weise  gelöst  hatte.  Wie  er,  strebte  auch  ich  nach  innerer 
Vollständigkeit  und  äusserer  Reichhaltigkeit.  Seine  Arbeit 
stand  mir  als  Muster  vor  Augen«. 

Aber  da  inzwischen  seit  Begründung  der  deutschen  Philo- 
logie das  Gebiet  der  Literatur  sich  nach  allen  Seiten  weithin 
ausgedehnt  hatte,  zum  Theil  auch  ganz  neu  erschlossen  war, 
unternahm  es  Goedecke  lieber,  »anstatt  Kochs  fleissige  Arbeit 
zu  berichtigen,  zu  ergänzen  und  fortzuführen,  eine  selbst- 
ständige für  sich   zu  beginnen«. 

Diesem  Entschlüsse  verdanken  unsere  Gelehrten  das  Werk, 
welches  fortan  den  Ausgangspunkt  bilden  wird  für  jeden,  der 
unsere  Literaturgeschichte  durchforscht:  ein  Werk,  welches 
allerdings  auch  in  seiner  zweiten  Auflage  nicht  in  allen  Punkten 
die  gleiche  Genauigkeit  und  noch  manche  Unebenheiten  in  der 
Behandlung  des  Stoffes  aufweist,  bald  zu  karg,  bald  zu  aus- 
giebig erscheint,  —  ein  Vorwurf,  dessen  Berechtigung  Goedeke 
selbst  zugestand,  der  aber  bei  einem  solchen  Unternehmen, 
wo  das  Material  noch  während  der  Arbeit  immerfort  anwächst, 
nie  zu  vermeiden  ist  —  trotzdem  ein  \\'erk,  welches  die  von 
Pfeiffer  1857  geschriebenen,  anerkennenden  \\'orte  voll  und 
ganz  verdient :  »Goedekes  Buch  ist  eins  von  denen,  die  nicht 
blos  ihrem  Verfasser,  sondern  auch  unserer  Literatur  zur 
bleibenden  Zierde  gereichen!« 

Es  nennt  sich  »Grundriss  zur  Geschichte  der  deutschen 
Dichtung«  :  damit  ist  bedeutsam  hervorgehoben,  dass  es  Goe- 
deke im  Gegensatze  zu  Koberstein  von  vornherein  nicht  darauf 
abgesehen  hatte,  die  Geschichte  der  deutschen  Literatur  in 
ihrer  Entwicklung,  ihrem  Verlaufe  und  Zusammenhange  dar- 
zustellen, sondern  einzig  darauf,  die  Quellen  zusammenzutragen, 
welche  die  Verwirklichung  jener  Idee  erst  ermöglichen  sollten. 
Der  Text,  welchen  er  gibt,  begleitet,  oder  richtiger  gesagt : 
verknüpft  blos  die  literarischen  Notizen. 

Die  Vollendung  der  ersten  Auflage  des  »Grundrisses«  zog 
sich  von  1855  — 1881  hin.  Er  schloss  mit  den  Dichtern,  deren 
erste  Publikationen  vor  Goethes  Tod  zurückreichen.  Material 
zu  einer  Darstellung  der  Dichter  nach  Goethes  Tod  hat  Goedeke 
ebenfalls  gesammelt,  und  es  dürften  sich  in  seinem  Nachlasse 
manche  höchst  werthvoUe  Notizen  und  Beiträge  nach   dieser 


Chronik.  28 1 

Richtung  vorfinden ;  aber  er  selbst  dachte  nie  ernstlich  an 
eine  Fortführung  des  »Grundrisses«  bis  zur  Gegenwart.  Dagegen 
fühlte  er  sich,  nachdem  die  erste  Auflage  seines  Buches  bald 
nach  Vollendung  vergriffen  war,  kräftig  und  angeregt  genug, 
auf  Verlangen  seines  Verlegers  eine  zweite,  umgearbeitete  zu 
beginnen.  Die  allzeit  rege  Sammellust  Goedekes  hatte  im 
Laufe  der  Zeit  sorgfältig  bewahrtes  und  geschichtetes  Material 
aufgespeichert:  das  kam  der  Neubearbeitung  so  zu  Gute,  dass 
wir  ein  vollständig  neues  Buch  empfangen  haben.  Er  arbeitete 
freilich  in  wechselnder  Stimmung  daran ;  nachdem  sein  Freund 
und  Verleger,  der  alte  Ehlermann,  in  Dresden  gestorben  und 
die  Handlung  auf  einen  Sohn  übergegangen  war,  der  frühere 
herzliche  Beziehungen  nur  allzu  geschäftsmäßig  umformte, 
wollte  ein  freundliches  Verhältniss  mit  diesem  nicht  aufkommen  : 
vielfach  seufzte  der  Gelehrte  über  die  wenige  Rücksichtnahme 
eines  Verlegers,  »der  das  Werk  nicht  anders  als  einen  Handels- 
artikel zu  betrachten  und  den  Verfasser  oft  als  eine  Art  An- 
gestellten zu  nehmen  und  zu  behandeln  scheine«.  Trotzdem 
schritt  das  Werk  rüstig  fort :  in  drei  Bänden  wurde  es  bis  zum 
ersten  Auftreten  Klopstocks  weitergeführt. 

Mitten  aus  den  Vorarbeiten  zum  vierten  Bande  raffte  ihn 
ein  plötzlicher  Tod  hinweg:  wie  es  seine  Gewohnheit  war. 
hatte  er  auch  am  27.  Oktober  noch  tief  in  die  Nacht  hinein 
gearbeitet;'  am  Morgen  des  28.  fand  man  ihn  todt  im  Bette 
vor;  ein  Herzschlag  hatte  dem  arbeitsreichen  Leben  des  Ge- 
lehrten ein  Ziel  gesetzt. 

Mit  tiefer  Wehmuth  erfüllt  wird  ein  jeder  jetzt  die  ^^'orte 
lesen,  mit  denen  Goedeke  am  8.  September  1884  das  Vor- 
wort zu  der  2.  Auflage  des  »Grundrisses«  schloss:  »Die  Lust 
zur  Fortführung  meines  Werkes  hat  nicht  abgenommen;  ob 
die  Kräfte  bis  zum  Schlüsse  ausreichen,  steht  bei  dem,  der 
mir  gegönnt  hat,  dieselben  bis  in  das  71.  Jahr  zu  gebrauchen«. 

Die  übrigen  wissenschaftlichen  Arbeiten  Goedekes  sind 
gegenüber  seinem  »Grundrisse«  mehr  der  Einfassung  zu 
vergleichen,  welche  den  eigentlichen  Edelstein  umgibt,  dessen 
Werth  aber  noch  erhöht :  werthvoU  genug ,  um  an  und 
für  sich  schon  dem  Namen  des  Gelehrten  einen  dauernden 
Platz  in  den  Annalen  der  deutschen  Literatur  zu  sichern. 

Unter  seinen  im  Verhältniss  zum  Grundriss  kleineren 
Arbeiten  ragt  hervor  die  historisch-kritische  Ausgabe  Schillers 
in  15  Theilen  (17  Bänden),  nach  längerer  Vorbereitung  1867 
begonnen,  1876  beendet.  Die  Aufgabe,  wie  sie  Goedeke 
in  dieser  Arbeit  gestellt,  und  mit  dem  ihm  eigenen  Ernst 
und  kritischer  Schulung  durchgeführt  hatte,  war,  von  Schiller 
alles  Erreichbare,  mit  Ausnahme  der  Briefe,  nach  der  Zeit  der 
Entstehung   zu   ordnen,    von   jedem  einzelnen  grösseren  oder 


282  Chronik. 

kleineren  Bestandtheile  die  älteste  vorhandene  Form  treu 
wiederzugeben  und  spätere  Veränderungen  unter  dem  Texte 
anzuzeigen,  um  auf  diese  Weise  im  Ganzen  und  Einzelnen 
eine  Übersicht  der  Geistesentwickelung  Schillers  und  eine  Ge- 
schichte der  Textgestaltung  nach  den  Urkunden  zu  liefern. 
Die  Ausführung  dieses  Planes  unternahm  er  in  Verbindung 
mit  Anderen  (Ellissen,  Köhler,  Muldener,  Oesterley,  Sauppe, 
Vollmer),  denen  Goedekes  eigene  Bearbeitung  von  Band  i 
(Jugendversuche),  6  (Schriften  von  1787 — 1792),  11  (Gedichte) 
und  15'  und  ^  (letzte  Dichtungen  und  Nachlass)  Vorbild  und 
Sporn  war.  Der  Schillersche  Nachlass  trat  durch  Goedekes 
Bemühungen  in  einem  überraschenden  Reichthum  zu  Tage. 
Die  kritischen  Grundsätze  Goedekes  sind  bisher  für  die  Aus- 
gabe anderer  unserer  Dichter  nicht  fruchtbar  gemacht  worden ; 
und  doch,  dächte  man  sie  sich  z.  B.  auf  Klopstock  ange- 
wendet, welches  Licht  müsste  dann  allein  nur  auf  die  Wand- 
lung und  Entwickelung  unserer  Sprache  im  18.  Jahrhundert 
fallen  ! 

Die  übrigen  Veröffentlichungen  sind  theils  Vorarbeiten 
zu  seinem  Hauptwerke,  wie  die  Sammlungen  »Deutschlands 
Dichter  von  1813 —  1841«  (1844),  »Elf  Bücher  Deutscher 
Dichtung.  Von  Sebastian  Brant  bis  auf  die  Gegenwart« 
(1849),  »Deutsche  Dichtung  im  Mittelalter«  (1852)  und  die 
Monographieen  »Adolf  Freiherr  von  Knigge«  (1844),  »Burchard 
W'aldis«  (1852),  »Pamphilus  Gengenbach«  (1856)  —  theils  aus 
jenem  hervorgegangen.  Dahin  gehört  die  Schrift  »Gottfried 
August  Bürger  in  Göttingen  und  Gelliehausen«  (1873),  ferner 
die  fast  ganz  aus  dem  »Grundrisse«  genommene  Abhandlung 
über  »Goethe  und  Schiller«  (2.  Aufl.  1859)  und  »Goethes 
Eeben  und  Schriften«  (1874).  Unvollendet  geblieben  ist  die 
Biographie  seines  Freundes  Geibel.  (i  Bd.  1869.)  In  weitere 
Kreise  haben  seinen  Namen  hinausgetragen  die  populären 
Zwecken  dienenden  »Edelsteine.  Eine  Festgabe  der  schönsten 
Gedichte  aus  den  neuesten  Dichtern«  (185 1)  und  das  für  Schul- 
zwecke im  Verein  mit  Colshorn  herausgegebene  »Deutsche 
Lesebuch«,  zumeist  aber  die  bekannten  Cottaschen  Klassiker- 
ausgaben, deren  für  die  damalige  Zeit  gediegene,  jetzt  natür- 
lich überholte  Einleitungen  sowie  die  Biographieen  Platens, 
Goethes,  Schillers  u.  a.  von  ihm  herrühren.  Mehr  oder  weniger 
der  Vergessenheit  anheimgefallen  ist  dagegen  seine  im  Jahre 
1854  erschienene  »Deutsche  Wochenschrift«,  welche  »vom 
nationalen  Standpunkte«  aus  Aufsätze  politischen  und  wissen- 
sc:haftlichen  Inhaltes  in  »allgemein  fasslicher  Form«  bringen 
sollte  ;  während  wiederum  die  zusammen  mit  Julius  Tittmann 
herausgegebene  Sammlung  »Deutsche  Dichter  des  XVI.  Jahr- 
hunderts«, der  sich  eine  zweite,  der  »Dichter  des  XVII.  Jahrhun- 


Chronik.  283 

derts«  anschloss,  neben  der  historisch-kritischen  Ausgabe  von 
Schiller  für  alle  Zeiten  ihren  Werth  behalten  werden'. 

Goedekes  Thätigkeit  als  Dichter  und  Politiker  hängt  eng 
zusammen.  Abgesehen  von  dem  unter  dern  Pseudonym  Karl 
Stahl  in  verschiedenen  Zeitschriften  veröffentlichten  lyrischen 
Gedichten,  seinen  »Novellen«  (1841)  und  dem  »Novellen- 
almanach  für  das  Jahr  1843«  steht  seine  Muse  im  Dienste 
der  Politik:  so  hat  er  seinem  Unwillen  über  die  Zeitverhält- 
nisse Ausdruck  gegeben  in  »Politischen  Liedern«,  die  1838 
zum  Druck  in  die  Schweiz  gingen,  von  denen  es  aber  zweifel- 
haft ist,  ob  sie  je  erschienen,  so  auch  in  der  nach  dem  Muster 
des  Aristophanes  gedichteten  Komödie  »Kodrus,  eine  Miss- 
geburt der  Zeit«  (1839),  die  den  ungetheilten  Beifall  eines 
Jakob  Grimm  und  Dahlmann  fand,  so  sehr,  dass  jener  äusserte, 
Platens  Verlust  könne  durch  Goedeke  ersetzt  werden  ! 

Nicht  zum  verwundern  ist  es,  dass  die  Gesinnung  des  Jüng- 
lings aufs  tiefste  beleidigt  wurde  durch  die  Absetzung  seiner 
Lehrer,  der  »Göttinger  Sieben«,  und  durch  den  langen  häss- 
lichen  Streit,  welchen  die  Aufhebung  des  hannoverschen  Staats- 
grundgesetzes nach  sich  zog :  thätig  in  die  Politik  eingegriffen 
hat  Goedeke  aber  erst,  als  ihn  die  Bevölkerung  Hannovers, 
wo  er  seit  Anfang  der  vierziger  Jahre  als  literarischer  Beirath 
in  der  Hahnschen  Verlagsbuchhandlung,  dann  als  Redakteur 
der  »Zeitung  für  Norddeutschland«,  des  Organes  der  liberalen 
Partei,  und  der  »Hannoverschen  Presse«  gewirkt  hatte,  in  die 
auf  Grund  der  freisinnigen  Verfassung  vom  5.  September  1848 
einberufene  »zweite  Kammer«  wählte.  Er  vertrat  hier,  wie 
im  Bürgervorsteherkollegium  und  im  Landtage  (1854/5)  eine 
liberale,  durchaus  nationale  Politik,  deren  Anhänger  er  als  ein 
Schüler  der  Brüder  Grimm,  eines  Dahlmann  und  Gervinus  seit 
seinen  Universitätsjahren  gewesen  war. 

»Jedes  deutsch  geschriebene  Wort  der  Elsässer  ist  eine 
Mahnung  an  uns,  das  Elsass  nicht  verloren  zu  geben ;  jeder 
Vers  von  dorther  hat  erst  eine  nationale,  eine  politische,  und 
dann  erst  eine  poetische  Bedeutsamkeit«.  So  schrieb  Goedeke 
schon  im  Jahre  1844  (»Deutschlands  Dichter  von  1813  —  1843«), 
als  die  meisten  an  alles  andere  eher  dachten,  als  an  eine  Wieder- 
gewinnung des  Elsass. 

Allerdings  lag  es  nicht  in  seiner  Natur,  oft  und  lebhaft 
in  die  Debatte  einzugreifen ;  ihm  schwebte  der  Geist  nicht 
leichtbeflügelt  auf  der  Zungenspitze  ;  seine  Meinung  sagte  er 
nur,  wenn  er  um  sie  befragt  wurde :    dann    aber    auch    rück- 


'  Aus  der  Schiller-Ausgabe  erwuchs  auch  noch  die  neue  Heraus- 
gabe von  Schillers  Briefwechsel  mit  Körner  (1874)  und  eine  Sammlung 
von  Schillers  »Geschäftsbriefen«  (1875). 


284  Chronik. 

sichtslos  offen  heraus,  der  Wahrheit  und  seiner  Überzeugung 
gemäß.  Es  gilt  von  ihm  das  Wort  Seumes :  »ich  bin  nicht 
hartnäckig  genug ,  meine  eigene  Meinung  stürmisch  gegen 
Millionen  durchsetzen  zu  wollen  ;  aber  ich  habe  Selbstständig- 
keit genug,  sie  vor  Millionen  und  ihren  Ersten  und  Letzten 
nicht  zu  verläugnen !« 

Goedekes  Charakter,  gereift  und  gestählt  in  der  poli- 
tischen Bewegung  des  engeren  und  weiteren  Vaterlandes 
innerhalb  seiner  früheren  und  besten  Mannesjahre,  ziert  ein 
stets  hervortretender  Hauptzug,  eine  fast  übertriebene  Be- 
scheidenheit :  doppelt  ehrenvoll  für  den,  der  Grund  gehabt 
hätte,  stolz  zu  sein.  Sie  war  es,  die  ihn  bewog,  im  Dienste 
der  Wissenschaft,  still  im  Verborgenen,  wenig  berührt  von 
äusserem  Erfolg  oder  Anerkennung,  dem  Parteitreiben  abhold, 
zu  wirken,  seinen  eigenen   Worten  gemäß  : 

»Gekannt  von  Wen'gen,  im  verborgnen  Frieden, 
Von  Wünschen  frei,  befreit  auch  von  Beschwerden, 
Nichts  sein  und  wollen,  was  mir  nicht  beschieden : 
Wohl  manches  Glück  ward  ausgetheilt  auf  Erden, 
Kein  schönres  aber,  dünkt  mich,  giebts  hienieden. 
Als  dies  Vergessen  und  Vergessenwerden«. 

Sein  Gleichmuth  stand  in  innigem  Bezug  zu  einer  Grund- 
stimmung seiner  Seele,  die  den  Menschen  nur  nach  innerem 
Werthe  schätzte.  Und  es  schien,  als  ob  ihn  diese  zu  der 
ersten  und  einzigen  Abhandlung  zur  vergleichenden  Literatur- 
geschichte, die  wir  ihm  verdanken,  hingezogen  habe:  zu 
»Every  Man,  Homulus  und  Hekastus«  1865.  Bezeichnend 
jedenfalls,  dass  der  Stoff,  welchen  er  durch  die  Erzählungen 
des  XVI.  Jahrhunderts  in  seiner  verschiedenen  Gestaltung 
hindurch  verfolgte,  die  zuerst  in  englischer  Sprache  verfasste 
Moralität  »Every  -  man« ,  diesen  Gedanken  enthält:  den 
Menschen  verlässt  im  Tode  alles,  nicht  seine  Tugend  ! 

Unvergesslich  bleibt  für  jeden  Hörer  eine  Vorlesung  bei 
Goedeke  am  Semesteranfang.  Das  Auditorium,  der  grösste 
Saal  der  Universität,  ist  gedrängt  voll.  Mitglieder  aller  vier 
Fakultäten  harren  seiner.  Goedeke  tritt  ein.  Der  übliche,  bei 
ihm  allein  von  allen  Docenten  jede  Stunde  wiederholte  akade- 
mische Gruss  empfängt  ihn.  Halb  freudig  erregt  über  die 
grosse  Zahl  der  Zuhörer  —  es  sind  nahe  an  200  — ,  welche 
sein  Name  wieder  herbeigeführt  hat,  halb  wehmüthig  beginnt 
er  zu  sprechen  :  die  ersten  Worte  ein  Ausdruck  der  Bescheiden- 
heit: um  Entschuldigung  bittet  er,  der  Lehrer  die  Schüler,  dass 
er,  durch  Schicksalsschläge  und  Krankheit  hart  mitgenommen, 
den  Stoff  nicht  mehr  mit  derselben  Kraft,  demselben  Feuer 
wie  früher  vortragen  könne !    Besonderes   Vergnügen    machte 


Chronik.  285 

es  ihm,  wenn  er  durch  seine  Arbeiten  eine  Ungerechtigkeit 
der  Geschichte  wieder  gut  machen,  einen  schon  Verurtheilten 
retten,  einen  schon  Vergessenen  wieder  in  die  Erinnerung 
zurückrufen  konnte ;  durch  ihn  wurde  das  »halberstorbene« 
Andenken  an  den  Schweizer  Buchdrucker  und  Dichter  Pamphikis 
Gengenbach  erneuert,  an  den  »ersten  deutschen  Dramatiker 
des  XVI.  Jahrhunderts«. 

Das  Verdienst  Anderer  erkannte  er  gern  an :  sein  eigenes 
achtete  er  gering.  Auf  das  Entschiedenste  aber  trat  er  Denen 
entgegen,  welche  es  ohne  Grund  anzutasten  versuchten. 

Nach  äusseren  Ehren  hat  Goedeke  nie  gestrebt.  Was 
ihm  davon  entgegengebracht  ward  (das  Diplom  eines  Dr.  j)hil. 
von  Tübingen,  Orden  von  Weimar  und  noch  kurz  vor  seinem 
Tode,  beim  Göttinger  Jubiläum,  von  Preussen),  nahm  er  mit 
warmer  Freude  über  die  gute  Gesinnung,  die  ihm  solches  gab, 
und  die  Anerkennung  seiner  Arbeit,  die  darin   lag,  hin. 

Als  ausserordentlicher  Professor  begann  er  1873  seine 
akademische  Laufbahn  :  in  derselben  Stellung  ist  er  bis  an  seinen 
Tod  geblieben.  Nicht  aber,  wie  ein  weit  verbreitetes  Märchen 
erzählte,  weifischer  Anschauungen  wegen,  sondern  weil  er  zu 
stolz  war,  die  Ehre  zu  erstreben,  die  ihm  nicht  geboten  wurde. 

M.  Heyne,  E.  Jeep. 


IV.  Nachrichten. 

»Es  ist  eine  glückliche  Fügung,  dass  gerade  bei  dem 
gegenwärtig  stattfindenden  Umbau  im  Goethehause  die  Frau 
Grossherzogin  von  Sachsen-Weimar  in  der  Lage  war,  der  Ver- 
waltung des  Frankfurter  Goethehauses,  resp.  dem  Freien  Deut- 
schen Hochstift  eine  xAktensammlung  zu  überweisen,  welche 
für  das  Unternehmen  von  ausserordentlicher  Bedeutung  ist, 
nämlich  die  vollständige  Sammlung  der  Rechnungen  über  den 
berühmten  Neubau  des  Hauses,  welchen  der  Herr  Rath  Goethe 
s.  Z.  unternommen  und  sein  Sohn  Wolfgang  in  »Wahrheit  und 
Dichtung«  geschildert  hat.  Diese  Rechnungen  reichen  bis  zum 
Jahre  1755  und  geben  Aufschluss  über  die  ganze  bauliche 
Hausausstattung,  von  dem  Deckenanstrich  und  der  Wandbe- 
kleidung mit  Tapeten  etc.  bis  auf  die  einfachste  Thürklinke. 
Wir  haben  damit  eine  treffliche  Unterlage  gewonnen  für  die 
Neuherstellung  der  Räume  im  Sinne  jener  Zeit,  da  Goethes 
Eltern  und  der  Dichter  selbst  darin  lebten«. 

(Frankf.  Ztg.  24.  Febr.) 


286  Chronik. 

J.  H.  W.  Tischbeins  berühmtes  1 786  gemaltes  Bild:  »Goethe 
auf  den  Trümmern  von  Rom«,  nach  dem  Tode  des  Besitzers, 
Herrn  M.  C.'von  Rothschild,  nach  testamentarischer  Bestimmung 
an  seine  Tochter,  Frau  Sal.  v.  Rothschild  in  Paris  übergegangen, 
ist  von  dieser  dem  Städelschen  Kunstinstitut  in  Frankfurt  a.  Main 
übergeben  worden. 

Goethe-  Vorlesungen  auf  deutschen  Universitäten.  Sommer 
1887.  Graz,  Seuffert:  Goethe  und  die  Romantische  Schule; 
Heidelberg,  Meyer  v.  Waldeck:  Goethes  Faust,  Freymond: 
deutsch-franz.  Übungen:  Goethes  Werther;  Kiel,  Klaus  Groth: 
Über  Goethe  und  seine  Zeit;  Leipzig,  Hildebrand:  Goethe 
und  Schiller  in  ihrem  Verhältniss  und  Zusammenwirken, 
Biedermann :  Über  die  Faustsage  und  deren  verschiedene  poe- 
tische Bearbeitung  (Marlowe,  Lessing.  Goethe,  speziell  über 
Goethes  Faust) ;  Marburg,  Koch  :  Goethes  Leben  bis  zur  Rück- 
kehr aus  Italien;  Münster,  Wüllner  :  Goethe  und  Schiller  von 
1794  bis  1805;  Strassburg,  Roehrig:  Übersetzungen  aus  dem 
Briefwechsel  zwischen  Schiller  und  Goethe  1798;  Zürich, 
Stiefel:  Goethes  Faust. 

Über  deutsche  Literatur  des  18.  und  19.  Jahrhunderts  oder 
deutsche  Literatur  im  Allgemeinen  lasen  :  Baumgart  in  Königs- 
berg (romantische  Schule),  Bernays  in  München,  Born  in  Basel, 
Haym  in  Halle,  Hirzel  in  Bern,  Meyer  von  Waldeck  in  Heidel- 
berg (deutsches  Drama),  Muggenthaler  in  München,  Muncker 
in  München  (Geschichte  des  Romans  in  der  deutschen  Lite- 
ratur), Noack  in  Münster,  Sauer  in  Prag  (Sturm  und  Drang), 
Erich  Schmidt  in  Berlin  (romantische  Schule  und  jüngere 
Romantik),  Schütze  in  Kiel,  v.  Waldberg  in  Czernowitz  (Ge- 
schichte des  deutschen  Romans). 

Winter  1887/88.  PJerlin,  E.  Schmidt :  Goethe  und  Schiller, 
Übungen  über  das  Faustbuch;  Geiger:  Faustsage  und  Faust- 
dichtung; Halle,  Haym:  Über  Leben  und  Schriften  Goethes; 
Innsbruck,  Wackerneil:  Goethes  lyrische  Gedichte;  Jena,  Lieb- 
mann :  Goethes  Faust ;  Litzmann :  Übungen  über  Goethes  und 
Schillers  Xenien ;  Königsberg,  Baumgart :  Über  die  Faustsage 
und  Goethes  Faust;  Tübingen,  v.  Köstlin:  Über  Goethe. 
Über  deutsche  Literatur  des  18.  und  19.  Jahrhunderts  oder 
deutsche  Literatur  im  Allgemeinen  lasen  :  Baumgart  in  Königs- 
berg, Fischer  in  Heidelberg,  Hertz  in  München,  Koch  in  Mar- 
burg (vom  ersten  Auftreten  der  Romantiker  bis  zu  (ioethes 
Tode),  Hirzel  in  Bern  (speziell:  Goethe,  Schiller,  die  Roman- 
tiker), Litzmann  in  Jena  (»Deutsche  Dichtung  im  Z.  A.  Goethes 
und  Schillers),  Meyer  v.  Waldeck  in  Heidelberg  (deutsches 
]  )rama),  Roethe  in  Göttingen,  Sauer  in  Prag,  Seuffert  in  Graz, 
Steinmeyer  in  Erlangen,  Strauch  in  Tübingen. 


Chronik.  287 

Der  3.  Semesterbericht  des  G.-J.  VIII,  267  genannten 
»Verbandes  germanistischer  Vereine  auf  deutschen  Hoch- 
schulen« zählt  unter  den  in  Bonn  gehaltenen  Vorträgen  auf: 
C.  van  der  Wielen:  Die  erste  und  zweite  Bearbeitung  von 
Goethes  »Werther«  ;  als  Interpretation :  Goethes  Trilogie  der 
Leidenschaft. 


Aus  dem  Werke  nDie  Königlichen  Theater  in  Berlins. 
Statistischer  Rückblick  auf  die  künstlerische  Thätigkeit  und 
die  Personal-Verhältnisse  während  des  Zeitraums  vom  5.  Dez. 
1786  bis  31.  Dez.  1885,  zusammengestellt  von  C.  Schäffer  und 
C.  Hartmann.  Berlin  1886,  Berliner  Verlags  -  Comtoir,  seien 
folgende  statistische  Notizen  entnommen: 

Von  Goethe  wurden  aufgeführt:  Claudine  von  Villa-Bella 
mit  der  Musik  von  Reichardt  5mal,  vom  3.  Aug.  1789  bis 
20.  Febr.  1799,  mit  der  Musik  von  Kienlen  4mal,  vom  30.  April 
bis  24.  Juni  1818;  Clavigo  48mal,  vom  24,  Okt.  1787  bis 
28.  Dez.  1881;  Egmont  i34mal,  vom  25.  Febr.  1 801  bis  11.  Okt. 
1885:  i5mal,  vom  25.  Febr.  1801  bis  25.  Okt.  1819  mit 
der  Musik  von  Reichardt,  iigmal,  vom  20.  Jan.  1841  ab  mit 
der  Musik  von  Beethoven;  Epimenides  Erwachen   5mal,  vom 

30.  März  181 5  bis  5.  April  181 6  mit  der  Musik  von  Kapell- 
meister Weber;  Faust  i94mal,  vom  15.  Mai  1838  bis  16.  Dez. 
1885,  ausserdem  am  10.  Mai  1851  nur  die  beiden  ersten  Acte 
wegen  Brandes  der  ersten  Kammer;  Die  Geschwister  loimal, 
vom  21.  Juli  1788  bis  26.  Mai  1883;  Götz  von  Berlichingen 
i23mal,  vom  3.  Febr.  1795  bis  20.  April  1884;  Prolog  zu 
Deinhardsteins  Hans  Sachs  2  3mal,  vom  13.  Febr.  1828  bis 
15.  Nov.  1843  ;  Jery  und  Bätely,  mit  der  Musik  von  Reichardt 
37mal,  vom  30.  März  1801  bis  26.  Dez.  1825,  tnit  der  Musik 
von  Ingeborg  von  Bronsart  4mal,  vom  27.  Febr.  bis  24.  März 
1884;     Iphigenie    auf  Tauris  97mal,    vom    27.  Dez.    1802   bis 

31.  März  1885;  am  26.  Mai  1821  zur  Wiedereröffnung  des 
Schauspielhauses.  Die  Laune  des  Verliebten  54mal,  vom  3.  Dez. 
1813  bis  8.  Dez.  1858;  Lila,  2mal,  vom  9.  und  15.  Dez.  1818; 
Mahomet  4mal,  vom  29.  Dez.  1810  bis  20.  Nov.  1815;  Die 
Mitschuldigen  9mal,  vom  25.  Okt.  1846  bis  13.  Mai  1850: 
Die  natürliche  Tochter  4mal,  vom  12.  Juli'bis  12.  Nov.  1803; 
Paläophron  und  Neoterpe  6mal,  vom  31.  Dez.  1878  bis  31.  Dez. 
1882;  Prolog  zur  Eröffnung  des  neuerbauten  Schauspielhauses 
5mal,  vom  26.  Mai  bis  8.  Juni  1821  ;  Goethes  Bearbeitung 
der  Schlegelschen  Übersetzung  von  Shakespeares  Romeo  und 
Julia  vom  9.  April  1812  bis  13.  Jan.  1817,  Zahl  der  Vor- 
stellungen nicht  angegeben;  Goethes  Bearbeitung  der  Schlegel- 
schen   Übersetzung  von  Calderons  Standhafte  Prinz  Don  Fer- 


288  Chronik. 

nando  von  Portugal  iimal,  vom  15.  Okt.  181 6  bis  9.  Juni 
1835;  Stella  ymal ,  vom  5.  Sept.  1821  bis  6.  Nov.  1824; 
Tancred  gmal,  vom  10.  März  1801  bis  22.  April  1822;  ausser- 
dem imal,  am  21.  Nov.  1822,  Scenen ;  Torquato  Tasso  yymal, 
nach  dem  von  dem  Dichter  eingereichten  Manuscript,  vom 
25.  Nov.   181 1    bis  31.  Mai   1885. 


Im  Frankfurter  Stadttheater  (Opernhaus)  fand  vom  18.  Mai 
bis  17.  Juni  ein  Goethe-Cyclus  statt.  Zur  Aufführung  gelangten 
die  nachgenannten  Stücke  in  folgender  Reihe  :  Iphigenie  auf 
Tauris,  Torquato  Tasso,  Egmont,  Geschwister,  Clavigo  (die 
beiden  letzten  Stücke  an  einem  und  demselben  Abend),  Götz 
von  Berlichingen,  Faust  i.  und  2.  Theil.  Ausserdem  wurde 
in  Frankfurt  (Schauspielhaus),  wie  ich  einer  freundlichen  Mit- 
theilung der  Intendanz  entnehme,  im  Laufe  des  Jahres  1887 
aufgeführt:  Faust  i.  und  2.  Theil  je  einmal,  Egmont  3  unci 
Tasso  4  mal. 

Aufführiuigcn  GoctJieschcr  Dramen  auf  deutschen  Buhnen. 
(Zusammengestellt  nach  »Dramaturgische  Blätter  und  Bühnen- 
rundschau«. Offizielles  Organ  der  Genossenschaft  deutscher 
Bühnen-Angehöriger'.)  Egmont  je  imal  Berlin,  Kgl.  Schau- 
spielhaus, Reval,  Stadttheater,-  Geschwister  je  imal  Heidelberg, 
Stadttheater,  Stettin  desgl.;  Götz  v.  Berlichingen  imal  Stettin; 
Iphigenie  imal  Posen,  Stadttheater.  Für  das  deutsche  Theater 
in  Berlin  vermag  ich  auf  Grund  einer  offiziellen  Notiz  die 
vollständige  Mittheilung  zu  geben.  Aufgeführt  wurden:  Clavigo 
3mal,  vom  11.  Febr.  bis  16.  Febr.;  Faust  I.  33mal,  vom  3.  Sept. 
bis  27.  Dez. ;  Götz  v.  Berlichingen  gmal,  vom  9.  Dec.  bis  30.  Dez. 

'  Mir  ist  diesmal  nur  die  No.  i  des  Jahrgangs  1888  zugänglich 
gewesen,  welche  bei  einigen  Theatern  nur  die  Aufführungen  der  letzten 
Dezemberwochc,  bei  anderen  die  von  Ende  November  an  registrirt; 
ich  werde  versuchen,  für  das  nächste  Jahr  eine  vollständige  Liste  zu 
geben  und  vielleicht    die  Aufführungen   des  Jahres  1887   nachzutragen. 

L.  G. 


Bibliographie. 


I.  Schriften. 
A.  Weimarer  Goethe -ausgäbe. 

Goethes  Werke.  Herausgegeben  im  Auftrage  der  Grossherzogin 
Sophie  von  Sachsen,  i.  und  14.  Band;  3.  AbtheiUing, 
I.  Band.  4.  Abtheilung,  i.  und  2.  Bd.  Weimar,  H.  Böhlau. 
XXVIII  und  477,  321,  370,  VII  und  282,  XII  und 
336  SS. 

[Die  grosse  Weimarische  Ausgabe  ist  angekündigt  G.-J. 
VIII,  241  ;  von  der  Art  ihres  Erscheinens  gibt  die  Anzeige 
im  zweiten  Jahresbericht  der  Goethe  -  Gesellschaft,  a.  a.  O. 
Anhang  S.  17  — 19  nähere  Kunde.  A^on  den  vier  Abtheilungen, 
in  welche  das  grossartige  Unternehmen  zerfällt,  sind  die  ersten 
Bände  der  ersten,  dritten  und  vierten  Abtheilung,  der  Werke, 
Tagebücher,  Briefe  erschienen;  die  zweite  Abtheilung,  von 
der  bisher  noch  nichts  veröffentlicht  ist,  soll  die  naturwissen- 
schaftlichen Schriften  enthalten.  Die  /Ausgabe  erfolgt  im 
Auftrage  der  Frau  Grossherzogin  Sophie  von  Sachsen,  unter 
Benutzung  des  gesammten  handschriftlichen  Materials  des 
Goethe-Archivs.  Zu  Redactoren  der  Ausgabe  sind  G.  v. 
Loeper,  E.  Schmidt,  H.  Grimm  (für  W.  Scherer  eingetreten), 
B.  Seuffert  und  B.  Suphan  berufen.  Der  erste  Band  wird  er- 
öffnet durch  ein  Vorwort  H.  Grimms,  welches  die  Geschichte 
der  Ausgabe  erzählt,  durch  einen  im  Namen  der  Redactoren 
von  B.  Suphan  erstatteten  Vorbericht  und  durch  ein  Ver- 
zeichniss  der  Redactoren  und  Mitarbeiter.  Die  leitenden 
Grundsätze  der  Ausgabe  sind  folgende:  i.  Sie  soll  das 
Ganze  von  Goethes  literarischem  Wirken  nebst  Allem,  was 
uns  als  Kundgebung  seines  persönlichen  Wesens  hinterlassen 
ist,  in  grösster  Vollständigkeit  darstellen.     2.  Bei  Allem,  was 

Goethe-Jähreuch   IX.  jg 


290  Bibliographie. 


Gestalt  und  Erscheinung  der  Ausgabe  im  Grossen  wie  im 
Einzelnen  betrifft,  soll  befolgt  werden,  was  uns  als  Goethes 
selbstwdllige  Verfügung  bekannt  ist.  Die  neue  Ausgabe  legt 
daher  die  letzte  von  Goethe  mit  besonderer  Sorgfalt,  nach 
bestimmten  grossen  Grundsätzen  geordnete  »Ausgabe  letzter 
Hand«  in  40  Bänden,  Stuttgart  1S26  ff.,  zu  Grunde;  sie 
schiebt  in  den  Rahmen  dieser  Ausgabe  alles  von  Goethe  ab- 
sichtlich oder  unabsichtlich  Ausgelassene  ein.  Diese  Ausgabe 
Goethes,  deren  Druckmanuscript  von  Göttling  genau  durch- 
gesehen wurde,  ist  maßgebend  für  die  Anordnung,  die  Textkritik, 
die  Orthographie  und  Interpunktion.  »Nicht  eine  sklavische 
Wiederholung,  nicht  ein  bioser  Neudruck  der  Ausgabe  letzter 
Hand  ist  es,  worauf  es  in  dieser  Beziehung  ankommt,  nicht  das 
Zufällige  und  A\'illkürliche  soll  fortgepflanzt  werden.  Fehler- 
haftes wird  berichtigt,  Schwankungen  und  Unebenmäßigkeiten 
der  Schreibung  werden  thunlichst  beseitigt ;  selbstverständlich 
nur  diejenigen,  die  lediglich  im  Buchstäblichen,  im  Lautzeichen 
bestehen,  während  Alles,  was  sich  auf  Laut  und  Aussprache 
erstreckt,  ja  nur  erstrecken  könnte,  geschont  wird.«  Ent- 
sprechend der  von  Goethe  selbst  herrührenden  Ausgabe 
enthält  auch  die  neue  keinen  Commentar.  Sie  bringt  weder 
Einleitungen,  noch  erläuternde  Anmerkungen  der  Herausgeber. 
Sie  gibt  hinter  dem  Text  nur  den  gesammten  kritischen 
Apparat,  d.  h.  die  Lesarten  der  Handschriften  und  der  ersten 
Drucke,  aber  keine  flüchtigen  Druckfehler  und  reingraphische 
Varianten ,  gelegentlich  auch  neue  Notizen  über  die  Ent- 
stehung der  einzelnen  Werke.  —  Über  die  bisher  erschienenen 
Bände  gibt  der  nachfolgende  Bericht  der  Redactoren  G.  v. 
Loeper  und  E.  Schmidt  ausführliche  Nachricht.  L.  G.] 


Bericht  der  Redactoren. 

Die  in  dem  kritischen  Apparate  enthaltenen  thatsächlichen 
Mittheilungen  lassen  sich  zur  Forschung  nach  den  verschieden- 
sten Seiten  benutzen ,  ebensowohl  für  die  Entwicklungsge- 
schichte des  Dichters  im  Allgememen,  als  für  chronologische 
und  textkritische  Fragen.  Wir  heben  einige  der  letztern  hin- 
sichtlich der  Gedichte  hervor. 

Das  Schulthess'sche  Gedichtsverzeichniss  (Bd.  i,  S.  365) 
bietet,  neben  mehreren  bisher  unbekannten  Nummern,  neue 
Zeitbestimmungen  für  die  Lieder.  Liebhaber  in  allen  Gestalten 
(»Ich  wollt',  ich  war  ein  Fisch«),  eine  neue  Gestalt  des  in 
Nicolais  Almanach  1777  mitgetheilten  Volksliedes,  von  der 
sich  vor  18 10  bei  Goethe  keine  Spur  auffinden  Hess,  ist  durch 
jenes  Verzeichniss,  als  No.  17,  für  die  Zeit  vor  1786  nachge- 
wiesen.     Dasselbe   ist  der  Fall   mit  dem  Epigramm  Clenialisch 


Bibliographie.  29I 


Treiben  (»So  wälz'  ich  ohne  Unterlaß«),  welches  gleichfalls  erst 
18 IG  auftauchte,  No.  14,  vermuthlich  aber  auch  mit  Schneider- 
Courage  (»Es  ifl  ein  Schuß  gefallen«),  als  identisch  mit  No.  28 
des  Verzeichnisses:  »Lied  vom  Schneider«.  Das  Gedicht  Will- 
kommen und  Abschied  (»Mir  schlug  das  Herz«)  hat  dort  die 
Überschrift  »den  XXX  Abend«  (No.  40).  Wie  ist  das  aufzu- 
lösen? Nicht  etwa:  den  drei  Königs  Abend  1771?  Das  wäre 
dann  eine  für  die  Geschichte  des  Sesenheimer  Verhältnisses 
wichtige  Zeitangabe.  Neu  sind  die  Notizen  über  das  Lied 
Gefunden  (»Ich  ging  im  Walde«),  welches  am  26.  August  1813 
im  Thüringer  Walde,  in  Kranichfeld  oder  Stadt  Um,  improvisirt 
wurde.  »Dass  ich  unterwegs  heiter  war,  seht  ihr  aus  den  Vers- 
lein«, schrieb  Goethe  davon  am  28.  aus  Ilmenau.  Das  verwandte 
»Im  Vorübergehn«  muss  dann  einer  spätem  Zeit  angehören. 
Entwürfe  des  Gedichts  An  die  Erwählte  (»Hand  in  Hand  Und 
Lipp'  auf  Lippe«)  fanden  sich  in  einem  Notizbuch  aus  der 
Mitte  der  Neunziger  Jahre,  als  der  erste  sichere  zeitliche  Anhalt 
für  die  Entstehung.  Die  Angabe  der  »Chronologie«  der  Cotta- 
schen  Ausgaben  1770 — 177  i  war  mithin  irrig  und  alle  darauf 
gegründeten  Erklärungen  fallen  in  nichts  zusammen:  wir  wan- 
delten auf  Abwegen  und  müssen  ganz  von  vorn  anfangen.  Aus 
Goethes  Tagebuch  bringen  wir  noch  die  Notiz:  »28.  Mai  1797. 
An  Mignon«  und  aus  dem  Riemerschen,  dass  der  am  12.  Sep- 
tember 1808  gedichtete  Goldschmiedsgesell  (»Es  ist  doch  meine 
Nachbarin«)  durch  eine  englische  Quelle  angeregt  worden  ist, 
deren  Ermittlung  der  Forschung  obliegt.  [Vgl.  S.  328.  L.  G.] 

Das  erste  der  geselligen  Lieder,  Zum  neuen  Jahr  1802, 
dankt  seine  Entstehung  einer  Aufforderung  durch  Amalie  von 
Imhof  in  deren  noch  erhaltenem  Schreiben  vom  28.  December 
1801.  Für  das  darauf  folgende  Stiftungslied  kommen  drei 
Tagebuch-Notizen  des  Dichters  aus  November  1801  in  Betracht : 
vom  2.  »Früh  Gedicht«  ,  vom  6.  »An  Frau  Gräfin  v.  Egloff- 
stein  mit  dem  Stiftungslied«  und  vom  11.  dem  Tage  nach 
Schillers  Geburtstag  »Abends  Picknick«. 

Von  den  Balladen  hat  der  Todtentanz  ein  ganz  neues 
Licht  erhalten ,  da  die  Familiencorrespondenz  sich  sehr  aus- 
giebig erwies.  Wir  kennen  jetzt  die  Entstehungszeit,  den  An- 
lass  des  Gedichts  und  die  Herkunft  des  Stoffes,  es  fehlt  nur 
noch  der  erste  Entwurf,  welchen  Goethe  im  Mai  181 3  dem 
Prinzen  Bernhard  von  Weimar  gesandt  hat.  Hinsichtlich  der 
Balladen  des  Jahres  1797  bleibt  noch  einiges  nachzutragen. 
In  den  Papieren  von  der  Schweizer  Reise  dieses  Jahres, 
woraus  Eckermann  die  in  den  Werken  enthaltene  Beschreibung 
zusammengestellt  hat,  findet  sich  als  einzige  Spur  des  »Blüm- 
lein Wunderschön«  unter  Montag  dem  6.  November,  die 
Titelangabe:    »Der  Gefangne  und  die  Blume«.    Im  Tagebuch 

19* 


292  Bibliographie. 


vom  16.  Juni  179S  wird  die  Ballade  dann  noch  einmal  er- 
wähnt zwischen  den  »Musageten«  und  »Der  Müllerin  Verrath«. 
Es  steht  6.  November  1797,  von  der  Hand  des  Sekretärs 
Geist,  die  fernere  Titelangabe :  »Der  Traurige  und  die  Quelle« 
mit  den  drei  Versen  : 

Quelle  die  nicht  anders  kann 
Muss  wohl  immer  weinen, 
Aber  so  ein  junger  Mann  — 

Damit  berühren  wir  das  (iebiet  der  Balladen  von  der  Müllerin. 
Jene  Papiere  bestätigen  die  Zeitangabe  von  Musculus,  deren 
Richtigkeit  als  unvereinbar  mit  den  Briefen  an  Schiller  ange- 
fochten worden  ist  (Akademische  Blätter  I,  97).  Die  erste 
der  drei  Gesprächsballaden  findet  sich  im  Tagebuch,  Heidel- 
berg den  26.  August  1797,  als  Dictat  an  Geist  unter  dem 
Titel :  »Der  Fremde  und  die  Müllerin  nach  dem  alt  Eng- 
lischen«, die  zweite.  »Der  Junggesell  und  der  Mühlbach,  nach 
dem  altdeutschen«,  Stuttgardt  den  4.  September  fV.  24  erst 
»Ich  dampfe  schon  so  wird  mir  heiss«,  V.  32  »In  Schaum  zer- 
theilt  der  Tropfen  sich«)  und  die  dritte  »Reue«,  Tübingen  den 
6.  September,  zugleich  mit  dem  speciellen  Datum  7/7  unter 
dem  Dictat  selbst.  Die  Angaben  des  Tagebuchs  dieses  Jahres 
für  die  Balladen  Braut  von  Corinth  und  Gott  und  Bajadere 
sind  folgende  :  »4.  Juni  Anfang  des  Vampyrischen  Gedichts. 
5.  Juni  das  Ende  des  Vampyrischen  Gedichts.  Nach  Tische 
Oberons  goldne  Hochzeit.  6.  Juni  das  Vampyrische  Gediiht 
abgeschrieben  und  Schillern  Abends  gegeben.  7.  Juni  Ram 
und  die  Bajadere.  9.  Juni  Indische  Romanze  Schluss«. 

Von  den  in  dasselbe  Jahr  fallenden  Elegien  wird  »Der 
neue  Pausias  und  sein  Blumenmädchen«  zwei  Mal  hinter  ein- 
ander erwähnt:  »22.  Mai,  Früh  das  Blumenmädchen.  Vor- 
lesung des  Blumenmädchen.  23.  Mai  Das  Blumenmädchen 
weiter  corrigirt  und  nochmals  abschreiben  lassen«,  »Euphro- 
syne«  dagegen  nicht,  obschon  Eckermann  den  Text  in  jener 
Reisebeschreibung  mittheilt.  Anders  mit  »Amyntas«.  Die 
Reisepapiere  enthalten  diese  Elegie  in  der  von  Eckermann 
mitgetheilten  Fas.sung  unter  dem  25.  September.  Die  Angabe 
vom  19:  »Ein  Apfelb2LV\vi\,  mit  Epheu  umwunden,  gab  Anlass 
zur  Elegie  Amyntas«,  an  sich  wohl  richtig,  erweist  sich  jedoch 
schon  als  Eckermannsche  Erweiterung.  Der  wirkliche  Eintrag 
lautet:  »Wir  fuhren  einen  Theil  des  gestrigen  Weges.  Der 
Baum  und  der  Epheu  Anlass  zur  Elegie«. 

Auf  die  Geschichte  der  Römischen  Elegien  werfen  die 
aufgefundenen  beiden  Daten  des  24.  Deceml)er  1789  und  des 
8.  October  1790  neues  Licht.  Ebenso  sind  die  reichen  Mate- 
rialien zu    den  Venetianischen    Epigrammen    von   Wichtigkeit 


Bibliographie.  293 


für  die  Entstehung  dieser  Gedichte.  Es  lässt  sich  jetzt  mit  an- 
nähernder Vollständigkeit  feststellen,  wie  deren  Sonderung  in 
zwei  Bücher  gedacht  war,  welche  Bestandtheile  je  auf  die  Zeit 
vor,  in  und  nach  Venedig  fallen,  welchen  Umfang  die,  wenn 
auch  leider  oft  nur  fragmentarisch  vorliegenden,  Epigramme 
ursprünglich  hatten,  und  welcher  Platz  ihnen  im  Leben  und 
der  Entwicklung  des  Dichters  gebührt.  Sie  bezeichnen  gleich- 
sam eine  zweite,  eine  antike  Sturm-  und  Drangperiode. 

Für  die  Weissagungen  des  Bakis  sind  in  Goethes  Tage- 
buch von  1798  nur  zwei  Zeitangalien  gefunden:  der  23.  März 
und  der  27.  Juli,  deren  zweite  Riemer  übersehen  zu  haben 
scheint. 

Für  die  Oden  des  zweiten  Theils  ergibt  sich  eine  neue 
Kombination  aus  dem  Schulthess'schen  Verzeichnisse.  No.  34 
»Schale  der  Erinnerung,  einem  milden  Fürstenpaar  geweiht  1774« 
möchte  in  »Königlich  Gebet«,  oder  in  »Menschengefühl«,  oder 
in  beiden  erweislich  schon  in  der  ersten  Weimarischen  Zeit 
vorhandenen  Gedichten  wiederzufinden  und  bei  dem  Fürsten - 
paar  an  Karl  August  und  Prinz  Constantin  von  Weimar  zu 
denken  sein.  Damit  wäre  die  Briefstelle  an  Johanna  Fahimer 
vom  April  1775  zu  verbinden:  »Anbei  die  Ode.  Wie  gefall'  ich 
Ihnen  auf  dünnen  Prophetenstelzen,  Fürsten  und  Herren  ihre 
Pflicht  einredend«,    und   nicht   mit   der  Ode    »das  Göttliche«. 

Neu  ermittelt  ist  ferner  die  Entstehungszeit  der  Verse  auf 
Gellerts  Monument,  sowie  der  Grund,  weshalb  Goethe  ihnen 
die  Stelle  unter  den  Gedichten  »An  Personen«  anwies.  Sie  sind 
zum  Geburtstage  der  Herzogin  Amalie,  dem  24.  October  1777 
(nicht  1774,  wie  die  Chronologie  annahm)  verfasst  und  sogleich 
auf  Band  gedruckt  (Tagebuch  vom  22.  und  23.  October  1777). 
Die  grade  jene  persönliche  Beziehung  aussprechenden  vier 
Schlussverse  blieben  bei  der  Aufnahme  in  die  Gedichte  1815 
weg  und  werden  jetzt  im  kritischen  Apparat  nachgebracht. 
Dies  Beispiel  zeigt,  wie  gefährlich  es  ist,  an  der  Anordnung 
des  Dichters  zu  rütteln. 

In  textkritischer  Beziehung  nur  ein  paar  von  der  Ober- 
fläche geschöpfte  Bemerkungen. 

Welche  Bedeutung  die  älteren  Lesarten  für  das  Verständ- 
niss  der  Gedichte  haben  können,  zeigt  die  ursprüngliche  Fassung 
des  Verses  141  der  Venetianischen  Epigramme  (No.  29).  Der 
dortige  »unglückliche  Dichter«  war  ursprünglich  ein  »unglück- 
licher N'orde«.  Damit  ist  die  einst  (1861)  so  lebhaft  erörterte 
Streitfrage,  ob  beim  »schlechtesten  Stoff«  des  nächsten  Verses  an 
die  Sprache  oder  an  die  Gegcfistände  der  Epigrammendichtung 
zu  denken,  klar  entschieden.  Das  Epigramm  floss  aus  der 
lebhaften  Empfindung  des  Unterschiedes  des  Deutschen  und 
des  Italiänischen,  der  nordischen  und  der  südlichen  Sprachen 


294  Bibliographie. 


als  dichterischer  Werkzeuge,  aus  der  Empfindung  der  sich 
daraus  für  den  Deutschen  ergebenden  Unzulänghchkeit.  Die 
Sprache  ist  hier  das  Material  und  als  solches  auch  Stoff. 

Für  das  Gedicht  »Epiphanias«  finden  wir  hier  zuerst  eine 
handschriftliche  Grundlage,  und  zwar  dieselbe,  worauf  der 
erste  Druck  von  1815  beruht.  Es  ist  eine  Abschrift  von 
Frauenhand,  und  es  ergibt  der  Augenschein,  dass  der  bisher, 
namentlich  von  DUntzer  beanstandete,  Vers  12:  »Werd'  ich 
sein  Tag  kein  Mädchen  mehr  erfreun«,  sehr  leicht  für  das 
sinngemässere:  ))^^'erd'  ich  sein  Tag  kein  Mädchen  mir  er- 
frein«  (erfreyn)  verlesen  werden  konnte.  Gelänge  nur  die 
Auffindung  der  Handschrift,  die  Goethe  einst  an  Lavater  sandte, 
No.   27   des  Schulthess'schen  Verzeichnisses. 

Dagegen  war  das  Gedicht  »Juni«  aus  dem  Jahre  18 15 
in  den  Cottaschen  Ausgaben  nicht  verunstaltet ;  die  Lesart 
des  Verses  16  »bis  mir«  bestätigt  der  Dichter  ausdrücklich  als 
richtig  in  einem  Briefe  an  Göttling.  Auch  die  Bedenken  gegen 
die  Eesart  »Ränder«  im  Vers  12  wird  man  fallen  lassen  dürfen. 
Ebenso  hat  der  Dichter  die  Lesart  »die  jungen«  (Weine)  in 
Vers  24  des  Gedichts  »Gewohnt,  Gethan«  für  authentisch 
erklärt.  Mit  gleicher  Bestimmtheit  kann  eine  andre  alte  Streit- 
frage, ob  »Rad«  oder  »Rath«  in  Vers  55  des  Gedichts  auf 
Miedings  Tod,  nicht  erledigt  werden;  für  die  erstere  Lesart 
spricht  jedoch  die  vom  Schreiber  gefertigte  Druckhandschrift 
des  Gedichts  vom  Jahre  1788.  Goethes  eigne  Handschrift  des 
»Ewigen  Juden«  endlich  entscheidet  V.  218  für  die  Lesart 
»Und«  statt  »Um«.  G.  von  Loeper. 


Der  14.  Band  enthält  den  ersten  Theil  » Faust <.<,  für  dessen 
Text  nicht  viel  zu  thun  war.  In  der  »Zueignung«  21  wird 
die  Lesart  Leid  mit  Goethe  gegen  Riemer  festgehalten ;  doch 
musste  hier  und  da  nach  dem  Vorgang  neuerer  Kritiker 
oder  auf  Grund  selbständiger  Erwägung  in  Kleinigkeiten,  nicht 
blos  der  manchmal  ungenügend  normirten  Orthographie  und 
Interpunktion,  von  G  abgewichen  werden.  Die  Verszählung, 
übereinstimmend  mit  der  bis  auf  drei  Stellen  ganz  selbst- 
verständlichen Schröerschen  und  im  kritischen  Apparat  kurz 
erörtert,  beginnt  mit  der  ersten  Zeile  der  »Zueignung«  und 
soll  im  2.  Theil  fortgeführt  werden,  was  nur  die  Unbequem- 
lichkeit fünfstelliger  Zahlen  im  Gefolge  hat.  Ich  finde  aber 
gegenüber  der  Anordnung  Goethes  in  G,  wo  die  drei  Prologe 
zwischen  einem  (jcsammttitel  »Faust.  Eine  Tragödie«  und  einem 
Untertitel  »Der  Tragödie  erster  Theil«  stehen  und  wo  ein  statt- 
liches Fragment  des  zweiten  Theilcs  mit  dem  Vermerk,  das 
solle  fortgesetzt  werden,  den  Schluss  macht,  nur  die  Wahl 
zwischen    einer   Zählung    des    Ganzen    oder    einer    speciellen 


Bibliographie.  295 


Zählung  der  drei  Prologe ,  des  ersten  Theiles,  des  zweiten 
Theiles.  Ausschlaggebend  war  für  mich  in  dieser  Frage,  dass 
alles  Faustische  als  einheitliche  Masse  gebracht  werden  sollte. 
Als  Anhang  des  Textes  erscheint  aus  C  4  die  kleine  Scene 
Amors  und  der  Teufelchen  mit  der  Goethischen  Überschrift 
»Zum  Faust«.  Den  Lesarten  durfte  nicht  einverleibt  werden, 
was  gerundet  ist  und  vom  Dichter  selbst  unter  seine  »Werke« 
gestellt  worden  war.  Dagegen  gehört  jedes  revisionsbedürftige 
Paralipomenon  und  Fragment  nur  in  den  kritischen  Anhang. 

»Lesarten«.  Übersicht  über  Drucke  und  Handschriften; 
Zusammenfassung  von  Gruppen.  Ich  weiss  recht  gut,  dass 
Bernays  und  Arndt  S '  als  Grundlage  für  A  nachgewiesen 
haben,  aber  für  den  in  S  als  Bruchstück  gedruckten  »Faust« 
liegt  die  Sache  etwas  anders,  und  nähere  Beziehungen  auf 
Kleinigkeiten  von  S'  gegen  S'  sind  ohne  Belang.  Neu  ist 
der  Nachweis  eines  fehlerhaften  Nebendrucks  B^  auf  geringerem 
grauem  Papier.  Verlorene  Handschriften  werden  knapp  er- 
wähnt. Für  den  Text  lagen  —  abgesehen  von  der  Göch- 
hausenschen  Abschrift  der  ältesten  Redaction  und  von  den 
Berliner  Blättern  der  Valentinscene  und  Walpurgisnacht  — 
nur  spärliche  Manuscriptreste  vor.  Um  so  reichlicher  floss 
das  Material  des  Archivs  für  die  »Paralipomena«,  die  Riemer 
in  C  und  Q  sehr  lückenhaft  und  willkürlich  geboten  hatte. 
Einige  Auszüge  aus  Hexenprocessen  und  alten  Zauber- 
büchern u.  s.  w.  galt  es  durch  Quellenuntersuchung  erst  ver- 
ständlich zu  machen.  Zahlreiche  Nummern  werden  die  For- 
schung anregen  und  fördern ;  manche  haben  bis  jetzt  ein 
räthselhaftes  Ansehen,  z.  B.  das  Scenar  eines  Auftrittes,  Faust 
und  Gretchen,  mit  getheilter  Bühne.  Abgerissene  Notizen 
geben  wichtige  Goethische  Winke:  der  Erdgeist  heisst  »Welt- 
und  Thatengenius«  u.  s.  w.  Berichtigt  und  ergänzt  sind  die 
Satanscenen  und  was  mit  ihnen  zusammenhängt.  Eine  neue 
Kette  von  Versen  führt  Jung  und  Voss,  den  Feind  des  »Wunder- 
horns«,  unter  die  Blocksbergcandidaten  des  »Intermezzo«. 
Endlich  Paralipomena,  denen  ein  bestimmter  Platz  nicht  an- 
zuweisen ist;  in  einigen  Fällen  wird  sogar  Zugehörigkeit  zum 
I.  oder  zum  2.  Theile  nicht  klar  zu  scheiden  sein.  Alle  Para- 
lipomena sind  durchnummerirt. 

Ein  Inscenirungsvorschlag  von  Wolff  (vgl.  jetzt  noch  Deut- 
sche Revue  October  1887  S.  46  wonach  der  Plan  schon  dem 
November  18 10  angehört).  Einrichtung  der  Faustmonologe 
zu  einem  »Monodrama«.  Singspielmäßige  Zusätze  und  Re- 
dactionen  für  Radziwill. 

In  die  Lesarten  ist  der  »Urfaust«  aufgelöst;  ein  Gespräch 
zwischen  Mephisto  und  Student,  Auerbachs  Keller  in  Prosa, 
die   Kerkerscene    in    Prosa    erscheinen    natürlich    fortlaufend. 


296  Bibliographie. 


Einige  Varianten  von  U  sind  ausgefallen  oder  zu  berichtigen : 
367  Docktors  !  S.  261  I  316  drum  \  405  Eiii\  Mit  U  |  530 
so  fehlt  U  I  2749  den  fehlt  U  j  2793  Feyertage\  Fevertag  U  ' 
2805  Licbc\  Lieb  U  I  2818  Schnüffelt']  ^Schnüffelt  Ü  |  S.  273 
nach  der  Überschrift  allein  fehlt  U  |  2913  dcmf]  dann  U  | 
Verlange']  Neugierde  U  |  3061  keine  i  313S  Stand]  Stund  \]  i 
3483  (lies  mag)  zu  streichen  j  3496  nur  fehlt  U  |  3779 
/;//  !  3787  Seel  \  S.  27S  Z.  i  lies:  3646  —  3649,  3660  —  3775 
fehlt  U;  wonach  S.  253  zu  ergänzen. 

Der   zweite  Theil  soll  noch    in  diesem  Jahre  erscheinen. 

Selbständig  ist  mit  einer  orientirenden  Einleitung  er- 
schienen: »Goethes  Faust  in  ursprünglicher  Gestalt  nach  der 
Göchhausenschen  Abschrift  herausgegeben  von  Erich  Schmidt, 
Weimar,  Böhlau  1887«,  Dank  freundlichster  Erlaubniss  des 
Herrn  Major  a.  D.  von  Göchhausen  in  Dresden.  Ein  zweiter 
Abdruck,  1888,  unterscheidet  sich  vom  ersten  nur  durch  einige 
Textvarianten,  beruhend  auf  der  Zurücknahme  unnöthiger 
Conjecturen  und  auf  neuem  Einblick  in  die  Handschrift.  Winke 
Zarnckes  und  Kögels  sind  benutzt  (vgl.  Vierteljahrschrift  für 
Literaturgeschichte  i.  Heft).  Für  die  Besitzer  des  ersten  Ab- 
drucks notire  ich:  14  Docktors  \  52  Mit  j  88  würckende  \ 
258  Ei7n  gegen  Ein  U  |  316  drum  \  913  keine  \  1155  ^'^•r 
ich  ausgefallen  |  1175  meine  Conjectur  mag  für  noch  ist  falsch, 
da  es  geben  dem  rheinischen  Dialekt  entspricht  |  13 14  im 
(undeutlich)  |  Trüber  Tag  32  [rtvv//?  du  nicht  mit  uns\  An- 
nahme von  Ausfall  durch  Homoioteleuton  |  34  du  [dich]  uns  \ 
Kerker  10  einen  |  S.  84  f.  erfasst  nicht  in  er  fasst  zerlegt. 
S.  IX  ist  ein  Hinweis  auf  den  Briefwechsel  mit  Zelter 
2,  317  eingeschoben  worden  (»Auerbachs  Keller«  wird  nach 
U  citirt). 

Ein  Missverständniss  möchte  ich  noch  beseitigen :  meine 
Bemerkung  in  einer  Rec:ension,  dass  der  Druck  des  Urfaust 
und  die  Ausnutzung  der  Weimarischen  Handschriftenmassen 
auch  die  neueste  Faustliteratur  rasch  veraltet  erscheinen  lassen 
werde,  sollte  sich  selbstverständlich  nur  auf  Entstehungs- 
geschichte und  Lesarten  beziehen.  Ein  Commentar,  der  mit 
diesem  Material  noch  nicht  operirt,  aber  auf  philologisch- 
historische Erörterung  ausgeht,  kann  alle  möglichen  Vorzüge 
haben,  er  wird  uns  jedoch  für  die  ältesten  Entwicklungsphasen 
des  I.  Theils  und  die  allmälige  Textbildung  wie  Motivgeschichte 
des  2.  Theils  im  Stiche  lassen. 

Die  dritte  Abtheilung  bringt  Goethes  Tagebücher,  die 
von  1775  —  1S32,  mit  starken  Lücken  in  den  achtziger  und 
neunziger  Jahren,  immer  reicher  fliessen  und  für  Biographie  und 
Werke  einen  fortlaufenden  ('ommentar  bilden.  Der  i.  Band, 
von  Burkhardt   und  E.  Schmidt  bearbeitet,  konnte  nicht  viel 


Bibliographie.  297 


absolut  Neues  bringen,  nachdem  Riemers  Auszug  zuletzt  durch 
Keil  ergänzt  und  das  italienische  Reisejournal  in  der  2.  »Schrift 
der  Goethe-Gesellschaft«  veröffentlicht  worden  war;  aber  erst 
jetzt  wird  ein  zuverlässiger  buchstäblich  treuer  Text  für  die 
Weimarische  Zeit  bis  zum  Juni  1782  geboten.  Von  einer  Regelung 
der  Schreibung ,  einer  Ergänzung  der  massenhaften  Ab- 
breviaturen wurde  mit  Bedacht  Abstand  genommen,  da  in 
vielen  Fällen  keine  genügende  Sicherheit  zu  gewinnen  war. 
Für  die  Orts-  und  Personennamen  hat  Burkhardt  eine  Tabelle 
angelegt,  die  zunächst,  bis  das  grosse  Abtheilungsregister  er- 
scheint, aushelfen  soll.  Die  späteren  Schreiberhefte  werden 
kritisch  revidirt  werden :  und  schon  im  italienischen  Tagebuch 
sind  die  Namen  normirt  worden.  Bisher  unbekannt  waren 
einige  flüchtig  hingeworfene  Seiten  aus  der  Schweiz  1779  und 
ein  Fragment  aus  der  Schweiz  1775:  die  lyrischen  Improvisationen 
auf  dem  Züricher  See  aus  dem  Tagebuch  in  den  kritischen 
Apparat  der  »Gedichte«  (wo  sie  natürlich  jedenfalls  zu  be- 
rücksichtigen sind)  zu  verweisen ,  schien  unzulässig.  Der 
Druck  nähert  sich  bei  diesem  wundersamen  Durcheinander  ab- 
sichtlich dem  Charakter  eines  Facsimile.  Dass  die  Weimarischen 
Tagebücher ,  besonders  nach  Kräuters  Abschrift,  bisher  so 
schlecht  publicirt  waren,  ist  zum  Theil  Folge  der  sehr  eiligen,  oft 
mit  grosser  Mühe  zu  entziffernden  Schreibart.  So  konnte  Keil 
auf  Grund  der  Copien  seines  Oheims  »Ölgist(?)«  für  »Alzeste« 
drucken  und  ausser  zahllosen  Lesefehlern,  Ungenauigkeiten, 
falschen  oder  zweifelhaften  Ergänzungen,  Lücken,  auch  vielfach 
eine  Verschiebung  der  Daten  stattfinden.  Der  zweite  Band 
wird  mit  Notizen  von  der  venetianischen  Reise  1790  und 
mit  dem.  von  Zarncke  glücklich  entzifferten  Tagebuch  aus 
Schlesien  einsetzen.  Die  Sorge  für  diese  Abtheilung  bleibt 
in  erster  Linie  Herrn  C.   A.   H.   Burkhardt. 

Die  vierte  Abtheilung  bringt  Goethes  Briefe  von  i  764—  1 83  2 
durchgezählt  und  mit  Überschriften  ausgestattet ,  in  chrono- 
logischer Folge  und  nach  kritischen  Grundsätzen,  die  im  All- 
gemeinen von  den  ersten  drei  Redactoren,  im  Einzelnen 
zwischen  Seuffert  und  E.  Schmidt  vereinbart  worden  sind. 
Es  ist  eine  ganz  missverstandene  Akribie,  die  sich  gegen  die 
Normirung  »Hr.«  »Hrn.«,  gegen  die  jedem  Zweifel  und  sub- 
jectiven  Belieben  entrückte  Ergänzung  »Frkf.«  in  »Franckfurt«, 
»1.«  in  »lieber«  oder  »liebe«,  gegen  die,  liberal  mit  dem 
schwankenden  Brauch  früherer  Zeiten  rechnende,  Richtig- 
stellung der  Namen  wendet.  Wo  es  nöthig  oder  erspriesslich 
scheint,  gibt  ja  der  Anhang  »Lesarten«  den  gewünschten  Auf- 
schluss.  In  Bezug  auf  Format.  Siegel,  Adresse  dgl.  wird,  so- 
bald die  Goethischen  Schreiber  einsetzen .  noch  sparsamer 
vorzugehen  sein.  Wegen  der  weitherzigen  Aufnahme  poetischer 


298  Bibliographie. 


Episteln  oder  Beilagen  für  diese  Frühzeit  erwarten  wir  keinen 
Tadel.  Wo  die  Handschrift  zugänglich  war,  ist  sie  benutzt 
worden.  Im  Apparat  wird  jedesmal  der  erste  Druck  bez.  die 
Handschrift  angegeben  oder  auf  eine  umfassende  Auskunft  zu- 
rückverwiesen, die  Datirung  wenn  nöthig  knapp  erörtert,  das 
von  der  Vorlage  Abweichende  angemerkt. 

Die  zwei  ersten  Bände  enthalten  die  Jugendbriefe  bis 
zum  Eintritt  in  Weimar,  herausgegeben  von  Herrn  W.  Freiherr 
von  Biedeniiann,  mit  Unterstützung  E.  Schmidts  u.  a.  Der 
erste  Band  endigt  mit  dem  Strassburger  Aufenthalt.  Vieles  ist 
gegen  früher  in  Text  und  Datirung  berichtigt.  Für  entdeckte 
Mängel  gewisser  Collationen  wird  gründlich  Rath  geschafft 
werden.  Ungedrucktes  ist  nur  in  sehr  geringem  Umfange  hin- 
zugekommen: eine  lehrhafte  Beilage  an  Käthchen  Schönkopf, 
ein  paar  Geschäftsbriefe  des  Frankfurter  Anwalts,  ein  leiden- 
schaftlicher Erguss  an  Fritz  Stolberg  .  .  .  Die  Schätze  des 
Archivs,  besonders  die  Copirbücher,  kommen  erst  späteren 
Bänden  zu  Gute.  Die  nächsten  sind  den  Herren  Strehlke, 
Arndt,  Fielitz  anvertraut.  Weiter  werden  O.  Hoffmann,  Geiger, 
Redlich,  E.  Schmidt  an  dieser  Abtheilung  mitarbeiten. 

Die  Briefe  an  Goethe  mussten  ausgeschlossen  werden. 
Ohne  Auswahl  wird  ein  Corpus  derselben  überhaupt  nie  zu 
Stande  kommen. 

An  der  ganzen  ersten  Serie,  die  für  die  meisten  princi- 
piellen  Fragen  den  Grund  legen  und,  zumal  bei  dem  gebote- 
nen Tempo,  mit  mannigfachen  Schwierigkeiten  ringen  musste, 
hat  Bernhard  Seiiffert  als  «Generalcorrector«,  und  zwar  weit 
über  die  Pflichten  eines  solchen  hinaus,  mitgewirkt.  Es  war 
Scherers  Wunsch  gewesen,  gerade  diesen  bewährten  Heraus- 
geber und  Leiter  (»auf  dessen  Zuverlässigkeit  ich  das  grösste 
Vertrauen  setze«  schrieb  mir  Scherer)  dauernd  für  dies  Amt 
zu  gewinnen.  Das  Hess  sich  aber  ohne  Verzicht  auf  eigene 
Arbeit  nicht  fortführen.  Nun  tritt  Dr.  J.  Wähle,  ein  erprobter 
Heiter,  ein.  Ich  erwähne  Seufferts  Thätigkeit  hier  mit  Nach- 
druck, weil  sie  nicht  geeignet  ist  nach  aussen  hervorzustechen, 
aber  ausser  uns  einzelnen  Theilnehmern  und  Zeugen  der  ersten 
Bemühungen  auch  weitere  Kreise  wissen  sollen,  wer  jedem 
Blatte  seine  Sorgfalt  gewidmet  hat.  Wie  endlich  in  der  Böh- 
/a//schen  Officin,  oft  unter  recht  erschwerenden  Umständen, 
gearbeitet  worden  ist,  kann  im  vollen  Umfang  nur  der  Be- 
obachter schätzen.  Dieses  Verhältniss  ist  neben  der  zielbe- 
wussten  Förderung  des  (ianzen  durch  die  Frau  (irossherzogin 
Sophie  ein  fester  Untergrund  für  den  Archivdirector,  der  ja 
doch  das  Centralorgan  aller  Thätigkeit  sein  muss,  und  es 
wird  meinem  Freund  Siiphan  ebenso   frommen   wie  es  mir  ge- 


Bibliographie.  299 


frommt  hat.  Man  hat  ja  wohl  das  Recht  auch  im  sachlichen 
Bericht  einen  persönlichen  Accent  nicht  zu  tilgen,  wo  er  sich 
ungerufen  einfand.  Erich  Schmidt. 


B.    UNGEDRUCKTES. 

I.  GEDICHTE. 
[Aji  Karolijie  v.  Staupitz.]  7.  August  ijSö, 

O  Schöne  mit  dem  weissen  Stabe, 
Du  kleiner  guter,  holder  Schatz 
Verlasse  mit  der  schönsten  Gabe 
Gesunder  Freude  diesen  Platz. 

Und  denkest  Du  an  alle  Stäbe, 

Die  schwarz  und  braun,  so  bunt  und  schön. 

Gemodelt  aus  dem  Holz  der  Rebe 

Am  Sprudel  auf  und  nieder  gehn  — 

Und  denkest  Du  an  alle  Schätze, 
Die  neben  Dir,  Du  holdes  Kind, 
Mit  dem  holdseligsten  Geschwätze 
Des  Saales  beste  Zierde  sind. 

Dann  denk'  auch,  dass  in  letzten  Wochen 
Du  einem  späten  Gast  gelacht, 
Der,  wenn  er  im  Plural  gesprochen. 
Sich  doch  den  Singular  gedacht. 

H.  S.  Goethe  und  Karoline  v.  Staupitz.  Ein  Scherflein 
zur  neuen  Goethe-Ausgabe.  (Deutsche  Rundschau,  XIV.  Jahr- 
gang,  2.  Heft,  S.  303,  304). 

Karoline  v.  Staupitz,  Tochter  eines  sächsischen  Ritt- 
meisters, war,  damals  lyjährig,  1786  mit  Goethe  in  Karlsbad 
zusammen,  wurde  von  ihm  durch  ein  Gedicht  ausgezeichnet 
(7.  Aug.),  das  sie  durch  ein  ebensolches  fast  mit  denselben 
Endreimen  erwiderte,  in  welchem  sie  seinen  Ruhm  und  seine 
Weltbedeutung  in  hübschen  Worten  pries.  Sie  wurde  die 
Frau  des  sächsischen  Oberforstmeisters  v.  d.  Pforte  und  starb 
zu  Walde  bei  Grossenhain   27.  Mai   1838. 


300  BiBLIOGRAPHIH 


2.   BRIEFE. 

■Goethes  und  Carlyles  Briefwechsel.  Berlin,  Wilhelm  Hertz.  XII 
und  254  SS.  Gleichzeitig  English;  Correspondence 
between  Goethe  and  Carlyle.  Edited  by  Charles  Eliot 
Norton.    Macmillan,    London  and  New  York.    1S87. 

Die  deutsche  Ausgabe  enthält  eine  Vorrede  H.  Olden- 
bergs;  S.  i  — 159:  19  Briefe  Goethes  an  Carlyle,  15  Briefe 
Carlyles  an  Goethe  von  1824 — 1831,  die  letzteren  in  deutscher 
Übersetzung,  mit  einigen  (gleichfalls  deutsch  übersetzten)  Er- 
läuterungen aus  Goethes  Tagebüchern  und  sonstigen  Briefen, 
nämlich :  Frau  Carlyle,  Hitzig,  Fünfzehn  englische  Freunde  an 
Goethe.  Eckermann  und  Hitzig  an  Carlyle  und  Carlyle  an 
Eckermann,  im  Ganzen  41  Briefe.  S.  160  — 172:  Briefe 
Carlyles  und  Eckermanns  nach  Goethes  Tode;  S.  173  —  248: 
englischer  Text  der  Briefe  Carlyles  nebst  dem  Briefe  der 
15  englischen  Freunde;  S.  249  —  252  Register;  S.  253,  254 
Nachträge  und  Berichtigungen.  Die  Briefe  Goethes  sind  nach 
Carlyles  Tode  in  dessen  Nachlasse  gefunden  worden;  die  Briefe 
Carlyles  stammen  aus  dem  Goethe-Archiv  in  Weimar.  Leider 
fehlen  Register  der  Briefe,  sowie  eine  genaue  Angabe  über 
früheren  Druck  der  Goetheschen  Briefe.  Von  letzteren  waren 
bisher  gedruckt:  30.  Okt.  1824  (G. -J.  VIII,  280  von  Max 
Müller  mit  dem  Datum:  26.  Okt.  bezeichnet;  ferner  G.-J.  IV, 
407,  mit  dem  falschen  Datum:  Nov.  oder  Dez.),  20.  Juli  1827 
(G.-J.  IV,  408  fg.).  Zeugniss  vom  14.  März  1828  (G.-J.  VIII, 
281,  282),  13.  April  1830  (G.-J.  IV,  311 — 313  nebst  dem 
Nachtrag  zum  Briefe  vom  7.  Juni  1830),  14.  Juni  1830  (G.-J. 
^^^I?  333^  '^O'^  Herausgeber  des  Briefwechsels  nicht  als  be- 
sondere Nummer  bezeichnet). 

Ungedruckt  waren  bisher:  17.  Mai  1827,  i.  und  15.  Jan. 
1828  (vom  Herausgeber  als  zwei  besondere  Nummern  be- 
zeichnet), 14.  März  1828  (kleiner  Brief,  Beilage  des  oben- 
erwähnten Zeugnisses),  15.  Juni  1828,  18.  Juni  1828  (Fort- 
setzung des  an  demselben  Tage  geschriebenen  Briefes  Ecker- 
manns), 8.  August  1828,  25.  Juni  1829,  6.  Juli  1829,  7.  Juni  1830 
(Nachtrag  gedruckt  vgl.  oben),  5.  und  17.  Okt.  1830  (die  G.-J. 
VIII,  282  unten  gedruckten  Worte  sind  nur  der  Schluss  dieses 
Briefes),  7.  Dez.  1830  (kurze  Nachschrift  zu  einem  Briefe 
Eckermanns),  2.  und  15.  Juni  1831  (vom  Herausgeber  als 
2  Nummern  bezeichnet,  während  es  in  Wirklichkeit  ein  Brief 
ist),  19.  Aug.  1831.  —  Das  Ganze  ist  eine  höchst  dankens- 
Averthe,  kostbare  Bereicherung  unserer  Briefliteratur. 

Goethes  Briefwechsel  mit  Friedrich  Rochlitz.  Herausgeber: 
Woldemar  Freiherr  von  Biedermann.    Mit  Bildniss  und 


Bibliographie.  ;oi 


Handschriftennachbildung.  Leipzig.  F.  W.v.  Biedermann. 
XXVI  und  525  SS. 

Enthält  in  der  Hauptabtheilung  156  Briefe  des  Goethe- 
Rochlitzschen  Briefwechsels,  von  denen  73  von  Goethe  sind. 
Sechs  dieser  Briefe  waren  bisher  ungedruckt  und  zwar  vom 
27.  Juli  I802,  3.  Novbr.  1802,  20.  Juli  1809  nebst  Nach- 
schrift vom  21.  Juli,  27.  Decbr.  1816,  25.  Octbr.  1820  und 
22.  April  1831.  Ausserdem  Goethes  Brief  an  Peters  vom 
15.  Juli  1821.  Die  Rochlitzschen  Briefe  von  1801  bis  1831 
erscheinen  fast  ausnahmslos  hier  zum  ersten  Male.  ( Von 
drei  Briefen  Goethes  und  8  Briefen  Rochlitz's  sind  nur  die 
Daten  bekannt,  die  Briefe  selbst  scheinen  verloren  zu  sein.) 
Die  Einleitung  gibt  Nachrichten  über  Rochlitz  und  ein  vor- 
zügliches Briefverzeichniss.  Unter  den  sonst  vielfach  mit- 
getheilten  Schriftstücken  sei  ein  Brief  Schillers  und  einer 
Augusts  von  Goethe  hervorgehoben ;  ferner  der  [nicht  ab- 
gesendete] Entwurf  eines  Briefes  von  Rochlitz  an  Goethe 
1827  (S.  451  fg.),  ferner  aus  Briefen  von  Rochlitz  [nicht :  Goethe, 
wie  es  im  Inhaltsverzeichniss  heisst]  1814:  sehr  wichtige  Mit- 
theilungen über  Rochlitz's  Aufenthalt  in  Weimar  (S.  433 — 455); 
Briefe  von  Rochlitz  an  seine  Frau ;  desgl.  über  den  Weimarer 
Aufenthalt  1829  (S.  458 ff.).  Auch  die  Briefe  des  Kanzlers 
V.  Müller  an  Rochlitz  1824  — 1832  (S.  465  —  481)  enthalten 
wichtige  Notizen  über  Goethe.  Unter  der  Überschrift:  »Briefe 
von  Goethe  bezüglich  des  Briefwechsels  mit  Rochlitz«  (S.  416  bis 
420),  werden  zwei  Goethesche  Entwürfe  1800  und  181 9  (von 
Briefen  an  Rochlitz),  ein  nicht  abgesendeter  Brief  an  Rochlitz 
1823  und  zwei  Briefe  von  Anderen  mitgetheilt. 

Briefe  von  und  an  Hegel.  Herausgegeben  von  Karl  Hegel. 
In  zwei  Theilen.  Erster  Theil :  Mit  einem  Porträt  Hegels. 
Zweiter  Theil :  Mit  einem  Facsimile  Hegels.  Leipzig. 
Duncker  und  Humblot.     XII,  430,  399  SS. 

Druckt  zum  ersten  Male  4  ungedruckte  Briefe  Goethes 
ab  (15.  Dez.  1803  Bd.  I,  S.  38,  39;  [Aufforderung  eine  Rede 
zu  liefern];  8.  Juli  181 7  Bd.  II,  S.  7  [Dank  für  Theilnahme 
an  der  Farbenlehre];  9.  Mai  und  17.  Aug.  1827  Bd.  II,  S.  236  bis 
238,  247  —  249  [hauptsächlich  auf  K.  E.  Schubarth,  Farben- 
lehre, Jahrb.  f.  wiss.  Kritik  bezüglich].  Wiederholt  4  bei 
Strehlke  erwähnte,  theilweise  publicirte  Briefe  vom  27.  Juni 
1806,  7.  Okt.  1820,  13.  April  1821.  Mai  1824  (Strehlke  falsch  : 
1821).  Dagegen  werden  die  bei  Strehlke  I,  240  und  II,  501 
angeführten  ungedruckten  Briefe  vom  27.  Nov.  1803  und  et- 
wa 1827  ebensowenig  erwähnt,  wie  der  bereits  gedruckte,  auch 
an  A-'arnhagen    gerichtete    vom    15.    März    1827.    —    Bd.  II, 


302  Bibliographie. 


S.  T,^  —  39  Brief  Hegels  an  Goethe  vom  24.  Febr.  1821,  be- 
reits früher  in  Hegels  Werken  gedruckt.  —  Mannigfache 
Notizen  über  Goethe.  I,  36  fg.  (1803):  Ungünstig  über  die 
Begründung  der  Literatur-Zeitung.  Goethes  Interesse  an  den 
naturwissenschaftlichen  Instituten  der  Universität  I,  94  fg.  (1807): 
Goethe  arbeite  an  der  Geschichte  der  Farbenlehre,  »er  hält 
sich  aus  Hass  gegen  den  Gedanken,  durch  den  die  Andern 
die  Sache  verdorben,  ganz  ans  Empirische,  statt  über  jenen 
hinaus  zu  der  andern  Seite  von  diesem,  zum  Begriffe  über- 
zugehen, welcher  etwa  nur  zum  Durchschimmern  kommen 
w^ird«.  I,  131,  143:  einzelne  Nachrichten  Knebels  1S07.  I, 
392  (1815):  Caroline  Paulus  begeistert  über  Goethes  Aufent- 
halt in  Heidelberg :  »Er  war  fast  alle  Abend  bei  uns,  und 
entzückte  uns  aufs  Neue  durch  seine  Liebenswürdigkeit  und 
Geistesfülle«.  II,  182  (1825):  V.  Cousin  kurz  über  seinen  Be- 
such bei  Goethe.  IL  278  —  280  (1827):  Hegels  Bericht  über 
seinen  Besuch  bei  Goethe,  veranlasst  durch  Goethes  liebevolle 
Worte  (S.  272);  über  den  Grossherzog,  Zelter,  Goethes  Sohn. 
Goethe  »ist  ganz  kräftig,  gesund,  überhaupt  der  alte  d.  h. 
immer  junge  —  etwas  stiller  —  ein  solches  ehrwürdiges,  gutes, 
fideles  Haupt,  dass  man  den  hohen  Mann  von  Genie  und 
unversiegbarer  Energie  des  Talents  darüber  vergisst«.  II,  371  bis 
373  (183 1):  Varnhagen  an  Hegel  über  Goethes  Stellung  zu 
Fichtes  Catastrophe  in  Jena. 

Verzeichniss  einer  werthvollen  Autographensammlung,  welche 
am  7.  Dezember  1S87  versteigert  werden  soll.  Leipzig, 
List  und  Franke,    109  SS. 

Verzeichnet  von  Goethe  drei  Briefe,  von  denen  einer 
1800,  Einladung  zum  Abendessen,  die  beiden  andern  an 
Weigel  20.  Sept.  1820,  an  Börner  21.  Nov.  1827,  beide  ge- 
druckt. Ferner,  ein  Federentwurf  zu  einem  Ornament  oder 
Festgeschenke,  mit  darauf  bezüglichen,  vielleicht  einzugraviren- 
den  Worten  (ebenfalls  von  Goethes  Hand):  Arte,  Marte,  Geminis, 
Spinis,  Flore,  Honore,  Fortitudine,   Mansuetudine. 

Viele  andere  Briefe  entlialten  Erwähnungen  Goetlies,  ohne 
•dass  etwas  Näheres  mitgetheilt  ist.  Folgende  wichtige  Äusse- 
rungen sind  abgedruckt:  Ph.  J.  Becker,  1788:  Erwähnung  von 
»Herrn  Göthe,  dem  Gesetzgeber  der  Kunst,  wie  ihn  Hoyer 
nennt«.  J.  G.  von  Herder  an  Freiherrn  zu  Rackenitz,  1786. 
»  .  .  .  Unser  Göthe  befindet  sich  in  Italien  vortrefflich.  Er 
«ntfloh  aus  Karlsbad,  ohne  ein  Wort  zu  sagen  und  Hess  mir 
blos  einen  Zettel  nach;  aus  Rom  meldete  er  sich,  und  das 
war  nicht  übel.  Ich  habe  sehr  oft  Briefe  von  ihm;  und  mit 
jedem  Jüngern  Briefe   fühlt   man,   ihm  gehe    immer    mehr    das 


Bibliographie. 


Herz  auf.  Er  siebet  Italien,  wie  es  wenige  sehen:  sein  grosser 
Sinn  für  die  gesammte  Natur  und  ihre  schöne  Schülerin,  die 
Kunst,  ist  ganz  aufgethan  und  in  Wirkung.  Er  zeichnet  selbst, 
und  eben  gestern  sollen  neue  Zeichnungen  von  ihm  ange- 
kommen seyn,  die  ich  noch  nicht  gesehen  habe«  .  .  .  Er- 
wähnung von  »Egmont«,  »Iphigenie«,  »Faust«,  »Tasso«.  »Es 
ist  ein  so  vortrefflicher  Mensch,  dass  ich  ihn  von  Jahr  zu 
Jahr  immer  lieber  bekomme :  man  kann  weiter  nichts  über 
ihn  sagen,  als  was  Shakespear  irgend  Jemand  von  einem 
seiner  Helden  sagen  lässt:  »rühme  ihn  nicht;  sage  nur:  es  ist 
ein  Mann«.  Friedr.  Heinr.  Jarobi  an  Maler  Müller  1775: 
»Dass   Göthe  zu  Weimar  und  ein  Herzensfreund  von  Wieland 

geworden  ist,  wissen  Sie  doch?«  Ch.  M.  Wieland:   1775 

»Dass  Göthe  schon  über  fünf  Wochen  hier  ist,  wissen  Sie 
vermuthlich  schon ;  und  dass  Er  und  Ich  nicht  nöthig  gehabt 
haben,  einander  fünf  Wochen  lang  alle  Tage  zu  sehen,  um 
Freunde  zu  werden,  brauche  ich  einem  Manne  von  Ihrer 
Empfindung  wol  nicht  erst  zu  sagen.  Schiefköpfe  und  kleine 
Seelen  werden  gewaltige  Klotzaugen  darüber  machen,  und  sich 
nicht  in  das  Wunder  finden  können.  Göthe  ist,  so  wie  er 
ist,  alles  zusammengenommen,  das  grösste  Genie  und  zugleich 
einer  der  liebenswürdigsten  Menschen  unsrer  Zeit ;  und  Herder 
und  Lavater  sind  wohl  die  Einzigen,  die  ihm  allenfalls  die 
Königswürde  der  Geister,  zu  dieser  unsrer  Zeit  streitig 
machen  können«. 

CLXXXI  Catalog  von  Albert  Cohn.  Autographen  und  his- 
torische Dokumente.  Berlin,  34  SS. 
Verzeichnet  das  G.-J.  VIII,  S.  143  abgedruckte  Fragment, 
einen  gedruckten  Brief,  zwei  vielleicht  ungedruckte  Briefe  vom 
3.  und  19.  Aug.  1828  (die  Adressaten  sind  nicht  genannt), 
einen  ungedruckten  vgl.  G.-J.  VIII,  279.  Ferner  Handschrift 
[bereits  erwähnt  in  v.  Loepers  Ausg.,  2.  Auflage  II,  S.  478.] 
des  Gedichts  »Ein  Quidam  sagt'«,  mit  dem  Datum  4.  Nov.  181 2; 
ein  Exemplar  des  gedruckten  Gedichts  »Der  Feier  28.  August«,  mit 
der  handschriftlichen  Widmung  »Herrn  Weigel  dem  jüngeren. 
Carlsbad  d.  15.  Sept.  181 9.  Goethe«  —  In  Briefen  Andrer  wenige 
Notizen  über  Goethe.  Herder  an  Schiller  (1795)  lobt  Gedichte 
zum  Musenalmanach  »mehrere  Goethische,  unter  denen  ich 
doch,  die  Wahrheit  zu  sagen,  die  Spinnerin  wegwünschte.« 
[Letztere  blieb  wirklich  fort;  Herder  hatte  das  Manuscript 
des  Almanachs  gesehen.] 

210.  Lagercatalog  von  Joseph  Baer  &:  Comp,  in  Frankfurt  am 
Main.  Autographen  berühmter  Fürsten,  Feldherrn  und 
Staatsmänner,  Dichter,  Künstler  und  Gelehrten.   25  SS. 


304  Bibliographie. 


Verz  No.  19S  einen  Brief  vom  17.  Nov.  1819  (i  S.  4°) 
mit   der  eigenhändigen  Unterschrift:   »treulichst  Goethe«. 

59.  Catalog  von  Leo  Liepmannssohn,  BerHn. 

Verz.  Anhang  S.  9  —  ein  Schriftstück  des  Weimarer  Schau- 
spielers Friedrich  Haide  (unterzeichneter  Schuldvertrag).  Hier- 
unter die  Notiz  :  »Obige  Versicherung  des  Hr.  Hofschauspielers 
Haide  allh. :  wird  hiermit  commissionsweise  verbürgt.  Weimar 
den  18.  ]an.  1813.  Herzogl.  S.  Hoftheater  Direction.  J.  W.  v. 
Goethe,  F.  Kirms,  Struse«. 

Rudolf   Schmidt:     To    Breve    fra   Oehlenschläger    til   Goethe. 
(Dagbladet,  Kopenhagen   26.   27.  Mai.) 

Dänische  Übersetzung  der  zwei  im  G.-J.  VIII,  S.  ii  —  20 
abgedruckten  Briefe  Oehlenschlägers  mit  Anmerkungen  des 
Übersetzers,    zu  denen   die  des  G.-J.    theilweise  benutzt  sind. 

Herman  Grimm:    Goethes  und  Carlyles Briefwechsel.  (Deutsche 
Rundschau  XIV.  Jahrg.   i.  Heft,  S.  42  —  57.) 

Analyse  der  Correspondenz ,  W  ürdigung  von  Carlyles 
schriftstellerischer  Bedeutung,  z.  B.  nachdrückliche  Hervor- 
hebung seiner  Schillerbiographie  als  eines  keineswegs  ver- 
alteten Buches,  besonders  auch  Widerlegung  der  immer  wieder- 
kehrenden Anschauungen  von  Goethes  Herzenskälte. 

Franz    ^^  ickhoff :   Goethes    Briefe    aus  Italien.    (»Grenzboten« 
^^0.  5Z  S.  325-33S.) 

Besprechung  der  Schriften  der  Goethe-Gesellschaft  Bd.  II. 
Als  Grund  für  die  Reise  wird  bezeichnet:  Sehnsucht  nach 
tieferer  Beschäftigung  mit  der  Kunst.  Literarische  Wirkungen 
der  Reise. 

H.  Düntzer:  Goethes  Tagebücher  und  Briefe  aus  Italien.    (»Die 
Gegenwart«  No.  9  S.   136  —  138.) 

Beurtheilung  der  E.  Schmidtschen  Publikation,  Inhalts- 
angabe, besonders  der  Briefe  an  Frau  von  Stein.  Die  Ver- 
waltung des  Goethe-Archivs  wird  unwürdig  angegriffen,  ohn- 
mächtiger Protest  gegen  den   »Weimar-Berliner  Ring«. 

Siegfried  Samosch  :  Ein  entwendeter  Originalbrief  der  Mutter 
Goethes  an   ihren  Sohn.     (»National-Zeitung«   6.   Nov.) 

Mittheilung  des  IJriefes  vom  17.  Nov.  1786,  der  aus  dem 
Brunnerschen  Buche,    das    auch  Samosch    zur   Quelle    gedient 


Bibliographie.  305 


hat,  seit  1868  bekannt  (vgl.  Keil,  Frau  Rath,  S.  255 ff.)  und 
in  allen  Goethe-Biographien  benutzt  ist.  Ferner  Mittheilung 
(gleichfalls  aus  dem  Brunnerschen  Buche)  des  Schreibens  von 
Graf  Franz  von  Herzan-Harras  an  den  Fürsten  Kaunitz  über 
Goethe,  24.  März   1787. 

J.  V.  Widmann:  Ein    paar  angestrichene    Stellen    in  Goethes 
Briefen  an  Frau  v.  Stein.  (»Die  Nation«  N0.8,  S.103 —  105.) 

Hervorhebung  vieler  Stellen,  die  der  frühere  Besitzer  des 
Exemplars  besonders  angemerkt  hatte,  in  denen  Goethe  dem 
Volke  das  Wort  redet,  sowie  derer,  in  welchem  er  über 
Fürsten  und  Vornehme  in  tadelndem  und  wegwerfendem 
Tone  sich  äussert. 


3.    REGES  TEN=. 

[Briefe,  ein  Stammbuchblatt  und  eine  Inschrift.] 

t  Ein  Stammbuchblatt  Goethes  [zwei  Verse  aus  den  »Mit- 
schuldigen«] für  stud.  med.  J-  P.  Brack  1769  von  H.  Düntzer 
und  G.  Wustmann.  (Grenzboten,  45.  Bd.  2.  H.  S.  588.) 

An  Heinrich  Meyer.  Jena,  30.  Mai  iSog. 

»Es  war  mir  sehr  unangenehm«  ihn  zu  verfehlen,  hätte 
gern  über  Kaaz  gesprochen.  Wünscht  über  die  Ausstellung 
von  Kaaz'  Bildern  Näheres  zu  hören ,  kann  sich  aber  in 
seiner  Arbeit  nicht  unterbrechen.  Möchte  über  das  Stieglitzsche 
Münz-Werk  mit  ihm  reden.  Wünscht  häufige  Nachrichten. 
Schliesst :  »Wenn  ein  Arzt  auf  seinem  Todbette  noch  einen 
anderen  für  ein  langes  Leben  retten  kann,  so  sehe  ich  nicht 
ein,  warum  wir  andern  nicht  noch,  indem  wir  uns  übel  be- 
finden, etwas  thun  sollten,  was  die  Menschen  erfreut«. 

(Deutsche  Revue,  XII.  Jahrg.  Jan.  S.   19,   20.) 

An  Heinrich  Meyer.  Jena,  p.  Juni  180Q. 

»Möchten  Sie,  lieber  Freund,  die  Damen  ersuchen«.  Bittet, 
sich  Kaaz'  anzunehmen.  Freut  sich  der  Übereinstimmung 
über  Stieglitz.   Wünscht  nach  Carlsbad  zu  kommen. 

(Deutsche  Revue,  XII.  Jahrg.  Febr.  S.   174.) 


'  Das  Kreuzchen  weisst  auf  Veröitentlichungen  des  Jahres  1886  hin. 
Von  den  in  Briefsammlungen  mitgetheilten  ungedruckten  Briefen,  also 
denen  an  Carlvle,  Hegel  und  Rochlitz  werden  keine  Regesten  gegeben. 

Goi^THE- Jahrbuch  IX.  ^^ 


3o6  Bibliographie. 


An  Heinrich  Meyer.  J^^f-^'  i-  Aug.  i8og. 

»Es  ist  mir  die  Zeit  recht  gut  gegangen«.  Über  Kaaz' 
Aufenthalt,  seine  wenigen  Zeichnungen,  seinen  Gesundheits- 
zustand. »Dass  es  ihm  doch  auch  nur  eingefallen  wäre,  einen 
so  unschätzbaren  klassischen  Platz  wie  Schillers  Garten,  wo 
so  treffliche  Sachen,  wie  sein  Wallenstein,  seine  x^lmanache  und 
sonst  Gott  weiss  was  zu  Stande  gekommen  sind,  zu  zeichnen 
oder  nur  danach  zu  fragen!«  Bittet  um  Kupferstiche.  »Ich  be- 
darf solcher  guten  Geister,  die  aus  dem  tiefen  Kunstgrunde 
der  Vorzeit  heraufsteigen«.  Bewundert  drei  Jenaer  Gärten  : 
den  botanischen,  den  von  Harrass  und  den  von  Wedel. 

(Deutsche  Revue,  XII.  Jahrg.  Febr.  S.    178.   179.) 

An  Heinrich  Meyer.  Jt'na,  li.  Aug.  180Q. 

»Sie  haben  mich,  theurer  Freund,  durch  die  übersendeten 
Kupfer«.  Rühmt  besonders  den  Stich  :  »der  durch  die  Posaune 
von  oben  aufgeschreckte  Weltmensch«.  Über  Kaaz"  Unacht- 
samkeit. Hat  selbst  wieder  angefangen  zu  zeichnen.  Druck  der 
»Wahlverwandschaften«.  Hat  für  die  Zeichenschule  ein  neues 
Lokal  erhalten. 

(Deutsche  Revue,  XII.  Jahrg.  Febr.  S.   180.   181.) 

An  Meyer.  Jena,  18.  Aug.  i8op. 

»Gar  angenehm  ist  mirs  mein  theurer  Freund,  dass  Sie 
noch  zum  Besitz  der  Zimmer  gelangt  sind«.  —  Über  die 
Beschränktheit  der  Menschen.  Freude  an  den  übersandten 
Kupfern,  d' Alton  besitze  manches  Werthvolle  und  sei  zum 
Tausche  bereit.  »Ausser  Knebel  sehe  ich  fast  Niemand«. 
(Deutsche  Revue,  XII.  Jahrg.  März.  S.   278,   279.) 

An  Meyer.  Jena,  2p.  Aug.  i8op. 

[Anfang  nicht  mitgetheilt.]  d'Altons  Anerbieten  von  Kupfer- 
stichen, die  nicht  viel  werth  seien. 

(Deutsche  Revue,  XII.  Jahrg.  März.  S.   280.) 

An  Karl  August.  ßf>^^'  2j.  Dez.  i8og. 

»Unendlich  leid  hat  es  mir  gethan,  E.  D.  in  der  letzten 
Zeit  nicht  aufwarten  zu  können«.  Arbeitet  fleissig  an  der 
Farbenlehre.  Hofft  das  W'olffsche  Ehepaar  (»diese  Leute  wissen 
zu  gut,  was  sie  uns  werth  sind«)  trotz  ihrer  hohen  Bedingungen 
halten  zu  können.  Ein  für  Röpke  nothiger  Bassist  werde  sich 
nächstens  produciren. 

(Deutsche  Revue,  XII.  Jahrg.  März.  S.  287,   288.) 


Bibliographie.  307 


An  Meyer.  ß'i^i,  13  ■  März  1810. 

»Sie  haben,  mein  lieber  Freund,  durch  Sachse«  die  d'Al- 
tonsche  Mappe  erhalten.  Die  noch  fehlenden  werde  er  bald 
zurückgeben.       (Deutsche  Revue,  XII.  Jahrg.  Juli.  S.  59,  60.) 

An  Meyer.  Jena,  April  1810. 

»Nachdem  wir  uns,  mein  theurer  Freund«.  Dankt  für  die 
»fortgesetzte  technische  Beschreibung«.  Die  Farbenlehre  sei  bald 
vollendet,  der  Druck  werde  bis  in  den  Mai  dauern.  Empfiehlt 
sich  den  Herrschaften.  Bittet  um  Kaazsches  hellblaues  Papier. 
»Es  könnte  mir  doch  auf  meinen  Skizzenwegen  die  Lust  an- 
kommen, mich  auch  in  die  Farbengebung  hinüber  zu  skizziren«. 
(Deutsche  Revue,  XII.  Jahrg.  Juli.  S.  61.) 

f  An  Staats7ninister  v.  Voigt.  Berka,  25.  Mai  1814. 

Der  Brief  bestimmt  für  die  Mitglieder  der  Auseinander- 
setzungscommission. [Die  Versteigerung  des  Briefes  theilt  mit 
»Die  Post«   1886,  No.   165.] 

An  ?  30.  Nov.  1830. 

»Wollten  Sie  wohl,  mein  Theuerster,  Beykommendem 
Ihre  geneigte  Aufmerksamkeit  schenken,  bis  es  uns  vergönnt 
ist,  gemeinschaftlich  darüber  zu  berathen.  Dem  lieben  Frau- 
chen die  schönsten  Grüsse  von  dem  gar  löblich  wieder  ge- 
nesenden«. 

(Chronik  des  Wiener  Goethe- Vereins  No.   11,  S.  59.) 

An  Deinhardstein.  2j.  März  1830. 

Begleitbrief  der  Anzeige  von  Zahns  Werk :  »Zehn  Hefte 
Ornamente«,  die  ursprünglich  in  den  »Wiener  Jahrbüchern  für 
Literatur«  Bd.  51  abgedruckt  war.  Der  Brief  ist  angedeutet  im 
Briefe  an  Zahn  19.  März  1830;  seine  Ankunft  ist  gemeldet  in  der 
G.-J.  I,  353  abgedruckten  Notiz.  Diese  Hinweise  verdanke  ich  der 
Güte  des  Herrn  Wold.  Freih.  v.  Biedermann;  den  Brief  selbst 
habe  ich  mir  nicht  verschaffen  können. 

An  der  schönen  blauen  Donau  (Wien)  9.    Heft,    S.    201. 


»Den     13.    August    1784    zur    Caroline   eingefahren    und    zur 
Dorothea  ausgefahren.  Carl  August  m.  p.  Goethe  m.  p.« 

Aus  dem  Fremdenbuche  der  Grube  Dorothea  bei  Claus- 
thal a.  H.  in  der  preuss.  Zeitschr.  für  Berg-,  Hütten-  und 
Salinenwesen  XXXV,  142;  wiederholt  in  »Chronik  des  Wiener 
Goethe-Vereins«  No.  9,  S.  44. 


308  Bibliographie. 


C.  NEUE  AUSGABEN  ^ 

Goethes  Werke.  Auswahl  in  16  Bdn.  12.  (III,  210;  IV,  234; 
183,  265,  315,  244,  180,  214,  166,  189,  164,  239,  287, 
182,   200  u.   287   S.)  BerHn,  Warschauer. 

Der  junge  Goethe.  Seine  Briefe  und  Dichtungen  von  1764 — 1776. 
Hrsg.  V.  Salomon  Hirzel.  Mit  e.  Einleitg.  v.  Mich. 
Bernays.  2.,  unveränd.  Abdr.  3  Thle.  gr.  8.  (XCVII, 
411  ;   507   u.   720  S.)  Leipzig,  Hirzel. 

Goethes  Werke.  9.  Theil.  Dramen  4.  Band.  Herausgegeben 
von  K.  J.  Schröer.  Berlin  und  Stuttgart,  W.  Spemann. 
(Kürschners  Deutsche  National-Literatur  Bd.  9o)XXXVI 
und  394  SS. 

Der  Band ,  welchem  ein  nochmaliger  Abdruck  der 
Düntzerschen  Polemik  gegen  v.  Loeper  beigegeben  ist,  ent- 
hält: Iphigenie,  Tasso,  Die  natürliche  Tochter.  Von  dem 
erstem  Drama  wird  ausser  dem  Text  der  Ausgabe  1787  auch 
der  Text  des  ersten  Entwurfs  nach  der  Berliner  Handschrift 
1779  mitgetheilt.  Das  Vorwort  deutet  an,  dass  die  innere 
Enstehungsgeschichte  der  Stücke  in  Goethes  Jugend,  ja  Kind- 
heit zurückreiche,  für  Iphigenie:  Orestes  -  Stimmung  in  den 
Leipziger  Briefen,  für  Tasso  Leetüre  des  »befreiten  Jerusalem«. 
Bei  Orest  wird  an  Lenz  erinnert,  das  Schwester-Verhältniss  zu 
Frau  v.  Stein  nachdrücklich  betont,  auf  Euripides'  Drama  »Orest« 
hingewiesen.  Die  Berliner  Handschrift  ist  nicht,  wie  Düntzer 
und  Bächtold  annehmen,  von  Goethe  geschrieben,  auch  nicht 
von  Seidel.  Das  im  Goethe- Archiv  befindliche  Material  zur 
Iphigenie  besteht  in  2  Abschriften  des  Textes  von  1781  und 
aus  dem  eigenhändigen  Manuscript  der  in  Italien  entstandenen 
Fassung.  —  Für  Tasso  wird  die  merkwürdige  Stelle  in  Goethes 
Brief  vom  27.  Sept.  1766  hervorgehoben  und  als  characteristisch 
für  das  Drama  und  Goethes  Dichtung  »die  Lust  am  Leid« 
erwähnt.  —  Die  »natürliche  Tochter«  wird  sehr  gerühmt  und 
mit  Goethes  »gegenständlichem  Denken«  im  Allgemeinen  in 
Zusammenhang  gebracht.  Die  Betrachtung  des  Dramas  als 
eines  blos  oder  hauptsächlich  politischen  wird  verworfen,  die 
Vorwürfe  der  »Glätte  und  Kühle«  bestritten.  —  Die  An- 
merkungen zu  den  drei  Dramen  sind  nach  gewohnter  Weise 
reichhaltig  und  sorgsam. 

Goethes  Werke.  Zweiundzwanzigster  Theil.  Herausgegeben  von 
H.  Düntzer,  Berlin  und  Stuttgart.  W.  Spemann.    Einst- 

'  Über  die  Weimarer  Goetiie -Ausgabe  vgl.  oben  S.  2iS9— 299. 


Bibliographie.  309 


weilen  (24/12)  liegt  mir  nur  eine  Lieferung  (409)  vor, 
welche  eine  kurze  Einleitung  und  einen  Theil  der 
»Campagne  in  Frankreich«   enthält. 

Goethes  Werke.  Vierunddreissigster  Theil.  Naturwissenschaft- 
liche Schriften.  Zweiter  Band.  Herausgegeben  von 
Rudolph  Steiner.  Berlin  und  Stuttgart,  \V.  Spemann. 
(Deutsche  Nat.-Lit.,  Bd.   115)  LXXIV  und  403  SS. 

Die  Einleitung  zerfällt  in  folgende  Abschnitte:  Über  die 
Anordnung  der  naturwissenschaftlichen  Schriften ;  von  der 
Kunst  zur  Wissenschaft,  Goethes  Erkenntnisstheorie ;  Wissen 
und  Handeln  im  Lichte  der  Goetheschen  Denkweise,  i.  Metho- 
dologie, 2.  Dogmatische  und  immanente  Methode,  3.  System 
der  Wissenschaft,  4.  über  Erkenntnissgrenzen  und  Hypothesen- 
bildung, 5.  ethische  und  historische  Wissenschaften  ;  Verhältniss 
der  Goetheschen  Denkweise  zu  anderen  Ansichten  (besonders 
Schelling,  Hegel,  E.  von  Hartmann) ;  Goethe  und  die  Mathematik ; 
das  geologische  Grundprinzip  Goethes;  die  meteorologischen 
Vorstellungen  Goethes.  —  Der  Inhalt  des  Bandes  zerfällt  in 
drei  Bücher:  i.  Zur  Naturwissenschaft  im  Allgemeinen.  2.  Natur- 
wissenschaftliche Einzelheiten,  Mineralogie  und  Geologie.  Zur 
Kenntniss  der  böhmischen  Gebirge.    3.  Meteorologie. 

Die  Anmerkungen  sind  vorwiegend  philosophischer  Art. 
Über  Textbehandlung  wird  nichts  bemerkt.  Worterklärungen 
sind  selten;  bei  den  einzelnen  Aufsätzen  werden  die  ersten 
Drucke  angegeben. 


D.    EINZELSCHRIFTEN  UND  ERLÄUTERUNGEN. 

I.   ALLGEMEINES.     BIBLIOGRAPHISCHES.     METRISCHES. 

Poetry  and  philosophy  of  Goethe.  Comprising  the  lectures  and 
extempore  discussions  before  the  Milwaukee  literary 
school  in  August  18S6.  Edited  by  Marion  V.  Dudley. 
Chicago.  1/.  C.  Griggs  and  Comp.  VI  und  300  SS. 

Auf  dem  Titel  noch  (als  Motto?)  »Das  Ewig- Weibliche 
zieht  uns  hinan«.  Vgl.  G.-J.  VIII,  268.  Das  Buch  zerfällt  in 
zwei  Theile,  deren  erster  die  Abhandlungen,  deren  letzterer 
»Some  birthday  tributes«  enthält.  Über  den  letzteren  Theil, 
der  nur  etwa  ein  Sechstel  des  Ganzen  einnimmt,  mögen  die 
a.  a.  O.  gegebenen  Bemerkungen  genügen.  Der  erste  Theil 
enthält  Manches,  was  a.  a.  O.  erwähnt  ist,  lässt  Vieles  aus, 
fügt  Einzelnes    hinzu.     Ich    gebe    daher    kurz    die    Titel    der 


310  Bibliographie. 


einzelnen  Abhandlungen,  welche  der  eigentlichen  Eröffnungs- 
rede folgen.  W.  T.  Harris:  Wilhelm  Meister;  James  Mac 
Allster:  Goethe  als  Naturforscher;  Fr.  B.  Sanborn:  Goethes 
Beziehungen  zur  englischen  Literatur ;  Caroline  K.  Sherman : 
Die  göttliche  Comödie  und  Faust:  Denton  J.  Snider:  Die 
Mythologie  von  Faust,  2.  Theil ;  Maria  A.  Shorey :  Die  »Wahl- 
verwandtschaften« ;  W.  T.  Harris:  Was  ist  für  uns  das  Werth- 
vollste  in  deutscher  Literatur  und  Philosophie"? 

Woldemar  Freih.  v.  Biedermann :  Der  alte  Goethe  im  jungen. 
(Wissenschaftl.  Beilage  der  Leipziger  Zeitung.  No.  93, 

s.  557—560.) 

Besprechung  des  Harnackschen  Buches  (G.-J.  VIH,  306) 
und  der  Goetheschen  Jugendbriefe  (G.-J.  VII).  Im  Anschlüsse 
daran  der  Nachweis,  dass  Geistes-  und  Characterzüge,  die 
man  dem  alten  Goethe  zuzuschreiben  gewohnt  ist,  schon  im 
jungen  sich  fanden. 

Von  der  »Chronik  des  Wiener  Goethe-Vcreinsu  sind  seit 
dem  Abschluss  der  letzten  Bibliographie  No.  6—12  erschienen; 
von  No.  4  als  2.  Jahrgang;  das  Ganze  von  No.  i  — 12  incl. 
als  Bd.  1  bezeichnet.  Alle  Beiträge,  die  Neues  zur  Goethe- 
Literatur  enthalten,  sind  in  dem  folgenden  Verzeichniss  auf- 
gezählt. Ausserdem  enthalten  die  Nummern  Vereinsnachrichten, 
Mitgliederliste ,  Recensionen  aus  der  Goethe-Literatur  und 
kürzere  Notizen.  No.  7  einige  kurze  Bemerkungen  zur  Be- 
urtheilung  von  Goethes  »Farbenlehre;«  Zurückweisung  des 
Ausdrucks  »Marmorglatt  und  marmorkalt«  zur  Kennzeichnung 
der  »Natürlichen  Tochter;«  »Goethe  in  Frankreich«,  d.  h.  Mit- 
theilungen über  die  Kenntnisse  in  deutscher  Literatur,  besonders 
in  Goethes  Schriften,  welche  man  für  das  Aggregatsexamen 
verlangt.  In  No.  8  ein  Aufsatz:  »Zur  Kenntniss  der  Hand- 
schriften Goethes«.  In  demselben  wird  auf  eine  Arbeit  Burk- 
hardts  hingewiesen,  in  welchen  nach  den  Akten  des  Weimarer 
Staats-  und  des  Goethe-Archivs  30  Schreiber  Goethes  mit  ihren 
Handschriften  festgestellt  worden  sind.  Letztere  sind  photo- 
graphirt  worden  und  sollen  veröffentlicht  werden.  In  einem 
Aufsatze:  »Zu  Goethes  italienischer  Reise«  werden  .\uszüge 
aus  einem  Aufsatze  L.  Schiffners:  »Der  goldene  Adler  in  Inns- 
bruck« 1885  gegeben.  No.  10  (Sept.)  enthält  einen  Aufsatz 
H.  Rollets  über  Eckermann  und  eine  Notiz  »Goethe  auf  dem 
Brenner«,  Feier  des  »Schubertbundes«  am  20.  Juli  1887.  No.  11 
(Nov.)  veröffentlicht  einen  bereits  gedruckten  Brief  an  Riemer 
5.  Dez.  1830  und  einen  ungedruckten  5.  Nov.  1830  s.  oben  S.  307, 
ferner  eine  Mittheilunsr:  »Goethe-Gedenkstätten  Italiens«.  No.  i  2 


Bibliographie.  31 1 


(15  Dez.,  die  letzte  No.  des   i.  Bandes)  enthält  einen  Vortrag 
von  K.  J.  Schröer  über  Goethe  und  K.  Laroche. 

Berichte  des  Freien  Deutschen  Hochstifts  in  Frankfurt  a.  M. 
Herausgegeben  vom  Akademischen  Gesammt-Ausschuss. 
N.  F.  Vierter  Band,  Jahrg.  1888,  Heft  i,  Frankfurt  a.  M., 
Druck  von  Gebrüder  Knauer.   134  SS. 

Enthält  drei  Vorträge  bez.  Aufsätze,  die  an  den  be- 
treffenden Stellen  verzeichnet  sind.  Ausserdem  S.  119 — 124: 
»Bericht  über  die  Thätigkeit  der  Goethehaus  -  Commission 
währenddes  Verwaltungsjahres  1886/87«.  Zu  den  Arbeiten  der 
Commission  sind  die  aus  dem  Goethe-Archiv  in  Weimar  herge- 
liehenen Rechnungen  des  Umbaues  von   1755  benutzt  worden. 

Woldemar  Freih.  v.  Biedermann:  Anzeigen  aus  der  Goethe- 
Literatur.  (Archiv  für  Literatur  -  Geschichte,  Bd.  XV, 
H.  2,  S.   198 — 204.) 

Besprechung  von  Heinemanns  Bibliographie  (G.-J.  VIII, 
300),  Claudys  Faustübersetzung  (das.  302),  H.  Meyers  Kunst- 
schriften (das.  314),  mit  werthvollen  Ergänzungen  und  Be- 
richtigungen, von  Loepers  Polemik  gegen  Düntzer  (das.  297}, 
Chronik  des  Wiener  Goethe-Vereins  (das.  265),  Keil  (das. 
326),  Könnecke  (das.  322  fg.) 

Moriz  Carriere :  Goethe  als  Denker.  (Zeitschrift  für  vergl. 
Literaturgeschichte  und  Renaissanceliteratur  X.  F.  II. 
S.   1-5.) 

Besprechung  der  Schriften  von  Harnack  und  Steiner 
(s.  G.-J.  VIII.  306  und  si^fg.) 

Woldemar  Freih.  v.  Biedermann:  Zweite  Fortsetzung  der  Nach- 
träge zu  »S.  Hirzels  Verzeichniss  einer  Goethe-Bibliothek. 
Herausgegeben  von  L.  Hirzel«  und  zu  »Goethes  Briefen, 
von  F.  Strehlke«. 
(Archiv  für  Literaturgeschichte,    XV.  Band,    4.  Heft.) 

S.  380  —  387  verzeichnet  Büclier  und  Zeitschriften,  darin 
Inedita Goethes  von  1784-  1886;  ausführlich  auch  G.-J.  Bd.  VII. 

Philipp  Strauch:  Verzeichniss  der  auf  dem  Gebiete  der  neueren 
deutschen  Literatur  im  Jahre  1886  erschienenen  wissen- 
schaftlichen Publicationen.  (Anzeiger  für  deutsches  Alter- 
thum  und  deutsche  Literatur  XIII,   4.  S.   309  —  375-) 


:I2  Bibliographie. 


Fortsetzung  des  ausgezeichneten  bibliographischen  Ver- 
zeichnisses, vgl.  G.-J.  VIII,  S.  288  Goethe  S.  330 — 343, 
No.  494—828.  Ordnet  seinen  Stoff  folgendermaßen  :  Gesammt- 
ausgaben,  Einzelschriften,  alphabetisch:  Gedichte  unter  G. , 
während  die  Dramen  einzeln  behandelt  sind  (verzeichnet  auch 
die  Besprechungen  der  einzelnen  Schriften),  nach  den  Werken 
die  Briefe,  Biographien,  Einzelnes,  Stellung  zu  einzelnen  Per- 
sonen (dieselben  alphabetisch  geordnet),  Goethe-Archiv  und 
-Gesellschaft,  Frau  Rath.  Auf  gar  Manches,  namentlich  Artikel 
aus  Zeitungen,  die  der  überaus  sorgsame  Bibliograph  zu- 
sammengestellt hat,  muss  ich  verweisen,  lebhaft  bedauernd, 
dass  sie  mir  nicht  früher  zugänglich  waren ;  zwei  ungedruckte 
Goetheana  habe  ich  oben  nachgetragen  und  ihnen  ein  Kreuzchen 
vorangesetzt. 

E.  A.  Seemanns  Literarischer  Jahresbericht.  (\\'einachtscatalog.) 
17.  Jahrgang.  Leipzig.   176  SS. 

S.  29  —  51  theils  unter  der  Überschrift:  Goetheschriften, 
theils  unter  der:  Schöne  Literatur,  Gesammtausgaben,  kurze  Be- 
sprechungen des  Goethe-Jahrbuchs,  der  Schriften  der  Goethe- 
Gesellschaft,  der  Weimarer  Goetheausgabe,  nebst  vieler  meist 
aus  dem  Jahre  18S7  herrührender  Goetheschriften,  die  aber 
hier  nicht  im  Einzelnen  aufcjeführt  werden  können. 


Die  classische  Periode  der  deutschen  Literatur  von  Klopstocks 
Auftreten  bis  zu  Goethes  Tod.  207.  Lager-Catalog  von 
Joseph  Baer  &  Comp,  in  Frankfurt  a,  M.    114  SS.  in  8°. 

Verzeichnet  No.  635  —  996  eine  stattliche  wohlgeordnete 
Zahl  von  Gesammt-  und  Separat-Ausgaben  Goethescher  Werke 
und  Erläuterungsschriften  mit  manchen  literarischen  Selten- 
heiten  und  Kostbarkeiten. 


Eduard  Belling :  Beiträge  zur  Metrik  Goethes.  Dritter  Theil 
(Programm  des  königl.  Gymnasiums  zu  Bromberg). 
15  SS.  in  4°. 

Vgl.  G.-J.  VII,  347.  Dieser  Theil  handelt  über  Goethes  fran- 
zösische und  deutsche  Alexandriner  und  behandelt  die  letzteren 
mit  grosser  Ausführlichkeit.  Im  Einzelnen  werden  besprochen: 
Versbetonung,  Cäsur,  Enjambement,  Einschnitte,  Vertheilung 
des  Verses  unter  mehrere  Personen,  Überleitung,  Accente, 
Perioden,  Reime,  Elisicjn,  Hiatus,  Parallelismus. 


Bibliographie.  313 


2.    DRAMEN. 

Goethe,  Joh.  Wolfg.  v.,  Faust.  Eine  Tragödie,  i.  Theil.  Illu- 
strirt  in  50  Compositionen  von  Alex.  Liezen  -  Mayer. 
Mit  Ornamenten  von  Rud.  Seitz.  Ausgeführt  in  5  Ra- 
dirungen von  W.  Hecht  und  W.  Krauskopf,  2  Zinkogr. 
von  Angerer  &  Göschl  und  in  7  5  Holzschn.  aus  W.  Hechts 
xylogr.  Anstalt.  (Neue  Ausg.)  Fol.  (128  S.)  München 
1887,  Stroefer. 

Goethes  Faust  nach  seiner  Entstehung,  Idee  und  Composition. 
Von  Kuno  Fischer.  Zweite,  neu  bearbeitete  und  ver- 
mehrte Auflage.  Stuttgart.  Verlag  der  J.  G.  Cotta'schen 
Buchhandlung.     XV  und  472   SS. 

Die  zehn  ersten  Capitel  behandeln  die  Magussage  und 
die  Bearbeitung  des  Faust-Stoffes  vor  Goethe.  11.  Capitel. 
Die  Entstehung  des  Goetheschen  Faust :  Frankfurt  und  Wetzlar. 
In  den  Briefen  an  Auguste  von  Stolberg  Anklänge  an  Faust : 
3.  August  1775,  Scene  vor  dem  Thor;  Brief  vom  17.  September: 
Auerbachs  Keller.  12.  Capitel.  Die  alte  Dichtung:  Weimar, 
Italien;  das  Fragment:  Erscheinen  desselben,  Inhalt,  fehlende 
Stücke,  Differenzen,  Bestandtheile  der  alten  Dichtung.  13.  Ca- 
pitel: Die  neue  Dichtung.  Die  Fausttragödie.  Der  erste  Theil. 
14.  Capitel.  Beurtheilung  und  Darstellung  des  Werks  z.  B. 
Cornelius'  Zeichnungen,  Radziwills  Musik,  die  ersten  Auffüh- 
rungen. 15.  Capitel.  Die  Vollendung  des  Werkes.  Zweiter  Theil. 
In  einem  besondern  Abschnitt:  Eckermanns  Einwirkung.  16.  Ca- 
pitel. Die  Bestandtheile  des  Werkes.  17.  Capitel.  Der  Plan 
der  Rettung  nach  Goethes  neuer  Dichtung.  18.  (Kapitel.  Die 
Vergleichung  der  beiden  Dichtungen.  19.  Capitel.  Die  Grund- 
idee der  alten  Dichtung.     20.  Capitel.  Goethes  Fausttragödie. 

S.  401  Andeutung  der  Scherer'schen  Hypothese  von  dem 
ältesten  Prosafaust.  In  der  Einleitung  Polemik  gegen  die  Be- 
mühungen, alle  Entstehung  auf  Entlehnungen  zurückzuführen. 

Parzival,  Faust,  Job  und  einige  verwandte  Dichtungen.  Von 
Gerhard  Gietmann.  S.  J.  Freiburg  i.  Br.,  Herdersche 
Verlagsbuchhandlung.    VI,  802  SS. 

Bildet  die  zweite  Hälfte  des  ersten  Theils  folgenden  grossen 
Werkes:  »Klassische  Dichter  und  Dichtungen.  Das  Problem 
des  menschlichen  Lebens  in  dichterischer  Lösung«.  S.  247 
bis  484.  »Goethes  Faust,  ein  Welt-  und  Lebensbild«.  Sehr 
ausführliche  Analyse  der  Dichtung  mit  critischen  und  pole- 
mischen, ästhetischen,  dramaturgischen  Bemerkungen.  Der 
Verfasser  steht  durchaus  auf  ultramontanem  Standpunkt  und 
citirt   mit  Vorliebe  Schriften    dieser  Richtung,    aber    er  hütet 


314  Bibliographie. 


sich  doch  im  Allgemeinen  vor  dem  burlesken  oder  keifenden 
Ton,  der  sonst  in  Schriften  dieser  Richtung  üblich  ist.  — 
Der  erste  Theil  wird  nach  Betrachtung  von  Zueignung  und 
Vorspiel  in  folgenden  Rubriken  behandelt:  »Faust  und  die 
Wissenschaft;  Der  Versucher;  Die  Sünde;  Gretchens  Schick- 
sal« ;  bei  dem  zweiten  Theil  die  einzelnen  Akte  unter  folgenden 
Überschriften:  »Die  neue  Lebensrichtung;  Auf  der  Suche 
nach  der  antiken  Schönheit;  Helena;  Faust,  ein  Mann  der 
That ;  Die  Uhr  steht  still,  der  Zeiger  fällt«.  In  einem  kurzen 
Rückblick  wird  der  Faust  der  Sage  dem  der  Goetheschen 
Dichtung  gegenübergestellt,  Weltanschauung,  Idee,  Anlage  und 
Durchführung  der  letztern  betrachtet. 

Der  Plan  von  Goethes  Faust,  erläutert  von  E.  Ed.  Cludius, 
Superintendent  a.  D.  Pfarrer  in  Rhein  in  Ostpr.  Bremen 
und  Leipzig,  E.  Ed.  Müllers  Verlagsbuchhandlung.  VIII 
und  167   SS. 

Als  Plan  Goethes  wird  hingestellt  »des  Ewigen  Ehre  im 
Faust  zu  verherrlichen;«  in  beiden  Theilen  des  Faust  sei 
»Alles  durchdrungen  von  dem  heiligsten  Gefühl  der  unsäglichen 
Herrlichkeit  des  wahren  Christenthums,  des  ewigen  Evange- 
liums«. Um  dies  zu  beweisen,  wird  eine  genaue  Analyse  der 
beiden  Theile  der  Dichtung  gegeben,  unterbrochen  von  viel- 
fachen theologischen  Erörterungen.  Da  ich  letzteren  nicht  ins  Ein- 
zelne zu  folgen  vermag,  so  begnüge  ich  mich  mit  Hervorhebung 
weniger  Stellen ,  welche  für  Gesinnung  und  Beweisführung 
des  Verfassers  characteristisch  sind.  S.  103  Euphorions  Tod: 
»Das  bedeutet,  dass  wenn  sich  der  deutsche  phantasievolle 
titanische  Geist  mit  dem  antiken  Geist  des  Christenthums  ohne 
den  göttlichen  Hauch  des  Christenthums  vereint,  aus  diesem 
Bunde  zwar  etwas  Wunderbares,  aber  keineswegs  Erfreuliches 
und  Vollkommenes  entsteht.  Die  Vergötterung  der  griechischen 
Geisteswelt  durch  uns  Deutsche  ist  eine  mephistophelische 
Verirrung  und  eine  Unnatur«.  Der  5.  Akt  des  2.  Theils 
(S.  121)  schildert  »die  Kirchenfeindschaft  der  Reichen  auf 
das  Lebenswahrste  und  Gewaltigste.  Die  evangelische  Kirche, 
die  doch  in  den  Augen  der  stolzen,  reichen,  hohen  römischen 
Kirche  ein  morsches  Kirchlein  mit  einer  jämmerlichen  Hütte 
daneben  ist,  hat  sich  in  ihren  Geistlichen  immerhin  bei  (ioethe, 
auch  wenn  er  ein  Samariter  ist  und  den  Teufel  haben  sollte, 
dafür  zu  bedanken,  dass  er  diese  Kirchenfeindschaft  der  Reichen 
und  Mächtigen  gebrandmarkt  hat«.  Goethes  Worte  an  Lavater, 
er  sei  ein  decidirter  Nichtchrist,  bedeuten  (das.)  »dass  er  sich 
bei  seiner  mangelhaften  Busse  und  seinem  mangelhaften  Glauben 
dieses    Namens    eines    Christen    durchaus    nicht    werth    hält«. 


Bibliographie.  315 


Faust  sorgt  noch  zuletzt  für  den  Graben,  der  den  am  Gebirge 
sich  hinziehenden  vSumpf  ableiten  solle.  (S.  135.)  »Was  be- 
deutet das  Gebirge,  der  Sumpf,  der  Graben?  Das  Gebirge 
nicht  allein  die  Kaiser,  Könige  und  Fürsten,  nicht  allein  den 
Adel  und  Reichthum,  nicht  allein  vor  Allem,  wie  der  das 
Ganze  beherrschende  höchste  Berg  den  Papst,  sondern  auch 
das  auf  Bergesrand  stehende  morsche,  aber  ehrwürdige  Kirchlein, 
das  echte  alte  Christenthum:  der  Sumpf  bedeutet  die  von  den 
obern  Ständen  zu  den  untersten  dringende  Verderbniss ;  der 
Graben  aber  soll  die  Sozialreform  bezeichnen«.  .  .  (S.  136.) 
»Der  höchste  Augenblick,  den  Faust  geniesst,  ist  die  verzückte 
Begeisterung  eines  Revolutionärs  .  .  ,  der  Arbeitermarseillaise,.  . 
ist  der  Blick  eines  geistig  Blinden  in  die  Fata  Morgana  einer 
durch  Mangel.  Schuld.  Sorge  und  Noth  überreizten  und  ein 
falsches  Utopien  dichtende  Phantasie,  ist  der  Traum  des  Com- 
munismus  und  Socialismus«. 

Die  verschiedenen  Pläne  im  ersten  Theile  von  Goethes  Faust- 
Über  Entstehung  und  Komposition  des  Gedichtes.  Ein 
Versuch  von  A.  Huther,  Gymnasiallehrer.  Cottbus. 
P.  Kittel.  VI  und  99  SS. 

[Vor  der  Publikation  des  »Urfausts  gedruckt.]  Unter- 
scheidet ersten  Plan  1769— 1770  :  erster  Monolog  und  Spazier- 
gang ;  Schilderung  selbsterlebter  Situationen.  Ziveite  Bearbeitung 
1773:  die  wesentlichen  Stücke  des  Fragments:  Bruno-Studien, 
Eintritt  in  die  Sturm-  und  Drang-Periode.  Ihr  gehören  an  : 
erster  Monolog,  zweiter  Monolog  (einzelne  Stellen  desselben 
klingen  an  an  damalige  Stimmungen  Goethes;  Schilderung  des 
Mephistopheles  erinnert  im  Einzelnen  an  Merck),  Gespräch 
mit  dem  Schüler,  Auerbachs  Keller.  Dritte  Bearbeitung,  dem 
Jahre  1774  angehörig:  die  Gretchenscenen.  In  diesem  Jahre 
die  idealistische  Wendung  des  Gedichts  ein  Gegensatz  zu 
der  bisherigen  realistischen!  Daher  heisst  von  jetzt  an  Faust 
»Heinrich«,  während  er  früher  »Johann«  genannt  wurde!! 
F/Vr/^  Bearbeitung  in  Italien:  Hexenküche,  verschiedene  Ein- 
schiebungen  in  den  Monologen,  Theile  der  Scene,  »Trüber 
Tag,  Feld«.  [Auf  den  seltsamen  Irrthum,  diese  Scene  sei  erst 
1803  im  Weimarischen  Wochenblatt  veröffentlicht  worden, 
hat  schon  Düntzer  hingewiesen.]  Die  beherrschende  Idee 
ist,  Mephistopheles  als  den  vom  Erdgeist  gesandten  Urheber 
des  Verführungsplans  erscheinen  zu  lassen,  Neubearbeitung 
der  Kerkerscene.  Fü/ifter  Plan,  durchgeführt  in  der  Ausgabe 
von  1808:  »Faust  in  seinem  Streben  von  der  göttlichen  All- 
macht geleitet,  sowie  dessen  Gemeinschaft  mit  seinem  höllischen 
Gefährten  als  durch  jene  zugelassen,  zur  Bewährung  des  Helden 


3l6  Bibliographie. 


führende  Versuchung  hingestellt«,  erst  seitdem  kann  von  einer 
Idee  der  Dichtung  die  Rede  sein.  Diesem  Plane  gehören : 
Zueignung,  Vorspiel,  Prolog,  Ostergesang,  Umdichtung  des 
Mephistopheles,  der  an  Stelle  seines  naiv-komischen  Grund- 
zugs den  höllischen  Character  erhält. 

Faust  von  Goethe.  Mit  Einleitung  und  fortlaufender  Erklärung 
herausgegeben  von  K.  J.  Schröer.  Zweiter  Theil.  Zweite 
durchaus  revidirte  Auflage.  Heilbronn  ,Gebr.  Henninger, 
1888.    CXIV  und  440  SS. 

Die  erste  Auflage  erschien  1881.  Vgl.  G.-J.  III,  397  fg. 
Neu  ist  ein  Vorwort  zur  zweiten  Auflage:  »Goethes  Methode 
und  die  Goethe-Forschung«,  in  welcher  der  Verfasser  seine 
Stellung  präcisirt  und  nicht  ganz  gerecht  über  den  Zuwachs 
unserer  Kenntniss  spricht,  der  aus  den  Schätzen  des  Goethe- 
Archivs  zu  erwarten  ist.  —  Ausserdem  hat  der  Herausgeber 
mit  grossem  Fleisse  neu  erschlossene  Quellen  benutzt  und 
Älteres  bisher  Übersehenes  zur  Erklärung  herbeigezogen.  Ein- 
leitung und  Anmerkungen  weisen  in  Folge  dessen  sehr  zahl- 
reiche und  wichtige  Zusätze  auf,  welche  Schröer,  zur  Bequem- 
lichkeit des  Lesers,  die  ersteren  am  Schlüsse  des  Vorworts 
zusammengestellt ,  die  letzteren  im  Register  mit  Sternchen 
bezeichnet  hat. 

Goethes  Faust.  Zweiter  Fheil,  erläutert  von  Heinrich  Düntzer. 
Vierte  neu  durchgesehene  und  vermehrte  Auflage.  (Er- 
läuterungen zu  den  deutschen  Classikern,  Heft  20,  21.) 
Leipzig,  E.   Wartig.   313  SS. 

S.  46  —  63.  Kritik  der  Faustausgaben  und  Commentare 
von   1880  — 1886. 


Kunst  und  Literatur.  Gesammelte  Vorträge  von  A.  Frantz, 
Dr.  theol.  und  Superintendent.  Mit  Genehmigung  des 
Verfassers  herausgegeben  von  Adalbert  Roeper,  Berlin. 
M.  Hartmann   1888,  IV  und  199  SS. 

S.  107  —  154:  Faust,  das  Zauberwesen,  das  Volksbuch 
und  auf  der  Bühne.  S.  155  —  199:  Torquato  Tasso.  —  Im 
erstem  Aufsatze  von  S.  136  an  über  Goethes  Faust;  der 
zweite  Aufsatz  handelt  nur  von  S.  155 — 169  über  die  Renais- 
sance und  den  historischen  Tasso. 

Gnad,  Ernst:  Poi)uläre  Vorträge  über  Dichter  und  Dichtkunst. 
Neue  Folge.  Über  Goethes  Tasso.  Über  Goethes  Faust. 
Über  Heinrich  von  Kleist.  Triest,  Schimpff.  VII,  187  S.  8°. 


Bibliographie.  317 


Schröer :  Das  Doppelreich.  (Chronik  des  Wiener  Goethe- 
Vereins  No.  9,  S.  44.) 

»Das  Doppelreich«  Faust  II,  V.  1942  fg,  wird  als  die  Wirk- 
lichkeit und  die  Idealwelt  und  die  Verbindung  beider  gedeutet. 

Dott.  Girolamo  Curto,  prof.  nel  R.  Istituto  Teenico  di  Messina : 
Mefistofele  nel  Faust  del  Goethe.  Messina  Tip.  del 
Progresso.   15  SS. 

Als  Einleitung  zu  einer  grösseren  Arbeit  angekündigt. 
Versuch  einer  philosophischen  Lösung:  Mephistopheles,  die 
zerstörende  Kraft,  das  Kind  des  Chaos,  »stellt  in  der  geistigen 
Welt  die  Kraft  der  physischen  dar,  welche  die  geistigen  nicht 
idealen  Zustände  auflöst«. 

Gustav  Kettner :  Zur  Doinscene  des  Goetheschen  Faustes.  (Zeit- 
schrift f.  deutsche  Philol.  XX,  S.   230  —  232.) 

Versucht  darzuthun,  dass  Gretchens  Worte :  »Mir  wird 
so  eng«  u.  s.  w.  eine  gewisse  Abhängigkeit  verrathen  von 
Wielands  Cantate  »Serafina«  (Teutscher  Merkur  1775,  August), 
worin  die  W'orte  vorkommen :  »Und  zürnend  wendet  sich  dein 
Engel  von  dir  weg.  |  .  .  welch  ein  Schauder  fasset  mich?  | 
Diese  Mauern  wanken!« 

Justinus :  Altczechisches  »Berliner  Blau«.  Noch  ein  Wort  über 
die  Königinhofer  Handschrift.  (Beil.  zur  »Boheraia« 
No.  55,  21.  Febr.) 

Am  Schluss  des  Aufsatzes,  der  die  neuen  Vertheidiger 
der  qu.  Handschrift  zurückweist,  wird  das  Goethesche  Hexen- 
einmaleins als  Geisselung  der  Afterwissenschaft  gedeutet. 

Wagner,  J.  K. :  Fauststudien.  I.  Goethes  »Ideal  und  Leben«. 
[Faust  II,  I.]  II.  Mephistopheles  und  Ariel.  Breslau, 
Zimmer.  VI,    123  S.  gr.   8. 

L.  Bückmann :  Zu  Goethes  Faust.  (Archiv  f.  d.  Stud.  neuerer 
Sprachen.    Bd.  LXXVIII,  H.  4,  S.  478.) 

»Das  heiss'  ich  endlich  vorgeschritten«,  Worte  des  Mephi- 
stopheles Th.  II,  Akt  4,  Vers  29  bedeuten  =  eilig,  rasch, 
fleissig,  wie  in  Luthers  Bibelübersetzung. 

Klingers  Faust.  Eine  literarhistorische  Untersuchung.  Würz- 
burger Inauguraldiss.  von  G.  J.  Pfeiffer.  Würzburg. 
A.  Memraingers  Buchdruckerei.     108  SS.   8". 


3l8  Bibliographie. 


Von  den  Quellennachweisen  dieser  Schrift  interessiren 
hier  die  aus  Goethe  beigebrachten.  Pfeiffer  beweist,  dass 
Klinger  das  Fragment  schon  in  den  70er  Jahren  gekannt  (Be- 
nutzung zweier  Stellen  in  »Der  verkannte  Göttersohn«  und 
in  ))Or])heus(().  Der  Character  Fausts  bei  beiden  ähnlich : 
niezustillender  Wissensdurst,  Hinneigung  zur  Magie,  Armuth. 
Parallelismus  in  einzelnen  Scenen;  bei  Goethe  »verbirgt  der 
Mond  sein  Licht«  beim  Erscheinen  des  Erdgeistes;  bei  Klinger 
(»Beschwörung«)  »verhüllen  die  Wolken  den  vollen  Mond«. 
Derartige  Ähnlichkeiten  :  Mephistopheles'  (bei  Klinger  :  Levia- 
thans)  Verhöhnung  des  Faust;  die  launige  Verspottung  der 
4  Facultäten  wird  bei  Klinger  zur  Carricatur  ;  die  Zusammen- 
stellung von  Pfarrer  und  Comödiant ;  Fausts  Frau  putzt  sich 
wie  Gretchen  vor  dem  Spiegel  mit  Schmucksachen  und  hier 
murmelt  Faust  die  an  Gretchens  Ruf  anklingenden  Worte : 
»O  Zauber  des  Goldes«.  Benutzt  ist  ferner  »Götz  von  Ber- 
lichingen«  ;  der  Eremit  eine  Contrafactur  des  Bruder  Martin ; 
das  üppige  Leben  des  Bischofs  von  Fulda,  die  Bauernscenen 
sind  Goetheschem  Vorbilde  nachgebildert.  Die  Jahrmarktscenen 
erinnern  an  das  Jahrmarktsfest  von  Plundersweilern. 

Faust.     Dritter    Theil    zu    Cioethes   Faust.    Von    Carl    August 
Linde.    Leipzig,  W.  Opetz. 

Nach  einer  Besprechung  in  No.  47  der  »Gegenwart« 
(S.  335)  schildert  das  Stück  eine  »neue  Erdenwanderung  des 
nunmehr  von  allen  Schlacken  der  Sinnlichkeit  befreiten  Faustes, 
bringt  diesen  Typus  des  strebenden  Menschen  aber  innerlich 
um  keinen  Schritt  über  seine  ursprüngliche  Gestaltung  hinaus. 
Im  Gegentheil,  er  schränkt  ihn  ein  durch  die  Verkörperung 
in  einen  nun  ganz  fertigen  und  befriedigten  Fürsten,  der  ohne 
sein  Verschulden  durch  den  von  Mephistopheles  entflammten 
Anarchismus  zu  Grunde  geht.  Auch  Mephistopheles  selbst 
fliegt  bei  dem  Ausbruch  der  finsteren  Elemente,  die  er  ent- 
fesselt hatte,  mit  in  Stücke,  und  Fausts  Seele  wird  so  aber- 
mals für  den  Himmel  gerettet,  während  alles  Irdische  in  der 
Zerstörung  unterging.  Dieser  Kern  der  eigentlichen  Handlung 
kommt  lediglich  im  5.  Akte  zur  Entwicklung,  während  in 
den  vorhergehenden  vier  Akten  eine  satirische  Behandlung 
der  grossen  inneren  Gegensätze  unseres  Jahrhunderts  durch 
Wiederbelebung  von  Gestalten  aus  dem  Goetheschen  »Faust« 
sowie  durch  manche  neue  moderne  Figuren  versucht  aber 
nicht   immer  glücklich  durchgeführt  worden  ist«. 

Alfred  v.  Mensi :  Goethes   »Faust«   —   ein  Musikdrama. 

(N.  fr.   Presse  No.  8321,   26.  Okt.) 


Bibliographie.  319 


Bericht  über  Heinrich  Zöllners  Faustoper,  die  in  München 
mit  Erfolg  zur  ersten  Auffuhrung  gelangt  ist.  Die  Oper  beginnt 
mit  dem  Vorspiel  im  Himmel  und  behandelt  dann  in  4  Akten 
den  I.  Theil  des  Goetheschen  Dramas,  i.  Akt:  Studirzimmer, 
2.  Akt:  Spaziergang  vor  dem  Thor,  3.  und  4.  Akt:  Gretchen- 
tragödie.  Viele  Scenen,  z.  B.  Schüler,  Hexenküche,  Auerbachs 
Keller,  Dom,  Walpurgisnacht,  fallen  ganz  fort,  aus  anderen 
sind  dutzende,  manchmal  hunderte  von  Versen  ausgelassen. 

B — n  (Bechstein) :  Goethe-Literaturl.  Der  neueste  Faust-Com- 
mentar.  (Rostocker  Zeitg.   20.  Febr.  No.  85.) 

Besprechung  des  Schröerschen  Commentars,  der  als  philo- 
logischer characterisirt  wird.  Besonders  wird  die  Einleitung 
analysirt.  —  Ob  der  für  ein  grosses  Publikum  bestimmte,  sehr 
gut  orientirende  Aufsatz  Fortsetzung  erhalten  hat,  vermag  ich 
nicht  anzugeben;  mir  sind  keine  weiteren  zugekommen. 

Galvin  Thomas:  The  Methods  of  Wilhelm  Scherer  as  a  Critic 
of  Faust.  (Transactions  of  the  modern  language  asso- 
ciation  of  America  vol.  II,    1886,  p.  92  — 106.) 

Wilh.  Creizenach:  Der  älteste  Faustprolog.  Krakau,  Buch- 
druckerei der  Universität.   19  SS. 

W^eist  nach,  dass  dieser  Prolog,  Teufelsversammlung,  aus 
der  von  dem  Engländer  Thomas  Decker  1570— 1640  drama- 
tisirten  Sage  vom  »Bruder  Rausch«  stammt,  von  den  deutsch- 
englischen Comödianten  mit  dem  Marloweschen  Vorspiel  (Pluto 
und  Charon)  zusammengeschmolzen,  in  den  Volksschauspielen, 
z.  B.  dem  Ulmer  vielfach  benutzt  ist  und  so  indirect  auch  auf 
Lessing  eingewirkt  hat. 

Georg  EUinger:  Zu  den  Quellen  des  Faustbuchs  von  1587. 
(Zeitschr.  f.vgl.Litgesch.u.  Ren.  Lit.N.  F.  I,  S.  156  — 181.) 

I.  Nachweisbare  Quellen  (vgl.  schon  G.-J.  VIII,  291)  für 
Beschreibung  der  ausserdeutschen.Städte :  Seb.  Münsters  Mappa 
Europae  z.  B.  Venedig,  Cosmographie  (Prag,  Krakau)  und 
eine  dritte  Quelle,  die  auch  von  anderen  geographischen 
Schriftstellern  des  16.  Jahrhunderts  Seb.  Frank  und  Math.  Quad 
benutzt  worden  ist.  Für  die  deutschen  Städte  ist  der  »Auszug 
aller  Chroniken«  1564  und  eine  im  Theatrum  urbium  von 
A.  Sauer  16 10  copirte  Beschreibung  zu  Grunde  gelegt.  Astro- 
logische und  naturwissenschaftliche  Bemerkungen  finden  sich 
ähnlich  im  Theatrum  diabolorum  1575;  die  Praktiken  jener 
Zeit  werden  hier  besonders  ausgezogen  sein.  IL  Zu  erschliessende 


320  Bibliographie. 


Quellen.  Nimmt  zwei  Traditionen  an:  die  eine,  die  platte 
niedere  des  Faustbuches,  die  andere,  die  noch  in  den  beiden 
gewaltigeren  Stellen,  Cap.  2  :  er  nahm  Adlers  Flügel,  Cap.  5  : 
wie  die  Riesen  davon  die  Poeten  dichten ,  erkennbar  ist. 
III.  Der  Teufel  im  Mönchsgewand.  Hinweis  auf  den  Dialog: 
Luther  mit  dem  Teufel  1523,  Joh.  Chryseus  Hofteufel  1566,  von 
dem  Kielmanns  Tetzelocramia  abhängig  ist,  Beza,  Fischart; 
Mittheilung  des  Berichts  über  Erscheinung  der  Dämonen  zu 
Speier   i  53c. 

Histoire  de  la  legende  de  Faust  par  Ernest  Faligan,  docteur 
en  medecine  et  docteur  es-lettres  des  facultes  de  Paris. 
Paris,  librairie  Hachette  et  Comp.  1888.  XXXII  und 
474  SS  Lex. -8°. 

Zerfällt  in  14  Capitel,  welche  den  historischen  Faust,  das 
Volksbuch,  die  Charaktere  desselben,  das  Spiess'sche  Werk, 
seine  Varianten,  Nachahmungen  und  Übersetzungen,  die  Volks- 
dramen und  Puppenspiele,  Lieder,  Bilder,  sehr  ausführlich  be- 
handeln. Den  Schluss  machen  einige  Anmerkungen ,  ein 
bibliographisches  Verzeichniss,  das  183  Nummern  aufweist, 
zahlreiche  Nachträge  und  Berichtigungen,  ausserdem  3  Seiten 
Druckfehlerverzeichniss.  —  Das  Werk  schliesst  alle  »litera- 
rischen« W'erke  aus,  d.  h.  alle  diejenigen,  deren  Verfasser 
nicht  aus  dem  traditionellen  Gefühl  geschöpft  haben.  —  Die 
Quellenstellen  werden  in  extenso,  im  Original  und  in  Über- 
setzung mitgetheilt,  in  etwas  seltsamer  Anordnung,  die  Mit- 
theilung selbst  nach  Schwengbergs  Zusammenstellung.  In  Be- 
zug auf  die  Streitfragen  :  ob  es  zwei  historische  Faust  gegeben, 
woher  der  Beiname  Sabellicus  stamme,  begnUgt  sich  der  Autor 
mit  Anführung  der  bisher  geäusserten  Meinungen.  Er  unter- 
scheidet in  der  Legendenbildung  drei  Stufen:  i.  Zeugnisse 
unparteiischer  Zeitgenossen.  2.  Mündliche  Verbreitung  der 
Zaubergeschichten  und  unwillkürliche  Umwandlung  derselben 
bei  Lebzeiten  des  Faust.  3.  Die  Erzählung  wird  schriftlich 
fixirt  und  zur  Verdammung  des  Autors  und  seiner  Thaten 
benutzt.  S.  76—150  gibt  eine  Übersetzung  des  Faustbuchs. 
S.  191  — 184  die  5  Zusatzcapitel  der  sog.  Erfurter  Ausgabe. 
S.  200  —  228  sehr  eingehende  Analyse  der  Widmannschen 
Bearbeitung.  S.  233  ff. :  die  Übersetzungen  des  Volksbuches, 
nach  den  verschiedenen  Ländern  geordnet,  die  Titel  der- 
selben nur  in  französischer  Wiedergabe.  S.  229  —  241:  die 
französische  Übersetzung.  S.  251 — 272:  Analyse  mit  Wieder- 
gabe vieler  Stellen  im  Originale  und  Übersetzung :  Marlowes 
Werk  wird  als  Drama  und  als  Dichtung  überhaupt  über  das 
Oofthesche  gestellt.     S.   314  ff.    ziemlich    getreu  nach  Creize- 


KlBLIOGRAPHIK.  32I 


nachs  Darstellung,  gleichfalls  mit  vielfachen  Proben,  ein- 
gehende Mittheilungen  über  die  Puppenspiele.  —  Zum  Schluss 
wird  besonders  der  protestantische  Character  der  Faustsage, 
ihr  Gegensatz  zur  Theophilus-Legende  hervorgehoben. 

Das  300jährige  erste  Faust-Buch  vom  Jahre  1587.  Ein  Buch- 
Jubiläum  besprochen  von  Karl  Engel ,  Oldenburg. 
Schulzesche  Hofbuchhandlung  (A.  Schwartz). 

Analyse  des  Faustbuchs,  Aufzählung  der  vorhandenen 
Exemplare  und  Nachdrucke. 

L.  Keller:  Zum  Jubiläum  des  Faustbuches.  (Münchener  »All- 
gemeine Zeitung«  No.  345,  346.) 

Jakob  Minor  :  Zum  Jubiläum  des  Faustbuchs.  (»Deutsche  Dich- 
tung«, herausgegeben  von  K,  E.  Franzos,  III  Bd.  i  H. 
S.  29  —  32,   2  H.    S.   58 — 62  3  H.  S.  91  —  99.) 

Historische  Zeugnisse  über  Faust,  Charakteristik  des  ältesten 
Volksbuches,  mündliche  und  schriftliche  Quellen  ;  der  Heraus- 
geber des  Faustbuches  nur  Redactor,  Widersprüche;  Nach- 
drucke und  Bearbeitungen  des  Buches,  Volkslied  und  Volks - 
drama  (Puppenspiel). 

Alexander  Nicoladoni:  Das  Volksbuch  vom  Dr.  Faust  und  seine 
Bearbeitungen.  (Deutsche  Zeitung,  Wien,  15.  u.  16.  Juli.) 

Historische  Zeugnisse;  Analyse  des Spiesschen  Faustbuches, 
kurzer  Hinweis  auf  die  späteren  Bearbeitungen;  mit  einiger 
Ausführlichkeit  werden  nur  Klingers  und  Goethes  Dichtungen 
behandelt. 

S.  M.  Prem :  Eine  Faust-Notiz.  (Bote  für  Tirol  und  Vorarl- 
berg No.   I,   2.  Jan.   1888.) 

Theilt  folgenden  singspielartigen  Epilog  »zum  alten  Faust 
der  Volkssage«  aus  der  alten  Stadt  Hall  mit :  »O  Faust,  o  Faust,  j 
Du  hast  schlecht  gehaust;  |  Du  hast  verlassen  Deine  Gredl  [ 
Und  nahmst  Dir  wieder  ein  andres  Mädl,  |  Du  brachtest  deinen 
Vater  um  |  Mit  deiner  Pistole  dibum  !  |  O  Mirakel,  |  O  Spec- 
takel,  I  Du  wirst  braten  wie  ein  Hund  ]  In  dem  Höllenschlund!« 

Karl  Engel :  Nachricht  über  drei  höchst  seltene  Faustbücher. 

(Zeitschrift  für  vergleich.  Literaturgesch.  Bd.  I,  S.  329 

bis  333.) 
Beschreibt  die  in  seiner  Faustbibliographie  (vgl.  G.-J.  VII, 
352 ff.)    erwähnten  Faustbücher    vom  Jahre  1589    und    1597. 

Goethe-Jahrbuch   IX.  21 


;22  IBLIOGRAPHIE. 


Wagnerbuch   vom   Jahre    1596    («ander   Theil    d.  Joh.  Fausti 
liistorien«). 

H.  Lübke:  Die  Berliner  Fassung  des  Puppenspiels  vom  Dr. 
Faust.  (Z.  f.  d.  A.  N.  F.  XIX.  Bd.  S.  105  — 171.) 

Benutzt  zu  dem  Abdruck  drei  Handschriften:  i.  die  von 
einem  alten  Schauspieler  Wähnert  aus  dem  Anfang  des  Jahr- 
hunderts herrührende;  2.  eine  ziemlich  junge,  im  Besitze  der 
Puppenspielerfamilie  Linde  befindliche;  3.  die  älteste,  ge- 
schrieben von  dem  Schauspieler  Froloff.  Der  Inhalt  des  aus  Vor- 
spiel und  3  Akten  bestehenden  Stückes  weicht  nicht  wesentlich 
von  denen  anderer  Puppenspiele  ab.  Einzelnes:  Die  fünf  Geister 
in  der  Beschwörungsscene  heissen  Horibax,  Megera,  Vitzli- 
putzli,  Auerhahn,  Mephistopheles ;  der  letzte  ist  so  schnell 
»wie  des  Menschen  Gedanken«  In  der  Pactscene :  Faust  ver- 
langt 48  Jahre  Dienstbarkeit,  erhält  2_|.  Jahre  gewährt,  der 
Contract  wird  mitgetheilt,  ein  Rabe  erscheint,  um  denselbeii 
zum  Fürsten  der  Unterwelt  zu  tragen.  In  Parma:  Der  Kammer- 
diener heisst  Don  Carlos;  die  Erscheinungen,  welche  Faust 
der  Herzogin  zeigt,  sind :  Lucretia,  Goliath  und  David,  Judith 
und  Holofernes,  Salomo.  In  den  letzten  Scenen,  die  in  Mainz 
spielen,  ist  Caspar,  wie  auch  sonst,  Nachtwächter,  der  sich  mit 
seiner  Frau  Gretel  zankt  und  Faust  an  den  rückständigen  Monats- 
lohn mahnt:  hier  wehrt  er  sich  gegen  Auerhahn  mit  der  Be- 
merkung: »Ich  bin  ein  Berliner  Kind«  und  wird  von  dem 
Geist  mit  den  Worten  entlassen:  »Dann  kann  ich  dich  nicht 
brauchen,  dummer  Cas])ar«. 

F.  Zarncke:  Das  englische  Volksbuch  von  Dr.  Faust.  (Anglia. 
9.  Bd.  3.  Heft.) 

R.  S.  Tjaden  Moddermann:  Het  oudste  Faustdrama.  Marlo- 
wes  tragische  historie  van  Dr.  Faustus  vertaald  en 
toegelicht.    Groningen  1887. 

Eugen  Wolff:  Die  Sturm-  und  Drang-Komödie  und  ihre  Vor- 
bilder. (Zeitschr.  f.  vergl.  Litgesch.  und  Renaissancelit. 
N.  F.   I.  Bd.   2.  u.  3.  H.  S.   192  —  220.) 

1-enz  »Anmerkungen  über  das  deutsche  Theater«  vor  dem 
Götz  geschrieben.  S.  197  kurze  Bemerkung  über  die  »Mit- 
schuldigen«. S.  199  Hinweis  auf  die  Empfindsamkeit  in  ein- 
zelnen Goethesc.hen  Jugendstücken.  S.  216.  Goethe  sich  an 
Rousseau  anlehnend,  gegen  die  Begriffe  von  Tugend  und  Laster. 


Bibliographie. 


S.  219  Anschluss    an  die  alte    deutsche  Volksbühne   in    dem 
»Fastnachtsspiel«. 

Goethes  Götz  von  Berlichingen.  In  dreifacher  Gestalt  heraus- 
gegeben von  Jacob  Bächtold,  Zweite  Ausgabe.  Frei- 
burg i.  B.  T.  C.  B.  Mohr  (P.  Siebeck).  XII  und  191  SS. 
Lex. -8°. 

Titelausgabe  des  G.-J.  IV,  433  besprochenen  Werks.  Der 
Preis  ist  auf  2  Mark  herabgesetzt. 

Georg  III.,  Schenk  von  Liinpurg,  der  Bischof  von  Bamberg, 
in  Goethes  »Götz  von  Berlichingen«.  Ein  Beitrag  zur 
Kunst-  und  Kulturgeschichte  von  Franz  Friedrich  Leit- 
schuh. Bamberg.  Fr.  Züberlein  (C.  Beyer).  IV  u.  96  SS. 

Einwirkung  von  Goethes  Schilderung  des  Bamberger  Hofes 
auf  die  Kunst:  Kaulbach  und  neuere  Bilder  von  C.  Becker  und 
H.  Koch.  Biographie  des  Bischofs  (geb.  1470,  Bischof  1505, 
gest.  1522)  mit  besonderer  Hervorhebung  des  humanistischen 
Treibens  am  Hofe  (U.  v.  Hütten.  J.  v.  Schwarzenberg),  der 
reichen,  vielseitigen  ktinstlerischen  Bestrebungen  (z.  B.  Ver- 
bindung mit  A.  Dürer,  Peter  Vischer  und  vielen  anderen 
Künstlern)  der  reformatorischen  Neigungen.  »Es  ist  eine  Ironie 
des  Geschicks,  dass  durch  Goethes  Antheil  aus  dem  ehrlichen, 
biederen,  mit  Einsicht  und  jener  Freiheit  des  Geistes  ausge- 
statteten Georg  v.  Limpurg,  die  gerade  die  Selbständigkeit 
des  anderen  Geistes  zu  achten  versteht,  der  herrschsüchtige, 
ränkevolle  Pfaff,  der  böse  Dämon  Deutschlands  und  des 
deutschen  Geistes  geworden  ist«.  S.  74  Gegenüberstellung 
einer  Stelle  aus  der  Selbstbiographie  und  dem  Drama,  um  die 
Art  der  Benutzung  darzulegen. 

Goethes  Singspiele  im  Verhältniss  zu  den  M'eissischen  Operet- 
ten, von  Woldemar  Martiesen.  Giessener  Dissertation. 
J.  Rickersche  Buchhandlung.    Giessen.   51   SS. 

Behandelt  die  zwei  ältesten  vorweimarer  Singspiele  in 
I.  Bearbeitung,  r.  Erwin  und  Elmire.  Einfiuss  Weisses  auf 
Goethe.  Verhältniss  von  Goethes  Singspiel  zu  den  Weissischen 
Operetten  in  Hinsicht  auf  a)  Entstehung,  b)  Quelle  und  Be- 
ziehung des  Dichters  zum  Stoffe,  c)  Typen,  d)  Sprache,  e)  Tech- 
nische Ausführung,  f)  Liedeinlagen.  2.  Claudine  von  Villa- 
Bella.  Übereinstimmung  mit  Erwin  und  Elmire,  abgesehen 
von  der  Quelle  in  a)  Entstehung,  b)  Beziehungen  des  Dichters 
zum  Stoffe,  c)  Sprache,  d)  Technische  Ausführung  und  Ver- 
hältniss zu  Weisse. 

21  * 


324  Bibliographie. 


Eugen  Reichel :  Goethes  Lila  (Fränkischer  Courier,  Nürnberg, 
No.  48,   27.  Jan.   1887.) 

Die  nicht  bekannte  ältere  Fassung  des  Stückes  (1777), 
in  der  nicht  Lila,  sondern  ihr  Gemahl  gemüthskrank  wird. 
erinnert  an  Dschami's  Dichtung  »Medschnun  und  Leila«,  die 
zwar  erst  1805  zuerst  gedruckt,  aber  schon  angedeutet  war 
in  dem  Herderschen  Gedicht  »Der  heilige  Wahnsinn«  (»Ver- 
mischte Stücke  aus  verschiedenen  morgenländischen  Dichtern«). 
Dieses,  auch  erst  nach  Herders  Tode  gedruckt,  mochte  ihm  seit 
seinem  Pariser  Aufenthalte  1769  bekannt  und  dadurch  Goethe 
zugänglich  gewesen  sein.  —  Andeutungen  von  Widersprüchen 
des  Stückes;  Ähnlichkeiten  mit  der  »Zauberflöte«,  welche  vor- 
aussetzen lassen,  dass  Schikaneder  und  Goethe  dieselbe  Quelle 
benutzt  hat  (vgl.  dazu  G.-J.  VIII,  294  fg.).  —  In  demselben 
Aufsatz  werden  Goethes  Verse  »Setz  dir  Perücken  auf«  als 
Bearbeitung  der  Herderschen  »Gedanken  einiger  Brahmanen« 
vermuthet :  »Was  uns  die  Natur  zu  sein  vergönnt  hat,  |  Mehr 
und  minder  kann  der  Mensch  nicht  werden,  |  Auf  des  Berges 
Gipfel  und  im  Thale  |  Bleibt  er  was  er  ist  und  wird  nicht  grösser«. 

Goethes  Egmont.  Mit  ausführlichen  Erläuterungen  von  L.  Zürn. 
Paderborn,  Schöningh. 

L.  Zürn,  Erklärung  zweier  Stellen  in  Goethes  »Egmont«. 
(Archiv  f.  d.  Stud.  neuerer  Sprachen.  Bd.  LXXIX, 
S.   122  — 124). 

4.  Aufzug  2.  Scene.  in  den  Worten  Gomez'  »Schweizer 
und  Verbundenen«,  bedeute  V.  nicht,  wie  man  bisher  erklärt, 
Coligny,  sondern  die  Genfer.  —  Daselbst  beziehen  sich  die 
Worte  Albas  »der  Kluge  klug  genug«  auf  Oranien ;  eine 
Deutung,  woran,  ausser  Düntzer,  wohl  bisher  Niemand  ge- 
zweifelt hatte. 

Reinhardt :  Über  (ioethes  Egmont  und  Scliillers  Recension 
desselben.  (Berichte  des  Freien  Deutschen  Horhstiftes 
in  Frankfurt  a.  M.,  N.  F.  III.  Bd.  3  u.  4  H.) 

Betont  besonders,  dass  Goethe  im  Egmont  sich  darzu- 
stellen versucht  habe.  (Oliva  =  Klopstock  u.  s.  w.) 

(ioethes  Iphigenie  auf  'I'auris.  In  vierfacher  Gestalt  heraus- 
gegeben von  Jakob  Baechtold.  Zweite  Ausgabe.  Frei- 
burg i.  B.  1888,  J.  C.  B.  Mohr  (P.  Siebeck)  VIII  und 
125  SS.  Lex-S". 


Bibliographie.  325 


Titelausgabe  des  G.-J.  V,  390  fg.  besprochenen  Werks. 
Der  Preis  ist  auf  i  Mark  herabgesetzt. 

Eine  Studie  über  Goethes  »Iphigenie  auf  l'auris«.  Von  Wilhehii 
Bittmann.  Hamburg  und  Leipzig,  J.  F.  Richter  1888 
VI,  274  SS. 

Ziemlich  vollständiger  Abdruck  des  Textes,  unterbrochen 
durch  ausführlichen  Commentar,  Darlegung  der  Charactere, 
Erklärung  der  einzelnen  Schwierigkeiten.  Hinweis  auf  Parallelen 
aus  anderen  Goetheschen  Dichtungen.  Besonders  wird  »Iphi- 
genie« als  Frucht  des  Shakespeare-,  speciell  Hamlet -Studien 
des  Dichters  betrachtet.  Der  Erklärer  findet  in  der  Iphi- 
genie die  beiden  Fragen  beantwortet :  » Wie  hätte  sich 
Hamlets  unter  dem  ewigen  Sittengesetze  stehendes  Schicksal 
gestaltet,  wenn  er  die  Sühnung  ohne  Beachtung  dieses  Ge- 
setzes vollzogen  haben  würde?  und  wie  hätte  er  vorgehen 
müssen,  um  die  Rache  diesem  Gesetze  gemäß  zu  vollziehen?» 

Die  Heilung  des  Orest  in  Goethes  Iphigenie,  eine  religiös- 
sittliche Lösung  im  Geiste  des  Christenthums.  Zur 
Erinnerung  an  das  erste  Erscheinen  von  Goethes  Iphi- 
genie im  Jahre  1787  von  Dr.  Adolf  Matthias.  Düssel- 
dorf, L.  Voss  &:  Cie. 

Die  Anmerkungen  polemisiren  vielfach  gegen  F.  Kerns 
Ausführungen,  vgl.  G.-J.  VII,  367. 

Franz  Kern :  Goethes  »Natürliche  Tochter«  im  deutschen 
Unterricht.  (Zeitschrift  für  den  deutschen  LTnterricht. 
I.  Jahrgang,   i.  u.   2.  Heft.) 

Otto  Francke :  Über  Goethes  Versuch,  zu  Anfang  unseres 
Jahrhunderts  die  römischen  Komiker  Plautus  und 
Terenz  auf  der  weimarischen  Bühne  heimisch  zu  machen. 
(Zeitschrift  für  vergl.  Literaturgesch.  Berlin.  Hettler. 
Bd.    I,  H.   2,  S.  91— 116.) 

Terenz  1795  durch  Schiller  bei  Goethe  angeregt,  das 
Interesse  für  ihn  schon  1774  durch  Lenz  begründet.  Durch 
Goethe  veranlasst,  übersetzte  F.  H.  v.  Einsiedel  1800  die 
Adelphi  des  Terenz,  die  in  Weimar  in  Masken  aufgeführt 
wurden.  (Mittheilung  von  Proben  und  Kritiken.)  Goethes 
Vertheidigung  des  Versuchs,  die  Niemeyer  gegebene  Anregung, 
»Die  Fremde  aus  Andros«  nach  Terenz  zu  übersetzen.  Der 
»Eunuch«  (u.  d.  Titel :   »Die  Mohrensclavin«)   1803  aufgeführt. 


)26  Bibliographie. 


Gleichfalls  von  Einsiedel  »Die  Gefangenen«  des  Plautus,  1805 
aufgeführt  u.  a.  plautinische  Stücke.  —  Ein  Brief  Einsiedeis 
an  Goethe,  12.  März  1S07,  wird  S.  113  mitgetheilt ;  die 
Briefe  Goethes  an  Einsiedel  (oben  S.  109  ff.)  werden  ange- 
deutet. —  Anführung  der  in  der  Weimarer  Bibliothek  hand- 
schriftlich erhaltenen  Einsiedeischen  Übersetzungen  des  Prudens 
(Schiffbruch)  und  der  Aulularia  (Geizhals)  des  Plautus. 


5.    GEDICHTE. 

Meisterwerke   der   deutschen  Literatur  in  Auswahl  und  Bear- 
beitung   für    höhere    Lehranstalten  herausgegeben  von 
K.  Holdermann  und  L.  Sevin,  Berlin,  H.  Reutter. 
5.  Bändchen:    Hermann  und   Dorothea  64  SS,  9.  Bänd- 
chen :  Goethes  Gedichte  chronologisch  geordnet.   112  SS. 

Karl  Knortz  :  Hermann  und  Dorothea.  (»Bahn  Frei«,  Organ 
des    New-Yorker   Turnvereins   Jahrgang  5,  No.  6  —  9.) 

Würdigung  des  Gedichts,  seiner  Quellen,  seiner  Bedeutung. 

Albert  Bielschowsky :  Die  Urbilder  zu  Hermann  und  Dorothea. 
(Preuss.  Jahrbücher  Bd.  LX,  H.  4  S.  335  —  346.) 

Versucht  den  Nachweis,  dass  das  Urbild  der  Dorothea  — 
Lili  ist,  besonders  aus  jenen  Mittheilungen  der  Frau  v.  Egloffstein, 
dass  sie  viel  ausgestanden  und  einen  entschlossenen  Muth 
bewiesen.  (Auch  die  zwiefache  Verlobung  Dorotheens,  ferner 
der  Umstand,  dass  Dorothea  von  Goethe  nie  als  Bäuerin  be- 
zeichnet worden,  sind  hervorgehoben.)  Hermann  =  Goethe. 
Die  Nebenfiguren  des  Epos  vielleicht  dem  Offenbacher  Kreise 
entnommen,  in  welchem  sich  Goethe  1775  bewegte. 

A.  Huther:  Über  die  realistischen  Elemente  von  Goethes 
Hermann  und  Dorothea.  (Zeitschr.  für  deutschen  Unter- 
richt herausgegeben  von  O.  Lyon  2.  Jahrg.,    i.  Heft.) 

Wilhelm  Duschinsky :  Über  die  Technik  von  Hermann  und 
Dorothea(Archiv  f.  d.  Stud.  neuerer  Sprachen  Bd.  LXXIX 
H.   I   S.   1  —  24.) 

Das  Werk  sei  ein  Epos.  Ziel  Homers  und  Goethes  das- 
selbe =  Befriedigung  der  Vernunft,  Ruhe  und  Klarheit ;  nur 
die  Methode  eine  andere,  »an  Stelle  der  sinnlichen  Einwirkung 
tritt  Überredung  und  Überzeugung«.    Verwandlung   und    Be- 


Bibliographie.  327 


reicherung   der    in     der    Quelle    gebotenen   Erzählungen    und 
Charactere. 


Friderike  von  Sesenheim,  nach  Wolfgang  von  Goethe,  eine 
deutsche  Liebesidylle  in  drei  Büchern.  Berlin.  64  SS. 
kl.  8°. 

Wird,  nach  Versicherung  des  Berliner  »Fremdenblatts« 
(19.  Jan.  1888)  auf  den  Strassen,  zusammen  mit  einem  Hefte 
4  Berliner  Lieder  nebst  Illustrationen  enthaltend,  ausserdem 
einem  Verwandlungsbilde  in  Buntdruck  zusammen  für  10  Pf. 
verkauft. 


Kleine  Goetheana  für  Freiherrn  Woldemar  von  Biedermann  zur 
Feier  des  3.  März  1887,  aus  dem  Archiv  für  Literatur- 
geschichte besonders  veröffentlicht  von  Rieh.  Mar.  Werner. 
Druck  von  B.  G.  Teubner  in  Leipzig.   19  SS. 

I.    Gretchen    Wagner.     Zurückweisung    der    Minorschen 

Hypothese,  G.-J.  VIII,  308  ;    W in  G.-J.  VII,  6  bedeute; 

Weiber.  2.  Brief-  und  Gedicht  Hinweis  auf  G.-J.  VII,  ;^^  :  An- 
klang an  das  Gedicht  »Der  Misanthrop«,  das  Gedicht  also 
entstanden  Mai  —  Sept.  66 ;  G.-J.  VII,  94  :  Anklang  an  das 
Gedicht:  Der  wahre  Genuss;  das  Gedicht  entstanden  Nov. 
bis  Dez.  1787.  Das  Gedicht  »Willkomm  und  Abschied«  An- 
klang in  dem  Brief  aus  Saarbrücken  ;  Gedicht  »Geheimstes« 
Anklang  in  einem  Brief  an  Herzog  K.  August.  3.  Goethes 
Aussehen  im  Jahre  1832  nach  einem  Briefe  des  Grossherzogs 
K.  Friedrich  an  die  Gräfin  Titine  O'Donell.  4.  »Hasen  laufen 
lassen,«  Hempel  XX,  149  erklärt  durch  eine  Geschichte  in 
»Frag  und  Antwort  König  Salomonis  und  Marcolph«.  5.  »Der 
Wanderer«.  Dasselbe  Motiv  in  einer  Idylle  Gessners:  »Daphnis 
und  Micon«.  6.  Tom  Jones  als  Goethes  muthmaßliches  Vor- 
bild für  das  Gedicht  »Vertrauen«.  7.  Eine  Parallele  zu  Faust 
I,  29  nämlich  in  dem  Epigramm  »Problem«.  8.  Zwei  Con- 
jecturen:  In  der  i.  Palinodie  Zeile  3  »Du  hältst  die  Nase,- 
Haug«  statt:  »Du  hältst  die  Nase  zu«;  im  »Jahrmarkt  zu 
Hünfeld«   »Aehre«  für  »Ehre«. 

Liebeslied  eines  amerikanischen  ^^'ilden. 

Düntzer  (»Signale  für  die  literarische  Welt«,  Sp.  2i79fg.) 
läugnet  die  Abhängigkeit  Goethes  von  Ew.  v.  Kleist  (G.-J.  VIII, 
298).  Das  auf  demselben  Blatt  im  »Tiefurter  Journal«  befind- 
liche »Todeslied  eines  Gefangenen«  finde  sich  bei  Kleist  nicht ; 
die  Übersetzung  entspreche  übrigens  genauer  der  von  Titius. 


328  Bibliographie. 


»Gefunden«.  (Chronik  des  Wiener  Goethe-Vereins  No.  6,  S.  ;^6.) 

Minor  erinnert  im  Anschluss  an  G.-J.  VI,  322  fg.  an  ein 
ähnliches  Gedicht  »Die  Mutter  und  ihre  Tochter«  in  den 
Bremischen  Beiträgen. 

H.  Child:  Goethe  und  die  Blumen.  (Deutsches  Montagsblatt, 
Berlin,  No.   35.   29.   August.) 

Anführung  undDeutungeinzelnerDistichen  in  den  »Xenien«, 
in  welchen  Goethe  Freundinnen  und  Feindinnen  unter  Blumen- 
namen angesungen  oder  verspottet  hat. 

Zu  Goethes  Gedicht:  »Der  Sänger«.  (Zeitschrift  für  deutsche 
Sprache,    herausg.  von  D.  Sanders,  Heft  2.  S.  69 — 73.) 

Gibt  eine  Analyse  des  Goetheschen  Gedichtes  und  wendet 
sich  hauptsächlich  gegen  eine  Bemerkung  Echtermeyers,  der 
in  der  Zeile  »Gib  sie  dem  Kanzler,  den  Du  hast«  den  be- 
deutungslosen Reim  und  die  müßige  Umschreibung  getadelt 
hat;  die  Schlussworte  des  Verses  drückten  vielmehr  den 
Gegensatz  in  der  Stellung  des  Hofmannes  zu  der  des  Dichters 
aus,  der  nur  in  der  Freiheit  lebe  und  leben  könne. 

Julius  Goebel :  Probable  Source  of  Goethes  »Goldschmieds- 
gesell«. (Modern  Language  notes,  vol.  II,  No.  5.  may, 
p.   206  —  211.) 

Das  Gedicht,  geschrieben  1808,  soll  mit  Zugrundelegung 
der  englischen  volksthümlichen  Ballade  »Sally  in  our  Alley« 
von  Henry  Carey  (gest.  1743,  das  Gedicht  zuerst  veröffentlicht 
1715)  gedichtet  sein.  Goethe  könnte  das  Gedicht  durch  Herder 
oder  durch  Gentlemans  Magazine  1795  kennen  gelernt  haben. 
[In  Wirklichkeit  wohl  erst  1808.  Vgl.  Mittheilungen  aus  Riemers 
Tagebüchern,  Deutsche  Revue,  Okt.  1886,  S.  33:  »12  Sept.  180S 
Machte  Goethe  Abends  ein  Lied  aus  Anlass  des  englischen, 
das  mir  die  Frau  v.  Fliess  gegeben«.  —  Nachträglich  er- 
wähne ich  von  demselben  Verfasser  die  schöne  und  kenntniss- 
reiche,  früher  erschienene  Abhandlung:  German  Classics  as  a 
mean  of  cducation.  Goethe  in  den  Transactions  of  the  modern 
language  association  of  America  1884/85:  vol.  I.  j).   156-169. 

Paul  Emil  Richter:  Goethes  Gedicht  an  Fräulein  Casimira 
Wolowska.  (Archiv   für  Lit. -Gesch.  XV,  S.  293  —  295.) 

Aus  der  Gazette  Anecdoticpie  \om  30.  Okt.  1886,  die 
ihre  Weisheit  aus  der  >  Gegenwart«  geschöpft  hatte  :  vgl.  G.-b 
VIII,   298  fg. 


Bibliographie.  329 


Tagebuchblätter  eines  Sonntagsphilosophen.  Ein  nicht  an- 
erkannter Vers  von  Goethe.  (»Crrenzboten«  No.  4, 
S.  80-85.) 

Besuch  Goethes  28.  August  1831  in  einer  Mühle  im 
Körnbachthal  bei  Ilmenau.  Inschrift  seines  Namens  im  dortigen 
Fremdenbuche.  Dabei  liegt  ein  Blatt,  das  2  Vierzeilen  ent- 
hält ;  als  zweite  die  Divanverse  »Und  so  lang  du  das  nicht 
hast«  (Hempel  IV,  S.   27):  als  erste: 

Lange  hab  ich   mich  gesträubt, 
Endlich  gab  ich  nach: 
Wenn  der  alte  Mensch  zerstäubt 
Wird  der  neue  wach. 

Versuch,  diese  Verse,  welche  schon  in  zwei  theologischen 
Werken  von  L.  Usteri  und  K.  A.  Rüthenik  1832  und  1834 
abgedruckt  waren,  als  Goethes  Eigenthum  zu  erweisen,  aber 
einer  frühem  Zeit  als  1S31  zuzuschreiben.  [Die  Verse  beziehen 
sich  aber,  wie  G.   v.  Loeper  mir  bemerkt,  auf  (roethes  Tod.] 

4.    P  R  OSAS  C  H  R  I  F  T  E  X. 

*Der  Dresdner  Baumeister  Friedrich  August  Krubsacius.  xAb- 
druck  aus  des  Verfassers  Buche :  fJarock  und  Rococco. 
Leipziger  Dissertation  von  F.  Th.  Schumann.  Leipzig. 
A.  Pries,   1885,  64  SS. 

7.  Capitel,  S.  54  —  61  :  Goethe  und  Krubsacius.  Der  Letz- 
tere, hervorragender  Dresdener  Baumeister  und  Theoretiker 
des  iS.  Jahrhunderts  (1718^1790),  bekämpfte  in  einer  Kritik 
Goethes  »Von  deutscher  Baukunst«,  besonders  seinen  Angriff" 
gegen  die  erhabenen  Säulenordnungen,  die  Annahme,  die 
gothische  Baukunst  sei  deutschen  Ursprungs,  die  genialische 
Auffassung  der  Kunst,  den  später  von  Goethe  selbst  gemiss- 
billigten  Stil. 

Goethe,  Werther.  (Auteurs  celebres  No.  2;^.)  16°.  60  Centimes. 
(Paris,  C.  Marpon  &  B.   Flammarion.) 

Marcus  Landau:   Goethes  AN'erther  und  Foscolos  Jacopo  Ortis. 
(Beil.  z.  Allg.  Zeitg.   9.  Sept.  No.   250.) 

Weist  nach,  dass  Foscolo  an  der  Fcra  storia  di  diic  a/naiiti 
infelici  ossia  ultiiiie  Icttcre  di  Jacopo  Ortis  i~QQ  (die  drei  Jahre 
vor  der  bekannten  ersten  Ausgabe  der  Ulti//ic  leite rc  Qr?,c\\\t\\tn) 
weit  stärker  betheiligt  war,  als  er  vorgibt.  Diese  vera  storia 
ist  die  eigentliche  Nachahmung  des  Werther,  sowohl  in  Bezug 


330  Bibliographie. 


auf  den  Umfang  als  auf  den  Inhalt;  sie  ist  ein  eigentlicher 
Liebesroman,  ohne  politisches  Element;  sie  entnimmt  viele 
Einzelheiten  dem  Werther,  Scenen,  wörtlich  einige  Ausdrücke. 
Nur  drei  Beispiele.  In  »Werther«  sagt  Lotte  »Warum  mich, 
das  Eigenthum  eines  Andern«  und  Werther  »knirrte  mit  den 
Zähnen  und  sah  sie  düster  an«,  »er  zog  seine  Hand  aus  der 
ihrigen«.  In  der  vera  storia:  che  non  e  piii  padrona  dt  se  stessa 
.  .  strittolando  i  denti  .  .  strappando  la  propria  inano  da  quelle 
di  Teresa.  —  In  A\'erther  »Von  dem  Weine  hatte  er  nur  ein 
Glas  getrunken;«  in  der  vera  storia :  il  bicchierc  di  vino  non 
vuoto  dcl  tutto,  auch  hier  werden  bestimmte  Bücher  genannt, 
die  auf  dem  Tisch  aufgeschlagen  sind.  —  In  W^erther:  »Ich 
habe  dir  übel  gelohnt.  Albert,  und  du  vergibst  mir  .  .  .  mache 
den  Engel  glücklich;«  in  der  vera  storia:  Oh  quanto  fiii  in- 
grato  verso  di  te.  Jo  te  nc  chicdo  umilmente  perdono. .  Aniieo  ren- 
di fcliii  i giorni  dclla  tua  sposa. 

Benedetto    Croce :     Figurine    Goethiane.     Trani,    Vecchi,    64 
pp.  in  16°. 

Will  darthun,  dass  das  »Prinzesschen«  (Italienische  Reise 
29.  März,  25.  Mai  1787)  Teresa  Filangieri  ist,  Schwester  des  be- 
rühmten Gelehrten,  Frau  des  alten  Fürsten  v.  Satriano,  F.  Fieschi 
Ravaschieri  vgl.  dagegen  die  G.-J.  IV,  T^d-^  fg.  geäusserte  Ver- 
muthung.  —  Dass  das  »Prinzesschen«  eine  Schwester  Filan- 
gieris  sei,  hatte  W.  v.  Biedermann  längst  vermuthet.  2.  Goethe 
hat  wirklich  in  Neapel  Miss  Harte  (Lady  Emma  Hamilton) 
1787  gesehen.  (Zurücknahme  des  früher  Rassegna  Pugliese, 
A.  II,  No.  3  geäusserten  Zweifels,  worüber  zu  vergleichen  ist, 
Schriften  der  Goethe-Gesellschaft  II,  427.)  3.  Mittheilungen 
über  die  Herzogin  von  Giovane  »Italien.  Reise«  2.  Juni  17 87 
(vgl.  A.  D.  B.,  IX,  180  fg.).  —  Zum  Schluss  Notizen  über  die 
deutschen  Ausgaben  der  »Italienischen  Reise«  und  Berich- 
tigungen der  italienischen  Übersetzung  von  Cossüla. 

Les  guerres  de  la  revolution.    La  retraite  de  Brunswick,    par 
Arthur  Chuquet.    Paris,  L.  Cerf    1887,   271  SS. 

A.  Chuquet  hat  seiner  ausgezeichneten  Ausgabe  von 
Goethes  »Campagne  in  Frankreich«,  vgl.  darüber  G.-J.  V, 
355'  399~4°i>  ^^^  411^0-  ^'"*^  dreibändige  Darstellung  des 
Invasionskrieges  folgen  lassen,  die  hier  selbstverständlich  nur 
eine  ganz  kurze  Erwähnung  finden  kann.  Der  erste  Band 
La  premiere  invasion  prussienne,  liegt  bereits  in  zweiter 
Auflage  vor,  die  hier  und  im  Folgenden  erwähnte  Schrift 
bildet  den  zweiten  und  dritten  Band  des  Gesammtwerkes. 


Bibliographie.  331 

S.  205  ff.  Goethes  Schilderung  des  eihgen  Rückzuges. 
Aber  auch  sonst,  früher  und  später,  wird  Goethes  Erzählung 
häufig  als  Quelle  benutzt  und  Manches  aus  derselben  angeführt, 
vgl.  S.  211  A.  4,  218  A.  5,  oder  S.  iii  A.  i,  112  A.  i,  115  A.  2, 
116  A.  I.  (Auch  Briefe  Goethes  an  Herder,  Knebel  u.  A. 
werden   benutzt.) 

Les  guerres  de  la  re'volution.  Valmy  par  Arthur  Chuquet. 
Paris,  L.  Cerf.   1887,   270  SS. 

Von  Goethes  Zeugniss  als  einer  beachtenswerthen  Quelle 
wird  oft  Gebrauch  gemacht,  vgl.  besonders  S.  177  — 181,  bei 
der  eigentlichen  Schilderung  der  Schlacht  von  Valmy 
S.  222  —  224,  auch  schon  früher  gelegentlich  vgl.  S.  113  A, 
ferner  S.  201  A.   i,  210  A.  3  und  vielfach  sonst. 

»Der  Sammler  und  die  Seinigen«.  (D.  Sanders,  Zeitschrift  für 
deutsche  Sprache ,  Hamburg,  J.  F.  Richter,  i .  Heft 
S.  6 — 21   bis  incl.  9.  Heft.) 

Einleitung  des  Herausgebers,  zum  Theil  über  Goethes  Stil ; 
Abdruck  des  Textes,  in  den  ersten  Heften  nur  wenige  Zeilen 
mit  ausführlichen  und  reichhaltigen  sprachlichen  Bemerkungen, 
reichhaltigen  Parallelen  aus  Goethe  und  anderen  Schriftstellern. 

Goethes  Wahlverwandtschaften  und  die  sittliche  Weltanschauung 
des  Dichters.  Dargelegt  von  Dr.  Christian  Semler, 
Oberlehrer  an  der  öffentlichen  Handelslehranstalt  in 
Dresden.  Hamburg,  J.  F.  Richter  [Sammlung  gemein- 
verst.  wiss.  Vortr.  N.  F.   i.  Serie,  Heft   18]  48  SS. 

Will  die  Vorurtheile  beseitigen,  die  noch  immer  gegen 
die  Wahlverwandtschaften  verbreitet  sind.  Als  einzelne  Haupt- 
sätze werden  aufgestellt  »Die  Ehe  und  die  Liebe  w^erden  in 
den  Wahlverwandtschaften  als  die  ewigen  und  hohen  Mächte 
gefeiert,  die  es  rächen,  wenn  man  sie  von  einander  reisst  und 
der  einen  auf  Kosten  der  andern  huldigt«.  Ausführliche  Dar- 
legung des  Inhalts  und  Characteristik  der  Hauptpersonen.  Der 
Verfasser  findet  in  dem  Roman  besonders  die  Ideen  der  Ent- 
wicklungsfähigkeit und  der  christlichen  Selbstverläugnung  aus- 
geführt. 


E.  ÜBERSETZUNGEN. 

Faust.  Tragedie  af  Goethe  oversat  afP.  Hansen,  Ändert  oplag. 
Kjobenhaven.  Gyldendalske Boghandels  Forlag.  F.Hegel 
&  Son.   277  und  6  unpag.  SS. 


:)?- 


]^IBLIOGRAPHIE. 


Die  letzten  Seiten  enthalten  einige  sachliche  Erläuterungen. 
Die  Ausstattung  des  ^Verkes  ist  vorzüglich  und  sehr  geschmack- 
voll. Die  erste  Ausgabe  der  Übersetzung  erschien  1881  (vgl. 
G.-J.  III,  389);  die  neuere  Auflage  ist  ebensowohl  ein  Zeug- 
niss  für  die  Trefflichkeit  der  Übersetzung,  als  für  die  immer 
grössere  Verbreitung  des  Studiums  Goethes  in  Dänemark. 

Eine  neue  französische  Faust-Übersetzung  wird  angekündigt. 
Sie  ist  für  die  kleine  Elzevir-Bibliothek  eines  Pariser 
Verlegers  bestimmt.  Übersetzer  ist  Camille  Benoit,  der 
kürzlich  ein  Werk  über  Rieh. Wagner  veröffentlicht  hatte. 

Übersetzungen  des  Faust  ins  Griechische. 

Aug.  Boltz  berichtet  (Magazin  für  Literatur  des  In-  und 
Auslandes  No.  23.  S.  334  fg.)  von  dem  Plane  A.  R.  Rangabes, 
den  Faust  zu  übersetzen.  Beurtheilt  ferner  den  i.  Theil  der 
von  G.  K.  Strategis  veröffentlichten  Übersetzung  (Athen  1887): 
manche  Schönheiten,  aber  mangelhafte  Kenntniss  des  Deutschen, 
daher  Zugrundelegung  französischer  Übersetzungen.  Kündigt 
das  Erscheinen  einer  neuen  illustrirten  Prachtausgabe  an,  von 
welcher  die  erste  Lieferung  veröffentlicht  worden  ist,  Text 
metrisch  übersetzt  von  Aristomenos  Provelegios.  (Athen, 
C.  Beck.) 

Herman  en  Dorothea.  In  't  oorspronkelijk  metrum  vertaald 
d.  H.  P.  Dewald.     'sGravenhage,   1886.    M.  8  photogr. 

Demselben  Cataloge  (\  on  J.  M.  Engelberts),  dem  ich  die 
Kenntniss  dieser  Publikation  verdanke ,  entnehme  ich  die 
Titel  folgender  kleiner  holländischen  Schriften  über  Goethe, 
die  in  Deutschland  nicht  allgemein  bekannt  sein  dürften : 
Nijhoff,  Goethe,  1875;  Busken  Huet ,  Goethe,  1883:  Brill, 
Goethe  uit  een  staatk.  oogpunt  beschouwd;  Id.,  Goethe  en 
zijne  I|)higenie  ;  A\'enken  van  Goethe  over  het  Duitsche  too- 
neel;  Schotel,  (ioethes  verhandeling  over  de  vlooien;  Kiehl, 
Proeve  eener  verklaring  van  Goethes  Braut  von  Korinth ; 
M(ees,)  Lilli  ;  Opzoomer,  Goethes  godsdienst;  Wolff,  Goethes 
godsdicnst ;  de  Rijk,  Goethe,  Opzoomer  en  Pierson ;  v.  Cuijck, 
(ioethe  over  opvoeding.  In  demselben  Cataloge  werden  auch 
folgende  holländische  Faustschriften  angeführt :  v.  Limb. 
Brouwer,  Een  hebreeuwsche  Faust;  Brill,  Goethes  Faust  eene 
comedie:  De  Baccalaureus  uit  Goethes  Ivaust;  Wolff,  Steen- 
bergen's  vertaling  van  Goethes  Faust;  \\'olff,  Goethes  Faust  if  ge- 
deelte;  Berckenhoff,  Hetna'ieve  in  CJoethes  Gretchen ;  Jung- 
mann, Gretchens  naVveteit ;  Goethes  Faust,  vertaald  d.  ten  Kate. 


Bibliographie.  333 


Aufsätze  und  Abhandlungen  vornehmlich  zur  Literaturgeschichte. 
Von  Carl  von  Reinhardstoettner.  Berlin.  Robert  Oppen- 
heim,   IV   und   ^10  SS. 


S.  250  —  267:  Goethes  Faust  in  Portugal.  Wiederabdruck 
aus  der  »Deutschen  Wochenschrift«  1877.  —  Goethes  »Faust« 
Avurde  in  Portugal  zuerst  durch  Gounods  Oper  bekannt ;  die 
1872  erschienene  Übersetzung  des  Goethesc'ien  »Faust«  durch 
den  Grafen  von  Castilho  erregte  durch  ihre  groben  Irrthümer, 
die  widersinnige  Critik  einzelner  Stellen ,  besonders  aber 
durch  das  übertriebene  Lob  einiger  Recensenten  eine  grosse 
literarische  Fehde.  Ausführlich  wird  über  Agostinho  d'Ornellas 
Faust-Übersetzung  berichtet  und  dieselbe  gerühmt  als  von 
feinem    poetischen  Verständniss  des  Originals  erfültt. 

Die  Warschauer  Monatsschrift  »Athenäum«  bringt  eine 
vorzügliche  Übersetzung  des  ersten  Teiles  des  Goetheschen 
»Faust«  von  Ludwig  Jenike.  Das  Versmass  ist  dem  des  Ori- 
ginals treu  nachgebildet ;  auch  inhaltlich  tritt  die  Tendenz 
der  wörtlichen  Wiedergabe  ohne  sprachliche  Verrenkungen 
hervor.    (Magazin  für  Literatur  des  Auslands  9.  Juli.) 

Goethes  Faust  ist  vor  einigen  Tagen  zum  ersten  Male 
auf  der  ungarischen  Bühne  erschienen,  in  dem  Theater  zu 
Budapest.  Schon  vor  anderthalb  Jahrzehnten  unternahm  es  Lud- 
wig v.  Doczi,  seinen  magyarischen  Landsleuten  diese  Offen- 
barung des  universellsten  poetischen  Geistes  zu  vermitteln.  Die 
Übersetzung  erfuhr  starke  Anfechtungen.  Aber  man  darf  kühn 
behaupten,  dass  diese  »Faust« -Übersetzung  so  treu  und  so 
gut  und  so  sehr  im  Geiste  Goethes  geschrieben  wurde,  als 
eine  Übertragung  dieses  dramatischen  Gedichtes  in  eine  fremde 
und  noch  dazu  in  eine  spröde,  wortarme  Sprache  überhaupt 
möglich  ist.  Die  erste  Aufführung  hat  vor  überfüllten!  Hause 
stattgefunden ;  sie  war  ein  literarisches  und  künstlerisches  Fest, 
das  seinen  Veranstaltern  zur  Ehre  gereicht.  Das  Gedicht  war 
als  »Theaterbuch«  nach  dem  alten  Herkommen  eingerichtet, 
nur  die  köstliche  Scene  in  Auerbachs  Keller  wurde  gestrichen. 
Die  Darstellung  beginnt  mit  dem  grossen  Monolog  und 
schliesst  mit  der  Kerkerscene.  Die  Aufführung  war  allerdings 
ziemlich  mäßig.  (Berliner  Tageblatt  6.  April.) 


3^4  Bibliographie. 


II.  Biographisches. 

A.    ALLGEMEINES. 

Gedanken  über  Goethe   von  Victor  Helm.     Berlin.  Gebrüder 
Eornträger.    (Ed.  Eggers.)  327  SS. 

Das  Buch  —  das  am  Schluss  als  erster  Theil  bezeichnet 
wird  —  besteht  aus  folgenden  5  Abschnitten :  »Südwest  und 
Nordost;  Goethe  und  das  Publikum  ;  Naturformen  des  Menschen- 
lebens; Stände:  Naturphantasie«.  Über  die  drei  letzten,  welche 
die  kleinere  Hälfte  des  Bandes  ausmachen  (von  S.  186  an), 
vgl.  G.-J.  V,  S.  405  fg.,  VI,  S.  415  fg.  Sie  sind  hier  vermehrt 
und  berichtigt,  aber  im  Wesentlichen  dieselben  geblieben. 
Von  den  beiden  ersten  vermag  ich  nicht  anzugeben,  ob  sie 
früher  schon  gedruckt  waren;  sie  sind  im  G.-J.  noch  nicht 
erwähnt.  »Südwest  und  Nordost«  schildert  den  Gegensatz 
des  deutschen  Südens  und  Nordens,  der  Heimath  Goethes 
und  Friedrichs  d.  Gr.,  der  beiden  Persönlichkeiten  selbst, 
Goethes  Stellung  zu  Berlin,  seine  Vorliebe  für  Natur  und 
Cultur  des  Südens,  sowohl  Deutschlands  als  Europas  (Hin- 
neigung zu  französischer  Literatur,  Katholicismus).  »Goethe 
und  das  Publikum.  Eine  Literaturgeschichte  im  Kleinen«  gibt 
eine  Geschichte  der  Würdigung  und  der  Anfeindungen  Goethes 
von  Lessing  bis  Gervinus.  Besonders  heftig  gegen  die  beiden 
Genannten,  auch  gegen  den  modernen  Liberalismus,  das  junge 
Deutschland,  die  Juden.  Die  Goethe-Philologie  wird  ebenso- 
wenig geschont  wie  die  moderne  Kritik  (Vischer).  Die  Stellung 
Klopstocks  und  der  Romantiker  zu  Goethe  wird  sehr  gut 
gekennzeichnet.  Lebhafter  Protest  gegen  den  Vorwurf,  Goethe 
sei  irreligös  und  unmoralisch  gewesen.  Neben  der  ofificiellen 
Kritik  (in  Büchern  und  Artikel)  wird  die  private  (in  Briefen) 
herangezogen.  Hehn  sucht  darzuthun,  dass  das  Publikum, 
das  gegenwärtig  im  vStande  sei,  Goethe  wahrhaft  zu  würdigen, 
ein  sehr  kleines  sei,  dass  aber  auch  das  Weimarische  Publi- 
kum, das  den  Dichter  bei  seinem  Schaffen  umgab,  durchaus 
nicht  im  Stande  gewesen  sei.  ihn  zu  verstehen  oder  zu  för- 
dern  —  am  wenigsten  der  Herzog. 

Viehoff,  Heinrich,  Cioethes  Leben,  Geistesentwickelung  und 
Werke.  5.  (Titel-)  Auflage  in  4  Theilen,  8.  (XIV,  198; 
232,   226  und   218  S.)  Stuttgart  (1877),  Conradi. 

l'rofils  et  types  de  la  litterature  allemande  par  Ernest  Combes. 
Paris,  Fischbacher,   1888.   479  SS. 


Bibliographie.  335 


A.  Chuquet  in  seiner  Besprechung  in  der  Revue  critique 
No.  50,  12.  Dez.  S.  460  ff.  rühmt  an  dem  Buche,  das  er  als  eine 
»Plauderei«  charakterisirt,  die  bedeutsame  Kenntniss  Goethes, 
hebt  einzelne  gelungene  Übersetzungen,  z.  B.  von  Goethes 
»Fischer«  und  »Gott  und  die  Bajadere«  hervor  und  erwähnt 
ein  Wort  des  Verfassers  aus  der  Einleitung,  er  wolle  detruire 
ce  prejuge  qui  tient  les  afifinites  electives  pour  immorales  et 
le  second  Faust  pour  inintelligible,  payer  une  partie  de  sa 
dette  envers  cet  homme  de  genie.  dont  le  commerce  procure 
des  heures  exquises. 


B.  BIOGRAPHISCHE  EINZELHEITEN. 

Goethe  und  seine  italienische  Reise.  Von  Carl  Meyer,  Pro- 
fessor in  Basel.  Hamburg.  J.  F.  Richter.  (Sammlung 
gemeinverst.  wiss.  Yortr.  N.  F.   i.  Serie,  H.  22.) 

Betrachtung  der  Reisebeschreibung.  Bedeutung  der  Reise 
für  die  Entwicklung  Goethes :  dichterisches  Schaffen,  Betrach- 
tung der  Menschen,  ihrer  EigenthUmlichkeiten  und  Empfin- 
dungen. S.  11:  Die  beiden  ersten  Capitel  der  »Wanderjahre« 
Frucht  der  italienischen  Reise,  sie  weisen  auf  Eindrücke  von 
Natur  und  Kunst  hin,  wie  sie  der  Dichter  nur  jenseits  der 
Alpen  empfangen  konnte. 

Goethe  im  Bayrischen  Hochland,  Auszug  aus  der  italienischen 
Reise.  (Das  bayrische  Hochland,  No.  8.  15.  Okt.  1886.) 

Th.  Trede :  Goethe  in  Neapel.  (Münchener  Allgemeine  Zeitung. 
Beil.  2  —  4.  März.)  Ein  bei  der  Goethefeier  in  Neapel 
gehaltener  Vortrag. 

Georg  Liebe :  Das  Frankfurt  Goethes.  Eine  Reiseskizze.  (Wissen- 
schaftliche Beilage  zur  Leipziger  Zeitung  No.   loi.) 

Goethes  Reisen  von  Friedrich  Maschek.  Erster  Theil.  Reichen- 
berg. J.  Fritsche.   58  SS. 

Vorn  ein  \\'idmungsblatt  »zur  hundertjährigen  Gedenkzeit 
von  Goethes  italienischer  Reise«.  Bespricht  i.  die  Periode 
der  Naturschwärmerei  und  die  »Geniereisen«  d,  h.  bis  zur 
zweiten  Schweizerreise  1779.  2.  Von  der  Naturschwärmerei 
zur  Naturwissenschaft.  3.  Die  italienische  Reise.  —  Neues 
Material  ist  nicht  benutzt,  auch  das  bekannte  nach  keiner 
neuen  Seite  hin  verwerthet. 


33^  Bibliographie. 


Goethe    als  Feuerwehrmann.     (L.   Jung :    Für  Feuerwehren. 
Heft  6,  München   1886) 


C.  GOETHES  VERHALTNISS  ZU  SEINEN  VORGÄNGERN, 
FREUNDEN  UND  KACHFOFGERN. 

Bettina  von  Arnim.    Von  Aloritz  Carriere.  Breslau,  S.  Schott- 
länder. (Deutsche  Bücherei,  Heft  42,  43  SS). 

Febensvolle  Schilderung  der  bedeutenden  Frau,  zumeist 
auf  Grund  persönlicher  Kenntniss.  S.  7  fg.  erste  Beziehungen 
zu  Goethe.  S.  10  Goethe -Statue.  S.  11  — 17  Charakteristik 
des  »Briefwechsels  mit  einem  Kinde«.  »Sie  tilgte,  was  sich  in 
den  späteren  Briefen  auf  ihren  Brautstand  mit  Arnim  bezog, 
sie  setzte  für  Goethes  Gattin  hin  und  wieder  den  Herzog,  um 
alle  Theilnahme  künstlerisch  auf  die  Schreibenden  selbst  zu  ver- 
,  einigen  ....  So  entstand  aus  der  thatsächlichen  Wirklich- 
keit ein  künstlerisches  Werk,  Wahrheit  und  Dichtung,  wie 
(roethe  selbst  seine  eigene  Febensbeschreibung  im  ähnlichen 
Sinne  genannt  hat«. 

Hermann  Hüffer :  Sulpiz  Boisseree  und  der  Kölner  Dom. 
(Kölnische  Zeitung,   27.  Dez.  No.  358.  Erstes  Blatt.) 

Angeregt  durch  die  Benennung  neuer  Strassen  in  Köln 
und  Vorschlag,  eine  derselben  nach  Boisseree  zu  benennen. 
Kurze  Würdigung  der  Verdienste  der  Brüder  und  W^iderlegung 
der  Vorwürfe,  dass  sie  Kunsthändler  gewesen  seien  und  unter 
dem  Preise  gekauft  hätten. 

F.  Bornhak:  Luise  Seidler,  die  Zeichenlehrerin  der  Kaiserin 
Augusta.     (»Der    Bär«.    XIV.    Jahrg.    No.    6,    5.    Nov. 

s.  72—74-) 

Kurze  Biogra])hie  der  Künstlerin,  mit  Erwähnung  der 
Beziehungen  derselben  zu  Goethe  und  dessen  Familie. 

Thomas  Carlyles  religiöse  und  sittliche  Entwicklung  und  Welt- 
anschauung. Studie  von  Ewald  Flügel.  Leipzig, 
F.  W.  Grunow.  XII  und  280  SS. 

S.  23ff. :  Carlyle  und  die  deutsche  Literatur;  26  ff. :  Schiller 
und  CJoethe;  2C){g.:  Der  erste  Aufsatz  über  Faust;  35  ff. :  Über- 
setzung des  Wilhelm  Meister  ;  59ff. :  Der  Tod  Goethes;  6ifg. : 
Letzte  Aufsätze   über  Goethe;     1834  ff.    (S.    67   fg.):    Goethe; 


Bibliographie.  337 


S.  141  ff.:  Verhältniss  zum  Christenthum:  Die  »gottselige  Welt- 
betrachtung« Goethes;  S.  i74ff. :  Stellung  zur  Poesie:  Goethe. 
Anhang:  S.  205  ff. :  Aus  Carlyles  erstem  Aufsatze  über 
Faust  1822;  205  ff. :  Zur  Geschichte  Goethes,  des  »Heiden« 
in  England;  208 ff. :  Einiges  zur  Beleuchtung  von  Goethes 
Stellung  zur  Frage  der  »Erbsünde«  und  des  »radikalen  Bösen«  ; 
S.  221  fg. :  Carlyle  und  das  »offenbare  Geheimniss«  Goethes. 
(Vgl.  zum  ganzen  Anliang  die  Anmerkungen  S.  276  —  280.) 
In  den  Anmerkungen  zum  Texte  wird  häufig  auf  Goethe  ein- 
gegangen, vgl.  S.  236  Goethe  und  Burns.  Vgl.  ferner  S.  246, 
256,   257  fg.    Goethes  Glaubensbekenntniss  S.   262  ff. 

Max  Ziegert:  Der  Musiker  Karl  Eberwein  und  Goethe.  (Be- 
richte des  Freien  Deutschen  Hochstifts  in  Frankfurt  a.  M. 
N.  F.  3.  Band,  S.   131  — 144.) 

Nach  handschriftlich  hinterlassenen  »Erinnerungen  Karl 
Eberweins«  (aus  dem  Jahre  1833)  in  Dresden,  dem  zwei 
kleinere  Aufsätze  Eberweins  »Mittheilungen  über  Goethes 
zweiten  Theil  des  Faust«  und  »Mittheilungen  über  Goethes 
Proserpina«  beilagen.  Die  brieflichen  Äusserungen  Goethes 
an  Zelter  über  Eberwein  werden  auszüglich  veröffentlicht. 
Goethesche  Hausmusik.  Composition  der  »Proserpina«  181 4. 
1816  Eberwein  verliert  Goethes  Gunst.  1829  Musik  zum 
Faust,  die   1855  aufgeführt  wurde. 

Aus  der  Jugendzeit  von  Ernst  Förster.  Berlin  und  Stuttgart, 
W.  Spemann.    XII  und  391   SS. 

Herausgegeben  von  Carl  v.  Binzer.  Ernst  Förster,  Maler, 
Kunstschriftsteller  und  Dichter  (1800 — 1884),  hauptsächlich 
durch  seine  Herausgabe  Jean  Paulscher  Schriften  und  seine 
Biographie  des  P.  Cornelius  bekannt.  S.  123  A.:  Mitglied  (18 19) 
der  mineralogischen  Gesellschaft  mit  einem  Diplom  von 
Goethes  Hand.  S.  134:  Mit  Goethe  in  der  »Tanne«  unter 
demselben  Dach.  S.  158:  Wallfahrt  nach.  Wetzlar  (18 19). 
S.  311 — 333:  »Eine  Woche  in  Weimar.  Goethe  und  die  neue 
deutsche  Kunst«  1825  (1824  ist  Druckfehler)  6.  November 
Erster  Besuch  bei  Goethe,  schildert  die  Unterhaltungen  mit 
demselben,  Meyer  u.  A.,  besonders  über  Kunst,  Nazarener, 
Carstens,  Cornelius,  Allegorie  in  der  bildenden  Kunst.  Theil- 
nahme  an  der  Feier  des  7.  November,  9. — 14.  November  vielfach 
bei  Goethe.  Betont  Goethes  grosse  Liebenswürdigkeit  und  Zu- 
thulichkeit.  Zeichnet  Goethes  Enkel,  erhält  von  Goethe  manche 
Erinnerungszeichen.  »Unvergesslich  ist  mir  der  Abschied,  bei 
dem  ich  noch  einmal  die  ganze  Grösse  des  Glücks  empfand^ 

GoKTHE- lAIinhUCH     IX.  22 


338  Bibliographie. 


in  die  unmittelbare  Nähe  dieses  bisher  nur  in  hoher  Ferne  er- 
bUckten  Genius  gekommen  zu  sein.  Als  war'  er  der  Beschenkte, 
Bereicherte,  sprach  er  zu  mir,  er  forderte  mich  auf,  ihm  von 
Zeit  zu  Zeit  zu  schreiben  und  indem  er  wie  bei  dem  ersten 
Willkommen,  aber  noch  viel  herzlicher,  meine  Hand  mit  beiden 
Händen  fasste,  gab  er  mir  nebst  vielen  freundlichen  Grüssen 
seinen  väterlicheÄ  Reisesegen  .  .  .  Die  Erinnerung  an  die 
Tage  in  der  Höhe  hat  mein  ganzes  I>eben  durchleuchtet«. 
S.  364:  Brief  an  Goethe  erwähnt.  S.  372:  Glückwunsch  Ecker- 
manns zu  Försters  Verlobung  mit  der  Tochter  Jean  Pauls  (1826). 
Sendet  auch  Goethes  Glückwunsch  und  seine  Äusserung:  »Warum 
sollte  ich  ihn  nicht  segnen,  habe  ich  doch  seinen  Bruder 
[Friedrich  Förster]  viermal  gesegnet«. 

Emanuel  Geibel.  Aus  Erinnerungen,  Briefen  und  Tagebüchern. 
Von  Carl  T.  T.  Litzmann.  Berlin.  Wilh.  Hertz,  VIII 
und  254  SS. 

Goethes  Einwirkung  auf  Geibels  jugendliches  Schaffen  wird 
gelegentlich  berührt.  (S.  36  »Briefwechsel  mit  einem  Kinde«. 
Bettina.)  S.  120  ein  eigenartiges  Urtheil  über  die  »Wahlver- 
wandtschaften« :  »es  ist  eine  Krankheitsgeschichte  und  als 
solche  und  als  Erzeugniss  und  Zeichen  seiner  Zeit  von  hohem 
Werthe«.  S.  241  f.  Grosses  Lob  von  H.  Grimms  »Goethe«, 
dabei  eine  hübsche  Characteristik  Goethes  und  Schillers. 

»In  den  bisherigen  Goethe-Biographieen  wird  a/s  Ahn  des 
Dichters  ein  Schmied  in  Artern  angegeben.  In  der 
letzten  Sitzung  des  Sangerhausener  Geschichts-Vereins 
wies  Herr  Lehrer  Menzel  als  Vorfahren  des  Arternschen 
Bürgers  Joachim  Goethe  aus  Sangerhausen  in  Thüringen 
nach,  dessen  Name  in  den  Rathsrechnungen  von  Sanger- 
hausen des  öftern  genannt  wird  in  der  Zeit  von  1637 
bis  1648«.  (Berliner  Börsen-Courier  6.  Juli.) 

Briefe  von  Goethes  Frau  an  Nicolaus  Meyer.  Mit  Einleitung. 
Facsimiles,  einer  Lebensskizze  Nicolaus  Meyers  und 
Porträts.    VI,  41  SS.  in  4°. 

Facsimilirt  sind  4  grosse  Briefe  der  Christiane,  8  Blätter; 
ein  Blatt  enthält  2  Bilder  des  Nie.  Meyer,  je  eins  Augusts 
V.  Goethe,  Christiane  (Raabesches  Bild  1810),  Goethe,  gleich- 
falls von  Raabe,  181 2,  wahrscheinlich  von  Goethe  an  Iffiand 
geschenkt.  Die  Briefe  nur  die  12  eigenhändigen,  jetzt  Eigen- 
thum  der  Strassburger  Bibliothek  füllen  nur  S.  19 — 32,  S.  i 
bis    17!    Einleitung,   S.    33 — 41:    Biographie    des    N.  Meyer. 


Bibliographie.  339 


Die  Einleitung  sucht  mit  Hinweis  auf  andere  berühmte  Personen 
Christianens  entsetzHche  Orthographie  als  etwas  keineswegs 
Unerhörtes  hinzustellen  und  sammelt  Goethes  und  Anderer 
gute  Zeugnisse  für  Christiane,  aber  auch  die  schlimmen  Be- 
richte Weimarer  Männer  und  Frauen  über  sie.  Die  Briefe  sind  ge- 
treu nach  dem  Wortlaut  des  Originals  wiedergegeben  (während 
die  Ausgabe  von  1856  sich  starke  Freiheiten  erlaubt  hatte), 
nicht  aber  in  der  regellosen  Orthographie.  Diejenigen  \\'orte, 
deren  Orthographie  oder  flüchtige  Schrift  im  Originalmanu- 
script Zweifel  über  die  Lesart  gestatten,  sind  in  getreuer  Wieder- 
gabe neben  der  neuen  Lesung  eingeklammert.  Die  Briefe  sind 
von  reichhaltigen  Anmerkungen  begleitet ,  welche  die  vor- 
kommenden Personen  und  Sachen  genügend  erläutern.  Leider 
sind  die  Abweichungen  von  der  schon  erwähnten  Ausgabe 
nicht  angegeben.  Der  Artikel  über  Nie.  Meyer  enthält  Aus- 
züge aus  Goethes  Briefen  an  den  Genannten,  druckt  (Gedichte 
desselben  ab  und  gibt  kurze  biographische  Nachrichten  über  ihn. 

Christiane  von  Goethe,  geb.  Vulpius.  Eine  biographische 
Skizze  von  C.  W.  Emma  Brauns.  Zweite  Auflage. 
Leipzig.    W.  Frerich.    62  SS. 

Biographische  Schilderung  mit  apologetischer  Tendenz. 
Verweist  u.  A.  auf  J.  Hertzfelder:  Christiane  Vulpius,  eine 
Studie  zu  Goethes  Leben,  im  4.  Bande  der  Blätter  für  baye- 
risches Realschulwesen  von  A.  Kurz  nebst  Nachtrag  in  dens. 
Ell.  f.   1886. 

H.  Düntzer:  Die  Geheimräthin  Christiane  v.  Goethe.  (»Die 
Gegenwart«  No.  43.) 

Goethes  Frau.  («Grenzboten«  No.   t,6,  S.  463 — 467.) 

Mit  Rücksicht  auf  die  Publikation  der  Briefe  an  N.  Meyer 
hübsche  Würdigung  Christianens  und  ihres  Verhältnisses  zu 
Goethe. 

Auguste  von  Littrow  -  Bischoff :  Erinnerungen  an  Goethes 
Familie.  Alma  von  Goethe.  (Chronik  des  Wiener  Goethe- 
Vereins  No.  6,  S.  ,^0  —  35.) 

Mit  einem  Bilde  Almas  von  Louise  Seidler.  —  Anmuthige 
rührende  Mittheilungen,  welche  die  Verfasserin  zumeist  aus 
dem  Munde  der  Mutter  erhalten  hat. 

Gust.  Lothholz:  C.  W.  Göttling,  IL  Abth.  (Programm  des 
Königlichen  und  Gröningschen  Gymnasiums  zu  Star- 
gard.)    ^T,  SS.  in  4°. 


540  Bibliographie. 


Die  erste  Abtheilung  des  Programms  war  1876  erschienen. 
Gibt  einen  Rückbhck  über  die  wissenschaftliche  Thätigkeit 
Göttlings,  berichtet  über  Jenenser  Philologen  und  Göttlings 
akademische  Thätigkeit.  —  Besonders  §  6  :  Goethe  und 
Göttling,  Characteristik  des  Briefwechsels  und  Auszüge  aus 
demselben. 

Gretchen  (Wagner). 

Vgl.   Werners  Bemerkung  oben  S.  327. 

Heinrich  Heine  und  seine  Zeitgenossen.  Von  Gustav  Karpeles. 
Berlin   1888.  F.  und  P.  Lehmann,  IV  und  345  SS. 

S.  40  —  55.  Abdruck  zweier  Aufsätze,  deren  erster  aus- 
führlich den  Besuch  Heines  bei  Goethe  behandelt.  Im  2.  Wieder- 
abdruck von  Heines  Brief  an  Goethe  i.  Okt.  1824.  —  Mit- 
theilungen aus  dem  Tagebuch  eines  Heineschen  Universitäts- 
genossen, Ed.  Wedekind,  in  dem  auch  von  Goethe  und  Heines 
Faustplan  die  Rede  ist. 

Bernhard  Suphan:  Goethe  und  Herder.  Vortrag,  gehalten  in 
Weimar,  den  21.  Mai  1887,  bei  der  zweiten  Jahres- 
versammlung der  Goethe-Gesellschaft. 

(Deutsche  Rundschau,  XIII.  Jahrg.,  10.  Heft.  Juli,  S.  63—76.) 

Gedankenreiche,  feinsinnige  Darstellung  des  persönlichen 
und  geistigen  Verhältnisses  beider  Freunde.  Einzelnes  lässt 
sich  freilich  fast  unmöglich  herausheben.  Aufmerksam  gemacht 
sei  auf  den  Hinweis  von  Goethes  stiller  Mitarbeiterschaft  am 
8.  Buch  der  »Ideen«.  Einwirkung  des  Einen  auf  den  Andern 
in  Betreff  der  Sprache,  wo  Goethe  der  inspirirende  Theil  ist; 
Herder  als  Corrector  der  Goethe  -  Ausgabe,  Goethes  Lehrer 
und  Gehilfe. 

(ioethe  et  Herder.  Discours  i)rononce  par  Mr.  Bernhard 
Suphan,  ä  la  seconde  reunion  generale  de  la  societe 
(ioetheenne,  ä  Weimar,  le  21  Mai  1887.  Revue  de 
TEnseignement  des  Langues  Vivantes.  Havre  1888. 
Janvier  [üliersetzt  von  A.   Girot]. 

O,  B.:  Herders  Bruch  mit  Goethe,  eine  Abrechnung  zwischen 
classischer,  ästhetischer  und  christlich-moralischer  Welt- 
anschauung. (Evangelisch-lutherisches  Gemeindeblatt 
No.  37— 4o,S.  355fg;  363-365.  373-37 S^  3^3" 3^S-) 


Bibliographie.  341 


Der  Aufsatz  zerfällt  in  4Theile:  Herder  und  Goethe  als 
Verbundene,  Geschichte  ihrer  Entfremdung :  tieferer  Grund 
ihres  Bruches,  Schluss.  Der  Verfasser  will  gegen  Suphan  und 
Haym,  die  er  mit  hoher  Achtung  nennt,  nachweisen,  dass  die 
Trennung  Beider  nicht  blos  durch  Herders  griesgrämiges 
Wesen  und  Benehmen,  durch  äussere  Veranlassungen  bedingt 
ist,  sondern  »die  nach  dem  Bruch  wiederkehrende  strebende 
Unruhe  und  Unbefriedigtheit  Herders,  sein  Rückfall  in  Innern 
Zwiespalt,  sein  Verzicht  auf  harmonisches  Zusammenwirken 
mit  den  in  der  Welt  der  schönen  Harmonie  sich  abschliessenden 
grossen  Dichtern,  dieser  Bruch  war  doch  zugleich,  wie  Treue 
gegen  seine  beste  Natur,  so  Consequenz  seiner  Stellung  im 
Christenthum«. 

Goethes  Minchen.  Auf  Grund  ungedruckter  Briefe  geschildert 
von  Karl  Theodor  Gaedertz.  Mit  dem  bisher  unbe- 
kannten ,  von  Johanna  Frommann  gemalten  Porträt 
Wilhelmine  Herzliebs  und  Facsimile.  Bremen.  E.  Ed. 
Müller,  XI  und   153  SS. 

Wichtig  wegen  der  Mittheilung  zweier  Briefe  der  Johanna 
Frommann,  und  vier  der  Wilhelmine  an  Christiane  Selig  später 
vermählte  Albers.  Die  ersteren,  aus  dem  Jahre  1812  und  1828. 
handeln  über  Wilhelminens  Verlobung  und  ihren  geistigen  Zu- 
stand, die  ersteren  aus  den  Jahren  1S06,  7  und  8,  die  drei  ersten 
aus  Jena,  der  vierte  ausZüllichau,  geben  höchst  wichtige  Beiträge 
zur  Kenntniss  des  innern  und  äussern  Lebens  der  Briefschreiberin, 
der  Ereignisse  in  Jena,  der  Personen,  die  im  Frommannschen 
Hause  lebten  und  verkehrten.  Der  Versuch  des  Herausgebers, 
aus  den  Briefen  eine  Leidenschaft  der  Schreiberin  für  Goethe 
herauszudeuten  und  in  der  Schilderung  der  Ottilie  Wilhelminens 
Character  und  Eigenschaften  bis  ins  Einzelnste  wiederzufinden, 
erscheint  mir  verkehrt.  Am  Wichtigsten  ist  eine  Stelle  im 
Briefe  vom  10.  Febr.  1808  über  Goethe,  die  so  lautet:  »Diesen 
Winter  haben  wir  im  Ganzen  recht  froh  zugebracht,  ohne 
grade  viele  Menschen  zu  sehen.  Goethe  war  aus  ^^'eimar 
herübergekommen,  um  hier  recht  ungestört  seine  schönen  Ge- 
danken für  die  Menschheit  bearbeiten  zu  können,  und  so 
denen,  die  sich  so  sehr  bemühen  immer  besser  zu  werden, 
auf  den  rechten  Weg  zu  helfen  und  ihnen  Nahrung  für  Kopf 
und  Herz  zu  verschaffen.  Er  wohnte  im  Schloss,  zu  unserer 
grossen  Freude,  denn  wenn  wir  seiner  Wohnung  nicht  so 
nahe  gewesen  wären,  wer  weis  ob  wir  ihn  dann  jeden  Abend 
gesehen  hätten,  denn  er  muss  sich  doch  auch  ein  bischen 
nach  seiner  Gesundheit  richten,  die  zwar  jetzt  im  sehr  guten 
Gleise  ist.    Er  war  immer  so  heiter  und  gesellig  dass  es  einem 


342  Bibliographie. 


unbeschreiblich  wohl,  und  doch  auch  weh  in  seiner  Gegen- 
wart wurde.  Ich  kann  Dir  versichern,  liebe,  beste  Christiane, 
dass  ich  manchen  Abend,  wenn  ich  in  meine  Stube  kam  und 
alles  so  still  um  mich  herum  war,  und  ich  überdachte  was 
für  goldne  Worte  ich  den  Abend  wieder  aus  seinem  Munde 
gehört  hatte,  und  dachte  was  der  Mensch  doch  aus  sich  machen 
kann,  ich  ganz  in  Thränen  zerfloss  und  mich  nur  damit  be- 
ruhigen konnte,  dass  die  Menschen  nicht  alle  zu  einer  Stufe 
geboren  sind,  sondern  ein  jeder  da,  wo  ihn  das  Schicksal 
hingeführt  hat,  würken  und  handeln  muss  wie  es  in  seinen 
Kräften  ist,  und  damit  Punktum«. 

Minchen  Herzlieb,  Biographische  Notiz  mit  Porträt.  Garten- 
laube 41. 

Heinrich  Düntzer :  Die  Dichterin  Anna  Amalia  v.  Imhoff  zu 

Weimar.  (Westermanns  Monatshefte,  31.  Jahrg.  364.  H. 

S.  526-541.) 

Fortsetzung    des    G.-J.    VIII,    316    erwähnten    Aufsatzes. 

Gelegentlich  Polemik  gegen  die  Hypothese,  A.  v.   Imhoff  sei 

die    Eulalia   in  den    »guten    Frauen«    vgl,    G.-J.  VI,  412  und 

nochmalige  Auseinandersetzung  über  das  »Mittwochskränzchen« 

vgl.  G.-J.  V,  333  ff.  VI,  59  ff. 

Jakob  Pjaechtold  :  Der  Apostel  der  Geniezeit.  Nachträge  zu 
H.  Düntzers  »Christoph  Kaufmann«  (Archiv  für  Lite- 
ratur-Geschichte  15  Bd.   2   H.  S.   161— 193.) 

S.  164  Auszug  aus  Ch.  Kaufmanns  und  Ehrmanns  »Allerlei« 
1776  heftig  gegen  die  Schrift  »Menschen,  Thiere  und  Goethe«, 
eifriges  Eintreten  für  Letztern.  —  Die  ganze  Mittheilung 
Baechtolds  enthält  sehr  merkwürdige  und  wichtige  Akten- 
stücke über  Kaufmanns  inneres  und  äusseres  Leben,  aber  nichts 
auf  Goethe  Bezügliches. 

Lenz,  CJoethe  und  Cleophe  Fibich  von  Strassburg.  Ein  ur- 
kundlicher Commentar  zu  Goethes  Dichtung  und  Wahr- 
heit, mit  einem  Porträt  Aramintas  in  farbigem  Licht- 
druck und  ihrem  Facsimile  aus  dem  Lenz-Stammbuch 
von  Dr.  Joh.  Froitzheim ,  Oberlehrer  an  der  Neuen 
Realschule  in  Strassburg.  (P>eiträge  zur  Landes-  und 
Volkskunde  von  Elsass-Lothringen,  IV.  IL  Strassburg. 
J.  H.  E.  Heitz  (Heitz  Ä:  Mündel).   1888. 

S.  II.  Stolzius  in  Lenz'  »Soldaten«,  Vorbild  für  Ikaken- 
l)urg  in  »Egmont«  (V),  angebliche  Parallele  zwischen  einer  Stelle 


Bibliographie.  343 


in  Egmont  und  einer  in  Lenz'  Tagebuch.  S.  12  fg.  Lenz  und 
Goethe,  Lenz  in  Weimar.  —  Der  Haupttheil  des  Buches  ist 
dem  Nachweis  gewidmet,  dass  das  Mädchen,  von  dem  Goethe 
(W.  u.  D.  XIV,  Hempel  22,  S.  145)  als  der  Geliebten  des 
Barons  v.  Kleist  spricht,  Susanne  Cleophe  Fibich  (geb.  13.  Nov. 
1754,  gest.  24.  Dez.  1820)  war,  Tochter  eines  angesehenen 
Strassburger  Bürgers  und  Juweliers,  welche  von  dem  Baron 
ein  förmliches  Eheversprechen  erhalten  hatte.  Sie  soll  eine 
Jugendfreundin  der  Friderike  Brion,  Goethe  scheint  mit  ihrer 
Familie  bekannt  gewesen  zu  sein.  Sie  ist  die  Verfasserin  des 
Gedichts  in  Lenz'  Stammbuch,  —  vgl.  G.-J.  V,  394.  —  S.  64, 
A.  I.  Mittheilung  einer  Stelle  eines  Briefes  von  Frl.  König 
an  Madame  Hesse,  Buchsweiler,  14.  Juni  1775,  vgl.  oben  S.  119. 
Der  Anhang  S.  88  ff.  »Das  echte  Goethe-Haus  am  Alten 
Fischmarkt  No.  ;^6  in  Strassburg«,  nicht  No.  16  oder  No.  80, 
wie  man  früher  behauptet  hat.  Goethes  Hauswirth  war  Johann 
Ludwig  Schlag. 

Albert  Bielschowsky :  Goethes  Lili.  (Westerrnanns  Monatshefte. 
LXIL  Heft  371.  August,  S.  593  —  608.) 

Versuch  einer  Reconstruction  von  Lilis  Bild  gegenüber 
den  Anklagen  der  Goethe-Biographen.  Coketterie  und  Launen- 
haftigkeit werden  ihr  abgesprochen.  Der  Grund  des  Bruches 
sei   in   Goethes   unüberwindlichem    Freiheitsdrang   zu  suchen. 

Elisabeth  Schönemann ,  Baronne  de  Türckheim.  La  Lili 
de  Goethe  1758— 181 7.  (La  revue  nouvelle  d"Alsace- 
Lorraine  VII,  5.) 

Ende  Januar  hielt  Pfarrer  Dr.  Dechent  im  Verein  für  Geschichte 
und  Alterthumskunde  in  Frankfurt  a.  M.  einen  Vortrag 
»Pfarrer  Passavant,  der  Jugendfreund  Goethes  nach 
handschriftlichen  Aufzeichnungen«.  Der  Vortrag  über 
Jakob  Ludwig  Passavant  17 51  — 1826  illustrirt  durch 
Briefe  hervorragender  Zeitgenossen:  Lavater,  Leisewitz 
u.  A.  und  Passavants  Album,  das  Inschriften  und  Zeich- 
nungen enthält,  soll  gedruckt  werden. 

Rudolf  Schmidt :  Fra  Liv  og  Literatur.  Syv  foredrag.  Kjoben- 
havn.     Otto  B.  Wroblewskis  Verlag.   226  SS. 

Die  zwei  letzten  dieser  sieben  Vorträge  beschäftigen  sich 
mit  Goethe.  S.  125  —  207  :  Shakespeare  og  Goethe  und  Goethe 
og  Ohlenschlaeger.  Den  Schluss  des  Buches  macht  eine  dänische 


344  Bibliographie. 


Übersetzung  der  im  G.-J.  VIII,  S.  ii — 20  abgedruckten  Briefe 
Oehlenschlaegers  an  Goethe  mit  einzelnen  Anmerkungen  und 
einer  Vorrede,  die  sich  gegen  meine  Anmerkungen  zu  diesen 
Briefen  (a.  a.  O.  S.   106,   107)  richtet.  (Vgl.  oben  S.  304.) 

Friedrich  Overbeck.  Sein  Leben  und  Schaffen.  Nach  seinen 
Briefen  und  andern  Documenten  des  handschriftlichen 
Nachlasses  geschildert  von  Margaret  Howitt.  Heraus- 
gegeben von  Franz  Binder.  In  zwei  Bänden.  Erster 
Band  1789  — 1833.  Mit  Overbecks  Jugendbildniss  und 
zwei  Stichen.  Zweiter  Band  1833 — 1869.  Mit  Over- 
becks Bildniss,  einem  Facsimile  und  fünf  Stichen.  IX,  562, 
VII,  451  SS.    Freiburg  i.  Br.    Herder.   1886. 

I,  282:  Overbeck  gewinnt  (1807)  in  Weimar  die:  Zu- 
neigung Goethes,  den  er  als  den  »universellsten  und  klarsten 
Mann  seiner  Zeit«  bewunderte  und  bis  an  sein  Ende  als 
grossen  Meister  hochhielt.  I,  362  —  368  :  Christian  Schlosser 
schreibt  18.  September  181 3:  er  habe  Overbecks  Zeichnungen 
»Speisung  der  Hungrigen«  an  Goethe  geschickt.  Später 
schreibt  derselbe  »Goethe  hat  .  .  sich  mit  innigster  Rührung 
und  Freude  geäussert.  Sie  waren  ihm  so  lieb,  diese  Blätter, 
dass  er  sie  nicht  von  seinem  Schreibtisch  hat  lassen  mögen, 
und  nun  noch  mag  er  was  er  hat,  nicht  zurücksenden«. 
181 5  berichtet  er  über  Goethes  Aufenthalt  in  Frankfurt  und 
sagt:  »Wie  liebt  er  Euch  (Overbeck  und  Cornelius)  und 
sieht  Eurer  Ernte  entgegen«.  Mittheilung  der  (bekannten) 
Äusserungen  Goethes  an  Boisseree;  Meyers  Aufsatz  (181  7)  und 
Goethes  volle  Billigung  desselben. 

Julius  Duboc :  Goethe  und  Plessing.  (»Die  Gegenwart«  No.  39, 
S.   201  —  203.) 

Wiederholung  längstbekannter  Angaben  ohne  irgend  einen 
neuen  Zusatz. 

Christian  Daniel  Rauch.  Von  Friedrich  und  Karl  Eggers. 
Vierter  Band  zweite  Hälfte,  Schlusslieferung.  Berlin 
C.  Dunckers  Verlag  (C.  Heymons),  XVII  und  S.  167 
bis  470. 

S.  XIII:  Aus  einem  Briefe  Rauchs  an  Goethe  (i.  Nov. 
1824J  Mittheilung  über  eine  181 6  in  Italien  lebensgross  in 
Marmor  ausgeführte  (}rupi)e  eines  Adlers  im  Kampf  mit  einer 
Schlange.  S.  XIV :  Erwähnung  eines  Briefes  Rauchs  an  Goethe 
28.  Okt.  1827.  S.  XV:  Notiz  aus  einem  Briefe  Rauchs  an 
Goethe  über  Herstellung    von  Medaillen    durch  Guss.    S.   188 


Bibliographie.  345 


bis  233:  »Entwurf  zu  einer  Schiller-  und  Goethe  -  Gruppe«. 
Sehr  merkwürdige  und  neue  Mittheilungen  über  die  Entstehung 
des  Denkmals  in  Weimar,  die  Vorgeschichte  des  Denkmals, 
SchöUs  und  Rauchs  Briefwechsel,  Verhandlungen  mit  München, 
Berlin,  Weimar,  Verhandlungen,  die  für  Kunstauffassung  jener 
Zeit  von  höchstem  Interesse  sind,  aber  hier  nur  erwähnt,  nicht 
ausgeführt  werden  können.  —  Von  dem  Rauchschen  Entwurf 
der  Gruppe  gibt  es  zwei  Skizzen:  die  im  Rauchmuseum  und 
die  in  Zarnckes  Besitz  (vgl.  G.-J.  VIII,  321).  Eggers  gibt  nicht 
zu,  dass  letztere  die  definitive,  sondern  nur  eine  flüchtige  und 
leichtere  Überarbeitung  der  erstem  sei.  —  IV,  372:  Erwähnung 
einer  Kreidezeichnung  Rauchs,  die  Goethe  durch  Schmeller 
für  sein  Album  machen  Hess. 

Friederike,  Gräfin  von  Reden,  geb.  Freiin  Riedesel  zu  Eisen- 
bach. Ein  Lebensbild  nach  Briefen  und  Tagebüchern 
von  Eleonore  Fürstin  Reuss.  Mit  einem  Porträt  in 
Farbenlichtdruck  und  zwei  Ansichten.  2  Bände.  Berlin. 
Wilh.  Heitz   1888.  VII,  509,  VII,  468  SS. 

Die  Schreiberin  (geb.  1774,  gest.  1854)  könnte  als  Ver- 
treterin der  Goethe  fernen  Kreise  angeführt  werden.  Sie  reist 
durch  Weimar  (Nov.  1801)  und  berichtet  (I,  95):  »Durch 
Weimar  reisend,  haben  wir  dem  Hof  einen  Tag  gewidmet, 
wo  man  sehr  höflich  und  zuvorkommend  ist.  Ich  habe  Wieland, 
Schiller  und  Kotzebue  gesehen.  —  Sie  haben  ohne  Zweifel 
des  Letzteren  neuestes  Werk  gelesen,  das  man  sich  hier  aus 
den  Händen  reisst,  und  das  aller  Welt  den  Kopf  verdreht :  — 
es  ist  in  der  That  sehr  interessant«.  Also  Goethe  wird  nicht 
erwähnt.  —  Ferner:  Die  Herausgeberin  bemerkt  1844  (II,  378) 
bei  dem  Tode  des  der  Gräfin  sehr  befreundeten  Fritz  v.  Stein 
»Eigenthümlich :  ein  Zögling  Goethes,  ein  Kind  jenes  genialen 
Musensitzes  Weimar  —  Hausfreund  in  Buchwald ! « 

Trotzdem  stand  ihre  Familie  mit  Goethe  in  Beziehung. 
Denn  sie  schreibt  an  Caroline  Itzenplitz  (30.  Nov.  181 7, 
I,  292),  Julie  V.  Egloffstein  theile  ihr  mit:  »Goethe  rechnet, 
sagte  er  mit  warmem  Eifer  und  wahrer  Innigkeit,  die  nähere 
Bekanntschaft  mit  Graf  Reden  zu  den  seltensten  und  liebens- 
würdigsten Erscheinungen  seines  Lebens,  und  sagte  mir  noch 
gestern  buchstäblich:  »Ich  habe  ihn  nicht  nur  gekannt  — 
ich  habe  ihn  geschätzt,  geliebt  und  die  herrlichsten  Tage 
und  Nächte  an  seiner  Seite  verlebt  —  denn  wir  sind  zusammen 
gereist  —  und  doch  vermag  ich  nicht,  ihn  als  Bild  zu  ge- 
stalten, noch  mit  wenigen  Worten  zu  sagen,  luie  er  eigentlich 
war,  auf  welche  Weise  er  sich  im  Leben  bewegte,  welche 
Anmuth  und  Würde  ihn  umkleidet   hat :    denn   das  war  eben 


34^  Bibliographie. 


das  Ausgezeichnete  bei  ihm,  dass  keine  Eigenschaft  hervor- 
stechender schien,  als  die  andere,  sondern  alle  sich  in  gleichem 
Grade  in  ihm  entwickelt  und  ausgebildet  hatten  zu  einer 
seltenen  Grösse«. 

Adolf  Kohut:  Goethe  und  Schiller  in  Dresden  und  die  Guste 
von  Blasewitz.     (Siegfried  No.   i.) 

Goethe  und  Spinoza.  (Populär-wissenschaftliche  Monatsblätter, 
herausgegeben    von  A.    Brüll,    Frankfurt  a.  M.  No.  3.) 

Goethe  und  Frau  v.  Stein  von  E.  Adler,  Leipzig  und  Wien, 
Toeplitz  und  Deuticke.   16  SS. 

Der  Aufsatz  —  Separatdruck  aus  der  »Deutschen  Wochen- 
schrift« —  will  erweisen,  dass  Frau  v.  Stein  der  Liebe  Goethes 
nicht  werth'  war  und  Ansprüche  an  ihn  stellte,  die  er  nicht 
erfüllen  konnte. 

Dav.  Asher  :  Goethe  und  Tennyson.  (Wissenschaftliche  Beilage 
zur  Leipziger  Zeitung  No.   82.) 

Ein  Frankfurter  Goethe- Album.  Mitgetheilt  von  Dr.  V.  Valentin 
und  Dr.  R.  Jung.  (Berichte  des  Freien  Deutschen  Hoch- 
stifts,  in  Frankfurt  a.  M.    1888,  H.    i,  S.   90  —  106.) 

Inschriften  folgender  Männer :  A.  Boeckh  (über  »Epi- 
menides«),  C.  G.  Ehrenberg,  J.  H.  Fichte,  Ed.  Gerhard, 
G.  G.  Gervinus,  Joh.  Freiherr  v.  Hammer-Purgstall,  K.  J.  A. 
Mittermaier,  Fr.  v.  Raumer,  A.  Schopenhauer  [bereits  ge- 
druckt Parerga  und  Paralipomena  II,  S.  2i2ff],  K.  Zell.  Sie 
rühren  alle  aus  den  Jahren  1849  und  1850  her  und  bilden 
den  Anfang  eines  gescheiterten  Unternehmens,  ein  Goethe- 
Album  zu  schaffen,  »in  welchem  die  hervorragendsten  Männer 
der  Wissenschaft  in  Deutschland  eigenhändig  auf  ein  ihnen 
zu  diesem  Zwecke  zugesandtes  Blatt  einen  auf  Goethe  be- 
züglichen Ausspruch  niederschrieben«.  Die  Blätter  sollten 
autograjjhirt  werden.  Die  wenigen  erhaltenen  sind  im  Besitze 
des  Herrn  Kammerherrn  H.  v.   Donop  in  Frankfurt  a.  M. 


D.  STELLUNG  ZUR  WISSENSCHAFT  UND  KUNST. 

Goethes  Verhältniss  zur  Geschichte  und  Politik.  Von  Professor 
Dr.  Albert  Lüttge.  (Programm  des  k.  Kaiserin-Augusta- 
Gymnasiums  in  ("harlottenburg  XVIII.)   29    SS.    in    4°. 


Bibliographie.  347 


Goethe  als  Geschichtschreiber,  Biograph,  Literarhistoriker; 
seine  Urtheile  über  Werth  und  Bedeutung  der  Geschichte  für 
unser  Geistesleben  :  Methode  der  Geschichtschreibung,  Kritik, 
poetische  Auffassung ;  Bemerkungen  über  einzelne  Zweige 
und  Perioden:  griechische,  römische,  Reformation,  Friedrich 
der  Grosse.  Politik  :  französische  Revolution,  Kriege,  besonders 
Befreiungskriege,  Royalismus,  Verfassungsleben,  Ansichten  über 
die  zukünftige  Gestaltung  Deutschlands. 

Ludwig  Geiger:  Die  Juden  und  die  deutsche  Literatur,  i.  Goethe 
und  die  Juden.  (Zeitschr.  für  die  Gesch.  der  Juden  in 
Deutschland,   i.  Bd.  4.  H.  S.  321—365.) 

I.  Goethe  und  das  A.  T.  Persönliche  Bekanntschaft  und 
Correspondenz  mit  Juden  und  Jüdinnen ;  Schilderung  dreier 
Besucher :  B.  V.  Ephraim,  David  Veit,  Felix  Mendelssohn- 
Bartholdy.  2.  Goethe  über  jüdische  Vorgänge,  z.  B.  die  Frank- 
furter Stättigkeit  von  1807,  Briefwechsel  mit  Bettina,  Verhältniss 
zu  Moses  Mendelssohn,  Laz.  Bendavid,  Sal.  Maimon.  3.  Goethe 
in  seinen  Gedichten,  Dramen,  Romanen,  Sprüchen  über  Juden, 
ausführlich  über  »Der  ewige  Jude«.  4.  Jüdinnen  über  Goethe: 
Dorothea  Schlegel,  Henriette  Herz,  Rahel  Levin.  5.  Börne, 
Heine,  Ed.  Gans  über  Goethe.  —  In  den  Excursen  werden 
einzelne  Nachträge  gegeben ;  ferner  wird  (nach  mündlicher 
Tradition)  von  einem  Besuche  der  Frau  Dr.  Johanna  Veit,  geb. 
Elkan  aus  Weimar  bei  Goethe  erzählt  und  Auszüge  aus  un- 
gedrucken  Briefen  David  Friedländers    an  Zelter    mitgetheilt. 

Rechtsstudium   und  Prüfungsordnung.    Ein  Beitrag  zur  preus- 
sischen  und  deutschen  Rechtsgeschichte.  Von  L.  Gold- 
schmidt.   Stuttgart,   F.  Encke. 
Schliesst  mit  dem  tiefsinnigen  Spruch    Goethes:    »Es    ist 

nichts  gross  als  das  Wahre  und  das  kleinste  Wahre  ist  gross«. 

S.   140  und  383  (A.   254)  über  Goethe  als  Jurist  nach  seinen 

Process-Schriften  und  seinen  juristisch-staatswissenschaftlichen 

Besprechungen. 

K. :  Goethe  über  Mozarts  Don  Juan.  (Berliner  Tageblatt, 
28.  Okt.  No.   547.) 

Auszüge  aus  den  Briefen  an  Schiller,  den  »Annalen«  und 
Eckermanns  Gesprächen. 

Alfred  Biese :  Die  ästhetische  Naturanschauung  Goethes  in 
ihrenVorbedingungen  und  in  ihren  Wandlungen.  (Preuss. 
Jahrbücher  Bd.  LLX,  S.  542-558,  Bd.  LX,  S.  36-56.) 


348  Bibliographie. 


I.  Sprachliche  Neubildungen  zum  Ausdruck  der  Naturer- 
scheinungen. Gleichnisse ,  Metaphern.  Die  Wandlungen  in 
seinem  dichterischen  Verhältniss  zur  Natur:  i.  innige  Wechsel- 
beziehung (Liebe  und  Natur,  Jugendgedichte,  »Werther«). 
2.  Poetischer  Pantheismus  »Faust«.  3.  Maßvollere,  seelenvolle, 
gedankenreiche  Naturanschauung  seit  der  Schweizerreise  1775. 
4.  Betrachtungsweise  des  Naturforschers  und  des  scharfen  Be- 
obachters aller  realen  Dinge  seit  der  italienischen  Reise. 

Die  Entwickelung  des  Naturgefühls  im  Mittelalter  und  in  der 
Neuzeit  von  Alfred  Biese.  Leipzig,  Veit  &  Comp. 
1888.  VIII  und  460  SS. 

S.  371 — 406  Wiederabdruck  (erweiterter V)  der  eben  an- 
geführten Aufsätze.  —  Auch  sonst  wird  Goethe  mehrfach  er- 
wähnt. S.  143,  148  einzelne  Analogieen  zwischen  Goethe  und 
Petrarca  z.B.  »Ich  denke  Dein«  mit  Canzone  XV,  2;  »Kennst 
Du  das  Land«  mit  einer  andern  (nicht  besonders  angeführten) 
Canzone.    S.  321:    Klopstock  und  Goethes  Naturschilderung. 

Goethe  als  Pädagog  von  Adolf  Langguth.  Halle  a.  S.  Max 
Niemeyer.    XII  und  205  SS. 

Ergänzung  zu  dem  frühern  Werke  desselben  Verfassers 
G.-J.  VIII,  318.  (Leider  ohne  Inhaltsverzeichniss  und  mit  sehr 
heftigen  Ausfällen  gegen  Suphan,  Vorrede  und  S.  105  A.) 
Bespricht  ausführlich  Goethes  erziehliche  Thätigkeit  von  den 
Beziehungen  zu  Lottes  Geschwistern  bis  ins  höchste  Alter :  sehr 
eingehend  über  Fritz  von  Stein.  Erziehliches  Verhältniss  zu 
Karl  August.  Pädagogische  Bemühungen  für  die  Kinder  seiner 
Freunde,  für  arme  Jungen,  die  ihm  empfohlen  wurden,  Be- 
sorgung von  Hauslehrern  für  Söhne  seiner  Freunde.  Zum 
Schluss:  Erziehung  von  Goethes  Sohn  und  Goethes  Enkel. 
Gelegentlich  wird  dargethan,  dass  der  unbedingte  Erfolg  von 
Goethes  erziehlichem  Wirken  lag:  in  seiner  Persönlichkeit 
und  in  den  erprobten  Grundsätzen  eines  pädagogischen  Genies. 

F.  Melzer:  Nachtrag  zu  der  Abhandlung  über  Goethes  philo- 
sophische Entwicklung  im  22.  Bericht  der  Philomathie 
(23.  Bericht  der  l^hilomathie   in  Neisse). 

Carus  Sterne:  Die  grosse  Stufenleiter.  Ein  Capitel  aus  der 
Geschichte  der  Ideen.  2.  Von  Leibnitz  bis  auf  Kant 
und  Goethe.    (Vossische  Zeitung,  Sonntagsbeil.  No.  31.) 

Ludwig  Geiger:  (loethe  und  die  Renaissance.  (Vierteljahres- 
schrift für  Cultur  und  Literatur  der  Renaissance,  2.  Band, 


Bibliographie.  349 


2.  —  4.  Heft.  S.  141  — 156,  297  —  319.  Auch  separat  unter 
dem  ersten  Titel,  Berlin,  A.  Haack  36  SS.) 

S.  315  —  319:  Anmerkungen;  das  Übrige  Abdruck  eines 
im  Wiener  Goethe-Verein  gehaltenen  Vortrages,  i.  Goethe 
und  die  Kunst  der  Renaissance,  hauptsächlich  Stellung  zu 
Raphael  und  Dürer.  2.  Sammlung  von  Kunstwerken  vor,  in 
und  nach  Italien,  Hinweis  auf  die  Schätze  des  Goethe-National- 
Museums,  Goethes  Benutzung  der  Kunstwerke  in  seinen 
Dichtungen,  besonders  im  Faust.  3.  Betrachtung  der  Wissen- 
schaft der  Renaissance  :  Philosophie  und  Naturwissenschaft.  Ab- 
hängigkeit von  denselben,  Würdigung  deutscher  Humanisten, 
Parallele  mit  Reuchlin.  4.  Goethe  und  die  Dichter  der  Re- 
naissance: Joh.  Sekundus ,  Stellung  zu  den  Heroen  der 
italienischen  Renaissance:  Dante,  Petrarca,  Boccaccio.  5.  Be- 
schäftigung mit  Persönlichkeiten  der  Renaissance:  Hans  v. 
Schweinichen,  Hans  Sachs,  Benvenuto  Cellini,  Schilderung  der 
Vertreter  jener  Zeit  in  Goethes  Dramen,  Goethe  als  Träger 
der  Ideen  der  Renaissance. 

[Nachträglich  bemerke  ich  zwei  wichtige  Stellen  über 
Goethes  Verhältniss  zu  Giordanno  Bruno,  Briefe  an  Fritz 
Schlosser  i.  Februar,  31.  März  181 2,  Fresesche  Ausgabe 
S.  44,  46.] 

Stephan  Waetzold:  Goethe  und  die  Romantik.  (Berichte  des 
Freien  Deutschen  Hochstifts,  Frankfurt  a.  M.  1888. 
H.   I,  S.  6  —  30.) 

Mittheilung  von  Briefstellen  der  Dorothea  und  Caroline 
Schlegel  über  Goethe.  Characterisirung  der  Aufsätze  und 
Gedichte  der  Brüder  Schlegel  über  Goethe  (im  »Athenäum«). 
Goethe  und  das  Volkslied  (»Des  Knaben  Wunderhorn«)  und 
die  alt-  und  neudeutsche  Kunst  (»Nazarener«). 


E.  NOTIZEN  VON  GOETHES  ZEITGENOSSEN  ÜBER 
GOETHE. 

Deutsche  Dichter  von  Gottsched  bis  auf  unsere  Tage  in  Ur- 
theilen  zeitgenössischer  und  späterer  deutscher  Dichter. 
Von  Dr.  R.  Mahrenholtz  und  Dr.  A.  Wünsche.  Leipzig. 
F.  Brandstetter,   1888.  VII  und  399  SS. 

Die  Anordnung  des  Ganzen  ist  ziemlich  chronologisch, 
der  Abschnitt  »Goethe  und  Schiller«  steht  nach  »Stürmer  und 
Dränger«  und  vor  »Rührstücke  und  Possen«.  Mitgetheilt  werden 
bei  Goethe:  Urtheile  über  die  hauptsächlichsten  seiner  Werke, 


^50  Bibliographie. 


theils  von  Zeitgenossen  aus  den  bedeutendsten  der  damaligen 
Zeitschriften  »Frankf.  gel.  Anz.«,  »Mercur«,  theils  von  Neueren 
z.  B.  Gottschall,  Freytag,  Ludwig,  Roquette.  —  Von  Goethe 
selbst  werden  Urtheile  über  A.  v.  Arnim,  Basedow,  Bürger, 
Denis,  Gleim,  Günther,  Hamann,  Hebel,  F.  H.  Jacobi,  Jean 
Paul,  Klinger,  Klopstock,  Kotzebue,  Lavater,  Lenz,  Lessing, 
Merck,  Moeser,  Platen,  Raumer,  Ramler,  Rückert,  A.  W. 
Schlegel,  Stilling,  Tieck,  Voss,  ^^'ieland  angeführt. 

Die  Table  analytitjue  der  Bovetschen  Sammlung.  (Mittheilungen 
für  Autographensammler,  herausgegeben  von  E.  Fischer 
von  Röslerstamm,  IV.  Jahrgang  No.  7,  S.  66  fg.) 

Gibt  auch  ein  Verzeichniss  der  auf  Goethe  bezüglichen 
Stücke  der  berühmten  Sammlung.  Hervorhebung  verdienen : 
ein  Brief  V.  Hugos,  in  dem  es  heisst:  »Wir  werden  von  Faust 
und  Goethe  plaudern.  Ich  liebe  Goethe  nicht.  Der  Mensch 
verleidet  mir  den  Dichter.  Das  feige  Herz  schmälert  den 
Geist« ;  ein  Brief  Knebels  in  welchem  er  ablehnt  Platens 
»gläsernen  Pantoffel«  Goethe  vorzulegen ;  einBrief  des  1 9jährigen 
L.  Tieck  »Gestern  habe  ich  Werther  gelesen ;  Goethe  ist  ein 
Gott,  es  greift  mich  sehr  an«. 

Gesammelte  Werke  von  Gustav  Freytag.  Sechzehnter  Band. 
Leipzig.    S.  Hirzel.    498  SS. 

Enthält  S.  III  — 154  unter  den  Lebensschilderungen  die 
1880  zuerst  veröffentlichte  aber  uns  damals  entgangene  Skizze 
über  Wolf  Grafen  Baudissin  (1789  — 1878),  den  bedeutenden, 
nicht  allgemein  nach  Verdienst  gewürdigten  Übersetzer  Shake- 
speares und  Molieres.  1809  (Pfingsten)  besucht  er  mit  dem 
Juristen  Hugo  und  dem  Pädagogen  Kohlrausch  Goethe  in 
Jena.  Unterhaltung  über  Musik,  Goethe  rühmt  Fichtes  Reden, 
sagt  von  den  Deutschen :  »Brennholz  ist  in  dieser  Zeit  ihnen 
recht  brav  eingeheizt,  aber  es  fehlt  an  einem  tüchtig  zusammen- 
haltenden Ofen«.  Er  tröstet:  »Das  echt  Schöne  geht  nie 
unter,  sondern  lebt  immer  in  der  Brust  weniger  Guten,  unaus- 
löschlich wie  das  vestalische  Feuer«.  Von  der  Erscheinung 
Goethes  gibt  B.  eine  begeisterte  Schilderung,  die  mit  den 
Worten  schliesst:  »Und  wie  tritt  er  in  die  Stube,  wie  steht 
und  geht  er,  ein  geborener  König  der  Welt!« 

P.  J.   Richter:     Aus    einem    Briefe    K.    Bertuchs    an    Böttiger. 
(Archiv  für  Literaturgeschichte  XV,  S.  447  fg.) 

K.  Berluch  21.  April  1808.  »Goethe  denkt  bald  nach 
Carlsbad  zu  reisen.     Letzthin  war  er  göttlich  bei  M""-'  Schopen- 


Bibliographie.  35^ 


hauer,  wo  er  über  Schillers  Cyclus  Wallenstein  sprach,  welcher 
heute  und  den  Sonnabend  gegeben  wird.  »Freilich«,  sagte 
er  unter  anderm,  »verlautet  jetzt  von  dem  guten  Schiller,  dass 
er  kein  Dichter  sey  (dieses  predigt  Passovv  seinen  Primanern, 
und  stand  2  Schritte  von  Goethe),  doch  wir  haben  da  so 
unsere  eigene  Meinung  darüber«.  Mit  dreimal  caustischer 
Lauge  sprach  er  scherzend  über  die  poetische  Anarchie,  wo 
der  neueste  Dichter  zum  grössten  ausgerufen  werde,  und  kam 
auf  die  Landshuter  Erklärung  (von  Ast?),  dass  Friedrich 
Schlegel  zum  Herkules  unter  den  Dichtern  proklamirt  sey  — 
und  jetzt  anstatt  mit  dem  Schlegel,  mit  der  Keule  herum- 
wandle, von  der  als  Epirescenz  auch  ein  Ästchen  bemerkbar 
sey  etc.  etc.  Kurz  Goethe  documentirte  hier  so  ganz  seine 
hohe  Meisterschaft,  und  Hess  einmal  hell  sehen,  wie  er  über 
die  Alfanzereyen  der  Zeit  eigentlich  denkt.  Wenn  er  doch 
öfters  und  auch  öffentlich  darinn  wetterte,  damit  dem  Unfug 
etwas  gesteuert  werde.  —  Phöbus  x\pollo  erhalte  uns  noch 
lange  die  wenigen  altern  Stammherrn  unserer  Literatur,  die 
mit  jedem  Peitschenhiebe  die  wahren  bösen  Stellen  des  lite- 
rarischen Körpers  zu  treffen  wissen.  Doch  das  über  Goethe 
gesagte  entre  nous«. 

J.  Minor  :  Aus  vergessenen  Büchern.  Garve  über  \\'erthers 
Leiden.  (Chronik  des  Wiener  Goethe-Vereins  No.  7, 
S.  38  fg.) 

Briefe  von  1774 — 1778,  zu  dem  ersten  verweisen  die 
Herausgeber  des  Briefwechsels,  Manso  und  Schneider,  auf  einen 
inhaltlich  ähnlichen  Aufsatz  Garves  im  »Philosophen  für  die 
Welt«.  —  Die  Briefe  handeln  ferner  über  Nicolais  »Freuden«, 
Lessings  Stimmung  über  \\'erther  und  Stellung  zu  Goethe. 

Gustav  Karpeles:  Heinrich  Heine  und  Wolfgang  Menzel.  Mit 
ungedruckten  Briefen  Heines.  (Deutsches  Montagsblatt, 
Berlin  24.,  31.  Oktober.) 

Brief  Heines  12.  Jan.  1828.  Bedauert,  dass  seine  Recension 
über  Menzels  »Deutsche  Literatur«  noch  nicht  im  »Hamburger 
Correspondent«  gedruckt  ist.  »Sollte  vielleicht  Zimmermann 
[Redacteur  des  Hamburger  Correspondent]  weil  er  jetzt  Vor- 
lesungen über  Goethe  hält,  dem  Buche  Feind  sein?«  Heine 
schreibt  8.  Mai  1828:  »Als  mich  gestern  Cotta  frug,  worüber 
ich  jetzt  schreibe,  und  ich  ihm  Ihr  Buch  nannte,  haben  wir 
lange  darüber  gesprochen  und  auch  er  (das  »auch«  bezieht 
sich  auf  die  Gegenwart  der  Frau  v.  Cotta)  war  der  Meinung, 
dass  die  Art,  wie  Sie  über  Goethe  den  Stab  gebrochen,  doch 


352  Bibliographie. 


zu  hart  sei,  auf  jeden  Fall  zu  tadeln«.  i6.  Juli  1828:  »In 
Berlin  hat  man  meine  Ansichten  über  Goethe  am  feinsten 
verstanden  und  Zeter  geschrieen«.  Wüthet  gegen  die  Angriffe 
Fr.  Försters.  »Förster  ist  ein  jämmerlicher  Patron  und  spielt 
den  Vertheidiger  Goethes«. 

Herders  Briefwechsel  mit  Nicolai.  Im  Originaltext  herausge- 
geben von  Otto  Hoffmann.  Mit  einem  Facsimile.  Berlin. 
Nicolaische  Verlagsbuchhandlung,  R.  Stricker.  VIII  und 
144  SS. 

S.  102.  Herder  an  Nicolai  14.  Aug.  1773  »das  vofi  deut- 
scher Art  und  Kunst  —  kann  ich  nicht  recensiren.  Recensirs 
also  wer  will,  und  auch  den  Verfasser  der  Baukunst  wer  will  — 
es  soll  kein  Meisterstück  seyn,  weder  an  Styl  noch  Inhalt: 
sondern  nur  Zeichen,  dem  widersprochen  werde,  damit  man 
mehr  werden  könne.  Dass  übrigens  der  Verfasser  ein  Kopf 
sey,  zeigt,  glaub  ich,  sein  Götz  von  Berlichingen.  Ich  wüsste 
nicht,  welche  Marionette  von  neuerem  Kunstwerk  (als  solchem !) 
ich  für  den  Götz  nehmen  wollte«.  Die  ausführliche  Antwort 
Nicolais  vom  6.  Sept.  1773  zeigt,  ohne  grade  auf  die  angeführten 
Worte  einzugehen ,  die  grundsätzlich  verschiedene  Meinung 
Nicolais.  —  S.  137  vermuthet  der  Herausgeber,  dass  Carolinens 
Siegel  der  geschnittene  Stein  sei,  für  den  sich  Caroline  bei 
Goethe  bedankt  (G.-J.  VIII,   27J. 

Aus  dem  Briefwechsel  der  Lea  Mendelssohn-Bartholdy.  (Berliner 
Börsen-Courier  21.  April,  nach  der  N.  Fr.  Pr.) 

Zwei  Briefe  an  Henriette  Pereira  geb.  Arnstein  in  Wien;  der 
eine  18.  Mai  1832  über  Zelters  letzte  Tage  und  Tod;  der  andere 
25.  November  1822  über  ihren  Aufenthalt  in  Weimar.  Im 
letztern  heisst  es :  »Dass  Weimar  der  schöne  Schlussstein  war, 
der  das  Ende  unserer  Reise  krönte,  weist  du  wohl  schon  liebe 
Jette !  An  Goethens  und  Schopenhauers  machten  wir  unver- 
gessliche  herrliche  Bekanntschaften.  Mit  inniger  Mutterfreude 
sah  ich,  dass  Felix  sich  unter  den  vorzüglichen  Menschen  un- 
gemein beliebt  gemacht  hatte,  und  gern  verdankten  die  glück- 
lichen Eltern  ihm  die  ausgezeichnete  Güte,  mit  der  wir  auf- 
Ljenommen  wurden.  Goethe  der  Vornehme,  Hohe,  Ministerielle, 
an  dem  Würde,  Adel,  Ruhm,  Dichterglanz,  Genie  und  Inge- 
niosität jeder  Gattung  eine  blendende  Strahlenkrone  bilden, 
vor  der  gemeine  Sterbliche  erbangen,  ist  so  gütig,  mild,  freund- 
lich, ja  eigentlich  väterlich  gegen  den  Knaben,  dass  ich  nur 
mit  innigstem  Dank  und  freudiger  Rührung  mir  diese  be- 
glückenden Bilder  zurückrufen  kann.  Stundenlang  sprach  er 
mit    meinem    Manne    über    Felix.     Herzlich    lud    er    ihn    ein. 


Bibliographie.  jcj 


wieder  längere  Zeit  bei  ihm  zu  wohnen,  mit  sichtlichem  Wohl- 
gefallen ruhte  sein  Blick  auf  ihm,  und  sein  Ernst  verwandelte 
sich  in  Heiterkeit,  wenn  er  nach  seinem  Sinne  phantasirt  hatte. 
Da  er  gctvökuliche  Musik  nicht  liebt,  war  sein  Piano  seit 
Felixens  Abwesenheit  fast  unberührt  geblieben,  und  er  öffnete 
es  ihm  mit  den  Worten:  »Komm"  und  wecke  mir  all'  die  «-e- 
flügelten  Geister,  die  lange  darin  geschlummert.«  Und  ein 
andermal :  »Du  bist  mein  David  !  Sollte  ich  krank  und  traurig 
werden,  so  banne  die  bösen  Träume  durch  dein  Spiel,  ich 
werde  auch  nie,  wie  Saul,  den  Speer  nach  dir  werfen.«  Felix, 
der  sonst  ziemlich  gleichgiltig  gegen  Lob  erscheint,  ist  mit 
Recht  auf  Goethens  Neigung  stolz,  und  solch  Gefühl  kann 
ihn  nur  veredeln  und  erheben.  Auch  g^gtn  Fanny  war  er 
sehr  gütig  und  herablassend;  sie  musste  ihm  viel  Bach  spielen, 
und  seine  von  ihr  componirten  Lieder  gefielen  ihm  ausser- 
ordentlich, sowie  es  ihn  überhaupt  erfreut,  sich  in  Musik  ge- 
setzt zu  hören.  Sein  Haus  ist  ein  wahrer,  würdiger  Tempel 
der  Kunst  und  des  Geschmacks.  Gott  erhalte  ihn  uns  Deut- 
schen noch  lange !« 

Garlieb  Merkel  über  Deutschland  zur  Schiller -Goethe -Zeit 
(1797  — 1806).  Nach  des  Verfassers  gedruckten  und 
handschriftlichen  Aufzeichnungen  zusammengestellt  und 
mit  einer  bibliographischen  Einleitung  versehen  von 
Julius  Eckardt.    Berlin,  Gebrüder  Paetel,  11  und  208  SS. 

Vgl.  G.-J.  VIII,  317.  Die  vorliegende  Veröffentlichung 
bietet  gegenüber  der  an  erster  Stelle  erwähnten  viel  Neues, 
grosse  Abschnitte  über  Berlin  in  den  Jahren  1805  bis  1806, 
über  eine  Reise  nach  Lübeck,  über  einen  Aufenthalt  in  Leipzig, 
über  Weimarer  und  Jenenser  Persönlichkeiten.  Über  Goethe 
dagegen  ist  nichts  Neues  mitgetheilt ;  ich  finde  daher  keine 
Veranlassung   mein  a.  a.  Orte    gegebenes  Urtheil  zu  ändern. 

Robert  Keil:  Aus  den  Tagebüchern  Riemers,  des  vertrauten 
Freundes  von  Goethe.  (Deutsche  Revue,  herausgegeben 
von  R.  Fleischer,  XII.  Jahrgang.  Jan.,  Febr.,  März, 
Juli,  Okt.  S.  11  —  20,  173  — 181  278  — 28S  54  —  64, 
39-47-) 

Vgl.  G.-J.  VIII,  31 9 fg.,  woselbst  irrthümlich  XII.  Jahrg. 
für  XI.  gedruckt.  Die  dort  im  Titel  erwähnte  (aber  nicht 
analysirte)  Mittheilung  aus  dem  Okt.  S.  20  —  38  enthält  Aus- 
züge aus  dem  Tagebuch  des  Jahres  1808:  Besonders  wichtige 
Personalnotizen :  Werner  u.  A ;  Politisches ;  Aufführung  des 
»zerbrochenen  Krugs«.    [Der  Herausgeber  geht  in  seinen  An- 

Goethf.-Jahrbvch   IX.  2J 


354  Bibliographie. 


merkungen  häufig  zu  weit.  Überflüssiges  und  Bekanntes  wird 
breit  mitgetheilt ;  die  von  Riemer  schon  sonst  gedruckten 
Äusserungen  werden  wiederholt.]  Carlsbader  Aufenthalt  [Silvie 
V.  Ziegesar.]  22.  Aug.  Riemer  ermuntert  zu  einer  Legende 
über  »Filippo  Neri«.  Manches  über  »Wahlverwandtschaften« 
[Architekt  Engelhart],  classisch  und  romantisch  Theaterintriguen, 
Trennung  des  Schauspiels  von  der  Oper. 

Die  drei  ersten  Hefte  des  12.  Jahrgangs  enthalten  die  Aus- 
züge aus  dem  Jahre  1809:  Äusserungen  über  Sklaverei  und  Frei- 
heit, Witz,  Andeutungen  über  das  Verhältniss  Goethes  zu  seiner 
Frau,  Religiöses,  Voltaire  und  die  französische  Literatur.  Ein- 
zelne Notizen  aus  Goethes  Tagebuch :  »Dünkelhafte  Natur, 
die  dynamisch  wirkt  und  atomistisch  ergreift«.  Auf  Oken 
oder  auf  Goethes  Märchen  bezüglich  ?  —  Wahlverwandt- 
schaften. —  Leetüre  altdeutscher  Literaturwerke.  —  Mittheilung 
einiger  Briefe  an  Meyer  vgl.  Regesten.  —  Ausgeführter  Ver- 
gleich der  Frauen  und  Franzosen.  —  2.  Aug.  Goethes  Hypo- 
these, dass  die  Leidensgeschichte  Jesu  nach  dem  Vorbild  ge- 
wöhnlicher Hinrichtungen  gemeiner  Übelthäter  von  poetischen 
Erzählern  nachgedichtet  worden.  —  Leetüre  des  Simplicissimus. 
Oehlenschläger  und  dessen  Verstimmung.  30.  Sept.  »Nach  Tische 
ein  neues  Trauerspiel  durchgesprochen,  das  Goethe  in  petto 
hat«.  Spätere  Bemerkung  »scheint  das  altdeutsche  zu  sein, 
dessen  schon  der  Schillersche  Briefwechsel  gedenkt«. 

Das  Juli-Heft  bringt  den  Anfang,  das  Oktober-Heft  den 
Schluss  der  Auszüge  aus  dem  Jahre  181  o.  14.  Jan.  »Goethe 
hatte  in  früherer  Zeit  ein  Monodrama  intentionirt :  Nero, 
wie  er  vor  dem  Volke  agirt  und  wie  er  während  dieser  Zeit 
die  Nachricht  von  einer  Verschwörung  erhält«.  30.  April  18 10 
»Tagebuch«.  »Das  unter  den  Paralipomenis  befindliche  Manu- 
script  ist  noch  das  von  meiner  Hand  und  scheint  keins 
weiter  zu  existiren,  sonst  würde  Goethe  dieses  genommen 
haben.  Wahrscheinlich  als  sujet  de  caution  scheint  er  es 
von  niemand  weiter  haben  kopiren  zu  lassen«.  Juni  in 
Carlsbad:  manche  Gedichte,  \Vanderjahre ,  »Schema  zur 
Biographie«.  Ausführlich  über  den  Carlsbader  Aufenthalt, 
die  persönlichen  Begegnungen  daselbst.  Von  Arbeiten  wird 
die  Tabelle  der  Tonlehre  erwähnt.  —  Die  Princess  Solms 
fordert  zur  Fortsetzung  der  »Pandora«  auf;  »Goethe  hat  in 
der  Pandora  die  Naturschreie  (les  cris  de  nature)  getroffen, 
die  auch  gleich  anerkannt  und  verstanden  werden«.  28.  Sept. 
Unterhaltung  über  Literatur  »und  das  Verderben,  das  durch 
Heyne  (!)  und  Fr.  Schlegel  unter  die  jungen  Leute  gebracht 
worden«.  23.  Okt.  5.  Nov.  Gespräche  über  deutsche  I-iteratur 
des  18.  Jahrhunderts  und  ihre  verschiedene  Einwirkung. 
13.  Nov.    Über    die  Aufführung    und   Besetzung    des   »Faust«. 


Bibliographie.  355 


Robert  Boxberger :    Vier  Briefe  Schillers.    Böttigers  Briefe  an 

Schiller.    (Archiv  für  Literatur-Geschichte  XV,  S.    296 

bis  309.) 

S.   299   13.  April   1805  an  Fritz  v.  Stein:    Über  Goethes 

sehr   harte   Krankheit,    Böttiger  erwähnt  (S.   299,  302)  Briefe 

Goethes    an    ihn  (17.  Aug.    1797,    8.  (?)  Nov.   1797,    17.  Okt. 

1797  (S.  301).  Böttiger  übersendet  in  Goethes  Auftrage  Hermann 

und  Dorothea  und  will    öffentlich  etwas   über   die    »hörbaren 

Schönheiten«  des  Werkes  sagen. 

Briefe  von  Friedrich  Schlegel.  Mitgetheilt  von  L.  Lier. 
E.  Schmidt,  J.  ISIinor.  (Archiv  für  Literatur-Geschichte. 

XV,  s.  398-442-) 

S.  421:  Schlegel  an  Böttiger  11.  April  1797:  »Was  Sie 
mir  von  Goethe  schreiben,  war  mir  sehr  angenehm,  und  ich 
danke  Ihnen  bestens  für  die  Mittheilung.  Ich  hatte  schon  hier 
aus  einigen  Gesprächen  mit  ihm  ersehen,  dass  er  sich  für 
meine  Studien  interessirt,  und  auch  meinen  ersten  Versuch 
gelesen  hat.  —  Es  ist  mir  ungemein  erfreulich,  gerade  durch 
diese  Stimme  die  Bestätigung  zu  erhalten,  dass  ich  obwohl 
ein  Laye  in  der  Kunst,  doch  nicht  ganz  ohne  allen  Beruf 
über  dieselbe  schreibe«. 

A.  Wohlwill :  Neue  kleine  Beiträge  zur  Kenntniss  Chr.  F. 
D.  Schubarts.  (Archiv  für  Literatur-Geschichte.  XV. 
H.  2,  S.   126  — 160.) 

S.  152  fg.  Schubart  an  Kayser,  6.  Okt.  1776:  Schlimme 
Gerüchte  über  Goethe,  »ich  weiss  dass  Alles  erlogen  ist ; 
aber  bersten  möcht'  ich  vor  Zorn,  dass  es  solche  niederträch- 
tige Schurken  giebt,  die,  wenn  sie  dem  grossen  Mann  nicht 
änderst  beikommen  können,  ihm  ...  ins  Gesicht  springen«. 

Victor  Kiy  :  Vier  Briefe  Varnhagens  an  Heinrich  Viehoff  über 
Goethe.  (Deutsche  Revue.  Okt.  S.   105  — 112.) 

Die  Briefe  aus  den  Jahren  1846  bis  1848  behandeln 
chronologische  Bestimmungen  einzelner  Gedichte.  Varnhagen 
vertheidigt  die  Berechtigung  der  Anmerkungen  zu  den  deut- 
schen Classikern,  lobt  die  Viehoffsche  Goethebiographie,  spricht 
über  das  Verhältniss  Goethes  zu  Frau  v.  Stein  und  zu  Corona 
Schröter. 

Briefe  von  Ch.  F.  Weisse  an  K.  W.  Ramler,  mitgetheilt  von 
K.  Schüddekopf.  (Archiv  f.  d.  Stud.  neuerer  Sprachen. 
LXXIX.  Bd.  2.  u.  3.  H.) 

23* 


^^6  BlBLIOGRAPHlH. 


S.  209.  Leipzig,  20.  Febr.  1775.  »Sehr  angenehm  ist 
mir  Lessings  Donnereifer  wider  das  itzige  Goethisiren  und 
Lenzisiren  gewesen.  Man  könnte  in  der  That  diesen  Herrn 
die  Freude  gönnen,  mit  so  leichter  Mühe  Trauerspieldichter 
zu  werden,  wenn  sie  nicht  mit  soviel  Stolz  auf  alle  ihre  Brüder 
herabsähen  und  den  Geschmack  des  unbefestigten  deutschen 
Publikums  ganz  nach  sich  rissen.  Ich  wünschte,  dass  Lessings 
Eifer  einmal  losbrach  :  denn  er  hat  noch  eine  ziemlich  auf- 
fallende Stimme«. 

B.    Seufferts    Anzeige  von  R.    Keil :    Wieland    und  Reinhold. 
(Anzeiger  f.  d.  Alterth.  XIII,  259  —  291.) 

S.  281  :  Wieland  an  Reinhold  4.  November  1796.  »Der 
neue  Schillersche  Musenallmanach  !  Lieber  Gott  wie  schimpfend 
und  wie  schimpflich.  Freylich  züchtiget  er  manchen  Wicht 
—  Aber  warum  mit  Knotenstockprügeln  und  Kothwürfen, 
da  den  Verfassern  doch  die  Geisel  des  Archilochus  zu  Geboth 
gestanden  hätte?  Göthe  hat  seinem  [!]  bekannten  Muthwillen 
spielen  lassen.  Aber  Schiller  hat  sich  an  Nikolai,  Manso, 
Jakobs,  Jakob  u.  a.  m.  wegen  Recensionen  gerächt ! !  —  LTnd 
Avie  viel  plattes,  stumpfes,  bleyernes  Geschoß  hat  sich  nicht 
unter  die  Pfeile  des  Apolls  eingemengt.  Am  meisten  verdrüßt 
mich  daß  Wieland  hier  gelobt  wird!« 

S.  282:  Reinhold  an  Wieland  16.  März  1801.  »Die  neueste 
Philodoxie  wird  nun  durch  Schelling,  Schlegel,  Schad  und 
Niethammer,  viermal  und  in  viererley  Variationen  in  Jena  in 
besonderen  Vorlesungen  vorgetragen.  Man  würde  im  übrigen 
Teutschland  Mühe  haben  zu  begreifen  wie  dieses  nach  Fichtes 
Verabschiedung  möglich  wäre  —  wenn  man  nicht  wüßte,  daß 
diese  Philodoxie  den  Wilhelm  Meister  als  eine  der  drey  großen 
Tendenzen  des  Zeitalters  —  der  reinen  Ichlehre  an  die  Seite 
stellt  und  den  Ruhm  von  (ioethes  Kunst  als  der  Einzigen,  an 
das  Schicksal  der  Ichwissenschaft  als  der  Einzigen  zu  knüpfen 
die  Geschicklichkeit  gehabt  hat«. 


m.  Vershiedenes. 

A.    BILDER,    S  T  A  T  U  E  N    etc. 

Hugo  von  Donop:  Ein  neues  Goethe-Bildniss.  (Berichte  des 
Freien  Deutschen  Hochstiftes  zu  Frankfurt  a.  M.  1888. 
H.   I.  S.  88—89.) 

Mittheilung  über   eine  Goethesche  Federzeichnung  (jetzt 
im  Besitze    des  Hochstiftes) ,    eine    gebirgige  Landschaft    mit 


Bibliographie.  35' 


Nadelholz,  auf  deren  Rückseite  von  Goethes  Hand:  Caiis- 
bad,  Mai  181 2.  G.  Diese  Zeichnung  schenkte  Goethe  der 
Fürstin  Philippine  Colloredo -Mansfeld  (1776— 1842)  gleich- 
zeitig mit  einer  Bleistiftzeichnung,  die  in  verkleinerter  Repro- 
duction  wiedergegeben  ist.  Sie  wurde  gleichfalls  181 2  von 
X.  M.  Cäsar  von  Schönberg-  und  Rothschönberg  angefertigt : 
»Brustbild,  halb  nach  links  gewandt,  der  vorgebeugte,  ein 
wenig  nach  rechts  gekehrte  und  gesenkte  Kopf  mit  sinnendem 
geistvollem  Ausdrucke  der  Augen.  Das  etwas  kurze  unregel- 
mäßige Haar,  nach  oben  und  an  den  Seiten  zurückfallend, 
lässt  die  hohe  Stirn  frei,  der  Rock  mit  breiten  Reversen 
ist  am  Ende  derselben  geschlossen  und  bis  zu  diesen  sicht- 
bar Hals-  oder  Westenkragen«. 

Franz  Thimm:    Goethe  in    the   British  Museum.    (The  library 
Chronicle  vol.  IV,  No.  43,  p.   116.) 

Beklagt,  dass  keine  deutsche  Bibliothek  eine  vollständige 
Goethebibliothek  enthalte  und  rühmt,  ohne  ins  Einzelne  ein- 
zugehen, den  Reichthum  des  British-Museum  an  gedruckter 
Goethe-Literatur.  Auch  sei  daselbst  eine  Sammlung  von 
200  Stichen  Goethes  und  der  Seinen. 

Zeitungsnachrichten  zufolge  (Nov.  1887)  haben  die  Sub- 
scriptionen  der  deutschen  Bewohner  Philadelphias  für  ein  im 
dortigen Fairmount-Park  neben  dem  bereits  von  ihnen  errichteten 
Schiller -Monument  aufzustellendes  Goethedenkmal  so  viel 
ergeben,  dass  demnächst  der  Grundstein  gelegt  werden  wird. 


B.    DICHTUNGEN  ÜBER  GOETHE,  COMPOSITIONEN, 
PARODIEEN. 

Die  Rose  von  Sesenheim.  Eine  Erzählung  aus  Goethes  Liebes- 
leben, von  Arthur  Zapp.  Berlin.  Verlag  von  S.  Cron- 
bach.    160  SS.  in   16°. 

Halb  aus  »Dichtung  und  ^Vahrheit«;  halb  nach  freier 
Erfindung.  Friderike  hat  einen  abgewiesenen  Bewerber  im 
Amtmann  Schübler  ;  Weyland  zwingt  Friderike  zum  Verzicht 
auf  Goethes  Liebe  durch  Vorlesung  eines  Mahnbriefes  des 
alten  Herrn  Rath !  Friderike  singt  1771  »Gefunden«  (ge- 
dichtet 1789)  und  singt:  »Ufm  Bergli  bin  ich  gesessen«, 
zuerst  componirt  1811,  und  vieles  Ähnliche! 

Historisches  und  systematisches  Verzeichniss  sämmtlicher  Ton- 
werke zu  den  Dramen  Schillers,  Goethes,  Shakespeares, 


558  Bibliographie. 


Kleists  und  Körners.  Nebst  einleitendem  Text  und 
Erläuterungen  für  Darsteller,  Dirigenten,  Spieler  und 
Hörer  der  Werke,  unter  besonderer  Berücksichtigung 
der  Zwischenaktsmusik  bearbeitet  von  Albert  Schaefer. 
Leipzig  K.  Meisenburger  1886.  VIII,   192  SS. 

S.  86—125:  Goethe.  Die  Dramen  werden  in  chrono- 
logischer Reihe  geordnet;  auch  ungedruckte,  nur  aus  Zeit- 
genössischen Nachrichten  bekannte  Compositionen  werden 
genannt.  Das  Verzeichniss  beginnt  mit  4  solcher  ungedruckter 
Compositionen  zu  »Götz«  von  Haydn,  J.  F.  Reichardt,  F.  L. 
Seidel ,  K.  W.  Henning.  Der  am  häufigsten  zu  nennende 
Goethe-Componist  ist  Reichardt.  Der  ausführlichste  Artikel 
ist  der  über  Beethovens  Egmont-Musik.  Die  Mittheilungen 
zeigen  einen  überraschenden  Reichthum.  »Claudine  von  Villa- 
Bella«  ist  II,  »Jeri  und  Bätely«  12  mal  componirt.  Am 
häufigsten  haben  die  Musiker  ihre  Kräfte  an  »Faust«  versucht. 
Neben  10  vollständigen  Faust-Musiken  stehen  18  Ouvertüren, 
Symphonieen,  Opern.  Ausserdem  sind  einzelne  Lieder  aus 
dem  »Faust«  häufig  besonders  componirt  worden  ;  »der  König 
in  Thule«   z.  B.   10  mal. 


C.    GOETHE -ARCHIV   UND   GOETHE  -  NATIONAL- 
MUSEUM. 

C.  Ruland:  Das  Goethe  -  National -Museum  zu  Weimar.  Mit 
Illustrationen  von  H.  Dietrichs.  (Deutsche  illustrirte 
Zeitung.  3.  Jahrg.  No.   54,   20.  Aug.   S.   545  —  547-) 

Beschreibung  des  Goethehauses,  der  einzelnen  Zimmer 
und  ihres  wesentlichsten  Inhalts.  Die  Illustrationen  schliessen 
sich  recht  passend  der  knappen  authentischen  Schilderung  an. 

\V.  Lübke  :     Die     Schätze    des    Goethe-Hauses    in    Weimar. 
(Allgemeine  Zeitung,  Beilage  No.   57.) 

W.  Lübke  :  Die  Weimarer  Kunst-Schätze. 

(»Nord  und  Süd«   April.) 

Julius  Wähle  :  Goethe  als  Kunstsammler. 

(Vossische  Zeitung,  Sonntagsbeilage  No.   27.) 

Die  Schätze  des  Goethe-National-Museums  in  Weimar.  60  photo- 
graphische Aufnahmen  nach  den  Originalen    in  Licht- 


Bibliographie.  359 


druck.  Einleitung  und  erläuternder  Text  von  Director 
Geh.  Hofrath  C.  Ruland.  Mit  höchster  Genehmigung 
im  Auftrage  des  grossherzoglichen  Staatsministeriums 
unter  Leitung  der  Direction,  herausgegeben  von  Louis 
Held,  Hofphotograph  in  Weimar.  Verlag  von  L.  Held 
in  Weimar  und  A.  Titze  in  Leipzig,  kl.  fol. 

Die  erste  Lieferung  enthält  Goethe-Porträts  von  Angelika 
Kauffmann,  Christiane,  Kreidezeichnung  von  F.  Bury,  Frau 
Rath,  Relief  von  J.  P.  Melchior,  Marianne  Willemer,  Kreide- 
zeichnung von  D.  Raab  (?).  Zeichnungen  von  Goethe :  das 
Kapitol,  Tuschzeichnung,  Allegorie  auf  die  Reformation  von 
P.  Vischer   1524. 

Die  zweite  Lieferung  enthält  Goethes  Bild  von  Kolbe 
1822  (der  Text  gibt  viele  Auszüge  aus  dem  Tagebuch  über 
Entstehung  des  Bildes  und  die  an  demselben  vorgenommenen 
Änderungen),  Christianens  Büste  von  K.  G.  Weisser  181 2,  der 
seit  1802  in  Weimar  lebte,  Augusts  von  Goethe  Relief  von 
B.  Thorwaldsen  1830.  Ottilie  von  Goethe,  Kreidezeichnung 
von  Heinrich  Müller,  ferner  eine  Zeichnung  von  Boucher  und 
ein  Blatt:    deutsche  Medaillen  des   16.  Jahrhunderts. 

Die  dritte  Lieferung  enthält  eine  Kreidezeichnung  Goethes 
von  Bury,  das  Gegenstück  zu  derjenigen  Christianens.  Bury  be- 
gann das  Bild, wieausGoethesTagebuch  erwiesen  wird, am  22. Febr. 
und  arbeitete  mit  grossen  Unterbrechungen  bis  zum  i.  Juli.  Viel- 
leichtwar es  derCarton  zu  einem  bisher  noch  nicht  aufgefundenen 
Bilde  Goethes;  die  Trippeische  Goethebüste  (s.  G.-J,  Bd.  VIÜ, 
Titelbild),  mit  Stellen  aus  Briefen  des  Raths  Reifferscheid  und 
der  Angelika  Kauffmann  an  Goethe  (1788);  August  von  Goethe, 
Ölgemälde  von  E.  Grünler  ;  Joh.  Jac.  v.  Willemer,  Kreidezeich- 
nung ;  Apollos  Wettstreit  mit  Marsyas,  Plaquette  des  16.  Jahr- 
hunderts; 5  italienische  Medaillen  des  16.  Jahrhunderts.  Der 
Raum  gestattet  nicht,  in  gleicher  Ausführlichkeit  von  dem  In- 
halt der  übrigen  Lieferungen  zu  sprechen.  Es  muss  daher 
genügen,  den  grossen  Reichthum  der  Publikation  kurz  anzu- 
deuten. Sie  bringt  37  Bildnisse,  von  denen  12  Goethe  darstellen 
von  1775  bis  1832,  die  übrigen  Mitglieder  der  Goetheschen 
Familie,  das  fürstliche  Paar  und  einzelne  hervorragende  Ver- 
treter aus  seiner  Freundesschaar.  10  Zeichnungen  der  Meister 
des  16 — 18.  Jahrhunderts,  worunter  auch  eine  schon  erwähnte 
Zeichnung  Goethes  und  eine  der  Angelika  Kauffmann:  Goethe 
und  die  Musen  sich  befindet,  13  Abbildungen  von  Kunstwerken 
verschiedener  Art:  Emaillen,  Statuetten.  Medaillen,  Plaquetten, 
Majolikaschalen,  welche  den  Reichthum  der  von  Goethe  ge- 
sammelten Kunstgegenstände,  seinen  feinen  Geschmack  und 
sein  Finderglück  deutlich  illustriren.     Der  von  Ruland    bear- 


360  Bibliographie. 


beitete  Text  (46  SS.),  von  dem  schon  oben  mehrfach  Gebrauch 
gemacht  worden  ist,  gibt  in  mögUchster  Knappheit  Mittheiknigen 
über  die  Künstler  und  stellt,  soweit  es  möglich,  kurze  Äusserungen 
Goethes  über  Erwerbung  oder  Entstehung  der  Kunstwerke  zu- 
sammen. Mit  grosser  Sorgfalt  ist  das  weitschichtige  gedruckte 
und  handschriftliche  Material  herbeigezogen  und  benutzt,  um 
zu  sicheren  Resultaten  zu  gelangen.  Mitgetheilt  oder  angedeutet 
werden  :  Handschriftliche  Notizen  aus  dem  Tagebuch  9.  Nov. 
1816,  9.  Jan.  1819,  19.  Aug.  1822,  13.  Aug.  1827,  28.  März 
1829.  Mittheilungen  über  die  Majolika-Ankäufe  S.  27.  — 
Stellen  aus  einem  Briefe  H.  Meyers  14.  Juni  1793;  aus  dem 
Concept  von  Goethes  Brief  an  C.  Begas  i.  Sept.  1827  ;  von 
Th.  Wagner  19.  Febr.  1832.  Hingewiesen  wird  auf  hochwich- 
tige Briefe  J.  J.  Willemers  im  (ioethe-Archiv,  ferner  auf  Briefe 
der  Ang.  Kauffmann  7.  Juni,  23.  Juli  1788,  Tischbein  24.  Juli  i  788. 


A  N  H  A  N  G/ 


Englisch  -  Amerikanische  BibUograpliie. 

Zusammengestellt 
HoRATio  S.  White,  Cornell  University. 

I.   Neue   Ausgaben ,   Übersetztmgen    etc.   von  Goethe. 

Goethe' s  Faust. 

Munro.    New  York.     1886. 

Goethe' s  Jphige/iie  in  Taiiris.  \\\\\\  grammatical  and  exi)lanatory 
notes  by  Professor  Attwell. 
London,   \N'illiams  and  Norgate.   1886. 

Reynard  the  Fox.     After  the  German  version    of  Goethe:    by 
T.    J.   Arnold.     W'ith    60  illustrations  from  the  designs 
of   W.    von    Kaulbach    and    12   india  proof  engravings 
by  J.  ^Volf^,    London,    Nimmo.    1886. 
Boston,   Roberts  Bros.    1887. 

Goethe' s  Sorrows  of  yoiing  Wertlur  anJ   other   Tales.     Edited 
and  revised  by  L.  Noa.  New  holiday  edition. 
Boston,  Bradlee  Whidden.   1886. 

'  [Einzelnes    liierhergehörige,    das   mir   direct   zugesandt   worden 
war,  findet  sicli  oben  S.   300,   309 fg.   526  angezeigt.  L.  (j.| 


Bibliographie.  361 


Goethe' s  Sorrows  of  Werther.  Cassell's  national  library. 
London  and  New  York,  Cassell  and  Co.    1886. 

Goethe'' s  Correspondcnce  zvith  Zelter.    Selectet.  Translated,   and 
Edited  by  A.  D.  Coleridge,  M.  A. 
Bohn:  London,   1887,  New  York,   Scribner   and   Welford. 

The  Gertnan  Classics.  from  the  Fourth  to  the  Nineteenth  Cen- 
tury.     With    Biographical    Notices  ,    Translations    into 
Modern  German,  and  Notes,  by  F.  Max  Müller,  M.  A. 
2  vols. 
London  and  New  York.   1886. 

[Die  Gedichte  Goethes  waren  \'on  ^Vilhelm  Scherer  aus- 
gewählt und  geordnet.] 

Die  schönen  deutschen  Lieder.     New -York.     Christern,     18S6. 
Herausgegeben    von  den  Frl.    Wenckebach ,    \A"ellesley 
College. 
[Lieder  und  Scenen  aus  den  Dramen  von  Goethe,  Schiller 
und  Lessing.] 

Ballads  of  Life.    By  J.  H.  Ward.    Solt  Lake  City,  Utah.    Jos. 
Hyrum  Barry  and  Co.     1886. 
[Übersetzungen  von  Goethe,  Schiller,    Uhland,  Chamisso 
und  Sturm.] 

Goethe's  Faust.    A  Commentary  upon  the  Literary    Bibles  of 
the  Occident.     By  Denton  J.  Snider. 
Boston:  Ticknor  and  Co.   1SS6.    2   vols, 

The  Moral  Significance  of  the  Story  of  Faust.    A  discourse  de- 
livered  in  South  Place  Chapel  Finsbury,  Oct.  24,   1886, 
by  C.  G.  Higginson. 
London,  E.  W.  Allen. 

Llonie  Life  of  Great  Authors.    By  Hattie  T.  Griswold. 
Chicago,  Mc  Clurg.   1886. 
[Enthält  ein  Capitel  über  Goethe.] 

The  LJaytvard  Leiters.  Being  a  Selection  from  the  Correspon- 
dcnce   of   the  late  A.  Hayward,  Q.  C.   1834  to   1884. 

London  and  New  York,   1887. 

[Briefe  von  Frau  von  Goethe,  Tieck  etc.  Hayward  ver- 
öffentlichte eine  Übersetzung  des  ersten  Theils  von  Faust 
in   1833.] 


362  Bibliographie. 


Faust.  A  weird  Story  based  on  Goethe's  Play.   (Munro  Library 
Series.) 
New  York,  N.  L.  Munro,   1886. 

II.  \'erschiedenes  über  Goethe  in  amerikanischen  und 
en^^Uschen  Zeitschriften. 

ContcjHporary  Rcviciü.   50:   788.   1886.  Goethe  and  Philosophy. 

By  E.  Coird. 
[Auch  im  Eclectic  Magazine,    105:   145.  Feb.   18S7.] 

51  :  394,  Mar.   1887. 
Dechne  and  Fall  of  Dr.  Faustus.   By  E.  R.  Pennell. 
[Auch  im  LitteP s  Living  Agc,   173:   195.  Apr.  23.   1S87.] 

Tciitple  Bar.  78:  528,  1S87.  Pictorial  Illustrations  of  Goethe's 
Faust.  By  W.  H.  Pollock. 
[.\uch  im  Eclectic  Magazine,   108:   230.  Feb.   1887.] 

Catholic  World.  45  :  145.  May,    1887, 
Goethe.  By  J.   Gmeiner. 

Dial  (Chicago.)  8;  19.  May,  1887.  The  Goethe-Carlyle  Corre- 
spondence.  By  S.  A.  Hubbard. 

Modern  Langtiage  Notes.  I:  124.  Nov.  1886.  Recension  von 
Thomas's  Goethe  and  the  Conduct  of  Life.  By  H.  S. 
White.  Vgl.  G.-J.  VIII:  307. 

II  :  331.  June.    1887. 
Recension  von  Müllers   »German  Classics«.   By  J.  Goebel. 

Atlantic  Monthly.  59  :  849.  June,  1SS7.  The  Goethe-Carlyle 
Correspondence. 

London  Acadeniy.  30  :  309.  Nov.    1886. 

A  visit  to  Goethe  in   1830.  By  C.  H.  Murray. 

30  :  346.  Nov.   20,   1886. 

Carlyle  and  Goethe;  letters  by  E.  Oswald,  J.  A.  Froude 
and  Goethe. 

31  :  769.  Jan.   29,   1887.  pp.   79  —  80. 

The  Manchester    Goethe  Society.    Translations   of  Faust. 
Vgl.  31  :  770.  Feb.  5,   1887.   p.  95. 

31  1775.    Mar.   12,   1887.    p.   181. 
Recension  von  Coleridges  Übersetzung  des  Briefwechsels 
zwischen  Goethe  und  Zelter. 

31  :  787.  June  4,   1887.  p.   395. 
The  Meeting  of  the  Weimar  Goethe  Society  and  the  new 
«Faust«.    Ms.  By  H.  S.  White. 


Bibliographie.  363 


Dasselbe,  p.  400. 
The  Manchester  Goethe  Society, 

31  :  790.  June  25,   1887.  p.  449. 
The    Sources    of  Marlowe's    »Dr.    Faustus«.     By   W.  E. 
P.  Pantin. 

London  Athenäen }H.   1886,  II:  176,  Aug.  7. 

Goethes  Testhnonial  to  Carlyle  for  the  Chair  of  Moral 
Philosophy  in  the  University  of  St.  Andrews. 
1887,  I  :  96,  Jan.   15. 
Thackeray  and  Goethe. 
1887,  I  :  447.  April   2. 
Recension    von    Jane     Lees   Faust.     Vgl.     G. -J.    VIII,    326. 
[Miss   Lee    ist   wahrscheinlich    die    erste  Frau  unter  den 
vielen  Faust-Commentatoren.] 

Dasselbe,  p.  441.  Recension  von  Nortons  6^6'r/'/;^-G?r/>'/^ 
Correspondenee. 

London  Saturday  Review.     62  :  89.  July   17,   1886. 
Noch  einmal  Faust  im  Lyceum-Theater. 

dl  :  28.  Jan.   i,  1887. 
Recension  von  Miss  Lees  Faust. 

63  :  697.  May  14,   1887. 
Recension  von  Norton's  Goethe-Carlyle  Correspondenee. 

Dasselbe,  p.   706. 
Recension  von  Gaedertz's  Goethes  Minehen. 

New  York  Nation.  43  :  1097.  July  8  :  1886.  p.  36. 

Recension  des  VII.  Bandes  des  Goethe-Jahrbuchs, 

43  :  1098.  July   15,   1886.  p.  51. 
Musik  in  London.    [Über  Faust  am  Lyceum-Theater.] 

43  :  iioi.  Aug.   5,   1886.  p,   115. 
De  Quincey  und  Max  Müller  über  Goethe. 

43  :  1105.  Sept.  2,   1886.  p.   197. 
Recension    von   Hedge's  Hours  with  German  Classics. 
Vgl.  G.-J.  VII  :  327. 

43  :  1109.  Sept.  30,   1886.  p.   270. 
Goethe  und  Fräulein  Wolowska.  Vgl.  G.-J.  VIII  :  298  —  9. 

43:  1116.    Nov.   18,   1886.    p.  419. 
Recension  von  Arnold's  Reynard  the  Fox. 

43  :  1120.    Dec.   16,   1886.    p.   520. 

Recension    von    Ainslie's   Reynard    the    Fox.     Vgl.  G.-J. 
VIII,   327. 

44  :  1126.    Jan.   27,   1887.    p.  85. 

Recension  von  Griswold's  Home  Life  of  Great   Authors. 


3^4  Bibliographie. 


44  :  1127.    Feb.  3,   1887,    p.   loi. 
Goethes  Tagebücher  und  Briefe  aus  ItaHen. 

44:  1128.    Feb.   10,   1887.    p.   127. 
Recension  von  Sniders  Faust. 

44:  1132.    Mar.    IG,    1887.    p.   209. 
Goethes  Briefwechsel  mit  Zelter. 

44  :  1135-    Mar.  31,   1887.    p.   272. 
Recension  von  Miss  Lees  Faust.     Vgl.    G.-J.    VIII,    326. 

44  :  1140.    May  5,   1887.    p.  391. 
Recension  von  Norton's  Correspondence  between  Goethe 
and  Carlyle. 

44:1144.  June  2,   1887.  p.  477. 
Recension  von  Max  Muller's  »German  Classics«. 

44:  1145.  June  9,   1887.  pp.  488,  492. 
Weimar  and  the  Goethe-Gesellschaft.     A  new  Faust.    By 
H.  S.  White. 

44:  1146.  June  16,   1887.  p.   508. 
Die  Goethe-Gesellschaft. 

44:  1146.  June   16,   1887.  p.   514. 
Recension    von    Scherers    »Aufsätze  über  Goethe«.    Vgl. 
G.-J.  VIII,    286. 

Boston  Literary  World.   17  :  186.  May   29,    1886. 
Goetheana.  \'on  L.  Katscher, 

New  York  Crictic  10  :  (N.  S.  T.)   226.  May  7,   1887. 

Recension    von    Norton's    Gocthc-Carlyle  Correspondence. 

Dasselbe,  p.   261. 
Goethe  und  die  irische  Frage. 

New  York  Post.    June  22,  1886. 

Recension  von  Edwards's  Faust  Legend,    [^'gl.  G.-T.  VIII. 
S.  328.] 

Edinburgh  Scotsnian.     Aug.   22,    1187. 
flaust  and  the  Faust  Legend. 

Aug.  24,    1887. 
Mr.  Henry  Irving  in  »Faust«. 


Berichtigung.  Zu  der  Miscelle  S.  240  bemerke  ich  nach- 
träglich, dass  nach  näherer  Untersuchung  sich  das  von  Goethe 
selbst  dem  Briefe  beigefügte  Orginal-Datum  6.  März  1800, 
a.h/alsch  erwiesen  hat. 

Ich  komme  demnächst  auf  diesen  merkwürdigen  Um- 
stand   zurück.  BURKHARDT. 


Register  zu  Band  ix. 


i.  Personen -Register. 


Die  hinter    deu  cursivgedruckteo  Namen   steh-'nden  Zahlen   geben    die  Seiten  an,   auf  denen 

Abhandlungen  oder  Mittheilungen  der  Betreffenden  gedruckt   sind.     »Brief  an«    bedeutet  einen 

Brief  Goethes  an  den  Genannten. 


Abraham    a  Santa  Clara    23.  253. 

Ackermann  126. 

Adelaide  s.  Fahimer,  Johanna. 

Adelung,  Fr.  230. 

Adler,  E.  546. 

Ainslie  363. 

Albers,  Christiane,  geb. Selig  341  fg. 

Albrechtsche  Haus,  das  245. 

Allster,  J.  M.  310. 

Altenstein,  Minister  160. 

d'Alton  306. 

Andre  123. 

Angerer  313. 

Anzengruber,  L.  232. 

ApoUonius  230. 

Arago  58.   lOi. 

Aramintha  s.  Fibich. 

Archilochus  356. 

Archimedes  99. 

Arendt,  M.  F.  (Arndt)  25.  87. 

Arese,  Contessa  Antonietta  247. 

Aristophanes  271.  283. 

Arndt,  W.  295.  298. 

Arnim,  Achim  v.  86.  349%. 

Arnim,  Bettina  v.  86.  109.  336.  338. 

Arnold,  T.  J.  360.  363. 

Äschylus  78fif. 

Asher,  D.  346. 

Ast,  F.  3)1. 

Attwell  360. 

Avesi  s.  Arese. 

Bachmann,  Frau  127. 

Bächtold,  J.   249.  308.  323.  324fg. 

342. 
Baden,  Carl  Friedrich  v.  89. 
Baggesen  136. 
Baehr,  C.  F.  loi. 
Bahrdt  129. 
Bailleu  150. 


Bamberg,  Bischof  v.,  Georg  III.  323. 
Baer,  Jos.  303.  312. 
Bartholdi  88. 
Basedow  131  fg.    350. 
Batty  180. 

Baudissin,  Wolf,  Graf  350. 
Baumbach,  v.  125. 
Baumgart  286. 
Baur  264. 

Beaulieu-Marconnav,   C.  v.   152. 
Bechstein,  R.  319. 
Bechtel,  F.  249. 
Becker,  C.  323. 
Becker,  Ph.  J.  302. 
Beethoven,  L.  v.  287. 
Begas,  C.  360. 
BelHng,  E.  312. 
Belong  s.  Lelong. 
Bendavid,  L.    347. 
Beneke  31.  88. 
Bengel  131. 
Benoit,  Camille  332. 
Berckenhoff  332. 

V.  Berlepsch,  Frau,  geb.  v.  Oppel  8. 
Berlichingen,    Götz   v ,    Lebensbe- 
schreibung 323. 
Bernavs,M.97. 247fg.  286.295.  308. 
Berndal,  G.  228. 

Bertrandt  et  C,  Michel  Aine  127. 
Bertuch  97. 
Bertuch,  K.  331  fg. 
Beschetfer,  Frau  v.  115.  117. 
Bettelheim,  A.  249. 
Bettendorf,  v.   126. 
Bettendorf,  Frau  Gräfin  v.  125. 
Bettina  s.  Arnim. 
Beustsche  Haus,  das  von  246. 
Bevver  s.  Brewster. 
Beyme,  Minister  160. 
Beza  320. 


366 


Register  zu  Band  IX. 


Biedermann,  K.  286. 
Biedermann,   W.  v.    96.  112.  298. 

500.  507.  5iofg.  527.  330. 
Bielschowskv,  A.  326.  343. 
Biese,  A.  347 fg. 
Binder,  F.  344. 
Binzer,  C.  v.  357  fg. 
Bittmann,  W.  325. 
Boccaccio  349. 
Bodmer  128  ff. 
Böhlau,  H.  298. 
Boekli,  A.  546. 

Boisseree,  S.  91.  140.  536.  544. 
Boltz,  A.  322. 
Bonaparte  s.  Napoleon. 
Bonerius  51.  88. 
Borinski,  Karl  198—217. 
Born  286. 
Börne,  L.   547. 
Börner  302. 
Bornhak,  F.  336. 
Böttiger  109.  222.  3  5ofg.  35  5- 
BoLicher  359. 
Bovet  350. 
Boxberger,  R.  355. 
Boydell  222. 

Brachvogel,  A.  227. 

Brack,  J.  P.   505. 

Brahui,  Olto  107  fg. 

Brahm,  O.  106.  249. 

Brambilla,  Pietro   141.  144.  247. 

Brandilla  s.  Brambilla. 

Brandt,  F.  W.  (Brand)  228  fg. 

Brant,  Seb.  282. 

Brauns,  C.  W.  E.  359. 

Braunschweig,  Herzog  v.   180. 

Brehm  125. 

Breitkopf  und  Härtel  20. 

Brentano,  George  32. 

Brentano,  Maximiliane,  s.  La  Roche. 

Brequigny  95. 

Brewer  s.  Brewster. 

Brevvster,  Sir  David  68  fg.   102. 

Brill   552. 

Brinkmann  124. 

Brion,  Friederike  345.  357. 

Brockhaus  73. 

Bronsart,  Ingeborg  v.  287. 

ßruere,  Hauptmann   125. 

Brüll,  A.  346. 

Brun,  Friederike  222. 

Brunner,  Seb.  J04fg. 

Bruno,  (}iordano  70.  103.  315.  349. 

Büchler  90. 

Büchmann  216. 

Buckniann,  L.  317. 


Buff,  Hans  124.  126. 

Buff,  H.  A.,  Amtmann.  —  Brief  von 

P.  W.  Saint  George   an   228  fg. 
But^',  Lotte,  s.  Kestner. 
Bunsen  97. 
Burdach,  K.  249. 
Bürger,  G.  A.  loi.  282.  350. 
Burkhardt,  C.  A.  H.  121  — 127.  240. 

243  ti".  364. 
Burkhardt,  C.  A.  H.  77.   100.   142. 

146.  243.  296  fg. 
Burns,  R.  337. 
Burv,  F.  359. 
Büsching  31.  88.  90. 
Büttneri'sche  Bibliothek  108. 

Calderon  112  fg.  287. 

Campe,  Elise  113. 

Cannabich   125  (g. 

Carey,  H.  328. 

Carlvle  304.  305.  356  fg.  362. 
Goethe  und,  zu  241  tg.  —  Briet- 
wechsel Goethes  und  Carlyles 
300. 

Carlyle,  Frau  300. 

Carr'iere,  M.  311.  556. 

Carstens  337. 

Castilho,  Graf  v.  533. 

Cattaneo,  G.  138.  —  Briefe  an 
Goethe  137.  139.  I45fg;anden 
Grossherzog  Karl  August  von 
Weimar   141  fg. 

Cervantes   173. 

Chamisso,  A.  v.  361. 

Child,  H.  328. 

Christ,  W.  248. 

Chrvseus  320. 

Chuquet,  A.  247.  33ofg.   535- 

Clairaut  99. 

Claudius  126. 

Claudv  311. 

Cludius,  E.  E.  314. 

Cohn,  A.  248.  305. 

Coird,  E.  561. 

Coleridge  361. 

Colignv  324. 

Colloredo-Mansfeld,  Fürstin  v.  357 

Colshorn  282. 

Combes,  E.  3  34  fg. 

Cöntgen  124. 

Cornelius,  P.  313.  337.  344- 

Cossilla  330. 

Cottaschc  Buchhandlung  114.  282. 

Cotta,  J.  F.  115.  207.  '351. 

Cotta,  Frau  v.  351. 

Cousin  136.  139.  302. 


Register  zu  Band  IX. 


367 


Gramer   125. 
Creizenach,  W.  319. 
Creuzer  125. 
Crux,  Domdechant  40. 
Cuijck  V.  332. 
Curland,  Herzog  v.  151. 
Curto,  G.  317. 

Dahlmann  283. 

Dante  71.  349. 

Danzel  209. 

Darmstadt,  Fürstin  Louise  v.  125. 

Darwin  261. 

Decker,  Tli.  319. 

Degen,  Förster  16. 

Deinhardtstein  287.  307. 

Delf,  Jungfer  125.  127. 

Delrio  230. 

Denis  129.  350. 

Deutschland,  Augusta   Kaiserin  v. 

.     336. 

Dewald,  H.  P.  332. 
Deyverdun  126  fg. 
Dietrichs,  H.  358. 
Dilthey,  W.  249. 
Dobrowsky  20. 
Docen  88.' 
Doczi,  L.  V.  335. 
Donndorf,  Bildhauer  268. 
Donop,  H.  V.   346.  3  56 fg. 
D'Orville  126. 
D'Orville,  Frau   123.   125. 
Draxdorf,  v.  245. 
Dschami  324. 
Duboc,  Jul.  344. 
Dudley,  Mar.  V.  309 fg. 
Dunlop  229. 
Düntzer,  H.  89.  96 ff.  102.  104.  114. 

117.  128.  131.  150.  I52fg.    156. 

230.  244.  247 fg.  294.  304.    305. 

308.  311.  315.  316.  327.  339.  342. 
Dürer,  A.  323.  349. 
Duschinsky,  W.  326. 

Eberhard  248. 

Eberwein,  K.  357. 

Echtermeyer  328. 

Eckardt,  Jul.  353. 

Eckermann 96.  140.  142.  209. 2 14 fg. 

291.  292.  300.  310.  313.  338.  347. 
Edward  364. 
Eggers,  Friedrich  344. 
Egp^ers,  Karl  344. 
Egfoftstein,  Graf  152. 
Egloffstein,  Henriette,  Gräfin    152. 

291.  326. 


Egloffstein,  Julie  v.  345. 

Ehlermann,Verlagsbuchhandl.  281. 

Ehlermann,  Sohn  281. 

Ehlers  124  fg.   127. 

Ehrenberg,  C.  G.  346. 

Ehrmann   342. 

Eichhorn  qo. 

Einsiedel,    F.    H.  v.    7  fg.  83.  239. 

325  fg.  —  Briefe  an  109 fg.  in  ff. 
Elias,  Julius  238. 
Elischer,  B.   iio.  227.  243. 
Eliot,  George  252. 
Elkan,  Bankier  114. 
Ellinger,  Georg  188  —  197. 
Ellinger,  G.  3 19  fg. 
Ellissen  282. 

Eisermann,  Schauspielerin  95.  iii. 
Engel,  K.  321  fg. 
Engelberts,  J.  M.  332. 
Engelhart,  Architekt   354. 
Erbach-Fürstenau   Frau  Fürstin  v. 

126. 
Euripides  178.  258.  308. 

Facius,  J.  S.  222. 

Fahimer,  Johanna  244.  256.  293. 

Faligan,  E.   3  20  fg. 

Falk;  J.  D.  95. 

Falkenstein  2 34 fg. 

Fauriel  135  fg.  138.  140. 

Faust,  Joh.  (Sabellicus)  3  20  fg. 

Feral,  Joh.  Fr.  O'  242. 

Feral,  Fr.  W.  O.  242. 

Fernow  97. 

Feuerbach,  A.  220. 

Fibich,  Cleophe(Aramintha)  342  fg. 

Fichte  199.  214.  264.  302.  346.  350. 

Ficinus,  Prof.  74. 

Fielding  173.   175.  327. 

Fielitz  83.  108.  245  fg.  298. 

Filangieri,  Jurist  3  30. 

Filangieri,    Teresa    (Prinzesschen) 

330.  s.  Ravaschieri. 
Finsler,  G.,  128. 
Fischart  271.   320. 
Fischer,  H.  C.  R.  125.  127. 
Fischer,  K.   102.  286.  313. 
Fischer  v.  Röslerstamm   350. 
Flachsland,  Caroline  244.    352    — 

Brief  von  Cornelie  Schlosser  an 

1 1 5  ff. 
Fliess,  Frau  v.  328. 
Flügel,  E.  3  36  fg. 
Fontette  93. 
Forkel  125. 
Forster,  Fr.  227. 


368 


Register  zu  Band  IX. 


Förster,  E.  3 37 fg. 

Förster,  Fr.  538.  552. 

Foscolo,_Ugo  239fg.  247.  529fg. 

Francisci,  E.  233. 

Franck,  Seb.  319. 

Francke,  O.   iioff.  325  fg. 

Frantz,  A.  316. 

Franzos,  K.  E.   321. 

Frege  u.  Comp.  —  Brief  an  1 14  fg. 

Frese,  J.  349- 

Freymond  286. 

Frevtag,  G.  250.  350. 

Friederike,  s.  Brion. 

Friedericke  (Geheimräthin  Hesse?) 

119  fg.    —    Brief  von    Cornelie 

Schlosser  an  116  fg. 
Friedlaender,  D.  347. 
Fries  99. 

Fritsch,  Minister  v.  152. 
Froitzheim,  Job.  119.  342  fg. 
Frolotf  322. 
Frommanns  95. 
Frommann,  Johanna  341. 
Fronde  362. 
Fulda,  Fürst  v.  92. 

Gaedertz,  K.  Th.  341  l'g.  363. 

Gans,  E.  347. 

Garve  129.  137.   183.  351. 

Gebier  236. 

Geibel,  E.  257.  282.  338. 

Geifer,  Liukcig  7—46.  50—75.  83 
bis  88.  90—93.  96—105.  106. 
247  fg.  285  —  290.  299—360. 

Geiger,  L.  239.286.  298.  347.  348  fg. 

Geist,  L.   5  fg.  82.  240.  292. 

Geliert  293. 

Gengenbach,  Pamph.  282.  285. 

Gentz  95. 

Georgisch  93. 

(ierhard,  E.  346. 

Gerock,  Antoinette   115.   117. 

Gervais   123. 

Gervinus  253.  257.  283.  334.  346. 

Gessner,  S.  327. 

(üctmann,  G.  313  ig. 

Giovane,  Herzogin  v.  330. 

CAtox,  A.  340. 

Gleim  350. 

Gmeiner,  J.   362. 

Gnad,  E.  316. 

Goebcl,  J.  328. 

Göchhausen,  Frl.  v.  239.  295  fg. 

Göchhausen,  Major  v.  296. 

(ioedeke,  K.  253.  257.  —  Nekro- 
log auf  279-285. 


Goedeke,  Vater  d.  vor.  279. 

Goldschmidt,  L.   347. 

Goldsmith,  O.   169.   176. 

Gore,  Eliza  223. 

Gösch)  313. 

Goetlie,  Alma  v.  339.  359. 

Goethe,  August  v.  143.  301  fg.  359. 

Goethe,  Catharina  Elisabeth  (Frau 
Rarh)  10.  149.  246.  285.  304  fg. 
312.  359. 

Goethe,  Christiane  336.  5 38  fg.  — 
Briefe  und  Bilder  das.  und  349. 

Goethe,  Cornelie  123.  —  Briefe  an 
Caroline  Herder  und  eine  un- 
bekannte Friederike  (Geheim- 
räthin Hesse?)  115  tf. 

Goethe,  Joachim,  Ahn  des  Dich- 
ters 338. 

Goethe,  Johann   Caspar    125.  285. 

357-  5")9- 
Goethe,  Ottilie  V.   103  ig.  339.  361. 
Goethe,  Walther  v.  260. 
Goethe,  Enkel  337.  359. 
Gotha,  Prinz  August  v.   131. 
Gotha,  Herzog  Ernst  v.   131. 
Gotter,  F.  W.    126.  248. 
Göttling,  K.  W.  ?90.  294.    3  59fg. 
Gottschall,  R.  v.  350. 
Götz,  Schauspielerin   1 1 1  fg. 
Götzinger  2 34  fg. 
Gounod  333. 
Grezmüller  125. 
Gries,  J.  D.   1 12  fg. 
Grillparzer  253. 
Grimm,  F.  Melch.   184. 
Grimm,  Herman  84.  249.  289.  304. 

538- 

Grimm,  Jacob  7.  25.  26h.  34.  46. 
76.  84.  ,234fg.  250.  252.  261. 
265.  283.  —  Brief  von  2off.  An- 
merkungen dazu  84  ff.  Plan  einer 
Deutschen  Gesellschaft  für  Ge- 
schichte und  Sprache  3 4  ff.  An- 
merkungen dazu  88  if . 

Grimm,  L.  E.  22.  26.  32fg.  8 5  fg.  88. 

Grimm,  Wilhelm  7.  46.  76.  84. 
2 34 fg.  252.  283.  —  Briefe  von 
22  ff.  39  ff.  Anmerkungen  dazu 
84  ff.  Plan  einer  Deutschen  Ge- 
sellschaft für  Geschichte  und 
Sprache  34  ff.  Anmerkungen  da- 
zu 88  ff. 

Grimmeishausen   354. 

Grisvvold,  H.  T.   361.  363. 

Groth,  Kl.  286. 

Grüner,  Rath  139. 


Register  zu  Band  IX. 


369 


Grünler  359. 
Gubernatis,   A.  de  156. 
Günther,  J.  C.  350. 
Gwinner  96 tf.   looti. 

Hacken,  Ph.  181. 

Hagen  v.  d.  31.  88.  96. 

Hahn  252. 

Hahnsche  Verlagsbuchhandhig.  28  3 . 

Haide,  Schauspieler  304. 

Haldorson,  Björn  43. 

Haller,  A.  v.  129. 

Hal[l]wachs  124  fg. 

Hamann  129.  300. 

Harnes   125. 

Hamilton,  Sir  W.  220. 

Hamilton,  Lady  221  tg.   530. 

Hammer-Purgstall,  Freiherr v.  346. 

Hammerstein,    Hans,    Freiherr    v. 

(Graf,  Dänischer  Minister?)  25. 

43.  86  fg. 
Hansen,  P.  331. 
Hardenberg,  Staatskanzler  159. 
Harnack,  O.  3 10  fg. 
Harpf  96. 

Harras,  v.  in  Jena  306. 
Harris,  W.  T.   510. 
Harte,  Miss  s.  Hamilton. 
Hartmann,  C.  287. 
Hartmann,  E.  v.   309. 
Hartmann,  G.  David,  Goethe  und 

128—134. 
Hartmann,  F.  A.  Maler  95. 
Hartmann,  G.   128. 
Hartmann,  Israel  128. 
Hartmann,  Julius   128. 
Hartknoch  68.  103. 
Hasekamp  131. 
Haug  527. 
Haupt  2)2. 
Haydn  358. 

Haym  89.   117.  286.  341. 
Hayward,  H.  T.  361. 
Haza.  V.  95. 
Hebel  350. 
Hecht,  VV.  313. 
Hedge  563. 
Hegel  99.   246fg.    261.    272.    305. 

309.  —  Goethes  Faust  und  198 

bis  217.    —    Briefe    von  und  an 

301  fg. 
Hegel,  K.  301. 
Hehn,  V.  334. 
Heine,  H.  340.  547.  551  fg. 
Heinemann   311. 
Heinse  127. 

Gokthe-Jahrblch   IX. 


Heinzel,  R.  249. 

Held,  L.  359. 

Helvetius  72.  104. 

Hemmerich  125. 

Henning,  K.  W.  358. 

Heraeus,  Dr.  247. 

Herbst  236. 

Herder,  J.  G.  89.  94.  115  ff.  123. 
125  ff.  129.  131.  13  3  fg.  150  fg. 
164.  179.  229.  239.  244.  255. 
261.  302fg.  524.  328.  331.  34ofg. 
552. 

Herder,  Caroline  s.  Flachsland. 

Hermann,  G.  247. 

Herodot  64.  loi. 

Hertz  286. 

Hertztelder,  J.  339. 

Herz,  Henriette  347. 

Herzan-Harras,  Graf  305. 

Herzlieb,  Minna   341  fg.   563. 

Hess  129. 

Hess,  Jungfrau  125. 

Hesse,  Geheimräthin,  geb.  Flachs- 
land (Friederike?)  118  fg.  343. 

Hewett,  Watermann  Th.  249. 

Heygendorf,  Frau  v.  248. 

Heyne,  Gh.  G.  354. 

Heyne,  M.  279—285. 

Higginson,  C.  G.  361. 

Hildebrand  84.  286. 

Himly  68.  102. 

Hinrichs,  G.  84. 

Hirt   82. 

Hirzel,  H.  K.  149. 

Hirzel,  L.  286.  311. 

Hirzel,  S.  109.  256.  308.  311. 

Hitzig  300. 

Hoffmann,  O.  298.  352. 

Hoffory  87.  249. 

Hohenloh,  Graf  v.  126. 

Hohenloh,  Gräfin  v.   127. 

Holdermann,  K.  326. 

Homer  95.  248. 

Horawitz,  A.  249. 

Hörn  V.  243. 

Hotho  26). 

Howit,  Mary  344. 

Hoyer  302. 

Hoym,  Minister  v.   152  fg. 

Hubbard,  S.  A.  362. 

Huet,  B.  332. 

Hüffer,  H.  336. 

Hugo,  Jurist  350. 

Hugo,  V.  350. 

Humboldt,  A.  v.  154. 

Humboldt,  W.  v.  77 ff.  154.  235. 
24 


370 


Register  zu  Band  IX. 


Humboldt,  Caroline  Frau    d.   vor. 

78  fg. 
Huszgen  125  tg. 
Huther,  A.  315  fg.  526. 
Hütten,  U.  v.  166.  278.  525. 

Jahns   109. 

Jacohi-Klöst,  Freiherr  v.  150. 

Jacobi-Klöst,  Josephine  v.   150. 

Jacobs  356. 

Jakob,  K.   3«; 6. 

Jakobi,  F.  H.  1230".  151.  166.  215. 

303.  350. 
Jakobi,  J.  G.   124. 
Ickstatt,  Fanny  (Maria    Franziska) 

V.  239. 
Jean  Paul   (Richter)    156  tg.    272. 

557-  550. 
Jeep,  E.  279  —  285. 
Jenike,  L.  333. 
Jerusalem  d.  J.  228. 
Iffland  338. 
Imelmann,  j.  105. 
Imhof,  Amälie   156.  291.  542. 
Immermann  96. 
John  6.  82. 
Irving,  H.  364. 
Isaak,  Sir  s.  Newton. 
Itzenplitz,  Caroline  345 . 
Juncker  97. 
Jung,  L.  336. 
Jung,  R.  346. 
Jungmann   332. 
Jung-Stilling  295. 
Justinus   317. 

K.  347. 

Kaaz,  Maler  95.  305  fg. 

Kaiser,  Maler  141. 

Kalb,  V.  7  fg.  83.  127.  244.  247. 

Kalb,  Charlotte  v.  108. 

Kant,  J.  59.  67.  73.  129.  264.  348. 

Karadschitsch ,     Vuk     (Stephano- 

witsch)  20  ff.  84  fg. 
Karajan  253. 
Karpeles,  G.  340.   351  fg. 
Karsch,  Anna  Luise  126. 
Kate,  tcn  332. 
Katscher,  L.  364. 
Kaufmann,  Christ.  342. 
Kaufimann,  Angelika    259.    5 59  fg. 

—  Zeichnung   zu   Iphigenie   auf 

Tauris  2i8fi. 
Kaulbach,  W.  v.  325.  360. 
Kaunitz,  Fürst  305. 
Kauwerz  125. 


Kawerau,  W.  249. 

Kavser,  Chr.  355. 

Keil,  R.  297.  305.  311.  353  lg.  356. 

Keller,  G.  252. 

Keller,  L.  321. 

Kern,  F.  264.  525. 

Kestner,  A.  236. 

Kestner,  Charlotte   228.   236.   238. 

348. 
Kestner,  J.  Ch.  117.  236^. 
Kettner,  G.   517. 
Kiehl   332. 
Kielmann   320. 
Kienlen,  287. 
Kindlinger,  Nik.   39.  92. 
Kirms   iio,   304. 
Kiy,  V.  355. 
Kleinjogg   167. 
Kleist,  Baron  v.   343. 
Kleist,  E.  v.  327. 
Kleist,  Heinrich  v.  7.  48.  76.   516. 

558.  —  Brief  an   Goethe  48  fg. 

Anmerkungen  dazu  93  ff. 
Kletke  227. 
Klewitz,  Minister   160. 
Klinger  7.  I25fg.  3i7fg.  321.  350. 

—  Brief  an  Lenz   10  fg.  Anmer- 
kungen dazu  85. 
Klinger,    Mutter    des    vor.    10 fg. 

Vater  10.  Schwestern  lofg. 
Klopstock  124.  129.  281  fg.  312. 354. 

348.  350. 
Klotz,  C.  A.  130. 
Klotz,  M.  68.  102. 
Knebel,  Henriette  v.  124. 
Knebel,   v.   89.   93  fo;.   98.    112  fg. 

i24fg.     140.    228%.     302.     306. 

351.  350. 
Knigge,  A.  v.  282. 
Knortz,  K.  526. 
Koberstein  280. 
Koch,  H.  323. 
Koch,  J.  280. 
Koch,  M.  286. 
Kögel  296. 

Köhler,  Reinbold  109  fg.   in  ff. 
Köhler,  R.  106.  140.  231.  240.  282. 
Kohlrausch  350. 
Kohut,  A.  346. 
Kolbe,  Maler  359. 
König,  Hofcassirer  245. 
König,  Luise  116.  ii8fl.  545. 
Könnecke,  K.  311. 
Kopitar  20. 
Köpke  108. 
Kopp,  U.  F.  40.  92. 


Register  zu  Band  IX. 


371 


Körner,  Ch.  G.  78.  95.    152.   283. 

Körner,  Familie  152.  154. 

Körner,  Theodor  95.  358. 

Kornrumpf  124. 

Kosegarten  23. 

Köstlin,  K.  272.  286. 

Kotzebue  345.  350. 

Kraus,  G.  M.  222  ff. 

Krauskopf,  W.  313. 

Kräuter  7.  83.  89.  297. 

Krubsacius,  F.  A.  329. 

Krüger  248. 

Kürschner,  J.  308  fg. 

Kurz,  A.  339. 

Lachmann  252. 

Landau,  M.  247.  329  fg. 

Lang,  Wilhelm  128  —  134. 

Lange,  G.  248. 

Langgutli  348. 

La  Roche,  G.M.  F.  V.  123  fg.  126  fg. 

La  Roche,  K.  311. 

La  Roche,  Maximiliane    124.   236. 

La  Roche,  Sophie  125. 

Lasius,  18.  84. 

Laubmann,  G.  239. 

Lavater    107.    122  ff.     128.     130  ff. 

294.  303.  314.  343.  350. 
Lee,  Jane  363  fg. 
Leerse  s.  Lerse. 
Lehmann,  M.  159. 
Leibnitz  252.  348. 
Leisewitz  343. 

Lelong  (nicht  Belong)  45.  93. 
Lenz    7.    118 fg.    123 ff.    322.    325. 

342.    350.     356.    —    Brief    von 

Klinger  an  10  fg. 
Lerse  126.  (Leerse.) 
Lesage  174. 
Lessing,   G.   E.    172.    I76fg.    182. 

255.  286.  319.  354.  3 50 fg.    356. 

361. 
Leuchsenring  125. 
Levin,  Rahel  347. 
Lichtenberger  124. 
Lichtenstein,  Frank  v.  125  fg. 
Lichtenstein,  Frau  v.  185. 
Liebmann  286. 
Liebrecht  229. 
Liepmannssohn,  L.  304. 
Lier  355. 

Liezen-Mayer,  A.  313. 
Lili,  s.  Schönemann. 
Lila  s.  Ziegler,  Luise. 
Lillo  166. 
Limb,  V.  332. 


Lindau,  v.   127. 
Linde,  C.  A.  317. 
Linde,  Puppenspieler  322. 
Lippniatin,  Ediiuind  v.  238. 
Lips,  H.  220. 

Littrow-Bischoff,  Auguste  v.    339. 
Litzmann,  B.  248.  286. 
Litzmann,  C.  T.  T.  338. 
Livius  70.   102. 
Loeper,  G.  v.  290  —  294. 
Loeper,  G.  v.  198.  200.  212.   229. 
289 fg.  303.  308.  311.    315.   329. 
Lorenz,  O.  253. 
Lothholz,  G.  3  39  fg. 
le  Loyer,  P.  (Petrus  Lojerus)  230. 
Lübke,  H.  322. 
Lübke,  W.  358. 
Ludwig,  O.  258. 
Ludwig,  Prof.  242. 
Luther,  Martin  26,  257.   317. 
Lüttge,  A.  346. 
Lyngbye  88. 

Macaulay  252. 

Magnaeus,  Arnas  86. 

Mahrenholtz  549. 

Maimon,  Salomon  347. 

Malus  58.  loi. 

Manso  351.  356. 

Manzoni  248.  —  Goethes  Beziehun- 
gen zu  Manzoni.  Briefwechsel 
zwischen  Manzoni  und  Kanzler 
V.  Müller  155  — 147. 

Manzoni,  Frau  und  Familie    d.   v. 

145  ff. 
Marchand,  General  158. 
Märcklin,  Chr.  264. 
Marivaux  173.  175. 
Marlowe  286.  319.  320.  322.    363. 
Marschall,  Familie  246. 
Martiesen,  W.  325. 
Martin,  E.  249. 
Maschek,  Fr.  335. 
Matthias,  K.  325. 
Mecheln,  v.  125. 
Mees  332. 
Meier  (Cassel)  124. 
Melchior,  J.  P.   359. 
Melzer,  F.  348. 
Mendelssohn  -  Bartholdv  ,    F.    547. 

5 52  fg. 
Mendelssohn-Bartholdy,  Lea  3  52  fg. 
Mendelssohn,  Moses  347. 
Menippus  230. 
Menken,  Maler  50. 
Menken,  Sohn  d.  vor.  50. 
24* 


372 


Register  zu  Band  IX. 


86.  182.    511. 
—  Briefe  an 


Mensi,  A.  v.  518  fg. 

Menzel,  Lehrer  538. 

Menzel,  W.  351. 

Mercier  177. 

Merck  107.  122  ff.  129.  176.  220  fg 
238.  244-  248.  255.  315.  350. 

Merkel,  G.  353. 

Mertens  236  fif. 

Meusebach  252. 

Meusel  129. 

Meyer,  C.  355. 

Meyer,  Heinrich  77. 
357-  344-  3  54-  360. 
305  ff.  (Regesten). 

Meyer,  Nie.  3  38  fg. 

Meyer  v.  Waldeck  286. 

Mieding  246.  294. 

Milosch,  Fürst  20. 

Minor,  Jacob    163  —  187.    240.   248. 

Minor,  J.   109.  321.  328.   551.  355. 

Mitiermaier,  K.  J.  A.  346. 

Moddermann,  R.  S.  Tjaden  322. 

Mohrenstein  v.  94. 

Moir  241  fg. 

Moliere  95.  330. 

Molhveide  68.  102. 

Montesquieu  210. 

Monti   135. 

Morelli,  Balletmeister  iio. 

Moritz,  K.  Ph.   176. 

Moser  350. 

Mozart  347. 

.MüfBing  95. 

Muggenthaler  286. 

Müldener  282. 

Müllenhoff,  K.  249.  25 1  fg.  254.  261. 

Müller,  .\dam  7.  49.  76.  95.  — 
Briefe  an  Goethe  74%.  —  An- 
merkungen dazu  93  ff. 

Müller,  C.  W.  142. 

Müller,  Heinrich  359. 

Müller,  Kanzler  v.  46.  140.  142  ff. 
301.  —  Unterhaltungen  83  fg.  — 
Briefwechsel  zwischen  Manzoni 
und   13)  — 147. 

Müller,  Maler  303. 

Müller,  Max  258.  300.  561  fg.  364. 

Müller,  O.  265. 

Müller,  Peter  Erasmus  43.  88. 

Müller  s.  Myller. 

Muncker,  F."  286. 

Münster,  Seb.  319. 

Murray,  (^h.   562. 

Musäus  173. 

Musculus  292. 

Muth,  R.  V.  249. 


Myller  31.  88. 
Mvlius  137.  139.  141. 

Napoleon  III.  263. 

Newton  53.  5 7  ff.  73  fg.  99.  102  ff". 

137- 
Nicoladoni,  A.  521. 
Nicolai  248.  290.   551  fg.   356. 
Niebuhr  46. 
Niemever  325. 

Niethammer  204.  206  fg.   356. 
Nijhoff'  332. 
Noa  360. 
Noack,  286. 

Norton,  Ch.  E.  300.  563. 
Novalis  171. 

Oberlin,  J.  J.   38.  92. 
O'Donell,  Titine  Urahn  v.   327. 
Oehlenschläger  343fg.  3  54.  —  Briefe 
an  Goethe   übersetzt  304.  343  fg. 
Oken  64.  loi.  354. 
Oldenberg,  H.  500. 
Üncken,  W.   159. 
Opzoomer  332. 
Ornellas  Aojostinho  de  333. 
Oeser,  A.  F.  180.  184.  242. 
Oesterley  282. 
Ossian  29. 
Oswald,  E.  362. 
Oetinger  131. 
Overbeck,  Fr.  344. 

Palleske  108. 

Pantin,  W.  E.  P.  365. 

Parrot  69.   102. 

Pasque   1 1 1  i^. 

Passavant  J.  I..  343. 

Passow  229.  351. 

Pauli  125. 

Paulus  206. 

Paulus,  Caroline  502. 

Penneil,  E.  R.   362. 

Pereira,  Henriette  352. 

Pertz  89. 

Peters   301. 

Petrarca   348 fg. 

Pfaff,  C.  H.  68.  99.   102. 

Pfeiffer,  Fr.  250.  280. 

Pfeiffer,  G.  J.   3 17  fg. 

Pfenninger  131. 

Pfizer,  G.  264. 

Pforten,  v.  d.  299. 

Pfuel  9). 

Philostrat  230. 

Pierson   332. 


Register  zu  Band  IX. 


373 


Platen  282  fg.   350. 

Platner  129. 

Plato   53.  99. 

Plautus  95.   III.   325  fg. 

Plessing  344. 

Plinius,  d.  j.  70.   103.   107. 

Pollock,  W.  H.  362. 

Postel,  Chr.  H.  238. 

Praetorius,  Job.  230.  2331! 

Preller  141. 

Prem,  S.  M.  321. 

Preussen,  Friedrich  II.  v.  89.  534. 

Pückler-Muskau,   Fürst  (Graf)  72. 

103. 
Pvthagoras  64.  10 1. 

Quad,  M.   319. 
duincev   363. 

Raab   359. 

Raabe,  Maler  338. 

Racine  238. 

Rackenitz,  Freiherr  zu   302. 

Radziwill  202.  295.   313. 

Ramler  350.  355. 

Ranke,  Leopold  7.  76.  —  Brief  an 

Goethe  74  fg.  —   Anmerkungen 

dazu   104  fg. 
Raphael  86/252.  239.  349. 
Rask,  R.  Ch.  42 fg.  92. 
Rauch,  Chr.  D.  344. 
Raumer,  Fr.  v.  346.  350. 
Raumer,  R.  252. 
Ravaschieri,    F.    Fieschi    Fürst   v. 

Satriano  330. 
Ravaschieri,  Frau  des  vor.   330. 
Recke,  Elise  von  der  132. 
Reden,  Graf  v.  345. 
Reden,  Friederike,    Gräfin   v.  345. 
Redlich  298. 
Rehberg  222. 
Reich  122  ff.  126. 
Reichardt,  J.  F.  287.  358. 
Reichel,  E.  324. 
Reifferscheid,  A.  85. 
Reifferscheid,  Rath  359. 
Reimhart  s.  Merck. 
Reinhard,  K.  Fr.  v.   140. 
Reinhard,  Oberhofprediger  95. 
Reinhardstoettner   333. 
Reinhardt  324. 
Reinhart  s.  Reimhart. 
Reinhold  356. 
Reinwald   37. 
Rembrandt  171. 
Remigius,  Nie.  233. 


Renovaus  97. 
Resenius  25.  86. 
Reuchlin   349. 

Reuss,  Eleonore,  Fürstin  345. 
Reuter,  Chr.  257. 
Richardson   173. 
Richter,  P.  E.   328. 
Richter,  P.  J.   5 50 fg. 
Rieger  83. 
Riekhoff  230. 

Riemer  77.  80.  94 fg.  98.  in.  140. 
229fg.  291.  294fg.  297.  310.  328. 

Rijk,  de  352. 

Ritter,  Hauptmann  243. 

Robinson,  Mme.  143. 

Rochlitz  140.  305.  —  Goethes  Briet- 
wechsel mit  3  00  fg. 

Rochlitz,  Frau  d.  vor.   301. 

Rodenberg,  J.  249. 

Roehrig  286. 

Rollet,^H.  310. 

Roeper,  A.  316. 

Röpke  306. 

Roquette  550. 

Rossin,   |.   106. 

Röthe  286. 

Rothschild,  M.  C.  V.  286. 

Rothschild,  Frau  Sal.  v.  286. 

Rousseau,  Jean  Jacques  63.  173. 
322. 

Rubens  167. 

Rückert   350. 

Rühle  9). 

Ruiand,  C.  218—224.  241  fg. 

Ruland,  C.  358«'. 

Runge  68.   102. 

Rüthenik,  K.  A.   329. 

Sachs,  Hans  239. 

Sachse  307. 

Saint -George,  P.  W.  —    Brief  an 

den  Amtmann  Buff  228 fg. 
Salis  V.  (de)  123.  126. 
Salvagnoli-Marchetti,  G.,Abbe  156. 
Salzmann  125. 
Samosch,  S.  304  fg. 
Sanborn,  F.  B.  3 10. 
Sanders,  D.  528.  331. 
Sandvoss,  Fr.  239. 
Sartorius  90. 

Satriano,   Fürst  v.,  s.  Ravaschieri. 
Sauer,  A.  (1610)  319. 
Sauer,  Prof.  loi.  286. 
Sauppe  282. 
Savigny  39. 


374 


Register  zu  Band  IX. 


Scaliger  99. 

Scarron  176.  —  Roman  Comique, 
Einfliiss  auf  Wilhelm  Meister 
188  -  197. 

Schad  5)6. 

Schäfer,  A.  358. 

Schäffer,  C.  287. 

Schelling  198.  204  ff.  264.  309.  356. 

Scherer,  Marie  249. 

Scherer,  W.  188.  278.  298.  513. 
319.  361.  364.  —  Nekrolog  auf 
249—262. 

Scherz  38.  92. 

Schiffner  310. 

Schikaneder  324. 

Schiller,  Charlotte  v.  247. 

Schiller,  Friedrich  v.  77  ff.  82.  115 
134.  1)6.  163.  182.  186.  188 
201.  204 fg.  207.  212.  229.  235 
241  fg.  255.  258.  281  fi  286 
291  fg.  301.  305.  306.  524.  325 
336.  338.  345ff.  349-  351-  353% 
3)6ig.  361. —  Bemerkungen  zum 
Briefwechsel  zwischen  Goethe 
und  240  fg. 

Schilter  37. 

Schlag  343. 

Schlegel,  A.  \\  .  214.  287.  3491g. 
356. 

Schlege',  Caroline  349. 

Schlegel,  Dorothea  347. 

Schlegel,  Friedrich    78.    214.    349. 

351-  354  lg- 

Schleiermacher  264  ig. 

Schleiermacher,  Jungfer  126. 

Schienther,  P.  249. 

Schlosser,  Chr.  344. 

Schlosser,  Cornelie,  s.  Goethe, 
Cornelie. 

Schlosser,  F.  Dr.  50.  99. 

Schlosser,].  G.  115.  117.  119.  126. 

Schlosser,  H.  P.  117.  126. 

Schlosser,  Frau  d.  vor.   127. 

Schlötzer  131. 

Schmellcr  248.  343. 

Schmidt,  Chr.  H.   129. 

Schmidt,  Erich  5  fg.  10.  (Anmer- 
kungen) 47—49.  82 fg.  93-96. 
228  ff.  239  fg.  242.  249—262. 
294—299. 

Schmidt,  H.  76.  85.  145.  286.  289  fg. 
294.  296 ff.  504.   355. 

Schmidt  (Freiensee)   123. 

Schmidt,  J.  A.   102. 

Schmidt,  Joh.  249. 

Schmidt,  Julian  250. 


!    Schmidt,  R.  247.   304.   345  fg. 
Schmidt,  Val.  229. 
Schmoller  s.  Schmeller. 
Schneider  351. 

Schnell,  Kupferstecher  241  fg. 
Scholl,  A.   34). 
Scholl,  Baron  v.   125.  125. 
Schönberg     und     Rothschönberg, 

Graf  V.  357. 
Schönemann  (Lilli)   166.   326.   332. 

343- 
Schönkopt,  Käthchen  298. 
Schopenhauer,  Adele  71  fg.  103  fg. 

352. 
Schopenhauer,   Arthur  7.  76.  199. 

228.    346.  —    Briefe   an   Goethe 

)Off.   Anmerkungen   dazu    96  ff. 

Brief  an  Bertuch  97  fg. 
Schopenhauer,  Johanna  96  ff.  i03fg. 

113.  228.  3)0.   3)2. 
Schotel  332. 
Schröder,  F.  L.  248. 
Schröer,  K.  J.  294.  308.  3 10  fg.  317. 

319. 
Schröter,  Corona  223.  35). 
Schubart,  Chr.  F.  D.  134.  355. 
Schubarth,  K.  E.  301. 
Schubert,  G.  H.  v.  48.  94  fg. 
Schubert,  Musiker  252.  310. 
Schübler,  Amtmann  357. 
Schuchardt  82. 
Schüddekopf  55). 
Schuhmann,  P.  T.  329. 
Schuhmann,  Dr.  W.  246. 
Schülthess  290.  294. 
Schulze,  Joh.  208. 
Schultz  [e],  Staatsrath  102.  113  fg. 
Schuplv  IOC. 
Schütz,"  Hofrath  78. 
Schütz,  St.  74. 
Schütze,  P.  286. 
Schwarzenberg,  J.  v.  323. 
Schweigger  69. 
Schwengberg  320. 
Seckendorf,  Leo  v.  94. 
Secundus,  Joh.  349. 
Seebeck,  M.  102. 
Seebeck,  Th.    62.   64.    68  fg.    100. 

102. 
Seekatz,  Frau  125. 
Seemann,   F.  .\.  312. 
Seidel,  F.  L.  358. 
Seidel,  Ph.  12  i.   123.  244.  308. 
Seidler,  Louise  336.  339. 
Seitz,  R.  513. 
Semler,  Bibliotheksecrctar.  74. 


Register  zu  Band  IX. 


375 


Semler,  Ch.  351. 

Senigaglia,  Lionello  ijj— 147. 

Sepp  252. 

Seubert,  Frau  Medizinalräthin,  geb. 

Thouret  107. 
Seuffert,  Bernhard   106  fg.   108  fg. 
Seuffert,    B.  256.  286.  289.  297  fg. 

356. 
Seume  284. 
Sevin,  L.  526. 
Shakespeare     64.    loi.     150.     177. 

179.    182.    257.    265.    287.    325. 

343-  5)0-  357- 
Sherman,  Caroline  K.  510. 
Shory,  Maria  A.   310. 
Snider,   Denton   J.    310.  361.  364. 
Solms,  Prinzessin  354. 
Sophiechen  8. 
Sophokles  55.  78. 
Spach,  L.  256. 
Spauer,  Graf  v.  126  fg. 
Spies  3  20  fg. 

Spinoza  60.  loi.  209.  346. 
Spittler  129. 

Stael,  Frau  v.  135.  212. 
Stahl,  Karl,  s.  Goedeke,  Karl. 
Stäudlin,  G.  Fr.   154. 
Staupitz,   Karoline   v.    —   Gedicht 

an  299. 
Staupitz  Vater  d.  vor.  299. 
Steenberger  332. 
Steffens,  H.  68.  102. 
Stein,   Charlotte    v.    10.    83.    108. 

14911.    I53tf.    16411.    17011.    178. 

181.  185  fg.  186.  243.  246.    304. 

305.  308.  346.  355. 
Stein,  Fritz    v.   83.    185.  345.  348. 

355.  —   Aus    dem    Briefwechsel 

von  Fritz  v.  Stein  und    Ludwig 

Zeerleder  148—160. 
Siein,  Bruder  d.  vor.   154.   156. 
Stein,  V.  Minister,  46.  89  fg. 
Steinen  41. 
Steiner,  R.  309.  311. 
Steinmeyer  286. 
Stengel,  E.  113  fg. 
Stengel,  E.  84.  87.  92.  106. 
Stern,  Alfred  148—160. 
Sterne,  Carus  348. 
Sterne,  L.  169. 
Stiefel  286. 
Stieglitz  305. 
Stieler  241. 

Stiernold,  Freiherr  v.  44. 
Stilling  s.  Jung-Stilling. 
Stock,  Dora  95. 


Stockhausen,  v.  124. 

Stockhausen,  Frau  v.   127. 

Stolberg,  Auguste  v.   513. 

Stolberg,  Chr.  Graf  v.   127. 

Stolberg,  Fr.  L.,  Graf  v.  185.  298. 

Stoll  94. 

Strauch,  Ph.  286.  311  fg. 

Strauss,  D.  Fr.  263  ff. 

Strehlke    83  fg.   88.   90  fg.    108  fg. 

114.  121  fg.  240.  298.  301.    311. 
Struse,  F.  304. 
Struve  229. 
Sturm,  J.   361. 
Sulzer  126.  129.  131.  133. 
Snphan,  Bernhard  76 fg.  83.  85.  89. 

100.   115  ff. 
Suphan,    B.    77.    93.  98.  289.  298. 

340.   341.   348. 

Tadenschild    s.  Tordenskjold 
Tasso,  T.  508.  316. 
Teichner  86. 
Tennyson  346. 
Terenz  iiofg.  325  fg. 
Thackerey  365. 
Thomas,  C.  319.  362. 
Thorkelin  42. 
Thorwaldsen  359. 
Thouret  —  Brief  an  107  fg. 
Tieck,  L.  96.  176.  350.  361. 
Timm,  Fr.  357. 

Tischbein,  W.  220  ff.  239.  286.  360. 
Titius   327. 
Tittmann,  J.  282. 
Tordenskjold  247. 
Trallianus,  Phil.  229  fg.  235. 
Trapp   125. 

Trebra,    Fr.    W.    H.    v.    7.  76.  — 
Aufzeichnungen  11   ff.  Anmerkun- 
gen dazu  83  fg. 
Trede,  Th.  333. 
Treuburg  s.  Vischer,  Fr.  Th. 
Trippel  359. 
Trümbach,  v.   123. 

Ugon,  E.  137. 
Uhland,  L.  361. 
Ulfilas  43. 
Usteri,  L.  329. 

Valentin,  V.  346. 

Varnhagen  v.  Ense  301  fg.   355. 

Varnhagen  v.  Ense,  Rahel  s.  Levin. 

Veit,  D.  347. 

Veit,  Johanna  347. 

Viehüff,  H.  334.  355. 


376 


Register  zu  Band  IX. 


Visconti,  Ermes  138. 

Vischer,  Fr.   Th.    261  fg.    534.    — 

Nekrolog  auf  262 — 278. 
Vischer,  Eltern  d.  vor.  263  fg.  269. 
Vischer,  Peter  323.   559. 
Vischer,  Rob.  268. 
Vischer,  Frau  d.  vor.  268. 
Voigt,   C.  G.,   Minister  v.  46.   90. 

154.  —  Brief  an  iiofg.   307  (r.). 
Voigt,   F.  S.     144  ff.     -    Brief  an 

1 1 3  %• 
Voigt,  Frau  des  vor.  144.  146. 
Volgstaedt,   Kriegsrath    245.    246. 
Vollmer  240.  282. 
Voltaire  354. 
Voss,  J.  H.  295.  350. 
Vreden,  Frl.  v.   127. 
Vuk  s.  Karadschitsch. 

Wackerneil  286. 

Wagner,  Cjretchen   327.   340. 

W'agner,  H.  L.  126  fg. 

Wagner,  J.  K.  317. 

Wagner,  Rieh.  332. 

Wagner,  Th.   360. 

Wähle,  J.  298.  358. 

Wähnert  322. 

Waiz,  Baron   125. 

Waldherg,  v.  286. 

Waldenfels  255. 

Waldis,  Burchard  282. 

Ward,  J.  H.  361. 

W^arrens,  Rosa  88. 

Wätzold  St  3.49. 

Weber  229  fg. 

W'eber,  Kapellmeister  287. 

Wedekind,  E.  340. 

W'edel  7.85. 

Wedel,  v.,  in  Jena  306. 

Wegner  126. 

Weigand,  K.  84. 

Weigand  (Leipzig)   125. 

Wx'igand  (Göttingen)   126. 

Weigel  302.  303. 

Weilen,  A.  v.  249. 

Weimar,  Anna  Amalia,  Herzogin  v. 

152.  246.  293. 
Weimar,    Prinz    Bernhard    v.    103. 

291. 
Weimar,  Prinz  Constantin  v.  293. 
Weimar,  Karl  August,  Grossherzog 

v.    7.    12.    14.  '  89.    105.     137 ff. 

ijofT.  164.  172.  184.  187.  243  fg. 

293.  502.  306.  307.  327.  334.356. 

—  Goethe  an  Karl  August  45  tg. 

Des  letztern  Resolution  47.   Brief 


an  306.  Brief  von  Cattaneo  an 
141  fg. 

Weimar ,  Karl  Friedrich ,  Gross- 
herzog v.   153.   155.   327. 

Weimar,  Luise,  Grossherzogin  v. 
III.   154  tf".   159. 

Weimar,  Maria  Paulovvna,  Gross- 
herzogin V.  21.  84.   145.   159. 

Weimar,  Sophie,  Grossherzogin  v. 
76.  260.  285.  289.  298. 

Weisse,  Chr.  F.  166.  323.  535. 

Weisser,  K.  G.  359. 

IVeisstchi  G.  iio.  114 fg.  227  fg. 
242  fg. 

Weisstein,  G.  106. 

Weizsäcker,  P.  86. 

Welling,  die  7. 

Wenckebach,  Fräulein   361. 

Werner,  R.  M.  249.  327. 

Werthern,  Gräfin   185. 

Wetzel  9). 

Wevland  357. 

White,  Horatio  S.  560—364. 

White,  Horatio  S.  562  fg. 

Wickhofl",  Fr.   304. 

Widmann,  J.  V.    303. 

Wieland  94.  132.  157.  173h'.  212. 
236.  244  fg.  303.  350.  356.  — 
Goethe  und  die  jüngste  Niobe- 
tochter  7  ff.  76.  Anmerkungen 
dazu  83.  Briefe  an  106 fg.  Quelle 
zu  Faust  317. 

Wieland,  Familie  d.  vor.   107  tg. 

Wieland,  Frau  d.  vor.  9. 

Wieland,  Mutter  8. 

Wielen,  C.  van  der  287. 

M'ildenbruch,  E.  v.  249. 

Willemer,  Joh.  Jak.  v.   3  59 fg. 

Willemer,  Marianne  v.  359. 

Wilmanns  241. 

Winckelmann   186. 

Wolf,  F.  A.  97. 

Wolfi",  Eugen   522 fg. 

Wohf,  hol'länd.  Gelehrter  332. 

Wollf,   ].   360. 

WolfT,  P.  A.  95.  29 V   306. 

Wollf,  Frau  d.  vor.  95.   306. 

WoUnvska,    Fräulein  v.    328.    363. 

WüUner  286. 

Wünsche   349. 

Württemberg,  Herzog  Karl  v.  131. 

Würzburg,  Konrad  v.  88. 

Wustniann,  G.  99.   305. 

Xaiuhippus  s.  Sandvoss,  Fr. 


Register  zu  Band  IX. 


377 


Zahn  507. 

Zapp,  A.  557. 

Zarnche  F.  3  tg.  77—82. 

Zarncke,  F.    76.   242.    296%.    522. 

345- 

Zeerleder,  A.  148. 

Zeerleder,  L.  —  Aus  dem  Brief- 
wechsel von  Fritz  v.  Stein  und 
148 — 160. 

Zeerleder,  Bruder  d.  vor.  1481!:'. 

Zeerleder,  Mutter  d.  vor.  158. 

Zeiler  250. 

Zeller,  Eduard  262—278. 

Zeller,  E.  273. 


547-    5)2. 


IIS.  118. 


Zelter  80.  90.  296.  302. 

361  fg.  364. 
Zeune,  A.  30.  87. 
Ziegert,  M.  337. 
Ziegesar,  Silvie  v.  354. 
Ziegler,    Luise  v.  (Lila) 
Zimmermann,    Leibarzt    122.    124. 

127. 
Zimmermann,  W".  264.   351. 
Zöllner,  H.  319. 
Zucchi,  Gatte  der  Angelika  KautT- 

mann  239. 
Zucchi,  Bruder  d.  vor.  239. 
Zürn,  L.  324. 


IL  REGISTER  ÜBER  GOETHES  WERKE  UND  LEBEN. 


Allgemeines. 

Archiv  in  Weimar,  Mittheilungen 
aus  dem  5  —  75.  83.  85.  95.  98. 
291  ff.  311.    Schriften  über    312. 

Ausgabe  letzter  Hand  258.  290. 

Biographische  Schriften  über  3  34  fg. 

Christenthum,  Goethe  und    3i4fg. 

337- 

Englisch  -  Amerikanische  Biblio- 
graphie 360 — 364. 

Englische  Literatur ,  Beziehungen 
Goethes  zu  310. 

Frankreich,  Goethe  in  310.  535. 

Handschriften  Goethes,  zur  Kennt- 
niss  der  310. 

Italien,  Erinnerungsfeste,  Gedenk- 
stätten in  310.  335. 

Juden,  die  und  Goethe  347. 

Jurisprudenz,  Stellung  zur  347. 

Mihvaukee  literar}-  school,  Vorle- 
sungen in  der  309  fg. 

Nachträge  u.  Berichtigungen  247fg. 

Neue  Ausgaben  308  ff.  —  Über- 
setzungen 331  —  333. 

Publikum,    das   und    Goethe    554. 

Renaissance,    Stellung   zur    348 fg. 

Stellung  zurW'issenschaft  und  Kunst 
346—349. 

Urtheile  über  seine  ^\  erke  von 
Zeitgenossen  350. 

Theater,  Königliche  zu  Berlin, 
Aufführungen  von  Goetheschen 
Stücken  287  fg. 

Frankfurter  Stadttheater,  Goethe- 
cvklus  288,  Aufführungen  auf 
deutschen  Bühnen  288. 


Verein  in  Wien,  Chronik  des  3iofg. 

Vorlesungen  auf  deutschen  Uni- 
versitäten 286,  im  Verband  ger- 
manistischer Vereine  auf  deut- 
schen Hochschulen  287. 

Weimarer  Ausgabe    260  fg.   289  ff. 

Biographische  Schriften. 

Annalen  84.  86 fg.  loiff.  347. 
Campagne  in  Frankreich.  —  Neue 

Ausgabe    308  fg.    Erläuterungen 

33otg. 
Dichtung  und  Wahrheit   67.    210. 

259.  285.  357. 
Italienische  Reise  72.    103.    2i8tg. 

330. 
Schweizer  Reise  291. 
Tagebücher  77  ff".  83.  93.  104.  239. 

291.  300.  —  Ungedruckte  Notizen 

daraus  78  fg.  89.  94  ff.  98.  292  fg. 

(Bestimmungen  für  die  Gedichte) 

354.  3  59  fg.  Weimarer   Ausgabe 

Band  I.  296  tg. 

Briefe  an: 

Ein  (r.)  hinter  einer  Zahl  bedeutet,  dass  von 
dem  Briefe  nur  ein  Regest  gegeben  ist. 

Deinhardstein  307.  (r.) 

Einsiedel  109  fg.  in  ff.  (Vgl.  326.) 

Frege  &  Comp.  ii4fg. 

Karl  August  45  fg.  307.  (r.) 

Meyer,  H.  305—307.  (r.) 

Thouret  107  fg. 

Voigt,  C.  G.  V.,   iMinister  (?;   1 10. 

307.  (r.) 
Voigt,  F.  S.  ii5tg. 


378 


Register  zu  Band  IX. 


Wieland   io6tt. 
:■'   507  fr.) 

Gedenkblatter,  zwei  227 tg. 
Stammbuchblatt  305. 
Insclirift   307. 


Carlvles  und  Goethes  Briefwechsel 
30b.  304. 

Hegel,   Briefe    von  und  an  361  fg. 

Italien  aus  218.   504. 

Oehlenschläger,  Briefe  an,  übers. 
304.  343  fg. 

Rochlitz,  Brietwechsel  mit    300  fg. 

Schiller  und  Goethe,  Bemerkungen 
zum  Brietwechsel  zwischen  240  fg. 
364. 

Weimarer  Ausgabe  297  h. 

Zelter,  Briefwechsel  mit,  neue  Aus- 
gabe 361.  362. 

Zu  Goethes  Briefen  vom  i.  April 
bis   18.  October   1775    121  — 127. 

Briefe  an  Goethe  von: 

Cattaneo  137.  139.  143  fg. 

Einsiedet   326. 

Foscolo,  Bemerkungen  zum  Briefe 
von  239 fg. 

Grimm,  Jacob  20  ff.  .\nmerkungen 
dazu  <S.:|  ff. 

(irimm,  Wilhelm  22  ff.  39  ff.  An- 
merkungen dazu  84  ff. 

Kleist,  Heinrich  v.  48  fg.  Anmer- 
kungen dazu  9 3  ff. 

Müller,  Adam  47  fg.  Anmerkungen 
dazu  93  ff. 

Ranke,  Leopold  v.  74  fg.  Anmer- 
kungen dazu  104  fg. 

Schopenhauer,  Arthur  50 ff.  .\n- 
merkungen  dazu  96  tl. 

Weimar,  Karl  August  v.  47.  (Re- 
solution.) 

Dramen. 

Brev,  ein  Fastnachtsspiel  von  Pater 

256.  323. 
Glaudinc  von  Villa-Bella  287.  323. 

(Verhältniss  zu  Weisse)  Compo- 

sitionen  358. 
Clavigo  209.  229.  287  fg. 
Hgmont    167.    185.  287  fg.   303.  — 

Ausgaben  und  Erläuterungen  324. 

Lenz'  Soldaten,  Vorbild  zu  342. 
Hpimenides  des,  Erwachen  287. 


Erwin  und  Elmire,  Verhältniss  zu 
Weisse  323. 

Eugenie  s.  isatürliche  Tochter. 

Faust  76.  81  fg.  104.  167.  230.  252. 
256.  262  fg.  265.  277  fg.  286 ff. 
505.  310.  337.  348.  —  Epilog 
zum  (Abschied,  Abkündigung), 
zum  ersten  Male  gedruckt  3. 
5  ig.  Anmerkungen  dazu  82  fg. 
Zueignung  82.  284.  Goethes  Faust 
und  Hegel  198  — 2i7.Disputations- 
actus  2iort.  Catechisation  236!^. 
Zwei  Seelen  wohnen  in  meiner 
Brust  238.  Blut  ist  ein  ganz  be- 
sonderer Saft  238.  Scherers  Ar- 
beiten 258  ff.  Oberons  goldene 
Hochzeit  292.  Weimarer  Aus- 
gabe 294.  Amor  und  die  Teu- 
felchen 295.  —  Neue  Ausgaben 
und  Erläuterungen  313  —  316. 
über  einzelne  Stellen :  Doppel- 
reich, Character  des  Mephisto- 
pheles,  Domscene  u.  A.  317. 
Verhältniss  zu  Klingers  Faust 
318.  Dritter  Theil  318.  Musik- 
drama 319.  Faustbuch  und  Pup- 
penspiele, duellen,  Jubiläum  des 
Faustbuchs,  Marlowes  Werk  319 
bis  322.  Übersetzungen  331  ff. 
Holländische  Abhandlungen  über 
Faust  332  fg.  Gompositionen  358. 
3  60  fg.  363  fg. 

Fischerin,  die  222. 

Geschwister,  die  166  fg.  170  ff.  174. 
183.  183.  287  fg. 

Götter,  Helden  und  ^^'icland    132. 

Götz  von  Berlichingen  117.  166  fg. 
186.  209.  287  fg.  316.  David 
Hartmann,  über  1 50.  Erläuter- 
ungen zu  322  fg.  Gompositionen 
358. 

Jahrmarktsfest  zu  Plundersweilern 
222.  256.  316. 

Jery  und  Bätelv  287.  Gompositionen 

Iphigenie  auf  lauris  82.  186.  258. 
287  fg.  303.  _  Einige  ältere 
Illustrationen  zu  218  bis  228.  — 
Neue  Ausgabe  und  Erläuterungen 
308.  324fg.  360. 

Laune  des  Verliebten  287. 

Lila  287.  324.  —  Abhängigkeit  von 
Dschami   324. 

Mahomet  167.  287. 

Mitschuldigen,  die  287.  305. 

Natürliche  Tochter  287.    —    Neue 


Register  zu  Band  IX. 


379 


Ausgaben  und  Erläuterungen  308. 

310.  325. 
Nausikaa  258  fg. 
Paläophron  und  Neoterpe  287. 
Pandora  94.  258.  354. 
Prolog    zu     Deinhardsteins    Hans 

Sachs  287. 
Prolog  zur  Eröffnung   des    neuen 

Schauspielhauses  in  Berlin   287. 
Prometheus  167. 
Proserpina  177.  337. 
Stella  166  fg.  209  fg.  256.  288. 
Tankred  288fg. 
Tasso  174.  i85fg.  288fg.  303.  316. 

—  Neue  Ausgaben  und    Erläu- 
terungen  308. 
Triumph  der  Empfindsamkeit.  (Die 

geflickte  Braut)  176 fg. 
Vögel,  die  177. 
Zauherflöte,  der,  zweite  Theil    80. 


Romeo  und  Julia  von  Shakespeare, 

Bearbeitung  von  287. 
Standhatte  Prinz,  der  von  Calderon, 

Bearbeitung  von  287  fo;. 


Belebung  des  antiken  Dramas325fg. 
Compositionen  zu  den  Dramen  358. 

Dramatische  Pläne    und 
Fragmente. 

Befreiung  des  Prometheus  3  fg. 
Bruchstücke,  zum  ersten  Male 
gedruckt,  3  i'g.  Anmerkungen  da- 
zu 76  ff. 

Danaiden,  dramatischer  Entwurf  80. 

Iphigenie  in  Delphi  258. 

Nero,  Monodrama  334. 

Trauerspiel,   altdeutsches  354. 

Tugendspiegel,  der  165. 

Episches. 

Achilleis  256. 

Ewige  Jude  347. 

Hermann  und  Dorothea  78 fg.  156. 
247.  —  Neue  Ausgaben  und  Er- 
läuterungen 526  fg. 

Reineke  Fuchs,  Neue  Ausgabe  360. 

Erzählendes. 

Frauen,  die  guten  342. 
Märchen  (?)  354. 

Unterhaltungen  deutscher  Ausge- 
wanderten 166. 


Wahlverwandtschaften  306.  310. 
354.  Erläuterung  331. 

Werthers  Leiden  167.  172  fg.  177. 
186.  209fg.  228.  236.  258.  240. 
286  fg.  348.  David  Hartmann 
über  132 fg.  —  Ausgaben,  Fos- 
colos  Verhältniss  zu  329  [g. 
360 fg.  L.  Tieck  über  350.  Garve 
über  351. 

Wilhelm  Meisters  Lehrjahre  100. 
216.  258.  .337.  356.  Fritz  V.Stein 
über  153.  Über  die  Anfänge  des 
163  —  187.  Der  Einfluss  von 
Scarrons  Roman  Comique  auf 
188  —  197.  —  Wander  jähre  258. 
535- 

Gedichte. 

Abkündigung  s.  Faust,  Epilog  zum. 

Abschied  s.  Faust,  Epilog  zum. 

Amvntas  292. 

An  die  Erwählte  291. 

An  Förster  227. 

An  Karoline  v.  Staupitz  299. 

An  Frl.  Wolowska  328. 

An  Mignon  291. 

Blümlein  ^\'underschön  (Der  Ge- 
fangene und  die  Blume)  291. 

Braut  von  Corinth  292.  —  duellen 
zur  229  ff. 

Der  Feier  des  28.  Aug.  303. 

Eckart,  der  getreue.  —  Quellen 
zum  2  34  ff". 

Ein  Q.uidam  sagt"  303. 

Elegieen,  römische  292. 

Epigramme  venetanische  181  fg. 
(Vieles  hab  ich  versucht)  292  ff. 
(»schlechteste  Stoffe) 

Epiphanias  294. 

Euphrosvne  292. 

Fischer,    Übersetzung    335. 

Gefunden  291.  328.  357. 

Geheimstes  327. 

Gellerts  Monument  293. 

Genialisch  Treiben  290  fg. 

Genuss,  der  wahre  327. 

Gesellige  Lieder  291. 

Gewohnt,  gethan  294. 

Goldschniiedgesell  291.  328. 

Gott,  der  und  die  Bajadere  229. 
292.  —   Übersetzung  335. 

Göttliche,  das  293. 

Hochzeitlied  234. 

Im  Guten  und  Schönen  etc.  (Ge- 
denkblatt) 227. 


38o 


Register  zu  Band  IX. 


Homer  wider  Homer  248. 

Hünfeld,  Jahrmarkt  zu   327. 

Ich  denke  Dein   548. 

Im  Vorübergehen  291. 

Juni  294. 

Kennst  du  das  Land   548. 

Klaggesang  von  der  edlen  Frauen 

des  Asan  Aga  20.  84. 
Königlich  Gebet  295. 
König  in  Thule  3)8. 
Lange  hab  ich  mich  gesträubt  (?) 

.329-.  .  .,      . 

Liebeslied     eines     amerikanischen 

Wilden  527. 
Liebhaber  in  allen   Gestalten    290. 
Menschengefühl  253. 
Miedings  Tod,  auf  294. 
Weimar-Bethlehem  236. 
Misanthrop,  der   327. 
Morgens  rund  etc.'(Gedenkblatt)227. 
Müllerin,  der,  Verrath  292. 
Mijjlerin,  Ballade  von  der  292.  — 

Altere  Fassung,  Lesarten  das. 
Musageten,  die  292. 
Palinodie,  erste  327. 
Pausias,  der  neue  292. 
Problem   327. 
Sachsens,  Hans,  poetische  Seiidung, 

Sänger,  der  328. 

Schale     der     Erinnerung,     einem 

milden  Fürstenpaar  geweiht  1774, 

293. 
Schneider  -  Courage     (Lied     vom 

Schneider)  291. 
Schweizer  Alpe   163. 
Spinnerin,  die  303. 
Tagebuch,  das  354. 
Todeslied   eines    Gefangenen    327. 
Todtentanz,  der  291. 
T'raurige,  der  und  die  duelle,  l'ragc 

292. 
Trilogie  der  Leidenschaft  287. 
Ufnt  Bergli  bin  ich  gesessen    357. 
\'ertrauen  327. 
Wanderer,  der   167.  327, 
^\'ar  doch  gestern    dein    Haupt    s. 

Schweizer  Alpe. 
Weissagungen  des  Bakis  293. 
Westöstliclier  Di  van  269.  328. 
Willkommen   und    Abschied    (den 

XXX  Abend)  291.  327. 
Wirst  Du  uns  den  Wahn  erlauben 

(zum  ersten  Mal  gedruckt)   106. 
Xenien  286.  328.  556. 


Legende  »Filippo  Neri«  354. 

Weimarer  Ausgabe  290  fF.  —  Neue 
Ausgaben,  Erläuterungen,  Über- 
setzungen 326ff.  361.' 

Kunst. 

Baukunst,  von  deutscher  329.    332. 

Cellini   140. 

Kunstausstellung   von    1801,    .\uf- 

satz  über  die   108. 
Kunst  und  Alterthuni  22.  34.  84  fg. 

88.  158.  240. 
Rameaus  Neffe  216. 
Sammler,    der,    und    die   Seinigen, 

Neue  Ausgaben  u.  Erläuterungen 

Stellung  zur  Kunst  349. 

Natur\vis,senschaftliches. 

Farbenlehre  50.  33.  56 ff.  73  fg. 
98  ft".  301  fg.  }o6i'g.  310. 

Neue  Ausgabe  der  naturwissen- 
schaftlichen Schriften   309. 

Sonstige  Prosaische  Schriften. 

Brieftasche,   Angang  aus   Goethes 

177- 
Rochustest,  das,  zu  Bingen  227. 

Biographische     Einzelheiten, 

Lebensbeziehungen,  \^erhalt- 

nisse  zu : 

Arnim,  Bettina  v.   336. 
Baudissin,  W.  Graf  v.  bei  und  über 

Goethe  350. 
Bertuch,  K.  über  Goethe  5  50  fg. 
Boisseree,  Sulp.  336. 
Brockenfahrten     1777     und     1783, 

15  ff. 
Carlvle,    Goethe   und,   zu,    241  Ig. 

5  36  fg. 

Eberwein,  K.  337. 

O.  Feral  242. 

Fibich,  Cleophe  v.  durch  Goethe 
geschildert  343. 

Foscolo  und  Werther  3291g. 

Friedrich  d.  Gr.  Goethe   und  334. 

Geibel,  E.,  Einwirkung  auf  338. 

Gesellschaft,  Deutsche,  für  Ge- 
schichte und  Sprache,  die,  Acta 
betreffend  341!".  —  Anmerkungen 
dazu  88  ff 


Register  zu  Band  IX. 


Goethe,    Christiane,    Beurtheikmg, 

Stellung  zu  339. 
Goethe ,    Cornelie     über     Goethe 

1 1 5.  —  Anmerkungen  dazu  1 17  ft'. 
Göttling,  Briefwechsel  mit  340. 
Hartmann,     David,     Goethe     und 

128-134. 
Heine,  H.  Besuch  bei  Goethe,  Brief 

an  340.  Über  und  gegen  Goethe 

351%- 
Herder,    über   Goethe    302  ft.    und 

Goethe,  Verhältniss,  Bruch  34ofg. 
Herzlieb,  Wilhelmine,    Briefe  über 

541  %• 
Hugo,  V.,  über  Goethe  330. 
Jacobi,  F.  H.,  über  Goethe  303. 
Imhof,  Amalia,   nicht  Eulalia  342. 
Italien,   Reise  nach,   Aufenthalt  in 

535- 

Klinger  über  Goethe  11.  —  An- 
merkungen dazu  83. 

König,  Luise,  über  Goethe  119. 

Kriegskommission,  Goethe  in  der 
242  fg. 

Laroche,  Goethe  und  311. 

Lessing  über  »Werther«  und  das 
Goethisiren  351.  356. 

Lili,  Verhältniss  zu   345. 

Manzoni,  Goethes  Beziehungen  zu 
Manzoni  und  anderen  Italienern 

135  —  147- 
Mendelssohn-Bartholdy,  Lea,  Schil- 
derung des  Besuchs   bei  Goethe 

352%- 
Merkel,  G.  über  353. 
Mozarts  Don  Juan ,    Goethe    über 

347- 
Oehlenschläger  343  fg. 
Overbeck,   F.,  Beurtheilung  durch 

344- 
Passavant,  J.  L.  343. 
Plessing  344. 
Rauch,'  Ch.    D.    3 14  fg.    (Goethe- 

und  Schiller-Denkmal.) 
Reden,  Graf  und  Gräfin  v.  345  ig. 
Reisen  Goethes  335. 


Riemer,  Auszüge  aus  seinen  Tage- 
büchern 353  fg. 

Schiller  346. 

Schlegel,  Fr.  über  355. 

Schubart  über  355. 

Seidler,  Luise  336. 

Spinoza  346. 

Stein,  Charlotte  v.  346. 

Stein,  Fritz  v.  über  Goethe  in  Briefea 
an  Ludwig  Zeerleder    148  -  160. 

Tennyson   346. 

Trebra  ,  Lebensverhältnisse  mit 
Goethe  1 1  ft\  Anmerkune^en  dazu 

^.83  fg. 

v  arnhagen  v.  Ense  über  Gedichte 
und  Biographisches   355. 

Weimar,  Über  Goethes  unbekannte 
Stadtwohnungen  in   243  ff. 

Wieland,  über  Goethe :  Goethe  und 
die  jüngste  Xiobetochter  jft".  An- 
merkungen dazu  83.  Brief  über 
Goethe  303. 

Bilder,  Denkmäler,  Gebäude. 

British-Museum,  Stiche  in  3J7. 

Frankfurt,  Goethehaus  in,  Acten 
auf  den  Umbau  bezüglich  285. 
311. 

Frankfurter  Goethe-Album  1848  bis- 
1850.   346. 

Philadelphia,  Denkmal  in   357. 

Handzeichnung  Goethes  3 56 fg. 

Raabe ,  Bild  Goethes  und  der 
Seinen   338. 

Schiller  -  und  Goethe  -  Denkmal^ 
Rauchs  Entwurf  344 fg. 

Schönberg,  Graf  v.,  Bleistiftzeich- 
nung von  357. 

Strassburg,  Wohnung  in  343. 

Tischbein,  W.,  Bild  von  286. 

Weimar,  Goethehaus  in  249  fo-. 

Weimar,  Goethe-National-Museum 
349.  —  Schilderung  und  Repro- 
ductionen  558—360.  _  Goethes 
Bilder  das.  339. 


Dritter  Jahresbericht 


DER 


Goethe-Gesellschaft. 


ie  satzungsmäßige  Generalversammlung  des  Jahres 
1887  fand,  nachdem  Tags  zuvor  eine  Vorstands- 
sitzung vorausgegangen  war,  am  21.  Mai  im  grossen 
Saale  der  »Erholungc  zu  Weimar  statte,  geehrt  durch  die 
Anwesenheit  I.  I.  K.  K.  H.  H.  des  Grossherzogs,  der  Frau 
Grossherzogin,  des  Erbgrossherzogs  und  I.  H.  der  Frau 
Herzogin  Johann  Albrecht  von  Mecklenburg,  und  von  zahl- 
reichen Mitgliedern  und  Gästen  besucht.  Der  Präsident  der 
Goethe-Gesellschaft,  Excellen{  Dr.  Siiiison,  eröffnete  die  Yqx- 
handlungen,  indem  er  mit  warmen  Worten  der  beiden  im 
Laufe  des  Jahres  verstorbenen  Vorstandsmitglieder  Professor 
Dr.  Scherer  und  Excellenz  von  Loen  gedachte,  und  dann 
dem  Vorsitzenden  des  Geschäftsführenden  Ausschusses, 
Geh.  Hofrath  Riilaud  das  Wort  ertheilte  zur  Erstattung 
des  Jahresberichtes.  Da  zu  demselben  Niemand  das  Wort 
verlangte,  folgte  sofort  die  von  dem  neu  ernannten  Director 
des  Goethe-Archivs,  Professor  Dr.  B.  Siipbaii,  übernommene 
Festrede,  über  »Goethe  und  Herder«.  Herzlicher,  reicher 
Beitall  lohnte  den  Redner  für  seine  geistvollen  Ausführungen. 
Sodann  erstattete  Professor  Dr.  Erich  Schmidt  Bericht 
über  die  von  ihm  im  Besitze  des  Major  von  Göchhausen  in 
Dresden  entdeckte,  von  der  bekannten  Hofdame  der  Her- 
zogin Anna  Amalia  gefertigte  Abschrift  des  bisher  verloren 
geglaubten  Entwurfs  des  ersten  Theils  des  Faust,  in  der 
Gestalt^  wie  ihn  Goethe  schon  aus  Frankfurt  nach  Weimar 
mitgebracht  hatte.  Da  seitdem  dieser  »Ur-Faust«  allen 
Goethetreunden  durch  eine  Separatausgabe  zugänglich  ge- 
worden ist,  sei  hier  nur  erwähnt,  dass  die  Versammlung 
die  ihr  gemachten  Mittheilungen  mit  freudiger  Überraschung 


Goethe-Jahriiuch   IX. 


^5 


— 1^     4     "^ — 

und  lebhaftestem  Interesse  entgegennahm,  und  ehistimmig 
Herrn  Major  von  Göchhausen  ihren  Dank  für  die  zur  \'er- 
öffentlichung  ertheilte  Erlaubniss  aussprach. 

Nach  einer  kurzen  Pause  begann  der  zweite  Theil  der 
^'erhandlungen  mit  der  Ergänzungswahl  in  den  \"orstand: 
an  Stelle  der  verstorbenen  Mitglieder  Scherer  und  von  Loen 
wurden  Excellenz  Dr.  von  Strcniaw,  \'orsitzender  des  \\' iener 
Goethe-\'ereins,  und  Professor  Dr.  Siiphau,  Director  des 
Goethe-Archivs  einstimmig  gewählt. 

Professor  Dr.  E.  Schinidl  berichtete  sodann  im  Auftrage 
des  Vorstandes  über  den  von  demselben  im  Princip  ge- 
nehmigten und  von  dem  Geschäftsführenden  Ausschusse 
eingeleiteten  Ankauf  der  A.  Cohnschen  Goethe-Bibliothek 
aus  den  Mitteln  der  Gesellschaft,  und  befürwortete  die 
nach  §  7  der  Satzung  von  der  Generalversammlung  zu 
ertheilende  Genehmigung.  In  Erwägung,  dass  der  Vorschlag 
nur  die  Ausführung  einer  wichtigen  Bestimmung  des  §  2 
der  Satzungen  ermöglichen  sollte,  genehmigte  die  Ver- 
sammlung einstimmig  den  Ankauf  der  Cohnschen  Goethe- 
Bibliothek  zum  Preise  von  i6,ooo  M. 

Nachdem  Professor  Siiphan  über  die  für  das  nächste 
Goethe-Jahrbuch  in  Aussicht  genommenen  Veröffentlichun- 
gen berichtet,  theilte  Herr  Rnland  mit,  dass  der  Geschäfts- 
führende Ausschuss,  mit  Genehmigung  des  Vorstandes  für  das 
Jahr  i888  wieder  die  \'ertheilung  einer  Extra-Publikation  an 
die  Mitglieder  ins  Auge  gefasst  habe,  und  dass  zu  derselben 
ein  im  Goethe-National-Museum  befindliches,  von  Goethe 
selbst  als  Denkmal  seines  künstlerischen  Strebens  zusammen- 
gestelltes Album  von  22  seiner  Handzeichnungen,  nebst  den 
eigenen  bisher  unbekannten  Erläuterungen  Goethes  ins  Auge 
gefasst  worden  sei.  Die  Mittheilung  wurde  von  der  \'er- 
sammlung  mit  freundlichem  Interesse  entgegengenommen. 

Über  die  weitere  luitwicklung  des  Goethe -Naiioual- 
Mitseums  berichtete  Herr  Ruland,  indem  er  die  Versammelten 
einlud,  namentlich  die  Tags  zuvor  dem  Publikum  nach  Be- 
endigung der  unabweislichen  Reparaturen  wieder  zugänglich 
gewordenen  eigensten  Zinnner  Goethes,  das  Studir-  und 
Sterbe/inuner  in  Auuenschein  zu  nehmen.    Eerner  maciue 


— ^     5     ^— 

derselbe  einige  Miitheilungen  über  ein  von  der  Direction 
vorbereitetes  Werk  über  das  Goethe- National -Museun";, 
welches  bestimmt  sei,  eine  Anzahl  unedirter  Bildnisse 
Goethes,  seiner  Angehörigen  und  Freunde,  sowie  eine 
Auswahl  hervorragender  Gegenstände  aus  den  verschie- 
denen Theilen  der  Sammlungen  mit  Erläuterungen  auf 
Grund  der  aus  Tagebüchern,  Briefen,  Rechnungen  etc.  ge- 
wonnenen Notizen  dem  Publikum  zugänglich  zu  machen'. 

Indem  Professor  Suphan  über  die  Arbeiten  des  Goethe- 
Archivs  berichtete,  konnte  er  die  ersten  Probebände  der 
in  Vorbereitung  begriffenen,  im  Auttrage  I.  K.  H.  der  Frau 
Grossherzogin  herauszugebenden  neuen  Goethe- Ausgabe 
der  Versammlung  vorlegen. 

Der  von  dem  Schatzmeister,  Herrn  Commerzienrath 
Dr.  Morit:{,  vorgetragene  Kassenbericht,  —  einen  erfreulichen 
Vermögensbestand  der  Goethe-Gesellschaft  bekundend  — 
gab  zu  keiner  Besprechung  Anlass,  und  wurde  von  der 
Generalversammlung  unter  Dankesbezeugung  an  Herrn 
Dr.    Moritz  Decharge  ertheilt. 

Nach  einigen  kleineren  Mittheilungen  (unter  anderen 
über  das  auf  dem  Kammerbühel  bei  Eger  zu  errichtende 
Goethedenkmal)  wurde  die  Versammlung  um  halb  drei  Uhr 
geschlossen. 

An  das  um  3  Uhr  im  Saale  der  »Vereinsgesellschaft« 
abgehaltene  Festmahl  schloss  sich  eine  vorzügliche  Auf- 
führung von  Goethes  »Iphi^^enie«  im  Grossherzoglichen  Hof- 
theater,, bei  welcher  Fritz  Krastel  als  Orest  und  Frl.  Jennicke 
als  Iphigenie  den  lebhaftesten  Beifall  des  vollbesetzten 
Hauses  erwarben. 

Wir  dürfen  ohne  Überhebung  sagen,  dass  auch  dies- 
mal unsere  Gäste  befriedigt  von  Weimar  geschieden    sind. 

In  jeder  Hinsicht  darf  das  abgelaufene  Geschäftsjahr  1887 
als  ein  recht  erfreuliches  bezeichnet  werden.  Die  Zahl  der 
Mitglieder  hat  auch  in  diesem  Zeitraum  stetig  zugenommen 
und   bezifferte   sich    (mit   Einschluss   von    201  Mitgliedern 


'  Im  Dezember  1887  ist  dieses  Werk:  nDie  Schätze  des  Goetbe- 
NatioiiaJ-Musi'iuns«  (60  Tafeln,  48  pp.  Erläuterungen)  im  Verlage  von 
L.  Held-Weimar  und  A.  Titze-Leipzig  zum  Preise  von  30  M.  erschienen. 

23* 


— h    6    ^ — 

der  Englischen  Goethe  -  Gesellschaft)  Ende  Januar  1888 
auf  2883,  darunter  11  auf  Lebenszeit.  Die  finanzielle  Lage 
der  Gesellschaft  ist  eine  günstige  gebheben  :  obgleich  die 
Rechnung  des  Jahres  1887  mit  der  zweiten  Rate  des  ausser- 
ordentlichen Aufwandes  für  die  Erwerbung  der  Cohnschen 
Goethe-Bibliothek,  sowie  mit  der  Hälfte  der  sehr  erheb- 
lichen Herstellungskosten  unserer  zweiten  Schrift  (Goethes 
Italienische  Briefe  und  Tagebücher)  belastet  war,  so  schloss 
das  Jahr  1887  doch  mit  einem  zinstragend  angelegten  Ver- 
mögensbestand von  13544  M-  89  Pf.  Ausser ordciilJicJjc  Geld- 
spenden gingen  der  Gesellschaft  zu  von 

L  M.  der  Deutschen  Kai'serin ,   Königin   von  Preussen 

(dritte  Spende), 
S.  iM.  dem  König  von  Württemberg  (zweite  Spende), 
Herrn  Bankier  Albert  Holz  in  Breslau  (dritte  Spende), 
Erau  Baronin  von  Popper-Castrone  in  Wien. 

Indem  wir  für  diese  Spenden  im  Namen  der  Gesell- 
schaft den  ehrerbietigsten,  herzlichen  Dank  aussprechen, 
können  wir  nicht  umhin,  sie  hinsichtlich  der  sehr  erheb- 
lichen Mittel,  welche  die  Zwecke  der  Gesellschaft  fortdauernd 
erheischen,  als  sehr  willkommene  Unterstützungen  unsrer 
Bestrebungen  zn  bezeichnen. 

Auf  das  abgelaufene  Jahr  darf  auch  die  geschäftliche 
Leitung  mit  Befriedigung  zurückblicken.  An  der  Hand 
der  im  Vorjahre  beschlossenen  und  sich  trefflich  bewähren- 
den Geschäftsordnung  hat  der  Ausschuss  seine  Obliegen- 
heiten erledigt,  und  vollzog  sich  der  Verkehr  mit  den  Mit- 
gliedern in  erfreulichster  W^eise  ohne  Störung.  Der  lediglich 
im  Interesse  thunlichster  Bequemlichkeit  für  unsere  Mit- 
glieder und  auf  Grund  allmählig  gesammelter  Erfahrung 
eingeführte  Geschäftsgang  lebt  sich  mehr  und  mehr 
ein.  Nur  ein  Punkt  ist  es,  auf  den  wir  immer  wieder  hin- 
weisen müssen,  weil  er  noch  nicht  überall  gebührende  Be- 
achtung finden  will:  die  Bestimmung,  dass  die  Beiträge  bis 
;^nni  ersten  Miir:;  jedes  Jahres  an  die  hel^amile  Adresse  unseres 
Schal:^meistcrs  nach  IVeiniar  eingesendet  iverden  mögen.  Durch 
die  spätere  Beiziehung  mittelst  Nachnahme  erwachsen  der 
Geschäftsleitun<:    wie     ^.icn    Mitgliedern    Weiterungen    und 


—^     7     *^— 

Kosten.  Auch  die  Bestimmung,  JVohuungsverändentnc^eu 
recb!~eitig  uns  au:^u~^cigcn  wird  noch  vielfach  (—  im  Jalire 
1887  in  Berlin  allein  von  53  Mitgliedern  — )  übersehen; 
Verzögerungen  in  der  Zustellung  des  Jahrbuches  und 
unserer  Schritten  sind  neben  Portoverlusten  etc.  die  un- 
vermeidliche Folge  und  verursachen  auch  mehr  als  eine 
Beschwerde.  Die  Verwaltung,  bei  einer  von  keiner  ahnlichen 
Gesellschaft  noch  erreichten  Zahl  von  nahe  2900  Mit- 
gliedern, kann  allen  Anforderungen  nur  gerecht  werden, 
wenn  sie  allseitig  durch  wohlwollende  Beachtung  der  ge- 
schcäftlichen  Anordnungen  unterstützt  wird.  Wir  erlauben 
uns  daher,  oben  erwähnte  zwei  Bestimmungen  allen  unsern 
Mitgliedern  ebenso  dringend  wie  herzlich  zu  geneigter  Be- 
achtung abermals  anzuempfehlen.  Indem  sie  so  die  aut 
der  geschäftlichen  Leitung  ruhende  beträchtliche  Arbeits- 
last vermindern  helfen,  wird  auch  der  Schein  irgendwelcher 
Verzögerung  bei  der  Befriedigung  unserer  Mitglieder  immer 
mehr  vermieden  werden. 

Die  in  §  2  der  Satzungen  vorgeschriebene  Gründung 
einer  Goetbe-Bibliotbek  ist  durch  den  oben  schon  erwähnten 
Ankauf  der  Cohnschen  Sammlung  ihrer  Verwirklichung 
sehr  nahe  gekommen.  In  ihrem  gegenwärtigen  Bestände 
liefert  unsere  Bibliothek  der  Goetheforschung  reichliche 
Hülfsmittel,  und  hat,  ihrem  Hauptzwecke  entsprechend,  den 
Mitarbeitern  an  der  neuen  Goethe-Ausgabe  in  umfassender 
Weise  bei  den  Arbeiten  dieses  Jahres  gedient,  wie  sie  denn 
auch  der  Direction  des  Goethe-Xational-Museums  bei  der 
wissenschaftlichen  Bearbeitung  und  Ordnung  von  dessen 
reichem  Inhalt  werthvoUe  Dienste  leistet.  Eine  Umstellung 
und  sachliche  Ordnung  erwies  sich  als  nothwendig ;  die 
Ausarbeitung  eines  entsprechenden  Catalogs  ist  begonnen 
worden.  Bei  der  Vermehrung  durch  Ankauf  konnte  nun 
neben  der  Vervollständigung  der  Originaldrucke  auch  in 
weiterem  Umfange  die  Erwerbung  von  literarurgeschicht- 
lichen  und  exegetischen  Werken  in  Betracht  gezogen 
werden.  Das  meiste  derartige  ist  bei  einzelnen,  auf  anti- 
quarischem Wege  sich  darbietenden  Gelegenheiten  bezogen 
worden ,    —    überhaupt    aber    wurde    mit    Rücksicht    auf 


— ^     8    ^— 

den  Ankauf  der  Cohnschen  Bibliothek  bei  den  Erwer- 
bungen dieses  Jahres  mit  einer  sachgemäßen  Einschrän- 
kung verfahren. 

Zahlreiche  Schoikiuigoi  sind  wie  in  den  Vorjahren  der 
Bibliothek  zugegangen,  und  zwar  von  folgenden  Spendern, 
denen  wir  uns  im  Namen  der  Gesellschaft  hiermit  den  er- 
gebensten Dank  nochnials  auszusprechen  erlauben: 

Professor  Dr.  H.  Baumgart  (Königsberg),  Dr.  A.  Biel- 
schowsky  (Berlin),  Mrs.  Carlyle  (London),  Professor 
Dr.  W.  Creizenach  (Krakau),  Dr.  H.  Denicke  (Leipzig), 
Professor  Dr.  W.  Dilthey  (Berlin),  Dr.  E.  Flügel  (Rasch- 
witz-Leipzig), Dr.  Max  Friedländer  (Berlin),  Fräulein 
Bertha  und  Clara  Froriep  (Weimar) ,  Professor  Dr. 
L.  Geiger  (Berlin) ,  Geh.  Regierungsrath  Professor 
Dr.  H.  Grimm  (Berlin),  Professor  Dr.  R.  Grosser 
(Wittstock),  Dr.  O.  Harnack  (Wenden,  Livland),  Ober- 
bibliothekar Professor  Dr.  Hartwig  (Halle),  Dr.  Heiden- 
heimer  (Mainz),  Professor  W.  T.  Hewett  (Ithaka,  U.  S.), 
Professor  Dr.  R.  Hildebrand  (Leipzig),  Geh.  Justizrath 
Professor  Dr.  H.  Hülfer  (Bonn),  Frau  M.  von  Klitzing 
(Weimar),  Oberbibliothekar  Dr.  R.  Köhler  (Weimar), 
Excellenz  Dr.  von  Loeper(Berlin),  Professor  Dr.  J.  Minor 
(Wien),  Professor  Dr.  K.  Möbius  (Kiel),  Verlagsbuch- 
händler E.  Paetel  (Berlin),  E.  Pirazzi  (Otfenbach), 
S.  D.  Fürst  Anton  Radziwill  (Berlin),  Geh.  Hofrath 
C.  Ruland  (Weimar),  Professor  Dr.  Erich  Schmidt 
(Berlin),  Professor  Dr.  B.  Suphan  (Weimar),  C.  Tomlin- 
son  (London),  Pastor  Dr.  Th.  Unruh  (Horst,  Pommern), 
Professor  Dr.  S.  Wätzoldt  (Berlin), ProfessorH.  S.  White 
(Ithaka,  U.  S.). 

Das  Goc'Jjc- Archiv,  über  welches,  obgleich  es  nicht 
Eigenthum  unsrer  Gesellschaft,  doch  der  »Jahresbericht« 
jedes  Mal  unseren  Mitgliedern  willkommene  Mittheilungen 
bringt,  hat  von  bedeutenden  Bereicherungen  zu  erzählen, 
—  in  erster  Reihe  von  einer  Anzahl  namhafter  Spenden. 
»Am  Tage  der  zweiten  Vereinigung  der  Goethe-Gesellschaft 
zu  Weimar«  schenkte  5.  A'.  //.  der  Grossber~Oi^'  eine  Schreib- 
mappe aus  rothem  Sammt  mit  dem  in  vergoldeten  Rahmen 


— ^    9    ^ — 

eingelegten  Gedichte:  »Weite  Welt  und  breites  Leben 

Jena,  Pfingsten  May  1817«.  Begleitet  war  die  kostbare 
Spende  von  einer  eigenhändigen  Erklärung  S.  Kgl.  Hoheit, 
des  Inhalts,  dass  die  Mappe,  einst  ein  Geschenk  des  Gross- 
herzogs an  Franz  Liszt,  nun  aus  dessen  Kachlass  durch 
die  Fürstin  Marie  Hohenlohe  an  den  hohen  Geber  zurück- 
gelangt. Am  23.  Mai  überwies  S.  K.  H.  der  Grossherzog 
das  gleichfalls  aus  Liszt's  Nachlass  in  seine  Hand  gelangte 
Manuscript  des  Goetheschen  Prologs  zu  Ifflands  Drama 
»Alte  und  Neue  Zeit«,  ganz  eigenhändig  mit  zwei  unge- 
druckten Stellen.  —  /.  K.  H.  die  Frau  Erbgrossher-ogiii  schenkte 
einen  Brief  Goethes  an  den  Grossherzog  Carl  August  vom 
9.  Sept.  1826. 

Die  meisten  Schenkungen  wurden  dem  Briefwechsel  zu- 
geführt. Fräulein  Ulrike  von  Levet:(^ozu  im^Trihlic  bei  Lobositz 
eignete  der  Frau  Grossherzogin  die  Briete  zu,  welche  Goethe 
an  sie,  ihre  Mutter  Amalie  von  Levetzow,  und  an  ihre  Gross- 
mutter, Frau  von  Brösigke,  gerichtet  hat  (siebzehn  Briefe 
und  sechs  Billets,  einen  Brief  bildend).  Den  Taufschein 
Ulrikens  hat  das  Archiv  von  Excellenz  Dr.  von  Loepcr  in 
Berlin  erhalten.  —  Geh.  Regierungsrath  Professor  Dr. 
H.  Grimm  in  Berlin  stiftete  :  drei  Briefe  Goethes  an  Bettina, 
einen  Brief  Wielands  an  Goethe,  sechs  Briefe  Schillers  an 
Sophie  Mereau,  —  ferner  das  Exemplar  der  »Wanderjahre«, 
das  Marianne  Willemer  besessen,  mit  Goethes  Dedication 
und  dem  Verse :  »Wer  hat's  gewollt,  wer  hat's  gethan  .  .  .  .  « 
—  Herr  Dr.  Morit~  Ebner  in  Breslau:  36  Briefe  Goethes 
an  Nees  von  Esenbeck  nebst  6  Briefen  von  Eckermann 
und  zwei  von  Rehbein  (Goethes  Krankheit  1823  betreffend) 
an  denselben.  —  Landgerichtsrath  Dr.  C.  Hildchrandi  in 
Mülhausen  i.  E.  und  Landgerichtsrath  Dr.  G.  HiJdehrandi 
in  Weimar :  einen  Brief  Goethes  an  den  Hotadvocaten 
Hase  vom  12.  März  1827.  —  Herr  C.  Meinert  in  Dessau 
(der  dem  Archiv  für  die  Zwecke  der  Goethe-Ausgabe  seine 
Autographen  des  Dichters  zur  Verfügung  gestellt  hat) 
schenkte  28  Nummern  auf  das  »Freie  Zeichneninstitut«  be- 
züglich, meist  Erlasse  an  H.  Meyer,  von  Goethe  gezeichnet, 
und  zwei  Billets  Goethes  an  denselben.  —  Herr  Archivrath 
Dr.  Burkhardt  in  Weimar  ein  Manuscript  von  Eckermann 


— -^     10     -»4— 

»Zur  Aufklärung  einiger  Punkte  des  Contractes  vom  Jahre 
1826«.  —  Herr  Hofschauspieler  Guido  Lehtnann  in  Weimar 
einen  Brief  Max.  Joh.  Seidels  an  Ludwig  Tieck  über  die 
Feier  von  Goethes  Geburtstag  1827. 

Eine  werthvolle  Gabe  anderer  Art  übersandte  am  Jahres- 
schluss  mit  Genehmigung  des  Grossh.  Staatsministeriums 
die  Direction  des  Goethe-National-Museums  :  ein  Exemplar 
der  »Schiit ~e  des  Goelhe-National- Museums« ;  es  ward  zugleich 
der  Dank  ausgesprochen  für  die  Unterstützung,  welche 
dem  Werke  durch  die  gestattete  Benutzung  des  Archivs 
zugeflossen.  Dem  Archiv  wurden  auch  in  diesem  Jahre 
wieder  Papiere,  meist  auf  den  Haushalt  Goethes  bezüglich, 
überwiesen ,  welche  Herr  Ruland  bei  der  Ordnung  der 
Bibliothek  Goethes  gefunden.  Im  Anschluss  hieran  ist 
noch  der  Dank  auszusprechen  für  einzelne  durch  ausdrück- 
liche Bestimmung  dem  Archiv  zugewiesene  Werke:  H.  Grinini, 
Goethe- Vorlesungen,  4.  Auflage,  und:  Goethes  Brietwechsel 
mit  Rochlitz,  herausgegeben  von  IT.  Freiherr  v.  Biedernuiuu. 

Bereichert  wurde  aber  das  Archiv  nicht  nur  durch  die 
in  so  erfreulicher  Weise  hervorgetretene  Opterwilligkeit 
von  Besitzern  Goethescher  Handschriften,  denen  es  eine 
Befriedigung  gewährt,  köstliche  Schätze,  deren  sie  sich  ent- 
äussern, an  würdigster  Stelle  geborgen  zu  wissen,  sondern 
zugleich  in  erheblichem  Umfange  auch  in  diesem  Jahre 
durch  die  Fürsorge  L  K.  H.  der  Frau  Grossherzogin.  Neben 
mehreren  einzeln  angekauften  werthvoUen  Stücken:  so  dem 
schön  geschriebenen  Heftchen  mit  den  12  Volksliedern, 
die  Goethe  177 1  im  Elsass  für  Herder  »aus  denen  Kehlen 
der  ältesten  Mütterchens  aufgehascht«,  —  und  dem  zier- 
lichen Mäppchen  mit  dem  an  den  Regierungsrath  Peucer 
verwetteten  Dukaten  aus  Rheingold  und  dem  Verse:  »Nein! 
Irechere  Wette  verliert  man  nicht.  .  .  .  «,  ist  vornehmlich 
die  Erwerbung  der  Manuscripte  aus  P.  Eclcennauns  Nach- 
lass  zu  erwähnen;  einer  Sammlung,  die  zwar  im  Laufe  der 
Jahre  schon  um  etliche,  ein/ein  weggegebene  und  veräusserte 
Stücke  sich  vermindert  hatte,  doch  aber  noch  einen  höchst 
werthvollen  Bestand  aufweist,  und  nun  vor  dem  Schicksal 
der  Zcrbröckelunu    und   weiterer  Zerstreuung    bewahrt   ist. 


—4*     II     -»f-— 

Sie  enthält  u.  A.  eine  grössere  Anzahl  von  Gedichten  und 
Sprüchen  in  Reinschritten  und  ersten  Entwürfen,  mehrere 
ungedruckte  Briefe  Goethes  aus  Italien  an  Frau  v.  Stein, 
Herder  und  v.  Koppenfels,  einen  Brief  Schillers  an  Goethe 
und  einen  Bogen  Handschrift  eines  Schillerschen  Aufsatzes. 
Es  ist  von  Bedeutung,  dass  sich  so  durch  Schenkung  nicht 
weniger  als  durch  Ankauf  eine  Anzahl  Schillerscher  Manu- 
scripte  im  Goethe-Archiv  zusammengefunden  hat. 

Der  erst  in  den  letzten  Tagen  vollzogene  Ankauf  des 
Kan:Jer  von  MüUerscljen  Hausarchivs  kann  zunächst  nur 
kurz  erwähnt  werden.  Der  Werth  der  umfänglichen  Samm- 
lung, die  hiermit  für  das  Goethe-Archiv  gewonnen  ist,  ist 
für  jeden  Goethekenner  durch  den  Namen  des  früheren 
Besitzers  schon  hinreichend  ausgesprochen. 

In  dem  Goethe-National-Miiseuni  hat  das  Jahr  1887  die 
Wiedereröifnung  der  von  Goethe  selbst  Jahrzehnte  lang 
bewohnten  Gemächer,  des  Studir-  und  Sterbezimmers  ge- 
bracht, nachdem  die  zur  Sicherstellung  dieser  hochinter- 
essanten Räume  unerlässlichen  baulichen  Herstellungen 
beendigt  waren.  Letztere  wurden  mit  grösster  Schonung 
des  alten  Zustandes  ausgeführt,  und  Tausende  haben  seit 
Ende  Mai  die  bescheidenen  und  doch  so  eindrucksvollen 
Räume  besucht.  Zugleich  wurde  die  Goethesche  Privat- 
bibliothek mit  den  vorhandenen,  leider  nicht  vollständigen 
Verzeichnissen  genau  verglichen  und  in  dem  ebentalls  neu 
hergestellten  Nebenraume  wieder  aufgestellt.  Zahlreiche 
Vermerke  an  den  alten  Gestellen  setzten  in  den  Stand, 
die  Bücher  genau  so  zu  ordnen ,  wie  sie  zu  Goethes 
Lebzeiten  gewesen  waren.  Sobald  diese  nicht  ganz  leichte 
Arbeit  vollendet  sein  wird,  soll  ein  svstematischer  Catalog 
angefertigt  werden,  um  der  Goetheforschung  einen  zuver- 
lässigen Anhalt  über  das  literarische  Material  zu  geben, 
dessen  sich  Goethe  bei  seinen  Studien  bedient  hat.  Eine 
ganze  Anzahl  Bücher  haben  ein  besonderes  Interesse,  theils 
durch  eigenhändige  Vermerke  Goethes,  theils  durch  Wid- 
mungen der  sie  einsendenden  Verfasser  und  Freunde. 

Bereichert  wurde  das  Goethe-National-Museum  durch 
Schenkungen  I.  K.  H.  der  Frau  Grossher^ogin  (u.  A.  die  von 


— •4»-     1 2     ■»!• — 

F.  Preller  für  Goethe  ausgeführten  Wolkenzeichnungen, 
verschiedene  Bildnisse  Goethes  und  befreundeter  Personen, 
Zeichnungen  des  Dichters,  einer  Anzahl  weiterer  Bildnisse 
und  Skizzen  aus  dem  Nachlasse  des  Kanzlers  von  Müller),  — 
von  Geh.  Hofrath  Lndeciis  in  Dresden  (Goethe-Reliquien, 
sowie  die  Handschrift  eines  Chorgesanges  zum  IL  Theile 
des  Faust),  —  von  Herrn  Buchhändler  C.  Clauscn  in  Turin 
(italienische  und  französische  Übersetzungen  der  »Stella«, 
sowie  mehrerer  Gedichte) ,  —  von  dem  Wiener  Goethe- 
Verein  (ein  Exemplar  der  von  demselben  herausgegebenen 
»Chronik«),  —  von  Freiherrn  L.  von  Gleichen -Rnssiviirvi 
(der  von  Schiller  eigenhändig  geschriebene  Contract  mit 
dem  Verleger  des  Musen- Almanachs),  —  von  Freiherrn 
F.  von  Stein  (Facsimile  des  in  seinem  Besitz  befindlichen 
Porträts  der  Frau  Charlotte  von  Stein),  —  von  Kammerherrn 
Hugo  von  Donop  (Facsimile  eines  ihm  gehörenden  Bildnisses 
Goethes  von  X.  von  Schönberg). 

Erworben  wurde  ein  interessanter  Carton  des  Grafi- 
schen Schillerporträts,  übereinstimmend  mit  dem  im  Körner- 
museum zu  Dresden  befindlichen  Ölgemälde.  Wenn  das 
schöne  Blatt  nicht  Graff"s  Originalzeichnung  sein  sollte,  so 
ist  es  doch  mindestens  die  von  L.  Simanowicz  für  ihre 
Copie  angefertigte  treffliche  Zeichnung  in  gleicher  Grösse 
wie  das  Original. 

Die  Ordnung  und  Zugänglichmachung  der  verschie- 
denen Theile  der  Goethe  -  Sammlungen  hat  Fortschritte 
gemacht;  einzelne  (wie  z.  B.  die  Plaquetten,  der  grösste 
Thc'il  der  Handzeichnungen)  sind  neu  geordnet  und  kritisch 
bestimmt,  für  die  Ausarbeitung  zuverlässiger  Cataloge  ist  das 
Material  gesammelt,  die  Aufstellung  der  naturwissenschaft- 
lichen Sammlungen  ist  angebahnt  worden. 

Ist  somit  ein  ertreuliches  Wachsen  und  Gedeihen  der 
drei  Schwester-Anstalten,  Goethe-Bibliothek,  Goethe- Archiv 
und  Goethe-Museum,  zu  verzeichnen,  so  dürfen  wir  mit 
Zuversicht  hoffen,  dass  dieselben  des  hohen  Namens,  den 
sie  tragen,  immer  würdiger,  zur  vertiefteren  Erkenntniss 
der  ganzen  Grösse  und  Bedeutung  Goethes  von  Jaiu'  zu 
Jahr  mehr  beitragen  werden. 


—4*     13     ■^— 

Von  der  stetigen  Weiterentwicklung  der  EiigJisb  Goethe- 
Society,  von  welcher  über  200  Mitglieder  auch  unserer  Ge- 
sellschaft angehören,  gibt  der  am  17.  Januar  veröffentlichte 
11.  Jahresbericht  derselben  befriedigende  Kunde.  Die  Be- 
wegung hat  über  London  hinaus  in  Manchester,  Edinburgh, 
Oxford,  Cambridge,  Birmingham  festen  Fuss  getasst,  zahl- 
reiche Versammlungen  und  Vorträge  sind  gehalten,  ein 
Band  »Transactions«  ist  veröffentlicht  worden.  Auch  von 
Amerika  sind  uns  vielfache  Beweise  reger  Theilnahme  an 
unseren  Bestrebungen,  sowie  einer  in  den  Vereinigten 
Staaten  sich  immer  mehr  ausbreitenden  Arbeit  im  Zeichen 
Goethes  zugegangen. 

Sitzungen  des  Geschäftsführenden  Ausschusses,  zu 
dessen  Vorsitzendem  an  Stelle  des  verewigten  Freiherrn 
von  Loen  Geh.  Hofrath  C.  Ruland  erwählt  wurde,  haben 
je  nach  dem  durch  die  vorliegenden  Geschäfte  bedingten 
Bedürfnisse  stattgefunden.  Mit  der  Ausführung  des  von 
der  Generalversammlung  1886  gefassten  Beschlusses,  be- 
treffend die  Erhaltung  bedeutsamer  Gräber  aus  der  Goethe- 
zeit, wurden  einige  der  Collegen  besonders  betraut,  da  die 
Kachforschungen  z.  B.  in  den  nur  lückenhaft  erhaltenen 
Begräbnissbüchern  äusserst  zeitraubende  und  mühsame  sind. 
Um  so  erfreulicher  ist  es,  dass  die  fortgesetzten  Be- 
mühungen unseres  Schriftführers,  Herrn  Geh.  Regierungs- 
rath  Dr.  K.  Kuhn,  in  diesen  Tagen  in  Bezug  auf  das  in- 
teressanteste dieser  vergessenen  Gräber  mit  vollem  Erfolg 
gekrönt  wurden :  Herrn  Kuhn  ist  es  gelungen,  die  Ruhe- 
stätte von  Goethes  Gattin  Christiane  auf  dem  alten  Jakobs- 
kirchhofe mit  Bestimmtheit  nachzuweisen.  Dem  Beschlüsse 
von  1886  gemäß  wird  dieselbe  in  Bälde  durch  einen  ein- 
fachen Denkstein  zu  bleibender  Erinnerung  geschmückt 
werden. 

Auch  die  Veranstaltung  einiger  Goethe-Vorträge  hat  sich 
der  Geschäftsführende  Ausschuss  für  den  Winter  1887/88 
angelegen  sein  lassen;  im  Laute  des  Monats  März  werden 
PrivatdocentDr.  Joh.  Walther-Jena  über  Goethes  geologische 
Studien  und  Sammlungen,  sowie  Prot.  Dr.  Erich  Schmidt- 
Berlin  über  den  Tannhäuser-Mvthus  sprechen. 


— ^    14    ^ — 

Die  Generalversammlung  des  laufenden  Jahres  ist 
für  die  letzten  Tage  der  Pfingstwoche  vorläufig  in  Aussicht 
genommen:  eine  recht  zahlreiche  Betheiligung  unserer  ge- 
ehrten Mitglieder  ist  dringend  zu  wünschen,  da  mit  Ende 
1888  die  Amtsdauer  des  bisherigen  Vorstandes  abläuft 
und  eine  Neuwahl  für  fernere  drei  Jahre  in  dieser  \^er- 
sammlung  vorzunehmen  ist. 

Wenn  es  dem  Geschättstührenden  Ausschusse  möglich 
gewesen  ist,  in  diesen  Zeilen  ein  befriedigendes  Bild  von 
dem  Zustande  und  der  stetigen  Weitcrentwickelung  der 
Goethe-Gesellschaft  zu  entrollen,  so  verdankt  er  dies  nicht 
nur  der  thätigen  Unterstützung  des  Vorstandes,  der  eifrigen 
Mitarbeit  seiner  Mitglieder,  sondern  ganz  besonders  auch 
der  geistigen  Förderung,  die  ihm  die  aufrichtige  Theil- 
nahme  der  ganzen  Gesellschaft  bei  seinen  mannigfaltigen 
Arbeiten  gewährt :  dass  sie  ihm  auch  ferner  erhalten  bleibe, 
ist  sein  herzlichster  Wunsch  und  seine  dringende  Bitte! 

frei  mar,  Ende  Februar  18SS. 

Im  Auftrage  des  Geschäftsführenden  Ausschusses: 
C.   Rh! an d. 


^_ 


Mitglieder  -  Verzeichniss 


DHR 


Goethe -Gesellschaft. 

(Abgeschlossen  am   13.  Februar   1888.^ 

Protektor: 

Seine   Königl.   Hoheit   der   G-rossherzog   Carl   Alexander 

von  Sachsen -Weimar- Eisenach. 

\^  o  r  s  t  a  n  d  : 

Präsident: 

Präsident  des  Reichsgerichts,  Wirkh  Geh.  Rath  Dr.  Siuiso)!, 
Excellenz,  in  Leipzig. 

Vice-Präsidenten : 

Wirkl.  Geh.  Rath,  Dr.  von  Loepcr,  Excellenz,  in  Berlin. 
Geh.  Hofrath  C.  Ruland,  Direktor  des  Grossherzoglichen  Mu- 
seums und  des  Goethe-National-Museuins  in  Weimar. 


Vorstands-Mitglieder : 

Wirkl.  Geh.  Rath  Freiherr  v.  BcauUctt-Marcoiiua}\  Excellenz, 

in  Dresden. 
Staatsrath  Eggeling,  Curator  der  Universität  in   Jena. 
Wirkl.  Geh.   Rath   Professor   Dr.  Kuiw  Fischer,   Excellenz, 

in  Heidelberg. 
Dr.  Paul  Heyse  in  München. 

Staatsrath  Dr.  i'.i?///;/^//;7,  Kanzler  der  Universität  in  Tübingen. 
Professor  Dr.  Erich  Schmidt  in  Berlin. 
Wirkl.   Geh.   Rath    Dr.  Carl   von   Strcniayr,   Präsident   des 

K.  K.  obersten  Gerichtshofes,  Excellenz,  in  Wien. 
Professor  Dr.  B.  Snphan,   Director   des  Goethe-Archivs  in 

Weimar. 


-^     16    ^ — 


Geschäfts  f  ü  h  r  c  n  d  e  r  A  u  s  s  c  h  u  s  s 
i  n  W  e  i  m  a  r : 

Vorsitzender :    Geh.  Hofrath  Ridand. 
Stellvertreter:    Geh.  Hofrath  P.  von  Bojanoiuskx. 
Schriftführer :    Geh.  Regierungsrath  Dr.  K.  Kuhn. 
Schatzmeister:  Commerzienrath  Dr.  jur.  R.  xV/or//-. 


Verlagsbuchhändler  Böhhn. 
General-Intendant  Bronsart  v.  Scbellendorf. 
Archivrath  Dr.  Biirkhardf. 
Generallieutenant  z.  D.  Cn'iger,  Exe. 
Oberbibliothekar  Dr.  R.  Köhler. 
Dr.  phil.  Oe] Schläger. 
Professor  Dr.  B.  Siiphan. 
Hausmarschall  Graf  JVedel. 


M  i  1 2: 1  i  e  d  c  r : 


ö 


Ihre  Majestät   die   deutsche  Kaiserin  und  Königin   von 

Preussen. 
Seine  K.  u.  K.  Apost.  Majestät  der  Kaiser  von  Oester- 

reich,  König  von  Ungarn. 
Seine  Majestät  der  König  von  Schweden. 
Seine  Majestät  der  König  von  Württemberg. 
Ihre  Majestät  die  Königin  von  Italien. 
Ihre  Majestät  die  Königin  von  Rumänien. 
Seine  Kaiserliche  und  Königliche  Hoheit  der  Kronprinz 

des  Deutschen  Reiches  und  von  Preussen. 
Ihre  Kaiserliche  und  Königliche  Hoheit  die  Frau  Kron- 
prinzessin des  Deutschen  Reiches  und  von  Preussen. 
Ihre  Kaiserliche  Hoheit  die  Frau  Grossfürstin  Elisabeth 

Maurikiewna  von  Russland. 
Seine  Königliche  Hoheit  der  G-rossherzog  von  Baden. 
Ihre  Königliche  Hoheit  die  Frau  Grossherzogin  von  Baden. 
Seine  Königliche  Hoheit  der  Grossherzog  von  Oldenburg. 
Seine  Königliche  Hoheit  der  Grossherzog  von  Sachsen. 
Ihre  Königliche  Hoheit  die  Frau  Grossherzogin  von  Sachsen. 
Seine  Königliche  Hoheit  der  Erbgrossherzog  von  Sachsen. 
Ihre  Königliche  Hoheit  die  Frau  Erbgrossherzogin  von 

Sachsen. 
Ihre  Königliche  Hoheit  Prinzessin  Wilhelm  von  Preussen. 
Ihre  Königliche  Hoheit  die  Prinzessin  Amelie,  Herzogin 

in  Bayern. 
Ihre  Königliche  Hoheit  die  Gräfin  von  Flandern. 
Seine  Hoheit  der  Herzog  von  Sachsen- Altenburg. 


—4*     i8     +4 — ■ 

Seine  Hoheit  der  Herzog  von  Sachsen-Coburg  u.  Gotha. 

Ihre  Hoheit  die  Frau  Herzogin  von  Sachsen-Coburg 
und  G-otha. 

Seine  Durchlaucht  Fürst  Reuss  j.  L. 

Seine  Hoheit  der  Erbprinz  von  Sachsen-Meiningen. 

Seine  Hoheit  der  Herzog  Johann  Albrecht  von  Mecklen- 
burg-Schwerin. 

Ihre  Hoheit  die  Frau  Herzogin  Johann  Albrecht  von 
Mecklenburg-Schwerin. 

Seine  Durchlaucht  der  Prinz  Reuss  Heinrich  VII. 

Ihre  Hoheit  Prinzessin  Reuss  Heinrich  VII. 

Ihre  Hoheit  Prinzessin  Moritz  von  Sachsen-Altenburg. 

Ihre  Hoheit  Prinzessin  Marie  von  Sachsen-Meiningen. 

Seine  Hoheit  Prinz  Hermann  von  Sachsen- Weimar. 

Seine  Hoheit  Prinz  Ernst  von  Sachsen-Weimar. 

Seine  Hoheit  Prinz  Ernst  von  Sachsen-Meiningen. 

Seine  Hoheit  Prinz  Friedrich  von  Sachsen-Meiningen. 

Seine  Durchlaucht  Erbprinz  Reuss  j.  L. 

Seine  Hoheit  Prinz  Friedrich  Carl  von  Hessen. 

Ihre  Hoheit  die  Frau  Erbprinzessin  von  Schaumburg-Lippe. 

Ihre  Hoheit  die  Frau  Erbprinzessin -Wittwe  von  Anhalt. 

Seine  Hoheit  der  Herzog  zu  Schleswig-Holstein. 


-^    19    ^- 


Ehren-  M  i  t  g  1  i  e  d  e  r : 

Leo    Graf  Henckel    von    Donnersniairk ,    Grossherzoglicher 

Oberschlosshauptmann,  Excellenz,  in  Weimar. 
Sanitätsrath  Dr.  F.   Vidpins  in  Weimar. 


Mitglieder   auf  Lebenszeit: 


Seine  K.  11.  K.  apostol.  Majestät  der  Kaiser  vo)i  Oesterreich, 

König  von   Ungarn. 
Aachen:  Frau  Lucy  Frent~en,  geb.  Hoesch. 

Schloss  Bernried:  Freiin  Marie  von   Wendland. 


Dorpat: 

Dresden: 
Mitau : 
Nassau : 
St.  Petersburg; 
Weimar : 
Wien : 


IVoldemar  Masing,  Docent  an  der  Uni- 
versität. 

Dr.  Martin  Schubart. 

Paia  von  Petrovics,  Serbischer  Wojewode. 

Frau  Gräfin  L.  G.  von  Kielinannsegge. 

Rudolph   Wolf  gang  Reyher. 

Seine  Erlaucht  Graf  Gör/~  von  Schlit~. 

Ihre  Durchlaucht  Fürstin  M.  :(ii  Hohenlohe- 
Schillingsfürst,  geb.  Prinzessin  Wittgen- 
stein. 

Frau  Rosa  von  Gerold,  geb.  Heiuieberg. 


Goktiie-Iahfulch    IX. 


26 


— 4*      20     +4- 


DEUTSCHES  REICH. 


Aachen. 

Pastor,  Heinrich,  Rentner. 
Schenk,  Adolf,  stud.  ehem. 
Schmidt,  Franz,  stud.  ehem. 

Ächern  i,  Baden. 
Wagner,  G.,  Privatmann. 

Ältenburg. 

Landesbibliothek,   herzogliche 
V.  Scheffler,    kgl.  preuss.   General 
der   Infanterie  z.  D.  Excellenz. 

Altena. 

Matthiessen,    Dr.    Gvmnasialober- 

lehrer  a.  D. 
Pieck,  Dr.  Regierungsrath. 
Sieveking,  Carl,  Rechtsanwalt  und 

Notar. 

Amsitz  i/Lausitz  (Kr.  Guben). 
Heinrich,  Prinz  zuCarolath,  Durch- 
laucht. 

Annaberg  (Erzgebirge). 
W'armann,  Eduard. 

Annettenhöh  b  Schleswig. 
V.  Brockdorff,   Frau  Baronin. 

Arnstadt. 

Thierbach,  Otto. 

Aschaffenburg. 

Reber,  Dr.  Joseph,  Direktor. 

Augsburg. 

Bauer,  Ludwig,  Rechtsanwalt. 
Herzfelder,  J.,  Rechtsanwalt. 

Bankau  b/W'arlubien  (W'cstpr.). 
Gerlich,  Frau  Auguste. 

Barmen. 

V.  Eynern,  lernst,  Stadtverordneter, 
Mitglied  des  Abgeordneten- 
hauses. 

Frank,  Amtsrichter. 

Jäger,  Otto. 


Barmen. 

Nordhaus,  Hermann. 
Rittershaus.  Emil. 
Rudolph,      Oberstlieutenant      und 
Bezirkscommandeur. 

Bautzen. 

V.  Biedermann,  Freiherr,  Königl. 
S.  General  z.  D. 

Beimbacb,  Post  Gerabronn 
(W'ürttemb.). 
Hauff,  G.,  Pfarrer. 

Bellin  b/ Bärwalde  (Neu-Mark). 
V.  Kahle,  Fräulein  Julie. 

Beizig. 

Friedländer,  Max,  Amtsrichter. 

Bergedorf. 

Lamprecht,  Dr.  C.  H.,  Amtsrichter. 

Berlin. 

Abraham-Römer,  Dr.  jur.  A.,  Re- 
dakteur der  Zeitung  ))Telephon((. 

Adams,  Miss  Sarah  H. 

Aegidi,  Dr.  L.  Professor,  Ge- 
heimer Legationsratli. 

Arendt,  Dr.  'Otto,  Mitglied  des 
Abgeordnetenhauses. 

V.  Asten,  Fräulein  Julie. 

I^ach,  Dr.  Th.,  Director  des  Falk- 

Realgvmnasiums. 
Baerwald,  S. 

Bardt,  Dr.  C.,   C]\ninasialdirektor. 
V.  Beckerath,  A. 
V.  Beckerath,  Alfred,  stud.  phil. 
Beiger,  Dr.   Chr.,  Oberlehrer. 
Bellermann,  Dr.    B.,   Direktor  des 

Königstädtischen  Gvmnasiums. 
Benecke,    H.,    Buchliändler   (Ame- 

lang'sche  Buclihandiung). 
Bereut,  Fräulein  Selnia. 
Berg,  Philipp,  Fabrikant. 
l>ibIiotliek,  Königl iciie. 
Bibliothek    des    Kgk    Kealg\mua- 

siums. 


-^      21       +^- 


Berlin. 

Bibliothek  des  Kgl.  Wiliielmgym- 
nasiums. 

Bielschowslvv,  Dr.  Oberlelirer. 

V.  Blankensee,  Graf. 

Blumentlial,  Dr.  Oskar,  Redakteur 
des  »Berliner  Tageblattes«. 

Bodläiider,  Rechtsanwalt. 

Borchardt,  Dr.  Oskar. 

Borchardt,  Frau  Rudolf. 

Borkenhagen,  Frau  Kapitän-Lieute- 
nant. 

V.  Bothmer,  Ernst,  Wirkl.  Legat.- 
Rath. 

Bouvier,  B.,  Lic.  litt.,  Lektor  a.  d. 
Universitcät. 

Brahm,  Dr.  Otto,  Schriftsteller. 

Brandt,  Dr.  phil.  Ludwig. 

Braumüller,  Dr.,  Oberlehrer. 

Breiderhotf,  Frau  Dr. 

Breslauer,  Bernhard,  Rechtsanwalt. 

Brodrück,  Gg.,  Prem.-Lieut.,  kom- 
mandirt  zum  grossen  General- 
stabe. 

Broicher,  Otto,  Kammergerichts- 
rath. 

V.  Brühl,Gräfin  Hedwig,  Palastdame. 

Buhlmann,  Georg,  Fabrikbesitzer. 

V.  Bunsen,  Dr.  Georg. 

Bunsen,  Fräulein  Marianne. 

Colin,  Albert,  Buchhändler. 

Cohn,  Alexander   Meyer,  Bankier. 

Cohn,  Dr.  Heinrich,  Rechtsanwalt. 

Collin,  D.,  Verlagsbuchhändler. 

Conrad,  Fräulein  Pauline,  Hof- 
schauspielerin. 

Cornicelius,  Max,  cand.  phil. 

Coste,  Dr.  David,  Lehrer  am  As- 
kanischen  Gymnasium. 

V.  Cramm-Burgdorf,  Freiherr,  Her- 
zogl.  Braunschweig.  Gesandter. 

Daffis,  Dr.  Anton. 

V.  Dallwitz-tornow,  Frau  W.,  geb. 
V.  Gräfe. 

Darmstädter,  Dr.  Ludwig,  Fabrik- 
besitzer. 

Delbrück,  Dr.,  Staatsminister,  Exe. 

Delbrück,  Adalbert,  Geheim.  Com- 
merzienrath. 

Delbrück,  Hans,  Professor. 

Dernburg,  Dr.  Heinrich,  Professor 
und  Geheimer  Justizrath. 

V.  Donop,  Dr.  L.,  Direktorial- 
assistent   der  National-Gallerie. 


Berlin. 

Doss,  Fräulein  Marie. 
Duncker,  Franz. 

Duncker,  H.,  Geheimer  Regierungs- 
rath,  Bürgermeister. 

Eberstadt.  Rudolf. 

Eberty,  Dr.  E.,  Syndikus. 

Eger,  \\'. 

Eggers,  Dr.  Karl,  Senator. 

Elias,  Max,  Rentier. 

Engel,  G.,  Professor  an  der  Kö- 
niglichen Hochschule  für  Musik. 

Engelmann,  R.  L.,   Justizrath. 

Ephraim,   Hermann. 

V.  Etzel,  A.,  General,  Excellenz. 

Euchel,  F.,  Justizrath. 

Evert,  Regierungs  -  Assessor  des 
Statistischen  Amtes. 

Ewe,  E.,  Priyatier. 

Feig,  Dr.,  Sanitätsrath. 

Flatau,  Dr.,  Rechtsanwalt. 

y.  Fleischhacker,  Dr.  Rob., Professor. 

Fleischhammer,  Dr.,  Hofjustizrath. 

Fleischmann,  H.,  Referendar. 

Flinsch,  Alexander. 

Förster,  Dr.  August,  Societär  des 
deutschen  Theaters. 

Frank,  Buchhändler. 

Fränkel,  Dr.  Carl,  Assistent  am 
Hygienischen  Institut. 

Fränkel,  Dr.  Max,  Bibliothekar  der 
Kgl.  Museen. 

V.  Frankenberg,  Rittmeister  im 
Garde-Kürassierregiment. 

Frey,  Dr.  Karl,  Professor. 

Frenkel,  H.,  Bankier. 

Frenzel,  Frau  Bertha. 

Frenzel,  Dr.  Karl. 

Fresenius,  Dr.  A. 

Freund,  Ernst. 

Friedberg,  Dr.,  Justizminister,  Exe. 

Friedeberg,  Frau  Bernhardine,  geb. 
Oppenheim. 

Friedenthal,  Frau  Margarethe. 

Friedländer,  Frau  Adelheid. 

Friedländer,  Frau  Professor. 

Friedländer,  Max,  Sänger. 

Friedmann,  Dr.  Alfred,  Schrift- 
steller. 

Friedmann,  Dr.  jur.  Felix,  Kammer- 
gerichtsreferendar. 

Fritze,  Frau   Geheimrath. 

Furtwängler,  Dr.  Adolf,  Professor. 
26  * 


^— 


Berlin. 

Gaflfky,  Dr.,  Regieruno;srath. 
Gärtner,     Heinrich,     Landscliatts- 

maler. 
V.  Gayling,    Freiherr,     Rittmeister 

im'  Garde-Kürassierregiment. 
Geiger,  Dr.  Ludwig,  Professor. 
Genung,  Charles  H.,  stud.  phil. 
Gerb,  Fräulein  Franziska. 
Gernandt,  Carl,  stud.  hist. 
Gesenius,    Stadtältester,     Direktor 

des  Berliner   Pfandbrief-Amtes. 
Gloeden,  Lehrer  an    der  Sophien- 
schule. 
Gneist,   Dr.    R.,   Professor,   Ober- 

Verwaltungsgerichtsrath. 
V.  Goldbeck,  Ober-Reg.-Rath. 
Goldbeck,  Dr.,  Gymnasiallehrer. 
Goldschmidt,  Professor,  Geh.  Justiz- 

rath. 
Goldschmidt,  Dr.  med.   H. 
Goldschmidt,  Roh.,  Bankier. 
Goldschmidt,  Frau  Tacie. 
Goldstein,  Frau  Antonie,  geb.  Marx. 
Goerke,  Franz. 

V.  Gossler,  Dr.,  Staatsminister,  K.\c. 
Gottheiner,  Fräulein  Marie. 
Gottheiner,  P.,  Stadt-Bauinspektor. 
Gotthelf,  M. 

Gradenvvitz,  Alfred,  Bankier. 
Graef,  Dr.  phil.  Harald. 
Grandke,   Geheimer   Ober-Finanz- 

rath. 
Greiff,  Wirklicher  Geheimer  Rath, 

Ministerialdirektor,  Excellenz, 
(irimm,  Dr.    Hermann,   Professor, 

Geheimer  Regierungsrath. 
Grisebach,  Hans,  Architekt. 
CJronius,  Frau  Professor. 
V.  Guldencrone,  Frau  Baronin. 
CJurlitt,  Fritz,  Kunsthändler. 
Güterbock,    Dr.,     Geheimer    Sani- 

tätsrath. 
Güterbock,  Dr.  phil.   Bruno. 

Hagen,  Werner  G.  A.,  stud.  jur. 
Hansemann,  Frau  M. 
Hartmann,  Hugo,  stud.  phil. 
V.   Hasclberg,  Dr.    med.,    .Sanitäts- 

rath. 
Hass,  Regierungsrath. 
Hausmann,  Frau  Luise. 
Heerwart,    Dr.     .\dolf,    (;cheimer 

Staatsrath. 
Hchn,  Dr.  V.,  Kaiserl.    Russischer 

Wirklicher  Staatsrath. 


Berlin. 

Heimann,  Frau  Anna. 

V.  Helmholtz,  Dr.  H.,  Professor, 
Geheimer  Regierungsrath. 

Hempel,  Frau  Lehrerin. 

Henning,  Theodor,  Architekt. 

Herrmann,  Fräulein  Agathe. 

Herrmann,  Max,  stud.    phil. 

Herrmann,  Fräulein  Rina. 

Hertz,  Wilh.,    Verlagsbuchhändler. 

Hertz,    Hans,   Verlagsbuchhändler. 

Heydemann,  Dr.  phil.  V. 

Heyniann,  Gotthold,  Bankier. 

Hiller  von  Gaertringen,  Freiherr, 
Dr.  phil.  Fr. 

Hirschfeld,  Philipp. 

Hoffory,  Dr.   Julius,    Privatdocent. 

Hoffstädt,  Referendar. 

Hofmann,  Rudolf,  \'erlagsbuch- 
händler. 

V.  Holst,  Mathias,  Baumeister. 

Hopfen,  Dr.  Hans,  Schriftsteller. 

Hörn,  Frau  Eleonore,  Oberin  der 
Dr.  Martin'schen  Klinik. 

Horstall,  Charles. 

Hübler,  Dr.  jur.  Bernhard,  Geh. 
Ober-Reg.-Rath,  Professor. 

V.  Hülsen,  G.,  Lieutenant  im  Garde- 
Kürassierregiment. 

Jacobsen,  A.,    Professor. 

Jacoby,    Dr.    Daniel,    Gymnasial- 

Oherlehrer. 
Jansen,  Dr.  phil.  Albert,  Professor. 
Jaquet,  Dr.  med.  M.,  Sanitätsrath, 

pract.  Arzt, 
hnelmann,    Dr.    J.,    Professor   am 

Joachimsthalschen  Gymnasium. 
Joachim,  Dr.  Joseph,  Professor  an 

der     Königl.     Hochschule     für 

Musik. 
Jonas,    Dr.    F.,    Städtischer   Schul- 
inspektor. 
Jonas,  Paul,  Rechtsanwalt. 
Jonas,  Frau  Clara. 
Jordan,  Dr.  Max,    Cieheimer  Ober- 

Regierungsrath. 

Kainz,   Josef,   Mitglied    des   deut- 
schen Theaters. 
Kalischer,  Dr.  S. 
Kallmann,  Eugen,    Rechtsanwalt. 
Kapp,  Fräulein  Ida. 
Karo,  Fräulein  Hedwig. 
Karpeles,  Dr.  Gustav,  Scliriftstellcr. 
Kastan,  Dr. 


-^    25    4— 


Berlin. 

V.  Kaufmann,  Dr.,  Protessor. 
Kayser,  Dr.   Paul,  Wirklicher  Le- 

gationsrath    und    vortragender 

Rath  im  auswärtigen  Amt. 
Kehrbach,  Dr.  phii.  Karl. 
Kekule,  Stephan,  Lieutenant. 
Kern,  Dr,  Franz,  Professor,  Gvm- 

nasial-Direktor. 
Kestner,  Dr.  phil.  Ernst. 
Klix,  Dr.,    Geheimer    Regierungs- 

rath,  Schulrath. 
von  dem  Knesebeck,   Kabinetsrath 

I.  M.  der  deutschen  Kaiserin. 
Koch,  Karl,  Rentier. 
Koehne,  Frau  Clara. 
Koenigs,  Fräulein  Elise. 
Krauel,    R.,    Geheimer   Legations- 

rath  im  auswärtigen   Amt. 
Krause,  Dr.  jur. 
Krich,  W.,  Hofrath. 
Kronfeld,  Dr.,  Rechtsanwalt. 
Kronecker,  Frau  Professorin  Fannv. 
Kronheim,  Georg. 
Kubier,     Professor     Dr.,    Direktor 

des  Wilhelm-Gvmnasiums. 
V.  Kühlewein.  Regierungsrath. 
Kurr,  Paul. 
Küster,  Ernst,  Prof.  der  Chirurgie. 

Landau,  Dr.  jur.  Felix,  Rechts- 
anwalt. 

Lazarus,  Dr.  Moritz,  Professor. 

Leffmann,  Gustav,  Kaufmann. 

Lehmann,  Gustav,  Geh.  Kriegsrath. 

Lehmann,  Paul,  Buchhändler. 

Leo,  Dr.  F.  A.,  Professor. 

Lesse,  Justizrath,  Rechtsanwalt  und 
Notar. 

Lesser,  Max,  Schriftsteller. 

Lesser,  Paul  Ph. 

Lessing,  Frau  Alma,  geb.  Marschall 
von  Bieberstein. 

Lessing,  Landgerichtsdirektor. 

Levin,  Albert,  Bankier. 

Levin,  Dr.  Mor.,  Prediger. 

Levy,  Adolf,  cand.  med. 

Levy,  Martin. 

Lew,  Richard,  Bankier. 

Lewson,  Frau  Dr.  Auguste. 

Lewald,  Dr.  Felix,  Assessor. 

Lewald,  Dr.  Otto,  Assessor. 

Lewald  -  Stahr,  Frau  Professor 
Fannv. 

Lewinsohn,  E.,  Assessor. 

Lewinsohn,  Dr.  G. 


Berlin. 

Lewinsohn,  L.,  Fabrikbesitzer. 

Lichtenthai,  Simon,  Kaufmann. 

Liebermann,  Dr.  F. 

Liepmannssohn,  Leo,  Buchhändler. 

Lilienhain,  Frau  Kreisrichter  C. 

Lindau,  Dr.  Paul. 

Lipke,  Gustav,  Mitglied  des  Reichs- 
tags. 

Lisko,  \\  alter,  Rechtsanwalt. 

Litzmann,  Prof.  Dr.,  Geh.  Medi- 
cinalrath. 

Lobe,  F.,  Rechtsanwalt. 

Löhlein.  Dr.  med.  Hermann,  Docent 
a.  d.  Universität. 

V.  Loeper,  Dr.  G.,  Wirklicher  Ge- 
heimer Rath,  Excellenz. 

Loring,  Frau  W.  H.,  Rentiere. 

Loewenstein,  Dr.  Otto. 

Ludert,  Frau  Auguste,  geb.  Klage- 
mann. 

Ludewig,  Karl,  Kaufmann. 

Lürssen,  Eduard,  Professor. 

V.  Maltzahn,  W.,  Freiherr. 

Manasse  -  Waldeck,  erster  Vor- 
sitzender des  Literar.  Vereins 
»Schiller«. 

Marcuson,  Carl,  Bankier. 

Martius,  Frau  Margaretha,  geb.  \'eit. 

Marx,  Frau  Maria,  geb.  Halber. 

Marx,  S. 

Matthiae,  Dr.  Otto. 

Mauthner,  Fritz,  Schriftsteller. 

Mellien,  Fräulein  Marie. 

Mendelssohn-Barthold  v,FrauMarie. 

Mever,  Dr.  jur.  Alexander. 

Mever,  Ferdinand,  Rentier. 

Mever,  Georg. 

Mever,  Fräulein  Henriette. 

Mever,  Dr.  Julius,  Direktor,  Geh. 
Reg.-Rath. 

Mever,  Dr.  Ludwig. 

Mever,  Frau  Geh.  Ober-Regierungs- 
rath  Marie. 

Mever,  Fräulein  Minna. 

Mever,  Paul,  Rechtsanwalt. 

Mever,  Dr.  Richard  M.,Privatdocent. 

Michaelis,  Dr.  C.  Theodor. 

Michaelis,  Frau  Elise. 

Michels,  Victor,  stud.  phil. 

Mitterlein,  Hermann. 

Möbius,  Dr.  Karl,  Professor,  Direk- 
tor der  zool.  Abth.  des  Museums 
für  Naturkunde. 

Möller,  Dr.  W.,  Oberlehrer. 


— ^    24    ^— 


Berlin. 

Morris,  Dr.  M.,  prakt.  Arzt. 

Morsch,  Dr.  Hans,  ordentl.  Lehrer 
am  Kgl.  Real-Gvmnasium. 

Müller,  Dr.  Hans. 

Müller,  Paul,  cand.  prob. 

Müller,  Wilhelm,  Geh.  Regierungs- 
rath  im  Hausministerium. 

MüUer-Grote,  Carl,  Verlagsbuch- 
händler. 

Munk,  \V.,  Landrichter. 

Nathan,  Frau  Hedwig. 
Nathan,  Dr.  P. 
Nehring,  K.,  Oberlehrer. 
Nelke,  Frau  Emma. 
Neumann,  Albert,  Kaufmann. 
Neubauer,  Dr.  Richard,   Professor 

am    Gymnasium    zum    Grauen 

Kloster. 
Niemann-Seebach,  Frau  Marie. 
Noeldeclien,  Frau  Stadtrath,  Marie. 
Nothmann,  Julius,  Kaufmann. 
Nothmann,  Siegfried,  Fabrikant. 

C'Jhrtmann,  Dr.  W.,  Sanitätsrath. 

Oldenberg,  C.  M. 

Oldenberg,  Dr.  Hermann,  Professor. 

V.  Oriolla,  Frau  Gräfin  M.,  geb. 
V.  Arnim. 

Ortwin,  Frl.  Maria,  Mitglied  des 
deutschen  Theaters. 

V.  d.  Osten,  Rittmeister  im  Garde- 
Kürassierregiment. 

Pabst,  Dr.,  Direktorial  -  Architekt 
des  Kunst-Gewerbemuseums. 

Paetsch,  Dr.  J.,  Sanitätsrath,  Pro- 
fessor. 

Parey,  Paul,  Vcrlagsbuchhändler. 

Penzier,  Gerhardt. 

Pernice,  Dr.  A.,  Professor. 

Peters,  Dr.  Carl. 

Pfaff,  Albert,  Kommerzienrath. 

Philipp,  Fräulein  Marie. 

Piaget,  Frau  Fanny. 

Pietsch,  Ludwig,  Maler. 

Pilger,  Dr.,  Prov.-Schulrath. 

l'indter,  E.  F.,  Geheimer  Kom- 
missionsrath. 

Plcssner,  Dr.,  praktischer  Arzt. 

Pniower,  Dr.  phil.  Otto. 

Posner,  Dr.  med.  Karl,  Arzt. 

Preuss,  Dr.  R.,  .\ssistent  an  der 
Königl.  Bibliotliek. 


Berlin. 

Pringsheim,  Fräulein  Martha. 
Pudor,  Emil,  Kaufmann, 

Q.uincke,  Dr.,  Geh.  Medizinalrath. 

V.  Radolinski,  Graf,  Hofmarschall 
Sr.  Kaiserlichen  u.  Königlichen 
Hoheit   des   Kronprinzen,   Exe. 

Ramhorst,  Dr.  Fr. 

vom  Rath,  Adolf. 

vom  Rath,  Frau  Anna. 

V.  Raumer,  Dr.  jur.  Ludwig,  Ge- 
richts-Assessor. 

V.  Reibnitz,  Freiherr,  Lieutenant 
im  Garde-Kürassierregiment. 

Reiche,  Ludwig,  Kaufmann. 

Reiche!,  Eugen. 

Reimer,  Frau  Emma. 

Reimers,  Dr.  phil.  J.,  Direktorial- 
assistent bei  den  Kgl.  Museen. 

Reiss,  Dr.  \\'ilhelm. 

Remy,  Fräulein  Marie,  Malerin. 

Reschke,  Max,  Sciiiffskapitän  a.  D. 

Rhode,  Fräulein  Anna. 

Richter,  Frau  Professor. 

von  Richthofen,  Freifrau,  geb.Men- 
delssohn-Bartholdv. 

Riesenfeld,  Hugo,  Kaufmann. 

Rietschel,  H.,  Professor. 

Ring,  Louis,  Bankdirektor. 

Robert-tornow,  Walter. 

Rodenberg,  Dr.  Julius. 

Rödiger,  Dr.  Max,  Professor. 

Rosenmund,  Dr.  phil.  Richard, 
Privatgelehrter. 

Rössler,  Dr.  Constantin,  Geheimer 
Regierungsrath. 

Rothschild,  Oscar,  Kaufmann. 

Saegert,  Fräulein  Anna. 

Samuel,  S.,  Bankier. 

V.  Sauden,  Fräulein. 

Sandvoss,  Dr.  Franz,  Schriftsteller. 

Sarrasin  L,  Dr. 

Sarrasin  IL,  Dr. 

Sarre,  Dr.  jur.,  Gerichtsassessor. 

Schaper,  Fritz,  Professor,  Bildhauer. 

Schaum,  Frau  Professor,  Clara. 

V.  Schclling,  Dr.,  Staatssekretär  im 
Reichsjustizamt,  F!xcellenz. 

Schelske,  Dr.  R.,  Privatdocent. 

Schermann,  Leo,  vereideter  Fonds- 
makler. 

Schiff,  A.,  cand.  phil. 

Schiff,  Emil,  Dr.  med.,  Scliriftsteller. 


-4^      2)       ^- 


Berlin. 

Scliiff,  Georg,  stud.  jur.  et  cam. 

Schift",  Julius,  Bankier. 

Schlemm,  Dr.  Th.,  Sanitätsrath. 

Schienther,  Dr.  Paul,  Schriftsteller. 

Schlesinger,  Albert,  Kaufmann. 

Schlesinger,  Frau  Alice. 

Schlesinger,  P.,  Gymnasiallehrer. 

Schlesinger-Trier,  Karl,  Bankier. 

V.  Schlippenbach,  Frau  Gräfin. 

Schmieden,  Kgl.  Baurath. 

Schmidt,  Dr.  Erich,  Professor. 

Schmidtlein,  Dr.  med.  C.,  Arzt. 

Schöne ,  Dr. ,  Wirkl.  Geheimer 
Ober-Regierungsrath,  General- 
direktor der  Königl.  Museen. 

Schönlank,  Alexis,  Mitglied  des 
Deutschen  Theaters. 

Schönlank,   Frau  Consul  William. 

Schröder,  Dr.  Eduard,  Professor. 

Schröder,  Dr.  Otto,  Professor  am 
Joachimsthalschen  Gymnasium. 

Schrceder,  Dr. 

Schubert,  Kammergerichtsrath. 

Scliultzen-y.  Asten,  Frau  Professor. 

Schulz,  Dr.,  Geh.  Ober-Regierungs- 
rath. 

Scinilze,  Adolf,  Professor  an  der 
König-l.  Hochschule  für  Musik. 

SchiJtte,  Dr.  med.  Paul,  Sanitätsrath. 

Schwabe,  Frau  Mathilde. 

Schwetschke,  Dr.  W. 

Schwieger,  Dr. Paul,  Oberlehreram 
Friedrich- Wilhehn-Gymnasium. 

Seckt,  Dr.  Felix,  Oberlehrer  am 
Friedrich-Wilhelm-Gymnasium. 

Seehaus,  Dr.  phil.  Adoff. 

Seligmann,  Dr.  jur.  Ernst. 

Sello,  Dr.  F.,  Rechtsanwalt. 

Seminar,  Kgl.,  für  Germanistische 
Philologie. 

Serraes,  Dr.  phil.  F. 

Siemenroth,  Franz,  Verlagsbuch- 
händler. 

Simmel,  Dr.  Georg,   Privatdocent. 

Simon,  Dr.  Hermann  Veit,  Rechts- 
anwalt. 

Simrock,  Fritz,  Musikyerleger. 

Simson,  August,  Rechtsanwalt  und 
Notar. 

Sipmann,  L.,  Geh.  Ober  -  Re- 
gierungsrath. 

Sobernheim,  Siegfried,  Handels- 
richter. 

Sommerstortf,  Otto,  Mitglied  des 
Deutschen  Theaters. 


Berlin. 

Spannagel-Karthaus,  Frau  Auguste. 

Spielhagen,  Friedrich. 

Spiro,  Dr.  phil.  Fr. 

Stange,  Max,  Lehrer  an  der  König- 
lichen Hochschule  für  Musik. 

Stavenhagen,  W. 

Steig,  Dr.  Reinhold,  Gymnasial- 
lehrer. 

Stein,  Philipp,  Redakteur. 

Steinbrück,  Fräulein  Margaretha, 
Lehrerin  an  der  Margarethen- 
schule. 

Stengel,  Dr.  Paul,  Oberlehrer  am 
Joachimsthalschen  G\-mnasium. 

Stern,  Dr.  Julius,  Arzt. 

Sternlieim,  Siegmund,  Bankier. 

Stettenheim,  Julius,  Redakteur. 

Stettiner,  Martin. 

Stolterfoth,  P.,  Geh.  Justizrath. 

Strehlke,  Dr.  F.,  Gymnasialdirektor 
a.  D. 

y.  Sybel,  Dr.,  Wirkl.  Geheimer 
Ober-Regierungsrath,  Direktor 
der  Staatsarchive. 

Szamatolski,    Siegfried,   stud.  phil. 

Thal,  Dr.  jur.,  Reg.-Referendar. 
Thür,  Fräulein  Anna. 
Tiktin,  Paul,  Referendar. 
Tobler,  Dr.  A.,  Professor. 
Toeche,  Ernst,  Verlagsbuchhändler. 
Toeche,  Dr.  Theodor,  Königlicher 

Hofbuchhändler. 
Türk,  Rechtsanwalt. 

y.  Uhden,  Richard,  Referendar. 
Universitätsbibliothek,  Kgl. 

Vahlen,   Dr.,  Prof.   und  Geh.  Re- 

gierungsrath. 
Vatke,  Dr.  Theodor. 
Veit,  Alfred. 
Veit,  Ernst,  stud.  med. 
Veit,  Frau,  Dr.  Johanna,  geb.  Elkan. 
Vierling,  G.,  Professor. 
Violet,  Dr.  Franz. 
Vogeler,  Julius,  Schuldirektor. 
Vogeler,   Richard,    Direktor   einer 

höheren  Mädchenschule. 

Waetzoldt,  Dr.  Stephan,  Professor, 
Direktor  der  Kgl.  Elisabeth- 
Schule. 

Wagener,  Dr.  Theodor,  Chemiker. 


—4*     26    ^4— 


Berlin. 

\\'agner,  Dr.  A.,  Professor,  Geh. 
Regierungsrath. 

W'agner,  Dr.  B.  A.,  Professor. 

Wahlländer,  Frau  Geh.  Ratli. 

Warschauer,  Frau  Geh.  Com- 
merzienrath  Marie,  geb.  Men- 
delssohn. 

Wattenbach,  Dr.  W.,  Professor. 

Weigert,  Dr.  Ma.\,   Fabrikbesitzer. 

Weinhagen,  Ernst. 

Weisstein,  Gotthilf,  Redakteur  des 
»Berliner  Tageblattes«. 

Wellmann,  Dr.  E.,  Professor  am 
_  Königstädtischen  Gvmnasium. 

Werner,  Dr.  R. 

Wesendonck,  Frau  Mathilde. 

Wesendonck,  Otto. 

Wessely,  Dr.  Hermann. 

Wetzel,  Johannes,  Gymnasiallehrer. 

V.  Wildenbruch,  Ernst,  Legations- 
rath. 

V.  Wildenbruch,  Frau  Legations- 
rath,  geb.  v.  Weber. 

Wilhelmi,Richard,Hofbuc]ihändler. 

Wilmanns,  Dr.  Professor,  General- 
^  direkter  der  Kgl.    Bibliothek. 

Wolff,   Dr.,  Oberstabsarzt. 

Wollmann,  Siegfried,   Kaufmann. 

Zeller,  Dr.  Eduard,  Professor,  Ge- 
heimer Regierungsrath. 

Zernial,  Dr.  U.,  Professor. 

Zupitza,  Dr.  Julius,  Professor. 

Bernburg. 

Härtung,  Dr.    Militärarzt. 
Köhler ,      Direktor     der     höheren 
Töchterschule. 

Biebrich  a  Rh. 
Koepp,  Dr.,  Friedricli. 
Bielefeld. 

Goebel,  Dr.  phil.,  Gymnasiallehrer. 
Loebeirsche  Bibliotliek. 

Bingen. 

Feist,  Leopold. 

Blankenese. 

Schmidekam,  Dr.  Arzt. 

Blasewitz. 

Schmid,  Dr.  jur.  Carl. 

Bogenhausen  b/München. 
Piermann,  Frau  Bertha. 
Hermann,  Fräulein  Thora. 


Bonn. 

Akademisch-germanistischerVerein. 
Aufrecht,  Dr.  Theodor,  Professor. 
Berger,  Dr.  phil.,  Arnold. 
Delius,  Dr.  Geheimrath,  Professor. 
Franck,  Dr.  Joh.,  Professor. 
Goldschmidt,  Joseph,  Bankier, 
von  der  Hellen,  Dr.  phil.  Eduard. 
Hüfter,    Dr.    Hermann,    Professor, 

Geheimer  Justizrath. 
Kekule,  Reinhard,    Professor. 
Kossinna,  Dr.  Gustav,  Kustos  der 

Üniversitäts-Bibliothek. 
Leo,  Fräulein  Therese. 
Magnus,  Gustav,  Justizrath. 
Pflüger,  Dr.  jur.  H.  H. 
Universitäts-Bibliothek. 
Usener,  Dr.  Hermann,  Professor. 
Wilmanns,  Dr.  W.,  Professor. 
Zitelmann,  Dr.  Ernst,  Professor. 

Borghorst  (Westf.). 

Wutte,  Joh. 

Borsfleth  bei  Krempe. 
Gerber,  W.,  Hauptpastor. 

Schloss-Bothmer  bei  Klütz 
(Mecklenburg-Schwerin). 
V.  Bothmer,  Frau  Gräfin  Bertha. 

Brake  b  Lemgo. 
Roller,  Dr. 

Brandenburg  a  H. 
Heyne,  Dr.,  Domherr,  Direktor  der 

Ritter-Akadeinie. 
Köpke,  Fräulein  Suse. 
Löbner,  Dr.  Heinrich. 

Braunschweig. 

Aronheim,  Felix,  Dr.  med. 

Blasius,  Dr.  Wilhelm,  Professor. 

Cumme,  Ernst,  Buchhändler. 

Frühling,  Hermann. 

Magnus,  Karl,  Bankier. 

V.  Rudolphi,  Generalmajor,  hiten- 

dant  des  Hoftheaters. 
Westermann,  Friedrich,  Buchhändl. 
Wilhelmv,  R.,  Ober-Postkommissar 

a.  D.' 

Bremen. 

Barnstorfl",  Joh. 
Deetjen,  Gustav. 

Fritze,    Dr.    phil.    I-ldmund,    Gym- 
nasiallehrer. 


— ^    27   ^— 


Bremen. 

Fritze,  Frau  Johs. 
Graef,  Frau  Sophie. 
Hackfeld,  Frau  M. 
Hartlaub,  Dr.  G. 
Lammers,  Hermann. 
Rassow,  Gustav. 
Sparkuhle,  Frau  Anialie. 
Stadt-Bibliothek. 

Breslau. 

Beversdorf,  Frau  Stadtverordneten- 
vorsteher. 

Breslauer  Dichterschule. 

Bruch,  Max,  Kapellmeister. 

Callomon,  Frau    Rechtsanwalt. 

Caro,  Frau  Commerzienrath  Her- 
mine. 

Colin,  Dr.  Ferdinand,    Professor. 

Egers,  L.  W. 

Engel,  Karl,  Kaufmann. 

Erdmann,  Dr.  Benno,  Professor. 

Erdmann,  Dr.  Oscar,  Professor. 

Franck,  Fräulein  A.  H. 

Franck,  Eugen,  Buchhändler. 

Friedrichs,  C.,  Buchhändler. 

Germanistisches  Seminar  der  Uni- 
versität. 

Gesellschaft  der  Freunde. 

Grünwald,  Samuel  Ludwig. 

Gscheidlen,  Dr.  med.,  Professor. 

Hirschfeld,  Fräulein  Margaretha. 

Holz,  Albert,  Bankier. 

Jänicke,  Karl,  Stadtrath. 

Kielmann,  Fräulein  Anna. 

de  Launav,  Carl  Beliier. 

Lexis,  Dr.,  Professor. 

Lucee,  C,  Buchhändler. 

Mamroth,  Dr.,  Rechtsanwalt. 

Manasse,  J.,  Fabrikbesitzer. 

Milde,  Frau  Minister  Emilie. 

Molinari,  Frau  Commerzienrath. 

Morgenstern,  E.,  Buchhändler. 

Nather,  Dr.  Ernst. 

Neisser,  Dr.  med.,  Professor. 

Pakscher,  Dr.  phil.  A. 

Richter,  Dr.,  Professor. 

Richters,  Theodor,  Direktor  der 
Silesia. 

Riemann,  Wilhelm,   Kaufmann. 

Sagawe,  Dr.  Konrad,  Gvmnasial- 
lehrer. 

Schneider,  Lothar. 

Scholtz,  Hermann,  Buchhändler. 

Silbergleit,  Frau  Seraphine. 

Stadtbibliothek. 


Breslau. 

Steinfeld,  Frau  Rechtsanwalt  Estella. 
Storch,  A.,  Direktor. 
Thal,  Julius,  Rentier. 
Thalheim,  Dr.,  Oberlehrer. 
Thiel,   Dr.    Heinrich,    Stadt-    und 

Schulrath  a.  D. 
Trewendt,  Ernst,  Buchhändler. 
üniversitäts-Bibliothek,   Konigl. 
Urbach,  Fräulein  Rosa. 
Weigert,  Albert,  Dr.  phil. 
Weinhold,  Dr.  Karl,  Professor. 
Wendriner,  Ferd.,  Kaufmann. 
Wendriner,    Frau    Johanna,    geb. 

Vogel. 
Wendriner,  R.,  stud.  phil. 
Zinipel,   Frau    Helene,    Schul-\'or- 

steherin. 

Bromberg. 

Belling,    Dr.    phil.    Eduard,    Gym- 

nasial-Oberlehrer. 
v.  Kretschmann,  Fräulein    Amalie. 
Lüdicke,    Max,    Ober-Rea;ieruna;s- 

Rath. 

Bruchsal  (Baden). 
Gass,  Dr.  Walter. 

Buchsweiler  i/Elsass. 
Deecke,  Dr.  W.,  Gvmnasialdirektor. 

Buckau  b;  Magdeburg. 
Peters,  Frau  Direktor  EUsabeth. 

Büdesheim. 

V.  Oriola,  Frau  Gräfin  W. 

Büdingen. 

Frommann,  Dr.  Hermann. 

Calw  (Württemberg). 
Weizsäcker,  Dr.  phil.  Paul,  Direktor 
des  Reallvceums. 

Cassel. 

Landesbibliothek,  Ständische. 

Lewald,  Theodor,  Reg.-Referendar. 

Magnus,  Dr.,  Landrichter. 

Riess,  Justizrath. 

Rinald,  Victor. 

Rockwitz,  Dr.,  Regierungs-  und 
Medizinalrath. 

Rubensohn.  Hermann. 

Weyrauch,  Präsident  des  Konsi- 
storiums. 


iS    ^— 


Charlottenburg, 

Boeckb,  Prof.,  Dr.  R.,  Geheimer 
Regierungsrath. 

Hirschleld,  Dr.  Otto,  Professor. 

Lehrerbibliothek  des  Kgl.  Gym- 
nasiums. 

Lessmann,  Otto,  Herausgeber  der 
Allg.  Deutschen  Musik-Zeitung. 

V.  d.  Leven,  Dr.,  Geheimer  Ober- 
R.egierungsrath. 

Marcb,  Otto,  Regierungsbaumeister. 

Mommsen,  Dr.  Theodor,  Professor. 

Robert,  Dr.  Karl,  Professor. 

Sachau,  Dr.  phil.  E.,  Professor. 

Scherer,  Frau  Geh.  Regierungsrath 
Marie. 

Slaby,  Dr.,  Professor. 

Weber,  Dr.  jur.  M.,  Stadtrath  von 
Berlin. 

Wolff,  Julius. 

Chemnitz. 

Buk,  Martin,  Buchhändler. 
Clauss,  Ernst  Otto,  Fabrikant  und 

Stadtrath. 
Kirchner,  Dr.  Carl,  Oberlehrer. 
.Morell,  Georg. 
Stadtbibliothek. 
Ullrich,  Dr.  H.,  Oberlehrer. 
Wächter,  R.,  Dr.  med. 

Coblenz. 

Deiters,  Dr.  Hermann,  Provinzial- 

Schulrath. 
von  Gelieu,  Generallieutenant   und 

erster  Commandant  von  Coblenz 

und  Ehrenbreitstein,  Excellenz. 
V.  Vincke,  Freiherr,  Oberregierungs- 

rath  a.  D. 

Coburg. 

Beck,  Dr.  Heinrich,  Professor. 

rit/.william,  Lady  Mary,  Ehren- 
dame L  Kais.  Hoheit  der  Frau 
Herzogin  von  Edinburg. 

Colberg  i/Pommern. 
Pedell,  Dr.,  Stabsarzt. 

Colmar  i/Elsass. 
Weyer,  Dr.,  Landgerichtsrath. 

Cöln  a/ Rhein. 
Bürgers,  Frau  Geheimrath  J. 
Düntzer,  Dr.    Heinricli,    Professor, 
Bibliothekar. 


Cöln  a  Rhein. 

Hauck,  Karl,  stud. 

Herbertz,  Otto. 

Herstatt,  Arthur,  Landgerichtsrath 
a.  D. 

Heuser,  Frau  Eugenie,  geb.  Nico- 
lovius. 

Heuser-Nicolovius,  Robert. 

Höhlbaum,  Dr.,   Stadtarchivar. 

Lesimple,  August,  Musik-Schritt- 
steller. 

Lewinger,  Ernst,   Oberregisseur. 

Marcus  jun.,  Julius. 

Meuser,  Paul,  Rechtsanwalt. 

V.  Mevissen,  G.',  Geheimer  Com- 
merzienrath. 

V.  Mevissen,  Fräulein    Mathilde. 

Oelbermann,  Emil. 

Ratjen,  Adolf,   Landrichter. 

Schneider,  Frau  Lina. 

Schnitzler,   Eduard. 

Schnitzler,  Robert,  Geheimer  Rath. 

Stein,  Frau  Elise,  geb.  v.  Mevissen. 

Weinkauff,  Dr.  phil.  Fr.,  Gym- 
nasial-Oberlehrer  a.   D. 

Wüllner,  Dr.  Franz,  Professor,  Ka- 
pellmeister. 

Crefeld. 

Barth,  .VL,  Regierungs-.-\ssessor. 
Eberhardt,  Dr"  Carl. 
Noack,  Dr.  Friedr.,  Chef-Redakteur. 
Peltzer,  Dr.  jur.  Rudolf. 

Creuznach  a  Nahe. 
Graft",  Frau  Eugenie. 

Crossen  a  Oder. 
Führling,  Frau  Kreisrichter  M. 

Culm  a/W. 
Kühn,   Dr.    K.,   Lehrer    am    Real- 
progymnasium. 

Danzig. 

Baum, Dr. med.,  Oberstabsarzt  a.D. 
Dasse,  Dr. 

Löschins  Bibliothek  des  Realgym- 
nasiums zu  St.  Johann. 
Scmon,  Dr.,  Sanitätsrath. 
Stadtbibliothek. 

Darmstadt. 

Edward,  Hugo,  Hofschauspieler. 
Hofbibiiothek,  Grossherzogliche, 
von  Le  Coq,  A.,  Kaufmann. 
Literarischer  Verein. 


-•&f    29    ^ — 


Darmstadt. 

Merck,  Dr.  Louis. 
Merck,  Wilhelm. 

Noack,  Ferd.,   stud.    phil.    et   bist. 
Rieger,  Dr.  Max. 
Roquette,  Dr.  Otto,  Professor. 
Wünzer,  Theodor,    Hoftheater-Di- 
rektor. 

Dessau. 

Antoinettenschule,  Herzogl. 
Friedrichs-Gvmnasium,  Herzogl. 
Krüger,  Eduard,  Fabrikdirektor. 
Meinen,  Carl,  Fabrikbesitzer. 
Murray,  C,  Regierungs-  und  Bau- 

rath. 
Oechelhäuser,  Geheimer  Commer- 

zienrath. 
V.  Oechelhäuser,  \\'.,  Oberingenieur. 

Detmold. 

Gymnasium  Leopoldinum. 
Runnenberg,  W.,   Rechtsanwalt, 
von  Ziegler   und   Klipphausen,  F., 
Oberstlieutenant. 

Diedenhofen. 

Buch,  Georg,   Garnisons-Auditeur. 

Döbeln  (Sachsen). 
Hentschel,  Professor  Dr. 

Donaueschingen. 

Bissinger,  C.,  Direktor  des  Pro- 
gymnasiums. 

Dortmund. 

Bernhardi,  Dr.  Ernst,  Sekretär  der 

Handelskammer. 
Gymnasial-Curatorium. 
Nagel,  Bernhard,  Amtsrichter. 

Dresden. 

Amen,  Frau  Dr. 

V.  Beaulieu-Marconnay,  Freiherr, 
Wirklicher  Geheimer  Rath, 
Excellenz. 

V.  Biedermann,  Dr.,  Freiherr,  Ge- 
heimer Finanzrath. 

V.  Boxberg-Rehnsdorf,  Georg. 

V.  Boxberg-Zschorna,  Frau  Oswine, 
geb.  Keil. 

Choulant,  L.  Th.,  Kgl.    Hofmaler. 

Diestel,  Dr.,  Professor. 

Ehlermann,  Dr.  phil.  Erich,  Ver- 
lagsbuchhändler. 

V.  Einsiedel,  Fräulein  Helene. 


Dresden. 

V.  Finck-Nöthnitz,  Freiherr,  Kam- 
merherr. 

Förster,  Dr.  Richard,  Hofrath. 

Franck,  Dr.  Albert,  Rentier. 

Gaedeke,  Dr.  phil.  Arnold,  Prof. 

Gamper,  Wilhelm,  Pfarrer. 

V.  Gerbel-Embach,  Dr.  N. 

V.  Gerber,  Dr.,  Staatsminister,  Ex- 
cellenz. 

Gmeiner-Benndorf,  Frau  Rosa. 

Goetze,  Fräulein  Auguste,  Schul- 
vorsteherin 

Götze,  Dr.  Edmund,  Professor 
beim   Kadettencorps. 

Hasper,  Dr.  Theodor,  Professor. 

Hassel,  Dr.  Paul,  Geh.  Regierungs- 
rath,  Direktor  des  Haupt-Staats- 
archivs. 

Hilzheimer-Schulhotf,  Fräulein  E. 

Hilzheimer-Schulhoff,  Fräulein  M. 

Kayser-Langerhanns,  Frau  Sani- 
tätsrath  Agnes. 

Kestner,  Georg. 

Knoop,  Wilhelm,  Consul. 

Körner-Museum  der  Stadt  Dresden. 

v.  Kyaw,  Gurt,  Amtsrichter. 

Langguth,  Dr.  A.,  Erzieher  des 
Prinzen  von  Altenburg. 

Leopold,  Dr.,  Professor,  Medizinal- 
rath. 

V.  Lindenfels,  Freiherr,  Forst- 
ingenieur. 

V.  Mangoldt,  Fräulein  Helene. 

Niese,  Karl,  Rechtsanwalt. 

Osterloh,  Dr.  med.  Paul. 

V.  Otto,  Fräulein  Marie. 

Overbeck,  Fräulein  Camilla. 

Pusinelli,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt. 

Rachel,  Dr.  Paul,  Oberlehrer. 

Ritterstadt,    Dr.,    Geh.  Finanzrath. 

V.  Ross,  Comtesse  Luise. 

Schanze,  Dr.  O.,  Landgerichts- 
Assessor. 

Scheidemantel,  Kammersänger. 

Scheuer,  Fräulein  Marie. 

Schmidt,  Heinrich,  Lehrer. 

Schnorr  v.  Carolsfeld,  Professor 
Dr.  Franz,  Königl.  Bibliothekar. 

Schramm,  Otto  E.,  Ingenieur. 

V.  Schultzendorrt,  \\\,  Kanmierherr. 

Schwender,  G.  E. 

V.  Seidlitz,  Dr.  W.,  Regierungsrath. 

Sietert,  Rieh.,  Kaufmann. 

Stern,  Dr.  A.,  Professor. 

Struve,  F.,  Referendar. 


^o 


Dresden. 

V.  Uechtritz,  Fniuleiu  Clara. 

Undeutsch,  Max,  Rechtsanwalt. 

Vitzthum     von      Eckstedt,      Graf 
Christoph. 

Vogel,    Dr.    Theodor,     Professor, 
Geh.  Schulrath. 

Vorlander,  H.,  Rittergutsbesitzer. 

Wiesand,     Dr.    jur.,     Kgl.    Ober- 
Landesgerichtsrath. 

Woermann,  Dr.  Karl,  Prof,  Direk- 
tor der  Kgl.  Gemäldegallerie. 

Worms,  Frau  Amalie. 

V.  Zahn  &  Jaensch,  Buchhandlung. 

Zschille,  Frau  Therese,  geb.  v.  Ein- 
siedel. 

Duisburg. 

Boeninger,  Otto,  Fabrikant. 

Feller,  \V.,  Gymnasial-Oberlehrer. 

vom  Rath,  Frau  Theodor. 

Dulzen  b,  Preuss.  Evlau. 
Rosenow,     Frau     Johanna,     geb. 
Fredenhagen. 

Düsseldorf. 

Curtius,  Dr.  Rudolf,  Referendar. 

Eberbach  i/ Baden. 
Maas,  Dr.  S.,  Amtsrichter. 
V.  Usedom,  A.,  Professor. 

Eberswalde. 

Klein,    Dr.   J.,    Gvmnasialdirektor. 

Ehrenbreitstein. 

Aulhorn,  Major. 

Eisenach. 

Gleichniann,  Professor. 
Hossfeld,  Dr.  C,  Gymnasiallehrer. 
Kiescr,  Archidiakonus. 
Schneidewind,  Dr.  E.,  Gvmnasial- 

Professor. 
Schwabe,  Fräulein  Luise. 
Sehrwald,  Dr.  Friedrich. 
Streck,  Carl,  Apotheker. 
Voss,    Richard,    Bibliothekar    der 

Wartburg. 
Weber,  Dr.  H.,  Cjymnasialdirektor. 

Eisenberg  (Sachsen-.Vltenb.j. 
Frcnzel,  Carl,  Stadtrath. 
Gymnasial-Bibliothek. 

Elberfeld. 

Blank,  Frau  Alexander. 


Elberfeld. 

Graf,  Dr.,  Sanitätsrath. 
Martens,  Dr.  Ludwig,  Gymnasial- 
Oberlehrer. 
Neuhaus,  Frau  Otto. 
Schlieper,  jun.,  Frau  Gustav. 
Simons,  ^^'alter,  Commerzienrath. 
Zurhellen,  Dr.  Joh.,  Rechtsanwalt. 

Emden. 

Bibliothek  des  Kgl.  Wilhelmsgvm- 
nasiums. 

Grasshof,  Dr. ,  Kgl.  Gvmnasial- 
direktor. 

Kohlmann,  Dr.  Philipp.  Professor. 

Erfurt. 

Breslau,  Geheimer  Regierungsrath, 
Oberbürgermeister. 

Burkhardt,  Dr.  med.  Friedr. 

Gressler,  E.,   Realgymnasiallehrer. 

Kutter,  Frau  Gustav. 

Lochner,  K.,  Eisenbahndirektor. 

Lucius,  Geheimer  Commerzienrath. 

Quidde,  Frau  Professor  M. 

Roerig,  A.,  Eisenbahn- Verkehrs- 
inspektor. 

Schlapp,  Otto,  Lehrer  am  Real- 
gymnasium. 

Seidel,  Ottomar  Eduard,  Major  a.  D. 

Stürcke,  Hermann,  Geheimer  Com- 
merzienrath. 

v.  Thüna,  Dr.,  Freiherr,  Bezirks- 
direktor a.  D. 

Wilke,  Eugen.  Regierungsrath. 

Erlangen. 

Penzoldt,  Dr.  F.,  Professor. 
Rosenthal,  Dr.,  Professor. 
Universitäts-Bibliothek,  Königliche. 

Essen  a.  d.  Ruhr. 
Natorp,  Dr.  G.,  Mitglied  des  preuss. 

Abgeordnetenhauses. 
Niemever,  Rechtsanwalt. 

Eutin. 

V.  Beaulieu-Marconnav,  Freiherr, 
(Irossherzogl.  Oldenburgischer 
Ober- Jägermeister. 

Fahrenwald  b/ Hannover. 
V.  Veitheim,  Frau. 

Flonheim  (Rheinhessen  i. 
Knell,  Dr.  Karl,  .\rzt. 


^I 


Frankenthal  (Rheinpfalz). 
Baum,  Kgl.  Staatsanwalt. 

Frankfurt  a/M. 
Stadt  Frankfurt  a  M. 
Abendroth,  Moritz,  Buchhändler. 
Albrecht,   Dr.   jur.,    Ober-Landes- 

gerichts-Präsident. 
Auerbach,  Fritz. 

ßaer,  Simon  Leopold,  Buchhändler. 
Baerwald,  Dr.  Hermann,  Realschul- 

Direktor. 
de  Barv,  Joh.  Jacob,  Dr.  med. 

Beil,  VC'.,  Dr.  med. 

V.  Bethmann,  FreiherrSimon  Moritz. 
Bibliothek    des   Freien    Deutschen 
Hochstifts. 

Bibliothek  der  Polytechnischen  Ge- 
sellschaft. 

Böhm,  Fritz. 

V.  Böse,  Graf. 

Braunfels,  Otto. 

V.  Brüning,  Frau  Dr.  Clara. 

V.  Bünau,  Gräfin  Margaretha,  Hof- 
dame I.  K.  H.  der  Landgräfin 
von  Hessen. 

Bürgerverein. 

Carl,  August,  Dr.  med. 

Cohnstaedt,  Ludwig,  Redakteur. 

Detloff,  Adolf,  Buchhändler. 

Dondorf,  Bernhard,  Rentier. 

V.  Donop,  Freiherr  Hugo,  Kammer- 
herr, Major  a.  D. 

Donner- V.  Richter,  Otto,  Historien- 
maler. 

Dotter,  Fräulein  Doris. 

Eckhard,  Dr.,  Ober-Landesgerichts- 
rath  a.  D. 

Ehlers,  Dr.,  Consistorialrath. 

Ellissen,  August. 

Emden,  Heinrich. 

Fischer,  Fräulein  Clara,  Lehrerin 
am  Philantropin. 

Freibibliothek,  Freiherrl.  Carl  von 
Rothschildsche  öfientliche. 

Friedmann,  Joseph,  Rentier. 

Fries,  Jacob,  Ingenieur  u.  Fabrikant. 

Fromberg,  Leopold. 

Geiger,  Dr.  B.,  Rechtsanwalt. 

Goldschmidt,  Dr.  Hermann. 

Goldschmidt,     Marcus     Moritz, 
Bankier. 

v.  Guaita,  Frau  Pauline. 

V.  Guaita-Mumm,  Frau   Mathilde. 

Günther,  Ferdinand,  Kunsthändler. 

Hahn,  Louis  Alfred,  Bankdirektor. 


Frankfurt  a/M. 

Hammeran,  A.,  Dr.  phil. 

Hanau,  Heinrich  A. 

Hedtler,  Eugen,  Kaufmann. 

Herxheimer,  S.,  Dr.  med.,  Arzt. 

Hoffmann,  Dr.  Heinrich,  Geheimer 
Sanitätsrath. 

Jacquet,  Frau  Margarethe. 

Jeanrenaud,  Dr.  Carl. 

Jung,     Dr.    phil.    Rudolf,     Stadt- 
archivar. 

Kahn,  Julius. 

Kohn-Spever,  S. 

Lentz,  A.,  Oberlehrer. 

Liebmann,  Dr.,  Landrichter. 

Lion,  Jacob,  Bankdirektor. 

Lucius,  Dr.  Eugen. 

Maas,  Dr.  Max. 

Maier,  Gustav,  Bankier. 

V.  Marx,  Ritter  Ernst. 

v.  Marx,  Ritter  Heinrich. 

V.  Marx,  Ritter  Louis,  Rentier. 

Ma\'er-Dinkel,  L. 

Mayerfeld,  Anton,  Kaufmann. 

Meister,  Frau  C.  F.  Wilhelm. 

Melber,  Walter  Wolfgang. 

Merton,  W.,  Kaufmann. 

Müller,  Karl,  Musikdirektor. 

V.  Mumm,  P.  H. 

Neher,  Ludwig,  Architekt. 

Xeumann,  Dr.  Paul,  Rechtsanwalt. 

Oswalt,     Heinrich,     Verlagsbuch- 
händler. 

Pallmann,  Dr.  phil.  Heinrich. 

Pfeiffer,  C.  W. 

Philippi,  Fräulein  Helene. 

Proelss,  Johannes,  Redakteur. 

Rawitscher,  Dr.,  Amtsrichter. 

Reinhardt,  Dr.  phil.  Carl,  Direktor 
des  Stadt.  Gymnasiums. 

Reitz  &  Köhler,  Buchhandlung. 

Rothschild,  August,  Bankier. 

Sabor,  Adolf. 

Sachs,  Dr.  Otto,  Rechtsanwalt. 

Schmidt,  H.,  Dr.  med. 

Schmidt- de  Neufville,  Frau  J. 

Scholderer,  Dr.  Emil,  Direktor. 

Schölles,   Dr.  med.  J.,  prakt.  Arzt. 

Scholz,  Dr.  Bernhard,  Professor. 

Schott,  Sigmund. 

Schuster,  Frau  Recha. 

Siebert,  J.,  Dr.  jur.,  Justizrath. 

Speyer,    Dr.    jur.    Otto,    General- 
Sekretär  der  Mitteid.  Creditbank. 

Stahel,  Oscar,  Buchhändler. 

Stern,  Theodor,  Bankier. 


-&f    32    ^- 


Frankfurt  aM. 

Stiebel,  F.,  Dr.  med. 

Stockhausen.  Julius,  Professor. 

Teblce,  Adolf. 

Textor,  C.  W. 

Trommershausen,  Dr.  E.,  Ober- 
lehrer am  Gymnasium. 

Valentin,  Dr.  Veit. 

Varrentrapp,  Dr.  A.,  Stadtrath. 

Völcker,  Georg,  Buchhändler. 

Vohsen,  Dr.  med.  Carl. 

Weigert,  Dr.  Carl,  Professor  der 
Anatomie  an  der  Sencken- 
bergischen  Stiftung. 

\\'eismann,  Dr.  phil.  Heinrich. 

Weiss,  Dr.  Guido. 

Wohl,  Jacques. 

Frankfurt  a/0. 

Baudouin,  Cornelia,  Frau  Re- 
gierungsrath. 

Mehrtens,  Eisenbahnbau-Inspektor. 

Mende,  Frau  Commerzienrath  Adel- 
heid. 

Nickel,  M.  Ph.,  Kaufmann. 

Rudiort,  Geheimer  Regierungsrath. 

Stange,  Dr.,  Referendarius  a.  D. 

Wolff,  Justizrath. 

Freiberg  i/S. 
Heisterbergk,  Ulrich,  Rechtsanwalt. 

Freiburg  i  Br. 

Curitz,  Justizrath  und  .Auditeur. 

Manz,  Otto,  stud.  phil. 

Meier,  John,  stud.  phil. 

Mever,  Robert. 

Neumann,  Dr.  phil.  Fritz,  Professor. 

Paetcke,  Max,  Rentner. 

Paul,  H.,  Professor. 

Rümelin,  Dr.,  Professor. 

Schieiden,  Dr.  R.,  Ministerresi- 
dent a.  D. 

Schmitt,  Dr.  H.,  Professor. 

Simson,  Dr.  B.,  Professor. 

Uni versitäts- Bibliothek,  (Jrossher- 
zogliche. 

V.  Vincke,  Gisbert,  Freiherr. 

Weissenfeis,  Dr.  phil.  Richard. 

Freiburg  i'Schlesien. 
Realprogymnasium. 

Freienvvalde  a  O. 
Quedefeld ,    Dr.    G.,    Gvmnasial- 
Oberlehrer. 


Friedberg  (Hessen). 
Trapp,  Carl,  Fabrikbesitzer. 

Friedenau  b/Berlin. 
Dahms,  Dr.  Rudolf,  Professor. 
Herrig,  Dr.  Hans. 
Naumann,    Dr.  Ernst,   Gymnasial- 
lehrer. 

Fürth. 

Berolzheimer,  Frau  Dr.  Lina. 
Besels,  Heinrich,  Kaufmann. 

Georgengarten  b/Dessau. 
V.  Ditfurth,  Fräulein  Else,  Hofdame 
I.    K.    H.   der  Landgrahn   von 
Hessen. 

Gera  (Reuss  j.  L.). 

Ferber,  Walter,  Commerzienrath. 

Ferber,  Frau  Clementine. 

Gladitsch,  Friedrich,   Kaufmann. 

Gleisberg,  Dr.  E. 

Golle,  Rügold,  Kaufmann. 

V.  Mevsenbug.  Freiherr,  Ober- 
Hoimarschall. 

Schapper,  Dr.  jur.  Alfred,  Gerichts- 
assessor. 

Schlotter,  Alfred,  Dr.  jur.,  Rechts- 
anwalt und  Notar. 

Gernsbach  i/B. 
Kriesche,  Dr.  med.  .\. 

Giessen. 

Bock,  Alfred. 
V.  Bradke,  P.,  Professor. 
Braune,  Dr.  Wilhelm,  Professor. 
Hüter,  Ludwig,  Gymnasiallehrer. 
Oncken,   Dr.    Wilhelm,   Professor, 
y.  Ritgen,   Hofbaurath,   Professor. 
Rose,  Dr.,  Gymnasiallehrer. 
Siebeck,  Dr.  H.,  Professor. 
Universitäts-Bibliothek,  Grossh. 

Gladbach. 

Zanders,  Frau,  Marie. 

Gleiwitz. 

Freund,  Dr.,  Sanitätsrath. 

Huldschinsky,  Frau  Ida. 

Kern,    Heinrich,    Commerzienrath. 

Langer,  Max. 

Leske,  Dr.,  Landrichter. 

V.  Moltke,  Frau  Landrath. 

Winkler,  Siegfried. 

Zuckerkand],  \'iktor. 


—^ 


Glogau. 

Colin,  Frau  Rechtsanwalt  Caroline. 
Kempner,  Frau  Bankier  Ida. 
Kühn-Schumann,  Frau  Antonie. 
Sachs,  Leopold. 
Seidel,  Kgl.  Regierungs-Baumeister. 

Glücksbrunn  bei  Schweina 
(Meiningen). 
Gontard,  Alexander. 

Glückstadt. 

Gymnasium,  Königl. 

Görlitz. 

Köhn,  Karl,  stud.  phil. 
Neumann,  Fräulein  Clara. 

Goslar. 

Hirsch,  Fr.,  Oberlandess:erichtsrath 
a.  D. 

Gotha. 

Bibliothek  des  Gymnasium  Ernesti- 

num. 
Bibliothek,  Herzogliche. 
Doebel,  J.,  Bankdirektor. 
V.  Ebart,  Freiherr,  Kammerjunker, 

Cabinetssekretär   Sr.   Höh.   des 

Herzogs  von  Coburg-Gotha. 
Ehwald,  Frau  Marie,  geb.  Arnoldi. 
Gilbert,  Dr.,  Professor. 
V.  Kampen,  Dr.  Albert,  Professor 

am  Gymnasium  Ernestinum. 
Landsky,  Bankdirektor. 
May,  Albert,  Fabrikbesitzer. 
Müller,  Otto,  Lehrer  a.  d.  höheren 

Bürgerschule. 
Purgold,  Dr.  K. 
Rehattu,    Dr.    phil.    Albert,    Hof- 

diaconus. 
Reckling,  Ma.\,  Dr    phil. 
Rohrbach,    Dr.    phil.,  Carl  E.  M., 

Gymnasiallehrer. 

Göttingen. 

Andresen,  Dr.  Hugo,  Privatdocent. 
Calvör,  H.,  Buchhandlung. 
Dilthey,  Karl,  Professor 
Droysen,    Dr.  med.   Felix,    Privat- 
docent. 
Ehlers,  Dr.,  Professor. 
Frensdorflf,  Dr.  F.,  Professor. 
Heitkamp,  L.,  Gymnasiallehrer. 
Hentze,  Dr.,  Professor. 


Göttingen. 

Meissner,  Dr.  G.,  Professor. 
Meyer,  Dr.  \.,  Professor. 
Röthe,  Dr.,  Privatdocent. 
Sauppe,    Dr.,  Professor,  Geheimer 

Regierungsrath. 
Schöne,     Dr.     Alfred,     Professor, 

Bibliothekar. 
Schwartz,  Dr.  Hermann,  Professor, 

Geheimer  Medizinal-Rath. 
Universitäts-Bibliothek,  Königliche. 
Vollmöller,  Dr.  K.,  Professor. 
Wagner,    Dr.  Albrecht,  Professor. 
V.  Wilamowitz-Möllendorf,  Dr.  U., 

Professor. 

Greifswald. 

Berndt,  Frau  Professor. 

Bibliothek  des  germanistischen  Se- 
minars. 

Budge,  Dr.,  Professor,  Geheimer 
Rath. 

Fischer,  Dr.  Heinrich,  Oberlehrer. 

Fulirmann,  Fräulein  M. 

Gerstaecker,  Dr.,  Professor. 

Hannemann,  Friedr.,  cand.  med. 

Limpricht,  Fräulein  Ella. 

Maass,  Dr.  E.,  Professor. 

Pernice,  Frau  Geheimräthin  Agnes, 
geb.  Bennecke. 

Pietsch,  Dr.  P.,  Professor. 

V.  Preuschen,    Freiherr,  Professor. 

Reitferscheid,  Dr.,  Professor. 

Ulmann,  Dr.,  Professor. 

Universitäts-Bibliothek,  Kgl. 

Wendorf,  Landgerichtsdirektor. 

Grossalsleben  (Anhalt). 
Exter,  Pastor. 

Gross-Flottbeck  i  Holstein, 
de  Voss,  Gustav,  Kaufmann. 

Gross-Karben  (Hessen), 
v.  Leonhardi,  Freiherr  Moritz,  Guts- 
besitzer. 

Gross-Lichterfelde  b,  Berlin. 
Quincke,  Walter,  Kaufmann. 
Rudorff,   Ernst,   Professor   an    der 

Kgl.  Hochschule  für  Musik. 

Gross-Medunischken 

(Kreis  Darkehmen,  Ostpr.). 
v.  Bujak,  geb.  v.  Farenheid,  Ritter- 
gutsbesitzerin. 


-^     34    ^- 


Grünstadt  (Bayern). 
Challv,  P.,   Königl.  Studienlehrer. 
Steigenherger,  Franz,  Kgl.  Studien- 
lehrer. 

Guben. 

Driese,  ]:niil,  Kaufmann. 

Gumbinnen. 

Bibliothek  des  Gymnasiums. 
Hecht,  Dr.  phil.  Max,  Gymnasial- 
lehrer. 

Gundelsheim  b  Gunzenhausen. 
Putz,  Karl,  Pfarrer. 

Güstrow. 

V.  Monroy,  Dr.  jur.,  Ohergerichts- 
präsident  a.  D. 

Güterberg  b  Strasburg 
(Uckermark). 
Mertens,  Fräulein  Anna. 

Hademarschen  b/Hanerau 
( Schleswig-Holstein). 
Storni,  Theodor. 

Haggn  (Schloss)  b  Bogen  a/Donau. 
V.  Schrenk,  Freiherr  Leopold,  Kgl. 

bavr.    Hauptmann    a.    D.    und 

Gutsbesitzer. 

Hainholz  'Hannover). 
Seligmann.  Sigmund,  Fabrikant. 

Halberstadt. 

Schulz,  Fräulein  Agnes. 
Zimmer,    Premier  -  Lieutenant    im 
Kürrassier-Regiment. 

Halle  a  S. 
Ackermann.    Dr.,    Professor,    Ge- 
heimer Medizinalrath. 
Alsleben,  A.,  Assessor. 
Anders,  Friedrich,  Rentier. 
Bethke,  L.,  Bankier. 
Boretius,  Dr.  A.,  Professor. 
Brauns,   Frau  Professor  G.  W.  E. 
Ikunnenmeister,  Dr.  E.,  Professor. 
Burdach,  Dr.  Konrad,  Privatdocent. 
Gonrad,  Dr.  Joh.,  Professor. 
Dittcnbergcr,  Dr.  W.,  Professor. 
Dümmler,  Dr.  E.,  Professor. 
Erdmann,  Dr.  !•'.,  Professor. 
Erdmann,  Dr,  H.,  Privatdocent. 


Halle  a,S. 

Friedberg,  Dr.  R.,  Professor. 

V.  Fritsch,  Dr.  K.,  Professor. 

Genzmer,  Dr.  .\.,  Professor. 

Gering,  Dr.  H.,  Professor. 

Germanistischer  Verein  an  der 
Universität. 

Goeschen,  Referendar. 

Gosche,  Dr.  R.,  Professor. 

Gräfe,  Dr.  A.,  Professor,  Geheimer 
Medizinalrath. 

Grenacher,  Dr.  H.,  Professor. 

Grulich,    Dr.  phil.,  Gustos. 

Hartwig,  Dr.  O.,  Oberbibliothekar. 

Havm,  Dr.  R.,  Professor. 

Heine,  Frau  Professor  Sophie. 

Heinichen,  Bernhard,  Stations- 
Assistent. 

Hessler,  Dr.  H.,  Privatdozent, 

Heydemann,  Dr.  Heinrich,  Pro- 
fessor. 

Kohlschütter,  Dr.  E.,  Professor. 

Kraus,  Dr.  Gregor,  Professor. 

Krukenberg,  G.,  Justizrath. 

Kühn,  Dr.  J.,  Geheimer  Regierungs- 
rath. 

Küssner,  Dr.  B.,  Professor. 

Lehmann,  Heinrich,  Bankier. 

Leser,  Dr.  Edmund,  Privatdocent. 

Lothholz,  Dr.  Professor,  Gym- 
nasialdirektor. 

Mekus,  Dr.,  Arzt. 

Nasemann,    Dr.,    Gymnasiallehrer. 

Niemever,  Frau  Stadtrath. 

Niemever,  Max,  Buchhändler. 

Niemever,  Dr.  jur.  Th.,  Amtsrichter. 

Perlbach,  Dr.  M.,  Unterbibliothekar. 

Pott,  Dr.  R.,  Protessor. 

Ross.  Frau  Professor  Emma,  geb. 
Schv.-etschke. 

Schlieckmann,   Justizrath. 

Schlottmann,  Dr.  C,  Professor. 

Schwarz,  Dr.  E.,  Professor. 

Schwetschke,  Frau    R. 

Sievers,  Dr.  E.,  Professor. 

Spielberg,  Fräulein  Anna. 

Siadelmann,  Dr.,  Landes-Oeko- 
nomierath. 

Stumpf,  Dr.,  Professor. 

Thorbecke,  Dr.  Heinrich,  Professor. 

Universitäts-Bibliothek,  Königliche. 

V.  Voss,  Fräulein  Elisabeth. 

Voigt,  Rechtsanwalt. 

Volhard,  Dr.  J.,  Professor. 

V.  Volkmann,  Dr.  R.,  Professor, 
Geheimer  Medi/:inalrath. 


— ^ 


->) 


Halle  a;S. 
Welcker,  Dr.    H.,   Professor.   Ge- 
heimer Medizinalrath. 
Wenk.  Dr.  C,  Privatdocent. 

Hamburg. 

Arndt,  Oskar  (Fa. :  Arndt  &  Colin). 

Arnold,  Fräulein  Susanna. 

Berkefeld,  O. 

Behrenberg-Gossler,  John,  Bankier. 

Behrmann,  G.,  Hauptpastor. 

Bertheau,  Dr.  theol.  Carl,   Pastor. 

Blume,  Heinrich. 

Blume,  Karl. 

Bohl,  Ferdinand. 

Brackenhoeft,  Dr.  Rechtsanwall. 

Brackenhoeft,  Frau  Dr.  E. 

Brieger,  Carlos. 

Bülau,  Gotthard,  Dr.  med. 

Classen,  Dr.  Johannes,  Direktor. 

Cobell,  Waldemar. 

Curschmann,  Dr.,  Direktor. 

Ebert,  Arnold. 

Eisenlohr,  Dr.  Carl. 

Elkan,  Eduard. 

Fertsch,  F.  (Fa. :  Fertsch  &  Laeisz). 

Fraenkel,  Dr.   Eugen. 

Geffken,  Dr.  H.,  Geheimer  Rath. 

Glinzer,    Dr.     E.,    Lehrer    an    der 

allgemeinen  Gewerbe-Schule. 
Gloede,  Hermann,  Dr.  phil. 

Goldschmidt,  Adolf,  stud.  phil. 

Goldschniidt,  Fräulein  Jenny. 

Gräfe,  Lucas,  Buchhändler. 

Groth,  G.  J.  Th.,  Kreisgerichtsrath. 

Groothoff,  H.,  Architekt. 

Grüner,  Dr.  Th.  W. 

Hahn,  Emil. 

Hanne,  Dr.  J.  R.,  Pastor. 

Harms,  G.  H.  L.,  Schulrath  a.  D. 

Hartmann,  Dr.   K.,  Rechtsanwalt. 

Henneberg,  Albert,  Gutsbesitzer. 

Hertz,  Dr.  G.,  Ober-Landesgerichts- 
rath. 

Heylbut,  Dr.  G. 

Hinrichsen,  Siegmund,  stellv.  Vor- 
sitzender der  Handelskammer. 

Hottenroth,  Hans. 

Jacobi,  Leopold,  Bankier. 

Jaffe,  Dr.  K. 

Kaemmerer,  Dr.  G. 

Kiehn,  Heinrich. 

Kiesselbach,  Dr.  Th.,  Ober-Landes- 
gerichtsrath. 

Kober,  Gustav,  Schauspieler. 

GoKTHE- Jahrbuch   IX. 


Hamburg. 

Koehne,  Ernst. 

Köster,  Albert,  stud.  pliil. 

Kuhn,   Gustav. 

Lassally,  Eduard. 

Lavy,  Frau  Charles. 

Leesenberg,  Dr.  August. 

Lehmann,  Frau  Dr.    E. 

Lehmann,  Dr.  jur.  Siegfried. 

Lüddeke,  Ferdinand. 

May,  Anton. 

Meissner  jun.,  Otto,    Buchhändler. 

Merschberger,  Dr.  G.,  Professor. 

Metz,  Adolf,  Lic.  theo].,  Professor 

am  Johanneum. 
Monckebcrg,  Dr.  Rudolf. 
Oehrens,  Wilhelm,  Dr.  med. 
Oppenheim,  Emil. 
Oppenheim,  Frau  Marie. 
Petersen,     Rudolf     (Adr.      Nord- 
deutsche Bank). 
Pflüger,  Dr.  M. 
Piza',  Dr.  M. 

Redlich,  Dr.,  Direktor  der  höheren 
Bürgerschule. 

Rheder,  Fräulein  Martha. 

Robinow,  Hermann,  Kaufmann. 

Röpe,  G.  H.,  Hauptpastor. 

Rudolph,  G.  A.,  Buchhändler. 

Samson,  S. 

Sasse,  Wilhelm. 

Scharlach,  Dr.  jur.,  Advokat. 

Schieiden,  Dr.  H. 

Schlüter,  Fräulein  Anna. 

Seebohm,  Dr.  F.,  Rechtsanwalt. 

Seligmann,  Fräulein  Clara. 

Sieveking,  Dr.  med.   Wilhelm. 

Sillem,  Dr.  phil.  \\'ilhelm. 

Sohle,  Dr.  jur.  Martin. 

Spörri,  Dr.  H.,  ev.  Prediger. 

Stadtbibliothek. 

Stemann,  Dr., Landgerichtsdirektor. 

Strack,  Arthur,  Gerichtsreferendar. 

Unna  sen.,  Dr.,  pract.  Arzt. 

Warburg,  Siegmund    Rudolf. 

Weisser,  Dr.,  kgl.  preuss.  Stabsarzt. 

Wentzel,  Dr.  Wilhelm  Joh. 

Westendarp,  Frau  Willy. 

Wolffson,  Dr.  A. 

Wolffson,  Dr.  J. 


Griesebach, 

gerichtsrath. 
Heraeus,  Dr.  W. 


Hamm. 

Frau      Ober-Landes- 


27 


-•&♦     3<^^     *^— 


Hanau  a  M. 

Güttich,  C. 

Leisler,  Frau   Helene. 

Osius,  Justizrath. 

Hannover. 

Benfey,  Fräulein  Else. 

V.  Bennigsen,  Rudolph,  Landes- 
direktor. 

V.  Hutten-Czapski,  Graf,  Premier- 
Lieutenant  a  la  suite  des  Garde- 
Husaren-Regiments. 

Juncken,  Frau  Johanna,  geh.Mandt. 

Kayser,  Dr.  H.,  Professor. 

Mejer,  Dr.,  Konsistorial-Präsident. 

Schläger,  Dr.  med.  Hermann. 

Schlüter,  Gustav. 

Wülbern,  Senator. 

Hattenheim. 

Wilhelmv,  A.,  Gutsbesitzer. 

Heidelberg. 

Baer,  August,  stud.  phil. 
Buhl,  Dr.  H.,  Professor. 
Erb,  Dr.  Wilhelm,   Professor. 
Erdmannsdörfter,  Dr.  B.,  Professor. 
Fischer,  Dr.  Kuno,   Professor  und 

Wirkl.GeheimerRath,  Excellenz. 
Fürst,  Dr.,  Rechtsanwalt. 
Gegenbauer,   Dr.    Karl,    Professor 

und  Geheimer  Rath. 
Groos,  Karl,  Bucb.händler. 
Grosser,  Dr.  Julius,    \'ertreter   des 

New- Yorker  Herald. 
Hausrath,  Dr.  Adolf,  Professor  und 

Kirchenratli. 
V.  Holle,  Baron. 
V.  Hörn,  Oberst. 
Jacob,  Karl,  cand.  hist. 
Koehlcr,  Dr.  Karl. 
Meyer  v.    Waldeck,    Dr.  Fr.,    Pro- 
fessor, Kollegienrath. 
Müller,  Walter, "Dr.  phil. 
V.  Oecheliiäuser,  Dr.  Ad. 
Rohde,    Dr.    Professor,    Cieheimer 

Hofrath. 
Rosenbusch,  H.,  Professor. 
Scholl,  Dr.  F.,  Professor. 
Schnitze,  Dr.,  Professor. 
Schulze,  Dr.  Hermann,    Professor, 

Geheimer   Rath. 
Universitäts- Bibliothek,    Grossher- 

zoglich-ßadische. 


Heidelberg. 

V.    Wardenburg,     Wirklicher    Ge- 
heimer Rath,  Excellenz. 
V.  Westenholz,  Freiherr,  Dr.  Friedr. 

Heidenheim. 

Meebold,     Frau      Commerzienrath 

Natalie. 
Meebold,  Fräulein  Julie. 

Heinrichsdorf  (Reg.-Bez.  Stettin). 
Lenke,  Fräulein  Jennv. 

Hildesheim  (Hannover). 
Schiefer,  Gustav,  Landgerichtsrath. 

Hohenfichte  (Sachsen). 
Hauschild,  M.  E.,  Commerzienrath. 

Hohen-Pähl,   Schloss  b  W'ilzhofen 

(Überbavern). 
Czermack,  Fernst,  Gutsbesitzer. 

Husum  (Schleswig-Holstein). 

Keck,  Dr.  H.,  Gvmnasialdirektor. 

Tönnies,  Dr.  Ferdinand,  Privat- 
docent. 

Jena. 

Bardeleben,  Dr.,  Professor. 

Costenoble,  Hermann,  Verlags- 
buchhändler. 

Delbrück,  Dr.  B.,  Professor. 

Eggeling,  H.,  Staatsrath,  Kurator 
der  Universität. 

Eucken,  Dr.  R..  Professor,  Holrath. 

Fischer,  G.,  Verlagsbuchhändler. 

Frommann,  Frau  Sophie,  geb. 
Hildebrandt. 

Fuchs,  Dr.,  Professor,  Ober-Landes- 
gerichtsrath. 

(ierstung,  G.,  Commerzienrath. 

Gillc,  Dr.,  Hof-  und  Justizrath. 

Götz,  Dr.,  Professor. 

V.  d.  Goltz,  Dr.,  Freiherr.  Prolessor. 
Direktor  der  Grossh.  landwirth- 
sciiaftlichen  Lehranstalt. 

llaacke,  K.,  Regierungsrath    a.   D. 

Haeckel,  Dr.,  Professor. 

V.  Hase,  Dr.,  Professor,  Wirklicher 
Geheimer  Rath,    Excellenz. 

Heitmüller,  Ferd.,  stud.  phil. 

Henckel  v.  Donnersmarck,  (irat 
Hugo,  stud.  jur. 

Hirzel,  Dr.  Rudolf,   Professor. 

Klu"e,  l)i-.  l".,  Professor. 


— ^ 


:>/ 


Jena. 

V.  Knebel,  Frau   Major  Emilie. 
Kniep,  Dr.,  Professor. 
Krieger,  Ober-Landesgerichtsrath. 
Kuhnt,  Dr.  Hermann,  Professor. 
Liebenam,  Dr.  VV.,  Docent  an  der 

Universität. 
Liebmann,    Dr.     Otto,     Professor, 

Hofrath. 
Litzmann,  Dr.  B.,  Professor. 
Lorenz,  Dr.  O.,   Professor. 
Meyer,  Dr.  G.,  Professor. 
Oehmichen,  Frau  Professor  O. 
Preyer,  Dr.,  Professor,   Hofrath. 
Richter,  Dr.  G.,  Gvmnasialdirektor, 

Hofrath. 
Rosenthal,  Dr.  Eduard,  Professor. 
Rossbach,  Dr.,  Professor. 
Schulz,  Ober-Landesgerichtsrath. 
Stickel,  Dr.  G.,  Professor,  Geheimer 

Hofrath. 
Stoy,  Dr.  Stephan. 
Sturdza,    Demetrius,   Kgl.    rumän. 

Staatsminister,  Excellenz. 
Universitäts-Bibliothek. 
Walther,  Dr.  phil.  Johannes,  Privat- 

docent. 
Wilhelm,  Dr.  Eugen,  Professor. 

Jever. 

Ramdohr,   Gymnasialdirektor. 

Illenau  b/Achern. 
Fischer,    Dr.    Franz,    Arzt   an    der 

Irrenanstalt. 
Schule,  Dr.  H.,  Geheimer  Hofrath. 

Ilmenau. 

»Gemeinde    zu     Gabelbach«    (Ge- 
sellschaft). 
Mahr,  Bergmeister. 
Preller,  Dr.,  Sanitätsrath. 

Ilse  (Grube-Ilse  b/Cottbus). 
Strack,  Frau  Hauptmann  Fanny. 

Immersatt  (via  Memel). 
V.  Rutzen,  Baron  Adalbert. 

Ingolstadt. 

Klarmann,  J.,  Hauptmann  und 
Compagniechef  im  kgl.  bayr. 
I.  Pionier-Bataillon. 


Insterburg. 

Bibliothek    des   Kgl.  Gvmnasiums. 
Schlentlier,  Amtsrichter. 
Schienther,  Ernst,  Apotheker. 

Kappeln  (Schleswig-Holstein). 
Thomsen,  Dr.  med.  J. 

Karlsruhe  i.  B. 

v.Berlichingen-Rossach,  Graf  Fried- 
rich. 

Bielefeld,  Jos.,  Verlagsbuchhändler, 
K.  K.  österr.-ungar.   Consul. 

Blankenhorn,  Dr.  Adolf,  Professor. 

Böthlingk,  Dr.  A.,  Professor. 

Bürklin,  Frau  Dr.  A. 

Dreyfuss,  Frau  Cäcilie. 

V.  Fidelsheim,  Freiherr,  Grossh. 
bad.  Obersthofmeister. 

V.  Eisendecher,  Frau,  geb.  Freiin 
V.  Eickstedt. 

Funck,  Heinrich,  Professor. 

von  u.  zu  Gemmingen,  Freiherr, 
Oberstkammerherr. 

Göller,  L.,  Finanzrath. 

Hausser,  Joseph,  Grossh.  bad. 
Kammersänger. 

Just,  Dr.,  Professor,  Direktor  der 
techn.  Hochschule. 

v.  Lübke,  Dr.  W.,  Geheimer  Hof- 
rath, Professor. 

Mainzer,  Fräulein  Helene. 

Ministerium  der  Justiz,  des  Kultus 
und  Unterrichts. 

Ordenstein,  Heinrich,  Direktor  des 
Couservatoriums  für  Musik. 

V.  Putlitz,  Frau,  Excellenz. 

Regensburger,  Dr.  Leopold,  Rechts- 
anwalt. 

Schnorr  von  Carolsfeld,  Frau  Mal- 
vina,  kgl.  bayer.  Kammer- 
sängerin. 

Schrödter,  Frau  Prof.  Alwine. 

Seubert,  Emil,  Ministerialrath. 

Weill,  Dr.  Fr.,  Rechtsanwalt. 

Wendt,  Dr.  Gustav,  Oberschulrath 
und  Gymnasialdirektor. 

Kiel. 

Biese,  Dr.  x-Mfred. 

Funck,  Dr.,  Gymnasiallehrer. 

Gänge,  Th.,  Gesanglehrer  am 
Gymnasium. 

Kochendörffer,  Dr.  Karl,  Biblio- 
theks-Kustos. 


--^    38   ■«- 


Kiel. 

Ladenburg,  Frau  Professor  Mar- 
garethe. 

Möbius,  Dr.  Theodor,  Professor. 

Niepa,    Alexander,   Chefredakteur. 

Peters,  Johann,  Rechtsanwalt. 

Stange,  B.,  akademischer  Musik- 
direktor. 

Toeche,  Paul,  Hofbuchhändler. 

Uni  versitäts- Bibliothek. 

Vogt,  Dr.  F.,  Professor. 

V.  Wangenheim,  Freiherr  Ernst, 
Lieutenant  im  Kaiserl.  See- 
Bataillon. 

Kirchheimbolanden    (Rheinpfalz). 
Bibliothek  der  kgl.  Lateinschule. 
.Moschel,  R.,  Rentbeamter. 

Klein-Oels  b/Ohlau  i/Schlesien. 
York  V.  Wartenburg,    Graf  Hans. 
York    V.  Wartenburg,    Graf  Paul. 

Klein-Sägewitz  b/Kattern 
(Reg.-Bez.  Breslau). 
Lewald,  G. 

Kolbermoor  (0/ Bayern). 
V. Bippen,  l'rau  Marie, geb.  v.Wyden- 
brugk. 

Königsberg  i/Pr. 

.\lscher,  Dr.  Walther,  Referendar. 

Baumgart,  Dr.  Hermann,  Professor. 

Beer,  Justizrath,  Rechtsanwalt  und 
Notar. 

Bibliothek  der  höheren  Bürger- 
schule. 

Bibliothek  des  Altstadt.  Gym- 
nasiums. 

Bibliothek  des  KneiphöfischenCjym- 
nasiums. 

Bibliothek  des  Realgymnasiums  auf 
der  Burg. 

Bibliothek  des  st.idt.  Realgym- 
nasiums. 

Brode,  Max,  Dirigent  der  Sinfonie- 
Konzerte. 

Dehio,  Dr.,  Professor. 

l'einberg,  F'raulein  Stephanie. 

I'riedländer,  Dr.,  Professor,  (ie- 
heimrath. 

Frohniann,  Julius. 

Goldberg,  Julius,  Bankier. 

(»rosse,  Dr.  Emil,  Professor,  Gym- 
nasialdirektor. 


Königsberg  i/Pr. 

Gruenhagen,  Dr.,  Professor. 

Hirsch,  Dr.,  Sanitätsrath. 

Hübner  &:  Matz,  Buchhandlung. 

Koch,  Arnold. 

Krause,  Dr.  jur.  Paul,  Rechts- 
anwalt und  Notar. 

Mendthal,  Justizrath. 

Samuel,  Dr.,  Professor. 

Schorski,  Fräulein  Marie,  Sprach- 
lehrerin. 

Simon,  Dr.  Robert. 

Simsen,  Fräulein  Marie. 

Töchterschule,  stadt.  höhere. 

Trosien,   E.,    Provinzial-Schulrath. 

Werther,  Adolf,  Direktor  des  Stadt- 
theaters. 

Wiehler,  Fräulein  Agnes. 

Wilhelms-Gymnasium. 

Königstein  b/Frankfurt  a/M. 
V.  Preen,  Fräulein  Bertha,  Hofdame 
L  H.  der  Herzogin  von  Nassau. 

Konstanz. 

Brandes,  Wilhelm,  Bankdirektor. 

Kosen. 

Naumann,   Frau  Clara. 

Raabc,  Dr.  phil. 

V.  Sperling,  Premier-Lieutenant. 

Kottlischowitz  (Schlesien). 
Guradze,     Frau     Rittergutsbesitzer 
Henriette. 

Krempe  i/ Holstein. 
Hager,  Dr.  med.  Th.,  pract.   .\rzt. 

Krotoschin  (Posen). 
Jonas,  Dr.,  Professor,   (jymna^ial- 
direktor. 

Kuschen  b/Schmiegel. 
Hensel,  Karl,  Professor. 

Kyritz,  Ostpriegnitz. 
Delbrück,  H.,  .Imtsrichter. 

Lahr  i/ Baden. 
Stadtbibliothek. 
Stüsser,  Otto. 

Landeshut  i  Schlesien. 
Realgymnasium. 
Warmuth,  H.,  Realgymnasiallehrer. 


-•&*■     39     "^ — 


Langenburg  (Württemberg), 
zu  Hohenlohe-Langenhurg,  Fürstin 
Leopoldine,      Grossherzogliche 
Hoheit. 

Lauban  i  Schlesien. 
Guhrauer,  Gymnasialdirektor. 
Wissenschaftlicher  Verein. 

Legefeld  b/Weimar. 
Reusse,  Rudolf,  Pfarrer. 

Leipzig. 

Abraham,   Dr.  Max,    Verlagsbuch- 
händler. 
Arndt,  Dr.  Wilhelm,  Professor. 
V.  Bahder,  Dr.  Karl,  Professor. 
Bauer,  Friedrich,  Buchhändler. 
Baumgarten,     Frau    Dr.,    geb.    v. 

\'illert. 
Baur,  Dr.,  Professor,  Geh.  Kirchen- 

rath. 
Beard,  Ernst  Alfred,  Privatier. 
Beer,  Fräulein  Dora. 
Beer,    Dr.    Rudolph,    Gvmnasial-   | 

Oberlehrer. 
Berlit,    Georg,    Gvmnasial  -  Ober- 
lehrer. 
Bibliothek  des  Nikolaigvmnasiums. 
Binding,  Dr.  Karl,  Professor. 
Borchers,     Bodo,    Theater-     und 

Konzert-Agent. 
Brasch,  Dr.  Moritz. 
Braun,  Dr.  Ka:l,  Justizrath,  Reichs- 
gerichtsanwalt. 
Brockhaus,   Dr.    Eduard,    Verlags- 
buchhändler. 
Brockhaus,    Rudolf,    Verlagsbuch- 
händler. 
Brugmann,  Dr.  Oskar,  Oberlehrer 

am  Nikolaigvmnasium. 
Cichorius,  Jobs.,  Kaufmann. 
Cohnheim,  Frau  Professor. 
Collins,  George  Stuart,  stud.  phil. 
Credner,    Hermann,  Verlagsbuch- 
händler. 
Dix,  Paul,  Rechtsanwalt. 
Dodel,  Friedrich  Wilhelm. 
Doering,  Dr.  B.,  Gvmnasial-Ober- 

lehrer. 
Dohmke,  Dr.  Emil,  Professor. 
Dorn,    Dr.    jur.    Carl,    Justizrath, 
Rechtsanwalt    b.  Reichsgericht. 
Dürr,  Alphons,  Stadtrath. 
Dürr,    Dr.   Alphons,   Buchhändler. 


Leipzig. 

Eberius,  Franz,  stud.  phil. 

Ebers,  Dr.  Georg,  Professor. 

Fischer,  Max,  ^Telegraphen  -  In- 
spektor. 

Fränkel,  Dr.  Albert,   Schriftsteller. 

Francke,  Carl,  Versicherungsbank- 
direktor. 

v.  Frege,  Frau  Professor  Livia. 

Friedberg,  Dr.  Emil,  Geh.  Hofrath, 
Professor. 

Geibel,  Frau  Leonore,  geb.  W'eisz. 

Geibel,  Frau  Mathilde,  geb.  Baum- 
garten. 

Gensei,  Dr.  jur.  Julius,  Handels- 
kammersekretär. 

Giesecke,  Herm.  F.  (Firma  Giesecke 
&;  Devrient). 

Goetz,  Ernst. 

Haessel,  H.,  Verlagsbuchhändler. 

v.  Hahn,  Dr.  F.,  Reichsgerichtsrath. 

Hase,  Dr.  Oskar,  Verlagsbuch- 
händler. 

Hepp,  C,  Buchhändler. 

Herbst,  Günther,  Kaufmann. 

Hildebrand,  Dr.  Rudolf,  Professor. 

Hirzel,  H.,  ^'erlagsbuchhändler. 

Hollaender,  Dr.  phil.  Ludwig. 

Jungmann,  Dr.,  Professor,  Rektor 
zu  St.  Thomae. 

Kettenbeil,  Dr.  jur.  Johannes,  Re- 
ferendar. 

Koch,  Dr.,  Gvmnasial-Oberlehrer. 

Kögel,  Dr.  Rudolf,  Privatdocent 
und  Gvmnasial-Oberlehrer. 

Köhler,  Hugo,  Buchhändler. 

Köhler,  K.  F.,  Buchhändler. 

Krehl,  Dr.  Ludolf,  Professor,  Ge- 
heimer Hofrath. 

Kuehn,  Bernhard,  Referendar. 

Langerhans,  Frau  Reichsgerichts- 
rath M. 

Langkammer,  Bernhard. 

Lemke,  Julius,  Direktor  der  Leip- 
ziger Feuer-Vers.-Anstalt. 

Leskien,  Dr.,  Professor. 

Lesser,  Adolph,  Reichsgerichts- 
rath a.  D. 

Liebisch,  Bernhard,  Buchhändler. 

Lorentz,  Alfred,  Buchhändler. 
Loewenstein,  Reichsgerichtsrath. 
Marx,  F.,  Kaufmann  (Firma  Kuhn 

&  Co.). 
Mendelssohn,    Hermann,    A'erlags- 
buchhändler. 


— ^    40    ■^- 


Leipzig. 

Mever,  Hermann,  J.,  Buchhändler. 

Mogk,  Dr.  E.,  Gymnasial  -  Ober- 
lehrer. 

Xachod,  Frau  Marie. 

Nöller,  Eugen,  Kaufmann. 

Petsch,  Frau  Reichsgerichtsrath 
Sophie,  geb.  Sonnenkalb. 

Pfalz,  Dr.  Franz,  Professor  und 
Direktor  der  Realschule. 

Pfau,  Karl  Friedrich,  Verlagsbuch- 
händler. 

Popitz,  Frau  Margaretha. 

Prüfer,  A.,  Dr.  jur. 

Redaktion  des  literarischen  Jahres- 
berichts (E.  A.  Seemann). 

Reinecke,  Fräulein  Charlotte. 

Reisland,  O.R.,  Verlagsbuchhändler 
(Firma  Fues'  A'erlag). 

Ribbeck,  Dr.  O.,  Professor,  Geh. 
Hofrath. 

Röder,  Emil,  Commerzienrath. 

Romberg,  E.  L  ,  Justizrath. 

Rost,  Adolph,  Buchhändler  (J.  C. 
Hinrichs'sche  Buchhandlung). 

Scharf,  Hugo,  Stadtrath. 

Scheibner,  Dr.  W.,  Professor. 

Schleicher,  Iwan,  stud.  phil. 

Schneider,  Carl. 

Schreber,  Frau  Dr.  Pauline. 

Schulz,  Hermann. 

Schunk,  Fräulein  Cornelie. 

Schunk,  Julius,  Kaufmann. 

Schuster,  Dr.  phil.,  Hermann,  In- 
stitutsdirektor. 

Schwabe, Frau  Susanne,  gb.  Klemm. 

Schwarz,  H.,  Reichsgerichtsrath. 

Seeburg,  Frau  Dr.  E. 

Seelig,  Dr.,  Rechtsanwalt  beim 
Reichsgericht. 

Simon,  Dr.  jur.  G.  \\'.,  Referendar. 

.Simon,  Frau  Hedwig,  geb.  Simon. 

Simon,  Paul,  Dr.  jur. 

Simson,  Dr.,  Wirklicher  Geh.  Rath, 
Präsident  des  Reichsgerichts, 
Excellcnz. 

Simson,  Fräulein  I-"!isabetli. 

Simson,  P'räulcin  Margarethe. 

Simson,  Fräulein  Marie  Sophie. 

Staackmann,  L.,  Buchliändler. 

Stadt-Bibliothek. 

Staegemann,  M.,  Direktor  des 
Stadttheaters. 

Steffen,  Dr.  Georg,  (ivmnasial- 
Obcrlehrer. 


Leipzig. 

Stobbe,  Frau  Professor  Dr.,  Mar- 
garethe, geb.  Eberty. 

Stürenburg,  Dr.,  Professor,  Kon- 
rektor zu  St.  Thomae. 

V.  Tauchnitz,  Bernhard,  Freiherr, 
Verlagsbuchhändler. 

Thomsen,  Dr.  jur.  Theodor,  Rechts- 
anwalt beim  Reichsgericht. 

Titze,  Adolf,   \'erlagsbuchhändler. 

Trachbrodt,  E.  (Firma  Friedrich 
Geissler). 

Treutier,  Ludwig,  Mitglied  des 
Stadttheaters. 

Voerster,  Alfred,  Buchhändler. 

Voerster,  Karl,  Buchhändler. 

Volckmar,  Otto,  Buchhändler. 

Wachsmuth,  Dr.  Kurt,  Professor, 
Geh.  Hofrath. 

Wachsmuth,  Dr.  Rudolf,  Bank- 
direktor und  Consul. 

Wagner,  Franz,  Commerzienrath, 
Stadtrath. 

Walter,  Oberpostdirektor. 

V.  Weber,  Hauptmann. 

Wiede,  Otto. 

Wilkens,  Friedrich,  stud.  phil. 

Wilkowski,  Dr.  Georg. 

Windscheid,  Dr.  Bernhard,  Pro- 
fessor, Geheimrath. 

Wülcker,  Dr.  R.,  Professor. 

Wunderlich  jun.  Carl  Gustav, 
Kaufmann. 

Wundt,  Dr.  Wilh.  Professor. 

Zarncke,  Dr.  F.,  Professor, Geheimer 
Hofrath. 

Liegnitz. 

Rawitscher,  Frau  .\ssessor. 
Linden  b/Hannover. 
Haase,  Frau,  Helene. 
Laporte,  Rechtsanwalt. 

Löbichau  (Schloss)  b/Nöbdenitz 

(.\ltenburg). 
V.    Boyen,    Frau,    geb.    Prinzessin 
Biron  v.  Kurland,  Durchlaucht. 

Löcknitz  (Pommern). 

V.    F.ickstedt  -  Peterswaldt,      Frau 

(irätin,  geb.  v.  Eiscndccher. 

Lübeck. 

Achilles,  Dr.   ]•. 

Benda,  l^r.  jur.  J.,  .Amtsrichter. 

F!schenburg,  (nistav,  Consul. 


•4*     41     *^- 


Lübeck. 

Fehling,  Dr.  Rechtsanwalt. 

rioffmann,  Dr.  Paul,  Direktor  der 
Ernestinenschule. 

Pabst,  Dr.  jur.  Gustav. 

Schillerstittung,  Lübeckische. 

Schmidt,  Max,  Buchdruckereibe- 
besitzer. 

Stoos,  Dr.  jur.  Alfred,  Rechtsan- 
walt u.  Notar. 

Thoel,  Dr.,   Landrichter. 

Warnecke,  Conrad,  Kaufmann. 

Luckenwalde. 

Pariser,  Frau  Elise,  geb.  Mende. 
Simonson,  Frau  Amtsrichter,  Ger- 
trud. 

Ludwigshafen  a/Rh. 
Jacquet,  Adolf,  Fabrikdirektor. 
Knaps,  Fräulein  Anna. 

Luisianna  b  Bokellen 
(Kr.  Darkehmen). 
V.  Rode,  Fräulem  Lona. 

Lüneburg. 

Federich,  Otto,  Hofweinhändler. 
Gravenhorst,  K.,  Rechtsanwalt. 

Lyck  (Ostpreussen). 
Baske,  Dr.,  Gymnasiallehrer 
Gymnasium,  Königliches. 
Kammer,    Dr.,    Professor,     Gym- 
nasialdirektor. 
Wiebe,  Emil,  Buchhändler. 

Magdeburg. 

Aufrecht,  Dr. 

V.  Colomb,  Fräulein  M. 

Grünhut,  Dr.  Leo. 

Kawerau.     Waldemar,    Redakteur 

der  »Magdeburgisclien  Zeitung«. 
Krühne,  Richard,  stud.  jur. 
Leitzmann,  A.,  stud.  phil. 
Lorentz,    Frau    Hauptmann,    Mar- 

garethe. 
Schulze,  Aug.,  Kaufmann. 
Sträter,    Dr.  phil.,    Hilfslehrer    an 

der  Oberrealschule. 
Weber,  Fräulein  Clara. 

Mainz. 

Schultheis,   Frau  Direktor    Bertha. 

Stadtbibliothek. 

Thomas,  Frau  Helene. 


Mannheim. 

Bibliothek,  ötfentliche. 
Darmstaedter,   Dr.,    Rechtsanwalt. 
Goetjes,  L.,  Hofopernsänger. 
Hecht,  Dr.  Felix,  Bankdirektor. 
Hirsch,  Emil. 
Hirsch,  Louis,  Kaufmann. 
Hoftheater-Comite,  Grossh.  Bad. 
Jacobi,  Hermann,  Hofschauspieler. 
Kahn,     Dr.    jur.     Franz,    Rechts- 
praktikant. 
Köhler,  Martin,  Kaufmann. 
Levison,  Louis. 
Maas,  Wilh.,  Bankier. 
Martersteig,  Max,  Oberregisseur. 
Mathy,  Johann  Wolfgang. 
Mayer,  Ludwig. 
Xeumann,  Dr.  Karl. 
Palm,  August,  Professor. 
Reimann-Dittene,  Frau  Clara. 
Reiss,  Fräulein  Anna. 
Reiss,  Karl,  Consul. 

Marburg  i  Hessen. 
Cohen,  Dr.  H.,  Professor. 
Gymnasium,  Kgl. 
Koch,  Dr.  Max,  Professor. 
Kühnemann,  Eugen,  stud.  phil. 
Meier,    Dr.    jur.   Ernst,    Geh.    Re- 

gierungs  -  Rath,     Curator     der 

Universität. 
Rathke,  Dr.,  Professor. 
Universitäts-Bibliothek,  Kgl. 
Varrentrapp,  Dr.  C,  Professor. 

Marienthal  b/Helmstedt. 
Grundner,  Dr.  F.,  Oberförster. 

Markirch  (Elsass). 
Loeper,  C,  Postdirektor. 

Marklissa. 

Kauftmann,\\'ilhelm, Fabrikbesitzer. 

Markowitz  (Posen), 
v.   Wilamowitz  -  MöllendorfF,  Frei- 
herr,     Königl.      Kammerherr, 
Rittergutsbesitzer. 

Marne  (Holstein). 
Höhnk,  Fräulein  Helene. 

Martinikenfelde  b/Berlin. 
Cohn,  Dr.  Wilhelm,  Fabrikbesitzer 
und  Stadtrath. 


-^    42    ^— 


Meerane  i/S. 
Scheitz,  Dr.  Emil,  Apotlieker. 

Meiningen. 

Baumbach,     Dr.     Rudolf,    Schrift- 
steller. 
Kircher,  Dr.,  Geh.  Regierungsrath. 

Meissen. 

Bibliothek    der    Königl.     Fürsten- 

und  Landesschule. 
Lese-Gesellschaft. 

MemeL 

Halling,      Direktor     der     höheren 

Töchterschule. 
Laaser,  Dr.  med.  P.,  Arzt. 

Merseburg. 

Steflfenhagen,  Max,  Buchhändler. 

Mierendorf  b/Glasewitz 
(Mecklenburg). 
Cölle,  H.,  Oeconom. 

Morrn  h/Zantoch. 
Pflug,  A.,  Rittergutsbesitzer. 

Muhrau  b  Striegau. 
Bollert,  Frau  AmtshauptmannClara, 

geb.  Schwanfelder. 
V.  Kramsta,  Fräulein  Marie. 

Mülhausen  i  E. 
Zink,  Franz  Xaver,  Amtsrichter, 

München. 

Ackermann,  Theodor,  Königl.  Hof- 
buchhändler. 

Adler,  Alexander,  Fabrikant. 

Albert,  Frau  Clara,  geb.  Reinach. 

Behn,  Dr.  jur.  Hermann. 

Bernays,  Dr.  Michael,   Professor. 

Bernstein,  Max,  Schriftsteller. 

Bittmann,  iTiedrich. 

Blennerhassett,  Lady  (Charlotte. 

V.  Branca,  Baronin  Paula,  Hofdame 
L  K.  H.  der  Prinzessin  Amelie, 
Herzogin  in  Bayern. 

Cornelius,  Dr.  C.  Ä.,  Professor. 

Czermak,  Leo,  stud.  med.,  K.  K. 
Lieutenant  der  Reserve. 

Dyck,  Dr.  Franz. 

Fiedler,  Dr.  C 

Fulda,   Dr.  Ludwig,    Schriftsteller. 

Göppinger-Meebold,Frau  Adelheid. 


München. 

Grätz,  Dr.  Leo,  Privatdocent. 

Hantstängl,  Edgar,  Hofrath. 

Hausmann,  Frau  Dr.  Betty. 

Hertz,  Dr.  Wilhelm,  Professor. 

V.  Hess-Diller,  Baron. 

Heyse,  Di.  Paul. 

Hof-  und  Staats-Bibliothek,  Kgl. 

V.  Kaikreuth,  Frau  Gräfin  B. 

Lachmann,  Fräulein  Clara. 

Lepsius,  Reinhold,  Maler. 

Lessing,  Oscar,  stud.  phil. 

Levyn,  Leopold,  Direktor  der 
Bayerischen  Handelsbank. 

Linz-Godin,  Frau  Oberst  A. 

V.  Loen,  Freiherr,  Grossh.  Sachs. 
Kammerjunker. 

V.  Malsen,  Baron,  Kgl.  Oberhof- 
marscliall,  Excellenz. 

Maver,  Frau  Consul  W. 

Muncker,  Dr.  Franz. 

Oertel,  Heinrich,  cand.  phil. 

V.  Oettingen,  Frau  M. 

Oldenbourg  sen.,  R.,  Verlagsbuch- 
händler. 

V.  Perfall,  Freiherr,  General-Inten- 
dant des  Hoftheaters,  Excellenz. 

Philippi,  Felix,  Schriftsteller. 

Rau,  Frau  Anna. 

Savits,  Jocza,  Oberregisseur  des 
Königlichen  Hoftheaters. 

Scherer,  Dr.  Georg,  Professor. 

Schmidt,  Dr.  med.  Oswald. 

Scholl,  Professor  Dr. 

Solbrig,  Dr.  Veit,  k.  Ober-Stabsarzt. 

Stangi,  Dr.  Thomas,  Privatdocent 
und  Studienlehrer. 

Steinitzer,  Paul,  K.  K.  österr. 
Major  a.  D. 

Traube,  Dr.  Ludwig. 

Wohlmuth,  Alois,  Hot'scliauspieler. 

Münster  i/Westf'alen. 
Kiesekamp,  Frau  Hedwig. 
Paulinische  Bibliothek,  Kgl. 
Schmedding,  Frau  Regierungsrath 

Laura,  geb.   Hütier. 
Wüllner,  Dr.,  Privatdocent. 

Nastätten  (Prov.  Nassau). 
Catlirein,    Joseph. 

Naumburg  a/S. 
Barth,  Frau  Landrath. 
Bennecke,  Justizrath. 
I'ihrenberg,  Staatsanwalt. 


—^     43     ^- 


Naumburg  a  S. 
Hanow,   Ober  -  Landesgerichtsrath. 
Hecker,  Oberstaatsanwalt. 
Köster,  Dr.,  Sanitätsrath. 
Lehmann,  Ober-Landesgerichtsrath. 
Seelmann,  Fräulein  C.  L.  Gertrud. 
Voigt,   Dr.  jur.    Carl,   Referendar. 
Weichsel,  Ober-  Landesgerichtsrath. 
Wenkel,  Oberpfarrer. 

Neisse. 

Bischotf,  Anton,   justizrath. 
Winter,  Regierungs-Baumeister. 

Neudeck  (Oberschlesien). 
Burchardi,  Frau  Bertha. 

Neu-Dörfles  b/Coburg. 
Ulmann,  Bruno,  Gutsbesitzer. 

Neuhaldensleben. 
Gymnasial-Bibliothek. 

Neusalz  a/Oder. 
Suchsland,  Adolf,  Amtsrichter. 

Neustadt  a  H. 
Bürklin,  Theod.,  Bankier. 

Neustrelitz. 

Götz,   Dr.   G.,   Obermedizinalrath. 

Neuwied. 

Feine,  Dr.  P. 

V.  Salisch,  Oberst  und  Bezirks- 
kommandeur. 

Niederwalluf. 

Marcuse,  H.,  Consul. 

Nienburg  a/Weser. 
Echte,  Gerichts- Assessor. 

Norden  (Ostfriesland). 
Lücke,  Dr.  O.,  Oberlehrer. 

Nordhausen  a/H. 

Günther,  Hermann,  Brennerei- 
besitzer. 

Hasse,  Dr.  med. 

Hochdanz,  Dr.,  Oberlehrer. 

Kneiff,  Rudolf. 

Krohn,  Betriebsdirektor. 

Mvlius,  C.,  Amtsrichter. 

Schenke,  Hermann,  Premier-Lieute- 
nant, Stadtrath  und  Brennerei- 
besitzer. 

Schreiber,  Hermann. 


Nürnberg. 

Enderlein,  Staatsanwalt. 
Hartmann,  Bernhard,  Advokat. 
Merzbacher,  Sigm.,    Rechtsanwalt. 
Pegnesischer  Blumenorden,  Literar. 

Verein. 
Stadt  Nürnberg. 
Wertheimer,  Sig.,  Kaufmann. 

Oberlössnitz  b  Dresden. 
Ayrer,  Karl,  Rechtsanwalt. 

Oberzell  bei  Würzburg. 
V.  König,  W.,  Fabrikbesitzer. 

Offenbach  a  M. 
Hirsch,  Ernst. 
Pirazzi,  Emil,  Schriftstoller. 

Ohrdruf. 

Gymnasium   Gleichense,     Herzogl. 

Oldenburg  (i  Grossh). 

V.  Alten ,  F. ,  Oberkammerherr. 
Excellenz. 

V.  Beaulieu  -  Marconnav,  Eugen, 
Freiherr,  Ober-Landesgerichts- 
Präsident,  Excellenz. 

Becker,  Landesgerichcs-Präsident. 

Bibliothek,  Grossherzogliche  öffentl. 

Devrient,  Dr.  Otto,  Hoftheater- 
direktor. 

Kelp,  W.,  Apotheker. 

Mosen,  Dr.  R.,  Bibliothekar. 

V.  Normann,  Schloss-Hauptmann, 
Königlich  Preussischer  ausser- 
ordentl.  Gesandter. 

Schwartz,  A.,  Hofbuchhändler. 

Thorade,  Bankdirektor. 

Ossendorf  b  Ehrenfels. 
Pfeifer,  Valentin,  Gutsbesitzer. 

Ostenwalde. 

Bibliothek,  Ostenwalde. 

Ostrichen  b/ Seidenberg. 
V.  Gersdort,  Freiherr,  Kgl.  Kammer- 
herr und  Landesältester. 

Ottmachau  (Prov.  Schlesien). 
V.  Humboldt,  Freiin  Mathilde. 

Penzig  i.   d.  Oberlausitz. 

Drevin,   Helmuth,  Apotheker. 


-4*     44     ^- 


Pforzheim. 

Ehrismann,   Dr.  Gustav. 
Feldbausch,  Dr.  Otto,   Arzt  an  der 

Irrenansalt. 
Waag,  Alfred,  Architekt,  Direktor 

der  Kunstgewerbeschule. 

Plauen  i/Sachsen. 
Hofmann-Stirl,      Frau      Professor 
Helene,  Kammersängerin. 

Pless  i/Schlesien. 
Fielitz,  Dr.  W.,  Professor. 

Porstendorf  b/jena. 
V.  Wurmb,  Schloss-Hauptmann  auf 
Dornburg. 

Posen. 

Boxberger,  Dr.  R.,  Oberlehrer  am 

Friedr.-Wilh. -Gymnasium. 
Hagens,  Senatspräsident. 
Kantorowicz,  Frau  Lina. 

Potsdam. 

V.  Bissing,  Freifrau  iM\-rrha,  geb. 
Wesendonck. 

V.  Blücher,  Premierlieutenant  im 
Garde-Husarenrcginienl. 

V.  Chelius,  Lieutenant  im  (uirde- 
Husarenregiment. 

Grimm,  Rudolf,  Regierungsrath. 

V.  Lücken,  Frau,  geb.  v.  Lützow, 
Staatsdame. 

V.  Treutier,  Lieutenant  im  Garde- 
Husarenregiment. 

V.  Waldersee,  Gräfin  Helene,  geb. 
V.  Wilamowitz-Möllcndorf 

Wenck,  \V.,   Prediger. 

Zech,  Frau  Gräfin,  geb.  v.  (}ersdorft. 

Prenzlau. 

Busch,  Richard,    Landgerichtsrath. 

Raschwitz  b  Leipzig. 
Flügel,  Dr.  Ewald. 

Raudonatschen   (Ostpreussen). 
V.    .Sauden,    Frau     Iku-onin,    geb. 
V.  Hülsen. 

Rechtenfleth  b/l^jrcnicn. 
.•\llmers,  Hermann. 

Rehnsdorf  b/Fllstra  (Sachsen). 
V.    Boxberg,    (jeorg,    Rittergutsbe- 


Reichenbach  i  Sclilesien. 
Preu,  Dr.  med.,  pract.  .\rzt. 

Reichenberg  b/St.  Goarshausen. 
V.  Oettingen,  Dr.  W. 

Remagen  a/Rh. 
Linden,  Fräulein  Lina,  Pensionnats- 
Vorsteherin. 

Remscheid. 

Koegel,  Dr.  Fritz,  Pfarrer. 

Rendsburg. 

Wassner,  Julius,  Dr.  phil. 

Reutlingen. 

Kusel,  Fräulein  Lucie. 

Rhein   (Ostpreussen). 
Cludius,  Superintendent  a.  D. 

Rietberg  i/Westfalen. 
Tenge,      Friedrich,       Herrschafts- 
besitzer. 

Risstissen  b/Ulm. 
Schenk      v.     Staufi'enberg,       Dr., 
Freiherr. 

Roda  i/S.-A. 
Knauth,  .^mtsgerichtsrath. 

Rositz  b/Altenburg. 
V.  Lippmann,  Dr.  E.,  Direktor  der 
Zuckerraffinerie. 

Rostock    i/Mecklenburg. 
Bechstein,  Dr.  Reinhold,  Professor. 
Detharding,  Frau  Dr.  Henriette. 
Kipper,  Dr.  Julius,  Gvmnasiallelircr. 
Leo,  Dr.  F.,  Professor. 
Universitäts-Bibliothek,  Grossh. 
Voss,  Frau  .\dvokat. 

Rudolstadt. 

Bibliothek,  Fürst!,  öffentliche. 

Ruhrort   a/Rh. 
de  Gruvter,  Dr.  phil.   Walter. 

Saarbrücken. 
Plagge,  Dr.,  Stabs- u.  Bataillons-. \rzt 
im  hTfanterie-Regiment  Nr.  70. 

Salzwedel. 

Luther,  J.,  cand.  phil. 


-^     4 


Satzhorn  h/Potsdam. 
Brandhorst,  W.,  Rittergutsbesitzer. 
Haus  Schede  b/Wetter  a.  d.  Ruhr. 
Harkort,  Frau  Commerzienrath  P. 
Scheessel  (Provinz    Hannover). 
Rohrs,  Dr.  D.,  Kreisphysikus. 

Schkortleben  b/Weissenfels. 
Scharf  V.  Gauerstedt,  Frau  Adelaide. 

Schleiz. 

Paetz,  G.,  Kammerpräsident. 

Schleswig. 
Bergas,  JuHus,  Buchhändler. 
Hoe'sche  Bibliothek. 

Schmalkalden. 

Fuckel,  Heinrich,  Kaufmann. 

Schmerwitz  (Brandenburg). 
V.  Brandt,  Rittergutsbesitzer. 

Schnepfenthal  b/Waltershausen. 
Ausfcld,   Dr.  Wilhelm,   Schulrath. 

Schönbach  b/Löbau  i/S, 
Rade,  M.,  Pfarrer. 

Schönebeck  b  Magdeburg. 
Steiner,  Dr.  O. 

Schöneiche   b/Xeumarkt 
i/Schlesien. 

Schloessingk,  Otto,  Assessor  a.  D., 
Rittergutsbesitzer. 

Schreitlangken  (b/Willkischken 
i/Ostpreussen). 
Dressler,  Frau. 

Schroda  (Posen). 
Reimann,  Rudolf,  Fabrikbesitzer. 

Schulpforta. 

Kettner,  Dr.  Gustav,  Oberlehrer. 
Kgl.  Landesschule. 
Schreyer,  Dr.  Hermann,  Professor. 
Volkmann,    Dr.    Dietrich,    Rektor 

der  Landesschule. 
Zimmermann,       Prokurator       der 

Landesschule. 

Schwedt  a/O. 
duehl,  sen.,  Dr.  Otto. 
Zschau,  Dr.  G\"mnasiaIdirektor. 


Schwerin  i/M. 

V.  Ledebur,  Freiherr,  Kammerherr, 
Intendant  des    Hottheaters. 

Mencke,  Geh.  Justizrath. 

Oldenburg,  Grosslierzogl.  Ober- 
zolldirektor. 

V.  Pritzbuer,  Friedrich,  stud.  jur. 
et  cam. 

Schröder,  Dr.,  Regierungs-Biblio- 
thekar. 

Seesen  a/Harz. 
Philippson,    Dr.    E.,    Direktor    der 
Jakobsonschule. 

Sondershausen. 

Laue,  Rath,  Oberbürgermeister. 

Soden  i/Taunus. 
Volger,  Dr.  Otto,  Naturforscher. 

Springe. 
Kaufmann,  Karl,  Fabrikbesitzer. 

Stargard  i/ Pommern. 
Schröder,  Dr.,  Oberstabsarzt  I.  Kl. 

Stassfurt. 

Stengel ,  Rudolf,  Fabrikbesitzer, 
Konsul  a.  D. 

Steglitz  b/ Berlin. 
Goldschmidt,  Alfred  O.,  Kaufmann. 
Hoffmann,  Dr.  Otto,   Oberlehrer. 
Weber,  W.,  Oberbürgermeister  a.  D. 
Wendeler,  Dr.  Camillus. 

Stettin. 

Jobst,  R.,  Gymnasialoberlehrer. 

Keddig,  C.  Ä.,  Direktor. 

V.  Knebel- Doeberitz,   Regierungs- 

rath. 
Muff,    Dr.    Professor,    Gvmnasial- 

direktor. 
Zitelmann,    K.,    Geheimer    Regie- 

rungsrath. 

Stockach  i/ Baden. 
Ottendörfer,  Dr.  Hermann,  Amts- 
richter. 

Stolberg   (Rheinland).' 
Prvm  sen.,  Heinrich,  Rentier. 

Stolp  (Pommern). 
Bibliothek  des  Königl.  Gymnasiums. 
Pickert,  W.,    Gvmnasiallehrer  und 
Bibliothekar.' 


— ■^    46    -^- 


Strassburg  iE. 

Baiimgarten,  Dr.  H.,  Professor. 
Crüger,  Dr.  J.,  Gymnasiallehrer. 
Dursv,  Eugen,  kaiserl.  Ministerial- 

ra'tli. 
Joseph,  Dr.  Eugen. 
Krogmann,  Ernst,  stud.  jur. 
Martin,  Dr.  E.,  Professor. 
Michaelis,  Dr.  Adolf,  Professor. 
Paveh,  Olivier,  kais.  Ministerialralh. 
Rofthack,  Dr.  jur.,  Regierungsrath. 
Seelig,  Dr.  plrl.  Fritz. 
Seminar    für    deutsche    Philologie 

an  der  Universität. 
Stilling,  Dr.  J.,  Professor. 
Trübner,    Buchhändler    (Firma   K. 

|.  Trübner). 
Universitäts-  u.  Landes-Bibliothek, 

Kaiserliche. 

Strasburg  ^^  /Pr. 

G\ninasium,  Königliches. 

Strellentien  b/Lauenburg 
(Pommern). 
V.  Osterroht,  Gotthilf. 

Stuttgart. 

Bacher,   Alexander,   Rechtsanwalt. 

Becher,  Fräulein  Emmv. 

V.  Berlichingen,    Freifrau  Melanie. 

Bibliothek,  Königlich  öfientliche. 

Cotta  von  Cottendorf,  Karl,  Frei- 
herr. 

Deahna,  Dr.,  prakt.  Arzt. 

Denison,  Louis,  Kaufmann. 

Donndorf,  A.,  Professor. 

(}erok,  Dr.  K.,  Prälat,  Oberhof- 
prediger. 

(ierschel,  Oscar,  Antiquar  und 
Buchhändler. 

Hartmann,  Dr.  Julius,   Professor. 

Kauila,  Frau  Dr.  (]!arisse. 

Klaiber,  Dr.  Julius,  Oberstudien- 
rath,  Professor. 

V.  Klumpp,  Dr.  Otto,  Direktor. 

Krabbe,  C,  Verlagsbuchhändler. 

Kurtz,  P.,   Buchhändler. 

Kürschner,  |oscph.  Professor,  Hol- 
ratli. 

Lang,  Dr.  Wilhelm. 

Mayer,  Paul,  Regierungsrath. 

Müller,  Garl. 

Müller,  (iustav,  Kauhnann. 

Müller-Palm,  Adolf,  Professor. 

Museums-Geselischaft. 


Stuttgart. 

Nast ,  A. ,  Buchhändler  (  Firma 
Metzler'sche  Sortiments-Buch- 
handlung). 

Riecke,  Dr.'Carl,  Staatsrath. 

Rominger,  Xathanael. 

Rommel,  Dr.  Otto. 

Schall,  Dr.  Rieh.,  Rechtsanwalt. 

Schulz,  F.  G.,  Commerzienrath. 

Siegle,  Gustav,  Geh.  Commerzien- 
ratii. 

Spemann,  \\'.,  Verlagsbuchhändler. 

Steiner,  Dr.  K. 

Stockmayer,  M.  F.,  Rechtsanwalt. 

Straub,  Dr.  L.  \\'.,  Professor. 

Vetter,  Leo,  Kauhnann. 

Wittwer,  Conrad,  Buchhändler. 

Stuttgart-Gablenberg. 

Thony,  Franz. 

Tangerhütte  b/ Magdeburg. 
Kleinschmidt,  Hofrath. 
Wagenführ,  Frau  Marie. 

Tempelburg  (Pommern). 
Berg,  Karl,  Amtsrichter. 

Thalstein  b/Jena. 
V.  Tümpling,    Legationsrath  a.  D. 

Thann  i/Elsass. 
Curtius,  Dr.,  Kreisdirektor. 

Thorn. 

Scheller,  Dr.,  Oberstabs-  und  Gar- 
nisonsarzt. 

Torgau. 

Pietsch,  Königl.  Baurath. 

Trachenberg  (Schlesien). 
V.  llatzfeld,   Frau  Fürstin,   Durch- 
laucht, geb.  Grälin  von  i'encken- 
dorlY. 

Trebnitz  (Schlesien). 
Preiser,  Friedr.,  stud.  jur.  et  cam. 

Tübingen. 
Degenkolb,  Dr.,  Professor. 
Froriep,  Dr.  August,  Professor. 
Geib,  I'rau  l'rolessor  L. 
Geiger,     Dr.     Garl,     Universitäts- 
Bibliothekar. 
Holland.  Dr.  W.  L.,  Professor. 


'^    -17     ^- 


Tübingen. 

Hüfner,  Dr.  G.,  Professor. 
Köstlin,  Dr.  Karl,  Professor. 
Neumann,  Dr.,  Professor. 
Oesterlen,  Dr.,  Professor. 
V.  Rümelin,  Dr.,  Staatsrath  a.  D.. 

Kanzler  der  Universität. 
Serlo,  Walter,    Bergbaubeflissener. 
V.  Sigwart,  Dr.,  Professor. 
Spitta,  Dr.,  Professor. 
Strauch,  Dr.  Philipp,   Professor. 
Universitäts-Bibliothek,  König! . 
Vöchting,  Dr.  H.,  Professor. 

Tussainen  b/Ragnit  (Ostpreussen). 
V.  Sanden,  Baron. 
Ulm. 

Gerok,  F.,  Premier-Lieutenant  im 
Grenadierregiment   12^. 

Ulrich.  Gustav,  Bankier  (Firma 
Flesch  &  Ulrich). 

Unkel  a/Rh. 
Huyssen,  W.,  Ingenieur. 

Unterrohn  b/Salzungen. 
Geibel,  Paul,  Kammergutspachter. 

Vegesack. 

Werry,  F.,  Realschul-Oberlehrer. 
Wilmanns,  Georg,  Dr.  med. 

Verden  a/Aller. 
Bierwirth,  F.,  Landgerichtsratli. 
Braun,  Landgerichtsdirektor. 

Vieselbach. 

Starke,    Dr.    med.,    Amtsphysikus. 

Wandsbeck. 

Gymnasium. 

Wartnicken  (Ostpreussen). 
.Simon,  Frau  Marie. 

Wehlau  (Ostpreussen). 
Moldaenke,  Gymnasiallehrer. 

Wehnde  b/Göttingen. 
Dralle,  Fräulein  Johanna. 

Weimar. 

V.  Ahlefeldt,  Baron  Louis. 
Anding,  Karl,  Kaufmann. 
Apelt,  Dr.  phil.  O.,  Professor. 
.\ulhorn,  G.,  Rath. 


Weimar. 

Baer,  L.,  Fabrikant. 

Batsch,  Vice-Admiral,  Excellenz. 

Beckwith,  Miss  K. 

Behrcnd,  Frau  Martha. 

V.  Beust,  Graf,  Oberhofmarschall, 
Generallieutenant,  Flxcellenz. 

Boas,  Frau  Dr.  E. 

Böhlau,  H.,  Verlagsbuchhändler. 

V.  Bojanowsky,  P.,  Geh.  Hofrath, 
Chefredakteur. 

V.  Bothmer,  Graf,  Kammerherr. 

V.  Bothmer,  Grätin,  Staatsdame. 

V.  Bothmer,  Comtesse  Elly. 

Brandis,  Dr.  K.,  Erzieher  am 
Erbgrossherzogl.  Hofe. 

V.  Brederlow,  Oberst  z.  D. 

Brent,  Mrs.  Thomas  Lee. 

Brock,  Paul,  Hofschauspieler  und 
Regisseur. 

Bronsart  v.  Schellendorff.  Kammer- 
herr, General  -  Intendant  des 
Grossh.  Hoftheaters  und  der 
Hofkapelle. 

Brüger,  E.,  Geheimer  Justizrath. 

Burckhard,  Dr.  jur.  W.,  Geheimer 
Rath. 

Burkhardt,  Dr.  phil.  H.,  Ober- 
archivar und  Archivrath. 

v.  Bülow,  Frau  Landrath,  geb.  v. 
Carlowitz. 

V.  Bvlandt-Rhevdt,  Graf,  Ordon- 
nanz-Offizier Sr.  K.  H.  des 
Grossherzogs  von  Sachsen. 

V.  Conta,  Dr.,  Geh.  Medizinalratli. 

Grüner,  G.,  Generallieutenant  z.  D., 
Excellenz. 

Deinhardt,  Frau  Dr.  Maria. 

V.  Derenthall,  Geh.  Legationsrath, 
Kgl.  preuss.  Gesandter,  Exe. 

Dietrich,  A.,  Bankier. 

Eelbo,  Bruno,  Architekt. 

Emminghaus,  Fräulein  Marie. 

Ernst,  H.,  Diakonus. 

Fabricius,  Frau  Clara. 

Francke,  Dr.  Otto,  Gymnasiallehrer. 

Francke,  Hermann ,  Sophienstifts- 
lehrer. 

Franke,  Fräulein  Marie. 

V.  Freytag  -  Loringhoven,  Freiin 
Marie. 

V.  Freytag  -  Loringhoven  ,  Freiin 
Mathilde. 

Fries,  Dr.  Hugo,  Landgerichts- 
präsident. 


— -^    48    ^- 


Weimar. 

V.  Fritsch,  Frau  Oherforstmeister, 
geh.  V.  Herda. 

Froriep,  Fräulein  Clara. 

V.  d.  Gabelentz-Linsingen, Kammer- 
herr, Oberhofmeister  I.  K.  H. 
der  Frau  Grossherzogin. 

Genast,  Frau  Ministerialdirektor  A. 

Gerstenberg,  Dr.  phil.   Heinrich. 

V.  Gleichen-Russwurm,  Freiherr  L.. 
Königl.  Bayerischer  Kiimmerer. 

Gottschalk,  G.,  Rentier. 

Grav,  Miss  Jessie,  geb.  Isles. 

V.  Gross,  Dr.,  Freiherr,  Wirkl.  Ge- 
heimer Rath,  Excellenz. 

V.  Gross,  Freiin  Melanie. 

Gutmann,  Georg,  Ingenieur. 

Guyet,  Dr.  A.,  Staatsrath. 

Haaser,  Ernst,  Korrektor. 

V.  Haber,  Baron,  Prem.-Lieut.  a.  D. 

V.  Hadeln,  Freiherr,  Hofmarschall. 

V.  Haeften,  Frau  Staatsarchivar  E. 

Halier,  K.,  Konzertmeister. 

Hardtmuth.  Frau  Charlotte,  geb. 
A'oelkel. 

Hase,  Dr.  jur.  G.,  Geheimer  Justiz- 
rath. 

Held,  Louis,  Hofphotograph. 

V.  Helldortf-Schwerstedt,  Freiherr, 
Kammerherr. 

Hertel,   Friedrich,   Hofphotograph. 

Hesse,  Dr.  B.,  General -Super- 
intendent. 

Hoffmann,  Gustav,  Gerichts-Refe- 
rendar. 

Hotfmann,  Max,  stud.  theol. 

V.  Höltzke,  Baron  C,  Wirkl.  Geh. 
Rath,  Kaiserl.  Russischer  Mi- 
nisterresident, Excellenz. 

Hufeland,  Fräulein  Louise,  Stifts- 
dame. 

Hummel,  Karl,  Professor. 

Hunnius,  Dr.  jur.  Joh.,  Finanzrath. 

Huschke,  .\.,  Hofbuchhändler. 

Jenicke,  Fräulein  H.,  Hofschau- 
spielerin. 

V.  Joukoflsky,  P.,  Freiherr,  Maler. 

Isles,  Miss  Alison. 

jüngken,  M.,  Rittergutsbesitzer. 

V.  Kaufmann,  Ludwig,  Rentier. 

Keil,  Dr.  Robert,  Rechtsanwalt. 

V.  Keudell,  Frau  Baronin  M. 

V.  Keudell,  Fräulein  Elise. 

V.  Keudell  -  Gielgudvszki,  Baron 
Franz. 


Weimar. 

V.  Keudell,  Gustav,  stud.  jur. 

V.  Keudell,  Heinrich. 

Knoke,  Frau  Oberamtmann. 

Knopp,  Karl,  Hofopernsänger. 

Koch,  Frau  Geheimsekretär  Ma- 
thilde. 

Kohl,  Ernst,  Eisenbahndirektor, 
Baurath. 

Köhler,  Dr.  Rcinhold,  Ober- 
Bibliothekar. 

Kramsta,  Frau  Maria. 

Krause,  O.,  Kanzleirath. 

Krieger,  Fräulein  Karoline. 

Kriesche,  E.,  Baurath. 

Küchling,  Robert,  Sekretär  I.  K.  H. 
der  Frau  Grossherzogin  von 
Sachsen. 

Kuhn,  Dr.  K.,  Geh.  Regierungsrath. 

Kuhn,  O.,  Finanzrath. 

Lämmerhirt,   Gustav,  stud.  phil. 

Lämmerhirt,  \\'ilhelm,  Hoflieferant. 

Langenberg,  Fritz,  Hotelier. 

Lassen,  Dr.  Eduard,  Hofkapell- 
meister. 

Lehmann,  Guido,  Hofschauspieler. 

v.  Limburg -Stirum,  Frau  Gräfin, 
Excellenz. 

V.  Loen,  Freitrau  Marie,  Excellenz. 

V.  Lübbers,  Frau  Major. 

Mardersteig,  A.,  Rechtsanwalt. 

Martinv,  Fr.,  Eisenbahn-Maschinen- 
Inspektor. 

Matthes,  Dr.  P.,  Geh.  Medizinal- 
rath. 

Meisezahl,  Friedr.,  Steueraufseher 
a.  D. 

Mensing,  Wilhelm,  Privatier. 

Merian,  Hans,  stud. 

Meurer,  Dr.,  Professor. 

V.  Milde,  F.,  Kammersänger. 

V.  Minckwitz,  Königl.  Sachs.  Ge- 
sandter, Excellenz. 

Mirus,  Dr.,  Gerichts-Assessor. 

V.  Montault,  Gräfin,  geb.  Freiin 
von  Rothkirch. 

Moritz,  Dr.  jur.  R.,  Commerzien- 
rath. 

Müller,  Theodor,  Hotjuwelier. 

Müller-Hartung,  K.,  Protessor. 

V.  Müller-Schubert,  Frau  Baronin, 
geb.  Gräfin  v.  Bothmer. 

Neuffer,  Dagobert,  Hofschauspieler. 

V.  Nostiz,  Major  a.  D.,  Kammerherr. 

Obrist-Grant-Durt",  Frau. 


-  ^    49     ^- 


Weimar. 

Obrist,  Aloys. 

Obrist,  Hermann. 

Oelschläger,  Dr.  phil    Hermann. 

V.  Orlich,  Frau  Major  E. 

V.  Palezieux-Falconnet,  Major  und 
Flügeladjutant. 

Panse,  A.,  Oberst  a.  D. 

Panse,  Frau  Oberst. 

V.  Pappenheini,  Fräulein  J. 

Pfeitier,  Dr.  Ludwig,  Geiieimer 
Medizinalrath. 

Philipps,  Miss  M.  A. 

V.  Poyda,  Fräulein  Julie. 

Preller,  Frau  Professor. 

Rasch,  Hermann,  Buchhändler. 

Rassow,  Dr. .  Geheimer  Ober- 
schulrath. 

Regas,  Fräulein  Albertine. 

Reuter,  Fräulein  Olga. 

Rohlfs,  Dr.  Gerhard;  Hofrath.  Ge- 
neralconsul  a.  D. 

Rothe,  K.,  Regierungsrath. 

V.  Rott,  Fräulein  Amelie. 

Rottmann,  A. 

Ruickoldt,   Dr.    med.,   prakt.  Arzt. 

Ruland,  C.,  Geh.  Hofrath,  Direktor 
des  Grossherzogl.  Museums  und 
des  Goethe-National-Museums. 

Sältzer,  O.,  Geheimer  Hofrath. 

zu  Sayn  -Wittgenstein  -  Berleburg, 
Prinz  Otto,  Major  und  Flügel- 
adjutant, Durchlaucht. 

V.  Scheffler,  Dr.  phil.  Ludwig, 
Privatgelehrter. 

Schenk.  Dr.,  Staatsrath. 

Schmidt,  B.,   Hoftheaterregisseur. 

Schmidt,  B.,  Baudirektor  a.  D. 

Scholl,  Fräulein  Louise. 

Schomburg,   Dr.,    Geh.  Staatsrath. 

Schubart,  Dr.,  Professor  und  Gym- 
nasiallehrer a.  D. 

Schubert,  Dr.  phil.  O.,  Gymnasial- 
lehrer. 

Schütz,  W'.,  Rath. 

Schwabe,  Dr.  B.,  Oberstabsarzt. 

>■.  Schwendler,  Fräulein  E. 

Schwier,  K.,  Photograph. 

V.  Seebach,  Fräulein  A. 

Slevogt,  Dr.  K.,  Regierungsrath. 

Sörgel,  Dr.,  Institutsvorsteher. 

Stichling,  Dr.,  Wirklicher  Geheimer 
Rath,  Staatsminister,  Excellenz. 

Stier,  Paul,  Regierungsrath. 

Stollberg,  J.,  Geheimer  Finanzrath. 


Weimar. 

V.  Strauch,  W.,  Oberlandjäger- 
meister. 

Suphan,  Dr.  Bernhard,  Professor, 
Direktor  des  Goethe-Archivs. 

Thelemann,  Ludwig,  Buchhändler. 

Thon,  K.,  Geheimer  Finanzrath. 

Tiedemann,  H.,  Generalagent  der 
Leipziger  Feuer- Versicherungs- 
Anstalt. 

Tietze,  Hermann,  stud.  ehem. 

Töpfer,  Frau  Hauptmann  M. 

Trapp  V.  Ehrenschild,  Hauptmann 
und  Compagnie-Chef. 

Trümpier,  Frau  Anna. 

Ulmann,  Dr.,  Medizinalrath. 

von  Unruhe  -  Wiebel,  Freiherr, 
Kammerherr. 

V.  Urrt",  Hauptmann  und  Compagnie- 
Chef. 

Vinkhuyzen  A.,  Kapitänlieutenant 
zur  See  a.  D.,  Sekretär  I.  K.  H. 
der  Frau  Grossherzogin  von 
Sachsen. 

Voigt,  Heinr.,  Verlagsbuchhändler. 

Vollert,  H.,  Geheimer  Staatsrath. 

Vulpius,  Fräulein  Helene. 

Wähle,  Dr.  Julius. 

Wächter,  Frau  Justizrath  Bertha. 

v.  Wasielewski,  Frau  Major. 

v.  Wasmer,  Fräulein  D. 

V.  Wasmer,  Fräulein  L. 

v.  W'atzdorff,  Fräulein  A.,  Hofdame. 

V.Wedel,  Graf  F.,  Oberstallmeister. 

V.  Wedel,  Graf  O.,  Hausmarschall. 

Weniger,  Dr.,  Professor,  Hofrath. 
Gvmnasialdirektor. 

Wülcker,  Dr.  Ernst,  Grossherzogl. 
Archivar. 

V.  Zedlitz,  Frau  Oberhofmeister, 
Excellenz. 

Weissenfeis  a/S. 
V.  Francois,  Fräulein  Louise. 

Wernigerode. 

Henkel,  Dr.,  Professor,  Gymnasial- 
direktor. 

zu  Stolberg  -  Wernigerode,  Graf 
Otto,  Erlaucht. 

Wettinshöhe  b/Kötschenbroda. 
Pieper,    Alfred,    Ober-Stiftshaupt- 


-•^    50    ■^— 


Wiehe. 

Krewel^  Amtsrichter. 

Wiesbaden. 

Bickel,  Dr.  Gustav,  pract.  Arzt. 

Cohn,  Dr.  Max,  Sanitätsrath. 

Fresenius,  Dr.  R.,  Professor,  Ge- 
heimer Hofrath. 

Freudentheil,  Dr.,  Sanitätsrath. 

V.  Hannel^en,  Fräulein  Wilhelmine. 

Koch,  August. 

Konopacka,   Fräulein  Anna. 

Pfeiffer,  Dr.  Emil. 

Preyer,  Frau  Adele,  geb.  Kutter. 

Robert,  Fräulein  Anna. 

V.  Sachs,  Fräulein  Julie. 

Schieiden,  Fräulein  Eleonore. 

Schmitt,  Dr.  phil.  H.,  Gymnasial- 
lehrer. 

Scholz,  Dr.  G.,  Lehrer  am  König- 
lichen Gymnasium. 

V.  \\'oehrmann,  Freiherr. 

Zaiss,  Ernst. 

Wilhelmshöhe  b'Cassel. 
V.  Bvlandt-Rheydt,  Comtess  Anna. 

Wismar. 

Nölting,  Dr.,  Schulrath,Gvmnasial- 
direktor. 

Wohlau. 

Arlt,  Albrecht,  Gymnasiallehrer. 


Worms. 

V.  Heyl,  Major. 
Heyl  zu  Herrnsheim,  Freiherr. 
Keim,  Fräulein  Auguste,  Instituts- 
vorsteherin. 
Strack,  Dr.  Adolf,  Gymnasiallehrer. 

Würzburg. 

Leube,  Dr.  \\'.,  Professor. 
V.  Lexer,   Dr.   Mathias,  Professor. 
Prym,  Dr.  F.,  Professor. 
Roetteken,  Dr.  H.,  Privatdocent. 
.Schönborn ,    Dr.,  Professor,  Geh. 

Medizinalrath. 
Universitäts-Bibliothek,  Königliche. 
V.  Urlichs,  Dr.  L.,  Professor,  Ge- 

heimrath. 

Zerbst. 

Historischer  Leseverein. 

Zittau. 

Franz,  Oskar  Wilhelm,  Amtsrichter. 
Ginsberg,    Ludwig,    Commerzien- 

rath.^ 
Hucho,  Dr.  Heinrich,  Assessor. 
Stadt-Bibliothek,  öffentliche. 

Zweibrücken. 

Hennigst,  Oscar,  Kaulm.mn. 
Lechner,  Max,  Gvmnasialrektor. 

Zwickau. 

Becker,   Erwin  Job.,  stud.  phil. 


ÖSTERREICH -UNGARN, 


Baden  b  Wien. 
Rollet,  Dr.  Hermann,  Stadtarchivar 
und  Museums-Custos. 

Brunn  a/ Gebirge  b/Wien. 
Steiner,  Rudolf,  Schriftsteller. 

Brunn. 

Flesch,  Adolf. 

Budapest. 

Deutsch,  Julius. 

Elischer,  B. 

Fuchs,  Rudolf,  Privatier. 

Hauer, Franz,  K.  ungar.  ilauptzoll- 

amts-Obcroffizial. 
Heinrich,  Dr.  Gustav,  Profes.sor. 


Budapest. 

Kornfeld,  Siegmund,  Direktor  der 

Ungar,  allgem.  Kreditbank. 
Mö.ssmer,  Joseph. 

Czernowitz. 

Gerlach,  G.,  Baumeister. 

Gymnasium,  K.  K. 

Hilberg,  Dr.  J.,  Professor. 

John,  Dr.  Vincenz,  Professor. 

Paschkis,  Dr.  Moritz,  Advocat  und 
Rechtsconsulent. 

Strobl,  Dr.  J.,  Professor. 

Tomaszczuk,  Dr.  Constantin,  Pro- 
fessor und  Reichstags  -  -abge- 
ordneter. 

Universitäts-Bibliothek,  K.  K. 


— ^ 


^— 


Czernowitz. 

V.' Waldberg,  Dr.  Max,  Freiherr, 
Privatdocent. 

Wiglitzky,  i^r.  Hubert,  Sekretär 
der  Handels-  und  Gewerbe- 
Kammer. 

Döbling  b/Wien. 
V.  Gionima,  Eugen,  K.  K.   Staats- 
anwaltsubstitui. 

Ober-Döbling  b/Wien. 
Schipper,  Dr.  Jakob,  Professor. 

Gaya  (Mähren). 
Koch,  Dr.  Carl,  .\dvocat  und  Bürger- 
meister. 

Gleichenberg  (Steiermark). 
V.  Hausen,  Frau  Bertlia. 

Görz. 

V.  Czoernig,  Karl,  Freiherr,  Wirkl- 
Geheimer  Rath,  Excellenz. 

Graz. 

Adamek,  Dr.  Otto,  Professor. 

V.  Attems,  Graf  Ignatz,  Dr. 

V.  Attems,  Frau  Gräfin  Rosa. 

Börner,  Fräulein  Emilie. 

Gutmann,  Frau  Minna. 

Hofmann,  Dr.  Karl  B.,   Professor. 

Khull,  Dr.,  Professor. 

Landes-Bibliothek,  Steiermärkische. 

Landes-Oberrealschule. 

Mack,  Fräulein  Marianne. 

Neuhold,  Franz,  Bankier. 

Potpeschnigg,  Dr.  Josef,  .\dvokat. 

Schauenstein,  Dr.  Adolph,  Pro- 
fessor. 

Schnabel,  Dr.  Isidor,  Professor. 

Schönbach,  Dr.  Anton  E.,  Professor, 
Regierungsrath. 

Seminar  für  deutsche  Philologie  an 
der  K.K.Karl-Franz-Universität. 

Seuffert,  Dr.  Bernhard,   Professor. 

Universitäts-Bibliothek,  K.  K. 

Zeidler,   Victor,  stud.  phil. 

Güns. 
V.    Hornau,    Ritter,    Carl   Gerbert, 
k.  k.  Hauptmann. 

Hermannstadt. 

Baron  Samuel  v.  Brukenthal'sches 
Museum. 

GubTHE-jAHRCUCH     IX. 


Hluk  b/ Ungar.  Ostra  (Mähren). 
Frankl,  Emil,  stud.  jur. 

xlaworzno    b/Szczakora  (Galizien). 
Stein,  Ernst,  Generalsekretär. 

Innsbruck. 

Egger,  Dr.  Josef,  Gymnasial- 
direktor. 

Prem,  S.  M.,  Professor  an  der  K.  K. 
Lehrerbildungsanstalt. 

Klagenfurt  (Kärnthen). 
Rauscher  v.  Stainberg,  Ernst. 

Krakau. 

Creizenach,  Dr.  Wilhelm,  Professor. 
Glowacki,  Felix,  Gymnasiallehrer. 
V.  Gorski,  Konstantin,  stud.  phil. 
Seminar,  germanistisches  an  der 
K.  K.  Universität. 

Krumpendorf  b/Klagenfurt. 
Rauscher  v.  Stainberg,  Eduard. 

Laibach  i/Krain. 
Hauffen,  Dr.  Adolf,  Hörer  der  Uni- 
versität. 

Leitmeritz  i/ Böhmen. 
Lehrerbibliothek  des  K.  K.  Staats- 
Obergymnasiums. 

Lemberg. 

Seminar  für  deutsche  Philologie. 
Werner,  Arnold,  Kaufmann. 
Werner,  Dr.  Richard   Maria,    Pro- 
fessor. 
Wessely,  Gustav,  Bankbeamter. 

Linz-Urfahr  (Ober-Österreich). 
Nicoladoni,  Dr.  A.,  Hof-  und  Ge- 
richts-Advokat. 

Matzen  (Tirol). 
Lipperheide,   Franz,    Verlagsbuch- 
händler. 

Miskolcz  (Ungarn). 
Popper,    Dr.    Josef,    Direktor    der 
allgemeinen  Hospitale. 

Neubistritz  bei  Neuhaus  (Böiimen). 
V.  Steun,  Frau  Therese,  geb.  v.  Po- 
mian-Dziembowska. 

28 


y 


'^    52    ■^- 


Neunkirchen  (X.-Oestr.). 
Bernatschek  -  Schneller ,     Dr.     jur. 
Gustav. 

Neusatz  (Ungarn). 
Savic,  Dr.  Mihm,  Schriftsteller. 

Obermais  b/Meran  (Tirol). 
V.  Biegeleben,  Frau  Auguste,  geb. 

Buhr. 

Olmütz. 
Staatsgvmnasium,  deutsches. 
V.  Zierötin,  Frau  Gräfin  Ernestine. 

Piuma  b/Görz  (Istrien). 
V. Rothenthai, Frau  Baronin  Melanie. 

Prag. 

Hruschka,  Alois,  Professor. 
Kahler,  Dr.  Otto,  Professor. 
Keindl,  Ottomar,  General-Agent. 
Krauss,  Dr.  phil.  Ernst,Privatdocent. 
Lambel,  Dr.  Hans,  Professor. 
Pick,  Dr.  Arnold,  Professor. 
Rabl,  Dr.  C.,  Professor. 
Sauer,  Dr.  August,  Professor.  _ 
Seminar  für  deutsche  Philologie. 
Soyka,  Isidor,  Dr.  med..  Professor. 
To'ischer,  Dr.  Wendelin,  Professor. 
Universitäts-Bibliothek,  K.  K. 
Urban,  Dr.  Karl. 
V.  Zdekauer,  Frau  Anna,  geb.  Artus. 

Raab-Sziget. 

Vogl,  Jacques.  Beamter. 

Ranshofen  1  Ober-Österreich). 
Wertheimer,  Frau  Franziska. 

Ravelsbach    (Nieder  -  Österreich). 
Slaby,  Engelbert,  Volksschullehrer. 

Salzburg. 

Jäger,  Dr.  .Vnton,  Hof-  und  Gerichts- 
advokat. 

Sankt  Polten  (Nieder-Österreich). 
Baumeister,    Johann,    Gerichtsad- 
junkt. 

Szczakora  (Galizien). 
Pick,  Frau  Dr.  Öttilie. 

Teschen  a/Elbe  (Böhmen). 
Schaffner,  Frau  Auguste. 


Warnsdorf  (Böhmen). 
Thiele,  Adolf,  Fabrikant. 

Weissenbach  a/d.   Enns 
(Steiermark). 
Sauerländer,  Walter. 

Wien. 

Adler,  Frau  Emma. 
Adler,  Frau  Johanna. 
Altmann,  Mitglied  des  Burgtheaters. 
V.   Andrian-^^'erburg,    Baron   Fer- 
dinand. 
V.  Arenberg,    Prinz   Josef,   Durch- 
laucht. 
Aron,  Otto,  stud.  phil. 
Barsescu,  Fräulein  Agathe,  Mitglied 

des  Burgtheaters. 
Bauer,  Moritz,  Direktor  des  Wiener 

Bankvereins. 
V.  Bauernfeld,  Dr.  Eduard,  Schrift- 
steller. 
Beer,  Dr.    A.,    Hofrath,   Professor. 
Beer,  Theodor,  stud.  med. 
Benndorf,  Dr.ö.,  Professor,Hofrath. 
Bettelheim,  Dr.  Anton,Schriftsteller. 
Bibliothek    des   K.  K.    Staatsgym- 
nasiums im  Vni.  Bezirke. 
Blume,  Dr.  Ludwig,  Professor. 
Bondy,  A.  E. 

Borcl<enstein,  Fräulein  Hermine. 
Brandeis,  Arthur,  stud.  phil. 
Breuer,  Dr.  Josef,  Arzt. 
Bruch,    Dr.    Hermann,    Hof-    und 

Gerichts-Advokat. 
Caro,  Paul. 

Chrobak,  Frau  Professor  Nelly. 
Club,  Wissenschaftlicher. 
Daubrawa,  Alfred. 
Demelius,  Frau  Hofrath  öttilie. 
Demuth,  Theodor   (Firma    Gerold 

&  Comp.,  Buchhandlung). 
Devrient,  Max,  Mitglied  des  Burg- 
theaters. 
Dumba,  Nicolaus,  Herrenhausmit- 
glied. 
V.    Egger  -  MölKvald,    Dr.    Alois, 

Rcgierungsrath. 
Eissler,  Arthur. 
v.   Eloin,    Frau,    geb.    Gräfin    v. 

Kollonitz. 
Faber,  Frau  Bertha. 
Feinberg,  Frau  Anna. 
v.  Feifalik,  Ritter  Hugo,  Regierungs- 
rath  und  Sekretär  Ihrer  Majestät 
der  Kaiserin. 


— ^ 


):) 


^  — 


Wien. 

Figdor,  W. 
V.  Fleisch!,  Frau  Ida. 
Flesch,  Friedrich. 
V.  Frankfurter,  Fräulein  Helene. 
Freund,  Theophil. 
Frick,  W.,  K.  K.  Hofbuchhandlung. 
Funke,  Hans  Simon,   Pharmazeut. 
V.    Fürstenberg,    Frau    Landgräfin 
Therese,  Erlaucht. 

Gaber,  Dr.  Carl,  Rechtspraktikant. 

Gerold,     Friedrich,    Verlagsbuch- 
händler. 

Gilhofer  &  Ranschburg,  Buchhdlg. 

Ginzberger,  T. 

Goetheverein. 

Göttmann,      Karl,       Scriptor     der 
Kaiserl.  Hof-Bibliothek. 

Goldschmidt,  Fräulein  Anita. 

Gomperz,  Dr.  Theodor,  Professor. 

Hager,  Fräulein  Aniahe. 

Hallenstein,  Conrad,  Hofschau- 
spieler. 

V.  Hartel,  Ritter,  Dr.  W.,  Professor, 
K.  K.  Hofrath. 

Hartmann,  Ernst,  Hofschauspieler 
und  Regisseur. 

Hebbel,  Christine,  Hofschau- 
spielerin. 

V.  Heinzel,  Ritter,  Dr.  Richard, 
Professor. 

Heuberger,  Richard,  Musiker. 

Hofbibliothek,  Kaiserlich  Königl. 

Hofmann,  Julius,  Dr.  med.,  Hofrath. 

v.Hohenbruck,  Frau  Baronin  Prisca. 

Hörn,  Joseph. 

V.  Hornbostel,  Frau  Direktor. 

V.  Hoyos,  Graf  Rudolf 

Kalbeck,  Dr.  Max,  Schriftsteller. 

V.  Kinsky,  Fürst,  Durchlaucht. 

V.  Kinskv,Frau  Fürstin.Durchlaucht. 

Konegen,  Karl,  Buchhändler. 

Koenig,  Rudolf. 

Krastel,  Fritz,  Hofschauspieler. 

Kunn,  Karl  Gustav,  Dr.  med. 

V.  Lanckoronski,  Dr.,  Graf  Carl. 

Langer,  Frau  Irma. 

Lewinsky,  Josef,  Hofschauspieler 
und  Regisseur. 

V.  Littrow-Bischoff,  Frau  Auguste. 

V.  Lützow,  Dr.  C,  Professor. 

Mayreder,  Fräulein  Rosalie. 

V.  Merey,  Alexander,  ^^'irkl.  Geh. 
Rath,  Sectionschef  im  Reichs- 
finanzministerium, Excellenz. 


Wien. 

Mayer,  Arnold,  Dr.  phil. 
Minor,  Dr.  Jakob,  Professor. 
Mitterwurzer,     Frau     Wilhelmine, 

Hofschauspielerin. 
Mittler,  Frau  Lilli. 
Natter,  Heinrich,  Bildhauer. 
Neumann,  Karl. 
Oppenheim,  Josef,  Redakteur. 
Ortony,  Alexander. 
Pereies,  Gustav. 
Pessl,  Carl,  Kaufmann. 
V.  Popper-Castrone,  Frau  Baronin 

Blanche. 
Porubsky,  Frau    Dr. 
Poschacher,  Frau  Louise,  geb.  Ried. 
Plutzar,  Dr.  Ernst,    Hof-  und  Ge- 
richts-Advokat. 
Raab,  Richard,  stud.  jur. 
Ried,  Fräulein   Minka. 
Rieger,  Dr.  Karl,  Professor. 
Robert,  Emerich,    Hofschauspieler. 
Rösche,  Hermann,  Ingenieur. 
Rosenthal,  Bernhard,  Bankier. 
Russ,     Dr.     Victor,     Gutsbesitzer, 
Mitglied     des     Abgeordneten- 
hauses. 
Rücker,  Fritz,  stud.    jur.  et  techn. 
Sauerlaender,  Joh.  Jacob. 
V.     Schenk,    Baron     Dr.     Joseph, 
Concipist  im  Finanzministerium. 
Schmidt,  Johann. 
V.   Schneider,   Dr.   Robert,   Ritter, 
Custos    der    Kaiserl.    Antiken- 
sammlung. 
Scholz,    J.,     Erzherzog].     Sekretär 

und  Bevollmächtigter. 
Schöne,  Hermann,  Hofschauspieler. 
Schröer,  Dr.  K.  J.,  Professor. 
Schulz  V.  Strasznitzki,  Dr.  Johann, 

K.  K.  Sektionsrath. 
Schwab,  Albert,  cand.  jur. 
Seegen,  Dr.  Joseph,  Professor. 
Seidel,  Ludwig,  Buchhändler. 
Seminar    für    deutsche    Philologie 

an  der  K.  K.  Universität. 
Senigaglia,  Lionello. 
Singer,  Dr.  S. 

Sizzo-Noris,  Frau  Gräfin  Marie. 
Sochor    V.    Friedrichsthal,     Ritter 
Eduard,  Hofrath   und  General- 
direktor. 
V.  Sonnenrhal,    Adolf,    Hofschau- 
spieler und  Regisseur. 
Speidel,  Dr.  Ludwig,  Schriftsteller. 
28* 


—4*     54    ^ 


Wien. 

V.  Spiegl,  Edgar,  Chefredakteur. 

Standthartner,  Dr.  J.,  Primarius. 

V.  Streicher,  Frau  Karoline. 

V.  Stremayr,  Dr.  Karl,  Minister 
a.  D.,  Präsident  des  K.  K. 
Obersten  Gerichts-  und  Kassa- 
tionshotes,  Excellenz. 

Stross,  Alfred. 

Teisinger,  Johann,    Privatbeamter. 

Thimig,  Hugo,  Hofschauspieler. 

V.  Trauschenfels,  Dr.  Eugen,  Ober- 
kirchenrath. 

Tyrolt,  Dr.  Rudolf,  Mitglied  des 
Burgtheaters. 

Unger,  Dr.  Josef,  Minister  a.  D., 
Präsident  des  Reichsgerichts, 
Wirkl.  Geheimer  Rath,  Ex- 
cellenz. 

L'niversitäts-Bibliothek,  K.   K. 

Walzel,  O.  F.,  Dr.  phil. 

V.  Warton,  Edler,  Dr.   Jakob. 

V.  Weilen,  Dr.,    Ritter   Alexander. 


Wien. 

V.  Weilen,  Ritter  Josef,  Professor 
und  Regierungsrath. 

V.  Weiss-Starkenfels,  Freiherr  AI- 
fons,  K.  K.  Minist.  Vice-Sekretär 
im  Ackerbau-Ministerium. 

Weiss  V.  Tessbach,  Ritter  Adolf, 
Hörer  der  Rechte. 

Wickhoff,  Dr.  Franz,   Professor. 

Wilbrandt,  Dr.  Adolf,  Direktor 
des  K.  K.  Hofburgtheaters. 

Wittgenstein,  Frau  Fanny. 

Wollheim,  Oskar,  stud.  )ur. 

Wolter,  Frau  Charlotte,  Hofschau- 
spielerin. 

Zweybrück,  Dr.  Franz. 

Zwierzina,  Dr.  Konrad. 

Wiener-Neustadt. 
N.-Ö.  Landes-Oberreal-  und  Fach- 
schule für  Maschinenwesen. 

Zuckmantel  (Österr. -Schlesien). 
Anjel,  C,  Dr.   med. 


SCHWEIZ. 


Aarau. 

Kantons-Bibliothek,  Aargauische. 

Basel. 

Bchaghel,  Dr.  Otto,  Professor. 
Burckhardt,  C,  Dr.  jur.,  Rathsherr. 
Lesegesellschaft. 
Sulger,  F!mil,  stud.  phil. 
Thonnnen,  Rudoll,  Dr.  phil. 
Yolkelt,  Dr.   Johannes,   Professor. 
Volkland,  Alfred,  Kapellmeister. 
Wackernagel,  Dr.R.,  Stadtarchivar. 

Bern. 

Hirzel,  Dr.  Ludwig,  Professor. 
König,  Dr.  K.  G.,  Professor. 
Lesegescllschaft. 

Frauenfeld. 

Linnekogel,  Otto,  Fabrikbesitzer. 

Genf. 
Sorct,  J.  Louis. 

Hottingen  b  Zürich. 
.Milch,  Louis,  stud.  rer.  nat. 
Schiess,  Traugott,  stud.  phil. 
Weber,  Heinrich,  Dr.  phil. 


Kilchberg  b'Zürich. 
Meyer,  Dr.  Conrad  Ferdinand. 
Lausanne. 

Cart,  Dr.  William,  Professor. 

St.  Gallen. 
Stadt- Bibliothek  (Vadiana). 

Teufen  (Kanton  Appenzell). 
Roth,  Dr.,  pract.  Arzt. 

Winterthur. 

Stadt-Bibliothek. 

Zürich. 

Raechtold,  Dr.  J.,  Professor. 

Blümner,  Dr.  Hugo,  Professor. 

Hirzel,  Paul,  Schulpräsident. 

Keller,  Dr.  Gottfried. 

Koch,  Wilh.,  Fäsengiessereibesitzcr. 

V.  Lilienthal,  Dr.  Karl,   Professor. 

Roner,  Joh.,  Rektor. 

Schoeller,  Rudolf. 

Tobler,Leonhard,  Alt-Obergerichts- 
schreiber. 

Vögeli-Bodmer,  A.,  Oberst. 

Widmer,  C,  Direktor  der  scinveiz. 
Rentenanstalt. 


— |h-     55     ^— 


BELGIEN. 

Antwerpen.  j                           ß«""^^^'- 

„               i,          r-  Gevaert,    Franz    Aug.,    Professor, 

Rooses,    Max,     Conservator  des            Directeur      du      Conservatoire 

Musee  Plantm.  |         Roy,^]  jg  Musique. 

D  Ä  N  E  M  A  R  K. 

Kopenhagen. 

Bibliothek,  Grosse  Königliche.         1    Schmidt,  Rudolf,  Schriftsteller. 
Hansen,  S.,  Buchhalter.  |    Wimmer,  Dr.  Ludwig,   Professor. 


FRANKREICH. 


Calais. 

Ransohoft",  Louis. 

Havre. 

Scholl,  Robert,  General-Consul. 

Mentone  (Südfrankreich). 
Zitelmann,  Konrad,  Schriftsteller. 


Paris. 

Barine,  Arvede. 
Goldschmidt,  Eugene. 
Goldsclimidt,  Leopold,  Bankier. 
Levita,  Dr.  jur.  Jul.,  Rechtsanwalt. 
Mendel,  Henry. 

Muret,  Ernst,  licencie  en  lettres. 
Rouge,  Alfred  J.,  etudiant  en  lettres. 
Saling,  Jacques,  Professor. 


GRIECHENLAND. 


Athen. 

Lüders,  Dr.  Otto,  Gouverneur  der 
Könioflichen  Prinzen. 


Corfu. 

V.  Warsberg,  Baron  A.,  öst.-ungar. 
General-Consul. 


GROSSBRITANNIEN. 


Bowdon  b/ Manchester. 
Güterbock,  Alfred. 

Cambridge. 

Breul,  M.  A,  Ph.D.  Docent  an  der 

Universität. 
Chamberlin,  Miss  Rosa. 
Milner-Barry,  E.  Leo,  stud.  phil. 
Deutsches  Seminar. 
Tooke,  Miss  Frances  Ellen. 

Glasgow. 

Elster,  Dr.  Ernst,  Professor. 
Rottenburg,   Fritz   (Firma  Leisler, 

Bock  &  Co.). 
Rottenburg,  Paul. 
Schneider,  C. 


Guilford. 

Woolley,  Miss  H.  M. 

London. 

Armbruster,  Carl,  Kapellmeister. 

Behrens,  A. 

Broicher,  Fritz. 

Deichmann,  Carl,  Musiker. 

Flügel,  Charles,  Rentier. 

Holzmann,  Dr.  M. 

Schlesinger,  Henry,  Rentier. 

Schlüter,  Edmund. 

Schüddekopf,  Dr.  C. 

Shaw,  H.  R.  (Baring   Brothers    &; 

Co.). 
Stern,  James,  Bankier. 


— h     )6     <- 


Manchester. 

Bibliothek  des  Owen-College. 
Bibliothek  der  Manchester  Goethe- 
Society. 
Schiller-Anstalt. 

Newcastle. 

Merz,  Dr.  Theodor. 


Northhallerton  (Yorkshire). 
Warner,  Henrv. 

Oxford 

Bodleian  Library. 
Taylor  Institution. 


ITALIEN. 


Cornigliano  b  Genua. 
Leupold,  Ludwig,  Kaufmann. 

Florenz. 

Biblioteca  Nazionale  Centrale. 
Dietrich,  Dr.  W. 
Hildebrand,  Adolf,  Bildhauer. 
V.  Liphart,  Baron  Karl  Eduard. 

Genua. 

Bamberg,  Dr.FeliXjGeneral-Consul. 

Neapel. 

Aselmeyer ,   Julius ,  Präsident  der 

deutschen  Gemeinde. 
Aselmever,  Karl,  kaiserl.  deutscher 

Vice-Consul. 
Bourguignon,  Alfred,  Vice-Consul 

der  Niederlande. 
Dohrn,  Dr.  Anton,  Professor. 
Frank,  Dr.  Georg. 
Kellner,  August,  Kaufmann. 
Kleber,    Friedrich,    Direktor    der 

deutschen  Gemeindeschule. 


NeapeL 

Meuricoffre,  Frau  John. 
Meuricoffre,  Frau    General-Consul 

Sophie. 
Wissenschaftlicher   Lesezirkel. 

Pegli   b  Genua. 
Bungert,  August,  Komponist. 

Rom. 

Dausch ,  Konstantin ,  Professor, 
Bildhauer. 

Eisenmann,  Assessor. 

Guerrieri-Gonzaga,  Frau  Marchesa. 

Hüffer,  Wilhelm^. 

V.  Keudell,  kaiserl.  deutscher  Bot- 
schafter, Excellenz. 

Mengarini,  Frau  Dr.  ^Lu■gherita. 

Venedig. 

V.    Hatzfeld-Trachenberg,    Fürstin 

Marie,  Durchlaucht. 
Mussi,  Giovanni,  Prälekt  v.  Venedig-. 


NIEDERLANDE. 


Amsterdam. 

Conrat,  Dr.  M.,  Professor. 
Hertz,  Dr.,  Professor,  Direktor  der 
med.   üniversitäts-Klinik. 

Groeningen. 

V.  Haarst,  J.  W.  G.,  Universitäts- 
Bibliothekar. 
Symons,  Dr.  B.,  Professor. 

Haag. 

Blum,  J.  H.,  Gymnasiallehrer. 
Israels,  Joseph,  'Maler. 
V.  Randwvck,  Frau  Gräfin  J.,  geb. 
V.  Hogcndarp. 


Leiden. 

Breuning,     H.    H.,     Docent     am 

Gymnasium. 
Byranck,  Dr.  W.  G.  C. 
v.'  Doesburgh,  S.  C  ,  Buchhändler. 

Oud  Wassenaer  b/Haag. 
van  der  Ündermeulen,  Fräulein  C. 

Rotterdam. 

Gernsheini,  Prof.  Dr.,  Fr.,  Direktor. 

Utrecht. 

de  Jonge,  Dr.  jur.  l'.  W. 
Sutro,  Dr.  jur.  S. 

Waaxen  b.'Dokkum. 
Riedel,  J.  P.  Bruinwold,  Pastor. 


57     ^- 


NORWEGEN   UND  SCHWEDEN, 


Christiania. 

Boeck,  Dr.  Cäsar. 
Universitätsbibliothek. 


Stockholm. 

Bibliothek,  König!. 
Gylden,    Frau   Professor  Therese, 
geb.  V.  Knebel. 


RUSSLAND. 


Birkenruh  b; Wenden  (Livland). 
Harnack,     Dr.     Otto,     Realschul- 
direktor. 
Stief,  Hermann,  Oberlehrer. 

Schloss  Dondangen  b/Talsen 
(Kurland). 
V.  d.  Osten-Sacken,  Frau  Baronin 
Clara,  geb.  v.  Keudell. 

Dorpat. 

V.  Anrep-Ringen,  Frau. 

V.  Bradke,  Fräulein  M. 

Curonia  (Korporation). 

Fraternitas  Rigensis  (Studenten- 
verbindung). 

Goertz,  L.,  Oberlehrer. 

Hörschelmann,  Dr.  W.,  Professor. 

V.  Holst,  H.,  stud.  phil. 

Loeschke,  Dr.  G.,  Professor. 

Lundmann,  Chr.,  Oberlehrer. 

Meyer,  Dr.  Leo,  Professor,  Wirk- 
licher Staatsrath. 

Mühlau,  Dr.  F.,  Professor. 

Muyschel ,  Fräulein  M.,  Instituts- 
Vorsteherin. 

V.  Oettingen,Dr.  Arthur,  Professor. 

V.  Rohland,  Dr.  W.,  Professor. 

Schlüter,  Dr.  Wolfgang,*  Univer- 
sitäts-Bibliothekar. 

Schmidt,  Dr.  Carl,  Professor. 

Schneider,  Dr.  E. 

Sintenis,  F.,  Oberlehrer. 

Fellin  (Livland). 
Felliner  Literarische  Gesellschaft. 

Friedenthal  (Livland). 
V.  Nasackin,  Reinhold. 

Schloss  Grünhof  b/Mitau(Kurland). 
V.  Medem,Frau  Reichsgräfin  Alexan- 

drine,  geb.    Fürstin    v.   Lieven, 

Durchlaucht. 


Hinzenberg  (Livland). 
V.  Wolff,  Frau  Baronin  Ottilie. 

Illien  b/Grobin  (Kurland). 
V.  Offenberg,  Baronesse  C. 

Inzcem-Quellenhof  (Livland). 
V.  Tiesenhausen,  Frau  Baronin  E., 
geb.  V.  Manteuffel. 

Libau  (Kurland). 
Friede,  Fräulein  Lucie. 
Mitau. 

V.  Medem,  Frau  Jenny,Reichsgräfin. 

Moskau. 

Bachmann,  Georg. 

Paddern    b  Goldingen    (Kurland). 
Balfour. 

Raiskum  (Livland). 
V.  Vegesack,  Frau   L.,    Ritterguts- 
besitzerin. 

Ramkau  (Livland). 
V.  Meyendorff,  Frau  Baronin  Anna . 

Riga. 

V.    Campenhausen,    Frau   Baronin 

Jenny,  geb.  v.  Reutern. 
Dannenßerg,  Hugo,  Oberlehrer. 
v.    Freytag  -  Loringhoven  ,    Baron 

Alexander. 
V.    Freytag  -  Loringhoven ,    Baron 

Carl.    " 
Hartmann,  J. 
V.  Lieven,  Fürstin  Constance.Durch- 

laucht. 
Loeffler,  H.,  Oberlehrer. 
Loeseritz,  Fräulein  Ellen, 
v.    Mensenkampff,    Frau   Gabriele, 

geb.  Fürstin  von  Lieven,  Durch- 

kucht. 


-^   58   ^- 


Riga. 

V.  Meyendorfl',  Froiin  Sophie, 
von  Nolde,  Baron  Wilhelm. 
Nölting,  Fräulein  Bertha(E.  Heldt). 
Schlau,  Wilhelm,  Oberlehrer. 
V.  Twerdianski,  Fräulein  Julia. 
Wehrlin,  Eduard,  Docent. 

Schlock  b  Riga. 
Thielo,  Adolf. 

Semershof  (Livland). 
V.  Wolff,  Freiin  Eleonore. 

Smilten  (Livland). 
Bergmann,  Eugen,  Apotheker. 

St.  Petersburg. 

Kaiser],  öffentliche  Bibliothek. 
Feldmann,  Carl,  Schuldirektor. 


St.  Petersburg. 

V.  Jürgens,  Constantin,  Redakteur. 

Koenig,  Josef,  Schuldirektor. 

V.  Korff,  Frau  Baronin,  Hofdame 
I.  Kaiserl.  Höh.  der  Frau  Gross- 
fürstin  Elisabeth  Maurikiewna 
von  Russland. 

V.  Kreitzer,  Alexander. 

Radecki,  Dr.  med.,  Staatsrath. 

V.  Strauch,  Eugen,  Staatsrath. 

V.  Tenischeff,  Frau  Fürstin,  Durch- 
laucht. 

V.  Wolkenstein  -  Trostburg,  Frau 
Gräfin,  geb.  v.  Buch,  Excellenz. 

Waldegahlen  (Kurland). 
v.  d.  Brüggen,  Baron. 

Warschau. 

Posner,  Frau  Mathilde. 


SPANIEN. 


Barcelona. 

Krantz,  Adolfo,  Kaufmann. 
Vogel,  Robert,  Kaufmann. 


Madrid. 

V.  Tattenbacli,  Frau  Gräfin. 


TÜRKEI. 

Constantinopel. 

Bartsch,  Dr.  Rudolf,  Advokat.  |  v.    Radowitz ,     kaiserl.     deutscher 

V.  Hobe-Pascha,  Frau,  Excellenz.     |         Botschafter,  Excellenz. 


AMERIKA. 


Ann  Ärbor. 

Library  of  University  of  Michigan. 
Thomas,  Calvin,  Professor. 

Aurora  (N.  Y.). 
Piutti,  Fräulein  Elise,  Lehrerin  am 
Wells  College. 

Baltimore. 

Göbel,  Dr.  Julius. 
Reinhard,  Dr.  Ferdinand. 


Bethlehem  (Pa.). 
Ringer,  S.,  Professor. 

Boston. 

V.  Blomberg,  Freiin  Eva. 
Gardner,  Frau  J.  L. 

Bryn  Mawr. 

Brvn  Mawr  College. 


— &*     59     <•— 


Cambridge  (Mass.). 
Harvard  College. 

Chicago. 

Frank,  Henry  L. 
Locke,  Mrs.  Clinton. 
Thielepape,  Elsbeth  F.,  Lehrerin. 
Vocke ,    William,     Attorney    and 
Counsellor  at  Law. 

Cincinnati. 

Hart,  Dr.  J.  M.,  Professor. 

Cleveland  (C). 
Palmer,  A.  H.,  Professor. 

Clinton  (N.  Y.). 
Brandt,  H.  C.  G.,  Professor. 

Germantown  (Pa.) 
Wright,  Miss  Edith. 

Helena  Montana  (Canada). 
Voss,  George,  Counsellor  at  Law. 

Jamaica  Piain  (Mass.) 
Clarke,  James  Freeman,  Rev. 

Iramingham  (Mass.). 
Richardson,  George  M. 

Ithaka  (N.  Y.). 

Hewett,  Dr.  W.  T.,  Professor. 
White,  Horatio  Stevens,  Professor. 

Madison  (Wisc). 
Rosenstengel,  H.  W.,  Professor. 

Milwaukee  (Wisc). 

Grant-Teetzel,  Frau  Frances. 
Lünnig,  E. 
Mendel,  Henr\-  M. 

New-Haven   (Conn.). 
Ripley,  A.  L.,  Professor. 

New-Orleans. 

V.  Meysenburg,  Freiherr  E.,  K.  K. 

öster. -Ungar.  Consul. 
Müller,  F.,  Kaufmann. 
Tulane  Universitv. 


New -York. 

Andrews,  C.  A. 

Astor  Library. 

Baumgarten,   W. 

Bayard-Tavlor,  Mrs. 

Billgvist,  C.  E. 

Buchmann,  Miss  B. 

Christern,  F.  W.,  Buchhändler. 

Dreher,  William  C,  stud.  phil. 

Dreier,  L. 

Emerson,  J.  W. 

Fitsch,  Ashbel  P.,  Attornev  and 
Counsellor  at  Law. 

Glaubensklee,  Th.,  Professor. 

Herrmann,  H. 

Hermann,  Frau  H. 

Kühne,  F. 

Lemke,  Ernst,  Buchhandlung. 

Levy,  A.  H. 

Loewy,  Benno,  Counsellor  at  Law. 

Miller,  C.  R. 

Palmer,  A.  M. 

Roelker,  A. 

Ruppaner,  Dr.  med.  Anthony,  Prä- 
sident of  the  Goethe   Society. 

Stern,  A.  M.,  Director  of  Sterns 
School  of  Languages. 

Stiner,  Wm.  H. 

Wakemannn,   T.  B. 

Yenni,  Oskar,  Treasurer  of  the 
Goethe  Society. 

Zickel,  S.,  Buchhändler. 

Zollikofer,  O. 

Norfolk  (Va.). 
Napier,  Alex.,  Rev. 

Northampton  (Mass.). 
Kapp,  Mrs.  Marie  J. 

St.  Paul  (Minn.). 
Sommers,  B. 

St.  Louis  (xMo.). 
Renth,  Henry. 

Toronto  (Canada). 
Universitäts-Bibliothek, 
van  der   Smissen,    W.   H.,    Biblio- 
thekar an  der   Universität. 

Wellesly  b/Boston. 
Wellesly  College. 

Williamstown  (Mass.). 
Rice.  R.  A.,  Professor. 


— •%*■     6o     •»#•- 


C  H  1  N  A. 

Shangai. 

Anding,  Wm.,  Postpracticant.  i    Streich,    Ivo,     Dolmetscher    beim 

Rathsam,  Th.,  stellv.  Secretär.  :  k.   General-Consulat. 

SJevogt,  Max,  Kaufmann.  I    v.  Syburg,  F.,  Vice-Consul. 


INDIEN. 

Bombay. 

5artels,  Heinrich,  Imperial  German  Consul 


Härtung,  Ernst. 


AUSTRALIEN. 

Melbourne. 

I    Pfaff,  Alfred. 


THE 

English  Goethe  Society 


President. 

Professor  Edivard  Dowdcu,  LL.  D. 

Vice  -Presidents. 

His  Excellencv  the  Gennaii  Anilmssador 
Professor  /.  5.  Blarkie,  F.  R.  S.  E. 
Professor  Edw.  Caird,  LL.  D. 
Hon.  /.  Russell  Loiuell,  D.  C.  L. 
Professor  F.  Max  Müller,  M.  A. 
Professor  /.  R.  Seeley,  M.  A. 
Miss  Anna  Siuaniuick. 
Professor  A.  W.  Ward,  Litt.  D.,  LL.  D. 

Council. 

Ediuard  Bell,  Esq.,  M,  A. 

Oscar  Brozunim^,  Esq.,  M.  A. 

Professor  C.  A.  Bnchheim,  Ph.  D. 

W.  C.  Coupland,  Esq.,  M.  A.,  B.  Sc. 

W.  L.  Courtney,  Esq.,  M.  A. 

Miss  M.  Emerson. 

R.  Garnett,  Esq.,  LL.  D. 

IV.  Heinemann,  Esq. 

Professor  C.  H.  Herford,  M.  A. 

Miss  Jane  Lee. 

J.  F.  Muirhead,  Esq.,  M.  A. 

Professor  A.  S.  Napier,  M.  A. 

Alfred  Nntt,  Esq. 

Eng.  Osiuald,  Esq.,  M.  A.,  Ph.  D. 

R.  G.   Tatton,  Esq.,  M.  A. 

Miss  F.   Thomson. 

Professor  C.   Tomlinson,  F.  R.  S. 

H.  Schüt:^   IFilson,  Esq. 


—  ■4*     62     +i- — 

Auditors. 

/.   T.  Piinnett,  Esq.,  B.  A. 
Sydney   [FilUauis,  Esq. 

Treasurer. 

Edward  Bell,  Esq.,  M.  A.,  York  Street,  Covent  Garden,  W.C. 

Secretary. 

IV.  C.  Coupland,  Esq.,  M.  A.,  B.  Sc,  lo,  Maitland  Park  Road, 
Haverstock  Hill,  N.  W. 

Assistant  Secretary. 

Alfred  Nutt,  Esq.,   270,  Strand,  W.  C. 

Local  Secretaries. 

Birmingham.  —  K.  Dammanu,    Esq.,  Ph.  D.,  22,  Harborne 

Road,  Edgbaston. 
Cambridge.  —  Oscar  Broiuning,  Esq.,  M.  A.,  King's  College. 
Edinburgh.  —  Rev.  A.  B.  Morris,  18,  Eildon  Street. 
Huddersfield.  —  F.  W.  Dammann,  Esq.,  3,  Greenhead  Road. 
London  (North).  —  Mr.  Coupland  and  Mr.  Nutt. 
London  (West).  —  Miss  F.  M.  Ashbee. 
Manchester.   —    H.  Hager,   Esq.,  Ph.  D.,  15,   Brook  Road, 

Fallowfield. 
Oxford.  —  5.  Alexander,  Esq.,  M.  A.,  Lincoln  College. 

Members. 

H.  R.  H.  Prince  Christian  of  Schleswig- Holstein. 
H.  R.  H.  Pri)icess  Christian. 

Addison,  Rev.  W.,    The  Mause,  Warenford,   Chathill,  Northuniberland 

Alexander,  S.,  M.  A.,  Lincoln  College,  Oxford 

.Alford,  R.  G.,   i,  Edinburgh  Mansions,  S.W. 

Allchin,  Mrs.  W.  H.,   5,  Chandos  Street,  Cavendish  Square,  W. 

Althaus,  Prof.  F.,  Ph.  D.,  4,  Winchester  Road,  South  Hanipstead,  N.W. 

Ashbee,  H.  C,  53,  Bedford  Square,  W.C. 

Ashbee,  C.  R.,  53,  Bedford  Square,  W.C. 

Ashbee,  Mrs.,  53,  Bedford  Square,  W.C;. 

Ashbee,  Miss  F.  M.,  53,  Bedford  Square,  W.C. 

Aspland,  Miss  M.,  93,  Fellovvs  Road,  Hampstead,  N.W. 

Bache,  Walter,   17,  Eastbourne  Terrace,  Hyde  Park,  W. 

Baerlein,  Max,  The  Grange,  Withington,  Manchester 

Bargen,  Mrs    von,  Oak  Drive,  Fallowfield,  Manchester 

Baudiss,  F.  de,  115,  Gowcr  Street,  W.C. 

Bell,  Edward,  iM.  A.,  York  Street,  Covent  Garden  W.C. 


— "^     6^     ^ — 

Benton,  Miss  M.,  High  School  for  Girls,  Maresfield  Gardens,  Fitz 
John's  Avenue,  Hampstead,  N.W. 

Bishop,  Mrs.,  6,  Holly  Terrace,  Highgate,  N. 

Black,  Miss  A.,  25  Montague  Place,  Russell  Square,  W.C. 

Blackie,  Prof.  J.  S.,  F.  R.  S.  E.,  9,  Douglas  Crescent,  Edinburgh 

Blake,  Miss,  Bridge  House,  South  Petherton,  Ilminster 

Boeckmann,  Mrs.,  Rügenheim,  Tennal  Road,  Harborne,  near  Bir- 
mingham 

Bonham-Carter,  W.  H.,  5,  Hyde  Park  Square,  W. 

Boulton,  Mrs.,  Tew  Park,  Enstone,    Oxfordshire 

Braby,  Fred.,  F.  C.  S.,  F.  G.  S.,  Bushey  Lodge,  Teddington 

Breul,  Karl,  M.  A.,  Ph.  D.,  Engleniere,  19,  Chesterton  Road,  Cambridge 

Brooksbank,  Mrs.,  7,  Chester  Place,  Regent's  Park,  N.W. 

Brown,  Rev.  T.  E.,  M.  A.,  Clifton  College,  Bristol 

Browning,  Oscar,  M.  A.,  King's  College,  Cambridge 

Bruce,  Miss  Mary  L.,  28,  Hyde  Park  Square,  W. 

Buchanan,  Miss  A.  M.,  M.  A.,  75,  Victoria  Road,   Stroud  Green,  N. 

Buchheim,  Prof.  C.  A.,  Ph.  D.,  47,  Leamington  Road  Villas,  W. 

Bull,  Rev.  H.  A.,  M.  A.,  Wellington  House,  Westgate 

Burv,  J.  B.,  M.  A.,  F.  T.  C.  D.,  10,  North  Great  George's  Street, 
Dublin 

Bythwav,  Fldv^-ard,  j,,  Brown  Street,  Manchester 

Caird,  Prof.  E.,  LL.  D.,  The  Universit}',  Glasgow 

Call,  W.  Mark  W.,  9,  Addison  Gardens,  Kensington,  W. 

Cann-Lippincott,  R.  C,  Over  Court,  Bristol 

Carey,  Miss  E.  J.,  13,  Colosseum  Terrace,  Regents  Park,  N.W. 

Carter,  R.  T.,  M.  A.,  i,  Cecil  Road,  Clifton,  Bristol 

Cash,  Mrs.,  Bankshill,  East  Heath  Road,  Hampstead,  N.W. 

Chadwick,  Miss  M.,  Park  Cottage,  East  Sheen,  S.W. 

Chevelay,  Miss  H.  M.,  Ladies'  College,  Huddersfield 

Church,  H.  J.,  St.  Andrew's  Street,  Cambridge 

Cocks,  Miss  E.  A.,  Girls'  High  School,  Redland  Court,  Bristol 

Coleridge,  A.  D.,  M.  A.,   12,  Cromwell  Place,  S.W. 

Collmann,  C,  Eccles  Old  Road,  Eccles 

Cooper,  Miss  J.  C,  High  School  for  Girls,  Gateshead-on-Tyne 

Cooper,   Miss  L.  M.,    St.  Saviour's   Hospital,    Osnaburgh  Street,  N.\\". 

Copland,  James.   58,  Stramongate,  Kendal 

Corbet,  Mrs.  R.  W.,  Stoke  Rectorv,  Hodnett,  Shropshire 

Cornish,  Rev.  F.  F.,  Elmhurst,  Victoria  Park,  Manchester 

Coryn,  W.  J.,  M.  R.  C.  S.,  68,  Acre  Lane,  Brixton,  S.W. 

Coupland,  S.,  M.  D.,  F.  R.  C.  P.,  14,  Wevmouth  Street,  W. 

Coupland,  W.  C,  M.  A.,  B.  Sc,  10,  Maitland  Park  Road,  Haverstock 
Hill,  N.W. 

Courtnev,  W.  L.,  M.  A.,  New  College,  Oxford 

Cowan,  J.,  M.  A.,  The  Manchester  Grammar  School,  Manchester 

Crookshank,  Mrs.  E.,  24,  Manchester  Square,   W. 

Crossley,  Mrs.,  Coplev  Dene,  Cholmeley  Park,   Highgate,  N. 

Crowther,  A.,  Mount  Pleasant,  Lockwood,  Huddersfield 

Cummins,  Mrs.,  Steellands,  Ticehurst,  Sussex 

Dabis,  Miss  T.,  The  Roval  Holloway  College,  Egham,  near  Staines 

Dammann,  F.  W.,  3,  Greenhead  Road,  Huddersfield 

Dammann,  K.,  Ph.  D.,  22,  Harborne  Road,  Edgbaston,   Birmingham 

Dehn,  R.,  Olga  Villa,  Victoria  Park,  Manchester 

Dowden,  Prof.  E.,  LL.  D.,  Winstead,  Temple  Road,  Rathmines,  Dublin 

Dreschfeld,  Prof..J.,  M.  D.,  325,  Oxford  Road,  Manchester 

Dufiield,  W.  B.,  5,  Portman  Street,  Portman  Square,  W. 


— «^     64     +4* — 

East,  J.  Goethe,  The  Avenue,  Durham 

Eckhard,  Gustav,  Lord  Street,  Fallowfield,  Manchester 

Ehrhardt,     Miss     Alwine,     Hill     Crest,     Richmond     Hill,     Edgbaston, 

Birmingham 
Emerson,  Miss  M.,  Craven  Hill  House,  Craven  Hill  Gardens,  \V. 
Eve,  H.  W.,  M.  A.,  37,  Gordon  Square,  W.C. 
Feis,  J.,  69,  Avenue  Road,  Regent's  Park,  NAV. 
Ferrier,  G.  J.,  11,  Darnawav  Street,  Edinburgh 
Finlavson,  J.,  Woodlands,  A'ictoria  Park,  Manchester 
Fleming,   Mrs.    Jenkin,  108,  High  Street,    Oxford  Road,    Chorlton-on- 

Medlock 
Franklin,  Miss  Ada,  care  of  Mrs.   Dicks,    39,    Brunswick  Square,  AV.C. 
Friquet,  Mrs.  J.,  Manor  Mount  Girls'  Collegiate  School,  Forest  Hill,  S.E. 
Fritsch,  H.,  Warwick  House,  Lambolle  Road,  N.W. 
Gaffron,  Miss,  231,  Upper  Brook  Street,  Manchester 
Garnett,  R.,  LL.  D.,  3,  St.  Edmund's  Terrace,  Regent's  Park,  N.W. 
Gerrans,  H.  T.,  M.  A.,  Worcester  College,  Oxford 
Girton  College,  Cambridge  (Miss  Welsh) 
Glünicke,  G.  R.,  B.  A.,  28,  Lansdowne  Road,  Bedtord 
Goetz,  Edward,  Broome  House,  Sevmour  Grove,  Old  Trafford 
Goldschmidt,  P.,  Oldenburg  House,  Rusholme,  Manchester 
Gore,  Miss  A.  A.,   2,   Warwick  Place,  Francis  Road,   Edgbaston,    Bir- 
mingham 
Greenwood,  Prof.,  LL.  D.,  Chorlton  View,  Fallowfield,  Manchester 
Gromme,  Mrs.,  Victoria  Park,  Manchester 

Grove,  Miss  E.,  The  College  Hall,  Byng  Place,  Gordon  Square,  W.C. 
Haas,  Meno,  The  Griffins,  Gordon  Road,  Ealing.  W. 
Hagemann,  Miss,  140,  Fellows  Road,  Hampstead,  N.W. 
Hager,  Hermann,  Ph.  D.,  15,  Brook  Road,  Fallowfield,  Manchester 
Haie,  C.  B.,  8,  Sussex  Gardens,  Hyde  Park,  W. 
Haiton,  Miss,  Lauriston  House,  Wimbledon  Common 
Hanemann,  Ad.,  The  Beeches,  Barlow  Moor  Road,  Didsbury 
Harper,  J.,  Primrose  Villa,   Wellington  Road,   Fallowfield,   Manchester 
Hatzfeldt,  His  Excellency  Count,  German  Embassy 
Hecht,  Edward,  Ravenswood,  Palatine  Road,  Didsbury 
Heinemann,  W.,  10,  Lancaster  Gate,  Hvde  Park,  W. 
Heppel,  Miss  M.  L.,  B.  A.,  High  School  for  Girls,  Bromley,  Kent 
Herford,  Prof.  C.  H.,  M.  A.,  Einfield  House,  Aberystwith  ' 
Hcrkomer,  Prof.  Hubert,    M.  A.,   A.  R.  A.,   Dyrehäm,   Bushey,   Herts. 
Hertz,  Miss,  Winnington  Hall,  Northwich 
Heywood,  Mrs.  Charles,  Chaseley,  Pendieton,  Manchester 
Heywood,  Oliver,  Claremont,  Manchester 
Hickson,  G.,  35,  Highbury  New  Park,  N. 
Hilckers,  H.,  151,  Seven  Sisters'  Road,  HoUoway,  N. 
Hill,  Miss  C,  Inverleith  House,  27,  Thurlow  Road,  Hampstead,  N.W. 
Hobson,   y.  F.,   M.  A.,  Runnvniede,  West  End  Laue,  West  Hampstead, 

N.W. 
Höfler,  W.,  22,  Cambridge  Road,  Kilburn  Park,  N.W. 
Hoffmann,  O.,  Schonkamp,  \'ictoria  Park,  Manchester 
Horkheimer,  O.,  Victoria  Park,  Mancliester 
Horkheimer,  E.  Hollyroyde,  Palatine  Road,  Didsbury 
Horsley,  R.  P.,  M.  A.,  54,  High  Street,  Chorlton-on-Medlock 
Joachim,  Mrs.,  13,  Airlie  Gardens,  Campden  Hill,  W. 
Kensing,  W.,  Moss  Grove  Villa,  Moss  Lane  East,  Manchester 
Kessler,  Mrs.,  Summerville,  Victoria  Park,  Manchester 
King,  Mrs.  A.,  13,  Eton  Road,  Haverstock  Hill,  N.W. 


— -^    65    ^ — 

Kirby,  W.  F.,  5,  Burlington  Gardens,  Chiswick 

Koecher,  M.,  Victoria  Villa,  Victoria  Park,  Manchester 

Kolp,  N.,  Woodtliorpe,  Victoria  Park,  Manchester 

Kyllmann,  E.,  Laurel  Grove,  Withington,  Manchester 

Lange,  Mrs.  St.,  Windsor  Place,  Victoria  Park,  Manchester 

Lawley,  Hon.  F.,  i,  Oxford  and  Cambridge  Mansions,  N.W. 

Lawrence,  F.  T.,  18,  Northbrook  Read,  Lee,  S.E. 

Lawrence,  Miss  Mary,  18,  Whitehall  Place,  S.W. 

Lecky,  Mrs.,  38,  Onslow  Gardens,  S.W. 

Lee,  Miss  Jane,  Newnham  College,  Cambridge 

Lehmann,  Rudolf,  Kinross  House,  178,  Cromwell  Road,  S.W. 

Levinstein,  Ivan,  Villa  Neuburg,  Victoria  Park,  Manchester 

Lewes,  C.  L.,  Hillside,  Fitzrov  Park,  Highgate,  N. 

Lewis,  Mrs.  J.  E.,  35,  Carpenter  Road,  Edgbaston,  Birmingham 

Lewy,  A.,  Brighton  Grove,  Rusholme,  Manchester 

Leycester,  Rafe,  Dravton  Hall,  West  Drayton 

Lieben,  J.,  Woodlands,  Whalley  Range,  Manchester 

Liebert,  Emil,  Victoria  Park,  Manchester 

Lloyd,  Miss  Edith,  44,  Palace  Gardens  Terrace,  W. 

Lloyd,  Miss  Ethel  44,  Palace  Gardens  Terrace,  W. 

Lobenhofter,  Professor,  Sunny  Bank,  Wilmslow,  Cheshire 

London  Library,    12,   St.  James "s  Square    (Mr.  R.  Harrison,    Librariai! 

Low,  Sidnev,  2  Hare  Court,  Temple,  E.G. 

Lowell,  Hon.  J.  Russell,  D.  C.  L. 

Löwy,  Rev.  A.,  100,  Sutherland  Gardens,  W. 

Lublin,  Miss  I.  T.,  i,  Stanhope  Terrace,  Gloucester  Gate,  N.W. 

Lückes,  Miss  Eva  C.  E.,  The  London  Hospital,   Whitechapcl  Road,  E. 

Lyster,  T.  W.,  B.  A.,  10,  Harcourt  Terrace,  Dublin 

MacColl,  Norman,  4,  Notting  Hill  Square,  W. 

Macdonell,  A.  A.,  M.  A.,  Ph.  D.,  25,  St.  Giles,  Oxford 

Macgowan,  W.  Stuart,  King's  College,  Cambridge 

Mahaffy,  Rev.  Prof.  J.  P.,  D.  D.,  ivl.  A.,  Trinity  College,  Dublin 

Manning,  Miss  E.  A.,  35,  Blomfield  Road,  Edgware  Road,  W. 

Mappes,  F.,  Messrs.  Philipp  Ziegler  &  Co.,  Manchester 

Marseille,  H.,  Ph.  D.,  Manchester  Grammar  School 

Masson,  Miss  G.  J.,  High  School  for  Girls,  Middlesborough 

Matheson,  Mrs.  T.,  i5,"Cannon  Place,  Hampstead  Heath,  N.W. 

Max  Müller,  Prof.  F.,  M.  A.,  7,  Norham  Gardens,  Oxford 

McCallum,  Miss  F.  J.,  Woolwich  and  Plumstead  High  School  for  Girls, 

Burrage  Road,  Plumstead,  Kent 
Mensch,  R.,  11,  Caroline  Street,  Bedford  Square,  W.C. 
Metcalfe,  Miss  Fanny,  Highfield,  Hendon,  N.W. 
Meyer,  Kuno,  Ph.  D.,  University  College,  Liverpool 
Mil'ner,  G.,  Moston  House,  Moston,  near  Manchester 
Moenich,  Oscar,  8,  Coleman  Street,  E.G. 
Momerie,  Rev.  Prof  A.  W.,  M.  A.,  D.  Sc,  55,  Cornwall  Road,  West- 

bourne  Park,  W. 
Mond,  Ludwig,  The  Poplars,  20,  Avenue  Road,   Regent's  Park,    N.W. 
Mond,  Mrs.  Ludwig,  The  Poplars,   20,  Avenue  Road,   Regent's    Park, 

N.W. 
Montefiore,  Claude  J.,  18,  Portman  Square,  W. 
Moreland,  W.  C.  H.,  St.  John's  College,  Cambridge 
Morison,  Miss  R.,  The  College  Hall,  Byng  Place,  Gordon  Square,  W.C. 
Morris,  Rev.  A.  B.,   18,  Eildon  Street,  "Edinburgh 
Muirhead,  J.  F.,  M.  A.,  162,  Adelaide  Road,  N.W. 
Mullins,  W.  E.,  M.  A.,  Preshute  House,  Marlborough,  Wilts 


— -^     66     +4 — 

Napier,  Prof.  A.  S.,  M.  A.,  Merton  College,  Oxford 

National  Library  of  Dublin  (care  of  Messrs.  Hodges,  Foster  &:  Figgis) 

Nutt,  Alfred,  270,  Strand,  W.C. 

Xutt,  Mrs.  Alfred,  Beachev  House,  61,  Carlton  Hill,  N.W. 

O'Connor,    Miss    A.    A.,   LL.A.,    Clapham    High  School,    The   Lawn, 

Clapham  Common,  S.^\'. 
Oppenheim,  S.,  York  House,  Oxford  Road,  Manchester 
Oswald,  Eug.,  M.  A..  Ph.  D.,  16,   St.  Mark's  Crescent,   Regent's  Park, 

N.W. 
Oswald,  Miss,  16,  St.  Mark's  Crescent,  Regent's  Park,  N.W. 
Patteson,  F.,  Miss,  89,  Gloucester  Road,  South  Kensington,  S.W. 
Peters,  G.,  25,  St.  George's  Road,  Regent's  Park,  N.W. 
Petersen,  A.,  2,  Essex  Court,  Temple,  E.C. 

Petrusch,  Miss  B.,  12,  St.  Alban's  Road,  Willesden,  Junction,  N.W. 
Plattnauer,  R.,  46,  Museum  Street,  W.C. 
Plumptre,  Miss  C.  E.,  36,  Hamilton  Terrace,  N.W. 
Poynting,  Rev.  C.  T.,  B.  A.,  Brook  Road,  Fallowfield,  Manchester 
Preisinger,  H.,  Clifton  Avenue,  Fallowfield,  Manchester 
Pridham,  Miss,  Weslmoreland  Lod^e,  Wimbledon  Park 
Punnett,  J.  T.,  B.  A.,   i,  Golding  Park,  Golding  Hill,  Loughton 
duenzer,  Rev.  P.,  Willow  Bank",  Moss  Lane  East,  Manchester 
Reiss,  G.,  Messrs.  Reiss,  Bauer  &  Co.,  Manchester 
Richardson,  Miss  A.,  23,  Q.ueensborough  Terrace,  W. 
Ritchie,  D.  G.,  M.  A.,  Jesus  College,  Oxford 
Robb,  Mrs.,  46,  Rutland  Gate,  S.W. 
Roberts,  Miss,  5,  Q.ueen's  Gate  Place,  S.W. 
Robertson,  J.  G.,   10,  Valeview  Terrace,  Langside,  Glasgow 
Robinow,  Max,  Palatine  Road,  Didsbury,   Manchester 
Roby,  Mrs.,  Wood  Hill,  Pendieton,  Manchester 
Rogers,  A.,  38,  Clanricarde  Gardens,  W. 
Roskill,  Charles,  Banff  House,  Rusholme,  Manchester 
Rutty-Scott,  Mrs.,  Willesden  High  School  for  Girls,  Crown  Hill,  N.W. 
Samson,  H.,  Bowdon,  Manchester 

Saunders,  T.  B.,  Marlborough  Mansions,  Victoria  Street,  S.W\ 
.Schelling,  H.,  Rose  Hill,  Bowdon,  Manchester 
Schmölder,  0.,  Ladybarn  Road,  Fallowfield,  Manchester 
.Schorlemmer,  Prof.  C,  27,  Hyde  Grove,  Plymouth  Grove,  Manchester 
Sciuiberth,    Emil,    11,    Wilton' Terrace,   Camberwell   Grove,    Denmark 

Hill,  S.E. 
Schuster,  Prof.  A.,  Ph.  D.,  Brighton  Grove,  Rusholme,  Manchester 
Schuster,  E.,  2,  Lancaster  Road,  Belsize  Park,  N.W. 
Scull,  Mrs.,  2,  Langland  Gardens,  Frognal,  Hampstead,  N.W. 
Scull,  W.  D.,  2,  Langland  Gardens,  Frognall,  Hampstead,  N.W. 
Seelcy,  Prof.  J.  R.,  M.  A.,  7,  St.  Peter's  Terrace,  Cambridge 
Selss,  Prof.  A.  M.,  Ph.  D.,  M.  A.,  38,  Trinity  College,  Dublin 
Shields,  Cuthbert,  C.  C.  C.,  Oxford 
Sidgwick,  Mrs.  Alfred,  The  Raikes,  Skipton,  Yorkshire 
Siebold,  L.,  Ph.  D.,  Bury,  Lancashire 

Siegle,  August,  Home  Lea,  3,  Lancaster  Road,  West  Dulwich,  S.E. 
Simon,  Heinrich,  Darwin    House,  Palatine  Road,  Didsbury,  Manchester 
Simon,  Louis,  Moss  Grove  Terrace,  Moss  Lane  East,  Manchester 
Sipman,  (]arl,   18,  Corporation  Oaks,  Nottingham 
Smith,  Gerard  W.,  M.  A.,  North  Lodge,  Muswcll  Hill,  N. 
Smith,  Miss  H.  M.,  B.  A.,  8,  Fordwycli  Road,  Brondesbury,  N.W. 
Smith,  Mrs.  Palmer,  15,  Warwick  Place,  Leamington 
Spiller,  Miss  J.,  8,  Hyde  Park  Mansions,  N.W. 


Stade,  G.,  care  of  M.  Kaufmann,  Lower  Mosley  Street,  Manchester 

Stahlschmidt,  E.  E.,  13a,  Upper  Wohurn  Place,  W. 

Stewart,  A.,  M.  D.,  Brunswick  Terrace,  Pendieton,  Manchester 

Stirling,  Stewart,  F.R.  C.S.E.,  6,  Clitton  Terrace,  Edinburgh 

Strachan,  Prof.  J.,  M.  A.,  8,  MauldethRoadWest,  Fallowtield,  Manchester 

Sully,  Mrs.  J.,  i,  Portland  Villas,  East  Heath  Road,  Hampstead,  N.W. 

Sussmann,  P.,  Holstein  House,  Polygon,  Ardwick 

Swann,  F.  N.,  M.  A.,  Malvern  College,  Malvern 

Swanwick,  Miss  Anna,  25,  Cumberland  Terrace,   Regent's  Park,  N.W. 

Tatton,  R.  G.,  M.  A.,  29,  Cadogan  Terrace,  S.W. 

Thomson,  Miss  Frances,  Vernon,  Pembridge  Villas,  Bayswater,  W. 

Thorne,  L.  T.,  Ph.  D.,  52,  Fortess  Road,  Kentish  Town,  N.W. 

Tollemache,  Hon.  Mrs.  Lionel,  care  of  Messrs.  Fricker,  4,  Westow  Hill 

Terrace,  Upper  Norwood,  S.E. 
Toller,  Prof.  T.  N.,  M.  A.,  21,  Victoria  Road,  Fallowfield,  Manchester 
Tolme,  Mrs.,  Melrose  House,  Higher  Broughton,  Manchester 
Tomlinson,  Prof.  C.,  F.  R.  S.,  7,  North  End,  Highgate,  N. 
Towers,  J.,  182,  Oxford  Street,  Manchester 
Trechmann,  Emil,  B.  A.,  Ph.  D.,  University  College,  Bangor 
Trinity  College  Library,  Dublin  (Dr.  Ingram,  Librariaii) 
Unwin,  Mrs.,  23,  Addison  Gardens,  Kensington,  W. 
Vaughan,  E.  L.,  M.  A.,  Eton  College,  Windsor 
Vollmer,  H.,  The  Laureis,  Heaton  Road,  Withington,  Mandiester 
Walhouse,  M.  J.,  28,  Hamilton  Terrace,  N.W. 
Ward,   Prof.  A.  W.,  Litt.  D.,   LL.D.,  7,    Ladybarn  Road,    Fallowfield, 

Manchester 
Webb,  Prof.  T.  E.,  LL.D.,  5,  Mount  Street  Crescent,  Dublin 
Weiste,  Diedrich,  Elmsdale,  Havne  Road,  Beckenham,  S.E. 
Wells,  Miss  Crescent,  Egerton  Road,  Fallowfield,  Manchester 
Welsh,  Mrs.,   15,  Pilgrig  Street,  Edinburgh 

Wesley,  W.  H.,  Royal  Astronomical  Society,  Burlington  House,  W. 
West,  Miss  E.  D.,  St.  Patrick's  Deanery,  Dublin 
Wichern,  Miss,  71,  Nelson  Street,  Oxford  Road,  Manchester 
Wiener  Goethe-Verein,  Eschenbachgasse  9,  Wien 
Wilkinson,  T.  R.,  Polygon,  Ardwick,  Manchester 
Wilkinson,  Mrs.  T.  R.,  Polygon,  Ardwick,  Manchester 
Wilkinson,  H.  S.,  M.  A.,  Polygon,  Ardwick,  Manchester 
Williams,  Sydney,   14,  Henrietta  Street,  Covent  Garden,  W.C. 
Williams,  T.,  17,  Trinity  Road,  Folkestone 
Williams,  Mrs.  T.,  17,  Trinity  Road,  Folkestone 
Williamson,  Mrs.  A.  C,  4,  Egerton  Road,  Fallowfield,  Manchester 
Williamson,  Mrs.  Robert,  Egerton  Road,  Fallowfield,  Manchester 
Wilson,  H.  Schütz,  102,  Great  Russell  Street,  Bloomsbury,  W.C. 
Woelffel,  Miss,  39,  Bark  Place,  Bayswater,  W. 
Woods,  Mrs.  H.  G.,  Trinity  College,   Oxford 
Wulfson,  Miss,  158,  Adelaide  Road,  Hampstead,  N.W. 
V.  Zychlinski,  Leo,  66,  Bristol  Street,  Hulme,  Manchester 


fIeJETHE-jAHRCL'CH    IX.  2^ 


)y- 


Literarische  Anstalt,  Rütten  &  Loening,  Frankfurt  a.  M. 

Unter  der  Presse  befindet   sich  und  wird  demnächst  in  unserem 
Verlage  erscheinen : 

GOETHES  ANTEIL 

Lafatßrs  PlFsiopomlscliei  Mmuiu 

von 

Eduard  von  der  Hellen. 


(Goethe.    Nach  Phys.  Fr.igm.  II,  40.) 
Mit  einigen  dreissig  Abbildungen,   darunter  drei  bisher  unbeachtete  Goethe-Bildnisse. 

Preis  in  eleganter  Ausstattung  M.  6. — 

In  diesem  höchst  interessanten  und  für  die  Goethe-Forschung 
besonders  wiclitigen  Werke  wird  zum  ersten  Male  mit  Hilfe  des  ver- 
vollständigten Briefmaterials  und  auf  Grund  sprachlicher  Beobachtung 
und  inhaltlicher  Interpretation  der  gesammte  Anteil  Goethes  an  dem 
grossen  Lavaterschen  Werke  in  erschöpfender  Weise  ermittelt;  das 
Gewonnene  ist  mit  dem  Leben  und  Dichten  des  jungen  Goethe  auf  das 
Innigste  verwachsen  und  bietet  einen  wertvollen  Beitrag  nicht  nur  zu 
seinen  Werken,  sondern  auch  zur  Kenntnis  seiner  Sprache,  seiner  An- 
schauungen und  seines  persönlichen  Wesens. 

Die  in  vorzüglicher  Reproduction  beigegebenen  Abbildungen 
aus  der  berühmten  Lavaterschen  Physiognomik  veranschaulichen  in 
mitunter  schlagender  W^eise  die  aus  der  wissenschaftlichen  Untersuchung: 
gewonnenen  Resultate. 

Voraushestellungen  auf  obiges  JVerk  nehmen  wir  schon  jet^t  entgegen. 

Frankfurt  a.  M.,  im  April  1888. 

Literarische  Anstalt,  Rütten  &  Loening. 

29* 


— ^    70    -»f— 
Literarische  Anstalt,  Rütten  &  Loening,  Frankfurt  a.  M. 

Goethe-Jahrbuch. 

Herausgegeben  von  Ludwig  Geiger. 


I.  Band  1880.  Gebunden  in  Leinwand  M.  10. 

IL  Band  1881.  Gebunden  in  Leinwand  M.  11. 

lll.  Band  1882.  Gebunden  in  Leinwand  M.  11. 

Inhalt  de.s  ersten  Bandes: 

I.  Abhandlungen.  Hennan  Grimm:  Bettina  von  Arnim.  —  W.  v.  Biedermann: 
Goethe  und  Lessing.  —  Bobertag:  Faust  und  Helena. 

II.  Forschungen.  W.  Scherer:  Satyros  und  Brey.  —  Bartsch:  Goethe  und  der 
Alexandriner.  —  Düntzer:  Die  Zuverlässigkeit  von  Goethes  Angaben  in 
Dichtung  und  Wahrheit.  —  Wilmanns:  Goethes  Belinde.  —  Werner:  Das 
Jahrmarktsfest  zu  Plundersweilern.  —  Jacoby:  Zu  Goethes  Faust. —  Ehrlich: 
Anmerkungen  zu  den  Wei.ssagungen  des  Bakis. 

III.  Neue  Mittheiluiigen.  Sechsundilrcissit;- P.riefe  Goethes.  Mi(getheilt  von:  Arndt, 
A'on  Beaulicu-Maroiinnay,  Crcizeniuh,  (iciger,  Goedeke,  Hirzel,  Holland,  Hütt'er, 
von  Lociicr.  ^Munckcr,  kedÜL-h,  Irlichs,  Weisstein.  —  Prometheus.  Nach  der 
Slrassbiugcr  Handschrift  von  Erich  Schmidt.  —  Mitthcilungi'n  iibci-  (loi^the 
von  Zfitginusscn,  veröflfentlicht  von  Boxberger  mit  IScitrii^icii  mju  <;rinim, 
Hüti'cr  und  Urlichs.  —  Sieben  Briefe  der  Frau  Rath.   Mitgcthcilt  von  Crcizcnach. 

IV.  Miscellen,  Bibliographie  und  Chronik. 

Inhalt  des  zweiten  Bandes: 

I.  Abhandlungen.  Georg  Brandes:  Goethe  und  Dänemark.  —  Julian  Schmidt: 
Goethes  Stellung  zum  Christenthum. —  Erich  Schmidt:  Zur  Vorgeschichte  des 
Goethesehen  Faust.  —  R.  M.  Werner:  Die  erste  Aufführung  des  Goetz  von 
Berlichingen. 
IL  Forscluingcn.  Bernhard  Suphan:  Aeltere  Gestalten  Goetlicschcr  Gedichte. 
Mittliciluii;;cn  und  Xacliweise  aus  Herders  Papieren.  —  AV.  AVihnanns:  Ueber 
Goethes  Erwin  uml  Elmire.  —  Heinrich  Düntzer:  Goethes  Anknüpfung  mit 
Schiller.  —  Otto  Brahm:  Die  Bühnenbearbeitung  des  Goetz  von  Berlichingen. 

III.  Neue  Mittheilungeu.  Scene  aus  den  Vögeln.  Mitgetheilt  von  W.  Arndt.  — 
Goethe  an  Merck.  —  Aus  Faust  IL  Theil.  Mitgetheilt  von  Vf.  v.  Biedermann.  — 
Aus  Goethes  Notizbuch  von  der  Schlesisehen  Reise.  Mitgetheilt  von  G.  von 
Loeper.  —  Einundvierzig  Briefe  A'on  Goethe ,  nebst  zwei  Briefen  der  Frau 
Rath  und  einem  von  K.  Ph.  Moritz.  Mitgetheilt  von  W.  Arndt,  K.  Bartsch, 
L.  Geiger,  R.  Köhler,  G.  von  Loeper,  F.  Muncker.  —  Goethe  in  Dornburg. 
Mitgctlnült  von  L.  Geiger.  —  Aus  Bertuchs  Nachlass.  Mitgetheilt  von  L.  Geiger. 

—  Aus  Briefen  von  Vulpius  an  Meyer.    Mitgetheilt  von  G.  von  Loeper. 

IV.  Miscellen,  Chronik,  Bibliographie. 

flnhalt  des  dritten  Bandes: 
Mit  dem  Bildniss  Goethes  nach  Schwerdgeburth  aus  dem  Jahre  1832. 
I.  Abhandlungen  und  Forschungen  :  Ludwig  von  Tlrlichs:  Goethe  und  die  Antike- 

—  Alois  Brandl:  Die  Aufnahme  von  Goethes  Jugendwerken  in  England.  — 
Erich  Schmidt:  Zur  Vorgesehiehti'  von  (Soethes  Faust.  —  Heiiiricli  I)ünt/.er: 
Goethes  Ansicht  über  das  Wesen  der  Tragödie.  —  Wilhelm  Seherer:  l'ebc^r 
die  Anordnung  Goethescher  Seliriften  1. —  Daniel  Jacoby :  (ioetlie  und  Schiller. 

II.  Neue  ^Mittheilungeu:  Elf  Briefe  Gm^thes  an  Silvie  von  Ziegesar.  —  Briefe  an 
I-eoiiold  von  Henning.  Mitgetlieiit  \(in  W.  Arndt.  —  Briefe  an  Heinrich  Meyer 
und  Kanzler  von  Mülhir.  Mitgetlnnlt  von  Ludwig  Geiger.  —  Nachträge  zu 
Gocthc-Corresp(ind(^nzen.  Im  Auftrage  der  von  Goetheschen  Familie  aus  Goethes 
handschriftlichem  Nachlass,  herau.sgegeben  von  F.  Th.  Bratranek. 

III.  Miscellen,  Chronik,  Bil)liographie.  —  IV.  Register  zu  Band  1  — III. 


— ^    71    ^— 
Literarische  Anstalt,  Rctten  &  Loektxg,  Frankfurt  a.  M. 

Goethe-Jahrbuch. 

Herausgegeben  von  Ludwig  Geiger. 


IV.  Band  181^3.  Gebunden  in  Leinwand  M.  12. 
V.  Band  1884.  C4ebunden  in  Leinwand  M.  12. 
VI.  Band  1885.  Gebunden  in  Leinwand  M.  12. 


Inhalt  des  vierten  B  a  n  d  e  .s : 
Mit  dem  Bildniss  Goethes  nach  Schmoll  aus  dem  Jahre  1774. 

I.  Abhandlungen  und  Forschung-en :  Friedrich  Vischer:  Kleine  Beiträge  zur 
Charakteristik  Goethes.  —  Wilhelm  Scherer :  Ueber  die  Anordnung  Goethe.scher 
Schriften  IL  —  Hermann  Hüffer:  Zu  Goethes  Campagne  in  Frankreich.  —  Erich 
Schmidt:  Zur  Vorgeschichte  des  Goetheschen  Faust.  —  Friedrich  Zarncke: 
Goethes  Jugendportraits. 

IL  Nene  Mittheilungen:  Einunddreissig  Briefe  von  Goethe.  Mitgetheilt  von 
W.  Arndt,  Th.  üiestel,  F.  Fichtner,  L.  Geiger,  M.  Isler,  M.  Koch,  R.  Koehler, 
G.  von  Loeper,  G.  Weisstein.  —  Goethes  Briefe  an  Bertuch.  Mitgetheilt  von 
L.  Geiger.  —  Nachträge  zu  Goethe-Correspondenzen.  Im  Auftrage  der  von 
Goetheschen  Familie  aus  Goethes  handschrifilichem  Nachlass,  herausgegeben 
von  F.  Th.  Bratranek.  —  Aus  hand.schriftlichen  (Quellen.  Notizen  über  Goethe. 
Mitgetheilt  von  G.  von  Loeper,  L.  Nohl,  Jul.  Schiller,  B.  Seutfert. 

III.  Miscellen,  Chronik,  Bibliographie.  —  IV.  Register. 

Inhalt  des  fünften  Bandes: 

Mit  dem  Bildniss  Goethes  nach  Julie,  Gräfin  von  Egloft'stein,  aus  dem  Jahre  1826. 
I.  Neue  Mittheilungen:  Zwanzig  Briefe  Goethes.  Mitgetheilt  von  W.  Arndt, 
L.  Geiger,  K.  v.  Gerstenberg,  v.  Kirchenheim,  F.  Lichten.stein,  R.Schneider. 
—  Nachträge  zu  Goethe-Correspondenzen.  Im  Auftrage  der  von  Goetheschen 
Familie  aus  Goethes  handschriftlichem  Nachlass,  herausgegeben  von  F.  Th. 
Bratranek.  —  Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Ernst  Meyer.  Herausgegeben 
von  Ludwig  Geiger.  Mit  einer  Vorbemerkung  von  Carl  Jessen.  —  Bodmer 
über  Goethe  1773—1782.  (Aus  dem  ungedruckten  Nachlass  Bodmers  auf  der 
Züricher  Stadtbibliothek.)    Mitgetheilt  von  Johannes  Crueger. 

II.  Abhandlungen  und  Forschungen:  Horatio  S.  White:  Goethe  in  Amerika. 
Uebersetzt  von  C.  P.  —  Wilhelm  Scherer:  Ueber  die  Anordnung  Goethescher 
Schriften  III.  —  G.  von  Loeper:  Zu  Goethes  gereimten  Sprüchen.  —  Ludwig 
Geiger:  Zu  Goethes  Aufsätzen  über  Kunst. 

III.  Miscellen,  Chronik,  Bibliographie.  —  IV.  Register. 

Inhalt  des  sechsten  Bandes: 
Mit  dem  Bildniss  Goethes  nach  Darbes  aus  dem  Jahre  1785. 
I.  Neue  Mittheilungen :  Ein  Gedicht  Goethes.  Mitgetheilt  von  L.  Geiger.  — 
Siebzehn  Briefe  Goethes.  Mitgetheilt  von  Burkhardt,  Geiger,  von  Maltzahn. 
Rieger,  Weisstein,  Wichmann.  —  Goethe  und  Prinz  August  von  Gotha.  Mit- 
getheilt von  Bernhard  Suphan.  —  Goethes  Cour  d'Amour.  Bericht  einer  Theil- 
nehmerin  nebst  einigen  Briefen.  Mitgetheilt  von  Freiherr  von  Beaulieu- 
Marconnay.  —  Goethe  im  Kreise  Isaak  Iselins.  Mitgetheilt  von  J.  Keller.  — 
Mittheilungen  von  Zeitgenossen  über  Goethe.  Von  Finster,  Geiger,  Lier, 
Alfred  Stern.  —  Aus  den  Weimaraner  Fourier- Büchern.  Mitgetheilt  von 
Burkhardt. 
IL  Abhandlungen:  Erinnerungen  an  Alt- Weimar.  Von  Freiherr  von  Beaulieu- 
Marconnay.  —  Einiges  über  Goethes  Vers.  Von  Victor  Hehn.  —  Betrachtungen 
über  Goethes  Faust.  Von  Wilhelm  Scherer.  —  Ueber  Goethes  Elpenor.  Von 
G.  Ellinger.  —  Zu  Groethes  Gedicht:  „Deutscher  Parnass".  Von  Daniel  Jacoby. 
—  Goethe  und  Oliver  Goldsmith.    Von  S.  Levy. 

III.  Miscellen,  Chronik,  Bibliographie.  —  IV.  Register. 


-•^    72    ^ — 
Literarische  Anstalt,  Rctten  &  Loening,  Frankfurt  a.  M. 

Goethe-Jahrbuch. 

Herausgegeben  von  Ludwig  Geiger. 

VII.  Band  1886.  Gebunilen  in  Leinwand  :M.  12. 

Inhalt   des  s  i  e  b  e  n  t  e  n   Bandes: 

Nebst  drei   Bildertafeln  in   Lichtdruck. 

I.  Neue  Mitthcilunsen:  Mitthcilun^cn  aus  dem  Goethe- Archiv.  Veröflfentlicht 
von  Ludw  ij,^  (4ei^^er  —  Z\v<ilt'  Briefe  Goethes  an  Friedr.  Siegmund  Voigt  in 
Jena.  Miti^etheiit  von  Edmund  Stenj;(d.  —  Zweiunddrei.ssig  Briefe  Goethes 
nebst  zwei  Briefen  an  (ioethi;.  MitjrcthiMlt  von  A.  C'ohn,  L.  Geiger,  C.  v. 
(lorski.  M.  Hertz,  L.  Hirzel,  II.  «Hdi-nbrrg,  A.  Sauer.  Major  Seidel.  — 
Mittheilungen  von  Zeitgenossen  über  (ioethe.  Mitgetheilt  von  L.  Geiger, 
B.  Seurtert,  A.  Zipper. 
II.  Abhandlungen:  Meine  Berührungen  mit  Goethe.  Von  Dr.  G.  Stiekel.  — 
(iiordano  Brunos  Eintiuss  auf  Goethe.  Von  H.  Brunnhofer.  —  Altitalienische 
Gemälde  als  tiuelle  zum  Faust.     Von  G.  Dehio. 

III.  Miscellen,  Chronik,   Bibliographie.  —  Register. 

Erster  Jahresbericht  der  Goethe-Gesellschaft. 


Goethe-Jahrbuch. 

Herausgegeben  von  Ludwig  Geiger. 

VIII.  Band  1887.   Gebunden  in  Leinwand  M.  10. 

Inhalt  des  achten  Bandes: 

Nebst  einer  Heliogravüren:  Portrait-Büste  Goethes  von  Trippel. 

Zwei    Gedichte:    Schutzgeistei-.     Von    Conrad    Ferdinand    Meyer.   —    Wilhelm 
Scherer  zum  Gedächmüss.    Von  Ernst  v.  Wildenbruch. 

I.  Neue  Mittludlungcn:  Mittheilungen  aus  dem  Goethe-Archiv.  Veröffentlicht 
von  Ludwig  (ieigcr  utkI  llri-nliaid  Supiian.  —  Dreizehn  Bi'iefe  nebst  einem 
Fragment  (Joethes.  \'ciiitfentliclit  von  A.  Colin.  L.  (ieiger,  E.  Mentzel, 
Richard  Werner.  —  Fiinfund<lreissig  (icschäftsbriefe  von  Goethe  an  Fr. 
Frommann  aus  den  Jahren  181(i     1824.    Mitgetheilt  von  H.  Frommann. 

II.  Abhandlungen:  Zu  Goethes  (iedichten  „Trilogie  der  Leidenschaft".  Von  G. 
von  Loeper.  —  Goethe  und  die  Sprache'  der  Bibel.  Von  Vict<ir  Helin.  — 
(ioethes  literarischer  Eintiuss  auf  Frankreich.  Erste  Hälfte.  Von  Th.  Süpfle. 

III.  Miscellen,  Chronik,  Bibliographie.  —  Register. 

Zweiter  Jahresbericht  der  (ioethe-Gesellschaft. 


— «^^    73     ♦4— 

Literarische  Anstalt,  Rütten  &  Loening,  Frankfurt  a.  M. 


Goethe  in  Italien, 

Original-Photographie  nach  dem  Gemälde 


H.  W.  Tischbein. 


AuJge:{ogi'ii  auf  grauen  Karton   (48x6^  ein.)  M.  10. 


Goethe   in    Italien. 

(Verkleinerte  Reproduction.) 
Das   Origiiialgciiialde  hefindel  sich  im   Städel'schcn   Kui:sti>istilut  :;ii   Fravhfiirl  am   Main. 


Die  Verlagshandluno;  hoft't  mit  der  Veröffentlichung  dieses  interes- 
santen Bildes,  das  Goethe  »in  sinniger  Betrachtung  unter  römischen 
Alterthümernc  darstellt  und  das  wie  kein  anderes  Goethes  edle  Gesichts- 
züge getreu  wiedergibt,  allen  Kennern  und  Freunden  des  Dichters  eine 
wirkliche  Freude  zu  bereiten.  »Das  Bild  von  Tischhein«  —  sagt  Pro- 
fessor Zarncke  —  »ist  seinem  Eiitivurfe  nach  :^iceifeIsohne  das  grossartigste 
aller  Goethe-Bildnisse».  Und  Goethe  selbst  schreibt  darüber  aus  Rom, 
27.  Juni  1787:  »Mein  Portrait  ivird  glücklich,  es  gleicht  sehr  und  der 
Gedanke  gefällt  Jedermannv. 


— ^     74     ^- 

LlTERARISCHE  AxSTALT,  RüTTEN  &  LOENIXG,  FRANKFURT  A.  M. 

GOETHES  BRIEFE  an  FRAU  VON  STEIN. 

Herausgegeben  von  Adolf  Scholl.  Zweite  vervoll- 
ständigte Auflage,  bearbeitet  von  Wilhelm  Fielitz. 
Zwei  Bände.  Mit  dem  Bildniss  der  Frau  von  Stein 
nebst  zwei  Silhouetten.  Preis  pro  Band:  geh.  M.  8.40, 
geb.  in  Leinw.  M,  9,  geb.  in  feinem  Halft'r.  M.  11.40. 

))Die  Briefe  Goethes  an  Charlotte  von  Stein«  —  sagt  Herman 
Grimm  —  »bilden  eines  der  schönsten  und  rührendsten  Denkmale, 
welches  die  gesammte  Literatur  besitzt.  Man  wird  diese  Briefe  lesen 
und  kommentiren,  solange  unsere  heutige  deutsche  Sprache  verstanden 
werden  wird  ....  Wie  eine  breite  ununterbrochene  Melodie  empfangen 
wir  zehn  Jahre  lang  Goethes  Leben  nach  dieser  Richtung.  So  völlig 
sehen  wir  Tag  und  Nacht  den  Gedanken  an  diese  Frau  ihn  umschweben, 
dass  es  scheint,  als  thue  und  denke  er  überhaupt  nichts  Anderes,  als 
was  diese  Briefe  enthalten.  Das  Ganze  gewinnt  den  Anschein  einer 
dichterischen  Kontinuität.  Was  er  irgend  erlebt,  nimmt  die  Gestalt 
einer  Mittheilung  an  Frau  von  Stein  an  ...  .  Unter  ihrer  Theilnahme 
sehen  wir  die  Dichtungen  langsam  wachsen,  die  als  sicherer  Gewinn 
dieser  zehn  Jahre  dastehen  und  die  das  Höchste  sind,  was  die  deutsche 
Literatur  an  Dichtungen  besitzt.«  — 

Joseph  Baer  is:  Co.,  Buch-  und  Aktiqu.\riatshandlung, 
Frankfurt  a.  M. 


Wir'  veröffentlichen  nachstehende  Cataloge  über  unser  antiqua- 
risches Bücherlager,  die  auf  Verlangen  gratis  und  franco  versandt 
werden : 

No.  207.  Die  klassische  Perlode  der  Deutschen 
Literatur  (1750 — 1832).    (2923  Nrn.) 

219.  Deutsche     Literatur    von     1300 — 1750. 

(860  Nrn.) 

Unter  der  Presse: 

Deutsche  Literatur  seit  Goethes  Tode. 

Frankfurt  a.  M. 

Joseph  Baer  &  Co. 


0 


PT  Goethe-Jahrbuch 

20^5 

G67 

Bd. 9 


PLEASE  DO  NOT  REMOVE 
CARDS  OR  SLIPS  FROM  THIS  POCKET 

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