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Goethe-Jahrbuch.
Herausgegeben
Ludwig Geiger.
Dreizehnter Band.
Mit dem siebenten Jahresbericht
Goethe-Gesellschaft.
Frankfürt vm.
Literarische Anstalt
RüTTEN & LoENING.
18^2.
'20^6
GG7
)/7'
Mit einer Silhouette der Barbara Schulthess
UND einer Handzeichnung Goethes
IN Lichtdruck.
Druckerei von August Osterrieth in Frankfurt a. M.
Vorwort.
ereits zum siebenten Male hat der Herausgeber
die angenehme Pflicht, in seinem Namen und
gewiss im Namen aller Leser des Jahrbuches,
Ihrer KönigUchen Hoheit der Frau Grossherzogin Sophie
von Sachsen den ehrerbietigsten Dank dafür auszusprechen,
<lass Sie die Gnade hatte, dem Jahrbuche wichtige und
interessante Materiahen aus den in Ihrem Besitze be-
findlichen Schätzen des Goethe- und Schiller-Archivs zu-
zuwenden. Diesem Dank ist der an Seine Königliche
Hoheit den Grossherzog Karl Alexander von Sachsen
anzuschliessen, der die Erlaubniss zur Benutzung einer
Handschrift und zur Reproduktion zweier Zeichnungen aus
dem Goethe-National-Museum huldvoll gewährte.
Die immer grössere Bedeutung, welche das Goethe-
und Schiller-Archiv für unsere Studien erlangt, geht aus
der Thatsache hervor, dass ausser in den eigentlichen
Archiv-Mittheilungen werthvolle Stücke des Archivs auch
sonst benutzt und veröffentUcht wurden. Dies gilt in
erster Linie von den anatomischen Arbeiten Goethes in
V. Bardelebens Aufsatz (S. 167 — 180 passim), sodann von
den Gersdorffschen Briefen S. 99 ff. Aber auch an anderen
Stellen durften die Schätze des Archivs verwerthet werden.
(Vgl. S. 191. 212 Anm. 227. 228. 239.)
Die Mittheilungen aus dem Goethe-National-Museum
nehmen diesmal einen geringeren Umfang als sonst ein.
Eine grössere Arbeit über das Haushaltungsbuch des Herrn
Rath, die ursprünglich für diesen Band geplant war, musste
für den nächsten zurückgelegt werden.
Ueber den doppelten künstlerischen Schmuck, der
diesem Bande beigegeben ist, braucht hier nichts Besonderes
gesagt zu werden, da an den Stellen, zu denen die Bilder
gehören (S. 161 und 96), das Nöthige bemerkt wurde.
IV Vorwort.
Ueber das Schmerzenskind des Jahrbuches, die Biblio-
graphie seien einige Worte gestattet. Bei dem ungeheuren
Anwachsen der Goethe-Litteratur muss die BibHographie
immer mehr Umfang einnehmen^ trotzdem der Satz seit
einigen Jahren noch compresser als früher ist und der
Herausgeber sich in seinen Bemerkungen der äussersten Kürze
befleissigt. Gleichwohl wird der für die Bibliographie zur
Verfügung stehende Raum immer geringer. Während früher
22 bis 24 Bogen wissenschaftlicher Text geliefert wurden,
ist dieser in Folge der in den jüngsten Jahren bedeutend
erhöhten Satz- und Druckpreise, die der Verlagshandlung
eine derartige Ausdehnung des Goethe-Jahrbuches
zur Unmöglichkeit machten, mit der Goethe-
Gesellschaft contractiich auf 20 Druckbogen (exclus.
Register) festgesetzt worden.
Schon beim 12. Bande zeigte sich eine ähnliche
Schwierigkeit. Ich suchte mir dadurch zu helfen, dass
ich im Texte des Jahrbuches grossentheils nur die Titel
anführte, die unverkürzte Bibliographie aber separat er-
scheinen liess (vgl. unten S. 291). Da indessen diese Ver-
öffentlichung keinen buchhändlerischen Erfolg erlangte, so
war an eine Wiederholung dieses Versuchs nicht zu denken.
Daher blieb nichts anders übrig, als die Bibliographie nur
bruchstücksweise zu veröffentlichen. In Folge dessen
erscheinen die Abschnitte D und E der zweiten Abtheilung,
die gesammte dritte Abtheilung und der Anhang gar nicht;
in der ganzen übrigen Bibliographie wurden die meisten
referirenden Bemerkungen gestrichen. Diese Streichungen
und Auslassungen betragen etwa drei Druckbogen, sie
bedeuten die \^ernichtung einer während eines ganzen
Jahres mit grosser Mühe und Zeitaufwand gemachten Arbeit.
Ein andrer Ausweg bUeb mir als Herausgeber nicht
übrig. Als solcher darf ich nicht, um Platz für meinen
Antheil zu gewinnen, den Raum für den darstellenden und
urkundlichen Theil des Jahrbuches übermässig beschränken.
Eine derartige halbe Mittheilung soll aber in Zukunft
vermieden werden. Entweder muss die Bibliographie
vollständig oder sie darf gar nicht gegeben werden. Ein
Ausweg muss hier gefunden werden, über den ich im Vor-
Vorwort. V
Worte des folgenden Bandes den Lesern nähere Mittheilung
zu geben hoffe.
Den Mitarbeitern des Goethe-Jahrbuches möchte ich
auf diesem Wege mittheilen, dass der 15. Oktober der
äusserste Termin für Einsendung ihrer Arbeiten bleibt.
Da das Jahrbuch von nun an spätestens am 15. April
erscheinen soll, die Prüfung des Materials seitens der von
der Goethe-Gesellschaft bestellten Gommission eine gewisse
Zeit in Anspruch nimmt, so kann ich später einlaufende
Anerbietungen nicht mehr annehmen. Ich sage dies haupt-
sächlich deswegen, weil durch solche verspätete Anfragen
oder Einsendungen dem Jahrbuche werthvolle Beiträge
verloren gehen. Es ist den Einsendern nicht zu verdenken,
dass sie, statt anderthalb Jahre auf Veröffentlichung ihrer
Aufsätze zu warten, andre Publikationsorgane autsuchen.
Leider wird durch derartige Erfahrungen bei manchen
Eachgenossen auch eine Empfindlichkeit hervorgerufen,
die dem Jahrbuche manchen werthen Mitarbeiter entzogen
hat. Wieviele direkte und indirekte Vorwürfe — denn es
gibt gar Empfindliche, die sich nicht scheuen, ihre gegen
mich gerichteten Klagen vor einem fremden Forum an-
hängig zu machen — habe ich nicht schon hören müssen,
die ihren Grund nicht in meiner Strenge oder Abweisungs-
lust, sondern nur in Platzmangel und äusseren Umständen
fanden, über die ich keine Herrschaft besitze.
Ich möchte diese Bemerkungen nicht schliessen, ohne
des am 30. November 1891 erfolgten Todes des Verlegers,
des Herrn Heinrich Oswalt zu gedenken. Seit der Begrün-
dung des Goethe-Jahrbuches interessirte er sich lebhaft für
das Unternehmen; seit dem frühen Hinscheiden seines Mit-
arbeiters, des Herrn Gottfried Loening, bis zu seiner eignen
Erkrankung führte er ganz allein die Correspondenz mit
dem Herausgeber und der Goethe-Gesellschaft ; auch
während seiner Krankheit hörte er nicht auf, dem Jahrbuche
liebevolle Aufmerksamkeit zuzuwenden. Sein edler Ge-
schmack, seine vielseitigen Kenntnisse, sein hochherziger
Sinn brachten dem Jahrbuche mannigfache Förderung.
Sein Andenken bleibe in Ehren.
Berlin, 3. März 1892. LUDWIG GEIGER.
W. 62. Schaperstrasse 8.
Inhalt.
I. Neue Mittheilungen. Seite
I. Mittheilungen aus dem Goethe- und Schüler-Archiv.
1. Vorschlag zur Einführung der deutschen Sprache in Polen.
Herausgegeben von Bernhard Suphan 3
2. Siebzehn Briefe von Barbara Schulthess an Goethe, ein
Brief Goethes an Barbara Schulthess. Beigefügt: Ein Brief
von Georg Gessner (Bäbes Schwiegersohn) und zwei Briefe
von Phil. Christoph Kayser an Goethe. Herausgegeben
von Bernhard Suphax 10
3. Zwei Briefe von Elisabeth v. Türckheim an Goethe und
Goethes Antworten. Herausgegeben von Bernhard Suphan 30
4. Briefe von Charlotte v. Kalb an Goethe. Herausgegeben
von Eduard von der Hellen 41
5. Zwei Briefe von J. G. D. Arnold an Goethe. Heraus-
gegeben von Ernst Martin 80
6. Stackeiberg bei Goethe. 1829. Herausgegeben von Eduard
VON DER Hellen 87
Weitere Beiträge aus dem Goethe- und Schiller-Archiv
finden sich in den Mittheilungen von Lily von Kretschman
(S. 98) und in der Abhandlung von K. v. Bardeleben (S. 163).
II. Mittheilungen aus dem Goethe-National-Museum.
Goethes Reiseskizzen aus der Schweiz 1775. Besprochen von
C. Ruland 94
III. Verschiedenes.
1. Briefwechsel zwischen Goethe und Minister von Gersdorff.
Mit politischen Berichten des Letzteren. Mitgetheilt von
Lily von Kretsch.man 98
2. Mittheilungen von Zeitgenossen über Goethe. Vorangehen
zwei Briefe Goethes (1798 und 18 18) und ein Brief der
Frau Rath (1776). Mitgetheilt von E. Dümmler, H. From-
mann, L. Geiger, L. Hirzel, O. Hoffmann, F. Lamey,
Freiherr v. Meysenbug, E. Wolff 117
Inhalt. VII
II. Abhandlungen. ^"^'^'^
1. Bernhard Suphan, Goethe und Barbara Schulthess . . 149
2. Karl von Bardeleben, Goethe als Anatom 165
3. Otto Pniower, Goethes Faust und das hohe Lied . . 181
4. Georg Ellinger, Goethe und Johannes Secundus . . . 199
5. Rudolf Jung, Goethes Ausscheiden aus dem Frankfurter
Bürgerverbande 211
III. Miscellen, Chronik, BibHographie.
1. Miscellen.
A. Einzelnes zu Goethes Leben und Werken.
1. Zu Faust. Von A. Bettelheim 225
2. »Deutscher Parnass«. Von Richard M. Meyer . . 225
3. »Der getreue Eckart«. Von Alexander Tille . . . 226
4. Verse Goethes auf Friedricli den Grossen. Von
G. von Loeper 227
5. Zur Chronologie der Ballade: » Der Junggesell und
der Mühlbach.« Von G. von Loeper 228
6. Zur Elegie »Hermann und Dorothea«. Von Ludwig
Frankel 228
7. »Innere Form«. Von Richard M. Meyer .... 229
8. Goethes Handzeichnungen im K. Kupferstichkabinet
in Berlin. Von Jaro Springer 231
9. Die Begegnung des schwedischen Grafen Trolle-
Wachtmeister mit Goethe, 1804. Von Fritz Arnheim 257
10. Goethe und Metternich. Von Lndwig Geiger . . 238
11. Joh. Erasmus Senckenberg über den Rathsherrn
Hermann Jakob Goethe. Von G. Schnapper-Arndt 239.
12. Zu Goethes Stammbaum. Von Theodor Distel . . 241
B. Nachträge und Berichtigungen 241
2. Chronik.
A. Nekrologe.
Gustav von Loeper. Von Ludwig Geiger .... 243
Gottfried Theodor Stichling. Von Bernhard Suphan . 246
Friedrich Zarncke. Von Ernst Elster 248
Kurze Todesanzeigen.
Robert Boxberger 251
Alexander Jachontow ...., 251
Ferdinand Gregorovius 252
B. Vermischte Nachrichten 252
3. Bibliographie.
I. Schriften.
A. Weimarer Goethe-Ausgabe.
Bericht der Redactoren und Herausgeber. . . . 259
VIII Inhalt.
B. Ungedi'ucktes. Seite
1. Schriften und Gedichte 278
2. Briefe 280
3. Regesten 282
4. Briefe. Litteratur, Autographen-Cataloge, Neue
Ausgaben, Gespräche 284
C. Gesammt-Ausgaben 288
D. Hinzelschriften und Erläuterungen.
1. Allgemeines. Bibliographisches. Sprachliches . 288
2. Dramen 291
3. Gedichte 301
4. Prosaschriften 305
E. Uebersetzungen 307
II. Biographisches.
A. Allgemeines 309
B. Biographische Einzelheiten 3 10
C. Goethes Eltern, Gattin, Sohn, Enkel 311
D. Goethes Verhältniss zu seinen Vorgängern, Freunden
und Nachfolgern ji-^
Register 321
Siebenter Jahresbericht der Goethe-Gesellschaft.
Mitglieder -Verzeichniss.
i. Neue Mittheilungen.
Go);the-Jahhbuch XIII.
I. Mittheilungen aus dem Goethe-
UND Schiller-Archiv.
I. VORSCHLAG ZUR EINFÜHRUNG DER DEUTSCHEN
SPRACHE IN POLEN.'
Ein unbekannter publicistischer Versuch Goethes.
Wenn man ein Land zu erobern gedenckt, so nimmt
man keinen Anstand Truppen marschieren zu lassen, man
ruckt in die Provinzen ein, verzehrt was man vor sich
findet, verwüstet gelegentUch ein paar Dörfer und ver-
brennt eine Stadt, ^ wie es Gebrauch und Nothdurft des
Krieges mit sich bringt, und mehrere tausend Menschen
kostet es das Leben ohne dass man deshalb viel Wesens
macht. Ist aber' das Land in Besitz genommen und ge-
hört"* nun, durch Uebereinkunft und Friedenschluss, dem
neuen Fürsten, so glaubt man sogleich mitten im Frieden
zu seyn und alles auf die gewöhnlichste Friedensweise
behandeln zu können, obgleich ein innerer Krieg noch
lange fortdauert, besonders wenn der eroberte Staat von
dem erobernden an Sprache und Sitte verschieden ist.
' Der Titel, von Eckermunn verfasst, auf dem ersten Blatte;
darunter, gleichfalls von Eckermanns Hand : n Um eine höhere Qt/tiir der
niedern Classen \u bewirken.«
- Stadt und schont keine Menschen.
5 bringt; ist aber (Das dazwischen Stehende gestrichen).
^ gehört es
I*
4 Neue Mittheilungen.
So hat man' in Schriften und auch neuerhch in dieser
Zeitung^ die Frage aufgeworfen: auf welche Weise wohl
der Polnischen Nation die deutsche Sprache einzuimpfen
seyn möge? und sind' dabe}^ die Schwierigkeiten der
Operation auf dem gewöhnlichen pädagogischen VVege'^
nicht verborgen geblieben.
Wir wagten ' daher einen zwar nicht gewaltsamen, aber
doch^ vielleicht seltsam scheinenden Vorschlag und bitten
dabey zu bedenken dass, wie der Krieg, so auch der Friede
seine ausserordentlichen Fälle habe^ und deshalb auch
ausserordentliche Mittel nöthig sind. Also zur Sache !
Man errichte mehrere herumziehende Theater Gesell-
schaften, in solcher Anzahl dass sie des Jahrs einigemal
an jedem Hauptort ^ kurze Zeit spielen können. Es müsste
ihnen durchaus untersagt seyn irgend eine Art von vor-
handenem Schauspiel zu geben. Ihnen würde von höchster
Behörde eine Sammlung Dialogen, oder wenn man will
kleiner Stücke überliefert, auf welche sie sämtlich ver-
pflichtet würden, diese wären in der Art geschrieben
wie die Gespräche in den Grammatiken und enthielten
alles was gewöhnlich im Leben jenes Volckes vorkommt,
in reiner fliessender deutscher Sprache. Was die Imagi-
nation, w^as die Leidenschaft anspricht, würde vermieden,
alle sentimentale Aeusserungen und Zwecke nicht weniger.^
Nur die realen Aeusserungen der Sittlichkeit würden dar-
gestellt und ausgesprochen. Man sähe die mittlere und
geringe Klasse, von Morgen bis Abend, von der Kindheit
bis zum Alter, in den gewöhnlichsten Zuständen, denen
niemand ausweicht und mit Sorgfalt würden diejenigen
' »Man hat«; zuerst verbessert »Daher hat man«
^ auch in Zeitungen.
3 mögte? und es sind
■* Operation, wenn sie auf . . . Wege eingeleitet werden soll,
> wagen
6 gewaltsamen, doch
" hat
^ an bedeutenden Orten
9 so wie alle sentimentale Gesinnungen und Zwecke.
Vorschlag zur Eikführun'g der deutschen Sprache ix Polek. 5
Ausdrücke, deren man sich im gemeinen Leben am öfter-
sten bedient angebracht ' und nützUch gestelh.
Wir haben bey dem Interesse das Famihenscenen auf
dem deutschen Theater erregen schon die Erfahrung^ ge-
macht, wie schon das beynahe gleich lautende des gemeinen
Lebens, wenn es mit Sinn und Talent auf der Bühne dar-
gestellt wird, ein grosses Interesse erregen könne. Ja
wir lesen be}' Kämpfer* dass der Japanische Kaiser sich
sehr unterhalten gefunden als ihm die Holländer ihre ge-
wöhnlichen Reverenzen, Begegnungen und tägliche Hand-
lungen vorgespielt. Wenn man nun dem ungebildetem
Volcke, mit Erfindung und Geist, theils seine eigene Sitte
und Unsitte, theils die gebildetere Sitte der herrschenden
Nation darstellte, dergestalt dass die Handlung schon als
Pantomime verständlich wäre und die Sprache sich nur als
Complement hinzufügte, so würde schon manches ge-
wonnen sevn.
Eine Samlung solcher kleinen Dramen würde' alsdann
gedruckt und zum Schulbuche gemacht und zwar derge-
stalt dass Nahmen und alle Handlungen polnisch, der Dialog
aber deutsch wäre, woraus ein sehr vielfacher Gebrauch
entstände. Der polnische Theil des Buches würde zum
Lesebuch in der Nationalsprache dienen, es sey nun für
eingeborne oder deutsche Kinder, er würde für sie nichts
todtes enthalten, sondern eine lebhafte Erinnerung dessen
was sie gesehen, oder ein Verlangen nach dem was sie
zu sehen wünschen aufregen; der deutsche Theil würde
denn nun ganz eigentlich zum Entzweck dienen die näch-
sten Sprachbedürfnisse zu befriedigen.
* Engelbert Kämpfer 163 1 — 1716. The history of Japan togcther
with a description of the kingdoni of Siam written in highdutch by
E. Kämpfer and translated from bis original manuscript never before
printed by J. G. Scheuchzer, London 1727. Deutsch erst 1777 her-
ausgegeben von C. \V. Dohm. (Anmerkung des Herausgebers.)
■ und alle diejenigen — bedient, würden mit Sorgfalt angebracht
- Wir haben an den Famihenscenen auf dem deutschen Theater
die Erfahrung gemacht (»auf« über gestrichenem «bey«, das wohl
nur verhört war.
5 »würde« über gestrichenem »wird« (Hörfehler).
Neue Mittheilungex.
Bey Composition solcher Dialogen hätte man sich
eben [so sehr] für Frechheit und Leichfertigkeit als' für
Pedanterie zu hüten. Die äussere Achtung welche Kinder
ihren Eltern, Untergebene ihren Vorgesetzten zu beweisen
haben, wäre mit Gebärden und Worten auszudrücken, die
Folgen von Reinlichkeit und Unreinlichkeit, von Nach-
lässigkeit oder Aufmerksamkeit, von Nüchternheit und
Trunckenheit,wäre|n] mit Maas und Sinn darzustellen. Auch
was man auf Kleidung und äusseres^ Betragen wirken
wollte mit in Betracht zu ziehen, da sich ja, in so manchen'
ausgebildeten Staaten, Mode sowohl als Betragen von dem
Theater herab mit Schnelligkeit ausbreiten.
Es Hessen sich dergleichen Stücke auf mancherley
Weise variiren und beleben. Man fingire ' z. B. einen
Fohlen von geringem Stande, der aber gedient hat und
neben einem guten äusserlichen Betragen auch deutsch
kann. Man bringe' ihn in Situationen wo er sich und
andern durch diese Sprachkenntniss wichtige Dienste leistet
und so ist ein auffallendes Beyspiel dargestellt. Was er
mit sich selbst, oder zu den Zuschauern sagte^ könnte
polnisch sein, der übrige Dialog deutsch.
Es gibt geistreiche Männer gewiss" in jenen Staaten,
denen die Erfindung und Ausführung solcher Arbeit
nicht schwer fallen^ müsste.
Hätte man solche Dialogen, wie es ohnehin mit jeder
Grammatik geschieht, der Jugend in die Hände gegeben,
so würde vielleicht bald daraus folgen dass die Schulkinder
geneigt wären die Stücke selbst aufzuführen'^ wodurch ein
grosser Gewinn sowohl für äusseres Betragen als für die
' sicli lur Frechheit . . so sehr als (Beim Dictat muss nach deni
gestrichenen «als« das »so sehr« überhört sein).
^ sonstiges äusseres
3 manigfahig
■* sähe (Statt fingire steht geschrieben »find hiero«)
5 brächte ^ spräche
' gewiss geistreiche Männer
s Arbeit gehngen
9 »die Handlungen selbst vorzustellen« über gestrichenem »aus-
zuführen«
Vorschlag zur Einführung der deutschen Sprache in Polen. 7
Sprache zu hoffen wäre. Haben nicht' die Jesuiten, die
gewiss wussten wie man Menschen behandeln muss/ das
Schauspiel mit in den Plan ihrer Erziehung aufgenommen,
verschmäht die neuere Pädagogik keines Wegs die Ein-
wirkung dramatischer Darstellung, haben wir Deutsche für
Kinder eigens eingerichtete kleine Stücke, ist' durch das
Sprüchwortspiel nicht^ unsre Societät nicht immer' zum
Dramatisiren aufgerufen, haben Sprüchwörter nicht den
Franzosen Gelegenheit zu den anmuthigsten^ Scherzen
gegeben, mag man in grossen und kleinen Städten, selbst
neben wohl eingerichteten öffentlichen Bühnen, sich auf
Privattheatern immer üben und zeigen; warum sollte man
einen so wirksamen Hebel nicht auch da^ gebrauchen
wo er, und vielleicht allein, so viel in kurzer Zeit zu
würcken im Stande ist. Ereilich zeigt sich so bald man
die Ausführung überdenckt manche Schwierigkeit; aber
ist nicht eben Schwierigkeiten zu heben das Lebensgeschätt
des Staats- und Weltbürgers. Entsetzt sich unsre Zeit vor
neuen Einrichtungen und Organisationen ? und ward der
nicht vorzüglich geschätzt der das Unmöglich scheinende
möglich zu machen weiss. ^ Man erinnere sich unsres
vom Kriege hergenommenen Gleichnisses ! dort fragt
man nicht was fällt'' und zu Grunde geht.'°
Will man aber auch unserm Vorschlag alle Ausführ-
barkeit absprechen; so betrachte man ihn auch als Gleich-
niss, das weiter deuten und zu tieferm" Nachdencken
^ »nicht« gestrichen; darüber ein ebenfalls gestrichenes »doch«.
Der Vordersatz hat beim Dictiren die Form der rhetorischen Frage
erhalten sollen, wobei die Negationen sich unbequem häuften.
^ zu behandeln hat,
5 wird
•< »nicht« gestrichen,
j Societät öfter
6 zu anmuthigen
7 auch zweckmässig da
^ »Entsetzt — weiss«, am Rande nachgetragen.
9 ■was bey den grössten Anstrengungen fällt
'° geht, sondern was erlangt wird.
" fernerem
8 Neue Mittheilungen.
Anlass geben mag, wie die Kunst, wenn sie erst in ihrer
Tiefe, Fülle und Gewandheit bestünde und anerkannt
würde, sich willig und geistreich zu grossen und heiligen '
Zwecken hergeben könnte und dabey für sich zugleich
unendlich gewinnen niüsste.
1. Als deutscher Culturkämpfer im wahren Sinne des
Wortes, das heisst als Vorkämpfer für vaterländische Sprache
und Sitte und deren Verbreitung zeigt sich unser Goethe
hier seinen Verehrern und Freunden von einer neuen Seite.
Es mag ein jeder sich fragen, ob er wohl, gesetzt dass die
Abhandlung ihm in einer Zeitung anonym begegnet wäre,
den Meister erkannt hätte? erkannt wenigstens bei dem voll-
tönigen Schlusssatz an jenem praktischen Idealismus, der
hier sich am vernehmlichsten als die Seele des kleinen, be-
deutungsvollen Werkes offenbart. Wie ein Gruss Goethes
selbst waren diese herrlichen Worte in den Glückwunsch
verflochten, den die Goethe-Gesellschaft im vorigen Juni
dem Weimarischen Hoftheater zur Feier seines hundertjährigen
Bestehens darbrachte. Dem Andenken dieser schönen Feier
widmet die Gesellschaft den sechsten Theil ihrer Schriften ;
im gleichen Sinne eröffnet sich nun der vorliegende Band
ihres Jahrbuches mit der zu rechter Stunde unter den Schätzen
des Goethe-Archivs gefundenen Abhandlung.
2. Wann ist dieser merkwürdige Essay entstanden? Die
Antwort hierauf wird der glückliche Finder der Zeitung geben,
durch welche jener hervorgerufen ist. Ich kann hier zunächst
nur sagen: höchst wahrscheinlich in den neunziger Jahren
und schwerlich vor der zweiten Theilung von Polen. Also
ehestens 1793 — 95; denn von 1796 an würden wir wohl
einen Ausweis in den Tagebüchern finden. Die äusseren
Umstände der Herstellung führen uns vor der Hand nicht
weiter, sie können aber auf die Spur leiten und mittelbar
zur Entdeckung verhelfen, ich theile sie deshalb ausführlich
mit.
3. Der Aufsatz ist dictirt, die Niederschrift von der unbe-
holfenen Hand eines Unbekannten ausgeführt. Goethe hat
sie durchcorrigirt und mit eigenhändigen kürzeren und
längeren Zusätzen versehen. Der Concipient war von dem
Schlage der hartöhrigen Subalternen, die, wenn Goethe gesagt
hatte »dieses Epos«, zu Papier brachten ;)die Seepost«, die
ihm aus »vorvorzeitlichen« »vorpolizeiliche« Zustände machten,
' grossen und würdigen äusseren
Vorschlag zur Einführung der deutschen Sprache in Polen. 9
und wenn er »im Sessel gedämmert hatte«, schriftlich beur-
kundeten, er habe »entsetzlich gedämmert'-. Ja unser Mann
ist ein noch schlimmerer Musikant. Er hat es fertig gebracht,
dass Goethe am nächsten Tage (oder sobald er die Durch-
sicht vornahm) selbst nicht mehr wusste, was er gesagt hatte :
so dass heute nur ein gltlcklicher Einfall zu dem verhilft,
was Er hat sagen wollen. »Man find hiero!« (6'*). Man
erräth es kaum, was hinter dieser grausamen Kanzleiformel
steckt. Goethe sprach, indem er, als ein guter Recitator,
das Wort voll ausklingen Hess und beim Endvocal die
Stimme hob : »Man fingire !« Er hat sich aber durch das
»find« nachher irre machen lassen, und eigenhändig corrigirt :
»Man sähe.'' — Thiaaogen (Dialogen) varigiren (variiren)
u. dergl. m. So ungefüge hat auch Paul Götze, weiland
Goethe's »Schildknappe«' in seinen Anfängen (1790 — 92)
geschrieben, an unserem Aufsatz aber ist seine biedere Rechte
nicht betheiligt. Diesen denken wir uns entstanden auf
irgend einer auswärtigen Station, wo die gewohnte Schreib -
hülfe nicht zur Hand war. Den köstlichen Schluss, die acht
Zeilen »wie die Kunst u. f« hat Er, auf der letzten Seite
oben, mitten in der Periode einsetzend, selbst geschrieben,
als ob ihm der Nothgehülfe nicht gut genug gewesen, die
Worte aufzuzeichnen.
4. Inhalt und Geist interessirt bei dieser Gelegenheits-
schrift mehr als die endgültige Form. Ich bin deshalb
einmal bei der Constitution des Textes von dem lieblichen
abgegangen und habe die Sätze oben in der ersten Form
gegeben, wie sie Goethes Munde entflossen sind, seine
Correcturen aber sowie die Zusätzchen unter dem Texte
beigebracht. Nur einen raehrzeiligen Randzusatz gegen Ende,
der bei der ersten Durchsicht, also gleichzeitig mit jenen
Correcturen und, wie diese, mit rother Tinte angebracht ist,
habe ich gleich oben in den Text eingefügt. (7*) In der
Ausgabe von Goethes Werken wird selbstverständlich die
letztwillige Form den Haupttext bilden.
Bernhard Suphan.
' Schriften der Goethe-Gesellschaft 4, 364 zu Nr. 7 und die im
Register S. 406 zu Götzes Namen nachgewiesenen Stellen. Goethes
Werke, Dritte Abtheilung (Tagebücher) 2, 13 fgg. 34 fgg. mit der
Bemerkung S. 324 fgg. 336. Goethe-Jahrbuch XI, 64.
"^W^
10 Neue Mittheilungen.
2. SIEBZEHN BRIEFE VON BARBARA SCHULTHESS
AN GOETHE,
EIN BRIEF GOETHES AN BARBARA SCHULTHESS.
Beigefügt: Ein Brief von Georg Gessner (Bäbe's Schwiegersohn)
UND ZWEI Briefe von Phil. Christoph Kayser am Goethe.
(Vgl. die Abhandlung »Goethe und Barbara Schulthess.«)
I.
So lange vernahm ich kein wort von dir — du kannst
denken wie mich nun um so viel mehr interessirt, auch
nur einen laut zu vernehmen — wie oft wünschte ich
mir auch nur einen halben Tag neben dir — wer kann
das wünschen lassen . . .
izt eine bitte —
ob du nicht vor Kayser bey deinen Freunden in
Frankfort das mögliche thun wolltest, ihm auf die vacante
Capellmeister Stelle zu verhelfen auf die ihn sein Vater
schon lange aufmerksam machte — seine geschwister die
unversorgten baten Ihn sich dahin zu melden — Er that
es nun — und es zeigen sich Schwierigkeiten — die ich
Ihn aut diess blätchen das beyliegt schreiben Hess, um sie
dir deutlicher vorzulegen, als ich bey der unbekanntheit
der Sache dir hätte sagen können — ich weiss nicht
warum er dir diess nicht selbst schrieb — und ob er
glaubt das durch meine Hand die bitte vermögender sey —
ich will dich wenigstens gerne bitten dein mögliches zu
thun — dann diese auskonft scheint nun wirklich die
einzige Rettung seiner Existenz zu seyn — — und ich
denke du entziehest deine Hand zu dem vernünftigen
Entschluss nicht — es wäre ja ein Unglück wann er zu
Späth genommen worden wäre — — in eine concurenz
möchte er freylich nicht kommen — er jammert uns —
auch der Riss in meinem Haus hat tief auf ihn gewirkt —
Meiner Bäben Kind, ist eine quelle der Freuden in
unsrer Mitte, es ist so gesund als nur ein Kind seyn
knnr: und verspricht überall viel — auch sein äusserliches
Siebzehn Briefe von Barbara Schulthess an Goethe u. s. w. i i
ist anmuth und Lieblichkeit — wie manche Thräne der
wehmuth, und der freude fiel schon nieder auf den holden
Engel —
Lebe wohl — sage mir doch bald auch nur Ein wort
von dir — den 17 9^' 92
Seh.
Meyers Apoll steht nun schon einige Zeit bev mir —
welch ein oft wohlthuender anblick — unser kleines
Bäbeli führt ganze gespräche in höchster Verwunderung
mit dieser grossen Vorstellung — und mir ist Lieber —
als ob ein Schleier über all die Sachen hinunter gefallen
wäre, mit den zwey sich geschlossnen Augen. —
Du wirst es wohl schon wissen dass Willemers Frau
auch in dem Kindbet gestorben ist —
Beilage: Philipp Christoph Kayser an Goethe.
(Vergl. Nr. 20.)
Der Movent, Herr Synd. Seeger in Frft am Mayn,
ein Tübinger, der sich in Kaysers persönUcher Vorstellung
an ihn auf Bekanntschaft mit dem Herrn G. R. Goethe
berief; übrigens ein Freund Willemers, und beyde grosse
Begünstiger des neuen Nationaltheaters, dessen Musik-
director, Kunzen, Synd. Seeger auch zum Capellmeister
an die Kirchen in Vorschlag bringt, und die übrigen
Glieder der Capelle, wie eins abgeht, mit Gliedern des
Schauspielorchesters in nicht grössern Kosten des ge-
meinen Wesens besetzen will.
Z: den 27. Mz [?] :93. '
So lange ist es schon dass ich dein Brief vom Jenner
her habe mein Lieber! — Ein paar Tage sehens sollten
die Tag . . ^ ausfüllen am hebsten die bey Jacobi !
so dachtest du freylich nicht, einmahl auf den Weg nach
Paris zu kommen ! ich gönne dir's herzlich dass du zurük
bist . . aber ja die Eindrüke der traurigen geschichten —
die dabey immer trauriger werden, müssen schreklich seyn.
Die Menschheit giebt fürchterliche Proben von Unmensch-
lichkeiten — indem sie die schönsten fahnen aufstekt.
' Die Monatsangübe ist nicht zu entziflern. ^ Noten [?]
12 NliUE MiTTHEILUNGEK.
Hotz schrieb mir gestern » » der Zwek ist gross und
»gut, Rettung der Menschheit — die Mittel sind Nothwehr
»gegen Tirannen » « So spricht die Schaar der aufge-
»klärten — Es geht hierin wie mit VerHebtheit — Man
»sieht die herrhche einzige Sonne — und wird durchs
»wonnigliche Beschauen so erleuchtet, dass man nichts
»für unmöglicher hält als dass sie fleken habe —
»ach! der Paradiesapfel den die Schlange anbietet
»freyheit, gleichheit, fürsten und göttern gleich werden,
»scheint so schön in's aug — und da beissen an alle
»Ruhm und Rachsüchtige, alle eitele und Ehrgeizige, alle
»Missvergnügte und unzufriedne — alle die sich hintange-
»setzt und verkürzt oder gedrükt glauben, alle Müssig-
»gänger und alle Lumpen — — und wer giebt mir eine
»Zahl die diese Legionen ausspricht ...»
Die meinen sind wohl — der Bäbe Kind ist wie ein
wohlthätiger Engel unter uns — so gesund und munter
schön und Lieblich — o wie manche Thräne der weh-
muth fällt auf das holde Kind — wie manche troknct
sein holdes Lächeln — seine aufwachende entgegen-
kommende freundlichkeit — adieu Lieber — hielten mich
meine Kinder nicht noch fest an diesem Leben ich sehnte
mich oft sehr hinüber —
schreib mir auch bald wieder — sonst kommen wir
ganz aus einander. Mögest du dich immer der deinen
freuen.
Seh.
3-
Lieber !
du hast mich mit deiner Sendung überrascht — ich
wäre bald gewohnt nichts mehr von dir selbst zu sehen,
und zu hören — und wusste nicht ob ich dich im
feld oder in der friedlichen Hütte denken musste — bis
mir Fernow der dich gesehen, sagte du seyest wieder in
Weimar, 8 Tage eh ich dein Brief empfieng . . . ich gönne
dir sehr das wieder zu Hause seyn — und du hast recht
zu sagen »wer mag nur zum Fenster hinaus sehen« —
Siebzehn Briefe von Barbara Schulthess an Goethe u. s. \v. 13
die empörendsten Nachrichten kommen einem überall
entgegen — wüthende Raserey ist der einzige Stempel
der Dinge die geschehen — die unter dem Titel von auf-
klärung erst, und dann fortschreitend mit den Namen der
Freyheit u. s. w, sich fest zu setzen suchte —
hätte man sie nur in Ihrem Lande lassen Ihren Thurm
bauen — da die Vereinigung gegen sie — die keine ist
' — nur so viel unschuldig Blut kostet . . .
Verzeihe mir Lieber! ich will nun nichts weiter sagen
— — ich danke dir vor dein Stük und die Bläter, die
neue Einrichtung der Monate lohnt sich nicht der Mühe
es bleibt ja doch Sommer und winter frühling und
herbst — lang und Kurze Tage wie vor altem Herr
Schnaps sollte auch da noch darhinter gehen und Re-
formiren.
Lieber — ich sitze neben meinem schlafenden Engel
— und es ist Sünde sich von diesem weg nach solchen
dingen zu wenden . . . hier ist eine weit und ein Himmel
der Seeligkeit in die Seele ausgiesst! wer nur werden
könnte wie ein solches — und dann Heim gehen ! !
Es ist nicht recht dass du nicht gekommen bist diesen
Sommer, wir waren den ganzen Sommer auf dem Land
— und ich glaube es wäre dir wohl gewesen bey uns —
warum kämest du denn nicht!?
Du wärest mir nur 4 Neue Thlr [schuldig] und
sendest 5 — soll ich dir vor den übrigen Rechnung halten
— oder ihn verschenken einem armen Emigrirten . . oder
geplünderten. —
Dann bitte ich dich mir das blätchen von Kaysers
band um die 6 . . ' [?] an Lavater zurük zu senden — die
Sache kann nun berichtigt werden — und das blat wird
von mir gefordert — hilf mir zur Ordnung —
Du versprichst mir bald wieder und mehr zu schreiben
— sey brav und thue es — und behalte Lieb — die dich
lieb hält —
Z. den 29 X. 93. Seh:
' Unleserliche Abkürzung. «Laubthaler«?
14 Neue Mittheilungen.
unser Bäbeli ist ein gesundes Kind, so stark an Körper
als nur seine jähre mit sich bringen — und wie ich meine
— gescheuter als viel andre . . .
Döde empfiehlt sich — und hätte sich und denen
Sie wohl will gar zu sehr dein herkommen gewünscht . .
4-
Schon so lange mein Lieber liegt dein Blat und der
zweyte Band deiner Schriften in meiner Hand, und ich
sagte dir noch nichts — dankte dir nicht! —
ach! mein Lieber! das Schicksaal liegt wieder schwer
auf mir! und viele wunden zerreissen diess arme Hertz !
ich habe wieder eine meiner töchter in die Erde ver-
•senken sehen — Lise — die gesundeste — munterste —
die ich am ruhigsten einst zurückgelassen hätte — mit
Ihr trat immer Freude und Leben in unsre Mitte — Sie
war Krank, da Schlosser mit seiner Frau hier war — und
schien sich aber in den Tagen ganz zu erhohlen — war
wieder ausser dem Bette und Ihre munterkeit Hess uns
über die spuren des üblen aussehens und ungewohnter
Schwäche hinsehen — so wandelte sie einige Tage als
genesend scheinende umher — bis Sie sich wieder legte —
an heftigen Schmertzen in Eingeweiden 3 Tage entsetzlich
Litte — und dahin schied — die letzten Stunden waren
noch wie Ihr Leben — ein leichtes hingehen — Sie
schied so tröstend wie möglich — aber — fühle das
Herz der Mutter, der Schwestern — Döden war be-
sonders sehr mitgenommen — und macht mir viel
Kummer —
So geht es Lieber auf dieser Erde ~ und so sehnt
man sich auch hinaus oft ist mir nun dass ich nicht
weiss ob ich wünschen möchte auch die übrigen voraus-
schiken zu können —
Der kleine Engel den Bäben uns zurükliess ist
ein freudenquellchen dem man sich ja nicht ver-
schliessen kann — aber wie es durch die Seele dringt
wan's fragt »wo ist auch das liebe liebe Lisli — ■« das
spricht sich nicht aus —
Siebzehn Briefe von Barbara Schulthess an Goethe u.s. w . 15
ich bin zur Erhohlung mit den meinen hier auf dem
Land — es ist 5 Stunden von der Stadt in den Bergen
gegen Einsiedehi — so ganz abgeschieden — auf alle
weise uns erwünscht . . . aussichten die ich dir möchte
hinzeichnen können — wild und schauerHch — und andre
heer und Schön — Ein Hirten Volk hat uns aufgenommen
ich möchte nur bleiben können . . .
könntest du uns nur besuchen.
ich höhre Lips sey in Zürich — noch seh ich Ihn
nicht —
adieu Lieber — wir sprachen viel von dir — die
Schlosserin und ich ärgerten uns besonders an deinem
Betragen gegen deine abwesenden Freunde . . . bessere
dich - ' ^
und Lebe wohl.
Hütten den 10 äugst 94.
Hotz erwartet täglich seine Tochter von
Ffurt mit ihrem Kind ! Seh.
5-
So lange schon wollte ich dir schreiben mein Lieber !
und ich weiss nicht warum es immer aufgeschoben blieb,
ein wort von dir, macht mich dann gleich die feder
ergreiffen, und den glauben leichter — 'dass dir auch eins
von mir nicht unwillkommen sey —
Schon sint dem august hebe ich dir einen lieben gruss
auf . . da sähe ich zum ersten mahle die Eise Türk-
heim — und genoss ein paar schöne stille Stunden mit
Ihr — so fühlte ich mich wohl noch kaum mit jemandem
gleich zu Hause wie mit Ihr —
ach ! aber Sie ist durch Leiden und Schicksaale
Körperlich sehr mitgenommen — aber desto erhöhter
Ihr Muth — desto fester die Kraft Ihrer Seele —
Es that mir sehr wohl auch von dir mit Ihr zu
sprechen — sie sagte:
»ich lass Ihn grüssen, und freue mich bevm andenken
»an Ihn das Reine Bild dass Er durch Sein betragen gegen
»mich in meine Seele gelegt darinn zu wahren, und werde
»es durch nichts dass mir gesagt werden mag verwischen
»lassen ! «
l6 Neue Mittheilungen.
Sie war lange in Erlang mit ihrer Familie, der Mann
gieng früher zurük — und Sie folgte nun auch wieder mit
Ihren holden Kindern — wie's Ihr nun wohl weiter er-
gehen mag ? — und doch wann eine Sterbliche von guten
Geistern bewacht und hindurchgeführt wird so ist's
diese ... es war mir so wohl neben Ihr als wann ich in
deiner Iphigenia lese — — so wohl und so wehmüthig
als wann ich mir eine Stelle in Werthern aufschlage
so wohl von dir mit Ihr zu sprechen !
Dank Lieber vor deine Sendung — das lezte Buch
deines W: brachte viele Erinnerungen in meine Seele . . .
viele Erinnerungen von einer Seele die ich so hoch ehrte,
so innig liebte — ohne ganz Ihren weg zu gehen . . .
ich hoffe das Buch sey auch nicht ohne Wirkung auf
unsern Freund vor den uns oft bange zu werden be-
ginnt.
Du willt wieder nach Italien — ich wünsche dir glück
mein Lieber — du hast ein schönes Vorhaben — lass es
nicht zu gründe gehen — aber ja dass wir uns sehen ! —
Meine Kinder sind sehr wohl — und das 3jährige
Bäbeli unsrer Bäben ist unser aller Trost und freude —
der geist seiner Mutter lebt in Ihr —
auch meine schöne Niece lebt wieder neu auf seit
Pfefers — sie lebt izt wieder im väterlichen Hause
mit Ihrem Kind — und hat auf eine Kluge Stille weise
den Mann vom Halse geschaft —
so wüstest du nun wieder einiges von mir — sage mir
bald wieder etwas von dir — dein brief war so kurz —
und sagte nichts von den Deinen.
Lebe wohl — und lass mich dir lieb bleiben,
den 27 X. 95 Seh:
6.
So lange höhrt und sähe ich nichts von dir — ich
feyre heut wieder einen 19 9^' der dich im Jahr 79 zu mir
brachte — er fällt just wie damals auf einen Samstag —
wie lange sint dem und nur Einmahl sah ich dich in der
Zwischenzeit — es thut mir wohl an meinem Herzen zu
Siebzehn Briefe von Barbara Schulthess an Goethe u. s. \v. 17
fühlen dass ich dich mit den gleichen gefühlen heut vor
mir sehen würde wie vor den vielen Jahren — mit den
gleichen dich verlassen würde wie in C — — und lass
mich hoffen dass auch du der gleiche seyest — dass ich
in dir den gleichen finden würde — lass mir in meinen
gefühlen den Beweiss der deinen finden ... o es ist so
wohlthuend in all den Veränderlichkeiten dieses Dasevns
etwas unveränderliches zu wissen und zu besitzen.
$age mir bald ein wort von dir — von den deinen —
mich verlangt sehr nach Wilhelm —
Meine Niece macht mich sehr Leiden — mit ihrem
viel leidenden Körper — Sie ist so hinwelkend die himmels-
schöne Rose —
behalte mich lieb und lass mich's wissen,
den 19 9^' 96.
Seh.
Die meinen sind wohl — und das Kind meiner Bäben
nun ^A jähr alt blühet lieblich auf.
7.
[Zürich, 19 Sept. 97 Abends]
Lieber — Soll ich dir nicht gestehen, dass eine ge-
wisse Missstimmtheit die ich kaum bey deinem daseyn
bemerkte erst da du fort wärest tiefer fühlte, mich sehr
betrübt — der Himmel ist so schön — die Natur nur
wohlthuend und wir sind Schuld da-ss uns der Tag trüb
seyn soll —
und in der Stimmung dich wieder weiter gehen lassen
v.nllt du das auf mich legen? — und nicht noch eine Stunde
den Morgen kommen — dass wir mit andern Gefühlen
uns Lebe wohl sagen ? — ich kann mir's nicht denken —
Seh.
8.
[Zürich, den 20 Sept. 97 Abends.]
Lieber — So vermögen auch wir — auch du nichts
gegen das Schicksaal dann du hättest^ doch kommen
' Constanz.
^ Statt »dann du hättest« zuerst »du hättest aber«
Gülthe-Jahrevch XIII.
iS Neue Mittheiluxgek.
sollen — ich danke dir noch vor dein heutiges — meine
Seele ist vielfach verwundet! —
ich freue mich in mir zu fühlen dass ich mir immer
gleich bleiben werde — — du musst etwas von mir mit
dir haben — ich weiss dir nichts bessres zu geben als
dich selbst — bewahre mir den Schaz -- und sende mir
Ihn bald wieder — Lebe wohl —
ach — heut am fenster gegen dem See hättest du die
beleuchtung sehen sollen — du wärest so nahe — und
nicht da — ich werde dich abfahren sehen — Lebe wohl —
9-
Sonntag abend,
ich sitze da Mein Lieber in dern Zimmerchen da du
wärest, und läse wieder einmahl deine zwe}' Briefe —
ich kann mich nie bereden dass Euer geschlecht sich einen
wahren begriff von den gefühlen eines weiblichen Herzens
machen kann — und darum kannst du dir wohl nicht
vorstellen wie mir war beym gedanken dieses Nahe ferne
se3'ns der paar Tage — ich kann es auch nur darum
begreiffen dass du ohne wieder zu kommen hast können
fortgehen —
was besorgtest du ? sollte ein verhältniss wie das unsre
das so schön so rein ist — so viel Einziges hat zu gründe
gehen können — ich fühl es in mir unmöglich ! soll ich
an dir zweifeln? Nein alles in dieser alles zu gründe
richtenden weit • — aber das nicht —
lass uns lieber alles was war einander zu sagen haben
frey und offen sagen — die Liebe wird nicht beleidigen
die Liebe wird duldsam seyn —
so weit diesen abend.
Der Himmel ist überzogen, ich freue mich sehr
wanns hell ist — freute mich besonders gestern des
schönen abends und hätte mögen mit dir am See stehen
die glühenden Schneegebürge sehen.
C [Montag] den 25 7^' 97
umsonst hoffte ich heute ein wort von dir — diess blätchen
soll doch in deine Hand kommen — Lebe wohl — sage
mir bald ein wort und behalte mich Lieb — Seh.
SiEBZEHK Briefe von Barbara Schclthess ax Goethe v. s. \v. 19
10.
Goethe an ßarham Schulthess.
[Concept]' [Stäfa, den 27. September 1797]
Du hast wohl recht es kann niemand wissen wie
eigentUch dem andern zu Muthe sey, wenn aber gleich,
und dafür sey der bildenden Natur gedankt, kein Fenster-
chen unsere Brust wider unsern Willen durchsichtig macht,
so sind doch die Worte dem Menschen gegeben, dass er,
wem" er vertraut, zu seiner eignen Zufriedenheit und mit
Genuss sich offenbaren kann. Wir waren ' zu karg, ein
paar hundert Worte mehr hätten uns beyden drey Wochen
ÜnbehagÜchkeit erspart, da sie uns eben so lange Zeit
ein entschiedenes Vergnügen hätten verschaff"en'^ können.
Alles ist mir bisher über meine Wünsche geglückt, ausser
das, was ich so lebhaft wünschte : mich mit dir gleich,
und unmittelbar auf dem alten Flecke wieder zu iinden.
Vor der Hälfte Octobers werde ich kaum nach Zürch
zurück kommen und erwarte manche gute und besondere
Stunde von meiner^ Bergreise. Meyern habe ich gefunden
wie einen Steuermann, der aus Ophyr zurückkehrt, es
ist eine herrliche Empfindung mit einer so bedeutenden
Natur*', nach einerley Schätzen zu streben und sie nach
einerlev Sinn zu bewahren und zu" verarbeiten. Hätte
ich doch auch M. L.^ die Ueberzeugung mitnehmen
können dass wir uns beyde noch in demselben Fall
befinden. Prüfe du diese Zweifel indessen an meiner
letzten Arbeit, wovon ich dir die erste Hälfte überschickte.
Ich habe da hinein, so wie immer, den ganzen lautenden
Ertrag meines Daseyns verwendet. Sollte dieses Gedicht
' Dictat, von Geist geschrieben, mit eigenhändigen Correcturen
Goethes.
' «wenn« [verschrieben] eigenhändig über gestrichenem «denen,
denen«
3 nach «waren« gestrichen »hierinn«
■* eigenhändig über gestrichenem «gewähren«
5 nach «meiner« gestrichen «bevorstehenden«
6 eigenhändig über gestr. »Figur«
' »bewahren und zu« eigenhändig über der Zeile eingefügt.
* »M. L.« d. i. »Meine Liebe« eioenhändio; über der Zeile.
20 Neue Mittheilungex.
ein Mittler zwischen uns werden, so würde mich seine
Existenz um so mehr freuen. Lebe wohl und sey bey
Regen und Sonnenschein, in den nächsten Wochen meiner
eingedenk, der' mich entweder in den Hütten festhalten
oder auf den Bergen erfreuen wird.
II.
Kur auf ein paar augenblicke verlass ich ein geschäft
dass mich fest hält, Dir zu danken dein blatt —
lass mich von deiner Reise her von dir hörej^n] —
und du höre die Stimme das gefühl dass im ersten
Momente so v,'ahr zu dir sprach über das wesen deiner
Freundin die verlohrnen 3 wochen lagen an dem Tag
deines Nichtkommens — es ist nun geschehen, aber mir
ist aufs neue — es sollte zwischen uns weder Fensterchen
noch Worte bedürfen sich zu erkennen —
ich bitte dich sage mir von deiner Reise her was du
kannst — und wann du kannst, lass mich nälier wissen
wann du wiederkommst könnten wir uns nur in
Schloss Wädenschweil sehen wo ich eine freundin habe —
Lebe wohl — dein büchlein macht mir freude —
mir fällt eben bey — dass mein dank vor den letzten
Th. Wilhelm dir mit dem Schinz der dich nun verfehlt
dir zu kommen sollte —
Verzeih das eilende gesudel.^
den 28 7^ 97.
Seh.
An den Herrn Geheimen Rath v. Goethe in Stäfa
12.
Ich danke dir Lieber vor dein blatt — und freue mich
dass du zufrieden bist mit deiner Reise — du wärest es
noch mehr wann du mir gefolgt hättest und das schöne
Engelberger Thal mit genommen hättest — dann nur dahin
wies ich dich — in's Kloster hätt ich's wohl auch gethan
— wanns mit der Überzeugung hätte geschehen können,
dass du da bliebest — dann hätt ich diesen Herbst noch
eine wahlfarth dahin gemacht —
' »der« über gestrichenem «ich werde«
^ Die Schriftzüge werden gegen das Ende immer hastiger.
Siebzehn Briefe vox Barbara Schulthess an Goethe u. s. w. 21
Dein Hermann macht mir grosse freüde ist's einem
doch der alte Homer lebe unter uns — und Erzähle ge-
schichten unsrer Tage — — — werden wir wohl weiter
von dir hören wann du kommst ? —
Möchte nur M:' Scenen aus dem köstlichen Stüke
uns zeichnen wie ich lezthin mit der Feder gemachte
Copien Homerischer Scenen sähe nach einem — Fiaxmann,
glaub ich ,
Nur die gänse in die geflüchteten Ställe müsst er
nicht vergessen — dass sie dem Bäbeli nicht mangelten
wie bey der Erzählung «warum die Ställe ohne die gänse.«
Lebe wohl Lieber — Z. den lo 8^' 97
Seh.
13.
Ob diess Blätchen dich noch treffen wird bin ich
nicht sicher — doch soll es noch abgehen
ich wünsche Sehnlich noch freundlichere Tage dass
nicht die letzten Eindrüke die du aus unsern Gegenden mit
dir fortnehmen möchtest so trübe und unhold seyen . . .
du wirst nun kommen — um zu gehen o möge
dazwischen sich eine Stunde finden von der wir bevde
sagen — »sie kam die rechte« eine Stunde ruhigen
Vertrauens voller Mittheilung — die die lange Vergangen-
heit vergütet — und auf die, eine vielleicht noch längere
Entfernung nur zurük sehen darf, um aus jedem gegen-
wärtigen Moment den schönsten vertraulichsten zu schaffen,
der immer sich mitzutheilen weiss —
dass du doch deine mit zu nehmenden Schäze nicht
nlle zu sehr Einpaken liessest, dass uns auch noch ein
anblick zu theil würde.
C [Montag] Morgen den 16. Oct: 97.
der eine meiner gestrigen wünsche scheint sich zu
erfüllen — ich will vor den andern auch hoffen.
Lebe recht wohl —
Seh.
' Mever.
22 NtUE MlTTHEILUXGEM.
14.
wann du Lieber diesen abend die Suppe bey uns
nehmen willt — so bitte ich dich es Meyern zu sagen,
dass er dann auch komme ich wollte es nicht lassen
darauf ankommen, bis ich dich sehe, weil Er vielleicht
dann nicht aufzufinden wäre . . .
Lieber — wann die götter die Menschen sehen wollen
wie sie sind — so müssen sie nicht in der wahren Gestalt
vor ihnen stehen — darum die Unbefangenheit der einen —
und die Ernste Geschlossenheit dieser weiber —
Lebe indessen wohl —
den 22 8^' 97. Seh.
Adresse:
An den Herrn Geheimen Rath v. Goethe beym Schwerdt.'
15-
Das versiegelte Päckgen werde ich nach deiner
anweisung abgeben — so wie das so noch kommen
soll -
Lebe wohl — ich dachte dich so gerne gegen Süden —
nun muss ich mich wieder nach Norden wenden — gieb
mir von Zeit zu Zeit nachricht wie du reisest — behalte
mich Lieb — und gedenke mein — gruss an Meyer —
was soll ich mit Seinem Apoll machen?
Lebe wohl. den 26 8^' 97.
Magst du das Buch durchsehen — so send mir's mit
Freud weiler [?] — oder — wann nicht — vom Schwerdt
zurük —
16.
Nun rukst du fort und immer weiter — und deine
Erscheinung ist vorüber M, Lieber — Ich danke dir vieles!
du hast mir vieles zurukgelassen — doch waren die Tage
nicht Constanzer Tage — die Schuld mag an mir liegen,
und auch nicht an mir, ich weiss nicht was deiner sonst
' Auf dem zweiten Blatte folgende eigenhändige Notizen Goethes:
Über Arau 18 Lbth
den and[ern] W[eg] 15 Lbth
Nach Schaf h. 10 Neue Th.
^y. Neue Thal. Tägl.
Siebzehn Briefe von Barbara Schulthess an Goethe u. s. \v. 23
»Stummen Freundin« so oft noch mehr die Lippen zu
drükte ach weiss nicht warum mir die freude nicht ward,
dich recht in meinen Häuslichen Kreis in dem mir so
wohl ist hineinsehen zu lassen — verzeih dass ich
dir klage — über mich klage — und sage mir bald ein
wort dass mich wieder mit mir selbst zufriedner macht —
nimm meine Parthie gegen mich ' — ob du mich dabey
auch gleich lieb behalten mögest —
wandtest du dich noch um gegen unsre gebürge die
sich dir am lezten Tag noch so klar darstellen wollten —
und sähest du gestern auf der höhe vor Duttlingen den
Boden see ? — ich folge dir die so bekannten weege so
gerne nach —
mit dem rükkehrenden wagen hoff ich ein wort von
dir — von deiner lieben Hand —
hältst du dich in Stuttgardt auf — und machst du
gern den anmuthigen weg nach Esslingen, so wird sich
das Palmische Haus sehr freuen dich zu sehen —
Lebe wohl — den 28 8^"' 97.
Seh.
Z: den 25 9/' 97.
Immer wollte ich ein treündliches wort von dir ab-
warten, ein erfreuendes von deiner glüklichen ankonft bey
Hause — noch gestern abend täuschte mich ein Brief den
ich unwillig öftnete, doch söhnten mich die worte darinn
wieder aus «ich habe Hermann und Dorothea verschlungen,
gelesen, und aber gelesen, und wann ich's noch sieben-
mahl lese, werd ich's nur immer schöner finden« . . und
ich kann nicht länger zögern, dir meine freüde über deine
Dorothea zu sagen .... wie lieblich hast du das trefflich
begonnene vollendet, das vorgesehene auf den unvor-
gesehensten wegen zum ziele geführt, mit all den schön-
sten Farben den Charakter der Edeln im hellsten Glänze
vorgestellt. Dass Hermann den Mondschein vorüber gehen
liess ist mir or^r so lieb das hätt auch nicht ^ einer eethan.
' Nach »mich« gestrichen »selbst«
- über gestrichenem »kaum«
24 Neue Mittheii.uxgen.
und dann die Scene mit dem Vater, und die des geist-
lichen die bevde ihr das erwünschte geständniss abnöthigen,
das sie so unbefangen ablegte . . ich meyne diese drey
se5'en das schönste von allem . . und aber was hat man
nicht lieb am ganzen wie kann man genug Ehren dieses
Kunstverbergende Kunstwerk. — den Reichtlnnn und geisi
der durch das ganze athmet und Lebt.'
Nur eine Frage, möchte ich dir noch ein mahl machen
über Eine Stelle; von der ich mir das ■wariiiii nicht denken
kann.
den 13 diess ist das Päkgen an die Cothaische Buch-
handlung zu deiner weitern Disposition abgegangen, ich
erhielt es nicht früher — und so ist auch das gelt richtig
abgegeben worden gegen Empfang schein —
Lebe wohl Lieber — und lass mich nicht so lange
auf ein wort von dir harren.
Seh.
18.^
Z. d. I 9'' 97.
Nimm freundlich auch hier meinen dir begegnenden
gruss auf — ich folge dir so gern nach in gedanken —
noch vernahm ich nichts von dir nichts — weder von
Tübingen noch Stuttg. her — sey freundlich und sage
mir bald wieder ein wort — ich habe mich diese letzten
Tage köstlich an deinen Briefen geweidet — adieu Lieber!
Lebe wohl, und sage mir bald von dir — Gessner ist
deiner antwort werth — und du versagst sie ihm nicht —
Seh.
noch liegt das gelt bev mir — es ist nichts ankommen.
19-
Georg Gessner (Schwiegersohn Bäbe's) an Goethe.
Zürich den i Nov. 1797.
Dürft ich wohl so frey seyn Ihnen noch schrittlich
einige Fragen vorzulegen? Sie um einige Belehrungen
zu bitten? Mamma macht mir Muth dazu, und ich wag"
' »den Reichthum — lebt« nach Abschluss des Briefes zugesetzt.
^ Einlage in Georg Gessners Brief (Nr. 19).
Siebzehn Briefe von Barbara Schulthess an Goethe u. s. \v. 25
es um der Güte willen, womit Sie mir jene belehrenden
Winke gaben, in dem allzu kurzen Stündchen, da ich Sie
m Ihrem Logis zu sehen die Ehre hatte. So gerne hätt'
ich Sie noch um mehrers gebethen, aber es entfiel mir,
indem ich dem nachdachte was Sie mir sagten, oder ich
war zu schüchtern um weiter zu fragen ; freylich ein
Widerspruch, wenn ich doch itzt dreist genug bin, Ihnen
gar schriftlich beschwerlich zu fallen. Doch solche Wider-
sprüche hat der Menschenkenner, an den ich schreibe,
schon manchen gesehen.
Was hätten Sie mir wohl noch bey meiner Bearbeitung
der Geschichte der Ruth zu sagen über die Verbindung
der durch die Zeit nothwendig getrennten Theile des
Ganzen? Hat das Gedicht die Stetigkeit, die es haben
soll? Aus welchen Grundsätzen sollte diess angesehen
werden ?
Was sagen Sie von der gewählten \'ersart? Was von
dem Reim? Was hätten Sie wohl noch sonst zu bemerken?
das ich, wenn mein Verleger allenfalls eine zweyte Aus-
gabe übernehmen wollte, bey meiner Be:arbcitung benutzen
könnte.
Koch immer sah ich vergebens in den Journalen die
mir zu Gesichte kommen, nach dem Urtheil und den
Belehrungen eines Kenners. Ich weiss zwar, dass mein
Verleger, das Manuscript von Herrn Wieland beurtheilen
liess, aber ich erfuhr nie kein Wort der Belebntug; und
da Wieland hier war, hatt' ich nicht den Muth ihn zu
befragen.
Finden Sie meine Freymüthigkeit tadelnswerth, oder
zudringlich so weisen Sie mich ab — ich werde dennoch
bleiben
Ihr dankbar ergebener
Gessner.
20.
Philipp Christoph Kavser an Goethe.
(Vgl. die Beilage zu Nr. i.)
Ganz zufällig, höchst unerwartet, aber tröstlich genug
habe ich gestern über Frankfurt gehört, dass Sie wieder
nach Weimar zurück 2:ekommen sevn. Ich habe diese
26 Neue Mittheiluxgen.
Nachricht sogleich der Fr. Schukhess mitgetheilt, und habe
nun nichts angelegenthcheres, als Sie zu fragen, ob Sie
einen gewissen Brief erhalten haben, welchen die Frau
Schukhess vor ungefähr sechs bis sieben Wochen, in
meiner Angelegenheit, und als ich nicht wohl war, die
vacant gewordene Capellmeister-Stelle in Frankfurt und
meine Empfehlung durch Sie, Applanirung des durch einen
andern occupirten Terrains u. s. f. betreffend, erhalten
haben. Es ist dieser Brief an Sie durch Lipsen über
Weimar gegangen und war möglichst empfohlen, damit
er Ihnen zukommen mögte, weil wir nicht wüsten wo
Sie seyn mögten, und doch wieder (freylich in Unbe-
wusstheit aller nachher vorgefallenen Umstände) nichts
versäumen wollten, wenn Sie etwa Gelegenheit haben
sollten sich zu meinem Vortheil zu verwenden. Indess,
wer weiss wie es unter den jetzigen fatalen Umständen
in meiner Vaterstadt geht; hingegen ist, wie ich eben
auch erfahre, Wolf todt. — Ich habe viel gelitten, bin
geprüft, und wiederstrebe nicht mehr, wenn ich mein armes
Schiffchen in Sicherheit bringen könnte. Habe ich bey
Ihnen nichts verscherzet, glauben Sie an die ehrliche Reue
meines Herzens, wenn ich aus Unverstand und Unerfahren-
heit etwas verscherzet haben sollte, so lassen Sie mich
Ihnen empfohlen se}^. Prüfen Sie mich, prüfen Sie die
Umstände, ob Sie etwas für mich thun können, ob ich
es noch werth bin, dass Sie etwas für mich thun, und
lassen Sie mich Sie bitten es zu thun. Ich will mich
zusammen nehmen ; und da alles mir sagt, dass Ruhe
in mein Gemüth gehen werde und Gesundheit über meinen
Körper kommen, wenn ich mir irgend eine Aussicht zu
verschaffen wüste, auch hoffen (sie), dass mein Wesen
noch der Erhohlung von beyden Seiten fähig sey, zumahl
wenn mir Frist dazu vergönnt werden sollte. Schlag auf
Schlag des Schicksals hat mich dieses Jahr über getroffen,
mich durch mich selbst und durch die Leiden anderer
einwirkend getroffen. Ich bin sehr erweicht worden, und
überhaupt ruhet, seitdem ich Sie vor vier Jahren so
unbesonnen in Weimar verliess, kein Segen mehr auf mir.
Soll ich an mir selbst verzweifeln, oder gibt es noch eine
Siebzehn Briefe vox Barbara Schulthess an Goethe u. s. w. 27
Hülfe für mich? Ich sage nichts weiter. Von der einen
Seite steht Frankfurt vor mir, von der andern eine geringe
Spur mich nach Russland zu retten, in so fern ich nehmlich
vieles über mich zu nehmen fähig seyn sollte. Von der
hiesigen, so 'nahe es meinem Herzen geht, sehe ich nicht
vor, mich zu retten: Bleiben also Sie mir, wenn ich
dessen werth bin oder noch werth werden kann.
Zürich d. 29. Dez. 1792.
Kayser.
Ich wage noch das. Schlagen Sie, wenn mir doch
nicht vergönnt seyn sollte darauf zu aspiriren, dem Herzog
Kunzen, als den ohnedem würdigern und vollendetem,
vor. Vielleicht, dass dadurch das Terrain in Frankfurt
wieder hergestellt wird, um hernach für mich darauf zu
arbeiten.
Von Bäbes siebzehn Briefen sind drei (i. 3. und der
letzte) noch jetzt in den Quartalheften -enthalten, die übrigen
in früherer Zeit herausgelöst; mittelst der von Goethe selbst
herrührenden Bezifferung der meisten war die ursprüngliche
Stelle leicht zu ermitteln. Auf No. 6 hat Riemer, wohl in
dem Glauben, es sei ein Brief von Goethes Mutter, das
Datum oben bemerkt. Die meisten Nummern (7 — 18) waren
enthalten in einem Bande mit der Aufschrift »Briefe auf der
Reise erhalten August, sodann bis December ijp/« (das
Gesperrte eigenhändig), hier auch das Concept des ein-
zigen Briefes von Goethe an Bäbe. No. 5, unbeziffert
und ungeheftet, war vielleicht seines Inhalts wegen besonders
verwahrt. Bäbe schreibt auf schlichte weisse Blätter (Octav),
das Siegel (zwei Köpfchen, Mann und Frau, einander an-
blickend) findet sich noch an No. 7 und 14.
Bei den folgenden Erläuterungen kamen mir zum Nach-
weis der verwandtschaftlichen Beziehungen die Notizen zu
statten, welche Herr Dr. August Gessner in Zürich, Bäbes
Urenkel, auf Jacob Ä?(r///(?/i/^ Anregung, freundlichst für mich
zusammengestellt hat.
I. Goethe war vor kurzem erst zurück, vom Rhein aus
der »Campagne", als er diesen Brief erhielt, vgl. Schriften
der Goethe -Gesellschaft 4, 363 zu No. 3. Er hat sich der
ihm nahe gebrachten Angelegenheit schwerlich angenommen,
da Kayser, als er 1788 mit Anna Amalia auf Goethes Em-
pfehlung nach Italien gehen sollte, sich durch sein äusserst
unziemliches Verhalten unmöglich gemacht hatte; Schriften der
28 Neue Mittheilungek.
G.G. 5, 86 fg. und die übrigen im Register (S. 255) ver-
zeichneten Stellen. — Die Frankfurter Persönlichkeiten s. im
Register des vierten Theils der »Schriften.« Kunzcfi (Friedr.
Ludw. Aemilius), geb. 1761 oder 1763 in Lübeck, kam 1789
von Kopenhagen, wo seine erste Oper »Holger Danske«
aufgeführt war, nach Berlin, wirkte dort freundschaftlich mit
Reichardt zusammen, wurde dann Musikdirector in Frank-
furt a. M. Seit 1795 Kapellmeister in Kopenhagen, wo er
181 7 starb. — Barbara Gessner, das in den Briefen vielge-
nannte Bäbeli, Bäbes Enkelin, heirathete im Jahre 1810 den
Kaufmann Joh. Martin Usteri zu Zürich. Ihr Enkel Martin
Usteri f 1890 als Professor in Erlangen. — »Meyers Apollo«,
wohl eine von seinen grossen Sepia-Zeichnungen, dergleichen
noch mehrere im Weimarer Museum erhalten sind.
2. Antwort auf einen Brief Goethes vom 25. Januar.
(Postsendungen.) Wahrscheinlich März 1793, da Bäbe die lange
Frist betont. — Dr. Joh. Hotzc, Arzt in Richterswyl, Lavaters
Freund, in seinem praktischen Christenthum und seiner freieren
Weise überhaupt näher mit Bäbe verwandt. Georg Gessner
schildert ihn in seinem Tagebuch (Finsler S. 42) als einen
Mann von feinem Adel und Menschensinn, fest, liebend,
gerade, treu, offen und tiefblickend. Goethe besuchte ihn
1779 mit dem Herzog (Carl Augusts Briefe an Knebel S. 10).
Seine Beziehungen zu ihm erhellen aus den im Register des
7. Brief bandes der Weimarer Ausgabe gesammelten Stellen.
3. Carl lAidvvig Fernotu (in den »Tag- und Jahresheften«
zuerst erwähnt 1802, wo er Professor in Jena wurde) hielt
sich in Zürich vom 19. — 29. October auf. In seinem Tage-
buch (Carl Ludwig Fernows Leben , herausgegeben von
Johanna Schopenhauer, Tübingen 1810 S. 65 fgg.) erwähnt
er seinen Verkehr mit Lavater, der ihn »recht liebreich
aufgenommen « ; der Name der Frau Schulthess kommt nicht
vor. — Das »Stück«, für welches Bäbe dankt, ist der
»Bürgergeneral«; die »Blätter« bezogen sich wohl auf die
republikanische Kalender- Aenderung. — Der Vorwurf Z. 21
erklärt sich daraus, dass Goethe in der Zeit der Belagerung
von Mainz Bäben, wie anderseits den Freunden in Pempelfort
(Werke IV, 10, 74,7. 89,15) Aussicht auf seinen Besuch gemacht
hatte. Er ging nach der Capitulation nur bis Heidelberg,
wo er mit seinem Schwager Schlosser zusammentraf. —
Döde — Kosename für Dorothea.
4. Der zweite Band von »Goethes neuen Schriften«,
Berlin bey Joh. Friedr. LTnger, 1794 erschienen, enthielt den
Reinecke Fuchs. — Ueber Lips, Joh. Heinr. s. Schriften der
G. G. 5 S. XXX.
Siebzehn Briefe von Barbara Schulthess ak Goethe ü.s.w. 29
5. Ein Brief Goethes an Bäbe findet sich unter dem
29. Juni verzeichnet; auf den hier vorHegenden antwortet
er am 7. December (Postsendungen). Durch Bäbes unge-
schminkten Bericht wird zum Theil wenigstens bestätigt,
was Henriette v. Beaulieu-Marconnay (geb. v. Egloffstein,
verw. V. Egloffstein) aus später Erinnerung für Goethe
niederschrieb (gedruckt in den Grenzboten XXVIII, 2
S. 209 fgg., vgl. V. Löpers Bemerkungen in seiner Ausgabe
von Dichtung und Wahrheit 4, Werke, Hempel 23, 154,
213 fg.). Henriette war als junge Frau 1794 in Erlangen
mit Frau v. Türckheim bekannt geworden. Vor mir liegt
Goethes Erwiderung an Henriette vom 7. December 1830:
»Ihr theures Blat musste ich, mit Rührung, an die Lippen
drücken. Mehr wüsst ich nicht zu sagen.« Ueber Bäbes
schöne Niece entnehme ich einer aus der Familienchronik
gezogenen Angabe des Herrn Dr. Aug. Gessner, dass es
wahrscheinlich eine Frau Meiss, geb. Schinz gewesen ist.
»Frau Meiss war in ihrer Jugend ausgezeichnet schön, eine
sehr gebildete und sehr verständige Frau, welche, wie jemand
von ihr sagte, einen einzigen dummen Streich in ihrem Leben
gemacht hatte, nämlich den, dass sie ihren Gatten geheirathet.«
8. Der »Schaz« wird ein Ring oder sonst ein Kleinod
mit Goethes Bild gewesen sein.
IG. »27 Sept. 97. Mad. Schult /less. Nachricht von meiner
Abreise.« Verzeichniss der abgesandten Briefe vor dem Ein-
gangs benannten Reise-Bande. — »Ophir« — i Buch d. Könige
9,28. 10,11. »Schiffe aus Ophir« u. s. w. als Gleichniss im Brief
an F. H. Jacobi vom 3. December 1784, Werke IV, 6, 402,23.
11. Z. 7 aus »Hermann und Dorothea« Gedichte 2
(Hempel) S. 122 »Lebet wohl! ich bleibe nicht länger! es
ist nun geschehen!« — Die Herrschaft IVädens'ccyl war die
Hauptstätte der Baumwollen - Hand - Industrie im Züricher
Gebiete. Herzfelder S. 164.
Der junge Schinz — einer von den zwei Neffen Bäbes,
den Brüdern der »schönen Niece «(V). Eine Schwester von
David Schulthess war mit Wilhelm Schinz, Pfarrer in Seengen
im Canton Aargau, verheirathet. Von ihren Söhnen wurde
der ältere (geb. 1775), Wilhelm Schinz, Nachfolger seines
Vaters, der jüngere Pfarrer in Zollikon. » Empfehlung eines
jungen Schinz, der zu Jena Medicin studirt « steht auf einem
Blatt Notanda im dritten Volumen der Reiseacten von 1797.
12. John Flaxmann, die Iliade und Odyssee des Homer,
in L'mrissen. a. O. u. J. 2 Hefte. — Z. 9 »Also führten
auch hier mit unbesonnener Sorgfalt Schlechte Dinge sie
fort, die Ochsen und Pferde beschwerend, Alte Bretter und
Fässer, den Gänsestall und den Käfig«. (Schicksal und
Antheil.)
30 Neue Mittheiluxgex.
13. Z. 8 »Nun ist die Stunde gekommen«. Polyhymnia
zu Anfang. (2, 90 Hempel.)
15. Das Datum »26. Oktober« ist auffallend. Goethe
ging schon am Morgen des 2 6ten früh 8 Uhr aus Zürich. —
»Das Buch« wird G. Gessners »Ruth« sein.
16. »Höhe vor Duttlingen« — Tagebuch: 27. Oktober.
»Die drey Basaltfelsen Hohentwiel, Hohenkrähen und der
dritte bey Engen. . . . Abends in Tuttlingen.« Vom Hohen-
twiel herrliche Aussicht über den See,
18. Einlage in Gessners Brief No. 19. »Ruth oder die
gekrönte häusliche Tugend, in 6 Gesängen« war anonym
1795 in Zürich (bei Ziegler) erschienen.
20. Wolf, Ernst Wilhelm, geb. 1735, seit 1772 Hof-
kapellmeister in Weimar, war am 7. Dezember gestorben.
— Sichere Aussicht auf eine Anstellung in St. Petersburg
war Kayser durch seinen Freund Klinger eröffnet worden.
S. Klingers Brief an Kayser vom 19. Oct. 92 a. St., den
O. Heuer in den Berichten des Freien Deutschen Hochstifts
1891 Heft 3.4 S. 453 fgg. veröffentlicht hat. Es war eine
Stelle am adlichen Land -Kadettencorps, die eine behaglich
auskömmliche Existenz versprach. „Ich hoffe dich mit deinem
widrigen Geschike auszusöhnen«, schreibt Klinger, »das übrige
thue nun selbst und fordere Deine Kraft auf.« Vgl. Burkhardt,
Goethe und Kayser S. 47 fgg.
Bernhard Suphan.
3. ZWEI BRIEFE VON ELIS.A.BETH v. TÜRCKHEIM
AN GOETHE
UND GOETHES ANTWORTEN.
I.
Strasburg d. 25. Hornung 1801.
Der Gedanke, und die frohe Hofnung, einem Jungen,
Verdienstvollen Mann behülflich zu seyn, erlaubt mir nicht,
erst die Frage zu untersuchen, ob Sie Verehrungswürdiger
Freund, sich wohl meiner, nach einer Trennung von 27
Jahren erinnern mögen.
Ich weis nicht, ob es Bescheidenheit, oder Stolz ist,
dass ich mir diese Frage nicht erlaube, das aber weis ich
gewis, dass es meinem Herzen wohlthätig ist einem Freund
UEFE VON Elisabeth v. Türckheim ak Goethe. ^I
zu dienen, und dass mir die Veranlassung, Sie, Verehrunos-
würdiger, um diesen Dienst zu bitten erwünscht ist.
Herr Kocher, dessen Bekanntschaft wir nach unserer
unglückHchen Flucht, und während unserm Auffenthalt in
Erlangen machten, wo er Jura studierte, Freud und Leid
mit uns theilte, und nun bereits 4 Jahre bey meinem
Schwager Türckheim sich aufhalt, wünscht, und sucht
den platz welchen Herr Strobel begleitet, als Legations
Secretair von der Gesandschaft des Hennenbergischen
Hausses und welchen die Sachsische Häuser zu vergeben
haben. —
Seine Fähigkeiten, sein Fleiss, und seine RechtschafFen-
heit, die auch den Verfolgungen, und den Versuchungen
des Unglüks wiederstanden, gewinnen Ihm die Achtung
aller derer, die Ihn kennen. Die Anhänglichkeit die er
meiner Familie, und die Opfer die er der, meines
Schwagers brachte, verpflichten uns ganz besonders gegen
Ihn, und ich wünschte zu den vielen Bemühungen meines
Schwagers, auch ein Wort, eine bitte zufügen zu können,
die zugleich, meine Freundschaft, Herrn Kochers \"er-
dienste, und meinen Glauben an alte Freundschaft, Ihnen
lebhaft Schilderten.
Ich weis wie viel Sie, Edler Mann, vermögen, wie
gerne Sie beglükken und schmeichle mir gerne, dass Sie
meine Bitte, Herrn Kocher zu diesem Platz behülflich zu
seyn, schonend beurtheilen, und wo möglich befriedigen
werden. Ich entschuldige mich eben so wenig meiner
Zudringlichkeit, als des Zutrauens wegen, mit dem ich
mich vorzügUch an Sie Verehrungswürdiger gewandt,
und weis, dass Sie den Glauben an Freundschaft billigen
werden, der mir die Überzeugung giebt, dass Sie thun
werden, was Sie thun können. Die Reinheit meiner
Absicht, bürgt mir für die auslegung, wie für den Erfolg
meiner Bitte, so wie das reine Gefühl meines Herzens,
mir für alte Freundschaft bürgt. —
Türckheim ist in begleitung seiner zwey ältesten, mir
innigst lieben Söhne in Franckfurt, wo der zweite bey
meinem Bruder Friz wohnen, und bey Herrn Gontard
arbeiten wird. Der älteste wird nach Bremen, oder Ham-
Neue Mittheilungex.
bourg abreißen, wohin er auch gehe, so wird ihn der
Seegen seiner Eltern begleiten, beyde haben uns, noch
keine Stunde getrübt, meine Tochter wohnt bey mir,
und ist seit 6 monath mit einem sanften, Edlen Jungen
Mann verheurathet, der Sohn unsers Kachbars, Herr
ßrunck, der Übersetzer, und herausgeber mehrerer Griech-
icher Werke. Ihr reines Gefühl für das guthe, und ihr
fester ruhiger Charakter, bringen sie meinem Herzen nahe,
und Ihre Heldenmüthige anhänglichkeit an uns, bindet
unsre Herzen für die Ewigkeit, auch meine zwey jüngste
Söhne sind noch bey uns, der eine Studiert mit vielem
Eifer mineralogie, und Mathematique, hat einen eisernen
Fleiss, und gehet festen Schrittes vorwärths; der jüngste
wünscht sich den Studien wittmen zu können, und krönt
des Erziehers Freundschaftliches bemühen durch liebe, und
Fleiss. gerne mögte die Mutter hinzufügen wie glüklich
Sie durch die Entwiklung Ihrer Kinder ist, und wie
reine guthe Geschöpfe sie alle sind; aber das Urtheil
einer liebenden Mutter scheint immer verdächtich, und ich
schweige also, und schliesse mit der Bitte, mir meine
Schwazhaftigkeit zu verzeihen und die Versicherung meiner
vollkomensten Hochachtung, und aufrichtigen Freundschaft
zu genehmigen, von Ihrer alten Freundin
Elise V. Türckheim.
Adresse von einer Männerhand : S. Hochwohlgeborn
Dem Herrn Geheimdten Rath von Goethe in Weimar.
Nach so langer Zeit einen Brief von Ihrer Hand, ver-
ehrte Freundin, zu erhalten, war mir eine sehr angenehme
Erscheinung. Schon vor einigen Jahren versicherte' mich
Frau* von Egloffstein, dass Sie meiner, während Ihres
Aufenthalts in Deutschland, manchmal gedacht hätten, ich
freute mich herzhch^ darüber, in Erinnerung früherer
Verhältnisse.
Concept ' «versicherte« eigenhändig statt des dictirten »hatte. . .
versichert«
^ Frau Gräfin
5 »ich . . herzh'ch« eigenhändig statt »wie sehr freute ich mich«
Briefe von Elisabeth v. Türckheim an Goethe. 33
Sie haben in den vergangenen Jahren viel ausge-
standen und dabey, wie ich weiss, einen entschlossenen
Muth bewiesen, der' Ihnen Ehre macht.
Wie sehr verdienen Sie das Glück, dass die Ihrigen
gerettet sind und Ihre Kinder alle so gutartig vor Ihnen
heranwachsen.
Nun möcht' ich auch gerne ^ etwas zu Ihrer Zu-
friedenheit beitragen, indem ich den Wunsch des Hrn.
Kochers begünstigte: sein bei mir eingelaufnes Schreiben
soll zwar bestens empfohlen werden; allein ich befürchte,
theils' dass man die Stelle eine Zeitlang offen lässt, bis die
neue Gestalt der deutschen Angelegenheiten zu mehrerer
Bestimmtheit und Festigkeit gelangt; theils'* dass einige
unter den mehrern Competenten, durch nähere Verhältnisse
einer 5 Art von Anwartschaft darauf^ sich getrösten können.
Dem ohngeachtet will ich nicht verfehlen, das, was unter
den gegebenen Verhältnissen mögHch sein sollte, zu
bewirken.
Leben Sie recht wohl und gedenken meiner auch
künftig. Geniessen Sie mit' den Ihrigen, nach so viel
Stürmen, der Früchte des Friedens und einer neuen
Ordnung der Dinge.
Weimar, den 30. März 1801.^
:>•
Strasburg d. 21. yl^re 1807
Der Gedanken eines meiner Kinder in Weimar zu
wissen verbindet sich mit dem lebhaften Wunsche dass
es ihm in Göthe's nähe wohl werden mögte. Gönnen
Sie meinem guthen Carl, und seiner Heben Frau, das
' eine Entschlossenheit [und] bewiesen, die
* »Nun ... gerne« eigenhändig aus »Wie gern möchte ich nun auch«
5 »theils« aus »zweierley, einmal«
•♦ »theils« aus »sodann auch« (»auch« ist nicht gestrichen und im
Mundum wohl nur versehentlich ausgelassen)
5 vor »einer« (corrigirt aus »eine«) gestrichen »gleichsam«
6 auf diese Stelle
7 wohl, gedenken Sie mein auch künftig und geniessen mit
'^ Im Concept fehlt, wie gewöhnlich, Datum und Unterschrift.
Die Unterschrift des Originals ist im Druck nicht wiedergegeben.
Goethe-Jahrbuch XIH. ->
34 Neue Mittheilungek.
Glük den Freund meiner Jugend kennen zu lernen, und
schenken Sie Ihre Gewogenheit einem Jungen Manne
dessen Leben, bis izt, eine Reihe beglükkender Tage für
seine Eltern war. — Der Reissende Strom der Begeben-
heiten, und das zu frühe Eintretten in das ^yIechanische
seiner Laufbahn, haben seinem Geiste zwar eine bestimmte,
ruhige, Richtung gegeben, aber ihn des Glückes einer
feineren Bildung, im Wissenschaftlichen, beraubt.
Beurtheilen Sie meinen Carl mit Schonung, und Liebe,
und lassen Sie des Gedanckens mich froh werden, dass
Ihr belehrender Umgang, eben so glücklich auf meine
Kinder würken wird, als die, in meinem Herzen so unaus-
löschbar tief eingegrabene Errinerung an Ihre Freundschaft.
Ihre Freundin
Elise V Türckheim
Sollte der 3 meiner Söhne, Wilhelm, das Glück haben,
Sie auf seiner Rückreisse zu seinem Regimente kennen
zu lernen so darf ich auch für Ihn um eine gütige Aut-
nahme bitten, sein Biedersinn, und das Empfehlungs
Schreiben dass ihm die Natur ertheilte, wird ihm auch
ihr Herz gewinnen, dies wünscht, dies hoft die glückliche
Mutter. — '
4-
Ihr lieber Brief, verehrte Freundinn, kam zu spät, Ihr
Hr. Sohn schickte mir ihn von Dresden. Er war bey mir
gewesen, ohne dass ich's wusste er sey es. Ich ver-
wechselte die beyden Familien, ähnliches Nahmen, und
hielt ihn von der andern. Aber auch so, als mir ganz
fremde hat er mir sehr Wohlgefallen, das zweytemal kam
ein Regenguss gelegen, der ihn lange bei mir festhielt.
Ich machte mir Vorwürfe ihn nicht bei Tische behalten
zu haben, da es eben an der Zeit war, denn ich em-
' Adresse eigenhändig aufgeschrieben : A Monsieur Monsieur
de Goethe Conseille intime de s. a. s. Monseigneur le Duc de Saxe
Wevmar ä Weymar.
Siegel: ein Ross, den Kopf umwendend, dessen Zügel eine aus den
Wolken herabgreifende Hand lenkt. Umschrift: Quo nie Fata trahunt.
Briefe vox Elisabeth v. Türckheim an Goethe. 35
phmd eine wahrhafte Neigung zu ihm. Mit Ungeduld
erwarte ich den andern Angekündigten schon lange ver-
gebens, ich wünschte bey diesem nach zuholen was ich
bey dem ersten versäumte.
Zum Schluss erlauben Sie mir zu sagen: dass es mir
unendliche Freude machte, nach so langer Zeit, einige
Zeilen wieder von Ihrer lieben Hand zu sehen, die ich
tausendmal küsse in Erinnerung jener Tage, die ich unter
die glücklichsten meines Lebens zähle. Leben Sie wohl
und ruhig nach so vielen äussern Leiden und Prüfungen,
die zu uns später gelangt sind und bei denen ich oft Ur-
sache habe an Ihre Standhaftigkeit und ausdauernde Gros-
heit zu denken. Nochmals ein Lebewohl mit der Bitte
meiner zu gedenken.
Weimar
d. 14 Dec. Ihr ewig verbundener
1807 Goethe.'
Der Beitrag des Archivs war abgeschlossen und befand
sich schon etliche Zeit in den Händen des Herrn Heraus-
gebers, als mit einem zu guter Stunde anlangenden Geschenke
die Anregung zu einer Zugabe kam, die sich hier auf das
beste anreiht. Briefe von und an Lilli sollten sich an die
Briefe der Frau anschliessen, die Lilli's Bild in dem lauteren
Spiegel eines feinen, treuen Herzens so schön aufgefasst hat.
Ein langjähriges Mitglied der Gesellschaft, Herr Eugen
V. Dursy, Kaiserl. Ministerialrath zu Strassburg i. E. über-
sandte mir eine genaue Abschrift des unter Ziffer 4 ge-
druckten Briefes von Goethe an Lilli, der sich im Besitz
eines Enkels Lillis, des Herrn Barons Eduard v. Türckheim
zu Niederbronn im Unter-Elsass befindet, und übermittelte
mir zugleich die Erlaubniss zur Publication. »Den Freunden
' Bogen mit Goldschnitt, in blauem Couvert.
Adresse eigenhändig: A Madame
Madame Elise de Türkheim
nee de Schönemann
a
fr. Strasburg
Siegel: Amor mit Löwenhaut und Keule.
36 Neue Mittheilungek.
Goethes wird durch die Mittheilung des warmen und herz-
lichen Briefes eine grosse Freude bereitet werden«, schrieb
mir Herr v. Dursy, und sicherlich hat er sich in dieser
Erwartung nicht getäuscht. Viele werden ihm Dank wissen
für die willkommene Gabe; den Dank des Archivs trage ich
ab, indem ich sie vermehre.
Man kannte bisher nur den einen Brief Goethes an seine
einstige Verlobte, den Graf Ferd. Eckbr. v. Dürckheim in
seinem mit schöner Wärme geschriebenen biographischen
Essay »Lilli's Bild, geschichtlich entworfen« (Nördlingen
1879) veröffentlicht hat. Dort ist der Brief (oben No. 2)
nach der eigenhändigen Reinschrift des Dichters gegeben.
Im Archiv befindet sich das einem Schreiber dictirte, von
Goethe durchcorrigirte Concept, dessen Besonderheiten bei-
zufügen ich mich nicht enthalten konnte; denn bei einem
solchen Schriftstück giebt man gern auch auf die kleinste
Aenderung acht und lauscht ihr ihren Sinn ab. Ungleich
wichtiger aber ist es, dass uns beide Briefe Lilli's erhalten sind.
Es ist hier nicht der Ort zu erzählen, was vor der
»Trennung« liegt. Lilli redet als Mutter, und als mütterlich
um das Wohl und Fortkommen eines Jüngeren besorgte
Freundin. Im ersten Mutterglück hatte Goethe sie bei seinem
Besuche im September 1779 wiedergesehen; die «Puppe«, die
sie damals im Arme wiegte, ihr erstes Kind, ist die Tochter
(Lilli, Elisabeth), die sie als glücklich »verheurathet« im
ersten Briefe erwähnt. Merkwürdiger Weise scheint sie an
jenes Wiedersehen nicht zu gedenken, indem sie von einer
Trennung von 27 Jahren redet.
Sie erwähnt nur ein Erlebniss: ihre «unglückliche Flucht.«
Schwere Schicksale waren mit dem Jahre 1793 über ihr Haus
hereingebrochen. Ihr Gemahl, in gefahrvoller Zeit zum
Maire von Strassburg ernannt, ward durch Commissare des
National-Convents seines Amtes entsetzt und auf 20 Stunden
Entfernung exilirt, Januar 1793. Er lebt mit ihr zurück-
gezogen in einem lothringischen Dörfchen. Seiner sterbenden
Mutter zu Liebe wagt er sich zurück, wird in Strassburg
festgenonmien, aber nach einiger Zeit aus der Haft ent-
lassen : so gelangt er wieder in sein ländliches Asyl: September,
October 93. Im Juli des nächsten Jahres aber befiehlt das
Comite du salut public wiederum seine Verhaftung, er soll
vor das Blutgericht gestellt werden. Im letzten Augenblicke
gewarnt, ergreift er die Flucht und rettet sich, in der Tracht
eines Holzfällers, auf deutsches Gebiet. Nach drei Tagen
qualvoller Ungewissheit beschreitet seine Gattin ohne Zagen
den gleichen Weg. «Nur das Einzige lass mich erwähnen«,
schreibt sie an ihren Bruder nach Frankfurt, sobald sie sich
Briefe von Elisabeth v. Türckheim an Goethe. 37
und die Kinder geborgen weiss — »dass ich nach fünf-
zehnstUndiger Wanderung, meinen Heinrich auf dem Rücken,
Wilhelm an der Hand und die andern mir zu Seite, glück-
lich durch alle französischen Vorposten und nun hier in
Kaiserslautern angelangt bin.« Nach einigen in Frank-
furt, bei den Angehörigen Lilli's, verlebten Wochen wandte
sich das v. Türckheim'sche Paar nach Erlangen. Hier
verlebten sie zurückgezogen und in häuslich emsiger Thätig-
keit ein volles Jahr. Sie hatten sich auf ein längeres Exil
eingerichtet, aber im Juli 95 hielt es v. Türckheim für ge-
boten, seines gefährdeten Besitzthums wegen zurückzukehren.
Leben und Freiheit stand auf dem Spiele. Aber wider
Verhoffen konnte er bald eines gesicherten Zustandes ge-
niessen, und durfte die Gattin heiinrufen, der es den schwer-
sten Kampf gekostet hatte, ihn allein ziehen zu lassen. Auf
der Heimreise, die über Stuttgart, Basel, Schaffhausen ging,
ist Lilli in Zürich gewesen, eine Erkrankung der Kinder ver-
ursachte hier gerade einen längeren Aufenthalt. Damals
also, im September 95, haben Lilli und Frau Schulthess (doch
wohl durch Lavaters Vermittlung) einander kennen gelernt.
In dem genannten Büchlein des Grafen Eckbrecht v. Dürck-
heim findet man die Geschichte dieser Tage nach den Auf-
zeichnungen und Erinnerungen seines Schwiegervaters, des
ältesten von Lilli's Söhnen (Johann Friedrich v. Türckheim)
wahrheitsgetreu erzählt. Wie Lilli auf der Flucht , als
Bäuerin verkleidet, Soldaten der Republik, die sich ihr frech
nahen wollen, in Respect hält ; wie sie ihrem kleinen, kaum
neunjährigen Wilhelm, weil er ihr so tapfer zur Seite ge-
schritten, neue Stiefel verspricht — das alles ist köstlich zu lesen.
Die Briefe, die Lilli damals und während der Zeit des Exils
an ihren mit Marie Gontard verheiratheten Bruder ge-
schrieben, hatte schon früher (1857) JUgel in seinem Buche
»Das Puppenhaus« aus dem Gontard'schen Familien- Archiv
bekannt gegeben (S. 361). Der Geist dieser Briefe ist ein
schlichtes Heldenthum : »Ich will nicht klagen; still und
muthig will ich jedem Ereigniss entgegensehen und ver-
trauensvoll den Winken meines Vaters folgen, der mich bis
daher so glücklich geleitet«, schreibt sie im ersten Briefe
aus Erlangen. Und als Türckheim, mit Gefahr der Freiheit
und des Lebens, die Rückkehr gewagt hat : »Er ging, durch
die Macht der Umstände und den Zuruf der Freundschaft
fortgerissen, und Gott wird ihn segnen und schützen. Ich
ergebe mich darein mit dem Gedanken, dass der, welcher
so rein wie er handelt , nicht von ihm verlassen werden
kann«. Wir begreifen es beim Lesen dieser Briefe, dass es
Barbara Schulthess in Lilli's Nähe zu Muth war, als lese sie
Iphigenia. »Ich glaubte Iphigenia vor mir zu sehen«, sagt
38 Neue Mittheilungex.
ja auch Henriette von Egloffstein, um mit einem Worte
Erscheinung und Wesen der einzigen Frau zu bezeichnen.
Eine Vergleichung, die Goethe selbst bestätigt, indem er
von LilU's »ausdauernder Grossheit« redet. Antike Seelen-
grösse hat er im Sinne, wenn er, um persönhche Eigenart
zu bezeichnen, das von Winckelmann geprägte und von
neuem geschaffene Wort anwendet. »Ich kann nicht leiden,
dass du grosse Seele mit einem falschen AVort betrogen wer-
dest«, sagt Orest zur Schwester.
Goethe hat sicher noch von andrer Seite , als durch
Henriette von Egloffstein, über die Schicksale Lilli's Nachricht
erhalten. Es ist nicht denkbar, dass seine Mutter, dass
Frankfurter Freunde davon gegen ihn geschwiegen haben.
Ich will hier nur daran erinnern, dass Senator Metzler, ein
alter bewährter Freund der Türckheim'schen Familie, die
Flüchtigen aus Heidelberg abgeholt hat. Er war auch mit
Goethes Mutter bekannt. Nur gelegentlich kommt zum
Vorschein, wie Goethe damals die Erinnerungen an die
entschwundene schöne Zeit hegte. Ich will hier ein Stück
eines Briefes mittheilen, den er im September 1799 an einen
Genossen jener Tage richtet, deren Inhalt und Gefühl er als
Greis noch in die Worte des Hohen Liedes gefasst hat :
»Ich schlafe, aber mein Herz wacht.« Aus seinem stillen
Gartenhause schreibt er an Georg d'Orville' nach Offenbach:
Lieber würdiger Freund
Ihre Hand und Ihren Nahmen wieder zu sehen hat
mir, in einem stillen Gartenaufenthalt, wo ich mich jetzo
befinde, eine ausserordentliche Freude gemacht. Glauben
Sie mir dass ich, in Erinnerung früherer Zeiten und
Anhänglichkeit an alte Freunde, Ihnen nicht nachstehe.
So wenig man sich wieder Brüder und Schwestern
schaffen kann, wenn Vater und Mutter todt sind, so
wenig kann man sich Freunde erwerben wie die sind,
die ein früheres, völlig verschwundnes Jugendverhältniss
uns verschaffte. Wir haben im Alter noch Ueberzeugung
und Wahl ; aber die süsse Nothwendigkeit der Jugend
erscheint uns nicht wieder. « —
Hiermit kann denn die Betrachtung schliessen, die sich
um »Schicksal und Antheil« bewegte. Wenn im ersten Briefe
Goethes der Ausdruck des Antheils gehaltener und fast förm-
lich erscheint, im Vergleich wenigstens mit dem zweiten, wo
die Empfindung warm hervorbricht, so erklärt sich das auch
' Piraz;ii, Aus OBenbachs Vergangenheil S. 192 fg.
Briefe von Elisabeth v. Türckheim an Goethe. 39
aus der Situation. Goethe sah sich ausser Stande jenen
Wunsch der verehrten Frau zu verwirkHchen, der den Anlass
zum Wiederanknüpfen, gegeben hatte.
Zu No. I. 2. Gesandte der Hennebergischen Häuser zur
Fränkischen Kreisversammlung zu Nürnberg sind Anfang 1801
Geh. Rath Freiherr v. Türkheiin und Legationsrath Strobel.
Am 5. August 1801 resolvirt Carl August »dass die durch
Absterben des Hof- und Legationsraths Strobel erledigte
Agentenstelle bei dem fränkischen Kreis durch den Legations-
rath Johann Wilhelm Thon zu besetzen sei«. (Freundliche
Mittheilung von C. A. H. Burkhardt.) Ueber Lilli's Protege,
Kocher, habe ich nichts erkundet. — Der Erzieher der
v. Turkheim'schen Söhne hiess Redslob. Er gehörte, wie
Arnold, der Dichter des Pfingstmontags, zu den Freunden
des Hauses und bewährte seine Treue in den Gefahren der
Flucht Juli 94 und während des Exils der Familie.
No. 3. 4. Die Zeilen, mit denen Karl v. Türkheim den
Brief seiner Mutter an Goethe gesandt hat, liegen vor. »Je
me fais un devoir de vous exprimer ma reconnaissance pour
Taccueil gracieux et obligeant que vous avez bien voulu me
faire en vous rendant ma visite«. Dresde ce 17 Oct 1S07.
«Karl v. Türkheim war 1807 im Bankhause seines Vaters, er
verheirathete sich 1807 mit Cäcilie Gräfin Waldner v. Freund-
stein«. (Gütige Mittheilung des Herrn Barons Eduard v. Türk-
heim, durch Herrn v. Dursy.) Ein Briefchen aus späterer
Zeit (Strassburg ce 6 Avril — ?), das sie einem Cousin,
Leon de Bussierre zur Einführung mitgegeben, knüpft an den
Besuch des Jahres 1807 an. »Je ne sais si le grand poete
se rappellera d'une personne qui n'a d'autre raerite que de
savoir l'admirer et qui ne pense qu'avec reconnaissance ä
Taccueil aimable qu'elle a recu de lui. Si donc Monsieur de
Goethe veut bien me conserver un petit souvenir, je demande
qu'il se reparte tout entier sur le jeune homme partenu de
cette lettre, et c][ue Taccueillant »Salven soit poTir lui ce
cpril a ete pour moi«. Die Unterschrift Cecile de Turckheirn
nee de Waldner setzt es ausser Zweifel, dass Karl v. Türck-
heim mit seiner jungen Gattin bei Goethe gewesen ist.
Auffallender Weise aber erwähnt Goethe im Briefe nur die
Bekanntschaft des Sohnes, und auch im Tagebuch steht unter
dem 30. September 1807 nur »Besuch von Herrn von Dürk-
heira.« Die Eintragung ist von Riemers Hand, zuerst
(scheint es) war der Name mit T geschrieben. Man sollte
das Umgekehrte erwarten, denn die Correctur hängt doch
wohl mit der Irrung zusammen, die Goethen widerfuhr,
indem er die beiden ihm bekannten Familien ähnlichen
Namens verwechselte. Im Anfang der achtziger Jahre schon
40 Neue Mittheilungen.
finden wir ihn in geschäftlichem Verkehr mit dem meiningi-
schen Geheimen Rath Franz Christian Eckbrecht v. Dürckheim
(Werke IV, 4, 302,12. 5, 328,8 Weim. Ausg.) und so lag es
ihm nahe , an diesen Zweig der Familie zu denken. —
Wilhelm, der dritte der v. Türckheims, war im Frühjahr 1806
in die Armee eingetreten und hatte als Husarenoffizier den
Herbst- und Winterfeldzug bei der Avant-Garde mitgemacht.
Im Mai 1807 schreibt er seiner Mutter aus Potsdam er hoffe
sie bald zu umarmen, da er, um seine Hand zu heilen, sich
»aux eaux thermales en Francea begeben müsse. (Lilli's
Bild S. 108.) Im Frühjahr 1808 steht er wieder bei dem
Corps des Generals Rapp, dessen Adjutant er damals ge-
worden ist. (Schreiben aus Bayows [V] pres Brandenburg,
April 1808. a. a. O. iii.) Die Ueberlieferung, dass Wilhelm
V. TUrckheim der Husarenoffizier gewesen, der unmittelbar
nach der Schlacht bei Jena Goethe aufgesucht habe, lässt
sich mit unsern Briefen schwer vereinigen. (Riemer, Mit-
theilungen I, 363; Vgl. Goethe's lagebuch unter dem
17. October: »Geheimnissvolle Unterhaltung mit dem Husaren-
offizier.«) Die »glückliche Mutter« würde doch wohl davon
erfahren haben, und alsdann hätte sie (bedurfte es dessen)
den Besuch ihres Wilhelm dem alten Freunde anders ange-
kündigt. — Erwähnt sei noch, dass der aus Weimar datirte
Brief No. 4 in Jena geschrieben ist. —
x\m Ende unsrer kleinen Sammlung liegt ein gedrucktes
Blatt, schwarz verschlossen, Poststempel Francfort 23 May 1817.
Adressirt Monsieur Monsieur de Goethe, Conseiller d'Etat ä
Weymar.
La Familie de Turckhcim a l'honneur de vous faire
part de la perte qu'elle vient d'eprouver par la mort
de Dame Anne-Elisabeth Schoenemann, Epouse de M.
Bernard-Frederic Baron de TurekJieiiii, ancien Banquier
ä Strasbourg, et ancien Ministre d'Etat de S. A. Royale
le Grand-Duc de Baden; decedee en son habitation de
Krautergersheim,' dans la nuit du 6 Mai, ä Tage de 59 ans.
' Dorf unweit der Strasse nach Barr, in der Mitte der Ebene
zwisclien dem Rhein und den Vogesen. Lilli wohnte gern in dem
kleinen Landhause, das v. Türckheim i. J. 1800 für sie angekauft hatte.
Bernhard Suphax.
"^^
Briefe von Charlotte v. Kalb an Goethe. 4^^
4. BRIEFE VON CHARLOTTE V. KALB
AN GOETHE.
Goethes Freundschaft mit Frau Charlotte v. Kalb fällt
in die Zeit zwischen ihrer rücksichtslos leidenschaftlichen
Liebe zu Schiller und deren fast noch gesteigerter Wieder-
holung in ihrem Verhältnisse zu Jean Paul. Diese beiden
umgebenden Freundschaften sind vielfach Gegenstand ein-
gehender Darstellung geworden auf Grund eines urkundlichen
Materials, das trotz manches bedeutenden auto da fe reichlich
genannt werden muss gegenüber demjenigen, das bisher zur
Beurtheilung der mittleren vorlag. Dreizehn Briefe und
Briefchen von Goethe an Charlotte v. Kalb, zur Hälfte
undatirt obendrein, — das war alles.
Sie sind in einem ruhigen Ton aufrichtiger Zuneigung
geschrieben und bekunden, dass Goethe sich von Charlotte
v. Kalb als Freund geschätzt, als Dichter verstanden fühlte.
Er zeigt sich in ihnen hilfreich in Geschäften, bereit zu
Diensten der Höflichkeit ; gemeinsame Freundschaft mit den
geistig führenden Männern der Zeit, gemeinsame Abneigung
gegen die zerstreuende Societät verbindet sie, und die Lässig-
keit, den Unglauben der Menschen findet er nicht in ihr.
Das beweist immerhin, dass Goethe -in Charlotte v. Kalb
eine ungewöhnliche Erscheinung sah. Aber eben die Un-
gewöhnlichkeit, die wir sonst an ihr kennen aus Briefen,
Roman und Memoiren, scheint doch durchaus nicht von der
Art gewesen zu sein, dass sie auf Goethe hätte anziehend
wirken können. Vielmehr scheinen ihre innersten Naturen
entschiedene Gegensätze darzustellen: Klarheit und Ver-
wirrung, Stätigkeit und Schwärmerei stehen sich gegenüber;
ein Mann, der den Strom des bald wildaufschäumenden, bald
melancholisch versinkenden Gefühlswesens mit starkem Arm
durchschwömmen hat, und eine an Leib und Seele kranke
Frau, die willenlos in diesem Strudel umhergewirbelt wird,
bis eine rohe ^^■elle sie hart auf ein unfreundliches Ufer
schleudert.
Gab sie sich Goethe gegenüber anders, als wir sie sonst
kennen? Vermochte sie sich im Verkehr mit ihm zu befreien
von der zügellosen Sprunghafiigkeit ihrer Gedanken, von
der krankhaften Selbstbespiegelei ihres Gemüths? Man könnte
das vermuthen, zumal ja Charlotte auch in ihren ersten
Briefen an Jean Paul eine klare Beherrschung zeigt, die mit
ihrem sonstigen Wesen im Widerspruch erscheint und die
erst dann in Verwirrung und Leidenschaft mehr und mehr
sich verliert, als Jean Paul antwortend die Fesseln löst, die
sie sich angelegt, als er nach Weimar kommt und diese Reise
seine Himmelfahrt zu ihr nennt.
42 Neue Mittheilungen.
Das war am loten Juni 1796, und vom yten desselben
Monats ist der letzte der bisher bekannten Briefe Goethes
an Charlotte datirt. War das ein Zufall? Vielleicht kann
auch dies die Annahme stützen, dass sie in der Zeit zwischen
den beiden leidenschaftlichen Verirrungen ihres Herzens, eben
in der Zeit ihrer Freundschaft mit Goethe, gesunder und
klarer zu denken und zu sein vermochte als vordem und
nachdem.
Von ihren Briefen an Goethe wird man auf diese Fragen
und Vermuthungen Antwort erwarten dürfen. Sein Nachlass
hat sie aufbewahrt, und man muss ihnen mit einiger Span-
nung entgegensehen, wenn man liest, was er ihr am i. Mai
1796 antwortete auf einen 12 Seiten langen Brief: «Lassen
Sie mich sagen, dass ich ihn zu kurz fand und dass ich
immer so fort gelesen hätte, und nun immer von vorn
anfange.«
Freilich, verbindliche Höflichkeit hat Goethe manches
Wort entlockt, das nicht als Ausdruck voller Aufrichtigkeit
betrachtet werden darf. Aber als ein solches, als eine blosse
Phrase, wird Niemand dieses Bekenntniss von vorn herein
abthun mögen. Den Herausgeber ihrer Briefe muss es vielmehr
verpflichten, im Auslassen enthaltsamer zu sein, als eine rein
stoffliche Abschätzung ihres Werthes empfehlen würde.
Von 32 überlieferten Schreiben werden daher im folgen-
den nur 2 ganz ausgeschieden ; in den angehängten An-
merkungen wird zu der Stelle, die ihnen der Zeitfolge nach
gebührte, über ihren Inhalt berichtet, ebenso über einige
weitere Theil - Auslassungen, die jedesmal durch drei Punkte
angezeigt sind. Mit den Gründen, die zur Zeitbestimmung
der meist ohne Datum überlieferten Schreiben führten, soll
der Leser nicht aufgehalten, sondern nur hier im Allgemeinen
unterrichtet werden , dass sie theils durch ihren Platz in
den »Eingegangenen Briefen« datirt sind, die Goethe seit
1792 quartalweise zusammenheften Hess, theils durch ent-
sprechende Angaben in Tagebüchern und Briefen Goethes,
L
[Jena, Ende 1793.]
Sie hatten Herrn Brehm erlaubt Ihnen aufzuwarten —
er wünscht also sehr dass ihm heute diese Gunst werde.
Diesen angenehmen Ciavier Spieler begleidet Herr Valz,
welcher einen schönen Bass singt. Wenn Ihnen seine
Stimme gefält — so glaube ich die Kirche und der Lehr-
stand — könnten wohl diesen Hirten und Mehrer abgeben.
Briefe von Charlotte v. Kalb an Goethe. 43
(ich kenne seine Gesinnungen hierüber nicht) aber nach
der neuen Philosophie soll ja eben durch die Vermischung
der Stande das Reich des Friedens hervor gehn. —
So bald es meine Mutter Pflicht erlaubt kome ich
nach Weimar — wo es mir eine hohe Freude sein wird —
Stunden zu verleben einer belehrenden nährenden reifen
Unterhaltung — durch die nur einigen Menschen mög-
lich zu begreifende entschleirung Ihres grosen schönen
Geistes, — zu sein indem einem das seyn eines andern
klarer wird — ist auch eine Existenz!
d. Sonnabend. Charlotte K. Marschlk.
IL
[Weimar, Ende Februar 1794. j
Können die Thrcinen des Himmels Sie nicht auf-
halten?! — was ist das Paradies in solcher Laage? ich
wünsche herzlich dass der Engel mit dem Schwerd Ihnen
den Eingang wenigstens erschwere und seine aufsieht Ihnen
das bleiben unmöglich mache — abermehrnoch;, ich wünsche
Ihnen alles Übel. Zahnweh, Gicht und Fieber — eine
solche Episode in diesen Tagen wäre mir heute lieber
gew-esen als Ihr Tasso. mein Gemüth kann das unerwartete
nicht tragen — und noch eins mein Gemüth sucht Sie
und möchte behnlten was es erworben hat. \v\q Spinoza
meynt ?
Charlotte.
Morgen Abend bey Herders denke ich Ihrer und
meines Lieblings Ihres August.
IIL
Waltershausen den ijten Merz [1794].
Je mehr ich mich Persönnlich von Weimar entfernde —
je mehr kehrt mein — Andenken, still und fest — mit
Sehnsucht vermischt, zurück — hin — zu Ihnen wieder,
zu meinen Freunden. Ihr Bild wird sichtlich — ich
möchte es vor meinen Augen zaubern — bemüth noch —
schwindet sie schon wieder die angenehme Täuschung
wie ein leichter Rauch! ich bemerke denn lebhafter in
mir die Erinnerung an Ihre gute für mich — des wohls
44 Neue Mittheilungek.
was mir durch Sie ward; was mir durch Sie werden
wird — denn ruhig Einsam ohne Zerstreuung als die
meiner f\mtasie und meines begehrenden Wesens lebe ich
hier — und Ihre Schriften sollen auch mein bestes Seyn
mit erhalten und nähren.
Sie erlaubten mir Ihnen zu schreiben, tadien Sie mich
nicht dass es so bald geschieht. Hätte jetzo gleich —
Unbestimmtheit mich zurück gehalten — vielleicht hätte
ich nie wieder voll Zufersicht an Sie die Feder gefasst.
Hätte ich so oft schreiben können als ich an Sie dachte —
oder dachte was mann nur einem Wesen wie Sie sind
sagen und fragen kann — so wäre mein Wesen Ihnen
viel deutlicher geworden. Ach darum ist die Unterredung
so schön weil mann dann ist, in Briefen erzehlt mann nur
von sich. Die gebogene Stellung wie wiederich. In
Briefen verleidet mann, in der Unterredung geführt! —
Und doch wie dumpf und oed wäre der Schlummer
meiner Seele gewesen — hätten diese Blätter nicht —
gleich der erinnerung abgeschiedener Freunde, mich beym
glauben an Liebe — - an Zweck und mögliche vervol-
kommung des Daseins erhalten — einst schwand dieser
glaube — und ich ward ein Elender Materialist — denn
was kann mann anders in diesen beschränkten dummen
Einrichtungen des Lebens sein — wo Geist und Herz alle
Augenblicke verläugnet wird — wo die besten und innigsten
so oft auch zu dieser Sünde verleidet werden, wo diesen
Funke der allein wärmt und leuchtet der Mensch in
Menschen nicht mehr erblickt — Was ist er dann, was
muss er werden — ein darbendes Thier.
Die Liebe — ich rede von der Liebe die mann in
sich bildet — und sozusagen selbst zur Liebe wird —
nicht von der die mann haben will. Freilich verweilt sie
oft mit festerer dauernder Betrachtung bey höheren
Wesen. — Und leise entsteht der Wunsch : Durch sie zu
sein für sie zu sein — Freundschaft ist das reinste Ver-
langen die köstlichste Habe der Sterblichen ! Sie steht
auf einer Höhe — alle niedren Begierden unter ihr — sie
wird von ihnen gemustert verspottet selbst gelobt — ach
und wird sie eine dieser Art dann ists aus mit ihr — Die
Briefe von Charlotte v. Kalb an Goethe. 45
erste Liebe ist Gottes Art — und geht über alle Ver-
nunft — sagt wenn ich nicht irre ein Apostel. Die zweite
Liebe — geht wohl mit der Vernunft, und ich kann ja
wohl Sagen Schreiben Denken — ich liehe Dich! — ich
streiche diese Worte aus und daran ist auch Mistrauen
und Unglaube schuld . .
ich habe angefangen in Woldemar zu lesen — mein
Gott mit Ihnen das Buch zu lesen mit Ihnen von Ihnen
darüber reden zu hören was wäre das werthü —
Sie werden mir nicht antworten — aber Sie werden
mir schreiben ob ich Ihnen manchmahl so über manches
und mancherley schreiben darf.
Gesundheit (zu dieser gehört Kissingen) Freiheit und
Liebe werde Ihnen immer mehr und mehr!
Charlotte.
IV.
Waltershausen bey Meyningen den 18. Juni [1794].
Oft sehr oft denke ich an Sie — an den schönsten
Sommertagen — stunden — und gegenden dieses Thaies!
— Mir scheint es würklich eine Probe von der Vortreff-
lichkeit der Wesen — und des gehaltes unserer Vor-
stellungen und Gesinnungen von ihnen, und für sie zu
sein — Wenn die Erinnerung — die reizensten Scenen
— nein die schönsten Decorationen der Natur — erhöht
und belebt ! So wie alles was uns unangenehm ist — den
Genuss der Natur stört, und oft vernichtet — So ist hin-
gegen ein Wesen das sie Ehrt das höchste was wir in
ihr erkennen — und Lieben ! — Ich glaube unter einem
Italienischen Himmel — am Reinfall — bey jeder grosen
Natur Erscheinung würde mein Geist am würdigsten das
Fest eines solchen Andenkens feyern ! — Das wird vielen
— (und doch vielleicht leider auch nicht) so verständlich
sein — dass ich über das warum kein Wort verheren
mag! ich war im Geist oft wieder in Jena — dachte an
Ideen die Sie in mir erweckten — an den Strahlen die
mir so manches beleuchteten — und wie mir so manches
anders sein — anders vorkommen würde wenn ich mehr
um Sie wandelte. Da war der Sommertas — in dem
46 Neue Mittheilungen.
Schatten des Buchenwaldes — bey dem Gesang der Nach-
tigal — umweht von Süssen Düften — mir nicht mehr
so schön — Als der Winter Tag an der beeisten Saale —
unter den entblätterten Bäumen — und der rauheren luft!
— Ist mir das Schicksaal günstig so bin ich künftigen
Winter wieder an diesen Orten, und wie solte es mich
freun wenn ich dann oft Sie sehe — nicht den Welt und
Hofmann oder dgl. sondern Goethe v\ie ich ihn einige
mahl be}- Herders fand! und auch allein hörte — Wenn
Sie laut sein wollen, was Sie sind — Wenn Sie ahnden
dass man Sie verstehen könnte.
ich danke Ihnen für die Gedichte, wie freue ich mich
in denen Zerstreuten Blättern mehr von diesem schönen
Denker zu lesen. Wohl verteilt die Welt und die Zeit
mancherlev Rollen — glücklich wer sein eigenstes Seyn
dabey erhält oder daraus rettet. Die meisten suchen in
diesem Zufall ihr Glück ihre Pflicht und ihren Ruhm —
einigen erhält es das Leben, die meisten aber werden ver-
nichtet, sodass an ihnen nichts mehr ist als Schaale, wan-
delnde Leichname — ich weis aber dennoch ein Dasein
welches nicht zu diesem Spiel gehört: — das leben Sie!
— und bey Ihnen hören auch die Rollen auf so die Welt
erteilt, und eine andre Zeit beginnt! — O ich komme
wieder nach Weimar höre Sie wieder bey Ihren Werken
und über die Kunstwerke reden die Meyer für Ihnen
sammlet.
Ist der 3te Band von Fichte über die Revolution schon
erschienen ? — ich bin begierig von ihm, seiner Lehre und
deren Folgen zu hören,
Herder ist doch wohl . und heiter? — Ihr August?
sagen Sie mir. ein w^örtchen von dem lieben Kinde . und
schicken mir Ihre Optik.
Charlotte K Mlk.
V.
[Waltershausen] 9. August [1794J.
Tausend Dank für Ihren Reineke — ich wolte ihn
lesen aber siehe ich bin zu hipokonder, als dass ich mich
möchte und könnte mit den Thaten und Ruhm dieses
Briefe von Charlotte v. Kalb an Goethe. 47
Erzschelms abgeben; besonders jetzo wo diese Art so
grausam herrscht. — Diese Stimmun" wird bald vorüber-
gehn und dann will ich mit doppelter Lust die Wahrheit
Kunst und Schönheit dieses Werks bewundern.
Es freut mich sehr dass Schiller sich Ihnen hat nähern
können, — dies war Längst einer meiner liebsten Wünsche —
geben Sie ihm oft die Freude Sie zu hören — und in
Ihrer Nähe den Werth seines Geistes zu empfinden !
VI.
. . . Waltershausen, d. 3. Sept. [1794-]
Almählich kommt uns nun auch der Winter näher,
ein jedes sorgt sich in dieser Eisernen Zeit durch zu bringen
und zu erhalten — ich käme gern mit meinem Mann nach
Weimar — aber viele Schwierigkeiten biethen diesem
Verlangen Troz ! — ich muss mir recht lebhaft die langen
Tage Sonntag und Mitwoch vorstellen — und all den
Raub der Zeit und Ruhe, durch welche man in Verbindung
mit einer grösern Societät gerathen kann — um diese
Sehnsucht einzuschlummern. Ich hasse über alles die Zer-
streuung, das tönende Erz und die klingenden Schellen.
Ruhe des Gemüths ist mir so lieb — auch ohne dies kann
ich weder thätig noch wachsam für meine Kinder sein. —
Denke ich dann wieder an Sie an Herder — dass ich in
Weimar zu Herders komme, dass ich Sie beyde höre —
dass Sie freundlich und gütig mir antworten, wie mein
Herz und Geist bey solchem Umgang gewinnt — wie ich
so besser und glücklicher werde! Da wird dann meine
Seele sich Ihres Daseins lebhafter bewusst; denn ich er-
kenne mit inniger Freude die Schönheit und Macht eines
gebildeten würkenden Geistes. Täusche ich mich wieder?
oder ist es wahr, was ich mir ott sage, dass dies ein
bleibendes edles Verlangen meines Gemüths ist — bleiben
wird — und es schwäche von mir wäre wenn dieser
Wunsch unbefriedigt bliebe?
ich habe aber auch noch eine Ursache dies zu wünschen.
Der Erzieher meines Sohnes ist ein sehr achtungswerther
Jüngling. Einsichtsvoll Gewissenhaft Thätig in seinem
48 Neue Mittheilungen.
Beruf. — er hat mit vielem Fleiss Studiert — und hat
wie mich dünkt viel Anlage selbst in dem Gebieth
der schönen Wissenschaften etwas hervorzubringen. Ich
wünsche für Ihn sehr dass er seine Zeit so nüzlich und
edel wie möglich hinbringen möge — Benutzung guter
Bibliotheken — Rath und Leitung reifer Geister, dies fehlt
ihm — wenn ich auch nicht komme so werde ich doch
wohl ihn mit Fritz nach Jena schicken — damit ihm diese
Vortheile werden. Ich gedenke Ihres Augusts.
Charlotte.
Vergeben Sie diesem Zeichen meiner Ungeschicklich-
keit, ich schreib so ungerne ab — dies Blatt wird ja
doch so gleich verbrannt —
VII.
Waltershausen, d. 10. Dec. [1794.]
Sie gedenken meiner nicht mehr — es thut mir
weh! — Von Herders höre ich nichts, es ist also ein
doppelter Schmerz für mich!!
VIII.
[Weimar, Mitte December 1794.]
Sie werden vor wenigen Tagen einen Brief von mir
erhalten haben . . . Icli gehe in einer halben Stunde ins
Pallais. Komen Sie doch zur Goechhaussen, gleich nach
Tisch fahre ich nach Jena. Dass ich Sie bey meinem
Aufenthalt wiedersehe ist keine geringe Freude für mich.
Charlotte Kalb.
IX.
Jena d. 23ten Dec. [1794.]
Ich eilte nach Jena um mich wieder etwas zu er-
holen — bey einer Stimmung wie sie war und beynahe
noch ist — war ich nicht würdig der nähern Unter-
haltung — mit meinen Freunden in Weimar, — ob ich
zw^ar schneller durch sie zum freiem Bewusstsein meines
Daseins gelangen könnte. Doch vielleicht ists stolz oder
Hipokondrie dass ich nicht gerne mit so vielem mir jetzo
Briefe von Charlotte v. Kalb an Goethe. 49
so tief bemerkbarem Mangel für Sie erscheinen möchte. —
Ich weiss nicht wie lange mich noch diese und jene Sorge
hier aufhalten wird. — Haben Sie vielleicht bald hier
Geschcäfte oder besuchen Ihre Freunde? Das wäre für
mich in mancher Rücksicht auch sehr interessant ! — Sie
lieben ja auch den Ort und die Gegend, und die mehrere
Unbefangenheit mit welcher mann hier des Daseins inne
wird als in Weimar. — Sie bedürfen des nicht aber andere
können selbst zur aufnähme besserer ideen dieser Ruhe
und entfernung von aller unnötigen Zeit Zerstreuung nicht
entbehren.
X.
[Weimar, etwa 20. Januar 1795.]
Es war bey Ihnen — Lieber verehrter Goethe — wo
endlich der Wunsch wieder in Weimar zu leben, von der
Hoffnung belebt zum Vorsatz in mir wurde; und den
lebendigen Odem erhielt ich, nahm mir vor nur dafür zu
empfinden, und zu handeln — und a-lles dafür zu leiden
bis ich dieses Ziel meiner Sehnsucht erreicht hätte! —
Entfernt bringe ich meine Tage in oedem Trübsinn hin —
ich bin nicht; und meine Kinder sind für mich fremde
unbelebte Gestalten die ich nicht liebe — weil ich nicht
für sie würken kann! — Ist nur etw^as noch in mir was
Rettung und erhaltung verdiente, — so muss ich hier und
in dieser Gegend bleiben — Es wäre unverzeylich wenn
ich mir eine Laage wolte rauben lassen, die mich in den
Stand setzte mich endlich mit reger Vernunft meiner
Kinder anzunehmen; und Anstalten für sie zu benutzen
welche Aufklärung und Cultur hier schon gebildet haben.
Vortheile — die ich nur hier in dem Grad und in der
Mannigfaltigkeit vereiniget finde ! — Und dies alles wofür
ich nur allein lebe — was mein ist — und noch mehr
werden kann — Alles — das höchste Gut das ich kenne —
was mir als Mensch — als Mutter, als Freundin heilig
ist — alles ! das Leben — soll ich verlassen ! — Das will,
das gebietet — darum quält mich meine ganze Verwandt-
schaft! — und glauben Sie nicht dass sie einen andern
Ort vorschlagen — wo nach ihrer Meynung ähnliche
G0tTHE-J*HRBUCH XIIL 4
50
Neue Mittheilungen.
Vortheile für die Bildung der Kinder zu erreichen wären,
(für mich zwar war jeder andere Ort eine Wüste.) Aber
nein — ich soll nach Franken ins Grabfeld zurück —
meine Kinder sollen so unbrauchbar und unleidlich —
daher ?o schädlich — wie der übrige Baron isirte Pöbel —
Jahrhunderte schon klagt und schimpft mann über die
Verterbtheit des Adels. — Und das stets überhand neh-
mende Übel droht seiner Vertilgung — aber sie haben
keine Ohren zu hören! — ich soll nach Waltershausen
zurück — Ach ich will Ihnen das grosse Tableau meiner
dortigen Existenz nicht Schildern — Das Thier kann dort
verdauen und schlafen — dasjenige aber welches nur etwas
von einer bessern Natur in sich kennt, und fühlt kann
dort nicht schlafen und verdauen — wenn es lebt, — so
fühlt es nur die Zerstörung die Atonie die Agonie seines
Menschlichen Daseins — seiner Geistigen Natur ! ! Ahnden
Sie die Tiefe und das Endlose meines Leidens? Wie viele
scheuen das Licht, und misgönnen das Licht — Misbrauch
der Natur und Kreatur pp
Ich habe dumpf gedultet als ich nur allein lebte. Aber
jetzt gild es die Errettung von drey lebenden — der Ver-
nunft fähigen Wesen! — ich will mir alle erdenkliche
Mühe geben — Wenn nur auch gute Geister mir beystehn?
Aber ein Hauptgrund den sie vorgeben warum ich Weimar
absolut verlassen soll Ist der Prozess meines Schwagers —
mein Mann findet dadurch den aufcnthalt ganz unmöglich,
ich dachte gleich dass dieser mein Unglück — vermehren
würde ! — Ist denn in dieser Sache nichts zu aendern ist
denn gar keine andere Vorstellung möglich? —
... Es ist nichts unmöglich der Vernunft, und einem
Goethe mehr als ich begreifen kann. — Wolten Sie diesen
fatalen Process der durch die Laage der Dinge so furcht-
bar für mich ist schlichten — Wie dankbar — wie beruhigt
und heiterer würde ich mich wieder, gebeugt durch Leiden
nach und nach erheben — und Leben. —
, . . Der Herzog war immer über allen Ausdruck
Grosmütig gegen diese Famillie. Er sey es nur noch dies-
mahl! — Grosmütig kann mann nur gegen ein Geschöpf
sein — gegen welches wir nicht einmahl gütig zu sein
Briefe von Charlotte v. Kalb an Goethe. 5 ^
Ursach haben, Grosmütig nur gegen ein Geschöpf welches
uns unbedeudent und gleichgültig ist — welches wir selbst
unglücklich machen könnten — und was nur dadurch weil
wir eine schöne Handlung — weil dies Wesen ist ausüben
könnten, einigen Werth in unsern Augen erhält. — Er
Erbarme sich. Er sey gegen mich Grosmütig. —
O lieber Goethe könnte ich es erflehen ! Dann dürfte
nichts mehr mich entfernen wollen von einem Ort einer
Gegend wo ein besserer Geist weht — Wo ideen voll
Wahrheit und Energie im Schwünge sind — die Er selbst
lockte, schüzt und vermehrt. — Könnte ich nahe bey den
wenigen bleiben die noch Leben, und sehen — muss ich
zurück kehren — Lebendig begraben zu sein ist ein er-
schreckliches Loos. — Ich erröthe über meine Kühnheit;
Er sey Grosmütig gegen mich! —
Welcher Triumpf wäre es für mich wenn ich dies
dem Kalb wiedererwerben könnte — aber nur gegen //;;/.
An diese idee knüpfen sich noch mehrere — ich könnte
meine Verhältnisse in Harmonie mit meinem Innern Wesen
bringen . und so in selbstgenügsamem Frieden — meine
Tage hinbringen !
Süsse liebe Hoffnung die du mir bisher die Feder
führtest — gehe nun mit diesem Blatte . und belebe für
mein Wohl die Brust meines Freundes ! Denn nur zu Ihm
strebt jezt mein Vertrauen — und mein Gemüth !
Charlotte Kalb Marschalk.
XL
[Weimar, Ende Januar 1795.]
Sie sollen von denen Angelegenheiten des Prozess Kalb
kein wort mehr von mir hören. — Auch von m.einen
eigenen Leiden nicht! — Es war nicht Feigheit dass ich
in diesem Schmerz Sie auffoderte mir den Weg den ich
wandlen will zu erweitern und zu ebnen. — Ihre negative
Antwort hat meinen Willen und meine Neigung nicht ge-
mindert. ~ Der Zweck — das Bild welches nur allein vor
meinen Augen schwebt — darf ich nur nicht aus dem Ge-
sichtskreiss verschwinden lassen ! — Ein dünner Faden
führt durchs Labirinth, und nur allein windet mann sich
4'^
>-
Neue Mittheiluxgex.
durch seine Irgänge. — Lächeln Sie immer — ich bin
gewiss so dehmütig — als mann immer von uns fodern
kann — es ist ein Unterschied — in dem sorglichen Schritt
eines Weibes ; und dem zerstörenden — ertrotzenden ge-
bietenden Gang eines Helden!! — ich mag nicht länger
in diesem Sinn fortschreiben — nur das noch — mich
dünkt das ganze Leben eines Weibes — die doch gerne
möchte, dass aus diesen Steinen Brod werde — ist mit
nichts erfült — als stets den Schutt wegzureumen — der
von den Decken unserer grosen MoraHschen, Kirchlichen
und Polizev Gebräuche über sie fält, und sie zu ersticken
droht.
Mir ist's nur lieb dass ich einen Saducaeer kenne mit
dem über dergleichen Unfug zu plaudern ist.
Senden Sie mir doch etwas nagelneu Philosophisches
und auch etwas das erliebt und ergözt.
Charlotte.
XIL
[Weimar, Mitte September 1795. |
An einem Ort mit Ihnen zu wohnen — Von Ihnen
gekannt zu seyn, Ihres Wohlwollens versichert — Sehr
oft an Sie zu denken — mit den besten Gesinnungen,
mit dem lebhaften Wohlgefallen an der Erinnerung Ihres
Wesens, und Sie nie zu sehn ! es ist doch sonderbar ! —
Ich hätte längst mich nach Ihnen erkundiget — Ihre
Wohnung aufgesucht, — Wenn der Mangel an Umgang
und Mitteilung mir nicht stets mehr die Fähigkeit raubte,
Empfindung und Gedanken mit Fertigkeit aufzufassen, und
durch die Sprache wiederzugeben. Ich schien mir nicht —
zu se3-n, was ich sein kann, ich hatte mich besser gekannt;
darum habe ich Sie nicht besucht ! — Ich fühle noch leb-
haft wie Krankheit, Verlust, und Einsamkeit erdötend auf
mich würkte ; auch habe ich keine Lectur die mich er-
gözte. — ich sehne mich nach dem 3ten Theil Ihres
Wilhelms, wie nach der Wärme des Sonnenlichts, wie
nach dem Besuch eines vertrauten Gemüths. Ich höre Sie
gehn nach Italien, wohl Ihnen, es steht nicht gut mit
Briefe von Charlotte v. Kalb ax Goethe. 5^
Deutschland, — es scheint alles leer ohne Leben Willen
und Energie zu seyn.
Leben Sie recht wohl ! Charlotte.
XIIL
[Weimar, Anfang Octobcr 1795.]
Die Tage sind jetzo so schön — ich möchte wohl
mit Ihnen vor ;Ihrer abreise — noch einmahl Spazieren
gehn — bestimmen Sie wenn? und die Stunde. — ich habe
just keine mir jeztvorzüglich gegenwärtige idee die ich
Ihnen vortragen möchte. — Aber es wird mir angenehm
sein, und ist's nicht verständig — dass mann nach denen-
jenigen sich sehnt die Leben — Denken, und denselben
Ort bewohnen — — Wie wenige denken können das war
mir längst begreiflich. Dass aber sowenige Leben können;
und dürfen, w'ird — mir immer klarer, ich wundere mich
nicht dass man sowenig werth auf das Leben legt ! Das
schaale Ding — durch die Form die 'ihm unsere Societät
gegeben. —
Wenn ich ans Fenster gehe so wird es mir so klar
und hoch zu Muthe. — Gehe ich aber zu andern zu
Kranken, Trocknen, Kargen, so werde ich schnell Elender
als sie; und ahnde wirklich die Spur jeder Krankheit jedes
Übels. — Diese rauben mir meine Welt. — ich kann die
ihrige doch vielleicht noch etwas aufputzen? —
Leben Sie wohl, und lassen mir bald sagen wenn ich
Sie sehn werde.
C. Kalb.
XIV.
[Weimar, etwa 20. November 1795.]
Sie haben ein Wesen verlohren, das Ihren Hoffnungen
Ihrer Sorge und Liebe gehörte — es thut mir Leid! —
ich kenne diesen lange nicht zu besiegenden Schmerz —
Vielleicht muss ihn aber ein Weib mehr empfinden !
Den 3. Band von W. Meister hab ich noch nicht
gelesen — er ist noch beym Buchbinder. Aber das
Mährgen. ich will es wiederlesen, und dann will ich
Ihnen meinen Wahn und Thraum von diesem Mährchen
54 Neue Mittheiluxgen.
sagen. — Es haben schon viele über meine Deutung ge-
Lächelt, und andere gestuzt — für mich ist viel Wahrheit
und Sinn darin und das Licht welches mir das ganze
beleuchtet, wird hoffe ich noch kommen, einiges dünkt
mir bekannt, vieles ist mir verständlich! —
Wenn sehe ich Sie wieder, besuchen Sie mich wenns
Ihnen einmahl gemüthhch ist. Ich bin wohl. Ruhig und
meist schwei2:end. — Unterhalten kann ich Sie nicht —
aber wohl Hören.
Charlotte Kalb Mlk.
XV.
[Weimar, 25. März 1796.)
Ich bin noch immer in dem Mittel Zustand zwischen
Kranksein und Wohlsein — obgleich ich mir alle Mühe
gebe mir zu einem oder dem Andern zu verhelfen.
Sie haben heute Abend Geseelschaft darf ich auch mit
kommen? Oder ist es — dünkt es Ihnen nicht ziemlich?
— ich thue gern was Sie hierin fürs beste halten.
Sagen Sie Schillern den freundlichsten guten morgen
von mir — auch gedenke ich — Augusts und Carls —
Es ist doch schön wenn gute Freunde Kinder haben
— es ist mit der Liebe wie mit dem Feuer, je gröser die
Flamme je schöner. Aber ohne viele Gegenstände der
Liebe kann die Liebe nicht gewaltig werden ! — ich wils
nicht wieder überlesen sonst schick ichs nicht! — und
fürchte den Schalk in uns — der immer geschäftiger wird
jedes Flämmchen auszublasen ! —
C. Kalb.
XVL
[Weimar, 25. März 1796.]
Sonderbar! Aber ich glaube würklich es ist der
Lebendige Tod — der mich hinderte Sie und Schillern
zu besuchen. Denn wie ich höre so ist nach Stand und
Würden, ein jeder etwas mit dieser Epidemie behaftet! —
Die — wenn noch einige Paroxismen mich anwandlen
solten — an und in mir nur ein volkommenes Zeugniss
ihrer Würkung geben würde;. — und ein jeder Kenner
Briefe von Charlotte v. Kalb an Goethe. 55
und Liebluiber dieses modischen Seyns könnte an mir
diese Gabe der Zeit beobachten und demonstriren. —
Denn weniges ausgenommen so ist fast alles nuäusetot: —
Als da sind Liebe und Hass — Freude und Schmerz —
Furcht und Hoffnung! — Und wir harren in den Leichen
Häusern auf den Gots Bliz der uns erwecken werde —
(dass mann immer giebt wo schon die Fülle ist — in
unsern Zeiten ein Leichen Haus mehr — heisst das nicht
auch wieder den Eimer ins Meer getragen?) Aber viele
sind berufen und wenige auserwählt. Denn die da er-
leuchtet werden — wandlen über die Schwelle der kalten —
zur reinen — und endHch in den ^ten Himmel — ins
Reich der kritischen Vernunft! und wenn mann einmahl
die Schwelle der kalten Vernunft überstiegen hat, dann
sols immer weiter in Millionen Himmel gehn ? — Aber
ich kenne bis jetzo nur diese 3 dem Nahmen nach! —
Wenn ich nicht Willkommen bin — so lassen Sie
mir nur sagen ich möchte zu Hause bleiben und so will
ich im Glauben leben — und nicht im Schaun ; denn nach
meiner Erfahrung ist der Glaube das beste was uns werden
kann, und expres für uns Frauens in die Welt gekommen —
Der Doctor war hier und sagte ich habe etwas Cathar-
iieber — werfen Sie also dies ungemach zu den übrigen
Unarten die Ihnen bekannt sind — und endschuldigen
gefälligst die Tolheit Ihrer Verehrerin
C. Kalb.
XVII.
[Weimar, 26. April 1796.]
Gestern Abend sagte ich mir — Wenn du jetzo aus-
geschlafen hast — und du könntest — den andern Tag
wieder den Egmont sehen — und es stünde ein anders
Clärchen da — dass mir dieser Geist erschien — ein
andrer Ferdinand — Heute habe ich einen andern aber
einen gewiss eben so schwer mir gelingenden Wunsch —
Ich möchte den Egmont vorlesen hören, und von Ihnen! —
ach wenn es nur 2. 3 natürlich so dasselbe verlangten wie
56 Neue Mittheilungek.
ich — dann thäten Sie es vielleicht — aber — ach ! —
Sie — ich kann Sie nicht Tadeln ich darf Sie nicht
Loben! denn wer lobt gerne was er immer entbehrt! —-
Ja wenn 2. 3 Versamlet wären in diesem Nahmen —
dann — nicht wahr, dann wären Sie mitten unter ihnen.
Wenn mehrere wären — Aber Sie haben allen Glauben
und Hoffnung zu uns verlohren ! — Wer sind Sie denn —
Sie! Sie sind vieles aber Sie sind auch noch der Egmont
und Alba in einer Person — und gegen mir meist nur
der Alba! — Das Tödtet aber — oft, gewiss mehr als
das Schwerth. — Verzeihen Sie dass ich so klage! — ich
hab vielleicht unrecht, und Sie sind gut gegen mich —
aber nur unsichtbar — und schweigend! — Schiller ist
auch für mich schon längst, ins Schattenreich hinüber
gegangen! —
O es sind in diesem Egmont Göttliche Worte ganz
getrennt von der Composition — voll Geist und er-
höhend — diese will meine Seele fest halten. — —
Ifland wenn er sie erst noch mehr spielt wird sich
mehr dieses Geistes eigen machen. Er hat sie aber in
seinem Gemüth erwogen — das hab ich wohl gefühlt.
Der Traum, er ist prächtig aufgestanden!
Ich danke Ihnen sehr, unaussprechlich für die Freude
die Sie uns verschaff haben — für den Göttlichen Genuss
den es mir gewährte — Jeder Traum zeige Ihnen eine
himmlische Erscheinung und Ihr Leben sey umgeben von
schönen Harmonien — Sie weihen es ja der Betrachtung
der ewigen Harmonien . und tiefer und reiner werden
durch Sie — ihre ewigen Gesetze — den Menschenkindern
bekannt! — HerzHchen Dank für diesen Moment meines
Daseins — Die Musik war auch — so lieb — so vereint
mit dem Geist ich will aufhören, schicken Sie mir
mein Billet wieder, wenns Ihnen sonderbar dünkt. — —
oder schreiben Sie mir ein freundliches Wort! — eins ist
mir Lieb — das andere ist mir recht! Schmerzlich ist mir
kein Versagen — denn meine Seele gabs die keinen
Schmerz empfindet — meine Seele — zeigt ja nur die
Schätze die sie von Ihnen empfangen hat!
Charlotte.
Briefe vox Charlotte v. Kalb an Goethe. 57
XVIII.
[Weimar, Ende April 1796.]
O warum gaben Sie der Feder den Gedanken nicht —
der sclion aus Ihrem Gemüth geflohen war — und zu mir
wolte! — ich weiss nicht von welchem \'erhältnis Sie
reden welches Sie fesselt dass Sie sich nicht seihst hin-
geben, für uns — und dass andere unschuldig dabev darben
müssen! — o wie viel wäre alles anders tür das ganze,
und fürs individium. — Aber es gehört Liebe dazu —
diese freie grose himmlische Liebe; nicht die Elende
dumme beschränkte: Liebe die giebt — Liebe die Em-
pfängt — wer weiss das besser als — ich habe noch nie-
manden gefunden der durch die Gaben der Liebe arm
geworden wäre — Nein! die Sonne wäre, auch ohne eine
Welt — aber diese Erde ist schöner, wenn sie die Sonne
beleuchtet ! — (Es ist ja nur eine Kunst eine freie Kunst
weil Sie diese so sehr lieben.) was sage ich da — das
ist unsinn! — Ach ich weiss es ja wohl, ich bin arm —
und doch bin ich viel lieber Einsam — ganz einsam —
als dass ich unter der Welt sein wolte, und mich selbst
verleugnen — O wie oft wie unendlich oft habe ich das
gethan — Aber meistens hats doch nur so geschienen
und das ist ja nur der Schmerz über den meine Seele
klagt — dem sie entfliehn, entfliehn möchte — Lieber
vernichtet — stum — einsam einsam! — als verworren
mit diesen hederogenen — unlautern Vermischungen. —
Unter allen wiederwärtigkeiten Leibes und der Seele, sind
die kalten leeren Essigsauern Qualen — der Geselligkeit
wie mann sie findet mir die schwersten gewesen ! — weil
ich wenn ich heraus kam — mich nicht wieder hatte —
laut rief ich meinen Nahmen — aber ich erschien nicht —
O was hätte ich bleiben sollen was hätte ich werden
können! Dies zurück sehen ist unnüz, Verzeihn Sie
mir's. — Ihr Egmont brachte mich darauf. Der falsche
Tropfen in seinem Blut — sein Ewiges Leben ! Aber wie
himlisch ist das zusammen finden — von Wesen die sich
geben wie sie sind — Nur der Wahrheit — Schönheit
und dem Verstand huldigen, das höchste Ueben — mit
allem Leben und seyn! — ich verstehe Sie wie mich
58 Neue Mittheilungex.
dünkt meist, mehr, als — Sie ^verden verkannt. Das
wundert mich nicht — ach Sie wissen ja was wir alles
für masquen bekommen haben — wie der Mensch ver-
mumt ist — und der Geist nicht erweckt. — und wo er
auch ist wie bey mir, regt er sich nur mit kleinem
Fittig wo die Federn verdorben — oder ausgezogen sind —
das Bild ist nicht schön aber leider wahr — —
Mein Fritz war in der Comedie der Junge hat mich
gefreut, die letzte Scene meynt er war das schönste und
rührendste was er je gesehen hätte — (mein Verlangen es
wieder zu sehn ist unaussprechlich) — und die Mad.
Becker wie sie die Worte sagt wo ist meine. Heirnalh?
die habe ich ihm erklären müssen, ach meynte er das ist
Prächtig, dass Sie nicht mehr Leben kann ohne ihren
Freund, — das Kind hat etwas von dieser reinen Harmonie
verstanden — o wie hat mir das gefallen ! — ich könnte
Ihnen noch vieles sagen — wollen Sie einmahl zu mir
kommen — wir können ungestört sprechen —
Ich habe Ifland gesagt wie Sie ihn lobten wie einzig
Sie ihn erkennen und Lieben — das wüste er so noch
■ nicht — glauben Sie mir über die besten Menschen muss
immer ein Dritter den andern die Augen öfnen — und er
wurde sehend — und seine Seele wurde es, heiter, und
er dankte mir, wie er mir noch nie gedankt hatte. — — ■
Ich war bey der Herzogin Mutter — Ifland hatte mir
einen Auftrag an sie gegeben. Da wird mir wie Egmont
in den Mauern — ich gieng — fand andere — es war
wieder so. — ich thue nicht gut unter sie zu sein, für
sie, und mich. — Aber bey Herders bin ich gerne. Ebe
und Fluth bin ich bey ihnen gewohnt das thut mir nichts
mehr — ich habe es ja bey allen müssen gewohnt werden
— und Lebe noch — und weiss es nun, wie ich es auch
als Kind wusste dass in mir das Leben ist — Die Natur
hat eiserne Geseze. Bis die Vernunft diese erkennt Glauben
wir alles durch andere zu seyn, alles mit andern zu ver-
lieren ! — Es ist ein Sieg über den Tod wenn wir aus
diesem Kampf das Leben davon tragen ! Ihr Brakenburg
ist ewig wahr! Jammer über den Menschen ders nicht
empfinden kann!! weinet mit dem Wesen — ach drückt
Briefe von Charlotte v. Kalb an Goethe. 59
es fest ans Herz dass es an den euern wieder erwärme —
nach solchen Epoken — dann kommt eine öde lange Zeit,
die keinen Tag hat. — Wenn das Herz endlich müde des
krampfhaften Schmerzes — Tod in unserer Brust ruht —
dann wird uns das Geräusch, das verworrene Murmeln der
Menge wieder hörbar. Ach ich war fast immer nur im
Geräusch — Aber im wehen der Liebe — verschwindet
das Geräusch — die Welt ist uns ein bewegtes Spiel von
ideen — Gestalten — hie und da hören wir ein Wort,
und wir erkennen wieder und sehnen uns nach ähnlichen
Naturen — Im Geräusch findest du dich nie wieder —
Nein — unter dem Himmel wo du deine Gattung nicht
siehst, wo nichts sich bewegt, als das Wallende Gras, und
der Säuselnde Baum — Wo ein Sturm dich fesselt, mit
Almächtigem Zauber, und die hohe Simphonie der Natur
— zu deinem Herzen redet — es schlägt wieder —
der feurichte Strahl entzündet es wieder, in dieser
Nacht — Es wird helle — Immer «janfter süsser leiser
weht der Zauber — Eine heilige Andacht verbreitet sich
über uns — der Himmel wird heiter — es wird wie
ein Göttliches Auge über uns — und wo das Gewitter
war — ist nun ein siebenfarbiger Bogen — Welche Ver-
kündigung. HeiHger Gott! ich bin! und in Wehmuth
aufgelösst weiht sich — mein Seyn der Betrachtung —
der Liebe — des Alls und des Einzigen!! O las mich
nur Menschen finden die das unnenbare ahnden in dieser
Pracht!
Ich will aufhören — besuchen Sie mich heute. Morgen
— oder Übermorgen um die Comedien Zeit — Lassen Sie
mirs aber sagen, damit ich Sie erwarte und allein bin —
ich hab viel zu sagen und zu fragen. Se3'n Sie nicht Alba
gegen mich es thut nicht wohl —
Es ist nicht genug an der Vermummung ! Zwischen
den Freunden sind noch dichte Nebel — aber durch sie
können wir gehen — und je näher je dünner. Es sind
schläusen und gränzen? — Mann wähnt es nur — ach
ein Spann ist nicht leichter zu brechen; ich fodere nichts,
aber ich habe doch kein Ziel und Maas — aber wo ich
bin, da bedarf mann auch dessen nicht.
6o Neue Mitthf.iluxgek.
ich weiss nicht woher es körnt dass ich Ihnen so
leicht schreiben kann — wenn ich Sie sehe, oft — nicht
immer, wenn ich ein Billet von Sie bekommen habe —
dann sag ich mir oft, das ist der Mensch nicht an den ich
geschrieben habe — dann verschwindet mir alles das —
besonders wenn ich allein bin — und ich — ahnde — ich
glaube ein Wesen und an das schreibe ich — erklären Sie
mir das ! — —
ich lege diese blätter in ein Buch — damit mann nicht
bemerkt dass ich Ihnen so viel geschrieben — sonderbar —
einfältig — ich muss mit Ihnen über vieles und mancher-
ley Personen reden. — Werden Sie das Geschmier lesen
können ? — Betrachten Sie es nicht mit den Augen der
Kritik mein Gott es wird mir eiss kalt ! —
Sisifus ich glaube so heisst die Art. — Dann sind
auch Weiber die auch so unglücklich waren, ich weiss
aber nicht mehr was sie zu thun hatten. Der eine Vv^elzte
einen Stein der wenn er den Berg herauf war wieder
herunter rohe. Dieser Stein heisst Critik. Die Weiber
sollen auch steine haben wälzen müssen — die immer
wieder herab rollen, und wenn sie oben sind keine Bahn
finden und keine stütze — diese Steine heisen Pflicht —
Adieu. Der Herr gebe uns seinen Frieden.
XIX.
Weimar den 4. May [1796].
Die Schillern und Körner hat mir geschrieben ich
möchte kommen — ich kann nicht ehr bis mein Mann
wieder zurück ist — und dieser wird mich wohl sehr
bitten, nicht Schillern zu besuchen — Es war ihm Schmerz-
haft und er kann es nicht vergessen — dass mich Schiller
bey seinem 4 wöchentlichen aufenthalt nicht besucht —
dass er für alle, nur für mich nicht war. — »Es ist ihm
ja gar nichts an dir gelegen, er kann ja keinen Schritt
für dich thun« — ich habe ihm nichts versprochen. —
Aber ich will ihn nicht kränken — ich will nichts ver-
tischen, was zu seinen edlern unterscheidenden Gesinnungen
gehört — besonders — da ich wohl selbst weis, dass es
fast drollich von mir wäre den Schiller wieder zu be-
Briefe von Chaklotte v. Kalb an Goethe. 6l
suchen — ich lege einen werth auf mich — und wo es
mir nur erlaubt zu sein scheint, zu sein — da bin ich
nicht — und hätte ich lo mahl das Brod mit euch ge-
brochen. — Die Weiber sind gut — aber ich bin —
schlimmer und besser als die andern, ich hebe sie fast —
aber klar wird's unter uns nicht — Körner Ehre ich
er könnte kommen und mich besuchen — aber er ist ver-
heirathet — für den Mann der Verheirathet ist — und
doch nicht genug — bin ich ein Kamelion den jedes in
einer andern Gestalt sieht, ich kann nur viel oder nichts
sagen. — Wenn Heinrich komt so gebe ich ihm den
Brief von der Schillern und Körner — giebt er es zu, so
komme ich auf wenige Stunden —
Sagen Sie mn" bald ein Wort, ich lebe jetzo in einer
sonderbaren masque — lesen Sie diese Blätter in einer stillen
Stunde — sagen Sie mir ein Wort darüber. 7 Jahr war
ich noch nicht als ich der Wärterin einen 24 ger gab —
damit sie mich einen ganzen Nachnjittag bey der Ent-
schlafenen lies — —
Haben Sie über Jena und die Freunde andere ideen
so sagen Sie mir solche. Ich höre gern — ich folge
eilend des Freundes Rath.
Charlotte.
Herders Rinaldo ist tödHch schrecklich Krank, ach
wo finden wir einen Balsam für diese Leidenden ! —
Sie fanden den Brief zu kurz, Sie lesen ihn oit
wieder ? — O wenn Sie solche Briefe gerne lesen so kann
ich Ihnen viel schreiben — dann eile nur Feder! ich habe
ein ganz unbekanntes Leben — Von einer doppelten
Täuschung über meine Erscheinung viel zu sagen. Freunde
und Feinde irrten sich in mir, und fast die Letztern mehr,
als die erstem — in ihrem Hass erkannt ich mich, in ihrer
Liebe nicht. — Dies gab mir eine Gleichgültigkeit, eine
Willenlosigkeit ein Pflegma — wo der Nachtwandler —
am rande des Daches sicherer gieng, als ich — ach wenn
eine stimme mich rief — von den meinigen, dann erst
erwachte ich und bemerkte den abgrund wo ich herabzu-
stürzen drohte — oft wars nur ein schall — nur selten
62 Neue Mittheilungek.
weilte die Stimme der Simpathie länger um mein ohr --
und fachte die Flamme der Seele an, die mit himmlischem
Feuer aus dem Auge, auf das antliz des Freundes sich,
ergos — ich zähle nur wenige stunden einer so Gött-
lichen Wehmuth in meinem Leben — durch diese stunden
allein scheint mir die stunde der Gehurth einen Werth zu
gewinnen; wenige Augenblicke der Verklärung! — Auch
habe ich nie laut wünschen — nie bitten ach wohl nie
bekennen können, ach dachte ich wenn mein sein euch
nicht gefält — wie könnte euch meine Dürftigkeit ge-
fallen — bald war ich wieder Einsam — ich ahndete
keine Seele, ich fühlte kein Herz — so sind mir Jahre im
Grabe verschwunden. — Es ist 1 1 Uhr ich will schlafen
es wird mir Morgen früh wohl sein als hätte ich ausge-
schlafen! als ich Ihnen meinen lezten Brief schickte war
mirs als wenn ihn eine Macht foderte. — ich hörte nicht
ein Wort von Ihnen wieder! ich will nur immer ein
Wort aber das recht bald — denn schreiben können Sie
mir eigentlich nicht, vielleicht nie! — Das bedeutet mir
nichts (Sie haben mir genug geschrieben — und werden
mir wiederschreiben — wenn Sie wieder glauben hätten ! — )
nun hörte ich am Sonnabend Sie wären nach Jena, meine
Nerven waren etwas gespannt ich bin immer allein — ich
erwartete auch eine Zeile von Ihnen — nichts — das war
nun der Alba leibhaftig — der Sie auch sind — heute
erhielt ich das Buch — mein Herz hob sich — tränen
glitten mir die Wange herab — von einer Seele ein
Wort — nach langer Zeit — ich werde schlafen Gute
Nacht!
Der May ist drausen und ich kann nicht hinaus — es
beklemmt mich wenn ich jemand unvermuthet begegne
und ich habe meist etwas sehr dummes gesagt, oder ge-
schienen — ich sehe nicht — aber mir ist's als fühlte ich
mit den Augen — ich höre sehr leise — und in meinem
Ohr liegt mein Himmel und meine Hölle. — Es ist besser
ich höre nicht — ich rede nicht — Vor 2. 3 Jahren war
es schön — ich war allein auf dem Land — früh war ich
in der blühenden Laube, spät abends gieng ich den Berg
hinauf ich hatte nichts gethan — in Ahndung Erinnerung
Briefe vox Charlotte v. Kalb ax Goethe. 6^
und reizender Betrachtung war die Zeit nicht mehr — und
alte Zeit nah! — Der hohe Saal empfing mich das weise
Zimmer das ruhige Kabinet — die Nachtigal schlug am
lautesten in der allgemeinen Simphonie die jetzo meinem
Ohr hörbar wurde — vorüber tönte. — (Dich haben noch
wenige Komponisten belauscht. — Die Ouvertüre vor dem
Gesang der Hirten in Handels Mesias da ist es so! — ich
hörte sie lezt — aber sehr unvolkommen !) Wo ist die
Luft weicher — und schmeichelnder — wo kosender als
dorten, der Mann hatte den Berg verlassen — der das
Thal beschüzt — ein Gewölk begleidete ihn — der Mond
stieg herauf und sein Schleier herab — hin über das Dörf-
chen — und dies Enge Thal — hin schwamm er über
den Wald der die anhöhe begränzt — beglänzte die Kirchen
Fenster — den schlängelnden Bach, und spiegelte sich
lichthell — in dem klaren Teich — den die dunkle Wiese
umfaht — Die Lüfte kosten wie Geister um mich — die
Locke wehte das Band berührte meine Lippen — der
süsseste kühlte mein Auge — Was bewegt mich — wer
ist mir nah — welche Seeliche theilt mit mir ihre Wonne
— Bist du mir nah seelicher Geist — der einst in hehrer
Gestalt auch hier ruhte — schöne Aurora meines Lebens !
— gieb sie alle hin Erinnerung, nur diese Zeichnung las
nicht erblassen, ströhme wärmer durch mein Herz — dass
ich die edelsten Farben finde, — ich möchte einmahl eine
HeiHge mahlen ! — Hier lag die Lilie als sie in der Sehn-
sucht nach ihrem Ideal entschlafen war. — Das braune
Haar walte unter dem Schleier hervor und begleidete die
weiche hingegossene Gestalt — wer hätte dieser Hand —
ein irdisches Beginnen mehr wünschen — zumuthen wollen
warum hat sie kein Marmor verewigt? — — Die Lippe
war noch geröthet — und das Antliz mit der Ruhe ge-
weiht — die keiner noch beschrieben — wer nicht weinen
konnte , weinte — wer geweint hatte trocknete die
Thränen um die Verklärte zu schauen — ich ward so
ruhig so seelich — • und hätte mein Leben hindurch da-
gestanden : ich sah den Himmel an die Glorie dieser
Heiligen und jezt erhielt er seine Azurfarbe die in meiner
Seele ist — ein Flor umstrickte mein Herz — eine
64 Neue Mittheilungen:.
unsterbliche Sehnsucht glänzte in meinem Auge — und
die ich nachher liebte in denen leuchtete sie auch !
Ich könnte ein Evangelium schreiben von diesem Weib
und ihrem Sohn! meinem Bruder! —
XX.
Weimar d. 21. May 11796].
Haben Sie am Mitwoch vor 14 Tagen — einen Brief
von mir erhalten? —
Es ist eine Spannung zwischen mir Schiller und
Körners, in einer hipocondern Stimmung, nahm ich es
schmerzlich dass ich ihn bey seinem hiersein gar nicht
gesehn — und Körners unter so vielen nur auf wenige
stunden sehen konnte — denn ein längerer Aufenthalt
von mir in Jena glaube ich wäre Schillern nicht recht. —
In der Einsamkeit wenn eine Laune sich befestiget —
und nichts in der äusern Welt diese Vorstellung haben
mag — erscheinen leicht alle Wesen die uns bedeutend
sind, gleich quälenden Dämonen, ich schrieb — so, was
ich wohl denken durfte — aber nicht schreiben solte —
an Körner — dass ich nicht nur auf so wenige stunden
allein hinüber fahren möchte. — bald that es mir aber
leid dass ich sie bey ihrer Anwesenheit gar nicht sprechen
würde. — So schrieb ich an Schillern selbst, bekannte ihm
meine ganze Stimmung — bat dass Körner und seine Frau
die Schillern nach Weimar auf einen Mittag kommen
möchten. Dieser Beweiss ihrer Güte hätte leicht den
trüben Nebel verscheucht. Es sind 8 Tage ich habe nichts
gehört. — ich möchte gerne diese Disonanz in meinem
Seyn wieder aufheben. Wollen Sie das Edle Wesen sein
welches mir diese Wohlthat erzeichen möchte? — W^enn
Sie mich dieser Güte Werth achten — so werden Sie
auch diese Angelegenheit meines Gemüths — mit dieser
milden — schönen Eigenschaft behandlen. — Der höchste
Grad Ihrer gute wäre — wenn Sie mich in einem leichten
Chaischen selbst abholten, in dieser kranken Stimmung
fürchte ich mich fürs allein fahren, und hier hab ich
niemand — als stumme. Will aber Schiller alle bekannt-
schatt aufgeben — so ist eine Frage ob Körner — Ja wohl
Briefe vox Charlotte v. Kalb an Goethe.
Misdrauen — und Härte halten uns sonderbar aus einander.
Darf ich bitten dass Sie sich nichts von diesem Brief
merken lassen — mir morgen nur eine Zeile mit der Post
antworten. — Sonderbar wär's und mir höchst unangenehm
wenn der Brief den ich Ihnen am Mitwoch vor 14 Tagen
schrieb verlohren gegangen wäre?
Charlotte K Mlk.
XXII.
[Weimar, Ende October 1796.]
Immer nahm ich mir vor Ihnen für das köstliche Ge-
schenk Ihres Werks zu danken — aber umsonst giengen
mir schon 3 Tage vorbey. Dem der wenig spricht —
wird's auch schwer zu schreiben — und die Empfindung
bleibt lange ohne das Vermögen, sich in Worten zu äusern!
Wie hat mich diese Lecture bezaubert, ich lebte ganz
in dieser Welt — ich betrachtete alles mit reger Aufmerk-
samkeit — ich lauschte auf jeden Gedanken — der Ein-
druck gieng nicht vorüber — es war ja keine Täuschung
— für die Wahrheit selbst empfand ich so. — Tief war
der Schmerz der mein Gemüth bewegte, und der es immer
noch fesselt ! —
Welche Demant Schrift — welche Mäsigung und
welcher Reichthum — wie viele Schönheiten habe ich schon
erblickt — diesen Brauch des Gifts des Wahns ohne Ge-
brauch desselben — diese Volendung im einzelnen — und
die Verbindung die in einer so schönen Volendung glänzt
— Welch ein Leben welcher ström voll Wesen geleidet
mir vorüber ! O erkennen Sie meinen Dank ! ich Liebe
dieses Buch sehr ! — Auch mein Gemüth hat es erweitert,
und erheitert — und ich hab ihn wohl oft verstanden, den
herrhchen Geist — voll Kraft Einsicht und Bildent der in
diesen worten weht! Charlotte
XXIII.
[Weimar, 21. Januar 1799.]
Darf ich nach so langem Sclnveigen — und so langer
unsichtbarkeit wieder vor Ihnen Erscheinen, und Sie bitten
diesen Abend nach der Comedie zu mir zu kommen !
Goethe-Jahrbuch XIIL c
66 Neue Mittheilukgek.
Schiller soupirt bev mir und diesen möchte ich gerne
mit der Gegenwart eines Wesens Ehren das Schillern
freundlich achtet und Liebt, und das ihm stets seinen
Genius erweckt, und nährt.
Charl. V. Kalb.
XXIV.
[Jena, 29. März 1799.J
Wer Sie erkennt — und inimer mehr zu erkennen
wünscht — würde der nicht gerne einen Planeten ver-
lassen — und in einen andern eilen um mit Ihnen zu
seyn ! Aber der den ich bewohne giebt nur den Anblick
der Verwirrung der Seele die sich von dieser zu befreien
trachtet. Den Geist der am hellsten die Welt erblickt
und ausspricht — begegnet nirgends das aufmerksame
Gemüth. In Weimar ist dieser Geist Gebannt; und ich
bin Verbannt. — In Jena spielt ein Hämischer Dämon mit
meinem Wunsch — Also will ich meinen Willen nicht
lange nur im Herzen tragen sondern mit der Feder be-
kennen. Finde ich Sie heute bey Schiller — um 6 Uhr
komme ich hin. Und in den wenigen Tagen die ich
noch hier bleiben will — . . Sie ein Stündchen wo ich
Sie besuchen darf.
Charl. V. Kalb.
XXVI.
Trabeisdorf bey Bamberg d. 19. 8ber [1803].
Vor einigen Tagen fand ich Zeilen von Ihrer Hand
in denen Sie mit Innigkeit einiger Blätter erwähnen die
ich Ihnen einmahl nach Jena geschickt. Haben Sie diese
noch so schicken Sie mir dies Papier — Wer sehnt sich
nicht — wie nach guten Geistern — die Erinnerung solcher
hellbelebten Stunden wieder zu erneuern und der Seele
Licht an dem eigensten Leben wieder zu zünden! Ist es
nicht verbrennt so erfüllen Sie meine Einfältige Bitte.
Sie haben eine schöne Tochter — Eugenia — ich
weiss sonst kein Wort — irre ich? mir ist's als hätte es
ähnlichkeit mit dem Fragment in Ihren Schriften (ich habe
Briefe von Charlotte v. Kalb ax Goethe. 67
sie nicht hier) die Geheimnisse wie ich meyne genant —
Wie sehr ich danach verlange will ich nicht ausdrücken !
Charlotte Kalb gb. Mlk. v. Ostheim.
XXVII.
Berlin, Linden Strase 66. d. 20. September [1807].
So oft ich Zelter sehe frage ich nach Ihnen — seine
Lezten Nachrichten sind mir schmerzlich. Ein Würdiges
seelenvolles Andenken bleibt Ihnen ewig ! — O wenn
sich doch noch einmahl ein Gespräch unter uns erneute.
Erquickend und belebend, Einzig sind solche stunden
reiner Mittheilung wo der Gedanke neu sich vor dem
sehnenden entwickelt! Ich habe keine freundschaftlichen
Verhältnisse wieder gefunden, wie ehemahls — und werde
die Erinnerung meiner Freunde nicht entweyhn durch
vergleich oder den wünsch ähnlicher Verbindungen —
die selbstständige Genügsamkeit meines Herzens habe ich
mir durch die Liebe für die Freunde in Weimar erworben.
Ich habe viel unangenehmes erfahren, zwar habe ich
meine äusern Verheltnisse immer für gefährlich erkant —
ohne die strengste Sorgfalt hätte mich Längst das Übel
überwältiget. — Man sagt die meisten zählten in ihrem
Leben alle Momente Menschlicher Verhältnisse. — Herschen
und gehorchen, geben, und bitten. Jetzo bin ich eine
arme Frau — und um aus diesem Übel mich zu retten
will ich eine Handelsfrau sein — es gelingt mir — aber
leider habe ich jetzo nichts mehr zum Einkauf. Hätten
Sie die Neigung, die Ruhe meiner Tage zu befördern so
geben Sie mir eine kleine Summe — etwa 100 Rthlr. an
meiner Gewissenhaftigkeit, Sorgfalt und strengen Mäsig-
keit wird es nicht fehlen dass es bald möglichst wieder-
erstattet werde. So kan ich glauben — weil alles was
ich erhalten kan zu Arbeiten verwandt werden — die
jeden Monats verkauft sind Wenn ich gleich diese
Wahrscheinlichkeit habe — nehme ich es von Ihnen mit
dem innigsten Dank für die Milde Ruhe des Schlafs, den
heitern Tag, der die starre Sorge vernichtete ! — Ver-
wandte Hesen mich bey solchen bitten ohne Antwort —
Hier finde ich keine Stätte für ein Vertrauendes Wort.
5*
68 Neue Mittheilunghw
Doch bin ich gerne hier — alles wiedrige kan man in der
weiten Umgebung so leicht vermeiden. —
Gott wolle mächtig Sie stärken ! Dem unerforsch-
lichen vertraut die Seele das Liebste. Es giebt eine
Zuversicht die kein Wort ausspricht.
Charlotte von Kalb iMarschalk von Ostheim,
XXVIII.
Berhn den 25. Junv 1814.
(An Goethe und Voigt.)
Ob zwar ich fürchte dass dieses Schreiben Ew. Ex-
zellenz lästig sein könnte — und die äuserung meiner
Sorge nicht Ihrer Aufmerksamkeit würdig ist; So kan ich
es dennoch nicht unterlassen — denn mein Zutrauen nur
auf Sie gerichtet ist — Wo ich nur allein Klarheit Rath
und erspriessliche beendigung des mir so viel Sorge er-
reeenten Geschäfts hoffen kan.
Auch werden Sie Hochverehrte Herrn die Pflicht an-
erkennen dass eine Mutter ihre Gedanken und Wünsche
bekennen dürfe — wenn sie die Hofnung hegt dass diese
auch zum wohl ihrer Kinder föderlich sein könnten.
Mein Schwager der Praesident von Kalb starb d.
25. May zu Offenau bey Heilbron. In der Zeit als die
erneuerte Wahrscheinlichkeit ihn aufrichtete einiges noch
für seine Famillie retten zu können. Der Lohn seiner oft
schmerzvollen Anstrengungen ist ihm nicht geworden,
dieses vergrössert noch unser trauervolles Andenken !
Es ist nun mehr meinen Söhnen hingegeben die
Verhältnisse einzusehen, aufzugeben was nicht zu retten
wäre, und das übrig gebliebene sorgfältig zu verwalten. . .
. . . Ein Wort Ihrer Theilnahme wird mich beruhigen,
und mir ein Zeichen sein dass gute Geister dieses erneuerte
Bestreben — für die Nachkommen Segnen wollen.
Charlotte von Kalb geb. Marschalk von Ostheim,
(An Goethe.)
Indem ich Ihnen Verehrter Herr dieses Schreiben
übersende und auch bitte es dem Herrn G. R. Voigt mit-
Briefe von Charlotte v. Kalb an Goethe. 69
zLitheilen — Lebe ich in der Erwartung einer baldigen
freimütigen Antwort.
Ich bin beruhiget — da ich es Ihnen anbei m gegeben
habe — Die Entscheidung ist dann für mich ein höherer
Rathschluss — dem ich mich willig füge!
Lassen Sie sich auch sagen wie sehr ich in den vielen
Jahren wo ich Ihnen nicht schreiben konnte an Sie ge-
dacht — In der Zeit die mir wie ein schwerer Schlummer
vorübergieng — schenkten Sie mir Tage des Frühlings,
stunden der Vertraulichkeit — in dem Buch Ihres Lebens,
es war mir oft als hörte ich Ihre stimme! war aber zu
schüchtern um auch des Herzens Wort zu sagen. Wie
viele erhalten mit diesem Buch die Wiedertaufe der
Jugend, ich lese es noch einmahl wenn mir Zeit auf
Erden bleibt. Wo fanden Sie die Zauberey diese Geister
wiederhervor zu rufen? wie leicht und scharf sind die
gestalten gezeichnet — die Gegenwart der Dichtung, des
vergangenen Daseins so tief und fest' gehalten. Viele die
ich kannte giengen meinem Geist vorüber wie neu-
erstanden. Seelige — Herder in tiefschaffender Wahrheit! —
Sie haben Ihren Werken einen so Lichtvollen grund
gegeben, wo himlische blüthen im Gotsodem wallen der
diese so den Zeiten hinträgt und überstrahlt. O, dass
Mahomet und Prometheus nur der Sehnsucht gezeigt
sind — Da ich die Gefilde kenne wo die nächste Zukunft
spielt, so ist es mir in dieser Erwartung schauerlich. —
Dort wo die Geister so dicht — ich darf nicht sagen
gebannt, und die Lebenskräfte so spärlich! — Dort lebte
das Wort. — Da zündet das herrHche Licht. Soviele
haben diese Stürme nicht gehört. Goethe soll noch von
ihnen Kunde geben. Ihm wohl wohl — und langes Leben.
Charlotte.
XXIX.
Weimar d. 22. ybr [1816].
Hochverehrter Herr Geheime Rath !
Dass es mein innigster Wunsch — wieder einmahl
die Ehre und Freude zu haben Persönlich Ihnen meine
Verehrung zu bezeugen; werden dieselben wohl von mir
70 Neue Mittheilungex.
versichert sein. Ich bitte daher mir wissen zu lassen wann
ich in Ihre Wohnung kommen darf? — Wo die Gegen-
warth mir so viel würdige Erinnerungen erneuert —
Charlotte Kalb «leb. Marschlk v. Ostheim.
XXX.
Homburg vor der Höh den 23ten May 1S17.
Ich wage Ihnen diese Blätter zu übersenden; früher
wollte ich diese Ihnen durch einen Freund in Weimar zu-
stellen lassen ; doch meine, Ihnen Längst bekannte Hoch-
achtung und Vertrauen, hat es mir verbothen. Ich will
bey Ihnen keine Fürsprecher suchen, aber doch sehr bitten
es mir ja zu vergeben dass ich mich dadurch unterstanden
habe auf solche edle Zeit Anspruch zu machen ! !
Ueber eine Krisis des körperUchen Befindens können
erfahrne Aerzte urtheilen; über einen so eignen Zustand
des Gemüthes welches unbedingt Aussprache und Dar-
stellung fodert, dieses können allein Dichter, erfahrne
Denker beurtheilen, ob es eine Krisis des Lebens oder des
Uebels ist. Ich habe darüber wie für ein lebendig ge-
bohrnes Kind, gar keine Meynung.
Die andern Dialoge sind auch fertig, das Ende ist sehr
mild. Für das Gespräch der Madam und Johann ist mir
aber am meisten bange pp.
Einen Namen hab ich nicht finden können.
Ich habe an die 5 Brode für mich nicht gedacht als
ich anfing dieses zu schreiben, aber nun wünsch ich auch
sehr dass ich Brod davor brechen kann und will es also
gerne bey Theater verkaufen und aufgeführt wissen. Wäre
dies denkbar? — So möchte ich ja nicht dass mein Name
dabey bekannt würde, es könnte den Eindruck dagegen
wohl sehr schärfen.
Mit der grössten Verehrung
Ihre Charlotte Kalb geb. Marschlk v. Ostheim.
Ich habe keinen Copisten hier finden können und
muss daher fast fürchten dass meine jämmerHche Hand
nicht kann gelesen werden.
Briefe vox Charlotte v. Kalb ak Goethe.
XXXI.
Verehrter Herr Geheiraerath.
Ich wünsche dass diese Zeilen Euch in Wohlbefinden
und erspriesslichen Gesinnungen finden mögen. So war
ehemals der Anfang bey trauHchen Briefen; auch ist es
ohne solche Hoff'nung nicht möglich, den Fernen ein
gemüthliches Wort zu sagen. In Gedanken war ich oit bey
Ihnen, aber diese zaubern mir Ihre Antwort nicht zurück.
Doch will ich die Hemmung lösen und Ihnen endlich
einmal mit flüchtigen Worten begegnen. Leicht ist es
auch von meiner Existenz Kunde zu geben, denn zwar
in Abgeschiedenheit, kann ich dennoch sagen : den Mangel
äusserer Erregungen, die Andre Ehre und Freude nennen,
vermisse ich nicht, denn nur in schweigsamer Stille lösen
sich die Bande der Verworrenheit und Mitschmach. O
möchte mir die friedsame Ruhe bleiben und die befreitere
Seele nicht nach dem Hades zurückblicken. Die Sehnsucht
aller ist ja das Verlangen nach Erlösung und dies ist ja
die Aufgabe der geistigen Macht. Was Sie dafür gewirkt,
höre ich jetzt mit beseligterem Erwcägen. Ich bescheide
mich wohl, dass kunstreiche Fertigkeit, diese dädalischen
Wunder mir Erstaunen erregen, aber dass ich die sinnigen
Fügungen nicht zu unterscheiden vermag.
Durch die gänzliche Schwäche meiner Augen entbehre
ich die Unterhaltung, die mir das Selbstlesen verschaff"en
könnte, doch kann ich die Genüsse der Litteratur und
Selbstthätigkeit des Geistes mir nicht versagen wollen.
Diese allein bestimmt die Gegenwart und schenkt sie uns
gleichsam. Aus dem eignen Ich schöpfend kann ich leider
nicht geben, aber ich habe Schriften gefunden, deren Be-
wahrung in unserer Sprache eine besondre Erwägung und
Sichtung verdient. Ich nenne hier nur St. Martin, der in
seinen oeuvres posihnmes uns angiebt , was in seinen
Schriften innige Gesinnung und was überflüssige Zugabe
ist. So habe ich von einigen die \'erdeutschung be-
gonnen, nicht in der Meinung dass es mir besonders ge-
lingen könnte, sondern in dem Bewusstsein, dass es zur
Heilung und ßeseligung dient, und ich so den nagenden
Schmerz, der auf so traurigen Erinnerungen haftet, Imdre.
72 Neue Mittheilungex.
So will ich fortfahren, mich in diese geistige Wesenheit
zu denken, und in Geduld harren der Anschauungen, die
sie mir gewähren könnten. So isolirt ich mich auch
damit beschäftige, so bedurfte es doch mancher Bitte und
Nachfrage, allein es ist sonderbar, wie seit der ersten
Nennung St. Martins bis jetzt . . dies Geschäft begleiten,
von denen einige noch nicht verklungen sind, und so
begegnen uns Misslaune oder dämonische Subtilität —
nein, nicht diese, sondern Starrheit, diese Sucht erregt
mir mehr Scheu, als eine andre Epidemie.
Durch einen Traum verleitet habe ich schon vor
mehreren Wochen diese Zeilen niedergelegt, ich sah Sie,
was ich wachend nicht mehr vermöchte, in der grünen
Hof- Uniform. Aber das entschwundene Bild hat mir
dennoch das Zeichen gelassen, die Frage: wenn du leichter
Mittheilung noch fähig, warum wolltest du nicht schrift-
lich meiner gedenken? Auch sagte ich mir, dass die Zahl
der älteren Bekannten sich so vermindert habe, und Sie
die Aeusserungen eines noch lebenden Gemüths traulich
aufnehmen werden. So lausch ich noch des Traumes,
wie wir gern dem Geflüster der Lüfte lauschen durch
weiches Laub.
Berlin den i2ten März 1829.
Charlotte v. Kalb geb. v. Ostheim.
xxxn.
Berlin, im Februar 1830.
Hochverehrter Herr,
In der Hoffnung, dass die Genesung der durchlauchtig-
sten Frau die erwünschteste Bestätigung erhalte, habe ich
aus Vorsicht, doch mit gänzlicher Ueberlassung, ob Sie
es geziemend werden finden, Folgendes darlegen wollen.
Dazu konnte allein das mir durch Ihro Königl. Hoheit
die verwittwete Frau Grossherzogin sowohl schriftlich
als durch Andre geäusserte gnädigste Andenken mich
ermuthigen, über meine individuelle Lage zu sprechen, be-
drängt durch die Entbehrungen, welche mir der Verlust
des Gesichts bereitet. So liegen Bücher uneröff"net, und
Briefe von Charlotte v. Kalb an Goethe. 73
für Manches, was ich niederschreiben möchte, mangelt die
Feder, denn die einsame Stille ist geeignet für geistige
Thcätigkeit.
Wohl bin ich in der Resignation, aber entsagen möchte
ich nicht der Mittheilnahme an den Wirkungen des Genius,
die mir durch solches Begegnen noch werden kann. Das
intensive Wohl ist auch stets eine Gabe höherer Milde.
Ich würde mich eines relativen Unverständnisses zeihen
müssen, wenn ich nicht gewagt hcätte, diese Wünsche zu
bekennen. Durch Ihre Vermittelung, verehrter Herr, (nicht
durch eine andre Person) dies fasst meine Bitte, werde es
der Hoheit ausgesprochen.
Indem ich mit Vertrauen auch in dieser Beziehung
auf Ihre Nachsicht hoife, sei es mir erlaubt, die Hoch-
achtung zu bezeigen, mit welcher ich ersterbe
Charlotte v. Kalb geb. Ostheim.
Greifen wir am Schluss mit kurzem Wort zurück auf
die Eingangs gestellten Fragen, so können wir allerdings
nicht antworten, dass Charlotte v. Kalb sich Goethe gegen-
über wesentlich anders gab als wir sie sonst kennen. Aber
sie gab sich ganz wie sie Avar, und diese Ganzheit ihrer
wunderlichen Existenz war dem grossen Seelenkermer eine
Offenbarung, die sein Interesse und sein Mitleid gleicher-
massen erregen musste. Ihr unerschütterliches Vertrauen auf
ihn, ihr begeistert ahnendes Verständniss für die bewegenden
Grundsätze seines Lebens und Schaffens konnten ihn nicht
ungerührt lassen, in ihrem heissen Drang nach Erkenntniss,
ihrer schwärmerischen Naturverehrung, ihrer tiefen poetischen
Begabun^f^ ringend mit dem Nebel phantastisch gefühlsseliger
Unklarheit, musste er eine typische Verkörperung eines Zu-
standes erkennen, aus dem er selbst sich herausgerungen
hatte. Er kannte ihre Schicksale, er wusste, wie schwer
Erziehung und Erfahrung ihr die Befreiung durch eigne
Kraft gemacht, und hilfbereit reichte er ihr seine starke
Hand. Aber sein Eifer war umsonst, und als sich die
36jährige Frau, gänzlich zurückfallend in die blinde Leiden-
schaftlichkeit, mit der sie einst Schiller verfolgt hatte, dem
Virtuosen einer neuen Unklarheit, Jean Paul, in die Arme
warf, — da zog sich Goethe von ihr zurück. Und es ent-
spricht durchaus seiner Natur, dass dieser Rückzug ein voll-
74 Neue Mittheilungew
ständiger war, ohne dass er jedoch zunächst, sowie bei einer
Wiederbegegnung nach zwanzig Jahren, die Pflichten der
Höflichkeit ausser Acht gelassen hätte. Höhere Pflicht
machte es ihm zu einem mit Strenge, ja wenn es sein musste
mit Härte befolgten Gebot, das aussichtlos Unfruchtbare von
sich zu weisen.
Anmerkungen.
I. S. 43, Z. 4 Charlottens drittes Kind, August ^^'ilhelm,
war am 7. October 1793 in Jena geboren. Seit 1787 hatte
sie sich theils in Weimar und Jena, theils auf den Farnilien-
gütern Waltershausen und Kalbsrieth aufgehalten.
II. S. 43, Z. 13 Die Anlagen an der Saale in Jena.
Goethe fuhr damals wegen Einrichtung des neuen botanischen
Instituts öfter hinüber (vgl. Goethes Briefe X, 145,11).
III. S. 45, Z. 4 Die Worte von »ich streichecf an stehen
gedrängt am Rande, es folgt ihnen noch ein Satz, von dem
nur folgendes halbwegs leserlich ist : »Ob sie . . von mir
geschrieben diese Worte . . wie ich möchte, dass Sie auch . .
Gesinnungen erkennen , . sie Sind — a. Z. 7 Fritz Jacobis
»Woldemar« erschien 1794 in zweiter Auflage, vgl. Goethes
Briefe X, 152,1s. — Z. 10 Goethe antwortete am 29. April 1794,
s. Briefe X, 156,6.
IV. S. 46, Z. 12 Goethe hatte seinem Brief vom 29. April
einige der Oden des bairischen Jesuiten Jacob Bälde (1603 bis
1668) beigelegt, die Herder für seine »Zerstreuten Blätter«
aus dem Lateinischen übersetzte, aber erst im 3. Theil der
»Terpsichore« 1796 veröffentlichte (Werke, hrsg. v. B. Suphan
27,199 f.). Vgl. Goethes Briefe X, 156,9. 157,1s. — Z. 27 Fichte
Hess nur zwei Theile seiner »Beiträge zur BerichDigung der
Urtheile des Publikums über die französische Revolution«
erscheinen, ohne Druckort 1793. — Z. 32 Als Charlotte zuletzt in
Weimar und Jena weilte, arbeitete Goethe an dem in der
Hempelschen Ausgabe XXXV, 49 f. zuerst gedruckten »Ver-
such, die Elemente der Farbenlehre zu entdecken«.
V. S. 46, Z. 34 Goethe sandte ihr das Werk am 28. Juni
1794, vgl. Briefe X, 168,9. — S. 47, Z. 5 Dieses meldet ihr
Goethe ebenda 169,6. — Z. 9 Der ausgelassene Abschnitt enthält
die umständliche Bitte, Goethe möge ihr beim Verkauf einer
beträchtlichen Quantität »auf gut Glück und Speculation«
angekaufter sehr guter Rheinweine helfen. Seine Antwort
Briefe von Charlotte v. Kalb ak Goethe. 75
vom 29. August s. Briefe X, 187,7: bisherige Bemühung
leider noch erfolglos.
VI. S. 47, Z. u Vergl. die Anm. zu 47,9. — Z. 37 Hölderlin
war, durch Schillers Vermittlung, seit dem October 1793
Hofmeister von Charlottens ältestem Sohn Fritz (geb. 1784)
und begleitete diesen Ende 1794 nach Jena, gab aber schon
im Anfang des folgenden Jahres seine Stellung auf. —
S. 48, Z. 11 Tintenfleck.
Yll. S. 48, Z. 18 Vgl. die Anm. zu 47,9.
VIII. S. 48, Z. 20 Desgl.
IX. S. 48, Z. 28 Die in VIII erbetene Zusammenkunft
fand nicht statt. Goethe an Schiller 23. Dec. 1794: » . . .
grUssen Frau v. Kalb, die diessmal leider nur in der Ferne
an mir vorbeigegangen ist.a Vgl. Briefe X, 216, 12. —
S. 49, Z. 12 Vgl. die Anm. zu 47,9.
X. S. 49, Z. 20 Ausser den schon erwähnten beiden
Knaben die 7jährige Tochter Edda. Diese allein überlebte
die Mutter: Fritz stand noch 1828 als Rittmeister in Düssel-
dorf, sein Todesjahr ist unbekannt; August Wilhelm, gleich-
falls Officier, erschoss sich 1825, dem Beispiel des Vaters
folgend; ein viertes und letztes Kind, Eleonore, wurde im
Juni 1795 geboren und lebte nur wenige Wochen. — S. 50, Z. 3
Nach Waltershausen, dem Marschalk v. Ostheim"schen Gute, auf
dem sie 1761 geboren war. Es blieb am längsten von allen
Besitzungen der Familie erhalten (bis 1827), alles andere ver-
schlang schon vordem der im folgenden erwähnte unglück-
liche Process Johann August Alexanders von Kalb mit dem
Herzoge Carl August, — desselben, der Goethe von Frank-
furt nach Weimar geleitete und sein Vorgänger als Cammer-
Praesident war. Er war der ältere Bruder von Charlottens
Gatten, seit 1782 vermählt mit ihrer jüngeren Schwester
Eleonore. — Z. 30 In diesem und den zunächst ausgelassenen
Abschnitten versucht Charlotte eine solche Vorstellung zu
entwickeln.
XL S. 51, Z. 32 Sie ist nicht überliefert, und es ist
möglich, dass Goethe sie mündlich ertheilte oder durch einen
Dritten, etwaKnebel, ertheilen Hess. — S. 52, Z. 10 „Decken'' un-
deutlich. Bei dieser Gelegenheit sei das Bekenntniss abgelegt,
dass auch manche andere Worte und Stellen nicht mit Sicherheit
gelesen sind. Die Handschrift der schon früh schwer an den
Augen Leidenden ist nirgends ohne Mühe zu entziifern, und
die Unleserlichkeit wächst mit dem Grade der Erregung.
XII. S. 52, Z. 18 Sie hatte ihren Willen durchzusetzen
vermocht und blieb bis Ende 1799 in Weimar. — Z. 30 Vgl. die
Anm. zu 49,20. — Hierauf antwortet Goethes undatirtes Billet
»Sie können glauben« u. s. f. Briefe X, 300,21.
76 Neue Mittheilungek.
XIII. S. 53, Z. 5 Ziel der am 11. October angetretenen
Reise war Frankfurt, Grund eine politische Mission; doch
kam Goethe nur bis Eisenach.
XIV. S. 53, Z. 25 Am 1. Nov. wurde Christiane Vulpius
von einem Knaben entbunden, der schon am 18. starb. —
Z. 27 Vergl. dieAnm. zu 49,20. — Z. 31 Das »Mährchen«, welches
das letzte Stück der »Unterhaltungen deutscher Ausge-
wanderten« in den »Hören" 1795 bildete und in dessen
Auslegung Goethes ganzer Bekanntenkreis wetteiferte. Am
23. Dec. 1795 schrieb Goethe an Schiller: »Hier liegt eine
Erklärung der dramatischen Personen des Mährchens bey,
von Freundin Charlotte. Schicken Sie mir doch geschwind
eine andere Erklärung dagegen , die ich ihr mittheilen
könnte. Vgl. Briefe X, 353,10. — Nächste Verbindung:
Goethes Tagebuch 21. Jan. 1796 »Mittags Kalbs«.
XV. S. 54, Z. 11 Aehnliches berichtete Charlotte am
folgenden Tage an Jean Paul, mit dem sie am 29. Februar 1796
einen Briefwechsel angeknüpft hatte; am 10. Juni traf er in
Weimar ein und blieb einen Monat. In einem Schreiben
Charlottens an Jean Paul, aus Jena vom 19. Juni, heisst es:
»Goethe habe ich immer wahr gefunden in seinen Äusser-
ungen. Die Zukunft wirds Ihnen zeigen. Sie sind ein Wesen
das ihn interessiren muss.« Und am 23: »Schiller kann
Ihre Ankunft kaum erwarten. Goethe muss sehr interessant
von Ihnen geschrieben haben.« Dieser erwähnt ihn damals
im Tagebuch nur am 17. Juni »Knebel und Richter von
Hof zu Tische«. Vgl. Briefwechsel mit Schiller. — Z. 14 Vgl.
Goethes Tagebuch 25. März 1796 »Abends Thee und
Collation. Wand kam.« Knebels Tagebuch »Abends grosse
Gesellschaft bey Göthe. Iffland und Schiller da.. Soupirt.« —
Am 21. Jan. 1796 hatten Kalbs bei Goethe gespeist.
XVI. Als selbständiger Brief neben dem vorigen über-
liefert und augenscheinlich von demselben Tage. — Dem
Februar des Jahres 1796 scheint ein bisher nicht gedruckter
Brief Goethes an Charlotte anzugehören, der sich im Besitz
der Frau Baronin v. Leuzendorf auf Schloss Gradnitz bei St.
Marein im Mürzthale befindet. Goethe verabschiedet sich
darin, nach Jena fahrend, von Charlotte, verspricht Schiller
»in ihrem Namen« zu grüssen und schickt ihr ein Fässchen
Caviar, — damit doch der culinarische Beigeschmack auch
dieser Freundschaft nicht fehle.
XVII. S. 55, Z. 29 Am 25. April 1796 wurde »Egmont«
gegeben, in Schillers Bearbeitung. Mand spielte den Egmont,
eine Wiederholung fand erst nach 1 1 Jahren statt. — S. 56, Z. 34
Man muss Goethes freundliche Antwort (undatirt, Köpke S. 120)
lesen, um selber nicht der Versuchung eines unfreundlichen
Urteils nachzugeben.
Briefe von Charlotte v. Kalb am Goethe. 77
XVIII. S. 57, Z. 1 Goethes in voriger Anmerkung er-
wähnte Antwort enthielt die Wendung: »und dass es [Vor-
trag aus früheren und neuen Werken] nicht geschah, nicht
geschieht, sollte die Ursache blos in einer trüben Vorstel-
lungsart über gewisse Verhältnisse liegen? da ich andre so
hell und heiter sehe. Ich darf nicht umwenden, denn sonst
sagte ich vielleicht was besser in der Feder bleibt.« Char-
lotte sah darin, und wohl mit Recht, eine Anspielung auf die
mannigfachen Ungelegenheiten, die ihm nach wie vor aus
seinem häuslichen Verhältniss erwuchsen. — S. 58,Z. 12 Christiane
Becker, geb. Neumann (Euphrosyne) als Clärchen. — Vgl.
Goethes Antwort vom i. Mai, bei Köpke S. 146.
XIX. S. 60, Z. 30 Vom 23. März bis zum 20. April. —
S. 61, Z. 11 Ihr Mann. — Z. 19 Der Tod der Mutter war einer der
frühsten von den vielen schmerzlichen Eindrücken, die schon
das aufgeregte Kind unheilvoll verwirrten. Charlottens Mutter,
geb. V. Stein-Nordheim, starb im April 1769, ein halbes Jahr
nach dem Vater; Charlotte war am 25. Juli 1761 geboren.
Unheimlich klingt in ihrem kranken Gemüth plötzlich diese
Saite an. — Z. 25 Der Knabe genas; Charlotte war ihm durch
Pathenschaft besonders eng verbunden. — S. 62, Z. 20 In welchem
sie Brief XVIII überschickt hatte. — S. 64, Z. 4 Friedrich, im Sept.
1760 (kurz nach dem Tode eines nur ein Jahr alt gewordenen
Bruders) geboren, starb im Nov. 1782 in Goettingen, ver-
muthlich an einer im Duell erhaltenen Wunde. Mit ihm sank
die Hoffnung der Familie in's Grab; die überlebenden
Schwestern vermochten nicht, der Speculations- und Process-
wuth des Praesidenten v. Kalb Einhalt zu gebieten.
XX. Goethes Antwort bei Köpke S. 145. Er war am
20. Mai einige Stunden in Weimar gewesen, von Jena aus,
wo er bis zum 8. Juni blieb.
XXII. Der ausgelassene Brief XXI, vom 6. Juni 1796,
enthält die Bitte: Goethe möge für ihre Tante, Frau v. Stein-
Nordheim, die sich in Jena einer Operation unterziehen
müsse , dort eine stille Wohnung besorgen ; da er selbst
zur Zeit im Jenaer Schloss wohne , könne sie von des
Herzogs Erlaubnis, dort die Tante unterzubringen, keinen
Gebrauch machen. Goethe kehrte am 8. Juni nach Weimar
zurück, um der Kranken den Platz zu räumen ; vgl. seine
Antwort bei Köpke S. 146. — S. 65, Z. 9 Den letzten Band von
Wilhelm Meisters Lehrjahren.
XXIII. S. 65, Z. 32 Das Tagebuch Goethes erwähnt in
dieser Pause Charlottens nicht, auch sie nennt ihn in ihren
Briefen an Jean Paul nur, indem sie am 10. Nov. 1797
»Hermann und Dorothea« vortrefflich nennt und berichtet,
yS Neue Mittheilungex.
seine ihr noch nicht bekannten Gedichte sollten »sehr anti-
christianisch« sein. Dass aber Goethe ihr Geschick mit
herzlichem Antheil verfolgte, — ihr Augenleiden führte schon
damals fast zur Blindheit — , zeigt sein Brief an Schiller
vom 6. Jan. 1798, vgl. auch 6. April 1798. — Goethes
Tagebuch 21. Jan. 1799: »Abends Emilia Galotti. Zu Kalbs.
Schiller. Richter.«" (Jean Paul war seit dem 27. Oct. 1798
in Weimar.) Am 23. Jan. 1799 speisten Kalbs bei Goethe.
XXIY. Goethes Tagebuch 29. März 1799: »Nachmittag
zu Schiller, fand Fr. v. Kalb noch einen Augenblick.« 31. März:
Abends: »Kam Frau von Kalb.« — S. 66, Z. 19 Unleserlich.
XXVL Der ausgelassene Brief XXV, vom 23. Oct. i8oc,
ist aus Heidelberg geschrieben. Charlotte bittet Goethe,
dem dortigen Professor Wolfter, welcher gleich den anderen
»Dienern in der Pfalz« seit fünf Vierteljahren keine Besol-
dung mehr erhalte, in Weimar eine Stellung zu verschaffen.
Goethes Tagebuch erwähnt weder Empfang noch Beantv.ortung
dieses Briefes. — S. 66, Z. 24 Ohne Zweifel Goethes Brief
vom I.Mai 1796, bei Köpke S. 146. — Z. 30 Ein entsprechen-
der Tagebuchvermerk fehlt, die Ueberlieferung des Briefes
in Goethes Nachlass erweist die Nichterfüllung der Bitte. —
Z. 31 Die erste Aufführung der »Natürlichen Tochter« fand
am 2. April 1803 statt. Goethe scheint das Drama nicht
an Charlotte geschickt zu haben, es erschien im Cotta'-
schen Taschenbuch auf 1804.
XXVII. 1800 — 1804 hatte Charlotte an verschiedenen
Orten Süddeutschlands gelebt. 1804 ging der Process des
Schwagers endgiltig verloren : Charlotte zog nach Berlin,
wo sie einen Handel mit Kurzwaaren, Thee u. a. anfing; ihr
Mann erschoss sich 1806 in München. — S. 67, Z 6
Wohl der Brief an Zelter vom 27. Juli 1807, in welchem
Goethe sich über sein Befinden beklagt. — Goethes
Tagebuch schweigt. Die Rechnungen der Postämter, die
ich von 1792 — 1809 durchgesehen habe, verzeichnen über-
haupt nur einen Brief Goethes an Frau v. Kalb, den vom
29. August 1794.
XXVIII. Adresse »An Ihro Excellenz denen Herrn
Ghm Käthen Voigt und Goethe.« Dieser Theil des Briefes
füllt sechs Seiten gross 4°, mühsam von der Halberblindeten,
zwischen Linien, geschrieben. Ausgelassen ist im Druck
eine ausführliche Darlegung der Rechtsansprüche ihrer Söhne
auf Kalbsrieth und der Verkaufsbeschränkungen dieses
Seniorat- und Fideicommiss-Gutes. Die sachliche und sti-
listische Klarheit des ganzen Schreibens zwingt nicht zur
Annahme, dass ein Rechtskundiger ihr geholfen. Auch andere
Schriftstücke Charlottens, nicht nur aus ihrem Alter, beweisen,
Briefe vox Charlotte v, Kalb ax Goethe. 79
dass sie klar, ja nüchtern denken und schreiben konnte.
wenn sie wollte und von Aufgeregtheit nicht fortgerissen
wurde. — S. 68, Z. 25 Vgl. Anmerkung i zu Brief X. — Z. 32 Ein
Blatt gross 4°, Adresse »An Herrn von Göthe«. — S. 69, Z. 10
Die drei ersten Theile von »Dichtung und Wahrheit« er-
schienen 181 1, 1812, 1814. — Z. 24 Werke (Weim. Ausg.)XXVIII,
295,3, 312,16. — Weder in Goethes Briefwechsel mit Voigt
noch in seinem Tagebuch findet sich eine Erwähnung dieses
Gesuchs oder einer Antwort.
XXIX. Goethes Tagebuch 24. Sept. 1816 »Frau Major
von Kalb.«
XXX. Schreiberhand bis auf die Unterschrift. — Diesen
Brief beantwortete Goethe am i. Juni 181 7 (ungedruckt,
Concept im Goethe-Archiv) dahin : er sei für den Beweis
fortgesetzten Vertrauens dankbar, habe jedoch inzwischen
»dem Theaterteufel nebst allen seinen Werken, Worten
und Wesen förmlich entsagt« ; auch könne er in der That
das Manuscript nicht entziffern und müsse es daher , mit
aufrichtigem Bedauern , ungelesen sogleich zurücksenden.
Das dialogische Werk Charlottens blieb unbekannt. Im
Tagebuch vermerkt Goethe nur unter den abgesendeten
Briefen am i. Juni »Frau Major von Kalb nach Homburg,
zurückgesendetes Drama.«
XXXI. Von Schreiberhand, auch die Unterschrift. Im
Jahre 1820 war die Sechzigjährige vollständig erblindet und
lebte in dieser Nacht noch dreiundzwanzig Jahre. Auf Ver-
wendung der Prinzessin Marianne von Preussen hatte die
blinde Greisin im Königlichen Schloss zu Berlin eine Woh-
nung angewiesen erhalten. — S. 70, Z. 31 Sein »Buch des Irr-
thums und der Wahrheit« hatte Goethe im April 1781 mit
lebhaftem Interesse gelesen. — S. 72, Z. e Unleserlich.
XXXII. Schreiberhand, nur die Unterschrift ist eigen-
händig durch verwirrte Zeichen angedeutet. — Die Gross-
herzogin Mutter Louise starb am 14. Febr. 1830. — S. 73, Z. s
Die Rahel gehörte in Berlin zu Charlottens Besucherinnen,
das verräth auch die Sprache der beiden letzten Briefe. —
Antworten auf XXXI und XXXII sind in Goethes Tagebuch
nicht erwähnt.
Eduard von der Hellen.
-^
8o Neue Mittheilungen.
5. ZWEI BRIEFE VON J. G. D. ARNOLD AN GOETHE.
I.
Strassburg den 28. August 1822.
Hochzuverchrender Herr Geheimer Rath,
Die gegründete Hoffnung die ich mehrere Jahre lang
hegte Ew. Excellenz meine Aufwartung machen zu können,
um Ihnen mündlich für die liebevolle Aufnahme die Sie
einem Produkt meiner Muse erzeigt haben zu danken,
veranlasste mich den schriftlichen Ausdruck der vollen
Erkenntlichkeit die ich Ihnen schuldig bin auf eine günstige
Gelegenheit hin zu verschieben. Diese zeigt sich nun
auf's erwünschteste durch die Anwesenheit des Hr: Kanzlers
V. Müller welcher die Güte haben will der Überbringer
eines Briefs zu seyn worinn ich Ew. Excellenz ausser der
herzlichen Bezeugung meines Dankes und meiner Ver-
ehrung noch von einigem anderem zu sprechen mich an-
geregt fühle das aut den von Ihnen so wohl verstandnen
und geprüften Pfingstmontag Bezug hat.
Die Schärfe und Zartheit zugleich mit welcher Sie
Sinn und Plan so wie die speciellsten Bezweckungen des
Stücks ergriffen haben, hätte mich in höchstes Erstaunen
setzen können, wenn die ßeurtheilung anders woher als
von Ihnen gekommen wäre. Es deuchte mir bei der
wiederhohlten Lektüre derselben, als müssten Sie während
der Composition um mich gewesen seyn und mir die
treffendsten Inspirationen gegeben haben. So errathen
zu werden hätte ich mir vorher als etwas unmögliches
denken müssen, und Sie vermuthen wohl selbst wie hoch
ich diesen Umstand, welcher tausendmal mehr Lob in sich
schliesst, als alles was mir wohl sonst an Beifall zuge-
flossen zu schätzen weiss. Sie haben fürwahr in mir
geblättert wie in einem Buche und keine Seite unbe-
sichtigt gelassen. Ich möchte dabei fast an einen Zauber
besondrer Art glauben, wenn ich als Kenner und Be-
wundrer Ihrer Schriften nur einen Augenblick des Zaubers
uneingedenk seyn könnte, der Ihren Geist umgiebt, Ur-
sprung und Frucht aller seiner Werke ist.
Zvn'ei Briefe von J. G. D. Arnold a\ Goethe. 8l
Besonders auch danke ich Ew. Excellenz für die
Winke die Sie die Güte halten mir über mehreres zu
gehen. Dass ich die Lokalitäten nicht jedesmal angezeigt,
geschah blos aus einer Art von Schüchternheit um dem
Büchlein nicht die letzte Form eines zum Theater be-
stimmten Stückes zu geben. Denn ich musste äusserst
behutsam seyn um die Empfindlichkeit meiner Landsleute
nicht zu reitzen. Die Massen, \vie die Individuen, ver-
stehn sich nicht gerne dazu als blosse Objecte oder
Sachen der Welt zur Schau gebracht zu werden besonders
wenn Komisches sich der Darstellung anschliessen soll.
Nun musste ich voraussehn, dass der Vorwurf die
Strassburger von selten ihres Sprechens und Handelns in
ein lächerliches Licht zu stellen mir von den Unver-
ständigen und Ungebildeten aller Klassen gemacht werden
würde und musste so mit ungemeinei; Klugheit zu werke
gehn. Ohne diesen Zwang hätte gar manches eigen-
thümliche und höchstmerkwürdige mit einfliessen und
dem Werkchen eine vielleicht hinreissende Originalität
geben können. So arg indessen wie Hebeln, den seine
Landsleute in Schopfheim, der allemannischen Gedichte
wegeii, todtschlagen wollten, ist mir's nicht gegangen.
Der Hader bheb verborgen und still, da der Verständigen
Ausspruch einstimmig war. Und endlich vor Ihrer Be-
urtheilung verschwand wie vor einem unerwarteten Meteor
der feuchte Nebel des letzten Tadels und mancher, be-
sonders unter den Theologen, musste wünschen sein
früheres laut ausgesprochenes Urtheil wieder zurücknehmen
zu können.
Ihre Vermuthung dieses Büchlein sei das Ergebniss
der Erfahrung und der Bilderwelt eines ganzen Lebens ist
durchaus gegründet. Alles was ich von Kindheit an hier
in meiner Vaterstadt gesehn, gehört, gefühlt floss da wie
in einem Brennpunkt wieder zusammen. Die Gabe Zustände
empfindend aufzufassen und sie nach Jahren erinnernd
ebenso lebhaft und umständlich wieder zu empfinden, die
mir glücklicher oder unglücklicher Weise in besonderm
Grade eigen ist, sezte mich in Stand eine Zeit wieder
lebendig hervorzurufen in welche sich mit gewaltigem
Goethe-Jahrbvch XIII. 6
82 Neue Mittheilukgek.
Sehnen mein Geist gerne zurück verlieren möchte. Dabei
half mir mein weitumfangendes Wortgedächtniss auf eine
Art über die ich mich selbst oft wundern musste. Und
so konnte ich in etwa anderthalb Jahren, in freien Stunden,
ein Werkchen schreiben dessen bester Werth in meinen
Augen darinn besteht dass es Ew. Excellenz einige frohe
Augenblicke und Erinnerungen gebracht hat.
Und da Sie dasselbe mit einem so lieblichen Gewände
geschmückt haben, müssen Sie mir auch gestatten Ihnen
einige sauber aufgepuzte Exemplare zuschicken zu dürfen.
Eines davon, das schönste das ich in meinem Besitz habe,
ist Ihnen schon seit langem her bestimmt, und empfiehlt
sich Ihnen als Beweiss dass in unsrer Stadt Guttenbergs
Kunst immer noch in besonderm Flor ist. Hr. Kanzler
von Müller lässt mich hoffen dass eine Elegie die ich auf
meines alten Lehrers Blessigs Tode ' schrieb von Ihnen
mit einigem Interesse aufgenommen werden dürfte. Sie
verzeihen daher wenn ich das Päckchen (worinn noch
zwei Trachten Schilderungen Elsassischer Bäurinnen sind)
mit einem Exemplar in etwas vergrössere.
Mit höchster Verehrung
Ew. Excellenz
gehorsamst ergeben
Arnold
Professor d. Rechte.
II.
Strassburg d. 9. September 1828.
Hochzuverehrender Herr Geheimer Rath,
Wir Strassburger haben so äusserst selten Gelegenheit
Ew. Excellenz mündlich unsre Verehrung auszudrücken,
dass wir es als Pflicht ansehen, jede die sich hiezu dar-
bietet freudig zu ergreifen.
Ich erlaube mir daher Ihnen einen unsrer ausgezeich-
netsten Mitbürger, m.einen Freund und KoUega Dr. Rauter,
^ Blessigs Todtentever, Strassburg 1816 4° ist ebenso wie zwei
Exemplare des «Pfingstmontag«, das eine in Prachtausgabe, in Goethes
Bibliothek im Goethe-National-Museum noch vorhanden (Gütige Mit-
theilung des Hrn. Geh. Hofrath Dr. Ruland).
Zwei Briefe von J. G. D. Arnold an Goethe. 83
Professor der Rechte, vorzustellen. Es ist derselbe ein
geistvoller Mann und zugleich höchst gründlicher Jurist,
was, wie Ew. Excellenz wohl wissen, sich eben nicht
immer zusammen findet.
Wenn es bei der allgemeinen gerechten Bewunderung
der Schriften, die den Ruhm Ew. Excellenz so fest in
allen civihsirten Gegenden der Erde begründen, noch ein
besonderes Verdienst se3-n könnte diese Bev^'underung in
hohem Grade zu theilen so hätte Dr. Rauter gewiss einen
besondern Rechtsgrund für sich, bei Ihnen eingeführt zu
zu werden.
Ich habe gegen dreissig Jahre meines Lebens zuge-
bracht bei jeder Gelegenheit gebildeten Franzosen das
Charakteristische von Ew. Excellenz Geistesprodukten be-
greiflich zu machen. Nun hab ich es doch erlebt, da ich
mit nächstem ein Fünfziger bin, dass ein für den Geschmack
in Frankreich erspriessliches Resultat gewonnen worden
ist. Mein erster Versuch fällt ins Jahr 1806 wo ich in
einem Aufsaze über die Elsassischen Dichter, in Millin's
Magazin cncyclopcdiqite gelegentlich Winke in dieser Hin-
sicht zu geben für Pflicht hielt. Denn der Dienst der
Musen ist mir von Jugend auf Geistes und Herzensbedürf-
niss gewesen, und ich sehe es als ein seltnes Glück an,
dass in so langer und schrecklichbunter Verwirrung der
Zeiten, mir immer Lust und Müsse dazu geblieben sind.
Und wenn ich nicht ein eifriger Jurist und Staatsbeamter
hätte werden müssen, so hätte ich vielleicht der Hoffnung
leben können mit Ew. Excellenz in einigen litterärischen
Verkehr treten zu dürfen.
An Ihrem vor einigen Jahren gefeyerten Jubelfeste
haben wir, Hochzuverehrender Herr Geheimer Rath, hier
in Strassburg, innigen Antheil genommen. Wir Juristen
haben dabei sehr bedauert dass es nicht bei uns stand Ew.
Excellenz ein Doktordiplom unsrer Fakultät überreichen
zu können. Das Recht Ehrendiplome zu ertheilen existirt
leider in Frankreich nicht mehr. Nur Studiendiplome
dürfen ausgefertigt werden, und diese sogar nur von Paris
nus, auf die Attestate der respektiven Fakultäten hin.
6*
84 Neue Mittheilungen.
Sollte es denn nicht möglich seyn, dass wir Ew.
Excellenz auch einmal wieder hier in Strassburg sähen?
Unser alter Münster würde von Freude verjüngt sich
Ihnen erzeigen, und Sie sollten an uns allen sehn wie
sehr Ihr Besuch uns beglücken würde.
Genehmigen Ew. Excellenz den Ausdruck der Ver-
ehrung und unbegränztesten Hochachtung anzunehmen,
mit welcher ich stets beharre
Ew. Excellenz
ergebenster Diener
Arnold
Prof. u. Dekan der Juristen Fakultät
u. Mitglied des Generaldirektoriums
Augsb. Konfession.
Goethes Aufenthalt im Elsass hat dort nicht den Ein-
druck hinterlassen, welchen wir heute gern annehmen würden.
Das ungünstige Urteil, welches der anerkannteste Dichter des
Landes in jener Zeit, Pfeffel, über den jungen Goethe wie
über seine Genossen in Sturm und Drang, insbesondere über
Klinger fällte, wird weiter gewirkt haben'. Die Strassburger
Jugendfreunde hatten noch mehr als von Goethe sich von
Lenz begeistern lassen, und mit dessen unglücklichem Ausgang
scheint auch die in der Saltzmannschen Gesellschaft ent-
zündete Liebe zur deutschen Dichtung wieder erloschen
zu sein.
Erst ein späterer Dichter, der die Dialectpoesie des
Elsasses mit einem wirklich classischen Werk beschenkt hat,
ist auch für die Verehrung Goethes mit aller Kraft und mit
vollem Erfolge eingetreten : Johann Georg Daniel Arnold, der
Dichter des »Pfingstmontaga. 1780 geboren, sah er seine
Jugendbildung auf das äusserste durch die Revolution gestört,
welche den Wohlstand seines Vaters vernichtete und das
Gymnasium wie die Universität seiner Vaterstadt aufhob.
Doch gelangte er dazu seine Studien, zuletzt in Göttingen
zu Ende zu führen und übte seit 1806 als Professor der
Rechte, erst in Coblenz, später in seiner Heimatstadt, und
hier auch als Berater des ausgezeichneten Präfecten Lezay de
' Doch Hess sich 1780 Frau L. S. Schweighäuser in Strassburg
Goethes Iphigenie miUeilen: s. H. Düntzer, Ungedruckte Briefe aus
Knebels Nachjass, Nürnberg 1858, i. S. 72.
Zwei Briefe von J. G. D. Arnold a\ Goethi;. 85
Marnesia eine tiefgreifende Wirksamkeit , bis das Empor-
kommen der jesuitisch-reactionären Richtung in der Restau-
rationszeit diese einschränkte, und dann der Tod noch in
kräftigem Mannesalter 1829 ihr ein Ziel setzte.
Für Arnold ist durchaus bezeichnend der Brief, mit
welchem Schiller ihn bei einem Besuch in Weimar am
9. August 1803 an Goethe empfahl. »Er hängt an dem
deutschen Wesen mit Ernst und Liebe« schreibt Schiller, und
vor allem Arnolds Dichtung rechtfertigt dies Wort durchaus.
Wir besitzen auf der Strassburger Universitätsbibliothek hand-
schriftlich die »Erholungen junger Alsatier«, welche Arnold
1800 verfasst hat; Proben daraus hat A. Schricker in seiner
hübschen Erzählung nach Arnolds Drama » Pfingstsonntag
und Pfingstmontag« (Nördlingen 1880) durch den Druck
veröffentlicht. Der jugendliche Dichter wünscht den Krieg
am Rhein endlich aufhören zu sehn, kräftig lehnt er die
Nachahmung der Franzosen ab. In Form und Ausdruck
schliesst er sich an Lessing und Kleist an.
Seine späteren Gedichte zeigen, dass er bald zu Goethe
vorgedrungen ist : dessen Euphrosyne hat er in einer Elegie
nachgebildet. Mit Recht behauptet er im II. der oben ab-
gedruckten Briefe, dass er Goethes Ruhm früh und dauernd
verkündet hat. Er beruft sich dabei auf seine Notice litterairc
et historique sur les poctes Alsaciens, welche er 1806 in
Millin's Magasiu Encyclopcdiqiic und in Sonderabdruck hat
erscheinen lassen. In dieser kurzen Geschichte der elsässischen
Litteratur, welche sich durch gelehrte Kenntnis und feinen
Geschmack weit über ähnliche Arbeiten auch noch der
s])äteren Zeit erhebt, sagt er S. 35 über den neueren Auf-
schwung der deutschen Dichtung : C'est en imitant les Anglais,
les Francais, les Italiens que Hagedorn, Klopstock et Wie-
land, essayerent et reussirent d'introduire dans la langue de
leur pays des genres inconnus jusqu'alors. Mais ce n'est pas
seulement comme imitateurs que les poetes allemands devoient
se distinguer, ils surent aussi se frayer de routes nouvelles,
et donner ä leurs productions ce caractere d'originalite qui
est le Premier merite de tout ouvrage de l'art. Un homme
surtout auquel la nature departit avec une Imagination bril-
lante les talens de toute espece, honore ä jamais sa patrie,
et la venge du reproche qui a ete fait si longtemps ä ses
poetes de n'avoir rien produit de veritablement classique,
rien qui approche de pres les modeles inimitables de la
litterature grecque. Cet homme qui n'est connu en France
que par une production de sa premiere jeunesse, et qui
meriteroit bien plus de l'etre par ses poesies pleines de gräce
et parfaites dans leur genre, c'est M. GOETHE. Un goüt
pur, une noble simplicite, et cette facilite gracieuse qui' est
86 Neue Mittheilungen.
le caractere distinctif du genie, regnent dans toutes ses pro-
ductions, et ce goüt est le fruit d'une connaissance profonde
des Anciens et d'une etude particuliere des beaux-arts. Sa
prose est aussi accomplie que ses vers, et Ton peut dire que
c"est lui qui a fixe enfin la langue de son pays.
In Goethes Geist ist auch Arnolds Hauptwerk gedichtet,
sein »Pfingstmontag«, der zuerst 1816 erschien. Die Grund-
idee zu diesem Lustspiel kann man mit der von »Hermann
und Dorothea« vergleichen, und wenn Goethe seinen Stoff,
wie er zuerst beabsichtigte, in dramatische Form gekleidet
hätte, so wäre wohl die Verwandtschaft beider Gedichte noch
stärker hervorgetreten. Wie in Hermann und Dorothea ein
fremdes Mädchen in einen kleinen, festgeschlossenen Kreis
eintritt und vor ihrer Verbindung mit dem Geliebten erst
noch mancherlei Widerstand überwunden werden rnuss, so
ist es bei Arnold ein fremder Jüngling, der in der eng-
zusammenhängenden Bürgerschaft des alten Strassburgs sich
eine Braut erwirbt. Goethes Plan bedingte eine zarte
idyllische Auffassung, bei Arnold hat sich von selbst die
komische Seite hervorgekehrt. Aber wenn Goethe mit
leisem Spott die Beschränktheit der Umgebung zum Hinter-
grunde nimmt, auf welchem die edle Menschlichkeit seiner
Hauptpersonen um so leuchtender sich abhebt, so treten
in Arnolds Lustspiel neben der reichen Fülle komischer
Scenen und Charactere um so gewinnender auch Aeusserungen
tiefen Gefühls und selbst bitteren Schmerzes: die Treue, mit
welcher die Mädchen trotz Verleumdung und Drohung an
den Geliebten festhalten, die Rührung die der Vater em-
pfindet, als er das geliebte Kind als glückliche Braut vor
sich sieht, das alles ist vom elsässischen Dichter ebenso
ergreifend dargestellt worden, als er es verstanden hat die
kleinen Schwächen der Menschen im Allgemeinen und seiner
Landsleute im Besondern treffend abzuschildern. Wiederum
ist es nicht zufällig, dass sein Held ein über den Rhein ge-
kommener Deutscher ist, dass die Person, der am schlimmsten
mitgespielt wird, sich als kläglichen Nachäffer des Franzosen-
tums darstellt.
Die Vorzüge der Arnoldischen Dichtung hat Goethe,
indem er den zuletzt angegebenen Ausfall nach seiner Art
milde ablehnt, wunderbar ins Licht gesetzt, als er das Stück
im IL Band, Heft 2 seiner Zeitschrift » Ueber Kunst und
Alterthum« (Stuttgart 1820) besprach, und der begeisterte
Dank für diese Anzeige, welchen Arnold im I. der obigen
Briefe dem Meister darbringt, ist voll berechtigt. Arnolds
Freunde in Strassburg Hessen sofort die Besprechung Goethes
nachdrucken und verbreiten und sie bildet seitdem in allen
Ausgaben des Stückes die unentbehrliche Beigabe.
Stackelberg BEI Goethe 1829. 87
Von diesen Ausgaben ist die 1850 erschienene, durch
eine Auswahl aus Arnolds hochdeutschen Gedichten und
durch treffliche Illustrationen des Strassburger Malers Theophil
Schuler bereicherte von Arnolds Freund Rauter besorgt
worden, demselben den der IL Brief Arriolds an Goethe
empfiehlt. Ueber den von Rauter benutzten Nachlass Arnolds
habe ich leider trotz vieler Umfragen nichts erfahren können:
mit ihm werden auch die vorauszusetzenden Zuschriften
Goethes an Arnold für immer verloren sein.
Um so wertvoller erscheinen die beiden im Goethe-
archiv bewahrten Briefe des elsässischen Dichters und ich
bin für die von der Hohen Besitzerin huldvoll ertheilte
Erlaubniss sie zu veröffentlichen zu tiefgefühltem Danke ver-
pflichtet.
Strassburg 15. Sept. 1891.
Ernst Martin.
6. STACKELBERG BEI GOETHE. 1829.
Otto Magnus Freiherr von Stackelberg, als Archaeologe
besonders durch seine Werke über den Apollotempel zu
Phigalia (1826) und die »Gräber der Hellenen« (1837) be-
kannt, zog sich nach langen Wanderungen durch die Länder
der antiken Cultur im Jahre 1829, dem dreiundvierzigsten
seines Lebens, nach Dresden zurück. Ueber seine Reise
dorthin, die ihn durch Frankreich, England, Holland, Belgien
sowie die rheinischen und mitteldeutschen Hauptorte führte,
hat er seinen in Rom zurückgebliebenen Freunden August
Kestner und Eduard Gerhard einen ausführlichen Reisebericht
gesandt, der sich gegenwärtig im Besitze des Herrn Sanitäts-
rat Dr. Kestner zu Mülhausen i. E. befindet. Aus einer
dem Goethe- und Schiller- Archiv freundlichst übersandten
Abschrift wird mit Genehmigung des Herrn Besitzers der
auf Weimar und Goethe bezügliche Abschnitt hier ver-
öffentlicht.
»Dresden, 15. Nov. 1829.
... In Weimar wurde ich in Goethes Schoosse auf-
genommen ; der alte, einzige Sänger kam mir mit Achtung
und Freundschaft entgegen, überraschend bey seinem all-
Nkue Mittheilungex.
bekannten Ernst und bey der Vergötterung, die er in
seinem Leben erreicht hat. Wie er Andre behandelt, das
habe ich an dem Kanzler Müller gesehen, der Dir wohl
einen Gruss von mir brachte, mein guter August. Denn
er verstummt, sobald er jemand nicht gern mag, geht
ans Fenster und nimmt ein Buch in die Hand. Aber der
Kanzler des Herzogthums liess sich nicht decontenanciren,
sondern ich wurde sein Vertrauter und nachmals wurde
viel über alles gelacht. Goethe liess mich nicht von sich,
und stolz auf die Auszeichnung von einem, solchen Manne,
wäre ich ganz geblieben, hätte ich nicht das Ziel meiner
Reise immer vor Augen behalten. Während fünf ganzer
Tage liess er mich doch nicht los. Ich bekam seine
Kunstsammlung zu sehen, das Manuscript seiner Italischen
Reise zu lesen, welches jetzt zum Druck vorbereitet wird
und Interessantes über sein Verhältniss mit AngeHka, seinen
Aufenthalt in Albano mit Kunstübungen, und das Leben
des heiligen Ignazius enthält, voll geistreicher Betrach-
tungen. Von Morgens um lo Uhr bis gegen Mitternacht
musste ich bey ihm täghch zubringen, sein Tischgenosse,
Spaziergefährte, und wenn der gute Alte früher sich
zurückzog, sagte er immer: Sie bleiben doch morgen
noch ? und übergab mich seiner geistgebildeten Schwieger-
tochter, welche er mich einzunehmen lehrte, indem ich
Lord Byron gesehn und gekannt hatte, und ihr, als einer
Anglomanin und Gräkomanin, willkommenster Bericht-
erstatter werden sollte. Da ward denn zu meiner Unter-
haltung die schönste junge Dame von Weimar täglich
eingeladen, ein Fräulein Gersdorf, sanft und jungfräulich,
mit einem Paar der schönsten Augen, bey hoher schlanker
Gestalt. Bald wurde nach Belvedere gefahren, bald am
Hofe bey der trefflichen alten Grossherzogin zugebracht,
bald Schlösser und Gärten besucht; bald spazierten wir in
seinem Gartenhause an der Um unter selbstgepflanzten
Bäumen umher, bald nahm er meinen Apollotempel von
der Bibliothek vor und musterte den PhigaUschen Fries,
' Vielmehr Jenny v. Pappenheim, die iSjährige Stieftochter des
Ministers v. Gersdorff. Vergl. Goethe-Jahrbuch XII, i8i.
über den icn mit inm angenenme ijespracne tunrte, unü
mich freute, doch in einem Stücke klarer als er zu
sehen. Creuzern ' ist er ganz abgeneigt, doch ist er es
mir nicht. Er legte mir einige antike Fragmente vor,
die ihm unerklärlich vorkamen und freute sich, dass
ich sie ihm lösen konnte ; die Nüsse waren nicht
schwer aufzuknacken. Zum Andenken gab er mir die
Zeichnung davon. Wir wechselten Gastgeschenke. Eine
ziemUch unbedeutende, grosse Aussicht von Taormina,
die ihm Kniep gezeichnet, ersetzte ich mit meiner
Aussicht von einem weit schöneren Standpunkte. » Sie
haben erreicht, was ich strebte« sagte er über meine
Zeichnungen. Vier Medaillen mit seinem Porträt erhielt
ich auch zum Andenken. Es war eine Lust den Alten
mit Kindern, die immer ab und zu bey ihm vorkamen,
sprechen zu hören, denn er hat eine rührende Art sich
mit ihnen zu unterhalten und spricht dann ganz in ihrem
Sinne, drum sie auch an ihm hängen und ganz mit ihm
vertraut sind. Ich könnte nicht aufhören von ihm zu
erzählen, so hat er mich bezaubert, so schlicht und naiv
ist sein Reden, so ungekünstelt und ungewählt sind seine
Worte und immer treftend; er hat die Natursprache in
seinem Besitz. Ich war froh wenn icli allein se3'n konnte
und über ihn nachdenken. Ich zeichnete sein Landhäuschen
an der Um eines Morgens ganz früh und glaubte mich
ganz unbemerkt von ihm; da kam es aber nachher doch
heraus, dass er mich gesehen hatte und auf denselben
Standpunkt hingegangen war, wo er über die Wahl des
Ortes sich verwunderte, weil man das Haus sogar ge-
stochen hatte, aber niemand darauf gefallen war, es von
dem Punkte zu nehmen, von welchem es ihm am besten
zu einem Bilde sich zu eignen schien. Es ist wirklich der
schwierigste Gegenstand, um etwas daraus zu machen, das
nicht bloss des Namens wegen gezeichnet erscheinen soll.
Ich war hocherfreut Goethe mit dem Raoul Rochettischen*
Streit bekannt zu wissen, über den er sich völlig indignirt
' Dem Heidelberger Professor der Archaeologie.
^ Raoul-Rochette, französischer Archaeologe und Historiker.
IÄ;i^r^"^«Si-;.ÄS;Ä.::^'Ä
.lÄ^V.
■siiiä^m^mnnai'iäSaM
90 Neue Mittheilungen.
zeigte. Meine Broschüre, die Quelques mots sur une
diatribe anonyme, nannte er ein wahres Meisterstück, und
bat sich zwey Exemplare davon aus, obgleich er schon aus
Paris eins früher erhalten. Die Vignette war ganz nach
seinem Sinn und ich musste ihm sagen, ob sie denn nicht
wirklich nach einem antiken Vasengemälde gemacht se_v,
denn er konnte nicht glauben, dass man so täuschend in
dem Styl erfinden könnte. Verdientermassen hat Raoul
denn auch genug Strafe für seine Verläumdungen einge-
ärndtet, und nachher noch, wie mir Bröndsted' geschrieben,
ein paar recht grobe Zurechtweisungen in den Journalen
in Rücksicht auf diese Schrift bekommen von einem uns
unbekannten Gelehrten. Der einzige Feind, der sich mir
gezeigt bisher in meinem Leben, ist längst völlig zer-
schlagen, — Goethe's Gesicht ist, den festen, ernsten
Charakterausdruck abgerechnet, nicht mehr schön zu
nennen ; die Nase ist sehr stark geworden, denn die Haut
hat sich hüglig erhoben, die Augen stehen schräg, denn
die äusseren Augenwinkel haben sich stark gesenkt, die
Augensterne sind kleiner geworden, weil sich durch eine
staarartige Verbildung ein weisser Rand umhergegossen
hat. Er geht mit den Füssen schurrend auf dem Boden,
aber dennocli über die Treppen herunter, ohne sich anzu-
stützen oder den Arm eines Begleiters zu brauchen. Rauch
hat eine kleine Figur von ihm modellirt, w^ovon ich Gyps-
abgüsse gesehn, die ihm sehr ähnlich ist, im Ueberrock,
die beyden Hände auf dem Rücken zusammengefasst, wie
er oft zu thun pflegt. . . «
Gleicher Quelle entstammt der folgende Ergänzungs-
bericht, dessen Veranlassung der Eingang ergiebt.
»Dresden, 29. Januar 1830.
. . . Du mögtest mehr über Goethe von mir hören
und besonders sein Urtheil über die Blätter der Albunea. ^
Ueber diese habe ich aber nicht ein Wort verlauten lassen,
' Begleiter Stackeibergs in Griechenland und Mitentdecker des
Apollotempels.
^ Quelle bei Tibur und weissagende Quellnvmphe, vgl. Horaz
Od. I, 7, 12. Creuzer, Symbolik und Mythologie 3. Aufl. III, 494
684. IV, 236.
Stackelberg bei Goethe 1829. 91
um das künftige Incognito der Seherin nicht unniögHch
zu machen. Sie wächst noch im Dunkel heran, und wenn
sie erschienen ist und geschienen hat, geht sie ins Dunkel
wieder hinüber. Aber ich unterliess nicht, ihm überliaupt
seine Meinung über die neuesten Ansichten der Mytho-
logie in Creuzers Werke abzugewinnen und hörte, dass
er gar nicht damit zufrieden sev, dass er kein Gefallen
daran fände. Ich wurde grade damals durch das Eintreten
des Kanzlers Müller aus Weimar verhindert, weiter darin
einzugehen, und dieser langweilige gebildete Mann, den
du vermuthlich wirst kennen gelernt haben, wurde darauf
sc sonderbar von dem Dichter behandelt, dass ich ihn aus
der Verlegenheit ziehen zu müssen glaubte, denn nach ein
Paar trockenen Worten Erwiederung liess Goethe den
grossen Staatsmann sitzen, ging ans Fenster und nahm ein
Buch in die Hand, in welchem er fortlas bis der Kanzler
fortgegangen war. So behandelte er ihn für die Störung
und ich musste die Conversation in seinem Hause führen.
Der Kanzler schien aber an solche Launen gewöhnt, liess
sich nicht stören und quälte mich am Ende auch mit
Gesprächen eine Stunde lang, so dass ich nachher von
Goethe über meine Gutmüthigkeit, ihm geantwortet zu
haben, ausgelacht wurde, worauf ich ihm bemerklich
machte, dass ich auch einen Unbekannten gern aus einer
Verlegenheit zöge, und der treffliche Alte mich umarmte.
Sein Leben in Weimar ist durchaus nicht, wie es seyn
sollte. Er bringt [esj fast immer auf dem kleinen hübschen
Landhause im Park zu, wo er mir wie Rousseau erschien,
abgeschieden von der Welt, nur in sich selbst lebend und
durch Journale und Zeitungen von allen Gegenden dem
Lauf der Begebenheiten und der Entwicklung des Geistes
zusehend, indem er seine eigenen Sachen sammelt und zu
der Cottaischen Herausgabe fördert. So ist er denn viel-
fältig beschäftigt und pflanzt im Frühjahr selber seine
Malven von allen bunten Farben, die, wie er selbst sagte
(in ihren bunten Röcken an hohen Stöcken hinaufgezogen)
Schildwache bey seinem Spaziergange halten. . . «
92 Neue Mittheilukgek.
Zur Erklärung, Ergänzung und Berichtigung dieser Dar-
stellung folgen hier die entsprechenden Abschnitte aus dem
Tagebuch des achtzigjährigen Dichters.
Soinitag, (). August iS2<): » . . . Um lo Uhr Baron
Stackeiberg, mit welchem ich seine Reisen höchst be-
deutenden Unternehmungen durch sprach ; auch über Kunst
und Alterthum manches verhandelte. Ich bheb nachher für
mich und fuhr in allerley Geschäften und Arbeiten fort.
Gegen 2 Uhr kam er wieder und speiste mit uns wodurch
das Gespräch fortgesetzt wurde und seine Gefangenschaft
bei den Piraten ' zur Sprache kam. Er wurde beredet noch
einen Tag zu bleiben und sich bey der Frau Grossherzogin
zu melden. Nach Tische besahen wir die Probedrücke der
merkwürdigen Zeichnung nach den Gräbern vonCorneto;
merkwürdige kleine Kunstwerke von gebranntem Thon,
colorirt, gleichfalls sehr sorgfältig abgebildet. Ich fuhr
mit ihm ums Webicht, hernach in den Garten. Er ver~
Hess mich nach 7 Uhr und ich fuhr in Arbeiten und Be-
trachtungen fort.«
Montag, 10. August iSzp : » . . . Graf Stackeiberg
speiste bey der Frau Grossherzogin. Ich mit der Familie.
Beschäftigte mich im Hause mit nachsuchen und Anordnen.
Kam Baron Stackeiberg. Wir besprachen ferner seine
Reisen seine Unternehmungen und was sonst interessant
war. Kam Geh. R. v. Müller, Abschied'' zu nehmen. Be-
sprach sich mit Bar. Stackeiberg über Itahen, Rom, Be-
quemlichkeiten und Angelegenheiten. Ich fuhr spät in den
Garten mit Wölfchen , . .'ff
Dienstag, 11. August iS2(): »Einiges am römischen
Aufenthalt. Mancherley sonst. Der Baron besuchte das
Museum, die Bibliothek und fuhr mit Ottilien nach Tiefurt.
Ich fuhr zu Tische hinein. ■♦ Prof Riemer war von der
Gesellschaft. Wir gingen die kleine Sammlung unsrer
' aus der ihn Kaiser Nikolaus diirch ein Lösegeld von 18000
Piastern befreit hatte.
^ nach Italien.
3 dem fast neunjährigen Enkel.
^ vom Garten in die Stadt.
Stackelberg bei Goethe 1829. 93
griechischen Münzen durch. Einige unbekannte wurden
näher bestimmt. Abends Frl. Pappenheim. Manches wurde
durchgesprochen und der Gast entschloss sich noch Morgen
zu bleiben. Ich fulir wie gestern begleitet spät in den
Garten.«
Mittzuoch, 12. August iS2(): » . . . Baron Stackelberg
der meinen Garten gezeichnet hatte auf einen Augen-
blick . . . Frl. V. Pappenheim und Baron Stackelberg
kamen mit den Kindern von Belvedere und speisten mit
uns; der bedeutende Reisende erzählte manches höchst
Interessante, seine Kupfer und Zeichnungen wurden aber-
mals durchgesehen. Ich fuhr fort einiges zu berichtigen.
Nahm Abschied von dem vorzüglichen Manne und ging
wieder in den Garten hinunter. . . «
Die so lebhaft angeknüpfte Verbindung ward nicht fort-
gesetzt, nicht einmal ein Brief Stackeibergs findet sich in
des Dichters Nachlass. Auf eine, wie es scheint mündliche,
archaeologische Mitteilung Stackeibergs beruft sich Goethe
in einem nachgelassenen Aufsatz » Zwei antike weibliche
Figuren« (Hempel XXVIII, 407).
Eduard von der Hellen.
II. Mittheilungen aus dem Goethe-
National - Museum.
GOETHES REISESKIZZEN AUS DER SCHWEIZ
1775-
Besprochen vo\ C. RULAND.
Während einer langen Reihe von Jahren findet sich in
Goethes vertrauteren Briefen (z. B. in denen an Frau von
Stein) wie in den Tagebüchern häufig der Vermerk, dass er
»gezeichnet«. In der Umgebung der Vaterstadt, in der
Schweiz, auf den Höhen des Thüringer Waldes, auf der Reise
nach Italien, überall bemühte sich der Dichter, das Gesehene
mit dem Stift festzuhalten. Freilich des öfteren nicht zu
seiner Zufriedenheit ; einmal nennt er die Versuche geradezu
schwach. (Weimarer Goethe- Ausgabe XXIX, 228, 7,) Immer-
hin hätten diese Blätter, wenn sie sich einigermassen voll-
ständig erhalten hätten, zumal mit den nöthigen Zeit- und
Ortsangaben versehen, für uns ein grosses Interesse. Sie
würden ein den anderen Aufzeichnungen und Briefen ]jarallel-
laufendes illustrirtes Tagebuch bilden. Unter den hunderten
von Zeichnungen und Skizzen, die das Goethe-National-
Museum bewahrt, weitaus die meisten landschaftlicher Natur,
sind leider nur sehr wenige , deren Entstehungszeit und
-Ort sich mit Sicherheit angeben lässt. Nur zwei Serien machen
eine willkommene Ausnahme, zumal da sie beide von Goethe
selbst schon zusammengestellt sind. Die eine bilden die
äusserst zahlreichen zeichnerischen Ergebnisse der Italiänischen
Reise von der ersten Poststation Zwota bis an die Küste
Siciliens : sie zu ordnen und in ein Album einzufügen war
eine Beschäftigung, die Goethe, wie er selbst schreibt, die
trüben Tage des ersten wieder in Weimar zugebrachten
Goethes Reiseskizzen aus der Schweiz. 95
Winters erhellt hat. Noch heute steht der stattliche Folio -
band auf Goethes Schreibtisch, wo er seit dem Winter 1789
bewahrt wurde ; vielleicht bietet sich eine Gelegenheit, eine
Auswahl der zum Theil überraschend guten Skizzen und Sepia-
zeichnungen auch weiteren Kreisen zugänglich zu machen.
Die zweite, dem äusseren Umfange wie dem künstlerischen
Gelingen nach viel geringere Sammlung betrifft die erste
Schweizer -Reise von 1775, genauer den mit seinem Lands-
mann Passavant in den Tagen vom i7ten bis 25ten Juni in
die Urkantone und auf den Gotthard unternommenen Ausflug.
Die sechszehn Blatt fanden sich in einem alten Umschlag
vereinigt in Goethes Bibliothek, wo sie wahrscheinlich geruht
haben, seitdem der Dichter sie beim Entstehen der Bücher
XVIII und XIX von Dichtung und Wahrheit zu Rathe ge-
zogen. Dass er dies gethan, ist kaum zu bezweifeln, wenn
man die flüchtigen Skizzen mit den Seiten 116 — 123 von
Band XXIX vergleicht. Schon dass da in Abweichung von
der sonstigen Gepflogenheit des Werkes ganz bestimmte Daten
angegeben werden, würde die Vermuthung nahelegen, dass
Goethe bei diesem kurzen Abschnitte wahrscheinlich ausser
den wenigen Worten des Tagebuches irgend welche alte
Aufzeichnungen benutzt habe; aber er ^ sagt es ausdrücklich
selbst bei einer älteren Notiz über die Rückkehr vom Gott-
hard (S. 243,8): »von nun an (23. Juni) verlässt mich das
Datum wieder«, nachdem er unter dem i6ten Juni (S. 116,19)
das »erste Datum verzeichnet« gefunden hatte. Unsere
Zeichnungen decken sich gerade mit diesen acht Tagen durch
ihre, im Augenblicke des Entstehens beigeschriebenen Daten.
Sie gehören in gewissem Sinne auch zu dem handschriftlichen
Material von Dichtung und Wahrheit ; im ersten Band der
Tagebücher (S. 344) hat die neue Goethe-Ausgabe eine kurze
Erwähnung unserer Zeichnungen gebracht, mögen einige
nähere Angaben als kleiner Nachtrag zu dem kritischen
Apparat des jüngst erschienenen 29ten Bandes nicht un-
willkommen sein.
Die sechszehn Reiseskizzen sind mit geringen Ausnahmen
sehr flüchtiger Natur, meist leichte Bleistiftumrisse, nur zwei-
mal sorgfältiger ausgeführt, auf Schreibpapier gewöhnlichen
Folio-Formates; bei der Beschreibung der einzelnen Blätter
stellen wir Goethes beigeschriebene Notizen in Cursiv voran,
und verweisen jedesmal,- soweit möglich, auf die betreffende
Stelle in Dichtung und Wahrheit.
1. »d. ij. /inii Yß.H Blick auf den Vierwaldstätter See
herab, rechts unten ein Städtchen.
2. d. ly. /u/ii. Aehnliche noch flüchtigere Skizze von
einem etwas höheren Standpunkt, beide wohl während
des Aufstieges auf den Rigi entworfen.
96 Neue Mittheilüxgen.
3. Rigi. ii.JimiiYyß. itnOc/ise?i: Inneres eines bäurischen
Wirthszimmers, rechts vorn ein Reisender, vom Rücken
gesehen, mit der Wirthin im Gespräch. (S. 118,7.)
4. Rigi 18. J. Mit Tannen bewaldeter Abhang, rechts
vorn ein Haus, dessen Dach mit Steinen belastet ist:
vielleicht die S. 118,8 erwähnte Zeichnung.
5. In Iziiau d. ig (statt Vitznau): Bauernhaus, das Dach
mit Steinen beschwert ; neben steht : NB. die Steine
dunkel, das Holziverck heller und durch den aus-
blickenden dunkeln Grund erhohen. Ein Beispiel für
die Bemerkung Goethes: »schwache Versuche nach
der Natur gezeichnet und der Skizze gleich auf
demselben Blatte mit Beschreibung nachzuhelfen, wo-
durch aus beidem nichts wird.« (S. 228,7 f^j '^'g'-
auch S. 133.)
6. /p Juni 75. Wirthshaus am Vier IValdst. S. Nahe
am Ufer, vorn ein Kahn angebunden. (S. 119,9.)
7. Altdorf ip J. Fluchtigster Umriss von Höhen.
(S. 119,15.)
8. d. 20 J. Gothard. Sehr flüchtige Andeutung des
sich berganziehenden Saumpfades. (S. 170, 10 ff.)
9. d. 21 J. Drachenthal. Ein über und zwischen Felsen
herabschäumender Bach : Feder mit Tusche recht
wirkungsvoll lavirt.
0. 22. J. Im Urner Loch. Flüchtigste Andeutung in
Umrissen.
1. Scheideblick nach Italien vom Gotthard. d. 22 Juni ly/j.
Doppelblatt; die höheren, zum Theil mit Schnee be-
deckten Gebirgspartien mit Tusche lavirt, vorn die
sich hinabziehende Strasse, auf einem Felsblock sitzt
ein Reisender, ein zweiter steht neben ihm. (Vgl. die
verkleinerte Nachbildung, welche von diesem zeich-
nerisch wie historisch interessantesten Blatte dem
Bande beigegeben ist.)
Goethe sagt darüber : »ich hatte mich an den Fuss-
pfad, der nach Italien hinunter ging, niedergelassen
und zeichnete . . . die nächsten Gebirgskuppen, deren
Seiten der herabschmelzende Schnee mit weissen Furchen
und schwarzen Rücken sehen Hess.« (S. 128, 20 ff.)
Die Worte stimmen so genau mit der Zeich-
nung, dass ihm diese bei dem Niederschreiben vor-
gelegen haben muss ; der sitzende Wanderer ist dem-
nach Goethe selbst, der stehende Passavant ; wie die
Erinnerung an Lili den Dichter übermannte und ihn
Italien den Rücken kehren Hess, ist bekannt.
•Jffr-''Ä/'tt.f-*f»i";:ft'f'<''r^!;r'rftJT-r-..
:cn.^
4
Goethes Reiseskizzen aus der Schweiz. 97
12. 2 j. Juni. Urner Loch, Nur wenig bestimmte Andeutung
der sich nach dem Loch sanft emporziehenden Strasse.
13. 2^. Jiin. Teufelsbrücke. Sehr flüchtige Skizze.
14. 2j. J. Teuf eis brücke. Doppelblatt: die Brücke mit
ihrem Geländer etwas bestimmter ausgeführt.
15. 2j.Jun. Teufels Stein ; ein einzelner grosser Felsblock
auf Passavants Ermunterung gezeichnet. (S. 121, 12).
16. Johanni Tag. Gerstenfeld (so für Erstfelden, halb-
wegs zwischen Amsteg und Altdorf.) Auf einem
Doppelblatt : Skizze des unter Bäumen im Thal
liegenden Ortes, links dahinter ansteigende Hügel.
In Dichtung und Wahrheit sind die drei Zeichnungen
13 — 15, unter dem 2iten, also noch beim Aufstieg auf den
Gotthard erwähnt, — der Aufenthalt in Erstfelden aber wird
übergangen : sicher weil mit dem Scheideblick vom Gotthard
die Beschreibung dieser achttägigen Wanderung ihren künst-
lerischen Höhepunkt und Abschluss gefunden, und der Dichter
nicht durch eine abermalige Erwähnung _des Reussthales die
Rückkehr nach Zürich verzögern wollte. An der chrono-
logischen Richtigkeit der an Ort und Stelle beigeschriebenen
Angaben auf unseren Blättern ist sicher nicht zu zweifeln;
auf jeden Fall haben diese flüchtigen Skizzen ihren Zweck
erfüllt und Goethen eine solche »innere Gegenwart« von den
durchwanderten Bergthälern gewinnen lassen, dass eine jede
Localität, wie er sie vierzig Jahre später bei der Nieder-
schrift von Dichtung und AYahrheit brauchen mochte, ihm
alsobald vorschwebte und zu Gebote stand. (S. 133,15 ff-)
Goethe-Jahrbuch XIII.
III. Verschiedenes.
I. BRIEFWECHSEL ZWISCHEN GOETHE ÜNJ)
MINISTER VON GERSDORFF.
MIT POLITISCHEN BERICHTEN DES LETZTEREN.
MiTGETHEILT VON LiLY VON' KrETSCHMAN.
Kicht ohne Bedenken und dennoch wage ich es Ew.
Excellenz die Bevlage — eine frühere, jetzt gedruckte
Arbeit von mir gehorsamst zu überreichen.
Geschieden durch meinen jetzigen Beruf von solchen,
sonst mir so werthen Bestrebungen , dürfte ich nicht
dankbar im Tempel niederlegen, den Himmlischen reichend,
was, auch in schwacher Nachbildung, von ihnen zeugt?
Dann aber, welchem Altar möchte ich andächtiger und
ehrfurchtsvoller nahen können, als dem, der, wie uns der
nächste, so dem gemeinsamen Vaterlande der erhabenste
im Heiligthum der Dichtkunst ist ?
Von solcher Gesinnung diesen Versuch anzunehmen,
wollen Ew. Excellenz nicht verschmähen. Ich verbinde
damit den lebhaften Wunsch, dass Ew. Excellenz noch
lang im besten Wohlseyn in unserer Mitte verweilen mögen.
Mit erneuertem Ausdruck meiner grössten Verehrung
habe ich die Ehre zu verharren
Ew. Excellenz
ganz gehorsamster Diener
V. Gersdorff
Weimar, den i6ten April 1822
Briefwechsel zwischen- Goethe un-d Minister v. Gersdorff. 99
•y
Ew. Excellenz
haben mir die schönen Frühlingstage höchst erfreuHch
werden lassen und mir darin einen seltenen Genuss
verliehen.
Denn ich muss leider gestehen dass ich Sophokles,
dem grossen Meister meiner früheren Jahre, in der letzten
Zeit, durch Lebens- und Literatur-Zerstreuungen abgehalten,
mich nicht mehr zu nahen wusste. Nun aber lässt mich
Ihre Vermittelung ihn auf einmal wieder, in Vaterländischer
Sprache, ohne Anstoss, fasshch und geniessbar vernehmen,
zugleich neu und alt, immer von demselben, ja von er-
höhtem Werthe.
Empf^mgen Ew. Excellenz daher meinen verbindlichsten
Dank ^für die so schätzbare Aufregung, mit dem Glück-
wunsche : dass bei so bedeutenden, verwickelten Geschäften
noch ein heiterer Rückbhck in freyere Zeiten und eine
Anmuthung an die höchsten, einfachsten Kunstgenüsse
geblieben ; wahrer Antheil sich so frisch erhalten hat, dass
Sie uns noch jetzt das gültigste Zeugniss davon mittheilen
mögen.
Der ich mich zu dauerndem Wohlwollen, so lan<^ es
in Ihrer Nähe zu verweilen gegönnt ist, angelegentlichst
empfehlend, eine geneigte Fortsetzung für die Meinigen
späterhin wünschen und hoflen darf.
Wahrhaft verehrend aufrichtig anerkennend
ganz gehorsamst
J. W. V. Goethe
Weimar d. 20 Apr. 1822.
Ew. Excellenz
beehre ich mich in den Anfügen einige Stellen aus
den letzten Berichten des Herrn Piquot zu Wien in
Betreff der neuesten Regierungsveränderung in Frankreich
initzutheilen und zugleich die Copie desj. Circularschreibens,
welches von Seiten des Ministers des Auswärtigen des
Königs der Franzosen an alle diplomatische Bevollmächtigte
der verschiedenen Höfe zu Paris unter dem Dato des
II. August 1830 ist erlassen worden. Da es Zeuoniss ab-
100 Neue Mittheilungen.
legt von dem Ton in welchem das neue Frankreich sich
den Mitmächten ankündigt, so ist es nicht ohne Beziehung
auf die Piquotschen Berichte und die Frage: ob die An-
erkennung Ludwig Philipps von Seiten der Grossmächte
erfolgen wird ?
Die Verträge, von deren Anerkennung man vorzüglich
diejenige des neuen Königs scheint abhängen lassen zu
wollen, sind hauptsächlich der Vertrag vom Jahre 1814
(Mai), der Vertrag vom 20. November 181 5, die Wiener
Congress -Verträge, die Aachener Verträge von 1818; der
Vertrag vom 10. Juny 18 17, in Bezug auf Articul 99 der
Wiener Congressacte bestimmend la revcrsion (h V Antriebe)
des duches de Parme, de Plaisance et de Gnastalle h la maison
de Lucqnes et de la principaute de Lucqiies a la Toscanc^
apres le deces de Marie Louise. Nachträglich' bestimmt der
art. XI des Vertrags vom 20. November 181 5 mit Frank-
reich : Ce traite de Paris du )0 uiai 1S14, ainsi qiie Vacte
ßiial du Congres de Vienne du 5? jiiin iSij, soiit confirmcs
et luahiti'uus dans toiites Celles de Iciirs dispositioiis qni iiau-
raicnt pas ele iiiodißees par les clanses du prcseut traite.
Es ist also eigenthch die Anerkennung der Gültigkeit des
Pariser Vertrags vom Jahre 1815 (20. November), welche,
wenn die neue französische Regierung sie genügend be-
wirkt, von wesentlich beruhigender Bedeutung sein würde.
Mit ausgezeichneter Hochachtung habe ich
die Ehre zu sein Ew. Excellenz
ganz gehorsamster Diener
Ernst August v. GersdorfF.
Weimar, am 29. Aug. 1830.
Beilage zu Brief j.
Extrait.
Rapport de Mr. Piquot, ministre resident Grand ducal
ä Vienne en data du 19 aoüt 1830:
II m'est revenu qua le prince de Metternich et le comte
de Nesselrode, qu'on croit devoir passer a Vienne, avant de
retourner de Carlsbad ä son poste, se sont concertes even-
tuellemcnt et si j'en crois une source que j'ai souvent trouve
exacte, les trois cours et peut-etre aussi l'Angleterre ne
' Unleserliches Wort, vielleicht »Nachdrücklich«, »Nachträglich«
wohl nicht !
Briefwechsel zwischen Goethe und Minister v. Gersdorff. 10 1
prendront point TofTensive et verront tranquillement venir
les choses, tout en se preparant ä s'opposer vigoureusement
ä toute attaque de la part d'un gouverneraent qui est loin
encore de sa consolidation.
Rapport du meme, en date du 24 aoüt 1830.
D'apres quelques renseignements que je crois exactes,
Ja Cour de Vienne toujours d'accord avec la Prusse et la
Russie pourrait reconnaitre le nouveau gouverneraent en France,
pourvu que ce dernier veuille ou puisse sanctionner les
anciens traites solennellement conclus avec TEurope entiere.
C'est le ton et la forme de la notification ofificielle toujours
attendue qui mettra le sceau aux determinations des grandes
cours alliees.
Extrait de la lettre circulaire adressee aux agents diplo-
matiques des differentes cours accredites ä Paris par Mr. le
Comte de Mole ministre des relations exterieures de Sa Maj.
le roi des Francais. (11 aoüt 1830):
Monsieur !
Le Roi m*a ordonne de porter ä votre connaissance les
evenements qui se sont succede en France depuis le 4'"- juillet
jusqu'ä ce jour et qui ont amene Tavenement de S. M. au
trone comme Roi des Francais
II fallait sauver la France et j'ajouterai, Monsieur, preserver
l'Europe d'un grand ebranlement. C'est dans cette grave
conjoncture que tous les yeux se sont tournes vers son Altesse
Royale Msgr. le Duc d'Orleans et tous les coeurs l'ont
appele ä sauver la patrie.
Malgre la profonde e'motion qu'excitaient en Lui les
malheurs trop prevus de la branche ainee de sa famille, il a
entendu la voix de la France et s'est devoue ä un penible
devoir. Le glorieux drapeau tricolore ne s'est deploye que
comme un embleme de moderation et de defense, de con-
servation et de paix. La chambre des Deputes et la chambre des
Pairs en proclamant un divorce absolu, eternel entre la France
et la branche ainee de la maison regente ont consomme un fait
qui est hors de toute puissance humaine d'etre detruit; mais
le maintien du Systeme raonarchique en France dans la
branche d"Orleans attestent assez les salutaires effets de
l'experience et du temps sur Pesprit et le caractere de la
nation francaise. Aujourd'hui — et l'Europe ne saurait en
douter! — le plus vif desir, le besoin unanimement senti de
la France est de se reposer dans un gouverneraent juste et
fort. Vos gouverneraents connaltront quels efforts S. Maj.
a du faire sur Elle-meme pour se resoudre ä monter sur un
trone, qui cependant pour le bonheur general ne pouvait
102 Neue Mittheiluxgex.
etre occupe que par Elle ; son devouement en acceptant la
couronne a ete un bienfait pour la Royaute meme, comme
pour les peuples. Mediateur entre la France et l'Europe, qui
connaissent egalement sa loyaute et sa droiture S. Maj. en
des circonstances si difficiles pouvait seule retenir la France
dans la limite d'une sage liberte et presenter aux puissances
etrangeres le gage d'une securite pleine et permanente. En
Vous donnant cette communication, Monsieur, je dois Vous
repeter, par ordre du roi, combien S. Maj. met de prix ä
maintenir, ä fortifier les relations amicales qui existent entre
les Cabinets desquels vous etes accredite et !a France ....
signe INIole'.
4-
Ew. Excellenz
verzeihen die etwas verspätete Rücksendung der bedeutenden
Papiere und genehmigen die Bitte: mir von ähnlichen
Ereignissen und Gesinnungen, in diesen bewegten Tagen^
fernerhin geneigte Kenntniss zu geben.
Erlauben Hochdieselben zugleich mit dem verpflichteten
Danke für den so schleunig bewirkten Urlaub meines
abwesenden Sohnes, die Meldung : dass er den 19 August,
nach vollendeter Heilung, von Spezia entlassen worden.
Er hatte das Glück von einem sehr geschickten Chirurgischen
Arzte behandelt zu werden. Da er denn seinen Weg nach
Livorno forzusetzen im Begriff stand.
Er suchte sich seinen Aufenthalt so nützlich als mög-
lich zu machen und es gelang ihm, durch Empfehlung,
das Haus der Quarantäne zu besuchen und durchaus in
Augenschein zu nehmen ; hier nun möchte es Ew. Excellenz
ein Lächeln abgewinnen, dass er das Zimmer betrat, in
welchem Hr. von Müffling 35 Tage, bey seiner Rückkehr
von dem tüchtigsten Geschäft, zu verweilen hatte, da er
denn freyhch, bei Vergleichung seines eigenen Schicksals,
sich noch immer gewissermassen im Vortheil befand.
Verzeihen Ew. Excellenz diese Mittheilungen, sie ge-
schehen in dem Augenblick der erhaltenen günstigen
Nachricht. Mich und das Meinige zu ferneren Hulden und
Gunsten empfehlend Ew. Excellenz
Weimar ganz gehorsamster Diener
den 3 Sept. J. W. v. Goethe
1830.
Briefwechsel zwischen Goethe und Minister v. Gersdouff. 103
5-
Ew. Excellenz
Wunsche gehorche ich, wenn ich in der Beikge die
Freiheit nehme, die wichtigsten der gestern eingegangenen
Notizen zu Ew. Excellenz Kenntniss zu bringen.
Sehr freut es mich dero Herrn Sohn von seinem
Leiden befreit und durch die Kunst der ItaUenischen
Chirurgen von einer nicht minder unfreywiUigen Quaran-
taine, als die des Herrn v. Müffling war, befreyt zu wissen.
Noch darf man hoffen, dass die Sendung des Grafen
Athalin an S. M. den Kayser von Russland diesen Monarchen
besänftigen und so wenigstens ein's der Elemente, dessen
zur Combination der Friedensdauer wesentlich bedurft wird,
günstiger gestalten werde.
Mit ausgezeichneter V^erehrung habe ich die Ehre
zu sein
Ev.'. Excellenz
ganz gehorsamster Diener
Gersdorff
Weimar, am 4. September
1830.
Beilage zu Brief 5.
Weimar, den 4. Septbr 1S30.
Die gestern eingegangenen Nachrichten von Berlin
(Herr v, L'Estocq) melden, dass der von dem Könige der
Franzosen an S. M. den König von Preussen abgesandte
General Graf Lobau bei S. M. dem Könige von Preussen,
vorgestellt durch den Staatsminister Grafen von Bernstorff,
Audienz gehabt habe und beruhigende Nachrichten bringend
gut sei aufgenommen worden. Alex, von Humboldt ist zur
Gegensendung bestimmt.
In Wien war der dahin gesandte General Belliard an-
gekommen und dem Fürsten Metternich durch den Legations-
secretair Herrn Schwebel vorgestellt worden. Der franz.
Botschafter Graf Rayneval hatte Wien verlassen um nach
Paris zu reisen, welches dem General Belliard bei seiner
Ankunft sehr befremdlich war.
Die in der Niederlande und selbst in Aachen ausge-
brochenen Unruhen sind zu beklagen. Sie können die Ver-
hältnisse compliciren wenn die franz. Regierung nicht Kraft
genug haben sollte , den aufregenden , aufruhrbilligenden
104 Neue Mittheiluxgek.
Aeusserungen der franz. Blätter zumal des Globe das Gewicht
eines festen, enthaltsamen, bei Mässigung ev. Erhaltung der
bestehenden Verträge und geltenden politischen Ordnung
beharrenden Regierungs-Systems wirksam entgegen zu setzen
und so die auswärtigen Mächte zu beruhigen.
Die Zügellosigkeit der periodischen Presse in Frankreich,
der sich in den Blättern zum Theil kund gebende Geist des
Ueberschreitens der selbst durch die neue Charte gezogenen
Grenzen und eines kühnen, unbesonnenen Fortschreitens zu
einem nur in der Republik seine Befriedigung findenden
Democratismus, dessen Gipfel jacobinische Anarchie ist, —
scheinen für die innere Ruhe Frankreichs wie für die Er-
haltung des europäischen Friedens wahrhaft feindliche, leider
nicht sattsam unmächtige Genien oder vielmehr Dämone
zu sein.
Gersdorff.
6.
Excellenz
Hätt ich mich nicht schon durchaus überzeugen können,
dass Ew. Excellenz Thätigkeit Ihrem Wohlwollen völlig
gleich sey, so würden mich die wiederholten Sendungen
beschämen ; so aber darf ich wohl die Bitte wagen damit
geneigtest fortzufahren.
Besonders da auch in unserer Nähe sich Bewegungen
ereignen, welche nur in stumpfer Ueberlieferung zu mir
kommen; dagegen denn nichts wünschenswerther wäre,
als solche Ereignisse, zuverlässig und mit einsichtigen Be-
merkungen begleitet, zu erhalten.
Verehrend wie vertrauend
Ew. Excellenz
ganz gehorsamster
Diener
Weimar J. W. v. Goethe
d. 7 Sept.
1830
Politischer Bericht.
Weimar den 6 Septbr. 1830.
In Leipzig ist 3 Tage lang grosser Tumult gewesen.
Volk und Studenten hatten gemeinsame Sache gemacht ; das
Haus welches Fhr. v. Ende bewohnt ist gänzlich demolirt,
die Möbel geplündert worden. Der von Ende hat sich auf
das Rathhaus geflüchtet.
Briefwechsel zwischen Goethe und Minister v. Gersdorff. 105
Eine Bürgergarde wurde errichtet, sie trägt 7ceisse Binden
am Arm. Herr Präsident v. Ende wurde am 3. Tage des
Aufruhres vermocht, seinen Aufenthalt zu verlassen und vor
die empörte !Menge zu treten. Er entliess verhaftete Studenten
ihres Arrestes, versprach die Handhabung der Polizei den
Bürgern und der Bürgergarde anzuvertrauen. Eigentliches
IMilitair sei noch nicht gebraucht worden, nur einige Ab-
theilungen hätten sich gezeigt, seien aber auch wieder zurück-
gezogen worden. Vorzüglich des Nachts habe der Aufruhr
gewüthet. Bei Tage sei es ruhiger gewesen. Ueber die Ver-
anlassung des Aufstandes wurde angeführt, eine Anzahl
Bürger von einem Polterabend lärmend zurückkehrend sei
von der Polizei misshandelt worden.
(Aussage des Postmeisters Kahlert in Weimar.)
gez. V. Gersdorff.
Ew. Excellenz
gehorche ich und bitte im \'oraus um Verzeihung,
wenn in rascher Xiederschreibung, neben Thatsachen sich
Beurtheilungen drängen, deren Werrh, nur vom Augen-
blick gebohren, wie sie sind, um so unbedeutender ist,
je mehr wir immer noch im Nebel wandeln, je öfter die
Thatsache des Morgens, die \'^oraussetzungen des ^'or-
abends widerlegt.
In grösster \'erehrung verharrend
Ew. Excellenz
ganz gehorsamster Diener
Weimar, am 7. Sept. Gersdorff
1830.
Politischer Bericht. (Auszug)
6. bis 9. Sept. 183c.
Die wiederholten Unruhen in Leipzig und Aachen haben
nur geringe, politische Bedeutung. — Aus Frankfurt schreibt
Graf Beust, dass der Prinz von Oranien allein in Brüssel ein-
gezogen sei. Herr v. L'Estocq meldet aus Berlin, der König
habe den französischen Gesandten, Grafen Loban sehr gnä-
dig empfangen : man sei jedoch dort, wie in Paris und Lon-
don erregt über die in Aussicht stehende ausserordentliche
Sendung des Grafen Diebitsch aus Petersburg. Man könnte
diese Sendung als den Zeitpunkt bezeichnen, wo das Schick-
sal es für angezeigt erachtet nunmehr auf das dem Aus-
brennen nahe Flackerfeuer der europäischen, politischen Cul-
lo6 Neue Mittheilungek.
tur einen tüchtigen Kohlenaufschutt zu giessen. Dieser
Kohlenaufschutt sind die Russen ; dem Siege des durch sie
verfochtenen Princips der strengen Autocratie folgt tiefe
Dunkelheit, oder mit der Zeit wird dies Prinzip selbst durch-
drungen und erleuchtet von dem unterdrückten, aber nicht
erstickten Geiste der freioi Intelligenz im staatsbürgerlichen
Dasein.
Gersdorff.
8.
Excellenz
Jemehr sich diese wundersamen Ereignisse verwickeln
und das in Frankreich entzündete Feuer sich, nicht sowohl
verbreitet als verderblich überspringt ; erwehr' ich mich
nicht der Erinnerung an jene, wie es damals schien, frevel-
hafte Aeusserung Cannings, welche doch dahin deutete :
es komme nur auf eine Anregung an, so wäre der ganze
Norden in Revolution gesetzt.
Dies alles bedenkend habe ich immer mehr die Ge-
neigtheit zu verehren, womit Hochdieselben mich mit
dem Augenblick so einsichtig bekannt machen wollen.
Verpflichtet, angehörig,
Ew. Excellenz
ganz gehorsamster
W. 9 Sept. Diener
1830. J. W. V. Goethe.
Politischer Bericht.
Der General-Consul Küstner schreibt mir soeben :
In Dresden ist ein Tumult ausgebrochen. . . .
So grenzt Aufruhr an Aufruhr, und hier zu lösen bemüht,
flammt dort die Gluth in die Höhe ! . . . .
Nur eins kann retten; Mässigung im Bunde mit besonnener
Kraft, mit Beseitigung veralteter Vor urt heile !
1. Das Prinzip der Non Intervention beherrsche das
System der auswärtigen, europäischen Politik;
2. Die Kraft der Regierungen, von aussen her in Ge-
mässheit jenes Princips, gesichert vor Zersplitterung, wende
sich zur BeivaJiriing der öffentlichen Ordnung auf das Innere ;
komme billigen Forderungen und Wünschen zuvor, beseitige
kräftig Missbräuche, und scheue nicht sie anzugreifen, wo
sie sind, ehe sie zum Vorwande dienen, die Regierung an-
zugreifen. Uebrigens weder Popularität aus Furcht, sondern
auf den gebahnten liegen ruhigen gehaltenen Fortgang.
Concessionen neuer Institutionen ; z. B. repräsentative, stän-
Briefwechsel zwischen' Goethe und Minister v. Gersdokff. 107
dische Einrichtungen nur da, wo sie nach Vorgeschichte und
kundgewordenen reellen Bedürfnissen indicirt sind; aber
offene Geltung der bestehenden Verfassungen und Modification
derselben im Sinne der gebildeten öffentlichen Meinung.
3. Deutschland als Staatenbund kann das Princip der
Non-Intervention nur in soweit anerkennen^ als solches den
Bundesverträgen und der Wiener Schlussacte gemäss ist. Kann
eine Regierung den Aufruhr im eigenen Land nicht dämpfen,
so liegt es in der Verfassung des Bundes, dass von Seiten
desselben eingeschritten wird.
Mit dem Aufruhr in Deutschland kein Vertrag, keine
Concession mit den Waffen in der Hand von der Menge
oder im Tumulte abgetrotzt ! Aber dem ruhigen, gehorsamen
Unterthan jede mögliche Erleichterung. Strafe den Rädels-
führern in Leipzig und Dresden.
Aber um dies zu können, dürfen die Grosstaaten des
deutschen Bundes ihre Heere nicht im Auslande verbrauchen,
sie müssen ihre Macht zusammenhalten.
a. um die eigene Ruhe
b. um die Ruhe der übrigen Bundesstaaten Nothfalls
mit bewaffneter Macht aufrecht zu erhalten.
Daher kein Krieg! Alles gethan um Frieden zu halten
und in Be/gieis — manum de tabula !
Aber was sagt man dazu, wenn ein angesehener Militair,
General v. Wolzogen, aus Frankfurt a. M. schreibt: »Ich
»bin der Meinung, dass die Monarchen ihre Heere schwer-
»lich wegen Theorien in Bewegung setzen, sondern die Noth
»der Selbsterhaltung wird sie selbst zur Offensive zwingen,
»indem einen gerüsteten auf die 13efensive berechneten Zu-
»stand kein Staat aushalten kann. Welche Garantien können
»Philipp, Benjamin Constant, Lafitte, Sebastiani geben? Auch
»erkennen selbst England den König Philipp nur bedingungs-
»weise an, wofern die Grenzen respectirt und jedes Propagiren
»vermieden würde. Wenn nun aber Mole an Herrn v. Werthern
»erklärt, die Franzosen könnten nicht zugeben, dass Preussen
»dem König der Niederlande zu Hülfe komme, wenn darauf
»Letzterer antwortet : wer könne dem König v. Preussen
»das verwehren, wozu ihn Verträge und Blutsfreundschaften
»nöthigten, so antwortet Mole : Dann könne die Ruhe in
»Frankreich nicht erhalten werden ! Uebrigens hat meines
»Wissens der König der Niederlande den König v. Preussen
»noch nicht zur Hülfe aufgerufen ; der Prinz v. Oranien führt
»es aber vielleicht herbei. Dem sei aber wie ihm wolle,
y)ich betrachte den Krieg als bereits unterschrieben. Es sind
»nicht die Vortheile und Nachtheile, welche dabei eintreten
»können zu balanciren, sondern die Noth gebietet ihr Wohl
Io8 Neue Mittheilungek.
»uns wenn wir noch bis in März künftigen Jahres Zeit haben,
»und daher ist alle Klugheit anzuwenden, bis dahin den
»Krieg hinzuhalten; denn vor dem Frühjahr können die
»europäischen Heere nicht gesammelt sein.«
So weit Herr v. Wolzogen in einem gestern eingegan-
genen Schreiben an Unterzeichneten.
Dieser hat ihm geantwortet: »Ob er zwar nicht im Rathe
»der Götter sässe, auch nicht Stratege, sondern bloss auf
»sein armes bischen Menschenverstand angewiesen sei, so
»sähe er doch die Nothwendigkeit loszuschlagen und sich
»in die belgischen Unruhen zu mischen nicht ein. Polen,
»Italien, die Rheinlande überhaupt aufrührerische Länder
»im Rücken seien freilich besondere Garantien für Ruhe und
»Ordnung; Garantien welche Philipp, Benjamin Constant,
»Lafitte, Sebastiani pp. wenn nicht darbieten, doch benützen
»könnten! Auf Parteien in Frankreich zu rechnen sei Thor-
»heit; gegen das Ausland gebe es nur Franzosen !v
Nun das wird denn alles seinen Schicksal bestimmten
Gang gehen, volentem fata ducunt, nolentem trahunt.
In Braunschweig soll Tumult gewesen sein. Der Herzog
mit Steinwürfen verfolgt aus dem Theater Hess eine Batterie
reitender Artillerie gegen die pflichtvergessene Menge agiren.
Eine dunkle Sage behauptet, das Volk hätte das Schloss an-
gesteckt.
In Belgien gedeihen die Dinge zur Crise. Der Prinz
von Oranien hat Brüssel verlassen und sich nach dem Haag
begeben. Der Wunsch der Belgier, den der Prinz befür-
worten will, ist :
1. Trennung Belgiens von Holland.
2. Vereinigung Belgiens und Hollands als besondere
coordinirte Staaten unter der Krone und dem
Scepter des Königs der Niederlande.
Wie hängt das Schwert des Damocles über den Staaten
Europas! —
Giebt der König nach, dann kann Ruhe und Frieden
bleiben! Giebt er nicht, oder nicht genügend, nicht gross-
artig diesem Wunsche nach, so ist binnen hier und 4 Wochen
Krieg !
Denn Frankreich leidet keine Einmischung, ohne Ein-
mischung kann der König nicht fertig werden mit den Bel-
giern. Dann ist Krieg gegen Frankreich, und in Belgien
und in Deutschland drohen alle Gefahren des Aufruhrs und
Jacobinismus. Frankreich //(// seine Revolution gemacht,
Deutschland beginnt dann seine Volks-Revolution ! Das hängt
alles an einem Haar.
gez. Gersdorff.
Weimar 11 Sept. 1830.
Briefwechsel zwischen Goethe un'd Minister v. Gersdorff. 109
Politischer Bericht.
Herr v. L'Estocq berichtet d. d. Berlin den 9t. Septbr. 1S30
dass S. M. der König v. Preussen am 9t. Sptb. Louis Philipp
Herzog von Orleans als König der Franzosen förmlich an-
erkannt hat.
Des Kaisers von Russland Maj. hatte durch Graf Nessei-
rode in Berlin anfragen lassen ob des Königs Maj. Louis
Philipp als König anerkennen werde, wenn ja! so werde der
Kaiser von Russland desgleiche thun. Dasselbe hatte der
Kaiser von Oesterreich in Berlin erklären lassen. So ist also
durch Prcussens Kötiig Europa sicher, dass über die An-
erkennungsfrage kein Krieg entstehen werde ! Heil dem
weisen König.
In Dresden Aufruhr vom 9t. Abends bis den iiten früh.
Das Polizeihaus niedergebrannt, die Acten geplündert, das
Rathhaus geplündert, Acten, Rechnungen zerstört, zerworfen.
LTrsache : Unzufriedenheit mit Polizei und Rath und jener
vage Geist der Anarchie! Rufe: es lebe die Freiheit!
Gefechte in der Stadt. Hauptwache zerstört.
Der König in der Stadt, von 5 Uhr Nachm. bis Abends
1 1 Uhr rathlos in der kathol. Kirche ! Selbst Versuch das
königl. Schloss zu stürmen ! 2 Offiziere verwundet, einer an
seiner Wunde gestorben.
Aber Prinz Fried. August stellt Ruhe wieder her und
tritt an die Spitze einer Commission zur Herstellung der
öffentlichen Ordnung. Er proclamirt, dass die Bürger sich
bewaffnen, eine Nationalgarde bilden sollen, Waffen werde
erhalten, wer keine habe. Weisse Binden um den Arm sind
das Kennzeichen. Draussen tritt der Prinz an die Spitze
der Nationalgarde, erklärt sich zu ihrem Chef und Ober-
Commandanten, besteigt sein Ross, reitet unter das Volk,
beruhigt es mit freundlichen aber festen \V'orten, verspricht
Untersuchung und Abstellung der Beschv/erden. Die schnell
versammelten 4000 Mann Nationalgarde redet er an mit
Worten, die aus Geist und Herzen kommen, ein unendliches
Lebehoch tönt ihm entgegen. Das Wort wird zur That.
Was die Linientruppen nicht vermochten, die Bürgergarden
haben's bereits am Abend ihrer Errichtung vollbracht —
2j Rädelsführer sind in Arrest gebracht und harren gesetz-
licher Strafe entgegen.
So wirkt es, wenn die richtigen Massregeln ergriffen
werden; wenn von denen, zu welchen Alles hinmifblickt, das
Rechte und Tüchtige ausfliesst ; wenn mit Kopf und Herz
von den Fürsten gehandelt wird. Fürsten können sich 7mr
selbst entthronen; nur den Leichnam nur den Scheinen hebt
das Volk vom Thron, — denn der schon nicht mehr Fürst
HO Neue MiTTHEILUKGEN.
7var, so wie und /// den Formen und A\'issen worin er es
sein sollte. Nur so wird es erklärlich wie der Urenkel
Heinrich des Löwen vom eigenen, seinem Hause so er-
gebenen braunschweigischen Volke konnte gestrichen werden;
wie es dahin kommt wohin es allerdings gekommen ist, dass
die Unterthanen Feuer an das Schloss ihres angestammten
Herrn legen, es zum Theil niederbrennen, es plündern
mochten. So aber ist es : der Herzog hat sich nach Blanken-
burg begeben, ein Adjutant desselben ist verwundet worden.
Welche Lehre ! Dies geschieht dem Sohne und Nachfolger des
Herzogs von Braunschweig um den sich, als er 1809 seinen
kühnen und abentheuerlichenZug von Böhmens Grenze nach
der Nordsee unternahm und vor seiner Vaterstadt bivuakirte,
jede Rücksicht welche Klugheit gebieten konnte vergessend
die treuen Braunschweiger drängten, bereit für ihn aufzustehn
und kaum durch seine Bitten abgehalten ihr Schicksal dem
seinigen zum Opfer zu bringen und den Zorn des mächtigen
Napoleons vernichtend auf sich zu laden. LTnd den Sohn
steinigt dasselbe Volk 21 Jahre darauf, frevelt an der Burg
seiner Ahnen und treibt ihn aus dem Sitz seiner Väter!
Und warum ? Weil er Sich Selbst entthront hatte durch seine
Willkür, durch die Bösartigkeit seines Betragens, durch die
Verläugnung der Eigenschaften wodurch seine Väter die
Herzen fesselten und der Gewohnheit Macht gaben, ihre
Bande zu weben !
Weimar 13t. Sptbr. 1830. v. Gersdorff.
9-
E\v. Excellenz
die geneigtest mitgetheilten Papiere, mit wiederholtem
Danke, zurücksendend, erbitte mir eine fernere unschwere,
gelegentliche Communication solcher Nachrichten, Papiere
und Documente, welche hoffentlich auf eine gewünschte
Entwirrung öffentlicher Zustände hindeuten. Möge sich
fernerhin ohne vergossenes Blut und wilde Zerstörung,
das Unvermeidliche baldigst entfalten.
In dankbarer Anerkennung
u Verehrung
Ew. Excellenz
ganz gehorsamster
Weimar Diener
den 18 Septbr. J. W. v. Goethe
1830
Briefwechsel zwischen Goethe und Minister v. Gersdorff. III
Anmerkungen.
Vorstehende Briefe Goethes an den Minister v. Gersdorff,
sowie die pob'tischen Berichte, die Letzterer für Goethe nieder-
schrieb, befinden sich im Archiv zu Ostrichen und wurden
mir von dem Besitzer, dem Enkel des Ministers, Freiherrn
Karl V. Gersdorff, zwecks Veröffentlichung, bereitwilligst über-
assen. Ihre Königl. Höh. die Frau Grossherzogin von
Sachsen-Weimar hatte die Gnade mir die Abschrift der im
Goethe-Archiv vorhandenen Briefe Gersdorffs zu gestatten,
so dass ich im Stande bin die Correspondenz vollständig
wiederzugeben. Nur der erste Brief Gersdorffs befindet sich
nicht im Goethe-Archiv, dagegen zwei andere kurze Schreiben,
vom Jahre 1813 und 1825, die sich auf eine Einladung Goethes
und auf die Empfehlung eines Gersdorffschen Verwandten an
Goethe beziehen. Die Mittheilungen über den persönlichen
Verkehr Goethes mit Gersdorff verdanke ich seinen im
Nachlass seiner Stieftochter, meiner verstorbenen Grossmutter
Baronin v. Gustedt, befindlichen Briefen an dieselbe. Was die
biographischen Notizen betrifft, so habe ich dieselben grössten-
teils der Lebensbeschreibung Gersdorffs entnommen , die
durch den im vorigen Sommer verstorbenen Staatsminister
Dr. G. Th. Stichling veröffentlicht wurde. Auch hat derselbe,
wenige Monate vor seinem Tode, schon schwer leidend, mir
noch in liebenswürdigster Weise von Gersdorff, seinem »ver-
ehrten Lehrmeister« erzählt.
I und 2. Beide Briefe liegen in einer Mappe mit der
Aufschrift: »Goethe«, in der Mitte auf weissem Etikett fol-
gende Worte Gersdorffs:
»Eigenhändiges Handschreiben des verewigten Herrn
von Goethe, Excell. an den Herrn von Gersdorff, als dieser
ihm seine Uebersetzung des Philoktetes gesandt hatte.
April 1S22. V. G. «
Der Brief Goethes liegt in Couvert mit Goethes Auf-
schrift und seinem Handsiegel gesiegelt. Gersdorffs Brief-
Entwurf zeigt auf der letzten Seite die Worte :
»Eine von mir — in früheren Jahren — gefertigte,
1822 in den ersten Monaten gedruckte Verdeutschung der
Tragödie des Sophokles — Philoktetes, übersandte ich Herrn
v. Goethe, welcher mir darauf die anliegende eigenhändige
Antwort ertheilte.
Gersdorff. «
Der Philoktet ist im Versinass des Originals übersetzt
und als Manuscript gedruckt worden.
112 Neue Mittheilukgen.
Eine zweite Mappe enthält die übrigen Briefe Goethes
und die politischen Berichte Gersdorffs und trägt die Aufschrift:
1830 » Correspondenz mit Herrn v. Goethe Excellenz die
Zeitverhältnisse betreffend v. G. «
Die vier Briefe Goethes sind diktirt, nur der Schluss-
passus eines jeden ist von seiner eigenen Hand.
3. Ueber den Anlass dieses Briefes schreibt Gersdorff:
»Goethe war in grosser Erregung über die französischen
Zustände, die ich ihm zu erklären versuchte. Das ist mir
neu, ganz neu, warf er oft dazwischen, da er, v.-ie du weisst,
alles politisch Aufregende als demagogisch verabscheute und
selten die historische Nothwendigkeit solcher staatlicher
Gewitter sofort einsah. Er war aber auch hier für jede Art
Belehrung zugänglich, die jedoch eine sehr gründliche sein
musste, sonst kam er zu leicht mit verblüffenden Einwürfen.
Seinem Wunsche folgend, machte ich ihm von nun an regel-
mässig Mittheilung von den mir zugehenden Nachrichten und
da es meist solche geheimer Natur waren, schrieb ich sie
selbst, wobei selbstverständlich eigene Auffassung und Beur-
theilung mit unterlief.«
4. Ueber die Krankheit von Goethes Sohn vgl. Goethe
an Zelter, 23. Februar 1831. Unter dem »tüchtigsten Ge-
schäft«, von welchem zurückkehrend der Chef des General-
stabes von Preussen, General v. Müffling, durch die Quaran-
täne in Spezia aufgehalten wurde , versteht Goethe den
Frieden von Adrianopel. Müffling beteiligte sich als Bevoll-
mächtigter Friedrich Wilhelms III. an den Verhandlungen,
die zu einem, für Russland günstigen Endresultat führten, ob-
wohl das siegreiche russische Heer unter Diebitsch durch Krank-
heiten und Unfälle aller Art sehr zusammengeschmolzen war.
5. Gersdorff, als höflicher Mann, spricht seine Freude
über die Genesung August Goethes dem Vater gegenüber
aus, sagte jedoch zu seiner Tochter : » Ich wünschte der
Goethesche Name stürbe aus, da die Goethesche Race doch
mit dem alten Herrn aussterben wird ! «
6. Die »Bewegungen in der Rähn« sind die in Leipzig
und Dresden.
Beilage zu Brief 7 : Zu gleicher Zeit als Graf Diebitsch,
der Held des russisch-türkischen Feldzuges, vom Kaiser Nico-
laus nach Berlin geschickt wurde um sich über die An-
erkennungsfrage Louis Philips und die ablehnende Stellung
seines Monarchen dazu mit der preussischen Regierung aus-
zusprechen, kam Graf Orloff in derselben Angelegenheit
nach Wien. Schliesslich erfolgte die Anerkennung Louis
Philips durch Kaiser Nicolaus.
8. Die Aeusserung Goethes über George Canning bezieht
sich auf dessen berühmte Rede vom 12. Dec. 1S26, in der er
Briefwechsel zwischen Goethe und Minister v. Gersdorff. 1 1 3
die Macht der Revolution mit dem Schlauch des Aeolus ver-
glich, den England jeden Augenblick entfesseln könne.
Die Stelle Wolzogens »Einen gerüsteten auf die Defensive
berechneten Zustand kann kaum ein Staat aushalten« über-
trug Goethe in ein Notizbuch, wie v. Loeper, Hempelsche
Ausg. Bd. 19 S. 9 notirt hat.
Zum politischen Bericht vom 11. Sept. 1830. Das Princip
der Non-Intervention, für das sich Gersdorff ausspricht, wurde
von Metternich und seinen Gesinnungsgenossen verworfen.
)) Mon empereur«, schreibt er 1830, »n'admettra jamais le
principe de non- Intervention, en face de Taction active de
la propagande revolutionnaire.«
9. Eine leichte Erkrankung Gersdorifs, später der Tod
August Goethes und die darauf folgende schwere Krankheit
seines Vaters, Hessen diese nochmalige Bitte Goethes um
Nachrichten unbeantwortet. Von einer mündlichen längeren
Unterhaltung, politische Ereignisse betreffend, erzählte Gers-
dorff und ist anzunehmen, dass sie in die ersten Monate des
Jahres 1831 fiel. »Goethe, so schreibt er, frug mich damals
wieder in der peremptorischen Art eines' Examinators nach
der Entwickelung der revolutionären Bewegungen, die ihm in-
zwischen aus dem näheren Gesichtskreis verschwunden waren und
ich musste ihm wohl zwei Stunden Rede und Antwort stehen.«
Goethe sagte von Gersdorff: »diesem Mann müsste
Weimar ein Denkmal setzen.« und er hatte insofern Recht,
als Karl August in seinem Minister die kräftigste Unter-
stützung seiner Ideen, die grösste Anregung zu segensreicher
Regierung gefunden hat.
Ernst August v. Gersdorff wurde lySr zu Herrnhut ge-
boren, besuchte das Pädagogium zu Barby , später die
Universitäten Leipzig und Wittenberg und trat 1803 als
Lieutenant in die sächsische Garde du Gorps ein. Das glän-
zende Dresdener Leben stiess ihn aber mehr ab, als dass
es ihn anzog, denn ungewöhnlich früh schon hatte sich in
ihm die Liebe zu ernster , wissenschaftlicher Arbeit ent-
wickelt ; er studirte mit besonderer Freude die griechi-
schen Classiker und ging selbst in seinen späteren Lebens-
jahren nie spazieren , ohne eines ihrer Werke mitzunehmen,
das er aufschlug, so bald er ausser dem Bereich neugieriger
Augen war. Von Dresden aus zog er sich nach seiner Be-
sitzung Altseidenberg zurück, von wo aus er 1807 nach
Eisenach ging und sich dem Geheimen Rath und Kanzler
v. Damnitz vorstellte , an den er empfohlen worden war.
Durch dessen Vermittelung wurde er als Herzoglicher Kammer-
junker und Assessor beim Regierungs-Collegium in Eisenach
angestellt und gründete dort, mit Amalie v. Damnitz ver-
mählt, seinen häuslichen Herd. Mit der ihm Zeit seines
Goethe-Jahrbuch XIII. 3
114 Neue Mittheilukgen.
Lebens eigenen grossen Lebhaftigkeit und dem ausgeprägtesten
Pflichteifer widmete er sich seinem Amt und suchte auch
schon im kleinen Kreise, Land und Leute, Gesinnungen und
Fähigkeiten kennen zu lernen. Diese Thatkraft und Gründ-
lichkeit war es, die Karl August in jedem Menschen schätzte,
am meisten in denen, die Staatsgeschäfte zu leiten hatten.
Er berief ihn » wegen seiner bekannten Gelehrsamkeit und
Geschäftsfähigkeit « als Geheimen Assistenzrath in das Con-
silium zu Weimar. Vorher hatte der Verlust seiner jungen
Gattin ihn so tief gebeugt, dass es ihm, wie er selbst sagte,
heb war, in neuer Umgebung und Wirksamkeit die nöthige
Fassung zu finden; doch ehe er noch mit seinem kleinen
Sohn nach Weimar übersiedelte, begleitete er den jungen
Herzog Bernhard nach Italien, und bewahrte ihm von da an
die wärmste Freundschaft, die sich in Wort und That häufig
aussprach. Sein Aufenthalt in Rom wurde ihm sehr vergällt,
da er schwer erkrankte und erst nach mehreren Monaten
allein die Rückreise antreten musste. Von jener Zeit spricht
er, wenn er sagt: »Ich stand in eigensinnigem Gegensatz zu
allem Weimarer Götzendienst: ich detestirte Rom und be-
gegnete Goethe ebenso kühl, wie er mir«. Diese Kühle
steigerte sich während der folgenden Jahre des Freiheits-
krieges, den Gersdorff mit aufgeregter Begeisterung verfolgte,
ungehalten gegen Jeden, der in Napoleon etwas anderes als
einen Tyrannen sah. Er fühlte sich in jener Zeit nur als
Patriot, als Politiker, der mitten im Schlachtgewühle stand,
während der einsame Weise hoch vom Berge aus nach-
denklich zusah.
Das Jahr 1814 sollte die Probe auf Gersdorffs Befähigung
sein, denn der Herzog hatte ihn ausersehen, als sein Bevoll-
mächtigter am Wiener Congress theilzunehmen. »Ich verab-
schiedete mich auch von Goethe«, schrieb er viele Jahre später,
»trat steif herein, und verliessihn voll der höchsten Begeisterung,
denn seine Abschiedsworte an mich waren ungefähr diese
gewesen: der Herzog und das Weimarsche Volk verdienen es,
dass ein Mann wie Sie Gut und Blut, Gedanken- und Thatkraft
für ihre Sache einsetzt«. Gersdorff hat es redlich gethan.
Mit scharfem Blick, der zu seinen grössten staatsmännischen
Talenten gehörte und sich oft bis zum prophetischen steigerte,
übersah er die Disposition zu dieser »grossen Comödie« und
wusste vom ersten Augenblick an, welche Rolle ihm zufiel.
Es war nicht die eines Statisten oder eines Bannerträgers der
Fahne Talleyrands oder Metternichs, er trat selbständig auf
und fand in dem Nassauischen Gesandten Freiherrn v. Gagern,
vor Allem aber in dem Minister v. Stein ernste Gesinnungs-
genossen. Das Hauptinteresse Weimars, das Gersdorff zu
vertreten hatte, bestand in der von Preussen und Russland
Briefwechsel zwischen Goethe und Ministeh v. Gersdorff. II5
bei Gelegenheit des ersten Pariser Friedens versprochenen
Abtretung eines Gebietes mit einer Bevölkerung von 50,000
Seelen. Für den Gesandten eines kleinen Staates war es sehr
schwer nait seinen Wünschen, so berechtigt sie auch waren,
durchzudringen, nur die Grossherzogliche Würde für seinen
Landesherrn wurde schnell und ohne Schwierigkeit zugestanden.
Es gelang ihm, nach unendlichen Mühen, wenigstens etwas
zu erreichen: der König von Preussen entschloss sich den
Neustädter Kreis und mehrere kleinere Distrikte abzutreten,
reiste jedoch ab, ohne dass ein förmlicher Vertrag unterzeichnet
worden Avar, auch entsprach dieser Erfolg durchaus nicht den
Erwartungen Weimars. Gersdorff schrieb darüber im April 1 8 1 5 :
»Das Herzogliche Haus Oldenburg, für welches von der talent-
vollen Grossfürstin Catharina bedeutende Vergrösserungen sowie
auch die Grossherzogliche Würde waren negociirt worden,
erhält nichts; Koburg erhält nichts«, wodurch er bewies, dass
man mit dem Errungenen zufrieden sein müsse. Nun galt es
den Vertrag darüber und die Uebergabe so bald als möglich
zu bewerkstelligen, denn der politische Horizont verfinsterte
sich mehr und mehr; der Krieg hatte, nach Napoleons Rückkehr
von Elba, wieder begonnen, der König von Preussen, sowie
Fürst Hardenberg waren auf dem Wege nach Berlin. »Ich
reise dem Kanzler nach, und wenn er zur Hölle führ« schrieb
Gersdorff. »Ich schlafe selbst im Hauptquartier auf blosser
Erde, bis die Sache purificirt ist.« Von Berlin reiste er unter
den schwierigsten Verhältnissen über Frankfurt und Brüssel
nach Paris und erreichte auch wirklich die definitive Territorial-
Abtretung von Seiten Preussens. Mit dem Vertrag in der
Hand trat er vor seinen Grossherzog und trug ihm zu gleicher
Zeit seine Ideen über die dem Lande zu gebende Verfassung
vor, die sofort Karl Augusts Billigung fanden. Gersdorff wurde
zum Geheimen Rath ernannt und sollte ein werthvolles Geschenk
erhalten, das er jedoch bescheiden ausschlug und sich dafür
ein Bild seines geliebten Landesherrn erbat. Die nun folgende
ruhige Zeit wurde ausschliesslich den Arbeiten für die Landes-
verfassung gewidmet, die schon am 5. i\Iai 1816 veröffentlicht
werden konnte. Natürlich war das Aufsehen über diesen
grossen Schritt eines einzelnen kleinen Staates ungeheuer ;
Metternich und Genossen verfehlten nicht ihren Bedenken
offenen Ausdruck zu geben ; erst die Zukunft lehrte, dass der
klare Blick eines einzelnen Mannes, der hochherzige Sinn
eines einzelnen Fürsten Grösseres und Bedeutungsvolleres zu
leisten im Stande waren, als die diplomatischen Schachzüge
des gewandten Spielers in Wien. Auf dem betretenen Wege
schritt Gersdorff ruhig fort, ohne sich einschüchtern zu lassen,
indem er, auch als der erste Minister, der es in Deutsch-
land wagte, ein Gesetz über die allgemeine Einkommensteuer
8*
1 1 6 Neue Mittheilungen.
ins Leben rief. »Häufig, so schreibt er, musste ich Goethe über
den Gang der Geschäfte orientiren, er debattirte oft heftig
mit mir und zeigte immer die grösste Aufmerksamkeit. Sehr
erfreulich war mir seine Aeusserung, dass die Neueren zwar
sehr ungestüm zu Werke gingen, er sich aber trotzdem ruhig
und sicher fühle unter Leitung unseres gnädigen Herrn, und
thatkräftigen Wirkens meinerseits. Auch von der grossen
Zukunft Preussens schien er sich nach und nach zu über-
zeugen, so fremd ihm auch Preussen als Militärslaat immer
bleiben musste.« Damit berührt Gersdorff selbst einen Punkt,
der einen grossen Theil seines Denkens und Hoffens einnahm:
seine Liebe zu Preussen. »Ich bin von Herzen preussisch ge-
sinnt. Preussen ist der Grundstein zu einem künftigen Deutsch-
land« so sprach er schon im Jahre 15! —
Sein persönliches Leben hatte sich seit seiner Vermäh-
lung mit Gräfin Diana von Waldner-Freundstein, verwittweten
Freifrau von Pappenheim, zu einem äusserst glücklichen ge-
staltet. Sein Humor, seine geistreiche Art der Unterhaltung,
sein liebevolles Interesse für das Thun und Treiben seiner Kin-
der und Stiefkinder, belebten und verschönten den grossen
Familienkreis. Seine Stieftochter Jenny war es hauptsächlich,
deren frühreifen Geist er zu leiten suchte. In langen Briefen
setzte er ihr seine Anschauungen über Philosophie, Politik und
Literatur auseinander, als sie noch in Pension war und später,
als ihre Heirath sie von ihm trennte. Ehe sie von der Pension
nach Weimar zurückkehrte, weihte er sie in das gesellige Leben
und Treiben dort ein und schrieb: »Was Goethe uns war,
uns ist und uns nach seinem Tode, wenn man ihn voll und
ganz zu erkennen im Stande sein wird, noch werden kann,
weiss Niemand höher zu schätzen als ich und grade deshalb
wünsche ich, dass Du nicht zu denen gehörst, die ihn, wie
die Heiden ihren Götzen, anbeten, ohne iJni zu kennen, nur
des berühmten Namens wegen. Das ist Heuchelei und Eitelkeit,
zeugt aber von keinem grossen Geist, denn ein solcher ge-
hört dazu, um ihn zu verstehen und wahrhaft zu würdigen,
wie ich es von Dir erwarte.«
Der Tod Karl Augusts war ein schwerer Schlag für
seinen treuen Minister, erschütterte aber nicht im geringsten
dessen äussere Stellung. Noch 20 Jahre diente er dem Gross-
herzog Karl Friedrich und legte erst im Jahre 1848, kurz
vor Ausbruch der Revolution sein Amt nieder, das er auf
so grossartige Weise ausgefüllt hatte. Seiner ungeheuren, oft
bis ins Nervöse sich steigernden Lebendigkeit, fehlte jetzt die
gewohnte Arbeit sehr. Er griff wieder zu seinen geliebten
Klassikern, verfolgte aber dabei mit Aufmerksamkeit die
politischen Tagesereignisse. Es sei mir noch gestattet den
Schlusssatz eines Briefes an seine Stieftochter wiederzu-
MiTTHEILUKGEX VON ZeITGEN'OSSEX ÜBER GOETHE. II7
geben, der, im Jahre 1850 geschrieben, von seinem wahr-
haft prophetischen Blick Zeugniss ablegt : »Preussen bleibe
jetzt ruhig, es bilde seine parlamentarischen und sonstigen
Institutionen aus , es erstarke in diesen Formen mit-
wirkenden Nationallebens. Datin, Avenn Preussen auf der
Bahn der Intelligenz und im Lichte der Oeffentlichkeit wird
fortschreitend geblieben sein, dann wird es — ohne Gefahr
zu laufen sich in einem ungleichen Kampfe mit den europäi-
schen Grossmächten, noch dazu gegen deutsche Mitmenschen
kämpfend, zu verbluten — die Augenblicke benutzen können,
welche dem aufmerksamen und von phantastisch-sentimental-
pietistischer Politik nicht umwölkten Blick eines zukünftigen
Regenten, die Vorsehung darbieten wird, um Deutschland
das zu werden, wozu es innerlich bestimmt ist, sein Hort,
sein Fuhrer, sein Retter vor Fremden. Möge das neue Reich
dann diejenigen nicht vergessen, die still und ohne zu prunken
an semem Werden mitgearbeitet haben : Karl August in seiner
Politik, Goethe ohne Politik, aber das bewirkend, was jeder
Völkergrösse vorangeht : freies, grossartig^s Denken in freier,
grossartiger Sprache !«
2. MITTHEILUNGEN VON ZEITGENOSSEN ÜBER
GOETHE.
VORANGEHEN ZWEI BRIEFE GOETHES (1798 UND 1818)
UND EIN BRIEF DER FRAU RATH (1776).
MlTGETHEILT VON E. DC.MMLER, H. FroMMANX, L. GeIGER, L. HirZEL,
O. HoFFMAKN, F. Lamey, Freih. V. Meysenbug, E. Wolfe.
Briefe.
[An?] 28. Jan. 1798^
Bey unserm Schlossbau kommt eine Einrichtung zur
Sprache, davon die erste Idee, wenn ich nicht irre, von Ew.
Hochwohlgeb. sich herschreibt, nämlich keine Meister zur
Autsicht über die Gesellen anzustellen, sondern das was jene
leisteten auf einem andern Wege zu bewirken. Auf bey-
' Mitgetheilt von L. Hirzel. In dessen Sammlung. Ein Regest
des Briefes G.-J. VI, 382. Schluss von »der ich mich« an eigen-
händig. Adressat ijt wohl Eines der Mitglieder der Bau-Commission,
Schmidt oder Voigt.
1 1 8 Neue Mittheilungen.
liegendem Blatt habe ich die beyden Verhältnisse kürzlich
gegeneinander gesetzt und erbitte mir von Ew. Hochwohlgeb.
die nähere Bestimmung der letztern, um so mehr baldigst,
weil meo voto wenigstens ein Dutzend Maurer dieses Jahr
im Schlosse anzustellen wären und man, wenn Seienissimus
sich iür die neue Einrichtung entschiede, bey Zeiten gute
Gesellen anwerben müsste. Der ich mich bestens empfehle
Weimar am 28. Jan. 1798 Goethe.
J)i August V. Goethe 18. Nov. 181S '
Mit meinen Tugenden geht es zum schönsten; Ottilie
wird daher eine löbliche Entschuldigung nehmen dass ich
Freytag nicht komme. Auch bis auf den Sonntag werd ich
nicht fertig, viel aber hoff ich soll gethan sevn. Macht
Eure Geschäfte gleichfalls gut und lebt wohl und vergnügt,
Berka d. 18. Nov.
1818 G.
Frau Rath an J. G. Zimmermann
Fft a Main 16 Febr. 1776
Lieber Herr Leibmedicus ! Ihr lieber Brief machte mir
von der einen seite viel Freude: Aber, aber, das was ich
an Ihnen in Spass schrieb, ist also nicht gantz ohne grundt,
Sie sind nicht gesundt, glauben Sie mir, ich bin von Hertzen
drüber erschrocken. Gott im Himmel! Wie kommt ein so
vortrefflicher, geschickter, freundlicher, herrlicher, lieber Mann
zu der Verdammten Krankheit ? Worum just ari die brauch-
barsten Menschen, ich kenne eine menge Schurken, die solten
Krank seyn, die sind ja doch der Welt nichts nütze, und mann
hat von ihrem A\'achen oder Schlafen nicht den geringsten
nutzen. Lieber bester Freund ! Wollen Sie von einer Frau
einen Rath annehmen, die zwar von der gantzen Medicin
nicht das mindeste versteht, die aber doch Gelegenheit gehabt
hat, mit vielen Menschen in genauer Verbindung zu stehn,
welche von diesem Uebel geplagt wurden. Die Veränderung
der gegenstände War immer die beste Cur, da braucht mann
nun nicht eben 30 Meilen zu reisen, wenn man nur aus seinen
vier Mauren komt, nur nicht zu Hauss gebheben, so sauer
es gemeiniglich denen Kranken ankomt, in die freye Luft,
aufs Landt, unter Menschen gegangen, die man leiden kan,
und alle schwartze Gedanken dem Teufel vor die Füsse ge-
^ Mitgetheilt von Otto Hotfmann. Das Original, ein in Quartform
gebrochener Halbbogen, eigenhändig von Goethe, ohne Adresse, ist
im Besitze des Herrn Professor Heinrich Bellermann in Berlin.
Mittheilungen VON Zeitgenossen ÜBER Goethe. II9
schmissen, dieses Mittel hat docter Luther schon probatum
gefunden und in seinen herrlichen trost Briefen dem Spaladinus
seinem Vertrauten Freund angerathen. Folgen Sie also bester
Mann dem Rath einer Frau, das thut Ihrer grossen Gelehr-
samkeit keinen schaden , gab doch ehmals ein Esel einen
Proplieten einen guten Rath. Den Ducaten habe richtig
erhalten, aber Lieber Freund Sie haben mir Zu viel geschickt,
ich habe ja nur 3 fl. 24 er. ausgelegt, ich wills auflieben,
es wird sich schon eine Gelegenheit finden, dass ichs Ihnen
verrechnen kan. Gott lob dass die Schlossern sich besser
befindet! Wer war aber ihr Helfer? Wem hat sies zu danken?
nechst Gott gewiss niemandt als unserm theuren Zimtnermann.
Das Zeugnüss von Wielandt Liebe gegen meinen Sohn, das
Sie die Freundschaft hatten, mir mitzutheilen freute mich
hertzlich ; das ist nun einmahl das glückliche Loos von Docter
Wolf, dass ihn alle Leute lieben denen er nahe kommt, das
ist nun freylich gantz natürlich, er hat ein gutes Hertz, liebt
seine mitmenschen, sucht wo er hinkommt Freude zu verbreiten,
mann sieht in der Nähe nur den Menschen Freund, und vergiesst
gerne den Satiren Schreiber. Dass Ihre Liebenswürdige Jungfer
Tochter noch an uns denkt, und sich wohl und vergnügt
befindet, war auch eine Nachricht nach meinem hertzen :
erlauben Sie, dass ich mir die Freude mache und die Zahl
meiner Kinder durch dieselbe vermehre, dieses süsse liebe
Mägdgen kommt in gute Gesellschaft, ausser denen Zwey
die unter meinem Hertzen gelegen, habe ich das Glück noch
viele Söhne und Töchter zu haben, als da sind, die zwey
Grafen Christian und Friedrich von Stollberg, Lavater, Wie-
land, Von Knebel, Von Kalb, Demoiselle Fahimer, Delph,
von VVreden u. s. w. und da meine liebe Tochter Zimmer-
mann den Seel und Leib erfreuenden Mutter Nahmen leyder
schon lange nicht mehr nent, so hoffe ich Sie nimbt meinen
Vorschlag an, um nur den Nahmen nicht gantz Zu Verlernen.
Mein lieber Mann empfiehlt sich Ihnen und meiner lieben
Tochter aufs beste. Behalten Sie uns in gutem Andenken,
und seyn versichert dass wir sind, biss ins Grab, ja noch
drüber hinaus Ihre wahre und aufrichtige Freunde
C. E. Goethe.
N. S. Claus Kienemundt Wird nun bald ankommen,
die Wege sind freylich jetzt schlimm aber gemach kommt
man auch Weit.
Noch eins, es ist wieder aus dem Gehirn des Docter
Fausts etwas in der Welt erschienen, ist gedruckt zu haben,
und heisst Stella.a
Der vorstehende Brief ist zuerst mitgetheilt von Rechts-
anwalt Dr. Linckelmann (Hannover) in der Beil. zur Allg.
120 Neue Mittheilungek.
Zeitg. No. 128, 5 Juni, und wird nach eingeholter Erlaubniss
des Genannten hier wiederholt. Zur Erklärung des ent-
zückenden Briefes ist nicht viel zu sagen. Die erwähnten
Namen erklären sich von selbst: Ueber Frl. v. Wrede be-
merkt mir Herr v. Loeper » Die v. Wrede ist die Tochter
des Heidelberger Oberamtmanns dieses Namens (Schwester
des spätem Fürsten Wrede), von der Goethe im letzten Buche
von Dicht, u. Wahrh. sagt »die eine Tochter ähnelte Friedriken«;
er stand schon in Frankfurt mit ihr in Verkehr a. Was »Claus
Kienemundt« bedeutet, vermag ich nicht anzugeben. »Stella«
erschien bekanntlich 1776 in Berlin; die Notiz unseres Briefes
vom 16. Febr. ist wichtig.
Ueber den Besuch Zimmermanns und seiner Tochter im
Goetheschen Hause in Frankfurt ist Goethes Bericht in
Dichtung u. Wahrheit« zu vergleichen, der freilich mit der
enthusiastischen Erinnerung der Mutter in seltsamem Contraste
steht. Dass die »Schlossern«, Goethes Schwester Cornelia, dem
Arzte Zimmermann die zeitweilige leider nur kurze Besserung
ihres Zustandes zu verdanken glaubte, ist auch sonst bezeugt.
Ueber »das Zeugniss von Wielands Liebe« sagt Linckelraann
Folgendes:
»Nicht sicher ist es, worin das Zeugniss von Wielands
Liebe für Goethe bestanden hat. Die Zeitfolge berechtigt
jedoch wohl zu dem Schlüsse, dass Zimmermann der Frau
Rath seinen von Wieland erhaltenen Brief vom S.Januar 1776
mitgetheilt hatte, abgedruckt in »Ausgewählte Briefe von
C. M. Wieland an verschiedene Freunde«, Bd. III, S. 246,
welcher von Freundschaft und Verehrung für Goethe geradezu
überströmt. Folgende Worte seien aus jenem Briefe mit-
getheilt: ». . . Heute war eine Stunde, wo ich ihn erst in
seiner ganzen Herrlichkeit — der ganzen schönen gefühl-
vollen reinen Menschlichkeit — sah. Ausser mir kniet' ich
neben ihm, drückte meine Seele an seine Brust, und betete
Gott an.« —
Mittheilungen von Zeitgenossen.
De inet an Nicolai}
Frkf a/M. 20. Dec. 73.
»Mich Solls Wunder nehmen, wie und mit welchem succes
Götz mit der Eisernen Hand wird aufgeführt worden seyn.
Können Sie eine gute Parthie davon brauchen ? Er schwitzt bey
mir unter der Presse des Verf. Wer die Originale verschiedener
Charaktere in dem Stücke kennt, die zu verschiedenen Zeiten
gelebt haben und noch leben, bewundert das Genie des Verf.
' Mitsretheilt von O. Hoffmann. Original in der Könis^l. Bibl. Berlin.
MiTTHEiLUNGEK VON' Zeitgenossen ÜBER Goethe. 121
um so mehr, weil dem ungeachtet alles zusammenpasst. Wer
sieht unter Martin nicht den ehrlichen Liither, und wem ist
das Schicksal eines Papius in Wetzlar [vgl. G.-J. III, 343]
unbekannt, das den Fratzen itzt ungemein zu statten kommt.
Die Lehrbücher der Religion werden ja über einen andern
Leisten geschlagen, warum sollte sich das iVristoteles nicht
müssen gefallen lassen. Man lasse die Köpfe ausbrausen.
Zuletzt bleiben doch die Alten die Gewährsmänner. Jetzt
heisst es, schicke dich in die Zeit.«
19. November 1774:
»Hr Weygand scheint viele Feinde zu haben. Alles wird
ihm brühwarm nachgedruckt. Puppenspiel ä 12 xr, Werther
30 xr u. s. w. werden einem ins Haus gebracht. Übrigens
machen diese 2 Produkte von Göthe grosses Aufsehen. Wer
den Schlüssel zu Werther?! hat, erchrickt über manche Satyre,
die sich bloss in Frankfurt erschliesst. Und doch braucht
man keinen Schlüssel um das Ganze mit Yergnügen zu lesen.
So ist der Brief vom iß. Sept. im 2ten Theii die Geschichte
eines hiesigen Pfarrhauses, das ich nun aber freilich nicht
öffentlich sagen möchte.«
25. Februar 1775 :
»Empfangen Sie meinen Dank, vortrefflicher Mann, für
Ihre Freuden des Wert her s ; für das grosse Publikum sind
sie nicht geschrieben. Dem Vernehmen nach werden Sie
eine Lanze zu brechen bekommen. Zween rüstige Reuter!
Wollen sehen, wer den Sieg davon tragen wird. Von Goue
zu Braunschweig soll der Verfasser der Berichtigung der
Leyden des j. Werthers seyn [Goedeke nennt v. Breidenbach
in Wetzlar als Verf.], die der Offenbacher Nachdrucker den
Freuden angehängt hat. Nun sollen auch schon Letzte
Stunden des jungen Werthers erschienen seyn. Alles Werther !
Lassen Sie Ihren Sebald Nothanker 2ten Theil frisch in alle
Welt gehen , sonst kommt er Ihnen zurück. Glücklicher
Buchhändler, der den Musen ungestört frohnen kann.«
Meusel ati Reich. Erfurt 22 Febr. 1776'
Mit Vergnügen melde ich Ew. Hochedelgeb., dass mein
Freund, der Verf. des Werther-Fiebers auf meine Vorstellung
Ihrer Gründe, zu denen ich nocli ein Paar andre gethan,
sich entschlossen 10 Louisd'or an dem Honorario für das
Werther - Fieber fahren zu lassen und sich mit 25 zu be-
gnügen, unter der Bedingung, dass Sie ihm ... 12 Exem-
plarien auf holländisch und noch 6 auf ander Papier wollen
zukommen lassen. Die Umstände des jetzigen Buchhandels
' In meinem Besitz. Geiger.
122 Neue Mittheilunge\.
mögen auch beschaffen seyn, wie sie wollen; so müsst' es
nicht gut seyn, wenn nicht von einer solche/?, Werthers
Leiden betreffenden Schrift in Einer Messe looo Exemplarien
sollten gekauft werden, des Nachdrucks ohngeachtet, denn
es giebt doch, wie ich gewiss weiss, noch Personen genug,
die den Originaldruck zu schätzen wissen, zumahl wenn er
aus Ihrem Verlage kommt.
Erbprinzessin Auguste v. Coburg an ihre Mutter.^
Nov. 1777
Est-ce que Toncle 26 ne trouve pas v. Goethe joli? Car
tous ceux de Weimar en fönt un Adonis et les femmes se
l'arrachent, et celle ä qui il fait la cour est une creature
enviee. N'a-t-il pas vu aussi ce Husaren-Rittmeister, qui est
aussi une espece de favori ? — — —
Weisse an Blankenburg.^
Leipz. 18. Juni (1776)
. . . Unsere Druckerpressen schwitzen schon auf die
Ostermesse los. Lavater erscheint wieder mit dem 3. Theile
seiner Physionomik, die nun endlich auch nach viel vergebener
Bemühung des Verfs. von der Uebersetzerin der Gellertschen
Moral in Holland ins Französische übersetzt wird : ein gutes
Stück Arbeit. Vor Kurzem sprach ich Göthen, der, wie er
sagt, seine literarische Laufbahn Lenzen überlassen : dieser
wird uns mit einer Menge Trauerspiele beschenken, wovon
der Engländer eine dramatische Phantasie ein Pröbchen ist.
Ich kann diese dramatischen Ungeheuer unmöglich mit Ver-
gnügen lesen und werde bald dem Pastor Götze recht geben;
doch scheint das Publikum auch nach und nach von der
Bewunderung nachzulassen und die Dramen und Volkslieder
werden auch ihre Zeit gehabt haben.
Reiseerinnerungen eines Zürichers {1^82 fg.)}
Vorbemerkung.
Die folgenden Auszüge sind aus einem handschriftlichen
\Verke geschöpft, welches den Titel führt: »Tagebuch auf
einer Reise durch Deutschland, Dänemark, die Niederlande,
' Mitgetheilt von Herrn Hofmarschall Freiherrn v. Meysenbug
in Gera. Die Briefschreiberin ist die Erbprinzessin (später Herzogin)
Auguste von Sachsen-Coburg-Saalfeld (geb. 1757 f 183 1, Grossmutter
des ietzt regierenden Herzogs von S. Coburg-Gotha, der Königin von
England). Die Adressatin die Grafin Caroline Reuss-Ebersdorf geb.
Gräfin zu Erbach-Schönberg (f 1796) aus Coburg. Der oncle 26
ist Graf Heinrich XXVI. Reuss-Ebersdorf, geb. 1725 f 1796, der damals
einen Besuch am Hofe zu Weimar gemacht hatte.
^ In meinem Besitz. Geiger.
3 Mitgetheilt von Ernst Dümmler.
MlTTHEILUNGEM VOX ZEITGENOSSEN ÜBER GOETHE. I23
Frankreich, Italien und Hungarn. In den Jahren 1782. 1783.
1784. 1785 und 1786. In 12 Bänden von Joh. Heinrich
Landolt«. Der Verfasser dieses sauber geschriebenen Manu-
scriptes war der Sohn des gleichnamigen Bürgermeisters von
Zürich (t 1780), selbst später Ratsherr seiner Vaterstadt, in
welcher er 1850 in hohem Alter starb. Seine mehr als vier-
jährige Bildungsreise, auf welcher er 3 Semester in Halle
studierte, trat er in dem jugendlichen Alter von 19 Jahren
in Begleitung eines Freundes, des Junkers Escher vom Blauen
Himmel, an. Empfehlungen Lavaters und andrer namhafter
Züricher verschafften ihm überall leichten Zugang und viele
interessante Bekanntschaften, denen er mit Eifer nachgino-.
Von den nachstehend genannten Orten besuchte er Frankfurt
auf der Hinreise nach Halle, Weimar und namentlich Leipzig
auf wiederholten Ausflügen, die er von dort aus in den Ferien
unternahm. Vgl. 15. Neujahrsblatt der historischen Kommission
der Provinz Sachsen. Halle 1892.
Besitzer der culturgeschichtlich sehr interessanten Hand-
schrift ist gegenwärtig der Enkel des Verfassers, der Geh.
Regierungsrat und Universitätsprofessor Heinrich Landolt in
Berlin, dem wir die freundliche Erlaubnis zur Benutzuno-
derselben verdanken. ^
J. H. Landolt I/S2 fg.
Frankfurth ist eine kaiserliche freye Reichsstadt, die ihr
kleines Gebieth hat, und unter ihrem eignen Magistrat steht.
Sie ist ziemlich gross, und fällt beim ersten Anblik schon
gut in die Augen. Die Strassen sind geräumig und wohl
gepflastert; die Häuser grossentheils schön, reinlich und
bequem; vorzüglich an der Strasse welche die Zeil heisst.
Freylich trift man in andern Quartiren auch sehr schlechte
und alte Gebäude, krumme und unregelmässige Strassen an,
wie es aber in einer alten Stadt nicht anders zu erwarten
ist. Die Kaufmannsläden sind zalreich und wohl angefüllt.
Ueberall zeigt sich der Wolstand. Unter gewissen Beding-
ungen werden alle Religionen geduldet: aber die Lutherische
ist die herrschende. In der Katholischen Hauptkirche ist
eine Kapelle, wohin der Kaiser sogleich nach seiner Wahl
geführt und vom Churfürsten von Maynz gekrönt wird. Die
Juden haben ihre Synagoge, aber die Reformirten keine
Kirche. Die Juden müssen alle in einer einzigen engen
Gasse wohnen; ihre Streitigkeiten dörfen sie selbst unter
einander ausmachen und in zweyter Instanz an den Magistrat
appehren. Die Gesellschaft theilt sich hier in Adel- und
Bürgerstand ein; jeder hat Assemblees und Gesellschaften
unter sich selbst, und vermischt sich nicht mit den andern;
124 Neue Mittheilungek.
besonders die Adlichen Damen lassen sich nie zu den Bürger-
lichen herab; die Männer hingegen nehmen eher an den
Vergnügungen derselben Theil. Die Gasthöfe der Kaiser und
das Rothe Haus sind wegen ihrer Reinlichkeit, Bequemlich-
keit und Menge der Zimmer unter die Wirthshäuser der ersten
Klasse zu zählen, und stehen nur sehr wenigen hierinn nach.
Donnerstags, 12. Septembr. . . . darauf spazirten wir in
der Messe, und am Römerberg (einem kleinen, in der Stadt
befindlichen Hügel, der ganz mit Häusern bebaut ist) herum,
und amüsirten uns an dem entsetzlichen Gedränge von
Menschen, und an den unzähligen, mit allen möglichen
Arten von Waaren angefüllten Buden und Gewölben ....
Bey unsrer Rückkonft (von Offenbach) erhielten wir von
Hrn. (Banquier) Willemer eine Einladung zum Nachtessen.
Die Gesellschaft bestand aus der ältesten (hier verheiratheten)
Tochter der Frau v. Laroche, Hrn. Hofrath Bode, einem
Hamburger, einem Lübeker, einem Manheimer Kaufmann,
Hr. Stallherr Schulthess, und uns beyden. Die junge La
Roche verräth sich gleich als die Tochter ihrer vortreflichen
Mutter; ausser dem Verstand und Wiz dieser leztern hat sie
izt noch jugendliche Munterkeit und Lebhaftigkeit, auch einen
ungemeinen Anstand in ihren Reden und Handlungen. Sie
war es beynahe immer, welche während der Tafel das Wort
hatte, und jedermann hörte ihr gerne zu; wenn auch gleich
der Inhalt ihrer Erzählungen nicht sehr wichtig war. — Hr.
Willemer ist der wahre Abglanz von Lavatern, den er in
seinen Reden, Handlungen und Gebehrden nachzuahmen
sucht ; dass er ein enthusiastischer Verehrer von ihm seye,
ergiebt sich daraus von selbst. — Um Mitternacht kamen
wir von dem Souper nach Hause.
Frey tags. 13. Nach einem kurzen Besuch beym jungen
Hrn. Schulthess in seinem Gewölb, giengen wir zur Madame
Göthe, der Muter des berühmten Gelehrten dieses Namens.
Sie ist eine Dame von vielem Verstand, und eine grosse
Verehrerin Lavaters. Sie spricht gern von gelehrten Sachen,
und zieht bey jeder Gelegenheit gegen die Französirung
Deutschlands, und gegen die parfumirten süssen Herren los,
deren Annäherung man durch den Geruch schon auf viele
Schritte weit fühlt. So wenig sie das gezierte im Aeusser-
lichen leiden kann, so unausstehlich ist es ihr auch im
Wissenschaftlichen. Auf Bahrdten und andre neumodische
Theologen ist sie daher sehr übel zu sprechen ; weil diese
Herren, wie sie sagt, uns die Bibel alzustark modernisiren
wollen, und die Apostel und Jünger Christi, und andre ehr-
würdige, weise, und vortrefliche Männer des grauen Alterthums
zu hochfrisirten französischen petitmaitres umschaffen, und sie
da mit dem Degen an der Seite, und dem Chapeau -bas
MlTTHEILüXGEN' VON' ZEITGENOSSEN ÜBER GoETHE. 125
Hütchen unterm Arm auftretten, und hundert wunderliche
Sprünge machen lassen. In diesem Thon unterhielt sie uns
die ganze Zeit über
Mittwochs, 9 October (Leipzig) . . . Gegen Abend
besuchten wir noch den Prof. Clodius, einen höflichen
und aufgeräumten Mann. Er scheint viele Kenntnisse zu
besizen theils in der Dichtkunst, besonders aber in der
Philologie, welche sein Hauptfach ist, und auf die er
sehr viel hält , weil er sie für eins der schiklichsten
Mittel hält, den Verstand zu schärfen; neben dem, dass die
Sachen selbst, die wir aus den Schriften der Vorwelt lernen
können, höchst wichtig und nüzlich sind. Bey diesem Anlass
erzählte er uns eine artige Anekdote. Als er einst den
Preussischen Minister Zedliz besuchte, sähe dieser eben einer
Anzal Dragoner zu, welche sich übten im Vorbeyreiten
strohernen Figuren die Köpfe abzuschlagen. Was mag das
wol nüzen V fragte Clodius. Denn wenn sie schon diesen
Figuren hier die Köpfe wegschlagen, so werden sie doch um
desswillen wenn es Ernst gilt keinen Nuzen davon haben,
weil sie dann gegen lebendige Kreaturen streiten, die auch
gegen sie agiren. Wollen Sie es versuchen und ihren Kopf
wagen, versezte Zedliz, so werden Sie sehen, dass es ihm
ebenso geht wie jenen strohernen. Denn wenn einmal der
Arm sich gewöhnt hat, eine gewisse Handlung im Scherz zu
verrichten, so hat er sich dadurch auch die Fertigkeit er-
worben, dieselbe — wenn es Ernst ist, gut zu vollziehen —
weil genau eben dieselbe Bewegung der Nerven erfordert
wird, die ihnen schon geläufig ist. Da geben Sie mir eine
schöne Lehre, erwiederte Clodius, allein das, was Sie da von
den Leibskräften sagen, das passt auch genau auf den Ver-
stand. Denn wenn sich dieser einmal an einem Gegenstand
geübt, und ihn auf eine gewisse Art behandelt hat, so wird
er nachher alles übrige was er unternihmt, auf gleiche Weise
behandeln. Es ist also nicht nothwendig, dass man sich
immer nur auf seinen Hauptgegenstand einschränke ; sondern
wenn man seinen Geist auch an andern wichtigen Wissen-
schaften übt, so wird er nur desto geschikter sein Haupt-
studium gründlich und wol zu bearbeiten. Und zu diesem
(lebrauch hält Hr. Clodius die Bearbeitung der alten Sprachen,
besonders der Lateinischen, für sehr gut. Dessnahen haben
auch alle grossen Gelehrten diess Studium betrieben. Und
gegenwärtig haben wir noch viele Männer, welche die
höchsten Würden bekleiden, Staatsminister und sogar Könige,
die sich nicht schämen ihre philologischen Kenntnisse in
ruhigen Stunden zu erweitern. — So unterhielten wir uns
mit Clodius, Seine Höflichkeit und munteres Wesen nahmen
uns für ihn ein. Für einige Augenblike sahen wir seine
126 Neue Mittheilukgek.
Schwester, die sehr gesprächig und lebhaft ist. Seine Ge-
mahlin bekamen wir nicht zu sehen ; sie soll ziemlich gelehrt
seyn, und erst neulich ein Produkt ihrer Gelehrsamkeit durch
den Druk bekannt gemacht haben, das einer andern piece,
die ihr Mann um eben die Zeit bekannt machte, weit vor-
gezogen worden seyn soll
Montags, 5 (May). Noch machten wir einen Spazier-
gang nach dem sogenannten Kohlgarten. Hier ist, etwa
eine halbe Stunde von der Stadt, ein kleines Dörfgen, welches
wegen der guten Kuchen, die da gebaken werden, sehr
renomirt ist; besonders einer mit Namen Hendel, verfertigt
sie so vortreflich, dass sie vor einiger Zeit häufig in die
Stadt verkauft wurden, so dass die dortigen Beker in grossen
Schaden kamen; dessnahen ist izt das Hereinbringen dieser
Kuchen in die Stadt mit einer hohen Taxe belegt.
Montags, 3. May (1783) . . Gleich darauf gierigen wir
zu Prof. Ciodius, mehr um der Originalität dieses Mannes
willen, als um etwas durch seinen Umgang zu lernen — zum
Glück hatte Bacchus ihn noch nicht überwältigt, wie es ge-
meiniglich Nachmittags zu geschehen pflegt. Er erapfieng
uns gleich mit der Versicherung, dass er ausserordentlich
viele Geschäfte habe ; kam dann auf sein Stekenpferd, die
Dichtkunst, und sagte, dass es nicht änderst möglich wäre als
dass ein Dichter immerfort beschäftigt seye, den seine unauf-
hörlich thätige Imagination in einem Nu in allen 4 Welt-
theilen, in dem ganzen Planetensystem, und in allen ver-
gangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Zeiten herumtrüge.
Dies führte ihn natürlich auf seine eignen dichterschen Ver-
dienste, und da erzählte er uns der Länge und Breite nach,
was er all für Oden, Poesien, Epigrammen u. s. w. bey allen
wichtigen Vorfällen aus dem Stegreif gemacht, und wie
gnädig er insonderheit von der Churfürstin von Sachsen be-
handelt worden seye wegen der Gedichte, Aufschriften u. s. w.
die er bey Anlass ihrer Vermählung mit dem Churfürsten ver-
fertigt und wegen der Feste, die er dabey angeordnet habe.
Verschiedne seiner neuern Poesien las er uns in extenso^^
andre nur Stellenweis vor, machte uns aufmerksam auf die
ungeheuren Schwierigkeiten, die er dabey mit Herkulischem
Muth glüklich überwunden ; besonders seine neuste Ode auf
den König von Preussen scheint er für sein Meisterstük
zu halten. — Kaum waren wir einige Zeit bey ihm , so
erklärte er uns, dass er nun sint kurzem sich fest vorge-
nohmen habe ein Contrestammbuch zu halten, in welchem
sich alle Fremden, die ihn besuchten, einschreiben sollten ;
wir mussten also unsere Namen auch mit rother Dinte in
diesen Folianten eintragen. — Nun, hub er an, wenn es
ihnen gefällig ist, so will ich Sie bey meiner Frau melden.
Mittheilungen von Zeitgenossen über Goethe. 127
und ihr präsentiren : dann gieng er in ein Nebenzimmer und
einige Augenblike nachher erschien er wieder, angethan
mit einem schönen Kleid ; und gleich darauf erthönte im
Nebenzimmer ein Gesang, vom Klavier begleitet. Ohne
Zweifel wollte er uns Fremden auch dies Talent seiner Frau
nicht unbekannt lassen, auf welches er sich viel zu gute thut.
(So nöthigte er sie einst auch in Gegenwart eines gewissen
grossen Gelehrten, eine von ihm selbst verfertigte Ode zu
singen und zu spielen ; er stand hinter ihrem Stuhl, und von
der Vortreflichkeit seiner Arbeit und der Geschiklichkeit
seiner Frau aufs innigste gerührt, weinte er heisse Zähren).
— Wir sprachen noch das eine und andre; endlich hörte die
Musik auf, und bald darauf führte er uns in ein andres
Zimmer, wo auch seine Frau hinkam. Sie scheint eine sehr
artige und verständige Dame zu seyn ; es war als ob sie es
an seiner Statt fühlte, wenn er etwas unschikliches oder
ruhmsüchtiges sagte. Er erklärte uns die im Zimmer aufge-
hängten Kupferstiche, die alle Bezug auf einen Theil der
Moral haben, nemlich auf die Liebe, die Elterliche, Kindliche,
freundschaftliche, brüderliche, Liebe zum Vaterland u. s. w.
Wenn ein grosser Herr diese Idee hätte, so könnte in einer
zahlreichen Kupferstichsammlung ein vollständiges System
der Moral aufgestellt werden. — Nachher erzählte er uns,
wie er schon in seiner frühen Jugend den Beruff zur Poesie
so stark gefühlt habe, dass er in seinem i8ten Jahr bereits
an 80 Gedichte fertig hatte; unter denen einige (er könne
es mit Grund der Wahrheit sagen, da Eigenliebe gar seine
Sache nicht seye) recht vortreflich gewesen wären. Ueber
dies sich so frühe entwikelnde Talent hätten mehrere Männer
vom grössten Ansehen in diesem Fach, ihm die verbind-
lichsten Sachen geschrieben und gesagt. Endlich konnte er
sich nicht länger halten, und rükte mit dem Brief heraus,
den der grosse König von Preussen ihm geschrieben, als
Clodius demselben die neulich herausgekommene Sammlung
seiner Schriften dedizirte, und worinn er den Talenten und
Verdiensten des Dichters die angenehmsten Lobsprüche er-
theilt. Zulezt wies er uns noch sein und seiner Frauen
Portrait, nebst denen von einigen seiner Freunde; womit
sich diese sehr lange Visite endigte.
Sonntags, 8 (Juni 1783). Frühe um halb 5 Uhr trennten
wir uns. Niemeyer ritt nach Jena und wir andern beyden
nach Weimar. Der Weg dahin führt durch mehrere Dörfer,
und ist ziemlich angenehm. Um Mittag langten wir an.
Die Stadt Weimar ligt in einem sanften Thale, und man
sieht sie nicht eher als in der Entfernung einer kleinen Stunde.
Die Zugänge sind auf eine ziemliche Streke weit zu Alleen
gemacht, die dem Reisenden einen angenehmen Schatten
128 Neue Mittheilungen.
gewähren. Das erste, was ihm auf eine wiedrige Art in die
Augen fällt, ist das a. 1774 am hellen Mittag abgebrannte
Schloss, welches in seinen Ruinen da ligt. Das abgebrannte
Schloss war von schöner Bauart und ziemlich weitläuftig,
obgleich man noch im Stand war, die grössten Kostbarkeiten
zu retten, so war doch der Schade gar sehr beträchtlich.
Wir spazierten eine Zeitlang auf der Esplanade, einem artigen
Spazierplaz. Dann sahen wir die sogenannte x\kademie oder
Zeichnungsschule, worüber Hr. Kraus Direktor ist. VVöchentiich
versammeln sich hier einigemale eine gewisse Anzal junger
Herrn und Frauenzimmer zu verschiednen Stunden, um sich
im Zeichnen und Malen zu üben. Der Herzog muntert sie
oft durch seine Gegenwart auf. Hr. Kraus ist ein Schüler
von Hrn. Rath Tischbein; und hier sieht man verschiedene
recht gute Arbeiten von ihm, worunter auch einige Studien
nach der Natur. Von dieser leztern Art ist hier ein Gemälde,
das eine ganz nakte männliche Figur vorstellt. Es stand ihm
dazu als Modell ein hiesiger Soldat. Einige Satyren mögen
auch gut seyn, wenn man die Geschichte weiss, worauf sie
anspielen. Z. Ex. ein Französicher Stuzer, der sich abmalen
lässt. Der Bediente, der uns herumführte, konnte oder wollte
uns aber nicht alles erklären. Mehrere schöne Mahlereyen
von Landschaften und Portraits und eine Suite von Kupfer-
stichen, einige Schauspieler in dem interessantsten Punkt ihrer
Rolle, u. a. m. beschäftigte unsre Aufmerksamkeit eine
Zeitlang.
Abends konnten wir noch Hr. Wieland sprechen; er
empfieng uns mit vieler Höflichkeit. Da er eben vom
Hofe kam, so war er sehr gepuzt. Allein ich fand den
Mann gar nicht an ihm, den ich erwartet hatte. In seiner
Phisiognomie konnte ich nie den Verfasser des Oberon und
so vieler schlüpfriger Gedichte erkennen. Seine hohe Stirne
kündigt Verstand und Wiz an ; sein Mund ist ziemlich weit,
und die Nase etwas habichtsartig; sein Auge scheint etwas
wollüstig. Hie und da haben zwahr die allmählig heran-
nahenden mehreren Jahre in seinem Gesicht Furchen zu
graben angefangen ; indessen blikt noch ein Schimmer von
sanfter Röthe auf seinen Wangen durch. In Gesellschaft
scheint er ziemlich gern das grosse Wort zu führen. Wir
blieben wol eine halbe Stunde bey ihm ; er schwazte uns
eine Menge Zeug von Zürich vor, und gasconnirte mit unter
ein wenig. Da das Gespräch auf Bodmern kam, so erzälte
er uns: wie dieser ihn als einen sich vortheilhaft auszeich-
nenden Jüngling in Affektion genohmen, wie er sich alle
Mühe gegeben habe ihn nach Zürich zu bringen, und wie
er gleichsam das Kind im Haus mehrere Jahre durch gewesen
seye. Allein diese Lebensart habe ihm — als einem nach
Mittheilungen vox Zeitgenossen über Goethe. 129
Thätigkeit strebenden Geist - nicht behagen wollen- ob er
gleich immer studirte, und mit den vortreflichsten Männern
Zürichs Lmgang hatte, mit Breitinger, Heidegger (den er für
den grösten Kopf hält, welchen er jemals gesdien) u a m
Er gerieth daher auf den Gedanken ein Erziehungs-Insiitut
zu errichten (was man in Zürich Informationen geben heisst)
Heidegger u. a grosse Männer billigten es im höchsten
Crrad, allein es kam doch nichts rechts zu Stande — Nun
ward er der ganzen Welt Feind, und hielt sie für efnen
.\arrenhaufen; auf allen Köpfen entdekte er Geläute, nur
sich selbst glaubte er davon frey. Er schuff sich eine Idealische
V\ elt, und gieng nach Belieben darinn spaziren. Immer hielt
er sich zu den Weisen im Volk, als Bodmer, Heidegger
Breitmger u. s. w. Zu ihren Füssen sass er immer und
philosophirte mit ihnen. Das schöne Geschlecht machte
damals auf ihn, als einen kaum 20jährigen Jüngling gar keinen
..indruk ,• er sah sie alle für eitle, unwissende flatterhafte
Geschöpfe an. Wollte ja etwa ein Frauenzimmer sich seine
Gewogenheit erwerben, so musste sie wenigstens 40 Jahre
auf dem Rüken haben, und fein gesezt und ein wenig o-elehrt
und weise seyn Damals war es da Bodm. seine Nolichide
Herausgab. V> leland als ein feuriger Jüngling empfand die
bchonheiten und unerreichbaren Vorzüge dieses Gedichts in
vo lern Grade, und hätte beynahe im Gefühl seiner ^Nichtigkeit
sich dafür hin m den Staub werfen mögen: im Taumel der
Bewuiiderung schrieb er einen grossen Commentar über die
Schönheiten desselben, den er izt nicht mehr schreiben würde
denn da ihm Bodmers Bibliothek immer offen stand, und er
sich öfters em wenig darinn umsah, so entdekte er nach und
nach die ganze Noachide in andern Schriftstellern. Fast jede
Idee, jede Charakterzeichnung fand er in irgend einem Eng-
lischen oder Itahänischen Dichter, so dass also nur die Zu-
sammenordnung und das Gewebe Bodmers Arbeit war Mit
dieser Entdekung nahm auch seine Bewundrung ab, ob-leich
- wie Bodmer Ihm öfters vorpredigte - diess den Dichter
gar nicht zum plagianus mache, indem es ihm gar wol erlaubt
seye die Schönheiten, die er schon vor sich findet, so gu
den d'^, "'f "• - ^"^^^^ gl^^'b^ ^•■' seye Bodmers Ver-
sehrten. T ''"'''''' '!^' S^°^^' ""d ^^^"^ ei"st jene
Schriften, aus denen er geschöpft hat, nicht mehr wol bekannt
seyen, so werde sein Dichterruhm bey den Nachkommen
wieder von neuem aufleben. So seye er also mit Bodmern
ange auf dem bessten Fuss gestanden; allein hie und da
haben sie sich m ihren Meynungen bisweilen widersprochen-
Oderd" \'\^'' Beurtheilung über eine von Rammlers
Oden deren Verfasser man aber damals nicht wusste. Bodmer
und Breitinger schrieben sie Gottscheden zu, und fanden sie
Goethe-Jähkbüch XIH.
1^0 Neue Mittheilukgek.
ganz unausstehlich. Wiel. hingegen lobte sie, und behauptete,
sie wäre nicht von Gottsched. Dieser Streit ward nun ziemlich
lebhaft. Nach und nach gab es mehrere Auftritte dieser Art.
VVieland wollte nicht überall in Bodmers Ideen einschlagen.
Hiezu kam noch das heftige Genie des erstem, welches sich
einen grösseren und geschäftsvolleren Wirkungskreis suchte.
Diess alles bewog ihn, anderweitige Aussichten, die sich ihm
öffneten, anzunehmen, und so kam er nach und nach von
Bodmern ab. Immer behielt er noch Freundschaft gegen
ihn in seinem Herzen. Sie unterhielten einen Briefwechsel,
aber nur sehr sparsam. Denn, sagte Wieland, in diesem
Punkt kommen meine bessten Freunde immer zu kurz; andern
Leuten schreibe ich etwas weniges und damit gut, aber meinen
bessten Freunden möchte ich immer recht viel und interes-
santes schreiben, weil mir nun meine häufigen und wichtigen
Geschäfte beynahe alle Zeit rauben, so wird es mir nur gar
selten so gut an sie zu schreiben. Wenn wir daher nicht
auf einen solchen Fuss mit einander stehen, dass wir denken,
es bleibt gleichwol immer beym alten, so komme ich mit
meinen Freunden schlecht weg. So redete er von Bodmern,
und seinen Verbindungen mit ihm; und sagte endlich: Er
verlange sehr Hirzels Biographie von ihm zu sehen; er werde
dann auch in seinem Merkur etwas über ihn sagen, so wie
Er ihn gekannt habe, und sich dadurch öffentlich als seinen
Freund und Verehrer beweisen, wie er es bisher im Herzen
gewesen seye. Da das Gespräch auf Schlözern und seinen
Hass gegen Zürich kam, so erzählte er, er habe unlängst
einen Aufsaz zur Rettung der Schweiz gegen Schlözers An-
griffe eingeschikt bekommen, um im D. Merkur abgedrukt
zu werden. Der Verfasser nannte sich nicht, sondern unter-
schrieb sich nur: Z*. . . in Sachsen. (Vielleicht unser Freund
Zehnder in Göttingen). Er hätte den Aufsaz herzlich gern
abdruken lassen, aber aus verschiednen Ursachen schien es
ihm, dass derselbe sein Gluk nicht machen würde; denn er
war oft alzu unbestimmt, bisweilen gar zu heftig, und beynahe
schimpfend, aber nie ganz überzeugend. — Diess war ungefähr
das wichtigste in unsrer Unterhaltung mit Wieland. Da wir
noch bey ihm waren, so kam Bertuch Verf. des Spanischen
Magazins, um mit ihm wegen der übermorgen vorzunehmenden
Reise nach Dessau Abrede zu treffen. Er scheint ein artiger
und gescheuter Mann zu seyn. Sehr unangenehm ist für einen
Fremden die fatale Gewohnheit, dass wenn man mit Wiel. im
Gespräche ist, alle Augenblike eins seiner vielen Kinder (denn
er wird deren nun in wenigen Wochen 9 haben) bisweilen auch
erwachsene Leute, die Thüre halb aufmachen, um die Fremden
zu besehen, und dann wieder schnell zuschliessen ; man weiss
nicht ob man sizen bleiben oder aufstehen soll. Er entschuldigte
MlTTHEILUN-GEN- VON ZtlTGEXOSSEX ÜBER GoETHE.
i;r
Sich seine Kinder, die kleinen Aifen, wären immer so neugierig
die Fremden zu sehen, die zu ihm kämen. Indess sollS em
solcher Mann dergleichen Unanständigkeiten nicht dulden -
Montags, 9. Junii. Heute entdekte uns unser Friseur
dass er auch die Ehre habe den Hrn. Geheimderath Göthe
zu bedienen; und da wir ihn fragten, ob wir denselben wol
diesen Morgen sehen könnten, so sagte er: O! ja wir sollten
nur hingehen, er werde uns gewiss annehmen. A\ir e"
suchten es, und es war so. - Etwas unangenehm ist es
dass man oft im ganzen Hause herumlauffenr und an allen
Thuren anpochen kann, ohne dass jemand Antwort giebt
penn bey allen hiesigen Gelehrten scheint der Thon zu
herrschen, dass der Kammerdiener unten beym Eingan<. des
Hauses em Zimmerchen hat, dessen Thür mit einem Fenster
versehen ist; sieht er nun jemand kommen, so muss man um
angemeldet zu werden, seinen Namen, Vaterland, Charakte
etc. pünktlich angeben, und so oft wiederholen tis der Be-
diente es versteht und behalten kann. Ergt dann wird nach-
)vil . (Eben diess Examen hat man auch bey Prof. Plattner
m Leipzig auszustehen.) Ist nun der Bediente gerade nich
auf seinem Posten, so kann man ungesehen lange herim
G lehrte?rch'd"'"™'''f"- ^'--^^^^-1^ -"-en die hiesig".
Gelehrten auch darum etwas grösser thun, weil sie alle den
Titel von Hofräthen, Geheimderäthen u. s w. haben Göthe
ist Geheimer Rath, und lässt sich Excellenz hdssen denn
der Herzog hat ihn geadelt! - Er empfieng uns ehr höflich
Seme Phisionomie ist stark, und eben nichf einnehmend de
Gesichtsfarbe schwärzlich, und die Nase ziemlich gross seme
schwarzen Augen sind lebhaft, und verrathen einen feurigen
Geist Izt scJireibt er nicht mehr viel, weil er wie ersaS
so sehr mit Geschäften überhäuft ist. Wir blieben eine kfet;
^;Iertelstunde bey ihm, unser Gespräch be af gan aj t h
gültige Dinge. Man merkt es ihm an, dass er stch^mhe" ' ebi
seine ^^ Urde zu behaupten und immer zu representiren.^
^rü/e von Ricnm- an Fr. Frommann. 1^04-1819.'
^^'eimar 11 Jan. 1804.
' Folgen Schilderungen der Besuche bei R^H^ t , •
einem ungenannten Hofbüdhauer ^.ZTl ^ode, Jagemann, bei
Zuschauen? bei einen" her.oÄnrMP'r^'^,'^ "" ^^e''"' ^ines
Zweck ferner lielen thefls .n R '' ^'\ '^^^'^' ^^'^'^ ^'^ ""^^^ni
mussten. * ' ^^^'^' ''"' Raummangel weggelassen werden
' Mitgetheiit von H. Frommann. ^- *^-
9*
1^2 Neue Mittheiluxgex.
wahrscheinlich von einem zurückgetriebenen echauffement
her und scheint weiter Nichts auf sich zu haben, als dass er
nun nicht ausgehn kann und manchmal nicht guten Humors
ist. Gestern Abend las ich ihm einen Gesang von der
Vossischen Iliade vor. Da war er sehr gesprächig und ich
habe Manches dabei gelernt, was man eben nicht in der
Schule lernt . . . Ich möchte gern, so lange es ginge, noch
in dieser Schule aushalten, um noch recht viele schöne und
neue Ansichten durch diesen ,?f7oc und ^föc zu gewinnen.
Die Frau von Stael ist noch immer hier und scheint sich
mit den schönen Geistern Wieland und Schiller gut zu stehn;
wie man in der Stadt sagt, aber nicht mit G. Was daran
wahr ist, weiss ich nicht und will es auch nicht wissen.
4 Febr. 1804.
. . . Von G"s Hinkunft oder Advent weiss ich nichts. Nur
dass ich mich öfterer mit ihm unterhalte und finde, dass er
mir sehr wohl will. Ich gehe ihm gewiss nicht so bald weg.
Auch das Leben wird mir lustiger, ich bin nicht mehr so
kürig und wählig, und was mir in den W'urf kommt, das
küss' ich und herz' ich, ohne mich zu verlieben. Ich bin
doch sonst so dumm eben nicht; sollte ich denn hierin Nichts
begreifen? G. will auch Hegeln sehr wohl und er urtheilt,
finde ich, im Schlafrock ein wenig anders, als wenn er in
Gesellschaft urtheilen soll. Aber ich begreife ihn ; weil man
ihn auspumpen will, so giebt er eben nur das. was ihm be-
liebt, und womit er zwischen den Partheien so eben durch-
kommt. Wo er keine Hinterlist ahndet, da giebt er sich
auch frei. Mir wird immer wohler bei ihm.
22 Mai 1804.
Sieht man Sie bald in Weimar V Zum Götz kommen Sie
zu früh, wir werden ihn wohl vor dem Winter nicht sehn.
G. wollte vor einigen Wochen nach Jena gehn, aber die
Abwesenheit Ihrer, Eichstädts und anderer, nebst Manchem,
was in die Quere kam, hielt ihn davon ab.
Ich lebe ziemlich schlaraffisch : esse, trinke, schlafe,
spaziere, küsse mitunter, weiter kommt es aber nicht. Bei
G. höre ich einige Collegia über Metamorphose der Pflanzen,
Theorie der Farben, wir besehen den Mond durch einen
siebenfüssigen Herschel und wissen uns sonst über Allerlei
zu unterhalten. Die Signora aus Rom war zum 2ten Mal
hier und kommt in Kurzem wieder. Vermutlich werden
Sie sie auch in Jena zu sehen und zu sprechen bekommen.
Ihre Frauen und Fräulein grUssen Sie schönstens von mir
und die kleinen Stammhalter herzen Sie einmal recht ab
von meinetwegen.
MiTTHEILUKGEN VON ZEITGENOSSEN' ÜBER GoETHE. Ij'y
Weimar d. 30 Aug. 1S04.
Goethe ist seit 14 Tagen in Lauchstädt und kommt erst
diesen Sonnabend zurück. Dann wird er nach Jena gehen.
Tag und Stunde weiss ich noch nicht. Der Götz Avird ein-
gelernt und ehe Sie zur Messe gehn, hoffe ich, soll er noch
gegeben werden. Auf jeden Fall geben sie ihn doch diesen
^Vinter gewiss.
Weimar d. 18. Febr. 1807.
.... Der Tasso ist ganz gut abgelaufen. Das bessere
Publikum welches einigerraassen an dem Stück Antheil
nimmt oder nehmen zu müssen glaubt, ist zufrieden, und
die Aussenbleiber bedauern es hinterher nicht gesehen zu
haben. Wolff hat sich übertroffen. Er hat leidenschaftliche
Heftigkeit gezeigt, die man ihm nicht zutraute. Die WolflF
machte die Leonore Sanvitale : man konnte sich begnügen:
Becker spielte sehr gut und erhielt sich das ganze Stück
hindurch gleich. Die Silie machte die Leonore und mir am
wenigsten zu Dank. Hätte sie aber auch die Wolff gemacht,
so wäre etwas anders zu desideriren gewesen. Das Ganze
machte sich indessen recht gut, und man desiderirte keines-
weges Handlung wie man's nennt; den Plebs etwa aus-
genommen.
Wir waren seither an Newtons Optik geschäftig und
übersetzten vor ein paar Tagen zwischendurch Müllers Rede
in der Academie zu Berlin: de la gloire de Frederic. Sie
werden sie schon zu lesen kriegen.
Mit der Pause könnte es wohl 3 ^^'ochen dauern, aufs
höchste jedoch. Die Frage ist nur , ob Sie uns alsdann
nicht im Stich lassen müssen der Messarbeiten wegen. Wir
haben soviel Manuscript, dass wir Sie alsdann sehr gut
beschäftigen können und zwar ununterbrochen. Es wird
wohl circa 1 2 Bogen Vorrath seyn.
Weimar, d. iS April 1807.
In der Hoffnung dass dieser Brief Sie noch in Jena an-
treffe, lege ich mit einem freundlichen Grusse von G. den
von den Kanzeln zu verlesenden Aufsatz zum Andenken der
Herzoginn bey. Ein erweiterter wird zu andern Zwecken
mit nächster Gelegenheit anderen Orts erscheinen. Der Tod
der Herzoginn, die unverhoffte Rükkehr der Geheimeräthinn,
die Ankunft Wolfs und seiner Reisegefährten, die zwischen-
fallende Ausarbeitung gedachten Aufsatzes, eine Vorlesung
für die Damen , die Uebertretung der gewohnten Diät
führten am Donnerstag Abend den alten Anfall mit schon
vergessener Heftigkeit herbey, und G. musste gestern noch
den ganzen Tag im Bette zubringen. Erst heute hat er es
verlassen und ist in soweit wieder hergestellt, doch muss er
134 Neue Mittheilungen.
sich noch ein paar Tage schonen. Die Abäscherung in
4 Tagen hintereinander war bey seiner gewohnten Ruhe zu
gross. Es hess sich aber nicht anders machen. Gott sey
Dank dass es vorüber ist!
Weimar d. 30 September 1807.
Den Prolog der heute nochmals gegeben wird werden
Sie, wenn nicht bald in einem öffentlichen Blatte gedruckt,
doch in kurzem, wenn er für G. selbst, der ihn noch nicht
einmal abgeschrieben besitzt, von mir besorgt seyn wird,
erhalten können. Es wollen ihn freylich sehr viele. Ein-
heimische und Auswärtige lesen; und so wäre es besser ihn
drucken zu lassen ; obgleich grade das Hauptmotiv blos auf
dem Theater zu bewerksteUigen ist und das Ganze aufs
Sehen berechnet.
Mit nächstem — eher war's nicht möglich — wird G,
auch an der Polemik wieder fortfahren. Sich zu dieser
Winterarbeit vorzubereiten und Lust dazu zu erwecken hat
er sich vorläufig an den zweyten Theil, der Geschichte
nehmlich, gemacht, sammelt und liest dazu. Und es wird
sehr interessant werden. Von Carlsbad aus gleich in die
Polemik einzuschreiten, war eine zu ennuyante Sache.
Mit G.'s Gesundheit geht es sehr gut; und wenn es
auch nur in diesem Grade besteht, so ist schon alles ge-
wonnen : denn ihn wieder jung zu machen , möchte wohl
Medeens Sprudel selbst unfähig seyn. Gott sey Dank, dass
er sich so, heiter und thätig, befindet.
Weimar d. 16. April. 1808.
G. wird schon künftige Woche hinüber kommen und
dann werden wir auch bald nach Karlsbad aufbrechen. Es
ist noch ein gichtisches Uebel dazu gekommen, oder vielmehr
der Antheil Gicht bey dem bisherigen hat sich auf die Beine
geworfen, welches ihm grosse Schmerzen macht und weswegen
er je eher je lieber ins Bad eilt. Karlsbad hat ihm schon
einmal diesen Zufall vertrieben ; es war wie er nach Italien
ging. — Doch lassen Sie sich nichts merken, als wüssten
Sie was davon : er scheint mir's nicht gern zu haben, dass
man davon spricht.
Weimar d. 4. May 1808.
.... G's Ankunft am Sonntag Morgen war mir eben
so unerwartet als Ihnen seine Abreise. Er entschliesst sich
immer plötzlich. Nun ist unsere Abreise nach Karlsbad auf
morgen über acht Tage festgesetzt und wir rüsten uns dazu.
Er will wo möglich in einem Tage von Weimar nach Schleiz,
wenigstens nach Pösneck. Ich werde also Mad. Frommann
nur einen Augenblick sehen aber auch diesen nicht versäumen.
Dass ich Mienchen nicht sehen soll, thut mir sehr leid. Das
Mittheilungen von Zeitgenossen über Goethe. 135
gute Kind ist halb auch unter meinen Augen aufgewachsen,
und ich bilde mir ein, dass ich ein Stück Onkel oder der-
gleichen von ihr sey, um eine natürliche Verwandtschaft an
ihr zu haben. Sagen Sie ihr meinen besten Glückwunsch
zu ihrer Reise und dass ich mich blos auf ihre Rückkehr freue.
.... G. ist übrigens wohl, bis auf die Unbequemlichkeit
bey Tische. Er trinkt jetzt wieder Champagner, der ihm gut
bekommt. Sonderbar er darf nicht während des Essens
trinken ; aber nachher um 4 Uhr. Dann fühlt er keine
Beschwerde.
Zu arbeiten haben wir uns beide viel vorgesetzt, und
nehmen das Gehörige dazu mit. Wenn auch nicht alles
erfüllt wird so ist es doch gut sich immer mehr vorzusetzen :
man thut sonst gar nichts.
An literarischen Neuigkeiten des Tages werden wir in
Carlsbad sehr arm seyn. Es wäre daher schön, wenn Sie
uns gefälhgst auf das Neuste aufmerksam machen möchten,
damit wir uns bey unsrer Zurückkunft darnach umthun und
aus Schichten, die unterdess sich wieder drübergezogen haben,
hervorsuchen. Man kann nicht alles zugleich haben, Ruhe
und Zerstreuung.
Ich soll Sie schönstens von G. grüssen und Ihnen
glückliche Reise und Geschäfte wünschen.
Ohne Datum.
(Sept. 180S nach Frommanns Notiz:
empfangen am 21.9.)
Glücklich wären wir nun wohl angekommen und auch
freundlich aufgenommen ! Die jungen Schauspieler hatten
die Treppe mit Teppichen und Blumengewinden und Orangerie
geschmückt das einen sehr guten Anblick machte. G. war
sehr erfreut. Den Nachmittag aber kam die Trauerpost, dass
seine Mutter gestorben sey. Es hat ihn natürlich sehr betrübt;
und wir vermeiden alles was den Schmerz in ihm erneuern
kann. Sonst ist er wohl und es hat keine körperlichen Folgen
gehabt, so viel ich wenigstens weiss.
Weimar den 12 November 1808.
Sie erhalten hier mein bester, die angekündigte Fort-
setzung des jManuscriptes zum 2t. Theil der Farbenlehre mit
den besten Empfehlungen von G. und mit Bitte es bald setzen
zu lassen. Die Revision wünschen wir ebenfalls Wieder in
doppelten Bogen zu erhalten, wo möglich aber schon sorg-
fältiger corrigirt als es bisher zwischendurch geschehen mögen,
damit wir die Aufmerksamkeit rein auf die Sache behalten, und
keine abermaligen Revisionen von uns begehrt werden. Vor
bedeutenden und den Satz zerreissenden Aenderungen wollen
wir uns sehr in Acht nehmen. Unterbrechungen werden
136 Neue Mittheilukgen.
nicht statt finden, vielmehr soll der Setzer ein Sporn seyn
uns sobald als möglich zu expediren.
. . . Die Friedrichschen Zeichnungen bleiben bis zum
nächsten Freytag hier als dem längsten Termin und werden
nun wohl bey Meyern zu sehen seyn, im Fürstenhause.
Morgen zeigt sie G. der Frau Hofräthin Schopenhauer.
AVeimar d, 2. December 1809.
Sie erhalten hier die Correktur des 26. Bogens. So viel
wie möglich wird sie in der Folge sogleich besorgt werden
und im schlimmsten Falle die Donnerstags- oder Sonntags-
post sie abliefern.
Der Vorrath von Manuscript zum 2t. Theile ist freylich
mit dem was Sie drüben haben vor itzt zu Ende ; Sie mögen
daher immer mit dem vollen Bogen abbrechen. Wir sind
jetzt am 2t. Theile der Optik und das Polemische muss mit
dem Historischen gegeneinander gearbeitet werden ; so wird
es theils leichter und angenehmer, theils kürzer indem eins
dem andern aushilft. Sowie wir damit vorgerückt sind, geht
es wieder ans Historische im 2t. Theile ; wo gegen das Ende
zu gute Vorarbeiten vorhanden sind.
Sonnabend d. 20. Januar 1810.
G. ist keinesweges unwohl, obgleich hin und
wieder das Gerücht davon erschallen wird, und worüber ich
Sie ins Klare setzen will, damit Sie nicht unnölhige Sorge
haben. Er mag und kann nicht an den Hoffestivitäten Theil
nehmen, und so geht er auch an keinen andern Ort, und
sieht auch weniger Leute bey sich, die ihn oft ungestüm
überlaufen. Nun heisst es, er befinde sich nicht wohl;
welches denn wahr und nicht wahr ist. Aber wie würde er
sonst nur etwas vor sich bringen !
Carlsbad den 10. July 1810.
. . . . G. ist die Zeit her sehr wohl, beschäftigt und
doch auch in Gesellschaft gewesen. Die Anwesenheit der
Kaiserinn veranlasste beyfolgende Gedichte, wovon das erste
und zweyte auf Ersuchen und aus Gefälligkeit gegen die
Einwohner ; das dritte aus eigenem Antriebe, bey Dedication
eines Platzes durch den Grafen Corveillan; das vierte endlich
auf den Wunsch der Kaiserinn, dass in ihrem Namen den
Carlsbadern etwas freundliches erwiedert würde, von Goethe
gedichtet worden. Sie machten bey den guten Oestreichern
den besten Eindruck, der durch die Gegenwart alles dessen,
wovon darin die Rede ist, noch vielmehr verstärkt wird.
Für alles übersendete soll ich Ihnen, in Göthes Namen
aufs beste danken und zugleich die Versicherung hinzufügen,
dass Sie einen Theil der Wanderjahre womöglich durch Mad.
Bohn, sonst aber auf alle Fälle so erhalten werden, dass er
MiTTHEILCXGEN VON ZeITGEXOSSEX ÜBER GoETHE. I37
ZU Michael noch erscheinen kann, indem er nicht stärker
wird, als der erste der ^^'ahlver\vandtschaften. Der zweyte
mag dann Ostern erscheinen: und es ist immer gut, dass die
Neugier etwas gespannt bleibe.
Töplitz d. 12. Aug. 1810
.... G. ist wohl und hat sein Vertrauen auf die
hiesigen Bäder gesetzt, da ihn in Carlsbad seine Übel befielen.
Er badet täglich und glaubt Wirkung zu verspüren ; auf alle
Fälle bleiben wir 3 Wochen hier. In Carlsbad ward er die
letzte Zeit schon sehr am Arbeiten verhindert, hier nun
vollends durch das Bad und unsern Dux. Deswegen ich
denn mit der Vorklage komme . d. h. bevorworte, wenn
das Manuscript nicht zum Termin erscheint. Doch v>ürd es
eine Winterarbeit werden, und es ist immer gut, dass er ein
so wichtiges \\'erk nicht aus der Hand schleudert.
Töplitz, den 29t August 18 10.
Freytag den 30t geht der Herzog fort und etwa
8 oder 10 Tage später denken wir auch aufzubrechen, und
nach — Dresden zu gehn. Behalten Sie es aber noch ein
Weilchen ganz für sich, und sagen es den Frauenzimmern
nicht. Keineswegs etwa darum, weil man sie für siebartig
zu halten geneigt wäre, sondern um sie zu überraschen : denn
das würde es doch wenn sie auf einmal G. in der Galerie
erblickten. Und auch der Künstler wegen, denen ein unver-
hoffter Besuch zugedacht ist, wünschte ich, dass wenn sogar
das Gerücht von seiner Ankunft sich verbreitet hätte, man
es durch einige kalte Zweifel und Unwahrscheinlichkeiten
niederschlüge, oder wenigstens niederhielte.
Mit uns werden Sie nicht ganz zufrieden seyn, dass wir
nicht Wort gehalten haben. Allein es war unmöglich, ob-
gleich der Vorsatz uns bis Töplitz begleitete. Denn G. war
in der letzten Zeit, theils durch Zelters, theils durch anderer
Freunde Gegenwart; theils auch durch den Anfall von seinem
Übel aus der Continuität des Arbeitens herausgekommen, und
konnte zuletzt bey dem schlechten Wetter nicht wieder mit
der ersten Wärme daran kommen. Hier occupirte ihn nun
der Herzog und das Baden scheint noch weniger als das
Trinken grosse Geistesbewegungen zuzulassen. Wären wir
nicht soweit ins Jahr vorgerückt, so dass G. länger hier
bleiben und dazwischen pausiren könnte ; so würde es bey
der übrigens sehr ruhigen Lage wohl möglich seyn, das
Ganze noch vom Stapel zu lassen. Unterdess ist ja daran
nichts verloren, und ich sehe mich schon im Geiste diesen
Winter oder Herbst nach Jena versetzt, wo wir dann in
grösster Sammlung ans Werk gehen würden.
138 Neue Mittheilungen.
G. befindet sich übrigens sehr wohl und heiter, das Bad
scheint anzuschlagen, und alle Menschen freuen sich ihn so
heiter gesellig und mittheilend zu finden. Ich habe leider
das Glück nicht, ihn beständig zu umgeben indem die Hälfte
des Tages, von 11 Uhr an mit Baden, Ruhen, dem Diner
beym Herzog, und der Gesellschaft bey Fürst Clary oder
andern hingeht, wobey ich denn nicht allerorten gegenwärtig
seyn kann. Doch haben wir zusammen schon einige Spazier-
fahrten gemacht, nach Bilin, wo der Sauerbrunnen ist, nach
Kloster Osseg, nach Graupen, und morgen soll es nach Dux
gehen, das einem Grafen Waldstein, Nachkommen Wallen-
steins gehört, wo viel Alterthümer zu sehen seyn sollen. —
Zelter, der vorige Woche abgereist ist, war mein täglicher
Umgang und man stärkt sich nicht wenig an seiner durchaus
tüchtigen und kräftigen Natur. Er hat wieder mehrere Sachen
von Goethe, bekannte und noch nicht bekannte, componirt.
die wunderschön sind. Ich denke dass er sie uns von Berlin
schickt, um unsere Academie mit frischen Ergötzungen zu
versehen.
Weimar d. 14. August 1813.
Es erfolgt hier die Revision und soviel neues Manuscript
als ich habe anfertigen können. Vor Ende künftiger Woche
aber kann ich nichts senden. Ich muss mich jetzt an das
Göthische halten, das mir, bey seiner Entfernung und da
ich das Risico tragen muss, wirklich einige Noth macht: denn
es enthält gewaltige Nachlässigkeiten im Styl, theils wohl
durch die Aehnlichkeit ja Gleichheit der Zustände veranlasst,
öfter aber auch durch Mangel an Aufmerksamkeit des Dictators
oder des Schreibers. Unterdess will ich sehen, ob ich Ihnen
zum Mondtag nicht etwa die Hälfte des 12. Buchs sende.
Es liegt mir selbst daran, damit wegzukommen.
Heute heisst es, kehre die Herzoginn zurück ; auch der
Erbprinz werde erwartet ; vom Herzog weiss man nichts
bestmimts. Morgen soll Souper und Cour seyn, andre sagen
wieder der Gesandte werde eine kleine Festivität veranstalten.
Mir ist alles einerley, denn ich habe von beyden nichts, und
ich sehne mich nur nach G. Rückkehr : denn er mag seyn
wie er will, nach so langer Abwesenheit hat man sich immer
viel zu sagen.
Wenn Ihnen das 11. Buch schon Vergnügen gemacht
hat, so wird es das 12. Buch noch mehr; ich weiss nicht ob
die Psychologie je einen solchen Ruck auf einmal gethan
hat, als ihn diese Bücher, diese Bekenntnisse eines grossen
Geistes, der Lust hat sich selbst zu betrachten, von nun an
geben müssen. 13 und 14 fahren fort und sind äusserst
interessant.
MiTTHEILUXGEX VON ZEITGENOSSEN ÜBER GoETHE. 139
Weimar d. lo October 1813.
Um mich auf andre Weise zu beruhigen und eine
wissenschaftliche Unterhaltung mit G. zu haben, bin ich in
ihn gedrungen mir etwas von seinen physiologischen Ab-
handlungen mitzutheilen, und er hat sich bewogen gefunden,
diese Papiere vorzunehmen und wir lesen sie zusammen. So
dürfte die Metamorphose der Pflanzen in einer neuen und
reichern Umgebung auftreten, wenn sie auch der ausge-
arbeitetste Theil wäre. Aber die Einleitung ist ganz wie sie
daliegt brauchbar, das Uebrige mehr schematisch, aber doch
sehr interessant. Soviel davon ; behalten Sie aber gütigst
alles für sich, damit nichts verlaute.
9 Juni 181 6.
Durch Herrn Wesselhöft habe ich gestern die Nachricht
erhalten, dass Sie dicht vor dem Feste wieder in Jena ein-
getroffen sind. Sonach werden Sie unmittelbar unterrichtet
worden sein von dem Schicksale das unsern theuern Ge-
heimerath betroffen hat. Der Tod gleicht Alles aus, und so
müssen wir mit Antheil und Bedauern gestehn, dass es ein
hartes und schreckliches Ende war, welches die Frau ge-
nommen, ob man gleich voraussehn konnte, dass es über
kurz oder lang so kommen musste. Das Detail weiss G.
selber schwerlich so wie wir, und zu seinem Glücke bleibe
es ihm ferner verhüllt. Bei seiner Art zu sein und zu leben
wird er sie nur zu oft vermissen. Ob er gleich gefasst er-
scheint und von allem Andern spricht, so überfällt ihn doch
mitten unter Anderm der Schmerz, dessen Thränen er um-
sonst zurückzudrängen strebt. Die Einsamkeit wird immer
grösser werden, sobald der Sohn erst wieder seinen Geschäften
und Vergnügungen nachgeht. Denn ausser Meyern und mir
sieht er nur wenige und selten; und wir können gerade in
den einsamsten Stunden am wenigsten um ihn sein. Auch
wird die ökonomische Gesinnung des Sohnes ziemlich Alles
von ihm entfernen, was ihn zerstreuen und aufheitern könnte.
Ein Aufenthalt in Jena und dann eine Reise nach Töplitz
wird also wohl das Beste und Wirksamste sein, um sein
unschätzbares Leben uns länger zu fristen.
Weimar 26 Dez. 181 8
Die sorg und drangvollen Tage sind glücklich vorüber,
und ich benutze die Ruhe des Festes, mich über Manches
gegen Sie auszusprechen. Von Goethes INIaskenzug, ' der un-
streitig das Imposanteste geworden sein würde, wenn der
Verfasser nicht die Probe gescheut, und zuvörderst die Theil-
nehmer durch ein Programm vorher von seiner Idee hätte
^ Maskenzus; zu Ehren der Kaiserin von Russland.
140
Neue Mittheiluxgex.
unterrichten, auch in der Ordnung des Aufzuges dem sach-
verständigen Rathe Coudray's hätte folgen wollen. Die Verse
haben nur sehr wenige gehört, noch wenigere verstanden,
und weder vom Ganzen noch vom Einzelnen ist ein Bild
übrig geblieben, weil nirgends ein Bild erschien. Das Ganze
hatte etwas von einem Hasentreiben. Die Gruppen con-
centrirten sich immer mehr und wurden vor den hohen
Herrschaften durch die Tragödie und das Epos abgefangen.
Erst hinterher sind mir in einem freundscliaftlichen C'irkel die
einzelnen Verse, zum Theil jedoch nur, bekannt geworden,
und mein Urtheil ist dieses, dass das Ganze etwas bunt-
schäckig, das Erhabenste und Tiefste neben dem Plattesten
und Unbedeutendsten Platz findet, und letzteres nicht einmal
durch einen geglätteten Ausdruck ausgeglichen wird. Das
Programm ist sehr steif und verspricht hin und wieder mehr
als wirklich geleistet worden. Von 500 Exemplaren, die
oben ausgetheilt worden sein sollen, ist keins an mich, und
ebenso wenig an die übrigen Mitglieder gekommen. Auf
alle Nachfragen und Bitten erhielt ich obigen Bescheid, und
ich musste mir von Vulpius eins borgen. Es hat mit dem
Ganzen eine eigene Bewandtniss, die ich Ihnen wohl ge-
legentlich aufklären kann. Die Verse übrigens sollen erst
zu Ostern erscheinen, weil G. wie es heisst, noch hinzu
setzen und verbessern wolle. Schade dass die Lektüre und
Effekt nicht zusammentreffen! Was er über Wieland und
Herder sagen lässt, ist sehr schön, ebenso auch der Epilog.
Auch wohl noch hie und da einzelnes. Was Tragödie und
Epos sagte, weiss ich nicht alles. Soviel ich von Andern
vernommen, ist das Ganze doch zu reflexiv und nicht immer
klar. — Doch ich kehre vor fremder Thür, werden Sie
sagen; Wohl! Da aber seine Dichtung die imposanteste sein
sollte und in gewisser Hinsicht auch gewesen ist, so ist es
natürlich, dass ich darüber spreche, indem ich über meine
Sachen kein reines Urtheil habe. Uebrigens hätte ich wohl
verdient, wenn G. mich nicht das Ganze lesen lassen wollte,
ich wenigstens wie mancher Andere, der weniger von der
Sache versteht, bei der Leseprobe zugegen gewesen wäre.
Wir haben die Rollen, die er uns zuertheilt, ohne Wider-
spruch angenommen, ihn in der ganzen Zeit mit keiner Frage
noch Ueberlauf behelligt. Es hat mir und meiner Frau
Geld genug, ja mehr als billig gekostet; der Sohn hat meine
Verse gesprochen ; ihm habe ich die Handschrift meiner
Anreden mitgetheilt, kurz ich habe Nichts versäumt, ein
Verhältniss , das sich wieder einleiten wollte , zart und
schonend zu behandeln — und nun habe ich nicht einmal
das Vergnügen zu wissen, was denn eigentlich gesprochen
und dargestellt worden. Versteht es einer hier zu beurtheilen
MiTTHEILUXGEN VON' ZEITGENOSSEN ÜBER GOETHE. I4I
in ästhetischer und sprachverständiger Hinsicht, so bin ich
es ; und in Hinsicht auf Gedanken und Urtheile habe ich in
dem bisherigen Nichts entdeckt, das mir fremd und un-
erreichbar gewesen wäre. Woher und wozu also diese
Zurückgezogenheit und VerheimHchung! Ich gestehe, dass
mich dieses einigermassen um die angenehme Erinnerung
der schönen Tage bringen könnte, indem es mir den Genuss
derselben trübt.
Die Kaiserin hat persönlich mir das angenehmste und
schmeichelhafteste zu erkennen gegeben, und ein nicht un-
bedeutender Brillantring wurde mir vom Fürsten Narischky
in ihrem Namen überreicht. Die Hoheit erhöhte noch den
Werth durch eine goldene Dose, die sie mir mit den Ausdrücken
der aufrichtigsten Huld und Gnade überreichen Hess, wie sie
sich denn auch während der ganzen Zeit in der liebens-
würdigsten Herablassung zeigte .... —
Weimar 17 Febr. i8ig.
.... zu den erfreulichen Dingen melde ich Ihnen, dass
ich schon mehrere Abende bei Goethe gewesen bin, und
das alte gute Verhältniss wieder angeknüpft ist. Ich glaube,
dass Ihnen dies lieb sein wird, zu vernehmen.
\^'eimar 28 Juli 181 9.
.... Goethe habe ich seit seinem Hiersein noch nicht
wieder gesehen. Ich wusste anfangs Nichts davon, und diese
Woche hat sichs noch nicht machen wollen, dass ich hin
ging. Ich komme ausser meinem Morgengange und in die
Schule nirgends hin ; es ist auch Niemand hier, und Stadt
und Gegend sind mir längst zuwider. Er ist der Einzige,
um den es sich noch der Mühe verlohnt, hier auszuharren.
Zelter an Heijirich Voss d. y. '
Berlin 25. Mai 1805.
Ich danke Ihnen, edler Freund, für die Mittheilung Ihrer
sehr interessanten Nachrichten und bitte Sie recht sehr darin
fortzufahren und mir ja genau und sicher zu schreiben, wie
es mit d. Geh. R. v. Goethe ist. Ich zittre wenn ich daran
denke. Wie schmerzhaft mir Schillers Tod ist, davon schweige
ich, ich habe es selber nicht gewusst, wie ich ihn liebte.
' Dieser und die folgenden Briefe an H, Voss d. j. behnden
sich im Voss-Archiv der Eutiner Gymnasialbibliothek. Mitgetheilt von
Eugen Wolff.
Heinrich Voss wirkte 1804 — 6 als Professor am Gvmnasium in
Weimar, mit Goethes Protection beehrt; vgl. ausser seinen Briefen
Herbst: J. H. Voss II, 2, S. 20 i. Zahlreiche Freunde erkundigen sich
bei ihm nach Goethes und Schillers Krankheit, s. namentlich »Zeit-
genossen« 2. Bd. IX, g4 ff. Er übersetzte damals »Lear« und »Othello«
(erschienen Jena if
1^.2 Neue Mittheilukgen.
Schreiben Sie mir ein Mehreres über seine Angelegenheiten,
ich werde es dankbar aufnehmen. . . .
Haben Sie denn über der Unruhe mit Goethe auch wohl
die Composition Ihres Liedes zum Othello erhalten ? ich
hatte es in einen Brief an Goethe eingelegt, der mir seit
29 Januar keine Zeile geschrieben hat.
Rieinei- an Heinrich Voss d. j.
Weimar 8. Mai 1807.
. . . Goethe hatte vor kurzem wieder einen Anfall von
seinem alten Übel. Das bestimmt ihn diesmal zeitiger nach
Carlsbad zu gehen . . .
Der Tod der Herzogin Mutter hat nicht blos äusserliche
Trauer, sondern wirklich innere verursacht. Sie belebte noch
immer den Cirkel von Freunden, der sie umgab, und war
in mehr als einem Sinne für litterarischen Verkehr sowohl
als artistischen erweckend . . .
Goethe grüsst Dich schönstens, so auch sie und August.
Weimar 25. April 1808,
[Hoffnung auf lebhafteren Briefwechsel] da August in
der Nähe ist, ' den ich Deiner freundlichen Theilnahme und
Berathung auch von meinem Theile empfehle, wie es Goethe
bereits gethan hat.
Wir gehen in etwa 14 Tagen nach C'arlsbad . . . Werner
las bei seinem Hiersein viele Sonette vor, die Du zum Theil
kennen wirst, mystische, heilige, geniale und drollige. Und
nun war es eine Art von Reaction von meiner Seite, dass
ich närrische machte.
• . . Von Goethe soll ich Dich schönstens grüssen. Er
ist zwar gegenwärtig in Jena, hat aber diese Bestellung
zurückgelassen . . .
Wenn ich Zeit gewinne, lege ich einen Brief an August bei.
Reinbeck an Johanna Schopenhauer.'^
Stuttgart 16 Dez 1809
Dass wir hier des grossen Göthe neuestes Geschenk, die
Wahlverwandschaften, mit unbeschreiblichem Vergnügen ge-
nossen und bewundert haben, können Sie leicht glauben und
' August Goethe studirt Frühjahr 1808 bis Herbst 9 in Heidelberg.
Über seine Beziehungen zum Vossischen Hause belehren die Briefe
im Goethe -Jahrbuch' V, 38 ff. und X, i ff. Über Werners Eindruck
auf Goethe s. bes. Briefe an Jacobi S. 259 und 242 ff. Ein Briet
Riemers an August ist thatsächlich beigelegt; er steht G.-J. X, 4 f.
^ Mitgetheilt von F. Lamey. Das »Bruchstück« ist »die pilgernde
Thörin«. — Dieser und der folgende Brief aus der Bd. X, S. 95 A. i.
erwähnten Handschriftensammluns:.
MiTTHEILCNGEN VOK ZEITGENOSSEN ÜBER GOETHE. I43
hier giebt es fast nur eine Stimme darüber. — Welch eine
Gabe des reichen Genius! — Und wir haben deren noch
mehrere — gebe der Himmel noch recht viele! — • zu
erwarten — Wenigstens ist unter uns die frohe Kunde davon
erschollen. — Welch einen Vorgeschmack gibt uns nicht
das göttliche Bruchstück im Damenkalender! — Wenn man
so etwas liest, möchte man gleich verschwören, jemals wieder
eine Feder anzusetzen, und ist man damit zu Ende, so ist
es einem wieder, als ob man sich in sich neue Quellen
eröfnen fühlte. — So oft ich Göthe lese, ist es für mich
eine Stahlkur. —
Elisa V. d. Recke an Johanna Schopenhaiier}
Carlsbad, d: 3 July
1816.
Mit schmerzhafter Rührung, liebe Theure, habe ich Ihre
Darstellung, der traurigen A^erlassenheit, der guten Göthe, in
ihrem schreckhaften Todeskampfe, gelesen. Wahrlich! Diese
gutmüthige Frau, hätte es wohl verdient dass danckbare
Herzen ihren letzten bittern Kampf erleichtert, und die unter
furchtbaren Krämpfen, Sterbende nicht verlassen hätten. Im
Leben That sie vielen wohl! und aus meiner Erfahrung weiss
ich es, dass das Bewusstseyn uns bey heftigen Krämpfen, und
Todesähnlichen Erstarrungen bleibt Der furchtbare
Tod der noch im Grabe verfolgten Göthe hat mich schmerzhaft
erschüttert ! — Sie haben Recht, theure Frau ! Die im Leben
auf einer Seite so glückliche — im Sterben aber höchst un-
glückliche Göthe hatte doch viele gute Seiten ! Warum richten
die Menschen denn immer ihre Blicke nur auf die Fehler der
andern, statt diese nur stille für sich als Warnungen zu be-
trachten die uns vor Fehler schützen ? — U'odurch die Ver-
storbene sich mir empfohlen hat; ist, dass ich sie nie von
andern böses sprechen hörte; auch war ihre Unterhaltung,
so weit ich sie kannte, immer so, dass ich mir es wohl er-
klären konnte, dass ihr anspruchsloser heller ganz nathürlicher
Verstand Interesse für unsern Göthe haben konnte, der mir
seine Frau mit diesen Worten vorstellte, — )ilch empfehle
Ihnen meine Frau mit dem Zeugnisse, dass, seit sie ihren
ersten Schritt in mein Hauss that, ich ihr nur Freuden zu
danken habe.« — Die Frau, welche von ihrem Gatten ein
solches Zeugniss erhält, über deren Fehler werden alle Die-
jenigen, welche den Gatten schätzen einen Schleier zu werfen
suchen. Wir, liebe Theure ! wir wollen immer der guten
Seiten der Verstorbenen gedenken, und ihre Schwächen in
Vergessenheit zu bringen uns bemühen ! — \\'ann Sie Ge-
' Mitgetheilt von F. Lamey.
I^^ Neue Mittheiluxgen.
leeenlieit dazu finden so versichern Sie unseren Göthe auch
meiner Theihiame.
Klinger an '
S. Petersb. 9. Febr. 1822.
Was Sie mir von Goethe und den Insecten-
stichen gegen ihn schreiben, war mir schon bekandt ge-
worden, und Ihre Ansicht der Sache macht Ihrem Herzen
und Ihrem Verstände gleiche Ehre. Er wird stehen bleiben
und bleiben was er ist, in der Gegenwart und der Zukunft,
und diese Phantasie nicht von Geistern sondern von Irwi-
schen Welt wird verschwinden. Man sagt dass Einer dieser
neuen Phantasie Welt, dem es vermuthlich an Kraft etwas
hervorzubringen, fehlt, mit Geist gegen ihn geschrieben habe,
wenn es eben dieselbe ist, der den 3t. Thl. gegeben hat,
den ich durchblättert habe, so hat er in eben diesem Thle
den Stachel selbst vernichtet, der in den 2 ersten wirken
soll; denn dieser 3t. Thl. (unter einem andern Titel) zeigt
einen beschränkten Wicht, aus der neuen Schule, Ich hoffe
Goethe wird der Angreifer lachen, und es bereuen hin und
wieder, durch eins und das andre, dieser verzerrten Schule,
Veranlassung gegeben zu haben, zu glauben er selbst liebe
dergleichen Bildnerey.
Marianne von Uillcnier an Fr. Froniniann.^
Frankf 30. Nov. 1830.
[Trostworte über den Tod der Frau Johanna Frommann.]
Dieser traurigen Nachricht sollte bald eine zweite folgen,
als ich in den Zeitungen Augusts Todesanzeige las ; mit Be-
stürzung und Betrübniss dachte ich an den armen Vater und
welchen Eindruck es auf ihn machen würde, als ich gestern
einen Brief von ihm erhielt, der vom 9. Nov. datirt beweist,
dass er noch keine Ahnung von seinem Verlust hat, aber
doch mehr als gewöhnlich von seinem Sohn spricht, unter
Anderem die unter diesen Umständen erschütternden Worte :
»Mein Sohn hat auf eine eisrne Weise mit Heil und Unheil
' Mitgetheilt von L. Geiger. Original im Besitze des Herrn
Alexander Meyer Cohn, der den Abdruck in bekannter Liberalität ge-
stattet hat.
^ Mitgetheilt von H. Frommann. [Der Brief bildet eine gute
Ergänzung zu dem Briefwechsel zwischen Goethe und Marianne
S. 291 ff. Doch muss das Datum unseres Briefes falsch sein, viel-
leicht 13.N0V. ; das hier angekündigte Schreiben ist vom 18. Nov., die
genaueren Miltheilungen von Alwine Frommann am 16. Die ange-
führte Stelle Goethes vom 9. Nov. lautet im Druck S. 290 nicht ganz
so ; nach »vollbracht« heisst es vielmehr : »von da er nun wohl sachte
zurückkehren wird.« L. G.]
MiTTHElLUKGEN VON ZEITGENOSSEN ÜBER GOETHE. IJC
seine Reise nach Rom vollbracht, wenn er zuletzt glücklich
nach Hause gelangt, soll er mir willkommen seyn« Sie
können sich denken wie peinlich uns zu Muthe war ich
weiss nun wirklich nicht, was ich thun soll: mit der mon-
tagigen Post schicke ich einiges von Goethe Verlangte nach
Weimar, wage aber nicht den Brief zu beantworten," weil ich
nicht weiss, ob und wie ihm der Tod Augusts beigebracht
wurde, wenn Sie etwas erfahren, so würden Sie mich sehr
verbinden, lieber Herr F., wenn Sie mich davon benachrich-
tigen wollten. . . .
Brinckmajiti an ? u \pi._ jS^j.'
Nein, mein Lieber, die güldne Bulle hilft mir nunmehr
ebensowenig wie dem Deutschen Reiche. Der Herr von
Olenschlager, welcher geb. 17 ii gest. 1778 die Erläuterungen
über das alte Reichsgesetz geschrieben kann nicht der
mütterliche Grossvater des seligen Apollos gewesen sein
wie Sie selber einsehen werden aus dem beifolgenden dritten
Iheil aus meinem Leben Seite 273, 274, und es bleibt immer
merkwürdig, dass in dem ganzen Werke- dieser mütterliche
Ahn nirgends mit Namen aufgeführt wird. Auch war der
Bullenbeisser nur Schöfif nicht Schultheiss wie Goethes Gross-
vater. Der alte Herr wird mich wohl also einen Brief kosten
an den allwissenden Böttiger in Dresden, der mir wohl ehe-
dem^ aergleichen Zweifel gelöst hat. Hiebei folgt mit vielem
Dante der 50. Theil von Goethe zurück; dagegen erbitte
ich mir den zweiten Theil des Faust, den Sie wahrscheinlich
bei der Hand haben. Zugleich würden Sie mich sehr ver-
binden durch Wiederleihung von Nicolovius über Goethe.
13- Juni 1S34.
Mit herzlichem Dank kommen die beiden Goetheana
zurück. Mich haben beide Schriften angezogen und belehrt.
Die Briefe Lavaters sind ein sehr wichtiger Beitrag zur
näheren Kenntniss des grossen Mannes, denn das soll er
bleiben, so lange die Lumpenjungen dieser überklugen Zeit
noch nicht alle geistige Grösse in den Koth |etreten.
H. i-i^^Kr%'"^^ dieses und des folgenden Briefes befindet sich in
der Riksbibhothek in Stockholm und zwar in einem Bande der Brief-
sammlung Bs, der hauptsächlich Briefe an einen schwedischen Redacteur
und an ein Fraulem später Frau von Pollett enthält. Ich verdanke es
der Liebenswürdigkeit des Herrn Bibliothekars Dr. Wiesel^räd dass
ich die Briefe bei einem kurzen Aufenthalte in Stockholm (^ept'iSSo)
copiren durfte und sage für die freundlich ertheiltc Erlaubniss auch
an dieser Stelle meinen Dank.
Goethe-Jährelch XIII.
1^.6 Neue Mittheilungen.
Freilich könnte auch aus diesen Briefen die gute Hälfte
ungedruckt geblieben sein, aber was wir uns nicht nehmen
lassen möchten, ist um so köstlicher und gediegener. Es
bestätigt mir manches, was ich längst schon erahndet und
geglaubt hatte und mir, wie ich nun finde, richtig abgezogen
hatte aus Goethes öffentlichen Schriften. Das Mitlesen des
Meisten unter den Zeilen ist doch eine gar nützliche Sache.
Das Büchlein betrachtet und zeichnet G. überall aus einem
schiefen Gesichtspunkte auch wo es Wahrheit, nicht zu ver-
läugnende Wahrheit entwickelt. Es wird vorzüglich eine
Saite sehr hart angeschlagen, die in meinem Innern längst,
wenn auch leiser geschwillt hat: diese untheilnehrnende
Selbstgenügsamkeit von den Epikurs Göttern. Verglichen
mit andern Herrlichen der Vor- und Mitwelt, vor allem mit
dem von ihm selbst gefeierten Spinoza, war G. gemUthlos.
Ueberhaupt war es keineswegs Spinozas Persönlichkeit sondern
die folgerechte Naturnothwendigkeit seines Lehrgebäudes, was
Goethe anzog, weil es ihn zu berechtigen schien die Welt
und die Menschen als blosse Naturerzeugnisse anzusehen
und zu behandeln. Seine kalte Behandlung der Einzelnen
ging doch eher vom Denker als vom Menschen aus aber
der erstere war auch der mächtigere in ihm — eine Heirath
mit dem Gefühl war ihm unbequem, aber seine Hure, die
Sinnlichkeit, bereicherte der stolze Genius fürstlich und
grossmüthig.
In dem Büchlein ist dies auch schief und etwas platt
aufgefasst. Einzelne Witzworte, Einfälle des Augenblicks,
Unarten der Laune, wodurch dies alles beurkundet werden
soll, beweisen durchaus nichts. Was Diderot irgendwo mot
de Situation nennt, nach welchen die Gesinnungen keines
vorzüglichen Menschen beurtheilt werden dürfen, findet auch
hier die vortrefflichste Anwendung.
Und dann, welche Kunstrichterei, Goethe soll kein Genie
sein! ein blosses Talent! was ist denn der grosse Verfasser
des Ryno ? und neun Zehntheile aller Dichter seit der Sünd-
fluth ? Und das, weil er hie und da einen altern Stoff be-
arbeitet. Ist ein Gott ein blosses Talent, wenn er aus dem
Chaos eine Welt gestaltete? was that Homer? Und nun die
Beurtheilung von Goethes lyrischen Gedichten, die ihn ganz
allein unsterblich gemacht hätten. Dagegen ist der Einleitungs-
gesang zum Büchlein ganz herrlich und vortrefflich. Ich habe
ihn mehrmals gelesen und er verdient auswendig gelernt zu
werden. Wer mag der Verfasser sein?
IL Abhandlungen.
10'
Goethe und Barbara Schulthess.
Von
Bernhard Suphan.
jn Goethes Freundin in Zürich, Barbara (Bäbe)
Schuhhess, sind wir in den letzten Jahren mehr-
mals freundhch erinnert worden. Ein Bild von ihr
schmückte das »Neujahrsblatt der Züricher Stadtbibliothek
auf das Jahr 1888«, worin Ludwig Hir:^el als gründlicher
Kenner litterarischer und heimathlicher Zustände «Goethes
Beziehungen zu Zürich und zu Bewohnern der Stadt und
Landschaft Zürich« lehrreich dargestelh hat. Durch Hirzels
Mittheilungen, besonders aber auch durch jenes Bild_ der
trefflichen Frau mit den sinnig ernsten, anmuthig kräftigen
Zügen fühlte sich ein Landsmann Bäbes, Friedrich Bcriheau,'
dazu angeregt, ihr Ebenbild in einer der späteren Dichtungen
Goethes aufzuweisen — er glaubte es in der Gestalt der
Frau Susanna, der «Schönen -Guten« in den »Wander-
jahren« gefunden zu haben — ein Versuch, der auch für
den nicht Ueberzeugten Ansprechendes genug behält,
' Goethe und seine Beziehungen zur schweizerischen BaumwoII-
Industrie. Nebst dem Nachweis, dass unter Frau Susanna, der
Fabrikantenfrau in Wilh. Meisters W.-J., Frau Barbara Schulthess von
Zürich zu verstehen ist. Wetzikon 1888. Das Schriftchen ist dem
Schweizer Spinner-, Zwirner- und Weber -Verein gewidmet. Dieser
Verein hat auf Bertheaus, seines Aktuars, Antrag eine marmorne
Gedenktafel an dem Hause in Rapperswyl anbringen lassen, wo
Goethe 1797 gewohnt hat.
ijO Abhandlungen.
und dem man ja damit nichts anhaben kann, dass man
den sonderbaren Einfall belächelt, in dem Neben -Namen
Susannas, Nachodine, verberge sich Barbaras Familien-
name. Wer will es einem tüchtigen Geschäftsmanne, der
seine Erholung bei Goethe sucht, und darüber gar zum
Goetheforscher wird, verdenken, dass er sich auf das
philologische Aufzwirnen eines Namens nicht recht ver-
steht. Für das Sachliche hat Bertheau einen sicheren
Blick und eine glückliche Hand. Den Nachweis, dass es
die Zustände und Eigenheiten des Schweizer Gewerks
sind, die Goethe in der so anschaulichen Beschreibung
der Spinner- und Webertechnik im dritten Buche der
Wanderjahre (Kapitel 5 und 13), wiedergiebt, diesen Nach-
weis hat Bertheau überzeuo;end geführt. Es wird ihm und
den Goethefreunden zumal in der Schweiz erfreulich sein
zu erfahren, dass auch diese Beschreibung selbst im eigent-
lichsten Sinne Schweizer Technik ist. In Goethes Nach-
lass habe ich unlängst die umfassende Aufzeichnung
aufgefunden, die Heinrich Meyer, der Kunstfreund und
Reisefreund von 1797, für Goethe, als er jene Kapitel
entwarf, hergestellt hat. ' Nur die künstlerische Ver-
theilung dieser zum grossen Theil wörtlich benutzten
Aufzeichnungen gehört dem Dichter. Wer hat nicht mit
Entzücken die leSendig bewegte Schilderung gelesen, wie
die Marktleute, von den Ihrigen erwartet, des Abends
auf dem See heimwärts fahren, ^ wer hätte nicht laut oder
leise gesagt: so kann nur Goethe sehen, so nur Er seinen
Leser" sehen lassen. Aber das Lob gebührt dieses Mal
einem Andern. Die ganze Stelle, fast zwei Seiten in der
Ausgabe letzter Hand (23, 172 i^,"^ liegt in Meyers Concept
vor. Ein einzig Wörtchen hat Goethe hinzugethan, ein
»kaum« — das den Zauber dieser Schilderung erhöht:
»wenn dann der Mond aufgeht und seinen Schimmer
über die kaum bewegte Fläche streut«. Es steckt doch
mehr in dem Manne, als man insgemein zugesteht und
Goethe hat wohl gewusst, was er an ihm besass. —
Nächst den landsmännischen Publicationen von Hirzel
und Bertheau ist nun noch die jüngst erschienene ange-
nehme Schrift von /. Her^^felder »Goethe in der Schweiz«
zu nennen (Leipzig, Hirzel 1891). Bäbe, die Immergleiche
— kein schönerer Name kann für sie gefunden werden
' io]4 Folio-Halbseiten. Neben der Beschreibung die Zeichnungen
»die wir leider nicht mitgeben können« (Werlce 23,52). Vgl. Goetnes
Tagebücher (Werke, Dritte Abtheilung) 4, 379 fg. zu 115,1.
^ »Aber nicht allein — tragen zu helfen«. 23, 172, 178. Werke
Hempel 18, 382 fg.
Goethe und Barbara Schulthess. 15 1
als dieser, den Lavater ihr in guter Stunde beigelegt hat'
— erhält auch in diesem Buche einen Ehrenplatz unter
den helvetischen Freunden. (S. 34 fgg. u. a.)
An das Goethe-Archiv und dessen verborgene Schätze
haben sich gelegentlich dieser Publicationen mancherlei
Erwartungen geheftet. Hirzel wiederholt (S. 10) die Klage
darüber, dass Bäbe zwei Jahre vor ihrem 18 18 erfolgten
Tode sämmtliche Briefe Goethes, die in ihrer Hand ge-
wesen, vernichtet habe. »Für die verbrannten Briefe des
Dichters müssen nun die in Weimar erhaltenen Briefe
Bäbes als Ersatz« — wäre das möglich? — »dienen.« Und
Bertheau schliesst, indem er jene köstliche Stelle anführt,
die das leidenschaftslos innige Verhalten Susannas zu
Lenardo, dies »reinste Wohlwollen« ausdrückt (23, 215 fg.)^
mit folgenden Sätzen : »Diese Stelle macht ganz den Ein-
druck, als sei sie ein Auszug aus einem Briefe der treff-
lichen Frau an Goethe. Ob sich ein solcher im Goethe-
Archiv wohl finden wird?«
Das Archiv hat nun an dieser Stelle (S. 10 f.) alles ge-
geben, was es besitzt. Ein einzelnes Stück, der älteste der
erhaltenen Briefe Bäbes, ist den Mitgliedern der Goethe-Ge-
sellschaft schon im fünften Theil ihrer »Schriften« (S. 8) mit-
getheilt w orden : »Dein Brief, mein Lieber ! war wäeder einmahl
gleich einem Besuch von höheren Wesen aufgenommen!«
u. s. w. (Zürich, den 20 März 1788). Wer das Schicksal
der älteren Goethischen Correspondenz kennt, wird sich
nicht wundern, wenn er diesem Einen nur eine beschränkte
Anzahl nachfolgen sieht. Vor dem Aufbruch zur Reise
von 1797 ^^^ Goethe mit den Urkunden der früheren
Epochen gründlich aufgeräumt und alle bis 1792 einge-
' Erhalten ist uns das Wort in der kleinen Gediichtnissschrift,
die Georg Gessner, Bäbes Tochtermann, bald nach ihrem Tode
verfasst hat, »Denkmahl einer Edeln.« o. O. 181 8 (nicht 181 7, wie
von alter Hand auf dem aus der Züricher Stadtbibliothek mir freund-
lich dargeliehenen Exemplar steht) 23 S. 8°. Gessner nimmt die Worte
auf, mit denen ein Freund Bäbes Charakter geschildert. »Bev etwas
Ernstem, das in ihrem Charakter lag, und das für manchen, der sie
nur oberflächlich, und nicht nach dem innei-n Grunde aus dem es floss,
und gani kannte, etwas Zurückschreckendes hatte, war sie dennoch
voll herzlicher Güte und wohlwollender Theilnahme, aber ohne Ziererev,
die der untermischte Ernst verschlang; und wer durch diesen >Jebel
durchdrang, der ward von ihrer heitern und warmen Sonne erquickt.«
Er fügt S. 1 5 hinzu : »Diesen Charakter behielt sie immer, und be-
wahrheitete bis an ihr Ende das Urtheil ihres Freundes Lavater, der
sie oft die Immergleiche zu nennen pflegte.« Das beste Wort in dem
ganzen Büchlein.
^ »Aus ihrem Erwidern — Dankbarkeit übrig bleibe«, Kap. 14
gegen Ende. Werke Hempel 28, 408.
1^2 Abhandlungen.
gangenen Briefe den Flammen überliefert. Nur was sich
zufällig nicht bei der Briefmasse befand, ist verschont ge-
blieben, so jener mit den Papieren aus Italien aufbewahrte
Brief; sodann auch alle in die sogenannten Quartalhefte
eingebundenen Stücke (vgl. Schriften der Goethe-Ge-
sellschaft 4, 358). In solchen aktenmässig geführten Heften
haben sich noch siebzehn Briefe von Bcäbe gefunden und,
zu guter Letzt, das Concept eines Briefes von Goethe.'
Wir besitzen also, ausser jenem einen von 1788, die
zusammenhängende Reihe, die vom November 1792 bis
zum November 1797 reicht. Jede Spur einer Fortsetzung
der Correspondenz verschwindet von da ab in unsern
Akten. Hat Goethe spätere Briefe Bäbes besonders auf-
bewahrt (wie er es z. B. mit den letzten Jahrgängen der
Briefe seiner Mutter hielt) und etwa diese Sammlung, auf
Verlangen, zurückgegeben? Hat ein Verkehr über 1797
hinaus nicht stattgefunden? Ich komme auf diese Frage
in anderem Zusammenhans: zurück.
Der letzten Phase des Verhältnisses gehören die uns
erhaltenen Briefe ohne Zweifel an. Aber das Vergangene
lebt in ihnen weiter. Bäbe bewährt sich als die Immer-
gleiche in der Treue, mit der sie ihre Erinnerungen hegt
und wahrt. Im Juni 1775 hat Goethe sie zuerst gesehen,
sie gehörte zu Lavaters Kreise.^ Sie war damals noch
nicht dreissig Jahre alt (geb. den 5 October 1745), Gattin
des Kaufmanns David Schulthess im »Schönen Hof«, mit
dem sie seit 1763 vermählt war. Lavater hat unter die
Charakterbilder seiner »Lieben«, die er im Oktober 1775
an Herder sendet, auch das ihre aufgenommen. »Frau
Schulthess ist, kurz und gut, eine — Männin.' Sie spricht
fast nichts und fühlt nur ohne Wortgepränge. Sie ist
nicht schön und nicht fein gebildet. Nur stark und
fest, ohne Grobheit. Sie ist streng und stolz — unausge-
breitet, eine treffliche Frau, eine herrliche Mutter. Ihr
Schweigen ist belehrende Kritik. Sie ist mir Warnerin
und Stab . . . Sie ist mir nur durch Schweigen nützlich ;
sie empfängt nur und gibt mir nicht — aus wahrer
Demuth und — wahrem Stolz.« Eine acht Lavaterische
Schaustellung, wahr und unwahr, im Zu- und (besonders !)
im Absprechen »superlativisch«, auf gemachte Gegensätze
' Nur ein Brief Bäbes (No. 5) war nicht eingeheftet.
^ Düntzer »Freundesbilder« (1853) S. 40.
' »Männin«, wie Eva, i Mos... 2, 23. Ich denke an Herders be-
redte Auslegung des Wortes in der »Äkesten Urkunde«, Werke 7, 47 fgg.
Goethe und Barbara Schulthess. 1 5 3
hinausgespielt. Der Pliysiognomist hebt hervor, was sie
von ihm, dem Gottesschwätzer, und von den himmels-
durstigen Seelen unterschied, mit denen er sich besser ver-
stand. Unter den Frauen, die sich zu ihm hielten, hatte
Bäbe wohl den klarsten Verstand und sicher das tiefste
Gemüth. Den Kern ihres Wesens hat er erkannt ; das ist,
mit einem alten Worte gesagt, »die State«. Diesen Ein-
druck muss Bäbe bei erster Begegnung auch auf Goethe
gemacht haben. Er hat sich sogleich ein Herz zu ihr, der
»Herzlichen« (so nennt er sie bald) gefasst. Er brauchte
eine Beichtigerin damals, oder richtiger, noch eine andere
ßeichtigerin als seine Schwester Cornelia, die ihm in
schmerzlich mächtiger Zurede die Trennung von Lilli zur
Pflicht gemacht hatte. Es liegt etwas von Cornelias Ernst
aut Barbaras Stirn und in ihren Augen. Ganz war sie
dazu geartet, in einem freien menschlichen Sinne das
evangelische »Amt der Schlüssel« zu üben und die Seele
zu lösen, die sich ihr zutraulich erschloss. »Warnerin und
Stab«, Von der »Eise Türckheim« ist bald zwischen ihr und
Goethe die Rede gewesen, sie hat um das Verlöbniss
gewusst, und zwanzig Jahre später ist sie auch Lillis Ver-
traute geworden! »Es war mir so wohl neben ihr, als
wenn ich in deiner Iphigenie lese so wohl von dir
mit ihr zu sprechen«. (No. 5.)
Der Schweigsamen und Zuverlässigen hat Goethe in
jenen Jahren der unmittelbaren »Confessionen« sich willig
anvertraut. »Goethe hat der Frau Schulthess einen herr-
lichen Briet über sein Wesen in Weimar — und das
Getratsch« (die Ausstreuungen der Missgünstigen) »ge-
schrieben«. Lavater an Zimmermann, 22. Juni 1776. Sie
gehörte alsbald auch zu dem engsten Kreise, der sich
an Goethes dichterischen Bekenntnissen erbaute, ja sie
besass zeitweilig die »einzigen Abschriften«.' Durch
Bäbe, die ihn zuerst erhielt, wurde den Züricher Freunden
der älteste »Tasso« mitgetheilt, Juni und November 1781.^
Wenn Lavater seiner hastenden Vielgeschäftigkeit erliegen
will, appellirt Goethe an die gemeinsame Freundin. »Lass
mir doch durch Bäben wenigstens etwas ausführliches
sagen« — (19. Februar 8r.) Und Bäbe macht getreulich
den Secretär.'
' Werke, Weimarer Ausgabe Vierte Abtheilung, 5, 56,22. 4, 280,7.
329,23. Das Verzeichniss ihrer Sammlung (64 Nummern) hat v. Loeper
veröffentlicht, Werke, i, 564 tgg.
^ Goethes Werke, Vierte Abtheilung 5, 150,3. 216,18. 229,24.
5 Goethes Werke, Vierte Abtheilung 4, 329,9. 5, 56,5. 6, 20,i4.
Inhalt solcher aufgetragenen Briefe: 5, 55,7. 86,11. 89,10.
154 Abhandlungen.
Inzwischen aber war wiederum in der Nähe, in per-
sönHchem Verkehr Neigung und Vertrauen ausgetauscht,
und man war sich des gegenseitigen Werthes dabei noch
inniger bewusst worden. Wie mit Lavater, so hat Goethe
sich mit Bäben noch enger befreundet bei dem Besuche,
den er im Spätjahr 1779 in Zürich machte, auf der
Schweizerreise, die er mit seinem fürstlichen Freunde
unternahm. Er hatte in Strassburg Lilli Schönemann als
glückliche junge Mutter wiedergefunden, hatte das Grab
seiner Schwester Cornelia in Emmendingen besucht. Den
Tag des Wiedersehens hat Bäbe noch in späteren Jahren
als einen Feiertag begegangen »den i9ten November, der
dich zu mir brachte«. (No. 6.) Sie trat ihm als Witwe ent-
gegen, ihr Gatte war 1778 gestorben. Goethe hat von
dieser Begegnung seiner »vielgeliebten« Charlotte nichts
mitgetheilt. Er schreibt ihr in den zwei Züricher Wochen
zwei Mal von Lavater, wie sehr ihm sein Umgang wohl-
thue, Barbara Schulthess aber erw'ähnt er nicht. Er wusste
es wohl, Frau von Stein »forderte ihn ganz für sich«.
So galt es denn auch später, nachdem er ihr von der
Schweizerin erzählt hatte, Regungen der Eifersucht zu
beschwichtigen. Bäbe war drei Jahre jünger als Frau von
Stein, und von der Zeit der ersten Bekanntschaft bestand
zwischen ihr und Goethe das trauliche Du. Charlotte hat
Einblick in die Correspondenz verlangt und erhalten. »Hier
sind Lavaters und der Schulthess Briefe, mein Herz hat
vor deinem nichts verborgen« (30. Mai 81). So legt ihr
Goethe noch später (18. November) »eine Antwort an
Bäbe Schulthess« vor. Wenn er sich in den nächsten
Jahren meistens auf ein »Grus Bäben« in den Briefen
an Lavater beschränkte, so mag die Nähe der Frau, der
er sich ganz zu eigen gegeben, dabei mitgesprochen haben.
Eine Entfernung aber, ein Erkalten ist nicht im mindesten
eingetreten, und die Mittheilungen gehen wie in früheren
Zeiten fort. Ueber Frankfurt, von Goethes Mutter, erhält
Frau Bäbe die Tiefurter Journale und das vierte Buch
Wilhelm Meisters (1783, Dezember)', Und während
Goethe sich von Lavater und seinem übersinnlichen
Wesen und Treiben innerlich immer mehr abkehrt,
rechnet er darauf, dass die Freundin sich das Ver-
' Werke IV, 6, 225. Unter den »Postsendungen« der Goethe-
schen Ausgabe-Bücher ist vorn 15. Juni 1781 bis zum 20. April 1785
keine an »Madame Schulthess« aufi^eführt. Aber die Postnotizen sind
in diesen Jahren überhaupt dürftig. Ein Brief von Mitte November 81
wird nachgewiesen durch IV, 5, 2i6,i,s; ebenso fehlt in den Rechnungs-
büchern der vom 4. Dec. 85, der sich aus IV, 7, 137,7 ergiebt. Jene
verzeichnen in 1785 bloss einen Brief, 20. April.
Goethe und Barbara Schulthess. 155
stänJniss für seine Welt wahre. Nun wird jeweilig
Kavser, der musikalische Freund und Landsmann, zum
Uebermittler der Grüsse: er componirte jetzt »Scherz, List
und Rache«, wie er vormals für das »Christliche Magazin«,
das Organ des Lavater'schen Kreises, »Der Du von dem
Himmel bist« in Töne gesetzt hatte. Er, der »haltlose
Freund«, damals, zu Zeiten wenigstens, noch hoffnungsvoll
in seinem Schaffen, war in Bähes Hause wohl gelitten, er
leitete die musikalische Bildung ihrer heranwachsenden
Töchter. »Weis Frau Schulthess etwas von unserm Unter-
nehmen?« fragt Goethe bei Kayser an, den 4. December 85,
und nachdem es ihm bestätigt worden, erwidert er: »JMich
vergnügt sehr dass Sie Frau Schulthess wie sie mir schreibt
Theil an unserm Wercke nehmen lassen. Ich habe es
heimlich gewünscht doch sagte ich nichts davon weil ich
Ihr Verhältniss zu ihr nicht kannte. Grusen sie die liebe
Frau, sie wird ein Briefgen vom 4. December von mir
erhalten haben«. (Werke IV, 137,7. 148,6.)
Mit der italienischen Reise tritt ein Aufschwung des
brieflichen Verkehrs ein. Er beginnt schon in der Zeit
der Vorbereitung und Erwartung. Den fünf Briefen des
Jahres 1786 reihen sich, nach den Post- und Tagebuchs-
vermerken, acht aus 1787, sechzehn aus 17S8 an'; diese
und die sieben aus 1789 beweisen, dass auch nach der
Heimkehr der Faden eifrig weitergesponnen wurde. Wäre
das Klagen nicht müssig — der Verlust dieser Zeugnisse
lässt sich am wenigsten verschmerzen. Wir haben nur
den einen Brief Bäbes vom 20. März. Welche entgegen-
wallende Freude darin, welch ein herzig traulicher Ton,
bis zum schalkhaften Scherz »und — sollte das Weibchen
umsonst so lang schon sich zersinnet haben, wie sie gefällig
genug vor dir erscheinen wolle ! Das kann nicht seyn !«
Und daneben gleich der sittliche Ernst in der Entrüstung
über die verführerisch gleissenden Schönheiten von
Heinses Roman.
»Sollten die Träume, die wachend und schlafend so
oft diese viele Monate durch dich hinüber gezaubert haben
— Träume bleiben — ich mag nichts als hoffen !« Der
Hüffnungstraum verwirklichte sich in — Constanz. Nomen
omen. »Wir gedenken über Chiavenna und Chur zu gehen«
schreibt Goethe auf der Heimreise begriffen, von Mailand
an Carl August, 23. Mai 88 — und dann ein wenig seitwärts
' Wenigstens ein Brief, der nicht notirt ist, fällt in den April
oder Mai 88.
156 Abhandlungen.
nach Constanz zu rücken. Dort wollen wir den 4 Juni . . .
die gute Schulthess von Zürich antreffen, welche ich
sprechen und begrüssen muss, ohne den Kreis des Propheten
(Lavater) zu berühren«. Wir wissen nichts von diesen
»Constanzer Tagen«, nichts weiter, als dass sie wie ein
schönstes Glück in Bäbes Erinnerung fortlebten. (No. 6.)
Ein grosses Vertrauen muss gegenseitig gewaltet haben
und ein reines Einverständniss. Mehr noch als an jenem
neunzehnten November konnte Bäbe, die treue Seele,
dessen inne werden, wie viel sie dem Freunde gab, wie
viel sie ihm war; damals hatte sie sich noch mit Lavater
in seine Neigung getheilt, jetzt galt sie, die »Gute« ihm
mehr, als Er, den Goethe einst »den besten, grössten,
weisesten, innigsten aller Menschen« genannt hatte, »dessen
Trefflichkeit kein Mund ausspreche«. Goethe aber mochte
sich tragen, ob er einer gleich anspruchslosen Hingabe
daheim bei der Frau begegnen werde, an die er jahrelang
und bis jetzt so viel Liebe gewandt hatte. Und neben
Bäbe stellte sich wohl, aus jüngster Erinnerung, das Bild
der römischen Freundin, die ihm in gleicher Selbstlosigkeit
zugethan war.' Aber Bäbes, der Hausfrau, kräftiges Gemüth
war seinem Wesen mehr verwandt, als das zarte Seelchen
Angelika's, der Künstlerin.
4-
Wir nähern uns der Zeit, wo die in Einer Folge er-
haltenen Briefe Bäbes einsetzen. Sie hat den zweiten
grossen Schmerz ihres Lebens erlitten durch den Verlust
ihrer ältesten Tochter, die nach kurzer Ehe in's Grab ge-
sunken war (1792); von diesem Schkige und von einem
zweiten, der sie mit gleicher Schwere nach kaum zwei
Jahren trifft (Nr. 4), erhebt sie sich kraft ihres frommen,
schlicht gläubigen Gemüths. Ungeschwächt bleibt ihr An-
theil an den Schicksalen ihrer Freunde und Lieben, ihre
Theilnahme an den Leiden der Menscheit. Still ihren häus-
lichen und geschäftlichen Pflichten hingegeben, beobachtet
sie mit schmerzlicher Besorgniss den Gang jener fürchter-
lichen Bewegung, die, von Westen vordringend, die
Länder, auch ihre engere Heimath schliesslich ergreift.
Sie begleitet in Gedanken den liebsten Freund, in dessen
Lebensgang die Kriegsläufte mehr als ein Mal eingreifen^
häusliches Behagen und stilles Schaffen unterbrechend.
Goethe hat in der Zwischezeit den Verkehr nicht stocken
lassen^; die Stimme der Freundschaft, wie er sie aus
' Schriften der Goethe-Gesellschaft 5, 15 fgg., Angelika's Briefe
an Goethe.
^ 1790 ergeben sich vier, 1791 drei Briefe aus den Verzeichnissen.
Goethe und Barbara Schulthess. 157
Bäbes Briefen vernahm, muss ihm in diesen Jahren doppelt
wohhhuend erklungen sein. Denn mit der Trennung von
Charlotte von Stein war das Seelenband gelöst, das ihn
so lange und innig festgehalten hatte, und von dieser Seite
war nun (man thut Christianen kein Unrecht, wenn man
das ehrlich bekennt) sein Leben verarmt. Zwei Frauen
aber hielten treu zu ihm: Frau Aja, die sich ihre Froh-
natur auch in den Nöthen jener schlimmen Jahre wahrte,
und die Freundin in der Schweiz, die ernstere, gesetzte.
Und Bäbes Schriftzüge, denen der Mutter ähnUch, mochten
ihn manchmal an diese selbst erinnern.
Ganz in der Stille bereitete sich Goethe aut neue
Wanderjahre, eine zweite Reise nach Italien vor. Mit dem
Versprechen wiederzukommen, war er im April 1788 von
den römischen Freunden geschieden. Um die Verwirk-
lichung des Liebhngsplanes hat Bäbe früh o;ewusst, und
sie knüpft daran sofort die Hoffnung des Wiedersehens
(Nr. 5). Erst im zweitnächsten Sommer aber konnte
Goethe die Reise antreten, die ihn nach Zürich und wenig
darüber hinaus nach Stäfa führte, dem Geburtsorte Meyers,
der dem Plane nach sein Genosse nach Italien sein sollte;
nach elftägiger Alpenwanderung aber und einem noch-
maligen Aufenthalt in Stäfa, ging es wieder zurück nach
Zürich, und von da heimwärts. Es ist hier nicht der Ort
zu erzählen, was der Leser von Goethes Werken aus den
von Eckermann redigirten Akten dieser Reise kennt.
Alles Persönliche wird in diesen Akten, soweit sie Tage-
buchform haben, dürr und knapp abgethan. So auch, was
uns hier zunächst interessirt. «Den 19 Sept. Gegen 6 Uhr
[Abends] nach Zürch bey sehr schönem Wetter. Brief an
Herrn Meyer abgeschickt. Zu Frau Schulthess. Bei Herrn
Ott im Schwert eingekehrt.« — »Den 20. Sept. [Morgens]
Ging ich bey schönem Wetter oberhalb der Stadt an den
See. . . . [Nachmittags] Das Wetter war sehr trüb, dem
ohngeachtet ging ich nach Tische ein wenig über die
neuen Anlagen nach dem Schönehof spatzieren. Auf dem
Rückweg begegnete ich den Kranich.' [»Der Kranich«
Lavaters Spitzname. Goethe ist ihm aus dem Wege ge-
gangen.] Gegen 4 Uhr kam Herr Meyer.« — »Den 21 Sept.
Fuhren wir gegen 8 Uhr ab. Der Tag war heiter. Wir
kehrten bey Herrn Escher auf seinem Gute bey Herrliberg
zu Mittage ein und kamen Abends nach Stäfa.« — Am
' Vgl. die »Kurze Nachricht von meiner Reise« (Briefwechsel
mit Schiller i, 314): »Nachmittags veränderte sich das Wetter, Pro-
fessor Meyer kam, und weil es regnete und stürmte, blieben wir die
Nacht in Zürich.«
158 AßHAKDLUNGEX.
21. October Abends traf Goethe mit Meyer wieder in
Zürich ein. Am 26. früh 8 Uhr reiste er ab. Das Tage-
buch nennt in diesen Tagen den Kamen der Freundin nur
einmal. »Abends bey Frau Schulthess« ist zum 23 October
eingetragen. Fälschlich: die Einladung, der Goethe mit
Meyer folgte, erging zum 22. Das ist eine Kleinigkeit,
die sich nebenbei aus unsern Briefen (s. Nr. 14) ergiebt.'
Wir wüssten aus diesen Tagen so gut wie nichts,
w-enn uns nicht gerade die Briefe erhalten wären, die vom
Schönen Hot in das Gasthaus zum Schwert, und über den
See nach Stäfa gegangen sind, von Goethes Antworten
aber wenigstens eine (Nr. 10). »Deshalb sind Briefe so
viel werth, weil sie das Unmittelbare des Daseyns auf-
bewahren.« (Goethe in der »Aristeia der Mutter«.) Diese
Briefe geben uns einen Blick in das innerste Wesen des
Verhältnisses, und sie lassen uns den Wendepunkt und
Niedergang desselben erkennen, wenigstens ahnen. Erst
durch sie gewinnen die kargen Notizen, die ich oben aus-
geschrieben habe, einen Inhalt.
Goethe ist am 19. September sogleich nach der An-
kunft in den Schönen Plof gegangen. Er hatte sich nicht
angemeldet. »Die Madame Schulthess im Schönehoft«,
hatte ihm Meyer am 5. September aus Stäfa berichtet, »hat
mir vor ein paar Tagen geschrieben und angefragt, ob
Sie bald kämen. Sie habe vernommen, dass Sie in der
Nähe seyen und freue sich dessen. Ich habe dieselbe
letzthin nicht angetroffen, als ich in der Stadt war und
sie besuchen wollte.« Bald nachdem Goethe gegangen, sendet
Bäbe das Briefchen (No. 7), eine »Missstimmtheit« zu
heben, die sie glaubt an ihm bemerkt zu haben. Ihre
Bitte, sie vor der Abreise noch ein Mal zu besuchen, er-
füllt er nicht, wiewohl er des schlimmen Wetters wegen
(als ob es »das Schicksal« so gewollt hätte) eine Nacht
länger, als im Plane lag, in der Stadt bleiben musste. Am
Nachmittag des 20. ist er auf seinem Spaziergange dem
Schönen Hof »so nahe« gewesen, und nicht zu ihr ge-
kommen. Weshalb? Sie kann es selbst nicht begreifen.
Ist ihm in Bäbes Wesen, beim Wiedersehen, etwas »Herz-
liches« aufgefallen, wofür er keinen Sinn mehr hatte?
Sie hat das »Nahe-Ferneseyn« schmerzlich empfunden.
Ihre Briefe an Goethe hat sie mit einem Stein »esie^elt
' Zu einem kleinen Nachtrag war am 22. und 23. Raum gelassen,
und der erste Eintrag schliesst an beiden Stellen mit dem Worte ent-
hält; so erklärt sich das Versehen des Schreibers. Die Zeilen »Nach
Tische zu Chorherr Hottinger und Dr. Lavater. Abends bey Frau
Schulthess«, II, 2, 188, 23 — 25, sind also an Zeile 19 ebenda anzufügen.
Goethe und Barbara Schulthess. 159
(es war wohl ein Geschenk des Freundes), in den zwei
Köpfchen, Mann und Frau einander anbhckend^ geschnitten
sind. In ihrer Hand war es das Symbol engster Zu-
sammengehörigkeit. Die »Immergleiche« ist sie auch in
allen diesen Briefen. An ihrer guten Meinung hat es nicht
gelegen, wenn nicht alles »auf dem alten Flecke« war.
Rührend ist es, wie sie nun Goethes warme Erwiederung
aufnimmt. (Nr. 10. 11.) Er hat ihr dann noch ein Mal
von der Reise »ein Blatt« geschickt im ersten Drittel des
Oktober (die Antwort darauf ist Nr. 12) und einen längeren
Brief, über den sich im Briefregister folgende gleichzeitige
Angabe (von der Hand des Schreibers) findet: »13 October.
Mad. Schulthess. Über epische Dichtung, kleines Gedicht
von Üri«. Den Hauptinhalt also bildete wohl eine Mit-
theilung über das epische Gedicht »Teil«, das sich damals
in ihm gestalten wollte, und beigelegt waren die »Distichen«,
die später die Überschrift »Schweizeralpe« erhielten, zu-
nächst aber nur bezeichnet waren »Uri, den i October«.
Schon vor der Abreise (scheint es) oder alsbald von
Stäfa aus hatte er ihr, als ein Symbol, seiner Gesinnung,
das Gedicht niitgetheilt, das in seiner treuherzigen Schlicht-
heit ihr zu Herzen gehen musste. In ihren nächsten Briefen
klingen bescheiden Laute des idvllischen Epos nach.
Aber so redlich auch von seiner Seite das Bemühen
und der Wunsch gewesen sein mag, das alte Freund-
schaftsrecht walten zu lassen, es ist doch auch bei dem
zweiten Wiedersehen, nach monatlichem Fernsein, nicht
zur Geltung gekommen. Die Stunde, die rechte, nach der
Bäbe sich sehnt (Nr. 13), sie kam auch dieses Mal nicht.
»Es waren nicht Constanzer Tage.« (Nr. 16.) Die frühere
rückhaltlose Offenheit hat sich nicht einfinden wollen, man
hat sich nicht verstanden wie sonst. Sie beklagt es auch
ihrerseits, dass ihr Gemüth beklommen, und es ihr ver-
sagt gewesen, aus sich herauszugehen.
Bäbe hat sich wohl nicht getäuscht in dem Gefühl,
dass Goethe nicht mehr ganz derselbe sei. Es w^ar so.
Goethes Wesen war, nachdem er sein Häusliches ganz
nach seinem Geschmack und Bedürfniss eingerichtet hatte,
mehr denn je auf eine gesunde Sinnlichkeit gestellt. Er
hatte, indem er die Reise begann, seine Christiane und
sein Söhnchen zur Mutter gebracht, und auf dieser ganzen
Reise begleitete ihn Frau Ajas fröhUcher Geist. Des
Zwanges entledigt, gab er sich, wenn es galt, ganz seiner
jovialen Natur hin. Es sind uns aus dieser Zeit einige er-
götzliche Geschichtchen aufbewahrt, die ganz den Stempel
der Wahrheit tragen. Wie er am Tage der Fahrt nach
Stäfa in dem gastlichen Hause des Freihauptmanns Escher
l6o Abhandlukgen.
einen grossen Saal betreten, in welchem sich eine Orgel
befand, sofort ausgerufen »Hier muss man tanzen!« und,
dem reigenführenden Apoll vergleichbar, durch den Raum
im Tanzschritt gewandelt sei. Wie er dann, im Gasthaus
zum Löwen in Stäfa, Freund Meyer und einem alten
Herrn, die wegen der hübschen Wirthstochter in komische
Eifersucht gerathen, das Leiblied seiner Mutter, »Freut
euch des Lebens!« (damals ein neues Lied) vorgesungen
habe/ Mit seinen achtundvierzig Jahren genoss er damals
eine neue Jugend. Bei Frau Bäbe hat er sich über »ernste
Geschlossenheit der Weiber« (sie war wohl selbst mit ein-
gerechnet) beschwert (Nr. 14); sie ihrerseits hat wohl nicht
das rechte Verständniss für seine »Unbefangenheit« gehabt.
Sie war eben in ihr dreiundfünfzigstes Jahr eingetreten.
Die harten Prüfungen der letzten Jahre können nicht
ohne Spur über ihr Haupt hingegangen sein, und ihr
Gemüth war mehr als zuvor auf seinen ernsten Grundton
gestimmt.
»Jugend ist, ach! dem Alter so nah; durchs Leben verbunden,
Wie ein beweglicher Traum gestern und heute verband« —
SO schHesst das Gedicht, das er an Bäben am 13. October
gesandt hat. Und hat er ihr wohl von der Geliebten
erzählt, an deren braune Locken er in diesem Ge-
dichte mit Entzücken gedenkt ; so offen erzählt, dass
sie ihm von Herzen zu ihr Glück wünschen konnte? Es
scheint, er hat nur Eine ganz in die traute Heimlich-
keit, die ihn beglückte, hineinblicken lassen, seine Mutter.
Frau Aja verstand seine Zärtlichkeit für den »Bettschatz«,
und sie nannte Christianen von Herzen ihre »liebe Tochter«.
Bäben, die sich in ihren früheren Briefen so angelegent-
lich nach den »Seinen« erkundigt, hat er schwerlich Ge-
nüge gethan. Er redete nicht gern von Christianen, wie
er es bekanntlich vermied, sie vorzustellen und bloss-
zustellen. So stand etwas Unausgesprochenes und (nach
seiner Denkart) Unaussprechbares zwischen ihm und der
alten Freundin. Ueberhaupt aber : der häusliche Bund mit
Christianen, ganz in der gesunden Sinnlichkeit wurzelnd,
war eine Absage allen jenen Seelenbünden gegenüber, die
sich auf der zarten GrenzUnie zwischen Liebe und Freund-
schaft zu halten suchten. Diese Idylle in antikem Stil
schloss alles »Sentimentalische« aus.
5-
Und von dieser Seite wäre es denn schliesslich auch
zu verstehen, wenn das letzte Wiedersehen zugleich das
' Herzfelder a. a. O. S. 158. 160.
Goethe und Barbara Schulthess. l6l
letzte Stadium, den Abend des in seiner Art einzigen
Freundscliaftsverliältnisses bezeichnete. Es fehlen uns Be-
lege eines weiteren Verkehrs. Man darf sich der An-
nahme nicht verschliessen, dass er eingestellt sei. Denkt
man, wünscht man das Gegentheil, so geschieht es
darum, w eil man Goethe nicht der Härte gegen eine treue,
liebe Seele zeihen möchte. Aber Goethe konnte hart sein,
wenn er einsah, es komme bei Weiche und Lässlichkeit
nichts heraus. »Der erste Undank ist besser als der letzte«,
war da seine Maxime. Besser ein entschlossenes Abbrechen
als ein unerquickliches Hinschleppen. Die alte Freundin
hatte ihm nichts mehr zu sagen. Ein lamentabler Ton
nimmt in ihren letzten Briefen überhand. Er hatte sich
vergeblich bemüht, diese Stimmung durch gütlich ernste
Zurede zurückzudrängen. Begreiflich, dass er schwieg.
Der brave Schwiegersohn, ein Mann nach Lavaters Herzen,
Diakonus und Poet, den ihm die »Mamma« zuführt, hat
ihm am wenigsten Lust gemacht, den Mund zu offnen.
(No. i8. 19.) "
Bäbe hat aufgehört, ihn mit Bitten und Antragen auf-
zusuchen; aber das Gefühl der Kränkung hat bei ihr, der
Immergleichen, keinesfalls lange die Oberhand behalten. Sie
hat seine Briefe still verwahrt, niemand hat sie nach ihrem
Tode besitzen sollen. An ihnen, den Zeugen lange ge-
nossenen Glückes, hat sie sicherlich sich fort und fort
»köstlich geweidet«, und Erinnerungen an den Freund,
dessen Kommen ihr stets gleich der Erscheinung eines
Himmlischen gewesen, haben sternengleich ihren Pfad
beglänzt.
In Goethes Nachlass befindet sich eine fast lebens-
grosse, wohl ausgeführte Silhouette Bäbes; das Bild, das die
Leser dieses Bandes begrüsst, ist nach derselben herge-
stellt. Auch zwei kleinere Schattenrisse, gleichfalls aus
den Zeiten der ersten Bekanntschaft herrührend, vielleicht
Geschenke Lavaters, hat Goethe aufbewahrt. In seiner
Lebensbeschreibung, bei Erzählung der ersten Schweizer-
reise, erwähnt er Bäben nicht. Aber das beweist nicht,
dass er sie vergessen. Undenkbar geradezu wäre es, dass
sie keine Spur in seiner Dichtung gelassen habe. Mit den
Erinnerungen an den See und die ihn umgebende Land-
schaft, an die Betriebsamkeit guter Menschen, die Land-
schaft und See belebte, musste in seiner Seele auch das
Bild der Frau auferstehen, die ihm so schön erschienen
war, weil sie so gut war.
Freilich dass Barbara Schulthess »unter der Susanna der
Wanderjahre :^u verstehen sei«, ist ein gewagtes Wort.
Aber man wird nicht umhin können, bei diesem edeln
Goethe- Jahrdlch XIII. II
l62 Abhandlungen.
dichterischen Gebilde an sie zu denken. Beziehungen
zwischen ihr und der »Schönen-Guten« zu suchen, deren
schönste Tugend die ist, dass sie sich immer treu bleibt,
wird auch der Leser der oben abgedruckten Briefe mancherlei
Anlass haben. Ich erinnere nur an einen Zug, den ich
oben schon andeutete : ihre Richtung zum Göttlichen.
Susanna hat sich in einer frömmelnden Umgebung die
Freiheit des religiösen Sinnes bewahrt. So Barbara
Schulthess in Lavaters Kreise. Bedeutsam ist hier eine
Äusserung, die man bei erstem Lesen leicht übersieht
(Nr. 5, 27. Oktober 95): »Das letzte Buch deines W.
brachte viele Erinnerungen in meine Seele . . . viele
Erinnerungen von einer Seele die ich so hoch ehrte, so
innig liebte — ohne ganz ihren Weg zu gehen«. Sie hat
das sechste Buch von Wilhelm Meisters Lehrjahren ge-
lesen, die »Bekenntnisse einer schönen Seele.« V/ir
dürfen die Frage bei Seite lassen, wie und durch wen sie
von Susanna von Klettenberg Kunde erhalten hat. Das
Wesentliche ist, dass der Weg dieser »entschiedenen
Christin« nicht ganz ihr Weg gewesen ist. Zu dem
Christenthum im Schönenhof hatte denn auch der junge
Gessner lange kein rechtes Vertrauen, es wollte ihm
schier »weltlich und jüdisch« erscheinen. Er plagte sich
lange mit der Frage, ob das Heil seiner christlichen Seele
durch die Heirat mit Bäbes Tochter wohl berathen sei.'
Von der Sprache der frommen Conventikel ist in ihren
Briefen nicht die geringste Spur zu bemerken. Wenn sie
in schweren Leidensstunden sehnsuchtsvoll nach einem
besseren Zustande ausschaut, nach einem Frieden, der
nicht von dieser Erde ist, so ist das ja etwas ganz anderes
als das Grauen der Frommen vor der bösen sündigen
Welt. Ihre Religion ist die Liebe. »Die Liebe wird nicht
beleidigen, die Liebe wird duldsam sein.« (Brief Nr. 9.
I Cor.^ 13, 4. 7.) ,. .
Und so schliesse ich hier, da es sich um dichterisch
Gebildetes handelt, mit einem Bilde. In dem Aufzug des
Gewebes, das uns Susannas Bild und ihre Schicksale dar-
stellt, glaubt man Grundfäden von dem Wesen und Walten
der »guten Schulthess« zu erkennen; das Ganze aber ist
ein Werk der frei schaffenden Phantasie.
' G. Finsler, Georg Gessner, weiland Pfarrer am Grossmünster
und Antistes in Zürich. Basel 1862. S. 36.
2.
Goethe als Anatom.
Von
Karl von Bardeleben.
eit verbreitet — auch innerhalb der Goethe-Ge-
meinde — ist die Ansicht, dass Goethe nur
gelegenthch und nebenbei sich wie mit vielem
anderen so auch mit Anatomie beschäftigt habe und dass
es ein glücklicher Zufall gewesen sei, dass er als Laie eine
Entdeckung gemacht habe, die später eine gewisse Be-
deutung erlangt hätte. Nichts kann verkehrter sein als
diese Ansicht. Schon die bisher bekannten oder richtiger
die bisher veröffentlichten anatomischen Schriften und
Briefe Goethes zeigen, dass Goethe sich viele Jahre lang
planmässig mit der Anatomie des Menschen, wie mit der
vergleichenden Anatomie der anatomisch und zoologisch
dem Menschen nahe stehenden Säugethiere beschäftigt
hat. Noch viel mehr aber beweisen dies die neuerdings
im Goethe -Archiv aufgefundenen, bisher unbekannten
Schriften anatomischen Inhalts, wie die gleichfalls erst
jetzt im Goethe-Hause entdeckten Zeichnungen und die
dort sowie auf der Anatomie in Jena aufbewahrten, von
Goethe stammenden osteologischen Praeparate.
Veranlassung zu einem gründlichen Studium der schon
früher bekannten, wie der neu gefundenen anatomischen
Arbeiten Goethes gab dem Verfasser der mit höchster
Genehmigung Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Gross-
herzogin Sophie von Sachsen gewordene ehrenvolle Auf-
trag, die anatomischen Schriften Goethes in der Weimarer
ii"
164 Abhandlungen.
Ausgabe herauszugeben. Mit höchster Genehmigung soll
hier Einzehies daraus schon jetzt veröffentlicht werden,
wofür ich der hohen Besitzerin des Archivs den ehr-
erbietigsten Dank ausspreche. Von dem Direktor des Archivs,
Herrn Prof. B. Siiphan, hatte ich mich freundwi-Uiger Unter-
stützung zu erfreuen, ebenso seitens des Direktors des Goethe-
National-Museums, Herrn Geh. Hofrath Dr. Ritland, welcher
mir gestattete, die im Goethe-Hause gefundenen Zeich-
nungen zu benutzen.
Auf Grund dieser neuen MateriaHen wird es nun leicht
sein nachzuweisen, in wie hohem Maasse Goethe als selb-
ständiger, ebenso zielbewusster wie erfolgreicher Forscher
auf anatomischem Gebiete betrachtet werden muss. Anderer-
seits aber wird sich zeigen, dass Goethes Studien und ihre
Erfolge nicht unvermittelt dastehen seiner sonstigen Thätig-
keit, seinem ganzen Dichten und Trachten gegenüber,
sondern dass sie gerade den bedeutendsten, werthvollsten,
bisher sehr unterschätzten Theil seiner naturwissenschaft-
lichen Forschungen bilden und im engsten Zusammen-
hange mit seiner ganzen Lebens- und Weltanschauung
stehen.
Bekanntlich hat Goethe »zu Anfang der achtziger
Jahre« zuerst ernsthafte anatomische Studien betrieben,
— unter Anleitung des damaligen Anatomen in Jena,
Professor Lader. Aeussere Veranlassung hierzu ist wohl
vor allem das Interesse an den physiognomischen Be-
strebungen Lavaters gewesen — vielleicht auch künst-
lerische Neigungen, die immer wiederkehrende Lust zum
Zeichnen und Malen. Ein neues Zeugniss für den frühen
Beginn der anatomischen Arbeiten befindet sich unter den
neuerdings im Goethe-Hause aufgefundenen Zeichnungen.
Eine davon zeigt das Skelet des Armes und das Datum
des 20. October 1781, eine andere denselben Gegenstand,
auf der Rückseite die Skizze der Collegienkirche in Jena,
in deren nächster Nähe sich die Anatomie heute befindet.
Dass Goethe das Skelet des Menschen und der Säuge-
thiere bis in die kleinsten Details durchgearbeitet hat, dafür
zeugen die sonst noch vorhandenen Skizzen und Zeich-
nungen, welche sich auf sämmtliche Teile des Skelets
beziehen. Sehr bald wurde aus dem recipirenden Schüler
Loders ein selbständiger Forscher. Wahrscheinlich ist.
Goethe von Anfang an mit bestimmten Ideen, die sich
dann wohl verändert und geklärt haben mögen, an die
Anatomie herangegangen, nicht lange hat er nur gelernt
— sehr bald hat er gesucht, geforscht, — vor allem that-
sächliche Beweise für seine grosse Idee des »Typus«
gesucht und gefunden.
Goethe als Anatom. i6>
Goethes Art, naturwissenschaftlich, insbesondere ana-
tomisch zu arbeiten, ist von seiner Art zu arbeiten über-
haupt nicht wesentlich verschieden gewesen. Jahre lang,
Jahrzehnte hat ihn ein Gedanke beschäftigt, — er hat ihm
immer und immer wieder andere Seiten abzugewinnen
gestrebt, er hat ihm in den mannigfachsten Wendungen
Ausdruck zu geben versucht, bis er ihn nach allen
Richtungen hin, man möchte sagen, plastisch, stereo-
metrisch dargestellt hatte. Goethe vertieft sich in das
Thatsächliche, er durchstudirt die grossen und kleinen
Skelettheile, er lernt ihre Namen, die ihrer einzelnen Theile,
Flächen, Fortsätze und Oeffnungen, er studirt die Ver-
bindungen und Beziehungen, er beobachtet alles, was sich
irgend sehen lässt, — er sammelt Material aus der
Litieratur und der Natur, aus Büchern und Atlanten, vor
allem aber wirkliche Schädel und Thiergebeine, er macht
Notizen, zeichnet Skizzen, — er wirft seine Idee in knappster
Form auf das Papier und versucht nun nach allen Richtungen
hin ihre Geltung zu erproben. Goethe macht grosse ana-
tomische Entdeckungen, weil er nicht .nur mit dem körper-
lichen Auge sieht — nicht nur der exacte Untersucher
ist, — sondern weil er die Idee, den Typus vor seinem
geistigen Auge stehen hat, weil er weiss, w\as er linden
will, was er linden muss. — Dann lässt er es sich nicht
der Mühe verdriessen, seine Aufsätze zwei, drei mal um-
zuarbeiten, immer wieder etwas hinzuzuthun und fortzu-
nehmen, bis das Werk nach aussen und innen hin har-
monisch geworden ist, die Form dem Inhalt entspricht.
Und des alten Satzes eingedenk: »Docendo uiscimus«
hält sich der Geheimerath von Goethe nicht für zu gut,
den Künstlern in Weimar Vorträge über das Skelet zu
halten und für diese die Tafeln selbst zu zeichnen —
oder doch nach eignen Skizzen zeichnen zu lassen.
Wenigstens möchte ich die im Goethe-Hause gefundenen,
mit Conturen-Tafeln und Erklärungen versehenen grossen
Abbildungen als das Unterrichtsmaterial für diese Künstler-
Vorträge ansehen. Jedenfalls können sie weder für eigene
Studien — noch auch für die Veröffentlichung bestimmt
gewesen sein.
Die Zwischenkiefer-Arbeit Goethes ist nur ein kleiner
Theil eines grossen organischen Ganzen, welches aber
leider nicht vollendet worden ist. Schon unter den bisher
bekannten, zum Zwischenkiefer gehörigen Materialien
linden sich Hinweise darauf, dass auch andere Knochen
des Schädels, so das das innere Gehörorgan umschliessende
l66 Abhandlungen.
Felsenbein, ferner die vor dem Schläfenbeine an der Basis
des Schädels gelegenen Flügelbeine in mehrere Elemente
aufgelöst werden müssten — wie es die vergleichende
Anatomie und Entwickelungsgeschichte inzwischen ge-
than hat.
Aus Goethes Andeutungen in den bisher bekannten
Schriften war schon zu entnehmen, worauf auch in den in-
zwischen im Band 6 der Naturwissenschaftlichen Abtheilung
(herausgegeben von Rudolf Steiner) erschienenen Schriften
sich Hinweise linden, dass Goethe noch andere, umfassendere
Arbeiten als die in ihrer Idee immerhin bedeutende, aber
wie gesagt, nur einen kleinen Bruchtheil darstellende
Zwischentiefer-Arbeit unter der Feder gehabt hat.
Doch bleiben wir zunächst bei dieser stehen. Der
Zwischenkiefer der Säugethiere (Zwischenknochen, Os inter-
maxillare, Os incisivum, Schneideknochen) ist der paarige
(rechts und links vorhandene) Knochen, der die oberen
Schneidezähne trägt — der aber auch da vorhanden ist,
wo letztere fehlen. Dass aber der Knochen tehlen sollte,,
während die Zähne vorhanden sind, dass also der Mensch
ihn nicht besitzen sollte, der sich doch oberer Schneide-
zähne erfreut, das fand Goethe mit Recht »seltsam« und
ruhte nicht eher, als bis er sich von der Existenz des
Zwischenkiefers auch beim Menschen und davon überzeugt
hatte, dass die Lehre von seinem Fehlen hier ein Irrthum
sei. Schwieriger allerdings als sich selbst überzeugte er die
Fach- Anatomen — ja er stiess bei den meisten und be-
rühmtesten derselben auf solchen Widerspruch, dass er
auf lange Jahre die Lust verlor — nicht anatomisch zu
arbeiten, wie man bisher glaubte — sondern zu veröffent-
lichen, was er gefunden, geschrieben und gezeichnet hatte.
Im Alter hat öoethe sich selbst des jugendhchen Selbst-
sinns angeklagt, und es als Zeugniss für eine besondere
Unbekanntschaft mit der Welt hingestellt, dass er als
laienhafter Schüler den Gildemeistern zu widersprechen ge-
wagt, ja, was noch thörichter, sie zu überzeugen gedacht
habe. »Fortgesetzte vieljährige Versuche haben mich eines
Andern belehrt, mich belehrt, dass immerfort wiederholte
Phrasen sich zuletzt zur Ueberzeugung verknöchern und
die Organe des Anschauens völlig verstumpfen.«
Bis zu Goethes Entdeckung und noch lange nachher
hielt man das Fehlen des Zwischenkiefers beim Menschen
für das charakteristische, für das einzige osteologische
Unterscheidungs-Merkmal gegenüber den Affen. Goethes
Idee von dem' Typus, von der alles beherrschenden und
durchdringenden Grund- oder Urform widerstrebte solcher
Auffassung.
Goethe als Anatom. 167
Die erste Niederschrift der Zwisclienkiefer-Arbeit, —
Goethe nennt sie später mal das »Concept« — hat sich
im Goethe-Archiv, mit Goethes eigenhändiger, sehr viel
späterer Aufschrift : »wahrscheinlich Concept der Arbeit«
gefunden. Sie ist in Form eines Schreibens an Sömmerriug
abgefasst, der damals Lehrer der Anatomie und Chirurgie
am Carolinum in Cassel war, und gerade im Begriffe stand,
einem an ihn ergangenem Rufe an die Universität Mainz
Folge zu leisten.
Sömmerring galt damals, wie noch heute — und
gewiss mit Recht — für einen der bedeutendsten Ana-
tomen Deutschlands. Die Handschrift ist Seidels, vielfache
Veränderungen stammen von eigener Hand. Die Zeit der
Abfassung muss der Sommer 1784 gewesen sein, wie
Goethes Briefe an Herder und an Frau von Stein beweisen.
Grösstentheils hat sich Goethe damals in Jena aufgehalten,
wo er Material, — den Beirath von Loder und Müsse
zum Arbeiten fand.
Der Eingang lautet:
»Mit einem aufrichtigen Wunsche," dass die Veränderung
Ihres Aufenthaltes zu Ihrem Glücke gereichen möge, sende
ich Ihnen einige Versuche osteologischer Zeichnungen, die
in der Absicht zusammen geheftet sind, um Ihnen eine
kleine Entdeckung vorzulegen, die ich glaube gemacht zu
haben. Sollte ich mich aber irren und Ihnen statt einer
Neuigkeit wie ich glaube, nur etwas bekanntes vortragen,
so verzeihen Sie es, da mir meine Geschäfte wohl er-
lauben, manchmal einen Blick auf die Natur und die
Bücher zu thun, welche Sie uns kennen lehren, es aber
in meiner Lage unmöglich ist von dem was andere vor
uns entdeckt haben genau unterrichtet zu sein.«
Ehe der Aufsatz an Sönunerring abging, sandte Goethe
denselben im October 1784 von Weimar aus zur Durch-
sicht an seinen Lehrer und Mitarbeiter Loder, welcher
ihm die Aufstellung der lateinischen Nomenclatur für die
einzelnen Theile des Zwischenkiefers besorgt hatte, wie
die fast ausschliesslich von Laders Hand geschriebene
Tabelle im ersten Entwurf der Arbeit bezeugt. Goethe
hat an derselben nur vereinzelte Zusätze und Veränderungen
angebracht, wie die Correcturen von seiner Hand und die
von ihm niedergeschriebene Tabelle mit ihren Buchstaben
und Ziffern beweisen. Diese dient gleichzeitig als Schlüssel
für das gesammte, höchst umfangreiche Material zum
Zwischenkiefer, welches, wohl noch ganz vollständig vor-
handen, in der »Ausgabe« erscheinen soll. Goethe wird
die Tabelle beim Dictiren in der Hand gehabt haben.
l68 Abhandlungen.
Lader antwortete am 31. October, Nachmittags 4 Uhr
mit folgendem im Goethe -Archiv befindlichen Briefe, der
nach mehreren Seiten hin Interesse erwecken dürfte und
hier folgen möge :
»Jena den 31 Oct. Nachmittags 4 Uhr:
Ewr Hochwohlgeboren sende ich den mir geneigtest
communicirten Aufsatz mit dem verbindlichsten Danlc zu-
rück. Ich habe bey Durchlesung desselben so viel Ver-
gnügen empfunden, und Ihre Präcision in der anatomischen
Beschreibung so wol, als Ihren BHck in die Physiologie
des Theils so sehr bewundert, dass ich in der anatomischen
Begeisterung es in vollem Ernst bedauerte, dass Sie
Minister und nicht Professor anatomiae sind. Sie werden
mir aber antworten, wie Kayser Leopold einem Musicus,
der dem Kayser, der ihm etwas auf dem Ciavier vorgespielt
hatte, in voller Exstase um den Hals fiel, und es bedauerte,
dass er kein Musicus geworden: »Wir stehen uns halter
so auch gut«.
Ich habe nichts zu ändern gefunden, als ein Paar
Kleinigkeiten, die der Mühe des Nennens nicht werth sind.
Den Titel vom Cheselden habe ich am Rande bey-
gefügt, aber das durchgestrichen, was man wegzulassen
pflegt, wenn man das Buch citirt. Auch den Titel vom
John Hunter habe ich beygesezt. Das Buch von Scarpa
ist noch nicht heraus; es wird aber den Titel kriegen:
Anatomicarum annotationum liber secundus. Er hat mir
eben seine Werke zugeschickt, weil seine grosse Eil-
fertigkeit ihn nöthigte, Jena aus dem Wege zu lassen,
ob er mir gleich seine Ankunft annoncirt hatte, auch
seine Briefe hieher hatte addressiren lassen. Unter
seinen Werken ist das erste Buch von den anat. annotatt.
und eine oration, die er be}' dem Antritt seiner neuen
Lehrstelle in Pavia (er war vorher in Modena) gehalten
hat ; in dieser kündigt er das zweyte Buch der annotatt.
an, verspricht mir auch im Brief, mir es, so bald es
herauskommen würde, zu schicken. Das Kupfer quaest.
ist also eigentlich noch nicht zum öffentlichen Gebrauch
qualificirt.
Ein Paar sehr merkwürdige Stellen aus dem Vesal
lege ich in copia bey. Weil die Zeichnung im Vesal
Ihnen sehr interessant seyn wird, so will ich ihn diesen
Abend mit der Post überschicken; ich bitte mir ihn aber
bald wieder aus, weil ich ihn immer brauche.
Den Albin habe ich von Durchl. dem Herzog noch
nicht zurück. Weil ich ihn — zumal die Tafeln von den
Muskeln — sehr nothwendig brauche, so habe ich schon
Goethe als Anatom. 169
vor 8 Tagen Hrn. Rath Kraus gebeten, mir ihn durch
Hrn. K-MhEertuch wieder zu schaffen. Sie haben ihn in Weimar
vergeblich gesucht, und daher geglaubt, dass er noch bey
der Frau Gräfin Werther liegen mag. Hr. R. J{raiis hat mir
versprochen, drum zu schreiben, weil ich ihn sehr drum bat.
Da ich meine Köpfe revidire, finde ich, dass die Sutur
des ossis intermaxillaris im processu palatino ossis maxill.
superioris bey einigen craniis, wo die andern Suturen alle
noch sehr sichtbar und nicht verwachsen sind, doch schon
völlig verwachsen ist. Dies lässt die Ursache errathen, warum
diese Sutur von so vielen Anatomen (die aber freylich Vesals
Zeichnung übersehen haben müssen) nicht bemerkt worden ist.
An einem Kopf eines Jungen von 12 Jahren, den ich
mit schicke, und mir gelegentlich wieder zurück erbitte,
läuft aus der Sutur eine andre kleine Spalte zwischen
dem ersten und zweyten Schneidezahn, wodurch gleichsam
eine Art von kleiner Insel im Knochen gebildet wird.
Weil dieses eine artige Varietät ist, so schicke ich den
Schädel mit.
Den Didelphis-Kopf lege ich auch mit bey. Weil an
dem einen die Schneidezähne der obern Kinlade ausgefallen
sind, so habe ich geschwind noch einen skeletirt. «
Die Arbeit w^urde dann bald darauf (im November)
an Knebel^ am 19. December an Merck, von diesem an
Sömmerring, schliesslich an Camper (mit einer lateinischen,
in Jena unter Laders Aufsicht angefertigten Übersetzung)
gesandt. Beigegeben wurden siebenzehn grosse Tafeln,
von denen vierzehn im Goethe-Hause noch vorhanden
sind. Auch an Herzog Ernst von Gotha sandte Goethe
ein Exemplar der Abhandlung mit einem Briefe (20. De-
cember 1784) in dem es heisst: »ich werde nur erst ab-
warten, wie es die Herren vom Handwerke aufnehmen
dass ein Laye in einem so bekannten Lande eine neue
Entdeckung gemacht haben will.« Die ziemlich kurze
zusammenfassende Darstellung Goethes beruhte auf sehr
gründlichen und umfassenden Untersuchungen, in welche
uns die im Goethe-Archiv noch vorhandenen theilweise
von Seidels, theilweise von eigner Hand herrührenden
genauen Beschreibungen des Zwischenkiefers bei einer
grossen Anzahl von Thieren Einblick gestatten. Auch die
Erklärungen zu den 17 ursprünglichen Tafeln sind erhalten.
Sie stellen den Zwischenkiefer von nicht weniger als
zwanzig Säugethieren und dem Menschen (jung und er-
wachsen) dar.
Trotz dieser — auch modernen Ansprüchen an eine
wissenschaftliche Arbeit genügenden — Begründung fand
170 Abhandlukgen.
Goethes Aufsatz bei keinem der genannten Anatomen
ausser bei Loder Gnade. Bekannt sind die fast weg-
werfenden Beurtheilungen Sömmerr'mgs und Campers aus
dem Jahre 1785. Dies ist um so mehr zu bedauern, als
nach den Funden im Archiv Goethe doch wohl die Ab-
sicht gehabt haben muss, eine grössere Abhandlung über
den Zwischenkiefer zu veröffentlichen, nachdem er das
— wie er bestimmt annehmen musste — ^usiiinmende
Urtheil Sömnierrings und Campers eingezogen. Wenn Goethe
am 6. März 1785 an Sömmerring schreibt: »da meine
kleine Abhandlung gar keinen Anspruch an Publicität hat
und bloss als ein Conzept anzusehen ist . . .«, so bezieht
sich das eben auf den Jdeinen, ^ewissermassen nur eine
»vorläufige Mittheilung« bildenden Aufsatz — auf das
))Con:{ept((, aber nicht auf die geplante grosse Arbeit, zu
der massenhaftes Material an Schädeln, Notizen, Ab-
bildungen vorhanden war. Nach dem Papier und der
Handschrift (Seidel) stammen diese schriftlichen Materialien
alle aus derselben Zeit wie das Conzept. Dazu kommt,
dass eine Einleitung (Seidels Hand, Correcturen von eigner
Hand) vorhanden ist, die sich nur auf eine wirkliche Ver-
öffentlichung beziehen kann. In dieser wird, ohne Nennung
von Namen, Loders gedacht, während Sömmerring und
Camper ignorirt w^erden. Dass die Einleitung vor Abgang
des Aufsatzes an diese Coryphäen geschrieben sein
könnte, erscheint durch den Hinweis auf die »Kupfer«
ausgeschlossen.
In einem von eigner Hand mit der Aufschrift :
»IL Beschreibung des Zwischenknochens mehrerer Thiere
bezüglich auf die beliebte Eintheilung und Terminologie«
versehenen Umschlage findet sich zunächst die oben er-
wähnte Einleitung, dann das auf Säugethiere und Mensch
— ferner auf Vögel bezügliche Einzelmaterial, sodann,
wiederum von eigner Hand überschrieben (Seidel dictirt):
»Versuch die Beschreibungen No. II Stylo continuo fass-
licher und angenehmer darzustellen.«
Aus der »Einleitung« mögen hier die ersten Absätze
folgen :
» IL Beschreibung des Ziuischenhwcheus mehrerer Thiere
be^iiglich auf die beliebte Eintheilung und Terminologie.
Ein Liebhaber der Naturlehre war durch Nachdenken
und Zufall auf die Entdeckung geführt die er dem PubUko
hier mittheilt. Er eröffnete sie einem gelehrten Anatomen,
der ihm in Bestimmung der Terminologie und kunst-
mässiger Beschreibung behülflich war. Ein geschickter
Zeichner übernahm die Sorge der Kupfer und der Verfasser
Goethe als Anatom. 171
erkennt eines ieden Antheil öffentlich mit Dank und
wünscht dass diesem kleinen Werke ohngeachtet seiner
Unvollkommenheit nicht ganz der Beyfall der Kenner und
dieser Materie zu ihrer weiteren Ausbildung die Bemühung
eines Meisters nicht fehlen möge.
Wie merkwürdig und wichtig eine nähere Untersuchung
dieses einen Knochens in der Naturlehre sey, wird man
leicht gestehen, wenn man bedenkt, dass er zu der Absicht
gebildet ist, dass ein Thier sich hauptsächlich seine Nahrung
wovon die ganze Existenz des Thieres doch abhängt zu
eigne. Das Linneische System beruht vorzüglich aut
diesem Knochen und es käme darauf an, ob man bey
näherer Untersuchung die untere Kinnlade nicht ganz in
der Classification weglassen und bloss nach dem Os
intermaxillare classificiren könnte. Die Linie welche der
berühmte Camper zu Bestimmung der Physiognomie an-
giebt, beruhet auch auf der mehr oder weniger Vorge-
schobenheit dieses Knochens. Und ob man wohl gleich
von einem ieden Beine am Thier sagen kann, es trage
durch seine Umänderung zu der verschiedenen Gestalt nach
seiner Art bey: so sind doch vielleicht wenige so ausge-
zeichnet, so ins Gesicht fallend abwechselnd als dieses.«
Die ganze Einleitung, sowie der »Versuch der Darstel-
lung Stylo continuo « werden in der Ausgabe veröffentHcht
werden.
Bekanntlich hat Goethe von seiner »Wirbeltheorie«,
d. h. der Entdeckung der Wirbelnatur der Schädelknochen
zwei von einander abweichende Darstellungen gegeben.
Die vom Jahre 1823 (Morphol. II, i, 50), in der auch die
Jahreszahl 1791 irrthümlich ist (auch beim »Zwischen-
kiefer« hat Goethe sich später ja um zwei Jahre geirrt:
1786 statt 1784) führt die erste Idee, dass nicht nur die
eigentlichen Schädelknochen, sondern auch die Gesichts-
kjwchen von Wirbeln abgeleitet seien, auf den Fund des
Schöpsenkopfes auf dem Judenkirchhof von Venedig
zurück. Die andere (Annalen zu 1790) spricht davon,
dass dieser Fund die »früher von mir erkannte Wahrheit,
die sämmtlichen Schädelknochen seien aus verwandelten
Wirbelknochen entstanden, abermals hethätigte.« Ich halte
aus inneren Gründen dafür, dass die letztere Darstellung die
richtige ist und dass Goethe durch seine Studien am
Zwischenkiefer und die sich naturgemäss daran schliessenden
sonstigen Untersuchungen am Schädel schon in der Mitte
172 Abhandlungen.
der achtzioer Jahre zu jener grossen Idee gekommen ist,
die bis auf unsere Tage fördernd und befruchtend auf die
Lehre von der Natur und Entstehung des Kopfskelets
eingewirkt hat — wenn sie sich auch für die Gesichts-
knochen als irrthümHch, betreffs der Schädelknochen als
unzureichend erwiesen hat. Erst durch den Vergleich der
Kopfknochen mit den Wirbeln, durch die Auflösung des
Schädels in einzelne Elemente, die man mit mehr oder
weniger Recht als Wirbel oder Wirbeltheile oder den
Rippen entsprechende Bildungen anzusehen sich bemühte,
hat man für die Lösung des überaus schwierigen Problems
von der Entstehung und Bedeutung des Kopfskelets eine
Grundlage gewonnen, — ebenso wie für die Anatomie
des Gehirns und der Kopfnerven in dem Vergleiche mit
dem Rückenmark und den aus ihm austretenden Nerven.
Trotzdem die entwickelungsgeschichtliche und vergleichend-
anatomische Basis, von der aus wir heutzutage arbeiten,
eine unvergleichlich breitere, vor allem tiefer gelegene
ist, so sind wir, wenn wir offen sein wollen, von der
Lösung des grossen Räthsels noch immer sehr weit entfernt.
Erhellt schon aus dem oben Angeführten, dass die
Zwischenkiefer-Arbeit nur als der Theil eines grösseren
Ganzen aufzufassen ist, so wird der vollgiltige Beweis
dafür durch die neuen Funde im Archiv erbracht. »Der
Versuch einer allgemeinen Knochenlehre« hat, wie Goethes
eigene Aufschrift: »i. Abschnitt« vor diesem Titel be-
zeugt, nur den ersten Theil eines grossen Werkes über
vergleichende Anatomie bilden sollen, das leider niemals
geschrieben wurde. Auch die von dem Versuch einer
allgemeinen Knochenlehre vorhandenen Blätter umfassen
nur einen kleinen, wenn auch den schwierigsten und wichtig-
sten Theil der vergleichenden Osteologie, den Kopf,
nämlich den Schneideknochen — wie Goethe jetzt den
Zwischenkiefer nennt — den Oberkiefer, das Jochbein, das
Thränenbein, das Gaumenbein; darauf folgt eine Recapitu-
lation der bis dahin beschriebenen fünf Knochen, sodann
»Übergang zu den zunächst zu beschreibenden Knochen«,
worauf mit dem Stirnbein fortgefahren wird, auf welches
das Keilbein (vorderes und hinteres), Schläfenbein, »Zizen-
bein« und Felsenbein folgen. Sechs Blätter mit zehn Ab-
bildungen von dem schwierigsten der Schädelknochen, dem
das innnere Gehörorgan bergenden Felsenbein, liegen dem
Manuscript bei.
Dieses ist in Form eines Aktenbündels geheftet und
grösstentheils dem Schreiber Goetze diktirt, mit Ausnahme
des Abschnittes »Gaumenbein«, der von einer bisher im
Archiv unbekannt gewesenen Hand geschrieben ist, —
Goethe als Anatom. 175
während zwei lateinische Dispositionen (Gaumenbein, Os
temporum) von eigener Hand herrühren, ebenso wie die,
allerdings nur auf die ersten Blätter beschränkten Cor-
recturen.
Die Beantwortung der Frage, von welcher Hand das
Kapitel »Gaumenbein« geschrieben sei, erschien besonders
wichtig für die Erledigung der Hauptfrage, luanii die
Arbeit abgefasst ist. Eine glückliciie Verkettung von Um-
ständen führte zu einer sicheren Lösung. Ihrer König-
lichen Hoheit der Frau Erbgrossherzogin von Sachsen,
welche das Archiv mit Höchstihrem Besuche beehrte, fiel eine
gewisse Aehnlichkeit der fraglichen Handschrift mit der Ihr
zufällig vorgelegten von J. G. Herder auf; und so gelang
es, unter Zuthun Suphans, die Handschrift als die des
zweiten Sohnes Herders, August, festzustellen, von dem
Briefe aus dem Januar 1793 und November 1795 im Archiv
vorhanden sind. Nun ging August Herder im Herbste
1794 nach Neuenburg, während Goethe Ende August 1793
von der Belagerung von Mainz heimkehrte. Das fragliche
Kapitel muss also zwischen dem Herbst 93 und dem Herbst
94 diktirt sein. Höchst wahrscheinlich ist somit die ganze
Arbeit in diesen Zeitraum, also wesentlich in das Jahr
1794 zu setzen.
Goethes vergleichende Anatomie des Schädels bezieht
sich allerdings nur auf die höheren Wirbelthiere, auf die
Classe der Säugethiere, aber die Beschreibung der hier
allgemein vorkommenden Skelettheile, der kunstvolle Auf-
bau des Schädels, den Goethe vor den Augen des Lesers
vollzieht, können noch heute als Muster einer anatomischen
Darstellung dienen. Die Goethesche Methode ist es, welche
in ihrer Genauigkeit im Einzelnen und in ihren weiten ver-
gleichenden wie mechanischen, ich möchte sagen archi-
tektonischen Gesichtspunkten so ungemein fesselt, dazu
der classische Styl, der sich sogar diesen spröden, für die
zusammenhängende Darstellung so schwierigen, zu Wieder-
holungen von Worten und Wendungen geradezu heraus-
tordernden Gegenstand zu unterwerfen weiss: diese Ver-
einigung exacter nüchterner prosaischer Angaben und
künstlerischer Gestaltung der Form ist so echt Goethisch,
dass gewisss auch Laien diesen leider Torso gebliebenen
Aufsatz nicht ohne Genuss lesen werden. Einige Proben
mögen dies bezeugen. ,
Goethe beginnt:
»Wenn es natürlich war, dass man die Betrachtung
des menschlichen Schädels mit dem Stirnknochen anfing,
als dessen Gestalt die menschliche Natur am meisten be-
zeichnet, so finden wir uns dagegen, indem wir den
174 Abhandlungen.
Thierschädel beschreiben wollen, zu einer andern Methode
genöthiget, wozu uns das Anschauen die einfache An-
leitung giebt.
Wir mögen nehmlich das Thier ansehen, wie es im freien
Zustand sein Haupt trägt, oder dessen Schädel zur Betrach-
tung vor uns legen; so finden wir immer, dass die Werk-
zeuge der Nahrung uns am stärksten in die Augen fallen.
I. Der Schneide-Knochen.
Am skelettirten Kopfe des Thiers bemerken wir
zuerst denjenigen Knochen, durch welchen es seine
Nahrung ergreift. Ich darf ihn gegenwärtig getrost in
den allgemeinen Typus einführen, da er nun auch an dem
Menschen anerkannt' wird, wo er sich selbst den scharf-
sichtigsten Beobachtern eine Zeitlang eigensinnig zu ver-
bergen schien.«
Dass Goethe schon bei der Abfassung des Conzeptes
zum Zwischenkiefer die Absicht hatte, seine Unter-
suchungen weiter auszudehnen, geht aus dem Briefe an
Sömmcrring (VII, 3. 7. Januar 1785) hervor: »Ich werde
meine Beobachtungen über diesen Knochen fortsetzen,
und wenn meine Bemühungen Beifall finden, auch über
die übrigen Knochen des Kopfes Vergleichungen anstellen
und mittheilen. Das Feld ist so gross, dass man bei ein-
geschränkter Zeit und Kräften wohl thut, sich ein
Winkelchen auszusuchen und es zu bearbeiten. a
Ja aus einem aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem
Jahre 1784, vermuthlich dem Herbste dieses Jahres
stammenden Briefe an Merck, dessen Urschrift (diktirt
an zwei verschiedene Schreiber, Zusätze und Ver-
besserungen von eigener Hand) sich im Archiv unter den
osteologischen Manuscripten fand, geht hervor, dass Goethe
schon damals das allgemeine Prinzip erkannt hatte und
verfolgte, dass die sclieinbar einfachen Knochen des
Schädels sich in mehrere Elemente auflösen lassen und
zwar sowohl vergleichend-anatomisch als entwickelungs-
geschichtlich. Goethe schreibt: «Ich beziehe mich hier
wieder auf das, was ich von der Theilbarkeit der Knochen
in meinem vorigen gesagt habe und würde, wenn ich so
glücklich wäre, den Schädel eines Elephantenfoetus zu
besitzen, noch weit mehr darüber sagen können.« Die
Zerlegung des Oberkiefers in seine Bestandtheile, welche
Goethe damals versuchte, ist bis heute noch nicht in be-
friedigender Weise gelungen.
' Loder, Handbuch der Anatomie 1788. — Vicq iVAiyr. — Auch
Sömwerring bekehrte sich zu Goethes Auffassung — um 1791.
Goethe als Axatom. 175
In diesen Gedankengang gehören wohl Notizen auf
einem von eigner Hand geschriebenen Blatte, die sich
auf die Zerlegung des Körpers in Partes propriae und
impropriae beziehen:
»Alle Theile des organischen Körpers insofern er lebt
sind partes impropriae.
Insofern er seiner Katur gemäss zerlegt wird, wird
er aber in partes proprias zertheilt.
Diese hat man in der Myologie schon verfolgt.
Warum nicht in der Osteolo2;ie.«
Dass sich Goethe aber nicht nur mit der Osteologie,
sondern auch mit den Bändern, den Muskeln, sowie dem
Gehirne beschäftigt hat, zeigen verschiedene Notizen, auf
meist losen Blättern. In dem Venezianischen Tagebuche
von 1790 fand R. Steiner folgenden Satz, der in innerem
Zusammenhange mit den Gedanken über die Wirbelnatur
der Schädelknochen stehen dürfte : »Das Hirn selbst nur
ein grosses Hauptganglion. Die Organisation des Gehirns
wird in jedem GangUon wiederhohlt, so dass jedes Gang-
lion [als] ein kleines subordinirtes Gehir.n anzusehen ist.« —
Dass Goethe sich später genauer mit den Furchen und
Windungen an der Oberfläche des Gehirns — die erst in
unseren Tagen näher untersucht worden sind — beschäftigt
hat, bezeugt eine Notiz über die starke Prominenz der
»Gyrorum« des Kalbshirns auf einem einzelnen Blatte, das
ferner Notizen über das Innere dieses Organs und seiner
Umhüllung enthält. — Auf einem anderen Blatte desselben
Bündels liest man : »Es ist ein angenehmes Geschäft die
Natur zugleich und sich selbst erforschen, weder ihr noch
seinem Geiste Gewalt anzuthun, sondern beyde durch
gelinden Wechsel Einfluss mit einander ins Gleichgewicht
zu setzen.«
Der interessanteste Fund für die Beurtheilung von
Goethes anatomischem Forschen und Denken ist unstreitig
der leider auch nur Bruchstück gebliebene »Versuch über
die Gestalt der Thiere.« Derselbe stammt höchst wahr-
scheinlich aus dem Jahre 1790 und ist in Breslau während
des militärischen Getümmels geschrieben. Hierfür sprechen
sowohl die Annalen von 1790, als das Papier und die
Schreiherhand (Götze) — schliesslich auch innere Gründe.
Wir finden nämlich einen Theil der hier in der Disposition
angedeuteten oder bereits ausgeführten Gedanken und
Wendungen sowohl in dem »Ersten Entwurf einer all-
gemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie, aus-
176 Abhandlungen.
gehend von der Osteologie« (Jena, Januar 1795), als
auch in den Vorträgen über die drei ersten Capitel des
eben genannten Entwurfs (1795) wieder. Goethe hat
jedenfalls die Absicht gehabt, eine umfassende, um es
modern auszudrücken. Generelle Morphologie zu schreiben.
Er wird diese Absicht später aus äusseren wie inneren
Gründen aufgegeben, und sich auf die Veröftentlichung
einzelner Capitel in den genannten, gedruckt vorliegenden
Aufsätzen beschränkt haben. Bemerkenswerth ist nun,
dass auch der Versuch über die Gestalt der Thiere bereits
vorläufig ausgearbeitete Capitel zeigt, die aber von den
mehr oder weniger entsprechenden der beiden späteren
Arbeiten von 1795 und 1796 ganz erheblich abweichen —
ein neuer Beweis für die Unermüdlichkeit Goethes, seine
Gedanken immer wieder in neues Gewand zu kleiden.
Der eigenhändige, mit verblasster Tinte geschriebene
Entwurf besteht aus Capitel-Überschriften an den Köpfen
der Bogenblätter ; theilweise ist der Inhalt der Capitel
etwas weiter ausgeführt. Das Papier ist später zu osteo-
logischen Details verwandt worden.
Der Entwurf lautet :
»Vorerinnerung.
Nähere Bestimmung.
Säugethiere.
Osteologisch.
I. Cap. Bemühungen der vergleichenden Anatomie
und Hindernisse die ihnen entgegen stehen.
a) Aenlichkeit der Thiere untereinander. Vierfüssig.
b) Aenlichkeit der Thiere mit dem Menschen.
a. b. beydes auffallend auch der flüchtigsten Be-
trachtung. Gegenstand des Nachdenkens der Philo-
sophen, Aerzte und Zergliederer. Bemühungen unseres
Jahrhunderts.
c) Schwierigkeit der Vergleichung wegen Mangel
eines Tertii comparationis.
man mag Menschen \ n ^ :
A n-i ■ I zum Grunde legen.
oder Ihieie \ ^
d) Übergang zu einem Typus.
2. Cap. Vorschlag zu einem Schema oder Typus.
e) Bedürfniss da man im allgemeinen einig war im
besondern aber die Anwendung des allgemeinen
Prinzips der Übereinstimmung nicht gestatten wollte.
Goethe als Anatom.
f) Aufsuchung und Ordnung der Theile. Insofern
sie entw. immer gegenwärtig sind oder sich ver-
bergen, oder verHeren d. h. sehr untergeordnet
oder gar aufgehoben werden.
übereinstimmen.
abweichen.
beydes letzte an Gestalt und Zahl.
3. Cap.
g) Typus selbst osteologisch.
(Folgt Aufzählung der einzelnen Theile des Skelets.)
h) Ursachen warum der Typus so geordnet worden.
Damit die Gestalt mehr rationell werde. Die
einzelnen Theile durchzugehen und zu betrachten.
os intermax. ist das vordere Ende des Thieres
wir bemerken es nicht beym Menschen weil die
Stirne praedominirt.
Es wird nach Vergleichung verschiedener Thiere
jederzeit anzuzeigen seyn welcher Theil (Knochen)
in seiner fre3^sten und ausgebildetsten Gestalt er-
scheint.
Erst die Grundgestalt des Knochens
Veränderung desselben
durch innere Determination
durch innere ' Einwirkung,
i) Theilbarkeit der Knochen auf möglichste zu ver-
folgen,
k) Mangelnde Theile an den Extremitäten.
1) Veränderlichkeit der Theile in ihrer Gestalt und
Richtung pp.
Base der Mannigfaltigkeit.
m) Beständigkeit der Theile in ihrer Lage gegen
einander.
Base der Übereinstimmung,
n) In der Balance dieser bevden Bestimmungen liegt der
Grund des ganzen Mechanismus der Organisation.
In dem mehreren was gegeben in dem minderen was
entzogen wird
Hegt I ^^^, carackteristische I ^^^^^ gjjj^
^ l und zweckmassige (nach aussen) J '^
4. Cap. Princip des Gebens und Entziehen s
o) Die Natur kann nur einen Theil auf Unkosten '.des
andern begünstigen, sie muss also in einem ge-
wissen Maasse bleiben.
p) Osteologische Beyspiele.
' Jedenfalls verschrieben für »äussere«.
Goethe- Jahkuuch XIII. 12
lyS Abhandlungen.
q) Beyspiele von weichen Theilen.
rj Anwendung auf den Charackter der Thiere.
s) Grosse Bedeutsamkeit (Übergewicht) der Zähne be-
sonders der Schneidezähne. Urspr. der Hörner etc.
t) Verschiedene Charaktere der Thiere durchgegangen.
u) Charackter des Menschen.
v) Charakter des Affen des Esels.
w) Anwendung des Princips auf die Gestalt der beyden
Geschlechter.
5. Cap. Allgemeine Betrachtungen.
x) Grösse und Kleinheit, viel oder wenig Masse
machen keinen Unterschied in Betrachtung des
Typus.
y) Bemerckungen über grosse und kleine Thiere. Ihre
eminenten Disproportionen.
6. Cap. Princip nach aussen.
z) Das scheinende Zweckmässige als
Bestimmung von aussen
Verhältniss nach aussen.
7. Cap. Einige Blicke auf die übrigen Thiere.
«) Vögel.
/?) Amphibien.
y) Fische.
Cap. 8. Schluss über die Behandlungsart selbst.
8) Bemühung dem Mechanismus der Natur näher zu
rücken und fruchtbare Principien auszusprechen.
besser. Den Gesetzen der Natur nachzuspüren
nach welchen sie in einer gewissen bestimmten
Folge würckt.
Entsagung auf einen Endzweck loszugehen.
Zwecke nach innen, Naturzwecke, Ursache und
Wirkung.
ri) Pflicht des Forschers und Denkers so zu Werke zu
gehen.
Weil sonst nichts gefunden noch geordnet werden
kann. Freyheit eines jeden weiter zu gehen und
sich des Dargelegten zu bedienen.
Cap. 9. Schluss.
d^ Rückblick von dem Punckte . . .«
Auf dem Titelblatt des »Versuchs« findet sich noch
eine andere, mit schwarzer Tinte eigenhändig geschriebene
Disposition, welche Kapitel enthält, über die sich Goethe,
soweit bekannt, niemals ausführlicher geäussert hat. Viel-
leicht ist dies der allererste Entwurf, den Goethe später,
als zu viel umfassend, eingeengt hat :
Goethe als AnatoxM. 179
»Inhalt, Absicht, des Werckes.
Vergleichende Anatomie. Wirkung auf Naturlehre.
Phisiologie.
I. Geschichte.
Schwierigkeiten.
Reunions Punkt.
Versuch des Typus.
II. Typus generalis.
Rechtfertigung desselben.
III. Bildung der Thiergestalt, Im Allgemeinen. Princip
des Gebens und Nehmens.
Beständigkeit desselben.
Versatilität desselben.
Würckungen von innen.
— von aussen.
Exempel.
IV. Bildung der Thiergestalt in osteologischer Rück-
sicht. Typus specialis osteologicus.
V. Übergang der weicheren in festere Theile. Fest
und weich muss gleich gedacht werden.
VI. Würckung des Gehirns, der Nerven.
VII. Der Eingeweide.
VIII. Der Muskeln in dieser Hinsicht.
IX. Haut Haare Überfluss andeutend.«
Diese Entwürfe zu dem »Versuch« sind deswegen hier
ausführlich mitgetheilt worden, weil sie Goethes Ideen
über vergleichende Anatomie und den viel besprochenen
Typus viel vollständiger und anschauUcher zeigen, als die
nur die ersten Capitel des Entwurfs enthaltenden ausführ-
licheren Darstellungen. — Goethe entwickelt hier Gedanken,
wie sie erst sehr viel später von den Begründern der
Naturphilosophie, theilweise erst in den letzten Jahr-
zehnten geäussert wurden. Goethe spricht ja nirgends von
einer »Abstammung«, einer wirklichen Bluts -Verwandt-
schaft der Thiere unter einander oder zwischen den
Thieren und dem Menschen. Aber, w'enn er das Wort
auch nicht ausgesprochen hat, so scheint er doch stark an
eine innere Verwandtschaft der Formen, von der Urpflanze
bis zum Menschen gedacht zu haben. Jedenfalls hat er
die Vorstellung einer zusammenhängenden Entwicklungs-
reihe der Organismen gehabt, welche indes nicht — wie
Darwin will — mehr auf Zufall, auf »Anpassung an äussere
Einwirkungen und Vererbung« von den durch solche An-
I 8o Abhandlungen.
passung erworbenen Eigenschaften, sondern wesentlich oder
ledigUch auf inneren Geset:ien beruhe. So dürfte meines
Erachtens Goethe der Lamarck' sehen Descendenzlehre näher
stehen als dem eigentlichen Darwinismus, wenn man über-
haupt die ganz eigenartige' und selbständige Anschauung
Goethes mit modernen Theorien vergleichen darf oder will.
Nach einer etwa zehnjährigen Unterbrechung der
anatomischen Studien während des gemeinsamen Wirkens
mit Schiller — von 1795 bis 1805 — hat Goethe diese
Lieblingsbeschäftigung bald nach dem Tode Schillers
wieder aufgenommen, wie Papiere aus dem Jahre 1807
beweisen. In den zwanziger Jahren, bis zu seinem Tode,
hat dann bekanntlich Goethe sich wieder ganz besonders
mit Anatomie betasst, wobei er vielfach auf seine früheren
ersten Entwürfe und Ausarbeitungen zurückkam, wie die
neu gefundene » Geschichte des Manuscripts « und andere
Schriften zeigen, die aus der Mitte der zwanziger Jahre
stammen müssen. Goethe berichtet in diesem kleinen
Fragmente zu einer Autobiographie u. a. über den »Versuch,
den Versuch umzuarbeiten. Mislingt. Weil man es besser
machen will ohne gleiches Feuer und Gegenwart. Bleibt
liegen. Jetzt wieder aufs erste zurückgeführt, da das
alte Mspt. noch :{ii handen ist.(( In der »Schlussbetrachtunga
spricht Goethe von seinem »dreissigjährigen noch nicht
erkalteten Interesse;« er fragt: »Warum soll man aber nicht
lebendig erhalten was einmal gelebt hat?« — und schhesst
höchst charakteristisch : »Velleitäten. Man tröstet sich,
dass die Geschichte der Wissenschaften, ja die ganze Ge-
schichte nur dergleichen aufweist. Und ich wüsste daraus
keine weitere Nutzanwendung zu ziehen, als dass wir
nichts sorgfältiger thun sollten, als das Entdeckte, Ge-
fundene, Bedachte, Geordnete, wie und wo wir es finden,
redlich zu ehren und zu unserm wie zu andrer Nutzen
sträcklich anzuwenden. Hora ruit.«
' Folgender Satz (im Bündel : »Thierwelt«) spricht allerdings
nicht sehr für Descendenz-Gedanken :
»Der Arte hat etwas ähnliches vom Krebse darinnen, dass bey
der möglichsten Verwandlungsfähigkeit aller Theile kein regulirendes
und constituirendes Prinzip irgend wo obwaltet. Deswegen jeder Theil
sich ungestraft erweitern, verengern, verlängern oder verkürzen mag,
und das Ganze darum, es mag sich geberden, wie es will, immer absurd
bleibt«. »Den Affen« (Goethe spricht stets in der Einzahl von diesen
Thieren) scheint Goethe überhaupt nicht sehr geliebt zu haben.
3-
Goethes Faust und das hohe Lied.
Von
Otto Pniower.
ie sehr die Bibel, das alte wie das neue Testament,
auf Goethe eingewirkt hat, ist bekannt. Er selbst
spricht sich darüber im vierten und im zwölften
Buche von Dichtung und Wahrheit eingehend, an anderen
Stellen seiner Autobiographie (sechstes und siebentes Buch
Werke 27, 57 ff. 27, 95 ff.) weniger genau aus. Die
Forschung hat denn auch neuerdings den Versuch unter-
nommen, den Spuren dieses Einflusses in der Sprache des
Dichters, den er selbst constatirt (Werke 27, 59), nach-
zugehen (Victor Hehn: Goethe-Jahrb. 8, 187 ff. und G. Hauff
Goethe- Jahrb. 11, 176, Henkel, Goethe und die Bibel
Leipzig 1890). Auch das ist bekannt, dass die Beschäftigung
Goethes mit der Bibel eine so eindringende war, dass er
bis zur Production auf dem Gebiete der Kritik schritt.
1773 erschienen von ihm die beiden Schriftchen: »Brief des
Pastors zu • . • an den neuen Pastor zu • . • Aus dem
Französischen« und »Zwo wichtige .... biblische Fragen
u. s. w\ « Gegen das Ende der neunziger Jahre erwachte
dann das alte Interesse von neuem. Er betrieb jetzt eifrige
Studien zum zweiten Buch Mosis, Studien, die sich haupt-
sächlich um die Person Mosis und um das Problem vom
Zuge der Kinder Israel in der Wüste bewegten. Die
Ergebnisse dieser Forschungen hat der Dichter erst viel
später (1819) in den Noten zum Divan veröffentlicht.
l82 Abhandlungen.
Doch selbstverständlich hat Goethe nicht bloss vom
Standpunkte des sachlichen Kritikers aus die Bibel be-
trachtet. Auch als er schon der Kritik fähig und zu ihr
sehr geneigt war, hat er sie vor allem ästhetisch auf sich
wirken lassen. Ausser durch die in der Sprache des
Dichters nachweisbaren Spuren des biblischen Einflusses
wird uns das durch Goethe selbst bezeugt, der im vierten
Buch von Dichtung und Wahrheit ausdrücklich hervorhebt,
wie die idyllischen Bilder des orientalischen Lebens in
den fünf Büchern Mosis ihn zur Sammlung und Beruhigung
stimmten. Es wird uns für die Frühzeit ferner durch
eine Reihe dichterischer Pläne, die aus der Bibel flössen
(vgl. darüber Elenkel a. a. O. S. 2), sowie durch die ganz
vom biblischen Geiste getragenen »Fünfzehn Parabeln.
Salomons Königs von Israel und Juda güldne Worte von
der Ceder biss zum Issop « (Der junge Goethe 3, 500 ff.)
bezeugt, wie endlich durch den Umstand, dass Goethe
von einem Stück der Bibel, dem hohen Liede, so ergriffen
wurde, dass er es in sein geliebtes Deutsch übertrug.
Man wusste von dieser Uebersetzung lange Zeit nur
durch den Brief Goethes an Merck vom 10. oder 11. Oc-
tober 1775, worin es heisst: »Ich habe das hohe Lied
Salomons übersezt, welches ist die herrlichste Sammlung
Liebeslieder, die Gott erschaffen hat. « Später hat dann
A. Scholl in seinen Briefen und Aufsätzen von Goethe (1846)
S. 155 fl. kleine Bruckstücke der Uebertragung veröffent-
licht. Das Ganze kennen wir erst, seit Gustav von Loeper
es in seiner Ausgabe der Briefe Goethes an Sophie La
Roche und Bettina Brentano (Berlin 1879) hat abdrucken
lassen.
Diese Uebertragung lehnt sich im Ganzen an die
Luther'sche Verdeutschung eng genug an, was bei der
geringen Kenntniss, die Goethe vom Hebräischen besass,
begreiflich ist. Doch berichtigt sie manche ihrer Irr-
thümer (vgl. V, 16 und Goethe oei v. Loeper S. 135 Z. 3/4
V. u.). Im Uebrigen verleugnet sie Goetnisches Gepräge
nicht. Man spürt in ihr sogleich das Walten eines
dichterischen Geistes, der vorzugsweise von künstlerischen
Gesichtspunkten geleitet wird. Die vielen dem orien-
talischen Stile so gemässen Wiederholungen im Original
sind auf eine ganz geringe Zahl beschränkt, und die An-
ordnung der Strophen ist neu und selbständig durch-
geführt. Die übliche Capiteleintheilung hob Goethe auf
und suchte seine Auffassung, dass das hohe Lied die
herrlichste Sammlung von Liebesliedern sei, schon in der
Gruppirung der Strophen zur Geltung zu bringen, indem
er das Ganze in 31 Stücke zerlegte, von denen wohl ein
Goethes Faust und das hohe Lied. 183
jedes eine Art Liebeslied darstellen soll. Die Reihenfolge
der Strophen im Original ist dabei, abgesehen davon, dass
viele gestrichen sind, genau befolgt. In einzelnen Wen-
dungen bricht dann der dichterische Geist des Ueber-
setzers lebhaft durch. So wenn er die Stelle, in der
Sulamiths sinnhches Erbeben bei der Berührung des Ge-
liebten geschildert wird et venter meiis intremiiit ad tacium
eins (V, 4) kurz wiedergibt mit: mich iiberliefs.
Bei diesem »mich überliefs« denkt man sogleich an
das mnich überläuftsv, mit dem in der ersten Gartenscene
Gretchen Fausts machtvoll hervorsprudelnden Liebeserguss
unterbricht. Nach den Worten :
»Ja, mein Kind ! Lass dieses Blumenwort
Dir Götterausspruch sein! Er hebt Dich!
Verstehst Du, was das heisst? Er liebt Dich!«
murmelt Gretchen: »Mich überläufts«. Dazu gibt der
Dichter die scenische Anweisung, dass Faust nach seinen
Worten Gretchens beide Hände fasst. Ich merke diesen
Umstand an, weil er die Aehnlichkeit der Situation schärfer
hervortreten lässt. Wie es in der Bibel heisst ad tactiim
eins intremuit, so erscheint hier das Schaudern mit als
eine Folge der Berührung.
Dieselbe Wendung »mich überliefs« treffen wir bei
Goethe im ersten Act des Egmont (Werke 8, 199), da
Klärchen, kurz bevor der weggeschickte Brackenburg
wiederkehrt, im Gespräch mit ihrer Mutter erzählt, wie
sie auf einem ärmlichen Holzschnitt die Schlacht bei
Gravelingen dargestellt sah : »Ich finde oben im Bilde den
Buchstaben C. und suche unten in der Beschreibung C.
Steht da: »Graf Egmont, dem das Pferd unter dem Leibe
todt geschossen wird. Mich überliefs«. — Man sieht:
hier handelt es sich nicht um ein Erwachen schlummernder
Leidenschaft, sondern um den Ausdruck eines plötzlichen
Angstgefühls. Die Stelle steht darum der im hohen Liede
nicht so nahe wie die im Faust und ich erwähne sie hier
auch weniger wegen ihrer Aehnlichkeit mit ihr als weil
die Wendung sprachlich merkwürdig ist und schon des-
halb bis in ihre Schlupfwinkel hinein verfolgt sein will.
Das Characteristische an ihr ist die Prägnanz. Es wird
das blosse Verbum gebraucht ohne das Substantiv Schauder
und ohne ein Adverb wie kalt oder heiss. An den andern
Stellen an denen überlaufen in diesem Sinne nach dem
Sandersschen Lexikon bei Goethe erscheint, steht Schauder.
»Ein Schauder überlief mich vom Kopf bis auf die Füsse«
schreibt Werther in den Briefen aus der Schweiz (Hempel
16, 232). »Ein Schauder überläuft die Erde« sagt der Dämon
184 Abhandlungen.
des Krieges in des Epimenides Erwachen (Auftritt 5).
Dazu kann ich aus dem Tankred (Act 4, Scene 6, Hempel
10, 498) fügen: »Hätte damals Dich ein Schauer über-
htufen u. s. w.« Aehnlich heisst es in dem Monolog, den
Gretchen spricht, bevor sie den König in Thule singt
(Urfaust V. 609) : Mir läuft ein Schauer am ganzen Leib.
Sonst ist der prägnante Gebrauch von »mich überläufts,«
der wie ich höre heute noch dialectisch ist, weder bei
Sanders belegt noch bei Adelung. Bei Goethe kenne ich
ihn nur noch in der Fischerin, wo der Vater, bevor Niklas
die Ballade vom Wassermann vorträgt, sagt : » So sing
nur! Ich bin nun schon so alt geworden, und manchmal
überläuft mich's doch«.
Der Umstand, dass die Goethische Uebertragung des
hohen Liedes und der Faust sich in einer so charac-
teristischen Wendung begegnen, lässt schon an irgend
einen näheren Zusammenhang der Uebersetzung mJt dem
Drama denken. Doch ist das nicht der einzige Punkt,
durch den wir darauf geführt werden, etwaige Beziehungen
zwischen beiden ins Auge zu fassen. Es kommt noch
ein äusseres werthvoUes Zeugniss hinzu. In demselben
Brief, in dem Goethe Merck von seiner Uebersetzung
Mittheilung macht, heisst es: »Hab an Faust viel ge-
schrieben«. Und nun erhebt sich wie von selbst die Frage,
ob sich nicht in Goethes Drama Spuren seiner eindring-
lichen Beschäftigung mit dem Liede der Lieder nach-
weisen lassen.
Die Bedeutung der Bibel überhaupt für den Faust und
ihr dichterischer Einfluss auf ihn ist häufig bemerkt worden
und aus jedem Commentar ersichtlich. Hier sei nur an
den »Prolog im Himmel« erinnert, dessen Conception be-
kanntlich auf dem Buche Hiob I, 6 beruht. Auch kennen
wir in ihm seit Langem Anlehnungen gerade an das hohe
Lied oder Anspielungen darauf. In der Stelle der Scene
»Wald und Höhle«, wo Mephisto, um Fausts Lüsternheit
rege zu machen, ausruft :
»Gar wohl mein Freund! Ich hab' euch oft beneidet
Um's Zwillingspaar, das unter Rosen weidet.«
benutzt der letzte Vers eine Wendung, die in ihm häufig
begegnet (IV, 5, VI, 2, VII, 3), vgl. auch die Ausgabe von
Loeper zu v. 2981. Und die Verse, die Faust in der Walpurgis-
nacht, als er mit der Jungen tanzt, spricht: (v. 4128 ff.)
»Einst hatt' ich einen schönen Traum;
Da sah ich einen Apfelbaum,
Zwei schöne Aepfel glänzten dran,
Sie reizten mich, ich stieg hinan.«
Goethes Faust und das hohe Lied. 185
nehmen namentlich in ihrem Schluss Bezug auf jene Stelle
im hohen Lied (VII, 8), wo es heisst : »Ich will auf den
Palmbaum steigen und seine Zweige ergreifen«. Vgl.
Loeper zu v. 3775.
Aber diese Verse sind erst gegen Ende der neunziger
Jahre gedichtet und jene Stelle in der Scene »Wald und
Höhlecf sicherlich nicht früher verfasst als zu der Zeit, da
Goethe in Italien für das Fragment die Scene theils neu
schuf, theils aus vorhandenen Stücken zusammenstellte.
Wir aber müssen nach Spuren der Einwirkung des
hebräischen Gesanges im Urfaust suchen.
Natürlich denken wir vor allem an diejenigen Parthien
des Werkes, die sich im Charakter mit dem Geiste des
hohen Liedes begegnen, an die Liebesepisode, die Gretchen-
scenen, die uns ja auch schon dadurch nahe gelegt werden,
dass in einer von ihnen die besprochene Wendung sich
findet. Erinnern wir uns ferner, dass Goethe in dem
Original seiner Uebersetzung die herrhchste Sammlung
von Liebesliedern sah, die Gott erschaffen hat, so denken
wir bestimmter an ein Lied.
Als ein solches darf Goethes Monolog »Am Spinn-
rad: Meine Ruh ist hin. Mein Herz ist schwer« u. s. w.
immerhin gelten, wenn es auch nicht in jedem Sinne ein
Lied ist. Ein liedartiger, lyrischer Charakter ist ihm
jedenfalls nach Form wie nach Gehalt unverkennbar auf-
geprägt. Und in der That zeigt dieser Monolog Einfluss
des biblischen Gedichtes. Manchem schon mag die Art,
wie in der sechsten und siebenten Strophe die körperlichen
Vorzüge des Geliebten geschildert werden, aufgefallen
sein. Sie ist biblisch, und dass sie uns nun aus dem
Munde eines deutschen Mädchens entgegentönt, scheint
auf dem starken Eindruck zu beruhen, den der hebräische
Gesang in der Seele des jugendlich empfänglichen Dichters
hinterlassen hat.
Zweimal wird im hohen Lied die Schönheit des
Mädchens (IV, i; bei Goethe No. 13 und VI, 4 — 6; bei
Goethe ausgelassen) und einmal die des Geliebten (V,
II — 16; Goethe No. 18) mit all der Ausführlichkeit be-
schrieben, die dem orientalischen Stil eigen ist. In der
Methode der Vergleichung werden seine Augen, die Haare,
die Zähne, die Lippen, die Wangen, der Hals u. s. w.
characterisirt. Beim deutschen Dichter werden wir nicht
dieselbe Breite erwarten. Bei ihm beschränkt sich die
Beschreibung auf den Gang des Geliebten, die Gestalt,
den Mund, die Augen, die Rede und den Händedruck.
Aber beinahe für jeden Zug dieser Characteristik bietet
l86 Abhandlungen.
das hohe Lied entsprechendes. Zwar wird der Gang des
Gehebten nicht ausdrückhch erwähnt, dagegen heisst es,
was immerhin daraufführen iconnte: » crura illius cohumnae
marmoreae quae fundatae sunt super bases aureas «, was
Goethe übersetzt : » Seine Beine wie Marmorsäulen auf gül-
denen Sockeln « (Luther: gegründet auf goldenen Füssen).
Von der Geliebten Sulamith wird dann VII, i der schöne
Gang in den Schuhen hervorgehoben. Dem Goethischen
»Seine edle Gestalt« entspricht das biblische, gleich nach
der Erwähnung der Beine folgende: »Seine Gestalt (species)
luie der Libanon, auserwählet wie Cedern.« Der Mund
wird im hohen Liede nicht genannt, dafür aber die Lippen,
von denen es heisst, sie seien »Rosen träufelnd köstliche
Myrrhen.« (Luther: wie Rosen, die mit fliessenden
Myrrhen triefen). Die Augen werden genannt (Tauben-
augen an den Wasserbächen, gewaschen in Milch, stehend
in Fülle). Ebenso ist seiner Rede Zanberßuss vorgebildet
durch guttiir suavissimmn, was Goethe übersetzt mit: »seine
Kehle voll Süsigkeit«. »Sein Händedruck« ist natürlich
Goethisch, doch kann auch dieser Zug immerhin durch
die Bibel angeregt sein. Die Hände des Geliebten werden
erwähnt und »Goldringe« genannt, »mit Türkisen besezzt«
(Luther: goldene Ringe, voll Türkisse).
Dass diese Uebereinstimmungen beachtenswerth sind,
wird Niemand bezweifeln. Sie sollen aber nicht bloss für
beachtenswerth gelten, sondern ich wünsche darzuthun,
dass sie auch wirklich auf der Beeinflussung Goethes durch
das bibhsche Gedicht beruhen. Es kommt mir darauf an
zu zeigen, dass er bei der Conception seines Liedes ausser
durch andere Momente, die auf ihn einwirkten, auch durch
eine gleichsam active Erinnerung an das biblische Werk
bestirnmt wurde, das ihn gepackt hatte und in seiner Ge-
dankenwelt weiter lebte und webte dergestalt, dass die
angeregte Phantasie sich in eine jenem Werke verwandte
Art der Production umsetzte, dass der Dichter unwnllkür-
hch, ja wahrscheinlich unbewusst Töne anschlug, die ihm
von dorther erklangen.
Um das zu beweisen, reichen die hervorgehobenen
Uebereinstimmungen allerdings nicht aus. Setze ich den
nicht unwahrscheinlichen Fall, dass unter meinen Lesern
sich ein Skeptiker findet, der dazu noch der in der
Literaturgeschichte jetzt so eifrig betriebenen »Motiven-
jagd« abhold ist, so muss ich von ihm zunächst den Ein-
wand befürchten, dass ein Dichter wie Goethe, dem eine
reichlichst queflende Begabung eine Fülle von Formen
zur Verfügung stellte, ganz von selbst und unabhängig
von äusserer "Beeinflussung darauf kommen konnte, den
Goethes Faust und das hohe Lied. 187
Geliebten von Gretchen in dieser Art scliildern zu lassen,
wie fremd sie uns auch anmuthet.
Darauf erwidere ich, dass mir schon die Theorie, die
diesem Einwand zu Grunde liegt, bedenklich erscheint.
Bei der Frage nach dem Ursprung einer dichterischen
Manifestation gilt der Satz: »ganz von selbst« producirt
der Dichter üoerhaupt nicht. Zu dem, was das Innere
spendet, gehört allemal ein von aussen gekommenes
Moment, mag das nun etwas vom Dichter erfahrenes,
erlebtes, mag es von ihm durch Leetüre oder sonst mittel-
bar erworben sein. Aber selbst zugegeben, dass jene Auf-
fassung richtig wäre, bliebe sie auch nur wahrscheinlich
angesichts des Umstandes, dass wir auf diese Art der
Darstellung gerade in dem biblischen Gedicht stossen, mit
dem Goethe sich zu einer Zeit beschäftigte, als er ein-
gestandener Maassen viel am Faust arbeitete.'^
Es kommt hinzu, dass wir bei genauerem Zusehen
noch mehr verwandte Züge zwischen dem Monolog und
dem hebräischen Liede finden. Zunächst khngt das
»Ach dürft ich fassen
Und halten ihn!«
in der vorletzten Strophe des Monologes bedeutungsvoll
an eine Stelle im hohen Lied an III, 4 tenui eum nee
dimittam, besonders wenn man die Goethische Ueber-
tragung berücksichtigt : ich fass ihn, ich lass ihn nicht
(Luther: ich halte ihn und will ihn nicht lassen). Dann
scheint mir vor allem die starke sinnliche Gluth, von der der
Monolog namentlich in den letzten Strophen durchhaucht
ist und die Goethe später etwas zu dämpfen sich veranlasst
sah, auf der Einwirkung des eigentlichen Liedes der Liebe
zu beruhen. Welch heisse Leidenschaft in dem biblischen
Gesänge lodert, ist bekannt. Ausser in dieser allgemeinen
Uebereinstimmung im Temperament der Dichtung, wenn
ich so sagen darf, begegnen sich das biblische Werk und
das deutsche Lied auch noch in einer Reihe kleiner Züge,
in denen jene Gluth sich äussert. Wie er, der Gehebte, so
bekennt auch Sulamith in der Bibel unverhüllt ihre lieben-
den Wünsche. VII, 12 heisst es: ibi dabo tibi ubera mea,
was Goethe wiedergibt (No. 26) : Da will ich Dich her~en
nach Feniiögen, Luther hingegen im wörtlichen Sinne: »Da
will ich Dir meine Brüste geben«. Wie verwandt sind mit
der Goethischen Uebertragung die Worte des Liedes: »Und
küssen ihn, so wie ich luollt.« ! VIII, i heisst es noch ein-
mal: ut inveniam te foris et deosculer te »fand ich Dich
draus, ich küsste Dich«. Und genau wie in dem Monolog
auf die Charakteristik des Geliebten die Verse folgen, in
Abhandlungen.
denen die Sehnsucht nach ihm mit leidenschafthcher Gewalt
durchbricht, heisst es am Schluss der Beschreibung des Ge-
liebten in der Bibel V, i6: Totus desiderabilis, was Goethe
übersetzte: »er ganz mein Begehren.« (N0.18), später (No. 25)
noch einmal: »Ich bin meinem Freunde, bin auch sein ganzes
Begehren« =et ad me conversio ejus, Luther viel gemässigter
»und er hält sich auch zu mir«. Ja, wir beobachten in dieser
Beziehung eine Aehnlichkeit zwischen der Gestalt, die der
biblische Gesang in der Goethischen üebertragung erhalten
hat und dem Monolog. Wie hier am Schluss die Liebe
mit stürmischen Schritten zum Gipfel heissen A'^erlangens
aufsteigt, so endet die Uebersetzung, indem Goethe die
sieben letzten Strophen des Originals kühn fortlässt,
wirkungsvoll mit einem Hymnus auf die unendliche Macht
der Liebe : »Sezze mich wie ein Siegel auf Dein Herz, wie
ein Siegel auf Deinen Arm. Denn stark wie der Todt ist
die Liebe. Eifer gev^-altig wie die Hölle. Ihre Glut Feuer
Glut, eine fressende Flamme. Viel Wasser können die
Liebe nicht löschen, Ströme sie nicht ersäufen. Bot einer
all sein Haab und Gut um Liebe, man spottete nur sein«.
Eine ähnlich geartete Schilderung des Geliebten aus
dem Munde seines Mädchens wie in dem Monolog am
Spinnrad bietet Goethe noch einmal in dem merkw^ürdigen
Gedicht: So ist der Held, der mir gefällt (Der junge
Goethe 2, 37 f. Werke 4, 361 f.). Darauf hat mich mein
Freund August Fresenius aufmerksam gemacht, dem über-
haupt diese Betrachtungen die entschiedenste Förderung und
eine Fülle von Hinweisen verdanken. Nachträglich sehe
ich, dass auch G. v. Loeper in seiner ersten Ausgabe von
Goethes Faust (Hempel 12, iio) die Verwandtschaft des
Liedes mit unserem Monolog kurz bemerkt hat.
In diesem Gedichte scheint die Annäherung Goethes
an die orientalische Manier viel grösser als in dem Stück
des Faust. Vor allem ist der Dichter breiter und aus-
führlicher. Wie Fausts hoher Gang gleich im Eingang
der Schilderung, die Gretchen von ihm entwirft, gerühmt
wird, so heisst es hier vom Geliebten zunächst: »Hoch
ist sein Schritt, fest ist sein Tritt«. Dann »Schwarzes
Haar auf runder Stirne bebet,« wie im hohen Lied das
rabenschwarze Haar des Geliebten gepriesen wird. Darauf
w^erden die Stirne, die Wangen, die Brust, die Augen,
der Mund and die Lippen beschrieben. Zuletzt werden
in dichterischer Weise moralische Eigenschaften mit
Körpertheilen combiniert: »Treu ist sein Blut .... Schutz
und Stärke wohnt in weichen Armen. Auf dem Antlitz
wohnet edles Erbarmen«. Von dieser Schilderung kommt
der Bibel recht nahe: »Auf den Wangen ew'ger Frühling
Goethes Faust und das hohe Lied. 189
lebet,« da die Wangen im hohen Liede Würzgärtlein
genannt werden »voller Büsche des Weihrauchs« wie
Goethe übersetzt, »wachsende Würzgärtlein der Apotheker«
wie Luther mehr im wörtlichen Sinne sagt. Doch linden
sich in der Lyrik des 18. Jahrhunderts, namentlich in der
Anakreontik, viele gerade diesem Ausdruck ähnliche oder
verwandte Wendungen. Es sei nur an das Goethische
»Ein rosenfarbes Frühlingsw etier lag auf dem lieblichen
Gesicht« errinnert, vgl. auch Uz (hrsg. v. Sauer in Seufferts
Deutschen Litteraturdenkmalen No. 33 — 38) 87, 23 ff. »So
lang auf Wangen junger Schönen Ein blühend Morgenroth
entzückt«. S. 22. v. 3. »Das (Auge) nach den Rosen ihrer
Wangen Durch manchen Umweg lüstern schleicht.« S. in
v. 46 ff. »Flattert nun der Gott der Lust Um die rosenvollen
Wangen Und um jede Liljen-Brust«. S. 100 v. 15 ebenfalls
»roscnvoUe Wangen«. Sehr characteristisch dagegen ist,
was von den Lippen des Helden ausgesagt wird:
»Auf den Lippen träufeln Morgendüfte,
Auf den Lippen säuseln kühle Lüfte«.
Bernhard Seuffert (Zeitschr. f. deutsches Alterthum
Bd. 26 S. 262) nannte die Verse .anakreontisch, ein
anderer, ein Anonymus (Paul Lindaus Gegenwart 1879
No. 31) ossianisch. Doch weist dieser schon auf ihre
eigentliche Quelle hin: die Bibel. Wie sehr klingen die
Worte an diejenigen an, mit denen Goethe die ent-
sprechende Stelle des hohen Liedes in seiner Uebersetzung
wiedergibt: »Seine Lippen Rosen träufelnd köstliche
Myrrhen !«
Auch Inhalt und Gedankengang des Gedichtes be-
weisen, dass das hohe Lied Motive dafür spendete und
einmal erkhngt ein Ton, ähnlich, wie wir ihn in Gret-
chens Herzenserguss am Spinnrad vernehmen. Ent-
sprechend dem biblischen toiiis desiderahills und genau
wie Gretchen im Monolog, nachdem sie Faustens Ge-
stalt vor ihr geistiges Auge gerückt hat, das Verlangen
ihn zu besitzen kund gibt, ringt sich auch von Chloens
Lippen, nachdem sie den Geliebten sich vergegenwärtigt
hat, der sehnsüchtige Rut : »Selig ! wer an seinem
Busen ruht« (v. 30).
Auch andere Momente sprechen dafür, dass bei der
Conception des Gedichtes, wenn nicht orientalischer, so
doch fremder Einfluss massgebend war. Denn erst wenn
wir eine solche Einwirkung von aussen annehmen, er-
halten wir über die Natur des Gedichtes wie über die
Intention des Autors bestimmtere Aufklärung und erst so
wird eine Episode in seiner Geschichte begreiflich.
190 Abhandlungen.
Durch sich selbst ist das Lied nicht eben klar und ver-
ständlich. Man hat darum auch die Goethische Autorschaft zu
bestreiten versucht (Archiv für Litteraturgeschichte X, 270),
und V. Loeper hat es in der Weimarer Ausgabe unter die
Rubrik »Gedichte zweifelhaften Ursprungs« gestellt. Doch ist
die Verfasserschaft Goethes unseres Erachtens, so unsicher
es auch mit der handschriftlichen Ueberlieferung des Ge-
dichtes steht, aus vielen Gründen nicht zu bezweifein. Hier
sei nur angeführt, dass sich in Goethes Tagebuch am
I. September 18 16 eine Einzeichnung findet, wonach er an
einem früheren Lied »Flieh Täubchen flieh« — dies ist
der Anfang unseres Gedichtes — emendirt hat.
Auch schimmert trotz allem Ungoethischen durch das
Ganze eine dichterische Kraft, die man in den siebziger
Jahren keinem anderen als Goethe zutrauen möchte und die
um so mehr ins Gewicht fällt, als der improvisatorische
Character des Gedichtes nicht zu verkennen ist. Seine
Dunkelheit besteht nicht bloss darin, dass Einzelheiten wie
die V. 32
»Soll mein deutsches Herz mit weichen Flöten
Rasches Blut in meinen Adern tödten?«
jeder Erklärung Trotz zu bieten scheinen, sondern auch
sein Grundcharacter tritt nicht scharf genug heraus. Un-
bestimmt schillert die Haltung des Dichters zwischen Scherz
und Ernst und wenn uns der Schluss nicht, was er aller-
dings mit grosser Entschiedenheit thut, verriethe, wohin
seine Auffassung zielt, wir würden schwerlich erkennen,
dass wir es mit einer Parodie zu thun haben. Nehmen
wir dagegen an, dass der Dichter in dem Gedicht fremde
Anregungen verarbeitet, so sehen wir sogleich genauer,
wie es um das Lied bestellt ist. Einen so undeutschen
Eindruck es nämlich im Ganzen macht und so wenig
deutsch uns eine Wendung anmuthet wie etwa die schon
hervorgehobene: »Schutz und Stärke wohnt in weichen
Armen«, ebenso unverkennbar stellt es andrerseits das
Ideal eines deutschen Helden auf. Dreimal wird das
Deutsche betont.
v. 15. Edler Deutschen Füsse gleiten nit.
V. 32. Soll mein (1. sein ?) deutsches Herz mit weichen Flöten
V. 40. Bis ihr deutschen Glanz zu Grabe bringt.
Bedenken wir dabei, dass der Dichter die Farben zu
diesem Gemälde eines deutschen Jünglings sich aus der
Fremde, dem Orient, geholt hat, so kann uns die wahre
Absicht, die er mit dem Liede verfolgte, nicht mehr ver-
hüllt bleiben und dass es sich in ihm um die bitterste
Ironie handelt, wird klar genug.
Goethes Faust und das hohe Lied. 191
Was die Episode aus der Geschichte des Liedes be-
trifft, auf die ich anspielte^ so meine ich damit die That-
sache, dass Goethe selbst das Gedicht später verleugnet
hat. Es geschah das in einem Brief an den Kanzler
Müller vom 22. Juni 1827, der bisher ungedruckt ist und
von dem nur die Stellen bekannt waren, auf die sich Burk-
hardt (Archiv f. Litteraturgesch. 2, 517) und v. Loeper
(Hempel 5, 249 f. Anm.) b'erufen.
Dank dem freundlichen Entgegenkommen der Direction
des Goethe- u. Schiller-Archivs, die mir auch Collationen aller
Handschriften des Gedichtes bereitwilligst überliess, bin
ich in der Lage, ihn hier in seinem kurzem Wortlaut mit-
zutheilen. Er ist von Johns Hand geschrieben und eigen-
händig G unterzeichnet. Eine von einer Schreiberhand
herrührende Abschrift unseres Gedichtes geht ihm voran.
»Vorstehendes Gedicht wird mir freylich zuge-
»schrieben, ich erinnere mich aber nicht es gemacht
»zu haben und wollte es daher nicht aufnehmen aus
»Furcht es möchte von dem wahren Autor zurück-
»gefordert werden. Auch scheint es mir nicht ganz
»mit meiner Sinnes- und Dichtart .übereinzutreften.
»Inzwischen habe einige höchst nothwendige Emen-
»dationen daran gewendet.
Weimar
den 22. Juny
1827
Um zu verstehen, dass Goethe das von ihm verfasste
Gedicht nicht als das seinige erkannte, muss man im Auge
behalten, dass es ihm, als er den Brief dictirte, nicht in
seiner ursprünglichen Gestalt vorlag, sondern in derjenigen,
die es in der Zelterschen in demselben Jahr erschienenen
Sammlung »Sechs deutsche Lieder für die Altstimme.
Berlin, Trautwein 1827« zeigt. Hier ist es mit dem Namen
des Dichters unterzeichnet und von Goethe hatte es der
Componist im Jahre 18 16 erhalten, nachdem es, wie wür
aus dem Tagebuch wissen, einer neuen Durchsicht unter-
zogen war. Zwölf Jahre vergingen, ehe es publicirt wurde,
und als es Goethe endUch vor Augen trat, hatte es ein
wesentlich anderes Aussehen als damals, da es entstanden
war. Nicht nur waren im Interesse leichterer Componir-
barkeit Einzelheiten, wie jene hervorgehobene dunkle
Stelle geändert, sondern die ganze letzte polemische
Strophe, mit der der Musiker nichts anfangen konnte, war
fortgelassen. Mit ihr fiel der nur in ihr genannte Name
des Mannes, der, sei es allein, sei es mit anderen zu-
sammen dem Dichter einst den Anlass zur Improvisation
1^2 Abhandlungen.
gab, der Name Wielands. So war dem Gedächtniss ein
wichtiger Anknüpfungspunkt entzogen, zugleich aber war
mit dem Wegfall die ursprüngliche Tendenz des Liedes
in ihr gerades Gegentheil verkehrt. Was als Satire be-
absichtigt war, erschien nun als ernsthafte dichterische
Intention und eine Art von Poesie, die Goethe, nur um
sie lächerlich zu machen, nachahmte, trat ihm als eine
von ihm selbst widerspruchslos geübte entgegen. Kein
Wunder, wenn er nun seine Sinnes- und Dichtart darin
vermisste. Um wie viel begreiflicher aber wird, dass er
seine »Dichtart« in dem Liede nicht wiederfand, wenn
wir hinzunehmen, dass sein Colorit zum grossen Theil
dem Orient entlehnt war! Wir kommen auf das Gedicht
noch zurück.
Fassen wir nach dieser nothwendigen Abschweifung
den iMonolog wieder ins Auge und die Einwirkung, die
er von dem biblischen Werke erfuhr, so findet ni diesem Ein-
fluss auch seine eigenartige Form in einem gewissen Sinne
ihre Erklärung. Dass ein Monolog in einem Drama die
Gestalt eines Liedes zeigt, ist sicherlich merkwürdig und
Scherer war das Auffallende der Erscheinung auch nicht
entgangen. (Betrachtungen über Faust. Goethe-Aufsätze
S- 307O Js^2;t sehen wir wenigstens den Weg, auf dem
Goethe dazu gelangte, die liedartige Form für ihn zu
wählen. Wenn sich ihm das biblische Stück, wie er selbst
bekennt, als die herrlichste Sammlung von Liehcsliedeni
erwies, wird es ihn, sofern es ihn zum Dichten befeuerte,
vor Allem zu einer liedartigen Composition hingetrieben
haben.
Doch ist damit nicht gesagt, dass der Dichter nicht
auch für die rein dramatischen Scenen, den Dialog, aus
dem biblischen Gesang Anregung hätte schöpfen können.
Ja, man darf sogar die Frage aufwerfen, ob es nicht wirk-
lich geschehen ist. Dass in den Gretchenparthien, be-
sonders in der ersten Gartenscene, ein Ton ange-
schlagen ist, von dem wir verwandte Klänge auch in dem
biblischen Werke vernehmen, dafür können wir Goethe
selbst zum Zeugen aufrufen. Li den Noten zum Divan
kommt er gleich im Beginn auch auf das hohe Lied als
eines der wichtigsten Denkmäler östlicher Poesie zu
sprechen. In der kurzen Charakteristik, die er von ihm
entwirft, sagt er: »Durch und durch wehet eine milde
Luft des lieblichsten Bezirksvon Canaan; ländlich trauliche
Verhältnisse, Wein-, Garten- und Gewürzbau, etwas von
städtischer Beschränkung«. Ist mit diesen Worten nicht
auch — wenigstens ungefähr — die Atmosphäre der ersten
Gartenscene gekennzeichnet? Athmet nicht auch hier der
Goethes Faust UND DAS HOHE Lied. 193
Geist »städtischer Beschränkung?« Ich verkenne nicht,
welche Verschiedenheit trotz aller Aehnlichkeit des Milieus
herrscht hier in dem Gemälde eines deutsch-bürgerlichen
Interieurs, dort in der Darstellung orientalischen Hirten-
lebens. Es soll ja auch nicht mehr vermuthet werden als
möglicher Weise eine Einwirkung des biblischen Gesanges
auf die Conception der ersten Gartenscene in der Weise,
dass Goethe von ihm den Impuls zur Ausführung einer
im Geiste längst umrissenen Scene empfing, so dass sie
jetzt unter dem lebendigen Eindruck des hebräischen
Liedes Form und Farbe erhielt. Es war dadurch nur der
Anstoss zur Production gegeben, die nun ganz eigenartig
in gewaltigem Strom hervorschoss und in einer Fülle
neuer kleiner Züge von unvergänglicher Wirkung sich ergoss.
Für diese Vermuthung möchte ich noch Folgendes
geltend machen. Charakteristisch für die erste Gartenscene
ist besonders die Art, w4e Goethe die häuslichen Verrich-
tungen eines deutschen Bürgermädchens in ein poetisches
Licht zu rücken weiss, wie er Gretchen in ihrer Sphäre
schildert: das Schwesterchen wartend, kochend, fegend,
strickend und nähend und wie er das Prosaische dieser
alltäglichen Beschäftigung nicht nur völlig vergessen lässr,
sondern geradezu mit dem strahlenden Glänze der Poesie
zu umgeben weiss. Diese anscheinend so nüchterne All-
täglichkeit im hohen Drama und bei einem Stoffe, wie
ihn die Faustsage bot, dichterisch zu verwerthen, war
immerhin ein Wagniss und es zeigt sich darin die ganze
geniale Sorglosigkeit des jungen Dichters um das, was
dem allgemeinen Geschmacke für poetisch oder nicht
poetisch galt. An sich ist das Naiv-Idyllische, das sich in
diesem Zug ausspricht, ein gleichsam nur natürlicher Aus-
druck der Goethischen Individualität und schon der Werther
bewies, dass das Register des Dichters auch über solche
Töne verfügte. Aber diese Seite des Goethischen Genius
zeigt sich in dieser Partie des Faust viel schärfer und
ausgeprägter und so darf man vielleicht fragen, ob nicht
für die Erklärung dieser Erscheinung die Einwirkung des
hohen Liedes heranzuziehen sei. Wenigstens geht es dem
deutschen Dichter mit einer noch viel derberen Aeusserung
naiver Natürlichkeit voran als er wagen durfte. Ihrem
an die Thüre pochenden Geliebten ruft Sulamith zu: »Bin
ich doch entkleidet, wie soll ich mich anziehen ? Hab ich doch
die Füsse gewaschen, soll ich sie wieder besudeln?« (V, 3.)
Einfluss des hohen Liedes auf die Conception einer
Goethischen Dichtung ist schon früher beobachtet worden
und zwar für ein Drama des Dichters, das ihn in derselben
Zeit beschäftigte, in der er den biblischen Gesang übersetzte.
GotTHE-jAHRBLCH XIII. 12
194 Abhandlungen.
Wilhelm Scherer hat in seinem Aufsatz : Sophie von
La Roche und ihre Enkelin (Goethe- Aufsätze S. 85 ff.)
darauf hingewiesen, dass im Egmont die Situation zu
Beginn des fünften Aufzuges, da Klärchen in den Strassen
umherirrend ihren Geliebten sucht und die Bürger iür ihn
aufzureizen unternimmt, von jenen Stellen im hohen Lied
eingegeben sein wird, in denen Sulamith nach ihrem
Bräutigam forschend geschildert wird, III, 2 (Goethe
No. 11). »Aufstehen will ich und umgehen in der Stadt,
auf den Märkten und Strasen. Suchen, den meine Seele
liebt, ich sucht ihn, aber fand ihn nicht. Mich trafen die
umgehenden Hüter der Stadt : den meine Seele liebt,
saht ihr ihn nicht?« Aehnlich V, 6 (Goethe No. 17)
»Mich trafen die umgehenden Wächter der Stadt. Schlugen
mich, verwundeten mich, nahmen mir den Schleier die
Wächter der Mauern«. Bedenken wnr, wie sehr der
Egmont sich in entscheidenden Motiven gerade mit dem
Faust berührt, wie er mit ihm die charakteristische Wendung
»mich überliefs« gemein hat, so werden wir, wenn wir
eine Einwirkung des hebräischen Liedes auf jenen kennen,
eine auf diesen auch da nicht mehr unwahrscheinlich
finden, wo wir zwar keine so concrete Uebereinstimmung
wahrnehmen, wie sie gleicher Wortlaut, ähnliche Situation
oder dgl. bieten, wo wir aber doch einen Hauch ver-
wandten Geistes verspüren.
Wir dürfen darnach für den Monolog am Spinnrad
mit einiger Sicherheit von einem Einfluss der bibHschen
Dichtung sprechen und für die erste Gartenscene ihn wenig-
stens vermuthen. Damit aber gewinnen wir auch etwas
für die Chronologie des Urfaust. Ich habe schon früher
(\'ierteljahrsschritt für Litteraturgesch. 4, 354) die Ansicht
ausgesprochen, dass die beiden Gartenscenen wiegen der
Höhe der Kunst, auf der sie stehn und wegen der in ihnen
herrschenden Metrik dem Ende der Frankfurter Zeit, dem
Herbst 1775, zuzuweisen sind. In dieser Ansicht w^erde
ich jetzt erheblich bestärkt. Zwar hat Goethe das hohe
Lied sicherlich auch schon vor dem Herbst 1775 gekannt,
und dass es voreilig und unmethodisch wäre, aus den
Anklängen daran allein schon den unmittelbaren Schluss
auf die Entstehungszeit im Herbst 1775 zu ziehen, ist
mir nicht verborgen. Man vergegenwärtige sich jedoch
folgende Momente: Im Herbst 1775 wird Goethe von der
Leetüre des biblischen Liedes so gepackt, dass er es erst
jetzt gleichsam entdeckt, seinen hohen dichterischen Werth
erkennt und sogleich zu seiner Uebersetzung schreitet. Er
macht davon in einem Briefe Mittheilung, in dem er gleich-
zeitig von seiner starken Thätigkeit am Faust spricht. Nun
Goethes Faust und das hohe Lif.d. 195
hat die erste Gartenscene mit der Uebersetzung jenen
Ausdruck »mich überläufts« gemeinsam und dazu kommt
endlich, dass früher angestelhe Erwägungen metrischer
Natur auch schon für die Abfassung im Herbst 75 sprechen.
Liegt es nun nicht nahe genug anzunehmen, jene Scene
wie die Uebersetzung des hohen Liedes gehören in eine
und dieselbe Zeit und sind in den letzten Wochen des
Frankfurter Aufenthaltes gedichtet? Was aber von der
ersten Gartenscene gilt, wird man auch für die zweite
gelten lassen müssen, da wir keinen Anlass haben, die
beiden zeitlich aus einander zu rücken. Mit noch grösserem
Recht dürfen wir den Monolog am Spinnrad in den
Herbst 1775 verweisen. Scherer hat allerdings die Ansicht
aufgestellt, er sei zwar 1775, jedoch schon vor der
Sciiweizer Reise, die Mitte Mai angetreten wurde (Dichtung
und Wahrheit, hrsg. v. Loeper Bd. 23, 177), verfasst.
Lidern er nämlich das » Lied in der Abwesenheit « von Fritz
Stolberg als eine Nachahmung von Gretchens Monolog
erkannte, nahm er an, dass der Dichter diesen kennen
gelernt habe, als er im Mai 1775 in Frankfurt bei Goethe
weilte. Das Lied würde darnach die Existenz des Monologes
schon für das Frühjahr 1775 vorausse'tzen (Anzeiger Tür
deutsches Alterthum 2, 284). Lidessen reicht der Umstand,
dass Stolberg in der Gesammtausgabe seiner Gedichte
das Lied ganz allgemein dem Jahre 1775 zuweist, zu einem
so bestimmten Schluss nicht aus. Es ist ebenso gut
möghch, dass der Graf von dem Monolog erst im Herbst
durch eine Abschrift, die ihm Goethe zusandte, Kenntniss
erhielt und dass dann erst das in den Motiven sich so
sichtbar an ihn anlehnende Lied entstand. Ein Brief gerade
aus diesen Tagen an Friedrich Leopold Stolberg und
Genossen ist uns noch erhalten (Werke I\', 2 No" 358).
Schwieriger ist die Frage, wann das Gedicht: So ist
der Held, der mir gefällt, verfasst ist. Seuftert a. a. O.
5.263 ist der Ansicht, dass es im Herbst 1772 entstanden
sei. Damals waren die Hirtenlieder von F. A. C. Werthes
erschienen und sie sollen Goethe die Veranlassung zur Ver-
spottung jener weichlichen Poesie gegeben haben. Anders
datirt das Gedicht Georg Witkowski (Vierteljahrsschrift für
Litteraturgeschichte 3, 509 ff.Y Er verweist es in den Herbst
1771 und bringt es mit der Pastor Amor-Aliaire des
Joh. Benjamin Michaelis in Zusammenhang. Aber beider
Beweisführung erscheint uns nicht zwingend. Weder sieht
man, warum gerade die unschuldigen Gedichte des Werthes
Goethe so zur Satire reizen konnten, noch findet man irgend
engere Beziehungen des Liedes zum Pastor Amor-Streit,
Ich möchte hinblickend auf die Verwandtschaft des Ge-
196 Abhandlungen.
dichtes mit dem Monolog am Spinnrad und den biblischen
Einfluss bedenkend, auf den wir geführt wurden, vermuthen,
dass es in die gleiche Zeit wie jener, in den Herbst 1775
gehört.
Freilich vermag ich diese Datirung ausser durch die
behandelten stiHstischen Momente sonst, namentlich biogra-
phisch, nicht weiter zu begründen. Auch bedarf es hierzu
noch weiterer Feststellungen. In erster Linie müsste klar
sein, gegen welche bestimmten Vertreter einer tändelnden
Poesie das Gedicht gerichtet ist. In zweiter Linie, ob es
nur auf diese d. h. im Wesentlichen die Anakreontiker
zielt, oder ob auch gegen Wieland. Zu dieser AutTassung
neigt nämlich Seuffert, indem er meint, dass das »seines
gleichen(( in V. 37:
»Singt, Schäfer, singt, wie's auch gelingt,
Wieland soll nicht mehr ;;/// seines gleicher,
Edlen Muth von eurer Brust verscheuchen.
Singt, Schäfer, singt, wie's euch gelingt,
— Bis ihr deutschen Glanz zu Grabe bringt«.
unverkennbar etwas Verächtliches gegen Wieland enthalte.
Dieser Umstand aber, dass Wieland mit einem leicht
ironischen Blicke gestreift wird, findet, wie Seuffert meint,
darin seine Erklärung, dass im Jahre 1772 wenigstens der
Schein entstehen konnte, als begünstigte er dieWerthes'schen
Lieder, insofern diese Sammlung als Anhang das Fragment
des »Verklagten Amors« von Wieland enthielt, die Ge-
dichte mithin als von ihm geschätzte gelten konnten.
Dagegen ist jedoch einzuwenden, dass das »seines gleichen«
nicht nothwendig etwas Verächtliches involvire. Es kann
auch ganz gut aus dem Sinne der »Schäfer« gesprochen
sein und ein spöttischer Seitenhieb Goethes auf Wieland
braucht nicht darin zu liegen. Wie schwer ist es aber zu
einer endgiltigen Entscheidung zu gelangen, wenn das nicht
einmal sicher ist ! Irgend Klarheit zu gewinnen dürfen
wir nicht eher erwarten, als bis wir den bestimmten An-
lass kennen, aus dem heraus Goethe das Gedicht conci-
pirte. Leider vermag ich zur Enthüllung dieses Anlasses
nichts beizutragen. Nur auf eine Briefstelle will ich auf-
merksam machen, die freilich nur für den Fall beherzigens-
werth ist, dass das Gedicht mit seiner Verspottung auch
Wieland treffen soll. Am 11. October 1775 d. h. ent-
weder an demselben Tage, an dem Goethe jenen Brief
an Merck richtete, von dem wir ausgingen oder einen
Tag später, schreibt er an Sophie von La Roche: »Wieland
ist doch der alte auch in der Neuwiedischen Affaire, diese
Weiber Ader wird mich furcht ich von ihm abscheiden«.
Goethes Faust und das hohe Lied. 197
Dem Brief legt er dann Lenzens eben erschienene Satyre
auf Wieland, die Ekloge Menall: und Mopsus, bei. Dabei
ist allerdings wieder zu bemerken, dass bisher nicht er-
mittelt ist, was es es mit der Neuwieder Affaire auf sich
hat. G. von Loeper sagt in seinem Commentar zu
Goethes Briefen an Frau von La Roche (S. 104) nicht
mehr als: »Die Neuwiedische Aftaire betraf wohl auch
Buri«, der allerdings in Neuwied lebte. Seuffert in seinem
wiederholt citirten, sonst so aufschlussreichen Aufsatz
»Der junge Goethe und Wieland« schweigt darüber völlig
und auch auf eine an ihn gerichtete Anfrage war er, der
beste Kenner Wielands, nicht im Stande, bestimmte Aus-
kunft zu geben. Ob trotzdem in den herausgehobenen
Worten der Schlüssel zu dem Goethischen Gedichte
liegt? ....
Den starken Eindruck, den das hohe Lied auf den
jungen Dichter gemacht hat, bestätigen auch spätere Werke
Goethes. Ausser jenen in den achtziger und neunziger
Jahren gedichteten Stellen im Faust, die wir erwähnt
haben, zeigen auch die Pandora, Dichtung und Wahrheit
und das Gedicht »Der Bräutigam« (Hempel 3, looj Nach-
wirkungen davon oder Anspielungen darauf. Allemal ist
es die Stelle V, 2 »Ich schlafe, aber mein Herz wachet,«
die dem Dichter vorschwebt. In der Pandora ruft Phileros
in dem mächtigen Hymnus durch die Nacht:
»Was hilft es, und neiget das Haupt auch sich nieder,
»Und sinken ohnmächtig ermüdete Glieder,
»Das Herz, es ist munter es regt sich, es wacht,
»Es lebt den lebendigsten Tag in der Nacht«.
Im siebzehnten Buch von Dichtung und Wahrheit, in
der Darstellung gerade der Zeit, um die es sich hier han-
delt, was vielleicht auch beziehungsvoll ist, sagt Goethe : »Es
war ein Zustand, von welchem geschrieben steht : Ich schlafe
aber mein Herz wacht.« Und das Gedicht beginnt :
»Um Mitternacht ich schlief, im Busen wachte
»Das liebevolle Herz, als war' es Tag.«
Sichtlich haben wir es bei diesem Bilde mit einer
Vorstellung_ zu thun, die sich dem Dichter tief eingeprägt
hatte und ihn bis in sein hohes Alter hinein begleitete.
Doch soll damit nicht gesagt sein, dass Goethe nur von
der Erinnerung an das einst so tief empfundene Werk
zehrte. Bekennt er doch selbst, dass er sich wiederholt
mit dem hohen Liede beschäftigt hat. Mehrmals, sagt
er an der schon angeführten Stelle im Divan, habe er
daran gedacht, aus dieser lieblichen Verwirrung einiges
I98 Abhandlungen.
herauszuheben, an einander 7.u reihen. Er hat sich dann
noch einmal über das Werk in einer Recension der Ueber-
setzung von Friedrich Umbreit (Hannover 1820) aus-
gesprochen, einer Recension, die erst nach seinem Tode
gedruckt wurde (Hempel 29, 805). Hier erklärt er sich
mit der Auffassung des Uebersetzers, dass Ankage und
Ausführung des Gedichtes dramatisch seien, einverstanden.
Als er es 1775 übertrug, war ihm das zwar nicht mit
völliger Klarheit aufgegangen, doch ahnte er es. Eine
nähere Betrachtung des Princips, nach dem er die acht
Kapitel der Bibel zu 31 Liedern gruppirte, würde das hin-
länglich erweisen. Doch dürfen w"ir hier auf diese Er-
örterung w^ohl verzichten.
Goethe und Johannes Secundus.
Von
Georg Ellinger.
s ist bekannt, dass Goethe in die landläufige Be-
urtheilung der neulateinischefi Poesie nicht ein-
. gestimmt hat, sondern einzelnen Erscheinungen
derselben' mit Theilnahme nachgegangen ist. Sowohl
aus den bekannten Worten Kunst und Alterthum, I; 3,45
als auch aus sonstigen gelegentlichen Aeusscrungen (von
denen die charakteristischste, Goethe-Jahrb. II, 284 ff. Ifier
ausdrückhch hervorgehoben werden möge) ergibt sich die
Thatsache, dass Goethe den Werth der neulateinischen
Dichtung im Ganzen nicht gering anschlug. Mit be-
wunderungswürdigem Scharfblick hat er, trotzdem ihm
nur ein ganz geringer Bruchtheil der neulateinischen
Dichtung "bekannt war, doch sofort glänzend erkannt,
welcher" Hauptgesichtspunkt für eine "Erforschung der
Leistungen Deutschlands auf diesem Gebiete zunächst
massgebend sein müsste. Er betonte vollkommen richtig,
dass "der Kern einer solchen Aufgabe in einer genauen
Erkenntniss des nationalen Unterschiedes zu suchen sei;
und je tiefer man in das einschlägige Material eindringt,
desto schärfer tritt der von Goethe mit divinatorischer
Sicherheit erfasste Massstab heraus. In der That: während
die übrigen neulateinischen Dichter eine ziemlich gleich-
artige und nur durch die einzelnen Individualitäten unter-
schi^edene Masse bilden, heben sich die deutschen Neu-
lateiner durch gewisse, ihnen Allen gemeinsame Züge,
heraus, freilich, von rein poetischem Standpunkt betrachtet,
keineswegs immer zu ihrem Vortheil.
200 Abhandlungen.
Stammesverwandtschaft und Gleichheit oder doch
wenigstens Aehnhchkeit in den wichtigsten Lebensan-
schauungen erlauben uns sonst die niederländischen Neu-
lateiner den deutschen zuzurechnen. Der neulateinische
Dichter, der am Längsten und stärksten auf Goethe ein-
gewirkt hat, steht im Ganzen genommen, der bieder-
männischen Tüchtigkeit der deutschen Neulateinei ebenso
ferne wie ihrer steifleinenen Pedanterie und nähert sich
mehr etwa der Weise der Neulateiner Italiens. Johannes
(Janus) Secundus, (der Name Nicolai, den er noch zu-
weilen führt, nach seinem Oheim), Sohn des Rechts-
gelehrten Nicolaus Everard ist am 14. November 151 1 im
Haag geboren und zu Utrecht am 24. September 1536
gestorben. Während seines kurzen Lebens hat er sich
nicht nur als Dichter, sondern auch als Bildhauer und
Maler ausgezeichnet, und auf Reisen, die ihn durch
Frankreich, Spanien und Italien, ja in dem Kriegszuge
Karls V. gegen Tunis bis an die Küste von Afrika führten,
durch aufmerksames Beobachten der Sitten von Völkern
und Menschen sich eine Fülle von Erfahrungen und An-
regungen gewonnen. Goethe lernte seine Gedichte am
Anfange der siebziger Jahre kennen; aufs Neue griff er
dann im Herbst 1776 zu dem Gedichtcyklus: Basia, und
der Eindruck, den diese Stücke damals auf ihn ausübten,
war der stärkste. Das beredteste Zeugniss dafür ist das
schöne Gedicht: an den Geist des Johannes Secundus,
welches Goethe, wie bekannt, am 2. November 1776 an
Frau von Stein sandte (vgl. Loepers Ausgabe der Gedichte,
11,^, 339) und aus dem er später (1789), nicht zum
Vortheil des Gedichtes, die Beziehungen auf Johannes
Secundus strich und es unter dem Namen »Liebesbedürfniss«
in seine Lyrik einreihte. Dass Goethe auch die übrigen
Gedichte des Johannes Secundus kannte, ist zweifellos,
wenn er auch seit 1776 nur die Basia erwähnt. Es kommen
von den andren Werken noch in Betracht die drei Bücher
Elegieen, die zwei Bücher Episteln, die Oden und
Epigramme; weniger sind die Funera sowie sein Liber
sylvarum für die Erkenntniss seines dichterischen Charakters
und seines Einflusses auf Goethe von Werth.'
Es ist leicht erklärlich, dass Goethe von den Dich-
tungen des Johannes Secundus und der Persönlichkeit, die
ihm aus ihnen entgegentrat, sich angezogen fühlte, auch
wenn wir von dem Interesse absehen, das Goethe ohnehin
der neulateinischen Poesie entgegenbrachte. Johannes
' Ich citire nach der Ausgabe : Joannis Secundi Hagiensis opera,
nunc pnmum in lucem edita. Trajecti 1541.
Goethe ukd Johakxes Secündus. 201
Secundus gehört zu den eigenthümlichsten Erscheinungen
nicht allein der neulateinischen Dichtung, sondern der
deutschen und niederländischen Litteratur des sechzehnten
Jahrhunderts überhaupt. Es sind nur wenige gleichzeitige
Dichter zu nennen, die mit der gleichen Unmittelbarkeit
und Frische die inneren und äusseren Ereignisse, den
wesentlichen Inhalt ihres Lebens im Gedichte festzuhalten
versucht hätten, wie Johannes Secundus. Ihn mit Celtis
zu vergleichen, liegt nahe ; aber während uns bei Celtis
noch allerhand Nüchternheiten stören und der humanistische
Zopf nirgends vollständig überwunden ist, hat sich Johannes
Secundus davon frei zu halten und die vom Alterthum
empfangenen Anregungen selbständig zu verarbeiten und
auszugestalten verstanden.
Denn dass er stark unter dem Banne der klassischen
Dichter steht, ist bei einem neulateinischen Dichter
selbstverständlich. Aber selten haben wir es mit einer
äusserlichen Nachahmung zu thun ; nur ganz vereinzelt,
und, wie es scheint, in Anfangsgedichten findet sich die
frostige und leere Rhetorik, die das Einzige ist, was so
viele neulateinische Dichter vom Alterthum gelernt haben
und die ihre dicken Bände so ungeniessbar macht. (So
etv,-a Epistolae, II, i, auch die priamelhaften Anhäufungen
in Ode IV. mag man hierher rechnen.) Am stärksten hat
von den Dichtern des klassischen Alterthums Catull auf
ihn eingewirkt; das viel nachgeahmte Eingangsgedicht an
Cornelius Nepos ist auch von ihm nachgebildet worden
(Ad Romoldum Stenemolam, in der Gesammt-Ausgabe
in den Epigrammen abgedruckt ; trotz der Anlehnung an
Catull ist es nicht ohne eigne hübsche Züge, man ver-
gleiche namentlich die anmuthige Ausmalung des künftigen
Zusammenseins mit dem Freunde am Schluss); Lesbias
Sperling hat auch ihm Stoff zu zwei Gedichten gegeben,
in denen CatuUische Erfindungen weiter ausgeführt werden,
und das ganze Buch: Basia baut sich im Grunde auf den
Motiven auf, die Catull in den bekannten beiden Stücken
No. 5 und 7 niedergelegt hat. Aehnliche Anlehnungen
wären noch mehr anzuführen, aber sie treten nirgends
störend hervor. Im Gegentheil: was man trotz der
Herübernahme des Gewandes von nur wenigen neu-
lateinischen Dichtern behaupten kann, das lässt sich
Johannes Secundus ohne Uebertreibung nachrühmen : in
ihm ist wirklich das klassische Alterthum wieder lebendig
geworden. Das Antike ist bei ihm nirgends angelernt,
sondern stark und wahr wiederempfunden. So w-erden
ihm die Gestalten der klassischen Dichter zu lebendigen
Menschen, zu Gebilden, die er aus eignem poetischen
202 Abhandlungen.
Empfinden neu in sich erstehen lässt. Dass dieses Lob
nicht übertrieben ist, möge man aus der Art ersehen, in
der der Dichter Eleg. III, i6 sich und seinem Freunde
dichterische Gestalten der klassischen Autoren greifbar
vor die Augen zaubert, und ebenso schön zeigt sich die
unmittelbare Vergegenwärtigung des überlieferten Mate-
riales in dem Gedicht: in libellos Catulli, Tibulli et Pro-
pertii, Eleg, III, 3., welches als Beweis für die Richtigkeit
des Gesagten hier folgen möge :
Intemerata vides linguae monimenta Latinae,
Delicias dominae lautitiasque togae.
Scilicet, heic omne est, colles audire Quirini
Molle vel argutum quod potuere prius.
Heic et Pompeia spatiaris serus in umbra
Subque tuos oculos multa puella venit,
Laxa comam, religata comam, distincta capillum,
Culta, nigris oculis, crine decora nigro,
Inter quas prima procedit Lesbia pompa,
Passeris interitu nunc quoque moesta sui
Totque tibi blando promittit basia vultu,
Lenis amatori quot dedit ante suo.
Proxima progreditur lascivo Delia passu,
Felicem Nemesis quam prope radit humum.
Fortunatae ambae, quarum sancta fama virebit,
Pectora dum vatum parvus aduret Amor!
Cynthia deinde, potens oculis iaculantibus ignem,
Subsequitur Coa mobilis in tunica.
Haec domuit forteni tactumque Cupidine nullo,
Et fastus spolium celsa tuentis habet.
Tu quoque qui cernes, cave ne laedaris ab illa,
Spirat adhuc flammas et sua tela gerit.
Was ihn dazu befähigte, in dieser Weise das Alter-
thum wirklich zu erfassen und zu durchdringen, war neben
seiner Kenntniss desselben hauptsächlich seine Abneigung
gegen alle Pedanterie und Schulfuchserei, — Eigenschaften,
die den meisten neulateinischen Dichtern so tief im Blute
steckten. Daher kehren Ausfälle gegen die Pedanten be-
ständig in seinen Gedichten wieder ; er wünscht sich als
Leser keine Gelehrten, die mit seinen Liedern doch
nichts anzufangen wüssten, sondern Liebende und Freunde
der Dichtkunst, die im Stande seien, ihn wirklich nachzu-
fühlen. Weil er so wenig Pedant war, blieb er auch nicht
an der Aussenseite des klassischen Alterthums kleben; er
suchte den Kern, und so hat er wirklich den Geist der
Antike erfasst und aus ihm herausgedichtet. Aus diesem
Grunde erscheint auch der mythologische Apparat, den
Goethe und Johannes Secundus. 203
er überall verwendet, nirgends als etwas Künstliches; er
fügt sich vielmehr so ungezwungen und der »anzen Art
seines Dichtens angemessen ein, dass man ihn ungern
entbehren möchte.
Durch die gleichzeitigen weltgeschichtlichen Ereignisse
scheint Johannes Secundus wenig berührt; von den beiden
Oden an Karl V. (Ode i und 6) zeigt namentlich die erste
durch ihr pomphaftes und etwas gespreiztes Pathos, wie
wenig das Herz des Dichters bei der Sache war, und ein ge-
plantes Gedicht über den Zug Karls nach Tunis ist über
die Anfangszeilen nicht hinausgekommen. Sonst hat er
von den grossen Begebenheiten der Zeit, auch hierin
Goethe ähnlich, nur das berücksichtigt, was störend in
seinen Kreis trat und die heitere Harmonie seines Lebens
unterbrach. Darum beklagt er die von den Täufern her-
vorgerufenen Wirren und begrüsst freudig den Damen-
frieden von Cambrai, indem er ausdrücklich ausführt, wie
nun an die Stelle der blutigen Kämpfe die heiteren Spiele
der Liebe treten würden. Den Krieg überhaupt ver-
wünscht er und schätzt den durch die Waffen erworbenen
Ruhm gering; deshalb verflucht er den Erfinder des
Schwertes; den schrecklichsten Frevel aber hat nach seiner
Meinung der begangen, der die höllische Kunst des Pulvers
erfunden und dadurch mehr als Salmoneus die rächenden
Blitze des Zeus verdient hat.
Sein Lebensideal hat seine Wurzeln in Freundschaft
und Liebe, Die Freundschaft hat er wiederholt in Liedern
gefeiert, auch sein Verhähniss zu bestimmten Freunden
zum Theil in sehr schönen Worten auseinandergesetzt,
(vgl. namentlich Epistolae, I, 12.) Ein ruhiges, dem ge-
meinsamen Verkehr mit den Freunden und der Pflege der
Musen gewidmetes Leben erklärt er für das Ziel seiner
Wünsche. Aber weit mehr noch als die Freundschaft
beherrscht die Liebe sein ganzes Leben, und man geht
nicht fehl, wenn man das ganze Schäften des Dichters als
Liebespoesie bezeichnet. Denn auch wo er andere Gegen-
stände behandelt, verlässt ihn doch der Gedanke an die
Liebe fast nie. Er wiederholt beständig, dass der eigent-
Hche Vorwurf seiner Dichtung die Liebe sei, und ebenso
hebt er hervor, dass ihn erst die Liebe zum Dichter ge-
macht hat. Dem Amor und der Venus weiht der Dichter
daher mit Recht seine Lieder wie Goethe den Grazien.
(Eleg. I, II.) — Aehnlich wie bei Celtis sind auch die
Gegenstände der Neigung des Johannes Secundus keines-
wegs einwandsfreie Frauen, und in seinen offenen Klagen
über die Geldgier der Geliebten, in den eifersüchtigen
Worten, mit denen er die eine oder die andere Geliebte
204 Abhandlungen.
der Untreue oder der buhlerischen Koketterie anklagt,
offenbart sich diese Thatsache deutlich genug. Aber gerade
die naive Offenheit, mit welcher Johannes Secundus die
Freuden und Leiden seines Liebeslebens im Liede nach-
tönen lässt, verleiht seiner Dichtung das Gepräge des
Unmittelbaren und Erlebten. Man fühlt, wenn man diese
individuellen Bekenntnisse liest, dass es sich nicht bloss
um fingirte Persönlichkeiten handelt, die der Dichter be-
singt. Die poetische Kraft, die ihm aus dem Umstände
fliesst, dass seiner Dichtung überall wirklich Erlebtes zu
Grunde liegt, darf gewiss nicht zu gering angeschlagen
werden. Dazu kommt, dass der Dichter sich selten in
vagen Schilderungen ergeht: in lebendiger und anschau-
licher Weise führt er uns die einzelnen Stadien seines
Liebeslebens vor, sein glühendes Werben, die endliche
Erhörung, sein kurzes Glück, dem bald ein Ende dadurch
gemacht wird, dass die Geliebte einem andren Mann als
Gemahlin folgen muss; seine unendliche Sehnsucht, die ihn
nach der Stadt zurücktreibt, wo sie einst geweil: und wo
er durch Alles, was ihn an die Verlorene erinnert,
das Andenken des Glückes früherer Tage wieder in
sich aufleben lassen will. Auch wo der Dichter sich
in Liebesrhetorik, in Klagen, in eifersüchtigen Ver-
wünschungen ergeht, erweckt er doch keinen Ueber-
druss, indem die zu Grunde liegenden Thatsachen
immer deutlich hervortreten und die Ausmalung des
Seelenzustandes beständig die Theilnahme des Lesers wach-
hält. Aber auch die Geliebte weiss Johannes Secundus im
scharigezeichneten Bilde festzuhalten; wenn auch hier
naturgemäss Schilderungen nicht ganz fehlen, so kam es
ihm doch mehr darauf an, die Gestalt der Geliebten in
lebensvollen Situationen zu erlassen; er vergegenwärtigt
sie, wie sie im Walde beim anmuthigen Spiele Erhörung
verheisst oder wie sie vor ihm sitzt, während er ihre Züge
im Marmor festzuhalten sucht; er zeigt die Geliebte,
wie sie im Tanze dahin gleitet oder ihm neckisch Schnee
in den Busen wirft und grade dadurch sein Liebesfeuer
anfacht; wir sehen sie im Kuss an seinem Halse hängen
oder mit ihm zusammen auf verschwiegenem und liebe-
erwärmtem Lager ruhn. Auch' in die Betrachtung der
' Man vgl. z. B. Elegia Solennis I (am Ende des ersten Buches);
daselbst die schöne Stelle:
Nigrescit viridi velata cacumine silva,
Garrula flebilium carmine Dauliadum.
lila sonans tremulum Zephyro spirante, viroris
Tempora conqueritur non diuturna sui.
Derselbe Gedanke ist weitläufiger ausgeführt in Ode II.
GOKTHE UND JOHANNES SeCUNDUS. 205
Natur, ihres ewigen Wechsels und ihrer beständigen
Wiederkehr trägt er die Lust und Pein seines eignen
Liebeslebens hinein. So finden wir in seinen Gedichten
fast nirgends etw^as Gemachtes ; überall spüren wir den
Hauch des warmen und ursprünglichen Lebens.
Eine gewnsse Verwandtschaft der dichterischen Natur
des Johannes Secundus mit der Goethes wird sich, wenn
wir die soeben auseinandergesetzten Merkmale seiner poe-
tischen Production im Auge behalten, nicht in Abrede
stellen lassen. Dass Goethe diese Ueberstimmung empfand,
geht aus den Anfangsworten des an Frau von Stein ge-
richteten Gedichtes hervor: »Lieber, heiliger, grosser Küsser
— der Du mir's in lechzend athmender — Glückseligkeit
fast vorgethan hast — Wem soll ich's klagen ! klagt ich
Dir's nicht!« Das Gedicht selbst bezeugt den starken Ein-
druck, den die Basia auf Goethe ausgeübt haben. Directe
Anlehnungen an dieselben finden sich in dem Gedicht
nicht ; die Thatsache, auf welche sich Goethe bezieht, dass
die Geliebte nämlich dem Dichter in die Lippen gebissen
hat, ist auf Bas. V. und allenfalls noch auf die fünf An-
fangszeilen von Bas. VIIL zurückzufühfen, dessen Schluss-
worte Goethe sich später noch als ein schönes Wort be-
sonders aufgezeichnet hat. (Sprüche in Prosa, No. ^21.
Hempelsche Ausg. XIX, 72.) Sehen wir nun schon während
der Zeit seines Verkehres mit Frau von Stein Göthe von
der heiteren Sinnlichkeit des Johannes Secundus und dessen
Art, sein eigenes Liebesglück mit den Augen der Antike
zu betrachten, stark angezogen, so erhebt sich die Frage,
ob die Dichtung des Johannes Secundus Goethe in anderen
Epochen seines Lebens nicht noch intensiver beeinflussen
musste. Zur Beantwortung dieser Frage müssen w'ir noch
einmal zu den Liebes- und Lebens-Anschauungen unseres
Dichters zurückkehren.
Johannes Secundus hasste den Zwang der Ehe. In
freier, durch keine Fesseln eingeengter Vereinigung sich
mit dem erkorenen Mädchen seiner Liebe zu freuen, war
sein höchster Wunsch. Beständig tritt diese Anschauung bei
ihm zu Tage. Darum preist er die goldene Zeit, da noch kein
Ehebund die Neigungen zwang und niederdrückte : (El. I, 7.)
Quam bene priscorum currebat vita parentum,
Ingenuae Veneris libera sacra colens!
Nondum coniugii nomen servile patebat
Nee fuerat Divis adnumeratus Hymen.
Passim communes exercebantur amores
Omnibus et proprii nescius orbis erat ....
2o6 'Abhandlungen.
Mortales sceleri leges praescribite vestro,
InnocLiam vinclis nee cohibete Deam !
An quia Lemniacis semel est elusa catenis,
Digna erit a vobis quae graviora ferat ?
Tempora, si fas est, iterum primaeva redite
Falciferoque iterum sub sene mundus eat.
Inscia tunc rastri, tunc vomeris inscia curvi,
Sponte sua segetem terra benigna feret
Et repetent iterum desertas numina terras
Et fruar, o, longum tutus amore meo.
Ebenso wiederholt er mehrfach den Wunsch, in dem
Genuss seiner Liebe niroends durch drückende Pflichten
gehemmt zu werden, vgl. Eleg. II, 8. am Schluss und
Ode V: At nos interea, quando relinquimur — Abs te,
cum reliquis tamen, — Quos non ista tenent iura, sodalibus,
— Donec canities ahest, — Carpamus Veneris gaudia
liberae. Auch wo diese Anschauung nicht direkt aus-
gesprochen wird, beherrscht sie doch seine ganze Liebes-
dichtung : es ist die Furcht, dass die Prosa des Ehestandes
ihm die volle Glückseligkeit der Liebe zerstören möchte.
Es leuchtet nun ein, dass eine solche Auffassung bei
Goethe grade während der ersten Zeit seines Verhältnisses
zu Christiane auf eine verwandte Seite treffen musste.
Dass diese Thatsache auch von Zeitgenossen beobachtet
wurde, dafür bilden die im Goethe -Jahrb. VIII, 26 ab-
gedruckten Distichen einen Beweis, die Herder am
28. August 1788 an Goethe richtete, nachdem dieser ihm
den soeben entstandenen Theil der römischen Elegieen
vorgelesen. Diese Verse, in denen Herder Goethe als
Johannes Tertius bezeichnet, zeigen deuthch, dass Herder
"eine gewisse Vorbildlichkeit der Dichtung des Johannes
Secundus für die römischen Elegieen empfunden hat. Es
ist möglich, dass er selbst auf diesen Zusammenhang ge-
kommen, zumal er ja Goethes Verehrung für Johannes
Secundus zweifellos kannte und auch eine Abschrift des
Gedichtes an den Geist des Johannes Secundus besass; es
ist andrerseits aber ebenfalls keineswegs ausgeschlossen,
dass Goethe selbst beim Vorlesen der römischen Elegieen
Herder auf Johannes Secundus als auf seinen Vorgänger
in dieser Art der Dichtung hingewiesen hat. Bei der Art,
in der sich Goethe über sein Verhältniss zu dem neu-
lateinischen Dichter ausgesprochen hat, kann eine solche
Vermuthung wohl nicht'als allzu ausschweifend bezeichnet
werden. Wie dem aber auch sei : es darf unter diesen
Umständen nicht als öde Reminicenzenjägerei betrachtet
werden, wenn man festzustellen versucht, ob und in wie
Goethe und Johannes Secundus. 207
weit in den römischen Elegieen und in den gleichzeitigen
Gedichten eine Nachwirkung der Poesie des Johannes
Secundus sich nachweisen lässt.
Zunächst ist eine deutHch wahrnehmbare Aehnhchkeit
der Gesammtstimmung zwischen den römischen Elegieen
und den Elegieen des Johannes Secundus, in denen das Glück
der erhörten Liebe gefeiert wird, nicht zu verkennen. Die
volle Ausfüllung der Existenz des Dichters durch die
Freuden, die ihm die Liebe gewährt, spricht sich in beiden
Fällen mit der gleichen Offenheit aus. Bei Johannes
Secundus wie bei Goethe ruht der Hauptnachdruck aut
der Ausmalung der sinnlichen Seite der Liebesfreuden,
und wenn Johannes Secundus es auch nicht verstanden
hat, dieselben in ähnlicher Weise geistig zu verklären wie
Goethe, so findet sich doch auch bei ihm nichts, was ab-
stossend wirken könnte. Wie stark der Zauber der
schönen Form auf den Mann einwirken und ihn in
schweigender Bewunderung festhalten kann, wollte Johannes
Secundus durch lebendige Vergegenwärtigung zeigen, und
die Worte, welche Goethe aushob: O vis superba formae,
(s. o. S. 205) könnte man als Motto über seine ganze
Liebesdichtung setzen. Die poetischen Mittel, die er ver-
wendet, um diese Thatsache darzustellen, ähneln so sehr
den von Goethe zu dem gleichen Zwecke gebrauchten,
dass eine absichtliche Anlehnung nicht bestritten werden
kann. Auch mit dem Einwurf ist eine solche directe
Beeinflussung Goethes durch Johannes Secundus nicht
zu entkräften, dass man etwa annähme, die Ueberein-
stimmung zwischen beiden sei durch Anlehnung an
die gleichen Vorbilder, also an die römischen Elegiker,
zu erklären. Das ist aber keineswegs der Fall. Grade
bei den Punkten, die hier vorgeführt werden sollen,
zeigt sich eine viel intensivere Wirkung des Johannes
Secundus als irgend eines der römischen Elegiker
auf Goethe. Deshalb kann man auch davon absehen,
darauf hinzuweisen, dass z. B. die allgemeine Handhabung
der mythologischen Figuren (einen einzelnen Fall s. unten)
und der poetischen Personifikationen bei Goethe und bei
Johannes Secundus manches Analoge bietet ; da ja in
diesem Falle auch zweifellos eine Einwirkung der römi-
schen Elegiker anzunehmen ist, soll darauf verzichtet
werden, auf diesen Punkt ausführlich einzugehen, wenn
auch die anschauliche Kraft, mit der namenthch die Per-
sonifikationen bei Johannes Secundus ausgemalt sind,
unwillkürlich den Gedanken an Gestalten wie etwa die
Gelegenheit aus den römischen Elegieen in uns w^achrufen.
Weit stärker aber zeigt sich die Beeinflussung Goethes
2o8 Abhandlungen.
durch Johannes Secundus noch in der Art, in der bei
beiden Dichtern die Geliebte dargestellt wird. Denn wie
bereits hervorgehoben, hält sich Johannes Secundus so
wenig wie Goethe lange beim Schildern auf, sondern er
trachtet danach, die lebensvolle Bewegung und Handlung
anstatt der starren Ausmalung zu geben. Wie sehr in
dieser Beziehung eine unverkennbare AehnÜchkeit mit den
durch Goethe in den römischen Elegieen verwandten
Mitteln hervortritt, möge man an folgenden wenigen
Versen ersehen, die das Aufwachen der neben dem
Dichter schlafenden Geliebten schildern sollen: (II, 9.)
Somnus iucundis iam fluet ex oculis. — In niveo lapsos
formavit poUice crineis, — Lumina permulsit semireclusa
manu. Wie bei Goethe erscheint auch hier die Schilderung
in Handlung umgesetzt.
Die Elegie, aus welcher die eben angeführten Worte
entnommen sind, bildet überhaupt einen Beweis dafür,
dass Johannes Secundus auch im Einzelnen die römischen
Elegieen stark beeinflusst hat. Der Inhalt ist im Wesent-
lichen der : der Dichter ruht mit der Geliebten zusammen
auf dem Lager; während erwacht, ist sie in festen Schlaf
gesunken; nachdem er verschiedene Weisen, sie zu wecken,
als zu hart verworfen hat, erwacht sie endlich durch ein
Zauberlied, das er ihr vormurmelt und zeigt sich ihm,
neu erwacht, von neuer Schönheit. Die Aehnlichkeit der
Situation mit der in der fünften, namentUch aber in der
dreizehnten römischen Elegie dargestellten, springt sofort
in die Augen. Wenn Goethe die unwillkürlichen Be-
wegungen der Geliebten verfolgt, so findet sich hier ganz
etwas Aehnliches : Ipsa negat tibi (sc. sommo) se cubitoque
innixa supino — Erigitur nostrum labitur inque sinum. —
Sed rursum nitidos oculos devicta remittit, — Fractaque
anhelanteis vox cadit in gemitus. Sagt Goethe : »Einen
Druck der Hand, ich sehe die himmlischen Augen —
Wieder offen«, so mag an folgende Stelle der Elegie des
Johannes Secundus erinnert werden : Nam neque subducam
lapsuro brachia coUo — Nee tibi stridendi voce molestus
ero, — Nee digitis vellam digitos tibi nee pede duro —
Vrgebo suras marmoreumque pedem. Und schildert
Goethe in den letzten Versen die Gewalt, die das Auge
der wieder erwachenden Geliebten auf ihn ausübt, so sind
damit die Worte zu vergleichen, die sich bei Johannes
Secundus ebenfalls gegen Ende des Gedichtes finden:
Iam dormisse decet, iam te formosior ipsa es, — Mollior
ex oculis iam tibi flamma venit.
Auch in dem Anfang der dreizehnten römischen Elegie
glaubt man gewisse Einwirkungen des Johannes Secundus
Goethe und Johannes Seccndcs. 209
y.u spüren. Tritt in jener Amor zum Dichter mit den
Worten: »Stoff zum Liede, wo nimmst Du ihn her?
Ich muss Dir ihn geben«, so treffen wir eine verwandte
Erfindung in Eleg. 1, i. des Joh. Secundus, wo Amor dem
Dichter den Pfeil mit den Worten in den Busen schleudert:
»Empfange damit den Stoff zu langem und reichem Ge-
sänge«. Gesteht bei Goethe Amor dem Dichter zu, dass
er sein ganzes Leben und Dichten Amors Verehrung ge-
widmet habe, so kehrt derselbe Gedanke auch in dem
Gedicht des Joh. Secundus wieder, nur dass er umgekehrt
von dem Dichter dem Amor gegenüber geäussert wird.
(Vgl. dazu, sowie zu der Eingangszeile : »Amor bleibet
ein Schalk, und wer ihm vertraut, ist betrogen« und zu
der Aufforderung des Amor an den Dichter, nicht altklug,
sondern munter zu sein, den Anfang von El. I, 7. Insidiose
puer, maternis saevior undis, — Hac ne tuus vates fraude
petendus eram. — Tu mihi iussiste, numeris levioribus
irem, — Assumpsi facileis ad tua iussa modos —
Materiesque mihi curvato venit ab arcu — Longa, sub
undenos digna venire pedes.)
Wie Goethe so vergeht auch Johannes Secundus die
Zeit im Wechsel des Studiums der Classiker und des
Spieles der Liebe (Eleg. III, 16.); der Gegensatz zwischen
dem düsteren Norden und dem heiteren Italien, der bei
Goethe so häufig auftaucht (röm. Eleg. 7 und 15), findet
sich ebenfalls schon bei Johannes Secundus vorgebildet.
(Epist. I, 6.) Und ganz auf Motiven eines Gedichtes des
Neulateiners (Eleg. II, 2.) beruhen Goethes Morgenklagen.
Zunächst ist der Inhalt beider Gedichte im Wesenthchen
der gleiche : dem Dichter hat sein Mädchen versprochen,
ihn des Nachts aufzusuchen, und er erwartet vergebens
die Ersehnte. In beiden Fällen haben wir einen Monolog
des Dichters vor uns ; bei Secundus wie bei Goethe wird
in den ersten Zeilen das erwartete Mädchen angeredet
und ihm Wortbrüchigkeit vorgeworfen. Auch die Neben-
motive sind in ihren Anfängen bei Joh. Secundus schon
vorhanden : das langsame Hinschleichen der Stunden, das
Lauschen des Dichters auf jedes Geräusch (. . . Et quera-
cumque movet strepitum levis aura per aedeis, — Dilectos
Dominae suspicor esse pedes; vgl. Goethe: Regte sich, ich
weiss nicht was, im Hause, — Immer hofft' ich, Deinen
Schritt zu hören, — Immer glaubt' ich. Deinen Tritt zu
hören.) — Freilich hat Goethe grade diese ungleich
reicher und lebendiger ausgestaltet. Einzelnes, wie die
eifersüchtigen Klagen und Vermuthungen bei Johannes
Secundus hat Goethe fortgelassen; auch der Schluss ist
ganz sein Eigenthum, denn während bei Goethe die Er-
Goethe-Jahrbucii XIII. 1^
210 Abhandlungen.
wartete nicht erscheint und vom Dichter nachher auch
vergebHch im Garten gesucht wird, beglückt bei Secundas
die GeUebte den Dichter endUch durch ihr Kommen:
Fallor? an in nostro Umine latrat Hylax. Wenn dieser
Schluss nun aber auch für die Morgenklagen nicht benutzt
worden ist, so scheint er doch auf Goethe keineswegs
ohne Einfluss gebheben zu sein. Es ist viehiiehr durchaus
nicht unwahrscheinhch, dass Goethe durch die Schkisszeile
die Anregung zu dem schönen Gedicht erhalten hat (röra.
Eleg. No. i6), in welchem er von seiner allgemeinen Ab-
neigung gegen Hundegekläff das Bellen des Hundes aus-
nimmt, der ihm auf diese Weise das Nahen seines
Mädchens anzeigte.
So kann eine directe Einwirkung der Gedichte des
Johannes Secundus auf Goethes dichterische Production
wohl nicht in Abrede gestellt werden'. Wie die populäre
Strömung, so hat also auch die gelehrte Richtung des
sechzehnten Jahrhunderts in seinem Dichten einen Platz
ijefunden.
' Es mag wenigstens darauf hingewiesen werden, dass Johannes
Secundus scliönes Gedicht: In vicissitudinem rerum instabilemque
tortunam (abgedr. in dem Sylvarum über) in der Stimmung an
Goethesche Gedichte wie Grenzen der Menschheit, Gesang der Geister
über den Wassern und verwandte erinnert; man vergl. den Anfang:
Omnibus horis
Nemo beatus.
Lubrica sors est,
Nescia certa
Sede morari.
Quom stat in imo,
Tendit in altum,
Quom stat in aho,
Tendit ad imum.
Eine gewisse Aehnlichkeit mit dem Gedankeninhah der Grenzen
der Menschheit weist übrigens auch der Anfang von Eleg. III, 9 auf.
5-
Goethes Ausscheiden
AUS DEM
Frankfurter Bürgerverbande.
Von
Rudolf Jung.'
jie nachfolgende Darstellung bezweckt, den bekann-
ten Aufsatz des Rathes Fritz Schlosser »Goethes
.....^ .-,i bürgerliches Verhältniss zu Frankfurt« aus den
Akten des Frankfurter Archivs und der dortigen Hypo-
thekenbehörde zu ergänzen und auf Grund dieser urkund-
lichen Zeugnisse Goethes Verhältniss zu den Behörden
seiner Vaterstadt zu schildern. Wenn ich von vornherein
anerkenne, dass der Senat der freien Stadt deren grössten
Sohn in kleinlicher Weise chikanirte, indem er dem aus-
getretenen Bürger gegenüber, ohne eine Spur des sonst
geübten Wohlwollens gegen Fremde bedeutenderen Namens,
sich auf den strengen Buchstaben des Gesetzes stellte, ja
mit Misstrauen nachforschen Hess, ob der Ausgeschiedene
auch jeden im Gesetze dem Frankfurter Bürger vorbehal-
tenen Vortheiles sich begeben habe, so möchte ich damit
von den folgenden Ausführungen den Verdacht ablenken,
dass es sich hier um eine Rechtfertigung der Frankfurter
Behörde handle, deren kleinliche Anschauungsweise die
Nachkommen heute einstimmig verdammen. Als vor
kurzem in den hiesigen Archiven Nachforschungen nach
den bisherigen Verleihungen des Ehrenbürgerrechtes der
Stadt angestellt wurden, empfanden es die jetzigen Frank-
14*
2T2 Abhandlungen.
fnrter schmerzlich, dass in der Liste der Männer, welche
die Stadt mit ihrer höchsten Würde ehrte, unser glän-
zendster Name fehlt, und es war ein kümmerlicher Trost,
dass wir uns sagen konnten : er wäre heinahe unser Ehren-
bürger geworden — wenn er nur gewollt hätte. Aber
auch dieser schwache Trost ist hinfällig — denn bei der
ersten und schicklichsten Gelegenheit fehlte der Wille auf
Seiten des Senates. Wie das kam, sollen die nachfolgen-
den Ausführungen darlegen.'
Das Ausscheiden Goethes a^us dem Bürgerverbande
seiner Vaterstadt fällt in eine Zeit, da seine freundschaft-
lichen Beziehungen zu Frankfurter Landsleuten in persön-
lichem Verkehre eine neue Belebung erfahren hatten, und
da er selbst kurz vorher die Vergangenheit der alten
Reichsstadt in herrlichen Farben seinen Zeitgenossen ge-
schildert hatte. Es ist allgemein bekannt, dass lediglich
ökonomische Gründe Goethe veranlassten, ein bürger-
liches Verhältniss zu lösen, welchem er schw^ere finan-
zielle Opfer bringen musste, ohne dass er dafür einen an-
deren Vortheil hatte als die Ehre, sich einen Bürger seiner
Vaterstadt nennen zu dürfen. So lange die Mutter lebte,
war das Vermögen der Familie, welches zum Theil in
Lnmobilien und Hypotheken bestand, an die Stadt ge-
bunden; nach deren Tode und nach der Erbtheilung mit
seiner Nichte Luise Nicolovius , der einzig überlebenden,
dem Onkel niemals persönlich bekannt gewordenen Tochter
der Schwester , hätte Goethe sein Vermögen aus der
Vaterstadt herausziehen und sein Bürgerrecht ohne Nach-
theil aufgeben können.' Aber er dachte nicht daran ; viel-
' Im Folgenden muss naturgemäss gar Manches wiederholt
werden, was bereits aus Schlossers Aufsatz (J. Frese, Goethebriefe aus
Fritz Schlossers Nachlass, Stuttgart 1877, S. 22 ff.), aus dem Brief-
vvechsc:! zwischen Goethe und Marianne v. Willemer (herausgeg. von
Th. Creizenach, zweite Auflage, Stuttgart 1878) und Rüppells bissigen
Bemerkungen zur Entstehung des Frankfurter Goethedenkmals (Ar-
chiv für Frankfurts Geschichte und Kunst, Heft 7, 1855, S. 55 ff.)
bekannt ist. Ueber die Frage der Verleihung der Ehrenbürgerwürde
an Goethe habe ich das Nöthige in meinem Aufsatz über die Frank-
furter Ehrenbürger (Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst,
dritte Folge, dritter Band, S. 136 ff.) zusammengestellt. Das Wenige,
was sich aus den im Goethe-Archive verwahrten Briefen Schlossers
an Goethe ergibt, hat mir Herr Prof. Dr. B. Suphan freundlichst mit-
getheilt. Die Frankfurter Akten befinden sich theils im Stadtarchiv II
(Bürgerrechts-Aufgabe), theils in der Registratur des königlichen
Amtsgerichtes V (Insatzangelegenheiten).
^ Die Akten über die Immission in die Erbschaft der am 15. Sept.
1808 verstorbenen Frau Rath, natürlich rein formellen Inhalts, befinden sich
im Stadtarchiv I zu Frankfurt a. M. ; ebenda das Versteigerungsprotokoll
über ihre fahrende Habe und iliren Garten vor dem Friedberger Thore.
Goethes Ausscheiden aus dem Frankfurt. BCrgervekbande. 213
mehr war seine Absicht, auch seine Gattin Christiane und
den jugendhchen August ins Frankfurter Bürgerrecht auf-
nehmen zu lassen, »um auch für die Zukunft alles arran-
girt zu sehen. a Als ihm sein treuer Vermögensverwalter
in Frankfurt, Rath Fritz Schlosser, das fürstlich Primatische
Statut vom 10. Febr. 1808 mittheilte, welches neue Be-
stimmungen über die Erwerbung des Frankfurter Bürger-
rechts getroffen hatte, da gab er seinen Plan auf, »da so
manche Dinge dabey zur Sprache kommen, die man lieber
nicht anregt,ft d. h. weil er die Offenbarung seiner Ver-
mögensverhältnisse scheute. Er sprach die Hoffnung aus,
spater vielleicht durch die Gnade des Fürsten Primas
Karl V. Dalberg der Unannehmlichkeiten enthoben zu
werden, w^elche die Erwerbung des Bürgerrechtes für
Frau und Sohn ihm verursachen mussten.
Aus Schlossers Darstellung ist bekannt, in welch
schwerer Weise Goethe zu den Lasten seiner Vaterstadt
während der Jahre 1808 — 1817 herangezogen wurde.
Mehrfacli klagte er in seinen Briefen an Schlosser über
die Ausgaben, die ihm sein Frankfurter Bürgerrecht auf-
erlegte. Im März 1812 wandte sich August v. Goethe an
Schlosser mit der Anfrage, wie die Lösung des bürger-
lichen Verhältnisses seines Vaters zu Frankfurt am
leichtesten einzuleiten sei; Zweck dieser Lösung war, die
freie Verfügung über den Rest des väterUchen Vermögens,
soweit es noch in Frankfurt angelegt war, zu gewinnen.
»Mein Vater,« schreibt August, »kann sich nach seiner
Denkweise mit Geschäften dieser Art weniger abgeben,
doch halte ich es für meine Schuldigkeit, uns das wenige
(in Frankfurt angelegte Vermögen) soviel als möglich zu
erhalten.« Dem Vater Goethe widerstrebte also damals
die persönliche Bemühung, sein Verhältniss zu Frankfurt
aufzugeben ; er liess aber dem Sohne, den keine Bande an
die väterliche Heimath fesselten, freie Hand. In seinem
erwähnten Aufsatz hat Schlosser ausführlich geschildert,
wie diese Angelegenheit von ihm behandelt wurde, wie
der Grossherzog von Frankfurt ihm schliesslich eröffnete,
dass er die bedeutenden Abzugsgelder, welche Goethe im
Falle des Ausscheidens an die Stadt zahlen musste, auf
seine Kasse zu übernehmen und ausserdem dem Scheidenden
eine Medaille zu widmen gewillt wäre. Dass der Gross-
herzog, wie Rüppell erzählt, damals schon Goethe das
Ehrenbürgerrecht seiner Vaterstadt in Aussicht stellte, ist
offenbar ein Irrthum, denn Schlosser, der die ganzen Ver-
handlungen mit dem Grossherzog führte und auf dessen
mündliche Mittheilung sich Rüppell beruft, weiss davon
in seinem Aufsatze nichts zu berichten. Die Ereignisse
214 Abhandlungen.
des Jahres 1813, welche der Herrschaft Dalbergs ein jähes
Ende bereiteten, liessen dessen gute Absichten gegen
Goethe nicht zur Ausführung kommen.
Der Wunsch, das heimische Bürgerrecht aufzugeben,
verUess Goetlie nicht mehr, zumal ihn noch die Jahre 1813
und 18 14 mit schweren Abgaben getroffen hatten. Aber
noch waren die Bestimmungen über die Abzugsgelder in
Kraft, und Goethe scheute diese Ausgabe. Der Artikel 18
der deutschen Bundesakte von 1815 sprach im Prinzip
die Freizügigkeit für die Unterthanen der Bundesstaaten
aus ; die Frankfurter Konstitutionsergänzungsakte vom
19. Juli 1816, welche die mehrjährigen, von Goethe mit
interessirter Theilnahme verfolgten städtischen Ver-
fassungskämpfe abschloss, setzte im Artikel 4 fest, dass
jenes »Recht des freien Wegziehens aus einem deutschen
Bundesstaat in den andern mit der Freiheit von Nach-
steuer . . . unter keinerlei Vorwand geschmälert, auch
den um ein desfallsiges Zeugniss Nachsuchenden damit
ohne Anstand an Händen gegangen werden sollen Aber
erst als der Bund durch Beschluss vom 23. Juni 1817 die
Freizügigkeit mit dem i. Juli als praktisch eintretend
verkündet hatte, benachrichtigte Schlosser den Freund,
dass jetzt der richtige Augenblick gekommen sei.
Daraufhin ertheilte Goethe dem Advokaten Dr. Schulin
Vollmacht, die Angelegenheit bei den Frankfurter Behörden
zu erledigen. Rath Schlosser konnte den Dichter in dieser
Sache nicht vertreten, da er keine juristische Praxis ausübte.
Der Wortlaut der Urkunde ist folgender:
Da ich das Frankfurter Bürgerrecht nicht länger bey-
zubehalten, sondern auf dasselbe Verzicht zu leisten ge-
sonnen bin, so ertheile ich dem Herrn Doctor Johann
Friedrich Gabriel Schulin zu Frankfurt a. M. Special-
Vollmacht und Gewalt, hiervon bei Hochedlem Senat
daselbst die nöthige Anzeige zu machen , damit ich,
gegen Berichtigung der lauffenden Schatzungs- und son-
stigen Gebühren, in den Bürger-Registern gelöscht, meine
zum Insatzbuch geleistete Caution aber wiederum frey-
gegeben werde. Kraft eigenhändiger Namens-Unterschrift
und beygedrucktem Pettschaft. Weimar den 19. Nvbr. 18 17,
J. W. V. Goethe.
Nur die Unterschrift ist eigenhändig ; neben dieser
links ist das Siegel mittelst rothem Siegellack mit dem
bekannten Wappen aufgedrückt. Am Fusse des Folio-
bogens unterhalb der Unterschrift findet sich die Be-
glaubigung derselben durch das Grossherzoglich Säch-
Goethes Ausscheiden aus dem Frankfurt. Bürgerverbande. 215
sische Staatsministerium (gez. Christian Gottlob Voigt)
mit beigefügtem Staatssiegel.
Sofort nach Empfang der Vollmacht reichte Dr.
Schiilin am 25. November ein diesbezügliches Gesuch^ beim
Senate ein, worin dieser gebeten wird, »Herrn Staats-
minister von Goethe von dem hiesigen Bürger Verband
frey und loszuzählen, sofort die Ausstreichung aus den
Bürger-Büchern zu verordnen, auch die zum Insatzbuch
geleistete Caution frey zu geben.«
Am 2. Dezember wurde das Gesuch im Engeren
Rathe vorgetragen und darauf beschlossen:
«Wenn der Herr Geheimerath und Staatsminister von
Goethe, mit 1. Einkommensteuer Commission Richtigkeit
gepflogen haben wird, zu welchem Ende diese Com-
mission davon in Kenntniss gesezt wird, so kann die
zum Insatzbuch geleistete Caution gelöscht werden, und
ist demnach der Herr von Goethe des hiesigen bürger-
lichen Verbandes entlassen.«
Bereits am 19. Dezember wurde mit der Einkommen-
steuer-Commission die verlangte »Richtigkeit gepflogen«;
d. h. es wurde von der Commission »eprüft, ob der das
Bürgerrecht Aufgebende seine Verpflichtungen gegen die
Stadt erfüllt hatte, und, als dies feststand, die als Unter-
pfand gesetzte Caution freigegeben; in Folge dessen wurde
der Name Goethes im Bürgerbuche, in welchem er unter
dem 3. September 1771 eingetragen worden war', aus-
gestrichen und daneben eine diesbezügliche Erklärung nebst
der Bemerkung geschrieben, dass für diese Tilgung 30 Kr.
im Stadtkanzlei-Accidentienbuche verrechnet seien.
So der aktenmässige Verlauf dieser Angelegenheit,
wie ihn bereits Schlosser, Rüppell, Kriegk und Creizenach
in den Hauptzügen wahrheitsgetreu berichtet haben. Die
Darstellungen der beiden ersteren, welche an dem Ver-
fahren der Frankfurter Behörden eine herbe Kritik übten,
veranlassen mich zu folgenden Bemerkungen.
Schlossers Tadel gegen den Senat beschränkt sich
auf die folgenden Sätze: »Natürlich konnte die Bitte vom
Senat nicht versagt werden. Viele hatten erwartet, der
Senat werde Goethen von der Last des Bürgerrechts befreit
erklären, ihn aber bitten Ehrenbürger zu sein. Dies geschah
aber nicht. Vielmehr ward in fast unanständig formloser
Weise dem Gesuche willfahrt.« Dass der Senat Goethe
nicht zum Ehrenbürger der Stadt ernannte, beklagt Schlosser
' Vgl. Kriegk, Die Brüder Senckenberg (Frankfurt 1869) S. 328 ff.,
woselbst dieser Eintrag nebst den späteren Zusätzen wörtlich mit-
getheilt ist.
2l6 Abhandlungen.
mit Recht und beklagen noch heute die jetzigen Frankfurter,
die Nachkommen der Männer, welche den grössten Sohn
der Stadt damals ziehen Hessen, ohne ihn auf immer
durch ein Ehrenverhältniss an Frankfurt zu binden. Wie
Schlosser selbst sagt, war man hier auf jeden »Ausbürger«,
zumal von bekannterem Namen, erbittert, der sein Bürger-
recht aufgab;' zweifellos fanden unter den Mitgliedern
des Senates Besprechungen statt, ob Goethe nicht durch
Verleihung des Ehrenbürgerrechtes auszuzeichnen sei;
man nahm davon Abstand, weil das Gesuch des Dichters
bei einigen Herren Anstoss erregt hatte und liess seinen
Namen wie den eines jeden Austretenden im Bürgerver-
zeichniss löschen. Man verfuhr in kalter, geschäfts-
mässiger Weise, nicht unanständig und noch viel weniger
formlos, wie Schlosser dem Senate vorwirft; man be-
handelte Goethe, ohne auf seine Verdienste, ohne auf
seinen gefeierten Namen Rücksicht zu nehmen, wie jeden
anderen Bittsteller in gleicher Sache. Sicherlich hätte der
Senat — um seine Unterlassung zu erklären, nicht zu ent-
schuldigen — sich nicht im Einverständniss mit der erbit-
terten Bürgerschaft befunden, wenn er Goethe das Ehren-
bürgerrecht angetragen hätte.
Rüppells Darstellung, die sich weniger mit dem
Austritt Goethes aus dem Bürgerrecht als mit der daraus
entsprungenen »Missliebigkeit« des Dichters bei seinen
Landsleuten befasst, gründet sich auf mündliche Mittheilung
Schlossers und auf die eigenen Erlebnisse; sie ist eine
ganz einseitige, von bitterem Groll gegen seine Mitbürger
eingegebene Schilderung der Vorgänge, welche zur Er-
richtung der beiden Frankfurter Goethestatuen von Pompejo
Marchesi und Ludwig Schwanthaler führten; die nöthige
Kritik an dieser Darstellung hat Frese leider nicht geübt.
Wenn Rüppell behauptet, Goethe sei ausgetreten, um sich
gegen »Steuererpressungen« zu sichern, so kann dieser
hässliche Vorwurf gegen den Frankfurter Senat durch die
einfitche Bemerkung erledigt werden, dass die städtische
Behörde nur ihre Pflicht that, wenn sie den Bürger Goethe
zu den der Bürgerschaft auferlegten Lasten heranzog; und
wenn er behauptet, Goethe habe »keineswegs aus Ver-
achtung gegen die Stätte seiner Geburt« das Bürgerrecht
aufgegeben, so kämpft er damit gegen einen ^'orwurf,
der, wenn überhaupt, nur vom Unverstände dem Dichter
gemacht worden ist.
' Wenige Monate nach Goethe gab auch der Wirkl. Geh. Ober-
Reg.-Rath Nicolovius, der Gatte der 1811 verstorbenen Tochter von
Cornelia Schlosser, geb. Goethe, das Frankfurter Bürgerrecht auf.
Goethes Ausscheiden aus dem Frankfurt. Bürgerverbande. 217
Zu dem Eintrag im Bürgerbuche, dass für die Aus-
streichung des Namens Goethes 30 Kreuzer berechnet
wurden, macht Frese die wenig geschmackvolle Bemer-
kung: »Das mahnt an dreissig Silberlinge!« Jedermann
sieht ein, dass dieser Eintrag ein nothwendiges Glied in
der amtlichen Geschäftsbehandlung einer Austrittserklärung
ist, und dass lediglich die Zahl 30 Frese zu der unglück-
lichen Erinnerung an Judas Ischarioth verleitet hat.
Im Jahre 18 18, bald nach seinem Ausscheiden, war
Goethe genöthigt, den Frankfurter Senat in einer privaten
Angelegenheit anzugehen.
Als »Ausbürger«, d. h. als auswärts wohnender Bürger,
hatte Goethe für die als hiesiger Bürger zu leistenden
Abgaben der Stadt eine Caution zu stellen. Als solche
diente der grösste Theil einer Hypothek, welche er aut
dem Hause der Wittwe Ochs Lit. L Nr. 156 (jetzt Alter
Markt Nr. 2, »zum kleinen weissen Becher«) stehen hatte.
Die Frau Rath hatte 1792 diesen Insatz auf das Haus ge-
geben, 1798 hatte sie den Insatzantheil ihres Mitgläubigers
an sich gebracht, 1809 war bei der Theilung ihres Nach-
lasses der ganze Insatz an Goethe gefallen; dieser ver-
pfändete ihn 1810 bis zum Betrage von 3200 fl. der Stadt
zur Sicherung der von ihm zu leistenden Abgaben.' Die
Insatzschuldn'erin, eine »arme, aber brave« Frau, wie
Schlosser an Goethe schrieb, gerieth in so bedrängte Um-
stände, dass sie die Zinsen nicht zahlen konnte; es kam
1817, nachdem Goethe sie mit menschlicher Nachsicht
behandelt hatte, zur hypothekarischen Ausklage, in welcher
das Haus am 19. Nov. dem Insatzgläubiger Goethe zu-
gesprochen wurde. Es war ein »erbärmlicher« Besitz, den
Dr. Schulin in Goethes Auftrage am 29. April 1818 an
den Bürger und Packer Liebig verkaufte. Er wurde dazu
durch nachfolgende Vollmacht Goethes ermächtigt:
»Ich genehmige den von dem Herrn Doctor Schulin
zu Frankfurt vorgenommenen Verkauf des in der Ausklage
mir zugefallenen Wittib Ochsschen Hauses Lit. L No. 156
auf dem Markt zu Frankfurt a. M. gelegen und zum
kleinen weisen Becher genannt an den dasigen Bürger
Herrn Heinrich Gottfried Liebig für die Summe von
4400 fl., sage viertausend vierhundert Gulden im 24 fl.-
Fuss dergestalt, dass Eintausend Gulden äussersten Falls
Neunhundert Gulden sogleich baar bezahlt werden und
die übrigen vier und dreissig Hundert oder fünf und
dreissig Hundert Gulden zu vier und ein halb Prozent
' Die diesbezügliche Vollmacht Goethes für Schlosser hat Frese
a. a. O. S. 33 abgedruckt.
2l8 Abhandlungen.
[ährlicher Zinnsen ein bis ein und ein halb Jahre gegen
Versatz des verkauften Hauses stehen bleiben, dabey die
Kosten des Kaufbriefs und der Währschaft von dem
Käufer Herrn Liebig getragen werden und ermächtige ge-
dachten Herrn Doctor Schulin den Hauptkaufbrief in
meinem Namen zu unterzeichnen, sofort bey dem Herrn
Insatzführer Frank Wohlgeboren zu erscheinen und ge-
dachtem Käufer die W^ährschaft zu leisten, auch in meinem
Namen anzugeloben, dass das Haus ausser den Grund-
zinsen von y'fl. i6 ß ins Liebfrauenstift, i fl. 15 Alb. ins
Dominicaner Kloster und 6 fl. Laternen Geld auf löbl. Bau-
amt mit weiter keinen Lasten behaftet ist, auch sich Namens
meiner aus dem Besitz, hingegen gedachten Herrn Liebig
in den Besitz bemeldeten Hauses einsetzen zu lassen.
Unter Gutheissen alles dessen, was solcher Gestalt mein
Herr Mandatar dieses Verkaufs und der Währschaft halben
thun und verrichten wird, habe ich diese Vollmacht eigen-
händig unterschrieben und besiegelt und demnächst ge-
richtlich legalisiren lassen. Weimar den i6ten April 181 8.
J. W. V. Goethe.
Neben der Unterschrift links ist das bekannte Pett-
schaft in rothem Siegellack abgedruckt, unterhalb desselben
befindet sich die Beglaubigung der »wohlbekannten Hand-
schrift« Goethes durch die GrossherzogHche Regierung,
gez. V. Müller.
Der grösste Theil des Kaufpreises sollte also mit
3500 fl. 13^ Jahre lang hypothekarisch auf dem Hause
stehen bleiben. Der Insatzbuchführer verweigerte die Ein-
tragung der Hypothek auf Goethes Namen, da nach den
bestehenden Gesetzen nur Frankfurter Bürger sich Gelder
auf liegende Güter insatzweise einschreiben lassen durften.'
Als sich zur Uebernahme des Insatzes kein Bürger finden
liess, wandte sich Dr. Schulin mit der Bitte an den Senat,
»dass Hochderselbe dem Herrn Geheimen Rath von Goethe
zu bewilligen hochgeneigtest geruhen wolle, zu seinen
Gunsten gedachtes Insatz-Kapital bis zur schicklichen
Transportirung auf einen hiesigen Bürger _ besitzen zu
dürfen.« Schlosser behauptet, man habe in ähnlichen
Fällen Fremden und Juden die Einschreibung immer
dispensando bewilligt, »der Senat schlug aber das Gesuch
in herben Worten als ordnungswidrig ab.« Schlossers
Tadel ist hier ein wohlberechtigter, wenn anders der Dis-
pens hier ausnahmsweise nicht ertheilt wurde. Auf Schulins
Gesuch beschloss der Engere Rath am 16. Juni 1S18:
1 Eine Bestimmung, die erst durch Gesetz vom 29. Sept. 1863
aufgehoben wurde.
Goethes Ausscheiden aus dem Frankfurt. Bürgerverbande. 219
»i) Es kann dem Ansuchen als den hiesigen Gesetzen
zuwider nicht willfahrt werden; 2) hat der Insatzbuchführer
berichtlich anhero gelangen zu lassen, ob wirklich alle dem
Herrn Geheimen Rath von Goethe angehörigen Insätze an
hiesige verbürgerte Personen übertragen worden sind?«
In der Ablehnung sowohl als in dem »wirklich« des
zweiten Beschlusses spricht sich die starke Erbitterung
des Senates, wenigstens in seiner Mehrheit, gegen Goethe
aus : das Gesuch wird abgeschlagen, ohne dass man von
dem verfassungsmässigen und sonst stets ausgeübten Dis-
pensationsrecht Gebrauch macht, und^ der bestimmten
Angabe des Anw^altes Goethes misstrauend, fordert man
Bericht von der Hypothekenbehörde, ob der Gesuchsteller
»wirklich« seiner aus der Aufgabe des Bürgerrechtes
resultirenden Verpflichtung nachgekommen ist. Der Bericht
des Insatzbuchführers zeigte, wie grundlos das Misstrauen
gegen Goethe gewesen war. Denn dieser hatte einen
weiteren Insatz, den seine Mutter und er seit 1801 auf
dem Hause des Kartenmachers Wüst Lit. M No. 184 (jetzt
Alter Markt No. 27, »Zum Paradies«) im Betrage von
8000 fl. im 22 Gulden-Fuss stehen hatten und der nach
dem Ochsschen Insatzprozess der Stadt bis zu 3200 fl. als
Caution verpfändet war, im März 18 18, also kurz nach
der Aufgabe des Bürgerrechtes, an einen hiesigen Bürger
verkaufen lassen. Der Senat beschloss Wiedervorlage der
Angelegenheit nach sechs Monaten, d. h. er wollte
später die Gewissheit haben, dass Goethe sich »wirklich«
seines letzten Insatzes oder vielmehr des Rechtes auf einen
solchen in seiner Vaterstadt entledigt hätte ; zur Wieder-
vorlage im Senate ist es übrigens nicht gekommen. In
Folge der unfreundlichen Abweisung musste Goethe sein
Recht zur Hypothek auf das von ihm verkaufte Haus mit
Verlust, wie Schlosser behauptet, an einen Frankfurter
Bürger verkaufen : durch diese Veräusserung benahm er
dem Senat den Grund zu weiteren unangenehmen Schritten
gegen den abtrünnigen Sohn der Stadt.
Es war das letzte Mal, dass Goethe zu den Behörden
seiner Vaterstadt in offizielle Beziehung trat. Das ihm
gegenüber behebte Verfahren war aber offenbar von nach-
haltiger Wirkung auf ihn. Als 1829 Frau v. Willemer,
deren Schwiegersohn, Dr. Gerhard Thomas, gerade das
jüngere Bürgermeisteramt bekleidete, ihm den Wunsch zu
erkennen gab, sich zur Annahme des Ehrenbürgerrechtes
bereit zu erklären, da lehnte er mit Dank das Ansinnen
kurz ab ; zwar führt er als Grund der Ablehnung die un-
freundliche Behandlung seitens des Senates nicht an, sondern
vielmehr dessen Versäumniss, ihn bei früheren passenden
220 Abhandlun'gex.
Gelegenheiten um die Annahme der Ehrenwürde zu be-
grüssen ; aber wir müssen wohl annehmen, dass die Ab-
weisung, die ihm die Behörde bei seinem Ausscheiden
aus dem Bürgerrechte hatte zu Theil werden lassen, ihm
noch zwölf Jahre später die Lust verleidete, wieder in
den Verband der Bürgerschaft, wenn auch als Ehrenbürger,
zurückzutreten.
Andererseits verharrte der Frankfurter Senat nicht
lange in der unfreundlichen Gesinnung, mit der er Goethe
1818 behandelt hatte. Als am 16. Dez. 1819 die beiden
Senatoren v. Guaita und Thomas dem Senate den im Ein-
vernehmen mit Thorwaldsen ausgearbeiteten »Vorschlag
zu einem Denkmal für Goethe«' von Sulpiz Boisseree
vorlegten und um einen Platz für dasselbe auf der ehemaligen
Mühleninsel am Schneidwall baten, da kamen die Behörden
dem Antrage mit bereitem Wohlwollen entgegen, und es
lag nicht am Senate, dass der schöne Plan, eine Frucht
der Frankfurter Goethefeier von 18 19, nicht zur Aus-
führung kam. Er scheiterte an der Abneigung des Dichters,
sich bei Lebzeiten ein Denkmal setzen zu lassen, und nicht
zum geringsten Theil auch an der Theilnahmlosigkeit
der Frankfurter Bürgerschaft. Denn weite Kreise derselben,
nicht etwa nur die Ungebildeten und die Halbgebildeten,
konnten Goethe den Austritt aus dem Bürgerrechte lange
nicht verzeihen; und noch heute klingt dieser Groll aus
dem Munde mancher Alt-Frankfurter von echtem Schrot
und Korn vernehmlich nach: sie sehen das Unrecht nur
auf Seiten Goethes, ohne zu wissen oder zu bedenken,
wie gewichtige und auch für den beschränktesten Lokal-
patriotismus begreifliche Gründe ihn zur Lösung seines
Dürgerlichen Verhältnisses zur Vaterstadt veranlasst haben.
Mit vollem Recht weist Frese darauf hin, dass Goethe
seinen Unmuth gegen den Frankfurter Senat nicht laut
werden Hess; was er Widriges erfuhr, hat er für sich
behalten, hat er keinem seiner Freunde brieflich vertraut,
hat er den Zeitgenossen verschwiegen und es verschmäht,
sie zu Richtern zwischen sich und der Waterstadt anzu-
rufen. Ihr Urtheil wäre für Frankfurt ein ungünstiges
gewesen — und leider nicht mit Unrecht !
' Das Goethe-Denkmal in Frankfurt a. M. 1844. S. 2 ff.
iii. MiscELLEN, Chronik,
Bibliographie.
MiSCELLEN.
Ä. Einzelnes zu Goethes Leben und Werken.
I. Zu Faust.
Eine merkwürdige Uebereinstimnuing findet sich zwischen
folgenden Stellen:
»Essais de Montaigne III, 13: Si avons nous beau
monter sur des eschasses; car sur des eschasses encores fault
il marcher de nos jambes et au plus esleve throsne du
raonde si ne sommes nous assis que sur notre cul . . .«
und Faust 1808 ff.
»Setz Dir PerrUcken auf von Millionen Locken
Setz Deinen Fuss auf ellenhohe Socken.«
A. Bettelheim.
2. »Deutscher Parnassu.
Das schöne Gedicht Goethes, welches Schiller »Sänger-
würde«, später Riemer erst »Dithyrambe«, dann »Deutscher
Parnass« getauft hat, während Goethe selbst es in seinem
Tagebuch »Wächter auf dem Parnass« nennt, deutet schon
durch diese Vielnamigkeit an, dass es verschiedenartige Aus-
legungen finden könnte. In der Regel wird es als eine Pa-
rodie anakreontischen Jammers über die Dioskurenherrschaft
Goethes und Schillers aufgefasst. In feinsinniger Weise hat
besonders D. Jacoby (Goethe-Jahrbuch 6, 274 f.) diese An-
schauung ausgeführt, der z. B. auch G. v. Loeper (Gedichte,
Zweite Ausgabe 2, 305) sich anschliesst, während Strehlke
(Hempels Ausgabe i, 10 1) die Polemik gegen die Aus-
schreitungen der Sturm- und Drangperiode gerichtet glaubt.
224 MiSCELLEN.
Henkel (Archiv für Litg. IX. 200 f.) und Hehn (Goethe-
Jahrbuch 6, 324) bestreiten die satirische Absicht überhaupt.
Diese aber ist durch Worte Schillers verbürgt, denen Goethe
in keiner Weise widerspricht; es geht schwerlich an, dies
Zeugniss so leichthin wegzuschieben, wie es Hehn thut. Gibt
man jedoch die satirische Tendenz zu, so haben die bisher
gegebenen Deutungen mancherlei Bedenken. Nach der An-
nahme Jacobys und Loepers hätte Goethe die glückliche Je-
remiade der Xenien »Alles hat sich bei uns in Vers und
Prosa verschlechtert« nach Jahren in dithyrambischer Form
wiederholt, etwa wie Platen in den »Klagen eines Ramle-
rianers« es in lyrischer Form that :
Ha! beim Styx! mit kecker Stirn und Nase
Stürmen lockre Knaben den Parnass.
Aber Platen hatte an Knebels Tadel einen äusseren An-
lass; dieser scheint bei einer verspäteten Antwort Goethes
auf Gleims oder Herders Klagen zu fehlen. — Folgt man
Strehlke, so hätte der Dichter ganz plötzlich auf fernliegende
»Excentricitäten« zurückgegriffen; hier ist noch weniger eine
Veranlassung ersichtlich.
Diese Bedenken fallen fort, wenn das Gedicht sich gegen
eine 1798 eben frische, herausfordernde Richtung der Lite-
ratur wendet. Und in der That glauben wir auch in der
Schilderung der wilden Neuerer die Romantiker wieder-
zuerkennen.
Ganz und gar nicht würde die Schilderung des wild
bacchantisch hereinbrechenden Chores auf Goethe und Schiller
gepasst haben, wenn selbst man sie mit den Augen eines
Gleim betrachtete. Und ist es nicht wirklich die eigene
Anschauung Goethes, wenn er den bacchantischen Lärm sich
selbst preisgebender Leidenschaft, wenn er ein Spiel, das
die Schranken übertobt, tadelt? 1799 im April ist das be-
rüchtigste Buch der Romantik fertig geworden : Friedrich
Schlegels Lucinde. Es hat zwei Heldinnen: die erste, Lisette,
ist ein Zerrbild aus Goethischen Bestandtheilen zusammen-
gesetzt: »Es steckt in dieser Täsette viel von Philine, viel
von den Lacerten der venetianischen Epigramme, etwas
Mignon, etwas Manon Lescaut, aber auch Eignes« bemerkt
Julian Schmidt. Der Dichter selbst schreibt ihr »schöne
bacchantische Wuth« zu; und kaum weniger Mänade ist Lucinde
selbst. Der Held aber glaubt nicht an die Liebe, er ergibt
sich dem Witz, er schreibt ein Loblied der Frechheit, er
macht ganz und gar Goethes empörte Schilderung zur Wahrheit:
O, wie möcht' ich gern mich täuschen!
Aber Schmerzen fühlt das Ohr;
MlSCELLEN. 225
Aus den keuschen
Heil'gen Schatten
Dringt verhasster Ton hervor,
Wild Gelächter
Statt der Liebe süssem Wahn !
Weiberhasser und -Verächter
Stimmen ein Triumphlied an.
Selbst Einzelheiten stimmen :
Mann und Weib
Ohne Scheu
Zeigt den Leib,
heisst es, wie der Dichter selbst sich rtlhmt, der Geliebten
oft die fatalen Kleider wie Reste falscher Scham abgerissen
zu haben; der arme Gutzkow hat dann in seiner »Wallya,
die zum Verbot der Schriften des »Jungen Deutschland«
Anlass gab, dies anmuthige Motiv in seiner Art breit ge-
treten. Und wenn es heisst:
Aus den blauen Wasserfällen
Aus den zarten Rieselwellen
Tränket Ihr
Gar Silen's abscheulich Thier?
so bezieht sich das auf Kotzebues »Hyperboreischen Esel«, ein
in gleichem Jahre erschienenes plumpes dramatisches Pamphlet,
welches sich von Citaten aus Schlegelschen Schriften nährte.
— Es bedarf wohl kaum der Erinnerung, wie leicht Goethe
von Schlegels wie von Kotzebues Schrift schon vor der Ver-
öffentlichung Kenntniss haben konnte ; dazu kommt noch die
übliche Vordatirung der Bücher durch den Verleger.
Die Schlegel aber hatten ja wirklich zu Goethes Ge-
nossen gehört, Aug. Wilh. Schlegel und Tieck gehörten noch
jetzt zu seinen, gegen Schiller oft vertheidigten »Brüdern«,
die diesen Bacchanten den Weg zeigen, den »Frechen«, wie
F. Schlegel und seine Gestalten um der Allegorie auf die
Frechheit wegen genannt werden.
Die Romantiker also sind hier die widerwärtigen Be-
gleiter des Neuen. Aber auch sie können das Schlechte
abstossen, die rohe Formlosigkeit, die Empörung wider den
guten Geist :
Wenn euch nichts so sehr beglücket.
Als was ihr bei uns erprobt.
Euch nicht mehr ein Spiel entzücket.
Das die Schranken übertobt :
Kommt als gute Pilger wieder,
Steiget froh den Berg heran.
Tief gefühlte Reuelieder
Künden uns die Brüder an.
Goktme-Jahrbuch XIII. je
226 MiSCELLEN.
Und ein wahrhaft dithyrambischer Schluss lässt dies
Gedicht wie den »Gott und die Bajaderea auskUngen, die
Ballade, in der Goethe in so ganz anderem Geiste ein der
»Lucinde« verwandtes Thema behandelt hatte :
Wenn sich der Verirrte findet,
Freuen alle Götter sich. —
Worin besteht denn aber die Ironie, die Satire, von
der Schiller spricht, wenn er am 23. Juli 1798 an Goethe
schreibt, die Ueberschrift »Sängerwürde« solle die Ironie ver-
stecken und doch die Satire für den Kundigen ausdrücken?
Darin, wie es scheint, dass Goethe einen ästhetischen
Vorwurf auf das moralische Gebiet überspielt. Immerfort
hörte er an seinen Werken unmoralische Tendenz anklagen,
während er sie von aller Tendenz frei, lediglich als Kunst-
werke angesehen wissen wollte. Nun wird er ironisch selbst
zum Tugendwächter : er greift die künstlerische Zuchtlosig-
keit an, als sei es sittliche Verworfenheit, er fordert Busse
und Reuelieder, er droht mit Donnerkeilen, und dabei weiss
es doch der Kundige, dass in Goethes Sinn es nur Eine
Moral für den Künstler gibt: »strebe zur höchsten Form!« —
Richard M. Meyer.
j. »Der getreue Eckart«.
Dass Goethe in der Absicht, sich für seinen Faust in
den Volksglauben hineinzuarbeiten, Prätorius studirt hat,
steht fest. Höchst wahrscheinlicherweise sind ihm dabei
auch die Saturnalien in die Hand gekommen, in denen
S. 403 Propositio XV die Geschichte vom getreuen Eckart
ziemlich genau wie bei Goethe erzählt ist. Doch kann Prä-
torius nur die mittelbare Quelle für Goethe gewesen sein,
da dieser den Stoff durch John erhielt (Weim. Ausg. III, 448).
Praetorius. Der Treue Eckart machet auff Weynachten
sempervolle Kannen.
Weiter soll es zu Schwartze (welches ein Dorff ist in
Thüringen) geschehen seyn | auff Weynachten; dass auch die
Frau Holla fürüber gezogen | da der Treue Eckart vorne an
im Troppe gewesen | und die begegneten Leute gewarnet
hat j damit sie möchten aus dem Weg treten | dass ihnen
kein Leid wiederfahre. Bey solchem Zuge aber sollen ein
paar Knaben desselbigen Dorffs zugesehen haben | welche
aus der Schencke Bier geholet | und solches nach Hause
tragen wollen : Weil aber die Gespenster im vollen Marg
gewesen, so wahren sie ein wenig abseits gewichen mit
ihren Kannen | an einer Ecke : Da sollen unterschiedliche
Weiber derselben Rotte solche ihre Kannen genommen und
daraus gleichsam getruncken haben. Darzu doch die Knaben
MlSCELLE\. 227
aus Forcht stille geschwiegen ; wiewohl sie nicht gewust, wie
sie ihnen gethun selten I wenn sie nach Hause mit leeren
Gefässen kommen würden: Endlich soll der Treue Eckart
drauff zu sie gesprochen haben: Das heisset euch Gott spre-
chen I dass ihr nichtes geredet habet; sonsten solten eure
Hälse ummegedrehet worden seyn ; und nun gehet drauff
flugs nach Hause | und saget von dieser Geschichte keinem
Menschen etwas | so werden eure Kannen immer voll seyn |
und wird ihnen niemahl an Bier gebrechen oder fehlen.
Solches hatten die Knaben bey 3 Tage in acht genommen;
da es ihnen ergangen | wie jener Witwen | in der Bibel | mit
ihrem Oelkruge. Aber endlich hatten sie es doch aus Vor-
witz nicht länger verbergen können; sondern die Sache ihren
Eltern erzehlet. Da war es mit dem Cornu copiae aus-
gewesen I und hatte der Brunnenquell versiegen. Andere
sagen | es sey dieses nicht eben in Weynachten geschehen,
sondern auff eine andere Zeit.
Alexander Tille.
4. Verse Goethes auf Friedf-ich den Grossen
finden sich unter den Paralipomenis aus Goethes Nachlass,
welche demnächst im Kritischen i\pparat zu den Gedicht-
bänden der Weimarischen Ausgabe 4 und 5 erscheinen werden.
In dem kaum leserlichen Entwurf von des Dichters Hand
lauten sie, wie wir annehmen, bestimmt eine Fortsetzung
der Episteln für die Hören zu bilden, etwa folgendermassen :
Willst du aber die Meinung beherrschen, beherrsche
durch That sie,
Nicht durch Geheiss und Verbot. Der wackre
Mann, der beständige.
Der den Seinen und sich zu nützen versteht und
gross dem Zufall gebietet,
Der den Augenblick kennt, dem unverschleiert
die Zukunft
In der stillen Zelle des hohen Denkers erscheint,
Der wo alle wanken, noch steht:
Der beherrscht sein Volk, er gebietet der Menge
der Menschen.
Einen solchen habt ihr gesehen vor Kurzem
hinaufwärts
Zu den Göttern getragen, woher er kam, Ihm
schauten
Alle Völker der Welt mit traurigen Blicken nach,
Jeder schien u. s. w.
G. V. LOEPER.
IS*
228 MiSCKLLEN.
5. Zur Chronologie der Ballade : Der Jioiggeseli
und der Mühlbach.
Nach Goethes Tagebuch von der Schweizer Reise 1797
(Werke 2, 363) ist diese Gesprächsballade in Stuttgart den
4. September gedachten Jahres vollendet worden. Eine Be-
stätigung dieser Angabe enthält ein, mir von Bernhard Suphan
aus dem Goethe-Archiv (Fascikel der auf der Reise einge-
gangenen Briefe), mitgetheiltes Schreiben von Zumsteeg,
Stuttgart den 13. September 1797, mit welchem Schreiben
Goethe, bereits in Stäfa, jenes Gedicht mit Musik für Gesang
zurückerhielt. Zumsteeg bezeichnet es darin als »das mir
gütigst zugesandte Lied«. Da Goethe Stuttgart am 7. Sep-
tember verlassen hatte, so wird er das Gedicht dem Musiker
spätestens am 6. in Stuttgart von Haus zu Haus überschickt
haben. Wenn Goethe es unterliess, das Gedicht in Tübingen
seinem Briefe an Schiller vom 14. desselben Monats beizu-
legen, die Uebersendung desselben an seinen und Zumsteegs
Freund vielmehr erst am 25. aus Stäfa erfolgte, so geschah
diess wohl, weil er zuvor den Eingang der Zumsteegschen
Komposition abwarten wollte. Jedoch erhellt aus dem Briefe
vom 25. nicht, ob ihm die Zumsteegschen Noten beigelegen
haben. Dass Zumsteeg die Ballade schon in der uns be-
kannten Gestalt zugegangen war, ergiebt die Stelle seines
Briefs : »So muss die sechste Strophe : Dann stürz' ich auf
die Räder mich mit ungleich mehr Stärke, und die achte :
mir wird so schwer, etwas langsamer als die übrigen vorge-
tragen werden.«
G. V. LOEPER.
6. Zur Elegie n Her mann und Dorotheaa.
Im Januar 1888 entdeckte ich beim Buchhändler Max
Harrwitz in Berlin unter allerhand alten kürzlich bei einem
Büchertrödler gekauften Skripturen diejenige zeitgenössische
Abschrift der Elegie »Hermann und Dorothea«, deren ab-
weichende Lesarten dann von Gustav von Loeper in der
Weimarer Ausgabe II, S. 364 f. nachgetragen wurden. Prof.
E. Schmidt beaugenscheinigte den Fund mit mir, stellte
dessen textkritische Bedeutung fest und erwarb die beiden
Folioblätter, um sie dem Goethe-Archiv zu schenken (s. Viert.
Jahresbericht der Goethe-Gesellsch. S. 10). Meine wieder-
holten Nachforschungen nach dem früheren Besitzer — Herr
Antiquar H. führte das Schriftstück, der Bleistiftnotiz am
Kopfe entsprechend, mittelbar auf die Auction von Wilh.
Körte's Nachlass zurück — sowie nach dem Schreiber blieben
bis heute leider erfolglos. Eine bezügliche Ermittelung wäre
MiSCELLEX. 229
für die Kenntniss von Goethes Arbeitsweise gar wohl inter-
essant gewesen. Denn die fertige Gestalt, wie sie uns Weim.
Ausg. I, S. 293 f. entgegentritt, weicht in so vielen Fällen
von der nun bekannt gewordenen Rohform ab, dass eine
sorgfältige Nachprüfung der bislang zur Verfügung stehenden
Varianten (I. S. 431 f.) manches lehrreiche Beispiel zur
vergleichenden Stilgeschichte der Goetheschen Lyrik zu
Tage fördern möchte. Es sei nur u. A. auf V. 42 hin-
gewiesen, wo wir anscheinend jetzt die älteste Ausdrucksart
für den betreffenden Eingang erhalten. Auch ward die Wort-
wahl verschiedenfach bedeutsamer Modelung unterworfen, wie
die Verse 5, 7, 11, 25, ^;^, 37, 40 deutlich belegen. Die
Interpunktion ist an mehreren Stellen noch ungeregelt und
dem Gedanken nicht durchweg analog. Besonders aber liegt
die Metrik im Argen, und hier hat auch dann die bessernde
Hand überall energisch eingegriffen. Die stetige Rücksicht
auf eine möglichst sinngemässe Wortstellung bildete dabei
einen leitenden Grundsatz, ohne dass dem Sprachgebrauche
irgend Gewalt angethan wurde (vgl. 4, 9, 28, 41 u. ö.).
Grammatikalische Nachhilfe trat V. 10, vielleicht auch V. 16,
in bezeichnender Weise ein. Reich ist, wie Loepers genaue
CoUation ergibt, die Zahl der Versumstellungen in der end-
giltigen Feststellung. Andererseits bleibt nicht zu verkennen,
wie schon in der älteren Fassung selbst mancherlei verändert
und zugesetzt worden ist, und ich meine, dass die von einer
zweiten Feder am Rande nachgetragenen Verse 13 und 14
zweifellos die Vermuthung nahelegen, dass wir es mit einem
Manuscript zu thun haben, welches zum wenigsten in Goethes
nächster Umgebung nach dem Gehör geschrieben und später
durchcorrigirt wurde.
Ludwig Fränkel.
/. ))Innere Formv.
Scherers Beispiel folgend pflegt man den für die Sprach-
und Literaturgeschichte so wichtigen Begriff der »inneren
Form« ^^'ilhelm von Humboldt zuzuschreiben, der ihn zum
centralen Begriff der psychologischen Sprachvergleichung
gemacht hat. Humboldt aber hat nur Herders »geistreiche
aber noch vage Bestimmungen schärfer gefasst« (Haym
Humboldt S. 502) und Herders Schüler war vor ihm schon
— Goethe. Goethe nun hat, was man bisher allgemein
übersehen zu haben scheint, nicht blos die Idee, sondern
auch bereits den Ausdruck.
In dem Anhang zu H. L. Wagners Uebersetzung von
Merciers Versuch über die Schauspielkunst, den Wagner
«Aus Goethes Brieftasche« überschreibt, heisst es : »Es ist
230 MiSCELLEN.
endlich einmal Zeit, dass man aufgehöret hat, über die Form
dramatischer Stücke zu reden, über ihre Länge und Kürze,
ihre Einheiten, ihren Anfang, ihr Mittel und Ende, und wie
das Zeug alle heisst. Auch geht unser Verfasser ziemlich
stracks auf den Inhalt zu, der sich sonst so von selbst zu
geben schien. — Deswegen gibts doch eine Form, die sich
von jener unterscheidet, wie der innere Sinn vom äussern,
die nicht mit Händen gegriffen, die gefühlt sein will«. Und
dann weiter: »Freilich wenn mehrere das Gefühl dieser innern
Form hätten, die alle Formen in sich begreift, würden wir
weniger verschobene Geburten des Geistes aneklen [sie ; vgl.
Strehlke in Hempels Ausgabe 28, 621 Anm. 2]. Man würde sich
nicht einfallen lassen, jede tragische Begebenheit zum Drama
zu strecken, nicht jeden Roman zum Schauspiel zerstückeln !«
(Der junge Goethe 3, 687. Hempel 28, 621. vgl. 348.) — jedem
wird die Uebereinstimmung mit Herders Ossian -Aufsatz (bes.
Suphan 5, 227) klar sein.
Goethe hat also bereits Idee und Ausdruck der »inneren
Form« für die vom Geist geforderte Art, einen Gegenstand
eigenthümlich, seiner Eigenart entsprechend an- und auf-
zufassen. Wenn nun Scherer den Terminus »innere Form",
den Humboldt für die Sprache prägte, auf den Stil neu an-
zuwenden glaubte (Goethe -Jahrbuch 6, 234, Aufsätze über
Goethe S. 298), so kehrte er damit vielmehr nur congenial
zu der Anwendung zurück, die der Erfinder des Ausdruckes
mit ihm verknüpft hatte. Denn Goethe scheint allerdings
den wichtigen Terminus geschaffen zu haben. M. v. Waldberg
ist demselben weiter nachgegangen und hat ihn als alten
juristischen Kunstausdruck für Testamente schon 1780 nach-
gewiesen ; ich habe seine Mittheilung im Anhang zu Scherers
Poetik S. 296 abdrucken lassen. Wagners Uebersetzung aber
erschien schon 1776, Goethes Beiträge stammen wahrschein-
lich schon aus 1775 (über dieselben vergl. Erich Schmidt,
H. L. Wagner S. 51 Anm. 26). Sollte aber der Strassburger
Licentiatus juris und Frankfurter Advokat selbst das ^Vort
aus der juristischen Praxis geholt haben, so bliebe ihm doch
immer die eigenthümliche und bedeutsame Anwendung. Ge-
rade hier erkennt man, wie E. Schmidt bemerkt, den jungen
Goethe ganz und voll ; in dem Kampf der Stürmer gegen
die äussere Form tritt Herders Freund bedeutsam ein mit
der Lehre von der inneren Form, von dem »Typus«, den die
Natur selbst in jedem Wesen wiederholt und den der Künstler
nur klarer zu entwickeln hat.
Es wäre ganz wohl möglich, dass der Ausdruck, den
Scherer von der Sprachbetrachtung auf die Literaturvergleichung
übertragen wollte, ursprünglich den umgekehrten Weg ge-
macht hätte. Denn erst allmählich hat sich Humboldt zu
MiSCELLEN. 231
seiner Anschauung durchgearbeitet und erst sein bedeutendstes,
letztes Werk, die Abhandlung „über die Verschiedenheit des
menschlichen Sprachbaus« gebraucht als Ueberschrift des
§11 den Terminus »Innere Form« (vergl. v. d. Gabelentz,
Sprachwissenschaft S. 320), während er bis dahin von »Cha-
rakter«, »intellektueller Form« u. s. w. spricht. Nun erschien
allerdings Goethes Aufsatz erst 1832 im vierten Band der
»nachgelassenen Werke« von neuem; aber gerade damals
war Humboldt in eifrigster Arbeit an jener Abhandlung, die
ihn von 1S28 bis zu seinem Tode im Jahr 1835 ununter-
brochen beschäftigte (Dove, Die Forsters und die Humboldts
S. 77); so könnte ihm wohl von dem grossen Freund das
»erlösende Wort« gekommen sein.
Weder über die Bedeutung des Begriffes für Goethe
selbst noch über seine Ausbildung durch Steinthal und
Scherer ist hier zu handeln ; es galt nur an einem neuen
Fall zu zeigen, wie die unvergleichliche Genialität schon des
jungen Goethe die grössten wissenschaftlichen Eroberungen
fast im Spiel vorausnimmt.
Richard M. Meyer.
c?. Goethes Handzdchnungeii im K. Kiipferstichkabinet
in Berlin.
Goethes Zeichnungen tragen keinen gleichmässigen Cha-
rakter, er ändert jeweilig Auffassung und Manier, gibt sich
verschieden und bietet durchaus nicht das Bild fortschreiten-
der künstlerischer Entwicklung, nicht einmal in technischer
Beziehung. Am meisten befriedigen seine breit und male-
risch behandelten Federzeichnungen. Von diesen besitzt das
Berliner Kabinet nur zwei, No. i und 2 des nachfolgenden
Verzeichnisses. In der Landschaft mit der untergehenden
Sonne (No. i), von der ich muthmasse, dass sie ein Bild
Claude Lorrain's wiedergibt, wird eine allerdings wohl nicht
beabsichtigte hübsche Wirkung durch die erste Skizzirung
der Zeichnung in Rothstift erzielt. In dieser Manier scheint
Goethe in der späteren Zeit nicht mehr gearbeitet zu haben.
Die Zeichnungen verlieren den malerischen und flotten
Charakter, die Umrisse sind mit bestimmten festen Linien
gezogen. Das Berliner Kabinet besitzt eine Anzahl Land-
schaftszeichnungen aus den Jahren 1809 und 1810, die meist
Jenenser Ansichten darstellen. Man möchte in diesen trocke-
nen und reizlosen Aufnahmen das rein geognostische Inter-
esse des Zeichners für die Formationen der Berge erkennen.
Künstlerisch sind sie überaus dürftig. Am schlimmsten ist
das Blatt, welches den Schweizer Bergsturz (No. 7) schildert.
Einige mit Tusche lavirte Landschaftsstudien derselben Zeit
2^2 MiSCELLEN.
sind glücklicher, die Ausführung ist peinlich genau, nichts
weniger als geistreich und verzichtet auf malerische Wirkung.
Für ein Blatt lässt sich vielleicht ein früheres Datum ge-
winnen. Die kräftige Federzeichnung auf blauem Papier No. 3
stellt ein antikes Monument dar, in dem trotz starker Ab-
weichungen das römische Denkmal von Igel bei Trier erkannt
werden muss.' Goethe sah dies Denkmal 1792. Er schreibt
in der Campagne in Frankreich : »Auf dem Wege von Trier
nach Luxemburg erfreute mich bald das Monument in der
Nähe von Igel« und gibt dann eine Beschreibung. Das
Denkmal ist oftenbar damals bald darauf aus der Erinnerung
von ihm gezeichnet worden.
Das reizvollste Goetheblatt der Berliner Sammlung ist
der Entwurf zu einem Redoutenaufzug (No. 19), die getuschte
Federzeichnung ist mit Wasserfarben in wenigen Tönen leicht
colorirt und durch diese . zarte Färbung von glücklichster
Wirkung. Leider ist dieses Blatt nicht datirt.
Die Beschreibungen der einzelnen Blätter in dem nach-
folgenden Verzeichniss ist nach den im Berliner Kupferstich-
Kabinet befolgten Grundsätzen der Zeichnungsbeschreibung
angefertigt^. Die Maasse sind in Millimeter angegeben, die
erste Zahl bezieht sich auf die Höhe (linker Seitenrand), die
zweite auf die Breite (unterer Rand). Die Bezeichnungen
sind meist später hinzugefügt, sie sind von Goethes eigner
Hand (so scheint mir wenigstens), wenn nicht das Gegentheil
angegeben ist.
i) Landschaft mit untergehender Sonne, rechts ein antiker
Tempel auf einem Stufenunterbau. Vorn zwei Schwäne
auf dem Fluss, der von der Mitte des Vordergrundes
nach dem Hintergrunde zu fliesst. (Vielleicht nach
Claude Lorrain?)
Breit behandelte Federzeichnung, mit Rothstift vor-
skizzirt. Rechts unten die (spätere) Bezeichnung:
»Goethe«.
238:296. Katalog der Zeichnungen No. 3969'.
2) Italienische Landschaft. Ueber einen Fluss führt in
der Mitte eine halb verfallene Brücke zu einer links
gelegenen Villa, am linken Rande vor der Villa ein
■ C. W. Schmidt, Baudenkmale der Römischen Periode und des
Mittelalters in Trier und seiner Umgebung, 2. Heft Trier 1845, gibt
auf Tafel 8 Abbildungen der vier Seiten des Denkmals.
^ vgl. Lippmann, Zeichnungen aUer Meister im K. Kupferstich-
Kabinet zu Berlin.
3 Handschriftlicher Katalog der Handzeichnungen im Besitz des
K. Kupferstich-Kabinets. Die Nr. ist unveränderlich, wird dem Unter-
satzcarton aufgedruckt und genügt als Citat, um jede Zeichnung auf-
zufinden.
MiSCELLEN. 233
rundes Brunnenbecken, rechts zwei Bäume. Im Hinter-
grund ein Höhenzug. Sehr breit behandelte Feder-
zeichnung, so dass manches, wie z. B. die Brücke
schwer erkennbar ist. Rechts unten die (spätere)
Bezeichnung : »Goethea.
238 : 300. K. d. Z. 3970.
Auf der Rückseite leicht mit Bleistift gezeichnet und
halb verwischt die Halbfigur eines lorbeerbekränzten
Mannes mit ausgestrecktem Arm, wohl nach einer
antiken Kaiserstatue.
3) Ein antikes Denkmal in der ungefähren Gestalt des
römischen Denkmals zu Igel.
Federzeichnung auf blauem Papier. Unten rechts
die (spätere) Bezeichnung: »Goethe«.
335: 195. K. d. Z. 3971.
4) Der Hausberg und Ziegenhain. Flüchtige Zeichnung
in Kreide und Feder. Am oberen Rande die mit
Richtungspfeilen versehenen Aufschriften : »Hausberg
mit dem Fuchsthurm« und »Ziegenhain«, rechts oben
die (spätere) Bezeichnung: »Ggethe«. Unten links:
»1809«.
234:322. K. d. Z. 3972.
5) Die Kernberge. Flüchtige Kreidezeichnung. Oben in der
Mitte die Aufschrift: »Die Kernberge«, rechts : »Goethe«,
unten links: »1809«. Die Aufschriften in Tinte.
236 : 322. K. d. Z. 3973.
6) Die Kernberge, vorn ein Haus vor einem hohen Laub-
baum. Flüchtige Kreidezeichnung. Oben in der Mitte
die Aufschrift: »Kernberge«, rechts: »Goethe«, unten
links : »1809«.
233 :32o. K. d. Z. 3974.
7) Der Einsturz des Rossberges bei Schwyz (2. Sept. 1806).
Bleistiftzeichnung, mit der Feder nachgezeichnet.
Rechts unten die (spätere) Bezeichnung : »Goethe«.
Auf der Rückseite die Aufschrift : »Als Goethe von
dem berühmten Einsturz des Rosseberges in der Nähe
des Rigi erzählte, entwarf er diese Zeichnung während
der Erzäh (die übrigen Buchstaben des am Rande
stehenden Wortes sind abgeschnitten) zur besseren
Verständniss. (v K)« (Knebel).
228:314. K. d. Z. 3975.
8) Der Schwalbenstein bei Ilmenau.
Flüchtige, halbvervvischte Kreidezeichnung. Oben
links in Tinte die Aufschrift : »Schwalbenstein bei
Ilmenau«, rechts (später) »Goethe«.
149 : 138. K. d. Z. 3976.
234 MiSCELLEN.
9) Ansicht von Karlsbad. Im Vordergrund eine Häuser-
reihe, dahinter ein Höhenzug, auf dern Gipfel in der
Mitte ein Kreuz.
Federzeichnung. Unten in der Mitte steht >;Carls-
bad«, rechts »Goethe«.
Auf der Rückseite eine anatomische Zeichnung in
Bleistift, der Durchschnitt eines Thierschädeis.
192 : 285. K. d. Z. 3977.
10) Landschaft mit einer Brücke. Ueber einen Fluss führt
im Vordergrund auf der rechten Seite eine steinerne
Brücke, auf der zwei Personen stehen. Zu beiden
Seiten der Brücke grosse Laubbäume. Auf dem Wege
links ein mit einem Pferd bespannter zvveiräderiger
Karren, der auf die Brücke zufährt, dahinter eine
Frau mit einem Rückenkorb und ein Kind. Im
Hintergrund ein Höhenzug, hinter dem die Sonne
untergeht.
Getuschte Federzeichnung. Unten rechts die (spätere)
Bezeichnung »Goethe« in anderer, 1 ostfarbiger Tinte.
211 : 348. K. d. Z. 3978.
11) Ansicht aus Jena.
Flüchtige Kreidezeichnung, mit Beischriften m Tinte.
Oben links: »Kunitzburg«, in der Mitte: »Genzig«,
rechts: »Jena Döbereiners Haus Goethe fec«. Unten
links: »1809«, rechts: »Panorama der Ansicht aus
dem Fenster des Grossherzoglichen Hauses, welches
Herr Geheinier Hofrath Döbereiner jetzt bewohnet«.
234: 321. K. d. Z. 3979.
12) Ein Hofthor mit einem Schlagbaum. Durch ein ge-
öffnetes Hofthor, vor dem sich ein Schlagbaum be-
findet, sieht man auf eine bergige Gegend. Links
neben dem Thor ein einstöckiges Haus mit hohem
Dach.
Getuschte Federzeichnung, unten rechts: »Goethe«.
Auf der Rückseite unten links in Tinte von Goethes
Hand: »d. 24. Juli 1809.«
137 : 187. K. d. Z. 3980.
13) Das Mühlthal bei Jena. In Thal von Bäumen um-
standene Häuser, im Hintergrund steilabfallende Berge
mit geringer Vegetation.
Braungetuschte Bleistiftzeichnung. Oben rechts:
»Goethe«. Auf der Rückseite unten rechts in Tinte
von Goethes Hand: »das Mühlthal bei Jena 1809.«
189 : 275. K. d. Z. 3981.
14) Das Rasenmühlenwehr bei Jena. Ein breiter Fluss
wird quer von einem Wehr durchschnitten. Im Hinter-
MiSCELLEN. 235
grund waldige Berge, auf der Höhe des vordersten
nach hnks zu ein Haus.
Federzeichnung, aufgeklebt auf blauem Papier, auf
diesem steht unten : »Zum Andenken des vierten
Octobers 1809 Goethe.« Auf der Rückseite unten
rechts in Tinte gleichfalls von Goethes Hand : »Das
RasenmUhlen W'eev bei Jena.«
111:189 (Grösse der Zeichnung). K. d. Z. 3982.
15) Bergige Landschaft. In der Mitte des Vordergrundes
führt eine steinerne Brücke über einen Fluss mit steilen
Ufern, im Hintergrund BergzUge, in der Mitte ein
Berg mit spitzem nach rechts überhängendem Gipfel.
Getuschte Federzeichnung, aufgeklebt auf ein grosses
Blatt mit graugrün angetuschtem Rand. Auf diesem
Untersatzpapier unten rechts : »Goethe fec.«
76 : 172 (Grösse der Zeichnung). K. d. Z. 3983.
16) Landschaft bei Karlsbad. Von der Mitte des Vorder-
grundes führt ein Weg im Bogen nach rechts um einen
steil abfallenden Höhenzug. Auf der Höhe ein Kreuz.
Am Wege stehen nach rechts zu vier hohe Bäume,
ganz links im Vordergrund ein Geländer.
Braungetuschte Federzeichnung auf grauem Papier.
Auf der Rückseite unten rechts die Aufschrift in Tinte :
»Carlsbad May 18 10«. Darunter ist am Rand noch
der obere Theil des G der Namensunterschrift sicht-
bar, das übrige ist abgeschnitten.
108 : 209, K. d. Z. 3984.
17) Flusslandschaft. Ein breiter Fluss mit bergigen Ufern
zieht sich in Windungen von der linken Seite des
Vordergrundes nach der Mitte des Hintergrundes. Im
Vordergrund am rechten Ufer ein hoher Baum, am
gegenüberliegenden Ufer eine Gruppe von Bäumen,
daneben auf der Höhe ganz am linken Rande Ge-
bäude.
Kreide- und Tuschzeichnung auf blauem Papier.
203 : 264. K. d. Z. 3985.
18) Landschaft mit zwei Hasen. Im Vordergrund zwei
junge Männer, der eine, der rechts neben einem Baum
steht, bläst auf einem Hörn, der andere steht, das
rechte Bein auf einen Felsblock aufgestützt, mit einem
Stock in der Hand links. Zwischen beiden zwei
Hasen. Im Hintergrund ein Weg, der zu einer hoch-
gelegenen Burg emporführt, links am Wege eine Frau
neben einem Ziehbrunnen.
Kräftige Federzeichnung. Rechts unten »Goethe«.
Vielleicht Copie nach einem Kupferstich der allerlei
236 MiSCELLEN.
DUrerische Reminiscenzen verwerthet, so sind die
Hasen dem Dürerschen Holzschnitt » die Madonna mit
den Hasen« (Bartsch 102), die Landschaft des Hinter-
grundes mit der Burg und dem Ziehbrunnen dem
Holzschnitt »das Männerbad a (B. 128) entlehnt.
347 : 222. K. d. Z. 3986.
19) Entwurf zu einem Redoutenfest. In einem Schlitten,
der vorn in einen Hirschkopf endigt, sitzt nach links
gewendet ein alter weissbärtiger Mann (der Winter?)
in einem pelzverbrämten blauen Mantel eingewickelt.
Neben dem Schlitten stehen zwei jugendliche Personen,
die links in einem pelzverbrämten langen rosa Mantel,
die rechts in einem ebensolchen gelben Mantel.
Hinter dem Schlitten links steht von vorn gesehen
hinter Schilf eine weibliche allegorische Gestalt.
Getuschte und leicht aquarellirte Federzeichnung.
Unten rechts in Tinte die Aufschrift : »Goethe (ein
Redoutenaufzug in Weimar)«.
202 : 276. K. d. Z. 3987.
20) Zeichnung nach einer Theateraufführung einer unbe-
kannten Scene (?)
Vor einem felsigen Hintergrund, der sich in der
Mitte in einer Grotte öffnet, stehen in langem Zuge
alle in lebhafter Bewegung nach rechts gewendet
Männer und Frauen in langen Gewändern, einige
haben sich auf die Knie niedergeworfen. Rechts an
der Spitze des Zuges eine Figur mit einem Kreuz in
der Hand.
Getuschte Federzeichnung (in sonst bei Goethe
nicht vorkommenden zitterigen Zügen).
296:421. K. d. Z, 3988.
21) Studienblatt, ein in der Mitte gebrochenen Bogen
Papier. 1. Seite: Drei Studien nach einem antiken
weiblichen Kopf im Profil. — 2. Seite: Ein Mann im
Profil nach rechts gewendet sitzt in einem Lehnstuhl
und hält ein beschriebenes Blatt (?) in der Hand, um
ihn drei Thiere von phantastischer Form in der Art
der Spukgestalten des Hieronymus Bosch. Rechts
der Teufel mit zwei Hörnern hinter einem Vorhang (?)
hervorsehend. (Hexenküche?) Darüber Zahlentabellen
in Bleistift. — 3. Seite: Fünf Studien nach einem
antiken weiblichen Kopf im Profil. Rechts unten :
»Goethe«. — 4. Seite : Ein antiker jugendlicher
Kopf mit Locken im Profil.
Kräftige Federzeichnung.
342 : 215. K. d. Z. 3980.
MiSCKLLEN. 237
22) Studienblatt. Links eine junge Frau mit kurzen Locken
in halber Figur, rechts zwei ähnliche Köpfe über-
einander, ferner zwei Augen, eine Nase etc. Auf der
Rückseite unten rechts der Kopf eines kahlen alten
Mannes, links zweimal der Kopf einer Frau mit ver-
hülltem Haar, mit Stirn- und Kinntuch (Riese), meh-
rere Nasen etc.
Kräftige Federzeichnung (wie die vorige No. aus-
geführt). Auf der Rückseite unten rechts »Goethe«.
231 : 190. K. d. Z. 3990.
Ueber die Herkunft der 22 Goethezeichnungen ist nichts
bekannt. Aus der Sammlung des Generalpostmeisters von
Nagler, die den Grundstock der Sammlungen des Berliner
Kupferstichkabinets bildet, stammen sie jedenfalls nicht her.
Jaro Springer.
p. Die Begegnung des schwedischen Grafen Trolle-
Wachtmeister mit Goethe, 1804.
Im Frühjahr 1804 unternahm der daiiials kaum 22jährige
Graf H. G. Trolle-Wachtmeister eine grössere Reise durch
Europa. Als Mitglied eines der angesehensten Adelsge-
schlechter Schwedens wurde er natürlich an allen Fürsten-
höfen mit ausgesuchter Zuvorkommenheit empfangen und
überall fand er Gelegenheit, mit den hervorragendsten Staats-
männern, Gelehrten, Künstlern und Schriftstellern in nähere
Berührung zu treten. Li seinem Tagebuch über jene Reise,
welches der schwedische Historiker Elof Tegner, ein Enkel
des berühmten Dichters, vor Kurzem auszüglich veröffentlicht
hat', finden sich auch über die Begegnung mit Goethe in
Weimar einige Notizen, die vielleicht nicht des Interesses
entbehren. Denn Wachtmeister war schon in seiner Jugend
ein ungemein scharfer Beobachter und ein ungewöhnlich be-
gabter Kopf.
Die Aufzeichnungen des jungen Grafen über seinen
Weimarer Aufenthalt lauten in deutscher Uebersetzung wie
folgt: »Bei Goethe sah ich zum ersten Male den bedeutenden
Staatsbeamten und den grossen Dichter in einer Person ver-
einigt. Unser Oxenstjerna ist nie etwas mehr als der blosse
Schatten eines Staatsbeamten gewesen. Goethe hingegen
steht an der Spitze der fünf Geheimräthe, welche das
Weimarer Geheimconseil ausmachen. Anfangs wirkte sein
Benehmen abstossend auf mich. Ich glaubte bei ihm einen
■ Vergl. Anteckningar och Minnen af Hans Gabriel Trolle-
Wachtmeister. Inival ordnade och utgifna af Elof Jegner. Band i.
Stockh. i88q.
238 MiSCELLEN.
schlecht angebrachten bureaukratischen Stolz zu bemerken,
vereint mit der Eigenliebe eines umschmeichelten Schrift-
stellers. Bald erkannte ich indessen, dass ich ihm Unrecht
gethan. Seine Zurückhaltung muss wohl einer Art von
Hypochondrie zugeschrieben werden, die durch das Gefühl
der ihn umgebenden Leere hervorgerufen worden. Denn
die Bevölkerung Weimars ist nicht derart, wie ich es mir
versprochen hatte ' Nach unserm ersten und zweiten
Zusammensein wurden wir recht gut bekannt und ich hatte
das besondere Glück seiner zweimaligen Nachbarschaft bei
Tische. Jedesmal, nachdem Goethe einige Gläser Champagner
geleert, erfuhr sein Wesen eine Veränderung und dann war
der Anfang zu einer näheren Bekanntschaft leicht gemacht.
Ein guter Einfall war es schon, dass ich mit meinem halb-
schwedischen Deutsch auf ihn einredete ; denn er spricht
gleich Voss, Schiller und Wieland höchst ungern Französisch.
Nie zuvor habe ich ein Antlitz gesehen, welches sich mit
dem Goethes vergleichen Hesse. So männlich schöne Gesichts-
züge, die so deutlich das Gepräge der Elevation, der Energie
und der Genialität tragen oder ein solches Feuer, wie es
aus seinen grossen schwarz-braunen Augen blitzt, vermag
man sich nicht vorzustellen. — Sonderbar ist es, dass Goethe,
wie bei uns, so auch hier als Schriftsteller minder gekannt
ist als Schiller und Wieland. Der Absatz ihrer Arbeiten in
den Buchandlungen ist sehr verschieden. Goethes Schriften
führen ein ziemlich ruhiges Dasein in den Bibliotheken,
während die der andern sich beständig in Circulation be-
finden . . . .«
Fritz Arnheim.
10. Goethe und Adeiternich.
Von Briefen Goethes an Metternich verzeichnet Strehlke
I, 440 zwei: 1817 und 1825, den ersten mit Beziehung auf
einen Aufsatz von Hammers, den zweiten mit Bezug auf das
gewünschte Nachdrucksprivilegium des Bundestags. (Eine kleine
Datumsberichtigung, die den ersten Brief angeht, bei Strehlke
II, 511.) Dass Goethe den Fürsten wahrscheinlich 1813, dann
18 14 und 15 am Rhein, 181 9 in Karlsbad gesehen hat, setzt
Strehlke (I, 440) gleichfalls auseinander. Dass frühere Be-
ziehungen bestanden haben, lehrt der G.-J. VI, 383 als Regest
mitgetheilte Brief Goethes vom 16. März 18 12, eine Antwort
auf Metternichs Schreiben (im Goethe- u. Schiller-Archiv, nach
' Wachtmeister hielt dieselbe für roh und ungebildet und fasste
seine Eindrücke in die Worte zusammen: »Schiller, Wieland und
Goethe sind Fremdling-e in Weimar«.
MiSCELLEX. 239
Suphans freundlicher Mittheilung) vom 19. Febr. 18 12, in
welchem IMetternich eigenhändig Goethe die Ernennung
zum Ehrenmitgliede der Kais. Akademie der vereinigten
bildenden Künste anzeigt. Eine neue Beziehung kann ich
jetzt nachweisen. In der Spenerschen Zeitung vom 10. Aug.
181 5 — der Jahrgang enthält überhaupt INIancherlei von
Goethe : den von der Singakademie vorgetragenen Chor aus
des »Epimenides Erwachen«, einen Bericht über das zu
Berlin aufgeführte Stück mit mancherlei Auszügen — findet
sich folgender kleiner Artikel : »Goethe erhielt mit dem
Commandeur-Kreuz des österreichischen Leopold-Ordens ein
Schreiben des Fürsten Metternich aus Paris vom 16. Juli
1815, worin es hiess : »Ich benutze die Gelegenheit dieser
ehrenvollen Anerkennung Ihrer ausgezeichneten Verdienste
um die deutsche Sprache und Litteratur, um Denenselben den
Ausdruck meiner persönlichen Hochachtung zu erneuern.
Mögen Ew. Hochwohlgeb. auf Ihrer langen und ruhmvollen
Laufbahn eine besondere Belohnung dessen, was Sie für die
Ausbildung des Geistes und die Veredlung des Geschmacks
in Deutschland geleistet haben, darin finden, dass Se. k. k.
Majestät unter dem Drange der Geschäfte und unter der
unausgesetzten Sorge für das Glück Ihrer Völker in Aller-
höchst Ihrem Feldhoflager diese Auszeichnung zu beschliessen
geruhten.« Der Brief befindet sich, wie mich Suphan wie-
derum freundlichst belehrt, im Goethe- u. Schiller- Archiv. Der
Wortlaut ist richtig, nur dass die Worte »m Allerhöchst Ihrem
Feldhoflager« nach »Geschäfte« stehen. Der Anfang lautet,
nach Suphans gefälliger Mittheilung, folgendermassen : »Paris
den 16. Julius 181 5. Seine Kaiserlich- Königlich- Apostol.
Majestät mein Allergnädigster Herr haben aus Höchsteigener
Bewegung geruhet .... Indem ich' anliegend Denenselben
die Dekoration dieses Ordens zu überreichen die Ehre habe,
benütze ich . . . .« Man erkennt auch aus diesem höchst in-
teressanten Schriftstück, mit welcher Achtung und Verehrung
Metternich Goethes Wirken betrachtete. L. G.
II. Joh. Erasmus Senckenberg über den Rathsherrn
Hermann Jakob Goethe.
Eine nach zwei Seiten hin nicht uninteressante Cha-
rakteristik, den wenig bekannten Rathsherrn Hermann Jakob
Goethe, den Stiefbruder von Goethes Vater betreffend, hat
Einsender vor kurzem zufällig beim Studium der Münzakten
des Frankfurter Stadtarchivs gefunden.' Das in Frage kom-
mende Schreiben sei hier vollinhaltlich mitsretheilt:
' Signatur des Bandes: Uglb B 83 Gg no i et 2. Hh Ji et Kk.
240 MiSCELLEN.
Hochwohlgebohrner Herr
Hochgeehrtester Herr Burger Meister
Aus dem bey E. HEdl. und Hw. Rath gestern in
re monetaria ergangenen decreto habe muthmassen
müssen, dass die Meynung auf das Ausprägen neuer
Müntzen gerichtet sey, wie dann auch diese würckHch
das einige Mittel ist, wodurch die Stadt Emküffte folg-
lich auch die Stadt Besoldungen welche ich nach
Unserer Verfassung immer darneben allegiren muss
wenigstens um zehen pro Cent können erhöhet werden.
Gleichwie aber ich in meinem Müntz Guthachten nicht
alle meine Gedancken habe sagen dürffen, gleichwohl
aber nöthig fället überall auf die Zukunfft die Absicht
zu nehmen.
Als werden Ew Hochwohlgebohrnen leichtlich er-
messen, dass wann es dereinsten mit der Ausprägung
einen Fortgang gewinnet, die Müntz Deputation noth-
wendiger Weisse auch eine Wechsel Deputation werden
müsse.
Dicweilen nun die Gelehrten mit dem Project sclbsten
genugsam beschäfftiget seyn werdest mithin denenselben
das Beständige Geld Zehlen nicht wohl a?izumuthen ist,
hingegen die Herrn Dritt-Bänker hierzu vortrefflich zu
gebrauchen seyn werderi}
Als wollte Euw Hochwohlgebohrnen geziemend er-
suchen bey E. HEdl. Rath die Proposition dahin zu
thun, dass noch einer von diesen Herrn gleich anfangs
ernennet werde.
Wozu ich dann einen sittsamen und gedultigen Mann
dergleichefi der Herr Goethe ist ohnvorgreifflich vor-
schlagest tvollte.^
Der ich in geziemender Veneration beharre
Ew Hochwohlgebohren
Ganz Gehorsamster
Fft. d. II. Oct. J. E. Senckenberg
1747
Hermann Jacob Goethe, Sohn aus Friedrich Georg Goethes
erster Ehe mit der Tochter des Schneidermeisters Eutz, ist
wie G. L. Kriegk mittheilt, geboren im Jahre 1697 und ge-
storben 1761, er etablirte sich als Zinngiesser und wurde
1747 als Mitglied der dritten oder Handwerkerbank in den
Rath gewählt. Kriegk hat ihn im Uebrigen nur einmal in
den archivalischen Akten erwähnt gefunden. Im Frühjahr 1755
erhoben nämlich die städtischen bürs;erlichen CoUegien Be-
Sperrschrift des Einsenders.
MlSCELLEN'. 241
schwerde gegen »den pflichtlosen Salzhandel des Admodiators
[Pächters] Hrn, Goethe des Raths« und verlangten eine
anderweitige Verleihung der Salzpacht vermittelst öffentlicher
Versteigerung; es wurde daraufhin eine neue Vergebung der
Salz -Verpachtung decretirt mit dem Zusatz, dass der Pächter
dieser Accise auf eine gemessene Instruction handtreulich
verpflichtet werden solle.
Der Verfasser des raitgetheilten Schreibens, der bekannte
und in vielen Hinsichten sehr berüchtigte Johann Erasmus
Senckcnberg — einer der drei in »Dichtung und Wahrheit« er-
wähnten Brüder — ist geboren 17 17 und nach jahrzehnte-
langer Staatsgefangenschaft gestorben am 21. Juni 1795.
Am 5. September 1746 war er in den Senat gew-ählt und
im November des gleichen Jahres dem Syndikus Lucius zur
Führung des Frankfurter Votums auf dem oberrheinischen
Kreistag beigegeben worden. Mit letztgedachter Stellung
steht Senckenbergs von Belesenheit und vielfach von Einsicht
zeugende Beschäftigung mit dem Münzwesen offenbar in
Zusammenhang. Die Aufsicht über das IMünzwesen gehörte
zu den wesentlicheren Obliegenheiten der Kreisconvente.
Der spitzige Stil, der in dem Schreiben zu Tage tritt,
gehörte zu den Eigenthümlichkeiten Senckenbergs und zog
ihm vielfach Verweise und Strafandrohungen von Seiten des
Rathes zu.'
G. ScHXAPPER -Arndt.
12. Zu Goethes Stanunbaunie.
In Friedrich Chrysanders dreibändigem Werke : G. F.
Händel (1858 — 1867, III, 2 ist noch nicht erschienen) spielt
der bekannte Georg Philipp Telemann (man vgl. z. B. S. 57)
eine Rolle. Derselbe ist durch seine zweite Heirath mit der
ältesten Tochter des Rathskornschreibers Andreas Textor zu
Frankfurt a. M., Maria Katharina, welche er 1714 einging,
auch in Goethes Stammbaum hineingewachsen.
Theodor Distel.
B. Nachträge und Berichtigungen.
Zu Bd. VI, 322. Näher als das von G. Ellinger hervor-
gehobene Gedicht Pfeffels »Die Nelke« steht, nach M. Kochs
Meinung (Berichte des Fr. D. Hochstifts, N. F. Bd. VII, S.
190) den Goetheschen Liedern »Gefunden« und »Im Vor-
' V'gl. hierzu G. L. Kriegk, die Brüder Senckenberg (Frank-
furt a. M. 1869) bes. pp. 317. 331. 97. 98.
Coethe-Jaiirbuc 1 XIII. l6
242 Kachtrage und Berichtigungen.
übergehn« das Gedicht Cl. Brentanos »Ich wollt' einSträuss-
lein binden« (Liebeslied an Sophie Mereau gerichtet).
Zu Bd. XI, S, 168. Zur Correspondenz Goethes mit
dem Maler J. H. Mencken, gest. 1837, schreibt mir Herr
Dr. G. Hartlaub in Bremen Folgendes:
»Es ist mir darüber bekannt geworden, dass der brief-
liche Nachlass des »alten Mencken« in die Hände seines
hier noch lebenden Schwagers, des Herrn G. Bagelmann kam,
eines 82jährigen, aber geistig noch sehr frischen Mannes,
nach dessen Aussage der grössere Theil der Briefschaften
Menckens bei einem Schadenfeuer in dessen Hause vor dem
Osterthor mit verbrannte. Der Rest sei in seinen Besitz
gelangt. Er habe sämmtliche Briefe aufmerksam durch-
gesehen und könne mit Bestimmtheit versichern, dass kein
Brief von Goethe darunter gewesen sei. Es ist also v.-ohl
ausser allem Zweifel, dass jene Briefe ein Raub der Flammen
geworden sind.«
So unbefriedigend diese Nachricht ist, so erfreulich ist
es doch zu constaiiren, dass die im Goethe-Jahrbuch ent-
haltenen Notizen auch Mitglieder weiterer Kreise zu Nach-
forschungen anreizen. Ein Brief Goethes an Mencken, freilich
in anderer Angelegenheit als der XI, S. 168 erwähnte, ist
Bd. XII S. 16. 17. abgedruckt.
Zu Bd. XI, S. 171 bemerkt die »Goethehaus-Commission«
(Berichte des Fr. D. Hochstifts N. F. Bd. VII, S. 163), dass
die »Ausfuhrliche Abhandlung« sich in den Bibliotheken von
Goethe Vater und Sohn nicht befunden hat. Goethe aber be-
zeuge (Weim. Ausg. 26, 117), dass er die »Anmerkungen und
also auch die Polizeiverordnung« genau gelesen habe.
Bd. XI, S. 250 ZI. 4: Bölsches Aufsatz steht nicht in
der »Gegenwart«, sondern in der »Gesellschaft« (herausgeg.
von M. G. Conrad).
Zu Bd. XII, 307 und Register: Jenlke -Jenikego nicht
zwei Personen, sondern Jenikego Genitiv. Mitgetheilt von
K. Jaenicke. (Durch B. Suphans Vermittlung.)
2. Chronik
A. NEKROLOGE.
Gustav V. Loeper, geb. am 27. Sept. 1822, ist uns am 13. Dez.
1891 entrissen worden. Er wurde seiner Bestimmung gemäss
auf einer Farailienbesitzung in Pommern beigesetzt. Dadurcli
wurden seine Amtsgenossen, Freunde unti Verehrer, deren er in
Berlin viele besass, verhindert, dem Verstorbenen die letzte
Ehre zu erweisen. Schon diese Bestimmung bewies zwei
wesentliche Züge seines Charakters: eine rührende Pietät dem
Aelteren und Vergangenen gegenüber und eine gewinnende
Schlichtheit seiner Persönlichkeit. Gerade die letztere machte
sich im Verkehr ungemein erfreulich geltend. Niemals kehrte
er den hohen Beamten hervor, niemals trug er den gerühmten
Forscher, den Aeltern, Erfahrenen weniger bewährten Ge-
lehrten, jüngeren Fachgenossen gegenüber zur Schau. Be-
scheidenheit, Hilfsbereitschaft waren hervorstechende Züge
seines Wesens. Nur auf die Sache sah er, nicht auf die
Person. Von jener Vornehmheit getragen, die man als Cha-
rakterzug wahren Adels zu bezeichnen gewohnt ist, war er
allen, denen er ernstes Streben zutraute, ein hilfsbereiter
Förderer, dessen Wissen nie versagte.
Loeper war ein grosser Gelehrter. Aber seine Gelehr-
samkeit unterschied sich in mannigfacher Weise von der
berufsmännischen und fachmässigen. Loeper war nicht von
Hause aus Philologe. Seine Berufsstudien gehörten vielmehr
der Jurisprudenz an; 1854 war er in das Ministerium des
Königlichen Hauses eingetreten, dem er bis 1886, zuletzt in
hervorragendster Stellung, angehörte. Aber während er seine
Berufsstudien nur in seinem Amte und für sein Amt trieb,
widmete er alle seine Mussestunden seiner Lieblingsneigung.
Schon als Schüler des Joachimsthalschen Gymnasiums machte
er sich CoUectaneen zu Goethe. Dieser Schülerneigung blieb
16*
244 Chkonik.
er bis zum Ende seines Lebens treu. Mit dieser Liebhaberei
verband sich die Lust zum Sammehi Goethescher Schrift-
stücke. Vermöge der von ihm zusammengebrachten Schätze
war er wohlgeeignet in der Berliner Goethe-Ausstellung des
Jahres 1860 eine hervorragende Rolle zu spielen. Die J->iebe
zu Goethe, die Lust, Unbekanntes zusammenzubringen,
machten ihn zum Herausgeber und Erklärer Goethes. Dieser
Dilettantismus war sein besonderes Kennzeichen. Denn er
war ein Dilettant, wie Schopenhauer ihn charakterisirt hat,
einer »dem die Sache Zweck ist«. Mit dem Frankfurter
Philosophen wird man fortfahren dürfen »nur der aber wird
eine Sache mit ganzem Ernste treiben, dem unmittelbar an
ihr gelegen ist und der sich aus Liebe zu ihr damit be-
schäftigt, sie con amore treibt. Von solchen, und nicht von
den Lohndienern, ist stets das Grösste ausgegangen. (f
Loeper war der Erste, der den Gedanken einer methodisch
geordneten Ausgabe von Goethes Werken fasste und aus-
führte. Sie theilte einen kritisch gesichteten, mit den Varianten
der früheren Ausgaben versehenen Text mit, gab dazu grosse
Einleitungen, welche in das Verständniss der Werke ein-
führten und die Entstehungsgeschichte derselben boten, ent-
hielt ferner ausführliche Anmerkungen mit reichen Wort-,
Sinn- und Sacherklärungen. Die sogenannte Hempelsche Aus-
gabe, welche 1867 alsbald nach der Ereigebung der Privi-
legien von Goethes Werken begann, hatte in Loeper ihr
eigentliches Haupt. Er war schon in dem dritten Gedicht-
band als ßerather, als gelegentlicher Spender ungedruckter
Verse und einiger Erklärungen aufgetreten. Seine Haupt-
beiträge lieferte er jedoch in seinen Ausgaben des Divan
(Bd. 4 und 5), des »Faust« (Bd. 12 und 13, einige Jahre
darauf in neuer Bearbeitung), der »Sprüche in Prosa« (Bd. 19),
»Dichtung und Wahrheit« (Bd. 20 — 23). Diese Bände nebst
einigen weniger wichtigen, später ausserdem als Anfang einer
neuen, schöner ausgestatteten und gleichmässiger bearbeiteten
Ausgabe, drei Bände, die den Gedichten gewidmet waren
und etwa zwei Bänden der früheren Edition entsprachen,
machten den Namen des Herausgebers allgemein bekannt
und begründeten seinen Ruhm. Andrerseits bereiteten sie
ihm neben vieler Ehre auch viele Feindschaft. Denn
leichtfertige Journalisten, die sich einbilden, mit einem
flüchtig hingeworfenen geistreichelnden Wort jahrelange
ernste Arbeit und solide Gelehrsamkeit aburtheilen und
vernichten zu können, nahmen oft genug Loeper zum Stich-
blatt ihrer Witzeleien. Allen aber, denen es mit dem Studium
von Goethes Werken ernst war, leistete Loeper durch seine
Erklärungen die wesentlichsten Dienste. Man würde den
bescheidenen Sinn des Verstorbenen selbst arn meisten vcr-
("hronik. 245
letzen, wenn man sagen wollte, in diesen Bänden sei das
letzte Wort von und über Goethe gesprochen. Zur ästhetischen
Würdigung der Gediclite einerseits, zur Aufhellung schwieriger,
absichtlich oder unabsichtlich unklarer Stellen des Faust-
werkes andrerseits bleibt noch Vieles zu thun. Loepers Haupt-
stärke lag eben nicht in ästhetischen Darlegungen und Auf-
hellung gedanklicher Schwierigkeiten, sondern in gelehrtem
A\'issen. Darum sind, so rühnienswerth und vielfach nützlich
auch seine Ausgaben der Gedichte und Dramen heissen
müssen, doch die von »Dichtung und Wahrheit« und den
»Sprüchen in Prosa« seine Hauptleistungen. Denn die ersteren
sind nicht nur ein ausführlicher Commentar zu Goethes
Jugendleben, sondern eine Fundgrube von Nachrichten über
Frankfurter l>okalgeschichte, über Goethes Jugend- und Zeit-
genossen. Die letzteren bilden eine gelehrte Rüstkammer,
aus der man ebensowohl die Entstehung dieser Goetheschen
Sprüche als ihre Nachwirkung in den verschiedensten Litte-
raturen erkennen kann. Mögen diese beiden, auch ihrem
Umfange nach unter den Commentaren die ausführlichsten,
in Einzelheiten berichtigt und vermehrt werden, sie werden
stets die Grundlage für alle weitere Forschung bleiben.
Man kann von wenigen Goetheforschern in demselben
Masse wie von Loeper sagen, dass er in Goethe lebte. Dies be-
kundete er nicht nur dadurch, dass er seine wissenschaftliche
Beschäftigung ausschliesslich Goethe widmete, wenige Artikel
abgerechnet, in denen er einzelne gleichfalls Goethe nahe-
.stehende Persönlichkeiten, z. B. Fiettina von Arnim und Felix
Mendelssohn-Bartholdy schildert, während Jeder von uns in
dem weiten Gebiete der Litteratur noch seine anderen Lieblings-
felder hat, sondern dadurch, dass er bei allem Schreiben über
den Schriftsteller die Werke selbst nicht vergass. Er kannte wie
Wenige seinen Goethe. Im Privatgespräche und in seinen
wenigen öffentlichen Reden unterliess er nie, mit seiner
hellen, fast kindlich klingenden Stimme Goethesche Verse
zu citiren. Sie waren ihm U'egweiser und Lebensführer.
Die vveitumfassende ^^'eltanschauung des Meisters, die humane
allem Kleinlichen abholde Gesinnung hatte er sich zum
Muster genommen.
Die Goethe-Gesellschaft beklagt in dem Dahingeschiedenen
einen ihrer eifrigst wirkenden Vorsitzenden, die \\'eimarer
Goethe-Ausgabe einen ihrer thätigsten Mitarbeiter, das Goethe-
Jahrbuch seinen ununterbrochen thätigsten Förderer. Als
ich ihn, vor Begründung des Jahrbuchs, persönlich zur
Theilnahme einlud, begegnete ich allerdings nicht unbedingter
Zustimmung, so dass ich für den ersten Band, für den ich
von den zwei anderen Berliner Koryphäen. H. (irimm und
W. Scherer. je einen »rossen Aufsatz zu erhalten so glücklich
246 Chronik.
war, von ihm nur zwei kleine Briefe Goethes empfing. Nach-
dem er aber gesehen hatte, dass gewisse Befürchtungen, die
er gehegt hatte, nämUch die Bildung eines Privatvereins,
durch den die Goethe-Forschung eine Parteisache geworden
wäre, grundlos gewesen waren, wurde er der regelmässigste
Mitarbeiter. Einigemale, wenn der Band zu lange ausblieb,
kam er zu mir, um ihn sich zu erbitten oder anzusehen;
manchmal, wenn ihn das Jahrbuch besonders erfreute, gab
er mir schriftlich eine Beurtheilung mit werthvoUen Be-
richtigungen. Vom zweiten Bande an ist kein einziger ohne
einen grösseren Beitrag von ihm erschienen, manche, wie der
zweite und fünfte, weisen 7 bis 8 Mittheilungen von ihm auf;
auch für den vorliegenden Band spendete er v/enige Wochen
vor seinem Tode (25. Nov.) noch zwei Miscellen. Seit dem
J. 18S7 war er Mitglied der von der Goethe-Gesellschaft
bestel-lten Jahrbuchs-Commission. Auch hier bewährte er
sein umfassendes, nie versagendes Wissen, sein wohlwollendes,
menschenfreundliches Urtheil, seine edle Gesinnung, die im
schönsten Sinne des Wortes vorurtheilslos war. In den
Kreisen aller derer, die das Studium Goethes ernstlich be-
treiben, wird sein Verlust als ein unersetzlicher tief und
schmerzlich betrauert.
Ludwig Geiger.
Am 22. Juni 1S91 verschied zu \Veimar der Gross-
herzoglich Sächsische Staatsminister D. Gottfried Theodor
Stichii/ig, Herders Enkel, Ehrenmitglied der Goethe-Gesell-
schaft. Er war geboren am 14. Juni 1814. Sein Leben,
seine ganze dienstliche Thätigkeit hat Weimar angehört. Im
Anfang des Jahres 1890 war er in den Ruhestand getreten,
nach einem an Mühe und Erfolg reichen amtlichen Leben,
als dessen köstlichsten Gewinn er die Freundschaft des Herren
und das Vertrauen der Fürstin des Landes bewahrte, denen
beiden er ein treuer Diener bis an sein Ende geblieben ist.
Wenig Wochen vor seinem Tode erschien seine Selbst-
biographie: »Aus drei und fünfzig Dienstjahren« (Weimar,
Böhlau). Dem Abschluss dieser »Erinnerungen« hat er seine
letzten Kräfte gewidmet. »An meine Kinder« lautet die
Zuschrift; aber die Blätter sprechen auch zu einem weiteren
Kreise.
Er erzählt, wie er in Dornburg, wo sein Stiefbruder
Justizbeamter war, Goethe im Garten gesehen. Wie er als
Deputirter des Gymnasiums an Goethes Leichenbegängniss
theilgenommen. »Im v. Knebeischen Hause war ich oft
(als Jenaer Student) ; den alten ehrwürdigen Knebel, den
Freund Herders und Goethes, war ich so glücklich, auf
Chronik. 247
seinem Sterbebette noch mit seinem jüngsten Sohn Bernhard
pflegen zu dürfen.«
Und derselbe Mann, dessen lebendige Erinnerung noch
in Goethes Tage zurückreichte, ist in geistiger Vollkraft mit
thätig gewesen bei der Begründung des Reiches. Mit be-
rechtigtem Stolz erzählt er davon, wie er, auf Weisung
seines Landesfürsten, den Antrag auf Annahme des Kaiser-
titels formulirt habe, der (mit geringer Modification) vom
Präsidium des Bundesraths an den Reichstag gebracht wurde
am denkwürdigen 10. December 1870. Auch in den nächsten
Jahren war er Vertreter von Weimar im Bundesrath. Die
Deutsche Kaiserin, Weimars Fürstentochter, und der greise
Kaiser waren ihm in Huld gewogen, Fürst Bismarck wusste
den einsichtigen Genossen am Werke der Einigung wohl zu
schätzen. Es war die glänzendste Zeit in seinem Leben.
Den Idealismus der classischen, hiuiianen Zeit brachte
Stichling, ein achtes Kind derselben an Geblüt und Ge-
müth, zu den Aufgaben der Gegenwart, Als ein mütter-
liches Erbtheil hatte er Herders hohe, geistvolle Stirn und
sein dunkles, lebhafces Auge. Aber von der Mutter, Herders
einziger Tochter Luise, einer Frau von zartem Empfinden und
poetischer Begabung, hatte er auch einen Theil von Herders
sinnend-dichterischeni Geiste und die Anlage zum Schriftsteller
überkommen. Er fühlte Beruf zur Geschichtsschreibung. Eine
Anzahl historischer Arbeiten veröffentlichte er in den Jahren
1852 — 63, die erste ist ein Leben des Ministers v. Gersdorff,
der sein erster Vorgesetzter und in dem Verein von freier
Bildung und Tüchtigkeit in Geschäften sein Vorbild war.
Ein grösseres Werk über die Geschichte der deutschen
Reichsverfassung hat er im Pulte behalten. Auch von seinen
Poesien ist, ausser Wenigem, das zu festlichen Gelegenheiten
entstand, nichts an die Oeffentlichkeit gelangt. Sein
schöpferischer Trieb ward zurückgehalten von der praktischen
Wirksamkeit, und in ihr wiederum suchte uud fand derselbe
einen Ausdruck. Am schönsten wohl auf dem Gebiete, das
ihm vom Ahnen her theuer war, der Sorge für die Bildungs-
anstalten des Landes. An Goethische Traditionen galt es
anzuknüpfen, als ihm (1848) das Referat über die Angelegen-
heiten der Universität Jena zufiel, woran sich später (1864)
auch das über die »unmittelbaren Anstalten für Wissenschaft
und Kunst« anschloss. Er hat seine schönste Befriedigung
in diesem Wirken gefunden, auch hat es ihm an Dank und
Anerkennung dafür nicht gefehlt. Bei dem 300 jährigen
Jubiläum der Universität (1S58) ernannte ihn die juristische
Facultät zu ihrem Ehrendoctor. Als, nach seinem Rücktritt,
auch die medicinische ihn rite promovirte, war er Ehren-
doctor aller Facultäten.
248 Chronik.
Zu dieser Zeit auch geschah es, dass die Goethe -
Gesellschaft ihn zum Ehrenmitgliede machte in Anerkennung
der Verdienste, die er sich, zur Zeit ihrer Begründung und
fortan, um die Anstalten und Arbeiten erworben, in deren
Förderung die Gesellschaft ihre Aufgabe sieht, insbesondere
aber auch wegen jener opferwilligen Mitwirkung, der es in
erster I-inie zu danken war, dass eine würdige Ausgabe von
Herders sämmtlichen Werken zu Stande kam.
Bis ans Ende hat Stichling diese Familiengesinnung, die
in der Verehrung des grossen Vorfahren wurzelte, bethätigt.
Aus dieser Gesinnung erfolgte die Stiftung an das Goethe-
und Schiller- Archiv, von der dieses Jahrbuch an anderer
Stelle berichtet. Fhr ist noch nach seinem Hingang ein schöner
Erfolg beschieden gewesen : die Erhaltung des vom Verfall
bedrohten Geburtshauses Herders in Mohrungen.
In dieser Gesinnung hat er auch meine Bemühungen
für Herder aufgenommen und hat sie mir mit väterlicher
Freundschaft gelohnt. Sein Andenken ist mir theuer. Am
23. Juni sah ich das ehrwürdige Haupt zum letzten Male.
Friedlicher Schlaf hatte die Augen geschlossen, die ich so
manchmal in Ernst und Freude hatte erglänzen sehen, und
den beredten Mund — der Schlaf eines Mannes, der aus-
ruht vom wohl vollbrachten Tagewerk.
Bernhard Suphan.
Friedrich Zamckc.
Geb. in Zahrenstorf in Meckl. den 7. Juli 1825,
gest. in Leipzig, 15. October 1891.
Durch den Tod Friedrich Zarnckes haben die deutsche
Philologie und die Universität Leipzig einen Verlust erlitten,
dessen vielseitige Bedeutung sich schwer in wenigen ^^'orten
zusammenfassen lässt. Zarncke war einer jener arbeitsfrohen
Männer, die keine Erholung kennen ausser der, die in der
Abwechselung des Schaffens selbst liegt; er vermochte mit
einem bürdevollen Amt und mit allzeit reger Forscherthätig-
keit noch die Leitung eines bedeutenden kritischen Blattes
und zahlreiche Ehrenämter zu vereinigen. Rastlose Thätig-
keit war sein Lebenselement; mit leichten Schritten durch-
eilte er weite Wissensgebiete, und überall fand er sich schnell
zu Hause mit dem behenden Scharfblick des schaffens-
gewandten Forschers.
Nach Abschluss seiner namentlich unter Lachmann und
Haupt betriebenen Studien zog Zarncke 184S nach Baum-
gartenbrück bei Potsdam, wo er die Meusebachsche Bibliothek
ordnete, und nahm seit 1850 seinen dauernden ^^'ohnsitz in
Leipzig; hier habilitirte er sich 1S52 und ward 185S zum
Chronik. 249
ordentlichen Professor ernannt: hier blieb er bis an sein Lebens-
ende. Das stille Gelehrtenzimmer auf der Goethe-Strasse
war länger als 30 Jahre Zeuge jener litterarischen Thaten,
die mit dem Namen Zarnckes verbunden sind: von Leipzig
aus schlug Zarncke die heissen Schlachten um das Nibelungen-
lied : hier ward aus der mühsamen Vergleichung aller Hand-
schriften des »Jüngeren Titurel« der »Graltempel« hergestellt,
hier die Sage vom Priester Johannes durch weiteste Länder
verfolgt, hier über die deutschen Uebertragungen des lehr-
reichen Cato unterrichtet, von hier aus zog Brants Narren-
schiff aufs Neue in die Welt, hier ward Christian Reuters
Name wieder entdeckt unrl über sein Schaffen glänzend be-
richtet, und von hier gingen kleinere Schriften und Artikel in
schier ungezählter Fülle hinaus. Wir können all dieser
Arbeiten an dieser Stelle nicht genauer gedenken: nur die
ihnen allen gemeinsame geistige Eigenart, die freilich im
persönlichen \'erkehr noch deutlicher hervortrat, mag skizzirt
werden. Zarncke war nicht ein Mann, der mit kaltem Sinn
seine Arbeit ruhig und behäbig abthat; er setzte stets seine
ganze Person ein ; jedes Problem beunruhigte ihn so lange,
bis er es auf diese oder jene Weise zurevhtgestellt hatte: er
war von unermüdlicher Gründlichkeit: treffsicher und behende
erwog er schnell alles was in Betracht kam. stets vom »ge-
sunden Menschenverstand« geleitet, kritisch-vorsichtig, und
unwillig-ablehnend gegen unfertige, vorschnelle Hypothesen.
Zarncke war Philologe im engeren Sinne des Wortes: die
Aufdeckung grosser geschichtlicher Zusammenhänge war
"\\eniger seine Sache als die liebevolle Vertiefung in den
einzelnen Cregenstand : frisch und natürlich wusste er die
Schönheiten einer Dichtung auseinander zu legen, und dabei
ward beim mündlichen Vortrag durch sein feines Mienenspiel
und den durchdringenden Flüsterton, der ihm eigen war.
der Inhalt der Worte bedeutsam gehoben. Zarnckes Analysen
waren schlicht und einfach ; er verschmähte es, in den
Fortschritten der Philosophie, besonders der Psychologie und
Poetik, Bereicherung der Massstäbe litterarischer Inter])retalion
zu suchen; methodisch gründliche Textkritik, verständige
Erklärung, rastlose Aufspürung der Quellen und objektiven
Entstehungsbedingungen, alles Positive, Sichere. Klare, das
war seine Stärke.
In diesem Sinne war er auch thätig für die Erforschung
von Goethes Leben und Werken, als Lehrer sowohl — in
seinen vielbesuchten Vorlesungen über Faust — wie vor
allem als Schriftsteller. Seine Bibliographie des Faustbiichs
(in Braunes Neudruck, Halle 1S7S) und der sorgfältige Artikel
über Johann Spies. den Herausgeber (Allg. Zeitung vorn
4/9. 1883, Beilage), dessen streng lutherische Verlagsrichtung
250 Chronik.
erwiesen ward, stehen gleichsam an der Schwelle dieser Arbeiten,
x^ber auch die Schrift über den fünffüssigen Jambus, durch die
Zarnckeim Narnen der Universität die 1 00 jährige Wiederkehr des
Tages von Goethes Leipziger Immatrikulation feierte, beschäftigt
sich nur zum geringeren Theile mit unserm Dichter. Die
Beobachtungen über die Versbehandlung bei Lessing, Schiller
und — in geringer Ausdehnung — bei Goethe sind wohl
allgemein als ein Gewinn der Wissenschaft dankbar begrüsst
worden. Minder einwurfsfrei erschien die Arbeit über den
yyElpenorc. (Festschrift für Karl Hase, 1880), wenn auch der
Hauptgedanke, der Hinweis auf Hygin, trotz Ellinger als
eine positiv-werthvolle Belehrung bestehen bleibt. Die durch-
dringende Gründlichkeit Zarnckes bekundete sich bei Heraus-
gabe des Goetheschen NotizbiicJis von der Schksischen Reise
im Jahre lypo (zur Begrüssung der deutsch-roman. Sektion
der Dessauer Philologen- Versammlung 1884): ein Notiz-
büchlein, dessen hastig hingeworfene Schrift aller Entzifferung
zu spotten schien, ward hier mit grosser Ausdauer fast lücken-
los enträthselt und nach allen Gesichtspunkten sorgfältig
erläutert. Im 11. Bande des Jahrbuchs brachte Zarncke
hierzu Ergänzungen aus dem inzwischen aufgefundenen Notiz-
buche von Goethes Diener. Sein grösstes Verdienst um die
sogenannte Goethe-Philologie erwarb er sich aber durch die
kritische Bearbeitung der Bildnisse Goethes (y)Kiirzgefasstes
Verzeichniss der Originalauf naiimen von Goethes Bildnissv.
Leipzig 1888). Man muss Einblick in Zarnckes Sammlung
gewonnen haben, um den Werth seiner Riesenarbeit vollauf zu
würdigen. Nur ein Mann von der zähen Energie Zarnckes,
nur ein so gründlicher Kenner jedes Details konnte ein der-
artiges Unicum, von dem die im Druck erschienene Schrift
nur einen allgemeinen Begriff gibt, zusammenstellen. In
dieser Sammlung sind allein 1394 Reproduktionen von Ori-
ginal-Aufnahmen Goethes enthalten, darunter etliche, die nur
in einem Exemplar für Zarncke hergestellt worden ; hier be-
finden sich gegen 1000 alte Ansichten und Pläne von Frank-
furt, Leipzig, Weimar, Italien, gegen 3000 Porträts von
Freunden und Zeitgenossen des Dichters und endlich eine
grössere Mappe mit Reliquien und Illustrationen zu Goethes
Leben. Die Hauptsache ist aber die mustergültige kritische
Bearbeitung, die nur auf Grund langjähriger Forschung und
von mehr als tausend Erkundigungsbriefen ermöglicht wurde.
So hat Zarncke auf diesem Gebiete, wo er mit der Findig-
keit des Sammlers die Gründlichkeit des philologischen Ken-
ners vereinigte, ein Werk geschaffen, das in gleich verdienst-
licher Vollständigkeit nicht zum zweiten Male vorhanden ist.
Allzu früh und aus der Fülle seines Schaffens heraus
ist der mannhafte Forscher dahin gegangen ; plötzlich und
Chrokik. 251
schmerzlich überraschend brach sein tödliches Siechthum aus.
Die Welt kannte die gediegene Tüchtigkeit seines Geistes,
aber nur die Näherstehenden kannten die Tiefe und Güte
seines Herzens : seine Selbstlosigkeit, sein unermüdliches
Wohlwollen, seine bestrickende Liebenswürdigkeit — wer
all dies erfahren, der wird das Bild des theuren ^Mannes in
treuem Gedächtniss halten für immerdar.
Ernst Elster.
In Stadt-Sulza in Thüringen ist am 28. März 1S90 plötz-
lich im Alter von 53 Jahren der angesehene und verdienst-
volle Literarhistoriker und Schriftsteller Dr. Robert Boxherger
am Herzschlage verstorben. Seine wissenschaftliche Thätigkeil
war hauptsächlich den Klassikern gewidmet; es verdanken ins-
besondere die Hempelsche und Grotesche Klassikerausgabe,
sowie die »Deutsche Nationalliteratur« von Kürschner dem Ver-
storbenen eine Reihe von gediegenen Bänden. Auch seine
»Rückertstudien« (1878) haben viele Freunde gefunden. Ein
Beispiel trefflicher Uebersetzungskunst ist sein »Bhagavad-Gitä«
(1870), übersetzt aus dem Sanskrit. Boxbeuger war längere Zeit
Lehrer in Erfurt, später Oberlehrer am Posenschen Gym-
nasium. Seit etwa drei Jahren lebte er in Stadt-Sulza in
wissenschaftlicher Müsse. — Den vorstehenden Notizen, die
dem Berl. Tagebl. vom 30. März entnommen sind, ist nur hinzu-
zufügen, dass Boxbergers literarische Arbeit, wenn sie auch
hauptsächlich Schiller und Lessing gewidmet war, sich ge-
legentlich auch Goethe zuwandte. Einzelne auf Goethe be-
zügliche Briefe edirte er im i. Band des G.-J. ; von seinen
vielfachen Besprechungen und seinen die Goethe-Literatur
angehenden Notizen gibt die Bibliographie Kunde (vgl. die
im Gesammtregister S. 11 angeführten Stellen). Er war mehr
ein Sammler und Verarbeiter des von Anderen Erbrachten,
als Kritiker und Forscher; ein fleissiger Arbeiter, ein ge-
lehrter, bescheidener Mann, der gerne von dem Seinigen
spendete und reine Freude an dem Thun Anderer besass und
zu äussern wusste.
Auf seinem bei Pleskau gelegenen Landgute starb am
24. Oktober 1890 der ausgezeichnete russische Goethe- und
Lessing - Uebersetzer Alexander Jachontoio im Alter von
70 Jahren. Ln Lyceum von Zarskoje Selo, wo einst auch
Puschkin erzogen wurde, empfing er seine wissenschaftliche
Bildung und begann bereits da Lessings »Emilia Galotti«
und einzelne Abschnitte aus Goethes »Faust« ins Russische
zu übertragen. Später trat er in den Staatsdienst, war viele
Jahre Gymnasialdirektor in Pleskau und schliesslich Kreis-
-)-
Chronik.
adelsmarschall. Aus den fünfziger und sechziger Jahren
stammen seine als vorzüglich anerkannten Uebersetzungen
\on Goethes »Iphigenie« und »Tasso« sowie von einer Reihe
Dichtungen Lessings, Schillers und H. Heines. In seinem
eigenen dichterischen Schaffen stand Jachontow völlig im
Banne des nur wenig altern grossen N. Ä. Nekrassow. (Einige
nähere Angaben über J. giebt L. R. im »Magazin für Lite-
ratur« 59, 48 [29. Nov. 1890] S. 759 f.). L. F.
Am I. Mai starb in München Ferdinand Gregorovius,
nachdem er am 18. Jan. seinen siebzigsten Cieburtstag an-
scheinend in körperlicher Frische und Rüstigkeit gefeiert
hatte. Des berühmten Forschers und Darstellers, der, wie
wenige deutsche Gelehrte, die beneidenswerthe Kunst besass,
die Resultate seiner gelehrten Untersuchungen in geschmack-
vollster Form darzul)ieten, sei auch an dieser Stelle gedacht,
obwohl, wie bekannt, seine Hauptbedeutung auf einem andern
Felde liegt. Er hatte einen Beitrag zur Goethe-Litteratur
geliefert: »VN'ilhelm Meister in seinen sozialistischen Elemen-
ten (1849)«, eine Schrift, die, seit ihrem Erscheinen von denen,
die sich mit Goethes Roman beschäftigten, geschätzt, grade
in der gegenwärtigen Bewegung besondere Beachtung ver-
dient.
B. VERMISCHTE NACHRICHTEN.
Napoleon und Goethe (vgl. unten Bibliographie).
(Die folgende Unterredung, gegen Ende Januar vom Her-
zog V. Broglie in der franz. Akademie vorgelesen, im »Corre-
spondant« mitgetheilt, ist in viele deutsche Blätter überge-
gangen vgl. ^'oss. Ztg. 29 Jan. Hauptblatt Ffter. Ztg. 30 Jan.
Feuilleton. Talleyrand behau])tet, er habe sie unmittelbar
nach der Zusammenkunft niedergeschrieben und Goethe vor-
gelegt, der sie auf ihre Richtigkeit geprüft habe.) Hier folgt
die Uebersetzung der Voss. Ztg.
»Herr Goethe, ich bin entzückt fcharme), Sie zu sehen.
— Sire, ich sehe, wenn Ew. Majestät reisen, so verfehlen
Sie nicht, Ihre Blicke auch den geringfügigsten Dingen zu-
zuwenden. — Ich weiss, dass Sie der erste Tragödiendichter
Deutschlands sind. — Sire, Sie thun unserm Vaterlande schweres
Unrecht ; wir glauben auch unsere grossen Männer zu haben :
Schiller, Lessing und Wieland müssen Ew. Majestät bekannt
sein. — Ich gestehe, dass ich sie kaum kenne. Indessen,
den »dreissigjährigen Krieg« habe ich gelesen : nehmen Sie
mir es nicht übel, aber es hat mir freschienen, als ob dieses
Chkonik.
-^)>
Werk höchstens für unsere Boulevards Tragödienstoffe liefern
könnte. — Sire, Ihre Boulevards kenne ich nicht. Ich glaube,
dass dort die Volksstücke gespielt werden ; es thut mir leid,
Sie über eins der schönsten Genies der neuern Zeit so streng
urtheilen zu hören. — Sie wohnen gewöhnlich in Weimar;
das ist ja wohl der Ort, wo die berühmten Schriftsteller
Deutschlands sich versammeln ? — Sire, man ist dort sehr
wohlwollend für sie; aber augenblicklich haben wir in Weimar
von Männern, die in ganz Europa bekannt sind, blos Wieland.
— Ich würde gern Herrn AVieland sehen. — \\enn Ew. Majestät
mir gestatten, ihn rufen zu lassen, so bin ich sicher, dass er
sich sofort hierher begeben wird. — Spricht er Französisch V
— Er versteht es, er hat mehrere Uebersetzungen seiner
Werke ins Französische selbst durchgesehen. — So lange Sie
hier sind, müssen Sie jeden Abend zu unseren Theatervor-
stellungen kommen. Es wird Ihnen nicht schaden, gute
französische Trauerspiele darstellen zu sehen. — Sire, ich
werde sehr gern hingehen und ich rauss Ew. Majestät be-
kennen, dass dies meine Absicht war; ich habe selbst einige
französische Stücke übersetzt oder richtiger nachgeahmt. —
Welche? — »Mahomed« und »Tankr.ed«. — Ich werde
Remusat fragen lassen, ob wir Schauspieler hier liaben, die
sie spielen können. Ich hätte sehr gern, dass Sie sie in
unserer Sprache spielen hörten. Sie sind nicht so streng wie
wir in den Regeln des Theaters. — Sire, die Einheiten sind für
uns nicht von Bedeutung. — Wie finden Sie unseren Aufenthalt
hier ? — Sire, sehr glänzend, und ich hoffe, er wird für unser
Vaterland nützlich sein. — Ist Ihr Volk glücklich? — Es hofft
viel. — Herr Goethe, Sie sollten während der ganzen Reise
hier bleiben und den Eindruck beschreiben, den das grosse
Schauspiel, welches wir Ihnen bieten, auf Sie macht. — Ah,
Sire, es würde die Feder irgend eines Schriftstellers des
Alterthums dazu gehören, um eine derartige Arbeit zu unter-
nehmen. — Gehören Sie zu denen, die Tacitus lieben? —
Ja, Sire, sehr. — Nun denn, ich nicht. Doch davon wollen
wir ein ander Mal reden. Schreiben Sie Herrn Wieland, er
soll hierher kommen. Ich werde ihm seinen Besuch in Weimar
erwidern, wohin der Herzog mich eingeladen hat. Es wird
mich sehr freuen, die Herzogin zu sehen. Sie ist eine hoch-
begabte Frau. Der Herzog war während einiger Zeit recht
schlimm, aber er ist zurechtgewiesen. — Sire, wenn er
schlimm gewesen ist, so war doch die Zurechtweisung etwas
stark. Doch ich bin nicht Richter über solche Dinge. Er
beschützt die Dichtung, die Wissenschaften, und wir können
Alle mit ihm sehr zufrieden sein. — Herr Goethe, kommen
Sie heute Abend zur »Iphigenie«. Es ist ein gutes Stück,
zwar keins von denen, die mir am liebsten sind, aber die
254 Chronik.
Franzosen schätzen es sehr hoch. Sie werden in meinem
Parterre eine schöne Anzahl Souveräne sehen. Kennen Sie
den Fürst-Primas ? — Ja wohl, Sire, beinahe intim. Es ist
ein Fürst von sehr viel Geist, sehr viel Wissen und viel
Grossherzigkeit. — Nun gut, Sie werden ihn heute Abend
an der Schulter des Königs von Württemberg schlafen sehen.
Haben Sie schon den Kaiser von Russland gesehen? —
Nein, Sire, noch niemals. Ich hoffe aber, ihm vorgestellt zu
werden. — Er spricht Ihre Sprache gut. Wenn Sie etwas
über die Begegnung in Erfurt machen, so müssen Sie es ihm
widmen. — Sire, das ist nicht meine Gewohnheit. Als ich
anfing zu schreiben, machte ich es mir zum Grundsatze,
niemals eine Widmung zu machen, damit ich es nicht später
2u bereuen habe. — Die grossen Schriftsteller des Jahr-
hunderts Ludwigs XIV. sind nicht so gewesen. — Das ist
richtig, Sire, aber Ew. Majestät würden mir nicht versichern
wollen, dass sie es niemals bereut haben. — Was ist aus
diesem schlechten Kerl (mauvais sujet) Kotzebue geworden ?
— Sire, man sagt, er ist in Sibirien, und Ew. Majestät
werden vom Kaiser Alexander seine Begnadigung verlangen.
— Sie wissen ja, dass er nicht mein Mann ist. — Sire. er
ist sehr unglücklich, und er hat viel Talent. — Leben Sie
wohl, Herr Goethe.«
Die zweite Unterredung, auf einem Balle, eigentlich mit
Wieland, bei der Goethe aber zugegen war, begann so (nach
der Uebers. der Frankf. Zeitg.) : »Ich hoffe, Sie sind zufrieden
mit unseren Schaustücken, Herr Goethe. Sind diese Herren
auch desswegen gekommen"? — Zu dem heutigen, ja, aber
nicht zu dem Erfurter Theater. — Das thut mir leid ; eine
gute Tragödie muss als die beste Schule höherer Menschen
angesehen werden. Von einem bestimmten Gesichtspunkte
aus, steht sie sogar über der Geschichte. Man kann mit der
besten Geschichte nur wenig Wirkung erzielen. Wenn der
Mensch allein ist, wird er nur schwach erregt ; eine ganze
Versammlung empfängt viel stärkere und dauerhaftere Ein-
drücke. Ich versichere Sie, dass ich von dem Geschichts-
schreiber, von dem am meisten gesprochen wird, von Tacitus
nämlich, nie etwas gelernt habe. Kennen Sie einen grösse-
ren und oft ungerechteren Verleumder des Menschen-
geschlechtes?« (Folgt noch eine längere Deklamation gegen
Tacitus, die aber von den Zuhörern durch keine Bemerkung
unterbrochen wird.)
In der Berliner »Gesellschaft für deutsche Litteratur«
fand am 24. Juni eine Besprechung des »Heidenröslein«
statt. (Ich folge dem Bericht der »Deutschen Literatur-
Chroxik. 255
Zeitung«.) Zum Zwecke derselben hatte Herr Erich Schmidt
die vier vorhandenen Formen des Liedes nebst Quellen-
nachweisen und Belegstellen zusammengestellt. Die älteste
Gestalt des Volksliedes (A) findet sich in einem Unicum der
Weimarer Bibliothek: Paul von der Aelst, Blum vnd Auss-
bund Allerhandt Auserlesener Weltlicher, Züchtiger Lieder
vnd Rheymen . . . Deventer 1602 und ist zum grössten Theil
bei Uhland, Alte hoch- und niederdeutsche Volkslieder
(No. 56) abgedruckt. Die zweite Gestalt des Liedes (B)
theilt Herder unter der Ueberschrift Fabelliedchen in den
»Blättern von deutscher Art und Kunst« mit; sie ist im
zweiten Theil der Volkslieder 1779 wieder abgedruckt. Bei
einzelnen nicht unwesentlichen Abweichungen zeigt B im
ganzen die engste Verwandtschaft mit C, dem bekannten
Goetheschen Liede Heidenröslein. D endlich ist eine morali-
sirende Umarbeitung, welche sich unter dem Titel »Die
BlUthe« im Silbernen Buch, der von Caroline Flachsland an-
gelegten Sammelhandschrift findet. — An diese Zusammen-
stellung knüpfte Herr Erich Schmidt folgende 4 Thesen :
I. B hängt mit A zusammen. 2. Herder sollte den Aelst
besessen und zufällig B aus dem Vojksmund aufgefangen
haben? 3. B ist von Goethe, der es Herdern vorsagte.
4. D ist Contrafactur Herders. Durch Schreiben an . Herrn
Seh. hatten auswärtige Forscher, die Herren Suphan, Seuffert,
Burdach, Schönbach, R. M. Werner, Zarncke, zu diesen
Thesen Stellung genommen, und namentlich hatte die These 4
einstimmig Billigung gefunden. Auch in der Debatte, an
welcher die Herren Jacoby, Steig, Bellermann und Meyer
theilnahmen, fanden die Thesen im wesentlichen Beistimmung.
Ueber die Examina der Studenten der King's, Christ's
and St. Johns Colleges in Cambridge 1889 und 1890 geben
die Mittheilungen : Intercollegiate examination in medieval
and modern languages erwünschte Kunde. Danach wurde
Goethe betr. von den Studenten des ersten Jahres erfordert:
Uebersetzung einer Stelle aus »Dichtung und Wahrheit«,
kritische und literarhistorische Betrachtung des ganzen ^Verkes,
Behandlung der Zeit des jungen Goethe, Uebersetzung einiger
Gedichtstellen, Darlegung der Gedichte, aus denen die betr.
Stellen entnommen sind, Entstehung des »Wilhelm Meister«,
Beziehungen zwischen dem ersten und zweiten Theil des
»Faust«. — Für die des zweiten Jahres waren ausser Ueber-
setzungen Fragen gestellt über das Verhältniss Goethes zu
Lessing, den anakreontischen Dichtern ; ferner verlangt eine
Erklärung über schwierige Stellen vieler Gedichte, ein Com-
mentar über einzelne Briefstellen an Herder und Schiller.
256 Chronik.
und einige Aeusserungen Scherers und H. Grnnms über
Goethe. — Für die des dritten Jahres waren ähnliche Aufgaben
bestimmt, dazu Quellenuntersuchungen z. B. über »Werthers«
literarische Modelle , persönliche Beziehungen ; Parallelen
zwischen dem Schluss von »Dichtung und Wahrheit« und
anderen Goetheschen Schriften, psychologisch-literarische Er-
klärung derselben. — Die Aufgaben sind gestellt von Prof.
K. Breul, dem ich auch die Uebersendung der gedruckten
Formulare verdanke. Man sieht aus den hervorgehobenen
Notizen, dass die Anforderungen, denen ja ähnliche aus an-
deren Gebieten der deutschen Literatur zur Seite stehen,
sehr grosse sind. Da, wie Prof. Breul mir schreibt, den An-
forderungen gut genügt wird, so bietet diese Thatsache für
Lehrende und Lernende ein ausgezeichnetes Zeugniss.
Aus der »List of Lectures for the year 1890 — 91 proposed
by the special boards of studies issued by autliority of the
general board of studies, Cambridge at the University Press«
ist zu entnehmen, dass Prof. Breul drei aufeinander
folgende Curse Goethe widmet. Die beiden ersten beziehen
sich auf den Briefwechsel zwischen Goethe und Schiller ;
der dritte auf Erklärung ausgewählter Scenen von Goethes
Faust L Prof. Breul schreibt dazu : »in jedem Semester werden
hier Vorlesungen und Uebungen über Goethe vor eifrig
theilnehmenden Studenten und Studentinnen gehalten und
sollen auch in Zukunft auf jeden Fall nicht aufgegeben
werden, da das w^issenschaftliche liebevolle Studium Goethes
und seiner Zeit hier ein Theil des von allen Studenten ver-
langten Pensums ist.«
Ein kleines Programm: Intercollegiate examination in
medieval and modern languages. King"s, Chrisfs and
St. John's Colleges (Cambridge) vom 11. Juni 1S91, das mir
durch die Güte des Herrn Prof. K. Breul zugeht, beweist
aufs Neue, wie gründlich in England die Goethe-Studien be-
trieben werden. Das Prüfungsprogramm, das nur für Studenten
des I, und 2. Jahres gilt, enthält, Goethe betr., 12 Fragen:
Uebersetzungen und Erklärungen einzelner Stellen aus Briefen,
Prosawerken, Gedichten. Unter den literargeschichtlichen
Aufgaben befindet sich u. A. Stellung Goethes zu Homer,
zur französischen Revolution, zu Karl August, Einzelheiten aus
Wilhelm ]\Ielster, Vergleich des Faustfragments von 1790 und
der Fassung von 1808, Darlegung der Widersprüche im
Charakter "des Mephistopheles, Abfassungszeit der Scene
»Vor dem Thore«.
Chkon'ik. 257
Die Verlagshandlung L. Ehlermann in Dresden und
Dr. A. Bettelheim in Wien veröffentlichen ein für die von
ihnen herausgegebene Sammlung »Führende Geistera be-
stimmtes Preis-Ausschreiben (15. Juli 1891), aus welchem
Folgendes an dieser Stelle mitgetheilt werden mag : Als
Preise sind ausgesetzt: Erster Preis: Dreitausend Mark,
Zweiter Preis: Tausend fünfhundert Mark, Dritter Preis:
Tausend Mark. Diese Beträge sollen jedenfalls und ungetheilt
zuerkannt werden. Die Bedingungen sind folgende : Der
erste Preis soll in erster Linie einer Biographie Goethes zu-
kommen. Nicht nur als historisch zu erfassende Persönlich-
keit, auch als unerreichtes Vorbild der Kunst, sich in die
Dinge einzuleben, als Muster der Auffassung und Anpassung,
kuizum als Einziger, weder vorher noch seither Erschienener,
ist Goethe und die Würdigung seiner Allseitigkeit ein Vor-
wurf, dessen Schwierigkeit es bisher kaum zu einer, die Ge-
sammtheit seiner Leistungen umfassenden, und doch zugleich
wahrhaft künstlerischen und echt volksthümlichen Darstellung
hat kommen lassen. Zu einer solchen Darstellung wünschen
wir in erster Linie anzuregen ; ihr soll der erste Preis zu-
erkannt werden und nur, wenn eine solche Darstellung nicht
oder in unzulänglicher Weise versucht werden sollte, bleibt
es dem Preisgericht vorbehalten, einer der anderen Preis-
arbeiten den ersten Preis zuzusprechen. Bei der Beurtheilung
der Manuscripte werden die Gesichtspunkte zum Ausgang
genommen werden, welche in dem Grundplan der »Führenden
Geister« ausgesprochen wurden. Die Darstellung soll durch-
weg unmittelbar aus den Quellen geschöpft sein und, bei
aller Rücksicht auf Gemeinverständlichkeit, nie den tiefsten
Ton der Leutseligkeit anschlagen, sondern bemüht sein, dem
Künstler durch ein Kunstwerk gerecht zu werden. Der Text
selbst darf durch gelehrte Hinweise und Anmerkungen nicht
beschwert, dagegen kann im Anhang dem Weiterstrebenden
durch sorgfältige Auswahl der wichtigsten litterarischen Hilfs-
mittel der rechte Weg zu weiterem, selbständigen Nach-
prüfen und Studium vorgezeichnet werden. Der LTmfang
einer Biographie soll 10 bis 12 Bogen Octavformat der
Sammlung »Führende Geister« betragen ; nur bei Männern
von ausserordentlich grosser Bedeutung ist es den Herren
Autoren anheimgestellt, den Umfang auf das Doppelte, also
20 bis 24 Bogen auszudehnen. Die Manuscripte, aus denen
in keiner Weise der Name des Verfassers erkenntlich seia
darf, sind, verschlossen und mit einem Kennwort versehen»
bis spätestens zum 30. September 1892 eingeschrieben und
frei an die Verlagshandlung L. Ehlermann in Dresden-Alt-
stadt, Grunaerstrasse i. einzusenden. Dagegen ist ein aussen
mit demselben Kennwort versehener, verschlossener Brief-
GobTllt-jAURULCH XIII. 17
258 Chronik.
Umschlag, welcher Namen und genaue Adresse des Autors
enthält, mit dem Manuskript gleichzeitig einzusenden.
Die eingelaufenen Goethe-Biographien werden beurtheilen
die Herren : Regierungsrath Professor Dr. Anton E. Schön-
bach in Graz, Dr. Adolf Wilbrandt in Rostock, der Heraus-
geber Dr. Anton Bettelheim in Wien und der Verleger
Dr. Erich Ehlermann in Dresden.
Die Entscheidung des Preisgerichtes wird am i. Februar
1893 in folgenden Blättern veröffentlicht werden: Beilage
zur (Münchner) »Allgemeinen Zeitung«, Litterarisches Central-
blatt, Rödigers Deutsche Ditteraturzeitung, Das Magazin ftir
Litteratur.
Gleichzeitig erfolgt die Auszahlung der Preise, für welche
die Verlagshandlung haftet und durch welche sie das Recht
der Veröffentlichung der betreffenden Biographie für die
erste und alle folgenden Auflagen erwirbt. Der zuerkannte
Preis gilt dabei als Honorar für die erste Auflage und die
Verlagshandlung wird das bei weiteren Auflagen zu zahlende
Honorar mit den betreffenden Herren Autoren vor Erscheinen
der ersten Auflage vereinbaren.
Die Notizen über Theateraufführungen Goethescher
Stücke sowie über Goethe betreffende Universitäts- und an-
dere Vorlesungen können des beschränkten Raumes wegen
nicht gebracht werden.
:>•
Bibliographie.
I. Schriften.
A. WEIMARER GOETHE-AUSGABE.
Goethes Werke. Herausgegeben im Auftrage der Grossherzogin
von Sachsen. Weimar, H. Böhlau.
Siehe J.-B. XII, 275. Zu den dort aufgezähhen Bänden
kommen hinzu: i. Abtheilung, Band 4 (Gedichte, heraus-
gegeben von G. V. Loeper), 9 (Dramen, herausgegeben von
G. Roethe, Fr. Scimorr von Carolsfeld, K. J. Sc/irocr, /. Jla/i/e.
O. Hoffmanii), 1 1 (Dramen und Singspiele, herausgegeben
von F. Zarnckc, R. M. Meyer. K. J. Schröer, E. von der
Hellen, R. M. Werner, B. Suphan), 29 (Dichtung und Wahr-
heit, herausgegeben von J. Bächtold), 46 (Winckelmann.
Philipp Hackert, herausgegeben von A. ATichaelis, O. Har-
nack). 2. Abtheilung, Band 6, 7 (Zur Morphologie, I. II. Theil,
herausgegeben von R. Steiner). 3. Abtheilung, Band 4.
Tagebücher 1809 — 18 12, herausgegeben von /. Wähle, C. A.
H. Burkhardt). 4. Abtheilung, Band 7 (Briefe 1785 bis
24. Juli 1786. Register zu Band i — 7). 9. 10 (Briefe
18. Juni 1788— 1795, herausgegeben von E. von der Hellen').^
' Die Zusammenstellung der einzelnen Berichte ist im Goethe-
und Schiller-Archiv erfolgt, sie werden zumeist in der Gestalt, wie
sie an die Direction gelangt sind, mit Namensunterschrift mitgetheilt;
einige wenige sind auf Grund der erhaltenen Angaben hier redigirt.
Bemerkt wird, dass drei Bände, welche zur Jahreslieferung 1891 ge-
hören, jedoch des Setzerausstandes wegen erst in diesem Frühjahr
ercheinen, in das Gesammtreferat mit einbeschlossen sind: I, 11. II, 7.
IV, 10. B. SUPHAK.
17*
26o Bibliographie.
BERICHT DER REDACTOREN UND HERAUSGEBER.
ERSTE ARTHEILUNG.
Band j. 4. Es mag als eine eigene Fügung jetzt er-
scheinen, dass, an Statt des üblichen Berichtes über die ein-
zelnen den Jahresertrag ausmachenden Bände, im vorigen
Jahre eine auf das ganze Unternehmen und seinen bisherigen
A''erlauf und Erfolg bezügliche Erklärung eintrat, ausgehend
von dem Manne, der bei dessen Begründung an hervor-
ragender Stelle bethätigt gewesen, der, mit dem Vollgewinn
eines reichen Forscherlebens ausgestattet, zuerst auch an die
handschriftlichen Schätze herangetreten ist, weiche die Grund-
lage unsrer Ausgabe bilden. Von dem Manne, der jahrelang mit
freudiger Hingabe sein Bestes für die Sache, die ihm am
Herzen lag, eingesetzt hat. Es sollte ihm, Gustav v. Loeper,
vergönnt sein auszusprechen, dass er die Grundsätze, nach
denen man das Ganze eingerichtet, im Wesentlichen bewährt
gefunden, dass er sich im Fortgange der Arbeit immer mehr
darin beglaubigt habe, auf dem richtigen Wege zu sein.
Dass Erhebliches und Erfreuliches in der Vereinigung, im
Wetteifer vieler Kräfte geleistet sei. Mit dem Behagen, das
nur aus solcher Ueberzeugung fliesst, hat er jene oratio pro
domo (die hier nur nach diesem positiven Gehalt in Be-
tracht kommt) verfasst und gehalten. Dixit. Er hätte noch
so Vieles zu sagen, zu thun, zu geben gehabt. —
Hier habe ich nur von seiner letzten Arbeit einiges
andeutend zu berichten. Ich weiss, indem ich dies nieder-
schreibe, noch nicht, was und wie viel er für den Abschluss
gethan hat. Er erwähnt selbst meine Theilnahme am vierten
Bande, Inhalt S. VI. Mehr als ein anderer könnte ich, be-
dürfte es dessen, bezeugen, wie ernst und peinlich er des
Dienstes am Worte waltete, zu dem der Herausgeber sich
verpflichtet. Er liebte die gemeinsame FLrörterung, Hess Ein-
rede und Widerspruch gelten, war immer bereit eine strittige
Sache, so lange es nur anging, wieder aufzunehmen, und wo
er in seiner Position verharrte, musste man seine Gründe
achten. Ungezählte Briefe und Karten wurden, so lange ein
Band im Druck war, gewechselt, und jeder Bogen war mit
Marginalien gespickt. Das scheinbar Kleinste rief umständliche
Erörterungen hervor. Bei No. VIII der »Chinesisch-Deutschen
Jahres- und Tageszeiten« (4, 113) waren mir in V. 68 »Ahn'
ich Mondenglanz und -Gluth« die von ihm eingeführten Ver-
bindungsstriche bedenklich. Er wies mir aber sofort des Mondes
»Gluth« in Reisebeschreibungen, ja in dem Journal eines
deutschen Offiziers aus 1870 auf, das er unlängst gelesen hatte.
So war ihm alles zum Zwecke gegenwärtig. In den Versen an
Bibliographie. 261
Peucer, ob der verlorenen »frechen« Wette vom 15. August
1813 (4, 244) bestand er auf der Zeilenabtheilung des Ori-
ginals (des Büchleins mit dem blanken rheinischen Ducaten,
den die Wette gegolten hatte), er meinte, es hafte an der
Abtheilung, die mir zufällig und capriciös erschien, etwas
von dem Eindrucke des kleinen merkwürdigen Gedichts. So
lehnte er es denn hier, und auch sonst wohl ab, zu reguliren.
Ueberhaupt hat er es weniger, als es scheinen könnte, mit
dem Reguliren und Normiren gehalten. Er hat in dem ge-
nannten Manifest das Verhältniss der Weimarer Ausgabe zur
Ausgabe letzter Hand mit einer, ich möchte sagen, juristischen
Schärfe fixirt ; doch wusste er sehr wohl, wie jeder allgemeine
Grundsatz in der Praxis, der lebendigen Uebung sich modi-
ficirt, und er hätte als Redactor so wenig wie als Heraus-
geber eine schlechthin bindende Formel anerkannt. Mir
scheint es wichtiger, sein eigenes Verhalten bei dieser Ge-
legenheit zu charakterisiren, als Einzelheiten anzuhäufen.
Zum dritten Bande, welcher C3 entspricht (nur dass den
Zahmen Xenien sogleich die homogenen Sammlungen aus
C4 angegliedert sind), hat der Herausgeber selbst sich bereits
in der »Bibliographie der Goethe-Literatur« 1891, S. 14 ge-
äussert, als ein Ganzes und in seiner Besonderheit charak-
terisirt er ihn in der Einleitung zu den »Lesarten«. Band 4
eröffnet sich mit dem (aus C4, S. 83 — 187) übernommenen
Bestände der »Inschriften, Denk- und Sendeblätter«. Daran
schliesst sich, in einer dem Aufbau der ersten Bände ent-
sprechenden Gliederung, die Masse der Gedichte »aus dem
Nachlass«, innerhalb der Rubriken chronologisch geordnet.
»Gedichte zweifelhaften Ursprungs« machen den Schluss.
Die Xenien von 1797 nebst Invectiven und dem verwandten
Spruchart'gen sind für Band 5 aufgespart, der in zwei be-
sondern Abtheilungen zunächst diese schönen Reste schön (zumal
w-egen der köstlichen Ausbeute des Xenienmanuscripts von
1796), dann die Band 4 mit umfassende Sammlung der
Lesarten bringen wird, unter denen es , der zahlreichen
persönlichen und Zeitbeziehungen wegen an Beigaben
erklärender Art nicht fehlen darf. An Neuem ist unser Band
nicht arm. Unter den unbekannten Stücken ist eins der
schönsten die Uebersetzung aus dem siebenten Buch der
Odyssee, V. 78 — 131: »Haus und Garten des Königs der
Phaiaken«. (S. 326 f.) Ich habe es aus dem Fach »Homerica«
hervorgeholt. Unter der Rubrik »Uebersetzungen« wird man
umsonst die im »freien Metrum« übertragenen Stücke aus Os-
sian suchen, mit denen sich neuere Ausgaben von Goethes
Gedichten bereichert haben: sie sind unzweifelhaft Herders
Eigenthum. B. Suphan.
262 Bibliographie.
Band p. Der Laune des Verliebten kam eine Abschrift
zu Gute, die vor dem 6. März 1805, also vor dem Erscheinen
des ersten Drucks (1806) für das Grossherzogl. Hoftheater in
Weimar nach Goethes Original-Handschrift angefertigt wurde;
das Heft ist jetzt aus dem Theaterarchiv in den Besitz des Goethe-
und Schiller-Archivs übergegangen. Die Abschrift lehrt uns,
so unzuverlässig sie zumal in Interpunction und Orthographie
ist, jedenfalls, dass Goethe für den Druck an seiner Jugend-
dichtung nicht ernstlich änderte: nur 4 Verse sind (nach
425) mit glücklichem Tact gestrichen, einige Bühnenanwei-
sungen geändert worden ; die sonst bemerkenswertheslen
Abweichungen der x\bschrift V. 374 Tag (für Tanz) und
522 bekehrte (statt belehrte) sind vielleicht nur Schreibfehler.
Für den Text wurde sie lediglich insofern fruchtbar, als sie
einige auch ohnedem nothwendige Abweichungen von C
sicherte: 126. 231. nach 237. 450/1. Abgesehen von diesen
Stellen wich ich von C ab 346 (rührt') und mehrmals in der
Interpunction: ich weise namentlich auf 105 und 255 hin.
In den Lesarten bitte ich die Versziffer 234 in 235 zu ver-
bessern. ROETHE.
Die Mitschuldigen. Um den Gewinn an Neuem, den
unsere Ausgabe erbringt, in Kürze zu bezeichnen, genügt es
darauf hinzuweisen, dass in ihr zuerst die älteste Bearbeitung
des Stückes »in Einem Ackte« aus der Wenzelschen Hand-
schrift (Dresden) bekannt gemacht, dass ferner aus H"', der
Druckvorlage zu S (Göschen), der einen von den zwei
Handschriften des Goethe-Archivs, die Thätigkeit ans Licht
gezogen ist, welche Herder der Revision des Textes gewidmet
hat. Interessant sind besonders, um nur einiges Wenige an-
zuführen, in H' die Varianten zu 537 und 676 fgg. »Vom
Prinz von Traventhal« (es ist der Incognito-Name, den
Christian VII von Dänemark auf seiner Reise 1768 ange-
nommen hatte). Verbesserung der Textgestalt betreffend,
sei beispielsweise das aus H-* als Druckfehler nachgewiesene
Ausrufungszeichen der Ausgaben S— C Vers 460, und das
ebenso falsche, gleichfalls S — C durchgehende »erschrickt«
für »erschreckt« hervorgehoben. — Dies nach des Heraus-
gebers, Dr. Schnorr von Carolsfeld, freundlicher Mittheilung.
Zu den Lesarten bietet an zwei Stellen ein neuerdings in
Goethes Bibliothek (Goethehaus) aufgefundenes Exemplar
von S (Göschen, Band 2) mit etlichen eigenhändigen Ein-
tragungen einen Zuschuss. Vielleicht zur Vorbereitung der
nächsten Gesammtausgabe (A), etwa auch in Anlass der
Aufführung des Stückes auf der Weimarer Bühne, die am
16. Januar 1805 stattfand, hat Goethe einige Aenderungen
Bibliographie. 263
in den Versen 671 fg. und 55 — 58 vorgenommen. An der
erstgenannten Stelle ersichtlich, um das Stück mit der Zeit
fortgehen zu lassen. V. 679 »Lord Nelson kreuzt noch stets?
— Wie kann es anders seyn ?« Spätere (und bessere) Ueber-
legung aber hat ihn dazu geführt, das Alte an seiner Stelle
zu belassen.
B. SUPHAN.
Die Geschwister. Herausgeber K. Jitl. Schröer.
Benutzt sind 3 Handschriften : eine von Seidels Hand
im Besitze der Familie v. Stein auf Kochberg (H'), eine von
der Hand des Fräuleins von Göchhausen im Besitze des
Herrn Georg Kestner in Dresden (H^), eine von Vogels
Hand irn Besitze der Herzoglichen Bibliothek in Gotha (H^).
Als Gewinn aus denselben sind folgende Besserungen dem
Texte zu Gute gekommen: 126,9 und ihm zu essen geben
nach H' statt zu essen geben; 121, 11 wenn du hernach sa
bei Tische sitzest nach allen Handschriften statt wenn du
bei Tische sitzest, 127, 89 wurde aus H' und H^ der Satz
gewonnen : sie soll nicht heftig lieben. Der Schreiber von
H' irrte mit dem Auge von Zeile 8 lieben auf dasselbe Wort
in Zeile 9, so dass die dazwischen liegenden Worte ausfielen.
Ein Gewinn aus H' und H^ ist 130,14 auch das gewiss nur
zufällig ausgefallen ist. 131,9 fehlt in den Drucken das
zweite und, 12 fehlt so; 133,7 ist aus den Handschriften die
scenische Bemerkung aufgenommen (er fasst ihre Hand) ;
134,8 wurde aus H^ immer aufgenommen, i4. i5 aus allen
Handschriften auf die Wege legte und; 136,15 vorerzählen
aus H' und H^ gegen H^ und die Drucke; 139,14.15 bist du
so weit gebracht — ? nach den Handschriften, die du bist sa
weit gebracht — ? — haben; 141,28 ihr nur so beisammen
seyd H' zusatnmen H' wir nur so zusammen sind H^; 143,1s
blieb im Text wenns an die Enttvicklung kam, wofür die
Handschriften wenns an (aus H^) Bundriemen kam haben.
Die Wette ist gedruckt nach einer in Teplitz am 30. Juli 181 2
von Goethe seinem Sekretär Vogel dictirten und von ihn>
dann durchcorrigirten Handschrift. Es konnten aus ihr einige
Versehen des erst nach Goethes Tode von Riemer in der
Quartausgabe 1837 gedruckten Stückes verbessert werden
(vgl. zu 155,5; 162,12; 166, 2i; 167,20).
Die Theaterbearbeitung von Romeo und Julie erscheint
hier zum ersten Male im Corpus einer Gesammtausgabe von
Goethes Werken. Der erste Druck, den Boas in den »Nach-
trägen zu Goethes sämmtlichen Werken «(1841) veranstaltete,
264 Bibliographie.
konnte dabei ausser Acht gelassen werden, da sich im Besitze
der Hoftheater-Intendanz zwei vollständige Manuscripte der
Bearbeitung erhalten haben, von denen das eine wohl eine
Abschrift der ersten Niederschrift ist und Correcturen von
Goethes Hand enthält. Die Handschrift ist auch von Riemer
durchgesehen und mit einzelnen Aenderungen und Zusätzen
versehen worden, die, da sie Goethes Billigung erhalten haben,
auch in unserem Texte wiedergegeben sind. Die Fehler des
Boasschen Drucks sind stillschweigend verbessert worden.
J. Wähle.
Makomet. Von dem Text in C weicht unsere Ausgabe
in 12 Versen ab. Achtmal wurde die richtige Lesart aus
dem Einzeldruck und der ersten Gesammtausgabe wieder-
hergestellt (40. 200. 232. 660. 686. 746. 758. 1744). Auf
Grund des Voltaireschen Textes wurde Vers 1358 geändert.
Druckfehler in C enthielten die Verse 1136 und 1469. Aus
den Propyläen ist in Vers 710 die Form worum gerettet.
Tancred. Die zehn Verse (240. 436. 526. 587. 592.
^Z'h- 919- ^37°- 1912. 1952), welche in unserer Ausgabe von
dem Texte in C abweichen, sind auf Grund des Einzeldrucks
und der ersten Gesammtausgabe geändert worden. In Vers
1294 wagten wir nicht die Form bereit (pret) statt bereitet
gegen alle Ueberlieferung einzusetzen.
O. Hoffmann.
Band u. Elpenor, das Frometheus -YxdigvixtXiX. und die
»Bruchstücke einer Tragödie» hat Friedrich Zartuke beige-
tragen. Er hat sich noch an der Correctur des Elpenor-
Textes betheiligt ; das Weitere, auch einige abschliessende
Arbeit an den Lesarten und Paralipomena haben wir im
Archiv besorgt, in Treue des verehrten Mitarbeiters und
seiner gewissenhaften Mühewaltung gedenkend. An den
schwierigen Vorlagen zum »Prometheus« (Goethe -Jahrbuch
9, 3 f.), zu dem fragmentarischen »Trauerspiel« und dessen
bis jetzt ungedruckten ersten Entwürfen (sicher aus dem Spät-
sommer 1807)' seinen Scharfblick zu bewähren, war ihm
eine Erfrischung ; am Elpenor hatte sich seine Kunst schon
vormals erprobt. Fröhliche Tage für ihn und uns, als er,
im Herbst 1889, die Vorarbeiten im Archiv betrieb. Zum
' Die weitere Ausführung (H^ H*j ist Zarncke geneigt mit Riemer
in das Jahr 1810 zu verlegen. Jedenfalls war, was uns vorliegt, im
Sommer 18 10 schon vorhanden, nach einem ungedruckten Briefe
Goethes an Kirms, wo das Stück als »eine Tragödie aus der Zeit
Carls des Grossen« bezeichnet wird.
Bibliographie. 265
»Elpenor« bot ihm der Nachlass die älteste d. h. die rein
Goethische Gestalt, das »Schauspiel« in Prosa (1781. 83),
in der von Vogel gefertigten Reinschrift, mit den Spuren
von Herders Revision. Herder ist es, der durch Striche und
kleine Aenderungen auf den ersten Seiten, zuerst (1786) den
Versuch gemacht hat, die rhythmische Prosa in Verse zu
schneiden. Er hat also zu der später von Riemer durchge-
führten Bearbeitung den Anstoss gegeben. Auf dieser Be-
arbeitung (Februar 1806) beruht bekanntlich der zuerst in
A veröffentlichte Text. Da Goethe sie gebilligt, sie vor dem
Druck einer Redaction unterzogen hat, so muss sie fernerhin
in den Werken ihren Platz behalten. Die älteste Gestalt
aber gab Zarncke mit Recht vollständig im Anhang, ein
Paralipomenon edelster Art. Aus H', der ersten Niederschrift
Riemers mit seinen Veränderungen, hat er durch Vergleichung
mit dem Drucke Goethes redactorischen Antheil festgestellt:
den Weg vorzuführen, auf dem Goethes Gedicht die Rie-
mersche Gestalt empfangen hat, hielt er für überflüssig.
B. SUPHAN.
Zum Clavigo hat sich handschriftliches Material nicht
gefunden. Für die Reinigung des Textes hat Barnays (Kritik
und Geschichte des Goetheschen Textes S. 45 fg.) den Weg
gewiesen ; ihm bin ich in der Verbesserung von C fast durch-
weg gefolgt.
Unsere Ausgabe weicht von dem Text in C ab: i. durch
Beseitigung von Druckfehlern 54,15; 65,13; 73,24 und 27;
76.17; 93,26; 97,7; 103,24; 2. durch Herstellung der älteren,
seit C aufgegebenen Lesarten: 51,8; 54,25; 70,13; 85,14 — 15:
89,14; 101,21; 102,15; 103,15. Ferner ist 121,17 die scenische
Bemerkung eingehängt und 115,25 — 116,2 die falsche Ver-
iheilung der Reden gebessert, endlich die Schreibung Madrid
durchgeführt worden. — In andern Fällen sind die Vor-
schläge von Bernays nicht in den Text aufgenommen worden,
so namentlich zu 56,23; 58,3; 86,13; 90,8; 99,1 und 3; 100, 11;
123,1. — Die Interpunktion bedurfte nur weniger Aenderungen.
Richard M. Meyer.
Stella. Herausgeber K. Jul. Schröer.
Die Textgestaltung von Stella ist wie die vom Clavigo
und besonders vom Werther erschwert durch die eigenthüm-
lichen Schicksale, die der Text von der ersten Ausgabe (1776)
zur ersten rechtmässigen Göschenschen Gesammtausgabe (1787)
und von da weiter in die Cottaschen Ausgaben erlitten hat.
Die Himburgschen Nachdrucke (1776, 1777 und 1779) haben
in den Text eine Menge willkürlicher Verschlechterungen
266 Bibliographie.
eingeführt und diese sind, wie Bernays lieber Kritik und
Geschichte des Goetheschen Textes nachgewiesen hat, in die
Göschensche Ausgabe übergegangen und haben sich zum
grössten Theil bis in die Ausgabe letzter Hand fortgeschleppt.
Unsere Ausgabe geht auf den ursprünglichen Text zurück,
wie er in der der Königlichen Bibliothek zu München ge-
hörigen, von Seidel geschriebenen und von Goethe durch-
corrigirten Handschrift (H) und dem darauf beruhenden
ersten Drucke (E) vorliegt. Die Fälle, wo unser Text von
der Ausgabe letzter Hand abweicht, sind so zahlreich, dass
sie hier nicht einzeln aufgezählt werden können. Nur in
einigen Fällen, wo Goethe in der Göschenschen Ausgabe
gegen H und E änderte, ist auf diese Besserungen in unserem
Texte Rücksicht genommen worden (z. B. 165,16; 190,17).
Ein Fehler der zweiten Cottaschen Ausgabe (B) ist im Per-
sonenverzeichniss gebessert : »Cäcilie, Anfangs unter dem
Namen Sommer«. Der Schluss ist mit C der tragische; in
den Lesarten ist der des »Schauspiels für Liebende« nach
H wiedergegeben. Zur Controle der Lesarten dienten dem
Herausgeber Aufzeichnungen von Bernays in seinem von ihm
bereitwilligst dargeliehenen Handexemplare von C und vom
3. Band des »Jungen Goethe«.
Claudine von Villa Bella. Die Handschrift, in Italien
eigenhändig von Goethe geschrieben, bietet nur wenige
grössere Varianten, giebt aber mehrfach sichere Grundlage
zur Herstellung des Textes, der auf dem Wege von S (1788)
bis C (1828) mannigfach Schaden genommen hat, besonders
in B (181 6). Ungewöhnliche Erscheinungen sind nicht zu
verzeichnen, doch mag auf Vers 285 hingedeutet werden als
ein classisches Beispiel dafür, dass ein völliger Unsinn 104
Jahre lang durch alle Goethe-Ausgaben sich hindurchschleppen
und dann sogar noch durch des Dichters Niederschrift als
dessen eigne Schuld erwiesen werden konnte.
E. VON DER Hellen.
Erwin und Elinire. Da die erste Fassung dieses Stückes
nach dem Plane der Ausgabe für einen späteren Band be-
stimmt ist, kam nur die Gestalt in Betracht, die Goethe
nach seinen Erfahrungen als Bewunderer italienischer Sing-
spiele, zum Theil beeinflusst durch den Componisten Kayser
in Italien so gut wie neu schuf Uns liegt Goethes Original-
manuscript vor, das noch einige ursprüngliche, später ver-
worfene Lesarten aufweist. Besonders interessant ist die von
Scene II, 9 zu bemerkende Verschreibung Litcinde für Ro-
Bibliographie. 267
sette^ weil sie uns zeigt, dass Goethe damals gleichzeitig an
Claudine von Villa Bella gearbeitet haben muss, wo eine
während des italienischen Aufenthaltes neu eingeführte Person
den Namen Lucinde führt. Ein paarmal können wir sehen,
dass Goethe erst bei einer durchgehenden Correctur — worauf
die gleichmässig blassere Tinte dieser Correcturen hindeutet
— grössere Rücksicht auf die Bühne nahm, scenische An-
gabe hinzusetzte und einen besseren musikalischen Abschluss
ermöglichte. Von dem Versuche Goethes mit kleineren
Aenderungen der Prosafassung auszureichen, giebt vielleicht
ein kleiner Rest, der sich handschriftlich erhalten hat, eine
Spur, wenn darin nicht etwa die Unterschrift zu einer ge-
planten Illustration zu erkennen ist. Verbesserungen von C
legte des Dichters Handschrift in Uebereinstimmung mit den
älteren Drucken nahe: V. 463 Blühte für Blühet, V. 578
Ach wehe ! iveh ! für Ach weh ! Nur auf die Autorität von H'
wurde V. 209 das unverständliche tan aller Ausgaben und
der ersten Abschrift in nii7i verbessert, worauf auch die
Prosa führt. Gegen die Handschrift habe ich in der Ueber-
schrift des Ersten Aufzugs das Land von C in Land- ge-
ändert, was die anderen Ausgaben sinngemäss haben. Zur
Aufnahme des schon durch Herrn von Loeper vorgeschlagenen
noch in V. 45 statt und konnte ich mich nicht entschliessen.
V. 181 wäre vielleicht dann statt denn einzuführen gewesen,
doch steht dieses detm auch in den Gedichten und der Prosa,
so dass Goethe die Correctur wohl selbst fallen Hess. Ob
V. 286 nicht mit Hi das statt diess zu schreiben war, bleibt
dahingestellt. Sonst gibt die klare Ueberlieferung dieser
italienischen Fassung zu Bemerkungen nicht Anlass.
R. M. Werner.
Die abschliessenden Bruchstücke, Dramatisches aus
fremden Sprachen, hat der Redactor dieses Bandes, wie der
ganzen Reihe von 8 an, B. Suphan, aus dem Nachlass
hinzugethan. Sie bilden, mit Zarnckes kleineren Beiträgen
zusammen, einen Anhang, der wie jene Reihe grosser dra-
matischer Werke selbst. Eigenes und durch Nachdichtung
Angeeignetes enthält. Unbekannt wo bis jetzt das Fragment
zu Einsiedeis Lustspiel »Die Mohrin«, einer freien Nach-
bildung des Terenzischen »Eunuchus«. B. S.
Mit Band 28 und 29 liegt die Ausgabe von Dichtiitig
und Wahrheit abgeschlossen vor. Ueber das Verhältniss der
zu Grunde gelegten Ausgaben, namentlich die Incorrectheit
268 Bibliographie.
von C war bereits im Goethe-Jahrb. XI, 211 die Rede^
Das Interesse an der neuen Ausgabe wird sich hauptsächlich
auf Band 29, den vierten Theil, concentriren. Einmal lag
dazu eine von John gefertigte, von Goethe mit zahlreichen
Correcturen versehene Handschrift, nicht das endgiltige Druck-
manuscript, vor. Dieselbe (H) weicht von dem durch Ecker-
mann besorgten Druck in stilistischer Hinsicht mehrfach ab.
Nach reiflicher Erwägung sind wir jedoch — abgesehen von
Stellen, an denen C gegenüber H offenbare Fehler gibt —
nicht auf den Text von H zurückgekehrt : es wäre daraus
eine unverantwortliche stilistische Verschlimmerung des vierten
Theils geworden. Wir durften dies um so weniger thun, weil
alle wohl motivirten Aenderungen und Zusätze in C Goethe-
schen Intentionen zu entsprechen scheinen, ja geradezu
Goethesche Bleistift-Correcturen, welche mitunter in H noch
leserlich hervortreten, voraussetzen. Selbstverständlich sind
dagegen alle Varianten von H im Apparat sorgsam verzeichnet.
Was diesen vierten Theil von D. und W. in der Weimarer
Goethe-Ausgabe im weiteren so anziehend gestaltet, sind die
ausserordentlich reichhaltigen Paralipomena und Schemata
dazu. Sie zeigen, dass die Anlage einzelner Bücher, wie die
des 17. ursprünglich eine ganz andere war. So sollte z. B.
die Lili-Geschichte, deren Darstellung über die Bücher 16,
17 und 19 vertheilt ist, hier in ununterbrochenem Zusammen-
hange erzählt werden. Die Episode von Jung Stillings ver-
unglückter Frankfurter Operation, jetzt in Buch 16 mitgetheilt,
sollte anfänglich in 17 ihre Stelle finden u. s. w. Ein wich-
tiger Bestandtheil des 18. Buches, jene interessante Skizze
der ursprünglichen Gestalt des zweiten Faust, ist schon früher
aus diesem Zusammenhang losgetrennt und in Bd. 15, 2. Abth.
S. 173 derWeimarer Goethe-Ausgabe abgedruckt worden. Dafür
wird hier 29, 231 ff. der Wortlaut der in jüngster Zeit so oft
genannten Aristeia der Mutter an die Oeffentlichkeit gebracht.
Es haben sich auch einige Andeutungen über einen von
Goethe geplanten fünften Theil von D. und W. erhalten, der
die Ereignisse von 1775 — 1786 kurz zusammengefasst hätte
und an den sich dann zunächst die Italienische Reise an-
schliessen sollte.
Ich kann die Feder nicht aus der Hand legen, ohne
dankbar der lehrreichen Zeit zu gedenken, da es mir ver-
gönnt war, mit dem unvergesslichen G. v. Loeper zusammen,
' Leider hat sich an jenem Orte S. 212 Z. 19 v. u. ein schlimmer
Druckfehler eingeschlichen. Die richtige und ursprüngliche Lesart in Bd. 27
S. 194,15 ist »Seelenconcent« (nicht »Seelenconcert«). — Hierbei sei
auch (nach Suphans Mittheilung) das letzte Wort von Band 26 be-
richtigt. S. 581 ist zu lesen: Die Vortrefflichkeit des ganzen Genres
(nicht Genies).
Bibliographie. 269
die vier Bände unserer Ausgabe zu besorgen. Seine er-
giebigen Anmerkungen zu den einzelnen Correcturbogen
waren gewöhnlich neue Beiträge zu seinem unschätzbaren
Commentar von D. und W., wobei er nie den Zusatz unter-
liess : »vgl. die zweite Ausgabe meines Commentars«. Wahr-
scheinlich liegt in seinem Nachlass ein reichhaltiges Material
zu einer solchen vor, welches hoffentlich jene neue Auflage,
die unsere liebe »Goethe-Excellenz« nicht mehr erleben sollte,
beschleunigen wird.
J. Baechtold.
Band 43. 44. Benvenuto Cellini. Die Pflicht, als Redactor
der beiden Bände, sie Wort für W^ort durchnehmen zu müssen,
hat mir den Genuss gewährt, von Neuem die Kunst zu be-
wundern, mit der Goethe ein im Grossen und Ganzen clas-
sisches, in den zufälligen Einzelheiten provincial betontem,
gesprochenem Florentinisch entsprungenes \^'erk deutsch
wiedergegeben hat. Die Nachlässigkeiten Cellinis, mit der
er darauf losschrieb, sind reproducirt, durch ganz eigen-
thUmliche Behandlung der deutschen Sprache aber mehr im
Effect als durch Nachahmung des Satzbaues hergestellt
worden. Goethe würde, hätte ihm der heute vorhandene
Text zu Gebote gestanden, manche Stelle anders geschrieben
haben, denn wie wir Cellinis Niederschrift seiner Erinnerungen
heute lesen, liegen sie erst seit neuerer Zeit vor : allein der
Umstand, dass Goethe nach einer mangelhaften Ausgabe
arbeitete, kommt doch kaum in Betracht. Sein Buch wird
immer den Rang behaupten, der ihm gebührt, und auch
irrthümliches Verständniss der Worte und Dinge, das ilim ja
nachgewiesen werden kann, nimmt seinem Verdienste nichts.
Ich habe Herrn Dr. von der Hellen ersucht, über das
Technisch-philologische der Ausgabe, bei deren Revision
er mir zur Seite gestanden hat, zu berichten. Er schreibt:
»Der Grundsatz der Weimarischen Ausgabe, unter
möglichstem Anschluss an die Ausgabe letzter Hand (C)
einer vorurtheilslosen, strengen Kritik alle Pflichten und
Rechte zu wahren , musste in den beiden Bänden des
»Benvenuto Cellini« zu grösseren Abweichungen von C führen
als in allen anderen Werken Goethes. J)er Grund dieser
Nothwendigkeit liegt im Verhältniss des Dichters zu seiner
Arbeit : bis an sein Lebensende bewahrte er dem Inhalt ein
reges Interesse, für den Text als solchen aber konnte es
diesem Uebersetzungswerk nicht in gleichem Mass erhalten
bleiben wie den eignen Schöpfungen. Die erste Gestalt der
Uebersetzung entstand schnell, mit ungleicher Lust, und ihren
Abdruck in den Hören 1796/97 entstellten viele Fehler.
270 Bibliographie.
Diese haften zum grossen Theil auch der Abschrift an, die
Goethe bereits während und kurz nach dieser Drucklegung
von dem Druckmanuscript der Hören machen Hess, unter
HinzufUgung der dort noch nicht mit veröffentlichten Ab-
schnitte. Als er dann im Jahre 1798 diese ergänzte Abschrift
nochmals durcharbeitete, wiederum mit ungleichmässiger
Hingabe und Gründlichkeit, nahm er den italienischen Text
vielleicht stellenweise wieder zur Hand, machte sich aber eine
Berichtigung der Uebersetzung als solcher nicht zur Aufgabe,
sondern begnügte sich mit einer vorwiegend formalen
Correctur in ästhetisch-stilistischer Absicht. Die so durch-
gearbeitete, im Goethe- und Schiller-Archiv erhaltene Abschrift
wurde dann 1803 der ersten Einzelausgabe als Druckmanuscript
zu Grunde gelegt, und dieser vielfach fehlerhafte Abdruck
pflanzte sich durch die vier Cottaschen Werkausgaben fort,
mit immer wachsender Verderbniss des Textes.«
»Die Weimarische x\usgabe nun, durch iA'olfgang von
Oettingen und Eduard von der Hellen in Gemeinschaft besorgt,
musste sich zunächst an C halten, in zahllosen Fällen aber
von ihr abweichen in Rückgriff auf jene von Goethe durch-
gearbeitete Abschrift des Horenmanuscriptes. Da aber auch
diese keineswegs überall das zweifellos Richtige bietet und
andererseits die Abweichungen der Drucke bis C vielfach
einen guten Sinn geben, so dass die Annahme ihrer Ein-
führung oder Gutheissung durch Goethe wohl zulässig er-
scheinen muss, hatten die Herausgeber vielen einzelnen
Fällen gegenüber einen schweren Stand, — um so mehr als
ja der italienische Text nicht unbedingt den Ausschlag geben
durfte, seit Goethe selbst schon durch die Bearbeitung von
1798 sich so entschieden von ihm emancipirt hatte. Der
Grundsatz möglichsten Anschlusses an C wurde daher nach
Kräften gewahrt, um überhaupt einen principiellen Stand-
punkt zu gewinnen, und manche an sich recht annehmbare
Variante der Handschrift mit einiger Ueberwindung unter
die »Lesarten« verwiesen ; wo aber solche Varianten nicht
nur für das GefUhlsurtheil den Vorzug verdienten, sondern
durch kritische Gründe gestützt werden konnten, ist ihnen
ihr Recht für den Text nicht vorenthalten. Die Subjectivität
solcher Entscheidungen wurde freilich dadurch vor Ungleich-
mässigkeiten und Ausschreitungen einigermassen bewahrt,
dass ziuei Herausgeber sich in jedem Fall zu einigen hatten,
— ob aber dadurch immer das objectiv Richtige getroffen
wurde, ist Niemandem zweifelhafter als diesen selbst, und
eine Anzahl von Berichtigungen am Schluss beider Bände
legen offenes Zeugniss nicht nur dafür ab, dass sie nach
Abschluss des Textdruckes in der Entscheidung mancher
zweifelhaften Frage ihre Ansicht geändert, sondern auch
Bibliographie. 27 1
dafür, dass sie unter der Fülle der Varianten einige un-
zweifelhafte Textverbesserungen übersehen hatten.«
»Ueber die Grundsätze, die in der Behandlung der Inter-
punction und Orthographie, besonders hinsichtlich der vielen
italienischen Namen befolgt wurden, berichtet die Einleitung
zu den »Lesarten« des ersten Theiles. Auf sie ist auch be-
züglich näherer Begründung des oben Gesagten zu verweisen.«
»Zu dem »Anhang bezüglich auf Sitten, Kunst und Tech-
nik« bieten die »Lesarten« Beschreibung und Abdruck um-
fangreicher Vorstudien, die in Goethes Arbeitsweise interes-
sante Einblicke gewähren. Die beständigere Theilnahme, die
Goethe diesem Anhang, als einer eigenen Arbeit, im Ver-
hältniss zu der nur übersetzten Hauptmasse bewahrte, ver-
räth sich auch durch die reinere Ueberlieferung des Textes.«
Gern würde ich, wenn der Plan unserer Goetheausgabe
es erlaubt hätte, Dr. von der Hellens Mittheilungen Folgendes
in breiterer Ausführung noch zugefügt haben.
Goethes Cellini kann als erster Theil einer Geschichte
der Italienischen Kunst im 16. und 17. Jahrhundert gefasst
werden, deren zweiten der »Winckelmann« bildete. Dem
Anscheine nach handelt es sich bei der Uebertragung des
Cellini nur um die Biographie, bei Winckelmann nur um
dessen Briefe, in Wahrheit aber hier wie dort um viel mehr.
Der Aufbau der zwei Bücher lässt Goethes Absicht hervor-
treten. Das Zusammenfügen der litterarischen Bestandtheile
beider Werke war kein zufälliges Aneinanderhängen des sich
darbietenden Materiales. Goethes Wille war, es müssten bei
dieser Geschichtsschreibung Cellini und Winckelmann das
Wort ergreifen und werde von ihm selbst und seinen Mit-
arbeitern Anderes nur in Form von Zuthaten beigegeben,
die allenfalls auch fehlen dürften. Was wir empfangen jedoch
sind inhaltreiche selbstständige Capitel und hieraus erklärt sich
der Eindruck, den beide Bücher zurücklassen : den einheitlich
concipierter, grosser historischer Anschauungen, zu denen
Goethe uns emporhebt.
Herman Grimm.
Der 46. Band (Ausgabe letzter Hand 37.) enthält den
»Winckelmann« von Adolf Michaelis, den »Philipp Hackert«
von Otto Harnack bearbeitet. Redactor war Erich Schmidt.
Mit Ausschluss der Briefe an Berendis, des Meyerschen
»Entwurfs einer Kunstgeschichte des 18. Jahrhunderts«,
des chronologischen Briefverzeichnisses und des Namen-
registers folgen auf Goethes Widmung und Vorwort die drei
Aufsätze Goethes, Meyers und Wolfs. Der mehrfach emendirte
Text des »Winckelmann« beruht, soweit nicht bestimmte
Gründe der Aenderung in C ersichtlich waren, auf dem
272 Bibliographie.
Einzeldruck E von 1805. Die Lesarten bieten auch die
Ankündigung aus der Allgemeinen Litteraturzeitung und Daten
der Druckgeschichte, Abweichungen eines unvollständigen
Riemerschen Manuscriptes, Varianten des Humbokltschen
Briefes über Rom, die lateinischen Citate. — Dem »Hackert«
ist Meyers Aufsatz beigegeben. Im Text sind manche russische,
englische, italienische Namen richtig gestellt. Das Register
aus E findet sich mit veränderten Ziffern S. 405. Der
Apparat verwerthet vier Handschriften Hackerts für die Auf-
sätze (S. 411 ist der Brief vom 4. März 1806 treu nach dem
Original abgedruckt), Knights englische Reisebeschreibung,
die englische Vita Gores und legt so die Bearbeitung Goethes
kritisch dar. E. Schmidt.
ZWEITE ABTHEILUNG.
Von der Eckermann-Riemerschen Ausgabe der Natur-
wissenschaftlichen Schriften in den »Nachgelassenen Werken«
unterscheidet sich die unsrige zunächst durch ihre Anordnung.
Diese beruht, dem für uns geltenden Princip gemäss, auf
dem, was uns als Goethes letztwillige Verfügung bekannt ist.
In seinem Codicill vom 10. Juni 1831 ist bestimmt, dass die
Farbenlehre die Reihe der naturwissenschaftlichen Werke
eröffnen, Morphologie folgen soll, sodann Mineralogie ; »Natur
im Allgemeinen« soll schliessen.
Auf dieser Grundlage wurde die Anordnung mit den be-
theiligten Mitarbeitern berathen und festgestellt. Die fünf
ersten Bände (Farbenlehre und Zugehöriges) bilden geschlossen
S. Kalischei's Antheil. Das Uebrige hat R. Steiner über-
nommen, mit Ausnahme der Arbeiten zur Osteologie und
Anatomie, die als besonderer Band (8) von K. v. Bardeleben
herausgegeben werden. Von Sachverständigen zum ersten
Mal durchforscht und ausgewirkt, kommt nun erst, besonders
in der zweiten Hälfte (Band 6 fgg.), die Fülle des hand-
schriftlichen Nachlasses zur Geltung.
B. SUPHAN.
Band i. 2. Barbenlehre, didaktiseJier und polemischer
Theil. Massgebend für den Text der Farbenlehre ist das
1810 in zwei Bänden erschienene Werk, da sie in C erst
unter den Nachgelassenen Werken Aufnahme fand. Das
handschriftliche Material des Archivs, so reichhaltig es ist an
Entwürfen, Dispositionen, Excerpten u. s. w., enthält nur
wenig Druckmanuscript, zum polemischen Theil mehr als
zum didaktischen, und zu irgend welcher Aenderung des
Textes auf Grund des handschriftlichen Materials bot sich
Bibliographie. 273
kein Anlass. Auch findet sich im Texte kaum etwas, das
auf eine Verderbtheit desselben schUessen Hesse.
S. Kalischer.
Band 6. 7. Der 6. und 7. Band der zweiten Abtheilung
(naturwissenschaftliche Schriften) enthält Goethes morpho-
logische Arbeiten, insofern sie sich auf Botanik beziehen.
Was aus den Heften »Zur Morphologie« (181 7 — 1824) in die
»Nachgelassenen Werke« übergegangen ist, wurde hier ver-
einigt mit den noch ungedruckten Abhandlungen und Skizzen
zu diesem Gegenstande, an denen das Archiv besonders reich
ist. Dadurch ist Goethes »Theorie der Pflanze« in ihrer
vollen Ausdehnung und in sich geschlossenen Gestalt in
diesen beiden Bänden enthalten. Die in den »Nachgelassenen
Werken« veröffentlichten Aufsätze Hessen manche Frage offen
über die Prinzipien, auf denen diese Theorie beruht, und
über die Consequenzen, die Goethe daraus gezogen hat. Der
kundige Leser musste durch eingefügte Hypothesen die Sache
erst abrunden. Manche der hiermit angedeuteten Lücken
erscheinen durch die Veröffentlichung des handschriftlichen
Nachlasses nunmehr ausgefüllt.
Als Grundstock des 6. Bandes wurde angesehen, was in
dem 1831 erschienenen »Versuch über die Metamorphose
der Pflanzen. Uebersetzt von Friedrich Soret, nebst geschicht-
lichen Nachträgen« enthalten ist. Das Archiv enthält für
den grössten Theil dieser Parthie die handschriftlichen Unter-
lagen. Daran schliesst sich das Zugehörige aus dem unge-
druckten Nachlass in solcher Anordnung, dass Goethes Ideen
in jener systematischen Folge erscheinen, die durch ihren
Inhalt gefordert ist, und zwar i. Zur Morphologie der Pflanzen
im Allgemeinen, die Prinzipien enthaltend (S. 279 — 322);
2. Specielle Fragen und Beispiele aus der Metamorphosen -
lehre (323 — 344); 3. Naturphilosophische Grundlagen und
Consequenzen der ganzen Lehre (345 — 361); 4. Auf Grenz-
gebiete zwischen Morphologie und Aesthetik Bezügliches
(362 — 363). Diese Aufsätze enthalten die Grundprinzipien
der Goetheschen Anschauungen über Organik, seine Gedanken
über das Wesen und die Verwandtschaft der Lebewesen und
über die nothwendigen Anforderungen an eine wissenschaft-
liche Systematik derselben. Paralipomena I (S. 401 — 446)
umfassen Vorarbeiten über die Metamorphose der Insecten ;
Paralipomena II (446—451) eine Definition der Morphologie in
jenem grossen Stile, wie sich Goethe diese Wissenschaft dachte,
und Anmerkungen zu den einzelnen Sätzen der Metamor-
phosenlehre , endlich Skizzen über die Metamorphose der
Würmer und Insecten. Alles unter »Paralipomena« unter-
gebrachte ist bisher ungedruckt.
Goethe-Jahrbuch XIII. jg
274 Bibliographie.
Der 7. Band bringt alle botanischen Arbeiten Goethes
aus der Zeit vor der Entdeckung der Metamorphose, in denen
sich erst das Ringen mit dieser Idee kundgibt, dann die
Autsätze, welche die Auseinandersetzung mit gleichzeitigen
oder geschichtlichen Erscheinungen vom Standpunkte der
Metamorphosenlehre enthalten. In die erste Reihe gehören
die »Vorarbeiten zur Morphologie« (bisher ungedruckt), in
die zweite die Aufsätze über die Spiraltendenz der Vege-
tation, über die Systematik der Pflanzen, Recensionen bo-
tanischer Werke, die Arbeit über Joachim Jungius, die Apho-
rismen »über den Weinbau« (ungedruckt), die Uebersetzung
des Capitels »de la symetrie vegetale« aus de Candolles
»Organographie vegetale« (ungedruckt), die Besprechung des
in der französischen Academie zwischen Geoffroy de Saint-
Hilaire und Cuvier ausgebrochenen Streites und endlich der
»Versuch einer allgemeinen Vergleichungslehre« (ungedruckt),
welcher die letzte Consequenz der Goetheschen Organik
zieht und mit der teleologischen Naturanschauung Abrechnung
hält. Für den gedruckten Theil waren wieder die im Archiv
befindlichen Handschriften massgebend. Die »Paralipomena«
enthalten durchwegs Ungedrucktes und zwar: Goethes No-
tizen über Botanik, wie er sich sie auf der italienischen
Reise gemacht hat, seine Studien über die Infusorien und
über die Wirkung des Lichtes und der Farben auf die Pflanzen,
zuletzt Skizzen und Vorarbeiten u. s. w. Bei der Frage,
was von dem handschriftlichen Nachlasse in den Text auf-
genommen werden sollte, trat die Rücksicht auf die formelle
Vollendung in den Hintergrund gegenüber der Nothwendig-
keit, dass im Wissenschaftlichen alles beigebracht werden
muss, was dem Gedankciigcbäude Goethes angehört. Auch
Fragmentarisches und Skizzenhaftes wurde aufgenommen,
wenn es zur Anschauung Goethes Neues hinzubrachte oder
anderwärts ausgesprochene Ideen in einem neuen Zusammen-
hange zeigte. Grundsatz war: alle vorhandenen Materialien
so zusammenzustellen, dass der Leser ein vollständiges,
lückenloses Bild von Goethes »System der Botanik« erhält.
Rudolf Steiner.
DRITTE UND VIERTE ABTHEILUNG.
Der kritische Anhang, anfänglich auf knappe Angaben
über Quellen und Ueberlieferung der Textgestalt beschränkt,
hat jetzt eine Erweiterung erfahren, indem Anmerkungen
erklärenden Inhalts unter die »Lesarten« aufgenommen sind.
Auflösungen abgekürzter Deutungen dunkler Ausdrücke dien-
ten schon in den ersten Bänden dem Verständniss, freilich
nur in beschränkter \\eise ; und schon in III, 2 bin ich
Bibliographie. 275
über diese Grenze hinausgegangen. Die späteren Tagebücher
mit ihrem geschäftlichen J.akonismus, die Briefe mit ihren
auf der Persönlichkeit und den Umständen des Empfängers
beruhenden Voraussetzungen, beide Arten von Documenten
aber in ihrem Localen und Zeitmässigen, bieten dem heutigen
Leser so mancherlei, das ihm gleich einer Abbreviatur, gleich
einem fremden oder entstellten Namen unklar sein muss.
Der Versuch, die erläuternden Beigaben planmässig auszu-
dehnen (zu dem von aussen manche Aufforderung an uns
gelangte), durfte um so weniger unterlassen werden, als das
Archiv in seinem ungedruckten Bestände (den Briefen an
Goethe, Akten u. s. w.) Mittel besitzt, deren Verwerthung
nirgends zweckmässiger erfolgen könnte. Die Erklärungen
beschränken sich (wo nicht der Zweck, wichtiges Material
ausgiebiger mitzutheilen, eine berechtigte Ausnahme schafft)
streng auf das Nothwendige, und das rechte Maass zu treffen,
sind Redactor und Herausgeber gemeinschaftlich, in genauer
Prüfung des Darzubietenden, bemüht. Wenn man, bezüglich
der Briefe, sich das Ziel gesteckt hat, den heutigen und
künftigen Leser in die Lage des einstigen Empfängers zu
versetzen, so weiss man sehr wohl, dass 'das ein Ideal ist,
welches durch Anmerkungen allein schwerlich ganz erreicht
werden kann.
B. SUPHAN.
Der vierte Band der Tagebücher enthält die Jahre
1809 — 1812. Den Text der Jahre 1809, 1810 hat Julius
Wähle, den der beiden anderen C. A. H. Burkhardt bearbeitet;
der erstere hat den Apparat zum ganzen Bande geliefert.
S. 397 ff. des Apparates ist aus dem Nachlass der Wortlaut
eines Goethischen Promemoria mitgetheilt, worin Goethe sich
dem Bezirksvorstand von Garlsbad gegenüber über die
Prellerei eines dortigen Wirths beklagt und einen Vorschlag
zur Abhülfe für die Zukunft macht (Juni 1811). Wirth-
schaftliche Notizen, Agenda und Aehnliches wurde auch in
diesem Bande in den Lesarten gegeben, damit der Zusammen-
hang des Textes nicht durch Unbedeutendes unterbrochen
werde. Abkürzungen und Falschschreibungen von Namen,
Titeln etc. wurden, wenn von Schreiberhand, gleich im Text
aufgelöst und richtig gestellt; wenn eigenhändig, erfolgte
Auflösung und Berichtigung in den Lesarten und im ange-
hängten Wörter verzeichniss.
J. Wähle.
Band 6 und 7 enthalten Goethes Briefe aus der Zeit vom
i. Juli 1782 bis zur Abreise nach Carlsbad und Italien
18*
276 Bibliographie.
(24. Juli 1786), ohne sehr erhebliche Vermehrung durch
bisher ungedruckte Stücke. Band 7 bietet ausser einer Gruppe
undatirter Billets aus der Zeit vor der italienischen Reise
einen dreigliederigen Anhang zu der geschlossenen Einheit
der ersten sieben Bände: Nachträge (S. 353 — 372), Berich-
tigungen (S. 375 — 382) und Register (S. 385—478). Letzteres
sucht alle genannten und nach Möglichkeit auch alle nur
angedeuteten Personen und Orte in vollständiger Aufzählung
aller Stellen zu umfassen und vor Allem in dem Sonder-
verzeichniss »Goethes Schriften« (S. 469 f.) auch den An-
spielungen und versteckteren Beziehungen gerecht zu werden,
vgl. z. B. VII, 33,9 unter »Faust« oder VII, 159,4 unter
»Geschichte Bernhards von Weimar«. Andererseits mussten
bestimmte Schranken gezogen werden, über welche die Vor-
bemerkung zum Register Nachricht gibt.
E. VON DER Hellen.
Band 8, von Erich Schmidt bearbeitet, umfasst die ita-
lienische Reise, No. 2490 Carlsbad 13. August 1786 —
No. 2656 Konstanz 5. Juni 1788, mit wenigen Ausnahmen
auf Grund neuer Collationen, denen auch Suphans Hilfe zu
Gute gekommen ist. Ergänzt wurden die Briefe an Carl
August, unbedeutender die an Seidel, zum ersten Mal mit-
getheilt drei Nummern und ein Beiblättchen an Frau v. Stein
(aus Eckermanns Nachlass). In den Lesarten findet man
auch die Druckvorschriften für Göschen 1786, die Briefe
Tischbeins, Verhandlungen Göschens und Seidels , endlich
Concepte Goethes über Lavaters »Nathanael« und an einen
unbekannten italienischen Naturforscher, sowie das Nord und
Süd vergleichende Bruchstück einer lateinischen Abhandlung
für Prinz August von Gotha; am Schlüsse die römische
Brieftabelle mit A''erweisen und ein Personenregister. Seitdem
ist No. 2610 — richtig an Schnauss adressirt — in der Ur-
schrift aufgetaucht und ein ungedrucktes Schreiben an Harden-
berg (3. Nov. 87) entdeckt worden; beides wird Suphan zu-
nächst im 4. Bande der »Vierteljahrschrift für Litteratur-
geschichte« veröffentlichen. E_ Schmidt.
Band p und 10 umfassen die Zeit von der Rückkehr
aus Italien (18. Juni 1788) bis zum Ende des Jahres 1795.
Es ist hier nicht der Ort auszuführen, welche Aenderungen
in den persönlichen und litterarischen Beziehungen Goethes
in dieser Zeit eingetreten sind, — ein Blick über die Reihe
der Adressaten zeigt diese \N'andlung mit überraschender Deut-
Bibliographie.
lichkeit: Charlotte v. Stein, an die drei Viertel aller Briefe in
Bd. 3 — Sgerichtetwaren, kehrt in den 593 Nummern dieser beiden
Bände nur noch neun Mal wieder, und eine Fülle von Gestalten
tritt an ihre Stelle, deren Mehrzahl bisher noch gar nicht erschien.
Die Thatsache, dass in Band 9 und 10 achtzig Adressaten
auftreten, statt 24 in Band 7, zeigt allein schon die Un-
thulichkeit einer Aufzählung. Es genüge daher ein Hinweis
auf die Hauptgruppen des wirklich Neuen, bisher nirgends
Veröffentlichten, das diese beiden Bände bieten und das im
loten mehr als ein Drittel des Ganzen ausmacht. Dem Gross-
herzoglich Sächsischen Hausarchiv entstammen geschichtlich
bedeutende Briefe aus der Zeit der Campagne in Frankreich
und der Belagerung von Mainz an die Herzogin Amalia
und den Geheimrath Voigt; die auf dem Goethe- und Schiller-
Archiv verwahrten Schätze der Grossherzoglichen Bibliothek
zu Weimar lieferten eine grosse Reihe ausführlicher Briefe
an den Kunstfreund Heinrich Meyer; sehr ergiebig waren
ferner die Berge alter Acten von sämmtlichen Behörden des
Grossherzogthums, und zwar vor allem hinsichtlich des
botanischen Institutes in Jena sowie des Hoftheaters in
Weimar: öffentliche und private Sammlimgen boten viel-
fachen Zuwachs, und nicht minder bedeutende Bereicherung
spendete das Goethe- und Schiller-Archiv selbst : Neben zahl-
reichen Concepten, die entweder ganz neue Briefe (z. B. an
Lichtenberg und Forster) oder überraschende Varianten zu schon
gedruckten (z. B. an Fichte, Fr. A. Wolf, Schiller) darstellen,
tritt eine Gruppe auf, welche die Neugier wie das ernste
Interesse gleichermassen zu erregen und zu befriedigen ge-
eignet ist : 39 Briefe an Christiane Vulpius.
E. VON DER Hellen.
27'S Bibliographie.
B. ÜNGEDRUCKTES. '
I. SCHRIFTEN UND GEDICHTE.
Katalog einer schönen Autographen-Sammlung zum. Theil
aus dem Nachlasse des Dichters Eduard Mörike, welche von
Leo Liepmannssohn . . ii. Mai versteigert wird. 86 SS.
Verzeichnet 5 gedruckte Briefe Goethes an Gaedicke, Genast,
|. H. G. Schlegel, Stromeyer, Thouret, ferner an Batsch (ungedruckt?
undatirt) »Mit Ew. Wohlgeb. Freytag Abends einige Stunden zuzu-
bringen.« — Ueber zwei andere Handschriften lasse ich die Angaben
des Catalogs wörtlich folgen, »i. Complete Abschrift eines franzö-
sisclien Schmähgedichts »Testament de Mdme la Duchesse D'Orleans«.
4 volle Seiten 4° 91 Zeilen. Das satirische und ziemlich stark zotige
Gedicht besteht aus 18 vierzeiligen Couplets (also 72 Zeilen), die
übrigen Zeilen sind auf das Gedicht bezügliche Anmerkungen. Es
wäre interessant festzustellen, was Goethe zur Abschrift veranlasst hat.
Als Specimen lasse ich zwei Couplets folgen:
3. Mon gros mari tout consolc
Par ma mort se croira venge
Des Cornes qu'ä sa tete — he bien
Ont place mes conquetes, Vous m'entendez bien.
4. Vous le verres chez sa Putain
Bien renferme soir et matin
Negligeant !a decence he bien
II est du sang de France, Vous m'entendez bien.
II. Facsimilirtes Blatt quer-8: Was der für Käufer haben sollte — Der
Waare gratis geben wollte! JW v Goethe Johanni 1830. — Auf der
Rückseite eigenhändig: »Lithographirt G«. Höchst seltenes Blättchen,
von dem Goethe selbst in einem Brief an Sulp. Boisseree (23. Juli 1850)
sagt: Sie haben für mich selbst etwas magisches, denn ich habe sie
geschrieben und nicht geschrieben — Beigefügt sind zwei auf dies
Facsimile bezügliche interessante Notizen von Eduard Mörike«. —
Aus dem Stammbuch des Schauspielers Heinrich Beck wird folgende
Einzeichnung Goethes mitgetheilt »Blumen reicht die Natur, es windet
die Kunst sie zum Kranze. Weimar 31. Jan. 1791. Goethe.« — In
den übrigen Briefen z. B. des Schauspielers A. Durand, Hch. Meyers
Erwähnungen Goethes; Brief Arthur Schopenhauers (1858) an Grävell
über Goethes Farbenlehre; Knebel schreibt (5. Nov. 1824): »Goethe
hat mir kürzlich eine neue Ausgabe in Taschenformat seines jungen
Werthers zugeschickt. Er hat ein hübsches elegisches Gedicht voran-
geselzt und scheint viel verändert zu haben.« etc. Sehr seltsam ist
ein Brief von Fr. Körner (Mechaniker?) 21. Mai 1803 an einen
Schauspieler, der früher mit seiner Frau in Weimar gewesen war.
In diesem Brief heisst es : »Und wenn auch die »elegante Welt« sagt.
' Im Allgemeinen vgl. die Vorbemerkung G.-J. X, 282. Die
nicht unterzeichneten Artikel sind vom Herausgeber. Das Zeichen f
bedeutet, dass die Schrift vor dem J. 1891 erschienen ist. Den Dank
an die Herren Fränkel, Marckwald und Westenberger wiederhole ich gern.
An die Stelle des Herrn Oswalt, der dieser Abtheilung ein eifriger
Förderer war, trat Herr Ludolph St. Goar mit ausserordentlich reichen
bibliographischen Beiträgen.
Bibliographie. 279
dass er u. seine Frau durch Herrn Haide u. Md. Müller ganz ersetzt
seien, so fühlt doch jedes gebildete Individuum, dass nur ein sehr
partheiischer Referent und speichelleckender Anhänger der hiesigen
Direktion so etwas in die elegant-elende Zeitung einrücken lassen
konnte.« — Ferner heisst es: »Man fährt hier bis jetzt noch immer
fort, das Publikum mit dem höhern Cothurn vertraut und vertrauter
machen zu wollen, aber obgleich Schillers neuere Stücke bei dem ge-
bildeten Theile so ziemlich zu Halse gehn, so wollen doch die Göthi-
schen vielen Gaumen gar nicht schmecken. Besonders ist dies der
Fall mit seinem letzten Werke (die natürliche Tochter?). Man war
äusserst gespannt auf dieses genialische Product, da schon die grosse
Trompete längst voraus davon posaunt hatte.«
Gaedertz = K. Th. Gaedertz, Ein unbekanntes Gedicht
von Goethe. (Die Gegenwart. Bd. XXXIX, Nr. 5, S. 68, 69.)
Theilt ein Gedicht mit, das, nach seiner Meinung an Bettina ge-
dichtet und in Goethes Brief 22. Febr. 1809, als an des Dichters
Mutler geschickt, erwähnt wird. Das Gedicht wird nach einer Ab-
schrift mitgetheilt, die sich in dem Poesie-Album von Cäcilie
Wattenbach findet. Dorthin gelangte sie (Mai 1840) durch E. R. ^=
Elisabeth Rumohr oder Emmi Rist. — Die Authenticität ist keines-
wegs über allen Zweifel erhaben. Dass das Gedicht sich den Worten
und dem Inhalte nach mit Prosazeilen Goethes und Bettinas deckt,
könnte ebenso gegen als für die Echtheit sprechen : Bekanntlich com-
ponirte Bettina ebensowohl aus Goetheschen Gedichten ihre Briefe als
aus ihren Prosawerken Verse, die sie für Goethesche passiren lassen
wollte. Der Mangel jeder Originalhandschrift und eines wirklich zeit-
genössischen Zeugnisses ist sehr verdächtig.
[An Bettina]
Da ich dir alle Wünsche muss gewähren
Und nichts in mir dir darf verborgen bleiben,
So muss ich dir, was du beklagst, erklären,
Warum ich nicht, wie sonst dir mehr kann schreiben.
Es sind mir die Gedanken all entflogen,
Die sonst der Seele treue Diener waren,
Sind alle deinen Spuren nachgezogen
Und schweben um dich wohl in ganzen Schaaren.
O lass sie selber dir von mir erzählen,
Lass sie dich mahnen meiner zu gedenken,
Lass mit den Deinen sie sich dort vermählen
Und dann zurück zu mir die Schwingen lenken !
Gaedertz, S. 69.
[Carlsbader Sprudel]
Wasserstrahlen reichsten Schwalles
Drohn den Himmel zu erreichen.
Sammelquellen raschen Falles
Nur vermögen so zu steigen.
28o Bibliographie.
Also muss die Feuerquelle
Sich im Abgrund erst entzünden,
Und die Niederfahrt zur Hölle
Soll die Himmelfahrt verkünden.
Aus dem Chaos. Als Goethes Eigenthum wegen des
darunter stehenden Zeichens (eines Sterns) vermuthet. —
Westermanns Monatshefte Nov. S. 254 fg.
2. BRIEFE.
Biedermann I. = W. v. Biedermann. Am 7. Mai 17 91.
(Wissenschaftliche Beilage der Leipz. Zeitung. No. 54. 6. Mai
S. 213 — 215.)
Angabe von Quellen zur Weimarer Theatergeschichte; >iotizen
aus und kritische Bemerkungen zu Burkhardts Buch ; Miuheilung ein-
zelner Actenstücke und Briefe (s. Regesten); der eine der abgedruckten
Briefe an die Unzelmann war schon gedruckt, vgl. G.-J. XII, 287.
Biedermann IL = Literarisches Jahrbuch. Central-Organ
für die wissenschaftlichen, literarischen und künstlerischen
Interessen Nordwestböhmens und der deutschen Grenzlande.
Begründet und herausgegeben von Alois John. IL Band.
Eger. Im Selbstverlag des Herausgebers. III u. 96 SS.
S. 32 fg. W. V. Biedermann: Zu Goethe in Böhmen theilt den
Brief i. Juni 1822 mit, ferner Auszüge aus dem Tagebuch der Herzogin
von Curland (Carlsbad, Mai 1820), die zwei wichtigsten sind folgende:
18. Mai. »Nachmittag kam Goethe ; er brachte mir Blumen von
den Bergen, nannte sie mir, zeigte mir einige gefundene Kieselsteine,
war heiter, witzig und doch gutmüthig. Der Abend verging sehr
angenehm.«
23. Mai. »Gegen Abend kam Goethe; er blieb lange und es
wurde viel von Kunstsachen gesprochen; ich gab ihm das grosse
Kupfer vom Wiener Congress ; es machte ihm Freude, auch will er
mich diesen Sommer in Löbichau besuchen.«
Franzos. ^ Aus Goethes Briefwechsel mit Friedrike
Unzelmann -Bethmann. Mitgetheilt von K. E. Franzos.
(Deutsche Dichtung hgg. von Franzos. IX. Band. 10. H.,
S. 254 — 260.)
Vgl. G.-J. XII S. 284. In dem hier anzuzeigenden Schlussartikel
werden folgende Briefe der Schauspielerin an Goethe mitgetheilt :
19. Juli 1804 (über Leipziger Gastspiel) 29. Mai 1805 (Goethes Krank-
heit; Verheirathung mit Bethmann) 28. Aug. 1806 (Fürbitte für ihren
Sohn Carl) 12. Nov. 1806 (Erbittet das »Räthsel«) 25. Juni 1807
(Fragt, ob sie ihre Tochter nach Weimar schicken kann) 17. Jan. 1808
(Neue Fürbitte für den Sohn; über Z. Werner) 11. Dez. 1809 (Erneute
Bitte, die Tochter Minna nach Weimar bringen zu dürfen) 30. Juli
1810 (Bittet im August einige Male in Lauchstädt auftreten zu können)
26. Nov. 181 1 (über Aufführung des Tasso in Berlin) 6. Jan. 1813
Bibliographie. 2öI
(Versendet Holzschnitte von Gubitz und ihrem Sohne Fritz). —
Der Brief Goethes an Friderike (ii. Juli 1804) s. Regesten.
Gaedertz I. = K. Th. Gaedertz: Goethe und Maler Kolbe.
(Beil. z. Allg. Zeitg. No. 158, 8. Juli S. 4 ff.)
Ergänzungen und Berichtigungen zu seinem gleichnamigen Büch-
lein; Notizen über Kolbes Goethe-Bilder, Abdruck zweier Briefe s.
Regesten.
Gaedertz II. = Ein kleiner Goethefund in der Königlichen
Bibliothek zu Berlin. Mitgetheilt von Karl Theodor Gaedertz.
(Magazin für Literatur. 60. Jahrgang. No. 36 S. 561 — 563.)
Die 6 Inedita befinden sich in der Meusebachschen Sammlung
zusammen mit schon bekannten Briefen von H. v. Kleist und A. Schopen-
hauer 1808 und 181 5. Den Briefen (s. Regesten) sind erklärende Be-
merkungen beigefügt. — Doch ist, wie ich einer freundlichen Mittheilung
W. V. Biedermanns entnehme, der Brief vom 22. Febr. 18 15 nicht an
Diez, sondern an Lorsbach, der vom 9. Nov. 1816, dessen Adressat
Gaedertz nicht zu nennen wusste, an Herrn v. Münchow gerichtet ;
der Sender der Materialiensammlung (19. Jan. 1818) ist der Kammer-
herr V. Prenn. Zum Brief an Lorsbach bemerkt Herr v. B. : »Die
erwähnte Recension war die von A descriptive Catalogue of the
oriental Library of the late Tippoo Sultan of Mysore etc. By Ch. Stewart,
und steht in No. 8 — 11 der »Ergänzungsblätter zur Jenaischen Allg.
Literatur-Zeitung von 181 5«.
Heuer. = O.Heuer: Ph. Chr. Kayser, Goetheund Klinger.
(Berichte des Fr. D. Hochstiftes. N. F., VII. Bd., 3. 4. H.,
S. 443 — 459-)
Mit zwei Bildertafeln, auf deren einer die Silhouette Kaysers,
auf deren andrer die von Klinger und Agnes Klinger sich befinden. Die
letztere trägt die Inschrift: »A. Klinger, nachher verehelichte Anthäus,
von Wolfgang Goethe gefertigt.« Der Aufsatz selbst mit Briefen aus
dem Nachlass Kaysers u. A. 2 von Goethe (s. Regesten). Unter den
übrigen einer des Ph. Seidel an Dorothea Kayser 13. Nov. 1787.
»Seine (Goethes) Reise nach Rom wird aller Wahrscheinlichkeit nach
eine neue Epoche in seinem Leben machen. Es schien mir als sey er
einer von den Menschen, welche das Schicksal nicht im Treibhause
erziehen wollte; sein Charakter, seine Talente haben vielleicht so lang-
sam reifen sollen, um ihn glücklich zu machen.«
Schröer. = Altgraf Hugo Franz Graf zu Salm und Goethe.
(Chronik des Wiener Goethe-Vereins. Nr. 8. 9. S. 29 — 31.)
Graf zu Salm, i. April 1776 zu Wien geboren, lange Zeit in
Frankreich lebend, durch die Revolutionsstürme in die Heimath zurück-
gebracht, Liebhaber der Wissenschaft : Chemie, Mineralogie, Medizin,
gest. 31. März 1836. Goethe hat ihm 21. März 18 16 ein Diplom als
Ehrenmitglied der mineralogischen Gesellschaft zugehen lassen, unter-
zeichnet ausserdem von Trebra, J. G. Lenz, J. F. Fuchs, wofür Salm
sich bedankte (3. Juli 1816). Ein fernerer Brief Salms an Goethe
13. März 1817 rief eine Antwort hervor 20. Juli 1817 (s. Regesten). Das
Diplom selbst ist nach dem Original des Goethe- und Schiller-Archivs
mitgetheilt in »Chronik des Wiener Goethe-Vereins« Nr. 10, S. 56.
282 Bibliographie.
Valentin. = Eigenhändiger Brief Goethes, mitgetheilt
von Prof. V. Valentin. (Berichte des Fr. D. Höchst. N. Folge
Bd. VII, S. 206 fg.)
Brief (Bruchstück) im Besitze des Herrn Max von Guaita in
Frankfurt. Das erste Blatt des Bogens ist abgerissen.
3. REGESTEN.
An Kayser. (Herhst 1784.)
»Ihren Brief, wodurch Sie mir Nachricht«. Hatte gehofft, ihm
die Operette (»Scherz, List und Rache«) mitzusenden, Ist durch viele
Reisen verhindert gewesen z. B. in Braunschweig, von wo er Operetten-
Partituren zu erhalten denkt. Wünscht mit ihm etwas zusammen zu
arbeiten »damit wir sehen, in wie ferne wir in Geschmak und Grund-
sätzen übereinstimmen.«
Heuer S. 448 fg.
Jn ? jo. Aug. 1/8^.
»Beykommendes Buch nehme Ew. Hochedelgeb. als ein Merkmal
des Vergnügens auf, welches mir Ihre lehrreiche Unterhaltung ver-
schaift, und erfreuen mich, wenn es Ihre Geschäfte erlauben, bald mit
den versprochenen Merkwürdigkeiten Ihrer Gegend. Ich werde suchen,
dagegen etwas angenehmes für Ihre Sammlung zu überschicken.«
Valentin S. 207.
An Dorothea Kayser. Weimar, <j. Sept. lySS.
»Ihr Bruder hat wegen einiger unvermutheter Zufalle« die Reise
nach Italien nicht fortgesetzt. Wird von Zürich aus schreiben.
Heuer S. 452.
Theateraktenstück (i(^. Mär^ i']<)4.)
«Die Oberdirection des Weimarischen Theaters und Madame Weber«
(Mutter von Karl Maria v. W.)
Contractentwurf, wonach die Genannte sich den zu Weimar
geltenden Bedingungen unterwirft, sich bis Ostern n. J. als Sängerin
verpflichtet, auch als Schauspielerin selbst in Nebenrollen auftreten zu
wollen erklärt. Dafür soll sie ausser den Reisegeldern 8 Thlr.
wöchentlich erhalten.
Biedermann I, S. 215.
An H. Kolhe. S- ^^l- 1^00.
»Indem ich Ihnen« schickt die Zeichnung Rhesus zurück;
14 Dukaten für den Hektor. Räth billige Preise an und vertröstet
auf spätere bessere Bezahlung. Erbittet Nachrichten von Düsseldorfer
Künstlern, das Alter derselben und die Geschichte ihrer Studien.
Gaedertz I, S. 4.
(An Ch. G. V. Voigt?) 26. Nov. \Soi.
»Herr v. Wolzogen, den ich heute früh an seinem Bett be-
suchte,« hat beifolgende von dem Kaiser dem Ministerium zugedachte
Dose übergeben.
Gaedertz II, S. 561.
HiRLTOGRAPHIE. 283
(An Ol. G. V. Voigt?) undalirt.
»Zu Ew. Exe. Zwecken und Absichten mitzuwirken, ist mir
jederzeit sehr angenehm, da es immer mit vollkommener eigner
Ueberzeugung geschieht.«
Gaedertz II, S. 561.
An Friederike Belbnuinn-Un{elniann. Weimar, 11. Juli 1804.
»Aeusserst unangenehm ist mirs, Sie nah (in Leipzig) zu wissen
und Ihnen nicht begegnen zu können.« Bittet um einen Brief; Karl
U. werde nach Leipzig Urlaub bekommen, unter der Bedingung, dass
er nicht spiele.
Franzos S. 254.
An Kinns. Carlsbad, 9. Aug. 1808.
»Der ehemals bey uns angestellte Theaterschneider Eimann«;
bittet ihm seine in Weimar zurückgelassenen Sachen zu übergeben.
Biedermann I, S. 213.
An Lorshach. Weimar, 22. Febr. iSi).
»Ew. Wohlg. erhalten abermals hiebey ein schönes Persisches
Manuscript.« Bittet um die beste Uebersetzung von Medschnun und
Leila. Fragt, ob Rumi ein Zeitgenosse des Motanahbi ist. Dankt für
die Recension.
Gaedertz II, S. 562.
An Kirms (her:^. Connnission). Weimar, 20. Mai 181^.
»Die Unzelmannsche Sache ist von solcher Wichtigkeit.« Ver-
sichert seine Debereinstimmung mit den Beschlüssen der Kommission.
Hat Unzelmann »keineswegs einen Urlaub zugestanden.« Erklärt, dass
er ausser dem Kunstfach nie etwas persönlich anordne.
Biedermann I, S. 214, 215.
An H. G. V. Willleben. Weimar, 22. Okt. 1816.
»Ew. Hochwohlg. haben die ersten Bogen meiner Italiänischen
Briefe so freundlich aufgenommen.« Sendet die Fortsetzung. Wünscht
guten Erfolg des Bades.
Gaedertz II, S. 562.
An [Herrn v. Münchow.] Weimar, <). Nov. 1816.
»Ew. Hochwohlg. verfehle nicht anzuzeigen« betr. eine Arbeit
»die Unterschiede der Wolken«. Wird seine eigne Arbeit, wenn sie
fertig ist, einsenden.
Gaedertz II S. 563.
An Graf H. F. :{u Salm. Weimar, 10. (20.) Juli iSij.
»E. E. geneigtes Schreiben mit ehrenvoller Beylage« (Diplom
der Ehrenmitgliedschaft der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft
des Ackerbaus u. s. w.). Schickt 3 Hefte (Zur Naturwissenschaft).
»Da mir für jetzt .Absonderung und Müsse gegönnt ist, so denke ich
früher aufgestellte, bisher bestrittene Behauptungen zu völliger Klarheit
zu bringen, welches ich mir um so mehr zur Pflicht rechne, weil ich
hoffen darf, dass der Theoretiker sowohl als der Praktiker erleichternde
Vortheile dabei finden werde«.
Schröer S. 32.
284 Bibliographie.
An Geh. R. A. H. Eichhorn. Weimar, ip. Jan. iSiS.
>)E. W. mussten mich länger als zwc}- Jahre für sehr undankbar
halten« dass er für eine Mineraliensendung nicht gedankt. Die Kiste
war zerbrochen, die Sendung in Frankfurt liegengeblieben. Drückt
seinen verspäteten Dank aus.
Gaedertz II S. 563.
An Frau v. Brösigke. Weimar, i, Juni 1822.
»Ew. Gnaden berichte nunmehr mit Gewissheit, dass meine Absicht
ist, zu Ende dieses Monats bei Ihnen einzutreffen und etwa vier Wochen
zu verweilen . . . .«
Biedermann II, S. 32.
4. BRIEFE. LITTERATUR, AUTOGRAPHEN-CATALOGE,
NEUE AUSGABEN, GESPRÄCHE.
Gesammelte Aufsätze von H. Wichmann. Band 111
Florenz, Löscher und Seeber. VIII u. 291 SS.
S. 152 fg. Wiederabdruck des Briefes Goethes an den Bildhauer
Wichmann (vgl. G.-J. VI, S. 23, 24) mit erläuternden Bemerkungen;
S. 151. Notiz über einen Brief Goethes an Radziwill, jedenfalls den
bei Strehlke II, S. 60 gedruckten. — S. 158 fg. Goethe über Opern-
Stoffe. S. 171 fg. Genaues über den von Goethe besungenen Land-
schaftsmaler Samuel Rösel. S. 183 fg. Anekdoten von dem alten Zelter.
E, Götze : Zu Goethes Briefen. (Vjs. f. Litgesch. IV., 5 1 1 fg.)
Brief 175 an J. G. Kestner (Weim. Ausg.) nicht Oct., sondern
25. Dez. 1773, also zweiter Theil zu dem Briefe No. 196.
F. Meyer von Waldeck. In Klingers Bibliothek. (Beil.
zur Allg. Ztg. No. 168, 22. Juli.)
Mittheilung der in der Dorpater Bibliothek Klingers aufbewahrten
Schriften Goethes mit dessen eigenhändigen Inschriften (»Hefte zur
Naturwissenschaft, Festgedichte 1818, Iphigenie 1825«).
Briefe von Goethes Mutter. Mit einer Einleitung : Chri-
stiane und Goethe, neu herausgegeben von Philipp Stein.
Leipzig, Reclam. (Universalbibliothek No. 2786 — 2788)295SS.
Druckt die 209 Briefe der Frau Rath an die Ihrigen in Weimar
1780— 1808 buchstabengetreu nach der 4. Publikation der Goethe-
Gesellschaft ab. Gibt erklärende Anmerkungen unter dem Text. Ein-
leitung (S. 1 — 40) Charakteristik des Verhältnisses zwischen Frau Rath
und ihrer Schwiegertochter, schildert Letztere unter Mittheilung vieler
Urtheile der Zeitgenossen.
Lagercatalog von Rieh. Bertling in Dresden. No. 17,
Autographen. 29 SS.
Verz. von Goethe eine Tischeinladung 1825 an den Weimarer
Kammersänger Moltke »Herr C. S. Moltke. Einladung zur geselligen
Speisestunde um zwey Uhr Mittwoch d. 9. Nov. Goethe.«
Bibliographie. 285
Katalog einer werthvollen Sammlung von Autographen
(Versteigerung von Albert Cohn, 27. Jan.) 102 S.
Joh. Falk an Fanny Tarnow (i. Febr. 1826) : »Die jetzt fast allgemein
herrschende kurzsichtige Idee von einem Frankfurter, von einem Wei-
marischen, ja von einem Oberweimarischen Herrn Christus, wovon
einer den andern nichts angeht.« — Von Goethe sind verzeichnet un-
gedruckter Brief an Batsch 9. JuH 1790; franz. Brief an Gaetano Catta-
neo I. Dez. 1851, vgl. G.-J. XII, S. 287; Schriftstück Weimar 14. Okt.
1783 betr. die von Kirms an die Berg-Commission abgelieferten Acten
und Papiere; Antworten vom 13. April 1798 auf »Anfragen beiliegenden
unterm 11. April 1798 aus Copenhagen eingegangenen Briet betr.« Zettel
»Wöchentliche Beschäftigung 1816« vgl. G.-J. X. Stammbuch des
Studenten Wilh. Ludw. Rodowe aus Osnabrück 1774— 1782 mit Ein-
zeichnung Goethes »Leipzig den letzten Merz 1776« mit einer bei-
gezeichneten Silhouette. — Vulpius (27. Juli 1825) »Zu der Entre-
prise zu Goethes Werken haben sich schon 6 Buchhändler gemeldet.
Erst kürzlich kam deshalb einer von Berlin hierher gereiset. Es werden
40 Bde; man bietet zu hunderttausenden. Er selbst erklärt sich noch
für gar nichts und scheint sicher noch etwas in petto zu haben.
Wer ihn kennt, weiss davon gewiss noch nichts positives zu sagen.
Das Privilegium des Bundestages geht sicher noch auf mehr, als
man sich denkt. In solchen Sachen ist er gar sehr verschlossen.
Uebrigens arbeitet er fleissig u. ist sehr wohl, doch ganz mit sich
u. seinen Unternehmungen beschäftigt.«
Der Wiener antiquarische Büchermarkt hgg. von S. Kende
No. 8. Autographen und historische Urkunden 40 SS.
Verzeichnet einen Brief Goethes i. Febr. 1779 (10 Zeilen) vielleicht
an Castrop? (Weim. Ausg. 4, S. 79 fg.)
Rudolf Lepkes 831. Auctions-Catalog. Auction von
antiken Kunstsachen . . sowie werthvollen Autographen von
Goethe, Schiller u. s. w. Versteigerung Dienstag, 8. Dez.
und folgende Tage.
S. 13 ff. Briefe und Gedichte Goethes an Caroline und Julie
von Egloffstein. An die Erstere die Verse: »Vielgeduldetes«; dabei
die Unterschrift »Weimar 25. Dez. 18 16. Freundlichem Andenken.
Goethe« und »Musterstuhl \u Schmerz und Sorgen« dat. »W. den
ij. Mai 1826«, ferner Dedicationsblatt mit Unterschrift, am 28. Jan. 1815.
Darunter schrieb Goethe eigenhändig: »Dankbar der holden Besitzerin,
mit vielem Vergnügen gelesen. Am 20. Juni 1824. Goethe.« Für
dieselbe Autographenalbum, enthaltend fünf Blatt Goethe-Autographen:
Poetische Widmung »Der geprüften Freundin Caroline Grätin Egloft-
stein am i. Jan. 1828« in 6 Zeilen nebst Unterschrift; dazu die
Dichtung: Erklärung der Ansichten des Albumdeckels in 16 Versen,
darauf poetisches Souvenir, 9 Zeilen, bezeichnet »Jena, den 17. Ma}- 1817.
Goethe.« Dann Gedicht von 4 Zeilen (bei Gelegenheit der Ueber-
sendung des Fouque'schen Zauberringes) auf einer Briefadresse. Ferner
Gedicht von 10 Zeilen, betitelt »Oelzweig mit Früchten« und unter-
zeichnet »Wevnachten 1827. Goethe«. — An Letztere das Gedicht
»Entoptische Farben« mit der Unterschrift »Jena am 17. Mai 1817«.
Derselben »Sei die Zierde des Geschlechts« mit der Ueberschritt »Reise-
segen« und der Unterschrift »Weimar am 4 Juni 1819.« Derselben
»Ein guter Geist ist schon genug« in 3 Strophen abgetheilt, »an Julien«
286 Bibliographie.
Datum »Jena 22. Apr. 18 19«. Derselben »Abgeschlossen sei das Buch«
mit Unterschrift »W. den 10. Febr. 1825.« — Gedicht »Bei Tag der
Wolken«, unten : »Weimar Nov. 1826.« Derselben drei Zeichnungen
a) Sepiazeichnung: Blick auf Neapel mit der Spitze des Posilippo.
vom Hafen aus gesehen. Mit der eigenhändigen Widmung: »Gräfin
Julien zum neuen Jahre 1824. J. W. v. Goethe« auf der Rückseite
des Blattes. Auf der Vorderseite findet sich von der Gräfin notirt:
»Am Schlussdes glücklichen Jahr's von Goethes Genesung als Neujahrs-
Geschenk für 1824 in weiter Entfernung von ihm, dem Nt'u-Gcschnikfcn
erhalten!« — b) Sepiazeichnung: Skizze einer Gebirgslandschaft in dem
unglücklichen Kriegsjahr 1806 als Erheiterung im Freundeskreise ent-
worfen. — Auf dem Untersatzblatt findet sich von der Gräfin notirt:
»Als Geburtstagsgeschenk von dem theuern Meister eigenhändig er-
halten. Weimar 1827.« — c) Sepiazeichnung: Posilippo bei Neapel.
Im Jahr 1806 in geselligem Kreise am Theetisch gezeichnet. Auf dem
Untersatzblatt von der Gräfin Hand : »Theures Angedenken an den .
väterlichen Freund und dessen wichtige Lehren. Flrhalten in Weimar
am Weihnachtsfest 1826. Julie Eglofi'stein.« — Von derselben zwei
Originalbildnisse Goethes und eine Copie nach May's Gemälde. Ferner
an dieselbe : Gedruckte Gedichte, Titelblätter mit Autographen, der
schon gedruckte Brief 2. Juni 1821. — Auch Handschriften anderer
Gedichte, ohne Daten oder andere Zusätze.
Katalog einer . . Autographensammlung, welche bei . .
Leo Liepmanssohn 9. März 1891 versteigert wird. Berlin 22 SS.
Verzeichnet einen ungedruckten Brief Goethes 11. Apr. 1831 an
Cotta oder Soret : handelt von dem Aufsatz über Spiralität und dessen
Uebersetzung.
Verzeichniss einer Autographen-Sammliing, welche am
29. und 30. Mai von List tind Francke versteigert werden
soll. 43 SS.
Verzeichnet von Goethe einen Brief: Weimar 1827; ferner eine
Handschrift (2 Seiten in 12°). i. Seite Adresse: »Des Herren Baron von
Ende .... Excellenz« 8 Zeilen; 2. Seite: Notizzettel 11 Zeilen. Ausser-
dem : Brief Alex. v. Humboldts an Mad. Reinhardt (21. Okt. iSoo)
über Schillers Wallenstein, wo es heisst : »Gegen Goethe gehalten,
hat Schiller oftenbar weniger Ruhe, weniger schönes Ebenmass,
weniger Haltung, aber wie mich wenigstens dünnkt, auch schlechter-
dings mehr Feuer, mehr Schwung, mehr Erhabenheit . . .« u. s. w.
Li einem Briefe von Johanna Schopenhauer ist von dem Verkauf eines
Kerstingschen Bildes und dem Verhalten Goethes bei dieser Ange-
legenheit die Rede. —
Berühmte Frauen und Dichter der Liebe. XX. Auto-
graphen-Catalog von Otto Aug. Schultz in Leipzig. 74 SS.
Enthält von Goethe i Brief an Mech. Körner und 2 an From-
mann, gedruckt G.-J. IV, 159 fg. VIII, 151. 154., ein ungedrucktes
Gedicht an Graf Sternberg (Weimar 1827), eigenhändige Q.uittung
9. April 180J über 100 Thlr. für Communikation des Manuskripts der
»Natürlichen Tochter«, Q.uittung der Sophie Ackermann, von Goethe
mitunterzeichnet 16. Okt. 1803. Die Frauen des Goetheschen Kreises
sind sehr zahlreich vertreten. Goethes Mutter Quittung 50. Sept. 1786,
Brief 21. Mai 1791; Ottilie Brief 26. Aug. 1S41 an F. v. Schober und
Bibliographie. 287
Wien 1852. — An Goethe: Briefchen der Maria Paulowna, o. Ü. u. J.
— lieber Goethe mancherlei Notizen; Hervorhebung verdienen fol-
gende: Müller an Kayser 24. Sept. 1775: » . . . . Goethe und Stol-
bergs freuen mich unendlich, Dich, und sie, und Klopstock will ich
unter Glas fassen und aufhängen, das sollen meine Heilige und
Schutzpatronen se3-n . . . Von Stolberg weiss ich gar nichts. Wagner,
der seiner Umstände wegen aus Frankfurt weg, wohin? weiss ich
nicht, gieng, schreibt mir, vor einiger Zeit seyen sie in Marschlins bei
Salis gewesen. Ich und Goethe haben uns kaum halb kennen
lernen. Kürtze der Zeit und Umstände brachten uns nicht gantz zu-
sammen. Ich glaub Dir, dass er so gross, ist, und schätz ihn desto
mehr . . . .« In einem Briefe Schillers an Iffland (18. Dez. 1800)
heisst es: ». . . . Unter den Stücken, in denen wir Sie so gern
hätten auttreten sehen ist «Mahomet«, welches wir, im Falle Sie den
Mahomet spielen, ziemlich vollständig gut besetzen können
Goethe ist jetzt sehr pressirt, den Tancred zu vollenden, Sie haben
uns dadurch, dass Sie ihn ein wenig drängen und treiben, einen guten
Dienst gethan.« etc. etc. Nicht näher bezeichnete Goethe-Autogr;;phen
befinden sich in drei Dichter-Albums; auch ein Goethe-Album wird
erwähnt, das 50 Blätter Portraits, eine Originalzeichnung und Original-
handschriften enthält.
Stargardts Literarischer Anzeiger. Berlin.
Verzeichnet ausser einigen gedruckten Gedichten Goethes folgende
ungedruckte Stücke: — Brief mit Unterschrift. Weimar 24. V. "1827.
iV^"». 4- (An K. G. Reinhardt.) — Brief mit der Unterschrift: »Das
Beste wünschend ergebenst J. W. v. Goethe.« Weimar 10. VII. 1827.
2 p. 4. (An denselben.) — Eigenhändiges Stammbuchblatt mit Unter-
schrift. Weimar den drevzehnten Juni 1827. i p. 8. Für den Kgl.
Sächsischen Berg- und Gegenschreiber Fr. Aug. Schmidt in Altenburg
»in freundlichster Erinnerung des eiJflcn Jul. iSij.k
Die Briefe an Reinhardt, inhaltlich sehr unbedeutend, beziehen sich
auf die von R. angefertigten Abdrücke der Stoschischen Sammlung,
deren Bezahlung (150 Thlr. in 3 Raten) und Sendung nach Weimar.
Goethes Gespräche. Herausgeber W'oldemar Freiherr
V. Biedermann. 9. Bd. i. Hälfte. Register. 2. Hälfte Erläute-
rungen zu Goethes Gesprächen von Dr. Otto Lyon. Leipzig,
F. W. V. Biedermann. VI. 123 u. 280 Seiten.
Das Register enthält s Abschnitte, i. Personen. 2. Schriften
und Gedichte Goethes. 3. Geographisches und Ethnographisches.
4. Verschiedenes. 5. Quellen. Auch die Qiiellen sind alphabetisch,
nach gedruckten, handschriftlichen und unbekannten geordnet, i. Hälfte
5. 199 — 224 und 2. Hälfte S. 279, 280, im Ganzen 18 Ergänzungen von
1774 — 183 1, u. A. auch das von Talle\'rand berichtete (apokryphische)
Gespräch mit Napoleon ; ferner Berichtigungen zum 8. Band. Die
Anmerkungen enthalten Biographisches über die Unterredner und geben
sehr sorgsame Erläuterungen über die berührten Gegenstände (in der
Einleitung Einzelnes zur mündlichen Ausdrucksweise Goethes), so dass
sie als eine Art Commentar zu Goethes Leben betrachtet werden können.
Otto Lyon: Goethes Gespräche. (Zeitschrift für d. d.
Unterr. 5. Jahrg. 9. H. S. 588-608.)
288 Bibliographie.
Charakteristik der Biedermannschen Sammlung, von der es heisst
»sie gehört zu dem Hervorragendsten, was bisher überhaupt auf dem
Gebiete der Goethe-Literatur veröffentHcht worden ist.«
C. GESAMMT-AUSGABEN.
Goethes Werke. Elfter Theil. Erste und zweite Abtheilung.
Dramen. Sechster Band. Herausgegeben von Prof. K.J. Schröer.
Stuttgart, Union. X u. 564 SS. (Kürschners deutsche National-
Literatur. Bd. 92.)
Goethes Werke. Einunddreissigster Theil. Herausgegeben
von Georg Witkowski. Stuttgart, Union. (Kürschner's deutsche
National-Literatur.) (3 Lieferungen.)
Goethes Werke. FUnfunddreissigster Theil. Natur-
wissenschaftliche Schriften dritter Band. Herausgegeben von
Rudolf Steiner. Stuttgart, Union. XXXII, 540 SS. u. 2 Tafeln.
(Kürschners deutsche Nationalliteratur. Bd. 116.)
Goethes ausgewählte Werke in 12 Bden. 12°. Stuttgart,
Cotta Nachfolger. (208, 208. 260, 200, 298. 236, 203, 220,
267, 268, 192 und 268 S. mit Bildern).
Deutsche Klassiker - Bibliothek hrsgeg. von Rudolf
V. Gottschall. 24 Abtheilungen. Berlin, Urania.
Enth.: Goethe's, Schiller's, Lessing's, Heine's, Hauti's, Körners,
Kleist's, Lenau's Werke in Auswahl.
D. EINZELSCHRIFTEN UND ERLÄUTERUNGEN.
I. ALLGEMEINES. BIBLIOGRAPHISCHES. SPRACHLICHES.
Chronik des Wiener Goethe -Vereins. Nummer i — 12.
Verlag des Wiener Goethe -Vereins. 48 SS. 4°.
Herausgeber und hauptsächlicher Mitarbeiter ist K. J. Schröer.
Viele Beiträge sind später einzeln genannt. Ausserdem ist eine;Notiz
über einen Vortrag Alfred v. Bergers »Juridische Fragen aus Goethes
Faust« hervorzuheben. — Ein grosser philosophischer Aufsatz »Zu
Goethes Leben und Wirken« (No. 5 tf.) verträgt keine Analyse.
No. tS, 9 enthält Notizen über die Doctor-Üissertation J. C. Goethes.
Ferner Brief Karl Augusts vom 26. Juli 181 2 an die Jagemann mit Notizen
über seine Reise, Theater, Anspielung auf Weimarer Verhältnisse, Politik.
Aus No. II ist hervorzuheben: Mittheilung über ein Bild von Georg
Schütz: Tasso -Vorlesung durch Herder unter den Cypressen der Villa
d'Este mit den Porträts der Herzogin Amalia, Angelika KaufTmann,
Bibliographie. 289
Frl. V. Göchhausen, ferner von Bur\-, Zucchi, Verschaffelt, H. v. Ein-
siedel, Rath Reiffenstein. In No. 12"^ J. C. G. Lowes Mittheilung über
seinen Besuch bei Goethe.
Zur Cjoetheforschung. Neue Beiträge von Heinrich
Düntzer, Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt. VIII u. 440 SS.
Enthält folgende Aufsätze: Goethes »befreiter Prometheus«, Wie-
lands Matinee: »Goethe und die jüngste Niobetochter« ; Goethes
Unterstützung des jungen Klinger; Herder und der junge Goethe in
Strassburg ; Zu Goethes »Natürlicher Tochter«; Die Gochhausensche
Abschrift von Goethes Faust; Die Sendung der Lenzischen »Lustspiele
nach Plautus« an Merck; Das Ghasel auf den Eilfer in doppelter
Fassung; Die Entstehung der beiden ersten Akte des zweiten Theiles
des »Faust« bis zur klassischen Walpurgisnacht; Die Entstehung der
beiden letzten Akte des zweiten Theiles des »Faust«; Shakespeare und
der junge Goethe.
Neue Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache
und Literatur. Von Karl Biltz. Berlin, I. A. Stargardt. 251 SS.
S. 180 — 193: »Aussprüche unserer Klassiker über Publikum und
öffentliche Meinung.« Anführung Goethescher Aeusserungen aus
Sprüchen, Gedichten, Briefen; an Schiller 5. Mai 1798 anklingend an
einen Satz aus Seb. Francks Sprüchwörter-Sammlung. Die stärkste
Aeusserung an Kestner, 21. Nov. 1774. S. 115 — 220.
Literarische Essays von ]3r. Ernst Gnad. Zweite ver-
mehrte und verbesserte Auflage. Wien, C.Konegen. IV u. 37 5 SS.
Enthält S. I — 176 fünf Goethe-Aufsätze: über Lyrik, Briefe an
Lotte und Werthers Leiden, Tasso, Egmont, Faust.
Literarisches Jahrbuch. Central-Organ für die wissen-
schaftlichen, literarischen und künstlerischen Interessen Nord-
westböhmens und der deutschen Grenzlande. Begründet und
herausgegeben von Alois John. i. Band. Im Selbstverlag
des Herausgebers. III u. 96 SS. mit 2 Bild.
Enthält S. 17—38 u. d. T. »Neue Beiträge zu Goethes Be-
ziehungen zu Deutsch-Böhmen«, den Wiederabdruck von Prem : Goethe
und Abt Reitenberger (vgl. G.-J. XK, 312) und John: Der Kammer-
bühl und das Goethe-Denkmal mit Abbildung (das. 321). — In der
Bibliographie S. 89 »Neue Goethe-Literatur in Bezug auf Deutsch-
Böhmen.«
Reinhardstöttner, K. v., Der Kaufmann in der Dichtung.
(Frankfurter Zeitung Nr. 233 u. 234, i. Morgenblatt.)
Erwähnt: Geschwister, Wilh. Meister, Hermann u. Dorothea.
Gross. Ferdinand, Im Vorbeigehen. Geschichten und
Skizzen. Leipzig, W. Friedrich. V u. 214 SS.
Enthält u. A.: Wer war Goethe?
Goethe-Jaiir)ilcii XIII. jg
290 Bibliographie.
Beiträge zur Literaturgeschichte Schwabens von Hermann.
Fischer. Tübingen, H. Laupp. VIII u. 247 SS. Vgl. G.-j. XI,
S. 232.
P. Mitzschke: Goethe als »Diktator«. (Magazin für Steno-
graphie hgg. V. Max Bäckler. 12. Jahrg. Nr. 16, S. 251 — 255.)
Diktator = Diktirender. Verhältniss zu den ersten Weimarer
Stenographen: Mosengeil, Horstig, Thou? Analyse des Aufsatzes:
»Hör-, Schreib- und Druckfehler«.
P. Mitzschke: Zu Goethe. (Magazin für Stenographie.
Nr. 21, S. 336 fg.)
Zuschrift H. Düntzers, dass Goethe nicht systematisclie Kurz-
schrift anwendete. »Schnellschreiberf, ))^\''anderjahre« III. 10 = die
nach einem Dictat schreiben.
Non miilta. Litterarische Streiflichter von Da\ id Halpert.
Breslau, V. Zimmer.
Enthält zwei nichts Neues bietende Aufsätze: »Friederike von
Sesenheim in ihrer idealen Erscheinung« und »Antikes Element in
Goethes Iphigenie.«
Heuwes : Eine Reihenfolge ähnlich lautender Versstellen.
(Zeitschr. f. d. d. Unterr. 5 Jahrg. 9 H. S. 647 — 649.)
Stellt Stellen aus Goethes Gedichten Götz, Faust mit solchen
aus Schiller, Shakespeare, Theognis zusammen.
Goethes Sprache und die Antike. Studien zum Einfluss
der classischen Sprachen auf Goethes poetischen Stil von
Dr. Karl Olbrich. Leipzig, F. W. v. Biedermann. III u. 116 SS.
Sodom und Gomorrha. Heft 2. München, F. A. Acker-
mann.
Enthält in der Abtheilung: Die Modernen und ihre geistige Pro-
stitution u. A. : Goethelästerer.
Goethe als Hemmschuh. Von einem Berliner. Dem Ver-
fasser des »Rembrandt als Erzieher« gewidmet. Berlin, Paul
Scheller. 1892. 15 SS.
Max Koch: Neuere Goethe- und Schiller-Litteratur. (Be-
richte des Freien Deutschen Hochstifts. N. F. VII Bd.
S. 161 — 199.)
Max Koch : Neuere Goethe- und Schiller-Litteratur III.
(Berichte des Fr. d. Hochstifts. N. F. VII. Heft 3/4 S. 395—442.)
Eine besondere Erwähnung verdient die Notiz (S. 429), dass
eine Untersuchung: über den Einfluss des Griechischen auf Goethes
Bibliographie. ' 291
Sprache demnächst in Breslau erscheinen wird; und die Vermuthung
Ferdinand Cohns (S. 431), dass Goethe die Worte »Morphologietf und
»vergleichende Anatomie« als erster gebraucht habe.
Bibliographie der Goethe-Literatur für 1890 von Ludwig
Geiger. Mit einem Beitrage von G. v. Loeper und Mittheilun-
gen von Fachgenossen. Erweiterter Abdruck aus Goethe-
lahrbuch Bd. XIL Frankfurt a. M., Literarische Anstalt
kütten & Loening. 80 SS.
Diese Bibliographie entspricht keineswegs der im G.-J. Bd. XII.
.S. 275 — 328 mitgetheilten, wie schon aus den 80 Seiten gleichen
Druckes (statt der 53 des Jahrbuchs) hervorgeht. Ausgelassen sind
in dem Neudruck vielmehr Erwähnung und Besprechung aller im
j. 1889 und früher veröffentlichten Erscheinungen, ebenso die englisch-
an:!erikanische Bibliographie, weil diese im Wesentlichen auf frühere
Jahre zurückgreift, hinzugefügt dagegen alle diejenigen Abschnitte aus
dem Aufsatze G. v. Loepers, welche kritische Einzelheiten liefern,
ferner die orientirenden Erörterungen, Auszüge über Aufsätze und
Monographien, von denen im Text des G.-|. aus Raummangel nur
die Titel angegeben werden konnten.
K. W. Hiersemann, Buchhandlung in Leipzig. Catal. 89.
Deutsche Literatur mit einer umfangreichen' Goethe-Sammlung.
56 SS.
Die Goethe-Sammlung, 456 Nummern umfassend, in folgende
Rubriken geordnet: Werke nebst Gommentaren zu den einzelnen
Schriften; Briefwechsel; Biographisches und Literarisches über Goethe;
Faust. Die letztere Abtheilung besonders reichhaltig. Den Schluss
bildet die Rubrik »Die Vor-Goethesche Faustsage, Puppenspiele,
Travestien, poetische Bearbeitungen der Faustsage von verschiedenen
Schriftstellern.«
2. DRAMEN.
Die Theaterstücke der Weltliteratur ihrem Inhalt nach
wiedergegeben. Mit einem Brief Max Nordaus als Einleitung.
(Der gebildete Mann. Ein Bildungs-Handbuch für alle Lebens-
lagen.) Berlin, A. H. Fried & Cie. XVI u. 648 SS.
Kippenberg, K. : Ueber Goethes »Claudine von Villa
Bella«. Progr. Beil. d. Realsch. in d. Altstadt zu Bremen.
Bremen, A. Guthe. 4°. 27 S.
Emil Söffe: Die erlebten und literarischen Grundlagen
von Goethes Clavigo. (Programm der k. k. Staats-Oberreal-
schule in Brunn.) 16 SS.
Christian Semler: Carlos in Goethes Clavigo und die
Weltanschauung der Neuzeit. (Zeitschr. f. d. deutschen L^^nter-
richt. 5. Jahrg. S. 817—822.)
19'
292 Bibliographie.
Düntzer, H. : Erläuterungen zu den deutschen Classikern..
1 2. Bdchen. Goethes Egmont. 4. Aufl. Leipzig, E. Wartig.
163 SS.
Gustav Kettner: Goethes Elpenor. (Preuss. Jahrb. Bd. 67.
S. 149 — 172.)
Bernhard Seuftert : Merope und Elpenor (Vierteljs. für
Litteraturgesch. IV, S. 115 — 116.)
t Goethe, Faust, i'^ partie. Texte allemand, publie avcc
un avant-propos et des notes en franrais par A. Büchner.
Nouvelle edition. Paris, Hachette et Cie. XVf u. 195 SS-
Goethes Faust. Mit einem Lichtdruckbild von Franz
Simm, 74 Text-Illustrationen und 16 Tonbildern von Franz
Simm, E. Kanoldt, F. Schmidt-Pocht und C. Brünner. Gross-
Quart. Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt. 183 SS.
Wörterbuch zu Goethes Faust. Von Fr. Strehlke. Stute-
gart, Deutsche Verlags-Anstalt. VI u. 157 SS.
Verszählung nach der Weimarer Ausgabe, deren neue Gaben
benutzt sind. Das Wörterbuch berücksichtigt Realien, auch die Per-
sonen des Dramas, bei Mephistopheles z. B. eine fünf Spalten grosse
Charakteristik; grössere Artikel, z. B. Erdgeist, Faust, Geisterchor,
Homunkulus, Metrisches, Mütter — gibt bei den genannten Worten die
Stelle oder Stellen an, Vv-o es sich findet, häufig auch kurze Erklärungen.
Audi Erläuterungen schwieriger Stellen werden versucht. Am Schlüsse
werden eine grosse Reihe Zusammensetzungen aufgeführt. Nur solche
Worte, bei denen etwas zu sagen ist, sind aufgeführt. Das Buch ist
kein Verzeichniss aller vorkommenden Wörter. Kommt ein Wort
häufiger vor, so wird gewöhnlich nur eine Stelle angegeben, wo es
sich findet.
Paralipomena zu Goethe's Faust. Entwürfe, Skizzen,
Vorarbeiten und Fragmente geordnet und erläutert von
Fr. Strehlke. Stuttgart, Deutsche \'erlags - Anstalt. XV u.
151 SS. .
Bringt nicht den »Urfaust« und den Entwurf der Helena von 1800,
sonst aber alle in den verschiedensten Ausgaben, bes. auch der Weimarer
von Goethes Werken und in den Mittheilungen der Zeitgenossen ent-
haltenen Bruchstücke, auch die Prosa-Entwürfe, Skizzen über den Inhalt,
Ankündigungen einzelner Stücke. Die Eintheilung folgt genau dem
Goetheschen Stücke ; bei dem ersten Theil ist eine Einreihung in die
einzelnen Sccnen, bei dem zweiten in die Akte und die Verse derselben
versucht. Jedem einzelnen Fragmente sind sprachliche und sachliche
F2rläuterungen, Bemerkungen über Entstehung, soweit darüber etwas
bekannt ist, und ersten Druck derselben angefügt. In den Anhang ist
ausser kurzen Angaben »zur Feststellung des Textes« dasjenige ver-
wiesen, »wovon es den Anschein hat, dass es nicht eigentlich zu den
Faustpapieren gehört oder auf die Erklärung von keinem Fj'nflusse
sein kann.«
Bibliographie. 293
Erich Schmidt : Aufgaben und U'ege der Faust-Philologie.
Vortrag, gehalten am 20. Mai in der Versammlung deutscher
Philologen und Schulmänner zu München. (Beil. zur Allg.
Zeitg. No. 119, 25. Mai.)
Warnung vor zu schneller Conibination, vor chronologischer
Parallelenforschung. Bei der Stilunterscheidung zu berücksichtigen, dass
verschiedene Getühls- und Stilwelten zu derselben Zeit vorkommen
können. Speciell Betrachtung der Grethchen-Scenen und Würdigung
<.ier in Italien entstandenen Theile.
Zur neuen Faustphilologie. (Grenzboten. No. 18)
Veit Valentin : Die Einheit der Goetheschen Faustdichtung.
(Deutsche Dichtung herausgegeben von K. E. Franzos.
X. Band. 5—7 Heft. S. 126—128; 143 — 147; 175 — 177.)
Die Faustdichtung giebt in dichterischer Weise die transscendente
Lösung des Problems, die Goethe im Wilhelm Meister für das imma-
nente Leben versucht hatte. Die Mittel sind dieselben : eine stufen-
weise Durchlebung aufsteigender Lebenskreise, die eine Reihe von
Experimenten darstellen, unter Führung einer verborgen wirkenden
Macht, von der der Held selbst keine Ahnung hat noch haben darf.
Nachdem Faust die seiner Gegenwart angehörenden Lebenskreise durch-
probt hat, svird ihm die Möglichkeit gewährt auch die Vergangenheit
zu durchleben: in ihr hatte es Verhältnisse geben können, die ihm die
erstrebte Befriedigung gewährt hätten, wenn er nicht zufällig in eine
andere Epoche hineingeboren worden wäre. Die Lösung dieser
dichterisch schwierigen Aufgabe erreicht Goethe durch die Neuver-
wirklichung der hinter Faust liegenden Vergangenheit : dies ist die
Aufgabe der klassischen Walpurgisnacht und der »Helena«, die theils
realistisch, theils andeutungsweise die zu einer allseitigen Behandlung
der Frage nothwendig herbeizuziehenden Entwicklungsstufen vorführen.
Die Vorbedingung für die realistische Wiedererstehung der Helena ist
der Homunkulus. Hat auch die \'ergangenheit die Lösung nicht ge-
boten, so bleibt als letzte Möglichkeit die Schaffung eines neuen Da-
seins, wie es auf Erden noch nicht vorhanden war. Nachdem sich
■schon vorher Faust mehr und mehr von Mephistopheles gelöst und
eigene Wege eingeschlagen hat, befreit er sich jetzt endgiltig von ihm
und bahnt sich durchaus selbständig seinen Weg, auf dem er zu der
erlösenden Erkenntniss gelangt. Faust, der vom Vorspiel im Himmel
nichts wissen kann, vermag das Auftreten der überirdischen Persön-
lichkeit des Mephistopheles nur dem Erdgeist zuzuschreiben : es ist ein
Meisterzug des Dichters, dass er seinen Faust nur aus dem schliessen
lässt, was die Persönlichkeit des Dramas selbst wissen kann, nicht aus
dem, was der Dichter von dem Thatbestande weiss. Die Faustdichtung
führt so nicht eine Reihe mühselig verkörperter Ideen vor, sondern
realistische Gestalten, deren Handlung in streng kausaler Entwickelung
ununterbrochenen Zusammenhang zeigt, sobald man die Dichtung vom
Standpunkt des fertigen Kunstwerkes betrachtet, von dem sie der
Dichter allein betrachtet wissen wollte.
Calvin Thomas: Description of courses German course 5
(The University Record vol. I Nr. 3 University of INIichigan,
Nov.) S. 55-58.
Ausführliche Auseinandersetzung der an der bniversität zu hal-
tenden »Faustvorlesunsren.«
294 Bibliographie.
Goethes Leben und sein Faust. Eine Untersuchung von
Wilhehii Kühn. Berlin, Mayer u. Müller. 32 S.
Robert Sprenger : Zum Urfaust. (Zeitschr. f. d. deutschen
Unterr. V. Bd. 5 H. S. 349-352.)
Otto Pniower : Die Schülerscene im Urtaust. (Vierteljs.
f. Literaturgesch. IV. 317—335.)
Wiederholungen im »Faust«. Die Schülerscene im »Urfaust«
zerfällt in zwei Partieen a und b, die zu verschiedenen Zeiten ent-
standen, erst nachträglich durch einige aus b geflossene Flickworte
miteinander verbunden worden sind, a ist in der von der Klpistel an
Merck (1771) und dem Pater Brey begrenzten Periode, b vielleicht in
der letzten Frankfurter Zeit (Jan. 1775) entstanden.
Edward Schröder : Faust und das Spiel von Frau Jutta.
(Vierteljs. f. Literaturgesch. IV. S. 336.)
Bernhard Seuffert : Die älteste Scene im Faust. (Vierteljs.
f. Literaturgesch. IV. S. 339 — 342.)
Die Schülerscene (etwa in Leipzig entstanden); vielleicht ist darin
eine Verspottung von Gottsched oder Clodius zu sehen. — Der Plan
zur ernsten Faustdichtung fällt nach der Leipziger Zeit.
Alfred Biese: Zur Szene in Auerbachs Keller. (Wissenschaft!.
Beilage des Hamburger Correspondent. Nr. 17. 18. 19.)
Rudolf Hildebrand : Zu Fausts Glaubensbekenntniss,
dabei von einer bedeutsamen Eigenheit in Goethes Denk-
und Sprachweise. (Zeitschr. für den deutschen Unterricht.
5. Jahrg. 6. Heft, S. 369-376.)
Alfred Biese: Hiob, Herakles und Faust. (Zeitschrift für
vergleichende Literaturgeschichte und Ren. Lit. N. F. IV.
S. 287 — 302.)
F. Graffunder: Der Erdgeist und Mephistopheles in
Goethes Faust. (Preussische Jahrbücher. Bd. 68. H. 5, S. 700
— 7250
Gl., Homunkulus. (Wissenschaftliche Beilage der Leip-
ziger Zeitung Nr. 69.)
Otto Pniower: Goethe und Heinrich Leopold Wagner.
(Sonntagsbeilage Nr. 15 zur Vossischen Zeitung 12. April.)
Für Goethe gegen Froitzheims Vorwürfe. — Vermuthet, die Dom-
scene im Faust sei zu derselben Zeit wie das gleichfalls in vierfüssigeii
Trochäen gedichtete Chorlied in der letzten Scene des »Satyros« ab-
eetasst, in welchem u. A. die Stelle »Schrecklicli nahet sein Gerichte —
Bibliographie. 295
J. Minor: Erläuterungsschriften zu den deutschen Clas-
sikern. (Zeitschrift für österr. Gymnasien. 218 — 2 28.)
R. Sprenger : Zu Goethes Faust. Erläuternde Be-
merkungen im Anschluss an Schröers erklärende Ausgabe
2. Auflage. (Zeitschrift für deutsche Philologie. Bd. XXIII.
S. 451-457-)
Heinrich Düntzer: Ein neues räthselhaftes Blatt Goethes
über seinen »Faust«. (Blätter für literarische Unterhaltung.
Xr. 39, S. 609-613.)
t Faust und Brand. Hamlet. Zwei Vorträge aus Johannes
Petersens Nachlass. Gotha, F. A. Perthes, 1890. VII u. 64 SS.
Otto Harnack : Beiträge zur Chronologie der Faust-
Paralipomena. (Vjs. f. Literaturgesch. IV. 169 — 173.)
Otto Stiller: Goethes Entwürfe zum Faust. Berlin, R.
Gaertners Verlag (H. Heyfelder). Wissenschaftliche Beilage
zum Programm des Berl. Gymnasiums ztim Grauen Kloster.
43 SS. in 4°.
Die naturgemässe Entwickelung des Menschen und
Goethes Faust. Eine neue Würdigung der Faustdichtung von
Humanus. Leipzig, J. G. Findel. 140 S.
Alfred v. Berger: Eine juridische Frage in Goethes
Faust. (N. Fr. Presse. 23. März, Abendblatt.)
Technikers Faust-Erklärung. Festrede, gehalten bei der
Schinkelfeier des Architekten-Vereins in Berlin am 13. Mai
1891 von Dr. Guido Hauck, Geh. Regierungsrath und Pro-
fessor. Berlin, W. Ernst u. Sohn. 14 S.
L. Irmisch : Das Buchgewerbe in Goethes Faust. (Zeit-
schrift für Deutschlands Buchdrucker. Jahrg. 3 No. 15. S. 143 f.)
Verf. war beim Druck des Louvierschen Buches betheiligt und
wies L. darauf hin, dass in den Worten des Phorkyas »Auch Streifen,
gold und schwarz, und silbern, blau und roth« die Farben des Buch-
druckerwappens genannt seien. Nun versucht er zu beweisen, dass
Goethe absichtlich diese Farben genannt habe; die ganze vorangehende
Stelle beziehe sich auf die Buchdruckerwappen. Der in den früheren
Reden des Phorkyas erwälinte »muntere, kecke, wohlgebildetc« Mann,
den man »Barbaren« mit Unrecht nenne, der »alles nehmen konnte,
doch begnügt' er sich mit wenigen Freigeschenken« sei J. Fr. Cotta;
die hervorgehobenen Stellen bezögen sich auf seine Verlegerthätiö;keit ;
die ganze vorangegangene Stelle behandle das Verhältniss des Buch-
handeis zur Literatur.
296 Bibliographie.
H. Ströhl : Das Buchgewerbe in Goethes Faust. Ent-
gegnung. (Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker. III. 17,
S. 163.)
Meint, Goethe wollte nur die äubsere Erscheinung der Marinen
oder Wappen skizziren. Die Farbenangabe sei allgemein; wolle man
darin ein specielles Wappen suchen, so könnte man in gold und
schwarz die Schildfarben des Buchdruckerwappens, in silbern, blau
und roth die Farben des Geschlechts der Cotta von Cottendorf sehen.
Ludwig Fränkel: Entlehnungen im ältesten Faustbuch.
(Vierteljs. f Literaturgesch. IV, 361 — 384.)
Das Faustbuch des Christlich Meynenden nach dem
Druck von 1725, herausgegeben von Siegfried Szamatölski.
Mit drei Faustporträts nach Rembrandt. Stuttgart. G.J.Göschen.
(Deutsche Literatur-Denkmale, begründet von B. Seuftert.
fortgeführt von A. Sauer. No. 39) XXVI u. ^o SS.
Deutsche Puppenspiele. Gesammelt und mit erläuternden
Abhandlungen und Anmerkungen herausgegeben von Artur
Kollmann. Erstes Heft. Leipzig, F.W. Grunow. IV u. 109 SS.
>
Die deutschen Faustbücher nebst einem Anhange zum
Widmanschen Faustbuche. Inauguraldissertation zur Erlangung
der philosophischen Doctorwürde an der LTniversität Leipzig
eingereicht von Julius Dumcke aus Königsberg. Leipzig-
Rednitz, Oswald Schmidt. 8^. loi SS.
Vergleich der vier älteren deutschen Faustbücher, des Volksbuches,
des Widnian, des Pfitzer und des Christlich-Meynenden. Es wird ge-
zeigt, wieweit sie von einander abhängig sind, und was sie selbständiges
bieten. Durchaus nebensächliches wird nicht erwähnt. Die Erinne-
rungen bezw. Anmerkungen bleiben ausser Betracht.
Albert Bielschowsky : Das Alter der Faustspiele. (Vierteljs.
f. Literaturgesch. IV. 193 — 226.)
Das böhmische Puppenspiel vom Doctor Faust. Ab-
handlung und Uebersetzung von Ernst Kraus. Breslau,
W. Koebner. VI u. 169 SS.
Karl Trautmann : Faustaufführungen in Basel und Nürn-
berg. (Vierteljs. f. Literaturgesch. IV. 157 — 159-)
Ferdinand Holthausen : Zu Lessings Faust - Vorspiel.
(Vierteljs. f. Literaturgesch. IV. S. 167.)
]\Iadach, Emmerich, Die Tragödie des Menschen. Aus
dem Ungarischen von Ludwig Doczi. Stuttgart, J. G. Cottasche
Buchhdlg. Nachfolger. 200 SS.
Bibliographie. 29'
Allotria von Friedrich Theodor Vischer. Herausgegeben
\0Y) Robert Vischer. Stuttgart, A. Bonz & Co., 1892. XX
u. 486 SS.
FeUx Saiten : Mephistopheles. (Moderne Rundschau.
Heft 2. Wien, L. Weiss.)
Schilf, H. Faust. Tragödie. St. Petersburg, H. Schmitz-
dorff. 12S SS.
Goethes Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand.
Besorgt von V. Uellner. 140 SS. m. Bildern. (Meisterwerke
der deutschen Litteratur. Herausgegeben von K. Holdermann,
F. Sevin, V. Uellner. 14. Bändchen. Berlin, H. Reuther.)
Ferd. Bender: Zu Goethes Götz von Berlichingen. (Zeit-
schrift f. d. deutsch. Unterricht. V. 2, S. 136 — 138.)
Zur Bilhnengeschichte des Götz von Berlichingen von
Fr. Winter und Eugen Kilian. (Theatergeschichtliche For-
schungen, herausgeg. von Litzmann. IL) Hamburg, Leop.
Voss. VI u. 99 SS.
Eugen Kilian : Eine Karlsruher Handschrift der ersten
Goetheschen Bühnenbearbeitung des Götz. (Allg. Zeitung.
Beilage Nr. 211.)
Goethes Iphigenie auf Tauris. Herausgeg. u. bearbeitet
V. Gustav Hofmeister. Teubners Sammlung deutscher Dicht-
und Schriftwerke. 18. Bändchen. Leipzig. B. G. Teubner.
X u. 67 SS.
Goethe, Iphigenie auf Tauris. Schulausg., bearb. von
L. Sevin. Mit Anhang: »Iphigenie bei den Tauriern« von
Euripides. 2. Aufl. Berlin, H. Reuter. 78 SS. mit Titelbild.
Goethes Iphigenie auf Tauris. Für die Zwecke der Schule
erläutert und methodisdi bearb. v. H. Vockeradt. 3. Aufl.
Paderborn, F. Schöningh. VIII u. 174 SS.
Goethe: Iphigenie en Tauride. Nouvelle edition, publice
avec une notice et des notes en francais ]jar L. Schmitt.
2e edition. Paris, Delagrave. IV u. 104 SS (Cours superieur
de langue allemande.)
G'oethe: Iphigenie en Tauride. Texte allemand,publie avec
une notice, un argument analytique et des notes en francais
par B. Levy, ancien inspecteur general de Tinstruction pu-
blique. Nouvelle edition. Paris. Hachette et Cie. 16°. 135 SS.
298 Bibliographie.
Goethes Iphigenie auf Tauris und das gleichnamige Eu-
ripideische Stück. Von Egon Schunck. i. Theil. (Programm
des Gymnasiums zu Paderborn.) 28 S., 4°.
Hans Morsch, Aus der Vorgeschichte von Goethes
Iphigenie. (Vierteljahrsschr. f. Literaturg. IV. S. 80 — 115.)
Heinzehaiann, W. , Goethes Iphigenie. Ein Vortrag.
Erfurt, H. Neumann. V u. ;^8 SS.
\"orträge von Gustav Schlosser. (Jütersloh, E. Bertels-
mann. III u. 432 SS.
Enth. u. A.: Goethes Iphigenie nach ihrem religiös-sittlichen
Gehalte.
Die Verwendung historischer Stoffe in der erzählenden
Literatur von Leo Gregorovius. München, Werner. 71 SS.
Jery und Eätely. Ein Singspiel von Goethe. Musik
von Heinrich Stiehl. Aufgeführt am Kränzchen des Lese-
zirkels Hottingen 14. März 1891 im Pfauentheater. Zürich,
Societätsdruckerei. 18 SS.
Enthält die Gesänge aus Goethes Singspiel mit einer kurzen Ein-
leitung über das Stück, seine Gompositionen, Goethe und die Schweiz.
Der Aufführung ging eine Recitation des Gedichtes von C. F. Meyer:
Schutzgeister voran (vgl. G.-J. Bd. VIII), ihr folgte u. A. der Vortrag
der Mendelssohnschen Composition des Gedichtes »Auf dem See«.
Ueber das Fest theilt mir Herr H. Bodmer, Vorsitzender des genannten
Vereins, mit, dass das »Fest von 400 — 500 Personen besucht war, dass
Jery und Bätely trefflich inscenirt war (Urnerkostüm, Zeit: letzt.
Viertel d. 18. Jh., neben den Solisten ein Chor von etwa 50 Sennen und
Sennerinnen) und dass wir durch einen jungen Bildhauer das etwa
5 M. hohe Modell eines Goethe-Denkmals improvisiren Hessen. Der
Erfolg des reizenden Spiels mit der allerliebsten Musik von Stiehl
war glänzend.«
t P. Schwenke: Kleine Beiträge zur Schillerliteratur.
Festgruss, Herrn Geh. Staatsrath Dr. jur. Julius Schomburg in
Weimar, ihrem lieben und verehrten Senior, zur Feier seines
50jährigen Doktorjubiläums am 20. ,Juni 1890 dargebracht
von den Familien Schomburg und Schwenke. Eisenach und
Göttingen.
(Aus M. Kochs Bericht s. oben S. 290.) ^\'. v. Wolzogen ärgert
sich über Klingers Verurtheilung der »Natürlichen Tochter«. Er schreibt
an Charlotte v. Schiller aus Petersburg : »Wir armen Weimaraner sind
überall angefeindet, weil man uns schätzt und beneidet.«
M. M. Arnold Schröer: Ueber Titus Andronicus. Zur
Kritik der neuesten Shakespeareforschung. Marburg i/H.,
N. G. Ehvert. VI u. 140 SS.
S. 100 — 104: A'ergleichendes zur Frage nach den duellen von
Goethes »Satvros oder der vergötterte Waldteufel.«
Bibliographie. 299
Fr. Heibig: Zur Geschichte des Problems des Grafen
von Gleichen. (Mag. f. Literatur. 60. Jahrg. No. 7. S. 102 — 105.)
Ausführlich auch über Goethes Stella.
AV. Buchner, Beiträge zur Erläuterung von Goethes Tasso.
Crefeld, Gustav Köhler. (Jahresbericht der Höheren Mädchen-
schule zu Crefeld. No. 43.) 55 SS.
Franz Kern: Goethes Tasso und Kuno Fischer. (Sonn-
tagsbeilage No. 40, 41 zur Vossischen Zeitung, 4. u. 11. Okt.)
Goethes Tasso und Kuno Fischer nebst einem Anhange
von Goethes Tasso und Goldonis Tasso von Franz Kern.
Berlin, Nicolai. 1S92. VI u. 102 S.
Kuno Fischer: Goethes Antonio und unsere Tasso-Er-
klärer. (Allg. Ztg. 2. Jan. 1892, Beil. Nr. i.)
»Triumph der Empfindsamkeit«.
Dietrich im Rhein. Museum XLA'I, 57 weist nach, dass die Verse
»Du gedrechselte Laterne« aus Aristophanes Ecclvsiazusen entlehnt sind.
(Vgl R. Förster in Z. f. vergl. Literaturgesch. X. F. IV, 407.)
Anton Schmitter : Das serbische Theater. (Beil. z. Allg.
Ztg, Nr. 115, 20. Mai.)
Theilt mit, dass von Goethes Dramen 1885 »Clavigo«, am 7. Dec.
1886 «Faustw aufgeführt wurden, aber beide ohne Erfolg.
Albert Köster: Das lyrische Drama im iS. Jahrhundert.
(Preuss. Jahrbücher. Augustheft. Berlin, G. Reimer.)
Ludwig Geiger: Berliner Dramaturgie 1797/8. (Vossische
Zeitung 16. Juli.)
Weist darauf hin, dass in dieser von Friedrich Schulz und C. A.
Nicolai herausgegebenen Zeitschrift Goethe kaum erwähnt, kein
Goethesches Stück kritisirt \\-ird. Dagegen ist die Jagemann be-
geistert gepriesen ; ihr Engagement für Berlin wird dringend empfohlen.
Das Repertoire des Weimarischen Theaters unter Goethes
Leitung 1 791 — 181 7. Bearbeitet und herausgegeben von
C. A. H. Burkhardt, Grossh. Sachs. Archivdirector. (Theater-
geschichtliche Forschungen. Hgg. von Berth. Litzmann. L)
Hamburg, Leop. Voss. XL u. 152 SS.
Die Einleitung handelt über Goethes Grundsalze der Theater-
leitung, Schauspielerhonorare, Theaterkosten überhaupt, Gastspiele in
Lauchstädt, Erfurt, Rudolstadt, Leipzig. Goeth.e liess im Ganzen unter
den an 4136 Spiehagen gebrachten '4809 Stücken 600 verschiedene
aufführen, von denen nur 84 dem Bellomoschen Repertoire entnommen
waren — Kotzebue war darunter mit 87, Goethe mit 19 vertreten;
500 Bibliographie.
letztere wurden 238 Mal, 18 Schillersche 367 Mal aulgelulirt. (Stellt
eine Arbeit über die Vorstellungen des Weimarer Hoftheaters in Naum-
burg in Aussicht.) Die Qiiellen, aus denen die Zusammenstellung ent-
nommen ist, sind die Genastsche Sammlung der Theaterzettel; die
Portabücher (Einnahme der Auftührungen), die alphabetischen Ver-
zeichnisse der Auftührungen von Ch. A. Vulpius und H. P. F. Burck-
hard, ferner das Material in Goethes Tagebüchern. — Das Bucli zer-
fallt in 5 Abschnitte: Chronologisches Verzeichniss der aufgeführten
Stücke; alphabetisches Verzeichniss derselben; Nanienverzeichniss der
Verfasser, Bearbeiter und Componisten der Stücke.
Bernhard Suphan : Urkunden aus den Zeiten der Theater-
direktion Goethes. Vortrag gehalten in der Generalver-
sammlung der Goethe-Gesellschaft am 8. Mai 1 89 1 . (Weimarische
Zeitg. No. X08, 3. Blatt.)
Vgl. die 6. Schrift der Goethe-Gesellchaft.
Carl Heine: Die ausländischen Dramen im Spielplane des
Weimarischen Theaters unter Goethes Leitung. (Zeitschrift f.
vgl. Literaturgesch. u. Ren.-Lit. N. F. IV. S. 313 — 319.)
Eugen Kilian : Das Repertoire des AVeimarischen Theaters
unter Goethes Leitung. (Beil. zur AUg. Zeitung No. 85.)
Otto Neumann-Hofer: A\"eimarer Festtage, i. Goethes
Theaterleitung. (Berliner Tageblatt. No. 226, 6. Mai, Abendbl.)
Julius Wähle: Das Weimarische Hoftheater unter Goethes
Leitung. Zur Feier des hundertsten Jahrestages seiner Grün-
dung. Braunschweig, G. Westermann. (Sonderabdruck aus
Westermanns illustr. deutschen Monatsheften). 29 SS. lex. 8°.
Mit Rückblicken auf die frühere Zeit: Döbbelin 1756 f., Seyler,
Liebhabertheater. Goethes Wirksamkeit bes. Christiane Neumann.
Zusammenwirken mit Schiller. Humboldts Brief über die Zustände
der franz. Bühne 1799 als Richtschnur für Schauspieler und Theater-
dichter. Durchführung des idealen Darstellungsprinzips. Beigegeben
sind die Bilder von Karl August, Christiane Neumann, Caroline
jagemann, |. J. Graff, P. A. Woltt", von Schiller nach Frau Simonawitz,
Goethe nach dem Stich von Lips, die beiden letzteren mit Unter-
schrift; ferner Ansicht des alten Theaters 1779— 1825, des neuen
Theaters bis zur Errichtung des Goethe-Schiller-Denkmals 1825 — 1857;
des neuen Theaters mit dem Goethe-Schiller-Denkmal. Facsimile des
ersten Theaterzettels (»Die Jäger« von Mand).
Lothar Schmidt (ps. für Julius Wähle): Weimars klas-
sische Theaterzeit. Zum hundertjährigen Jubiläum des ^^'ei-
marer Hoftheaters. (Magazin für Literatur. Jahrg. 60. No. 18,
2. Mai, S. 278 — 280.)
Die hundertjährige Gedenkfeier des Grossherzoglichen
Hoftheaters in Weimar. (Kölnische Zeitung 2. Mai, No. 367.)
BiBLIOGRAPHIK. tOI
Paul Schlenther : Das Weimarische Theaterjubiläum.
(Sonntagsbeilage der Voss. Ztg. No. i8.)
Robert Keil: Zur hundertjährigen Jubelfeier des 'W'ei-
marischen Hoftheaters. Mit Illustrationen. (Vom Fels zum
Meer. lo. Jahrg., lo. Heft.)
H. Düntzer: Zur Jubelfeier des Weimarischen Theaters.
(Grenzboten Xo. 17.)
Der hundertjährige Gedenktag des Weimarer Hoftheaters.
Theater-Almanach für das Jahr 1892 (III. Jahrgang), heraus-
gegeben von der Genossenschaft deutscher Buhnenangehöriger.
Max Roediger: (joethes Theaterleitung. (Herrigs Archiv.
Bd. 87. S. 55-60.)
Proelss, Johannes : Zur Jubelfeier des Weimarer Hof-
theaters. Mit lUustr. (Gartenlaube No. 19.)
tttf: Zum hundertjährigen Jubeltage des Weimarer Hof-
theaters. (Ueber Land und Meer. Bd. 66. S. 683 f.)
tttf: Die Säcularfeier des Hoftheaters in Weimar.
(Ueber Land und Meer. Bd. 66. S. 743.)
Wildenbruch, E. v. : Scenischer Epilog zur Festvorstellung
des Weimarer Theaters am 7. Mai 1891. (Deutsche Rund-
schau. XVII, Heft 9.)
5. GEDICHTE.
Goethe. Langue allemande. Extraits des auteurs du
Programme, relies par des analyses et accompagnes de notes
et notices par L. Schmitt. Poesies lyriques de Goethe. Classe
de rhetorique. 4"^ edition. Paris, Delagrave. VIII u. 52 SS.
(lOethes (jedichte. Für die Frauenwelt ausgewählt von
Klara Braun. Mit Lichtdruckbildern. Stuttgart, Greiner und
Pfeiffer. XI u. 368 SS.
Auswahl deutscher Gedichte. Von Dr. Otto Lyon, Ober-
lehrer am Annen-Realgymnasium zu Dresden. Bielefeld, Vel-
hagen und Klasing. X u. 504 SS.
Entliäh auf S. iif — 55. 52 Gedichte Goethes u. a. m.
!02 Bibliographie.
Choix de ballades allemandes. Balladenbuch. Avec une
introduction et des notes par J. Kont, agrege de TUniver-
site, professeur au Lyree du Havre. Paris. Garnier freres.
XXVIII u. r .3 SS.
Ludwig Chevalier : Zur Poetik der Ballade I. (Zehnter
Jahresbericht des k. k. Staatsobergymnasiums in Prag Neu-
stadt). Prag, Rohlicek und Sievers. 6i SS.
Seite 20—26: Ueber Goethes Balladen.
Wold. Freih. v. Biedermann: Die Wiederholung als Ur-
form der Dichtung bei Goethe. (Ztschr. f. vgl. Litg. u.
Ren. Lit. N. F. IV. S. 267- 273.)
f A critical examination of Goethes sonnets. A lecture
read at the North-West Dondon division of the Goethe-
Society, on Wednesday evening 2 2nd January 1890 by
Charles Tomlinson, F. R. S. Member of the Goethe Societv.
London, D. Nutt. 16 SS. S°.
R. Sprenger: Zu Goethes Gedichten. (Zeitschr. f. d. dtschen.
l^nterr. 5. Jahrg. 11. H. S. 781 — 783.)
Heinrich DUntzer: Goethes Sesenheimer Lieder. (Allg.
Zeitg. Beil. No. 252.)
Zur Geschichte der freien Verse in der deutschen Dichtung.
Von Klopstock bis Goethe. Kieler Inaugural-Dissertation
von Adolf Goldbeck-Loewe. München, Buchholz. IV u. 82 SS.
Friedrich Försters Urkunden -Fälschungen zur Geschichte
des Jahres 1813 mit besonderer Rücksicht auf Theodor Körners
Leben und Dichten von Friedr. Latendorf. Pösneck, C. Laten-
dorf. 37 SS.
S. 9—16 Fälschungen an Goethe: i. Das bekannte Gedicht »Als
ich ein junger Geselle«; als Fälschung wird das Nichtprotestiren
Försters gegen die Aufnahme der Verse in Goethes Werke bezeichnet.
2. Der Bericht über die Begegnung mit Goethe in Meissen 12. April
(während es 19. April heissen muss); 3. Die Fassung des Goetheschen
Verses »Als an der Elb' ich die Waffen Dir segnete« (während Goethe
ihm schrieb.) Derartige Ungenauigkeiten und Nachlässigkeiten als
Fälschungen zu denunciren, ist doch wohl etwas hart.
Woldemar Frhr. v. Biedermann : Heidenröslein. (Zeitschr.
f. d. deutschen Unterr. V. Bd. 5. H. S. 334—340.)
Goethe habe sein »Heidenröslein« Herder als Volkslied mitge-
theilt; es liege daher von Goethes oder Herders Seite eine wissentliche
Bibliographie. 303
Täuschung vor. Sucht nachzuweisen, dass folgende Verse auf die
Schauspielerin Caroline Schulze, angedeutet in Goethes Aufsatz über
das Leipziger Theater, eine Parodie der \'erse, welche unter dem
Kupferstich der Genannten standen, von Goethe herrühren:
O Du, die in dem Heiligthum
Der Grazien verdient zu glänzen.
Auch ohngebeten krönt der Ruhm
Dich mit den besten Kränzen.
Doch soll des Lobes Melodie
Dir immer gleich erschallen.
So gieb Dir nicht vergebne Müh
Durch Tanzen zu gefallen.
(Gedruckt in »Sanmilung theatralischer Gedichte«. Erste Sammlung.
Leipzig 1776.)
Heuwes: Zu Goethes »Herbstgefühl«. (Z. f. d. d. Unterr.
5. J. 9. H.. S. 649 fg.)
Sprachliche Bemerkungen zu einem Spruch Goethes, be-
sonders in Bezug auf Bedingungssätze. (Zeitschrift für deutsche
Sprache. Jahrg. V. Heft i, S. 17—21.)
Es ist der Spruch »Keins von allen« in der Abtheilung »Epigram-
matisch«, der von der Ueberschrift an bis zu den Schlussworten sprach-
lich durchgenommen und bis in die kleinsten Einzelheiten analvsirt
und critisirt wird.
Daniel Jacoby : Hans Sachsens poetische Sendung.
(Vjschr. f. Litgesch. IV. 622.)
Der bekannte Schluss des Gedichts »In Froschpfuhl all das Volk
verbannt« ist zwei Aeusserungen Schubarts nachgebildet.
Das Tagebuch. Gedicht von J. V\'. von Goethe. Fünfte
Auflage. Dresden, Th. Lemke. 13 Seiten kl. 16°.
Ludwig Blume: Zu Goethes Gedicht »Willkommen und
Abschied«. (Chronik des Wiener Goethe-Vereins. No. 7. S.,
S. 26-28.)
Katalog 183. Autographen. Urkunden, Manuscripte,
Bücher. J. A. Stargardt, Berlin. 45 SS.
Verzeichnet S. 40 fg. eigenhändige Niederschriften von vier
Goetheschen Gedichten: »Pfingsten 1814; In ein Stammbuch zum
Bildchen von Ulrichs Garten; Campes Laokoon; Wasserbildung«. Die
im Catalog abgedruckten Fassungen bieten gegen die bekannten Drucke
ausser unbedeutendsten orthographischen Abweichungen keine Varianten.
Paul Hoftmann : L^ntersuchungen über Goethes Ewigen
Juden. (Vierteljs. f. Litgesch. IV. S. 116 — 152.)
504 Bibliographie.
Goethe, Hermann und Dorothea. Herausgeg. und bearb.
von G. Hofmeister. Leipzig, B. G. Teubner. (Samml. dtsch.
Dicht, u. Schriftwerke für höhere Töchterschulen, herausgeg.
von G. Bornhak, 15. Bdchen.) XIV u. 68 SS.
Goethe, Hermann und Dorothea. Schulausg. Bearbeit.
von L. Sevin. 2. Aufl. Berlin, H. Reuther. 64 SS.
t Goethe, Hermann et Dorothee. Edition annotee par
J. N.Wagner. Paris, Poussielgue, 1S90. IV u. 119 SS.
Goethe, Hermann und Dorothea. Mit 45 Handz. von
H. Looschen. (Classiker-Bibliothek, illustrirte 2. Band.) Berlin,
Bong & Co. 123 SS.
Heats Moderne Language Series. Goethes Hermann and
Dorothea. Edited with an introduction and notes by Water-
mann T. Hewett Ph. D. Professor of the german language
and literature in Cornell University. Boston, D. C. Heath
and Co. L u. 243 SS.
Der Text nach der A. 1. H., nur Orthographie und hiterpunktioa
geändert. Die Einleitung enthält Abhandlungen über die Quellen :
Salzburger Emigration, Campagne in Frankreich; über den historischen
Hintergrund; über die Entstehung des Gedichts (Zusammenstellung
von Daten aus Tagebuch und Briefen 18. Aug. 1796 bis 5. Sept. 1797);
über Voss Louise; über den Text [nach Schreyer] ; Varianten der
I. Ausg.; über den Vers. — Dem Texte folgen (S. 105 — 212) un-
gemein reichhaltige Anmerkungen, sprachliche, geschichtliche Er-
klärungen, Parallelstellen aus Goetheschen Schritten, älteren und
neueren Autoren. — S. 215 — 228 Bibliographie der benutzten all-
gemeinen Schriften, ferner der (in verschiedenen Ländern erschienenen)
deutschen Ausgaben des Gedichts, der Uebersetzungen, Monographieen
und Zeitschriftenartikel über dasselbe, Illustrationen. S. 229 bis Schluss :
Wort-Index.
In derselben Sammlung sind bereits erschienen Tasso hgg. von
Thomas; Sesenheim aus »Dichtung und Wahrheit« von Huss. —
Unter der Presse befindet sich »Dichtung und Wahrheit« Buch 1 — 5
von Buchheim.
Goethe, Hermann et Dorothe'e. Texte allemand, publie
avec un avant-propos, des sommaires et des notes explicatives
par B. Levy. Nouvelle edition. Paris, Hachette etC'"'". IV u.
115 SS.
Goethes Hermann und Dorothea. Herausg. von J- Pötzl.
3. .^ufl. (Hölders Classiker - Ausgaben für den Schulgebrauch.
15. Heft. Wien, A. Holder.) IV u. 66 SS.
Bibliographie. 505
Goethe, Hennann und Dorothea. Mit ausführl, Er-
läuterungen für den Schulgebrauch und. das Privatstudium
von A. Funke. 6. Aufl. Paderborn, F. Schöningh. 147 SS.
Erläuterungen zu deutschen Classikern von J. Schrammen I.
Köln, Ahn. kl. 8. 64 SS.
Goethes Hermann und Dorothea erläutert in 100 Dispositionen.
R. Löbell: Zum Capitel »Goethe ein grosser Nehmer«.
Goethe und J. H. Merck. (Zeitschr. f. d. deutsch. Unterricht.
5. Jahrg. II. H. S. 77o— 775-)
Einige Züge in »Hermann und Dorothea« : Neigung des Helden
zum Landbau, Erlebniss, Kränkung im Kaufmannshause aus Mercks
Skizze »Geschichte des Herrn Oheim« entnommen.
H. Draheim: Zu Goethe und Schiller. (Zeitschr. f. d.
deutsch. Unterricht. V. Jahrg. 8. Heft. S. 557 — 560.)
Der Pfarrer in »Hermann und Dorothea«. Darstellung der Be-
deutung- des geistlichen Berufs.
4. P R O S A S C H R I F T E N.
Velhagen & Klasings Sammlung deutscher Schulausgaben.
54. Lief. Goethe, kleinere Prosaschriften. Herausgegeben von
W. Nöldeke. II. Campagne in Frankreich, 1792. IV u. 116 SS.
Goethe. Campagne de France. Texte allemand. Avec
une carte, une introduction et un commentaire par E. Bailly.
Paris, Belin freres. 12°. XVIII u. 246 SS.
t Goethe. Extrait des oeuvres en prose, precedes de
notices et annotes par L. Schmitt. Paris, Delagrave, 1890.
8°. VI u. 120 SS.
Goethe. Poesie et Verite. Extraits publies avec une in-
troduction et des notes par The'ophile Gart. Paris, Belin
freres. 8°. XVI u. 224 SS.
Goethe. Extraits de IWutobiographie . . . pre'cedes de deux
notices et annotes par I>. Schmitt. Classe de troisieme.
26 edition. Paris, Delagrave. VIII u. 76 SS. (Cours superieur
de langue allemande.)
Die Franzosen in Frankfurt am Main und der Königs-
lieutenant in Goethes Elternhause 1759. (Zeitschr. f. deutsche
Sprache. Jahrg. V. H. i. S. 1 — 6.)
Gokthe-Jahuevch XIII. 20
306 Bibliographie.
Herders sämmtliche Werke. Herausgegeben von Bernhard
Suphan. Fünfter Band. Berlin, \A'eidmann. XXXI u. 732 SS.
Ist es auch an dieser Stelle nicht möglich, dem Fortschreiten
dieser monumentalen Ausgabe Schritt für Schritt zu folgen, so soll
dieser von B. Suphan, liauptsächlich von R. Steig bearbeitete Band
doch genannt werden. Hauptsächlich deshalb, weil er Herders Antheil
an der Schriit »Von deutscher Art und Kunst. Einige fliegende Blättere
enthält, ausserdem Herders Recensionen aus den »Frankf gelelirten
Anzeigen« vom Jahre 1772. Solcher werden im Ganzen 14 mitgetheilt.
Leider werden die Gründe, welche für die Aufnahme der einzelnen
Artikel sprechen, nicht angegeben; die Auseinandersetzung derselben
soll in einem besonderen Aufsatz geliefert werden.
Rudolf Steiner: Geheimniss in Goethes Räthselmärchen
in den Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten. (Wiener
Chronik. No. 12, S. 44.)
Goethes Wilhelm Meister und die ästhetische Doctrin
der älteren Romantik von Heinrich Prodnigg. (S.-A. aus
dem XL. Jahresbericht der steierm. Landes-Oberrealschule.)
31 SS.
F. Meyer von Waldeck : Die Memoiren des Marschalls
V. Bassompiere und Goethes Unterhaltungen der Ausge-
wanderten. (Archiv f. d. Stud. neuerer Sprachen. LXXXVII.
S. 252 — 255.)
Daniel Sanders : Sprachliche Anmerkungen zu dem
2. Theil von Goethes Wahlverwandtschaften bis zur Novelle.
4obändige Ausgabe, Bd. 15, S. 151 — 242. (Zeitschrift für
deutsche Sprache. Heft lo, 11, S. 389 — 393, S. 429 — 434.)
Werther.
M. Landau betont in einer Besprechung von Tiemann : Deutsche
Literatur im Lichte der italienischen Kritik (Zeitschr. f. vgl. Lit. IV,
255), dass die vollständige Abhängigkeit Foscolos von Goethe nun-
mehr keinem Zweifel unterliegt.
Fritz Winter: Goethes Antheil am Wandsbecker Boten.
(Vjschr. f. Litgesch. IV, H. 4, S. 513—528.)
Abdruck des Aufsatzes 14. Jan. 1774 »Ueber die Frage: Welche
Hand Götzens von ßerlichingen eisern gewesen« nach C. H. Schmids
Zeugniss von Goethe, als Erwiderung auf einen Angrift" Kästners.
(Für Goethe sprechen einzelne Ausdrücke, ferner häufige Anwendung
der Ausrufungszeichen, Gedankenstriclie, des Semikolons, um die
Glieder eines Causalsatzes zu trennen.) — Möchte für Goethe ausser-
dem in Anspruch nehmen 17. Sept. 1773: Der geistliche Don Q.ui-
xote; 5. März 1774: Entwurf einiger Abhandlungen vom Herzen;
12. Sept. 1774: Die Mädcheninsel, eine Elegie.
Bibliographie. ^OJ
E. ÜBERSETZUNGEN.
Diderot. Le neveu de Rameau, satyre publice pour
la premiere fois sur le manuscrit original aulographe avec
iine introduction et des notes par Georges Monval accompagnee
d'une notice sur les premieres editions de l'ouvrage et de
la vie de Jean-Francois Rameau par Er. Thoinan. Paris,
l.ibrairie Plön. (Bibliotheque Elze'virienne. 126. Band.) 16°.
XXXm u. 233 SS.
Das Originalmanuscript ist von G. Monval in einer bei einem
Pariser Antiquar erstandenen 30obändigen Sammlung von Tragödien
-entdeckt worden. Es scheint in der Zeit 1774 bis 1777 geschrieben. —
Die Einleitung S. XVIII fg. geht auf Goethes Uebersetzung und die
(1821) nach derselben gemachte französisclie Ausgabe ein. — Das
Verhältniss dieses ursprünglichen Textes zu dem von Goethe benutzten
l;ann hier nicht erörtert werden.
f William P. Andrews: On the translations of Goethes
j)Faust«. (The Atlantic Monthly 1890, Decbr.)
Hippolytus des Euripides. Ausgabe und Uebersetzung
-von U. V. Willamovitz-Möllendorf. Berlin, Weidmann. 245 SS.
Im Vorwort über Goethe als Uebersetzer. Mittheilung zweier
griechischen Uebersetzungen des Gedichts »Wandrers Nachtlied« (Ueber
allen Gipfeln).
f Goethe. Hermann et Dorothee, poeme. Traduction
franraise par Bitaube. Paris, Delalain freres, 1890. XX u. 95 SS.
Goethe, W., Armin i Doroteja, pjesan, preveo V. Vezic.
Agram. (Verlag der Aktien-Buchhandl.) Kroatisch.
Goethe, Iphigenie en Tauride, drame en cinq actes.
Avec une introduction et des notes par Emile Riquiez. Paris,
Garnier freres. 12°. VIII u. loi SS.
— Iphigenia Taurisban. Forditotta Czengeri J. Kiadja a
Kisfaludytärsasag. Budapest, Franklin-Verein.
Goethes Wilhelm Meisters Apprenticeship and Travels.
Translated by Thomas Carlyle. VVith critical introduction
by Edward Dowden. Edited, with notes, by Glement King
Shorter. 2 vols. London, Stott. 12°. 860 SS.
t Goethes Faust ; from the German, by J- Anster. Vignette
ed., ill. by F. J. Boston. New Vork, F. A. Stokes Go., 1890.
c. 4-360 SS.
20*
3o8 Bibliographie.
Goethuo. Faust, tragedie. Preloiil Jaroslao Vrchlicky.
V Praze, F. Simacek. 2 Bde. 16". XVII 208 u. 328 SS.
— Hermann et Dorothee. Traduction francaise parB. Levy,
ancien inspecteur general de l'instruction publique. Avec le
texte allemand et des notes. Paris, Hachette et Cie. 16°.
IV u. 187 SS.
Goethe. Clavigo. Et Sörgespil. Oversat af J. Magnussen.
Kjöbenhavn, Schou. 70 SS.
Goethe, Autobiografia : poesia e verita. Prima versione
itaUana di A. Courtheoux. Parte IL Alilano, Sonzogno. 16'.
196 SS.
— Knabenjahre (1749— 1761). Goethes Boyhood: Being
the First Three Books of his Autobiography. x\rranged and
annotated by Wilhelm Wagner. New ed., revised and
enlarged by ]. W. Cartmell. London, Cambridge Warehouse.
8°. 166 SS. '
— Campagne de France. Avec notices et notes par
L. Schmitt, agrege de l'Universite, professeur. Classe de se-
conde. 36 edition. Paris, Delagrave. 12°. VIII u. 64 SS.
Goethe, Campagne de France. Traduction francaise par
Jacques Porchat. Paris, Hachette (S: Cie. 32". 236 SS.
Goethe, Viaje a Italia, traducido directamente del ale-
män, por F. G. Garrido de Rodriguez Mourelo, Tomo I.
Madrid, Hernando y Comp. 8°. VIII u. 374 SS.
Goethe-Schiller, Egmont. Treurspel in vijf bedrijven
(8 tafereelen] voor het Nederlandsch tooneel bewerkt; met
een voorwoord door Jac. de Vos. Zaandijk, J. Heijnis Tz.
Kl. 8°. 108 SS.
t II libro dell' amore. Poesie italiano raccolte et ethmiere
raccolte e tradotte da M. A. Canini. 5 Bände. Venezia,
C. Coen, später J. Merto, 1885 — 1890.
Enthält viele Uebersetzun^^en Goethescher Lieder. Im Einzelnen
nach einer freundlichen Mittheilung Munckers: Bd. i : (Mailied:) »Wie
herrlich leuchtet« (Rastlose Liebe), »Dem Schnee, dem Regen«, Wonne
der Wehmut (»Trocknet nicht«), Wehmut (»Ihr verblühet, süsse
Rosen«), »Sie liebt mich« (aus Erwin II, 8), »Sieh mich, Heilger, wie
ich bin« (ebendaher), »Meine Ruh' ist hin«; in Bd. 2: »Wunderlichstes
Buch der Bücher« (Divan, Buch 3), »Ueber meines Liebchens Aeugeln«,
»Wie mit innigstem Behagen« (Buch Suleika), »Voll Locken krau?«
BiBLIOGRAPHIi;. 309
(Divan, Buch 3); )Ja die Augen warens, ja der Mund« (Divan, Buch j);
in Bd. j : Der Abschied (»Lass mein Aug' den Abschied sagen«),
An die Entfernte (oSo hab' ich wirkhch dicli verloren?«), Willkommen
und Abschied («Es schlug mein Herz«), Pilgers Morgenlied («Morgen-
nebel, Lila«); in Bd. 4: «Höret alle mich, ihr Götter« (Erwin I, 2),
»Locken, haltet mich gefangen« (Divan), Neue Liebe, neues Leben
(«Herz, mein Herz«); in Bd. )'.■ ist kein Goethesches Gedicht übersetzt.
Die des »Mailied« mit Gegenüberstellung des Originals druckt F. Muncker
in einer Besprechung des Werkes (Allg. Zeitg. Beil. No. 97) ab und
charakterisirt sie als «viel promphafter und steifer« denn jenes.
t The bride of Corinth. (Die Braut von Corinth.)
Translated in the metre of the original, by Charles Thom-
linson, F. R. S. Member of the Goethe Society. Printed
for the author. January 1890. VIII SS. in 8°.
II. Biographisches.
A. ALLGEMEINES. ^
Browning, O., Goethe, bis life and writings. London,
Sonnenschein & Co.
Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung aus
den Quellen von Karl Goedeke. Zweite ganz neu bearbeitete
Auflage. Nach dem Tode des Verfassers in Verbindung mit
D. Jacoby, Karl Justi, Max Koch u. A. fortgeführt von
Edmund Götze. Vierter Band. Vom siebenjährigen bis zum
Weltkriege. Erste Abtheilung. Dresden . L. Ehlermann.
XII u. 780 SS.
Goethe S. 419 — 756, dazu einige Nachträge 760 fg., Goethe
Register 769—776. Der grosse Abschnitt ist von Max Koch voll-
ständig neu bearbeitet; den 200 Seiten der ersten Auflage stehen etwa
350 gegenüber. Schon die Biographie zeigt einschneidende Aender-
ungen ; in derselben »tritt mehr der dichterische Entwickelungsgang
hervor, ohne dass er von Inhaltsangaben seiner Werke unterbrochen
wird.« Wesentliche Bereicherung, Umgestaltung mit fleissigster Be-
nutzung und Registrirung der ins Ungeheure angewachsenen Litteratur
zeigt der bibliographische Theil. Seine Anordnung ist wesentlich
anders als in der ersten Ausgabe. Auf Einzelnes hinzuweisen, ist
leider nicht möglich. Auslassungen zu bemängeln wäre eine grosse
Ungerechtigkeit gegen den Fleiss des Sammlers, eine um so grössere
als es S. 565 A. ausdrücklich heisst: »Vollständigkeit ist bei der Aus-
nahmsstellung der Goetheliteratur dem ^^■illen Goedekes gemäss nicht
erstrebt.«
Histoire abregee de la litterature allemande depuis les
origines jusqu'en 1870. Avec un choix de morceaux traduits,
;I0 Bibliographie.
des notices et des analyses par A. Bessert, inspecteur general
de rinstruction publique. Paris, Hachette et Cie, III u. 569 SS.
S. 276 — 527: Goethe. Dabei ein Bild d::s alten Goethe; als
Titelbild das Goethe-Schiller-Denkmal in Weimar.
Franz Muncker : Goethe. (Pierers Conversationslexikon.
7. Auflage. VI. S. 906 — 921.)
A. Bettelheim: Die Unmöglichkeit einer Goethe-Bio-
graphie. (Allg. Zeitg. Beil. No. 212.)
B. BIOGRAPHISCHE EINZELHEITEN.
Hallberg: La prämiere jeunesse de Goethe; son sejour
a Leipzig, d'apres sa correspondance. (Mem. de l'acad. des
Sciences de Toulouse. IX. ser. II. tome.)
t [Jan], Hermann Ludwig [von] : Strassburg. Von der
alten und der jungen Hochschule. (Burschenschaftliche Blätter.
1S90, Nr. 6.)
Betr. auch Goethes Aufenthalt in Strassburg.
Wolff, Henry W. : The country of the Vosges. With a
map. London, Longmans, Green & Co. XIII u. 368 SS.
Chapter V: Strassbourg. : .... The City in Goethes Time.
Goethes fondness for it. — Chapter VI : The Zorn and the »Goethe
Country«. — Chapter VIII: Ste. Odille and Hohwald: S. Odilias
Storv — its influencc on Goethe ....
Goethe in der Schweiz. Eine Studie zu Goethes Leben.
Von J. Herzfelder. Leipzig, S. Hirzel. 221 SS.
J. Herzfelder: Goethe und der ZUrichersee. (lieber Land
und Meer. XXXIIL No. 44.)
Erich Petzet: Goethe in Italien. (Frkf. Ztg. 10. Juni.)
Lily von Kretschman: Weimars Gesellschaft und das
Chaos. (Westermanns illustr. deutsche Monatshefte. Heft 422.
Nov. S. 235 — 264.)
Mit einer blattgrossen Abbildung »eine Hofgesellscliaft in Weimar
unter dem Grossherzog Karl Friedrich«, nach einem Original aus d.
J. 1856 und den Bildern der Gräfinnen Caroline Auguste Julie v. Egloff-
stein, sowie den Ansichten von Tiefurt und Ettersi^erg (1836). Schil-
derung der Weimaraner, der Fremden, K. v. Holtei, der Engländer.
Bibliographie. tII
Namentlich die Umgebung der Ottilie wird bevorzugt; die Aufzeich-
nungen der Jenny von Pappenheim gehen als Quelle. ^Idria Paulownu
und ihr Kreis. Gelegentliche Besucher: Rahe!, David, Mickiewicz. Be-
gründung der Gesellschaft, die das »Chaos« herausgiebt. Mittheilungen
von Beitragen der Ottilie, des August von Goethe, Holtei, Jenny
V. Pappenheim, Sarazin, Davantry, Charles des Voeu\, de la .Viotte
Fouque, Chamisso, Riemer, Eckermann, Auguste Jakobi, J. D. Gries,
K. V. Meyer, Stephan Schütze, Knebel, Peucer, Zelter, Felix Mendelssohn,
Fr. Förster, Adele Schopenhauer. — Die mannigfachen Gedichte »An
Ihn« als Erwiderung des Gedichtes Goethe »an Sie« (Hempel I, 95)
werden mitgetheilt. — Die Verse »Mit einem buntgestickten Kissen«
sind an Auguste Gräfin Egloffstein gerichtet. Goethe als Redacteur.
Gedichte auf Goethe, üebersetzungen seiner prosaischen Aufsätze.
Goethes Tod und Bestattung. (Deutsche Bühnengenossen-
schaft. No. 26.)
C. GOETHES ELTERN, GATTIN, SOHN, ENKEL.
O. Heuer. Die Aufzeichnungen des Stadtschultheissen
Joh, Wolfg. Textor. (Berichte des Fr. D. Hochstifts. N. F.
Bd. Vn. S. 199 — 206.)
.\uszüge aus dem seit 1883 dem Hochstift gehörigen duartheft
des Genannten, Goethes Grossvaters; beginnend mit einer Selbstbiographie,
dann Mittheilungen über Rathsverhandlungen bis 1735. Die Aul-
zeichnungen sind erst 1747 begonnen. Bestreitet die gehässige
Schilderung Textors durch den Arzt Senckenberg, seinen persönlichen
Feind. Betont, dass die eigenen Aufzeichnungen Textors Goethe in
keiner Weise widersprochen, sondern in manchen Punkten seine
Richtigkeit bestätigen.
Die Familie der Mutter Goethes. (N. Fr. Presse, Abendbl.
27. März.)
Goethes Mutter. Ein Lebensbild nach den Quellen von
Dr. Karl Heinemann. Mit vielen Abbildungen in und ausser
dem Text und zwei Heliogravüren. Leipzig, Arthur Seemann.
XII und 368 SS.
K. Heinemann: Frau Christiane von Goethe geb. Vulpius.
(Westermanns Monatshefte. März.)
Walter Vulpius : Das Stammbuch von August von Goethe.
(Deutsche Rundschau. Juli, Jahrg. 18. H. 7.)
Lily von Kretschman: Ottilie von Goethe und ihre Söhne.
Aus den Erinnerungen einer Zeitgenossin. (Westermanns
Monatshefte. 35. Jahrg. 415. Heft, S. 97 — 109.)
312 Bibliographie.
Lily von Kretschman: Dichtungen von August und Ottilie
von Goethe. (Deutsche Dichtung, herausgeg. von K. E.
Franzos. X. Bd., lo. Heft, S. 249 fg.)
Schwabe, J. : Goethes Enkel. (Deutsche Revue. XVI.
Jahrg., Decemberheft.)
D. GOETHES VERHÄLTNISS ZU SEINEN VORGÄNGERN,
FREUNDEN UND NACHFOLGERN.
Lina Morgenstern : Erinnerungen an die Herzogin Anna
Amalia zu Weimar. (Deutsche Hausfrauenzeitung. No. 19. 20.)
Aus meinem Leben. Die ersten dreissig Jahre 1S19 — 1S49.
Von Alfred Ritter von Arneth. Als Manuscript gedruckt.
Wien. VIII und 438 SS.
S. 51 fg. Berichte der Mutter (Toni Adamberger) über ihre
Leetüre und Erlernung Goethescher Stücke. S. 61 ff. Aufführung des
»Egmont« mit der Beethovenschen Musik in Wien. S. 75 fg. »Iphigenie.«
S. 123 Grillparzers Lob des Harfnerliedes.
R. Köhler: Goethe e il poeta italiano Domenico Batacchi.
(Archivio per lo studio delle tradizioni popolari X I.)
Ital. Wiedergabe der 1890 in den Abhandlungen der Königl.
Sachs. Gesellschaft der Wissenschaften erschienenen Arbeh.
C. Gerhard : Ludwig von Beethoven in seinen Beziehungen
zu berühmten Musikern und Dichtern, Dresden, Oscar
Damm, 1892. 30 SS.
Jakob Baechtold: Bodmers Tagebuch 1752 bis 1783
in: Jubiläumsschrift der Allgemeinen Geschichtsforschenden
Gesellschaft der Schweiz S. 190 — 216.
1775 »In diesem Sommer kam Goethe zu Lavater«. Der Aufent-
halt 1779 w'ird nicht erwähnt. 1777 heisst es: »Lenz war zu Lavatern
gekommen. Man sagte, dass Lenz vor Genie zerspringen möchte. Ich
sehe nicht, dass er in dieser Gefahr stehe«.
Bürgers Homerübersetzung. Von Dr. Otto Linke, Ober-
lehrer. Berlin, R. Gärtner. 39 SS. 4°.
Geht auch auf die G.-J. V passim mitgetheilten Notizen über die
Uebersetzung und Goethes Förderung derselben (1778) ein. S. 19 Goethes
Ansichten über Homerübersetzungen. S. 21 fg. Goethe und Bürger.
Bibliographie.
30
Hermann Hager: Joseph Green Cogswells Beziehungen
zu Goethe. (Archiv f. d. Stud. neuerer Sprachen. i.XXXVII.
S. 247 — 252.)
Einzehie Nachträge zu G.-J. Xll, 284, 2S8, 528.
1 1 1 Goethe ein Vorgänger Charles Darwins. (Natur-
wissenschaftL Wochenschrift. No. 38.)
Am 100. Geburtstage Grillparzers. Von S. M. Prem.
BieUtz. Im Verlage des Verfassers. 17 SS.
Gelegentlich Erwähnung von Goethes Werken ; Beziehungen Grill
parzers zur Goetheschen Familie; sein Faust-Entwurf als Fortsetzung
des Goetheschen geplant.
K. J. Schröer: Grillparzer bei Goethe. (Chronik des
Wiener Goethe-Vereins. 6. Jahrg. No. i, S. 4—8.)
Julius Wähle: Grillparzer in Weimar, (Weimarer Zeitung.
15., 16., 17. Jan.)
Auf alle übrigen Grillparzer-Artikel, welche gelegentlich auch
von den Beziehungen Grillparzers zu Goethe spreclien, kann selbst-
verständlich an dieser Stelle nicht hingewiesen werden.
Grillparzers Ansichten über Literatur, Bühne und Leben.
Aus Unterredungen mit Adolf Foglar. Zweite und vermehrte
Auflage. Stuttgart, J. G. Göschen. VI u. 71 SS.
Die erste Auflage erschien vor etwa 20 Jahren. S. 4 Goethes
Egmont. S. 22 fg. Sehr bewundernde Stelle über Goethe: gegen Tasso
und gegen Bettina. S. 26 Bemerkungen über »Clavigo«. S. 27 Rai-
mund konnte Goethe durchaus nicht leiden.
Michael Berna3-s : Zur Kenntniss Jacob Grimms. (Allg.
Ztg. Beil. No. 46 ff., 24. Febr. ff.)
Im Anschluss an die Briefe Jacobs an S. Hirzel (Z. f. d. Alterth.
Anzeiger 16, 220 — 264). Mittheilungen über Jacobs Verhältniss zu
Goethe: Citate aus Goethe, Goethe als Sprachkünstler, ^\'ilhelms
Vertheidigung der Deutschen gegen Goethe. — W^ilhelms Bezugnahme
auf zwei Briefe Goethes an Reichardt 28. Febr. 1790, 5. Febr. 1801.
— Begeisterte, auf tiefer Kenntniss gegründete Verehrung Hirzels
für Goethe.
Lebenserinnerungen von Klaus Groth. Herausgegeben
von Eugen Wolff. Kiel, Lipsius & Tischer. 12°. 125 SS.
S. 86 ft". Begegnung mit Eckermann (1854), der Vieles von
Goethe erzählte. »So gross war der alte Herr«, sagte er bald nach
der Begrüssung; dann »Wenn der alte Herr doch noch Ihren Q.uick-
born erlebt hätte. c
314 Bibliographie.
Goethe, das Haus Habsburg und Oesterreich. Aus An-
lass des 600jährigen Gedenktages des Todes Kaisers Rudolf I.
von Habsburg, 15. Juli 1291. Eine Studie von Pr. Radics.
Wien. 79 SS. (S. A. aus der Oesterr.-Ung. Revue. Juli
bis Sept.)
Chroiiologiscli geordnete ZusamniensteUang der Aeusserungen
Goethes über Land und Leute in Oesterreich (Böhmen, Tirol, Galizien),
über Haus Habsburg (die einzelnen Mitglieder des Kaiserhauses, wiederum
nach der Reihenfolge der Regenten), über k. und k. Armee, über
Staatswesen und Staatsbeamte, über Gesellschaft und das Curieben,
über Kunst und Wissen (Urtheile und Beziehungen zu Schriftstellern,
Künstlern), — Todesfeier Goethes in Oesterreich, Erinnerungsstätten
daselbst.
Ludwig Geiger: Aus der Blüthezeit der Charlotte von
Hagn. (Berliner Tageblatt. 29. April, No. 213, Abendblatt.)
Goethes Aeusserung über ihr Bild, Zelter (an Goethe) über
dasselbe und ihre ersten Berliner schauspielerischen Leistungen.
Lang, Wilhelm: Von und aus Schwaben. Geschichte,
Biographie, Litteratur. 7. Heft: Gottlob David Hartmann.
Ein Lebensbild aus der Sturm- und Drangzeit. Stuttgart,
W. Kohlhammer, 1890. [Auf dem Umschlage: 1891.] IX u.
132 SS.
S. 88 bis 95. Reise nach Mitau. Bei Goethe und Wieland. In
Berlin.
Grotthuss, J. E. v. : Minna Herzlieb. Eine Spätherbst-
blüthe aus Goethes Liebes- und Dichterleben. ]\Iit ihrem
Bild von L. Seidler. (Velhagen und Klasings Neue Monatshefte.
V. Jahrg. Heft 11.)
Hermann Schreyer: Die Hochzeit des Achilleus. Drama.
Nebst einem Anhang : Achilleus bei Homer und Goethe
Gütersloh, Bertelsmann. V u. 147 SS.
Goethe. Ses precurseurs et ses contemporains Klopstock,
Lessing, Herder, Wieland, Lavater, la jeunesse de Goethe par
A. Bossert, inspecteur general de llnstruction publique.
Ouvrage couronne par l'Academie francaise. Troisieme edition
revue et corrigee. Paris, Hachette et Cie. 327 SS.
Vom Verf. rührt das oben S. 509/310 skizzirte und das G.-J. IV, 449
genannte Werk her. In dem vorliegenden beziehen sich speziell
auf Goethe der Anfang des 3. Capitels: Verhältniss zu Klopstock.
Im Gap. 7—9 wird Goethes Jugend dargestellt; Gap. 10 ist über-
schrieben: Premier groupe litteräire de Goethe, Götz von Berlichingen;
Cap. 11: Werther; Cap. 12: Transformation de la poesie de Goethe.
Bibliographie. 315
Im Cap. 15 werden die Beziehungen zu Lavater, im Cap. 14 die zu
F. H. Jacobi, F. L. und Auo;uste von Stolberg, Lili Schönemann und
die Abreise Goethes nach Weimar behandelt.
Theodor Körner. Zum 23. September 1S91. Von Rudolf
Brockhaus. Leipzig, F. A. Brockhaus. 198 SS. in 4°.
Iinthält Materialien aus der reichen Auto^raphensammlung des
Herausgebers mit werthvollen Anlagen und Erläuterungen. Es sind
65 Briefe von, an und über Körner. — S. 47 schreibt Emma an ihren
Bruder (27. Mai 181 2) »Da ich eine gute Gelegenheit gefunden habe,
Dir die üriginalzeichnung der Weimarischen Decoration zur Toni zu
senden, habe ich die längst versprochene verkleinerte Copie nicht ge-
macht und bin jetzt recht froh darüber, dass Du lieber den EtTekt aus
dem grösseren Blatt bcurtheilen kannst. ** sagte uns, dass diese De-
coration in Wien weit einfacher gewesen, was nach meinem Gefühl
auch der Situation mehr entspricht, besonders ist mir die Thüre im
Fond bei der Weimarischen nicht massiv genug und zu sehr verziert;
die vordere Halle muss aber einen sehr hübschen Eftekt machen. Ich
sehe Goethen ordentlich, wie er sich in den Verzierungen derselben
gefallen hat und es muss Dir eine sehr angenehme Empfindung machen,
dass ein Geist wie der seinio;e so warmes Interesse an Deinem Pro-
dukt genommen, dass er auch bis in das kleinste Detail alles zur Auf-
führung wohl angeordnet hat.« S. 145 Anm. zu dieser Stelle. —
S. 149 fg. Ausführung des Herausgebers übei' das Verhältniss C. G.
Körners zu Goethe; Zusammentreffen 1789; S. 162. Wichtig die
Notiz aus einer Aufzeichnung Körners über die von ihm herzustellende
Ausgabe von Schillers Werken: ^jFragmente von Briefen. — Goethens
CorrcSpoudeii-.»
Paul Lindau : Ferdinand Lasalles Tagebuch. (Nord und
Süd. Mai. S. 184— 211.)
Der Fünfzehnjährige (die Aufzeichnungen sind aus dem J. 1840)
liest Schriften Goethes und beurtheilt dieselben: Wahlverwandtschaften,
Clavigo, Wilhelm Meister. Ueber letztern heisst es (3. Aug. S. 205):
»Sonderbar! Ich glaube bis auf einige Abweichungen mich im Meister
geschildert zu sehen. Auch icli stand vor drei Monaten an diesem
Scheidewege. Auch mein Herz lebte nur für die Kunst, die ich lassen
musste, scheinbar lassen musste, um mir ein Gewerbe zu wählen.
Aber welcher Unterschied!«
Johann Kaspar Lavater. Ein Gedenkblatt zu seinem
150jährigen Geburtstage, 15. November 1891. Von einem
Urenkel Lavaters. (Illustrirte Zeitung, No. 2524.)
Lenau und Sophie Lüwenthal. Tagebuch und Briefe
des Dichters nebst Jugendgedichten und Briefen an Fritz
Kleyle, herausgegeben von Ludwig August Frankl. Mit Lenaus
und Sophiens Porträt und der Abbildung des Lenau-Denkmals
in Wien. Stuttgart, J. G. Cotta Nachfolger. VIII u. 267 SS.
S. 199: »Mir hat Goethe bei meiner Faustdichtung durchaus nicht
geschadet. Ich schreibe keine Ilias post Homerum«. — Ueber seinen
Faust sehr merkwürdige Bekenntnisse, S. 240.
3^6 Bibliographie.
Curt Grottewitz: Der Dichter Jakob Reinhold Lenz nach
seiner Verbannung von Weimar. (Wissensch. Beil der Leip-
ziger Zeltung. No. 155, 31. Dez.)
W. V. Biedermann : Imaginärer Hass gegen Goethe.
(Wissensch. Beil. der Leipziger Zeitung. No. 30, 12. März,
S. 117 — 119.)
Kritik von Froitzheims Schrift «Lenz und Goethe« (vgl G.-J. XII,
311.) In der Verurth:;ilung Fr.'scher Behauptungen stimme ich mh
Biedermann überein ; vgl. m. Artikel »Lenz und Goethe« (Allg. Ztg. 9.
Jan. Beil. No. 7.}
Lessing. Geschichte seines Lebens und seiner Schriften
von Dr. Erich Schmidt, Professor an der Universität Berlin.
Zweiten Bandes zweite Abtheilung (Schluss). Berlin, Weid-
mann 1892. IV, SS. 347 — 822.
S. 562 fg. 574, 581 Goethe über »Nathan der Weise«, 579 Auf-
führung in Weimar. S. 634 fg. Goethes Betrachtung der Bibel und des
Judenthums. S. 651 Goethe und die Seelenwanderung. 660 fg. 666 fg.
Goethe im Lessing-Jacobischen Streit, über Mendelssohn, Verhältniss
zu Spinoza. S. 681 Das Gedicht »die Geheimnisse.« S. 694 Goethes
stilistische Umgestaltung seiner Werke. 708 fg. Gegensatz von Goethes
und Lessings Stil und Schriftstellerart. 728, 734 Goethes Gleichnisse.
750 fg. Lessings Verhältniss zu den W'eimarer Grössen. 756 Lessings
Urtheile über Goethe. 777 Goethe über Lessings Tod. S. 781 fg.
Goethe (auch die Xenien) über Lessings Schriften und Editionen.
Otto Ludwigs gesammelte Schriften, 6 Bände. (Herausge-
geben von Adolf Stern und Erich Schmidt.) Leipzig, P.W. Grunow.
Bd. V in dem Abschnitt »Ueber ältere und neuere Dramen«
folgende Capitel: »Die naiven Frauen Goethes«; »Gretchen im Faust«
daselbst in den Shakespeare-Studien das Capitel »Goethe über Hamlet.«
— Bd. I (Biographie) theilt S. 81. 86. 88. 115 Näheres über Otto
Ludwigs Compositionen Goethescher Balladen mit (einige erschienen
im Druck 1839). Er componirte ausserdem das Gretchenlied »Ach
neige du Schmerzensreiche« und verzeichnete sich »Oberons und Titanias
goldene Hochzeit« als Programm zu einer Concertouverture.
König Ludwig I. von Bayern in seinen Briefen an seinen
Sohn den König Otto von Griechenland. Von Legationsrath
Dr. Ludwig Trost, k. bayer. Geheimer Haus- und Staats-
archivar. Bamberg, C. C. Buchner. XII u. 202 SS.
S. 19, 100, loi. Goethes Sympathie für König Ludwig. Mit-
theilung der bekannten Stelle aus Eckermanns Gesprächen.
Lily von Kretschman : Felix Mendelssohn-Bartholdy in
Weimar. Aus dem Nachlass der Baronin Jenny von Gustedt
geb. von Pappenheim. (Deutsche Rundschau. 18. Jahrgang.
2. Heft, S. 311—315-)
Bibliographie. 5^7
Anniuthige Schilderung des Aufenthaltes Felix Mendelssohns in
Weimar, besonders im Goetheschen Hause mit manchen unbekannten
Anekdoten, Notizen über seine Theilnahme am »Chaos«, einem un-
gedruckten Gedicht.
Albert Heintz: Felix Mendelssohns Briefe an|Goethe.
Nach Max Friedländers Veröffentlichungen im Goethe-Jahr-
buch mitgetheilt. (Allgemeine Musik-Zeitung. XVIIT. 32 — 34.)
A. K. Zu Joh. Heinr. Mercks i5ojährigem Geburtstage.
(Illustr. Ztg. Nr. 2493, S. 3S7.)
Auch mit Hinweis auf das Verhältniss zu Goethe.
Heinrich Düntzer: Joh. Heinr. Merck f 27, Juni 1791.
(Beil. z. Allg. Ztg. No. 143, 144, 146.)
Neues über die Studienzeit in Erlangen. Ausführlich über die
Verbindung mit Goethe in dessen Frankfurter Zeit. Bruch Herders mit
Goethe 1775. Kürzer über die Zeit seit 1775.
Briefe des General-Feldmarsch. Grafen Helmuth v. Moltke
an seine Mutter und an seine Brüder Adolf und Ludwig.
(Gesammelte Schriften 4. Band, Briefe, i. Sammlung.) Berlin,
E. S. Mittler u. Sohn. XV u. 319 SS.
Verdient auch an dieser Stelle Erwähnung, weil Moltke häutig
Steilen aus »Faust« und anderen Goetheschen Werken citirt. Hört
Winter 1828/29 Universitätsvorlesungen über Goethe. [H. G. flotho
De Goethio poeta ejusque scriptis poeticis, Montag 6 — 7 gratis.]
Goethe und Napoleon. (Deutsche Post V. 8. Febr. S. 88
bis 90. [Vgl, oben Chronik S. 252 — 54.]
H. W(ittma)nn, Goethe und Napoleon. Nach Talleyrands
Memoiren. (Neue Freie Presse No. 9564.)
Richard George : Napoleon I. und seine Beziehungen
zu Goethe und Wieland. (Literarischer Merkur. No. 18, 19,
S. 137 ff. 145 ff-)
K. Menge, Goethe und Wieland vor Napoleon in Erfurt
und Weimar. Nach Talleyrands Memoiren. (Ztschr. f. d. deut-
schen Unterr. V. Bd., 5. H., S. 321 — 333.)
Napoleon, Goethe und Wieland. (National-Zeitung. 21.,
24. Febr., 2 Feuilletons.)
Theilt Talleyrands Bericht mit, macht schon auf einige Wider-
sprüche aufmerksam, welche zwischen diesem und der Erzählung
Goethes herrschen, meint aber, dass daraus nicht die Unechtheit von
3l8 Bibliographie.
T.s Darstellung zu folgern sei; »T. habe wiedergegeben, was bei Goethe
fehlt.«
(Otto von Leixner) : Ein Lügner übers Grab hinaus.
(Deutsche Roman-Zeitung. 28. Jahrg. No. 26, 3. 919 — 922.)
Eine in den Abweichungen frappirende Gegenüberstellung von
»Talleyrand (in seinen Memoires) über Goethe bei Napoleon« und
»Goethe über sich selbst bei Napoleon«.
Ludwig Geiger : Na])oleon und Goethe. Kritisches zu
Talleyrands Memoiren. (»Nation« No. 32, S. 500 — 502.)
Stellt die Berichte Goethes und Talleyrands über die Erfurter
Unterredung (1808) zusammen, macht auf die Widersprüche beider
aufmerksam und erklärt T.s Erzählung für eine spätere willkürliche
Composition.
Goethe und Oehlenschläger. Ein Autograph des Letzteren.
(Chronik des Wiener Goethe- Vereins. No. 3, S. 14.)
Billet an Riemer (für Goethe bestimmt, 1806?) aus der Auto-
graphen-Sammlung der Frau Fürstin Marie zu Hohenlohe-Schillings-
fürst: »Ich wurde gestern von der Herzogin zum Mittag heute ein-
geladen, und da musste ich mich also in die fürstliche Gnade schicken,
obschon wie Sie wohl wissen können ich weit lieber bey Goethe wäre;
haben Sie die Güte und entschuldigen Sie mich für heute. F2s ist mir
immer ein Fest, wenn ich bey Goethe bin und dann (!) hab ich armer
Teufel denn heute aus lauter Gnade verloren«.
Goethe und Oehlenschläger. (Chronik des ^^'iener Goethe-
Vereins. No. 7, 8. S. 25 fg.)
Zweimaliger Aufenthalt Oehlenschlägers in \\'eimar 1806 u. 1809.
Notiz über den letzten.
Briefwechsel zwischen Rauch und Rietschel. Heraus-
gegeben von Karl Eggers. Zweiter Band. Mit einem Licht-
druck des Profilbildes, der Phototypie eines Briefes Riet-
schels und mehreren Hochätzungen. Berlin, F. Fontane. X
u. 607 SS.
Ueber den ersten Band vgl. G.-J. XI, 260. Der zweite Band
enthält wenige Erwähnungen Goethes; interessant eine Aeusserung
Rauchs (15. Febr. 1852): »Meine Winterlectüre höchsten Genusses ist
der Briefwechsel Goeihes mit Schiller vom J. 1794 bis 1805, wovon
ich zu meinem Bedauern nur Bruchstücke kannte und nun erst das
Glück geniesse, in diese lebensthätige, dichterische Kunstwerkstätte zu
blicken und daraus zu lernen, was vor 30 Jahren dem Leben und dem
Berufe gewiss eine andere Richtung (wozu diese Einsicht jetzt zu
spät) bereitet haben würde.«
Edward Dovvden: Goethes friendship with Schiller.
(The Fortnightly Review. August.)
Bibliographie. 3^9
Das Brandmal der Seele oder Schiller und Goethe. "\'on
Rudolf MUgge. Bromberg, Grünauer. 164 SS.
Der Inhalt des Schriftchens, von dem es auf dem Titel wörtlich
heisst, es koste 71 Mark (6 Ex. zu 300 Mark), ist (soweit er Goetlie angeht)
folgender: Einlehung. Moral und Kunst. Die Körpersprache. Tasso.
Leonore. Faust als Dichter. Goethe und Schiller. Schiller und Goethe.
Beschränkung des Geistes. Shakespeare. Mephisto. Egoismus. Freund-
schaft. Prometheus und Liebe. Gott und Götter. Das Schriftchen sollte
nur eine Einleitung sein »zu einem von dem \'erfasser geschriebenen
allgemeinen historisclien Drama, das die zwei Jahrtausende seit Christi
Geburt und der Entstehung der christlichen Kirche umfassend den Unter-
schied zwischen der lügnerischen Goetheschen Denk- und Schreibweise
und der wahren Schillerschen und den Uebergang von der einen Dich-
tungsart zur andern aufs deutlichste zu zeigen bestimmt ist.«
t Haarhaus, Julius R. : Goethes Verhältniss zu Käthchen
Schönkopf. (Wissenschaftl. Beilage d. Leipziger Zeitung 1890.
No. 125, S. 497—499.)
Linker, O.: Schubert und Goethe. (Neue Musik-Zeitung.
Xn. Jahrg. No. 18.)
Rudolph Genee: lieber die scenischen Fragen Shake-
speares in ihrem Verhältniss zur Bühne seiner Zeit. (Jahrbuch
der deutschen Shakespeare-Gesellschaft. Jahrgang XXVL
Weimar.)
S. 139—142: Goethes Ansichten und Praxis bezüglich der Bühnen-
darstellung Shakespearescher Dramen.
f Leyser : Lillis Grab (in Krautergersheim im Elsass). Eine
Reiseerinnerung. (Pfälzisches Museum. VII [1890]. S. 5 — 6.)
B. Litzmann: Fr, U. L. Schroeder. (Allg. d. Biogr. Bd. 32,
S. 506—512.)
Berührt auch das Verhältniss des grossen Sciiauspielers zu Goethe
und seine Bemühungen um Aufführung Goethescher Dramen.
D. Jacoby: Karl Ernst Schubarth. (Allg. d. Biogr, Bd. 32.
S. 606 — 612.)
Ausführlich über Schubarths persönhches Verhältniss zu Goethe, be-
sonders über seine Goethe behandelnden Schriften.
August Wilhelm und Friedrich Schlegel. Herausgegeben
von O. Walzel. Deutsche National-Litteratur. Bd. 102. Stuttgart,
Union.
S. 369—382. Abdruck von Friedr. Schlegels Recension über Goethes
Werke (Ausg. 1806) aus den Heidelberger Jahrbüchern (1808) mit
Angabe der in den Werken (1825) vorgenommenen Aenderungen.
{20
Bibliographie.
Christian August Vulpius : Rinaldo Rinaldinis Räuber-
und Liebesabenteuer. Roman. Neu bearbeitet und heraus-
gegeben von Johann Friedrich Gildemeister. Berlin. 244 SS.
Als Zeichen der Zeit, nach welchen Richtungen sich die Neu-
drucksucht verirrt, bemerkenswerth.
J. Froitzheim : Zur Jugendgeschichte des Strassburger
Dichters Heinr. Leop. Wagner, geb. 1747, gest. 1779. (Strass-
burger Post. 6. Sept., No. 247, 3. Blatt.)
Wagners Gedicht (Olla Potrida 1778) auf die Vermählung des
Herrn v. Türckheim beziehe sich nicht auf Lilis Mann, sondern auf
Joh. V. Türckheim, vermählt 2. Febr. 177S mit Frl. v. Seufferheld. —
Will beweisen, dass Wagner ehedem preussischer Grenadier in Magde-
burg gewesen. Gibt Notizen über Wagner aus den Strassburger
Rectoratsprotokollen 1761 — 1764, aus denen hervorgeht, dass 1764
Wagner sich schuldenhalber aus Strassburg entfernte.
(Der Rest der Bibliographie musste wegen Raum-
mangels fortfallen. Vgl. Vorwort.)
i-./f^-^rX. " ,-f-,g' ^ (•^
I. Personen -Register.
Die hinter den cursivgedruckten Namen stehenden Zahlen geben die
Seiten an, auf denen Abhandlungen oder Mittheikingen der Betreffenden
gedruckt sind. Ein (r.) hinter der Seitenzahl eines Briefes bedeutet, dass
von dem Briefe nur ein Regest geo:eben ist.
Ackermann, Sophie 286.
Adamberger, Toni 312.
Adelung, 184.
Albinus, 168 fg.
Aelst, Paul von der, 255.
Andrews, William P. 507.
Anster, J. 307.
Aristophanes, 299.
Aristoteles, 121.
Arneth, Alfred Ritter von, 312.
Arneth, Toni s. Adamberger.
Arnheiin, Fritx 237 fg.
Arnim, Bettina von, s. Brentano,
Bettina.
Arnold, J. G. D. 39. Zwei Briefe an
Goethe von 80-84. Erläuterungen
dazu 84 ff.
Arnold, Vater d. Vor. 84.
Athalin, Graf 103.
d'Azyr, Vicq 174.
Bächtold, ]acoh 267 ff.
Bächtold, Jacob 27. 259. 312.
Bäckler, M. 290.
Bagelmann, G. 242.
Bahrdt, 124.
Bälde, Jacob 46. 74.
Bardclehcn, Karl v. 163-180.
Bardeleben, Karl v. 272.
Bassompiere, Marschall 306.
Batacchi, Domenico 312.
Batsch, 278. 285.
Bayern, Ludwig I., König von 516.
Bayneval, Graf 103.
Beaulieu-Marconnav,Henriette,geb.
v. Egloffstem s. Egloffstein.
Beck, Heinrich 278.
Becker, Christiane, geb. Neumann,
(Euphrosyne) 58. 77. 300.
Goethe-Jahrbuch XIII.
Becker, Schauspieler 135.
Beethoven, Ludwig v. 312.
Bellermann, Heinrich 118. 255.
Belliard, General 103.
Bellomo, 299.
Bender, Ferd. 297.
Berendis, 271.
Berger, Alfred v. 288. 295.
Berlichingen, Götz von 306.
Bernays, Michael 265 fg. 313.
Bernstorff, Graf 203.
Bertheau, Friedrich 149 fg.
Bertling, Richard 284.
Bertuch, 130. 169.
Bethmann, Schauspieler 280.
BdlcIJjf'nii, Anton 223.
Bettelheim, Anton 257 fg. 310.
Beust, Graf 105.
Biedermann, Woldemar v. 2S0 fg.
282 ff. 287. 302. 316.
Bielschowsky, Albert 296.
Biese, Alfred 294.
Biltz, Karl 289.
Bismarck, Fürst 247.
Bitaube, 307.
Blankenburg, Brief v.Weisse an 122.
Blessig, 82,
Blume, Ludwig 303.
Boas, 263 ig.
Bode, 151.
Bodmer, 128 ff. 312.
Bodmer, H. 298.
Bohn, Frau 136.
Boisseree, Sulpiz 226. 278.
Bölsche, 242.
Bornhack, G. 304.
Bosch, Hieronymus 234.
Bossen, A. 310. 314.
Boston, F. J. 307.
322
Personen-Register.
Böttiger, 145.
Boxberger, Robert, Nekrolog 251.
Brant, Seb. 249.
Braun, Klara 301.
Braune, 249.
Braunschweig, Carl, Herzog von
108. HO.
— Heinrich d. Löwe iio.
— Wilhelm, Herzog v. iio.
Brehm, 42.
Breidenbach, v. 121.
Breitinger, 129 fg.
Brentano, Bettina 182. 194. 245.
279. 313.
Brentano, Clemens 242.
Brentano, Maximiliane 124.
Breul, K. 256.
Brinckmann, Briefe an ? 145 (g.
Brion, Friederike 120. 290.
Brockhaus, Rudolf 315.
Broglie, Herzog v. 252.
Bröndsted, 90.
Brösigke, Frau von Brief von Goethe
an 284 (r.)
Browning, O. 309.
Brunck, 32.
Brünner, C. 292.
Buchheim, 504.
Büchner, A. 292.
Buchner, W. 299.
Buff, Lotte s. Kestner, Charlotte.
Burckhard, K. P. F. 300.
Burdach, 255.
Bürger, 312.
Buri, 197.
Burkhardt, C. A. H. 30. 39. 191.
259. 275. 280. 299.
Bury, 289.
Bussierre, Leon de 39.
Byron, Lord 88.
Campe, 303.
Camper, 169 fg.
Candolle, de 274.
Canini, 308.
Canning, 106. 112.
Carl der Grosse, 264.
Carlyle, Thomas 307.
Cart, Theophile 305.
Cartmell, J. \V. 308.
Castrop, v. 285.
Cato, 249.
Cattaneo, Gaetano 285.
Catull, 201 f.
Cellini, Benvenuto 269.
Celtis, 201. 203.
Chamisso, 311.
Cheselden, 168.
Chevalier, Ludwig 302.
Chrvsander, Friedrich 241.
Cl.,^294.
Clary, Fürst 138.
Claude, Lorrain 231 fg.
Claudius, 306.
Clodiu:;, 294. j. H. Landolt über,
123 ff.
Clodius, Schwester d. Vor. 126.
Clodius, Frau 126 fg.
Coburg-Gotha, Herzog v. 122.
Coburg-Saalfeld, Auguste Herzogin
von, Brief an ihre Mutter 122.
Cogswell, Josef Green 313.
Cohn, Albert 285.
Cohn, Alexander Meyer 144.
Cohn, Ferdinand 291.
Conrad, M. G. 242.
Constant, Benjamin 107 (g.
Corveillan, Graf 136.
Cotta, J. F. 286. 295 fg.
Cotta'sche Buchhandlung 24. 78.
91. 265 fg. 270.
Coudray, 140.
Courtheouse, 308.
Creizenach, Th. 212. 215.
Creuzer, Prof. 89. 91.
Cuvier, 274.
Dalberg, Karl v., Grossherzog von
Frankfurt 213 fg. 254.
Damnitz, Amalie v. 1 1 5 fg.
Damnitz, v. Kanzler 113.
Dänemark, Christian VIL, König
von (Prinz von Traventhal) 262.
Darwin, 179. 313.
Davantrv, 311.
David, 311.
Deinet, Briefe an Nicolai 120 fg.
Delph, 119.
Deutschland, Augusta, Kaiserin von
247.
— Karl V., Kaiser von 200. 203.
— Rudolf (von Habsburg), Kaiser
von 314.
— Wilhelm L, Kaiser von 247.
Diderot, 146. 307.
Diebitsch, Graf 105. 112.
Dieslel, Theodor 241.
Dietrich, 299.
Döbbelin, 300.
Döbereiner, 234.
Doczi, Ludwig 296.
Dohm, C. W. 5.
Personen-Register.
Dove, 231.
Dowden, Edward 307. 518.
Draheim, H. 305.
Dumcke, Julius 296.
Dümmler, Ernst 122 ff.
Dümmler, Ernst 117.
Düntzer, Heinrich 84. 152. 289.
292. 295. 301 fg. 517.
Durand, 278.
Dürckheim, Franz Christian Eck-
brecht V. 40.
Dürckheim, Famihe 34. 39 fg.
Dürer, Albrecht 236.
Dursy, Eugen v. 55 ig. 39.
Eckermann, 3. 157. 268. 272. 276.
311. 313. 316.
Eggers, Karl 318.
Egloffstein, Auguste von 3 10 fg.
Egloflstein, Caroline von 285. 310.
Egloffstein, Henriette, verw. von
Egloffstein, später Freifrau von
Beaulieu-Marconnay 29. 32. 38.
Egloffstein, Julie von 285. 310.
Ehiermann, Erich 258.
Ehlermann, L. 257.
Eichhorn, A.H. Brief von Goethe
an 284 (r.)
Eichstädt, 152.
Eimann, 283.
Einsiedel, H. v. 267. 289.
ElHnger, Georg 199-210.
Ellinger, Georg 241. 250.
Elster, Ernst 248 ft".
Ende, Freiherr v. 104 fg. 286.
England, Victoria, Königin v. 122.
Escher, Freihauptmann 157. 159.
Escher vom Blauen Himmel, 123.
127.
Euripides, 297 fg. 307.
Everard, Nicolaus 200.
Fahimer, Johanna 14 fg. 119.
Falk, Johannes 285.
Fernow, Carl Ludw. 12. 28.
Fichte, 46. 74. 277.
Finsler, 28. 162.
Fischer, Hermann 290.
Fischer, Kuno 299.
Flachsland, Karoline 255.
Flaxmann, John 21. 29.
Foglar, Adolf 313
Förster, Friedrich 502. 311.
Förster, R. 299.
Forster, 277,
Forster, die 231.
Foscolo, 306.
Fouque, 285. 311.
Franck, Seb. 289.
Frank, 218.
Frankl, Ludwig August 315.
Franke! , Ludwig 228 (g. 251 fg.
Fränkel, Ludwig 296.
Frankreich, Louis Pilippe, König v.
99 ff. 107 ff. 112.
— Ludwig XIV. von 254.
Franzos, Karl Emil 280. 283. 293.
312.
Frese, J. 212. 216 fg. 220.
Fresenius, August i88.
Freudweiler, (?) 22.
Friederike s. Brion.
Friedländer, Max 317.
Friedrich, 136.
Froitzheim, 294. 316. 320.
Frommann, Alwine 144.
Frommann, Fr. 286 IBriefe von
Riemer an 131 ff. Brief von
Marianne von Willemer an 144 fg.
Frommann, Johanna 134. 144.
Frommamf, H. 131 ff. 144 fg.
Frommann, Familie 132. 137.
Frommann, H. 117.
Fuchs, J. F. 281.
Funke, A. 305.
Gabelentz, v. d. 231.
Gaedertz, Carl Theodor 279. 281 ig.
Gaedicke, 278.
Gagern, v. 114.
Garrido de Rodriguez Mourelo, F.
G. de 308.
Geiger, Ludivig 1 18 ff. 144 ff. 238 fg.
241 fg. 243 ff. 251 ff. 278-320.'
Geiger, Ludwig 117. 291. 299. 314.
318.
Geist, Goethes Schreiber 19.
Geliert, 122.
Genast, 278.
Genee, Rudolf 319.
George, Richard 317.
Gerhard, C. 312.
Gerhard, Eduard 87.
Gersdorff, Amalie s. Damnitz.
Gersdorff, Diana s. Pappenheim.
Gersdorff, Ernst August, Minister v.
88. 247. — Briefwechsel zwischen
Goethe und 98-1 10. — Politische
Berichte 103 ff. — Erläuterungen
dazu 1 1 1 ff.
Gersdorff, Frl. v. s. Pappenheim,
Jenny v.
324
Personen-Register.
Gersdorff, Karl v. in.
Gcrsdorff, Sohn d. Vor. 114.
Gessner, August 27. 29.
Gessner, Barbara, geb. Schulthess
10, 14, 16 fg. 156. 162.
Gessner, Barbara, Tochter d. Vor.
(BäbeH) 10 ff. 16 fg. 21. 28.
Gessner, Georg 10. 22. 24. 28. 50.
151. 161 fg. — Brief an Goethe
24%-
Gildenieister, Johann Friedrich 320.
Gleim, 224.
Gnad, Ernst 289.
Goeciihausen, E. A. v. 121.
Goechhausen, Luise V. 48. 263. 289.
Goedel^e, 121. 309.
Goldbeck-Löwe, 302.
Goldoni, 299.
Gontard, 31.
Gontard, Marie 37.
Gontardsches Familien-Archiv, 57.
Gore, 272.
Göschen, 202. 265 fg. 276.
Gotha, Prinz August von 276.
Gotha, Herzog Ernst v. 169.
Goethe, August v. 43. 46. 48. 54.
102 fg. 112 fg. 139 fg. 142. 144 fg.
159. 213. 311 fg. — Briet v.
Goethe an 118.
Goethe, Cornelia 119 fg. 153 fg-
212. 216.
Goethe, Friedrich Georg 240.
Goethe, erste Frau d. Vor., geb.
Lutz 240.
Goethe. Katharina Elisabeth (Frau
Rath) 27. 38. 117. 135. 152. 154.
157. 159 fg. 212. 217. 219. 268.
284. 286. — Brief an J. G.
Zimmermann 118 fg. — Erläute-
rungen dazu 119 fg. — J. H.
Landolt über I2_i. — Schriften
über 311.
Goethe, Christiane von 76. 133.
142. 157. 159 fg. 206. 213. 277.
284. 311. — Riemer über ihren
Tod 139. — Elisa v. d. Recke
145 %•
Goethes 1795 geborener und ge-
storbener Sohn 53. 76.
Goethe, Hermann Jacob, Joh. Eras-
mus Senckenberg über den Rats-
herrn 239 ff.
Goethe, Johann Caspar 119. 239.
242. 288.
Goethe, Ottilie von 88. 92. 118.
286. 311 {'g. — Ihre Kinder 93.
Goethe, Walther von 311 fg.
Goethe, Wolfgang v. 92. 311 \'g.
Gottschall, Rud. v. 288.
Gottsched, 129 fg. 294.
Götz, J. N. 306.
Götze, Edmund 284. 309.
Götze, Pastor 122.
Götze, Paul, Schreiber Goethes 9.
173- i75-
Goue, V. 121.
Graff, J. J. 300.
Graffunder, P. 294.
Graevell, 278.
Gregorovius, Ferdinand, Nekrolog
auf 252.
Gregorovius, Leo 298.
Griechenland, Otto, König v. 316.
Gries, J. D. 311.
Grillparzer, 3 12 fg.
Grimm, Hermann 269 tt.
Grimm, Herman 243, 256.
Grimm, Jacob 313.
Grimm, Wilhelm 513.
Gross, Ferdinand 289.
Groth, Klaus 313.
Grottewitz, Kurt 316.
Grotthuss, J. E. v. 314.
Guaita, Max v. 282.
Guaita, v. Senator 220.
Gustedt, Baronin s. v. Pappenheim,
Jenny.
Guttenberg, Johann 82.
Gutzkow, 225.
Haarhaus, Julius R. 319.
Habsburg, Haus das 314.
Habsburg, Rudolf v.s. Deutschland.
Hackert, Philipp 259. 271 {g.
Hagedorn, 83.
Hager, Hermann 315.
Hagn, Charlotte von 314.
Haide, Schauspieler 279.
Hallberg, 310.
Halpert, David 290.
Hammers, 238.
Händel, 63.
Händel, G. F. 241.
Hardenberg, Minister 115. 276.
Harnack, Otto 259. 271. 295.
Harrwitz, Max 228.
Hartlaub, G. 242.
Hartmann, Gottlob David 314.
Hase, Karl 250.
Hauck, Guido 295.
Hauff, G. 181.
Hauff, Wilhehn 288.
Pf.rsonen-Register.
j-i)
Haupt, 248.
Hayin, 229.
Heäth, D. C. 504.
Hebel, 81.
Hegel, 132.
Hchii, Viktor 181. 224.
Heidegger, 129.
Heine, Carl 500.
Heine, Heinrich 252. 288.
Heinemann, Carl 511.
Heinse, 155.
Heintz, Albert 317.
Heinzelmann, W. 298.
Heibig, Fr. 299.
Hellcii, Eduard von der 41-79. 87-95.
266. 275 ff.
Hellen, Eduard von der 259. 269 ff.
Hempelsche Ausgabe, 244 fg. 251,
Hendel, Bäckermeister 126.
Henkel, 181 fg. 224.
Herder, August 175.
Herder, Caroline s. Flachsland.
Herder, J. G. 45. 46 ff. 58. 61. 69.
74. 140. 152. 167. 173. 206. 224.
229 fg. 246 ff. 255. 261 fg. 265.
288 fg. 302. 306. 314. 317.
Herder, Luise s. Stichling.
Herder, Rinaldo 61. 77.
Herschel, 132.
Hcrzfelder, J. 150. 160. 310.
Herzlieb, Wilhelmine (Minchen)
134%- 514-
Heuer, O. 30. 281 tg. 311.
Heuwes, 290. 303.
Hewett, Watermann T. 304.
Hiersemann, K. W. 291.
Hildebrand, Rud. 294.
Himburg, 265.
Hi.'iel, L. XI7 fg.
Hirzel, L. 117. 149 ff.
Hirzel, 130.
Hirzel, S. 313.
Hoff mann, Otto 118. 120 fg. 264.
Hoft'mann, Otto 117. 259.
Hoffmann, Paul 303.
Hofmeister, Gustav 297. 304.
Hohenlohe- Schillingsfürst, Marie,
Fürstin zu 318.
Holder, 304.
Hölderlin, 47 fg. 75.
Holdermann, K. 297.
Holtei, K. V. 310 fg.
Holthausen, Ferdinand 296
Homer, 21. 29. 146. 256. 261. 312.
514%.
Horstig, 290.
Hotho, 317.
Hottinger, Chorherr 158.
Hotze, Joh. 12. 15. 28. Seine
Tochter und sein Enkel 15.
Humboldt, Alexander v. 105. 286.
Humboldt, Wilhelm v. 229 ff. 272.
300.
Hunter, John 168.
Huss, 304.
Hygin, 250.
Jachontow, Alexander, Nekrolog
auf 251 fg.
Jacobi, Auguste 311.
"jacobi, F. H. 29. 43. 74. 142. 313.
316.
Jacobi, II. 28.
Jacob}', Daniel 225 {g. 255. 303.
309". 319.
Jagemann, Caroline 288. 299 tg.
Jänicke, K. 242.
Jean Paul (Richter), 41. 73. 76 ff.
Jenike (Jenikego), 242.
Iffland. 56. 58. 76. 287. 300.
John. Alois 280. 289.
John, Schreiber 191. 226. 268.
Irmisch, L. 293.
Jügel, 37-
Jungins, Joachim 274.
Jung, Rudolf 210-220.
Jung-Stilling, 268.
justi, Karl 309
K. A., 317.
Kahlen, Postmeister 103.
Kalb, Charlotte von. Ihre Kinder
47. 49 fg. 68. 73. — Briefe an
Goethe 41-71. — Erläuterungen
dazu 72 fg. — Briefe an Goethe
u. Voigt 68. — Erläuterungen
dazu 78 fg.
Kalb, Aug. Wilhelm 74 fg. 78.
Kalb, Edda 75.
Kalb, Eleonore v. geb. v. Marschalk
75- 77-
Kalb, Fritz v. 48. 58. 75. 78.
Kalb, Heinrich v. 47. 50 fg. 60 lg.
75 fg.
Kalb, Johann August Alexander v.
50 fg. 68. 7). 77 fg. 119.
Kalischer, S. 272 tg.
Kalischer, S. 272.
Kämpfer, Engelbert 5.
Kanoldt, E. 292.
Kästner, 306.
Kauffmann, Angelika 88. 156, 288.
326
Person-ex-Register.
Kayser, Dorothea 281. — Brief
von Goethe an 282. (r.)
Kayser, Phil. Christoph 10 fg. 13.
27. 155. 266. 281. 287. — Brief
an Goethe 25 ff. - Erläuterungen
dazu 30. — Brief von Goethe an
282. (r.)
Kayser, Vater und Geschwister des
Vor. IG.
Keil, Robert 301.
Kende, 285.
Kern, Franz 299.
Kersting, 286.
Kestner, August 87.
Kestner, Charlotte 289.
Kestner, Georg 263.
Kestner, J. G.' 284. 289.
Kestner, Sanitätsrath 87.
Kettner, Gustav 292.
Kienemundt, Claus 119 fg.
Kilian, Eugen 297. 300.
Kippenberg, K. 291.
Kirms, 264, 285. — Briefe von
Goethe an 283. (r.)
Kleist, Ewald v. 85.
Kleist, Heinrich v. 281. 288.
Klettenberg, S. C. S. 16. 161.
Kleyle, Fritz 315.
Klinger, Agnes 281.
Klinger, F' M. 30. 84. 281. 284.
289. 298. — Brief an ? 144.
Klopstock, 85. 302. 314.
Knebel, v. 28. 75 fg. 84. 1 19. 122 (?).
169. 224. 233. 246 fg. 311.
Knebel, Bernhard v. 247.
Kniep, 89.
Knight, 272.
Koch, M. 241. 290. 298. 309.
Kocher, 31, 33. 39.
Köhler, R. 312.
Kolbe, 281. — Brief von Goethe
an 282. (r.)
Kollmann, Artur 296.
Kont, J. 302.
Köpke, 76 ft".
Körner, C. G. 60 fg. 64. 315.
Körner, Emma 315.
Körner, Friedrich, Mechaniker 278.
286.
Körner, Theodor 288. 302. 315.
Körte, Wilhelm 228.
Köster, Albert 299.
Kotzebue, 223. 254. 299.
Kraus, 128. 169.
Kraus, Ernst 296.
Kretschnian, Lilv v. 98-117.
Kretschman, Lily v. 3 10 fg. 316.
Kriegk, 215. 246 fg.
Kühn, Wilhelm 294.
Kunzen, Friedr. Ludw. Aemilius
II. 27 fg.
Kurland, Herzogin von 280.
Kürschner, Joseph 251.
Küstner, General-Consul 106.
Lachmann, 248.
Lafitte, 107 fg.
Lamarck, 180.
Lamey, F. 142 ff.
Lamey, F. 117.
Landau, M. 306.
Landolt, Joh. Heinrich. Aus seinen
Reiseerinnerungen 123 ff. — Vor-
bemerkung dazu 122 fg.
Landolt, Vater d. Vor. 123.
Landolt, Heinrich 123.
Lang, Wilhelm 314.
Laroche, Maximiliane, s. Brentano.
Laroche, Sophie v. 124. 182. 194.
196 fg.
Lassalle, Ferdinand 315.
Latendorf, Friedrich 302.
Lavater, 13. 16. 28. 37. 119. 122 ff.
145 fg. 1)1 ff. 161 fg. 164. 276.
312. 3 14 fg.
Lei.Kner, Otto v. 518.
Lenau, 288. 315.
Lenz, J. R. 84. 122. 197. 289. 312.
316.
Lenz, J. G. 281.
Lepke, Rud. 285.
Lessing, Gotthold Ephraim 78. 85.
250 ff. 255. 288. 296. 314. 516.
L'Estocq, 103. 105. 109.
Leuzendorf, Baronin v. 76.
Levin, Rahel 79. 311.
Levy, B. 297. 304. 308.
Leyser, 319.
Lezay de Marnesia, 84 fg.
Lichtenberg, 277.
Liebig, Heinrich Gottfried 217 fg.
Liepmannssohn, Leo 278. 286.
Lili s. Türckheim, Elisabeth v.
Linckelmann, Rechtsanwalt 119 fg.
Lindau, Paul 189. 315.
Linke, Otto 312. 319.
Linne, 171.
Lippmann, 232.
Lips, Job. Heinr. 14. 26. 28. 300.
List und Francke, 286.
Litzmann, Berthold 297. 299. 310.
Lobau, Graf 103. 105.
Personen-Register.
^27
Löbel], R. 505.
Loder, 164. 167. 169 fg. 174. —
Brief an Goethe von 168 fg.
Looschen, H. 304.
Loeper, Gustav v. 227 fg.
Loeper, Gustav v. 29. 113. 120.
153. 182. 184 fg. 188. 190 fg. 195.
197. 200. 223 fg. 228 ig. 259 fg.
267 fg. 291. — Nekrolog auf
243 ff.
Lorsbach, 281. — Brief von Goethe
an 283. (r.)
Louvier, 295.
Löwe, J. C. G. 289.
Löwenthal, Sophie 315.
Lucius, Syndicus 241.
Ludwig, Hermann 310.
Ludwig, Otto 316.
Luther, Martin 119. 121. 182.
186 ff.
Lutz, Schneidermeister 240. —
Seine Tochter s. Goethe Frau
v. Friedrich Georg.
Lyon, Otto 287. 301.
Madach, Emmerich 296.
Magnus, J. 508.
Marchesi, Pompe jo 216.
Marschalk v. Ostheim, Charlotte
s. Kalb.
Marschalk, Eleonore von s. Kalb,
Eleonore v.
Marschalk, Mutter d. Vor., geb. v.
Stein-Nordheim 61. 63 fg. 77.
Marschalk, Mann d. Vor. 77.
Marschalk, Friedrich 64. 77. Sein
Bruder 77.
Marlin, Ernst 80-87.
Meiss, Frau geb. Schinz 16 fg. (?)
29. fhr Kind 16.
Meiss, Mann d. Vor. 16. 29.
Mencken, J. H. 242.
Mendelssohn-Bartholdy, Felix 245.
298. 311. 3 16 fg.
Mendelssohn, Moses 316.
Menge, K. 317.
Mercier, 229.
Merck, 169, 174. 182. 184. 196.
289. 294. 305. 311.
Mereau, Sophie 242.
Metternich, Fürst 100. 103. 113 ff.
Goethe und 258 fg.
Metzler, Senator 38.
Meusebach, 248.
Meusel, Brief an Reich 121 fg.
Mever, C. F. 298.
Meyer, Heinrich 11. 19. 21 fg. 28.
46. 136. 139. 150. 157 fg. 160.
271 fg. 277 fg.
Meyer, K. v. 311.
Meyer, Richard M. 225 ff. 229 ff.
265.
Meyer, Richard M. 255. 259.
Meyer von Waldeck, 284. 306.
Meyseiihug, Freih. v. 122.
Mevsenbug, Freih. v. 117.
Michaelis, Adolf 2^9. 271.
Michaelis, Joh. Benjamin 195.
Mickiewicz, 311.
Miller, 287.
Miliin, 83. 85.
Minchen s. Herzlieb, Wilhelmine.
Minor, J. 295.
Mitschke, P. 290.
Mole, Franz. Minister 99. 107. Rund-
schreiben lOI fg.
Moltke, Adolf V. 317.
Moltke, C. S. Sänger, Karte Goethes
an 284.
Moltke, Helmuth v. 317.
Moltke, Ludwig v. 317.
Montaigne, 223.
Monval, 307.
Morgenstern, Lina 312.
Möricke, Eduard 278.
Morsch, Hans 298.
Mosengeil, 290.
Motanabbi, 283.
Müffling, v. 102 fg. 112.
Mügge, Rudolf 319.
Müller, Friedrich v. Kanzler 80.
82. 88. 90. 92. 218. Briefe von
Goethe an 191.
Müller, Johann v. 133.
Müller, Frau, Schauspielerin 279.
Münchow, von 281. — Brief von
Goethe an 283 (r.)
Muncker, F. 308 ff.
Nagler, V., Generalpostmcister 237.
Napoleon L, iio. 114 fg- 287.
317 fg. — und Goethe 252 ff.
Narischky, Fürst 141.
Nekrassow, N. A. 252.
Nelson, Lord 263.
Nepos, Cornelius 2or.
Nesselrode, Graf 100. 109.
Neumann, Christiane s. Becker,
Christiane.
Neumann-Hofer, Otto 300.
Newton, 133.
Nicolai, C. A. 299.
S28
Personen-Register.
Nicolai, Fr. — Briefe v. Deinet an
1 20 fg.
Nicolai, s. Secundus, Johannes.
Nicolovius, 145 fg.
Nicolovius, Luise 212 fg.
Niederlande, Wilhelm, König der
107.
Niemeyer, 127.
Nöldeke, 505.
Nordau, Max 291.
Ochs, Wittwe 217. 219.
Öhlenschläger, 318.
Olbrich, Karl 290.
Olenschläger von, 145.
Oranicn,Prinz V. (1830) 105. 107 fg.
Orleans, Herzogin von 278.
Orloff, Graf 112.
d'Orville, Georg 38.
Oesterreich, Kaiser Franz v. 109.
113. 239.
— Kaiser Leopold von 168.
— Kaiserin Marie Louise von 100.
136.
Ossian 250. 261.
Ott, 157.
Oettingen, Wolfgang von 270.
Oxenstjerna, 237.
Palmische Haus in Stuttgart, 23.
Papius, 121.
Pappenheim, Diana v. 116.
Pappenheim, Jenny v. 88. 93. 1 1 1 fg.
116 fg. 311. 316.
Passavant, 95 ff.
Petersen, Johannes 295.
Petzet, Erich 310.
Peucer, 261. 311.
Pfeffel, 84. 241.
Pfitzer, 296.
Pierer, 510.
Piquot, 99 f. — Berichte 100 fg.
Pirazzi, 38.
Platen, 224.
Plattner, Prof. 131.
Plautus, 289.
Pniower, Otto 181- 198.
Pniovver, Otto 294.
Pollett, Frau v. 145.
Porchat, Jacques 308.
Pötzl, 304.
Praetorius, 226 fg.
Prem, 289. 313.
Prenn v., 281.
Preussen, Friedrich IL König v.
126 fg. 133. — Verse Goethes
auf 227.
Preussen, Friedrich Wilhelm III.,
König V. 103. 105. 107 ff. 112.
II 5-.
— Prinzessin Marianne v. 79.
Prodnigg, Hermann 306.
Proelss, Johannes 301.
Properz. 202.
Puschkin, 251.
Racine, 253.
Radics, Fr. 314.
Radziwili, Fürst 284.
Rahel s. Levin.
Raimund, 313.
Rameau, 307.
Rameau, Jean Framjois 307.
Raoul-Rochette, 89 fg.
Rapp, General 40.
Ramler, 129. 224.
Rauch, D. 90. 318.
Rauter, 82 fg. 87.
Recke, Elisa v. d. — Brief an
Johanna Schopenhauer 143 i^^
Redslob, 39.
Reich — Brief von Mensel an 121 ig.
Reichardt, 313.
Reichardt, Musiker 28.
Reiffenstein, Rath 289.
Reinbeck — Brief an Johanna
Schopenhauer 142 fg.
Reinhardstöttner, K. v. 289.
Reinhardt, K. G. 287.
Reinhardt, Frau 286.
Reitenberger, Abt 289.
Rembrandt, 290. 296.
Remusat, 253.
Reuss-Ebersdorf, Grätin Caroline
v. — Brief der Erbprinzessin
Auguste v. Coburg an 122.
Reuss-Ebersdorf, Grat Heinr.XXVI.
v. 122.
Reuter, Christian 249.
Richter s. Jean Paul.
Riemer 27. 39. 92. 223. 263 ff. 272.
311. 318. — Briefe an Fr. From-
mann 1 5 1 ff. — Briefe an Heinrich
Voss 142.
Riemer, Frau d. Vor. 140.
Rietschel, 318.
Riquiez, Emile 307.
Rist, Emmi 279.
Rödiger, Max 301.
Rodowe, W. L. — Stammbuch-
blatt für 285.
Rösel, 284.
Rocihe, G. 262.
Personen-Register.
329
Roethe, G. 259.
Rousseau, J. J. 91.
Rückert, Friedrich 251.
Ruland, Carl 94-97.
Ruland, Carl 82. 164.
Runii, 283.
Rumohr, Elisabeth 279.
Rüppell, 212 ft'.
Russland, Alexander I. Kaiser von
254 282.
— Catharina, Grossfürstin von 115.
— Kaiserin von 139. 141.
— Kaiser Nikolaus v. 92. 105. 109.
112.
Sachsen, Anton, König v. 109.
— Friedrich August, Kurfürst von
126.
— Kurfürstin v. Frau d. Vor. 126.
— Prinz Friedrich August v. 109.
Saint-Hilaire, Geoffroy de 274.
Saint-Martin, 71 fg. 79.
Salm, Hugo Franz, Graf zu 281.
— Brief von Goethe an 283 (r.).
Salomo, (Hohe Lied) 182 ff.
Saiten, Felix 296.
•Saltzmann, 84.
Sanders, Daniel 183 fg. 303. 306.
Sarazin, 311.
Sauer, A. 189. 296.
Scarpa, 168.
Scherer, Wilhelm 192. 194 fg. 229 ff.
245. 256.
Scheuchzer, J. G. 5.
Schilf, H. 297.
Schiller, Carl v. 54.
Schiller, Charlotte v. 60 fg. 64.
298.
Schiller, Friedrich v. 41. 47. 54.
56. 60. 64. 66. 73. 75 ig. 78. 85.
132. 141. 157. 180. 223 ff. 228.
258. ajoft". 255 fg. 277. 279.
285 ff. 289 fg. 300. 305. 308.
310. 315. 3 18 fg.
Schinz, 20.
Schinz, Wilhelm 29.
Schinz, Wilhelm, älterer Sohn d.
Vor. 29.
Schinz, jüngerer Sohn 29.
Schlegel, Aug. Wilhelm 229. 319.
Schlegel, Friedrich 224 fg. 319.
Schlegel, J. H. G. 278.
Schienther, Paul 301.
Schlosser, Cornelia s. Goethe,
Cornelia.
Schlosser, Fritz 211 ff. 217 ff.
Schlosser, J. G. 14. 28.
Schlosser, zweite Frau d. Vor. s.
Fahimer, Johanna.
Schlosser, Gustav 298.
Schlözer, 1 50.
Schmid, C. H. 306.
Schmidt, C. W. 232.
Schmidt, Erich 271 fg. 276.
Schmidt, Erich 228. 230. 255. 293.
316.
Schmidt, Fr. Aug., Stammbuch-
blatt für 287.
Schmidt, Julian 224.
j Schmidt, Lothar 300.
Schmidt-Pocht, F. 292.
Schmidt, Regierungsrath 117.
Schmitt, L. 297. 301. 305. 308.
Schmitter, Anton 299.
Schnauss, 276.
Schnapper-Arndt, Gott lieb 239 fg.
Schnorr von Carolsfeld, Fr. 259.262.
Schober, F. v. 286.
Scholl, A. 182.
Schomburg, Julius 298.
Schönbach,' Anton 255. 258.
Schönemann, Fritz 31. 36 fg.
Schcnemann, Lili s. Türckheim,
Elisabeth von.
Schönkopf, Käthchen 319.
Schopenhauer, Adele 311.
Schopenhauer, Arthur 244. 278. 28 1 .
Schopenhauer, Johanna 28. 156.
286. — Brief von Reinbeck an
142 fg. — Brief von Elisa von
der Recke an 143 fg.
Schrammen, J. 305.
Schreyer, Hermann 304. 314.
Schricker, A. 85.
Schröder, Edward 294.
Schröder, Fr. U. L. 319.
Schröer, K. J. 259. 263. 265. --81.
283. 288. 295. 313.
Schröer, M. M. Arnold 298.
Schubart, 303.
Schubarth, Karl Ernst 319.
Schubert, 319.
Schuler, Theophil 87.
Schulin, Johann Friedrich Gabriel
214 fg. 217 fg.
Schulthess, Barbara (Bäbe) 24. 26.
35. 37. - Siebzehn Briefe an
Goethe von 10-24. — Erläute-
rungen dazu 27 ff. — Brief von
Goethe an 19 fg. Erläute-
rungen dazu 29. — Goethe und
149 162.
3^0
Personen-Register .
Schulthess, Barbara, Tochter der
Vor. s. Gessner.
Schulthess, David 29. 152. 154. —
Seine Schwester 29.
Schuhhess, Döde 14. 28.
Schulthess, Lise 14.
Schulthess, Stadtherr 124.
Schultz, O. A. 286.
Schulz, Friedrich 299.
Schunck, Egon 298.
Schütz, Georg 288.
Schütze, Stephan 511.
Schwabe, J. 312.
Schwanthaler, Ludwig 216.
Schwebe!, Legationssecretair 103.
Schweighäuser, L. S., Frau 84.
Schwenke, P. 298.
Sebastian!, 107 fg.
Secundus, Johannes (Nicolai) —
Goethe und 199-210.
Seeger, Syndikus 11.
Seidel, Philipp 167. 169 ig. 263.
266. 276. 281.
Seidler, Luise 314.
Semler, Christian 291.
.Senckenberg, Arzt 311.
Senckenberg, Brüder 215. 241.
Senckenberg, Joh. Erasmus — über
den Rathsherrn Hermann Jacob
Goethe 259 ff.
Seuffert, Bernhard 189. 195 fT. 255.
292. 294. 296.
Sevin, L. 297. 304.
Seyler, 300.
Shakespeare, William 141 (g. 289fg.
295. 298. 316. 319.
Silie, Schauspielerin 133.
Simonawitz, Frau 300.
Simm, Franz 292.
Sofie, Emil 291.
Sömmerring, 167. 169 fg. 174.
Sophokles, 99. in.
Soret, Friedrich 273. 286.
Spalatinus, 119.
Spenersche Zeitung, 259.
Spies, Johann 249.
Spinoza, .Baruch 43. 146. 316.
Sprenger, Robert 294 fg. 302.
Springer, Jaro 23 1 fi.
Stackeiberg, Otto Magnus v., bei
Goethe 87 — 93.
Stael, Mme. de 152.
Stargardt, J. A. 287. 303.
Steig, R. 255. 306.
Stein, Charlotte V. 94. 154. 156 fg.
167. 200. 205. 276 fg.
Stein, V., Familie 263.
Stein, V., Minister 114.
Stein, Philipp 284.
Steiner, Rudolf 273 fg.
Steiner, Rudolf 166. 175. 259. 272.
288. 306.
Stein-Nordheim, Frau v. 77.
Steinthal, 231,
Stern, Adolf 316.
Sternberg, Caspar v., Graf 286.
Stewart, Ch. 281.
Stichling, Gottfried Theodor in.
— Nekrolog auf 246 ff.
Stichling, Luise 247.
Stiehl, Heinrich 298.
Stiller, Otto 295.
Stolberg, Auguste von 515.
Stolberg, Christian v. 119.
Stolberg, Friedrich Leopold v. 119.
195-287. 315.
Stosch, 287.
Strehlke, 223 fg. 250. 238. 292.
Strobel, 31. 39.
Ströhl, H. 296.
Stromevr, 278.
Siipban, Bernhard 3-40. 149-162.
246 ff. 259 ff. 265. 267. 272.
274 fg.
Suphan, Bernhard 164. 173. 212.
228. 230. 239. 242. 255. 259.
268. 276. 300. 306.
Szamatölski, Siegfried 296.
Tacitus, 253 fg.
Talleyrand, 114. 252. 287. 317 fg-
Tarnow, Fanny 285.
Tegni!;r, Elof 257.
Telemann, Georg Philipp 241.
Terenz, 267.
Teubner, 297.
Textor, Andreas 241.
Textor, Maria Katharina 241.
Textor, Johann Wolfgang 311.
Theognis, 290.
Tloman, Er. 307.
Thomas, Calvin 293.
Thon, 290.
Thon, Johann Wilhelm 39.
Thorane, (Königslieutenant) 305.
Thouret, 278.
Thomas, 304.
Thomas, Gerhard 219 fg.
Thorwaldsen, 220.
Tibull, 202.
Tieck, Ludwig 225.
Tiemann, 306.
Personen- Register.
331
Tille, Alexander 226 fg.
Tischbein, 128. 276.
Tomlinson, Charles 502. 309.
Trautmann, Karl 296.
Trebra, 281.
Trolle-Wachtmeister, Hans Gabriel
Graf, Begegnung mit Goethe
237 %•
Trost, Ludwig 516.
Türckheim, Carl 33 fg. 39.
Türckheim, Cäcilie, geb. Gräfin
Waldner, Frau d. Vor. 33. 39.
Türckheim, Edward v. 35. 39.
Türckheim, Ferd. Eckbrecht v. 36fg.
Türckheim, Joh. Friedr. v. 37.
Türckheim, Elisabeth (Lili) 15 fg.
29. 96. 1)3 fg. 197. 268. 315.
519 tg. — Zwei Briefe von ihr
und Goethes Antworten 30 — 35.
— Erläuterungen dazu 35 ff.
Türckheim, Mann d.Vor. 16. 36fg. 40.
320. — Ihre Kinder 16. 31 ff".
Türckheim, Bruder d. Vor. 31. 39.
— Mutter 36.
Türckheim, Elisabeth, Tochter von
Lili 32. 36.
Türckheim, Heinrich v. 37.
Türckheim, Joh. v. 320. — Seine
Frau geb. von Seufferheld 320.
Türckheim, Wilhelm v. 34 fg. 37. 40.
Uellner, V. 297.
LUiland, Ludwig 255.
Umbreit, Friedrich 197.
Unger, Joh. Friedr. 28.
Usteri, Barbara s. Gessner.
Usteri, Joh. Martin 28.
Usteri, Martin 28.
Unzelmann - Bethmann, Friederike
280. 283. — Brief von Goethe
an 285. (r.)
Unzelmann, Fritz 281.
Unzelmann, Karl 280. 283.
Unzelmann, Minna 280.
Uz, 189.
Valentin, Veit 282. 293.
Valz, 42.
Velhagen und Klasing, 305.
Verschaffelt, 289.
Vesalius, 168 fg.
Vezik, V. 307.
Vischer, Friedrich Theodor 297.
Vischer, Robert 297.
Vockeradt, H. 297.
Voeux, Charles de 311.
Vogel, Sekretär 263. 265.
Voigt, C. G. V. 68. 117. 215. 277.
— Brief von Charlotte v. Kalb
an Goethe und V. 68. — Er-
läuterungen dazu 78 fg. — Briefe
von Goethe an 282 fg. (r.)
Voltaire, 253. 264.
Vos, Jac. de 308.
Voss, Joh. Heinrich 132. 141. 238.
Voss, Heinrich — Briet v. Zelter an
141 fg. — Brief v. Riemer an 142.
Vrchlicky, Jaroslav 308.
Vulpius, Christiane s. Goethe,
Christiane.
Vulpius, Christian August 140.
285. 300. 320.
Vulpius, Walther 311.
Wagner, Heinrich Leopold 229 fg.
294. 320.
Wagner, J. N. 304.
Wagner, Wilhelm 308.
Wähle, Julius 263 fg. 275.
Wähle, Julius 259. 300. 313.
Waldner -Freundstein, Diana von
s. Pappenheim.
Waldberg, Max v. 230.
Waldstein, Graf v. 138.
Wallenstein, Albrecht v. 138.
Walzel, O. F. 319.
Wattenbach, Caecilie 279.
Weber, Frau. — Contractentwurf
Goethes mit 282 (r.)
Weber, Karl Maria v. 282.
Weimar, Anna Amalia, Herzogin v.
27. 58. 133. 142. 277. 288. 312.
— Bernhard, Herzog v. (17. Jahrh.)
276.
— Bernhard, von 114.
— Carl Alexander, Grossherzog v.
246 fg.
— Carl August, Grossherzog von
27%- 39- 50 fg. 75- 77- 88.
ii3ff. 118. 128. 131. 137 fg.
154. 155. 169. 253. 256. 276.
288. 300.
— Carl Friedrich, Grossherzog v.
116. 138. 310.
— Erbgrossherzogin von 173.
— Luise, Grossherzogin von 72 fg.
79. 88. 92. 138. 253. 318.
— Maria Paulowna, Grossherzogin
von 141. 287. 311.
~ Sophie, Grossherzogin von 87.
163. 246. 259.
332
Goethe-Register.
Weisse, — Briet" an Blankenburg
von 122.
Wenzel, 262.
Werner, R. M. 266 fg.
Werner, R. M. 255. 259.
Werner, Z. 142. 280.
Werther, Gräfin 169.
Werthern, von 107.
Werthes, F. A. C. 195 fg.
Wesselhöft, 139.
Weygand, 121.
Wichmann, H. 284.
Wichmann, L. 284.
Widmann, 296.
Wieland, C. M. 25. 85. 119 fg. 152.
140. 191 fg. i96fg. 258. 252tf. 289.
314. 317. — J. H. Landolt über
128 ff. — Seine Kinder 130 fg.
Wieselgräd, Dr. 145.
Wilbra'ndt, Adolf 258.
Wildenbruch, E. v. 301.
Willamovitz-Möllendorf, 307.
Willenier, u. 124. — Seine erste
Frau II.
Willemer, Marianne von 212. 219.
— Brief an Fr. Frommann 144 fg.,
Winckelmann, 58. 259. 271 fg.
Winter, Fr. 297. 506.
Witkowski, Georg 195. 288.
Wittmann, H. 317.
Witzleben, H. G. v. — Brief von
Goethe an 283. (r.)
Wolf, Ernst Wilhelm 26. 30.
Wolf, Friedrich August 133. 271.
277.
Wolft, Amalie 153.
IVolff, Engen 141 fg.
Woiff, Eugen 117. 313.
Wolff, Henry W'. 510.
WolfT, Pius "^Alexander 153. 500.
Wolfter, Prof. 78.
Wolzogen, General v, 107 fg. 113.
Wolzogen, Wilhelm von 282. 298.
Wrede, Frl. v. 119 fg.
Wrede, Fürst 120.
Wrede, v. Oberamtmann 120.
Württemberg, Friedrich II., König
von 254.
Wüst, Kartenmacher 219.
Zarncke, Friedrich 255. 259. 264 fg.
267. — Nekrolog auf 248 flf.
Zedlitz, Minister 125.
Zehnder, 130.
Zelter, K. F. 67. 78. 112. 137 fg.
191. 284. 311. 314. — Brief an
Voss 141 fg.
Ziegler, Verleger 25. 50.
Zimmermann,]. G. 153. — Brief der
Frau Rath an 118 fg. — Erläute-
rungen dazu 1 19 fg.
Zimmermann, Tochter d. Vor. i i9tg.
Zucchi, 289.
Zumsteeg, 228.
II. Register über Goethes Werke und Leben.
I. Biographische Schriften.
Annalen oder Tag- und Jahreshefte,
28. 171. 175.
Campagne in Frankreich, 232. Neue
Ausgaben, 305. Übersetzungen,
308.
Dichtung und Wahrheit, 29. 69. 79.
120. 138. 14s. 161. 181 fg. 195.
197. 241. 244 fg- 255 fg. 504.
Reiseskizzen aus der Schweiz,
Hülfsmittel zu 95 ff. Weimarer
Ausgabe, 259. 267 ff. Ueber-
Setzungen, 308.
Italienische Reise, 88. Übersetzung,
308.
Notizbuch von der schlesischen
Reise 1790, 250.
Reise 1797, 157 fg.
Tagebuch, venetianisches 173.
Tagebüclier, 8 fg. 42. 76 ff. 92 fg.
95. 150. 155. 157 fg. 190 fg. 223.
228. 300. 304. Weimarer Aus-
gabe, 259. 275. Neue Ausgaben
und Bemerkungen zu 305.
2. Briefe an:
Ein (r.) hinter einer Zahl bedeutet,
dass von dem Briefe nur ein Regest
gegeben ist.
An ? 117 fg.
Batsch, 278. (r.)
Beck, Heinrich, Stammbuchblatt
für 278.
Brösigke, Frau v. 284 (r.)
Eichhorn, A. H. 284 (r.)
Goethe-Register.
333
GersdorfF,Minister von, Briefwechsel
zwischen Goethe und 98-110.
Erläuterungen dazu iioff.
Goethe, August 118.
Kavser, Dorothea 282 (r.)
Kayser, PhiHpp Christoph 282 (r.)
Kirms, 283 (r.)
Kolbe, 282.
Lorsbach, 28 3 (r.)
Müller, Kanzler von 191.
Minchen, 283 (r.)
Reinhardt, 287 (r.)
Rodowe, Stammbuchblatt für 285.
Salm, Graf zu 285 (r.)
Schulthess, Barbara (Bäbe) 19 fg.
Erläuterungen dazu 29.
Türckheim, Elisabeth vonrLili)52 fg.
34 t'g. Erläuterungen dazu 35 ff.
L nzelmann - Bethmann, Friederike
von 283 (r.)
Witzleben, H. G. v. 283 (r.)
Weimarer Ausgabe, 259. 275 ff.
3. Briefe an Goethe von:
Arnold, J. G. D. 80-84. Erläute-
rungen dazu 84 ft.
Gersdorff, Minister von, Brief-
wechsel zwischen Goethe und
mit politischen Berichten von
Gersdorff 98-1 10. Erläuterungen
dazu III ff.
Gessner, Georg 24 fg.
Knlb, Charlotte von 41-71. Erläute-
rungen dazu 72 ff.
Kayser. Philipp Christoph 25 ff.
Erläuterungen dazu 30.
Loder, 168 fg.
Schulthess, Barbara (Bäbe), Sieb-
zehn Briefe 10-24. Erläuterungen
dazu 27 ff.
Türckheim, Elisabeth v. (Lili), Zwei
Briefe und Goethes Antworten
30-3). Erläuterungen dazu 35 ff
4. Dramen.
Bürgergeneral, der 13. 28.
Claudine von Villa Bella, 267. 291.
Weimarer Ausgabe, 266.
Clavigo, 291. 299. 313. 315. Wei-
26>
üeber-
marer Ausgabe,
Setzung, 308.
Egmont, 5 5 ff. 76. 183. 194. 289.
292. 312 fg. Uebersetzung, 308.
Elpenor, 250. 292. Weimarer Aus-
gabe, 264 fg.
Epimenides, des, Erwachen, 184.2 39.
Erwin und Elmire. Weimarer Aus-
gabe, 266 fg. Uebersetzungen aus
308 fg.
Faust, 226. 244 tg. 249. 2)1. 255 fg.
276. 288 ff. 299. 313. 315 ff. 319.
- IL Theil, 145. 268. Das Hohe
Lied und 181-198. Meine Ruh
ist hin, 185 ff. 192. 194 ff. Zu 223.
Neue Ausgabe und Abhand-
lungen über 292 ff. 307. Ueber-
setzungen, 307. 308.
Geschwister, die 289. Weimarer
Ausgabe, 263.
Götz von Berlichingen, 120. 132 t'g.
290. 314. — Neue Ausgaben und
Abhandlungen über 297.
Jery und Bätely, 298.
Iphigenie auf Tauris, 16. 37 fg. 84.
153. 2)2. 284. 290. 312. Neue
Ausgaben und Abhandlungen
über297fg. Uebersetzungen, 307.
Laune des Verliebten. Weimarer
Ausgabe,^ 262.
Mahomed, '6g. 253. 287. Weimarer
Ausgabe, 264.
Mitschuldigen, die. Weimarer Aus-
gabe, 262.
Natürliche Tochter, die, 66. 78.
279. 286. 289. 298.
Pandora, 197.
Pater Brey, 294.
Prometheus, Fragment, 69. Wei-
marer Ausgabe, 264 ig.
Prometheus, der befreite 289.
Puppenspiel, neueröffnetes mora-
lisch-politisches 121.
Romeo und Julie (Bearbeitung)
Weimarer Ausgabe, 263 fg.
Satyros, 294. 298.
Scherz, List und Rache, 155.
Stella, 119 fg. 29S. Weimarer Aus-
gabe, 265 ig.
Tancred, 184. 253. 287. Weimarer
Ausgabe, 264.
Tasso, 43. 133. 153. 252. 289. 304.
313. 319. Erläuterungen und Ab-
handlungen über 299.
Triumph der Empfindsamkeit, 299.
Wette, die. Weimarer Ausgabe,
263 fg-
Bruchstück einer Tragödie, 264.
Fragment zuEinbiedels))dieMohrin«,
267.
334
Goethe-Register.
Weimarer Ausgabe, 259. 262 ft".
Neue Ausgaben, 291 ff.
5. Episches.
Hermann und Dorothea, 19 ff. 23 fg.
29 fg. 77. 289. — Vergleich mit
Arnolds Pfingstmontag, 86. Neue
Ausgaben und Abhandlungen,
304%. Übersetzungen in fremde
Sprachen, 308.
Reinecke Fuchs, 14. 28. 46. 74.
Teil, Plan 159.
6. Erzählendes.
Unterhaltungen deutscher Ausge-
wanderten, 306. Märchen, 55 fg.
76. 506.
Wahlverwandtschaften, 137. 142 fg.
306. 315.
Werthers Leiden, 16. 121 lg. 183.
193. 256. 265. 278. 289. 306. 314.
Wilhelm Meister, 16 fg. 20. 52 fg.
224. 252. 255 fg. 289. 306. 315.
Lehrjahre, 65. 77. 154. 162.
Wanderjahre, 1 36fg. i49ff. 161 fg.
290. Die pilgernde Thörin, 142 fg.
Übersetzung, 307.
7. Gedichte.
Abschied, der, Übersetzung 309.
Achneige,duSchmerzensreiche,3i6.
Als an der Elb' ich die Waffen ihm
segnete, 302.
Als ich ein junger Geselle, (von
Förster) 302.
An Bettina, Da ich dir alle Wünsche
etc., (von Goethe?) 279.
An den Geist des Johannes Secun-
dus s. LiebesbedQrfniss.
An die Entfernte, Übersetzung 309.
An Sie, 311.
Auf dem See, 298.
Braut, die von Corinth,Übersetzung
309.
Campes Laokoon, 303.
Carlsbader Gedichte, 136.
Carlsbader Sprudel, Wasserstrahlen
reichsten Schwalles etc., (von
Goethe ?) 279 fg.
Chinesisch-Deutsche Jahres- und
Tageszeiten, 260.
Deutscher Parnass, Sängerwürde,
Dithyrambe, Wächter auf dem
Parnass, 223 ff. (Erklärung.)
Eckart, der getreue. Prätorius als
mittelbare Q.uelle 226 fg.
Egloffstein, Caroline und Julie von,
Handschriften der Gedichte an
285 fg.
Eilfer, Ghasel aut den, 289.
Elegieen, römische. Anlehnung an
Johannes Secundus 206 fi.
Epiorammatisch, 303. (Keins von
ahen.)
Epigramme, venetianische, 224.
Episteln, 227.
Euphrosyne, 83.
Ewige Jude, 303.
Friedrich der Grosse, Verse auf,
227 (Zum ersten Male gedruckt.)
Gefunden, 241.
Geheimnisse, die, 67. 316.
Gesang der Geister über den
W^assern, 210.
Gott, der und die Bajadere, 226.
Grenzen der Menschheit, 210.
Hans Sachsens poetische Sendung,
303.
Harinerlieder, 312.
Heidenröslein, 302 fg. Besprechung
in der Ges. f. deutsch Litt., 254 fg.
Herbstgefühl, 303.
Hermann und Dorothea, zur Elegie,
228 fg.
Hohe Lied, (Übersetzung) 182 ff.
1 94 fg.
Im Vorübergehen, 241 fg.
Inschriften, Denk- und Sendeblätter,
261.
Invectiven, 261.
Junggesell, der, und der Mühlbach,
zur Chronologie, 228.
König in Thule, 184.
Liebesbedürfniss, 200. 205 fg.
Mädchens Held, Anlehnung an das
Hohe Lied, 188 ff. 196 fg.
Mailied, Übersetzung des 308 fg.
Maskenzug, (1818) 139 fg.
Meine Ruh ist hin, 185 ff. 192.
194 ff. Übersetzung 308.
MiteinembuntgesticktenKissen,3 1 1.
Morgenklagen, 209 fg.
O Du, die in dem Heiligthum,(von
Goethe?) 303.
Parabeln,Fünfzehn Salomons,König
von Lsrael und Juda etc., 182.
Peucer, Herrn Regierungsraih, 261.
Pfingsten 1814, 303.
Pilgers Morgenlied, Übersetzung,
309.
Goethe-Register,
'> -» r
Prolog, 1807, n.4.
Rastlose Liebe, Übersetzung, 308.
Schweizeralpe, i59tg.
So ist der Held s. Mädchens Held.
Tagebuch, das 305.
Uri den i. Oktober s. Schvveizer-
alpe.
Wandrers Nachtlied, 155. (Der du
etc.) 207. (Über allen Gipfeln etc.)
Wasserbildung, 505.
Wehmut, Übersetzung, 508.
Westöstlicher Divan, 244. Noten
und Abhandlungen zum 181.
192. 197. Übersetzungen aus
dem 308 ig.
Willkommen und Abschied, 305.
Uebersetzung 309.
Wonne der Wehmut, ueber-
setzung, 308.
Xenien, 224. (Alles hat sich etc.),
261. 316.
Zahme Xenien, 261.
Zum Bildchen von Ulrichs Garten,
In ein Stammbuch, 303.
Neue Ausgaben und Abhandlungen,
301 ff.
Weimarer Ausgabe, 259 ff.
8. Kunst.
Cellini, Benvenuto, Weimarer Aus-
gabe, 269 if.
Hackert, Weimarer Ausgabe, 259.
271 fg.
Kunst und Alterthuni, 86. 92. 199.
Rameaus Neffe, 307.
Winckelmann, 271. Weimarer Aus-
gabe, 259. 271 fg.
Zwei antike weibliche Figuren, 93.
9. Naturwissenschaftliches.
de Candolle, Uebersetzung aus,
Weimarer Ausgabe, 274.
Farbenlehre, zur, 133 ff. Weimarer
Ausgabe, 272 fg.
Hefte, naturwissenschaftliche,285fg.
Metamorphose der Pflanzen, 139.
Weimarer Ausgabe 273.
Mineralogie, zur. Weimarer Aus-
gabe, 272.
Morphologie, Vorarbeiten zur. Wei-
marer Ausgabe, 274.
Morphologie, zur, 171. Weimarer
Ausgabe, 259. 272 fg.
Optik, Beiträge zur, 46.
Osteologie und Anatomie, Arbeiten
zur, Weimarer Ausgabe, 272.
Vergleichungslehre, Versuch einer
allgemeinen. Weimarer Ausgabe,
274.
Versuch, die Elemente der Farben-
lehre zu entdecken, 74.
Weinbau, über den. Weimarer
Ausgabe, 274.
Zwischenknochen, über den, 165 ff.
Manuscript vom Typus, (unge-
druckt) 180.
Versuch über dieGestalt der Thiere,
(Bruchstück 1790 ungedruckt)
175 ff-
Entwurf einer Einleitung in die
vergl. Anatomie, (1795) 175.
Vorträge darüber, (ungedr.) 176.
Weimarer Ausgabe, 272.
10. Sonstige prosaische
Schriften.
Anna Amalia, Herzogin zu Sachsen-
Weimar und Eisenach, zum
feierlichen Andenken, 133.
Aristeia, der Mutter, 158. 268,
Brief des Pastors zu *** an den
Pastor zu ***, 181.
Leipziger Theater, 305.
Müllers Rede: de la gloire de
Frederic. Übersetzung von, 133.
Briefmappe aus Goethes, Anhang
zu H. L. Wagner, 229 ff.
Polen, Vorschlag zur Einführung
der deutschen Sprache in, 3-8.
Recension der Uebersetzung des
hohen Liedes von Friedrich
ümbreit 197 fg.
Sprüche in Prosa 205. 244 fg.
Zwo wichtige biblische Fragen, 181.
Tiefurter Journal, 154.
Wandsbecker Boten, Goethes
Arbeiten im, 306.
II. Biographische Einzel-
heiten, Lebensbeziehungen,
Verhältnisse, zu :
Batacchi, Domenico, Goethe und,
Baj'ern, Ludwig L, König v., 316.
Beethoven, 312.
Bodmer über Goethe, 312.
336
Goethe-Register.
Brinckmann über Goethe, 145 fg.
Coburg, Erbprinzessin Auguste
über Goethe, 122.
Cogswell, Josef Green 315.
Deinet über Goetlie, 120 fg.
Frankfurter Bürger -Verbände,
Goethes Ausscheiden aus dem,
211-220.
Gespräche, 287.
Goethe, Katharina Ehsabeth (Frau
Rath) über Goethe, 119. Erläute-
rungen dazu, 120.
Grillparzer, 313.
Hagn, Charlotte v. 314.
Herzlieb, Minna 314.
Italien, Goethe und, 310.
Kayser, Ph. Chr. 28.
Klinger über Goethe, 144. Goethes
Verhältniss zu, 281.
Kolbe, 281.
Kurland, Herzogin von, 280.
Landolt, J. H. über Goethe, 131.
Leipzig, Goethe in, 310.
Lenz, 516.
Mendelssohn - Barthold}-, Fcli.\
Merck, Joh. Heinr. 317.
Metternich, Goethe und, 238 fg.
Meusel über Goethe, 121 fg.
Napoleon und Goethe, 2 5 2 ff. 3 1 7 fg.
Oehlenschläger, 318.
Rauch über Goethe, 318.
Recke, Elisa v. d. über Goethe,i43 fg.
Reinbeck über Goethe, 142 fg.
Riemer über Goethe, 131 ff. 142.
Salm, Graf zu, 281.
Schlegel, Aug. Wilh. und Friedrich
. 319-
Schönkopf, Kathchen 319.
Schröder, Fr. W. L. 319.
Schubarth, 319.
Schubert, 319.
Schulthess, Barbara (Bäbe) Goethe
und, 149-162.
Schweiz, Goethe in der, 310.
Secundus,Joh. Goethe und, 199-210.
Stackeiberg, O.M.,Freih., bei Goethe
87-93.
Strassburg, Goethe in, 310.
Tod und Bestattung, 311.
Trolle-Wachtmeister, H. G., Begeg-
nung mit Goethe, 237 fg.
Unzelmann - Bethmann, Friederike
280.
Vogesen, 310.
Weimars Gesellschaft und das
Chaos, 3 10 fg.
Weisse über Goethe, 122.
Willemer, Marianne v. über Goethe,
144%.
Zeitgenossen, Mittheilungen von,
über Goethe, 1 17-146.
Zelter über Goethe, 141 fg.
Zürichersee, Goethe und der, 310.
Verschiedenes.
Anatom, Goethe als, 163-180.
Archiv in Weimar, Mittheilungen
aus dem, 5-93.
Ausgabe letzter Hand, 261. 266.
269. 285. 304.
Bildnisse Goethes, von Julie von
EglofTstein, 286.
Biographie Goethes, Preisaus-
schreiben für eine, 257 fg.
Biographische Schriften über, 309 ff.
Cambridge, Studium Goethes in
den Colleges undExamina, 25 5 fg.
Chaos, 3 10 fg.
Darwins, Goethi einVorgänger, 313.
Grimm, Jakob, zur Kenntniss, 313.
Handzeichnungen Goethes im Kup-
ferstichkabinet in Berlin, 231 ff.
Habsburg, d. Haus, und Oesterreich,
Goethe über, 314.
Hempelsche Ausgabe, 244 fg.
Innere Form, von Goethe her-
rührender Ausdruck, 229 ff.
Kammerbühl, Goethedenkmal auf
dem, 289.
Ludwig, Otto, Komponist Goethe-
scher Gedichte, 316.
Nachträge und Berichtigungen,
241 fg.
National-Museum, Mitteilungen aus
dem, 94-97.
Neue Ausgaben, 288 ff.
Sepiazeichnungen, 286.
Stammbaum, zu Goethes, 241.
Theaterleiter, Goethe als, 280. 299 ff.
Übersetzungen Goethescher Werke
in fremde Sprachen, 307 ff.
Vorgängern, Freunden und Nach-
folgern, Goethes Verhältniss zu,
312 ff.
Weimarer Ausgabe, 165 fg. 166.
Bericht, 259 ff.
Siebenter Jahresbericht
Dhr
Goethe-Gesellschaft.
GütTHE-jAHRI)l.CH XIIl.
Ijie satzungsgemiisse VII. General -Versammlung der
Goethe -Gesellschaft wurde am 8. Mai 1891 im
grossen Saale der »Erholung« zu Weimar durch
den ersten \'icepräsidenten, Excellen^ von Loeper, eröffnet,
da leider der \'orsitzende der Gesellschaft, ExceUen:^^
Dr. von Sinison, durch seine Gesundheit verhindert war,
an der \'ersamm]ung Theil zu nehmen.
I. I. K. K. H. H. der Grossherzog und die Frau Gross-
herzogin, der Erbgrossherzog und die Frau Erbgrossherzogin,
Prinzessin Hermann und Prinzessin Olga zu Sachsen-
Weimar beehrten die Versammlung mit ihrer Gegenwart,
zu der sich eine ungewöhnliche Anzahl von Gästen aus
allen Thcüen Deutschlands eingefunden hatten.
Nachdem der Vorsitzende des Geschäftsführenden
Ausschusses, Dr. Ruland, eine kurze Uebersicht über den
schon gedruckt vorliegenden Jahresbericht gegeben, die
keine weitere Besprechung veranlasste, bestieg Herr Professor
Dr. Veit Valentin aus Frankfurt a. M. die Rednerbühne,
um den von ihm gütigst übernommenen Festvortrag über
Goethes »Klassische Walpurgisnacht« zu halten. Reicher
anhaltender Beifall lohnte den Redner, zumal auch an
den Stellen, die auf Goethes erfolgreiche Bühnenthätigkeit
und das Weimarische Theater Bezug nehmen konnten.
Stand doch diese ganze VII. General -Versammlung unter
dem Zeichen des hundertjährigen Jubiläums des Weimarischen
Hoftheaters, welches in denselben Tagen geleiert wurde,
so dass überall die Beziehungen Goethes zum Theater in
den. Vordergrund traten; darum erregte auch die von
Heim Professor Dr. Supban der Versammlung gemachte
22*
—^ 4 44 —
Mitiheilung über einen Fund von wichtigem Aktenmaterial
zur, Geschichte von Goethes Theaterleitung und die An-
kündigung, dass der Vorstand Tags zuvor beschlossen
habe, dasselbe in der W. Schrift der Gesellschaft zu-
gänglich zu machen, allseitige freudige Zustimmung
Nach einer Pause wurde zunächst auf Antrag Herrn
Professor Dr. Geigers der bisherige Vorstand durch Zuruf
für die Periode 1892 — 94 wiedergewählt, und erklärte der
Vorsitzende die dankende Annahme.
Die Berichte über Goethe-Archiv und Bibliothek und
Goethe-National-Museum wurden von den Vorständen
dieser Anstalten erstattet, und von der Versammlung
freundlich entgegengenommen.
Die von dem Schatzmeister, Herrn Commerzienrath
Dr. Morit;, abgelegte Jahresrechnung wies die sehr günstige
Vermögenslage der Gesellschaft, die Aufwendungen auf
Goethe-Jahrbuch und Schrift etc. genau nach, und indem
die Versammlung Entlastung ertheilte, sprach sie zugleich
dem Schatzmeister ihren Dank für seine erfolgreiche Mühe-
w-altung aus.
Eine Stunde später vereinigte sich eine sehr zahlreiche
Tafelrunde in denselben Räumen wieder zu dem üblichen
Festmahl, das durch zahlreiche Toaste belebt, in heiterster
Stimmung verlief. Der in Rücksicht auf die Theaterfest-
woche angesetzte Spielplan hatte es leider nicht ermög-
lichen können, der Gesellschaft, wie üblich, eins der selten
gehörten Goetheschen Stücke im Grossherzoglichen Hot-
theater vorzuführen ; statt dessen waren die Festtheil-
nehmer eingeladen, der ersten Aufführung von Paul Heyses
»Schlimmen Brüdern« beizuwohnen.
Ueber das mit dem 31. Dezember abschliessende Ge-
schäftsjahr als solches lässt sich im allgemeinen nur Be-
friedigendes berichten ; in ihrem Mitgliedbestande hat die
Goethe-Gesellschaft leider bedeutende und schwer wiegende
Verluste zu verzeichnen : in erster Linie Seine Majestät
weiland König Karl von Württemberg, der der Gesellschaft
von ihrem Bestehen an Seine gütige Theilnahme an ihren
Bestrebungen in thatkräftiger Förderung erwiesen hat.
Sodann zwei ihrer Vorstandsmitglieder, Excellcnz von
— -^ 5 ♦>—
Gerber, der seiner Zeit an der Gründung der Gesellschaft
den lebhaftesten Antlieil genommen hatte, und Excellenz
von Loeper, seit 1887, dem Tode Herrn von Loens, der
erste Stellverteter des Vorsitzenden. Um die Gesellschaft
hat sich Herr von Loeper durch einsichtsvolle ßetheiligung
an allen ihren Veranstaltungen, z. B. am Goethe-Jahrbuch,
grossen Dank erworben ; die durch seinen Tod entstandene
Lücke hierbei wie bei der Bearbeitung der neuen grossen
Goethe-Ausgabe wird nicht leicht auszulüUen sein.
Li Herrn Hch. Oswalt, dem umsichtigen Verleger des
Goethe-Jahrbuches, hat die Gesellschaft ein treues Mitglied
verloren, auf dessen wohlwollende Unterstützung der Ge-
schäftsführende Ausschuss bei den vielen das Jahrbuch betref-
fenden Verhandlungen jederzeit mit Sicherheit rechnen durfte.
Der Herr Schatzmeister berichtet:
Am 31. Dezember 1891 bestand die Goethe-Gesell-
schaft aus 2960 Mitgliedern ; darunter befanden sich 20 Mit-
glieder auf Lebenszeit und 102 durch die Herren Alfred
Nutt in London und Heinrich Preisinger in Manchester
gemeldete englische Mitglieder. Die Mitgliederzahl der
Goethe- Gesellschaft hat gegen das Vorjahr eine Ver-
minderung von 28 Mitgliedern erfahren. Ist diese Ver-
minderung auch an sich unbeträchtlich und bei einer Ge-
sellschaft, die sich zum grossen Theil aus Angehörigen
eines höheren Lebensalters zusammensetzt, auf den natür-
lichen Lauf der Dinge zurückzuführen, so enthält sie doch
eine Mahnung an unsere Mitglieder, ihr Interesse an dem
Gedeihen der Gesellschaft dadurch zu bethätigen, dass sie
in ihren Kreisen den Zielen derselben neue Freunde ge-
winnen, die die entstandenen Lücken ausfüllen.
Thatsächlich hat sich die Mitgliederzahl auf dem
Continent um ca. 30 gehoben, während wir an englischen
Mitgliedern nur mehr 102 (statt früher 160) verzeichnen.
Es erklärt sich dies aus einer Umgestaltung in welche
die English Goethe Society im vorigen Jahre nach den
uns vorliegenden Mittheilungen eingetreten zu sein scheint.
Wenn die Veränderungen dahin führen, dass die englischen
Goethelreunde in ein engeres, persönliches Verhältniss
zu unserer Gesellschaft, — wie dies zum Theil schon
— «^ 6 ^ —
geschehen ist — treten, so dürfen wir sie von unserem
Standpunkte aus nur mit Freuden begrüssen.
Am 31. Dezember 1891 verfügte die Gesellschaft
über einen Baarbestand von M. 9088.46, während M. 3S5 38.46
in Werthpapieren verzinslich angelegt waren. Die Werth-
papiere sind hier zum Ankaufspreis und ohne laufende
Zinsen berechnet. Das finanzielle Ergebniss bietet ein
erfreuliches Bild gesunder Fortentwäckelung der Gesellschaft.
Es ist um so erfreulicher, als es nicht auf Grund eines
Sparsystems erzielt worden ist, sondern unter freigebigster
Förderung aller Aufgaben, welche sich die Gesellschaft
gestellt hat. Gleichwohl ist es gelungen, auch für die
Zukunft vorzusorgen und ohne Beklemmungen der Möglich-
keit zu gedenken, dass politische Stürme der Gesellschaft
einmal ein paar magere Jahre bringen können.
Der hohe Baarbestand am Jahresschlüsse erklärt sich
daraus, dass die VL Schrift der Gesellschaft nicht, wie
beabsichtigt war, im Laufe des Dezembers zur Ausgabe
gelangen konnte, und daher die für sie bereit gehaltenen
Mittel noch nicht zur Verwendung gekommen sind. Von
den Gründen der Verzögerung hat der Geschäftsführende
Ausschuss allen Mitgliedern seiner Zeit direct Kenntniss
gegeben.
ausserordentliche Geldspenden hat die Gesellschaft im
abgelaufenen Jahre empfangen von weiland Sr. Majestät
dem König Karl von Württemberg (6. Spende), dem wir
für die wiederholte Förderung unserer Bestrebungen auch
noch an dieser Stelle unseren ehrerbietigsten Dank aus-
sprechen.
Herr Bankier Albert Holz in Breslau erfreute uns auch
in diesem Jahre mit einer besonderen Geldspende.
Die geschäftlichen Beziehungen zu unseren Mitgliedern
erleichterten und förderten neben den bereits genannten
Herren Alfred Nutt in London und Heinrich Preisinger in
Manchester die Herren
Buchhändler Lucas Gräfe, FLmiburg,
Buchhändler Paul Kurtz, Stuttgart,
Hofbuchhändler Gust. Liebermann, Karlsruhe,
Rentier Ferdinand Meyer, Berlin,
' Buchhändler Max Niemeyer, Halle,
Bankier Bernhard Rosenthal, Wien,
Rütten & Loening, Literarische Anstalt, Frank-
lurt a. M.^
die Schletter'sche Buchhandlung, Breslau,
Buchhändler von Zahn & Jaensch, Dresden.
Der geschäftliche Verkehr mit unseren Mitgliedern
vollzieht sich ohne nennenswerthe Störung. Fände unsere
wiederholte Bitte um sorgfältige Beachtung der folgenden
auch hier wieder abgedruckten Bestimmungen Gehör, so
bliche in dieser Beziehung nichts zu wünschen.
1. Der Beitrag für das laufende Jahr, der am i. Januar
fällig wird, ist ohne besondere Aufforderung
spätestens bis zum i. März an den Schatzmeister
einzusenden.
2. Die Beiträge sind mit dem Vermerk zu hegleiten
»Beitrag zur Goethe-Gesellschaft für das Jahr i8 . .«.
3. Name und Wohnort sowie die genaue Adresse
des Absenders ist deutlich anzugeben.
4. Wohnungsveränderungen sind dem Schatzmeister
rccht:(eiiig mitzutheilen.
5. Jahrbücher und Schriften dürfen nur nach erfolgter
Zahlung des Jahresbeitrags übersendet werden. —
Der Geschäftsführende Ausschuss kann nur die vor-
stehende Bitte des Herrn Schatzmeisters mit voller Ueber-
zeugung zu der seinigen machen: W' ollen unsere verehrlichen
Mitglieder sie noch etwas mehr als bisher beherzigen, so
werden sie selbst in erster Linie von den erfreulichen
Folgen sich überzeugen können.
Wie bekannt hat der Geschäftsführende Ausschuss
mit Genehmigung des Vorstandes sich schon seit mehreren
Jahren bemüht für würdige Erhaltung der Grabstätten aus
Goethes Zeit Vorsorge zu tragen. Nachdem die Gräber
der beiden Christianen, Goethes Gattin und Euphrosynens
durch Herrn Geh. Regierungsrath Dr. Kuhn ermittelt, und
angemessen geschmückt worden waren, hat der Ausschuss
sein Augenmerk auf das leider sehr beschädigte Denkmal
gerichtet , welches seiner Zeit nach einer Zeichnung
— ¥^ 8 *i —
Heinrich Meyers Euphrosynen am Abiiange des Hörn
war errichtet worden; es ist in würdiger Weise wieder
hergesteUt worden. In demselben Sinne ist das Erbbe-
gräbniss von Pius Alexander Wolff durch Vertrag von
seinen Nachkommen erworben worden, und hat die Goethe-
Gesellschaft die Verpflichtung von dessen Erhaltung über-
nommen.
An dem oben schon mehrfach erwähnten Jubiläum
des Grossherzoglichen Hoftheaters hat sich die Goethe-
Gesellschaft auch officiell betheiligt, indem Herrn General-
Intendanten von Bronsart am 8. Mai eine von Vorstand
und Ausschuss unterzeichnete Glückwunsch-Adre'sse über-
reicht wurde.
Die Bibliothek der Gesellschaft ist auch im letzten
Vereinsjahr in der bisher bewährten Weise verwaltet und
nach Massgabe der verfügbaren Mittel zweckmässig ver-
mehrt worden. Die neuen Publikationen auf dem Gebiete
der Goethe-Literatur wurden im weitesten Umfange be-
rücksichtigt, bei antiquarischen Ankäufen war das Augen-
merk besonders auf Vervollständigung des älteren Bestandes
der Schriften über Goethe und einzelne Werke gerichtet.
Schenkungen sind der Bibliothek in beträchtlicher
Anzahl zugegangen. Wir nennen mit aufrichtigem Danke
die Xamen der freundlichen Geber:
Prof. Dr. Baechtold (Zürich), Geheime Rath Freiherr
W, V. Biedermann (Dresden), Freiherr F. W. v. Bieder-
mann (Leipzig), H. Böhlau (Weimar), Büchner (Crefeld),
C. Freyer (Berhn), Dr. K. Th. Gaedertz (Berlin), Prof.
Dr. Ludwig Geiger (Berhn), Dr. Otto Harnack (Rom),
Prof. Dr. O. Hartwig (Halle a/S.), Dr. Heinzelmann (Erfurt),
Th. Held (Aussig a/E.), Prof. Dr. W. T.Hewett (Ithaka,N.Y.),
Prof. Dr. Daniel Jacoby (Berlin), Emil Jonas, L. Irmisch,
Dr. Albert Köster (Berlin), Lese- und Redehalle deutscher
Studenten (Prag), Excell. Wirkl. Geh. Rath Dr. Gustav
von Loeper (Berlin), Prof. Dr. Ernst Martin (Strass-
burg i/E.), Ferdinand Meyer (Berlin), Dr. Otto Pniower
(Berlin), Geh. Hofrath Dr. Carl Ruland (Weimar), Prof.
Dr. Erich Schmidt (Berlin), Prof. Dr. Carl Julius Schröer
(Wien), Mr. H. Schütz- Wilson (London), Emil Söffe (Brunn),
— -|h- 9 *^ —
Prof. Dr. Bernhard Suphan (Weimar), Charles Tomlinson
(London), Gustav Wagner (Achern).
In übHcher Weise schHessen sich hier die Mittheilungen
über das Goethe- und SchiUer- Archiv Ihrer Königlichen
Hoheit der Frau Grossher~ogin an, welche die Direction
zur Verfügung gestellt hat.
Der bedeutendste und umfiingreichste Zuwachs, den
das Archiv erhalten hat, besteht in den Akten des Weimar-
schen Hoftheaters aus der Zeit der Goetheschen Leitung
und den nächsten Jahren. Von der Auffindung derselben
ist in der vorigen Generalversammlung Bericht erstattet
worden (s. S. 3 und 4) und der sechste Theil der
»Schriften« führt der Gesellschaft den geschichtlichen Er-
trag dieser Urkunden zu.
Seine Königliche Hoheit der Grossher-og, dem das Archiv
die werthvoUe Bereicherung verdankt, steht auch in diesem
Jahre unter den Spendern voran mit folgenden Zu-
w^endungen :
Goethe an C. F. Schnauss, Frascati i. Oct. 87. (das lange
verloren geglaubte Original dieses köstlichen Briefes) ;
Schiller an Kirms (Turandot betreffend); Wieland und Herder
an die Herzogin Amalia (sechs Briefe, auf A. A's. Tagebuch
von der italienischen Reise bezüglich); »Erinnerungsblätter«
aus der Privatbibliothek weiland Sr. K. H. des Grossherzogs
Carl Friedrich, darunter: Knebel, Im November 1804:
»Neben einander stehn zwei holde Gestirn' an dem
Himmel« (Distichon) ; — Hemsterhuis, Alexis ou de Tage
d'or, ein Manuscript, das, wohl als ein Geschenk Goethes,
im Besitze der Frau von Stein gewesen.
Ferner schenkte der Grossherzog eine umfängliche
Sammlung von Briefen neuerer Schriftsteller an Höchst-
denselben, und zwar von Fanny Lewald und Adolf Stahr
1848— 1883 (139 Nummern), Victor von Scheffel (23 Num-
mern), Bettina von Arnim 1843 — 1847 (6 Nummern),
Fürst Pückler 1845— 1869 (34 Nummern), Alfred von Reu-
mont. Schliesslich die Briefe der Ottilie von Goethe an
Bratranek, welche Dr. Wilhelm Schramm abschriftlich
nebst einer Biographie Bratraneks Seiner Königlichen
Hoheit überreicht hatte.
— -^ 10 ■»^—
Ihre Kihiiglicbe Hoheit die Frau Erbgross})cr:^opn spen-
dete Carl Augusts Resolution, die Errichtung des Hof-
theaters betreffend, die Herr Dr. Kilian Steiner (in Stutt-
gart) Höchstderselben übergehen hatte.
Ihre Excellenz die verwittwete Frau Staatsminister
Stichling, Weimar: Stücke zu Herders Briefwechsel mit
seiner Braut 1770, 1771 ; eine umfängliche Sammlung
amtlicher Niederschriften und Arbeiten Herders ; Briete
von Herder und Caroline Herder und Briefe an Herder.
Es fügte sich diese Gabe, die auch einige Briefe Wielands
und einen Brief von Claudius enthält, an jene Schenkung
an, die Herders Enkel, der Staatsminister Stichling im
Februar 1889 der Frau Grossherzogin dargebracht (5. Jahres-
bericht, Jahrb. XI, 9) und in der Folge er^^eitert hat.
Auf die Vervollständigung durch jene in seiner Hand
verbliebenen Stücke ist er selbst noch in seinen letzten
Lebenstagen bedacht gewesen, und mit der Uebergabe
wurde sein Wille vollzogen. Theodor Stichling verschied
am 23. Juni 1891; ein warmer Gönner des Archivs, ein
einsichtsvoller Förderer seiner Bestrebungen ist in ihm
dahingegangen. Er hat sich auch bei uns ein dauerndes
Andenken gestiftet.
Dankbar verzeichnen wir nun folgende meist von aus-
wärts zugekommene Spenden : Prof. Dr. Carl von ßarde-
leben, Jena, schenkte Stücke aus den alten Akten der
Jenaer Anatomischen Anstalt aus den Jahren 1805 — 1821
(»Zeugnisse von Goethes Antheil an der Errichtung und
Verbesserung der dortigen Sammlungen«). Dr. Kilian
Steiner, Stuttgart, schenkte ein amtliches Schreiben Herders
(Weimar i. September 1793). Dr. Max Friedländer, BerVm:
Fanny Mendelssohn, Composition des ihr gewidmeten
Goetheschen Liedes »Wenn ich mir in stiller Seele«.
Fräulein Dora Hartmann, Hannover: ein Blatt von Christo-
phine Reinwald, geb. Schiller (Blumenstück nebst Unter-
schrift). Oberhofmeister von Donop, Weimar: Brief von
Christian Rauch an Zelter, Berlin 14. November 1830
(August von Goethes Tod betreffend). CoUegienrath
Dr. Friedrich Meyer von IValdech, Heidelberg: Alte Ab-
schrift des Gedichts »Urw^orte, Orphisch«, aus Creuzers
— -^ II *§' —
Nachlass stammend. Freiherr Ludiuic^ von Gicicbcii-Rass-
li'unii, Weimar: Brief DöUin^ers an Hmilie von Gleichen-
Russwurm. Alexander Me\er-Cohu, ßerHn: Brief Goethes
an den Bibliothekar GülJenapfel, 15. Juni 1818.
Bücher und Druclce wurden der Sammlung des Archivs
zugewandt von Dr. Friedrich Latcudorf, Schwerin, Prof.
Dr. Hermann Schreyer, Schulpforta, Riidoif Broridjaiis,
Leipzig, Prof. Dr. Jdoif Stern, Dresden, Dr. WaJtJjer
VuJpius, Weimar, Fräulein Charlotte und Sophie Kraclww,
Weimar.
Besonders ist sodann zu erwähnen eine Schenkung
von künstlerischem Werthe. Die Wittwe und die Schwester
des zu Dresden verstorbenen Hofraths Carus, Frau Caroline
Carus und Fräulein Caroline Cäcilie Carus übergaben
Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Grossherzogin zwei
Modelle zu Goethe-Statuen, die sich einst im Besitze des
Vaters des Verstorbenen, des mit Goethe befreundeten
Geh. Raths Carl Gustav Carus befunden haben. Beide
stellen den Dichter sitzend dar^, in antiker Gewandung.
Das ältere von Rauch hat Zarncke unter die »Goethe-
bildnisse« S. 84, No. 3. aufgenommen; das jüngere ist
von Ernst Rietschel für die Gesellschaft »Harmonie« in
Dresden entworfen : Goethe mit der Lyra, den Blick in
Begeisterung nach oben richtend. Ihre Königliche Hoheit
hat die »im Sinn des Vaters« dargebrachte Stiftung gnädigst
entgegengenommen und beide Kunstwerke Höchstihrem
Goethe-Archiv zur Bewahrung überwiesen.
Zur Erweiterung des Bestandes durch Ankauf hat die
hohe Besitzerin in ihrer stetigen Fürsorge für das Institut
die Mittel gewährt. Eine eben vollzogene Er Werbung wurde
bereits in der vorjährigen Generalversammlung bekannt ge-
geben : Otto Ludwios Nachlass, in Dresden von des Dichters
Wittwe gehütet, dramatische Arbeiten, Shakespeare-Studien,
mannigfache Entwürfe und Fragmente umfassend. Neuer-
dings noch ist der Nachlass für die von Adolf Stern und Erich
Schmidt besorgte Gesammtausgabe nutzbar gemacht, konnte
jedoch und sollte da nicht völlig ausgenutzt werden.
Den Niederschriften Otto Ludwigs ist zufolge meiner
retractirenden Arbeitsweise immer ein eiyenthümlicher
— «^f 12 «i« —
Werth gesichert, sie bleiben eine Fundgrube für den
Theoretiker und Dramaturgen.
Unter den weiteren Ankäufen befinden sich die Briefe
Goethes an Carus, Handschriften von Herder, auch drei
Briefe desselben an Schiller, schliesslich Briefe und andere
Handschriften aus dem Kreise der Romantiker (Novalis,
Tieck, A. W. Schlegel, Clemens und Sophie Brentano,
Bettina).
Die Arbeiten des Archivs gehen auf den in den beiden
vorigen Berichten näher bezeichneten Wegen vorwärts,
sind also vorwiegend der im Auftrage Ihrer Königlichen
Hoheit der Frau Grossherzogin erscheinenden Ausgabe
von Goethes Werken zugewandt.
In Folge des nun beendeten Setzer-Ausstandes ist bei
mehreren noch für 1891 bestimmten Bänden der Druck
in's Stocken gerathen. So werden zunächst jene unter-
brochenen Bände fertiggestellt (Abth. I, 11. Abth. II, 7.
Abth. IV, ID.). Weiter wird man darauf bedacht sein, die
Reihe der poetischen Bände bis XIV vollständig zu machen
mit Band XII (Singspiele), XIII (Paläophron und Neoterpe,
Vorspiel 1807, Was wir bringen u. f.).
Von Prosawerken sind in Aussicht genommen die
Wahlverwandtschaften (Bd. 20), demnächst die Tag- und
Jahreshefte (Bd. 35 fg.).
In der zweiten Abtheilung (Naturwissenschaftliche
Schriften), sowie in der vierten (Briefe) werden die An-
schlussbände gefördert.
Mehrfach ist uns die bereitwillig gewährte Beihülfe
von Autographenbesitzern zu statten gekommen. In her-
vorragender Weise wurde eine solche geleistet von dem
Besitzer der Briefe Goethes an v. \'oigt, Herrn Rechts-
anwalt Dr. Arthur Osaun 1. zu Darmstadt, der auf mehrere
Monate sich des reichen handschriftlichen Schatzes ent-
äussert hat, welcher jetzt erst. Dank dieser Unterstützung
vollständig für die Ausgabe verwerthet worden ist. Der
Vorstand der Aiiisik-Gesellschaft in Zürich verwilligte die
dort befindliche Handschrift des Singspiels »Scherz, List
und Rache«. Collationen einzelner Stücke wurden freund-
h 1 3 ♦^—
liehst gewährt oder besorgt von Frau Preusser, geb. vou
Gntschrnidt, Herrn G. Kestner und Fräulein Lilly Wüste-
feldt in Dresden, Rudolf Brochhaus und O. Reisland in
Leipzig, Ministerialrath von Dursy in Strassburg i. E.,
Dr. iv7/^ Jonas in Berlin. Die Anstalten und Archivfreunde,
die sich bei der »vierten Abtheilung« förderlich erwiesen
haben, sind im 9. Band der Briefe namhaft gemacht.
Wenn wir hier, nach dem Brauch, fast nur mit Namen
und Daten kurz berichten, was im Jahreslaufe tür das
Archiv und in seinem Bereich gethan und geschehen ist, so
bleibt ein Name zu nennen, der mit der Anstalt aufs
engste verknüpft ist, und ein Ereigniss, das sie aufs Tiefste
berührt. Wir betrauern den Tod des iMannes, der des
Archivs erster freiwilliger Beamter, ja sein Begründer
gewesen ist. Der, wenn er hereintrat, nicht wie ein Gast,
sondern als der geehrteste Hausgenosse begrüsst war.
Der zu uns gehörte in jedem Betracht, Gustav v. Loeper
war der Unsrige, und er bleibt es. In seiner Treue und
Hingabe wird er den Genossen des Archivs stets ein
Vorbild sein, und so lange wir am Werke sind, wnrd
seiner gedacht werden an der Stätte, wo er sich so
heimisch fühlte. Die Idee einer fortwirkenden Arbeits-
gemeinschaft hat ihn selbst beseelt, und an seinem Theil
hat er ihr noch in seinem letzten Willen Ausdruck ge-
geben. Seine Vorarbeiten und CoUectaneen, auch seine
Bücher, soweit sie auf Goethe, auch auf Schiller Bezug
haben, inbesondere diejenigen, in denen sich eigenhändige
Eintragungen befinden, sollen laut testamentarischer Be-
stimmung dem Goethe- und Schiller-Archiv auf Grund
einer vom Direktor desselben zu treffenden Auswahl und
der Bibliothek der Goethe-Gesellschaft übereignet werden.
Aus dem Goethe-National-Mnseum ist nur zu berichten,
dass die bisher getroffenen Einrichtungen tortfahren sich
zu bewähren; ausser dem anhaltend sehr zahlreichen Be-
suche ist die stetig zunehmende Benutzung durch Goethe-
Freunde und -Forscher zu erwähnen. Die Erkenntniss
verbreitet sich eben immer mehr, dass über gar viele Seiten
in Goethes Geistesleben und Schaffen man sich nur aus
— ^ 14 ^ —
dem Studium seiner so verschiedenartigen Sammlungen wie
seiner Bibliotiiek den richtigen Einblick verschatfen kann.
Wie die Goethe-Gesellschatt sich von allem Anfang
an die Förderung des Goethe-Museums zur Aufgabe ge-
macht hat, so hat sie ihm auch in dem abgelaufenen Jahre
wieder bedeutende Vermehrungen zutühren können. Von
der in der Königlichen National-Gallerie zu Berlin befind-
lichen Marmorbüste Goethes von Schadow aus dem
Jahre 18 17 wurde mit Genehmigung des Preussischen
Cultusministers, Herrn von Gossler, ein trefliicher Gvps-
abguss für die Sammlung des Goethe-National-Museums
auf Kosten der Gesellschaft hergestellt. — Die zuletzt im
Besitze des Herrn Anders in Leipzig befindliche Sammlung
von 16 Original-Silhouetten Goetiies aus seinem Freundes-
kreise im Schönkopfschen Hause, welche J. G. Hermann
treu bewahrt und eigenhändig bezeichnet hatte, wairde
durch den Vorstand angekauft und dem Goethe-Hause
überwiesen; Herr Anders stiftete zu gleicher Zeit noch
32 Skizzen von der Hand Goethes und Hermanns aus
denselben Jahren 1766 — 1768, eine werthvolle Ergänzung
dieser Reliquien aus Goethes Jugend.
Im Dezember 1891 kam in Berlin ein von Julie von
Egloffstem in Oel gemaltes kleines, aber ungemein er-
freuliches Bildniss Goethes zu öffentlichem Verkaute :
Dank der gütigen Vermittelung Herrn Alexander Meyer-
Cohns konnte der Geschäftsführende Ausschuss das wich-
tige Stück erwerben und es dem Goethe-National-Museum
überweisen.
Von den dem Goethe-Museum im Jahre 1891 zuge-
gangenen Geschenken sind folgende mit geziemendem
Danke zu verzeichnen: Von /. K. H. der Frau Gross-
her ~ogin 7 Goethesche Handzeichnungen ; — von Freiherrn
von Biedermann in Leipzig die Schlussbände der Gespräche
Goethes; — von Herrn Emil Jonas in Berlin eine dänische
Uebersetzung von Goethes Clavigo u. a.; — von Fräulein
L. V. Kretschman in Berlin eine interessante Zeichnung
Bernhard von Arnswalds, Goethes Enkel im Salon des
Grossvaters darstellend ; — von Professor Dr. Lehfeldt in
Berlin, Portraits von Eckhof, Koch, Wieland etc. ; — von
— «^ 1) *^ —
der Literarischen Anstalt in Frankfurt, Band XII des Goethe-
Jahrbuchs; — von Advokat L, Meyet in Warschau, eine
Abhandlung über ein in Stahl geschnittenes Siegel mit
Goethes Bildniss.
Wir hotfen dass unsere Mitglieder auch aus dem
diesmaligen Jahresberichte den Eindruck einer regen
geistigen Thätigkeit gewinnen mögen, welche nach ver-
schiedenen Seiten sich erstreckend, sich um den Namen
gruppirt, auf welchen unsere Gesellschaft gegründet
worden ist.
Weimar, ij. Februar 18^2.
Im Auftrage des Geschaftsführenden Ausschusses:
Dr. C. RnJand.
-^ i6 +^—
Mitglieder -Verzeichniss
DER
Goethe-Gesellschaft
(Abgeschlossen März 1892.)
Protektor:
Seine Königl. Hoheit der Grossherzog Oarl Alexander
von Sachsen -Weimar -Eisenach,
Vorstand:
Präsident:
Präsident des Reichsgerichts a. D., Wirkl. Geh. Rath Dr. von
Sinison, Excellenz, in Berlin.
Vice-Präsident :
Geh. Hofrath Dr. C. RitJand, Director des Grossherzog-
lichen Museums und des Goethe -National -Museums
in Weimar.
Vorstands-Mitglieder :
Staatsrath Dr. E^geling, Curator der Universität in Jena.
Wirkl. Geh. Rath Professor Dr. Kiiiio Fischer, Excellenz,
in Heidelberg.
Dr. Paul Heyse in München.
Professor Dr. Erich Schmidt in Berlin.
Wirkl. Geh. Rath Dr. Carl von Stremayr, Präsident des
K. K. obersten Gerichtshofes, Excellenz, in Wien.
Professor Dr. B. Suphan, Director des Goethe- und Schiller-
Archivs in Weimar.
Professor Dr. Feil Faleniin in Frankfurt am Main.
— -I* 17 +^ —
G e s c h li f t s { ü h r ende r A ii s s c h u s s
i n W e i m a r.
Vorsitzender: Geh. Hotrath Dr. C. RulancL
Stellvertreter: Geh. Hofrath P. von Bojanoiusl^y.
Schriftführer : Geh. Regierungsrath Dr. K. Kuhn.
Schatzmeister: Commerzienrnth Dr. jur. R. Morit:^^
Verlagsbuchhändler H, Böklail.
General-Intendant Bvonsart von Schellendorf.
Archivdirector Dr. H. Biirkhardi.
Generallieutenant z. D. Criiger, Exe.
Oberbibliothekar Dr. R. Köhler.
Dr. H. Oelschläger.
Professor Dr. B. Siiphan.
Oberhofmarschall Graf IVedel.
GouTHE- Jahrbuch XIII. 2?
-^ i8 *4 —
M i t 2: 1 i e d e r
ir>
Seine K. u. K. Majestät Wilhelm II., Deutscher Kaiser
und König von Preussen.
Ihre K. u. K. Majestät Augusta Victoria, Deutsche Kaiserin
und Königin von Preussen.
Ihre K. u. K. Majestät Victoria, Kaiserin und Königin
Friedrich.
Seine K. u. K. Apost. Majestät der Kaiser von Oester-
reich, König von Ungarn.
Seine Majestät der König von Schweden u. Norwegen.
Ihre Majestät die Königin von Italien.
Ihre Majestät die Königin Marie von Neapel.
Ihre Majestät die Königin von Rumänien.
Ihre Kaiserliche Hoheit die Frau Grossfürstin Elisabeth
Maurikiewna von ßussland.
Seine Königliche Hoheit der G-rossherzog von Baden.
Ihre Königliche Hoheit die Frau Grossherzogin von Baden.
Seine Königliche Hoheit der Grossherzog von Mecklen-
burg-Schwerin.
Seine Königliche Hoheit der Grossherzog von Oldenburg.
Seine Königliche Hoheit der Grossherzog von Sachsen.
Ihre Königliche Hoheit die Frau Grossherzogin von Sachsen.
Seine Königliche Hoheit der Erbgrossherzog von Sachsen.
Ihre Königliche Hoheit die Frau Erbgrossherzogin von
Sachsen.
Seine Königliche Hoheit Prinz Alexander von Preussen.
Ihre Königliche Hoheit die Frau Herzogin Carl Theodor
in Bayern.
— ^ 19 *^—
Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Amelie, Herzogin
in Bayern.
Seine Königliche Hoheit Alexander Friedrich, Landgraf
von Hessen.
Ihre Königliche Hoheit die Frau Gräfin von Flandern.
Seine Hoheit der Herzog von Sachsen-Altenburg.
Seine Hoheit der Herzog von Sachsen-Ooburg und Gotha.
Ihre Hoheit die Frau Herzogin von Sachsen - Coburg
und Gotha.
Seine Durchlaucht Fürst Reuss j. L.
Seine Hoheit der Erbprinz von Sachsen-Meiningen.
Seine Hoheit der Herzog Johann Albrecht von Mecklen-
burg-Schwerin.
Ihre Hoheit die Frau Herzogin Johann Albrecht von
Mecklenburg-Schwerin.
Seine Durchlaucht der Prinz Heinrich VII. Eeuss.
Ihre Hoheit Frau Prinzessin Heinrich VII. Reuss.
Ihre Hoheit Frau Prinzessin Moritz von Sachsen- Altenburg.
Ihre Hoheit Prinzessin Marie von Sachsen-Meiningen.
Seine Hoheit Prinz Hermann von Sachsen-Weimar.
Seine Hoheit Prinz Ernst von Sachsen -Weimar.
Seine Hoheit Prinz Ernst von Sachsen-Meiningen.
Seine Hoheit Prioz Friedrich von Sachsen-Meiningen.
Seine DurchlauchtErbprinz Heinrich XXVII. von Reuss j.L.
Seine Hoheit Prinz Friedrich Carl von Hessen.
Ihre Hoheit die Frau Erbprinzessin von Schaumburg-Lippe.
Ihre Hoheit die Frau Erbprinzessin- Wittwe von Anhalt.
Seine Hoheit der Herzog zu Schleswig-Holstein.
— -^ 20 ^ —
E h r e n - M i t g 1 i c d er:
von Gleichen- Riissivnnu, rreiherr L., Könii;!. Bayerisch er
Kämmerer in Weimar.
Leo Graf Heriekel von Donnersinarek, General-Adjutant und
General-Lieutenant, Excellenz, in Weimar.
Ulrike von Levet^oiu, Stiftsdame, auf Schloss Triblitz in
Böhmen.
Sanitätsrath Dr. F. Viilpins in Weimar.
Mitglieder auf L e b e n s z e i t :
Majestät cler Kaiser von Oesterrcich,
Seine K. ii. K. aposlol
Könic' von Un^ai
Seine K. Hoheit Alexa
Aachen - Burtscheid :
Berlin:
Budapest:
Bukarest :
Charlottenburg :
Dorpat:
Hamburg :
Mitau:
München :
Nassau :
Nieder-Ingelheim :
St. Petersburg:
Siegersleben b. Eilslb. :
Weimar:
Wien:
nder Friedrich, Landgraf vo^i Hessen.
Frau Lucy Freni:{^en, geb. Hoesch.
vonRheinbahen,Gt\\.^Qg\Qr\mg^x-,\\\\,
Kornfeld, Signinnd, Director der
Ungarischen Allgem. Creditbank.
Sturd:{a, Denieirins , Königl. rum.
Staatsminister a, D., Excellenz.
Frau Geh. Reg.-Rath von Siemens.
IVoldemar Masing, Docent :\n der
Universität.
Dr. jur. Adolf Axel von Dehn.
Paia von Petrovics, Serbischer Woje-
wode.
Dr. M. Schubarl.
Frau Gräfin L. G. von Kiehnansegge,
Frau Baronin vo7i Frlanger-Bernus.
Rndolf IFolfgang Reyher.
: Frau Kreisrichter M. Fi'ihrling.
Frau M. von Göben.
Seine Erlaucht Graf Gö/7^ von Schiit:^.
Ihre Durchlaucht Frau Fürstin M. :^ii
Hohenlohe - Schillingsfnrst , geb.
Prinzessin Wil1gens1ei)i.
D///7//'rt,A7V()/rt//5jReichsrath,Hcrren-
haus-Mitglied.
Frau Rosa von Gerold, geb. Henneberg.
'"•^^^'Sw^
■'^ 21
DEUTSCHES REICH.
Aachen.
Pastor, Heinrich, Rentner.
Stadtbibliothek
Ächera i/Baden.
Wagner, G., Privatier.
Ällenstein i Ostpr.
Seidel, E'.isenbahn-Bau- u. ße-
triebs-Inspector.
Ältenburg
(Sachsen-Altenburg).
Landesbibliothek, herzogliche.
V. Scheffler, kgl. preuss. General
der Infanterie z. D.. Excellenz.
Ältlandsberg b/Berlin.
Loevvy, Dr., Amtsrichter.
Altona.
Callisen, Frau Dr.
Heitmüller, Dr. phil., Ferdinand.
Matthiessen, Dr., Gymnasial-
Oberlehrer a. D.
Pieck, Dr., Regierungsrath.
Sieveking, Carl, Rechtsanwalt und
Notar.
Amtitz i/Lausitz (Kr. Guben).
Heinrich, Prinz zu Carolath-Schoen-
aich, Durchlaucht, Freier Stan-
desherr und Majoratsherr.
Annaberg (Erzgebirge).
Warmann, Eduard.
Annettenhöh b/Schleswig.
V. Brockdorff, Frau Baronin.
Apolda.
Deinhardt, Frau Dr. Maria.
Stechow, Oscar, Bürgermeister.
Ärnswalde.
Sarre, Dr., Amtsrichter.
Ars a/ Mosel (Lothringen).
Carlebach, Dr. Ed., Notar.
Aschaflfenburg.
Hepp, C.
Reber, Dr. Joseph, Director.
Augsburg.
Bauer, Ludwig, Rechtsanwalt.
Flesch, Gustav, Bankier.
Herzfelder, J., Reclitsanwalt.
Stadtbibliothek.
Baden-Baden.
Me_yer, Dr. Heinrich, Gymnasial-
lehrer a. D.
Bamberg.
Marschalk von Ostheim, Freiherr
Emil..
Barmen.
V. Evnern, Ernst, Stadtverordneter,
Mitglied des Abgeordneten-
hauses.
Frank, Amtsrichter.
Jäger, Otto.
Nordhaus, Hermann, Kaufmann.
Rittershaus, Emil, Schriftsteller.
Rudolph, A., Oberstlieutenant und
Bezirkscommandeur.
Stadtbibliothek.
Bautzen.
Kunz, Dr. Heinrich, Staatsanwalt.
Bayreuth (Bayern).
Gymnasialbibliothek.
Wagner, Siegfried.
I Würzburger, C, Rechtsanwalt.
Beilin b/Bärwalde (Neu-Mark).
v. Kahle, Fräulein Julie.
Beizig.
Friedländer, Max, Amtsrichter.
Berka a/d. Hm.
v. Pflugk-Harttung, Professor.
Berlin.
Abraham-Römer, Dr. jur. A., Jour-
nalist.
— 4+ 22 ■^-
Berlin.
Aegidi, Dr. L., Professor
Ge-
heimer Legationsrath.
Althoff, Dr., Geh. Ober-Reg.-Rath,
vortr. Rathi. Cultusministerium.
Arendt, Dr. Otto, Mitglied des
Abgeordnetenhauses.
Asch, Eugen, Kaufmann.
V. Asten, "Fräulein Julie.
Bach, Dr. Th., Director des Falk-
Realgymnasiums.
Bnerwald, S.
Bahlsen, Dr. Leopold, Gymnasial-
lehrer.
Bardt, Dr. C., Gymnasialdirector.
Barschall, Fräulein Alma.
Becker, Fräulein Hanna.
V. Beckerath, A.
Behrend, Adolf, Buchhändler.
Beiger, Dr. Chr., Oberlehrer.
Bellermann, Dr. B., Director des
Königstädtischen Gymnasiums.
Bereut, Fräulein Selma.
Bernhard, Arthur, Bankier.
Bornstein, Dr. C., Professor.
Bibliothek, Königliche.
Bibliothek, Städtische der Goeritz-
Lübeck-Stiftung (O. Goeritz).
Bibliothek des Kgl. Realgymna-
siums.
Bibliothek des Kgl.Wilhelms-Gym-
nasiums.
V. Bibow, Fräulein Marie, Privat-
lehrerin.
Bielschowsky, Dr., Oberlehrer.
Biltz, Dr., Carl.
V. Bissing, Freiherr, Friedrich
Wilhelm.
Blumenthal, Dr. Oskar, Director
des Lessing-Theaters.
Bodländer, liechtsamvalt.
Booth, Fräulein Esther.
Borchardt, Dr. Oskar.
Borchardt, Frau Comm.-Rath Rud.
Borkenhagen , Frau Corvetten-
Capitän.
Boretius, Fräulein Charlotte.
V. Bothmer, Ernst, Wirkl. Legat.-
Rath.
Brahm, Dr. Otto, Schriftsteller.
Brandis, Dr. K.
Brandt, Hermann, Kaufmann.
Brandt, Dr. phil. Ludwig.
Braumüller, Dr., Oberlehrer.
V. Braunschweig, Kaiserl. Ge-
sandter 7.. D.
Berlin.
Breiderhoff, Frau Dr.
Breslauer, Bernhard, Rechtsanwalt.
Broicher, Otto, Kammergerichts-
rath.
Brück, Ignatz, Bankier.
V. Brühl, Grähn Hedwig, Palast-
dame, Excellenz.
Buhlmann, Georg, Fabrikbesitzer.
V. Bunsen, Dr. Georg.
Bunsen, Fräuleiti Marianne.
Bürgers, Max, Bankier.
Cassirer, Fritz, cand. phil.
Cohn, Albert, Buchhändler.
I Cohn, Alexander Meyer, Bankier.
j Cohn, Dr. Heinrich, Rechtsanwalt.
I Collin, D., Verlagsbuchhändler.
I Cornicelius, Dr. phil. Max.
Coste, Dr. David, Lehrer am As-
I kanischen Gymnasium.
V. Cramm-Burgdorf, Freiherr, Her-
zogl. Braunschweig. Gesandter.
Curtius, Dr. Rud., Reg.-Refereadar.
Daffis, Dr. Anton.
Daffis, Eduard, Kammergerichts-
Referendar.
V. Dallwitz-tornow, Frau W., geb.
V. Gräfe.
Darmstädter, Dr. Ludwig, Fabrik-
besitzer.
Davidson, George, Chef-Redacteur
des Berliner Börsen-Couriers.
Delbrück, Dr., Staatsminister, Ex-
cellenz.
Delbrück, Frau Geh. Commerzien-
rath Luise.
Delbrück, Hans, Professor.
Delbrück, Heinrich, Landrichter.
Delbrück, Ludwig, Bankier.
V. Donop, Dr. L., Professor.
Doss, Fräulein Marie.
Dümmler, Dr. E., Professor.
Duncker, Frau Cäcilie, Schulvor-
steherin.
Duncker, H., Geheimer Regierungs-
rath, Bürgermeister.
Eberty, Dr. E., Syndikus.
Eger, W.
Eggers, Dr. Karl, Senator.
Eisenmann, Dr. Carl, .\ssessor.
Elias, Max, Rentier.
Ellinger, Dr. Georg, Realschul-
lehrer.
Engel, G., Professor an der König-
lichen Hochschule für Musik.
-^ 23 +4 —
Berlin.
Ephraim, Hermann.
Euchel, F., Justizrath.
Ewe, E., Privatier.
Feig, Dr. M., Sanitätsrath.
Felber, Emü, Verlagsbuchhdndler.
Fink, Fräulein Maria.
Flatau, Dr., Rechtsanwalt.
Fleischhammer, Dr., Geheimer Hof-
justizrath.
Fleischmann, H., Reg.-Referendar.
Fhnsch, Alexander, Kaufmann.
Fränkel, Dr. Max, Bibliothekar der
Kgl. Museen.
Fraenkel, Max, Maurermeister.
V. Frankenberg, Rittmeister im
Garde-Kürassierregiment.
Franzos, Dr. K. E., Schriftsteller.
Frenkel, H., Bankier.
Frenzel, Frau Bertha.
Frenzel, Dr. Karl.
Fresenius, Dr. phil. A.
Freund, Ernst.
Fre}', Dr. Karl, Professor.
V. Friedberg, Dr., Staatsminister,
Excellenz.
Friedeberg, Frau Bernhardine, geb.
Oppenheim.
Friedenthal, Frau Margaretha.
Friedländer, Frau Adelheid.
Friedländer, Frau Professor.
Friedländer, Dr. phil. Max, Musik-
schriftsteller.
Friedmann, Dr. Alfred, Schrift-
steller.
Friedmann, Dr.jur. Felix, Gerichts-
Assessor.
Fritze, Frau Geheimrath.
Gärtner, Heinrich, Landschafts-
maler.
Gaupp, Berth., Geheim.Regierungs-
rath.
V. Gavling, Freiherr, Rittmeister
im Garde-Kürassierregiment.
Geiger, Dr. Ludwig, Professor.
Gerb, Fräulein Franziska.
Gernsheim, Dr. Fr. W., Professor.
Gesenius, Stadtältester, Director
des Berliner Pfandbrief- Amtes.
Glaser, Dr. Adolf, Redakteur.
Gloeden, Lehrer an der Sophien-
schule.
V. Gneist, Dr. R., Professor, Geh.
Oberjustizrath.
Goerke, Franz.
Berlin.
V. Goldbeck, Ober-Reg.Rath.
Goldbeck, Dr. Ernst, Gymnasial-
lehrer.
Goldschmidt, Professor, Geheimer
Justizrath.
Goldschmidt, Arthur, Schriftsteller.
Goldschmidt, Rob., Bankier.
Goldschmidt, Frau Tacie.
Gottheiner, Fräulein Marie.
Gottheiner, P., Stadt-Bauinspector.
Gotthelf, M.
Gradenwitz, Alfred, Bankier.
Grandke, Geh. Ober-Finanzrath.
Greift", Wirklicher Geheimer Rath,
Ministerialdirector a. D., Excell.
Grimm, Dr. Herman, Professor,
Geheimer Regierungsrath.
Gropius, Frau Manon.
V. Guldencrone, Frau Baronin.
Gurlitt, Fritz, Kunsthändler.
Güterbock, Dr., Geheimer Sani-
tätsrath.
Güterbock, Dr. phil. Bruno.
Haase, Frau Rentier Henriette.
Hagen, Werner, G. A., stud. jur.
Hagens, Senatspräsident am Kam-
mergericht.
Hartmann, Hugo, stud. phil.
Hass, Regierungsrath.
Hausmann, Frau Luise.
Heckmann, Aug., Geh. Commer-
zienrath.
Heerwart, Dr. Adolf, Wirkl. Ge-
heimer Rath, Excellenz.
Heinitz, Franz, Rechtsanwalt.
Heimann, A., Rechtsanwalt.
Hellmuth, Frau Martha.
Henning, Theodor, Architekt.
Herrmann, Dr. phil. Max, Privat-
docent an der Universität.
Hertz, Hans, Verlagsbuchhändler.
Hertz, Wilh., Verlagsbuchhändler.
Hevdemann, Dr. phil. V.
Hiller von Gaertringen, Freiherr,
Dr. phil. Friedrich.
Hilzheimer-Schulhotf, Fräul. E.
Hirschberg, Paul, Kaufmann.
Hirschfeld, Philipp.
Hoeber, Frau Amalia.
Hoflmann, Dr. Ed., Geh. Reg.-Rath.
Hoffor)-, Dr. Julius, Professor an
der Universität.
Hofmann, Rudolf, Verlagsbuch-
händler.
Hopfen, Dr. Hans, Schriftsteller.
—4*- 24 *^—
Berlin. |
Hörn, Frau Eleonore, Oberin der |
Dr. Martins'schen Klinik. !
Horsfall, Charles. I
Hübler, Dr. jur. Bernhard, Geh.
Ober-Reg.-Rath, Professor.
V. Hülsen, G., Lieutenant im Garde-
Kürassierregiment.
Jablonski, Berthold.
Jacobi, Fräulein Clara.
Jacoby, Dr., Daniel, Gymnasial-
Oberlehrer.
Jacoby, Frau Margaretha.
Jaffe, Frau Dr. Helene.
Jarie, Rechtsanwalt.
Jagor, Dr. F.
Jaquet, Dr. med. M., Sanitätsrath,
pract. Arzt.
Imelmann, Dr. J., Professor am
Joachimsthal'schenG^'ninasium.
Joachim, Dr. Joseph, Professor an
der König!. Hochschule für
Musik.
Jonas, Dr. Fr., Städtischer Schul-
inspector.
Jonas, Frau Clara.
Jordan, Dr. Max, Geheimer Ober-
Regierungsrath.
Josephthal, Fräulein Lili.
Kainz, Josef, Schauspieler.
V. Kalckreuth, Frau Gräfin B., geb.
Meyer.
Kalischer, Dr. S.
Kapp, Fräulein Ida.
Karo, Fräulein Hedwig.
Kastan, Dr.
V. Kaufmann, Dr., Professor.
Kayser, Dr. Paul, Wirklicher Le-
gationsrath und vortragender
Rath im auswärtigen Amt.
Kehrbach, Dr. phil. Karl.
Kekule, Dr. Reinhard, Professor.
Kekulc, Stephan, Lieutenant.
Kern, Dr. Franz, Professor, Gym-
nasial-Director.
Kestner, Dr. phil. Ernst.
V. Keudell, Wirkl. Geh. Rath, Exe.
Klix, Dr., Geheimer Regierungs-
rath, Schulrath.
v.Knebel-Doeberitz,Geh.Reg.-Rath.
von dem Knesebeck, Kabinetsrath.
Koch, Karl, Rentier.
Koegel, Dr. phil. Fritz.
Koehne, Frau Clara.
Koenigs, Fräulein Elise.
Berlin.
Koepp, Dr. Friedr.
Kraft, Bernhard, Rechtsanwalt.
Krauel, Dr. R., GeheimerLegations-
rath im auswärtigen Amt.
Krause, Dr. jur.
Krause, Dr. jur. Paul, Rechtsanwalt.
V. Kretschman, Fräulein Lilv.
Krich, W., Hofrath.
Kriegel, Fr., stud. phil.
Kronfeld, Dr., Rechtsanv/alt.
Kronheim, Georg.
Kubier, Dr., Professor, Director
des Wilhelm-Gymnasiums.
V. Kühlewein, Regierungsrath.
Kükelhaus, Theodor, cand. phil.
Landau, Dr. jur. Felix, Rechts-
anwalt.
Lazarus, Dr. Moritz, Professor.
V. Le Coq, A., Kaufmann.
Leffmann, Gustav, Kauhnann.
Lehmann, Gustav, Geh. Kirchen-
rath.
Lehmann, Paul, Buchhändler.
Leo, Dr. F. A., Professor.
Leske, Dr., Landrichter.
Lesse, Justizrath, Rechtsanwalt und
Notar.
Lesser, Adolf, Reichsgerichtsrath
a. D.
Lesser, Paul Ph.
Lessing, Frau Alma. geb. Marschall
V. Biberstein.
Lessing, Landgerichtsdirector.
Lessing, Dr. phil. Oscar.
Levin, Albert, Rentier.
Levin, Dr. Mor., Prediger.
Levy, Dr. Adolf Magnus, Arzt.
Levy, Martin.
Levy, Richard, Bankier.
Levy, Richard, vereideter Wechsel-
Makler.
Levy, Robert, Kaufmaun.
Levysohn, Alfred, Kaufmann.
Levyson, Frau Dr. Auguste.
Levyson, Frau Clara.
Lewald , Theodor , Regierungs-
Assessor.
Lewinson, Dr. G.
Lewinsohn, L., Fabrikbesitzer.
Lichtenthai, Simon, Kaufmaun.
Liebermann, Dr. F.
Liepmannssolin, Leo, Buchhändler.
Lilienhain, Frau Kreisrichter C.
Lindau, Dr. Paul.
Lisko, Walter, Rechtsanwalt.
— ^ 25 ^ —
Berlin.
Lobe, F., Rechtsanwalt.
Loeffler, Ludw., stud. phil.
Loeweiistein, Dr. Otto.
Lorentz, Dr. phil. P., Gymnasial-
lehrer.
Ludert, Frau Auguste, geb. Klage-
mann.
Manasse -Waldeck , erster Vor-
sitzender des Literar. Vereins
»Schiller«.
Marck, Frau Bankier Rina, geb.
Hermann.
Marcus, Dr. Georg, Landgerichts-
rr.th.
Martius, Frau Margaretha, geb.Veit.
Marx, Frau Maria, geb. Höber.
Marx, S.
Matthiae, Dr. Otto , Professor,
Oberlehrer.
Mauthner, Fritz, Schriftsteller.
Meder, Albert, Kunsthändler.
Meder, Louis, Kunsthändler.
Mellien, Fräulein Marie.
Mendelssohn-Bartholdy,FrauMarie.
Meyer, Dr. jur. Alexander.
Meyer, Ferdinand, Rentier.
Meyer, Georg.
Meyer, Dr. Ludwig.
Meyer, Frau Geh.Ober-Regierungs-
rath Marie.
Meyer, Paul, Rechtsanwalt.
Meyer, Dr.RichardM., Privatdocent.
Meyer-Michaelis, Frau Elise.
Michaelis, Dr. Carl Theodor.
Michels, Dr. phil. Victor.
Möbius, Dr. Karl, Professor, Direc-
tor der zool. Abth. des Museums
für Naturkunde.
Möller, Dr. W., Oberlehrer am
Königl. Stadt. Gymnasium.
V. Moltke, Frau Landrath.
Morris, Dr. M., prakt. Arzt.
Morsch, Dr. Hans, Realgymnasial-
lehrer.
Müller, Dr. Hans, Professor.
Müller, Paul, cand. prob.
Müller, Wilhelm, Geh. Regierungs-
rath im Hausministerium.
MüUer-Grote, Carl, Verlagsbuch-
händler.
Munk, W., Landrichter.
Nathan, Frau Hedwig.
Nathan, Dr. P.
Nehring, K., Oberlehrer.
Berlin.
Nelke, Frau Em.ma.
Neubauer, Dr. Richard, Professor
am Gymnasium zum Grauen
Kloster.
Neumann-Hofer, Otto, Redacteur.
Niemann-Seebach, Frau Marie.
Noeldechen, Frau Stadtrath Marie.
Nothmann, Siegfried, Fabrikant.
Ohrtmann, Dr. W.. Geheimer
Sanitätsrath.
Oldenberg, C. M.
V. Oriolla, Frau Gräfin M., geb.
V. Arnim, Excellenz.
Osborn, Max, cand. phil.
Paetow, Walter, Dr. phil., Schrift-
steller.
Paetsch, Dr. J., Sanitätsrath, Prof.
Parey, Paul, Verlagsbuchhändler.
Pernice. Dr. A., Professor, Geh.
Regierungsrath.
Peters, Dr. Carl, Afrikaforscher.
Pfaff, Albert, Commerzienrath.
Philipp, Fj-äulein Marie.
Philippi, Felix, Schriftsteller.
V. Philipsborn, Ernst, Geh. Reg.-
Rath.
Piaget, Frau Fanny.
Pietsch, Ludwig, Maler.
Pietsch, Dr. P., Professor.
Pilger, Dr., Prov.-Schulrath.
Plantier, Fräulein Clara.
Plessner, Dr., prakt. Arzt.
Pniower, Dr. phil. Otto.
Poppenberg, Felix, stud. phil.
Posner, Dr. med. Karl, prakt. Arzt.
Preuss, Dr. R., Assistent an der
Königl. Bibliothek.
Preyer, Dr. W.. Professor, Hofrath.
Pringsheim, Fräulein Martha.
Pringsheim, Frau Paula.
Radecke, Ernst, cand. phil.
Rading, F.
V. Radolin, Fürst, Durchlaucht.
Ransohoff, stud. phil.
Raschdau, Frau Geh. Leg.-Rath.
vom Rath, Adolf
vom Rath, Frau Anna.
Reimann, Rud., Fabrikbesitzer.
Reiss, Dr. Wilhelm.
Reissert, Dr. Arnold, Privatdocent.
Remy, Fräulein Marie, Malerin.
Reschke, Max, Schiffskapitän a. D.
Rhode, Fräulein Anna.
Richter, Frau Professor.
^ 26 -»4-
Berlin,
von Richthofen, Freifrau, geb. Men-
delssohn-Bartholdy.
Riesenfeld, Hugo, Kaufmann.
Riesser, Frau Dr.
Rietschel, H., Professor.
Ring, Louis, Bankdirector.
Robert-tornow, Walter.
Rodenber^, Dr. Julius.
Rödiger, Dr. Max, Professor.
Rohde, John, Director.
V. Rönne, Frau Land^erichtsrath.
Roenneberg, Frau Melida, Schul-
vorsteherin.
Rössler, Dr. Constantin, Geheimer
Regierungsrath.
V. Rotenhan, Freiherr, Unterstaats-
Secretär im Auswärtigen Amt.
Saegert, Fniulein Anna.
Schanze, Dr. jur. Oscar, Kais.
Regierungsrath.
Schaper, Fritz, Professor, Bildhauer.
Schaum, Frau Professor Clara.
V. Schelling, Dr., Justizminister,
Excellenz.
Schelske, Dr. R., Privatdocent.
Scherer, Frau Geh. Reg.-Rath Marie.
Schermann, Leo, vereideter Fonds-
makler.
Schiff, Alfred, cand. phil.
Schiff, Dr. med. Emil, Schriftsteller.
Schiff, Julius, Bankier.
Schleicher, Dr. Iwan.
Schienther, Dr. phil. Paul, Schrift-
steller.
Schlesinger, Albert, Kaufmann.
Schlesinger, Frau Alice.
Schlesinger, P., Gymnasiallehrer.
Schlesinger-Trier, Karl, Bankier.
V. Schlippenbach, Frau Gräfin.
Schmidt, Dr. Erich, Professor.
Schmidt, Frau Dr. Julian.
Schmidt, Dr. Max C. P., ord. Lehrer
am Askanischen Gymnasium.
Schmidtlein, Dr. med. C., Arzt.
Schmieden, Kgl. Baurath.
Schneider, Dr. E.
Schöne , Dr. , Wirkl. Geheimer
Ober-Regierungsrath, General-
director der Kgl. Museen.
Schönlank, Alexis, Schauspieler.
Schönlank, Frau Consul William.
Schröder, Dr. Otto, Professor am
Joachimsthalschen Gymnasium.
Schroedet, Dr.
Schubert, Kammergerichtsrath.
Berlin.
Schultzen-v. Asten, Frau Professor.
Schulz, Dr., Geh. Ober-Regierungs-
rath.
Schulze, Adolf, Professor an der
Königl. Hochschule für Musik.
Schütte, Dr. med. Paul, Sanitätsrath.
Schwabach, Frau Dr.
Schwabe, Frau Mathilde.
Schweitzer, Eugen, Kaufmann.
Schwieger, Dr. Paul, Oberlehreram
Friedrich-Wilhelm-Gymnasium.
Seckt, Dr. Felix, Oberlehrer am
Friedrich-Wilhelm-Gymnasium.
Selckmann, Fräulein E.
Sello, Dr. F., Rechtsanwalt.
Seminar, Kgl., für Germanistische
Philologie.
Servaes, Dr. phiL F.
Siemenroth, Franz, Verlagsbuch-
händler.
Silberstein, Dr. Max, Rechtsanwalt.
Simon, Dr. Hermann Veit, Rechts-
anwalt.
Simrock, Fritz, Musikverleger.
v. Simson, Dr., Wirkl. Geh. Rath.,
Präsid. des Reichsgerichts a. D.,
Excellenz.
V. Simson, August, Justizrath und
Notar.
V. Simson, Fräulein Elisabeth.
V. Simson, Fräulein Margarethe.
V. Simson, Fräulein Marie Sophie.
Sobernheim , Siegfried, Handels-
richter.
Sommerstorff, Otto, Mitglied des
Deutschen Theaters.
Spannagel-Karthaus, Frau Auguste.
Spielhagen, Friedrich, Schriftsteller.
Spiering, Theodor B.
Stahr, Alwin, Consul a. D.
Stange, Max, Lehrer an der Königl.
Hochschule für Musik.
Steig, Dr. Reinhold, Gymnasial-
lehrer.
V. Steinau-Steinrück , Frau Dr.
Martha.
Stein, Philipp, Redacteur.
Steinbrück, Fräulein Margaretha,
Lehrerin an der Margarethen-
schule.
Stengel, Dr. Paul, Oberlehrer am
JoachimsthalschenGvmnasium.
Stern, Dr. med. E.
Stern, Dr. med. Julius.
Sternheim, Siegmund, Bankier.
■^ 27 +1» —
Berlin.
Stettenheim, Julius, Redacteur.
Stettenheim, Ludwig, cand. phil.
Stettiner, Frau Mathilde.
Stobwasscr, Hans.
StrausS; Frau Moritz.
Strehlke,Dr. Fr., Gymnasialdirector
a. D.
Suse, Dr. Theodor.
V. Sybel, Dr. Heinrich, Wirkl. Geh.
Über-Regierungsrath, Director
der Staatsarchive.
Sydow, Frau Elisabeth, geb. Fuhr-
mann.
Szamatölski, Dr. phil. Siegfried.
Tiktin, Paul, Referendar.
Tobler, Dr. A., Professor.
Toeche, Ernst, Verlagsbuchhänder.
Toeche, Dr. Theodor, Königlicher
Hofbuchhändler.
Türk, Rechtsanwalt.
V. Uhden, Dr. jur. Richard.
Ullrich, Dr. phil. Richard.
Universitätsbibliothek, König].
Vahlen, Dr., Prof. und Geh. Re-
gierungsrath.
Veit, Ernst, stud. med.
Victoria-Lyceum.
Vierling, G., Professor.
V. Vignau, Frau Margarethe.
V. Vignau, H., Major z. D.
Violet, Dr. Franz.
Vogeler, Julius, Schuldirector.
Vogeler, Richard, Director einer
höheren Mädchenschule.
Voigt, Frl. Margarete.
Waetzoldt, Dr. Stephan, Professor,
Director der Königl. Elisabeth-
Schule.
Wagner, Dr. A., Professor, Geh.
Regierungsrath.
Wagner, Dr. B. A., Professor.
Wahlländer, Frau Geh. Rath.
Warschauer, Frau Geh. Commer-
zienrath Marie, gb. Mendelssohn.
Wattenbach, Dr. W., Professor,
Geh. Regierungsrath.
V. Wedel, Graf E., Kaiserl. Ober-
Stallmeister.
Wehrenpfennig, Frau Geheimrath,
geb. Kopp.
Weigert, Dr. Max, Fabrikbesitzer.
Weinhagen, Ernst.
Weinhold, Dr. Karl, Professor,
Geh. Regierungsrath.
Weisstein, Gotthilf, Schriftsteller.
Berlin.
Wellmann, Dr. E., Professor am
Königstädtisclien Gymnasium.
Wehi, Dr. Heinrich.
Wendriner, Frau Johanna, geb.
Vogel.
Werner, Dr. R.
Wesendonck, Frau Mathilde.
Wesendonck, Otto.
Wessely, Dr. Hermann.
Wetze], Johannes, Gymnasiallehrer.
V. Weyrauch, Dr., Unterstaats-
sekretär.
v.Wildenbruch,Dr.Ernst,Legations-
rath.
V. Wildenbruch, Frau Legations-
rath, geb. v. Weber.
Wilhelmi,Richard,Holbuchhändler.
Wilnianns, Dr. A., Professor, Gene-
raldirector der Kgl. Bibliothek.
Wimmel, Frau L.
Wohlwill, Paul, stud. jur.
WolfF, Charles.
Wolff, Justizrath.
WoliT, Df., Oberst.absarzt.
Wollmann, Siegfried, Kaufmann.
Zabel, Dr., Redacteur.
Zeller, Dr. Eduard, Professor, Geh.
Regierungsrath.
Zupitza, Dr. Julius, Professor.
Bernburg.
Köhler, Fr., Director der höheren
Töchterschule.
Bielefeld.
Loebell'sche Bibliothek.
Bingen.
Feist, Leopold.
Blankenburg a/Harz.
Wellmer, A., Schriftsteller.
Blankenburg (Thüringen).
Matthaei, Kgl. Reg.-Baumeister.
Blasewitz.
Schmid, Dr. jur. Carl.
Bochum i/Westf.
Beneke, Dr., Gymnasial-Oberlehrer.
Generotzky, F^räulein Auguste.
Leseverein.
--^ 28 ^—
Boeblingen i/Württemberg.
Bacher, Dr. jur. Albert, Amts-
richter.
Bogenhausen b/München.
Weigand, Wilhelm, Schriftsteller.
Bonn.
Akadem. - germanistischer Verein.
Andresen, Waldemar.
Berger, Dr. phil. Arnold E., Privat-
docent.
Franck, Dr. Joh., Professor.
Goldschmidt, Joseph, Bankier.
Harkort, Frau Comnierzienrath P.
Hüffer, Dr. Hermann, Professor,
Geh. Justizrath.
Leo, Fräulein Therese.
Loeschke, Dr. G., Professor.
Magnus, Gustav, Justizrath.
Pflüger, Dr. jur. H. H., Privat^
docent.
Prym, Dr. Eugen, Professor.
Rosenmund, Dr. phil. Richard,
Privatgelehrter.
Schnitze, Dr. Fr., Prof., Director
der medic. Klinik.
Toennies, Frau Adelheid, geb.
Gramer.
Universitäts-Bibliothek, Königl.
Usener, Dr. Hermann, Professor.
Wilmans, Dr. \V., Professor.
Zitelmann, Dr. Ernst, Professor.
Borghorst (Westf.).
Wutte. Johannes.
Borsfleth bei Krempe.
Gerber, W., Hauptpastor.
Schloss Bothmer bei Klütz
(Mecklenburg-Schwerin).
V. Bothmer, Frau Gräfin Bertha.
Brake b/Lemgo.
Roller, Dr., Director.
Brandenburg a/H.
Frühling, Hermann.
Heyne, Dr., Domherr, Director der
Ritter-Akademie.
Köpke, Fräulein Suse.
Braunschweig.
Aronheim, Dr. med. Felix.
Bergmann, Ernst, Gymnasiallehrer.
Braunschweig.
Blasius, Dr. Wilhelm, Professor.
Magnus, Dr. O., Rechtsanwalt.
Magnus, Karl, Bankier.
Westermann, Friedrich, Verlags-
Buchhändler.
Wilhelmv, R., Ober-Postkommissar
a. D.'
Bremen.
Deetjen, Gustav.
Frese, Fräulein Anna.
Fritze, Dr. phil. Edmund, Professor.
Fritze, Frau Johs.
Graef, Frau Sophie.
Hackfeld, Frau M., geb. Pflüger.
Hartlaub, Dr. G.
Krug, E., Director der Deutsclier.
Bank.
Lammers, Hermann.
Oelze, Wilhelm, Kaufmann.
Pauli, Dr. jur., Senator, Bürger-
meister.
Rassow, Gustav.
Ruperti, Fräulein Amalie.
Sattler, W., Professor.
Sparkuhle, Frau Amalie.
Stadt-Bibliothek.
Wilkens, Dr. Friedrich H.
Breslau.
Akademisch-Literarischer Verein.
Banasch, Dr. phil. Richard.
Beyersdorf, Frau Stadtverordneten-
vorsteher.
Bollert , Frau Amtshauptmann
Clara, geb. Schwanfelder.
Breslauer Dichterschule.
Cohn, Dr.' Ferdinand, Professor.
V. Flottwell, Regierungspräsident.
Franck, Fräulein A. H.
Friederici, I'rau Stadtrath Anna.
Friedenthal, Adolf, Kaufmann.
Germanistisches Seminar der Uni-
versität.
Gesellschaft der Freunde.
Grünwald, Samuel Ludwig.
Hainauer,Jul.,Kais. Hof-Musikalien-
und Buchhändler.
Hamburger, Dr. phil. Paul.
Hirschfeld, Fräulein Margaretha.
Holz, Albert, Bankier.
Jänicke, Karl, Stadtrath.
Immerwahr, Leopold, Kaufmann.
Kielmann, Fräulein Anna.
Koch, Dr. Max, Professor.
-If 29 ■^-
Breslau.
Ladenburg, Frau Geheimrnth, Pro-
fessor M.
Lucee, C, Buclihändler.
Milch, Dr. phil. Louis.
Molinari, Frau Commerzienrath.
Morgenstern, E., Verlagsbuchhdlr.
Nather, Dr. Ernst.
Neisser, Dr. med., Professor.
Paiischer, Dr. phil. A.,Privatdocent.
Partsch, Dr. med. Carl, Professor.
Pinder, Frau Caroline.
Ponfick, Emil, Professor. Medicinal-
rath.
Pringsheim, Max A., Kaufmann.
Richter, Dr.. Professor.
V. Richthofen - Damsdorf, Frhr.,
Ober-Regierungsrath.
Rösler, Frau Marie.
Sagawe, Dr., Konrad, Gymnasial-
lehrer.
Schneider, Lothar.
Silbergleit, Frau Seraphine.
Sitte, Otto, Opticus.
Sommerbrodt, Dr., Professor.
Stadt-Bibliothek.
Storch, A., Director.
Treutier, Ludwig, Regisseur und
Dramaturg.
Trev.-endt, Ernst, Verlagsbuchhdlr.
Universitäts-Bibliothek, Königl.
Urbach, Fräulein Rosa.
Vogt, Dr. F., Professor.
Wendriner, Dr. phil. R.
Zimpel, Frau Helene, Schul-Vor-
steherin.
Bretten.
Kahn, Dr. Franz, Amtsrichter.
Bromberg.
Belling, Dr. phil. Eduard, Gym-
nasial-Oberlehrer.
Lüdicke, Max , Ober-Regierungs-
rath.
Mehrtens, Eisenbahnbau-Inspector.
Büdesheim (Oberhessen).
V. Oriolla, Frau (jrätin VV.
Bülow b/Crivitz i/Mecklenburg.
V. Barner, Friedrich, Gutsbesitzer.
Burgsteinfurt (Westfalen).
Eschmann, Dr. Gustav.
Calw (Württemberg).
Weizsäcker, Dr. phil. Paul, Director
des Reallyceums.
Cannstatt.
Geiger, Emil, i/Fa. L. Bosheuyers
Buchhandlung.
Cassel.
Drescher, Dr. phil. Karl.
Förster, Auguste, Lehrerin.
V. Hutten-Czapski, Graf, Rittmeister
und Escadronschet".
Landesbibliothek, Ständische.
Magnus, Dr., Landrichter.
Riess, Justizrath.
Rinald, Victor.
Rockwitz, Dr., Geh. Regierungs-
und Medicinalrath.
Rubensohn, Hermann.
Schmitt, Dr. phil. H., Gymnasial-
lehrer.
Seelig, Dr. phil. Fritz, Assistent der
Ständischen Landesbibliothek.
Stölting, G., Consistorialrath.
Charlottenburg.
Bernhard, Ludwig.
Boeckh, Dr. R., Professor, Geh.
Regierungsrath.
Cohn, Frau Stadtrath Dr. Anna.
Dernburg, Dr. Heinrich, Professor,
Geh. Justizrath.
Grisebach, Hans, Architekt.
V. Helmholtz, Dr. H., Prof, Wirkl.
Geh. Rath, Excellenz.
Hirschfeld, Dr. Otto, Professor.
V. Holst, Mathias, Baumeister.
Lehrerbibliothek des Kgl. Gym-
nasiums.
Lessmann, Otto, Herausgeber der
Allg. Deutschen Musik-Zeitung.
V. d. Leyen, Dr., Geh. Ober-
Regierungsrath.
March, Otto, Regierungsbaumeister.
Mommsen, Dr. Theodor, Professor.
Sachau, Dr. phil. E., Professor.
Serlo, Walter, Königl. Bergbau-
Referendar.
Slaby, Dr., Professor.
Thür, Fräulein Anna.
Weber, Dr. jur. M., Stadtrath von
Berlin.
Wolff, Julius.
Zimmermann, FrauGeneral Johanna.
— ^
50
Chemnitz.
Bibliothek des Kg]. Gymnasiums.
Kirchner, Dr. Carl, Oberlehrer.
Kühn, Dr. Bernhard, Assessor.
Morell, Georg.
Opitz, Dr. med. W.
Stadtbibliothek.
Ullrich, Dr. phil. H., Oberlehrer.
Wächter, Dr. med. R.
Coblenz.
Deiters, Dr. Hermann, Provinzial-
Schulrath.
v.Vincke, Freiherr, Oberregierungs-
rath a. D.
Wahl, G., Realgymnasiallehrer.
Coburg.
Beck, Dr. Heinrich, Professor.
Gymnasial-Bibliothek.
Qiiincke, Wolfg., Oberregisseur.
v.Unruh-Wiebei,Freiherr,Kammer-
herr Rittmeister a. D.
Colmar i/Elsass.
Weber, Dr. Wolf, Landgerichtsrath.
Cöln a/Rhein.
Bürgers-Stein, Frau Geh. Justiz-
rath J.
Deichmann, Theodor, Bankier.
Düntzer, Dr. Heinrich, Professor,
Bibliothekar.
Hauck, Karl, stud.
Herbertz, Otto.
Herstatt, Arthur, Landgerichtsrath
a. D.
Heuser, Frau Eugenie, geb. Nico-
lovius.
Heuser, F. Robert.
Heuser-Nicolovius, Robert.
Lempertz sen., Heinrich, Rentner.
Lewinger, Ernst, Oberregisseur.
Meuser, Paul, Rechtsanwalt.
V. Mevissen, Dr. G., Geh. Commer-
zienrath.
V. Mevissen, Fräulein Mathilde.
V. Mevissen, Frau Therese.
Oelbermann, Emil.
Pabst, Dr., Director des Kunst-
gewerbe-Museums.
Peill, Wilh., Kaufmann.
Pfeifer-Schnitzler, Frau Paula.
Ratjen, Adolf, Landgerichtsdirector.
Schneider, Frau Professor Lina.
Schnitzler, Eduard.
Schnitzler,FrauAmtsrichter,Robert.
Cöln a Rhein.
Schnitzler, Robert, Geh. Rath.
Schnitzler, Dr. jur. Victor, Gerichts-
Assessor.
Schuch, Paul, Reg.-Rath.
Stein, Frau EHse, geb. v. Mevissen.
Wüllner, Dr. Franz, Professor,
Kapellmeister.
Coeslin (Pommern).
Hochdanz, Dr., Gvmnasialobcr-
lehrer.
Comptendorf (Kreis Cottbus).
v. Berndt, Alfred, Lieutenant.
Cottbus.
Sommerfeld, Otto, Fabrikbesitzer.
Crefeld.
Goecke, Rudolf, Kaufmann.
Peltzer. Dr. jur. Rudolf.
Culmitzsch b/Berga a/Elster.
Hoffmann, Max, Pfarrer.
Cüstrin.
Lewinsohn, E., Amtsrichter.
Danzig.
Baum, Dr. med., Oberstabsarzt a. D.,
Chefarzt des Stadtlazareths.
Bischoff, Gerichtsassessor.
V. Gossler, Dr., Staatsminister a. D.,
Excellenz.
Jüncke, Wilhelm.
Löschins Bibliothek des Realgvm-
nasiums zu St. Johann.
Scheinert, Adolf, Buchhändler.
Stadtbibliothek.
Darmstadt.
Bergsträsser, A.. Hofbuchhändler.
Edward, Hugo, Hofschauspieler.
Hotbibliothek, Grossherzogliche.
Literarischer Verein.
Merck, Dr. Louis.
Merck, Wilhelm.
Rieger, Dr. Max.
Roquette, Dr. Otto, Professor.
Wulkow, Director Dr.
Wünzer, Theodor, Hoftheater-Di-
rector.
Dessau.
Antoinettenschule, Herzogl.
Friedrichs-Gymnasium, Herzogl.
Meinen, Carl, Fabrikbesitzer.
—^
^
Dessau.
Murray, C, Regierungs- und Bau-
rray,
rath.
Oechelhäuser, Geh. Comnierzien-
rath.
V. Oechelhäuser, W., General-
Director der Deutschen Con-
tinental-Gesellschaft.
Detmold.
Gymnasium Leopoldinum.
Runnenberg, W., Rechtsanwalt.
Diedenhofen (Elsass- Lothringen).
Brodrück, Georg, Hauptmann und
Compagniechef.
Dieuze i/Els.-Lothr.
Hoffer, Fräulein Eugenie.
Donaueschingen.
Bissinger, C., Director des Pro-
gymnasiums.
Dortmund.
Gymnasial-Curatorium.
Nagel, Bernhard, Amtsgerichtsrath.
Dresden.
Aicheln, Fräulein H.
Amen, Frau Dr.
V. Biedermann, Dr., Freiherr, Geh.-
Rath.
Boek V. Wülfingen, Frau Marie,
geb. Scheller.
Bondi, Dr. phil. Georg.
V. Boxberg-Zschorna, Frau Oswine,
geb. Keil.
Choulant, L. Th., Kgl. Hofmaler.
Diestel, Dr., Professor.
Ehlermann, Dr. phil. Erich, Ver-
lagsbuchhändler.
V. Einsiedel, Fräulein Helene.
V. Finck-Nöthnitz, Freiherr, Kam-
merherr.
Förster, Dr. med. Richard, Hofrath.
Franck, Dr. Albert, Rentier.
Franck, Eugen, i/Fa. Albanus'sche
Buchdruckerei (Fürst ScFranck).
Gaedeke, Dr. phil. Arnold, Prof.
V. Gerbel-Embach, Dr. N.
V. Gerber, Frau Staatsminister,
Excellenz.
Gmeiner-Benndorf, Frau Commer-
zienrath Rosa.
Dresden.
Götze, Dr. Edmund, Professor beim
Kadettencorps.
Graf, Dr. phil. Hans.
Guth, Berthold, Lehrer.
V. Haber, Baron R., Premier-
Lieutenant a. D.
Hasper, Dr. Theodor, Professor.
Hassel, Dr. Paul, Geh. Regierungs-
rath, Director des Haupt-Staats-
archivs.
Heyl, Frau Anna, geb. Hübler.
Jaensch, Emil, Buchhändler (i/Fa.
von Zahn & Jaensch).
Jensen, Paul, Königl. Hofopern-
sänger.
i Judeich, FrauMarie, geb. Brockhaus.
Kaemmerer, Frau Luise.
Kayser-Langerhanns, Frau Sani-
tätsrath Agnes.
Kestner, Georg.
Knoop, Wilhelm, Consul.
V. Könneritz, Fräulein Marie, Staats-
dame 'a. D.
Körner-Museum der Stadt Dresden.
Krausse, Robert, Bildnissmaler.
V. Kyaw,Curt, Landgerichtsdirector.
Leopold, Dr., Professor, Geheimer
Medicinalrath.
Lesky, Wilhelm, Rechtsanwalt.
V. Mangoldt, Fräulein Helene.
Mannl, Johannes.
Meinert, Dr. med. E.
Müller, Hugo, Grossherzogl. Sachs.
Wirkl. Geh.-Rath, Excellenz.
Müller, Dr. Theodor, Oberlandes-
gerichtsrath.
Osterloh, Dr. med. Paul.
V. Otto, Fräulein Marie.
Overbeck, Fräulein Camilla.
Paul, A., Königl. Sächsischer Hof-
schauspieler.
Posse, Dr. phil., Regierungsrath.
Pusinelli, Dr. med., prakt. Arzt,
Rachel, Dr. Paul, Oberlehrer
Richelsen, Christel, Regisseur am
Kgl. Hoftheater.
Ritterstädt, Dr., Geh. Finanzrath.
V. Ross, Frau Gräfin Luise.
Scheidemantel, K., Kammersänger.
Schmidt, Heinrich, Lehrer.
Schnorr v. Carolsfeld, Dr. Franz,
Professor,Kgl. Oberbibliothekar.
■^ 32 ^-
Dresden.
Schramm, Otto E., Ingenieur.
V. Schultzendorft", W., Kammerherr.
Schwender, G. E.
Sieferi, Rieh., Kaufmann.
Singer, Dr. phil. Hans W.
Sontag, Carl, Hofschauspieler.
Stern, Dr. A., Professor.
Stürenburg, Dr. H., Professor,
Rector der Krcuzschule.
V. Uechtritz, Fräulein Clara.
Undeutsch, Max, Rechtsanwalt.
Vogel, Dr. Theodor, Professor,
Geh. Schulrath.
Vollmöller, Dr. Karl, Professor.
Vorländer, H., Rittergutsbesitzer.
Wiesand, Dr. jur., Königl. Ober-
Justizrath
Woermann, Dr. Karl, Prof., Direc-
tor der Kgl. Gemäldegallerie.
Wolf-Baudissin,Frau Gräfin Sophie.
Worms, Frau Amalie.
V. Zahn, Robert, Buchhändler (i/Fa.
V. Zahn & Jaensch).
Zschille, Frau Therese, geb. v. Ein-
siedel.
Duisburg a/Rh.
Boeninger, Otto, Fabrikant.
Feller, W., Gymnasial-Oberlehrer.
vom Rath, Frau Theodor.
Vijgen, Dr. jur. Max, Referendar.
Dulzen b/Preuss. Eylau.
Rosenow, Frau Johanna, geb.
Fredenhagen.
Düren.
Hoesch, Frau Gustav.
Schoeller, Fräulein Helene.
Düsseldorf.
Böninger,Ferdinand, Fabrikbesitzer.
Künstler -Verein «Malkasten«.
Ebcrswalde.
Klein, Dr. J., Gymnasialdirector.
Eisenach.
Hergenhahn, Theodor, Oberlandes-
gerichtsrath.
Hossfeld, Dr. Carl, Gymnasiallehrer.
Kieser, Hugo, Archidiakonus.
Koellner, Dr., Arzt.
Michels-Schnitzler, Frau Kaufmann
Julius.
Eisenach.
Musculus, Fräulein E.
Reuter, Frau Dr. Fritz.
Scbneidewind, Dr. E., Gvmnasial-
Professor.
Schwabe, Fräulein Luise, Instituts-
vorsteherin.
Streck, Carl, Apotheker.
Voss, Richard, Bibliothekar der
Wartburg.
Weber, Dr. FL, Hofrath, Gym-
nasialdirector.
V. Wurmb, Frau E., geb. Gräfin
Bothmer.
Eisenberg (Sachsen- Altenburg).
Frenzel, Carl, Stadtrath.
Gvmnasial-Bibliothek.
Elberfeld.
Blank, Frau Alexander.
Dieterich, Dr. phil. Albr.
Graf, Dr., Sanitätsrath.
von der Heydt, Freiherr A.
Krall jun., Carl.
Martens, Dr. Ludwig, Gymnasial-
Oberlehrer.
Neuhaus, Frau Otto.
Schlieper jun., Frau Gustav.
Simons, Walter, Commerzienrath.
Weychardt, Conrad.
Zurhellen, Dr. Joh., Justizrath.
Emden.
Bibliothek des Kgl. Wilhelmsgym-
nasiums.
Emmendingen.
Feldbausch, Dr. Otto, Arzt a. d.
Irrenanstalt.
Erdeborn (Rittergut) b/Ober-
voeslingen a/See.
Marckwald, Fräulein Marie.
Erfurt.
Barth, M., Reg.-Rath.
Burkhardt, Dr. med. Friedrich,
Augenarzt.
Gressler, Emil, Realgymnasial-
Lehrer.
Kutter, Frau Gustav.
Lochner, K., Eisenbahndirector.
Lucius, Geh. Commerzienrath.
Pick, Dr. Albert, AVissenschaftlicher
Lehrer.
— §*
:>:>
Erfurt.
Roerig, A., König]. Eisenbahn-
Verkehrsinspector.
Stürcke, Hermann, Geh. Commer-
zienrath.
Erlangen.
Penzoldt, Dr. F., Professor.
Rosenthal, Dr., Professor.
Universitäts-Bibliothek, Königliche.
Vogel, Dr. W., Professor.
Eutin.
V. Beaulieu-Marconnay, Freiherr,
Grossherzogl. Oldenburgischer
Ober-Jägermeister.
Eutritzsch b/ Leipzig.
Müller, Dr. jur. Carl Otto, Prof.,
Geh. Hofrath.
Ferchel b/Tangerhütte.
V. Krosigk, Major.
Flensburg.
Fischer, Max, Kaiserl. Telegraphen-
Inspector.
Flonheim (Rheinhessen).
Knell, Dr. Karl, pr. Arzt.
Frankenthal (Rheinpfalz).
Baum, W., I. Kgl. Staatsanwalt.
Frankfurt a/M.
Stadt Frankfurt a/M.
Abendroth, Moritz, Buchhändler.
Auerbach, Fritz.
Baer, Simon Leopold, Buchhändler.
Baerwald, Dr. Hermann, Realschul-
Director.
de Bary, Dr. med. Joh. Jacob.
Beil, Dr. med. W.
Berghoeffer, Dr., Bibliothekar der
Freihcrrl. Carl v. Rothschild-
schen öffentlichen Bibliothek.
V. Bethmann, Freiherr SimonMoritz.
Bibliothek, Freiherr!. Carl v. Roth-
schildsche öffentliche.
Bibliothek des Freien Deutschen
Hochstifis.
Bibliothek der Polytechnischen Ge-
sellschaft.
Braunfels, Otto.
V. Brüning, Frau Dr. Clara.
Bürgerverein.
GobTHÜ-jAUREUCH XIII
Frankfurt a/M.
Cahn-Blumenthal, Heinrich, Kauf-
mann.
Carl, Dr. med. August.
Cohnstaedt, Ludwig, Redacteur.
Detloff, Adolf, Buchhändler.
Dondorf, Bernhard, Rentier.
Donner- v. Richter, Otto, Historien-
maler.
Dotter, Fräulein Doris.
Eckhard, Frau Dr., Ober-Landes-
gerichtsrath-Wwe.
Ehlers, Dr. R., Consistorialrath.
Ellissen, August.
Emden, Heinrich.
Fischer, Fräulein Clara, Lehrerin
am Philantropiii.
Flersheini, Frau Eduard.
Flersheim, Robert.
Frankfurter Zeitung (Redaction).
Friedmann, Joseph, Rentier.
Fries, Jacob, Ingenieur u. Fabrikant.
Fulda, Dr. Ludwig, Schriftsteller.
Geiger , Dr. Berthold, Rechts-
anwalt.
Goldschmidt, Dr. jur. Hermann,
Gerichtsassessor.
Goldschmidt , Marcus Moritz,
Bankier.
V. Guaita, Frau Pauline.
Günther, Ferdinand, Kunsthändler.
Hahn, Louis Alfred, Bankdirector.
Hammeran, Dr. phil. A.
Hanau, Heinrich A.
Herxheimer, Dr. med. S., pr. Arzt.
Hessenberg, Fräulein Auguste.
Hoffmann, Dr. Heinrich, Geh. Sani-
tätsrath.
Jacquet, Frau Margarethe.
Jeanrenaud, Frau Dr. Johanna, Wwe.
Jung, Dr. phil. Hllidolf, Stadt-
archivar.
Kahn, Bernhard, Bankier.
Kahn, Julius.
Keyl, G. A.
Koch, Frau Anna Louise^ geb.
v. St. George.
Koenitzer, Carl Wolfgang.
Kohn-Spever, S.
Lentz, A., Professor.
Lichtenstein, Leopold, Kaufmann.
Liebmann, Dr., Landrichter.
Lion, Jacob, Bankdirector.
Lucius, Dr. Eugen.
24
-^ 34 ^
Frankfurt a'M.
Maas, Dr. Max.
Maier, Gustav, Bankier.
V. Marx, Ritter Ernst.
V. Marx, Ritter Heinrich.
V. Marx, Ritter Louis, Rentier.
May, Eduard Gustav.
Mayerfeld, Anton, Kaufmann.
Meister, Frau C. F. Wilhelm.
Melber, Walter Wolfgang.
Merton, W., Kaufmann.
Müller, Karl, Musikdirector, Pro-
fessor.
V. Mumm, P. H.
Neher, Ludwig, Architekt.
Neumann, Dr. jur. Paul, Rechts-
anwalt.
Osterrieth, Eduard.
Osterrieth-Laurin, August,
Oswalt, Frau Wwe. Brandine, Ver-
lagsbuchhändlerin.
Oswalt, Dr. jur. H., Rechtsanwalt.
Pallmann, Dr. phil. Heinrich.
Pfeiffer, C. W.
Philippi, Fräulein Helene.
Rawitscher, Dr., Landgerichtsrath.
Reinhardt, Dr. phil. Carl, Director
des Stadt. Gymnasiums.
Reitz & Köhler, Buchhandlung.
Rosenmeyer, Dr. med. Ludwig.
Rothschild, August, Bankier.
Sachs, Dr. Otto, Rechtsanwalt.
Sanct-Goar, Ludolph.
Schmidt-Metzler, Dr. Moritz, Sani-
tätsrath.
Scholderer, Dr. Emil, Director.
SchöUes, Frau Dr. Henriette, Sani-
tätsraths-Wwe.
Scholz, Dr. Bernhard, Professor.
Schott, Siegmund.
Schultheiss, Albrecht.
Siebert, Dr. jur. Jacob, Justizrath.
Singer, Fräulein M., Institutsvor-
steherin.
Speyer, Georg, Bankier.
, Speyer, Dr. jur. Otto, General-
Sekretär der Mitteid. Creditbank.
Stern, Theodor, Bankier.
Stiebel, Dr. med. Fritz.
Stockhausen, Julius, Professor.
Teblee, Adolf.
Textor, C. W.
Trommershausen, Dr. E., Ober-
lehrer am Gymnasium.
Frankfurt a'M.
Valentin, Dr. Veit, Professor.
Varrentrapp, Dr. A., Stadtrat!:.
Völcker, Georg, Buchhändler.
Vohsen, Dr. med. Carl.
Weigert, Dr. Carl, Professor der
Anatomie an der Sencken-
bergischen Stiftung.
Weiss, Dr. Guido.
Wohl, Jacques.
Frankfurt a/O.
Dittmer, Geh.Ober-Regierungsrath.
Kempner, L., Kaufmann,
Kühn-Schuhmann, Frau Antonie.
Nickel, M. Ph., Kaufmann.
Scheller, Fräulein Emilie.
Freiberg i/S.
Heisterbergk, Ulrich, Rechtsanwalt.
Freiburg i/Br.
Faehndrich, H. A., Amtsrichter a. D
Manz, Otto, cand. phil.
Meyer, C. M. Robert.
Paul, H., Professor.
Rudioff, Geh. Regierungsrath.
Rümelin, Dr., Professor.
Schieiden, Dr. R., Minister-Resi-
dent a. D.
Schmitt, Dr. H., Professor.
V. Simson, Dr. B., Professor.
Studniczka, Frau Professor Lili.
Universitäts-Bibliothek, Grossher-
zogliche.
V. Vincke, Freifrau Utta.
Weissenfeis, Dr. phil. Richard.
Freiburg i/Schlesien.
Realprogymnasium.
Freienwalde a/O.
Q.uedefeld, Dr. G., Gymnasial-
Oberlehrer.
Sandvoss, Dr. Franz (Xanthippus).
Friedberg (Hessen).
Trapp, Carl, Fabrikbesitzer.
Friedenau b/ Berlin.
Bruch, Max, Kapellmeister, Pro-
fessor.
Raabe, Dr. phil.
Fürth i/ Bayern.
Besels. Heinrich, Kaufmann.
Türkheim, Leo.
j)
^—
Georgengarten b Dessau.
V. Ditiurth, Fräulein Else, Hofdame
I. K. H. der Landgräfin von
Hessen.
Gera (Reuss j. L.)
Bibliothek des Fürst). Reuss-Pl.
Gymnasiums.
Ferber, Walter, Commerzienrath.
Golle, Rügold, Kaufmann.
V. Meysenbug, Freiherr, über-
Hotmarschall.
Schlotter, Dr. jur. Alfred, Rechts-
anwalt und Notar.
Schopper, Dr. jur. Alfred, Gerichts-
assessor.
Gernsbach i B.
Kriesche, Dr. med. A.
Giessen.
Behaghel, Dr. Otto, Professor.
Bock, Alfred.
V. Bradke, P., Professor.
Collin, J.. Gymnasiallehrer.
Gati'ky, Dr., Professor.
Höhlb'aum, Dr., Professor.
Hüter, Ludwig, Gymnasiallehrer.
Löhlein, Dr. med. Hermann,
Professor.
Oncken, Dr. Wilhelm, Professor.
Schmidt, Dr. jur. Arthur, Professor.
Siebeck, Dr. H., Professor.
Strack, Dr. Adolf, Realgymnasial-
lehrer.
Strassmann, Dr. med. Paul, Assistenz-
arzt a. d. Grossherzogl. Frauen-
klinik.
Universitäts-Bibliothek, Grossh.
Bergisch-Gladbach.
Zanders, Frau ALirie.
M.-Gladbach.
Quack, Wm., Commerzienrath.
Gleiwitz.
Freund, Dr., Sanitätsrath.
Winkler, Siegfried.
Zuckerkandl, Viktor.
Glogau i'Schl.
Cohn, Frau Rechtsanwalt Carohne.
Kempner, Frau Bankier Ida.
Sachs, Leopold (i'Fa. Sachs &
Gellin).
Glücksbrunn bei Schweina
(Meiningen)
Gontard, Alexander.
Glückstadt.
Gymnasium, Königl.
Göppingen.
Gutmann, Frau Fabrikant Bern-
hard.
Görlitz.
Heyne, Alfred, Staatsbahn-Betriebs-
secretair.
Köhn, Dr. phil. Karl.
Neumann, Fräulein Clara.
Remer, E., Buchhändler.
Thiel, Dr. H., Stadt- und Schul-
rath a. D.
Goslar.
Hirsch, Fr., Obergerichtsrath a. D.
Gotha.
Bibliothek des Gymnasium Ernesti-
num.
Bibliothek, Herzogliche.
Doebel, J., Bankdirector.
V. Ebart, Freiherr P., Kammerherr,
Intendant des Herzoglichen Hof-
theaters.
Ehwald, Dr. R., Professor.
Fleischmann, Julius.
Gilbert, Dr., Professor.
Müller, Dr. Otto, Lehrer an der
höheren Bürgerschule.
Purgold, Dr. K., Director des Her-
zoglichen Museums.
Rohrbach, Dr. phil. Carl E. M.
Gymnasiallehrer.
Schwarz, Dr. med., prakt. Arzt.
Göttingen.
Andresen, Dr. Hugo, Privatdocent.
Dilthey, Dr. Karl, Professor.
Droysen, Dr. med. Felix, Privat-
docent und prakt. Arzt.
Ehlers, Dr., Professor.
FrensdortT, Dr. F., Professor, Geh.
Justizrath.
Hentze, Dr. Kr., Professor.
Leo, Dr. F., Professor.
Lexis, Dr., Professor.
V. Meier, Dr. jur. Ernst, Geh.
Regierungsrath, Curator der
Universität.
24*
-&f 36 ^—
Göttingen.
Meissner, Dr. G., Professor.
Röthe, Dr., Professor.
Sauppe, Dr. Hermann, Professor,
Geh. Regierungsrath.
Seminar, Königliches, für deutsche
Philologie.
Universitäts-Bibliothek, Königliche.
V, Wilamowitz - Möllendorf, Frau
Professor Dr.
Wildhagen, Dr., Rechtsanwalt.
Greifenstein ob 'Bonnland.
V. Gleichen - Russwurm , Freiherr
Alexander, Kgl. bavr. Kammer-
i unker.
Greifswald.
Berndt, Frau Professor Marie.
Bibliothek des germanistischen Se-
minars.
Gerstaecker, Dr. Professor.
Maas, Dr. E., Professor.
Pernice, Frau Geheimrath Agnes,
geb. Bennecke.
Reifferscheid, Dr. A., Professor.
L'niversitäts-Bibliothek, Kgl.
Grimma b/Leipzig.
Schmidt, Rudolph, Rechtsanwalt
u. Notar.
Grossalsleben (Anhalt).
Exter, Pastor.
Grosskarben (Hessen).
V. Leonhardi, Freiherr Moritz, Guts-
besitzer.
Gross-Lichterfelde b/ Berlin.
d'Albert, Eugen, Hofpianist.
Quincke, Walter, Kaufmann.
Rudorfl", Ernst, Professor an der
Kgl. Hochschule für Musik.
Vatke, Dr. Theodor.
Gross-Tabarz (Thüringen).
V. Wogau, Fräulein F.
Grünstadt (Bayern).
Chally, P., Kgl. Studienlehrer.
Steigenberger, Franz, Kgl. Studien-
lehrcr.
Guben.
Dricse, Emil, Kaufmann.
Gumbinnen (Ostpr.).
Bibliothek des Gymnasiums.
Hecht, Dr. phil. Max, Gymnasial-
lehrer.
Lewald, Dr. Otto, Regierungsrath.
Gundelsheira b/Gunzenhausen.
Putz, Karl, Piarrer.
Güstrow (Mecklenburg).
V. Monroy, Dr. jur., Übergerichts-
präsident a. D.
Hagelsberg b/Ragnit i/Ostpr.
V. Sanden, Fräulein Margarethe.
Haggn (Schloss) b/ Bogen a/ Donau.
V. Schrenk, Freiherr Leopold, Kgl.
bavr. Hauptmann a. D. und
Gutsbesitzer.
Hainholz (vor Hannover).
Seligmann, Sigmund, Fabrikant.
Halle a/S.
Ackermann, Dr. Th., Professor,
Geh. Medicinalrath.
Anders, Friedrich, Rentner.
Bertram, Frau Constanze, Ober-
bürgermeisterwittwe.
Bethke, L., Bankier.
Brauns, Frau Professor C. W. E.
Brode, Dr. Reinh., Privatdocent.
Burdach, Dr. Konrad, Professor.
Deetjen, Carl, stud. phil.
Dittenberger, Dr. W., Professor.
Erdmann, Dr. Benno, Professor.
Erdmann, Dr. E., Professor.
Erdmann, Dr. H., Privatdocent.
Friedberg, Dr. R., Professor.
v. Fritsch, Dr. K., Professor.
Genzmer, Dr. A., Professor.
Goeschen, Assessor.
Gosche, Fräulein Agnes.
Gräfe, Dr. A., Professor, Geh.
Medicinalrath.
Grenacher, Dr. H., Professor.
Grulich, Dr. phil. O., Custos.
Hartwig, Dr. O., Geh. Rath, Ober-
bibliothekar.
Haym, Dr. R., Professor.
Heine, Frau Professor Sophie.
Heinichen, Bernhard, Kgl. Stations-
Assistent.
Hcssler, Dr. H., Privatdocent.
— ^
Halle a S.
Hiller, Frau Professor Dr. E.
Kohlschütter, Dr. E., Professor.
Koepke, Frau Oberstlieutenant M.
Kraus, Dr. Gregor, Professor.
Kühn, Dr. J., Geh. Regierungsrath.
Küssner, Dr. B., Professor.
Lehmann, Heinrich, Bankier.
Leser, Dr. Edmund, Privatdocent.
V. Lippmann, Dr. Edmund, Director
der Zuckerratfinerie.
Lothholz, Dr., Professor, Gvm-
nasialdirector a. D.
Meier, Dr. phil. John.
Mekus, Dr., Arzt.
Nasemann, Dr., Gvmnasialdirector.
Niemever, Frau Stadtrath.
Niemever, Fräulein Marianne.
Niemever. Max, Buchhändler.
Perlbach, Dr. M., Unterbibliothekar.
Pott, Dr. jur. R., Professor.
Robert, Dr. Karl, Professor.
Ross, Frau Professor Emma, geb.
Schwetschke.
Schlieckmann, Justizrath.
Schulze, August, Director der
Zuckerraffinerie.
Schwarz, Dr. E., Professor.
Sievers, Dr. E., Professor.
Universitäts-Bibliothek, Königliche.
Voigt, Rechtsanwalt,
v. Voss, Fräulein Elisabeth.
Wagner, Dr. Albrecht, Professor.
Wankel, Hauptmann a. D.
Welcker, Dr. H., Professor, Geh.
Medicinalrath.
Hamburg.
Arndt, Oskar (i/Fa. Arndt &Cohn).
Arnold, Fräulein Susanna.
Behn, Dr. jur. Hermann.
Behrmann, G., Hauptpastor.
v.Berenberg-Gossler,John, Bankier.
Berkefeld, O.
Bertheau, Dr. theol. Carl, Pastor.
Blume, Karl.
Bohl, Ferdinand.
Brackenhoeft, Dr. jur. E., Rechts-
anwalt.
Bülau, Dr. med. Gotthard.
Döimer, Friedrich A.. Fabrikant.
Eisenlohr, Dr. Carl.
Elkan, Eduard Ferdinand.
Hamburg.
Ellmenreich, Frau Franziska, Schau-
spielerin.
Fertsch, F. (i/Fa. Fertsch &: Laeisz).
Fraenkel, Dr. Eugen.
Gerstenberg, Dr. phil. Heinr.
Gloede, Dr. phil. Hermann.
Goldschmidt, Dr. phil. Adolf.
Goldschmidt, Alfred O., Kaufmann.
Gräfe, Lucas, Buchhändler.
Groothotf, H., Architekt.
Groth, G. |. Th., Kreisgerichtsrath.
Grüner, Dr. Th. W.
Hahn, Emil.
Hanne, Dr. J. R., Pastor.
Hartmann, Dr. K., Rechtsanwalt.
Hertz, Dr. G., Senator.
Heylbut, Dr. phil. G.
Hinrichsen, Siegmund, stellv. Vor-
sitzender der Handelskammer.
Hottenroth, Hans, General-Agent.
Jacobi, Leopold, Bankier.
Jatfe, Dr. K.
Kiehn, Heinrich.
Koehne, Ernst, Kaufmann.
Köster, Dr. phil. Albert.
Köster, Paul, Kaufmann.
Kreusler, Fräulein L.
Krogmann, Ernst, Referendar.
Lassallv, Eduard.
Law, Frau Charles.
Lehmann, Frau Dr. E.
Lehmann, Dr. jur. Siegfried.
Levy. Dr. H. B.
Lüddeke, Ferdinand.
May, Anton.
Meissner jun., Otto, Buchhändler.
Merschberger, Dr. G., Professor.
Mertens, Fräulein Anna.
Metz, Adolf, Lic. theol., Professor
am Johanneum.
Mönckeberg, Dr. Rudolf.
Münchmever, A.
Oehrens, Dr. med. Wilhelm.
Oppenheim, Emil.
Oppenheim, Frau Marie.
V. Oesterreich, Edmund.
Petersen, Rudolf, Director.
Pflüger, Dr. M.
Piza, Dr. M.
Rebattu, Dr. .\lb., Pastor zu St.
Gertrud.
Redlich, Dr. C, Director der
höheren Bürgerschule.
-^ 38 ^f.—
Hamburg.
Robinow, Hermann, Kaufmann.
Röpe, G. H., Hauptpastor.
Rudolph, G. A., Buchhändler.
Sasse, Wilhelm.
Scharlach, Dr. jur., Advokat.
Schenk, Dr. Adolf.
Schiff, Fräulein Jenny.
Seligmann, Frau Clara.
Sieveking, Dr. med. Wilhelm.
Sohle, Dr. jur. Martin.
Sporri, Dr. H., ev. Prediger.
Stadtbibliothek.
Steitz, Fräulein Marie.
Stemann, Dr., Landgerichtsdirector.
Strack, Dr. Arthur, Rechtsanwalt.
Vorwerk, jun., Adolf.
Warburg, Siegmund Rudolf.
Weisser, Dr., Kgl.preuss.Staabsarzt.
Wentzel, Dr. Wilh. Toh.
Wohlwill, Dr. Adolf, Professor.
Wolffson, Dr. A.
Wolflfson, Dr. J.
Hamm i/Westf.
HanoWjOberlandesgerichts-Senats-
Präsident.
Hanau a/M.
Leisler, Frau Helene.
Osius, Rechtsanwalt und Notar,
Justizrath.
Hannover.
V. Bennigsen, Rudolph, Ober-
präsident, Excellenz.
Graetzel v. Graetz, Dr. P.
Juncken, Frau Johanna, geb. Maudt.
Kayser, Dr. H., Professor.
Kühnemann, Dr. phil. Eugen.
Mejer, Dr., Consistorialpräsident.
Meyer, Erich, Gynmasiallehrer.
Reimers, Dr. phil. J., Director
des Provinzial-Museums.
Schaefer,H.,Gymnasial-Oberlehrer.
Schläfer, Dr. med. Hermann.
WolC Franz, Ingenieur.
Wülbern, Senator.
Harzburg a/Harz.
Grundner, Dr. F., Forstmeister.
Hattenheim.
Wilhelmy, A., Gutsbesitzer.
Heidelberg.
Aufrecht, Dr. Theodor, Professor.
Braune, Dr. W., Professor.
Heidelberg.
Buhl, Dr. H., Professor.
Erb, Dr. Wilhelm, Professor.
Erdmannsdörflfer, Dr. B., Professor.
Fischer, Dr. Kuno, Professor, Wirkl.
Geh. Rath, Excellenz.
Fürst, Dr., Rechtsanwalt.
Gegenbauer, Dr. Karl, Professor,
Geh. Rath.
Germanisch-Romanisches Seminar
an der Universität.
Gernandt, Dr. phil. Carl.
Groos, Karl, Buchhändler.
Hausrath, Dr. Adolf, Professor,
Kirchenrath.
v. Holle, Baron.
V. Hörn, Generalmajor.
Knaps, Fräulein Anna.
Koehler, Dr. Karl, Professor,
Meyer v. Waldeck, Dr. Fr., Pro-
fessor, Kollegienrath.
Mever, Dr. jur. G., Professor,
'Hofrath.
Meyer, Dr. V., Professor.
v. Öechelhäuser, Dr. Ad., Professor.
Retters, Otto, Buchhändler.
Rohde, Dr., Professor, Geh.Hofrath.
Rosenbusch, Dr. H., Professor,
Geh. Hofrath.
Scholl, Dr. F., Professor.
Universitäts-Bibliothek, Grossher-
zoglich Badische.
v. Waldberg, Freiherr, Dr. Max,
Professor an der Universität.
Wunderlich, Dr., Privatdocent.
Heidenheim.
Meebold , Frau Commerzienrath
Natalie.
Meebold, Fräulein Ulla.
Heilbronn.
Harmonie-Gesellschaft.
Heinrichau (b/Breslau).
Eberhardt, Julius, Generaldirector.
Heinrichsdorf b/ Wilhelmsfelde
(Reg.-Bez. Stettin).
Lenke, Fräulein Jenny.
Hildesheim (Hannover).
Schiefler, Gustav, Landgerichtsrath.
Höchst a Main.
Epting, Max, Chemiker.
^ 39
Höfensieben b'Schöninoen.
Lüdeke, Dr. jur. Max, Gerichts-
Assessor.
Hohenfichte (Sachsen).
Hauschild, Max E.,Commerzienrath.
Hohen-Pähl, Schloss b/Wilzhofen
(Oberbavern).
Czermak, Ernst, Gutsbesitzer.
Husum (Schleswig-Holstein).
Tönnies, Dr. Ferdinand, Privat-
docent an der Universität Kiel.
Jena.
V. Bardeleben, Dr. K., Professor.
Delbrück, Dr. B., Professor.
Devrient, Dr. Otto, Professor.
Eggeling, Dr. H.,Staatsrath,Kurator
der Universität.
Eucken, Dr. R., Professor, Hofrath.
Fischer, G., Verlagsbuchhändler.
Frommann, Frau Sophie, geb.
Hildebrandt.
Fuchs, Dr., Professor, Ober-Landes-
gerichtsrath.
Gerstung, G., Commerzienrath.
Gille, Dr., Geh. Hof-und Justizrath.
Götz, Dr., Professor.
V. d. Goltz, Dr., Freiherr, Professor,
Director der Grossh. landwirth-
schaftlichen Lehranstalt.
Haacke, K., Regierungsrath a. D.
Haeckel, Dr. Ernst, Professor.
Kluge, Dr. F., Professor.
Kniep, Dr., Professor.
Krieger, Ober-Landesgerichtsrath.
Kuhnt, Dr. Hermann, Professor.
Leitzmann, Dr. phil. Albert
Liebenam, Dr. W., Professor.
Liebmann, Dr. Otto, Professor,
Hofrath.
Litzmann, Dr. B., Professor.
Lorenz, Dr. O., Professor.
Richter, Dr. G., Gymnasialdirector,
Hofrath.
Rosenthal, Dr. Eduard, Professor.
Rossbach, Dr., Professor.
Sticke), Dr. G., Professor, Geh. Hof-
rath.
Stoy, Dr. Heinrich.
Stoy, Dr. Stephan.
Jena.
Universitäts-Bibliothek.
Walter,Dr. phil.Johannes,Professor.
Wilhelm, Dr. Eugen, Professor.
Illenau b/ Achern.
Schule, Dr. H., Geh. Hofrath.
Ilmenau.
»Gemeinde Gabelbach« (Gesell-
schaft).
Preller, Dr., Sanitätsrath.
Grube Ilse b; Cottbus.
Strack, Frau Hauptmann Fanny,
geb. Hertz.
Ingolstadt.
Klarmann, J., Hauptmann und
Compagniechef im kgl. bayr.
I. Pionier-Bataillon.
Insterburg.
Bibliothek des Kgl. Gymnasiums.
Schienther, Amtsrichter.
Itzehoe.
Claussen, Dr., Sanitätsrath.
Kappeln (Schleswig-Holstein).
Thomsen jun., Dr. med. Julius,
prakt. Arzt.
Karlsruhe i B.
Bernays, Dr. Michael, Professor.
Bielefeld, Jos., Verlagsbuchhändler,
K. K. österr.-ungar. Consul.
Blankenhorn, Dr. Adolf, Professor.
Bürklin, Frau Dr. A.
V. Cederschiöld, Dr. G., Professor.
V. Chelius, Rieh., Hofjunker und
Legations-Secretär.
V. Edelsheim, Freiherr, Grossh.
bad.Obersthofmeister,Excellenz.
V. Eisendecher, Frau, geb. Freiin
V. Eickstedt, Excellenz.
Ettlinger, Fräulein Anna.
Funck, Heinrich, Professor,
von und zu Gemmingen, Freiherr,
Oberstkammerherr, Excellenz.
Göller, L., Ministerialrath.
Hauser , Joseph, Grossh. bad.
Kammersänger.
Heinsheimer, Max, Oberlandes-
gerichtsratli.
-•!+ 40 ^
Karlsruhe i/B
Liebermann, Gustav, (i/Fa. A.Biele-
feld's Hüfbuchhandlung.)
V. Lübke, Dr. W., Professor, Geh.
Hofrath.
Mainzer, Fräulein Helene.
Ministerium der Justiz, des Kultus
und Unterrichts.
Ordenstein, Heinrich, Director des
Conservatoriums für Musik.
Regensburger, Dr. Leopold, Rechts-
anwalt.
Schnorr von Carolsfeld, Frau Mal-
vina, königl. bayr. Kammer-
sängerin.
Schrödter, Frau Prof. Alwine.
Seubert, Emil, Ministerial-Director.
Weill, Dr. Fr., Rechtsanwalt.
Weltzien, Alexander.
Wendt, Dr. Gustav, Geh. Hofrath.
Kehl a/Rh.
Frick, Ludwig, Fabrikant.
Kiel.
Biese, Dr. Alfred, Gymnasiallehrer.
Erdmann, Dr. OscaV, Professor.
Gering, Dr. H., Professor.
Keck, Dr. H., Gvmnasialdirector
a. D.
Kirchhoff, Frau Corvetten-Capitän.
Niepa, Ale.xander, Chefredacteur.
Peters, Johann, Rechtsanwah.
Rossbach, O., Professor.
Scheppig, Dr. phil. Richard, Ober-
lehrer.
Schiff, Georg, Referendar.
Schlossmann, Dr., Professor.
Stange H., Professor.
Toeche, Paul, Hofbuchhändler.
Universitäts-Bibliothek, Königliche.
V. Wardenburg, Wirkl. Geh. Rath,
Excellenz.
Wulff, Dr. Eugen, Privatdocent.
Kirchheimbolanden (Rheinpfalz).
Bibliothek der Kgl. Lateinschule.
Moschel, R., Kgl. bayr. Rent-
beamter.
Klein-Oels b/Ohlau i/Schlesien.
Yorck v. Wartenburg, Graf Hans.
Yorck v. Wartenburg, Graf Paul.
Klein-Sägewitz b/Kattern
(Reg.-Bez. Breslau).
Lewald, Georg.
Kolbermoor (O; Bayern).
v.Bippen, Frau Marie, geb. v.Wyden-
brugk.
Königsberg i/Pr.
Alscher, Dr. Walther, Assessor.
Baumgart, Dr. Hermann, Professor.
Beer, Justizrath, Rechtsanwalt und
Notar.
Bibliothek der höheren Bürger-
schule.
Bibliothek des Altstadt. Gym-
nasiums.
Bibliothek des Kneiphöfischen Gjan-
naslums.
Bibliothek des Realgymnasiums auf
der Burg.
Bibliothek des städt. Realgym-
nasiums.
Bibliothek des Königl. Willielms-
Gymnasiums.
Brode, Max, Dirigent der Sinfonie-
Konzerte.
Dehio, Dr., Professor.
Fränkel, Dr. Carl, Professor.
Friedländer, Prof, Dr.,Geheimrat!i.
Frohmann, Julius, cand. med.
Goldberg, Julius, Bankier.
Grosse, Dr. Emil, Professor, Gym-
nasialdirector.
Gruenhagen, Dr., Professor.
Güterbock, Dr. jur., Professor,
Geheimrath.
Hirsch, Dr. Th., Sanitätsrath.
Hübner & Matz, Buchhandlung.
Koch, Arnold, Buchhändler.
Königliche und Universitäts-Biblio-
tliek.
Mendthal, Justizrath.
Samuel, Dr., Professor.
Schöndörffer, Dr. Otto, Gymnasial-
lehrer.
Schoene, Dr. Alfred, Professor.
Simon, Dr. Robert.
Simson, Fräulein Marie.
Stern, Frau Agnes, geb. Wiehlcr.
Teppich, Frau Emil.
Töchterschule, städt. höhere.
Trosien, E., Geh. Regierungsrath,
Provinzial-Schulrath.
Vogel, Rudolf, Rechtsanwalt.
Konstanz
Brandes, Wilhelm, Bankdirector.
Fischer, Dr. med. Gg.
-4* 41
Köttendorf b'Mellingen.
Knoke, Frau Oberamtmann E.
Krotoschin (Posen).
Barrelet, Erster Lehrer an der
Stadt. Mädchenschule.
Haertel, Frau Oberstabsarzt Dr.
Anna.
Jonas, Dr., Professor. Gvmnasial-
director.
Kuschen b/Schmiegel.
Hensel, Karl, Professor a. D.
Kusel (Rheinpfalz).
Heydel, f., kgl. Bezirksamtmann.
Lahr i Baden.
Stadtbibliothek.
Stössner, Otto.
Landau (Pfalz).
Hitschler, Dr. med.
Landeshut i/Schlesien.
Realgymnasium.
Landsberg a/VV.
Löbner, Dr. Heinrich.
Langenburg (Württemberg).
zu Hohenlohe-Langenburg, Frau
Fürstin Leopoldine, Grossher-
zogliche Hoheit.
Lauban i Schlesien.
Wissenschaftlicher Verein.
Legefell b/Weimar.
Reusse, Rudolf, Pfarrer.
Leipzig.
Abraham, Dr. Max, Verlagsbuch-
händler.
Arndt, Dr. Wilhelm, Professor.
V. Bahder, Dr. Karl, Professor.
Baumgarten, Frau Dr. Mathilde,
geb. V. Villert.
Baur, Fräulein Marie.
Beer, Fräulein Dora.
Beer, Dr. Rudolph, Gymnasial-
Oberlehrer.
Berlit, Georg, Gymnasial-Ober -
lehrer.
Bibliothek des Kgl. Gymnasiums.
Bibliothek des Nikolaigvmnasiums.
Leipzig.
V. Biedermann, Freiherr F. W.,
Verlagsbuchhändler.
Binding, Dr. Karl, Professor.
Bontecou, Fräul. Josephine, stud.
Borchers, Bodo, Gesangslehrer.
Brockhaus, Dr. Eduard, Verlags-
buchhändler.
Brockhaus, Rudolf, Verlagsbuch-
händler.
Bronk, Fräulein Isabella, stud.
Brugmann, Dr. Oskar, Oberlehrer
am Nikolaigymnasium.
Cichorius, Johs., Kaufmann,
Cohnheim, Frau Professor.
Collins, George Stuart, stud. phil.
Credner, Hermann, Verlagsbuch-
händler.
Curschmann, Dr. med., Direktor.
Dix, Paul, Rechtsnawalt.
Dodel, Friedrich Wilhelm, Kauf-
mann.
Doering, Dr. B., Professor, Gvm-
nasial-Oberlehrer.
Dolega, £)r. med. Max.
Dorn, Dr. jur. Carl, Justizrath,
Rechtsanwalt b. Reichsgericht.
Dürr, Alphons, Stadtrath.
Dürr, Dr. Alphons, Buchhändler.
Eelbo, Bruno, Architect.
Elster, Dr. Ernst, Privatdocent an
der Universität.
Flechsig, Eduard, stud. hist. et art.
Flügel, Dr. Ewald, Docent an der
Universität.
Francke, Carl, Versicherungsbank-
direktor.
Fränkel, Dr. Albert, Schriftsteller.
Fränkel, Dr. phil. Ludwig.
Fränkel, Dr. Max.
V. Frege, Frau Professor Livia.
Friedberg, Dr. Emil, Professor,
Geh. Hofrath.
Geibel, Frau Leonore, geb. Weisz.
Geibel, Frau Mathilde, geb. Baum-
garten.
Gensei, Dr. jur. Julius, Sekretär
an der Handelskammer.
Georgi, Dr., Referendar.
Giesecke, Herm. F. (Firma Giesecke
&: Devrient).
Goetz, Ernst.
Goetze, Fräulein Auguste, Kam-
mersänsrerin.
^ 42 ■»^—
Leipzig.
Haessel, H., Verlagsbuchhändler.
V.Hahn, Dr. F., Reichsgerichtsrath.
V. Hase, Dr. Oskar, Verlagsbuch-
händler.
Heinemann, Dr. phil. Karl.
Herbst, Günther, Kaufmann.
Hildebrand, Dr. Rudolf, Professor.
Hirzel, H., Verlagsbuchhändler.
V. Holstein, Frau Hedwig.
Institut, bibliographisches.
Jungmann, Dr., Professor, Rector
zu St. Thomae.
Kettembeil, Dr. jur. Johannes, Re-
ferendar.
Köhler, Hugo, Buchhändler.
Köhler, K. V., Buchhändler.
König, Wilhelm.
Krehl, Dr. Ludolf, Professor, Geh.
Hofrath.
Lange, Dr. Robert.
Lemke, Julius, Director der Leip-
ziger Feuer-Vers.-Anstalt.
Leskien, Dr. A., Professor.
Liebisch, Bernhard, Buchhändler.
Limburger, Referendar.
Lorentz, Alfred, Buchhändler.
Loewenstein, Reichsgerichtsrath.
Meyer, Hermann, J., Buchhändler.
Mogk, Dr. E., Gymnasial-Ober-
lehrer.
Müller, Ernst Heinrich Georg,
Kunst- und Buchhändler.
Nachod, Frau Marie.
Petsch, Frau Reichsgerichtsrath
Sophie, geb. Sonnenkalb.
Pfalz, Dr. Franz, Professor, Direc-
tor der Reallschule.
Popitz, Frau Margaretha.
Prüfer, Dr. jur. A.
Reincke, Frau Reichsgerichtsrath.
Reisland,O.R., Verlagsbuchhändler.
Ribbeck, Dr. O., Professor, Geh.
Rath.
Röder, Emil, Commerzienrath.
Romberg, E. L., Justizrath.
Rost, Adolph, Buchhändler (J. C.
Hinrichs'sche Buchhandlung).
Scharf, Hugo, Stadtrath.
Scheibner, Dr. Wilhelm, Professor.
Schlösser, Dr. phil. Rudolf.
Schmidt. Fräulein Clara.
Schmidt, Frau Ottilie Henriette,
Privatiere.
Leipzig.
Schmidt, Reinhard Bruno, stud. jur.
Schneider, Carl, Kaufmann.
Schreber, Frau Dr. Pauline.
Schulz, Hermann, Buchhändler.
Schunck, Fräulein Cornelia.
Schuster, Dr. phil. Hermann, In-
stitutsdirector.
Schwabe, Frau Susanne, gh. Klemm.
Schwarz, H.. Reichsgerichtsrath.
Seelig, Dr., Rechtsanwalt beim
Reichsgericht.
Seminar, Königl. Deutsches.
Simon, Dr. jur. Gustav Wilhelm,
Referendar.
Simon, Frau Stadtrath Hedwig,
geb. Simon.
Simon, Dr. jur. Paul.
Sovaux, Frau Frida, geb. Schanz.
Stäackmann, L., Buchhändler.
Stadt-Bibliothek.
Staegemann, M., Director des
Stadttheaters.
Steffen, Dr. Georg, Gymnasial-
Oberlehrer.
Stenglein, Reichsgerichtsrath.
Stolterfoth, P., Regierungsrath.
Stumme, Emmrich Gerhard, stud.
med.
V. Tauchnitz, Bernhard, Freiherr,
Verlagsbuchhändler.
Thierbach, Otto.
Thomsen, Dr. jur. Theodor, Rechts-
anwalt beim Reichsgericht.
Titze, Adolf, ^'erlagsbuchhändler.
Tröndlin, Dr., Bürgermeister.
Universitäts-Bibliothek, Kgl.
Voerster, Alfred, Buchhändler.
Voerster, Karl, Buchhändler.
Voigt, Dr. phil. Hans, Gvmnasial-
öberlehrer.
Wagner, Franz, Commerzienrath,
Stadtrath.
Wagner, Dr. med. Paul, Privat-
docent.
Walter, Oberpostdirector.
V. Weber, Hauptmann.
Weber, Dr. phil. Robert.
Wiede, Otto.
Wiegand, Dr.
Wigand, Fräulein Rosi.
Windscheid, Dr. Bernhard, Pro-
fessor, Geheimrath.
Witkowski, Dr. Georg, Privatdocent.
Wülker, Dr. Richard, Professor.
-^ 43 ^ —
Leipzig.
Wunderlich jun., Carl Gustav,
Kaufmann.
Wundt, Dr. Wilh., Professor.
Zwintscher, Arthur, stud. phil.
Liegnitz.
Dyhrenfurth, Waldemar, König].
Staatsanwalt.
Rawitscher, Frau Assessor.
Röhricht, Rechtsanwalt.
Linden b/ Hannover.
Bibliothek des Königl. Kaiserin
Augusta-Victoria-Gvmnasiums.
Grasshof, Dr., Gymnasial director.
Haase, Frau Helene.
Laporte, Rechtsanwalt.
Löcknitz (Pommern).
V. Eickstedt - Peterswaldt , Frau
Gräfin, geb. v. Eisendecher.
Lübeck.
Achilles, Dr. E.
Benda, Dr. jur. J., Landrichter.
Curtius, Frau Senator Dr.
Eschenburg, Gustav, Consul.
Fehling, Dr., Rechtsanwalt.
Hoffmann, Dr. Paul, Director der
Ernestinenschule.
Pabst, Dr. jur. Gustav.
Schillerstiftung, Lübeckische.
Schmidt, Max, Buchdruckerei-
hesitzer.
Stooss, Dr. jur. Alfred, Rechts-
anwalt und Notar.
Thoel, Dr., Landrichter.
Luckenwalde b/Frankfurt a/0.
Neuhaus, M., Rittmeister a. D.
Pariser, Frau Elise, geb. Mende.
Simonson, Frau Amtsrichter Ger-
trud, geb. Mende.
Ludwigshafen a/Rh.
Jacquet, Adolf, Commerzienrath.
Kaerner, Wilhelm, stud. jur.
Lüneburg.
Frederich, Otto, Hofweinhändler.
Gravenhorst, K., Rechtsanwalt.
Lyck (Ostpreussenj.
Dembowski, Dr. Johannes, Ober-
lehrer.
Lyck (Ostpreusssn).
Gymnasium, Königliches.
Kammer, Dr., Professor, Gym-
nasialdirector.
Wiebe, Emil, Buchhändler.
Magdeburg.
Aufrecht, Dr.
Berndt, R., Director der Magdeb.
Feuer-Vers.-Gesellschaft.
V. Colomb, Fräulein M.
Grünhut, Dr. Leo.
Hürse, K., Königl. Musikdirektor.
Kawerau, Waldemar, Redacteur
der Magdeburgischen Zeitung.
Krühne, Richard, Referendar.
v. Mevsenbug, Freiherr, Major.
Sträter, Dr. phil. E., Oberreal-
schullehrer.
Weber, Fräulein Clara.
Wiesenthal, Alfred, Kaufmann.
Mainz.
Braun, Dr Carl, Justizrath.
Feldheim, C. F., Geh. Commer-
zienrath.
Hess, Dr. Carl.
Scholz, Carl (Firma Jos. Scholz).
Stadtbibliothek.
Strecker, Fräulein Lina.
Thomas, Frau Helene.
Mannheim.
Bibliothek, öffentliche.
Darmstaedter, Dr., Rechtsanwalt.
DirYene, Dr. K.
Goetjes, L., Hofopernsänger.
Hecht, Dr. Felix, Hofrath.
Hirsch, Emil.
Hirsch, Louis, Kaufmann.
Hirchhorn, Fritz, Stadtrath.
Hoftheater -Comite, Grossh. Bad.
Jacobi, Hermann, Hofschauspieler.
Kahn, Dr. Richard, Rechtsanwalt.
Köhler, Martin, Kaufmann.
Ladenburg, Frau Commerzienrath
Ida.
Lenel, Alfred, Kaufmann.
Lenel, Frau Alfred.
Lenel, Walter, Cand. phil.
Levison, Louis.
Loewe, M. (Firma Loewe 8c Eschell-
mann).
Maas, Dr. jur. S., Landgerichtsrath.
Maas, Wilh., Bankier.
Mathy, Johann Wolfgang.
-§f 44 *4.-
Mannheim.
Maver, Ludwig.
Neumann, Dr. Karl.
Reimann-Diffene, Frau Dr. Clara.
Reiss, Fräulein Anna.
Reiss, Karl, Consul.
Staudt, Dr. med. J., prakt. Arzt.
Marburg i/Hessen.
Cohen, Dr. H., Professor.
Germanistisches Seminar der Uni-
versität.
Gymnasium, Königliches.
Kochendörffer,Dr.Car],Bibliotheks-
custos.
Küster, Dr. Ernst, Professor.
V. Lilienthal, Dr. Karl, Professor.
V. Oettingen, Dr. Wolfgang, Pri-
vatdocent.
Rathke, Dr., Professor.
Schmidt, Dr. Leopold, Professor,
Geh. Rath.
Schröder, Dr. Eduard, Professor.
Souchay, C. C, Gutsbesitzer.
Universitäts-Bibliothek, Kgl.
Wenck, Dr. C, Privatdocent.
Marklissa.
Kauffmann,Wilhelm, Fabrikbesitzer.
Markowitz (Prov. Posen).
V. Wilamovvitz-Möllendorff, Frei-
herr, Kgl. Kammerherr, Ober-
präsident der Provinz Posen,
Excellenz.
Maulbronn i/Württemberg.
Palm, Aug., Professor, Ephorus
des theologischen Seminars.
Meerane i,S.
Scheitz, Dr. Emil, Apotheker.
Meesendorf b/Backschütz
(Schlesien).
Waldersee, Frau Gräfin Helene,
geb. V. Wilamowitz-Möllendorf.
Meiningen.
(Sachsen-Meiningen).
Baumbach, Dr. Rudolf, Hofrath.
Kircher, Dr., Geh. Regierungsrath.
Martinv, Fr., Eisenbahn-Maschinen-
Inspector.
WüUner, Dr. Ludwig, Herzogl.
Meining. Hofschauspieler.
Meissen.
Bibliothek der Kgl. Fürsten-
Landesschule.
Lese- Gesellschaft.
und
Memel.
Gvmnasialbibiiothek, Kgl.
Halling, Director der höheren
Töchterschule.
Laaser, Dr. med. P., pr. Arzt.
Merseburg.
Barth, Frau Generaldirector.
Morrn b Zantoch.
Pflug, A., Rittergutsbesitzer.
Muhrau b/Striegau i/Schl.
V. Kramsta, Fräulein Marie.
Mülhausen i/Elsass.
Deede, Dr. W., Gymnas.-Directo''.
Kestner, Dr. Flermann, Kreisarzt.
München.
Ackermann, Theodor, Königl. Hof-
buchhändler.
Albert, Frau Dr. Clara, geb. Reinach.
Barnstorff, Johann.
Bernstein, Max, Schriftsteller
Bittmann, Friedrich.
Bornemann, Fräulein Mimi.
V. Bürkel, Ludwig, Kgl. Bayer.
Ministerialdirector.
Cornelius, Dr. C. A., Professor.
Cornelius, Carl, stud. phil.
Czermak, Leo, stud. med., K. K.
Lieutenant der Reserve.
Elias, Dr. Julius.
Eller, Frau Henriette, Oberhof-
gerichts-Advokatenwittwe.
Fiedler, Dr. C.
V. Gietl, Ritter Max, Ministerialrath.
Göppinger-Meebold, Frau Adelheid.
Gotthelf, Fritz, stud. phil.
Grätz, Dr. Leo, Privc,tdocent.
Haaser, Ernst.
Hanfstängl, Edgar, Hotrath.
Hausmann, Frau Justizrath Dr.
Betty.
Hertz, Dr. Wilhelm, Professor.
Hevse, Dr. Paul.
Hof- und Staatsbibliothek, Kgl.
Lachmann, Fräulein Clara.
— ^ 45 *^—
München.
Lehner, Johann, Directorder Baver.
Notenbank.
LehrerbibHothek, Städtische.
Lepsius, Rcinhold, Maler.
Levi,Hermann,K.General-Director.
Lexer, Dr. M., Professor.
Linz-Godin, Frau Oberst A.
V. Loen, Freiherr, Grossh. Sachs.
Kammerjunker.
V. Malsen, Baron, Kgl. Bayer.
Oberhofmarschall, Excellenz.
V. Marogna, Gräfin Angela, Hof-
dame I. K. Hoheit der Frau
Herzogin Carl Theodor in
Bayern.
V. Mayer, Dr. Carl, Kgl. Staatsrath.
Meyer, Dr. Julius, Director, Geh.
Regierungsrath.
Muncker, Dr. Franz, Professor.
V. Naegeli,Frau Professor Henriette.
Oertel, Heinrich, cand. phil.
V. Oettingen, Frau M.
Oldenbourg sen., R., Verlagsbuch-
händler.
V. Perfall, Freiherr, General-Inten-
dant des Hoftheaters, Excellenz,
duidde, Dr. phil. L.
Rau, Frau Anna.
Savits, Jocza, Oberregisseur des
Königl. Hoftheaters.
Scherer, Dr. Georg, Professor.
Schmidt, Dr. med. Oswald.
Scholl, Dr., Professor.
Solbrig,Dr. Veit, k. Ober-Stabsarzt.
Stauffer, Dr. phil. Albert, Lehrer
der Geschichte a. d. k. bayr.
Kriegs-Akademie.
Steinitzer, Paul, K. K. österr.
Major a. D.
Stumpf, Dr., Professor.
Traube, Dr. Ludwig.
Weltrich, Richard, Kgl. Professor.
Münster i/ Westfalen.
Kiesekamp, Frau Hedwig.
Paulinische Bibliothek, Kgl.
Schmedding, Frau Reg.-Rath Laura,
geb. Hüffer.
Nastätten (Prov. Nassau).
Cathrein, Joseph.
Naumburg a/S.
Bennecke, Justizrath.
Breslau, Geh. Regierungsrath.
Hecker, Ober-Staatsanwalt.
Holländer, Dr. phil. Ludwig.
Köster, Dr., Sanitätsrath.
Lehmann , Ober - Landesgerichts-
rath a. D.
Remertz, Rechtsanwalt.
Seelmann, Fräulein C. L. Gertrud.
Sturm, Dr. Aug , Rechtsanwalt und
Notar.
Naundorf (Bez. Dresden).
V. Lindenfels, Freiherr, Kgl. Ober-
förster.
Neisse.
BischoflF, Anton, Justizrath.
Neuburg (Stift) b/ Heidelberg.
V. Bernus, Freiherr.
Neudeck (Oberschlesien).
Burchardi, Frau Bertha.
Neuhaldensleben b/Magdeburg.
Gymnasial-Bibliothek.
Neusalz a,Oder.
Bertram, M., Fabrikdirector.
Wenck, W., Prediger.
Neustrelitz.
Götz, Dr. G., Obermedicinalrath.
Neuwied.
V. Salisch, Oberst und Bezirks-
kommandeur.
Niederbreisig.
Huyssen, W., Ingenieur.
Niederlössnitz
b/ Kötzschenbroda.
V. Biedermann, Freiherr, General-
Major z. D.
Niederwalluf.
Marcuse, H., Consul.
Norden (Ostfriesland).
Lücke, Dr. O., Oberlehrer.
Nordhausen a/H.
Hasse, Dr. med.
Kneiff, Rudolf.
-•^ 46 ^-
Nordhausen a/H.
Mylius, C Landgerichtsrath.
Schenke, Hermann, Premier-Lieute-
nant, Stadtrath und Brennerei-
besitzer.
Nürnberg.
Enderlein, Oberlandgericlitsrath.
Hartmann, Bernhard, Kgl. Advokat.
Lecliner, Max, Gymnasialdirector.
Merzbacher, Sigm., Rechtsanwalt.
PcgnesischerBlumenorden(Literar.
Verein).
Rau, Rudolf, Rechtsanwalt.
Stadt Nürnberg.
Wendriner, Ferd., Kaufmann.
Wertheimer, Sigm., Kaufmann.
Oberlahnstein (Rheinprovinz).
Lessing, A.
Offenbach a/M.
Weber, Frau Rechtsanwalt Dr.
Ohrdruf.
Gymnasium Gleichense, Herzogl.
Oldenburg (i/Grossh.).
V. Alten, F., Oberkammerherr,
Excellenz.
V. Beaulieu - Marconnay, Euo;en,
Freiherr, Ober-Landesgericlits-
Präsident, Excellenz.
Becker, Landesgerichts-Präsident.
Bibliothek, Grossherzogliche öffentl.
Kelp, W., Apotheker.
Leesenberg, Dr. phil. F. A.
Mosen, Dr. R., Ober-Bibliothekar.
Schwartz, A., Hofbuchhändler.
Thorade, Bankdirector.
Wolken, E., Kaufmann.
Oppeln (Prov. Schlesien).
Thal, Dr. jur., Regierungs-Re-
ferendar.
Osnabrück.
Crespel, A., Referendar.
Ostenwalde b/Melle.
Bibliothek Ostenwalde.
Ottmachau (Prov. Schlesien).
V. Humboldt, Freiin Mathilde.
Parchim (Mecklenburg).
Garthe, Frau Baurath Caroline,
geb. Mencke.
Penzig i. d. Oberlausitz.
Drevin, Helmuth, Apotheker.
Pforzheim.
Ehrismann, Dr. phil. Gustav.
Fischer, Dr. Franz, Director der
Irrenanstalt.
Waag, Alfred, Architekt, Director
der Kunstgewerbeschule.
Plagwitz b/Leipzig.
Keil, Dr. phil. Alfred.
Plauen i/ Sachsen.
Hofmann - Stirl, Frau Professor
Helene, Kammersängerin.
Hucho, Dr. HeinricU, Landgerichts-
rath.
Neumann, Dr. Alfred, Gymnasial-
lehrer.
Pless i, Schlesien.
Fielitz, Dr. W., Professor.
Poppenbüttel b/Hamburg.
Henneberg, Albert, Gutsbesitzer.
Porstendorf b/Jena.
V. Wurmb, Schlosshauptmann auf
Dornburg.
Posen.
Kantorowicz, Frau Lina.
Lewald, Dr. Felix, Regierungsrath.
Potsdam.
V. Blücher, Rittmeister im Garde-
Husarenregiment.
V. Humbracht, Baron Joseph, Kgl.
Preuss. Kammerjunker, Regie-
rungsassessor.
König, Dr. Robert, Daheim-Redac-
teur a. D.
V. Mellenthin, F., Premier-Lieute-
nant im III. Garde-Ulanen-
regiment.
V. Treutier, Lieutenant im Garde-
Husarenregiment.
v.Zech, FrauGräfin, geb.v.Gersdorff.
Prenzlau.
Buscli, Richard, Landgerichtsrath.
Quedlinburg.
Zimmer, Rittmeister im Kürassier-
regiment von Seydlitz.
"•?*■ 4/ "*^"
Rastenburg i/Ostpr.
Kowalski, Kaufmann, Kaiserl. Bank-
agent.
Rathenow.
Rhein, Frau Clara.
Ratibor.
Suchsland, Adolf, Amtsrichter.
Rechtenfleth b/ Bremen.
Allmers, Hermann.
Rehnsdorf b/Elstra (Sachsen).
V. Boxberg, Georg, Ritterguts-
besitzer.
Reichenbach i/Schlesien.
Preu, Dr. med., San.-Rath.
Remagen a/Rh.
Linden, Fräulein Lina, Pensionats-
Vorsteherin.
Remda b'Jena.
Reimann, Thilo, Fabrikant.
Rendsburg.
Wassner,Dr.phil.Julius, Gymnasial-
lehrer.
Retzin b/Priegnitz.
zu Putlitz, Frau Baronin.
Reutlingen.
Kusel, Fräulein Lucie.
Rheinsberg i/M.
Pindter, Ludwig, Referendar.
Rietberg i/Westfalen.
Tenge , Friedrich , Herrschafts-
besitzer.
Risstissen b/Ulm a/D.
Schenck v. Stauffenberg, Dr. Fr.,
Freiherr.
Roda i/S.-A.
Knauth, Amtsgerichtsrath.
Rösrath b/Cöln a/Rh.
Benfey, Frau Else, geb. Benfe}'.
" Rostock i/Mecklenburg.
Bechstein, Dr. Reinhold, Professor.
Berlin,. Dr. Rudolf, Professor.
Rostock i, Mecklenburg.
Detharding, Frau Dr. Henriette.
Kipper, Dr. Julius, Gymnasiallehrer.
Müller, Dr. phil. Walter.
St411er'sche Hof- und Universitäts-
Buchhandlung.
Universitäts-Bibliothek, Grossh.
Voss, Frau Advokat.
Wilbrandt, Dr. Adolf.
Rotenburg i Hannover.
Boehrs, Dr. D., Kreisphysicus.
Rudolstadt.
Bibliothek, Fürstl. öffentliche.
Ruhrort a/Rh.
de Gruyter, Albert,
de Gruyter, Dr. Walter, Kaufmann.
St. Johann a'Saar.
V. Veitheim, Frau Baronin.
Satzkorn b/Potsdam.
Brandhorst-Satzkorn, W., Ritter-
gutsbesitzer.
Schkortleben b/Weissenfels a,S.
Scharf v. Gauerstedt, Ritterguts-
besitzer.
Schleiz.
Paetz, G., Kammerpräsident.
Schleswig.
Bergas, Julius, Buchhändler.
Hoe'sche Bibliothek.
Voigt, Dr. Carl, Reg.-Assessor.
Schlettstadt.
Kapff, Dr., Stabsarzt.
Schlobitten i/Ostpreussen.
zu Dohna, Frau Gräfin Emmy.
Schmalkalden.
Fuckel, Heinrich, Kaufmann.
Winter,Paul,Regierungsbaumeister.
Schnepfenthal b/ Waltershausen.
Ausfeld, Dr. Wilhelm, Schulrath.
Schönbach b'Löbau i/S.
Rade, M., Lic, Pfarrer.
Schönebeck. b/Magdeburg.
Saalwächter, Otto, Fabrikbesitzer.
-&f 48 ^-
Schönwerder b/Dölitz i/Pommern.
V. Bonin, Frau, geb. v. Zanthier.
Schreitlangken b/Willkischken.
i/Üstpreussen.
Dressler, Frau.
Schulpforta.
Kettner, Dr. Gustav, Professor.
Landesschule, Königliche.
Schrever, Dr. Hermann, Professor.
Volkniann, Dr. Dietrich, Rector
der Landesschule.
Zimmermann , Procurator der
Landesschule.
Schwedt a/O.
duehl sen., Dr. Otto.
Zschau, Dr. Hermann, Director
der Hohenzollern-Gymnasiums.
Schweidnitz i/Schl.
Kletschke, Landgerichtsrath.
Schwerin i/M.
V. Ledebur, Freiherr, Kammerherr,
Intendant des Hoftheaters.
Oldenburg, Grossherzogl. Ober-
zolldirector.
V. Pritzbuer, Friedrich, stud. jur.
et cam.
Schmeitzer, Geh. Ober-Finauzrath.
Schröder, Dr., Regierungsrath.
Seesen a/Harz.
Philippson, Dr. phil. Emil, Director
der Realschule.
Seifersdorf b/Radeberg (Sachsen^.
V. Brühl, Graf Carl.
Siegen i/W.
V. Erdberg, Rob. Adalbert, stud. phil.
Wieruszowski, Alfred, Amtsrichter.
Soden i/Taunus.
Volger, Dr. G. H. Otto, Natur-
forscher.
S ondershausen.
Budde, Regierungsrath.
V. Viebahn, Major.
Springe (Hannover).
Kaufmann, Karl, Fabrikbesitzer.
Stargard i/Pommern.
Schröder, Dr., Oberstabsarzt L Kl.
und Regimentsarzt.
Stassfurt.
Stengel , Rudolf, Fabrikbesitzer ,
Konsul a. D.
Steglitz b/Berlin.
Dahms, Dr. Rud., Professor.
Hoffhiann, Dr. Otto, Professor,
Gymnasialoberlehrer.
Paulsen, Dr. Friedrich, Professor.
Progymnasium.
Weber, W., Oberbürgermeister a. D.
Wendeler, Dr. Camillus.
Stendal.
WendortT, Landgerichts-Präsident.
Stettin.
Gerstäcker, Otto, .Amtsgerichtsrath.
Jobst, R., Professor.
Keddig, C. A., Director.
Kurtz, Frau Kaufmann Reinhold.
Muff, Dr., Profe.ssor, Gymnasial-
director.
Preusser, Fräulein Marie.
Schleich, Dr. med. Karl Ludwig,
Sanitätsrath.
Steffen, Frau Dr. Sanitätsrath P.
Weber, Otto, Landgerichtsrath.
Stockach i/Baden.
üttendörfer, Dr. Hermann, Ober-
.\mtsrichter.
Stolno, Post Klein-Czyste.
Kreis Kulm i/\Vestpreussen.
Strübing, Fräulein Frieda.
Stolp (Pommern).
Bibliothek desKönigl. Gymnasiums.
Pickert, W., Gymnasiallehrer und
Bibliothekar.
Strasburg W/Pr.
Gymnasium, Königliches.
Strassturg i/E.
Baumgarten, Dr. H., Professor.
Budde, Dr. Karl, Professor.
V. Dursy, Eugen, kaiserl.Ministerial-
rath.
Dyck, Dr. Franz.
Henning, R., Professor.
Jacob, Dr. Carl.
Joseph, Dr. Eugen, Privatdocent.
Lorenz, Frau Major Margarethe.
Martin, Dr. E., Professor.
— ^ 49 ^-
Strassburg i/E.
Michaelis, Dr. Adolf, Professor.
Pavelt, Olivicr, kais. Ministerialratb.
Rofthack, Dr. jur., Regierungsrath.
Seminar für deutsche Philologie
an der Universität.
Stilling, Dr. J., Professor.
Trübner, Karl J., Buchhändler.
Universitäts- u. Landesbibliothek,
Kaiserliche.
Varrentrapp, Dr. C, Professor.
Wetz, Dr., Privatdocent.
Weyer, Dr., Landgerichtsrath.
Ziegler, Dr. Theobald, Professor.
Strellentien b/Lauenburg
(Pommern).
V. Osterrost, Gotthilf.
Stuttgart.
Abert, Hotkapellmeister.
Bacher, Alexander, Rechtsanwalt.
Bauer, Friedrich.
Becher, Fräulein Emmy.
Bibliothek, Königliche öffentliche.
Bibliothek der Kgl. Technischen
Hochschule.
Deahna, Dr., prakt. Arzt.
Denison, Louis, Kaufmann.
Donndorf, A., Professor.
Eisenlohr, Karl.
Gerok, Dr. Christof, prakt. Arzt.
Gerschel, Oscar, Antiquar und
Buchhändler.
Glason, Arthur, Kaufmann.
Hartmann, Dr. Julius, Professor.
Klaiber, Dr.Julius, Professor, Ober-
studienrath.
V. Klumpp, Dr. Otto, Director.
Krabbe, C., Verlagsbuchhändler.
Kröner, Adolf, Verlagsbuchhändler
und Commerzienratli.
Kürschner, Joseph, Professor, Geh.
Hofrath.
Kurtz, P., Buchhändler.
Lang, Dr. Wilhelm.
Liebmann, Louis, Bankier.
Mayer, Paul, Regierungsrath.
Me3'er, Fr.
Müller, Carl.
Müller, Gustav, Kaufmann.
Müller-Palm, Adolf, Professor.
Museums-Gesellschaft.
Nast, A., Buchhändler (in Firma
Göschen'scheVerlagsbuchhdlg).
Pichler, Carl.
Gokthe-Jahrih.ch XIII.
Stuttgart.
Proelss, Johannes, Redacteur.
Riecke, Dr. Karl, Staatsrath.
Rominger jun., Nathanael.
Rommel, Dr. Otto.
Schall, Dr. Rieh., Rechtsanwalt.
Schoenhardt, Dr., Oberlandes-
gerichtsrath.
Schott, Frau Amalie.
Schulz, F. G., Commerzienrath.
Siegle, Gustav, Geh. Commerzien-
rath.
Spemann, W., Verlagsbuchhändler.
Steiner, Dr. K., Director, Geh.
Commerzienrath.
Stockmayer, M. E., Rechtsanwalt.
Straub, Dr. L. W., Professor.
Vetter, Leo, Kaufmann.
Vischer, Fräulein Elise.
V. Westenholz, Freiherr, Dr. Friedr.
Zweifel-Heer, Frau Jetty.
Tangerhütte b/Magdeburg.
V. Arnim,. Frau Marie.
Kleinschmidt, Hofrath.
Tegernsee (Dberbayern).
Fawcett, Ralph.
Tempelburg (Pommern).
Berg, Karl, Amtirichter.
Thalstein b/Jena.
V. Tümpling, Kaiserl. Legations-
rath a. D.
Thann i/Elsass.
Curtius, Dr., Kreisdirector.
Thorn.
Scheller, Dr., Oberstabs- und Gar-
nisonsarzt.
Tiefurt b/ Weimar.
Graness, Kammergutspächter.
Torgau.
Pietsch, Kgl. Baurath.
Trachenberg (Schlesien).
V. Hatzfeldt, Frau Fürstin, Durch-
laucht, geb. Grälin v. Bencken-
dorff, Oberhofmeisterin L M.
der Kaiserin Augusta Victoria.
25
— &* 5" *^-
Tübingen.
Degenkolb, Dr., Professor.
Froriep, Dr. August, Professor.
Geib, Frau Professor L.
Geiger, Dr. Carl, Universitäts-
Bibliothekar.
Hüfner, Dr. G., Professor.
Köstlin, Dr. Karl, Professor.
Neumann, Dr., Professor.
Oesterlen, Dr., Professor.
V. Sigwart, Dr., Professor.
Spitta, Dr., Professor.
Strauch, Dr. Philipp, Professor.
Universitäts-Bibliothek, Königliche.
Vöchting, Dr. H., Professor.
Uetersen (Holstein).
V. Rantzau, Fräulein Helene, Stifts-
dame.
Ulm a/D.
Ulrich, Gustav, Bankier (Firma
Flesch & Ulrich).
Unterneubrunn b/Eisfeld
i/Thüringen.
Härtung, Dr., Stabsarzt a. D.
Vegesack b/Bremen.
Werry, F., Real-Gymn.-Oberlehrer.
Wilmanns, Dr. med. Georg.
Verden a/Aller.
Braun, Landgerichtsdirector.
Echte, Landrichter.
Vieselbach.
Starke, Dr. med., Bezirksarzt.
Voitersdorf b/Freienwalde
i/Pommern.
Kieckebusch, Frau Gertrud, geb.
Lüdeke.
Waidenburg i/Schlesien.
Gothein, Königlicher Bergmeister.
Wandsbeck.
Gymnasium.
Wartnicken (Ostpreussen).
Simon, Frau Marie.
Wehlau (Ostpreussen).
Moldaenkc, Gymnasiallehrer,
Weilburg a/Lahn.
Bibliothek der Landwirthschafts-
Schule.
Weimar.
Aberg, Fräulein V., Landschafts-
malerin.
V. Ahlefeld-Dehn, Baron Louis.
Anding, Karl, Kaufmann.
Apelt, Dr. phil. ü., Professor.
Aulhorn, G., Rath.
Aulhorn, Max, Major a. D.
Baer, Leopold, Fabrikant.
Beckvvith, Miss K.
Behrend, Frau Martha.
Boas, Frau Dr. E.
Böhlau, H., Verlagsbuchhändler.
Böhlau, Frau Therese.
V. Bojanowski, P., Geh. Hofralh.
V. Bothmer, Graf M., Kammevherr
S. K. H. d. Grossh. v. Sachsen.
V. Bothmer, Grälin £., Staatsdame
L K. H. der Frau Erbgross-
herzogin von Sachsen-Weimar.
V. Brederlow, B., Oberst z. D.
Brock, Paul, Hofschauspielcr und
Ober-Regisseur.
Bronsart v. Schellen dorf, Kammer-
herr, General - Intendant des
Grossh. Hoftheaters.
Brüger, E., Geh. Justizrath.
V. Bülow, Frau Landrath, geb. v.
Carlowitz.
Burckhard, Dr. jur. W., Geh. Rath.
Burkhardt, Dr. H., Archivdirector.
V. Bylandt-Rheydt, Graf, Ordon-
nanz-Offizier Sr. K. H. des
Grossherzogs von Sachsen.
v. Conta, Dr. A., Geh. Medicinalrath.
Cox, Miss Alice.
Crüger, G., Generallieutenant z. D.
Excellenz.
V. Derenthall, E., Geh. Legations-
rath, Kgl. preuss. Gesandter,
Excellenz.
Dietrich, .\lbert, Bankier.
V. Donop, Freiherr Hugo, Ober-
hofmeister I. K. H. der Frau
Grossherzogin.
Emminghaus, Fräulein Marie.
Ernst, H., Pfarrer.
Francke, Dr. Otto, Gymnasiallehrer.
Franke, Fräulein Marie.
V. Freytag -Loringhoven, Freiin
Maria.
I >4—
Weimar.
V. Frey tag -Loringhoven, Freiin
MatFiilde.
V. Fritsch, Frau Oberlbrstmeister,
geb. V. Herda.
Fronep, Fräulein Clara.
Geister, Carl, Rentier.
Genast, Frau Ministerialdirector A.
Giessen, Hanns, Kammersänger.
Gottschalk, G., Rentier.
Gray, Frau Jessie, geb. Isles.
%'. Gross, Dr. R., Freiherr, Wirkl.
Geh. Rath,Staatsminister,Excell.
V. Gross, Freiin Melanie, Stiftsdame.
Gutmann, Georg, Civil-Ingenieur.
V. Hadeln, H., Freiherr, Hof-
marschall.
V.Hagen, K.,Kgl. Preuss. Major z.D.
Halir, K., Concertmeisler.
V. Hannecken, Fräulein Minette.
Hardtmuth, Frau Charlotte, geb.
Voelkel.
Hartmann, A., Rentier.
V. Helldorff, Freiherr, Kammerherr.
von der Hellen, Dr. phil. Eduard,
Archivar am Goethe- u. Schiller-
Archiv.
V. Hellfeld, General -Lieutenant
z. D., Excell.
Hertel, Friedrich, Hofphotograph.
Hesse, Dr. B., General-Super-
intendent, Geh. Kirchenrath.
Hofmann, Gustav, Rechtsanwalt.
V. Holleben, Frau, geb. v. Kunow.
V. Höltzke, Baron t., Wirkl. Geh.
Rath, Kaiserl. Russischer Mi-
nister-Resident, Excellenz.
V. Holzhausen , Baron Alexis ,
Kammerherr.
Hufeland, Fräulein Louise, Stifts-
dame.
Hummel, Karl, Professor.
Hunnius, Dr. jur. Joh., Finanzrath.
Huschke, A., Hofbuchhändler.
Jenicke, Fräulein H., Hofschau-
spielerin.
Isles, Miss Alison.
V. Kaufmann, Ludwig, Rentier.
Keil, Dr. Robert, Rechtsanwalt.
Kohl, Ernst, Eisenbahndirector,
Baurath.
Köhler, Dr. Reinhold, Ober-
Bibliothekar.
Kramsta, Frau Maria.
Krause, O., Kanzleirath.
Weimar.
Krehan, Arno.
Krieger, Fräulein Karoline.
Kriesche, E., Baurath.
Küchling, Robert, Sekretär I. K. H.
der Frau Grossherzogin von
Sachsen.
Kuhn, Dr. jur. K., Geh. Regieruiigs-
rath.
Kuhn, O., Geh. Finanzrath.
Lännnerhirt, Dr. phil. Gustav.
Langenberg, Fritz, Hotelier.
Lassen, Dr. Eduard, Hofkapell-
meister.
V. Loen, Freifrau Marie, Excellenz.
Loring, Frau S., Rentiere.
V. Massenbach, Frau Oherhof-
meisterin, Excellenz.
Matthcs, Dr. P., Geh. Medicinal-
rath.
Meisezahl, Friedr., Steueraufseher
a. D.
Merian-Genast, Dr. Hans.
Meurer, ür. H., Professor.
V. Müde, Fr., Kammersänger.
V. Minckwitz, Wirkl. Geh. Rath,
Kgl. Sachs. Gesandter, Excell.
Mirus, Dr. A., Gerichts-.\ssessor
a. D., Schriftsteller.
V. Montault, Frau Gräfin A., geb.
Freiin v. Rothkirch.
Moritz, Dr. jur. R., Commerzien-
rath.
Morris, Miss Helen B.
Müller, Theodor, Hofjuwelier.
Müller -Härtung, Karl, Professor,
Hofrath, Director der Grossh.
Musikschule.
V. Müller-Schubart, Frau Baronin,
geb. Gräfin v. Bothmer.
Neuffer, Dagobert, Hofschauspieler.
Niemeyer, Garten-Director.
V. Nostiz, Major a. D., Kammerherr.
Obrist, Aloys.
Oelschläger, Dr. phil. Hermann.
V. Palezieux-Falconnet, Oberst-
lieutenant und Flügeladjutant.
Pause, A., Oberst z. D.
Pause, Frau Oberst.
V. Pappenheim, Fräulein Julie.
Pease, Frau Mar}'- F.
Pfeiffer, Dr. Ludwig, Geh. Medi-
cinalrath.
Philipps, Miss M. A.
25*
-gfr
52 ^—
Weimar.
Preller, Frau Professor.
Rasch, Hermann, Buchhändler.
Rassow, Dr., Geh. Oberschulrath,
Geh. Hofrath.
Reuter, Fräulein Lilly.
V. Richthofen, Freifrau K.
Ritter, Dr., Professor, Director des
Sophienstifts.
Rothe, K., Geh. Regierungsrath.
V. Rott, Fräulein Amelie.
Rottmann, A., Rentier.
Ruickoldt, Dr. med. W., prakt.
Arzt.
Ruland, Dr. C, Geh. Hofrath,
Director des Grossherzoglichen
Museums und des Goethe-
National-Museums.
Sältzer, O., Geh. Hofrath.
zu Sayn -Wittgenstein - Berleburg,
Prinz Otto, Major und Flügel-
adjutant, Durchlaucht.
V. Scheffler, Dr. phil. Ludwig,
Privatgelehrter.
Schenk, Dr.E.,Staatsrath,Ministeria]-
Director.
Scholl, Fräulein Louise.
Schomhurg, Dr., Geh. Staatsrath.
Schubert, Dr. phil. O., Professor,
Gymnasiallehrer.
Schütz, Frau Rath W.
Schwabe, Dr. B., Oberstabsarzt.
V. Schwendler, Fräulein E.
Schwier, K., Photograph.
V. Seckendorff-Aberdar, Freiherr,
Oberstlieutenant und Bezirks-
Commandeur.
Slevogt, Dr. K., Geh. Regierungs-
rath.
Sophienstift.
Sorgcl, Dr. A., histitutsvorsteher.
Stapff, A., Rechtsanwalt.
Stavenhagen, W.
Steiner, Dr. Rudolf, Schriftsteller.
Stier, Paul, Geh. Regierungsrath.
Stollberg, J., Geh. Finanzrath.
V. Strauch, W. , Oberlandjäger-
meister.
Streichhan, Fräulein A.
Suphan, Dr. Bernhard, Professor,
Director des Goethe- u. Schiller-
Archivs.
Thelemann, Ludwig, Buchhändler.
V. Thüna, Dr. Freiherr, Bezirks-
director a. D.
Weimar.
Tiedemann , H., Inspektor der
Leipziger Feuer- Versicherungs-
Anstalt.
Tietze, Hermann, stud. ehem.
Trümpier, Frau Anna.
Vinkhuyzen, A., Kapitänlieutenant
zur See a. D., Sekretär L K. H.
der Frau Grossherzogin von
Sachsen.
Voigt, Heinr., Verlagsbuchhändler.
Vollert, H., Wirk!. Geh. Rath,
Excellenz.
Vulpius, Fräulein Helene.
Wächter, Frau Justizrath Bertha.
Wähle, Dr. Julius.
V. V/asmer, Fräulein D.
V. Wasmer, Fräulein L.
v. Watzdortf, Fräulein A., Staats-
dame.
V. Wedel, Graf O., Ober-Hof-
marschall.
Weniger, Dr. L., Professor, Hof-
rath, Gvmnasialdirector.
Weniger, Fräulein Elisabeth.
Wülcker, Dr. Ernst, Grossherzogl.
Archivrath.
v. Zedlitz, Frau Oberhofmeister,
Excellenz.
Zschuppe, Arno, Redacteur.
Weinheim (Baden).
Goebel, Dr. phil., Gymnasiallehrer
a. D.
Weissenfeis a/S.
V. Fran^ois, Fräulein Luise.
Wernigerode.
Henkel, Dr., Professor, Gymnasial-
director a. D.
zu Stolberg - Wernigerode, Fürst
Otto, Durchlaucht.
Westend b/Charlottenburg.
Werckmeister, Frau Dr. Elisabeth.
Werckmeister, Frau Emie.
Wetzlar.
Hettlcr, Flügen, Kaufmann.
Wiehe.
Krewel, Amtsrichter.
— &♦ 53 *^—
Wiesbaden.
IJickel, Dr. Gustav, pract. Arzt.
Clüsener, Ludwig, Rentier.
Colin, Dr. Max, Sanitiitsrath.
Ebers, Dr. Georg, Professor.
Frank, Dr. Georg, Doccnt.
Fresenius, Dr. R., Professor, Geh.
Hofrath.
Freudentheü, Dr., Sanitätsrath.
Gecks, Leonhard, Buchhändler.
Guttmann, Reclitsanwalt.
Koch, August.
Konopacka, Fräulein Anna.
Lugenbühl, Frl. Helene, Rentnerin.
Meissner, Dr. Carl, Professor.
Pfaff-Beringer, Otto.
Pfeiffer, Dr. Emil.
Preyer, Frau Adele, geb. Kutter.
Robert, Fräulein Anna.
Schieiden, Fräulein Eleonore.
Scholz, Dr. G.
Seehaus, Dr. phil. Adolf.
V. Woehrmann, Baron.
Zinkel, Frau A.
Wilhelmshaven.
Darnier, Korvetten-Kapitän.
Wittenberg.
Gulirauer, Gymnasialdirector.
Wittstock i'Mark.
Plessner, Amtsrichter.
Wohlau i'Schl.
Arlt, Albrecht, Cjymnasiallehrer.
Wolfenbüttel.
Schüddekopf, Dr. Carl, Assistent
der Kgl. Bibliothek.
Wolkramshausen
(Grafschaft Hohenstein).
Schreiber, Hauptmann a. D.
Worms.
V. Heyl, Major.
Heyl zu Herrnsheim, Freiherr.
Reinhart, Frau Nicolaus.
Wülfel b/ Hannover.
Oehlmann, Ad., Apotheker.
Wundlacken i/Ostpreussen.
zu Dohna, Frau Gräfin Gertrud.
Würzburg.
Hotzel, Dr. med. A.
Prym, Dr. Friedrich, Professor.
Ro'etteken, Dr. H., Privatdocent.
Schönborn, Dr., Professor, Geh.
Medicinalrath.
Stahel, Oscar, Kgl. Hof- und \'er-
lags-Buchhändler.
Universitäts-Bibliothek, Königliche.
Volkelt, Dr. Johannes, Professor.
Zeitz.
Filier, Paul, Fabrikbesitzer.
Zerbst.
Historischer Leseverein.
Zittau i/Sachsen.
Franz,OscarWilhelm,Amtsgerichts-
rath.
Ginsberg,Lud\vig,Commerzienrath.
Güttich, C, Buchhändler.
Stadt-Bibliothek, öffentliche.
Zschopau.
Raschke, F. A., Buchhändler. ,
Zweibrücken (Rheinpfalz).
Henigst, Oscar, Kaufmann.
Zwickau.
Becker, Erwin Job., stud. phü.
Goethe-Verein.
Kellner, Dr. phil. H. C, Professor
und Gymnasial-Oberlehrer.
Mensing, Wilhelm, Privatier.
ÖSTERREICH -UNGARN,
Baden b/Wien.
Hallenstein, Conr., K. K. Hof-
schauspieler i/P.
Landes-, Real- und Ober-Gym-
nasium,Nieder- Österreichisches.
Rollet, Dr. Hermann, Stadtarchivar
und Museums-Custos.
Bielitz i Östr. Schlesien.
Prem, Dr. S. M., Prof. an d. K. K.
Staatsgewerbeschule.
Haupt-
Budapest.
Elischer, B.
Hauer, Franz, K. ungar.
zollamts-Offizial.
Heinrich, Dr. Gustav, Professor.
Czernowitz.
Gymnasium, K. K.
Hilberg, Dr. J., Professor.
Paschkis, Dr. Moritz, Advocat und
Rechtsconsulent.
—^ 54 ^-
Czernowitz.
St\Tcea, Victor, Freiherr, Gutsbe-
sitzer, Reichsrathsabgeordneter.
Universitäts-Bibliothek, K. K.
Walter, Richard, Fabrikant.
Döbling b/Wien.
V. Gionima, Eugen, Landgerichts-
rath.
Eibenschütz b/Brünn (Mähren).
\\'lach, Dr., Rechtsanwalt.
Gaya (Mähren).
Koch, Dr. Carl, Advocat und
Bürgermeister.
Gleichenberg (Steiermark).
V. Hausen, Frau Bertha.
Graz.
Adamek, Dr. Otto, Professor.
V. Attems, Dr., Graf Ignaz.
V. Attems, Frau Gräfin Rosa.
V. Gnad, Dr. Ernst, Ritter, K. K.
Landesschulinspector, Hofrath.
Hofmann, Dr. Karl B., Professor.
Landes-Bibliothck,Steiermärkische.
Landes-Obcrrealschule.
Mack, Fräulein Marianne.
Neuhold, Franz, Bankier.
Philologen -Verein, Akademischer.
Potpeschnigg, Dr. Joseph, Advocat.
Schönbach, Dr. Arnold E., Pro-
fessor, Regierungsrath.
Seminar für deutsche Philologie an
derK. K.Karl-Franz-Universität.
Seuffert, Dr. Bernhard, Professor.
Universitäts-Bibliothek, K. K.
Gries b/Bozen (Tyrol).
Jansen, Dr. phik A., Professor.
Güns in Ungarn.
V. Hornau, Ritter, Karl Gerbert,
K. K. Hauptmann, Professor
an der Militär- Unter-Realschule.
Hermannstadt.
Raron Samuel v. Brukenthal'sches
Museum.
Jaworzno (Galizien).
Stein , Ernst Eduard . General-
sekretär.
Innsbruck (Tyrol).
Gymnasium, K. K.
Loewit, Dr. Moritz, Professor.
Wackerneil, Dr. Jos. E., Professor.
Klagenfurt (Kärnthen).
Obermayer, Victor, Ingenieur der
Ungarischen Staatsbahn.
Rauscher v. Stainberg, Ernst.
Krakau.
Creizenach, Dr. Wilhelm, Professor.
v. Gorski, Dr. Konstantin.
Seminar, germanistisches an der
K. K. Universität.
Krumpendorf b/Klagenfurt.
Rauscher v. Stainberg, Eduard.
Leitmeritz i/Böhmen.
Lehrcrbibliotliek des K. K. Staats-
Obergymnasiums.
Lemberg.
Seminar für deutsche Philologie.
Werner, Arnold, Kaufmann.
Werner, Dr. Richard Maria, Pro-
fessor.
Linz (Ober-Österreich).
Nicoladoni, Dr. A., Hof- und Ge-
richts-Advocat.
Matzen b/Brixlegg (Tyrol).
Lipperhcide, Franz, Verlagsbuch-
händler aus Berlin.
Miskolcz (Ungarn).
Popper, Dr. Josef, Director des
allgemeinen Hospitals.
Neubistritz b/Neuhaus (Böhmen).
V. Steun, Frau Therese, geb. v. Po-
mian-Dziembowska.
Neusatz (Ungarn).
Savic, Dr. Milan, Schriftsteller.
Oberdöbling b/Wien.
Bettelheim, Dr. Anton, Schriftsteller.
Obermais b/Meran (Tyrol).
V. Biegeleben. Frau Auguste, geb.
Buiir.
Olmütz.
Staats-Gymnasium, Deutsches.
V. Zierotin, Frau Gräfin Ernestine.
—5+
55 ^-
Pötzleinsdorf b/Wien.
Mautner, Jenny.
Prag.
Becke, Frau Professor Willielmine.
Hatschek, Dr. Berthold, Professor
der Zoologie an der K. K.
Universität.
Hauffen, Dr. Adolf, Docent an der
deutschen Universität.
Hruschka, .\lois, Professor.
Keindl, Ottomar, General-Agent.
Krauss,Dr.p]iil. Ernst, Privatdocent.
Lanibel, Dr. Hans, Professor.
Lese- und Rede-Halle der Deutschen
Studenten in Prag.
Pick, Dr. Arnold, Professor.
Rabl, Dr. C, Professor.
Sauer, Dr. August, Professor.
Schnabel, Dr. Isidor, Professor.
Seminar für deutsche Philologie.
Toischer, Dr. \\'endclin, Professor.
Universitäts-Bibliothek, K, K.
Urban, Dr. Karl.
V. Zdekauer, Frau Anna, geb. Artus.
Ranshofen (Ober-Österreich).
Wertheimer, Frau Franziska.
Ravelsbach (Nieder-Österreich).
Slaby, Engelbert, Volksschullehrer.
Rzeszow (Galizien).
Wessely, Gustav, Bankbeamter.
Salzburg.
Jäger, Dr. Anton, Hof- und Gerichts-
advocat.
Werner, .\lexander, Civilingenieur.
Scheibbs (Nieder-Österreich).
Baumeister, Johann, K. K. Bezirks-
richter.
Skomorochy (Galizien)
Post Potokzlotz.
V. Antoniewicz, Dr. Johann, Guts-
besitzer.
Szczakora (Galizien).
Pick, Frau Dr. Ottilie.
Tarnopol (Galizien).
Glowacki, Felix, Professor.
Schloss Tribuswinkel
b/ Baden b/Wien.
Q.uirini,FrauHermine,geb. Boreken-
stein.
Warnsdorf (Böhmen).
Thiele, Adolf, Fabrikant.
Weissenbach a/d. Enns
(Steiermark).
Sauerländer, Walter.
Weisskirchen i/Mähren.
Staats-Gymnasium.
Wien.
Adler, Frau Emma.
Altmann, Mitglied des Burgtheaters.
V. Andrian-Werburg^ Baron Fer-
dinand.
V. Arenberg, Prinz Joseph, Durch-
laucht.
Basslinger, Dr. med. Ignaz.
Bauer, Moritz, Director des Wiener
Bankvereins.
Beer, Dr. A., Professor, Hofrath.
Benndorf, Dr.O., Professor, Hofrath.
Berl, Richard.
v. Bezecny, Freiherr, Wirkl. Geh.
Rath. Mitgl. d. Herrenhauses,
General - Intendant der Hof-
theater, Excellenz.
Bibliothek der K. K. Theresianischen
Akademie.
Bibliothek des K. K. Staats-Ciym-
nasiums im VIII. Bezirke.
Blume, Dr. Ludwig, Professor.
Boschan, Wilh., Kaiser!. Rath.
Brandeis, Arthur, stud. phil.
Breuer, Dr. Josef, Arzt.
Bruch, Dr. Hermann, Hof- und
Gerichts-Advocat.
Brunnenmeister, Dr. E., Professor
des Strafrechts.
Chrobak, Frau Professor Nelly.
Club, Wissenschaftlicher.
Daubrawa, Dr. Alfred.
Demuth, Theodor (Firma Gerold
& Comp., Buchhandlung).
V. Egger -Mülhvald, Dr. Alois,
Ritter, K. K. Regierungsrath.
Eissler, Arthur.
Faber, Frau Bertha.
Federn, Dr. S.
— ^ 56 ^-
Wien.
V. Feifalik, Ritter Hugo, Hofrath
und Sekretär Ihrer Majestät der
Kaiserin.
Feinberg, Frau Anna.
Figdor, W.
V. Fleischl, Frau Ida.
Frankl, Emil, cand. jur. a. d. K.
K. Universität.
Frankl, Dr. Ludwig August, Ritter
V. Hochwart.
Freund, Theopliil.
Frick, W., K. K. Hofbuchhandlung.
Gaber, Dr. Karl, Auskultant.
Gerold, Friedrich, Verlagsbuch-
händler.
Gilhofer &: Ranschburg, Buchhdlg.
Ginzberger, T.
Glaser, Frau Geh. Raths-Wwe.
Wilhelmine, Excellenz.
Goetheverein, Wiener.
Göttmann , Karl , Scriptor der
Kaiserl. Hofbibliothek.
Gomperz, Dr. Theodor, Professor.
Guglia, Dr. E., Professor.
V. Hartel, Ritter, Dr. W., Professor.,
K. K. Hofrath.
Hartmann, Ernst, Hofschauspieler
und Regisseur.
V. Heinzel, Dr. Richard, Professor.
V. Hess-Diller, Freiherr.
Heuberger, Richard, Musiker.
Hofbibliothek, Kaiserl. Königl.
Hofmann, Dr. med. Julius, Hofrath.
V. Hohenbruck, Frau Baronin Prisca.
Holzmann, Dr. Michael.
Hörn, Joseph.
V. Hoyos, Graf Rudolf.
Jettel, Dr. Emil, Sectionsrath im
Ministerium des Äussern.
Kalbeck, Dr. Max, Schriftsteller.
V. Kinsky, Fürst Ferdinand, Durch-
laucht.
V. Kinsky, Frau Fürstin Marie,
Durchlaucht.
Koenig, Rudolf.
Konegen, Karl, Buchhändler.
Krastel, Fritz, Hofschauspieler.
Kunn, Dr. med. Karl Gustav.
V. Lanckorönski, Dr., Graf Carl.
Langer, Frau Irma.
Lehrerbibliothek des K. K. Staats-
Gymnasiums im II. Bezirke.
Lewinsky, Josef, Hofschauspieler
und Regisseur.
Wien.
Lichtenstadt, Dr. Siegmund, Kaiser!.
Rath.
V. Lützow, Dr. C., Professor.
Mayer, Dr. phil. Arnold.
V. Merey, Alexander, Wirkl. Geh.
Rath, Sectionschef im Reichs-
Finanzministerium, Excellenz.
Minor, Dr. Jacob, Professor.
Nathorff, Eugen, Bankier.
Natter, Heinrich, Bildhauer.
Neumann, Karl.
Oppenheim, Josef, Rcdacteur.
Ortonv, Alexander.
Pinder, Rittmeister.
Plutzar, Dr. Ernst, Hof- und Ge-
richts-Advocat.
V. Popper-Castrone, Frau Baronin
Blanche.
Porubszky, Frau Oberkirchenratli
Bertha.
Poschacher, Frau Louise, geb. Ried,
Reiter, Dr. Siegfried, Prof. Cand.
Reitzes, Fräulein Gisela.
Reitzes, Frau Marguerita.
Richter, Fräulein Helene.
Ried, Fräulein Minka.
Rieger, Dr. Karl, Professor.
Robert, Emerich, Hofschauspieler.
Rösche, Hermann, Ober-Ingenieur
der K. F. Nordbahn.
Rosenthal, Bernhard, Bankier.
Russ, Dr. Victor, Gutsbesitzer, Mit-
glied des Abgeordnetenhauses.
Russo, Isidor.
zu Salm - Lichtenstein, Fürstin,
Durchlaucht.
Sauerlaender, Joh. Jacob.
Schiff, Frau Lina.
V. Schneider, Dr. Robert, Ritter,
Gustos der Kaiserl. Antiken-
sammlung.
Scholz, J. , Erzherzogl. Sekretär
und Bevollmächtigter.
Schöne, Hermann, Hofschauspieler.
Schröer, Dr. K. J., Professor.
Schulz v. Strasznitzki, Dr. Johann,
Sektionsrath im K. K. österr.
Ackerbau-Ministerium.
Schwab, Albert, cand. jur.
Seegen, Dr. Joseph, Professor.
Seidel, Ludwig, Buchhändler.
Seminar für deutsche Philologie
an der K. K. Universität.
)/
7 +#.-
Wien.
Senigaglia, Lionello, Professor.
V. Sizzo-Noris, Frau Gräfin Marie.
V. Skene, Louis.
V. Sonnenthal, Ritter Adolf, Hof-
schauspieler und Regisseur.
Speidel, Dr. Ludwig, Schriftsteller.
V. Spiegl, Edgar, Chefredacteur.
Standthartner, Dr. J., Primarius.
Streicher, Frau Karoline.
V. Strema3T, Dr. Karl, Minister
a. D., Präsident des K. K.
Obersten Gerichts- und Kassa-
tionshofes, Excellenz.
Thimig, Hugo. Hofschauspieler.
V. Trauschenfels, Dr. Eugen, Ober-
kirchenrath.
Unger, Dr. Josef, Prof, Minister
a. D., Präsident des Reichs-
gerichts, Wirkl. Geh. Rath, Ex-
cellenz.
Universitäts-Bibliothek, K. K.
Walzel, Dr. pliil. O. F.
Wien.
V. \\'eilen, Ritter Dr. Alexander.
V. Weiss-Starkenfels, Freiherr AI-
fons,K. K. Minist.- Vice-Sekretär
im Ackerbau- Ministerium.
Weiss V. Tessbach, Ritter Adolf,
Hörer der Rechte.
Weiss V. Wellenstein, Frau Stefanie.
Wickhoff, Dr. Franz, Professor.
Wollheim, Oskar, stud. jur.
Wolter, Frau Charlotte, K. K. Hof-
schauspielerin.
Zweybrück, Dr. Franz.
Zwierzina, Dr. phil. Konrad.
Wiener-Neustadt.
N.-Ö. Landes-Oberreal- und Fach-
schule für Maschinenwesen.
Schloss Zalaber.
Südbahnstation Szt. Jöan (Ungarn).
V. Gutmann-Gelse, Frau Laczi, geb.
Rosa Klein.
SCHWEIZ.
Äarau.
Kantons-Bibliothek, Aargauische.
BaseL
Burckhard, Dr. jur. C, Rathsherr.
Kögel, Dr. Rud., Professor.
Lese-Gesellschaft.
Sulger, Emil.
Thommen, Dr. phil. Rudolph.
Volkiand, Dr. Alfred, Kapellmeister.
Wackernagel, Dr. R., Stadtarchivar.
Bern.
Hirzel, Dr. Ludwig, Professor.
König, Dr. K. G., Professor.
Stadtbibliothek.
Frauenfeld.
Linnekogel, Otto, Fabrikbesitzer.
Freiburg.
Streitberg, Dr. W., Professor.
Genf.
Beard, Ernst Alfred, Privatier.
Bouvier, Bernard H., Professor an
der Universität.
Soret, j. Louis.
Kilchberg b/Zürich.
Mever. Dr. Conrad Ferdinand.
Lausanne.
Gart. Dr. William, Professor.
Mornex b/Genf.
'V\*aidthausen, Justus.
Rappersweil (Canton St. Gallen).
Bertheau, Dr. F., Spinnereibesitzer.
Solothurn.
Cantons-Bibliothek.
St. Gallen.
Stadt-Bibliothek. (Vadiania).
Teufen (Canton Appenzell).
Roth, Dr., prakt. Arzt.
Winterthur.
Stadt-Bibliothek.
Zürich.
Baechtold, Dr. J., Professor.
Blümner, Dr. Hugo, Professor.
Bodmer, Hans, stud. phil.
-^ 5S ^—
Zürich.
Hirzel, Paul, Schulpräsident.
Koch, Wilh., Eisengiessereibesitzer.
Roner, Joh., Rector der Gewerbe-
schule.
Schoeller, Rudolf.
Zürich.
Tobler,Leonhard,Alt-Obergerichts-
schreiber.
Vögeli-Bodmer, A., Oberst.
"Widmer, C, Director der Schweiz.
Rentenanstalt.
BELGIEN.
Antwerpen.
Rooses, Max, Conservateur du
Musee Plantin.
Brüssel.
Caratheodory-Efendi, Kaiserl. Tür-
kischer Gesandter, Excellenz.
Brüssel.
Gevaert, Franz Aug., Professor,
Directeur du Conservatoire
Royal de Musique.
V. Villeneuve, Graf, Excellenz.
Wieniawski, Frau Melanie.
DÄNEMARK.
Kopenhagen.
Bibliothek, Grosse Königliche.
Hansen, P., Professor.
Hansen, S., Buchhalter.
Kopenhugen.
Schmidt, Rudolf, Schriftsteller.
Scholl, Rob., Kais. General-Consul.
Wimmer, Dr. Ludwig, Professor.
FRANKREICH.
Mentone (Südfrankreich).
Zitelmann, Konrad, Schriftsteller
Paris.
Andler, Charles.
Barine, Arvede.
Bondy, A. E., Bankbeamter.
Ecole Normale Superieure.
Goldschmid, F'ugene.
Goldschniidt, Leopold, Bankier.
Paris.
Kapfercr, Fräulein Anna.
Mendel, Mme. Henry.
Neumann, Albert, Kaufmann, in Fa.
Charles Levy & Frere.
Saling, Jacques, Professor.
Sens a/Yonne.
Legras, Jules, Professor.
GRIECHENLAND.
Piraeus-Äthen.
Lüders, Dr. Otto, Kaiserl. Geh. Regierungsrath und General-Consul.
GROSSBRITANNIEN.
Bowdon
b/Manchester.
Güterbock, Alfred.
Cambridge.
Brcul, Dr. phil. Carl.
Browning, Oscar, M. A.
Cravenhurst b/London.
Flügel, Charles, Rentier.
Dublin.
Lystcr, Thomas William, M. A.
Edinburgh.
Schlapp. Otto.
— £^ 50 +4-
Glasgow.
Rottenburg, Fritz.
Rottenburg, Paul.
London.
Armbruster, Carl, Kapellmeister.
Behrens, A.
Broicher, Fritz.
Buchheim, Dr. C. A., Professor
am King's College.
Freund, Max.
Holzmann, Dr. Moritz.
Kirby, W. F.
Lawrence, Miss Mary W.
Lecky, Mrs.
Lehmann, Rud., Maler.
Robb, Mrs.
vSchlesinger, Henry, Rentier.
Schütz -Wilson, H.
Squire, Lionel R. L,
Stern, James, Bankier.
Tomlinson, Prof. Charles F. R. S.
London.
Weiste, D.
Wulfson, Miss Johanna.
Manchester.
Bibliothek der Manchester Goethe-
Society.
Bibliothek des Owens College.
Schiller-Anstalt.
Newcastle.
Merz, Dr. Theodor.
Seaman-Owen.
Northhallerton.
Warner, Mrs. Henry.
Oxford.
Bodleian Library.
Taylor Institution.
Sheffield.
Tooke, Miss Frances Ellen.
Mitglieder der English Goethe-Society, welche, als zugleich
der deutschen Goethe-Gesellschaft angetiörig, durch Mr. A. Nutt
bei letzterer angemeldet sind :
Bath.
Coumoundouros, Miss.
Birmingham.
Farncombe, G. R.
BristoL
Cann-Lippincott, R. C.
Brookwood (Surrey)-
Scott, H. D. Colvill.
Cambridge-
Jones, Miss.
Lee, Miss Jane.
Ward, Miss.
Cheltenham.
Macgowan, W. S.
Dublin.
Bury, J. B.
Dowden, Prof. E.
National Library.
Trinitv College Library.
Webb; Prof. T. E.
Dulverton.
Owen, Rev. J.
East Twickenham (Surrey).
Alford, R. G.
Edinburgh.
Blackie, Prof. J. S.
Morris, Rev. A. B.
Eltham (Kent).
V. Orsbach, Rev. E.
Glasgow.
Aikmann, C. M,
Caird, Prof. E.
Robertson, J. G.
Kendal b/London.
Copland, J.
London.
Althaus, Prof. F.
Bell, Edward.
Bonham-Carter, Mrs. Alice.
Buss, Miss.
Cash, Mrs.
Chadwick, Miss M.
Cooper, Miss L. M.
Coupland, Dr. W. C.
Dicks, Miss E. L.
Dittel, Prof. T. H
Feis, Jacob.
•4^ 6o ^ —
London.
Heinemann, W.
Hertz, Miss.
Kolckmann, J. W.
Lawson, Mrs. H.
Lewes, Prof. V. B.
Leycester, Rafe.
London Library.
Martin, A. J.
Mathews, Mis. A. N.
Metcalfe, Miss F.
Meusch, R. A.
Meyer, H.
Moenich, Oscar.
Moraerie, Rev. Prof. A. W.
Mond, L.
Mond, Mrs. L.
Montefiore, C. J.
Morgan, Miss,
Northcote, Stafford, The Right
Hon. Sir.
Oswald, Dr. Eugen.
Plattnauer, R.
Plumptre, Miss C. E.
Stahlschmidt, E. E,
London.
Swanwick, Miss Anna.
Tatton, R. G.
Thorne, Dr. L. T.
Tollemache, Hon. Mrs. Lionel
Vincent, C. \V.
Walhouse, M. J.
Williams, Sydney.
Marlborough b/London.
MuUins, W. E.
Oxford.
Boulton, Mrs.
Ritchie, D. G.
Shields, Cuthbert, C. C. C.
Ticehurst b/Hawkhurst.
Cummins, Mrs.
Watford.
Herkomer, Prof. H.
Windsor.
Vaughan, E. L.
Mitglieder der Manchester Goethe-Society, welche, als zugleich
der deutschen Goethe-Gesellschaft angehörig, durch Herrn
H. Preisinofer bei letzterer angemeldet sind:
Aberystwith.
Herford, Prof. C. H., L. D.
Buxton.
Hof mann, O.
LiverpooL
Meyer, Kuno, Ph. D.
Manchester.
ßaerlein, Max.
Baerlein, Mrs. S.
Ball, A. B.
von Bargen, Mrs.
Bythway, Edward.
Cornish, Rev F. F.
Dehn, Rudolf.
Dreschfeld, Prof. J M. D.
Dreyfus, Mrs.
Eckhard, Gustav.
Gaffron, Miss.
Hager, Hermann, Ph. D.
Hanemann, A.
Heywood, Mrs. Charles.
Heywood, Oliver, J. P.
Horkheimer, Ernest.
Manchester.
Horkheimer, Otho.
Kessler, Mrs.
Keutgen, C. T.
Koecher, J. M.
Kolp, N.
Kulimann, Julius.
Lange, Mrs. Stephanie.
Levinstein, Iwan.
Liebert, E., Consul.
Lobenhofer, Prof. K.
Mappes, F.
Milner, George.
Morich, R. J.
Oppenheim, S\g^-
Preisinger, H.
Quenzer, Rev. Ph.
Reiss, Gustav.
Robinow, M.
Roskill, Charles.
Samson, Henry, J. P.
Schelling, G.
Schmölder, L.
Schorlemmer, Prof. C.
Schuster. Prof. A.
Simon, Heinrich.
-•^ 6i +4-
Manchester.
Simon, Louis.
Stade, G.
Stewart, A., M. D.
Susmann, Paul.
Tait. James.
Toller, Prof. T. N.
Ward, Prof. A. W., L. D. L. L. D.
Manchester.
Wichern, Miss.
Wilkinson, H. S.
Wilkinson, T. R.
Wilkinson, Mrs. T. R.
Williamson, Mrs.
V. Zvchlinsky, Leo.
ITALIEN.
Florenz.
Biblioteca Nazionale Centrale.
Hildebrand, Adolf, Prof., Bildhauer.
V. Liphart, Baron, Karl Eduard.
V. Nolde, Baron Wilhelm.
Genua.
Bamberg, Dr. Felix, General-Consul
des deutschen Reichs.
NeapeL
Aselmeyer, Julius, Präsident der
deutschen Gemeinde.
Aselmeyer, Karl, kaiserl. deutscher
Vice-Consul.
Bourguignon, Alfred, Vice-Consu!
der Niederlande.
Dohrn, Dr. Anton, Professor.
Kellner, August, Kgl. dänischer
Vice-Consul.
NeapeL
Meuricoffre, Frau John.
Wissenschaftlicher Lesezirkel.
Pisa.
Weile, J. , Professor an der Uni-
versität.
Rom.
Dausch , Konstantin , Professor,
Bildhauer.
Guerrieri - Gonzaga , Frau Mar-
chesa E.
Harnack, Dr. Otto.
Hüffer, Wilhelm.
Mengarini, Frau Dr. Margherita.
Venedig.
V. Hatzfeld - Trachenberg , Frau
Fürstin Marie, Durchlaucht.
NIEDERLANDE.
Amsterdam.
Hartog, Jacques, Docent für Musik-
geschichte am Conservatorium.
Hertz, Dr., Professor, Director der
med. Universitäts-Klinik.
Baa'rn b/Amsterdam.
van Lier, Fräulein Fanny, Lehrerin
der deutschen Sprache und
Literatur.
Groeningen.
V. Haarst, J. W. G., Universitäts-
Bibliothekar.
Symons, Dr. B., Professor.
Haag.
Bibliothek, Königl.
Blum, J. H., Gymnasiallehrer.
Haag.
Clifford, Madame.
de Constant-Rebecque, Baronesse
Petronella Sara Maria D.
de Grovcstins, Baronin Sirtema.
van Hensbrock, P. A. M., Buch-
händler.
Israels, Josef, Maler.
v. Randwyck, Frau Gräfin J., geb.
Baronesse v. Hogendarp.
Hilversum.
Byvanck, Dr. W. G. C.
Leiden.
Breuning, H. H., Docent am Gvm-
—4^ 62 4f.-
Maarsen b/ Utrecht.
Smitkleine, Dr., Schriftsteller.
Tiel.
Kossmann, Dr. phil. E. F., Gym-
nasiallehrer und Privatdocent.
Utrecht.
de Jonge, Dr. jur. F. W.
Sutro, Dr. jur. S,
Waaxens b/Dokkum.
Riedel, J. P. Bruinwold, Pastor.
NORWEGEN UND SCHWEDEN.
Christiania. Stockholm.
Boeck, Dr. Cäsar.
Universitäts-Bibliothek.
Bibliothek, Königl.
Gyldcn, Frau Professor
geb. V. Knebel.
Therese,
RUSSLAND.
Schloss Dondangen b/Talsen
(Kurland).
V. d. Osten-Sacken, Frau Baronin
Clara, geb. v. Keudell.
Dorpat,
V, Anrep-Ringen, Frau.
V. Bradke, Fräulein M.
Christiani, Wilhelm, stud. phil.
Curonia (Korporation).
David, Theodor, stud. phil.
Estonia (Studentische Korporation).
Fraternitas Rigensis (Studentische
Korporation).
Harnack, Frau Professor, geb.
V. Maydell.
Hörschelmann, Dr. W., Professor,
Wirkl. Staatsrath.
V. Liphart-Rathshof, R.
Lundmann, Chr., Oberlehrer.
Meyer, Dr. Leo, Professor, Wirk-
licher Staatsrath.
Mühlau, Dr. F., Professor.
Müller, Dr., Professor.
Muyschel, Fräulein M., Instituts-
vcrsteherin.
V. Oettingen, Dr. Alex., Professor.
V. Oettingen, Max.
V. Rohland, Dr. W., Professor.
Schlüter, Dr. Wolfgang, Universi-
täts-Bibliothekar.
Schmidt, Dr. Carl, Professor.
Sintenis, F., Oberlehrer, Staatsrath.
Universitäts-Bibiiothek, Kaiserliche.
Fellin (Livland).
Felliner Literarische Gesellschaft.
Friedenthai (Livland).
V. Nasackin, Reinhold.
Schloss Gross-Roop (Livland).
V. Rosen, Freiin Ady, Edelfräulehi.
SchlossGrünhofb/Mitau(Kurland).
v.Medem, Frau Reichsgräfin Alexan-
drine, geb. Fürstin v. Lieven,
Durchlaucht.
Helsingfors (Finnland).
Universitäts-Bibliothek.
Hinzenberg (Livland).
V. Wolff, Frau Baronin Ottilie.
Bad Hungerburg b/Narva.
Kroug, Frau Dr. Elfriede.
Inzcem-Quellenhof (Livland).
V. Tiesenhausen, Frau Baronin F.,
geb. V. Manteuffel.
Kersel (Livland).
V. Bock, H., Landrath, Excellenz.
Libau (Kurland).
Friede, Fräulein Lucie.
Loddiger (Livland).
Girgensohn, Dr. Hans, Kirchspiel-
arzt.
Luban b/Wlozlawsk.
(Gouvernement Warschau).
V. Korff, Frau Baronin Emma,
geb. Baronin v. Rhaden.
-^ 63 *^-
Menzen i/Livknd.
V. Wulf, Dr. phil. Max.
Mitau.
V. Medem, Frau Reichsgräfin Jenny,
geb. Baronin von Offenberg.^
Moskau.
Bachmann, Georg, Staatsratli.
V. Joukowsky, P., Freiherr.
Narva.
Zimmermann, Carl Arthur, Apo-
theker.
Odessa.
Meyer, Dr. Heinr.,Wirk]. Staatsrath.
Schmidt, Dr. Carl.
Raiskum b/ Wenden (Livland).
V. Vegesack, Frau L., geb. v. Sievers,
Rittergutsbesitzerin.
Riga.
V. Budberg, Baron Gotthard, Ge-
nerallieutenant a. D., Excellenz.
Dannenberg, Hugo, Oberlehrer.
V. Freytag - Loringhoven , Baron
Alexander.
V. Frevtag - Loringhoven , Baron
Carl.
Hartmann, j.
V. Lieven, Fürstin Constanze, Durch-
laucht.
Loeffler, H., Oberlehrer.
Martersteig, Max. Director des
Stadttheaters.
V. Mensenkampff, Frau Gabriele,
geb. Fürstin v. Lieven, Durch-
laucht.
Riga.
V. Meyendorff, Freiin Sophie.
v. Nolcken, Baron Georg, Majorats-
herr auf Esern.
Nölting, Fräulein Bertha (E. Heldt).
Wehrlin, Eduard, Oberlehrer.
Semershof (Livland).
V. Wolff, Freiin Eleonore.
Smilten (Livland).
Bergmann, Eugen, Apotheker.
St. Petersburg.
Bibliothek, Kaiserl. öffentliche.
Feldmann, Carl, Schuldirector.
Heyse, Th., Kaufmann.
V. Jürgens, Constantin, Redacteur.
Koenig, Josef, Schuldirector.
V. Korff, Frau Baronin, Hofdame
L Kaiserl. Höh. der Frau Gross-
fürstin Elisabeth Maurikiewna,
von Russland.
V. Mey^dortt, Baron Mich.
V. Radecki, Dr. med., Staatsrath.
v. Strauch, Eugen, Staatsrath.
V. Struve, Nicolaus, Oberlehrer.
V. Tenischeff, Frau Fürstin, Durch-
laucht.
v. Wolkenstein -Trostburg, Frau
Gräfin, geb. v. Buch, Excellenz.
V. Zoubow, Frau Marie, Excellenz.
Waldegahlen (Kurland).
V. d. Brüggen, Baron.
Warschau.
Posner, Frau Mathilde.
SPANIEN.
Madrid.
Gayangos de RiaSo, Frau Emilia, Excellenz.
TÜRKEI.
Constantinopel.
Bartsch, Dr. jur. Rudolf., Rechts-
anwalt.
V. DiJring, Dr. E., Professeur de
l'Ecole Imperiale de Medecine.
Grosser, Dr. Julius, Correspondent
der Kölnischen Zeitung u. Direc-
tor d. Agence de Constantinople.
Constantinopel.
V. Hobe-Pascha, Frau, Excellenz.
V. Radowitz, kaiserl. deutscher
Botschafter, Wirkl. Geh. Rath,
Excellenz.
Spitzer, Dr. Albert, Advocat, Con-
seill. 16g. du Lloyd Austr.-Hongr.
AFRIKA.
Alexandrien (Egypten).
Marogna, Graf.
Ost-Afrika.
V. Soden, Freiherr, kaiserl. deutscher Gouverneur.
Kimberley
(Gap der guten Hoffnung).
Reifes, Mrs. Werner.
Tanger-Marokko.
V. Tattenbach,Frau Ministerresident,
Gräfin.
AMERIKA.
Andover (Mass.).
Ripley, A. L., Professor.
Ann Arbor.
J.ibrary of University of Michigan.
Thomas, Calvin, Professor.
Aurora. (N. Y.).
Piutti, Fraulein Elise, Lehrerin.
Baltimore.
Faust, A. ß.
Göbel, Dr. Julius.
Gudemann, Dr. Alfred, Docent an
der John - Hopkins University.
Hilken, Fräulein Marie.
John - Hopkins University.
Reinhard, Dr. Ferdinand^
^^'ood, Henry, Professor.
Berkeley (Californien).
Library of University of California.
Richardson, George M.
Boston (Mass.).
V. Blomberg, Freiin Eva.
Dreher, William C, Instructor of
Modern Languages am Institute
of Technology.
Gardner, Frau J. L.
Higginson, Mrs. Henry L.
Brooklyn.
Genung, Charles H.
Brownville (Md.).
Winters, Mrs. P. L.
Bryn Mav^-r (Pa.).
Bryn Mawr College.
Chamberlin, Miss Rosa.
Bryn Mawr (Pa.).
Collitz, Dr. phil. Hermann, Prof.
Moser, Fräulein V. Lillien.
Cambridge (Mass.).
Harward College.
Catonsville (Md.).
Stellmann, Fraulein Anina.
Chicago.
Frank, Henry L.
Stanley, W. M., Attorney at Law.
Thielepape, Fräulein Elsbeth F.,
Lehrerin.
Vocke, William, Attorney and
Counsellor at Law.
Wilmarth, H. M., Mrs., Privata.
Clinton (N. Y.).
Brandt. H. C. G., Professor.
Germantown (Pa.).
Wright, Miss Edith.
Hampden, Sidney College.
(Virginia).
Hennemann,Professor Dr. JohnBell.
Ithaka (N. Y.).
Cornell University Library.
Hart, Professor Dl'. J. M., Cornell-
University.
Hewett, Dr.'W. T., Professor.
White, Dr. Horatio Stevens, Prof.
Lead City (Dakota).
Goering, Dr. Robert.
Madison (Wisc).
Rosenstcngel, W. H., Professor.
— •&«• 6) ^
Milwaukee (Wisc).
Colin, Sigmund.
Grant v. Tetzel, Frau Frances.
Mendel, Henry M.
Weis, C.
New Haven (Conn.).
Gruener, Gustav J., Tutor in Yale
College.
Palmer, A. H., Professor.
New Orleans (La.).
V. Meysenbug, Freiherr E., K. K.
österr.-ungar. Consul.
Müller, F., Kaufmann.
Tulane Universitv.
New-York.
Astor Library.
Barnes, Mrs. H. S.
Baumgarten, \V.
Bavard-Tavlor, Mrs.
Billgvist, C. E.
Boyesen, Hjalmar Hjörth, Professor
am Columbia College.
Brookfield, Mrs. William.
Christern, F. W., Buchhändler.
Dreier, L.
Leland, jr. Stanford.
Lemcke, Ernst, Buchhändler.
Loewy, Benno, Counsellor at Law.
Mille/, C. R., Redacteur der New-
York Times.
New-York.
Palmer, A. M.
Ringer, S., Professor.
Roe, Fräulein Laura B. C.
Roelker, A.
Sachs, Dr. Julius.
Stechen, Gust. E., Buchhändler.
Stern, S. M., Direcior of Stern's
School of Languages.
Wakeman, T. B.
Zickel, S., Buchhändler.
Zollikofer, O.
Northampton (Mass.).
Kapp, Mrs. Marie J.
Philadelphia (Penns.).
Ebbinghausen, Adele D.
St. Louis (Mo.).
Renth, Henry.
Toronto (Canada).
van der Smissen, ^^'. H., Professor,
Bibliojthekar der Universität.
Universitäts-Bibliothek.
Wellesley b/Boston.
Welleslev College.
Williamstown (Mass.).
Rice, R. A., Professor.
Williams College.
ASIEN.
Japan.
Tokio.
v. Holleben , Baron , Kaiserlich
Deutscher Gesandter, Excellenz.
Yokohama.
Schmidt - Leda , Dr. , Kaiserlich
Deutscher General-Cousul.
Indien.
Bombay.
v. Syburg, F., Kaiser!. Consul.
Calcutta.
Rathsam, Theodor, Kaiserl. Deutscher Consul.
AUSTRALIEN.
Melbourne.
Härtung, Ernst. | Pfaff, Alfred.
Golthe-Jahrblch XIII.
26
—^ 66 +f—
Sendungen an die nachstehend verzeichneten MitgUeder
sind von der Post als unbestellbar an den geschäfts-
fUhrenden Ausschuss zurückgegeben worden. Um Mittheilung
der jetzt gültigen Adressen wird dringend gebeten.
Berlin. Px'of. Dr. ß. Bernstein.
Rittmeister Freiherr von Gaj'ling.
Lieutenant G. v. Hülsen.
Dr. F. Jagor.
Frl. Lili Josephthal.
Schauspieler Josef Kainz.
Geh. Legationsrath Dr. R. Krauel.
Cand. pliil. Th. Kückelhaus.
Hans Stobwasser.
Dr. R. Werner.
Kaufmann Siegfr. Wollmann.
William C. Dreher.
Freiherr v. Richthofen-Damsdorf.
Prof. Dr. Müller.
Dr. phil. Albrecht Dieterich.
Edmund von Oesterreich.
Frau Margarethe Popitz.
Dr. Paul Simon.
Frau Frieda Soyaux.
Hauptmann v. Weber.
Dr. Julius Elias.
Stud. phil. Fritz Gotthelf.
Frl. Clara Lachmann.
St. Petersburg. Rud. Wolfg. Reyher.
Oberlehrer Nicolaus von Struve.
Potsdam. Prem. -Lieutenant von Chelius.
Stuttgart. Friedrich Bauer.
Wiesbaden. Dr. phil. Adolf Seehaus.
Boston.
Danzig.
Dorpat.
Elberfeld.
Hamburg.
Leipzig.
München.
— <4» 67 ^ —
Literarische Anstalt, Rütten & Loemikg, Frankfurt a/M.
Goethe-Jahrbuch.
Herausgegeben von Ludwig Geiger.
X., XI, XII. Bd. in Leiuwaiid gebunden k M. 10.—.
Inhalt des ze hnt en Bande s:
Nebst einem Schattenriss : Kestner, Lotte nnd deren Kinder.
I. Neue Mittheilungen: Mittheilungen aus dem Goethe-Archiv. Briefe von
Goethe und Christiane v. Goethe, von F. AV. Riemer und Christian August
Vulpius an August von Goethe in Heidelberg nebst drei Briefen von
Goethe an Thibaut. Mitgetheilt von B. Suphan. - Anfang eines fantasti-
schen Romans, von Lenz, von dessen eigner Hand. Mitgetheilt von Karl
"Weinhold. — Original-Mittheilungen zur Geschichte der Theateileitung
Goethes. Veröifentlicht von C. A. H. Burkhardt. — Eine Denkschrift
Knebels über die deutsche Literatur. Mitgetheilt von Carl Emil Franzos. —
Mittheilungen V.Zeitgenossen üb. Goethe, 1774— 1835, v.O.Brahm,Th. Distel,
L Geiger, 0. Hoffniann, B. Litzmann, J. Minor, B. Seuffert, G. Weisstein.
II. Abhandlungen: Die Streitigkeiten der Frankfurter Geistlichkeit mit den
Frankfurter Gelehrten Anzeigen im Jahre 1772. Von Hermann Dechent. --
Goethes Arbeit an „Hermann und Dorothea". Von Hermann Schreyer. —
Classiker und Romantiker. Von Jacob Minor.
III. Miscellen, Chronik. Bibliographie.
Vierter Jahresbericht der Goethe-Gesellschaft.
Inhalt des elften Bandes:
Mit den Portrait s Goethes, seiner Frau und seines Sohnes in Lichtdruck nach Raabe.
I. Neue Mittheilungen: Mittheil 11 ugen aus dem Goethe- und Schiller-Archiv.
Goethes Ghasel auf den Eilfer in ursprünglicher Gestalt. Herausgegeben
von Konrad Burdach. — Ein mit Goethes Namen überliefertes unbe-
kanntes Gedicht. Herausgegeben von B. Suphan. — Nachspiel zu Gotters
„Vasthi". Herausgegeben vi n B. Suphan. — Briefwechsel zwischen Goethe
und V. Diez. Herausgegeben von Carl Siegfried. — Briefe von Reinhai'd
an Kanzler Müller mit Anmerkungen von L. Geiger; als Anhang: Aus-
züge von Briefen Reinhards an Wessenberg. Herausgegeben von W. Lang.
— Zu Goethes Schlesischer Reise 1790. Von F. Zarncke. — Neunund-
vierzig Briefe von, neun an Goethe, ein Brief von Goethes Eltern und
ein Brief von Frau Rath. Mitgetheilt von C. A. H. Burkhardt, J. Elias,
H. Frommann, L. Geiger, L. Hirzel, F. Lamey, B. Litzmann, H. Rollet,
M. Schubart, G. Weisstein.
II. Abhandlungen: Karlsbad 1785. Von B. Suphan. — Zu Goethes Sprüchen
in Prosa. V^on G. v. I^oeper. — Ueber Goethes botanische Studien. Von
M. Busgen. — Die Seelsorger der Goethesehen Familie. Von H. Dechent.
III. Miscellen, Chronik, Bibliographie.
Fünfter Jahresbericht der Goethe-Gesellschaft.
Inhalt des z wo 1 f t e n B ande s:
Mit dem Bildniss Goethes nach der Zeichnung von 6. M. Kraus, 1770.
I. Neue Mittheilungen: Mittheilungen aus dein Goethe- und Schiller-Arehiv.
Aus derzeit der Spinoza- Studien Goethes 1784—1785. Herausgegeben
von B. Suphan. — Anzeige des Trauerspiels „Bertram" nebst Proben
einer Uebersetzung. Herausgegeben von B. Suphan. — Briefwechsel
zwischen Goethe und Therese von Jakob. Herausgegeben von R. Steig. —
Musikerbriefe an Goethe. Mitgetheilt von Max Friedlaender. — Goethes
Tod und Bestattung. Ein Brief von F. J. Frommann. Herausgegeben
von Julius Wähle. —Aus Henriettens von Egioffstein Memoiren. Weimar.
Herausgegeben von Julius Wähle. — Mittheilungen aus dem (ioethe-
National-Museum : Zu Goethes naturwissenschaftlichen Forschungen. Mit-
getheilt von C. Ruland. - Das Stammbuch der Frau Rath. Mitgetheilt
von C. Ruland.
II. Abhandlungen: Erinnerungen von und an Jenny v. Pappenheim. Von
Lily von Kretschman. — lieber den Gewinn unserer Anschauungen von
Goethes naturwissenschaftlichen Arbeiten durch die Publicationen des
Goethe-Archivs. Von Rudolf Steiner. — Ueber Echtheit und Chronologie
der Sesenheimer Lieder. Von A. Bielschowsky.— Die Kunst und Technik
der Charakterschilderung in GoethesDichtung und Wahrheit. Von H. Gilow.
III. Miscellen, Chronik, Bibliographie: Register zu Band XI. u. XII.
Sechster Jahresbericht der Goethe-Gesellschaft.
26*
_4f 68 ■»#• -
Verlag von F. W. v. Biedermann in Leipzig.
Goethes Gesppaeehe
Herausgeber
Woldemar Freiherr v. Biedermann.
Vollständig: in neunBänden.
Preise des vollständigen Werkes:
Kleine Ausgabe broschirt M. 45. —
» » gebd. in
Ganzleinwand . . . -> 53.65
Kleine Ausgabe gebd. in
Halbsaffian . . . . » 63. —
Velin-Ausgabe broschirt . » 55. —
Des 9. Bds. 2. Hälfte enthält: » » geb.inHlbsff. » 82.—
Erläuterungen
Des 9, Bandes :. Hälfte enthält fünf-
ZU Q-OetlieS Qespraecll.en f^^i,^ Register in der bekannten sorgfältigen
von Dr. Otto Lyon. Weise des Herausgebers bearbeitet.
Gustav V. Loeper nannte das Werk:
die schönste Goethebiographie, die existire
und sobald nicht würde übertroffen werden.
Goetheforschungen 'GOETHE uro die BIBEL
Woldemar Freiherr v. Biedermann.
Neue Folge
mit 2 Bildnissen und 2 Facsimile.
Preis gebunden 12 Mark.
Wir empfehlen das Buch, in dem
jede Zeile treu und ernst erwogen
ist. (Friedrich Zarnche.)
Goethes
Briefwechsel
mit
Friedrieh Roehlitz.
Herausgeber
Woldemar Freiherr v. Biedermann.
Preis: brosch. 8 M., geb. 9 M.
Gewidmet Ihrer König!. Hoheit
der Grossherzogin von Sachsen.
Die Ausgabe ist so vorzüglich
hergerichtet, wie wir es an den Ar-
beiten des Herausgebers gewohnt
sind. (Friedrich Zarnche.)
von
Prof. Dr. Herrn. Henkel.
Preis :
brosch. 2 M., geb. 2 M. 50 Pf.
Goethes Sprache
und die Antike.
Studien
zum Eiufluss der Kiassisclien Spraclien
auf Goethes Stil
von Dr. Carl Olbrich.
Preis 2 Mark.
Üoethe-Silhouette
in ganzer Figur
(Original im Besitz des Freih. v. Biedermann.)
Auf Kupferdruckpapier
45/31 cm. gross.
Preis 1 Mark 50 3?f.
— 4* 69 -»f« —
Verlag von Victor Ottmanx in Leipzig.
Litterarisches Echo
Rundschau für Litteratur
Eine Halbmonatsschrift. Vierteljährlicher Bezugs-
preis 2 Mark.
Probeheft umsonst durch jede Buchhandlung oder direkt vom Verleger.
Das Litterarische Echo ist eine Revue der Revueen und
hat durcli seine Eigenart und vortreffliche Leitung die
Aufmerksamkeit der Litteraturfreunde erregt.
Ottmann's lüehersekiti
Bibliothek zeitgenössischer Schriftsteller.
Der Herausgeber und A''erleger unternimmt es zum ersten
Mal, die Schöpfungen der modernen Litteratur, mit besonderer
Bevorzugung der deutschen, Jedermann für ein Billiges zu-
gänglich zu machen.
» Ottmann's Bücherschatz « umfasst Werke jeder Art^
Belletristik sowohl wie wissenschaftliche Arbeiten von all-
gemeinem Interesse.
Die Bände erscheinen in zwangloser Folge zum Preise von
20 Pf. bis I Mk. Gebundene Bände kosten 30 Pf. mehr.
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Papier, klarer Druck, feiner Umschlag.
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M^ Einen ausführlichen Prospekt iibcr die bisherigen Er-
scheinungen von y)Ottniann's Bücherschatzv. erhält man durch
jede Buchhandlung oder direkt von der Verlagsbuchhandlung von
Victor Ottmann in Leipzig.
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(Erste Ausgaben, Portraits, Autographen)
vorräthig bei
Max Harrwitz, Antiquar. Buclitiandiüiig
Berlin W., Potsdamerstr. 41a.
Literarische Anstalt, Rütten & Loening, Franki-urt a. M.
Goethe-Forschungen
von Woldemar Freiherr v. Biedermann.
//; Lciinuand gcbiindcu Mark p.— .
INHALT:
Zwei Gedichte Goethes. — Quellen und Anlässe Goethe-
scher Dramen. — Dramatische Entwürfe. — Goethe mit
Zeitgenossen. — Vermischtes zur Goethe-Forschung.
Literarische Anstalt, Rütten & Loening, Frankfurt a. M.
BIBLIOGRAPHIE
der
Goethe-Literatur
für
1890
LUDWIG GEIGER.
Mit einem Beitrage G. von Locpcr's und Mittheilungen
von Fachgenossen.
Erweiterter Abdruck aus Goerhe-Jahrbuch Band XII.
80 Seiten gross 8°.
Eleg. geheftet: Preis Mark 1.20.
—^ 71 •*4* —
Verlag von Artur Seemann in Leipzig.
Soeben erschien die dritte, bereicherte Auflage von :
Goethes Mutter.
Ein Lebensbild nach den Quellen
von
Dr. K. Heinemann.
25 Bogen gr. 8*^ mit vielen Abbildungen in und ausser deni
Texte und vier Heliogravüren.
Preis geheftet M. 6.50, geb. in Lwd. M. 8.—, in Halbfranz M. 9.—.
Dass binnen einem halben Jahr drei starke Auflagen eines
Buches (von 25 Bogen) nöthig wurden, spricht wohl am besten
für seine Gediegenheit. Das Werk wurde von allen Goethe-
kennern und Freunden mit Freude begrüsst. Prof. Dr. Ludwig
Geiger schrieb darüber: »Dies Buch den Lesern zu
empfehlen, halte ich für meine Pflicht: es macht
dem Geiste und dem Herzen des Verfassers Ehre.«
Grosse Zeitungen, wie die Neue freie Presse, die Kölnische
und die Frankfurter Zeitung, die Fast, die Wiener Zeitung
haben sich darüber mit hohem I,obe ausgesprochen und Aus-
züge daraus veröffentlicht ; das Daheim, die Gartenlaube, die
Leipziger Lllustrirte Zeitung haben von dem reichen, unbe-
kannten Illustrationsmaterial Proben veröffentlicht.
Die neue dritte Auflage ist wesentlich bereichert durch
neues, gänzlich unbekanntes Illustrationsmaterial. Prospecte
versende ich franco überallhin ; das Werk selbst ist durch alle
Buchhandlungen zu beziehen.
Leipzig. Artur Seemann,
Verlagsbuchhandlung-,
— h 72 ^—
Im Verlage der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig
erscheint soeben:
Die klassische Ästhetik der Deutschen.
Würdigung der kunsttheoretischen Arbeiten Schillers, Goethes
und ihrer Freunde. Von Otto Harnack.
Mit dem Facsimile eines ungedruckten Gedichtes von Schiller,
gr. 8«. VIII und 243 Seiten. 5 Mark, geb. 6 Mark.
Die gemeinsameil Bemühungen Schillers und Goethes um Begründung einer Ästheük und
Theorie der Künste zu untersuchen und darzustellen, hat sich der Verf. zur Aufgabe gemacht.
Die diesem Zweck dienenden Arbeiten Beider für die »Hören« und .iPropyläenn stehen im
Mittelpunkt. Um sie gruppiren sich die der Beihülfe wie der Weiterführung gewidmeten
Studien ihrer nächsten Freunde: Wilhelm von Humboldt, Henirich Meyer, Johann Gottfried
Körner. Die im bestimmten W'ortsinn klassische Ästhetik gegenüber der sie schnei! ablösen-
den romantischen findet hierbei ihre historische Würdigung.
Früher erschien im gleichen Verlage:
Goethe in der Epoche seiner Vollendung. (1805— 1832.)
Versuch einer Darstellung seiner Denkweise und Wehbetrachtung
von Otto Harnack. 5 Mark, geb. 6 Mark.
Im Verlage von H. Barsdori- in Leipzig erscheint:
Die Hauptströmungen der Litteratur
des 19. Janrhunderts
von G. Brandes. 5 Bände, eingeleitet von Ad. Strodtmann. 3. Auflage.
— 4k- Billige Lieferungsausgabe. -^ —
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so dass das complete Werk nur 20 Mk. kostet.
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Eine vergleichende Litteraturgeschichte d. 19. Jahrhdts. freier Richtung
in Kunst und Wissenschaft existirt nicht anderweitig.
Hössli, H., Hexenprocess- und Glauben, Pfaffen und Teufel.
Als Beitrag zur Cultur- und Sittengeschichte der Jahrhunderte.
Ca. 6 Bogen. Holzfreies Papier, gr. S" Format. Eleg. hrochirt M. i.)0.
13» Es zeigt, wohin Pfaffenherrschaft, Aberglaube, Völkerwahn
allzeit geführt haben.
Im Verlage von Carl Konegen in Wien ist erschienen:
3ahrkch der Srillparzer- Gesellschaft.
Redigirt von Carl Glossy.
Zweiter J aYivgaxxg.
Inhalt: Grillparzers Beamtenlauf bahn: Hinleitung. I. Acten'.tücke. II. Berichte des
Archivdirectors Grillparzer. III. Tagebuchblätter. — Briefe von Grillparzer. -
Jahresbericht der Grillparzer-Gesellschaft.
XXXII, 339 Seiten, gr. 8. Eleg. gebunden 10 Mark.
Briefe von und an Grillparzer.
Herausgegeben von Carl Glossy.
Mit Grillparzers Portrait.
Separatabdruck aus dem Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft 1890.
XV, 396 Seiten gr. 8. Elegant gebunden 6 Mark.
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" — 'v* 73 *^ —
Verlag der Weidmannschen Buchhandlung in Berlin.
Soeben rpuröen ooEftänbicii :
(5cfd)id]tc fcincf Gebens unö tcincr ^d^riftcn
von
Dr. (Erleb S4)mii)t
piofrffor c.n ^cr Uniucrfität iJfrliii.
(Sct^eftet \9 Ularf, in fialblcbcr gebunben 25 HTarf.
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Dr. CubiDig :^cUermaun.
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Paul Herrlid;.
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GotTHE- Jah^bvch XIII. 27
-4- 7-1 *^—
Literarische Anstalt, Rütten & Loenixg, Frankfurt a. M.
J
Von
Veit Valentin.
Mit Illustrationen.
Ein eleganter Geschenkband im Preise von M. 7.50.
Inhalt:
I. über Kunst. II. Über Künster.
1. Tracht und Mode.
2. Kunst, S\-mbolik und Allegorie.
3. Lebende Bilder.
4. Ein Grundproblem des Kunst-
gewerbes.
5. Die Tragik in Werken helle-
nischer Plastik.
1. Eine frankfurter Kunstakademie
und Zeichenschule im XVIII.
Jahrhundert.
2. Philipp Veit.
5. Adrian Ludwig Richter.
4. Moritz von Schwind.
III. Über Kunstwerke.
1. Die Venus von Milo.
2. Raffaels Transfiguration.
3. Cornelius und das Weltgericht.
4. Wallots Reichstagsgebäude.
»In diesen Aufsätzen vereinigen sich feinsinniges L'rtheil, liebevolle
Begeisterung und umfassende Kennerschaft mit dem hervorstechendsten
Zuge wissenschaftlich gediegener Entwickelung der — vielfach origi-
nellen — Anschauungen des Verfassers zu einem Gesammtcharakter
der Darstellung, welcher dem Buche einen Ehrenplatz unter den
kunstwissenschaftlichen Arbeiten der letzten Jahre anweist.«
»Diese Aufsatzsammlung ist eines jener schönen Bücher, in denen
man die tempelartige Stille eines .Museums geniesst, auch die reinliche
und geordnete Harmonie eines solchen Ortes. Wir können uns vor-
stellen, dass es namentlich Kunstfreunden, die für ihre beschauliche
Muße nach Büchern von Gehalt Sehnsucht tragen, ein willkommener
Gast und daher als Festgeschenk sehr verwerthbar sein dürfte. Solcher
Verwendung entspricht auch die schöne Ausstattung des Buches.«
—^ 7) ^'-
Literarische Anstalt, Rütten & Loening, Frankfurt a. M.
GOETHES BRIEFE ax FRAU VON STEIN.
Herausgegeben von Adolf Scholl. Zweite vervoll-
ständigte Auflage bearbeitet von Wilhelm Fielitz.
2 Bände. Mit dem ßildniss der Frau von Stein nebst
2 Silhouetten. 1883 — 85. Preis: geh. M. 16.80, geb.
in Leinw. M. 18. — , geb. in feinem Hlbfrz. M. 22.80.
»Die Briefe Goethes an Charlotte von Stein« — sagt Hernian
Grimm — »bilden eines der schönsten und rührendsten Denkmale,
welches die gesammte Literatur besitzt. Man wird diese Briefe lesen
und kommentiren, solange unsere heutige deutsche Sprache verstanden
werden wird .... Wie eine breite ununterbrochene Melodie empfangen
wir zehn Jahre lang Goethes Leben nach dieser Richtung. So völlig
sehen wir Tag und Nacht den Gedanken an diese Frau ihn umschweben,
dass es scheint, als thue und denke er überhaupt nichts Anderes, als
was diese Briefe enthalten. Das Ganze gewinnt den Anschein einer
dichterischen Kontinuität. Was er irgend erlebt, nimmt die Gestalt
einer Mittheilung an Frau von Stein an ... . Unter ihrer Theilnahme
sehen wir die Dichtungen langsam wachs&n, die als sicherer Gewinn
dieser zehn Jahre dastehen und die das Höchste sind, was die deutsche
Literatur an Diclitungen besitzt.« —
In unserm Verlage erschien soeben :
GOETHES FAUSTIDEE
nach der ursprünglichen Conception aufgedeckt und nachgewiesen
von
WiLHELIVl GWINNER.
52 Bogen gr. 8'^
brosch. Preis 7 Mark 50 P*f.
Diese Schrift weist eingehend nach, dass Goethes Faust, L Theil,
hauptsächlich infolge des dem Gedichte vorausgeschickten »Prologs im
Himmel«, im Widerspruch mit der vorgeführten Handlung durchgängig
unrichtig aufgefasst wird. Sie deckt zugleich die in der Handlung der
»Tragödie« verwirklichte, mit der tiefsinnigen Faustsage übereinstimmende
wahre Faustidee nach Goethes ursprünglicher Conception zum ersten
Mal im Zusammenhange der alten Faustscenen auf.
Frankfurt a. M,
Joseph Baer & Co.
— -^ 76 ^ —
Verlag von Hermann Böhlau in Weimar.
Goethes Werke.
Herausgegeben im
Auftrage der Grossherzogin Sophie von Sachsen.
Diese Ausgabe zerfällt in vier Abtheilungen:
I.; Goethes Werke (im engeren Sinne), 50 Binde;
ir.: Goethes naturwissenschaftliche Schriften, ca. 10 Bände;
III.: Goethes Tagebücher, \ Der Umfang dieser Abtheilungen ist- im
IV.: Goethes Briefe. J Voraus nicht zu bestimmen.
Jede Abtheihing ist für sich zu beziehen; einzelne Bände dagegen werden nicht
abgegeben. — Der Subskribent einer Abtheilung verpflichtet sich zur Abnahme
SämmtliCher Bände derselben. — Es erscheinen zwei Au-g.iben: eine in kleinerem und
eine in grösserem Format, letztere auf starkem Papier mit breitem Rande. — Das Format
der kleineren Ausgabe ist ein mittleres, handliches Oktavformat, die Ausstattung eine vornehm
einfache. — Der Umfang eines Bandes beträgt circa 20 bis 50 Bogen. — Der Preis eines
Bandes der kleineren Ausgabe der I. Abtheilung beträgt bei diesem Umfang circa
M. 2.40 bis M. 3.60, der der II. — IV. Abtheilung circa M.3.20 bis M. 4.S0. Bei grösserem
Umfang erhöht, bei geringerem Umfang ermässigt sich der Preis in entsprechender Weise. —
Der Preis eines Bandes der grösseren Ausgabe beträgt bei dem oben angegebenen
Umfange für die I. Abtheilung circa M. 3.20 bis M. 4.80, für die übrigen Abtheilungen circa
M. 4. — bis M. 6. — .
Auf Wunsch werden auch gebundene Exemplare abgegeben. Der Preis des Ein-
bandes, feiner Halbsaffi.in-Band, beträgt M. 1.— bei der kleineren Ausgabe, M. 2.60 bei
der grösseren. jj^^ Mitgrliedem der Goethe-Qesellschaft
■ft'ird von der kleinen Ausgabe ein Vorzugspreis für je ein Exemplar bewilligt. Derselbe
erlischt mit dem Austritt des Subskribenten aus der Goethe-Gesellschatt. Eine Ermässigung
des Preises des Einbandes und der grossen .\iisgabe findet nicht statt. Die Subskrip-
tions-Anmeldungen von Jttitg-liedern haben aiisschliesslicli bei der
"Verlag-shandlung zu erfolgen unter Bezeich.nung' derjenigen Buch-
handlung-, durch welche sie die Goethe- Ausgabe zu beziehen
wünschen. Die Vcrlagshandlung wird die bestellten Exemplare den bezeichneten Buch-
handlungen unter .\ngahe i'er Namen der Subskribenten zur Verrechnung mit diesen überweisen.
Es ist das Erscheinen von ungefähr acht bis zehn Banden alljährlich, in freier Folge,
geplant, wobei auf möglichst rasche Vollendung zunächst der I. Abtheilung Rücksicht
genommen werden soll.
Bis Ende des Jahres 1S91 erschienen von der
I. Abtheihmg: 19 Bände. Preis M. 57. 55; für Mitglieder M. 48.30.
II. Abtheilung: 3 Bände. Preis M. 12.40; für Mitglieder M. 10.80.
III. Abtheilung: 4 Bände. Preis M. 16.50; für Mitf;lieder M. 14.50.
IV. Abtheilung: 9 Bände. Preis M. 36.70; für Mitglieder M. 32.10.
o-j Die Preise beziehen sich auf broschierte Exemplare der kleinen Ausgabe. :-o^
Vierteljahrssehrift
flir
Litteraturgeschichte.
Unter Mitwirkung von Erich Schmidt und Bernhard Suplian
herausgegeben von
Bernhard SeufiFert.
Preis des Bandes 12 Mark.
= Jährlich erscheint ein Band von circa 40 Bogen. =
Der 5. Band ist im Erscheinen begrilTen. — Um neu eintretenden Subskribenten die
Anschaffung früher erschienener Bände zu erleichtern, werden bis auf Weiteres abgegeben:
Band I zu M. 7.— statt M. 10.40.
Band II zu M. 8. — statt M. 12. — .
Band III zu M. 8.— statt M. 12.—.
— <5 Zu beziehen durch alle Buchhandlungen, f^—
Hermann Böhlau in Weimar.
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