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Full text of "Goethe-Jahrbuch"

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Goethe-Jahrbuch. 


Herausgegeben 


Ludwig  Geiger. 


Dreizehnter  Band. 


Mit  dem  siebenten   Jahresbericht 


Goethe-Gesellschaft. 


Frankfürt  vm. 

Literarische    Anstalt 

RüTTEN  &  LoENING. 
18^2. 


'20^6 
GG7 


)/7' 


Mit  einer  Silhouette  der  Barbara  Schulthess 

UND  einer  Handzeichnung  Goethes 

IN  Lichtdruck. 


Druckerei  von   August    Osterrieth  in  Frankfurt  a.   M. 


Vorwort. 


ereits  zum  siebenten  Male  hat  der  Herausgeber 
die  angenehme  Pflicht,  in  seinem  Namen  und 
gewiss  im  Namen  aller  Leser  des  Jahrbuches, 
Ihrer  KönigUchen  Hoheit  der  Frau  Grossherzogin  Sophie 
von  Sachsen  den  ehrerbietigsten  Dank  dafür  auszusprechen, 
<lass  Sie  die  Gnade  hatte,  dem  Jahrbuche  wichtige  und 
interessante  Materiahen  aus  den  in  Ihrem  Besitze  be- 
findlichen Schätzen  des  Goethe-  und  Schiller-Archivs  zu- 
zuwenden. Diesem  Dank  ist  der  an  Seine  Königliche 
Hoheit  den  Grossherzog  Karl  Alexander  von  Sachsen 
anzuschliessen,  der  die  Erlaubniss  zur  Benutzung  einer 
Handschrift  und  zur  Reproduktion  zweier  Zeichnungen  aus 
dem  Goethe-National-Museum  huldvoll  gewährte. 

Die  immer  grössere  Bedeutung,  welche  das  Goethe- 
und  Schiller-Archiv  für  unsere  Studien  erlangt,  geht  aus 
der  Thatsache  hervor,  dass  ausser  in  den  eigentlichen 
Archiv-Mittheilungen  werthvolle  Stücke  des  Archivs  auch 
sonst  benutzt  und  veröffentUcht  wurden.  Dies  gilt  in 
erster  Linie  von  den  anatomischen  Arbeiten  Goethes  in 
V.  Bardelebens  Aufsatz  (S.  167 — 180  passim),  sodann  von 
den  Gersdorffschen  Briefen  S.  99  ff.  Aber  auch  an  anderen 
Stellen  durften  die  Schätze  des  Archivs  verwerthet  werden. 
(Vgl.  S.  191.  212  Anm.  227.  228.  239.) 

Die  Mittheilungen  aus  dem  Goethe-National-Museum 
nehmen  diesmal  einen  geringeren  Umfang  als  sonst  ein. 
Eine  grössere  Arbeit  über  das  Haushaltungsbuch  des  Herrn 
Rath,  die  ursprünglich  für  diesen  Band  geplant  war,  musste 
für  den  nächsten  zurückgelegt  werden. 

Ueber  den  doppelten  künstlerischen  Schmuck,  der 
diesem  Bande  beigegeben  ist,  braucht  hier  nichts  Besonderes 
gesagt  zu  werden,  da  an  den  Stellen,  zu  denen  die  Bilder 
gehören  (S.  161  und  96),  das  Nöthige  bemerkt  wurde. 


IV  Vorwort. 

Ueber  das  Schmerzenskind  des  Jahrbuches,  die  Biblio- 
graphie seien  einige  Worte  gestattet.  Bei  dem  ungeheuren 
Anwachsen  der  Goethe-Litteratur  muss  die  BibHographie 
immer  mehr  Umfang  einnehmen^  trotzdem  der  Satz  seit 
einigen  Jahren  noch  compresser  als  früher  ist  und  der 
Herausgeber  sich  in  seinen  Bemerkungen  der  äussersten  Kürze 
befleissigt.  Gleichwohl  wird  der  für  die  Bibliographie  zur 
Verfügung  stehende  Raum  immer  geringer.  Während  früher 
22  bis  24  Bogen  wissenschaftlicher  Text  geliefert  wurden, 
ist  dieser  in  Folge  der  in  den  jüngsten  Jahren  bedeutend 
erhöhten  Satz-  und  Druckpreise,  die  der  Verlagshandlung 
eine  derartige  Ausdehnung  des  Goethe-Jahrbuches 
zur  Unmöglichkeit  machten,  mit  der  Goethe- 
Gesellschaft  contractiich  auf  20  Druckbogen  (exclus. 
Register)  festgesetzt  worden. 

Schon  beim  12.  Bande  zeigte  sich  eine  ähnliche 
Schwierigkeit.  Ich  suchte  mir  dadurch  zu  helfen,  dass 
ich  im  Texte  des  Jahrbuches  grossentheils  nur  die  Titel 
anführte,  die  unverkürzte  Bibliographie  aber  separat  er- 
scheinen liess  (vgl.  unten  S.  291).  Da  indessen  diese  Ver- 
öffentlichung keinen  buchhändlerischen  Erfolg  erlangte,  so 
war  an  eine  Wiederholung  dieses  Versuchs  nicht  zu  denken. 
Daher  blieb  nichts  anders  übrig,  als  die  Bibliographie  nur 
bruchstücksweise  zu  veröffentlichen.  In  Folge  dessen 
erscheinen  die  Abschnitte  D  und  E  der  zweiten  Abtheilung, 
die  gesammte  dritte  Abtheilung  und  der  Anhang  gar  nicht; 
in  der  ganzen  übrigen  Bibliographie  wurden  die  meisten 
referirenden  Bemerkungen  gestrichen.  Diese  Streichungen 
und  Auslassungen  betragen  etwa  drei  Druckbogen,  sie 
bedeuten  die  \^ernichtung  einer  während  eines  ganzen 
Jahres  mit  grosser  Mühe  und  Zeitaufwand  gemachten  Arbeit. 
Ein  andrer  Ausweg  bUeb  mir  als  Herausgeber  nicht 
übrig.  Als  solcher  darf  ich  nicht,  um  Platz  für  meinen 
Antheil  zu  gewinnen,  den  Raum  für  den  darstellenden  und 
urkundlichen  Theil  des  Jahrbuches  übermässig  beschränken. 
Eine  derartige  halbe  Mittheilung  soll  aber  in  Zukunft 
vermieden  werden.  Entweder  muss  die  Bibliographie 
vollständig  oder  sie  darf  gar  nicht  gegeben  werden.  Ein 
Ausweg  muss  hier  gefunden  werden,  über  den  ich  im  Vor- 


Vorwort.  V 

Worte  des  folgenden  Bandes  den  Lesern  nähere  Mittheilung 
zu  geben  hoffe. 

Den  Mitarbeitern  des  Goethe-Jahrbuches  möchte  ich 
auf  diesem  Wege  mittheilen,  dass  der  15.  Oktober  der 
äusserste  Termin  für  Einsendung  ihrer  Arbeiten  bleibt. 
Da  das  Jahrbuch  von  nun  an  spätestens  am  15.  April 
erscheinen  soll,  die  Prüfung  des  Materials  seitens  der  von 
der  Goethe-Gesellschaft  bestellten  Gommission  eine  gewisse 
Zeit  in  Anspruch  nimmt,  so  kann  ich  später  einlaufende 
Anerbietungen  nicht  mehr  annehmen.  Ich  sage  dies  haupt- 
sächlich deswegen,  weil  durch  solche  verspätete  Anfragen 
oder  Einsendungen  dem  Jahrbuche  werthvolle  Beiträge 
verloren  gehen.  Es  ist  den  Einsendern  nicht  zu  verdenken, 
dass  sie,  statt  anderthalb  Jahre  auf  Veröffentlichung  ihrer 
Aufsätze  zu  warten,  andre  Publikationsorgane  autsuchen. 
Leider  wird  durch  derartige  Erfahrungen  bei  manchen 
Eachgenossen  auch  eine  Empfindlichkeit  hervorgerufen, 
die  dem  Jahrbuche  manchen  werthen  Mitarbeiter  entzogen 
hat.  Wieviele  direkte  und  indirekte  Vorwürfe  —  denn  es 
gibt  gar  Empfindliche,  die  sich  nicht  scheuen,  ihre  gegen 
mich  gerichteten  Klagen  vor  einem  fremden  Forum  an- 
hängig zu  machen  —  habe  ich  nicht  schon  hören  müssen, 
die  ihren  Grund  nicht  in  meiner  Strenge  oder  Abweisungs- 
lust, sondern  nur  in  Platzmangel  und  äusseren  Umständen 
fanden,  über  die  ich  keine  Herrschaft  besitze. 

Ich  möchte  diese  Bemerkungen  nicht  schliessen,  ohne 
des  am  30.  November  1891  erfolgten  Todes  des  Verlegers, 
des  Herrn  Heinrich  Oswalt  zu  gedenken.  Seit  der  Begrün- 
dung des  Goethe-Jahrbuches  interessirte  er  sich  lebhaft  für 
das  Unternehmen;  seit  dem  frühen  Hinscheiden  seines  Mit- 
arbeiters, des  Herrn  Gottfried  Loening,  bis  zu  seiner  eignen 
Erkrankung  führte  er  ganz  allein  die  Correspondenz  mit 
dem  Herausgeber  und  der  Goethe-Gesellschaft ;  auch 
während  seiner  Krankheit  hörte  er  nicht  auf,  dem  Jahrbuche 
liebevolle  Aufmerksamkeit  zuzuwenden.  Sein  edler  Ge- 
schmack, seine  vielseitigen  Kenntnisse,  sein  hochherziger 
Sinn  brachten  dem  Jahrbuche  mannigfache  Förderung. 
Sein  Andenken  bleibe  in  Ehren. 

Berlin,  3.  März  1892.  LUDWIG  GEIGER. 

W.  62.  Schaperstrasse  8. 


Inhalt. 


I.  Neue  Mittheilungen.  Seite 

I.  Mittheilungen  aus  dem  Goethe-  und  Schüler-Archiv. 

1.  Vorschlag  zur  Einführung  der  deutschen  Sprache  in  Polen. 
Herausgegeben  von  Bernhard  Suphan 3 

2.  Siebzehn  Briefe  von  Barbara  Schulthess  an  Goethe,  ein 
Brief  Goethes  an  Barbara  Schulthess.  Beigefügt:  Ein  Brief 
von  Georg  Gessner  (Bäbes  Schwiegersohn)  und  zwei  Briefe 
von  Phil.  Christoph   Kayser   an    Goethe.     Herausgegeben 

von  Bernhard  Suphax 10 

3.  Zwei  Briefe  von  Elisabeth  v.  Türckheim  an  Goethe  und 
Goethes  Antworten.  Herausgegeben  von  Bernhard  Suphan       30 

4.  Briefe  von  Charlotte  v.  Kalb  an  Goethe.     Herausgegeben 

von  Eduard  von  der  Hellen 41 

5.  Zwei  Briefe  von  J.  G.  D.  Arnold  an  Goethe.  Heraus- 
gegeben von  Ernst  Martin 80 

6.  Stackeiberg  bei  Goethe.  1829.  Herausgegeben  von  Eduard 
VON  DER  Hellen 87 

Weitere  Beiträge  aus  dem  Goethe-  und  Schiller-Archiv 
finden  sich  in  den  Mittheilungen  von  Lily  von  Kretschman 
(S.  98)  und  in  der  Abhandlung  von  K.  v.  Bardeleben  (S.  163). 

II.  Mittheilungen  aus  dem  Goethe-National-Museum. 
Goethes  Reiseskizzen  aus  der  Schweiz  1775.  Besprochen  von 

C.  Ruland 94 

III.  Verschiedenes. 

1.  Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Minister  von  Gersdorff. 
Mit  politischen  Berichten  des  Letzteren.  Mitgetheilt  von 
Lily  von  Kretsch.man 98 

2.  Mittheilungen  von  Zeitgenossen  über  Goethe.  Vorangehen 
zwei  Briefe  Goethes  (1798  und  18 18)  und  ein  Brief  der 
Frau  Rath  (1776).  Mitgetheilt  von  E.  Dümmler,  H.  From- 
mann, L.  Geiger,  L.  Hirzel,  O.  Hoffmann,  F.  Lamey, 
Freiherr  v.  Meysenbug,  E.  Wolff 117 


Inhalt.  VII 

II.  Abhandlungen.  ^"^'^'^ 

1.  Bernhard  Suphan,  Goethe  und  Barbara  Schulthess      .     .  149 

2.  Karl  von  Bardeleben,  Goethe  als  Anatom 165 

3.  Otto  Pniower,  Goethes  Faust  und  das  hohe  Lied      .     .  181 

4.  Georg  Ellinger,  Goethe  und  Johannes  Secundus  .     .     .  199 

5.  Rudolf  Jung,  Goethes  Ausscheiden  aus  dem  Frankfurter 
Bürgerverbande 211 

III.  Miscellen,  Chronik,  BibHographie. 

1.  Miscellen. 

A.  Einzelnes  zu  Goethes  Leben  und  Werken. 

1.  Zu  Faust.    Von  A.  Bettelheim 225 

2.  »Deutscher  Parnass«.    Von  Richard  M.  Meyer    .     .  225 

3.  »Der  getreue  Eckart«.  Von  Alexander  Tille  .     .     .  226 

4.  Verse    Goethes    auf   Friedricli   den    Grossen.     Von 

G.  von  Loeper 227 

5.  Zur  Chronologie  der  Ballade:  » Der  Junggesell  und 

der  Mühlbach.«     Von  G.  von  Loeper 228 

6.  Zur  Elegie  »Hermann  und  Dorothea«.  Von  Ludwig 
Frankel 228 

7.  »Innere  Form«.     Von  Richard  M.  Meyer  ....     229 

8.  Goethes  Handzeichnungen  im  K.  Kupferstichkabinet 

in  Berlin.     Von  Jaro  Springer 231 

9.  Die    Begegnung   des    schwedischen    Grafen  Trolle- 
Wachtmeister  mit  Goethe,  1804.  Von  Fritz  Arnheim     257 

10.  Goethe  und  Metternich.    Von  Lndwig  Geiger     .     .  238 

11.  Joh.    Erasmus    Senckenberg    über  den   Rathsherrn 
Hermann  Jakob  Goethe.    Von  G.  Schnapper-Arndt  239. 

12.  Zu  Goethes  Stammbaum.    Von  Theodor  Distel  .     .  241 

B.  Nachträge  und  Berichtigungen 241 

2.  Chronik. 

A.  Nekrologe. 

Gustav  von  Loeper.     Von  Ludwig  Geiger      ....  243 

Gottfried  Theodor  Stichling.    Von  Bernhard  Suphan  .  246 

Friedrich  Zarncke.     Von  Ernst   Elster 248 

Kurze  Todesanzeigen. 

Robert  Boxberger 251 

Alexander  Jachontow   ...., 251 

Ferdinand  Gregorovius 252 

B.  Vermischte  Nachrichten 252 

3.  Bibliographie. 
I.  Schriften. 

A.  Weimarer  Goethe-Ausgabe. 

Bericht  der  Redactoren  und  Herausgeber.     .     .     .     259 


VIII  Inhalt. 

B.  Ungedi'ucktes.  Seite 

1.  Schriften  und  Gedichte 278 

2.  Briefe 280 

3.  Regesten 282 

4.  Briefe.    Litteratur,  Autographen-Cataloge,    Neue 
Ausgaben,  Gespräche 284 

C.  Gesammt-Ausgaben 288 

D.  Hinzelschriften  und  Erläuterungen. 

1.  Allgemeines.  Bibliographisches.   Sprachliches      .  288 

2.  Dramen 291 

3.  Gedichte 301 

4.  Prosaschriften 305 

E.  Uebersetzungen 307 

II.  Biographisches. 

A.  Allgemeines 309 

B.  Biographische  Einzelheiten 3 10 

C.  Goethes  Eltern,  Gattin,  Sohn,  Enkel 311 

D.  Goethes  Verhältniss  zu  seinen  Vorgängern,  Freunden 

und  Nachfolgern ji-^ 

Register 321 


Siebenter  Jahresbericht  der  Goethe-Gesellschaft. 
Mitglieder -Verzeichniss. 


i.  Neue  Mittheilungen. 


Go);the-Jahhbuch  XIII. 


I.  Mittheilungen  aus  dem  Goethe- 
UND  Schiller-Archiv. 


I.  VORSCHLAG  ZUR  EINFÜHRUNG  DER  DEUTSCHEN 
SPRACHE  IN  POLEN.' 

Ein  unbekannter  publicistischer  Versuch  Goethes. 

Wenn  man  ein  Land  zu  erobern  gedenckt,  so  nimmt 
man  keinen  Anstand  Truppen  marschieren  zu  lassen,  man 
ruckt  in  die  Provinzen  ein,  verzehrt  was  man  vor  sich 
findet,  verwüstet  gelegentUch  ein  paar  Dörfer  und  ver- 
brennt eine  Stadt, ^  wie  es  Gebrauch  und  Nothdurft  des 
Krieges  mit  sich  bringt,  und  mehrere  tausend  Menschen 
kostet  es  das  Leben  ohne  dass  man  deshalb  viel  Wesens 
macht.  Ist  aber'  das  Land  in  Besitz  genommen  und  ge- 
hört"* nun,  durch  Uebereinkunft  und  Friedenschluss,  dem 
neuen  Fürsten,  so  glaubt  man  sogleich  mitten  im  Frieden 
zu  seyn  und  alles  auf  die  gewöhnlichste  Friedensweise 
behandeln  zu  können,  obgleich  ein  innerer  Krieg  noch 
lange  fortdauert,  besonders  wenn  der  eroberte  Staat  von 
dem  erobernden  an  Sprache  und  Sitte  verschieden  ist. 


'  Der  Titel,  von  Eckermunn  verfasst,  auf  dem  ersten  Blatte; 
darunter,  gleichfalls  von  Eckermanns  Hand :  n  Um  eine  höhere  Qt/tiir  der 
niedern  Classen  \u  bewirken.« 

-  Stadt  und  schont  keine  Menschen. 

5  bringt;  ist  aber  (Das  dazwischen  Stehende  gestrichen). 

^  gehört  es 

I* 


4  Neue  Mittheilungen. 


So  hat  man'  in  Schriften  und  auch  neuerhch  in  dieser 
Zeitung^  die  Frage  aufgeworfen:  auf  welche  Weise  wohl 
der  Polnischen  Nation  die  deutsche  Sprache  einzuimpfen 
seyn  möge?  und  sind'  dabe}^  die  Schwierigkeiten  der 
Operation  auf  dem  gewöhnlichen  pädagogischen  VVege'^ 
nicht  verborgen  geblieben. 

Wir  wagten '  daher  einen  zwar  nicht  gewaltsamen,  aber 
doch^  vielleicht  seltsam  scheinenden  Vorschlag  und  bitten 
dabey  zu  bedenken  dass,  wie  der  Krieg,  so  auch  der  Friede 
seine  ausserordentlichen  Fälle  habe^  und  deshalb  auch 
ausserordentliche  Mittel  nöthig  sind.     Also  zur  Sache ! 

Man  errichte  mehrere  herumziehende  Theater  Gesell- 
schaften, in  solcher  Anzahl  dass  sie  des  Jahrs  einigemal 
an  jedem  Hauptort  ^  kurze  Zeit  spielen  können.  Es  müsste 
ihnen  durchaus  untersagt  seyn  irgend  eine  Art  von  vor- 
handenem Schauspiel  zu  geben.  Ihnen  würde  von  höchster 
Behörde  eine  Sammlung  Dialogen,  oder  wenn  man  will 
kleiner  Stücke  überliefert,  auf  welche  sie  sämtlich  ver- 
pflichtet würden,  diese  wären  in  der  Art  geschrieben 
wie  die  Gespräche  in  den  Grammatiken  und  enthielten 
alles  was  gewöhnlich  im  Leben  jenes  Volckes  vorkommt, 
in  reiner  fliessender  deutscher  Sprache.  Was  die  Imagi- 
nation, w^as  die  Leidenschaft  anspricht,  würde  vermieden, 
alle  sentimentale  Aeusserungen  und  Zwecke  nicht  weniger.^ 
Nur  die  realen  Aeusserungen  der  Sittlichkeit  würden  dar- 
gestellt und  ausgesprochen.  Man  sähe  die  mittlere  und 
geringe  Klasse,  von  Morgen  bis  Abend,  von  der  Kindheit 
bis  zum  Alter,  in  den  gewöhnlichsten  Zuständen,  denen 
niemand    ausweicht    und    mit  Sorgfalt    würden    diejenigen 


'  »Man  hat«;  zuerst  verbessert  »Daher  hat  man« 

^  auch  in  Zeitungen. 

3  mögte?  und  es  sind 

■*  Operation,  wenn  sie  auf  .  .  .  Wege  eingeleitet  werden  soll, 

>  wagen 

6  gewaltsamen,  doch 

"  hat 

^  an  bedeutenden  Orten 

9  so  wie  alle  sentimentale  Gesinnungen  und  Zwecke. 


Vorschlag  zur  Eikführun'g  der  deutschen  Sprache  ix  Polek.    5 

Ausdrücke,  deren  man  sich  im  gemeinen  Leben  am  öfter- 
sten bedient  angebracht  '  und  nützUch  gestelh. 

Wir  haben  bey  dem  Interesse  das  Famihenscenen  auf 
dem  deutschen  Theater  erregen  schon  die  Erfahrung^  ge- 
macht, wie  schon  das  beynahe  gleich  lautende  des  gemeinen 
Lebens,  wenn  es  mit  Sinn  und  Talent  auf  der  Bühne  dar- 
gestellt wird,  ein  grosses  Interesse  erregen  könne.  Ja 
wir  lesen  be}'  Kämpfer*  dass  der  Japanische  Kaiser  sich 
sehr  unterhalten  gefunden  als  ihm  die  Holländer  ihre  ge- 
wöhnlichen Reverenzen,  Begegnungen  und  tägliche  Hand- 
lungen vorgespielt.  Wenn  man  nun  dem  ungebildetem 
Volcke,  mit  Erfindung  und  Geist,  theils  seine  eigene  Sitte 
und  Unsitte,  theils  die  gebildetere  Sitte  der  herrschenden 
Nation  darstellte,  dergestalt  dass  die  Handlung  schon  als 
Pantomime  verständlich  wäre  und  die  Sprache  sich  nur  als 
Complement  hinzufügte,  so  würde  schon  manches  ge- 
wonnen sevn. 

Eine  Samlung  solcher  kleinen  Dramen  würde'  alsdann 
gedruckt  und  zum  Schulbuche  gemacht  und  zwar  derge- 
stalt dass  Nahmen  und  alle  Handlungen  polnisch,  der  Dialog 
aber  deutsch  wäre,  woraus  ein  sehr  vielfacher  Gebrauch 
entstände.  Der  polnische  Theil  des  Buches  würde  zum 
Lesebuch  in  der  Nationalsprache  dienen,  es  sey  nun  für 
eingeborne  oder  deutsche  Kinder,  er  würde  für  sie  nichts 
todtes  enthalten,  sondern  eine  lebhafte  Erinnerung  dessen 
was  sie  gesehen,  oder  ein  Verlangen  nach  dem  was  sie 
zu  sehen  wünschen  aufregen;  der  deutsche  Theil  würde 
denn  nun  ganz  eigentlich  zum  Entzweck  dienen  die  näch- 
sten Sprachbedürfnisse  zu  befriedigen. 


*  Engelbert  Kämpfer  163 1  — 1716.  The  history  of  Japan  togcther 
with  a  description  of  the  kingdoni  of  Siam  written  in  highdutch  by 
E.  Kämpfer  and  translated  from  bis  original  manuscript  never  before 
printed  by  J.  G.  Scheuchzer,  London  1727.  Deutsch  erst  1777  her- 
ausgegeben von  C.  \V.  Dohm.  (Anmerkung  des  Herausgebers.) 

■  und  alle  diejenigen  —  bedient,  würden  mit  Sorgfalt  angebracht 

-  Wir  haben  an  den  Famihenscenen  auf  dem  deutschen  Theater 
die  Erfahrung  gemacht  (»auf«  über  gestrichenem  «bey«,  das  wohl 
nur  verhört  war. 

5  »würde«  über  gestrichenem  »wird«  (Hörfehler). 


Neue  Mittheilungex. 


Bey  Composition  solcher  Dialogen  hätte  man  sich 
eben  [so  sehr]  für  Frechheit  und  Leichfertigkeit  als'  für 
Pedanterie  zu  hüten.  Die  äussere  Achtung  welche  Kinder 
ihren  Eltern,  Untergebene  ihren  Vorgesetzten  zu  beweisen 
haben,  wäre  mit  Gebärden  und  Worten  auszudrücken,  die 
Folgen  von  Reinlichkeit  und  Unreinlichkeit,  von  Nach- 
lässigkeit oder  Aufmerksamkeit,  von  Nüchternheit  und 
Trunckenheit,wäre|n]  mit  Maas  und  Sinn  darzustellen.  Auch 
was  man  auf  Kleidung  und  äusseres^  Betragen  wirken 
wollte  mit  in  Betracht  zu  ziehen,  da  sich  ja,  in  so  manchen' 
ausgebildeten  Staaten,  Mode  sowohl  als  Betragen  von  dem 
Theater  herab  mit  Schnelligkeit  ausbreiten. 

Es  Hessen  sich  dergleichen  Stücke  auf  mancherley 
Weise  variiren  und  beleben.  Man  fingire '  z.  B.  einen 
Fohlen  von  geringem  Stande,  der  aber  gedient  hat  und 
neben  einem  guten  äusserlichen  Betragen  auch  deutsch 
kann.  Man  bringe'  ihn  in  Situationen  wo  er  sich  und 
andern  durch  diese  Sprachkenntniss  wichtige  Dienste  leistet 
und  so  ist  ein  auffallendes  Beyspiel  dargestellt.  Was  er 
mit  sich  selbst,  oder  zu  den  Zuschauern  sagte^  könnte 
polnisch  sein,  der  übrige  Dialog  deutsch. 

Es  gibt  geistreiche  Männer  gewiss"  in  jenen  Staaten, 
denen  die  Erfindung  und  Ausführung  solcher  Arbeit 
nicht  schwer  fallen^  müsste. 

Hätte  man  solche  Dialogen,  wie  es  ohnehin  mit  jeder 
Grammatik  geschieht,  der  Jugend  in  die  Hände  gegeben, 
so  würde  vielleicht  bald  daraus  folgen  dass  die  Schulkinder 
geneigt  wären  die  Stücke  selbst  aufzuführen'^  wodurch  ein 
grosser  Gewinn  sowohl   für   äusseres  Betragen  als  für  die 


'  sicli  lur  Frechheit  .  .  so  sehr  als  (Beim  Dictat  muss  nach  deni 
gestrichenen  «als«  das  »so  sehr«  überhört  sein). 

^  sonstiges  äusseres 

3  manigfahig 

■*  sähe  (Statt  fingire  steht  geschrieben  »find  hiero«) 

5  brächte  ^  spräche 

'  gewiss  geistreiche  Männer 

s  Arbeit  gehngen 

9  »die  Handlungen  selbst  vorzustellen«  über  gestrichenem  »aus- 
zuführen« 


Vorschlag  zur  Einführung  der  deutschen  Sprache  in  Polen.    7 

Sprache  zu  hoffen  wäre.  Haben  nicht'  die  Jesuiten,  die 
gewiss  wussten  wie  man  Menschen  behandeln  muss/  das 
Schauspiel  mit  in  den  Plan  ihrer  Erziehung  aufgenommen, 
verschmäht  die  neuere  Pädagogik  keines  Wegs  die  Ein- 
wirkung dramatischer  Darstellung,  haben  wir  Deutsche  für 
Kinder  eigens  eingerichtete  kleine  Stücke,  ist'  durch  das 
Sprüchwortspiel  nicht^  unsre  Societät  nicht  immer'  zum 
Dramatisiren  aufgerufen,  haben  Sprüchwörter  nicht  den 
Franzosen  Gelegenheit  zu  den  anmuthigsten^  Scherzen 
gegeben,  mag  man  in  grossen  und  kleinen  Städten,  selbst 
neben  wohl  eingerichteten  öffentlichen  Bühnen,  sich  auf 
Privattheatern  immer  üben  und  zeigen;  warum  sollte  man 
einen  so  wirksamen  Hebel  nicht  auch  da^  gebrauchen 
wo  er,  und  vielleicht  allein,  so  viel  in  kurzer  Zeit  zu 
würcken  im  Stande  ist.  Ereilich  zeigt  sich  so  bald  man 
die  Ausführung  überdenckt  manche  Schwierigkeit;  aber 
ist  nicht  eben  Schwierigkeiten  zu  heben  das  Lebensgeschätt 
des  Staats-  und  Weltbürgers.  Entsetzt  sich  unsre  Zeit  vor 
neuen  Einrichtungen  und  Organisationen  ?  und  ward  der 
nicht  vorzüglich  geschätzt  der  das  Unmöglich  scheinende 
möglich  zu  machen  weiss. ^  Man  erinnere  sich  unsres 
vom  Kriege  hergenommenen  Gleichnisses !  dort  fragt 
man  nicht  was  fällt''  und  zu  Grunde  geht.'° 

Will  man  aber  auch  unserm  Vorschlag  alle  Ausführ- 
barkeit absprechen;  so  betrachte  man  ihn  auch  als  Gleich- 
niss,    das    weiter    deuten    und    zu    tieferm"  Nachdencken 


^  »nicht«  gestrichen;  darüber  ein  ebenfalls  gestrichenes  »doch«. 
Der  Vordersatz  hat  beim  Dictiren  die  Form  der  rhetorischen  Frage 
erhalten  sollen,  wobei  die  Negationen  sich  unbequem  häuften. 

^  zu  behandeln  hat, 

5  wird 

•<  »nicht«  gestrichen, 
j  Societät  öfter 

6  zu  anmuthigen 

7  auch  zweckmässig  da 

^  »Entsetzt  —  weiss«,    am  Rande  nachgetragen. 

9  ■was  bey  den  grössten  Anstrengungen  fällt 
'°  geht,  sondern  was  erlangt  wird. 
"  fernerem 


8  Neue  Mittheilungen. 

Anlass  geben  mag,  wie  die  Kunst,  wenn  sie  erst  in  ihrer 
Tiefe,  Fülle  und  Gewandheit  bestünde  und  anerkannt 
würde,  sich  willig  und  geistreich  zu  grossen  und  heiligen ' 
Zwecken  hergeben  könnte  und  dabey  für  sich  zugleich 
unendlich  gewinnen  niüsste. 


1.  Als  deutscher  Culturkämpfer  im  wahren  Sinne  des 
Wortes,  das  heisst  als  Vorkämpfer  für  vaterländische  Sprache 
und  Sitte  und  deren  Verbreitung  zeigt  sich  unser  Goethe 
hier  seinen  Verehrern  und  Freunden  von  einer  neuen  Seite. 
Es  mag  ein  jeder  sich  fragen,  ob  er  wohl,  gesetzt  dass  die 
Abhandlung  ihm  in  einer  Zeitung  anonym  begegnet  wäre, 
den  Meister  erkannt  hätte?  erkannt  wenigstens  bei  dem  voll- 
tönigen  Schlusssatz  an  jenem  praktischen  Idealismus,  der 
hier  sich  am  vernehmlichsten  als  die  Seele  des  kleinen,  be- 
deutungsvollen Werkes  offenbart.  Wie  ein  Gruss  Goethes 
selbst  waren  diese  herrlichen  Worte  in  den  Glückwunsch 
verflochten,  den  die  Goethe-Gesellschaft  im  vorigen  Juni 
dem  Weimarischen  Hoftheater  zur  Feier  seines  hundertjährigen 
Bestehens  darbrachte.  Dem  Andenken  dieser  schönen  Feier 
widmet  die  Gesellschaft  den  sechsten  Theil  ihrer  Schriften  ; 
im  gleichen  Sinne  eröffnet  sich  nun  der  vorliegende  Band 
ihres  Jahrbuches  mit  der  zu  rechter  Stunde  unter  den  Schätzen 
des  Goethe-Archivs  gefundenen  Abhandlung. 

2.  Wann  ist  dieser  merkwürdige  Essay  entstanden?  Die 
Antwort  hierauf  wird  der  glückliche  Finder  der  Zeitung  geben, 
durch  welche  jener  hervorgerufen  ist.  Ich  kann  hier  zunächst 
nur  sagen:  höchst  wahrscheinlich  in  den  neunziger  Jahren 
und  schwerlich  vor  der  zweiten  Theilung  von  Polen.  Also 
ehestens  1793  —  95;  denn  von  1796  an  würden  wir  wohl 
einen  Ausweis  in  den  Tagebüchern  finden.  Die  äusseren 
Umstände  der  Herstellung  führen  uns  vor  der  Hand  nicht 
weiter,  sie  können  aber  auf  die  Spur  leiten  und  mittelbar 
zur  Entdeckung  verhelfen,  ich  theile  sie  deshalb  ausführlich 
mit. 

3.  Der  Aufsatz  ist  dictirt,  die  Niederschrift  von  der  unbe- 
holfenen Hand  eines  Unbekannten  ausgeführt.  Goethe  hat 
sie  durchcorrigirt  und  mit  eigenhändigen  kürzeren  und 
längeren  Zusätzen  versehen.  Der  Concipient  war  von  dem 
Schlage  der  hartöhrigen  Subalternen,  die,  wenn  Goethe  gesagt 
hatte  »dieses  Epos«,  zu  Papier  brachten  ;)die  Seepost«,  die 
ihm  aus  »vorvorzeitlichen«  »vorpolizeiliche«  Zustände  machten, 


'  grossen  und  würdigen  äusseren 


Vorschlag  zur  Einführung  der  deutschen  Sprache  in  Polen.    9 

und  wenn  er  »im  Sessel  gedämmert  hatte«,  schriftlich  beur- 
kundeten, er  habe  »entsetzlich  gedämmert'-.  Ja  unser  Mann 
ist  ein  noch  schlimmerer  Musikant.  Er  hat  es  fertig  gebracht, 
dass  Goethe  am  nächsten  Tage  (oder  sobald  er  die  Durch- 
sicht vornahm)  selbst  nicht  mehr  wusste,  was  er  gesagt  hatte : 
so  dass  heute  nur  ein  gltlcklicher  Einfall  zu  dem  verhilft, 
was  Er  hat  sagen  wollen.  »Man  find  hiero!«  (6'*).  Man 
erräth  es  kaum,  was  hinter  dieser  grausamen  Kanzleiformel 
steckt.  Goethe  sprach,  indem  er,  als  ein  guter  Recitator, 
das  Wort  voll  ausklingen  Hess  und  beim  Endvocal  die 
Stimme  hob :  »Man  fingire !«  Er  hat  sich  aber  durch  das 
»find«  nachher  irre  machen  lassen,  und  eigenhändig  corrigirt : 
»Man  sähe.''  —  Thiaaogen  (Dialogen)  varigiren  (variiren) 
u.  dergl.  m.  So  ungefüge  hat  auch  Paul  Götze,  weiland 
Goethe's  »Schildknappe«'  in  seinen  Anfängen  (1790 — 92) 
geschrieben,  an  unserem  Aufsatz  aber  ist  seine  biedere  Rechte 
nicht  betheiligt.  Diesen  denken  wir  uns  entstanden  auf 
irgend  einer  auswärtigen  Station,  wo  die  gewohnte  Schreib - 
hülfe  nicht  zur  Hand  war.  Den  köstlichen  Schluss,  die  acht 
Zeilen  »wie  die  Kunst  u.  f«  hat  Er,  auf  der  letzten  Seite 
oben,  mitten  in  der  Periode  einsetzend,  selbst  geschrieben, 
als  ob  ihm  der  Nothgehülfe  nicht  gut  genug  gewesen,  die 
Worte  aufzuzeichnen. 

4.  Inhalt  und  Geist  interessirt  bei  dieser  Gelegenheits- 
schrift mehr  als  die  endgültige  Form.  Ich  bin  deshalb 
einmal  bei  der  Constitution  des  Textes  von  dem  lieblichen 
abgegangen  und  habe  die  Sätze  oben  in  der  ersten  Form 
gegeben,  wie  sie  Goethes  Munde  entflossen  sind,  seine 
Correcturen  aber  sowie  die  Zusätzchen  unter  dem  Texte 
beigebracht.  Nur  einen  raehrzeiligen  Randzusatz  gegen  Ende, 
der  bei  der  ersten  Durchsicht,  also  gleichzeitig  mit  jenen 
Correcturen  und,  wie  diese,  mit  rother  Tinte  angebracht  ist, 
habe  ich  gleich  oben  in  den  Text  eingefügt.  (7*)  In  der 
Ausgabe  von  Goethes  Werken  wird  selbstverständlich  die 
letztwillige  Form  den  Haupttext  bilden. 

Bernhard  Suphan. 


'  Schriften  der  Goethe-Gesellschaft  4,  364  zu  Nr.  7  und  die  im 
Register  S.  406  zu  Götzes  Namen  nachgewiesenen  Stellen.  Goethes 
Werke,  Dritte  Abtheilung  (Tagebücher)  2,  13  fgg.  34  fgg.  mit  der 
Bemerkung  S.  324  fgg.  336.     Goethe-Jahrbuch  XI,  64. 


"^W^ 


10  Neue  Mittheilungen. 


2.  SIEBZEHN  BRIEFE  VON  BARBARA  SCHULTHESS 

AN  GOETHE, 

EIN  BRIEF  GOETHES  AN  BARBARA  SCHULTHESS. 

Beigefügt:    Ein  Brief  von  Georg  Gessner  (Bäbe's  Schwiegersohn) 

UND  ZWEI  Briefe  von  Phil.  Christoph  Kayser  am  Goethe. 
(Vgl.  die  Abhandlung  »Goethe  und  Barbara  Schulthess.«) 

I. 

So  lange  vernahm  ich  kein  wort  von  dir  —  du  kannst 
denken  wie  mich  nun  um  so  viel  mehr  interessirt,  auch 
nur  einen  laut  zu  vernehmen  —  wie  oft  wünschte  ich 
mir  auch  nur  einen  halben  Tag  neben  dir  —  wer  kann 
das  wünschen  lassen  .  .  . 

izt  eine  bitte  — 

ob  du  nicht  vor  Kayser  bey  deinen  Freunden  in 
Frankfort  das  mögliche  thun  wolltest,  ihm  auf  die  vacante 
Capellmeister  Stelle  zu  verhelfen  auf  die  ihn  sein  Vater 
schon  lange  aufmerksam  machte  —  seine  geschwister  die 
unversorgten  baten  Ihn  sich  dahin  zu  melden  —  Er  that 
es  nun  —  und  es  zeigen  sich  Schwierigkeiten  —  die  ich 
Ihn  aut  diess  blätchen  das  beyliegt  schreiben  Hess,  um  sie 
dir  deutlicher  vorzulegen,  als  ich  bey  der  unbekanntheit 
der  Sache  dir  hätte  sagen  können  —  ich  weiss  nicht 
warum  er  dir  diess  nicht  selbst  schrieb  —  und  ob  er 
glaubt  das  durch  meine  Hand  die  bitte  vermögender  sey  — 
ich  will  dich  wenigstens  gerne  bitten  dein  mögliches  zu 
thun  —  dann  diese  auskonft  scheint  nun  wirklich  die 
einzige  Rettung  seiner  Existenz  zu  seyn  —  —  und  ich 
denke  du  entziehest  deine  Hand  zu  dem  vernünftigen 
Entschluss  nicht  —  es  wäre  ja  ein  Unglück  wann  er  zu 
Späth  genommen  worden  wäre  —  —  in  eine  concurenz 
möchte  er  freylich  nicht  kommen  —  er  jammert  uns  — 
auch  der  Riss  in  meinem  Haus  hat  tief  auf  ihn  gewirkt  — 


Meiner  Bäben  Kind,  ist  eine  quelle  der  Freuden  in 
unsrer  Mitte,  es  ist  so  gesund  als  nur  ein  Kind  seyn 
knnr:  und  verspricht  überall  viel   —  auch  sein  äusserliches 


Siebzehn  Briefe  von  Barbara  Schulthess  an  Goethe  u.  s.  w.     i  i 


ist  anmuth  und  Lieblichkeit  —  wie  manche  Thräne  der 
wehmuth,  und  der  freude  fiel  schon  nieder  auf  den  holden 
Engel  — 

Lebe  wohl  —  sage  mir  doch  bald  auch  nur  Ein  wort 

von  dir  —  den  17  9^'  92 

Seh. 

Meyers  Apoll  steht  nun  schon  einige  Zeit  bev  mir  — 
welch  ein  oft  wohlthuender  anblick  —  unser  kleines 
Bäbeli  führt  ganze  gespräche  in  höchster  Verwunderung 
mit  dieser  grossen  Vorstellung  —  und  mir  ist  Lieber  — 
als  ob  ein  Schleier  über  all  die  Sachen  hinunter  gefallen 
wäre,  mit  den  zwey  sich  geschlossnen  Augen.  — 

Du  wirst  es  wohl  schon  wissen  dass  Willemers  Frau 
auch  in  dem  Kindbet  gestorben  ist  — 

Beilage:  Philipp  Christoph  Kayser  an  Goethe. 
(Vergl.  Nr.  20.) 

Der  Movent,  Herr  Synd.  Seeger  in  Frft  am  Mayn, 
ein  Tübinger,  der  sich  in  Kaysers  persönUcher  Vorstellung 
an  ihn  auf  Bekanntschaft  mit  dem  Herrn  G.  R.  Goethe 
berief;  übrigens  ein  Freund  Willemers,  und  beyde  grosse 
Begünstiger  des  neuen  Nationaltheaters,  dessen  Musik- 
director,  Kunzen,  Synd.  Seeger  auch  zum  Capellmeister 
an  die  Kirchen  in  Vorschlag  bringt,  und  die  übrigen 
Glieder  der  Capelle,  wie  eins  abgeht,  mit  Gliedern  des 
Schauspielorchesters  in  nicht  grössern  Kosten  des  ge- 
meinen Wesens  besetzen  will. 


Z:  den  27.  Mz  [?]  :93. ' 
So  lange  ist  es  schon  dass  ich  dein  Brief  vom  Jenner 
her  habe  mein  Lieber!    —    Ein  paar  Tage    sehens    sollten 

die  Tag  . .  ^  ausfüllen am  hebsten  die  bey  Jacobi ! 

so  dachtest  du  freylich  nicht,  einmahl  auf  den  Weg  nach 
Paris  zu  kommen !  ich  gönne  dir's  herzlich  dass  du  zurük 
bist  .  .  aber  ja  die  Eindrüke  der  traurigen  geschichten  — 
die  dabey  immer  trauriger  werden,  müssen  schreklich  seyn. 
Die  Menschheit  giebt  fürchterliche  Proben  von  Unmensch- 
lichkeiten —  indem  sie  die  schönsten  fahnen  aufstekt. 


'  Die  Monatsangübe  ist  nicht  zu  entziflern.         ^  Noten  [?] 


12  NliUE   MiTTHEILUNGEK. 


Hotz  schrieb  mir  gestern  »  »  der  Zwek  ist  gross  und 
»gut,  Rettung  der  Menschheit  —  die  Mittel  sind  Nothwehr 
»gegen  Tirannen » «  So  spricht  die  Schaar  der  aufge- 
»klärten  —  Es  geht  hierin  wie  mit  VerHebtheit  —  Man 
»sieht  die  herrhche  einzige  Sonne  —  und  wird  durchs 
»wonnigliche  Beschauen  so  erleuchtet,  dass  man  nichts 
»für  unmöglicher  hält  als  dass  sie  fleken  habe  — 

»ach!  der  Paradiesapfel  den  die  Schlange  anbietet 
»freyheit,  gleichheit,  fürsten  und  göttern  gleich  werden, 
»scheint  so  schön  in's  aug  —  und  da  beissen  an  alle 
»Ruhm  und  Rachsüchtige,  alle  eitele  und  Ehrgeizige,  alle 
»Missvergnügte  und  unzufriedne  —  alle  die  sich  hintange- 
»setzt  und  verkürzt  oder  gedrükt  glauben,  alle  Müssig- 
»gänger  und  alle  Lumpen  —  —  und  wer  giebt  mir  eine 
»Zahl  die  diese  Legionen  ausspricht  ...» 


Die  meinen  sind  wohl  —  der  Bäbe  Kind  ist  wie  ein 
wohlthätiger  Engel  unter  uns  —  so  gesund  und  munter 
schön  und  Lieblich  —  o  wie  manche  Thräne  der  weh- 
muth  fällt  auf  das  holde  Kind  —  wie  manche  troknct 
sein  holdes  Lächeln  —  seine  aufwachende  entgegen- 
kommende freundlichkeit  —  adieu  Lieber  —  hielten  mich 
meine  Kinder  nicht  noch  fest  an  diesem  Leben  ich  sehnte 
mich  oft  sehr  hinüber  — 

schreib  mir  auch  bald  wieder    —   sonst  kommen    wir 

ganz  aus   einander.    Mögest    du    dich    immer    der    deinen 

freuen. 

Seh. 

3- 

Lieber ! 

du  hast  mich  mit  deiner  Sendung  überrascht  —  ich 
wäre  bald  gewohnt  nichts  mehr  von  dir  selbst  zu  sehen, 
und  zu  hören  —  und  wusste  nicht  ob  ich  dich  im 
feld  oder  in  der  friedlichen  Hütte  denken  musste  —  bis 
mir  Fernow  der  dich  gesehen,  sagte  du  seyest  wieder  in 
Weimar,  8  Tage  eh  ich  dein  Brief  empfieng  . .  .  ich  gönne 
dir  sehr  das  wieder  zu  Hause  seyn  —  und  du  hast  recht 
zu   sagen   »wer   mag   nur  zum   Fenster  hinaus    sehen«  — 


Siebzehn  Briefe  von  Barbara  Schulthess  an  Goethe  u.  s.  \v.      13 


die  empörendsten  Nachrichten  kommen  einem  überall 
entgegen  —  wüthende  Raserey  ist  der  einzige  Stempel 
der  Dinge  die  geschehen  —  die  unter  dem  Titel  von  auf- 
klärung  erst,  und  dann  fortschreitend  mit  den  Namen  der 
Freyheit  u.  s.  w,  sich  fest  zu  setzen  suchte  — 

hätte  man  sie  nur  in  Ihrem  Lande  lassen  Ihren  Thurm 
bauen  —  da  die  Vereinigung  gegen  sie  —  die  keine  ist 
' —  nur  so  viel  unschuldig  Blut  kostet  .  .  . 

Verzeihe  mir  Lieber!  ich  will  nun  nichts  weiter  sagen 

—  —  ich  danke  dir  vor  dein  Stük  und  die  Bläter,  die 
neue  Einrichtung  der  Monate   lohnt   sich   nicht  der  Mühe 

es  bleibt  ja  doch  Sommer  und   winter   frühling  und 

herbst  —  lang  und  Kurze  Tage  wie  vor  altem Herr 

Schnaps  sollte  auch  da  noch  darhinter  gehen  und  Re- 
formiren. 

Lieber  —  ich  sitze  neben  meinem    schlafenden   Engel 

—  und  es  ist  Sünde  sich  von  diesem  weg  nach  solchen 
dingen  zu  wenden  .  .  .  hier  ist  eine  weit  und  ein  Himmel 
der  Seeligkeit  in  die  Seele  ausgiesst!  wer  nur  werden 
könnte  wie  ein  solches  —  und  dann  Heim  gehen ! ! 

Es  ist  nicht  recht  dass  du  nicht  gekommen  bist  diesen 
Sommer,    wir  waren  den  ganzen  Sommer  auf  dem  Land 

—  und  ich  glaube  es  wäre  dir  wohl  gewesen  bey  uns  — 
warum  kämest  du  denn  nicht!? 

Du  wärest  mir  nur  4  Neue  Thlr  [schuldig]  und 
sendest  5  —  soll  ich  dir  vor  den  übrigen  Rechnung  halten 

—  oder  ihn  verschenken  einem  armen  Emigrirten  .  .  oder 
geplünderten.  — 

Dann  bitte  ich  dich  mir  das  blätchen  von  Kaysers 
band  um  die  6  . . '  [?]  an  Lavater  zurük  zu  senden  —  die 
Sache  kann  nun  berichtigt  werden  —  und  das  blat  wird 
von  mir  gefordert  —  hilf  mir  zur  Ordnung  — 

Du  versprichst  mir  bald  wieder  und  mehr  zu  schreiben 

—  sey  brav  und  thue  es  —  und  behalte  Lieb  —  die  dich 
lieb  hält  — 

Z.  den  29  X.  93.  Seh: 


'  Unleserliche  Abkürzung.  «Laubthaler«? 


14  Neue  Mittheilungen. 


unser  Bäbeli  ist  ein  gesundes  Kind,  so  stark  an  Körper 
als  nur  seine  jähre  mit  sich  bringen  —  und  wie  ich  meine 
—  gescheuter  als  viel  andre  .  .  . 

Döde  empfiehlt  sich  —  und  hätte  sich  und  denen 
Sie  wohl  will  gar  zu  sehr  dein  herkommen  gewünscht    .  . 

4- 

Schon  so  lange  mein  Lieber  liegt  dein  Blat  und  der 
zweyte  Band  deiner  Schriften  in  meiner  Hand,  und  ich 
sagte  dir  noch  nichts  —  dankte  dir  nicht!  — 

ach!  mein  Lieber!  das  Schicksaal  liegt  wieder  schwer 
auf  mir!  und  viele  wunden  zerreissen  diess  arme  Hertz ! 
ich  habe  wieder  eine  meiner  töchter  in  die  Erde  ver- 
•senken  sehen  —  Lise  —  die  gesundeste  —  munterste  — 
die  ich  am  ruhigsten  einst  zurückgelassen  hätte  —  mit 
Ihr  trat  immer  Freude  und  Leben  in  unsre  Mitte  —  Sie 
war  Krank,  da  Schlosser  mit  seiner  Frau  hier  war  —  und 
schien  sich  aber  in  den  Tagen  ganz  zu  erhohlen  —  war 
wieder  ausser  dem  Bette  und  Ihre  munterkeit  Hess  uns 
über  die  spuren  des  üblen  aussehens  und  ungewohnter 
Schwäche  hinsehen  —  so  wandelte  sie  einige  Tage  als 
genesend  scheinende  umher  —  bis  Sie  sich  wieder  legte  — 
an  heftigen  Schmertzen  in  Eingeweiden  3  Tage  entsetzlich 
Litte  —  und  dahin  schied  —  die  letzten  Stunden  waren 
noch  wie  Ihr  Leben  —  ein  leichtes  hingehen  —  Sie 
schied  so  tröstend  wie  möglich  —  aber  —  fühle  das 
Herz  der  Mutter,  der  Schwestern  —  Döden  war  be- 
sonders sehr  mitgenommen  —  und  macht  mir  viel 
Kummer  — 

So  geht  es  Lieber  auf  dieser  Erde  ~  und  so  sehnt 
man  sich  auch  hinaus  oft  ist  mir  nun  dass  ich  nicht 
weiss  ob  ich  wünschen  möchte  auch  die  übrigen  voraus- 
schiken  zu  können  — 

Der  kleine  Engel  den  Bäben  uns  zurükliess  ist 
ein  freudenquellchen  dem  man  sich  ja  nicht  ver- 
schliessen  kann  —  aber  wie  es  durch  die  Seele  dringt 
wan's  fragt  »wo  ist  auch  das  liebe  liebe  Lisli  — ■«  das 
spricht  sich  nicht  aus  — 


Siebzehn  Briefe  von  Barbara  Schulthess  an  Goethe  u.s.  w  .     15 

ich  bin  zur  Erhohlung  mit  den  meinen  hier  auf  dem 
Land  —  es  ist  5  Stunden  von  der  Stadt  in  den  Bergen 
gegen  Einsiedehi  —  so  ganz  abgeschieden  —  auf  alle 
weise  uns  erwünscht  .  .  .  aussichten  die  ich  dir  möchte 
hinzeichnen  können  —  wild  und  schauerHch  —  und  andre 
heer  und  Schön  —  Ein  Hirten  Volk  hat  uns  aufgenommen 
ich  möchte  nur  bleiben  können  .  .  . 

könntest  du  uns  nur  besuchen. 

ich  höhre  Lips  sey  in  Zürich  —  noch  seh  ich  Ihn 
nicht  — 

adieu    Lieber    —  wir    sprachen   viel   von   dir  —   die 
Schlosserin    und    ich    ärgerten    uns    besonders   an  deinem 
Betragen  gegen  deine  abwesenden  Freunde  .  .  .         bessere 
dich  -     '    ^ 
und       Lebe  wohl. 
Hütten  den  10  äugst  94. 
Hotz  erwartet  täglich  seine  Tochter  von 
Ffurt  mit  ihrem  Kind !  Seh. 

5- 

So  lange  schon  wollte  ich  dir  schreiben  mein  Lieber ! 
und  ich  weiss  nicht  warum  es  immer  aufgeschoben  blieb, 
ein  wort  von  dir,  macht  mich  dann  gleich  die  feder 
ergreiffen,  und  den  glauben  leichter  —  'dass  dir  auch  eins 
von  mir  nicht  unwillkommen  sey  — 

Schon  sint  dem  august  hebe  ich  dir  einen  lieben  gruss 
auf  .  .  da  sähe  ich  zum  ersten  mahle  die  Eise  Türk- 
heim —  und  genoss  ein  paar  schöne  stille  Stunden  mit 
Ihr  —  so  fühlte  ich  mich  wohl  noch  kaum  mit  jemandem 
gleich  zu  Hause  wie  mit  Ihr  — 

ach !  aber  Sie  ist  durch  Leiden  und  Schicksaale 
Körperlich  sehr  mitgenommen  —  aber  desto  erhöhter 
Ihr  Muth  —  desto  fester  die  Kraft  Ihrer  Seele  — 

Es  that  mir  sehr  wohl  auch  von  dir  mit  Ihr  zu 
sprechen  —  sie  sagte: 

»ich  lass  Ihn  grüssen,  und  freue  mich  bevm  andenken 
»an  Ihn  das  Reine  Bild  dass  Er  durch  Sein  betragen  gegen 
»mich  in  meine  Seele  gelegt  darinn  zu  wahren,  und  werde 
»es  durch  nichts  dass  mir  gesagt  werden  mag  verwischen 
»lassen ! « 


l6  Neue  Mittheilungen. 

Sie  war  lange  in  Erlang  mit  ihrer  Familie,  der  Mann 
gieng  früher  zurük  —  und  Sie  folgte  nun  auch  wieder  mit 
Ihren  holden  Kindern  —  wie's  Ihr  nun  wohl  weiter  er- 
gehen mag  ?  —  und  doch  wann  eine  Sterbliche  von  guten 
Geistern  bewacht  und  hindurchgeführt  wird  so  ist's 
diese  ...  es  war  mir  so  wohl  neben  Ihr  als  wann  ich  in 
deiner  Iphigenia   lese   —  —   so    wohl    und  so  wehmüthig 

als  wann  ich  mir  eine  Stelle  in  Werthern  aufschlage 

so  wohl  von  dir  mit  Ihr  zu  sprechen ! 

Dank  Lieber  vor  deine  Sendung  —  das  lezte  Buch 
deines  W:  brachte  viele  Erinnerungen  in  meine  Seele  .  .  . 
viele  Erinnerungen  von  einer  Seele  die  ich  so  hoch  ehrte, 
so  innig  liebte  —  ohne  ganz  Ihren  weg  zu  gehen  .  .  . 
ich  hoffe  das  Buch  sey  auch  nicht  ohne  Wirkung  auf 
unsern  Freund  vor  den  uns  oft  bange  zu  werden  be- 
ginnt. 

Du  willt  wieder  nach  Italien  —  ich  wünsche  dir  glück 
mein  Lieber  —  du  hast  ein  schönes  Vorhaben  —  lass  es 
nicht  zu  gründe  gehen  —  aber  ja  dass  wir  uns  sehen !  — 

Meine  Kinder  sind  sehr  wohl  —  und  das  3jährige 
Bäbeli  unsrer  Bäben  ist  unser  aller  Trost  und  freude  — 
der  geist  seiner  Mutter  lebt  in  Ihr  — 

auch   meine    schöne   Niece   lebt    wieder   neu   auf  seit 

Pfefers —  sie  lebt  izt  wieder  im  väterlichen  Hause 

mit  Ihrem  Kind    —    und  hat  auf   eine  Kluge  Stille    weise 
den  Mann  vom  Halse  geschaft  — 

so  wüstest  du  nun  wieder  einiges  von  mir  —  sage  mir 
bald  wieder  etwas  von  dir  —  dein  brief  war  so  kurz  — 
und  sagte  nichts  von  den  Deinen. 

Lebe  wohl  —  und  lass  mich  dir  lieb  bleiben, 
den  27  X.  95  Seh: 

6. 

So  lange  höhrt  und  sähe  ich  nichts  von  dir  —  ich 
feyre  heut  wieder  einen  19  9^'  der  dich  im  Jahr  79  zu  mir 
brachte  —  er  fällt  just  wie  damals  auf  einen  Samstag  — 
wie  lange  sint  dem  und  nur  Einmahl  sah  ich  dich  in  der 
Zwischenzeit  —  es  thut  mir  wohl   an   meinem  Herzen  zu 


Siebzehn  Briefe  von  Barbara  Schulthess  an  Goethe  u.  s.  \v.   17 

fühlen  dass  ich  dich  mit  den  gleichen  gefühlen  heut  vor 
mir  sehen  würde  wie  vor  den  vielen  Jahren  —  mit  den 
gleichen  dich  verlassen  würde  wie  in  C  —  —  und  lass 
mich  hoffen  dass  auch  du  der  gleiche  seyest  —  dass  ich 
in  dir  den  gleichen  finden  würde  —  lass  mir  in  meinen 
gefühlen  den  Beweiss  der  deinen  finden  ...  o  es  ist  so 
wohlthuend  in  all  den  Veränderlichkeiten  dieses  Dasevns 
etwas  unveränderliches  zu  wissen  und  zu  besitzen. 

$age  mir  bald  ein  wort  von  dir  —  von  den  deinen  — 

mich  verlangt  sehr  nach  Wilhelm  — 

Meine  Niece  macht  mich  sehr  Leiden  —  mit  ihrem 
viel  leidenden  Körper  —  Sie  ist  so  hinwelkend  die  himmels- 
schöne Rose  — 

behalte  mich  lieb  und  lass  mich's  wissen, 
den  19  9^'  96. 

Seh. 

Die  meinen  sind  wohl  —  und  das  Kind  meiner  Bäben 
nun  ^A  jähr  alt  blühet  lieblich  auf. 

7. 
[Zürich,  19  Sept.  97  Abends] 
Lieber  —  Soll  ich  dir  nicht  gestehen,  dass  eine  ge- 
wisse Missstimmtheit  die  ich  kaum  bey  deinem  daseyn 
bemerkte  erst  da  du  fort  wärest  tiefer  fühlte,  mich  sehr 
betrübt  —  der  Himmel  ist  so  schön  —  die  Natur  nur 
wohlthuend  und  wir  sind  Schuld  da-ss  uns  der  Tag  trüb 
seyn  soll  — 

und  in  der  Stimmung  dich  wieder  weiter  gehen  lassen 
v.nllt  du  das  auf  mich  legen?  —  und  nicht  noch  eine  Stunde 
den  Morgen  kommen  —  dass  wir  mit  andern  Gefühlen 
uns  Lebe  wohl  sagen  ?  —  ich  kann  mir's  nicht  denken  — 

Seh. 

8. 
[Zürich,  den  20  Sept.  97  Abends.] 
Lieber  —   So    vermögen   auch  wir   —  auch  du  nichts 
gegen    das    Schicksaal    dann    du    hättest^    doch    kommen 


'  Constanz. 

^  Statt  »dann  du  hättest«  zuerst  »du  hättest  aber« 

Gülthe-Jahrevch  XIII. 


iS  Neue  Mittheiluxgek. 


sollen  —  ich  danke  dir  noch  vor  dein  heutiges  —  meine 
Seele  ist  vielfach  verwundet!  — 

ich  freue  mich  in  mir  zu  fühlen  dass  ich  mir  immer 
gleich  bleiben  werde  —  —  du  musst  etwas  von  mir  mit 
dir  haben  —  ich  weiss  dir  nichts  bessres  zu  geben  als 
dich  selbst  —  bewahre  mir  den  Schaz  --  und  sende  mir 
Ihn  bald  wieder  —  Lebe  wohl  — 

ach  —  heut  am  fenster  gegen  dem  See  hättest  du  die 
beleuchtung  sehen  sollen  —  du  wärest  so  nahe  —  und 
nicht  da  —  ich  werde  dich  abfahren  sehen  —  Lebe  wohl  — 

9- 

Sonntag  abend, 
ich  sitze  da  Mein  Lieber  in  dern  Zimmerchen  da  du 
wärest,  und  läse  wieder  einmahl  deine  zwe}'  Briefe  — 
ich  kann  mich  nie  bereden  dass  Euer  geschlecht  sich  einen 
wahren  begriff  von  den  gefühlen  eines  weiblichen  Herzens 
machen  kann  —  und  darum  kannst  du  dir  wohl  nicht 
vorstellen  wie  mir  war  beym  gedanken  dieses  Nahe  ferne 
se3'ns  der  paar  Tage  —  ich  kann  es  auch  nur  darum 
begreiffen  dass  du  ohne  wieder  zu  kommen  hast  können 
fortgehen  — 

was  besorgtest  du  ?  sollte  ein  verhältniss  wie  das  unsre 
das  so  schön  so  rein  ist  —  so  viel  Einziges  hat  zu  gründe 
gehen  können  —  ich  fühl  es  in  mir  unmöglich !  soll  ich 
an  dir  zweifeln?  Nein  alles  in  dieser  alles  zu  gründe 
richtenden  weit  • —  aber  das  nicht  — 

lass  uns  lieber  alles  was  war  einander  zu  sagen  haben 
frey  und  offen  sagen   —  die  Liebe    wird  nicht  beleidigen 
die  Liebe  wird  duldsam  seyn  — 
so  weit  diesen  abend. 

Der  Himmel  ist  überzogen,  ich  freue  mich  sehr 
wanns  hell  ist  —  freute  mich  besonders  gestern  des 
schönen  abends  und  hätte  mögen  mit  dir  am  See  stehen 
die  glühenden  Schneegebürge  sehen. 

C  [Montag]  den  25  7^'  97 
umsonst  hoffte  ich  heute  ein  wort  von  dir  —  diess  blätchen 
soll  doch  in  deine  Hand  kommen  —  Lebe  wohl    —    sage 
mir  bald  ein  wort  und  behalte  mich  Lieb  —  Seh. 


SiEBZEHK  Briefe  von  Barbara  Schclthess  ax  Goethe  v.  s.  \v.   19 

10. 
Goethe  an  ßarham  Schulthess. 
[Concept]'  [Stäfa,  den  27.  September  1797] 

Du  hast  wohl  recht  es  kann  niemand  wissen  wie 
eigentUch  dem  andern  zu  Muthe  sey,  wenn  aber  gleich, 
und  dafür  sey  der  bildenden  Natur  gedankt,  kein  Fenster- 
chen unsere  Brust  wider  unsern  Willen  durchsichtig  macht, 
so  sind  doch  die  Worte  dem  Menschen  gegeben,  dass  er, 
wem"  er  vertraut,  zu  seiner  eignen  Zufriedenheit  und  mit 
Genuss  sich  offenbaren  kann.  Wir  waren '  zu  karg,  ein 
paar  hundert  Worte  mehr  hätten  uns  beyden  drey  Wochen 
ÜnbehagÜchkeit  erspart,  da  sie  uns  eben  so  lange  Zeit 
ein  entschiedenes  Vergnügen  hätten  verschaff"en'^  können. 
Alles  ist  mir  bisher  über  meine  Wünsche  geglückt,  ausser 
das,  was  ich  so  lebhaft  wünschte :  mich  mit  dir  gleich, 
und  unmittelbar  auf  dem  alten  Flecke  wieder  zu  iinden. 
Vor  der  Hälfte  Octobers  werde  ich  kaum  nach  Zürch 
zurück  kommen  und  erwarte  manche  gute  und  besondere 
Stunde  von  meiner^  Bergreise.  Meyern  habe  ich  gefunden 
wie  einen  Steuermann,  der  aus  Ophyr  zurückkehrt,  es 
ist  eine  herrliche  Empfindung  mit  einer  so  bedeutenden 
Natur*',  nach  einerley  Schätzen  zu  streben  und  sie  nach 
einerlev  Sinn  zu  bewahren  und  zu"  verarbeiten.  Hätte 
ich  doch  auch  M.  L.^  die  Ueberzeugung  mitnehmen 
können  dass  wir  uns  beyde  noch  in  demselben  Fall 
befinden.  Prüfe  du  diese  Zweifel  indessen  an  meiner 
letzten  Arbeit,  wovon  ich  dir  die  erste  Hälfte  überschickte. 
Ich  habe  da  hinein,  so  wie  immer,  den  ganzen  lautenden 
Ertrag   meines  Daseyns  verwendet.     Sollte  dieses  Gedicht 


'  Dictat,  von  Geist  geschrieben,  mit  eigenhändigen  Correcturen 
Goethes. 

'  «wenn«  [verschrieben]  eigenhändig  über  gestrichenem  «denen, 
denen« 

3  nach  «waren«  gestrichen  »hierinn« 

■*  eigenhändig  über  gestrichenem  «gewähren« 

5  nach  «meiner«  gestrichen  «bevorstehenden« 

6  eigenhändig  über  gestr.  »Figur« 

'  »bewahren  und  zu«  eigenhändig  über  der  Zeile  eingefügt. 
*  »M.  L.«  d.  i.  »Meine  Liebe«  eioenhändio;  über  der  Zeile. 


20  Neue  Mittheilungex. 

ein  Mittler  zwischen  uns  werden,  so  würde  mich  seine 
Existenz  um  so  mehr  freuen.  Lebe  wohl  und  sey  bey 
Regen  und  Sonnenschein,  in  den  nächsten  Wochen  meiner 
eingedenk,  der'  mich  entweder  in  den  Hütten  festhalten 
oder  auf  den  Bergen  erfreuen  wird. 

II. 

Kur  auf  ein  paar  augenblicke  verlass  ich  ein  geschäft 
dass  mich  fest  hält,  Dir  zu  danken  dein  blatt  — 

lass  mich  von  deiner  Reise  her  von  dir  hörej^n]  — 

und  du  höre  die  Stimme  das  gefühl  dass  im  ersten 
Momente  so  v,'ahr  zu  dir  sprach  über  das  wesen  deiner 
Freundin  die  verlohrnen  3  wochen  lagen  an  dem  Tag 
deines  Nichtkommens  —  es  ist  nun  geschehen,  aber  mir 
ist  aufs  neue  —  es  sollte  zwischen  uns  weder  Fensterchen 
noch  Worte  bedürfen  sich  zu  erkennen  — 

ich  bitte  dich  sage  mir  von  deiner  Reise  her  was  du 
kannst  —  und  wann  du  kannst,     lass    mich   nälier  wissen 

wann  du  wiederkommst könnten   wir   uns   nur    in 

Schloss  Wädenschweil  sehen  wo  ich  eine  freundin  habe  — 

Lebe  wohl  —  dein  büchlein  macht  mir  freude  — 

mir  fällt  eben  bey  —  dass  mein  dank  vor  den  letzten 
Th.  Wilhelm  dir  mit  dem  Schinz  der  dich  nun  verfehlt 
dir  zu  kommen  sollte  — 

Verzeih  das  eilende  gesudel.^ 

den  28  7^  97. 

Seh. 

An  den  Herrn  Geheimen  Rath  v.  Goethe  in  Stäfa 

12. 
Ich  danke  dir  Lieber  vor  dein  blatt  —  und  freue  mich 
dass  du  zufrieden  bist  mit  deiner  Reise  —  du  wärest  es 
noch  mehr  wann  du  mir  gefolgt  hättest  und  das  schöne 
Engelberger  Thal  mit  genommen  hättest  —  dann  nur  dahin 
wies  ich  dich  —  in's  Kloster  hätt  ich's  wohl  auch  gethan 
—  wanns  mit  der  Überzeugung  hätte  geschehen  können, 
dass  du  da  bliebest  —  dann  hätt  ich  diesen  Herbst  noch 
eine  wahlfarth  dahin  gemacht  — 


'  »der«  über  gestrichenem    «ich  werde« 

^  Die  Schriftzüge  werden  gegen  das  Ende  immer  hastiger. 


Siebzehn  Briefe  vox  Barbara  Schulthess  an  Goethe  u.  s.  w.   21 

Dein  Hermann  macht  mir  grosse  freüde  ist's  einem 
doch  der  alte  Homer  lebe  unter  uns  —  und  Erzähle  ge- 
schichten  unsrer  Tage  —  —  —  werden  wir  wohl  weiter 
von  dir  hören  wann  du  kommst  ?  — 

Möchte  nur  M:'  Scenen  aus  dem  köstlichen  Stüke 
uns  zeichnen  wie  ich  lezthin  mit  der  Feder  gemachte 
Copien  Homerischer  Scenen  sähe  nach  einem  —  Fiaxmann, 
glaub  ich , 

Nur    die    gänse    in    die    geflüchteten  Ställe    müsst    er 
nicht  vergessen    —    dass   sie   dem  Bäbeli  nicht  mangelten 
wie  bey  der  Erzählung  «warum  die  Ställe  ohne  die  gänse.« 
Lebe  wohl  Lieber  —  Z.  den  lo  8^'  97 

Seh. 
13. 

Ob  diess  Blätchen  dich  noch  treffen  wird  bin  ich 
nicht  sicher  —  doch  soll  es  noch  abgehen 

ich  wünsche  Sehnlich  noch  freundlichere  Tage  dass 
nicht  die  letzten  Eindrüke  die  du  aus  unsern  Gegenden  mit 
dir  fortnehmen  möchtest  so  trübe  und  unhold   seyen  .  .  . 

du  wirst  nun  kommen  —  um  zu  gehen  o  möge 
dazwischen  sich  eine  Stunde  finden  von  der  wir  bevde 
sagen  —  »sie  kam  die  rechte«  eine  Stunde  ruhigen 
Vertrauens  voller  Mittheilung  —  die  die  lange  Vergangen- 
heit vergütet  —  und  auf  die,  eine  vielleicht  noch  längere 
Entfernung  nur  zurük  sehen  darf,  um  aus  jedem  gegen- 
wärtigen Moment  den  schönsten  vertraulichsten  zu  schaffen, 
der  immer  sich  mitzutheilen  weiss  — 


dass  du  doch  deine  mit  zu  nehmenden  Schäze  nicht 
nlle  zu  sehr  Einpaken  liessest,  dass  uns  auch  noch  ein 
anblick  zu  theil  würde. 


C  [Montag]  Morgen  den  16.  Oct:  97. 
der  eine    meiner   gestrigen  wünsche    scheint    sich    zu 
erfüllen  —  ich  will  vor  den  andern  auch  hoffen. 
Lebe  recht  wohl  — 

Seh. 

'  Mever. 


22  NtUE   MlTTHEILUXGEM. 


14. 

wann  du  Lieber  diesen  abend  die  Suppe  bey  uns 
nehmen  willt  —  so  bitte  ich  dich  es  Meyern  zu  sagen, 
dass  er  dann  auch  komme  ich  wollte  es  nicht  lassen 
darauf  ankommen,  bis  ich  dich  sehe,  weil  Er  vielleicht 
dann  nicht  aufzufinden  wäre  .  .  . 

Lieber  —  wann  die  götter  die  Menschen  sehen  wollen 
wie  sie  sind  —  so  müssen  sie  nicht  in  der  wahren  Gestalt 
vor  ihnen  stehen  —  darum  die  Unbefangenheit  der  einen  — 
und  die  Ernste  Geschlossenheit  dieser  weiber  — 

Lebe  indessen  wohl  — 

den  22  8^'  97.  Seh. 

Adresse: 
An  den  Herrn  Geheimen  Rath  v.  Goethe  beym  Schwerdt.' 

15- 

Das  versiegelte  Päckgen  werde  ich  nach  deiner 
anweisung  abgeben  —  so  wie  das  so  noch  kommen 
soll  - 

Lebe  wohl  —  ich  dachte  dich  so  gerne  gegen  Süden  — 
nun  muss  ich  mich  wieder  nach  Norden  wenden  —  gieb 
mir  von  Zeit  zu  Zeit  nachricht  wie  du  reisest  —  behalte 
mich  Lieb  —  und  gedenke  mein  —  gruss  an  Meyer  — 
was  soll  ich  mit  Seinem  Apoll  machen? 

Lebe  wohl.  den  26  8^'  97. 

Magst  du  das  Buch  durchsehen  —  so  send  mir's  mit 
Freud  weiler  [?]  —  oder  —  wann  nicht  —  vom  Schwerdt 
zurük  — 

16. 

Nun  rukst  du  fort  und  immer  weiter  —  und  deine 
Erscheinung  ist  vorüber  M,  Lieber  —  Ich  danke  dir  vieles! 
du  hast  mir  vieles  zurukgelassen  —  doch  waren  die  Tage 
nicht  Constanzer  Tage  —  die  Schuld  mag  an  mir  liegen, 
und  auch  nicht  an  mir,    ich  weiss  nicht  was  deiner  sonst 


'  Auf  dem  zweiten  Blatte  folgende  eigenhändige  Notizen  Goethes: 

Über  Arau  18  Lbth 

den  and[ern]  W[eg]  15  Lbth 

Nach  Schaf  h.  10  Neue  Th. 

^y.  Neue  Thal.  Tägl. 


Siebzehn  Briefe  von  Barbara  Schulthess  an  Goethe  u.  s.  \v.    23 

»Stummen  Freundin«  so  oft  noch  mehr  die  Lippen  zu 
drükte  ach  weiss  nicht  warum  mir  die  freude  nicht  ward, 
dich    recht    in    meinen  Häuslichen  Kreis    in    dem    mir    so 

wohl  ist  hineinsehen  zu  lassen —   verzeih    dass  ich 

dir  klage  —  über  mich  klage  —  und  sage  mir  bald  ein 
wort  dass  mich  wieder  mit  mir  selbst  zufriedner  macht  — 
nimm  meine  Parthie  gegen  mich '  —  ob  du  mich  dabey 
auch  gleich  lieb  behalten  mögest  — 

wandtest  du  dich  noch  um  gegen  unsre  gebürge  die 
sich  dir  am  lezten  Tag  noch  so  klar  darstellen  wollten  — 
und  sähest  du  gestern  auf  der  höhe  vor  Duttlingen  den 
Boden  see  ?  —  ich  folge  dir  die  so  bekannten  weege  so 
gerne  nach  — 

mit  dem  rükkehrenden  wagen  hoff  ich  ein  wort  von 
dir  —  von  deiner  lieben  Hand  — 

hältst  du  dich  in  Stuttgardt  auf  —  und  machst  du 
gern  den  anmuthigen  weg  nach  Esslingen,  so  wird  sich 
das  Palmische  Haus  sehr  freuen  dich  zu  sehen  — 

Lebe  wohl  —  den  28  8^"'  97. 

Seh. 

Z:  den  25  9/'  97. 
Immer  wollte  ich  ein  treündliches  wort  von  dir  ab- 
warten, ein  erfreuendes  von  deiner  glüklichen  ankonft  bey 
Hause  —  noch  gestern  abend  täuschte  mich  ein  Brief  den 
ich  unwillig  öftnete,  doch  söhnten  mich  die  worte  darinn 
wieder  aus  «ich  habe  Hermann  und  Dorothea  verschlungen, 
gelesen,  und  aber  gelesen,  und  wann  ich's  noch  sieben- 
mahl lese,  werd  ich's  nur  immer  schöner  finden«  .  .  und 
ich  kann  nicht  länger  zögern,  dir  meine  freüde  über  deine 
Dorothea  zu  sagen  ....  wie  lieblich  hast  du  das  trefflich 
begonnene  vollendet,  das  vorgesehene  auf  den  unvor- 
gesehensten wegen  zum  ziele  geführt,  mit  all  den  schön- 
sten Farben  den  Charakter  der  Edeln  im  hellsten  Glänze 
vorgestellt.  Dass  Hermann  den  Mondschein  vorüber  gehen 
liess  ist  mir  or^r  so  lieb  das  hätt  auch  nicht  ^  einer  eethan. 


'  Nach  »mich«  gestrichen  »selbst« 
-  über  gestrichenem  »kaum« 


24  Neue  Mittheii.uxgen. 


und  dann  die  Scene  mit  dem  Vater,  und  die  des  geist- 
lichen die  bevde  ihr  das  erwünschte  geständniss  abnöthigen, 
das  sie  so  unbefangen  ablegte  .  .  ich  meyne  diese  drey 
se5'en  das  schönste  von  allem  .  .  und  aber  was  hat  man 
nicht  lieb  am  ganzen  wie  kann  man  genug  Ehren  dieses 
Kunstverbergende  Kunstwerk.  —  den  Reichtlnnn  und  geisi 
der  durch  das  ganze  athmet  und  Lebt.' 

Nur  eine  Frage,  möchte  ich  dir  noch  ein  mahl  machen 
über  Eine  Stelle;  von  der  ich  mir  das  ■wariiiii  nicht  denken 
kann. 

den  13  diess  ist  das  Päkgen  an  die  Cothaische  Buch- 
handlung zu  deiner  weitern  Disposition  abgegangen,  ich 
erhielt  es  nicht  früher  —  und  so  ist  auch  das  gelt  richtig 
abgegeben  worden  gegen  Empfang  schein  — 

Lebe  wohl  Lieber  —  und  lass  mich  nicht  so  lange 
auf  ein  wort  von  dir  harren. 

Seh. 
18.^ 

Z.     d.  I  9''    97. 

Nimm  freundlich  auch  hier  meinen  dir  begegnenden 
gruss  auf  —  ich  folge  dir  so  gern  nach  in  gedanken  — 
noch  vernahm  ich  nichts  von  dir  nichts  —  weder  von 
Tübingen  noch  Stuttg.  her  —  sey  freundlich  und  sage 
mir  bald  wieder  ein  wort  —  ich  habe  mich  diese  letzten 
Tage  köstlich  an  deinen  Briefen  geweidet  —  adieu  Lieber! 
Lebe  wohl,  und  sage  mir  bald  von  dir  —  Gessner  ist 
deiner  antwort  werth  —  und  du  versagst  sie  ihm  nicht  — 

Seh. 
noch  liegt  das  gelt  bev  mir  —   es   ist    nichts  ankommen. 

19- 
Georg  Gessner  (Schwiegersohn  Bäbe's)  an  Goethe. 

Zürich  den  i  Nov.  1797. 
Dürft  ich  wohl   so    frey  seyn   Ihnen    noch    schrittlich 
einige   Fragen    vorzulegen?     Sie    um    einige    Belehrungen 
zu  bitten?     Mamma  macht  mir  Muth  dazu,    und  ich  wag" 


'  »den  Reichthum  —  lebt«  nach  Abschluss  des  Briefes  zugesetzt. 
^  Einlage  in  Georg  Gessners  Brief  (Nr.  19). 


Siebzehn  Briefe  von  Barbara  Schulthess  an  Goethe  u.  s.  \v.    25 

es  um  der  Güte  willen,  womit  Sie  mir  jene  belehrenden 
Winke  gaben,  in  dem  allzu  kurzen  Stündchen,  da  ich  Sie 
m  Ihrem  Logis  zu  sehen  die  Ehre  hatte.  So  gerne  hätt' 
ich  Sie  noch  um  mehrers  gebethen,  aber  es  entfiel  mir, 
indem  ich  dem  nachdachte  was  Sie  mir  sagten,  oder  ich 
war  zu  schüchtern  um  weiter  zu  fragen ;  freylich  ein 
Widerspruch,  wenn  ich  doch  itzt  dreist  genug  bin,  Ihnen 
gar  schriftlich  beschwerlich  zu  fallen.  Doch  solche  Wider- 
sprüche hat  der  Menschenkenner,  an  den  ich  schreibe, 
schon  manchen  gesehen. 

Was  hätten  Sie  mir  wohl  noch  bey  meiner  Bearbeitung 
der  Geschichte  der  Ruth  zu  sagen  über  die  Verbindung 
der  durch  die  Zeit  nothwendig  getrennten  Theile  des 
Ganzen?  Hat  das  Gedicht  die  Stetigkeit,  die  es  haben 
soll?  Aus  welchen  Grundsätzen  sollte  diess  angesehen 
werden  ? 

Was  sagen  Sie  von  der  gewählten  \'ersart?  Was  von 
dem  Reim?  Was  hätten  Sie  wohl  noch  sonst  zu  bemerken? 
das  ich,  wenn  mein  Verleger  allenfalls  eine  zweyte  Aus- 
gabe übernehmen  wollte,  bey  meiner  Be:arbcitung  benutzen 
könnte. 

Koch  immer  sah  ich  vergebens  in  den  Journalen  die 
mir  zu  Gesichte  kommen,  nach  dem  Urtheil  und  den 
Belehrungen  eines  Kenners.  Ich  weiss  zwar,  dass  mein 
Verleger,  das  Manuscript  von  Herrn  Wieland  beurtheilen 
liess,  aber  ich  erfuhr  nie  kein  Wort  der  Belebntug;  und 
da  Wieland  hier  war,  hatt'  ich  nicht  den  Muth  ihn  zu 
befragen. 

Finden  Sie  meine  Freymüthigkeit  tadelnswerth,  oder 
zudringlich  so  weisen  Sie  mich  ab  —  ich  werde  dennoch 
bleiben 

Ihr  dankbar  ergebener 
Gessner. 
20. 
Philipp  Christoph  Kavser  an  Goethe. 
(Vgl.  die  Beilage  zu  Nr.  i.) 

Ganz  zufällig,  höchst  unerwartet,  aber  tröstlich  genug 
habe  ich  gestern  über  Frankfurt  gehört,  dass  Sie  wieder 
nach  Weimar   zurück    2:ekommen    sevn.     Ich    habe    diese 


26  Neue  Mittheiluxgen. 


Nachricht  sogleich  der  Fr.  Schukhess  mitgetheilt,  und  habe 
nun  nichts  angelegenthcheres,  als  Sie  zu  fragen,  ob  Sie 
einen  gewissen  Brief  erhalten  haben,  welchen  die  Frau 
Schukhess  vor  ungefähr  sechs  bis  sieben  Wochen,  in 
meiner  Angelegenheit,  und  als  ich  nicht  wohl  war,  die 
vacant  gewordene  Capellmeister-Stelle  in  Frankfurt  und 
meine  Empfehlung  durch  Sie,  Applanirung  des  durch  einen 
andern  occupirten  Terrains  u.  s.  f.  betreffend,  erhalten 
haben.  Es  ist  dieser  Brief  an  Sie  durch  Lipsen  über 
Weimar  gegangen  und  war  möglichst  empfohlen,  damit 
er  Ihnen  zukommen  mögte,  weil  wir  nicht  wüsten  wo 
Sie  seyn  mögten,  und  doch  wieder  (freylich  in  Unbe- 
wusstheit  aller  nachher  vorgefallenen  Umstände)  nichts 
versäumen  wollten,  wenn  Sie  etwa  Gelegenheit  haben 
sollten  sich  zu  meinem  Vortheil  zu  verwenden.  Indess, 
wer  weiss  wie  es  unter  den  jetzigen  fatalen  Umständen 
in  meiner  Vaterstadt  geht;  hingegen  ist,  wie  ich  eben 
auch  erfahre,  Wolf  todt.  —  Ich  habe  viel  gelitten,  bin 
geprüft,  und  wiederstrebe  nicht  mehr,  wenn  ich  mein  armes 
Schiffchen  in  Sicherheit  bringen  könnte.  Habe  ich  bey 
Ihnen  nichts  verscherzet,  glauben  Sie  an  die  ehrliche  Reue 
meines  Herzens,  wenn  ich  aus  Unverstand  und  Unerfahren- 
heit  etwas  verscherzet  haben  sollte,  so  lassen  Sie  mich 
Ihnen  empfohlen  se}^.  Prüfen  Sie  mich,  prüfen  Sie  die 
Umstände,  ob  Sie  etwas  für  mich  thun  können,  ob  ich 
es  noch  werth  bin,  dass  Sie  etwas  für  mich  thun,  und 
lassen  Sie  mich  Sie  bitten  es  zu  thun.  Ich  will  mich 
zusammen  nehmen ;  und  da  alles  mir  sagt,  dass  Ruhe 
in  mein  Gemüth  gehen  werde  und  Gesundheit  über  meinen 
Körper  kommen,  wenn  ich  mir  irgend  eine  Aussicht  zu 
verschaffen  wüste,  auch  hoffen  (sie),  dass  mein  Wesen 
noch  der  Erhohlung  von  beyden  Seiten  fähig  sey,  zumahl 
wenn  mir  Frist  dazu  vergönnt  werden  sollte.  Schlag  auf 
Schlag  des  Schicksals  hat  mich  dieses  Jahr  über  getroffen, 
mich  durch  mich  selbst  und  durch  die  Leiden  anderer 
einwirkend  getroffen.  Ich  bin  sehr  erweicht  worden,  und 
überhaupt  ruhet,  seitdem  ich  Sie  vor  vier  Jahren  so 
unbesonnen  in  Weimar  verliess,  kein  Segen  mehr  auf  mir. 
Soll  ich  an  mir  selbst  verzweifeln,  oder  gibt  es  noch  eine 


Siebzehn  Briefe  vox  Barbara  Schulthess  an  Goethe  u.  s.  w.    27 

Hülfe  für  mich?  Ich  sage  nichts  weiter.  Von  der  einen 
Seite  steht  Frankfurt  vor  mir,  von  der  andern  eine  geringe 
Spur  mich  nach  Russland  zu  retten,  in  so  fern  ich  nehmlich 
vieles  über  mich  zu  nehmen  fähig  seyn  sollte.  Von  der 
hiesigen,  so  'nahe  es  meinem  Herzen  geht,  sehe  ich  nicht 
vor,  mich  zu  retten:  Bleiben  also  Sie  mir,  wenn  ich 
dessen  werth  bin  oder  noch  werth  werden  kann. 
Zürich  d.  29.  Dez.   1792. 

Kayser. 

Ich  wage  noch  das.  Schlagen  Sie,  wenn  mir  doch 
nicht  vergönnt  seyn  sollte  darauf  zu  aspiriren,  dem  Herzog 
Kunzen,  als  den  ohnedem  würdigern  und  vollendetem, 
vor.  Vielleicht,  dass  dadurch  das  Terrain  in  Frankfurt 
wieder  hergestellt  wird,  um  hernach  für  mich  darauf  zu 
arbeiten. 


Von  Bäbes  siebzehn  Briefen  sind  drei  (i.  3.  und  der 
letzte)  noch  jetzt  in  den  Quartalheften  -enthalten,  die  übrigen 
in  früherer  Zeit  herausgelöst;  mittelst  der  von  Goethe  selbst 
herrührenden  Bezifferung  der  meisten  war  die  ursprüngliche 
Stelle  leicht  zu  ermitteln.  Auf  No.  6  hat  Riemer,  wohl  in 
dem  Glauben,  es  sei  ein  Brief  von  Goethes  Mutter,  das 
Datum  oben  bemerkt.  Die  meisten  Nummern  (7  —  18)  waren 
enthalten  in  einem  Bande  mit  der  Aufschrift  »Briefe  auf  der 
Reise  erhalten  August,  sodann  bis  December  ijp/«  (das 
Gesperrte  eigenhändig),  hier  auch  das  Concept  des  ein- 
zigen Briefes  von  Goethe  an  Bäbe.  No.  5,  unbeziffert 
und  ungeheftet,  war  vielleicht  seines  Inhalts  wegen  besonders 
verwahrt.  Bäbe  schreibt  auf  schlichte  weisse  Blätter  (Octav), 
das  Siegel  (zwei  Köpfchen,  Mann  und  Frau,  einander  an- 
blickend) findet  sich  noch  an  No.  7   und  14. 

Bei  den  folgenden  Erläuterungen  kamen  mir  zum  Nach- 
weis der  verwandtschaftlichen  Beziehungen  die  Notizen  zu 
statten,  welche  Herr  Dr.  August  Gessner  in  Zürich,  Bäbes 
Urenkel,  auf  Jacob  Ä?(r///(?/i/^  Anregung,  freundlichst  für  mich 
zusammengestellt  hat. 

I.  Goethe  war  vor  kurzem  erst  zurück,  vom  Rhein  aus 
der  »Campagne",  als  er  diesen  Brief  erhielt,  vgl.  Schriften 
der  Goethe -Gesellschaft  4,  363  zu  No.  3.  Er  hat  sich  der 
ihm  nahe  gebrachten  Angelegenheit  schwerlich  angenommen, 
da  Kayser,  als  er  1788  mit  Anna  Amalia  auf  Goethes  Em- 
pfehlung nach  Italien  gehen  sollte,  sich  durch  sein  äusserst 
unziemliches  Verhalten  unmöglich  gemacht  hatte;  Schriften  der 


28  Neue  Mittheilungek. 


G.G.  5,  86  fg.  und  die  übrigen  im  Register  (S.  255)  ver- 
zeichneten Stellen.  —  Die  Frankfurter  Persönlichkeiten  s.  im 
Register  des  vierten  Theils  der  »Schriften.«  Kunzcfi  (Friedr. 
Ludw.  Aemilius),  geb.  1761  oder  1763  in  Lübeck,  kam  1789 
von  Kopenhagen,  wo  seine  erste  Oper  »Holger  Danske« 
aufgeführt  war,  nach  Berlin,  wirkte  dort  freundschaftlich  mit 
Reichardt  zusammen,  wurde  dann  Musikdirector  in  Frank- 
furt a.  M.  Seit  1795  Kapellmeister  in  Kopenhagen,  wo  er 
181 7  starb.  —  Barbara  Gessner,  das  in  den  Briefen  vielge- 
nannte Bäbeli,  Bäbes  Enkelin,  heirathete  im  Jahre  1810  den 
Kaufmann  Joh.  Martin  Usteri  zu  Zürich.  Ihr  Enkel  Martin 
Usteri  f  1890  als  Professor  in  Erlangen.  —  »Meyers  Apollo«, 
wohl  eine  von  seinen  grossen  Sepia-Zeichnungen,  dergleichen 
noch  mehrere   im  Weimarer  Museum  erhalten  sind. 

2.  Antwort  auf  einen  Brief  Goethes  vom  25.  Januar. 
(Postsendungen.)  Wahrscheinlich  März  1793,  da  Bäbe  die  lange 
Frist  betont.  —  Dr.  Joh.  Hotzc,  Arzt  in  Richterswyl,  Lavaters 
Freund,  in  seinem  praktischen  Christenthum  und  seiner  freieren 
Weise  überhaupt  näher  mit  Bäbe  verwandt.  Georg  Gessner 
schildert  ihn  in  seinem  Tagebuch  (Finsler  S.  42)  als  einen 
Mann  von  feinem  Adel  und  Menschensinn,  fest,  liebend, 
gerade,  treu,  offen  und  tiefblickend.  Goethe  besuchte  ihn 
1779  mit  dem  Herzog  (Carl  Augusts  Briefe  an  Knebel  S.  10). 
Seine  Beziehungen  zu  ihm  erhellen  aus  den  im  Register  des 
7.  Brief bandes   der  Weimarer  Ausgabe    gesammelten   Stellen. 

3.  Carl  lAidvvig  Fernotu  (in  den  »Tag-  und  Jahresheften« 
zuerst  erwähnt  1802,  wo  er  Professor  in  Jena  wurde)  hielt 
sich  in  Zürich  vom  19.  —  29.  October  auf.  In  seinem  Tage- 
buch (Carl  Ludwig  Fernows  Leben ,  herausgegeben  von 
Johanna  Schopenhauer,  Tübingen  1810  S.  65  fgg.)  erwähnt 
er  seinen  Verkehr  mit  Lavater,  der  ihn  »recht  liebreich 
aufgenommen «  ;  der  Name  der  Frau  Schulthess  kommt  nicht 
vor.  —  Das  »Stück«,  für  welches  Bäbe  dankt,  ist  der 
»Bürgergeneral«;  die  »Blätter«  bezogen  sich  wohl  auf  die 
republikanische  Kalender- Aenderung.  —  Der  Vorwurf  Z.  21 
erklärt  sich  daraus,  dass  Goethe  in  der  Zeit  der  Belagerung 
von  Mainz  Bäben,  wie  anderseits  den  Freunden  in  Pempelfort 
(Werke  IV,  10,  74,7.  89,15)  Aussicht  auf  seinen  Besuch  gemacht 
hatte.  Er  ging  nach  der  Capitulation  nur  bis  Heidelberg, 
wo  er  mit  seinem  Schwager  Schlosser  zusammentraf.  — 
Döde  —  Kosename  für  Dorothea. 

4.  Der  zweite  Band  von  »Goethes  neuen  Schriften«, 
Berlin  bey  Joh.  Friedr.  LTnger,  1794  erschienen,  enthielt  den 
Reinecke  Fuchs.  —  Ueber  Lips,  Joh.  Heinr.  s.  Schriften  der 
G.  G.  5  S.  XXX. 


Siebzehn  Briefe  von  Barbara  Schulthess  ak  Goethe  ü.s.w.    29 

5.  Ein  Brief  Goethes  an  Bäbe  findet  sich  unter  dem 
29.  Juni  verzeichnet;  auf  den  hier  vorHegenden  antwortet 
er  am  7.  December  (Postsendungen).  Durch  Bäbes  unge- 
schminkten Bericht  wird  zum  Theil  wenigstens  bestätigt, 
was  Henriette  v.  Beaulieu-Marconnay  (geb.  v.  Egloffstein, 
verw.  V.  Egloffstein)  aus  später  Erinnerung  für  Goethe 
niederschrieb  (gedruckt  in  den  Grenzboten  XXVIII,  2 
S.  209  fgg.,  vgl.  V.  Löpers  Bemerkungen  in  seiner  Ausgabe 
von  Dichtung  und  Wahrheit  4,  Werke,  Hempel  23,  154, 
213  fg.).  Henriette  war  als  junge  Frau  1794  in  Erlangen 
mit  Frau  v.  Türckheim  bekannt  geworden.  Vor  mir  liegt 
Goethes  Erwiderung  an  Henriette  vom  7.  December  1830: 
»Ihr  theures  Blat  musste  ich,  mit  Rührung,  an  die  Lippen 
drücken.  Mehr  wüsst  ich  nicht  zu  sagen.«  Ueber  Bäbes 
schöne  Niece  entnehme  ich  einer  aus  der  Familienchronik 
gezogenen  Angabe  des  Herrn  Dr.  Aug.  Gessner,  dass  es 
wahrscheinlich  eine  Frau  Meiss,  geb.  Schinz  gewesen  ist. 
»Frau  Meiss  war  in  ihrer  Jugend  ausgezeichnet  schön,  eine 
sehr  gebildete  und  sehr  verständige  Frau,  welche,  wie  jemand 
von  ihr  sagte,  einen  einzigen  dummen  Streich  in  ihrem  Leben 
gemacht  hatte,  nämlich  den,  dass  sie  ihren  Gatten  geheirathet.« 

8.  Der  »Schaz«  wird  ein  Ring  oder  sonst  ein  Kleinod 
mit  Goethes  Bild  gewesen  sein. 

IG.  »27  Sept.  97.  Mad.  Schult /less.  Nachricht  von  meiner 
Abreise.«  Verzeichniss  der  abgesandten  Briefe  vor  dem  Ein- 
gangs benannten  Reise-Bande.  —  »Ophir«  —  i  Buch  d.  Könige 
9,28.  10,11.  »Schiffe  aus  Ophir«  u.  s.  w.  als  Gleichniss  im  Brief 
an  F.  H.  Jacobi  vom  3.  December  1784,  Werke  IV,  6,  402,23. 

11.  Z.  7  aus  »Hermann  und  Dorothea«  Gedichte  2 
(Hempel)  S.  122  »Lebet  wohl!  ich  bleibe  nicht  länger!  es 
ist  nun  geschehen!«  —  Die  Herrschaft  IVädens'ccyl  war  die 
Hauptstätte  der  Baumwollen  -  Hand  -  Industrie  im  Züricher 
Gebiete.     Herzfelder  S.   164. 

Der  junge  Schinz  —  einer  von  den  zwei  Neffen  Bäbes, 
den  Brüdern  der  »schönen  Niece  «(V).  Eine  Schwester  von 
David  Schulthess  war  mit  Wilhelm  Schinz,  Pfarrer  in  Seengen 
im  Canton  Aargau,  verheirathet.  Von  ihren  Söhnen  wurde 
der  ältere  (geb.  1775),  Wilhelm  Schinz,  Nachfolger  seines 
Vaters,  der  jüngere  Pfarrer  in  Zollikon.  » Empfehlung  eines 
jungen  Schinz,  der  zu  Jena  Medicin  studirt «  steht  auf  einem 
Blatt  Notanda  im  dritten  Volumen  der  Reiseacten  von   1797. 

12.  John  Flaxmann,  die  Iliade  und  Odyssee  des  Homer, 
in  L'mrissen.  a.  O.  u.  J.  2  Hefte.  —  Z.  9  »Also  führten 
auch  hier  mit  unbesonnener  Sorgfalt  Schlechte  Dinge  sie 
fort,  die  Ochsen  und  Pferde  beschwerend,  Alte  Bretter  und 
Fässer,  den  Gänsestall  und  den  Käfig«.  (Schicksal  und 
Antheil.) 


30  Neue  Mittheiluxgex. 


13.  Z.  8  »Nun  ist  die  Stunde  gekommen«.  Polyhymnia 
zu  Anfang.     (2,  90  Hempel.) 

15.  Das  Datum  »26.  Oktober«  ist  auffallend.  Goethe 
ging  schon  am  Morgen  des  2  6ten  früh  8  Uhr  aus  Zürich.  — 
»Das  Buch«  wird  G.  Gessners  »Ruth«  sein. 

16.  »Höhe  vor  Duttlingen«  —  Tagebuch:  27.  Oktober. 
»Die  drey  Basaltfelsen  Hohentwiel,  Hohenkrähen  und  der 
dritte  bey  Engen.  .  .  .  Abends  in  Tuttlingen.«  Vom  Hohen- 
twiel herrliche  Aussicht  über  den  See, 

18.  Einlage  in  Gessners  Brief  No.  19.  »Ruth  oder  die 
gekrönte  häusliche  Tugend,  in  6  Gesängen«  war  anonym 
1795  in  Zürich  (bei  Ziegler)  erschienen. 

20.  Wolf,  Ernst  Wilhelm,  geb.  1735,  seit  1772  Hof- 
kapellmeister in  Weimar,  war  am  7.  Dezember  gestorben. 
—  Sichere  Aussicht  auf  eine  Anstellung  in  St.  Petersburg 
war  Kayser  durch  seinen  Freund  Klinger  eröffnet  worden. 
S.  Klingers  Brief  an  Kayser  vom  19.  Oct.  92  a.  St.,  den 
O.  Heuer  in  den  Berichten  des  Freien  Deutschen  Hochstifts 
1891  Heft  3.4  S.  453  fgg.  veröffentlicht  hat.  Es  war  eine 
Stelle  am  adlichen  Land -Kadettencorps,  die  eine  behaglich 
auskömmliche  Existenz  versprach.  „Ich  hoffe  dich  mit  deinem 
widrigen  Geschike  auszusöhnen«,  schreibt  Klinger,  »das  übrige 
thue  nun  selbst  und  fordere  Deine  Kraft  auf.«  Vgl.  Burkhardt, 
Goethe  und  Kayser  S.  47  fgg. 

Bernhard  Suphan. 


3.    ZWEI  BRIEFE  VON  ELIS.A.BETH  v.  TÜRCKHEIM 

AN  GOETHE 

UND  GOETHES  ANTWORTEN. 

I. 

Strasburg  d.  25.  Hornung  1801. 

Der  Gedanke,  und  die  frohe  Hofnung,  einem  Jungen, 
Verdienstvollen  Mann  behülflich  zu  seyn,  erlaubt  mir  nicht, 
erst  die  Frage  zu  untersuchen,  ob  Sie  Verehrungswürdiger 
Freund,  sich  wohl  meiner,  nach  einer  Trennung  von  27 
Jahren  erinnern  mögen. 

Ich  weis  nicht,  ob  es  Bescheidenheit,  oder  Stolz  ist, 
dass  ich  mir  diese  Frage  nicht  erlaube,  das  aber  weis  ich 
gewis,  dass  es  meinem  Herzen  wohlthätig  ist  einem  Freund 


UEFE  VON  Elisabeth  v.  Türckheim  ak  Goethe.  ^I 


zu  dienen,  und  dass  mir  die  Veranlassung,  Sie,  Verehrunos- 
würdiger,  um  diesen  Dienst  zu  bitten  erwünscht  ist. 

Herr  Kocher,  dessen  Bekanntschaft  wir  nach  unserer 
unglückHchen  Flucht,  und  während  unserm  Auffenthalt  in 
Erlangen  machten,  wo  er  Jura  studierte,  Freud  und  Leid 
mit  uns  theilte,  und  nun  bereits  4  Jahre  bey  meinem 
Schwager  Türckheim  sich  aufhalt,  wünscht,  und  sucht 
den  platz  welchen  Herr  Strobel  begleitet,  als  Legations 
Secretair  von  der  Gesandschaft  des  Hennenbergischen 
Hausses  und  welchen  die  Sachsische  Häuser  zu  vergeben 
haben.  — 

Seine  Fähigkeiten,  sein  Fleiss,  und  seine  RechtschafFen- 
heit,  die  auch  den  Verfolgungen,  und  den  Versuchungen 
des  Unglüks  wiederstanden,  gewinnen  Ihm  die  Achtung 
aller  derer,  die  Ihn  kennen.  Die  Anhänglichkeit  die  er 
meiner  Familie,  und  die  Opfer  die  er  der,  meines 
Schwagers  brachte,  verpflichten  uns  ganz  besonders  gegen 
Ihn,  und  ich  wünschte  zu  den  vielen  Bemühungen  meines 
Schwagers,  auch  ein  Wort,  eine  bitte  zufügen  zu  können, 
die  zugleich,  meine  Freundschaft,  Herrn  Kochers  \"er- 
dienste,  und  meinen  Glauben  an  alte  Freundschaft,  Ihnen 
lebhaft  Schilderten. 

Ich  weis  wie  viel  Sie,  Edler  Mann,  vermögen,  wie 
gerne  Sie  beglükken  und  schmeichle  mir  gerne,  dass  Sie 
meine  Bitte,  Herrn  Kocher  zu  diesem  Platz  behülflich  zu 
seyn,  schonend  beurtheilen,  und  wo  möglich  befriedigen 
werden.  Ich  entschuldige  mich  eben  so  wenig  meiner 
Zudringlichkeit,  als  des  Zutrauens  wegen,  mit  dem  ich 
mich  vorzügUch  an  Sie  Verehrungswürdiger  gewandt, 
und  weis,  dass  Sie  den  Glauben  an  Freundschaft  billigen 
werden,  der  mir  die  Überzeugung  giebt,  dass  Sie  thun 
werden,  was  Sie  thun  können.  Die  Reinheit  meiner 
Absicht,  bürgt  mir  für  die  auslegung,  wie  für  den  Erfolg 
meiner  Bitte,  so  wie  das  reine  Gefühl  meines  Herzens, 
mir  für  alte  Freundschaft  bürgt.  — 

Türckheim  ist  in  begleitung  seiner  zwey  ältesten,  mir 
innigst  lieben  Söhne  in  Franckfurt,  wo  der  zweite  bey 
meinem  Bruder  Friz  wohnen,  und  bey  Herrn  Gontard 
arbeiten  wird.     Der  älteste  wird  nach  Bremen,  oder  Ham- 


Neue  Mittheilungex. 


bourg  abreißen,  wohin  er  auch  gehe,  so  wird  ihn  der 
Seegen  seiner  Eltern  begleiten,  beyde  haben  uns,  noch 
keine  Stunde  getrübt,  meine  Tochter  wohnt  bey  mir, 
und  ist  seit  6  monath  mit  einem  sanften,  Edlen  Jungen 
Mann  verheurathet,  der  Sohn  unsers  Kachbars,  Herr 
ßrunck,  der  Übersetzer,  und  herausgeber  mehrerer  Griech- 
icher  Werke.  Ihr  reines  Gefühl  für  das  guthe,  und  ihr 
fester  ruhiger  Charakter,  bringen  sie  meinem  Herzen  nahe, 
und  Ihre  Heldenmüthige  anhänglichkeit  an  uns,  bindet 
unsre  Herzen  für  die  Ewigkeit,  auch  meine  zwey  jüngste 
Söhne  sind  noch  bey  uns,  der  eine  Studiert  mit  vielem 
Eifer  mineralogie,  und  Mathematique,  hat  einen  eisernen 
Fleiss,  und  gehet  festen  Schrittes  vorwärths;  der  jüngste 
wünscht  sich  den  Studien  wittmen  zu  können,  und  krönt 
des  Erziehers  Freundschaftliches  bemühen  durch  liebe,  und 
Fleiss.  gerne  mögte  die  Mutter  hinzufügen  wie  glüklich 
Sie  durch  die  Entwiklung  Ihrer  Kinder  ist,  und  wie 
reine  guthe  Geschöpfe  sie  alle  sind;  aber  das  Urtheil 
einer  liebenden  Mutter  scheint  immer  verdächtich,  und  ich 
schweige  also,  und  schliesse  mit  der  Bitte,  mir  meine 
Schwazhaftigkeit  zu  verzeihen  und  die  Versicherung  meiner 
vollkomensten  Hochachtung,  und  aufrichtigen  Freundschaft 
zu  genehmigen,  von  Ihrer  alten  Freundin 

Elise  V.  Türckheim. 
Adresse  von  einer  Männerhand :  S.  Hochwohlgeborn 
Dem  Herrn  Geheimdten  Rath  von  Goethe  in  Weimar. 

Nach  so  langer  Zeit  einen  Brief  von  Ihrer  Hand,  ver- 
ehrte Freundin,  zu  erhalten,  war  mir  eine  sehr  angenehme 
Erscheinung.  Schon  vor  einigen  Jahren  versicherte'  mich 
Frau*  von  Egloffstein,  dass  Sie  meiner,  während  Ihres 
Aufenthalts  in  Deutschland,  manchmal  gedacht  hätten,  ich 
freute  mich  herzhch^  darüber,  in  Erinnerung  früherer 
Verhältnisse. 


Concept  '  «versicherte«  eigenhändig  statt  des  dictirten  »hatte.  .  . 
versichert« 

^  Frau  Gräfin 

5  »ich  .  .  herzh'ch«  eigenhändig    statt  »wie  sehr  freute  ich  mich« 


Briefe  von  Elisabeth  v.  Türckheim  an  Goethe.  33 

Sie  haben  in  den  vergangenen  Jahren  viel  ausge- 
standen und  dabey,  wie  ich  weiss,  einen  entschlossenen 
Muth  bewiesen,  der'  Ihnen  Ehre  macht. 

Wie  sehr  verdienen  Sie  das  Glück,  dass  die  Ihrigen 
gerettet  sind  und  Ihre  Kinder  alle  so  gutartig  vor  Ihnen 
heranwachsen. 

Nun  möcht'  ich  auch  gerne  ^  etwas  zu  Ihrer  Zu- 
friedenheit beitragen,  indem  ich  den  Wunsch  des  Hrn. 
Kochers  begünstigte:  sein  bei  mir  eingelaufnes  Schreiben 
soll  zwar  bestens  empfohlen  werden;  allein  ich  befürchte, 
theils'  dass  man  die  Stelle  eine  Zeitlang  offen  lässt,  bis  die 
neue  Gestalt  der  deutschen  Angelegenheiten  zu  mehrerer 
Bestimmtheit  und  Festigkeit  gelangt;  theils'*  dass  einige 
unter  den  mehrern  Competenten,  durch  nähere  Verhältnisse 
einer  5  Art  von  Anwartschaft  darauf^  sich  getrösten  können. 
Dem  ohngeachtet  will  ich  nicht  verfehlen,  das,  was  unter 
den  gegebenen  Verhältnissen  mögHch  sein  sollte,  zu 
bewirken. 

Leben  Sie  recht  wohl  und  gedenken  meiner  auch 
künftig.  Geniessen  Sie  mit'  den  Ihrigen,  nach  so  viel 
Stürmen,  der  Früchte  des  Friedens  und  einer  neuen 
Ordnung  der  Dinge. 

Weimar,  den  30.  März  1801.^ 

:>• 

Strasburg  d.  21.  yl^re  1807 

Der   Gedanken    eines    meiner  Kinder    in  Weimar   zu 

wissen   verbindet    sich    mit   dem   lebhaften  Wunsche    dass 

es   ihm    in   Göthe's    nähe  wohl   werden   mögte.     Gönnen 

Sie   meinem    guthen    Carl,    und    seiner    Heben    Frau,    das 


'  eine  Entschlossenheit  [und]  bewiesen,  die 

*  »Nun  ...  gerne«  eigenhändig  aus  »Wie  gern  möchte  ich  nun  auch« 
5  »theils«  aus  »zweierley,  einmal« 

•♦  »theils«  aus  »sodann  auch«  (»auch«  ist  nicht  gestrichen  und  im 
Mundum  wohl  nur  versehentlich  ausgelassen) 

5  vor  »einer«  (corrigirt  aus  »eine«)  gestrichen  »gleichsam« 

6  auf  diese  Stelle 

7  wohl,  gedenken  Sie  mein  auch  künftig  und  geniessen  mit 

'^  Im  Concept  fehlt,    wie  gewöhnlich,    Datum    und    Unterschrift. 
Die  Unterschrift  des  Originals  ist  im  Druck  nicht  wiedergegeben. 

Goethe-Jahrbuch    XIH.  -> 


34  Neue  Mittheilungek. 


Glük  den  Freund  meiner  Jugend  kennen  zu  lernen,  und 
schenken  Sie  Ihre  Gewogenheit  einem  Jungen  Manne 
dessen  Leben,  bis  izt,  eine  Reihe  beglükkender  Tage  für 
seine  Eltern  war.  —  Der  Reissende  Strom  der  Begeben- 
heiten, und  das  zu  frühe  Eintretten  in  das  ^yIechanische 
seiner  Laufbahn,  haben  seinem  Geiste  zwar  eine  bestimmte, 
ruhige,  Richtung  gegeben,  aber  ihn  des  Glückes  einer 
feineren  Bildung,  im  Wissenschaftlichen,  beraubt. 

Beurtheilen  Sie  meinen  Carl  mit  Schonung,  und  Liebe, 
und  lassen  Sie  des  Gedanckens  mich  froh  werden,  dass 
Ihr  belehrender  Umgang,  eben  so  glücklich  auf  meine 
Kinder  würken  wird,  als  die,  in  meinem  Herzen  so  unaus- 
löschbar  tief  eingegrabene  Errinerung  an  Ihre  Freundschaft. 

Ihre  Freundin 
Elise  V  Türckheim 

Sollte  der  3  meiner  Söhne,  Wilhelm,  das  Glück  haben, 
Sie  auf  seiner  Rückreisse  zu  seinem  Regimente  kennen 
zu  lernen  so  darf  ich  auch  für  Ihn  um  eine  gütige  Aut- 
nahme  bitten,  sein  Biedersinn,  und  das  Empfehlungs 
Schreiben  dass  ihm  die  Natur  ertheilte,  wird  ihm  auch 
ihr  Herz  gewinnen,  dies  wünscht,  dies  hoft  die  glückliche 
Mutter.  —  ' 

4- 
Ihr  lieber  Brief,  verehrte  Freundinn,  kam  zu  spät,  Ihr 
Hr.  Sohn  schickte  mir  ihn  von  Dresden.  Er  war  bey  mir 
gewesen,  ohne  dass  ich's  wusste  er  sey  es.  Ich  ver- 
wechselte die  beyden  Familien,  ähnliches  Nahmen,  und 
hielt  ihn  von  der  andern.  Aber  auch  so,  als  mir  ganz 
fremde  hat  er  mir  sehr  Wohlgefallen,  das  zweytemal  kam 
ein  Regenguss  gelegen,  der  ihn  lange  bei  mir  festhielt. 
Ich  machte  mir  Vorwürfe  ihn  nicht  bei  Tische  behalten 
zu   haben,    da    es    eben    an    der  Zeit   war,    denn   ich   em- 


'  Adresse  eigenhändig  aufgeschrieben :  A  Monsieur  Monsieur 
de  Goethe  Conseille  intime  de  s.  a.  s.  Monseigneur  le  Duc  de  Saxe 
Wevmar  ä  Weymar. 

Siegel:  ein  Ross,  den  Kopf  umwendend,  dessen  Zügel  eine  aus  den 
Wolken  herabgreifende  Hand  lenkt.    Umschrift:  Quo  nie  Fata  trahunt. 


Briefe  vox  Elisabeth  v.  Türckheim  an  Goethe.  35 

phmd  eine  wahrhafte  Neigung  zu  ihm.  Mit  Ungeduld 
erwarte  ich  den  andern  Angekündigten  schon  lange  ver- 
gebens, ich  wünschte  bey  diesem  nach  zuholen  was  ich 
bey  dem  ersten  versäumte. 

Zum  Schluss  erlauben  Sie  mir  zu  sagen:  dass  es  mir 
unendliche  Freude  machte,  nach  so  langer  Zeit,  einige 
Zeilen  wieder  von  Ihrer  lieben  Hand  zu  sehen,  die  ich 
tausendmal  küsse  in  Erinnerung  jener  Tage,  die  ich  unter 
die  glücklichsten  meines  Lebens  zähle.  Leben  Sie  wohl 
und  ruhig  nach  so  vielen  äussern  Leiden  und  Prüfungen, 
die  zu  uns  später  gelangt  sind  und  bei  denen  ich  oft  Ur- 
sache habe  an  Ihre  Standhaftigkeit  und  ausdauernde  Gros- 
heit  zu  denken.  Nochmals  ein  Lebewohl  mit  der  Bitte 
meiner  zu  gedenken. 

Weimar 
d.  14  Dec.  Ihr  ewig  verbundener 

1807  Goethe.' 


Der  Beitrag  des  Archivs  war  abgeschlossen  und  befand 
sich  schon  etliche  Zeit  in  den  Händen  des  Herrn  Heraus- 
gebers, als  mit  einem  zu  guter  Stunde  anlangenden  Geschenke 
die  Anregung  zu  einer  Zugabe  kam,  die  sich  hier  auf  das 
beste  anreiht.  Briefe  von  und  an  Lilli  sollten  sich  an  die 
Briefe  der  Frau  anschliessen,  die  Lilli's  Bild  in  dem  lauteren 
Spiegel  eines  feinen,  treuen  Herzens  so  schön  aufgefasst  hat. 

Ein  langjähriges  Mitglied  der  Gesellschaft,  Herr  Eugen 
V.  Dursy,  Kaiserl.  Ministerialrath  zu  Strassburg  i.  E.  über- 
sandte mir  eine  genaue  Abschrift  des  unter  Ziffer  4  ge- 
druckten Briefes  von  Goethe  an  Lilli,  der  sich  im  Besitz 
eines  Enkels  Lillis,  des  Herrn  Barons  Eduard  v.  Türckheim 
zu  Niederbronn  im  Unter-Elsass  befindet,  und  übermittelte 
mir  zugleich  die  Erlaubniss  zur  Publication.      »Den  Freunden 


'  Bogen  mit  Goldschnitt,  in  blauem  Couvert. 
Adresse  eigenhändig:  A  Madame 

Madame  Elise  de  Türkheim 
nee  de  Schönemann 
a 
fr.  Strasburg 

Siegel:  Amor  mit  Löwenhaut  und  Keule. 


36  Neue  Mittheilungek. 


Goethes  wird  durch  die  Mittheilung  des  warmen  und  herz- 
lichen Briefes  eine  grosse  Freude  bereitet  werden«,  schrieb 
mir  Herr  v.  Dursy,  und  sicherlich  hat  er  sich  in  dieser 
Erwartung  nicht  getäuscht.  Viele  werden  ihm  Dank  wissen 
für  die  willkommene  Gabe;  den  Dank  des  Archivs  trage  ich 
ab,  indem  ich  sie  vermehre. 

Man  kannte  bisher  nur  den  einen  Brief  Goethes  an  seine 
einstige  Verlobte,  den  Graf  Ferd.  Eckbr.  v.  Dürckheim  in 
seinem  mit  schöner  Wärme  geschriebenen  biographischen 
Essay  »Lilli's  Bild,  geschichtlich  entworfen«  (Nördlingen 
1879)  veröffentlicht  hat.  Dort  ist  der  Brief  (oben  No.  2) 
nach  der  eigenhändigen  Reinschrift  des  Dichters  gegeben. 
Im  Archiv  befindet  sich  das  einem  Schreiber  dictirte,  von 
Goethe  durchcorrigirte  Concept,  dessen  Besonderheiten  bei- 
zufügen ich  mich  nicht  enthalten  konnte;  denn  bei  einem 
solchen  Schriftstück  giebt  man  gern  auch  auf  die  kleinste 
Aenderung  acht  und  lauscht  ihr  ihren  Sinn  ab.  Ungleich 
wichtiger  aber  ist  es,  dass  uns  beide  Briefe  Lilli's  erhalten  sind. 

Es  ist  hier  nicht  der  Ort  zu  erzählen,  was  vor  der 
»Trennung«  liegt.  Lilli  redet  als  Mutter,  und  als  mütterlich 
um  das  Wohl  und  Fortkommen  eines  Jüngeren  besorgte 
Freundin.  Im  ersten  Mutterglück  hatte  Goethe  sie  bei  seinem 
Besuche  im  September  1779  wiedergesehen;  die  «Puppe«,  die 
sie  damals  im  Arme  wiegte,  ihr  erstes  Kind,  ist  die  Tochter 
(Lilli,  Elisabeth),  die  sie  als  glücklich  »verheurathet«  im 
ersten  Briefe  erwähnt.  Merkwürdiger  Weise  scheint  sie  an 
jenes  Wiedersehen  nicht  zu  gedenken,  indem  sie  von  einer 
Trennung  von  27   Jahren  redet. 

Sie  erwähnt  nur  ein  Erlebniss:  ihre  «unglückliche  Flucht.« 
Schwere  Schicksale  waren  mit  dem  Jahre  1793  über  ihr  Haus 
hereingebrochen.  Ihr  Gemahl,  in  gefahrvoller  Zeit  zum 
Maire  von  Strassburg  ernannt,  ward  durch  Commissare  des 
National-Convents  seines  Amtes  entsetzt  und  auf  20  Stunden 
Entfernung  exilirt,  Januar  1793.  Er  lebt  mit  ihr  zurück- 
gezogen in  einem  lothringischen  Dörfchen.  Seiner  sterbenden 
Mutter  zu  Liebe  wagt  er  sich  zurück,  wird  in  Strassburg 
festgenonmien,  aber  nach  einiger  Zeit  aus  der  Haft  ent- 
lassen :  so  gelangt  er  wieder  in  sein  ländliches  Asyl:  September, 
October  93.  Im  Juli  des  nächsten  Jahres  aber  befiehlt  das 
Comite  du  salut  public  wiederum  seine  Verhaftung,  er  soll 
vor  das  Blutgericht  gestellt  werden.  Im  letzten  Augenblicke 
gewarnt,  ergreift  er  die  Flucht  und  rettet  sich,  in  der  Tracht 
eines  Holzfällers,  auf  deutsches  Gebiet.  Nach  drei  Tagen 
qualvoller  Ungewissheit  beschreitet  seine  Gattin  ohne  Zagen 
den  gleichen  Weg.  «Nur  das  Einzige  lass  mich  erwähnen«, 
schreibt  sie  an  ihren  Bruder  nach  Frankfurt,  sobald  sie  sich 


Briefe  von  Elisabeth  v.  Türckheim  an  Goethe.  37 

und  die  Kinder  geborgen  weiss  —  »dass  ich  nach  fünf- 
zehnstUndiger  Wanderung,  meinen  Heinrich  auf  dem  Rücken, 
Wilhelm  an  der  Hand  und  die  andern  mir  zu  Seite,  glück- 
lich durch  alle  französischen  Vorposten  und  nun  hier  in 
Kaiserslautern  angelangt  bin.«  Nach  einigen  in  Frank- 
furt, bei  den  Angehörigen  Lilli's,  verlebten  Wochen  wandte 
sich  das  v.  Türckheim'sche  Paar  nach  Erlangen.  Hier 
verlebten  sie  zurückgezogen  und  in  häuslich  emsiger  Thätig- 
keit  ein  volles  Jahr.  Sie  hatten  sich  auf  ein  längeres  Exil 
eingerichtet,  aber  im  Juli  95  hielt  es  v.  Türckheim  für  ge- 
boten, seines  gefährdeten  Besitzthums  wegen  zurückzukehren. 
Leben  und  Freiheit  stand  auf  dem  Spiele.  Aber  wider 
Verhoffen  konnte  er  bald  eines  gesicherten  Zustandes  ge- 
niessen,  und  durfte  die  Gattin  heiinrufen,  der  es  den  schwer- 
sten Kampf  gekostet  hatte,  ihn  allein  ziehen  zu  lassen.  Auf 
der  Heimreise,  die  über  Stuttgart,  Basel,  Schaffhausen  ging, 
ist  Lilli  in  Zürich  gewesen,  eine  Erkrankung  der  Kinder  ver- 
ursachte hier  gerade  einen  längeren  Aufenthalt.  Damals 
also,  im  September  95,  haben  Lilli  und  Frau  Schulthess  (doch 
wohl  durch  Lavaters  Vermittlung)  einander  kennen  gelernt. 
In  dem  genannten  Büchlein  des  Grafen  Eckbrecht  v.  Dürck- 
heim  findet  man  die  Geschichte  dieser  Tage  nach  den  Auf- 
zeichnungen und  Erinnerungen  seines  Schwiegervaters,  des 
ältesten  von  Lilli's  Söhnen  (Johann  Friedrich  v.  Türckheim) 
wahrheitsgetreu  erzählt.  Wie  Lilli  auf  der  Flucht ,  als 
Bäuerin  verkleidet,  Soldaten  der  Republik,  die  sich  ihr  frech 
nahen  wollen,  in  Respect  hält ;  wie  sie  ihrem  kleinen,  kaum 
neunjährigen  Wilhelm,  weil  er  ihr  so  tapfer  zur  Seite  ge- 
schritten, neue  Stiefel  verspricht  —  das  alles  ist  köstlich  zu  lesen. 
Die  Briefe,  die  Lilli  damals  und  während  der  Zeit  des  Exils 
an  ihren  mit  Marie  Gontard  verheiratheten  Bruder  ge- 
schrieben, hatte  schon  früher  (1857)  JUgel  in  seinem  Buche 
»Das  Puppenhaus«  aus  dem  Gontard'schen  Familien- Archiv 
bekannt  gegeben  (S.  361).  Der  Geist  dieser  Briefe  ist  ein 
schlichtes  Heldenthum :  »Ich  will  nicht  klagen;  still  und 
muthig  will  ich  jedem  Ereigniss  entgegensehen  und  ver- 
trauensvoll den  Winken  meines  Vaters  folgen,  der  mich  bis 
daher  so  glücklich  geleitet«,  schreibt  sie  im  ersten  Briefe 
aus  Erlangen.  Und  als  Türckheim,  mit  Gefahr  der  Freiheit 
und  des  Lebens,  die  Rückkehr  gewagt  hat :  »Er  ging,  durch 
die  Macht  der  Umstände  und  den  Zuruf  der  Freundschaft 
fortgerissen,  und  Gott  wird  ihn  segnen  und  schützen.  Ich 
ergebe  mich  darein  mit  dem  Gedanken,  dass  der,  welcher 
so  rein  wie  er  handelt ,  nicht  von  ihm  verlassen  werden 
kann«.  Wir  begreifen  es  beim  Lesen  dieser  Briefe,  dass  es 
Barbara  Schulthess  in  Lilli's  Nähe  zu  Muth  war,  als  lese  sie 
Iphigenia.     »Ich    glaubte   Iphigenia   vor  mir  zu  sehen«,    sagt 


38  Neue  Mittheilungex. 


ja  auch  Henriette  von  Egloffstein,  um  mit  einem  Worte 
Erscheinung  und  Wesen  der  einzigen  Frau  zu  bezeichnen. 
Eine  Vergleichung,  die  Goethe  selbst  bestätigt,  indem  er 
von  LilU's  »ausdauernder  Grossheit«  redet.  Antike  Seelen- 
grösse  hat  er  im  Sinne,  wenn  er,  um  persönhche  Eigenart 
zu  bezeichnen,  das  von  Winckelmann  geprägte  und  von 
neuem  geschaffene  Wort  anwendet.  »Ich  kann  nicht  leiden, 
dass  du  grosse  Seele  mit  einem  falschen  AVort  betrogen  wer- 
dest«, sagt  Orest  zur  Schwester. 

Goethe  hat  sicher  noch  von  andrer  Seite ,  als  durch 
Henriette  von  Egloffstein,  über  die  Schicksale  Lilli's  Nachricht 
erhalten.  Es  ist  nicht  denkbar,  dass  seine  Mutter,  dass 
Frankfurter  Freunde  davon  gegen  ihn  geschwiegen  haben. 
Ich  will  hier  nur  daran  erinnern,  dass  Senator  Metzler,  ein 
alter  bewährter  Freund  der  Türckheim'schen  Familie,  die 
Flüchtigen  aus  Heidelberg  abgeholt  hat.  Er  war  auch  mit 
Goethes  Mutter  bekannt.  Nur  gelegentlich  kommt  zum 
Vorschein,  wie  Goethe  damals  die  Erinnerungen  an  die 
entschwundene  schöne  Zeit  hegte.  Ich  will  hier  ein  Stück 
eines  Briefes  mittheilen,  den  er  im  September  1799  an  einen 
Genossen  jener  Tage  richtet,  deren  Inhalt  und  Gefühl  er  als 
Greis  noch  in  die  Worte  des  Hohen  Liedes  gefasst  hat : 
»Ich  schlafe,  aber  mein  Herz  wacht.«  Aus  seinem  stillen 
Gartenhause  schreibt  er  an  Georg  d'Orville'  nach  Offenbach: 

Lieber  würdiger  Freund 

Ihre  Hand  und  Ihren  Nahmen  wieder  zu  sehen  hat 
mir,  in  einem  stillen  Gartenaufenthalt,  wo  ich  mich  jetzo 
befinde,  eine  ausserordentliche  Freude  gemacht.  Glauben 
Sie  mir  dass  ich,  in  Erinnerung  früherer  Zeiten  und 
Anhänglichkeit  an  alte  Freunde,  Ihnen  nicht  nachstehe. 
So  wenig  man  sich  wieder  Brüder  und  Schwestern 
schaffen  kann,  wenn  Vater  und  Mutter  todt  sind,  so 
wenig  kann  man  sich  Freunde  erwerben  wie  die  sind, 
die  ein  früheres,  völlig  verschwundnes  Jugendverhältniss 
uns  verschaffte.  Wir  haben  im  Alter  noch  Ueberzeugung 
und  Wahl ;  aber  die  süsse  Nothwendigkeit  der  Jugend 
erscheint  uns  nicht  wieder. «  — 

Hiermit  kann  denn  die  Betrachtung  schliessen,  die  sich 
um  »Schicksal  und  Antheil«  bewegte.  Wenn  im  ersten  Briefe 
Goethes  der  Ausdruck  des  Antheils  gehaltener  und  fast  förm- 
lich erscheint,  im  Vergleich  wenigstens  mit  dem  zweiten,  wo 
die  Empfindung  warm  hervorbricht,  so  erklärt  sich  das  auch 


'  Piraz;ii,  Aus  OBenbachs  Vergangenheil  S.  192  fg. 


Briefe  von  Elisabeth  v.  Türckheim  an  Goethe.  39 

aus  der  Situation.  Goethe  sah  sich  ausser  Stande  jenen 
Wunsch  der  verehrten  Frau  zu  verwirkHchen,  der  den  Anlass 
zum  Wiederanknüpfen,  gegeben  hatte. 

Zu  No.  I.  2.  Gesandte  der  Hennebergischen  Häuser  zur 
Fränkischen  Kreisversammlung  zu  Nürnberg  sind  Anfang  1801 
Geh.  Rath  Freiherr  v.  Türkheiin  und  Legationsrath  Strobel. 
Am  5.  August  1801  resolvirt  Carl  August  »dass  die  durch 
Absterben  des  Hof-  und  Legationsraths  Strobel  erledigte 
Agentenstelle  bei  dem  fränkischen  Kreis  durch  den  Legations- 
rath Johann  Wilhelm  Thon  zu  besetzen  sei«.  (Freundliche 
Mittheilung  von  C.  A.  H.  Burkhardt.)  Ueber  Lilli's  Protege, 
Kocher,  habe  ich  nichts  erkundet.  —  Der  Erzieher  der 
v.  Turkheim'schen  Söhne  hiess  Redslob.  Er  gehörte,  wie 
Arnold,  der  Dichter  des  Pfingstmontags,  zu  den  Freunden 
des  Hauses  und  bewährte  seine  Treue  in  den  Gefahren  der 
Flucht  Juli  94  und  während  des  Exils  der  Familie. 

No.  3.  4.  Die  Zeilen,  mit  denen  Karl  v.  Türkheim  den 
Brief  seiner  Mutter  an  Goethe  gesandt  hat,  liegen  vor.  »Je 
me  fais  un  devoir  de  vous  exprimer  ma  reconnaissance  pour 
Taccueil  gracieux  et  obligeant  que  vous  avez  bien  voulu  me 
faire  en  vous  rendant  ma  visite«.  Dresde  ce  17  Oct  1S07. 
«Karl  v.  Türkheim  war  1807  im  Bankhause  seines  Vaters,  er 
verheirathete  sich  1807  mit  Cäcilie  Gräfin  Waldner  v.  Freund- 
stein«. (Gütige  Mittheilung  des  Herrn  Barons  Eduard  v.  Türk- 
heim, durch  Herrn  v.  Dursy.)  Ein  Briefchen  aus  späterer 
Zeit  (Strassburg  ce  6  Avril  —  ?),  das  sie  einem  Cousin, 
Leon  de  Bussierre  zur  Einführung  mitgegeben,  knüpft  an  den 
Besuch  des  Jahres  1807  an.  »Je  ne  sais  si  le  grand  poete 
se  rappellera  d'une  personne  qui  n'a  d'autre  raerite  que  de 
savoir  l'admirer  et  qui  ne  pense  qu'avec  reconnaissance  ä 
Taccueil  aimable  qu'elle  a  recu  de  lui.  Si  donc  Monsieur  de 
Goethe  veut  bien  me  conserver  un  petit  souvenir,  je  demande 
qu'il  se  reparte  tout  entier  sur  le  jeune  homme  partenu  de 
cette  lettre,  et  c][ue  Taccueillant  »Salven  soit  poTir  lui  ce 
cpril  a  ete  pour  moi«.  Die  Unterschrift  Cecile  de  Turckheirn 
nee  de  Waldner  setzt  es  ausser  Zweifel,  dass  Karl  v.  Türck- 
heim mit  seiner  jungen  Gattin  bei  Goethe  gewesen  ist. 
Auffallender  Weise  aber  erwähnt  Goethe  im  Briefe  nur  die 
Bekanntschaft  des  Sohnes,  und  auch  im  Tagebuch  steht  unter 
dem  30.  September  1807  nur  »Besuch  von  Herrn  von  Dürk- 
heira.«  Die  Eintragung  ist  von  Riemers  Hand,  zuerst 
(scheint  es)  war  der  Name  mit  T  geschrieben.  Man  sollte 
das  Umgekehrte  erwarten,  denn  die  Correctur  hängt  doch 
wohl  mit  der  Irrung  zusammen,  die  Goethen  widerfuhr, 
indem  er  die  beiden  ihm  bekannten  Familien  ähnlichen 
Namens  verwechselte.     Im  Anfang  der  achtziger  Jahre  schon 


40  Neue  Mittheilungen. 


finden  wir  ihn  in  geschäftlichem  Verkehr  mit  dem  meiningi- 
schen  Geheimen  Rath  Franz  Christian  Eckbrecht  v.  Dürckheim 
(Werke  IV,  4,  302,12.  5,  328,8  Weim.  Ausg.)  und  so  lag  es 
ihm  nahe ,  an  diesen  Zweig  der  Familie  zu  denken.  — 
Wilhelm,  der  dritte  der  v.  Türckheims,  war  im  Frühjahr  1806 
in  die  Armee  eingetreten  und  hatte  als  Husarenoffizier  den 
Herbst-  und  Winterfeldzug  bei  der  Avant-Garde  mitgemacht. 
Im  Mai  1807  schreibt  er  seiner  Mutter  aus  Potsdam  er  hoffe 
sie  bald  zu  umarmen,  da  er,  um  seine  Hand  zu  heilen,  sich 
»aux  eaux  thermales  en  Francea  begeben  müsse.  (Lilli's 
Bild  S.  108.)  Im  Frühjahr  1808  steht  er  wieder  bei  dem 
Corps  des  Generals  Rapp,  dessen  Adjutant  er  damals  ge- 
worden ist.  (Schreiben  aus  Bayows  [V]  pres  Brandenburg, 
April  1808.  a.  a.  O.  iii.)  Die  Ueberlieferung,  dass  Wilhelm 
V.  TUrckheim  der  Husarenoffizier  gewesen,  der  unmittelbar 
nach  der  Schlacht  bei  Jena  Goethe  aufgesucht  habe,  lässt 
sich  mit  unsern  Briefen  schwer  vereinigen.  (Riemer,  Mit- 
theilungen I,  363;  Vgl.  Goethe's  lagebuch  unter  dem 
17.  October:  »Geheimnissvolle  Unterhaltung  mit  dem  Husaren- 
offizier.«) Die  »glückliche  Mutter«  würde  doch  wohl  davon 
erfahren  haben,  und  alsdann  hätte  sie  (bedurfte  es  dessen) 
den  Besuch  ihres  Wilhelm  dem  alten  Freunde  anders  ange- 
kündigt. —  Erwähnt  sei  noch,  dass  der  aus  Weimar  datirte 
Brief  No.   4  in  Jena  geschrieben  ist.   — 

x\m  Ende  unsrer  kleinen  Sammlung  liegt  ein  gedrucktes 
Blatt,  schwarz  verschlossen,  Poststempel  Francfort  23  May  1817. 
Adressirt  Monsieur  Monsieur  de  Goethe,  Conseiller  d'Etat  ä 
Weymar. 

La  Familie  de  Turckhcim  a  l'honneur  de  vous  faire 
part  de  la  perte  qu'elle  vient  d'eprouver  par  la  mort 
de  Dame  Anne-Elisabeth  Schoenemann,  Epouse  de  M. 
Bernard-Frederic  Baron  de  TurekJieiiii,  ancien  Banquier 
ä  Strasbourg,  et  ancien  Ministre  d'Etat  de  S.  A.  Royale 
le  Grand-Duc  de  Baden;  decedee  en  son  habitation  de 
Krautergersheim,'  dans  la  nuit  du  6  Mai,  ä  Tage  de  59  ans. 


'  Dorf  unweit  der  Strasse  nach  Barr,  in  der  Mitte  der  Ebene 
zwisclien  dem  Rhein  und  den  Vogesen.  Lilli  wohnte  gern  in  dem 
kleinen  Landhause,  das  v.  Türckheim  i.  J.  1800  für  sie  angekauft  hatte. 


Bernhard  Suphax. 


"^^ 


Briefe  von  Charlotte  v.  Kalb  an  Goethe.  4^^ 

4.  BRIEFE  VON  CHARLOTTE  V.  KALB 
AN  GOETHE. 

Goethes  Freundschaft  mit  Frau  Charlotte  v.  Kalb  fällt 
in  die  Zeit  zwischen  ihrer  rücksichtslos  leidenschaftlichen 
Liebe  zu  Schiller  und  deren  fast  noch  gesteigerter  Wieder- 
holung in  ihrem  Verhältnisse  zu  Jean  Paul.  Diese  beiden 
umgebenden  Freundschaften  sind  vielfach  Gegenstand  ein- 
gehender Darstellung  geworden  auf  Grund  eines  urkundlichen 
Materials,  das  trotz  manches  bedeutenden  auto  da  fe  reichlich 
genannt  werden  muss  gegenüber  demjenigen,  das  bisher  zur 
Beurtheilung  der  mittleren  vorlag.  Dreizehn  Briefe  und 
Briefchen  von  Goethe  an  Charlotte  v.  Kalb,  zur  Hälfte 
undatirt  obendrein,  —  das  war  alles. 

Sie  sind  in  einem  ruhigen  Ton  aufrichtiger  Zuneigung 
geschrieben  und  bekunden,  dass  Goethe  sich  von  Charlotte 
v.  Kalb  als  Freund  geschätzt,  als  Dichter  verstanden  fühlte. 
Er  zeigt  sich  in  ihnen  hilfreich  in  Geschäften,  bereit  zu 
Diensten  der  Höflichkeit ;  gemeinsame  Freundschaft  mit  den 
geistig  führenden  Männern  der  Zeit,  gemeinsame  Abneigung 
gegen  die  zerstreuende  Societät  verbindet  sie,  und  die  Lässig- 
keit, den  Unglauben  der  Menschen  findet  er  nicht   in  ihr. 

Das  beweist  immerhin,  dass  Goethe -in  Charlotte  v.  Kalb 
eine  ungewöhnliche  Erscheinung  sah.  Aber  eben  die  Un- 
gewöhnlichkeit,  die  wir  sonst  an  ihr  kennen  aus  Briefen, 
Roman  und  Memoiren,  scheint  doch  durchaus  nicht  von  der 
Art  gewesen  zu  sein,  dass  sie  auf  Goethe  hätte  anziehend 
wirken  können.  Vielmehr  scheinen  ihre  innersten  Naturen 
entschiedene  Gegensätze  darzustellen:  Klarheit  und  Ver- 
wirrung, Stätigkeit  und  Schwärmerei  stehen  sich  gegenüber; 
ein  Mann,  der  den  Strom  des  bald  wildaufschäumenden,  bald 
melancholisch  versinkenden  Gefühlswesens  mit  starkem  Arm 
durchschwömmen  hat,  und  eine  an  Leib  und  Seele  kranke 
Frau,  die  willenlos  in  diesem  Strudel  umhergewirbelt  wird, 
bis  eine  rohe  ^^■elle  sie  hart  auf  ein  unfreundliches  Ufer 
schleudert. 

Gab  sie  sich  Goethe  gegenüber  anders,  als  wir  sie  sonst 
kennen?  Vermochte  sie  sich  im  Verkehr  mit  ihm  zu  befreien 
von  der  zügellosen  Sprunghafiigkeit  ihrer  Gedanken,  von 
der  krankhaften  Selbstbespiegelei  ihres  Gemüths?  Man  könnte 
das  vermuthen,  zumal  ja  Charlotte  auch  in  ihren  ersten 
Briefen  an  Jean  Paul  eine  klare  Beherrschung  zeigt,  die  mit 
ihrem  sonstigen  Wesen  im  Widerspruch  erscheint  und  die 
erst  dann  in  Verwirrung  und  Leidenschaft  mehr  und  mehr 
sich  verliert,  als  Jean  Paul  antwortend  die  Fesseln  löst,  die 
sie  sich  angelegt,  als  er  nach  Weimar  kommt  und  diese  Reise 
seine  Himmelfahrt  zu  ihr  nennt. 


42  Neue  Mittheilungen. 


Das  war  am  loten  Juni  1796,  und  vom  yten  desselben 
Monats  ist  der  letzte  der  bisher  bekannten  Briefe  Goethes 
an  Charlotte  datirt.  War  das  ein  Zufall?  Vielleicht  kann 
auch  dies  die  Annahme  stützen,  dass  sie  in  der  Zeit  zwischen 
den  beiden  leidenschaftlichen  Verirrungen  ihres  Herzens,  eben 
in  der  Zeit  ihrer  Freundschaft  mit  Goethe,  gesunder  und 
klarer  zu  denken  und  zu  sein  vermochte  als  vordem  und 
nachdem. 

Von  ihren  Briefen  an  Goethe  wird  man  auf  diese  Fragen 
und  Vermuthungen  Antwort  erwarten  dürfen.  Sein  Nachlass 
hat  sie  aufbewahrt,  und  man  muss  ihnen  mit  einiger  Span- 
nung entgegensehen,  wenn  man  liest,  was  er  ihr  am  i.  Mai 
1796  antwortete  auf  einen  12  Seiten  langen  Brief:  «Lassen 
Sie  mich  sagen,  dass  ich  ihn  zu  kurz  fand  und  dass  ich 
immer  so  fort  gelesen  hätte,  und  nun  immer  von  vorn 
anfange.« 

Freilich,  verbindliche  Höflichkeit  hat  Goethe  manches 
Wort  entlockt,  das  nicht  als  Ausdruck  voller  Aufrichtigkeit 
betrachtet  werden  darf.  Aber  als  ein  solches,  als  eine  blosse 
Phrase,  wird  Niemand  dieses  Bekenntniss  von  vorn  herein 
abthun  mögen.  Den  Herausgeber  ihrer  Briefe  muss  es  vielmehr 
verpflichten,  im  Auslassen  enthaltsamer  zu  sein,  als  eine  rein 
stoffliche  Abschätzung  ihres  Werthes  empfehlen  würde. 

Von  32  überlieferten  Schreiben  werden  daher  im  folgen- 
den nur  2  ganz  ausgeschieden ;  in  den  angehängten  An- 
merkungen wird  zu  der  Stelle,  die  ihnen  der  Zeitfolge  nach 
gebührte,  über  ihren  Inhalt  berichtet,  ebenso  über  einige 
weitere  Theil  -  Auslassungen,  die  jedesmal  durch  drei  Punkte 
angezeigt  sind.  Mit  den  Gründen,  die  zur  Zeitbestimmung 
der  meist  ohne  Datum  überlieferten  Schreiben  führten,  soll 
der  Leser  nicht  aufgehalten,  sondern  nur  hier  im  Allgemeinen 
unterrichtet  werden ,  dass  sie  theils  durch  ihren  Platz  in 
den  »Eingegangenen  Briefen«  datirt  sind,  die  Goethe  seit 
1792  quartalweise  zusammenheften  Hess,  theils  durch  ent- 
sprechende Angaben  in  Tagebüchern  und  Briefen  Goethes, 


L 

[Jena,  Ende  1793.] 
Sie  hatten  Herrn  Brehm  erlaubt  Ihnen  aufzuwarten  — 
er  wünscht  also  sehr  dass  ihm  heute  diese  Gunst  werde. 
Diesen  angenehmen  Ciavier  Spieler  begleidet  Herr  Valz, 
welcher  einen  schönen  Bass  singt.  Wenn  Ihnen  seine 
Stimme  gefält  —  so  glaube  ich  die  Kirche  und  der  Lehr- 
stand —  könnten  wohl  diesen  Hirten  und  Mehrer  abgeben. 


Briefe  von  Charlotte  v.  Kalb  an  Goethe.  43 

(ich  kenne  seine  Gesinnungen  hierüber  nicht)  aber  nach 
der  neuen  Philosophie  soll  ja  eben  durch  die  Vermischung 
der  Stande  das  Reich  des  Friedens  hervor  gehn.  — 

So  bald  es  meine  Mutter  Pflicht  erlaubt  kome  ich 
nach  Weimar  —  wo  es  mir  eine  hohe  Freude  sein  wird  — 
Stunden  zu  verleben  einer  belehrenden  nährenden  reifen 
Unterhaltung  —  durch  die  nur  einigen  Menschen  mög- 
lich zu  begreifende  entschleirung  Ihres  grosen  schönen 
Geistes,  —  zu  sein  indem  einem  das  seyn  eines  andern 
klarer  wird  —  ist  auch  eine  Existenz! 

d.  Sonnabend.  Charlotte  K.  Marschlk. 

IL 
[Weimar,  Ende  Februar  1794.  j 
Können  die  Thrcinen  des  Himmels  Sie  nicht  auf- 
halten?! —  was  ist  das  Paradies  in  solcher  Laage?  ich 
wünsche  herzlich  dass  der  Engel  mit  dem  Schwerd  Ihnen 
den  Eingang  wenigstens  erschwere  und  seine  aufsieht  Ihnen 
das  bleiben  unmöglich  mache  —  abermehrnoch;,  ich  wünsche 
Ihnen  alles  Übel.  Zahnweh,  Gicht  und  Fieber  —  eine 
solche  Episode  in  diesen  Tagen  wäre  mir  heute  lieber 
gew-esen  als  Ihr  Tasso.  mein  Gemüth  kann  das  unerwartete 
nicht  tragen  —  und  noch  eins  mein  Gemüth  sucht  Sie 
und  möchte  behnlten  was  es  erworben  hat.  \v\q  Spinoza 
meynt  ? 

Charlotte. 

Morgen  Abend  bey  Herders  denke  ich  Ihrer  und 
meines  Lieblings  Ihres  August. 

IIL 

Waltershausen  den  ijten  Merz  [1794]. 
Je  mehr  ich  mich  Persönnlich  von  Weimar  entfernde  — 
je  mehr  kehrt  mein  —  Andenken,  still  und  fest  —  mit 
Sehnsucht  vermischt,  zurück  —  hin  —  zu  Ihnen  wieder, 
zu  meinen  Freunden.  Ihr  Bild  wird  sichtlich  —  ich 
möchte  es  vor  meinen  Augen  zaubern  —  bemüth  noch  — 
schwindet  sie  schon  wieder  die  angenehme  Täuschung 
wie  ein  leichter  Rauch!  ich  bemerke  denn  lebhafter  in 
mir  die  Erinnerung   an  Ihre  gute   für  mich   —    des  wohls 


44  Neue  Mittheilungek. 


was  mir  durch  Sie  ward;  was  mir  durch  Sie  werden 
wird  —  denn  ruhig  Einsam  ohne  Zerstreuung  als  die 
meiner  f\mtasie  und  meines  begehrenden  Wesens  lebe  ich 
hier  —  und  Ihre  Schriften  sollen  auch  mein  bestes  Seyn 
mit  erhalten  und  nähren. 

Sie  erlaubten  mir  Ihnen  zu  schreiben,  tadien  Sie  mich 
nicht  dass  es  so  bald  geschieht.  Hätte  jetzo  gleich  — 
Unbestimmtheit  mich  zurück  gehalten  —  vielleicht  hätte 
ich  nie  wieder  voll  Zufersicht  an  Sie  die  Feder  gefasst. 
Hätte  ich  so  oft  schreiben  können  als  ich  an  Sie  dachte  — 
oder  dachte  was  mann  nur  einem  Wesen  wie  Sie  sind 
sagen  und  fragen  kann  —  so  wäre  mein  Wesen  Ihnen 
viel  deutlicher  geworden.  Ach  darum  ist  die  Unterredung 
so  schön  weil  mann  dann  ist,  in  Briefen  erzehlt  mann  nur 
von  sich.  Die  gebogene  Stellung  wie  wiederich.  In 
Briefen  verleidet  mann,  in  der  Unterredung  geführt!  — 
Und  doch  wie  dumpf  und  oed  wäre  der  Schlummer 
meiner  Seele  gewesen  —  hätten  diese  Blätter  nicht  — 
gleich  der  erinnerung  abgeschiedener  Freunde,  mich  beym 
glauben  an  Liebe  — -  an  Zweck  und  mögliche  vervol- 
kommung  des  Daseins  erhalten  —  einst  schwand  dieser 
glaube  —  und  ich  ward  ein  Elender  Materialist  —  denn 
was  kann  mann  anders  in  diesen  beschränkten  dummen 
Einrichtungen  des  Lebens  sein  —  wo  Geist  und  Herz  alle 
Augenblicke  verläugnet  wird —  wo  die  besten  und  innigsten 
so  oft  auch  zu  dieser  Sünde  verleidet  werden,  wo  diesen 
Funke  der  allein  wärmt  und  leuchtet  der  Mensch  in 
Menschen  nicht  mehr  erblickt  —  Was  ist  er  dann,  was 
muss  er  werden  —  ein  darbendes  Thier. 

Die  Liebe  —  ich  rede  von  der  Liebe  die  mann  in 
sich  bildet  —  und  sozusagen  selbst  zur  Liebe  wird  — 
nicht  von  der  die  mann  haben  will.  Freilich  verweilt  sie 
oft  mit  festerer  dauernder  Betrachtung  bey  höheren 
Wesen.  —  Und  leise  entsteht  der  Wunsch :  Durch  sie  zu 
sein  für  sie  zu  sein  —  Freundschaft  ist  das  reinste  Ver- 
langen die  köstlichste  Habe  der  Sterblichen !  Sie  steht 
auf  einer  Höhe  —  alle  niedren  Begierden  unter  ihr  —  sie 
wird  von  ihnen  gemustert  verspottet  selbst  gelobt  —  ach 
und  wird  sie  eine  dieser  Art  dann  ists  aus  mit  ihr  —  Die 


Briefe  von  Charlotte  v.  Kalb  an  Goethe.  45 

erste  Liebe  ist  Gottes  Art  —  und  geht  über  alle  Ver- 
nunft —  sagt  wenn  ich  nicht  irre  ein  Apostel.  Die  zweite 
Liebe  —  geht  wohl  mit  der  Vernunft,  und  ich  kann  ja 
wohl  Sagen  Schreiben  Denken  —  ich  liehe  Dich!  —  ich 
streiche  diese  Worte  aus  und  daran  ist  auch  Mistrauen 
und  Unglaube  schuld  .  . 

ich  habe  angefangen  in  Woldemar  zu  lesen  —  mein 
Gott  mit  Ihnen  das  Buch  zu  lesen  mit  Ihnen  von  Ihnen 
darüber  reden  zu  hören  was  wäre  das  werthü  — 

Sie  werden  mir  nicht  antworten  —  aber  Sie  werden 
mir  schreiben  ob  ich  Ihnen  manchmahl  so  über  manches 
und  mancherley  schreiben  darf. 

Gesundheit  (zu  dieser  gehört  Kissingen)  Freiheit  und 
Liebe  werde  Ihnen  immer  mehr  und  mehr! 

Charlotte. 

IV. 

Waltershausen  bey  Meyningen  den  18.  Juni  [1794]. 

Oft  sehr  oft  denke   ich   an  Sie   —   an    den  schönsten 

Sommertagen  —  stunden  —  und  gegenden  dieses  Thaies! 

—  Mir  scheint  es  würklich  eine  Probe  von  der  Vortreff- 
lichkeit der  Wesen  —  und  des  gehaltes  unserer  Vor- 
stellungen und  Gesinnungen  von  ihnen,  und  für  sie  zu 
sein  —  Wenn  die  Erinnerung    —    die    reizensten    Scenen 

—  nein  die  schönsten  Decorationen  der  Natur  —  erhöht 
und  belebt !  So  wie  alles  was  uns  unangenehm  ist  —  den 
Genuss  der  Natur  stört,  und  oft  vernichtet  —  So  ist  hin- 
gegen ein  Wesen  das  sie  Ehrt  das  höchste  was  wir  in 
ihr  erkennen  —  und  Lieben !  —  Ich  glaube  unter  einem 
Italienischen  Himmel  —  am  Reinfall  —  bey  jeder  grosen 
Natur  Erscheinung  würde  mein  Geist  am  würdigsten  das 
Fest  eines  solchen  Andenkens  feyern  !  —  Das  wird  vielen 

—  (und  doch  vielleicht  leider  auch  nicht)  so  verständlich 
sein  —  dass  ich  über  das  warum  kein  Wort  verheren 
mag!  ich  war  im  Geist  oft  wieder  in  Jena  —  dachte  an 
Ideen  die  Sie  in  mir  erweckten  —  an  den  Strahlen  die 
mir  so  manches  beleuchteten  —  und  wie  mir  so  manches 
anders  sein  —  anders  vorkommen  würde  wenn  ich  mehr 
um    Sie    wandelte.    Da    war   der  Sommertas  —   in    dem 


46  Neue  Mittheilungen. 


Schatten  des  Buchenwaldes  —  bey  dem  Gesang  der  Nach- 
tigal  —  umweht  von  Süssen  Düften  —  mir  nicht  mehr 
so  schön  —  Als  der  Winter  Tag  an  der  beeisten  Saale  — 
unter  den  entblätterten  Bäumen  —  und  der  rauheren  luft! 

—  Ist  mir  das  Schicksaal  günstig  so  bin  ich  künftigen 
Winter  wieder  an  diesen  Orten,  und  wie  solte  es  mich 
freun  wenn  ich  dann  oft  Sie  sehe  —  nicht  den  Welt  und 
Hofmann  oder  dgl.  sondern  Goethe  v\ie  ich  ihn  einige 
mahl  be}-  Herders  fand!  und  auch  allein  hörte  —  Wenn 
Sie  laut  sein  wollen,  was  Sie  sind  —  Wenn  Sie  ahnden 
dass  man  Sie  verstehen  könnte. 

ich  danke  Ihnen  für  die  Gedichte,  wie  freue  ich  mich 
in  denen  Zerstreuten  Blättern  mehr  von  diesem  schönen 
Denker  zu  lesen.  Wohl  verteilt  die  Welt  und  die  Zeit 
mancherlev  Rollen  —  glücklich  wer  sein  eigenstes  Seyn 
dabey  erhält  oder  daraus  rettet.  Die  meisten  suchen  in 
diesem  Zufall  ihr  Glück  ihre  Pflicht  und  ihren  Ruhm  — 
einigen  erhält  es  das  Leben,  die  meisten  aber  werden  ver- 
nichtet, sodass  an  ihnen  nichts  mehr  ist  als  Schaale,  wan- 
delnde Leichname  —  ich  weis  aber  dennoch  ein  Dasein 
welches   nicht    zu  diesem  Spiel   gehört:   —  das  leben  Sie! 

—  und  bey  Ihnen  hören  auch  die  Rollen  auf  so  die  Welt 
erteilt,  und  eine  andre  Zeit  beginnt!  —  O  ich  komme 
wieder  nach  Weimar  höre  Sie  wieder  bey  Ihren  Werken 
und  über  die  Kunstwerke  reden  die  Meyer  für  Ihnen 
sammlet. 

Ist  der  3te  Band  von  Fichte  über  die  Revolution  schon 
erschienen  ?  —  ich  bin  begierig  von  ihm,  seiner  Lehre  und 
deren  Folgen  zu  hören, 

Herder  ist  doch  wohl  .  und  heiter?  —  Ihr  August? 
sagen  Sie  mir.  ein  w^örtchen  von  dem  lieben  Kinde  .  und 
schicken  mir  Ihre  Optik. 

Charlotte  K  Mlk. 

V. 

[Waltershausen]  9.  August  [1794J. 
Tausend  Dank    für   Ihren  Reineke   —    ich  wolte   ihn 
lesen  aber  siehe  ich  bin  zu  hipokonder,  als  dass  ich  mich 
möchte    und    könnte   mit    den  Thaten    und   Ruhm    dieses 


Briefe  von  Charlotte  v.  Kalb  an  Goethe.  47 

Erzschelms  abgeben;  besonders  jetzo  wo  diese  Art  so 
grausam  herrscht.  —  Diese  Stimmun"  wird  bald  vorüber- 
gehn  und  dann  will  ich  mit  doppelter  Lust  die  Wahrheit 
Kunst  und  Schönheit  dieses  Werks  bewundern. 

Es  freut  mich  sehr  dass  Schiller  sich  Ihnen  hat  nähern 
können,  —  dies  war  Längst  einer  meiner  liebsten  Wünsche  — 
geben  Sie  ihm  oft  die  Freude  Sie  zu  hören  —  und  in 
Ihrer  Nähe  den  Werth  seines  Geistes  zu  empfinden  ! 

VI. 

.  .  .  Waltershausen,  d.  3.  Sept.   [1794-] 

Almählich  kommt  uns  nun  auch  der  Winter  näher, 
ein  jedes  sorgt  sich  in  dieser  Eisernen  Zeit  durch  zu  bringen 
und  zu  erhalten  —  ich  käme  gern  mit  meinem  Mann  nach 
Weimar  —  aber  viele  Schwierigkeiten  biethen  diesem 
Verlangen  Troz !  —  ich  muss  mir  recht  lebhaft  die  langen 
Tage  Sonntag  und  Mitwoch  vorstellen  —  und  all  den 
Raub  der  Zeit  und  Ruhe,  durch  welche  man  in  Verbindung 
mit  einer  grösern  Societät  gerathen  kann  —  um  diese 
Sehnsucht  einzuschlummern.  Ich  hasse  über  alles  die  Zer- 
streuung, das  tönende  Erz  und  die  klingenden  Schellen. 
Ruhe  des  Gemüths  ist  mir  so  lieb  —  auch  ohne  dies  kann 
ich  weder  thätig  noch  wachsam  für  meine  Kinder  sein.  — 
Denke  ich  dann  wieder  an  Sie  an  Herder  —  dass  ich  in 
Weimar  zu  Herders  komme,  dass  ich  Sie  beyde  höre  — 
dass  Sie  freundlich  und  gütig  mir  antworten,  wie  mein 
Herz  und  Geist  bey  solchem  Umgang  gewinnt  —  wie  ich 
so  besser  und  glücklicher  werde!  Da  wird  dann  meine 
Seele  sich  Ihres  Daseins  lebhafter  bewusst;  denn  ich  er- 
kenne mit  inniger  Freude  die  Schönheit  und  Macht  eines 
gebildeten  würkenden  Geistes.  Täusche  ich  mich  wieder? 
oder  ist  es  wahr,  was  ich  mir  ott  sage,  dass  dies  ein 
bleibendes  edles  Verlangen  meines  Gemüths  ist  —  bleiben 
wird  —  und  es  schwäche  von  mir  wäre  wenn  dieser 
Wunsch  unbefriedigt  bliebe? 

ich  habe  aber  auch  noch  eine  Ursache  dies  zu  wünschen. 
Der  Erzieher  meines  Sohnes  ist  ein  sehr  achtungswerther 
Jüngling.      Einsichtsvoll    Gewissenhaft    Thätig    in   seinem 


48  Neue  Mittheilungen. 


Beruf.  —  er  hat  mit  vielem  Fleiss  Studiert  —  und  hat 
wie  mich  dünkt  viel  Anlage  selbst  in  dem  Gebieth 
der  schönen  Wissenschaften  etwas  hervorzubringen.  Ich 
wünsche  für  Ihn  sehr  dass  er  seine  Zeit  so  nüzlich  und 
edel  wie  möglich  hinbringen  möge  —  Benutzung  guter 
Bibliotheken  —  Rath  und  Leitung  reifer  Geister,  dies  fehlt 
ihm  —  wenn  ich  auch  nicht  komme  so  werde  ich  doch 
wohl  ihn  mit  Fritz  nach  Jena  schicken  —  damit  ihm  diese 
Vortheile  werden.     Ich  gedenke  Ihres  Augusts. 

Charlotte. 
Vergeben  Sie  diesem  Zeichen  meiner  Ungeschicklich- 
keit,   ich    schreib    so    ungerne  ab    —    dies    Blatt   wird    ja 
doch  so  gleich  verbrannt  — 

VII. 
Waltershausen,  d.  10.  Dec.  [1794.] 
Sie    gedenken    meiner    nicht    mehr    —    es    thut    mir 
weh!    —  Von   Herders    höre    ich    nichts,    es   ist   also    ein 
doppelter  Schmerz  für  mich!! 

VIII. 
[Weimar,  Mitte  December  1794.] 
Sie  werden  vor  wenigen  Tagen  einen  Brief  von  mir 
erhalten  haben  .  .  .  Icli  gehe  in  einer  halben  Stunde  ins 
Pallais.  Komen  Sie  doch  zur  Goechhaussen,  gleich  nach 
Tisch  fahre  ich  nach  Jena.  Dass  ich  Sie  bey  meinem 
Aufenthalt  wiedersehe    ist  keine  geringe  Freude  für  mich. 

Charlotte  Kalb. 

IX. 

Jena  d.  23ten  Dec.  [1794.] 
Ich  eilte  nach  Jena  um  mich  wieder  etwas  zu  er- 
holen —  bey  einer  Stimmung  wie  sie  war  und  beynahe 
noch  ist  —  war  ich  nicht  würdig  der  nähern  Unter- 
haltung —  mit  meinen  Freunden  in  Weimar,  —  ob  ich 
zw^ar  schneller  durch  sie  zum  freiem  Bewusstsein  meines 
Daseins  gelangen  könnte.  Doch  vielleicht  ists  stolz  oder 
Hipokondrie  dass  ich  nicht  gerne  mit  so  vielem  mir  jetzo 


Briefe  von  Charlotte  v.  Kalb  an  Goethe.  49 

so  tief  bemerkbarem  Mangel  für  Sie  erscheinen  möchte.  — 
Ich  weiss  nicht  wie  lange  mich  noch  diese  und  jene  Sorge 
hier  aufhalten  wird.  —  Haben  Sie  vielleicht  bald  hier 
Geschcäfte  oder  besuchen  Ihre  Freunde?  Das  wäre  für 
mich  in  mancher  Rücksicht  auch  sehr  interessant !  —  Sie 
lieben  ja  auch  den  Ort  und  die  Gegend,  und  die  mehrere 
Unbefangenheit  mit  welcher  mann  hier  des  Daseins  inne 
wird  als  in  Weimar.  —  Sie  bedürfen  des  nicht  aber  andere 
können  selbst  zur  aufnähme  besserer  ideen  dieser  Ruhe 
und  entfernung  von  aller  unnötigen  Zeit  Zerstreuung  nicht 
entbehren. 

X. 

[Weimar,  etwa  20.  Januar  1795.] 
Es  war  bey  Ihnen  —  Lieber  verehrter  Goethe  —  wo 
endlich  der  Wunsch  wieder  in  Weimar  zu  leben,  von  der 
Hoffnung  belebt  zum  Vorsatz  in  mir  wurde;  und  den 
lebendigen  Odem  erhielt  ich,  nahm  mir  vor  nur  dafür  zu 
empfinden,  und  zu  handeln  —  und  a-lles  dafür  zu  leiden 
bis  ich  dieses  Ziel  meiner  Sehnsucht  erreicht  hätte!  — 
Entfernt  bringe  ich  meine  Tage  in  oedem  Trübsinn  hin  — 
ich  bin  nicht;  und  meine  Kinder  sind  für  mich  fremde 
unbelebte  Gestalten  die  ich  nicht  liebe  —  weil  ich  nicht 
für  sie  würken  kann!  —  Ist  nur  etw^as  noch  in  mir  was 
Rettung  und  erhaltung  verdiente,  —  so  muss  ich  hier  und 
in  dieser  Gegend  bleiben  —  Es  wäre  unverzeylich  wenn 
ich  mir  eine  Laage  wolte  rauben  lassen,  die  mich  in  den 
Stand  setzte  mich  endlich  mit  reger  Vernunft  meiner 
Kinder  anzunehmen;  und  Anstalten  für  sie  zu  benutzen 
welche  Aufklärung  und  Cultur  hier  schon  gebildet  haben. 
Vortheile  —  die  ich  nur  hier  in  dem  Grad  und  in  der 
Mannigfaltigkeit  vereiniget  finde !  —  Und  dies  alles  wofür 
ich  nur  allein  lebe  —  was  mein  ist  —  und  noch  mehr 
werden  kann  —  Alles  —  das  höchste  Gut  das  ich  kenne  — 
was  mir  als  Mensch  —  als  Mutter,  als  Freundin  heilig 
ist  —  alles !  das  Leben  —  soll  ich  verlassen !  —  Das  will, 
das  gebietet  —  darum  quält  mich  meine  ganze  Verwandt- 
schaft! —  und  glauben  Sie  nicht  dass  sie  einen  andern 
Ort    vorschlagen    —    wo    nach    ihrer    Meynung    ähnliche 

G0tTHE-J*HRBUCH     XIIL  4 


50 


Neue  Mittheilungen. 


Vortheile  für  die  Bildung  der  Kinder  zu  erreichen  wären, 
(für  mich  zwar  war  jeder  andere  Ort  eine  Wüste.)  Aber 
nein  —  ich  soll  nach  Franken  ins  Grabfeld  zurück  — 
meine  Kinder  sollen  so  unbrauchbar  und  unleidlich  — 
daher  ?o  schädlich  —  wie  der  übrige  Baron isirte  Pöbel  — 
Jahrhunderte  schon  klagt  und  schimpft  mann  über  die 
Verterbtheit  des  Adels.  —  Und  das  stets  überhand  neh- 
mende Übel  droht  seiner  Vertilgung  —  aber  sie  haben 
keine  Ohren  zu  hören!  —  ich  soll  nach  Waltershausen 
zurück  —  Ach  ich  will  Ihnen  das  grosse  Tableau  meiner 
dortigen  Existenz  nicht  Schildern  —  Das  Thier  kann  dort 
verdauen  und  schlafen  —  dasjenige  aber  welches  nur  etwas 
von  einer  bessern  Natur  in  sich  kennt,  und  fühlt  kann 
dort  nicht  schlafen  und  verdauen  —  wenn  es  lebt,  —  so 
fühlt  es  nur  die  Zerstörung  die  Atonie  die  Agonie  seines 
Menschlichen  Daseins  —  seiner  Geistigen  Natur  ! !  Ahnden 
Sie  die  Tiefe  und  das  Endlose  meines  Leidens?  Wie  viele 
scheuen  das  Licht,  und  misgönnen  das  Licht  —  Misbrauch 
der  Natur  und  Kreatur  pp 

Ich  habe  dumpf  gedultet  als  ich  nur  allein  lebte.  Aber 
jetzt  gild  es  die  Errettung  von  drey  lebenden  —  der  Ver- 
nunft fähigen  Wesen!  —  ich  will  mir  alle  erdenkliche 
Mühe  geben  —  Wenn  nur  auch  gute  Geister  mir  beystehn? 
Aber  ein  Hauptgrund  den  sie  vorgeben  warum  ich  Weimar 
absolut  verlassen  soll  Ist  der  Prozess  meines  Schwagers  — 
mein  Mann  findet  dadurch  den  aufcnthalt  ganz  unmöglich, 
ich  dachte  gleich  dass  dieser  mein  Unglück  —  vermehren 
würde !  —  Ist  denn  in  dieser  Sache  nichts  zu  aendern  ist 
denn  gar  keine  andere  Vorstellung  möglich?  — 

...  Es  ist  nichts  unmöglich  der  Vernunft,  und  einem 
Goethe  mehr  als  ich  begreifen  kann.  —  Wolten  Sie  diesen 
fatalen  Process  der  durch  die  Laage  der  Dinge  so  furcht- 
bar für  mich  ist  schlichten  —  Wie  dankbar  —  wie  beruhigt 
und  heiterer  würde  ich  mich  wieder,  gebeugt  durch  Leiden 
nach  und  nach  erheben  —  und  Leben.  — 

,  .  .  Der  Herzog  war  immer  über  allen  Ausdruck 
Grosmütig  gegen  diese  Famillie.  Er  sey  es  nur  noch  dies- 
mahl!  —  Grosmütig  kann  mann  nur  gegen  ein  Geschöpf 
sein  —  gegen  welches  wir   nicht    einmahl    gütig    zu    sein 


Briefe  von  Charlotte  v.  Kalb  an  Goethe.  5  ^ 

Ursach  haben,  Grosmütig  nur  gegen  ein  Geschöpf  welches 
uns  unbedeudent  und  gleichgültig  ist  —  welches  wir  selbst 
unglücklich  machen  könnten  —  und  was  nur  dadurch  weil 
wir  eine  schöne  Handlung  —  weil  dies  Wesen  ist  ausüben 
könnten,  einigen  Werth  in  unsern  Augen  erhält.  —  Er 
Erbarme  sich.     Er  sey  gegen  mich  Grosmütig.  — 

O  lieber  Goethe  könnte  ich  es  erflehen !  Dann  dürfte 
nichts  mehr  mich  entfernen  wollen  von  einem  Ort  einer 
Gegend  wo  ein  besserer  Geist  weht  —  Wo  ideen  voll 
Wahrheit  und  Energie  im  Schwünge  sind  —  die  Er  selbst 
lockte,  schüzt  und  vermehrt.  —  Könnte  ich  nahe  bey  den 
wenigen  bleiben  die  noch  Leben,  und  sehen  —  muss  ich 
zurück  kehren  —  Lebendig  begraben  zu  sein  ist  ein  er- 
schreckliches Loos.  —  Ich  erröthe  über  meine  Kühnheit; 
Er  sey  Grosmütig  gegen  mich!  — 

Welcher  Triumpf  wäre  es  für  mich  wenn  ich  dies 
dem  Kalb  wiedererwerben  könnte  —  aber  nur  gegen  //;;/. 

An  diese  idee  knüpfen  sich  noch  mehrere  —  ich  könnte 
meine  Verhältnisse  in  Harmonie  mit  meinem  Innern  Wesen 
bringen  .  und  so  in  selbstgenügsamem  Frieden  —  meine 
Tage  hinbringen ! 

Süsse  liebe  Hoffnung  die  du  mir  bisher  die  Feder 
führtest  —  gehe  nun  mit  diesem  Blatte  .  und  belebe  für 
mein  Wohl  die  Brust  meines  Freundes !  Denn  nur  zu  Ihm 
strebt  jezt  mein  Vertrauen  —  und  mein  Gemüth ! 

Charlotte  Kalb  Marschalk. 

XL 

[Weimar,  Ende  Januar  1795.] 
Sie  sollen  von  denen  Angelegenheiten  des  Prozess  Kalb 
kein  wort  mehr  von  mir  hören.  —  Auch  von  m.einen 
eigenen  Leiden  nicht!  —  Es  war  nicht  Feigheit  dass  ich 
in  diesem  Schmerz  Sie  auffoderte  mir  den  Weg  den  ich 
wandlen  will  zu  erweitern  und  zu  ebnen.  —  Ihre  negative 
Antwort  hat  meinen  Willen  und  meine  Neigung  nicht  ge- 
mindert. ~  Der  Zweck  —  das  Bild  welches  nur  allein  vor 
meinen  Augen  schwebt  —  darf  ich  nur  nicht  aus  dem  Ge- 
sichtskreiss  verschwinden  lassen !  —  Ein  dünner  Faden 
führt  durchs  Labirinth,  und  nur    allein  windet    mann    sich 

4'^ 


>- 


Neue  Mittheiluxgex. 


durch  seine  Irgänge.  —  Lächeln  Sie  immer  —  ich  bin 
gewiss  so  dehmütig  —  als  mann  immer  von  uns  fodern 
kann  —  es  ist  ein  Unterschied  —  in  dem  sorglichen  Schritt 
eines  Weibes ;  und  dem  zerstörenden  —  ertrotzenden  ge- 
bietenden Gang  eines  Helden!!  —  ich  mag  nicht  länger 
in  diesem  Sinn  fortschreiben  —  nur  das  noch  —  mich 
dünkt  das  ganze  Leben  eines  Weibes  —  die  doch  gerne 
möchte,  dass  aus  diesen  Steinen  Brod  werde  —  ist  mit 
nichts  erfült  —  als  stets  den  Schutt  wegzureumen  —  der 
von  den  Decken  unserer  grosen  MoraHschen,  Kirchlichen 
und  Polizev  Gebräuche  über  sie  fält,  und  sie  zu  ersticken 
droht. 

Mir  ist's  nur  lieb  dass  ich  einen  Saducaeer  kenne  mit 
dem  über  dergleichen  Unfug  zu  plaudern  ist. 

Senden  Sie  mir  doch  etwas  nagelneu  Philosophisches 
und  auch  etwas  das  erliebt  und  ergözt. 

Charlotte. 

XIL 

[Weimar,  Mitte  September  1795.  | 
An  einem  Ort  mit  Ihnen  zu  wohnen  —  Von  Ihnen 
gekannt  zu  seyn,  Ihres  Wohlwollens  versichert  —  Sehr 
oft  an  Sie  zu  denken  —  mit  den  besten  Gesinnungen, 
mit  dem  lebhaften  Wohlgefallen  an  der  Erinnerung  Ihres 
Wesens,  und  Sie  nie  zu  sehn !  es  ist  doch  sonderbar !  — 
Ich  hätte  längst  mich  nach  Ihnen  erkundiget  —  Ihre 
Wohnung  aufgesucht,  —  Wenn  der  Mangel  an  Umgang 
und  Mitteilung  mir  nicht  stets  mehr  die  Fähigkeit  raubte, 
Empfindung  und  Gedanken  mit  Fertigkeit  aufzufassen,  und 
durch  die  Sprache  wiederzugeben.  Ich  schien  mir  nicht  — 
zu  se3-n,  was  ich  sein  kann,  ich  hatte  mich  besser  gekannt; 
darum  habe  ich  Sie  nicht  besucht !  —  Ich  fühle  noch  leb- 
haft wie  Krankheit,  Verlust,  und  Einsamkeit  erdötend  auf 
mich  würkte ;  auch  habe  ich  keine  Lectur  die  mich  er- 
gözte.  —  ich  sehne  mich  nach  dem  3ten  Theil  Ihres 
Wilhelms,  wie  nach  der  Wärme  des  Sonnenlichts,  wie 
nach  dem  Besuch  eines  vertrauten  Gemüths.  Ich  höre  Sie 
gehn  nach  Italien,    wohl  Ihnen,    es    steht    nicht    gut    mit 


Briefe  von  Charlotte  v.  Kalb  ax  Goethe.  5^ 

Deutschland,   —    es  scheint  alles  leer  ohne  Leben  Willen 
und  Energie  zu  seyn. 

Leben  Sie  recht  wohl !  Charlotte. 


XIIL 
[Weimar,  Anfang  Octobcr  1795.] 

Die  Tage  sind  jetzo  so  schön  —  ich  möchte  wohl 
mit  Ihnen  vor  ;Ihrer  abreise  —  noch  einmahl  Spazieren 
gehn  —  bestimmen  Sie  wenn?  und  die  Stunde.  —  ich  habe 
just  keine  mir  jeztvorzüglich  gegenwärtige  idee  die  ich 
Ihnen  vortragen  möchte.  —  Aber  es  wird  mir  angenehm 
sein,  und  ist's  nicht  verständig  —  dass  mann  nach  denen- 
jenigen  sich  sehnt  die  Leben  —  Denken,  und  denselben 
Ort  bewohnen  —  —  Wie  wenige  denken  können  das  war 
mir  längst  begreiflich.  Dass  aber  sowenige  Leben  können; 
und  dürfen,  w'ird  —  mir  immer  klarer,  ich  wundere  mich 
nicht  dass  man  sowenig  werth  auf  das  Leben  legt !  Das 
schaale  Ding  —  durch  die  Form  die 'ihm  unsere  Societät 
gegeben.  — 

Wenn  ich  ans  Fenster  gehe  so  wird  es  mir  so  klar 
und  hoch  zu  Muthe.  —  Gehe  ich  aber  zu  andern  zu 
Kranken,  Trocknen,  Kargen,  so  werde  ich  schnell  Elender 
als  sie;  und  ahnde  wirklich  die  Spur  jeder  Krankheit  jedes 
Übels.  —  Diese  rauben  mir  meine  Welt.  —  ich  kann  die 
ihrige  doch  vielleicht  noch  etwas  aufputzen?  — 

Leben  Sie  wohl,  und  lassen  mir  bald  sagen  wenn  ich 
Sie  sehn  werde. 

C.  Kalb. 
XIV. 
[Weimar,  etwa  20.  November  1795.] 

Sie  haben  ein  Wesen  verlohren,  das  Ihren  Hoffnungen 
Ihrer  Sorge  und  Liebe  gehörte  —  es  thut  mir  Leid!  — 
ich  kenne  diesen  lange  nicht  zu  besiegenden  Schmerz  — 
Vielleicht  muss  ihn  aber  ein  Weib  mehr  empfinden ! 

Den  3.  Band  von  W.  Meister  hab  ich  noch  nicht 
gelesen  —  er  ist  noch  beym  Buchbinder.  Aber  das 
Mährgen.  ich  will  es  wiederlesen,  und  dann  will  ich 
Ihnen  meinen  Wahn  und  Thraum   von   diesem  Mährchen 


54  Neue  Mittheiluxgen. 


sagen.  —  Es  haben  schon  viele  über  meine  Deutung  ge- 
Lächelt,  und  andere  gestuzt  —  für  mich  ist  viel  Wahrheit 
und  Sinn  darin  und  das  Licht  welches  mir  das  ganze 
beleuchtet,  wird  hoffe  ich  noch  kommen,  einiges  dünkt 
mir  bekannt,  vieles  ist  mir  verständlich!  — 

Wenn  sehe  ich  Sie  wieder,  besuchen  Sie  mich  wenns 
Ihnen  einmahl  gemüthhch  ist.  Ich  bin  wohl.  Ruhig  und 
meist  schwei2:end.   —  Unterhalten   kann   ich  Sie   nicht  — 


aber  wohl  Hören. 


Charlotte  Kalb  Mlk. 


XV. 

[Weimar,  25.  März  1796.) 
Ich  bin  noch  immer  in  dem  Mittel  Zustand   zwischen 
Kranksein  und  Wohlsein  —  obgleich    ich    mir    alle    Mühe 
gebe  mir  zu  einem  oder  dem  Andern  zu  verhelfen. 

Sie  haben  heute  Abend  Geseelschaft  darf  ich  auch  mit 
kommen?  Oder  ist  es  —  dünkt  es  Ihnen  nicht    ziemlich? 

—  ich  thue  gern  was  Sie  hierin  fürs  beste  halten. 

Sagen  Sie  Schillern  den  freundlichsten  guten   morgen 
von  mir  —  auch  gedenke  ich  —  Augusts  und  Carls  — 
Es  ist  doch  schön   wenn   gute  Freunde  Kinder   haben 

—  es  ist  mit  der  Liebe  wie  mit  dem  Feuer,  je  gröser  die 
Flamme  je  schöner.  Aber  ohne  viele  Gegenstände  der 
Liebe  kann  die  Liebe  nicht  gewaltig  werden !  —  ich  wils 
nicht  wieder  überlesen  sonst  schick  ichs  nicht!  —  und 
fürchte  den  Schalk  in  uns  —  der  immer  geschäftiger  wird 
jedes  Flämmchen  auszublasen !  — 

C.  Kalb. 

XVL 

[Weimar,  25.  März  1796.] 
Sonderbar!  Aber  ich  glaube  würklich  es  ist  der 
Lebendige  Tod  —  der  mich  hinderte  Sie  und  Schillern 
zu  besuchen.  Denn  wie  ich  höre  so  ist  nach  Stand  und 
Würden,  ein  jeder  etwas  mit  dieser  Epidemie  behaftet!  — 
Die  —  wenn  noch  einige  Paroxismen  mich  anwandlen 
solten  —  an  und  in  mir  nur  ein  volkommenes  Zeugniss 
ihrer  Würkung   geben    würde;.  —   und    ein    jeder  Kenner 


Briefe  von  Charlotte  v.  Kalb  an  Goethe.  55 

und  Liebluiber  dieses  modischen  Seyns  könnte  an  mir 
diese  Gabe  der  Zeit  beobachten  und  demonstriren.  — 
Denn  weniges  ausgenommen  so  ist  fast  alles  nuäusetot:  — 
Als  da  sind  Liebe  und  Hass  —  Freude  und  Schmerz  — 
Furcht  und  Hoffnung!  —  Und  wir  harren  in  den  Leichen 
Häusern  auf  den  Gots  Bliz  der  uns  erwecken  werde  — 
(dass  mann  immer  giebt  wo  schon  die  Fülle  ist  —  in 
unsern  Zeiten  ein  Leichen  Haus  mehr  —  heisst  das  nicht 
auch  wieder  den  Eimer  ins  Meer  getragen?)  Aber  viele 
sind  berufen  und  wenige  auserwählt.  Denn  die  da  er- 
leuchtet werden  —  wandlen  über  die  Schwelle  der  kalten  — 
zur  reinen  —  und  endHch  in  den  ^ten  Himmel  —  ins 
Reich  der  kritischen  Vernunft!  und  wenn  mann  einmahl 
die  Schwelle  der  kalten  Vernunft  überstiegen  hat,  dann 
sols  immer  weiter  in  Millionen  Himmel  gehn  ?  —  Aber 
ich  kenne  bis  jetzo  nur  diese  3  dem  Nahmen  nach!  — 


Wenn  ich  nicht  Willkommen  bin  —  so  lassen  Sie 
mir  nur  sagen  ich  möchte  zu  Hause  bleiben  und  so  will 
ich  im  Glauben  leben  —  und  nicht  im  Schaun  ;  denn  nach 
meiner  Erfahrung  ist  der  Glaube  das  beste  was  uns  werden 
kann,  und  expres  für  uns  Frauens  in  die  Welt  gekommen  — 


Der  Doctor  war  hier  und  sagte  ich  habe  etwas  Cathar- 
iieber  —  werfen  Sie  also  dies  ungemach  zu  den  übrigen 
Unarten   die   Ihnen    bekannt    sind    —    und    endschuldigen 


gefälligst  die  Tolheit  Ihrer  Verehrerin 


C.  Kalb. 


XVII. 

[Weimar,  26.  April  1796.] 
Gestern  Abend  sagte  ich  mir  —  Wenn  du  jetzo  aus- 
geschlafen hast  —  und  du  könntest  —  den  andern  Tag 
wieder  den  Egmont  sehen  —  und  es  stünde  ein  anders 
Clärchen  da  —  dass  mir  dieser  Geist  erschien  —  ein 
andrer  Ferdinand  —  Heute  habe  ich  einen  andern  aber 
einen  gewiss  eben  so  schwer  mir  gelingenden  Wunsch  — 
Ich  möchte  den  Egmont  vorlesen  hören,  und  von  Ihnen!  — 
ach  wenn  es  nur  2.  3  natürlich  so  dasselbe  verlangten  wie 


56  Neue  Mittheilungek. 

ich  —  dann  thäten  Sie  es  vielleicht  —  aber  —  ach !  — 
Sie  —  ich  kann  Sie  nicht  Tadeln  ich  darf  Sie  nicht 
Loben!  denn  wer  lobt  gerne  was  er  immer  entbehrt!  —- 
Ja  wenn  2.  3  Versamlet  wären  in  diesem  Nahmen  — 
dann  —  nicht  wahr,  dann  wären  Sie  mitten  unter  ihnen. 
Wenn  mehrere  wären  —  Aber  Sie  haben  allen  Glauben 
und  Hoffnung  zu  uns  verlohren !  —  Wer  sind  Sie  denn  — 
Sie!  Sie  sind  vieles  aber  Sie  sind  auch  noch  der  Egmont 
und  Alba  in  einer  Person  —  und  gegen  mir  meist  nur 
der  Alba!  —  Das  Tödtet  aber  —  oft,  gewiss  mehr  als 
das  Schwerth.  —  Verzeihen  Sie  dass  ich  so  klage!  —  ich 
hab  vielleicht  unrecht,  und  Sie  sind  gut  gegen  mich  — 
aber  nur  unsichtbar  —  und  schweigend!  —  Schiller  ist 
auch  für  mich  schon  längst,  ins  Schattenreich  hinüber 
gegangen!   — 

O  es  sind  in  diesem  Egmont  Göttliche  Worte  ganz 
getrennt  von  der  Composition  —  voll  Geist  und  er- 
höhend —  diese  will  meine  Seele  fest  halten.  —  — 

Ifland  wenn  er  sie  erst  noch  mehr  spielt  wird  sich 
mehr  dieses  Geistes  eigen  machen.  Er  hat  sie  aber  in 
seinem  Gemüth  erwogen  —  das  hab  ich  wohl  gefühlt. 
Der  Traum,  er  ist  prächtig  aufgestanden! 

Ich  danke  Ihnen  sehr,  unaussprechlich  für  die  Freude 
die  Sie  uns  verschaff  haben  —  für  den  Göttlichen  Genuss 
den  es  mir  gewährte  —  Jeder  Traum  zeige  Ihnen  eine 
himmlische  Erscheinung  und  Ihr  Leben  sey  umgeben  von 
schönen  Harmonien  —  Sie  weihen  es  ja  der  Betrachtung 
der  ewigen  Harmonien  .  und  tiefer  und  reiner  werden 
durch  Sie  —  ihre  ewigen  Gesetze  —  den  Menschenkindern 
bekannt!  —  HerzHchen  Dank  für  diesen  Moment  meines 
Daseins  —  Die  Musik  war  auch  —  so   lieb  —   so   vereint 

mit  dem  Geist ich  will  aufhören,  schicken  Sie   mir 

mein  Billet  wieder,  wenns  Ihnen  sonderbar  dünkt.  —  — 
oder  schreiben  Sie  mir  ein  freundliches  Wort!  —  eins  ist 
mir  Lieb  —  das  andere  ist  mir  recht!  Schmerzlich  ist  mir 
kein  Versagen  —  denn  meine  Seele  gabs  die  keinen 
Schmerz  empfindet  —  meine  Seele  —  zeigt  ja  nur  die 
Schätze  die  sie  von  Ihnen  empfangen  hat! 

Charlotte. 


Briefe  vox  Charlotte  v.  Kalb  an  Goethe.  57 

XVIII. 

[Weimar,  Ende  April  1796.] 
O  warum  gaben  Sie  der  Feder  den  Gedanken  nicht  — 
der  sclion  aus  Ihrem  Gemüth  geflohen  war  —  und  zu  mir 
wolte!  —  ich  weiss  nicht  von  welchem  \'erhältnis  Sie 
reden  welches  Sie  fesselt  dass  Sie  sich  nicht  seihst  hin- 
geben, für  uns  —  und  dass  andere  unschuldig  dabev  darben 
müssen!  —  o  wie  viel  wäre  alles  anders  tür  das  ganze, 
und  fürs  individium.  —  Aber  es  gehört  Liebe  dazu  — 
diese  freie  grose  himmlische  Liebe;  nicht  die  Elende 
dumme  beschränkte:  Liebe  die  giebt  —  Liebe  die  Em- 
pfängt —  wer  weiss  das  besser  als  —  ich  habe  noch  nie- 
manden gefunden  der  durch  die  Gaben  der  Liebe  arm 
geworden  wäre  —  Nein!  die  Sonne  wäre,  auch  ohne  eine 
Welt  —  aber  diese  Erde  ist  schöner,  wenn  sie  die  Sonne 
beleuchtet !  —  (Es  ist  ja  nur  eine  Kunst  eine  freie  Kunst 
weil  Sie  diese  so  sehr  lieben.)  was  sage  ich  da  —  das 
ist  unsinn!  —  Ach  ich  weiss  es  ja  wohl,  ich  bin  arm  — 
und  doch  bin  ich  viel  lieber  Einsam  —  ganz  einsam  — 
als  dass  ich  unter  der  Welt  sein  wolte,  und  mich  selbst 
verleugnen    —   O  wie  oft  wie  unendlich  oft  habe  ich  das 

gethan  —  Aber  meistens  hats  doch  nur  so  geschienen 

und  das  ist  ja  nur  der  Schmerz  über  den  meine  Seele 
klagt  —  dem  sie  entfliehn,  entfliehn  möchte  —  Lieber 
vernichtet  —  stum  —  einsam  einsam!  —  als  verworren 
mit  diesen  hederogenen  —  unlautern  Vermischungen.  — 
Unter  allen  wiederwärtigkeiten  Leibes  und  der  Seele,  sind 
die  kalten  leeren  Essigsauern  Qualen  —  der  Geselligkeit 
wie  mann  sie  findet  mir  die  schwersten  gewesen !  —  weil 
ich  wenn  ich  heraus  kam  —  mich  nicht  wieder  hatte  — 
laut  rief  ich  meinen  Nahmen  —  aber  ich  erschien  nicht  — 
O  was  hätte  ich  bleiben  sollen  was  hätte  ich  werden 
können!  Dies  zurück  sehen  ist  unnüz,  Verzeihn  Sie 
mir's.  —  Ihr  Egmont  brachte  mich  darauf.  Der  falsche 
Tropfen  in  seinem  Blut  —  sein  Ewiges  Leben !  Aber  wie 
himlisch  ist  das  zusammen  finden  —  von  Wesen  die  sich 
geben  wie  sie  sind  —  Nur  der  Wahrheit  —  Schönheit 
und  dem  Verstand  huldigen,  das  höchste  Ueben  —  mit 
allem  Leben    und   seyn!    —    ich    verstehe    Sie    wie    mich 


58  Neue  Mittheilungex. 


dünkt  meist,  mehr,  als  —  Sie  ^verden  verkannt.  Das 
wundert  mich  nicht  —  ach  Sie  wissen  ja  was  wir  alles 
für  masquen  bekommen  haben  —  wie  der  Mensch  ver- 
mumt  ist  —  und  der  Geist  nicht  erweckt.  —  und  wo  er 
auch  ist  wie  bey  mir,  regt  er  sich  nur  mit  kleinem 
Fittig  wo  die  Federn  verdorben  —  oder  ausgezogen  sind  — 
das  Bild  ist  nicht  schön  aber  leider  wahr  —  — 

Mein  Fritz  war  in  der  Comedie  der  Junge  hat  mich 
gefreut,  die  letzte  Scene  meynt  er  war  das  schönste  und 
rührendste  was  er  je  gesehen  hätte  —  (mein  Verlangen  es 
wieder  zu  sehn  ist  unaussprechlich)  —  und  die  Mad. 
Becker  wie  sie  die  Worte  sagt  wo  ist  meine.  Heirnalh? 
die  habe  ich  ihm  erklären  müssen,  ach  meynte  er  das  ist 
Prächtig,  dass  Sie  nicht  mehr  Leben  kann  ohne  ihren 
Freund,  —  das  Kind  hat  etwas  von  dieser  reinen  Harmonie 
verstanden  —  o  wie  hat  mir  das  gefallen !  —  ich  könnte 
Ihnen  noch  vieles  sagen  —  wollen  Sie  einmahl  zu  mir 
kommen  —  wir  können  ungestört  sprechen  — 

Ich  habe  Ifland  gesagt  wie  Sie  ihn  lobten  wie  einzig 
Sie  ihn  erkennen  und  Lieben  —  das  wüste  er  so  noch 
■  nicht  —  glauben  Sie  mir  über  die  besten  Menschen  muss 
immer  ein  Dritter  den  andern  die  Augen  öfnen  —  und  er 
wurde  sehend  —  und  seine  Seele  wurde  es,  heiter,  und 
er  dankte  mir,  wie  er  mir  noch  nie  gedankt  hatte.   —  — ■ 

Ich  war  bey  der  Herzogin  Mutter  —  Ifland  hatte  mir 
einen  Auftrag  an  sie  gegeben.  Da  wird  mir  wie  Egmont 
in  den  Mauern  —  ich  gieng  —  fand  andere  —  es  war 
wieder  so.  —  ich  thue  nicht  gut  unter  sie  zu  sein,  für 
sie,  und  mich.  —  Aber  bey  Herders  bin  ich  gerne.  Ebe 
und  Fluth  bin  ich  bey  ihnen  gewohnt  das  thut  mir  nichts 
mehr  —  ich  habe  es  ja  bey  allen  müssen  gewohnt  werden 
—  und  Lebe  noch  —  und  weiss  es  nun,  wie  ich  es  auch 
als  Kind  wusste  dass  in  mir  das  Leben  ist  —  Die  Natur 
hat  eiserne  Geseze.  Bis  die  Vernunft  diese  erkennt  Glauben 
wir  alles  durch  andere  zu  seyn,  alles  mit  andern  zu  ver- 
lieren !  —  Es  ist  ein  Sieg  über  den  Tod  wenn  wir  aus 
diesem  Kampf  das  Leben  davon  tragen !  Ihr  Brakenburg 
ist  ewig  wahr!  Jammer  über  den  Menschen  ders  nicht 
empfinden  kann!!  weinet  mit  dem  Wesen    —    ach   drückt 


Briefe  von  Charlotte  v.  Kalb  an  Goethe.  59 


es  fest  ans  Herz  dass  es  an  den  euern  wieder  erwärme  — 
nach  solchen  Epoken  —  dann  kommt  eine  öde  lange  Zeit, 
die  keinen  Tag  hat.  —  Wenn  das  Herz  endlich  müde  des 
krampfhaften  Schmerzes  —  Tod  in  unserer  Brust  ruht  — 
dann  wird  uns  das  Geräusch,  das  verworrene  Murmeln  der 
Menge  wieder  hörbar.  Ach  ich  war  fast  immer  nur  im 
Geräusch  —  Aber  im  wehen  der  Liebe  —  verschwindet 
das  Geräusch  —  die  Welt  ist  uns  ein  bewegtes  Spiel  von 
ideen  —  Gestalten  —  hie  und  da  hören  wir  ein  Wort, 
und  wir  erkennen  wieder  und  sehnen  uns  nach  ähnlichen 
Naturen  —  Im  Geräusch  findest  du  dich  nie  wieder  — 
Nein  —  unter  dem  Himmel  wo  du  deine  Gattung  nicht 
siehst,  wo  nichts  sich  bewegt,  als  das  Wallende  Gras,  und 
der  Säuselnde  Baum  —  Wo  ein  Sturm  dich  fesselt,  mit 
Almächtigem  Zauber,  und  die   hohe  Simphonie   der  Natur 

—  zu  deinem  Herzen  redet  —  es  schlägt  wieder  — 
der  feurichte  Strahl  entzündet  es  wieder,  in  dieser 
Nacht  —  Es  wird  helle  —  Immer  «janfter  süsser  leiser 
weht  der  Zauber  —  Eine  heilige  Andacht  verbreitet  sich 
über  uns  —  der  Himmel  wird  heiter  —  es  wird  wie 
ein  Göttliches  Auge  über  uns  —  und  wo  das  Gewitter 
war  —  ist  nun  ein  siebenfarbiger  Bogen  —  Welche  Ver- 
kündigung. HeiHger  Gott!  ich  bin!  und  in  Wehmuth 
aufgelösst  weiht  sich  —  mein  Seyn  der  Betrachtung  — 
der  Liebe  —  des  Alls  und  des  Einzigen!!  O  las  mich 
nur  Menschen  finden  die  das  unnenbare  ahnden  in  dieser 
Pracht!  

Ich  will  aufhören  —  besuchen  Sie  mich  heute.  Morgen 

—  oder  Übermorgen  um  die  Comedien  Zeit  —  Lassen  Sie 
mirs  aber  sagen,  damit  ich  Sie  erwarte  und  allein  bin  — 
ich  hab  viel  zu  sagen  und  zu  fragen.  Se3'n  Sie  nicht  Alba 
gegen  mich  es  thut  nicht  wohl  — 

Es  ist  nicht  genug  an  der  Vermummung !  Zwischen 
den  Freunden  sind  noch  dichte  Nebel  —  aber  durch  sie 
können  wir  gehen  —  und  je  näher  je  dünner.  Es  sind 
schläusen  und  gränzen?  —  Mann  wähnt  es  nur  —  ach 
ein  Spann  ist  nicht  leichter  zu  brechen;  ich  fodere  nichts, 
aber  ich  habe  doch  kein  Ziel  und  Maas  —  aber  wo  ich 
bin,  da  bedarf  mann  auch  dessen  nicht. 


6o  Neue  Mitthf.iluxgek. 


ich  weiss  nicht  woher  es  körnt  dass  ich  Ihnen  so 
leicht  schreiben  kann  —  wenn  ich  Sie  sehe,  oft  —  nicht 
immer,  wenn  ich  ein  Billet  von  Sie  bekommen  habe  — 
dann  sag  ich  mir  oft,  das  ist  der  Mensch  nicht  an  den  ich 
geschrieben  habe  —  dann  verschwindet  mir  alles  das  — 
besonders  wenn  ich  allein  bin  —  und  ich  —  ahnde  —  ich 
glaube  ein  Wesen  und  an  das  schreibe  ich  —  erklären  Sie 
mir  das !  —  — 

ich  lege  diese  blätter  in  ein  Buch  —  damit  mann  nicht 
bemerkt  dass  ich  Ihnen  so  viel  geschrieben  —  sonderbar  — 
einfältig  —  ich  muss  mit  Ihnen  über  vieles  und  mancher- 
ley  Personen  reden.  —  Werden  Sie  das  Geschmier  lesen 
können  ?  —  Betrachten  Sie  es  nicht  mit  den  Augen  der 
Kritik  mein  Gott  es  wird  mir  eiss  kalt !  — 

Sisifus  ich  glaube  so  heisst  die  Art.  —  Dann  sind 
auch  Weiber  die  auch  so  unglücklich  waren,  ich  weiss 
aber  nicht  mehr  was  sie  zu  thun  hatten.  Der  eine  Vv^elzte 
einen  Stein  der  wenn  er  den  Berg  herauf  war  wieder 
herunter  rohe.  Dieser  Stein  heisst  Critik.  Die  Weiber 
sollen  auch  steine  haben  wälzen  müssen  —  die  immer 
wieder  herab  rollen,  und  wenn  sie  oben  sind  keine  Bahn 
finden  und  keine  stütze    —   diese  Steine  heisen  Pflicht  — 

Adieu.     Der  Herr  gebe  uns  seinen  Frieden. 

XIX. 

Weimar  den  4.  May  [1796]. 
Die  Schillern  und  Körner  hat  mir  geschrieben  ich 
möchte  kommen  —  ich  kann  nicht  ehr  bis  mein  Mann 
wieder  zurück  ist  —  und  dieser  wird  mich  wohl  sehr 
bitten,  nicht  Schillern  zu  besuchen  —  Es  war  ihm  Schmerz- 
haft und  er  kann  es  nicht  vergessen  —  dass  mich  Schiller 
bey  seinem  4  wöchentlichen  aufenthalt  nicht  besucht  — 
dass  er  für  alle,  nur  für  mich  nicht  war.  —  »Es  ist  ihm 
ja  gar  nichts  an  dir  gelegen,  er  kann  ja  keinen  Schritt 
für  dich  thun«  —  ich  habe  ihm  nichts  versprochen.  — 
Aber  ich  will  ihn  nicht  kränken  —  ich  will  nichts  ver- 
tischen,  was  zu  seinen  edlern  unterscheidenden  Gesinnungen 
gehört  —  besonders  —  da  ich  wohl  selbst  weis,  dass  es 
fast    drollich    von    mir   wäre   den  Schiller   wieder   zu    be- 


Briefe  von  Chaklotte  v.  Kalb  an  Goethe.  6l 

suchen  —  ich  lege  einen  werth  auf  mich  —  und  wo  es 
mir  nur  erlaubt  zu  sein  scheint,  zu  sein  —  da  bin  ich 
nicht  —  und  hätte  ich  lo  mahl  das  Brod  mit  euch  ge- 
brochen. —  Die  Weiber  sind  gut  —  aber  ich  bin  — 
schlimmer  und  besser  als  die  andern,  ich  hebe  sie  fast  — 

aber  klar  wird's  unter  uns  nicht  —  Körner  Ehre  ich 

er  könnte  kommen  und  mich  besuchen  —  aber  er  ist  ver- 
heirathet  —  für  den  Mann  der  Verheirathet  ist  —  und 
doch  nicht  genug  —  bin  ich  ein  Kamelion  den  jedes  in 
einer  andern  Gestalt  sieht,  ich  kann  nur  viel  oder  nichts 
sagen.  —  Wenn  Heinrich  komt  so  gebe  ich  ihm  den 
Brief  von  der  Schillern  und  Körner  —  giebt  er  es  zu,  so 
komme  ich  auf  wenige  Stunden  — 

Sagen  Sie  mn"  bald  ein  Wort,  ich  lebe  jetzo  in  einer 
sonderbaren  masque —  lesen  Sie  diese  Blätter  in  einer  stillen 
Stunde  —  sagen  Sie  mir  ein  Wort  darüber.  7  Jahr  war 
ich  noch  nicht  als  ich  der  Wärterin  einen  24  ger  gab  — 
damit  sie  mich  einen  ganzen  Nachnjittag  bey  der  Ent- 
schlafenen lies  —  — 

Haben  Sie  über  Jena  und  die  Freunde  andere  ideen 
so   sagen   Sie   mir   solche.     Ich   höre   gern    —    ich   folge 

eilend  des  Freundes  Rath. 

Charlotte. 

Herders  Rinaldo  ist  tödHch  schrecklich  Krank,  ach 
wo  finden  wir  einen  Balsam  für  diese  Leidenden !  — 


Sie  fanden  den  Brief  zu  kurz,  Sie  lesen  ihn  oit 
wieder  ?  —  O  wenn  Sie  solche  Briefe  gerne  lesen  so  kann 
ich  Ihnen  viel  schreiben  —  dann  eile  nur  Feder!  ich  habe 
ein  ganz  unbekanntes  Leben  —  Von  einer  doppelten 
Täuschung  über  meine  Erscheinung  viel  zu  sagen.  Freunde 
und  Feinde  irrten  sich  in  mir,  und  fast  die  Letztern  mehr, 
als  die  erstem  —  in  ihrem  Hass  erkannt  ich  mich,  in  ihrer 
Liebe  nicht.  —  Dies  gab  mir  eine  Gleichgültigkeit,  eine 
Willenlosigkeit  ein  Pflegma  —  wo  der  Nachtwandler  — 
am  rande  des  Daches  sicherer  gieng,  als  ich  —  ach  wenn 
eine  stimme  mich  rief  —  von  den  meinigen,  dann  erst 
erwachte  ich  und  bemerkte  den  abgrund  wo  ich  herabzu- 
stürzen drohte   —    oft  wars  nur  ein  schall    —    nur  selten 


62  Neue  Mittheilungek. 


weilte  die  Stimme  der  Simpathie  länger  um  mein  ohr  -- 
und  fachte  die  Flamme  der  Seele  an,  die  mit  himmlischem 
Feuer  aus  dem  Auge,  auf  das  antliz  des  Freundes  sich, 
ergos  —  ich  zähle  nur  wenige  stunden  einer  so  Gött- 
lichen Wehmuth  in  meinem  Leben  —  durch  diese  stunden 
allein  scheint  mir  die  stunde  der  Gehurth  einen  Werth  zu 
gewinnen;  wenige  Augenblicke  der  Verklärung!  —  Auch 
habe  ich  nie  laut  wünschen  —  nie  bitten  ach  wohl  nie 
bekennen  können,  ach  dachte  ich  wenn  mein  sein  euch 
nicht  gefält  —  wie  könnte  euch  meine  Dürftigkeit  ge- 
fallen —  bald  war  ich  wieder  Einsam  —  ich  ahndete 
keine  Seele,  ich  fühlte  kein  Herz  —  so  sind  mir  Jahre  im 
Grabe  verschwunden.  —  Es  ist  1 1  Uhr  ich  will  schlafen 
es  wird  mir  Morgen  früh  wohl  sein  als  hätte  ich  ausge- 
schlafen! als  ich  Ihnen  meinen  lezten  Brief  schickte  war 
mirs  als  wenn  ihn  eine  Macht  foderte.  —  ich  hörte  nicht 
ein  Wort  von  Ihnen  wieder!  ich  will  nur  immer  ein 
Wort  aber  das  recht  bald  —  denn  schreiben  können  Sie 
mir  eigentlich  nicht,  vielleicht  nie!  —  Das  bedeutet  mir 
nichts  (Sie  haben  mir  genug  geschrieben  —  und  werden 
mir  wiederschreiben  —  wenn  Sie  wieder  glauben  hätten  !  — ) 
nun  hörte  ich  am  Sonnabend  Sie  wären  nach  Jena,  meine 
Nerven  waren  etwas  gespannt  ich  bin  immer  allein  —  ich 
erwartete  auch  eine  Zeile  von  Ihnen  —  nichts  —  das  war 
nun  der  Alba  leibhaftig  —  der  Sie  auch  sind  —  heute 
erhielt  ich  das  Buch  —  mein  Herz  hob  sich  —  tränen 
glitten  mir  die  Wange  herab  —  von  einer  Seele  ein 
Wort    —    nach   langer  Zeit    —    ich  werde   schlafen    Gute 

Nacht! 

Der  May  ist  drausen  und  ich  kann  nicht  hinaus  —  es 
beklemmt  mich  wenn  ich  jemand  unvermuthet  begegne 
und  ich  habe  meist  etwas  sehr  dummes  gesagt,  oder  ge- 
schienen —  ich  sehe  nicht  —  aber  mir  ist's  als  fühlte  ich 
mit  den  Augen  —  ich  höre  sehr  leise  —  und  in  meinem 
Ohr  liegt  mein  Himmel  und  meine  Hölle.  —  Es  ist  besser 
ich  höre  nicht  —  ich  rede  nicht  —  Vor  2.  3  Jahren  war 
es  schön  —  ich  war  allein  auf  dem  Land  —  früh  war  ich 
in  der  blühenden  Laube,  spät  abends  gieng  ich  den  Berg 
hinauf  ich  hatte  nichts  gethan  —  in  Ahndung  Erinnerung 


Briefe  vox  Charlotte  v.  Kalb  ax  Goethe.  6^ 

und  reizender  Betrachtung  war  die  Zeit  nicht  mehr  —  und 
alte  Zeit  nah!  —  Der  hohe  Saal  empfing  mich  das  weise 
Zimmer  das  ruhige  Kabinet  —  die  Nachtigal  schlug  am 
lautesten  in  der  allgemeinen  Simphonie  die  jetzo  meinem 
Ohr  hörbar  wurde  —  vorüber  tönte.  —  (Dich  haben  noch 
wenige  Komponisten  belauscht.  —  Die  Ouvertüre  vor  dem 
Gesang  der  Hirten  in  Handels  Mesias  da  ist  es  so!  —  ich 
hörte  sie  lezt  —  aber  sehr  unvolkommen !)  Wo  ist  die 
Luft  weicher  —  und  schmeichelnder  —  wo  kosender  als 
dorten,  der  Mann  hatte  den  Berg  verlassen  —  der  das 
Thal  beschüzt  —  ein  Gewölk  begleidete  ihn  —  der  Mond 
stieg  herauf  und  sein  Schleier  herab  —  hin  über  das  Dörf- 
chen —  und  dies  Enge  Thal  —  hin  schwamm  er  über 
den  Wald  der  die  anhöhe  begränzt  —  beglänzte  die  Kirchen 
Fenster  —  den  schlängelnden  Bach,  und  spiegelte  sich 
lichthell  —  in  dem  klaren  Teich  —  den  die  dunkle  Wiese 
umfaht  —  Die  Lüfte  kosten  wie  Geister  um  mich  —  die 
Locke  wehte  das  Band  berührte  meine  Lippen  —  der 
süsseste  kühlte  mein  Auge  —  Was  bewegt  mich  —  wer 
ist  mir  nah  —  welche  Seeliche  theilt  mit  mir  ihre  Wonne 

—  Bist  du  mir  nah  seelicher  Geist  —  der  einst  in  hehrer 
Gestalt  auch  hier  ruhte  —  schöne  Aurora  meines  Lebens ! 

—  gieb  sie  alle  hin  Erinnerung,  nur  diese  Zeichnung  las 
nicht  erblassen,  ströhme  wärmer  durch  mein  Herz  —  dass 
ich  die  edelsten  Farben  finde,  —  ich  möchte  einmahl  eine 
HeiHge  mahlen !  —  Hier  lag  die  Lilie  als  sie  in  der  Sehn- 
sucht nach  ihrem  Ideal  entschlafen  war.  —  Das  braune 
Haar  walte  unter  dem  Schleier  hervor  und  begleidete  die 
weiche  hingegossene  Gestalt  —  wer  hätte  dieser  Hand  — 
ein  irdisches  Beginnen  mehr  wünschen  —  zumuthen  wollen 
warum  hat  sie  kein  Marmor  verewigt?  —  —  Die  Lippe 
war  noch  geröthet  —  und  das  Antliz  mit  der  Ruhe  ge- 
weiht —  die  keiner  noch  beschrieben  —  wer  nicht  weinen 
konnte ,  weinte  —  wer  geweint  hatte  trocknete  die 
Thränen  um  die  Verklärte  zu  schauen  —  ich  ward  so 
ruhig  so  seelich  —  •  und  hätte  mein  Leben  hindurch  da- 
gestanden :  ich  sah  den  Himmel  an  die  Glorie  dieser 
Heiligen  und  jezt  erhielt  er  seine  Azurfarbe  die  in  meiner 
Seele    ist    —    ein    Flor    umstrickte    mein    Herz    —    eine 


64  Neue  Mittheilungen:. 


unsterbliche  Sehnsucht    glänzte  in   meinem   Auge  —  und 
die  ich  nachher  liebte  in  denen  leuchtete  sie  auch ! 

Ich  könnte  ein  Evangelium  schreiben  von  diesem  Weib 
und  ihrem  Sohn!  meinem  Bruder!  — 

XX. 

Weimar  d.  21.  May  11796]. 

Haben  Sie  am  Mitwoch  vor  14  Tagen  —  einen  Brief 
von  mir  erhalten?  — 

Es  ist  eine  Spannung  zwischen  mir  Schiller  und 
Körners,  in  einer  hipocondern  Stimmung,  nahm  ich  es 
schmerzlich  dass  ich  ihn  bey  seinem  hiersein  gar  nicht 
gesehn  —  und  Körners  unter  so  vielen  nur  auf  wenige 
stunden  sehen  konnte  —  denn  ein  längerer  Aufenthalt 
von  mir  in  Jena  glaube  ich  wäre  Schillern  nicht  recht.  — 
In  der  Einsamkeit  wenn  eine  Laune  sich  befestiget  — 
und  nichts  in  der  äusern  Welt  diese  Vorstellung  haben 
mag  —  erscheinen  leicht  alle  Wesen  die  uns  bedeutend 
sind,  gleich  quälenden  Dämonen,  ich  schrieb  —  so,  was 
ich  wohl  denken  durfte  —  aber  nicht  schreiben  solte  — 
an  Körner  —  dass  ich  nicht  nur  auf  so  wenige  stunden 
allein  hinüber  fahren  möchte.  —  bald  that  es  mir  aber 
leid  dass  ich  sie  bey  ihrer  Anwesenheit  gar  nicht  sprechen 
würde.  —  So  schrieb  ich  an  Schillern  selbst,  bekannte  ihm 
meine  ganze  Stimmung  —  bat  dass  Körner  und  seine  Frau 
die  Schillern  nach  Weimar  auf  einen  Mittag  kommen 
möchten.  Dieser  Beweiss  ihrer  Güte  hätte  leicht  den 
trüben  Nebel  verscheucht.  Es  sind  8  Tage  ich  habe  nichts 
gehört.  —  ich  möchte  gerne  diese  Disonanz  in  meinem 
Seyn  wieder  aufheben.  Wollen  Sie  das  Edle  Wesen  sein 
welches  mir  diese  Wohlthat  erzeichen  möchte?  —  W^enn 
Sie  mich  dieser  Güte  Werth  achten  —  so  werden  Sie 
auch  diese  Angelegenheit  meines  Gemüths  —  mit  dieser 
milden  —  schönen  Eigenschaft  behandlen.  —  Der  höchste 
Grad  Ihrer  gute  wäre  —  wenn  Sie  mich  in  einem  leichten 
Chaischen  selbst  abholten,  in  dieser  kranken  Stimmung 
fürchte  ich  mich  fürs  allein  fahren,  und  hier  hab  ich 
niemand  —  als  stumme.  Will  aber  Schiller  alle  bekannt- 
schatt  aufgeben  —  so  ist  eine  Frage  ob  Körner  —  Ja  wohl 


Briefe  vox  Charlotte  v.  Kalb  an  Goethe. 


Misdrauen  —  und  Härte  halten  uns  sonderbar  aus  einander. 
Darf  ich  bitten  dass  Sie  sich  nichts  von  diesem  Brief 
merken  lassen  —  mir  morgen  nur  eine  Zeile  mit  der  Post 
antworten.  —  Sonderbar  wär's  und  mir  höchst  unangenehm 
wenn  der  Brief  den  ich  Ihnen  am  Mitwoch  vor  14  Tagen 
schrieb  verlohren  gegangen  wäre? 

Charlotte  K  Mlk. 

XXII. 
[Weimar,  Ende  October  1796.] 

Immer  nahm  ich  mir  vor  Ihnen  für  das  köstliche  Ge- 
schenk Ihres  Werks  zu  danken  —  aber  umsonst  giengen 
mir  schon  3  Tage  vorbey.  Dem  der  wenig  spricht  — 
wird's  auch  schwer  zu  schreiben  —  und  die  Empfindung 
bleibt  lange  ohne  das  Vermögen,  sich  in  Worten  zu  äusern! 

Wie  hat  mich  diese  Lecture  bezaubert,  ich  lebte  ganz 
in  dieser  Welt  —  ich  betrachtete  alles  mit  reger  Aufmerk- 
samkeit —  ich  lauschte  auf  jeden  Gedanken  —  der  Ein- 
druck gieng  nicht  vorüber  —  es  war   ja  keine  Täuschung 

—  für  die  Wahrheit  selbst  empfand  ich  so.  —  Tief  war 
der  Schmerz  der  mein  Gemüth  bewegte,  und  der  es  immer 
noch  fesselt !  — 

Welche  Demant  Schrift  —  welche  Mäsigung  und 
welcher  Reichthum  —  wie  viele  Schönheiten  habe  ich  schon 
erblickt  —  diesen  Brauch  des  Gifts  des  Wahns  ohne  Ge- 
brauch desselben  —  diese  Volendung  im  einzelnen  —  und 
die  Verbindung  die  in  einer  so  schönen  Volendung  glänzt 

—  Welch  ein  Leben  welcher  ström  voll  Wesen  geleidet 
mir  vorüber !  O  erkennen  Sie  meinen  Dank !  ich  Liebe 
dieses  Buch  sehr !  —  Auch  mein  Gemüth  hat  es  erweitert, 
und  erheitert  —  und  ich  hab  ihn  wohl  oft  verstanden,  den 
herrhchen  Geist  —  voll  Kraft  Einsicht  und  Bildent  der  in 
diesen  worten  weht!  Charlotte 

XXIII. 

[Weimar,  21.  Januar  1799.] 
Darf  ich  nach  so  langem  Sclnveigen  —  und  so  langer 
unsichtbarkeit  wieder  vor  Ihnen  Erscheinen,  und  Sie  bitten 
diesen  Abend  nach  der  Comedie  zu  mir  zu  kommen ! 

Goethe-Jahrbuch   XIIL  c 


66  Neue  Mittheilukgek. 


Schiller  soupirt  bev  mir  und  diesen  möchte  ich  gerne 
mit  der  Gegenwart  eines  Wesens  Ehren  das  Schillern 
freundlich  achtet  und  Liebt,  und  das  ihm  stets  seinen 
Genius  erweckt,  und  nährt. 

Charl.  V.  Kalb. 

XXIV. 

[Jena,  29.  März  1799.J 
Wer  Sie  erkennt  —  und  inimer  mehr  zu  erkennen 
wünscht  —  würde  der  nicht  gerne  einen  Planeten  ver- 
lassen —  und  in  einen  andern  eilen  um  mit  Ihnen  zu 
seyn !  Aber  der  den  ich  bewohne  giebt  nur  den  Anblick 
der  Verwirrung  der  Seele  die  sich  von  dieser  zu  befreien 
trachtet.  Den  Geist  der  am  hellsten  die  Welt  erblickt 
und  ausspricht  —  begegnet  nirgends  das  aufmerksame 
Gemüth.  In  Weimar  ist  dieser  Geist  Gebannt;  und  ich 
bin  Verbannt.  —  In  Jena  spielt  ein  Hämischer  Dämon  mit 
meinem  Wunsch  —  Also  will  ich  meinen  Willen  nicht 
lange  nur  im  Herzen  tragen  sondern  mit  der  Feder  be- 
kennen. Finde  ich  Sie  heute  bey  Schiller  —  um  6  Uhr 
komme  ich  hin.  Und  in  den  wenigen  Tagen  die  ich 
noch  hier  bleiben  will  —  .  .  Sie  ein  Stündchen  wo  ich 
Sie  besuchen  darf. 

Charl.  V.  Kalb. 

XXVI. 

Trabeisdorf  bey  Bamberg  d.   19.  8ber  [1803]. 

Vor  einigen  Tagen  fand  ich  Zeilen  von  Ihrer  Hand 
in  denen  Sie  mit  Innigkeit  einiger  Blätter  erwähnen  die 
ich  Ihnen  einmahl  nach  Jena  geschickt.  Haben  Sie  diese 
noch  so  schicken  Sie  mir  dies  Papier  —  Wer  sehnt  sich 
nicht  —  wie  nach  guten  Geistern  —  die  Erinnerung  solcher 
hellbelebten  Stunden  wieder  zu  erneuern  und  der  Seele 
Licht  an  dem  eigensten  Leben  wieder  zu  zünden!  Ist  es 
nicht  verbrennt  so  erfüllen  Sie  meine  Einfältige  Bitte. 

Sie  haben  eine  schöne  Tochter  —  Eugenia  —  ich 
weiss  sonst  kein  Wort  —  irre  ich?  mir  ist's  als  hätte  es 
ähnlichkeit  mit  dem  Fragment  in  Ihren  Schriften  (ich  habe 


Briefe  von  Charlotte  v.  Kalb  ax  Goethe.  67 

sie   nicht   hier)    die  Geheimnisse  wie  ich  meyne  genant  — 
Wie  sehr   ich  danach  verlange    will  ich  nicht  ausdrücken ! 
Charlotte  Kalb  gb.  Mlk.  v.  Ostheim. 

XXVII. 

Berlin,  Linden  Strase  66.  d.  20.  September  [1807]. 

So  oft  ich  Zelter  sehe  frage  ich  nach  Ihnen  —  seine 
Lezten  Nachrichten  sind  mir  schmerzlich.  Ein  Würdiges 
seelenvolles  Andenken  bleibt  Ihnen  ewig !  —  O  wenn 
sich  doch  noch  einmahl  ein  Gespräch  unter  uns  erneute. 
Erquickend  und  belebend,  Einzig  sind  solche  stunden 
reiner  Mittheilung  wo  der  Gedanke  neu  sich  vor  dem 
sehnenden  entwickelt!  Ich  habe  keine  freundschaftlichen 
Verhältnisse  wieder  gefunden,  wie  ehemahls  —  und  werde 
die  Erinnerung  meiner  Freunde  nicht  entweyhn  durch 
vergleich  oder  den  wünsch  ähnlicher  Verbindungen  — 
die  selbstständige  Genügsamkeit  meines  Herzens  habe  ich 
mir  durch  die  Liebe  für  die  Freunde  in  Weimar  erworben. 

Ich  habe  viel  unangenehmes  erfahren,  zwar  habe  ich 
meine  äusern  Verheltnisse  immer  für  gefährlich  erkant  — 
ohne  die  strengste  Sorgfalt  hätte  mich  Längst  das  Übel 
überwältiget.  —  Man  sagt  die  meisten  zählten  in  ihrem 
Leben  alle  Momente  Menschlicher  Verhältnisse.  —  Herschen 
und  gehorchen,  geben,  und  bitten.  Jetzo  bin  ich  eine 
arme  Frau  —  und  um  aus  diesem  Übel  mich  zu  retten 
will  ich  eine  Handelsfrau  sein  —  es  gelingt  mir  —  aber 
leider  habe  ich  jetzo  nichts  mehr  zum  Einkauf.  Hätten 
Sie  die  Neigung,  die  Ruhe  meiner  Tage  zu  befördern  so 
geben  Sie  mir  eine  kleine  Summe  —  etwa  100  Rthlr.  an 
meiner  Gewissenhaftigkeit,  Sorgfalt  und  strengen  Mäsig- 
keit  wird  es  nicht  fehlen  dass  es  bald  möglichst  wieder- 
erstattet werde.  So  kan  ich  glauben  —  weil  alles  was 
ich   erhalten    kan    zu   Arbeiten   verwandt   werden    —    die 

jeden  Monats   verkauft   sind Wenn  ich  gleich  diese 

Wahrscheinlichkeit  habe  —  nehme  ich  es  von  Ihnen  mit 
dem  innigsten  Dank  für  die  Milde  Ruhe  des  Schlafs,  den 
heitern  Tag,  der  die  starre  Sorge  vernichtete !  —  Ver- 
wandte Hesen  mich  bey  solchen  bitten  ohne  Antwort  — 
Hier   finde  ich   keine   Stätte    für    ein  Vertrauendes  Wort. 

5* 


68  Neue  Mittheilunghw 


Doch  bin  ich  gerne  hier  —  alles  wiedrige  kan  man  in  der 
weiten  Umgebung  so  leicht  vermeiden.  — 

Gott  wolle  mächtig  Sie  stärken !  Dem  unerforsch- 
lichen  vertraut  die  Seele  das  Liebste.  Es  giebt  eine 
Zuversicht  die  kein  Wort  ausspricht. 

Charlotte  von  Kalb  iMarschalk  von  Ostheim, 

XXVIII. 

Berhn  den  25.  Junv   1814. 
(An  Goethe  und  Voigt.) 

Ob  zwar  ich  fürchte  dass  dieses  Schreiben  Ew.  Ex- 
zellenz lästig  sein  könnte  —  und  die  äuserung  meiner 
Sorge  nicht  Ihrer  Aufmerksamkeit  würdig  ist;  So  kan  ich 
es  dennoch  nicht  unterlassen  —  denn  mein  Zutrauen  nur 
auf  Sie  gerichtet  ist  —  Wo  ich  nur  allein  Klarheit  Rath 
und  erspriessliche  beendigung  des  mir  so  viel  Sorge  er- 
reeenten  Geschäfts  hoffen  kan. 

Auch  werden  Sie  Hochverehrte  Herrn  die  Pflicht  an- 
erkennen dass  eine  Mutter  ihre  Gedanken  und  Wünsche 
bekennen  dürfe  —  wenn  sie  die  Hofnung  hegt  dass  diese 
auch  zum  wohl  ihrer  Kinder  föderlich  sein  könnten. 

Mein  Schwager  der  Praesident  von  Kalb  starb  d. 
25.  May  zu  Offenau  bey  Heilbron.  In  der  Zeit  als  die 
erneuerte  Wahrscheinlichkeit  ihn  aufrichtete  einiges  noch 
für  seine  Famillie  retten  zu  können.  Der  Lohn  seiner  oft 
schmerzvollen  Anstrengungen  ist  ihm  nicht  geworden, 
dieses  vergrössert   noch  unser  trauervolles  Andenken ! 

Es  ist  nun  mehr  meinen  Söhnen  hingegeben  die 
Verhältnisse  einzusehen,  aufzugeben  was  nicht  zu  retten 
wäre,  und  das  übrig  gebliebene  sorgfältig  zu  verwalten.  .  . 

.  .  .  Ein  Wort  Ihrer  Theilnahme  wird  mich  beruhigen, 
und  mir  ein  Zeichen  sein  dass  gute  Geister  dieses  erneuerte 
Bestreben  —  für  die  Nachkommen  Segnen  wollen. 

Charlotte  von  Kalb  geb.  Marschalk  von  Ostheim, 

(An  Goethe.) 
Indem    ich    Ihnen    Verehrter    Herr    dieses    Schreiben 
übersende  und  auch  bitte  es  dem  Herrn  G.  R.  Voigt  mit- 


Briefe  von  Charlotte  v.  Kalb  an  Goethe.  69 

zLitheilen  —  Lebe  ich  in  der  Erwartung  einer  baldigen 
freimütigen  Antwort. 

Ich  bin  beruhiget  —  da  ich  es  Ihnen  anbei m  gegeben 
habe  —  Die  Entscheidung  ist  dann  für  mich  ein  höherer 
Rathschluss  —  dem  ich  mich  willig  füge! 

Lassen  Sie  sich  auch  sagen  wie  sehr  ich  in  den  vielen 
Jahren  wo  ich  Ihnen  nicht  schreiben  konnte  an  Sie  ge- 
dacht —  In  der  Zeit  die  mir  wie  ein  schwerer  Schlummer 
vorübergieng  —  schenkten  Sie  mir  Tage  des  Frühlings, 
stunden  der  Vertraulichkeit  —  in  dem  Buch  Ihres  Lebens, 
es  war  mir  oft  als  hörte  ich  Ihre  stimme!  war  aber  zu 
schüchtern  um  auch  des  Herzens  Wort  zu  sagen.  Wie 
viele  erhalten  mit  diesem  Buch  die  Wiedertaufe  der 
Jugend,  ich  lese  es  noch  einmahl  wenn  mir  Zeit  auf 
Erden  bleibt.  Wo  fanden  Sie  die  Zauberey  diese  Geister 
wiederhervor  zu  rufen?  wie  leicht  und  scharf  sind  die 
gestalten  gezeichnet  —  die  Gegenwart  der  Dichtung,  des 
vergangenen  Daseins  so  tief  und  fest'  gehalten.  Viele  die 
ich  kannte  giengen  meinem  Geist  vorüber  wie  neu- 
erstanden. Seelige  —  Herder  in  tiefschaffender  Wahrheit! — 

Sie  haben  Ihren  Werken  einen  so  Lichtvollen  grund 
gegeben,  wo  himlische  blüthen  im  Gotsodem  wallen  der 
diese  so  den  Zeiten  hinträgt  und  überstrahlt.  O,  dass 
Mahomet  und  Prometheus  nur  der  Sehnsucht  gezeigt 
sind  —  Da  ich  die  Gefilde  kenne  wo  die  nächste  Zukunft 
spielt,  so  ist  es  mir  in  dieser  Erwartung  schauerlich.  — 
Dort  wo  die  Geister  so  dicht  —  ich  darf  nicht  sagen 
gebannt,  und  die  Lebenskräfte  so  spärlich!  —  Dort  lebte 
das  Wort.  —  Da  zündet  das  herrHche  Licht.  Soviele 
haben  diese  Stürme  nicht  gehört.  Goethe  soll  noch  von 
ihnen  Kunde  geben.    Ihm  wohl  wohl  —  und  langes  Leben. 

Charlotte. 

XXIX. 

Weimar  d.  22.  ybr  [1816]. 
Hochverehrter  Herr  Geheime  Rath ! 
Dass  es   mein  innigster  Wunsch    —    wieder   einmahl 
die  Ehre    und   Freude    zu   haben  Persönlich  Ihnen    meine 
Verehrung  zu  bezeugen;  werden  dieselben  wohl  von  mir 


70  Neue  Mittheilungex. 


versichert  sein.  Ich  bitte  daher  mir  wissen  zu  lassen  wann 
ich  in  Ihre  Wohnung  kommen  darf?  —  Wo  die  Gegen- 
warth  mir  so  viel  würdige  Erinnerungen  erneuert  — 

Charlotte  Kalb  «leb.  Marschlk  v.  Ostheim. 


XXX. 

Homburg  vor  der  Höh  den  23ten  May  1S17. 

Ich  wage  Ihnen  diese  Blätter  zu  übersenden;  früher 
wollte  ich  diese  Ihnen  durch  einen  Freund  in  Weimar  zu- 
stellen lassen ;  doch  meine,  Ihnen  Längst  bekannte  Hoch- 
achtung und  Vertrauen,  hat  es  mir  verbothen.  Ich  will 
bey  Ihnen  keine  Fürsprecher  suchen,  aber  doch  sehr  bitten 
es  mir  ja  zu  vergeben  dass  ich  mich  dadurch  unterstanden 
habe  auf  solche  edle  Zeit  Anspruch  zu  machen ! ! 

Ueber  eine  Krisis  des  körperUchen  Befindens  können 
erfahrne  Aerzte  urtheilen;  über  einen  so  eignen  Zustand 
des  Gemüthes  welches  unbedingt  Aussprache  und  Dar- 
stellung fodert,  dieses  können  allein  Dichter,  erfahrne 
Denker  beurtheilen,  ob  es  eine  Krisis  des  Lebens  oder  des 
Uebels  ist.  Ich  habe  darüber  wie  für  ein  lebendig  ge- 
bohrnes  Kind,  gar  keine  Meynung. 

Die  andern  Dialoge  sind  auch  fertig,  das  Ende  ist  sehr 
mild.  Für  das  Gespräch  der  Madam  und  Johann  ist  mir 
aber  am  meisten  bange  pp. 

Einen  Namen  hab  ich  nicht  finden  können. 

Ich  habe  an  die  5  Brode  für  mich  nicht  gedacht  als 
ich  anfing  dieses  zu  schreiben,  aber  nun  wünsch  ich  auch 
sehr  dass  ich  Brod  davor  brechen  kann  und  will  es  also 
gerne  bey  Theater  verkaufen  und  aufgeführt  wissen.  Wäre 
dies  denkbar?  —  So  möchte  ich  ja  nicht  dass  mein  Name 
dabey  bekannt  würde,  es  könnte  den  Eindruck  dagegen 
wohl  sehr  schärfen. 

Mit  der  grössten  Verehrung 
Ihre  Charlotte  Kalb  geb.  Marschlk  v.  Ostheim. 

Ich  habe  keinen  Copisten  hier  finden  können  und 
muss  daher  fast  fürchten  dass  meine  jämmerHche  Hand 
nicht  kann  gelesen  werden. 


Briefe  vox  Charlotte  v.  Kalb  ak  Goethe. 


XXXI. 

Verehrter  Herr  Geheiraerath. 

Ich  wünsche  dass  diese  Zeilen  Euch  in  Wohlbefinden 
und  erspriesslichen  Gesinnungen  finden  mögen.  So  war 
ehemals  der  Anfang  bey  trauHchen  Briefen;  auch  ist  es 
ohne  solche  Hoff'nung  nicht  möglich,  den  Fernen  ein 
gemüthliches  Wort  zu  sagen.  In  Gedanken  war  ich  oit  bey 
Ihnen,  aber  diese  zaubern  mir  Ihre  Antwort  nicht  zurück. 
Doch  will  ich  die  Hemmung  lösen  und  Ihnen  endlich 
einmal  mit  flüchtigen  Worten  begegnen.  Leicht  ist  es 
auch  von  meiner  Existenz  Kunde  zu  geben,  denn  zwar 
in  Abgeschiedenheit,  kann  ich  dennoch  sagen :  den  Mangel 
äusserer  Erregungen,  die  Andre  Ehre  und  Freude  nennen, 
vermisse  ich  nicht,  denn  nur  in  schweigsamer  Stille  lösen 
sich  die  Bande  der  Verworrenheit  und  Mitschmach.  O 
möchte  mir  die  friedsame  Ruhe  bleiben  und  die  befreitere 
Seele  nicht  nach  dem  Hades  zurückblicken.  Die  Sehnsucht 
aller  ist  ja  das  Verlangen  nach  Erlösung  und  dies  ist  ja 
die  Aufgabe  der  geistigen  Macht.  Was  Sie  dafür  gewirkt, 
höre  ich  jetzt  mit  beseligterem  Erwcägen.  Ich  bescheide 
mich  wohl,  dass  kunstreiche  Fertigkeit,  diese  dädalischen 
Wunder  mir  Erstaunen  erregen,  aber  dass  ich  die  sinnigen 
Fügungen  nicht  zu  unterscheiden  vermag. 

Durch  die  gänzliche  Schwäche  meiner  Augen  entbehre 
ich  die  Unterhaltung,  die  mir  das  Selbstlesen  verschaff"en 
könnte,  doch  kann  ich  die  Genüsse  der  Litteratur  und 
Selbstthätigkeit  des  Geistes  mir  nicht  versagen  wollen. 
Diese  allein  bestimmt  die  Gegenwart  und  schenkt  sie  uns 
gleichsam.  Aus  dem  eignen  Ich  schöpfend  kann  ich  leider 
nicht  geben,  aber  ich  habe  Schriften  gefunden,  deren  Be- 
wahrung in  unserer  Sprache  eine  besondre  Erwägung  und 
Sichtung  verdient.  Ich  nenne  hier  nur  St.  Martin,  der  in 
seinen  oeuvres  posihnmes  uns  angiebt ,  was  in  seinen 
Schriften  innige  Gesinnung  und  was  überflüssige  Zugabe 
ist.  So  habe  ich  von  einigen  die  \'erdeutschung  be- 
gonnen, nicht  in  der  Meinung  dass  es  mir  besonders  ge- 
lingen könnte,  sondern  in  dem  Bewusstsein,  dass  es  zur 
Heilung  und  ßeseligung  dient,  und  ich  so  den  nagenden 
Schmerz,  der  auf  so  traurigen  Erinnerungen  haftet,  Imdre. 


72  Neue  Mittheilungex. 


So  will  ich  fortfahren,  mich  in  diese  geistige  Wesenheit 
zu  denken,  und  in  Geduld  harren  der  Anschauungen,  die 
sie  mir  gewähren  könnten.  So  isolirt  ich  mich  auch 
damit  beschäftige,  so  bedurfte  es  doch  mancher  Bitte  und 
Nachfrage,  allein  es  ist  sonderbar,  wie  seit  der  ersten 
Nennung  St.  Martins  bis  jetzt  .  .  dies  Geschäft  begleiten, 
von  denen  einige  noch  nicht  verklungen  sind,  und  so 
begegnen  uns  Misslaune  oder  dämonische  Subtilität  — 
nein,  nicht  diese,  sondern  Starrheit,  diese  Sucht  erregt 
mir  mehr  Scheu,  als  eine  andre  Epidemie. 


Durch  einen  Traum  verleitet  habe  ich  schon  vor 
mehreren  Wochen  diese  Zeilen  niedergelegt,  ich  sah  Sie, 
was  ich  wachend  nicht  mehr  vermöchte,  in  der  grünen 
Hof-  Uniform.  Aber  das  entschwundene  Bild  hat  mir 
dennoch  das  Zeichen  gelassen,  die  Frage:  wenn  du  leichter 
Mittheilung  noch  fähig,  warum  wolltest  du  nicht  schrift- 
lich meiner  gedenken?  Auch  sagte  ich  mir,  dass  die  Zahl 
der  älteren  Bekannten  sich  so  vermindert  habe,  und  Sie 
die  Aeusserungen  eines  noch  lebenden  Gemüths  traulich 
aufnehmen  werden.  So  lausch  ich  noch  des  Traumes, 
wie  wir  gern  dem  Geflüster  der  Lüfte  lauschen  durch 
weiches  Laub. 

Berlin  den  i2ten  März  1829. 

Charlotte  v.  Kalb  geb.  v.  Ostheim. 

xxxn. 

Berlin,  im  Februar  1830. 
Hochverehrter  Herr, 
In  der  Hoffnung,  dass  die  Genesung  der  durchlauchtig- 
sten Frau  die  erwünschteste  Bestätigung  erhalte,  habe  ich 
aus  Vorsicht,  doch  mit  gänzlicher  Ueberlassung,  ob  Sie 
es  geziemend  werden  finden,  Folgendes  darlegen  wollen. 
Dazu  konnte  allein  das  mir  durch  Ihro  Königl.  Hoheit 
die  verwittwete  Frau  Grossherzogin  sowohl  schriftlich 
als  durch  Andre  geäusserte  gnädigste  Andenken  mich 
ermuthigen,  über  meine  individuelle  Lage  zu  sprechen,  be- 
drängt durch  die  Entbehrungen,  welche  mir  der  Verlust 
des  Gesichts  bereitet.     So    liegen  Bücher   uneröff"net,   und 


Briefe  von  Charlotte  v.  Kalb  an  Goethe.  73 

für  Manches,  was  ich  niederschreiben  möchte,  mangelt  die 
Feder,  denn  die  einsame  Stille  ist  geeignet  für  geistige 
Thcätigkeit. 

Wohl  bin  ich  in  der  Resignation,  aber  entsagen  möchte 
ich  nicht  der  Mittheilnahme  an  den  Wirkungen  des  Genius, 
die  mir  durch  solches  Begegnen  noch  werden  kann.  Das 
intensive  Wohl  ist  auch  stets  eine  Gabe  höherer  Milde. 

Ich  würde  mich  eines  relativen  Unverständnisses  zeihen 
müssen,  wenn  ich  nicht  gewagt  hcätte,  diese  Wünsche  zu 
bekennen.  Durch  Ihre  Vermittelung,  verehrter  Herr,  (nicht 
durch  eine  andre  Person)  dies  fasst  meine  Bitte,  werde  es 
der  Hoheit  ausgesprochen. 

Indem  ich  mit  Vertrauen  auch  in  dieser  Beziehung 
auf  Ihre  Nachsicht  hoife,  sei  es  mir  erlaubt,  die  Hoch- 
achtung zu  bezeigen,  mit  welcher  ich  ersterbe 

Charlotte  v.  Kalb  geb.  Ostheim. 


Greifen  wir  am  Schluss  mit  kurzem  Wort  zurück  auf 
die  Eingangs  gestellten  Fragen,  so  können  wir  allerdings 
nicht  antworten,  dass  Charlotte  v.  Kalb  sich  Goethe  gegen- 
über wesentlich  anders  gab  als  wir  sie  sonst  kennen.  Aber 
sie  gab  sich  ganz  wie  sie  Avar,  und  diese  Ganzheit  ihrer 
wunderlichen  Existenz  war  dem  grossen  Seelenkermer  eine 
Offenbarung,  die  sein  Interesse  und  sein  Mitleid  gleicher- 
massen  erregen  musste.  Ihr  unerschütterliches  Vertrauen  auf 
ihn,  ihr  begeistert  ahnendes  Verständniss  für  die  bewegenden 
Grundsätze  seines  Lebens  und  Schaffens  konnten  ihn  nicht 
ungerührt  lassen,  in  ihrem  heissen  Drang  nach  Erkenntniss, 
ihrer  schwärmerischen  Naturverehrung,  ihrer  tiefen  poetischen 
Begabun^f^  ringend  mit  dem  Nebel  phantastisch  gefühlsseliger 
Unklarheit,  musste  er  eine  typische  Verkörperung  eines  Zu- 
standes  erkennen,  aus  dem  er  selbst  sich  herausgerungen 
hatte.  Er  kannte  ihre  Schicksale,  er  wusste,  wie  schwer 
Erziehung  und  Erfahrung  ihr  die  Befreiung  durch  eigne 
Kraft  gemacht,  und  hilfbereit  reichte  er  ihr  seine  starke 
Hand.  Aber  sein  Eifer  war  umsonst,  und  als  sich  die 
36jährige  Frau,  gänzlich  zurückfallend  in  die  blinde  Leiden- 
schaftlichkeit, mit  der  sie  einst  Schiller  verfolgt  hatte,  dem 
Virtuosen  einer  neuen  Unklarheit,  Jean  Paul,  in  die  Arme 
warf,  —  da  zog  sich  Goethe  von  ihr  zurück.  Und  es  ent- 
spricht durchaus  seiner  Natur,   dass  dieser  Rückzug  ein  voll- 


74  Neue  Mittheilungew 


ständiger  war,  ohne  dass  er  jedoch  zunächst,  sowie  bei  einer 
Wiederbegegnung  nach  zwanzig  Jahren,  die  Pflichten  der 
Höflichkeit  ausser  Acht  gelassen  hätte.  Höhere  Pflicht 
machte  es  ihm  zu  einem  mit  Strenge,  ja  wenn  es  sein  musste 
mit  Härte  befolgten  Gebot,  das  aussichtlos  Unfruchtbare  von 
sich  zu  weisen. 


Anmerkungen. 

I.  S.  43,  Z.  4  Charlottens  drittes  Kind,  August  ^^'ilhelm, 
war  am  7.  October  1793  in  Jena  geboren.  Seit  1787  hatte 
sie  sich  theils  in  Weimar  und  Jena,  theils  auf  den  Farnilien- 
gütern  Waltershausen  und  Kalbsrieth  aufgehalten. 

II.  S.  43,  Z.  13  Die  Anlagen  an  der  Saale  in  Jena. 
Goethe  fuhr  damals  wegen  Einrichtung  des  neuen  botanischen 
Instituts  öfter  hinüber  (vgl.  Goethes  Briefe  X,   145,11). 

III.  S.  45,  Z.  4  Die  Worte  von  »ich  streichecf  an  stehen 
gedrängt  am  Rande,  es  folgt  ihnen  noch  ein  Satz,  von  dem 
nur  folgendes  halbwegs  leserlich  ist :  »Ob  sie  .  .  von  mir 
geschrieben  diese  Worte  .  .  wie  ich  möchte,  dass  Sie  auch  .  . 
Gesinnungen  erkennen  ,  .  sie  Sind  —  a.  Z.  7  Fritz  Jacobis 
»Woldemar«  erschien  1794  in  zweiter  Auflage,  vgl.  Goethes 
Briefe  X,  152,1s.  —  Z.  10  Goethe  antwortete  am  29.  April  1794, 
s.  Briefe  X,   156,6. 

IV.  S.  46,  Z.  12  Goethe  hatte  seinem  Brief  vom  29.  April 
einige  der  Oden  des  bairischen  Jesuiten  Jacob  Bälde  (1603  bis 
1668)  beigelegt,  die  Herder  für  seine  »Zerstreuten  Blätter« 
aus  dem  Lateinischen  übersetzte,  aber  erst  im  3.  Theil  der 
»Terpsichore«  1796  veröffentlichte  (Werke,  hrsg.  v.  B.  Suphan 
27,199  f.).  Vgl.  Goethes  Briefe  X,  156,9.  157,1s. — Z.  27  Fichte 
Hess  nur  zwei  Theile  seiner  »Beiträge  zur  BerichDigung  der 
Urtheile  des  Publikums  über  die  französische  Revolution« 
erscheinen,  ohne  Druckort  1793.  —  Z.  32  Als  Charlotte  zuletzt  in 
Weimar  und  Jena  weilte,  arbeitete  Goethe  an  dem  in  der 
Hempelschen  Ausgabe  XXXV, 49  f.  zuerst  gedruckten  »Ver- 
such, die  Elemente  der  Farbenlehre  zu  entdecken«. 

V.  S.  46,  Z.  34  Goethe  sandte  ihr  das  Werk  am  28.  Juni 
1794,  vgl.  Briefe  X,  168,9.  —  S.  47,  Z.  5  Dieses  meldet  ihr 
Goethe  ebenda  169,6.  —  Z.  9  Der  ausgelassene  Abschnitt  enthält 
die  umständliche  Bitte,  Goethe  möge  ihr  beim  Verkauf  einer 
beträchtlichen  Quantität  »auf  gut  Glück  und  Speculation« 
angekaufter   sehr    guter    Rheinweine    helfen.     Seine    Antwort 


Briefe  von  Charlotte  v.  Kalb  ak  Goethe.  75 

vom  29.  August  s.  Briefe  X,  187,7:  bisherige  Bemühung 
leider  noch  erfolglos. 

VI.  S.  47,  Z.  u  Vergl.  die  Anm.  zu  47,9.  —  Z.  37  Hölderlin 
war,  durch  Schillers  Vermittlung,  seit  dem  October  1793 
Hofmeister  von  Charlottens  ältestem  Sohn  Fritz  (geb.  1784) 
und  begleitete  diesen  Ende  1794  nach  Jena,  gab  aber  schon 
im  Anfang  des  folgenden  Jahres  seine  Stellung  auf.  — 
S.  48,  Z.  11  Tintenfleck. 

Yll.  S.  48,  Z.  18  Vgl.  die  Anm.  zu  47,9. 

VIII.  S.  48,  Z.  20  Desgl. 

IX.  S.  48,  Z.  28  Die  in  VIII  erbetene  Zusammenkunft 
fand  nicht  statt.  Goethe  an  Schiller  23.  Dec.  1794:  »  .  .  . 
grUssen  Frau  v.  Kalb,  die  diessmal  leider  nur  in  der  Ferne 
an  mir  vorbeigegangen  ist.a  Vgl.  Briefe  X,  216,  12.  — 
S.  49,  Z.  12   Vgl.  die  Anm.  zu  47,9. 

X.  S.  49,  Z.  20  Ausser  den  schon  erwähnten  beiden 
Knaben  die  7jährige  Tochter  Edda.  Diese  allein  überlebte 
die  Mutter:  Fritz  stand  noch  1828  als  Rittmeister  in  Düssel- 
dorf, sein  Todesjahr  ist  unbekannt;  August  Wilhelm,  gleich- 
falls Officier,  erschoss  sich  1825,  dem  Beispiel  des  Vaters 
folgend;  ein  viertes  und  letztes  Kind,  Eleonore,  wurde  im 
Juni  1795  geboren  und  lebte  nur  wenige  Wochen.  —  S.  50,  Z.  3 
Nach  Waltershausen,  dem  Marschalk  v.  Ostheim"schen  Gute,  auf 
dem  sie  1761  geboren  war.  Es  blieb  am  längsten  von  allen 
Besitzungen  der  Familie  erhalten  (bis  1827),  alles  andere  ver- 
schlang schon  vordem  der  im  folgenden  erwähnte  unglück- 
liche Process  Johann  August  Alexanders  von  Kalb  mit  dem 
Herzoge  Carl  August,  —  desselben,  der  Goethe  von  Frank- 
furt nach  Weimar  geleitete  und  sein  Vorgänger  als  Cammer- 
Praesident  war.  Er  war  der  ältere  Bruder  von  Charlottens 
Gatten,  seit  1782  vermählt  mit  ihrer  jüngeren  Schwester 
Eleonore.  —  Z.  30  In  diesem  und  den  zunächst  ausgelassenen 
Abschnitten  versucht  Charlotte  eine  solche  Vorstellung  zu 
entwickeln. 

XL  S.  51,  Z.  32  Sie  ist  nicht  überliefert,  und  es  ist 
möglich,  dass  Goethe  sie  mündlich  ertheilte  oder  durch  einen 
Dritten,  etwaKnebel,  ertheilen  Hess.  —  S.  52,  Z.  10  „Decken''  un- 
deutlich. Bei  dieser  Gelegenheit  sei  das  Bekenntniss  abgelegt, 
dass  auch  manche  andere  Worte  und  Stellen  nicht  mit  Sicherheit 
gelesen  sind.  Die  Handschrift  der  schon  früh  schwer  an  den 
Augen  Leidenden  ist  nirgends  ohne  Mühe  zu  entziifern,  und 
die  Unleserlichkeit  wächst  mit  dem  Grade  der  Erregung. 

XII.  S.  52,  Z.  18  Sie  hatte  ihren  Willen  durchzusetzen 
vermocht  und  blieb  bis  Ende  1799  in  Weimar.  —  Z.  30  Vgl.  die 
Anm.  zu  49,20.  —  Hierauf  antwortet  Goethes  undatirtes  Billet 
»Sie  können  glauben«  u.  s.  f.    Briefe  X,  300,21. 


76  Neue  Mittheilungek. 


XIII.  S.  53,  Z.  5  Ziel  der  am  11.  October  angetretenen 
Reise  war  Frankfurt,  Grund  eine  politische  Mission;  doch 
kam  Goethe   nur  bis  Eisenach. 

XIV.  S.  53,  Z.  25  Am  1.  Nov.  wurde  Christiane  Vulpius 
von  einem  Knaben  entbunden,  der  schon  am  18.  starb.  — 
Z.  27  Vergl.  dieAnm.  zu  49,20.  —  Z.  31  Das  »Mährchen«,  welches 
das  letzte  Stück  der  »Unterhaltungen  deutscher  Ausge- 
wanderten« in  den  »Hören"  1795  bildete  und  in  dessen 
Auslegung  Goethes  ganzer  Bekanntenkreis  wetteiferte.  Am 
23.  Dec.  1795  schrieb  Goethe  an  Schiller:  »Hier  liegt  eine 
Erklärung  der  dramatischen  Personen  des  Mährchens  bey, 
von  Freundin  Charlotte.  Schicken  Sie  mir  doch  geschwind 
eine  andere  Erklärung  dagegen ,  die  ich  ihr  mittheilen 
könnte.  Vgl.  Briefe  X,  353,10.  —  Nächste  Verbindung: 
Goethes  Tagebuch  21.  Jan.   1796  »Mittags  Kalbs«. 

XV.  S.  54,  Z.  11  Aehnliches  berichtete  Charlotte  am 
folgenden  Tage  an  Jean  Paul,  mit  dem  sie  am  29.  Februar  1796 
einen  Briefwechsel  angeknüpft  hatte;  am  10.  Juni  traf  er  in 
Weimar  ein  und  blieb  einen  Monat.  In  einem  Schreiben 
Charlottens  an  Jean  Paul,  aus  Jena  vom  19.  Juni,  heisst  es: 
»Goethe  habe  ich  immer  wahr  gefunden  in  seinen  Äusser- 
ungen. Die  Zukunft  wirds  Ihnen  zeigen.  Sie  sind  ein  Wesen 
das  ihn  interessiren  muss.«  Und  am  23:  »Schiller  kann 
Ihre  Ankunft  kaum  erwarten.  Goethe  muss  sehr  interessant 
von  Ihnen  geschrieben  haben.«  Dieser  erwähnt  ihn  damals 
im  Tagebuch  nur  am  17.  Juni  »Knebel  und  Richter  von 
Hof  zu  Tische«.  Vgl.  Briefwechsel  mit  Schiller.  —  Z.  14  Vgl. 
Goethes  Tagebuch  25.  März  1796  »Abends  Thee  und 
Collation.  Wand  kam.«  Knebels  Tagebuch  »Abends  grosse 
Gesellschaft  bey  Göthe.  Iffland  und  Schiller  da..  Soupirt.«  — 
Am  21.  Jan.   1796  hatten  Kalbs  bei  Goethe  gespeist. 

XVI.  Als  selbständiger  Brief  neben  dem  vorigen  über- 
liefert und  augenscheinlich  von  demselben  Tage.  —  Dem 
Februar  des  Jahres  1796  scheint  ein  bisher  nicht  gedruckter 
Brief  Goethes  an  Charlotte  anzugehören,  der  sich  im  Besitz 
der  Frau  Baronin  v.  Leuzendorf  auf  Schloss  Gradnitz  bei  St. 
Marein  im  Mürzthale  befindet.  Goethe  verabschiedet  sich 
darin,  nach  Jena  fahrend,  von  Charlotte,  verspricht  Schiller 
»in  ihrem  Namen«  zu  grüssen  und  schickt  ihr  ein  Fässchen 
Caviar,  —  damit  doch  der  culinarische  Beigeschmack  auch 
dieser  Freundschaft  nicht  fehle. 

XVII.  S.  55,  Z.  29  Am  25.  April  1796  wurde  »Egmont« 
gegeben,  in  Schillers  Bearbeitung.  Mand  spielte  den  Egmont, 
eine  Wiederholung  fand  erst  nach  1 1  Jahren  statt.  —  S.  56,  Z.  34 
Man  muss  Goethes  freundliche  Antwort  (undatirt,  Köpke  S.  120) 
lesen,  um  selber  nicht  der  Versuchung  eines  unfreundlichen 
Urteils  nachzugeben. 


Briefe  von  Charlotte  v.  Kalb  am  Goethe.  77 

XVIII.  S.  57,  Z.  1  Goethes  in  voriger  Anmerkung  er- 
wähnte Antwort  enthielt  die  Wendung:  »und  dass  es  [Vor- 
trag aus  früheren  und  neuen  Werken]  nicht  geschah,  nicht 
geschieht,  sollte  die  Ursache  blos  in  einer  trüben  Vorstel- 
lungsart über  gewisse  Verhältnisse  liegen?  da  ich  andre  so 
hell  und  heiter  sehe.  Ich  darf  nicht  umwenden,  denn  sonst 
sagte  ich  vielleicht  was  besser  in  der  Feder  bleibt.«  Char- 
lotte sah  darin,  und  wohl  mit  Recht,  eine  Anspielung  auf  die 
mannigfachen  Ungelegenheiten,  die  ihm  nach  wie  vor  aus 
seinem  häuslichen  Verhältniss  erwuchsen.  —  S.  58,Z.  12  Christiane 
Becker,  geb.  Neumann  (Euphrosyne)  als  Clärchen.  —  Vgl. 
Goethes  Antwort  vom   i.  Mai,  bei  Köpke  S.   146. 

XIX.  S.  60,  Z.  30  Vom  23.  März  bis  zum  20.  April.  — 
S.  61,  Z.  11  Ihr  Mann.  —  Z.  19  Der  Tod  der  Mutter  war  einer  der 
frühsten  von  den  vielen  schmerzlichen  Eindrücken,  die  schon 
das  aufgeregte  Kind  unheilvoll  verwirrten.  Charlottens  Mutter, 
geb.  V.  Stein-Nordheim,  starb  im  April  1769,  ein  halbes  Jahr 
nach  dem  Vater;  Charlotte  war  am  25.  Juli  1761  geboren. 
Unheimlich  klingt  in  ihrem  kranken  Gemüth  plötzlich  diese 
Saite  an.  —  Z.  25  Der  Knabe  genas;  Charlotte  war  ihm  durch 
Pathenschaft  besonders  eng  verbunden.  —  S.  62,  Z.  20  In  welchem 
sie  Brief  XVIII  überschickt  hatte.  —  S.  64,  Z.  4  Friedrich,  im  Sept. 
1760  (kurz  nach  dem  Tode  eines  nur  ein  Jahr  alt  gewordenen 
Bruders)  geboren,  starb  im  Nov.  1782  in  Goettingen,  ver- 
muthlich  an  einer  im  Duell  erhaltenen  Wunde.  Mit  ihm  sank 
die  Hoffnung  der  Familie  in's  Grab;  die  überlebenden 
Schwestern  vermochten  nicht,  der  Speculations-  und  Process- 
wuth  des  Praesidenten  v.  Kalb  Einhalt  zu  gebieten. 

XX.  Goethes  Antwort  bei  Köpke  S.  145.  Er  war  am 
20.  Mai  einige  Stunden  in  Weimar  gewesen,  von  Jena  aus, 
wo  er  bis  zum  8.  Juni   blieb. 

XXII.  Der  ausgelassene  Brief  XXI,  vom  6.  Juni  1796, 
enthält  die  Bitte:  Goethe  möge  für  ihre  Tante,  Frau  v.  Stein- 
Nordheim,  die  sich  in  Jena  einer  Operation  unterziehen 
müsse ,  dort  eine  stille  Wohnung  besorgen ;  da  er  selbst 
zur  Zeit  im  Jenaer  Schloss  wohne ,  könne  sie  von  des 
Herzogs  Erlaubnis,  dort  die  Tante  unterzubringen,  keinen 
Gebrauch  machen.  Goethe  kehrte  am  8.  Juni  nach  Weimar 
zurück,  um  der  Kranken  den  Platz  zu  räumen ;  vgl.  seine 
Antwort  bei  Köpke  S.  146.  —  S.  65,  Z.  9  Den  letzten  Band  von 
Wilhelm  Meisters  Lehrjahren. 

XXIII.  S.  65,  Z.  32  Das  Tagebuch  Goethes  erwähnt  in 
dieser  Pause  Charlottens  nicht,  auch  sie  nennt  ihn  in  ihren 
Briefen  an  Jean  Paul  nur,  indem  sie  am  10.  Nov.  1797 
»Hermann   und  Dorothea«    vortrefflich   nennt   und    berichtet, 


yS  Neue  Mittheilungex. 


seine  ihr  noch  nicht  bekannten  Gedichte  sollten  »sehr  anti- 
christianisch«  sein.  Dass  aber  Goethe  ihr  Geschick  mit 
herzlichem  Antheil  verfolgte,  —  ihr  Augenleiden  führte  schon 
damals  fast  zur  Blindheit  —  ,  zeigt  sein  Brief  an  Schiller 
vom  6.  Jan.  1798,  vgl.  auch  6.  April  1798.  —  Goethes 
Tagebuch  21.  Jan.  1799:  »Abends  Emilia  Galotti.  Zu  Kalbs. 
Schiller.  Richter.«"  (Jean  Paul  war  seit  dem  27.  Oct.  1798 
in  Weimar.)  Am  23.  Jan.  1799  speisten  Kalbs  bei  Goethe. 
XXIY.  Goethes  Tagebuch  29.  März  1799:  »Nachmittag 
zu  Schiller,  fand  Fr.  v.  Kalb  noch  einen  Augenblick.«  31.  März: 
Abends:    »Kam  Frau  von  Kalb.«  —  S.  66,  Z.  19  Unleserlich. 

XXVL  Der  ausgelassene  Brief  XXV,  vom  23.  Oct.  i8oc, 
ist  aus  Heidelberg  geschrieben.  Charlotte  bittet  Goethe, 
dem  dortigen  Professor  Wolfter,  welcher  gleich  den  anderen 
»Dienern  in  der  Pfalz«  seit  fünf  Vierteljahren  keine  Besol- 
dung mehr  erhalte,  in  Weimar  eine  Stellung  zu  verschaffen. 
Goethes  Tagebuch  erwähnt  weder  Empfang  noch  Beantv.ortung 
dieses  Briefes.  —  S.  66,  Z.  24  Ohne  Zweifel  Goethes  Brief 
vom  I.Mai  1796,  bei  Köpke  S.  146.  —  Z.  30  Ein  entsprechen- 
der Tagebuchvermerk  fehlt,  die  Ueberlieferung  des  Briefes 
in  Goethes  Nachlass  erweist  die  Nichterfüllung  der  Bitte.  — 
Z.  31  Die  erste  Aufführung  der  »Natürlichen  Tochter«  fand 
am  2.  April  1803  statt.  Goethe  scheint  das  Drama  nicht 
an  Charlotte  geschickt  zu  haben,  es  erschien  im  Cotta'- 
schen  Taschenbuch  auf  1804. 

XXVII.  1800 — 1804  hatte  Charlotte  an  verschiedenen 
Orten  Süddeutschlands  gelebt.  1804  ging  der  Process  des 
Schwagers  endgiltig  verloren :  Charlotte  zog  nach  Berlin, 
wo  sie  einen  Handel  mit  Kurzwaaren,  Thee  u.  a.  anfing;  ihr 
Mann  erschoss  sich  1806  in  München.  —  S.  67,  Z  6 
Wohl  der  Brief  an  Zelter  vom  27.  Juli  1807,  in  welchem 
Goethe  sich  über  sein  Befinden  beklagt.  —  Goethes 
Tagebuch  schweigt.  Die  Rechnungen  der  Postämter,  die 
ich  von  1792  — 1809  durchgesehen  habe,  verzeichnen  über- 
haupt nur  einen  Brief  Goethes  an  Frau  v.  Kalb,  den  vom 
29.  August   1794. 

XXVIII.  Adresse  »An  Ihro  Excellenz  denen  Herrn 
Ghm  Käthen  Voigt  und  Goethe.«  Dieser  Theil  des  Briefes 
füllt  sechs  Seiten  gross  4°,  mühsam  von  der  Halberblindeten, 
zwischen  Linien,  geschrieben.  Ausgelassen  ist  im  Druck 
eine  ausführliche  Darlegung  der  Rechtsansprüche  ihrer  Söhne 
auf  Kalbsrieth  und  der  Verkaufsbeschränkungen  dieses 
Seniorat-  und  Fideicommiss-Gutes.  Die  sachliche  und  sti- 
listische Klarheit  des  ganzen  Schreibens  zwingt  nicht  zur 
Annahme,  dass  ein  Rechtskundiger  ihr  geholfen.  Auch  andere 
Schriftstücke  Charlottens,  nicht  nur  aus  ihrem  Alter,  beweisen, 


Briefe  vox  Charlotte  v,  Kalb  ax  Goethe.  79 

dass  sie  klar,  ja  nüchtern  denken  und  schreiben  konnte. 
wenn  sie  wollte  und  von  Aufgeregtheit  nicht  fortgerissen 
wurde.  —  S.  68,  Z.  25  Vgl.  Anmerkung  i  zu  Brief  X.  —  Z.  32  Ein 
Blatt  gross  4°,  Adresse  »An  Herrn  von  Göthe«.  —  S.  69,  Z.  10 
Die  drei  ersten  Theile  von  »Dichtung  und  Wahrheit«  er- 
schienen 181 1, 1812,  1814.  —  Z.  24  Werke  (Weim.  Ausg.)XXVIII, 
295,3,  312,16.  —  Weder  in  Goethes  Briefwechsel  mit  Voigt 
noch  in  seinem  Tagebuch  findet  sich  eine  Erwähnung  dieses 
Gesuchs  oder  einer  Antwort. 

XXIX.  Goethes  Tagebuch  24.  Sept.  1816  »Frau  Major 
von  Kalb.« 

XXX.  Schreiberhand  bis  auf  die  Unterschrift.  —  Diesen 
Brief  beantwortete  Goethe  am  i.  Juni  181 7  (ungedruckt, 
Concept  im  Goethe-Archiv)  dahin :  er  sei  für  den  Beweis 
fortgesetzten  Vertrauens  dankbar,  habe  jedoch  inzwischen 
»dem  Theaterteufel  nebst  allen  seinen  Werken,  Worten 
und  Wesen  förmlich  entsagt« ;  auch  könne  er  in  der  That 
das  Manuscript  nicht  entziffern  und  müsse  es  daher ,  mit 
aufrichtigem  Bedauern ,  ungelesen  sogleich  zurücksenden. 
Das  dialogische  Werk  Charlottens  blieb  unbekannt.  Im 
Tagebuch  vermerkt  Goethe  nur  unter  den  abgesendeten 
Briefen  am  i.  Juni  »Frau  Major  von  Kalb  nach  Homburg, 
zurückgesendetes  Drama.« 

XXXI.  Von  Schreiberhand,  auch  die  Unterschrift.  Im 
Jahre  1820  war  die  Sechzigjährige  vollständig  erblindet  und 
lebte  in  dieser  Nacht  noch  dreiundzwanzig  Jahre.  Auf  Ver- 
wendung der  Prinzessin  Marianne  von  Preussen  hatte  die 
blinde  Greisin  im  Königlichen  Schloss  zu  Berlin  eine  Woh- 
nung angewiesen  erhalten.  —  S.  70,  Z.  31  Sein  »Buch  des  Irr- 
thums  und  der  Wahrheit«  hatte  Goethe  im  April  1781  mit 
lebhaftem  Interesse  gelesen.   —  S.  72,  Z.  e  Unleserlich. 

XXXII.  Schreiberhand,  nur  die  Unterschrift  ist  eigen- 
händig durch  verwirrte  Zeichen  angedeutet.  —  Die  Gross- 
herzogin Mutter  Louise  starb  am  14.  Febr.  1830. — S.  73,  Z.  s 
Die  Rahel  gehörte  in  Berlin  zu  Charlottens  Besucherinnen, 
das  verräth  auch  die  Sprache  der  beiden  letzten  Briefe.  — 
Antworten  auf  XXXI  und  XXXII  sind  in  Goethes  Tagebuch 
nicht  erwähnt. 

Eduard  von  der  Hellen. 


-^ 


8o  Neue  Mittheilungen. 


5.  ZWEI  BRIEFE  VON  J.  G.  D.  ARNOLD  AN  GOETHE. 

I. 

Strassburg  den  28.  August  1822. 
Hochzuverchrender  Herr  Geheimer  Rath, 

Die  gegründete  Hoffnung  die  ich  mehrere  Jahre  lang 
hegte  Ew.  Excellenz  meine  Aufwartung  machen  zu  können, 
um  Ihnen  mündlich  für  die  liebevolle  Aufnahme  die  Sie 
einem  Produkt  meiner  Muse  erzeigt  haben  zu  danken, 
veranlasste  mich  den  schriftlichen  Ausdruck  der  vollen 
Erkenntlichkeit  die  ich  Ihnen  schuldig  bin  auf  eine  günstige 
Gelegenheit  hin  zu  verschieben.  Diese  zeigt  sich  nun 
auf's  erwünschteste  durch  die  Anwesenheit  des  Hr:  Kanzlers 
V.  Müller  welcher  die  Güte  haben  will  der  Überbringer 
eines  Briefs  zu  seyn  worinn  ich  Ew.  Excellenz  ausser  der 
herzlichen  Bezeugung  meines  Dankes  und  meiner  Ver- 
ehrung noch  von  einigem  anderem  zu  sprechen  mich  an- 
geregt fühle  das  aut  den  von  Ihnen  so  wohl  verstandnen 
und  geprüften  Pfingstmontag  Bezug  hat. 

Die  Schärfe  und  Zartheit  zugleich  mit  welcher  Sie 
Sinn  und  Plan  so  wie  die  speciellsten  Bezweckungen  des 
Stücks  ergriffen  haben,  hätte  mich  in  höchstes  Erstaunen 
setzen  können,  wenn  die  ßeurtheilung  anders  woher  als 
von  Ihnen  gekommen  wäre.  Es  deuchte  mir  bei  der 
wiederhohlten  Lektüre  derselben,  als  müssten  Sie  während 
der  Composition  um  mich  gewesen  seyn  und  mir  die 
treffendsten  Inspirationen  gegeben  haben.  So  errathen 
zu  werden  hätte  ich  mir  vorher  als  etwas  unmögliches 
denken  müssen,  und  Sie  vermuthen  wohl  selbst  wie  hoch 
ich  diesen  Umstand,  welcher  tausendmal  mehr  Lob  in  sich 
schliesst,  als  alles  was  mir  wohl  sonst  an  Beifall  zuge- 
flossen zu  schätzen  weiss.  Sie  haben  fürwahr  in  mir 
geblättert  wie  in  einem  Buche  und  keine  Seite  unbe- 
sichtigt  gelassen.  Ich  möchte  dabei  fast  an  einen  Zauber 
besondrer  Art  glauben,  wenn  ich  als  Kenner  und  Be- 
wundrer Ihrer  Schriften  nur  einen  Augenblick  des  Zaubers 
uneingedenk  seyn  könnte,  der  Ihren  Geist  umgiebt,  Ur- 
sprung und  Frucht  aller  seiner  Werke  ist. 


Zvn'ei  Briefe  von  J.  G.  D.  Arnold  a\  Goethe.  8l 

Besonders  auch  danke  ich  Ew.  Excellenz  für  die 
Winke  die  Sie  die  Güte  halten  mir  über  mehreres  zu 
gehen.  Dass  ich  die  Lokalitäten  nicht  jedesmal  angezeigt, 
geschah  blos  aus  einer  Art  von  Schüchternheit  um  dem 
Büchlein  nicht  die  letzte  Form  eines  zum  Theater  be- 
stimmten Stückes  zu  geben.  Denn  ich  musste  äusserst 
behutsam  seyn  um  die  Empfindlichkeit  meiner  Landsleute 
nicht  zu  reitzen.  Die  Massen,  \vie  die  Individuen,  ver- 
stehn  sich  nicht  gerne  dazu  als  blosse  Objecte  oder 
Sachen  der  Welt  zur  Schau  gebracht  zu  werden  besonders 
wenn  Komisches  sich  der  Darstellung  anschliessen  soll. 
Nun  musste  ich  voraussehn,  dass  der  Vorwurf  die 
Strassburger  von  selten  ihres  Sprechens  und  Handelns  in 
ein  lächerliches  Licht  zu  stellen  mir  von  den  Unver- 
ständigen und  Ungebildeten  aller  Klassen  gemacht  werden 
würde  und  musste  so  mit  ungemeinei;  Klugheit  zu  werke 
gehn.  Ohne  diesen  Zwang  hätte  gar  manches  eigen- 
thümliche  und  höchstmerkwürdige  mit  einfliessen  und 
dem  Werkchen  eine  vielleicht  hinreissende  Originalität 
geben  können.  So  arg  indessen  wie  Hebeln,  den  seine 
Landsleute  in  Schopfheim,  der  allemannischen  Gedichte 
wegeii,  todtschlagen  wollten,  ist  mir's  nicht  gegangen. 
Der  Hader  bheb  verborgen  und  still,  da  der  Verständigen 
Ausspruch  einstimmig  war.  Und  endlich  vor  Ihrer  Be- 
urtheilung  verschwand  wie  vor  einem  unerwarteten  Meteor 
der  feuchte  Nebel  des  letzten  Tadels  und  mancher,  be- 
sonders unter  den  Theologen,  musste  wünschen  sein 
früheres  laut  ausgesprochenes  Urtheil  wieder  zurücknehmen 
zu  können. 

Ihre  Vermuthung  dieses  Büchlein  sei  das  Ergebniss 
der  Erfahrung  und  der  Bilderwelt  eines  ganzen  Lebens  ist 
durchaus  gegründet.  Alles  was  ich  von  Kindheit  an  hier 
in  meiner  Vaterstadt  gesehn,  gehört,  gefühlt  floss  da  wie 
in  einem  Brennpunkt  wieder  zusammen.  Die  Gabe  Zustände 
empfindend  aufzufassen  und  sie  nach  Jahren  erinnernd 
ebenso  lebhaft  und  umständlich  wieder  zu  empfinden,  die 
mir  glücklicher  oder  unglücklicher  Weise  in  besonderm 
Grade  eigen  ist,  sezte  mich  in  Stand  eine  Zeit  wieder 
lebendig    hervorzurufen    in    welche    sich    mit    gewaltigem 

Goethe-Jahrbvch  XIII.  6 


82  Neue  Mittheilukgek. 


Sehnen  mein  Geist  gerne  zurück  verlieren  möchte.  Dabei 
half  mir  mein  weitumfangendes  Wortgedächtniss  auf  eine 
Art  über  die  ich  mich  selbst  oft  wundern  musste.  Und 
so  konnte  ich  in  etwa  anderthalb  Jahren,  in  freien  Stunden, 
ein  Werkchen  schreiben  dessen  bester  Werth  in  meinen 
Augen  darinn  besteht  dass  es  Ew.  Excellenz  einige  frohe 
Augenblicke  und  Erinnerungen  gebracht  hat. 

Und  da  Sie  dasselbe  mit  einem  so  lieblichen  Gewände 
geschmückt  haben,  müssen  Sie  mir  auch  gestatten  Ihnen 
einige  sauber  aufgepuzte  Exemplare  zuschicken  zu  dürfen. 
Eines  davon,  das  schönste  das  ich  in  meinem  Besitz  habe, 
ist  Ihnen  schon  seit  langem  her  bestimmt,  und  empfiehlt 
sich  Ihnen  als  Beweiss  dass  in  unsrer  Stadt  Guttenbergs 
Kunst  immer  noch  in  besonderm  Flor  ist.  Hr.  Kanzler 
von  Müller  lässt  mich  hoffen  dass  eine  Elegie  die  ich  auf 
meines  alten  Lehrers  Blessigs  Tode '  schrieb  von  Ihnen 
mit  einigem  Interesse  aufgenommen  werden  dürfte.  Sie 
verzeihen  daher  wenn  ich  das  Päckchen  (worinn  noch 
zwei  Trachten  Schilderungen  Elsassischer  Bäurinnen  sind) 
mit  einem  Exemplar  in  etwas  vergrössere. 
Mit  höchster  Verehrung 
Ew.  Excellenz 

gehorsamst  ergeben 
Arnold 
Professor  d.  Rechte. 

II. 

Strassburg  d.  9.  September  1828. 
Hochzuverehrender  Herr  Geheimer  Rath, 
Wir  Strassburger  haben  so  äusserst  selten  Gelegenheit 
Ew.   Excellenz   mündlich   unsre    Verehrung    auszudrücken, 
dass  wir  es  als  Pflicht  ansehen,    jede  die    sich    hiezu    dar- 
bietet freudig  zu  ergreifen. 

Ich  erlaube  mir  daher  Ihnen  einen   unsrer  ausgezeich- 
netsten Mitbürger,  m.einen  Freund  und  KoUega  Dr.  Rauter, 


^  Blessigs  Todtentever,  Strassburg  1816  4°  ist  ebenso  wie  zwei 
Exemplare  des  «Pfingstmontag«,  das  eine  in  Prachtausgabe,  in  Goethes 
Bibliothek  im  Goethe-National-Museum  noch  vorhanden  (Gütige  Mit- 
theilung des  Hrn.  Geh.  Hofrath  Dr.  Ruland). 


Zwei  Briefe  von  J.  G.  D.  Arnold  an  Goethe.  83 

Professor  der  Rechte,  vorzustellen.  Es  ist  derselbe  ein 
geistvoller  Mann  und  zugleich  höchst  gründlicher  Jurist, 
was,  wie  Ew.  Excellenz  wohl  wissen,  sich  eben  nicht 
immer  zusammen  findet. 

Wenn  es  bei  der  allgemeinen  gerechten  Bewunderung 
der  Schriften,  die  den  Ruhm  Ew.  Excellenz  so  fest  in 
allen  civihsirten  Gegenden  der  Erde  begründen,  noch  ein 
besonderes  Verdienst  se3-n  könnte  diese  Bev^'underung  in 
hohem  Grade  zu  theilen  so  hätte  Dr.  Rauter  gewiss  einen 
besondern  Rechtsgrund  für  sich,  bei  Ihnen  eingeführt  zu 
zu  werden. 

Ich  habe  gegen  dreissig  Jahre  meines  Lebens  zuge- 
bracht bei  jeder  Gelegenheit  gebildeten  Franzosen  das 
Charakteristische  von  Ew.  Excellenz  Geistesprodukten  be- 
greiflich zu  machen.  Nun  hab  ich  es  doch  erlebt,  da  ich 
mit  nächstem  ein  Fünfziger  bin,  dass  ein  für  den  Geschmack 
in  Frankreich  erspriessliches  Resultat  gewonnen  worden 
ist.  Mein  erster  Versuch  fällt  ins  Jahr  1806  wo  ich  in 
einem  Aufsaze  über  die  Elsassischen  Dichter,  in  Millin's 
Magazin  cncyclopcdiqite  gelegentlich  Winke  in  dieser  Hin- 
sicht zu  geben  für  Pflicht  hielt.  Denn  der  Dienst  der 
Musen  ist  mir  von  Jugend  auf  Geistes  und  Herzensbedürf- 
niss  gewesen,  und  ich  sehe  es  als  ein  seltnes  Glück  an, 
dass  in  so  langer  und  schrecklichbunter  Verwirrung  der 
Zeiten,  mir  immer  Lust  und  Müsse  dazu  geblieben  sind. 
Und  wenn  ich  nicht  ein  eifriger  Jurist  und  Staatsbeamter 
hätte  werden  müssen,  so  hätte  ich  vielleicht  der  Hoffnung 
leben  können  mit  Ew.  Excellenz  in  einigen  litterärischen 
Verkehr  treten  zu  dürfen. 

An  Ihrem  vor  einigen  Jahren  gefeyerten  Jubelfeste 
haben  wir,  Hochzuverehrender  Herr  Geheimer  Rath,  hier 
in  Strassburg,  innigen  Antheil  genommen.  Wir  Juristen 
haben  dabei  sehr  bedauert  dass  es  nicht  bei  uns  stand  Ew. 
Excellenz  ein  Doktordiplom  unsrer  Fakultät  überreichen 
zu  können.  Das  Recht  Ehrendiplome  zu  ertheilen  existirt 
leider  in  Frankreich  nicht  mehr.  Nur  Studiendiplome 
dürfen  ausgefertigt  werden,  und  diese  sogar  nur  von  Paris 
nus,  auf  die  Attestate  der  respektiven  Fakultäten  hin. 

6* 


84  Neue  Mittheilungen. 


Sollte  es  denn  nicht  möglich  seyn,  dass  wir  Ew. 
Excellenz  auch  einmal  wieder  hier  in  Strassburg  sähen? 
Unser  alter  Münster  würde  von  Freude  verjüngt  sich 
Ihnen  erzeigen,  und  Sie  sollten  an  uns  allen  sehn  wie 
sehr  Ihr  Besuch  uns  beglücken  würde. 

Genehmigen  Ew.  Excellenz  den  Ausdruck  der  Ver- 
ehrung und  unbegränztesten  Hochachtung  anzunehmen, 
mit  welcher  ich  stets  beharre 

Ew.  Excellenz 

ergebenster  Diener 

Arnold 

Prof.  u.  Dekan  der  Juristen  Fakultät 

u.  Mitglied  des  Generaldirektoriums 

Augsb.  Konfession. 


Goethes  Aufenthalt  im  Elsass  hat  dort  nicht  den  Ein- 
druck hinterlassen,  welchen  wir  heute  gern  annehmen  würden. 
Das  ungünstige  Urteil,  welches  der  anerkannteste  Dichter  des 
Landes  in  jener  Zeit,  Pfeffel,  über  den  jungen  Goethe  wie 
über  seine  Genossen  in  Sturm  und  Drang,  insbesondere  über 
Klinger  fällte,  wird  weiter  gewirkt  haben'.  Die  Strassburger 
Jugendfreunde  hatten  noch  mehr  als  von  Goethe  sich  von 
Lenz  begeistern  lassen,  und  mit  dessen  unglücklichem  Ausgang 
scheint  auch  die  in  der  Saltzmannschen  Gesellschaft  ent- 
zündete Liebe  zur  deutschen  Dichtung  wieder  erloschen 
zu  sein. 

Erst  ein  späterer  Dichter,  der  die  Dialectpoesie  des 
Elsasses  mit  einem  wirklich  classischen  Werk  beschenkt  hat, 
ist  auch  für  die  Verehrung  Goethes  mit  aller  Kraft  und  mit 
vollem  Erfolge  eingetreten :  Johann  Georg  Daniel  Arnold,  der 
Dichter  des  »Pfingstmontaga.  1780  geboren,  sah  er  seine 
Jugendbildung  auf  das  äusserste  durch  die  Revolution  gestört, 
welche  den  Wohlstand  seines  Vaters  vernichtete  und  das 
Gymnasium  wie  die  Universität  seiner  Vaterstadt  aufhob. 
Doch  gelangte  er  dazu  seine  Studien,  zuletzt  in  Göttingen 
zu  Ende  zu  führen  und  übte  seit  1806  als  Professor  der 
Rechte,  erst  in  Coblenz,  später  in  seiner  Heimatstadt,  und 
hier  auch  als  Berater  des  ausgezeichneten  Präfecten  Lezay  de 


'  Doch  Hess  sich  1780  Frau  L.  S.  Schweighäuser  in  Strassburg 
Goethes  Iphigenie  miUeilen:  s.  H.  Düntzer,  Ungedruckte  Briefe  aus 
Knebels  Nachjass,  Nürnberg  1858,  i.  S.  72. 


Zwei  Briefe  von  J.  G.  D.  Arnold  a\  Goethi;.  85 

Marnesia  eine  tiefgreifende  Wirksamkeit ,  bis  das  Empor- 
kommen der  jesuitisch-reactionären  Richtung  in  der  Restau- 
rationszeit diese  einschränkte,  und  dann  der  Tod  noch  in 
kräftigem  Mannesalter  1829  ihr  ein  Ziel  setzte. 

Für  Arnold  ist  durchaus  bezeichnend  der  Brief,  mit 
welchem  Schiller  ihn  bei  einem  Besuch  in  Weimar  am 
9.  August  1803  an  Goethe  empfahl.  »Er  hängt  an  dem 
deutschen  Wesen  mit  Ernst  und  Liebe«  schreibt  Schiller,  und 
vor  allem  Arnolds  Dichtung  rechtfertigt  dies  Wort  durchaus. 
Wir  besitzen  auf  der  Strassburger  Universitätsbibliothek  hand- 
schriftlich die  »Erholungen  junger  Alsatier«,  welche  Arnold 
1800  verfasst  hat;  Proben  daraus  hat  A.  Schricker  in  seiner 
hübschen  Erzählung  nach  Arnolds  Drama  » Pfingstsonntag 
und  Pfingstmontag«  (Nördlingen  1880)  durch  den  Druck 
veröffentlicht.  Der  jugendliche  Dichter  wünscht  den  Krieg 
am  Rhein  endlich  aufhören  zu  sehn,  kräftig  lehnt  er  die 
Nachahmung  der  Franzosen  ab.  In  Form  und  Ausdruck 
schliesst  er  sich  an  Lessing  und  Kleist  an. 

Seine  späteren  Gedichte  zeigen,  dass  er  bald  zu  Goethe 
vorgedrungen  ist :  dessen  Euphrosyne  hat  er  in  einer  Elegie 
nachgebildet.  Mit  Recht  behauptet  er  im  II.  der  oben  ab- 
gedruckten Briefe,  dass  er  Goethes  Ruhm  früh  und  dauernd 
verkündet  hat.  Er  beruft  sich  dabei  auf  seine  Notice  litterairc 
et  historique  sur  les  poctes  Alsaciens,  welche  er  1806  in 
Millin's  Magasiu  Encyclopcdiqiic  und  in  Sonderabdruck  hat 
erscheinen  lassen.  In  dieser  kurzen  Geschichte  der  elsässischen 
Litteratur,  welche  sich  durch  gelehrte  Kenntnis  und  feinen 
Geschmack  weit  über  ähnliche  Arbeiten  auch  noch  der 
s])äteren  Zeit  erhebt,  sagt  er  S.  35  über  den  neueren  Auf- 
schwung der  deutschen  Dichtung :  C'est  en  imitant  les  Anglais, 
les  Francais,  les  Italiens  que  Hagedorn,  Klopstock  et  Wie- 
land, essayerent  et  reussirent  d'introduire  dans  la  langue  de 
leur  pays  des  genres  inconnus  jusqu'alors.  Mais  ce  n'est  pas 
seulement  comme  imitateurs  que  les  poetes  allemands  devoient 
se  distinguer,  ils  surent  aussi  se  frayer  de  routes  nouvelles, 
et  donner  ä  leurs  productions  ce  caractere  d'originalite  qui 
est  le  Premier  merite  de  tout  ouvrage  de  l'art.  Un  homme 
surtout  auquel  la  nature  departit  avec  une  Imagination  bril- 
lante les  talens  de  toute  espece,  honore  ä  jamais  sa  patrie, 
et  la  venge  du  reproche  qui  a  ete  fait  si  longtemps  ä  ses 
poetes  de  n'avoir  rien  produit  de  veritablement  classique, 
rien  qui  approche  de  pres  les  modeles  inimitables  de  la 
litterature  grecque.  Cet  homme  qui  n'est  connu  en  France 
que  par  une  production  de  sa  premiere  jeunesse,  et  qui 
meriteroit  bien  plus  de  l'etre  par  ses  poesies  pleines  de  gräce 
et  parfaites  dans  leur  genre,  c'est  M.  GOETHE.  Un  goüt 
pur,  une  noble  simplicite,  et  cette  facilite    gracieuse    qui'  est 


86  Neue  Mittheilungen. 

le  caractere  distinctif  du  genie,  regnent  dans  toutes  ses  pro- 
ductions,  et  ce  goüt  est  le  fruit  d'une  connaissance  profonde 
des  Anciens  et  d'une  etude  particuliere  des  beaux-arts.  Sa 
prose  est  aussi  accomplie  que  ses  vers,  et  Ton  peut  dire  que 
c"est  lui  qui  a  fixe  enfin  la  langue  de  son  pays. 

In  Goethes  Geist  ist  auch  Arnolds  Hauptwerk  gedichtet, 
sein  »Pfingstmontag«,  der  zuerst  1816  erschien.  Die  Grund- 
idee zu  diesem  Lustspiel  kann  man  mit  der  von  »Hermann 
und  Dorothea«  vergleichen,  und  wenn  Goethe  seinen  Stoff, 
wie  er  zuerst  beabsichtigte,  in  dramatische  Form  gekleidet 
hätte,  so  wäre  wohl  die  Verwandtschaft  beider  Gedichte  noch 
stärker  hervorgetreten.  Wie  in  Hermann  und  Dorothea  ein 
fremdes  Mädchen  in  einen  kleinen,  festgeschlossenen  Kreis 
eintritt  und  vor  ihrer  Verbindung  mit  dem  Geliebten  erst 
noch  mancherlei  Widerstand  überwunden  werden  rnuss,  so 
ist  es  bei  Arnold  ein  fremder  Jüngling,  der  in  der  eng- 
zusammenhängenden Bürgerschaft  des  alten  Strassburgs  sich 
eine  Braut  erwirbt.  Goethes  Plan  bedingte  eine  zarte 
idyllische  Auffassung,  bei  Arnold  hat  sich  von  selbst  die 
komische  Seite  hervorgekehrt.  Aber  wenn  Goethe  mit 
leisem  Spott  die  Beschränktheit  der  Umgebung  zum  Hinter- 
grunde nimmt,  auf  welchem  die  edle  Menschlichkeit  seiner 
Hauptpersonen  um  so  leuchtender  sich  abhebt,  so  treten 
in  Arnolds  Lustspiel  neben  der  reichen  Fülle  komischer 
Scenen  und  Charactere  um  so  gewinnender  auch  Aeusserungen 
tiefen  Gefühls  und  selbst  bitteren  Schmerzes:  die  Treue,  mit 
welcher  die  Mädchen  trotz  Verleumdung  und  Drohung  an 
den  Geliebten  festhalten,  die  Rührung  die  der  Vater  em- 
pfindet, als  er  das  geliebte  Kind  als  glückliche  Braut  vor 
sich  sieht,  das  alles  ist  vom  elsässischen  Dichter  ebenso 
ergreifend  dargestellt  worden,  als  er  es  verstanden  hat  die 
kleinen  Schwächen  der  Menschen  im  Allgemeinen  und  seiner 
Landsleute  im  Besondern  treffend  abzuschildern.  Wiederum 
ist  es  nicht  zufällig,  dass  sein  Held  ein  über  den  Rhein  ge- 
kommener Deutscher  ist,  dass  die  Person,  der  am  schlimmsten 
mitgespielt  wird,  sich  als  kläglichen  Nachäffer  des  Franzosen- 
tums  darstellt. 

Die  Vorzüge  der  Arnoldischen  Dichtung  hat  Goethe, 
indem  er  den  zuletzt  angegebenen  Ausfall  nach  seiner  Art 
milde  ablehnt,  wunderbar  ins  Licht  gesetzt,  als  er  das  Stück 
im  IL  Band,  Heft  2  seiner  Zeitschrift  » Ueber  Kunst  und 
Alterthum«  (Stuttgart  1820)  besprach,  und  der  begeisterte 
Dank  für  diese  Anzeige,  welchen  Arnold  im  I.  der  obigen 
Briefe  dem  Meister  darbringt,  ist  voll  berechtigt.  Arnolds 
Freunde  in  Strassburg  Hessen  sofort  die  Besprechung  Goethes 
nachdrucken  und  verbreiten  und  sie  bildet  seitdem  in  allen 
Ausgaben  des  Stückes  die  unentbehrliche  Beigabe. 


Stackelberg  BEI  Goethe  1829.  87 

Von  diesen  Ausgaben  ist  die  1850  erschienene,  durch 
eine  Auswahl  aus  Arnolds  hochdeutschen  Gedichten  und 
durch  treffliche  Illustrationen  des  Strassburger  Malers  Theophil 
Schuler  bereicherte  von  Arnolds  Freund  Rauter  besorgt 
worden,  demselben  den  der  IL  Brief  Arriolds  an  Goethe 
empfiehlt.  Ueber  den  von  Rauter  benutzten  Nachlass  Arnolds 
habe  ich  leider  trotz  vieler  Umfragen  nichts  erfahren  können: 
mit  ihm  werden  auch  die  vorauszusetzenden  Zuschriften 
Goethes  an  Arnold  für  immer  verloren  sein. 

Um  so  wertvoller  erscheinen  die  beiden  im  Goethe- 
archiv bewahrten  Briefe  des  elsässischen  Dichters  und  ich 
bin  für  die  von  der  Hohen  Besitzerin  huldvoll  ertheilte 
Erlaubniss  sie  zu  veröffentlichen  zu  tiefgefühltem  Danke  ver- 
pflichtet. 

Strassburg   15.  Sept.   1891. 

Ernst  Martin. 


6.   STACKELBERG  BEI  GOETHE.     1829. 

Otto  Magnus  Freiherr  von  Stackelberg,  als  Archaeologe 
besonders  durch  seine  Werke  über  den  Apollotempel  zu 
Phigalia  (1826)  und  die  »Gräber  der  Hellenen«  (1837)  be- 
kannt, zog  sich  nach  langen  Wanderungen  durch  die  Länder 
der  antiken  Cultur  im  Jahre  1829,  dem  dreiundvierzigsten 
seines  Lebens,  nach  Dresden  zurück.  Ueber  seine  Reise 
dorthin,  die  ihn  durch  Frankreich,  England,  Holland,  Belgien 
sowie  die  rheinischen  und  mitteldeutschen  Hauptorte  führte, 
hat  er  seinen  in  Rom  zurückgebliebenen  Freunden  August 
Kestner  und  Eduard  Gerhard  einen  ausführlichen  Reisebericht 
gesandt,  der  sich  gegenwärtig  im  Besitze  des  Herrn  Sanitäts- 
rat Dr.  Kestner  zu  Mülhausen  i.  E.  befindet.  Aus  einer 
dem  Goethe-  und  Schiller- Archiv  freundlichst  übersandten 
Abschrift  wird  mit  Genehmigung  des  Herrn  Besitzers  der 
auf  Weimar  und  Goethe  bezügliche  Abschnitt  hier  ver- 
öffentlicht. 

»Dresden,  15.  Nov.  1829. 
...    In  Weimar  wurde  ich  in  Goethes  Schoosse  auf- 
genommen ;  der  alte,  einzige  Sänger  kam  mir  mit  Achtung 
und  Freundschaft  entgegen,    überraschend  bey  seinem  all- 


Nkue  Mittheilungex. 


bekannten  Ernst  und  bey  der  Vergötterung,  die  er  in 
seinem  Leben  erreicht  hat.  Wie  er  Andre  behandelt,  das 
habe  ich  an  dem  Kanzler  Müller  gesehen,  der  Dir  wohl 
einen  Gruss  von  mir  brachte,  mein  guter  August.  Denn 
er  verstummt,  sobald  er  jemand  nicht  gern  mag,  geht 
ans  Fenster  und  nimmt  ein  Buch  in  die  Hand.  Aber  der 
Kanzler  des  Herzogthums  liess  sich  nicht  decontenanciren, 
sondern  ich  wurde  sein  Vertrauter  und  nachmals  wurde 
viel  über  alles  gelacht.  Goethe  liess  mich  nicht  von  sich, 
und  stolz  auf  die  Auszeichnung  von  einem,  solchen  Manne, 
wäre  ich  ganz  geblieben,  hätte  ich  nicht  das  Ziel  meiner 
Reise  immer  vor  Augen  behalten.  Während  fünf  ganzer 
Tage  liess  er  mich  doch  nicht  los.  Ich  bekam  seine 
Kunstsammlung  zu  sehen,  das  Manuscript  seiner  Italischen 
Reise  zu  lesen,  welches  jetzt  zum  Druck  vorbereitet  wird 
und  Interessantes  über  sein  Verhältniss  mit  AngeHka,  seinen 
Aufenthalt  in  Albano  mit  Kunstübungen,  und  das  Leben 
des  heiligen  Ignazius  enthält,  voll  geistreicher  Betrach- 
tungen. Von  Morgens  um  lo  Uhr  bis  gegen  Mitternacht 
musste  ich  bey  ihm  täghch  zubringen,  sein  Tischgenosse, 
Spaziergefährte,  und  wenn  der  gute  Alte  früher  sich 
zurückzog,  sagte  er  immer:  Sie  bleiben  doch  morgen 
noch  ?  und  übergab  mich  seiner  geistgebildeten  Schwieger- 
tochter, welche  er  mich  einzunehmen  lehrte,  indem  ich 
Lord  Byron  gesehn  und  gekannt  hatte,  und  ihr,  als  einer 
Anglomanin  und  Gräkomanin,  willkommenster  Bericht- 
erstatter werden  sollte.  Da  ward  denn  zu  meiner  Unter- 
haltung die  schönste  junge  Dame  von  Weimar  täglich 
eingeladen,  ein  Fräulein  Gersdorf,  sanft  und  jungfräulich, 
mit  einem  Paar  der  schönsten  Augen,  bey  hoher  schlanker 
Gestalt.  Bald  wurde  nach  Belvedere  gefahren,  bald  am 
Hofe  bey  der  trefflichen  alten  Grossherzogin  zugebracht, 
bald  Schlösser  und  Gärten  besucht;  bald  spazierten  wir  in 
seinem  Gartenhause  an  der  Um  unter  selbstgepflanzten 
Bäumen  umher,  bald  nahm  er  meinen  Apollotempel  von 
der  Bibliothek  vor    und   musterte   den   PhigaUschen  Fries, 


'  Vielmehr  Jenny  v.  Pappenheim,    die  iSjährige  Stieftochter    des 
Ministers  v.  Gersdorff.     Vergl.  Goethe-Jahrbuch  XII,  i8i. 


über  den  icn  mit  inm  angenenme  ijespracne  tunrte,  unü 
mich  freute,  doch  in  einem  Stücke  klarer  als  er  zu 
sehen.  Creuzern '  ist  er  ganz  abgeneigt,  doch  ist  er  es 
mir  nicht.  Er  legte  mir  einige  antike  Fragmente  vor, 
die  ihm  unerklärlich  vorkamen  und  freute  sich,  dass 
ich  sie  ihm  lösen  konnte ;  die  Nüsse  waren  nicht 
schwer  aufzuknacken.  Zum  Andenken  gab  er  mir  die 
Zeichnung  davon.  Wir  wechselten  Gastgeschenke.  Eine 
ziemUch  unbedeutende,  grosse  Aussicht  von  Taormina, 
die  ihm  Kniep  gezeichnet,  ersetzte  ich  mit  meiner 
Aussicht  von  einem  weit  schöneren  Standpunkte.  » Sie 
haben  erreicht,  was  ich  strebte«  sagte  er  über  meine 
Zeichnungen.  Vier  Medaillen  mit  seinem  Porträt  erhielt 
ich  auch  zum  Andenken.  Es  war  eine  Lust  den  Alten 
mit  Kindern,  die  immer  ab  und  zu  bey  ihm  vorkamen, 
sprechen  zu  hören,  denn  er  hat  eine  rührende  Art  sich 
mit  ihnen  zu  unterhalten  und  spricht  dann  ganz  in  ihrem 
Sinne,  drum  sie  auch  an  ihm  hängen  und  ganz  mit  ihm 
vertraut  sind.  Ich  könnte  nicht  aufhören  von  ihm  zu 
erzählen,  so  hat  er  mich  bezaubert,  so  schlicht  und  naiv 
ist  sein  Reden,  so  ungekünstelt  und  ungewählt  sind  seine 
Worte  und  immer  treftend;  er  hat  die  Natursprache  in 
seinem  Besitz.  Ich  war  froh  wenn  icli  allein  se3'n  konnte 
und  über  ihn  nachdenken.  Ich  zeichnete  sein  Landhäuschen 
an  der  Um  eines  Morgens  ganz  früh  und  glaubte  mich 
ganz  unbemerkt  von  ihm;  da  kam  es  aber  nachher  doch 
heraus,  dass  er  mich  gesehen  hatte  und  auf  denselben 
Standpunkt  hingegangen  war,  wo  er  über  die  Wahl  des 
Ortes  sich  verwunderte,  weil  man  das  Haus  sogar  ge- 
stochen hatte,  aber  niemand  darauf  gefallen  war,  es  von 
dem  Punkte  zu  nehmen,  von  welchem  es  ihm  am  besten 
zu  einem  Bilde  sich  zu  eignen  schien.  Es  ist  wirklich  der 
schwierigste  Gegenstand,  um  etwas  daraus  zu  machen,  das 
nicht  bloss  des  Namens  wegen  gezeichnet  erscheinen  soll. 
Ich  war  hocherfreut  Goethe  mit  dem  Raoul  Rochettischen* 
Streit  bekannt  zu  wissen,  über  den  er  sich  völlig  indignirt 


'  Dem  Heidelberger  Professor  der  Archaeologie. 

^  Raoul-Rochette,  französischer  Archaeologe  und  Historiker. 


IÄ;i^r^"^«Si-;.ÄS;Ä.::^'Ä 


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■siiiä^m^mnnai'iäSaM 


90  Neue  Mittheilungen. 


zeigte.  Meine  Broschüre,  die  Quelques  mots  sur  une 
diatribe  anonyme,  nannte  er  ein  wahres  Meisterstück,  und 
bat  sich  zwey  Exemplare  davon  aus,  obgleich  er  schon  aus 
Paris  eins  früher  erhalten.  Die  Vignette  war  ganz  nach 
seinem  Sinn  und  ich  musste  ihm  sagen,  ob  sie  denn  nicht 
wirklich  nach  einem  antiken  Vasengemälde  gemacht  se_v, 
denn  er  konnte  nicht  glauben,  dass  man  so  täuschend  in 
dem  Styl  erfinden  könnte.  Verdientermassen  hat  Raoul 
denn  auch  genug  Strafe  für  seine  Verläumdungen  einge- 
ärndtet,  und  nachher  noch,  wie  mir  Bröndsted'  geschrieben, 
ein  paar  recht  grobe  Zurechtweisungen  in  den  Journalen 
in  Rücksicht  auf  diese  Schrift  bekommen  von  einem  uns 
unbekannten  Gelehrten.  Der  einzige  Feind,  der  sich  mir 
gezeigt  bisher  in  meinem  Leben,  ist  längst  völlig  zer- 
schlagen, —  Goethe's  Gesicht  ist,  den  festen,  ernsten 
Charakterausdruck  abgerechnet,  nicht  mehr  schön  zu 
nennen ;  die  Nase  ist  sehr  stark  geworden,  denn  die  Haut 
hat  sich  hüglig  erhoben,  die  Augen  stehen  schräg,  denn 
die  äusseren  Augenwinkel  haben  sich  stark  gesenkt,  die 
Augensterne  sind  kleiner  geworden,  weil  sich  durch  eine 
staarartige  Verbildung  ein  weisser  Rand  umhergegossen 
hat.  Er  geht  mit  den  Füssen  schurrend  auf  dem  Boden, 
aber  dennocli  über  die  Treppen  herunter,  ohne  sich  anzu- 
stützen  oder  den  Arm  eines  Begleiters  zu  brauchen.  Rauch 
hat  eine  kleine  Figur  von  ihm  modellirt,  w^ovon  ich  Gyps- 
abgüsse  gesehn,  die  ihm  sehr  ähnlich  ist,  im  Ueberrock, 
die  beyden  Hände  auf  dem  Rücken  zusammengefasst,  wie 
er  oft  zu  thun  pflegt.  .  .  « 

Gleicher  Quelle  entstammt  der  folgende  Ergänzungs- 
bericht, dessen  Veranlassung  der  Eingang  ergiebt. 

»Dresden,  29.  Januar  1830. 

.  .  .  Du  mögtest  mehr  über  Goethe  von  mir  hören 
und  besonders  sein  Urtheil  über  die  Blätter  der  Albunea.  ^ 
Ueber  diese  habe  ich  aber  nicht  ein  Wort  verlauten  lassen, 

'  Begleiter  Stackeibergs  in  Griechenland  und  Mitentdecker  des 
Apollotempels. 

^  Quelle  bei  Tibur  und  weissagende  Quellnvmphe,  vgl.  Horaz 
Od.  I,  7,  12.  Creuzer,  Symbolik  und  Mythologie  3.  Aufl.  III,  494 
684.  IV,  236. 


Stackelberg  bei  Goethe  1829.  91 

um  das  künftige  Incognito  der  Seherin  nicht  unniögHch 
zu  machen.  Sie  wächst  noch  im  Dunkel  heran,  und  wenn 
sie  erschienen  ist  und  geschienen  hat,  geht  sie  ins  Dunkel 
wieder  hinüber.  Aber  ich  unterliess  nicht,  ihm  überliaupt 
seine  Meinung  über  die  neuesten  Ansichten  der  Mytho- 
logie in  Creuzers  Werke  abzugewinnen  und  hörte,  dass 
er  gar  nicht  damit  zufrieden  sev,  dass  er  kein  Gefallen 
daran  fände.  Ich  wurde  grade  damals  durch  das  Eintreten 
des  Kanzlers  Müller  aus  Weimar  verhindert,  weiter  darin 
einzugehen,  und  dieser  langweilige  gebildete  Mann,  den 
du  vermuthlich  wirst  kennen  gelernt  haben,  wurde  darauf 
sc  sonderbar  von  dem  Dichter  behandelt,  dass  ich  ihn  aus 
der  Verlegenheit  ziehen  zu  müssen  glaubte,  denn  nach  ein 
Paar  trockenen  Worten  Erwiederung  liess  Goethe  den 
grossen  Staatsmann  sitzen,  ging  ans  Fenster  und  nahm  ein 
Buch  in  die  Hand,  in  welchem  er  fortlas  bis  der  Kanzler 
fortgegangen  war.  So  behandelte  er  ihn  für  die  Störung 
und  ich  musste  die  Conversation  in  seinem  Hause  führen. 
Der  Kanzler  schien  aber  an  solche  Launen  gewöhnt,  liess 
sich  nicht  stören  und  quälte  mich  am  Ende  auch  mit 
Gesprächen  eine  Stunde  lang,  so  dass  ich  nachher  von 
Goethe  über  meine  Gutmüthigkeit,  ihm  geantwortet  zu 
haben,  ausgelacht  wurde,  worauf  ich  ihm  bemerklich 
machte,  dass  ich  auch  einen  Unbekannten  gern  aus  einer 
Verlegenheit  zöge,  und  der  treffliche  Alte  mich  umarmte. 
Sein  Leben  in  Weimar  ist  durchaus  nicht,  wie  es  seyn 
sollte.  Er  bringt  [esj  fast  immer  auf  dem  kleinen  hübschen 
Landhause  im  Park  zu,  wo  er  mir  wie  Rousseau  erschien, 
abgeschieden  von  der  Welt,  nur  in  sich  selbst  lebend  und 
durch  Journale  und  Zeitungen  von  allen  Gegenden  dem 
Lauf  der  Begebenheiten  und  der  Entwicklung  des  Geistes 
zusehend,  indem  er  seine  eigenen  Sachen  sammelt  und  zu 
der  Cottaischen  Herausgabe  fördert.  So  ist  er  denn  viel- 
fältig beschäftigt  und  pflanzt  im  Frühjahr  selber  seine 
Malven  von  allen  bunten  Farben,  die,  wie  er  selbst  sagte 
(in  ihren  bunten  Röcken  an  hohen  Stöcken  hinaufgezogen) 
Schildwache  bey  seinem  Spaziergange  halten.  .  .  « 


92  Neue  Mittheilukgek. 


Zur  Erklärung,  Ergänzung  und  Berichtigung  dieser  Dar- 
stellung folgen  hier  die  entsprechenden  Abschnitte  aus  dem 
Tagebuch  des  achtzigjährigen  Dichters. 

Soinitag,  ().  August  iS2<):  » .  .  .  Um  lo  Uhr  Baron 
Stackeiberg,  mit  welchem  ich  seine  Reisen  höchst  be- 
deutenden Unternehmungen  durch  sprach ;  auch  über  Kunst 
und  Alterthum  manches  verhandelte.  Ich  bheb  nachher  für 
mich  und  fuhr  in  allerley  Geschäften  und  Arbeiten  fort. 
Gegen  2  Uhr  kam  er  wieder  und  speiste  mit  uns  wodurch 
das  Gespräch  fortgesetzt  wurde  und  seine  Gefangenschaft 
bei  den  Piraten '  zur  Sprache  kam.  Er  wurde  beredet  noch 
einen  Tag  zu  bleiben  und  sich  bey  der  Frau  Grossherzogin 
zu  melden.  Nach  Tische  besahen  wir  die  Probedrücke  der 
merkwürdigen  Zeichnung  nach  den  Gräbern  vonCorneto; 
merkwürdige  kleine  Kunstwerke  von  gebranntem  Thon, 
colorirt,  gleichfalls  sehr  sorgfältig  abgebildet.  Ich  fuhr 
mit  ihm  ums  Webicht,  hernach  in  den  Garten.  Er  ver~ 
Hess  mich  nach  7  Uhr  und  ich  fuhr  in  Arbeiten  und  Be- 
trachtungen fort.« 

Montag,  10.  August  iSzp :  » .  .  .  Graf  Stackeiberg 
speiste  bey  der  Frau  Grossherzogin.  Ich  mit  der  Familie. 
Beschäftigte  mich  im  Hause  mit  nachsuchen  und  Anordnen. 
Kam  Baron  Stackeiberg.  Wir  besprachen  ferner  seine 
Reisen  seine  Unternehmungen  und  was  sonst  interessant 
war.  Kam  Geh.  R.  v.  Müller,  Abschied''  zu  nehmen.  Be- 
sprach sich  mit  Bar.  Stackeiberg  über  Itahen,  Rom,  Be- 
quemlichkeiten und  Angelegenheiten.  Ich  fuhr  spät  in  den 
Garten  mit  Wölfchen  ,  .  .'ff 

Dienstag,  11.  August  iS2():  »Einiges  am  römischen 
Aufenthalt.  Mancherley  sonst.  Der  Baron  besuchte  das 
Museum,  die  Bibliothek  und  fuhr  mit  Ottilien  nach  Tiefurt. 
Ich  fuhr  zu  Tische  hinein. ■♦  Prof  Riemer  war  von  der 
Gesellschaft.      Wir    gingen    die    kleine   Sammlung    unsrer 


'  aus  der   ihn  Kaiser  Nikolaus    diirch    ein    Lösegeld    von    18000 
Piastern  befreit  hatte. 
^  nach  Italien. 

3  dem  fast  neunjährigen  Enkel. 
^  vom  Garten  in  die  Stadt. 


Stackelberg  bei  Goethe  1829.  93 

griechischen  Münzen  durch.  Einige  unbekannte  wurden 
näher  bestimmt.  Abends  Frl.  Pappenheim.  Manches  wurde 
durchgesprochen  und  der  Gast  entschloss  sich  noch  Morgen 
zu  bleiben.  Ich  fulir  wie  gestern  begleitet  spät  in  den 
Garten.« 

Mittzuoch,  12.  August  iS2():  »  .  .  .  Baron  Stackelberg 
der  meinen  Garten  gezeichnet  hatte  auf  einen  Augen- 
blick .  .  .  Frl.  V.  Pappenheim  und  Baron  Stackelberg 
kamen  mit  den  Kindern  von  Belvedere  und  speisten  mit 
uns;  der  bedeutende  Reisende  erzählte  manches  höchst 
Interessante,  seine  Kupfer  und  Zeichnungen  wurden  aber- 
mals durchgesehen.  Ich  fuhr  fort  einiges  zu  berichtigen. 
Nahm  Abschied  von  dem  vorzüglichen  Manne  und  ging 
wieder  in  den  Garten  hinunter.  .  .  « 


Die  so  lebhaft  angeknüpfte  Verbindung  ward  nicht  fort- 
gesetzt, nicht  einmal  ein  Brief  Stackeibergs  findet  sich  in 
des  Dichters  Nachlass.  Auf  eine,  wie  es  scheint  mündliche, 
archaeologische  Mitteilung  Stackeibergs  beruft  sich  Goethe 
in  einem  nachgelassenen  Aufsatz  » Zwei  antike  weibliche 
Figuren«   (Hempel  XXVIII,  407). 

Eduard  von  der  Hellen. 


II.  Mittheilungen  aus  dem  Goethe- 
National  -  Museum. 


GOETHES  REISESKIZZEN  AUS  DER  SCHWEIZ 

1775- 
Besprochen  vo\  C.  RULAND. 

Während  einer  langen  Reihe  von  Jahren  findet  sich  in 
Goethes  vertrauteren  Briefen  (z.  B.  in  denen  an  Frau  von 
Stein)  wie  in  den  Tagebüchern  häufig  der  Vermerk,  dass  er 
»gezeichnet«.  In  der  Umgebung  der  Vaterstadt,  in  der 
Schweiz,  auf  den  Höhen  des  Thüringer  Waldes,  auf  der  Reise 
nach  Italien,  überall  bemühte  sich  der  Dichter,  das  Gesehene 
mit  dem  Stift  festzuhalten.  Freilich  des  öfteren  nicht  zu 
seiner  Zufriedenheit ;  einmal  nennt  er  die  Versuche  geradezu 
schwach.  (Weimarer  Goethe- Ausgabe  XXIX,  228,  7,)  Immer- 
hin hätten  diese  Blätter,  wenn  sie  sich  einigermassen  voll- 
ständig erhalten  hätten,  zumal  mit  den  nöthigen  Zeit-  und 
Ortsangaben  versehen,  für  uns  ein  grosses  Interesse.  Sie 
würden  ein  den  anderen  Aufzeichnungen  und  Briefen  ]jarallel- 
laufendes  illustrirtes  Tagebuch  bilden.  Unter  den  hunderten 
von  Zeichnungen  und  Skizzen,  die  das  Goethe-National- 
Museum  bewahrt,  weitaus  die  meisten  landschaftlicher  Natur, 
sind  leider  nur  sehr  wenige ,  deren  Entstehungszeit  und 
-Ort  sich  mit  Sicherheit  angeben  lässt.  Nur  zwei  Serien  machen 
eine  willkommene  Ausnahme,  zumal  da  sie  beide  von  Goethe 
selbst  schon  zusammengestellt  sind.  Die  eine  bilden  die 
äusserst  zahlreichen  zeichnerischen  Ergebnisse  der  Italiänischen 
Reise  von  der  ersten  Poststation  Zwota  bis  an  die  Küste 
Siciliens :  sie  zu  ordnen  und  in  ein  Album  einzufügen  war 
eine  Beschäftigung,  die  Goethe,  wie  er  selbst  schreibt,  die 
trüben    Tage    des    ersten    wieder    in   Weimar    zugebrachten 


Goethes  Reiseskizzen  aus  der  Schweiz.  95 

Winters  erhellt  hat.  Noch  heute  steht  der  stattliche  Folio - 
band  auf  Goethes  Schreibtisch,  wo  er  seit  dem  Winter  1789 
bewahrt  wurde ;  vielleicht  bietet  sich  eine  Gelegenheit,  eine 
Auswahl  der  zum  Theil  überraschend  guten  Skizzen  und  Sepia- 
zeichnungen auch  weiteren  Kreisen  zugänglich  zu  machen. 

Die  zweite,  dem  äusseren  Umfange  wie  dem  künstlerischen 
Gelingen  nach  viel  geringere  Sammlung  betrifft  die  erste 
Schweizer -Reise  von  1775,  genauer  den  mit  seinem  Lands- 
mann Passavant  in  den  Tagen  vom  i7ten  bis  25ten  Juni  in 
die  Urkantone  und  auf  den  Gotthard  unternommenen  Ausflug. 
Die  sechszehn  Blatt  fanden  sich  in  einem  alten  Umschlag 
vereinigt  in  Goethes  Bibliothek,  wo  sie  wahrscheinlich  geruht 
haben,  seitdem  der  Dichter  sie  beim  Entstehen  der  Bücher 
XVIII  und  XIX  von  Dichtung  und  Wahrheit  zu  Rathe  ge- 
zogen. Dass  er  dies  gethan,  ist  kaum  zu  bezweifeln,  wenn 
man  die  flüchtigen  Skizzen  mit  den  Seiten  116 — 123  von 
Band  XXIX  vergleicht.  Schon  dass  da  in  Abweichung  von 
der  sonstigen  Gepflogenheit  des  Werkes  ganz  bestimmte  Daten 
angegeben  werden,  würde  die  Vermuthung  nahelegen,  dass 
Goethe  bei  diesem  kurzen  Abschnitte  wahrscheinlich  ausser 
den  wenigen  Worten  des  Tagebuches  irgend  welche  alte 
Aufzeichnungen  benutzt  habe;  aber  er ^ sagt  es  ausdrücklich 
selbst  bei  einer  älteren  Notiz  über  die  Rückkehr  vom  Gott- 
hard (S.  243,8):  »von  nun  an  (23.  Juni)  verlässt  mich  das 
Datum  wieder«,  nachdem  er  unter  dem  i6ten  Juni  (S.  116,19) 
das  »erste  Datum  verzeichnet«  gefunden  hatte.  Unsere 
Zeichnungen  decken  sich  gerade  mit  diesen  acht  Tagen  durch 
ihre,  im  Augenblicke  des  Entstehens  beigeschriebenen  Daten. 
Sie  gehören  in  gewissem  Sinne  auch  zu  dem  handschriftlichen 
Material  von  Dichtung  und  Wahrheit ;  im  ersten  Band  der 
Tagebücher  (S.  344)  hat  die  neue  Goethe-Ausgabe  eine  kurze 
Erwähnung  unserer  Zeichnungen  gebracht,  mögen  einige 
nähere  Angaben  als  kleiner  Nachtrag  zu  dem  kritischen 
Apparat  des  jüngst  erschienenen  29ten  Bandes  nicht  un- 
willkommen sein. 

Die  sechszehn  Reiseskizzen  sind  mit  geringen  Ausnahmen 
sehr  flüchtiger  Natur,  meist  leichte  Bleistiftumrisse,  nur  zwei- 
mal sorgfältiger  ausgeführt,  auf  Schreibpapier  gewöhnlichen 
Folio-Formates;  bei  der  Beschreibung  der  einzelnen  Blätter 
stellen  wir  Goethes  beigeschriebene  Notizen  in  Cursiv  voran, 
und  verweisen  jedesmal,-  soweit  möglich,  auf  die  betreffende 
Stelle  in  Dichtung  und  Wahrheit. 

1.  »d.  ij.  /inii  Yß.H  Blick  auf  den  Vierwaldstätter  See 
herab,  rechts  unten  ein  Städtchen. 

2.  d.  ly.  /u/ii.  Aehnliche  noch  flüchtigere  Skizze  von 
einem  etwas  höheren  Standpunkt,  beide  wohl  während 
des  Aufstieges  auf  den  Rigi  entworfen. 


96  Neue  Mittheilüxgen. 


3.  Rigi.  ii.JimiiYyß.  itnOc/ise?i:  Inneres  eines  bäurischen 
Wirthszimmers,  rechts  vorn  ein  Reisender,  vom  Rücken 
gesehen,    mit  der  Wirthin  im  Gespräch.  (S.   118,7.) 

4.  Rigi  18.  J.  Mit  Tannen  bewaldeter  Abhang,  rechts 
vorn  ein  Haus,  dessen  Dach  mit  Steinen  belastet  ist: 
vielleicht  die  S.   118,8   erwähnte  Zeichnung. 

5.  In  Iziiau  d.  ig  (statt  Vitznau):  Bauernhaus,  das  Dach 
mit  Steinen  beschwert ;  neben  steht :  NB.  die  Steine 
dunkel,  das  Holziverck  heller  und  durch  den  aus- 
blickenden dunkeln  Grund  erhohen.  Ein  Beispiel  für 
die  Bemerkung  Goethes:  »schwache  Versuche  nach 
der  Natur  gezeichnet  und  der  Skizze  gleich  auf 
demselben  Blatte  mit  Beschreibung  nachzuhelfen,  wo- 
durch aus  beidem  nichts  wird.«  (S.  228,7  f^j  '^'g'- 
auch  S.   133.) 

6.  /p  Juni  75.  Wirthshaus  am  Vier  IValdst.  S.  Nahe 
am  Ufer,  vorn  ein  Kahn  angebunden.     (S.   119,9.) 

7.  Altdorf  ip  J.  Fluchtigster  Umriss  von  Höhen. 
(S.   119,15.) 

8.  d.  20  J.  Gothard.  Sehr  flüchtige  Andeutung  des 
sich  berganziehenden  Saumpfades.     (S.   170,   10  ff.) 

9.  d.  21  J.  Drachenthal.  Ein  über  und  zwischen  Felsen 
herabschäumender  Bach :  Feder  mit  Tusche  recht 
wirkungsvoll  lavirt. 

0.  22.  J.  Im  Urner  Loch.  Flüchtigste  Andeutung  in 
Umrissen. 

1.  Scheideblick  nach  Italien  vom  Gotthard.  d.  22  Juni  ly/j. 
Doppelblatt;  die  höheren,  zum  Theil  mit  Schnee  be- 
deckten Gebirgspartien  mit  Tusche  lavirt,  vorn  die 
sich  hinabziehende  Strasse,  auf  einem  Felsblock  sitzt 
ein  Reisender,  ein  zweiter  steht  neben  ihm.  (Vgl.  die 
verkleinerte  Nachbildung,  welche  von  diesem  zeich- 
nerisch wie  historisch  interessantesten  Blatte  dem 
Bande  beigegeben  ist.) 

Goethe  sagt  darüber :  »ich  hatte  mich  an  den  Fuss- 
pfad,  der  nach  Italien  hinunter  ging,  niedergelassen 
und  zeichnete  .  .  .  die  nächsten  Gebirgskuppen,  deren 
Seiten  der  herabschmelzende  Schnee  mit  weissen  Furchen 
und  schwarzen  Rücken  sehen  Hess.«  (S.   128,   20  ff.) 

Die  Worte  stimmen  so  genau  mit  der  Zeich- 
nung, dass  ihm  diese  bei  dem  Niederschreiben  vor- 
gelegen haben  muss ;  der  sitzende  Wanderer  ist  dem- 
nach Goethe  selbst,  der  stehende  Passavant ;  wie  die 
Erinnerung  an  Lili  den  Dichter  übermannte  und  ihn 
Italien  den  Rücken   kehren  Hess,  ist  bekannt. 


•Jffr-''Ä/'tt.f-*f»i";:ft'f'<''r^!;r'rftJT-r-.. 


:cn.^ 


4 


Goethes  Reiseskizzen  aus  der  Schweiz.  97 

12.  2 j.  Juni.  Urner  Loch,  Nur  wenig  bestimmte  Andeutung 
der  sich  nach  dem  Loch  sanft  emporziehenden  Strasse. 

13.  2^.  Jiin.     Teufelsbrücke.     Sehr  flüchtige  Skizze. 

14.  2j.  J.  Teuf  eis  brücke.  Doppelblatt:  die  Brücke  mit 
ihrem  Geländer   etwas  bestimmter  ausgeführt. 

15.  2j.Jun.  Teufels  Stein ;  ein  einzelner  grosser  Felsblock 
auf  Passavants  Ermunterung  gezeichnet.    (S.    121,   12). 

16.  Johanni  Tag.  Gerstenfeld  (so  für  Erstfelden,  halb- 
wegs zwischen  Amsteg  und  Altdorf.)  Auf  einem 
Doppelblatt :  Skizze  des  unter  Bäumen  im  Thal 
liegenden  Ortes,  links  dahinter  ansteigende  Hügel. 

In  Dichtung  und  Wahrheit  sind  die  drei  Zeichnungen 
13 — 15,  unter  dem  2iten,  also  noch  beim  Aufstieg  auf  den 
Gotthard  erwähnt,  —  der  Aufenthalt  in  Erstfelden  aber  wird 
übergangen  :  sicher  weil  mit  dem  Scheideblick  vom  Gotthard 
die  Beschreibung  dieser  achttägigen  Wanderung  ihren  künst- 
lerischen Höhepunkt  und  Abschluss  gefunden,  und  der  Dichter 
nicht  durch  eine  abermalige  Erwähnung  _des  Reussthales  die 
Rückkehr  nach  Zürich  verzögern  wollte.  An  der  chrono- 
logischen Richtigkeit  der  an  Ort  und  Stelle  beigeschriebenen 
Angaben  auf  unseren  Blättern  ist  sicher  nicht  zu  zweifeln; 
auf  jeden  Fall  haben  diese  flüchtigen  Skizzen  ihren  Zweck 
erfüllt  und  Goethen  eine  solche  »innere  Gegenwart«  von  den 
durchwanderten  Bergthälern  gewinnen  lassen,  dass  eine  jede 
Localität,  wie  er  sie  vierzig  Jahre  später  bei  der  Nieder- 
schrift von  Dichtung  und  AYahrheit  brauchen  mochte,  ihm 
alsobald  vorschwebte  und  zu  Gebote  stand.  (S.   133,15   ff-) 


Goethe-Jahrbuch   XIII. 


III.  Verschiedenes. 


I.  BRIEFWECHSEL  ZWISCHEN  GOETHE  ÜNJ) 
MINISTER  VON  GERSDORFF. 

MIT    POLITISCHEN    BERICHTEN    DES    LETZTEREN. 
MiTGETHEILT   VON   LiLY    VON'    KrETSCHMAN. 


Kicht  ohne  Bedenken  und  dennoch  wage  ich  es  Ew. 
Excellenz  die  Bevlage  —  eine  frühere,  jetzt  gedruckte 
Arbeit  von  mir  gehorsamst  zu  überreichen. 

Geschieden  durch  meinen  jetzigen  Beruf  von  solchen, 
sonst  mir  so  werthen  Bestrebungen ,  dürfte  ich  nicht 
dankbar  im  Tempel  niederlegen,  den  Himmlischen  reichend, 
was,  auch  in  schwacher  Nachbildung,  von  ihnen  zeugt? 
Dann  aber,  welchem  Altar  möchte  ich  andächtiger  und 
ehrfurchtsvoller  nahen  können,  als  dem,  der,  wie  uns  der 
nächste,  so  dem  gemeinsamen  Vaterlande  der  erhabenste 
im  Heiligthum  der  Dichtkunst  ist  ? 

Von  solcher  Gesinnung  diesen  Versuch  anzunehmen, 
wollen  Ew.  Excellenz  nicht  verschmähen.  Ich  verbinde 
damit  den  lebhaften  Wunsch,  dass  Ew.  Excellenz  noch 
lang  im  besten  Wohlseyn  in  unserer  Mitte  verweilen  mögen. 

Mit  erneuertem  Ausdruck  meiner  grössten  Verehrung 
habe  ich  die  Ehre  zu  verharren 

Ew.  Excellenz 

ganz  gehorsamster  Diener 

V.  Gersdorff 

Weimar,  den  i6ten  April  1822 


Briefwechsel  zwischen-  Goethe  un-d  Minister  v.  Gersdorff.  99 


•y 


Ew.  Excellenz 
haben   mir    die    schönen   Frühlingstage    höchst    erfreuHch 
werden    lassen     und     mir    darin     einen    seltenen    Genuss 
verliehen. 

Denn  ich  muss  leider  gestehen  dass  ich  Sophokles, 
dem  grossen  Meister  meiner  früheren  Jahre,  in  der  letzten 
Zeit,  durch  Lebens-  und  Literatur-Zerstreuungen  abgehalten, 
mich  nicht  mehr  zu  nahen  wusste.  Nun  aber  lässt  mich 
Ihre  Vermittelung  ihn  auf  einmal  wieder,  in  Vaterländischer 
Sprache,  ohne  Anstoss,  fasshch  und  geniessbar  vernehmen, 
zugleich  neu  und  alt,  immer  von  demselben,  ja  von  er- 
höhtem Werthe. 

Empf^mgen  Ew.  Excellenz  daher  meinen  verbindlichsten 
Dank  ^für  die  so  schätzbare  Aufregung,  mit  dem  Glück- 
wunsche :  dass  bei  so  bedeutenden,  verwickelten  Geschäften 
noch  ein  heiterer  Rückbhck  in  freyere  Zeiten  und  eine 
Anmuthung  an  die  höchsten,  einfachsten  Kunstgenüsse 
geblieben ;  wahrer  Antheil  sich  so  frisch  erhalten  hat,  dass 
Sie  uns  noch  jetzt  das  gültigste  Zeugniss  davon  mittheilen 
mögen. 

Der  ich  mich  zu  dauerndem  Wohlwollen,  so  lan<^  es 
in  Ihrer  Nähe  zu  verweilen  gegönnt  ist,  angelegentlichst 
empfehlend,  eine  geneigte  Fortsetzung  für  die  Meinigen 
späterhin   wünschen  und  hoflen  darf. 

Wahrhaft  verehrend  aufrichtig  anerkennend 

ganz  gehorsamst 

J.  W.  V.  Goethe 
Weimar  d.  20  Apr.  1822. 

Ew.  Excellenz 
beehre  ich  mich  in  den  Anfügen  einige  Stellen  aus 
den  letzten  Berichten  des  Herrn  Piquot  zu  Wien  in 
Betreff  der  neuesten  Regierungsveränderung  in  Frankreich 
initzutheilen  und  zugleich  die  Copie  desj.  Circularschreibens, 
welches  von  Seiten  des  Ministers  des  Auswärtigen  des 
Königs  der  Franzosen  an  alle  diplomatische  Bevollmächtigte 
der  verschiedenen  Höfe  zu  Paris  unter  dem  Dato  des 
II.  August  1830  ist  erlassen  worden.    Da  es  Zeuoniss  ab- 


100  Neue  Mittheilungen. 


legt  von  dem  Ton  in  welchem  das  neue  Frankreich  sich 
den  Mitmächten  ankündigt,  so  ist  es  nicht  ohne  Beziehung 
auf  die  Piquotschen  Berichte  und  die  Frage:  ob  die  An- 
erkennung Ludwig  Philipps  von  Seiten  der  Grossmächte 
erfolgen  wird  ? 

Die  Verträge,  von  deren  Anerkennung  man  vorzüglich 
diejenige  des  neuen  Königs  scheint  abhängen  lassen  zu 
wollen,  sind  hauptsächlich  der  Vertrag  vom  Jahre  1814 
(Mai),  der  Vertrag  vom  20.  November  181 5,  die  Wiener 
Congress -Verträge,  die  Aachener  Verträge  von  1818;  der 
Vertrag  vom  10.  Juny  18 17,  in  Bezug  auf  Articul  99  der 
Wiener  Congressacte  bestimmend  la  revcrsion  (h  V Antriebe) 
des  duches  de  Parme,  de  Plaisance  et  de  Gnastalle  h  la  maison 
de  Lucqnes  et  de  la  principaute  de  Lucqiies  a  la  Toscanc^ 
apres  le  deces  de  Marie  Louise.  Nachträglich'  bestimmt  der 
art.  XI  des  Vertrags  vom  20.  November  181 5  mit  Frank- 
reich :  Ce  traite  de  Paris  du  )0  uiai  1S14,  ainsi  qiie  Vacte 
ßiial  du  Congres  de  Vienne  du  5?  jiiin  iSij,  soiit  confirmcs 
et  luahiti'uus  dans  toiites  Celles  de  Iciirs  dispositioiis  qni  iiau- 
raicnt  pas  ele  iiiodißees  par  les  clanses  du  prcseut  traite. 
Es  ist  also  eigenthch  die  Anerkennung  der  Gültigkeit  des 
Pariser  Vertrags  vom  Jahre  1815  (20.  November),  welche, 
wenn  die  neue  französische  Regierung  sie  genügend  be- 
wirkt, von  wesentlich  beruhigender  Bedeutung  sein  würde. 
Mit  ausgezeichneter  Hochachtung  habe  ich 
die  Ehre  zu  sein  Ew.  Excellenz 

ganz  gehorsamster  Diener 
Ernst  August  v.  GersdorfF. 
Weimar,  am  29.  Aug.  1830. 

Beilage  zu  Brief  j. 

Extrait. 

Rapport  de  Mr.  Piquot,  ministre  resident  Grand  ducal 

ä  Vienne  en  data  du  19  aoüt  1830: 

II  m'est  revenu  qua  le  prince  de  Metternich  et  le  comte 

de  Nesselrode,  qu'on  croit  devoir  passer  a  Vienne,  avant  de 

retourner   de    Carlsbad  ä  son  poste,    se    sont  concertes  even- 

tuellemcnt  et  si  j'en  crois  une  source  que  j'ai  souvent  trouve 

exacte,    les    trois    cours    et    peut-etre    aussi    l'Angleterre    ne 

'  Unleserliches  Wort,  vielleicht    »Nachdrücklich«,    »Nachträglich« 
wohl  nicht ! 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Minister  v.  Gersdorff.   10 1 

prendront  point  TofTensive  et  verront  tranquillement  venir 
les  choses,  tout  en  se  preparant  ä  s'opposer  vigoureusement 
ä  toute  attaque  de  la  part  d'un  gouverneraent  qui  est  loin 
encore  de  sa  consolidation. 


Rapport  du  meme,  en  date  du  24  aoüt  1830. 
D'apres  quelques  renseignements  que  je  crois  exactes, 
Ja  Cour  de  Vienne  toujours  d'accord  avec  la  Prusse  et  la 
Russie  pourrait  reconnaitre  le  nouveau  gouverneraent  en  France, 
pourvu  que  ce  dernier  veuille  ou  puisse  sanctionner  les 
anciens  traites  solennellement  conclus  avec  TEurope  entiere. 
C'est  le  ton  et  la  forme  de  la  notification  ofificielle  toujours 
attendue  qui  mettra  le  sceau  aux  determinations  des  grandes 
cours  alliees. 

Extrait  de  la  lettre  circulaire  adressee  aux  agents  diplo- 
matiques  des  differentes  cours  accredites  ä  Paris  par  Mr.  le 
Comte  de  Mole  ministre  des  relations  exterieures  de  Sa  Maj. 
le  roi  des  Francais.  (11   aoüt   1830): 

Monsieur ! 

Le  Roi  m*a  ordonne  de  porter  ä  votre  connaissance  les 
evenements  qui  se  sont  succede  en  France  depuis  le  4'"-  juillet 
jusqu'ä  ce  jour  et  qui  ont   amene    Tavenement    de    S.  M.  au 

trone  comme  Roi  des  Francais 

II  fallait  sauver  la  France  et  j'ajouterai,  Monsieur,  preserver 
l'Europe  d'un  grand  ebranlement.  C'est  dans  cette  grave 
conjoncture  que  tous  les  yeux  se  sont  tournes  vers  son  Altesse 
Royale  Msgr.  le  Duc  d'Orleans  et  tous  les  coeurs  l'ont 
appele  ä  sauver  la  patrie. 

Malgre  la  profonde  e'motion  qu'excitaient  en  Lui  les 
malheurs  trop  prevus  de  la  branche  ainee  de  sa  famille,  il  a 
entendu  la  voix  de  la  France  et  s'est  devoue  ä  un  penible 
devoir.  Le  glorieux  drapeau  tricolore  ne  s'est  deploye  que 
comme  un  embleme  de  moderation  et  de  defense,  de  con- 
servation  et  de  paix.  La  chambre  des  Deputes  et  la  chambre  des 
Pairs  en  proclamant  un  divorce  absolu,  eternel  entre  la  France 
et  la  branche  ainee  de  la  maison  regente  ont  consomme  un  fait 
qui  est  hors  de  toute  puissance  humaine  d'etre  detruit;  mais 
le  maintien  du  Systeme  raonarchique  en  France  dans  la 
branche  d"Orleans  attestent  assez  les  salutaires  effets  de 
l'experience  et  du  temps  sur  Pesprit  et  le  caractere  de  la 
nation  francaise.  Aujourd'hui  —  et  l'Europe  ne  saurait  en 
douter!  —  le  plus  vif  desir,  le  besoin  unanimement  senti  de 
la  France  est  de  se  reposer  dans  un  gouverneraent  juste  et 
fort.  Vos  gouverneraents  connaltront  quels  efforts  S.  Maj. 
a  du  faire  sur  Elle-meme  pour  se  resoudre  ä  monter  sur  un 
trone,  qui  cependant   pour    le    bonheur    general    ne    pouvait 


102  Neue  Mittheiluxgex. 


etre  occupe  que  par  Elle ;  son  devouement  en  acceptant  la 
couronne  a  ete  un  bienfait  pour  la  Royaute  meme,  comme 
pour  les  peuples.  Mediateur  entre  la  France  et  l'Europe,  qui 
connaissent  egalement  sa  loyaute  et  sa  droiture  S.  Maj.  en 
des  circonstances  si  difficiles  pouvait  seule  retenir  la  France 
dans  la  limite  d'une  sage  liberte  et  presenter  aux  puissances 
etrangeres  le  gage  d'une  securite  pleine  et  permanente.  En 
Vous  donnant  cette  communication,  Monsieur,  je  dois  Vous 
repeter,  par  ordre  du  roi,  combien  S.  Maj.  met  de  prix  ä 
maintenir,  ä  fortifier  les  relations  amicales  qui  existent  entre 
les  Cabinets  desquels  vous  etes  accredite  et  !a  France  .... 

signe  INIole'. 

4- 

Ew.  Excellenz 

verzeihen  die  etwas  verspätete  Rücksendung  der  bedeutenden 
Papiere  und  genehmigen  die  Bitte:  mir  von  ähnlichen 
Ereignissen  und  Gesinnungen,  in  diesen  bewegten  Tagen^ 
fernerhin  geneigte  Kenntniss  zu  geben. 

Erlauben  Hochdieselben  zugleich  mit  dem  verpflichteten 
Danke  für  den  so  schleunig  bewirkten  Urlaub  meines 
abwesenden  Sohnes,  die  Meldung :  dass  er  den  19  August, 
nach  vollendeter  Heilung,  von  Spezia  entlassen  worden. 
Er  hatte  das  Glück  von  einem  sehr  geschickten  Chirurgischen 
Arzte  behandelt  zu  werden.  Da  er  denn  seinen  Weg  nach 
Livorno  forzusetzen  im  Begriff  stand. 

Er  suchte  sich  seinen  Aufenthalt  so  nützlich  als  mög- 
lich zu  machen  und  es  gelang  ihm,  durch  Empfehlung, 
das  Haus  der  Quarantäne  zu  besuchen  und  durchaus  in 
Augenschein  zu  nehmen ;  hier  nun  möchte  es  Ew.  Excellenz 
ein  Lächeln  abgewinnen,  dass  er  das  Zimmer  betrat,  in 
welchem  Hr.  von  Müffling  35  Tage,  bey  seiner  Rückkehr 
von  dem  tüchtigsten  Geschäft,  zu  verweilen  hatte,  da  er 
denn  freyhch,  bei  Vergleichung  seines  eigenen  Schicksals, 
sich  noch  immer  gewissermassen  im  Vortheil  befand. 

Verzeihen  Ew.  Excellenz  diese  Mittheilungen,  sie  ge- 
schehen in  dem  Augenblick  der  erhaltenen  günstigen 
Nachricht.  Mich  und  das  Meinige  zu  ferneren  Hulden  und 
Gunsten  empfehlend  Ew.  Excellenz 

Weimar  ganz  gehorsamster  Diener 

den  3  Sept.  J.  W.  v.  Goethe 

1830. 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Minister  v.  Gersdouff.    103 

5- 

Ew.  Excellenz 
Wunsche   gehorche    ich,    wenn  ich  in  der  Beikge  die 
Freiheit  nehme,  die  wichtigsten  der  gestern  eingegangenen 
Notizen  zu  Ew.  Excellenz  Kenntniss  zu  bringen. 

Sehr  freut  es  mich  dero  Herrn  Sohn  von  seinem 
Leiden  befreit  und  durch  die  Kunst  der  ItaUenischen 
Chirurgen  von  einer  nicht  minder  unfreywiUigen  Quaran- 
taine,  als  die  des  Herrn  v.  Müffling  war,  befreyt  zu  wissen. 
Noch  darf  man  hoffen,  dass  die  Sendung  des  Grafen 
Athalin  an  S.  M.  den  Kayser  von  Russland  diesen  Monarchen 
besänftigen  und  so  wenigstens  ein's  der  Elemente,  dessen 
zur  Combination  der  Friedensdauer  wesentlich  bedurft  wird, 
günstiger  gestalten  werde. 

Mit  ausgezeichneter  V^erehrung    habe  ich  die  Ehre 
zu  sein 

Ev.'.  Excellenz 
ganz  gehorsamster  Diener 
Gersdorff 
Weimar,  am  4.  September 
1830. 

Beilage  zu  Brief  5. 

Weimar,  den  4.  Septbr   1S30. 

Die  gestern  eingegangenen  Nachrichten  von  Berlin 
(Herr  v,  L'Estocq)  melden,  dass  der  von  dem  Könige  der 
Franzosen  an  S.  M.  den  König  von  Preussen  abgesandte 
General  Graf  Lobau  bei  S.  M.  dem  Könige  von  Preussen, 
vorgestellt  durch  den  Staatsminister  Grafen  von  Bernstorff, 
Audienz  gehabt  habe  und  beruhigende  Nachrichten  bringend 
gut  sei  aufgenommen  worden.  Alex,  von  Humboldt  ist  zur 
Gegensendung   bestimmt. 

In  Wien  war  der  dahin  gesandte  General  Belliard  an- 
gekommen und  dem  Fürsten  Metternich  durch  den  Legations- 
secretair  Herrn  Schwebel  vorgestellt  worden.  Der  franz. 
Botschafter  Graf  Rayneval  hatte  Wien  verlassen  um  nach 
Paris  zu  reisen,  welches  dem  General  Belliard  bei  seiner 
Ankunft  sehr  befremdlich  war. 

Die  in  der  Niederlande  und  selbst  in  Aachen  ausge- 
brochenen Unruhen  sind  zu  beklagen.  Sie  können  die  Ver- 
hältnisse compliciren  wenn  die  franz.  Regierung  nicht  Kraft 
genug    haben    sollte ,    den    aufregenden ,     aufruhrbilligenden 


104  Neue  Mittheiluxgek. 


Aeusserungen  der  franz.  Blätter  zumal  des  Globe  das  Gewicht 
eines  festen,  enthaltsamen,  bei  Mässigung  ev.  Erhaltung  der 
bestehenden  Verträge  und  geltenden  politischen  Ordnung 
beharrenden  Regierungs-Systems  wirksam  entgegen  zu  setzen 
und  so  die  auswärtigen  Mächte  zu  beruhigen. 

Die  Zügellosigkeit  der  periodischen  Presse  in  Frankreich, 
der  sich  in  den  Blättern  zum  Theil  kund  gebende  Geist  des 
Ueberschreitens  der  selbst  durch  die  neue  Charte  gezogenen 
Grenzen  und  eines  kühnen,  unbesonnenen  Fortschreitens  zu 
einem  nur  in  der  Republik  seine  Befriedigung  findenden 
Democratismus,  dessen  Gipfel  jacobinische  Anarchie  ist,  — 
scheinen  für  die  innere  Ruhe  Frankreichs  wie  für  die  Er- 
haltung des  europäischen  Friedens  wahrhaft  feindliche,  leider 
nicht  sattsam  unmächtige  Genien  oder  vielmehr  Dämone 
zu  sein. 

Gersdorff. 

6. 

Excellenz 
Hätt  ich  mich  nicht  schon  durchaus  überzeugen  können, 
dass  Ew.  Excellenz  Thätigkeit  Ihrem  Wohlwollen  völlig 
gleich  sey,  so  würden  mich  die  wiederholten  Sendungen 
beschämen ;  so  aber  darf  ich  wohl  die  Bitte  wagen  damit 
geneigtest  fortzufahren. 

Besonders  da  auch  in  unserer  Nähe  sich  Bewegungen 
ereignen,  welche  nur  in  stumpfer  Ueberlieferung  zu  mir 
kommen;  dagegen  denn  nichts  wünschenswerther  wäre, 
als  solche  Ereignisse,  zuverlässig  und  mit  einsichtigen  Be- 
merkungen begleitet,  zu  erhalten. 

Verehrend  wie  vertrauend 
Ew.  Excellenz 
ganz  gehorsamster 
Diener 
Weimar  J.  W.  v.  Goethe 

d.  7  Sept. 
1830 

Politischer  Bericht. 

Weimar  den  6  Septbr.  1830. 
In  Leipzig  ist  3  Tage  lang  grosser  Tumult  gewesen. 
Volk  und  Studenten  hatten  gemeinsame  Sache  gemacht ;  das 
Haus  welches  Fhr.  v.  Ende  bewohnt  ist  gänzlich  demolirt, 
die  Möbel  geplündert  worden.  Der  von  Ende  hat  sich  auf 
das  Rathhaus  geflüchtet. 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Minister  v.  Gersdorff.    105 

Eine  Bürgergarde  wurde  errichtet,  sie  trägt  7ceisse  Binden 
am  Arm.  Herr  Präsident  v.  Ende  wurde  am  3.  Tage  des 
Aufruhres  vermocht,  seinen  Aufenthalt  zu  verlassen  und  vor 
die  empörte  !Menge  zu  treten.  Er  entliess  verhaftete  Studenten 
ihres  Arrestes,  versprach  die  Handhabung  der  Polizei  den 
Bürgern  und  der  Bürgergarde  anzuvertrauen.  Eigentliches 
IMilitair  sei  noch  nicht  gebraucht  worden,  nur  einige  Ab- 
theilungen hätten  sich  gezeigt,  seien  aber  auch  wieder  zurück- 
gezogen worden.  Vorzüglich  des  Nachts  habe  der  Aufruhr 
gewüthet.  Bei  Tage  sei  es  ruhiger  gewesen.  Ueber  die  Ver- 
anlassung des  Aufstandes  wurde  angeführt,  eine  Anzahl 
Bürger  von  einem  Polterabend  lärmend  zurückkehrend  sei 
von  der  Polizei  misshandelt  worden. 

(Aussage  des  Postmeisters  Kahlert  in  Weimar.) 

gez.  V.  Gersdorff. 

Ew.  Excellenz 

gehorche  ich  und  bitte  im  \'oraus  um  Verzeihung, 
wenn  in  rascher  Xiederschreibung,  neben  Thatsachen  sich 
Beurtheilungen  drängen,  deren  Werrh,  nur  vom  Augen- 
blick gebohren,  wie  sie  sind,  um  so  unbedeutender  ist, 
je  mehr  wir  immer  noch  im  Nebel  wandeln,  je  öfter  die 
Thatsache  des  Morgens,  die  \'^oraussetzungen  des  ^'or- 
abends  widerlegt. 

In  grösster  \'erehrung  verharrend 

Ew.  Excellenz 
ganz  gehorsamster  Diener 
Weimar,  am  7.  Sept.  Gersdorff 

1830. 

Politischer  Bericht.     (Auszug) 

6.  bis  9.  Sept.  183c. 
Die  wiederholten  Unruhen  in  Leipzig  und  Aachen  haben 
nur  geringe,  politische  Bedeutung.  —  Aus  Frankfurt  schreibt 
Graf  Beust,  dass  der  Prinz  von  Oranien  allein  in  Brüssel  ein- 
gezogen sei.  Herr  v.  L'Estocq  meldet  aus  Berlin,  der  König 
habe  den  französischen  Gesandten,  Grafen  Loban  sehr  gnä- 
dig empfangen  :  man  sei  jedoch  dort,  wie  in  Paris  und  Lon- 
don erregt  über  die  in  Aussicht  stehende  ausserordentliche 
Sendung  des  Grafen  Diebitsch  aus  Petersburg.  Man  könnte 
diese  Sendung  als  den  Zeitpunkt  bezeichnen,  wo  das  Schick- 
sal es  für  angezeigt  erachtet  nunmehr  auf  das  dem  Aus- 
brennen nahe  Flackerfeuer  der  europäischen,  politischen  Cul- 


lo6  Neue  Mittheilungek. 


tur  einen  tüchtigen  Kohlenaufschutt  zu  giessen.  Dieser 
Kohlenaufschutt  sind  die  Russen ;  dem  Siege  des  durch  sie 
verfochtenen  Princips  der  strengen  Autocratie  folgt  tiefe 
Dunkelheit,  oder  mit  der  Zeit  wird  dies  Prinzip  selbst  durch- 
drungen und  erleuchtet  von  dem  unterdrückten,  aber  nicht 
erstickten  Geiste  der  freioi  Intelligenz  im  staatsbürgerlichen 
Dasein. 

Gersdorff. 
8. 
Excellenz 

Jemehr  sich  diese  wundersamen  Ereignisse  verwickeln 
und  das  in  Frankreich  entzündete  Feuer  sich,  nicht  sowohl 
verbreitet  als  verderblich  überspringt ;  erwehr'  ich  mich 
nicht  der  Erinnerung  an  jene,  wie  es  damals  schien,  frevel- 
hafte Aeusserung  Cannings,  welche  doch  dahin  deutete : 
es  komme  nur  auf  eine  Anregung  an,  so  wäre  der  ganze 
Norden  in  Revolution  gesetzt. 

Dies  alles  bedenkend  habe  ich  immer  mehr  die  Ge- 
neigtheit zu  verehren,  womit  Hochdieselben  mich  mit 
dem  Augenblick  so  einsichtig  bekannt  machen  wollen. 

Verpflichtet,  angehörig, 

Ew.  Excellenz 
ganz  gehorsamster 
W.  9  Sept.  Diener 

1830.  J.  W.  V.  Goethe. 

Politischer  Bericht. 

Der  General-Consul  Küstner  schreibt  mir  soeben  : 

In  Dresden    ist    ein    Tumult    ausgebrochen.  .  .   . 

So  grenzt  Aufruhr  an  Aufruhr,  und  hier  zu  lösen  bemüht, 
flammt  dort  die  Gluth  in  die  Höhe !  .  .  .  . 

Nur  eins  kann  retten;  Mässigung  im  Bunde  mit  besonnener 
Kraft,  mit  Beseitigung  veralteter    Vor urt heile  ! 

1.  Das  Prinzip  der  Non  Intervention  beherrsche  das 
System  der  auswärtigen,  europäischen  Politik; 

2.  Die  Kraft  der  Regierungen,  von  aussen  her  in  Ge- 
mässheit  jenes  Princips,  gesichert  vor  Zersplitterung,  wende 
sich  zur  BeivaJiriing  der  öffentlichen  Ordnung  auf  das  Innere ; 
komme  billigen  Forderungen  und  Wünschen  zuvor,  beseitige 
kräftig  Missbräuche,  und  scheue  nicht  sie  anzugreifen,  wo 
sie  sind,  ehe  sie  zum  Vorwande  dienen,  die  Regierung  an- 
zugreifen. Uebrigens  weder  Popularität  aus  Furcht,  sondern 
auf  den  gebahnten  liegen  ruhigen  gehaltenen  Fortgang. 
Concessionen  neuer  Institutionen  ;  z.  B.    repräsentative,  stän- 


Briefwechsel  zwischen'  Goethe  und  Minister  v.  Gersdokff.  107 

dische  Einrichtungen  nur  da,  wo  sie  nach  Vorgeschichte  und 
kundgewordenen  reellen  Bedürfnissen  indicirt  sind;  aber 
offene  Geltung  der  bestehenden  Verfassungen  und  Modification 
derselben  im  Sinne  der  gebildeten  öffentlichen  Meinung. 

3.  Deutschland  als  Staatenbund  kann  das  Princip  der 
Non-Intervention  nur  in  soweit  anerkennen^  als  solches  den 
Bundesverträgen  und  der  Wiener  Schlussacte  gemäss  ist.  Kann 
eine  Regierung  den  Aufruhr  im  eigenen  Land  nicht  dämpfen, 
so  liegt  es  in  der  Verfassung  des  Bundes,  dass  von  Seiten 
desselben  eingeschritten  wird. 

Mit  dem  Aufruhr  in  Deutschland  kein  Vertrag,  keine 
Concession  mit  den  Waffen  in  der  Hand  von  der  Menge 
oder  im  Tumulte  abgetrotzt !  Aber  dem  ruhigen,  gehorsamen 
Unterthan  jede  mögliche  Erleichterung.  Strafe  den  Rädels- 
führern in  Leipzig  und  Dresden. 

Aber  um  dies  zu  können,  dürfen  die  Grosstaaten  des 
deutschen  Bundes  ihre  Heere  nicht  im  Auslande  verbrauchen, 
sie  müssen  ihre  Macht  zusammenhalten. 

a.  um  die  eigene  Ruhe 

b.  um  die  Ruhe    der  übrigen  Bundesstaaten    Nothfalls 
mit  bewaffneter  Macht   aufrecht  zu  erhalten. 

Daher  kein  Krieg!  Alles  gethan  um  Frieden  zu  halten 
und  in  Be/gieis  —  manum  de  tabula ! 

Aber  was  sagt  man  dazu,  wenn  ein  angesehener  Militair, 
General  v.  Wolzogen,  aus  Frankfurt  a.  M.  schreibt:  »Ich 
»bin  der  Meinung,  dass  die  Monarchen  ihre  Heere  schwer- 
»lich  wegen  Theorien  in  Bewegung  setzen,  sondern  die  Noth 
»der  Selbsterhaltung  wird  sie  selbst  zur  Offensive  zwingen, 
»indem  einen  gerüsteten  auf  die  13efensive  berechneten  Zu- 
»stand  kein  Staat  aushalten  kann.  Welche  Garantien  können 
»Philipp,  Benjamin  Constant,  Lafitte,  Sebastiani  geben?  Auch 
»erkennen  selbst  England  den  König  Philipp  nur  bedingungs- 
»weise  an,  wofern  die  Grenzen  respectirt  und  jedes  Propagiren 
»vermieden  würde.  Wenn  nun  aber  Mole  an  Herrn  v.  Werthern 
»erklärt,  die  Franzosen  könnten  nicht  zugeben,  dass  Preussen 
»dem  König  der  Niederlande  zu  Hülfe  komme,  wenn  darauf 
»Letzterer  antwortet :  wer  könne  dem  König  v.  Preussen 
»das  verwehren,  wozu  ihn  Verträge  und  Blutsfreundschaften 
»nöthigten,  so  antwortet  Mole :  Dann  könne  die  Ruhe  in 
»Frankreich  nicht  erhalten  werden !  Uebrigens  hat  meines 
»Wissens  der  König  der  Niederlande  den  König  v.  Preussen 
»noch  nicht  zur  Hülfe  aufgerufen  ;  der  Prinz  v.  Oranien  führt 
»es  aber  vielleicht  herbei.  Dem  sei  aber  wie  ihm  wolle, 
y)ich  betrachte  den  Krieg  als  bereits  unterschrieben.  Es  sind 
»nicht  die  Vortheile  und  Nachtheile,  welche  dabei  eintreten 
»können  zu  balanciren,  sondern  die  Noth  gebietet  ihr  Wohl 


Io8  Neue  Mittheilungek. 

»uns  wenn  wir  noch  bis  in  März  künftigen  Jahres  Zeit  haben, 
»und  daher  ist  alle  Klugheit  anzuwenden,  bis  dahin  den 
»Krieg  hinzuhalten;  denn  vor  dem  Frühjahr  können  die 
»europäischen  Heere  nicht  gesammelt  sein.« 

So  weit  Herr  v.  Wolzogen  in  einem  gestern  eingegan- 
genen Schreiben  an  Unterzeichneten. 

Dieser  hat  ihm  geantwortet:  »Ob  er  zwar  nicht  im  Rathe 
»der  Götter  sässe,  auch  nicht  Stratege,  sondern  bloss  auf 
»sein  armes  bischen  Menschenverstand  angewiesen  sei,  so 
»sähe  er  doch  die  Nothwendigkeit  loszuschlagen  und  sich 
»in  die  belgischen  Unruhen  zu  mischen  nicht  ein.  Polen, 
»Italien,  die  Rheinlande  überhaupt  aufrührerische  Länder 
»im  Rücken  seien  freilich  besondere  Garantien  für  Ruhe  und 
»Ordnung;  Garantien  welche  Philipp,  Benjamin  Constant, 
»Lafitte,  Sebastiani  pp.  wenn  nicht  darbieten,  doch  benützen 
»könnten!  Auf  Parteien  in  Frankreich  zu  rechnen  sei  Thor- 
»heit;  gegen  das  Ausland  gebe  es  nur  Franzosen  !v 

Nun  das  wird  denn  alles  seinen  Schicksal  bestimmten 
Gang  gehen,  volentem  fata  ducunt,  nolentem  trahunt. 

In  Braunschweig  soll  Tumult  gewesen  sein.  Der  Herzog 
mit  Steinwürfen  verfolgt  aus  dem  Theater  Hess  eine  Batterie 
reitender  Artillerie  gegen  die  pflichtvergessene  Menge  agiren. 
Eine  dunkle  Sage  behauptet,  das  Volk  hätte  das  Schloss  an- 
gesteckt. 

In  Belgien  gedeihen  die  Dinge  zur  Crise.  Der  Prinz 
von  Oranien  hat  Brüssel  verlassen  und  sich  nach  dem  Haag 
begeben.  Der  Wunsch  der  Belgier,  den  der  Prinz  befür- 
worten will,  ist : 

1.  Trennung  Belgiens  von  Holland. 

2.  Vereinigung  Belgiens  und  Hollands  als  besondere 
coordinirte  Staaten  unter  der  Krone  und  dem 
Scepter  des  Königs  der  Niederlande. 

Wie  hängt  das  Schwert  des  Damocles  über  den  Staaten 
Europas!  — 

Giebt  der  König  nach,  dann  kann  Ruhe  und  Frieden 
bleiben!  Giebt  er  nicht,  oder  nicht  genügend,  nicht  gross- 
artig diesem  Wunsche  nach,  so  ist  binnen  hier  und  4  Wochen 
Krieg  ! 

Denn  Frankreich  leidet  keine  Einmischung,  ohne  Ein- 
mischung kann  der  König  nicht  fertig  werden  mit  den  Bel- 
giern. Dann  ist  Krieg  gegen  Frankreich,  und  in  Belgien 
und  in  Deutschland  drohen  alle  Gefahren  des  Aufruhrs  und 
Jacobinismus.  Frankreich  //(//  seine  Revolution  gemacht, 
Deutschland  beginnt  dann  seine  Volks-Revolution !  Das  hängt 
alles  an  einem  Haar. 

gez.  Gersdorff. 

Weimar   11   Sept.    1830. 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  un'd  Minister  v.  Gersdorff.    109 

Politischer  Bericht. 

Herr  v.  L'Estocq  berichtet  d.  d.  Berlin  den  9t.  Septbr.  1S30 
dass  S.  M.  der  König  v.  Preussen  am  9t.  Sptb.  Louis  Philipp 
Herzog  von  Orleans  als  König  der  Franzosen  förmlich  an- 
erkannt hat. 

Des  Kaisers  von  Russland  Maj.  hatte  durch  Graf  Nessei- 
rode  in  Berlin  anfragen  lassen  ob  des  Königs  Maj.  Louis 
Philipp  als  König  anerkennen  werde,  wenn  ja!  so  werde  der 
Kaiser  von  Russland  desgleiche  thun.  Dasselbe  hatte  der 
Kaiser  von  Oesterreich  in  Berlin  erklären  lassen.  So  ist  also 
durch  Prcussens  Kötiig  Europa  sicher,  dass  über  die  An- 
erkennungsfrage kein  Krieg  entstehen  werde !  Heil  dem 
weisen  König. 

In  Dresden  Aufruhr  vom  9t.  Abends  bis  den  iiten  früh. 
Das  Polizeihaus  niedergebrannt,  die  Acten  geplündert,  das 
Rathhaus  geplündert,  Acten,  Rechnungen  zerstört,  zerworfen. 
LTrsache :  Unzufriedenheit  mit  Polizei  und  Rath  und  jener 
vage  Geist  der  Anarchie!  Rufe:  es  lebe  die  Freiheit! 
Gefechte  in  der  Stadt.     Hauptwache  zerstört. 

Der  König  in  der  Stadt,  von  5  Uhr  Nachm.  bis  Abends 
1 1  Uhr  rathlos  in  der  kathol.  Kirche !  Selbst  Versuch  das 
königl.  Schloss  zu  stürmen !  2  Offiziere  verwundet,  einer  an 
seiner  Wunde  gestorben. 

Aber  Prinz  Fried.  August  stellt  Ruhe  wieder  her  und 
tritt  an  die  Spitze  einer  Commission  zur  Herstellung  der 
öffentlichen  Ordnung.  Er  proclamirt,  dass  die  Bürger  sich 
bewaffnen,  eine  Nationalgarde  bilden  sollen,  Waffen  werde 
erhalten,  wer  keine  habe.  Weisse  Binden  um  den  Arm  sind 
das  Kennzeichen.  Draussen  tritt  der  Prinz  an  die  Spitze 
der  Nationalgarde,  erklärt  sich  zu  ihrem  Chef  und  Ober- 
Commandanten,  besteigt  sein  Ross,  reitet  unter  das  Volk, 
beruhigt  es  mit  freundlichen  aber  festen  \V'orten,  verspricht 
Untersuchung  und  Abstellung  der  Beschv/erden.  Die  schnell 
versammelten  4000  Mann  Nationalgarde  redet  er  an  mit 
Worten,  die  aus  Geist  und  Herzen  kommen,  ein  unendliches 
Lebehoch  tönt  ihm  entgegen.  Das  Wort  wird  zur  That. 
Was  die  Linientruppen  nicht  vermochten,  die  Bürgergarden 
haben's  bereits  am  Abend  ihrer  Errichtung  vollbracht  — 
2j  Rädelsführer  sind  in  Arrest  gebracht  und  harren  gesetz- 
licher Strafe  entgegen. 

So  wirkt  es,  wenn  die  richtigen  Massregeln  ergriffen 
werden;  wenn  von  denen,  zu  welchen  Alles  hinmifblickt,  das 
Rechte  und  Tüchtige  ausfliesst ;  wenn  mit  Kopf  und  Herz 
von  den  Fürsten  gehandelt  wird.  Fürsten  können  sich  7mr 
selbst  entthronen;  nur  den  Leichnam  nur  den  Scheinen  hebt 
das  Volk  vom  Thron,    —    denn  der  schon  nicht  mehr  Fürst 


HO  Neue   MiTTHEILUKGEN. 


7var,  so  wie  und  ///  den  Formen  und  A\'issen  worin  er  es 
sein  sollte.  Nur  so  wird  es  erklärlich  wie  der  Urenkel 
Heinrich  des  Löwen  vom  eigenen,  seinem  Hause  so  er- 
gebenen braunschweigischen  Volke  konnte  gestrichen  werden; 
wie  es  dahin  kommt  wohin  es  allerdings  gekommen  ist,  dass 
die  Unterthanen  Feuer  an  das  Schloss  ihres  angestammten 
Herrn  legen,  es  zum  Theil  niederbrennen,  es  plündern 
mochten.  So  aber  ist  es :  der  Herzog  hat  sich  nach  Blanken- 
burg  begeben,  ein  Adjutant  desselben  ist  verwundet  worden. 
Welche  Lehre !  Dies  geschieht  dem  Sohne  und  Nachfolger  des 
Herzogs  von  Braunschweig  um  den  sich,  als  er  1809  seinen 
kühnen  und  abentheuerlichenZug  von  Böhmens  Grenze  nach 
der  Nordsee  unternahm  und  vor  seiner  Vaterstadt  bivuakirte, 
jede  Rücksicht  welche  Klugheit  gebieten  konnte  vergessend 
die  treuen  Braunschweiger  drängten,  bereit  für  ihn  aufzustehn 
und  kaum  durch  seine  Bitten  abgehalten  ihr  Schicksal  dem 
seinigen  zum  Opfer  zu  bringen  und  den  Zorn  des  mächtigen 
Napoleons  vernichtend  auf  sich  zu  laden.  LTnd  den  Sohn 
steinigt  dasselbe  Volk  21  Jahre  darauf,  frevelt  an  der  Burg 
seiner  Ahnen  und  treibt  ihn  aus  dem  Sitz  seiner  Väter! 
Und  warum  ?  Weil  er  Sich  Selbst  entthront  hatte  durch  seine 
Willkür,  durch  die  Bösartigkeit  seines  Betragens,  durch  die 
Verläugnung  der  Eigenschaften  wodurch  seine  Väter  die 
Herzen  fesselten  und  der  Gewohnheit  Macht  gaben,  ihre 
Bande  zu  weben ! 

Weimar  13t.  Sptbr.   1830.  v.  Gersdorff. 


9- 
E\v.  Excellenz 

die  geneigtest  mitgetheilten  Papiere,  mit  wiederholtem 

Danke,  zurücksendend,  erbitte  mir  eine  fernere  unschwere, 

gelegentliche  Communication  solcher  Nachrichten,  Papiere 

und  Documente,  welche  hoffentlich    auf   eine    gewünschte 

Entwirrung   öffentlicher   Zustände   hindeuten.     Möge    sich 

fernerhin    ohne    vergossenes    Blut    und   wilde  Zerstörung, 

das  Unvermeidliche  baldigst  entfalten. 

In  dankbarer  Anerkennung 

u  Verehrung 

Ew.  Excellenz 

ganz  gehorsamster 

Weimar  Diener 

den  18  Septbr.  J.  W.  v.  Goethe 

1830 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Minister  v.  Gersdorff.    III 

Anmerkungen. 

Vorstehende  Briefe  Goethes  an  den  Minister  v.  Gersdorff, 
sowie  die  pob'tischen  Berichte,  die  Letzterer  für  Goethe  nieder- 
schrieb, befinden  sich  im  Archiv  zu  Ostrichen  und  wurden 
mir  von  dem  Besitzer,  dem  Enkel  des  Ministers,  Freiherrn 
Karl  V.  Gersdorff,  zwecks  Veröffentlichung,  bereitwilligst  über- 
assen.  Ihre  Königl.  Höh.  die  Frau  Grossherzogin  von 
Sachsen-Weimar  hatte  die  Gnade  mir  die  Abschrift  der  im 
Goethe-Archiv  vorhandenen  Briefe  Gersdorffs  zu  gestatten, 
so  dass  ich  im  Stande  bin  die  Correspondenz  vollständig 
wiederzugeben.  Nur  der  erste  Brief  Gersdorffs  befindet  sich 
nicht  im  Goethe-Archiv,  dagegen  zwei  andere  kurze  Schreiben, 
vom  Jahre  1813  und  1825,  die  sich  auf  eine  Einladung  Goethes 
und  auf  die  Empfehlung  eines  Gersdorffschen  Verwandten  an 
Goethe  beziehen.  Die  Mittheilungen  über  den  persönlichen 
Verkehr  Goethes  mit  Gersdorff  verdanke  ich  seinen  im 
Nachlass  seiner  Stieftochter,  meiner  verstorbenen  Grossmutter 
Baronin  v.  Gustedt,  befindlichen  Briefen  an  dieselbe.  Was  die 
biographischen  Notizen  betrifft,  so  habe  ich  dieselben  grössten- 
teils der  Lebensbeschreibung  Gersdorffs  entnommen ,  die 
durch  den  im  vorigen  Sommer  verstorbenen  Staatsminister 
Dr.  G.  Th.  Stichling  veröffentlicht  wurde.  Auch  hat  derselbe, 
wenige  Monate  vor  seinem  Tode,  schon  schwer  leidend,  mir 
noch  in  liebenswürdigster  Weise  von  Gersdorff,  seinem  »ver- 
ehrten Lehrmeister«    erzählt. 

I  und  2.  Beide  Briefe  liegen  in  einer  Mappe  mit  der 
Aufschrift:  »Goethe«,  in  der  Mitte  auf  weissem  Etikett  fol- 
gende Worte  Gersdorffs: 

»Eigenhändiges  Handschreiben  des  verewigten  Herrn 
von  Goethe,  Excell.  an  den  Herrn  von  Gersdorff,  als  dieser 
ihm  seine  Uebersetzung  des  Philoktetes  gesandt  hatte. 

April   1S22.  V.   G.  « 

Der  Brief  Goethes  liegt  in  Couvert  mit  Goethes  Auf- 
schrift und  seinem  Handsiegel  gesiegelt.  Gersdorffs  Brief- 
Entwurf  zeigt  auf  der  letzten  Seite  die  Worte : 

»Eine  von  mir  —  in  früheren  Jahren  —  gefertigte, 
1822  in  den  ersten  Monaten  gedruckte  Verdeutschung  der 
Tragödie  des  Sophokles  —  Philoktetes,  übersandte  ich  Herrn 
v.  Goethe,  welcher  mir  darauf  die  anliegende  eigenhändige 
Antwort  ertheilte. 

Gersdorff. « 

Der  Philoktet  ist  im  Versinass  des  Originals  übersetzt 
und  als  Manuscript  gedruckt  worden. 


112  Neue  Mittheilukgen. 

Eine  zweite  Mappe  enthält  die  übrigen  Briefe  Goethes 
und  die  politischen  Berichte  Gersdorffs  und  trägt  die  Aufschrift: 

1830  »  Correspondenz  mit  Herrn  v.  Goethe  Excellenz  die 
Zeitverhältnisse  betreffend   v.   G. « 

Die  vier  Briefe  Goethes  sind  diktirt,  nur  der  Schluss- 
passus   eines  jeden   ist    von    seiner  eigenen  Hand. 

3.  Ueber  den  Anlass  dieses  Briefes  schreibt  Gersdorff: 
»Goethe  war  in  grosser  Erregung  über  die  französischen 
Zustände,  die  ich  ihm  zu  erklären  versuchte.  Das  ist  mir 
neu,  ganz  neu,  warf  er  oft  dazwischen,  da  er,  v.-ie  du  weisst, 
alles  politisch  Aufregende  als  demagogisch  verabscheute  und 
selten  die  historische  Nothwendigkeit  solcher  staatlicher 
Gewitter  sofort  einsah.  Er  war  aber  auch  hier  für  jede  Art 
Belehrung  zugänglich,  die  jedoch  eine  sehr  gründliche  sein 
musste,  sonst  kam  er  zu  leicht  mit  verblüffenden  Einwürfen. 
Seinem  Wunsche  folgend,  machte  ich  ihm  von  nun  an  regel- 
mässig Mittheilung  von  den  mir  zugehenden  Nachrichten  und 
da  es  meist  solche  geheimer  Natur  waren,  schrieb  ich  sie 
selbst,  wobei  selbstverständlich  eigene  Auffassung  und  Beur- 
theilung  mit  unterlief.« 

4.  Ueber  die  Krankheit  von  Goethes  Sohn  vgl.  Goethe 
an  Zelter,  23.  Februar  1831.  Unter  dem  »tüchtigsten  Ge- 
schäft«, von  welchem  zurückkehrend  der  Chef  des  General- 
stabes von  Preussen,  General  v.  Müffling,  durch  die  Quaran- 
täne in  Spezia  aufgehalten  wurde ,  versteht  Goethe  den 
Frieden  von  Adrianopel.  Müffling  beteiligte  sich  als  Bevoll- 
mächtigter Friedrich  Wilhelms  III.  an  den  Verhandlungen, 
die  zu  einem,  für  Russland  günstigen  Endresultat  führten,  ob- 
wohl das  siegreiche  russische  Heer  unter  Diebitsch  durch  Krank- 
heiten und  Unfälle  aller  Art  sehr  zusammengeschmolzen  war. 

5.  Gersdorff,  als  höflicher  Mann,  spricht  seine  Freude 
über  die  Genesung  August  Goethes  dem  Vater  gegenüber 
aus,  sagte  jedoch  zu  seiner  Tochter :  » Ich  wünschte  der 
Goethesche  Name  stürbe  aus,  da  die  Goethesche  Race  doch 
mit  dem  alten  Herrn  aussterben  wird !  « 

6.  Die  »Bewegungen  in  der  Rähn«  sind  die  in  Leipzig 
und  Dresden. 

Beilage  zu  Brief  7  :  Zu  gleicher  Zeit  als  Graf  Diebitsch, 
der  Held  des  russisch-türkischen  Feldzuges,  vom  Kaiser  Nico- 
laus nach  Berlin  geschickt  wurde  um  sich  über  die  An- 
erkennungsfrage Louis  Philips  und  die  ablehnende  Stellung 
seines  Monarchen  dazu  mit  der  preussischen  Regierung  aus- 
zusprechen, kam  Graf  Orloff  in  derselben  Angelegenheit 
nach  Wien.  Schliesslich  erfolgte  die  Anerkennung  Louis 
Philips  durch  Kaiser  Nicolaus. 

8.  Die  Aeusserung  Goethes  über  George  Canning  bezieht 
sich  auf  dessen  berühmte  Rede  vom  12.  Dec.  1S26,  in  der  er 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Minister  v.  Gersdorff.    1 1 3 

die  Macht  der  Revolution  mit  dem  Schlauch  des  Aeolus  ver- 
glich, den  England  jeden  Augenblick   entfesseln  könne. 

Die  Stelle  Wolzogens  »Einen  gerüsteten  auf  die  Defensive 
berechneten  Zustand  kann  kaum  ein  Staat  aushalten«  über- 
trug Goethe  in  ein  Notizbuch,  wie  v.  Loeper,  Hempelsche 
Ausg.  Bd.   19  S.  9  notirt  hat. 

Zum  politischen  Bericht  vom  11.  Sept.  1830.  Das  Princip 
der  Non-Intervention,  für  das  sich  Gersdorff  ausspricht,  wurde 
von  Metternich  und  seinen  Gesinnungsgenossen  verworfen. 
))  Mon  empereur«,  schreibt  er  1830,  »n'admettra  jamais  le 
principe  de  non- Intervention,  en  face  de  Taction  active  de 
la  propagande  revolutionnaire.« 

9.  Eine  leichte  Erkrankung  Gersdorifs,  später  der  Tod 
August  Goethes  und  die  darauf  folgende  schwere  Krankheit 
seines  Vaters,  Hessen  diese  nochmalige  Bitte  Goethes  um 
Nachrichten  unbeantwortet.  Von  einer  mündlichen  längeren 
Unterhaltung,  politische  Ereignisse  betreffend,  erzählte  Gers- 
dorff und  ist  anzunehmen,  dass  sie  in  die  ersten  Monate  des 
Jahres  1831  fiel.  »Goethe,  so  schreibt  er,  frug  mich  damals 
wieder  in  der  peremptorischen  Art  eines'  Examinators  nach 
der  Entwickelung  der  revolutionären  Bewegungen,  die  ihm  in- 
zwischen aus  dem  näheren  Gesichtskreis  verschwunden  waren  und 
ich  musste  ihm  wohl  zwei  Stunden  Rede  und  Antwort  stehen.« 

Goethe  sagte  von  Gersdorff:  »diesem  Mann  müsste 
Weimar  ein  Denkmal  setzen.«  und  er  hatte  insofern  Recht, 
als  Karl  August  in  seinem  Minister  die  kräftigste  Unter- 
stützung seiner  Ideen,  die  grösste  Anregung  zu  segensreicher 
Regierung  gefunden  hat. 

Ernst  August  v.  Gersdorff  wurde  lySr  zu  Herrnhut  ge- 
boren, besuchte  das  Pädagogium  zu  Barby ,  später  die 
Universitäten  Leipzig  und  Wittenberg  und  trat  1803  als 
Lieutenant  in  die  sächsische  Garde  du  Gorps  ein.  Das  glän- 
zende Dresdener  Leben  stiess  ihn  aber  mehr  ab,  als  dass 
es  ihn  anzog,  denn  ungewöhnlich  früh  schon  hatte  sich  in 
ihm  die  Liebe  zu  ernster ,  wissenschaftlicher  Arbeit  ent- 
wickelt ;  er  studirte  mit  besonderer  Freude  die  griechi- 
schen Classiker  und  ging  selbst  in  seinen  späteren  Lebens- 
jahren nie  spazieren ,  ohne  eines  ihrer  Werke  mitzunehmen, 
das  er  aufschlug,  so  bald  er  ausser  dem  Bereich  neugieriger 
Augen  war.  Von  Dresden  aus  zog  er  sich  nach  seiner  Be- 
sitzung Altseidenberg  zurück,  von  wo  aus  er  1807  nach 
Eisenach  ging  und  sich  dem  Geheimen  Rath  und  Kanzler 
v.  Damnitz  vorstellte  ,  an  den  er  empfohlen  worden  war. 
Durch  dessen  Vermittelung  wurde  er  als  Herzoglicher  Kammer- 
junker und  Assessor  beim  Regierungs-Collegium  in  Eisenach 
angestellt  und  gründete  dort,  mit  Amalie  v.  Damnitz  ver- 
mählt,   seinen    häuslichen    Herd.     Mit    der    ihm    Zeit    seines 

Goethe-Jahrbuch   XIII.  3 


114  Neue  Mittheilukgen. 


Lebens  eigenen  grossen  Lebhaftigkeit  und  dem  ausgeprägtesten 
Pflichteifer  widmete  er  sich  seinem  Amt  und  suchte  auch 
schon  im  kleinen  Kreise,  Land  und  Leute,  Gesinnungen  und 
Fähigkeiten  kennen  zu  lernen.  Diese  Thatkraft  und  Gründ- 
lichkeit war  es,  die  Karl  August  in  jedem  Menschen  schätzte, 
am  meisten  in  denen,  die  Staatsgeschäfte  zu  leiten  hatten. 
Er  berief  ihn  » wegen  seiner  bekannten  Gelehrsamkeit  und 
Geschäftsfähigkeit «  als  Geheimen  Assistenzrath  in  das  Con- 
silium  zu  Weimar.  Vorher  hatte  der  Verlust  seiner  jungen 
Gattin  ihn  so  tief  gebeugt,  dass  es  ihm,  wie  er  selbst  sagte, 
heb  war,  in  neuer  Umgebung  und  Wirksamkeit  die  nöthige 
Fassung  zu  finden;  doch  ehe  er  noch  mit  seinem  kleinen 
Sohn  nach  Weimar  übersiedelte,  begleitete  er  den  jungen 
Herzog  Bernhard  nach  Italien,  und  bewahrte  ihm  von  da  an 
die  wärmste  Freundschaft,  die  sich  in  Wort  und  That  häufig 
aussprach.  Sein  Aufenthalt  in  Rom  wurde  ihm  sehr  vergällt, 
da  er  schwer  erkrankte  und  erst  nach  mehreren  Monaten 
allein  die  Rückreise  antreten  musste.  Von  jener  Zeit  spricht 
er,  wenn  er  sagt:  »Ich  stand  in  eigensinnigem  Gegensatz  zu 
allem  Weimarer  Götzendienst:  ich  detestirte  Rom  und  be- 
gegnete Goethe  ebenso  kühl,  wie  er  mir«.  Diese  Kühle 
steigerte  sich  während  der  folgenden  Jahre  des  Freiheits- 
krieges, den  Gersdorff  mit  aufgeregter  Begeisterung  verfolgte, 
ungehalten  gegen  Jeden,  der  in  Napoleon  etwas  anderes  als 
einen  Tyrannen  sah.  Er  fühlte  sich  in  jener  Zeit  nur  als 
Patriot,  als  Politiker,  der  mitten  im  Schlachtgewühle  stand, 
während  der  einsame  Weise  hoch  vom  Berge  aus  nach- 
denklich zusah. 

Das  Jahr  1814  sollte  die  Probe  auf  Gersdorffs  Befähigung 
sein,  denn  der  Herzog  hatte  ihn  ausersehen,  als  sein  Bevoll- 
mächtigter am  Wiener  Congress  theilzunehmen.  »Ich  verab- 
schiedete mich  auch  von  Goethe«,  schrieb  er  viele  Jahre  später, 
»trat  steif  herein,  und  verliessihn  voll  der  höchsten  Begeisterung, 
denn  seine  Abschiedsworte  an  mich  waren  ungefähr  diese 
gewesen:  der  Herzog  und  das  Weimarsche  Volk  verdienen  es, 
dass  ein  Mann  wie  Sie  Gut  und  Blut,  Gedanken-  und  Thatkraft 
für  ihre  Sache  einsetzt«.  Gersdorff  hat  es  redlich  gethan. 
Mit  scharfem  Blick,  der  zu  seinen  grössten  staatsmännischen 
Talenten  gehörte  und  sich  oft  bis  zum  prophetischen  steigerte, 
übersah  er  die  Disposition  zu  dieser  »grossen  Comödie«  und 
wusste  vom  ersten  Augenblick  an,  welche  Rolle  ihm  zufiel. 
Es  war  nicht  die  eines  Statisten  oder  eines  Bannerträgers  der 
Fahne  Talleyrands  oder  Metternichs,  er  trat  selbständig  auf 
und  fand  in  dem  Nassauischen  Gesandten  Freiherrn  v.  Gagern, 
vor  Allem  aber  in  dem  Minister  v.  Stein  ernste  Gesinnungs- 
genossen. Das  Hauptinteresse  Weimars,  das  Gersdorff  zu 
vertreten    hatte,  bestand    in   der  von  Preussen    und  Russland 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Ministeh  v.  Gersdorff.   II5 


bei   Gelegenheit    des    ersten    Pariser   Friedens   versprochenen 
Abtretung  eines  Gebietes  mit    einer  Bevölkerung  von  50,000 
Seelen.    Für  den  Gesandten  eines  kleinen  Staates  war  es  sehr 
schwer  nait  seinen  Wünschen,  so  berechtigt   sie    auch  waren, 
durchzudringen,  nur    die  Grossherzogliche   Würde  für   seinen 
Landesherrn  wurde  schnell  und  ohne  Schwierigkeit  zugestanden. 
Es  gelang   ihm,  nach    unendlichen  Mühen,    wenigstens    etwas 
zu    erreichen:    der  König  von  Preussen    entschloss    sich    den 
Neustädter   Kreis   und  mehrere  kleinere  Distrikte  abzutreten, 
reiste  jedoch  ab,  ohne  dass  ein  förmlicher  Vertrag  unterzeichnet 
worden  Avar,  auch  entsprach  dieser  Erfolg  durchaus  nicht  den 
Erwartungen  Weimars.  Gersdorff  schrieb  darüber  im  April  1 8 1 5  : 
»Das  Herzogliche  Haus  Oldenburg,  für  welches  von  der  talent- 
vollen Grossfürstin  Catharina  bedeutende  Vergrösserungen  sowie 
auch    die  Grossherzogliche   Würde    waren    negociirt    worden, 
erhält  nichts;  Koburg  erhält  nichts«,  wodurch  er  bewies,  dass 
man  mit  dem  Errungenen  zufrieden  sein  müsse.     Nun  galt  es 
den  Vertrag  darüber  und  die  Uebergabe  so  bald  als  möglich 
zu  bewerkstelligen,  denn  der  politische   Horizont  verfinsterte 
sich  mehr  und  mehr;  der  Krieg  hatte,  nach  Napoleons  Rückkehr 
von  Elba,  wieder  begonnen,   der  König  von  Preussen,  sowie 
Fürst  Hardenberg   waren    auf  dem  Wege  nach  Berlin.     »Ich 
reise  dem  Kanzler  nach,  und  wenn  er  zur  Hölle  führ«  schrieb 
Gersdorff.     »Ich  schlafe  selbst    im  Hauptquartier   auf  blosser 
Erde,  bis  die  Sache  purificirt  ist.«    Von  Berlin  reiste  er  unter 
den   schwierigsten   Verhältnissen  über  Frankfurt    und  Brüssel 
nach  Paris  und  erreichte  auch  wirklich  die  definitive  Territorial- 
Abtretung   von   Seiten    Preussens.     Mit   dem  Vertrag   in  der 
Hand  trat  er  vor  seinen  Grossherzog  und  trug  ihm  zu  gleicher 
Zeit  seine  Ideen  über  die  dem  Lande  zu  gebende  Verfassung 
vor,  die  sofort  Karl  Augusts  Billigung  fanden.    Gersdorff  wurde 
zum  Geheimen  Rath  ernannt  und  sollte  ein  werthvolles  Geschenk 
erhalten,  das  er   jedoch  bescheiden  ausschlug  und  sich  dafür 
ein  Bild  seines  geliebten  Landesherrn  erbat.    Die  nun  folgende 
ruhige  Zeit  wurde  ausschliesslich  den  Arbeiten  für  die  Landes- 
verfassung gewidmet,  die  schon  am  5.  i\Iai  1816  veröffentlicht 
werden    konnte.      Natürlich    war    das   Aufsehen   über    diesen 
grossen    Schritt    eines    einzelnen    kleinen    Staates   ungeheuer ; 
Metternich    und  Genossen   verfehlten   nicht   ihren    Bedenken 
offenen  Ausdruck  zu  geben ;  erst  die  Zukunft  lehrte,  dass  der 
klare  Blick   eines   einzelnen    Mannes,    der   hochherzige   Sinn 
eines   einzelnen  Fürsten  Grösseres  und  Bedeutungsvolleres  zu 
leisten  im  Stande  waren,    als  die   diplomatischen  Schachzüge 
des  gewandten  Spielers  in  Wien.     Auf  dem  betretenen  Wege 
schritt  Gersdorff  ruhig  fort,  ohne  sich  einschüchtern  zu  lassen, 
indem    er,    auch   als  der  erste  Minister,    der  es    in  Deutsch- 
land wagte,  ein  Gesetz  über  die  allgemeine  Einkommensteuer 

8* 


1 1 6  Neue  Mittheilungen. 


ins  Leben  rief.  »Häufig,  so  schreibt  er,  musste  ich  Goethe  über 
den  Gang  der  Geschäfte  orientiren,  er  debattirte  oft  heftig 
mit  mir  und  zeigte  immer  die  grösste  Aufmerksamkeit.  Sehr 
erfreulich  war  mir  seine  Aeusserung,  dass  die  Neueren  zwar 
sehr  ungestüm  zu  Werke  gingen,  er  sich  aber  trotzdem  ruhig 
und  sicher  fühle  unter  Leitung  unseres  gnädigen  Herrn,  und 
thatkräftigen  Wirkens  meinerseits.  Auch  von  der  grossen 
Zukunft  Preussens  schien  er  sich  nach  und  nach  zu  über- 
zeugen, so  fremd  ihm  auch  Preussen  als  Militärslaat  immer 
bleiben  musste.«  Damit  berührt  Gersdorff  selbst  einen  Punkt, 
der  einen  grossen  Theil  seines  Denkens  und  Hoffens  einnahm: 
seine  Liebe  zu  Preussen.  »Ich  bin  von  Herzen  preussisch  ge- 
sinnt. Preussen  ist  der  Grundstein  zu  einem  künftigen  Deutsch- 
land« so  sprach  er  schon  im  Jahre   15!   — 

Sein  persönliches  Leben  hatte  sich  seit  seiner  Vermäh- 
lung mit  Gräfin  Diana  von  Waldner-Freundstein,  verwittweten 
Freifrau  von  Pappenheim,  zu  einem  äusserst  glücklichen  ge- 
staltet. Sein  Humor,  seine  geistreiche  Art  der  Unterhaltung, 
sein  liebevolles  Interesse  für  das  Thun  und  Treiben  seiner  Kin- 
der und  Stiefkinder,  belebten  und  verschönten  den  grossen 
Familienkreis.  Seine  Stieftochter  Jenny  war  es  hauptsächlich, 
deren  frühreifen  Geist  er  zu  leiten  suchte.  In  langen  Briefen 
setzte  er  ihr  seine  Anschauungen  über  Philosophie,  Politik  und 
Literatur  auseinander,  als  sie  noch  in  Pension  war  und  später, 
als  ihre  Heirath  sie  von  ihm  trennte.  Ehe  sie  von  der  Pension 
nach  Weimar  zurückkehrte,  weihte  er  sie  in  das  gesellige  Leben 
und  Treiben  dort  ein  und  schrieb:  »Was  Goethe  uns  war, 
uns  ist  und  uns  nach  seinem  Tode,  wenn  man  ihn  voll  und 
ganz  zu  erkennen  im  Stande  sein  wird,  noch  werden  kann, 
weiss  Niemand  höher  zu  schätzen  als  ich  und  grade  deshalb 
wünsche  ich,  dass  Du  nicht  zu  denen  gehörst,  die  ihn,  wie 
die  Heiden  ihren  Götzen,  anbeten,  ohne  iJni  zu  kennen,  nur 
des  berühmten  Namens  wegen.  Das  ist  Heuchelei  und  Eitelkeit, 
zeugt  aber  von  keinem  grossen  Geist,  denn  ein  solcher  ge- 
hört dazu,  um  ihn  zu  verstehen  und  wahrhaft  zu  würdigen, 
wie  ich  es  von  Dir  erwarte.« 

Der  Tod  Karl  Augusts  war  ein  schwerer  Schlag  für 
seinen  treuen  Minister,  erschütterte  aber  nicht  im  geringsten 
dessen  äussere  Stellung.  Noch  20  Jahre  diente  er  dem  Gross- 
herzog Karl  Friedrich  und  legte  erst  im  Jahre  1848,  kurz 
vor  Ausbruch  der  Revolution  sein  Amt  nieder,  das  er  auf 
so  grossartige  Weise  ausgefüllt  hatte.  Seiner  ungeheuren,  oft 
bis  ins  Nervöse  sich  steigernden  Lebendigkeit,  fehlte  jetzt  die 
gewohnte  Arbeit  sehr.  Er  griff  wieder  zu  seinen  geliebten 
Klassikern,  verfolgte  aber  dabei  mit  Aufmerksamkeit  die 
politischen  Tagesereignisse.  Es  sei  mir  noch  gestattet  den 
Schlusssatz     eines    Briefes    an     seine    Stieftochter    wiederzu- 


MiTTHEILUKGEX   VON    ZeITGEN'OSSEX   ÜBER    GOETHE.  II7 

geben,  der,  im  Jahre  1850  geschrieben,  von  seinem  wahr- 
haft prophetischen  Blick  Zeugniss  ablegt :  »Preussen  bleibe 
jetzt  ruhig,  es  bilde  seine  parlamentarischen  und  sonstigen 
Institutionen  aus ,  es  erstarke  in  diesen  Formen  mit- 
wirkenden Nationallebens.  Datin,  Avenn  Preussen  auf  der 
Bahn  der  Intelligenz  und  im  Lichte  der  Oeffentlichkeit  wird 
fortschreitend  geblieben  sein,  dann  wird  es  —  ohne  Gefahr 
zu  laufen  sich  in  einem  ungleichen  Kampfe  mit  den  europäi- 
schen Grossmächten,  noch  dazu  gegen  deutsche  Mitmenschen 
kämpfend,  zu  verbluten  —  die  Augenblicke  benutzen  können, 
welche  dem  aufmerksamen  und  von  phantastisch-sentimental- 
pietistischer  Politik  nicht  umwölkten  Blick  eines  zukünftigen 
Regenten,  die  Vorsehung  darbieten  wird,  um  Deutschland 
das  zu  werden,  wozu  es  innerlich  bestimmt  ist,  sein  Hort, 
sein  Fuhrer,  sein  Retter  vor  Fremden.  Möge  das  neue  Reich 
dann  diejenigen  nicht  vergessen,  die  still  und  ohne  zu  prunken 
an  semem  Werden  mitgearbeitet  haben :  Karl  August  in  seiner 
Politik,  Goethe  ohne  Politik,  aber  das  bewirkend,  was  jeder 
Völkergrösse  vorangeht :  freies,  grossartig^s  Denken  in  freier, 
grossartiger  Sprache !« 


2.  MITTHEILUNGEN  VON  ZEITGENOSSEN  ÜBER 
GOETHE. 

VORANGEHEN   ZWEI    BRIEFE    GOETHES  (1798  UND    1818) 

UND  EIN  BRIEF  DER  FRAU  RATH    (1776). 

MlTGETHEILT   VON    E.    DC.MMLER,   H.  FroMMANX,   L.   GeIGER,   L.  HirZEL, 

O.  HoFFMAKN,  F.  Lamey,  Freih.  V.  Meysenbug,  E.  Wolfe. 

Briefe. 
[An?]  28.  Jan.  1798^ 

Bey  unserm  Schlossbau  kommt  eine  Einrichtung  zur 
Sprache,  davon  die  erste  Idee,  wenn  ich  nicht  irre,  von  Ew. 
Hochwohlgeb.  sich  herschreibt,  nämlich  keine  Meister  zur 
Autsicht  über  die  Gesellen  anzustellen,  sondern  das  was  jene 
leisteten  auf  einem   andern  Wege  zu  bewirken.     Auf  bey- 

'  Mitgetheilt  von  L.  Hirzel.  In  dessen  Sammlung.  Ein  Regest 
des  Briefes  G.-J.  VI,  382.  Schluss  von  »der  ich  mich«  an  eigen- 
händig. Adressat  ijt  wohl  Eines  der  Mitglieder  der  Bau-Commission, 
Schmidt  oder  Voigt. 


1 1 8  Neue  Mittheilungen. 

liegendem  Blatt  habe  ich  die  beyden  Verhältnisse  kürzlich 
gegeneinander  gesetzt  und  erbitte  mir  von  Ew.  Hochwohlgeb. 
die  nähere  Bestimmung  der  letztern,  um  so  mehr  baldigst, 
weil  meo  voto  wenigstens  ein  Dutzend  Maurer  dieses  Jahr 
im  Schlosse  anzustellen  wären  und  man,  wenn  Seienissimus 
sich  iür  die  neue  Einrichtung  entschiede,  bey  Zeiten  gute 
Gesellen  anwerben  müsste.  Der  ich  mich  bestens  empfehle 
Weimar  am  28.  Jan.  1798  Goethe. 

J)i  August  V.  Goethe  18.  Nov.  181S  ' 

Mit  meinen  Tugenden  geht  es  zum  schönsten;  Ottilie 
wird  daher  eine  löbliche  Entschuldigung  nehmen  dass  ich 
Freytag  nicht  komme.  Auch  bis  auf  den  Sonntag  werd  ich 
nicht  fertig,  viel  aber  hoff  ich  soll  gethan  sevn.  Macht 
Eure  Geschäfte  gleichfalls  gut  und  lebt  wohl  und  vergnügt, 
Berka  d.  18.  Nov. 

1818  G. 

Frau  Rath  an  J.   G.  Zimmermann 

Fft  a  Main  16  Febr.  1776 
Lieber  Herr  Leibmedicus !  Ihr  lieber  Brief  machte  mir 
von  der  einen  seite  viel  Freude:  Aber,  aber,  das  was  ich 
an  Ihnen  in  Spass  schrieb,  ist  also  nicht  gantz  ohne  grundt, 
Sie  sind  nicht  gesundt,  glauben  Sie  mir,  ich  bin  von  Hertzen 
drüber  erschrocken.  Gott  im  Himmel!  Wie  kommt  ein  so 
vortrefflicher,  geschickter,  freundlicher,  herrlicher,  lieber  Mann 
zu  der  Verdammten  Krankheit  ?  Worum  just  ari  die  brauch- 
barsten Menschen,  ich  kenne  eine  menge  Schurken,  die  solten 
Krank  seyn,  die  sind  ja  doch  der  Welt  nichts  nütze,  und  mann 
hat  von  ihrem  A\'achen  oder  Schlafen  nicht  den  geringsten 
nutzen.  Lieber  bester  Freund !  Wollen  Sie  von  einer  Frau 
einen  Rath  annehmen,  die  zwar  von  der  gantzen  Medicin 
nicht  das  mindeste  versteht,  die  aber  doch  Gelegenheit  gehabt 
hat,  mit  vielen  Menschen  in  genauer  Verbindung  zu  stehn, 
welche  von  diesem  Uebel  geplagt  wurden.  Die  Veränderung 
der  gegenstände  War  immer  die  beste  Cur,  da  braucht  mann 
nun  nicht  eben  30  Meilen  zu  reisen,  wenn  man  nur  aus  seinen 
vier  Mauren  komt,  nur  nicht  zu  Hauss  gebheben,  so  sauer 
es  gemeiniglich  denen  Kranken  ankomt,  in  die  freye  Luft, 
aufs  Landt,  unter  Menschen  gegangen,  die  man  leiden  kan, 
und  alle  schwartze  Gedanken   dem  Teufel  vor   die  Füsse  ge- 


^  Mitgetheilt  von  Otto  Hotfmann.  Das  Original,  ein  in  Quartform 
gebrochener  Halbbogen,  eigenhändig  von  Goethe,  ohne  Adresse,  ist 
im  Besitze  des  Herrn  Professor  Heinrich  Bellermann  in  Berlin. 


Mittheilungen  VON  Zeitgenossen  ÜBER  Goethe.  II9 

schmissen,  dieses  Mittel  hat  docter  Luther  schon  probatum 
gefunden  und  in  seinen  herrlichen  trost  Briefen  dem  Spaladinus 
seinem  Vertrauten  Freund  angerathen.  Folgen  Sie  also  bester 
Mann  dem  Rath  einer  Frau,  das  thut  Ihrer  grossen  Gelehr- 
samkeit keinen  schaden ,  gab  doch  ehmals  ein  Esel  einen 
Proplieten  einen  guten  Rath.  Den  Ducaten  habe  richtig 
erhalten,  aber  Lieber  Freund  Sie  haben  mir  Zu  viel  geschickt, 
ich  habe  ja  nur  3  fl.  24  er.  ausgelegt,  ich  wills  auflieben, 
es  wird  sich  schon  eine  Gelegenheit  finden,  dass  ichs  Ihnen 
verrechnen  kan.  Gott  lob  dass  die  Schlossern  sich  besser 
befindet!  Wer  war  aber  ihr  Helfer?  Wem  hat  sies  zu  danken? 
nechst  Gott  gewiss  niemandt  als  unserm  theuren  Zimtnermann. 
Das  Zeugnüss  von  Wielandt  Liebe  gegen  meinen  Sohn,  das 
Sie  die  Freundschaft  hatten,  mir  mitzutheilen  freute  mich 
hertzlich ;  das  ist  nun  einmahl  das  glückliche  Loos  von  Docter 
Wolf,  dass  ihn  alle  Leute  lieben  denen  er  nahe  kommt,  das 
ist  nun  freylich  gantz  natürlich,  er  hat  ein  gutes  Hertz,  liebt 
seine  mitmenschen,  sucht  wo  er  hinkommt  Freude  zu  verbreiten, 
mann  sieht  in  der  Nähe  nur  den  Menschen  Freund,  und  vergiesst 
gerne  den  Satiren  Schreiber.  Dass  Ihre  Liebenswürdige  Jungfer 
Tochter  noch  an  uns  denkt,  und  sich  wohl  und  vergnügt 
befindet,  war  auch  eine  Nachricht  nach  meinem  hertzen : 
erlauben  Sie,  dass  ich  mir  die  Freude  mache  und  die  Zahl 
meiner  Kinder  durch  dieselbe  vermehre,  dieses  süsse  liebe 
Mägdgen  kommt  in  gute  Gesellschaft,  ausser  denen  Zwey 
die  unter  meinem  Hertzen  gelegen,  habe  ich  das  Glück  noch 
viele  Söhne  und  Töchter  zu  haben,  als  da  sind,  die  zwey 
Grafen  Christian  und  Friedrich  von  Stollberg,  Lavater,  Wie- 
land, Von  Knebel,  Von  Kalb,  Demoiselle  Fahimer,  Delph, 
von  VVreden  u.  s.  w.  und  da  meine  liebe  Tochter  Zimmer- 
mann den  Seel  und  Leib  erfreuenden  Mutter  Nahmen  leyder 
schon  lange  nicht  mehr  nent,  so  hoffe  ich  Sie  nimbt  meinen 
Vorschlag  an,  um  nur  den  Nahmen  nicht  gantz  Zu  Verlernen. 
Mein  lieber  Mann  empfiehlt  sich  Ihnen  und  meiner  lieben 
Tochter  aufs  beste.  Behalten  Sie  uns  in  gutem  Andenken, 
und  seyn  versichert  dass  wir  sind,  biss  ins  Grab,  ja  noch 
drüber  hinaus  Ihre  wahre  und  aufrichtige  Freunde 

C.  E.  Goethe. 

N.  S.  Claus  Kienemundt  Wird  nun  bald  ankommen, 
die  Wege  sind  freylich  jetzt  schlimm  aber  gemach  kommt 
man  auch  Weit. 

Noch  eins,  es  ist  wieder  aus  dem  Gehirn  des  Docter 
Fausts  etwas  in  der  Welt  erschienen,  ist  gedruckt  zu  haben, 
und  heisst  Stella.a 

Der  vorstehende  Brief  ist  zuerst  mitgetheilt  von  Rechts- 
anwalt   Dr.  Linckelmann  (Hannover)    in    der   Beil.  zur  Allg. 


120  Neue  Mittheilungek. 


Zeitg.  No.  128,  5  Juni,  und  wird  nach  eingeholter  Erlaubniss 
des  Genannten  hier  wiederholt.  Zur  Erklärung  des  ent- 
zückenden Briefes  ist  nicht  viel  zu  sagen.  Die  erwähnten 
Namen  erklären  sich  von  selbst:  Ueber  Frl.  v.  Wrede  be- 
merkt mir  Herr  v.  Loeper  » Die  v.  Wrede  ist  die  Tochter 
des  Heidelberger  Oberamtmanns  dieses  Namens  (Schwester 
des  spätem  Fürsten  Wrede),  von  der  Goethe  im  letzten  Buche 
von  Dicht,  u.  Wahrh.  sagt  »die  eine  Tochter  ähnelte  Friedriken«; 
er  stand  schon  in  Frankfurt  mit  ihr  in  Verkehr a.  Was  »Claus 
Kienemundt«  bedeutet,  vermag  ich  nicht  anzugeben.  »Stella« 
erschien  bekanntlich  1776  in  Berlin;  die  Notiz  unseres  Briefes 
vom  16.  Febr.  ist  wichtig. 

Ueber  den  Besuch  Zimmermanns  und  seiner  Tochter  im 
Goetheschen  Hause  in  Frankfurt  ist  Goethes  Bericht  in 
Dichtung  u.  Wahrheit«  zu  vergleichen,  der  freilich  mit  der 
enthusiastischen  Erinnerung  der  Mutter  in  seltsamem  Contraste 
steht.  Dass  die  »Schlossern«,  Goethes  Schwester  Cornelia,  dem 
Arzte  Zimmermann  die  zeitweilige  leider  nur  kurze  Besserung 
ihres  Zustandes  zu  verdanken  glaubte,  ist  auch  sonst  bezeugt. 
Ueber  »das  Zeugniss  von  Wielands  Liebe«  sagt  Linckelraann 
Folgendes: 

»Nicht  sicher  ist  es,  worin  das  Zeugniss  von  Wielands 
Liebe  für  Goethe  bestanden  hat.  Die  Zeitfolge  berechtigt 
jedoch  wohl  zu  dem  Schlüsse,  dass  Zimmermann  der  Frau 
Rath  seinen  von  Wieland  erhaltenen  Brief  vom  S.Januar  1776 
mitgetheilt  hatte,  abgedruckt  in  »Ausgewählte  Briefe  von 
C.  M.  Wieland  an  verschiedene  Freunde«,  Bd.  III,  S.  246, 
welcher  von  Freundschaft  und  Verehrung  für  Goethe  geradezu 
überströmt.  Folgende  Worte  seien  aus  jenem  Briefe  mit- 
getheilt: ».  .  .  Heute  war  eine  Stunde,  wo  ich  ihn  erst  in 
seiner  ganzen  Herrlichkeit  —  der  ganzen  schönen  gefühl- 
vollen reinen  Menschlichkeit  —  sah.  Ausser  mir  kniet'  ich 
neben  ihm,  drückte  meine  Seele  an  seine  Brust,  und  betete 
Gott  an.«   — 


Mittheilungen  von  Zeitgenossen. 

De  inet  an  Nicolai} 

Frkf  a/M.  20.  Dec.  73. 
»Mich  Solls  Wunder  nehmen,  wie  und  mit  welchem  succes 
Götz  mit  der  Eisernen  Hand  wird  aufgeführt  worden  seyn. 
Können  Sie  eine  gute  Parthie  davon  brauchen  ?  Er  schwitzt  bey 
mir  unter  der  Presse  des  Verf.  Wer  die  Originale  verschiedener 
Charaktere  in  dem  Stücke  kennt,  die  zu  verschiedenen  Zeiten 
gelebt  haben  und  noch  leben,  bewundert  das  Genie  des  Verf. 


'  Mitsretheilt  von  O.  Hoffmann.  Original  in  der  Könis^l.  Bibl.  Berlin. 


MiTTHEiLUNGEK  VON' Zeitgenossen  ÜBER  Goethe.  121 

um  so  mehr,  weil  dem  ungeachtet  alles  zusammenpasst.  Wer 
sieht  unter  Martin  nicht  den  ehrlichen  Liither,  und  wem  ist 
das  Schicksal  eines  Papius  in  Wetzlar  [vgl.  G.-J.  III,  343] 
unbekannt,  das  den  Fratzen  itzt  ungemein  zu  statten  kommt. 
Die  Lehrbücher  der  Religion  werden  ja  über  einen  andern 
Leisten  geschlagen,  warum  sollte  sich  das  iVristoteles  nicht 
müssen  gefallen  lassen.  Man  lasse  die  Köpfe  ausbrausen. 
Zuletzt  bleiben  doch  die  Alten  die  Gewährsmänner.  Jetzt 
heisst  es,  schicke  dich  in  die  Zeit.« 

19.  November  1774: 

»Hr  Weygand  scheint  viele  Feinde  zu  haben.  Alles  wird 
ihm  brühwarm  nachgedruckt.  Puppenspiel  ä  12  xr,  Werther 
30  xr  u.  s.  w.  werden  einem  ins  Haus  gebracht.  Übrigens 
machen  diese  2  Produkte  von  Göthe  grosses  Aufsehen.  Wer 
den  Schlüssel  zu  Werther?!  hat,  erchrickt  über  manche  Satyre, 
die  sich  bloss  in  Frankfurt  erschliesst.  Und  doch  braucht 
man  keinen  Schlüssel  um  das  Ganze  mit  Yergnügen  zu  lesen. 
So  ist  der  Brief  vom  iß.  Sept.  im  2ten  Theii  die  Geschichte 
eines  hiesigen  Pfarrhauses,  das  ich  nun  aber  freilich  nicht 
öffentlich  sagen  möchte.« 

25.  Februar  1775 : 
»Empfangen  Sie  meinen  Dank,  vortrefflicher  Mann,  für 
Ihre  Freuden  des  Wert  her  s ;  für  das  grosse  Publikum  sind 
sie  nicht  geschrieben.  Dem  Vernehmen  nach  werden  Sie 
eine  Lanze  zu  brechen  bekommen.  Zween  rüstige  Reuter! 
Wollen  sehen,  wer  den  Sieg  davon  tragen  wird.  Von  Goue 
zu  Braunschweig  soll  der  Verfasser  der  Berichtigung  der 
Leyden  des  j.  Werthers  seyn  [Goedeke  nennt  v.  Breidenbach 
in  Wetzlar  als  Verf.],  die  der  Offenbacher  Nachdrucker  den 
Freuden  angehängt  hat.  Nun  sollen  auch  schon  Letzte 
Stunden  des  jungen  Werthers  erschienen  seyn.  Alles  Werther ! 
Lassen  Sie  Ihren  Sebald  Nothanker  2ten  Theil  frisch  in  alle 
Welt  gehen ,  sonst  kommt  er  Ihnen  zurück.  Glücklicher 
Buchhändler,  der  den  Musen  ungestört  frohnen  kann.« 

Meusel  ati  Reich.  Erfurt   22  Febr.    1776' 

Mit  Vergnügen  melde  ich  Ew.  Hochedelgeb.,  dass  mein 
Freund,  der  Verf.  des  Werther-Fiebers  auf  meine  Vorstellung 
Ihrer  Gründe,  zu  denen  ich  nocli  ein  Paar  andre  gethan, 
sich  entschlossen  10  Louisd'or  an  dem  Honorario  für  das 
Werther  -  Fieber  fahren  zu  lassen  und  sich  mit  25  zu  be- 
gnügen, unter  der  Bedingung,  dass  Sie  ihm  ...  12  Exem- 
plarien  auf  holländisch  und  noch  6  auf  ander  Papier  wollen 
zukommen  lassen.     Die   Umstände    des  jetzigen  Buchhandels 


'  In  meinem  Besitz.     Geiger. 


122  Neue  Mittheilunge\. 


mögen  auch  beschaffen  seyn,  wie  sie  wollen;  so  müsst'  es 
nicht  gut  seyn,  wenn  nicht  von  einer  solche/?,  Werthers 
Leiden  betreffenden  Schrift  in  Einer  Messe  looo  Exemplarien 
sollten  gekauft  werden,  des  Nachdrucks  ohngeachtet,  denn 
es  giebt  doch,  wie  ich  gewiss  weiss,  noch  Personen  genug, 
die  den  Originaldruck  zu  schätzen  wissen,  zumahl  wenn  er 
aus  Ihrem  Verlage  kommt. 

Erbprinzessin  Auguste  v.  Coburg  an  ihre  Mutter.^ 

Nov.  1777 
Est-ce  que  Toncle  26  ne  trouve  pas  v.  Goethe  joli?  Car 
tous  ceux  de  Weimar  en  fönt  un  Adonis  et  les  femmes  se 
l'arrachent,  et  celle  ä  qui  il  fait  la  cour  est  une  creature 
enviee.  N'a-t-il  pas  vu  aussi  ce  Husaren-Rittmeister,  qui  est 
aussi  une  espece  de  favori  ?   —   —    — 

Weisse  an  Blankenburg.^ 

Leipz.  18.  Juni  (1776) 
.  .  .  Unsere  Druckerpressen  schwitzen  schon  auf  die 
Ostermesse  los.  Lavater  erscheint  wieder  mit  dem  3.  Theile 
seiner  Physionomik,  die  nun  endlich  auch  nach  viel  vergebener 
Bemühung  des  Verfs.  von  der  Uebersetzerin  der  Gellertschen 
Moral  in  Holland  ins  Französische  übersetzt  wird :  ein  gutes 
Stück  Arbeit.  Vor  Kurzem  sprach  ich  Göthen,  der,  wie  er 
sagt,  seine  literarische  Laufbahn  Lenzen  überlassen :  dieser 
wird  uns  mit  einer  Menge  Trauerspiele  beschenken,  wovon 
der  Engländer  eine  dramatische  Phantasie  ein  Pröbchen  ist. 
Ich  kann  diese  dramatischen  Ungeheuer  unmöglich  mit  Ver- 
gnügen lesen  und  werde  bald  dem  Pastor  Götze  recht  geben; 
doch  scheint  das  Publikum  auch  nach  und  nach  von  der 
Bewunderung  nachzulassen  und  die  Dramen  und  Volkslieder 
werden  auch  ihre  Zeit  gehabt  haben. 

Reiseerinnerungen  eines  Zürichers  {1^82  fg.)} 

Vorbemerkung. 

Die  folgenden  Auszüge  sind  aus  einem  handschriftlichen 

\Verke   geschöpft,    welches    den   Titel    führt:    »Tagebuch    auf 

einer  Reise    durch  Deutschland,   Dänemark,   die  Niederlande, 


'  Mitgetheilt  von  Herrn  Hofmarschall  Freiherrn  v.  Meysenbug 
in  Gera.  Die  Briefschreiberin  ist  die  Erbprinzessin  (später  Herzogin) 
Auguste  von  Sachsen-Coburg-Saalfeld  (geb.  1757  f  183 1,  Grossmutter 
des  ietzt  regierenden  Herzogs  von  S.  Coburg-Gotha,  der  Königin  von 
England).  Die  Adressatin  die  Grafin  Caroline  Reuss-Ebersdorf  geb. 
Gräfin  zu  Erbach-Schönberg  (f  1796)  aus  Coburg.  Der  oncle  26 
ist  Graf  Heinrich  XXVI.  Reuss-Ebersdorf,  geb.  1725  f  1796,  der  damals 
einen  Besuch  am  Hofe  zu  Weimar  gemacht  hatte. 

^  In  meinem  Besitz.  Geiger. 

3  Mitgetheilt  von  Ernst  Dümmler. 


MlTTHEILUNGEM  VOX  ZEITGENOSSEN  ÜBER  GOETHE.  I23 


Frankreich,  Italien  und  Hungarn.  In  den  Jahren  1782.  1783. 
1784.  1785  und  1786.  In  12  Bänden  von  Joh.  Heinrich 
Landolt«.  Der  Verfasser  dieses  sauber  geschriebenen  Manu- 
scriptes  war  der  Sohn  des  gleichnamigen  Bürgermeisters  von 
Zürich  (t  1780),  selbst  später  Ratsherr  seiner  Vaterstadt,  in 
welcher  er  1850  in  hohem  Alter  starb.  Seine  mehr  als  vier- 
jährige Bildungsreise,  auf  welcher  er  3  Semester  in  Halle 
studierte,  trat  er  in  dem  jugendlichen  Alter  von  19  Jahren 
in  Begleitung  eines  Freundes,  des  Junkers  Escher  vom  Blauen 
Himmel,  an.  Empfehlungen  Lavaters  und  andrer  namhafter 
Züricher  verschafften  ihm  überall  leichten  Zugang  und  viele 
interessante  Bekanntschaften,  denen  er  mit  Eifer  nachgino-. 
Von  den  nachstehend  genannten  Orten  besuchte  er  Frankfurt 
auf  der  Hinreise  nach  Halle,  Weimar  und  namentlich  Leipzig 
auf  wiederholten  Ausflügen,  die  er  von  dort  aus  in  den  Ferien 
unternahm.  Vgl.  15.  Neujahrsblatt  der  historischen  Kommission 
der  Provinz  Sachsen.  Halle  1892. 

Besitzer  der  culturgeschichtlich  sehr  interessanten  Hand- 
schrift ist  gegenwärtig  der  Enkel  des  Verfassers,  der  Geh. 
Regierungsrat  und  Universitätsprofessor  Heinrich  Landolt  in 
Berlin,  dem  wir  die  freundliche  Erlaubnis  zur  Benutzuno- 
derselben  verdanken.  ^ 

J.  H.  Landolt  I/S2  fg. 

Frankfurth  ist  eine  kaiserliche  freye  Reichsstadt,  die  ihr 
kleines  Gebieth  hat,  und  unter  ihrem  eignen  Magistrat  steht. 
Sie  ist  ziemlich  gross,  und  fällt  beim  ersten  Anblik  schon 
gut  in  die  Augen.  Die  Strassen  sind  geräumig  und  wohl 
gepflastert;  die  Häuser  grossentheils  schön,  reinlich  und 
bequem;  vorzüglich  an  der  Strasse  welche  die  Zeil  heisst. 
Freylich  trift  man  in  andern  Quartiren  auch  sehr  schlechte 
und  alte  Gebäude,  krumme  und  unregelmässige  Strassen  an, 
wie  es  aber  in  einer  alten  Stadt  nicht  anders  zu  erwarten 
ist.  Die  Kaufmannsläden  sind  zalreich  und  wohl  angefüllt. 
Ueberall  zeigt  sich  der  Wolstand.  Unter  gewissen  Beding- 
ungen werden  alle  Religionen  geduldet:  aber  die  Lutherische 
ist  die  herrschende.  In  der  Katholischen  Hauptkirche  ist 
eine  Kapelle,  wohin  der  Kaiser  sogleich  nach  seiner  Wahl 
geführt  und  vom  Churfürsten  von  Maynz  gekrönt  wird.  Die 
Juden  haben  ihre  Synagoge,  aber  die  Reformirten  keine 
Kirche.  Die  Juden  müssen  alle  in  einer  einzigen  engen 
Gasse  wohnen;  ihre  Streitigkeiten  dörfen  sie  selbst  unter 
einander  ausmachen  und  in  zweyter  Instanz  an  den  Magistrat 
appehren.  Die  Gesellschaft  theilt  sich  hier  in  Adel-  und 
Bürgerstand  ein;  jeder  hat  Assemblees  und  Gesellschaften 
unter  sich  selbst,    und  vermischt  sich  nicht  mit  den  andern; 


124  Neue  Mittheilungek. 


besonders  die  Adlichen  Damen  lassen  sich  nie  zu  den  Bürger- 
lichen herab;  die  Männer  hingegen  nehmen  eher  an  den 
Vergnügungen  derselben  Theil.  Die  Gasthöfe  der  Kaiser  und 
das  Rothe  Haus  sind  wegen  ihrer  Reinlichkeit,  Bequemlich- 
keit und  Menge  der  Zimmer  unter  die  Wirthshäuser  der  ersten 
Klasse  zu  zählen,  und  stehen  nur  sehr  wenigen  hierinn  nach. 

Donnerstags,  12.  Septembr.  .  .  .  darauf  spazirten  wir  in 
der  Messe,  und  am  Römerberg  (einem  kleinen,  in  der  Stadt 
befindlichen  Hügel,  der  ganz  mit  Häusern  bebaut  ist)  herum, 
und  amüsirten  uns  an  dem  entsetzlichen  Gedränge  von 
Menschen,  und  an  den  unzähligen,  mit  allen  möglichen 
Arten  von  Waaren  angefüllten  Buden  und  Gewölben  .... 
Bey  unsrer  Rückkonft  (von  Offenbach)  erhielten  wir  von 
Hrn.  (Banquier)  Willemer  eine  Einladung  zum  Nachtessen. 
Die  Gesellschaft  bestand  aus  der  ältesten  (hier  verheiratheten) 
Tochter  der  Frau  v.  Laroche,  Hrn.  Hofrath  Bode,  einem 
Hamburger,  einem  Lübeker,  einem  Manheimer  Kaufmann, 
Hr.  Stallherr  Schulthess,  und  uns  beyden.  Die  junge  La 
Roche  verräth  sich  gleich  als  die  Tochter  ihrer  vortreflichen 
Mutter;  ausser  dem  Verstand  und  Wiz  dieser  leztern  hat  sie 
izt  noch  jugendliche  Munterkeit  und  Lebhaftigkeit,  auch  einen 
ungemeinen  Anstand  in  ihren  Reden  und  Handlungen.  Sie 
war  es  beynahe  immer,  welche  während  der  Tafel  das  Wort 
hatte,  und  jedermann  hörte  ihr  gerne  zu;  wenn  auch  gleich 
der  Inhalt  ihrer  Erzählungen  nicht  sehr  wichtig  war.  —  Hr. 
Willemer  ist  der  wahre  Abglanz  von  Lavatern,  den  er  in 
seinen  Reden,  Handlungen  und  Gebehrden  nachzuahmen 
sucht ;  dass  er  ein  enthusiastischer  Verehrer  von  ihm  seye, 
ergiebt  sich  daraus  von  selbst.  —  Um  Mitternacht  kamen 
wir  von  dem  Souper  nach  Hause. 

Frey  tags.  13.  Nach  einem  kurzen  Besuch  beym  jungen 
Hrn.  Schulthess  in  seinem  Gewölb,  giengen  wir  zur  Madame 
Göthe,  der  Muter  des  berühmten  Gelehrten  dieses  Namens. 
Sie  ist  eine  Dame  von  vielem  Verstand,  und  eine  grosse 
Verehrerin  Lavaters.  Sie  spricht  gern  von  gelehrten  Sachen, 
und  zieht  bey  jeder  Gelegenheit  gegen  die  Französirung 
Deutschlands,  und  gegen  die  parfumirten  süssen  Herren  los, 
deren  Annäherung  man  durch  den  Geruch  schon  auf  viele 
Schritte  weit  fühlt.  So  wenig  sie  das  gezierte  im  Aeusser- 
lichen  leiden  kann,  so  unausstehlich  ist  es  ihr  auch  im 
Wissenschaftlichen.  Auf  Bahrdten  und  andre  neumodische 
Theologen  ist  sie  daher  sehr  übel  zu  sprechen ;  weil  diese 
Herren,  wie  sie  sagt,  uns  die  Bibel  alzustark  modernisiren 
wollen,  und  die  Apostel  und  Jünger  Christi,  und  andre  ehr- 
würdige, weise,  und  vortrefliche  Männer  des  grauen  Alterthums 
zu  hochfrisirten  französischen  petitmaitres  umschaffen,  und  sie 
da   mit   dem   Degen    an   der   Seite,   und    dem   Chapeau  -bas 


MlTTHEILüXGEN'  VON'  ZEITGENOSSEN  ÜBER  GoETHE.  125 

Hütchen    unterm    Arm    auftretten,    und    hundert    wunderliche 
Sprünge  machen    lassen.     In  diesem  Thon    unterhielt  sie  uns 

die  ganze  Zeit  über 

Mittwochs,  9  October  (Leipzig)  .  .  .  Gegen  Abend 
besuchten  wir  noch  den  Prof.  Clodius,  einen  höflichen 
und  aufgeräumten  Mann.  Er  scheint  viele  Kenntnisse  zu 
besizen  theils  in  der  Dichtkunst,  besonders  aber  in  der 
Philologie,  welche  sein  Hauptfach  ist,  und  auf  die  er 
sehr  viel  hält ,  weil  er  sie  für  eins  der  schiklichsten 
Mittel  hält,  den  Verstand  zu  schärfen;  neben  dem,  dass  die 
Sachen  selbst,  die  wir  aus  den  Schriften  der  Vorwelt  lernen 
können,  höchst  wichtig  und  nüzlich  sind.  Bey  diesem  Anlass 
erzählte  er  uns  eine  artige  Anekdote.  Als  er  einst  den 
Preussischen  Minister  Zedliz  besuchte,  sähe  dieser  eben  einer 
Anzal  Dragoner  zu,  welche  sich  übten  im  Vorbeyreiten 
strohernen  Figuren  die  Köpfe  abzuschlagen.  Was  mag  das 
wol  nüzen  V  fragte  Clodius.  Denn  wenn  sie  schon  diesen 
Figuren  hier  die  Köpfe  wegschlagen,  so  werden  sie  doch  um 
desswillen  wenn  es  Ernst  gilt  keinen  Nuzen  davon  haben, 
weil  sie  dann  gegen  lebendige  Kreaturen  streiten,  die  auch 
gegen  sie  agiren.  Wollen  Sie  es  versuchen  und  ihren  Kopf 
wagen,  versezte  Zedliz,  so  werden  Sie  sehen,  dass  es  ihm 
ebenso  geht  wie  jenen  strohernen.  Denn  wenn  einmal  der 
Arm  sich  gewöhnt  hat,  eine  gewisse  Handlung  im  Scherz  zu 
verrichten,  so  hat  er  sich  dadurch  auch  die  Fertigkeit  er- 
worben, dieselbe  —  wenn  es  Ernst  ist,  gut  zu  vollziehen  — 
weil  genau  eben  dieselbe  Bewegung  der  Nerven  erfordert 
wird,  die  ihnen  schon  geläufig  ist.  Da  geben  Sie  mir  eine 
schöne  Lehre,  erwiederte  Clodius,  allein  das,  was  Sie  da  von 
den  Leibskräften  sagen,  das  passt  auch  genau  auf  den  Ver- 
stand. Denn  wenn  sich  dieser  einmal  an  einem  Gegenstand 
geübt,  und  ihn  auf  eine  gewisse  Art  behandelt  hat,  so  wird 
er  nachher  alles  übrige  was  er  unternihmt,  auf  gleiche  Weise 
behandeln.  Es  ist  also  nicht  nothwendig,  dass  man  sich 
immer  nur  auf  seinen  Hauptgegenstand  einschränke ;  sondern 
wenn  man  seinen  Geist  auch  an  andern  wichtigen  Wissen- 
schaften übt,  so  wird  er  nur  desto  geschikter  sein  Haupt- 
studium gründlich  und  wol  zu  bearbeiten.  Und  zu  diesem 
(lebrauch  hält  Hr.  Clodius  die  Bearbeitung  der  alten  Sprachen, 
besonders  der  Lateinischen,  für  sehr  gut.  Dessnahen  haben 
auch  alle  grossen  Gelehrten  diess  Studium  betrieben.  Und 
gegenwärtig  haben  wir  noch  viele  Männer,  welche  die 
höchsten  Würden  bekleiden,  Staatsminister  und  sogar  Könige, 
die  sich  nicht  schämen  ihre  philologischen  Kenntnisse  in 
ruhigen  Stunden  zu  erweitern.  —  So  unterhielten  wir  uns 
mit  Clodius,  Seine  Höflichkeit  und  munteres  Wesen  nahmen 
uns    für    ihn    ein.      Für    einige    Augenblike    sahen   wir    seine 


126  Neue  Mittheilukgek. 


Schwester,  die  sehr  gesprächig  und  lebhaft  ist.  Seine  Ge- 
mahlin bekamen  wir  nicht  zu  sehen  ;  sie  soll  ziemlich  gelehrt 
seyn,  und  erst  neulich  ein  Produkt  ihrer  Gelehrsamkeit  durch 
den  Druk  bekannt  gemacht  haben,  das  einer  andern  piece, 
die  ihr  Mann  um  eben  die  Zeit  bekannt  machte,  weit  vor- 
gezogen worden  seyn  soll 

Montags,  5  (May).  Noch  machten  wir  einen  Spazier- 
gang nach  dem  sogenannten  Kohlgarten.  Hier  ist,  etwa 
eine  halbe  Stunde  von  der  Stadt,  ein  kleines  Dörfgen,  welches 
wegen  der  guten  Kuchen,  die  da  gebaken  werden,  sehr 
renomirt  ist;  besonders  einer  mit  Namen  Hendel,  verfertigt 
sie  so  vortreflich,  dass  sie  vor  einiger  Zeit  häufig  in  die 
Stadt  verkauft  wurden,  so  dass  die  dortigen  Beker  in  grossen 
Schaden  kamen;  dessnahen  ist  izt  das  Hereinbringen  dieser 
Kuchen  in  die  Stadt  mit  einer  hohen  Taxe  belegt. 

Montags,  3.  May  (1783)  .  .  Gleich  darauf  gierigen  wir 
zu  Prof.  Ciodius,  mehr  um  der  Originalität  dieses  Mannes 
willen,  als  um  etwas  durch  seinen  Umgang  zu  lernen  —  zum 
Glück  hatte  Bacchus  ihn  noch  nicht  überwältigt,  wie  es  ge- 
meiniglich Nachmittags  zu  geschehen  pflegt.  Er  erapfieng 
uns  gleich  mit  der  Versicherung,  dass  er  ausserordentlich 
viele  Geschäfte  habe ;  kam  dann  auf  sein  Stekenpferd,  die 
Dichtkunst,  und  sagte,  dass  es  nicht  änderst  möglich  wäre  als 
dass  ein  Dichter  immerfort  beschäftigt  seye,  den  seine  unauf- 
hörlich thätige  Imagination  in  einem  Nu  in  allen  4  Welt- 
theilen,  in  dem  ganzen  Planetensystem,  und  in  allen  ver- 
gangenen, gegenwärtigen  und  zukünftigen  Zeiten  herumtrüge. 
Dies  führte  ihn  natürlich  auf  seine  eignen  dichterschen  Ver- 
dienste, und  da  erzählte  er  uns  der  Länge  und  Breite  nach, 
was  er  all  für  Oden,  Poesien,  Epigrammen  u.  s.  w.  bey  allen 
wichtigen  Vorfällen  aus  dem  Stegreif  gemacht,  und  wie 
gnädig  er  insonderheit  von  der  Churfürstin  von  Sachsen  be- 
handelt worden  seye  wegen  der  Gedichte,  Aufschriften  u.  s.  w. 
die  er  bey  Anlass  ihrer  Vermählung  mit  dem  Churfürsten  ver- 
fertigt und  wegen  der  Feste,  die  er  dabey  angeordnet  habe. 
Verschiedne  seiner  neuern  Poesien  las  er  uns  in  extenso^^ 
andre  nur  Stellenweis  vor,  machte  uns  aufmerksam  auf  die 
ungeheuren  Schwierigkeiten,  die  er  dabey  mit  Herkulischem 
Muth  glüklich  überwunden  ;  besonders  seine  neuste  Ode  auf 
den  König  von  Preussen  scheint  er  für  sein  Meisterstük 
zu  halten.  —  Kaum  waren  wir  einige  Zeit  bey  ihm ,  so 
erklärte  er  uns,  dass  er  nun  sint  kurzem  sich  fest  vorge- 
nohmen  habe  ein  Contrestammbuch  zu  halten,  in  welchem 
sich  alle  Fremden,  die  ihn  besuchten,  einschreiben  sollten ; 
wir  mussten  also  unsere  Namen  auch  mit  rother  Dinte  in 
diesen  Folianten  eintragen.  —  Nun,  hub  er  an,  wenn  es 
ihnen  gefällig  ist,  so  will  ich   Sie    bey    meiner  Frau   melden. 


Mittheilungen  von  Zeitgenossen  über  Goethe.  127 

und  ihr  präsentiren :  dann  gieng  er  in  ein  Nebenzimmer  und 
einige  Augenblike  nachher  erschien  er  wieder,  angethan 
mit  einem  schönen  Kleid ;  und  gleich  darauf  erthönte  im 
Nebenzimmer  ein  Gesang,  vom  Klavier  begleitet.  Ohne 
Zweifel  wollte  er  uns  Fremden  auch  dies  Talent  seiner  Frau 
nicht  unbekannt  lassen,  auf  welches  er  sich  viel  zu  gute  thut. 
(So  nöthigte  er  sie  einst  auch  in  Gegenwart  eines  gewissen 
grossen  Gelehrten,  eine  von  ihm  selbst  verfertigte  Ode  zu 
singen  und  zu  spielen ;  er  stand  hinter  ihrem  Stuhl,  und  von 
der  Vortreflichkeit  seiner  Arbeit  und  der  Geschiklichkeit 
seiner  Frau  aufs  innigste  gerührt,  weinte  er  heisse  Zähren). 
—  Wir  sprachen  noch  das  eine  und  andre;  endlich  hörte  die 
Musik  auf,  und  bald  darauf  führte  er  uns  in  ein  andres 
Zimmer,  wo  auch  seine  Frau  hinkam.  Sie  scheint  eine  sehr 
artige  und  verständige  Dame  zu  seyn ;  es  war  als  ob  sie  es 
an  seiner  Statt  fühlte,  wenn  er  etwas  unschikliches  oder 
ruhmsüchtiges  sagte.  Er  erklärte  uns  die  im  Zimmer  aufge- 
hängten Kupferstiche,  die  alle  Bezug  auf  einen  Theil  der 
Moral  haben,  nemlich  auf  die  Liebe,  die  Elterliche,  Kindliche, 
freundschaftliche,  brüderliche,  Liebe  zum  Vaterland  u.  s.  w. 
Wenn  ein  grosser  Herr  diese  Idee  hätte,  so  könnte  in  einer 
zahlreichen  Kupferstichsammlung  ein  vollständiges  System 
der  Moral  aufgestellt  werden.  —  Nachher  erzählte  er  uns, 
wie  er  schon  in  seiner  frühen  Jugend  den  Beruff  zur  Poesie 
so  stark  gefühlt  habe,  dass  er  in  seinem  i8ten  Jahr  bereits 
an  80  Gedichte  fertig  hatte;  unter  denen  einige  (er  könne 
es  mit  Grund  der  Wahrheit  sagen,  da  Eigenliebe  gar  seine 
Sache  nicht  seye)  recht  vortreflich  gewesen  wären.  Ueber 
dies  sich  so  frühe  entwikelnde  Talent  hätten  mehrere  Männer 
vom  grössten  Ansehen  in  diesem  Fach,  ihm  die  verbind- 
lichsten Sachen  geschrieben  und  gesagt.  Endlich  konnte  er 
sich  nicht  länger  halten,  und  rükte  mit  dem  Brief  heraus, 
den  der  grosse  König  von  Preussen  ihm  geschrieben,  als 
Clodius  demselben  die  neulich  herausgekommene  Sammlung 
seiner  Schriften  dedizirte,  und  worinn  er  den  Talenten  und 
Verdiensten  des  Dichters  die  angenehmsten  Lobsprüche  er- 
theilt.  Zulezt  wies  er  uns  noch  sein  und  seiner  Frauen 
Portrait,  nebst  denen  von  einigen  seiner  Freunde;  womit 
sich  diese  sehr  lange  Visite  endigte. 

Sonntags,  8  (Juni  1783).  Frühe  um  halb  5  Uhr  trennten 
wir  uns.  Niemeyer  ritt  nach  Jena  und  wir  andern  beyden 
nach  Weimar.  Der  Weg  dahin  führt  durch  mehrere  Dörfer, 
und  ist  ziemlich  angenehm.  Um  Mittag  langten  wir  an. 
Die  Stadt  Weimar  ligt  in  einem  sanften  Thale,  und  man 
sieht  sie  nicht  eher  als  in  der  Entfernung  einer  kleinen  Stunde. 
Die  Zugänge  sind  auf  eine  ziemliche  Streke  weit  zu  Alleen 
gemacht,    die    dem    Reisenden    einen    angenehmen    Schatten 


128  Neue  Mittheilungen. 


gewähren.  Das  erste,  was  ihm  auf  eine  wiedrige  Art  in  die 
Augen  fällt,  ist  das  a.  1774  am  hellen  Mittag  abgebrannte 
Schloss,  welches  in  seinen  Ruinen  da  ligt.  Das  abgebrannte 
Schloss  war  von  schöner  Bauart  und  ziemlich  weitläuftig, 
obgleich  man  noch  im  Stand  war,  die  grössten  Kostbarkeiten 
zu  retten,  so  war  doch  der  Schade  gar  sehr  beträchtlich. 
Wir  spazierten  eine  Zeitlang  auf  der  Esplanade,  einem  artigen 
Spazierplaz.  Dann  sahen  wir  die  sogenannte  x\kademie  oder 
Zeichnungsschule,  worüber  Hr.  Kraus  Direktor  ist.  VVöchentiich 
versammeln  sich  hier  einigemale  eine  gewisse  Anzal  junger 
Herrn  und  Frauenzimmer  zu  verschiednen  Stunden,  um  sich 
im  Zeichnen  und  Malen  zu  üben.  Der  Herzog  muntert  sie 
oft  durch  seine  Gegenwart  auf.  Hr.  Kraus  ist  ein  Schüler 
von  Hrn.  Rath  Tischbein;  und  hier  sieht  man  verschiedene 
recht  gute  Arbeiten  von  ihm,  worunter  auch  einige  Studien 
nach  der  Natur.  Von  dieser  leztern  Art  ist  hier  ein  Gemälde, 
das  eine  ganz  nakte  männliche  Figur  vorstellt.  Es  stand  ihm 
dazu  als  Modell  ein  hiesiger  Soldat.  Einige  Satyren  mögen 
auch  gut  seyn,  wenn  man  die  Geschichte  weiss,  worauf  sie 
anspielen.  Z.  Ex.  ein  Französicher  Stuzer,  der  sich  abmalen 
lässt.  Der  Bediente,  der  uns  herumführte,  konnte  oder  wollte 
uns  aber  nicht  alles  erklären.  Mehrere  schöne  Mahlereyen 
von  Landschaften  und  Portraits  und  eine  Suite  von  Kupfer- 
stichen, einige  Schauspieler  in  dem  interessantsten  Punkt  ihrer 
Rolle,  u.  a.  m.  beschäftigte  unsre  Aufmerksamkeit  eine 
Zeitlang. 

Abends  konnten  wir  noch  Hr.  Wieland  sprechen;  er 
empfieng  uns  mit  vieler  Höflichkeit.  Da  er  eben  vom 
Hofe  kam,  so  war  er  sehr  gepuzt.  Allein  ich  fand  den 
Mann  gar  nicht  an  ihm,  den  ich  erwartet  hatte.  In  seiner 
Phisiognomie  konnte  ich  nie  den  Verfasser  des  Oberon  und 
so  vieler  schlüpfriger  Gedichte  erkennen.  Seine  hohe  Stirne 
kündigt  Verstand  und  Wiz  an ;  sein  Mund  ist  ziemlich  weit, 
und  die  Nase  etwas  habichtsartig;  sein  Auge  scheint  etwas 
wollüstig.  Hie  und  da  haben  zwahr  die  allmählig  heran- 
nahenden mehreren  Jahre  in  seinem  Gesicht  Furchen  zu 
graben  angefangen ;  indessen  blikt  noch  ein  Schimmer  von 
sanfter  Röthe  auf  seinen  Wangen  durch.  In  Gesellschaft 
scheint  er  ziemlich  gern  das  grosse  Wort  zu  führen.  Wir 
blieben  wol  eine  halbe  Stunde  bey  ihm ;  er  schwazte  uns 
eine  Menge  Zeug  von  Zürich  vor,  und  gasconnirte  mit  unter 
ein  wenig.  Da  das  Gespräch  auf  Bodmern  kam,  so  erzälte 
er  uns:  wie  dieser  ihn  als  einen  sich  vortheilhaft  auszeich- 
nenden Jüngling  in  Affektion  genohmen,  wie  er  sich  alle 
Mühe  gegeben  habe  ihn  nach  Zürich  zu  bringen,  und  wie 
er  gleichsam  das  Kind  im  Haus  mehrere  Jahre  durch  gewesen 
seye.     Allein    diese   Lebensart   habe  ihm    —  als  einem   nach 


Mittheilungen  vox  Zeitgenossen  über  Goethe.  129 

Thätigkeit  strebenden  Geist   -   nicht  behagen  wollen-  ob  er 
gleich  immer  studirte,  und  mit  den    vortreflichsten    Männern 
Zürichs  Lmgang  hatte,  mit  Breitinger,  Heidegger  (den  er  für 
den  grösten  Kopf  hält,  welchen  er  jemals  gesdien)  u    a    m 
Er  gerieth    daher  auf  den    Gedanken    ein  Erziehungs-Insiitut 
zu  errichten  (was  man  in  Zürich  Informationen  geben  heisst) 
Heidegger    u.    a     grosse    Männer    billigten    es    im    höchsten 
Crrad,    allein   es  kam  doch    nichts   rechts   zu  Stande    —   Nun 
ward    er    der    ganzen    Welt    Feind,    und    hielt    sie    für    efnen 
.\arrenhaufen;    auf   allen    Köpfen    entdekte    er    Geläute,  nur 
sich  selbst  glaubte  er  davon  frey.   Er  schuff  sich  eine  Idealische 
V\  elt,  und  gieng  nach  Belieben  darinn  spaziren.     Immer  hielt 
er   sich   zu   den    Weisen    im    Volk,    als    Bodmer,    Heidegger 
Breitmger    u.    s.    w.      Zu    ihren   Füssen    sass    er    immer   und 
philosophirte    mit    ihnen.      Das    schöne    Geschlecht    machte 
damals  auf  ihn,  als  einen  kaum  20jährigen  Jüngling  gar  keinen 
..indruk  ,•    er    sah    sie    alle   für    eitle,    unwissende    flatterhafte 
Geschöpfe  an.     Wollte  ja  etwa  ein  Frauenzimmer   sich  seine 
Gewogenheit    erwerben,   so    musste    sie    wenigstens   40    Jahre 
auf  dem  Rüken  haben,  und  fein  gesezt  und  ein  wenig  o-elehrt 
und  weise   seyn      Damals   war   es  da  Bodm.    seine  Nolichide 
Herausgab.     V>  leland   als  ein    feuriger    Jüngling    empfand   die 
bchonheiten   und  unerreichbaren  Vorzüge   dieses  Gedichts  in 
vo  lern  Grade,  und  hätte  beynahe  im  Gefühl  seiner  ^Nichtigkeit 
sich  dafür  hin    m  den  Staub  werfen    mögen:    im  Taumel  der 
Bewuiiderung   schrieb  er  einen    grossen  Commentar  über  die 
Schönheiten  desselben,  den  er  izt  nicht  mehr  schreiben  würde 
denn  da  ihm  Bodmers  Bibliothek  immer  offen  stand,  und  er 
sich  öfters  em  wenig  darinn  umsah,  so  entdekte  er  nach  und 
nach  die  ganze  Noachide  in  andern  Schriftstellern.    Fast  jede 
Idee,  jede  Charakterzeichnung  fand  er  in  irgend  einem  Eng- 
lischen  oder    Itahänischen  Dichter,    so  dass  also  nur  die  Zu- 
sammenordnung und  das  Gewebe  Bodmers  Arbeit  war      Mit 
dieser  Entdekung  nahm  auch  seine  Bewundrung  ab,  ob-leich 
-  wie  Bodmer    Ihm  öfters  vorpredigte  -  diess  den  Dichter 
gar  nicht  zum  plagianus  mache,  indem  es  ihm  gar  wol  erlaubt 
seye   die  Schönheiten,    die    er  schon  vor   sich    findet,   so  gu 
den       d'^,       "'f  "•   -  ^"^^^^  gl^^'b^  ^•■'  seye  Bodmers  Ver- 
sehrten.    T     ''"''''''   '!^'    S^°^^'    ""d   ^^^"^    ei"st   jene 
Schriften,  aus  denen  er  geschöpft  hat,  nicht  mehr  wol  bekannt 
seyen,    so    werde    sein    Dichterruhm    bey    den    Nachkommen 
wieder  von   neuem  aufleben.     So    seye  er  also    mit  Bodmern 
ange   auf  dem   bessten    Fuss   gestanden;    allein    hie    und   da 
haben  sie  sich  m  ihren  Meynungen  bisweilen  widersprochen- 
Oderd"   \'\^''  Beurtheilung    über    eine    von    Rammlers 
Oden   deren  Verfasser  man  aber  damals  nicht  wusste.    Bodmer 
und  Breitinger    schrieben  sie  Gottscheden  zu,  und  fanden  sie 

Goethe-Jähkbüch  XIH. 


1^0  Neue  Mittheilukgek. 


ganz  unausstehlich.  Wiel.  hingegen  lobte  sie,  und  behauptete, 
sie  wäre  nicht  von  Gottsched.  Dieser  Streit  ward  nun  ziemlich 
lebhaft.  Nach  und  nach  gab  es  mehrere  Auftritte  dieser  Art. 
VVieland  wollte  nicht  überall  in  Bodmers  Ideen  einschlagen. 
Hiezu  kam  noch  das  heftige  Genie  des  erstem,  welches  sich 
einen  grösseren  und  geschäftsvolleren  Wirkungskreis  suchte. 
Diess  alles  bewog  ihn,  anderweitige  Aussichten,  die  sich  ihm 
öffneten,  anzunehmen,  und  so  kam  er  nach  und  nach  von 
Bodmern  ab.  Immer  behielt  er  noch  Freundschaft  gegen 
ihn  in  seinem  Herzen.  Sie  unterhielten  einen  Briefwechsel, 
aber  nur  sehr  sparsam.  Denn,  sagte  Wieland,  in  diesem 
Punkt  kommen  meine  bessten  Freunde  immer  zu  kurz;  andern 
Leuten  schreibe  ich  etwas  weniges  und  damit  gut,  aber  meinen 
bessten  Freunden  möchte  ich  immer  recht  viel  und  interes- 
santes schreiben,  weil  mir  nun  meine  häufigen  und  wichtigen 
Geschäfte  beynahe  alle  Zeit  rauben,  so  wird  es  mir  nur  gar 
selten  so  gut  an  sie  zu  schreiben.  Wenn  wir  daher  nicht 
auf  einen  solchen  Fuss  mit  einander  stehen,  dass  wir  denken, 
es  bleibt  gleichwol  immer  beym  alten,  so  komme  ich  mit 
meinen  Freunden  schlecht  weg.  So  redete  er  von  Bodmern, 
und  seinen  Verbindungen  mit  ihm;  und  sagte  endlich:  Er 
verlange  sehr  Hirzels  Biographie  von  ihm  zu  sehen;  er  werde 
dann  auch  in  seinem  Merkur  etwas  über  ihn  sagen,  so  wie 
Er  ihn  gekannt  habe,  und  sich  dadurch  öffentlich  als  seinen 
Freund  und  Verehrer  beweisen,  wie  er  es  bisher  im  Herzen 
gewesen  seye.  Da  das  Gespräch  auf  Schlözern  und  seinen 
Hass  gegen  Zürich  kam,  so  erzählte  er,  er  habe  unlängst 
einen  Aufsaz  zur  Rettung  der  Schweiz  gegen  Schlözers  An- 
griffe eingeschikt  bekommen,  um  im  D.  Merkur  abgedrukt 
zu  werden.  Der  Verfasser  nannte  sich  nicht,  sondern  unter- 
schrieb sich  nur:  Z*.  .  .  in  Sachsen.  (Vielleicht  unser  Freund 
Zehnder  in  Göttingen).  Er  hätte  den  Aufsaz  herzlich  gern 
abdruken  lassen,  aber  aus  verschiednen  Ursachen  schien  es 
ihm,  dass  derselbe  sein  Gluk  nicht  machen  würde;  denn  er 
war  oft  alzu  unbestimmt,  bisweilen  gar  zu  heftig,  und  beynahe 
schimpfend,  aber  nie  ganz  überzeugend.  —  Diess  war  ungefähr 
das  wichtigste  in  unsrer  Unterhaltung  mit  Wieland.  Da  wir 
noch  bey  ihm  waren,  so  kam  Bertuch  Verf.  des  Spanischen 
Magazins,  um  mit  ihm  wegen  der  übermorgen  vorzunehmenden 
Reise  nach  Dessau  Abrede  zu  treffen.  Er  scheint  ein  artiger 
und  gescheuter  Mann  zu  seyn.  Sehr  unangenehm  ist  für  einen 
Fremden  die  fatale  Gewohnheit,  dass  wenn  man  mit  Wiel.  im 
Gespräche  ist,  alle  Augenblike  eins  seiner  vielen  Kinder  (denn 
er  wird  deren  nun  in  wenigen  Wochen  9  haben)  bisweilen  auch 
erwachsene  Leute,  die  Thüre  halb  aufmachen,  um  die  Fremden 
zu  besehen,  und  dann  wieder  schnell  zuschliessen ;  man  weiss 
nicht  ob  man  sizen  bleiben  oder  aufstehen  soll.  Er  entschuldigte 


MlTTHEILUN-GEN-  VON  ZtlTGEXOSSEX  ÜBER  GoETHE. 


i;r 


Sich  seine  Kinder,  die  kleinen  Aifen,  wären  immer  so  neugierig 
die  Fremden  zu  sehen,  die  zu  ihm  kämen.    Indess  sollS  em 
solcher  Mann  dergleichen  Unanständigkeiten  nicht  dulden    - 
Montags,   9.  Junii.      Heute    entdekte    uns   unser   Friseur 
dass  er  auch  die  Ehre    habe   den   Hrn.    Geheimderath  Göthe 
zu  bedienen;    und  da  wir  ihn  fragten,  ob  wir  denselben  wol 
diesen  Morgen  sehen  könnten,  so  sagte  er:  O!  ja  wir  sollten 
nur    hingehen,    er    werde    uns    gewiss    annehmen.     A\ir      e" 
suchten   es,    und    es   war  so.    -    Etwas   unangenehm   ist   es 
dass   man   oft  im   ganzen  Hause  herumlauffenr  und  an  allen 
Thuren    anpochen   kann,    ohne    dass   jemand    Antwort    giebt 
penn    bey    allen    hiesigen    Gelehrten    scheint    der    Thon    zu 
herrschen,   dass  der  Kammerdiener  unten  beym  Eingan<.  des 
Hauses  em  Zimmerchen  hat,  dessen  Thür  mit  einem  Fenster 
versehen  ist;  sieht  er  nun  jemand  kommen,  so  muss  man  um 
angemeldet  zu  werden,    seinen  Namen,    Vaterland,  Charakte 
etc.  pünktlich  angeben,    und  so  oft  wiederholen    tis  der  Be- 
diente es  versteht  und  behalten  kann.    Ergt  dann  wird  nach- 

)vil  .     (Eben  diess  Examen   hat  man  auch  bey  Prof.  Plattner 
m  Leipzig  auszustehen.)     Ist  nun  der  Bediente   gerade    nich 
auf  seinem  Posten,    so   kann   man    ungesehen    lange   herim 

G  lehrte?rch'd"'"™'''f"-    ^'--^^^^-1^  -"-en  die  hiesig". 
Gelehrten  auch  darum  etwas  grösser  thun,    weil  sie  alle  den 
Titel  von  Hofräthen,  Geheimderäthen  u.  s    w.  haben     Göthe 
ist   Geheimer  Rath,    und    lässt  sich  Excellenz   hdssen      denn 
der  Herzog  hat  ihn  geadelt!  -  Er  empfieng  uns    ehr  höflich 
Seme  Phisionomie  ist  stark,  und  eben  nichf  einnehmend    de 
Gesichtsfarbe  schwärzlich,  und  die  Nase  ziemlich  gross    seme 
schwarzen  Augen  sind  lebhaft,    und  verrathen  einen  feurigen 
Geist     Izt  scJireibt  er  nicht  mehr  viel,  weil  er    wie  ersaS 
so  sehr  mit  Geschäften  überhäuft  ist.    Wir  blieben  eine  kfet; 
^;Iertelstunde    bey    ihm,    unser  Gespräch   be    af  gan     aj  t  h 
gültige  Dinge.  Man  merkt  es  ihm  an,  dass  er  stch^mhe"  '  ebi 
seine  ^^  Urde  zu  behaupten    und  immer  zu  representiren.^ 

^rü/e  von  Ricnm-  an  Fr.  Frommann.     1^04-1819.' 

^^'eimar  11  Jan.   1804. 

'  Folgen    Schilderungen    der  Besuche    bei    R^H^     t  ,    • 

einem    ungenannten  Hofbüdhauer  ^.ZTl  ^ode,   Jagemann,    bei 

Zuschauen?  bei  einen"  her.oÄnrMP'r^'^,'^  ""  ^^e''"'  ^ines 
Zweck  ferner  lielen  thefls  .n  R  ''  ^'\  '^^^'^'  ^^'^'^  ^'^  ""^^^ni 
mussten.  *     '    ^^^'^'    ''"'    Raummangel    weggelassen    werden 

'  Mitgetheiit  von  H.  Frommann.  ^-  *^- 

9* 


1^2  Neue  Mittheiluxgex. 

wahrscheinlich  von  einem  zurückgetriebenen  echauffement 
her  und  scheint  weiter  Nichts  auf  sich  zu  haben,  als  dass  er 
nun  nicht  ausgehn  kann  und  manchmal  nicht  guten  Humors 
ist.  Gestern  Abend  las  ich  ihm  einen  Gesang  von  der 
Vossischen  Iliade  vor.  Da  war  er  sehr  gesprächig  und  ich 
habe  Manches  dabei  gelernt,  was  man  eben  nicht  in  der 
Schule  lernt  .  .  .  Ich  möchte  gern,  so  lange  es  ginge,  noch 
in  dieser  Schule  aushalten,  um  noch  recht  viele  schöne  und 
neue  Ansichten  durch  diesen  ,?f7oc  und  ^föc  zu  gewinnen. 

Die  Frau  von  Stael  ist  noch  immer  hier  und  scheint  sich 
mit  den  schönen  Geistern  Wieland  und  Schiller  gut  zu  stehn; 
wie  man  in  der  Stadt  sagt,  aber  nicht  mit  G.  Was  daran 
wahr  ist,  weiss  ich  nicht  und  will  es  auch  nicht  wissen. 

4  Febr.  1804. 
.  .  .  Von  G"s  Hinkunft  oder  Advent  weiss  ich  nichts.  Nur 
dass  ich  mich  öfterer  mit  ihm  unterhalte  und  finde,  dass  er 
mir  sehr  wohl  will.  Ich  gehe  ihm  gewiss  nicht  so  bald  weg. 
Auch  das  Leben  wird  mir  lustiger,  ich  bin  nicht  mehr  so 
kürig  und  wählig,  und  was  mir  in  den  W'urf  kommt,  das 
küss'  ich  und  herz'  ich,  ohne  mich  zu  verlieben.  Ich  bin 
doch  sonst  so  dumm  eben  nicht;  sollte  ich  denn  hierin  Nichts 
begreifen?  G.  will  auch  Hegeln  sehr  wohl  und  er  urtheilt, 
finde  ich,  im  Schlafrock  ein  wenig  anders,  als  wenn  er  in 
Gesellschaft  urtheilen  soll.  Aber  ich  begreife  ihn  ;  weil  man 
ihn  auspumpen  will,  so  giebt  er  eben  nur  das.  was  ihm  be- 
liebt, und  womit  er  zwischen  den  Partheien  so  eben  durch- 
kommt. Wo  er  keine  Hinterlist  ahndet,  da  giebt  er  sich 
auch  frei.     Mir  wird  immer  wohler  bei  ihm. 

22  Mai  1804. 

Sieht  man  Sie  bald  in  Weimar  V  Zum  Götz  kommen  Sie 
zu  früh,  wir  werden  ihn  wohl  vor  dem  Winter  nicht  sehn. 
G.  wollte  vor  einigen  Wochen  nach  Jena  gehn,  aber  die 
Abwesenheit  Ihrer,  Eichstädts  und  anderer,  nebst  Manchem, 
was  in  die  Quere  kam,  hielt  ihn  davon  ab. 

Ich  lebe  ziemlich  schlaraffisch :  esse,  trinke,  schlafe, 
spaziere,  küsse  mitunter,  weiter  kommt  es  aber  nicht.  Bei 
G.  höre  ich  einige  Collegia  über  Metamorphose  der  Pflanzen, 
Theorie  der  Farben,  wir  besehen  den  Mond  durch  einen 
siebenfüssigen  Herschel  und  wissen  uns  sonst  über  Allerlei 
zu  unterhalten.  Die  Signora  aus  Rom  war  zum  2ten  Mal 
hier  und  kommt  in  Kurzem  wieder.  Vermutlich  werden 
Sie  sie  auch  in  Jena  zu  sehen  und  zu  sprechen  bekommen. 
Ihre  Frauen  und  Fräulein  grUssen  Sie  schönstens  von  mir 
und  die  kleinen  Stammhalter  herzen  Sie  einmal  recht  ab 
von  meinetwegen. 


MiTTHEILUKGEN  VON  ZEITGENOSSEN'  ÜBER  GoETHE.  Ij'y 

Weimar  d.  30  Aug.   1S04. 

Goethe  ist  seit  14  Tagen  in  Lauchstädt  und  kommt  erst 
diesen  Sonnabend  zurück.  Dann  wird  er  nach  Jena  gehen. 
Tag  und  Stunde  weiss  ich  noch  nicht.  Der  Götz  Avird  ein- 
gelernt und  ehe  Sie  zur  Messe  gehn,  hoffe  ich,  soll  er  noch 
gegeben  werden.  Auf  jeden  Fall  geben  sie  ihn  doch  diesen 
^Vinter  gewiss. 

Weimar  d.   18.  Febr.   1807. 

....  Der  Tasso  ist  ganz  gut  abgelaufen.  Das  bessere 
Publikum  welches  einigerraassen  an  dem  Stück  Antheil 
nimmt  oder  nehmen  zu  müssen  glaubt,  ist  zufrieden,  und 
die  Aussenbleiber  bedauern  es  hinterher  nicht  gesehen  zu 
haben.  Wolff  hat  sich  übertroffen.  Er  hat  leidenschaftliche 
Heftigkeit  gezeigt,  die  man  ihm  nicht  zutraute.  Die  WolflF 
machte  die  Leonore  Sanvitale  :  man  konnte  sich  begnügen: 
Becker  spielte  sehr  gut  und  erhielt  sich  das  ganze  Stück 
hindurch  gleich.  Die  Silie  machte  die  Leonore  und  mir  am 
wenigsten  zu  Dank.  Hätte  sie  aber  auch  die  Wolff  gemacht, 
so  wäre  etwas  anders  zu  desideriren  gewesen.  Das  Ganze 
machte  sich  indessen  recht  gut,  und  man  desiderirte  keines- 
weges  Handlung  wie  man's  nennt;  den  Plebs  etwa  aus- 
genommen. 

Wir  waren  seither  an  Newtons  Optik  geschäftig  und 
übersetzten  vor  ein  paar  Tagen  zwischendurch  Müllers  Rede 
in  der  Academie  zu  Berlin:  de  la  gloire  de  Frederic.  Sie 
werden  sie  schon  zu  lesen  kriegen. 

Mit  der  Pause  könnte  es  wohl  3  ^^'ochen  dauern,  aufs 
höchste  jedoch.  Die  Frage  ist  nur ,  ob  Sie  uns  alsdann 
nicht  im  Stich  lassen  müssen  der  Messarbeiten  wegen.  Wir 
haben  soviel  Manuscript,  dass  wir  Sie  alsdann  sehr  gut 
beschäftigen  können  und  zwar  ununterbrochen.  Es  wird 
wohl  circa  1 2  Bogen  Vorrath  seyn. 

Weimar,  d.  iS  April  1807. 
In  der  Hoffnung  dass  dieser  Brief  Sie  noch  in  Jena  an- 
treffe, lege  ich  mit  einem  freundlichen  Grusse  von  G.  den 
von  den  Kanzeln  zu  verlesenden  Aufsatz  zum  Andenken  der 
Herzoginn  bey.  Ein  erweiterter  wird  zu  andern  Zwecken 
mit  nächster  Gelegenheit  anderen  Orts  erscheinen.  Der  Tod 
der  Herzoginn,  die  unverhoffte  Rükkehr  der  Geheimeräthinn, 
die  Ankunft  Wolfs  und  seiner  Reisegefährten,  die  zwischen- 
fallende Ausarbeitung  gedachten  Aufsatzes,  eine  Vorlesung 
für  die  Damen ,  die  Uebertretung  der  gewohnten  Diät 
führten  am  Donnerstag  Abend  den  alten  Anfall  mit  schon 
vergessener  Heftigkeit  herbey,  und  G.  musste  gestern  noch 
den  ganzen  Tag  im  Bette  zubringen.  Erst  heute  hat  er  es 
verlassen  und  ist  in  soweit  wieder  hergestellt,    doch  muss  er 


134  Neue  Mittheilungen. 


sich  noch  ein  paar  Tage  schonen.  Die  Abäscherung  in 
4  Tagen  hintereinander  war  bey  seiner  gewohnten  Ruhe  zu 
gross.  Es  hess  sich  aber  nicht  anders  machen.  Gott  sey 
Dank  dass  es  vorüber  ist! 

Weimar  d.  30  September   1807. 

Den  Prolog  der  heute  nochmals  gegeben  wird  werden 
Sie,  wenn  nicht  bald  in  einem  öffentlichen  Blatte  gedruckt, 
doch  in  kurzem,  wenn  er  für  G.  selbst,  der  ihn  noch  nicht 
einmal  abgeschrieben  besitzt,  von  mir  besorgt  seyn  wird, 
erhalten  können.  Es  wollen  ihn  freylich  sehr  viele.  Ein- 
heimische und  Auswärtige  lesen;  und  so  wäre  es  besser  ihn 
drucken  zu  lassen ;  obgleich  grade  das  Hauptmotiv  blos  auf 
dem  Theater  zu  bewerksteUigen  ist  und  das  Ganze  aufs 
Sehen  berechnet. 

Mit  nächstem  —  eher  war's  nicht  möglich  —  wird  G, 
auch  an  der  Polemik  wieder  fortfahren.  Sich  zu  dieser 
Winterarbeit  vorzubereiten  und  Lust  dazu  zu  erwecken  hat 
er  sich  vorläufig  an  den  zweyten  Theil,  der  Geschichte 
nehmlich,  gemacht,  sammelt  und  liest  dazu.  Und  es  wird 
sehr  interessant  werden.  Von  Carlsbad  aus  gleich  in  die 
Polemik  einzuschreiten,  war  eine  zu  ennuyante  Sache. 

Mit  G.'s  Gesundheit  geht  es  sehr  gut;  und  wenn  es 
auch  nur  in  diesem  Grade  besteht,  so  ist  schon  alles  ge- 
wonnen :  denn  ihn  wieder  jung  zu  machen ,  möchte  wohl 
Medeens  Sprudel  selbst  unfähig  seyn.  Gott  sey  Dank,  dass 
er  sich  so,  heiter  und  thätig,  befindet. 

Weimar  d.  16.  April.  1808. 
G.  wird  schon  künftige  Woche  hinüber  kommen  und 
dann  werden  wir  auch  bald  nach  Karlsbad  aufbrechen.  Es 
ist  noch  ein  gichtisches  Uebel  dazu  gekommen,  oder  vielmehr 
der  Antheil  Gicht  bey  dem  bisherigen  hat  sich  auf  die  Beine 
geworfen,  welches  ihm  grosse  Schmerzen  macht  und  weswegen 
er  je  eher  je  lieber  ins  Bad  eilt.  Karlsbad  hat  ihm  schon 
einmal  diesen  Zufall  vertrieben ;  es  war  wie  er  nach  Italien 
ging.  —  Doch  lassen  Sie  sich  nichts  merken,  als  wüssten 
Sie  was  davon :  er  scheint  mir's  nicht  gern  zu  haben,  dass 
man  davon  spricht. 

Weimar  d.  4.  May   1808. 

....  G's  Ankunft  am  Sonntag  Morgen  war  mir  eben 
so  unerwartet  als  Ihnen  seine  Abreise.  Er  entschliesst  sich 
immer  plötzlich.  Nun  ist  unsere  Abreise  nach  Karlsbad  auf 
morgen  über  acht  Tage  festgesetzt  und  wir  rüsten  uns  dazu. 
Er  will  wo  möglich  in  einem  Tage  von  Weimar  nach  Schleiz, 
wenigstens  nach  Pösneck.  Ich  werde  also  Mad.  Frommann 
nur  einen  Augenblick  sehen  aber  auch  diesen  nicht  versäumen. 
Dass  ich  Mienchen  nicht  sehen  soll,  thut  mir  sehr  leid.     Das 


Mittheilungen  von  Zeitgenossen  über  Goethe.  135 

gute  Kind  ist  halb  auch  unter  meinen  Augen  aufgewachsen, 
und  ich  bilde  mir  ein,  dass  ich  ein  Stück  Onkel  oder  der- 
gleichen von  ihr  sey,  um  eine  natürliche  Verwandtschaft  an 
ihr  zu  haben.  Sagen  Sie  ihr  meinen  besten  Glückwunsch 
zu  ihrer  Reise  und  dass  ich  mich  blos  auf  ihre  Rückkehr  freue. 

....  G.  ist  übrigens  wohl,  bis  auf  die  Unbequemlichkeit 
bey  Tische.  Er  trinkt  jetzt  wieder  Champagner,  der  ihm  gut 
bekommt.  Sonderbar  er  darf  nicht  während  des  Essens 
trinken ;  aber  nachher  um  4  Uhr.  Dann  fühlt  er  keine 
Beschwerde. 

Zu  arbeiten  haben  wir  uns  beide  viel  vorgesetzt,  und 
nehmen  das  Gehörige  dazu  mit.  Wenn  auch  nicht  alles 
erfüllt  wird  so  ist  es  doch  gut  sich  immer  mehr  vorzusetzen : 
man  thut  sonst  gar  nichts. 

An  literarischen  Neuigkeiten  des  Tages  werden  wir  in 
Carlsbad  sehr  arm  seyn.  Es  wäre  daher  schön,  wenn  Sie 
uns  gefälhgst  auf  das  Neuste  aufmerksam  machen  möchten, 
damit  wir  uns  bey  unsrer  Zurückkunft  darnach  umthun  und 
aus  Schichten,  die  unterdess  sich  wieder  drübergezogen  haben, 
hervorsuchen.  Man  kann  nicht  alles  zugleich  haben,  Ruhe 
und  Zerstreuung. 

Ich  soll  Sie  schönstens  von  G.  grüssen  und  Ihnen 
glückliche  Reise  und  Geschäfte  wünschen. 

Ohne  Datum. 

(Sept.   180S  nach  Frommanns  Notiz: 

empfangen  am  21.9.) 

Glücklich  wären  wir  nun  wohl  angekommen  und  auch 
freundlich  aufgenommen !  Die  jungen  Schauspieler  hatten 
die  Treppe  mit  Teppichen  und  Blumengewinden  und  Orangerie 
geschmückt  das  einen  sehr  guten  Anblick  machte.  G.  war 
sehr  erfreut.  Den  Nachmittag  aber  kam  die  Trauerpost,  dass 
seine  Mutter  gestorben  sey.  Es  hat  ihn  natürlich  sehr  betrübt; 
und  wir  vermeiden  alles  was  den  Schmerz  in  ihm  erneuern 
kann.  Sonst  ist  er  wohl  und  es  hat  keine  körperlichen  Folgen 
gehabt,  so  viel  ich  wenigstens  weiss. 

Weimar  den  12  November  1808. 
Sie  erhalten  hier  mein  bester,  die  angekündigte  Fort- 
setzung des  jManuscriptes  zum  2t.  Theil  der  Farbenlehre  mit 
den  besten  Empfehlungen  von  G.  und  mit  Bitte  es  bald  setzen 
zu  lassen.  Die  Revision  wünschen  wir  ebenfalls  Wieder  in 
doppelten  Bogen  zu  erhalten,  wo  möglich  aber  schon  sorg- 
fältiger corrigirt  als  es  bisher  zwischendurch  geschehen  mögen, 
damit  wir  die  Aufmerksamkeit  rein  auf  die  Sache  behalten,  und 
keine  abermaligen  Revisionen  von  uns  begehrt  werden.  Vor 
bedeutenden  und  den  Satz  zerreissenden  Aenderungen  wollen 
wir    uns    sehr    in    Acht    nehmen.      Unterbrechungen    werden 


136  Neue  Mittheilukgen. 

nicht  statt  finden,  vielmehr  soll  der  Setzer  ein  Sporn  seyn 
uns  sobald  als  möglich  zu  expediren. 

.  .  .  Die  Friedrichschen  Zeichnungen  bleiben  bis  zum 
nächsten  Freytag  hier  als  dem  längsten  Termin  und  werden 
nun  wohl  bey  Meyern  zu  sehen  seyn,  im  Fürstenhause. 
Morgen  zeigt  sie  G.  der  Frau  Hofräthin  Schopenhauer. 

AVeimar  d,  2.  December  1809. 

Sie  erhalten  hier  die  Correktur  des  26.  Bogens.  So  viel 
wie  möglich  wird  sie  in  der  Folge  sogleich  besorgt  werden 
und  im  schlimmsten  Falle  die  Donnerstags-  oder  Sonntags- 
post sie  abliefern. 

Der  Vorrath  von  Manuscript  zum  2t.  Theile  ist  freylich 
mit  dem  was  Sie  drüben  haben  vor  itzt  zu  Ende ;  Sie  mögen 
daher  immer  mit  dem  vollen  Bogen  abbrechen.  Wir  sind 
jetzt  am  2t.  Theile  der  Optik  und  das  Polemische  muss  mit 
dem  Historischen  gegeneinander  gearbeitet  werden  ;  so  wird 
es  theils  leichter  und  angenehmer,  theils  kürzer  indem  eins 
dem  andern  aushilft.  Sowie  wir  damit  vorgerückt  sind,  geht 
es  wieder  ans  Historische  im  2t.  Theile ;  wo  gegen  das  Ende 
zu  gute  Vorarbeiten  vorhanden  sind. 

Sonnabend  d.   20.  Januar  1810. 

G.    ist    keinesweges    unwohl,    obgleich    hin   und 

wieder  das  Gerücht  davon  erschallen  wird,  und  worüber  ich 
Sie  ins  Klare  setzen  will,  damit  Sie  nicht  unnölhige  Sorge 
haben.  Er  mag  und  kann  nicht  an  den  Hoffestivitäten  Theil 
nehmen,  und  so  geht  er  auch  an  keinen  andern  Ort,  und 
sieht  auch  weniger  Leute  bey  sich,  die  ihn  oft  ungestüm 
überlaufen.  Nun  heisst  es,  er  befinde  sich  nicht  wohl; 
welches  denn  wahr  und  nicht  wahr  ist.  Aber  wie  würde  er 
sonst  nur  etwas  vor  sich  bringen  ! 

Carlsbad  den   10.  July   1810. 

.  .  .  .  G.  ist  die  Zeit  her  sehr  wohl,  beschäftigt  und 
doch  auch  in  Gesellschaft  gewesen.  Die  Anwesenheit  der 
Kaiserinn  veranlasste  beyfolgende  Gedichte,  wovon  das  erste 
und  zweyte  auf  Ersuchen  und  aus  Gefälligkeit  gegen  die 
Einwohner ;  das  dritte  aus  eigenem  Antriebe,  bey  Dedication 
eines  Platzes  durch  den  Grafen  Corveillan;  das  vierte  endlich 
auf  den  Wunsch  der  Kaiserinn,  dass  in  ihrem  Namen  den 
Carlsbadern  etwas  freundliches  erwiedert  würde,  von  Goethe 
gedichtet  worden.  Sie  machten  bey  den  guten  Oestreichern 
den  besten  Eindruck,  der  durch  die  Gegenwart  alles  dessen, 
wovon  darin  die  Rede  ist,  noch  vielmehr  verstärkt  wird. 

Für  alles  übersendete  soll  ich  Ihnen,  in  Göthes  Namen 
aufs  beste  danken  und  zugleich  die  Versicherung  hinzufügen, 
dass  Sie  einen  Theil  der  Wanderjahre  womöglich  durch  Mad. 
Bohn,    sonst  aber  auf  alle  Fälle  so  erhalten  werden,    dass  er 


MiTTHEILCXGEN  VON  ZeITGEXOSSEX  ÜBER  GoETHE.  I37 

ZU  Michael  noch  erscheinen  kann,  indem  er  nicht  stärker 
wird,  als  der  erste  der  ^^'ahlver\vandtschaften.  Der  zweyte 
mag  dann  Ostern  erscheinen:  und  es  ist  immer  gut,  dass  die 
Neugier  etwas  gespannt  bleibe. 

Töplitz  d.  12.  Aug.  1810 
....  G.  ist  wohl  und  hat  sein  Vertrauen  auf  die 
hiesigen  Bäder  gesetzt,  da  ihn  in  Carlsbad  seine  Übel  befielen. 
Er  badet  täglich  und  glaubt  Wirkung  zu  verspüren ;  auf  alle 
Fälle  bleiben  wir  3  Wochen  hier.  In  Carlsbad  ward  er  die 
letzte  Zeit  schon  sehr  am  Arbeiten  verhindert,  hier  nun 
vollends  durch  das  Bad  und  unsern  Dux.  Deswegen  ich 
denn  mit  der  Vorklage  komme  .  d.  h.  bevorworte,  wenn 
das  Manuscript  nicht  zum  Termin  erscheint.  Doch  v>ürd  es 
eine  Winterarbeit  werden,  und  es  ist  immer  gut,  dass  er  ein 
so  wichtiges  \\'erk  nicht  aus  der  Hand  schleudert. 

Töplitz,  den  29t  August  18 10. 

Freytag  den  30t  geht   der  Herzog  fort  und  etwa 

8  oder  10  Tage  später  denken  wir  auch  aufzubrechen,  und 
nach  —  Dresden  zu  gehn.  Behalten  Sie  es  aber  noch  ein 
Weilchen  ganz  für  sich,  und  sagen  es  den  Frauenzimmern 
nicht.  Keineswegs  etwa  darum,  weil  man  sie  für  siebartig 
zu  halten  geneigt  wäre,  sondern  um  sie  zu  überraschen :  denn 
das  würde  es  doch  wenn  sie  auf  einmal  G.  in  der  Galerie 
erblickten.  Und  auch  der  Künstler  wegen,  denen  ein  unver- 
hoffter Besuch  zugedacht  ist,  wünschte  ich,  dass  wenn  sogar 
das  Gerücht  von  seiner  Ankunft  sich  verbreitet  hätte,  man 
es  durch  einige  kalte  Zweifel  und  Unwahrscheinlichkeiten 
niederschlüge,  oder  wenigstens  niederhielte. 

Mit  uns  werden  Sie  nicht  ganz  zufrieden  seyn,  dass  wir 
nicht  Wort  gehalten  haben.  Allein  es  war  unmöglich,  ob- 
gleich der  Vorsatz  uns  bis  Töplitz  begleitete.  Denn  G.  war 
in  der  letzten  Zeit,  theils  durch  Zelters,  theils  durch  anderer 
Freunde  Gegenwart;  theils  auch  durch  den  Anfall  von  seinem 
Übel  aus  der  Continuität  des  Arbeitens  herausgekommen,  und 
konnte  zuletzt  bey  dem  schlechten  Wetter  nicht  wieder  mit 
der  ersten  Wärme  daran  kommen.  Hier  occupirte  ihn  nun 
der  Herzog  und  das  Baden  scheint  noch  weniger  als  das 
Trinken  grosse  Geistesbewegungen  zuzulassen.  Wären  wir 
nicht  soweit  ins  Jahr  vorgerückt,  so  dass  G.  länger  hier 
bleiben  und  dazwischen  pausiren  könnte ;  so  würde  es  bey 
der  übrigens  sehr  ruhigen  Lage  wohl  möglich  seyn,  das 
Ganze  noch  vom  Stapel  zu  lassen.  Unterdess  ist  ja  daran 
nichts  verloren,  und  ich  sehe  mich  schon  im  Geiste  diesen 
Winter  oder  Herbst  nach  Jena  versetzt,  wo  wir  dann  in 
grösster  Sammlung  ans  Werk  gehen  würden. 


138  Neue  Mittheilungen. 


G.  befindet  sich  übrigens  sehr  wohl  und  heiter,  das  Bad 
scheint  anzuschlagen,  und  alle  Menschen  freuen  sich  ihn  so 
heiter  gesellig  und  mittheilend  zu  finden.  Ich  habe  leider 
das  Glück  nicht,  ihn  beständig  zu  umgeben  indem  die  Hälfte 
des  Tages,  von  11  Uhr  an  mit  Baden,  Ruhen,  dem  Diner 
beym  Herzog,  und  der  Gesellschaft  bey  Fürst  Clary  oder 
andern  hingeht,  wobey  ich  denn  nicht  allerorten  gegenwärtig 
seyn  kann.  Doch  haben  wir  zusammen  schon  einige  Spazier- 
fahrten gemacht,  nach  Bilin,  wo  der  Sauerbrunnen  ist,  nach 
Kloster  Osseg,  nach  Graupen,  und  morgen  soll  es  nach  Dux 
gehen,  das  einem  Grafen  Waldstein,  Nachkommen  Wallen- 
steins  gehört,  wo  viel  Alterthümer  zu  sehen  seyn  sollen.  — 
Zelter,  der  vorige  Woche  abgereist  ist,  war  mein  täglicher 
Umgang  und  man  stärkt  sich  nicht  wenig  an  seiner  durchaus 
tüchtigen  und  kräftigen  Natur.  Er  hat  wieder  mehrere  Sachen 
von  Goethe,  bekannte  und  noch  nicht  bekannte,  componirt. 
die  wunderschön  sind.  Ich  denke  dass  er  sie  uns  von  Berlin 
schickt,  um  unsere  Academie  mit  frischen  Ergötzungen  zu 
versehen. 

Weimar  d.   14.  August   1813. 

Es  erfolgt  hier  die  Revision  und  soviel  neues  Manuscript 
als  ich  habe  anfertigen  können.  Vor  Ende  künftiger  Woche 
aber  kann  ich  nichts  senden.  Ich  muss  mich  jetzt  an  das 
Göthische  halten,  das  mir,  bey  seiner  Entfernung  und  da 
ich  das  Risico  tragen  muss,  wirklich  einige  Noth  macht:  denn 
es  enthält  gewaltige  Nachlässigkeiten  im  Styl,  theils  wohl 
durch  die  Aehnlichkeit  ja  Gleichheit  der  Zustände  veranlasst, 
öfter  aber  auch  durch  Mangel  an  Aufmerksamkeit  des  Dictators 
oder  des  Schreibers.  Unterdess  will  ich  sehen,  ob  ich  Ihnen 
zum  Mondtag  nicht  etwa  die  Hälfte  des  12.  Buchs  sende. 
Es  liegt  mir  selbst  daran,  damit  wegzukommen. 

Heute  heisst  es,  kehre  die  Herzoginn  zurück ;  auch  der 
Erbprinz  werde  erwartet ;  vom  Herzog  weiss  man  nichts 
bestmimts.  Morgen  soll  Souper  und  Cour  seyn,  andre  sagen 
wieder  der  Gesandte  werde  eine  kleine  Festivität  veranstalten. 
Mir  ist  alles  einerley,  denn  ich  habe  von  beyden  nichts,  und 
ich  sehne  mich  nur  nach  G.  Rückkehr :  denn  er  mag  seyn 
wie  er  will,  nach  so  langer  Abwesenheit  hat  man  sich  immer 
viel  zu  sagen. 

Wenn  Ihnen  das  11.  Buch  schon  Vergnügen  gemacht 
hat,  so  wird  es  das  12.  Buch  noch  mehr;  ich  weiss  nicht  ob 
die  Psychologie  je  einen  solchen  Ruck  auf  einmal  gethan 
hat,  als  ihn  diese  Bücher,  diese  Bekenntnisse  eines  grossen 
Geistes,  der  Lust  hat  sich  selbst  zu  betrachten,  von  nun  an 
geben  müssen.  13  und  14  fahren  fort  und  sind  äusserst 
interessant. 


MiTTHEILUXGEX  VON  ZEITGENOSSEN  ÜBER  GoETHE.  139 

Weimar  d.   lo  October  1813. 

Um  mich  auf  andre  Weise  zu  beruhigen  und  eine 
wissenschaftliche  Unterhaltung  mit  G.  zu  haben,  bin  ich  in 
ihn  gedrungen  mir  etwas  von  seinen  physiologischen  Ab- 
handlungen mitzutheilen,  und  er  hat  sich  bewogen  gefunden, 
diese  Papiere  vorzunehmen  und  wir  lesen  sie  zusammen.  So 
dürfte  die  Metamorphose  der  Pflanzen  in  einer  neuen  und 
reichern  Umgebung  auftreten,  wenn  sie  auch  der  ausge- 
arbeitetste  Theil  wäre.  Aber  die  Einleitung  ist  ganz  wie  sie 
daliegt  brauchbar,  das  Uebrige  mehr  schematisch,  aber  doch 
sehr  interessant.  Soviel  davon ;  behalten  Sie  aber  gütigst 
alles  für  sich,   damit  nichts  verlaute. 

9  Juni   181 6. 

Durch  Herrn  Wesselhöft  habe  ich  gestern  die  Nachricht 
erhalten,  dass  Sie  dicht  vor  dem  Feste  wieder  in  Jena  ein- 
getroffen sind.  Sonach  werden  Sie  unmittelbar  unterrichtet 
worden  sein  von  dem  Schicksale  das  unsern  theuern  Ge- 
heimerath  betroffen  hat.  Der  Tod  gleicht  Alles  aus,  und  so 
müssen  wir  mit  Antheil  und  Bedauern  gestehn,  dass  es  ein 
hartes  und  schreckliches  Ende  war,  welches  die  Frau  ge- 
nommen, ob  man  gleich  voraussehn  konnte,  dass  es  über 
kurz  oder  lang  so  kommen  musste.  Das  Detail  weiss  G. 
selber  schwerlich  so  wie  wir,  und  zu  seinem  Glücke  bleibe 
es  ihm  ferner  verhüllt.  Bei  seiner  Art  zu  sein  und  zu  leben 
wird  er  sie  nur  zu  oft  vermissen.  Ob  er  gleich  gefasst  er- 
scheint und  von  allem  Andern  spricht,  so  überfällt  ihn  doch 
mitten  unter  Anderm  der  Schmerz,  dessen  Thränen  er  um- 
sonst zurückzudrängen  strebt.  Die  Einsamkeit  wird  immer 
grösser  werden,  sobald  der  Sohn  erst  wieder  seinen  Geschäften 
und  Vergnügungen  nachgeht.  Denn  ausser  Meyern  und  mir 
sieht  er  nur  wenige  und  selten;  und  wir  können  gerade  in 
den  einsamsten  Stunden  am  wenigsten  um  ihn  sein.  Auch 
wird  die  ökonomische  Gesinnung  des  Sohnes  ziemlich  Alles 
von  ihm  entfernen,  was  ihn  zerstreuen  und  aufheitern  könnte. 
Ein  Aufenthalt  in  Jena  und  dann  eine  Reise  nach  Töplitz 
wird  also  wohl  das  Beste  und  Wirksamste  sein,  um  sein 
unschätzbares  Leben  uns  länger  zu  fristen. 

Weimar  26  Dez.  181 8 
Die  sorg  und  drangvollen  Tage  sind  glücklich  vorüber, 
und  ich  benutze  die  Ruhe  des  Festes,  mich  über  Manches 
gegen  Sie  auszusprechen.  Von  Goethes  INIaskenzug, '  der  un- 
streitig das  Imposanteste  geworden  sein  würde,  wenn  der 
Verfasser  nicht  die  Probe  gescheut,  und  zuvörderst  die  Theil- 
nehmer    durch  ein  Programm    vorher   von    seiner  Idee    hätte 


^  Maskenzus;  zu  Ehren  der  Kaiserin  von  Russland. 


140 


Neue  Mittheiluxgex. 


unterrichten,  auch  in  der  Ordnung  des  Aufzuges  dem  sach- 
verständigen Rathe  Coudray's  hätte  folgen  wollen.  Die  Verse 
haben  nur  sehr  wenige  gehört,  noch  wenigere  verstanden, 
und  weder  vom  Ganzen  noch  vom  Einzelnen  ist  ein  Bild 
übrig  geblieben,  weil  nirgends  ein  Bild  erschien.  Das  Ganze 
hatte  etwas  von  einem  Hasentreiben.  Die  Gruppen  con- 
centrirten  sich  immer  mehr  und  wurden  vor  den  hohen 
Herrschaften  durch  die  Tragödie  und  das  Epos  abgefangen. 
Erst  hinterher  sind  mir  in  einem  freundscliaftlichen  C'irkel  die 
einzelnen  Verse,  zum  Theil  jedoch  nur,  bekannt  geworden, 
und  mein  Urtheil  ist  dieses,  dass  das  Ganze  etwas  bunt- 
schäckig,  das  Erhabenste  und  Tiefste  neben  dem  Plattesten 
und  Unbedeutendsten  Platz  findet,  und  letzteres  nicht  einmal 
durch  einen  geglätteten  Ausdruck  ausgeglichen  wird.  Das 
Programm  ist  sehr  steif  und  verspricht  hin  und  wieder  mehr 
als  wirklich  geleistet  worden.  Von  500  Exemplaren,  die 
oben  ausgetheilt  worden  sein  sollen,  ist  keins  an  mich,  und 
ebenso  wenig  an  die  übrigen  Mitglieder  gekommen.  Auf 
alle  Nachfragen  und  Bitten  erhielt  ich  obigen  Bescheid,  und 
ich  musste  mir  von  Vulpius  eins  borgen.  Es  hat  mit  dem 
Ganzen  eine  eigene  Bewandtniss,  die  ich  Ihnen  wohl  ge- 
legentlich aufklären  kann.  Die  Verse  übrigens  sollen  erst 
zu  Ostern  erscheinen,  weil  G.  wie  es  heisst,  noch  hinzu 
setzen  und  verbessern  wolle.  Schade  dass  die  Lektüre  und 
Effekt  nicht  zusammentreffen!  Was  er  über  Wieland  und 
Herder  sagen  lässt,  ist  sehr  schön,  ebenso  auch  der  Epilog. 
Auch  wohl  noch  hie  und  da  einzelnes.  Was  Tragödie  und 
Epos  sagte,  weiss  ich  nicht  alles.  Soviel  ich  von  Andern 
vernommen,  ist  das  Ganze  doch  zu  reflexiv  und  nicht  immer 
klar.  —  Doch  ich  kehre  vor  fremder  Thür,  werden  Sie 
sagen;  Wohl!  Da  aber  seine  Dichtung  die  imposanteste  sein 
sollte  und  in  gewisser  Hinsicht  auch  gewesen  ist,  so  ist  es 
natürlich,  dass  ich  darüber  spreche,  indem  ich  über  meine 
Sachen  kein  reines  Urtheil  habe.  Uebrigens  hätte  ich  wohl 
verdient,  wenn  G.  mich  nicht  das  Ganze  lesen  lassen  wollte, 
ich  wenigstens  wie  mancher  Andere,  der  weniger  von  der 
Sache  versteht,  bei  der  Leseprobe  zugegen  gewesen  wäre. 
Wir  haben  die  Rollen,  die  er  uns  zuertheilt,  ohne  Wider- 
spruch angenommen,  ihn  in  der  ganzen  Zeit  mit  keiner  Frage 
noch  Ueberlauf  behelligt.  Es  hat  mir  und  meiner  Frau 
Geld  genug,  ja  mehr  als  billig  gekostet;  der  Sohn  hat  meine 
Verse  gesprochen ;  ihm  habe  ich  die  Handschrift  meiner 
Anreden  mitgetheilt,  kurz  ich  habe  Nichts  versäumt,  ein 
Verhältniss ,  das  sich  wieder  einleiten  wollte ,  zart  und 
schonend  zu  behandeln  —  und  nun  habe  ich  nicht  einmal 
das  Vergnügen  zu  wissen,  was  denn  eigentlich  gesprochen 
und  dargestellt  worden.    Versteht  es  einer  hier  zu  beurtheilen 


MiTTHEILUXGEN  VON'  ZEITGENOSSEN  ÜBER  GOETHE.  I4I 

in  ästhetischer  und  sprachverständiger  Hinsicht,  so  bin  ich 
es ;  und  in  Hinsicht  auf  Gedanken  und  Urtheile  habe  ich  in 
dem  bisherigen  Nichts  entdeckt,  das  mir  fremd  und  un- 
erreichbar gewesen  wäre.  Woher  und  wozu  also  diese 
Zurückgezogenheit  und  VerheimHchung!  Ich  gestehe,  dass 
mich  dieses  einigermassen  um  die  angenehme  Erinnerung 
der  schönen  Tage  bringen  könnte,  indem  es  mir  den  Genuss 
derselben   trübt. 

Die  Kaiserin  hat  persönlich  mir  das  angenehmste  und 
schmeichelhafteste  zu  erkennen  gegeben,  und  ein  nicht  un- 
bedeutender Brillantring  wurde  mir  vom  Fürsten  Narischky 
in  ihrem  Namen  überreicht.  Die  Hoheit  erhöhte  noch  den 
Werth  durch  eine  goldene  Dose,  die  sie  mir  mit  den  Ausdrücken 
der  aufrichtigsten  Huld  und  Gnade  überreichen  Hess,  wie  sie 
sich  denn  auch  während  der  ganzen  Zeit  in  der  liebens- 
würdigsten Herablassung  zeigte  ....   — 

Weimar    17  Febr.   i8ig. 

....  zu  den  erfreulichen  Dingen  melde  ich  Ihnen,  dass 
ich  schon  mehrere  Abende  bei  Goethe  gewesen  bin,  und 
das  alte  gute  Verhältniss  wieder  angeknüpft  ist.  Ich  glaube, 
dass  Ihnen  dies  lieb  sein  wird,  zu  vernehmen. 

\^'eimar  28  Juli    181 9. 

....  Goethe  habe  ich  seit  seinem  Hiersein  noch  nicht 
wieder  gesehen.  Ich  wusste  anfangs  Nichts  davon,  und  diese 
Woche  hat  sichs  noch  nicht  machen  wollen,  dass  ich  hin 
ging.  Ich  komme  ausser  meinem  Morgengange  und  in  die 
Schule  nirgends  hin ;  es  ist  auch  Niemand  hier,  und  Stadt 
und  Gegend  sind  mir  längst  zuwider.  Er  ist  der  Einzige, 
um  den   es   sich   noch  der  Mühe  verlohnt,    hier  auszuharren. 


Zelter  an  Heijirich    Voss  d.  y. ' 

Berlin  25.  Mai  1805. 
Ich  danke  Ihnen,  edler  Freund,  für  die  Mittheilung  Ihrer 
sehr  interessanten  Nachrichten  und  bitte  Sie  recht  sehr  darin 
fortzufahren  und  mir  ja  genau  und  sicher  zu  schreiben,  wie 
es  mit  d.  Geh.  R.  v.  Goethe  ist.  Ich  zittre  wenn  ich  daran 
denke.  Wie  schmerzhaft  mir  Schillers  Tod  ist,  davon  schweige 
ich,    ich   habe    es    selber    nicht    gewusst,  wie    ich    ihn   liebte. 

'  Dieser  und  die  folgenden  Briefe  an  H,  Voss  d.  j.  behnden 
sich  im  Voss-Archiv  der  Eutiner  Gymnasialbibliothek.  Mitgetheilt  von 
Eugen  Wolff. 

Heinrich  Voss  wirkte  1804 — 6  als  Professor  am  Gvmnasium  in 
Weimar,  mit  Goethes  Protection  beehrt;  vgl.  ausser  seinen  Briefen 
Herbst:  J.  H.  Voss  II,  2,  S.  20  i.  Zahlreiche  Freunde  erkundigen  sich 
bei  ihm  nach  Goethes  und  Schillers  Krankheit,  s.  namentlich  »Zeit- 
genossen« 2.  Bd.  IX,  g4  ff.  Er  übersetzte  damals  »Lear«  und  »Othello« 
(erschienen  Jena  if 


1^.2  Neue  Mittheilukgen. 

Schreiben  Sie  mir  ein  Mehreres  über  seine  Angelegenheiten, 
ich  werde  es  dankbar  aufnehmen.  .  .  . 

Haben  Sie  denn  über  der  Unruhe  mit  Goethe  auch  wohl 
die  Composition  Ihres  Liedes  zum  Othello  erhalten  ?  ich 
hatte  es  in  einen  Brief  an  Goethe  eingelegt,  der  mir  seit 
29  Januar  keine  Zeile  geschrieben  hat. 


Rieinei-  an  Heinrich    Voss  d.  j. 

Weimar  8.  Mai   1807. 

.  .  .  Goethe  hatte  vor  kurzem  wieder  einen  Anfall  von 
seinem  alten  Übel.  Das  bestimmt  ihn  diesmal  zeitiger  nach 
Carlsbad  zu  gehen  .  .  . 

Der  Tod  der  Herzogin  Mutter  hat  nicht  blos  äusserliche 
Trauer,  sondern  wirklich  innere  verursacht.  Sie  belebte  noch 
immer  den  Cirkel  von  Freunden,  der  sie  umgab,  und  war 
in  mehr  als  einem  Sinne  für  litterarischen  Verkehr  sowohl 
als  artistischen  erweckend  .  .  . 

Goethe  grüsst  Dich  schönstens,  so  auch  sie  und  August. 

Weimar  25.  April  1808, 

[Hoffnung  auf  lebhafteren  Briefwechsel]  da  August  in 
der  Nähe  ist, '  den  ich  Deiner  freundlichen  Theilnahme  und 
Berathung  auch  von  meinem  Theile  empfehle,  wie  es  Goethe 
bereits  gethan  hat. 

Wir  gehen  in  etwa  14  Tagen  nach  C'arlsbad  .  .  .  Werner 
las  bei  seinem  Hiersein  viele  Sonette  vor,  die  Du  zum  Theil 
kennen  wirst,  mystische,  heilige,  geniale  und  drollige.  Und 
nun  war  es  eine  Art  von  Reaction  von  meiner  Seite,  dass 
ich  närrische  machte. 

•  .  .  Von  Goethe  soll  ich  Dich  schönstens  grüssen.  Er 
ist  zwar  gegenwärtig  in  Jena,  hat  aber  diese  Bestellung 
zurückgelassen  .  .  . 

Wenn  ich  Zeit  gewinne,  lege  ich  einen  Brief  an  August  bei. 


Reinbeck  an  Johanna  Schopenhauer.'^ 

Stuttgart   16  Dez   1809 
Dass  wir  hier  des  grossen  Göthe  neuestes  Geschenk,  die 
Wahlverwandschaften,  mit   unbeschreiblichem  Vergnügen   ge- 
nossen und  bewundert  haben,  können  Sie  leicht  glauben  und 


'  August  Goethe  studirt  Frühjahr  1808  bis  Herbst  9  in  Heidelberg. 
Über  seine  Beziehungen  zum  Vossischen  Hause  belehren  die  Briefe 
im  Goethe -Jahrbuch' V,  38  ff.  und  X,  i  ff.  Über  Werners  Eindruck 
auf  Goethe  s.  bes.  Briefe  an  Jacobi  S.  259  und  242  ff.  Ein  Briet 
Riemers  an  August  ist  thatsächlich  beigelegt;  er  steht  G.-J.  X,  4  f. 

^  Mitgetheilt  von  F.  Lamey.  Das  »Bruchstück«  ist  »die  pilgernde 
Thörin«.  —  Dieser  und  der  folgende  Brief  aus  der  Bd.  X,  S.  95  A.  i. 
erwähnten  Handschriftensammluns:. 


MiTTHEILCNGEN  VOK  ZEITGENOSSEN  ÜBER  GOETHE.  I43 

hier  giebt  es  fast  nur  eine  Stimme  darüber.  —  Welch  eine 
Gabe  des  reichen  Genius!  —  Und  wir  haben  deren  noch 
mehrere  —  gebe  der  Himmel  noch  recht  viele!  — •  zu 
erwarten  —  Wenigstens  ist  unter  uns  die  frohe  Kunde  davon 
erschollen.  —  Welch  einen  Vorgeschmack  gibt  uns  nicht 
das  göttliche  Bruchstück  im  Damenkalender!  —  Wenn  man 
so  etwas  liest,  möchte  man  gleich  verschwören,  jemals  wieder 
eine  Feder  anzusetzen,  und  ist  man  damit  zu  Ende,  so  ist 
es  einem  wieder,  als  ob  man  sich  in  sich  neue  Quellen 
eröfnen  fühlte.  —  So  oft  ich  Göthe  lese,  ist  es  für  mich 
eine  Stahlkur.   — 


Elisa  V.  d.  Recke  an  Johanna  Schopenhaiier} 

Carlsbad,  d:  3  July 
1816. 
Mit  schmerzhafter  Rührung,  liebe  Theure,  habe  ich  Ihre 
Darstellung,  der  traurigen  A^erlassenheit,  der  guten  Göthe,  in 
ihrem  schreckhaften  Todeskampfe,  gelesen.  Wahrlich!  Diese 
gutmüthige  Frau,  hätte  es  wohl  verdient  dass  danckbare 
Herzen  ihren  letzten  bittern  Kampf  erleichtert,  und  die  unter 
furchtbaren  Krämpfen,  Sterbende  nicht  verlassen  hätten.  Im 
Leben  That  sie  vielen  wohl!  und  aus  meiner  Erfahrung  weiss 
ich  es,  dass  das  Bewusstseyn  uns  bey  heftigen  Krämpfen,  und 

Todesähnlichen  Erstarrungen  bleibt Der  furchtbare 

Tod  der  noch  im  Grabe  verfolgten  Göthe  hat  mich  schmerzhaft 
erschüttert !  —  Sie  haben  Recht,  theure  Frau !  Die  im  Leben 
auf  einer  Seite  so  glückliche  —  im  Sterben  aber  höchst  un- 
glückliche Göthe  hatte  doch  viele  gute  Seiten !  Warum  richten 
die  Menschen  denn  immer  ihre  Blicke  nur  auf  die  Fehler  der 
andern,  statt  diese  nur  stille  für  sich  als  Warnungen  zu  be- 
trachten die  uns  vor  Fehler  schützen  ?  —  U'odurch  die  Ver- 
storbene sich  mir  empfohlen  hat;  ist,  dass  ich  sie  nie  von 
andern  böses  sprechen  hörte;  auch  war  ihre  Unterhaltung, 
so  weit  ich  sie  kannte,  immer  so,  dass  ich  mir  es  wohl  er- 
klären konnte,  dass  ihr  anspruchsloser  heller  ganz  nathürlicher 
Verstand  Interesse  für  unsern  Göthe  haben  konnte,  der  mir 
seine  Frau  mit  diesen  Worten  vorstellte,  —  )ilch  empfehle 
Ihnen  meine  Frau  mit  dem  Zeugnisse,  dass,  seit  sie  ihren 
ersten  Schritt  in  mein  Hauss  that,  ich  ihr  nur  Freuden  zu 
danken  habe.«  —  Die  Frau,  welche  von  ihrem  Gatten  ein 
solches  Zeugniss  erhält,  über  deren  Fehler  werden  alle  Die- 
jenigen, welche  den  Gatten  schätzen  einen  Schleier  zu  werfen 
suchen.  Wir,  liebe  Theure !  wir  wollen  immer  der  guten 
Seiten  der  Verstorbenen  gedenken,  und  ihre  Schwächen  in 
Vergessenheit    zu    bringen    uns   bemühen !    —  \\'ann   Sie  Ge- 

'  Mitgetheilt  von  F.  Lamey. 


I^^  Neue  Mittheiluxgen. 


leeenlieit  dazu    finden  so  versichern  Sie  unseren  Göthe  auch 
meiner  Theihiame. 


Klinger  an  ' 

S.  Petersb.  9.  Febr.    1822. 

Was   Sie    mir   von   Goethe    und   den    Insecten- 

stichen  gegen  ihn  schreiben,  war  mir  schon  bekandt  ge- 
worden, und  Ihre  Ansicht  der  Sache  macht  Ihrem  Herzen 
und  Ihrem  Verstände  gleiche  Ehre.  Er  wird  stehen  bleiben 
und  bleiben  was  er  ist,  in  der  Gegenwart  und  der  Zukunft, 
und  diese  Phantasie  nicht  von  Geistern  sondern  von  Irwi- 
schen  Welt  wird  verschwinden.  Man  sagt  dass  Einer  dieser 
neuen  Phantasie  Welt,  dem  es  vermuthlich  an  Kraft  etwas 
hervorzubringen,  fehlt,  mit  Geist  gegen  ihn  geschrieben  habe, 
wenn  es  eben  dieselbe  ist,  der  den  3t.  Thl.  gegeben  hat, 
den  ich  durchblättert  habe,  so  hat  er  in  eben  diesem  Thle 
den  Stachel  selbst  vernichtet,  der  in  den  2  ersten  wirken 
soll;  denn  dieser  3t.  Thl.  (unter  einem  andern  Titel)  zeigt 
einen  beschränkten  Wicht,  aus  der  neuen  Schule,  Ich  hoffe 
Goethe  wird  der  Angreifer  lachen,  und  es  bereuen  hin  und 
wieder,  durch  eins  und  das  andre,  dieser  verzerrten  Schule, 
Veranlassung  gegeben  zu  haben,  zu  glauben  er  selbst  liebe 
dergleichen  Bildnerey. 


Marianne  von    Uillcnier  an  Fr.  Froniniann.^ 

Frankf  30.  Nov.  1830. 
[Trostworte  über  den  Tod  der  Frau  Johanna  Frommann.] 
Dieser  traurigen  Nachricht  sollte  bald  eine  zweite  folgen, 
als  ich  in  den  Zeitungen  Augusts  Todesanzeige  las  ;  mit  Be- 
stürzung und  Betrübniss  dachte  ich  an  den  armen  Vater  und 
welchen  Eindruck  es  auf  ihn  machen  würde,  als  ich  gestern 
einen  Brief  von  ihm  erhielt,  der  vom  9.  Nov.  datirt  beweist, 
dass  er  noch  keine  Ahnung  von  seinem  Verlust  hat,  aber 
doch  mehr  als  gewöhnlich  von  seinem  Sohn  spricht,  unter 
Anderem  die  unter  diesen  Umständen  erschütternden  Worte : 
»Mein  Sohn    hat    auf  eine  eisrne  Weise  mit  Heil  und  Unheil 


'  Mitgetheilt  von  L.  Geiger.  Original  im  Besitze  des  Herrn 
Alexander  Meyer  Cohn,  der  den  Abdruck  in  bekannter  Liberalität  ge- 
stattet hat. 

^  Mitgetheilt  von  H.  Frommann.  [Der  Brief  bildet  eine  gute 
Ergänzung  zu  dem  Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Marianne 
S.  291  ff.  Doch  muss  das  Datum  unseres  Briefes  falsch  sein,  viel- 
leicht 13.N0V. ;  das  hier  angekündigte  Schreiben  ist  vom  18.  Nov.,  die 
genaueren  Miltheilungen  von  Alwine  Frommann  am  16.  Die  ange- 
führte Stelle  Goethes  vom  9.  Nov.  lautet  im  Druck  S.  290  nicht  ganz 
so ;  nach  »vollbracht«  heisst  es  vielmehr :  »von  da  er  nun  wohl  sachte 
zurückkehren  wird.«     L.  G.] 


MiTTHElLUKGEN  VON  ZEITGENOSSEN  ÜBER  GOETHE.  IJC 

seine  Reise  nach  Rom  vollbracht,  wenn  er  zuletzt  glücklich 
nach  Hause  gelangt,  soll  er  mir  willkommen  seyn«  Sie 
können  sich  denken  wie  peinlich  uns  zu  Muthe  war  ich 
weiss  nun  wirklich  nicht,  was  ich  thun  soll:  mit  der  mon- 
tagigen Post  schicke  ich  einiges  von  Goethe  Verlangte  nach 
Weimar,  wage  aber  nicht  den  Brief  zu  beantworten,"  weil  ich 
nicht  weiss,  ob  und  wie  ihm  der  Tod  Augusts  beigebracht 
wurde,  wenn  Sie  etwas  erfahren,  so  würden  Sie  mich  sehr 
verbinden,  lieber  Herr  F.,  wenn  Sie  mich  davon  benachrich- 
tigen wollten.  .  .  . 


Brinckmajiti  an      ?  u    \pi._   jS^j.' 

Nein,  mein  Lieber,  die  güldne  Bulle  hilft  mir  nunmehr 
ebensowenig  wie  dem  Deutschen  Reiche.  Der  Herr  von 
Olenschlager,  welcher  geb.  17 ii  gest.  1778  die  Erläuterungen 
über  das  alte  Reichsgesetz  geschrieben  kann  nicht  der 
mütterliche  Grossvater  des  seligen  Apollos  gewesen  sein 
wie  Sie  selber  einsehen  werden  aus  dem  beifolgenden  dritten 
Iheil  aus  meinem  Leben  Seite  273,  274,  und  es  bleibt  immer 
merkwürdig,  dass  in  dem  ganzen  Werke-  dieser  mütterliche 
Ahn  nirgends  mit  Namen  aufgeführt  wird.  Auch  war  der 
Bullenbeisser  nur  Schöfif  nicht  Schultheiss  wie  Goethes  Gross- 
vater. Der  alte  Herr  wird  mich  wohl  also  einen  Brief  kosten 
an  den  allwissenden  Böttiger  in  Dresden,  der  mir  wohl  ehe- 
dem^ aergleichen  Zweifel  gelöst  hat.  Hiebei  folgt  mit  vielem 
Dante  der  50.  Theil  von  Goethe  zurück;  dagegen  erbitte 
ich  mir  den  zweiten  Theil  des  Faust,  den  Sie  wahrscheinlich 
bei  der  Hand  haben.  Zugleich  würden  Sie  mich  sehr  ver- 
binden durch  Wiederleihung  von  Nicolovius  über  Goethe. 

13-  Juni  1S34. 
Mit  herzlichem  Dank  kommen  die  beiden  Goetheana 
zurück.  Mich  haben  beide  Schriften  angezogen  und  belehrt. 
Die  Briefe  Lavaters  sind  ein  sehr  wichtiger  Beitrag  zur 
näheren  Kenntniss  des  grossen  Mannes,  denn  das  soll  er 
bleiben,  so  lange  die  Lumpenjungen  dieser  überklugen  Zeit 
noch    nicht    alle    geistige    Grösse     in     den    Koth    |etreten. 

H.  i-i^^Kr%'"^^  dieses  und  des  folgenden  Briefes  befindet  sich  in 
der  Riksbibhothek  in  Stockholm  und  zwar  in  einem  Bande  der  Brief- 
sammlung Bs,  der  hauptsächlich  Briefe  an  einen  schwedischen  Redacteur 
und  an  ein  Fraulem  später  Frau  von  Pollett  enthält.  Ich  verdanke  es 
der  Liebenswürdigkeit  des  Herrn  Bibliothekars  Dr.  Wiesel^räd  dass 
ich  die  Briefe  bei  einem  kurzen  Aufenthalte  in  Stockholm  (^ept'iSSo) 
copiren  durfte  und  sage  für  die  freundlich  ertheiltc  Erlaubniss  auch 
an  dieser  Stelle  meinen  Dank. 

Goethe-Jährelch  XIII. 


1^.6  Neue  Mittheilungen. 


Freilich  könnte  auch  aus  diesen  Briefen  die  gute  Hälfte 
ungedruckt  geblieben  sein,  aber  was  wir  uns  nicht  nehmen 
lassen  möchten,  ist  um  so  köstlicher  und  gediegener.  Es 
bestätigt  mir  manches,  was  ich  längst  schon  erahndet  und 
geglaubt  hatte  und  mir,  wie  ich  nun  finde,  richtig  abgezogen 
hatte  aus  Goethes  öffentlichen  Schriften.  Das  Mitlesen  des 
Meisten  unter  den  Zeilen  ist  doch  eine  gar  nützliche  Sache. 
Das  Büchlein  betrachtet  und  zeichnet  G.  überall  aus  einem 
schiefen  Gesichtspunkte  auch  wo  es  Wahrheit,  nicht  zu  ver- 
läugnende  Wahrheit  entwickelt.  Es  wird  vorzüglich  eine 
Saite  sehr  hart  angeschlagen,  die  in  meinem  Innern  längst, 
wenn  auch  leiser  geschwillt  hat:  diese  untheilnehrnende 
Selbstgenügsamkeit  von  den  Epikurs  Göttern.  Verglichen 
mit  andern  Herrlichen  der  Vor-  und  Mitwelt,  vor  allem  mit 
dem  von  ihm  selbst  gefeierten  Spinoza,  war  G.  gemUthlos. 
Ueberhaupt  war  es  keineswegs  Spinozas  Persönlichkeit  sondern 
die  folgerechte  Naturnothwendigkeit  seines  Lehrgebäudes,  was 
Goethe  anzog,  weil  es  ihn  zu  berechtigen  schien  die  Welt 
und  die  Menschen  als  blosse  Naturerzeugnisse  anzusehen 
und  zu  behandeln.  Seine  kalte  Behandlung  der  Einzelnen 
ging  doch  eher  vom  Denker  als  vom  Menschen  aus  aber 
der  erstere  war  auch  der  mächtigere  in  ihm  —  eine  Heirath 
mit  dem  Gefühl  war  ihm  unbequem,  aber  seine  Hure,  die 
Sinnlichkeit,  bereicherte  der  stolze  Genius  fürstlich  und 
grossmüthig. 

In  dem  Büchlein  ist  dies  auch  schief  und  etwas  platt 
aufgefasst.  Einzelne  Witzworte,  Einfälle  des  Augenblicks, 
Unarten  der  Laune,  wodurch  dies  alles  beurkundet  werden 
soll,  beweisen  durchaus  nichts.  Was  Diderot  irgendwo  mot 
de  Situation  nennt,  nach  welchen  die  Gesinnungen  keines 
vorzüglichen  Menschen  beurtheilt  werden  dürfen,  findet  auch 
hier  die  vortrefflichste  Anwendung. 

Und  dann,  welche  Kunstrichterei,  Goethe  soll  kein  Genie 
sein!  ein  blosses  Talent!  was  ist  denn  der  grosse  Verfasser 
des  Ryno  ?  und  neun  Zehntheile  aller  Dichter  seit  der  Sünd- 
fluth  ?  Und  das,  weil  er  hie  und  da  einen  altern  Stoff  be- 
arbeitet. Ist  ein  Gott  ein  blosses  Talent,  wenn  er  aus  dem 
Chaos  eine  Welt  gestaltete?  was  that  Homer?  Und  nun  die 
Beurtheilung  von  Goethes  lyrischen  Gedichten,  die  ihn  ganz 
allein  unsterblich  gemacht  hätten.  Dagegen  ist  der  Einleitungs- 
gesang zum  Büchlein  ganz  herrlich  und  vortrefflich.  Ich  habe 
ihn  mehrmals  gelesen  und  er  verdient  auswendig  gelernt  zu 
werden.     Wer  mag  der  Verfasser  sein? 


IL  Abhandlungen. 


10' 


Goethe  und  Barbara  Schulthess. 


Von 

Bernhard  Suphan. 


jn    Goethes    Freundin    in    Zürich,    Barbara    (Bäbe) 
Schuhhess,  sind  wir  in  den  letzten  Jahren  mehr- 

mals  freundhch  erinnert  worden.   Ein  Bild  von  ihr 

schmückte  das  »Neujahrsblatt  der  Züricher  Stadtbibliothek 
auf  das  Jahr  1888«,  worin  Ludwig  Hir:^el  als  gründlicher 
Kenner  litterarischer  und  heimathlicher  Zustände  «Goethes 
Beziehungen  zu  Zürich  und  zu  Bewohnern  der  Stadt  und 
Landschaft  Zürich«  lehrreich  dargestelh  hat.  Durch  Hirzels 
Mittheilungen,  besonders  aber  auch  durch  jenes  Bild_  der 
trefflichen  Frau  mit  den  sinnig  ernsten,  anmuthig  kräftigen 
Zügen  fühlte  sich  ein  Landsmann  Bäbes,  Friedrich  Bcriheau,' 
dazu  angeregt,  ihr  Ebenbild  in  einer  der  späteren  Dichtungen 
Goethes  aufzuweisen  —  er  glaubte  es  in  der  Gestalt  der 
Frau  Susanna,  der  «Schönen -Guten«  in  den  »Wander- 
jahren« gefunden  zu  haben  —  ein  Versuch,  der  auch  für 
den     nicht    Ueberzeugten    Ansprechendes     genug    behält, 

'  Goethe  und  seine  Beziehungen  zur  schweizerischen  BaumwoII- 
Industrie.  Nebst  dem  Nachweis,  dass  unter  Frau  Susanna,  der 
Fabrikantenfrau  in  Wilh.  Meisters  W.-J.,  Frau  Barbara  Schulthess  von 
Zürich  zu  verstehen  ist.  Wetzikon  1888.  Das  Schriftchen  ist  dem 
Schweizer  Spinner-,  Zwirner-  und  Weber -Verein  gewidmet.  Dieser 
Verein  hat  auf  Bertheaus,  seines  Aktuars,  Antrag  eine  marmorne 
Gedenktafel  an  dem  Hause  in  Rapperswyl  anbringen  lassen,  wo 
Goethe  1797  gewohnt  hat. 


ijO  Abhandlungen. 


und  dem  man  ja  damit  nichts  anhaben  kann,  dass  man 
den  sonderbaren  Einfall  belächelt,  in  dem  Neben -Namen 
Susannas,  Nachodine,  verberge  sich  Barbaras  Familien- 
name. Wer  will  es  einem  tüchtigen  Geschäftsmanne,  der 
seine  Erholung  bei  Goethe  sucht,  und  darüber  gar  zum 
Goetheforscher  wird,  verdenken,  dass  er  sich  auf  das 
philologische  Aufzwirnen  eines  Namens  nicht  recht  ver- 
steht. Für  das  Sachliche  hat  Bertheau  einen  sicheren 
Blick  und  eine  glückliche  Hand.  Den  Nachweis,  dass  es 
die  Zustände  und  Eigenheiten  des  Schweizer  Gewerks 
sind,  die  Goethe  in  der  so  anschaulichen  Beschreibung 
der  Spinner-  und  Webertechnik  im  dritten  Buche  der 
Wanderjahre  (Kapitel  5  und  13),  wiedergiebt,  diesen  Nach- 
weis hat  Bertheau  überzeuo;end  geführt.  Es  wird  ihm  und 
den  Goethefreunden  zumal  in  der  Schweiz  erfreulich  sein 
zu  erfahren,  dass  auch  diese  Beschreibung  selbst  im  eigent- 
lichsten Sinne  Schweizer  Technik  ist.  In  Goethes  Nach- 
lass  habe  ich  unlängst  die  umfassende  Aufzeichnung 
aufgefunden,  die  Heinrich  Meyer,  der  Kunstfreund  und 
Reisefreund  von  1797,  für  Goethe,  als  er  jene  Kapitel 
entwarf,  hergestellt  hat. '  Nur  die  künstlerische  Ver- 
theilung  dieser  zum  grossen  Theil  wörtlich  benutzten 
Aufzeichnungen  gehört  dem  Dichter.  Wer  hat  nicht  mit 
Entzücken  die  leSendig  bewegte  Schilderung  gelesen,  wie 
die  Marktleute,  von  den  Ihrigen  erwartet,  des  Abends 
auf  dem  See  heimwärts  fahren,  ^  wer  hätte  nicht  laut  oder 
leise  gesagt:  so  kann  nur  Goethe  sehen,  so  nur  Er  seinen 
Leser"  sehen  lassen.  Aber  das  Lob  gebührt  dieses  Mal 
einem  Andern.  Die  ganze  Stelle,  fast  zwei  Seiten  in  der 
Ausgabe  letzter  Hand  (23,  172  i^,"^  liegt  in  Meyers  Concept 
vor.  Ein  einzig  Wörtchen  hat  Goethe  hinzugethan,  ein 
»kaum«    —    das    den    Zauber   dieser    Schilderung    erhöht: 

»wenn dann  der  Mond  aufgeht  und  seinen  Schimmer 

über  die  kaum  bewegte  Fläche  streut«.  Es  steckt  doch 
mehr  in  dem  Manne,  als  man  insgemein  zugesteht  und 
Goethe  hat  wohl  gewusst,  was  er  an  ihm  besass.  — 
Nächst  den  landsmännischen  Publicationen  von  Hirzel 
und  Bertheau  ist  nun  noch  die  jüngst  erschienene  ange- 
nehme Schrift  von  /.  Her^^felder  »Goethe  in  der  Schweiz« 
zu  nennen  (Leipzig,  Hirzel  1891).  Bäbe,  die  Immergleiche 
—  kein   schönerer  Name   kann  für    sie    gefunden    werden 


'  io]4  Folio-Halbseiten.  Neben  der  Beschreibung  die  Zeichnungen 
»die  wir  leider  nicht  mitgeben  können«  (Werlce  23,52).  Vgl.  Goetnes 
Tagebücher  (Werke,  Dritte  Abtheilung)  4,  379  fg.  zu  115,1. 

^  »Aber  nicht  allein  —  tragen  zu  helfen«.  23,  172,  178.  Werke 
Hempel  18,  382  fg. 


Goethe  und  Barbara  Schulthess.  15 1 


als  dieser,  den  Lavater  ihr  in  guter  Stunde  beigelegt  hat' 
—  erhält  auch  in  diesem  Buche  einen  Ehrenplatz  unter 
den  helvetischen  Freunden.  (S.  34  fgg.  u.  a.) 

An  das  Goethe-Archiv  und  dessen  verborgene  Schätze 
haben  sich  gelegentlich  dieser  Publicationen  mancherlei 
Erwartungen  geheftet.  Hirzel  wiederholt  (S.  10)  die  Klage 
darüber,  dass  Bäbe  zwei  Jahre  vor  ihrem  18 18  erfolgten 
Tode  sämmtliche  Briefe  Goethes,  die  in  ihrer  Hand  ge- 
wesen, vernichtet  habe.  »Für  die  verbrannten  Briefe  des 
Dichters  müssen  nun  die  in  Weimar  erhaltenen  Briefe 
Bäbes  als  Ersatz«  —  wäre  das  möglich?  —  »dienen.«  Und 
Bertheau  schliesst,  indem  er  jene  köstliche  Stelle  anführt, 
die  das  leidenschaftslos  innige  Verhalten  Susannas  zu 
Lenardo,  dies  »reinste  Wohlwollen«  ausdrückt  (23,  215  fg.)^ 
mit  folgenden  Sätzen :  »Diese  Stelle  macht  ganz  den  Ein- 
druck, als  sei  sie  ein  Auszug  aus  einem  Briefe  der  treff- 
lichen Frau  an  Goethe.  Ob  sich  ein  solcher  im  Goethe- 
Archiv  wohl  finden  wird?« 

Das  Archiv  hat  nun  an  dieser  Stelle  (S.  10  f.)  alles  ge- 
geben, was  es  besitzt.  Ein  einzelnes  Stück,  der  älteste  der 
erhaltenen  Briefe  Bäbes,  ist  den  Mitgliedern  der  Goethe-Ge- 
sellschaft schon  im  fünften  Theil  ihrer  »Schriften«  (S.  8)  mit- 
getheilt  w  orden :  »Dein  Brief,  mein  Lieber !  war  wäeder  einmahl 
gleich  einem  Besuch  von  höheren  Wesen  aufgenommen!« 
u.  s.  w.  (Zürich,  den  20  März  1788).  Wer  das  Schicksal 
der  älteren  Goethischen  Correspondenz  kennt,  wird  sich 
nicht  wundern,  wenn  er  diesem  Einen  nur  eine  beschränkte 
Anzahl  nachfolgen  sieht.  Vor  dem  Aufbruch  zur  Reise 
von  1797  ^^^  Goethe  mit  den  Urkunden  der  früheren 
Epochen  gründlich   aufgeräumt   und    alle    bis    1792   einge- 


'  Erhalten  ist  uns  das  Wort  in  der  kleinen  Gediichtnissschrift, 
die  Georg  Gessner,  Bäbes  Tochtermann,  bald  nach  ihrem  Tode 
verfasst  hat,  »Denkmahl  einer  Edeln.«  o.  O.  181 8  (nicht  181 7,  wie 
von  alter  Hand  auf  dem  aus  der  Züricher  Stadtbibliothek  mir  freund- 
lich dargeliehenen  Exemplar  steht)  23  S.  8°.  Gessner  nimmt  die  Worte 
auf,  mit  denen  ein  Freund  Bäbes  Charakter  geschildert.  »Bev  etwas 
Ernstem,  das  in  ihrem  Charakter  lag,  und  das  für  manchen,  der  sie 
nur  oberflächlich,  und  nicht  nach  dem  innei-n  Grunde  aus  dem  es  floss, 
und  gani  kannte,  etwas  Zurückschreckendes  hatte,  war  sie  dennoch 
voll  herzlicher  Güte  und  wohlwollender  Theilnahme,  aber  ohne  Ziererev, 
die  der  untermischte  Ernst  verschlang;  und  wer  durch  diesen  >Jebel 
durchdrang,  der  ward  von  ihrer  heitern  und  warmen  Sonne  erquickt.« 
Er  fügt  S.  1 5  hinzu :  »Diesen  Charakter  behielt  sie  immer,  und  be- 
wahrheitete bis  an  ihr  Ende  das  Urtheil  ihres  Freundes  Lavater,  der 
sie  oft  die  Immergleiche  zu  nennen  pflegte.«  Das  beste  Wort  in  dem 
ganzen  Büchlein. 

^  »Aus  ihrem  Erwidern  —  Dankbarkeit  übrig  bleibe«,  Kap.  14 
gegen  Ende.     Werke  Hempel  28,  408. 


1^2  Abhandlungen. 


gangenen  Briefe  den  Flammen  überliefert.  Nur  was  sich 
zufällig  nicht  bei  der  Briefmasse  befand,  ist  verschont  ge- 
blieben, so  jener  mit  den  Papieren  aus  Italien  aufbewahrte 
Brief;  sodann  auch  alle  in  die  sogenannten  Quartalhefte 
eingebundenen  Stücke  (vgl.  Schriften  der  Goethe-Ge- 
sellschaft 4,  358).  In  solchen  aktenmässig  geführten  Heften 
haben  sich  noch  siebzehn  Briefe  von  Bcäbe  gefunden  und, 
zu  guter  Letzt,  das  Concept  eines  Briefes  von  Goethe.' 

Wir  besitzen  also,  ausser  jenem  einen  von  1788,  die 
zusammenhängende  Reihe,  die  vom  November  1792  bis 
zum  November  1797  reicht.  Jede  Spur  einer  Fortsetzung 
der  Correspondenz  verschwindet  von  da  ab  in  unsern 
Akten.  Hat  Goethe  spätere  Briefe  Bäbes  besonders  auf- 
bewahrt (wie  er  es  z.  B.  mit  den  letzten  Jahrgängen  der 
Briefe  seiner  Mutter  hielt)  und  etwa  diese  Sammlung,  auf 
Verlangen,  zurückgegeben?  Hat  ein  Verkehr  über  1797 
hinaus  nicht  stattgefunden?  Ich  komme  auf  diese  Frage 
in  anderem  Zusammenhans:  zurück. 


Der  letzten  Phase  des  Verhältnisses  gehören  die  uns 
erhaltenen  Briefe  ohne  Zweifel  an.  Aber  das  Vergangene 
lebt  in  ihnen  weiter.  Bäbe  bewährt  sich  als  die  Immer- 
gleiche in  der  Treue,  mit  der  sie  ihre  Erinnerungen  hegt 
und  wahrt.  Im  Juni  1775  hat  Goethe  sie  zuerst  gesehen, 
sie  gehörte  zu  Lavaters  Kreise.^  Sie  war  damals  noch 
nicht  dreissig  Jahre  alt  (geb.  den  5  October  1745),  Gattin 
des  Kaufmanns  David  Schulthess  im  »Schönen  Hof«,  mit 
dem  sie  seit  1763  vermählt  war.  Lavater  hat  unter  die 
Charakterbilder  seiner  »Lieben«,  die  er  im  Oktober  1775 
an  Herder  sendet,  auch  das  ihre  aufgenommen.  »Frau 
Schulthess  ist,  kurz  und  gut,  eine  —  Männin.'  Sie  spricht 
fast  nichts  und  fühlt  nur  ohne  Wortgepränge.  Sie  ist 
nicht  schön  und  nicht  fein  gebildet.  Nur  stark  und 
fest,  ohne  Grobheit.  Sie  ist  streng  und  stolz  —  unausge- 
breitet,  eine  treffliche  Frau,  eine  herrliche  Mutter.  Ihr 
Schweigen  ist  belehrende  Kritik.  Sie  ist  mir  Warnerin 
und  Stab  .  .  .  Sie  ist  mir  nur  durch  Schweigen  nützlich  ; 
sie  empfängt  nur  und  gibt  mir  nicht  —  aus  wahrer 
Demuth  und  —  wahrem  Stolz.«  Eine  acht  Lavaterische 
Schaustellung,  wahr  und  unwahr,  im  Zu-  und  (besonders !) 
im  Absprechen  »superlativisch«,   auf  gemachte  Gegensätze 


'  Nur  ein  Brief  Bäbes  (No.  5)  war  nicht  eingeheftet. 
^  Düntzer  »Freundesbilder«  (1853)  S.  40. 

'  »Männin«,  wie  Eva,  i  Mos... 2,  23.     Ich  denke  an  Herders   be- 
redte Auslegung  des  Wortes  in  der  »Äkesten  Urkunde«,  Werke  7,  47  fgg. 


Goethe  und  Barbara  Schulthess.  1 5  3 

hinausgespielt.  Der  Pliysiognomist  hebt  hervor,  was  sie 
von  ihm,  dem  Gottesschwätzer,  und  von  den  himmels- 
durstigen Seelen  unterschied,  mit  denen  er  sich  besser  ver- 
stand. Unter  den  Frauen,  die  sich  zu  ihm  hielten,  hatte 
Bäbe  wohl  den  klarsten  Verstand  und  sicher  das  tiefste 
Gemüth.  Den  Kern  ihres  Wesens  hat  er  erkannt ;  das  ist, 
mit  einem  alten  Worte  gesagt,  »die  State«.  Diesen  Ein- 
druck muss  Bäbe  bei  erster  Begegnung  auch  auf  Goethe 
gemacht  haben.  Er  hat  sich  sogleich  ein  Herz  zu  ihr,  der 
»Herzlichen«  (so  nennt  er  sie  bald)  gefasst.  Er  brauchte 
eine  Beichtigerin  damals,  oder  richtiger,  noch  eine  andere 
ßeichtigerin  als  seine  Schwester  Cornelia,  die  ihm  in 
schmerzlich  mächtiger  Zurede  die  Trennung  von  Lilli  zur 
Pflicht  gemacht  hatte.  Es  liegt  etwas  von  Cornelias  Ernst 
aut  Barbaras  Stirn  und  in  ihren  Augen.  Ganz  war  sie 
dazu  geartet,  in  einem  freien  menschlichen  Sinne  das 
evangelische  »Amt  der  Schlüssel«  zu  üben  und  die  Seele 
zu  lösen,  die  sich  ihr  zutraulich  erschloss.  »Warnerin  und 
Stab«,  Von  der  »Eise  Türckheim«  ist  bald  zwischen  ihr  und 
Goethe  die  Rede  gewesen,  sie  hat  um  das  Verlöbniss 
gewusst,  und  zwanzig  Jahre  später  ist  sie  auch  Lillis  Ver- 
traute  geworden!     »Es  war  mir  so    wohl   neben    ihr,   als 

wenn   ich  in  deiner  Iphigenie  lese so  wohl  von  dir 

mit  ihr  zu  sprechen«.     (No.  5.) 

Der  Schweigsamen  und  Zuverlässigen  hat  Goethe  in 
jenen  Jahren  der  unmittelbaren  »Confessionen«  sich  willig 
anvertraut.  »Goethe  hat  der  Frau  Schulthess  einen  herr- 
lichen Briet  über  sein  Wesen  in  Weimar  —  und  das 
Getratsch«  (die  Ausstreuungen  der  Missgünstigen)  »ge- 
schrieben«. Lavater  an  Zimmermann,  22.  Juni  1776.  Sie 
gehörte  alsbald  auch  zu  dem  engsten  Kreise,  der  sich 
an  Goethes  dichterischen  Bekenntnissen  erbaute,  ja  sie 
besass  zeitweilig  die  »einzigen  Abschriften«.'  Durch 
Bäbe,  die  ihn  zuerst  erhielt,  wurde  den  Züricher  Freunden 
der  älteste  »Tasso«  mitgetheilt,  Juni  und  November  1781.^ 
Wenn  Lavater  seiner  hastenden  Vielgeschäftigkeit  erliegen 
will,  appellirt  Goethe  an  die  gemeinsame  Freundin.  »Lass 
mir  doch  durch  Bäben  wenigstens  etwas  ausführliches 
sagen«  —  (19.  Februar  8r.)  Und  Bäbe  macht  getreulich 
den  Secretär.' 


'  Werke,  Weimarer  Ausgabe  Vierte  Abtheilung,  5,  56,22.  4,  280,7. 
329,23.  Das  Verzeichniss  ihrer  Sammlung  (64 Nummern)  hat  v.  Loeper 
veröffentlicht,  Werke,  i,  564  tgg. 

^  Goethes  Werke,  Vierte  Abtheilung  5,  150,3.  216,18.  229,24. 

5  Goethes  Werke,  Vierte  Abtheilung  4,  329,9.  5,  56,5.  6,  20,i4. 
Inhalt  solcher  aufgetragenen  Briefe:  5,  55,7.     86,11.     89,10. 


154  Abhandlungen. 


Inzwischen  aber  war  wiederum  in  der  Nähe,  in  per- 
sönHchem  Verkehr  Neigung  und  Vertrauen  ausgetauscht, 
und  man  war  sich  des  gegenseitigen  Werthes  dabei  noch 
inniger  bewusst  worden.  Wie  mit  Lavater,  so  hat  Goethe 
sich  mit  Bäben  noch  enger  befreundet  bei  dem  Besuche, 
den  er  im  Spätjahr  1779  in  Zürich  machte,  auf  der 
Schweizerreise,  die  er  mit  seinem  fürstlichen  Freunde 
unternahm.  Er  hatte  in  Strassburg  Lilli  Schönemann  als 
glückliche  junge  Mutter  wiedergefunden,  hatte  das  Grab 
seiner  Schwester  Cornelia  in  Emmendingen  besucht.  Den 
Tag  des  Wiedersehens  hat  Bäbe  noch  in  späteren  Jahren 
als  einen  Feiertag  begegangen  »den  i9ten  November,  der 
dich  zu  mir  brachte«.  (No.  6.)  Sie  trat  ihm  als  Witwe  ent- 
gegen, ihr  Gatte  war  1778  gestorben.  Goethe  hat  von 
dieser  Begegnung  seiner  »vielgeliebten«  Charlotte  nichts 
mitgetheilt.  Er  schreibt  ihr  in  den  zwei  Züricher  Wochen 
zwei  Mal  von  Lavater,  wie  sehr  ihm  sein  Umgang  wohl- 
thue,  Barbara  Schulthess  aber  erw'ähnt  er  nicht.  Er  wusste 
es  wohl,  Frau  von  Stein  »forderte  ihn  ganz  für  sich«. 
So  galt  es  denn  auch  später,  nachdem  er  ihr  von  der 
Schweizerin  erzählt  hatte,  Regungen  der  Eifersucht  zu 
beschwichtigen.  Bäbe  war  drei  Jahre  jünger  als  Frau  von 
Stein,  und  von  der  Zeit  der  ersten  Bekanntschaft  bestand 
zwischen  ihr  und  Goethe  das  trauliche  Du.  Charlotte  hat 
Einblick  in  die  Correspondenz  verlangt  und  erhalten.  »Hier 
sind  Lavaters  und  der  Schulthess  Briefe,  mein  Herz  hat 
vor  deinem  nichts  verborgen«  (30.  Mai  81).  So  legt  ihr 
Goethe  noch  später  (18.  November)  »eine  Antwort  an 
Bäbe  Schulthess«  vor.  Wenn  er  sich  in  den  nächsten 
Jahren  meistens  auf  ein  »Grus  Bäben«  in  den  Briefen 
an  Lavater  beschränkte,  so  mag  die  Nähe  der  Frau,  der 
er  sich  ganz  zu  eigen  gegeben,  dabei  mitgesprochen  haben. 
Eine  Entfernung  aber,  ein  Erkalten  ist  nicht  im  mindesten 
eingetreten,  und  die  Mittheilungen  gehen  wie  in  früheren 
Zeiten  fort.  Ueber  Frankfurt,  von  Goethes  Mutter,  erhält 
Frau  Bäbe  die  Tiefurter  Journale  und  das  vierte  Buch 
Wilhelm  Meisters  (1783,  Dezember)',  Und  während 
Goethe  sich  von  Lavater  und  seinem  übersinnlichen 
Wesen  und  Treiben  innerlich  immer  mehr  abkehrt, 
rechnet     er    darauf,     dass    die     Freundin    sich    das     Ver- 


'  Werke  IV,  6,  225.  Unter  den  »Postsendungen«  der  Goethe- 
schen  Ausgabe-Bücher  ist  vorn  15.  Juni  1781  bis  zum  20.  April  1785 
keine  an  »Madame  Schulthess«  aufi^eführt.  Aber  die  Postnotizen  sind 
in  diesen  Jahren  überhaupt  dürftig.  Ein  Brief  von  Mitte  November  81 
wird  nachgewiesen  durch  IV,  5,  2i6,i,s;  ebenso  fehlt  in  den  Rechnungs- 
büchern der  vom  4.  Dec.  85,  der  sich  aus  IV,  7,  137,7  ergiebt.  Jene 
verzeichnen  in  1785  bloss  einen  Brief,  20.  April. 


Goethe  und  Barbara  Schulthess.  155 

stänJniss  für  seine  Welt  wahre.  Nun  wird  jeweilig 
Kavser,  der  musikalische  Freund  und  Landsmann,  zum 
Uebermittler  der  Grüsse:  er  componirte  jetzt  »Scherz,  List 
und  Rache«,  wie  er  vormals  für  das  »Christliche  Magazin«, 
das  Organ  des  Lavater'schen  Kreises,  »Der  Du  von  dem 
Himmel  bist«  in  Töne  gesetzt  hatte.  Er,  der  »haltlose 
Freund«,  damals,  zu  Zeiten  wenigstens,  noch  hoffnungsvoll 
in  seinem  Schaffen,  war  in  Bähes  Hause  wohl  gelitten,  er 
leitete  die  musikalische  Bildung  ihrer  heranwachsenden 
Töchter.  »Weis  Frau  Schulthess  etwas  von  unserm  Unter- 
nehmen?« fragt  Goethe  bei  Kayser  an,  den  4.  December  85, 
und  nachdem  es  ihm  bestätigt  worden,  erwidert  er:  »JMich 
vergnügt  sehr  dass  Sie  Frau  Schulthess  wie  sie  mir  schreibt 
Theil  an  unserm  Wercke  nehmen  lassen.  Ich  habe  es 
heimlich  gewünscht  doch  sagte  ich  nichts  davon  weil  ich 
Ihr  Verhältniss  zu  ihr  nicht  kannte.  Grusen  sie  die  liebe 
Frau,  sie  wird  ein  Briefgen  vom  4.  December  von  mir 
erhalten  haben«.  (Werke  IV,  137,7.     148,6.) 

Mit  der  italienischen  Reise  tritt  ein  Aufschwung  des 
brieflichen  Verkehrs  ein.  Er  beginnt  schon  in  der  Zeit 
der  Vorbereitung  und  Erwartung.  Den  fünf  Briefen  des 
Jahres  1786  reihen  sich,  nach  den  Post-  und  Tagebuchs- 
vermerken, acht  aus  1787,  sechzehn  aus  17S8  an';  diese 
und  die  sieben  aus  1789  beweisen,  dass  auch  nach  der 
Heimkehr  der  Faden  eifrig  weitergesponnen  wurde.  Wäre 
das  Klagen  nicht  müssig  —  der  Verlust  dieser  Zeugnisse 
lässt  sich  am  wenigsten  verschmerzen.  Wir  haben  nur 
den  einen  Brief  Bäbes  vom  20.  März.  Welche  entgegen- 
wallende Freude  darin,  welch  ein  herzig  traulicher  Ton, 
bis  zum  schalkhaften  Scherz  »und  —  sollte  das  Weibchen 
umsonst  so  lang  schon  sich  zersinnet  haben,  wie  sie  gefällig 
genug  vor  dir  erscheinen  wolle !  Das  kann  nicht  seyn !« 
Und  daneben  gleich  der  sittliche  Ernst  in  der  Entrüstung 
über  die  verführerisch  gleissenden  Schönheiten  von 
Heinses  Roman. 

»Sollten  die  Träume,  die  wachend  und  schlafend  so 
oft  diese  viele  Monate  durch  dich  hinüber  gezaubert  haben 
—  Träume  bleiben  —  ich  mag  nichts  als  hoffen !«  Der 
Hüffnungstraum  verwirklichte  sich  in  —  Constanz.  Nomen 
omen.  »Wir  gedenken  über  Chiavenna  und  Chur  zu  gehen« 
schreibt  Goethe  auf  der  Heimreise  begriffen,  von  Mailand 
an  Carl  August,  23.  Mai  88  —  und  dann  ein  wenig  seitwärts 


'  Wenigstens   ein   Brief,   der  nicht  notirt    ist,    fällt  in    den  April 
oder  Mai  88. 


156  Abhandlungen. 


nach  Constanz  zu  rücken.  Dort  wollen  wir  den  4  Juni  .  .  . 
die  gute  Schulthess  von  Zürich  antreffen,  welche  ich 
sprechen  und  begrüssen  muss,  ohne  den  Kreis  des  Propheten 
(Lavater)  zu  berühren«.  Wir  wissen  nichts  von  diesen 
»Constanzer  Tagen«,  nichts  weiter,  als  dass  sie  wie  ein 
schönstes  Glück  in  Bäbes  Erinnerung  fortlebten.  (No.  6.) 
Ein  grosses  Vertrauen  muss  gegenseitig  gewaltet  haben 
und  ein  reines  Einverständniss.  Mehr  noch  als  an  jenem 
neunzehnten  November  konnte  Bäbe,  die  treue  Seele, 
dessen  inne  werden,  wie  viel  sie  dem  Freunde  gab,  wie 
viel  sie  ihm  war;  damals  hatte  sie  sich  noch  mit  Lavater 
in  seine  Neigung  getheilt,  jetzt  galt  sie,  die  »Gute«  ihm 
mehr,  als  Er,  den  Goethe  einst  »den  besten,  grössten, 
weisesten,  innigsten  aller  Menschen«  genannt  hatte,  »dessen 
Trefflichkeit  kein  Mund  ausspreche«.  Goethe  aber  mochte 
sich  tragen,  ob  er  einer  gleich  anspruchslosen  Hingabe 
daheim  bei  der  Frau  begegnen  werde,  an  die  er  jahrelang 
und  bis  jetzt  so  viel  Liebe  gewandt  hatte.  Und  neben 
Bäbe  stellte  sich  wohl,  aus  jüngster  Erinnerung,  das  Bild 
der  römischen  Freundin,  die  ihm  in  gleicher  Selbstlosigkeit 
zugethan  war.'  Aber  Bäbes,  der  Hausfrau,  kräftiges  Gemüth 
war  seinem  Wesen  mehr  verwandt,  als  das  zarte  Seelchen 
Angelika's,  der  Künstlerin. 

4- 
Wir  nähern  uns  der  Zeit,  wo  die  in  Einer  Folge  er- 
haltenen Briefe  Bäbes  einsetzen.  Sie  hat  den  zweiten 
grossen  Schmerz  ihres  Lebens  erlitten  durch  den  Verlust 
ihrer  ältesten  Tochter,  die  nach  kurzer  Ehe  in's  Grab  ge- 
sunken war  (1792);  von  diesem  Schkige  und  von  einem 
zweiten,  der  sie  mit  gleicher  Schwere  nach  kaum  zwei 
Jahren  trifft  (Nr.  4),  erhebt  sie  sich  kraft  ihres  frommen, 
schlicht  gläubigen  Gemüths.  Ungeschwächt  bleibt  ihr  An- 
theil  an  den  Schicksalen  ihrer  Freunde  und  Lieben,  ihre 
Theilnahme  an  den  Leiden  der  Menscheit.  Still  ihren  häus- 
lichen und  geschäftlichen  Pflichten  hingegeben,  beobachtet 
sie  mit  schmerzlicher  Besorgniss  den  Gang  jener  fürchter- 
lichen Bewegung,  die,  von  Westen  vordringend,  die 
Länder,  auch  ihre  engere  Heimath  schliesslich  ergreift. 
Sie  begleitet  in  Gedanken  den  liebsten  Freund,  in  dessen 
Lebensgang  die  Kriegsläufte  mehr  als  ein  Mal  eingreifen^ 
häusliches  Behagen  und  stilles  Schaffen  unterbrechend. 
Goethe  hat  in  der  Zwischezeit  den  Verkehr  nicht  stocken 
lassen^;    die    Stimme    der   Freundschaft,     wie     er    sie  aus 


'  Schriften  der  Goethe-Gesellschaft  5,  15  fgg.,    Angelika's  Briefe 
an  Goethe. 

^  1790  ergeben  sich  vier,  1791  drei  Briefe  aus  den  Verzeichnissen. 


Goethe  und  Barbara  Schulthess.  157 

Bäbes  Briefen  vernahm,  muss  ihm  in  diesen  Jahren  doppelt 
wohhhuend  erklungen  sein.  Denn  mit  der  Trennung  von 
Charlotte  von  Stein  war  das  Seelenband  gelöst,  das  ihn 
so  lange  und  innig  festgehalten  hatte,  und  von  dieser  Seite 
war  nun  (man  thut  Christianen  kein  Unrecht,  wenn  man 
das  ehrlich  bekennt)  sein  Leben  verarmt.  Zwei  Frauen 
aber  hielten  treu  zu  ihm:  Frau  Aja,  die  sich  ihre  Froh- 
natur auch  in  den  Nöthen  jener  schlimmen  Jahre  wahrte, 
und  die  Freundin  in  der  Schweiz,  die  ernstere,  gesetzte. 
Und  Bäbes  Schriftzüge,  denen  der  Mutter  ähnUch,  mochten 
ihn  manchmal  an  diese  selbst  erinnern. 

Ganz  in  der  Stille  bereitete  sich  Goethe  aut  neue 
Wanderjahre,  eine  zweite  Reise  nach  Italien  vor.  Mit  dem 
Versprechen  wiederzukommen,  war  er  im  April  1788  von 
den  römischen  Freunden  geschieden.  Um  die  Verwirk- 
lichung des  Liebhngsplanes  hat  Bäbe  früh  o;ewusst,  und 
sie  knüpft  daran  sofort  die  Hoffnung  des  Wiedersehens 
(Nr.  5).  Erst  im  zweitnächsten  Sommer  aber  konnte 
Goethe  die  Reise  antreten,  die  ihn  nach  Zürich  und  wenig 
darüber  hinaus  nach  Stäfa  führte,  dem  Geburtsorte  Meyers, 
der  dem  Plane  nach  sein  Genosse  nach  Italien  sein  sollte; 
nach  elftägiger  Alpenwanderung  aber  und  einem  noch- 
maligen Aufenthalt  in  Stäfa,  ging  es  wieder  zurück  nach 
Zürich,  und  von  da  heimwärts.  Es  ist  hier  nicht  der  Ort 
zu  erzählen,  was  der  Leser  von  Goethes  Werken  aus  den 
von  Eckermann  redigirten  Akten  dieser  Reise  kennt. 
Alles  Persönliche  wird  in  diesen  Akten,  soweit  sie  Tage- 
buchform haben,  dürr  und  knapp  abgethan.  So  auch,  was 
uns  hier  zunächst  interessirt.  «Den  19  Sept.  Gegen  6  Uhr 
[Abends]  nach  Zürch  bey  sehr  schönem  Wetter.  Brief  an 
Herrn  Meyer  abgeschickt.  Zu  Frau  Schulthess.  Bei  Herrn 
Ott  im  Schwert  eingekehrt.«  —  »Den  20.  Sept.  [Morgens] 
Ging  ich  bey  schönem  Wetter  oberhalb  der  Stadt  an  den 
See.  .  .  .  [Nachmittags]  Das  Wetter  war  sehr  trüb,  dem 
ohngeachtet  ging  ich  nach  Tische  ein  wenig  über  die 
neuen  Anlagen  nach  dem  Schönehof  spatzieren.  Auf  dem 
Rückweg  begegnete  ich  den  Kranich.'  [»Der  Kranich« 
Lavaters  Spitzname.  Goethe  ist  ihm  aus  dem  Wege  ge- 
gangen.] Gegen  4  Uhr  kam  Herr  Meyer.«  —  »Den  21  Sept. 
Fuhren  wir  gegen  8  Uhr  ab.  Der  Tag  war  heiter.  Wir 
kehrten  bey  Herrn  Escher  auf  seinem  Gute  bey  Herrliberg 
zu  Mittage  ein  und  kamen  Abends    nach   Stäfa.«    —    Am 


'  Vgl.  die  »Kurze  Nachricht  von  meiner  Reise«  (Briefwechsel 
mit  Schiller  i,  314):  »Nachmittags  veränderte  sich  das  Wetter,  Pro- 
fessor Meyer  kam,  und  weil  es  regnete  und  stürmte,  blieben  wir  die 
Nacht  in  Zürich.« 


158  AßHAKDLUNGEX. 


21.  October  Abends  traf  Goethe  mit  Meyer  wieder  in 
Zürich  ein.  Am  26.  früh  8  Uhr  reiste  er  ab.  Das  Tage- 
buch nennt  in  diesen  Tagen  den  Kamen  der  Freundin  nur 
einmal.  »Abends  bey  Frau  Schulthess«  ist  zum  23  October 
eingetragen.  Fälschlich:  die  Einladung,  der  Goethe  mit 
Meyer  folgte,  erging  zum  22.  Das  ist  eine  Kleinigkeit, 
die  sich  nebenbei  aus  unsern  Briefen  (s.  Nr.  14)    ergiebt.' 

Wir  wüssten  aus  diesen  Tagen  so  gut  wie  nichts, 
w-enn  uns  nicht  gerade  die  Briefe  erhalten  wären,  die  vom 
Schönen  Hot  in  das  Gasthaus  zum  Schwert,  und  über  den 
See  nach  Stäfa  gegangen  sind,  von  Goethes  Antworten 
aber  wenigstens  eine  (Nr.  10).  »Deshalb  sind  Briefe  so 
viel  werth,  weil  sie  das  Unmittelbare  des  Daseyns  auf- 
bewahren.« (Goethe  in  der  »Aristeia  der  Mutter«.)  Diese 
Briefe  geben  uns  einen  Blick  in  das  innerste  Wesen  des 
Verhältnisses,  und  sie  lassen  uns  den  Wendepunkt  und 
Niedergang  desselben  erkennen,  wenigstens  ahnen.  Erst 
durch  sie  gewinnen  die  kargen  Notizen,  die  ich  oben  aus- 
geschrieben habe,  einen  Inhalt. 

Goethe  ist  am  19.  September  sogleich  nach  der  An- 
kunft in  den  Schönen  Plof  gegangen.  Er  hatte  sich  nicht 
angemeldet.  »Die  Madame  Schulthess  im  Schönehoft«, 
hatte  ihm  Meyer  am  5.  September  aus  Stäfa  berichtet,  »hat 
mir  vor  ein  paar  Tagen  geschrieben  und  angefragt,  ob 
Sie  bald  kämen.  Sie  habe  vernommen,  dass  Sie  in  der 
Nähe  seyen  und  freue  sich  dessen.  Ich  habe  dieselbe 
letzthin  nicht  angetroffen,  als  ich  in  der  Stadt  war  und 
sie  besuchen  wollte.«  Bald  nachdem  Goethe  gegangen,  sendet 
Bäbe  das  Briefchen  (No.  7),  eine  »Missstimmtheit«  zu 
heben,  die  sie  glaubt  an  ihm  bemerkt  zu  haben.  Ihre 
Bitte,  sie  vor  der  Abreise  noch  ein  Mal  zu  besuchen,  er- 
füllt er  nicht,  wiewohl  er  des  schlimmen  Wetters  wegen 
(als  ob  es  »das  Schicksal«  so  gewollt  hätte)  eine  Nacht 
länger,  als  im  Plane  lag,  in  der  Stadt  bleiben  musste.  Am 
Nachmittag  des  20.  ist  er  auf  seinem  Spaziergange  dem 
Schönen  Hof  »so  nahe«  gewesen,  und  nicht  zu  ihr  ge- 
kommen. Weshalb?  Sie  kann  es  selbst  nicht  begreifen. 
Ist  ihm  in  Bäbes  Wesen,  beim  Wiedersehen,  etwas  »Herz- 
liches« aufgefallen,  wofür  er  keinen  Sinn  mehr  hatte? 
Sie  hat  das  »Nahe-Ferneseyn«  schmerzlich  empfunden. 
Ihre  Briefe   an  Goethe  hat   sie  mit   einem  Stein    »esie^elt 


'  Zu  einem  kleinen  Nachtrag  war  am  22.  und  23.  Raum  gelassen, 
und  der  erste  Eintrag  schliesst  an  beiden  Stellen  mit  dem  Worte  ent- 
hält; so  erklärt  sich  das  Versehen  des  Schreibers.  Die  Zeilen  »Nach 
Tische  zu  Chorherr  Hottinger  und  Dr.  Lavater.  Abends  bey  Frau 
Schulthess«,  II,  2,  188,  23 — 25,  sind  also  an  Zeile  19  ebenda  anzufügen. 


Goethe  und  Barbara  Schulthess.  159 

(es  war  wohl  ein  Geschenk  des  Freundes),  in  den  zwei 
Köpfchen,  Mann  und  Frau  einander  anbhckend^  geschnitten 
sind.  In  ihrer  Hand  war  es  das  Symbol  engster  Zu- 
sammengehörigkeit. Die  »Immergleiche«  ist  sie  auch  in 
allen  diesen  Briefen.  An  ihrer  guten  Meinung  hat  es  nicht 
gelegen,  wenn  nicht  alles  »auf  dem  alten  Flecke«  war. 
Rührend  ist  es,  wie  sie  nun  Goethes  warme  Erwiederung 
aufnimmt.  (Nr.  10.  11.)  Er  hat  ihr  dann  noch  ein  Mal 
von  der  Reise  »ein  Blatt«  geschickt  im  ersten  Drittel  des 
Oktober  (die  Antwort  darauf  ist  Nr.  12)  und  einen  längeren 
Brief,  über  den  sich  im  Briefregister  folgende  gleichzeitige 
Angabe  (von  der  Hand  des  Schreibers)  findet:  »13  October. 
Mad.  Schulthess.  Über  epische  Dichtung,  kleines  Gedicht 
von  Üri«.  Den  Hauptinhalt  also  bildete  wohl  eine  Mit- 
theilung über  das  epische  Gedicht  »Teil«,  das  sich  damals 
in  ihm  gestalten  wollte,  und  beigelegt  waren  die  »Distichen«, 
die  später  die  Überschrift  »Schweizeralpe«  erhielten,  zu- 
nächst aber  nur  bezeichnet  waren  »Uri,  den  i  October«. 
Schon  vor  der  Abreise  (scheint  es)  oder  alsbald  von 
Stäfa  aus  hatte  er  ihr,  als  ein  Symbol, seiner  Gesinnung, 
das  Gedicht  niitgetheilt,  das  in  seiner  treuherzigen  Schlicht- 
heit ihr  zu  Herzen  gehen  musste.  In  ihren  nächsten  Briefen 
klingen  bescheiden  Laute  des  idvllischen  Epos  nach. 

Aber  so  redlich  auch  von  seiner  Seite  das  Bemühen 
und  der  Wunsch  gewesen  sein  mag,  das  alte  Freund- 
schaftsrecht walten  zu  lassen,  es  ist  doch  auch  bei  dem 
zweiten  Wiedersehen,  nach  monatlichem  Fernsein,  nicht 
zur  Geltung  gekommen.  Die  Stunde,  die  rechte,  nach  der 
Bäbe  sich  sehnt  (Nr.  13),  sie  kam  auch  dieses  Mal  nicht. 
»Es  waren  nicht  Constanzer  Tage.«  (Nr.  16.)  Die  frühere 
rückhaltlose  Offenheit  hat  sich  nicht  einfinden  wollen,  man 
hat  sich  nicht  verstanden  wie  sonst.  Sie  beklagt  es  auch 
ihrerseits,  dass  ihr  Gemüth  beklommen,  und  es  ihr  ver- 
sagt gewesen,  aus  sich  herauszugehen. 

Bäbe  hat  sich  wohl  nicht  getäuscht  in  dem  Gefühl, 
dass  Goethe  nicht  mehr  ganz  derselbe  sei.  Es  w^ar  so. 
Goethes  Wesen  war,  nachdem  er  sein  Häusliches  ganz 
nach  seinem  Geschmack  und  Bedürfniss  eingerichtet  hatte, 
mehr  denn  je  auf  eine  gesunde  Sinnlichkeit  gestellt.  Er 
hatte,  indem  er  die  Reise  begann,  seine  Christiane  und 
sein  Söhnchen  zur  Mutter  gebracht,  und  auf  dieser  ganzen 
Reise  begleitete  ihn  Frau  Ajas  fröhUcher  Geist.  Des 
Zwanges  entledigt,  gab  er  sich,  wenn  es  galt,  ganz  seiner 
jovialen  Natur  hin.  Es  sind  uns  aus  dieser  Zeit  einige  er- 
götzliche Geschichtchen  aufbewahrt,  die  ganz  den  Stempel 
der  Wahrheit  tragen.  Wie  er  am  Tage  der  Fahrt  nach 
Stäfa  in  dem  gastlichen  Hause  des  Freihauptmanns  Escher 


l6o  Abhandlukgen. 


einen  grossen  Saal  betreten,  in  welchem  sich  eine  Orgel 
befand,  sofort  ausgerufen  »Hier  muss  man  tanzen!«  und, 
dem  reigenführenden  Apoll  vergleichbar,  durch  den  Raum 
im  Tanzschritt  gewandelt  sei.  Wie  er  dann,  im  Gasthaus 
zum  Löwen  in  Stäfa,  Freund  Meyer  und  einem  alten 
Herrn,  die  wegen  der  hübschen  Wirthstochter  in  komische 
Eifersucht  gerathen,  das  Leiblied  seiner  Mutter,  »Freut 
euch  des  Lebens!«  (damals  ein  neues  Lied)  vorgesungen 
habe/  Mit  seinen  achtundvierzig  Jahren  genoss  er  damals 
eine  neue  Jugend.  Bei  Frau  Bäbe  hat  er  sich  über  »ernste 
Geschlossenheit  der  Weiber«  (sie  war  wohl  selbst  mit  ein- 
gerechnet) beschwert  (Nr.  14);  sie  ihrerseits  hat  wohl  nicht 
das  rechte  Verständniss  für  seine  »Unbefangenheit«  gehabt. 
Sie  war  eben  in  ihr  dreiundfünfzigstes  Jahr  eingetreten. 
Die  harten  Prüfungen  der  letzten  Jahre  können  nicht 
ohne  Spur  über  ihr  Haupt  hingegangen  sein,  und  ihr 
Gemüth  war  mehr  als  zuvor  auf  seinen  ernsten  Grundton 
gestimmt. 

»Jugend  ist,  ach!  dem  Alter  so  nah;  durchs  Leben  verbunden, 
Wie  ein  beweglicher  Traum  gestern  und  heute  verband«  — 

SO  schHesst  das  Gedicht,  das  er  an  Bäben  am  13.  October 
gesandt  hat.  Und  hat  er  ihr  wohl  von  der  Geliebten 
erzählt,  an  deren  braune  Locken  er  in  diesem  Ge- 
dichte mit  Entzücken  gedenkt ;  so  offen  erzählt,  dass 
sie  ihm  von  Herzen  zu  ihr  Glück  wünschen  konnte?  Es 
scheint,  er  hat  nur  Eine  ganz  in  die  traute  Heimlich- 
keit, die  ihn  beglückte,  hineinblicken  lassen,  seine  Mutter. 
Frau  Aja  verstand  seine  Zärtlichkeit  für  den  »Bettschatz«, 
und  sie  nannte  Christianen  von  Herzen  ihre  »liebe  Tochter«. 
Bäben,  die  sich  in  ihren  früheren  Briefen  so  angelegent- 
lich nach  den  »Seinen«  erkundigt,  hat  er  schwerlich  Ge- 
nüge gethan.  Er  redete  nicht  gern  von  Christianen,  wie 
er  es  bekanntlich  vermied,  sie  vorzustellen  und  bloss- 
zustellen.  So  stand  etwas  Unausgesprochenes  und  (nach 
seiner  Denkart)  Unaussprechbares  zwischen  ihm  und  der 
alten  Freundin.  Ueberhaupt  aber :  der  häusliche  Bund  mit 
Christianen,  ganz  in  der  gesunden  Sinnlichkeit  wurzelnd, 
war  eine  Absage  allen  jenen  Seelenbünden  gegenüber,  die 
sich  auf  der  zarten  GrenzUnie  zwischen  Liebe  und  Freund- 
schaft zu  halten  suchten.  Diese  Idylle  in  antikem  Stil 
schloss  alles  »Sentimentalische«  aus. 

5- 

Und  von  dieser  Seite  wäre  es    denn  schliesslich   auch 
zu  verstehen,    wenn   das   letzte  Wiedersehen   zugleich  das 


'  Herzfelder  a.  a.  O.  S.  158.  160. 


Goethe  und  Barbara  Schulthess.  l6l 

letzte  Stadium,  den  Abend  des  in  seiner  Art  einzigen 
Freundscliaftsverliältnisses  bezeichnete.  Es  fehlen  uns  Be- 
lege eines  weiteren  Verkehrs.  Man  darf  sich  der  An- 
nahme nicht  verschliessen,  dass  er  eingestellt  sei.  Denkt 
man,  wünscht  man  das  Gegentheil,  so  geschieht  es 
darum,  w  eil  man  Goethe  nicht  der  Härte  gegen  eine  treue, 
liebe  Seele  zeihen  möchte.  Aber  Goethe  konnte  hart  sein, 
wenn  er  einsah,  es  komme  bei  Weiche  und  Lässlichkeit 
nichts  heraus.  »Der  erste  Undank  ist  besser  als  der  letzte«, 
war  da  seine  Maxime.  Besser  ein  entschlossenes  Abbrechen 
als  ein  unerquickliches  Hinschleppen.  Die  alte  Freundin 
hatte  ihm  nichts  mehr  zu  sagen.  Ein  lamentabler  Ton 
nimmt  in  ihren  letzten  Briefen  überhand.  Er  hatte  sich 
vergeblich  bemüht,  diese  Stimmung  durch  gütlich  ernste 
Zurede  zurückzudrängen.  Begreiflich,  dass  er  schwieg. 
Der  brave  Schwiegersohn,  ein  Mann  nach  Lavaters  Herzen, 
Diakonus  und  Poet,  den  ihm  die  »Mamma«  zuführt,  hat 
ihm  am  wenigsten  Lust  gemacht,  den  Mund  zu  offnen. 
(No.  i8.  19.)  " 

Bäbe  hat  aufgehört,  ihn  mit  Bitten  und  Antragen  auf- 
zusuchen; aber  das  Gefühl  der  Kränkung  hat  bei  ihr,  der 
Immergleichen,  keinesfalls  lange  die  Oberhand  behalten.  Sie 
hat  seine  Briefe  still  verwahrt,  niemand  hat  sie  nach  ihrem 
Tode  besitzen  sollen.  An  ihnen,  den  Zeugen  lange  ge- 
nossenen Glückes,  hat  sie  sicherlich  sich  fort  und  fort 
»köstlich  geweidet«,  und  Erinnerungen  an  den  Freund, 
dessen  Kommen  ihr  stets  gleich  der  Erscheinung  eines 
Himmlischen  gewesen,  haben  sternengleich  ihren  Pfad 
beglänzt. 

In  Goethes  Nachlass  befindet  sich  eine  fast  lebens- 
grosse,  wohl  ausgeführte  Silhouette  Bäbes;  das  Bild,  das  die 
Leser  dieses  Bandes  begrüsst,  ist  nach  derselben  herge- 
stellt. Auch  zwei  kleinere  Schattenrisse,  gleichfalls  aus 
den  Zeiten  der  ersten  Bekanntschaft  herrührend,  vielleicht 
Geschenke  Lavaters,  hat  Goethe  aufbewahrt.  In  seiner 
Lebensbeschreibung,  bei  Erzählung  der  ersten  Schweizer- 
reise, erwähnt  er  Bäben  nicht.  Aber  das  beweist  nicht, 
dass  er  sie  vergessen.  Undenkbar  geradezu  wäre  es,  dass 
sie  keine  Spur  in  seiner  Dichtung  gelassen  habe.  Mit  den 
Erinnerungen  an  den  See  und  die  ihn  umgebende  Land- 
schaft, an  die  Betriebsamkeit  guter  Menschen,  die  Land- 
schaft und  See  belebte,  musste  in  seiner  Seele  auch  das 
Bild  der  Frau  auferstehen,  die  ihm  so  schön  erschienen 
war,  weil  sie  so  gut  war. 

Freilich  dass  Barbara  Schulthess  »unter  der  Susanna  der 
Wanderjahre  :^u  verstehen  sei«,  ist  ein  gewagtes  Wort. 
Aber  man  wird   nicht   umhin    können,   bei   diesem    edeln 

Goethe- Jahrdlch   XIII.  II 


l62  Abhandlungen. 


dichterischen  Gebilde  an  sie  zu  denken.  Beziehungen 
zwischen  ihr  und  der  »Schönen-Guten«  zu  suchen,  deren 
schönste  Tugend  die  ist,  dass  sie  sich  immer  treu  bleibt, 
wird  auch  der  Leser  der  oben  abgedruckten  Briefe  mancherlei 
Anlass  haben.  Ich  erinnere  nur  an  einen  Zug,  den  ich 
oben  schon  andeutete :  ihre  Richtung  zum  Göttlichen. 
Susanna  hat  sich  in  einer  frömmelnden  Umgebung  die 
Freiheit  des  religiösen  Sinnes  bewahrt.  So  Barbara 
Schulthess  in  Lavaters  Kreise.  Bedeutsam  ist  hier  eine 
Äusserung,  die  man  bei  erstem  Lesen  leicht  übersieht 
(Nr.  5,  27.  Oktober  95):  »Das  letzte  Buch  deines  W. 
brachte  viele  Erinnerungen  in  meine  Seele  .  .  .  viele 
Erinnerungen  von  einer  Seele  die  ich  so  hoch  ehrte,  so 
innig  liebte  —  ohne  ganz  ihren  Weg  zu  gehen«.  Sie  hat 
das  sechste  Buch  von  Wilhelm  Meisters  Lehrjahren  ge- 
lesen, die  »Bekenntnisse  einer  schönen  Seele.«  V/ir 
dürfen  die  Frage  bei  Seite  lassen,  wie  und  durch  wen  sie 
von  Susanna  von  Klettenberg  Kunde  erhalten  hat.  Das 
Wesentliche  ist,  dass  der  Weg  dieser  »entschiedenen 
Christin«  nicht  ganz  ihr  Weg  gewesen  ist.  Zu  dem 
Christenthum  im  Schönenhof  hatte  denn  auch  der  junge 
Gessner  lange  kein  rechtes  Vertrauen,  es  wollte  ihm 
schier  »weltlich  und  jüdisch«  erscheinen.  Er  plagte  sich 
lange  mit  der  Frage,  ob  das  Heil  seiner  christlichen  Seele 
durch  die  Heirat  mit  Bäbes  Tochter  wohl  berathen  sei.' 
Von  der  Sprache  der  frommen  Conventikel  ist  in  ihren 
Briefen  nicht  die  geringste  Spur  zu  bemerken.  Wenn  sie 
in  schweren  Leidensstunden  sehnsuchtsvoll  nach  einem 
besseren  Zustande  ausschaut,  nach  einem  Frieden,  der 
nicht  von  dieser  Erde  ist,  so  ist  das  ja  etwas  ganz  anderes 
als  das  Grauen  der  Frommen  vor  der  bösen  sündigen 
Welt.  Ihre  Religion  ist  die  Liebe.  »Die  Liebe  wird  nicht 
beleidigen,  die  Liebe  wird  duldsam  sein.«  (Brief  Nr.  9. 
I  Cor.^  13,  4.  7.)  ,.  . 

Und  so  schliesse  ich  hier,  da  es  sich  um  dichterisch 
Gebildetes  handelt,  mit  einem  Bilde.  In  dem  Aufzug  des 
Gewebes,  das  uns  Susannas  Bild  und  ihre  Schicksale  dar- 
stellt, glaubt  man  Grundfäden  von  dem  Wesen  und  Walten 
der  »guten  Schulthess«  zu  erkennen;  das  Ganze  aber  ist 
ein  Werk  der  frei  schaffenden  Phantasie. 


'  G.  Finsler,  Georg  Gessner,  weiland   Pfarrer    am    Grossmünster 
und  Antistes  in  Zürich.     Basel   1862.  S.   36. 


2. 


Goethe  als  Anatom. 

Von 

Karl  von  Bardeleben. 


eit  verbreitet  —  auch   innerhalb   der  Goethe-Ge- 
meinde   —    ist    die    Ansicht,   dass    Goethe    nur 

gelegenthch  und  nebenbei  sich  wie    mit  vielem 

anderen  so  auch  mit  Anatomie  beschäftigt  habe  und  dass 
es  ein  glücklicher  Zufall  gewesen  sei,  dass  er  als  Laie  eine 
Entdeckung  gemacht  habe,  die  später  eine  gewisse  Be- 
deutung erlangt  hätte.  Nichts  kann  verkehrter  sein  als 
diese  Ansicht.  Schon  die  bisher  bekannten  oder  richtiger 
die  bisher  veröffentlichten  anatomischen  Schriften  und 
Briefe  Goethes  zeigen,  dass  Goethe  sich  viele  Jahre  lang 
planmässig  mit  der  Anatomie  des  Menschen,  wie  mit  der 
vergleichenden  Anatomie  der  anatomisch  und  zoologisch 
dem  Menschen  nahe  stehenden  Säugethiere  beschäftigt 
hat.  Noch  viel  mehr  aber  beweisen  dies  die  neuerdings 
im  Goethe -Archiv  aufgefundenen,  bisher  unbekannten 
Schriften  anatomischen  Inhalts,  wie  die  gleichfalls  erst 
jetzt  im  Goethe-Hause  entdeckten  Zeichnungen  und  die 
dort  sowie  auf  der  Anatomie  in  Jena  aufbewahrten,  von 
Goethe  stammenden  osteologischen  Praeparate. 

Veranlassung  zu  einem  gründlichen  Studium  der  schon 
früher  bekannten,  wie  der  neu  gefundenen  anatomischen 
Arbeiten  Goethes  gab  dem  Verfasser  der  mit  höchster 
Genehmigung  Ihrer  Königlichen  Hoheit  der  Frau  Gross- 
herzogin Sophie  von  Sachsen  gewordene  ehrenvolle  Auf- 
trag, die  anatomischen  Schriften  Goethes  in  der  Weimarer 

ii" 


164  Abhandlungen. 


Ausgabe  herauszugeben.  Mit  höchster  Genehmigung  soll 
hier  Einzehies  daraus  schon  jetzt  veröffentlicht  werden, 
wofür  ich  der  hohen  Besitzerin  des  Archivs  den  ehr- 
erbietigsten Dank  ausspreche.  Von  dem  Direktor  des  Archivs, 
Herrn  Prof.  B.  Siiphan,  hatte  ich  mich  freundwi-Uiger  Unter- 
stützung zu  erfreuen,  ebenso  seitens  des  Direktors  des  Goethe- 
National-Museums,  Herrn  Geh.  Hofrath  Dr.  Ritland,  welcher 
mir  gestattete,  die  im  Goethe-Hause  gefundenen  Zeich- 
nungen zu  benutzen. 

Auf  Grund  dieser  neuen  MateriaHen  wird  es  nun  leicht 
sein  nachzuweisen,  in  wie  hohem  Maasse  Goethe  als  selb- 
ständiger, ebenso  zielbewusster  wie  erfolgreicher  Forscher 
auf  anatomischem  Gebiete  betrachtet  werden  muss.  Anderer- 
seits aber  wird  sich  zeigen,  dass  Goethes  Studien  und  ihre 
Erfolge  nicht  unvermittelt  dastehen  seiner  sonstigen  Thätig- 
keit,  seinem  ganzen  Dichten  und  Trachten  gegenüber, 
sondern  dass  sie  gerade  den  bedeutendsten,  werthvollsten, 
bisher  sehr  unterschätzten  Theil  seiner  naturwissenschaft- 
lichen Forschungen  bilden  und  im  engsten  Zusammen- 
hange mit  seiner  ganzen  Lebens-  und  Weltanschauung 
stehen. 

Bekanntlich  hat  Goethe  »zu  Anfang  der  achtziger 
Jahre«  zuerst  ernsthafte  anatomische  Studien  betrieben, 
—  unter  Anleitung  des  damaligen  Anatomen  in  Jena, 
Professor  Lader.  Aeussere  Veranlassung  hierzu  ist  wohl 
vor  allem  das  Interesse  an  den  physiognomischen  Be- 
strebungen Lavaters  gewesen  —  vielleicht  auch  künst- 
lerische Neigungen,  die  immer  wiederkehrende  Lust  zum 
Zeichnen  und  Malen.  Ein  neues  Zeugniss  für  den  frühen 
Beginn  der  anatomischen  Arbeiten  befindet  sich  unter  den 
neuerdings  im  Goethe-Hause  aufgefundenen  Zeichnungen. 
Eine  davon  zeigt  das  Skelet  des  Armes  und  das  Datum 
des  20.  October  1781,  eine  andere  denselben  Gegenstand, 
auf  der  Rückseite  die  Skizze  der  Collegienkirche  in  Jena, 
in  deren  nächster  Nähe  sich  die  Anatomie  heute  befindet. 
Dass  Goethe  das  Skelet  des  Menschen  und  der  Säuge- 
thiere  bis  in  die  kleinsten  Details  durchgearbeitet  hat,  dafür 
zeugen  die  sonst  noch  vorhandenen  Skizzen  und  Zeich- 
nungen, welche  sich  auf  sämmtliche  Teile  des  Skelets 
beziehen.  Sehr  bald  wurde  aus  dem  recipirenden  Schüler 
Loders  ein  selbständiger  Forscher.  Wahrscheinlich  ist. 
Goethe  von  Anfang  an  mit  bestimmten  Ideen,  die  sich 
dann  wohl  verändert  und  geklärt  haben  mögen,  an  die 
Anatomie  herangegangen,  nicht  lange  hat  er  nur  gelernt 
—  sehr  bald  hat  er  gesucht,  geforscht,  —  vor  allem  that- 
sächliche  Beweise  für  seine  grosse  Idee  des  »Typus« 
gesucht  und  gefunden. 


Goethe  als  Anatom.  i6> 


Goethes  Art,  naturwissenschaftlich,  insbesondere  ana- 
tomisch zu  arbeiten,  ist  von  seiner  Art  zu  arbeiten  über- 
haupt nicht  wesentlich  verschieden  gewesen.  Jahre  lang, 
Jahrzehnte  hat  ihn  ein  Gedanke  beschäftigt,  —  er  hat  ihm 
immer  und  immer  wieder  andere  Seiten  abzugewinnen 
gestrebt,  er  hat  ihm  in  den  mannigfachsten  Wendungen 
Ausdruck  zu  geben  versucht,  bis  er  ihn  nach  allen 
Richtungen  hin,  man  möchte  sagen,  plastisch,  stereo- 
metrisch dargestellt  hatte.  Goethe  vertieft  sich  in  das 
Thatsächliche,  er  durchstudirt  die  grossen  und  kleinen 
Skelettheile,  er  lernt  ihre  Namen,  die  ihrer  einzelnen  Theile, 
Flächen,  Fortsätze  und  Oeffnungen,  er  studirt  die  Ver- 
bindungen und  Beziehungen,  er  beobachtet  alles,  was  sich 
irgend  sehen  lässt,  —  er  sammelt  Material  aus  der 
Litieratur  und  der  Natur,  aus  Büchern  und  Atlanten,  vor 
allem  aber  wirkliche  Schädel  und  Thiergebeine,  er  macht 
Notizen,  zeichnet  Skizzen,  —  er  wirft  seine  Idee  in  knappster 
Form  auf  das  Papier  und  versucht  nun  nach  allen  Richtungen 
hin  ihre  Geltung  zu  erproben.  Goethe  macht  grosse  ana- 
tomische Entdeckungen,  weil  er  nicht  .nur  mit  dem  körper- 
lichen Auge  sieht  —  nicht  nur  der  exacte  Untersucher 
ist,  —  sondern  weil  er  die  Idee,  den  Typus  vor  seinem 
geistigen  Auge  stehen  hat,  weil  er  weiss,  w\as  er  linden 
will,  was  er  linden  muss.  —  Dann  lässt  er  es  sich  nicht 
der  Mühe  verdriessen,  seine  Aufsätze  zwei,  drei  mal  um- 
zuarbeiten, immer  wieder  etwas  hinzuzuthun  und  fortzu- 
nehmen, bis  das  Werk  nach  aussen  und  innen  hin  har- 
monisch geworden  ist,  die  Form  dem  Inhalt  entspricht. 

Und  des  alten  Satzes  eingedenk:  »Docendo  uiscimus« 
hält  sich  der  Geheimerath  von  Goethe  nicht  für  zu  gut, 
den  Künstlern  in  Weimar  Vorträge  über  das  Skelet  zu 
halten  und  für  diese  die  Tafeln  selbst  zu  zeichnen  — 
oder  doch  nach  eignen  Skizzen  zeichnen  zu  lassen. 
Wenigstens  möchte  ich  die  im  Goethe-Hause  gefundenen, 
mit  Conturen-Tafeln  und  Erklärungen  versehenen  grossen 
Abbildungen  als  das  Unterrichtsmaterial  für  diese  Künstler- 
Vorträge  ansehen.  Jedenfalls  können  sie  weder  für  eigene 
Studien  —  noch  auch  für  die  Veröffentlichung  bestimmt 
gewesen  sein. 


Die  Zwischenkiefer-Arbeit  Goethes  ist  nur  ein  kleiner 
Theil  eines  grossen  organischen  Ganzen,  welches  aber 
leider  nicht  vollendet  worden  ist.  Schon  unter  den  bisher 
bekannten,  zum  Zwischenkiefer  gehörigen  Materialien 
linden  sich  Hinweise  darauf,  dass  auch  andere  Knochen 
des  Schädels,  so  das  das  innere  Gehörorgan  umschliessende 


l66  Abhandlungen. 


Felsenbein,  ferner  die  vor  dem  Schläfenbeine  an  der  Basis 
des  Schädels  gelegenen  Flügelbeine  in  mehrere  Elemente 
aufgelöst  werden  müssten  —  wie  es  die  vergleichende 
Anatomie  und  Entwickelungsgeschichte  inzwischen  ge- 
than  hat. 

Aus  Goethes  Andeutungen  in  den  bisher  bekannten 
Schriften  war  schon  zu  entnehmen,  worauf  auch  in  den  in- 
zwischen im  Band  6  der  Naturwissenschaftlichen  Abtheilung 
(herausgegeben  von  Rudolf  Steiner)  erschienenen  Schriften 
sich  Hinweise  linden,  dass  Goethe  noch  andere,  umfassendere 
Arbeiten  als  die  in  ihrer  Idee  immerhin  bedeutende,  aber 
wie  gesagt,  nur  einen  kleinen  Bruchtheil  darstellende 
Zwischentiefer-Arbeit  unter  der  Feder  gehabt  hat. 

Doch  bleiben  wir  zunächst  bei  dieser  stehen.  Der 
Zwischenkiefer  der  Säugethiere  (Zwischenknochen,  Os  inter- 
maxillare,  Os  incisivum,  Schneideknochen)  ist  der  paarige 
(rechts  und  links  vorhandene)  Knochen,  der  die  oberen 
Schneidezähne  trägt  —  der  aber  auch  da  vorhanden  ist, 
wo  letztere  fehlen.  Dass  aber  der  Knochen  tehlen  sollte,, 
während  die  Zähne  vorhanden  sind,  dass  also  der  Mensch 
ihn  nicht  besitzen  sollte,  der  sich  doch  oberer  Schneide- 
zähne erfreut,  das  fand  Goethe  mit  Recht  »seltsam«  und 
ruhte  nicht  eher,  als  bis  er  sich  von  der  Existenz  des 
Zwischenkiefers  auch  beim  Menschen  und  davon  überzeugt 
hatte,  dass  die  Lehre  von  seinem  Fehlen  hier  ein  Irrthum 
sei.  Schwieriger  allerdings  als  sich  selbst  überzeugte  er  die 
Fach- Anatomen  —  ja  er  stiess  bei  den  meisten  und  be- 
rühmtesten derselben  auf  solchen  Widerspruch,  dass  er 
auf  lange  Jahre  die  Lust  verlor  —  nicht  anatomisch  zu 
arbeiten,  wie  man  bisher  glaubte  —  sondern  zu  veröffent- 
lichen, was  er  gefunden,  geschrieben  und  gezeichnet  hatte. 
Im  Alter  hat  öoethe  sich  selbst  des  jugendhchen  Selbst- 
sinns angeklagt,  und  es  als  Zeugniss  für  eine  besondere 
Unbekanntschaft  mit  der  Welt  hingestellt,  dass  er  als 
laienhafter  Schüler  den  Gildemeistern  zu  widersprechen  ge- 
wagt, ja,  was  noch  thörichter,  sie  zu  überzeugen  gedacht 
habe.  »Fortgesetzte  vieljährige  Versuche  haben  mich  eines 
Andern  belehrt,  mich  belehrt,  dass  immerfort  wiederholte 
Phrasen  sich  zuletzt  zur  Ueberzeugung  verknöchern  und 
die  Organe  des  Anschauens  völlig  verstumpfen.« 

Bis  zu  Goethes  Entdeckung  und  noch  lange  nachher 
hielt  man  das  Fehlen  des  Zwischenkiefers  beim  Menschen 
für  das  charakteristische,  für  das  einzige  osteologische 
Unterscheidungs-Merkmal  gegenüber  den  Affen.  Goethes 
Idee  von  dem'  Typus,  von  der  alles  beherrschenden  und 
durchdringenden  Grund-  oder  Urform  widerstrebte  solcher 
Auffassung. 


Goethe  als  Anatom.  167 


Die  erste  Niederschrift  der  Zwisclienkiefer-Arbeit,  — 
Goethe  nennt  sie  später  mal  das  »Concept«  —  hat  sich 
im  Goethe-Archiv,  mit  Goethes  eigenhändiger,  sehr  viel 
späterer  Aufschrift :  »wahrscheinlich  Concept  der  Arbeit« 
gefunden.  Sie  ist  in  Form  eines  Schreibens  an  Sömmerriug 
abgefasst,  der  damals  Lehrer  der  Anatomie  und  Chirurgie 
am  Carolinum  in  Cassel  war,  und  gerade  im  Begriffe  stand, 
einem  an  ihn  ergangenem  Rufe  an  die  Universität  Mainz 
Folge  zu  leisten. 

Sömmerring  galt  damals,  wie  noch  heute  —  und 
gewiss  mit  Recht  —  für  einen  der  bedeutendsten  Ana- 
tomen Deutschlands.  Die  Handschrift  ist  Seidels,  vielfache 
Veränderungen  stammen  von  eigener  Hand.  Die  Zeit  der 
Abfassung  muss  der  Sommer  1784  gewesen  sein,  wie 
Goethes  Briefe  an  Herder  und  an  Frau  von  Stein  beweisen. 
Grösstentheils  hat  sich  Goethe  damals  in  Jena  aufgehalten, 
wo  er  Material,  —  den  Beirath  von  Loder  und  Müsse 
zum  Arbeiten  fand. 

Der  Eingang  lautet: 

»Mit  einem  aufrichtigen  Wunsche,"  dass  die  Veränderung 
Ihres  Aufenthaltes  zu  Ihrem  Glücke  gereichen  möge,  sende 
ich  Ihnen  einige  Versuche  osteologischer  Zeichnungen,  die 
in  der  Absicht  zusammen  geheftet  sind,  um  Ihnen  eine 
kleine  Entdeckung  vorzulegen,  die  ich  glaube  gemacht  zu 
haben.  Sollte  ich  mich  aber  irren  und  Ihnen  statt  einer 
Neuigkeit  wie  ich  glaube,  nur  etwas  bekanntes  vortragen, 
so  verzeihen  Sie  es,  da  mir  meine  Geschäfte  wohl  er- 
lauben, manchmal  einen  Blick  auf  die  Natur  und  die 
Bücher  zu  thun,  welche  Sie  uns  kennen  lehren,  es  aber 
in  meiner  Lage  unmöglich  ist  von  dem  was  andere  vor 
uns  entdeckt  haben  genau  unterrichtet  zu  sein.« 

Ehe  der  Aufsatz  an  Sönunerring  abging,  sandte  Goethe 
denselben  im  October  1784  von  Weimar  aus  zur  Durch- 
sicht an  seinen  Lehrer  und  Mitarbeiter  Loder,  welcher 
ihm  die  Aufstellung  der  lateinischen  Nomenclatur  für  die 
einzelnen  Theile  des  Zwischenkiefers  besorgt  hatte,  wie 
die  fast  ausschliesslich  von  Laders  Hand  geschriebene 
Tabelle  im  ersten  Entwurf  der  Arbeit  bezeugt.  Goethe 
hat  an  derselben  nur  vereinzelte  Zusätze  und  Veränderungen 
angebracht,  wie  die  Correcturen  von  seiner  Hand  und  die 
von  ihm  niedergeschriebene  Tabelle  mit  ihren  Buchstaben 
und  Ziffern  beweisen.  Diese  dient  gleichzeitig  als  Schlüssel 
für  das  gesammte,  höchst  umfangreiche  Material  zum 
Zwischenkiefer,  welches,  wohl  noch  ganz  vollständig  vor- 
handen, in  der  »Ausgabe«  erscheinen  soll.  Goethe  wird 
die  Tabelle  beim  Dictiren  in  der  Hand  gehabt  haben. 


l68  Abhandlungen. 


Lader  antwortete  am  31.  October,  Nachmittags  4  Uhr 
mit  folgendem  im  Goethe -Archiv  befindlichen  Briefe,  der 
nach  mehreren  Seiten  hin  Interesse  erwecken  dürfte  und 
hier  folgen  möge  : 

»Jena  den  31  Oct.  Nachmittags  4  Uhr: 

Ewr  Hochwohlgeboren  sende  ich  den  mir  geneigtest 
communicirten  Aufsatz  mit  dem  verbindlichsten  Danlc  zu- 
rück. Ich  habe  bey  Durchlesung  desselben  so  viel  Ver- 
gnügen empfunden,  und  Ihre  Präcision  in  der  anatomischen 
Beschreibung  so  wol,  als  Ihren  BHck  in  die  Physiologie 
des  Theils  so  sehr  bewundert,  dass  ich  in  der  anatomischen 
Begeisterung  es  in  vollem  Ernst  bedauerte,  dass  Sie 
Minister  und  nicht  Professor  anatomiae  sind.  Sie  werden 
mir  aber  antworten,  wie  Kayser  Leopold  einem  Musicus, 
der  dem  Kayser,  der  ihm  etwas  auf  dem  Ciavier  vorgespielt 
hatte,  in  voller  Exstase  um  den  Hals  fiel,  und  es  bedauerte, 
dass  er  kein  Musicus  geworden:  »Wir  stehen  uns  halter 
so  auch  gut«. 

Ich  habe  nichts  zu  ändern  gefunden,  als  ein  Paar 
Kleinigkeiten,  die  der  Mühe  des  Nennens  nicht  werth  sind. 

Den  Titel  vom  Cheselden  habe  ich  am  Rande  bey- 
gefügt,  aber  das  durchgestrichen,  was  man  wegzulassen 
pflegt,  wenn  man  das  Buch  citirt.  Auch  den  Titel  vom 
John  Hunter  habe  ich  beygesezt.  Das  Buch  von  Scarpa 
ist  noch  nicht  heraus;  es  wird  aber  den  Titel  kriegen: 
Anatomicarum  annotationum  liber  secundus.  Er  hat  mir 
eben  seine  Werke  zugeschickt,  weil  seine  grosse  Eil- 
fertigkeit ihn  nöthigte,  Jena  aus  dem  Wege  zu  lassen, 
ob  er  mir  gleich  seine  Ankunft  annoncirt  hatte,  auch 
seine  Briefe  hieher  hatte  addressiren  lassen.  Unter 
seinen  Werken  ist  das  erste  Buch  von  den  anat.  annotatt. 
und  eine  oration,  die  er  be}'  dem  Antritt  seiner  neuen 
Lehrstelle  in  Pavia  (er  war  vorher  in  Modena)  gehalten 
hat ;  in  dieser  kündigt  er  das  zweyte  Buch  der  annotatt. 
an,  verspricht  mir  auch  im  Brief,  mir  es,  so  bald  es 
herauskommen  würde,  zu  schicken.  Das  Kupfer  quaest. 
ist  also  eigentlich  noch  nicht  zum  öffentlichen  Gebrauch 
qualificirt. 

Ein  Paar  sehr  merkwürdige  Stellen  aus  dem  Vesal 
lege  ich  in  copia  bey.  Weil  die  Zeichnung  im  Vesal 
Ihnen  sehr  interessant  seyn  wird,  so  will  ich  ihn  diesen 
Abend  mit  der  Post  überschicken;  ich  bitte  mir  ihn  aber 
bald  wieder  aus,  weil  ich  ihn  immer  brauche. 

Den  Albin  habe  ich  von  Durchl.  dem  Herzog  noch 
nicht  zurück.  Weil  ich  ihn  —  zumal  die  Tafeln  von  den 
Muskeln  —  sehr  nothwendig  brauche,  so   habe  ich  schon 


Goethe  als  Anatom.  169 


vor  8  Tagen  Hrn.  Rath  Kraus  gebeten,  mir  ihn  durch 
Hrn.  K-MhEertuch  wieder  zu  schaffen.  Sie  haben  ihn  in  Weimar 
vergeblich  gesucht,  und  daher  geglaubt,  dass  er  noch  bey 
der  Frau  Gräfin  Werther  liegen  mag.  Hr.  R.  J{raiis  hat  mir 
versprochen,  drum  zu  schreiben,  weil  ich  ihn  sehr  drum  bat. 

Da  ich  meine  Köpfe  revidire,  finde  ich,  dass  die  Sutur 
des  ossis  intermaxillaris  im  processu  palatino  ossis  maxill. 
superioris  bey  einigen  craniis,  wo  die  andern  Suturen  alle 
noch  sehr  sichtbar  und  nicht  verwachsen  sind,  doch  schon 
völlig  verwachsen  ist.  Dies  lässt  die  Ursache  errathen,  warum 
diese  Sutur  von  so  vielen  Anatomen  (die  aber  freylich  Vesals 
Zeichnung  übersehen  haben  müssen)  nicht  bemerkt  worden  ist. 

An  einem  Kopf  eines  Jungen  von  12  Jahren,  den  ich 
mit  schicke,  und  mir  gelegentlich  wieder  zurück  erbitte, 
läuft  aus  der  Sutur  eine  andre  kleine  Spalte  zwischen 
dem  ersten  und  zweyten  Schneidezahn,  wodurch  gleichsam 
eine  Art  von  kleiner  Insel  im  Knochen  gebildet  wird. 
Weil  dieses  eine  artige  Varietät  ist,  so  schicke  ich  den 
Schädel  mit. 

Den  Didelphis-Kopf  lege  ich  auch  mit  bey.  Weil  an 
dem  einen  die  Schneidezähne  der  obern  Kinlade  ausgefallen 
sind,  so  habe  ich  geschwind  noch  einen  skeletirt. « 

Die  Arbeit  w^urde  dann  bald  darauf  (im  November) 
an  Knebel^  am  19.  December  an  Merck,  von  diesem  an 
Sömmerring,  schliesslich  an  Camper  (mit  einer  lateinischen, 
in  Jena  unter  Laders  Aufsicht  angefertigten  Übersetzung) 
gesandt.  Beigegeben  wurden  siebenzehn  grosse  Tafeln, 
von  denen  vierzehn  im  Goethe-Hause  noch  vorhanden 
sind.  Auch  an  Herzog  Ernst  von  Gotha  sandte  Goethe 
ein  Exemplar  der  Abhandlung  mit  einem  Briefe  (20.  De- 
cember 1784)  in  dem  es  heisst:  »ich  werde  nur  erst  ab- 
warten, wie  es  die  Herren  vom  Handwerke  aufnehmen 
dass  ein  Laye  in  einem  so  bekannten  Lande  eine  neue 
Entdeckung  gemacht  haben  will.«  Die  ziemlich  kurze 
zusammenfassende  Darstellung  Goethes  beruhte  auf  sehr 
gründlichen  und  umfassenden  Untersuchungen,  in  welche 
uns  die  im  Goethe-Archiv  noch  vorhandenen  theilweise 
von  Seidels,  theilweise  von  eigner  Hand  herrührenden 
genauen  Beschreibungen  des  Zwischenkiefers  bei  einer 
grossen  Anzahl  von  Thieren  Einblick  gestatten.  Auch  die 
Erklärungen  zu  den  17  ursprünglichen  Tafeln  sind  erhalten. 
Sie  stellen  den  Zwischenkiefer  von  nicht  weniger  als 
zwanzig  Säugethieren  und  dem  Menschen  (jung  und  er- 
wachsen) dar. 

Trotz  dieser  —  auch  modernen  Ansprüchen  an  eine 
wissenschaftliche  Arbeit   genügenden  —  Begründung   fand 


170  Abhandlukgen. 


Goethes  Aufsatz  bei  keinem  der  genannten  Anatomen 
ausser  bei  Loder  Gnade.  Bekannt  sind  die  fast  weg- 
werfenden Beurtheilungen  Sömmerr'mgs  und  Campers  aus 
dem  Jahre  1785.  Dies  ist  um  so  mehr  zu  bedauern,  als 
nach  den  Funden  im  Archiv  Goethe  doch  wohl  die  Ab- 
sicht gehabt  haben  muss,  eine  grössere  Abhandlung  über 
den    Zwischenkiefer    zu    veröffentlichen,  nachdem    er    das 

—  wie  er  bestimmt  annehmen  musste  —  ^usiiinmende 
Urtheil  Sömnierrings  und  Campers  eingezogen.  Wenn  Goethe 
am  6.  März  1785  an  Sömmerring  schreibt:  »da  meine 
kleine  Abhandlung  gar  keinen  Anspruch  an  Publicität  hat 
und  bloss  als  ein  Conzept  anzusehen  ist  .  .  .«,  so  bezieht 
sich  das  eben  auf  den  Jdeinen,  ^ewissermassen  nur  eine 
»vorläufige  Mittheilung«  bildenden  Aufsatz  —  auf  das 
))Con:{ept((,  aber  nicht  auf  die  geplante  grosse  Arbeit,  zu 
der  massenhaftes  Material  an  Schädeln,  Notizen,  Ab- 
bildungen vorhanden  war.  Nach  dem  Papier  und  der 
Handschrift  (Seidel)  stammen  diese  schriftlichen  Materialien 
alle  aus  derselben  Zeit  wie  das  Conzept.  Dazu  kommt, 
dass  eine  Einleitung  (Seidels  Hand,  Correcturen  von  eigner 
Hand)  vorhanden  ist,  die  sich  nur  auf  eine  wirkliche  Ver- 
öffentlichung beziehen  kann.  In  dieser  wird,  ohne  Nennung 
von  Namen,  Loders  gedacht,  während  Sömmerring  und 
Camper  ignorirt  w^erden.  Dass  die  Einleitung  vor  Abgang 
des  Aufsatzes  an  diese  Coryphäen  geschrieben  sein 
könnte,  erscheint  durch  den  Hinweis  auf  die  »Kupfer« 
ausgeschlossen. 

In  einem  von  eigner  Hand  mit  der  Aufschrift : 
»IL  Beschreibung  des  Zwischenknochens  mehrerer  Thiere 
bezüglich  auf  die  beliebte  Eintheilung  und  Terminologie« 
versehenen  Umschlage  findet  sich  zunächst  die  oben  er- 
wähnte Einleitung,   dann  das  auf  Säugethiere   und  Mensch 

—  ferner  auf  Vögel  bezügliche  Einzelmaterial,  sodann, 
wiederum  von  eigner  Hand  überschrieben  (Seidel  dictirt): 
»Versuch  die  Beschreibungen  No.  II  Stylo  continuo  fass- 
licher und  angenehmer  darzustellen.« 

Aus  der  »Einleitung«  mögen  hier  die  ersten  Absätze 
folgen : 

» IL  Beschreibung  des  Ziuischenhwcheus  mehrerer  Thiere 
be^iiglich  auf  die  beliebte  Eintheilung  und   Terminologie. 

Ein  Liebhaber  der  Naturlehre  war  durch  Nachdenken 
und  Zufall  auf  die  Entdeckung  geführt  die  er  dem  PubUko 
hier  mittheilt.  Er  eröffnete  sie  einem  gelehrten  Anatomen, 
der  ihm  in  Bestimmung  der  Terminologie  und  kunst- 
mässiger  Beschreibung  behülflich  war.  Ein  geschickter 
Zeichner  übernahm  die  Sorge  der  Kupfer  und  der  Verfasser 


Goethe  als  Anatom.  171 


erkennt  eines  ieden  Antheil  öffentlich  mit  Dank  und 
wünscht  dass  diesem  kleinen  Werke  ohngeachtet  seiner 
Unvollkommenheit  nicht  ganz  der  Beyfall  der  Kenner  und 
dieser  Materie  zu  ihrer  weiteren  Ausbildung  die  Bemühung 
eines  Meisters  nicht  fehlen  möge. 

Wie  merkwürdig  und  wichtig  eine  nähere  Untersuchung 
dieses  einen  Knochens  in  der  Naturlehre  sey,  wird  man 
leicht  gestehen,  wenn  man  bedenkt,  dass  er  zu  der  Absicht 
gebildet  ist,  dass  ein  Thier  sich  hauptsächlich  seine  Nahrung 
wovon  die  ganze  Existenz  des  Thieres  doch  abhängt  zu 
eigne.  Das  Linneische  System  beruht  vorzüglich  aut 
diesem  Knochen  und  es  käme  darauf  an,  ob  man  bey 
näherer  Untersuchung  die  untere  Kinnlade  nicht  ganz  in 
der  Classification  weglassen  und  bloss  nach  dem  Os 
intermaxillare  classificiren  könnte.  Die  Linie  welche  der 
berühmte  Camper  zu  Bestimmung  der  Physiognomie  an- 
giebt,  beruhet  auch  auf  der  mehr  oder  weniger  Vorge- 
schobenheit dieses  Knochens.  Und  ob  man  wohl  gleich 
von  einem  ieden  Beine  am  Thier  sagen  kann,  es  trage 
durch  seine  Umänderung  zu  der  verschiedenen  Gestalt  nach 
seiner  Art  bey:  so  sind  doch  vielleicht  wenige  so  ausge- 
zeichnet, so  ins  Gesicht  fallend  abwechselnd  als  dieses.« 


Die  ganze  Einleitung,  sowie  der  »Versuch  der  Darstel- 
lung Stylo  continuo  «  werden  in  der  Ausgabe  veröffentHcht 
werden. 


Bekanntlich  hat  Goethe  von  seiner  »Wirbeltheorie«, 
d.  h.  der  Entdeckung  der  Wirbelnatur  der  Schädelknochen 
zwei  von  einander  abweichende  Darstellungen  gegeben. 
Die  vom  Jahre  1823  (Morphol.  II,  i,  50),  in  der  auch  die 
Jahreszahl  1791  irrthümlich  ist  (auch  beim  »Zwischen- 
kiefer« hat  Goethe  sich  später  ja  um  zwei  Jahre  geirrt: 
1786  statt  1784)  führt  die  erste  Idee,  dass  nicht  nur  die 
eigentlichen  Schädelknochen,  sondern  auch  die  Gesichts- 
kjwchen  von  Wirbeln  abgeleitet  seien,  auf  den  Fund  des 
Schöpsenkopfes  auf  dem  Judenkirchhof  von  Venedig 
zurück.  Die  andere  (Annalen  zu  1790)  spricht  davon, 
dass  dieser  Fund  die  »früher  von  mir  erkannte  Wahrheit, 
die  sämmtlichen  Schädelknochen  seien  aus  verwandelten 
Wirbelknochen  entstanden,  abermals  hethätigte.«  Ich  halte 
aus  inneren  Gründen  dafür,  dass  die  letztere  Darstellung  die 
richtige  ist  und  dass  Goethe  durch  seine  Studien  am 
Zwischenkiefer  und  die  sich  naturgemäss  daran  schliessenden 
sonstigen  Untersuchungen  am  Schädel  schon  in  der  Mitte 


172  Abhandlungen. 


der  achtzioer  Jahre  zu  jener  grossen  Idee  gekommen  ist, 
die  bis  auf  unsere  Tage  fördernd  und  befruchtend  auf  die 
Lehre  von  der  Natur  und  Entstehung  des  Kopfskelets 
eingewirkt  hat  —  wenn  sie  sich  auch  für  die  Gesichts- 
knochen als  irrthümHch,  betreffs  der  Schädelknochen  als 
unzureichend  erwiesen  hat.  Erst  durch  den  Vergleich  der 
Kopfknochen  mit  den  Wirbeln,  durch  die  Auflösung  des 
Schädels  in  einzelne  Elemente,  die  man  mit  mehr  oder 
weniger  Recht  als  Wirbel  oder  Wirbeltheile  oder  den 
Rippen  entsprechende  Bildungen  anzusehen  sich  bemühte, 
hat  man  für  die  Lösung  des  überaus  schwierigen  Problems 
von  der  Entstehung  und  Bedeutung  des  Kopfskelets  eine 
Grundlage  gewonnen,  —  ebenso  wie  für  die  Anatomie 
des  Gehirns  und  der  Kopfnerven  in  dem  Vergleiche  mit 
dem  Rückenmark  und  den  aus  ihm  austretenden  Nerven. 
Trotzdem  die  entwickelungsgeschichtliche  und  vergleichend- 
anatomische Basis,  von  der  aus  wir  heutzutage  arbeiten, 
eine  unvergleichlich  breitere,  vor  allem  tiefer  gelegene 
ist,  so  sind  wir,  wenn  wir  offen  sein  wollen,  von  der 
Lösung  des  grossen  Räthsels  noch  immer  sehr  weit  entfernt. 

Erhellt  schon  aus  dem  oben  Angeführten,  dass  die 
Zwischenkiefer-Arbeit  nur  als  der  Theil  eines  grösseren 
Ganzen  aufzufassen  ist,  so  wird  der  vollgiltige  Beweis 
dafür  durch  die  neuen  Funde  im  Archiv  erbracht.  »Der 
Versuch  einer  allgemeinen  Knochenlehre«  hat,  wie  Goethes 
eigene  Aufschrift:  »i.  Abschnitt«  vor  diesem  Titel  be- 
zeugt, nur  den  ersten  Theil  eines  grossen  Werkes  über 
vergleichende  Anatomie  bilden  sollen,  das  leider  niemals 
geschrieben  wurde.  Auch  die  von  dem  Versuch  einer 
allgemeinen  Knochenlehre  vorhandenen  Blätter  umfassen 
nur  einen  kleinen,  wenn  auch  den  schwierigsten  und  wichtig- 
sten Theil  der  vergleichenden  Osteologie,  den  Kopf, 
nämlich  den  Schneideknochen  —  wie  Goethe  jetzt  den 
Zwischenkiefer  nennt  —  den  Oberkiefer,  das  Jochbein,  das 
Thränenbein,  das  Gaumenbein;  darauf  folgt  eine  Recapitu- 
lation  der  bis  dahin  beschriebenen  fünf  Knochen,  sodann 
»Übergang  zu  den  zunächst  zu  beschreibenden  Knochen«, 
worauf  mit  dem  Stirnbein  fortgefahren  wird,  auf  welches 
das  Keilbein  (vorderes  und  hinteres),  Schläfenbein,  »Zizen- 
bein«  und  Felsenbein  folgen.  Sechs  Blätter  mit  zehn  Ab- 
bildungen von  dem  schwierigsten  der  Schädelknochen,  dem 
das  innnere  Gehörorgan  bergenden  Felsenbein,  liegen  dem 
Manuscript  bei. 

Dieses  ist  in  Form  eines  Aktenbündels  geheftet  und 
grösstentheils  dem  Schreiber  Goetze  diktirt,  mit  Ausnahme 
des  Abschnittes  »Gaumenbein«,  der  von  einer  bisher  im 
Archiv    unbekannt   gewesenen    Hand   geschrieben    ist,   — 


Goethe  als  Anatom.  175 


während  zwei  lateinische  Dispositionen  (Gaumenbein,  Os 
temporum)  von  eigener  Hand  herrühren,  ebenso  wie  die, 
allerdings  nur  auf  die  ersten  Blätter  beschränkten  Cor- 
recturen. 

Die  Beantwortung  der  Frage,  von  welcher  Hand  das 
Kapitel  »Gaumenbein«  geschrieben  sei,  erschien  besonders 
wichtig  für  die  Erledigung  der  Hauptfrage,  luanii  die 
Arbeit  abgefasst  ist.  Eine  glückliciie  Verkettung  von  Um- 
ständen führte  zu  einer  sicheren  Lösung.  Ihrer  König- 
lichen Hoheit  der  Frau  Erbgrossherzogin  von  Sachsen, 
welche  das  Archiv  mit  Höchstihrem  Besuche  beehrte,  fiel  eine 
gewisse  Aehnlichkeit  der  fraglichen  Handschrift  mit  der  Ihr 
zufällig  vorgelegten  von  J.  G.  Herder  auf;  und  so  gelang 
es,  unter  Zuthun  Suphans,  die  Handschrift  als  die  des 
zweiten  Sohnes  Herders,  August,  festzustellen,  von  dem 
Briefe  aus  dem  Januar  1793  und  November  1795  im  Archiv 
vorhanden  sind.  Nun  ging  August  Herder  im  Herbste 
1794  nach  Neuenburg,  während  Goethe  Ende  August  1793 
von  der  Belagerung  von  Mainz  heimkehrte.  Das  fragliche 
Kapitel  muss  also  zwischen  dem  Herbst  93  und  dem  Herbst 
94  diktirt  sein.  Höchst  wahrscheinlich  ist  somit  die  ganze 
Arbeit  in  diesen  Zeitraum,  also  wesentlich  in  das  Jahr 
1794  zu  setzen. 

Goethes  vergleichende  Anatomie  des  Schädels  bezieht 
sich  allerdings  nur  auf  die  höheren  Wirbelthiere,  auf  die 
Classe  der  Säugethiere,  aber  die  Beschreibung  der  hier 
allgemein  vorkommenden  Skelettheile,  der  kunstvolle  Auf- 
bau des  Schädels,  den  Goethe  vor  den  Augen  des  Lesers 
vollzieht,  können  noch  heute  als  Muster  einer  anatomischen 
Darstellung  dienen.  Die  Goethesche  Methode  ist  es,  welche 
in  ihrer  Genauigkeit  im  Einzelnen  und  in  ihren  weiten  ver- 
gleichenden wie  mechanischen,  ich  möchte  sagen  archi- 
tektonischen Gesichtspunkten  so  ungemein  fesselt,  dazu 
der  classische  Styl,  der  sich  sogar  diesen  spröden,  für  die 
zusammenhängende  Darstellung  so  schwierigen,  zu  Wieder- 
holungen von  Worten  und  Wendungen  geradezu  heraus- 
tordernden  Gegenstand  zu  unterwerfen  weiss:  diese  Ver- 
einigung exacter  nüchterner  prosaischer  Angaben  und 
künstlerischer  Gestaltung  der  Form  ist  so  echt  Goethisch, 
dass  gewisss  auch  Laien  diesen  leider  Torso  gebliebenen 
Aufsatz  nicht  ohne  Genuss  lesen  werden.  Einige  Proben 
mögen  dies  bezeugen.  , 

Goethe  beginnt: 

»Wenn  es  natürlich  war,  dass  man  die  Betrachtung 
des  menschlichen  Schädels  mit  dem  Stirnknochen  anfing, 
als  dessen  Gestalt  die  menschliche  Natur  am  meisten  be- 
zeichnet,   so    finden    wir    uns    dagegen,   indem    wir    den 


174  Abhandlungen. 


Thierschädel  beschreiben  wollen,  zu  einer  andern  Methode 
genöthiget,  wozu  uns  das  Anschauen  die  einfache  An- 
leitung giebt. 

Wir  mögen  nehmlich  das  Thier  ansehen,  wie  es  im  freien 
Zustand  sein  Haupt  trägt,  oder  dessen  Schädel  zur  Betrach- 
tung vor  uns  legen;  so  finden  wir  immer,  dass  die  Werk- 
zeuge der  Nahrung  uns  am  stärksten  in  die  Augen  fallen. 

I.  Der  Schneide-Knochen. 
Am  skelettirten  Kopfe  des  Thiers  bemerken  wir 
zuerst  denjenigen  Knochen,  durch  welchen  es  seine 
Nahrung  ergreift.  Ich  darf  ihn  gegenwärtig  getrost  in 
den  allgemeinen  Typus  einführen,  da  er  nun  auch  an  dem 
Menschen  anerkannt'  wird,  wo  er  sich  selbst  den  scharf- 
sichtigsten Beobachtern  eine  Zeitlang  eigensinnig  zu  ver- 
bergen schien.« 

Dass  Goethe  schon  bei  der  Abfassung  des  Conzeptes 
zum  Zwischenkiefer  die  Absicht  hatte,  seine  Unter- 
suchungen weiter  auszudehnen,  geht  aus  dem  Briefe  an 
Sömmcrring  (VII,  3.  7.  Januar  1785)  hervor:  »Ich  werde 
meine  Beobachtungen  über  diesen  Knochen  fortsetzen, 
und  wenn  meine  Bemühungen  Beifall  finden,  auch  über 
die  übrigen  Knochen  des  Kopfes  Vergleichungen  anstellen 
und  mittheilen.  Das  Feld  ist  so  gross,  dass  man  bei  ein- 
geschränkter Zeit  und  Kräften  wohl  thut,  sich  ein 
Winkelchen  auszusuchen  und  es  zu  bearbeiten. a 

Ja  aus  einem  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  aus  dem 
Jahre  1784,  vermuthlich  dem  Herbste  dieses  Jahres 
stammenden  Briefe  an  Merck,  dessen  Urschrift  (diktirt 
an  zwei  verschiedene  Schreiber,  Zusätze  und  Ver- 
besserungen von  eigener  Hand)  sich  im  Archiv  unter  den 
osteologischen  Manuscripten  fand,  geht  hervor,  dass  Goethe 
schon  damals  das  allgemeine  Prinzip  erkannt  hatte  und 
verfolgte,  dass  die  sclieinbar  einfachen  Knochen  des 
Schädels  sich  in  mehrere  Elemente  auflösen  lassen  und 
zwar  sowohl  vergleichend-anatomisch  als  entwickelungs- 
geschichtlich.  Goethe  schreibt:  «Ich  beziehe  mich  hier 
wieder  auf  das,  was  ich  von  der  Theilbarkeit  der  Knochen 
in  meinem  vorigen  gesagt  habe  und  würde,  wenn  ich  so 
glücklich  wäre,  den  Schädel  eines  Elephantenfoetus  zu 
besitzen,  noch  weit  mehr  darüber  sagen  können.«  Die 
Zerlegung  des  Oberkiefers  in  seine  Bestandtheile,  welche 
Goethe  damals  versuchte,  ist  bis  heute  noch  nicht  in  be- 
friedigender Weise  gelungen. 

'  Loder,  Handbuch  der  Anatomie  1788.  —  Vicq  iVAiyr.  —  Auch 
Sömwerring  bekehrte  sich  zu  Goethes  Auffassung  —  um  1791. 


Goethe  als  Axatom.  175 


In  diesen  Gedankengang  gehören  wohl  Notizen  auf 
einem  von  eigner  Hand  geschriebenen  Blatte,  die  sich 
auf  die  Zerlegung  des  Körpers  in  Partes  propriae  und 
impropriae  beziehen: 

»Alle  Theile  des  organischen  Körpers  insofern  er  lebt 
sind  partes  impropriae. 

Insofern  er  seiner  Katur  gemäss  zerlegt  wird,  wird 
er  aber  in  partes  proprias  zertheilt. 

Diese  hat  man  in  der  Myologie  schon  verfolgt. 

Warum  nicht  in  der  Osteolo2;ie.« 


Dass  sich  Goethe  aber  nicht  nur  mit  der  Osteologie, 
sondern  auch  mit  den  Bändern,  den  Muskeln,  sowie  dem 
Gehirne  beschäftigt  hat,  zeigen  verschiedene  Notizen,  auf 
meist  losen  Blättern.  In  dem  Venezianischen  Tagebuche 
von  1790  fand  R.  Steiner  folgenden  Satz,  der  in  innerem 
Zusammenhange  mit  den  Gedanken  über  die  Wirbelnatur 
der  Schädelknochen  stehen  dürfte :  »Das  Hirn  selbst  nur 
ein  grosses  Hauptganglion.  Die  Organisation  des  Gehirns 
wird  in  jedem  GangUon  wiederhohlt,  so  dass  jedes  Gang- 
lion [als]  ein  kleines  subordinirtes  Gehir.n  anzusehen  ist.«  — 
Dass  Goethe  sich  später  genauer  mit  den  Furchen  und 
Windungen  an  der  Oberfläche  des  Gehirns  —  die  erst  in 
unseren  Tagen  näher  untersucht  worden  sind  —  beschäftigt 
hat,  bezeugt  eine  Notiz  über  die  starke  Prominenz  der 
»Gyrorum«  des  Kalbshirns  auf  einem  einzelnen  Blatte,  das 
ferner  Notizen  über  das  Innere  dieses  Organs  und  seiner 
Umhüllung  enthält.  —  Auf  einem  anderen  Blatte  desselben 
Bündels  liest  man  :  »Es  ist  ein  angenehmes  Geschäft  die 
Natur  zugleich  und  sich  selbst  erforschen,  weder  ihr  noch 
seinem  Geiste  Gewalt  anzuthun,  sondern  beyde  durch 
gelinden  Wechsel  Einfluss  mit  einander  ins  Gleichgewicht 
zu  setzen.« 

Der  interessanteste  Fund  für  die  Beurtheilung  von 
Goethes  anatomischem  Forschen  und  Denken  ist  unstreitig 
der  leider  auch  nur  Bruchstück  gebliebene  »Versuch  über 
die  Gestalt  der  Thiere.«  Derselbe  stammt  höchst  wahr- 
scheinlich aus  dem  Jahre  1790  und  ist  in  Breslau  während 
des  militärischen  Getümmels  geschrieben.  Hierfür  sprechen 
sowohl  die  Annalen  von  1790,  als  das  Papier  und  die 
Schreiherhand  (Götze)  —  schliesslich  auch  innere  Gründe. 
Wir  finden  nämlich  einen  Theil  der  hier  in  der  Disposition 
angedeuteten  oder  bereits  ausgeführten  Gedanken  und 
Wendungen  sowohl  in  dem  »Ersten  Entwurf  einer  all- 
gemeinen Einleitung  in    die  vergleichende    Anatomie,  aus- 


176  Abhandlungen. 


gehend  von  der  Osteologie«  (Jena,  Januar  1795),  als 
auch  in  den  Vorträgen  über  die  drei  ersten  Capitel  des 
eben  genannten  Entwurfs  (1795)  wieder.  Goethe  hat 
jedenfalls  die  Absicht  gehabt,  eine  umfassende,  um  es 
modern  auszudrücken.  Generelle  Morphologie  zu  schreiben. 
Er  wird  diese  Absicht  später  aus  äusseren  wie  inneren 
Gründen  aufgegeben,  und  sich  auf  die  Veröftentlichung 
einzelner  Capitel  in  den  genannten,  gedruckt  vorliegenden 
Aufsätzen  beschränkt  haben.  Bemerkenswerth  ist  nun, 
dass  auch  der  Versuch  über  die  Gestalt  der  Thiere  bereits 
vorläufig  ausgearbeitete  Capitel  zeigt,  die  aber  von  den 
mehr  oder  weniger  entsprechenden  der  beiden  späteren 
Arbeiten  von  1795  und  1796  ganz  erheblich  abweichen  — 
ein  neuer  Beweis  für  die  Unermüdlichkeit  Goethes,  seine 
Gedanken  immer  wieder  in  neues  Gewand  zu  kleiden. 

Der  eigenhändige,  mit  verblasster  Tinte  geschriebene 
Entwurf  besteht  aus  Capitel-Überschriften  an  den  Köpfen 
der  Bogenblätter ;  theilweise  ist  der  Inhalt  der  Capitel 
etwas  weiter  ausgeführt.  Das  Papier  ist  später  zu  osteo- 
logischen  Details  verwandt  worden. 

Der  Entwurf  lautet : 

»Vorerinnerung. 

Nähere  Bestimmung. 
Säugethiere. 
Osteologisch. 

I.  Cap.  Bemühungen  der  vergleichenden  Anatomie 
und  Hindernisse  die  ihnen  entgegen  stehen. 

a)  Aenlichkeit   der  Thiere   untereinander.     Vierfüssig. 

b)  Aenlichkeit  der  Thiere  mit  dem  Menschen. 

a.  b.  beydes  auffallend  auch  der  flüchtigsten  Be- 
trachtung. Gegenstand  des  Nachdenkens  der  Philo- 
sophen, Aerzte  und  Zergliederer.  Bemühungen  unseres 
Jahrhunderts. 

c)  Schwierigkeit  der  Vergleichung  wegen  Mangel 
eines  Tertii  comparationis. 

man  mag  Menschen  \  n       ^     : 

A       n-i  ■  I  zum  Grunde  legen. 

oder   Ihieie        \  ^ 

d)  Übergang  zu  einem  Typus. 

2.  Cap.  Vorschlag  zu  einem  Schema  oder  Typus. 

e)  Bedürfniss  da  man  im  allgemeinen  einig  war  im 
besondern  aber  die  Anwendung  des  allgemeinen 
Prinzips  der  Übereinstimmung  nicht  gestatten  wollte. 


Goethe  als  Anatom. 


f)  Aufsuchung  und  Ordnung  der  Theile.  Insofern 
sie  entw.  immer  gegenwärtig  sind  oder  sich  ver- 
bergen, oder  verHeren  d.  h.  sehr  untergeordnet 
oder  gar  aufgehoben  werden. 

übereinstimmen. 

abweichen. 

beydes  letzte  an  Gestalt  und  Zahl. 

3.  Cap. 

g)  Typus  selbst  osteologisch. 

(Folgt    Aufzählung    der     einzelnen    Theile     des    Skelets.) 

h)  Ursachen   warum   der  Typus    so   geordnet  worden. 

Damit    die    Gestalt   mehr    rationell   werde.     Die 

einzelnen  Theile   durchzugehen   und  zu  betrachten. 

os  intermax.    ist   das   vordere  Ende    des   Thieres 

wir   bemerken   es   nicht  beym   Menschen   weil   die 

Stirne  praedominirt. 

Es  wird  nach  Vergleichung  verschiedener  Thiere 
jederzeit  anzuzeigen  seyn  welcher  Theil  (Knochen) 
in  seiner  fre3^sten  und  ausgebildetsten  Gestalt  er- 
scheint. 

Erst  die  Grundgestalt  des  Knochens 
Veränderung  desselben 

durch  innere  Determination 
durch  innere  '  Einwirkung, 
i)  Theilbarkeit    der  Knochen    auf  möglichste    zu  ver- 
folgen, 
k)  Mangelnde  Theile  an  den  Extremitäten. 
1)  Veränderlichkeit    der   Theile  in    ihrer   Gestalt   und 
Richtung  pp. 

Base  der  Mannigfaltigkeit. 
m)  Beständigkeit     der    Theile     in    ihrer    Lage    gegen 
einander. 

Base  der  Übereinstimmung, 
n)  In  der  Balance  dieser  bevden  Bestimmungen  liegt  der 
Grund    des  ganzen  Mechanismus  der  Organisation. 
In  dem  mehreren  was  gegeben  in  dem  minderen  was 
entzogen  wird 

Hegt  I  ^^^,  carackteristische  I  ^^^^^  gjjj^ 

^    l  und  zweckmassige  (nach  aussen)  J  '^ 

4.  Cap.     Princip    des   Gebens   und   Entziehen  s 
o)  Die  Natur  kann  nur  einen  Theil  auf  Unkosten '.des 

andern    begünstigen,    sie   muss   also    in   einem   ge- 
wissen Maasse  bleiben. 
p)  Osteologische  Beyspiele. 

'  Jedenfalls  verschrieben  für  »äussere«. 

Goethe- Jahkuuch  XIII.  12 


lyS  Abhandlungen. 


q)  Beyspiele  von  weichen  Theilen. 

rj  Anwendung  auf  den  Charackter  der  Thiere. 

s)  Grosse  Bedeutsamkeit  (Übergewicht)  der  Zähne  be- 
sonders der  Schneidezähne.  Urspr.  der  Hörner  etc. 

t)  Verschiedene  Charaktere  der  Thiere  durchgegangen. 

u)  Charackter  des  Menschen. 

v)  Charakter  des  Affen  des  Esels. 

w)  Anwendung  des  Princips  auf  die  Gestalt  der  beyden 
Geschlechter. 

5.  Cap.     Allgemeine  Betrachtungen. 

x)  Grösse  und  Kleinheit,  viel  oder  wenig  Masse 
machen  keinen  Unterschied  in  Betrachtung  des 
Typus. 

y)  Bemerckungen  über  grosse  und  kleine  Thiere.  Ihre 
eminenten  Disproportionen. 

6.  Cap.     Princip  nach  aussen. 

z)  Das  scheinende  Zweckmässige  als 
Bestimmung  von  aussen 
Verhältniss  nach  aussen. 

7.  Cap.     Einige  Blicke  auf  die  übrigen  Thiere. 
«)  Vögel. 

/?)  Amphibien. 
y)  Fische. 
Cap.  8.     Schluss  über  die  Behandlungsart  selbst. 

8)  Bemühung  dem  Mechanismus  der  Natur  näher  zu 
rücken  und  fruchtbare  Principien  auszusprechen. 

besser.  Den  Gesetzen  der  Natur  nachzuspüren 
nach  welchen  sie  in  einer  gewissen  bestimmten 
Folge  würckt. 

Entsagung  auf  einen  Endzweck  loszugehen. 
Zwecke    nach    innen,    Naturzwecke,    Ursache    und 
Wirkung. 

ri)  Pflicht  des  Forschers  und  Denkers  so  zu  Werke  zu 
gehen. 

Weil  sonst  nichts  gefunden  noch  geordnet  werden 
kann.    Freyheit  eines  jeden  weiter   zu    gehen    und 
sich  des  Dargelegten  zu  bedienen. 
Cap.  9.     Schluss. 
d^  Rückblick  von  dem  Punckte  .  .  .« 

Auf  dem  Titelblatt  des  »Versuchs«  findet  sich  noch 
eine  andere,  mit  schwarzer  Tinte  eigenhändig  geschriebene 
Disposition,  welche  Kapitel  enthält,  über  die  sich  Goethe, 
soweit  bekannt,  niemals  ausführlicher  geäussert  hat.  Viel- 
leicht ist  dies  der  allererste  Entwurf,  den  Goethe  später, 
als  zu  viel  umfassend,  eingeengt  hat : 


Goethe  als  AnatoxM.  179 


»Inhalt,  Absicht,  des  Werckes. 
Vergleichende  Anatomie.     Wirkung  auf  Naturlehre. 
Phisiologie. 
I.  Geschichte. 
Schwierigkeiten. 
Reunions  Punkt. 

Versuch  des  Typus. 
II.  Typus  generalis. 

Rechtfertigung  desselben. 

III.  Bildung  der  Thiergestalt,  Im  Allgemeinen.  Princip 

des  Gebens  und  Nehmens. 
Beständigkeit  desselben. 
Versatilität  desselben. 
Würckungen  von  innen. 
—         von  aussen. 
Exempel. 

IV.  Bildung  der  Thiergestalt    in  osteologischer  Rück- 

sicht.    Typus  specialis  osteologicus. 
V.  Übergang   der  weicheren  in  festere  Theile.     Fest 

und  weich  muss  gleich  gedacht  werden. 
VI.  Würckung  des  Gehirns,  der  Nerven. 
VII.  Der  Eingeweide. 
VIII.  Der  Muskeln  in  dieser  Hinsicht. 
IX.  Haut  Haare  Überfluss  andeutend.« 


Diese  Entwürfe  zu  dem  »Versuch«  sind  deswegen  hier 
ausführlich  mitgetheilt  worden,  weil  sie  Goethes  Ideen 
über  vergleichende  Anatomie  und  den  viel  besprochenen 
Typus  viel  vollständiger  und  anschauUcher  zeigen,  als  die 
nur  die  ersten  Capitel  des  Entwurfs  enthaltenden  ausführ- 
licheren Darstellungen.  —  Goethe  entwickelt  hier  Gedanken, 
wie  sie  erst  sehr  viel  später  von  den  Begründern  der 
Naturphilosophie,  theilweise  erst  in  den  letzten  Jahr- 
zehnten geäussert  wurden.  Goethe  spricht  ja  nirgends  von 
einer  »Abstammung«,  einer  wirklichen  Bluts -Verwandt- 
schaft der  Thiere  unter  einander  oder  zwischen  den 
Thieren  und  dem  Menschen.  Aber,  w'enn  er  das  Wort 
auch  nicht  ausgesprochen  hat,  so  scheint  er  doch  stark  an 
eine  innere  Verwandtschaft  der  Formen,  von  der  Urpflanze 
bis  zum  Menschen  gedacht  zu  haben.  Jedenfalls  hat  er 
die  Vorstellung  einer  zusammenhängenden  Entwicklungs- 
reihe der  Organismen  gehabt,  welche  indes  nicht  —  wie 
Darwin  will  —  mehr  auf  Zufall,  auf  »Anpassung  an  äussere 
Einwirkungen  und  Vererbung«  von  den  durch  solche  An- 


I 8o  Abhandlungen. 


passung  erworbenen  Eigenschaften,  sondern  wesentlich  oder 
ledigUch  auf  inneren  Geset:ien  beruhe.  So  dürfte  meines 
Erachtens  Goethe  der  Lamarck' sehen  Descendenzlehre  näher 
stehen  als  dem  eigentlichen  Darwinismus,  wenn  man  über- 
haupt die  ganz  eigenartige'  und  selbständige  Anschauung 
Goethes  mit  modernen  Theorien  vergleichen  darf  oder  will. 
Nach  einer  etwa  zehnjährigen  Unterbrechung  der 
anatomischen  Studien  während  des  gemeinsamen  Wirkens 
mit  Schiller  —  von  1795  bis  1805  —  hat  Goethe  diese 
Lieblingsbeschäftigung  bald  nach  dem  Tode  Schillers 
wieder  aufgenommen,  wie  Papiere  aus  dem  Jahre  1807 
beweisen.  In  den  zwanziger  Jahren,  bis  zu  seinem  Tode, 
hat  dann  bekanntlich  Goethe  sich  wieder  ganz  besonders 
mit  Anatomie  betasst,  wobei  er  vielfach  auf  seine  früheren 
ersten  Entwürfe  und  Ausarbeitungen  zurückkam,  wie  die 
neu  gefundene  » Geschichte  des  Manuscripts «  und  andere 
Schriften  zeigen,  die  aus  der  Mitte  der  zwanziger  Jahre 
stammen  müssen.  Goethe  berichtet  in  diesem  kleinen 
Fragmente  zu  einer  Autobiographie  u.  a.  über  den  »Versuch, 
den  Versuch  umzuarbeiten.  Mislingt.  Weil  man  es  besser 
machen  will  ohne  gleiches  Feuer  und  Gegenwart.  Bleibt 
liegen.  Jetzt  wieder  aufs  erste  zurückgeführt,  da  das 
alte  Mspt.  noch  :{ii  handen  ist.((  In  der  »Schlussbetrachtunga 
spricht  Goethe  von  seinem  »dreissigjährigen  noch  nicht 
erkalteten  Interesse;«  er  fragt:  »Warum  soll  man  aber  nicht 
lebendig  erhalten  was  einmal  gelebt  hat?«  —  und  schhesst 
höchst  charakteristisch :  »Velleitäten.  Man  tröstet  sich, 
dass  die  Geschichte  der  Wissenschaften,  ja  die  ganze  Ge- 
schichte nur  dergleichen  aufweist.  Und  ich  wüsste  daraus 
keine  weitere  Nutzanwendung  zu  ziehen,  als  dass  wir 
nichts  sorgfältiger  thun  sollten,  als  das  Entdeckte,  Ge- 
fundene, Bedachte,  Geordnete,  wie  und  wo  wir  es  finden, 
redlich  zu  ehren  und  zu  unserm  wie  zu  andrer  Nutzen 
sträcklich  anzuwenden.     Hora  ruit.« 


'  Folgender  Satz  (im  Bündel :  »Thierwelt«)  spricht  allerdings 
nicht  sehr  für  Descendenz-Gedanken : 

»Der  Arte  hat  etwas  ähnliches  vom  Krebse  darinnen,  dass  bey 
der  möglichsten  Verwandlungsfähigkeit  aller  Theile  kein  regulirendes 
und  constituirendes  Prinzip  irgend  wo  obwaltet.  Deswegen  jeder  Theil 
sich  ungestraft  erweitern,  verengern,  verlängern  oder  verkürzen  mag, 
und  das  Ganze  darum,  es  mag  sich  geberden,  wie  es  will,  immer  absurd 
bleibt«.  »Den  Affen«  (Goethe  spricht  stets  in  der  Einzahl  von  diesen 
Thieren)  scheint  Goethe  überhaupt  nicht  sehr  geliebt  zu  haben. 


3- 

Goethes  Faust  und  das  hohe  Lied. 

Von 

Otto  Pniower. 


ie  sehr  die  Bibel,  das  alte  wie  das  neue  Testament, 
auf  Goethe  eingewirkt  hat,  ist  bekannt.  Er  selbst 
spricht  sich  darüber  im  vierten  und  im  zwölften 
Buche  von  Dichtung  und  Wahrheit  eingehend,  an  anderen 
Stellen  seiner  Autobiographie  (sechstes  und  siebentes  Buch 
Werke  27,  57  ff.  27,  95  ff.)  weniger  genau  aus.  Die 
Forschung  hat  denn  auch  neuerdings  den  Versuch  unter- 
nommen, den  Spuren  dieses  Einflusses  in  der  Sprache  des 
Dichters,  den  er  selbst  constatirt  (Werke  27,  59),  nach- 
zugehen (Victor  Hehn:  Goethe-Jahrb.  8,  187  ff.  und  G.  Hauff 
Goethe- Jahrb.  11,  176,  Henkel,  Goethe  und  die  Bibel 
Leipzig  1890).  Auch  das  ist  bekannt,  dass  die  Beschäftigung 
Goethes  mit  der  Bibel  eine  so  eindringende  war,  dass  er 
bis  zur  Production  auf  dem  Gebiete  der  Kritik  schritt. 
1773  erschienen  von  ihm  die  beiden  Schriftchen:  »Brief  des 
Pastors  zu  •  .  •  an  den  neuen  Pastor  zu  •  .  •  Aus  dem 
Französischen«  und  »Zwo  wichtige  ....  biblische  Fragen 
u.  s.  w\  «  Gegen  das  Ende  der  neunziger  Jahre  erwachte 
dann  das  alte  Interesse  von  neuem.  Er  betrieb  jetzt  eifrige 
Studien  zum  zweiten  Buch  Mosis,  Studien,  die  sich  haupt- 
sächlich um  die  Person  Mosis  und  um  das  Problem  vom 
Zuge  der  Kinder  Israel  in  der  Wüste  bewegten.  Die 
Ergebnisse  dieser  Forschungen  hat  der  Dichter  erst  viel 
später  (1819)  in  den  Noten  zum  Divan  veröffentlicht. 


l82  Abhandlungen. 


Doch  selbstverständlich  hat  Goethe  nicht  bloss  vom 
Standpunkte  des  sachlichen  Kritikers  aus  die  Bibel  be- 
trachtet. Auch  als  er  schon  der  Kritik  fähig  und  zu  ihr 
sehr  geneigt  war,  hat  er  sie  vor  allem  ästhetisch  auf  sich 
wirken  lassen.  Ausser  durch  die  in  der  Sprache  des 
Dichters  nachweisbaren  Spuren  des  biblischen  Einflusses 
wird  uns  das  durch  Goethe  selbst  bezeugt,  der  im  vierten 
Buch  von  Dichtung  und  Wahrheit  ausdrücklich  hervorhebt, 
wie  die  idyllischen  Bilder  des  orientalischen  Lebens  in 
den  fünf  Büchern  Mosis  ihn  zur  Sammlung  und  Beruhigung 
stimmten.  Es  wird  uns  für  die  Frühzeit  ferner  durch 
eine  Reihe  dichterischer  Pläne,  die  aus  der  Bibel  flössen 
(vgl.  darüber  Elenkel  a.  a.  O.  S.  2),  sowie  durch  die  ganz 
vom  biblischen  Geiste  getragenen  »Fünfzehn  Parabeln. 
Salomons  Königs  von  Israel  und  Juda  güldne  Worte  von 
der  Ceder  biss  zum  Issop «  (Der  junge  Goethe  3,  500  ff.) 
bezeugt,  wie  endlich  durch  den  Umstand,  dass  Goethe 
von  einem  Stück  der  Bibel,  dem  hohen  Liede,  so  ergriffen 
wurde,  dass  er  es  in  sein  geliebtes  Deutsch  übertrug. 

Man  wusste  von  dieser  Uebersetzung  lange  Zeit  nur 
durch  den  Brief  Goethes  an  Merck  vom  10.  oder  11.  Oc- 
tober  1775,  worin  es  heisst:  »Ich  habe  das  hohe  Lied 
Salomons  übersezt,  welches  ist  die  herrlichste  Sammlung 
Liebeslieder,  die  Gott  erschaffen  hat. «  Später  hat  dann 
A.  Scholl  in  seinen  Briefen  und  Aufsätzen  von  Goethe  (1846) 
S.  155  fl.  kleine  Bruckstücke  der  Uebertragung  veröffent- 
licht. Das  Ganze  kennen  wir  erst,  seit  Gustav  von  Loeper 
es  in  seiner  Ausgabe  der  Briefe  Goethes  an  Sophie  La 
Roche  und  Bettina  Brentano  (Berlin  1879)  hat  abdrucken 
lassen. 

Diese  Uebertragung  lehnt  sich  im  Ganzen  an  die 
Luther'sche  Verdeutschung  eng  genug  an,  was  bei  der 
geringen  Kenntniss,  die  Goethe  vom  Hebräischen  besass, 
begreiflich  ist.  Doch  berichtigt  sie  manche  ihrer  Irr- 
thümer  (vgl.  V,  16  und  Goethe  oei  v.  Loeper  S.  135  Z.  3/4 
V.  u.).  Im  Uebrigen  verleugnet  sie  Goetnisches  Gepräge 
nicht.  Man  spürt  in  ihr  sogleich  das  Walten  eines 
dichterischen  Geistes,  der  vorzugsweise  von  künstlerischen 
Gesichtspunkten  geleitet  wird.  Die  vielen  dem  orien- 
talischen Stile  so  gemässen  Wiederholungen  im  Original 
sind  auf  eine  ganz  geringe  Zahl  beschränkt,  und  die  An- 
ordnung der  Strophen  ist  neu  und  selbständig  durch- 
geführt. Die  übliche  Capiteleintheilung  hob  Goethe  auf 
und  suchte  seine  Auffassung,  dass  das  hohe  Lied  die 
herrlichste  Sammlung  von  Liebesliedern  sei,  schon  in  der 
Gruppirung  der  Strophen  zur  Geltung  zu  bringen,  indem 
er  das  Ganze  in   31   Stücke  zerlegte,  von  denen  wohl  ein 


Goethes  Faust  und  das  hohe  Lied.  183 

jedes  eine  Art  Liebeslied  darstellen  soll.  Die  Reihenfolge 
der  Strophen  im  Original  ist  dabei,  abgesehen  davon,  dass 
viele  gestrichen  sind,  genau  befolgt.  In  einzelnen  Wen- 
dungen bricht  dann  der  dichterische  Geist  des  Ueber- 
setzers  lebhaft  durch.  So  wenn  er  die  Stelle,  in  der 
Sulamiths  sinnhches  Erbeben  bei  der  Berührung  des  Ge- 
liebten geschildert  wird  et  venter  meiis  intremiiit  ad  tacium 
eins  (V,  4)  kurz  wiedergibt  mit:  mich  iiberliefs. 

Bei  diesem  »mich  überliefs«  denkt  man  sogleich  an 
das  mnich  überläuftsv,  mit  dem  in  der  ersten  Gartenscene 
Gretchen  Fausts  machtvoll  hervorsprudelnden  Liebeserguss 
unterbricht.     Nach  den  Worten  : 

»Ja,  mein  Kind !  Lass  dieses  Blumenwort 
Dir  Götterausspruch  sein!     Er  hebt  Dich! 
Verstehst  Du,  was  das  heisst?  Er  liebt  Dich!« 

murmelt  Gretchen:  »Mich  überläufts«.  Dazu  gibt  der 
Dichter  die  scenische  Anweisung,  dass  Faust  nach  seinen 
Worten  Gretchens  beide  Hände  fasst.  Ich  merke  diesen 
Umstand  an,  weil  er  die  Aehnlichkeit  der  Situation  schärfer 
hervortreten  lässt.  Wie  es  in  der  Bibel  heisst  ad  tactiim 
eins  intremuit,  so  erscheint  hier  das  Schaudern  mit  als 
eine  Folge  der  Berührung. 

Dieselbe  Wendung  »mich  überliefs«  treffen  wir  bei 
Goethe  im  ersten  Act  des  Egmont  (Werke  8,  199),  da 
Klärchen,  kurz  bevor  der  weggeschickte  Brackenburg 
wiederkehrt,  im  Gespräch  mit  ihrer  Mutter  erzählt,  wie 
sie  auf  einem  ärmlichen  Holzschnitt  die  Schlacht  bei 
Gravelingen  dargestellt  sah :  »Ich  finde  oben  im  Bilde  den 
Buchstaben  C.  und  suche  unten  in  der  Beschreibung  C. 
Steht  da:  »Graf  Egmont,  dem  das  Pferd  unter  dem  Leibe 
todt  geschossen  wird.  Mich  überliefs«.  —  Man  sieht: 
hier  handelt  es  sich  nicht  um  ein  Erwachen  schlummernder 
Leidenschaft,  sondern  um  den  Ausdruck  eines  plötzlichen 
Angstgefühls.  Die  Stelle  steht  darum  der  im  hohen  Liede 
nicht  so  nahe  wie  die  im  Faust  und  ich  erwähne  sie  hier 
auch  weniger  wegen  ihrer  Aehnlichkeit  mit  ihr  als  weil 
die  Wendung  sprachlich  merkwürdig  ist  und  schon  des- 
halb bis  in  ihre  Schlupfwinkel  hinein  verfolgt  sein  will. 

Das  Characteristische  an  ihr  ist  die  Prägnanz.  Es  wird 
das  blosse  Verbum  gebraucht  ohne  das  Substantiv  Schauder 
und  ohne  ein  Adverb  wie  kalt  oder  heiss.  An  den  andern 
Stellen  an  denen  überlaufen  in  diesem  Sinne  nach  dem 
Sandersschen  Lexikon  bei  Goethe  erscheint,  steht  Schauder. 
»Ein  Schauder  überlief  mich  vom  Kopf  bis  auf  die  Füsse« 
schreibt  Werther  in  den  Briefen  aus  der  Schweiz  (Hempel 
16,  232).   »Ein  Schauder  überläuft  die  Erde«  sagt  der  Dämon 


184  Abhandlungen. 


des  Krieges  in  des  Epimenides  Erwachen  (Auftritt  5). 
Dazu  kann  ich  aus  dem  Tankred  (Act  4,  Scene  6,  Hempel 
10,  498)  fügen:  »Hätte  damals  Dich  ein  Schauer  über- 
htufen  u.  s.  w.«  Aehnlich  heisst  es  in  dem  Monolog,  den 
Gretchen  spricht,  bevor  sie  den  König  in  Thule  singt 
(Urfaust  V.  609) :  Mir  läuft  ein  Schauer  am  ganzen  Leib. 
Sonst  ist  der  prägnante  Gebrauch  von  »mich  überläufts,« 
der  wie  ich  höre  heute  noch  dialectisch  ist,  weder  bei 
Sanders  belegt  noch  bei  Adelung.  Bei  Goethe  kenne  ich 
ihn  nur  noch  in  der  Fischerin,  wo  der  Vater,  bevor  Niklas 
die  Ballade  vom  Wassermann  vorträgt,  sagt :  » So  sing 
nur!  Ich  bin  nun  schon  so  alt  geworden,  und  manchmal 
überläuft  mich's  doch«. 

Der  Umstand,  dass  die  Goethische  Uebertragung  des 
hohen  Liedes  und  der  Faust  sich  in  einer  so  charac- 
teristischen  Wendung  begegnen,  lässt  schon  an  irgend 
einen  näheren  Zusammenhang  der  Uebersetzung  mJt  dem 
Drama  denken.  Doch  ist  das  nicht  der  einzige  Punkt, 
durch  den  wir  darauf  geführt  werden,  etwaige  Beziehungen 
zwischen  beiden  ins  Auge  zu  fassen.  Es  kommt  noch 
ein  äusseres  werthvoUes  Zeugniss  hinzu.  In  demselben 
Brief,  in  dem  Goethe  Merck  von  seiner  Uebersetzung 
Mittheilung  macht,  heisst  es:  »Hab  an  Faust  viel  ge- 
schrieben«. Und  nun  erhebt  sich  wie  von  selbst  die  Frage, 
ob  sich  nicht  in  Goethes  Drama  Spuren  seiner  eindring- 
lichen Beschäftigung  mit  dem  Liede  der  Lieder  nach- 
weisen lassen. 

Die  Bedeutung  der  Bibel  überhaupt  für  den  Faust  und 
ihr  dichterischer  Einfluss  auf  ihn  ist  häufig  bemerkt  worden 
und  aus  jedem  Commentar  ersichtlich.  Hier  sei  nur  an 
den  »Prolog  im  Himmel«  erinnert,  dessen  Conception  be- 
kanntlich auf  dem  Buche  Hiob  I,  6  beruht.  Auch  kennen 
wir  in  ihm  seit  Langem  Anlehnungen  gerade  an  das  hohe 
Lied  oder  Anspielungen  darauf.  In  der  Stelle  der  Scene 
»Wald  und  Höhle«,  wo  Mephisto,  um  Fausts  Lüsternheit 
rege  zu  machen,  ausruft : 

»Gar  wohl  mein  Freund!  Ich  hab'  euch  oft  beneidet 
Um's  Zwillingspaar,  das  unter  Rosen  weidet.« 

benutzt  der  letzte  Vers  eine  Wendung,    die  in  ihm  häufig 
begegnet  (IV,  5,  VI,  2,  VII,  3),  vgl.  auch  die  Ausgabe  von 
Loeper  zu  v.  2981.  Und  die  Verse,  die  Faust  in  der  Walpurgis- 
nacht, als  er  mit  der  Jungen  tanzt,  spricht:  (v.  4128  ff.) 
»Einst  hatt'  ich  einen  schönen  Traum; 
Da  sah  ich  einen  Apfelbaum, 
Zwei  schöne  Aepfel  glänzten  dran, 
Sie  reizten  mich,  ich  stieg  hinan.« 


Goethes  Faust  und  das  hohe  Lied.  185 

nehmen  namentlich  in  ihrem  Schluss  Bezug  auf  jene  Stelle 
im  hohen  Lied  (VII,  8),  wo  es  heisst :  »Ich  will  auf  den 
Palmbaum  steigen  und  seine  Zweige  ergreifen«.  Vgl. 
Loeper  zu  v.  3775. 

Aber  diese  Verse  sind  erst  gegen  Ende  der  neunziger 
Jahre  gedichtet  und  jene  Stelle  in  der  Scene  »Wald  und 
Höhlecf  sicherlich  nicht  früher  verfasst  als  zu  der  Zeit,  da 
Goethe  in  Italien  für  das  Fragment  die  Scene  theils  neu 
schuf,  theils  aus  vorhandenen  Stücken  zusammenstellte. 
Wir  aber  müssen  nach  Spuren  der  Einwirkung  des 
hebräischen  Gesanges  im  Urfaust  suchen. 

Natürlich  denken  wir  vor  allem  an  diejenigen  Parthien 
des  Werkes,  die  sich  im  Charakter  mit  dem  Geiste  des 
hohen  Liedes  begegnen,  an  die  Liebesepisode,  die  Gretchen- 
scenen,  die  uns  ja  auch  schon  dadurch  nahe  gelegt  werden, 
dass  in  einer  von  ihnen  die  besprochene  Wendung  sich 
findet.  Erinnern  wir  uns  ferner,  dass  Goethe  in  dem 
Original  seiner  Uebersetzung  die  herrhchste  Sammlung 
von  Liebesliedern  sah,  die  Gott  erschaffen  hat,  so  denken 
wir  bestimmter  an  ein  Lied. 

Als  ein  solches  darf  Goethes  Monolog  »Am  Spinn- 
rad: Meine  Ruh  ist  hin.  Mein  Herz  ist  schwer«  u.  s.  w. 
immerhin  gelten,  wenn  es  auch  nicht  in  jedem  Sinne  ein 
Lied  ist.  Ein  liedartiger,  lyrischer  Charakter  ist  ihm 
jedenfalls  nach  Form  wie  nach  Gehalt  unverkennbar  auf- 
geprägt. Und  in  der  That  zeigt  dieser  Monolog  Einfluss 
des  biblischen  Gedichtes.  Manchem  schon  mag  die  Art, 
wie  in  der  sechsten  und  siebenten  Strophe  die  körperlichen 
Vorzüge  des  Geliebten  geschildert  werden,  aufgefallen 
sein.  Sie  ist  biblisch,  und  dass  sie  uns  nun  aus  dem 
Munde  eines  deutschen  Mädchens  entgegentönt,  scheint 
auf  dem  starken  Eindruck  zu  beruhen,  den  der  hebräische 
Gesang  in  der  Seele  des  jugendlich  empfänglichen  Dichters 
hinterlassen  hat. 

Zweimal  wird  im  hohen  Lied  die  Schönheit  des 
Mädchens  (IV,  i;  bei  Goethe  No.  13  und  VI,  4 — 6;  bei 
Goethe  ausgelassen)  und  einmal  die  des  Geliebten  (V, 
II  — 16;  Goethe  No.  18)  mit  all  der  Ausführlichkeit  be- 
schrieben, die  dem  orientalischen  Stil  eigen  ist.  In  der 
Methode  der  Vergleichung  werden  seine  Augen,  die  Haare, 
die  Zähne,  die  Lippen,  die  Wangen,  der  Hals  u.  s.  w. 
characterisirt.  Beim  deutschen  Dichter  werden  wir  nicht 
dieselbe  Breite  erwarten.  Bei  ihm  beschränkt  sich  die 
Beschreibung  auf  den  Gang  des  Geliebten,  die  Gestalt, 
den  Mund,  die  Augen,  die  Rede  und  den  Händedruck. 
Aber    beinahe   für   jeden    Zug   dieser  Characteristik    bietet 


l86  Abhandlungen. 


das  hohe  Lied  entsprechendes.  Zwar  wird  der  Gang  des 
Gehebten  nicht  ausdrückhch  erwähnt,  dagegen  heisst  es, 
was  immerhin  daraufführen  iconnte:  »  crura  illius  cohumnae 
marmoreae  quae  fundatae  sunt  super  bases  aureas «,  was 
Goethe  übersetzt :  »  Seine  Beine  wie  Marmorsäulen  auf  gül- 
denen Sockeln  «  (Luther:  gegründet  auf  goldenen  Füssen). 
Von  der  Geliebten  Sulamith  wird  dann  VII,  i  der  schöne 
Gang  in  den  Schuhen  hervorgehoben.  Dem  Goethischen 
»Seine  edle  Gestalt«  entspricht  das  biblische,  gleich  nach 
der  Erwähnung  der  Beine  folgende:  »Seine  Gestalt  (species) 
luie  der  Libanon,  auserwählet  wie  Cedern.«  Der  Mund 
wird  im  hohen  Liede  nicht  genannt,  dafür  aber  die  Lippen, 
von  denen  es  heisst,  sie  seien  »Rosen  träufelnd  köstliche 
Myrrhen.«  (Luther:  wie  Rosen,  die  mit  fliessenden 
Myrrhen  triefen).  Die  Augen  werden  genannt  (Tauben- 
augen an  den  Wasserbächen,  gewaschen  in  Milch,  stehend 
in  Fülle).  Ebenso  ist  seiner  Rede  Zanberßuss  vorgebildet 
durch  guttiir  suavissimmn,  was  Goethe  übersetzt  mit:  »seine 
Kehle  voll  Süsigkeit«.  »Sein  Händedruck«  ist  natürlich 
Goethisch,  doch  kann  auch  dieser  Zug  immerhin  durch 
die  Bibel  angeregt  sein.  Die  Hände  des  Geliebten  werden 
erwähnt  und  »Goldringe«  genannt,  »mit  Türkisen  besezzt« 
(Luther:  goldene  Ringe,  voll  Türkisse). 

Dass  diese  Uebereinstimmungen  beachtenswerth  sind, 
wird  Niemand  bezweifeln.  Sie  sollen  aber  nicht  bloss  für 
beachtenswerth  gelten,  sondern  ich  wünsche  darzuthun, 
dass  sie  auch  wirklich  auf  der  Beeinflussung  Goethes  durch 
das  bibhsche  Gedicht  beruhen.  Es  kommt  mir  darauf  an 
zu  zeigen,  dass  er  bei  der  Conception  seines  Liedes  ausser 
durch  andere  Momente,  die  auf  ihn  einwirkten,  auch  durch 
eine  gleichsam  active  Erinnerung  an  das  biblische  Werk 
bestirnmt  wurde,  das  ihn  gepackt  hatte  und  in  seiner  Ge- 
dankenwelt weiter  lebte  und  webte  dergestalt,  dass  die 
angeregte  Phantasie  sich  in  eine  jenem  Werke  verwandte 
Art  der  Production  umsetzte,  dass  der  Dichter  unwnllkür- 
hch,  ja  wahrscheinlich  unbewusst  Töne  anschlug,  die  ihm 
von  dorther  erklangen. 

Um  das  zu  beweisen,  reichen  die  hervorgehobenen 
Uebereinstimmungen  allerdings  nicht  aus.  Setze  ich  den 
nicht  unwahrscheinlichen  Fall,  dass  unter  meinen  Lesern 
sich  ein  Skeptiker  findet,  der  dazu  noch  der  in  der 
Literaturgeschichte  jetzt  so  eifrig  betriebenen  »Motiven- 
jagd«  abhold  ist,  so  muss  ich  von  ihm  zunächst  den  Ein- 
wand befürchten,  dass  ein  Dichter  wie  Goethe,  dem  eine 
reichlichst  queflende  Begabung  eine  Fülle  von  Formen 
zur  Verfügung  stellte,  ganz  von  selbst  und  unabhängig 
von   äusserer  "Beeinflussung    darauf  kommen    konnte,    den 


Goethes  Faust  und  das  hohe  Lied.  187 

Geliebten  von  Gretchen  in  dieser  Art  scliildern  zu  lassen, 
wie  fremd  sie  uns  auch  anmuthet. 

Darauf  erwidere  ich,  dass  mir  schon  die  Theorie,  die 
diesem  Einwand  zu  Grunde  liegt,  bedenklich  erscheint. 
Bei  der  Frage  nach  dem  Ursprung  einer  dichterischen 
Manifestation  gilt  der  Satz:  »ganz  von  selbst«  producirt 
der  Dichter  üoerhaupt  nicht.  Zu  dem,  was  das  Innere 
spendet,  gehört  allemal  ein  von  aussen  gekommenes 
Moment,  mag  das  nun  etwas  vom  Dichter  erfahrenes, 
erlebtes,  mag  es  von  ihm  durch  Leetüre  oder  sonst  mittel- 
bar erworben  sein.  Aber  selbst  zugegeben,  dass  jene  Auf- 
fassung richtig  wäre,  bliebe  sie  auch  nur  wahrscheinlich 
angesichts  des  Umstandes,  dass  wir  auf  diese  Art  der 
Darstellung  gerade  in  dem  biblischen  Gedicht  stossen,  mit 
dem  Goethe  sich  zu  einer  Zeit  beschäftigte,  als  er  ein- 
gestandener Maassen  viel  am  Faust  arbeitete.'^ 

Es  kommt  hinzu,  dass  wir  bei  genauerem  Zusehen 
noch  mehr  verwandte  Züge  zwischen  dem  Monolog  und 
dem  hebräischen  Liede  finden.     Zunächst  khngt  das 

»Ach  dürft  ich  fassen 
Und  halten  ihn!« 

in  der  vorletzten  Strophe  des  Monologes  bedeutungsvoll 
an  eine  Stelle  im  hohen  Lied  an  III,  4  tenui  eum  nee 
dimittam,  besonders  wenn  man  die  Goethische  Ueber- 
tragung  berücksichtigt :  ich  fass  ihn,  ich  lass  ihn  nicht 
(Luther:  ich  halte  ihn  und  will  ihn  nicht  lassen).  Dann 
scheint  mir  vor  allem  die  starke  sinnliche  Gluth,  von  der  der 
Monolog  namentlich  in  den  letzten  Strophen  durchhaucht 
ist  und  die  Goethe  später  etwas  zu  dämpfen  sich  veranlasst 
sah,  auf  der  Einwirkung  des  eigentlichen  Liedes  der  Liebe 
zu  beruhen.  Welch  heisse  Leidenschaft  in  dem  biblischen 
Gesänge  lodert,  ist  bekannt.  Ausser  in  dieser  allgemeinen 
Uebereinstimmung  im  Temperament  der  Dichtung,  wenn 
ich  so  sagen  darf,  begegnen  sich  das  biblische  Werk  und 
das  deutsche  Lied  auch  noch  in  einer  Reihe  kleiner  Züge, 
in  denen  jene  Gluth  sich  äussert.  Wie  er,  der  Gehebte,  so 
bekennt  auch  Sulamith  in  der  Bibel  unverhüllt  ihre  lieben- 
den Wünsche.  VII,  12  heisst  es:  ibi  dabo  tibi  ubera  mea, 
was  Goethe  wiedergibt  (No.  26) :  Da  will  ich  Dich  her~en 
nach  Feniiögen,  Luther  hingegen  im  wörtlichen  Sinne:  »Da 
will  ich  Dir  meine  Brüste  geben«.  Wie  verwandt  sind  mit 
der  Goethischen  Uebertragung  die  Worte  des  Liedes:  »Und 
küssen  ihn,  so  wie  ich  luollt.« !  VIII,  i  heisst  es  noch  ein- 
mal: ut  inveniam  te  foris  et  deosculer  te  »fand  ich  Dich 
draus,  ich  küsste  Dich«.  Und  genau  wie  in  dem  Monolog 
auf  die  Charakteristik   des  Geliebten  die  Verse  folgen,   in 


Abhandlungen. 


denen  die  Sehnsucht  nach  ihm  mit  leidenschafthcher  Gewalt 
durchbricht,  heisst  es  am  Schluss  der  Beschreibung  des  Ge- 
liebten in  der  Bibel  V,  i6:  Totus  desiderabilis,  was  Goethe 
übersetzte:  »er  ganz  mein  Begehren.«  (N0.18),  später  (No. 25) 
noch  einmal:  »Ich  bin  meinem  Freunde,  bin  auch  sein  ganzes 
Begehren«  =et  ad  me  conversio  ejus,  Luther  viel  gemässigter 
»und  er  hält  sich  auch  zu  mir«.  Ja,  wir  beobachten  in  dieser 
Beziehung  eine  Aehnlichkeit  zwischen  der  Gestalt,  die  der 
biblische  Gesang  in  der  Goethischen  üebertragung  erhalten 
hat  und  dem  Monolog.  Wie  hier  am  Schluss  die  Liebe 
mit  stürmischen  Schritten  zum  Gipfel  heissen  A'^erlangens 
aufsteigt,  so  endet  die  Uebersetzung,  indem  Goethe  die 
sieben  letzten  Strophen  des  Originals  kühn  fortlässt, 
wirkungsvoll  mit  einem  Hymnus  auf  die  unendliche  Macht 
der  Liebe :  »Sezze  mich  wie  ein  Siegel  auf  Dein  Herz,  wie 
ein  Siegel  auf  Deinen  Arm.  Denn  stark  wie  der  Todt  ist 
die  Liebe.  Eifer  gev^-altig  wie  die  Hölle.  Ihre  Glut  Feuer 
Glut,  eine  fressende  Flamme.  Viel  Wasser  können  die 
Liebe  nicht  löschen,  Ströme  sie  nicht  ersäufen.  Bot  einer 
all  sein  Haab  und  Gut  um  Liebe,  man  spottete  nur  sein«. 

Eine  ähnlich  geartete  Schilderung  des  Geliebten  aus 
dem  Munde  seines  Mädchens  wie  in  dem  Monolog  am 
Spinnrad  bietet  Goethe  noch  einmal  in  dem  merkw^ürdigen 
Gedicht:  So  ist  der  Held,  der  mir  gefällt  (Der  junge 
Goethe  2,  37  f.  Werke  4,  361  f.).  Darauf  hat  mich  mein 
Freund  August  Fresenius  aufmerksam  gemacht,  dem  über- 
haupt diese  Betrachtungen  die  entschiedenste  Förderung  und 
eine  Fülle  von  Hinweisen  verdanken.  Nachträglich  sehe 
ich,  dass  auch  G.  v.  Loeper  in  seiner  ersten  Ausgabe  von 
Goethes  Faust  (Hempel  12,  iio)  die  Verwandtschaft  des 
Liedes  mit  unserem  Monolog  kurz  bemerkt  hat. 

In  diesem  Gedichte  scheint  die  Annäherung  Goethes 
an  die  orientalische  Manier  viel  grösser  als  in  dem  Stück 
des  Faust.  Vor  allem  ist  der  Dichter  breiter  und  aus- 
führlicher. Wie  Fausts  hoher  Gang  gleich  im  Eingang 
der  Schilderung,  die  Gretchen  von  ihm  entwirft,  gerühmt 
wird,  so  heisst  es  hier  vom  Geliebten  zunächst:  »Hoch 
ist  sein  Schritt,  fest  ist  sein  Tritt«.  Dann  »Schwarzes 
Haar  auf  runder  Stirne  bebet,«  wie  im  hohen  Lied  das 
rabenschwarze  Haar  des  Geliebten  gepriesen  wird.  Darauf 
w^erden  die  Stirne,  die  Wangen,  die  Brust,  die  Augen, 
der  Mund  and  die  Lippen  beschrieben.  Zuletzt  werden 
in  dichterischer  Weise  moralische  Eigenschaften  mit 
Körpertheilen  combiniert:  »Treu  ist  sein  Blut  ....  Schutz 
und  Stärke  wohnt  in  weichen  Armen.  Auf  dem  Antlitz 
wohnet  edles  Erbarmen«.  Von  dieser  Schilderung  kommt 
der  Bibel  recht  nahe:     »Auf  den  Wangen  ew'ger  Frühling 


Goethes  Faust  und  das  hohe  Lied.  189 

lebet,«  da  die  Wangen  im  hohen  Liede  Würzgärtlein 
genannt  werden  »voller  Büsche  des  Weihrauchs«  wie 
Goethe  übersetzt,  »wachsende  Würzgärtlein  der  Apotheker« 
wie  Luther  mehr  im  wörtlichen  Sinne  sagt.  Doch  linden 
sich  in  der  Lyrik  des  18.  Jahrhunderts,  namentlich  in  der 
Anakreontik,  viele  gerade  diesem  Ausdruck  ähnliche  oder 
verwandte  Wendungen.  Es  sei  nur  an  das  Goethische 
»Ein  rosenfarbes  Frühlingsw etier  lag  auf  dem  lieblichen 
Gesicht«  errinnert,  vgl.  auch  Uz  (hrsg.  v.  Sauer  in  Seufferts 
Deutschen  Litteraturdenkmalen  No.  33  —  38)  87,  23  ff.  »So 
lang  auf  Wangen  junger  Schönen  Ein  blühend  Morgenroth 
entzückt«.  S.  22.  v.  3.  »Das  (Auge)  nach  den  Rosen  ihrer 
Wangen  Durch  manchen  Umweg  lüstern  schleicht.«  S.  in 
v.  46  ff.  »Flattert  nun  der  Gott  der  Lust  Um  die  rosenvollen 
Wangen  Und  um  jede  Liljen-Brust«.  S.  100  v.  15  ebenfalls 
»roscnvoUe  Wangen«.  Sehr  characteristisch  dagegen  ist, 
was  von  den  Lippen  des  Helden  ausgesagt  wird: 

»Auf  den  Lippen  träufeln  Morgendüfte, 
Auf  den  Lippen  säuseln  kühle  Lüfte«. 

Bernhard  Seuffert  (Zeitschr.  f.  deutsches  Alterthum 
Bd.  26  S.  262)  nannte  die  Verse  .anakreontisch,  ein 
anderer,  ein  Anonymus  (Paul  Lindaus  Gegenwart  1879 
No.  31)  ossianisch.  Doch  weist  dieser  schon  auf  ihre 
eigentliche  Quelle  hin:  die  Bibel.  Wie  sehr  klingen  die 
Worte  an  diejenigen  an,  mit  denen  Goethe  die  ent- 
sprechende Stelle  des  hohen  Liedes  in  seiner  Uebersetzung 
wiedergibt:  »Seine  Lippen  Rosen  träufelnd  köstliche 
Myrrhen  !« 

Auch  Inhalt  und  Gedankengang  des  Gedichtes  be- 
weisen, dass  das  hohe  Lied  Motive  dafür  spendete  und 
einmal  erkhngt  ein  Ton,  ähnlich,  wie  wir  ihn  in  Gret- 
chens  Herzenserguss  am  Spinnrad  vernehmen.  Ent- 
sprechend dem  biblischen  toiiis  desiderahills  und  genau 
wie  Gretchen  im  Monolog,  nachdem  sie  Faustens  Ge- 
stalt vor  ihr  geistiges  Auge  gerückt  hat,  das  Verlangen 
ihn  zu  besitzen  kund  gibt,  ringt  sich  auch  von  Chloens 
Lippen,  nachdem  sie  den  Geliebten  sich  vergegenwärtigt 
hat,  der  sehnsüchtige  Rut :  »Selig !  wer  an  seinem 
Busen  ruht«  (v.  30). 

Auch  andere  Momente  sprechen  dafür,  dass  bei  der 
Conception  des  Gedichtes,  wenn  nicht  orientalischer,  so 
doch  fremder  Einfluss  massgebend  war.  Denn  erst  wenn 
wir  eine  solche  Einwirkung  von  aussen  annehmen,  er- 
halten wir  über  die  Natur  des  Gedichtes  wie  über  die 
Intention  des  Autors  bestimmtere  Aufklärung  und  erst  so 
wird  eine  Episode  in  seiner  Geschichte  begreiflich. 


190  Abhandlungen. 


Durch  sich  selbst  ist  das  Lied  nicht  eben  klar  und  ver- 
ständlich. Man  hat  darum  auch  die  Goethische  Autorschaft  zu 
bestreiten  versucht  (Archiv  für  Litteraturgeschichte  X,  270), 
und  V.  Loeper  hat  es  in  der  Weimarer  Ausgabe  unter  die 
Rubrik  »Gedichte  zweifelhaften  Ursprungs«  gestellt.  Doch  ist 
die  Verfasserschaft  Goethes  unseres  Erachtens,  so  unsicher 
es  auch  mit  der  handschriftlichen  Ueberlieferung  des  Ge- 
dichtes steht,  aus  vielen  Gründen  nicht  zu  bezweifein.  Hier 
sei  nur  angeführt,  dass  sich  in  Goethes  Tagebuch  am 
I.  September  18 16  eine  Einzeichnung  findet,  wonach  er  an 
einem  früheren  Lied  »Flieh  Täubchen  flieh«  —  dies  ist 
der  Anfang  unseres  Gedichtes  —  emendirt  hat. 

Auch  schimmert  trotz  allem  Ungoethischen  durch  das 
Ganze  eine  dichterische  Kraft,  die  man  in  den  siebziger 
Jahren  keinem  anderen  als  Goethe  zutrauen  möchte  und  die 
um  so  mehr  ins  Gewicht  fällt,  als  der  improvisatorische 
Character  des  Gedichtes  nicht  zu  verkennen  ist.  Seine 
Dunkelheit  besteht  nicht  bloss  darin,  dass  Einzelheiten  wie 
die  V.  32 

»Soll  mein  deutsches  Herz  mit  weichen  Flöten 
Rasches  Blut  in  meinen  Adern  tödten?« 
jeder  Erklärung  Trotz  zu  bieten  scheinen,  sondern  auch 
sein  Grundcharacter  tritt  nicht  scharf  genug  heraus.  Un- 
bestimmt schillert  die  Haltung  des  Dichters  zwischen  Scherz 
und  Ernst  und  wenn  uns  der  Schluss  nicht,  was  er  aller- 
dings mit  grosser  Entschiedenheit  thut,  verriethe,  wohin 
seine  Auffassung  zielt,  wir  würden  schwerlich  erkennen, 
dass  wir  es  mit  einer  Parodie  zu  thun  haben.  Nehmen 
wir  dagegen  an,  dass  der  Dichter  in  dem  Gedicht  fremde 
Anregungen  verarbeitet,  so  sehen  wir  sogleich  genauer, 
wie  es  um  das  Lied  bestellt  ist.  Einen  so  undeutschen 
Eindruck  es  nämlich  im  Ganzen  macht  und  so  wenig 
deutsch  uns  eine  Wendung  anmuthet  wie  etwa  die  schon 
hervorgehobene:  »Schutz  und  Stärke  wohnt  in  weichen 
Armen«,  ebenso  unverkennbar  stellt  es  andrerseits  das 
Ideal  eines  deutschen  Helden  auf.  Dreimal  wird  das 
Deutsche  betont. 

v.  15.  Edler  Deutschen  Füsse  gleiten  nit. 
V.  32.  Soll  mein  (1.  sein  ?)  deutsches  Herz  mit  weichen  Flöten 
V.  40.  Bis  ihr  deutschen  Glanz  zu  Grabe  bringt. 

Bedenken  wir  dabei,  dass  der  Dichter  die  Farben  zu 
diesem  Gemälde  eines  deutschen  Jünglings  sich  aus  der 
Fremde,  dem  Orient,  geholt  hat,  so  kann  uns  die  wahre 
Absicht,  die  er  mit  dem  Liede  verfolgte,  nicht  mehr  ver- 
hüllt bleiben  und  dass  es  sich  in  ihm  um  die  bitterste 
Ironie  handelt,  wird  klar  genug. 


Goethes  Faust  und  das  hohe  Lied.  191 

Was  die  Episode  aus  der  Geschichte  des  Liedes  be- 
trifft, auf  die  ich  anspielte^  so  meine  ich  damit  die  That- 
sache,  dass  Goethe  selbst  das  Gedicht  später  verleugnet 
hat.  Es  geschah  das  in  einem  Brief  an  den  Kanzler 
Müller  vom  22.  Juni  1827,  der  bisher  ungedruckt  ist  und 
von  dem  nur  die  Stellen  bekannt  waren,  auf  die  sich  Burk- 
hardt  (Archiv  f.  Litteraturgesch.  2,  517)  und  v.  Loeper 
(Hempel  5,  249  f.  Anm.)  b'erufen. 

Dank  dem  freundlichen  Entgegenkommen  der  Direction 
des  Goethe-  u. Schiller-Archivs,  die  mir  auch  Collationen  aller 
Handschriften  des  Gedichtes  bereitwilligst  überliess,  bin 
ich  in  der  Lage,  ihn  hier  in  seinem  kurzem  Wortlaut  mit- 
zutheilen.  Er  ist  von  Johns  Hand  geschrieben  und  eigen- 
händig G  unterzeichnet.  Eine  von  einer  Schreiberhand 
herrührende  Abschrift  unseres  Gedichtes  geht  ihm  voran. 

»Vorstehendes  Gedicht  wird  mir  freylich  zuge- 
»schrieben,  ich  erinnere  mich  aber  nicht  es  gemacht 
»zu  haben  und  wollte  es  daher  nicht  aufnehmen  aus 
»Furcht  es  möchte  von  dem  wahren  Autor  zurück- 
»gefordert  werden.  Auch  scheint  es  mir  nicht  ganz 
»mit  meiner  Sinnes-  und  Dichtart  .übereinzutreften. 

»Inzwischen  habe  einige  höchst  nothwendige  Emen- 
»dationen  daran  gewendet. 
Weimar 
den  22.  Juny 
1827 

Um  zu  verstehen,  dass  Goethe  das  von  ihm  verfasste 
Gedicht  nicht  als  das  seinige  erkannte,  muss  man  im  Auge 
behalten,  dass  es  ihm,  als  er  den  Brief  dictirte,  nicht  in 
seiner  ursprünglichen  Gestalt  vorlag,  sondern  in  derjenigen, 
die  es  in  der  Zelterschen  in  demselben  Jahr  erschienenen 
Sammlung  »Sechs  deutsche  Lieder  für  die  Altstimme. 
Berlin,  Trautwein  1827«  zeigt.  Hier  ist  es  mit  dem  Namen 
des  Dichters  unterzeichnet  und  von  Goethe  hatte  es  der 
Componist  im  Jahre  18 16  erhalten,  nachdem  es,  wie  wür 
aus  dem  Tagebuch  wissen,  einer  neuen  Durchsicht  unter- 
zogen war.  Zwölf  Jahre  vergingen,  ehe  es  publicirt  wurde, 
und  als  es  Goethe  endUch  vor  Augen  trat,  hatte  es  ein 
wesentlich  anderes  Aussehen  als  damals,  da  es  entstanden 
war.  Nicht  nur  waren  im  Interesse  leichterer  Componir- 
barkeit  Einzelheiten,  wie  jene  hervorgehobene  dunkle 
Stelle  geändert,  sondern  die  ganze  letzte  polemische 
Strophe,  mit  der  der  Musiker  nichts  anfangen  konnte,  war 
fortgelassen.  Mit  ihr  fiel  der  nur  in  ihr  genannte  Name 
des  Mannes,  der,  sei  es  allein,  sei  es  mit  anderen  zu- 
sammen dem  Dichter  einst   den  Anlass  zur  Improvisation 


1^2  Abhandlungen. 


gab,  der  Name  Wielands.  So  war  dem  Gedächtniss  ein 
wichtiger  Anknüpfungspunkt  entzogen,  zugleich  aber  war 
mit  dem  Wegfall  die  ursprüngliche  Tendenz  des  Liedes 
in  ihr  gerades  Gegentheil  verkehrt.  Was  als  Satire  be- 
absichtigt war,  erschien  nun  als  ernsthafte  dichterische 
Intention  und  eine  Art  von  Poesie,  die  Goethe,  nur  um 
sie  lächerlich  zu  machen,  nachahmte,  trat  ihm  als  eine 
von  ihm  selbst  widerspruchslos  geübte  entgegen.  Kein 
Wunder,  wenn  er  nun  seine  Sinnes-  und  Dichtart  darin 
vermisste.  Um  wie  viel  begreiflicher  aber  wird,  dass  er 
seine  »Dichtart«  in  dem  Liede  nicht  wiederfand,  wenn 
wir  hinzunehmen,  dass  sein  Colorit  zum  grossen  Theil 
dem  Orient  entlehnt  war!  Wir  kommen  auf  das  Gedicht 
noch  zurück. 

Fassen  wir  nach  dieser  nothwendigen  Abschweifung 
den  iMonolog  wieder  ins  Auge  und  die  Einwirkung,  die 
er  von  dem  biblischen  Werke  erfuhr,  so  findet  ni  diesem  Ein- 
fluss  auch  seine  eigenartige  Form  in  einem  gewissen  Sinne 
ihre  Erklärung.  Dass  ein  Monolog  in  einem  Drama  die 
Gestalt  eines  Liedes  zeigt,  ist  sicherlich  merkwürdig  und 
Scherer  war  das  Auffallende  der  Erscheinung  auch  nicht 
entgangen.  (Betrachtungen  über  Faust.  Goethe-Aufsätze 
S-  307O  Js^2;t  sehen  wir  wenigstens  den  Weg,  auf  dem 
Goethe  dazu  gelangte,  die  liedartige  Form  für  ihn  zu 
wählen.  Wenn  sich  ihm  das  biblische  Stück,  wie  er  selbst 
bekennt,  als  die  herrlichste  Sammlung  von  Liehcsliedeni 
erwies,  wird  es  ihn,  sofern  es  ihn  zum  Dichten  befeuerte, 
vor  Allem  zu  einer  liedartigen  Composition  hingetrieben 
haben. 

Doch  ist  damit  nicht  gesagt,  dass  der  Dichter  nicht 
auch  für  die  rein  dramatischen  Scenen,  den  Dialog,  aus 
dem  biblischen  Gesang  Anregung  hätte  schöpfen  können. 
Ja,  man  darf  sogar  die  Frage  aufwerfen,  ob  es  nicht  wirk- 
lich geschehen  ist.  Dass  in  den  Gretchenparthien,  be- 
sonders in  der  ersten  Gartenscene,  ein  Ton  ange- 
schlagen ist,  von  dem  wir  verwandte  Klänge  auch  in  dem 
biblischen  Werke  vernehmen,  dafür  können  wir  Goethe 
selbst  zum  Zeugen  aufrufen.  Li  den  Noten  zum  Divan 
kommt  er  gleich  im  Beginn  auch  auf  das  hohe  Lied  als 
eines  der  wichtigsten  Denkmäler  östlicher  Poesie  zu 
sprechen.  In  der  kurzen  Charakteristik,  die  er  von  ihm 
entwirft,  sagt  er:  »Durch  und  durch  wehet  eine  milde 
Luft  des  lieblichsten  Bezirksvon  Canaan;  ländlich  trauliche 
Verhältnisse,  Wein-,  Garten-  und  Gewürzbau,  etwas  von 
städtischer  Beschränkung«.  Ist  mit  diesen  Worten  nicht 
auch  —  wenigstens  ungefähr  —  die  Atmosphäre  der  ersten 
Gartenscene  gekennzeichnet?    Athmet  nicht  auch  hier  der 


Goethes  Faust  UND  DAS  HOHE  Lied.  193 

Geist  »städtischer  Beschränkung?«  Ich  verkenne  nicht, 
welche  Verschiedenheit  trotz  aller  Aehnlichkeit  des  Milieus 
herrscht  hier  in  dem  Gemälde  eines  deutsch-bürgerlichen 
Interieurs,  dort  in  der  Darstellung  orientalischen  Hirten- 
lebens. Es  soll  ja  auch  nicht  mehr  vermuthet  werden  als 
möglicher  Weise  eine  Einwirkung  des  biblischen  Gesanges 
auf  die  Conception  der  ersten  Gartenscene  in  der  Weise, 
dass  Goethe  von  ihm  den  Impuls  zur  Ausführung  einer 
im  Geiste  längst  umrissenen  Scene  empfing,  so  dass  sie 
jetzt  unter  dem  lebendigen  Eindruck  des  hebräischen 
Liedes  Form  und  Farbe  erhielt.  Es  war  dadurch  nur  der 
Anstoss  zur  Production  gegeben,  die  nun  ganz  eigenartig 
in  gewaltigem  Strom  hervorschoss  und  in  einer  Fülle 
neuer  kleiner  Züge  von  unvergänglicher  Wirkung  sich  ergoss. 

Für  diese  Vermuthung  möchte  ich  noch  Folgendes 
geltend  machen.  Charakteristisch  für  die  erste  Gartenscene 
ist  besonders  die  Art,  w4e  Goethe  die  häuslichen  Verrich- 
tungen eines  deutschen  Bürgermädchens  in  ein  poetisches 
Licht  zu  rücken  weiss,  wie  er  Gretchen  in  ihrer  Sphäre 
schildert:  das  Schwesterchen  wartend,  kochend,  fegend, 
strickend  und  nähend  und  wie  er  das  Prosaische  dieser 
alltäglichen  Beschäftigung  nicht  nur  völlig  vergessen  lässr, 
sondern  geradezu  mit  dem  strahlenden  Glänze  der  Poesie 
zu  umgeben  weiss.  Diese  anscheinend  so  nüchterne  All- 
täglichkeit im  hohen  Drama  und  bei  einem  Stoffe,  wie 
ihn  die  Faustsage  bot,  dichterisch  zu  verwerthen,  war 
immerhin  ein  Wagniss  und  es  zeigt  sich  darin  die  ganze 
geniale  Sorglosigkeit  des  jungen  Dichters  um  das,  was 
dem  allgemeinen  Geschmacke  für  poetisch  oder  nicht 
poetisch  galt.  An  sich  ist  das  Naiv-Idyllische,  das  sich  in 
diesem  Zug  ausspricht,  ein  gleichsam  nur  natürlicher  Aus- 
druck der  Goethischen  Individualität  und  schon  der  Werther 
bewies,  dass  das  Register  des  Dichters  auch  über  solche 
Töne  verfügte.  Aber  diese  Seite  des  Goethischen  Genius 
zeigt  sich  in  dieser  Partie  des  Faust  viel  schärfer  und 
ausgeprägter  und  so  darf  man  vielleicht  fragen,  ob  nicht 
für  die  Erklärung  dieser  Erscheinung  die  Einwirkung  des 
hohen  Liedes  heranzuziehen  sei.  Wenigstens  geht  es  dem 
deutschen  Dichter  mit  einer  noch  viel  derberen  Aeusserung 
naiver  Natürlichkeit  voran  als  er  wagen  durfte.  Ihrem 
an  die  Thüre  pochenden  Geliebten  ruft  Sulamith  zu:  »Bin 
ich  doch  entkleidet,  wie  soll  ich  mich  anziehen  ?  Hab  ich  doch 
die  Füsse  gewaschen,  soll  ich  sie  wieder  besudeln?«  (V,  3.) 

Einfluss  des  hohen  Liedes  auf  die  Conception  einer 
Goethischen  Dichtung  ist  schon  früher  beobachtet  worden 
und  zwar  für  ein  Drama  des  Dichters,  das  ihn  in  derselben 
Zeit  beschäftigte,  in  der  er  den  biblischen  Gesang  übersetzte. 

GotTHE-jAHRBLCH     XIII.  12 


194  Abhandlungen. 


Wilhelm  Scherer  hat  in  seinem  Aufsatz :  Sophie  von 
La  Roche  und  ihre  Enkelin  (Goethe- Aufsätze  S.  85  ff.) 
darauf  hingewiesen,  dass  im  Egmont  die  Situation  zu 
Beginn  des  fünften  Aufzuges,  da  Klärchen  in  den  Strassen 
umherirrend  ihren  Geliebten  sucht  und  die  Bürger  iür  ihn 
aufzureizen  unternimmt,  von  jenen  Stellen  im  hohen  Lied 
eingegeben  sein  wird,  in  denen  Sulamith  nach  ihrem 
Bräutigam  forschend  geschildert  wird,  III,  2  (Goethe 
No.  11).  »Aufstehen  will  ich  und  umgehen  in  der  Stadt, 
auf  den  Märkten  und  Strasen.  Suchen,  den  meine  Seele 
liebt,  ich  sucht  ihn,  aber  fand  ihn  nicht.  Mich  trafen  die 
umgehenden  Hüter  der  Stadt :  den  meine  Seele  liebt, 
saht  ihr  ihn  nicht?«  Aehnlich  V,  6  (Goethe  No.  17) 
»Mich  trafen  die  umgehenden  Wächter  der  Stadt.  Schlugen 
mich,  verwundeten  mich,  nahmen  mir  den  Schleier  die 
Wächter  der  Mauern«.  Bedenken  wnr,  wie  sehr  der 
Egmont  sich  in  entscheidenden  Motiven  gerade  mit  dem 
Faust  berührt,  wie  er  mit  ihm  die  charakteristische  Wendung 
»mich  überliefs«  gemein  hat,  so  werden  wir,  wenn  wir 
eine  Einwirkung  des  hebräischen  Liedes  auf  jenen  kennen, 
eine  auf  diesen  auch  da  nicht  mehr  unwahrscheinlich 
finden,  wo  wir  zwar  keine  so  concrete  Uebereinstimmung 
wahrnehmen,  wie  sie  gleicher  Wortlaut,  ähnliche  Situation 
oder  dgl.  bieten,  wo  wir  aber  doch  einen  Hauch  ver- 
wandten Geistes  verspüren. 

Wir  dürfen  darnach  für  den  Monolog  am  Spinnrad 
mit  einiger  Sicherheit  von  einem  Einfluss  der  bibHschen 
Dichtung  sprechen  und  für  die  erste  Gartenscene  ihn  wenig- 
stens vermuthen.  Damit  aber  gewinnen  wir  auch  etwas 
für  die  Chronologie  des  Urfaust.  Ich  habe  schon  früher 
(\'ierteljahrsschritt  für  Litteraturgesch.  4,  354)  die  Ansicht 
ausgesprochen,  dass  die  beiden  Gartenscenen  wiegen  der 
Höhe  der  Kunst,  auf  der  sie  stehn  und  wegen  der  in  ihnen 
herrschenden  Metrik  dem  Ende  der  Frankfurter  Zeit,  dem 
Herbst  1775,  zuzuweisen  sind.  In  dieser  Ansicht  w^erde 
ich  jetzt  erheblich  bestärkt.  Zwar  hat  Goethe  das  hohe 
Lied  sicherlich  auch  schon  vor  dem  Herbst  1775  gekannt, 
und  dass  es  voreilig  und  unmethodisch  wäre,  aus  den 
Anklängen  daran  allein  schon  den  unmittelbaren  Schluss 
auf  die  Entstehungszeit  im  Herbst  1775  zu  ziehen,  ist 
mir  nicht  verborgen.  Man  vergegenwärtige  sich  jedoch 
folgende  Momente:  Im  Herbst  1775  wird  Goethe  von  der 
Leetüre  des  biblischen  Liedes  so  gepackt,  dass  er  es  erst 
jetzt  gleichsam  entdeckt,  seinen  hohen  dichterischen  Werth 
erkennt  und  sogleich  zu  seiner  Uebersetzung  schreitet.  Er 
macht  davon  in  einem  Briefe  Mittheilung,  in  dem  er  gleich- 
zeitig von  seiner  starken  Thätigkeit  am  Faust  spricht.  Nun 


Goethes  Faust  und  das  hohe  Lif.d.  195 

hat  die  erste  Gartenscene  mit  der  Uebersetzung  jenen 
Ausdruck  »mich  überläufts«  gemeinsam  und  dazu  kommt 
endlich,  dass  früher  angestelhe  Erwägungen  metrischer 
Natur  auch  schon  für  die  Abfassung  im  Herbst  75  sprechen. 
Liegt  es  nun  nicht  nahe  genug  anzunehmen,  jene  Scene 
wie  die  Uebersetzung  des  hohen  Liedes  gehören  in  eine 
und  dieselbe  Zeit  und  sind  in  den  letzten  Wochen  des 
Frankfurter  Aufenthaltes  gedichtet?  Was  aber  von  der 
ersten  Gartenscene  gilt,  wird  man  auch  für  die  zweite 
gelten  lassen  müssen,  da  wir  keinen  Anlass  haben,  die 
beiden  zeitlich  aus  einander  zu  rücken.  Mit  noch  grösserem 
Recht  dürfen  wir  den  Monolog  am  Spinnrad  in  den 
Herbst  1775  verweisen.  Scherer  hat  allerdings  die  Ansicht 
aufgestellt,  er  sei  zwar  1775,  jedoch  schon  vor  der 
Sciiweizer  Reise,  die  Mitte  Mai  angetreten  wurde  (Dichtung 
und  Wahrheit,  hrsg.  v.  Loeper  Bd.  23,  177),  verfasst. 
Lidern  er  nämlich  das  »  Lied  in  der  Abwesenheit «  von  Fritz 
Stolberg  als  eine  Nachahmung  von  Gretchens  Monolog 
erkannte,  nahm  er  an,  dass  der  Dichter  diesen  kennen 
gelernt  habe,  als  er  im  Mai  1775  in  Frankfurt  bei  Goethe 
weilte.  Das  Lied  würde  darnach  die  Existenz  des  Monologes 
schon  für  das  Frühjahr  1775  vorausse'tzen  (Anzeiger  Tür 
deutsches  Alterthum  2,  284).  Lidessen  reicht  der  Umstand, 
dass  Stolberg  in  der  Gesammtausgabe  seiner  Gedichte 
das  Lied  ganz  allgemein  dem  Jahre  1775  zuweist,  zu  einem 
so  bestimmten  Schluss  nicht  aus.  Es  ist  ebenso  gut 
möghch,  dass  der  Graf  von  dem  Monolog  erst  im  Herbst 
durch  eine  Abschrift,  die  ihm  Goethe  zusandte,  Kenntniss 
erhielt  und  dass  dann  erst  das  in  den  Motiven  sich  so 
sichtbar  an  ihn  anlehnende  Lied  entstand.  Ein  Brief  gerade 
aus  diesen  Tagen  an  Friedrich  Leopold  Stolberg  und 
Genossen  ist  uns  noch  erhalten  (Werke  I\',  2  No"  358). 
Schwieriger  ist  die  Frage,  wann  das  Gedicht:  So  ist 
der  Held,  der  mir  gefällt,  verfasst  ist.  Seuftert  a.  a.  O. 
5.263  ist  der  Ansicht,  dass  es  im  Herbst  1772  entstanden 
sei.  Damals  waren  die  Hirtenlieder  von  F.  A.  C.  Werthes 
erschienen  und  sie  sollen  Goethe  die  Veranlassung  zur  Ver- 
spottung jener  weichlichen  Poesie  gegeben  haben.  Anders 
datirt  das  Gedicht  Georg  Witkowski  (Vierteljahrsschrift  für 
Litteraturgeschichte  3,  509  ff.Y  Er  verweist  es  in  den  Herbst 
1771  und  bringt  es  mit  der  Pastor  Amor-Aliaire  des 
Joh.  Benjamin  Michaelis  in  Zusammenhang.  Aber  beider 
Beweisführung  erscheint  uns  nicht  zwingend.  Weder  sieht 
man,  warum  gerade  die  unschuldigen  Gedichte  des  Werthes 
Goethe  so  zur  Satire  reizen  konnten,  noch  findet  man  irgend 
engere  Beziehungen  des  Liedes  zum  Pastor  Amor-Streit, 
Ich   möchte   hinblickend  auf  die  Verwandtschaft    des  Ge- 


196  Abhandlungen. 


dichtes  mit  dem  Monolog  am  Spinnrad  und  den  biblischen 
Einfluss  bedenkend,  auf  den  wir  geführt  wurden,  vermuthen, 
dass  es  in  die  gleiche  Zeit  wie  jener,  in  den  Herbst  1775 
gehört. 

Freilich  vermag  ich  diese  Datirung  ausser  durch  die 
behandelten  stiHstischen  Momente  sonst,  namentlich  biogra- 
phisch, nicht  weiter  zu  begründen.  Auch  bedarf  es  hierzu 
noch  weiterer  Feststellungen.  In  erster  Linie  müsste  klar 
sein,  gegen  welche  bestimmten  Vertreter  einer  tändelnden 
Poesie  das  Gedicht  gerichtet  ist.  In  zweiter  Linie,  ob  es 
nur  auf  diese  d.  h.  im  Wesentlichen  die  Anakreontiker 
zielt,  oder  ob  auch  gegen  Wieland.  Zu  dieser  AutTassung 
neigt  nämlich  Seuffert,  indem  er  meint,  dass  das  »seines 
gleichen((  in  V.  37: 

»Singt,  Schäfer,  singt,  wie's  auch  gelingt, 
Wieland  soll  nicht  mehr  ;;///  seines  gleicher, 
Edlen  Muth  von  eurer  Brust  verscheuchen. 
Singt,  Schäfer,  singt,  wie's  euch  gelingt, 
—  Bis  ihr  deutschen  Glanz  zu  Grabe  bringt«. 

unverkennbar  etwas  Verächtliches  gegen  Wieland  enthalte. 
Dieser  Umstand  aber,  dass  Wieland  mit  einem  leicht 
ironischen  Blicke  gestreift  wird,  findet,  wie  Seuffert  meint, 
darin  seine  Erklärung,  dass  im  Jahre  1772  wenigstens  der 
Schein  entstehen  konnte,  als  begünstigte  er  dieWerthes'schen 
Lieder,  insofern  diese  Sammlung  als  Anhang  das  Fragment 
des  »Verklagten  Amors«  von  Wieland  enthielt,  die  Ge- 
dichte mithin  als  von  ihm  geschätzte  gelten  konnten. 
Dagegen  ist  jedoch  einzuwenden,  dass  das  »seines  gleichen« 
nicht  nothwendig  etwas  Verächtliches  involvire.  Es  kann 
auch  ganz  gut  aus  dem  Sinne  der  »Schäfer«  gesprochen 
sein  und  ein  spöttischer  Seitenhieb  Goethes  auf  Wieland 
braucht  nicht  darin  zu  liegen.  Wie  schwer  ist  es  aber  zu 
einer  endgiltigen  Entscheidung  zu  gelangen,  wenn  das  nicht 
einmal  sicher  ist !  Irgend  Klarheit  zu  gewinnen  dürfen 
wir  nicht  eher  erwarten,  als  bis  wir  den  bestimmten  An- 
lass  kennen,  aus  dem  heraus  Goethe  das  Gedicht  conci- 
pirte.  Leider  vermag  ich  zur  Enthüllung  dieses  Anlasses 
nichts  beizutragen.  Nur  auf  eine  Briefstelle  will  ich  auf- 
merksam machen,  die  freilich  nur  für  den  Fall  beherzigens- 
werth  ist,  dass  das  Gedicht  mit  seiner  Verspottung  auch 
Wieland  treffen  soll.  Am  11.  October  1775  d.  h.  ent- 
weder an  demselben  Tage,  an  dem  Goethe  jenen  Brief 
an  Merck  richtete,  von  dem  wir  ausgingen  oder  einen 
Tag  später,  schreibt  er  an  Sophie  von  La  Roche:  »Wieland 
ist  doch  der  alte  auch  in  der  Neuwiedischen  Affaire,  diese 
Weiber  Ader  wird  mich    furcht    ich  von  ihm  abscheiden«. 


Goethes  Faust  und  das  hohe  Lied.  197 

Dem  Brief  legt  er  dann  Lenzens  eben  erschienene  Satyre 
auf  Wieland,  die  Ekloge  Menall:  und  Mopsus,  bei.  Dabei 
ist  allerdings  wieder  zu  bemerken,  dass  bisher  nicht  er- 
mittelt ist,  was  es  es  mit  der  Neuwieder  Affaire  auf  sich 
hat.  G.  von  Loeper  sagt  in  seinem  Commentar  zu 
Goethes  Briefen  an  Frau  von  La  Roche  (S.  104)  nicht 
mehr  als:  »Die  Neuwiedische  Aftaire  betraf  wohl  auch 
Buri«,  der  allerdings  in  Neuwied  lebte.  Seuffert  in  seinem 
wiederholt  citirten,  sonst  so  aufschlussreichen  Aufsatz 
»Der  junge  Goethe  und  Wieland«  schweigt  darüber  völlig 
und  auch  auf  eine  an  ihn  gerichtete  Anfrage  war  er,  der 
beste  Kenner  Wielands,  nicht  im  Stande,  bestimmte  Aus- 
kunft zu  geben.  Ob  trotzdem  in  den  herausgehobenen 
Worten  der  Schlüssel  zu  dem  Goethischen  Gedichte 
liegt?  .... 

Den  starken  Eindruck,  den  das  hohe  Lied  auf  den 
jungen  Dichter  gemacht  hat,  bestätigen  auch  spätere  Werke 
Goethes.  Ausser  jenen  in  den  achtziger  und  neunziger 
Jahren  gedichteten  Stellen  im  Faust,  die  wir  erwähnt 
haben,  zeigen  auch  die  Pandora,  Dichtung  und  Wahrheit 
und  das  Gedicht  »Der  Bräutigam«  (Hempel  3,  looj  Nach- 
wirkungen davon  oder  Anspielungen  darauf.  Allemal  ist 
es  die  Stelle  V,  2  »Ich  schlafe,  aber  mein  Herz  wachet,« 
die  dem  Dichter  vorschwebt.  In  der  Pandora  ruft  Phileros 
in  dem  mächtigen  Hymnus  durch  die  Nacht: 

»Was  hilft  es,  und  neiget  das  Haupt  auch  sich  nieder, 
»Und  sinken  ohnmächtig  ermüdete  Glieder, 
»Das  Herz,  es  ist  munter  es  regt  sich,  es  wacht, 
»Es  lebt  den  lebendigsten  Tag  in  der  Nacht«. 

Im  siebzehnten  Buch  von  Dichtung  und  Wahrheit,  in 
der  Darstellung  gerade  der  Zeit,  um  die  es  sich  hier  han- 
delt, was  vielleicht  auch  beziehungsvoll  ist,  sagt  Goethe :  »Es 
war  ein  Zustand,  von  welchem  geschrieben  steht :  Ich  schlafe 
aber  mein  Herz  wacht.«    Und  das  Gedicht  beginnt : 

»Um  Mitternacht  ich  schlief,  im  Busen  wachte 
»Das  liebevolle  Herz,  als  war'  es  Tag.« 

Sichtlich  haben  wir  es  bei  diesem  Bilde  mit  einer 
Vorstellung_  zu  thun,  die  sich  dem  Dichter  tief  eingeprägt 
hatte  und  ihn  bis  in  sein  hohes  Alter  hinein  begleitete. 
Doch  soll  damit  nicht  gesagt  sein,  dass  Goethe  nur  von 
der  Erinnerung  an  das  einst  so  tief  empfundene  Werk 
zehrte.  Bekennt  er  doch  selbst,  dass  er  sich  wiederholt 
mit  dem  hohen  Liede  beschäftigt  hat.  Mehrmals,  sagt 
er  an  der  schon  angeführten  Stelle  im  Divan,  habe  er 
daran    gedacht,    aus    dieser  lieblichen  Verwirrung    einiges 


I98  Abhandlungen. 


herauszuheben,  an  einander  7.u  reihen.  Er  hat  sich  dann 
noch  einmal  über  das  Werk  in  einer  Recension  der  Ueber- 
setzung  von  Friedrich  Umbreit  (Hannover  1820)  aus- 
gesprochen, einer  Recension,  die  erst  nach  seinem  Tode 
gedruckt  wurde  (Hempel  29,  805).  Hier  erklärt  er  sich 
mit  der  Auffassung  des  Uebersetzers,  dass  Ankage  und 
Ausführung  des  Gedichtes  dramatisch  seien,  einverstanden. 
Als  er  es  1775  übertrug,  war  ihm  das  zwar  nicht  mit 
völliger  Klarheit  aufgegangen,  doch  ahnte  er  es.  Eine 
nähere  Betrachtung  des  Princips,  nach  dem  er  die  acht 
Kapitel  der  Bibel  zu  31  Liedern  gruppirte,  würde  das  hin- 
länglich erweisen.  Doch  dürfen  w"ir  hier  auf  diese  Er- 
örterung w^ohl  verzichten. 


Goethe  und  Johannes  Secundus. 


Von 

Georg  Ellinger. 


s  ist   bekannt,  dass  Goethe  in   die   landläufige  Be- 
urtheilung   der    neulateinischefi  Poesie   nicht  ein- 
.  gestimmt    hat,    sondern   einzelnen   Erscheinungen 

derselben'  mit  Theilnahme  nachgegangen  ist.  Sowohl 
aus  den  bekannten  Worten  Kunst  und  Alterthum,  I;  3,45 
als  auch  aus  sonstigen  gelegentlichen  Aeusscrungen  (von 
denen  die  charakteristischste,  Goethe-Jahrb.  II,  284  ff.  Ifier 
ausdrückhch  hervorgehoben  werden  möge)  ergibt  sich  die 
Thatsache,  dass  Goethe  den  Werth  der  neulateinischen 
Dichtung  im  Ganzen  nicht  gering  anschlug.  Mit  be- 
wunderungswürdigem Scharfblick  hat  er,  trotzdem  ihm 
nur  ein  ganz  geringer  Bruchtheil  der  neulateinischen 
Dichtung  "bekannt  war,  doch  sofort  glänzend  erkannt, 
welcher"  Hauptgesichtspunkt  für  eine  "Erforschung  der 
Leistungen  Deutschlands  auf  diesem  Gebiete  zunächst 
massgebend  sein  müsste.  Er  betonte  vollkommen  richtig, 
dass  "der  Kern  einer  solchen  Aufgabe  in  einer  genauen 
Erkenntniss  des  nationalen  Unterschiedes  zu  suchen  sei; 
und  je  tiefer  man  in  das  einschlägige  Material  eindringt, 
desto  schärfer  tritt  der  von  Goethe  mit  divinatorischer 
Sicherheit  erfasste  Massstab  heraus.  In  der  That:  während 
die  übrigen  neulateinischen  Dichter  eine  ziemlich  gleich- 
artige und  nur  durch  die  einzelnen  Individualitäten  unter- 
schi^edene  Masse  bilden,  heben  sich  die  deutschen  Neu- 
lateiner durch  gewisse,  ihnen  Allen  gemeinsame  Züge, 
heraus,  freilich,  von  rein  poetischem  Standpunkt  betrachtet, 
keineswegs  immer  zu  ihrem  Vortheil. 


200  Abhandlungen. 


Stammesverwandtschaft  und  Gleichheit  oder  doch 
wenigstens  Aehnhchkeit  in  den  wichtigsten  Lebensan- 
schauungen erlauben  uns  sonst  die  niederländischen  Neu- 
lateiner den  deutschen  zuzurechnen.  Der  neulateinische 
Dichter,  der  am  Längsten  und  stärksten  auf  Goethe  ein- 
gewirkt hat,  steht  im  Ganzen  genommen,  der  bieder- 
männischen Tüchtigkeit  der  deutschen  Neulateinei  ebenso 
ferne  wie  ihrer  steifleinenen  Pedanterie  und  nähert  sich 
mehr  etwa  der  Weise  der  Neulateiner  Italiens.  Johannes 
(Janus)  Secundus,  (der  Name  Nicolai,  den  er  noch  zu- 
weilen führt,  nach  seinem  Oheim),  Sohn  des  Rechts- 
gelehrten Nicolaus  Everard  ist  am  14.  November  151 1  im 
Haag  geboren  und  zu  Utrecht  am  24.  September  1536 
gestorben.  Während  seines  kurzen  Lebens  hat  er  sich 
nicht  nur  als  Dichter,  sondern  auch  als  Bildhauer  und 
Maler  ausgezeichnet,  und  auf  Reisen,  die  ihn  durch 
Frankreich,  Spanien  und  Italien,  ja  in  dem  Kriegszuge 
Karls  V.  gegen  Tunis  bis  an  die  Küste  von  Afrika  führten, 
durch  aufmerksames  Beobachten  der  Sitten  von  Völkern 
und  Menschen  sich  eine  Fülle  von  Erfahrungen  und  An- 
regungen gewonnen.  Goethe  lernte  seine  Gedichte  am 
Anfange  der  siebziger  Jahre  kennen;  aufs  Neue  griff  er 
dann  im  Herbst  1776  zu  dem  Gedichtcyklus:  Basia,  und 
der  Eindruck,  den  diese  Stücke  damals  auf  ihn  ausübten, 
war  der  stärkste.  Das  beredteste  Zeugniss  dafür  ist  das 
schöne  Gedicht:  an  den  Geist  des  Johannes  Secundus, 
welches  Goethe,  wie  bekannt,  am  2.  November  1776  an 
Frau  von  Stein  sandte  (vgl.  Loepers  Ausgabe  der  Gedichte, 
11,^,  339)  und  aus  dem  er  später  (1789),  nicht  zum 
Vortheil  des  Gedichtes,  die  Beziehungen  auf  Johannes 
Secundus  strich  und  es  unter  dem  Namen  »Liebesbedürfniss« 
in  seine  Lyrik  einreihte.  Dass  Goethe  auch  die  übrigen 
Gedichte  des  Johannes  Secundus  kannte,  ist  zweifellos, 
wenn  er  auch  seit  1776  nur  die  Basia  erwähnt.  Es  kommen 
von  den  andren  Werken  noch  in  Betracht  die  drei  Bücher 
Elegieen,  die  zwei  Bücher  Episteln,  die  Oden  und 
Epigramme;  weniger  sind  die  Funera  sowie  sein  Liber 
sylvarum  für  die  Erkenntniss  seines  dichterischen  Charakters 
und  seines  Einflusses  auf  Goethe  von  Werth.' 

Es  ist  leicht  erklärlich,  dass  Goethe  von  den  Dich- 
tungen des  Johannes  Secundus  und  der  Persönlichkeit,  die 
ihm  aus  ihnen  entgegentrat,  sich  angezogen  fühlte,  auch 
wenn  wir  von  dem  Interesse  absehen,  das  Goethe  ohnehin 
der    neulateinischen     Poesie     entgegenbrachte.      Johannes 


'  Ich  citire  nach  der  Ausgabe :  Joannis  Secundi  Hagiensis  opera, 
nunc  pnmum  in  lucem  edita.     Trajecti  1541. 


Goethe  ukd  Johakxes  Secündus.  201 

Secundus  gehört  zu  den  eigenthümlichsten  Erscheinungen 
nicht  allein  der  neulateinischen  Dichtung,  sondern  der 
deutschen  und  niederländischen  Litteratur  des  sechzehnten 
Jahrhunderts  überhaupt.  Es  sind  nur  wenige  gleichzeitige 
Dichter  zu  nennen,  die  mit  der  gleichen  Unmittelbarkeit 
und  Frische  die  inneren  und  äusseren  Ereignisse,  den 
wesentlichen  Inhalt  ihres  Lebens  im  Gedichte  festzuhalten 
versucht  hätten,  wie  Johannes  Secundus.  Ihn  mit  Celtis 
zu  vergleichen,  liegt  nahe ;  aber  während  uns  bei  Celtis 
noch  allerhand  Nüchternheiten  stören  und  der  humanistische 
Zopf  nirgends  vollständig  überwunden  ist,  hat  sich  Johannes 
Secundus  davon  frei  zu  halten  und  die  vom  Alterthum 
empfangenen  Anregungen  selbständig  zu  verarbeiten  und 
auszugestalten  verstanden. 

Denn  dass  er  stark  unter  dem  Banne  der  klassischen 
Dichter  steht,  ist  bei  einem  neulateinischen  Dichter 
selbstverständlich.  Aber  selten  haben  wir  es  mit  einer 
äusserlichen  Nachahmung  zu  thun ;  nur  ganz  vereinzelt, 
und,  wie  es  scheint,  in  Anfangsgedichten  findet  sich  die 
frostige  und  leere  Rhetorik,  die  das  Einzige  ist,  was  so 
viele  neulateinische  Dichter  vom  Alterthum  gelernt  haben 
und  die  ihre  dicken  Bände  so  ungeniessbar  macht.  (So 
etv,-a  Epistolae,  II,  i,  auch  die  priamelhaften  Anhäufungen 
in  Ode  IV.  mag  man  hierher  rechnen.)  Am  stärksten  hat 
von  den  Dichtern  des  klassischen  Alterthums  Catull  auf 
ihn  eingewirkt;  das  viel  nachgeahmte  Eingangsgedicht  an 
Cornelius  Nepos  ist  auch  von  ihm  nachgebildet  worden 
(Ad  Romoldum  Stenemolam,  in  der  Gesammt-Ausgabe 
in  den  Epigrammen  abgedruckt ;  trotz  der  Anlehnung  an 
Catull  ist  es  nicht  ohne  eigne  hübsche  Züge,  man  ver- 
gleiche namentlich  die  anmuthige  Ausmalung  des  künftigen 
Zusammenseins  mit  dem  Freunde  am  Schluss);  Lesbias 
Sperling  hat  auch  ihm  Stoff  zu  zwei  Gedichten  gegeben, 
in  denen  CatuUische  Erfindungen  weiter  ausgeführt  werden, 
und  das  ganze  Buch:  Basia  baut  sich  im  Grunde  auf  den 
Motiven  auf,  die  Catull  in  den  bekannten  beiden  Stücken 
No.  5  und  7  niedergelegt  hat.  Aehnliche  Anlehnungen 
wären  noch  mehr  anzuführen,  aber  sie  treten  nirgends 
störend  hervor.  Im  Gegentheil:  was  man  trotz  der 
Herübernahme  des  Gewandes  von  nur  wenigen  neu- 
lateinischen Dichtern  behaupten  kann,  das  lässt  sich 
Johannes  Secundus  ohne  Uebertreibung  nachrühmen :  in 
ihm  ist  wirklich  das  klassische  Alterthum  wieder  lebendig 
geworden.  Das  Antike  ist  bei  ihm  nirgends  angelernt, 
sondern  stark  und  wahr  wiederempfunden.  So  w-erden 
ihm  die  Gestalten  der  klassischen  Dichter  zu  lebendigen 
Menschen,    zu    Gebilden,    die    er    aus    eignem    poetischen 


202  Abhandlungen. 


Empfinden  neu  in  sich  erstehen  lässt.  Dass  dieses  Lob 
nicht  übertrieben  ist,  möge  man  aus  der  Art  ersehen,  in 
der  der  Dichter  Eleg.  III,  i6  sich  und  seinem  Freunde 
dichterische  Gestalten  der  klassischen  Autoren  greifbar 
vor  die  Augen  zaubert,  und  ebenso  schön  zeigt  sich  die 
unmittelbare  Vergegenwärtigung  des  überlieferten  Mate- 
riales  in  dem  Gedicht:  in  libellos  Catulli,  Tibulli  et  Pro- 
pertii,  Eleg,  III,  3.,  welches  als  Beweis  für  die  Richtigkeit 
des  Gesagten  hier  folgen  möge : 

Intemerata  vides  linguae  monimenta  Latinae, 

Delicias  dominae  lautitiasque  togae. 
Scilicet,  heic  omne  est,  colles  audire  Quirini 

Molle  vel  argutum  quod  potuere  prius. 
Heic  et  Pompeia  spatiaris  serus  in  umbra 

Subque  tuos  oculos  multa  puella  venit, 
Laxa  comam,  religata  comam,  distincta  capillum, 

Culta,  nigris  oculis,  crine  decora  nigro, 
Inter  quas  prima  procedit  Lesbia  pompa, 

Passeris  interitu  nunc  quoque  moesta  sui 
Totque  tibi  blando  promittit  basia  vultu, 

Lenis  amatori  quot  dedit  ante  suo. 
Proxima  progreditur  lascivo  Delia  passu, 

Felicem  Nemesis  quam  prope  radit  humum. 
Fortunatae  ambae,  quarum  sancta  fama  virebit, 

Pectora  dum  vatum  parvus  aduret  Amor! 
Cynthia  deinde,  potens  oculis  iaculantibus  ignem, 

Subsequitur  Coa  mobilis  in  tunica. 
Haec  domuit  forteni  tactumque  Cupidine  nullo, 

Et  fastus  spolium  celsa  tuentis   habet. 
Tu  quoque  qui  cernes,  cave  ne  laedaris  ab  illa, 

Spirat  adhuc  flammas  et  sua  tela  gerit. 

Was  ihn  dazu  befähigte,  in  dieser  Weise  das  Alter- 
thum  wirklich  zu  erfassen  und  zu  durchdringen,  war  neben 
seiner  Kenntniss  desselben  hauptsächlich  seine  Abneigung 
gegen  alle  Pedanterie  und  Schulfuchserei,  —  Eigenschaften, 
die  den  meisten  neulateinischen  Dichtern  so  tief  im  Blute 
steckten.  Daher  kehren  Ausfälle  gegen  die  Pedanten  be- 
ständig in  seinen  Gedichten  wieder ;  er  wünscht  sich  als 
Leser  keine  Gelehrten,  die  mit  seinen  Liedern  doch 
nichts  anzufangen  wüssten,  sondern  Liebende  und  Freunde 
der  Dichtkunst,  die  im  Stande  seien,  ihn  wirklich  nachzu- 
fühlen. Weil  er  so  wenig  Pedant  war,  blieb  er  auch  nicht 
an  der  Aussenseite  des  klassischen  Alterthums  kleben;  er 
suchte  den  Kern,  und  so  hat  er  wirklich  den  Geist  der 
Antike  erfasst  und  aus  ihm  herausgedichtet.  Aus  diesem 
Grunde   erscheint    auch    der   mythologische   Apparat,    den 


Goethe  und  Johannes  Secundus.  203 

er  überall  verwendet,  nirgends  als  etwas  Künstliches;  er 
fügt  sich  vielmehr  so  ungezwungen  und  der  »anzen  Art 
seines  Dichtens  angemessen  ein,  dass  man  ihn  ungern 
entbehren  möchte. 

Durch  die  gleichzeitigen  weltgeschichtlichen  Ereignisse 
scheint  Johannes  Secundus  wenig  berührt;  von  den  beiden 
Oden  an  Karl  V.  (Ode  i  und  6)  zeigt  namentlich  die  erste 
durch  ihr  pomphaftes  und  etwas  gespreiztes  Pathos,  wie 
wenig  das  Herz  des  Dichters  bei  der  Sache  war,  und  ein  ge- 
plantes Gedicht  über  den  Zug  Karls  nach  Tunis  ist  über 
die  Anfangszeilen  nicht  hinausgekommen.  Sonst  hat  er 
von  den  grossen  Begebenheiten  der  Zeit,  auch  hierin 
Goethe  ähnlich,  nur  das  berücksichtigt,  was  störend  in 
seinen  Kreis  trat  und  die  heitere  Harmonie  seines  Lebens 
unterbrach.  Darum  beklagt  er  die  von  den  Täufern  her- 
vorgerufenen Wirren  und  begrüsst  freudig  den  Damen- 
frieden  von  Cambrai,  indem  er  ausdrücklich  ausführt,  wie 
nun  an  die  Stelle  der  blutigen  Kämpfe  die  heiteren  Spiele 
der  Liebe  treten  würden.  Den  Krieg  überhaupt  ver- 
wünscht er  und  schätzt  den  durch  die  Waffen  erworbenen 
Ruhm  gering;  deshalb  verflucht  er  den  Erfinder  des 
Schwertes;  den  schrecklichsten  Frevel  aber  hat  nach  seiner 
Meinung  der  begangen,  der  die  höllische  Kunst  des  Pulvers 
erfunden  und  dadurch  mehr  als  Salmoneus  die  rächenden 
Blitze  des  Zeus  verdient  hat. 

Sein  Lebensideal  hat  seine  Wurzeln  in  Freundschaft 
und  Liebe,  Die  Freundschaft  hat  er  wiederholt  in  Liedern 
gefeiert,  auch  sein  Verhähniss  zu  bestimmten  Freunden 
zum  Theil  in  sehr  schönen  Worten  auseinandergesetzt, 
(vgl.  namentlich  Epistolae,  I,  12.)  Ein  ruhiges,  dem  ge- 
meinsamen Verkehr  mit  den  Freunden  und  der  Pflege  der 
Musen  gewidmetes  Leben  erklärt  er  für  das  Ziel  seiner 
Wünsche.  Aber  weit  mehr  noch  als  die  Freundschaft 
beherrscht  die  Liebe  sein  ganzes  Leben,  und  man  geht 
nicht  fehl,  wenn  man  das  ganze  Schäften  des  Dichters  als 
Liebespoesie  bezeichnet.  Denn  auch  wo  er  andere  Gegen- 
stände behandelt,  verlässt  ihn  doch  der  Gedanke  an  die 
Liebe  fast  nie.  Er  wiederholt  beständig,  dass  der  eigent- 
Hche  Vorwurf  seiner  Dichtung  die  Liebe  sei,  und  ebenso 
hebt  er  hervor,  dass  ihn  erst  die  Liebe  zum  Dichter  ge- 
macht hat.  Dem  Amor  und  der  Venus  weiht  der  Dichter 
daher  mit  Recht  seine  Lieder  wie  Goethe  den  Grazien. 
(Eleg.  I,  II.)  —  Aehnlich  wie  bei  Celtis  sind  auch  die 
Gegenstände  der  Neigung  des  Johannes  Secundus  keines- 
wegs einwandsfreie  Frauen,  und  in  seinen  offenen  Klagen 
über  die  Geldgier  der  Geliebten,  in  den  eifersüchtigen 
Worten,  mit  denen   er  die   eine   oder  die  andere  Geliebte 


204  Abhandlungen. 


der  Untreue  oder  der  buhlerischen  Koketterie  anklagt, 
offenbart  sich  diese  Thatsache  deutlich  genug.  Aber  gerade 
die  naive  Offenheit,  mit  welcher  Johannes  Secundus  die 
Freuden  und  Leiden  seines  Liebeslebens  im  Liede  nach- 
tönen lässt,  verleiht  seiner  Dichtung  das  Gepräge  des 
Unmittelbaren  und  Erlebten.  Man  fühlt,  wenn  man  diese 
individuellen  Bekenntnisse  liest,  dass  es  sich  nicht  bloss 
um  fingirte  Persönlichkeiten  handelt,  die  der  Dichter  be- 
singt. Die  poetische  Kraft,  die  ihm  aus  dem  Umstände 
fliesst,  dass  seiner  Dichtung  überall  wirklich  Erlebtes  zu 
Grunde  liegt,  darf  gewiss  nicht  zu  gering  angeschlagen 
werden.  Dazu  kommt,  dass  der  Dichter  sich  selten  in 
vagen  Schilderungen  ergeht:  in  lebendiger  und  anschau- 
licher Weise  führt  er  uns  die  einzelnen  Stadien  seines 
Liebeslebens  vor,  sein  glühendes  Werben,  die  endliche 
Erhörung,  sein  kurzes  Glück,  dem  bald  ein  Ende  dadurch 
gemacht  wird,  dass  die  Geliebte  einem  andren  Mann  als 
Gemahlin  folgen  muss;  seine  unendliche  Sehnsucht,  die  ihn 
nach  der  Stadt  zurücktreibt,  wo  sie  einst  geweil:  und  wo 
er  durch  Alles,  was  ihn  an  die  Verlorene  erinnert, 
das  Andenken  des  Glückes  früherer  Tage  wieder  in 
sich  aufleben  lassen  will.  Auch  wo  der  Dichter  sich 
in  Liebesrhetorik,  in  Klagen,  in  eifersüchtigen  Ver- 
wünschungen ergeht,  erweckt  er  doch  keinen  Ueber- 
druss,  indem  die  zu  Grunde  liegenden  Thatsachen 
immer  deutlich  hervortreten  und  die  Ausmalung  des 
Seelenzustandes  beständig  die  Theilnahme  des  Lesers  wach- 
hält. Aber  auch  die  Geliebte  weiss  Johannes  Secundus  im 
scharigezeichneten  Bilde  festzuhalten;  wenn  auch  hier 
naturgemäss  Schilderungen  nicht  ganz  fehlen,  so  kam  es 
ihm  doch  mehr  darauf  an,  die  Gestalt  der  Geliebten  in 
lebensvollen  Situationen  zu  erlassen;  er  vergegenwärtigt 
sie,  wie  sie  im  Walde  beim  anmuthigen  Spiele  Erhörung 
verheisst  oder  wie  sie  vor  ihm  sitzt,  während  er  ihre  Züge 
im  Marmor  festzuhalten  sucht;  er  zeigt  die  Geliebte, 
wie  sie  im  Tanze  dahin  gleitet  oder  ihm  neckisch  Schnee 
in  den  Busen  wirft  und  grade  dadurch  sein  Liebesfeuer 
anfacht;  wir  sehen  sie  im  Kuss  an  seinem  Halse  hängen 
oder  mit  ihm  zusammen  auf  verschwiegenem  und  liebe- 
erwärmtem  Lager   ruhn.      Auch'  in    die    Betrachtung    der 


'  Man  vgl.  z.  B.  Elegia  Solennis  I  (am  Ende  des  ersten  Buches); 
daselbst  die  schöne  Stelle: 

Nigrescit  viridi  velata  cacumine  silva, 

Garrula  flebilium  carmine  Dauliadum. 
lila  sonans  tremulum  Zephyro  spirante,  viroris 
Tempora  conqueritur  non  diuturna  sui. 
Derselbe  Gedanke  ist  weitläufiger  ausgeführt  in  Ode  II. 


GOKTHE  UND   JOHANNES  SeCUNDUS.  205 

Natur,  ihres  ewigen  Wechsels  und  ihrer  beständigen 
Wiederkehr  trägt  er  die  Lust  und  Pein  seines  eignen 
Liebeslebens  hinein.  So  finden  wir  in  seinen  Gedichten 
fast  nirgends  etw^as  Gemachtes ;  überall  spüren  wir  den 
Hauch  des  warmen  und  ursprünglichen  Lebens. 

Eine  gewnsse  Verwandtschaft  der  dichterischen  Natur 
des  Johannes  Secundus  mit  der  Goethes  wird  sich,  wenn 
wir  die  soeben  auseinandergesetzten  Merkmale  seiner  poe- 
tischen Production  im  Auge  behalten,  nicht  in  Abrede 
stellen  lassen.  Dass  Goethe  diese  Ueberstimmung  empfand, 
geht  aus  den  Anfangsworten  des  an  Frau  von  Stein  ge- 
richteten Gedichtes  hervor:  »Lieber,  heiliger,  grosser  Küsser 
—  der  Du  mir's  in  lechzend  athmender  —  Glückseligkeit 
fast  vorgethan  hast  —  Wem  soll  ich's  klagen !  klagt  ich 
Dir's  nicht!«  Das  Gedicht  selbst  bezeugt  den  starken  Ein- 
druck, den  die  Basia  auf  Goethe  ausgeübt  haben.  Directe 
Anlehnungen  an  dieselben  finden  sich  in  dem  Gedicht 
nicht ;  die  Thatsache,  auf  welche  sich  Goethe  bezieht,  dass 
die  Geliebte  nämlich  dem  Dichter  in  die  Lippen  gebissen 
hat,  ist  auf  Bas.  V.  und  allenfalls  noch  auf  die  fünf  An- 
fangszeilen von  Bas.  VIIL  zurückzufühfen,  dessen  Schluss- 
worte Goethe  sich  später  noch  als  ein  schönes  Wort  be- 
sonders aufgezeichnet  hat.  (Sprüche  in  Prosa,  No.  ^21. 
Hempelsche  Ausg.  XIX,  72.)  Sehen  wir  nun  schon  während 
der  Zeit  seines  Verkehres  mit  Frau  von  Stein  Göthe  von 
der  heiteren  Sinnlichkeit  des  Johannes  Secundus  und  dessen 
Art,  sein  eigenes  Liebesglück  mit  den  Augen  der  Antike 
zu  betrachten,  stark  angezogen,  so  erhebt  sich  die  Frage, 
ob  die  Dichtung  des  Johannes  Secundus  Goethe  in  anderen 
Epochen  seines  Lebens  nicht  noch  intensiver  beeinflussen 
musste.  Zur  Beantwortung  dieser  Frage  müssen  w'ir  noch 
einmal  zu  den  Liebes-  und  Lebens-Anschauungen  unseres 
Dichters  zurückkehren. 

Johannes  Secundus  hasste  den  Zwang  der  Ehe.  In 
freier,  durch  keine  Fesseln  eingeengter  Vereinigung  sich 
mit  dem  erkorenen  Mädchen  seiner  Liebe  zu  freuen,  war 
sein  höchster  Wunsch.  Beständig  tritt  diese  Anschauung  bei 
ihm  zu  Tage.  Darum  preist  er  die  goldene  Zeit,  da  noch  kein 
Ehebund  die  Neigungen  zwang  und  niederdrückte  :  (El.  I,  7.) 

Quam  bene  priscorum  currebat  vita  parentum, 

Ingenuae  Veneris  libera  sacra  colens! 
Nondum  coniugii  nomen  servile  patebat 

Nee  fuerat  Divis  adnumeratus  Hymen. 
Passim  communes  exercebantur  amores 

Omnibus  et  proprii  nescius  orbis  erat  .... 


2o6  'Abhandlungen. 


Mortales  sceleri  leges  praescribite  vestro, 

InnocLiam  vinclis  nee  cohibete  Deam ! 
An  quia  Lemniacis  semel  est  elusa  catenis, 

Digna  erit  a  vobis  quae  graviora  ferat  ? 
Tempora,  si  fas  est,  iterum  primaeva  redite 

Falciferoque  iterum  sub  sene  mundus  eat. 
Inscia  tunc  rastri,  tunc  vomeris  inscia  curvi, 

Sponte  sua  segetem  terra  benigna  feret 
Et  repetent  iterum  desertas  numina  terras 

Et  fruar,  o,  longum  tutus  amore  meo. 

Ebenso  wiederholt  er  mehrfach  den  Wunsch,  in  dem 
Genuss  seiner  Liebe  niroends  durch  drückende  Pflichten 
gehemmt  zu  werden,  vgl.  Eleg.  II,  8.  am  Schluss  und 
Ode  V:  At  nos  interea,  quando  relinquimur  —  Abs  te, 
cum  reliquis  tamen,  —  Quos  non  ista  tenent  iura,  sodalibus, 
—  Donec  canities  ahest,  —  Carpamus  Veneris  gaudia 
liberae.  Auch  wo  diese  Anschauung  nicht  direkt  aus- 
gesprochen wird,  beherrscht  sie  doch  seine  ganze  Liebes- 
dichtung :  es  ist  die  Furcht,  dass  die  Prosa  des  Ehestandes 
ihm   die  volle  Glückseligkeit   der  Liebe  zerstören  möchte. 

Es  leuchtet  nun  ein,  dass  eine  solche  Auffassung  bei 
Goethe  grade  während  der  ersten  Zeit  seines  Verhältnisses 
zu  Christiane  auf  eine  verwandte  Seite  treffen  musste. 
Dass  diese  Thatsache  auch  von  Zeitgenossen  beobachtet 
wurde,  dafür  bilden  die  im  Goethe -Jahrb.  VIII,  26  ab- 
gedruckten Distichen  einen  Beweis,  die  Herder  am 
28.  August  1788  an  Goethe  richtete,  nachdem  dieser  ihm 
den  soeben  entstandenen  Theil  der  römischen  Elegieen 
vorgelesen.  Diese  Verse,  in  denen  Herder  Goethe  als 
Johannes  Tertius  bezeichnet,  zeigen  deuthch,  dass  Herder 
"eine  gewisse  Vorbildlichkeit  der  Dichtung  des  Johannes 
Secundus  für  die  römischen  Elegieen  empfunden  hat.  Es 
ist  möglich,  dass  er  selbst  auf  diesen  Zusammenhang  ge- 
kommen, zumal  er  ja  Goethes  Verehrung  für  Johannes 
Secundus  zweifellos  kannte  und  auch  eine  Abschrift  des 
Gedichtes  an  den  Geist  des  Johannes  Secundus  besass;  es 
ist  andrerseits  aber  ebenfalls  keineswegs  ausgeschlossen, 
dass  Goethe  selbst  beim  Vorlesen  der  römischen  Elegieen 
Herder  auf  Johannes  Secundus  als  auf  seinen  Vorgänger 
in  dieser  Art  der  Dichtung  hingewiesen  hat.  Bei  der  Art, 
in  der  sich  Goethe  über  sein  Verhältniss  zu  dem  neu- 
lateinischen Dichter  ausgesprochen  hat,  kann  eine  solche 
Vermuthung  wohl  nicht'als  allzu  ausschweifend  bezeichnet 
werden.  Wie  dem  aber  auch  sei :  es  darf  unter  diesen 
Umständen  nicht  als  öde  Reminicenzenjägerei  betrachtet 
werden,  wenn    man    festzustellen  versucht,  ob  und  in  wie 


Goethe  und  Johannes  Secundus.  207 

weit  in  den  römischen  Elegieen  und  in  den  gleichzeitigen 
Gedichten  eine  Nachwirkung  der  Poesie  des  Johannes 
Secundus  sich  nachweisen  lässt. 

Zunächst  ist  eine  deutHch  wahrnehmbare  Aehnhchkeit 
der  Gesammtstimmung  zwischen  den  römischen  Elegieen 
und  den  Elegieen  des  Johannes  Secundus,  in  denen  das  Glück 
der  erhörten  Liebe  gefeiert  wird,  nicht  zu  verkennen.  Die 
volle  Ausfüllung  der  Existenz  des  Dichters  durch  die 
Freuden,  die  ihm  die  Liebe  gewährt,  spricht  sich  in  beiden 
Fällen  mit  der  gleichen  Offenheit  aus.  Bei  Johannes 
Secundus  wie  bei  Goethe  ruht  der  Hauptnachdruck  aut 
der  Ausmalung  der  sinnlichen  Seite  der  Liebesfreuden, 
und  wenn  Johannes  Secundus  es  auch  nicht  verstanden 
hat,  dieselben  in  ähnlicher  Weise  geistig  zu  verklären  wie 
Goethe,  so  findet  sich  doch  auch  bei  ihm  nichts,  was  ab- 
stossend  wirken  könnte.  Wie  stark  der  Zauber  der 
schönen  Form  auf  den  Mann  einwirken  und  ihn  in 
schweigender  Bewunderung  festhalten  kann,  wollte  Johannes 
Secundus  durch  lebendige  Vergegenwärtigung  zeigen,  und 
die  Worte,  welche  Goethe  aushob:  O  vis  superba  formae, 
(s.  o.  S.  205)  könnte  man  als  Motto  über  seine  ganze 
Liebesdichtung  setzen.  Die  poetischen  Mittel,  die  er  ver- 
wendet, um  diese  Thatsache  darzustellen,  ähneln  so  sehr 
den  von  Goethe  zu  dem  gleichen  Zwecke  gebrauchten, 
dass  eine  absichtliche  Anlehnung  nicht  bestritten  werden 
kann.  Auch  mit  dem  Einwurf  ist  eine  solche  directe 
Beeinflussung  Goethes  durch  Johannes  Secundus  nicht 
zu  entkräften,  dass  man  etwa  annähme,  die  Ueberein- 
stimmung  zwischen  beiden  sei  durch  Anlehnung  an 
die  gleichen  Vorbilder,  also  an  die  römischen  Elegiker, 
zu  erklären.  Das  ist  aber  keineswegs  der  Fall.  Grade 
bei  den  Punkten,  die  hier  vorgeführt  werden  sollen, 
zeigt  sich  eine  viel  intensivere  Wirkung  des  Johannes 
Secundus  als  irgend  eines  der  römischen  Elegiker 
auf  Goethe.  Deshalb  kann  man  auch  davon  absehen, 
darauf  hinzuweisen,  dass  z.  B.  die  allgemeine  Handhabung 
der  mythologischen  Figuren  (einen  einzelnen  Fall  s.  unten) 
und  der  poetischen  Personifikationen  bei  Goethe  und  bei 
Johannes  Secundus  manches  Analoge  bietet ;  da  ja  in 
diesem  Falle  auch  zweifellos  eine  Einwirkung  der  römi- 
schen Elegiker  anzunehmen  ist,  soll  darauf  verzichtet 
werden,  auf  diesen  Punkt  ausführlich  einzugehen,  wenn 
auch  die  anschauliche  Kraft,  mit  der  namenthch  die  Per- 
sonifikationen bei  Johannes  Secundus  ausgemalt  sind, 
unwillkürlich  den  Gedanken  an  Gestalten  wie  etwa  die 
Gelegenheit  aus  den  römischen  Elegieen  in  uns  w^achrufen. 
Weit    stärker   aber   zeigt    sich    die    Beeinflussung  Goethes 


2o8  Abhandlungen. 


durch  Johannes  Secundus  noch  in  der  Art,  in  der  bei 
beiden  Dichtern  die  Geliebte  dargestellt  wird.  Denn  wie 
bereits  hervorgehoben,  hält  sich  Johannes  Secundus  so 
wenig  wie  Goethe  lange  beim  Schildern  auf,  sondern  er 
trachtet  danach,  die  lebensvolle  Bewegung  und  Handlung 
anstatt  der  starren  Ausmalung  zu  geben.  Wie  sehr  in 
dieser  Beziehung  eine  unverkennbare  AehnÜchkeit  mit  den 
durch  Goethe  in  den  römischen  Elegieen  verwandten 
Mitteln  hervortritt,  möge  man  an  folgenden  wenigen 
Versen  ersehen,  die  das  Aufwachen  der  neben  dem 
Dichter  schlafenden  Geliebten  schildern  sollen:  (II,  9.) 
Somnus  iucundis  iam  fluet  ex  oculis.  —  In  niveo  lapsos 
formavit  poUice  crineis,  —  Lumina  permulsit  semireclusa 
manu.  Wie  bei  Goethe  erscheint  auch  hier  die  Schilderung 
in  Handlung  umgesetzt. 

Die  Elegie,  aus  welcher  die  eben  angeführten  Worte 
entnommen  sind,  bildet  überhaupt  einen  Beweis  dafür, 
dass  Johannes  Secundus  auch  im  Einzelnen  die  römischen 
Elegieen  stark  beeinflusst  hat.  Der  Inhalt  ist  im  Wesent- 
lichen der  :  der  Dichter  ruht  mit  der  Geliebten  zusammen 
auf  dem  Lager;  während  erwacht,  ist  sie  in  festen  Schlaf 
gesunken;  nachdem  er  verschiedene  Weisen,  sie  zu  wecken, 
als  zu  hart  verworfen  hat,  erwacht  sie  endlich  durch  ein 
Zauberlied,  das  er  ihr  vormurmelt  und  zeigt  sich  ihm, 
neu  erwacht,  von  neuer  Schönheit.  Die  Aehnlichkeit  der 
Situation  mit  der  in  der  fünften,  namentUch  aber  in  der 
dreizehnten  römischen  Elegie  dargestellten,  springt  sofort 
in  die  Augen.  Wenn  Goethe  die  unwillkürlichen  Be- 
wegungen der  Geliebten  verfolgt,  so  findet  sich  hier  ganz 
etwas  Aehnliches :  Ipsa  negat  tibi  (sc.  sommo)  se  cubitoque 
innixa  supino  —  Erigitur  nostrum  labitur  inque  sinum.  — 
Sed  rursum  nitidos  oculos  devicta  remittit,  —  Fractaque 
anhelanteis  vox  cadit  in  gemitus.  Sagt  Goethe :  »Einen 
Druck  der  Hand,  ich  sehe  die  himmlischen  Augen  — 
Wieder  offen«,  so  mag  an  folgende  Stelle  der  Elegie  des 
Johannes  Secundus  erinnert  werden  :  Nam  neque  subducam 
lapsuro  brachia  coUo  —  Nee  tibi  stridendi  voce  molestus 
ero,  —  Nee  digitis  vellam  digitos  tibi  nee  pede  duro  — 
Vrgebo  suras  marmoreumque  pedem.  Und  schildert 
Goethe  in  den  letzten  Versen  die  Gewalt,  die  das  Auge 
der  wieder  erwachenden  Geliebten  auf  ihn  ausübt,  so  sind 
damit  die  Worte  zu  vergleichen,  die  sich  bei  Johannes 
Secundus  ebenfalls  gegen  Ende  des  Gedichtes  finden: 
Iam  dormisse  decet,  iam  te  formosior  ipsa  es,  —  Mollior 
ex  oculis  iam  tibi  flamma  venit. 

Auch  in  dem  Anfang  der  dreizehnten  römischen  Elegie 
glaubt  man  gewisse  Einwirkungen  des  Johannes  Secundus 


Goethe  und  Johannes  Seccndcs.  209 


y.u  spüren.  Tritt  in  jener  Amor  zum  Dichter  mit  den 
Worten:  »Stoff  zum  Liede,  wo  nimmst  Du  ihn  her? 
Ich  muss  Dir  ihn  geben«,  so  treffen  wir  eine  verwandte 
Erfindung  in  Eleg.  1,  i.  des  Joh.  Secundus,  wo  Amor  dem 
Dichter  den  Pfeil  mit  den  Worten  in  den  Busen  schleudert: 
»Empfange  damit  den  Stoff  zu  langem  und  reichem  Ge- 
sänge«. Gesteht  bei  Goethe  Amor  dem  Dichter  zu,  dass 
er  sein  ganzes  Leben  und  Dichten  Amors  Verehrung  ge- 
widmet habe,  so  kehrt  derselbe  Gedanke  auch  in  dem 
Gedicht  des  Joh.  Secundus  wieder,  nur  dass  er  umgekehrt 
von  dem  Dichter  dem  Amor  gegenüber  geäussert  wird. 
(Vgl.  dazu,  sowie  zu  der  Eingangszeile :  »Amor  bleibet 
ein  Schalk,  und  wer  ihm  vertraut,  ist  betrogen«  und  zu 
der  Aufforderung  des  Amor  an  den  Dichter,  nicht  altklug, 
sondern  munter  zu  sein,  den  Anfang  von  El.  I,  7.  Insidiose 
puer,  maternis  saevior  undis,  —  Hac  ne  tuus  vates  fraude 
petendus  eram.  —  Tu  mihi  iussiste,  numeris  levioribus 
irem,  —  Assumpsi  facileis  ad  tua  iussa  modos  — 
Materiesque  mihi  curvato  venit  ab  arcu  —  Longa,  sub 
undenos  digna  venire  pedes.) 

Wie  Goethe  so  vergeht  auch  Johannes  Secundus  die 
Zeit  im  Wechsel  des  Studiums  der  Classiker  und  des 
Spieles  der  Liebe  (Eleg.  III,  16.);  der  Gegensatz  zwischen 
dem  düsteren  Norden  und  dem  heiteren  Italien,  der  bei 
Goethe  so  häufig  auftaucht  (röm.  Eleg.  7  und  15),  findet 
sich  ebenfalls  schon  bei  Johannes  Secundus  vorgebildet. 
(Epist.  I,  6.)  Und  ganz  auf  Motiven  eines  Gedichtes  des 
Neulateiners  (Eleg.  II,  2.)  beruhen  Goethes  Morgenklagen. 
Zunächst  ist  der  Inhalt  beider  Gedichte  im  Wesenthchen 
der  gleiche :  dem  Dichter  hat  sein  Mädchen  versprochen, 
ihn  des  Nachts  aufzusuchen,  und  er  erwartet  vergebens 
die  Ersehnte.  In  beiden  Fällen  haben  wir  einen  Monolog 
des  Dichters  vor  uns ;  bei  Secundus  wie  bei  Goethe  wird 
in  den  ersten  Zeilen  das  erwartete  Mädchen  angeredet 
und  ihm  Wortbrüchigkeit  vorgeworfen.  Auch  die  Neben- 
motive sind  in  ihren  Anfängen  bei  Joh.  Secundus  schon 
vorhanden :  das  langsame  Hinschleichen  der  Stunden,  das 
Lauschen  des  Dichters  auf  jedes  Geräusch  (.  .  .  Et  quera- 
cumque  movet  strepitum  levis  aura  per  aedeis,  —  Dilectos 
Dominae  suspicor  esse  pedes;  vgl.  Goethe:  Regte  sich,  ich 
weiss  nicht  was,  im  Hause,  —  Immer  hofft'  ich,  Deinen 
Schritt  zu  hören,  —  Immer  glaubt'  ich.  Deinen  Tritt  zu 
hören.)  —  Freilich  hat  Goethe  grade  diese  ungleich 
reicher  und  lebendiger  ausgestaltet.  Einzelnes,  wie  die 
eifersüchtigen  Klagen  und  Vermuthungen  bei  Johannes 
Secundus  hat  Goethe  fortgelassen;  auch  der  Schluss  ist 
ganz   sein  Eigenthum,   denn  während   bei  Goethe    die  Er- 

Goethe-Jahrbucii   XIII.  1^ 


210  Abhandlungen. 


wartete  nicht  erscheint  und  vom  Dichter  nachher  auch 
vergebHch  im  Garten  gesucht  wird,  beglückt  bei  Secundas 
die  GeUebte  den  Dichter  endUch  durch  ihr  Kommen: 
Fallor?  an  in  nostro  Umine  latrat  Hylax.  Wenn  dieser 
Schluss  nun  aber  auch  für  die  Morgenklagen  nicht  benutzt 
worden  ist,  so  scheint  er  doch  auf  Goethe  keineswegs 
ohne  Einfluss  gebheben  zu  sein.  Es  ist  viehiiehr  durchaus 
nicht  unwahrscheinhch,  dass  Goethe  durch  die  Schkisszeile 
die  Anregung  zu  dem  schönen  Gedicht  erhalten  hat  (röra. 
Eleg.  No.  i6),  in  welchem  er  von  seiner  allgemeinen  Ab- 
neigung gegen  Hundegekläff  das  Bellen  des  Hundes  aus- 
nimmt, der  ihm  auf  diese  Weise  das  Nahen  seines 
Mädchens  anzeigte. 

So  kann  eine  directe  Einwirkung  der  Gedichte  des 
Johannes  Secundus  auf  Goethes  dichterische  Production 
wohl  nicht  in  Abrede  gestellt  werden'.  Wie  die  populäre 
Strömung,  so  hat  also  auch  die  gelehrte  Richtung  des 
sechzehnten  Jahrhunderts  in  seinem  Dichten  einen  Platz 
ijefunden. 


'  Es  mag  wenigstens  darauf  hingewiesen  werden,  dass  Johannes 
Secundus  scliönes  Gedicht:  In  vicissitudinem  rerum  instabilemque 
tortunam  (abgedr.  in  dem  Sylvarum  über)  in  der  Stimmung  an 
Goethesche  Gedichte  wie  Grenzen  der  Menschheit,  Gesang  der  Geister 
über  den  Wassern   und  verwandte  erinnert;   man  vergl.    den  Anfang: 

Omnibus  horis 

Nemo  beatus. 

Lubrica  sors  est, 

Nescia  certa 

Sede  morari. 

Quom  stat  in  imo, 

Tendit  in  altum, 

Quom  stat  in  aho, 

Tendit  ad  imum. 
Eine  gewisse  Aehnlichkeit  mit   dem  Gedankeninhah  der  Grenzen 
der  Menschheit  weist  übrigens  auch    der  Anfang  von  Eleg.  III,    9  auf. 


5- 

Goethes  Ausscheiden 

AUS  DEM 

Frankfurter  Bürgerverbande. 

Von 

Rudolf  Jung.' 


jie  nachfolgende  Darstellung  bezweckt,  den  bekann- 
ten Aufsatz  des  Rathes  Fritz  Schlosser   »Goethes 

.....^ .-,i  bürgerliches   Verhältniss    zu   Frankfurt«    aus    den 

Akten  des  Frankfurter  Archivs  und  der  dortigen  Hypo- 
thekenbehörde zu  ergänzen  und  auf  Grund  dieser  urkund- 
lichen Zeugnisse  Goethes  Verhältniss  zu  den  Behörden 
seiner  Vaterstadt  zu  schildern.  Wenn  ich  von  vornherein 
anerkenne,  dass  der  Senat  der  freien  Stadt  deren  grössten 
Sohn  in  kleinlicher  Weise  chikanirte,  indem  er  dem  aus- 
getretenen Bürger  gegenüber,  ohne  eine  Spur  des  sonst 
geübten  Wohlwollens  gegen  Fremde  bedeutenderen  Namens, 
sich  auf  den  strengen  Buchstaben  des  Gesetzes  stellte,  ja 
mit  Misstrauen  nachforschen  Hess,  ob  der  Ausgeschiedene 
auch  jeden  im  Gesetze  dem  Frankfurter  Bürger  vorbehal- 
tenen Vortheiles  sich  begeben  habe,  so  möchte  ich  damit 
von  den  folgenden  Ausführungen  den  Verdacht  ablenken, 
dass  es  sich  hier  um  eine  Rechtfertigung  der  Frankfurter 
Behörde  handle,  deren  kleinliche  Anschauungsweise  die 
Nachkommen  heute  einstimmig  verdammen.  Als  vor 
kurzem  in  den  hiesigen  Archiven  Nachforschungen  nach 
den  bisherigen  Verleihungen  des  Ehrenbürgerrechtes  der 
Stadt  angestellt  wurden,  empfanden  es  die  jetzigen  Frank- 

14* 


2T2  Abhandlungen. 


fnrter  schmerzlich,  dass  in  der  Liste  der  Männer,  welche 
die  Stadt  mit  ihrer  höchsten  Würde  ehrte,  unser  glän- 
zendster Name  fehlt,  und  es  war  ein  kümmerlicher  Trost, 
dass  wir  uns  sagen  konnten :  er  wäre  heinahe  unser  Ehren- 
bürger geworden  —  wenn  er  nur  gewollt  hätte.  Aber 
auch  dieser  schwache  Trost  ist  hinfällig  —  denn  bei  der 
ersten  und  schicklichsten  Gelegenheit  fehlte  der  Wille  auf 
Seiten  des  Senates.  Wie  das  kam,  sollen  die  nachfolgen- 
den Ausführungen  darlegen.' 

Das  Ausscheiden  Goethes  a^us  dem  Bürgerverbande 
seiner  Vaterstadt  fällt  in  eine  Zeit,  da  seine  freundschaft- 
lichen Beziehungen  zu  Frankfurter  Landsleuten  in  persön- 
lichem Verkehre  eine  neue  Belebung  erfahren  hatten,  und 
da  er  selbst  kurz  vorher  die  Vergangenheit  der  alten 
Reichsstadt  in  herrlichen  Farben  seinen  Zeitgenossen  ge- 
schildert hatte.  Es  ist  allgemein  bekannt,  dass  lediglich 
ökonomische  Gründe  Goethe  veranlassten,  ein  bürger- 
liches Verhältniss  zu  lösen,  welchem  er  schw^ere  finan- 
zielle Opfer  bringen  musste,  ohne  dass  er  dafür  einen  an- 
deren Vortheil  hatte  als  die  Ehre,  sich  einen  Bürger  seiner 
Vaterstadt  nennen  zu  dürfen.  So  lange  die  Mutter  lebte, 
war  das  Vermögen  der  Familie,  welches  zum  Theil  in 
Lnmobilien  und  Hypotheken  bestand,  an  die  Stadt  ge- 
bunden; nach  deren  Tode  und  nach  der  Erbtheilung  mit 
seiner  Nichte  Luise  Nicolovius ,  der  einzig  überlebenden, 
dem  Onkel  niemals  persönlich  bekannt  gewordenen  Tochter 
der  Schwester ,  hätte  Goethe  sein  Vermögen  aus  der 
Vaterstadt  herausziehen  und  sein  Bürgerrecht  ohne  Nach- 
theil aufgeben  können.'   Aber  er  dachte  nicht  daran ;  viel- 


'  Im  Folgenden  muss  naturgemäss  gar  Manches  wiederholt 
werden,  was  bereits  aus  Schlossers  Aufsatz  (J.  Frese,  Goethebriefe  aus 
Fritz  Schlossers  Nachlass,  Stuttgart  1877,  S.  22  ff.),  aus  dem  Brief- 
vvechsc:!  zwischen  Goethe  und  Marianne  v.  Willemer  (herausgeg.  von 
Th.  Creizenach,  zweite  Auflage,  Stuttgart  1878)  und  Rüppells  bissigen 
Bemerkungen  zur  Entstehung  des  Frankfurter  Goethedenkmals  (Ar- 
chiv für  Frankfurts  Geschichte  und  Kunst,  Heft  7,  1855,  S.  55  ff.) 
bekannt  ist.  Ueber  die  Frage  der  Verleihung  der  Ehrenbürgerwürde 
an  Goethe  habe  ich  das  Nöthige  in  meinem  Aufsatz  über  die  Frank- 
furter Ehrenbürger  (Archiv  für  Frankfurts  Geschichte  und  Kunst, 
dritte  Folge,  dritter  Band,  S.  136  ff.)  zusammengestellt.  Das  Wenige, 
was  sich  aus  den  im  Goethe-Archive  verwahrten  Briefen  Schlossers 
an  Goethe  ergibt,  hat  mir  Herr  Prof.  Dr.  B.  Suphan  freundlichst  mit- 
getheilt.  Die  Frankfurter  Akten  befinden  sich  theils  im  Stadtarchiv  II 
(Bürgerrechts-Aufgabe),  theils  in  der  Registratur  des  königlichen 
Amtsgerichtes  V  (Insatzangelegenheiten). 

^  Die  Akten  über  die  Immission  in  die  Erbschaft  der  am  15.  Sept. 
1808  verstorbenen  Frau  Rath,  natürlich  rein  formellen  Inhalts,  befinden  sich 
im  Stadtarchiv  I  zu  Frankfurt  a.  M. ;  ebenda  das  Versteigerungsprotokoll 
über  ihre  fahrende  Habe  und   iliren  Garten  vor  dem  Friedberger  Thore. 


Goethes  Ausscheiden  aus  dem  Frankfurt.  BCrgervekbande.  213 

mehr  war  seine  Absicht,  auch  seine  Gattin  Christiane  und 
den  jugendhchen  August  ins  Frankfurter  Bürgerrecht  auf- 
nehmen zu  lassen,  »um  auch  für  die  Zukunft  alles  arran- 
girt  zu  sehen. a  Als  ihm  sein  treuer  Vermögensverwalter 
in  Frankfurt,  Rath  Fritz  Schlosser,  das  fürstlich  Primatische 
Statut  vom  10.  Febr.  1808  mittheilte,  welches  neue  Be- 
stimmungen über  die  Erwerbung  des  Frankfurter  Bürger- 
rechts getroffen  hatte,  da  gab  er  seinen  Plan  auf,  »da  so 
manche  Dinge  dabey  zur  Sprache  kommen,  die  man  lieber 
nicht  anregt,ft  d.  h.  weil  er  die  Offenbarung  seiner  Ver- 
mögensverhältnisse scheute.  Er  sprach  die  Hoffnung  aus, 
spater  vielleicht  durch  die  Gnade  des  Fürsten  Primas 
Karl  V.  Dalberg  der  Unannehmlichkeiten  enthoben  zu 
werden,  w^elche  die  Erwerbung  des  Bürgerrechtes  für 
Frau  und  Sohn  ihm  verursachen  mussten. 

Aus  Schlossers  Darstellung  ist  bekannt,  in  welch 
schwerer  Weise  Goethe  zu  den  Lasten  seiner  Vaterstadt 
während  der  Jahre  1808 — 1817  herangezogen  wurde. 
Mehrfacli  klagte  er  in  seinen  Briefen  an  Schlosser  über 
die  Ausgaben,  die  ihm  sein  Frankfurter  Bürgerrecht  auf- 
erlegte. Im  März  1812  wandte  sich  August  v.  Goethe  an 
Schlosser  mit  der  Anfrage,  wie  die  Lösung  des  bürger- 
lichen Verhältnisses  seines  Vaters  zu  Frankfurt  am 
leichtesten  einzuleiten  sei;  Zweck  dieser  Lösung  war,  die 
freie  Verfügung  über  den  Rest  des  väterUchen  Vermögens, 
soweit  es  noch  in  Frankfurt  angelegt  war,  zu  gewinnen. 
»Mein  Vater,«  schreibt  August,  »kann  sich  nach  seiner 
Denkweise  mit  Geschäften  dieser  Art  weniger  abgeben, 
doch  halte  ich  es  für  meine  Schuldigkeit,  uns  das  wenige 
(in  Frankfurt  angelegte  Vermögen)  soviel  als  möglich  zu 
erhalten.«  Dem  Vater  Goethe  widerstrebte  also  damals 
die  persönliche  Bemühung,  sein  Verhältniss  zu  Frankfurt 
aufzugeben ;  er  liess  aber  dem  Sohne,  den  keine  Bande  an 
die  väterliche  Heimath  fesselten,  freie  Hand.  In  seinem 
erwähnten  Aufsatz  hat  Schlosser  ausführlich  geschildert, 
wie  diese  Angelegenheit  von  ihm  behandelt  wurde,  wie 
der  Grossherzog  von  Frankfurt  ihm  schliesslich  eröffnete, 
dass  er  die  bedeutenden  Abzugsgelder,  welche  Goethe  im 
Falle  des  Ausscheidens  an  die  Stadt  zahlen  musste,  auf 
seine  Kasse  zu  übernehmen  und  ausserdem  dem  Scheidenden 
eine  Medaille  zu  widmen  gewillt  wäre.  Dass  der  Gross- 
herzog, wie  Rüppell  erzählt,  damals  schon  Goethe  das 
Ehrenbürgerrecht  seiner  Vaterstadt  in  Aussicht  stellte,  ist 
offenbar  ein  Irrthum,  denn  Schlosser,  der  die  ganzen  Ver- 
handlungen mit  dem  Grossherzog  führte  und  auf  dessen 
mündliche  Mittheilung  sich  Rüppell  beruft,  weiss  davon 
in   seinem  Aufsatze    nichts   zu    berichten.     Die   Ereignisse 


214  Abhandlungen. 


des  Jahres  1813,  welche  der  Herrschaft  Dalbergs  ein  jähes 
Ende  bereiteten,  liessen  dessen  gute  Absichten  gegen 
Goethe  nicht  zur  Ausführung  kommen. 

Der  Wunsch,  das  heimische  Bürgerrecht  aufzugeben, 
verUess  Goetlie  nicht  mehr,  zumal  ihn  noch  die  Jahre  1813 
und  18 14  mit  schweren  Abgaben  getroffen  hatten.  Aber 
noch  waren  die  Bestimmungen  über  die  Abzugsgelder  in 
Kraft,  und  Goethe  scheute  diese  Ausgabe.  Der  Artikel  18 
der  deutschen  Bundesakte  von  1815  sprach  im  Prinzip 
die  Freizügigkeit  für  die  Unterthanen  der  Bundesstaaten 
aus ;  die  Frankfurter  Konstitutionsergänzungsakte  vom 
19.  Juli  1816,  welche  die  mehrjährigen,  von  Goethe  mit 
interessirter  Theilnahme  verfolgten  städtischen  Ver- 
fassungskämpfe abschloss,  setzte  im  Artikel  4  fest,  dass 
jenes  »Recht  des  freien  Wegziehens  aus  einem  deutschen 
Bundesstaat  in  den  andern  mit  der  Freiheit  von  Nach- 
steuer .  .  .  unter  keinerlei  Vorwand  geschmälert,  auch 
den  um  ein  desfallsiges  Zeugniss  Nachsuchenden  damit 
ohne  Anstand  an  Händen  gegangen  werden  sollen  Aber 
erst  als  der  Bund  durch  Beschluss  vom  23.  Juni  1817  die 
Freizügigkeit  mit  dem  i.  Juli  als  praktisch  eintretend 
verkündet  hatte,  benachrichtigte  Schlosser  den  Freund, 
dass  jetzt  der  richtige  Augenblick  gekommen  sei. 

Daraufhin  ertheilte  Goethe  dem  Advokaten  Dr.  Schulin 
Vollmacht,  die  Angelegenheit  bei  den  Frankfurter  Behörden 
zu  erledigen.  Rath  Schlosser  konnte  den  Dichter  in  dieser 
Sache  nicht  vertreten,  da  er  keine  juristische  Praxis  ausübte. 
Der  Wortlaut  der  Urkunde  ist  folgender: 

Da  ich  das  Frankfurter  Bürgerrecht  nicht  länger  bey- 
zubehalten,  sondern  auf  dasselbe  Verzicht  zu  leisten  ge- 
sonnen bin,  so  ertheile  ich  dem  Herrn  Doctor  Johann 
Friedrich  Gabriel  Schulin  zu  Frankfurt  a.  M.  Special- 
Vollmacht  und  Gewalt,  hiervon  bei  Hochedlem  Senat 
daselbst  die  nöthige  Anzeige  zu  machen ,  damit  ich, 
gegen  Berichtigung  der  lauffenden  Schatzungs-  und  son- 
stigen Gebühren,  in  den  Bürger-Registern  gelöscht,  meine 
zum  Insatzbuch  geleistete  Caution  aber  wiederum  frey- 
gegeben werde.  Kraft  eigenhändiger  Namens-Unterschrift 
und  beygedrucktem  Pettschaft.  Weimar  den  19.  Nvbr.  18 17, 

J.  W.  V.  Goethe. 

Nur  die  Unterschrift  ist  eigenhändig ;  neben  dieser 
links  ist  das  Siegel  mittelst  rothem  Siegellack  mit  dem 
bekannten  Wappen  aufgedrückt.  Am  Fusse  des  Folio- 
bogens  unterhalb  der  Unterschrift  findet  sich  die  Be- 
glaubigung   derselben    durch   das    Grossherzoglich    Säch- 


Goethes  Ausscheiden  aus  dem  Frankfurt.  Bürgerverbande.  215 

sische  Staatsministerium  (gez.  Christian  Gottlob  Voigt) 
mit  beigefügtem  Staatssiegel. 

Sofort  nach  Empfang  der  Vollmacht  reichte  Dr. 
Schiilin  am  25.  November  ein  diesbezügliches  Gesuch^  beim 
Senate  ein,  worin  dieser  gebeten  wird,  »Herrn  Staats- 
minister von  Goethe  von  dem  hiesigen  Bürger  Verband 
frey  und  loszuzählen,  sofort  die  Ausstreichung  aus  den 
Bürger-Büchern  zu  verordnen,  auch  die  zum  Insatzbuch 
geleistete  Caution  frey  zu  geben.« 

Am  2.  Dezember  wurde  das  Gesuch  im  Engeren 
Rathe  vorgetragen  und  darauf  beschlossen: 

«Wenn  der  Herr  Geheimerath  und  Staatsminister  von 
Goethe,  mit  1.  Einkommensteuer  Commission  Richtigkeit 
gepflogen  haben  wird,  zu  welchem  Ende  diese  Com- 
mission davon  in  Kenntniss  gesezt  wird,  so  kann  die 
zum  Insatzbuch  geleistete  Caution  gelöscht  werden,  und 
ist  demnach  der  Herr  von  Goethe  des  hiesigen  bürger- 
lichen Verbandes  entlassen.« 

Bereits  am  19.  Dezember  wurde  mit  der  Einkommen- 
steuer-Commission  die  verlangte  »Richtigkeit  gepflogen«; 
d.  h.  es  wurde  von  der  Commission  »eprüft,  ob  der  das 
Bürgerrecht  Aufgebende  seine  Verpflichtungen  gegen  die 
Stadt  erfüllt  hatte,  und,  als  dies  feststand,  die  als  Unter- 
pfand gesetzte  Caution  freigegeben;  in  Folge  dessen  wurde 
der  Name  Goethes  im  Bürgerbuche,  in  welchem  er  unter 
dem  3.  September  1771  eingetragen  worden  war',  aus- 
gestrichen und  daneben  eine  diesbezügliche  Erklärung  nebst 
der  Bemerkung  geschrieben,  dass  für  diese  Tilgung  30  Kr. 
im  Stadtkanzlei-Accidentienbuche  verrechnet  seien. 

So  der  aktenmässige  Verlauf  dieser  Angelegenheit, 
wie  ihn  bereits  Schlosser,  Rüppell,  Kriegk  und  Creizenach 
in  den  Hauptzügen  wahrheitsgetreu  berichtet  haben.  Die 
Darstellungen  der  beiden  ersteren,  welche  an  dem  Ver- 
fahren der  Frankfurter  Behörden  eine  herbe  Kritik  übten, 
veranlassen  mich  zu  folgenden  Bemerkungen. 

Schlossers  Tadel  gegen  den  Senat  beschränkt  sich 
auf  die  folgenden  Sätze:  »Natürlich  konnte  die  Bitte  vom 
Senat  nicht  versagt  werden.  Viele  hatten  erwartet,  der 
Senat  werde  Goethen  von  der  Last  des  Bürgerrechts  befreit 
erklären,  ihn  aber  bitten  Ehrenbürger  zu  sein.  Dies  geschah 
aber  nicht.  Vielmehr  ward  in  fast  unanständig  formloser 
Weise  dem  Gesuche  willfahrt.«  Dass  der  Senat  Goethe 
nicht  zum  Ehrenbürger  der  Stadt  ernannte,  beklagt  Schlosser 


'  Vgl.  Kriegk,  Die  Brüder  Senckenberg  (Frankfurt  1869)  S.  328  ff., 
woselbst  dieser  Eintrag  nebst  den  späteren  Zusätzen  wörtlich  mit- 
getheilt  ist. 


2l6  Abhandlungen. 


mit  Recht  und  beklagen  noch  heute  die  jetzigen  Frankfurter, 
die  Nachkommen  der  Männer,  welche  den  grössten  Sohn 
der  Stadt  damals  ziehen  Hessen,  ohne  ihn  auf  immer 
durch  ein  Ehrenverhältniss  an  Frankfurt  zu  binden.  Wie 
Schlosser  selbst  sagt,  war  man  hier  auf  jeden  »Ausbürger«, 
zumal  von  bekannterem  Namen,  erbittert,  der  sein  Bürger- 
recht aufgab;'  zweifellos  fanden  unter  den  Mitgliedern 
des  Senates  Besprechungen  statt,  ob  Goethe  nicht  durch 
Verleihung  des  Ehrenbürgerrechtes  auszuzeichnen  sei; 
man  nahm  davon  Abstand,  weil  das  Gesuch  des  Dichters 
bei  einigen  Herren  Anstoss  erregt  hatte  und  liess  seinen 
Namen  wie  den  eines  jeden  Austretenden  im  Bürgerver- 
zeichniss  löschen.  Man  verfuhr  in  kalter,  geschäfts- 
mässiger  Weise,  nicht  unanständig  und  noch  viel  weniger 
formlos,  wie  Schlosser  dem  Senate  vorwirft;  man  be- 
handelte Goethe,  ohne  auf  seine  Verdienste,  ohne  auf 
seinen  gefeierten  Namen  Rücksicht  zu  nehmen,  wie  jeden 
anderen  Bittsteller  in  gleicher  Sache.  Sicherlich  hätte  der 
Senat  —  um  seine  Unterlassung  zu  erklären,  nicht  zu  ent- 
schuldigen —  sich  nicht  im  Einverständniss  mit  der  erbit- 
terten Bürgerschaft  befunden,  wenn  er  Goethe  das  Ehren- 
bürgerrecht angetragen  hätte. 

Rüppells  Darstellung,  die  sich  weniger  mit  dem 
Austritt  Goethes  aus  dem  Bürgerrecht  als  mit  der  daraus 
entsprungenen  »Missliebigkeit«  des  Dichters  bei  seinen 
Landsleuten  befasst,  gründet  sich  auf  mündliche  Mittheilung 
Schlossers  und  auf  die  eigenen  Erlebnisse;  sie  ist  eine 
ganz  einseitige,  von  bitterem  Groll  gegen  seine  Mitbürger 
eingegebene  Schilderung  der  Vorgänge,  welche  zur  Er- 
richtung der  beiden  Frankfurter  Goethestatuen  von  Pompejo 
Marchesi  und  Ludwig  Schwanthaler  führten;  die  nöthige 
Kritik  an  dieser  Darstellung  hat  Frese  leider  nicht  geübt. 
Wenn  Rüppell  behauptet,  Goethe  sei  ausgetreten,  um  sich 
gegen  »Steuererpressungen«  zu  sichern,  so  kann  dieser 
hässliche  Vorwurf  gegen  den  Frankfurter  Senat  durch  die 
einfitche  Bemerkung  erledigt  werden,  dass  die  städtische 
Behörde  nur  ihre  Pflicht  that,  wenn  sie  den  Bürger  Goethe 
zu  den  der  Bürgerschaft  auferlegten  Lasten  heranzog;  und 
wenn  er  behauptet,  Goethe  habe  »keineswegs  aus  Ver- 
achtung gegen  die  Stätte  seiner  Geburt«  das  Bürgerrecht 
aufgegeben,  so  kämpft  er  damit  gegen  einen  ^'orwurf, 
der,  wenn  überhaupt,  nur  vom  Unverstände  dem  Dichter 
gemacht  worden  ist. 


'  Wenige  Monate  nach  Goethe  gab  auch  der  Wirkl.  Geh.  Ober- 
Reg.-Rath  Nicolovius,  der  Gatte  der  1811  verstorbenen  Tochter  von 
Cornelia  Schlosser,  geb.  Goethe,  das  Frankfurter  Bürgerrecht  auf. 


Goethes  Ausscheiden  aus  dem  Frankfurt.  Bürgerverbande.  217 

Zu  dem  Eintrag  im  Bürgerbuche,  dass  für  die  Aus- 
streichung des  Namens  Goethes  30  Kreuzer  berechnet 
wurden,  macht  Frese  die  wenig  geschmackvolle  Bemer- 
kung: »Das  mahnt  an  dreissig  Silberlinge!«  Jedermann 
sieht  ein,  dass  dieser  Eintrag  ein  nothwendiges  Glied  in 
der  amtlichen  Geschäftsbehandlung  einer  Austrittserklärung 
ist,  und  dass  lediglich  die  Zahl  30  Frese  zu  der  unglück- 
lichen Erinnerung  an  Judas  Ischarioth  verleitet  hat. 

Im  Jahre  18 18,  bald  nach  seinem  Ausscheiden,  war 
Goethe  genöthigt,  den  Frankfurter  Senat  in  einer  privaten 
Angelegenheit  anzugehen. 

Als  »Ausbürger«,  d.  h.  als  auswärts  wohnender  Bürger, 
hatte  Goethe  für  die  als  hiesiger  Bürger  zu  leistenden 
Abgaben  der  Stadt  eine  Caution  zu  stellen.  Als  solche 
diente  der  grösste  Theil  einer  Hypothek,  welche  er  aut 
dem  Hause  der  Wittwe  Ochs  Lit.  L  Nr.  156  (jetzt  Alter 
Markt  Nr.  2,  »zum  kleinen  weissen  Becher«)  stehen  hatte. 
Die  Frau  Rath  hatte  1792  diesen  Insatz  auf  das  Haus  ge- 
geben, 1798  hatte  sie  den  Insatzantheil  ihres  Mitgläubigers 
an  sich  gebracht,  1809  war  bei  der  Theilung  ihres  Nach- 
lasses der  ganze  Insatz  an  Goethe  gefallen;  dieser  ver- 
pfändete ihn  1810  bis  zum  Betrage  von  3200  fl.  der  Stadt 
zur  Sicherung  der  von  ihm  zu  leistenden  Abgaben.'  Die 
Insatzschuldn'erin,  eine  »arme,  aber  brave«  Frau,  wie 
Schlosser  an  Goethe  schrieb,  gerieth  in  so  bedrängte  Um- 
stände, dass  sie  die  Zinsen  nicht  zahlen  konnte;  es  kam 
1817,  nachdem  Goethe  sie  mit  menschlicher  Nachsicht 
behandelt  hatte,  zur  hypothekarischen  Ausklage,  in  welcher 
das  Haus  am  19.  Nov.  dem  Insatzgläubiger  Goethe  zu- 
gesprochen wurde.  Es  war  ein  »erbärmlicher«  Besitz,  den 
Dr.  Schulin  in  Goethes  Auftrage  am  29.  April  1818  an 
den  Bürger  und  Packer  Liebig  verkaufte.  Er  wurde  dazu 
durch  nachfolgende  Vollmacht  Goethes  ermächtigt: 

»Ich  genehmige  den  von  dem  Herrn  Doctor  Schulin 
zu  Frankfurt  vorgenommenen  Verkauf  des  in  der  Ausklage 
mir  zugefallenen  Wittib  Ochsschen  Hauses  Lit.  L  No.  156 
auf  dem  Markt  zu  Frankfurt  a.  M.  gelegen  und  zum 
kleinen  weisen  Becher  genannt  an  den  dasigen  Bürger 
Herrn  Heinrich  Gottfried  Liebig  für  die  Summe  von 
4400  fl.,  sage  viertausend  vierhundert  Gulden  im  24  fl.- 
Fuss  dergestalt,  dass  Eintausend  Gulden  äussersten  Falls 
Neunhundert  Gulden  sogleich  baar  bezahlt  werden  und 
die  übrigen  vier  und  dreissig  Hundert  oder  fünf  und 
dreissig    Hundert    Gulden   zu   vier  und    ein    halb    Prozent 


'  Die  diesbezügliche  Vollmacht  Goethes    für  Schlosser  hat  Frese 
a.  a.  O.  S.  33  abgedruckt. 


2l8  Abhandlungen. 


[ährlicher  Zinnsen  ein  bis  ein  und  ein  halb  Jahre  gegen 
Versatz  des  verkauften  Hauses  stehen  bleiben,  dabey  die 
Kosten  des  Kaufbriefs  und  der  Währschaft  von  dem 
Käufer  Herrn  Liebig  getragen  werden  und  ermächtige  ge- 
dachten Herrn  Doctor  Schulin  den  Hauptkaufbrief  in 
meinem  Namen  zu  unterzeichnen,  sofort  bey  dem  Herrn 
Insatzführer  Frank  Wohlgeboren  zu  erscheinen  und  ge- 
dachtem Käufer  die  W^ährschaft  zu  leisten,  auch  in  meinem 
Namen  anzugeloben,  dass  das  Haus  ausser  den  Grund- 
zinsen von  y'fl.  i6  ß  ins  Liebfrauenstift,  i  fl.  15  Alb.  ins 
Dominicaner  Kloster  und  6  fl.  Laternen  Geld  auf  löbl.  Bau- 
amt mit  weiter  keinen  Lasten  behaftet  ist,  auch  sich  Namens 
meiner  aus  dem  Besitz,  hingegen  gedachten  Herrn  Liebig 
in  den  Besitz  bemeldeten  Hauses  einsetzen  zu  lassen. 

Unter  Gutheissen  alles  dessen,  was  solcher  Gestalt  mein 
Herr  Mandatar  dieses  Verkaufs  und  der  Währschaft  halben 
thun  und  verrichten  wird,  habe  ich  diese  Vollmacht  eigen- 
händig unterschrieben  und  besiegelt  und  demnächst  ge- 
richtlich legalisiren  lassen.   Weimar  den  i6ten  April  181 8. 

J.  W.  V.  Goethe. 

Neben  der  Unterschrift  links  ist  das  bekannte  Pett- 
schaft  in  rothem  Siegellack  abgedruckt,  unterhalb  desselben 
befindet  sich  die  Beglaubigung  der  »wohlbekannten  Hand- 
schrift« Goethes  durch  die  GrossherzogHche  Regierung, 
gez.  V.  Müller. 

Der  grösste  Theil  des  Kaufpreises  sollte  also  mit 
3500  fl.  13^  Jahre  lang  hypothekarisch  auf  dem  Hause 
stehen  bleiben.  Der  Insatzbuchführer  verweigerte  die  Ein- 
tragung der  Hypothek  auf  Goethes  Namen,  da  nach  den 
bestehenden  Gesetzen  nur  Frankfurter  Bürger  sich  Gelder 
auf  liegende  Güter  insatzweise  einschreiben  lassen  durften.' 
Als  sich  zur  Uebernahme  des  Insatzes  kein  Bürger  finden 
liess,  wandte  sich  Dr.  Schulin  mit  der  Bitte  an  den  Senat, 
»dass  Hochderselbe  dem  Herrn  Geheimen  Rath  von  Goethe 
zu  bewilligen  hochgeneigtest  geruhen  wolle,  zu  seinen 
Gunsten  gedachtes  Insatz-Kapital  bis  zur  schicklichen 
Transportirung  auf  einen  hiesigen  Bürger  _  besitzen  zu 
dürfen.«  Schlosser  behauptet,  man  habe  in  ähnlichen 
Fällen  Fremden  und  Juden  die  Einschreibung  immer 
dispensando  bewilligt,  »der  Senat  schlug  aber  das  Gesuch 
in  herben  Worten  als  ordnungswidrig  ab.«  Schlossers 
Tadel  ist  hier  ein  wohlberechtigter,  wenn  anders  der  Dis- 
pens hier  ausnahmsweise  nicht  ertheilt  wurde.  Auf  Schulins 
Gesuch  beschloss  der  Engere  Rath  am  16.  Juni  1S18: 


1  Eine    Bestimmung,    die    erst    durch  Gesetz  vom  29.  Sept.  1863 
aufgehoben  wurde. 


Goethes  Ausscheiden  aus  dem  Frankfurt.  Bürgerverbande.    219 

»i)  Es  kann  dem  Ansuchen  als  den  hiesigen  Gesetzen 
zuwider  nicht  willfahrt  werden;  2)  hat  der  Insatzbuchführer 
berichtlich  anhero  gelangen  zu  lassen,  ob  wirklich  alle  dem 
Herrn  Geheimen  Rath  von  Goethe  angehörigen  Insätze  an 
hiesige  verbürgerte  Personen  übertragen  worden  sind?« 

In  der  Ablehnung  sowohl  als  in  dem  »wirklich«  des 
zweiten  Beschlusses  spricht  sich  die  starke  Erbitterung 
des  Senates,  wenigstens  in  seiner  Mehrheit,  gegen  Goethe 
aus :  das  Gesuch  wird  abgeschlagen,  ohne  dass  man  von 
dem  verfassungsmässigen  und  sonst  stets  ausgeübten  Dis- 
pensationsrecht  Gebrauch  macht,  und^  der  bestimmten 
Angabe  des  Anw^altes  Goethes  misstrauend,  fordert  man 
Bericht  von  der  Hypothekenbehörde,  ob  der  Gesuchsteller 
»wirklich«  seiner  aus  der  Aufgabe  des  Bürgerrechtes 
resultirenden  Verpflichtung  nachgekommen  ist.  Der  Bericht 
des  Insatzbuchführers  zeigte,  wie  grundlos  das  Misstrauen 
gegen  Goethe  gewesen  war.  Denn  dieser  hatte  einen 
weiteren  Insatz,  den  seine  Mutter  und  er  seit  1801  auf 
dem  Hause  des  Kartenmachers  Wüst  Lit.  M  No.  184  (jetzt 
Alter  Markt  No.  27,  »Zum  Paradies«)  im  Betrage  von 
8000  fl.  im  22  Gulden-Fuss  stehen  hatten  und  der  nach 
dem  Ochsschen  Insatzprozess  der  Stadt  bis  zu  3200  fl.  als 
Caution  verpfändet  war,  im  März  18 18,  also  kurz  nach 
der  Aufgabe  des  Bürgerrechtes,  an  einen  hiesigen  Bürger 
verkaufen  lassen.  Der  Senat  beschloss  Wiedervorlage  der 
Angelegenheit  nach  sechs  Monaten,  d.  h.  er  wollte 
später  die  Gewissheit  haben,  dass  Goethe  sich  »wirklich« 
seines  letzten  Insatzes  oder  vielmehr  des  Rechtes  auf  einen 
solchen  in  seiner  Vaterstadt  entledigt  hätte ;  zur  Wieder- 
vorlage im  Senate  ist  es  übrigens  nicht  gekommen.  In 
Folge  der  unfreundlichen  Abweisung  musste  Goethe  sein 
Recht  zur  Hypothek  auf  das  von  ihm  verkaufte  Haus  mit 
Verlust,  wie  Schlosser  behauptet,  an  einen  Frankfurter 
Bürger  verkaufen :  durch  diese  Veräusserung  benahm  er 
dem  Senat  den  Grund  zu  weiteren  unangenehmen  Schritten 
gegen  den  abtrünnigen  Sohn  der  Stadt. 

Es  war  das  letzte  Mal,  dass  Goethe  zu  den  Behörden 
seiner  Vaterstadt  in  offizielle  Beziehung  trat.  Das  ihm 
gegenüber  behebte  Verfahren  war  aber  offenbar  von  nach- 
haltiger Wirkung  auf  ihn.  Als  1829  Frau  v.  Willemer, 
deren  Schwiegersohn,  Dr.  Gerhard  Thomas,  gerade  das 
jüngere  Bürgermeisteramt  bekleidete,  ihm  den  Wunsch  zu 
erkennen  gab,  sich  zur  Annahme  des  Ehrenbürgerrechtes 
bereit  zu  erklären,  da  lehnte  er  mit  Dank  das  Ansinnen 
kurz  ab ;  zwar  führt  er  als  Grund  der  Ablehnung  die  un- 
freundliche Behandlung  seitens  des  Senates  nicht  an,  sondern 
vielmehr   dessen  Versäumniss,  ihn   bei  früheren  passenden 


220  Abhandlun'gex. 


Gelegenheiten  um  die  Annahme  der  Ehrenwürde  zu  be- 
grüssen ;  aber  wir  müssen  wohl  annehmen,  dass  die  Ab- 
weisung, die  ihm  die  Behörde  bei  seinem  Ausscheiden 
aus  dem  Bürgerrechte  hatte  zu  Theil  werden  lassen,  ihm 
noch  zwölf  Jahre  später  die  Lust  verleidete,  wieder  in 
den  Verband  der  Bürgerschaft,  wenn  auch  als  Ehrenbürger, 
zurückzutreten. 

Andererseits  verharrte  der  Frankfurter  Senat  nicht 
lange  in  der  unfreundlichen  Gesinnung,  mit  der  er  Goethe 
1818  behandelt  hatte.  Als  am  16.  Dez.  1819  die  beiden 
Senatoren  v.  Guaita  und  Thomas  dem  Senate  den  im  Ein- 
vernehmen mit  Thorwaldsen  ausgearbeiteten  »Vorschlag 
zu  einem  Denkmal  für  Goethe«'  von  Sulpiz  Boisseree 
vorlegten  und  um  einen  Platz  für  dasselbe  auf  der  ehemaligen 
Mühleninsel  am  Schneidwall  baten,  da  kamen  die  Behörden 
dem  Antrage  mit  bereitem  Wohlwollen  entgegen,  und  es 
lag  nicht  am  Senate,  dass  der  schöne  Plan,  eine  Frucht 
der  Frankfurter  Goethefeier  von  18 19,  nicht  zur  Aus- 
führung kam.  Er  scheiterte  an  der  Abneigung  des  Dichters, 
sich  bei  Lebzeiten  ein  Denkmal  setzen  zu  lassen,  und  nicht 
zum  geringsten  Theil  auch  an  der  Theilnahmlosigkeit 
der  Frankfurter  Bürgerschaft.  Denn  weite  Kreise  derselben, 
nicht  etwa  nur  die  Ungebildeten  und  die  Halbgebildeten, 
konnten  Goethe  den  Austritt  aus  dem  Bürgerrechte  lange 
nicht  verzeihen;  und  noch  heute  klingt  dieser  Groll  aus 
dem  Munde  mancher  Alt-Frankfurter  von  echtem  Schrot 
und  Korn  vernehmlich  nach:  sie  sehen  das  Unrecht  nur 
auf  Seiten  Goethes,  ohne  zu  wissen  oder  zu  bedenken, 
wie  gewichtige  und  auch  für  den  beschränktesten  Lokal- 
patriotismus begreifliche  Gründe  ihn  zur  Lösung  seines 
Dürgerlichen  Verhältnisses  zur  Vaterstadt  veranlasst  haben. 

Mit  vollem  Recht  weist  Frese  darauf  hin,  dass  Goethe 
seinen  Unmuth  gegen  den  Frankfurter  Senat  nicht  laut 
werden  Hess;  was  er  Widriges  erfuhr,  hat  er  für  sich 
behalten,  hat  er  keinem  seiner  Freunde  brieflich  vertraut, 
hat  er  den  Zeitgenossen  verschwiegen  und  es  verschmäht, 
sie  zu  Richtern  zwischen  sich  und  der  Waterstadt  anzu- 
rufen. Ihr  Urtheil  wäre  für  Frankfurt  ein  ungünstiges 
gewesen  —  und  leider  nicht  mit  Unrecht ! 


'  Das  Goethe-Denkmal  in  Frankfurt  a.  M.   1844.     S.  2  ff. 


iii.  MiscELLEN,  Chronik, 
Bibliographie. 


MiSCELLEN. 


Ä.  Einzelnes  zu  Goethes  Leben  und  Werken. 

I.  Zu  Faust. 

Eine  merkwürdige  Uebereinstimnuing  findet  sich  zwischen 
folgenden  Stellen: 

»Essais  de    Montaigne    III,   13:     Si   avons   nous  beau 

monter  sur  des  eschasses;  car  sur  des  eschasses  encores  fault 

il  marcher   de  nos  jambes  et  au  plus  esleve    throsne  du 

raonde  si  ne  sommes  nous  assis  que  sur  notre  cul  .  .  .« 

und  Faust  1808  ff. 

»Setz  Dir  PerrUcken  auf  von  Millionen  Locken 
Setz  Deinen  Fuss  auf  ellenhohe  Socken.« 

A.  Bettelheim. 


2.   »Deutscher  Parnassu. 

Das  schöne  Gedicht  Goethes,  welches  Schiller  »Sänger- 
würde«, später  Riemer  erst  »Dithyrambe«,  dann  »Deutscher 
Parnass«  getauft  hat,  während  Goethe  selbst  es  in  seinem 
Tagebuch  »Wächter  auf  dem  Parnass«  nennt,  deutet  schon 
durch  diese  Vielnamigkeit  an,  dass  es  verschiedenartige  Aus- 
legungen finden  könnte.  In  der  Regel  wird  es  als  eine  Pa- 
rodie anakreontischen  Jammers  über  die  Dioskurenherrschaft 
Goethes  und  Schillers  aufgefasst.  In  feinsinniger  Weise  hat 
besonders  D.  Jacoby  (Goethe-Jahrbuch  6,  274  f.)  diese  An- 
schauung ausgeführt,  der  z.  B.  auch  G.  v.  Loeper  (Gedichte, 
Zweite  Ausgabe  2,  305)  sich  anschliesst,  während  Strehlke 
(Hempels  Ausgabe  i,  10 1)  die  Polemik  gegen  die  Aus- 
schreitungen   der  Sturm-  und  Drangperiode  gerichtet  glaubt. 


224  MiSCELLEN. 

Henkel  (Archiv  für  Litg.  IX.  200  f.)  und  Hehn  (Goethe- 
Jahrbuch  6,  324)  bestreiten  die  satirische  Absicht  überhaupt. 
Diese  aber  ist  durch  Worte  Schillers  verbürgt,  denen  Goethe 
in  keiner  Weise  widerspricht;  es  geht  schwerlich  an,  dies 
Zeugniss  so  leichthin  wegzuschieben,  wie  es  Hehn  thut.  Gibt 
man  jedoch  die  satirische  Tendenz  zu,  so  haben  die  bisher 
gegebenen  Deutungen  mancherlei  Bedenken.  Nach  der  An- 
nahme Jacobys  und  Loepers  hätte  Goethe  die  glückliche  Je- 
remiade  der  Xenien  »Alles  hat  sich  bei  uns  in  Vers  und 
Prosa  verschlechtert«  nach  Jahren  in  dithyrambischer  Form 
wiederholt,  etwa  wie  Platen  in  den  »Klagen  eines  Ramle- 
rianers«   es  in  lyrischer  Form  that : 

Ha!  beim  Styx!  mit  kecker  Stirn  und  Nase 
Stürmen  lockre  Knaben  den  Parnass. 

Aber  Platen  hatte  an  Knebels  Tadel  einen  äusseren  An- 
lass;  dieser  scheint  bei  einer  verspäteten  Antwort  Goethes 
auf  Gleims  oder  Herders  Klagen  zu  fehlen.  —  Folgt  man 
Strehlke,  so  hätte  der  Dichter  ganz  plötzlich  auf  fernliegende 
»Excentricitäten«  zurückgegriffen;  hier  ist  noch  weniger  eine 
Veranlassung  ersichtlich. 

Diese  Bedenken  fallen  fort,  wenn  das  Gedicht  sich  gegen 
eine  1798  eben  frische,  herausfordernde  Richtung  der  Lite- 
ratur wendet.  Und  in  der  That  glauben  wir  auch  in  der 
Schilderung  der  wilden  Neuerer  die  Romantiker  wieder- 
zuerkennen. 

Ganz  und  gar  nicht  würde  die  Schilderung  des  wild 
bacchantisch  hereinbrechenden  Chores  auf  Goethe  und  Schiller 
gepasst  haben,  wenn  selbst  man  sie  mit  den  Augen  eines 
Gleim  betrachtete.  Und  ist  es  nicht  wirklich  die  eigene 
Anschauung  Goethes,  wenn  er  den  bacchantischen  Lärm  sich 
selbst  preisgebender  Leidenschaft,  wenn  er  ein  Spiel,  das 
die  Schranken  übertobt,  tadelt?  1799  im  April  ist  das  be- 
rüchtigste  Buch  der  Romantik  fertig  geworden :  Friedrich 
Schlegels  Lucinde.  Es  hat  zwei  Heldinnen:  die  erste,  Lisette, 
ist  ein  Zerrbild  aus  Goethischen  Bestandtheilen  zusammen- 
gesetzt: »Es  steckt  in  dieser  Täsette  viel  von  Philine,  viel 
von  den  Lacerten  der  venetianischen  Epigramme,  etwas 
Mignon,  etwas  Manon  Lescaut,  aber  auch  Eignes«  bemerkt 
Julian  Schmidt.  Der  Dichter  selbst  schreibt  ihr  »schöne 
bacchantische  Wuth«  zu;  und  kaum  weniger  Mänade  ist  Lucinde 
selbst.  Der  Held  aber  glaubt  nicht  an  die  Liebe,  er  ergibt 
sich  dem  Witz,  er  schreibt  ein  Loblied  der  Frechheit,  er 
macht  ganz  und  gar  Goethes  empörte  Schilderung  zur  Wahrheit: 

O,  wie  möcht'  ich  gern  mich  täuschen! 
Aber  Schmerzen  fühlt  das  Ohr; 


MlSCELLEN.  225 

Aus  den  keuschen 
Heil'gen  Schatten 
Dringt  verhasster  Ton  hervor, 
Wild  Gelächter 

Statt  der  Liebe  süssem  Wahn ! 
Weiberhasser  und  -Verächter 
Stimmen  ein  Triumphlied  an. 
Selbst  Einzelheiten  stimmen : 
Mann  und  Weib 
Ohne  Scheu 
Zeigt  den  Leib, 
heisst  es,    wie  der  Dichter   selbst    sich    rtlhmt,    der  Geliebten 
oft  die    fatalen  Kleider  wie  Reste   falscher  Scham    abgerissen 
zu  haben;    der  arme  Gutzkow    hat    dann    in   seiner  »Wallya, 
die    zum    Verbot    der    Schriften    des    »Jungen    Deutschland« 
Anlass    gab,    dies    anmuthige    Motiv   in    seiner  Art    breit    ge- 
treten.    Und  wenn  es  heisst: 

Aus  den  blauen  Wasserfällen 
Aus  den  zarten  Rieselwellen 
Tränket  Ihr 

Gar  Silen's  abscheulich  Thier? 
so  bezieht  sich  das  auf  Kotzebues  »Hyperboreischen  Esel«,  ein 
in  gleichem  Jahre  erschienenes  plumpes  dramatisches  Pamphlet, 
welches  sich  von  Citaten  aus  Schlegelschen  Schriften  nährte. 
—  Es  bedarf  wohl  kaum  der  Erinnerung,  wie  leicht  Goethe 
von  Schlegels  wie  von  Kotzebues  Schrift  schon  vor  der  Ver- 
öffentlichung Kenntniss  haben  konnte ;  dazu  kommt  noch  die 
übliche  Vordatirung  der  Bücher  durch  den  Verleger. 

Die  Schlegel  aber  hatten  ja  wirklich  zu  Goethes  Ge- 
nossen gehört,  Aug.  Wilh.  Schlegel  und  Tieck  gehörten  noch 
jetzt  zu  seinen,  gegen  Schiller  oft  vertheidigten  »Brüdern«, 
die  diesen  Bacchanten  den  Weg  zeigen,  den  »Frechen«,  wie 
F.  Schlegel  und  seine  Gestalten  um  der  Allegorie  auf  die 
Frechheit  wegen  genannt  werden. 

Die  Romantiker  also  sind  hier  die  widerwärtigen  Be- 
gleiter des  Neuen.  Aber  auch  sie  können  das  Schlechte 
abstossen,  die  rohe  Formlosigkeit,  die  Empörung  wider  den 
guten  Geist  : 

Wenn  euch  nichts  so  sehr  beglücket. 
Als  was  ihr  bei  uns  erprobt. 
Euch  nicht  mehr  ein  Spiel  entzücket. 
Das  die  Schranken  übertobt : 
Kommt  als  gute  Pilger  wieder, 
Steiget  froh  den  Berg  heran. 
Tief  gefühlte  Reuelieder 
Künden  uns  die  Brüder  an. 

Goktme-Jahrbuch   XIII.  je 


226  MiSCELLEN. 

Und     ein    wahrhaft    dithyrambischer    Schluss    lässt    dies 
Gedicht  wie    den    »Gott  und    die    Bajaderea    auskUngen,   die 
Ballade,    in  der  Goethe    in   so  ganz  anderem  Geiste    ein  der 
»Lucinde«   verwandtes  Thema  behandelt  hatte : 
Wenn  sich  der  Verirrte  findet, 
Freuen  alle  Götter  sich.  — 

Worin  besteht  denn  aber  die  Ironie,  die  Satire,  von 
der  Schiller  spricht,  wenn  er  am  23.  Juli  1798  an  Goethe 
schreibt,  die  Ueberschrift  »Sängerwürde«  solle  die  Ironie  ver- 
stecken   und   doch  die  Satire  für  den  Kundigen  ausdrücken? 

Darin,  wie  es  scheint,  dass  Goethe  einen  ästhetischen 
Vorwurf  auf  das  moralische  Gebiet  überspielt.  Immerfort 
hörte  er  an  seinen  Werken  unmoralische  Tendenz  anklagen, 
während  er  sie  von  aller  Tendenz  frei,  lediglich  als  Kunst- 
werke angesehen  wissen  wollte.  Nun  wird  er  ironisch  selbst 
zum  Tugendwächter :  er  greift  die  künstlerische  Zuchtlosig- 
keit  an,  als  sei  es  sittliche  Verworfenheit,  er  fordert  Busse 
und  Reuelieder,  er  droht  mit  Donnerkeilen,  und  dabei  weiss 
es  doch  der  Kundige,  dass  in  Goethes  Sinn  es  nur  Eine 
Moral  für  den  Künstler  gibt:   »strebe  zur  höchsten  Form!«  — 

Richard  M.  Meyer. 

j.  »Der  getreue  Eckart«. 

Dass  Goethe  in  der  Absicht,  sich  für  seinen  Faust  in 
den  Volksglauben  hineinzuarbeiten,  Prätorius  studirt  hat, 
steht  fest.  Höchst  wahrscheinlicherweise  sind  ihm  dabei 
auch  die  Saturnalien  in  die  Hand  gekommen,  in  denen 
S.  403  Propositio  XV  die  Geschichte  vom  getreuen  Eckart 
ziemlich  genau  wie  bei  Goethe  erzählt  ist.  Doch  kann  Prä- 
torius nur  die  mittelbare  Quelle  für  Goethe  gewesen  sein, 
da  dieser  den  Stoff  durch  John  erhielt  (Weim.  Ausg.  III,  448). 

Praetorius.  Der  Treue  Eckart  machet  auff  Weynachten 
sempervolle  Kannen. 

Weiter  soll  es  zu  Schwartze  (welches  ein  Dorff  ist  in 
Thüringen)  geschehen  seyn  |  auff  Weynachten;  dass  auch  die 
Frau  Holla  fürüber  gezogen  |  da  der  Treue  Eckart  vorne  an 
im  Troppe  gewesen  |  und  die  begegneten  Leute  gewarnet 
hat  j  damit  sie  möchten  aus  dem  Weg  treten  |  dass  ihnen 
kein  Leid  wiederfahre.  Bey  solchem  Zuge  aber  sollen  ein 
paar  Knaben  desselbigen  Dorffs  zugesehen  haben  |  welche 
aus  der  Schencke  Bier  geholet  |  und  solches  nach  Hause 
tragen  wollen :  Weil  aber  die  Gespenster  im  vollen  Marg 
gewesen,  so  wahren  sie  ein  wenig  abseits  gewichen  mit 
ihren  Kannen  |  an  einer  Ecke :  Da  sollen  unterschiedliche 
Weiber  derselben  Rotte  solche  ihre  Kannen  genommen  und 
daraus  gleichsam  getruncken  haben.    Darzu  doch  die  Knaben 


MlSCELLE\.  227 

aus  Forcht  stille  geschwiegen ;  wiewohl  sie  nicht  gewust,  wie 
sie  ihnen  gethun  selten  I  wenn  sie  nach  Hause  mit  leeren 
Gefässen  kommen  würden:  Endlich  soll  der  Treue  Eckart 
drauff  zu  sie  gesprochen  haben:  Das  heisset  euch  Gott  spre- 
chen I  dass  ihr  nichtes  geredet  habet;  sonsten  solten  eure 
Hälse  ummegedrehet  worden  seyn ;  und  nun  gehet  drauff 
flugs  nach  Hause  |  und  saget  von  dieser  Geschichte  keinem 
Menschen  etwas  |  so  werden  eure  Kannen  immer  voll  seyn  | 
und  wird  ihnen  niemahl  an  Bier  gebrechen  oder  fehlen. 
Solches  hatten  die  Knaben  bey  3  Tage  in  acht  genommen; 
da  es  ihnen  ergangen  |  wie  jener  Witwen  |  in  der  Bibel  |  mit 
ihrem  Oelkruge.  Aber  endlich  hatten  sie  es  doch  aus  Vor- 
witz nicht  länger  verbergen  können;  sondern  die  Sache  ihren 
Eltern  erzehlet.  Da  war  es  mit  dem  Cornu  copiae  aus- 
gewesen I  und  hatte  der  Brunnenquell  versiegen.  Andere 
sagen  |  es  sey  dieses  nicht  eben  in  Weynachten  geschehen, 
sondern  auff  eine  andere  Zeit. 

Alexander  Tille. 


4.    Verse  Goethes  auf  Friedf-ich  den  Grossen 

finden  sich  unter  den  Paralipomenis  aus  Goethes  Nachlass, 
welche  demnächst  im  Kritischen  i\pparat  zu  den  Gedicht- 
bänden der  Weimarischen  Ausgabe  4  und  5  erscheinen  werden. 
In  dem  kaum  leserlichen  Entwurf  von  des  Dichters  Hand 
lauten  sie,  wie  wir  annehmen,  bestimmt  eine  Fortsetzung 
der  Episteln  für  die  Hören  zu  bilden,  etwa  folgendermassen : 
Willst  du  aber  die  Meinung  beherrschen,  beherrsche 

durch  That  sie, 
Nicht    durch    Geheiss    und    Verbot.      Der    wackre 

Mann,  der  beständige. 
Der    den  Seinen  und  sich  zu  nützen  versteht  und 

gross  dem  Zufall  gebietet, 
Der    den   Augenblick   kennt,     dem    unverschleiert 

die  Zukunft 
In   der  stillen  Zelle  des   hohen  Denkers  erscheint, 
Der  wo  alle  wanken,  noch  steht: 
Der  beherrscht  sein  Volk,  er  gebietet  der  Menge 

der  Menschen. 
Einen    solchen    habt    ihr     gesehen    vor    Kurzem 

hinaufwärts 
Zu    den    Göttern    getragen,    woher    er  kam,  Ihm 

schauten 
Alle  Völker  der  Welt  mit  traurigen  Blicken  nach, 
Jeder  schien  u.  s.  w. 

G.    V.    LOEPER. 

IS* 


228  MiSCKLLEN. 

5.  Zur  Chronologie  der  Ballade :  Der  Jioiggeseli 
und  der  Mühlbach. 

Nach  Goethes  Tagebuch  von  der  Schweizer  Reise  1797 
(Werke  2,  363)  ist  diese  Gesprächsballade  in  Stuttgart  den 
4.  September  gedachten  Jahres  vollendet  worden.  Eine  Be- 
stätigung dieser  Angabe  enthält  ein,  mir  von  Bernhard  Suphan 
aus  dem  Goethe-Archiv  (Fascikel  der  auf  der  Reise  einge- 
gangenen Briefe),  mitgetheiltes  Schreiben  von  Zumsteeg, 
Stuttgart  den  13.  September  1797,  mit  welchem  Schreiben 
Goethe,  bereits  in  Stäfa,  jenes  Gedicht  mit  Musik  für  Gesang 
zurückerhielt.  Zumsteeg  bezeichnet  es  darin  als  »das  mir 
gütigst  zugesandte  Lied«.  Da  Goethe  Stuttgart  am  7.  Sep- 
tember verlassen  hatte,  so  wird  er  das  Gedicht  dem  Musiker 
spätestens  am  6.  in  Stuttgart  von  Haus  zu  Haus  überschickt 
haben.  Wenn  Goethe  es  unterliess,  das  Gedicht  in  Tübingen 
seinem  Briefe  an  Schiller  vom  14.  desselben  Monats  beizu- 
legen, die  Uebersendung  desselben  an  seinen  und  Zumsteegs 
Freund  vielmehr  erst  am  25.  aus  Stäfa  erfolgte,  so  geschah 
diess  wohl,  weil  er  zuvor  den  Eingang  der  Zumsteegschen 
Komposition  abwarten  wollte.  Jedoch  erhellt  aus  dem  Briefe 
vom  25.  nicht,  ob  ihm  die  Zumsteegschen  Noten  beigelegen 
haben.  Dass  Zumsteeg  die  Ballade  schon  in  der  uns  be- 
kannten Gestalt  zugegangen  war,  ergiebt  die  Stelle  seines 
Briefs :  »So  muss  die  sechste  Strophe :  Dann  stürz'  ich  auf 
die  Räder  mich  mit  ungleich  mehr  Stärke,  und  die  achte : 
mir  wird  so  schwer,  etwas  langsamer  als  die  übrigen  vorge- 
tragen werden.« 

G.    V.    LOEPER. 


6.  Zur  Elegie  n  Her  mann  und  Dorotheaa. 

Im  Januar  1888  entdeckte  ich  beim  Buchhändler  Max 
Harrwitz  in  Berlin  unter  allerhand  alten  kürzlich  bei  einem 
Büchertrödler  gekauften  Skripturen  diejenige  zeitgenössische 
Abschrift  der  Elegie  »Hermann  und  Dorothea«,  deren  ab- 
weichende Lesarten  dann  von  Gustav  von  Loeper  in  der 
Weimarer  Ausgabe  II,  S.  364  f.  nachgetragen  wurden.  Prof. 
E.  Schmidt  beaugenscheinigte  den  Fund  mit  mir,  stellte 
dessen  textkritische  Bedeutung  fest  und  erwarb  die  beiden 
Folioblätter,  um  sie  dem  Goethe-Archiv  zu  schenken  (s.  Viert. 
Jahresbericht  der  Goethe-Gesellsch.  S.  10).  Meine  wieder- 
holten Nachforschungen  nach  dem  früheren  Besitzer  —  Herr 
Antiquar  H.  führte  das  Schriftstück,  der  Bleistiftnotiz  am 
Kopfe  entsprechend,  mittelbar  auf  die  Auction  von  Wilh. 
Körte's  Nachlass  zurück  —  sowie  nach  dem  Schreiber  blieben 
bis  heute  leider  erfolglos.    Eine  bezügliche  Ermittelung  wäre 


MiSCELLEX.  229 

für  die  Kenntniss  von  Goethes  Arbeitsweise  gar  wohl  inter- 
essant gewesen.  Denn  die  fertige  Gestalt,  wie  sie  uns  Weim. 
Ausg.  I,  S.  293  f.  entgegentritt,  weicht  in  so  vielen  Fällen 
von  der  nun  bekannt  gewordenen  Rohform  ab,  dass  eine 
sorgfältige  Nachprüfung  der  bislang  zur  Verfügung  stehenden 
Varianten  (I.  S.  431  f.)  manches  lehrreiche  Beispiel  zur 
vergleichenden  Stilgeschichte  der  Goetheschen  Lyrik  zu 
Tage  fördern  möchte.  Es  sei  nur  u.  A.  auf  V.  42  hin- 
gewiesen, wo  wir  anscheinend  jetzt  die  älteste  Ausdrucksart 
für  den  betreffenden  Eingang  erhalten.  Auch  ward  die  Wort- 
wahl verschiedenfach  bedeutsamer  Modelung  unterworfen,  wie 
die  Verse  5,  7,  11,  25,  ^;^,  37,  40  deutlich  belegen.  Die 
Interpunktion  ist  an  mehreren  Stellen  noch  ungeregelt  und 
dem  Gedanken  nicht  durchweg  analog.  Besonders  aber  liegt 
die  Metrik  im  Argen,  und  hier  hat  auch  dann  die  bessernde 
Hand  überall  energisch  eingegriffen.  Die  stetige  Rücksicht 
auf  eine  möglichst  sinngemässe  Wortstellung  bildete  dabei 
einen  leitenden  Grundsatz,  ohne  dass  dem  Sprachgebrauche 
irgend  Gewalt  angethan  wurde  (vgl.  4,  9,  28,  41  u.  ö.). 
Grammatikalische  Nachhilfe  trat  V.  10,  vielleicht  auch  V.  16, 
in  bezeichnender  Weise  ein.  Reich  ist,  wie  Loepers  genaue 
CoUation  ergibt,  die  Zahl  der  Versumstellungen  in  der  end- 
giltigen  Feststellung.  Andererseits  bleibt  nicht  zu  verkennen, 
wie  schon  in  der  älteren  Fassung  selbst  mancherlei  verändert 
und  zugesetzt  worden  ist,  und  ich  meine,  dass  die  von  einer 
zweiten  Feder  am  Rande  nachgetragenen  Verse  13  und  14 
zweifellos  die  Vermuthung  nahelegen,  dass  wir  es  mit  einem 
Manuscript  zu  thun  haben,  welches  zum  wenigsten  in  Goethes 
nächster  Umgebung  nach  dem  Gehör  geschrieben  und  später 
durchcorrigirt  wurde. 

Ludwig  Fränkel. 


/.   ))Innere  Formv. 

Scherers  Beispiel  folgend  pflegt  man  den  für  die  Sprach- 
und  Literaturgeschichte  so  wichtigen  Begriff  der  »inneren 
Form«  ^^'ilhelm  von  Humboldt  zuzuschreiben,  der  ihn  zum 
centralen  Begriff  der  psychologischen  Sprachvergleichung 
gemacht  hat.  Humboldt  aber  hat  nur  Herders  »geistreiche 
aber  noch  vage  Bestimmungen  schärfer  gefasst«  (Haym 
Humboldt  S.  502)  und  Herders  Schüler  war  vor  ihm  schon 
—  Goethe.  Goethe  nun  hat,  was  man  bisher  allgemein 
übersehen  zu  haben  scheint,  nicht  blos  die  Idee,  sondern 
auch  bereits  den  Ausdruck. 

In  dem  Anhang  zu  H.  L.  Wagners  Uebersetzung  von 
Merciers  Versuch  über  die  Schauspielkunst,  den  Wagner 
«Aus    Goethes    Brieftasche«    überschreibt,    heisst    es :   »Es    ist 


230  MiSCELLEN. 

endlich  einmal  Zeit,  dass  man  aufgehöret  hat,  über  die  Form 
dramatischer  Stücke  zu  reden,  über  ihre  Länge  und  Kürze, 
ihre  Einheiten,  ihren  Anfang,  ihr  Mittel  und  Ende,  und  wie 
das  Zeug  alle  heisst.  Auch  geht  unser  Verfasser  ziemlich 
stracks  auf  den  Inhalt  zu,  der  sich  sonst  so  von  selbst  zu 
geben  schien.  —  Deswegen  gibts  doch  eine  Form,  die  sich 
von  jener  unterscheidet,  wie  der  innere  Sinn  vom  äussern, 
die  nicht  mit  Händen  gegriffen,  die  gefühlt  sein  will«.  Und 
dann  weiter:  »Freilich  wenn  mehrere  das  Gefühl  dieser  innern 
Form  hätten,  die  alle  Formen  in  sich  begreift,  würden  wir 
weniger  verschobene  Geburten  des  Geistes  aneklen  [sie ;  vgl. 
Strehlke  in  Hempels  Ausgabe  28,  621  Anm.  2].  Man  würde  sich 
nicht  einfallen  lassen,  jede  tragische  Begebenheit  zum  Drama 
zu  strecken,  nicht  jeden  Roman  zum  Schauspiel  zerstückeln  !« 
(Der  junge  Goethe  3,  687.  Hempel  28,  621.  vgl.  348.)  —  jedem 
wird  die  Uebereinstimmung  mit  Herders  Ossian -Aufsatz  (bes. 
Suphan  5,  227)  klar  sein. 

Goethe  hat  also  bereits  Idee  und  Ausdruck  der  »inneren 
Form«  für  die  vom  Geist  geforderte  Art,  einen  Gegenstand 
eigenthümlich,  seiner  Eigenart  entsprechend  an-  und  auf- 
zufassen. Wenn  nun  Scherer  den  Terminus  »innere  Form", 
den  Humboldt  für  die  Sprache  prägte,  auf  den  Stil  neu  an- 
zuwenden glaubte  (Goethe -Jahrbuch  6,  234,  Aufsätze  über 
Goethe  S.  298),  so  kehrte  er  damit  vielmehr  nur  congenial 
zu  der  Anwendung  zurück,  die  der  Erfinder  des  Ausdruckes 
mit  ihm  verknüpft  hatte.  Denn  Goethe  scheint  allerdings 
den  wichtigen  Terminus  geschaffen  zu  haben.  M.  v.  Waldberg 
ist  demselben  weiter  nachgegangen  und  hat  ihn  als  alten 
juristischen  Kunstausdruck  für  Testamente  schon  1780  nach- 
gewiesen ;  ich  habe  seine  Mittheilung  im  Anhang  zu  Scherers 
Poetik  S.  296  abdrucken  lassen.  Wagners  Uebersetzung  aber 
erschien  schon  1776,  Goethes  Beiträge  stammen  wahrschein- 
lich schon  aus  1775  (über  dieselben  vergl.  Erich  Schmidt, 
H.  L.  Wagner  S.  51  Anm.  26).  Sollte  aber  der  Strassburger 
Licentiatus  juris  und  Frankfurter  Advokat  selbst  das  ^Vort 
aus  der  juristischen  Praxis  geholt  haben,  so  bliebe  ihm  doch 
immer  die  eigenthümliche  und  bedeutsame  Anwendung.  Ge- 
rade hier  erkennt  man,  wie  E.  Schmidt  bemerkt,  den  jungen 
Goethe  ganz  und  voll ;  in  dem  Kampf  der  Stürmer  gegen 
die  äussere  Form  tritt  Herders  Freund  bedeutsam  ein  mit 
der  Lehre  von  der  inneren  Form,  von  dem  »Typus«,  den  die 
Natur  selbst  in  jedem  Wesen  wiederholt  und  den  der  Künstler 
nur  klarer  zu  entwickeln  hat. 

Es  wäre  ganz  wohl  möglich,  dass  der  Ausdruck,  den 
Scherer  von  der  Sprachbetrachtung  auf  die  Literaturvergleichung 
übertragen  wollte,  ursprünglich  den  umgekehrten  Weg  ge- 
macht  hätte.     Denn   erst   allmählich    hat    sich    Humboldt    zu 


MiSCELLEN.  231 

seiner  Anschauung  durchgearbeitet  und  erst  sein  bedeutendstes, 
letztes  Werk,  die  Abhandlung  „über  die  Verschiedenheit  des 
menschlichen  Sprachbaus«  gebraucht  als  Ueberschrift  des 
§11  den  Terminus  »Innere  Form«  (vergl.  v.  d.  Gabelentz, 
Sprachwissenschaft  S.  320),  während  er  bis  dahin  von  »Cha- 
rakter«, »intellektueller  Form«  u.  s.  w.  spricht.  Nun  erschien 
allerdings  Goethes  Aufsatz  erst  1832  im  vierten  Band  der 
»nachgelassenen  Werke«  von  neuem;  aber  gerade  damals 
war  Humboldt  in  eifrigster  Arbeit  an  jener  Abhandlung,  die 
ihn  von  1S28  bis  zu  seinem  Tode  im  Jahr  1835  ununter- 
brochen beschäftigte  (Dove,  Die  Forsters  und  die  Humboldts 
S.  77);  so  könnte  ihm  wohl  von  dem  grossen  Freund  das 
»erlösende  Wort«  gekommen  sein. 

Weder  über  die  Bedeutung  des  Begriffes  für  Goethe 
selbst  noch  über  seine  Ausbildung  durch  Steinthal  und 
Scherer  ist  hier  zu  handeln ;  es  galt  nur  an  einem  neuen 
Fall  zu  zeigen,  wie  die  unvergleichliche  Genialität  schon  des 
jungen  Goethe  die  grössten  wissenschaftlichen  Eroberungen 
fast  im  Spiel  vorausnimmt. 

Richard  M.  Meyer. 


c?.  Goethes  Handzdchnungeii  im  K.  Kiipferstichkabinet 
in  Berlin. 

Goethes  Zeichnungen  tragen  keinen  gleichmässigen  Cha- 
rakter, er  ändert  jeweilig  Auffassung  und  Manier,  gibt  sich 
verschieden  und  bietet  durchaus  nicht  das  Bild  fortschreiten- 
der künstlerischer  Entwicklung,  nicht  einmal  in  technischer 
Beziehung.  Am  meisten  befriedigen  seine  breit  und  male- 
risch behandelten  Federzeichnungen.  Von  diesen  besitzt  das 
Berliner  Kabinet  nur  zwei,  No.  i  und  2  des  nachfolgenden 
Verzeichnisses.  In  der  Landschaft  mit  der  untergehenden 
Sonne  (No.  i),  von  der  ich  muthmasse,  dass  sie  ein  Bild 
Claude  Lorrain's  wiedergibt,  wird  eine  allerdings  wohl  nicht 
beabsichtigte  hübsche  Wirkung  durch  die  erste  Skizzirung 
der  Zeichnung  in  Rothstift  erzielt.  In  dieser  Manier  scheint 
Goethe  in  der  späteren  Zeit  nicht  mehr  gearbeitet  zu  haben. 
Die  Zeichnungen  verlieren  den  malerischen  und  flotten 
Charakter,  die  Umrisse  sind  mit  bestimmten  festen  Linien 
gezogen.  Das  Berliner  Kabinet  besitzt  eine  Anzahl  Land- 
schaftszeichnungen aus  den  Jahren  1809  und  1810,  die  meist 
Jenenser  Ansichten  darstellen.  Man  möchte  in  diesen  trocke- 
nen und  reizlosen  Aufnahmen  das  rein  geognostische  Inter- 
esse des  Zeichners  für  die  Formationen  der  Berge  erkennen. 
Künstlerisch  sind  sie  überaus  dürftig.  Am  schlimmsten  ist 
das  Blatt,  welches  den  Schweizer  Bergsturz  (No.  7)  schildert. 
Einige    mit  Tusche  lavirte  Landschaftsstudien    derselben  Zeit 


2^2  MiSCELLEN. 

sind  glücklicher,  die  Ausführung  ist  peinlich  genau,  nichts 
weniger  als  geistreich  und  verzichtet  auf  malerische  Wirkung. 
Für  ein  Blatt  lässt  sich  vielleicht  ein  früheres  Datum  ge- 
winnen. Die  kräftige  Federzeichnung  auf  blauem  Papier  No.  3 
stellt  ein  antikes  Monument  dar,  in  dem  trotz  starker  Ab- 
weichungen das  römische  Denkmal  von  Igel  bei  Trier  erkannt 
werden  muss.'  Goethe  sah  dies  Denkmal  1792.  Er  schreibt 
in  der  Campagne  in  Frankreich :  »Auf  dem  Wege  von  Trier 
nach  Luxemburg  erfreute  mich  bald  das  Monument  in  der 
Nähe  von  Igel«  und  gibt  dann  eine  Beschreibung.  Das 
Denkmal  ist  oftenbar  damals  bald  darauf  aus  der  Erinnerung 
von  ihm  gezeichnet  worden. 

Das  reizvollste  Goetheblatt  der  Berliner  Sammlung  ist 
der  Entwurf  zu  einem  Redoutenaufzug  (No.  19),  die  getuschte 
Federzeichnung  ist  mit  Wasserfarben  in  wenigen  Tönen  leicht 
colorirt  und  durch  diese .  zarte  Färbung  von  glücklichster 
Wirkung.     Leider  ist  dieses  Blatt  nicht  datirt. 

Die  Beschreibungen  der  einzelnen  Blätter  in  dem  nach- 
folgenden Verzeichniss  ist  nach  den  im  Berliner  Kupferstich- 
Kabinet  befolgten  Grundsätzen  der  Zeichnungsbeschreibung 
angefertigt^.  Die  Maasse  sind  in  Millimeter  angegeben,  die 
erste  Zahl  bezieht  sich  auf  die  Höhe  (linker  Seitenrand),  die 
zweite  auf  die  Breite  (unterer  Rand).  Die  Bezeichnungen 
sind  meist  später  hinzugefügt,  sie  sind  von  Goethes  eigner 
Hand  (so  scheint  mir  wenigstens),  wenn  nicht  das  Gegentheil 
angegeben  ist. 

i)  Landschaft  mit  untergehender  Sonne,  rechts  ein  antiker 
Tempel  auf  einem  Stufenunterbau.  Vorn  zwei  Schwäne 
auf  dem  Fluss,  der  von  der  Mitte  des  Vordergrundes 
nach  dem  Hintergrunde  zu  fliesst.  (Vielleicht  nach 
Claude  Lorrain?) 

Breit  behandelte  Federzeichnung,  mit  Rothstift  vor- 
skizzirt.  Rechts  unten  die  (spätere)  Bezeichnung: 
»Goethe«. 

238:296.     Katalog  der  Zeichnungen  No.  3969'. 

2)  Italienische  Landschaft.  Ueber  einen  Fluss  führt  in 
der  Mitte  eine  halb  verfallene  Brücke  zu  einer  links 
gelegenen  Villa,    am  linken  Rande    vor  der  Villa    ein 


■  C.  W.  Schmidt,  Baudenkmale  der  Römischen  Periode  und  des 
Mittelalters  in  Trier  und  seiner  Umgebung,  2.  Heft  Trier  1845,  gibt 
auf  Tafel  8  Abbildungen  der  vier  Seiten  des  Denkmals. 

^  vgl.  Lippmann,  Zeichnungen  aUer  Meister  im  K.  Kupferstich- 
Kabinet  zu  Berlin. 

3  Handschriftlicher  Katalog  der  Handzeichnungen  im  Besitz  des 
K.  Kupferstich-Kabinets.  Die  Nr.  ist  unveränderlich,  wird  dem  Unter- 
satzcarton  aufgedruckt  und  genügt  als  Citat,  um  jede  Zeichnung  auf- 
zufinden. 


MiSCELLEN.  233 

rundes  Brunnenbecken,  rechts  zwei  Bäume.  Im  Hinter- 
grund ein  Höhenzug.  Sehr  breit  behandelte  Feder- 
zeichnung, so  dass  manches,  wie  z.  B.  die  Brücke 
schwer  erkennbar  ist.  Rechts  unten  die  (spätere) 
Bezeichnung :  »Goethea. 

238  :  300.     K.  d.  Z.  3970. 

Auf  der  Rückseite  leicht  mit  Bleistift  gezeichnet  und 
halb  verwischt  die  Halbfigur  eines  lorbeerbekränzten 
Mannes  mit  ausgestrecktem  Arm,  wohl  nach  einer 
antiken  Kaiserstatue. 

3)  Ein  antikes  Denkmal  in  der  ungefähren  Gestalt  des 
römischen  Denkmals  zu  Igel. 

Federzeichnung   auf   blauem   Papier.     Unten    rechts 
die  (spätere)  Bezeichnung:  »Goethe«. 
335:  195.     K.  d.  Z.  3971. 

4)  Der  Hausberg  und  Ziegenhain.  Flüchtige  Zeichnung 
in  Kreide  und  Feder.  Am  oberen  Rande  die  mit 
Richtungspfeilen  versehenen  Aufschriften :  »Hausberg 
mit  dem  Fuchsthurm«  und  »Ziegenhain«,  rechts  oben 
die  (spätere)  Bezeichnung:  »Ggethe«.  Unten  links: 
»1809«. 

234:322.     K.  d.  Z.  3972. 

5)  Die  Kernberge.  Flüchtige  Kreidezeichnung.  Oben  in  der 
Mitte  die  Aufschrift:  »Die  Kernberge«,  rechts :  »Goethe«, 
unten  links:  »1809«.     Die  Aufschriften  in  Tinte. 

236  :  322.     K.  d.  Z.  3973. 

6)  Die  Kernberge,  vorn  ein  Haus  vor  einem  hohen  Laub- 
baum. Flüchtige  Kreidezeichnung.  Oben  in  der  Mitte 
die  Aufschrift:  »Kernberge«,  rechts:  »Goethe«,  unten 
links  :  »1809«. 

233  :32o.     K.  d.  Z.  3974. 

7)  Der  Einsturz  des  Rossberges  bei  Schwyz  (2.  Sept.  1806). 

Bleistiftzeichnung,  mit  der  Feder  nachgezeichnet. 
Rechts  unten  die  (spätere)  Bezeichnung  :   »Goethe«. 

Auf  der  Rückseite  die  Aufschrift :  »Als  Goethe  von 
dem  berühmten  Einsturz  des  Rosseberges  in  der  Nähe 
des  Rigi  erzählte,  entwarf  er  diese  Zeichnung  während 
der  Erzäh  (die  übrigen  Buchstaben  des  am  Rande 
stehenden  Wortes  sind  abgeschnitten)  zur  besseren 
Verständniss.  (v  K)«  (Knebel). 

228:314.     K.  d.  Z.  3975. 

8)  Der  Schwalbenstein  bei  Ilmenau. 

Flüchtige,  halbvervvischte  Kreidezeichnung.  Oben 
links  in  Tinte  die  Aufschrift :  »Schwalbenstein  bei 
Ilmenau«,  rechts  (später)  »Goethe«. 

149  :  138.     K.  d.  Z.  3976. 


234  MiSCELLEN. 

9)  Ansicht  von  Karlsbad.  Im  Vordergrund  eine  Häuser- 
reihe, dahinter  ein  Höhenzug,  auf  dern  Gipfel  in  der 
Mitte  ein  Kreuz. 

Federzeichnung.  Unten  in  der  Mitte  steht  >;Carls- 
bad«,  rechts  »Goethe«. 

Auf  der  Rückseite  eine  anatomische  Zeichnung  in 
Bleistift,  der  Durchschnitt  eines  Thierschädeis. 

192  :  285.     K.  d.  Z.  3977. 

10)  Landschaft  mit  einer  Brücke.  Ueber  einen  Fluss  führt 
im  Vordergrund  auf  der  rechten  Seite  eine  steinerne 
Brücke,  auf  der  zwei  Personen  stehen.  Zu  beiden 
Seiten  der  Brücke  grosse  Laubbäume.  Auf  dem  Wege 
links  ein  mit  einem  Pferd  bespannter  zvveiräderiger 
Karren,  der  auf  die  Brücke  zufährt,  dahinter  eine 
Frau  mit  einem  Rückenkorb  und  ein  Kind.  Im 
Hintergrund  ein  Höhenzug,  hinter  dem  die  Sonne 
untergeht. 

Getuschte  Federzeichnung.  Unten  rechts  die  (spätere) 
Bezeichnung  »Goethe«    in  anderer,   1  ostfarbiger  Tinte. 
211  :  348.     K.  d.  Z.  3978. 

11)  Ansicht  aus  Jena. 

Flüchtige  Kreidezeichnung,  mit  Beischriften  m  Tinte. 
Oben  links:  »Kunitzburg«,  in  der  Mitte:  »Genzig«, 
rechts:  »Jena  Döbereiners  Haus  Goethe  fec«.  Unten 
links:  »1809«,  rechts:  »Panorama  der  Ansicht  aus 
dem  Fenster  des  Grossherzoglichen  Hauses,  welches 
Herr  Geheinier  Hofrath  Döbereiner   jetzt    bewohnet«. 

234:  321.     K.  d.  Z.  3979. 

12)  Ein  Hofthor  mit  einem  Schlagbaum.  Durch  ein  ge- 
öffnetes Hofthor,  vor  dem  sich  ein  Schlagbaum  be- 
findet, sieht  man  auf  eine  bergige  Gegend.  Links 
neben  dem  Thor  ein  einstöckiges  Haus  mit  hohem 
Dach. 

Getuschte  Federzeichnung,  unten  rechts:  »Goethe«. 
Auf  der  Rückseite  unten  links  in  Tinte  von  Goethes 
Hand:  »d.   24.  Juli   1809.« 

137  :  187.  K.  d.  Z.  3980. 

13)  Das  Mühlthal  bei  Jena.  In  Thal  von  Bäumen  um- 
standene Häuser,  im  Hintergrund  steilabfallende  Berge 
mit  geringer  Vegetation. 

Braungetuschte  Bleistiftzeichnung.  Oben  rechts: 
»Goethe«.  Auf  der  Rückseite  unten  rechts  in  Tinte 
von  Goethes  Hand:  »das  Mühlthal  bei  Jena  1809.« 

189  :  275.  K.  d.  Z.  3981. 

14)  Das  Rasenmühlenwehr  bei  Jena.  Ein  breiter  Fluss 
wird  quer  von  einem  Wehr  durchschnitten.  Im  Hinter- 


MiSCELLEN.  235 

grund  waldige  Berge,  auf  der  Höhe  des  vordersten 
nach  hnks  zu  ein  Haus. 

Federzeichnung,  aufgeklebt  auf  blauem  Papier,  auf 
diesem  steht  unten :  »Zum  Andenken  des  vierten 
Octobers  1809  Goethe.«  Auf  der  Rückseite  unten 
rechts  in  Tinte  gleichfalls  von  Goethes  Hand :  »Das 
RasenmUhlen  W'eev  bei  Jena.« 

111:189  (Grösse  der  Zeichnung).  K.  d.  Z.  3982. 

15)  Bergige  Landschaft.  In  der  Mitte  des  Vordergrundes 
führt  eine  steinerne  Brücke  über  einen  Fluss  mit  steilen 
Ufern,  im  Hintergrund  BergzUge,  in  der  Mitte  ein 
Berg  mit  spitzem  nach  rechts    überhängendem  Gipfel. 

Getuschte  Federzeichnung,  aufgeklebt  auf  ein  grosses 
Blatt  mit  graugrün  angetuschtem  Rand.  Auf  diesem 
Untersatzpapier  unten  rechts  :  »Goethe  fec.« 

76  :  172  (Grösse  der  Zeichnung).  K.  d.  Z.  3983. 

16)  Landschaft  bei  Karlsbad.  Von  der  Mitte  des  Vorder- 
grundes führt  ein  Weg  im  Bogen  nach  rechts  um  einen 
steil  abfallenden  Höhenzug.  Auf  der  Höhe  ein  Kreuz. 
Am  Wege  stehen  nach  rechts  zu  vier  hohe  Bäume, 
ganz  links  im  Vordergrund  ein  Geländer. 

Braungetuschte  Federzeichnung  auf  grauem  Papier. 
Auf  der  Rückseite  unten  rechts  die  Aufschrift  in  Tinte : 
»Carlsbad  May  18 10«.  Darunter  ist  am  Rand  noch 
der  obere  Theil  des  G  der  Namensunterschrift  sicht- 
bar, das  übrige  ist  abgeschnitten. 

108  :  209,  K.  d.  Z.  3984. 

17)  Flusslandschaft.  Ein  breiter  Fluss  mit  bergigen  Ufern 
zieht  sich  in  Windungen  von  der  linken  Seite  des 
Vordergrundes  nach  der  Mitte  des  Hintergrundes.  Im 
Vordergrund  am  rechten  Ufer  ein  hoher  Baum,  am 
gegenüberliegenden  Ufer  eine  Gruppe  von  Bäumen, 
daneben  auf  der  Höhe  ganz  am  linken  Rande  Ge- 
bäude. 

Kreide-  und  Tuschzeichnung  auf  blauem  Papier. 
203  :  264.  K.  d.  Z.  3985. 

18)  Landschaft  mit  zwei  Hasen.  Im  Vordergrund  zwei 
junge  Männer,  der  eine,  der  rechts  neben  einem  Baum 
steht,  bläst  auf  einem  Hörn,  der  andere  steht,  das 
rechte  Bein  auf  einen  Felsblock  aufgestützt,  mit  einem 
Stock  in  der  Hand  links.  Zwischen  beiden  zwei 
Hasen.  Im  Hintergrund  ein  Weg,  der  zu  einer  hoch- 
gelegenen Burg  emporführt,  links  am  Wege  eine  Frau 
neben  einem  Ziehbrunnen. 

Kräftige  Federzeichnung.  Rechts  unten  »Goethe«. 
Vielleicht    Copie    nach  einem  Kupferstich    der   allerlei 


236  MiSCELLEN. 

DUrerische  Reminiscenzen  verwerthet,  so  sind  die 
Hasen  dem  Dürerschen  Holzschnitt  »  die  Madonna  mit 
den  Hasen«  (Bartsch  102),  die  Landschaft  des  Hinter- 
grundes mit  der  Burg  und  dem  Ziehbrunnen  dem 
Holzschnitt  »das  Männerbad a  (B.  128)  entlehnt. 
347  :  222.     K.  d.  Z.  3986. 

19)  Entwurf  zu  einem  Redoutenfest.  In  einem  Schlitten, 
der  vorn  in  einen  Hirschkopf  endigt,  sitzt  nach  links 
gewendet  ein  alter  weissbärtiger  Mann  (der  Winter?) 
in  einem  pelzverbrämten  blauen  Mantel  eingewickelt. 
Neben  dem  Schlitten  stehen  zwei  jugendliche  Personen, 
die  links  in  einem  pelzverbrämten  langen  rosa  Mantel, 
die  rechts  in  einem  ebensolchen  gelben  Mantel. 
Hinter  dem  Schlitten  links  steht  von  vorn  gesehen 
hinter  Schilf  eine  weibliche  allegorische  Gestalt. 
Getuschte  und  leicht  aquarellirte  Federzeichnung. 
Unten  rechts  in  Tinte  die  Aufschrift :  »Goethe  (ein 
Redoutenaufzug  in  Weimar)«. 

202  :  276.     K.  d.  Z.  3987. 

20)  Zeichnung  nach  einer  Theateraufführung  einer  unbe- 
kannten Scene  (?) 

Vor  einem  felsigen  Hintergrund,  der  sich  in  der 
Mitte  in  einer  Grotte  öffnet,  stehen  in  langem  Zuge 
alle  in  lebhafter  Bewegung  nach  rechts  gewendet 
Männer  und  Frauen  in  langen  Gewändern,  einige 
haben  sich  auf  die  Knie  niedergeworfen.  Rechts  an 
der  Spitze  des  Zuges  eine  Figur  mit  einem  Kreuz  in 
der  Hand. 

Getuschte  Federzeichnung  (in  sonst  bei  Goethe 
nicht  vorkommenden  zitterigen  Zügen). 

296:421.     K.  d.  Z,  3988. 

21)  Studienblatt,  ein  in  der  Mitte  gebrochenen  Bogen 
Papier.  1.  Seite:  Drei  Studien  nach  einem  antiken 
weiblichen  Kopf  im  Profil.  —  2.  Seite:  Ein  Mann  im 
Profil  nach  rechts  gewendet  sitzt  in  einem  Lehnstuhl 
und  hält  ein  beschriebenes  Blatt  (?)  in  der  Hand,  um 
ihn  drei  Thiere  von  phantastischer  Form  in  der  Art 
der  Spukgestalten  des  Hieronymus  Bosch.  Rechts 
der  Teufel  mit  zwei  Hörnern  hinter  einem  Vorhang  (?) 
hervorsehend.  (Hexenküche?)  Darüber  Zahlentabellen 
in  Bleistift.  —  3.  Seite:  Fünf  Studien  nach  einem 
antiken  weiblichen  Kopf  im  Profil.  Rechts  unten : 
»Goethe«.  —  4.  Seite :  Ein  antiker  jugendlicher 
Kopf  mit   Locken  im  Profil. 

Kräftige  Federzeichnung. 
342  :  215.     K.   d.  Z.   3980. 


MiSCKLLEN.  237 

22)  Studienblatt.  Links  eine  junge  Frau  mit  kurzen  Locken 
in  halber  Figur,  rechts  zwei  ähnliche  Köpfe  über- 
einander, ferner  zwei  Augen,  eine  Nase  etc.  Auf  der 
Rückseite  unten  rechts  der  Kopf  eines  kahlen  alten 
Mannes,  links  zweimal  der  Kopf  einer  Frau  mit  ver- 
hülltem Haar,  mit  Stirn-  und  Kinntuch  (Riese),  meh- 
rere Nasen  etc. 

Kräftige   Federzeichnung   (wie   die    vorige  No.    aus- 
geführt).    Auf  der  Rückseite    unten    rechts  »Goethe«. 
231  :  190.     K.  d.  Z.  3990. 
Ueber  die  Herkunft  der  22  Goethezeichnungen  ist  nichts 
bekannt.     Aus    der  Sammlung    des    Generalpostmeisters    von 
Nagler,    die    den   Grundstock   der   Sammlungen    des  Berliner 
Kupferstichkabinets  bildet,    stammen   sie  jedenfalls  nicht  her. 

Jaro  Springer. 


p.  Die  Begegnung  des  schwedischen  Grafen   Trolle- 
Wachtmeister  mit  Goethe,  1804. 

Im  Frühjahr  1804  unternahm  der  daiiials  kaum  22jährige 
Graf  H.  G.  Trolle-Wachtmeister  eine  grössere  Reise  durch 
Europa.  Als  Mitglied  eines  der  angesehensten  Adelsge- 
schlechter Schwedens  wurde  er  natürlich  an  allen  Fürsten- 
höfen mit  ausgesuchter  Zuvorkommenheit  empfangen  und 
überall  fand  er  Gelegenheit,  mit  den  hervorragendsten  Staats- 
männern, Gelehrten,  Künstlern  und  Schriftstellern  in  nähere 
Berührung  zu  treten.  Li  seinem  Tagebuch  über  jene  Reise, 
welches  der  schwedische  Historiker  Elof  Tegner,  ein  Enkel 
des  berühmten  Dichters,  vor  Kurzem  auszüglich  veröffentlicht 
hat',  finden  sich  auch  über  die  Begegnung  mit  Goethe  in 
Weimar  einige  Notizen,  die  vielleicht  nicht  des  Interesses 
entbehren.  Denn  Wachtmeister  war  schon  in  seiner  Jugend 
ein  ungemein  scharfer  Beobachter  und  ein  ungewöhnlich  be- 
gabter Kopf. 

Die  Aufzeichnungen  des  jungen  Grafen  über  seinen 
Weimarer  Aufenthalt  lauten  in  deutscher  Uebersetzung  wie 
folgt:  »Bei  Goethe  sah  ich  zum  ersten  Male  den  bedeutenden 
Staatsbeamten  und  den  grossen  Dichter  in  einer  Person  ver- 
einigt. Unser  Oxenstjerna  ist  nie  etwas  mehr  als  der  blosse 
Schatten  eines  Staatsbeamten  gewesen.  Goethe  hingegen 
steht  an  der  Spitze  der  fünf  Geheimräthe,  welche  das 
Weimarer  Geheimconseil  ausmachen.  Anfangs  wirkte  sein 
Benehmen  abstossend  auf  mich.     Ich  glaubte  bei    ihm  einen 


■  Vergl.  Anteckningar  och  Minnen  af  Hans  Gabriel  Trolle- 
Wachtmeister.  Inival  ordnade  och  utgifna  af  Elof  Jegner.  Band  i. 
Stockh.  i88q. 


238  MiSCELLEN. 

schlecht  angebrachten  bureaukratischen  Stolz  zu  bemerken, 
vereint  mit  der  Eigenliebe  eines  umschmeichelten  Schrift- 
stellers. Bald  erkannte  ich  indessen,  dass  ich  ihm  Unrecht 
gethan.  Seine  Zurückhaltung  muss  wohl  einer  Art  von 
Hypochondrie  zugeschrieben  werden,  die  durch  das  Gefühl 
der  ihn  umgebenden  Leere  hervorgerufen  worden.  Denn 
die    Bevölkerung  Weimars   ist  nicht    derart,    wie   ich    es    mir 

versprochen  hatte  ' Nach  unserm  ersten  und  zweiten 

Zusammensein  wurden  wir  recht  gut  bekannt  und  ich  hatte 
das  besondere  Glück  seiner  zweimaligen  Nachbarschaft  bei 
Tische.  Jedesmal,  nachdem  Goethe  einige  Gläser  Champagner 
geleert,  erfuhr  sein  Wesen  eine  Veränderung  und  dann  war 
der  Anfang  zu  einer  näheren  Bekanntschaft  leicht  gemacht. 
Ein  guter  Einfall  war  es  schon,  dass  ich  mit  meinem  halb- 
schwedischen Deutsch  auf  ihn  einredete ;  denn  er  spricht 
gleich  Voss,  Schiller  und  Wieland  höchst  ungern  Französisch. 
Nie  zuvor  habe  ich  ein  Antlitz  gesehen,  welches  sich  mit 
dem  Goethes  vergleichen  Hesse.  So  männlich  schöne  Gesichts- 
züge, die  so  deutlich  das  Gepräge  der  Elevation,  der  Energie 
und  der  Genialität  tragen  oder  ein  solches  Feuer,  wie  es 
aus  seinen  grossen  schwarz-braunen  Augen  blitzt,  vermag 
man  sich  nicht  vorzustellen.  —  Sonderbar  ist  es,  dass  Goethe, 
wie  bei  uns,  so  auch  hier  als  Schriftsteller  minder  gekannt 
ist  als  Schiller  und  Wieland.  Der  Absatz  ihrer  Arbeiten  in 
den  Buchandlungen  ist  sehr  verschieden.  Goethes  Schriften 
führen  ein  ziemlich  ruhiges  Dasein  in  den  Bibliotheken, 
während  die  der  andern  sich  beständig  in  Circulation  be- 
finden .  .  .  .« 

Fritz  Arnheim. 


10.    Goethe  und  Adeiternich. 

Von  Briefen  Goethes  an  Metternich  verzeichnet  Strehlke 

I,  440  zwei:  1817  und  1825,  den  ersten  mit  Beziehung  auf 
einen  Aufsatz  von  Hammers,  den  zweiten  mit  Bezug  auf  das 
gewünschte  Nachdrucksprivilegium  des  Bundestags.  (Eine  kleine 
Datumsberichtigung,  die  den  ersten  Brief  angeht,  bei  Strehlke 

II,  511.)  Dass  Goethe  den  Fürsten  wahrscheinlich  1813,  dann 
18 14  und  15  am  Rhein,  181 9  in  Karlsbad  gesehen  hat,  setzt 
Strehlke  (I,  440)  gleichfalls  auseinander.  Dass  frühere  Be- 
ziehungen bestanden  haben,  lehrt  der  G.-J.  VI,  383  als  Regest 
mitgetheilte  Brief  Goethes  vom  16.  März  18 12,  eine  Antwort 
auf  Metternichs  Schreiben  (im  Goethe-  u.  Schiller-Archiv,  nach 


'  Wachtmeister  hielt  dieselbe  für  roh  und  ungebildet  und  fasste 
seine  Eindrücke  in  die  Worte  zusammen:  »Schiller,  Wieland  und 
Goethe  sind  Fremdling-e  in  Weimar«. 


MiSCELLEX.  239 

Suphans  freundlicher  Mittheilung)  vom  19.  Febr.  18 12,  in 
welchem  IMetternich  eigenhändig  Goethe  die  Ernennung 
zum  Ehrenmitgliede  der  Kais.  Akademie  der  vereinigten 
bildenden  Künste  anzeigt.  Eine  neue  Beziehung  kann  ich 
jetzt  nachweisen.  In  der  Spenerschen  Zeitung  vom  10.  Aug. 
181 5  —  der  Jahrgang  enthält  überhaupt  INIancherlei  von 
Goethe :  den  von  der  Singakademie  vorgetragenen  Chor  aus 
des  »Epimenides  Erwachen«,  einen  Bericht  über  das  zu 
Berlin  aufgeführte  Stück  mit  mancherlei  Auszügen  —  findet 
sich  folgender  kleiner  Artikel :  »Goethe  erhielt  mit  dem 
Commandeur-Kreuz  des  österreichischen  Leopold-Ordens  ein 
Schreiben  des  Fürsten  Metternich  aus  Paris  vom  16.  Juli 
1815,  worin  es  hiess :  »Ich  benutze  die  Gelegenheit  dieser 
ehrenvollen  Anerkennung  Ihrer  ausgezeichneten  Verdienste 
um  die  deutsche  Sprache  und  Litteratur,  um  Denenselben  den 
Ausdruck  meiner  persönlichen  Hochachtung  zu  erneuern. 
Mögen  Ew.  Hochwohlgeb.  auf  Ihrer  langen  und  ruhmvollen 
Laufbahn  eine  besondere  Belohnung  dessen,  was  Sie  für  die 
Ausbildung  des  Geistes  und  die  Veredlung  des  Geschmacks 
in  Deutschland  geleistet  haben,  darin  finden,  dass  Se.  k.  k. 
Majestät  unter  dem  Drange  der  Geschäfte  und  unter  der 
unausgesetzten  Sorge  für  das  Glück  Ihrer  Völker  in  Aller- 
höchst Ihrem  Feldhoflager  diese  Auszeichnung  zu  beschliessen 
geruhten.«  Der  Brief  befindet  sich,  wie  mich  Suphan  wie- 
derum freundlichst  belehrt,  im  Goethe-  u.  Schiller- Archiv.  Der 
Wortlaut  ist  richtig,  nur  dass  die  Worte  »m  Allerhöchst  Ihrem 
Feldhoflager«  nach  »Geschäfte«  stehen.  Der  Anfang  lautet, 
nach  Suphans  gefälliger  Mittheilung,  folgendermassen :  »Paris 
den  16.  Julius  181 5.  Seine  Kaiserlich-  Königlich-  Apostol. 
Majestät  mein  Allergnädigster  Herr  haben  aus  Höchsteigener 
Bewegung  geruhet  ....  Indem  ich'  anliegend  Denenselben 
die  Dekoration  dieses  Ordens  zu  überreichen  die  Ehre  habe, 
benütze  ich  .  .  .  .«  Man  erkennt  auch  aus  diesem  höchst  in- 
teressanten Schriftstück,  mit  welcher  Achtung  und  Verehrung 
Metternich  Goethes  Wirken  betrachtete.  L.  G. 


II.  Joh.  Erasmus  Senckenberg  über  den  Rathsherrn 
Hermann  Jakob  Goethe. 

Eine  nach  zwei  Seiten  hin  nicht  uninteressante  Cha- 
rakteristik, den  wenig  bekannten  Rathsherrn  Hermann  Jakob 
Goethe,  den  Stiefbruder  von  Goethes  Vater  betreffend,  hat 
Einsender  vor  kurzem  zufällig  beim  Studium  der  Münzakten 
des  Frankfurter  Stadtarchivs  gefunden.'  Das  in  Frage  kom- 
mende Schreiben  sei  hier  vollinhaltlich  mitsretheilt: 


'  Signatur  des  Bandes:  Uglb  B  83  Gg  no  i  et  2.    Hh  Ji  et  Kk. 


240  MiSCELLEN. 

Hochwohlgebohrner  Herr 

Hochgeehrtester  Herr  Burger  Meister 
Aus  dem  bey  E.  HEdl.  und  Hw.  Rath  gestern  in 
re  monetaria  ergangenen  decreto  habe  muthmassen 
müssen,  dass  die  Meynung  auf  das  Ausprägen  neuer 
Müntzen  gerichtet  sey,  wie  dann  auch  diese  würckHch 
das  einige  Mittel  ist,  wodurch  die  Stadt  Emküffte  folg- 
lich auch  die  Stadt  Besoldungen  welche  ich  nach 
Unserer  Verfassung  immer  darneben  allegiren  muss 
wenigstens  um  zehen  pro  Cent  können  erhöhet  werden. 
Gleichwie  aber  ich  in  meinem  Müntz  Guthachten  nicht 
alle  meine  Gedancken  habe  sagen  dürffen,  gleichwohl 
aber  nöthig  fället  überall  auf  die  Zukunfft  die  Absicht 
zu  nehmen. 

Als  werden  Ew  Hochwohlgebohrnen  leichtlich  er- 
messen, dass  wann  es  dereinsten  mit  der  Ausprägung 
einen  Fortgang  gewinnet,  die  Müntz  Deputation  noth- 
wendiger  Weisse  auch  eine  Wechsel  Deputation  werden 
müsse. 

Dicweilen  nun  die  Gelehrten  mit  dem  Project  sclbsten 
genugsam  beschäfftiget  seyn  werdest  mithin  denenselben 
das  Beständige  Geld  Zehlen  nicht  wohl  a?izumuthen  ist, 
hingegen  die  Herrn  Dritt-Bänker  hierzu  vortrefflich  zu 
gebrauchen  seyn  werderi} 

Als  wollte  Euw  Hochwohlgebohrnen  geziemend  er- 
suchen bey  E.  HEdl.  Rath  die  Proposition  dahin  zu 
thun,  dass  noch  einer  von  diesen  Herrn  gleich  anfangs 
ernennet  werde. 

Wozu  ich  dann  einen  sittsamen  und  gedultigen  Mann 
dergleichefi  der  Herr  Goethe  ist  ohnvorgreifflich  vor- 
schlagest tvollte.^ 

Der  ich  in  geziemender  Veneration  beharre 
Ew  Hochwohlgebohren 

Ganz  Gehorsamster 
Fft.  d.   II.  Oct.  J.  E.  Senckenberg 

1747 
Hermann  Jacob  Goethe,  Sohn  aus  Friedrich  Georg  Goethes 
erster  Ehe  mit  der  Tochter  des  Schneidermeisters  Eutz,  ist 
wie  G.  L.  Kriegk  mittheilt,  geboren  im  Jahre  1697  und  ge- 
storben 1761,  er  etablirte  sich  als  Zinngiesser  und  wurde 
1747  als  Mitglied  der  dritten  oder  Handwerkerbank  in  den 
Rath  gewählt.  Kriegk  hat  ihn  im  Uebrigen  nur  einmal  in 
den  archivalischen  Akten  erwähnt  gefunden.  Im  Frühjahr  1755 
erhoben  nämlich   die  städtischen    bürs;erlichen    CoUegien  Be- 


Sperrschrift  des  Einsenders. 


MlSCELLEN'.  241 

schwerde  gegen  »den  pflichtlosen  Salzhandel  des  Admodiators 
[Pächters]  Hrn,  Goethe  des  Raths«  und  verlangten  eine 
anderweitige  Verleihung  der  Salzpacht  vermittelst  öffentlicher 
Versteigerung;  es  wurde  daraufhin  eine  neue  Vergebung  der 
Salz -Verpachtung  decretirt  mit  dem  Zusatz,  dass  der  Pächter 
dieser  Accise  auf  eine  gemessene  Instruction  handtreulich 
verpflichtet  werden  solle. 

Der  Verfasser  des  raitgetheilten  Schreibens,  der  bekannte 
und  in  vielen  Hinsichten  sehr  berüchtigte  Johann  Erasmus 
Senckcnberg  —  einer  der  drei  in  »Dichtung  und  Wahrheit«  er- 
wähnten Brüder  —  ist  geboren  17 17  und  nach  jahrzehnte- 
langer Staatsgefangenschaft  gestorben  am  21.  Juni  1795. 
Am  5.  September  1746  war  er  in  den  Senat  gew-ählt  und 
im  November  des  gleichen  Jahres  dem  Syndikus  Lucius  zur 
Führung  des  Frankfurter  Votums  auf  dem  oberrheinischen 
Kreistag  beigegeben  worden.  Mit  letztgedachter  Stellung 
steht  Senckenbergs  von  Belesenheit  und  vielfach  von  Einsicht 
zeugende  Beschäftigung  mit  dem  Münzwesen  offenbar  in 
Zusammenhang.  Die  Aufsicht  über  das  IMünzwesen  gehörte 
zu  den  wesentlicheren  Obliegenheiten  der  Kreisconvente. 

Der  spitzige  Stil,  der  in  dem  Schreiben  zu  Tage  tritt, 
gehörte  zu  den  Eigenthümlichkeiten  Senckenbergs  und  zog 
ihm  vielfach  Verweise  und  Strafandrohungen  von  Seiten  des 
Rathes  zu.' 

G.  ScHXAPPER -Arndt. 


12.     Zu  Goethes  Stanunbaunie. 

In  Friedrich  Chrysanders  dreibändigem  Werke :  G.  F. 
Händel  (1858 — 1867,  III,  2  ist  noch  nicht  erschienen)  spielt 
der  bekannte  Georg  Philipp  Telemann  (man  vgl.  z.  B.  S.  57) 
eine  Rolle.  Derselbe  ist  durch  seine  zweite  Heirath  mit  der 
ältesten  Tochter  des  Rathskornschreibers  Andreas  Textor  zu 
Frankfurt  a.  M.,  Maria  Katharina,  welche  er  1714  einging, 
auch  in  Goethes  Stammbaum  hineingewachsen. 

Theodor    Distel. 


B.   Nachträge  und  Berichtigungen. 

Zu  Bd.  VI,  322.  Näher  als  das  von  G.  Ellinger  hervor- 
gehobene Gedicht  Pfeffels  »Die  Nelke«  steht,  nach  M.  Kochs 
Meinung  (Berichte  des  Fr.  D.  Hochstifts,  N.  F.  Bd.  VII,  S. 
190)    den    Goetheschen    Liedern   »Gefunden«    und    »Im  Vor- 


'  V'gl.    hierzu    G.   L.    Kriegk,    die   Brüder    Senckenberg   (Frank- 
furt a.  M.  1869)  bes.  pp.  317.  331.  97.  98. 

Coethe-Jaiirbuc  1   XIII.  l6 


242  Kachtrage  und  Berichtigungen. 

übergehn«  das  Gedicht  Cl.  Brentanos  »Ich  wollt'  einSträuss- 
lein  binden«  (Liebeslied  an  Sophie  Mereau  gerichtet). 

Zu  Bd.  XI,  S,  168.  Zur  Correspondenz  Goethes  mit 
dem  Maler  J.  H.  Mencken,  gest.  1837,  schreibt  mir  Herr 
Dr.  G.  Hartlaub  in  Bremen  Folgendes: 

»Es  ist  mir  darüber  bekannt  geworden,  dass  der  brief- 
liche Nachlass  des  »alten  Mencken«  in  die  Hände  seines 
hier  noch  lebenden  Schwagers,  des  Herrn  G.  Bagelmann  kam, 
eines  82jährigen,  aber  geistig  noch  sehr  frischen  Mannes, 
nach  dessen  Aussage  der  grössere  Theil  der  Briefschaften 
Menckens  bei  einem  Schadenfeuer  in  dessen  Hause  vor  dem 
Osterthor  mit  verbrannte.  Der  Rest  sei  in  seinen  Besitz 
gelangt.  Er  habe  sämmtliche  Briefe  aufmerksam  durch- 
gesehen und  könne  mit  Bestimmtheit  versichern,  dass  kein 
Brief  von  Goethe  darunter  gewesen  sei.  Es  ist  also  v.-ohl 
ausser  allem  Zweifel,  dass  jene  Briefe  ein  Raub  der  Flammen 
geworden  sind.« 

So  unbefriedigend  diese  Nachricht  ist,  so  erfreulich  ist 
es  doch  zu  constaiiren,  dass  die  im  Goethe-Jahrbuch  ent- 
haltenen Notizen  auch  Mitglieder  weiterer  Kreise  zu  Nach- 
forschungen anreizen.  Ein  Brief  Goethes  an  Mencken,  freilich 
in  anderer  Angelegenheit  als  der  XI,  S.  168  erwähnte,  ist 
Bd.  XII  S.  16.   17.  abgedruckt. 

Zu  Bd.  XI,  S.  171  bemerkt  die  »Goethehaus-Commission« 
(Berichte  des  Fr.  D.  Hochstifts  N.  F.  Bd.  VII,  S.  163),  dass 
die  »Ausfuhrliche  Abhandlung«  sich  in  den  Bibliotheken  von 
Goethe  Vater  und  Sohn  nicht  befunden  hat.  Goethe  aber  be- 
zeuge (Weim.  Ausg.  26,  117),  dass  er  die  »Anmerkungen  und 
also   auch  die  Polizeiverordnung«  genau  gelesen  habe. 

Bd.  XI,  S.  250  ZI.  4:  Bölsches  Aufsatz  steht  nicht  in 
der  »Gegenwart«,  sondern  in  der  »Gesellschaft«  (herausgeg. 
von  M.  G.  Conrad). 

Zu  Bd.  XII,  307  und  Register:  Jenlke -Jenikego  nicht 
zwei  Personen,  sondern  Jenikego  Genitiv.  Mitgetheilt  von 
K.  Jaenicke.     (Durch  B.  Suphans  Vermittlung.) 


2.  Chronik 


A.    NEKROLOGE. 


Gustav  V.  Loeper,  geb.  am  27.  Sept.  1822,  ist  uns  am  13.  Dez. 
1891  entrissen  worden.  Er  wurde  seiner  Bestimmung  gemäss 
auf  einer  Farailienbesitzung  in  Pommern  beigesetzt.  Dadurcli 
wurden  seine  Amtsgenossen,  Freunde  unti  Verehrer,  deren  er  in 
Berlin  viele  besass,  verhindert,  dem  Verstorbenen  die  letzte 
Ehre  zu  erweisen.  Schon  diese  Bestimmung  bewies  zwei 
wesentliche  Züge  seines  Charakters:  eine  rührende  Pietät  dem 
Aelteren  und  Vergangenen  gegenüber  und  eine  gewinnende 
Schlichtheit  seiner  Persönlichkeit.  Gerade  die  letztere  machte 
sich  im  Verkehr  ungemein  erfreulich  geltend.  Niemals  kehrte 
er  den  hohen  Beamten  hervor,  niemals  trug  er  den  gerühmten 
Forscher,  den  Aeltern,  Erfahrenen  weniger  bewährten  Ge- 
lehrten, jüngeren  Fachgenossen  gegenüber  zur  Schau.  Be- 
scheidenheit, Hilfsbereitschaft  waren  hervorstechende  Züge 
seines  Wesens.  Nur  auf  die  Sache  sah  er,  nicht  auf  die 
Person.  Von  jener  Vornehmheit  getragen,  die  man  als  Cha- 
rakterzug wahren  Adels  zu  bezeichnen  gewohnt  ist,  war  er 
allen,  denen  er  ernstes  Streben  zutraute,  ein  hilfsbereiter 
Förderer,  dessen  Wissen  nie  versagte. 

Loeper  war  ein  grosser  Gelehrter.  Aber  seine  Gelehr- 
samkeit unterschied  sich  in  mannigfacher  Weise  von  der 
berufsmännischen  und  fachmässigen.  Loeper  war  nicht  von 
Hause  aus  Philologe.  Seine  Berufsstudien  gehörten  vielmehr 
der  Jurisprudenz  an;  1854  war  er  in  das  Ministerium  des 
Königlichen  Hauses  eingetreten,  dem  er  bis  1886,  zuletzt  in 
hervorragendster  Stellung,  angehörte.  Aber  während  er  seine 
Berufsstudien  nur  in  seinem  Amte  und  für  sein  Amt  trieb, 
widmete  er  alle  seine  Mussestunden  seiner  Lieblingsneigung. 
Schon  als  Schüler  des  Joachimsthalschen  Gymnasiums  machte 
er  sich  CoUectaneen  zu  Goethe.   Dieser  Schülerneigung  blieb 

16* 


244  Chkonik. 

er  bis  zum  Ende  seines  Lebens  treu.  Mit  dieser  Liebhaberei 
verband  sich  die  Lust  zum  Sammehi  Goethescher  Schrift- 
stücke. Vermöge  der  von  ihm  zusammengebrachten  Schätze 
war  er  wohlgeeignet  in  der  Berliner  Goethe-Ausstellung  des 
Jahres  1860  eine  hervorragende  Rolle  zu  spielen.  Die  J->iebe 
zu  Goethe,  die  Lust,  Unbekanntes  zusammenzubringen, 
machten  ihn  zum  Herausgeber  und  Erklärer  Goethes.  Dieser 
Dilettantismus  war  sein  besonderes  Kennzeichen.  Denn  er 
war  ein  Dilettant,  wie  Schopenhauer  ihn  charakterisirt  hat, 
einer  »dem  die  Sache  Zweck  ist«.  Mit  dem  Frankfurter 
Philosophen  wird  man  fortfahren  dürfen  »nur  der  aber  wird 
eine  Sache  mit  ganzem  Ernste  treiben,  dem  unmittelbar  an 
ihr  gelegen  ist  und  der  sich  aus  Liebe  zu  ihr  damit  be- 
schäftigt, sie  con  amore  treibt.  Von  solchen,  und  nicht  von 
den  Lohndienern,  ist  stets  das  Grösste  ausgegangen. (f 

Loeper  war  der  Erste,  der  den  Gedanken  einer  methodisch 
geordneten  Ausgabe  von  Goethes  Werken  fasste  und  aus- 
führte. Sie  theilte  einen  kritisch  gesichteten,  mit  den  Varianten 
der  früheren  Ausgaben  versehenen  Text  mit,  gab  dazu  grosse 
Einleitungen,  welche  in  das  Verständniss  der  Werke  ein- 
führten und  die  Entstehungsgeschichte  derselben  boten,  ent- 
hielt ferner  ausführliche  Anmerkungen  mit  reichen  Wort-, 
Sinn-  und  Sacherklärungen.  Die  sogenannte  Hempelsche  Aus- 
gabe, welche  1867  alsbald  nach  der  Ereigebung  der  Privi- 
legien von  Goethes  Werken  begann,  hatte  in  Loeper  ihr 
eigentliches  Haupt.  Er  war  schon  in  dem  dritten  Gedicht- 
band als  ßerather,  als  gelegentlicher  Spender  ungedruckter 
Verse  und  einiger  Erklärungen  aufgetreten.  Seine  Haupt- 
beiträge lieferte  er  jedoch  in  seinen  Ausgaben  des  Divan 
(Bd.  4  und  5),  des  »Faust«  (Bd.  12  und  13,  einige  Jahre 
darauf  in  neuer  Bearbeitung),  der  »Sprüche  in  Prosa«  (Bd.  19), 
»Dichtung  und  Wahrheit«  (Bd.  20  —  23).  Diese  Bände  nebst 
einigen  weniger  wichtigen,  später  ausserdem  als  Anfang  einer 
neuen,  schöner  ausgestatteten  und  gleichmässiger  bearbeiteten 
Ausgabe,  drei  Bände,  die  den  Gedichten  gewidmet  waren 
und  etwa  zwei  Bänden  der  früheren  Edition  entsprachen, 
machten  den  Namen  des  Herausgebers  allgemein  bekannt 
und  begründeten  seinen  Ruhm.  Andrerseits  bereiteten  sie 
ihm  neben  vieler  Ehre  auch  viele  Feindschaft.  Denn 
leichtfertige  Journalisten,  die  sich  einbilden,  mit  einem 
flüchtig  hingeworfenen  geistreichelnden  Wort  jahrelange 
ernste  Arbeit  und  solide  Gelehrsamkeit  aburtheilen  und 
vernichten  zu  können,  nahmen  oft  genug  Loeper  zum  Stich- 
blatt ihrer  Witzeleien.  Allen  aber,  denen  es  mit  dem  Studium 
von  Goethes  Werken  ernst  war,  leistete  Loeper  durch  seine 
Erklärungen  die  wesentlichsten  Dienste.  Man  würde  den 
bescheidenen  Sinn    des  Verstorbenen  selbst    arn  meisten  vcr- 


("hronik.  245 

letzen,  wenn  man  sagen  wollte,  in  diesen  Bänden  sei  das 
letzte  Wort  von  und  über  Goethe  gesprochen.  Zur  ästhetischen 
Würdigung  der  Gediclite  einerseits,  zur  Aufhellung  schwieriger, 
absichtlich  oder  unabsichtlich  unklarer  Stellen  des  Faust- 
werkes andrerseits  bleibt  noch  Vieles  zu  thun.  Loepers  Haupt- 
stärke lag  eben  nicht  in  ästhetischen  Darlegungen  und  Auf- 
hellung gedanklicher  Schwierigkeiten,  sondern  in  gelehrtem 
A\'issen.  Darum  sind,  so  rühnienswerth  und  vielfach  nützlich 
auch  seine  Ausgaben  der  Gedichte  und  Dramen  heissen 
müssen,  doch  die  von  »Dichtung  und  Wahrheit«  und  den 
»Sprüchen  in  Prosa«  seine  Hauptleistungen.  Denn  die  ersteren 
sind  nicht  nur  ein  ausführlicher  Commentar  zu  Goethes 
Jugendleben,  sondern  eine  Fundgrube  von  Nachrichten  über 
Frankfurter  l>okalgeschichte,  über  Goethes  Jugend-  und  Zeit- 
genossen. Die  letzteren  bilden  eine  gelehrte  Rüstkammer, 
aus  der  man  ebensowohl  die  Entstehung  dieser  Goetheschen 
Sprüche  als  ihre  Nachwirkung  in  den  verschiedensten  Litte- 
raturen  erkennen  kann.  Mögen  diese  beiden,  auch  ihrem 
Umfange  nach  unter  den  Commentaren  die  ausführlichsten, 
in  Einzelheiten  berichtigt  und  vermehrt  werden,  sie  werden 
stets  die  Grundlage  für  alle  weitere  Forschung  bleiben. 

Man  kann  von  wenigen  Goetheforschern  in  demselben 
Masse  wie  von  Loeper  sagen,  dass  er  in  Goethe  lebte.  Dies  be- 
kundete er  nicht  nur  dadurch,  dass  er  seine  wissenschaftliche 
Beschäftigung  ausschliesslich  Goethe  widmete,  wenige  Artikel 
abgerechnet,  in  denen  er  einzelne  gleichfalls  Goethe  nahe- 
.stehende  Persönlichkeiten,  z.  B.  Fiettina  von  Arnim  und  Felix 
Mendelssohn-Bartholdy  schildert,  während  Jeder  von  uns  in 
dem  weiten  Gebiete  der  Litteratur  noch  seine  anderen  Lieblings- 
felder hat,  sondern  dadurch,  dass  er  bei  allem  Schreiben  über 
den  Schriftsteller  die  Werke  selbst  nicht  vergass.  Er  kannte  wie 
Wenige  seinen  Goethe.  Im  Privatgespräche  und  in  seinen 
wenigen  öffentlichen  Reden  unterliess  er  nie,  mit  seiner 
hellen,  fast  kindlich  klingenden  Stimme  Goethesche  Verse 
zu  citiren.  Sie  waren  ihm  U'egweiser  und  Lebensführer. 
Die  vveitumfassende  ^^'eltanschauung  des  Meisters,  die  humane 
allem  Kleinlichen  abholde  Gesinnung  hatte  er  sich  zum 
Muster  genommen. 

Die  Goethe-Gesellschaft  beklagt  in  dem  Dahingeschiedenen 
einen  ihrer  eifrigst  wirkenden  Vorsitzenden,  die  \\'eimarer 
Goethe-Ausgabe  einen  ihrer  thätigsten  Mitarbeiter,  das  Goethe- 
Jahrbuch  seinen  ununterbrochen  thätigsten  Förderer.  Als 
ich  ihn,  vor  Begründung  des  Jahrbuchs,  persönlich  zur 
Theilnahme  einlud,  begegnete  ich  allerdings  nicht  unbedingter 
Zustimmung,  so  dass  ich  für  den  ersten  Band,  für  den  ich 
von  den  zwei  anderen  Berliner  Koryphäen.  H.  (irimm  und 
W.  Scherer.  je  einen   »rossen  Aufsatz  zu  erhalten  so  glücklich 


246  Chronik. 

war,  von  ihm  nur  zwei  kleine  Briefe  Goethes  empfing.  Nach- 
dem er  aber  gesehen  hatte,  dass  gewisse  Befürchtungen,  die 
er  gehegt  hatte,  nämUch  die  Bildung  eines  Privatvereins, 
durch  den  die  Goethe-Forschung  eine  Parteisache  geworden 
wäre,  grundlos  gewesen  waren,  wurde  er  der  regelmässigste 
Mitarbeiter.  Einigemale,  wenn  der  Band  zu  lange  ausblieb, 
kam  er  zu  mir,  um  ihn  sich  zu  erbitten  oder  anzusehen; 
manchmal,  wenn  ihn  das  Jahrbuch  besonders  erfreute,  gab 
er  mir  schriftlich  eine  Beurtheilung  mit  werthvoUen  Be- 
richtigungen. Vom  zweiten  Bande  an  ist  kein  einziger  ohne 
einen  grösseren  Beitrag  von  ihm  erschienen,  manche,  wie  der 
zweite  und  fünfte,  weisen  7  bis  8  Mittheilungen  von  ihm  auf; 
auch  für  den  vorliegenden  Band  spendete  er  v/enige  Wochen 
vor  seinem  Tode  (25.  Nov.)  noch  zwei  Miscellen.  Seit  dem 
J.  18S7  war  er  Mitglied  der  von  der  Goethe-Gesellschaft 
bestel-lten  Jahrbuchs-Commission.  Auch  hier  bewährte  er 
sein  umfassendes,  nie  versagendes  Wissen,  sein  wohlwollendes, 
menschenfreundliches  Urtheil,  seine  edle  Gesinnung,  die  im 
schönsten  Sinne  des  Wortes  vorurtheilslos  war.  In  den 
Kreisen  aller  derer,  die  das  Studium  Goethes  ernstlich  be- 
treiben, wird  sein  Verlust  als  ein  unersetzlicher  tief  und 
schmerzlich  betrauert. 

Ludwig  Geiger. 


Am  22.  Juni  1S91  verschied  zu  \Veimar  der  Gross- 
herzoglich Sächsische  Staatsminister  D.  Gottfried  Theodor 
Stichii/ig,  Herders  Enkel,  Ehrenmitglied  der  Goethe-Gesell- 
schaft. Er  war  geboren  am  14.  Juni  1814.  Sein  Leben, 
seine  ganze  dienstliche  Thätigkeit  hat  Weimar  angehört.  Im 
Anfang  des  Jahres  1890  war  er  in  den  Ruhestand  getreten, 
nach  einem  an  Mühe  und  Erfolg  reichen  amtlichen  Leben, 
als  dessen  köstlichsten  Gewinn  er  die  Freundschaft  des  Herren 
und  das  Vertrauen  der  Fürstin  des  Landes  bewahrte,  denen 
beiden  er  ein  treuer  Diener    bis  an  sein  Ende  geblieben  ist. 

Wenig  Wochen  vor  seinem  Tode  erschien  seine  Selbst- 
biographie: »Aus  drei  und  fünfzig  Dienstjahren«  (Weimar, 
Böhlau).  Dem  Abschluss  dieser  »Erinnerungen«  hat  er  seine 
letzten  Kräfte  gewidmet.  »An  meine  Kinder«  lautet  die 
Zuschrift;  aber  die  Blätter  sprechen  auch  zu  einem  weiteren 
Kreise. 

Er  erzählt,  wie  er  in  Dornburg,  wo  sein  Stiefbruder 
Justizbeamter  war,  Goethe  im  Garten  gesehen.  Wie  er  als 
Deputirter  des  Gymnasiums  an  Goethes  Leichenbegängniss 
theilgenommen.  »Im  v.  Knebeischen  Hause  war  ich  oft 
(als  Jenaer  Student) ;  den  alten  ehrwürdigen  Knebel,  den 
Freund    Herders    und    Goethes,    war    ich    so    glücklich,    auf 


Chronik.  247 

seinem  Sterbebette  noch  mit  seinem  jüngsten  Sohn  Bernhard 
pflegen  zu  dürfen.« 

Und  derselbe  Mann,  dessen  lebendige  Erinnerung  noch 
in  Goethes  Tage  zurückreichte,  ist  in  geistiger  Vollkraft  mit 
thätig  gewesen  bei  der  Begründung  des  Reiches.  Mit  be- 
rechtigtem Stolz  erzählt  er  davon,  wie  er,  auf  Weisung 
seines  Landesfürsten,  den  Antrag  auf  Annahme  des  Kaiser- 
titels formulirt  habe,  der  (mit  geringer  Modification)  vom 
Präsidium  des  Bundesraths  an  den  Reichstag  gebracht  wurde 
am  denkwürdigen  10.  December  1870.  Auch  in  den  nächsten 
Jahren  war  er  Vertreter  von  Weimar  im  Bundesrath.  Die 
Deutsche  Kaiserin,  Weimars  Fürstentochter,  und  der  greise 
Kaiser  waren  ihm  in  Huld  gewogen,  Fürst  Bismarck  wusste 
den  einsichtigen  Genossen  am  Werke  der  Einigung  wohl  zu 
schätzen.     Es  war  die  glänzendste  Zeit  in  seinem  Leben. 

Den  Idealismus  der  classischen,  hiuiianen  Zeit  brachte 
Stichling,  ein  achtes  Kind  derselben  an  Geblüt  und  Ge- 
müth,  zu  den  Aufgaben  der  Gegenwart,  Als  ein  mütter- 
liches Erbtheil  hatte  er  Herders  hohe,  geistvolle  Stirn  und 
sein  dunkles,  lebhafces  Auge.  Aber  von  der  Mutter,  Herders 
einziger  Tochter  Luise,  einer  Frau  von  zartem  Empfinden  und 
poetischer  Begabung,  hatte  er  auch  einen  Theil  von  Herders 
sinnend-dichterischeni  Geiste  und  die  Anlage  zum  Schriftsteller 
überkommen.  Er  fühlte  Beruf  zur  Geschichtsschreibung.  Eine 
Anzahl  historischer  Arbeiten  veröffentlichte  er  in  den  Jahren 
1852  —  63,  die  erste  ist  ein  Leben  des  Ministers  v.  Gersdorff, 
der  sein  erster  Vorgesetzter  und  in  dem  Verein  von  freier 
Bildung  und  Tüchtigkeit  in  Geschäften  sein  Vorbild  war. 
Ein  grösseres  Werk  über  die  Geschichte  der  deutschen 
Reichsverfassung  hat  er  im  Pulte  behalten.  Auch  von  seinen 
Poesien  ist,  ausser  Wenigem,  das  zu  festlichen  Gelegenheiten 
entstand,  nichts  an  die  Oeffentlichkeit  gelangt.  Sein 
schöpferischer  Trieb  ward  zurückgehalten  von  der  praktischen 
Wirksamkeit,  und  in  ihr  wiederum  suchte  uud  fand  derselbe 
einen  Ausdruck.  Am  schönsten  wohl  auf  dem  Gebiete,  das 
ihm  vom  Ahnen  her  theuer  war,  der  Sorge  für  die  Bildungs- 
anstalten des  Landes.  An  Goethische  Traditionen  galt  es 
anzuknüpfen,  als  ihm  (1848)  das  Referat  über  die  Angelegen- 
heiten der  Universität  Jena  zufiel,  woran  sich  später  (1864) 
auch  das  über  die  »unmittelbaren  Anstalten  für  Wissenschaft 
und  Kunst«  anschloss.  Er  hat  seine  schönste  Befriedigung 
in  diesem  Wirken  gefunden,  auch  hat  es  ihm  an  Dank  und 
Anerkennung  dafür  nicht  gefehlt.  Bei  dem  300  jährigen 
Jubiläum  der  Universität  (1S58)  ernannte  ihn  die  juristische 
Facultät  zu  ihrem  Ehrendoctor.  Als,  nach  seinem  Rücktritt, 
auch  die  medicinische  ihn  rite  promovirte,  war  er  Ehren- 
doctor aller  Facultäten. 


248  Chronik. 

Zu  dieser  Zeit  auch  geschah  es,  dass  die  Goethe - 
Gesellschaft  ihn  zum  Ehrenmitgliede  machte  in  Anerkennung 
der  Verdienste,  die  er  sich,  zur  Zeit  ihrer  Begründung  und 
fortan,  um  die  Anstalten  und  Arbeiten  erworben,  in  deren 
Förderung  die  Gesellschaft  ihre  Aufgabe  sieht,  insbesondere 
aber  auch  wegen  jener  opferwilligen  Mitwirkung,  der  es  in 
erster  I-inie  zu  danken  war,  dass  eine  würdige  Ausgabe  von 
Herders  sämmtlichen  Werken  zu  Stande  kam. 

Bis  ans  Ende  hat  Stichling  diese  Familiengesinnung,  die 
in  der  Verehrung  des  grossen  Vorfahren  wurzelte,  bethätigt. 
Aus  dieser  Gesinnung  erfolgte  die  Stiftung  an  das  Goethe- 
und  Schiller- Archiv,  von  der  dieses  Jahrbuch  an  anderer 
Stelle  berichtet.  Fhr  ist  noch  nach  seinem  Hingang  ein  schöner 
Erfolg  beschieden  gewesen :  die  Erhaltung  des  vom  Verfall 
bedrohten  Geburtshauses  Herders  in  Mohrungen. 

In  dieser  Gesinnung  hat  er  auch  meine  Bemühungen 
für  Herder  aufgenommen  und  hat  sie  mir  mit  väterlicher 
Freundschaft  gelohnt.  Sein  Andenken  ist  mir  theuer.  Am 
23.  Juni  sah  ich  das  ehrwürdige  Haupt  zum  letzten  Male. 
Friedlicher  Schlaf  hatte  die  Augen  geschlossen,  die  ich  so 
manchmal  in  Ernst  und  Freude  hatte  erglänzen  sehen,  und 
den  beredten  Mund  —  der  Schlaf  eines  Mannes,  der  aus- 
ruht vom  wohl  vollbrachten  Tagewerk. 

Bernhard   Suphan. 


Friedrich   Zamckc. 

Geb.  in  Zahrenstorf  in  Meckl.  den  7.  Juli   1825, 
gest.  in  Leipzig,  15.  October  1891. 

Durch  den  Tod  Friedrich  Zarnckes  haben  die  deutsche 
Philologie  und  die  Universität  Leipzig  einen  Verlust  erlitten, 
dessen  vielseitige  Bedeutung  sich  schwer  in  wenigen  ^^'orten 
zusammenfassen  lässt.  Zarncke  war  einer  jener  arbeitsfrohen 
Männer,  die  keine  Erholung  kennen  ausser  der,  die  in  der 
Abwechselung  des  Schaffens  selbst  liegt;  er  vermochte  mit 
einem  bürdevollen  Amt  und  mit  allzeit  reger  Forscherthätig- 
keit  noch  die  Leitung  eines  bedeutenden  kritischen  Blattes 
und  zahlreiche  Ehrenämter  zu  vereinigen.  Rastlose  Thätig- 
keit  war  sein  Lebenselement;  mit  leichten  Schritten  durch- 
eilte er  weite  Wissensgebiete,  und  überall  fand  er  sich  schnell 
zu  Hause  mit  dem  behenden  Scharfblick  des  schaffens- 
gewandten  Forschers. 

Nach  Abschluss  seiner  namentlich  unter  Lachmann  und 
Haupt  betriebenen  Studien  zog  Zarncke  184S  nach  Baum- 
gartenbrück  bei  Potsdam,  wo  er  die  Meusebachsche  Bibliothek 
ordnete,  und  nahm  seit  1850  seinen  dauernden  ^^'ohnsitz  in 
Leipzig;    hier  habilitirte    er  sich    1S52    und    ward    185S   zum 


Chronik.  249 

ordentlichen  Professor  ernannt:  hier  blieb  er  bis  an  sein  Lebens- 
ende. Das  stille  Gelehrtenzimmer  auf  der  Goethe-Strasse 
war  länger  als  30  Jahre  Zeuge  jener  litterarischen  Thaten, 
die  mit  dem  Namen  Zarnckes  verbunden  sind:  von  Leipzig 
aus  schlug  Zarncke  die  heissen  Schlachten  um  das  Nibelungen- 
lied :  hier  ward  aus  der  mühsamen  Vergleichung  aller  Hand- 
schriften des  »Jüngeren  Titurel«  der  »Graltempel«  hergestellt, 
hier  die  Sage  vom  Priester  Johannes  durch  weiteste  Länder 
verfolgt,  hier  über  die  deutschen  Uebertragungen  des  lehr- 
reichen Cato  unterrichtet,  von  hier  aus  zog  Brants  Narren- 
schiff aufs  Neue  in  die  Welt,  hier  ward  Christian  Reuters 
Name  wieder  entdeckt  unrl  über  sein  Schaffen  glänzend  be- 
richtet, und  von  hier  gingen  kleinere  Schriften  und  Artikel  in 
schier  ungezählter  Fülle  hinaus.  Wir  können  all  dieser 
Arbeiten  an  dieser  Stelle  nicht  genauer  gedenken:  nur  die 
ihnen  allen  gemeinsame  geistige  Eigenart,  die  freilich  im 
persönlichen  \'erkehr  noch  deutlicher  hervortrat,  mag  skizzirt 
werden.  Zarncke  war  nicht  ein  Mann,  der  mit  kaltem  Sinn 
seine  Arbeit  ruhig  und  behäbig  abthat;  er  setzte  stets  seine 
ganze  Person  ein ;  jedes  Problem  beunruhigte  ihn  so  lange, 
bis  er  es  auf  diese  oder  jene  Weise  zurevhtgestellt  hatte:  er 
war  von  unermüdlicher  Gründlichkeit:  treffsicher  und  behende 
erwog  er  schnell  alles  was  in  Betracht  kam.  stets  vom  »ge- 
sunden Menschenverstand«  geleitet,  kritisch-vorsichtig,  und 
unwillig-ablehnend  gegen  unfertige,  vorschnelle  Hypothesen. 
Zarncke  war  Philologe  im  engeren  Sinne  des  Wortes:  die 
Aufdeckung  grosser  geschichtlicher  Zusammenhänge  war 
"\\eniger  seine  Sache  als  die  liebevolle  Vertiefung  in  den 
einzelnen  Cregenstand :  frisch  und  natürlich  wusste  er  die 
Schönheiten  einer  Dichtung  auseinander  zu  legen,  und  dabei 
ward  beim  mündlichen  Vortrag  durch  sein  feines  Mienenspiel 
und  den  durchdringenden  Flüsterton,  der  ihm  eigen  war. 
der  Inhalt  der  Worte  bedeutsam  gehoben.  Zarnckes  Analysen 
waren  schlicht  und  einfach  ;  er  verschmähte  es,  in  den 
Fortschritten  der  Philosophie,  besonders  der  Psychologie  und 
Poetik,  Bereicherung  der  Massstäbe  litterarischer  Inter])retalion 
zu  suchen;  methodisch  gründliche  Textkritik,  verständige 
Erklärung,  rastlose  Aufspürung  der  Quellen  und  objektiven 
Entstehungsbedingungen,  alles  Positive,  Sichere.  Klare,  das 
war  seine  Stärke. 

In  diesem  Sinne  war  er  auch  thätig  für  die  Erforschung 
von  Goethes  Leben  und  Werken,  als  Lehrer  sowohl  —  in 
seinen  vielbesuchten  Vorlesungen  über  Faust  —  wie  vor 
allem  als  Schriftsteller.  Seine  Bibliographie  des  Faustbiichs 
(in  Braunes  Neudruck,  Halle  1S7S)  und  der  sorgfältige  Artikel 
über  Johann  Spies.  den  Herausgeber  (Allg.  Zeitung  vorn 
4/9.   1883,  Beilage),  dessen  streng  lutherische  Verlagsrichtung 


250  Chronik. 

erwiesen  ward,  stehen  gleichsam  an  der  Schwelle  dieser  Arbeiten, 
x^ber  auch  die  Schrift  über  den  fünffüssigen  Jambus,  durch  die 
Zarnckeim  Narnen  der  Universität  die  1 00  jährige  Wiederkehr  des 
Tages  von  Goethes  Leipziger  Immatrikulation  feierte,  beschäftigt 
sich  nur  zum  geringeren  Theile  mit  unserm  Dichter.  Die 
Beobachtungen  über  die  Versbehandlung  bei  Lessing,  Schiller 
und  —  in  geringer  Ausdehnung  —  bei  Goethe  sind  wohl 
allgemein  als  ein  Gewinn  der  Wissenschaft  dankbar  begrüsst 
worden.  Minder  einwurfsfrei  erschien  die  Arbeit  über  den 
yyElpenorc.  (Festschrift  für  Karl  Hase,  1880),  wenn  auch  der 
Hauptgedanke,  der  Hinweis  auf  Hygin,  trotz  Ellinger  als 
eine  positiv-werthvolle  Belehrung  bestehen  bleibt.  Die  durch- 
dringende Gründlichkeit  Zarnckes  bekundete  sich  bei  Heraus- 
gabe des  Goetheschen  NotizbiicJis  von  der  Schksischen  Reise 
im  Jahre  lypo  (zur  Begrüssung  der  deutsch-roman.  Sektion 
der  Dessauer  Philologen- Versammlung  1884):  ein  Notiz- 
büchlein, dessen  hastig  hingeworfene  Schrift  aller  Entzifferung 
zu  spotten  schien,  ward  hier  mit  grosser  Ausdauer  fast  lücken- 
los enträthselt  und  nach  allen  Gesichtspunkten  sorgfältig 
erläutert.  Im  11.  Bande  des  Jahrbuchs  brachte  Zarncke 
hierzu  Ergänzungen  aus  dem  inzwischen  aufgefundenen  Notiz- 
buche von  Goethes  Diener.  Sein  grösstes  Verdienst  um  die 
sogenannte  Goethe-Philologie  erwarb  er  sich  aber  durch  die 
kritische  Bearbeitung  der  Bildnisse  Goethes  (y)Kiirzgefasstes 
Verzeichniss  der  Originalauf naiimen  von  Goethes  Bildnissv. 
Leipzig  1888).  Man  muss  Einblick  in  Zarnckes  Sammlung 
gewonnen  haben,  um  den  Werth  seiner  Riesenarbeit  vollauf  zu 
würdigen.  Nur  ein  Mann  von  der  zähen  Energie  Zarnckes, 
nur  ein  so  gründlicher  Kenner  jedes  Details  konnte  ein  der- 
artiges Unicum,  von  dem  die  im  Druck  erschienene  Schrift 
nur  einen  allgemeinen  Begriff  gibt,  zusammenstellen.  In 
dieser  Sammlung  sind  allein  1394  Reproduktionen  von  Ori- 
ginal-Aufnahmen Goethes  enthalten,  darunter  etliche,  die  nur 
in  einem  Exemplar  für  Zarncke  hergestellt  worden  ;  hier  be- 
finden sich  gegen  1000  alte  Ansichten  und  Pläne  von  Frank- 
furt, Leipzig,  Weimar,  Italien,  gegen  3000  Porträts  von 
Freunden  und  Zeitgenossen  des  Dichters  und  endlich  eine 
grössere  Mappe  mit  Reliquien  und  Illustrationen  zu  Goethes 
Leben.  Die  Hauptsache  ist  aber  die  mustergültige  kritische 
Bearbeitung,  die  nur  auf  Grund  langjähriger  Forschung  und 
von  mehr  als  tausend  Erkundigungsbriefen  ermöglicht  wurde. 
So  hat  Zarncke  auf  diesem  Gebiete,  wo  er  mit  der  Findig- 
keit des  Sammlers  die  Gründlichkeit  des  philologischen  Ken- 
ners vereinigte,  ein  Werk  geschaffen,  das  in  gleich  verdienst- 
licher Vollständigkeit  nicht  zum  zweiten  Male  vorhanden  ist. 
Allzu  früh  und  aus  der  Fülle  seines  Schaffens  heraus 
ist  der   mannhafte  Forscher   dahin  gegangen  ;    plötzlich    und 


Chrokik.  251 

schmerzlich  überraschend  brach  sein  tödliches  Siechthum  aus. 
Die  Welt  kannte  die  gediegene  Tüchtigkeit  seines  Geistes, 
aber  nur  die  Näherstehenden  kannten  die  Tiefe  und  Güte 
seines  Herzens :  seine  Selbstlosigkeit,  sein  unermüdliches 
Wohlwollen,  seine  bestrickende  Liebenswürdigkeit  —  wer 
all  dies  erfahren,  der  wird  das  Bild  des  theuren  ^Mannes  in 
treuem  Gedächtniss  halten  für  immerdar. 

Ernst  Elster. 

In  Stadt-Sulza  in  Thüringen  ist  am  28.  März  1S90  plötz- 
lich im  Alter  von  53  Jahren  der  angesehene  und  verdienst- 
volle Literarhistoriker  und  Schriftsteller  Dr.  Robert  Boxherger 
am  Herzschlage  verstorben.  Seine  wissenschaftliche  Thätigkeil 
war  hauptsächlich  den  Klassikern  gewidmet;  es  verdanken  ins- 
besondere die  Hempelsche  und  Grotesche  Klassikerausgabe, 
sowie  die  »Deutsche  Nationalliteratur«  von  Kürschner  dem  Ver- 
storbenen eine  Reihe  von  gediegenen  Bänden.  Auch  seine 
»Rückertstudien«  (1878)  haben  viele  Freunde  gefunden.  Ein 
Beispiel  trefflicher  Uebersetzungskunst  ist  sein  »Bhagavad-Gitä« 
(1870),  übersetzt  aus  dem  Sanskrit.  Boxbeuger  war  längere  Zeit 
Lehrer  in  Erfurt,  später  Oberlehrer  am  Posenschen  Gym- 
nasium. Seit  etwa  drei  Jahren  lebte  er  in  Stadt-Sulza  in 
wissenschaftlicher  Müsse.  —  Den  vorstehenden  Notizen,  die 
dem  Berl.  Tagebl.  vom  30.  März  entnommen  sind,  ist  nur  hinzu- 
zufügen, dass  Boxbergers  literarische  Arbeit,  wenn  sie  auch 
hauptsächlich  Schiller  und  Lessing  gewidmet  war,  sich  ge- 
legentlich auch  Goethe  zuwandte.  Einzelne  auf  Goethe  be- 
zügliche Briefe  edirte  er  im  i.  Band  des  G.-J. ;  von  seinen 
vielfachen  Besprechungen  und  seinen  die  Goethe-Literatur 
angehenden  Notizen  gibt  die  Bibliographie  Kunde  (vgl.  die 
im  Gesammtregister  S.  11  angeführten  Stellen).  Er  war  mehr 
ein  Sammler  und  Verarbeiter  des  von  Anderen  Erbrachten, 
als  Kritiker  und  Forscher;  ein  fleissiger  Arbeiter,  ein  ge- 
lehrter, bescheidener  Mann,  der  gerne  von  dem  Seinigen 
spendete  und  reine  Freude  an  dem  Thun  Anderer  besass  und 
zu  äussern  wusste. 


Auf  seinem  bei  Pleskau  gelegenen  Landgute  starb  am 
24.  Oktober  1890  der  ausgezeichnete  russische  Goethe-  und 
Lessing  -  Uebersetzer  Alexander  Jachontoio  im  Alter  von 
70  Jahren.  Ln  Lyceum  von  Zarskoje  Selo,  wo  einst  auch 
Puschkin  erzogen  wurde,  empfing  er  seine  wissenschaftliche 
Bildung  und  begann  bereits  da  Lessings  »Emilia  Galotti« 
und  einzelne  Abschnitte  aus  Goethes  »Faust«  ins  Russische 
zu  übertragen.  Später  trat  er  in  den  Staatsdienst,  war  viele 
Jahre  Gymnasialdirektor    in    Pleskau    und    schliesslich  Kreis- 


-)- 


Chronik. 


adelsmarschall.  Aus  den  fünfziger  und  sechziger  Jahren 
stammen  seine  als  vorzüglich  anerkannten  Uebersetzungen 
\on  Goethes  »Iphigenie«  und  »Tasso«  sowie  von  einer  Reihe 
Dichtungen  Lessings,  Schillers  und  H.  Heines.  In  seinem 
eigenen  dichterischen  Schaffen  stand  Jachontow  völlig  im 
Banne  des  nur  wenig  altern  grossen  N.  Ä.  Nekrassow.  (Einige 
nähere  Angaben  über  J.  giebt  L.  R.  im  »Magazin  für  Lite- 
ratur« 59,  48  [29.  Nov.   1890]  S.  759  f.).  L.  F. 


Am  I.  Mai  starb  in  München  Ferdinand  Gregorovius, 
nachdem  er  am  18.  Jan.  seinen  siebzigsten  Cieburtstag  an- 
scheinend in  körperlicher  Frische  und  Rüstigkeit  gefeiert 
hatte.  Des  berühmten  Forschers  und  Darstellers,  der,  wie 
wenige  deutsche  Gelehrte,  die  beneidenswerthe  Kunst  besass, 
die  Resultate  seiner  gelehrten  Untersuchungen  in  geschmack- 
vollster Form  darzul)ieten,  sei  auch  an  dieser  Stelle  gedacht, 
obwohl,  wie  bekannt,  seine  Hauptbedeutung  auf  einem  andern 
Felde  liegt.  Er  hatte  einen  Beitrag  zur  Goethe-Litteratur 
geliefert:  »VN'ilhelm  Meister  in  seinen  sozialistischen  Elemen- 
ten (1849)«,  eine  Schrift,  die,  seit  ihrem  Erscheinen  von  denen, 
die  sich  mit  Goethes  Roman  beschäftigten,  geschätzt,  grade 
in  der  gegenwärtigen  Bewegung  besondere  Beachtung  ver- 
dient. 


B.  VERMISCHTE   NACHRICHTEN. 

Napoleon  und  Goethe   (vgl.   unten  Bibliographie). 

(Die  folgende  Unterredung,  gegen  Ende  Januar  vom  Her- 
zog V.  Broglie  in  der  franz.  Akademie  vorgelesen,  im  »Corre- 
spondant«  mitgetheilt,  ist  in  viele  deutsche  Blätter  überge- 
gangen vgl.  ^'oss.  Ztg.  29  Jan.  Hauptblatt  Ffter.  Ztg.  30  Jan. 
Feuilleton.  Talleyrand  behau])tet,  er  habe  sie  unmittelbar 
nach  der  Zusammenkunft  niedergeschrieben  und  Goethe  vor- 
gelegt, der  sie  auf  ihre  Richtigkeit  geprüft  habe.)  Hier  folgt 
die  Uebersetzung  der  Voss.  Ztg. 

»Herr  Goethe,  ich  bin  entzückt  fcharme),  Sie  zu  sehen. 
—  Sire,  ich  sehe,  wenn  Ew.  Majestät  reisen,  so  verfehlen 
Sie  nicht,  Ihre  Blicke  auch  den  geringfügigsten  Dingen  zu- 
zuwenden. —  Ich  weiss,  dass  Sie  der  erste  Tragödiendichter 
Deutschlands  sind.  —  Sire,  Sie  thun  unserm  Vaterlande  schweres 
Unrecht ;  wir  glauben  auch  unsere  grossen  Männer  zu  haben : 
Schiller,  Lessing  und  Wieland  müssen  Ew.  Majestät  bekannt 
sein.  —  Ich  gestehe,  dass  ich  sie  kaum  kenne.  Indessen, 
den  »dreissigjährigen  Krieg«  habe  ich  gelesen :  nehmen  Sie 
mir  es  nicht   übel,   aber  es  hat    mir  freschienen,  als  ob  dieses 


Chkonik. 


-^)> 


Werk  höchstens  für  unsere  Boulevards  Tragödienstoffe  liefern 
könnte.  —  Sire,  Ihre  Boulevards  kenne  ich  nicht.  Ich  glaube, 
dass  dort  die  Volksstücke  gespielt  werden  ;  es  thut  mir  leid, 
Sie  über  eins  der  schönsten  Genies  der  neuern  Zeit  so  streng 
urtheilen  zu  hören.  —  Sie  wohnen  gewöhnlich  in  Weimar; 
das  ist  ja  wohl  der  Ort,  wo  die  berühmten  Schriftsteller 
Deutschlands  sich  versammeln  ?  —  Sire,  man  ist  dort  sehr 
wohlwollend  für  sie;  aber  augenblicklich  haben  wir  in  Weimar 
von  Männern,  die  in  ganz  Europa  bekannt  sind,  blos  Wieland. 

—  Ich  würde  gern  Herrn  AVieland  sehen.  —  \\enn  Ew.  Majestät 
mir  gestatten,  ihn  rufen  zu  lassen,  so  bin  ich  sicher,  dass  er 
sich  sofort  hierher  begeben  wird.  —  Spricht  er  Französisch  V 

—  Er  versteht  es,  er  hat  mehrere  Uebersetzungen  seiner 
Werke  ins  Französische  selbst  durchgesehen.  —  So  lange  Sie 
hier  sind,  müssen  Sie  jeden  Abend  zu  unseren  Theatervor- 
stellungen kommen.  Es  wird  Ihnen  nicht  schaden,  gute 
französische  Trauerspiele  darstellen  zu  sehen.  —  Sire,  ich 
werde  sehr  gern  hingehen  und  ich  rauss  Ew.  Majestät  be- 
kennen, dass  dies  meine  Absicht  war;  ich  habe  selbst  einige 
französische  Stücke  übersetzt  oder  richtiger  nachgeahmt.  — 
Welche?  —  »Mahomed«  und  »Tankr.ed«.  —  Ich  werde 
Remusat  fragen  lassen,  ob  wir  Schauspieler  hier  liaben,  die 
sie  spielen  können.  Ich  hätte  sehr  gern,  dass  Sie  sie  in 
unserer  Sprache  spielen  hörten.  Sie  sind  nicht  so  streng  wie 
wir  in  den  Regeln  des  Theaters.  —  Sire,  die  Einheiten  sind  für 
uns  nicht  von  Bedeutung.  —  Wie  finden  Sie  unseren  Aufenthalt 
hier  ?  —  Sire,  sehr  glänzend,  und  ich  hoffe,  er  wird  für  unser 
Vaterland  nützlich  sein.  —  Ist  Ihr  Volk  glücklich?  —  Es  hofft 
viel.  —  Herr  Goethe,  Sie  sollten  während  der  ganzen  Reise 
hier  bleiben  und  den  Eindruck  beschreiben,  den  das  grosse 
Schauspiel,  welches  wir  Ihnen  bieten,  auf  Sie  macht.  —  Ah, 
Sire,  es  würde  die  Feder  irgend  eines  Schriftstellers  des 
Alterthums  dazu  gehören,  um  eine  derartige  Arbeit  zu  unter- 
nehmen. —  Gehören  Sie  zu  denen,  die  Tacitus  lieben?  — 
Ja,  Sire,  sehr.  —  Nun  denn,  ich  nicht.  Doch  davon  wollen 
wir  ein  ander  Mal  reden.  Schreiben  Sie  Herrn  Wieland,  er 
soll  hierher  kommen.  Ich  werde  ihm  seinen  Besuch  in  Weimar 
erwidern,  wohin  der  Herzog  mich  eingeladen  hat.  Es  wird 
mich  sehr  freuen,  die  Herzogin  zu  sehen.  Sie  ist  eine  hoch- 
begabte Frau.  Der  Herzog  war  während  einiger  Zeit  recht 
schlimm,  aber  er  ist  zurechtgewiesen.  —  Sire,  wenn  er 
schlimm  gewesen  ist,  so  war  doch  die  Zurechtweisung  etwas 
stark.  Doch  ich  bin  nicht  Richter  über  solche  Dinge.  Er 
beschützt  die  Dichtung,  die  Wissenschaften,  und  wir  können 
Alle  mit  ihm  sehr  zufrieden  sein.  —  Herr  Goethe,  kommen 
Sie  heute  Abend  zur  »Iphigenie«.  Es  ist  ein  gutes  Stück, 
zwar    keins    von    denen,    die  mir    am  liebsten  sind,    aber  die 


254  Chronik. 

Franzosen  schätzen  es  sehr  hoch.  Sie  werden  in  meinem 
Parterre  eine  schöne  Anzahl  Souveräne  sehen.  Kennen  Sie 
den  Fürst-Primas  ?  —  Ja  wohl,  Sire,  beinahe  intim.  Es  ist 
ein  Fürst  von  sehr  viel  Geist,  sehr  viel  Wissen  und  viel 
Grossherzigkeit.  —  Nun  gut,  Sie  werden  ihn  heute  Abend 
an  der  Schulter  des  Königs  von  Württemberg  schlafen  sehen. 
Haben  Sie  schon  den  Kaiser  von  Russland  gesehen?  — 
Nein,  Sire,  noch  niemals.  Ich  hoffe  aber,  ihm  vorgestellt  zu 
werden.  —  Er  spricht  Ihre  Sprache  gut.  Wenn  Sie  etwas 
über  die  Begegnung  in  Erfurt  machen,  so  müssen  Sie  es  ihm 
widmen.  —  Sire,  das  ist  nicht  meine  Gewohnheit.  Als  ich 
anfing  zu  schreiben,  machte  ich  es  mir  zum  Grundsatze, 
niemals  eine  Widmung  zu  machen,  damit  ich  es  nicht  später 
2u  bereuen  habe.  —  Die  grossen  Schriftsteller  des  Jahr- 
hunderts Ludwigs  XIV.  sind  nicht  so  gewesen.  —  Das  ist 
richtig,  Sire,  aber  Ew.  Majestät  würden  mir  nicht  versichern 
wollen,  dass  sie  es  niemals  bereut  haben.  —  Was  ist  aus 
diesem  schlechten  Kerl  (mauvais  sujet)  Kotzebue  geworden  ? 

—  Sire,  man  sagt,  er  ist  in  Sibirien,  und  Ew.  Majestät 
werden  vom  Kaiser  Alexander  seine  Begnadigung  verlangen. 

—  Sie  wissen  ja,  dass  er  nicht  mein  Mann  ist.  —  Sire.  er 
ist  sehr  unglücklich,  und  er  hat  viel  Talent.  —  Leben  Sie 
wohl,  Herr  Goethe.« 

Die  zweite  Unterredung,  auf  einem  Balle,  eigentlich  mit 
Wieland,  bei  der  Goethe  aber  zugegen  war,  begann  so  (nach 
der  Uebers.  der  Frankf.  Zeitg.) :  »Ich  hoffe,  Sie  sind  zufrieden 
mit  unseren  Schaustücken,  Herr  Goethe.  Sind  diese  Herren 
auch  desswegen  gekommen"?  —  Zu  dem  heutigen,  ja,  aber 
nicht  zu  dem  Erfurter  Theater.  —  Das  thut  mir  leid  ;  eine 
gute  Tragödie  muss  als  die  beste  Schule  höherer  Menschen 
angesehen  werden.  Von  einem  bestimmten  Gesichtspunkte 
aus,  steht  sie  sogar  über  der  Geschichte.  Man  kann  mit  der 
besten  Geschichte  nur  wenig  Wirkung  erzielen.  Wenn  der 
Mensch  allein  ist,  wird  er  nur  schwach  erregt  ;  eine  ganze 
Versammlung  empfängt  viel  stärkere  und  dauerhaftere  Ein- 
drücke. Ich  versichere  Sie,  dass  ich  von  dem  Geschichts- 
schreiber, von  dem  am  meisten  gesprochen  wird,  von  Tacitus 
nämlich,  nie  etwas  gelernt  habe.  Kennen  Sie  einen  grösse- 
ren und  oft  ungerechteren  Verleumder  des  Menschen- 
geschlechtes?« (Folgt  noch  eine  längere  Deklamation  gegen 
Tacitus,  die  aber  von  den  Zuhörern  durch  keine  Bemerkung 
unterbrochen  wird.) 

In  der  Berliner  »Gesellschaft  für  deutsche  Litteratur« 
fand  am  24.  Juni  eine  Besprechung  des  »Heidenröslein« 
statt.     (Ich    folge    dem    Bericht    der    »Deutschen    Literatur- 


Chroxik.  255 

Zeitung«.)  Zum  Zwecke  derselben  hatte  Herr  Erich  Schmidt 
die  vier  vorhandenen  Formen  des  Liedes  nebst  Quellen- 
nachweisen und  Belegstellen  zusammengestellt.  Die  älteste 
Gestalt  des  Volksliedes  (A)  findet  sich  in  einem  Unicum  der 
Weimarer  Bibliothek:  Paul  von  der  Aelst,  Blum  vnd  Auss- 
bund Allerhandt  Auserlesener  Weltlicher,  Züchtiger  Lieder 
vnd  Rheymen  .  .  .  Deventer  1602  und  ist  zum  grössten  Theil 
bei  Uhland,  Alte  hoch-  und  niederdeutsche  Volkslieder 
(No.  56)  abgedruckt.  Die  zweite  Gestalt  des  Liedes  (B) 
theilt  Herder  unter  der  Ueberschrift  Fabelliedchen  in  den 
»Blättern  von  deutscher  Art  und  Kunst«  mit;  sie  ist  im 
zweiten  Theil  der  Volkslieder  1779  wieder  abgedruckt.  Bei 
einzelnen  nicht  unwesentlichen  Abweichungen  zeigt  B  im 
ganzen  die  engste  Verwandtschaft  mit  C,  dem  bekannten 
Goetheschen  Liede  Heidenröslein.  D  endlich  ist  eine  morali- 
sirende  Umarbeitung,  welche  sich  unter  dem  Titel  »Die 
BlUthe«  im  Silbernen  Buch,  der  von  Caroline  Flachsland  an- 
gelegten Sammelhandschrift  findet.  —  An  diese  Zusammen- 
stellung knüpfte  Herr  Erich  Schmidt  folgende  4  Thesen : 
I.  B  hängt  mit  A  zusammen.  2.  Herder  sollte  den  Aelst 
besessen  und  zufällig  B  aus  dem  Vojksmund  aufgefangen 
haben?  3.  B  ist  von  Goethe,  der  es  Herdern  vorsagte. 
4.  D  ist  Contrafactur  Herders.  Durch  Schreiben  an .  Herrn 
Seh.  hatten  auswärtige  Forscher,  die  Herren  Suphan,  Seuffert, 
Burdach,  Schönbach,  R.  M.  Werner,  Zarncke,  zu  diesen 
Thesen  Stellung  genommen,  und  namentlich  hatte  die  These  4 
einstimmig  Billigung  gefunden.  Auch  in  der  Debatte,  an 
welcher  die  Herren  Jacoby,  Steig,  Bellermann  und  Meyer 
theilnahmen,  fanden  die  Thesen  im  wesentlichen  Beistimmung. 


Ueber  die  Examina  der  Studenten  der  King's,  Christ's 
and  St.  Johns  Colleges  in  Cambridge  1889  und  1890  geben 
die  Mittheilungen :  Intercollegiate  examination  in  medieval 
and  modern  languages  erwünschte  Kunde.  Danach  wurde 
Goethe  betr.  von  den  Studenten  des  ersten  Jahres  erfordert: 
Uebersetzung  einer  Stelle  aus  »Dichtung  und  Wahrheit«, 
kritische  und  literarhistorische  Betrachtung  des  ganzen  ^Verkes, 
Behandlung  der  Zeit  des  jungen  Goethe,  Uebersetzung  einiger 
Gedichtstellen,  Darlegung  der  Gedichte,  aus  denen  die  betr. 
Stellen  entnommen  sind,  Entstehung  des  »Wilhelm  Meister«, 
Beziehungen  zwischen  dem  ersten  und  zweiten  Theil  des 
»Faust«.  —  Für  die  des  zweiten  Jahres  waren  ausser  Ueber- 
setzungen  Fragen  gestellt  über  das  Verhältniss  Goethes  zu 
Lessing,  den  anakreontischen  Dichtern ;  ferner  verlangt  eine 
Erklärung  über  schwierige  Stellen  vieler  Gedichte,  ein  Com- 
mentar    über    einzelne   Briefstellen    an    Herder    und   Schiller. 


256  Chronik. 

und  einige  Aeusserungen  Scherers  und  H.  Grnnms  über 
Goethe.  —  Für  die  des  dritten  Jahres  waren  ähnliche  Aufgaben 
bestimmt,  dazu  Quellenuntersuchungen  z.  B.  über  »Werthers« 
literarische  Modelle ,  persönliche  Beziehungen ;  Parallelen 
zwischen  dem  Schluss  von  »Dichtung  und  Wahrheit«  und 
anderen  Goetheschen  Schriften,  psychologisch-literarische  Er- 
klärung derselben.  —  Die  Aufgaben  sind  gestellt  von  Prof. 
K.  Breul,  dem  ich  auch  die  Uebersendung  der  gedruckten 
Formulare  verdanke.  Man  sieht  aus  den  hervorgehobenen 
Notizen,  dass  die  Anforderungen,  denen  ja  ähnliche  aus  an- 
deren Gebieten  der  deutschen  Literatur  zur  Seite  stehen, 
sehr  grosse  sind.  Da,  wie  Prof.  Breul  mir  schreibt,  den  An- 
forderungen gut  genügt  wird,  so  bietet  diese  Thatsache  für 
Lehrende  und  Lernende  ein  ausgezeichnetes  Zeugniss. 


Aus  der  »List  of  Lectures  for  the  year  1890  —  91  proposed 
by  the  special  boards  of  studies  issued  by  autliority  of  the 
general  board  of  studies,  Cambridge  at  the  University  Press« 
ist  zu  entnehmen,  dass  Prof.  Breul  drei  aufeinander 
folgende  Curse  Goethe  widmet.  Die  beiden  ersten  beziehen 
sich  auf  den  Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Schiller ; 
der  dritte  auf  Erklärung  ausgewählter  Scenen  von  Goethes 
Faust  L  Prof.  Breul  schreibt  dazu :  »in  jedem  Semester  werden 
hier  Vorlesungen  und  Uebungen  über  Goethe  vor  eifrig 
theilnehmenden  Studenten  und  Studentinnen  gehalten  und 
sollen  auch  in  Zukunft  auf  jeden  Fall  nicht  aufgegeben 
werden,  da  das  w^issenschaftliche  liebevolle  Studium  Goethes 
und  seiner  Zeit  hier  ein  Theil  des  von  allen  Studenten  ver- 
langten Pensums  ist.« 


Ein  kleines  Programm:  Intercollegiate  examination  in 
medieval  and  modern  languages.  King"s,  Chrisfs  and 
St.  John's  Colleges  (Cambridge)  vom  11.  Juni  1S91,  das  mir 
durch  die  Güte  des  Herrn  Prof.  K.  Breul  zugeht,  beweist 
aufs  Neue,  wie  gründlich  in  England  die  Goethe-Studien  be- 
trieben werden.  Das  Prüfungsprogramm,  das  nur  für  Studenten 
des  I,  und  2.  Jahres  gilt,  enthält,  Goethe  betr.,  12  Fragen: 
Uebersetzungen  und  Erklärungen  einzelner  Stellen  aus  Briefen, 
Prosawerken,  Gedichten.  Unter  den  literargeschichtlichen 
Aufgaben  befindet  sich  u.  A.  Stellung  Goethes  zu  Homer, 
zur  französischen  Revolution,  zu  Karl  August,  Einzelheiten  aus 
Wilhelm  ]\Ielster,  Vergleich  des  Faustfragments  von  1790  und 
der  Fassung  von  1808,  Darlegung  der  Widersprüche  im 
Charakter  "des  Mephistopheles,  Abfassungszeit  der  Scene 
»Vor  dem  Thore«. 


Chkon'ik.  257 

Die  Verlagshandlung  L.  Ehlermann  in  Dresden  und 
Dr.  A.  Bettelheim  in  Wien  veröffentlichen  ein  für  die  von 
ihnen  herausgegebene  Sammlung  »Führende  Geistera  be- 
stimmtes Preis-Ausschreiben  (15.  Juli  1891),  aus  welchem 
Folgendes  an  dieser  Stelle  mitgetheilt  werden  mag :  Als 
Preise  sind  ausgesetzt:  Erster  Preis:  Dreitausend  Mark, 
Zweiter  Preis:  Tausend  fünfhundert  Mark,  Dritter  Preis: 
Tausend  Mark.  Diese  Beträge  sollen  jedenfalls  und  ungetheilt 
zuerkannt  werden.  Die  Bedingungen  sind  folgende :  Der 
erste  Preis  soll  in  erster  Linie  einer  Biographie  Goethes  zu- 
kommen. Nicht  nur  als  historisch  zu  erfassende  Persönlich- 
keit, auch  als  unerreichtes  Vorbild  der  Kunst,  sich  in  die 
Dinge  einzuleben,  als  Muster  der  Auffassung  und  Anpassung, 
kuizum  als  Einziger,  weder  vorher  noch  seither  Erschienener, 
ist  Goethe  und  die  Würdigung  seiner  Allseitigkeit  ein  Vor- 
wurf, dessen  Schwierigkeit  es  bisher  kaum  zu  einer,  die  Ge- 
sammtheit  seiner  Leistungen  umfassenden,  und  doch  zugleich 
wahrhaft  künstlerischen  und  echt  volksthümlichen  Darstellung 
hat  kommen  lassen.  Zu  einer  solchen  Darstellung  wünschen 
wir  in  erster  Linie  anzuregen ;  ihr  soll  der  erste  Preis  zu- 
erkannt werden  und  nur,  wenn  eine  solche  Darstellung  nicht 
oder  in  unzulänglicher  Weise  versucht  werden  sollte,  bleibt 
es  dem  Preisgericht  vorbehalten,  einer  der  anderen  Preis- 
arbeiten den  ersten  Preis  zuzusprechen.  Bei  der  Beurtheilung 
der  Manuscripte  werden  die  Gesichtspunkte  zum  Ausgang 
genommen  werden,  welche  in  dem  Grundplan  der  »Führenden 
Geister«  ausgesprochen  wurden.  Die  Darstellung  soll  durch- 
weg unmittelbar  aus  den  Quellen  geschöpft  sein  und,  bei 
aller  Rücksicht  auf  Gemeinverständlichkeit,  nie  den  tiefsten 
Ton  der  Leutseligkeit  anschlagen,  sondern  bemüht  sein,  dem 
Künstler  durch  ein  Kunstwerk  gerecht  zu  werden.  Der  Text 
selbst  darf  durch  gelehrte  Hinweise  und  Anmerkungen  nicht 
beschwert,  dagegen  kann  im  Anhang  dem  Weiterstrebenden 
durch  sorgfältige  Auswahl  der  wichtigsten  litterarischen  Hilfs- 
mittel der  rechte  Weg  zu  weiterem,  selbständigen  Nach- 
prüfen und  Studium  vorgezeichnet  werden.  Der  LTmfang 
einer  Biographie  soll  10  bis  12  Bogen  Octavformat  der 
Sammlung  »Führende  Geister«  betragen ;  nur  bei  Männern 
von  ausserordentlich  grosser  Bedeutung  ist  es  den  Herren 
Autoren  anheimgestellt,  den  Umfang  auf  das  Doppelte,  also 
20  bis  24  Bogen  auszudehnen.  Die  Manuscripte,  aus  denen 
in  keiner  Weise  der  Name  des  Verfassers  erkenntlich  seia 
darf,  sind,  verschlossen  und  mit  einem  Kennwort  versehen» 
bis  spätestens  zum  30.  September  1892  eingeschrieben  und 
frei  an  die  Verlagshandlung  L.  Ehlermann  in  Dresden-Alt- 
stadt, Grunaerstrasse  i.  einzusenden.  Dagegen  ist  ein  aussen 
mit    demselben    Kennwort    versehener,    verschlossener   Brief- 

GobTllt-jAURULCH     XIII.  17 


258  Chronik. 

Umschlag,  welcher  Namen  und  genaue  Adresse  des  Autors 
enthält,  mit  dem  Manuskript  gleichzeitig  einzusenden. 

Die  eingelaufenen  Goethe-Biographien  werden  beurtheilen 
die  Herren  :  Regierungsrath  Professor  Dr.  Anton  E.  Schön- 
bach in  Graz,  Dr.  Adolf  Wilbrandt  in  Rostock,  der  Heraus- 
geber Dr.  Anton  Bettelheim  in  Wien  und  der  Verleger 
Dr.  Erich  Ehlermann  in  Dresden. 

Die  Entscheidung  des  Preisgerichtes  wird  am  i.  Februar 
1893  in  folgenden  Blättern  veröffentlicht  werden:  Beilage 
zur  (Münchner)  »Allgemeinen  Zeitung«,  Litterarisches  Central- 
blatt,  Rödigers  Deutsche  Ditteraturzeitung,  Das  Magazin  ftir 
Litteratur. 

Gleichzeitig  erfolgt  die  Auszahlung  der  Preise,  für  welche 
die  Verlagshandlung  haftet  und  durch  welche  sie  das  Recht 
der  Veröffentlichung  der  betreffenden  Biographie  für  die 
erste  und  alle  folgenden  Auflagen  erwirbt.  Der  zuerkannte 
Preis  gilt  dabei  als  Honorar  für  die  erste  Auflage  und  die 
Verlagshandlung  wird  das  bei  weiteren  Auflagen  zu  zahlende 
Honorar  mit  den  betreffenden  Herren  Autoren  vor  Erscheinen 
der  ersten   Auflage  vereinbaren. 

Die  Notizen  über  Theateraufführungen  Goethescher 
Stücke  sowie  über  Goethe  betreffende  Universitäts-  und  an- 
dere Vorlesungen  können  des  beschränkten  Raumes  wegen 
nicht  gebracht  werden. 


:>• 


Bibliographie. 


I.  Schriften. 

A.  WEIMARER  GOETHE-AUSGABE. 

Goethes  Werke.  Herausgegeben  im  Auftrage  der  Grossherzogin 
von  Sachsen.     Weimar,  H.  Böhlau. 

Siehe  J.-B.  XII,  275.  Zu  den  dort  aufgezähhen  Bänden 
kommen  hinzu:  i.  Abtheilung,  Band  4  (Gedichte,  heraus- 
gegeben von  G.  V.  Loeper),  9  (Dramen,  herausgegeben  von 
G.  Roethe,  Fr.  Scimorr  von  Carolsfeld,  K.  J.  Sc/irocr, /.  Jla/i/e. 
O.  Hoffmanii),  1 1  (Dramen  und  Singspiele,  herausgegeben 
von  F.  Zarnckc,  R.  M.  Meyer.  K.  J.  Schröer,  E.  von  der 
Hellen,  R.  M.  Werner,  B.  Suphan),  29  (Dichtung  und  Wahr- 
heit, herausgegeben  von  J.  Bächtold),  46  (Winckelmann. 
Philipp  Hackert,  herausgegeben  von  A.  ATichaelis,  O.  Har- 
nack).  2.  Abtheilung,  Band  6,  7  (Zur  Morphologie,  I.  II.  Theil, 
herausgegeben  von  R.  Steiner).  3.  Abtheilung,  Band  4. 
Tagebücher  1809  — 18 12,  herausgegeben  von  /.  Wähle,  C.  A. 
H.  Burkhardt).  4.  Abtheilung,  Band  7  (Briefe  1785  bis 
24.  Juli  1786.  Register  zu  Band  i — 7).  9.  10  (Briefe 
18.  Juni  1788— 1795,  herausgegeben  von  E.  von  der  Hellen').^ 


'  Die  Zusammenstellung  der  einzelnen  Berichte  ist  im  Goethe- 
und  Schiller-Archiv  erfolgt,  sie  werden  zumeist  in  der  Gestalt,  wie 
sie  an  die  Direction  gelangt  sind,  mit  Namensunterschrift  mitgetheilt; 
einige  wenige  sind  auf  Grund  der  erhaltenen  Angaben  hier  redigirt. 
Bemerkt  wird,  dass  drei  Bände,  welche  zur  Jahreslieferung  1891  ge- 
hören, jedoch  des  Setzerausstandes  wegen  erst  in  diesem  Frühjahr 
ercheinen,  in  das  Gesammtreferat  mit  einbeschlossen  sind:  I,  11.  II,  7. 

IV,    10.  B.   SUPHAK. 


17* 


26o  Bibliographie. 


BERICHT  DER  REDACTOREN    UND  HERAUSGEBER. 

ERSTE  ARTHEILUNG. 

Band  j.  4.  Es  mag  als  eine  eigene  Fügung  jetzt  er- 
scheinen, dass,  an  Statt  des  üblichen  Berichtes  über  die  ein- 
zelnen den  Jahresertrag  ausmachenden  Bände,  im  vorigen 
Jahre  eine  auf  das  ganze  Unternehmen  und  seinen  bisherigen 
A''erlauf  und  Erfolg  bezügliche  Erklärung  eintrat,  ausgehend 
von  dem  Manne,  der  bei  dessen  Begründung  an  hervor- 
ragender Stelle  bethätigt  gewesen,  der,  mit  dem  Vollgewinn 
eines  reichen  Forscherlebens  ausgestattet,  zuerst  auch  an  die 
handschriftlichen  Schätze  herangetreten  ist,  weiche  die  Grund- 
lage unsrer  Ausgabe  bilden.  Von  dem  Manne,  der  jahrelang  mit 
freudiger  Hingabe  sein  Bestes  für  die  Sache,  die  ihm  am 
Herzen  lag,  eingesetzt  hat.  Es  sollte  ihm,  Gustav  v.  Loeper, 
vergönnt  sein  auszusprechen,  dass  er  die  Grundsätze,  nach 
denen  man  das  Ganze  eingerichtet,  im  Wesentlichen  bewährt 
gefunden,  dass  er  sich  im  Fortgange  der  Arbeit  immer  mehr 
darin  beglaubigt  habe,  auf  dem  richtigen  Wege  zu  sein. 
Dass  Erhebliches  und  Erfreuliches  in  der  Vereinigung,  im 
Wetteifer  vieler  Kräfte  geleistet  sei.  Mit  dem  Behagen,  das 
nur  aus  solcher  Ueberzeugung  fliesst,  hat  er  jene  oratio  pro 
domo  (die  hier  nur  nach  diesem  positiven  Gehalt  in  Be- 
tracht kommt)  verfasst  und  gehalten.  Dixit.  Er  hätte  noch 
so  Vieles  zu  sagen,  zu  thun,  zu  geben  gehabt.   — 

Hier  habe  ich  nur  von  seiner  letzten  Arbeit  einiges 
andeutend  zu  berichten.  Ich  weiss,  indem  ich  dies  nieder- 
schreibe, noch  nicht,  was  und  wie  viel  er  für  den  Abschluss 
gethan  hat.  Er  erwähnt  selbst  meine  Theilnahme  am  vierten 
Bande,  Inhalt  S.  VI.  Mehr  als  ein  anderer  könnte  ich,  be- 
dürfte es  dessen,  bezeugen,  wie  ernst  und  peinlich  er  des 
Dienstes  am  Worte  waltete,  zu  dem  der  Herausgeber  sich 
verpflichtet.  Er  liebte  die  gemeinsame  FLrörterung,  Hess  Ein- 
rede und  Widerspruch  gelten,  war  immer  bereit  eine  strittige 
Sache,  so  lange  es  nur  anging,  wieder  aufzunehmen,  und  wo 
er  in  seiner  Position  verharrte,  musste  man  seine  Gründe 
achten.  Ungezählte  Briefe  und  Karten  wurden,  so  lange  ein 
Band  im  Druck  war,  gewechselt,  und  jeder  Bogen  war  mit 
Marginalien  gespickt.  Das  scheinbar  Kleinste  rief  umständliche 
Erörterungen  hervor.  Bei  No.  VIII  der  »Chinesisch-Deutschen 
Jahres-  und  Tageszeiten«  (4,  113)  waren  mir  in  V.  68  »Ahn' 
ich  Mondenglanz  und  -Gluth«  die  von  ihm  eingeführten  Ver- 
bindungsstriche bedenklich.  Er  wies  mir  aber  sofort  des  Mondes 
»Gluth«  in  Reisebeschreibungen,  ja  in  dem  Journal  eines 
deutschen  Offiziers  aus  1870  auf,  das  er  unlängst  gelesen  hatte. 
So  war  ihm  alles  zum  Zwecke  gegenwärtig.     In  den  Versen  an 


Bibliographie.  261 


Peucer,  ob  der  verlorenen  »frechen«  Wette  vom  15.  August 
1813  (4,  244)  bestand  er  auf  der  Zeilenabtheilung  des  Ori- 
ginals (des  Büchleins  mit  dem  blanken  rheinischen  Ducaten, 
den  die  Wette  gegolten  hatte),  er  meinte,  es  hafte  an  der 
Abtheilung,  die  mir  zufällig  und  capriciös  erschien,  etwas 
von  dem  Eindrucke  des  kleinen  merkwürdigen  Gedichts.  So 
lehnte  er  es  denn  hier,  und  auch  sonst  wohl  ab,  zu  reguliren. 
Ueberhaupt  hat  er  es  weniger,  als  es  scheinen  könnte,  mit 
dem  Reguliren  und  Normiren  gehalten.  Er  hat  in  dem  ge- 
nannten Manifest  das  Verhältniss  der  Weimarer  Ausgabe  zur 
Ausgabe  letzter  Hand  mit  einer,  ich  möchte  sagen,  juristischen 
Schärfe  fixirt ;  doch  wusste  er  sehr  wohl,  wie  jeder  allgemeine 
Grundsatz  in  der  Praxis,  der  lebendigen  Uebung  sich  modi- 
ficirt,  und  er  hätte  als  Redactor  so  wenig  wie  als  Heraus- 
geber eine  schlechthin  bindende  Formel  anerkannt.  Mir 
scheint  es  wichtiger,  sein  eigenes  Verhalten  bei  dieser  Ge- 
legenheit zu  charakterisiren,  als  Einzelheiten  anzuhäufen. 
Zum  dritten  Bande,  welcher  C3  entspricht  (nur  dass  den 
Zahmen  Xenien  sogleich  die  homogenen  Sammlungen  aus 
C4  angegliedert  sind),  hat  der  Herausgeber  selbst  sich  bereits 
in  der  »Bibliographie  der  Goethe-Literatur«  1891,  S.  14  ge- 
äussert, als  ein  Ganzes  und  in  seiner  Besonderheit  charak- 
terisirt  er  ihn  in  der  Einleitung  zu  den  »Lesarten«.  Band  4 
eröffnet  sich  mit  dem  (aus  C4,  S.  83  — 187)  übernommenen 
Bestände  der  »Inschriften,  Denk-  und  Sendeblätter«.  Daran 
schliesst  sich,  in  einer  dem  Aufbau  der  ersten  Bände  ent- 
sprechenden Gliederung,  die  Masse  der  Gedichte  »aus  dem 
Nachlass«,  innerhalb  der  Rubriken  chronologisch  geordnet. 
»Gedichte  zweifelhaften  Ursprungs«  machen  den  Schluss. 
Die  Xenien  von  1797  nebst  Invectiven  und  dem  verwandten 
Spruchart'gen  sind  für  Band  5  aufgespart,  der  in  zwei  be- 
sondern Abtheilungen  zunächst  diese  schönen  Reste  schön  (zumal 
w-egen  der  köstlichen  Ausbeute  des  Xenienmanuscripts  von 
1796),  dann  die  Band  4  mit  umfassende  Sammlung  der 
Lesarten  bringen  wird,  unter  denen  es ,  der  zahlreichen 
persönlichen  und  Zeitbeziehungen  wegen  an  Beigaben 
erklärender  Art  nicht  fehlen  darf.  An  Neuem  ist  unser  Band 
nicht  arm.  Unter  den  unbekannten  Stücken  ist  eins  der 
schönsten  die  Uebersetzung  aus  dem  siebenten  Buch  der 
Odyssee,  V.  78  — 131:  »Haus  und  Garten  des  Königs  der 
Phaiaken«.  (S.  326  f.)  Ich  habe  es  aus  dem  Fach  »Homerica« 
hervorgeholt.  Unter  der  Rubrik  »Uebersetzungen«  wird  man 
umsonst  die  im  »freien  Metrum«  übertragenen  Stücke  aus  Os- 
sian  suchen,  mit  denen  sich  neuere  Ausgaben  von  Goethes 
Gedichten  bereichert  haben:  sie  sind  unzweifelhaft  Herders 
Eigenthum.  B.  Suphan. 


262  Bibliographie. 


Band  p.  Der  Laune  des  Verliebten  kam  eine  Abschrift 
zu  Gute,  die  vor  dem  6.  März  1805,  also  vor  dem  Erscheinen 
des  ersten  Drucks  (1806)  für  das  Grossherzogl.  Hoftheater  in 
Weimar  nach  Goethes  Original-Handschrift  angefertigt  wurde; 
das  Heft  ist  jetzt  aus  dem  Theaterarchiv  in  den  Besitz  des  Goethe- 
und  Schiller-Archivs  übergegangen.  Die  Abschrift  lehrt  uns, 
so  unzuverlässig  sie  zumal  in  Interpunction  und  Orthographie 
ist,  jedenfalls,  dass  Goethe  für  den  Druck  an  seiner  Jugend- 
dichtung nicht  ernstlich  änderte:  nur  4  Verse  sind  (nach 
425)  mit  glücklichem  Tact  gestrichen,  einige  Bühnenanwei- 
sungen geändert  worden ;  die  sonst  bemerkenswertheslen 
Abweichungen  der  x\bschrift  V.  374  Tag  (für  Tanz)  und 
522  bekehrte  (statt  belehrte)  sind  vielleicht  nur  Schreibfehler. 
Für  den  Text  wurde  sie  lediglich  insofern  fruchtbar,  als  sie 
einige  auch  ohnedem  nothwendige  Abweichungen  von  C 
sicherte:  126.  231.  nach  237.  450/1.  Abgesehen  von  diesen 
Stellen  wich  ich  von  C  ab  346  (rührt')  und  mehrmals  in  der 
Interpunction:  ich  weise  namentlich  auf  105  und  255  hin. 
In  den  Lesarten  bitte  ich  die  Versziffer  234  in  235  zu  ver- 
bessern. ROETHE. 


Die  Mitschuldigen.  Um  den  Gewinn  an  Neuem,  den 
unsere  Ausgabe  erbringt,  in  Kürze  zu  bezeichnen,  genügt  es 
darauf  hinzuweisen,  dass  in  ihr  zuerst  die  älteste  Bearbeitung 
des  Stückes  »in  Einem  Ackte«  aus  der  Wenzelschen  Hand- 
schrift (Dresden)  bekannt  gemacht,  dass  ferner  aus  H"',  der 
Druckvorlage  zu  S  (Göschen),  der  einen  von  den  zwei 
Handschriften  des  Goethe-Archivs,  die  Thätigkeit  ans  Licht 
gezogen  ist,  welche  Herder  der  Revision  des  Textes  gewidmet 
hat.  Interessant  sind  besonders,  um  nur  einiges  Wenige  an- 
zuführen, in  H'  die  Varianten  zu  537  und  676  fgg.  »Vom 
Prinz  von  Traventhal«  (es  ist  der  Incognito-Name,  den 
Christian  VII  von  Dänemark  auf  seiner  Reise  1768  ange- 
nommen hatte).  Verbesserung  der  Textgestalt  betreffend, 
sei  beispielsweise  das  aus  H-*  als  Druckfehler  nachgewiesene 
Ausrufungszeichen  der  Ausgaben  S— C  Vers  460,  und  das 
ebenso  falsche,  gleichfalls  S — C  durchgehende  »erschrickt« 
für  »erschreckt«  hervorgehoben.  —  Dies  nach  des  Heraus- 
gebers, Dr.  Schnorr  von  Carolsfeld,  freundlicher  Mittheilung. 
Zu  den  Lesarten  bietet  an  zwei  Stellen  ein  neuerdings  in 
Goethes  Bibliothek  (Goethehaus)  aufgefundenes  Exemplar 
von  S  (Göschen,  Band  2)  mit  etlichen  eigenhändigen  Ein- 
tragungen einen  Zuschuss.  Vielleicht  zur  Vorbereitung  der 
nächsten  Gesammtausgabe  (A),  etwa  auch  in  Anlass  der 
Aufführung  des  Stückes  auf  der  Weimarer  Bühne,  die  am 
16.    Januar    1805   stattfand,   hat    Goethe    einige  Aenderungen 


Bibliographie.  263 


in  den  Versen  671  fg.  und  55  —  58  vorgenommen.  An  der 
erstgenannten  Stelle  ersichtlich,  um  das  Stück  mit  der  Zeit 
fortgehen  zu  lassen.  V.  679  »Lord  Nelson  kreuzt  noch  stets? 
—  Wie  kann  es  anders  seyn  ?«  Spätere  (und  bessere)  Ueber- 
legung  aber  hat  ihn  dazu  geführt,  das  Alte  an  seiner  Stelle 
zu  belassen. 

B.    SUPHAN. 


Die  Geschwister.  Herausgeber  K.  Jitl.  Schröer. 
Benutzt  sind  3  Handschriften :  eine  von  Seidels  Hand 
im  Besitze  der  Familie  v.  Stein  auf  Kochberg  (H'),  eine  von 
der  Hand  des  Fräuleins  von  Göchhausen  im  Besitze  des 
Herrn  Georg  Kestner  in  Dresden  (H^),  eine  von  Vogels 
Hand  irn  Besitze  der  Herzoglichen  Bibliothek  in  Gotha  (H^). 
Als  Gewinn  aus  denselben  sind  folgende  Besserungen  dem 
Texte  zu  Gute  gekommen:  126,9  und  ihm  zu  essen  geben 
nach  H'  statt  zu  essen  geben;  121,  11  wenn  du  hernach  sa 
bei  Tische  sitzest  nach  allen  Handschriften  statt  wenn  du 
bei  Tische  sitzest,  127,  89  wurde  aus  H'  und  H^  der  Satz 
gewonnen :  sie  soll  nicht  heftig  lieben.  Der  Schreiber  von 
H'  irrte  mit  dem  Auge  von  Zeile  8  lieben  auf  dasselbe  Wort 
in  Zeile  9,  so  dass  die  dazwischen  liegenden  Worte  ausfielen. 
Ein  Gewinn  aus  H'  und  H^  ist  130,14  auch  das  gewiss  nur 
zufällig  ausgefallen  ist.  131,9  fehlt  in  den  Drucken  das 
zweite  und,  12  fehlt  so;  133,7  ist  aus  den  Handschriften  die 
scenische  Bemerkung  aufgenommen  (er  fasst  ihre  Hand) ; 
134,8  wurde  aus  H^  immer  aufgenommen,  i4.  i5  aus  allen 
Handschriften  auf  die  Wege  legte  und;  136,15  vorerzählen 
aus  H'  und  H^  gegen  H^  und  die  Drucke;  139,14.15  bist  du 
so  weit  gebracht  —  ?  nach  den  Handschriften,  die  du  bist  sa 
weit  gebracht  —  ?  —  haben;  141,28  ihr  nur  so  beisammen 
seyd  H'  zusatnmen  H'  wir  nur  so  zusammen  sind  H^;  143,1s 
blieb  im  Text  wenns  an  die  Enttvicklung  kam,  wofür  die 
Handschriften  wenns  an  (aus  H^)  Bundriemen  kam  haben. 


Die  Wette  ist  gedruckt  nach  einer  in  Teplitz  am  30.  Juli  181 2 
von  Goethe  seinem  Sekretär  Vogel  dictirten  und  von  ihn> 
dann  durchcorrigirten  Handschrift.  Es  konnten  aus  ihr  einige 
Versehen  des  erst  nach  Goethes  Tode  von  Riemer  in  der 
Quartausgabe  1837  gedruckten  Stückes  verbessert  werden 
(vgl.  zu   155,5;    162,12;    166, 2i;    167,20). 

Die  Theaterbearbeitung  von  Romeo  und  Julie  erscheint 
hier  zum  ersten  Male  im  Corpus  einer  Gesammtausgabe  von 
Goethes  Werken.  Der  erste  Druck,  den  Boas  in  den  »Nach- 
trägen zu  Goethes  sämmtlichen  Werken  «(1841)  veranstaltete, 


264  Bibliographie. 


konnte  dabei  ausser  Acht  gelassen  werden,  da  sich  im  Besitze 
der  Hoftheater-Intendanz  zwei  vollständige  Manuscripte  der 
Bearbeitung  erhalten  haben,  von  denen  das  eine  wohl  eine 
Abschrift  der  ersten  Niederschrift  ist  und  Correcturen  von 
Goethes  Hand  enthält.  Die  Handschrift  ist  auch  von  Riemer 
durchgesehen  und  mit  einzelnen  Aenderungen  und  Zusätzen 
versehen  worden,  die,  da  sie  Goethes  Billigung  erhalten  haben, 
auch  in  unserem  Texte  wiedergegeben  sind.  Die  Fehler  des 
Boasschen  Drucks  sind  stillschweigend  verbessert  worden. 

J.  Wähle. 

Makomet.  Von  dem  Text  in  C  weicht  unsere  Ausgabe 
in  12  Versen  ab.  Achtmal  wurde  die  richtige  Lesart  aus 
dem  Einzeldruck  und  der  ersten  Gesammtausgabe  wieder- 
hergestellt (40.  200.  232.  660.  686.  746.  758.  1744).  Auf 
Grund  des  Voltaireschen  Textes  wurde  Vers  1358  geändert. 
Druckfehler  in  C  enthielten  die  Verse  1136  und  1469.  Aus 
den  Propyläen  ist  in  Vers  710  die  Form  worum  gerettet. 

Tancred.  Die  zehn  Verse  (240.  436.  526.  587.  592. 
^Z'h-  919-  ^37°-  1912.  1952),  welche  in  unserer  Ausgabe  von 
dem  Texte  in  C  abweichen,  sind  auf  Grund  des  Einzeldrucks 
und  der  ersten  Gesammtausgabe  geändert  worden.  In  Vers 
1294  wagten  wir  nicht  die  Form  bereit  (pret)  statt  bereitet 
gegen  alle  Ueberlieferung  einzusetzen. 

O.  Hoffmann. 


Band  u.  Elpenor,  das  Frometheus  -YxdigvixtXiX.  und  die 
»Bruchstücke  einer  Tragödie»  hat  Friedrich  Zartuke  beige- 
tragen. Er  hat  sich  noch  an  der  Correctur  des  Elpenor- 
Textes  betheiligt ;  das  Weitere,  auch  einige  abschliessende 
Arbeit  an  den  Lesarten  und  Paralipomena  haben  wir  im 
Archiv  besorgt,  in  Treue  des  verehrten  Mitarbeiters  und 
seiner  gewissenhaften  Mühewaltung  gedenkend.  An  den 
schwierigen  Vorlagen  zum  »Prometheus«  (Goethe -Jahrbuch 
9,  3  f.),  zu  dem  fragmentarischen  »Trauerspiel«  und  dessen 
bis  jetzt  ungedruckten  ersten  Entwürfen  (sicher  aus  dem  Spät- 
sommer 1807)'  seinen  Scharfblick  zu  bewähren,  war  ihm 
eine  Erfrischung ;  am  Elpenor  hatte  sich  seine  Kunst  schon 
vormals  erprobt.  Fröhliche  Tage  für  ihn  und  uns,  als  er, 
im  Herbst   1889,   die  Vorarbeiten    im    Archiv    betrieb.     Zum 


'  Die  weitere  Ausführung  (H^  H*j  ist  Zarncke  geneigt  mit  Riemer 
in  das  Jahr  1810  zu  verlegen.  Jedenfalls  war,  was  uns  vorliegt,  im 
Sommer  18 10  schon  vorhanden,  nach  einem  ungedruckten  Briefe 
Goethes  an  Kirms,  wo  das  Stück  als  »eine  Tragödie  aus  der  Zeit 
Carls  des  Grossen«  bezeichnet  wird. 


Bibliographie.  265 


»Elpenor«  bot  ihm  der  Nachlass  die  älteste  d.  h.  die  rein 
Goethische  Gestalt,  das  »Schauspiel«  in  Prosa  (1781.  83), 
in  der  von  Vogel  gefertigten  Reinschrift,  mit  den  Spuren 
von  Herders  Revision.  Herder  ist  es,  der  durch  Striche  und 
kleine  Aenderungen  auf  den  ersten  Seiten,  zuerst  (1786)  den 
Versuch  gemacht  hat,  die  rhythmische  Prosa  in  Verse  zu 
schneiden.  Er  hat  also  zu  der  später  von  Riemer  durchge- 
führten Bearbeitung  den  Anstoss  gegeben.  Auf  dieser  Be- 
arbeitung (Februar  1806)  beruht  bekanntlich  der  zuerst  in 
A  veröffentlichte  Text.  Da  Goethe  sie  gebilligt,  sie  vor  dem 
Druck  einer  Redaction  unterzogen  hat,  so  muss  sie  fernerhin 
in  den  Werken  ihren  Platz  behalten.  Die  älteste  Gestalt 
aber  gab  Zarncke  mit  Recht  vollständig  im  Anhang,  ein 
Paralipomenon  edelster  Art.  Aus  H',  der  ersten  Niederschrift 
Riemers  mit  seinen  Veränderungen,  hat  er  durch  Vergleichung 
mit  dem  Drucke  Goethes  redactorischen  Antheil  festgestellt: 
den  Weg  vorzuführen,  auf  dem  Goethes  Gedicht  die  Rie- 
mersche  Gestalt  empfangen  hat,  hielt   er  für  überflüssig. 

B.    SUPHAN. 

Zum  Clavigo  hat  sich  handschriftliches  Material  nicht 
gefunden.  Für  die  Reinigung  des  Textes  hat  Barnays  (Kritik 
und  Geschichte  des  Goetheschen  Textes  S.  45  fg.)  den  Weg 
gewiesen  ;  ihm  bin  ich  in  der  Verbesserung  von  C  fast  durch- 
weg gefolgt. 

Unsere  Ausgabe  weicht  von  dem  Text  in  C  ab:  i.  durch 
Beseitigung  von  Druckfehlern  54,15;  65,13;  73,24  und  27; 
76.17;  93,26;  97,7;  103,24;  2.  durch  Herstellung  der  älteren, 
seit  C  aufgegebenen  Lesarten:  51,8;  54,25;  70,13;  85,14 — 15: 
89,14;  101,21;  102,15;  103,15.  Ferner  ist  121,17  die  scenische 
Bemerkung  eingehängt  und  115,25  —  116,2  die  falsche  Ver- 
iheilung  der  Reden  gebessert,  endlich  die  Schreibung  Madrid 
durchgeführt  worden.  —  In  andern  Fällen  sind  die  Vor- 
schläge von  Bernays  nicht  in  den  Text  aufgenommen  worden, 
so  namentlich  zu  56,23;  58,3;  86,13;  90,8;  99,1  und  3;  100, 11; 
123,1.  —  Die  Interpunktion  bedurfte  nur  weniger  Aenderungen. 

Richard  M.  Meyer. 

Stella.  Herausgeber  K.  Jul.  Schröer. 
Die  Textgestaltung  von  Stella  ist  wie  die  vom  Clavigo 
und  besonders  vom  Werther  erschwert  durch  die  eigenthüm- 
lichen  Schicksale,  die  der  Text  von  der  ersten  Ausgabe  (1776) 
zur  ersten  rechtmässigen  Göschenschen  Gesammtausgabe  (1787) 
und  von  da  weiter  in  die  Cottaschen  Ausgaben  erlitten  hat. 
Die  Himburgschen  Nachdrucke  (1776,  1777  und  1779)  haben 
in    den    Text    eine    Menge     willkürlicher  Verschlechterungen 


266  Bibliographie. 


eingeführt  und  diese  sind,  wie  Bernays  lieber  Kritik  und 
Geschichte  des  Goetheschen  Textes  nachgewiesen  hat,  in  die 
Göschensche  Ausgabe  übergegangen  und  haben  sich  zum 
grössten  Theil  bis  in  die  Ausgabe  letzter  Hand  fortgeschleppt. 
Unsere  Ausgabe  geht  auf  den  ursprünglichen  Text  zurück, 
wie  er  in  der  der  Königlichen  Bibliothek  zu  München  ge- 
hörigen, von  Seidel  geschriebenen  und  von  Goethe  durch- 
corrigirten  Handschrift  (H)  und  dem  darauf  beruhenden 
ersten  Drucke  (E)  vorliegt.  Die  Fälle,  wo  unser  Text  von 
der  Ausgabe  letzter  Hand  abweicht,  sind  so  zahlreich,  dass 
sie  hier  nicht  einzeln  aufgezählt  werden  können.  Nur  in 
einigen  Fällen,  wo  Goethe  in  der  Göschenschen  Ausgabe 
gegen  H  und  E  änderte,  ist  auf  diese  Besserungen  in  unserem 
Texte  Rücksicht  genommen  worden  (z.  B.  165,16;  190,17). 
Ein  Fehler  der  zweiten  Cottaschen  Ausgabe  (B)  ist  im  Per- 
sonenverzeichniss  gebessert :  »Cäcilie,  Anfangs  unter  dem 
Namen  Sommer«.  Der  Schluss  ist  mit  C  der  tragische;  in 
den  Lesarten  ist  der  des  »Schauspiels  für  Liebende«  nach 
H  wiedergegeben.  Zur  Controle  der  Lesarten  dienten  dem 
Herausgeber  Aufzeichnungen  von  Bernays  in  seinem  von  ihm 
bereitwilligst  dargeliehenen  Handexemplare  von  C  und  vom 
3.  Band  des  »Jungen  Goethe«. 


Claudine  von  Villa  Bella.  Die  Handschrift,  in  Italien 
eigenhändig  von  Goethe  geschrieben,  bietet  nur  wenige 
grössere  Varianten,  giebt  aber  mehrfach  sichere  Grundlage 
zur  Herstellung  des  Textes,  der  auf  dem  Wege  von  S  (1788) 
bis  C  (1828)  mannigfach  Schaden  genommen  hat,  besonders 
in  B  (181 6).  Ungewöhnliche  Erscheinungen  sind  nicht  zu 
verzeichnen,  doch  mag  auf  Vers  285  hingedeutet  werden  als 
ein  classisches  Beispiel  dafür,  dass  ein  völliger  Unsinn  104 
Jahre  lang  durch  alle  Goethe-Ausgaben  sich  hindurchschleppen 
und  dann  sogar  noch  durch  des  Dichters  Niederschrift  als 
dessen  eigne  Schuld  erwiesen  werden  konnte. 

E.  VON  DER  Hellen. 


Erwin  und  Elinire.  Da  die  erste  Fassung  dieses  Stückes 
nach  dem  Plane  der  Ausgabe  für  einen  späteren  Band  be- 
stimmt ist,  kam  nur  die  Gestalt  in  Betracht,  die  Goethe 
nach  seinen  Erfahrungen  als  Bewunderer  italienischer  Sing- 
spiele, zum  Theil  beeinflusst  durch  den  Componisten  Kayser 
in  Italien  so  gut  wie  neu  schuf  Uns  liegt  Goethes  Original- 
manuscript vor,  das  noch  einige  ursprüngliche,  später  ver- 
worfene Lesarten  aufweist.  Besonders  interessant  ist  die  von 
Scene  II,  9  zu  bemerkende    Verschreibung   Litcinde    für    Ro- 


Bibliographie.  267 


sette^  weil  sie  uns  zeigt,  dass  Goethe  damals  gleichzeitig  an 
Claudine  von  Villa  Bella  gearbeitet  haben  muss,  wo  eine 
während  des  italienischen  Aufenthaltes  neu  eingeführte  Person 
den  Namen  Lucinde  führt.  Ein  paarmal  können  wir  sehen, 
dass  Goethe  erst  bei  einer  durchgehenden  Correctur  —  worauf 
die  gleichmässig  blassere  Tinte  dieser  Correcturen  hindeutet 
—  grössere  Rücksicht  auf  die  Bühne  nahm,  scenische  An- 
gabe hinzusetzte  und  einen  besseren  musikalischen  Abschluss 
ermöglichte.  Von  dem  Versuche  Goethes  mit  kleineren 
Aenderungen  der  Prosafassung  auszureichen,  giebt  vielleicht 
ein  kleiner  Rest,  der  sich  handschriftlich  erhalten  hat,  eine 
Spur,  wenn  darin  nicht  etwa  die  Unterschrift  zu  einer  ge- 
planten Illustration  zu  erkennen  ist.  Verbesserungen  von  C 
legte  des  Dichters  Handschrift  in  Uebereinstimmung  mit  den 
älteren  Drucken  nahe:  V.  463  Blühte  für  Blühet,  V.  578 
Ach  wehe !  iveh !  für  Ach  weh !  Nur  auf  die  Autorität  von  H' 
wurde  V.  209  das  unverständliche  tan  aller  Ausgaben  und 
der  ersten  Abschrift  in  nii7i  verbessert,  worauf  auch  die 
Prosa  führt.  Gegen  die  Handschrift  habe  ich  in  der  Ueber- 
schrift  des  Ersten  Aufzugs  das  Land  von  C  in  Land-  ge- 
ändert, was  die  anderen  Ausgaben  sinngemäss  haben.  Zur 
Aufnahme  des  schon  durch  Herrn  von  Loeper  vorgeschlagenen 
noch  in  V.  45  statt  und  konnte  ich  mich  nicht  entschliessen. 
V.  181  wäre  vielleicht  dann  statt  denn  einzuführen  gewesen, 
doch  steht  dieses  detm  auch  in  den  Gedichten  und  der  Prosa, 
so  dass  Goethe  die  Correctur  wohl  selbst  fallen  Hess.  Ob 
V.  286  nicht  mit  Hi  das  statt  diess  zu  schreiben  war,  bleibt 
dahingestellt.  Sonst  gibt  die  klare  Ueberlieferung  dieser 
italienischen  Fassung  zu  Bemerkungen  nicht  Anlass. 

R.  M.  Werner. 


Die  abschliessenden  Bruchstücke,  Dramatisches  aus 
fremden  Sprachen,  hat  der  Redactor  dieses  Bandes,  wie  der 
ganzen  Reihe  von  8  an,  B.  Suphan,  aus  dem  Nachlass 
hinzugethan.  Sie  bilden,  mit  Zarnckes  kleineren  Beiträgen 
zusammen,  einen  Anhang,  der  wie  jene  Reihe  grosser  dra- 
matischer Werke  selbst.  Eigenes  und  durch  Nachdichtung 
Angeeignetes  enthält.  Unbekannt  wo  bis  jetzt  das  Fragment 
zu  Einsiedeis  Lustspiel  »Die  Mohrin«,  einer  freien  Nach- 
bildung des  Terenzischen  »Eunuchus«.  B.  S. 


Mit  Band  28  und  29  liegt  die  Ausgabe  von  Dichtiitig 
und  Wahrheit  abgeschlossen  vor.  Ueber  das  Verhältniss  der 
zu  Grunde   gelegten  Ausgaben,    namentlich    die  Incorrectheit 


268  Bibliographie. 


von  C  war  bereits  im  Goethe-Jahrb.  XI,  211  die  Rede^ 
Das  Interesse  an  der  neuen  Ausgabe  wird  sich  hauptsächlich 
auf  Band  29,  den  vierten  Theil,  concentriren.  Einmal  lag 
dazu  eine  von  John  gefertigte,  von  Goethe  mit  zahlreichen 
Correcturen  versehene  Handschrift,  nicht  das  endgiltige  Druck- 
manuscript, vor.  Dieselbe  (H)  weicht  von  dem  durch  Ecker- 
mann besorgten  Druck  in  stilistischer  Hinsicht  mehrfach  ab. 
Nach  reiflicher  Erwägung  sind  wir  jedoch  —  abgesehen  von 
Stellen,  an  denen  C  gegenüber  H  offenbare  Fehler  gibt  — 
nicht  auf  den  Text  von  H  zurückgekehrt :  es  wäre  daraus 
eine  unverantwortliche  stilistische  Verschlimmerung  des  vierten 
Theils  geworden.  Wir  durften  dies  um  so  weniger  thun,  weil 
alle  wohl  motivirten  Aenderungen  und  Zusätze  in  C  Goethe- 
schen  Intentionen  zu  entsprechen  scheinen,  ja  geradezu 
Goethesche  Bleistift-Correcturen,  welche  mitunter  in  H  noch 
leserlich  hervortreten,  voraussetzen.  Selbstverständlich  sind 
dagegen  alle  Varianten  von  H  im  Apparat  sorgsam  verzeichnet. 
Was  diesen  vierten  Theil  von  D.  und  W.  in  der  Weimarer 
Goethe-Ausgabe  im  weiteren  so  anziehend  gestaltet,  sind  die 
ausserordentlich  reichhaltigen  Paralipomena  und  Schemata 
dazu.  Sie  zeigen,  dass  die  Anlage  einzelner  Bücher,  wie  die 
des  17.  ursprünglich  eine  ganz  andere  war.  So  sollte  z.  B. 
die  Lili-Geschichte,  deren  Darstellung  über  die  Bücher  16, 
17  und  19  vertheilt  ist,  hier  in  ununterbrochenem  Zusammen- 
hange erzählt  werden.  Die  Episode  von  Jung  Stillings  ver- 
unglückter Frankfurter  Operation,  jetzt  in  Buch  16  mitgetheilt, 
sollte  anfänglich  in  17  ihre  Stelle  finden  u.  s.  w.  Ein  wich- 
tiger Bestandtheil  des  18.  Buches,  jene  interessante  Skizze 
der  ursprünglichen  Gestalt  des  zweiten  Faust,  ist  schon  früher 
aus  diesem  Zusammenhang  losgetrennt  und  in  Bd.  15,  2.  Abth. 
S.  173  derWeimarer  Goethe-Ausgabe  abgedruckt  worden.  Dafür 
wird  hier  29,  231  ff.  der  Wortlaut  der  in  jüngster  Zeit  so  oft 
genannten  Aristeia  der  Mutter  an  die  Oeffentlichkeit  gebracht. 
Es  haben  sich  auch  einige  Andeutungen  über  einen  von 
Goethe  geplanten  fünften  Theil  von  D.  und  W.  erhalten,  der 
die  Ereignisse  von  1775  — 1786  kurz  zusammengefasst  hätte 
und  an  den  sich  dann  zunächst  die  Italienische  Reise  an- 
schliessen  sollte. 

Ich  kann  die  Feder  nicht  aus  der  Hand  legen,  ohne 
dankbar  der  lehrreichen  Zeit  zu  gedenken,  da  es  mir  ver- 
gönnt war,  mit  dem  unvergesslichen  G.  v.  Loeper  zusammen, 


'  Leider  hat  sich  an  jenem  Orte  S.  212  Z.  19  v.  u.  ein  schlimmer 
Druckfehler  eingeschlichen.  Die  richtige  und  ursprüngliche  Lesart  in  Bd.  27 
S.  194,15  ist  »Seelenconcent«  (nicht  »Seelenconcert«).  —  Hierbei  sei 
auch  (nach  Suphans  Mittheilung)  das  letzte  Wort  von  Band  26  be- 
richtigt. S.  581  ist  zu  lesen:  Die  Vortrefflichkeit  des  ganzen  Genres 
(nicht  Genies). 


Bibliographie.  269 


die  vier  Bände  unserer  Ausgabe  zu  besorgen.  Seine  er- 
giebigen Anmerkungen  zu  den  einzelnen  Correcturbogen 
waren  gewöhnlich  neue  Beiträge  zu  seinem  unschätzbaren 
Commentar  von  D.  und  W.,  wobei  er  nie  den  Zusatz  unter- 
liess  :  »vgl.  die  zweite  Ausgabe  meines  Commentars«.  Wahr- 
scheinlich liegt  in  seinem  Nachlass  ein  reichhaltiges  Material 
zu  einer  solchen  vor,  welches  hoffentlich  jene  neue  Auflage, 
die  unsere  liebe  »Goethe-Excellenz«  nicht  mehr  erleben  sollte, 
beschleunigen  wird. 

J.  Baechtold. 


Band  43.  44.  Benvenuto  Cellini.  Die  Pflicht,  als  Redactor 
der  beiden  Bände,  sie  Wort  für  W^ort  durchnehmen  zu  müssen, 
hat  mir  den  Genuss  gewährt,  von  Neuem  die  Kunst  zu  be- 
wundern, mit  der  Goethe  ein  im  Grossen  und  Ganzen  clas- 
sisches,  in  den  zufälligen  Einzelheiten  provincial  betontem, 
gesprochenem  Florentinisch  entsprungenes  \^'erk  deutsch 
wiedergegeben  hat.  Die  Nachlässigkeiten  Cellinis,  mit  der 
er  darauf  losschrieb,  sind  reproducirt,  durch  ganz  eigen- 
thUmliche  Behandlung  der  deutschen  Sprache  aber  mehr  im 
Effect  als  durch  Nachahmung  des  Satzbaues  hergestellt 
worden.  Goethe  würde,  hätte  ihm  der  heute  vorhandene 
Text  zu  Gebote  gestanden,  manche  Stelle  anders  geschrieben 
haben,  denn  wie  wir  Cellinis  Niederschrift  seiner  Erinnerungen 
heute  lesen,  liegen  sie  erst  seit  neuerer  Zeit  vor  :  allein  der 
Umstand,  dass  Goethe  nach  einer  mangelhaften  Ausgabe 
arbeitete,  kommt  doch  kaum  in  Betracht.  Sein  Buch  wird 
immer  den  Rang  behaupten,  der  ihm  gebührt,  und  auch 
irrthümliches  Verständniss  der  Worte  und  Dinge,  das  ilim  ja 
nachgewiesen  werden  kann,  nimmt  seinem  Verdienste  nichts. 

Ich  habe  Herrn  Dr.  von  der  Hellen  ersucht,  über  das 
Technisch-philologische  der  Ausgabe,  bei  deren  Revision 
er  mir  zur  Seite    gestanden  hat,    zu  berichten.     Er  schreibt: 

»Der  Grundsatz  der  Weimarischen  Ausgabe,  unter 
möglichstem  Anschluss  an  die  Ausgabe  letzter  Hand  (C) 
einer  vorurtheilslosen,  strengen  Kritik  alle  Pflichten  und 
Rechte  zu  wahren ,  musste  in  den  beiden  Bänden  des 
»Benvenuto  Cellini«  zu  grösseren  Abweichungen  von  C  führen 
als  in  allen  anderen  Werken  Goethes.  J)er  Grund  dieser 
Nothwendigkeit  liegt  im  Verhältniss  des  Dichters  zu  seiner 
Arbeit :  bis  an  sein  Lebensende  bewahrte  er  dem  Inhalt  ein 
reges  Interesse,  für  den  Text  als  solchen  aber  konnte  es 
diesem  Uebersetzungswerk  nicht  in  gleichem  Mass  erhalten 
bleiben  wie  den  eignen  Schöpfungen.  Die  erste  Gestalt  der 
Uebersetzung  entstand  schnell,  mit  ungleicher  Lust,  und  ihren 
Abdruck     in    den    Hören     1796/97   entstellten    viele    Fehler. 


270  Bibliographie. 


Diese  haften  zum  grossen  Theil  auch  der  Abschrift  an,  die 
Goethe  bereits  während  und  kurz  nach  dieser  Drucklegung 
von  dem  Druckmanuscript  der  Hören  machen  Hess,  unter 
HinzufUgung  der  dort  noch  nicht  mit  veröffentlichten  Ab- 
schnitte. Als  er  dann  im  Jahre  1798  diese  ergänzte  Abschrift 
nochmals  durcharbeitete,  wiederum  mit  ungleichmässiger 
Hingabe  und  Gründlichkeit,  nahm  er  den  italienischen  Text 
vielleicht  stellenweise  wieder  zur  Hand,  machte  sich  aber  eine 
Berichtigung  der  Uebersetzung  als  solcher  nicht  zur  Aufgabe, 
sondern  begnügte  sich  mit  einer  vorwiegend  formalen 
Correctur  in  ästhetisch-stilistischer  Absicht.  Die  so  durch- 
gearbeitete, im  Goethe-  und  Schiller-Archiv  erhaltene  Abschrift 
wurde  dann  1803  der  ersten  Einzelausgabe  als  Druckmanuscript 
zu  Grunde  gelegt,  und  dieser  vielfach  fehlerhafte  Abdruck 
pflanzte  sich  durch  die  vier  Cottaschen  Werkausgaben  fort, 
mit  immer  wachsender  Verderbniss  des  Textes.« 

»Die  Weimarische  x\usgabe  nun,  durch  iA'olfgang  von 
Oettingen  und  Eduard  von  der  Hellen  in  Gemeinschaft  besorgt, 
musste  sich  zunächst  an  C  halten,  in  zahllosen  Fällen  aber 
von  ihr  abweichen  in  Rückgriff  auf  jene  von  Goethe  durch- 
gearbeitete Abschrift  des  Horenmanuscriptes.  Da  aber  auch 
diese  keineswegs  überall  das  zweifellos  Richtige  bietet  und 
andererseits  die  Abweichungen  der  Drucke  bis  C  vielfach 
einen  guten  Sinn  geben,  so  dass  die  Annahme  ihrer  Ein- 
führung oder  Gutheissung  durch  Goethe  wohl  zulässig  er- 
scheinen muss,  hatten  die  Herausgeber  vielen  einzelnen 
Fällen  gegenüber  einen  schweren  Stand,  —  um  so  mehr  als 
ja  der  italienische  Text  nicht  unbedingt  den  Ausschlag  geben 
durfte,  seit  Goethe  selbst  schon  durch  die  Bearbeitung  von 
1798  sich  so  entschieden  von  ihm  emancipirt  hatte.  Der 
Grundsatz  möglichsten  Anschlusses  an  C  wurde  daher  nach 
Kräften  gewahrt,  um  überhaupt  einen  principiellen  Stand- 
punkt zu  gewinnen,  und  manche  an  sich  recht  annehmbare 
Variante  der  Handschrift  mit  einiger  Ueberwindung  unter 
die  »Lesarten«  verwiesen ;  wo  aber  solche  Varianten  nicht 
nur  für  das  GefUhlsurtheil  den  Vorzug  verdienten,  sondern 
durch  kritische  Gründe  gestützt  werden  konnten,  ist  ihnen 
ihr  Recht  für  den  Text  nicht  vorenthalten.  Die  Subjectivität 
solcher  Entscheidungen  wurde  freilich  dadurch  vor  Ungleich- 
mässigkeiten  und  Ausschreitungen  einigermassen  bewahrt, 
dass  ziuei  Herausgeber  sich  in  jedem  Fall  zu  einigen  hatten, 
—  ob  aber  dadurch  immer  das  objectiv  Richtige  getroffen 
wurde,  ist  Niemandem  zweifelhafter  als  diesen  selbst,  und 
eine  Anzahl  von  Berichtigungen  am  Schluss  beider  Bände 
legen  offenes  Zeugniss  nicht  nur  dafür  ab,  dass  sie  nach 
Abschluss  des  Textdruckes  in  der  Entscheidung  mancher 
zweifelhaften    Frage    ihre    Ansicht    geändert,     sondern     auch 


Bibliographie.  27 1 


dafür,    dass    sie    unter    der    Fülle    der    Varianten    einige    un- 
zweifelhafte Textverbesserungen  übersehen  hatten.« 

»Ueber  die  Grundsätze,  die  in  der  Behandlung  der  Inter- 
punction  und  Orthographie,  besonders  hinsichtlich  der  vielen 
italienischen  Namen  befolgt  wurden,  berichtet  die  Einleitung 
zu  den  »Lesarten«  des  ersten  Theiles.  Auf  sie  ist  auch  be- 
züglich näherer  Begründung  des  oben  Gesagten  zu  verweisen.« 

»Zu  dem  »Anhang  bezüglich  auf  Sitten,  Kunst  und  Tech- 
nik« bieten  die  »Lesarten«  Beschreibung  und  Abdruck  um- 
fangreicher Vorstudien,  die  in  Goethes  Arbeitsweise  interes- 
sante Einblicke  gewähren.  Die  beständigere  Theilnahme,  die 
Goethe  diesem  Anhang,  als  einer  eigenen  Arbeit,  im  Ver- 
hältniss  zu  der  nur  übersetzten  Hauptmasse  bewahrte,  ver- 
räth  sich  auch  durch  die  reinere  Ueberlieferung  des  Textes.« 

Gern  würde  ich,  wenn  der  Plan  unserer  Goetheausgabe 
es  erlaubt  hätte,  Dr.  von  der  Hellens  Mittheilungen  Folgendes 
in  breiterer  Ausführung  noch  zugefügt  haben. 

Goethes  Cellini  kann  als  erster  Theil  einer  Geschichte 
der  Italienischen  Kunst  im  16.  und  17.  Jahrhundert  gefasst 
werden,  deren  zweiten  der  »Winckelmann«  bildete.  Dem 
Anscheine  nach  handelt  es  sich  bei  der  Uebertragung  des 
Cellini  nur  um  die  Biographie,  bei  Winckelmann  nur  um 
dessen  Briefe,  in  Wahrheit  aber  hier  wie  dort  um  viel  mehr. 
Der  Aufbau  der  zwei  Bücher  lässt  Goethes  Absicht  hervor- 
treten. Das  Zusammenfügen  der  litterarischen  Bestandtheile 
beider  Werke  war  kein  zufälliges  Aneinanderhängen  des  sich 
darbietenden  Materiales.  Goethes  Wille  war,  es  müssten  bei 
dieser  Geschichtsschreibung  Cellini  und  Winckelmann  das 
Wort  ergreifen  und  werde  von  ihm  selbst  und  seinen  Mit- 
arbeitern Anderes  nur  in  Form  von  Zuthaten  beigegeben, 
die  allenfalls  auch  fehlen  dürften.  Was  wir  empfangen  jedoch 
sind  inhaltreiche  selbstständige  Capitel  und  hieraus  erklärt  sich 
der  Eindruck,  den  beide  Bücher  zurücklassen :  den  einheitlich 
concipierter,  grosser  historischer  Anschauungen,  zu  denen 
Goethe  uns  emporhebt. 

Herman  Grimm. 

Der  46.  Band  (Ausgabe  letzter  Hand  37.)  enthält  den 
»Winckelmann«  von  Adolf  Michaelis,  den  »Philipp  Hackert« 
von  Otto  Harnack  bearbeitet.  Redactor  war  Erich  Schmidt. 
Mit  Ausschluss  der  Briefe  an  Berendis,  des  Meyerschen 
»Entwurfs  einer  Kunstgeschichte  des  18.  Jahrhunderts«, 
des  chronologischen  Briefverzeichnisses  und  des  Namen- 
registers folgen  auf  Goethes  Widmung  und  Vorwort  die  drei 
Aufsätze  Goethes,  Meyers  und  Wolfs.  Der  mehrfach  emendirte 
Text  des  »Winckelmann«  beruht,  soweit  nicht  bestimmte 
Gründe    der   Aenderung    in    C    ersichtlich    waren,    auf   dem 


272  Bibliographie. 


Einzeldruck  E  von  1805.  Die  Lesarten  bieten  auch  die 
Ankündigung  aus  der  Allgemeinen  Litteraturzeitung  und  Daten 
der  Druckgeschichte,  Abweichungen  eines  unvollständigen 
Riemerschen  Manuscriptes,  Varianten  des  Humbokltschen 
Briefes  über  Rom,  die  lateinischen  Citate.  —  Dem  »Hackert« 
ist  Meyers  Aufsatz  beigegeben.  Im  Text  sind  manche  russische, 
englische,  italienische  Namen  richtig  gestellt.  Das  Register 
aus  E  findet  sich  mit  veränderten  Ziffern  S.  405.  Der 
Apparat  verwerthet  vier  Handschriften  Hackerts  für  die  Auf- 
sätze (S.  411  ist  der  Brief  vom  4.  März  1806  treu  nach  dem 
Original  abgedruckt),  Knights  englische  Reisebeschreibung, 
die  englische  Vita  Gores  und  legt  so  die  Bearbeitung  Goethes 
kritisch  dar.  E.  Schmidt. 


ZWEITE  ABTHEILUNG. 

Von  der  Eckermann-Riemerschen  Ausgabe  der  Natur- 
wissenschaftlichen Schriften  in  den  »Nachgelassenen  Werken« 
unterscheidet  sich  die  unsrige  zunächst  durch  ihre  Anordnung. 
Diese  beruht,  dem  für  uns  geltenden  Princip  gemäss,  auf 
dem,  was  uns  als  Goethes  letztwillige  Verfügung  bekannt  ist. 
In  seinem  Codicill  vom  10.  Juni  1831  ist  bestimmt,  dass  die 
Farbenlehre  die  Reihe  der  naturwissenschaftlichen  Werke 
eröffnen,  Morphologie  folgen  soll,  sodann  Mineralogie ;  »Natur 
im  Allgemeinen«   soll  schliessen. 

Auf  dieser  Grundlage  wurde  die  Anordnung  mit  den  be- 
theiligten Mitarbeitern  berathen  und  festgestellt.  Die  fünf 
ersten  Bände  (Farbenlehre  und  Zugehöriges)  bilden  geschlossen 
S.  Kalischei's  Antheil.  Das  Uebrige  hat  R.  Steiner  über- 
nommen, mit  Ausnahme  der  Arbeiten  zur  Osteologie  und 
Anatomie,  die  als  besonderer  Band  (8)  von  K.  v.  Bardeleben 
herausgegeben  werden.  Von  Sachverständigen  zum  ersten 
Mal  durchforscht  und  ausgewirkt,  kommt  nun  erst,  besonders 
in  der  zweiten  Hälfte  (Band  6  fgg.),  die  Fülle  des  hand- 
schriftlichen Nachlasses  zur  Geltung. 

B.    SUPHAN. 

Band  i.  2.  Barbenlehre,  didaktiseJier  und  polemischer 
Theil.  Massgebend  für  den  Text  der  Farbenlehre  ist  das 
1810  in  zwei  Bänden  erschienene  Werk,  da  sie  in  C  erst 
unter  den  Nachgelassenen  Werken  Aufnahme  fand.  Das 
handschriftliche  Material  des  Archivs,  so  reichhaltig  es  ist  an 
Entwürfen,  Dispositionen,  Excerpten  u.  s.  w.,  enthält  nur 
wenig  Druckmanuscript,  zum  polemischen  Theil  mehr  als 
zum  didaktischen,  und  zu  irgend  welcher  Aenderung  des 
Textes    auf   Grund    des    handschriftlichen    Materials    bot   sich 


Bibliographie.  273 


kein   Anlass.     Auch    findet    sich    im   Texte  kaum   etwas,    das 
auf  eine  Verderbtheit  desselben  schUessen  Hesse. 

S.  Kalischer. 

Band  6.  7.  Der  6.  und  7.  Band  der  zweiten  Abtheilung 
(naturwissenschaftliche  Schriften)  enthält  Goethes  morpho- 
logische Arbeiten,  insofern  sie  sich  auf  Botanik  beziehen. 
Was  aus  den  Heften  »Zur  Morphologie«  (181 7  — 1824)  in  die 
»Nachgelassenen  Werke«  übergegangen  ist,  wurde  hier  ver- 
einigt mit  den  noch  ungedruckten  Abhandlungen  und  Skizzen 
zu  diesem  Gegenstande,  an  denen  das  Archiv  besonders  reich 
ist.  Dadurch  ist  Goethes  »Theorie  der  Pflanze«  in  ihrer 
vollen  Ausdehnung  und  in  sich  geschlossenen  Gestalt  in 
diesen  beiden  Bänden  enthalten.  Die  in  den  »Nachgelassenen 
Werken«  veröffentlichten  Aufsätze  Hessen  manche  Frage  offen 
über  die  Prinzipien,  auf  denen  diese  Theorie  beruht,  und 
über  die  Consequenzen,  die  Goethe  daraus  gezogen  hat.  Der 
kundige  Leser  musste  durch  eingefügte  Hypothesen  die  Sache 
erst  abrunden.  Manche  der  hiermit  angedeuteten  Lücken 
erscheinen  durch  die  Veröffentlichung  des  handschriftlichen 
Nachlasses  nunmehr  ausgefüllt. 

Als  Grundstock  des  6.  Bandes  wurde  angesehen,  was  in 
dem  1831  erschienenen  »Versuch  über  die  Metamorphose 
der  Pflanzen.  Uebersetzt  von  Friedrich  Soret,  nebst  geschicht- 
lichen Nachträgen«  enthalten  ist.  Das  Archiv  enthält  für 
den  grössten  Theil  dieser  Parthie  die  handschriftlichen  Unter- 
lagen. Daran  schliesst  sich  das  Zugehörige  aus  dem  unge- 
druckten Nachlass  in  solcher  Anordnung,  dass  Goethes  Ideen 
in  jener  systematischen  Folge  erscheinen,  die  durch  ihren 
Inhalt  gefordert  ist,  und  zwar  i.  Zur  Morphologie  der  Pflanzen 
im  Allgemeinen,  die  Prinzipien  enthaltend  (S.  279 — 322); 
2.  Specielle  Fragen  und  Beispiele  aus  der  Metamorphosen - 
lehre  (323  —  344);  3.  Naturphilosophische  Grundlagen  und 
Consequenzen  der  ganzen  Lehre  (345  —  361);  4.  Auf  Grenz- 
gebiete zwischen  Morphologie  und  Aesthetik  Bezügliches 
(362  —  363).  Diese  Aufsätze  enthalten  die  Grundprinzipien 
der  Goetheschen  Anschauungen  über  Organik,  seine  Gedanken 
über  das  Wesen  und  die  Verwandtschaft  der  Lebewesen  und 
über  die  nothwendigen  Anforderungen  an  eine  wissenschaft- 
liche Systematik  derselben.  Paralipomena  I  (S.  401 — 446) 
umfassen  Vorarbeiten  über  die  Metamorphose  der  Insecten ; 
Paralipomena  II  (446—451)  eine  Definition  der  Morphologie  in 
jenem  grossen  Stile,  wie  sich  Goethe  diese  Wissenschaft  dachte, 
und  Anmerkungen  zu  den  einzelnen  Sätzen  der  Metamor- 
phosenlehre ,  endlich  Skizzen  über  die  Metamorphose  der 
Würmer  und  Insecten.  Alles  unter  »Paralipomena«  unter- 
gebrachte ist  bisher  ungedruckt. 

Goethe-Jahrbuch    XIII.  jg 


274  Bibliographie. 


Der  7.  Band  bringt  alle  botanischen  Arbeiten  Goethes 
aus  der  Zeit  vor  der  Entdeckung  der  Metamorphose,  in  denen 
sich  erst  das  Ringen  mit  dieser  Idee  kundgibt,  dann  die 
Autsätze,  welche  die  Auseinandersetzung  mit  gleichzeitigen 
oder  geschichtlichen  Erscheinungen  vom  Standpunkte  der 
Metamorphosenlehre  enthalten.  In  die  erste  Reihe  gehören 
die  »Vorarbeiten  zur  Morphologie«  (bisher  ungedruckt),  in 
die  zweite  die  Aufsätze  über  die  Spiraltendenz  der  Vege- 
tation, über  die  Systematik  der  Pflanzen,  Recensionen  bo- 
tanischer Werke,  die  Arbeit  über  Joachim  Jungius,  die  Apho- 
rismen »über  den  Weinbau«  (ungedruckt),  die  Uebersetzung 
des  Capitels  »de  la  symetrie  vegetale«  aus  de  Candolles 
»Organographie  vegetale«  (ungedruckt),  die  Besprechung  des 
in  der  französischen  Academie  zwischen  Geoffroy  de  Saint- 
Hilaire  und  Cuvier  ausgebrochenen  Streites  und  endlich  der 
»Versuch  einer  allgemeinen  Vergleichungslehre«  (ungedruckt), 
welcher  die  letzte  Consequenz  der  Goetheschen  Organik 
zieht  und  mit  der  teleologischen  Naturanschauung  Abrechnung 
hält.  Für  den  gedruckten  Theil  waren  wieder  die  im  Archiv 
befindlichen  Handschriften  massgebend.  Die  »Paralipomena« 
enthalten  durchwegs  Ungedrucktes  und  zwar:  Goethes  No- 
tizen über  Botanik,  wie  er  sich  sie  auf  der  italienischen 
Reise  gemacht  hat,  seine  Studien  über  die  Infusorien  und 
über  die  Wirkung  des  Lichtes  und  der  Farben  auf  die  Pflanzen, 
zuletzt  Skizzen  und  Vorarbeiten  u.  s.  w.  Bei  der  Frage, 
was  von  dem  handschriftlichen  Nachlasse  in  den  Text  auf- 
genommen werden  sollte,  trat  die  Rücksicht  auf  die  formelle 
Vollendung  in  den  Hintergrund  gegenüber  der  Nothwendig- 
keit,  dass  im  Wissenschaftlichen  alles  beigebracht  werden 
muss,  was  dem  Gedankciigcbäude  Goethes  angehört.  Auch 
Fragmentarisches  und  Skizzenhaftes  wurde  aufgenommen, 
wenn  es  zur  Anschauung  Goethes  Neues  hinzubrachte  oder 
anderwärts  ausgesprochene  Ideen  in  einem  neuen  Zusammen- 
hange zeigte.  Grundsatz  war:  alle  vorhandenen  Materialien 
so  zusammenzustellen,  dass  der  Leser  ein  vollständiges, 
lückenloses  Bild    von    Goethes  »System   der  Botanik«  erhält. 

Rudolf  Steiner. 

DRITTE  UND  VIERTE  ABTHEILUNG. 

Der  kritische  Anhang,  anfänglich  auf  knappe  Angaben 
über  Quellen  und  Ueberlieferung  der  Textgestalt  beschränkt, 
hat  jetzt  eine  Erweiterung  erfahren,  indem  Anmerkungen 
erklärenden  Inhalts  unter  die  »Lesarten«  aufgenommen  sind. 
Auflösungen  abgekürzter  Deutungen  dunkler  Ausdrücke  dien- 
ten schon  in  den  ersten  Bänden  dem  Verständniss,  freilich 
nur    in    beschränkter    \\eise ;    und    schon    in  III,    2    bin  ich 


Bibliographie.  275 


über  diese  Grenze  hinausgegangen.  Die  späteren  Tagebücher 
mit  ihrem  geschäftlichen  J.akonismus,  die  Briefe  mit  ihren 
auf  der  Persönlichkeit  und  den  Umständen  des  Empfängers 
beruhenden  Voraussetzungen,  beide  Arten  von  Documenten 
aber  in  ihrem  Localen  und  Zeitmässigen,  bieten  dem  heutigen 
Leser  so  mancherlei,  das  ihm  gleich  einer  Abbreviatur,  gleich 
einem  fremden  oder  entstellten  Namen  unklar  sein  muss. 
Der  Versuch,  die  erläuternden  Beigaben  planmässig  auszu- 
dehnen (zu  dem  von  aussen  manche  Aufforderung  an  uns 
gelangte),  durfte  um  so  weniger  unterlassen  werden,  als  das 
Archiv  in  seinem  ungedruckten  Bestände  (den  Briefen  an 
Goethe,  Akten  u.  s.  w.)  Mittel  besitzt,  deren  Verwerthung 
nirgends  zweckmässiger  erfolgen  könnte.  Die  Erklärungen 
beschränken  sich  (wo  nicht  der  Zweck,  wichtiges  Material 
ausgiebiger  mitzutheilen,  eine  berechtigte  Ausnahme  schafft) 
streng  auf  das  Nothwendige,  und  das  rechte  Maass  zu  treffen, 
sind  Redactor  und  Herausgeber  gemeinschaftlich,  in  genauer 
Prüfung  des  Darzubietenden,  bemüht.  Wenn  man,  bezüglich 
der  Briefe,  sich  das  Ziel  gesteckt  hat,  den  heutigen  und 
künftigen  Leser  in  die  Lage  des  einstigen  Empfängers  zu 
versetzen,  so  weiss  man  sehr  wohl,  dass  'das  ein  Ideal  ist, 
welches  durch  Anmerkungen  allein  schwerlich  ganz  erreicht 
werden  kann. 

B.    SUPHAN. 


Der  vierte  Band  der  Tagebücher  enthält  die  Jahre 
1809  — 1812.  Den  Text  der  Jahre  1809,  1810  hat  Julius 
Wähle,  den  der  beiden  anderen  C.  A.  H.  Burkhardt  bearbeitet; 
der  erstere  hat  den  Apparat  zum  ganzen  Bande  geliefert. 
S.  397  ff.  des  Apparates  ist  aus  dem  Nachlass  der  Wortlaut 
eines  Goethischen  Promemoria  mitgetheilt,  worin  Goethe  sich 
dem  Bezirksvorstand  von  Garlsbad  gegenüber  über  die 
Prellerei  eines  dortigen  Wirths  beklagt  und  einen  Vorschlag 
zur  Abhülfe  für  die  Zukunft  macht  (Juni  1811).  Wirth- 
schaftliche  Notizen,  Agenda  und  Aehnliches  wurde  auch  in 
diesem  Bande  in  den  Lesarten  gegeben,  damit  der  Zusammen- 
hang des  Textes  nicht  durch  Unbedeutendes  unterbrochen 
werde.  Abkürzungen  und  Falschschreibungen  von  Namen, 
Titeln  etc.  wurden,  wenn  von  Schreiberhand,  gleich  im  Text 
aufgelöst  und  richtig  gestellt;  wenn  eigenhändig,  erfolgte 
Auflösung  und  Berichtigung  in  den  Lesarten  und  im  ange- 
hängten  Wörter  verzeichniss. 

J.  Wähle. 

Band  6  und  7  enthalten  Goethes  Briefe  aus  der  Zeit  vom 
i.    Juli    1782    bis    zur    Abreise    nach    Carlsbad    und    Italien 

18* 


276  Bibliographie. 


(24.  Juli  1786),  ohne  sehr  erhebliche  Vermehrung  durch 
bisher  ungedruckte  Stücke.  Band  7  bietet  ausser  einer  Gruppe 
undatirter  Billets  aus  der  Zeit  vor  der  italienischen  Reise 
einen  dreigliederigen  Anhang  zu  der  geschlossenen  Einheit 
der  ersten  sieben  Bände:  Nachträge  (S.  353  —  372),  Berich- 
tigungen (S.  375  —  382)  und  Register  (S.  385—478).  Letzteres 
sucht  alle  genannten  und  nach  Möglichkeit  auch  alle  nur 
angedeuteten  Personen  und  Orte  in  vollständiger  Aufzählung 
aller  Stellen  zu  umfassen  und  vor  Allem  in  dem  Sonder- 
verzeichniss  »Goethes  Schriften«  (S.  469  f.)  auch  den  An- 
spielungen und  versteckteren  Beziehungen  gerecht  zu  werden, 
vgl.  z.  B.  VII,  33,9  unter  »Faust«  oder  VII,  159,4  unter 
»Geschichte  Bernhards  von  Weimar«.  Andererseits  mussten 
bestimmte  Schranken  gezogen  werden,  über  welche  die  Vor- 
bemerkung zum  Register  Nachricht  gibt. 

E.  VON  DER  Hellen. 


Band  8,  von  Erich  Schmidt  bearbeitet,  umfasst  die  ita- 
lienische Reise,  No.  2490  Carlsbad  13.  August  1786  — 
No.  2656  Konstanz  5.  Juni  1788,  mit  wenigen  Ausnahmen 
auf  Grund  neuer  Collationen,  denen  auch  Suphans  Hilfe  zu 
Gute  gekommen  ist.  Ergänzt  wurden  die  Briefe  an  Carl 
August,  unbedeutender  die  an  Seidel,  zum  ersten  Mal  mit- 
getheilt  drei  Nummern  und  ein  Beiblättchen  an  Frau  v.  Stein 
(aus  Eckermanns  Nachlass).  In  den  Lesarten  findet  man 
auch  die  Druckvorschriften  für  Göschen  1786,  die  Briefe 
Tischbeins,  Verhandlungen  Göschens  und  Seidels ,  endlich 
Concepte  Goethes  über  Lavaters  »Nathanael«  und  an  einen 
unbekannten  italienischen  Naturforscher,  sowie  das  Nord  und 
Süd  vergleichende  Bruchstück  einer  lateinischen  Abhandlung 
für  Prinz  August  von  Gotha;  am  Schlüsse  die  römische 
Brieftabelle  mit  A''erweisen  und  ein  Personenregister.  Seitdem 
ist  No.  2610  —  richtig  an  Schnauss  adressirt  —  in  der  Ur- 
schrift aufgetaucht  und  ein  ungedrucktes  Schreiben  an  Harden- 
berg (3.  Nov.  87)  entdeckt  worden;  beides  wird  Suphan  zu- 
nächst im  4.  Bande  der  »Vierteljahrschrift  für  Litteratur- 
geschichte«  veröffentlichen.  E_  Schmidt. 


Band  p  und  10  umfassen  die  Zeit  von  der  Rückkehr 
aus  Italien  (18.  Juni  1788)  bis  zum  Ende  des  Jahres  1795. 
Es  ist  hier  nicht  der  Ort  auszuführen,  welche  Aenderungen 
in  den  persönlichen  und  litterarischen  Beziehungen  Goethes 
in  dieser  Zeit  eingetreten  sind,  —  ein  Blick  über  die  Reihe 
der  Adressaten  zeigt  diese  \N'andlung  mit  überraschender  Deut- 


Bibliographie. 


lichkeit:  Charlotte  v.  Stein,  an  die  drei  Viertel  aller  Briefe  in 
Bd.  3  — Sgerichtetwaren,  kehrt  in  den  593  Nummern  dieser  beiden 
Bände  nur  noch  neun  Mal  wieder,  und  eine  Fülle  von  Gestalten 
tritt  an  ihre  Stelle,  deren  Mehrzahl  bisher  noch  gar  nicht  erschien. 
Die  Thatsache,  dass  in  Band  9  und  10  achtzig  Adressaten 
auftreten,  statt  24  in  Band  7,  zeigt  allein  schon  die  Un- 
thulichkeit  einer  Aufzählung.  Es  genüge  daher  ein  Hinweis 
auf  die  Hauptgruppen  des  wirklich  Neuen,  bisher  nirgends 
Veröffentlichten,  das  diese  beiden  Bände  bieten  und  das  im 
loten  mehr  als  ein  Drittel  des  Ganzen  ausmacht.  Dem  Gross- 
herzoglich Sächsischen  Hausarchiv  entstammen  geschichtlich 
bedeutende  Briefe  aus  der  Zeit  der  Campagne  in  Frankreich 
und  der  Belagerung  von  Mainz  an  die  Herzogin  Amalia 
und  den  Geheimrath  Voigt;  die  auf  dem  Goethe-  und  Schiller- 
Archiv  verwahrten  Schätze  der  Grossherzoglichen  Bibliothek 
zu  Weimar  lieferten  eine  grosse  Reihe  ausführlicher  Briefe 
an  den  Kunstfreund  Heinrich  Meyer;  sehr  ergiebig  waren 
ferner  die  Berge  alter  Acten  von  sämmtlichen  Behörden  des 
Grossherzogthums,  und  zwar  vor  allem  hinsichtlich  des 
botanischen  Institutes  in  Jena  sowie  des  Hoftheaters  in 
Weimar:  öffentliche  und  private  Sammlimgen  boten  viel- 
fachen Zuwachs,  und  nicht  minder  bedeutende  Bereicherung 
spendete  das  Goethe-  und  Schiller-Archiv  selbst :  Neben  zahl- 
reichen Concepten,  die  entweder  ganz  neue  Briefe  (z.  B.  an 
Lichtenberg  und  Forster)  oder  überraschende  Varianten  zu  schon 
gedruckten  (z.  B.  an  Fichte,  Fr.  A.  Wolf,  Schiller)  darstellen, 
tritt  eine  Gruppe  auf,  welche  die  Neugier  wie  das  ernste 
Interesse  gleichermassen  zu  erregen  und  zu  befriedigen  ge- 
eignet ist :  39  Briefe  an  Christiane  Vulpius. 

E.  VON  DER  Hellen. 


27'S  Bibliographie. 


B.    ÜNGEDRUCKTES. ' 

I.   SCHRIFTEN    UND    GEDICHTE. 

Katalog  einer  schönen  Autographen-Sammlung  zum.  Theil 
aus  dem  Nachlasse  des  Dichters  Eduard  Mörike,  welche  von 
Leo  Liepmannssohn  .  .   ii.  Mai  versteigert  wird.    86  SS. 

Verzeichnet  5  gedruckte  Briefe  Goethes  an  Gaedicke,  Genast, 
|.  H.  G.  Schlegel,  Stromeyer,  Thouret,  ferner  an  Batsch  (ungedruckt? 
undatirt)  »Mit  Ew.  Wohlgeb.  Freytag  Abends  einige  Stunden  zuzu- 
bringen.« —  Ueber  zwei  andere  Handschriften  lasse  ich  die  Angaben 
des  Catalogs  wörtlich  folgen,  »i.  Complete  Abschrift  eines  franzö- 
sisclien  Schmähgedichts  »Testament  de  Mdme  la  Duchesse  D'Orleans«. 
4  volle  Seiten  4°  91  Zeilen.  Das  satirische  und  ziemlich  stark  zotige 
Gedicht  besteht  aus  18  vierzeiligen  Couplets  (also  72  Zeilen),  die 
übrigen  Zeilen  sind  auf  das  Gedicht  bezügliche  Anmerkungen.  Es 
wäre  interessant  festzustellen,  was  Goethe  zur  Abschrift  veranlasst  hat. 
Als  Specimen  lasse  ich  zwei  Couplets  folgen: 

3.  Mon  gros  mari  tout  consolc 
Par  ma  mort  se  croira  venge 

Des  Cornes  qu'ä  sa  tete  —  he  bien 

Ont  place  mes  conquetes,  Vous  m'entendez  bien. 

4.  Vous  le  verres  chez  sa  Putain 
Bien  renferme  soir  et  matin 
Negligeant  !a  decence  he  bien 

II  est  du  sang  de  France,  Vous  m'entendez  bien. 

II.  Facsimilirtes  Blatt  quer-8:  Was  der  für  Käufer  haben  sollte  —  Der 
Waare  gratis  geben  wollte!  JW  v  Goethe  Johanni  1830.  —  Auf  der 
Rückseite  eigenhändig:  »Lithographirt  G«.  Höchst  seltenes  Blättchen, 
von  dem  Goethe  selbst  in  einem  Brief  an  Sulp.  Boisseree  (23.  Juli  1850) 
sagt:  Sie  haben  für  mich  selbst  etwas  magisches,  denn  ich  habe  sie 
geschrieben  und  nicht  geschrieben  —  Beigefügt  sind  zwei  auf  dies 
Facsimile  bezügliche  interessante  Notizen  von  Eduard  Mörike«.  — 
Aus  dem  Stammbuch  des  Schauspielers  Heinrich  Beck  wird  folgende 
Einzeichnung  Goethes  mitgetheilt  »Blumen  reicht  die  Natur,  es  windet 
die  Kunst  sie  zum  Kranze.  Weimar  31.  Jan.  1791.  Goethe.«  —  In 
den  übrigen  Briefen  z.  B.  des  Schauspielers  A.  Durand,  Hch.  Meyers 
Erwähnungen  Goethes;  Brief  Arthur  Schopenhauers  (1858)  an  Grävell 
über  Goethes  Farbenlehre;  Knebel  schreibt  (5.  Nov.  1824):  »Goethe 
hat  mir  kürzlich  eine  neue  Ausgabe  in  Taschenformat  seines  jungen 
Werthers  zugeschickt.  Er  hat  ein  hübsches  elegisches  Gedicht  voran- 
geselzt  und  scheint  viel  verändert  zu  haben.«  etc.  Sehr  seltsam  ist 
ein  Brief  von  Fr.  Körner  (Mechaniker?)  21.  Mai  1803  an  einen 
Schauspieler,  der  früher  mit  seiner  Frau  in  Weimar  gewesen  war. 
In    diesem  Brief  heisst  es :  »Und  wenn  auch  die  »elegante  Welt«  sagt. 


'  Im  Allgemeinen  vgl.  die  Vorbemerkung  G.-J.  X,  282.  Die 
nicht  unterzeichneten  Artikel  sind  vom  Herausgeber.  Das  Zeichen  f 
bedeutet,  dass  die  Schrift  vor  dem  J.  1891  erschienen  ist.  Den  Dank 
an  die  Herren  Fränkel,  Marckwald  und  Westenberger  wiederhole  ich  gern. 
An  die  Stelle  des  Herrn  Oswalt,  der  dieser  Abtheilung  ein  eifriger 
Förderer  war,  trat  Herr  Ludolph  St.  Goar  mit  ausserordentlich  reichen 
bibliographischen  Beiträgen. 


Bibliographie.  279 


dass  er  u.  seine  Frau  durch  Herrn  Haide  u.  Md.  Müller  ganz  ersetzt 
seien,  so  fühlt  doch  jedes  gebildete  Individuum,  dass  nur  ein  sehr 
partheiischer  Referent  und  speichelleckender  Anhänger  der  hiesigen 
Direktion  so  etwas  in  die  elegant-elende  Zeitung  einrücken  lassen 
konnte.«  —  Ferner  heisst  es:  »Man  fährt  hier  bis  jetzt  noch  immer 
fort,  das  Publikum  mit  dem  höhern  Cothurn  vertraut  und  vertrauter 
machen  zu  wollen,  aber  obgleich  Schillers  neuere  Stücke  bei  dem  ge- 
bildeten Theile  so  ziemlich  zu  Halse  gehn,  so  wollen  doch  die  Göthi- 
schen  vielen  Gaumen  gar  nicht  schmecken.  Besonders  ist  dies  der 
Fall  mit  seinem  letzten  Werke  (die  natürliche  Tochter?).  Man  war 
äusserst  gespannt  auf  dieses  genialische  Product,  da  schon  die  grosse 
Trompete  längst  voraus  davon  posaunt  hatte.« 

Gaedertz  =  K.  Th.  Gaedertz,  Ein  unbekanntes  Gedicht 
von  Goethe.  (Die  Gegenwart.  Bd.  XXXIX,  Nr.   5,  S.  68,  69.) 

Theilt  ein  Gedicht  mit,  das,  nach  seiner  Meinung  an  Bettina  ge- 
dichtet und  in  Goethes  Brief  22.  Febr.  1809,  als  an  des  Dichters 
Mutler  geschickt,  erwähnt  wird.  Das  Gedicht  wird  nach  einer  Ab- 
schrift mitgetheilt,  die  sich  in  dem  Poesie-Album  von  Cäcilie 
Wattenbach  findet.  Dorthin  gelangte  sie  (Mai  1840)  durch  E.  R.  ^= 
Elisabeth  Rumohr  oder  Emmi  Rist.  —  Die  Authenticität  ist  keines- 
wegs über  allen  Zweifel  erhaben.  Dass  das  Gedicht  sich  den  Worten 
und  dem  Inhalte  nach  mit  Prosazeilen  Goethes  und  Bettinas  deckt, 
könnte  ebenso  gegen  als  für  die  Echtheit  sprechen :  Bekanntlich  com- 
ponirte  Bettina  ebensowohl  aus  Goetheschen  Gedichten  ihre  Briefe  als 
aus  ihren  Prosawerken  Verse,  die  sie  für  Goethesche  passiren  lassen 
wollte.  Der  Mangel  jeder  Originalhandschrift  und  eines  wirklich  zeit- 
genössischen Zeugnisses  ist  sehr  verdächtig. 

[An  Bettina] 

Da  ich  dir  alle  Wünsche  muss  gewähren 

Und  nichts  in  mir  dir  darf  verborgen  bleiben, 

So  muss  ich  dir,  was  du  beklagst,  erklären, 

Warum  ich  nicht,  wie  sonst  dir  mehr  kann  schreiben. 

Es  sind  mir  die  Gedanken  all  entflogen, 
Die  sonst  der  Seele  treue  Diener  waren, 
Sind  alle  deinen  Spuren  nachgezogen 
Und  schweben  um  dich  wohl  in  ganzen  Schaaren. 

O  lass  sie  selber  dir  von  mir  erzählen, 
Lass  sie  dich  mahnen  meiner  zu  gedenken, 
Lass  mit  den  Deinen  sie  sich  dort  vermählen 
Und  dann  zurück  zu  mir  die  Schwingen  lenken ! 

Gaedertz,  S.  69. 

[Carlsbader  Sprudel] 

Wasserstrahlen  reichsten  Schwalles 
Drohn  den  Himmel  zu  erreichen. 
Sammelquellen  raschen  Falles 
Nur  vermögen  so  zu  steigen. 


28o  Bibliographie. 


Also  muss  die  Feuerquelle 
Sich  im  Abgrund  erst  entzünden, 
Und  die  Niederfahrt  zur  Hölle 
Soll  die  Himmelfahrt  verkünden. 

Aus  dem  Chaos.  Als  Goethes  Eigenthum  wegen  des 
darunter  stehenden  Zeichens  (eines  Sterns)  vermuthet.  — 
Westermanns  Monatshefte  Nov.     S.   254  fg. 


2.  BRIEFE. 

Biedermann  I.  =  W.  v.  Biedermann.  Am  7.  Mai  17  91. 
(Wissenschaftliche  Beilage  der  Leipz.  Zeitung.  No.  54.  6.  Mai 
S.  213  —  215.) 

Angabe  von  Quellen  zur  Weimarer  Theatergeschichte;  >iotizen 
aus  und  kritische  Bemerkungen  zu  Burkhardts  Buch ;  Miuheilung  ein- 
zelner Actenstücke  und  Briefe  (s.  Regesten);  der  eine  der  abgedruckten 
Briefe  an  die  Unzelmann  war  schon  gedruckt,  vgl.  G.-J.  XII,  287. 

Biedermann  IL  =  Literarisches  Jahrbuch.  Central-Organ 
für  die  wissenschaftlichen,  literarischen  und  künstlerischen 
Interessen  Nordwestböhmens  und  der  deutschen  Grenzlande. 
Begründet  und  herausgegeben  von  Alois  John.  IL  Band. 
Eger.     Im  Selbstverlag  des  Herausgebers.  III  u.  96  SS. 

S.  32  fg.  W.  V.  Biedermann:  Zu  Goethe  in  Böhmen  theilt  den 
Brief  i.  Juni  1822  mit,  ferner  Auszüge  aus  dem  Tagebuch  der  Herzogin 
von  Curland  (Carlsbad,  Mai   1820),  die  zwei  wichtigsten  sind  folgende: 

18.  Mai.  »Nachmittag  kam  Goethe ;  er  brachte  mir  Blumen  von 
den  Bergen,  nannte  sie  mir,  zeigte  mir  einige  gefundene  Kieselsteine, 
war  heiter,  witzig  und  doch  gutmüthig.  Der  Abend  verging  sehr 
angenehm.« 

23.  Mai.  »Gegen  Abend  kam  Goethe;  er  blieb  lange  und  es 
wurde  viel  von  Kunstsachen  gesprochen;  ich  gab  ihm  das  grosse 
Kupfer  vom  Wiener  Congress ;  es  machte  ihm  Freude,  auch  will  er 
mich  diesen  Sommer  in  Löbichau  besuchen.« 

Franzos.  ^  Aus  Goethes  Briefwechsel  mit  Friedrike 
Unzelmann -Bethmann.  Mitgetheilt  von  K.  E.  Franzos. 
(Deutsche  Dichtung  hgg.  von  Franzos.  IX.  Band.  10.  H., 
S.  254 — 260.) 

Vgl.  G.-J.  XII  S.  284.  In  dem  hier  anzuzeigenden  Schlussartikel 
werden  folgende  Briefe  der  Schauspielerin  an  Goethe  mitgetheilt : 
19.  Juli  1804  (über  Leipziger  Gastspiel)  29.  Mai  1805  (Goethes  Krank- 
heit; Verheirathung  mit  Bethmann)  28.  Aug.  1806  (Fürbitte  für  ihren 
Sohn  Carl)  12.  Nov.  1806  (Erbittet  das  »Räthsel«)  25.  Juni  1807 
(Fragt,  ob  sie  ihre  Tochter  nach  Weimar  schicken  kann)  17.  Jan.  1808 
(Neue  Fürbitte  für  den  Sohn;  über  Z.  Werner)  11.  Dez.  1809  (Erneute 
Bitte,  die  Tochter  Minna  nach  Weimar  bringen  zu  dürfen)  30.  Juli 
1810  (Bittet  im  August  einige  Male  in  Lauchstädt  auftreten  zu  können) 
26.    Nov.    181 1    (über    Aufführung   des   Tasso   in  Berlin)   6.  Jan.   1813 


Bibliographie.  2öI 


(Versendet    Holzschnitte    von    Gubitz    und     ihrem     Sohne     Fritz).    — 
Der   Brief  Goethes    an   Friderike   (ii.   Juli    1804)  s.  Regesten. 

Gaedertz  I.  =  K.  Th.  Gaedertz:  Goethe  und  Maler  Kolbe. 
(Beil.  z.  Allg.  Zeitg.  No.   158,  8.  Juli  S.  4  ff.) 

Ergänzungen  und  Berichtigungen  zu  seinem  gleichnamigen  Büch- 
lein;  Notizen  über  Kolbes  Goethe-Bilder,  Abdruck  zweier  Briefe  s. 
Regesten. 

Gaedertz  II.  =  Ein  kleiner  Goethefund  in  der  Königlichen 
Bibliothek  zu  Berlin.  Mitgetheilt  von  Karl  Theodor  Gaedertz. 
(Magazin  für  Literatur.  60.  Jahrgang.  No.  36  S.  561  —  563.) 

Die  6  Inedita  befinden  sich  in  der  Meusebachschen  Sammlung 
zusammen  mit  schon  bekannten  Briefen  von  H.  v.  Kleist  und  A.  Schopen- 
hauer 1808  und  181 5.  Den  Briefen  (s.  Regesten)  sind  erklärende  Be- 
merkungen beigefügt.  —  Doch  ist,  wie  ich  einer  freundlichen  Mittheilung 
W.  V.  Biedermanns  entnehme,  der  Brief  vom  22.  Febr.  18 15  nicht  an 
Diez,  sondern  an  Lorsbach,  der  vom  9.  Nov.  1816,  dessen  Adressat 
Gaedertz  nicht  zu  nennen  wusste,  an  Herrn  v.  Münchow  gerichtet ; 
der  Sender  der  Materialiensammlung  (19.  Jan.  1818)  ist  der  Kammer- 
herr V.  Prenn.  Zum  Brief  an  Lorsbach  bemerkt  Herr  v.  B. :  »Die 
erwähnte  Recension  war  die  von  A  descriptive  Catalogue  of  the 
oriental  Library  of  the  late  Tippoo  Sultan  of  Mysore  etc.  By  Ch.  Stewart, 
und  steht  in  No.  8 — 11  der  »Ergänzungsblätter  zur  Jenaischen  Allg. 
Literatur-Zeitung  von   181 5«. 

Heuer.  =  O.Heuer:  Ph.  Chr.  Kayser,  Goetheund  Klinger. 
(Berichte    des    Fr.    D.  Hochstiftes.   N.  F.,  VII.  Bd.,  3.  4.  H., 

S.  443  —  459-) 

Mit  zwei  Bildertafeln,  auf  deren  einer  die  Silhouette  Kaysers, 
auf  deren  andrer  die  von  Klinger  und  Agnes  Klinger  sich  befinden.  Die 
letztere  trägt  die  Inschrift:  »A.  Klinger,  nachher  verehelichte  Anthäus, 
von  Wolfgang  Goethe  gefertigt.«  Der  Aufsatz  selbst  mit  Briefen  aus 
dem  Nachlass  Kaysers  u.  A.  2  von  Goethe  (s.  Regesten).  Unter  den 
übrigen  einer  des  Ph.  Seidel  an  Dorothea  Kayser  13.  Nov.  1787. 
»Seine  (Goethes)  Reise  nach  Rom  wird  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
eine  neue  Epoche  in  seinem  Leben  machen.  Es  schien  mir  als  sey  er 
einer  von  den  Menschen,  welche  das  Schicksal  nicht  im  Treibhause 
erziehen  wollte;  sein  Charakter,  seine  Talente  haben  vielleicht  so  lang- 
sam reifen  sollen,  um  ihn  glücklich  zu  machen.« 

Schröer.  =  Altgraf  Hugo  Franz  Graf  zu  Salm  und  Goethe. 
(Chronik  des  Wiener  Goethe-Vereins.  Nr.  8.  9.  S.  29  —  31.) 

Graf  zu  Salm,  i.  April  1776  zu  Wien  geboren,  lange  Zeit  in 
Frankreich  lebend,  durch  die  Revolutionsstürme  in  die  Heimath  zurück- 
gebracht, Liebhaber  der  Wissenschaft :  Chemie,  Mineralogie,  Medizin, 
gest.  31.  März  1836.  Goethe  hat  ihm  21.  März  18 16  ein  Diplom  als 
Ehrenmitglied  der  mineralogischen  Gesellschaft  zugehen  lassen,  unter- 
zeichnet ausserdem  von  Trebra,  J.  G.  Lenz,  J.  F.  Fuchs,  wofür  Salm 
sich  bedankte  (3.  Juli  1816).  Ein  fernerer  Brief  Salms  an  Goethe 
13.  März  1817  rief  eine  Antwort  hervor  20.  Juli  1817  (s.  Regesten).  Das 
Diplom  selbst  ist  nach  dem  Original  des  Goethe-  und  Schiller-Archivs 
mitgetheilt  in  »Chronik  des  Wiener  Goethe-Vereins«  Nr.  10,  S.  56. 


282  Bibliographie. 


Valentin.  =  Eigenhändiger  Brief  Goethes,  mitgetheilt 
von  Prof.  V.  Valentin.  (Berichte  des  Fr.  D.  Höchst.  N.  Folge 
Bd.  VII,  S.   206  fg.) 

Brief  (Bruchstück)  im  Besitze  des  Herrn  Max  von  Guaita  in 
Frankfurt.     Das  erste  Blatt  des  Bogens  ist  abgerissen. 


3.    REGESTEN. 

An  Kayser.  (Herhst  1784.) 

»Ihren  Brief,  wodurch  Sie  mir  Nachricht«.  Hatte  gehofft,  ihm 
die  Operette  (»Scherz,  List  und  Rache«)  mitzusenden,  Ist  durch  viele 
Reisen  verhindert  gewesen  z.  B.  in  Braunschweig,  von  wo  er  Operetten- 
Partituren  zu  erhalten  denkt.  Wünscht  mit  ihm  etwas  zusammen  zu 
arbeiten  »damit  wir  sehen,  in  wie  ferne  wir  in  Geschmak  und  Grund- 
sätzen übereinstimmen.« 
Heuer  S.  448  fg. 

Jn  ?  jo.  Aug.  1/8^. 

»Beykommendes  Buch  nehme  Ew.  Hochedelgeb.  als  ein  Merkmal 
des  Vergnügens  auf,  welches  mir  Ihre  lehrreiche  Unterhaltung  ver- 
schaift,  und  erfreuen  mich,  wenn  es  Ihre  Geschäfte  erlauben,  bald  mit 
den  versprochenen  Merkwürdigkeiten  Ihrer  Gegend.  Ich  werde  suchen, 
dagegen  etwas  angenehmes  für  Ihre  Sammlung  zu  überschicken.« 
Valentin  S.  207. 

An  Dorothea  Kayser.  Weimar,  <j.  Sept.  lySS. 

»Ihr  Bruder  hat  wegen  einiger  unvermutheter  Zufalle«  die  Reise 

nach  Italien  nicht  fortgesetzt.     Wird  von  Zürich  aus  schreiben. 
Heuer  S.  452. 

Theateraktenstück  (i(^.  Mär^  i']<)4.) 

«Die  Oberdirection    des  Weimarischen  Theaters   und  Madame  Weber« 

(Mutter  von  Karl  Maria  v.  W.) 
Contractentwurf,  wonach  die  Genannte  sich  den  zu  Weimar 
geltenden  Bedingungen  unterwirft,  sich  bis  Ostern  n.  J.  als  Sängerin 
verpflichtet,  auch  als  Schauspielerin  selbst  in  Nebenrollen  auftreten  zu 
wollen  erklärt.  Dafür  soll  sie  ausser  den  Reisegeldern  8  Thlr. 
wöchentlich  erhalten. 

Biedermann  I,  S.  215. 

An  H.  Kolhe.  S-  ^^l-  1^00. 

»Indem  ich  Ihnen«  schickt  die  Zeichnung  Rhesus  zurück; 
14  Dukaten  für  den  Hektor.  Räth  billige  Preise  an  und  vertröstet 
auf  spätere  bessere  Bezahlung.  Erbittet  Nachrichten  von  Düsseldorfer 
Künstlern,  das  Alter  derselben  und  die  Geschichte  ihrer  Studien. 

Gaedertz  I,  S.  4. 

(An  Ch.  G.  V.   Voigt?)  26.  Nov.   \Soi. 

»Herr  v.  Wolzogen,  den  ich  heute  früh  an  seinem  Bett  be- 
suchte,« hat  beifolgende  von  dem  Kaiser  dem  Ministerium  zugedachte 
Dose  übergeben. 

Gaedertz  II,  S.   561. 


HiRLTOGRAPHIE.  283 


(An  Ol.  G.  V.   Voigt?)  undalirt. 

»Zu  Ew.  Exe.  Zwecken  und  Absichten  mitzuwirken,  ist  mir 
jederzeit  sehr  angenehm,  da  es  immer  mit  vollkommener  eigner 
Ueberzeugung  geschieht.« 

Gaedertz  II,  S.   561. 

An  Friederike  Belbnuinn-Un{elniann.  Weimar,  11.  Juli  1804. 

»Aeusserst  unangenehm  ist  mirs,  Sie  nah  (in  Leipzig)  zu  wissen 
und  Ihnen  nicht  begegnen  zu  können.«  Bittet  um  einen  Brief;  Karl 
U.  werde  nach  Leipzig  Urlaub  bekommen,  unter  der  Bedingung,  dass 
er  nicht  spiele. 

Franzos  S.  254. 

An  Kinns.  Carlsbad,  9.  Aug.  1808. 

»Der    ehemals    bey    uns    angestellte    Theaterschneider   Eimann«; 
bittet  ihm  seine  in  Weimar  zurückgelassenen  Sachen  zu  übergeben. 
Biedermann  I,  S.  213. 

An  Lorshach.  Weimar,  22.  Febr.  iSi). 

»Ew.  Wohlg.  erhalten  abermals  hiebey  ein  schönes  Persisches 
Manuscript.«  Bittet  um  die  beste  Uebersetzung  von  Medschnun  und 
Leila.  Fragt,  ob  Rumi  ein  Zeitgenosse  des  Motanahbi  ist.  Dankt  für 
die  Recension. 

Gaedertz  II,  S.  562. 

An  Kirms  (her:^.  Connnission).  Weimar,  20.  Mai  181^. 

»Die  Unzelmannsche  Sache  ist  von  solcher  Wichtigkeit.«  Ver- 
sichert seine  Debereinstimmung  mit  den  Beschlüssen  der  Kommission. 
Hat  Unzelmann  »keineswegs  einen  Urlaub  zugestanden.«  Erklärt,  dass 
er  ausser  dem  Kunstfach  nie  etwas  persönlich  anordne. 

Biedermann  I,  S.  214,  215. 

An  H.  G.  V.    Willleben.  Weimar,  22.  Okt.  1816. 

»Ew.  Hochwohlg.  haben  die  ersten  Bogen  meiner  Italiänischen 
Briefe  so  freundlich  aufgenommen.«  Sendet  die  Fortsetzung.  Wünscht 
guten  Erfolg  des  Bades. 

Gaedertz  II,  S.  562. 

An  [Herrn  v.  Münchow.]  Weimar,  <).  Nov.  1816. 

»Ew.  Hochwohlg.  verfehle  nicht  anzuzeigen«  betr.  eine  Arbeit 
»die  Unterschiede  der  Wolken«.  Wird  seine  eigne  Arbeit,  wenn  sie 
fertig  ist,  einsenden. 

Gaedertz  II  S.  563. 

An  Graf  H.  F.  :{u  Salm.  Weimar,  10.  (20.)  Juli  iSij. 

»E.  E.  geneigtes  Schreiben  mit  ehrenvoller  Beylage«  (Diplom 
der  Ehrenmitgliedschaft  der  k.  k.  mährisch-schlesischen  Gesellschaft 
des  Ackerbaus  u.  s.  w.).  Schickt  3  Hefte  (Zur  Naturwissenschaft). 
»Da  mir  für  jetzt  .Absonderung  und  Müsse  gegönnt  ist,  so  denke  ich 
früher  aufgestellte,  bisher  bestrittene  Behauptungen  zu  völliger  Klarheit 
zu  bringen,  welches  ich  mir  um  so  mehr  zur  Pflicht  rechne,  weil  ich 
hoffen  darf,  dass  der  Theoretiker  sowohl  als  der  Praktiker  erleichternde 
Vortheile  dabei  finden  werde«. 
Schröer  S.  32. 


284  Bibliographie. 


An  Geh.  R.  A.  H.  Eichhorn.  Weimar,  ip.  Jan.  iSiS. 

>)E.  W.  mussten  mich  länger  als  zwc}-  Jahre  für  sehr  undankbar 
halten«   dass  er  für  eine   Mineraliensendung   nicht  gedankt.     Die  Kiste 
war    zerbrochen,    die   Sendung   in   Frankfurt    liegengeblieben.     Drückt 
seinen  verspäteten  Dank  aus. 
Gaedertz  II    S.  563. 

An  Frau  v.  Brösigke.  Weimar,  i,  Juni  1822. 

»Ew.  Gnaden  berichte  nunmehr  mit  Gewissheit,  dass  meine  Absicht 
ist,  zu  Ende  dieses  Monats  bei  Ihnen  einzutreffen  und  etwa  vier  Wochen 
zu  verweilen  .  .  .  .« 

Biedermann  II,  S.  32. 


4.  BRIEFE.  LITTERATUR,  AUTOGRAPHEN-CATALOGE, 
NEUE  AUSGABEN,  GESPRÄCHE. 

Gesammelte  Aufsätze  von  H.  Wichmann.  Band  111 
Florenz,  Löscher  und  Seeber.     VIII  u.   291  SS. 

S.  152  fg.  Wiederabdruck  des  Briefes  Goethes  an  den  Bildhauer 
Wichmann  (vgl.  G.-J.  VI,  S.  23,  24)  mit  erläuternden  Bemerkungen; 
S.  151.  Notiz  über  einen  Brief  Goethes  an  Radziwill,  jedenfalls  den 
bei  Strehlke  II,  S.  60  gedruckten.  —  S.  158  fg.  Goethe  über  Opern- 
Stoffe.  S.  171  fg.  Genaues  über  den  von  Goethe  besungenen  Land- 
schaftsmaler Samuel  Rösel.    S.  183  fg.  Anekdoten  von  dem  alten  Zelter. 

E,  Götze  :  Zu  Goethes  Briefen.  (Vjs.  f.  Litgesch.  IV.,  5 1 1  fg.) 

Brief  175  an  J.  G.  Kestner  (Weim.  Ausg.)  nicht  Oct.,  sondern 
25.  Dez.  1773,  also  zweiter  Theil  zu  dem  Briefe  No.  196. 

F.  Meyer  von  Waldeck.  In  Klingers  Bibliothek.  (Beil. 
zur  Allg.  Ztg.  No.   168,    22.  Juli.) 

Mittheilung  der  in  der  Dorpater  Bibliothek  Klingers  aufbewahrten 
Schriften  Goethes  mit  dessen  eigenhändigen  Inschriften  (»Hefte  zur 
Naturwissenschaft,  Festgedichte  1818,  Iphigenie  1825«). 

Briefe  von  Goethes  Mutter.  Mit  einer  Einleitung :  Chri- 
stiane und  Goethe,  neu  herausgegeben  von  Philipp  Stein. 
Leipzig,  Reclam.  (Universalbibliothek  No.  2786  —  2788)295SS. 

Druckt  die  209  Briefe  der  Frau  Rath  an  die  Ihrigen  in  Weimar 
1780— 1808  buchstabengetreu  nach  der  4.  Publikation  der  Goethe- 
Gesellschaft  ab.  Gibt  erklärende  Anmerkungen  unter  dem  Text.  Ein- 
leitung (S.  1  —  40)  Charakteristik  des  Verhältnisses  zwischen  Frau  Rath 
und  ihrer  Schwiegertochter,  schildert  Letztere  unter  Mittheilung  vieler 
Urtheile  der  Zeitgenossen. 

Lagercatalog  von  Rieh.  Bertling  in  Dresden.  No.  17, 
Autographen.   29  SS. 

Verz.  von  Goethe  eine  Tischeinladung  1825  an  den  Weimarer 
Kammersänger  Moltke  »Herr  C.  S.  Moltke.  Einladung  zur  geselligen 
Speisestunde  um  zwey  Uhr  Mittwoch  d.  9.  Nov.     Goethe.« 


Bibliographie.  285 


Katalog  einer  werthvollen  Sammlung  von  Autographen 
(Versteigerung  von  Albert  Cohn,  27.  Jan.)   102  S. 

Joh.  Falk  an  Fanny  Tarnow  (i.  Febr.  1826) :  »Die  jetzt  fast  allgemein 
herrschende  kurzsichtige  Idee  von  einem  Frankfurter,  von  einem  Wei- 
marischen, ja  von  einem  Oberweimarischen  Herrn  Christus,  wovon 
einer  den  andern  nichts  angeht.«  —  Von  Goethe  sind  verzeichnet  un- 
gedruckter Brief  an  Batsch  9.  JuH  1790;  franz.  Brief  an  Gaetano  Catta- 
neo  I.  Dez.  1851,  vgl.  G.-J.  XII,  S.  287;  Schriftstück  Weimar  14.  Okt. 
1783  betr.  die  von  Kirms  an  die  Berg-Commission  abgelieferten  Acten 
und  Papiere;  Antworten  vom  13.  April  1798  auf  »Anfragen  beiliegenden 
unterm  11.  April  1798  aus  Copenhagen  eingegangenen  Briet  betr.«  Zettel 
»Wöchentliche  Beschäftigung  1816«  vgl.  G.-J.  X.  Stammbuch  des 
Studenten  Wilh.  Ludw.  Rodowe  aus  Osnabrück  1774— 1782  mit  Ein- 
zeichnung  Goethes  »Leipzig  den  letzten  Merz  1776«  mit  einer  bei- 
gezeichneten  Silhouette.  —  Vulpius  (27.  Juli  1825)  »Zu  der  Entre- 
prise  zu  Goethes  Werken  haben  sich  schon  6  Buchhändler  gemeldet. 
Erst  kürzlich  kam  deshalb  einer  von  Berlin  hierher  gereiset.  Es  werden 
40  Bde;  man  bietet  zu  hunderttausenden.  Er  selbst  erklärt  sich  noch 
für  gar  nichts  und  scheint  sicher  noch  etwas  in  petto  zu  haben. 
Wer  ihn  kennt,  weiss  davon  gewiss  noch  nichts  positives  zu  sagen. 
Das  Privilegium  des  Bundestages  geht  sicher  noch  auf  mehr,  als 
man  sich  denkt.  In  solchen  Sachen  ist  er  gar  sehr  verschlossen. 
Uebrigens  arbeitet  er  fleissig  u.  ist  sehr  wohl,  doch  ganz  mit  sich 
u.  seinen    Unternehmungen    beschäftigt.« 

Der  Wiener  antiquarische  Büchermarkt  hgg.  von  S.  Kende 
No.  8.     Autographen  und  historische  Urkunden  40  SS. 

Verzeichnet  einen  Brief  Goethes  i.  Febr.  1779  (10  Zeilen)  vielleicht 
an  Castrop?  (Weim.  Ausg.  4,  S.  79  fg.) 

Rudolf  Lepkes  831.  Auctions-Catalog.  Auction  von 
antiken  Kunstsachen  .  .  sowie  werthvollen  Autographen  von 
Goethe,  Schiller  u.  s.  w.  Versteigerung  Dienstag,  8.  Dez. 
und  folgende  Tage. 

S.  13  ff.  Briefe  und  Gedichte  Goethes  an  Caroline  und  Julie 
von  Egloffstein.  An  die  Erstere  die  Verse:  »Vielgeduldetes«;  dabei 
die  Unterschrift  »Weimar  25.  Dez.  18 16.  Freundlichem  Andenken. 
Goethe«  und  »Musterstuhl  \u  Schmerz  und  Sorgen«  dat.  »W.  den 
ij.  Mai  1826«,  ferner  Dedicationsblatt  mit  Unterschrift,  am  28.  Jan.  1815. 
Darunter  schrieb  Goethe  eigenhändig:  »Dankbar  der  holden  Besitzerin, 
mit  vielem  Vergnügen  gelesen.  Am  20.  Juni  1824.  Goethe.«  Für 
dieselbe  Autographenalbum,  enthaltend  fünf  Blatt  Goethe-Autographen: 
Poetische  Widmung  »Der  geprüften  Freundin  Caroline  Grätin  Egloft- 
stein  am  i.  Jan.  1828«  in  6  Zeilen  nebst  Unterschrift;  dazu  die 
Dichtung:  Erklärung  der  Ansichten  des  Albumdeckels  in  16  Versen, 
darauf  poetisches  Souvenir,  9  Zeilen,  bezeichnet  »Jena,  den  17.  Ma}-  1817. 
Goethe.«  Dann  Gedicht  von  4  Zeilen  (bei  Gelegenheit  der  Ueber- 
sendung  des  Fouque'schen  Zauberringes)  auf  einer  Briefadresse.  Ferner 
Gedicht  von  10  Zeilen,  betitelt  »Oelzweig  mit  Früchten«  und  unter- 
zeichnet »Wevnachten  1827.  Goethe«.  —  An  Letztere  das  Gedicht 
»Entoptische  Farben«  mit  der  Unterschrift  »Jena  am  17.  Mai  1817«. 
Derselben  »Sei  die  Zierde  des  Geschlechts«  mit  der  Ueberschritt  »Reise- 
segen« und  der  Unterschrift  »Weimar  am  4  Juni  1819.«  Derselben 
»Ein  guter  Geist  ist  schon  genug«  in  3  Strophen  abgetheilt,  »an  Julien« 


286  Bibliographie. 


Datum  »Jena  22.  Apr.  18 19«.  Derselben  »Abgeschlossen  sei  das  Buch« 
mit  Unterschrift  »W.  den  10.  Febr.  1825.«  —  Gedicht  »Bei  Tag  der 
Wolken«,  unten  :  »Weimar  Nov.  1826.«  Derselben  drei  Zeichnungen 
a)  Sepiazeichnung:  Blick  auf  Neapel  mit  der  Spitze  des  Posilippo. 
vom  Hafen  aus  gesehen.  Mit  der  eigenhändigen  Widmung:  »Gräfin 
Julien  zum  neuen  Jahre  1824.  J.  W.  v.  Goethe«  auf  der  Rückseite 
des  Blattes.  Auf  der  Vorderseite  findet  sich  von  der  Gräfin  notirt: 
»Am  Schlussdes  glücklichen  Jahr's  von  Goethes  Genesung  als  Neujahrs- 
Geschenk  für  1824  in  weiter  Entfernung  von  ihm,  dem  Nt'u-Gcschnikfcn 
erhalten!«  —  b)  Sepiazeichnung:  Skizze  einer  Gebirgslandschaft  in  dem 
unglücklichen  Kriegsjahr  1806  als  Erheiterung  im  Freundeskreise  ent- 
worfen. —  Auf  dem  Untersatzblatt  findet  sich  von  der  Gräfin  notirt: 
»Als  Geburtstagsgeschenk  von  dem  theuern  Meister  eigenhändig  er- 
halten. Weimar  1827.«  —  c)  Sepiazeichnung:  Posilippo  bei  Neapel. 
Im  Jahr  1806  in  geselligem  Kreise  am  Theetisch  gezeichnet.  Auf  dem 
Untersatzblatt  von  der  Gräfin  Hand :  »Theures  Angedenken  an  den  . 
väterlichen  Freund  und  dessen  wichtige  Lehren.  Flrhalten  in  Weimar 
am  Weihnachtsfest  1826.  Julie  Eglofi'stein.«  —  Von  derselben  zwei 
Originalbildnisse  Goethes  und  eine  Copie  nach  May's  Gemälde.  Ferner 
an  dieselbe :  Gedruckte  Gedichte,  Titelblätter  mit  Autographen,  der 
schon  gedruckte  Brief  2.  Juni  1821.  —  Auch  Handschriften  anderer 
Gedichte,  ohne  Daten  oder  andere  Zusätze. 

Katalog  einer  .  .  Autographensammlung,  welche  bei  .  . 
Leo  Liepmanssohn  9.  März  1891  versteigert  wird.  Berlin  22  SS. 

Verzeichnet  einen  ungedruckten  Brief  Goethes  11.  Apr.  1831  an 
Cotta  oder  Soret :  handelt  von  dem  Aufsatz  über  Spiralität  und  dessen 
Uebersetzung. 

Verzeichniss  einer  Autographen-Sammliing,  welche  am 
29.  und  30.  Mai  von  List  tind  Francke  versteigert  werden 
soll.     43  SS. 

Verzeichnet  von  Goethe  einen  Brief:  Weimar  1827;  ferner  eine 
Handschrift  (2  Seiten  in  12°).  i.  Seite  Adresse:  »Des  Herren  Baron  von 
Ende  ....  Excellenz«  8  Zeilen;  2.  Seite:  Notizzettel  11  Zeilen.  Ausser- 
dem :  Brief  Alex.  v.  Humboldts  an  Mad.  Reinhardt  (21.  Okt.  iSoo) 
über  Schillers  Wallenstein,  wo  es  heisst :  »Gegen  Goethe  gehalten, 
hat  Schiller  oftenbar  weniger  Ruhe,  weniger  schönes  Ebenmass, 
weniger  Haltung,  aber  wie  mich  wenigstens  dünnkt,  auch  schlechter- 
dings mehr  Feuer,  mehr  Schwung,  mehr  Erhabenheit . .  .«  u.  s.  w. 
Li  einem  Briefe  von  Johanna  Schopenhauer  ist  von  dem  Verkauf  eines 
Kerstingschen  Bildes  und  dem  Verhalten  Goethes  bei  dieser  Ange- 
legenheit die  Rede.   — 

Berühmte  Frauen  und  Dichter  der  Liebe.  XX.  Auto- 
graphen-Catalog  von  Otto  Aug.  Schultz  in  Leipzig.   74  SS. 

Enthält  von  Goethe  i  Brief  an  Mech.  Körner  und  2  an  From- 
mann, gedruckt  G.-J.  IV,  159  fg.  VIII,  151.  154.,  ein  ungedrucktes 
Gedicht  an  Graf  Sternberg  (Weimar  1827),  eigenhändige  Q.uittung 
9.  April  180J  über  100  Thlr.  für  Communikation  des  Manuskripts  der 
»Natürlichen  Tochter«,  Q.uittung  der  Sophie  Ackermann,  von  Goethe 
mitunterzeichnet  16.  Okt.  1803.  Die  Frauen  des  Goetheschen  Kreises 
sind  sehr  zahlreich  vertreten.  Goethes  Mutter  Quittung  50.  Sept.  1786, 
Brief  21.  Mai   1791;  Ottilie  Brief  26.  Aug.   1S41   an  F.  v.  Schober  und 


Bibliographie.  287 


Wien  1852.  —  An  Goethe:  Briefchen  der  Maria  Paulowna,  o.  Ü.  u.  J. 
—  lieber  Goethe  mancherlei  Notizen;  Hervorhebung  verdienen  fol- 
gende: Müller  an  Kayser  24.  Sept.  1775:  »  .  .  .  .  Goethe  und  Stol- 
bergs freuen  mich  unendlich,  Dich,  und  sie,  und  Klopstock  will  ich 
unter  Glas  fassen  und  aufhängen,  das  sollen  meine  Heilige  und 
Schutzpatronen  se3-n  .  .  .  Von  Stolberg  weiss  ich  gar  nichts.  Wagner, 
der  seiner  Umstände  wegen  aus  Frankfurt  weg,  wohin?  weiss  ich 
nicht,  gieng,  schreibt  mir,  vor  einiger  Zeit  seyen  sie  in  Marschlins  bei 
Salis  gewesen.  Ich  und  Goethe  haben  uns  kaum  halb  kennen 
lernen.  Kürtze  der  Zeit  und  Umstände  brachten  uns  nicht  gantz  zu- 
sammen. Ich  glaub  Dir,  dass  er  so  gross,  ist,  und  schätz  ihn  desto 
mehr  .  .  .  .«  In  einem  Briefe  Schillers  an  Iffland  (18.  Dez.  1800) 
heisst  es:  ».  .  .  .  Unter  den  Stücken,  in  denen  wir  Sie  so  gern 
hätten  auttreten  sehen    ist  «Mahomet«,  welches  wir,   im  Falle  Sie    den 

Mahomet    spielen,    ziemlich    vollständig    gut    besetzen    können 

Goethe  ist  jetzt  sehr  pressirt,  den  Tancred  zu  vollenden,  Sie  haben 
uns  dadurch,  dass  Sie  ihn  ein  wenig  drängen  und  treiben,  einen  guten 
Dienst  gethan.«  etc.  etc.  Nicht  näher  bezeichnete  Goethe-Autogr;;phen 
befinden  sich  in  drei  Dichter-Albums;  auch  ein  Goethe-Album  wird 
erwähnt,  das  50  Blätter  Portraits,  eine  Originalzeichnung  und  Original- 
handschriften enthält. 

Stargardts  Literarischer  Anzeiger.   Berlin. 

Verzeichnet  ausser  einigen  gedruckten  Gedichten  Goethes  folgende 
ungedruckte  Stücke:  —  Brief  mit  Unterschrift.  Weimar  24.  V.  "1827. 
iV^"».  4-  (An  K.  G.  Reinhardt.)  —  Brief  mit  der  Unterschrift:  »Das 
Beste  wünschend  ergebenst  J.  W.  v.  Goethe.«  Weimar  10.  VII.  1827. 
2  p.  4.  (An  denselben.)  —  Eigenhändiges  Stammbuchblatt  mit  Unter- 
schrift. Weimar  den  drevzehnten  Juni  1827.  i  p.  8.  Für  den  Kgl. 
Sächsischen  Berg-  und  Gegenschreiber  Fr.  Aug.  Schmidt  in  Altenburg 
»in  freundlichster  Erinnerung  des  eiJflcn  Jul.  iSij.k 

Die  Briefe  an  Reinhardt,  inhaltlich  sehr  unbedeutend,  beziehen  sich 
auf  die  von  R.  angefertigten  Abdrücke  der  Stoschischen  Sammlung, 
deren  Bezahlung  (150  Thlr.  in   3  Raten)  und  Sendung  nach  Weimar. 

Goethes  Gespräche.  Herausgeber  W'oldemar  Freiherr 
V.  Biedermann.  9.  Bd.  i.  Hälfte.  Register.  2.  Hälfte  Erläute- 
rungen zu  Goethes  Gesprächen  von  Dr.  Otto  Lyon.  Leipzig, 
F.  W.  V.  Biedermann.     VI.   123  u.   280  Seiten. 

Das  Register  enthält  s  Abschnitte,  i.  Personen.  2.  Schriften 
und    Gedichte    Goethes.       3.    Geographisches    und    Ethnographisches. 

4.  Verschiedenes.  5.  Quellen.  Auch  die  Qiiellen  sind  alphabetisch, 
nach  gedruckten,  handschriftlichen  und  unbekannten  geordnet,   i.  Hälfte 

5.  199 — 224  und  2.  Hälfte  S.  279,  280,  im  Ganzen  18  Ergänzungen  von 
1774 — 183 1,  u.  A.  auch  das  von  Talle\'rand  berichtete  (apokryphische) 
Gespräch  mit  Napoleon ;  ferner  Berichtigungen  zum  8.  Band.  Die 
Anmerkungen  enthalten  Biographisches  über  die  Unterredner  und  geben 
sehr  sorgsame  Erläuterungen  über  die  berührten  Gegenstände  (in  der 
Einleitung  Einzelnes  zur  mündlichen  Ausdrucksweise  Goethes),  so  dass 
sie  als  eine  Art  Commentar  zu  Goethes  Leben  betrachtet  werden  können. 

Otto  Lyon:  Goethes  Gespräche.  (Zeitschrift  für  d.  d. 
Unterr.   5.  Jahrg.  9.  H.  S.   588-608.) 


288  Bibliographie. 


Charakteristik  der  Biedermannschen  Sammlung,  von  der  es  heisst 
»sie  gehört  zu  dem  Hervorragendsten,  was  bisher  überhaupt  auf  dem 
Gebiete  der  Goethe-Literatur  veröffentHcht  worden  ist.« 


C.  GESAMMT-AUSGABEN. 

Goethes  Werke.  Elfter  Theil.  Erste  und  zweite  Abtheilung. 
Dramen.  Sechster  Band.  Herausgegeben  von  Prof.  K.J.  Schröer. 
Stuttgart,  Union.  X  u.  564  SS.  (Kürschners  deutsche  National- 
Literatur.  Bd.  92.) 

Goethes  Werke.  Einunddreissigster  Theil.  Herausgegeben 
von  Georg  Witkowski.  Stuttgart,  Union.  (Kürschner's  deutsche 
National-Literatur.)  (3  Lieferungen.) 

Goethes  Werke.  FUnfunddreissigster  Theil.  Natur- 
wissenschaftliche Schriften  dritter  Band.  Herausgegeben  von 
Rudolf  Steiner.  Stuttgart,  Union.  XXXII,  540  SS.  u.  2  Tafeln. 
(Kürschners  deutsche  Nationalliteratur.  Bd.   116.) 

Goethes  ausgewählte  Werke  in  12  Bden.  12°.  Stuttgart, 
Cotta  Nachfolger.  (208,  208.  260,  200,  298.  236,  203,  220, 
267,   268,   192   und  268  S.  mit  Bildern). 

Deutsche  Klassiker  -  Bibliothek  hrsgeg.  von  Rudolf 
V.  Gottschall.     24  Abtheilungen.    Berlin,  Urania. 

Enth.:  Goethe's,  Schiller's,  Lessing's,  Heine's,  Hauti's,  Körners, 
Kleist's,  Lenau's  Werke  in  Auswahl. 


D.  EINZELSCHRIFTEN  UND  ERLÄUTERUNGEN. 

I.    ALLGEMEINES.     BIBLIOGRAPHISCHES.     SPRACHLICHES. 

Chronik  des  Wiener  Goethe -Vereins.  Nummer  i  — 12. 
Verlag  des  Wiener  Goethe -Vereins.     48  SS.  4°. 

Herausgeber  und  hauptsächlicher  Mitarbeiter  ist  K.  J.  Schröer. 
Viele  Beiträge  sind  später  einzeln  genannt.  Ausserdem  ist  eine;Notiz 
über  einen  Vortrag  Alfred  v.  Bergers  »Juridische  Fragen  aus  Goethes 
Faust«  hervorzuheben.  —  Ein  grosser  philosophischer  Aufsatz  »Zu 
Goethes  Leben  und  Wirken«  (No.  5  tf.)  verträgt  keine  Analyse. 
No.  tS,  9  enthält  Notizen  über  die  Doctor-Üissertation  J.  C.  Goethes. 
Ferner  Brief  Karl  Augusts  vom  26.  Juli  181 2  an  die  Jagemann  mit  Notizen 
über  seine  Reise,  Theater,  Anspielung  auf  Weimarer  Verhältnisse,  Politik. 
Aus  No.  II  ist  hervorzuheben:  Mittheilung  über  ein  Bild  von  Georg 
Schütz:  Tasso -Vorlesung  durch  Herder  unter  den  Cypressen  der  Villa 
d'Este   mit   den   Porträts   der    Herzogin  Amalia,   Angelika   KaufTmann, 


Bibliographie.  289 


Frl.  V.  Göchhausen,  ferner  von  Bur\-,  Zucchi,  Verschaffelt,  H.  v.  Ein- 
siedel,  Rath  Reiffenstein.  In  No.  12"^  J.  C.  G.  Lowes  Mittheilung  über 
seinen  Besuch  bei  Goethe. 

Zur  Cjoetheforschung.  Neue  Beiträge  von  Heinrich 
Düntzer,    Stuttgart,  Deutsche  Verlagsanstalt.    VIII  u.  440  SS. 

Enthält  folgende  Aufsätze:  Goethes  »befreiter  Prometheus«,  Wie- 
lands Matinee:  »Goethe  und  die  jüngste  Niobetochter« ;  Goethes 
Unterstützung  des  jungen  Klinger;  Herder  und  der  junge  Goethe  in 
Strassburg ;  Zu  Goethes  »Natürlicher  Tochter«;  Die  Gochhausensche 
Abschrift  von  Goethes  Faust;  Die  Sendung  der  Lenzischen  »Lustspiele 
nach  Plautus«  an  Merck;  Das  Ghasel  auf  den  Eilfer  in  doppelter 
Fassung;  Die  Entstehung  der  beiden  ersten  Akte  des  zweiten  Theiles 
des  »Faust«  bis  zur  klassischen  Walpurgisnacht;  Die  Entstehung  der 
beiden  letzten  Akte  des  zweiten  Theiles  des  »Faust«;  Shakespeare  und 
der  junge  Goethe. 

Neue  Beiträge  zur  Geschichte  der  deutschen  Sprache 
und  Literatur.  Von  Karl  Biltz.  Berlin,   I.  A.  Stargardt.   251  SS. 

S.  180 — 193:  »Aussprüche  unserer  Klassiker  über  Publikum  und 
öffentliche  Meinung.«  Anführung  Goethescher  Aeusserungen  aus 
Sprüchen,  Gedichten,  Briefen;  an  Schiller  5.  Mai  1798  anklingend  an 
einen  Satz  aus  Seb.  Francks  Sprüchwörter-Sammlung.  Die  stärkste 
Aeusserung  an  Kestner,   21.   Nov.    1774.     S.    115 — 220. 

Literarische  Essays  von  ]3r.  Ernst  Gnad.  Zweite  ver- 
mehrte und  verbesserte  Auflage.  Wien,  C.Konegen.  IV  u.  37  5  SS. 

Enthält  S.  I  — 176  fünf  Goethe-Aufsätze:  über  Lyrik,  Briefe  an 
Lotte  und  Werthers  Leiden,  Tasso,  Egmont,  Faust. 

Literarisches  Jahrbuch.  Central-Organ  für  die  wissen- 
schaftlichen, literarischen  und  künstlerischen  Interessen  Nord- 
westböhmens und  der  deutschen  Grenzlande.  Begründet  und 
herausgegeben  von  Alois  John.  i.  Band.  Im  Selbstverlag 
des  Herausgebers.    III  u.  96  SS.  mit  2  Bild. 

Enthält  S.  17—38  u.  d.  T.  »Neue  Beiträge  zu  Goethes  Be- 
ziehungen zu  Deutsch-Böhmen«,  den  Wiederabdruck  von  Prem :  Goethe 
und  Abt  Reitenberger  (vgl.  G.-J.  XK,  312)  und  John:  Der  Kammer- 
bühl und  das  Goethe-Denkmal  mit  Abbildung  (das.  321).  —  In  der 
Bibliographie  S.  89  »Neue  Goethe-Literatur  in  Bezug  auf  Deutsch- 
Böhmen.« 

Reinhardstöttner,  K.  v.,  Der  Kaufmann  in  der  Dichtung. 
(Frankfurter  Zeitung  Nr.  233  u.   234,   i.  Morgenblatt.) 

Erwähnt:  Geschwister,    Wilh.  Meister,    Hermann  u.  Dorothea. 

Gross.    Ferdinand,    Im    Vorbeigehen.     Geschichten    und 
Skizzen.     Leipzig,  W.  Friedrich.  V  u.   214  SS. 
Enthält  u.  A.:  Wer  war  Goethe? 

Goethe-Jaiir)ilcii   XIII.  jg 


290  Bibliographie. 


Beiträge  zur  Literaturgeschichte  Schwabens  von  Hermann. 
Fischer.  Tübingen,  H.  Laupp.  VIII  u.  247  SS.  Vgl.  G.-j.  XI, 
S.   232. 

P.  Mitzschke:  Goethe  als  »Diktator«.  (Magazin  für  Steno- 
graphie hgg.  V.  Max  Bäckler.   12.  Jahrg.  Nr.  16,  S.  251  —  255.) 

Diktator  =  Diktirender.  Verhältniss  zu  den  ersten  Weimarer 
Stenographen:  Mosengeil,  Horstig,  Thou?  Analyse  des  Aufsatzes: 
»Hör-,  Schreib-  und  Druckfehler«. 

P.  Mitzschke:  Zu  Goethe.  (Magazin  für  Stenographie. 
Nr.  21,  S.  336  fg.) 

Zuschrift  H.  Düntzers,  dass  Goethe  nicht  systematisclie  Kurz- 
schrift anwendete.  »Schnellschreiberf,  ))^\''anderjahre«  III.  10  =  die 
nach  einem  Dictat  schreiben. 

Non  miilta.  Litterarische  Streiflichter  von  Da\  id  Halpert. 
Breslau,     V.  Zimmer. 

Enthält  zwei  nichts  Neues  bietende  Aufsätze:  »Friederike  von 
Sesenheim  in  ihrer  idealen  Erscheinung«  und  »Antikes  Element  in 
Goethes  Iphigenie.« 

Heuwes :  Eine  Reihenfolge  ähnlich  lautender  Versstellen. 
(Zeitschr.  f.  d.  d.  Unterr.     5  Jahrg.  9  H.     S.  647  —  649.) 

Stellt  Stellen  aus  Goethes  Gedichten  Götz,  Faust  mit  solchen 
aus  Schiller,  Shakespeare,  Theognis  zusammen. 

Goethes  Sprache  und  die  Antike.  Studien  zum  Einfluss 
der  classischen  Sprachen  auf  Goethes  poetischen  Stil  von 
Dr.  Karl  Olbrich.  Leipzig,  F.  W.  v.  Biedermann.  III  u.  116  SS. 

Sodom  und  Gomorrha.  Heft  2.  München,  F.  A.  Acker- 
mann. 

Enthält  in  der  Abtheilung:  Die  Modernen  und  ihre  geistige  Pro- 
stitution u.  A. :  Goethelästerer. 

Goethe  als  Hemmschuh.  Von  einem  Berliner.  Dem  Ver- 
fasser des  »Rembrandt  als  Erzieher«  gewidmet.  Berlin,  Paul 
Scheller.   1892.   15  SS. 

Max  Koch:  Neuere  Goethe-  und  Schiller-Litteratur.  (Be- 
richte des  Freien  Deutschen  Hochstifts.  N.  F.  VII  Bd. 
S.   161  — 199.) 

Max  Koch :  Neuere  Goethe-  und  Schiller-Litteratur  III. 
(Berichte  des  Fr.  d.  Hochstifts.  N.  F.  VII.  Heft  3/4  S.  395—442.) 

Eine  besondere  Erwähnung  verdient  die  Notiz  (S.  429),  dass 
eine  Untersuchung:    über    den    Einfluss    des    Griechischen  auf  Goethes 


Bibliographie.  '  291 


Sprache  demnächst  in  Breslau  erscheinen  wird;  und  die  Vermuthung 
Ferdinand  Cohns  (S.  431),  dass  Goethe  die  Worte  »Morphologietf  und 
»vergleichende  Anatomie«  als  erster  gebraucht  habe. 

Bibliographie  der  Goethe-Literatur  für  1890  von  Ludwig 
Geiger.  Mit  einem  Beitrage  von  G.  v.  Loeper  und  Mittheilun- 
gen von  Fachgenossen.  Erweiterter  Abdruck  aus  Goethe- 
lahrbuch  Bd.  XIL  Frankfurt  a.  M.,  Literarische  Anstalt 
kütten  &  Loening.    80  SS. 

Diese  Bibliographie  entspricht  keineswegs  der  im  G.-J.  Bd.  XII. 
.S.  275 — 328  mitgetheilten,  wie  schon  aus  den  80  Seiten  gleichen 
Druckes  (statt  der  53  des  Jahrbuchs)  hervorgeht.  Ausgelassen  sind 
in  dem  Neudruck  vielmehr  Erwähnung  und  Besprechung  aller  im 
j.  1889  und  früher  veröffentlichten  Erscheinungen,  ebenso  die  englisch- 
an:!erikanische  Bibliographie,  weil  diese  im  Wesentlichen  auf  frühere 
Jahre  zurückgreift,  hinzugefügt  dagegen  alle  diejenigen  Abschnitte  aus 
dem  Aufsatze  G.  v.  Loepers,  welche  kritische  Einzelheiten  liefern, 
ferner  die  orientirenden  Erörterungen,  Auszüge  über  Aufsätze  und 
Monographien,  von  denen  im  Text  des  G.-|.  aus  Raummangel  nur 
die  Titel  angegeben  werden  konnten. 

K.  W.  Hiersemann,  Buchhandlung  in  Leipzig.  Catal.  89. 
Deutsche  Literatur  mit  einer  umfangreichen' Goethe-Sammlung. 
56  SS. 

Die  Goethe-Sammlung,  456  Nummern  umfassend,  in  folgende 
Rubriken  geordnet:  Werke  nebst  Gommentaren  zu  den  einzelnen 
Schriften;  Briefwechsel;  Biographisches  und  Literarisches  über  Goethe; 
Faust.  Die  letztere  Abtheilung  besonders  reichhaltig.  Den  Schluss 
bildet  die  Rubrik  »Die  Vor-Goethesche  Faustsage,  Puppenspiele, 
Travestien,  poetische  Bearbeitungen  der  Faustsage  von  verschiedenen 
Schriftstellern.« 

2.  DRAMEN. 

Die  Theaterstücke  der  Weltliteratur  ihrem  Inhalt  nach 
wiedergegeben.  Mit  einem  Brief  Max  Nordaus  als  Einleitung. 
(Der  gebildete  Mann.  Ein  Bildungs-Handbuch  für  alle  Lebens- 
lagen.)     Berlin,    A.    H.    Fried    &    Cie.  XVI  u.  648  SS. 

Kippenberg,  K. :  Ueber  Goethes  »Claudine  von  Villa 
Bella«.  Progr.  Beil.  d.  Realsch.  in  d.  Altstadt  zu  Bremen. 
Bremen,     A.  Guthe.     4°.     27  S. 

Emil  Söffe:  Die  erlebten  und  literarischen  Grundlagen 
von  Goethes  Clavigo.  (Programm  der  k.  k.  Staats-Oberreal- 
schule  in  Brunn.)      16  SS. 

Christian  Semler:  Carlos  in  Goethes  Clavigo  und  die 
Weltanschauung  der  Neuzeit.  (Zeitschr.  f.  d.  deutschen  L^^nter- 
richt.      5.   Jahrg.     S.   817—822.) 

19' 


292  Bibliographie. 


Düntzer,  H. :  Erläuterungen  zu  den  deutschen  Classikern.. 
1 2.  Bdchen.  Goethes  Egmont.  4.  Aufl.  Leipzig,  E.  Wartig. 
163  SS. 

Gustav  Kettner:  Goethes  Elpenor.  (Preuss.  Jahrb.  Bd.  67. 
S.   149  —  172.) 

Bernhard  Seuftert :  Merope  und  Elpenor  (Vierteljs.  für 
Litteraturgesch.  IV,  S.    115  — 116.) 

t  Goethe,  Faust,  i'^  partie.  Texte  allemand,  publie  avcc 
un  avant-propos  et  des  notes  en  franrais  par  A.  Büchner. 
Nouvelle  edition.  Paris,  Hachette  et  Cie.  XVf  u.  195  SS- 
Goethes  Faust.  Mit  einem  Lichtdruckbild  von  Franz 
Simm,  74  Text-Illustrationen  und  16  Tonbildern  von  Franz 
Simm,  E.  Kanoldt,  F.  Schmidt-Pocht  und  C.  Brünner.  Gross- 
Quart.     Stuttgart,  Deutsche  Verlags-Anstalt.   183  SS. 

Wörterbuch  zu  Goethes  Faust.  Von  Fr.  Strehlke.  Stute- 
gart, Deutsche  Verlags-Anstalt.  VI  u.   157  SS. 

Verszählung  nach  der  Weimarer  Ausgabe,  deren  neue  Gaben 
benutzt  sind.  Das  Wörterbuch  berücksichtigt  Realien,  auch  die  Per- 
sonen des  Dramas,  bei  Mephistopheles  z.  B.  eine  fünf  Spalten  grosse 
Charakteristik;  grössere  Artikel,  z.  B.  Erdgeist,  Faust,  Geisterchor, 
Homunkulus,  Metrisches,  Mütter  —  gibt  bei  den  genannten  Worten  die 
Stelle  oder  Stellen  an,  Vv-o  es  sich  findet,  häufig  auch  kurze  Erklärungen. 
Audi  Erläuterungen  schwieriger  Stellen  werden  versucht.  Am  Schlüsse 
werden  eine  grosse  Reihe  Zusammensetzungen  aufgeführt.  Nur  solche 
Worte,  bei  denen  etwas  zu  sagen  ist,  sind  aufgeführt.  Das  Buch  ist 
kein  Verzeichniss  aller  vorkommenden  Wörter.  Kommt  ein  Wort 
häufiger  vor,  so  wird  gewöhnlich  nur  eine  Stelle  angegeben,  wo  es 
sich  findet. 

Paralipomena  zu  Goethe's  Faust.  Entwürfe,  Skizzen, 
Vorarbeiten  und  Fragmente  geordnet  und  erläutert  von 
Fr.  Strehlke.  Stuttgart,  Deutsche  \'erlags  -  Anstalt.  XV  u. 
151   SS.      . 

Bringt  nicht  den  »Urfaust«  und  den  Entwurf  der  Helena  von  1800, 
sonst  aber  alle  in  den  verschiedensten  Ausgaben,  bes.  auch  der  Weimarer 
von  Goethes  Werken  und  in  den  Mittheilungen  der  Zeitgenossen  ent- 
haltenen Bruchstücke,  auch  die  Prosa-Entwürfe,  Skizzen  über  den  Inhalt, 
Ankündigungen  einzelner  Stücke.  Die  Eintheilung  folgt  genau  dem 
Goetheschen  Stücke ;  bei  dem  ersten  Theil  ist  eine  Einreihung  in  die 
einzelnen  Sccnen,  bei  dem  zweiten  in  die  Akte  und  die  Verse  derselben 
versucht.  Jedem  einzelnen  Fragmente  sind  sprachliche  und  sachliche 
F2rläuterungen,  Bemerkungen  über  Entstehung,  soweit  darüber  etwas 
bekannt  ist,  und  ersten  Druck  derselben  angefügt.  In  den  Anhang  ist 
ausser  kurzen  Angaben  »zur  Feststellung  des  Textes«  dasjenige  ver- 
wiesen, »wovon  es  den  Anschein  hat,  dass  es  nicht  eigentlich  zu  den 
Faustpapieren  gehört  oder  auf  die  Erklärung  von  keinem  Fj'nflusse 
sein  kann.« 


Bibliographie.  293 


Erich  Schmidt :  Aufgaben  und  U'ege  der  Faust-Philologie. 
Vortrag,  gehalten  am  20.  Mai  in  der  Versammlung  deutscher 
Philologen  und  Schulmänner  zu  München.  (Beil.  zur  Allg. 
Zeitg.  No.   119,  25.  Mai.) 

Warnung  vor  zu  schneller  Conibination,  vor  chronologischer 
Parallelenforschung.  Bei  der  Stilunterscheidung  zu  berücksichtigen,  dass 
verschiedene  Getühls-  und  Stilwelten  zu  derselben  Zeit  vorkommen 
können.  Speciell  Betrachtung  der  Grethchen-Scenen  und  Würdigung 
<.ier  in  Italien  entstandenen  Theile. 

Zur  neuen  Faustphilologie.  (Grenzboten.  No.   18) 

Veit  Valentin :  Die  Einheit  der  Goetheschen  Faustdichtung. 
(Deutsche  Dichtung  herausgegeben  von  K.  E.  Franzos. 
X.  Band.   5—7  Heft.  S.   126—128;   143  — 147;   175  —  177.) 

Die  Faustdichtung  giebt  in  dichterischer  Weise  die  transscendente 
Lösung  des  Problems,  die  Goethe  im  Wilhelm  Meister  für  das  imma- 
nente Leben  versucht  hatte.  Die  Mittel  sind  dieselben :  eine  stufen- 
weise Durchlebung  aufsteigender  Lebenskreise,  die  eine  Reihe  von 
Experimenten  darstellen,  unter  Führung  einer  verborgen  wirkenden 
Macht,  von  der  der  Held  selbst  keine  Ahnung  hat  noch  haben  darf. 
Nachdem  Faust  die  seiner  Gegenwart  angehörenden  Lebenskreise  durch- 
probt hat,  svird  ihm  die  Möglichkeit  gewährt  auch  die  Vergangenheit 
zu  durchleben:  in  ihr  hatte  es  Verhältnisse  geben  können,  die  ihm  die 
erstrebte  Befriedigung  gewährt  hätten,  wenn  er  nicht  zufällig  in  eine 
andere  Epoche  hineingeboren  worden  wäre.  Die  Lösung  dieser 
dichterisch  schwierigen  Aufgabe  erreicht  Goethe  durch  die  Neuver- 
wirklichung der  hinter  Faust  liegenden  Vergangenheit :  dies  ist  die 
Aufgabe  der  klassischen  Walpurgisnacht  und  der  »Helena«,  die  theils 
realistisch,  theils  andeutungsweise  die  zu  einer  allseitigen  Behandlung 
der  Frage  nothwendig  herbeizuziehenden  Entwicklungsstufen  vorführen. 
Die  Vorbedingung  für  die  realistische  Wiedererstehung  der  Helena  ist 
der  Homunkulus.  Hat  auch  die  \'ergangenheit  die  Lösung  nicht  ge- 
boten, so  bleibt  als  letzte  Möglichkeit  die  Schaffung  eines  neuen  Da- 
seins, wie  es  auf  Erden  noch  nicht  vorhanden  war.  Nachdem  sich 
■schon  vorher  Faust  mehr  und  mehr  von  Mephistopheles  gelöst  und 
eigene  Wege  eingeschlagen  hat,  befreit  er  sich  jetzt  endgiltig  von  ihm 
und  bahnt  sich  durchaus  selbständig  seinen  Weg,  auf  dem  er  zu  der 
erlösenden  Erkenntniss  gelangt.  Faust,  der  vom  Vorspiel  im  Himmel 
nichts  wissen  kann,  vermag  das  Auftreten  der  überirdischen  Persön- 
lichkeit des  Mephistopheles  nur  dem  Erdgeist  zuzuschreiben :  es  ist  ein 
Meisterzug  des  Dichters,  dass  er  seinen  Faust  nur  aus  dem  schliessen 
lässt,  was  die  Persönlichkeit  des  Dramas  selbst  wissen  kann,  nicht  aus 
dem,  was  der  Dichter  von  dem  Thatbestande  weiss.  Die  Faustdichtung 
führt  so  nicht  eine  Reihe  mühselig  verkörperter  Ideen  vor,  sondern 
realistische  Gestalten,  deren  Handlung  in  streng  kausaler  Entwickelung 
ununterbrochenen  Zusammenhang  zeigt,  sobald  man  die  Dichtung  vom 
Standpunkt  des  fertigen  Kunstwerkes  betrachtet,  von  dem  sie  der 
Dichter  allein  betrachtet  wissen  wollte. 

Calvin  Thomas:  Description  of  courses  German  course  5 
(The  University  Record  vol.  I  Nr.  3  University  of  INIichigan, 
Nov.)  S.   55-58. 

Ausführliche  Auseinandersetzung  der  an  der  bniversität  zu  hal- 
tenden »Faustvorlesunsren.« 


294  Bibliographie. 


Goethes  Leben  und  sein  Faust.  Eine  Untersuchung  von 
Wilhehii  Kühn.  Berlin,  Mayer  u.  Müller.  32  S. 

Robert  Sprenger :  Zum  Urfaust.  (Zeitschr.  f.  d.  deutschen 
Unterr.  V.  Bd.   5  H.  S.  349-352.) 

Otto  Pniower :  Die  Schülerscene  im  Urtaust.  (Vierteljs. 
f.  Literaturgesch.  IV.  317—335.) 

Wiederholungen  im  »Faust«.  Die  Schülerscene  im  »Urfaust« 
zerfällt  in  zwei  Partieen  a  und  b,  die  zu  verschiedenen  Zeiten  ent- 
standen, erst  nachträglich  durch  einige  aus  b  geflossene  Flickworte 
miteinander  verbunden  worden  sind,  a  ist  in  der  von  der  Klpistel  an 
Merck  (1771)  und  dem  Pater  Brey  begrenzten  Periode,  b  vielleicht  in 
der  letzten  Frankfurter  Zeit   (Jan.   1775)  entstanden. 

Edward  Schröder :  Faust  und  das  Spiel  von  Frau  Jutta. 
(Vierteljs.  f.  Literaturgesch.  IV.  S.  336.) 

Bernhard  Seuffert :  Die  älteste  Scene  im  Faust.  (Vierteljs. 
f.  Literaturgesch.  IV.  S.  339  —  342.) 

Die  Schülerscene  (etwa  in  Leipzig  entstanden);  vielleicht  ist  darin 
eine  Verspottung  von  Gottsched  oder  Clodius  zu  sehen.  —  Der  Plan 
zur  ernsten  Faustdichtung  fällt  nach  der  Leipziger  Zeit. 

Alfred  Biese:  Zur  Szene  in  Auerbachs  Keller.  (Wissenschaft!. 
Beilage  des  Hamburger  Correspondent.  Nr.   17.   18.   19.) 

Rudolf  Hildebrand :  Zu  Fausts  Glaubensbekenntniss, 
dabei  von  einer  bedeutsamen  Eigenheit  in  Goethes  Denk- 
und  Sprachweise.  (Zeitschr.  für  den  deutschen  Unterricht. 
5.  Jahrg.  6.  Heft,  S.  369-376.) 

Alfred  Biese:  Hiob,  Herakles  und  Faust.  (Zeitschrift  für 
vergleichende  Literaturgeschichte  und  Ren.  Lit.  N.  F.  IV. 
S.  287  —  302.) 

F.  Graffunder:  Der  Erdgeist  und  Mephistopheles  in 
Goethes  Faust.  (Preussische  Jahrbücher.  Bd.  68.  H.  5,  S.  700 
— 7250 

Gl.,  Homunkulus.  (Wissenschaftliche  Beilage  der  Leip- 
ziger Zeitung  Nr.  69.) 

Otto  Pniower:  Goethe  und  Heinrich  Leopold  Wagner. 
(Sonntagsbeilage  Nr.   15   zur  Vossischen  Zeitung  12.  April.) 

Für  Goethe  gegen  Froitzheims  Vorwürfe.  —  Vermuthet,  die  Dom- 
scene  im  Faust  sei  zu  derselben  Zeit  wie  das  gleichfalls  in  vierfüssigeii 
Trochäen  gedichtete  Chorlied  in  der  letzten  Scene  des  »Satyros«  ab- 
eetasst,  in  welchem  u.  A.  die  Stelle  »Schrecklicli  nahet  sein  Gerichte  — 


Bibliographie.  295 


J.  Minor:  Erläuterungsschriften  zu  den  deutschen  Clas- 
sikern.     (Zeitschrift  für  österr.  Gymnasien.  218  — 2  28.) 

R.  Sprenger :  Zu  Goethes  Faust.  Erläuternde  Be- 
merkungen im  Anschluss  an  Schröers  erklärende  Ausgabe 
2.  Auflage.  (Zeitschrift  für  deutsche  Philologie.  Bd.  XXIII. 
S.  451-457-) 

Heinrich  Düntzer:  Ein  neues  räthselhaftes  Blatt  Goethes 
über  seinen  »Faust«.  (Blätter  für  literarische  Unterhaltung. 
Xr.  39,  S.   609-613.) 

t  Faust  und  Brand.  Hamlet.  Zwei  Vorträge  aus  Johannes 
Petersens  Nachlass.  Gotha,  F.  A.  Perthes,   1890.  VII  u.  64  SS. 

Otto  Harnack :  Beiträge  zur  Chronologie  der  Faust- 
Paralipomena.     (Vjs.  f.  Literaturgesch.  IV.   169 — 173.) 

Otto  Stiller:  Goethes  Entwürfe  zum  Faust.  Berlin,  R. 
Gaertners  Verlag  (H.  Heyfelder).  Wissenschaftliche  Beilage 
zum  Programm  des  Berl.  Gymnasiums  ztim  Grauen  Kloster. 
43  SS.  in  4°. 

Die  naturgemässe  Entwickelung  des  Menschen  und 
Goethes  Faust.  Eine  neue  Würdigung  der  Faustdichtung  von 
Humanus.     Leipzig,  J.  G.  Findel.     140  S. 

Alfred  v.  Berger:  Eine  juridische  Frage  in  Goethes 
Faust.     (N.  Fr.  Presse.   23.  März,  Abendblatt.) 

Technikers  Faust-Erklärung.  Festrede,  gehalten  bei  der 
Schinkelfeier  des  Architekten-Vereins  in  Berlin  am  13.  Mai 
1891  von  Dr.  Guido  Hauck,  Geh.  Regierungsrath  und  Pro- 
fessor. Berlin,  W.  Ernst  u.  Sohn.   14  S. 

L.  Irmisch :  Das  Buchgewerbe  in  Goethes  Faust.  (Zeit- 
schrift für  Deutschlands  Buchdrucker.  Jahrg.  3  No.  15.  S.  143  f.) 

Verf.  war  beim  Druck  des  Louvierschen  Buches  betheiligt  und 
wies  L.  darauf  hin,  dass  in  den  Worten  des  Phorkyas  »Auch  Streifen, 
gold  und  schwarz,  und  silbern,  blau  und  roth«  die  Farben  des  Buch- 
druckerwappens genannt  seien.  Nun  versucht  er  zu  beweisen,  dass 
Goethe  absichtlich  diese  Farben  genannt  habe;  die  ganze  vorangehende 
Stelle  beziehe  sich  auf  die  Buchdruckerwappen.  Der  in  den  früheren 
Reden  des  Phorkyas  erwälinte  »muntere,  kecke,  wohlgebildetc«  Mann, 
den  man  »Barbaren«  mit  Unrecht  nenne,  der  »alles  nehmen  konnte, 
doch  begnügt'  er  sich  mit  wenigen  Freigeschenken«  sei  J.  Fr.  Cotta; 
die  hervorgehobenen  Stellen  bezögen  sich  auf  seine  Verlegerthätiö;keit ; 
die  ganze  vorangegangene  Stelle  behandle  das  Verhältniss  des  Buch- 
handeis zur  Literatur. 


296  Bibliographie. 


H.  Ströhl :  Das  Buchgewerbe  in  Goethes  Faust.  Ent- 
gegnung. (Zeitschrift  für  Deutschlands  Buchdrucker.  III.  17, 
S.  163.) 

Meint,  Goethe  wollte  nur  die  äubsere  Erscheinung  der  Marinen 
oder  Wappen  skizziren.  Die  Farbenangabe  sei  allgemein;  wolle  man 
darin  ein  specielles  Wappen  suchen,  so  könnte  man  in  gold  und 
schwarz  die  Schildfarben  des  Buchdruckerwappens,  in  silbern,  blau 
und  roth  die  Farben  des  Geschlechts  der  Cotta  von  Cottendorf  sehen. 

Ludwig  Fränkel:  Entlehnungen  im  ältesten  Faustbuch. 
(Vierteljs.   f  Literaturgesch.  IV,  361  —  384.) 

Das  Faustbuch  des  Christlich  Meynenden  nach  dem 
Druck  von  1725,  herausgegeben  von  Siegfried  Szamatölski. 
Mit  drei  Faustporträts  nach  Rembrandt.  Stuttgart.  G.J.Göschen. 
(Deutsche  Literatur-Denkmale,  begründet  von  B.  Seuftert. 
fortgeführt  von  A.  Sauer.  No.  39)  XXVI  u.  ^o  SS. 

Deutsche  Puppenspiele.    Gesammelt  und  mit  erläuternden 

Abhandlungen    und  Anmerkungen    herausgegeben  von  Artur 

Kollmann.  Erstes  Heft.  Leipzig,  F.W.  Grunow.  IV  u.  109  SS. 

> 

Die  deutschen  Faustbücher  nebst  einem  Anhange  zum 
Widmanschen  Faustbuche.  Inauguraldissertation  zur  Erlangung 
der  philosophischen  Doctorwürde  an  der  LTniversität  Leipzig 
eingereicht  von  Julius  Dumcke  aus  Königsberg.  Leipzig- 
Rednitz,  Oswald  Schmidt.  8^.   loi   SS. 

Vergleich  der  vier  älteren  deutschen  Faustbücher,  des  Volksbuches, 
des  Widnian,  des  Pfitzer  und  des  Christlich-Meynenden.  Es  wird  ge- 
zeigt, wieweit  sie  von  einander  abhängig  sind,  und  was  sie  selbständiges 
bieten.  Durchaus  nebensächliches  wird  nicht  erwähnt.  Die  Erinne- 
rungen   bezw.    Anmerkungen  bleiben  ausser  Betracht. 

Albert  Bielschowsky  :  Das  Alter  der  Faustspiele.  (Vierteljs. 
f.  Literaturgesch.  IV.   193  —  226.) 

Das  böhmische  Puppenspiel  vom  Doctor  Faust.  Ab- 
handlung und  Uebersetzung  von  Ernst  Kraus.  Breslau, 
W.  Koebner.  VI  u.   169  SS. 

Karl  Trautmann :  Faustaufführungen  in  Basel  und  Nürn- 
berg.   (Vierteljs.  f.  Literaturgesch.  IV.   157  —  159-) 

Ferdinand  Holthausen  :  Zu  Lessings  Faust  -  Vorspiel. 
(Vierteljs.  f.  Literaturgesch.  IV.  S.   167.) 

]\Iadach,  Emmerich,  Die  Tragödie  des  Menschen.  Aus 
dem  Ungarischen  von  Ludwig  Doczi.  Stuttgart,  J.  G.  Cottasche 
Buchhdlg.  Nachfolger.    200  SS. 


Bibliographie.  29' 


Allotria  von  Friedrich  Theodor  Vischer.  Herausgegeben 
\0Y)  Robert  Vischer.  Stuttgart,  A.  Bonz  &  Co.,  1892.  XX 
u.  486  SS. 

FeUx  Saiten :  Mephistopheles.  (Moderne  Rundschau. 
Heft   2.     Wien,  L.  Weiss.) 

Schilf,  H.  Faust.  Tragödie.  St.  Petersburg,  H.  Schmitz- 
dorff.     12S  SS. 

Goethes  Götz  von  Berlichingen  mit  der  eisernen  Hand. 
Besorgt  von  V.  Uellner.  140  SS.  m.  Bildern.  (Meisterwerke 
der  deutschen  Litteratur.  Herausgegeben  von  K.  Holdermann, 
F.   Sevin,  V.  Uellner.   14.  Bändchen.  Berlin,  H.  Reuther.) 

Ferd.  Bender:  Zu  Goethes  Götz  von  Berlichingen.  (Zeit- 
schrift f.  d.  deutsch.  Unterricht.  V.   2,  S.   136 — 138.) 

Zur  Bilhnengeschichte  des  Götz  von  Berlichingen  von 
Fr.  Winter  und  Eugen  Kilian.  (Theatergeschichtliche  For- 
schungen, herausgeg.  von  Litzmann.  IL)  Hamburg,  Leop. 
Voss.  VI  u.  99  SS. 

Eugen  Kilian  :  Eine  Karlsruher  Handschrift  der  ersten 
Goetheschen  Bühnenbearbeitung  des  Götz.  (Allg.  Zeitung. 
Beilage  Nr.  211.) 

Goethes  Iphigenie  auf  Tauris.  Herausgeg.  u.  bearbeitet 
V.  Gustav  Hofmeister.  Teubners  Sammlung  deutscher  Dicht- 
und  Schriftwerke.  18.  Bändchen.  Leipzig.  B.  G.  Teubner. 
X  u.  67  SS. 

Goethe,  Iphigenie  auf  Tauris.  Schulausg.,  bearb.  von 
L.  Sevin.  Mit  Anhang:  »Iphigenie  bei  den  Tauriern«  von 
Euripides.   2.  Aufl.  Berlin,  H.  Reuter.  78  SS.  mit  Titelbild. 

Goethes  Iphigenie  auf  Tauris.  Für  die  Zwecke  der  Schule 
erläutert  und  methodisdi  bearb.  v.  H.  Vockeradt.  3.  Aufl. 
Paderborn,  F.  Schöningh.   VIII  u.  174  SS. 

Goethe:  Iphigenie  en  Tauride.  Nouvelle  edition,  publice 
avec  une  notice  et  des  notes  en  francais  ]jar  L.  Schmitt. 
2e  edition.  Paris,  Delagrave.  IV  u.  104  SS  (Cours  superieur 
de  langue  allemande.) 

G'oethe:  Iphigenie  en  Tauride.  Texte  allemand,publie  avec 
une  notice,  un  argument  analytique  et  des  notes  en  francais 
par  B.  Levy,  ancien  inspecteur  general  de  Tinstruction  pu- 
blique. Nouvelle  edition. Paris.  Hachette  et  Cie.   16°.   135  SS. 


298  Bibliographie. 


Goethes  Iphigenie  auf  Tauris  und  das  gleichnamige  Eu- 
ripideische  Stück.  Von  Egon  Schunck.  i.  Theil.  (Programm 
des  Gymnasiums  zu  Paderborn.)     28  S.,  4°. 

Hans  Morsch,  Aus  der  Vorgeschichte  von  Goethes 
Iphigenie.  (Vierteljahrsschr.  f.  Literaturg.  IV.  S.  80  —  115.) 

Heinzehaiann,  W. ,  Goethes  Iphigenie.  Ein  Vortrag. 
Erfurt,  H.   Neumann.   V  u.  ;^8  SS. 

\"orträge  von  Gustav  Schlosser.  (Jütersloh,  E.  Bertels- 
mann.    III  u.  432   SS. 

Enth.  u.  A.:  Goethes  Iphigenie  nach  ihrem  religiös-sittlichen 
Gehalte. 

Die  Verwendung  historischer  Stoffe  in  der  erzählenden 
Literatur  von   Leo  Gregorovius.    München,     Werner.     71    SS. 

Jery  und  Eätely.  Ein  Singspiel  von  Goethe.  Musik 
von  Heinrich  Stiehl.  Aufgeführt  am  Kränzchen  des  Lese- 
zirkels Hottingen  14.  März  1891  im  Pfauentheater.  Zürich, 
Societätsdruckerei.      18  SS. 

Enthält  die  Gesänge  aus  Goethes  Singspiel  mit  einer  kurzen  Ein- 
leitung über  das  Stück,  seine  Gompositionen,  Goethe  und  die  Schweiz. 
Der  Aufführung  ging  eine  Recitation  des  Gedichtes  von  C.  F.  Meyer: 
Schutzgeister  voran  (vgl.  G.-J.  Bd.  VIII),  ihr  folgte  u.  A.  der  Vortrag 
der  Mendelssohnschen  Composition  des  Gedichtes  »Auf  dem  See«. 
Ueber  das  Fest  theilt  mir  Herr  H.  Bodmer,  Vorsitzender  des  genannten 
Vereins,  mit,  dass  das  »Fest  von  400 — 500  Personen  besucht  war,  dass 
Jery  und  Bätely  trefflich  inscenirt  war  (Urnerkostüm,  Zeit:  letzt. 
Viertel  d.  18.  Jh.,  neben  den  Solisten  ein  Chor  von  etwa  50  Sennen  und 
Sennerinnen)  und  dass  wir  durch  einen  jungen  Bildhauer  das  etwa 
5  M.  hohe  Modell  eines  Goethe-Denkmals  improvisiren  Hessen.  Der 
Erfolg  des  reizenden  Spiels  mit  der  allerliebsten  Musik  von  Stiehl 
war  glänzend.« 

t  P.  Schwenke:  Kleine  Beiträge  zur  Schillerliteratur. 
Festgruss,  Herrn  Geh.  Staatsrath  Dr.  jur.  Julius  Schomburg  in 
Weimar,  ihrem  lieben  und  verehrten  Senior,  zur  Feier  seines 
50jährigen  Doktorjubiläums  am  20.  ,Juni  1890  dargebracht 
von  den  Familien  Schomburg  und  Schwenke.  Eisenach  und 
Göttingen. 

(Aus  M.  Kochs  Bericht  s.  oben  S.  290.)  ^\'.  v.  Wolzogen  ärgert 
sich  über  Klingers  Verurtheilung  der  »Natürlichen  Tochter«.  Er  schreibt 
an  Charlotte  v.  Schiller  aus  Petersburg :  »Wir  armen  Weimaraner  sind 
überall  angefeindet,  weil  man  uns  schätzt  und  beneidet.« 

M.  M.  Arnold  Schröer:  Ueber  Titus  Andronicus.  Zur 
Kritik  der  neuesten  Shakespeareforschung.  Marburg  i/H., 
N.  G.  Ehvert.     VI  u.   140  SS. 

S.  100 — 104:  A'ergleichendes  zur  Frage  nach  den  duellen  von 
Goethes  »Satvros  oder  der  vergötterte  Waldteufel.« 


Bibliographie.  299 


Fr.    Heibig:    Zur    Geschichte  des  Problems    des   Grafen 
von  Gleichen.  (Mag.  f.  Literatur.  60.  Jahrg.  No.  7.  S.  102  —  105.) 
Ausführlich  auch  über  Goethes  Stella. 

AV.  Buchner,  Beiträge  zur  Erläuterung  von  Goethes  Tasso. 
Crefeld,  Gustav  Köhler.  (Jahresbericht  der  Höheren  Mädchen- 
schule zu  Crefeld.  No.  43.)  55  SS. 

Franz  Kern:  Goethes  Tasso  und  Kuno  Fischer.  (Sonn- 
tagsbeilage No.  40,  41   zur  Vossischen  Zeitung,  4.  u.  11.  Okt.) 

Goethes  Tasso  und  Kuno  Fischer  nebst  einem  Anhange 
von  Goethes  Tasso  und  Goldonis  Tasso  von  Franz  Kern. 
Berlin,  Nicolai.      1S92.    VI  u.   102  S. 

Kuno  Fischer:  Goethes  Antonio  und  unsere  Tasso-Er- 
klärer.  (Allg.  Ztg.   2.  Jan.   1892,  Beil.  Nr.   i.) 

»Triumph  der  Empfindsamkeit«. 

Dietrich  im  Rhein.  Museum  XLA'I,  57  weist  nach,  dass  die  Verse 
»Du  gedrechselte  Laterne«  aus  Aristophanes  Ecclvsiazusen  entlehnt  sind. 
(Vgl  R.  Förster  in  Z.  f.  vergl.  Literaturgesch.  X.   F.  IV,  407.) 

Anton  Schmitter :  Das  serbische  Theater.  (Beil.  z.  Allg. 
Ztg,  Nr.  115,   20.  Mai.) 

Theilt  mit,  dass  von  Goethes  Dramen  1885  »Clavigo«,  am  7.  Dec. 
1886  «Faustw  aufgeführt  wurden,  aber  beide  ohne  Erfolg. 

Albert  Köster:  Das  lyrische  Drama  im  iS.  Jahrhundert. 
(Preuss.  Jahrbücher.  Augustheft.  Berlin,  G.   Reimer.) 

Ludwig  Geiger:  Berliner  Dramaturgie  1797/8.  (Vossische 
Zeitung  16.  Juli.) 

Weist  darauf  hin,  dass  in  dieser  von  Friedrich  Schulz  und  C.  A. 
Nicolai  herausgegebenen  Zeitschrift  Goethe  kaum  erwähnt,  kein 
Goethesches  Stück  kritisirt  \\-ird.  Dagegen  ist  die  Jagemann  be- 
geistert gepriesen ;  ihr  Engagement  für  Berlin  wird  dringend  empfohlen. 

Das  Repertoire  des  Weimarischen  Theaters  unter  Goethes 
Leitung  1 791  — 181 7.  Bearbeitet  und  herausgegeben  von 
C.  A.  H.  Burkhardt,  Grossh.  Sachs.  Archivdirector.  (Theater- 
geschichtliche Forschungen.  Hgg.  von  Berth.  Litzmann.  L) 
Hamburg,  Leop.  Voss.     XL  u.   152  SS. 

Die  Einleitung  handelt  über  Goethes  Grundsalze  der  Theater- 
leitung, Schauspielerhonorare,  Theaterkosten  überhaupt,  Gastspiele  in 
Lauchstädt,  Erfurt,  Rudolstadt,  Leipzig.  Goeth.e  liess  im  Ganzen  unter 
den  an  4136  Spiehagen  gebrachten '4809  Stücken  600  verschiedene 
aufführen,  von  denen  nur  84  dem  Bellomoschen  Repertoire  entnommen 
waren  —  Kotzebue    war   darunter    mit  87,   Goethe   mit    19   vertreten; 


500  Bibliographie. 


letztere  wurden  238  Mal,  18  Schillersche  367  Mal  aulgelulirt.  (Stellt 
eine  Arbeit  über  die  Vorstellungen  des  Weimarer  Hoftheaters  in  Naum- 
burg in  Aussicht.)  Die  Qiiellen,  aus  denen  die  Zusammenstellung  ent- 
nommen ist,  sind  die  Genastsche  Sammlung  der  Theaterzettel;  die 
Portabücher  (Einnahme  der  Auftührungen),  die  alphabetischen  Ver- 
zeichnisse der  Auftührungen  von  Ch.  A.  Vulpius  und  H.  P.  F.  Burck- 
hard,  ferner  das  Material  in  Goethes  Tagebüchern.  —  Das  Bucli  zer- 
fallt in  5  Abschnitte:  Chronologisches  Verzeichniss  der  aufgeführten 
Stücke;  alphabetisches  Verzeichniss  derselben;  Nanienverzeichniss  der 
Verfasser,  Bearbeiter  und  Componisten  der  Stücke. 

Bernhard  Suphan  :  Urkunden  aus  den  Zeiten  der  Theater- 
direktion Goethes.  Vortrag  gehalten  in  der  Generalver- 
sammlung der  Goethe-Gesellschaft  am  8.  Mai  1 89 1 .  (Weimarische 
Zeitg.  No.   X08,  3.  Blatt.) 

Vgl.  die  6.  Schrift  der  Goethe-Gesellchaft. 

Carl  Heine:  Die  ausländischen  Dramen  im  Spielplane  des 
Weimarischen  Theaters  unter  Goethes  Leitung.  (Zeitschrift  f. 
vgl.  Literaturgesch.  u.  Ren.-Lit.  N.  F.  IV.  S.  313  —  319.) 

Eugen  Kilian  :  Das  Repertoire  des  AVeimarischen  Theaters 
unter  Goethes  Leitung.  (Beil.  zur  AUg.  Zeitung  No.  85.) 

Otto  Neumann-Hofer:  A\"eimarer  Festtage,  i.  Goethes 
Theaterleitung.  (Berliner  Tageblatt.  No.  226,  6.  Mai,  Abendbl.) 

Julius  Wähle:  Das  Weimarische  Hoftheater  unter  Goethes 
Leitung.  Zur  Feier  des  hundertsten  Jahrestages  seiner  Grün- 
dung. Braunschweig,  G.  Westermann.  (Sonderabdruck  aus 
Westermanns  illustr.  deutschen  Monatsheften).  29  SS.  lex.  8°. 

Mit  Rückblicken  auf  die  frühere  Zeit:  Döbbelin  1756  f.,  Seyler, 
Liebhabertheater.  Goethes  Wirksamkeit  bes.  Christiane  Neumann. 
Zusammenwirken  mit  Schiller.  Humboldts  Brief  über  die  Zustände 
der  franz.  Bühne  1799  als  Richtschnur  für  Schauspieler  und  Theater- 
dichter. Durchführung  des  idealen  Darstellungsprinzips.  Beigegeben 
sind  die  Bilder  von  Karl  August,  Christiane  Neumann,  Caroline 
jagemann,  |.  J.  Graff,  P.  A.  Woltt",  von  Schiller  nach  Frau  Simonawitz, 
Goethe  nach  dem  Stich  von  Lips,  die  beiden  letzteren  mit  Unter- 
schrift; ferner  Ansicht  des  alten  Theaters  1779— 1825,  des  neuen 
Theaters  bis  zur  Errichtung  des  Goethe-Schiller-Denkmals  1825  — 1857; 
des  neuen  Theaters  mit  dem  Goethe-Schiller-Denkmal.  Facsimile  des 
ersten    Theaterzettels    (»Die    Jäger«    von    Mand). 

Lothar  Schmidt  (ps.  für  Julius  Wähle):  Weimars  klas- 
sische Theaterzeit.  Zum  hundertjährigen  Jubiläum  des  ^^'ei- 
marer  Hoftheaters.  (Magazin  für  Literatur.  Jahrg.  60.  No.  18, 
2.  Mai,  S.   278  —  280.) 

Die  hundertjährige  Gedenkfeier  des  Grossherzoglichen 
Hoftheaters  in  Weimar.  (Kölnische  Zeitung  2.  Mai,   No.   367.) 


BiBLIOGRAPHIK.  tOI 


Paul  Schlenther :  Das  Weimarische  Theaterjubiläum. 
(Sonntagsbeilage  der  Voss.  Ztg.  No.   i8.) 

Robert  Keil:  Zur  hundertjährigen  Jubelfeier  des  'W'ei- 
marischen  Hoftheaters.  Mit  Illustrationen.  (Vom  Fels  zum 
Meer.    lo.  Jahrg.,   lo.  Heft.) 

H.  Düntzer:  Zur  Jubelfeier  des  Weimarischen  Theaters. 
(Grenzboten  Xo.   17.) 

Der  hundertjährige  Gedenktag  des  Weimarer  Hoftheaters. 
Theater-Almanach  für  das  Jahr  1892  (III.  Jahrgang),  heraus- 
gegeben von  der  Genossenschaft  deutscher  Buhnenangehöriger. 

Max  Roediger:  (joethes  Theaterleitung.  (Herrigs  Archiv. 
Bd.  87.  S.  55-60.) 

Proelss,  Johannes :  Zur  Jubelfeier  des  Weimarer  Hof- 
theaters.    Mit   lUustr.     (Gartenlaube  No.   19.) 

tttf:  Zum  hundertjährigen  Jubeltage  des  Weimarer  Hof- 
theaters.   (Ueber  Land  und  Meer.    Bd.  66.  S.  683  f.) 

tttf:  Die  Säcularfeier  des  Hoftheaters  in  Weimar. 
(Ueber  Land  und  Meer.  Bd.  66.  S.  743.) 

Wildenbruch,  E.  v. :  Scenischer  Epilog  zur  Festvorstellung 
des  Weimarer  Theaters  am  7.  Mai  1891.  (Deutsche  Rund- 
schau.   XVII,  Heft  9.) 


5.    GEDICHTE. 

Goethe.  Langue  allemande.  Extraits  des  auteurs  du 
Programme,  relies  par  des  analyses  et  accompagnes  de  notes 
et  notices  par  L.  Schmitt.  Poesies  lyriques  de  Goethe.  Classe 
de  rhetorique.  4"^  edition.     Paris,    Delagrave.     VIII  u.   52   SS. 

(lOethes  (jedichte.  Für  die  Frauenwelt  ausgewählt  von 
Klara  Braun.  Mit  Lichtdruckbildern.  Stuttgart,  Greiner  und 
Pfeiffer.     XI  u.  368  SS. 

Auswahl  deutscher  Gedichte.  Von  Dr.  Otto  Lyon,  Ober- 
lehrer am  Annen-Realgymnasium  zu  Dresden.  Bielefeld,  Vel- 
hagen  und  Klasing.     X  u.  504  SS. 

Entliäh  auf  S.   iif  —  55.  52  Gedichte  Goethes  u.  a.  m. 


!02  Bibliographie. 


Choix  de  ballades  allemandes.  Balladenbuch.  Avec  une 
introduction  et  des  notes  par  J.  Kont,  agrege  de  TUniver- 
site,  professeur  au  Lyree  du  Havre.  Paris.  Garnier  freres. 
XXVIII  u.   r  .3  SS. 

Ludwig  Chevalier :  Zur  Poetik  der  Ballade  I.  (Zehnter 
Jahresbericht  des  k.  k.  Staatsobergymnasiums  in  Prag  Neu- 
stadt). Prag,  Rohlicek  und  Sievers.  6i  SS. 

Seite  20—26:  Ueber  Goethes  Balladen. 

Wold.  Freih.  v.  Biedermann:  Die  Wiederholung  als  Ur- 
form der  Dichtung  bei  Goethe.  (Ztschr.  f.  vgl.  Litg.  u. 
Ren.  Lit.  N.  F.  IV.  S.  267-    273.) 

f  A  critical  examination  of  Goethes  sonnets.  A  lecture 
read  at  the  North-West  Dondon  division  of  the  Goethe- 
Society,  on  Wednesday  evening  2  2nd  January  1890  by 
Charles  Tomlinson,  F.  R.  S.  Member  of  the  Goethe  Societv. 
London,  D.  Nutt.    16  SS.    S°. 

R.  Sprenger:  Zu  Goethes  Gedichten.  (Zeitschr.  f.  d.  dtschen. 
l^nterr.     5.  Jahrg.    11.   H.    S.   781  —  783.) 

Heinrich  DUntzer:  Goethes  Sesenheimer  Lieder.  (Allg. 
Zeitg.  Beil.  No.   252.) 

Zur  Geschichte  der  freien  Verse  in  der  deutschen  Dichtung. 
Von  Klopstock  bis  Goethe.  Kieler  Inaugural-Dissertation 
von  Adolf  Goldbeck-Loewe.   München,  Buchholz.  IV  u.  82  SS. 

Friedrich  Försters  Urkunden -Fälschungen  zur  Geschichte 
des  Jahres  1813  mit  besonderer  Rücksicht  auf  Theodor  Körners 
Leben  und  Dichten  von  Friedr.  Latendorf.  Pösneck,  C.  Laten- 
dorf.  37  SS. 

S.  9—16  Fälschungen  an  Goethe:  i.  Das  bekannte  Gedicht  »Als 
ich  ein  junger  Geselle«;  als  Fälschung  wird  das  Nichtprotestiren 
Försters  gegen  die  Aufnahme  der  Verse  in  Goethes  Werke  bezeichnet. 
2.  Der  Bericht  über  die  Begegnung  mit  Goethe  in  Meissen  12.  April 
(während  es  19.  April  heissen  muss);  3.  Die  Fassung  des  Goetheschen 
Verses  »Als  an  der  Elb'  ich  die  Waffen  Dir  segnete«  (während  Goethe 
ihm  schrieb.)  Derartige  Ungenauigkeiten  und  Nachlässigkeiten  als 
Fälschungen  zu  denunciren,  ist  doch  wohl  etwas  hart. 

Woldemar  Frhr.  v.  Biedermann :  Heidenröslein.  (Zeitschr. 
f.  d.  deutschen  Unterr.  V.  Bd.  5.  H.  S.  334—340.) 

Goethe  habe  sein  »Heidenröslein«  Herder  als  Volkslied  mitge- 
theilt;  es  liege  daher  von  Goethes  oder  Herders  Seite  eine  wissentliche 


Bibliographie.  303 


Täuschung  vor.  Sucht  nachzuweisen,  dass  folgende  Verse  auf  die 
Schauspielerin  Caroline  Schulze,  angedeutet  in  Goethes  Aufsatz  über 
das  Leipziger  Theater,  eine  Parodie  der  \'erse,  welche  unter  dem 
Kupferstich  der  Genannten  standen,  von  Goethe  herrühren: 

O  Du,  die  in  dem  Heiligthum 
Der  Grazien  verdient  zu  glänzen. 
Auch  ohngebeten  krönt  der  Ruhm 
Dich  mit  den  besten  Kränzen. 

Doch  soll  des  Lobes  Melodie 
Dir  immer  gleich  erschallen. 
So  gieb  Dir  nicht  vergebne  Müh 
Durch  Tanzen  zu  gefallen. 

(Gedruckt  in  »Sanmilung  theatralischer  Gedichte«.  Erste  Sammlung. 
Leipzig  1776.) 

Heuwes:  Zu  Goethes  »Herbstgefühl«.  (Z.  f.  d.  d.  Unterr. 
5.  J.  9.  H..  S.  649  fg.) 

Sprachliche  Bemerkungen  zu  einem  Spruch  Goethes,  be- 
sonders in  Bezug  auf  Bedingungssätze.  (Zeitschrift  für  deutsche 
Sprache.     Jahrg.  V.    Heft   i,  S.    17—21.) 

Es  ist  der  Spruch  »Keins  von  allen«  in  der  Abtheilung  »Epigram- 
matisch«, der  von  der  Ueberschrift  an  bis  zu  den  Schlussworten  sprach- 
lich durchgenommen  und  bis  in  die  kleinsten  Einzelheiten  analvsirt 
und  critisirt  wird. 

Daniel  Jacoby :  Hans  Sachsens  poetische  Sendung. 
(Vjschr.  f.  Litgesch.  IV.  622.) 

Der  bekannte  Schluss  des  Gedichts  »In  Froschpfuhl  all  das  Volk 
verbannt«  ist  zwei  Aeusserungen  Schubarts  nachgebildet. 

Das  Tagebuch.  Gedicht  von  J.  V\'.  von  Goethe.  Fünfte 
Auflage.  Dresden,  Th.  Lemke.   13  Seiten  kl.   16°. 

Ludwig  Blume:  Zu  Goethes  Gedicht  »Willkommen  und 
Abschied«.  (Chronik  des  Wiener  Goethe-Vereins.  No.  7.  S., 
S.  26-28.) 

Katalog  183.  Autographen.  Urkunden,  Manuscripte, 
Bücher.     J.  A.  Stargardt,  Berlin.     45  SS. 

Verzeichnet  S.  40  fg.  eigenhändige  Niederschriften  von  vier 
Goetheschen  Gedichten:  »Pfingsten  1814;  In  ein  Stammbuch  zum 
Bildchen  von  Ulrichs  Garten;  Campes  Laokoon;  Wasserbildung«.  Die 
im  Catalog  abgedruckten  Fassungen  bieten  gegen  die  bekannten  Drucke 
ausser  unbedeutendsten  orthographischen  Abweichungen  keine  Varianten. 

Paul  Hoftmann :  L^ntersuchungen  über  Goethes  Ewigen 
Juden.    (Vierteljs.  f.  Litgesch.  IV.  S.   116  — 152.) 


504  Bibliographie. 


Goethe,  Hermann  und  Dorothea.  Herausgeg.  und  bearb. 
von  G.  Hofmeister.  Leipzig,  B.  G.  Teubner.  (Samml.  dtsch. 
Dicht,  u.  Schriftwerke  für  höhere  Töchterschulen,  herausgeg. 
von  G.  Bornhak,     15.  Bdchen.)     XIV  u.  68  SS. 

Goethe,  Hermann  und  Dorothea.  Schulausg.  Bearbeit. 
von  L.  Sevin.     2.  Aufl.     Berlin,  H.  Reuther.     64  SS. 

t  Goethe,  Hermann  et  Dorothee.  Edition  annotee  par 
J.  N.Wagner.     Paris,  Poussielgue,   1S90.     IV  u.    119   SS. 

Goethe,  Hermann  und  Dorothea.  Mit  45  Handz.  von 
H.  Looschen.  (Classiker-Bibliothek,  illustrirte  2.  Band.)  Berlin, 
Bong  &  Co.     123  SS. 

Heats  Moderne  Language  Series.  Goethes  Hermann  and 
Dorothea.  Edited  with  an  introduction  and  notes  by  Water- 
mann T.  Hewett  Ph.  D.  Professor  of  the  german  language 
and  literature  in  Cornell  University.  Boston,  D.  C.  Heath 
and  Co.    L  u.   243  SS. 

Der  Text  nach  der  A.  1.  H.,  nur  Orthographie  und  hiterpunktioa 
geändert.  Die  Einleitung  enthält  Abhandlungen  über  die  Quellen : 
Salzburger  Emigration,  Campagne  in  Frankreich;  über  den  historischen 
Hintergrund;  über  die  Entstehung  des  Gedichts  (Zusammenstellung 
von  Daten  aus  Tagebuch  und  Briefen  18.  Aug.  1796  bis  5.  Sept.  1797); 
über  Voss  Louise;  über  den  Text  [nach  Schreyer] ;  Varianten  der 
I.  Ausg.;  über  den  Vers.  —  Dem  Texte  folgen  (S.  105 — 212)  un- 
gemein reichhaltige  Anmerkungen,  sprachliche,  geschichtliche  Er- 
klärungen, Parallelstellen  aus  Goetheschen  Schritten,  älteren  und 
neueren  Autoren.  —  S.  215 — 228  Bibliographie  der  benutzten  all- 
gemeinen Schriften,  ferner  der  (in  verschiedenen  Ländern  erschienenen) 
deutschen  Ausgaben  des  Gedichts,  der  Uebersetzungen,  Monographieen 
und  Zeitschriftenartikel  über  dasselbe,  Illustrationen.  S.  229  bis  Schluss  : 
Wort-Index. 

In  derselben  Sammlung  sind  bereits  erschienen  Tasso  hgg.  von 
Thomas;  Sesenheim  aus  »Dichtung  und  Wahrheit«  von  Huss.  — 
Unter  der  Presse  befindet  sich  »Dichtung  und  Wahrheit«  Buch  1  —  5 
von  Buchheim. 

Goethe,  Hermann  et  Dorothe'e.  Texte  allemand,  publie 
avec  un  avant-propos,  des  sommaires  et  des  notes  explicatives 
par  B.  Levy.  Nouvelle  edition.  Paris,  Hachette  etC'"'".  IV  u. 
115  SS. 

Goethes  Hermann  und  Dorothea.  Herausg.  von  J-  Pötzl. 
3.  .^ufl.  (Hölders  Classiker  -  Ausgaben  für  den  Schulgebrauch. 
15.  Heft.     Wien,  A.  Holder.)  IV  u.   66  SS. 


Bibliographie.  505 


Goethe,  Hennann  und  Dorothea.  Mit  ausführl,  Er- 
läuterungen für  den  Schulgebrauch  und.  das  Privatstudium 
von  A.  Funke.    6.  Aufl.     Paderborn,  F.  Schöningh.     147  SS. 

Erläuterungen  zu  deutschen  Classikern  von  J.  Schrammen  I. 
Köln,  Ahn.     kl.  8.     64  SS. 

Goethes  Hermann   und  Dorothea  erläutert   in    100  Dispositionen. 

R.  Löbell:  Zum  Capitel  »Goethe  ein  grosser  Nehmer«. 
Goethe  und  J.  H.  Merck.  (Zeitschr.  f.  d.  deutsch.  Unterricht. 
5.  Jahrg.  II.  H.     S.  77o— 775-) 

Einige  Züge  in  »Hermann  und  Dorothea«  :  Neigung  des  Helden 
zum  Landbau,  Erlebniss,  Kränkung  im  Kaufmannshause  aus  Mercks 
Skizze  »Geschichte  des  Herrn  Oheim«  entnommen. 

H.  Draheim:  Zu  Goethe  und  Schiller.  (Zeitschr.  f.  d. 
deutsch.  Unterricht.  V.  Jahrg.  8.  Heft.     S.  557  —  560.) 

Der  Pfarrer  in  »Hermann  und  Dorothea«.  Darstellung  der  Be- 
deutung- des  geistlichen  Berufs. 


4.    P  R  O  S  A  S  C  H  R  I  F  T  E  N. 

Velhagen  &  Klasings  Sammlung  deutscher  Schulausgaben. 
54.  Lief.  Goethe,  kleinere  Prosaschriften.  Herausgegeben  von 
W.  Nöldeke.  II.  Campagne  in  Frankreich,   1792.  IV  u.  116  SS. 

Goethe.  Campagne  de  France.  Texte  allemand.  Avec 
une  carte,  une  introduction  et  un  commentaire  par  E.  Bailly. 
Paris,  Belin  freres.     12°.     XVIII  u.   246  SS. 

t  Goethe.  Extrait  des  oeuvres  en  prose,  precedes  de 
notices  et  annotes  par  L.  Schmitt.  Paris,  Delagrave,  1890. 
8°.  VI  u.   120  SS. 

Goethe.  Poesie  et  Verite.  Extraits  publies  avec  une  in- 
troduction et  des  notes  par  The'ophile  Gart.  Paris,  Belin 
freres.    8°.    XVI  u.  224  SS. 

Goethe.  Extraits  de  IWutobiographie  . .  .  pre'cedes  de  deux 
notices  et  annotes  par  I>.  Schmitt.  Classe  de  troisieme. 
26  edition.  Paris,  Delagrave.  VIII  u.  76  SS.  (Cours  superieur 
de  langue  allemande.) 

Die  Franzosen  in  Frankfurt  am  Main  und  der  Königs- 
lieutenant in  Goethes  Elternhause  1759.  (Zeitschr.  f.  deutsche 
Sprache.     Jahrg.  V.  H.  i.  S.   1  —  6.) 

Gokthe-Jahuevch  XIII.  20 


306  Bibliographie. 


Herders  sämmtliche  Werke.  Herausgegeben  von  Bernhard 
Suphan.    Fünfter  Band.  Berlin,  \A'eidmann.    XXXI  u.  732  SS. 

Ist  es  auch  an  dieser  Stelle  nicht  möglich,  dem  Fortschreiten 
dieser  monumentalen  Ausgabe  Schritt  für  Schritt  zu  folgen,  so  soll 
dieser  von  B.  Suphan,  liauptsächlich  von  R.  Steig  bearbeitete  Band 
doch  genannt  werden.  Hauptsächlich  deshalb,  weil  er  Herders  Antheil 
an  der  Schriit  »Von  deutscher  Art  und  Kunst.  Einige  fliegende  Blättere 
enthält,  ausserdem  Herders  Recensionen  aus  den  »Frankf  gelelirten 
Anzeigen«  vom  Jahre  1772.  Solcher  werden  im  Ganzen  14  mitgetheilt. 
Leider  werden  die  Gründe,  welche  für  die  Aufnahme  der  einzelnen 
Artikel  sprechen,  nicht  angegeben;  die  Auseinandersetzung  derselben 
soll  in  einem  besonderen  Aufsatz  geliefert  werden. 

Rudolf  Steiner:  Geheimniss  in  Goethes  Räthselmärchen 
in  den  Unterhaltungen  deutscher  Ausgewanderten.  (Wiener 
Chronik.     No.   12,  S.  44.) 

Goethes  Wilhelm  Meister  und  die  ästhetische  Doctrin 
der  älteren  Romantik  von  Heinrich  Prodnigg.  (S.-A.  aus 
dem  XL.  Jahresbericht  der  steierm.  Landes-Oberrealschule.) 
31  SS. 

F.  Meyer  von  Waldeck :  Die  Memoiren  des  Marschalls 
V.  Bassompiere  und  Goethes  Unterhaltungen  der  Ausge- 
wanderten.   (Archiv   f.  d.   Stud.  neuerer  Sprachen.  LXXXVII. 

S.   252  —  255.) 

Daniel  Sanders :  Sprachliche  Anmerkungen  zu  dem 
2.  Theil  von  Goethes  Wahlverwandtschaften  bis  zur  Novelle. 
4obändige  Ausgabe,  Bd.  15,  S.  151 — 242.  (Zeitschrift  für 
deutsche  Sprache.    Heft   lo,    11,   S.    389  —  393,   S.   429  —  434.) 

Werther. 

M.  Landau  betont  in  einer  Besprechung  von  Tiemann :  Deutsche 
Literatur  im  Lichte  der  italienischen  Kritik  (Zeitschr.  f.  vgl.  Lit.  IV, 
255),  dass  die  vollständige  Abhängigkeit  Foscolos  von  Goethe  nun- 
mehr keinem  Zweifel  unterliegt. 

Fritz  Winter:  Goethes  Antheil  am  Wandsbecker  Boten. 
(Vjschr.  f.  Litgesch.  IV,  H.  4,  S.  513—528.) 

Abdruck  des  Aufsatzes  14.  Jan.  1774  »Ueber  die  Frage:  Welche 
Hand  Götzens  von  ßerlichingen  eisern  gewesen«  nach  C.  H.  Schmids 
Zeugniss  von  Goethe,  als  Erwiderung  auf  einen  Angrift"  Kästners. 
(Für  Goethe  sprechen  einzelne  Ausdrücke,  ferner  häufige  Anwendung 
der  Ausrufungszeichen,  Gedankenstriclie,  des  Semikolons,  um  die 
Glieder  eines  Causalsatzes  zu  trennen.)  —  Möchte  für  Goethe  ausser- 
dem in  Anspruch  nehmen  17.  Sept.  1773:  Der  geistliche  Don  Q.ui- 
xote;  5.  März  1774:  Entwurf  einiger  Abhandlungen  vom  Herzen; 
12.  Sept.  1774:  Die  Mädcheninsel,  eine  Elegie. 


Bibliographie.  ^OJ 


E.    ÜBERSETZUNGEN. 

Diderot.  Le  neveu  de  Rameau,  satyre  publice  pour 
la  premiere  fois  sur  le  manuscrit  original  aulographe  avec 
iine  introduction  et  des  notes  par  Georges  Monval  accompagnee 
d'une  notice  sur  les  premieres  editions  de  l'ouvrage  et  de 
la  vie  de  Jean-Francois  Rameau  par  Er.  Thoinan.  Paris, 
l.ibrairie  Plön.  (Bibliotheque  Elze'virienne.  126.  Band.)  16°. 
XXXm  u.  233  SS. 

Das  Originalmanuscript  ist  von  G.  Monval  in  einer  bei  einem 
Pariser  Antiquar  erstandenen  30obändigen  Sammlung  von  Tragödien 
-entdeckt  worden.  Es  scheint  in  der  Zeit  1774  bis  1777  geschrieben.  — 
Die  Einleitung  S.  XVIII  fg.  geht  auf  Goethes  Uebersetzung  und  die 
(1821)  nach  derselben  gemachte  französisclie  Ausgabe  ein.  —  Das 
Verhältniss  dieses  ursprünglichen  Textes  zu  dem  von  Goethe  benutzten 
l;ann  hier  nicht   erörtert  werden. 

f  William  P.  Andrews:  On  the  translations  of  Goethes 
j)Faust«.     (The  Atlantic  Monthly   1890,  Decbr.) 

Hippolytus  des  Euripides.  Ausgabe  und  Uebersetzung 
-von  U.  V.  Willamovitz-Möllendorf.   Berlin,  Weidmann.   245  SS. 

Im  Vorwort  über  Goethe  als  Uebersetzer.  Mittheilung  zweier 
griechischen  Uebersetzungen  des  Gedichts  »Wandrers  Nachtlied«  (Ueber 
allen  Gipfeln). 

f  Goethe.  Hermann  et  Dorothee,  poeme.  Traduction 
franraise  par  Bitaube.  Paris,  Delalain  freres,  1890.  XX  u.  95  SS. 

Goethe,  W.,  Armin  i  Doroteja,  pjesan,  preveo  V.  Vezic. 
Agram.  (Verlag  der  Aktien-Buchhandl.)  Kroatisch. 

Goethe,  Iphigenie  en  Tauride,  drame  en  cinq  actes. 
Avec  une  introduction  et  des  notes  par  Emile  Riquiez.  Paris, 
Garnier  freres.     12°.     VIII  u.   loi   SS. 

—  Iphigenia  Taurisban.  Forditotta  Czengeri  J.  Kiadja  a 
Kisfaludytärsasag.     Budapest,  Franklin-Verein. 

Goethes  Wilhelm  Meisters  Apprenticeship  and  Travels. 
Translated  by  Thomas  Carlyle.  VVith  critical  introduction 
by  Edward  Dowden.  Edited,  with  notes,  by  Glement  King 
Shorter.     2  vols.     London,  Stott.     12°.     860   SS. 

t  Goethes  Faust ;  from  the  German,  by  J-  Anster.  Vignette 
ed.,  ill.  by  F.  J.  Boston.  New  Vork,  F.  A.  Stokes  Go.,  1890. 
c.  4-360  SS. 

20* 


3o8  Bibliographie. 


Goethuo.  Faust,  tragedie.  Preloiil  Jaroslao  Vrchlicky. 
V  Praze,    F.  Simacek.     2  Bde.     16".     XVII    208   u.    328  SS. 

—  Hermann  et  Dorothee.  Traduction  francaise  parB.  Levy, 
ancien  inspecteur  general  de  l'instruction  publique.  Avec  le 
texte  allemand  et  des  notes.  Paris,  Hachette  et  Cie.  16°. 
IV  u.   187   SS. 

Goethe.  Clavigo.  Et  Sörgespil.  Oversat  af  J.  Magnussen. 
Kjöbenhavn,  Schou.     70  SS. 

Goethe,  Autobiografia  :  poesia  e  verita.  Prima  versione 
itaUana  di  A.  Courtheoux.  Parte  IL  Alilano,  Sonzogno.  16'. 
196  SS. 

—  Knabenjahre  (1749— 1761).  Goethes  Boyhood:  Being 
the  First  Three  Books  of  his  Autobiography.  x\rranged  and 
annotated  by  Wilhelm  Wagner.  New  ed.,  revised  and 
enlarged  by  ].  W.  Cartmell.  London,  Cambridge  Warehouse. 
8°.      166  SS.  ' 

—  Campagne  de  France.  Avec  notices  et  notes  par 
L.  Schmitt,  agrege  de  l'Universite,  professeur.  Classe  de  se- 
conde.  36  edition.     Paris,  Delagrave.     12°.  VIII  u.  64  SS. 

Goethe,  Campagne  de  France.  Traduction  francaise  par 
Jacques  Porchat.     Paris,  Hachette  (S:  Cie.     32".     236  SS. 

Goethe,  Viaje  a  Italia,  traducido  directamente  del  ale- 
män,  por  F.  G.  Garrido  de  Rodriguez  Mourelo,  Tomo  I. 
Madrid,  Hernando  y  Comp.     8°.     VIII  u.  374  SS. 

Goethe-Schiller,  Egmont.  Treurspel  in  vijf  bedrijven 
(8  tafereelen]  voor  het  Nederlandsch  tooneel  bewerkt;  met 
een  voorwoord  door  Jac.  de  Vos.  Zaandijk,  J.  Heijnis  Tz. 
Kl.  8°.   108  SS. 

t  II  libro  dell'  amore.  Poesie  italiano  raccolte  et  ethmiere 
raccolte  e  tradotte  da  M.  A.  Canini.  5  Bände.  Venezia, 
C.  Coen,  später  J.  Merto,  1885  — 1890. 

Enthält  viele  Uebersetzun^^en  Goethescher  Lieder.  Im  Einzelnen 
nach  einer  freundlichen  Mittheilung  Munckers:  Bd.  i :  (Mailied:)  »Wie 
herrlich  leuchtet«  (Rastlose  Liebe),  »Dem  Schnee,  dem  Regen«,  Wonne 
der  Wehmut  (»Trocknet  nicht«),  Wehmut  (»Ihr  verblühet,  süsse 
Rosen«),  »Sie  liebt  mich«  (aus  Erwin  II,  8),  »Sieh  mich,  Heilger,  wie 
ich  bin«  (ebendaher),  »Meine  Ruh'  ist  hin«;  in  Bd.  2:  »Wunderlichstes 
Buch  der  Bücher«  (Divan,  Buch  3),  »Ueber  meines  Liebchens  Aeugeln«, 
»Wie  mit   innigstem  Behagen«  (Buch  Suleika),    »Voll    Locken   krau?« 


BiBLIOGRAPHIi;.  309 


(Divan,  Buch  3);  )Ja  die  Augen  warens,  ja  der  Mund«  (Divan,  Buch  j); 
in  Bd.  j :  Der  Abschied  (»Lass  mein  Aug'  den  Abschied  sagen«), 
An  die  Entfernte  (oSo  hab'  ich  wirkhch  dicli  verloren?«),  Willkommen 
und  Abschied  («Es  schlug  mein  Herz«),  Pilgers  Morgenlied  («Morgen- 
nebel, Lila«);  in  Bd.  4:  «Höret  alle  mich,  ihr  Götter«  (Erwin  I,  2), 
»Locken,  haltet  mich  gefangen«  (Divan),  Neue  Liebe,  neues  Leben 
(«Herz,  mein  Herz«);  in  Bd.  )'.■  ist  kein  Goethesches  Gedicht  übersetzt. 
Die  des  »Mailied«  mit  Gegenüberstellung  des  Originals  druckt  F.  Muncker 
in  einer  Besprechung  des  Werkes  (Allg.  Zeitg.  Beil.  No.  97)  ab  und 
charakterisirt   sie   als   «viel  promphafter  und  steifer«  denn  jenes. 

t  The  bride  of  Corinth.  (Die  Braut  von  Corinth.) 
Translated  in  the  metre  of  the  original,  by  Charles  Thom- 
linson,  F.  R.  S.  Member  of  the  Goethe  Society.  Printed 
for  the  author.     January  1890.     VIII  SS.  in  8°. 


II.  Biographisches. 

A.  ALLGEMEINES.  ^ 

Browning,  O.,  Goethe,  bis  life  and  writings.  London, 
Sonnenschein  &  Co. 

Grundriss  zur  Geschichte  der  deutschen  Dichtung  aus 
den  Quellen  von  Karl  Goedeke.  Zweite  ganz  neu  bearbeitete 
Auflage.  Nach  dem  Tode  des  Verfassers  in  Verbindung  mit 
D.  Jacoby,  Karl  Justi,  Max  Koch  u.  A.  fortgeführt  von 
Edmund  Götze.  Vierter  Band.  Vom  siebenjährigen  bis  zum 
Weltkriege.  Erste  Abtheilung.  Dresden .  L.  Ehlermann. 
XII  u.   780  SS. 

Goethe  S.  419 — 756,  dazu  einige  Nachträge  760  fg.,  Goethe 
Register  769—776.  Der  grosse  Abschnitt  ist  von  Max  Koch  voll- 
ständig neu  bearbeitet;  den  200  Seiten  der  ersten  Auflage  stehen  etwa 
350  gegenüber.  Schon  die  Biographie  zeigt  einschneidende  Aender- 
ungen ;  in  derselben  »tritt  mehr  der  dichterische  Entwickelungsgang 
hervor,  ohne  dass  er  von  Inhaltsangaben  seiner  Werke  unterbrochen 
wird.«  Wesentliche  Bereicherung,  Umgestaltung  mit  fleissigster  Be- 
nutzung und  Registrirung  der  ins  Ungeheure  angewachsenen  Litteratur 
zeigt  der  bibliographische  Theil.  Seine  Anordnung  ist  wesentlich 
anders  als  in  der  ersten  Ausgabe.  Auf  Einzelnes  hinzuweisen,  ist 
leider  nicht  möglich.  Auslassungen  zu  bemängeln  wäre  eine  grosse 
Ungerechtigkeit  gegen  den  Fleiss  des  Sammlers,  eine  um  so  grössere 
als  es  S.  565  A.  ausdrücklich  heisst:  »Vollständigkeit  ist  bei  der  Aus- 
nahmsstellung der  Goetheliteratur  dem  ^^■illen  Goedekes  gemäss  nicht 
erstrebt.« 

Histoire  abregee  de  la  litterature  allemande  depuis  les 
origines  jusqu'en   1870.    Avec  un  choix  de  morceaux  traduits, 


;I0  Bibliographie. 


des  notices  et  des  analyses  par  A.  Bessert,  inspecteur  general 
de  rinstruction  publique.  Paris,  Hachette  et  Cie,  III  u.  569  SS. 

S.    276  —  527:    Goethe.     Dabei    ein    Bild    d::s    alten    Goethe;    als 
Titelbild  das  Goethe-Schiller-Denkmal  in  Weimar. 

Franz  Muncker :  Goethe.    (Pierers    Conversationslexikon. 
7.  Auflage.  VI.  S.  906  —  921.) 

A.    Bettelheim:    Die    Unmöglichkeit    einer    Goethe-Bio- 
graphie. (Allg.  Zeitg.  Beil.  No.  212.) 


B.    BIOGRAPHISCHE  EINZELHEITEN. 

Hallberg:  La  prämiere  jeunesse  de  Goethe;  son  sejour 
a  Leipzig,  d'apres  sa  correspondance.  (Mem.  de  l'acad.  des 
Sciences  de  Toulouse.  IX.  ser.  II.  tome.) 

t  [Jan],  Hermann  Ludwig  [von] :  Strassburg.  Von  der 
alten  und  der  jungen  Hochschule.  (Burschenschaftliche  Blätter. 
1S90,  Nr.  6.) 

Betr.  auch  Goethes  Aufenthalt  in  Strassburg. 

Wolff,  Henry  W. :  The  country  of  the  Vosges.  With  a 
map.     London,  Longmans,  Green  &  Co.     XIII  u.  368  SS. 

Chapter  V:  Strassbourg. :  ....  The  City  in  Goethes  Time. 
Goethes  fondness  for  it.  —  Chapter  VI :  The  Zorn  and  the  »Goethe 
Country«.  —  Chapter  VIII:  Ste.  Odille  and  Hohwald:  S.  Odilias 
Storv  —  its  influencc  on  Goethe  .... 

Goethe  in  der  Schweiz.  Eine  Studie  zu  Goethes  Leben. 
Von  J.  Herzfelder.   Leipzig,  S.  Hirzel.     221   SS. 

J.  Herzfelder:  Goethe  und  der  ZUrichersee.  (lieber  Land 
und  Meer.  XXXIIL  No.  44.) 

Erich  Petzet:  Goethe  in  Italien.  (Frkf.  Ztg.    10.   Juni.) 

Lily  von  Kretschman:  Weimars  Gesellschaft  und  das 
Chaos.  (Westermanns  illustr.  deutsche  Monatshefte.  Heft  422. 
Nov.  S.  235  —  264.) 

Mit  einer  blattgrossen  Abbildung  »eine  Hofgesellscliaft  in  Weimar 
unter  dem  Grossherzog  Karl  Friedrich«,  nach  einem  Original  aus  d. 
J.  1856  und  den  Bildern  der  Gräfinnen  Caroline  Auguste  Julie  v.  Egloff- 
stein,  sowie  den  Ansichten  von  Tiefurt  und  Ettersi^erg  (1836).  Schil- 
derung der  Weimaraner,    der  Fremden,   K.    v.    Holtei,    der   Engländer. 


Bibliographie.  tII 


Namentlich  die  Umgebung  der  Ottilie  wird  bevorzugt;  die  Aufzeich- 
nungen der  Jenny  von  Pappenheim  gehen  als  Quelle.  ^Idria  Paulownu 
und  ihr  Kreis.  Gelegentliche  Besucher:  Rahe!,  David,  Mickiewicz.  Be- 
gründung der  Gesellschaft,  die  das  »Chaos«  herausgiebt.  Mittheilungen 
von  Beitragen  der  Ottilie,  des  August  von  Goethe,  Holtei,  Jenny 
V.  Pappenheim,  Sarazin,  Davantry,  Charles  des  Voeu\,  de  la  .Viotte 
Fouque,  Chamisso,  Riemer,  Eckermann,  Auguste  Jakobi,  J.  D.  Gries, 
K.  V.  Meyer,  Stephan  Schütze,  Knebel,  Peucer,  Zelter,  Felix  Mendelssohn, 
Fr.  Förster,  Adele  Schopenhauer.  —  Die  mannigfachen  Gedichte  »An 
Ihn«  als  Erwiderung  des  Gedichtes  Goethe  »an  Sie«  (Hempel  I,  95) 
werden  mitgetheilt.  —  Die  Verse  »Mit  einem  buntgestickten  Kissen« 
sind  an  Auguste  Gräfin  Egloffstein  gerichtet.  Goethe  als  Redacteur. 
Gedichte  auf  Goethe,     üebersetzungen  seiner  prosaischen  Aufsätze. 

Goethes  Tod  und  Bestattung.  (Deutsche  Bühnengenossen- 
schaft.  No.  26.) 


C.    GOETHES    ELTERN,   GATTIN,  SOHN,  ENKEL. 

O.  Heuer.  Die  Aufzeichnungen  des  Stadtschultheissen 
Joh,  Wolfg.  Textor.  (Berichte  des  Fr.  D.  Hochstifts.  N.  F. 
Bd.  Vn.  S.   199  —  206.) 

.\uszüge  aus  dem  seit  1883  dem  Hochstift  gehörigen  duartheft 
des  Genannten,  Goethes  Grossvaters;  beginnend  mit  einer  Selbstbiographie, 
dann  Mittheilungen  über  Rathsverhandlungen  bis  1735.  Die  Aul- 
zeichnungen sind  erst  1747  begonnen.  Bestreitet  die  gehässige 
Schilderung  Textors  durch  den  Arzt  Senckenberg,  seinen  persönlichen 
Feind.  Betont,  dass  die  eigenen  Aufzeichnungen  Textors  Goethe  in 
keiner  Weise  widersprochen,  sondern  in  manchen  Punkten  seine 
Richtigkeit  bestätigen. 

Die  Familie  der  Mutter  Goethes.  (N.  Fr.  Presse,  Abendbl. 
27.  März.) 

Goethes  Mutter.  Ein  Lebensbild  nach  den  Quellen  von 
Dr.  Karl  Heinemann.  Mit  vielen  Abbildungen  in  und  ausser 
dem  Text  und  zwei  Heliogravüren.  Leipzig,  Arthur  Seemann. 
XII  und  368  SS. 

K.  Heinemann:  Frau  Christiane  von  Goethe  geb.  Vulpius. 
(Westermanns  Monatshefte.  März.) 

Walter  Vulpius  :  Das  Stammbuch  von  August  von  Goethe. 
(Deutsche  Rundschau.  Juli,  Jahrg.   18.  H.  7.) 

Lily  von  Kretschman:  Ottilie  von  Goethe  und  ihre  Söhne. 
Aus  den  Erinnerungen  einer  Zeitgenossin.  (Westermanns 
Monatshefte.  35.  Jahrg.  415.  Heft,  S.  97 — 109.) 


312  Bibliographie. 


Lily  von  Kretschman:  Dichtungen  von  August  und  Ottilie 
von  Goethe.  (Deutsche  Dichtung,  herausgeg.  von  K.  E. 
Franzos.  X.  Bd.,   lo.  Heft,  S.  249  fg.) 

Schwabe,  J. :  Goethes  Enkel.  (Deutsche  Revue.  XVI. 
Jahrg.,  Decemberheft.) 


D.  GOETHES  VERHÄLTNISS  ZU  SEINEN  VORGÄNGERN, 
FREUNDEN  UND  NACHFOLGERN. 

Lina  Morgenstern  :  Erinnerungen  an  die  Herzogin  Anna 
Amalia  zu  Weimar.  (Deutsche  Hausfrauenzeitung.  No.  19.  20.) 

Aus  meinem  Leben.  Die  ersten  dreissig  Jahre  1S19  —  1S49. 
Von  Alfred  Ritter  von  Arneth.  Als  Manuscript  gedruckt. 
Wien.    VIII  und  438  SS. 

S.  51  fg.  Berichte  der  Mutter  (Toni  Adamberger)  über  ihre 
Leetüre  und  Erlernung  Goethescher  Stücke.  S.  61  ff.  Aufführung  des 
»Egmont«  mit  der  Beethovenschen  Musik  in  Wien.  S.  75  fg.  »Iphigenie.« 
S.  123  Grillparzers  Lob  des  Harfnerliedes. 

R.  Köhler:  Goethe  e  il  poeta  italiano  Domenico  Batacchi. 
(Archivio  per  lo  studio  delle  tradizioni  popolari  X  I.) 

Ital.  Wiedergabe  der  1890  in  den  Abhandlungen  der  Königl. 
Sachs.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  erschienenen  Arbeh. 

C.  Gerhard  :  Ludwig  von  Beethoven  in  seinen  Beziehungen 
zu  berühmten  Musikern  und  Dichtern,  Dresden,  Oscar 
Damm,   1892.     30  SS. 

Jakob  Baechtold:  Bodmers  Tagebuch  1752  bis  1783 
in:  Jubiläumsschrift  der  Allgemeinen  Geschichtsforschenden 
Gesellschaft  der  Schweiz  S.   190 — 216. 

1775  »In  diesem  Sommer  kam  Goethe  zu  Lavater«.  Der  Aufent- 
halt 1779  w'ird  nicht  erwähnt.  1777  heisst  es:  »Lenz  war  zu  Lavatern 
gekommen.  Man  sagte,  dass  Lenz  vor  Genie  zerspringen  möchte.  Ich 
sehe  nicht,  dass  er  in  dieser  Gefahr  stehe«. 

Bürgers  Homerübersetzung.  Von  Dr.  Otto  Linke,  Ober- 
lehrer.    Berlin,  R.  Gärtner.     39  SS.  4°. 

Geht  auch  auf  die  G.-J.  V  passim  mitgetheilten  Notizen  über  die 
Uebersetzung  und  Goethes  Förderung  derselben  (1778)  ein.  S.  19  Goethes 
Ansichten  über  Homerübersetzungen.     S.  21  fg.  Goethe  und  Bürger. 


Bibliographie. 


30 


Hermann  Hager:  Joseph  Green  Cogswells  Beziehungen 
zu  Goethe.  (Archiv  f.  d.  Stud.  neuerer  Sprachen.  i.XXXVII. 
S.   247  —  252.) 

Einzehie  Nachträge  zu  G.-J.  Xll,  284,  2S8,  528. 

1 1 1  Goethe  ein  Vorgänger  Charles  Darwins.  (Natur- 
wissenschaftL  Wochenschrift.     No.  38.) 

Am  100.  Geburtstage  Grillparzers.  Von  S.  M.  Prem. 
BieUtz.     Im  Verlage  des  Verfassers.   17  SS. 

Gelegentlich  Erwähnung  von  Goethes  Werken ;  Beziehungen  Grill 
parzers  zur  Goetheschen  Familie;  sein  Faust-Entwurf  als  Fortsetzung 
des  Goetheschen  geplant. 

K.  J.  Schröer:  Grillparzer  bei  Goethe.  (Chronik  des 
Wiener  Goethe-Vereins.  6.  Jahrg.  No.  i,  S.  4—8.) 

Julius  Wähle:  Grillparzer  in  Weimar,  (Weimarer  Zeitung. 
15.,   16.,  17.  Jan.) 

Auf  alle  übrigen  Grillparzer-Artikel,  welche  gelegentlich  auch 
von  den  Beziehungen  Grillparzers  zu  Goethe  spreclien,  kann  selbst- 
verständlich an  dieser  Stelle  nicht  hingewiesen  werden. 

Grillparzers  Ansichten  über  Literatur,  Bühne  und  Leben. 
Aus  Unterredungen  mit  Adolf  Foglar.  Zweite  und  vermehrte 
Auflage.     Stuttgart,  J.  G.  Göschen.  VI  u.  71   SS. 

Die  erste  Auflage  erschien  vor  etwa  20  Jahren.  S.  4  Goethes 
Egmont.  S.  22  fg.  Sehr  bewundernde  Stelle  über  Goethe:  gegen  Tasso 
und  gegen  Bettina.  S.  26  Bemerkungen  über  »Clavigo«.  S.  27  Rai- 
mund konnte  Goethe  durchaus  nicht  leiden. 

Michael  Berna3-s :  Zur  Kenntniss  Jacob  Grimms.  (Allg. 
Ztg.  Beil.  No.  46  ff.,  24.  Febr.  ff.) 

Im  Anschluss  an  die  Briefe  Jacobs  an  S.  Hirzel  (Z.  f.  d.  Alterth. 
Anzeiger  16,  220 — 264).  Mittheilungen  über  Jacobs  Verhältniss  zu 
Goethe:  Citate  aus  Goethe,  Goethe  als  Sprachkünstler,  ^\'ilhelms 
Vertheidigung  der  Deutschen  gegen  Goethe.  —  W^ilhelms  Bezugnahme 
auf  zwei  Briefe  Goethes  an  Reichardt  28.  Febr.  1790,  5.  Febr.  1801. 
—  Begeisterte,  auf  tiefer  Kenntniss  gegründete  Verehrung  Hirzels 
für  Goethe. 

Lebenserinnerungen  von  Klaus  Groth.  Herausgegeben 
von  Eugen  Wolff.     Kiel,  Lipsius  &  Tischer.     12°.    125  SS. 

S.  86  ft".  Begegnung  mit  Eckermann  (1854),  der  Vieles  von 
Goethe  erzählte.  »So  gross  war  der  alte  Herr«,  sagte  er  bald  nach 
der  Begrüssung;  dann  »Wenn  der  alte  Herr  doch  noch  Ihren  Q.uick- 
born  erlebt  hätte. c 


314  Bibliographie. 


Goethe,  das  Haus  Habsburg  und  Oesterreich.  Aus  An- 
lass  des  600jährigen  Gedenktages  des  Todes  Kaisers  Rudolf  I. 
von  Habsburg,  15.  Juli  1291.  Eine  Studie  von  Pr.  Radics. 
Wien.  79  SS.  (S.  A.  aus  der  Oesterr.-Ung.  Revue.  Juli 
bis  Sept.) 

Chroiiologiscli  geordnete  ZusamniensteUang  der  Aeusserungen 
Goethes  über  Land  und  Leute  in  Oesterreich  (Böhmen,  Tirol,  Galizien), 
über  Haus  Habsburg  (die  einzelnen  Mitglieder  des  Kaiserhauses,  wiederum 
nach  der  Reihenfolge  der  Regenten),  über  k.  und  k.  Armee,  über 
Staatswesen  und  Staatsbeamte,  über  Gesellschaft  und  das  Curieben, 
über  Kunst  und  Wissen  (Urtheile  und  Beziehungen  zu  Schriftstellern, 
Künstlern),  —  Todesfeier  Goethes  in  Oesterreich,  Erinnerungsstätten 
daselbst. 

Ludwig  Geiger:  Aus  der  Blüthezeit  der  Charlotte  von 
Hagn.    (Berliner  Tageblatt.     29.  April,  No.  213,  Abendblatt.) 

Goethes  Aeusserung  über  ihr  Bild,  Zelter  (an  Goethe)  über 
dasselbe  und  ihre  ersten  Berliner  schauspielerischen  Leistungen. 

Lang,  Wilhelm:  Von  und  aus  Schwaben.  Geschichte, 
Biographie,  Litteratur.  7.  Heft:  Gottlob  David  Hartmann. 
Ein  Lebensbild  aus  der  Sturm-  und  Drangzeit.  Stuttgart, 
W.  Kohlhammer,  1890.  [Auf  dem  Umschlage:  1891.]  IX  u. 
132  SS. 

S.  88  bis  95.  Reise  nach  Mitau.  Bei  Goethe  und  Wieland.  In 
Berlin. 

Grotthuss,  J.  E.  v. :  Minna  Herzlieb.  Eine  Spätherbst- 
blüthe  aus  Goethes  Liebes-  und  Dichterleben.  ]\Iit  ihrem 
Bild  von  L.  Seidler.  (Velhagen  und  Klasings  Neue  Monatshefte. 
V.  Jahrg.  Heft   11.) 

Hermann  Schreyer:  Die  Hochzeit  des  Achilleus.  Drama. 
Nebst  einem  Anhang :  Achilleus  bei  Homer  und  Goethe 
Gütersloh,  Bertelsmann.     V  u.   147   SS. 

Goethe.  Ses  precurseurs  et  ses  contemporains  Klopstock, 
Lessing,  Herder,  Wieland,  Lavater,  la  jeunesse  de  Goethe  par 
A.  Bossert,  inspecteur  general  de  llnstruction  publique. 
Ouvrage  couronne  par  l'Academie  francaise.  Troisieme  edition 
revue  et  corrigee.     Paris,  Hachette  et  Cie.  327  SS. 

Vom  Verf.  rührt  das  oben  S.  509/310  skizzirte  und  das  G.-J.  IV,  449 
genannte  Werk  her.  In  dem  vorliegenden  beziehen  sich  speziell 
auf  Goethe  der  Anfang  des  3.  Capitels:  Verhältniss  zu  Klopstock. 
Im  Gap.  7—9  wird  Goethes  Jugend  dargestellt;  Gap.  10  ist  über- 
schrieben: Premier  groupe  litteräire  de  Goethe,  Götz  von  Berlichingen; 
Cap.  11:  Werther;  Cap.  12:  Transformation  de  la    poesie   de  Goethe. 


Bibliographie.  315 


Im  Cap.  15  werden  die  Beziehungen  zu  Lavater,  im  Cap.  14  die  zu 
F.  H.  Jacobi,  F.  L.  und  Auo;uste  von  Stolberg,  Lili  Schönemann  und 
die  Abreise  Goethes  nach  Weimar  behandelt. 

Theodor  Körner.  Zum  23.  September  1S91.  Von  Rudolf 
Brockhaus.     Leipzig,  F.  A.  Brockhaus.   198  SS.  in  4°. 

Iinthält  Materialien  aus  der  reichen  Auto^raphensammlung  des 
Herausgebers  mit  werthvollen  Anlagen  und  Erläuterungen.  Es  sind 
65  Briefe  von,  an  und  über  Körner.  —  S.  47  schreibt  Emma  an  ihren 
Bruder  (27.  Mai  181 2)  »Da  ich  eine  gute  Gelegenheit  gefunden  habe, 
Dir  die  üriginalzeichnung  der  Weimarischen  Decoration  zur  Toni  zu 
senden,  habe  ich  die  längst  versprochene  verkleinerte  Copie  nicht  ge- 
macht und  bin  jetzt  recht  froh  darüber,  dass  Du  lieber  den  EtTekt  aus 
dem  grösseren  Blatt  bcurtheilen  kannst.  **  sagte  uns,  dass  diese  De- 
coration in  Wien  weit  einfacher  gewesen,  was  nach  meinem  Gefühl 
auch  der  Situation  mehr  entspricht,  besonders  ist  mir  die  Thüre  im 
Fond  bei  der  Weimarischen  nicht  massiv  genug  und  zu  sehr  verziert; 
die  vordere  Halle  muss  aber  einen  sehr  hübschen  Eftekt  machen.  Ich 
sehe  Goethen  ordentlich,  wie  er  sich  in  den  Verzierungen  derselben 
gefallen  hat  und  es  muss  Dir  eine  sehr  angenehme  Empfindung  machen, 
dass  ein  Geist  wie  der  seinio;e  so  warmes  Interesse  an  Deinem  Pro- 
dukt genommen,  dass  er  auch  bis  in  das  kleinste  Detail  alles  zur  Auf- 
führung wohl  angeordnet  hat.«  S.  145  Anm.  zu  dieser  Stelle.  — 
S.  149  fg.  Ausführung  des  Herausgebers  übei'  das  Verhältniss  C.  G. 
Körners  zu  Goethe;  Zusammentreffen  1789;  S.  162.  Wichtig  die 
Notiz  aus  einer  Aufzeichnung  Körners  über  die  von  ihm  herzustellende 
Ausgabe  von  Schillers  Werken:  ^jFragmente  von  Briefen.  —  Goethens 
CorrcSpoudeii-.» 

Paul  Lindau  :  Ferdinand  Lasalles  Tagebuch.  (Nord  und 
Süd.  Mai.  S.   184— 211.) 

Der  Fünfzehnjährige  (die  Aufzeichnungen  sind  aus  dem  J.  1840) 
liest  Schriften  Goethes  und  beurtheilt  dieselben:  Wahlverwandtschaften, 
Clavigo,  Wilhelm  Meister.  Ueber  letztern  heisst  es  (3.  Aug.  S.  205): 
»Sonderbar!  Ich  glaube  bis  auf  einige  Abweichungen  mich  im  Meister 
geschildert  zu  sehen.  Auch  icli  stand  vor  drei  Monaten  an  diesem 
Scheidewege.  Auch  mein  Herz  lebte  nur  für  die  Kunst,  die  ich  lassen 
musste,  scheinbar  lassen  musste,  um  mir  ein  Gewerbe  zu  wählen. 
Aber  welcher  Unterschied!« 

Johann  Kaspar  Lavater.  Ein  Gedenkblatt  zu  seinem 
150jährigen  Geburtstage,  15.  November  1891.  Von  einem 
Urenkel  Lavaters.    (Illustrirte  Zeitung,    No.  2524.) 

Lenau  und  Sophie  Lüwenthal.  Tagebuch  und  Briefe 
des  Dichters  nebst  Jugendgedichten  und  Briefen  an  Fritz 
Kleyle,  herausgegeben  von  Ludwig  August  Frankl.  Mit  Lenaus 
und  Sophiens  Porträt  und  der  Abbildung  des  Lenau-Denkmals 
in  Wien.    Stuttgart,  J.   G.   Cotta  Nachfolger.    VIII  u.  267  SS. 

S.  199:  »Mir  hat  Goethe  bei  meiner  Faustdichtung  durchaus  nicht 
geschadet.  Ich  schreibe  keine  Ilias  post  Homerum«.  —  Ueber  seinen 
Faust  sehr  merkwürdige  Bekenntnisse,  S.  240. 


3^6  Bibliographie. 


Curt  Grottewitz:  Der  Dichter  Jakob  Reinhold  Lenz  nach 
seiner  Verbannung  von  Weimar.  (Wissensch.  Beil  der  Leip- 
ziger Zeltung.  No.   155,  31.  Dez.) 

W.  V.  Biedermann :  Imaginärer  Hass  gegen  Goethe. 
(Wissensch.  Beil.  der  Leipziger  Zeitung.  No.  30,  12.  März, 
S.  117  — 119.) 

Kritik  von  Froitzheims  Schrift  «Lenz  und  Goethe«  (vgl  G.-J.  XII, 
311.)  In  der  Verurth:;ilung  Fr.'scher  Behauptungen  stimme  ich  mh 
Biedermann  überein ;  vgl.  m.  Artikel  »Lenz  und  Goethe«  (Allg.  Ztg.  9. 
Jan.  Beil.  No.  7.} 

Lessing.  Geschichte  seines  Lebens  und  seiner  Schriften 
von  Dr.  Erich  Schmidt,  Professor  an  der  Universität  Berlin. 
Zweiten  Bandes  zweite  Abtheilung  (Schluss).  Berlin,  Weid- 
mann  1892.   IV,  SS.  347  —  822. 

S.  562  fg.  574,  581  Goethe  über  »Nathan  der  Weise«,  579  Auf- 
führung in  Weimar.  S.  634  fg.  Goethes  Betrachtung  der  Bibel  und  des 
Judenthums.  S.  651  Goethe  und  die  Seelenwanderung.  660  fg.  666  fg. 
Goethe  im  Lessing-Jacobischen  Streit,  über  Mendelssohn,  Verhältniss 
zu  Spinoza.  S.  681  Das  Gedicht  »die  Geheimnisse.«  S.  694  Goethes 
stilistische  Umgestaltung  seiner  Werke.  708  fg.  Gegensatz  von  Goethes 
und  Lessings  Stil  und  Schriftstellerart.  728,  734  Goethes  Gleichnisse. 
750  fg.  Lessings  Verhältniss  zu  den  W'eimarer  Grössen.  756  Lessings 
Urtheile  über  Goethe.  777  Goethe  über  Lessings  Tod.  S.  781  fg. 
Goethe  (auch  die  Xenien)  über  Lessings  Schriften  und  Editionen. 

Otto  Ludwigs  gesammelte  Schriften,  6  Bände.  (Herausge- 
geben von  Adolf  Stern  und  Erich  Schmidt.)  Leipzig,  P.W.  Grunow. 

Bd.  V  in  dem  Abschnitt  »Ueber  ältere  und  neuere  Dramen« 
folgende  Capitel:  »Die  naiven  Frauen  Goethes«;  »Gretchen  im  Faust« 
daselbst  in  den  Shakespeare-Studien  das  Capitel  »Goethe  über  Hamlet.« 
—  Bd.  I  (Biographie)  theilt  S.  81.  86.  88.  115  Näheres  über  Otto 
Ludwigs  Compositionen  Goethescher  Balladen  mit  (einige  erschienen 
im  Druck  1839).  Er  componirte  ausserdem  das  Gretchenlied  »Ach 
neige  du  Schmerzensreiche«  und  verzeichnete  sich  »Oberons  und  Titanias 
goldene  Hochzeit«  als  Programm  zu  einer  Concertouverture. 

König  Ludwig  I.  von  Bayern  in  seinen  Briefen  an  seinen 
Sohn  den  König  Otto  von  Griechenland.  Von  Legationsrath 
Dr.  Ludwig  Trost,  k.  bayer.  Geheimer  Haus-  und  Staats- 
archivar.    Bamberg,  C.  C.  Buchner.  XII  u.  202  SS. 

S.    19,    100,    loi.     Goethes    Sympathie    für   König  Ludwig.     Mit- 
theilung der  bekannten  Stelle  aus  Eckermanns  Gesprächen. 

Lily  von  Kretschman :  Felix  Mendelssohn-Bartholdy  in 
Weimar.  Aus  dem  Nachlass  der  Baronin  Jenny  von  Gustedt 
geb.  von  Pappenheim.  (Deutsche  Rundschau.  18.  Jahrgang. 
2.  Heft,  S.  311—315-) 


Bibliographie.  5^7 


Anniuthige  Schilderung  des  Aufenthaltes  Felix  Mendelssohns  in 
Weimar,  besonders  im  Goetheschen  Hause  mit  manchen  unbekannten 
Anekdoten,  Notizen  über  seine  Theilnahme  am  »Chaos«,  einem  un- 
gedruckten Gedicht. 

Albert  Heintz:  Felix  Mendelssohns  Briefe  an|Goethe. 
Nach  Max  Friedländers  Veröffentlichungen  im  Goethe-Jahr- 
buch mitgetheilt.    (Allgemeine  Musik-Zeitung.  XVIIT.  32  —  34.) 

A.  K.  Zu  Joh.  Heinr.  Mercks  i5ojährigem  Geburtstage. 
(Illustr.  Ztg.  Nr.   2493,  S.  3S7.) 

Auch  mit  Hinweis  auf  das  Verhältniss  zu  Goethe. 

Heinrich  Düntzer:  Joh.  Heinr.  Merck  f  27,  Juni  1791. 
(Beil.  z.  Allg.  Ztg.  No.   143,   144,   146.) 

Neues  über  die  Studienzeit  in  Erlangen.  Ausführlich  über  die 
Verbindung  mit  Goethe  in  dessen  Frankfurter  Zeit.  Bruch  Herders  mit 
Goethe  1775.     Kürzer  über  die  Zeit  seit  1775. 

Briefe  des  General-Feldmarsch.  Grafen  Helmuth  v.  Moltke 
an  seine  Mutter  und  an  seine  Brüder  Adolf  und  Ludwig. 
(Gesammelte  Schriften  4.  Band,  Briefe,  i.  Sammlung.)  Berlin, 
E.  S.  Mittler  u.  Sohn.     XV  u.  319  SS. 

Verdient  auch  an  dieser  Stelle  Erwähnung,  weil  Moltke  häutig 
Steilen  aus  »Faust«  und  anderen  Goetheschen  Werken  citirt.  Hört 
Winter  1828/29  Universitätsvorlesungen  über  Goethe.  [H.  G.  flotho 
De  Goethio  poeta  ejusque  scriptis  poeticis,  Montag  6 — 7  gratis.] 

Goethe  und  Napoleon.  (Deutsche  Post  V.  8.  Febr.  S.  88 
bis  90.     [Vgl,  oben  Chronik  S.   252  —  54.] 

H.  W(ittma)nn,  Goethe  und  Napoleon.  Nach  Talleyrands 
Memoiren.  (Neue  Freie  Presse  No.  9564.) 

Richard  George :  Napoleon  I.  und  seine  Beziehungen 
zu  Goethe  und  Wieland.  (Literarischer  Merkur.  No.  18,  19, 
S.  137  ff.  145  ff-) 

K.  Menge,  Goethe  und  Wieland  vor  Napoleon  in  Erfurt 
und  Weimar.  Nach  Talleyrands  Memoiren.  (Ztschr.  f.  d.  deut- 
schen Unterr.  V.  Bd.,  5.  H.,  S.  321  —  333.) 

Napoleon,  Goethe  und  Wieland.  (National-Zeitung.  21., 
24.  Febr.,  2  Feuilletons.) 

Theilt  Talleyrands  Bericht  mit,  macht  schon  auf  einige  Wider- 
sprüche aufmerksam,  welche  zwischen  diesem  und  der  Erzählung 
Goethes  herrschen,  meint  aber,  dass  daraus  nicht   die    Unechtheit  von 


3l8  Bibliographie. 


T.s  Darstellung  zu  folgern  sei;  »T.  habe  wiedergegeben,  was  bei  Goethe 
fehlt.« 

(Otto  von  Leixner) :  Ein  Lügner  übers  Grab  hinaus. 
(Deutsche  Roman-Zeitung.    28.  Jahrg.    No.   26,  3.  919  —  922.) 

Eine  in  den  Abweichungen  frappirende  Gegenüberstellung  von 
»Talleyrand  (in  seinen  Memoires)  über  Goethe  bei  Napoleon«  und 
»Goethe  über  sich  selbst  bei  Napoleon«. 

Ludwig  Geiger :  Na])oleon  und  Goethe.  Kritisches  zu 
Talleyrands  Memoiren.  (»Nation«  No.  32,  S.  500 — 502.) 

Stellt  die  Berichte  Goethes  und  Talleyrands  über  die  Erfurter 
Unterredung  (1808)  zusammen,  macht  auf  die  Widersprüche  beider 
aufmerksam  und  erklärt  T.s  Erzählung  für  eine  spätere  willkürliche 
Composition. 

Goethe  und  Oehlenschläger.  Ein  Autograph  des  Letzteren. 
(Chronik  des  Wiener  Goethe- Vereins.  No.  3,  S.  14.) 

Billet  an  Riemer  (für  Goethe  bestimmt,  1806?)  aus  der  Auto- 
graphen-Sammlung  der  Frau  Fürstin  Marie  zu  Hohenlohe-Schillings- 
fürst:  »Ich  wurde  gestern  von  der  Herzogin  zum  Mittag  heute  ein- 
geladen, und  da  musste  ich  mich  also  in  die  fürstliche  Gnade  schicken, 
obschon  wie  Sie  wohl  wissen  können  ich  weit  lieber  bey  Goethe  wäre; 
haben  Sie  die  Güte  und  entschuldigen  Sie  mich  für  heute.  F2s  ist  mir 
immer  ein  Fest,  wenn  ich  bey  Goethe  bin  und  dann  (!)  hab  ich  armer 
Teufel  denn  heute  aus  lauter  Gnade  verloren«. 

Goethe  und  Oehlenschläger.  (Chronik  des  ^^'iener  Goethe- 
Vereins.  No.   7,  8.  S.   25  fg.) 

Zweimaliger  Aufenthalt  Oehlenschlägers  in  \\'eimar  1806  u.  1809. 
Notiz  über  den  letzten. 

Briefwechsel  zwischen  Rauch  und  Rietschel.  Heraus- 
gegeben von  Karl  Eggers.  Zweiter  Band.  Mit  einem  Licht- 
druck des  Profilbildes,  der  Phototypie  eines  Briefes  Riet- 
schels  und  mehreren  Hochätzungen.  Berlin,  F.  Fontane.  X 
u.  607  SS. 

Ueber  den  ersten  Band  vgl.  G.-J.  XI,  260.  Der  zweite  Band 
enthält  wenige  Erwähnungen  Goethes;  interessant  eine  Aeusserung 
Rauchs  (15.  Febr.  1852):  »Meine  Winterlectüre  höchsten  Genusses  ist 
der  Briefwechsel  Goeihes  mit  Schiller  vom  J.  1794  bis  1805,  wovon 
ich  zu  meinem  Bedauern  nur  Bruchstücke  kannte  und  nun  erst  das 
Glück  geniesse,  in  diese  lebensthätige,  dichterische  Kunstwerkstätte  zu 
blicken  und  daraus  zu  lernen,  was  vor  30  Jahren  dem  Leben  und  dem 
Berufe  gewiss  eine  andere  Richtung  (wozu  diese  Einsicht  jetzt  zu 
spät)  bereitet  haben  würde.« 

Edward  Dovvden:  Goethes  friendship  with  Schiller. 
(The  Fortnightly  Review.     August.) 


Bibliographie.  3^9 


Das  Brandmal  der  Seele  oder  Schiller  und  Goethe.  "\'on 
Rudolf  MUgge.     Bromberg,  Grünauer.     164  SS. 

Der  Inhalt  des  Schriftchens,  von  dem  es  auf  dem  Titel  wörtlich 
heisst,  es  koste  71  Mark  (6  Ex.  zu  300  Mark),  ist  (soweit  er  Goetlie  angeht) 
folgender:  Einlehung.  Moral  und  Kunst.  Die  Körpersprache.  Tasso. 
Leonore.  Faust  als  Dichter.  Goethe  und  Schiller.  Schiller  und  Goethe. 
Beschränkung  des  Geistes.  Shakespeare.  Mephisto.  Egoismus.  Freund- 
schaft. Prometheus  und  Liebe.  Gott  und  Götter.  Das  Schriftchen  sollte 
nur  eine  Einleitung  sein  »zu  einem  von  dem  \'erfasser  geschriebenen 
allgemeinen  historisclien  Drama,  das  die  zwei  Jahrtausende  seit  Christi 
Geburt  und  der  Entstehung  der  christlichen  Kirche  umfassend  den  Unter- 
schied zwischen  der  lügnerischen  Goetheschen  Denk-  und  Schreibweise 
und  der  wahren  Schillerschen  und  den  Uebergang  von  der  einen  Dich- 
tungsart zur  andern  aufs  deutlichste  zu  zeigen  bestimmt  ist.« 

t  Haarhaus,  Julius  R. :  Goethes  Verhältniss  zu  Käthchen 
Schönkopf.  (Wissenschaftl.  Beilage  d.  Leipziger  Zeitung  1890. 
No.   125,  S.  497—499.) 

Linker,  O.:  Schubert  und  Goethe.  (Neue  Musik-Zeitung. 
Xn.  Jahrg.  No.   18.) 

Rudolph  Genee:  lieber  die  scenischen  Fragen  Shake- 
speares in  ihrem  Verhältniss  zur  Bühne  seiner  Zeit.  (Jahrbuch 
der  deutschen  Shakespeare-Gesellschaft.  Jahrgang  XXVL 
Weimar.) 

S.  139—142:  Goethes  Ansichten  und  Praxis  bezüglich  der  Bühnen- 
darstellung Shakespearescher  Dramen. 

f  Leyser :  Lillis  Grab  (in  Krautergersheim  im  Elsass).  Eine 
Reiseerinnerung.     (Pfälzisches  Museum.  VII  [1890].  S.  5  —  6.) 

B.  Litzmann:  Fr,  U.  L.  Schroeder.  (Allg.  d.  Biogr.  Bd.  32, 
S.  506—512.) 

Berührt  auch  das  Verhältniss  des  grossen  Sciiauspielers  zu  Goethe 
und  seine  Bemühungen  um  Aufführung  Goethescher  Dramen. 

D.  Jacoby:  Karl  Ernst  Schubarth.  (Allg.  d.  Biogr,  Bd.  32. 
S.  606 — 612.) 

Ausführlich  über  Schubarths  persönhches  Verhältniss  zu  Goethe,  be- 
sonders über  seine  Goethe  behandelnden  Schriften. 

August  Wilhelm  und  Friedrich  Schlegel.  Herausgegeben 
von  O.  Walzel.  Deutsche  National-Litteratur.  Bd.  102.  Stuttgart, 
Union. 

S.  369—382.  Abdruck  von  Friedr.  Schlegels  Recension  über  Goethes 
Werke  (Ausg.  1806)  aus  den  Heidelberger  Jahrbüchern  (1808)  mit 
Angabe  der  in  den  Werken  (1825)  vorgenommenen  Aenderungen. 


{20 


Bibliographie. 


Christian  August  Vulpius :  Rinaldo  Rinaldinis  Räuber- 
und  Liebesabenteuer.  Roman.  Neu  bearbeitet  und  heraus- 
gegeben von  Johann  Friedrich  Gildemeister.    Berlin.    244  SS. 

Als  Zeichen  der  Zeit,  nach  welchen  Richtungen  sich  die  Neu- 
drucksucht verirrt,  bemerkenswerth. 

J.  Froitzheim :  Zur  Jugendgeschichte  des  Strassburger 
Dichters  Heinr.  Leop.  Wagner,  geb.  1747,  gest.  1779.  (Strass- 
burger Post.    6.  Sept.,  No.   247,  3.  Blatt.) 

Wagners  Gedicht  (Olla  Potrida  1778)  auf  die  Vermählung  des 
Herrn  v.  Türckheim  beziehe  sich  nicht  auf  Lilis  Mann,  sondern  auf 
Joh.  V.  Türckheim,  vermählt  2.  Febr.  177S  mit  Frl.  v.  Seufferheld.  — 
Will  beweisen,  dass  Wagner  ehedem  preussischer  Grenadier  in  Magde- 
burg gewesen.  Gibt  Notizen  über  Wagner  aus  den  Strassburger 
Rectoratsprotokollen  1761  — 1764,  aus  denen  hervorgeht,  dass  1764 
Wagner  sich  schuldenhalber  aus  Strassburg  entfernte. 


(Der     Rest     der    Bibliographie    musste    wegen    Raum- 
mangels fortfallen.     Vgl.  Vorwort.) 


i-./f^-^rX.  "   ,-f-,g'  ^    (•^ 


I.  Personen -Register. 


Die   hinter   den   cursivgedruckten  Namen   stehenden  Zahlen   geben   die 

Seiten  an,  auf  denen  Abhandlungen  oder  Mittheikingen  der  Betreffenden 

gedruckt  sind.    Ein  (r.)  hinter  der  Seitenzahl  eines  Briefes  bedeutet,  dass 

von  dem  Briefe  nur  ein  Regest  geo:eben  ist. 


Ackermann,  Sophie  286. 

Adamberger,  Toni  312. 

Adelung,   184. 

Albinus,   168  fg. 

Aelst,  Paul  von  der,  255. 

Andrews,  William  P.  507. 

Anster,  J.  307. 

Aristophanes,  299. 

Aristoteles,  121. 

Arneth,  Alfred  Ritter  von,   312. 

Arneth,  Toni  s.   Adamberger. 

Arnheiin,  Fritx  237  fg. 

Arnim,    Bettina  von,   s.  Brentano, 

Bettina. 
Arnold,  J.  G.  D.  39.  Zwei  Briefe  an 

Goethe  von  80-84.  Erläuterungen 

dazu  84  ff. 
Arnold,  Vater  d.  Vor.  84. 
Athalin,  Graf    103. 
d'Azyr,  Vicq  174. 

Bächtold,  ]acoh  267  ff. 

Bächtold,  Jacob  27.  259.   312. 

Bäckler,  M.  290. 

Bagelmann,  G.  242. 

Bahrdt,   124. 

Bälde,  Jacob  46.  74. 

Bardclehcn,  Karl  v.  163-180. 

Bardeleben,  Karl  v.  272. 

Bassompiere,  Marschall  306. 

Batacchi,  Domenico  312. 

Batsch,  278.  285. 

Bayern,  Ludwig  I.,  König  von  516. 

Bayneval,  Graf  103. 

Beaulieu-Marconnav,Henriette,geb. 

v.  Egloffstem  s.  Egloffstein. 
Beck,  Heinrich  278. 
Becker,  Christiane,  geb.  Neumann, 

(Euphrosyne)  58.  77.   300. 

Goethe-Jahrbuch   XIII. 


Becker,  Schauspieler   135. 

Beethoven,  Ludwig  v.   312. 

Bellermann,  Heinrich   118.  255. 

Belliard,  General   103. 

Bellomo,  299. 

Bender,  Ferd.  297. 

Berendis,  271. 

Berger,  Alfred  v.  288.  295. 

Berlichingen,  Götz  von  306. 

Bernays,  Michael  265  fg.   313. 

Bernstorff,  Graf  203. 

Bertheau,  Friedrich   149  fg. 

Bertling,  Richard  284. 

Bertuch,   130.   169. 

Bethmann,  Schauspieler  280. 

BdlcIJjf'nii,  Anton  223. 

Bettelheim,  Anton  257  fg.   310. 

Beust,  Graf  105. 

Biedermann,  Woldemar   v.  2S0  fg. 

282  ff.  287.  302.  316. 
Bielschowsky,  Albert  296. 
Biese,  Alfred  294. 
Biltz,  Karl  289. 
Bismarck,  Fürst  247. 
Bitaube,   307. 

Blankenburg,  Brief  v.Weisse  an  122. 
Blessig,  82, 
Blume,  Ludwig  303. 
Boas,  263  ig. 
Bode,  151. 
Bodmer,  128  ff.  312. 
Bodmer,  H.  298. 
Bohn,  Frau  136. 
Boisseree,  Sulpiz  226.  278. 
Bölsche,  242. 
Bornhack,  G.   304. 
Bosch,  Hieronymus  234. 
Bossen,  A.  310.  314. 
Boston,  F.  J.  307. 


322 


Personen-Register. 


Böttiger,   145. 

Boxberger,  Robert,  Nekrolog  251. 
Brant,  Seb.  249. 
Braun,  Klara  301. 
Braune,  249. 

Braunschweig,   Carl,    Herzog   von 
108.  HO. 

—  Heinrich   d.  Löwe  iio. 

—  Wilhelm,  Herzog  v.   iio. 
Brehm,  42. 
Breidenbach,  v.   121. 
Breitinger,  129  fg. 

Brentano,    Bettina    182.    194.    245. 

279.  313. 
Brentano,  Clemens  242. 
Brentano,  Maximiliane  124. 
Breul,  K.  256. 

Brinckmann,  Briefe  an  ?    145  (g. 
Brion,   Friederike    120.  290. 
Brockhaus,  Rudolf  315. 
Broglie,  Herzog  v.  252. 
Bröndsted,  90. 
Brösigke,  Frau  von  Brief  von  Goethe 

an  284  (r.) 
Browning,  O.  309. 
Brunck,  32. 
Brünner,  C.  292. 
Buchheim,  504. 
Büchner,  A.  292. 
Buchner,  W.  299. 
Buff,  Lotte  s.  Kestner,  Charlotte. 
Burckhard,  K.  P.  F.  300. 
Burdach,  255. 
Bürger,  312. 
Buri,  197. 
Burkhardt,    C.  A.  H.   30.   39.   191. 

259.  275.  280.  299. 
Bury,  289. 

Bussierre,  Leon  de  39. 
Byron,  Lord  88. 

Campe,  303. 
Camper,  169  fg. 
Candolle,  de  274. 
Canini,  308. 
Canning,  106.   112. 
Carl  der  Grosse,  264. 
Carlyle,  Thomas  307. 
Cart,  Theophile  305. 
Cartmell,  J.  \V.  308. 
Castrop,  v.  285. 
Cato,  249. 

Cattaneo,  Gaetano  285. 
Catull,  201  f. 
Cellini,  Benvenuto  269. 
Celtis,  201.  203. 


Chamisso,  311. 

Cheselden,  168. 

Chevalier,  Ludwig  302. 

Chrvsander,  Friedrich  241. 

Cl.,^294. 

Clary,  Fürst  138. 

Claude,  Lorrain  231  fg. 

Claudius,  306. 

Clodiu:;,  294.  j.  H.    Landolt  über, 

123  ff. 
Clodius,  Schwester  d.  Vor.   126. 
Clodius,  Frau   126  fg. 
Coburg-Gotha,  Herzog  v.   122. 
Coburg-Saalfeld,  Auguste  Herzogin 

von,  Brief  an  ihre  Mutter  122. 
Cogswell,  Josef  Green  313. 
Cohn,  Albert  285. 
Cohn,  Alexander  Meyer  144. 
Cohn,  Ferdinand  291. 
Conrad,  M.  G.  242. 
Constant,  Benjamin  107  (g. 
Corveillan,  Graf  136. 
Cotta,  J.  F.  286.  295  fg. 
Cotta'sche   Buchhandlung    24.    78. 

91.  265  fg.  270. 
Coudray,   140. 
Courtheouse,   308. 
Creizenach,  Th.  212.  215. 
Creuzer,  Prof.  89.  91. 
Cuvier,  274. 

Dalberg,  Karl  v.,  Grossherzog  von 

Frankfurt  213  fg.  254. 
Damnitz,  Amalie  v.   1 1 5  fg. 
Damnitz,  v.  Kanzler  113. 
Dänemark,  Christian  VIL,    König 

von  (Prinz  von  Traventhal)  262. 
Darwin,  179.   313. 
Davantrv,  311. 
David,  311. 

Deinet,  Briefe  an  Nicolai  120  fg. 
Delph,  119. 

Deutschland,  Augusta,  Kaiserin  von 
247. 

—  Karl  V.,  Kaiser  von  200.   203. 

—  Rudolf  (von  Habsburg),  Kaiser 
von   314. 

—  Wilhelm  L,  Kaiser  von  247. 
Diderot,  146.   307. 
Diebitsch,  Graf  105.   112. 
Dieslel,   Theodor  241. 
Dietrich,  299. 

Döbbelin,  300. 
Döbereiner,  234. 
Doczi,  Ludwig  296. 
Dohm,  C.  W.   5. 


Personen-Register. 


Dove,  231. 

Dowden,  Edward  307.  518. 

Draheim,  H.  305. 

Dumcke,  Julius  296. 

Dümmler,  Ernst  122  ff. 

Dümmler,  Ernst  117. 

Düntzer,  Heinrich  84.  152.  289. 
292.  295.  301  fg.   517. 

Durand,  278. 

Dürckheim,  Franz  Christian  Eck- 
brecht V.  40. 

Dürckheim,  Famihe  34.  39  fg. 

Dürer,  Albrecht  236. 

Dursy,  Eugen  v.  55  ig.  39. 

Eckermann,  3.  157.  268.  272.  276. 

311.  313.  316. 
Eggers,  Karl  318. 
Egloffstein,  Auguste  von  3 10  fg. 
Egloflstein,  Caroline  von  285.  310. 
Egloffstein,   Henriette,   verw.    von 

Egloffstein,   später   Freifrau  von 

Beaulieu-Marconnay   29.  32.   38. 
Egloffstein,  Julie  von  285.  310. 
Ehiermann,  Erich  258. 
Ehlermann,  L.  257. 
Eichhorn,  A.H.  Brief  von  Goethe 

an  284  (r.) 
Eichstädt,   152. 
Eimann,  283. 
Einsiedel,  H.  v.  267.  289. 
ElHnger,  Georg  199-210. 
Ellinger,  Georg  241.  250. 
Elster,  Ernst  248  ft". 
Ende,  Freiherr  v.  104  fg.  286. 
England,  Victoria,  Königin  v.  122. 
Escher,  Freihauptmann  157.  159. 
Escher  vom  Blauen  Himmel,  123. 

127. 
Euripides,  297  fg.  307. 
Everard,  Nicolaus  200. 

Fahimer,  Johanna  14  fg.   119. 
Falk,  Johannes  285. 
Fernow,  Carl  Ludw.  12.  28. 
Fichte,  46.  74.  277. 
Finsler,  28.   162. 
Fischer,  Hermann  290. 
Fischer,  Kuno  299. 
Flachsland,  Karoline  255. 
Flaxmann,  John  21.  29. 
Foglar,  Adolf  313 
Förster,  Friedrich  502.  311. 
Förster,  R.  299. 
Forster,  277, 
Forster,  die  231. 


Foscolo,  306. 

Fouque,  285.  311. 

Franck,  Seb.  289. 

Frank,  218. 

Frankl,  Ludwig  August  315. 

Franke! ,  Ludwig  228  (g.  251  fg. 

Fränkel,  Ludwig  296. 

Frankreich,  Louis  Pilippe,  König  v. 
99  ff.   107  ff.   112. 

—  Ludwig  XIV.  von  254. 

Franzos,  Karl  Emil  280.  283.  293. 
312. 

Frese,  J.  212.  216  fg.  220. 

Fresenius,  August  i88. 

Freudweiler,  (?)  22. 

Friederike  s.  Brion. 

Friedländer,  Max  317. 

Friedrich,  136. 

Froitzheim,  294.  316.   320. 

Frommann,  Alwine  144. 

Frommann,  Fr.  286  IBriefe  von 
Riemer  an  131  ff.  Brief  von 
Marianne  von  Willemer  an  144  fg. 

Frommann,  Johanna   134.   144. 

Frommamf,  H.  131  ff.   144  fg. 

Frommann,  Familie   132.   137. 

Frommann,  H.   117. 

Fuchs,  J.  F.  281. 

Funke,  A.   305. 

Gabelentz,  v.  d.   231. 

Gaedertz,  Carl  Theodor  279.  281  ig. 

Gaedicke,  278. 

Gagern,  v.  114. 

Garrido  de  Rodriguez  Mourelo,  F. 

G.  de  308. 
Geiger,  Ludivig  1 18  ff.  144  ff.  238  fg. 

241  fg.  243  ff.  251  ff.  278-320.' 
Geiger,  Ludwig  117.  291.  299.  314. 

318. 
Geist,  Goethes  Schreiber  19. 
Geliert,  122. 
Genast,  278. 
Genee,  Rudolf  319. 
George,  Richard  317. 
Gerhard,  C.   312. 
Gerhard,  Eduard  87. 
Gersdorff,  Amalie  s.  Damnitz. 
Gersdorff,  Diana  s.  Pappenheim. 
Gersdorff,  Ernst  August,  Minister  v. 

88.  247.  —  Briefwechsel  zwischen 

Goethe  und  98-1 10.  —  Politische 

Berichte  103  ff.  —  Erläuterungen 

dazu  1 1 1  ff. 
Gersdorff,  Frl.   v.   s.  Pappenheim, 

Jenny  v. 


324 


Personen-Register. 


Gersdorff,  Karl  v.  in. 
Gcrsdorff,  Sohn  d.  Vor.  114. 
Gessner,  August  27.  29. 
Gessner,  Barbara,  geb.  Schulthess 

10,  14,  16  fg.  156.  162. 
Gessner,  Barbara,  Tochter  d.  Vor. 

(BäbeH)  10  ff.  16  fg.  21.  28. 
Gessner,  Georg  10.  22.  24.  28.  50. 

151.   161  fg.  —  Brief  an  Goethe 

24%- 
Gildenieister,  Johann  Friedrich  320. 
Gleim,  224. 
Gnad,  Ernst  289. 
Goeciihausen,  E.  A.  v.  121. 
Goechhausen,  Luise  V.  48.  263.  289. 
Goedel^e,  121.  309. 
Goldbeck-Löwe,  302. 
Goldoni,  299. 
Gontard,  31. 
Gontard,  Marie  37. 
Gontardsches  Familien-Archiv,   57. 
Gore,  272. 

Göschen,  202.  265  fg.  276. 
Gotha,  Prinz  August  von  276. 
Gotha,  Herzog  Ernst  v.  169. 
Goethe,  August  v.  43.  46.  48.  54. 

102  fg.  112  fg.  139  fg.  142.  144  fg. 

159.    213.     311  fg.    —    Briet    v. 

Goethe  an  118. 
Goethe,    Cornelia    119  fg.    153  fg- 

212.  216. 
Goethe,  Friedrich  Georg  240. 
Goethe,    erste  Frau   d.  Vor.,   geb. 

Lutz  240. 
Goethe.  Katharina  Elisabeth  (Frau 

Rath)  27.  38.  117.  135.  152.  154. 

157.   159  fg.  212.  217.   219.  268. 

284.    286.    —    Brief   an    J.    G. 

Zimmermann  118  fg.  —  Erläute- 
rungen   dazu    119  fg.    —    J.    H. 

Landolt   über    I2_i.    —  Schriften 

über  311. 
Goethe,    Christiane    von    76.    133. 

142.  157.   159  fg.  206.   213.  277. 

284.  311.  —  Riemer  über  ihren 

Tod    139.  —  Elisa   v.    d.  Recke 

145  %• 

Goethes  1795  geborener  und  ge- 
storbener Sohn  53.  76. 

Goethe,  Hermann  Jacob,  Joh.  Eras- 
mus  Senckenberg  über  den  Rats- 
herrn 239  ff. 

Goethe,  Johann  Caspar  119.  239. 
242.  288. 

Goethe,  Ottilie  von  88.  92.  118. 
286.    311  {'g.  —  Ihre  Kinder  93. 


Goethe,  Walther  von  311  fg. 

Goethe,  Wolfgang  v.  92.   311  \'g. 

Gottschall,  Rud.  v.  288. 

Gottsched,  129  fg.  294. 

Götz,  J.  N.  306. 

Götze,  Edmund  284.   309. 

Götze,  Pastor  122. 

Götze,  Paul,  Schreiber  Goethes  9. 

173-   i75- 
Goue,  V.   121. 
Graff,  J.  J.   300. 
Graffunder,  P.  294. 
Graevell,  278. 
Gregorovius,  Ferdinand,  Nekrolog 

auf  252. 
Gregorovius,  Leo  298. 
Griechenland,  Otto,  König  v.   316. 
Gries,  J.  D.  311. 
Grillparzer,  3 12  fg. 
Grimm,  Hermann  269  tt. 
Grimm,  Herman  243,  256. 
Grimm,  Jacob   313. 
Grimm,  Wilhelm  513. 
Gross,  Ferdinand  289. 
Groth,  Klaus  313. 
Grottewitz,  Kurt  316. 
Grotthuss,  J.  E.  v.  314. 
Guaita,  Max  v.  282. 
Guaita,  v.  Senator  220. 
Gustedt,  Baronin  s.  v.  Pappenheim, 

Jenny. 
Guttenberg,  Johann  82. 
Gutzkow,  225. 

Haarhaus,  Julius  R.   319. 

Habsburg,  Haus  das  314. 

Habsburg,  Rudolf  v.s.  Deutschland. 

Hackert,  Philipp  259.  271  {g. 

Hagedorn,  83. 

Hager,  Hermann   315. 

Hagn,  Charlotte  von   314. 

Haide,  Schauspieler  279. 

Hallberg,  310. 

Halpert,  David  290. 

Hammers,  238. 

Händel,  63. 

Händel,  G.  F.  241. 

Hardenberg,  Minister  115.  276. 

Harnack,  Otto  259.   271.  295. 

Harrwitz,  Max  228. 

Hartlaub,  G.  242. 

Hartmann,  Gottlob  David   314. 

Hase,  Karl  250. 

Hauck,  Guido  295. 

Hauff,  G.   181. 

Hauff,  Wilhehn  288. 


Pf.rsonen-Register. 


j-i) 


Haupt,  248. 

Hayin,  229. 

Heäth,  D.  C.   504. 

Hebel,  81. 

Hegel,  132. 

Hchii,  Viktor  181.  224. 

Heidegger,  129. 

Heine,  Carl  500. 

Heine,  Heinrich  252.  288. 

Heinemann,  Carl  511. 

Heinse,  155. 

Heintz,  Albert  317. 

Heinzelmann,  W.  298. 

Heibig,  Fr.  299. 

Hellcii,  Eduard  von  der  41-79.  87-95. 

266.  275  ff. 
Hellen,  Eduard  von  der  259.  269 ff. 
Hempelsche  Ausgabe,  244  fg.  251, 
Hendel,  Bäckermeister  126. 
Henkel,  181  fg.  224. 
Herder,  August   175. 
Herder,  Caroline  s.  Flachsland. 
Herder,  J.  G.  45.  46  ff.  58.  61.  69. 

74.  140.  152.  167.  173.  206.  224. 

229  fg.   246  ff.  255.   261  fg.  265. 

288  fg.  302.  306.  314.  317. 
Herder,  Luise  s.  Stichling. 
Herder,  Rinaldo  61.  77. 
Herschel,  132. 

Hcrzfelder,  J.  150.  160.  310. 
Herzlieb,    Wilhelmine     (Minchen) 

134%-  514- 
Heuer,  O.  30.  281  tg.  311. 
Heuwes,  290.  303. 
Hewett,  Watermann  T.  304. 
Hiersemann,  K.  W.  291. 
Hildebrand,  Rud.  294. 
Himburg,  265. 
Hi.'iel,  L.  XI7  fg. 
Hirzel,  L.   117.  149  ff. 
Hirzel,  130. 
Hirzel,  S.   313. 

Hoff  mann,  Otto  118.   120  fg.  264. 
Hoft'mann,  Otto   117.  259. 
Hoffmann,  Paul  303. 
Hofmeister,  Gustav  297.   304. 
Hohenlohe- Schillingsfürst,    Marie, 

Fürstin  zu   318. 
Holder,   304. 
Hölderlin,  47  fg.  75. 
Holdermann,  K.  297. 
Holtei,  K.  V.  310  fg. 
Holthausen,  Ferdinand  296 
Homer,  21.  29.  146.  256.  261.  312. 

514%. 
Horstig,  290. 


Hotho,  317. 

Hottinger,  Chorherr  158. 

Hotze,    Joh.     12.    15.    28.     Seine 

Tochter  und  sein  Enkel  15. 
Humboldt,  Alexander  v.  105.  286. 
Humboldt,  Wilhelm  v.  229  ff.  272. 

300. 
Hunter,  John  168. 
Huss,  304. 
Hygin,  250. 

Jachontow,    Alexander,   Nekrolog 

auf  251  fg. 
Jacobi,  Auguste  311. 
"jacobi,  F.  H.  29.  43.  74.  142.  313. 

316. 
Jacobi,   II.  28. 
Jacob}',    Daniel    225  {g.    255.    303. 

309".  319. 
Jagemann,  Caroline  288.  299  tg. 
Jänicke,  K.  242. 

Jean  Paul  (Richter),  41.  73.  76  ff. 
Jenike  (Jenikego),  242. 
Iffland.  56.  58.  76.  287.  300. 
John.  Alois  280.  289. 
John,  Schreiber   191.  226.  268. 
Irmisch,  L.  293. 
Jügel,  37- 

Jungins,  Joachim  274. 
Jung,  Rudolf  210-220. 
Jung-Stilling,  268. 
justi,  Karl   309 

K.  A.,  317. 

Kahlen,  Postmeister  103. 

Kalb,  Charlotte  von.  Ihre  Kinder 
47.  49  fg.  68.  73.  —  Briefe  an 
Goethe  41-71.  —  Erläuterungen 
dazu  72  fg.  —  Briefe  an  Goethe 
u.  Voigt  68.  —  Erläuterungen 
dazu  78  fg. 

Kalb,  Aug.  Wilhelm  74  fg.  78. 

Kalb,  Edda  75. 

Kalb,  Eleonore  v.  geb.  v.  Marschalk 

75-  77- 
Kalb,  Fritz  v.  48.  58.  75.  78. 
Kalb,  Heinrich  v.  47.   50  fg.  60  lg. 

75  fg. 
Kalb,  Johann  August  Alexander  v. 

50  fg.  68.  7).  77  fg.  119. 
Kalischer,  S.  272  tg. 
Kalischer,  S.  272. 
Kämpfer,  Engelbert  5. 
Kanoldt,  E.  292. 
Kästner,  306. 
Kauffmann,  Angelika  88.  156,  288. 


326 


Person-ex-Register. 


Kayser,    Dorothea    281.    —    Brief 

von  Goethe  an  282.  (r.) 
Kayser,  Phil.  Christoph  10 fg.  13. 

27.  155.  266.  281.  287.  —  Brief 

an  Goethe  25  ff.  -  Erläuterungen 

dazu  30.  —  Brief  von  Goethe  an 

282.  (r.) 
Kayser,  Vater  und  Geschwister  des 

Vor.   IG. 
Keil,  Robert  301. 
Kende,  285. 
Kern,  Franz  299. 
Kersting,  286. 
Kestner,  August  87. 
Kestner,  Charlotte  289. 
Kestner,  Georg  263. 
Kestner,  J.  G.'  284.  289. 
Kestner,  Sanitätsrath  87. 
Kettner,  Gustav  292. 
Kienemundt,  Claus  119  fg. 
Kilian,  Eugen  297.  300. 
Kippenberg,  K.  291. 
Kirms,    264,  285.    —    Briefe    von 

Goethe  an  283.  (r.) 
Kleist,  Ewald  v.  85. 
Kleist,  Heinrich  v.  281.  288. 
Klettenberg,  S.  C.  S.  16.  161. 
Kleyle,  Fritz  315. 
Klinger,  Agnes  281. 
Klinger,   F'   M.    30.   84.  281.  284. 

289.  298.  —  Brief  an  ?  144. 
Klopstock,  85.  302.  314. 
Knebel,  v.  28.  75  fg.  84.  1 19.  122  (?). 

169.  224.  233.  246 fg.  311. 
Knebel,  Bernhard  v.  247. 
Kniep,  89. 
Knight,  272. 

Koch,  M.   241.  290.  298.   309. 
Kocher,  31,  33.  39. 
Köhler,  R.  312. 
Kolbe,  281.    —  Brief  von  Goethe 

an  282.  (r.) 
Kollmann,  Artur  296. 
Kont,  J.  302. 
Köpke,  76  ft". 

Körner,  C.  G.  60 fg.  64.  315. 
Körner,  Emma   315. 
Körner,  Friedrich,  Mechaniker  278. 

286. 
Körner,  Theodor  288.   302.  315. 
Körte,  Wilhelm  228. 
Köster,  Albert  299. 
Kotzebue,  223.  254.  299. 
Kraus,  128.  169. 
Kraus,  Ernst  296. 
Kretschnian,  Lilv  v.  98-117. 


Kretschman,  Lily  v.   3 10  fg.   316. 

Kriegk,  215.  246  fg. 

Kühn,  Wilhelm  294. 

Kunzen,    Friedr.   Ludw.    Aemilius 

II.  27  fg. 
Kurland,  Herzogin  von  280. 
Kürschner,  Joseph  251. 
Küstner,  General-Consul   106. 

Lachmann,  248. 

Lafitte,  107  fg. 

Lamarck,  180. 

Lamey,  F.  142  ff. 

Lamey,  F.  117. 

Landau,  M.  306. 

Landolt,  Joh.  Heinrich.  Aus  seinen 
Reiseerinnerungen  123  ff.  —  Vor- 
bemerkung dazu  122  fg. 

Landolt,  Vater  d.  Vor.  123. 

Landolt,  Heinrich  123. 

Lang,  Wilhelm   314. 

Laroche,  Maximiliane,  s.  Brentano. 

Laroche,  Sophie  v.  124.  182.  194. 
196  fg. 

Lassalle,  Ferdinand  315. 

Latendorf,  Friedrich  302. 

Lavater,  13.  16.  28.  37.  119.  122  ff. 
145  fg.  1)1  ff.  161  fg.  164.  276. 
312.  3 14  fg. 

Lei.Kner,  Otto  v.  518. 

Lenau,  288.  315. 

Lenz,  J.  R.  84.  122.  197.  289.  312. 
316. 

Lenz,  J.  G.  281. 

Lepke,  Rud.  285. 

Lessing,  Gotthold  Ephraim  78.  85. 
250  ff.  255.   288.   296.  314.  516. 

L'Estocq,   103.   105.   109. 

Leuzendorf,  Baronin  v.  76. 

Levin,  Rahel  79.   311. 

Levy,  B.  297.  304.  308. 

Leyser,   319. 

Lezay  de  Marnesia,  84  fg. 

Lichtenberg,  277. 

Liebig,  Heinrich  Gottfried    217  fg. 

Liepmannssohn,  Leo  278.  286. 

Lili  s.  Türckheim,  Elisabeth  v. 

Linckelmann,  Rechtsanwalt  119  fg. 

Lindau,  Paul   189.   315. 

Linke,  Otto   312.  319. 

Linne,  171. 

Lippmann,  232. 

Lips,  Job.  Heinr.   14.  26.  28.   300. 

List  und  Francke,  286. 

Litzmann,  Berthold  297.  299.  310. 

Lobau,  Graf  103.  105. 


Personen-Register. 


^27 


Löbel],  R.  505. 

Loder,  164.    167.    169  fg.    174.    — 

Brief  an  Goethe  von  168  fg. 
Looschen,  H.  304. 
Loeper,  Gustav  v.  227  fg. 
Loeper,    Gustav  v.    29.    113.    120. 

153.  182.  184 fg.  188.  190  fg.  195. 

197.  200.  223  fg.  228  ig.  259  fg. 

267  fg.    291.    —  Nekrolog    auf 

243  ff. 
Lorsbach,  281.  —  Brief  von  Goethe 

an  283.  (r.) 
Louvier,  295. 
Löwe,  J.  C.  G.  289. 
Löwenthal,  Sophie  315. 
Lucius,  Syndicus  241. 
Ludwig,  Hermann  310. 
Ludwig,  Otto  316. 
Luther,    Martin     119.     121.     182. 

186  ff. 
Lutz,     Schneidermeister    240.     — 

Seine   Tochter    s.   Goethe  Frau 

v.  Friedrich  Georg. 
Lyon,  Otto  287.   301. 

Madach,  Emmerich  296. 
Magnus,  J.   508. 
Marchesi,  Pompe jo  216. 
Marschalk    v.   Ostheim,    Charlotte 

s.  Kalb. 
Marschalk,  Eleonore  von   s.  Kalb, 

Eleonore  v. 
Marschalk,  Mutter  d.  Vor.,  geb.  v. 

Stein-Nordheim  61.  63  fg.  77. 
Marschalk,  Mann  d.  Vor.  77. 
Marschalk,  Friedrich  64.  77.    Sein 

Bruder  77. 
Marlin,  Ernst  80-87. 
Meiss,  Frau  geb.  Schinz   16  fg.  (?) 

29.   fhr  Kind  16. 
Meiss,  Mann  d.  Vor.  16.  29. 
Mencken,  J.  H.  242. 
Mendelssohn-Bartholdy,  Felix  245. 

298.  311.  3 16  fg. 
Mendelssohn,  Moses  316. 
Menge,  K.  317. 
Mercier,  229. 
Merck,    169,    174.  182.    184.    196. 

289.  294.  305.  311. 
Mereau,  Sophie  242. 
Metternich,  Fürst  100.   103.   113  ff. 

Goethe  und  258  fg. 
Metzler,  Senator  38. 
Meusebach,  248. 
Meusel,  Brief  an  Reich  121  fg. 
Mever,  C.  F.  298. 


Meyer,  Heinrich  11.  19.  21  fg.  28. 

46.    136.   139.    150.  157  fg.    160. 

271  fg.  277  fg. 
Meyer,  K.  v.  311. 
Meyer,   Richard    M.    225   ff.   229  ff. 

265. 
Meyer,  Richard  M.  255.  259. 
Meyer  von  Waldeck,  284.  306. 
Meyseiihug,  Freih.  v.   122. 
Mevsenbug,  Freih.  v.  117. 
Michaelis,  Adolf  2^9.  271. 
Michaelis,  Joh.  Benjamin  195. 
Mickiewicz,  311. 
Miller,  287. 
Miliin,  83.  85. 

Minchen    s.  Herzlieb,  Wilhelmine. 
Minor,  J.  295. 
Mitschke,  P.  290. 

Mole,  Franz.  Minister  99.  107.  Rund- 
schreiben  lOI  fg. 
Moltke,  Adolf  V.  317. 
Moltke,  C.  S.  Sänger,  Karte  Goethes 

an  284. 
Moltke,  Helmuth  v.  317. 
Moltke,  Ludwig  v.  317. 
Montaigne,  223. 
Monval,   307. 
Morgenstern,  Lina  312. 
Möricke,  Eduard  278. 
Morsch,  Hans  298. 
Mosengeil,  290. 
Motanabbi,  283. 
Müffling,  v.  102  fg.   112. 
Mügge,  Rudolf  319. 
Müller,    Friedrich    v.    Kanzler    80. 

82.  88.   90.  92.  218.   Briefe  von 

Goethe  an  191. 
Müller,  Johann  v.  133. 
Müller,   Frau,   Schauspielerin   279. 
Münchow,  von  281.   —  Brief  von 

Goethe  an  283  (r.) 
Muncker,  F.  308  ff. 

Nagler,  V.,  Generalpostmcister  237. 
Napoleon    L,     iio.     114  fg-     287. 

317  fg.  —  und  Goethe  252  ff. 
Narischky,  Fürst  141. 
Nekrassow,  N.  A.  252. 
Nelson,  Lord  263. 
Nepos,  Cornelius  2or. 
Nesselrode,  Graf  100.  109. 
Neumann,    Christiane    s.    Becker, 

Christiane. 
Neumann-Hofer,  Otto  300. 
Newton,  133. 
Nicolai,  C.  A.  299. 


S28 


Personen-Register. 


Nicolai,  Fr.  —  Briefe  v.  Deinet  an 

1 20  fg. 
Nicolai,  s.  Secundus,  Johannes. 
Nicolovius,   145  fg. 
Nicolovius,  Luise  212  fg. 
Niederlande,  Wilhelm,   König  der 

107. 
Niemeyer,  127. 
Nöldeke,  505. 
Nordau,  Max  291. 

Ochs,  Wittwe  217.  219. 
Öhlenschläger,   318. 
Olbrich,  Karl  290. 
Olenschläger  von,   145. 
Oranicn,Prinz  V.  (1830)  105.  107  fg. 
Orleans,  Herzogin  von  278. 
Orloff,  Graf  112. 
d'Orville,  Georg  38. 
Oesterreich,  Kaiser  Franz  v.     109. 
113.  239. 

—  Kaiser  Leopold  von  168. 

—  Kaiserin  Marie  Louise  von  100. 
136. 

Ossian  250.  261. 

Ott,  157. 

Oettingen,  Wolfgang  von  270. 

Oxenstjerna,  237. 

Palmische  Haus  in  Stuttgart,  23. 
Papius,   121. 

Pappenheim,  Diana  v.   116. 
Pappenheim,  Jenny  v.  88. 93.  1 1 1  fg. 

116  fg.   311.   316. 
Passavant,  95  ff. 
Petersen,  Johannes  295. 
Petzet,   Erich  310. 
Peucer,  261.  311. 
Pfeffel,  84.  241. 
Pfitzer,  296. 
Pierer,  510. 

Piquot,  99  f.  —  Berichte  100  fg. 
Pirazzi,  38. 
Platen,  224. 
Plattner,  Prof.   131. 
Plautus,  289. 
Pniower,  Otto  181- 198. 
Pniovver,  Otto  294. 
Pollett,  Frau  v.  145. 
Porchat,  Jacques  308. 
Pötzl,  304. 
Praetorius,  226  fg. 
Prem,  289.  313. 
Prenn  v.,  281. 

Preussen,  Friedrich  IL  König  v. 
126  fg.  133.  —  Verse  Goethes 
auf  227. 


Preussen,  Friedrich  Wilhelm  III., 
König  V.    103.  105.  107  ff.   112. 

II 5-. 
—  Prinzessin  Marianne  v.  79. 
Prodnigg,  Hermann  306. 
Proelss,   Johannes  301. 
Properz.  202. 
Puschkin,  251. 

Racine,  253. 

Radics,  Fr.   314. 

Radziwili,  Fürst  284. 

Rahel  s.  Levin. 

Raimund,  313. 

Rameau,  307. 

Rameau,  Jean  Framjois  307. 

Raoul-Rochette,  89  fg. 

Rapp,  General  40. 

Ramler,  129.  224. 

Rauch,  D.  90.  318. 

Rauter,  82  fg.  87. 

Recke,  Elisa  v.  d.  —  Brief  an 
Johanna  Schopenhauer  143  i^^ 

Redslob,  39. 

Reich  —  Brief  von  Mensel  an  121  ig. 

Reichardt,   313. 

Reichardt,  Musiker  28. 

Reiffenstein,  Rath  289. 

Reinbeck  —  Brief  an  Johanna 
Schopenhauer  142  fg. 

Reinhardstöttner,  K.  v.  289. 

Reinhardt,  K.  G.  287. 

Reinhardt,  Frau  286. 

Reitenberger,  Abt  289. 

Rembrandt,  290.  296. 

Remusat,  253. 

Reuss-Ebersdorf,  Grätin  Caroline 
v.  —  Brief  der  Erbprinzessin 
Auguste  v.  Coburg  an  122. 

Reuss-Ebersdorf,  Grat  Heinr.XXVI. 
v.   122. 

Reuter,  Christian  249. 

Richter  s.  Jean  Paul. 

Riemer  27.  39.  92.  223.  263  ff.  272. 
311.  318.  —  Briefe  an  Fr.  From- 
mann 1 5 1  ff.  —  Briefe  an  Heinrich 
Voss  142. 

Riemer,  Frau  d.  Vor.   140. 

Rietschel,  318. 

Riquiez,  Emile  307. 

Rist,  Emmi  279. 

Rödiger,  Max  301. 

Rodowe,  W.  L.  —  Stammbuch- 
blatt für  285. 

Rösel,  284. 

Rocihe,  G.  262. 


Personen-Register. 


329 


Roethe,  G.  259. 
Rousseau,  J.  J.  91. 
Rückert,  Friedrich  251. 
Ruland,  Carl  94-97. 
Ruland,  Carl  82.   164. 
Runii,  283. 

Rumohr,  Elisabeth  279. 
Rüppell,  212  ft'. 

Russland,  Alexander  I.  Kaiser  von 
254    282. 

—  Catharina,  Grossfürstin  von  115. 

—  Kaiserin  von   139.   141. 

—  Kaiser  Nikolaus  v.  92.  105.  109. 
112. 

Sachsen,  Anton,  König  v.  109. 

—  Friedrich  August,  Kurfürst  von 
126. 

—  Kurfürstin  v.  Frau  d.  Vor.  126. 

—  Prinz  Friedrich  August  v.   109. 
Saint-Hilaire,  Geoffroy  de  274. 
Saint-Martin,  71  fg.  79. 

Salm,  Hugo    Franz,   Graf  zu  281. 

—  Brief  von  Goethe  an  283  (r.). 
Salomo,  (Hohe  Lied)  182  ff. 
Saiten,  Felix  296. 
•Saltzmann,  84. 

Sanders,  Daniel   183  fg.   303.   306. 

Sarazin,  311. 

Sauer,  A.  189.  296. 

Scarpa,   168. 

Scherer,  Wilhelm  192.  194 fg.  229 ff. 

245.  256. 
Scheuchzer,  J.  G.  5. 
Schilf,  H.   297. 
Schiller,  Carl  v.   54. 
Schiller,    Charlotte    v.    60  fg.    64. 

298. 
Schiller,    Friedrich    v.    41.  47.   54. 

56.  60.  64.  66.  73.  75  ig.  78.  85. 

132.  141.  157.  180.   223  ff.    228. 

258.    ajoft".    255  fg.    277.    279. 

285  ff.    289  fg.    300.    305.    308. 

310.  315.  3 18  fg. 
Schinz,  20. 
Schinz,  Wilhelm  29. 
Schinz,   Wilhelm,  älterer  Sohn    d. 

Vor.  29. 
Schinz,  jüngerer  Sohn  29. 
Schlegel,  Aug.  Wilhelm  229.   319. 
Schlegel,  Friedrich  224  fg.  319. 
Schlegel,  J.  H.  G.  278. 
Schienther,  Paul  301. 
Schlosser,     Cornelia     s.    Goethe, 

Cornelia. 
Schlosser,  Fritz  211  ff.  217  ff. 


Schlosser,  J.  G.  14.  28. 

Schlosser,  zweite  Frau  d.  Vor.  s. 
Fahimer,  Johanna. 

Schlosser,  Gustav  298. 

Schlözer,   1 50. 

Schmid,  C.  H.  306. 

Schmidt,   C.  W.  232. 

Schmidt,  Erich  271  fg.  276. 

Schmidt,  Erich  228.  230.  255.  293. 
316. 

Schmidt,  Fr.  Aug.,  Stammbuch- 
blatt für  287. 

Schmidt,  Julian  224. 
j    Schmidt,  Lothar  300. 

Schmidt-Pocht,  F.  292. 

Schmidt,   Regierungsrath  117. 

Schmitt,  L.  297.  301.   305.  308. 

Schmitter,  Anton  299. 

Schnauss,  276. 

Schnapper-Arndt,  Gott  lieb  239  fg. 

Schnorr  von  Carolsfeld,  Fr.  259.262. 

Schober,  F.  v.  286. 

Scholl,  A.  182. 

Schomburg,  Julius  298. 

Schönbach,' Anton  255.  258. 

Schönemann,  Fritz  31.   36  fg. 

Schcnemann,  Lili  s.  Türckheim, 
Elisabeth  von. 

Schönkopf,  Käthchen   319. 

Schopenhauer,  Adele  311. 

Schopenhauer,  Arthur  244. 278. 28 1 . 

Schopenhauer,  Johanna  28.  156. 
286.  —  Brief  von  Reinbeck  an 
142  fg.  —  Brief  von  Elisa  von 
der  Recke  an  143  fg. 

Schrammen,  J.   305. 

Schreyer,   Hermann  304.   314. 

Schricker,  A.  85. 

Schröder,  Edward  294. 

Schröder,  Fr.  U.  L.  319. 

Schröer,  K.  J.  259.  263.  265.  --81. 
283.  288.  295.  313. 

Schröer,  M.  M.  Arnold  298. 

Schubart,  303. 

Schubarth,  Karl  Ernst  319. 

Schubert,  319. 

Schuler,  Theophil  87. 

Schulin,  Johann  Friedrich  Gabriel 
214  fg.  217  fg. 

Schulthess,  Barbara  (Bäbe)  24.  26. 
35.  37.  -  Siebzehn  Briefe  an 
Goethe  von  10-24.  —  Erläute- 
rungen dazu  27  ff.  —  Brief  von 
Goethe    an    19  fg.  Erläute- 

rungen dazu  29.  —  Goethe  und 
149     162. 


3^0 


Personen-Register  . 


Schulthess,    Barbara,  Tochter    der 

Vor.  s.  Gessner. 
Schulthess,  David  29.  152.  154.  — 

Seine  Schwester  29. 
Schuhhess,  Döde  14.  28. 
Schulthess,  Lise  14. 
Schulthess,  Stadtherr  124. 
Schultz,  O.  A.  286. 
Schulz,  Friedrich  299. 
Schunck,  Egon  298. 
Schütz,  Georg  288. 
Schütze,  Stephan  511. 
Schwabe,  J.  312. 
Schwanthaler,  Ludwig  216. 
Schwebe!,  Legationssecretair  103. 
Schweighäuser,  L.  S.,  Frau  84. 
Schwenke,  P.  298. 
Sebastian!,  107  fg. 
Secundus,   Johannes   (Nicolai)    — 

Goethe  und  199-210. 
Seeger,  Syndikus  11. 
Seidel,   Philipp    167.    169  ig.    263. 

266.  276.  281. 
Seidler,  Luise  314. 
Semler,  Christian  291. 
.Senckenberg,  Arzt  311. 
Senckenberg,  Brüder  215.  241. 
Senckenberg,  Joh.  Erasmus  —  über 

den  Rathsherrn  Hermann  Jacob 

Goethe  259  ff. 
Seuffert,  Bernhard  189.  195  fT.  255. 

292.  294.  296. 
Sevin,  L.  297.  304. 
Seyler,  300. 
Shakespeare,  William  141  (g.  289fg. 

295.  298.  316.  319. 
Silie,  Schauspielerin   133. 
Simonawitz,  Frau  300. 
Simm,  Franz  292. 
Sofie,  Emil  291. 
Sömmerring,   167.  169  fg.   174. 
Sophokles,  99.   in. 
Soret,  Friedrich  273.  286. 
Spalatinus,   119. 
Spenersche  Zeitung,  259. 
Spies,  Johann  249. 
Spinoza,  .Baruch  43.   146.   316. 
Sprenger,  Robert  294  fg.  302. 
Springer,  Jaro  23 1  fi. 
Stackeiberg,   Otto  Magnus  v.,   bei 

Goethe  87 — 93. 
Stael,  Mme.  de  152. 
Stargardt,  J.  A.  287.   303. 
Steig,  R.  255.  306. 
Stein,  Charlotte  V.  94.   154.   156  fg. 

167.  200.  205.  276  fg. 


Stein,  V.,  Familie  263. 

Stein,  V.,  Minister  114. 

Stein,  Philipp  284. 

Steiner,  Rudolf  273  fg. 

Steiner,  Rudolf  166.  175.  259.  272. 

288.   306. 
Stein-Nordheim,  Frau  v.  77. 
Steinthal,  231, 
Stern,  Adolf  316. 
Sternberg,  Caspar  v.,  Graf  286. 
Stewart,  Ch.  281. 
Stichling,    Gottfried  Theodor  in. 

—  Nekrolog  auf  246  ff. 
Stichling,  Luise  247. 
Stiehl,  Heinrich  298. 
Stiller,  Otto  295. 
Stolberg,  Auguste  von  515. 
Stolberg,  Christian  v.  119. 
Stolberg,  Friedrich  Leopold  v.  119. 

195-287.  315. 
Stosch,  287. 

Strehlke,  223  fg.  250.  238.  292. 
Strobel,  31.  39. 
Ströhl,  H.  296. 
Stromevr,  278. 
Siipban,    Bernhard    3-40.     149-162. 

246  ff.     259  ff.     265.     267.    272. 

274  fg. 
Suphan,  Bernhard    164.    173.    212. 

228.    230.    239.    242.    255.    259. 

268.  276.   300.  306. 
Szamatölski,  Siegfried  296. 

Tacitus,  253  fg. 

Talleyrand,    114.  252.  287.   317  fg- 

Tarnow,  Fanny  285. 

Tegni!;r,  Elof  257. 

Telemann,  Georg  Philipp  241. 

Terenz,  267. 

Teubner,  297. 

Textor,  Andreas  241. 

Textor,  Maria  Katharina  241. 

Textor,  Johann  Wolfgang  311. 

Theognis,  290. 

Tloman,  Er.  307. 

Thomas,  Calvin  293. 

Thon,  290. 

Thon,  Johann  Wilhelm  39. 

Thorane,  (Königslieutenant)  305. 

Thouret,  278. 

Thomas,  304. 

Thomas,  Gerhard  219  fg. 

Thorwaldsen,  220. 

Tibull,  202. 

Tieck,  Ludwig  225. 

Tiemann,  306. 


Personen-  Register. 


331 


Tille,  Alexander  226  fg. 
Tischbein,   128.  276. 
Tomlinson,  Charles   502.   309. 
Trautmann,  Karl  296. 
Trebra,  281. 

Trolle-Wachtmeister,  Hans  Gabriel 
Graf,    Begegnung    mit    Goethe 

237  %• 
Trost,  Ludwig  516. 
Türckheim,  Carl  33  fg.  39. 
Türckheim,    Cäcilie,    geb.    Gräfin 

Waldner,  Frau  d.  Vor.  33.  39. 
Türckheim,  Edward  v.   35.  39. 
Türckheim,  Ferd.  Eckbrecht  v.  36fg. 
Türckheim,  Joh.  Friedr.  v.  37. 
Türckheim,  Elisabeth  (Lili)    15  fg. 

29.  96.     1)3  fg.    197.    268.    315. 

519  tg.  —    Zwei  Briefe  von    ihr 

und  Goethes  Antworten  30 — 35. 

—  Erläuterungen  dazu  35  ff. 
Türckheim,  Mann  d.Vor.  16.  36fg.  40. 

320.  —  Ihre  Kinder  16.  31  ff". 
Türckheim,  Bruder  d.  Vor.  31.  39. 

—  Mutter  36. 

Türckheim,  Elisabeth,  Tochter  von 

Lili  32.  36. 
Türckheim,  Heinrich  v.  37. 
Türckheim,   Joh.  v.  320.  —  Seine 

Frau   geb.  von  Seufferheld  320. 
Türckheim,  Wilhelm  v.  34  fg.  37. 40. 

Uellner,  V.  297. 

LUiland,  Ludwig  255. 

Umbreit,  Friedrich  197. 

Unger,  Joh.  Friedr.  28. 

Usteri,  Barbara  s.  Gessner. 

Usteri,  Joh.  Martin  28. 

Usteri,  Martin  28. 

Unzelmann  -  Bethmann,    Friederike 

280.  283.    —   Brief  von  Goethe 

an  285.  (r.) 
Unzelmann,  Fritz  281. 
Unzelmann,  Karl  280.  283. 
Unzelmann,  Minna  280. 
Uz,  189. 

Valentin,  Veit  282.  293. 

Valz,  42. 

Velhagen  und  Klasing,  305. 

Verschaffelt,  289. 

Vesalius,  168  fg. 

Vezik,  V.  307. 

Vischer,  Friedrich  Theodor  297. 

Vischer,  Robert  297. 

Vockeradt,  H.  297. 

Voeux,  Charles  de  311. 


Vogel,  Sekretär  263.  265. 

Voigt,  C.  G.  V.  68.  117.  215.  277. 
—  Brief  von  Charlotte  v.  Kalb 
an  Goethe  und  V.  68.  —  Er- 
läuterungen dazu  78  fg.  —  Briefe 
von  Goethe  an  282  fg.  (r.) 

Voltaire,  253.  264. 

Vos,  Jac.  de  308. 

Voss,  Joh.  Heinrich   132.   141.  238. 

Voss,  Heinrich  —  Briet  v.  Zelter  an 
141  fg.  —  Brief  v.  Riemer  an  142. 

Vrchlicky,  Jaroslav  308. 

Vulpius,  Christiane  s.  Goethe, 
Christiane. 

Vulpius,  Christian  August  140. 
285.   300.   320. 

Vulpius,  Walther  311. 

Wagner,  Heinrich  Leopold  229  fg. 

294.  320. 
Wagner,  J.  N.  304. 
Wagner,  Wilhelm   308. 
Wähle,  Julius  263  fg.  275. 
Wähle,  Julius  259.  300.  313. 
Waldner -Freundstein,   Diana  von 

s.  Pappenheim. 
Waldberg,  Max  v.  230. 
Waldstein,  Graf  v.   138. 
Wallenstein,  Albrecht  v.   138. 
Walzel,  O.  F.  319. 
Wattenbach,  Caecilie  279. 
Weber,  Frau.   —  Contractentwurf 

Goethes  mit  282  (r.) 
Weber,  Karl  Maria  v.  282. 
Weimar,  Anna  Amalia,  Herzogin  v. 
27.  58.  133.   142.  277.  288.  312. 

—  Bernhard,  Herzog  v.  (17.  Jahrh.) 
276. 

—  Bernhard,  von  114. 

—  Carl  Alexander,  Grossherzog  v. 
246  fg. 

—  Carl  August,  Grossherzog  von 
27%-  39-  50  fg.  75-  77-  88. 
ii3ff.  118.  128.  131.  137  fg. 
154.  155.  169.  253.  256.  276. 
288.  300. 

—  Carl  Friedrich,  Grossherzog  v. 
116.   138.   310. 

—  Erbgrossherzogin  von  173. 

—  Luise,  Grossherzogin  von  72  fg. 
79.  88.  92.  138.  253.  318. 

—  Maria  Paulowna,  Grossherzogin 
von  141.  287.   311. 

~  Sophie,  Grossherzogin  von  87. 
163.  246.  259. 


332 


Goethe-Register. 


Weisse,  —  Briet"  an    Blankenburg 

von    122. 
Wenzel,  262. 
Werner,  R.  M.  266  fg. 
Werner,  R.  M.  255.  259. 
Werner,  Z.   142.  280. 
Werther,  Gräfin  169. 
Werthern,  von  107. 
Werthes,  F.  A.  C.  195  fg. 
Wesselhöft,  139. 
Weygand,  121. 
Wichmann,  H.  284. 
Wichmann,  L.  284. 
Widmann,  296. 
Wieland,  C.  M.  25.  85.  119  fg.  152. 

140. 191  fg.  i96fg.  258. 252tf.  289. 

314.  317.  —  J.  H.  Landolt  über 

128  ff.   —   Seine  Kinder  130  fg. 
Wieselgräd,  Dr.   145. 
Wilbra'ndt,  Adolf  258. 
Wildenbruch,  E.  v.   301. 
Willamovitz-Möllendorf,   307. 
Willenier,   u.  124.  —    Seine  erste 

Frau  II. 
Willemer,  Marianne  von  212.  219. 

—  Brief  an  Fr.  Frommann  144  fg., 
Winckelmann,  58.  259.  271  fg. 
Winter,  Fr.  297.  506. 
Witkowski,  Georg  195.  288. 
Wittmann,  H.   317. 
Witzleben,  H.  G.  v.  —  Brief  von 

Goethe  an  283.  (r.) 


Wolf,  Ernst  Wilhelm  26.   30. 
Wolf,  Friedrich  August    133.   271. 

277. 
Wolft,  Amalie  153. 
IVolff,  Engen  141  fg. 
Woiff,  Eugen  117.  313. 
Wolff,  Henry  W'.   510. 
WolfT,  Pius  "^Alexander  153.  500. 
Wolfter,  Prof.  78. 
Wolzogen,  General  v,   107  fg.  113. 
Wolzogen,  Wilhelm  von  282.  298. 
Wrede,  Frl.  v.  119  fg. 
Wrede,  Fürst  120. 
Wrede,  v.  Oberamtmann   120. 
Württemberg,  Friedrich  II.,  König 

von  254. 
Wüst,  Kartenmacher  219. 

Zarncke,  Friedrich  255.  259.  264  fg. 
267.  —  Nekrolog  auf  248  flf. 

Zedlitz,  Minister  125. 

Zehnder,  130. 

Zelter,  K.  F.  67.  78.  112.  137  fg. 
191.  284.  311.  314.  —  Brief  an 
Voss  141  fg. 

Ziegler,  Verleger  25.  50. 

Zimmermann,].  G.  153.  —  Brief  der 
Frau  Rath  an  118  fg.  —  Erläute- 
rungen dazu  1 19  fg. 

Zimmermann, Tochter d. Vor.  i  i9tg. 

Zucchi,  289. 

Zumsteeg,  228. 


II.  Register  über  Goethes  Werke   und    Leben. 


I.    Biographische    Schriften. 

Annalen  oder  Tag-  und  Jahreshefte, 

28.   171.   175. 
Campagne  in  Frankreich,  232.  Neue 

Ausgaben,   305.    Übersetzungen, 

308. 
Dichtung  und  Wahrheit,  29.  69.  79. 

120.  138.   14s.  161.  181  fg.   195. 

197.    241.    244  fg-    255  fg.    504. 

Reiseskizzen    aus    der    Schweiz, 

Hülfsmittel    zu  95  ff.    Weimarer 

Ausgabe,    259.     267  ff.     Ueber- 

Setzungen,  308. 
Italienische  Reise,  88.  Übersetzung, 

308. 
Notizbuch    von    der     schlesischen 

Reise  1790,  250. 


Reise  1797,  157  fg. 

Tagebuch,  venetianisches  173. 

Tagebüclier,  8  fg.  42.  76  ff.  92  fg. 
95.  150.  155.  157  fg.  190  fg.  223. 
228.  300.  304.  Weimarer  Aus- 
gabe, 259.  275.  Neue  Ausgaben 
und  Bemerkungen  zu  305. 

2.  Briefe  an: 
Ein  (r.)   hinter  einer  Zahl  bedeutet, 
dass  von  dem  Briefe  nur  ein  Regest 

gegeben  ist. 
An  ?  117  fg. 
Batsch,  278.  (r.) 
Beck,     Heinrich,     Stammbuchblatt 

für  278. 
Brösigke,  Frau  v.  284  (r.) 
Eichhorn,  A.  H.  284  (r.) 


Goethe-Register. 


333 


GersdorfF,Minister  von,  Briefwechsel 

zwischen    Goethe    und    98-110. 

Erläuterungen  dazu   iioff. 
Goethe,  August  118. 
Kavser,  Dorothea  282  (r.) 
Kayser,  PhiHpp  Christoph  282  (r.) 
Kirms,  283  (r.) 
Kolbe,   282. 
Lorsbach,  28 3   (r.) 
Müller,  Kanzler  von   191. 
Minchen,  283  (r.) 
Reinhardt,  287  (r.) 
Rodowe,  Stammbuchblatt  für  285. 
Salm,  Graf  zu  285  (r.) 
Schulthess,    Barbara  (Bäbe)   19  fg. 

Erläuterungen  dazu  29. 
Türckheim, Elisabeth  vonrLili)52  fg. 

34  t'g.  Erläuterungen  dazu   35  ff. 
L  nzelmann  -  Bethmann,   Friederike 

von  283  (r.) 
Witzleben,  H.  G.  v.  283  (r.) 

Weimarer  Ausgabe,  259.  275  ff. 

3.  Briefe  an  Goethe  von: 

Arnold,  J.  G.  D.  80-84.  Erläute- 
rungen dazu  84  ft. 

Gersdorff,  Minister  von,  Brief- 
wechsel zwischen  Goethe  und 
mit  politischen  Berichten  von 
Gersdorff  98-1 10.  Erläuterungen 
dazu  III  ff. 

Gessner,  Georg  24  fg. 

Knlb,  Charlotte  von  41-71.  Erläute- 
rungen dazu  72  ff. 

Kayser.  Philipp  Christoph  25  ff. 
Erläuterungen  dazu   30. 

Loder,  168  fg. 

Schulthess,  Barbara  (Bäbe),  Sieb- 
zehn Briefe  10-24.  Erläuterungen 
dazu  27  ff. 

Türckheim,  Elisabeth  v.  (Lili),  Zwei 
Briefe  und  Goethes  Antworten 
30-3).   Erläuterungen  dazu  35  ff 

4.  Dramen. 
Bürgergeneral,  der  13.  28. 
Claudine  von  Villa  Bella,  267.  291. 

Weimarer  Ausgabe,  266. 
Clavigo,  291.  299.  313.  315.  Wei- 


26> 


üeber- 


marer    Ausgabe, 
Setzung,  308. 

Egmont,  5  5  ff.    76.    183.   194.  289. 
292.  312  fg.  Uebersetzung,  308. 

Elpenor,  250.  292.  Weimarer  Aus- 
gabe, 264  fg. 


Epimenides,  des,  Erwachen,  184.2  39. 

Erwin  und  Elmire.  Weimarer  Aus- 
gabe, 266  fg.  Uebersetzungen  aus 
308  fg. 

Faust,  226.  244  tg.  249.  2)1.  255  fg. 
276.  288  ff.  299.  313.  315  ff.  319. 
-  IL  Theil,  145.  268.  Das  Hohe 
Lied  und  181-198.  Meine  Ruh 
ist  hin,  185  ff.  192.  194  ff.  Zu  223. 
Neue  Ausgabe  und  Abhand- 
lungen über  292  ff.  307.  Ueber- 
setzungen, 307.  308. 

Geschwister,  die  289.  Weimarer 
Ausgabe,  263. 

Götz  von  Berlichingen,  120.  132  t'g. 
290.  314.  —  Neue  Ausgaben  und 
Abhandlungen  über  297. 

Jery  und  Bätely,  298. 

Iphigenie  auf  Tauris,  16.  37  fg.  84. 
153.  2)2.  284.  290.  312.  Neue 
Ausgaben  und  Abhandlungen 
über297fg.  Uebersetzungen,  307. 

Laune  des  Verliebten.  Weimarer 
Ausgabe,^  262. 

Mahomed,  '6g.  253.  287.  Weimarer 
Ausgabe,  264. 

Mitschuldigen,  die.  Weimarer  Aus- 
gabe, 262. 

Natürliche  Tochter,  die,  66.  78. 
279.  286.  289.  298. 

Pandora,  197. 

Pater  Brey,  294. 

Prometheus,  Fragment,  69.  Wei- 
marer Ausgabe,  264  ig. 

Prometheus,  der  befreite  289. 

Puppenspiel,  neueröffnetes  mora- 
lisch-politisches 121. 

Romeo  und  Julie  (Bearbeitung) 
Weimarer  Ausgabe,  263  fg. 

Satyros,  294.  298. 

Scherz,  List  und  Rache,  155. 

Stella,  119  fg.  29S.  Weimarer  Aus- 
gabe, 265  ig. 

Tancred,  184.  253.  287.  Weimarer 
Ausgabe,  264. 

Tasso,  43.  133.  153.  252.  289.  304. 
313.  319.  Erläuterungen  und  Ab- 
handlungen über  299. 

Triumph  der  Empfindsamkeit,  299. 

Wette,  die.  Weimarer  Ausgabe, 
263  fg-         

Bruchstück  einer  Tragödie,  264. 
Fragment  zuEinbiedels))dieMohrin«, 
267. 


334 


Goethe-Register. 


Weimarer  Ausgabe,  259.  262  ft". 
Neue  Ausgaben,  291  ff. 

5.  Episches. 

Hermann  und  Dorothea,  19  ff.  23  fg. 
29  fg.  77.  289.  —  Vergleich  mit 
Arnolds  Pfingstmontag,  86.  Neue 
Ausgaben  und  Abhandlungen, 
304%.  Übersetzungen  in  fremde 
Sprachen,  308. 

Reinecke  Fuchs,  14.  28.  46.  74. 


Teil,  Plan  159. 

6.  Erzählendes. 

Unterhaltungen  deutscher  Ausge- 
wanderten, 306.  Märchen,  55  fg. 
76.  506. 

Wahlverwandtschaften,  137.  142  fg. 
306.  315. 

Werthers  Leiden,  16.  121  lg.  183. 
193.  256.  265.  278.  289.  306.  314. 

Wilhelm  Meister,  16  fg.  20.  52  fg. 
224.  252.  255  fg.  289.  306.  315. 
Lehrjahre,  65.  77.  154.  162. 
Wanderjahre,  1 36fg.  i49ff.  161  fg. 
290.  Die  pilgernde  Thörin,  142  fg. 
Übersetzung,  307. 

7.  Gedichte. 

Abschied,  der,  Übersetzung  309. 
Achneige,duSchmerzensreiche,3i6. 
Als  an  der  Elb'  ich  die  Waffen  ihm 

segnete,  302. 
Als  ich    ein   junger   Geselle,  (von 

Förster)  302. 
An  Bettina,  Da  ich  dir  alle  Wünsche 

etc.,  (von  Goethe?)  279. 
An  den  Geist  des  Johannes  Secun- 

dus  s.  LiebesbedQrfniss. 
An  die  Entfernte,  Übersetzung  309. 
An  Sie,  311. 
Auf  dem  See,  298. 
Braut,  die  von  Corinth,Übersetzung 

309. 
Campes  Laokoon,   303. 
Carlsbader  Gedichte,  136. 
Carlsbader  Sprudel,  Wasserstrahlen 

reichsten    Schwalles    etc.,    (von 

Goethe  ?)  279  fg. 
Chinesisch-Deutsche    Jahres-    und 

Tageszeiten,  260. 
Deutscher   Parnass,    Sängerwürde, 

Dithyrambe,    Wächter   auf  dem 

Parnass,  223  ff.  (Erklärung.) 


Eckart,  der  getreue.    Prätorius  als 

mittelbare  Q.uelle  226  fg. 
Egloffstein,  Caroline  und  Julie  von, 

Handschriften    der  Gedichte   an 

285  fg. 
Eilfer,  Ghasel  aut  den,  289. 
Elegieen,  römische.  Anlehnung  an 

Johannes  Secundus  206  fi. 
Epiorammatisch,    303.  (Keins   von 

ahen.) 
Epigramme,  venetianische,  224. 
Episteln,  227. 
Euphrosyne,  83. 
Ewige  Jude,  303. 
Friedrich    der   Grosse,  Verse    auf, 

227  (Zum  ersten  Male  gedruckt.) 
Gefunden,  241. 

Geheimnisse,  die,  67.  316. 
Gesang    der     Geister     über     den 

W^assern,  210. 
Gott,  der  und  die  Bajadere,  226. 
Grenzen  der  Menschheit,  210. 
Hans  Sachsens  poetische  Sendung, 

303. 
Harinerlieder,  312. 
Heidenröslein,  302  fg.  Besprechung 

in  der  Ges.  f.  deutsch  Litt.,  254 fg. 
Herbstgefühl,  303. 
Hermann  und  Dorothea,  zur  Elegie, 

228  fg. 

Hohe   Lied,  (Übersetzung)    182  ff. 

1 94  fg. 
Im  Vorübergehen,  241  fg. 
Inschriften,  Denk-  und  Sendeblätter, 

261. 
Invectiven,  261. 
Junggesell,  der,  und  der  Mühlbach, 

zur  Chronologie,  228. 
König  in  Thule,  184. 
Liebesbedürfniss,  200.  205  fg. 
Mädchens  Held,  Anlehnung  an  das 

Hohe  Lied,  188  ff.   196  fg. 
Mailied,  Übersetzung  des  308  fg. 
Maskenzug,  (1818)   139  fg. 
Meine    Ruh    ist    hin,  185  ff.    192. 

194  ff.  Übersetzung  308. 
MiteinembuntgesticktenKissen,3 1 1. 
Morgenklagen,  209  fg. 
O  Du,  die  in  dem  Heiligthum,(von 

Goethe?)  303. 
Parabeln,Fünfzehn  Salomons,König 

von  Lsrael  und  Juda  etc.,  182. 
Peucer,  Herrn  Regierungsraih,  261. 
Pfingsten   1814,   303. 
Pilgers  Morgenlied,    Übersetzung, 

309. 


Goethe-Register, 


'>  -»  r 


Prolog,  1807,  n.4. 

Rastlose  Liebe,  Übersetzung,  308. 

Schweizeralpe,  i59tg. 

So  ist  der  Held  s.  Mädchens  Held. 

Tagebuch,  das  305. 

Uri  den  i.  Oktober  s.  Schvveizer- 

alpe. 
Wandrers  Nachtlied,   155.   (Der  du 

etc.)  207.  (Über  allen  Gipfeln  etc.) 
Wasserbildung,  505. 
Wehmut,  Übersetzung,  508. 
Westöstlicher  Divan,    244.    Noten 

und    Abhandlungen    zum    181. 

192.     197.     Übersetzungen     aus 

dem  308  ig. 
Willkommen    und    Abschied,  305. 

Uebersetzung  309. 
Wonne     der     Wehmut,      ueber- 
setzung, 308. 
Xenien,  224.  (Alles  hat  sich  etc.), 

261.  316. 
Zahme  Xenien,  261. 
Zum  Bildchen  von  Ulrichs  Garten, 

In  ein  Stammbuch,  303. 


Neue  Ausgaben  und  Abhandlungen, 

301  ff. 
Weimarer  Ausgabe,  259  ff. 

8.  Kunst. 

Cellini,  Benvenuto,  Weimarer  Aus- 
gabe, 269  if. 

Hackert,  Weimarer  Ausgabe,  259. 
271  fg. 

Kunst  und  Alterthuni,  86.  92.  199. 

Rameaus  Neffe,  307. 

Winckelmann,  271.  Weimarer  Aus- 
gabe, 259.  271  fg. 

Zwei  antike  weibliche  Figuren,  93. 

9.  Naturwissenschaftliches. 

de  Candolle,  Uebersetzung  aus, 
Weimarer  Ausgabe,  274. 

Farbenlehre,  zur,  133  ff.  Weimarer 
Ausgabe,  272  fg. 

Hefte,  naturwissenschaftliche,285fg. 

Metamorphose  der  Pflanzen,  139. 
Weimarer  Ausgabe  273. 

Mineralogie,  zur.  Weimarer  Aus- 
gabe, 272. 

Morphologie,  Vorarbeiten  zur.  Wei- 
marer Ausgabe,  274. 

Morphologie,  zur,  171.  Weimarer 
Ausgabe,  259.  272  fg. 

Optik,  Beiträge  zur,  46. 


Osteologie  und  Anatomie,  Arbeiten 
zur,  Weimarer  Ausgabe,  272. 

Vergleichungslehre,  Versuch  einer 
allgemeinen.  Weimarer  Ausgabe, 
274. 

Versuch,  die  Elemente  der  Farben- 
lehre zu  entdecken,  74. 

Weinbau,  über  den.  Weimarer 
Ausgabe,  274. 

Zwischenknochen,  über  den,  165  ff. 

Manuscript  vom  Typus,  (unge- 
druckt) 180. 

Versuch  über  dieGestalt  der  Thiere, 
(Bruchstück    1790     ungedruckt) 

175  ff- 
Entwurf   einer    Einleitung    in    die 

vergl.  Anatomie,  (1795)  175. 
Vorträge   darüber,   (ungedr.)    176. 

Weimarer  Ausgabe,  272. 

10.  Sonstige  prosaische 
Schriften. 

Anna  Amalia,  Herzogin  zu  Sachsen- 
Weimar  und  Eisenach,  zum 
feierlichen  Andenken,  133. 

Aristeia,  der  Mutter,  158.  268, 

Brief  des  Pastors  zu  ***  an  den 
Pastor  zu  ***,  181. 

Leipziger  Theater,  305. 

Müllers  Rede:  de  la  gloire  de 
Frederic.  Übersetzung  von,   133. 

Briefmappe  aus  Goethes,  Anhang 
zu  H.  L.  Wagner,  229  ff. 

Polen,  Vorschlag  zur  Einführung 
der  deutschen  Sprache  in,  3-8. 

Recension  der  Uebersetzung  des 
hohen  Liedes  von  Friedrich 
ümbreit  197  fg. 

Sprüche  in  Prosa  205.  244  fg. 

Zwo  wichtige  biblische  Fragen,  181. 

Tiefurter  Journal,  154. 
Wandsbecker     Boten,     Goethes 
Arbeiten  im,  306. 

II.  Biographische  Einzel- 
heiten,   Lebensbeziehungen, 

Verhältnisse,  zu : 
Batacchi,   Domenico,  Goethe  und, 

Baj'ern,  Ludwig  L,  König  v.,  316. 

Beethoven,  312. 

Bodmer  über  Goethe,  312. 


336 


Goethe-Register. 


Brinckmann  über  Goethe,   145  fg. 

Coburg,  Erbprinzessin  Auguste 
über  Goethe,   122. 

Cogswell,  Josef  Green  315. 

Deinet  über  Goetlie,  120  fg. 

Frankfurter  Bürger  -Verbände, 
Goethes  Ausscheiden  aus  dem, 
211-220. 

Gespräche,  287. 

Goethe,  Katharina  Ehsabeth  (Frau 
Rath)  über  Goethe,  119.  Erläute- 
rungen dazu,   120. 

Grillparzer,  313. 

Hagn,  Charlotte  v.  314. 

Herzlieb,  Minna  314. 

Italien,  Goethe  und,  310. 

Kayser,  Ph.  Chr.  28. 

Klinger  über  Goethe,  144.  Goethes 
Verhältniss  zu,  281. 

Kolbe,  281. 

Kurland,  Herzogin  von,  280. 

Landolt,    J.  H.  über  Goethe,  131. 

Leipzig,  Goethe  in,  310. 

Lenz,  516. 

Mendelssohn  -  Barthold}-,     Fcli.\ 

Merck,  Joh.  Heinr.  317. 

Metternich,  Goethe  und,  238  fg. 

Meusel  über  Goethe,  121  fg. 

Napoleon  und  Goethe,  2  5  2  ff.  3 1 7  fg. 

Oehlenschläger,   318. 

Rauch  über  Goethe,  318. 

Recke,  Elisa  v.  d.  über  Goethe,i43  fg. 

Reinbeck  über  Goethe,  142  fg. 

Riemer  über  Goethe,   131  ff.   142. 

Salm,  Graf  zu,  281. 

Schlegel,  Aug.  Wilh.  und  Friedrich 

.  319- 

Schönkopf,  Kathchen  319. 

Schröder,  Fr.  W.  L.   319. 

Schubarth,  319. 

Schubert,  319. 

Schulthess,  Barbara  (Bäbe)  Goethe 
und,  149-162. 

Schweiz,  Goethe  in  der,  310. 

Secundus,Joh.  Goethe  und,  199-210. 

Stackeiberg,  O.M.,Freih.,  bei  Goethe 
87-93. 

Strassburg,  Goethe  in,  310. 

Tod  und  Bestattung,   311. 

Trolle-Wachtmeister,  H.  G.,  Begeg- 
nung mit  Goethe,  237  fg. 

Unzelmann  -  Bethmann,  Friederike 
280. 


Vogesen,   310. 

Weimars     Gesellschaft     und     das 

Chaos,   3 10  fg. 
Weisse  über  Goethe,  122. 
Willemer, Marianne  v.  über  Goethe, 

144%. 
Zeitgenossen,    Mittheilungen    von, 

über  Goethe,  1 17-146. 
Zelter  über  Goethe,  141  fg. 
Zürichersee,  Goethe  und  der,  310. 

Verschiedenes. 

Anatom,  Goethe  als,  163-180. 

Archiv  in  Weimar,  Mittheilungen 
aus  dem,  5-93. 

Ausgabe  letzter  Hand,  261.  266. 
269.  285.  304. 

Bildnisse  Goethes,  von  Julie  von 
EglofTstein,  286. 

Biographie  Goethes,  Preisaus- 
schreiben für  eine,  257  fg. 

Biographische  Schriften  über,  309 ff. 

Cambridge,  Studium  Goethes  in 
den  Colleges  undExamina,  25  5  fg. 

Chaos,   3 10  fg. 

Darwins, Goethi  einVorgänger,  313. 

Grimm,  Jakob,  zur  Kenntniss,  313. 

Handzeichnungen  Goethes  im  Kup- 
ferstichkabinet  in    Berlin,  231  ff. 

Habsburg,  d.  Haus,  und  Oesterreich, 
Goethe  über,  314. 

Hempelsche  Ausgabe,  244  fg. 

Innere  Form,  von  Goethe  her- 
rührender Ausdruck,  229  ff. 

Kammerbühl,  Goethedenkmal  auf 
dem,  289. 

Ludwig,  Otto,  Komponist  Goethe- 
scher Gedichte,  316. 

Nachträge     und     Berichtigungen, 
241  fg. 

National-Museum,  Mitteilungen  aus 
dem,  94-97. 

Neue  Ausgaben,  288  ff. 

Sepiazeichnungen,  286. 

Stammbaum,  zu  Goethes,  241. 

Theaterleiter,  Goethe  als,  280. 299 ff. 

Übersetzungen  Goethescher  Werke 
in  fremde  Sprachen,  307  ff. 

Vorgängern,  Freunden  und  Nach- 
folgern, Goethes  Verhältniss  zu, 
312  ff. 

Weimarer  Ausgabe,  165  fg.  166. 
Bericht,  259  ff. 


Siebenter  Jahresbericht 


Dhr 


Goethe-Gesellschaft. 


GütTHE-jAHRI)l.CH     XIIl. 


Ijie  satzungsgemiisse  VII.  General -Versammlung  der 
Goethe -Gesellschaft  wurde  am  8.  Mai  1891  im 
grossen  Saale  der  »Erholung«  zu  Weimar  durch 
den  ersten  \'icepräsidenten,  Excellen^  von  Loeper,  eröffnet, 
da  leider  der  \'orsitzende  der  Gesellschaft,  ExceUen:^^ 
Dr.  von  Sinison,  durch  seine  Gesundheit  verhindert  war, 
an  der  \'ersamm]ung  Theil  zu  nehmen. 

I.  I.  K.  K.  H.  H.  der  Grossherzog  und  die  Frau  Gross- 
herzogin, der  Erbgrossherzog  und  die  Frau  Erbgrossherzogin, 
Prinzessin  Hermann  und  Prinzessin  Olga  zu  Sachsen- 
Weimar  beehrten  die  Versammlung  mit  ihrer  Gegenwart, 
zu  der  sich  eine  ungewöhnliche  Anzahl  von  Gästen  aus 
allen  Thcüen  Deutschlands  eingefunden  hatten. 

Nachdem  der  Vorsitzende  des  Geschäftsführenden 
Ausschusses,  Dr.  Ruland,  eine  kurze  Uebersicht  über  den 
schon  gedruckt  vorliegenden  Jahresbericht  gegeben,  die 
keine  weitere  Besprechung  veranlasste,  bestieg  Herr  Professor 
Dr.  Veit  Valentin  aus  Frankfurt  a.  M.  die  Rednerbühne, 
um  den  von  ihm  gütigst  übernommenen  Festvortrag  über 
Goethes  »Klassische  Walpurgisnacht«  zu  halten.  Reicher 
anhaltender  Beifall  lohnte  den  Redner,  zumal  auch  an 
den  Stellen,  die  auf  Goethes  erfolgreiche  Bühnenthätigkeit 
und  das  Weimarische  Theater  Bezug  nehmen  konnten. 
Stand  doch  diese  ganze  VII.  General -Versammlung  unter 
dem  Zeichen  des  hundertjährigen  Jubiläums  des  Weimarischen 
Hoftheaters,  welches  in  denselben  Tagen  geleiert  wurde, 
so  dass  überall  die  Beziehungen  Goethes  zum  Theater  in 
den.  Vordergrund  traten;  darum  erregte  auch  die  von 
Heim   Professor   Dr.   Supban   der  Versammlung   gemachte 

22* 


—^     4     44 — 

Mitiheilung  über  einen  Fund  von  wichtigem  Aktenmaterial 
zur,  Geschichte  von  Goethes  Theaterleitung  und  die  An- 
kündigung, dass  der  Vorstand  Tags  zuvor  beschlossen 
habe,  dasselbe  in  der  W.  Schrift  der  Gesellschaft  zu- 
gänglich zu  machen,  allseitige  freudige  Zustimmung 

Nach  einer  Pause  wurde  zunächst  auf  Antrag  Herrn 
Professor  Dr.  Geigers  der  bisherige  Vorstand  durch  Zuruf 
für  die  Periode  1892 — 94  wiedergewählt,  und  erklärte  der 
Vorsitzende  die  dankende  Annahme. 

Die  Berichte  über  Goethe-Archiv  und  Bibliothek  und 
Goethe-National-Museum  wurden  von  den  Vorständen 
dieser  Anstalten  erstattet,  und  von  der  Versammlung 
freundlich  entgegengenommen. 

Die  von  dem  Schatzmeister,  Herrn  Commerzienrath 
Dr.  Morit;,  abgelegte  Jahresrechnung  wies  die  sehr  günstige 
Vermögenslage  der  Gesellschaft,  die  Aufwendungen  auf 
Goethe-Jahrbuch  und  Schrift  etc.  genau  nach,  und  indem 
die  Versammlung  Entlastung  ertheilte,  sprach  sie  zugleich 
dem  Schatzmeister  ihren  Dank  für  seine  erfolgreiche  Mühe- 
w-altung  aus. 

Eine  Stunde  später  vereinigte  sich  eine  sehr  zahlreiche 
Tafelrunde  in  denselben  Räumen  wieder  zu  dem  üblichen 
Festmahl,  das  durch  zahlreiche  Toaste  belebt,  in  heiterster 
Stimmung  verlief.  Der  in  Rücksicht  auf  die  Theaterfest- 
woche angesetzte  Spielplan  hatte  es  leider  nicht  ermög- 
lichen können,  der  Gesellschaft,  wie  üblich,  eins  der  selten 
gehörten  Goetheschen  Stücke  im  Grossherzoglichen  Hot- 
theater vorzuführen ;  statt  dessen  waren  die  Festtheil- 
nehmer  eingeladen,  der  ersten  Aufführung  von  Paul  Heyses 
»Schlimmen  Brüdern«  beizuwohnen. 

Ueber  das  mit  dem  31.  Dezember  abschliessende  Ge- 
schäftsjahr als  solches  lässt  sich  im  allgemeinen  nur  Be- 
friedigendes berichten  ;  in  ihrem  Mitgliedbestande  hat  die 
Goethe-Gesellschaft  leider  bedeutende  und  schwer  wiegende 
Verluste  zu  verzeichnen :  in  erster  Linie  Seine  Majestät 
weiland  König  Karl  von  Württemberg,  der  der  Gesellschaft 
von  ihrem  Bestehen  an  Seine  gütige  Theilnahme  an  ihren 
Bestrebungen  in  thatkräftiger  Förderung  erwiesen  hat. 
Sodann     zwei     ihrer  Vorstandsmitglieder,     Excellcnz    von 


— -^     5     ♦>— 

Gerber,  der  seiner  Zeit  an  der  Gründung  der  Gesellschaft 
den  lebhaftesten  Antlieil  genommen  hatte,  und  Excellenz 
von  Loeper,  seit  1887,  dem  Tode  Herrn  von  Loens,  der 
erste  Stellverteter  des  Vorsitzenden.  Um  die  Gesellschaft 
hat  sich  Herr  von  Loeper  durch  einsichtsvolle  ßetheiligung 
an  allen  ihren  Veranstaltungen,  z.  B.  am  Goethe-Jahrbuch, 
grossen  Dank  erworben ;  die  durch  seinen  Tod  entstandene 
Lücke  hierbei  wie  bei  der  Bearbeitung  der  neuen  grossen 
Goethe-Ausgabe  wird  nicht  leicht  auszulüUen  sein. 

Li  Herrn  Hch.  Oswalt,  dem  umsichtigen  Verleger  des 
Goethe-Jahrbuches,  hat  die  Gesellschaft  ein  treues  Mitglied 
verloren,  auf  dessen  wohlwollende  Unterstützung  der  Ge- 
schäftsführende Ausschuss  bei  den  vielen  das  Jahrbuch  betref- 
fenden Verhandlungen  jederzeit  mit  Sicherheit  rechnen  durfte. 

Der  Herr  Schatzmeister  berichtet: 

Am  31.  Dezember  1891  bestand  die  Goethe-Gesell- 
schaft aus  2960  Mitgliedern ;  darunter  befanden  sich  20  Mit- 
glieder auf  Lebenszeit  und  102  durch  die  Herren  Alfred 
Nutt  in  London  und  Heinrich  Preisinger  in  Manchester 
gemeldete  englische  Mitglieder.  Die  Mitgliederzahl  der 
Goethe- Gesellschaft  hat  gegen  das  Vorjahr  eine  Ver- 
minderung von  28  Mitgliedern  erfahren.  Ist  diese  Ver- 
minderung auch  an  sich  unbeträchtlich  und  bei  einer  Ge- 
sellschaft, die  sich  zum  grossen  Theil  aus  Angehörigen 
eines  höheren  Lebensalters  zusammensetzt,  auf  den  natür- 
lichen Lauf  der  Dinge  zurückzuführen,  so  enthält  sie  doch 
eine  Mahnung  an  unsere  Mitglieder,  ihr  Interesse  an  dem 
Gedeihen  der  Gesellschaft  dadurch  zu  bethätigen,  dass  sie 
in  ihren  Kreisen  den  Zielen  derselben  neue  Freunde  ge- 
winnen, die  die  entstandenen  Lücken  ausfüllen. 

Thatsächlich  hat  sich  die  Mitgliederzahl  auf  dem 
Continent  um  ca.  30  gehoben,  während  wir  an  englischen 
Mitgliedern  nur  mehr  102  (statt  früher  160)  verzeichnen. 
Es  erklärt  sich  dies  aus  einer  Umgestaltung  in  welche 
die  English  Goethe  Society  im  vorigen  Jahre  nach  den 
uns  vorliegenden  Mittheilungen  eingetreten  zu  sein  scheint. 
Wenn  die  Veränderungen  dahin  führen,  dass  die  englischen 
Goethelreunde  in  ein  engeres,  persönliches  Verhältniss 
zu    unserer    Gesellschaft,    —    wie    dies    zum    Theil    schon 


— «^     6     ^ — 

geschehen   ist   —   treten,   so    dürfen  wir   sie  von  unserem 
Standpunkte  aus  nur  mit  Freuden  begrüssen. 

Am  31.  Dezember  1891  verfügte  die  Gesellschaft 
über  einen  Baarbestand  von  M.  9088.46,  während  M.  3S5 38.46 
in  Werthpapieren  verzinslich  angelegt  waren.  Die  Werth- 
papiere  sind  hier  zum  Ankaufspreis  und  ohne  laufende 
Zinsen  berechnet.  Das  finanzielle  Ergebniss  bietet  ein 
erfreuliches  Bild  gesunder  Fortentwäckelung  der  Gesellschaft. 
Es  ist  um  so  erfreulicher,  als  es  nicht  auf  Grund  eines 
Sparsystems  erzielt  worden  ist,  sondern  unter  freigebigster 
Förderung  aller  Aufgaben,  welche  sich  die  Gesellschaft 
gestellt  hat.  Gleichwohl  ist  es  gelungen,  auch  für  die 
Zukunft  vorzusorgen  und  ohne  Beklemmungen  der  Möglich- 
keit zu  gedenken,  dass  politische  Stürme  der  Gesellschaft 
einmal  ein  paar  magere  Jahre  bringen  können. 

Der  hohe  Baarbestand  am  Jahresschlüsse  erklärt  sich 
daraus,  dass  die  VL  Schrift  der  Gesellschaft  nicht,  wie 
beabsichtigt  war,  im  Laufe  des  Dezembers  zur  Ausgabe 
gelangen  konnte,  und  daher  die  für  sie  bereit  gehaltenen 
Mittel  noch  nicht  zur  Verwendung  gekommen  sind.  Von 
den  Gründen  der  Verzögerung  hat  der  Geschäftsführende 
Ausschuss  allen  Mitgliedern  seiner  Zeit  direct  Kenntniss 
gegeben. 

ausserordentliche  Geldspenden  hat  die  Gesellschaft  im 
abgelaufenen  Jahre  empfangen  von  weiland  Sr.  Majestät 
dem  König  Karl  von  Württemberg  (6.  Spende),  dem  wir 
für  die  wiederholte  Förderung  unserer  Bestrebungen  auch 
noch  an  dieser  Stelle  unseren  ehrerbietigsten  Dank  aus- 
sprechen. 

Herr  Bankier  Albert  Holz  in  Breslau  erfreute  uns  auch 
in  diesem  Jahre  mit  einer  besonderen  Geldspende. 

Die  geschäftlichen  Beziehungen  zu  unseren  Mitgliedern 
erleichterten  und  förderten  neben  den  bereits  genannten 
Herren  Alfred  Nutt  in  London  und  Heinrich  Preisinger  in 
Manchester  die  Herren 

Buchhändler  Lucas  Gräfe,  FLmiburg, 
Buchhändler  Paul  Kurtz,  Stuttgart, 
Hofbuchhändler  Gust.  Liebermann,  Karlsruhe, 
Rentier  Ferdinand  Meyer,  Berlin, 


'  Buchhändler  Max  Niemeyer,  Halle, 
Bankier  Bernhard  Rosenthal,  Wien, 
Rütten    &    Loening,    Literarische    Anstalt,    Frank- 

lurt  a.  M.^ 
die  Schletter'sche  Buchhandlung,  Breslau, 
Buchhändler  von  Zahn  &  Jaensch,  Dresden. 

Der  geschäftliche  Verkehr  mit  unseren  Mitgliedern 
vollzieht  sich  ohne  nennenswerthe  Störung.  Fände  unsere 
wiederholte  Bitte  um  sorgfältige  Beachtung  der  folgenden 
auch  hier  wieder  abgedruckten  Bestimmungen  Gehör,  so 
bliche  in  dieser  Beziehung  nichts  zu  wünschen. 

1.  Der  Beitrag  für  das  laufende  Jahr,  der  am  i.  Januar 
fällig  wird,  ist  ohne  besondere  Aufforderung 
spätestens  bis  zum  i.  März  an  den  Schatzmeister 
einzusenden. 

2.  Die  Beiträge  sind  mit  dem  Vermerk  zu  hegleiten 
»Beitrag  zur  Goethe-Gesellschaft  für  das  Jahr  i8  . .«. 

3.  Name  und  Wohnort  sowie  die  genaue  Adresse 
des  Absenders  ist  deutlich  anzugeben. 

4.  Wohnungsveränderungen  sind  dem  Schatzmeister 
rccht:(eiiig  mitzutheilen. 

5.  Jahrbücher  und  Schriften  dürfen  nur  nach  erfolgter 
Zahlung  des  Jahresbeitrags  übersendet  werden.  — 

Der  Geschäftsführende  Ausschuss  kann  nur  die  vor- 
stehende Bitte  des  Herrn  Schatzmeisters  mit  voller  Ueber- 
zeugung  zu  der  seinigen  machen:  W' ollen  unsere  verehrlichen 
Mitglieder  sie  noch  etwas  mehr  als  bisher  beherzigen,  so 
werden  sie  selbst  in  erster  Linie  von  den  erfreulichen 
Folgen  sich  überzeugen  können. 

Wie  bekannt  hat  der  Geschäftsführende  Ausschuss 
mit  Genehmigung  des  Vorstandes  sich  schon  seit  mehreren 
Jahren  bemüht  für  würdige  Erhaltung  der  Grabstätten  aus 
Goethes  Zeit  Vorsorge  zu  tragen.  Nachdem  die  Gräber 
der  beiden  Christianen,  Goethes  Gattin  und  Euphrosynens 
durch  Herrn  Geh.  Regierungsrath  Dr.  Kuhn  ermittelt,  und 
angemessen  geschmückt  worden  waren,  hat  der  Ausschuss 
sein  Augenmerk  auf  das  leider  sehr  beschädigte  Denkmal 
gerichtet ,    welches     seiner     Zeit     nach     einer    Zeichnung 


— ¥^    8     *i — 

Heinrich  Meyers  Euphrosynen  am  Abiiange  des  Hörn 
war  errichtet  worden;  es  ist  in  würdiger  Weise  wieder 
hergesteUt  worden.  In  demselben  Sinne  ist  das  Erbbe- 
gräbniss  von  Pius  Alexander  Wolff  durch  Vertrag  von 
seinen  Nachkommen  erworben  worden,  und  hat  die  Goethe- 
Gesellschaft  die  Verpflichtung  von  dessen  Erhaltung  über- 
nommen. 

An  dem  oben  schon  mehrfach  erwähnten  Jubiläum 
des  Grossherzoglichen  Hoftheaters  hat  sich  die  Goethe- 
Gesellschaft  auch  officiell  betheiligt,  indem  Herrn  General- 
Intendanten  von  Bronsart  am  8.  Mai  eine  von  Vorstand 
und  Ausschuss  unterzeichnete  Glückwunsch-Adre'sse  über- 
reicht wurde. 

Die  Bibliothek  der  Gesellschaft  ist  auch  im  letzten 
Vereinsjahr  in  der  bisher  bewährten  Weise  verwaltet  und 
nach  Massgabe  der  verfügbaren  Mittel  zweckmässig  ver- 
mehrt worden.  Die  neuen  Publikationen  auf  dem  Gebiete 
der  Goethe-Literatur  wurden  im  weitesten  Umfange  be- 
rücksichtigt, bei  antiquarischen  Ankäufen  war  das  Augen- 
merk besonders  auf  Vervollständigung  des  älteren  Bestandes 
der  Schriften    über  Goethe   und  einzelne  Werke  gerichtet. 

Schenkungen  sind  der  Bibliothek  in  beträchtlicher 
Anzahl  zugegangen.  Wir  nennen  mit  aufrichtigem  Danke 
die  Xamen  der  freundlichen  Geber: 

Prof.  Dr.  Baechtold  (Zürich),  Geheime  Rath  Freiherr 
W,  V.  Biedermann  (Dresden),  Freiherr  F.  W.  v.  Bieder- 
mann (Leipzig),  H.  Böhlau  (Weimar),  Büchner  (Crefeld), 
C.  Freyer  (Berhn),  Dr.  K.  Th.  Gaedertz  (Berlin),  Prof. 
Dr.  Ludwig  Geiger  (Berhn),  Dr.  Otto  Harnack  (Rom), 
Prof.  Dr.  O.  Hartwig  (Halle  a/S.),  Dr.  Heinzelmann  (Erfurt), 
Th.  Held  (Aussig  a/E.),  Prof.  Dr.  W.  T.Hewett  (Ithaka,N.Y.), 
Prof.  Dr.  Daniel  Jacoby  (Berlin),  Emil  Jonas,  L.  Irmisch, 
Dr.  Albert  Köster  (Berlin),  Lese-  und  Redehalle  deutscher 
Studenten  (Prag),  Excell.  Wirkl.  Geh.  Rath  Dr.  Gustav 
von  Loeper  (Berlin),  Prof.  Dr.  Ernst  Martin  (Strass- 
burg  i/E.),  Ferdinand  Meyer  (Berlin),  Dr.  Otto  Pniower 
(Berlin),  Geh.  Hofrath  Dr.  Carl  Ruland  (Weimar),  Prof. 
Dr.  Erich  Schmidt  (Berlin),  Prof.  Dr.  Carl  Julius  Schröer 
(Wien),  Mr.  H.  Schütz- Wilson  (London),  Emil  Söffe  (Brunn), 


— -|h-      9      *^  — 

Prof.  Dr.  Bernhard  Suphan  (Weimar),  Charles  Tomlinson 
(London),  Gustav  Wagner  (Achern). 

In  übHcher  Weise  schHessen  sich  hier  die  Mittheilungen 
über  das  Goethe-  und  SchiUer- Archiv  Ihrer  Königlichen 
Hoheit  der  Frau  Grossher~ogin  an,  welche  die  Direction 
zur  Verfügung  gestellt  hat. 

Der  bedeutendste  und  umfiingreichste  Zuwachs,  den 
das  Archiv  erhalten  hat,  besteht  in  den  Akten  des  Weimar- 
schen  Hoftheaters  aus  der  Zeit  der  Goetheschen  Leitung 
und  den  nächsten  Jahren.  Von  der  Auffindung  derselben 
ist  in  der  vorigen  Generalversammlung  Bericht  erstattet 
worden  (s.  S.  3  und  4)  und  der  sechste  Theil  der 
»Schriften«  führt  der  Gesellschaft  den  geschichtlichen  Er- 
trag dieser  Urkunden  zu. 

Seine  Königliche  Hoheit  der  Grossher-og,  dem  das  Archiv 
die  werthvoUe  Bereicherung  verdankt,  steht  auch  in  diesem 
Jahre  unter  den  Spendern  voran  mit  folgenden  Zu- 
w^endungen  : 

Goethe  an  C.  F.  Schnauss,  Frascati  i.  Oct.  87.  (das  lange 
verloren  geglaubte  Original  dieses  köstlichen  Briefes) ; 
Schiller  an  Kirms  (Turandot  betreffend);  Wieland  und  Herder 
an  die  Herzogin  Amalia  (sechs  Briefe,  auf  A.  A's.  Tagebuch 
von  der  italienischen  Reise  bezüglich);  »Erinnerungsblätter« 
aus  der  Privatbibliothek  weiland  Sr.  K.  H.  des  Grossherzogs 
Carl  Friedrich,  darunter:  Knebel,  Im  November  1804: 
»Neben  einander  stehn  zwei  holde  Gestirn'  an  dem 
Himmel«  (Distichon) ;  —  Hemsterhuis,  Alexis  ou  de  Tage 
d'or,  ein  Manuscript,  das,  wohl  als  ein  Geschenk  Goethes, 
im  Besitze  der  Frau  von  Stein  gewesen. 

Ferner  schenkte  der  Grossherzog  eine  umfängliche 
Sammlung  von  Briefen  neuerer  Schriftsteller  an  Höchst- 
denselben,  und  zwar  von  Fanny  Lewald  und  Adolf  Stahr 
1848— 1883  (139  Nummern),  Victor  von  Scheffel  (23  Num- 
mern), Bettina  von  Arnim  1843 — 1847  (6  Nummern), 
Fürst  Pückler  1845—  1869  (34  Nummern),  Alfred  von  Reu- 
mont.  Schliesslich  die  Briefe  der  Ottilie  von  Goethe  an 
Bratranek,  welche  Dr.  Wilhelm  Schramm  abschriftlich 
nebst  einer  Biographie  Bratraneks  Seiner  Königlichen 
Hoheit  überreicht  hatte. 


— -^      10     ■»^— 

Ihre  Kihiiglicbe  Hoheit  die  Frau  Erbgross})cr:^opn  spen- 
dete Carl  Augusts  Resolution,  die  Errichtung  des  Hof- 
theaters betreffend,  die  Herr  Dr.  Kilian  Steiner  (in  Stutt- 
gart) Höchstderselben  übergehen  hatte. 

Ihre  Excellenz  die  verwittwete  Frau  Staatsminister 
Stichling,  Weimar:  Stücke  zu  Herders  Briefwechsel  mit 
seiner  Braut  1770,  1771  ;  eine  umfängliche  Sammlung 
amtlicher  Niederschriften  und  Arbeiten  Herders ;  Briete 
von  Herder  und  Caroline  Herder  und  Briefe  an  Herder. 
Es  fügte  sich  diese  Gabe,  die  auch  einige  Briefe  Wielands 
und  einen  Brief  von  Claudius  enthält,  an  jene  Schenkung 
an,  die  Herders  Enkel,  der  Staatsminister  Stichling  im 
Februar  1889  der  Frau  Grossherzogin  dargebracht  (5.  Jahres- 
bericht, Jahrb.  XI,  9)  und  in  der  Folge  er^^eitert  hat. 
Auf  die  Vervollständigung  durch  jene  in  seiner  Hand 
verbliebenen  Stücke  ist  er  selbst  noch  in  seinen  letzten 
Lebenstagen  bedacht  gewesen,  und  mit  der  Uebergabe 
wurde  sein  Wille  vollzogen.  Theodor  Stichling  verschied 
am  23.  Juni  1891;  ein  warmer  Gönner  des  Archivs,  ein 
einsichtsvoller  Förderer  seiner  Bestrebungen  ist  in  ihm 
dahingegangen.  Er  hat  sich  auch  bei  uns  ein  dauerndes 
Andenken  gestiftet. 

Dankbar  verzeichnen  wir  nun  folgende  meist  von  aus- 
wärts zugekommene  Spenden  :  Prof.  Dr.  Carl  von  ßarde- 
leben,  Jena,  schenkte  Stücke  aus  den  alten  Akten  der 
Jenaer  Anatomischen  Anstalt  aus  den  Jahren  1805  — 1821 
(»Zeugnisse  von  Goethes  Antheil  an  der  Errichtung  und 
Verbesserung  der  dortigen  Sammlungen«).  Dr.  Kilian 
Steiner,  Stuttgart,  schenkte  ein  amtliches  Schreiben  Herders 
(Weimar  i.  September  1793).  Dr.  Max  Friedländer,  BerVm: 
Fanny  Mendelssohn,  Composition  des  ihr  gewidmeten 
Goetheschen  Liedes  »Wenn  ich  mir  in  stiller  Seele«. 
Fräulein  Dora  Hartmann,  Hannover:  ein  Blatt  von  Christo- 
phine Reinwald,  geb.  Schiller  (Blumenstück  nebst  Unter- 
schrift). Oberhofmeister  von  Donop,  Weimar:  Brief  von 
Christian  Rauch  an  Zelter,  Berlin  14.  November  1830 
(August  von  Goethes  Tod  betreffend).  CoUegienrath 
Dr.  Friedrich  Meyer  von  IValdech,  Heidelberg:  Alte  Ab- 
schrift  des   Gedichts    »Urw^orte,   Orphisch«,    aus   Creuzers 


— -^     II     *§' — 

Nachlass  stammend.  Freiherr  Ludiuic^  von  Gicicbcii-Rass- 
li'unii,  Weimar:  Brief  DöUin^ers  an  Hmilie  von  Gleichen- 
Russwurm.  Alexander  Me\er-Cohu,  ßerHn:  Brief  Goethes 
an  den  Bibliothekar  GülJenapfel,   15.  Juni   1818. 

Bücher  und  Druclce  wurden  der  Sammlung  des  Archivs 
zugewandt  von  Dr.  Friedrich  Latcudorf,  Schwerin,  Prof. 
Dr.  Hermann  Schreyer,  Schulpforta,  Riidoif  Broridjaiis, 
Leipzig,  Prof.  Dr.  Jdoif  Stern,  Dresden,  Dr.  WaJtJjer 
VuJpius,  Weimar,  Fräulein  Charlotte  und  Sophie  Kraclww, 
Weimar. 

Besonders  ist  sodann  zu  erwähnen  eine  Schenkung 
von  künstlerischem  Werthe.  Die  Wittwe  und  die  Schwester 
des  zu  Dresden  verstorbenen  Hofraths  Carus,  Frau  Caroline 
Carus  und  Fräulein  Caroline  Cäcilie  Carus  übergaben 
Ihrer  Königlichen  Hoheit  der  Frau  Grossherzogin  zwei 
Modelle  zu  Goethe-Statuen,  die  sich  einst  im  Besitze  des 
Vaters  des  Verstorbenen,  des  mit  Goethe  befreundeten 
Geh.  Raths  Carl  Gustav  Carus  befunden  haben.  Beide 
stellen  den  Dichter  sitzend  dar^,  in  antiker  Gewandung. 
Das  ältere  von  Rauch  hat  Zarncke  unter  die  »Goethe- 
bildnisse« S.  84,  No.  3.  aufgenommen;  das  jüngere  ist 
von  Ernst  Rietschel  für  die  Gesellschaft  »Harmonie«  in 
Dresden  entworfen :  Goethe  mit  der  Lyra,  den  Blick  in 
Begeisterung  nach  oben  richtend.  Ihre  Königliche  Hoheit 
hat  die  »im  Sinn  des  Vaters«  dargebrachte  Stiftung  gnädigst 
entgegengenommen  und  beide  Kunstwerke  Höchstihrem 
Goethe-Archiv  zur  Bewahrung  überwiesen. 

Zur  Erweiterung  des  Bestandes  durch  Ankauf  hat  die 
hohe  Besitzerin  in  ihrer  stetigen  Fürsorge  für  das  Institut 
die  Mittel  gewährt.  Eine  eben  vollzogene  Er  Werbung  wurde 
bereits  in  der  vorjährigen  Generalversammlung  bekannt  ge- 
geben :  Otto  Ludwios  Nachlass,  in  Dresden  von  des  Dichters 
Wittwe  gehütet,  dramatische  Arbeiten,  Shakespeare-Studien, 
mannigfache  Entwürfe  und  Fragmente  umfassend.  Neuer- 
dings noch  ist  der  Nachlass  für  die  von  Adolf  Stern  und  Erich 
Schmidt  besorgte  Gesammtausgabe  nutzbar  gemacht,  konnte 
jedoch  und  sollte  da  nicht  völlig  ausgenutzt  werden. 
Den  Niederschriften  Otto  Ludwigs  ist  zufolge  meiner 
retractirenden    Arbeitsweise    immer     ein    eiyenthümlicher 


—  «^f       12      «i«  — 

Werth  gesichert,  sie  bleiben  eine  Fundgrube  für  den 
Theoretiker  und  Dramaturgen. 

Unter  den  weiteren  Ankäufen  befinden  sich  die  Briefe 
Goethes  an  Carus,  Handschriften  von  Herder,  auch  drei 
Briefe  desselben  an  Schiller,  schliesslich  Briefe  und  andere 
Handschriften  aus  dem  Kreise  der  Romantiker  (Novalis, 
Tieck,  A.  W.  Schlegel,  Clemens  und  Sophie  Brentano, 
Bettina). 

Die  Arbeiten  des  Archivs  gehen  auf  den  in  den  beiden 
vorigen  Berichten  näher  bezeichneten  Wegen  vorwärts, 
sind  also  vorwiegend  der  im  Auftrage  Ihrer  Königlichen 
Hoheit  der  Frau  Grossherzogin  erscheinenden  Ausgabe 
von  Goethes  Werken  zugewandt. 

In  Folge  des  nun  beendeten  Setzer-Ausstandes  ist  bei 
mehreren  noch  für  1891  bestimmten  Bänden  der  Druck 
in's  Stocken  gerathen.  So  werden  zunächst  jene  unter- 
brochenen Bände  fertiggestellt  (Abth.  I,  11.  Abth.  II,  7. 
Abth.  IV,  ID.).  Weiter  wird  man  darauf  bedacht  sein,  die 
Reihe  der  poetischen  Bände  bis  XIV  vollständig  zu  machen 
mit  Band  XII  (Singspiele),  XIII  (Paläophron  und  Neoterpe, 
Vorspiel  1807,  Was  wir  bringen  u.  f.). 

Von  Prosawerken  sind  in  Aussicht  genommen  die 
Wahlverwandtschaften  (Bd.  20),  demnächst  die  Tag-  und 
Jahreshefte  (Bd.  35  fg.). 

In  der  zweiten  Abtheilung  (Naturwissenschaftliche 
Schriften),  sowie  in  der  vierten  (Briefe)  werden  die  An- 
schlussbände gefördert. 

Mehrfach  ist  uns  die  bereitwillig  gewährte  Beihülfe 
von  Autographenbesitzern  zu  statten  gekommen.  In  her- 
vorragender Weise  wurde  eine  solche  geleistet  von  dem 
Besitzer  der  Briefe  Goethes  an  v.  \'oigt,  Herrn  Rechts- 
anwalt Dr.  Arthur  Osaun  1.  zu  Darmstadt,  der  auf  mehrere 
Monate  sich  des  reichen  handschriftlichen  Schatzes  ent- 
äussert hat,  welcher  jetzt  erst.  Dank  dieser  Unterstützung 
vollständig  für  die  Ausgabe  verwerthet  worden  ist.  Der 
Vorstand  der  Aiiisik-Gesellschaft  in  Zürich  verwilligte  die 
dort  befindliche  Handschrift  des  Singspiels  »Scherz,  List 
und  Rache«.    Collationen  einzelner  Stücke  wurden  freund- 


h      1 3      ♦^— 

liehst  gewährt  oder  besorgt  von  Frau  Preusser,  geb.  vou 
Gntschrnidt,  Herrn  G.  Kestner  und  Fräulein  Lilly  Wüste- 
feldt  in  Dresden,  Rudolf  Brochhaus  und  O.  Reisland  in 
Leipzig,  Ministerialrath  von  Dursy  in  Strassburg  i.  E., 
Dr.  iv7/^  Jonas  in  Berlin.  Die  Anstalten  und  Archivfreunde, 
die  sich  bei  der  »vierten  Abtheilung«  förderlich  erwiesen 
haben,  sind  im  9.  Band  der  Briefe  namhaft  gemacht. 

Wenn  wir  hier,  nach  dem  Brauch,  fast  nur  mit  Namen 
und  Daten  kurz  berichten,  was  im  Jahreslaufe  tür  das 
Archiv  und  in  seinem  Bereich  gethan  und  geschehen  ist,  so 
bleibt  ein  Name  zu  nennen,  der  mit  der  Anstalt  aufs 
engste  verknüpft  ist,  und  ein  Ereigniss,  das  sie  aufs  Tiefste 
berührt.  Wir  betrauern  den  Tod  des  iMannes,  der  des 
Archivs  erster  freiwilliger  Beamter,  ja  sein  Begründer 
gewesen  ist.  Der,  wenn  er  hereintrat,  nicht  wie  ein  Gast, 
sondern  als  der  geehrteste  Hausgenosse  begrüsst  war. 
Der  zu  uns  gehörte  in  jedem  Betracht,  Gustav  v.  Loeper 
war  der  Unsrige,  und  er  bleibt  es.  In  seiner  Treue  und 
Hingabe  wird  er  den  Genossen  des  Archivs  stets  ein 
Vorbild  sein,  und  so  lange  wir  am  Werke  sind,  wnrd 
seiner  gedacht  werden  an  der  Stätte,  wo  er  sich  so 
heimisch  fühlte.  Die  Idee  einer  fortwirkenden  Arbeits- 
gemeinschaft hat  ihn  selbst  beseelt,  und  an  seinem  Theil 
hat  er  ihr  noch  in  seinem  letzten  Willen  Ausdruck  ge- 
geben. Seine  Vorarbeiten  und  CoUectaneen,  auch  seine 
Bücher,  soweit  sie  auf  Goethe,  auch  auf  Schiller  Bezug 
haben,  inbesondere  diejenigen,  in  denen  sich  eigenhändige 
Eintragungen  befinden,  sollen  laut  testamentarischer  Be- 
stimmung dem  Goethe-  und  Schiller-Archiv  auf  Grund 
einer  vom  Direktor  desselben  zu  treffenden  Auswahl  und 
der  Bibliothek  der  Goethe-Gesellschaft  übereignet  werden. 

Aus  dem  Goethe-National-Mnseum  ist  nur  zu  berichten, 
dass  die  bisher  getroffenen  Einrichtungen  tortfahren  sich 
zu  bewähren;  ausser  dem  anhaltend  sehr  zahlreichen  Be- 
suche ist  die  stetig  zunehmende  Benutzung  durch  Goethe- 
Freunde  und  -Forscher  zu  erwähnen.  Die  Erkenntniss 
verbreitet  sich  eben  immer  mehr,  dass  über  gar  viele  Seiten 
in    Goethes   Geistesleben   und   Schaffen   man  sich  nur  aus 


— ^    14    ^ — 

dem  Studium  seiner  so  verschiedenartigen  Sammlungen  wie 
seiner  Bibliotiiek  den  richtigen  Einblick  verschatfen  kann. 
Wie  die  Goethe-Gesellschatt  sich  von  allem  Anfang 
an  die  Förderung  des  Goethe-Museums  zur  Aufgabe  ge- 
macht hat,  so  hat  sie  ihm  auch  in  dem  abgelaufenen  Jahre 
wieder  bedeutende  Vermehrungen  zutühren  können.  Von 
der  in  der  Königlichen  National-Gallerie  zu  Berlin  befind- 
lichen Marmorbüste  Goethes  von  Schadow  aus  dem 
Jahre  18 17  wurde  mit  Genehmigung  des  Preussischen 
Cultusministers,  Herrn  von  Gossler,  ein  trefliicher  Gvps- 
abguss  für  die  Sammlung  des  Goethe-National-Museums 
auf  Kosten  der  Gesellschaft  hergestellt.  —  Die  zuletzt  im 
Besitze  des  Herrn  Anders  in  Leipzig  befindliche  Sammlung 
von  16  Original-Silhouetten  Goetiies  aus  seinem  Freundes- 
kreise im  Schönkopfschen  Hause,  welche  J.  G.  Hermann 
treu  bewahrt  und  eigenhändig  bezeichnet  hatte,  wairde 
durch  den  Vorstand  angekauft  und  dem  Goethe-Hause 
überwiesen;  Herr  Anders  stiftete  zu  gleicher  Zeit  noch 
32  Skizzen  von  der  Hand  Goethes  und  Hermanns  aus 
denselben  Jahren  1766  — 1768,  eine  werthvolle  Ergänzung 
dieser  Reliquien  aus  Goethes  Jugend. 

Im  Dezember  1891  kam  in  Berlin  ein  von  Julie  von 
Egloffstem  in  Oel  gemaltes  kleines,  aber  ungemein  er- 
freuliches Bildniss  Goethes  zu  öffentlichem  Verkaute : 
Dank  der  gütigen  Vermittelung  Herrn  Alexander  Meyer- 
Cohns  konnte  der  Geschäftsführende  Ausschuss  das  wich- 
tige Stück  erwerben  und  es  dem  Goethe-National-Museum 
überweisen. 

Von  den  dem  Goethe-Museum  im  Jahre  1891  zuge- 
gangenen Geschenken  sind  folgende  mit  geziemendem 
Danke  zu  verzeichnen:  Von  /.  K.  H.  der  Frau  Gross- 
her ~ogin  7  Goethesche  Handzeichnungen ;  —  von  Freiherrn 
von  Biedermann  in  Leipzig  die  Schlussbände  der  Gespräche 
Goethes;  —  von  Herrn  Emil  Jonas  in  Berlin  eine  dänische 
Uebersetzung  von  Goethes  Clavigo  u.  a.;  —  von  Fräulein 
L.  V.  Kretschman  in  Berlin  eine  interessante  Zeichnung 
Bernhard  von  Arnswalds,  Goethes  Enkel  im  Salon  des 
Grossvaters  darstellend ;  —  von  Professor  Dr.  Lehfeldt  in 
Berlin,  Portraits  von  Eckhof,  Koch,   Wieland  etc. ;  —  von 


— «^      1)      *^  — 

der  Literarischen  Anstalt  in  Frankfurt,  Band  XII  des  Goethe- 
Jahrbuchs;  —  von  Advokat  L,  Meyet  in  Warschau,  eine 
Abhandlung  über  ein  in  Stahl  geschnittenes  Siegel  mit 
Goethes  Bildniss. 


Wir  hotfen  dass  unsere  Mitglieder  auch  aus  dem 
diesmaligen  Jahresberichte  den  Eindruck  einer  regen 
geistigen  Thätigkeit  gewinnen  mögen,  welche  nach  ver- 
schiedenen Seiten  sich  erstreckend,  sich  um  den  Namen 
gruppirt,  auf  welchen  unsere  Gesellschaft  gegründet 
worden  ist. 

Weimar,  ij.  Februar  18^2. 

Im  Auftrage  des  Geschaftsführenden  Ausschusses: 
Dr.  C.  RnJand. 


-^     i6     +^— 


Mitglieder  -Verzeichniss 

DER 

Goethe-Gesellschaft 

(Abgeschlossen  März   1892.) 


Protektor: 

Seine   Königl.  Hoheit   der  Grossherzog   Oarl  Alexander 

von  Sachsen -Weimar -Eisenach, 


Vorstand: 

Präsident: 

Präsident  des  Reichsgerichts  a.  D.,  Wirkl.  Geh.  Rath  Dr.  von 
Sinison,  Excellenz,   in  Berlin. 


Vice-Präsident : 

Geh.  Hofrath  Dr.  C.  RitJand,  Director  des  Grossherzog- 
lichen Museums  und  des  Goethe -National -Museums 
in  Weimar.  

Vorstands-Mitglieder : 

Staatsrath  Dr.  E^geling,  Curator  der  Universität  in  Jena. 

Wirkl.  Geh.  Rath  Professor  Dr.  Kiiiio  Fischer,  Excellenz, 
in  Heidelberg. 

Dr.  Paul  Heyse  in  München. 

Professor  Dr.  Erich  Schmidt  in  Berlin. 

Wirkl.  Geh.  Rath  Dr.  Carl  von  Stremayr,  Präsident  des 
K.  K.  obersten  Gerichtshofes,  Excellenz,  in  Wien. 

Professor  Dr.  B.  Suphan,  Director  des  Goethe-  und  Schiller- 
Archivs  in  Weimar. 

Professor  Dr.  Feil  Faleniin  in  Frankfurt  am  Main. 


— -I*     17    +^ — 


G  e  s  c  h  li  f  t  s  { ü  h  r  ende  r   A  ii  s  s  c  h  u  s  s 
i  n  W  e  i  m  a  r. 


Vorsitzender:    Geh.  Hotrath  Dr.  C.  RulancL 
Stellvertreter:    Geh.  Hofrath  P.  von  Bojanoiusl^y. 
Schriftführer :    Geh.  Regierungsrath  Dr.  K.  Kuhn. 
Schatzmeister:  Commerzienrnth  Dr.  jur.  R.  Morit:^^ 


Verlagsbuchhändler  H,  Böklail. 
General-Intendant  Bvonsart  von  Schellendorf. 
Archivdirector  Dr.  H.  Biirkhardi. 
Generallieutenant  z.  D.   Criiger,  Exe. 
Oberbibliothekar  Dr.  R.  Köhler. 
Dr.  H.  Oelschläger. 
Professor  Dr.  B.  Siiphan. 
Oberhofmarschall  Graf  IVedel. 


GouTHE- Jahrbuch  XIII.  2? 


-^     i8    *4 — 


M  i  t  2: 1  i  e  d  e  r 


ir> 


Seine  K.  u.  K.  Majestät  Wilhelm  II.,  Deutscher  Kaiser 

und  König  von  Preussen. 
Ihre  K.  u.  K.  Majestät  Augusta  Victoria,  Deutsche  Kaiserin 

und  Königin  von  Preussen. 
Ihre  K.  u.  K.  Majestät  Victoria,  Kaiserin  und  Königin 

Friedrich. 
Seine  K.  u.  K.  Apost.  Majestät  der  Kaiser  von  Oester- 

reich,  König  von  Ungarn. 
Seine  Majestät  der  König  von  Schweden  u.  Norwegen. 
Ihre  Majestät  die  Königin  von  Italien. 
Ihre  Majestät  die  Königin  Marie  von  Neapel. 
Ihre  Majestät  die  Königin  von  Rumänien. 
Ihre  Kaiserliche  Hoheit  die  Frau  Grossfürstin  Elisabeth 

Maurikiewna  von  ßussland. 
Seine  Königliche  Hoheit  der  G-rossherzog  von  Baden. 
Ihre  Königliche  Hoheit  die  Frau  Grossherzogin  von  Baden. 
Seine  Königliche  Hoheit  der  Grossherzog  von  Mecklen- 
burg-Schwerin. 
Seine  Königliche  Hoheit  der  Grossherzog  von  Oldenburg. 
Seine  Königliche  Hoheit  der  Grossherzog  von  Sachsen. 
Ihre  Königliche  Hoheit  die  Frau  Grossherzogin  von  Sachsen. 
Seine  Königliche  Hoheit  der  Erbgrossherzog  von  Sachsen. 
Ihre  Königliche  Hoheit  die  Frau  Erbgrossherzogin  von 

Sachsen. 
Seine  Königliche  Hoheit  Prinz  Alexander  von  Preussen. 
Ihre  Königliche  Hoheit  die  Frau  Herzogin  Carl  Theodor 

in  Bayern. 


— ^    19    *^— 

Ihre  Königliche  Hoheit  die  Prinzessin  Amelie,  Herzogin 
in  Bayern. 

Seine  Königliche  Hoheit  Alexander  Friedrich,  Landgraf 
von  Hessen. 

Ihre  Königliche  Hoheit  die  Frau  Gräfin  von  Flandern. 

Seine  Hoheit  der  Herzog  von  Sachsen-Altenburg. 

Seine  Hoheit  der  Herzog  von  Sachsen-Ooburg  und  Gotha. 

Ihre  Hoheit  die  Frau  Herzogin  von  Sachsen  -  Coburg 
und  Gotha. 

Seine  Durchlaucht  Fürst  Reuss  j.  L. 

Seine  Hoheit  der  Erbprinz  von  Sachsen-Meiningen. 

Seine  Hoheit  der  Herzog  Johann  Albrecht  von  Mecklen- 
burg-Schwerin. 

Ihre  Hoheit  die  Frau  Herzogin  Johann  Albrecht  von 
Mecklenburg-Schwerin. 

Seine  Durchlaucht  der  Prinz  Heinrich  VII.  Eeuss. 

Ihre  Hoheit  Frau  Prinzessin  Heinrich  VII.  Reuss. 

Ihre  Hoheit  Frau  Prinzessin  Moritz  von  Sachsen- Altenburg. 

Ihre  Hoheit  Prinzessin  Marie  von  Sachsen-Meiningen. 

Seine  Hoheit  Prinz  Hermann  von  Sachsen-Weimar. 

Seine  Hoheit  Prinz  Ernst  von  Sachsen -Weimar. 

Seine  Hoheit  Prinz  Ernst  von  Sachsen-Meiningen. 

Seine  Hoheit  Prioz  Friedrich  von  Sachsen-Meiningen. 

Seine DurchlauchtErbprinz  Heinrich  XXVII.  von  Reuss  j.L. 

Seine  Hoheit  Prinz  Friedrich  Carl  von  Hessen. 

Ihre  Hoheit  die  Frau  Erbprinzessin  von  Schaumburg-Lippe. 

Ihre  Hoheit  die  Frau  Erbprinzessin- Wittwe  von  Anhalt. 

Seine  Hoheit  der  Herzog  zu  Schleswig-Holstein. 


— -^      20      ^ — 

E  h  r  e  n  -  M  i  t  g  1  i  c  d  er: 

von    Gleichen- Riissivnnu,  rreiherr   L.,   Könii;!.   Bayerisch er 

Kämmerer  in  Weimar. 
Leo  Graf  Heriekel  von  Donnersinarek,  General-Adjutant  und 

General-Lieutenant,  Excellenz,  in  Weimar. 
Ulrike   von    Levet^oiu,   Stiftsdame,   auf  Schloss   Triblitz    in 

Böhmen. 
Sanitätsrath  Dr.  F.   Viilpins  in  Weimar. 


Mitglieder  auf  L  e  b  e  n  s  z  e  i  t : 

Majestät  cler  Kaiser  von  Oesterrcich, 


Seine  K.  ii.  K.  aposlol 
Könic'  von  Un^ai 
Seine  K.  Hoheit  Alexa 
Aachen  -  Burtscheid : 
Berlin: 
Budapest: 

Bukarest : 

Charlottenburg : 
Dorpat: 

Hamburg : 
Mitau: 

München  : 
Nassau : 

Nieder-Ingelheim : 
St.  Petersburg: 
Siegersleben  b.  Eilslb. : 
Weimar: 

Wien: 


nder  Friedrich,  Landgraf  vo^i  Hessen. 
Frau  Lucy  Freni:{^en,  geb.  Hoesch. 
vonRheinbahen,Gt\\.^Qg\Qr\mg^x-,\\\\, 
Kornfeld,    Signinnd,    Director    der 

Ungarischen  Allgem.  Creditbank. 
Sturd:{a,    Denieirins ,    Königl.   rum. 

Staatsminister  a,  D.,  Excellenz. 
Frau   Geh.  Reg.-Rath  von  Siemens. 
IVoldemar  Masing,   Docent  :\n   der 

Universität. 
Dr.  jur.  Adolf  Axel  von  Dehn. 
Paia  von  Petrovics,  Serbischer  Woje- 

wode. 
Dr.  M.  Schubarl. 

Frau  Gräfin  L.  G.  von  Kiehnansegge, 
Frau  Baronin   vo7i  Frlanger-Bernus. 
Rndolf  IFolfgang  Reyher. 
:    Frau  Kreisrichter  M.  Fi'ihrling. 
Frau  M.  von  Göben. 
Seine  Erlaucht  Graf  Gö/7^  von  Schiit:^. 
Ihre  Durchlaucht  Frau  Fürstin  M.  :^ii 

Hohenlohe  -  Schillingsfnrst ,      geb. 

Prinzessin   Wil1gens1ei)i. 
D///7//'rt,A7V()/rt//5jReichsrath,Hcrren- 

haus-Mitglied. 
Frau  Rosa  von  Gerold,  geb.  Henneberg. 


'"•^^^'Sw^ 


■'^      21 


DEUTSCHES    REICH. 


Aachen. 

Pastor,  Heinrich,  Rentner. 
Stadtbibliothek 

Ächera  i/Baden. 
Wagner,  G.,  Privatier. 

Ällenstein    i  Ostpr. 
Seidel,  E'.isenbahn-Bau-  u.  ße- 
triebs-Inspector. 

Ältenburg 

(Sachsen-Altenburg). 

Landesbibliothek,  herzogliche. 
V.  Scheffler,    kgl.   preuss.   General 
der  Infanterie  z.  D..  Excellenz. 

Ältlandsberg   b/Berlin. 
Loevvy,  Dr.,  Amtsrichter. 

Altona. 

Callisen,  Frau  Dr. 

Heitmüller,  Dr.  phil.,  Ferdinand. 

Matthiessen,  Dr.,  Gymnasial- 

Oberlehrer  a.  D. 
Pieck,  Dr.,  Regierungsrath. 
Sieveking,  Carl,  Rechtsanwalt  und 

Notar. 

Amtitz  i/Lausitz  (Kr.  Guben). 
Heinrich,  Prinz  zu  Carolath-Schoen- 
aich,  Durchlaucht,  Freier  Stan- 
desherr und  Majoratsherr. 

Annaberg  (Erzgebirge). 
Warmann,  Eduard. 

Annettenhöh  b/Schleswig. 
V.  Brockdorff,  Frau  Baronin. 

Apolda. 

Deinhardt,  Frau  Dr.  Maria. 
Stechow,  Oscar,  Bürgermeister. 

Ärnswalde. 

Sarre,  Dr.,  Amtsrichter. 

Ars  a/ Mosel  (Lothringen). 
Carlebach,  Dr.  Ed.,  Notar. 


Aschaflfenburg. 
Hepp,  C. 

Reber,  Dr.  Joseph,  Director. 

Augsburg. 
Bauer,  Ludwig,  Rechtsanwalt. 
Flesch,  Gustav,  Bankier. 
Herzfelder,  J.,  Reclitsanwalt. 
Stadtbibliothek. 

Baden-Baden. 

Me_yer,  Dr.  Heinrich,  Gymnasial- 
lehrer a.  D. 

Bamberg. 

Marschalk  von  Ostheim,  Freiherr 
Emil.. 

Barmen. 

V.  Evnern,  Ernst,  Stadtverordneter, 
Mitglied  des  Abgeordneten- 
hauses. 

Frank,  Amtsrichter. 

Jäger,  Otto. 

Nordhaus,  Hermann,  Kaufmann. 

Rittershaus,  Emil,  Schriftsteller. 

Rudolph,  A.,  Oberstlieutenant  und 
Bezirkscommandeur. 

Stadtbibliothek. 

Bautzen. 

Kunz,  Dr.  Heinrich,  Staatsanwalt. 

Bayreuth  (Bayern). 
Gymnasialbibliothek. 
Wagner,  Siegfried. 
I   Würzburger,  C,  Rechtsanwalt. 

Beilin   b/Bärwalde  (Neu-Mark). 
v.  Kahle,  Fräulein  Julie. 

Beizig. 

Friedländer,  Max,  Amtsrichter. 

Berka   a/d.  Hm. 
v.  Pflugk-Harttung,  Professor. 

Berlin. 

Abraham-Römer,  Dr.  jur.  A.,  Jour- 
nalist. 


— 4+      22      ■^- 


Berlin. 

Aegidi,     Dr.    L.,    Professor 


Ge- 


heimer  Legationsrath. 
Althoff,  Dr.,  Geh.  Ober-Reg.-Rath, 
vortr.  Rathi.  Cultusministerium. 
Arendt,    Dr.    Otto,    Mitglied    des 

Abgeordnetenhauses. 
Asch,  Eugen,   Kaufmann. 
V.  Asten, "Fräulein  Julie. 
Bach,  Dr.  Th.,  Director  des  Falk- 

Realgymnasiums. 
Bnerwald,  S. 

Bahlsen,  Dr.  Leopold,  Gymnasial- 
lehrer. 
Bardt,  Dr.  C.,   Gymnasialdirector. 
Barschall,  Fräulein  Alma. 
Becker,  Fräulein  Hanna. 
V.  Beckerath,  A. 
Behrend,  Adolf,  Buchhändler. 
Beiger,  Dr.  Chr.,  Oberlehrer. 
Bellermann,   Dr.   B.,    Director  des 
Königstädtischen  Gymnasiums. 
Bereut,  Fräulein  Selma. 
Bernhard,  Arthur,  Bankier. 
Bornstein,  Dr.  C.,  Professor. 
Bibliothek,  Königliche. 
Bibliothek,  Städtische  der  Goeritz- 
Lübeck-Stiftung    (O.    Goeritz). 
Bibliothek    des    Kgl.    Realgymna- 
siums. 
Bibliothek  des  Kgl.Wilhelms-Gym- 

nasiums. 
V.  Bibow,  Fräulein  Marie,   Privat- 
lehrerin. 
Bielschowsky,  Dr.,  Oberlehrer. 
Biltz,  Dr.,  Carl. 
V.     Bissing,     Freiherr,     Friedrich 

Wilhelm. 
Blumenthal,    Dr.   Oskar,   Director 

des  Lessing-Theaters. 
Bodländer,  liechtsamvalt. 
Booth,  Fräulein  Esther. 
Borchardt,  Dr.  Oskar. 
Borchardt,  Frau  Comm.-Rath  Rud. 
Borkenhagen ,      Frau     Corvetten- 

Capitän. 
Boretius,  Fräulein  Charlotte. 
V.  Bothmer,  Ernst,  Wirkl.  Legat.- 

Rath. 
Brahm,  Dr.  Otto,  Schriftsteller. 
Brandis,  Dr.  K. 
Brandt,  Hermann,  Kaufmann. 
Brandt,  Dr.  phil.  Ludwig. 
Braumüller,  Dr.,  Oberlehrer. 
V.     Braunschweig,     Kaiserl.     Ge- 
sandter 7..  D. 


Berlin. 

Breiderhoff,  Frau  Dr. 

Breslauer,  Bernhard,  Rechtsanwalt. 

Broicher,  Otto,  Kammergerichts- 
rath. 

Brück,  Ignatz,  Bankier. 

V.  Brühl,  Grähn  Hedwig,  Palast- 
dame, Excellenz. 

Buhlmann,    Georg,   Fabrikbesitzer. 

V.  Bunsen,  Dr.  Georg. 

Bunsen,  Fräuleiti  Marianne. 

Bürgers,  Max,  Bankier. 

Cassirer,  Fritz,  cand.  phil. 

Cohn,  Albert,  Buchhändler. 
I    Cohn,  Alexander  Meyer,   Bankier. 
j   Cohn,  Dr.  Heinrich,  Rechtsanwalt. 
I   Collin,  D.,  Verlagsbuchhändler. 
I    Cornicelius,  Dr.  phil.  Max. 

Coste,  Dr.  David,  Lehrer  am  As- 
I  kanischen  Gymnasium. 

V.  Cramm-Burgdorf,  Freiherr,  Her- 
zogl.  Braunschweig.   Gesandter. 

Curtius,  Dr.  Rud.,  Reg.-Refereadar. 

Daffis,  Dr.  Anton. 

Daffis,  Eduard,  Kammergerichts- 
Referendar. 

V.  Dallwitz-tornow,  Frau  W.,  geb. 
V.  Gräfe. 

Darmstädter,  Dr.  Ludwig,  Fabrik- 
besitzer. 

Davidson,  George,  Chef-Redacteur 
des  Berliner  Börsen-Couriers. 

Delbrück,  Dr.,  Staatsminister,  Ex- 
cellenz. 

Delbrück,  Frau  Geh.  Commerzien- 
rath  Luise. 

Delbrück,  Hans,  Professor. 

Delbrück,     Heinrich,    Landrichter. 

Delbrück,  Ludwig,  Bankier. 

V.  Donop,  Dr.  L.,  Professor. 

Doss,  Fräulein  Marie. 

Dümmler,  Dr.  E.,  Professor. 

Duncker,  Frau  Cäcilie,  Schulvor- 
steherin. 

Duncker,  H.,  Geheimer  Regierungs- 
rath,  Bürgermeister. 

Eberty,  Dr.  E.,  Syndikus. 

Eger,  W. 

Eggers,  Dr.  Karl,  Senator. 

Eisenmann,  Dr.  Carl,  .\ssessor. 

Elias,  Max,  Rentier. 

Ellinger,  Dr.  Georg,  Realschul- 
lehrer. 

Engel,  G.,  Professor  an  der  König- 
lichen  Hochschule    für  Musik. 


-^     23     +4 — 


Berlin. 

Ephraim,  Hermann. 
Euchel,  F.,  Justizrath. 
Ewe,  E.,  Privatier. 

Feig,  Dr.  M.,  Sanitätsrath. 

Felber,  Emü,  Verlagsbuchhdndler. 

Fink,  Fräulein  Maria. 

Flatau,  Dr.,  Rechtsanwalt. 

Fleischhammer,  Dr.,  Geheimer  Hof- 
justizrath. 

Fleischmann,  H.,  Reg.-Referendar. 

Fhnsch,  Alexander,  Kaufmann. 

Fränkel,  Dr.  Max,  Bibliothekar  der 
Kgl.  Museen. 

Fraenkel,  Max,  Maurermeister. 

V.  Frankenberg,  Rittmeister  im 
Garde-Kürassierregiment. 

Franzos,    Dr.  K.  E.,    Schriftsteller. 

Frenkel,  H.,  Bankier. 

Frenzel,  Frau  Bertha. 

Frenzel,  Dr.  Karl. 

Fresenius,  Dr.  phil.  A. 

Freund,  Ernst. 

Fre}',  Dr.  Karl,  Professor. 

V.  Friedberg,  Dr.,  Staatsminister, 
Excellenz. 

Friedeberg,  Frau  Bernhardine,  geb. 
Oppenheim. 

Friedenthal,  Frau  Margaretha. 

Friedländer,  Frau  Adelheid. 

Friedländer,  Frau  Professor. 

Friedländer,  Dr.  phil.  Max,  Musik- 
schriftsteller. 

Friedmann,  Dr.  Alfred,  Schrift- 
steller. 

Friedmann,  Dr.jur. Felix,  Gerichts- 
Assessor. 

Fritze,  Frau  Geheimrath. 

Gärtner,  Heinrich,  Landschafts- 
maler. 

Gaupp,  Berth.,  Geheim.Regierungs- 
rath. 

V.  Gavling,  Freiherr,  Rittmeister 
im  Garde-Kürassierregiment. 

Geiger,  Dr.  Ludwig,  Professor. 

Gerb,  Fräulein  Franziska. 

Gernsheim,  Dr.  Fr.  W.,  Professor. 

Gesenius,  Stadtältester,  Director 
des  Berliner  Pfandbrief- Amtes. 

Glaser,  Dr.  Adolf,  Redakteur. 

Gloeden,  Lehrer  an  der  Sophien- 
schule. 

V.  Gneist,  Dr.  R.,  Professor,  Geh. 
Oberjustizrath. 

Goerke,  Franz. 


Berlin. 

V.  Goldbeck,  Ober-Reg.Rath. 

Goldbeck,  Dr.  Ernst,  Gymnasial- 
lehrer. 

Goldschmidt,  Professor,  Geheimer 
Justizrath. 

Goldschmidt,  Arthur,  Schriftsteller. 

Goldschmidt,  Rob.,  Bankier. 

Goldschmidt,  Frau  Tacie. 

Gottheiner,  Fräulein  Marie. 

Gottheiner,  P.,  Stadt-Bauinspector. 

Gotthelf,  M. 

Gradenwitz,  Alfred,  Bankier. 

Grandke,  Geh.  Ober-Finanzrath. 

Greift",  Wirklicher  Geheimer  Rath, 
Ministerialdirector  a.  D.,  Excell. 

Grimm,  Dr.  Herman,  Professor, 
Geheimer  Regierungsrath. 

Gropius,  Frau  Manon. 

V.  Guldencrone,  Frau  Baronin. 

Gurlitt,  Fritz,  Kunsthändler. 

Güterbock,  Dr.,  Geheimer  Sani- 
tätsrath. 

Güterbock,  Dr.  phil.  Bruno. 

Haase,  Frau  Rentier  Henriette. 

Hagen,  Werner,   G.  A.,   stud.  jur. 

Hagens,  Senatspräsident  am  Kam- 
mergericht. 

Hartmann,  Hugo,  stud.  phil. 

Hass,  Regierungsrath. 

Hausmann,  Frau  Luise. 

Heckmann,  Aug.,  Geh.  Commer- 
zienrath. 

Heerwart,  Dr.  Adolf,  Wirkl.  Ge- 
heimer Rath,  Excellenz. 

Heinitz,  Franz,  Rechtsanwalt. 

Heimann,  A.,  Rechtsanwalt. 

Hellmuth,  Frau  Martha. 

Henning,  Theodor,  Architekt. 

Herrmann,  Dr.  phil.  Max,  Privat- 
docent  an  der  Universität. 

Hertz,    Hans,  Verlagsbuchhändler. 

Hertz,  Wilh.,  Verlagsbuchhändler. 

Hevdemann,  Dr.  phil.  V. 

Hiller  von  Gaertringen,  Freiherr, 
Dr.  phil.  Friedrich. 

Hilzheimer-Schulhotf,  Fräul.  E. 

Hirschberg,  Paul,  Kaufmann. 

Hirschfeld,  Philipp. 

Hoeber,  Frau  Amalia. 

Hoflmann,  Dr.  Ed.,  Geh.  Reg.-Rath. 

Hoffor)-,  Dr.  Julius,  Professor  an 
der  Universität. 

Hofmann,  Rudolf,  Verlagsbuch- 
händler. 

Hopfen,  Dr.  Hans,   Schriftsteller. 


—4*-     24     *^— 


Berlin.  | 

Hörn,  Frau  Eleonore,  Oberin  der   | 

Dr.  Martins'schen  Klinik.  ! 

Horsfall,  Charles.  I 

Hübler,   Dr.    jur.    Bernhard,    Geh. 

Ober-Reg.-Rath,  Professor. 
V.  Hülsen,  G.,  Lieutenant  im  Garde- 
Kürassierregiment. 

Jablonski,  Berthold. 

Jacobi,  Fräulein  Clara. 

Jacoby,    Dr.,    Daniel,    Gymnasial- 

Oberlehrer. 
Jacoby,  Frau  Margaretha. 
Jaffe,  Frau  Dr.  Helene. 
Jarie,  Rechtsanwalt. 
Jagor,  Dr.  F. 
Jaquet,  Dr.  med.  M.,  Sanitätsrath, 

pract.  Arzt. 
Imelmann,    Dr.   J.,   Professor   am 

Joachimsthal'schenG^'ninasium. 
Joachim,  Dr.  Joseph,  Professor  an 

der     König!.    Hochschule     für 

Musik. 
Jonas,  Dr.  Fr.,   Städtischer  Schul- 

inspector. 
Jonas,  Frau  Clara. 
Jordan,  Dr.  Max,  Geheimer  Ober- 

Regierungsrath. 
Josephthal,  Fräulein  Lili. 

Kainz,  Josef,  Schauspieler. 

V.  Kalckreuth,  Frau  Gräfin  B.,  geb. 

Meyer. 
Kalischer,  Dr.  S. 
Kapp,  Fräulein  Ida. 
Karo,   Fräulein   Hedwig. 
Kastan,  Dr. 

V.  Kaufmann,  Dr.,  Professor. 
Kayser,  Dr.  Paul,  Wirklicher  Le- 

gationsrath    und    vortragender 

Rath  im  auswärtigen  Amt. 
Kehrbach,  Dr.  phil.  Karl. 
Kekule,    Dr.    Reinhard,    Professor. 
Kekulc,  Stephan,  Lieutenant. 
Kern,  Dr.  Franz,  Professor,  Gym- 

nasial-Director. 
Kestner,  Dr.  phil.  Ernst. 
V.  Keudell,  Wirkl.  Geh.  Rath,  Exe. 
Klix,   Dr.,    Geheimer   Regierungs- 

rath,  Schulrath. 
v.Knebel-Doeberitz,Geh.Reg.-Rath. 
von  dem  Knesebeck,  Kabinetsrath. 
Koch,  Karl,  Rentier. 
Koegel,  Dr.  phil.  Fritz. 
Koehne,  Frau  Clara. 
Koenigs,  Fräulein  Elise. 


Berlin. 

Koepp,  Dr.  Friedr. 

Kraft,  Bernhard,  Rechtsanwalt. 

Krauel,  Dr.  R.,  GeheimerLegations- 
rath  im  auswärtigen  Amt. 

Krause,  Dr.  jur. 

Krause,  Dr.  jur.  Paul,  Rechtsanwalt. 

V.  Kretschman,  Fräulein  Lilv. 

Krich,  W.,  Hofrath. 

Kriegel,  Fr.,  stud.  phil. 

Kronfeld,  Dr.,  Rechtsanv/alt. 

Kronheim,  Georg. 

Kubier,  Dr.,  Professor,  Director 
des  Wilhelm-Gymnasiums. 

V.  Kühlewein,  Regierungsrath. 

Kükelhaus,    Theodor,    cand.    phil. 

Landau,  Dr.  jur.  Felix,  Rechts- 
anwalt. 

Lazarus,  Dr.  Moritz,  Professor. 

V.  Le  Coq,  A.,  Kaufmann. 

Leffmann,  Gustav,  Kauhnann. 

Lehmann,  Gustav,  Geh.  Kirchen- 
rath. 

Lehmann,  Paul,  Buchhändler. 

Leo,  Dr.  F.  A.,  Professor. 

Leske,  Dr.,  Landrichter. 

Lesse,  Justizrath,  Rechtsanwalt  und 
Notar. 

Lesser,  Adolf,  Reichsgerichtsrath 
a.  D. 

Lesser,  Paul  Ph. 

Lessing,  Frau  Alma.  geb.  Marschall 
V.  Biberstein. 

Lessing,  Landgerichtsdirector. 

Lessing,  Dr.  phil.  Oscar. 

Levin,  Albert,  Rentier. 

Levin,  Dr.  Mor.,  Prediger. 

Levy,  Dr.  Adolf  Magnus,   Arzt. 

Levy,  Martin. 

Levy,  Richard,  Bankier. 

Levy,  Richard,  vereideter  Wechsel- 
Makler. 

Levy,  Robert,  Kaufmaun. 

Levysohn,  Alfred,  Kaufmann. 

Levyson,  Frau  Dr.  Auguste. 

Levyson,  Frau  Clara. 

Lewald ,  Theodor ,  Regierungs- 
Assessor. 

Lewinson,  Dr.  G. 

Lewinsohn,  L.,  Fabrikbesitzer. 

Lichtenthai,  Simon,  Kaufmaun. 

Liebermann,  Dr.  F. 

Liepmannssolin,  Leo,  Buchhändler. 

Lilienhain,  Frau  Kreisrichter  C. 

Lindau,  Dr.  Paul. 

Lisko,  Walter,  Rechtsanwalt. 


— ^    25    ^ — 


Berlin. 

Lobe,  F.,  Rechtsanwalt. 

Loeffler,  Ludw.,  stud.  phil. 

Loeweiistein,  Dr.  Otto. 

Lorentz,  Dr.  phil.  P.,  Gymnasial- 
lehrer. 

Ludert,  Frau  Auguste,  geb.  Klage- 
mann. 

Manasse -Waldeck ,  erster  Vor- 
sitzender des  Literar.  Vereins 
»Schiller«. 

Marck,  Frau  Bankier  Rina,  geb. 
Hermann. 

Marcus,  Dr.  Georg,  Landgerichts- 
rr.th. 

Martius,  Frau  Margaretha,  geb.Veit. 

Marx,  Frau  Maria,  geb.  Höber. 

Marx,  S. 

Matthiae,  Dr.  Otto ,  Professor, 
Oberlehrer. 

Mauthner,  Fritz,  Schriftsteller. 

Meder,  Albert,  Kunsthändler. 

Meder,  Louis,  Kunsthändler. 

Mellien,  Fräulein  Marie. 

Mendelssohn-Bartholdy,FrauMarie. 

Meyer,  Dr.  jur.  Alexander. 

Meyer,  Ferdinand,  Rentier. 

Meyer,  Georg. 

Meyer,  Dr.  Ludwig. 

Meyer,  Frau  Geh.Ober-Regierungs- 
rath  Marie. 

Meyer,  Paul,  Rechtsanwalt. 

Meyer,  Dr.RichardM.,  Privatdocent. 

Meyer-Michaelis,  Frau  Elise. 

Michaelis,  Dr.  Carl  Theodor. 

Michels,  Dr.  phil.  Victor. 

Möbius,  Dr.  Karl,  Professor,  Direc- 
tor  der  zool.  Abth.  des  Museums 
für  Naturkunde. 

Möller,  Dr.  W.,  Oberlehrer  am 
Königl.  Stadt.  Gymnasium. 

V.  Moltke,  Frau  Landrath. 

Morris,  Dr.  M.,  prakt.  Arzt. 

Morsch,  Dr.  Hans,  Realgymnasial- 
lehrer. 

Müller,  Dr.  Hans,  Professor. 

Müller,  Paul,  cand.  prob. 

Müller,  Wilhelm,  Geh.  Regierungs- 
rath  im  Hausministerium. 

MüUer-Grote,  Carl,  Verlagsbuch- 
händler. 

Munk,  W.,  Landrichter. 

Nathan,  Frau  Hedwig. 
Nathan,  Dr.  P. 
Nehring,  K.,  Oberlehrer. 


Berlin. 

Nelke,  Frau  Em.ma. 

Neubauer,   Dr.  Richard,  Professor 

am    Gymnasium    zum    Grauen 

Kloster. 
Neumann-Hofer,  Otto,  Redacteur. 
Niemann-Seebach,  Frau  Marie. 
Noeldechen,  Frau  Stadtrath  Marie. 
Nothmann,  Siegfried,  Fabrikant. 

Ohrtmann,     Dr.      W..      Geheimer 

Sanitätsrath. 
Oldenberg,  C.  M. 
V.  Oriolla,   Frau   Gräfin    M.,   geb. 

V.  Arnim,  Excellenz. 
Osborn,  Max,  cand.  phil. 

Paetow,  Walter,  Dr.  phil.,  Schrift- 
steller. 

Paetsch,  Dr.  J.,  Sanitätsrath,  Prof. 

Parey,   Paul,   Verlagsbuchhändler. 

Pernice.  Dr.  A.,  Professor,  Geh. 
Regierungsrath. 

Peters,  Dr.  Carl,  Afrikaforscher. 

Pfaff,  Albert,  Commerzienrath. 

Philipp,  Fj-äulein  Marie. 

Philippi,  Felix,  Schriftsteller. 

V.  Philipsborn,  Ernst,  Geh.  Reg.- 
Rath. 

Piaget,  Frau  Fanny. 

Pietsch,  Ludwig,  Maler. 

Pietsch,  Dr.  P.,  Professor. 

Pilger,  Dr.,  Prov.-Schulrath. 

Plantier,  Fräulein  Clara. 

Plessner,  Dr.,  prakt.  Arzt. 

Pniower,  Dr.  phil.  Otto. 

Poppenberg,  Felix,  stud.  phil. 

Posner,  Dr.  med.  Karl,  prakt.  Arzt. 

Preuss,  Dr.  R.,  Assistent  an  der 
Königl.  Bibliothek. 

Preyer,  Dr.  W..  Professor,  Hofrath. 

Pringsheim,  Fräulein  Martha. 

Pringsheim,  Frau  Paula. 

Radecke,  Ernst,  cand.  phil. 
Rading,  F. 

V.  Radolin,  Fürst,  Durchlaucht. 
Ransohoff,  stud.  phil. 
Raschdau,  Frau  Geh.  Leg.-Rath. 
vom  Rath,  Adolf 
vom  Rath,  Frau  Anna. 
Reimann,  Rud.,  Fabrikbesitzer. 
Reiss,  Dr.  Wilhelm. 
Reissert,  Dr.  Arnold,  Privatdocent. 
Remy,  Fräulein  Marie,  Malerin. 
Reschke,  Max,  Schiffskapitän  a.  D. 
Rhode,  Fräulein  Anna. 
Richter,  Frau  Professor. 


^     26    -»4- 


Berlin, 

von  Richthofen,  Freifrau,  geb.  Men- 
delssohn-Bartholdy. 

Riesenfeld,  Hugo,  Kaufmann. 

Riesser,  Frau  Dr. 

Rietschel,  H.,  Professor. 

Ring,  Louis,  Bankdirector. 

Robert-tornow,  Walter. 

Rodenber^,  Dr.  Julius. 

Rödiger,  Dr.  Max,  Professor. 

Rohde,  John,  Director. 

V.  Rönne,   Frau    Land^erichtsrath. 

Roenneberg,  Frau  Melida,  Schul- 
vorsteherin. 

Rössler,  Dr.  Constantin,  Geheimer 
Regierungsrath. 

V.  Rotenhan,  Freiherr,  Unterstaats- 
Secretär  im  Auswärtigen  Amt. 

Saegert,  Fniulein  Anna. 

Schanze,  Dr.  jur.  Oscar,  Kais. 
Regierungsrath. 

Schaper,  Fritz,  Professor,  Bildhauer. 

Schaum,  Frau  Professor  Clara. 

V.  Schelling,  Dr.,  Justizminister, 
Excellenz. 

Schelske,  Dr.  R.,  Privatdocent. 

Scherer,  Frau  Geh.  Reg.-Rath  Marie. 

Schermann,  Leo,  vereideter  Fonds- 
makler. 

Schiff,  Alfred,  cand.  phil. 

Schiff,  Dr.  med.  Emil,  Schriftsteller. 

Schiff,  Julius,  Bankier. 

Schleicher,  Dr.  Iwan. 

Schienther,  Dr.  phil.  Paul,  Schrift- 
steller. 

Schlesinger,  Albert,  Kaufmann. 

Schlesinger,  Frau  Alice. 

Schlesinger,   P.,    Gymnasiallehrer. 

Schlesinger-Trier,  Karl,  Bankier. 

V.  Schlippenbach,  Frau  Gräfin. 

Schmidt,  Dr.  Erich,  Professor. 

Schmidt,  Frau  Dr.  Julian. 

Schmidt,  Dr.  Max  C.  P.,  ord.  Lehrer 
am  Askanischen  Gymnasium. 

Schmidtlein,  Dr.  med.  C.,  Arzt. 

Schmieden,  Kgl.  Baurath. 

Schneider,  Dr.  E. 

Schöne ,  Dr. ,  Wirkl.  Geheimer 
Ober-Regierungsrath,  General- 
director  der  Kgl.  Museen. 

Schönlank,  Alexis,  Schauspieler. 

Schönlank,  Frau    Consul  William. 

Schröder,  Dr.  Otto,  Professor  am 
Joachimsthalschen  Gymnasium. 

Schroedet,  Dr. 

Schubert,  Kammergerichtsrath. 


Berlin. 

Schultzen-v.  Asten,  Frau  Professor. 

Schulz,  Dr.,  Geh.  Ober-Regierungs- 
rath. 

Schulze,  Adolf,  Professor  an  der 
Königl.  Hochschule  für  Musik. 

Schütte,  Dr.  med.  Paul,  Sanitätsrath. 

Schwabach,  Frau  Dr. 

Schwabe,  Frau  Mathilde. 

Schweitzer,  Eugen,  Kaufmann. 

Schwieger, Dr.  Paul,  Oberlehreram 
Friedrich-Wilhelm-Gymnasium. 

Seckt,  Dr.  Felix,  Oberlehrer  am 
Friedrich-Wilhelm-Gymnasium. 

Selckmann,  Fräulein  E. 

Sello,  Dr.  F.,  Rechtsanwalt. 

Seminar,  Kgl.,  für  Germanistische 
Philologie. 

Servaes,  Dr.  phiL  F. 

Siemenroth,  Franz,  Verlagsbuch- 
händler. 

Silberstein,  Dr.  Max,  Rechtsanwalt. 

Simon,  Dr.  Hermann  Veit,  Rechts- 
anwalt. 

Simrock,  Fritz,  Musikverleger. 

v.  Simson,  Dr.,  Wirkl.  Geh.  Rath., 
Präsid.  des  Reichsgerichts  a.  D., 
Excellenz. 

V.  Simson,  August,  Justizrath  und 
Notar. 

V.  Simson,  Fräulein  Elisabeth. 

V.  Simson,  Fräulein  Margarethe. 

V.  Simson,  Fräulein  Marie  Sophie. 

Sobernheim ,  Siegfried,  Handels- 
richter. 

Sommerstorff,  Otto,  Mitglied  des 
Deutschen  Theaters. 

Spannagel-Karthaus,  Frau  Auguste. 

Spielhagen,  Friedrich,  Schriftsteller. 

Spiering,  Theodor  B. 

Stahr,  Alwin,  Consul  a.  D. 

Stange,  Max,  Lehrer  an  der  Königl. 
Hochschule  für  Musik. 

Steig,  Dr.  Reinhold,  Gymnasial- 
lehrer. 

V.  Steinau-Steinrück ,  Frau  Dr. 
Martha. 

Stein,  Philipp,  Redacteur. 

Steinbrück,  Fräulein  Margaretha, 
Lehrerin  an  der  Margarethen- 
schule. 

Stengel,  Dr.  Paul,  Oberlehrer  am 
JoachimsthalschenGvmnasium. 

Stern,  Dr.  med.  E. 

Stern,  Dr.  med.  Julius. 

Sternheim,  Siegmund,  Bankier. 


■^     27     +1»  — 


Berlin. 

Stettenheim,  Julius,  Redacteur. 

Stettenheim,  Ludwig,  cand.  phil. 

Stettiner,  Frau  Mathilde. 

Stobwasscr,  Hans. 

StrausS;  Frau  Moritz. 

Strehlke,Dr.  Fr.,  Gymnasialdirector 
a.  D. 

Suse,  Dr.  Theodor. 

V.  Sybel,  Dr.  Heinrich,  Wirkl.  Geh. 
Über-Regierungsrath,  Director 
der  Staatsarchive. 

Sydow,  Frau  Elisabeth,  geb.  Fuhr- 
mann. 

Szamatölski,  Dr.  phil.  Siegfried. 

Tiktin,  Paul,  Referendar. 

Tobler,  Dr.  A.,  Professor. 

Toeche,  Ernst,  Verlagsbuchhänder. 

Toeche,  Dr.  Theodor,  Königlicher 
Hofbuchhändler. 

Türk,  Rechtsanwalt. 

V.  Uhden,  Dr.  jur.  Richard. 

Ullrich,  Dr.  phil.  Richard. 

Universitätsbibliothek,  König]. 

Vahlen,  Dr.,  Prof.  und  Geh.  Re- 
gierungsrath. 

Veit,  Ernst,  stud.  med. 

Victoria-Lyceum. 

Vierling,  G.,  Professor. 

V.  Vignau,  Frau  Margarethe. 

V.  Vignau,  H.,  Major  z.  D. 

Violet,  Dr.  Franz. 

Vogeler,  Julius,  Schuldirector. 

Vogeler,  Richard,  Director  einer 
höheren  Mädchenschule. 

Voigt,  Frl.  Margarete. 

Waetzoldt,  Dr.  Stephan,  Professor, 
Director  der  Königl.  Elisabeth- 
Schule. 

Wagner,  Dr.  A.,  Professor,  Geh. 
Regierungsrath. 

Wagner,  Dr.  B.  A.,  Professor. 

Wahlländer,  Frau  Geh.  Rath. 

Warschauer,  Frau  Geh.  Commer- 
zienrath  Marie,  gb.  Mendelssohn. 

Wattenbach,  Dr.  W.,  Professor, 
Geh.  Regierungsrath. 

V.  Wedel,  Graf  E.,  Kaiserl.  Ober- 
Stallmeister. 

Wehrenpfennig,  Frau  Geheimrath, 
geb.  Kopp. 

Weigert,  Dr.  Max,   Fabrikbesitzer. 

Weinhagen,  Ernst. 

Weinhold,  Dr.  Karl,  Professor, 
Geh.  Regierungsrath. 

Weisstein,  Gotthilf,  Schriftsteller. 


Berlin. 

Wellmann,  Dr.  E.,  Professor  am 
Königstädtisclien  Gymnasium. 

Wehi,  Dr.  Heinrich. 

Wendriner,  Frau  Johanna,  geb. 
Vogel. 

Werner,  Dr.  R. 

Wesendonck,  Frau  Mathilde. 

Wesendonck,  Otto. 

Wessely,  Dr.  Hermann. 

Wetze],  Johannes,  Gymnasiallehrer. 

V.  Weyrauch,  Dr.,  Unterstaats- 
sekretär. 

v.Wildenbruch,Dr.Ernst,Legations- 
rath. 

V.  Wildenbruch,  Frau  Legations- 
rath,  geb.  v.  Weber. 

Wilhelmi,Richard,Holbuchhändler. 

Wilnianns,  Dr.  A.,  Professor,  Gene- 
raldirector  der  Kgl.  Bibliothek. 

Wimmel,  Frau  L. 

Wohlwill,  Paul,  stud.  jur. 

WolfF,  Charles. 

Wolff,  Justizrath. 

WoliT,  Df.,  Oberst.absarzt. 

Wollmann,  Siegfried,  Kaufmann. 

Zabel,  Dr.,  Redacteur. 

Zeller,  Dr.  Eduard,  Professor,  Geh. 

Regierungsrath. 
Zupitza,  Dr.  Julius,  Professor. 

Bernburg. 

Köhler,  Fr.,  Director  der  höheren 
Töchterschule. 

Bielefeld. 

Loebell'sche  Bibliothek. 

Bingen. 

Feist,  Leopold. 

Blankenburg  a/Harz. 
Wellmer,  A.,  Schriftsteller. 

Blankenburg  (Thüringen). 
Matthaei,  Kgl.  Reg.-Baumeister. 

Blasewitz. 

Schmid,  Dr.  jur.  Carl. 

Bochum  i/Westf. 
Beneke,  Dr.,  Gymnasial-Oberlehrer. 
Generotzky,  F^räulein  Auguste. 
Leseverein. 


--^     28      ^— 


Boeblingen  i/Württemberg. 
Bacher,    Dr.    jur.    Albert,    Amts- 
richter. 

Bogenhausen  b/München. 
Weigand,   Wilhelm,    Schriftsteller. 

Bonn. 

Akadem.  -  germanistischer    Verein. 

Andresen,  Waldemar. 

Berger,  Dr.  phil.  Arnold  E.,  Privat- 

docent. 
Franck,  Dr.  Joh.,  Professor. 
Goldschmidt,  Joseph,  Bankier. 
Harkort,  Frau  Comnierzienrath  P. 
Hüffer,   Dr.    Hermann,    Professor, 

Geh.  Justizrath. 
Leo,  Fräulein  Therese. 
Loeschke,  Dr.  G.,  Professor. 
Magnus,  Gustav,  Justizrath. 
Pflüger,    Dr.    jur.    H.    H.,    Privat^ 

docent. 
Prym,  Dr.  Eugen,  Professor. 
Rosenmund,     Dr.    phil.     Richard, 

Privatgelehrter. 
Schnitze,   Dr.  Fr.,   Prof.,   Director 

der  medic.  Klinik. 
Toennies,     Frau     Adelheid,     geb. 

Gramer. 
Universitäts-Bibliothek,  Königl. 
Usener,    Dr.  Hermann,   Professor. 
Wilmans,  Dr.  \V.,  Professor. 
Zitelmann,    Dr.    Ernst,    Professor. 

Borghorst  (Westf.). 

Wutte.  Johannes. 

Borsfleth  bei  Krempe. 
Gerber,  W.,  Hauptpastor. 

Schloss  Bothmer  bei  Klütz 

(Mecklenburg-Schwerin). 

V.  Bothmer,   Frau    Gräfin   Bertha. 

Brake  b/Lemgo. 
Roller,  Dr.,  Director. 

Brandenburg  a/H. 
Frühling,  Hermann. 
Heyne,  Dr.,  Domherr,  Director  der 

Ritter-Akademie. 
Köpke,  Fräulein  Suse. 

Braunschweig. 

Aronheim,  Dr.  med.  Felix. 
Bergmann,  Ernst,  Gymnasiallehrer. 


Braunschweig. 

Blasius,    Dr.    Wilhelm,    Professor. 

Magnus,  Dr.  O.,  Rechtsanwalt. 

Magnus,  Karl,  Bankier. 

Westermann,  Friedrich,  Verlags- 
Buchhändler. 

Wilhelmv,  R.,  Ober-Postkommissar 
a.  D.' 

Bremen. 

Deetjen,  Gustav. 

Frese,  Fräulein  Anna. 

Fritze,  Dr.  phil.  Edmund,  Professor. 

Fritze,  Frau  Johs. 

Graef,  Frau  Sophie. 

Hackfeld,   Frau  M.,   geb.    Pflüger. 

Hartlaub,  Dr.  G. 

Krug,  E.,  Director  der  Deutsclier. 
Bank. 

Lammers,  Hermann. 

Oelze,  Wilhelm,  Kaufmann. 

Pauli,  Dr.  jur.,  Senator,  Bürger- 
meister. 

Rassow,  Gustav. 

Ruperti,  Fräulein  Amalie. 

Sattler,  W.,  Professor. 

Sparkuhle,  Frau  Amalie. 

Stadt-Bibliothek. 

Wilkens,  Dr.  Friedrich  H. 

Breslau. 

Akademisch-Literarischer  Verein. 

Banasch,  Dr.  phil.  Richard. 

Beyersdorf,  Frau  Stadtverordneten- 
vorsteher. 

Bollert ,  Frau  Amtshauptmann 
Clara,  geb.  Schwanfelder. 

Breslauer  Dichterschule. 

Cohn,   Dr.'  Ferdinand,    Professor. 

V.  Flottwell,    Regierungspräsident. 

Franck,  Fräulein  A.  H. 

Friederici,  I'rau  Stadtrath  Anna. 

Friedenthal,  Adolf,  Kaufmann. 

Germanistisches  Seminar  der  Uni- 
versität. 

Gesellschaft  der  Freunde. 

Grünwald,  Samuel  Ludwig. 

Hainauer,Jul.,Kais.  Hof-Musikalien- 
und   Buchhändler. 

Hamburger,  Dr.  phil.  Paul. 

Hirschfeld,    Fräulein    Margaretha. 

Holz,  Albert,  Bankier. 

Jänicke,  Karl,  Stadtrath. 

Immerwahr,   Leopold,    Kaufmann. 

Kielmann,  Fräulein  Anna. 

Koch,  Dr.  Max,  Professor. 


-If     29    ■^- 


Breslau. 

Ladenburg,  Frau  Geheimrnth,  Pro- 
fessor M. 

Lucee,  C,  Buclihändler. 

Milch,  Dr.  phil.  Louis. 

Molinari,  Frau  Commerzienrath. 

Morgenstern,  E.,  Verlagsbuchhdlr. 

Nather,  Dr.  Ernst. 

Neisser,  Dr.  med.,  Professor. 

Paiischer,  Dr.  phil.  A.,Privatdocent. 

Partsch,  Dr.  med.  Carl,  Professor. 

Pinder,  Frau  Caroline. 

Ponfick,  Emil,  Professor.  Medicinal- 
rath. 

Pringsheim,  Max  A.,  Kaufmann. 

Richter,  Dr..  Professor. 

V.  Richthofen  -  Damsdorf,  Frhr., 
Ober-Regierungsrath. 

Rösler,  Frau  Marie. 

Sagawe,  Dr.,  Konrad,  Gymnasial- 
lehrer. 

Schneider,  Lothar. 

Silbergleit,  Frau  Seraphine. 

Sitte,  Otto,  Opticus. 

Sommerbrodt,  Dr.,  Professor. 

Stadt-Bibliothek. 

Storch,  A.,  Director. 

Treutier,  Ludwig,  Regisseur  und 
Dramaturg. 

Trev.-endt,  Ernst,  Verlagsbuchhdlr. 

Universitäts-Bibliothek,  Königl. 

Urbach,   Fräulein  Rosa. 

Vogt,  Dr.  F.,  Professor. 

Wendriner,  Dr.  phil.  R. 

Zimpel,  Frau  Helene,  Schul-Vor- 
steherin. 

Bretten. 

Kahn,  Dr.  Franz,  Amtsrichter. 
Bromberg. 

Belling,  Dr.    phil.  Eduard,    Gym- 

nasial-Oberlehrer. 
Lüdicke,    Max ,    Ober-Regierungs- 

rath. 
Mehrtens,  Eisenbahnbau-Inspector. 

Büdesheim  (Oberhessen). 
V.  Oriolla,  Frau  (jrätin  VV. 

Bülow  b/Crivitz  i/Mecklenburg. 
V.  Barner,  Friedrich,   Gutsbesitzer. 

Burgsteinfurt  (Westfalen). 
Eschmann,  Dr.  Gustav. 


Calw  (Württemberg). 
Weizsäcker,  Dr.  phil.  Paul,  Director 
des  Reallyceums. 

Cannstatt. 

Geiger,  Emil,  i/Fa.  L.  Bosheuyers 
Buchhandlung. 

Cassel. 

Drescher,  Dr.  phil.  Karl. 

Förster,  Auguste,  Lehrerin. 

V.  Hutten-Czapski,  Graf, Rittmeister 
und  Escadronschet". 

Landesbibliothek,  Ständische. 

Magnus,  Dr.,  Landrichter. 

Riess,  Justizrath. 

Rinald,  Victor. 

Rockwitz,  Dr.,  Geh.  Regierungs- 
und Medicinalrath. 

Rubensohn,  Hermann. 

Schmitt,  Dr.  phil.  H.,  Gymnasial- 
lehrer. 

Seelig,  Dr.  phil.  Fritz,  Assistent  der 
Ständischen  Landesbibliothek. 

Stölting,  G.,   Consistorialrath. 

Charlottenburg. 

Bernhard,   Ludwig. 

Boeckh,  Dr.  R.,  Professor,  Geh. 
Regierungsrath. 

Cohn,  Frau  Stadtrath  Dr.  Anna. 

Dernburg,  Dr.  Heinrich,  Professor, 
Geh.  Justizrath. 

Grisebach,  Hans,  Architekt. 

V.  Helmholtz,  Dr.  H.,  Prof,  Wirkl. 
Geh.  Rath,  Excellenz. 

Hirschfeld,  Dr.  Otto,  Professor. 

V.  Holst,  Mathias,  Baumeister. 

Lehrerbibliothek  des  Kgl.  Gym- 
nasiums. 

Lessmann,  Otto,  Herausgeber  der 
Allg.  Deutschen  Musik-Zeitung. 

V.  d.  Leyen,  Dr.,  Geh.  Ober- 
Regierungsrath. 

March,  Otto,  Regierungsbaumeister. 

Mommsen,  Dr.  Theodor,  Professor. 

Sachau,  Dr.  phil.  E.,  Professor. 

Serlo,  Walter,  Königl.  Bergbau- 
Referendar. 

Slaby,  Dr.,  Professor. 

Thür,  Fräulein  Anna. 

Weber,  Dr.  jur.  M.,  Stadtrath  von 
Berlin. 

Wolff,  Julius. 

Zimmermann, FrauGeneral  Johanna. 


— ^ 


50 


Chemnitz. 

Bibliothek    des  Kg].  Gymnasiums. 
Kirchner,  Dr.  Carl,  Oberlehrer. 
Kühn,  Dr.  Bernhard,  Assessor. 
Morell,  Georg. 
Opitz,   Dr.  med.  W. 
Stadtbibliothek. 

Ullrich,   Dr.  phil.  H.,   Oberlehrer. 
Wächter,  Dr.  med.  R. 

Coblenz. 

Deiters,  Dr.  Hermann,  Provinzial- 

Schulrath. 
v.Vincke,  Freiherr,  Oberregierungs- 

rath  a.  D. 
Wahl,  G.,  Realgymnasiallehrer. 

Coburg. 

Beck,  Dr.  Heinrich,  Professor. 
Gymnasial-Bibliothek. 
Qiiincke,  Wolfg.,  Oberregisseur. 
v.Unruh-Wiebei,Freiherr,Kammer- 
herr    Rittmeister  a.  D. 

Colmar  i/Elsass. 
Weber,  Dr. Wolf,  Landgerichtsrath. 

Cöln  a/Rhein. 

Bürgers-Stein,  Frau  Geh.  Justiz- 
rath  J. 

Deichmann,  Theodor,  Bankier. 

Düntzer,  Dr.  Heinrich,  Professor, 
Bibliothekar. 

Hauck,  Karl,  stud. 

Herbertz,  Otto. 

Herstatt,  Arthur,  Landgerichtsrath 
a.  D. 

Heuser,  Frau  Eugenie,  geb.  Nico- 
lovius. 

Heuser,  F.  Robert. 

Heuser-Nicolovius,  Robert. 

Lempertz  sen.,  Heinrich,  Rentner. 

Lewinger,  Ernst,  Oberregisseur. 

Meuser,  Paul,  Rechtsanwalt. 

V.  Mevissen,  Dr.  G.,  Geh.  Commer- 
zienrath. 

V.  Mevissen,  Fräulein  Mathilde. 

V.  Mevissen,  Frau  Therese. 

Oelbermann,  Emil. 

Pabst,  Dr.,  Director  des  Kunst- 
gewerbe-Museums. 

Peill,  Wilh.,  Kaufmann. 

Pfeifer-Schnitzler,  Frau  Paula. 

Ratjen,  Adolf,  Landgerichtsdirector. 

Schneider,  Frau  Professor  Lina. 

Schnitzler,  Eduard. 

Schnitzler,FrauAmtsrichter,Robert. 


Cöln  a  Rhein. 

Schnitzler,  Robert,  Geh.  Rath. 

Schnitzler,  Dr.  jur.  Victor,  Gerichts- 
Assessor. 

Schuch,  Paul,  Reg.-Rath. 

Stein,  Frau  EHse,  geb.  v.  Mevissen. 

Wüllner,  Dr.  Franz,  Professor, 
Kapellmeister. 

Coeslin  (Pommern). 
Hochdanz,     Dr.,     Gvmnasialobcr- 
lehrer. 

Comptendorf  (Kreis  Cottbus). 
v.  Berndt,  Alfred,  Lieutenant. 

Cottbus. 

Sommerfeld,   Otto,  Fabrikbesitzer. 

Crefeld. 

Goecke,  Rudolf,  Kaufmann. 
Peltzer.  Dr.  jur.  Rudolf. 

Culmitzsch   b/Berga  a/Elster. 
Hoffmann,  Max,  Pfarrer. 

Cüstrin. 

Lewinsohn,  E.,  Amtsrichter. 

Danzig. 
Baum,  Dr.  med., Oberstabsarzt  a.  D., 

Chefarzt  des  Stadtlazareths. 
Bischoff,  Gerichtsassessor. 
V.  Gossler,  Dr.,  Staatsminister  a.  D., 

Excellenz. 
Jüncke,  Wilhelm. 
Löschins  Bibliothek  des  Realgvm- 

nasiums  zu  St.  Johann. 
Scheinert,  Adolf,  Buchhändler. 
Stadtbibliothek. 

Darmstadt. 

Bergsträsser,  A..   Hofbuchhändler. 
Edward,  Hugo,  Hofschauspieler. 
Hotbibliothek,  Grossherzogliche. 
Literarischer  Verein. 
Merck,  Dr.  Louis. 
Merck,  Wilhelm. 
Rieger,  Dr.  Max. 
Roquette,  Dr.  Otto,  Professor. 
Wulkow,  Director  Dr. 
Wünzer,  Theodor,  Hoftheater-Di- 
rector. 

Dessau. 

Antoinettenschule,  Herzogl. 
Friedrichs-Gymnasium,  Herzogl. 
Meinen,  Carl,  Fabrikbesitzer. 


—^ 


^ 


Dessau. 

Murray,  C,  Regierungs-  und  Bau- 


rray, 
rath. 


Oechelhäuser,    Geh.  Comnierzien- 

rath. 
V.     Oechelhäuser,     W.,     General- 

Director    der  Deutschen    Con- 

tinental-Gesellschaft. 

Detmold. 

Gymnasium  Leopoldinum. 
Runnenberg,  W.,  Rechtsanwalt. 

Diedenhofen  (Elsass- Lothringen). 
Brodrück,  Georg,  Hauptmann  und 
Compagniechef. 

Dieuze  i/Els.-Lothr. 
Hoffer,  Fräulein  Eugenie. 

Donaueschingen. 

Bissinger,  C.,  Director  des  Pro- 
gymnasiums. 

Dortmund. 

Gymnasial-Curatorium. 

Nagel,  Bernhard,  Amtsgerichtsrath. 

Dresden. 

Aicheln,  Fräulein  H. 

Amen,  Frau  Dr. 

V.  Biedermann,  Dr.,  Freiherr,  Geh.- 
Rath. 

Boek  V.  Wülfingen,  Frau  Marie, 
geb.  Scheller. 

Bondi,  Dr.  phil.  Georg. 

V.  Boxberg-Zschorna,  Frau  Oswine, 
geb.  Keil. 

Choulant,  L.  Th.,  Kgl.  Hofmaler. 

Diestel,   Dr.,  Professor. 

Ehlermann,  Dr.  phil.  Erich,  Ver- 
lagsbuchhändler. 

V.  Einsiedel,  Fräulein  Helene. 

V.  Finck-Nöthnitz,  Freiherr,  Kam- 
merherr. 

Förster,  Dr.  med.  Richard,  Hofrath. 

Franck,  Dr.  Albert,  Rentier. 

Franck,  Eugen,  i/Fa.  Albanus'sche 
Buchdruckerei  (Fürst  ScFranck). 

Gaedeke,  Dr.  phil.  Arnold,  Prof. 

V.  Gerbel-Embach,  Dr.  N. 

V.  Gerber,  Frau  Staatsminister, 
Excellenz. 

Gmeiner-Benndorf,  Frau  Commer- 
zienrath  Rosa. 


Dresden. 

Götze,  Dr.  Edmund,  Professor  beim 

Kadettencorps. 
Graf,  Dr.  phil.  Hans. 
Guth,  Berthold,  Lehrer. 

V.  Haber,  Baron  R.,  Premier- 
Lieutenant  a.  D. 

Hasper,  Dr.  Theodor,  Professor. 

Hassel,  Dr.  Paul,  Geh.  Regierungs- 
rath,  Director  des  Haupt-Staats- 
archivs. 

Heyl,  Frau  Anna,  geb.  Hübler. 

Jaensch,  Emil,  Buchhändler  (i/Fa. 

von  Zahn  &  Jaensch). 
Jensen,    Paul,    Königl.  Hofopern- 
sänger. 
i   Judeich,  FrauMarie,  geb.  Brockhaus. 

Kaemmerer,  Frau  Luise. 

Kayser-Langerhanns,  Frau  Sani- 
tätsrath  Agnes. 

Kestner,  Georg. 

Knoop,  Wilhelm,  Consul. 

V.  Könneritz,  Fräulein  Marie,  Staats- 
dame 'a.  D. 

Körner-Museum  der  Stadt  Dresden. 

Krausse,  Robert,  Bildnissmaler. 

V.  Kyaw,Curt,  Landgerichtsdirector. 

Leopold,  Dr.,  Professor,  Geheimer 

Medicinalrath. 
Lesky,  Wilhelm,  Rechtsanwalt. 

V.  Mangoldt,  Fräulein  Helene. 

Mannl,  Johannes. 

Meinert,  Dr.  med.  E. 

Müller,  Hugo,  Grossherzogl.  Sachs. 

Wirkl.  Geh.-Rath,  Excellenz. 
Müller,  Dr.  Theodor,  Oberlandes- 

gerichtsrath. 

Osterloh,  Dr.  med.  Paul. 
V.  Otto,  Fräulein  Marie. 
Overbeck,  Fräulein  Camilla. 

Paul,  A.,  Königl.  Sächsischer  Hof- 
schauspieler. 
Posse,  Dr.  phil.,  Regierungsrath. 
Pusinelli,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt, 

Rachel,  Dr.  Paul,  Oberlehrer 
Richelsen,  Christel,    Regisseur  am 

Kgl.  Hoftheater. 
Ritterstädt,   Dr.,   Geh.  Finanzrath. 
V.  Ross,  Frau  Gräfin  Luise. 

Scheidemantel,  K.,  Kammersänger. 
Schmidt,  Heinrich,  Lehrer. 
Schnorr  v.  Carolsfeld,   Dr.  Franz, 
Professor,Kgl. Oberbibliothekar. 


■^    32    ^- 


Dresden. 

Schramm,  Otto  E.,  Ingenieur. 
V.  Schultzendorft",  W.,  Kammerherr. 
Schwender,  G.  E. 
Sieferi,  Rieh.,  Kaufmann. 
Singer,  Dr.  phil.  Hans   W. 
Sontag,  Carl,  Hofschauspieler. 
Stern,  Dr.  A.,  Professor. 
Stürenburg,     Dr.     H.,     Professor, 

Rector  der  Krcuzschule. 
V.  Uechtritz,  Fräulein  Clara. 
Undeutsch,  Max,  Rechtsanwalt. 
Vogel,    Dr.    Theodor,    Professor, 

Geh.  Schulrath. 
Vollmöller,  Dr.  Karl,  Professor. 
Vorländer,    H.,    Rittergutsbesitzer. 
Wiesand,   Dr.   jur.,  Königl.  Ober- 

Justizrath 
Woermann,  Dr.  Karl,  Prof.,  Direc- 

tor   der  Kgl.    Gemäldegallerie. 
Wolf-Baudissin,Frau  Gräfin  Sophie. 
Worms,  Frau  Amalie. 
V.  Zahn,  Robert,  Buchhändler  (i/Fa. 

V.  Zahn  &  Jaensch). 
Zschille,  Frau  Therese,  geb.  v.  Ein- 

siedel. 

Duisburg  a/Rh. 

Boeninger,  Otto,  Fabrikant. 
Feller,  W.,  Gymnasial-Oberlehrer. 
vom  Rath,  Frau  Theodor. 
Vijgen,  Dr.  jur.  Max,  Referendar. 

Dulzen  b/Preuss.  Eylau. 

Rosenow,     Frau     Johanna,    geb. 
Fredenhagen. 

Düren. 

Hoesch,  Frau  Gustav. 
Schoeller,  Fräulein  Helene. 

Düsseldorf. 

Böninger,Ferdinand,  Fabrikbesitzer. 
Künstler  -Verein  «Malkasten«. 

Ebcrswalde. 

Klein,  Dr.  J.,  Gymnasialdirector. 

Eisenach. 

Hergenhahn,  Theodor,  Oberlandes- 

gerichtsrath. 
Hossfeld,  Dr.  Carl, Gymnasiallehrer. 
Kieser,  Hugo,  Archidiakonus. 
Koellner,  Dr.,  Arzt. 
Michels-Schnitzler,  Frau  Kaufmann 

Julius. 


Eisenach. 

Musculus,  Fräulein  E. 

Reuter,  Frau  Dr.  Fritz. 

Scbneidewind,  Dr.  E.,  Gvmnasial- 
Professor. 

Schwabe,  Fräulein  Luise,  Instituts- 
vorsteherin. 

Streck,  Carl,  Apotheker. 

Voss,  Richard,  Bibliothekar  der 
Wartburg. 

Weber,  Dr.  FL,  Hofrath,  Gym- 
nasialdirector. 

V.  Wurmb,  Frau  E.,  geb.  Gräfin 
Bothmer. 

Eisenberg  (Sachsen- Altenburg). 

Frenzel,  Carl,  Stadtrath. 
Gvmnasial-Bibliothek. 

Elberfeld. 

Blank,  Frau  Alexander. 
Dieterich,  Dr.  phil.  Albr. 
Graf,  Dr.,  Sanitätsrath. 
von  der  Heydt,  Freiherr  A. 
Krall  jun.,  Carl. 

Martens,  Dr.  Ludwig,  Gymnasial- 
Oberlehrer. 
Neuhaus,  Frau  Otto. 
Schlieper  jun.,  Frau  Gustav. 
Simons,  Walter,  Commerzienrath. 
Weychardt,  Conrad. 
Zurhellen,  Dr.  Joh.,  Justizrath. 

Emden. 

Bibliothek  des  Kgl.  Wilhelmsgym- 
nasiums. 

Emmendingen. 

Feldbausch,  Dr.  Otto,  Arzt  a.  d. 
Irrenanstalt. 

Erdeborn  (Rittergut)  b/Ober- 
voeslingen  a/See. 

Marckwald,  Fräulein  Marie. 

Erfurt. 

Barth,  M.,  Reg.-Rath. 
Burkhardt,    Dr.     med.    Friedrich, 

Augenarzt. 
Gressler,     Emil,     Realgymnasial- 

Lehrer. 
Kutter,  Frau  Gustav. 
Lochner,  K.,  Eisenbahndirector. 
Lucius,  Geh.  Commerzienrath. 
Pick,  Dr.  Albert,  AVissenschaftlicher 

Lehrer. 


— §* 


:>:> 


Erfurt. 

Roerig,  A.,  König].  Eisenbahn- 
Verkehrsinspector. 

Stürcke,  Hermann,  Geh.  Commer- 
zienrath. 

Erlangen. 

Penzoldt,  Dr.  F.,  Professor. 
Rosenthal,  Dr.,  Professor. 
Universitäts-Bibliothek,  Königliche. 
Vogel,  Dr.  W.,  Professor. 

Eutin. 

V.  Beaulieu-Marconnay,  Freiherr, 
Grossherzogl.  Oldenburgischer 
Ober-Jägermeister. 

Eutritzsch  b/ Leipzig. 
Müller,  Dr.  jur.  Carl  Otto,  Prof., 
Geh.  Hofrath. 

Ferchel  b/Tangerhütte. 
V.  Krosigk,  Major. 

Flensburg. 

Fischer,  Max,  Kaiserl.  Telegraphen- 
Inspector. 

Flonheim  (Rheinhessen). 
Knell,  Dr.  Karl,  pr.  Arzt. 

Frankenthal  (Rheinpfalz). 
Baum,  W.,  I.  Kgl.  Staatsanwalt. 

Frankfurt  a/M. 
Stadt  Frankfurt  a/M. 
Abendroth,  Moritz,  Buchhändler. 
Auerbach,  Fritz. 

Baer,  Simon  Leopold,  Buchhändler. 

Baerwald,  Dr.  Hermann,  Realschul- 
Director. 

de  Bary,  Dr.  med.  Joh.  Jacob. 

Beil,  Dr.  med.  W. 

Berghoeffer,  Dr.,  Bibliothekar  der 
Freihcrrl.  Carl  v.  Rothschild- 
schen  öffentlichen  Bibliothek. 

V.  Bethmann,  Freiherr  SimonMoritz. 

Bibliothek,  Freiherr!.  Carl  v.  Roth- 
schildsche  öffentliche. 

Bibliothek  des  Freien  Deutschen 
Hochstifis. 

Bibliothek  der  Polytechnischen  Ge- 
sellschaft. 

Braunfels,  Otto. 

V.  Brüning,  Frau  Dr.  Clara. 

Bürgerverein. 

GobTHÜ-jAUREUCH     XIII 


Frankfurt  a/M. 

Cahn-Blumenthal,  Heinrich,  Kauf- 
mann. 

Carl,  Dr.  med.  August. 

Cohnstaedt,  Ludwig,  Redacteur. 

Detloff,  Adolf,  Buchhändler. 

Dondorf,  Bernhard,  Rentier. 

Donner-  v. Richter,  Otto,  Historien- 
maler. 

Dotter,  Fräulein  Doris. 

Eckhard,   Frau  Dr.,  Ober-Landes- 

gerichtsrath-Wwe. 
Ehlers,  Dr.  R.,  Consistorialrath. 
Ellissen,  August. 
Emden,  Heinrich. 

Fischer,   Fräulein    Clara,   Lehrerin 

am  Philantropiii. 
Flersheini,  Frau  Eduard. 
Flersheim,  Robert. 
Frankfurter  Zeitung  (Redaction). 
Friedmann,  Joseph,  Rentier. 
Fries,  Jacob,  Ingenieur  u.  Fabrikant. 
Fulda,  Dr.  Ludwig,    Schriftsteller. 

Geiger ,  Dr.  Berthold,  Rechts- 
anwalt. 

Goldschmidt,  Dr.  jur.  Hermann, 
Gerichtsassessor. 

Goldschmidt ,     Marcus     Moritz, 
Bankier. 

V.  Guaita,  Frau  Pauline. 

Günther,  Ferdinand,  Kunsthändler. 

Hahn,  Louis  Alfred,  Bankdirector. 

Hammeran,  Dr.  phil.  A. 

Hanau,  Heinrich  A. 

Herxheimer,  Dr.  med.  S.,  pr.  Arzt. 

Hessenberg,  Fräulein  Auguste. 

Hoffmann,  Dr.  Heinrich,  Geh.  Sani- 
tätsrath. 

Jacquet,  Frau  Margarethe. 

Jeanrenaud,  Frau  Dr. Johanna, Wwe. 

Jung,  Dr.  phil.  Hllidolf,  Stadt- 
archivar. 

Kahn,  Bernhard,  Bankier. 

Kahn,  Julius. 

Keyl,  G.  A. 

Koch,  Frau  Anna  Louise^  geb. 
v.  St.  George. 

Koenitzer,  Carl  Wolfgang. 

Kohn-Spever,  S. 

Lentz,  A.,  Professor. 

Lichtenstein,  Leopold,    Kaufmann. 

Liebmann,  Dr.,  Landrichter. 

Lion,  Jacob,  Bankdirector. 

Lucius,  Dr.  Eugen. 

24 


-^     34    ^ 


Frankfurt  a'M. 
Maas,  Dr.  Max. 
Maier,  Gustav,  Bankier. 
V.  Marx,  Ritter  Ernst. 
V.  Marx,  Ritter  Heinrich. 
V.  Marx,  Ritter  Louis,  Rentier. 
May,  Eduard  Gustav. 
Mayerfeld,  Anton,  Kaufmann. 
Meister,  Frau  C.  F.  Wilhelm. 
Melber,  Walter  Wolfgang. 
Merton,  W.,  Kaufmann. 
Müller,  Karl,   Musikdirector,    Pro- 
fessor. 
V.  Mumm,  P.  H. 

Neher,  Ludwig,  Architekt. 
Neumann,   Dr.   jur.  Paul,   Rechts- 
anwalt. 

Osterrieth,  Eduard. 
Osterrieth-Laurin,  August, 
Oswalt,  Frau  Wwe.  Brandine,  Ver- 
lagsbuchhändlerin. 
Oswalt,  Dr.  jur.  H.,  Rechtsanwalt. 

Pallmann,  Dr.  phil.  Heinrich. 

Pfeiffer,  C.  W. 

Philippi,  Fräulein  Helene. 

Rawitscher,  Dr.,  Landgerichtsrath. 
Reinhardt,  Dr.  phil.  Carl,  Director 

des  Stadt.  Gymnasiums. 
Reitz  &  Köhler,  Buchhandlung. 
Rosenmeyer,  Dr.  med.  Ludwig. 
Rothschild,  August,  Bankier. 

Sachs,  Dr.  Otto,  Rechtsanwalt. 

Sanct-Goar,  Ludolph. 

Schmidt-Metzler,  Dr.  Moritz,  Sani- 
tätsrath. 

Scholderer,  Dr.  Emil,  Director. 

SchöUes,  Frau  Dr.  Henriette,  Sani- 
tätsraths-Wwe. 

Scholz,    Dr.    Bernhard,   Professor. 

Schott,  Siegmund. 

Schultheiss,  Albrecht. 

Siebert,  Dr.  jur.  Jacob,  Justizrath. 

Singer,   Fräulein   M.,   Institutsvor- 
steherin. 

Speyer,  Georg,  Bankier. 
,  Speyer,    Dr.    jur.    Otto,    General- 
Sekretär  der  Mitteid.  Creditbank. 

Stern,  Theodor,  Bankier. 

Stiebel,  Dr.  med.  Fritz. 

Stockhausen,  Julius,  Professor. 

Teblee,  Adolf. 
Textor,  C.  W. 

Trommershausen,    Dr.   E.,    Ober- 
lehrer am  Gymnasium. 


Frankfurt  a'M. 

Valentin,  Dr.  Veit,  Professor. 
Varrentrapp,  Dr.  A.,  Stadtrat!:. 
Völcker,  Georg,  Buchhändler. 
Vohsen,  Dr.  med.  Carl. 
Weigert,    Dr.   Carl,  Professor  der 

Anatomie     an      der     Sencken- 

bergischen  Stiftung. 
Weiss,  Dr.  Guido. 
Wohl,  Jacques. 

Frankfurt  a/O. 
Dittmer,  Geh.Ober-Regierungsrath. 
Kempner,  L.,  Kaufmann, 
Kühn-Schuhmann,    Frau    Antonie. 
Nickel,  M.  Ph.,  Kaufmann. 
Scheller,  Fräulein  Emilie. 

Freiberg  i/S. 
Heisterbergk,  Ulrich,  Rechtsanwalt. 

Freiburg  i/Br. 
Faehndrich,  H.  A.,  Amtsrichter  a.  D 
Manz,  Otto,  cand.  phil. 
Meyer,  C.  M.  Robert. 
Paul,  H.,  Professor. 
Rudioff,  Geh.  Regierungsrath. 
Rümelin,  Dr.,  Professor. 
Schieiden,    Dr.   R.,    Minister-Resi- 
dent a.  D. 
Schmitt,  Dr.  H.,  Professor. 
V.  Simson,  Dr.  B.,  Professor. 
Studniczka,  Frau  Professor  Lili. 
Universitäts-Bibliothek,    Grossher- 
zogliche. 
V.  Vincke,  Freifrau  Utta. 
Weissenfeis,  Dr.  phil.  Richard. 

Freiburg  i/Schlesien. 
Realprogymnasium. 

Freienwalde  a/O. 
Q.uedefeld,     Dr.    G.,     Gymnasial- 

Oberlehrer. 
Sandvoss,  Dr.  Franz  (Xanthippus). 

Friedberg  (Hessen). 
Trapp,  Carl,  Fabrikbesitzer. 

Friedenau  b/ Berlin. 
Bruch,    Max,   Kapellmeister,    Pro- 
fessor. 
Raabe,  Dr.  phil. 

Fürth  i/ Bayern. 
Besels.  Heinrich,  Kaufmann. 
Türkheim,  Leo. 


j) 


^— 


Georgengarten  b  Dessau. 
V.  Ditiurth,  Fräulein  Else,  Hofdame 
I.   K.    H.    der   Landgräfin   von 
Hessen. 

Gera  (Reuss  j.  L.) 

Bibliothek  des  Fürst).  Reuss-Pl. 
Gymnasiums. 

Ferber,   Walter,    Commerzienrath. 

Golle,  Rügold,  Kaufmann. 

V.  Meysenbug,  Freiherr,  über- 
Hotmarschall. 

Schlotter,  Dr.  jur.  Alfred,  Rechts- 
anwalt und  Notar. 

Schopper,  Dr.  jur.  Alfred,  Gerichts- 
assessor. 

Gernsbach  i  B. 

Kriesche,  Dr.  med.  A. 

Giessen. 

Behaghel,  Dr.  Otto,  Professor. 

Bock,  Alfred. 

V.  Bradke,  P.,  Professor. 

Collin,  J..  Gymnasiallehrer. 

Gati'ky,  Dr.,  Professor. 

Höhlb'aum,  Dr.,  Professor. 

Hüter,   Ludwig,    Gymnasiallehrer. 

Löhlein,  Dr.  med.  Hermann, 
Professor. 

Oncken,   Dr.  Wilhelm,   Professor. 

Schmidt,  Dr.  jur.  Arthur,  Professor. 

Siebeck,  Dr.  H.,  Professor. 

Strack,  Dr.  Adolf,  Realgymnasial- 
lehrer. 

Strassmann, Dr. med. Paul,  Assistenz- 
arzt a.  d.  Grossherzogl.  Frauen- 
klinik. 

Universitäts-Bibliothek,  Grossh. 

Bergisch-Gladbach. 

Zanders,  Frau  ALirie. 

M.-Gladbach. 

Quack,  Wm.,  Commerzienrath. 

Gleiwitz. 

Freund,  Dr.,  Sanitätsrath. 
Winkler,  Siegfried. 
Zuckerkandl,  Viktor. 

Glogau   i'Schl. 

Cohn,  Frau  Rechtsanwalt  Carohne. 
Kempner,  Frau  Bankier  Ida. 
Sachs,    Leopold    (i'Fa.    Sachs    & 
Gellin). 


Glücksbrunn  bei  Schweina 
(Meiningen) 

Gontard,  Alexander. 

Glückstadt. 

Gymnasium,  Königl. 

Göppingen. 

Gutmann,  Frau  Fabrikant  Bern- 
hard. 

Görlitz. 

Heyne,  Alfred,  Staatsbahn-Betriebs- 

secretair. 
Köhn,  Dr.  phil.  Karl. 
Neumann,  Fräulein  Clara. 
Remer,  E.,  Buchhändler. 
Thiel,  Dr.  H.,    Stadt-   und  Schul- 

rath  a.  D. 

Goslar. 

Hirsch,  Fr.,  Obergerichtsrath  a.  D. 

Gotha. 

Bibliothek  des  Gymnasium  Ernesti- 
num. 

Bibliothek,  Herzogliche. 

Doebel,  J.,  Bankdirector. 

V.  Ebart,  Freiherr  P.,  Kammerherr, 
Intendant  des  Herzoglichen  Hof- 
theaters. 

Ehwald,  Dr.  R.,  Professor. 

Fleischmann,  Julius. 

Gilbert,  Dr.,  Professor. 

Müller,  Dr.  Otto,  Lehrer  an  der 
höheren  Bürgerschule. 

Purgold,  Dr.  K.,  Director  des  Her- 
zoglichen Museums. 

Rohrbach,  Dr.  phil.  Carl  E.  M. 
Gymnasiallehrer. 

Schwarz,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt. 

Göttingen. 

Andresen,  Dr.  Hugo,  Privatdocent. 

Dilthey,  Dr.  Karl,  Professor. 

Droysen,  Dr.  med.  Felix,  Privat- 
docent und  prakt.  Arzt. 

Ehlers,  Dr.,  Professor. 

FrensdortT,  Dr.  F.,  Professor,  Geh. 
Justizrath. 

Hentze,  Dr.  Kr.,  Professor. 

Leo,  Dr.  F.,  Professor. 

Lexis,  Dr.,  Professor. 

V.  Meier,  Dr.  jur.  Ernst,  Geh. 
Regierungsrath,  Curator  der 
Universität. 

24* 


-&f    36    ^— 


Göttingen. 

Meissner,  Dr.  G.,  Professor. 

Röthe,  Dr.,  Professor. 

Sauppe,    Dr.  Hermann,   Professor, 

Geh.  Regierungsrath. 
Seminar,  Königliches,  für  deutsche 

Philologie. 
Universitäts-Bibliothek,  Königliche. 
V,  Wilamowitz  -  Möllendorf,    Frau 

Professor  Dr. 
Wildhagen,  Dr.,  Rechtsanwalt. 

Greifenstein  ob 'Bonnland. 
V.    Gleichen  -  Russwurm ,   Freiherr 
Alexander,  Kgl.  bavr.  Kammer- 
i  unker. 

Greifswald. 

Berndt,  Frau  Professor  Marie. 

Bibliothek  des  germanistischen  Se- 
minars. 

Gerstaecker,  Dr.  Professor. 

Maas,  Dr.  E.,  Professor. 

Pernice,  Frau  Geheimrath  Agnes, 
geb.  Bennecke. 

Reifferscheid,  Dr.  A.,  Professor. 

L'niversitäts-Bibliothek,  Kgl. 

Grimma  b/Leipzig. 
Schmidt,    Rudolph,    Rechtsanwalt 
u.  Notar. 

Grossalsleben  (Anhalt). 
Exter,  Pastor. 

Grosskarben  (Hessen). 
V.  Leonhardi,  Freiherr  Moritz,  Guts- 
besitzer. 

Gross-Lichterfelde  b/ Berlin. 
d'Albert,  Eugen,  Hofpianist. 
Quincke,  Walter,  Kaufmann. 
Rudorfl",    Ernst,  Professor   an  der 

Kgl.  Hochschule  für  Musik. 
Vatke,  Dr.  Theodor. 

Gross-Tabarz  (Thüringen). 
V.  Wogau,  Fräulein  F. 

Grünstadt  (Bayern). 

Chally,  P.,  Kgl.  Studienlehrer. 
Steigenberger,  Franz,  Kgl.  Studien- 
lehrcr. 

Guben. 

Dricse,  Emil,  Kaufmann. 


Gumbinnen  (Ostpr.). 
Bibliothek  des  Gymnasiums. 
Hecht,  Dr.  phil.  Max,  Gymnasial- 
lehrer. 
Lewald,  Dr.  Otto,  Regierungsrath. 

Gundelsheira  b/Gunzenhausen. 
Putz,  Karl,  Piarrer. 

Güstrow  (Mecklenburg). 
V.  Monroy,  Dr.  jur.,  Übergerichts- 
präsident a.  D. 

Hagelsberg  b/Ragnit  i/Ostpr. 
V.  Sanden,  Fräulein  Margarethe. 

Haggn  (Schloss)  b/ Bogen  a/ Donau. 
V.  Schrenk,  Freiherr  Leopold,  Kgl. 

bavr.    Hauptmann    a.    D.    und 

Gutsbesitzer. 

Hainholz  (vor  Hannover). 
Seligmann,  Sigmund,  Fabrikant. 

Halle  a/S. 

Ackermann,  Dr.  Th.,  Professor, 
Geh.  Medicinalrath. 

Anders,  Friedrich,  Rentner. 

Bertram,  Frau  Constanze,  Ober- 
bürgermeisterwittwe. 

Bethke,  L.,  Bankier. 

Brauns,  Frau  Professor  C.  W.  E. 

Brode,  Dr.  Reinh.,  Privatdocent. 

Burdach,  Dr.  Konrad,  Professor. 

Deetjen,  Carl,  stud.  phil. 

Dittenberger,  Dr.  W.,  Professor. 

Erdmann,  Dr.  Benno,  Professor. 

Erdmann,  Dr.  E.,  Professor. 

Erdmann,  Dr.  H.,  Privatdocent. 

Friedberg,  Dr.  R.,  Professor. 

v.  Fritsch,  Dr.  K.,  Professor. 

Genzmer,  Dr.  A.,  Professor. 

Goeschen,  Assessor. 

Gosche,  Fräulein  Agnes. 

Gräfe,  Dr.  A.,  Professor,  Geh. 
Medicinalrath. 

Grenacher,  Dr.  H.,  Professor. 

Grulich,  Dr.  phil.  O.,  Custos. 

Hartwig,  Dr.  O.,  Geh.  Rath,  Ober- 
bibliothekar. 

Haym,  Dr.  R.,  Professor. 

Heine,  Frau  Professor  Sophie. 

Heinichen,  Bernhard,  Kgl.  Stations- 
Assistent. 

Hcssler,  Dr.  H.,  Privatdocent. 


— ^ 


Halle  a  S. 

Hiller,  Frau  Professor  Dr.  E. 
Kohlschütter,  Dr.  E.,  Professor. 
Koepke,  Frau  Oberstlieutenant   M. 
Kraus,  Dr.  Gregor,  Professor. 
Kühn,  Dr.  J.,  Geh.  Regierungsrath. 
Küssner,  Dr.  B.,  Professor. 
Lehmann,  Heinrich,  Bankier. 
Leser,  Dr.  Edmund,  Privatdocent. 
V.  Lippmann,  Dr.  Edmund,  Director 

der  Zuckerratfinerie. 
Lothholz,    Dr.,    Professor,    Gvm- 

nasialdirector  a.  D. 
Meier,  Dr.  phil.  John. 
Mekus,  Dr.,  Arzt. 

Nasemann,  Dr.,  Gvmnasialdirector. 
Niemever,  Frau  Stadtrath. 
Niemever,  Fräulein  Marianne. 
Niemever.  Max,  Buchhändler. 
Perlbach,  Dr.  M.,  Unterbibliothekar. 
Pott,  Dr.  jur.  R.,  Professor. 
Robert,  Dr.  Karl,  Professor. 
Ross,  Frau  Professor  Emma,  geb. 

Schwetschke. 
Schlieckmann,  Justizrath. 
Schulze,     August,      Director     der 

Zuckerraffinerie. 
Schwarz,  Dr.  E.,  Professor. 
Sievers,  Dr.  E.,  Professor. 
Universitäts-Bibliothek,  Königliche. 
Voigt,  Rechtsanwalt, 
v.   Voss,  Fräulein  Elisabeth. 
Wagner,   Dr.  Albrecht,  Professor. 
Wankel,  Hauptmann  a.  D. 
Welcker,  Dr.  H.,  Professor,   Geh. 
Medicinalrath. 

Hamburg. 

Arndt,  Oskar  (i/Fa.  Arndt  &Cohn). 
Arnold,  Fräulein  Susanna. 
Behn,  Dr.  jur.  Hermann. 
Behrmann,  G.,  Hauptpastor. 
v.Berenberg-Gossler,John,  Bankier. 
Berkefeld,  O. 

Bertheau,  Dr.  theol.  Carl,   Pastor. 
Blume,  Karl. 
Bohl,  Ferdinand. 

Brackenhoeft,  Dr.  jur.  E.,  Rechts- 
anwalt. 
Bülau,  Dr.  med.  Gotthard. 
Döimer,    Friedrich    A..   Fabrikant. 
Eisenlohr,  Dr.  Carl. 
Elkan,  Eduard  Ferdinand. 


Hamburg. 

Ellmenreich,  Frau  Franziska,  Schau- 
spielerin. 

Fertsch,  F.  (i/Fa.  Fertsch  &:  Laeisz). 

Fraenkel,  Dr.  Eugen. 

Gerstenberg,  Dr.  phil.  Heinr. 

Gloede,  Dr.  phil.  Hermann. 

Goldschmidt,  Dr.  phil.  Adolf. 

Goldschmidt,  Alfred  O.,  Kaufmann. 

Gräfe,  Lucas,  Buchhändler. 

Groothotf,  H.,  Architekt. 

Groth,  G.  |.  Th.,  Kreisgerichtsrath. 

Grüner,  Dr.  Th.  W. 

Hahn,  Emil. 

Hanne,  Dr.  J.  R.,  Pastor. 

Hartmann,   Dr.  K.,  Rechtsanwalt. 

Hertz,  Dr.  G.,  Senator. 

Heylbut,  Dr.  phil.  G. 

Hinrichsen,  Siegmund,  stellv.  Vor- 
sitzender  der   Handelskammer. 

Hottenroth,  Hans,  General-Agent. 

Jacobi,  Leopold,  Bankier. 

Jatfe,  Dr.  K. 

Kiehn,  Heinrich. 

Koehne,  Ernst,  Kaufmann. 

Köster,  Dr.  phil.  Albert. 

Köster,  Paul,  Kaufmann. 

Kreusler,  Fräulein  L. 

Krogmann,  Ernst,  Referendar. 

Lassallv,  Eduard. 

Law,  Frau  Charles. 

Lehmann,  Frau  Dr.  E. 

Lehmann,  Dr.  jur.  Siegfried. 

Levy.  Dr.  H.  B. 

Lüddeke,  Ferdinand. 

May,  Anton. 

Meissner  jun.,  Otto,  Buchhändler. 

Merschberger,  Dr.    G.,    Professor. 

Mertens,  Fräulein  Anna. 

Metz,  Adolf,  Lic.  theol.,  Professor 

am  Johanneum. 
Mönckeberg,  Dr.  Rudolf. 
Münchmever,  A. 
Oehrens,  Dr.  med.  Wilhelm. 
Oppenheim,  Emil. 
Oppenheim,  Frau  Marie. 
V.  Oesterreich,  Edmund. 
Petersen,  Rudolf,  Director. 
Pflüger,  Dr.  M. 
Piza,  Dr.  M. 
Rebattu,   Dr.    .\lb.,   Pastor  zu  St. 

Gertrud. 
Redlich,     Dr.     C,     Director  der 
höheren  Bürgerschule. 


-^    38   ^f.— 


Hamburg. 

Robinow,  Hermann,  Kaufmann. 
Röpe,  G.  H.,  Hauptpastor. 
Rudolph,  G.  A.,  Buchhändler. 
Sasse,  Wilhelm. 
Scharlach,  Dr.  jur.,  Advokat. 
Schenk,  Dr.  Adolf. 
Schiff,  Fräulein  Jenny. 
Seligmann,  Frau  Clara. 
Sieveking,  Dr.  med.  Wilhelm. 
Sohle,  Dr.  jur.  Martin. 
Sporri,  Dr.  H.,  ev.  Prediger. 
Stadtbibliothek. 
Steitz,  Fräulein  Marie. 
Stemann,  Dr.,  Landgerichtsdirector. 
Strack,  Dr.  Arthur,  Rechtsanwalt. 
Vorwerk,  jun.,  Adolf. 
Warburg,  Siegmund  Rudolf. 
Weisser,  Dr.,  Kgl.preuss.Staabsarzt. 
Wentzel,  Dr.  Wilh.  Toh. 
Wohlwill,  Dr.  Adolf,  Professor. 
Wolffson,  Dr.  A. 
Wolflfson,  Dr.  J. 

Hamm  i/Westf. 
HanoWjOberlandesgerichts-Senats- 
Präsident. 

Hanau  a/M. 
Leisler,  Frau  Helene. 
Osius,    Rechtsanwalt    und    Notar, 
Justizrath. 

Hannover. 

V.  Bennigsen,  Rudolph,  Ober- 
präsident, Excellenz. 

Graetzel  v.  Graetz,  Dr.  P. 

Juncken,  Frau  Johanna,  geb.  Maudt. 

Kayser,  Dr.  H.,  Professor. 

Kühnemann,  Dr.  phil.  Eugen. 

Mejer,  Dr.,  Consistorialpräsident. 

Meyer,  Erich,  Gynmasiallehrer. 

Reimers,  Dr.  phil.  J.,  Director 
des  Provinzial-Museums. 

Schaefer,H.,Gymnasial-Oberlehrer. 

Schläfer,  Dr.  med.  Hermann. 

WolC  Franz,  Ingenieur. 

Wülbern,  Senator. 

Harzburg  a/Harz. 
Grundner,  Dr.  F.,  Forstmeister. 

Hattenheim. 
Wilhelmy,  A.,  Gutsbesitzer. 

Heidelberg. 
Aufrecht,  Dr.  Theodor,  Professor. 
Braune,  Dr.  W.,  Professor. 


Heidelberg. 

Buhl,  Dr.  H.,   Professor. 

Erb,  Dr.  Wilhelm,   Professor. 

Erdmannsdörflfer,  Dr.  B.,  Professor. 

Fischer,  Dr.  Kuno,  Professor,  Wirkl. 
Geh.  Rath,  Excellenz. 

Fürst,  Dr.,  Rechtsanwalt. 

Gegenbauer,  Dr.  Karl,  Professor, 
Geh.  Rath. 

Germanisch-Romanisches  Seminar 
an  der  Universität. 

Gernandt,  Dr.  phil.  Carl. 

Groos,  Karl,  Buchhändler. 

Hausrath,  Dr.  Adolf,  Professor, 
Kirchenrath. 

v.  Holle,  Baron. 

V.  Hörn,  Generalmajor. 

Knaps,  Fräulein  Anna. 

Koehler,  Dr.  Karl,  Professor, 

Meyer  v.  Waldeck,  Dr.  Fr.,  Pro- 
fessor, Kollegienrath. 

Mever,  Dr.  jur.  G.,  Professor, 
'Hofrath. 

Meyer,  Dr.  V.,  Professor. 

v.  Öechelhäuser,  Dr.  Ad.,  Professor. 

Retters,  Otto,  Buchhändler. 

Rohde,  Dr.,  Professor,  Geh.Hofrath. 

Rosenbusch,  Dr.  H.,  Professor, 
Geh.  Hofrath. 

Scholl,  Dr.  F.,  Professor. 

Universitäts-Bibliothek,  Grossher- 
zoglich Badische. 

v.  Waldberg,  Freiherr,  Dr.  Max, 
Professor   an  der  Universität. 

Wunderlich,   Dr.,  Privatdocent. 

Heidenheim. 

Meebold ,     Frau    Commerzienrath 

Natalie. 
Meebold,  Fräulein  Ulla. 

Heilbronn. 

Harmonie-Gesellschaft. 

Heinrichau  (b/Breslau). 
Eberhardt,  Julius,  Generaldirector. 

Heinrichsdorf  b/  Wilhelmsfelde 
(Reg.-Bez.   Stettin). 
Lenke,  Fräulein  Jenny. 

Hildesheim  (Hannover). 
Schiefler,  Gustav,  Landgerichtsrath. 

Höchst  a  Main. 
Epting,  Max,  Chemiker. 


^    39 


Höfensieben   b'Schöninoen. 
Lüdeke,    Dr.    jur.    Max,    Gerichts- 
Assessor. 

Hohenfichte  (Sachsen). 
Hauschild, Max  E.,Commerzienrath. 

Hohen-Pähl,  Schloss  b/Wilzhofen 
(Oberbavern). 

Czermak,  Ernst,  Gutsbesitzer. 

Husum  (Schleswig-Holstein). 

Tönnies,    Dr.    Ferdinand,    Privat- 
docent  an  der  Universität  Kiel. 

Jena. 

V.  Bardeleben,  Dr.  K.,  Professor. 
Delbrück,  Dr.  B.,  Professor. 
Devrient,  Dr.  Otto,  Professor. 
Eggeling,  Dr.  H.,Staatsrath,Kurator 

der  Universität. 
Eucken,  Dr.  R.,  Professor,  Hofrath. 
Fischer,  G.,  Verlagsbuchhändler. 
Frommann,     Frau     Sophie,     geb. 

Hildebrandt. 
Fuchs,  Dr.,  Professor,  Ober-Landes- 

gerichtsrath. 
Gerstung,  G.,  Commerzienrath. 
Gille,  Dr.,  Geh.  Hof-und  Justizrath. 
Götz,  Dr.,  Professor. 
V.  d.  Goltz,  Dr.,  Freiherr,  Professor, 

Director  der  Grossh.  landwirth- 

schaftlichen  Lehranstalt. 
Haacke,  K.,   Regierungsrath  a.  D. 
Haeckel,  Dr.  Ernst,  Professor. 
Kluge,  Dr.  F.,  Professor. 
Kniep,  Dr.,  Professor. 
Krieger,    Ober-Landesgerichtsrath. 
Kuhnt,  Dr.  Hermann,  Professor. 
Leitzmann,  Dr.  phil.  Albert 
Liebenam,  Dr.  W.,  Professor. 
Liebmann,    Dr.    Otto,    Professor, 

Hofrath. 
Litzmann,  Dr.  B.,  Professor. 
Lorenz,  Dr.  O.,  Professor. 
Richter,  Dr.  G.,  Gymnasialdirector, 

Hofrath. 
Rosenthal,  Dr.  Eduard,  Professor. 
Rossbach,  Dr.,  Professor. 

Sticke),  Dr.  G.,  Professor,  Geh.  Hof- 
rath. 
Stoy,  Dr.  Heinrich. 
Stoy,  Dr.  Stephan. 


Jena. 

Universitäts-Bibliothek. 
Walter,Dr.  phil.Johannes,Professor. 
Wilhelm,  Dr.  Eugen,  Professor. 

Illenau  b/ Achern. 
Schule,  Dr.  H.,  Geh.  Hofrath. 

Ilmenau. 

»Gemeinde  Gabelbach«     (Gesell- 
schaft). 
Preller,  Dr.,  Sanitätsrath. 

Grube  Ilse  b; Cottbus. 

Strack,  Frau  Hauptmann  Fanny, 
geb.  Hertz. 

Ingolstadt. 

Klarmann,  J.,  Hauptmann  und 
Compagniechef  im  kgl.  bayr. 
I.  Pionier-Bataillon. 

Insterburg. 

Bibliothek    des  Kgl.  Gymnasiums. 
Schienther,  Amtsrichter. 

Itzehoe. 

Claussen,  Dr.,  Sanitätsrath. 

Kappeln  (Schleswig-Holstein). 

Thomsen  jun.,  Dr.  med.  Julius, 
prakt.  Arzt. 

Karlsruhe  i  B. 

Bernays,    Dr.    Michael,   Professor. 
Bielefeld,  Jos.,  Verlagsbuchhändler, 

K.  K.  österr.-ungar.  Consul. 
Blankenhorn,  Dr.  Adolf,  Professor. 
Bürklin,  Frau  Dr.  A. 
V.  Cederschiöld,  Dr.  G.,  Professor. 
V.  Chelius,  Rieh.,    Hofjunker    und 

Legations-Secretär. 
V.    Edelsheim,    Freiherr,     Grossh. 

bad.Obersthofmeister,Excellenz. 
V.  Eisendecher,  Frau,   geb.    Freiin 

V.  Eickstedt,  Excellenz. 
Ettlinger,  Fräulein  Anna. 
Funck,  Heinrich,  Professor, 
von  und  zu  Gemmingen,  Freiherr, 

Oberstkammerherr,     Excellenz. 
Göller,  L.,  Ministerialrath. 
Hauser ,     Joseph,     Grossh.      bad. 

Kammersänger. 
Heinsheimer,      Max,     Oberlandes- 

gerichtsratli. 


-•!+     40    ^ 


Karlsruhe  i/B 

Liebermann,  Gustav,  (i/Fa.  A.Biele- 
feld's  Hüfbuchhandlung.) 

V.  Lübke,  Dr.  W.,  Professor,  Geh. 
Hofrath. 

Mainzer,  Fräulein  Helene. 

Ministerium  der  Justiz,  des  Kultus 
und  Unterrichts. 

Ordenstein,  Heinrich,  Director  des 
Conservatoriums  für  Musik. 

Regensburger,  Dr.  Leopold,  Rechts- 
anwalt. 

Schnorr  von  Carolsfeld,  Frau  Mal- 
vina,  königl.  bayr.  Kammer- 
sängerin. 

Schrödter,  Frau  Prof.  Alwine. 

Seubert,  Emil,  Ministerial-Director. 

Weill,  Dr.  Fr.,  Rechtsanwalt. 

Weltzien,  Alexander. 

Wendt,  Dr.  Gustav,  Geh.  Hofrath. 

Kehl  a/Rh. 
Frick,  Ludwig,  Fabrikant. 

Kiel. 

Biese,  Dr.  Alfred,  Gymnasiallehrer. 

Erdmann,  Dr.  OscaV,  Professor. 

Gering,  Dr.  H.,  Professor. 

Keck,  Dr.  H.,  Gvmnasialdirector 
a.  D. 

Kirchhoff,  Frau  Corvetten-Capitän. 

Niepa,  Ale.xander,  Chefredacteur. 

Peters,  Johann,  Rechtsanwah. 

Rossbach,  O.,  Professor. 

Scheppig,  Dr.  phil.  Richard,  Ober- 
lehrer. 

Schiff,  Georg,  Referendar. 

Schlossmann,  Dr.,  Professor. 

Stange  H.,  Professor. 

Toeche,  Paul,  Hofbuchhändler. 

Universitäts-Bibliothek,  Königliche. 

V.  Wardenburg,  Wirkl.  Geh.  Rath, 
Excellenz. 

Wulff,  Dr.  Eugen,  Privatdocent. 

Kirchheimbolanden    (Rheinpfalz). 
Bibliothek  der  Kgl.  Lateinschule. 
Moschel,    R.,    Kgl.    bayr.    Rent- 
beamter. 

Klein-Oels  b/Ohlau  i/Schlesien. 
Yorck  v.  Wartenburg,  Graf  Hans. 
Yorck  v.  Wartenburg,  Graf  Paul. 

Klein-Sägewitz  b/Kattern 
(Reg.-Bez.  Breslau). 
Lewald,  Georg. 


Kolbermoor  (O; Bayern). 
v.Bippen,  Frau  Marie, geb. v.Wyden- 
brugk. 

Königsberg  i/Pr. 

Alscher,  Dr.  Walther,  Assessor. 

Baumgart,  Dr.  Hermann,  Professor. 

Beer,  Justizrath,  Rechtsanwalt  und 
Notar. 

Bibliothek  der  höheren  Bürger- 
schule. 

Bibliothek  des  Altstadt.  Gym- 
nasiums. 

Bibliothek  des  Kneiphöfischen  Gjan- 
naslums. 

Bibliothek  des  Realgymnasiums  auf 
der  Burg. 

Bibliothek  des  städt.  Realgym- 
nasiums. 

Bibliothek  des  Königl.  Willielms- 
Gymnasiums. 

Brode,  Max,  Dirigent  der  Sinfonie- 
Konzerte. 

Dehio,  Dr.,  Professor. 

Fränkel,  Dr.  Carl,  Professor. 

Friedländer,  Prof,  Dr.,Geheimrat!i. 

Frohmann,  Julius,  cand.  med. 

Goldberg,  Julius,  Bankier. 

Grosse,  Dr.  Emil,  Professor,  Gym- 
nasialdirector. 

Gruenhagen,  Dr.,  Professor. 

Güterbock,  Dr.  jur.,  Professor, 
Geheimrath. 

Hirsch,  Dr.  Th.,  Sanitätsrath. 

Hübner  &  Matz,  Buchhandlung. 

Koch,  Arnold,  Buchhändler. 

Königliche  und  Universitäts-Biblio- 
tliek. 

Mendthal,  Justizrath. 

Samuel,  Dr.,  Professor. 

Schöndörffer,  Dr.  Otto,  Gymnasial- 
lehrer. 

Schoene,  Dr.  Alfred,  Professor. 

Simon,  Dr.  Robert. 

Simson,  Fräulein  Marie. 

Stern,  Frau   Agnes,   geb.  Wiehlcr. 

Teppich,  Frau  Emil. 

Töchterschule,  städt.  höhere. 

Trosien,  E.,  Geh.  Regierungsrath, 
Provinzial-Schulrath. 

Vogel,  Rudolf,  Rechtsanwalt. 

Konstanz 

Brandes,  Wilhelm,  Bankdirector. 
Fischer,  Dr.  med.  Gg. 


-4*     41 


Köttendorf  b'Mellingen. 
Knoke,  Frau  Oberamtmann  E. 

Krotoschin  (Posen). 
Barrelet,    Erster    Lehrer    an     der 

Stadt.  Mädchenschule. 
Haertel,    Frau    Oberstabsarzt    Dr. 

Anna. 
Jonas,  Dr.,  Professor.    Gvmnasial- 

director. 

Kuschen  b/Schmiegel. 
Hensel,  Karl,  Professor  a.  D. 

Kusel    (Rheinpfalz). 
Heydel,    f.,  kgl.    Bezirksamtmann. 

Lahr   i  Baden. 
Stadtbibliothek. 
Stössner,  Otto. 

Landau    (Pfalz). 
Hitschler,  Dr.  med. 

Landeshut  i/Schlesien. 
Realgymnasium. 

Landsberg  a/VV. 
Löbner,  Dr.  Heinrich. 

Langenburg    (Württemberg). 

zu  Hohenlohe-Langenburg,  Frau 
Fürstin  Leopoldine,  Grossher- 
zogliche Hoheit. 

Lauban  i  Schlesien. 
Wissenschaftlicher  Verein. 

Legefell  b/Weimar. 
Reusse,  Rudolf,  Pfarrer. 

Leipzig. 

Abraham,  Dr.  Max,  Verlagsbuch- 
händler. 

Arndt,  Dr.  Wilhelm,  Professor. 

V.  Bahder,  Dr.  Karl,  Professor. 

Baumgarten,  Frau  Dr.  Mathilde, 
geb.  V.  Villert. 

Baur,  Fräulein  Marie. 

Beer,  Fräulein  Dora. 

Beer,  Dr.  Rudolph,  Gymnasial- 
Oberlehrer. 

Berlit,  Georg,  Gymnasial-Ober - 
lehrer. 

Bibliothek   des  Kgl.  Gymnasiums. 

Bibliothek  des  Nikolaigvmnasiums. 


Leipzig. 

V.  Biedermann,  Freiherr  F.  W., 
Verlagsbuchhändler. 

Binding,  Dr.  Karl,  Professor. 

Bontecou,    Fräul.  Josephine,  stud. 

Borchers,  Bodo,  Gesangslehrer. 

Brockhaus,  Dr.  Eduard,  Verlags- 
buchhändler. 

Brockhaus,  Rudolf,  Verlagsbuch- 
händler. 

Bronk,  Fräulein  Isabella,  stud. 

Brugmann,  Dr.  Oskar,  Oberlehrer 
am  Nikolaigymnasium. 

Cichorius,  Johs.,  Kaufmann, 
Cohnheim,  Frau  Professor. 
Collins,  George  Stuart,  stud.  phil. 
Credner,  Hermann,    Verlagsbuch- 
händler. 
Curschmann,  Dr.   med.,  Direktor. 

Dix,  Paul,  Rechtsnawalt. 

Dodel,  Friedrich  Wilhelm,  Kauf- 
mann. 

Doering,  Dr.  B.,  Professor,  Gvm- 
nasial-Oberlehrer. 

Dolega,  £)r.  med.  Max. 

Dorn,  Dr.  jur.  Carl,  Justizrath, 
Rechtsanwalt  b.  Reichsgericht. 

Dürr,  Alphons,   Stadtrath. 

Dürr,    Dr.  Alphons,   Buchhändler. 

Eelbo,  Bruno,  Architect. 
Elster,  Dr.  Ernst,  Privatdocent  an 
der  Universität. 

Flechsig,  Eduard,  stud.  hist.  et  art. 

Flügel,  Dr.  Ewald,  Docent  an  der 
Universität. 

Francke,  Carl,  Versicherungsbank- 
direktor. 

Fränkel,  Dr.  Albert,  Schriftsteller. 

Fränkel,  Dr.  phil.  Ludwig. 

Fränkel,  Dr.  Max. 

V.  Frege,   Frau  Professor  Livia. 

Friedberg,  Dr.  Emil,  Professor, 
Geh.  Hofrath. 

Geibel,  Frau  Leonore,  geb.  Weisz. 

Geibel,  Frau  Mathilde,  geb.  Baum- 
garten. 

Gensei,  Dr.  jur.  Julius,  Sekretär 
an  der  Handelskammer. 

Georgi,  Dr.,  Referendar. 

Giesecke,  Herm.  F.  (Firma  Giesecke 
&:  Devrient). 

Goetz,  Ernst. 

Goetze,  Fräulein  Auguste,  Kam- 
mersänsrerin. 


^    42    ■»^— 


Leipzig. 

Haessel,  H.,  Verlagsbuchhändler. 
V.Hahn, Dr.  F.,  Reichsgerichtsrath. 
V.  Hase,  Dr.  Oskar,  Verlagsbuch- 
händler. 
Heinemann,  Dr.  phil.  Karl. 
Herbst,  Günther,  Kaufmann. 
Hildebrand,  Dr.  Rudolf,  Professor. 
Hirzel,  H.,  Verlagsbuchhändler. 
V.  Holstein,  Frau  Hedwig. 
Institut,  bibliographisches. 
Jungmann,  Dr.,  Professor,  Rector 

zu  St.  Thomae. 
Kettembeil,  Dr.  jur.  Johannes,  Re- 
ferendar. 
Köhler,  Hugo,  Buchhändler. 
Köhler,  K.  V.,  Buchhändler. 
König,  Wilhelm. 
Krehl,  Dr.  Ludolf,  Professor,  Geh. 

Hofrath. 
Lange,  Dr.  Robert. 
Lemke,  Julius,  Director  der  Leip- 
ziger Feuer-Vers.-Anstalt. 
Leskien,  Dr.  A.,  Professor. 
Liebisch,  Bernhard,  Buchhändler. 
Limburger,  Referendar. 
Lorentz,  Alfred,  Buchhändler. 
Loewenstein,  Reichsgerichtsrath. 
Meyer,  Hermann,  J.,  Buchhändler. 
Mogk,    Dr.    E.,    Gymnasial-Ober- 

lehrer. 
Müller,     Ernst     Heinrich     Georg, 

Kunst-  und  Buchhändler. 
Nachod,  Frau  Marie. 
Petsch,     Frau     Reichsgerichtsrath 

Sophie,  geb.  Sonnenkalb. 
Pfalz,  Dr.  Franz,  Professor,  Direc- 
tor der  Reallschule. 
Popitz,  Frau  Margaretha. 
Prüfer,  Dr.  jur.  A. 

Reincke,  Frau  Reichsgerichtsrath. 
Reisland,O.R., Verlagsbuchhändler. 
Ribbeck,  Dr.  O.,  Professor,    Geh. 

Rath. 
Röder,  Emil,  Commerzienrath. 
Romberg,  E.  L.,  Justizrath. 
Rost,  Adolph,  Buchhändler  (J.  C. 

Hinrichs'sche  Buchhandlung). 

Scharf,  Hugo,  Stadtrath. 
Scheibner,  Dr.  Wilhelm,  Professor. 
Schlösser,  Dr.  phil.  Rudolf. 
Schmidt.  Fräulein  Clara. 
Schmidt,    Frau    Ottilie    Henriette, 
Privatiere. 


Leipzig. 

Schmidt,  Reinhard  Bruno,  stud.  jur. 
Schneider,  Carl,  Kaufmann. 
Schreber,  Frau  Dr.  Pauline. 
Schulz,  Hermann,  Buchhändler. 
Schunck,  Fräulein  Cornelia. 
Schuster,   Dr.  phil.  Hermann,    In- 

stitutsdirector. 
Schwabe,  Frau  Susanne,  gh.  Klemm. 
Schwarz,  H..  Reichsgerichtsrath. 
Seelig,     Dr.,    Rechtsanwalt    beim 

Reichsgericht. 
Seminar,  Königl.  Deutsches. 
Simon,    Dr.  jur.  Gustav  Wilhelm, 

Referendar. 
Simon,    Frau    Stadtrath    Hedwig, 

geb.  Simon. 
Simon,  Dr.  jur.  Paul. 
Sovaux,  Frau  Frida,   geb.  Schanz. 
Stäackmann,  L.,  Buchhändler. 
Stadt-Bibliothek. 
Staegemann,     M.,     Director     des 

Stadttheaters. 
Steffen,    Dr.    Georg,    Gymnasial- 

Oberlehrer. 
Stenglein,  Reichsgerichtsrath. 
Stolterfoth,  P.,  Regierungsrath. 
Stumme,  Emmrich  Gerhard,  stud. 
med. 

V.  Tauchnitz,  Bernhard,  Freiherr, 
Verlagsbuchhändler. 

Thierbach,  Otto. 

Thomsen,  Dr.  jur.  Theodor, Rechts- 
anwalt beim  Reichsgericht. 

Titze,    Adolf,  ^'erlagsbuchhändler. 

Tröndlin,  Dr.,  Bürgermeister. 

Universitäts-Bibliothek,  Kgl. 

Voerster,  Alfred,  Buchhändler. 

Voerster,  Karl,  Buchhändler. 

Voigt,  Dr.  phil.  Hans,  Gvmnasial- 
öberlehrer. 

Wagner,  Franz,  Commerzienrath, 
Stadtrath. 

Wagner,  Dr.  med.  Paul,  Privat- 
docent. 

Walter,  Oberpostdirector. 

V.  Weber,  Hauptmann. 

Weber,  Dr.  phil.   Robert. 

Wiede,  Otto. 

Wiegand,  Dr. 

Wigand,  Fräulein  Rosi. 

Windscheid,  Dr.  Bernhard,  Pro- 
fessor, Geheimrath. 

Witkowski, Dr. Georg,  Privatdocent. 

Wülker,  Dr.  Richard,  Professor. 


-^     43     ^ — 


Leipzig. 

Wunderlich     jun.,     Carl     Gustav, 

Kaufmann. 
Wundt,  Dr.  Wilh.,  Professor. 
Zwintscher,  Arthur,  stud.  phil. 

Liegnitz. 

Dyhrenfurth,    Waldemar,    König]. 

Staatsanwalt. 
Rawitscher,  Frau  Assessor. 
Röhricht,  Rechtsanwalt. 

Linden  b/ Hannover. 
Bibliothek     des    Königl.    Kaiserin 
Augusta-Victoria-Gvmnasiums. 
Grasshof,  Dr.,    Gymnasial director. 
Haase,  Frau  Helene. 
Laporte,  Rechtsanwalt. 

Löcknitz  (Pommern). 

V.     Eickstedt  -  Peterswaldt ,     Frau 

Gräfin,  geb.  v.  Eisendecher. 

Lübeck. 

Achilles,  Dr.  E. 

Benda,  Dr.  jur.  J.,  Landrichter. 

Curtius,  Frau  Senator  Dr. 

Eschenburg,  Gustav,  Consul. 

Fehling,  Dr.,  Rechtsanwalt. 

Hoffmann,  Dr.  Paul,  Director  der 
Ernestinenschule. 

Pabst,  Dr.  jur.  Gustav. 

Schillerstiftung,  Lübeckische. 

Schmidt,  Max,  Buchdruckerei- 
hesitzer. 

Stooss,  Dr.  jur.  Alfred,  Rechts- 
anwalt und  Notar. 

Thoel,  Dr.,  Landrichter. 

Luckenwalde   b/Frankfurt  a/0. 
Neuhaus,  M.,  Rittmeister  a.  D. 
Pariser,  Frau  Elise,  geb.  Mende. 
Simonson,  Frau  Amtsrichter  Ger- 
trud, geb.  Mende. 

Ludwigshafen  a/Rh. 

Jacquet,  Adolf,  Commerzienrath. 
Kaerner,  Wilhelm,  stud.  jur. 

Lüneburg. 

Frederich,   Otto,  Hofweinhändler. 
Gravenhorst,  K.,  Rechtsanwalt. 

Lyck  (Ostpreussenj. 
Dembowski,  Dr.  Johannes,   Ober- 
lehrer. 


Lyck  (Ostpreusssn). 
Gymnasium,  Königliches. 
Kammer,    Dr.,    Professor,    Gym- 

nasialdirector. 
Wiebe,  Emil,  Buchhändler. 

Magdeburg. 

Aufrecht,  Dr. 

Berndt,  R.,  Director  der  Magdeb. 
Feuer-Vers.-Gesellschaft. 

V.  Colomb,   Fräulein  M. 

Grünhut,  Dr.  Leo. 

Hürse,  K.,   Königl.  Musikdirektor. 

Kawerau,  Waldemar,  Redacteur 
der  Magdeburgischen   Zeitung. 

Krühne,  Richard,  Referendar. 

v.  Mevsenbug,  Freiherr,   Major. 

Sträter,  Dr.  phil.  E.,  Oberreal- 
schullehrer. 

Weber,  Fräulein  Clara. 

Wiesenthal,  Alfred,  Kaufmann. 

Mainz. 

Braun,  Dr    Carl,  Justizrath. 
Feldheim,   C.  F.,   Geh.  Commer- 
zienrath. 
Hess,  Dr.  Carl. 

Scholz,  Carl  (Firma  Jos.   Scholz). 
Stadtbibliothek. 
Strecker,  Fräulein  Lina. 
Thomas,  Frau  Helene. 

Mannheim. 

Bibliothek,  öffentliche. 
Darmstaedter,    Dr.,    Rechtsanwalt. 
DirYene,  Dr.  K. 
Goetjes,  L.,  Hofopernsänger. 
Hecht,  Dr.  Felix,  Hofrath. 
Hirsch,  Emil. 
Hirsch,  Louis,  Kaufmann. 
Hirchhorn,  Fritz,  Stadtrath. 
Hoftheater -Comite,   Grossh.    Bad. 
Jacobi,  Hermann,  Hofschauspieler. 
Kahn,  Dr.  Richard,  Rechtsanwalt. 
Köhler,  Martin,  Kaufmann. 
Ladenburg,  Frau  Commerzienrath 

Ida. 
Lenel,  Alfred,  Kaufmann. 
Lenel,  Frau  Alfred. 
Lenel,  Walter,  Cand.  phil. 
Levison,  Louis. 
Loewe,  M.  (Firma  Loewe  8c  Eschell- 

mann). 
Maas,  Dr.  jur.  S.,  Landgerichtsrath. 
Maas,  Wilh.,  Bankier. 
Mathy,  Johann  Wolfgang. 


-§f     44     *4.- 


Mannheim. 

Maver,  Ludwig. 

Neumann,  Dr.  Karl. 

Reimann-Diffene,  Frau  Dr.  Clara. 

Reiss,  Fräulein  Anna. 

Reiss,  Karl,  Consul. 

Staudt,   Dr.    med.   J.,   prakt.  Arzt. 

Marburg  i/Hessen. 

Cohen,  Dr.  H.,  Professor. 

Germanistisches  Seminar  der  Uni- 
versität. 

Gymnasium,  Königliches. 

Kochendörffer,Dr.Car],Bibliotheks- 
custos. 

Küster,  Dr.  Ernst,  Professor. 

V.  Lilienthal,  Dr.   Karl,  Professor. 

V.  Oettingen,  Dr.  Wolfgang,  Pri- 
vatdocent. 

Rathke,  Dr.,  Professor. 

Schmidt,  Dr.  Leopold,  Professor, 
Geh.  Rath. 

Schröder,   Dr.   Eduard,    Professor. 

Souchay,  C.  C,  Gutsbesitzer. 

Universitäts-Bibliothek,  Kgl. 

Wenck,  Dr.  C,  Privatdocent. 

Marklissa. 

Kauffmann,Wilhelm, Fabrikbesitzer. 

Markowitz  (Prov.  Posen). 

V.  Wilamovvitz-Möllendorff,  Frei- 
herr, Kgl.  Kammerherr,  Ober- 
präsident der  Provinz  Posen, 
Excellenz. 

Maulbronn  i/Württemberg. 

Palm,    Aug.,    Professor,    Ephorus 

des  theologischen  Seminars. 

Meerane  i,S. 
Scheitz,  Dr.  Emil,  Apotheker. 

Meesendorf  b/Backschütz 
(Schlesien). 

Waldersee,  Frau  Gräfin  Helene, 
geb.  V.  Wilamowitz-Möllendorf. 

Meiningen. 

(Sachsen-Meiningen). 

Baumbach,  Dr.  Rudolf,  Hofrath. 
Kircher,  Dr.,  Geh.  Regierungsrath. 
Martinv,  Fr.,  Eisenbahn-Maschinen- 

Inspector. 
WüUner,    Dr.    Ludwig,    Herzogl. 

Meining.  Hofschauspieler. 


Meissen. 

Bibliothek   der   Kgl.  Fürsten- 
Landesschule. 
Lese-  Gesellschaft. 


und 


Memel. 

Gvmnasialbibiiothek,  Kgl. 
Halling,     Director     der     höheren 

Töchterschule. 
Laaser,  Dr.  med.  P.,  pr.  Arzt. 

Merseburg. 

Barth,  Frau  Generaldirector. 

Morrn  b  Zantoch. 
Pflug,  A.,  Rittergutsbesitzer. 

Muhrau  b/Striegau  i/Schl. 
V.  Kramsta,  Fräulein  Marie. 

Mülhausen  i/Elsass. 

Deede,  Dr.  W.,  Gymnas.-Directo''. 
Kestner,    Dr.  Flermann,    Kreisarzt. 

München. 

Ackermann,  Theodor,  Königl.  Hof- 
buchhändler. 
Albert,  Frau  Dr.  Clara,  geb.  Reinach. 

Barnstorff,  Johann. 
Bernstein,  Max,  Schriftsteller 
Bittmann,  Friedrich. 
Bornemann,  Fräulein  Mimi. 
V.    Bürkel,    Ludwig,    Kgl.    Bayer. 
Ministerialdirector. 

Cornelius,  Dr.  C.  A.,  Professor. 

Cornelius,  Carl,  stud.  phil. 

Czermak,  Leo,  stud.  med.,  K.  K. 
Lieutenant  der  Reserve. 

Elias,  Dr.  Julius. 

Eller,  Frau  Henriette,  Oberhof- 
gerichts-Advokatenwittwe. 

Fiedler,  Dr.  C. 

V.  Gietl,  Ritter  Max,  Ministerialrath. 

Göppinger-Meebold,  Frau  Adelheid. 

Gotthelf,  Fritz,  stud.  phil. 

Grätz,  Dr.  Leo,  Privc,tdocent. 

Haaser,  Ernst. 

Hanfstängl,  Edgar,  Hotrath. 

Hausmann,  Frau  Justizrath  Dr. 
Betty. 

Hertz,  Dr.  Wilhelm,  Professor. 

Hevse,  Dr.  Paul. 

Hof-  und  Staatsbibliothek,  Kgl. 

Lachmann,  Fräulein  Clara. 


— ^     45     *^— 


München. 

Lehner,  Johann,  Directorder  Baver. 

Notenbank. 
LehrerbibHothek,  Städtische. 
Lepsius,  Rcinhold,  Maler. 
Levi,Hermann,K.General-Director. 
Lexer,  Dr.  M.,  Professor. 
Linz-Godin,  Frau  Oberst  A. 
V.  Loen,  Freiherr,    Grossh.  Sachs. 

Kammerjunker. 

V.  Malsen,  Baron,  Kgl.  Bayer. 
Oberhofmarschall,  Excellenz. 

V.  Marogna,  Gräfin  Angela,  Hof- 
dame I.  K.  Hoheit  der  Frau 
Herzogin  Carl  Theodor  in 
Bayern. 

V.  Mayer,  Dr.  Carl,  Kgl.  Staatsrath. 

Meyer,  Dr.  Julius,  Director,  Geh. 
Regierungsrath. 

Muncker,  Dr.  Franz,  Professor. 

V.  Naegeli,Frau  Professor  Henriette. 
Oertel,  Heinrich,  cand.  phil. 
V.  Oettingen,  Frau  M. 
Oldenbourg  sen.,  R.,  Verlagsbuch- 
händler. 

V.  Perfall,  Freiherr,  General-Inten- 
dant des  Hoftheaters,  Excellenz, 
duidde,  Dr.  phil.  L. 
Rau,  Frau  Anna. 

Savits,    Jocza,    Oberregisseur    des 

Königl.  Hoftheaters. 
Scherer,  Dr.  Georg,  Professor. 
Schmidt,  Dr.  med.  Oswald. 
Scholl,  Dr.,  Professor. 
Solbrig,Dr.  Veit,  k.  Ober-Stabsarzt. 
Stauffer,  Dr.   phil.   Albert,   Lehrer 

der  Geschichte    a.    d.    k.  bayr. 

Kriegs-Akademie. 
Steinitzer,    Paul,    K.     K.    österr. 

Major  a.  D. 
Stumpf,  Dr.,  Professor. 

Traube,  Dr.  Ludwig. 

Weltrich,  Richard,  Kgl.  Professor. 

Münster  i/ Westfalen. 
Kiesekamp,  Frau  Hedwig. 
Paulinische  Bibliothek,  Kgl. 
Schmedding,  Frau  Reg.-Rath  Laura, 
geb.  Hüffer. 

Nastätten  (Prov.  Nassau). 
Cathrein,  Joseph. 


Naumburg  a/S. 
Bennecke,  Justizrath. 
Breslau,  Geh.  Regierungsrath. 
Hecker,  Ober-Staatsanwalt. 
Holländer,  Dr.  phil.  Ludwig. 
Köster,  Dr.,  Sanitätsrath. 
Lehmann ,     Ober  -  Landesgerichts- 

rath  a.  D. 
Remertz,  Rechtsanwalt. 
Seelmann,  Fräulein  C.  L.  Gertrud. 
Sturm,  Dr.  Aug  ,  Rechtsanwalt  und 

Notar. 

Naundorf  (Bez.  Dresden). 
V.  Lindenfels,  Freiherr,  Kgl.  Ober- 
förster. 

Neisse. 
BischoflF,  Anton,  Justizrath. 

Neuburg  (Stift)  b/ Heidelberg. 
V.  Bernus,  Freiherr. 

Neudeck  (Oberschlesien). 
Burchardi,  Frau  Bertha. 

Neuhaldensleben  b/Magdeburg. 
Gymnasial-Bibliothek. 

Neusalz  a,Oder. 
Bertram,  M.,  Fabrikdirector. 
Wenck,  W.,  Prediger. 

Neustrelitz. 

Götz,  Dr.  G.,    Obermedicinalrath. 

Neuwied. 

V.    Salisch,    Oberst    und    Bezirks- 
kommandeur. 

Niederbreisig. 

Huyssen,  W.,  Ingenieur. 

Niederlössnitz 

b/ Kötzschenbroda. 
V.  Biedermann,  Freiherr,  General- 
Major  z.  D. 

Niederwalluf. 

Marcuse,  H.,  Consul. 

Norden  (Ostfriesland). 
Lücke,  Dr.  O.,  Oberlehrer. 

Nordhausen  a/H. 
Hasse,  Dr.  med. 
Kneiff,  Rudolf. 


-•^    46    ^- 


Nordhausen  a/H. 

Mylius,  C  Landgerichtsrath. 

Schenke,  Hermann, Premier-Lieute- 
nant, Stadtrath  und  Brennerei- 
besitzer. 

Nürnberg. 

Enderlein,  Oberlandgericlitsrath. 
Hartmann,  Bernhard,  Kgl.  Advokat. 
Lecliner,  Max,   Gymnasialdirector. 
Merzbacher,  Sigm.,   Rechtsanwalt. 
PcgnesischerBlumenorden(Literar. 

Verein). 
Rau,  Rudolf,  Rechtsanwalt. 
Stadt  Nürnberg. 
Wendriner,  Ferd.,  Kaufmann. 
Wertheimer,  Sigm.,  Kaufmann. 

Oberlahnstein  (Rheinprovinz). 
Lessing,   A. 

Offenbach  a/M. 
Weber,  Frau  Rechtsanwalt  Dr. 

Ohrdruf. 

Gymnasium  Gleichense,    Herzogl. 

Oldenburg  (i/Grossh.). 

V.    Alten,     F.,     Oberkammerherr, 

Excellenz. 
V.    Beaulieu  -  Marconnay,     Euo;en, 

Freiherr,   Ober-Landesgericlits- 

Präsident,  Excellenz. 
Becker,  Landesgerichts-Präsident. 
Bibliothek, Grossherzogliche  öffentl. 
Kelp,  W.,  Apotheker. 
Leesenberg,  Dr.  phil.  F.  A. 
Mosen,  Dr.  R.,  Ober-Bibliothekar. 
Schwartz,  A.,  Hofbuchhändler. 
Thorade,  Bankdirector. 
Wolken,  E.,  Kaufmann. 

Oppeln  (Prov.  Schlesien). 
Thal,     Dr.     jur.,     Regierungs-Re- 
ferendar. 

Osnabrück. 

Crespel,  A.,  Referendar. 

Ostenwalde  b/Melle. 
Bibliothek  Ostenwalde. 

Ottmachau  (Prov.  Schlesien). 
V.  Humboldt,  Freiin  Mathilde. 
Parchim    (Mecklenburg). 
Garthe,    Frau    Baurath    Caroline, 
geb.  Mencke. 


Penzig  i.  d.  Oberlausitz. 
Drevin,  Helmuth,   Apotheker. 

Pforzheim. 

Ehrismann,  Dr.  phil.  Gustav. 
Fischer,   Dr.   Franz,   Director   der 

Irrenanstalt. 
Waag,  Alfred,  Architekt,  Director 

der  Kunstgewerbeschule. 

Plagwitz  b/Leipzig. 
Keil,  Dr.  phil.  Alfred. 

Plauen  i/ Sachsen. 

Hofmann  -  Stirl,  Frau  Professor 
Helene,  Kammersängerin. 

Hucho,  Dr.  HeinricU,  Landgerichts- 
rath. 

Neumann,  Dr.  Alfred,  Gymnasial- 
lehrer. 

Pless  i,  Schlesien. 
Fielitz,  Dr.  W.,  Professor. 

Poppenbüttel  b/Hamburg. 
Henneberg,  Albert,  Gutsbesitzer. 

Porstendorf  b/Jena. 
V.  Wurmb,  Schlosshauptmann  auf 
Dornburg. 

Posen. 

Kantorowicz,  Frau  Lina. 
Lewald,  Dr.  Felix,  Regierungsrath. 

Potsdam. 

V.  Blücher,  Rittmeister  im  Garde- 
Husarenregiment. 

V.  Humbracht,  Baron  Joseph,  Kgl. 
Preuss.  Kammerjunker,  Regie- 
rungsassessor. 

König,  Dr.  Robert,  Daheim-Redac- 
teur  a.  D. 

V.  Mellenthin,  F.,  Premier-Lieute- 
nant im  III.  Garde-Ulanen- 
regiment. 

V.  Treutier,  Lieutenant  im  Garde- 
Husarenregiment. 

v.Zech,  FrauGräfin,  geb.v.Gersdorff. 

Prenzlau. 

Buscli,    Richard,  Landgerichtsrath. 

Quedlinburg. 

Zimmer,  Rittmeister  im  Kürassier- 
regiment von  Seydlitz. 


"•?*■     4/     "*^" 


Rastenburg  i/Ostpr. 
Kowalski,  Kaufmann,  Kaiserl.  Bank- 
agent. 

Rathenow. 

Rhein,  Frau  Clara. 

Ratibor. 

Suchsland,  Adolf,  Amtsrichter. 

Rechtenfleth  b/ Bremen. 
Allmers,  Hermann. 

Rehnsdorf  b/Elstra  (Sachsen). 
V.    Boxberg,     Georg,     Ritterguts- 
besitzer. 

Reichenbach  i/Schlesien. 
Preu,  Dr.  med.,  San.-Rath. 

Remagen  a/Rh. 
Linden,  Fräulein  Lina,  Pensionats- 
Vorsteherin. 

Remda  b'Jena. 
Reimann,  Thilo,  Fabrikant. 

Rendsburg. 

Wassner,Dr.phil.Julius, Gymnasial- 
lehrer. 

Retzin  b/Priegnitz. 
zu  Putlitz,  Frau  Baronin. 

Reutlingen. 

Kusel,  Fräulein  Lucie. 

Rheinsberg  i/M. 
Pindter,  Ludwig,  Referendar. 

Rietberg  i/Westfalen. 
Tenge ,     Friedrich ,     Herrschafts- 
besitzer. 

Risstissen  b/Ulm  a/D. 
Schenck  v.  Stauffenberg,    Dr.   Fr., 
Freiherr. 

Roda  i/S.-A. 
Knauth,  Amtsgerichtsrath. 

Rösrath  b/Cöln  a/Rh. 
Benfey,  Frau  Else,  geb.  Benfe}'. 

"  Rostock  i/Mecklenburg. 
Bechstein,  Dr.  Reinhold,  Professor. 
Berlin,.  Dr.  Rudolf,  Professor. 


Rostock  i,  Mecklenburg. 
Detharding,  Frau  Dr.  Henriette. 
Kipper,  Dr.  Julius,  Gymnasiallehrer. 
Müller,  Dr.  phil.  Walter. 
St411er'sche  Hof-  und  Universitäts- 
Buchhandlung. 
Universitäts-Bibliothek,  Grossh. 
Voss,  Frau  Advokat. 
Wilbrandt,  Dr.  Adolf. 

Rotenburg  i  Hannover. 
Boehrs,  Dr.  D.,  Kreisphysicus. 

Rudolstadt. 

Bibliothek,  Fürstl.  öffentliche. 

Ruhrort  a/Rh. 
de  Gruyter,  Albert, 
de  Gruyter,  Dr.  Walter,  Kaufmann. 

St.  Johann  a'Saar. 
V.  Veitheim,  Frau  Baronin. 

Satzkorn  b/Potsdam. 
Brandhorst-Satzkorn,    W.,    Ritter- 
gutsbesitzer. 

Schkortleben  b/Weissenfels  a,S. 
Scharf    v.   Gauerstedt,    Ritterguts- 
besitzer. 

Schleiz. 

Paetz,  G.,  Kammerpräsident. 

Schleswig. 

Bergas,  Julius,  Buchhändler. 

Hoe'sche  Bibliothek. 

Voigt,  Dr.  Carl,  Reg.-Assessor. 

Schlettstadt. 

Kapff,  Dr.,  Stabsarzt. 

Schlobitten  i/Ostpreussen. 
zu  Dohna,  Frau   Gräfin  Emmy. 

Schmalkalden. 

Fuckel,  Heinrich,  Kaufmann. 
Winter,Paul,Regierungsbaumeister. 

Schnepfenthal  b/ Waltershausen. 
Ausfeld,    Dr.  Wilhelm,    Schulrath. 

Schönbach  b'Löbau  i/S. 
Rade,  M.,  Lic,  Pfarrer. 

Schönebeck.  b/Magdeburg. 
Saalwächter,  Otto,   Fabrikbesitzer. 


-&f   48   ^- 


Schönwerder  b/Dölitz  i/Pommern. 
V.  Bonin,  Frau,  geb.  v.  Zanthier. 

Schreitlangken  b/Willkischken. 

i/Üstpreussen. 

Dressler,  Frau. 

Schulpforta. 

Kettner,  Dr.  Gustav,  Professor. 
Landesschule,  Königliche. 
Schrever,  Dr.  Hermann,  Professor. 
Volkniann,    Dr.    Dietrich,    Rector 

der  Landesschule. 
Zimmermann ,     Procurator     der 

Landesschule. 

Schwedt  a/O. 
duehl  sen.,  Dr.  Otto. 
Zschau,    Dr.    Hermann,    Director 
der  Hohenzollern-Gymnasiums. 

Schweidnitz  i/Schl. 
Kletschke,  Landgerichtsrath. 

Schwerin  i/M. 
V.  Ledebur,  Freiherr,  Kammerherr, 

Intendant  des  Hoftheaters. 
Oldenburg,    Grossherzogl.     Ober- 

zolldirector. 
V.  Pritzbuer,  Friedrich,  stud.   jur. 

et  cam. 
Schmeitzer,  Geh.  Ober-Finauzrath. 
Schröder,  Dr.,  Regierungsrath. 

Seesen  a/Harz. 
Philippson,  Dr.  phil.  Emil,  Director 
der  Realschule. 

Seifersdorf  b/Radeberg  (Sachsen^. 
V.  Brühl,  Graf  Carl. 

Siegen  i/W. 
V.  Erdberg,  Rob.  Adalbert,  stud.  phil. 
Wieruszowski,  Alfred,  Amtsrichter. 

Soden  i/Taunus. 
Volger,    Dr.    G.    H.    Otto,  Natur- 
forscher. 

S  ondershausen. 

Budde,  Regierungsrath. 
V.  Viebahn,  Major. 

Springe  (Hannover). 
Kaufmann,  Karl,  Fabrikbesitzer. 

Stargard  i/Pommern. 
Schröder,  Dr.,  Oberstabsarzt  L  Kl. 
und  Regimentsarzt. 


Stassfurt. 

Stengel ,     Rudolf,     Fabrikbesitzer , 
Konsul  a.  D. 

Steglitz  b/Berlin. 

Dahms,  Dr.  Rud.,  Professor. 
Hoffhiann,    Dr.    Otto,    Professor, 

Gymnasialoberlehrer. 
Paulsen,   Dr.  Friedrich,  Professor. 
Progymnasium. 

Weber,  W.,  Oberbürgermeister  a.  D. 
Wendeler,  Dr.  Camillus. 

Stendal. 

WendortT,  Landgerichts-Präsident. 

Stettin. 

Gerstäcker,  Otto,  .Amtsgerichtsrath. 
Jobst,  R.,  Professor. 
Keddig,  C.  A.,  Director. 
Kurtz,    Frau  Kaufmann   Reinhold. 
Muff,    Dr.,  Profe.ssor,   Gymnasial- 

director. 
Preusser,  Fräulein  Marie. 
Schleich,  Dr.  med.   Karl  Ludwig, 

Sanitätsrath. 
Steffen,  Frau  Dr.  Sanitätsrath  P. 
Weber,  Otto,  Landgerichtsrath. 

Stockach  i/Baden. 
üttendörfer,  Dr.  Hermann,  Ober- 
.\mtsrichter. 

Stolno,  Post  Klein-Czyste. 
Kreis  Kulm  i/\Vestpreussen. 
Strübing,  Fräulein  Frieda. 

Stolp  (Pommern). 

Bibliothek  desKönigl.  Gymnasiums. 
Pickert,  W.,  Gymnasiallehrer  und 
Bibliothekar. 

Strasburg  W/Pr. 
Gymnasium,  Königliches. 

Strassturg  i/E. 

Baumgarten,  Dr.  H.,  Professor. 

Budde,  Dr.  Karl,  Professor. 

V.  Dursy,  Eugen,  kaiserl.Ministerial- 

rath. 
Dyck,  Dr.  Franz. 
Henning,  R.,  Professor. 
Jacob,  Dr.  Carl. 

Joseph,   Dr.  Eugen,   Privatdocent. 
Lorenz,  Frau  Major  Margarethe. 
Martin,  Dr.  E.,  Professor. 


— ^    49     ^- 


Strassburg  i/E. 
Michaelis,  Dr.  Adolf,  Professor. 
Pavelt,  Olivicr,  kais.  Ministerialratb. 
Rofthack,  Dr.  jur.,  Regierungsrath. 
Seminar    für    deutsche    Philologie 

an  der  Universität. 
Stilling,  Dr.  J.,  Professor. 
Trübner,  Karl  J.,  Buchhändler. 
Universitäts-   u.   Landesbibliothek, 

Kaiserliche. 
Varrentrapp,  Dr.  C,  Professor. 
Wetz,  Dr.,  Privatdocent. 
Weyer,  Dr.,  Landgerichtsrath. 
Ziegler,    Dr.  Theobald,  Professor. 

Strellentien  b/Lauenburg 
(Pommern). 
V.  Osterrost,  Gotthilf. 

Stuttgart. 

Abert,  Hotkapellmeister. 
Bacher,   Alexander,   Rechtsanwalt. 
Bauer,  Friedrich. 
Becher,  Fräulein  Emmy. 
Bibliothek,    Königliche  öffentliche. 
Bibliothek    der   Kgl.    Technischen 

Hochschule. 
Deahna,  Dr.,  prakt.  Arzt. 
Denison,  Louis,  Kaufmann. 
Donndorf,  A.,  Professor. 
Eisenlohr,  Karl. 

Gerok,  Dr.  Christof,  prakt.  Arzt. 
Gerschel,     Oscar,     Antiquar     und 

Buchhändler. 
Glason,  Arthur,  Kaufmann. 
Hartmann,  Dr.  Julius,  Professor. 
Klaiber,  Dr.Julius,  Professor,  Ober- 

studienrath. 
V.  Klumpp,  Dr.  Otto,  Director. 
Krabbe,  C.,  Verlagsbuchhändler. 
Kröner,  Adolf,  Verlagsbuchhändler 

und  Commerzienratli. 
Kürschner,  Joseph,  Professor,  Geh. 

Hofrath. 
Kurtz,  P.,  Buchhändler. 
Lang,  Dr.  Wilhelm. 
Liebmann,  Louis,  Bankier. 
Mayer,  Paul,  Regierungsrath. 
Me3'er,  Fr. 
Müller,  Carl. 

Müller,  Gustav,  Kaufmann. 
Müller-Palm,  Adolf,  Professor. 
Museums-Gesellschaft. 
Nast,    A.,   Buchhändler   (in  Firma 

Göschen'scheVerlagsbuchhdlg). 
Pichler,  Carl. 

Gokthe-Jahrih.ch    XIII. 


Stuttgart. 

Proelss,  Johannes,  Redacteur. 

Riecke,  Dr.  Karl,  Staatsrath. 

Rominger  jun.,  Nathanael. 

Rommel,  Dr.  Otto. 

Schall,  Dr.  Rieh.,  Rechtsanwalt. 

Schoenhardt,  Dr.,  Oberlandes- 
gerichtsrath. 

Schott,  Frau  Amalie. 

Schulz,  F.  G.,  Commerzienrath. 

Siegle,  Gustav,  Geh.  Commerzien- 
rath. 

Spemann,  W.,  Verlagsbuchhändler. 

Steiner,  Dr.  K.,  Director,  Geh. 
Commerzienrath. 

Stockmayer,  M.  E.,  Rechtsanwalt. 

Straub,  Dr.  L.  W.,  Professor. 

Vetter,  Leo,  Kaufmann. 

Vischer,  Fräulein  Elise. 

V.  Westenholz,  Freiherr,  Dr.  Friedr. 

Zweifel-Heer,  Frau  Jetty. 

Tangerhütte    b/Magdeburg. 

V.  Arnim,.  Frau  Marie. 
Kleinschmidt,  Hofrath. 

Tegernsee  (Dberbayern). 
Fawcett,  Ralph. 

Tempelburg  (Pommern). 
Berg,  Karl,  Amtirichter. 

Thalstein  b/Jena. 

V.  Tümpling,  Kaiserl.  Legations- 
rath  a.  D. 

Thann  i/Elsass. 
Curtius,  Dr.,  Kreisdirector. 

Thorn. 

Scheller,  Dr.,  Oberstabs-  und  Gar- 
nisonsarzt. 

Tiefurt  b/ Weimar. 
Graness,  Kammergutspächter. 

Torgau. 

Pietsch,  Kgl.  Baurath. 

Trachenberg  (Schlesien). 

V.  Hatzfeldt,  Frau  Fürstin,  Durch- 
laucht, geb.  Grälin  v.  Bencken- 
dorff,  Oberhofmeisterin  L  M. 
der  Kaiserin  Augusta  Victoria. 

25 


— &*     5"    *^- 


Tübingen. 

Degenkolb,  Dr.,  Professor. 
Froriep,  Dr.  August,  Professor. 
Geib,  Frau  Professor  L. 
Geiger,     Dr.     Carl,     Universitäts- 
Bibliothekar. 
Hüfner,  Dr.  G.,  Professor. 
Köstlin,  Dr.  Karl,  Professor. 
Neumann,  Dr.,  Professor. 
Oesterlen,  Dr.,  Professor. 
V.  Sigwart,  Dr.,  Professor. 
Spitta,  Dr.,  Professor. 
Strauch,  Dr.  Philipp,  Professor. 
Universitäts-Bibliothek,  Königliche. 
Vöchting,  Dr.  H.,  Professor. 

Uetersen  (Holstein). 
V.  Rantzau,  Fräulein  Helene,  Stifts- 
dame. 

Ulm  a/D. 
Ulrich,    Gustav,    Bankier    (Firma 
Flesch  &  Ulrich). 

Unterneubrunn  b/Eisfeld 
i/Thüringen. 

Härtung,  Dr.,  Stabsarzt  a.  D. 

Vegesack  b/Bremen. 
Werry,  F.,  Real-Gymn.-Oberlehrer. 
Wilmanns,  Dr.  med.  Georg. 

Verden  a/Aller. 
Braun,  Landgerichtsdirector. 
Echte,  Landrichter. 

Vieselbach. 

Starke,  Dr.  med.,  Bezirksarzt. 

Voitersdorf  b/Freienwalde 
i/Pommern. 
Kieckebusch,  Frau    Gertrud,    geb. 
Lüdeke. 

Waidenburg  i/Schlesien. 
Gothein,  Königlicher  Bergmeister. 

Wandsbeck. 

Gymnasium. 

Wartnicken  (Ostpreussen). 
Simon,  Frau  Marie. 

Wehlau  (Ostpreussen). 
Moldaenkc,  Gymnasiallehrer, 


Weilburg  a/Lahn. 
Bibliothek    der    Landwirthschafts- 
Schule. 

Weimar. 

Aberg,    Fräulein   V.,   Landschafts- 
malerin. 
V.  Ahlefeld-Dehn,  Baron  Louis. 
Anding,  Karl,  Kaufmann. 
Apelt,  Dr.  phil.  ü.,  Professor. 
Aulhorn,  G.,  Rath. 
Aulhorn,  Max,  Major  a.  D. 

Baer,  Leopold,  Fabrikant. 

Beckvvith,  Miss  K. 

Behrend,  Frau  Martha. 

Boas,  Frau  Dr.  E. 

Böhlau,  H.,  Verlagsbuchhändler. 

Böhlau,  Frau  Therese. 

V.  Bojanowski,   P.,    Geh.  Hofralh. 

V.  Bothmer,  Graf  M.,  Kammevherr 
S.  K.  H.  d.  Grossh.  v.  Sachsen. 

V.  Bothmer,  Grälin  £.,  Staatsdame 
L  K.  H.  der  Frau  Erbgross- 
herzogin  von  Sachsen-Weimar. 

V.  Brederlow,  B.,  Oberst  z.  D. 

Brock,  Paul,  Hofschauspielcr  und 
Ober-Regisseur. 

Bronsart  v.  Schellen dorf,  Kammer- 
herr, General  -  Intendant  des 
Grossh.  Hoftheaters. 

Brüger,  E.,  Geh.  Justizrath. 

V.  Bülow,  Frau  Landrath,  geb.  v. 
Carlowitz. 

Burckhard,  Dr.  jur.  W.,  Geh.  Rath. 

Burkhardt,  Dr.  H.,  Archivdirector. 

V.  Bylandt-Rheydt,  Graf,  Ordon- 
nanz-Offizier Sr.  K.  H.  des 
Grossherzogs  von  Sachsen. 

v.  Conta,  Dr.  A.,  Geh.  Medicinalrath. 

Cox,  Miss  Alice. 

Crüger,  G.,  Generallieutenant  z.  D. 
Excellenz. 

V.  Derenthall,  E.,  Geh.  Legations- 
rath,  Kgl.  preuss.  Gesandter, 
Excellenz. 

Dietrich,  .\lbert,  Bankier. 

V.  Donop,  Freiherr  Hugo,  Ober- 
hofmeister I.  K.  H.  der  Frau 
Grossherzogin. 

Emminghaus,  Fräulein  Marie. 

Ernst,  H.,  Pfarrer. 

Francke,  Dr.  Otto,  Gymnasiallehrer. 

Franke,  Fräulein  Marie. 

V.  Freytag -Loringhoven,  Freiin 
Maria. 


I     >4— 


Weimar. 

V.  Frey  tag -Loringhoven,  Freiin 
MatFiilde. 

V.  Fritsch,  Frau  Oberlbrstmeister, 
geb.  V.  Herda. 

Fronep,  Fräulein  Clara. 

Geister,  Carl,  Rentier. 

Genast,  Frau  Ministerialdirector  A. 

Giessen,  Hanns,  Kammersänger. 

Gottschalk,  G.,  Rentier. 

Gray,  Frau  Jessie,  geb.  Isles. 

%'.  Gross,  Dr.  R.,  Freiherr,  Wirkl. 
Geh.  Rath,Staatsminister,Excell. 

V.  Gross,  Freiin  Melanie,  Stiftsdame. 

Gutmann,    Georg,  Civil-Ingenieur. 

V.  Hadeln,  H.,  Freiherr,  Hof- 
marschall. 

V.Hagen,  K.,Kgl.  Preuss.  Major  z.D. 

Halir,  K.,  Concertmeisler. 

V.  Hannecken,  Fräulein  Minette. 

Hardtmuth,  Frau  Charlotte,  geb. 
Voelkel. 

Hartmann,  A.,  Rentier. 

V.  Helldorff,  Freiherr,  Kammerherr. 

von  der  Hellen,  Dr.  phil.  Eduard, 
Archivar  am  Goethe-  u.  Schiller- 
Archiv. 

V.  Hellfeld,  General -Lieutenant 
z.  D.,  Excell. 

Hertel,  Friedrich,    Hofphotograph. 

Hesse,  Dr.  B.,  General-Super- 
intendent,  Geh.  Kirchenrath. 

Hofmann,    Gustav,    Rechtsanwalt. 

V.  Holleben,  Frau,  geb.  v.  Kunow. 

V.  Höltzke,  Baron  t.,  Wirkl.  Geh. 
Rath,  Kaiserl.  Russischer  Mi- 
nister-Resident, Excellenz. 

V.  Holzhausen ,  Baron  Alexis , 
Kammerherr. 

Hufeland,  Fräulein  Louise,  Stifts- 
dame. 

Hummel,  Karl,  Professor. 

Hunnius,  Dr.  jur.  Joh.,  Finanzrath. 

Huschke,  A.,  Hofbuchhändler. 

Jenicke,    Fräulein    H.,     Hofschau- 
spielerin. 
Isles,  Miss  Alison. 

V.  Kaufmann,  Ludwig,  Rentier. 

Keil,  Dr.  Robert,  Rechtsanwalt. 

Kohl,  Ernst,  Eisenbahndirector, 
Baurath. 

Köhler,  Dr.  Reinhold,  Ober- 
Bibliothekar. 

Kramsta,  Frau  Maria. 

Krause,  O.,  Kanzleirath. 


Weimar. 

Krehan,  Arno. 

Krieger,  Fräulein  Karoline. 

Kriesche,  E.,  Baurath. 

Küchling,  Robert,  Sekretär  I.  K.  H. 

der    Frau    Grossherzogin    von 

Sachsen. 
Kuhn,  Dr.  jur.  K.,  Geh.  Regieruiigs- 

rath. 
Kuhn,  O.,  Geh.  Finanzrath. 

Lännnerhirt,  Dr.  phil.  Gustav. 
Langenberg,  Fritz,  Hotelier. 
Lassen,    Dr.    Eduard,    Hofkapell- 
meister. 
V.  Loen,  Freifrau  Marie,  Excellenz. 
Loring,  Frau  S.,  Rentiere. 

V.     Massenbach,     Frau     Oherhof- 

meisterin,  Excellenz. 
Matthcs,    Dr.    P.,  Geh.  Medicinal- 

rath. 
Meisezahl,    Friedr.,    Steueraufseher 

a.  D. 
Merian-Genast,  Dr.  Hans. 
Meurer,  ür.  H.,  Professor. 
V.  Müde,  Fr.,  Kammersänger. 
V.   Minckwitz,   Wirkl.    Geh.   Rath, 

Kgl.   Sachs.  Gesandter,  Excell. 
Mirus,   Dr.   A.,    Gerichts-.\ssessor 

a.  D.,  Schriftsteller. 
V.  Montault,  Frau  Gräfin  A.,  geb. 

Freiin  v.  Rothkirch. 
Moritz,  Dr.   jur.  R.,  Commerzien- 

rath. 
Morris,  Miss  Helen  B. 
Müller,  Theodor,  Hofjuwelier. 
Müller -Härtung,   Karl,  Professor, 

Hofrath,    Director   der  Grossh. 

Musikschule. 
V.  Müller-Schubart,  Frau  Baronin, 

geb.  Gräfin  v.  Bothmer. 

Neuffer,  Dagobert,  Hofschauspieler. 

Niemeyer,  Garten-Director. 

V.  Nostiz,  Major  a.  D.,  Kammerherr. 

Obrist,  Aloys. 

Oelschläger,  Dr.  phil.  Hermann. 

V.    Palezieux-Falconnet,    Oberst- 
lieutenant  und    Flügeladjutant. 

Pause,  A.,  Oberst  z.  D. 

Pause,  Frau  Oberst. 

V.  Pappenheim,  Fräulein  Julie. 

Pease,  Frau  Mar}'-  F. 

Pfeiffer,  Dr.  Ludwig,   Geh.  Medi- 
cinalrath. 

Philipps,  Miss  M.  A. 

25* 


-gfr 


52    ^— 


Weimar. 

Preller,  Frau  Professor. 

Rasch,  Hermann,  Buchhändler. 
Rassow,  Dr.,  Geh.  Oberschulrath, 

Geh.  Hofrath. 
Reuter,  Fräulein  Lilly. 
V.  Richthofen,  Freifrau  K. 
Ritter,  Dr.,  Professor,  Director  des 

Sophienstifts. 
Rothe,  K.,  Geh.  Regierungsrath. 
V.  Rott,  Fräulein  Amelie. 
Rottmann,  A.,  Rentier. 
Ruickoldt,    Dr.    med.    W.,     prakt. 

Arzt. 
Ruland,   Dr.    C,    Geh.    Hofrath, 

Director  des  Grossherzoglichen 

Museums     und     des     Goethe- 

National-Museums. 

Sältzer,  O.,  Geh.   Hofrath. 

zu  Sayn  -Wittgenstein -  Berleburg, 
Prinz  Otto,  Major  und  Flügel- 
adjutant, Durchlaucht. 

V.  Scheffler,  Dr.  phil.  Ludwig, 
Privatgelehrter. 

Schenk, Dr.E.,Staatsrath,Ministeria]- 
Director. 

Scholl,  Fräulein  Louise. 

Schomhurg,   Dr.,  Geh.   Staatsrath. 

Schubert,  Dr.  phil.  O.,  Professor, 
Gymnasiallehrer. 

Schütz,  Frau  Rath  W. 

Schwabe,  Dr.  B.,  Oberstabsarzt. 

V.  Schwendler,  Fräulein  E. 

Schwier,  K.,  Photograph. 

V.  Seckendorff-Aberdar,  Freiherr, 
Oberstlieutenant  und  Bezirks- 
Commandeur. 

Slevogt,  Dr.  K.,  Geh.  Regierungs- 
rath. 

Sophienstift. 

Sorgcl,  Dr.    A.,  histitutsvorsteher. 

Stapff,  A.,  Rechtsanwalt. 

Stavenhagen,  W. 

Steiner,  Dr.  Rudolf,  Schriftsteller. 

Stier,  Paul,  Geh.  Regierungsrath. 

Stollberg,  J.,  Geh.  Finanzrath. 

V.  Strauch,  W. ,  Oberlandjäger- 
meister. 

Streichhan,  Fräulein  A. 

Suphan,  Dr.  Bernhard,  Professor, 
Director  des  Goethe- u.  Schiller- 
Archivs. 

Thelemann,  Ludwig,  Buchhändler. 
V.    Thüna,    Dr.   Freiherr,    Bezirks- 
director  a.  D. 


Weimar. 

Tiedemann ,  H.,  Inspektor  der 
Leipziger  Feuer- Versicherungs- 
Anstalt. 

Tietze,  Hermann,  stud.  ehem. 

Trümpier,  Frau  Anna. 

Vinkhuyzen,  A.,  Kapitänlieutenant 

zur  See  a.  D.,  Sekretär  L  K.  H. 

der    Frau    Grossherzogin    von 

Sachsen. 
Voigt,  Heinr.,  Verlagsbuchhändler. 
Vollert,    H.,    Wirk!.    Geh.    Rath, 

Excellenz. 
Vulpius,  Fräulein  Helene. 

Wächter,  Frau  Justizrath  Bertha. 

Wähle,  Dr.  Julius. 

V.  V/asmer,  Fräulein  D. 

V.  Wasmer,  Fräulein  L. 

v.  Watzdortf,  Fräulein  A.,  Staats- 
dame. 

V.  Wedel,  Graf  O.,  Ober-Hof- 
marschall. 

Weniger,  Dr.  L.,  Professor,  Hof- 
rath, Gvmnasialdirector. 

Weniger,  Fräulein  Elisabeth. 

Wülcker,  Dr.  Ernst,  Grossherzogl. 
Archivrath. 

v.    Zedlitz,    Frau   Oberhofmeister, 

Excellenz. 
Zschuppe,  Arno,  Redacteur. 

Weinheim  (Baden). 

Goebel,  Dr.  phil.,  Gymnasiallehrer 
a.  D. 

Weissenfeis  a/S. 
V.  Fran^ois,  Fräulein  Luise. 

Wernigerode. 

Henkel,  Dr.,  Professor,  Gymnasial- 

director  a.  D. 
zu    Stolberg  -  Wernigerode,    Fürst 

Otto,  Durchlaucht. 

Westend  b/Charlottenburg. 

Werckmeister,  Frau  Dr.  Elisabeth. 
Werckmeister,  Frau  Emie. 

Wetzlar. 

Hettlcr,  Flügen,  Kaufmann. 

Wiehe. 

Krewel,  Amtsrichter. 


— &♦     53     *^— 


Wiesbaden. 

IJickel,  Dr.  Gustav,  pract.  Arzt. 
Clüsener,  Ludwig,   Rentier. 
Colin,  Dr.  Max,  Sanitiitsrath. 
Ebers,  Dr.  Georg,  Professor. 
Frank,  Dr.  Georg,  Doccnt. 
Fresenius,  Dr.  R.,  Professor,  Geh. 

Hofrath. 
Freudentheü,  Dr.,  Sanitätsrath. 
Gecks,  Leonhard,  Buchhändler. 
Guttmann,  Reclitsanwalt. 
Koch,  August. 
Konopacka,  Fräulein  Anna. 
Lugenbühl,  Frl.  Helene,  Rentnerin. 
Meissner,  Dr.  Carl,  Professor. 
Pfaff-Beringer,  Otto. 
Pfeiffer,  Dr.  Emil. 
Preyer,  Frau  Adele,  geb.  Kutter. 
Robert,  Fräulein  Anna. 
Schieiden,  Fräulein  Eleonore. 
Scholz,  Dr.  G. 
Seehaus,  Dr.  phil.  Adolf. 
V.  Woehrmann,  Baron. 
Zinkel,  Frau  A. 

Wilhelmshaven. 

Darnier,  Korvetten-Kapitän. 

Wittenberg. 

Gulirauer,  Gymnasialdirector. 

Wittstock  i'Mark. 
Plessner,  Amtsrichter. 

Wohlau  i'Schl. 

Arlt,  Albrecht,  Cjymnasiallehrer. 

Wolfenbüttel. 

Schüddekopf,    Dr.    Carl,   Assistent 
der  Kgl.  Bibliothek. 

Wolkramshausen 

(Grafschaft  Hohenstein). 
Schreiber,  Hauptmann  a.  D. 


Worms. 

V.   Heyl,  Major. 

Heyl  zu  Herrnsheim,  Freiherr. 

Reinhart,  Frau  Nicolaus. 

Wülfel  b/ Hannover. 
Oehlmann,  Ad.,  Apotheker. 

Wundlacken  i/Ostpreussen. 
zu  Dohna,  Frau  Gräfin  Gertrud. 

Würzburg. 
Hotzel,  Dr.  med.  A. 
Prym,  Dr.  Friedrich,  Professor. 
Ro'etteken,  Dr.  H.,  Privatdocent. 
Schönborn,   Dr.,   Professor,    Geh. 

Medicinalrath. 
Stahel,  Oscar,  Kgl.   Hof-  und  \'er- 

lags-Buchhändler. 
Universitäts-Bibliothek,  Königliche. 
Volkelt,   Dr.    Johannes,  Professor. 

Zeitz. 

Filier,  Paul,  Fabrikbesitzer. 
Zerbst. 

Historischer  Leseverein. 

Zittau  i/Sachsen. 
Franz,OscarWilhelm,Amtsgerichts- 

rath. 
Ginsberg,Lud\vig,Commerzienrath. 
Güttich,  C,  Buchhändler. 
Stadt-Bibliothek,  öffentliche. 

Zschopau. 

Raschke,  F.  A.,  Buchhändler.    , 

Zweibrücken  (Rheinpfalz). 
Henigst,  Oscar,  Kaufmann. 

Zwickau. 

Becker,  Erwin  Job.,  stud.  phü. 

Goethe-Verein. 

Kellner,  Dr.  phil.  H.  C,  Professor 

und  Gymnasial-Oberlehrer. 
Mensing,  Wilhelm,  Privatier. 


ÖSTERREICH -UNGARN, 


Baden  b/Wien. 

Hallenstein,    Conr.,    K.    K.    Hof- 
schauspieler i/P. 

Landes-,    Real-    und    Ober-Gym- 
nasium,Nieder- Österreichisches. 

Rollet,  Dr.  Hermann,  Stadtarchivar 
und  Museums-Custos. 
Bielitz  i  Östr.  Schlesien. 

Prem,  Dr.  S.  M.,  Prof.  an  d.  K.  K. 
Staatsgewerbeschule. 


Haupt- 


Budapest. 

Elischer,  B. 

Hauer,    Franz,   K.    ungar. 

zollamts-Offizial. 
Heinrich,  Dr.  Gustav,  Professor. 

Czernowitz. 

Gymnasium,  K.  K. 
Hilberg,  Dr.  J.,  Professor. 
Paschkis,  Dr.  Moritz,  Advocat  und 
Rechtsconsulent. 


—^     54    ^- 


Czernowitz. 

St\Tcea,  Victor,    Freiherr,  Gutsbe- 
sitzer, Reichsrathsabgeordneter. 
Universitäts-Bibliothek,  K.  K. 
Walter,  Richard,  Fabrikant. 

Döbling  b/Wien. 
V.   Gionima,  Eugen,   Landgerichts- 
rath. 

Eibenschütz  b/Brünn  (Mähren). 
\\'lach,  Dr.,  Rechtsanwalt. 

Gaya  (Mähren). 
Koch,    Dr.    Carl,    Advocat     und 
Bürgermeister. 

Gleichenberg  (Steiermark). 
V.  Hausen,  Frau  Bertha. 

Graz. 

Adamek,  Dr.  Otto,  Professor. 
V.  Attems,  Dr.,  Graf  Ignaz. 
V.  Attems,  Frau  Gräfin  Rosa. 
V.  Gnad,  Dr.  Ernst,  Ritter,  K.  K. 
Landesschulinspector,    Hofrath. 
Hofmann,  Dr.  Karl  B.,  Professor. 
Landes-Bibliothck,Steiermärkische. 
Landes-Obcrrealschule. 
Mack,  Fräulein  Marianne. 
Neuhold,  Franz,  Bankier. 
Philologen  -Verein,   Akademischer. 
Potpeschnigg,  Dr.  Joseph,  Advocat. 
Schönbach,    Dr.    Arnold   E.,   Pro- 
fessor, Regierungsrath. 
Seminar  für  deutsche  Philologie  an 

derK.  K.Karl-Franz-Universität. 
Seuffert,  Dr.    Bernhard,  Professor. 
Universitäts-Bibliothek,  K.  K. 

Gries  b/Bozen  (Tyrol). 
Jansen,  Dr.  phik  A.,  Professor. 

Güns  in  Ungarn. 

V.  Hornau,  Ritter,  Karl  Gerbert, 
K.  K.  Hauptmann,  Professor 
an  der  Militär- Unter-Realschule. 

Hermannstadt. 

Raron  Samuel  v.  Brukenthal'sches 
Museum. 

Jaworzno  (Galizien). 

Stein ,  Ernst  Eduard .  General- 
sekretär. 


Innsbruck  (Tyrol). 
Gymnasium,  K.  K. 
Loewit,  Dr.  Moritz,  Professor. 
Wackerneil,  Dr.  Jos.  E.,  Professor. 

Klagenfurt  (Kärnthen). 
Obermayer,  Victor,   Ingenieur  der 

Ungarischen  Staatsbahn. 
Rauscher  v.  Stainberg,  Ernst. 

Krakau. 

Creizenach,  Dr.  Wilhelm,  Professor. 
v.  Gorski,  Dr.  Konstantin. 
Seminar,    germanistisches    an    der 
K.  K.  Universität. 

Krumpendorf  b/Klagenfurt. 
Rauscher  v.  Stainberg,  Eduard. 

Leitmeritz  i/Böhmen. 
Lehrcrbibliotliek  des  K.  K.  Staats- 
Obergymnasiums. 

Lemberg. 

Seminar  für  deutsche  Philologie. 
Werner,  Arnold,  Kaufmann. 
Werner,  Dr.    Richard  Maria,  Pro- 
fessor. 

Linz  (Ober-Österreich). 
Nicoladoni,  Dr.  A.,  Hof-  und  Ge- 
richts-Advocat. 

Matzen  b/Brixlegg  (Tyrol). 
Lipperhcide,    Franz,    Verlagsbuch- 
händler aus  Berlin. 

Miskolcz  (Ungarn). 
Popper,    Dr.    Josef,    Director    des 
allgemeinen  Hospitals. 

Neubistritz  b/Neuhaus  (Böhmen). 
V.  Steun,  Frau  Therese,  geb.  v.  Po- 
mian-Dziembowska. 

Neusatz  (Ungarn). 
Savic,  Dr.  Milan,  Schriftsteller. 

Oberdöbling  b/Wien. 
Bettelheim,  Dr.  Anton,  Schriftsteller. 

Obermais  b/Meran  (Tyrol). 
V.  Biegeleben.  Frau  Auguste,  geb. 

Buiir. 

Olmütz. 
Staats-Gymnasium,  Deutsches. 
V.  Zierotin,  Frau  Gräfin  Ernestine. 


—5+ 


55    ^- 


Pötzleinsdorf  b/Wien. 
Mautner,  Jenny. 

Prag. 

Becke,  Frau  Professor  Willielmine. 
Hatschek,  Dr.  Berthold,  Professor 

der    Zoologie    an    der    K.    K. 

Universität. 
Hauffen,  Dr.  Adolf,  Docent  an  der 

deutschen  Universität. 
Hruschka,  .\lois,  Professor. 
Keindl,  Ottomar,  General-Agent. 
Krauss,Dr.p]iil.  Ernst,  Privatdocent. 
Lanibel,  Dr.  Hans,  Professor. 
Lese-  und  Rede-Halle  der  Deutschen 

Studenten  in  Prag. 
Pick,  Dr.  Arnold,  Professor. 
Rabl,  Dr.  C,  Professor. 
Sauer,  Dr.  August,  Professor. 
Schnabel,  Dr.  Isidor,  Professor. 
Seminar  für  deutsche  Philologie. 
Toischer,  Dr.  \\'endclin,  Professor. 
Universitäts-Bibliothek,  K,  K. 
Urban,  Dr.  Karl. 
V.  Zdekauer,  Frau  Anna,  geb.  Artus. 

Ranshofen  (Ober-Österreich). 
Wertheimer,  Frau  Franziska. 

Ravelsbach  (Nieder-Österreich). 
Slaby,  Engelbert,  Volksschullehrer. 

Rzeszow  (Galizien). 
Wessely,  Gustav,  Bankbeamter. 

Salzburg. 

Jäger,  Dr.  Anton,  Hof-  und  Gerichts- 

advocat. 
Werner,  .\lexander,  Civilingenieur. 

Scheibbs  (Nieder-Österreich). 

Baumeister,  Johann,  K.  K.  Bezirks- 
richter. 

Skomorochy  (Galizien) 
Post  Potokzlotz. 

V.  Antoniewicz,  Dr.  Johann,  Guts- 
besitzer. 

Szczakora  (Galizien). 
Pick,  Frau  Dr.  Ottilie. 

Tarnopol  (Galizien). 
Glowacki,  Felix,  Professor. 


Schloss  Tribuswinkel 

b/ Baden  b/Wien. 
Q.uirini,FrauHermine,geb. Boreken- 
stein. 

Warnsdorf  (Böhmen). 

Thiele,  Adolf,  Fabrikant. 

Weissenbach  a/d.  Enns 
(Steiermark). 

Sauerländer,  Walter. 

Weisskirchen  i/Mähren. 
Staats-Gymnasium. 

Wien. 

Adler,  Frau  Emma. 

Altmann,  Mitglied  des  Burgtheaters. 

V.  Andrian-Werburg^  Baron  Fer- 
dinand. 

V.  Arenberg,  Prinz  Joseph,  Durch- 
laucht. 

Basslinger,  Dr.  med.  Ignaz. 

Bauer,  Moritz,  Director  des  Wiener 
Bankvereins. 

Beer,  Dr.    A.,  Professor,    Hofrath. 

Benndorf,  Dr.O., Professor,  Hofrath. 

Berl,  Richard. 

v.  Bezecny,  Freiherr,  Wirkl.  Geh. 
Rath.  Mitgl.  d.  Herrenhauses, 
General  -  Intendant  der  Hof- 
theater, Excellenz. 

Bibliothek  der  K.  K.  Theresianischen 
Akademie. 

Bibliothek  des  K.  K.  Staats-Ciym- 
nasiums  im  VIII.  Bezirke. 

Blume,  Dr.  Ludwig,  Professor. 

Boschan,  Wilh.,  Kaiser!.  Rath. 

Brandeis,  Arthur,  stud.  phil. 

Breuer,  Dr.  Josef,  Arzt. 

Bruch,  Dr.  Hermann,  Hof-  und 
Gerichts-Advocat. 

Brunnenmeister,  Dr.  E.,  Professor 
des  Strafrechts. 

Chrobak,  Frau  Professor  Nelly. 
Club,  Wissenschaftlicher. 

Daubrawa,  Dr.  Alfred. 
Demuth,    Theodor  (Firma  Gerold 
&  Comp.,  Buchhandlung). 

V.    Egger -Mülhvald,     Dr.    Alois, 

Ritter,  K.  K.  Regierungsrath. 
Eissler,  Arthur. 

Faber,  Frau  Bertha. 
Federn,  Dr.  S. 


— ^    56    ^- 


Wien. 

V.  Feifalik,  Ritter  Hugo,  Hofrath 
und  Sekretär  Ihrer  Majestät  der 
Kaiserin. 

Feinberg,  Frau  Anna. 

Figdor,  W. 

V.  Fleischl,  Frau  Ida. 

Frankl,  Emil,  cand.  jur.  a.  d.  K. 
K.  Universität. 

Frankl,  Dr.  Ludwig  August,  Ritter 
V.  Hochwart. 

Freund,  Theopliil. 

Frick,  W.,  K.  K.  Hofbuchhandlung. 

Gaber,  Dr.  Karl,  Auskultant. 

Gerold,  Friedrich,  Verlagsbuch- 
händler. 

Gilhofer  &:  Ranschburg,  Buchhdlg. 

Ginzberger,  T. 

Glaser,  Frau  Geh.  Raths-Wwe. 
Wilhelmine,  Excellenz. 

Goetheverein,  Wiener. 

Göttmann ,  Karl ,  Scriptor  der 
Kaiserl.  Hofbibliothek. 

Gomperz,  Dr.  Theodor,  Professor. 

Guglia,  Dr.  E.,  Professor. 

V.  Hartel,  Ritter,  Dr.  W.,  Professor., 
K.  K.  Hofrath. 

Hartmann,  Ernst,  Hofschauspieler 
und  Regisseur. 

V.  Heinzel,  Dr.  Richard,  Professor. 

V.  Hess-Diller,  Freiherr. 

Heuberger,  Richard,  Musiker. 

Hofbibliothek,  Kaiserl.  Königl. 

Hofmann,  Dr.  med.  Julius,  Hofrath. 

V.  Hohenbruck,  Frau  Baronin  Prisca. 

Holzmann,  Dr.  Michael. 

Hörn,  Joseph. 

V.  Hoyos,  Graf  Rudolf. 

Jettel,  Dr.  Emil,  Sectionsrath  im 
Ministerium  des  Äussern. 

Kalbeck,  Dr.  Max,  Schriftsteller. 

V.  Kinsky,  Fürst  Ferdinand,  Durch- 
laucht. 

V.  Kinsky,  Frau  Fürstin  Marie, 
Durchlaucht. 

Koenig,  Rudolf. 

Konegen,  Karl,  Buchhändler. 

Krastel,  Fritz,  Hofschauspieler. 

Kunn,  Dr.  med.  Karl  Gustav. 

V.  Lanckorönski,  Dr.,  Graf  Carl. 

Langer,  Frau  Irma. 

Lehrerbibliothek  des  K.  K.  Staats- 
Gymnasiums  im  II.  Bezirke. 

Lewinsky,  Josef,  Hofschauspieler 
und  Regisseur. 


Wien. 

Lichtenstadt,  Dr.  Siegmund,  Kaiser!. 

Rath. 
V.  Lützow,  Dr.  C.,  Professor. 

Mayer,  Dr.  phil.  Arnold. 

V.  Merey,  Alexander,  Wirkl.  Geh. 
Rath,  Sectionschef  im  Reichs- 
Finanzministerium,  Excellenz. 

Minor,  Dr.  Jacob,  Professor. 

Nathorff,  Eugen,  Bankier. 
Natter,  Heinrich,  Bildhauer. 
Neumann,  Karl. 

Oppenheim,  Josef,  Rcdacteur. 
Ortonv,  Alexander. 

Pinder,  Rittmeister. 

Plutzar,  Dr.  Ernst,   Hof-  und  Ge- 

richts-Advocat. 
V.  Popper-Castrone,  Frau  Baronin 

Blanche. 
Porubszky,   Frau    Oberkirchenratli 

Bertha. 
Poschacher,  Frau  Louise,  geb.  Ried, 

Reiter,  Dr.  Siegfried,  Prof.   Cand. 
Reitzes,  Fräulein  Gisela. 
Reitzes,  Frau  Marguerita. 
Richter,  Fräulein  Helene. 
Ried,  Fräulein  Minka. 
Rieger,  Dr.  Karl,  Professor. 
Robert,  Emerich,   Hofschauspieler. 
Rösche,  Hermann,  Ober-Ingenieur 

der  K.  F.  Nordbahn. 
Rosenthal,  Bernhard,  Bankier. 
Russ,  Dr.  Victor,  Gutsbesitzer,  Mit- 
glied des  Abgeordnetenhauses. 
Russo,  Isidor. 

zu     Salm  -  Lichtenstein,     Fürstin, 

Durchlaucht. 
Sauerlaender,  Joh.   Jacob. 
Schiff,  Frau  Lina. 
V.  Schneider,    Dr.   Robert,    Ritter, 

Gustos    der    Kaiserl.    Antiken- 
sammlung. 
Scholz,    J. ,     Erzherzogl.    Sekretär 

und  Bevollmächtigter. 
Schöne,  Hermann,  Hofschauspieler. 
Schröer,  Dr.  K.  J.,  Professor. 
Schulz  v.  Strasznitzki,  Dr.  Johann, 

Sektionsrath   im   K.  K.   österr. 

Ackerbau-Ministerium. 
Schwab,  Albert,  cand.  jur. 
Seegen,  Dr.  Joseph,  Professor. 
Seidel,  Ludwig,  Buchhändler. 
Seminar    für    deutsche    Philologie 

an  der  K.  K.  Universität. 


)/ 


7      +#.- 


Wien. 

Senigaglia,  Lionello,  Professor. 

V.  Sizzo-Noris,  Frau  Gräfin  Marie. 

V.  Skene,  Louis. 

V.  Sonnenthal,  Ritter  Adolf,  Hof- 
schauspieler und  Regisseur. 

Speidel,  Dr.  Ludwig,  Schriftsteller. 

V.  Spiegl,  Edgar,  Chefredacteur. 

Standthartner,  Dr.  J.,  Primarius. 

Streicher,  Frau  Karoline. 

V.  Strema3T,  Dr.  Karl,  Minister 
a.  D.,  Präsident  des  K.  K. 
Obersten  Gerichts-  und  Kassa- 
tionshofes, Excellenz. 

Thimig,  Hugo.  Hofschauspieler. 

V.  Trauschenfels,  Dr.  Eugen,  Ober- 
kirchenrath. 

Unger,  Dr.  Josef,  Prof,  Minister 
a.  D.,  Präsident  des  Reichs- 
gerichts, Wirkl.  Geh.  Rath,  Ex- 
cellenz. 

Universitäts-Bibliothek,  K.  K. 

Walzel,  Dr.  pliil.  O.  F. 


Wien. 

V.  \\'eilen,  Ritter  Dr.  Alexander. 

V.  Weiss-Starkenfels,  Freiherr  AI- 
fons,K.  K.  Minist.- Vice-Sekretär 
im  Ackerbau- Ministerium. 

Weiss  V.  Tessbach,  Ritter  Adolf, 
Hörer  der  Rechte. 

Weiss  V.  Wellenstein,  Frau  Stefanie. 

Wickhoff,  Dr.  Franz,  Professor. 

Wollheim,  Oskar,  stud.  jur. 

Wolter,  Frau  Charlotte,  K.  K.  Hof- 
schauspielerin. 

Zweybrück,  Dr.  Franz. 
Zwierzina,  Dr.  phil.  Konrad. 

Wiener-Neustadt. 

N.-Ö.  Landes-Oberreal-  und  Fach- 
schule für  Maschinenwesen. 

Schloss  Zalaber. 

Südbahnstation  Szt.  Jöan  (Ungarn). 

V.  Gutmann-Gelse,  Frau  Laczi,  geb. 
Rosa  Klein. 


SCHWEIZ. 


Äarau. 

Kantons-Bibliothek,  Aargauische. 

BaseL 

Burckhard,  Dr.  jur.  C,  Rathsherr. 

Kögel,  Dr.  Rud.,  Professor. 

Lese-Gesellschaft. 

Sulger,  Emil. 

Thommen,  Dr.  phil.  Rudolph. 

Volkiand,  Dr.  Alfred,  Kapellmeister. 

Wackernagel,  Dr.  R.,  Stadtarchivar. 

Bern. 

Hirzel,   Dr.  Ludwig,  Professor. 
König,  Dr.  K.  G.,  Professor. 
Stadtbibliothek. 

Frauenfeld. 

Linnekogel,  Otto,  Fabrikbesitzer. 

Freiburg. 

Streitberg,  Dr.  W.,  Professor. 

Genf. 

Beard,  Ernst  Alfred,  Privatier. 
Bouvier,  Bernard  H.,  Professor  an 

der  Universität. 
Soret,   j.  Louis. 


Kilchberg  b/Zürich. 
Mever.  Dr.  Conrad  Ferdinand. 

Lausanne. 

Gart.  Dr.  William,  Professor. 

Mornex  b/Genf. 
'V\*aidthausen,  Justus. 

Rappersweil  (Canton  St.  Gallen). 
Bertheau,  Dr.  F.,  Spinnereibesitzer. 

Solothurn. 

Cantons-Bibliothek. 

St.  Gallen. 

Stadt-Bibliothek.  (Vadiania). 

Teufen  (Canton  Appenzell). 
Roth,  Dr.,  prakt.  Arzt. 

Winterthur. 

Stadt-Bibliothek. 

Zürich. 

Baechtold,  Dr.  J.,  Professor. 
Blümner,  Dr.  Hugo,  Professor. 
Bodmer,  Hans,  stud.  phil. 


-^    5S   ^— 


Zürich. 

Hirzel,  Paul,  Schulpräsident. 
Koch,  Wilh.,  Eisengiessereibesitzer. 
Roner,  Joh.,  Rector  der  Gewerbe- 
schule. 
Schoeller,  Rudolf. 


Zürich. 

Tobler,Leonhard,Alt-Obergerichts- 

schreiber. 
Vögeli-Bodmer,  A.,  Oberst. 
"Widmer,  C,  Director  der  Schweiz. 

Rentenanstalt. 


BELGIEN. 


Antwerpen. 

Rooses,    Max,     Conservateur    du 
Musee  Plantin. 

Brüssel. 

Caratheodory-Efendi,  Kaiserl.  Tür- 
kischer Gesandter,  Excellenz. 


Brüssel. 

Gevaert,  Franz  Aug.,  Professor, 
Directeur  du  Conservatoire 
Royal  de  Musique. 

V.  Villeneuve,  Graf,  Excellenz. 

Wieniawski,  Frau  Melanie. 


DÄNEMARK. 


Kopenhagen. 

Bibliothek,  Grosse  Königliche. 
Hansen,  P.,  Professor. 
Hansen,  S.,  Buchhalter. 


Kopenhugen. 

Schmidt,  Rudolf,  Schriftsteller. 
Scholl,  Rob.,  Kais.  General-Consul. 
Wimmer,  Dr.  Ludwig,  Professor. 


FRANKREICH. 


Mentone  (Südfrankreich). 
Zitelmann,  Konrad,   Schriftsteller 

Paris. 

Andler,  Charles. 

Barine,  Arvede. 

Bondy,  A.  E.,  Bankbeamter. 

Ecole  Normale  Superieure. 

Goldschmid,  F'ugene. 

Goldschniidt,  Leopold,  Bankier. 


Paris. 

Kapfercr,  Fräulein  Anna. 

Mendel,  Mme.  Henry. 

Neumann,  Albert,  Kaufmann,  in  Fa. 

Charles  Levy  &  Frere. 
Saling,  Jacques,  Professor. 

Sens  a/Yonne. 
Legras,  Jules,  Professor. 


GRIECHENLAND. 

Piraeus-Äthen. 

Lüders,   Dr.   Otto,  Kaiserl.    Geh.    Regierungsrath   und  General-Consul. 


GROSSBRITANNIEN. 


Bowdon 

b/Manchester. 

Güterbock,  Alfred. 

Cambridge. 

Brcul,  Dr.  phil.  Carl. 
Browning,  Oscar,  M.  A. 


Cravenhurst  b/London. 
Flügel,  Charles,  Rentier. 

Dublin. 
Lystcr,  Thomas  William,  M.  A. 

Edinburgh. 
Schlapp.  Otto. 


— £^      50     +4- 


Glasgow. 

Rottenburg,  Fritz. 
Rottenburg,  Paul. 

London. 

Armbruster,  Carl,  Kapellmeister. 

Behrens,  A. 

Broicher,  Fritz. 

Buchheim,   Dr.    C.   A.,    Professor 

am  King's  College. 
Freund,  Max. 
Holzmann,  Dr.  Moritz. 
Kirby,  W.  F. 
Lawrence,  Miss  Mary  W. 
Lecky,  Mrs. 

Lehmann,  Rud.,  Maler. 
Robb,  Mrs. 

vSchlesinger,  Henry,  Rentier. 
Schütz -Wilson,  H. 
Squire,  Lionel  R.  L, 
Stern,  James,  Bankier. 
Tomlinson,  Prof.  Charles  F.  R.  S. 


London. 

Weiste,  D. 

Wulfson,  Miss  Johanna. 

Manchester. 

Bibliothek  der  Manchester  Goethe- 
Society. 
Bibliothek  des  Owens  College. 
Schiller-Anstalt. 

Newcastle. 

Merz,  Dr.  Theodor. 
Seaman-Owen. 

Northhallerton. 

Warner,  Mrs.  Henry. 
Oxford. 

Bodleian  Library. 
Taylor  Institution. 

Sheffield. 

Tooke,  Miss  Frances  Ellen. 


Mitglieder   der  English  Goethe-Society,  welche,    als    zugleich 

der  deutschen  Goethe-Gesellschaft  angetiörig,  durch  Mr.  A.  Nutt 

bei  letzterer  angemeldet  sind : 


Bath. 

Coumoundouros,  Miss. 

Birmingham. 

Farncombe,  G.  R. 

BristoL 

Cann-Lippincott,  R.  C. 

Brookwood  (Surrey)- 
Scott,  H.  D.  Colvill. 

Cambridge- 
Jones,  Miss. 
Lee,  Miss  Jane. 
Ward,  Miss. 

Cheltenham. 

Macgowan,  W.  S. 

Dublin. 

Bury,  J.  B. 
Dowden,  Prof.  E. 
National  Library. 
Trinitv  College  Library. 
Webb;  Prof.  T.  E. 

Dulverton. 

Owen,  Rev.  J. 


East  Twickenham  (Surrey). 

Alford,  R.  G. 

Edinburgh. 

Blackie,  Prof.  J.  S. 
Morris,  Rev.  A.  B. 

Eltham  (Kent). 
V.  Orsbach,  Rev.  E. 

Glasgow. 

Aikmann,  C.  M, 
Caird,  Prof.  E. 
Robertson,  J.  G. 

Kendal  b/London. 
Copland,  J. 

London. 

Althaus,  Prof.  F. 
Bell,  Edward. 

Bonham-Carter,  Mrs.  Alice. 
Buss,  Miss. 
Cash,  Mrs. 
Chadwick,  Miss  M. 
Cooper,  Miss  L.  M. 
Coupland,  Dr.  W.  C. 
Dicks,  Miss  E.  L. 
Dittel,  Prof.  T.  H 
Feis,  Jacob. 


•4^    6o    ^ — 


London. 

Heinemann,  W. 

Hertz,  Miss. 

Kolckmann,  J.  W. 

Lawson,  Mrs.  H. 

Lewes,  Prof.  V.  B. 

Leycester,  Rafe. 

London  Library. 

Martin,  A.  J. 

Mathews,  Mis.  A.  N. 

Metcalfe,  Miss  F. 

Meusch,  R.  A. 

Meyer,  H. 

Moenich,  Oscar. 

Moraerie,  Rev.  Prof.  A.  W. 

Mond,  L. 

Mond,  Mrs.  L. 

Montefiore,  C.  J. 

Morgan,  Miss, 

Northcote,     Stafford,    The    Right 

Hon.  Sir. 
Oswald,  Dr.  Eugen. 
Plattnauer,  R. 
Plumptre,  Miss  C.  E. 
Stahlschmidt,  E.  E, 


London. 

Swanwick,  Miss  Anna. 
Tatton,  R.  G. 
Thorne,  Dr.  L.  T. 
Tollemache,  Hon.  Mrs.  Lionel 
Vincent,  C.  \V. 
Walhouse,  M.  J. 
Williams,  Sydney. 

Marlborough   b/London. 
MuUins,  W.  E. 

Oxford. 

Boulton,  Mrs. 
Ritchie,  D.  G. 
Shields,  Cuthbert,  C.  C.  C. 

Ticehurst  b/Hawkhurst. 
Cummins,  Mrs. 

Watford. 

Herkomer,  Prof.  H. 

Windsor. 

Vaughan,  E.  L. 


Mitglieder  der  Manchester  Goethe-Society,  welche,  als  zugleich 

der  deutschen  Goethe-Gesellschaft  angehörig,  durch  Herrn 

H.  Preisinofer  bei  letzterer  angemeldet  sind: 


Aberystwith. 
Herford,  Prof.  C.  H.,  L.  D. 

Buxton. 

Hof  mann,  O. 

LiverpooL 

Meyer,  Kuno,  Ph.  D. 

Manchester. 

ßaerlein,  Max. 
Baerlein,  Mrs.  S. 
Ball,  A.  B. 
von  Bargen,  Mrs. 
Bythway,  Edward. 
Cornish,  Rev    F.  F. 
Dehn,  Rudolf. 
Dreschfeld,  Prof.  J    M.  D. 
Dreyfus,  Mrs. 
Eckhard,  Gustav. 
Gaffron,  Miss. 
Hager,  Hermann,  Ph.  D. 
Hanemann,  A. 
Heywood,  Mrs.  Charles. 
Heywood,  Oliver,  J.  P. 
Horkheimer,  Ernest. 


Manchester. 

Horkheimer,  Otho. 
Kessler,  Mrs. 
Keutgen,  C.  T. 
Koecher,  J.  M. 
Kolp,  N. 

Kulimann,  Julius. 
Lange,  Mrs.  Stephanie. 
Levinstein,  Iwan. 
Liebert,  E.,  Consul. 
Lobenhofer,  Prof.  K. 
Mappes,  F. 
Milner,  George. 
Morich,  R.  J. 
Oppenheim,  S\g^- 
Preisinger,  H. 
Quenzer,  Rev.  Ph. 
Reiss,  Gustav. 
Robinow,  M. 
Roskill,  Charles. 
Samson,  Henry,  J.  P. 
Schelling,  G. 
Schmölder,  L. 
Schorlemmer,  Prof.  C. 
Schuster.  Prof.  A. 
Simon,  Heinrich. 


-•^     6i     +4- 


Manchester. 
Simon,  Louis. 
Stade,  G. 

Stewart,  A.,  M.  D. 
Susmann,  Paul. 
Tait.  James. 
Toller,  Prof.  T.  N. 
Ward,  Prof.  A.  W.,  L.  D.  L.  L.  D. 


Manchester. 

Wichern,  Miss. 
Wilkinson,  H.  S. 
Wilkinson,  T.  R. 
Wilkinson,  Mrs.  T.  R. 
Williamson,  Mrs. 
V.  Zvchlinsky,  Leo. 


ITALIEN. 


Florenz. 

Biblioteca  Nazionale  Centrale. 
Hildebrand,  Adolf,  Prof.,  Bildhauer. 
V.  Liphart,  Baron,  Karl  Eduard. 
V.  Nolde,  Baron  Wilhelm. 

Genua. 

Bamberg,  Dr.  Felix,  General-Consul 
des  deutschen  Reichs. 

NeapeL 

Aselmeyer,    Julius,    Präsident    der 

deutschen  Gemeinde. 
Aselmeyer,  Karl,  kaiserl.  deutscher 

Vice-Consul. 
Bourguignon,  Alfred,  Vice-Consu! 

der  Niederlande. 
Dohrn,  Dr.  Anton,  Professor. 
Kellner,   August,    Kgl.    dänischer 

Vice-Consul. 


NeapeL 

Meuricoffre,  Frau  John. 
Wissenschaftlicher  Lesezirkel. 

Pisa. 

Weile,   J. ,  Professor  an    der  Uni- 
versität. 

Rom. 

Dausch ,    Konstantin ,     Professor, 

Bildhauer. 
Guerrieri  -  Gonzaga ,     Frau     Mar- 

chesa  E. 
Harnack,  Dr.  Otto. 
Hüffer,  Wilhelm. 
Mengarini,  Frau  Dr.  Margherita. 

Venedig. 

V.     Hatzfeld  -  Trachenberg ,     Frau 
Fürstin  Marie,  Durchlaucht. 


NIEDERLANDE. 


Amsterdam. 

Hartog,  Jacques,  Docent  für  Musik- 
geschichte am  Conservatorium. 

Hertz,  Dr.,  Professor,  Director  der 
med.  Universitäts-Klinik. 

Baa'rn  b/Amsterdam. 
van  Lier,  Fräulein  Fanny,  Lehrerin 
der     deutschen     Sprache     und 
Literatur. 

Groeningen. 

V.  Haarst,  J.  W.  G.,  Universitäts- 
Bibliothekar. 
Symons,  Dr.  B.,  Professor. 

Haag. 

Bibliothek,  Königl. 

Blum,  J.  H.,  Gymnasiallehrer. 


Haag. 

Clifford,  Madame. 

de  Constant-Rebecque,  Baronesse 
Petronella  Sara  Maria  D. 

de  Grovcstins,  Baronin  Sirtema. 

van  Hensbrock,  P.  A.  M.,  Buch- 
händler. 

Israels,  Josef,  Maler. 

v.  Randwyck,  Frau  Gräfin  J.,  geb. 
Baronesse  v.  Hogendarp. 

Hilversum. 
Byvanck,  Dr.  W.  G.  C. 

Leiden. 

Breuning,  H.  H.,  Docent  am  Gvm- 


—4^     62     4f.- 


Maarsen  b/ Utrecht. 
Smitkleine,  Dr.,  Schriftsteller. 

Tiel. 
Kossmann,  Dr.   phil.  E.  F.,  Gym- 
nasiallehrer  und    Privatdocent. 


Utrecht. 

de  Jonge,  Dr.  jur.  F.  W. 
Sutro,  Dr.  jur.  S, 

Waaxens  b/Dokkum. 
Riedel,  J.  P.  Bruinwold,  Pastor. 


NORWEGEN  UND  SCHWEDEN. 

Christiania.  Stockholm. 


Boeck,  Dr.  Cäsar. 
Universitäts-Bibliothek. 


Bibliothek,  Königl. 
Gyldcn,    Frau    Professor 
geb.  V.  Knebel. 


Therese, 


RUSSLAND. 


Schloss  Dondangen  b/Talsen 
(Kurland). 

V.  d.  Osten-Sacken,  Frau  Baronin 
Clara,  geb.  v.  Keudell. 

Dorpat, 

V,  Anrep-Ringen,  Frau. 

V.  Bradke,  Fräulein  M. 

Christiani,  Wilhelm,  stud.  phil. 

Curonia  (Korporation). 

David,  Theodor,  stud.  phil. 

Estonia  (Studentische  Korporation). 

Fraternitas  Rigensis  (Studentische 
Korporation). 

Harnack,  Frau  Professor,  geb. 
V.  Maydell. 

Hörschelmann,  Dr.  W.,  Professor, 
Wirkl.  Staatsrath. 

V.  Liphart-Rathshof,  R. 

Lundmann,  Chr.,  Oberlehrer. 

Meyer,  Dr.  Leo,  Professor,  Wirk- 
licher Staatsrath. 

Mühlau,  Dr.  F.,  Professor. 

Müller,  Dr.,  Professor. 

Muyschel,  Fräulein  M.,  Instituts- 
vcrsteherin. 

V.  Oettingen,  Dr.  Alex.,  Professor. 

V.  Oettingen,  Max. 

V.  Rohland,  Dr.  W.,  Professor. 

Schlüter,  Dr.  Wolfgang,  Universi- 
täts-Bibliothekar. 

Schmidt,  Dr.  Carl,  Professor. 

Sintenis,  F.,  Oberlehrer,  Staatsrath. 

Universitäts-Bibiiothek,  Kaiserliche. 

Fellin  (Livland). 
Felliner  Literarische  Gesellschaft. 


Friedenthai  (Livland). 
V.  Nasackin,  Reinhold. 

Schloss  Gross-Roop  (Livland). 
V.  Rosen,  Freiin  Ady,  Edelfräulehi. 

SchlossGrünhofb/Mitau(Kurland). 

v.Medem,  Frau  Reichsgräfin  Alexan- 
drine,  geb.  Fürstin  v.  Lieven, 
Durchlaucht. 

Helsingfors  (Finnland). 
Universitäts-Bibliothek. 

Hinzenberg  (Livland). 
V.  Wolff,  Frau  Baronin  Ottilie. 

Bad  Hungerburg  b/Narva. 

Kroug,  Frau  Dr.  Elfriede. 

Inzcem-Quellenhof  (Livland). 
V.  Tiesenhausen,  Frau  Baronin  F., 
geb.  V.  Manteuffel. 

Kersel  (Livland). 
V.  Bock,  H.,   Landrath,  Excellenz. 

Libau  (Kurland). 
Friede,  Fräulein  Lucie. 

Loddiger  (Livland). 
Girgensohn,  Dr.  Hans,  Kirchspiel- 
arzt. 

Luban  b/Wlozlawsk. 
(Gouvernement  Warschau). 
V.    Korff,    Frau    Baronin    Emma, 
geb.  Baronin  v.  Rhaden. 


-^    63    *^- 


Menzen  i/Livknd. 
V.  Wulf,  Dr.  phil.  Max. 

Mitau. 

V.  Medem,  Frau  Reichsgräfin  Jenny, 
geb.  Baronin  von  Offenberg.^ 

Moskau. 

Bachmann,  Georg,  Staatsratli. 
V.   Joukowsky,  P.,  Freiherr. 

Narva. 

Zimmermann,  Carl  Arthur,  Apo- 
theker. 

Odessa. 
Meyer,  Dr.  Heinr.,Wirk].  Staatsrath. 
Schmidt,  Dr.  Carl. 

Raiskum  b/ Wenden  (Livland). 
V.  Vegesack,  Frau  L.,  geb.  v.  Sievers, 
Rittergutsbesitzerin. 

Riga. 

V.  Budberg,  Baron  Gotthard,  Ge- 
nerallieutenant a.  D.,  Excellenz. 

Dannenberg,  Hugo,  Oberlehrer. 

V.  Freytag  -  Loringhoven ,  Baron 
Alexander. 

V.  Frevtag  -  Loringhoven ,  Baron 
Carl. 

Hartmann,  j. 

V.  Lieven,  Fürstin  Constanze,  Durch- 
laucht. 

Loeffler,  H.,  Oberlehrer. 

Martersteig,  Max.  Director  des 
Stadttheaters. 

V.  Mensenkampff,  Frau  Gabriele, 
geb.  Fürstin  v.  Lieven,  Durch- 
laucht. 


Riga. 

V.  Meyendorff,  Freiin  Sophie. 

v.  Nolcken,  Baron  Georg,  Majorats- 

herr  auf  Esern. 
Nölting,  Fräulein  Bertha  (E.  Heldt). 
Wehrlin,  Eduard,  Oberlehrer. 

Semershof  (Livland). 
V.  Wolff,  Freiin  Eleonore. 

Smilten  (Livland). 
Bergmann,  Eugen,  Apotheker. 

St.  Petersburg. 

Bibliothek,  Kaiserl.  öffentliche. 

Feldmann,  Carl,  Schuldirector. 

Heyse,  Th.,  Kaufmann. 

V.  Jürgens,  Constantin,  Redacteur. 

Koenig,  Josef,  Schuldirector. 

V.  Korff,  Frau  Baronin,  Hofdame 
L  Kaiserl.  Höh.  der  Frau  Gross- 
fürstin Elisabeth  Maurikiewna, 
von  Russland. 

V.  Mey^dortt,  Baron  Mich. 

V.  Radecki,  Dr.  med.,  Staatsrath. 

v.  Strauch,  Eugen,  Staatsrath. 

V.  Struve,  Nicolaus,  Oberlehrer. 

V.  Tenischeff,  Frau  Fürstin,  Durch- 
laucht. 

v.  Wolkenstein -Trostburg,  Frau 
Gräfin,  geb.  v.  Buch,  Excellenz. 

V.  Zoubow,  Frau  Marie,  Excellenz. 

Waldegahlen  (Kurland). 
V.  d.  Brüggen,  Baron. 

Warschau. 

Posner,  Frau  Mathilde. 


SPANIEN. 

Madrid. 

Gayangos  de  RiaSo,  Frau  Emilia,  Excellenz. 

TÜRKEI. 


Constantinopel. 

Bartsch,  Dr.  jur.  Rudolf.,  Rechts- 
anwalt. 

V.  DiJring,  Dr.  E.,  Professeur  de 
l'Ecole  Imperiale  de  Medecine. 

Grosser,  Dr.  Julius,  Correspondent 
der  Kölnischen  Zeitung  u.  Direc- 
tor d.  Agence  de  Constantinople. 


Constantinopel. 

V.  Hobe-Pascha,  Frau,  Excellenz. 
V.     Radowitz,     kaiserl.     deutscher 

Botschafter,  Wirkl.  Geh.  Rath, 

Excellenz. 
Spitzer,  Dr.  Albert,  Advocat,  Con- 

seill.  16g.  du  Lloyd  Austr.-Hongr. 


AFRIKA. 

Alexandrien  (Egypten). 
Marogna,  Graf. 

Ost-Afrika. 

V.  Soden,  Freiherr,  kaiserl.  deutscher  Gouverneur. 


Kimberley 

(Gap  der  guten  Hoffnung). 
Reifes,  Mrs.  Werner. 


Tanger-Marokko. 

V.  Tattenbach,Frau  Ministerresident, 
Gräfin. 


AMERIKA. 


Andover  (Mass.). 
Ripley,  A.  L.,  Professor. 

Ann  Arbor. 

J.ibrary  of  University  of  Michigan. 
Thomas,  Calvin,  Professor. 

Aurora.  (N.  Y.). 

Piutti,  Fraulein  Elise,  Lehrerin. 

Baltimore. 

Faust,  A.  ß. 
Göbel,  Dr.  Julius. 
Gudemann,  Dr.  Alfred,  Docent  an 
der   John  -  Hopkins  University. 
Hilken,  Fräulein  Marie. 
John  -  Hopkins  University. 
Reinhard,  Dr.  Ferdinand^ 
^^'ood,  Henry,  Professor. 

Berkeley  (Californien). 

Library  of  University  of  California. 
Richardson,  George  M. 

Boston  (Mass.). 
V.  Blomberg,  Freiin  Eva. 
Dreher,  William  C,   Instructor  of 

Modern  Languages  am  Institute 

of  Technology. 
Gardner,  Frau  J.  L. 
Higginson,  Mrs.  Henry  L. 

Brooklyn. 

Genung,  Charles  H. 

Brownville  (Md.). 
Winters,  Mrs.  P.  L. 

Bryn  Mav^-r  (Pa.). 
Bryn  Mawr  College. 
Chamberlin,  Miss  Rosa. 


Bryn  Mawr  (Pa.). 
Collitz,   Dr.  phil.    Hermann,  Prof. 
Moser,  Fräulein  V.  Lillien. 

Cambridge  (Mass.). 
Harward  College. 

Catonsville  (Md.). 
Stellmann,  Fraulein  Anina. 

Chicago. 

Frank,  Henry  L. 

Stanley,  W.  M.,  Attorney  at  Law. 

Thielepape,    Fräulein    Elsbeth    F., 

Lehrerin. 
Vocke,    William,    Attorney     and 

Counsellor  at  Law. 
Wilmarth,  H.  M.,  Mrs.,  Privata. 

Clinton  (N.  Y.). 
Brandt.  H.  C.  G.,  Professor. 

Germantown  (Pa.). 
Wright,  Miss  Edith. 

Hampden,  Sidney  College. 
(Virginia). 

Hennemann,Professor  Dr.  JohnBell. 

Ithaka  (N.  Y.). 

Cornell  University  Library. 
Hart,  Professor  Dl'.  J.  M.,  Cornell- 

University. 
Hewett,  Dr.'W.  T.,  Professor. 
White,  Dr.  Horatio  Stevens,  Prof. 

Lead  City  (Dakota). 
Goering,  Dr.  Robert. 

Madison  (Wisc). 
Rosenstcngel,  W.  H.,  Professor. 


— •&«•     6)     ^ 


Milwaukee  (Wisc). 
Colin,  Sigmund. 
Grant  v.  Tetzel,  Frau  Frances. 
Mendel,  Henry  M. 
Weis,  C. 

New  Haven  (Conn.). 
Gruener,  Gustav  J.,  Tutor  in  Yale 

College. 
Palmer,  A.   H.,  Professor. 

New  Orleans  (La.). 

V.  Meysenbug,  Freiherr  E.,  K.  K. 

österr.-ungar.  Consul. 
Müller,  F.,  Kaufmann. 
Tulane  Universitv. 

New-York. 

Astor  Library. 

Barnes,  Mrs.  H.  S. 

Baumgarten,  \V. 

Bavard-Tavlor,  Mrs. 

Billgvist,  C.  E. 

Boyesen,  Hjalmar  Hjörth,  Professor 
am  Columbia  College. 

Brookfield,  Mrs.  William. 

Christern,  F.  W.,  Buchhändler. 

Dreier,  L. 

Leland,  jr.  Stanford. 

Lemcke,  Ernst,  Buchhändler. 

Loewy,  Benno,  Counsellor  at  Law. 

Mille/,  C.  R.,  Redacteur  der  New- 
York  Times. 


New-York. 
Palmer,  A.  M. 
Ringer,  S.,  Professor. 
Roe,  Fräulein  Laura  B.  C. 
Roelker,  A. 
Sachs,  Dr.  Julius. 
Stechen,  Gust.  E.,  Buchhändler. 
Stern,   S.    M.,   Direcior  of  Stern's 

School  of  Languages. 
Wakeman,  T.  B. 
Zickel,  S.,  Buchhändler. 
Zollikofer,  O. 

Northampton  (Mass.). 
Kapp,  Mrs.  Marie  J. 

Philadelphia  (Penns.). 
Ebbinghausen,  Adele  D. 

St.  Louis  (Mo.). 
Renth,  Henry. 

Toronto  (Canada). 
van  der  Smissen,  ^^'.  H.,  Professor, 

Bibliojthekar  der  Universität. 
Universitäts-Bibliothek. 

Wellesley  b/Boston. 
Welleslev  College. 

Williamstown  (Mass.). 
Rice,  R.  A.,  Professor. 
Williams  College. 


ASIEN. 
Japan. 


Tokio. 

v.    Holleben ,    Baron ,     Kaiserlich 
Deutscher  Gesandter,  Excellenz. 


Yokohama. 

Schmidt  -  Leda ,     Dr. ,     Kaiserlich 
Deutscher  General-Cousul. 


Indien. 

Bombay. 

v.  Syburg,  F.,  Kaiser!.  Consul. 

Calcutta. 

Rathsam,  Theodor,  Kaiserl.  Deutscher  Consul. 

AUSTRALIEN. 

Melbourne. 

Härtung,  Ernst.  |  Pfaff,  Alfred. 


Golthe-Jahrblch   XIII. 


26 


—^     66    +f— 

Sendungen  an  die  nachstehend  verzeichneten  MitgUeder 
sind  von  der  Post  als  unbestellbar  an  den  geschäfts- 
fUhrenden  Ausschuss  zurückgegeben  worden.  Um  Mittheilung 
der  jetzt  gültigen  Adressen  wird  dringend  gebeten. 

Berlin.  Px'of.  Dr.  ß.  Bernstein. 

Rittmeister  Freiherr  von  Gaj'ling. 

Lieutenant  G.  v.  Hülsen. 

Dr.  F.  Jagor. 

Frl.  Lili  Josephthal. 

Schauspieler  Josef  Kainz. 

Geh.  Legationsrath  Dr.  R.  Krauel. 

Cand.  pliil.  Th.  Kückelhaus. 

Hans  Stobwasser. 

Dr.  R.  Werner. 

Kaufmann  Siegfr.  Wollmann. 

William  C.  Dreher. 

Freiherr  v.  Richthofen-Damsdorf. 

Prof.  Dr.  Müller. 

Dr.  phil.  Albrecht  Dieterich. 

Edmund  von  Oesterreich. 

Frau  Margarethe  Popitz. 

Dr.  Paul  Simon. 

Frau  Frieda  Soyaux. 

Hauptmann  v.  Weber. 

Dr.  Julius  Elias. 

Stud.  phil.  Fritz  Gotthelf. 

Frl.  Clara  Lachmann. 
St.  Petersburg.  Rud.  Wolfg.  Reyher. 

Oberlehrer  Nicolaus  von  Struve. 
Potsdam.  Prem. -Lieutenant  von  Chelius. 

Stuttgart.  Friedrich  Bauer. 

Wiesbaden.  Dr.  phil.  Adolf  Seehaus. 


Boston. 

Danzig. 

Dorpat. 

Elberfeld. 

Hamburg. 

Leipzig. 


München. 


— <4»     67     ^ — 

Literarische  Anstalt,  Rütten  &  Loemikg,  Frankfurt  a/M. 

Goethe-Jahrbuch. 

Herausgegeben  von  Ludwig  Geiger. 

X.,  XI,  XII.  Bd.  in  Leiuwaiid  gebunden  k  M.  10.—. 

Inhalt  des  ze  hnt  en  Bande  s: 
Nebst  einem  Schattenriss :  Kestner,  Lotte  nnd  deren  Kinder. 
I.  Neue  Mittheilungen:  Mittheilungen  aus  dem  Goethe-Archiv.  Briefe  von 
Goethe  und  Christiane  v.  Goethe,  von  F.  AV.  Riemer  und  Christian  August 
Vulpius  an  August  von  Goethe  in  Heidelberg  nebst  drei  Briefen  von 
Goethe  an  Thibaut.  Mitgetheilt  von  B.  Suphan.  -  Anfang  eines  fantasti- 
schen Romans,  von  Lenz,  von  dessen  eigner  Hand.  Mitgetheilt  von  Karl 
"Weinhold.  —  Original-Mittheilungen  zur  Geschichte  der  Theateileitung 
Goethes.  Veröifentlicht  von  C.  A.  H.  Burkhardt.  —  Eine  Denkschrift 
Knebels  über  die  deutsche  Literatur.  Mitgetheilt  von  Carl  Emil  Franzos.  — 
Mittheilungen  V.Zeitgenossen  üb.  Goethe,  1774— 1835,  v.O.Brahm,Th. Distel, 
L  Geiger,  0.  Hoffniann,  B.  Litzmann,  J.  Minor,  B.  Seuffert,  G.  Weisstein. 
II.  Abhandlungen:  Die  Streitigkeiten  der  Frankfurter  Geistlichkeit  mit  den 
Frankfurter  Gelehrten  Anzeigen  im  Jahre  1772.  Von  Hermann  Dechent. -- 
Goethes  Arbeit  an  „Hermann  und  Dorothea".  Von  Hermann  Schreyer.  — 
Classiker  und  Romantiker.    Von  Jacob  Minor. 

III.    Miscellen,  Chronik.  Bibliographie. 

Vierter  Jahresbericht   der  Goethe-Gesellschaft. 

Inhalt  des  elften  Bandes: 
Mit  den  Portrait s  Goethes,  seiner  Frau  und  seines  Sohnes  in  Lichtdruck  nach  Raabe. 
I.  Neue  Mittheilungen:  Mittheil  11  ugen  aus  dem  Goethe-  und  Schiller-Archiv. 
Goethes  Ghasel  auf  den  Eilfer  in  ursprünglicher  Gestalt.  Herausgegeben 
von  Konrad  Burdach.  —  Ein  mit  Goethes  Namen  überliefertes  unbe- 
kanntes Gedicht.  Herausgegeben  von  B.  Suphan.  —  Nachspiel  zu  Gotters 
„Vasthi".  Herausgegeben  vi  n  B.  Suphan. —  Briefwechsel  zwischen  Goethe 
und  V.  Diez.  Herausgegeben  von  Carl  Siegfried.  —  Briefe  von  Reinhai'd 
an  Kanzler  Müller  mit  Anmerkungen  von  L.  Geiger;  als  Anhang:  Aus- 
züge von  Briefen  Reinhards  an  Wessenberg.  Herausgegeben  von  W.  Lang. 
—  Zu  Goethes  Schlesischer  Reise  1790.  Von  F.  Zarncke.  —  Neunund- 
vierzig Briefe  von,  neun  an  Goethe,  ein  Brief  von  Goethes  Eltern  und 
ein  Brief  von  Frau  Rath.  Mitgetheilt  von  C.  A.  H.  Burkhardt,  J.  Elias, 
H.  Frommann,  L.  Geiger,  L.  Hirzel,  F.  Lamey,  B.  Litzmann,  H.  Rollet, 
M.  Schubart,  G.  Weisstein. 
II.  Abhandlungen:  Karlsbad  1785.  Von  B.  Suphan.  —  Zu  Goethes  Sprüchen 
in  Prosa.  V^on  G.  v.  I^oeper.  —  Ueber  Goethes  botanische  Studien.  Von 
M.  Busgen.  —  Die  Seelsorger  der  Goethesehen  Familie.    Von  H.  Dechent. 

III.    Miscellen,  Chronik,  Bibliographie. 

Fünfter  Jahresbericht  der  Goethe-Gesellschaft. 

Inhalt  des  z  wo  1  f  t  e  n  B  ande  s: 
Mit  dem  Bildniss  Goethes  nach  der  Zeichnung  von  6.  M.  Kraus,  1770. 
I.  Neue  Mittheilungen:  Mittheilungen  aus  dein  Goethe-  und  Schiller-Arehiv. 
Aus  derzeit  der  Spinoza- Studien  Goethes  1784—1785.  Herausgegeben 
von  B.  Suphan.  —  Anzeige  des  Trauerspiels  „Bertram"  nebst  Proben 
einer  Uebersetzung.  Herausgegeben  von  B.  Suphan.  —  Briefwechsel 
zwischen  Goethe  und  Therese  von  Jakob.  Herausgegeben  von  R.  Steig.  — 
Musikerbriefe  an  Goethe.  Mitgetheilt  von  Max  Friedlaender.  —  Goethes 
Tod  und  Bestattung.  Ein  Brief  von  F.  J.  Frommann.  Herausgegeben 
von  Julius  Wähle. —Aus  Henriettens  von  Egioffstein  Memoiren.  Weimar. 
Herausgegeben  von  Julius  Wähle.  —  Mittheilungen  aus  dem  (ioethe- 
National-Museum  :  Zu  Goethes  naturwissenschaftlichen  Forschungen.  Mit- 
getheilt von  C.  Ruland.  -  Das  Stammbuch  der  Frau  Rath.  Mitgetheilt 
von  C.  Ruland. 
II.  Abhandlungen:  Erinnerungen  von  und  an  Jenny  v.  Pappenheim.  Von 
Lily  von  Kretschman.  —  lieber  den  Gewinn  unserer  Anschauungen  von 
Goethes  naturwissenschaftlichen  Arbeiten  durch  die  Publicationen  des 
Goethe-Archivs.  Von  Rudolf  Steiner.  —  Ueber  Echtheit  und  Chronologie 
der  Sesenheimer  Lieder.  Von  A.  Bielschowsky.— Die  Kunst  und  Technik 
der  Charakterschilderung  in  GoethesDichtung  und  Wahrheit.  Von  H.  Gilow. 

III.    Miscellen,  Chronik,  Bibliographie:  Register  zu  Band  XI.  u.  XII. 
Sechster  Jahresbericht  der  Goethe-Gesellschaft. 

26* 


_4f     68     ■»#•  - 


Verlag  von  F.  W.  v.  Biedermann  in  Leipzig. 


Goethes  Gesppaeehe 

Herausgeber 

Woldemar  Freiherr  v.  Biedermann. 


Vollständig:  in  neunBänden. 


Preise  des  vollständigen  Werkes: 

Kleine  Ausgabe  broschirt  M.  45. — 
»  »  gebd.    in 

Ganzleinwand     .     .     .    ->    53.65 

Kleine  Ausgabe   gebd.   in 

Halbsaffian     .     .     .     .    »   63. — 

Velin-Ausgabe  broschirt  .    »    55. — 
Des  9.  Bds.  2.  Hälfte  enthält:  »  »    geb.inHlbsff.    »  82.— 

Erläuterungen 

Des   9,   Bandes    :.    Hälfte   enthält   fünf- 

ZU   Q-OetlieS    Qespraecll.en     f^^i,^  Register   in  der  bekannten  sorgfältigen 

von    Dr.    Otto    Lyon.  Weise  des  Herausgebers  bearbeitet. 

Gustav  V.  Loeper  nannte  das  Werk: 

die  schönste  Goethebiographie,  die  existire 
und  sobald  nicht  würde  übertroffen  werden. 


Goetheforschungen  'GOETHE  uro  die  BIBEL 


Woldemar  Freiherr  v.  Biedermann. 
Neue  Folge 

mit  2  Bildnissen  und  2  Facsimile. 
Preis  gebunden  12  Mark. 

Wir  empfehlen  das  Buch,  in  dem 
jede  Zeile  treu  und  ernst  erwogen 
ist.  (Friedrich  Zarnche.) 


Goethes 

Briefwechsel 

mit 

Friedrieh  Roehlitz. 

Herausgeber 

Woldemar  Freiherr  v.  Biedermann. 

Preis:  brosch.  8  M.,  geb.  9  M. 

Gewidmet  Ihrer  König!.  Hoheit 
der  Grossherzogin   von   Sachsen. 

Die  Ausgabe  ist  so  vorzüglich 
hergerichtet,  wie  wir  es  an  den  Ar- 
beiten des  Herausgebers  gewohnt 
sind.  (Friedrich  Zarnche.) 


von 

Prof.  Dr.  Herrn.  Henkel. 

Preis : 

brosch.  2  M.,  geb.  2  M.  50  Pf. 


Goethes  Sprache 

und  die  Antike. 

Studien 

zum  Eiufluss  der  Kiassisclien  Spraclien 

auf  Goethes  Stil 

von  Dr.  Carl  Olbrich. 
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in  ganzer  Figur 

(Original  im  Besitz  des  Freih.  v.  Biedermann.) 

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45/31   cm.  gross. 

Preis  1  Mark  50  3?f. 


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Litterarisches  Echo 

Rundschau  für  Litteratur 

Eine  Halbmonatsschrift.  Vierteljährlicher  Bezugs- 
preis 2  Mark. 

Probeheft  umsonst  durch  jede  Buchhandlung  oder  direkt  vom  Verleger. 


Das  Litterarische  Echo  ist  eine  Revue  der  Revueen  und 

hat    durcli    seine    Eigenart    und   vortreffliche    Leitung    die 

Aufmerksamkeit  der  Litteraturfreunde  erregt. 


Ottmann's  lüehersekiti 

Bibliothek  zeitgenössischer  Schriftsteller. 


Der  Herausgeber  und  A''erleger  unternimmt  es  zum  ersten 
Mal,  die  Schöpfungen  der  modernen  Litteratur,  mit  besonderer 
Bevorzugung  der  deutschen,  Jedermann  für  ein  Billiges  zu- 
gänglich zu  machen. 

» Ottmann's  Bücherschatz «  umfasst  Werke  jeder  Art^ 
Belletristik  sowohl  wie  wissenschaftliche  Arbeiten  von  all- 
gemeinem Interesse. 

Die  Bände  erscheinen  in  zwangloser  Folge  zum  Preise  von 
20  Pf.   bis   I   Mk.    Gebundene  Bände  kosten  30  Pf.  mehr. 

Aeusserliche  Vorzüge :  grosses  Oktavformat,  holzfreies- 
Papier,  klarer  Druck,  feiner  Umschlag. 

Man  kauft  die  Bände  einzeln  in  jeder  Buchhandlung. 

M^  Einen  ausführlichen  Prospekt  iibcr  die  bisherigen  Er- 
scheinungen von  y)Ottniann's  Bücherschatzv.  erhält  man  durch 
jede  Buchhandlung  oder  direkt  von  der  Verlagsbuchhandlung  von 

Victor  Ottmann  in  Leipzig. 


—4+     70    ^ — 


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(Erste  Ausgaben, Portraits,  Autographen) 

vorräthig  bei 

Max  Harrwitz,  Antiquar.  Buclitiandiüiig 

Berlin  W.,  Potsdamerstr.  41a. 
Literarische  Anstalt,  Rütten  &  Loening,  Franki-urt  a.  M. 

Goethe-Forschungen 

von  Woldemar  Freiherr  v.  Biedermann. 
//;  Lciinuand  gcbiindcu  Mark  p.— . 
INHALT: 
Zwei  Gedichte  Goethes.  —  Quellen  und  Anlässe  Goethe- 
scher Dramen.  —  Dramatische  Entwürfe.  —  Goethe  mit 
Zeitgenossen.  — Vermischtes  zur  Goethe-Forschung. 

Literarische  Anstalt,  Rütten  &  Loening,  Frankfurt  a.  M. 

BIBLIOGRAPHIE 

der 

Goethe-Literatur 

für 

1890 


LUDWIG  GEIGER. 

Mit  einem  Beitrage  G.  von  Locpcr's  und  Mittheilungen 
von  Fachgenossen. 

Erweiterter  Abdruck  aus  Goerhe-Jahrbuch  Band  XII. 

80  Seiten  gross  8°. 

Eleg.  geheftet:  Preis  Mark  1.20. 


—^    71     •*4* — 
Verlag  von  Artur  Seemann  in  Leipzig. 

Soeben  erschien  die  dritte,  bereicherte  Auflage  von : 

Goethes  Mutter. 

Ein  Lebensbild  nach  den  Quellen 

von 

Dr.  K.  Heinemann. 


25  Bogen  gr.  8*^  mit  vielen  Abbildungen  in  und  ausser  deni 
Texte  und  vier  Heliogravüren. 

Preis  geheftet  M.  6.50,  geb.  in  Lwd.  M.  8.—,  in  Halbfranz  M.  9.—. 


Dass  binnen  einem  halben  Jahr  drei  starke  Auflagen  eines 
Buches  (von  25  Bogen)  nöthig  wurden,  spricht  wohl  am  besten 
für  seine  Gediegenheit.  Das  Werk  wurde  von  allen  Goethe- 
kennern und  Freunden  mit  Freude  begrüsst.  Prof.  Dr.  Ludwig 
Geiger  schrieb  darüber:  »Dies  Buch  den  Lesern  zu 
empfehlen,  halte  ich  für  meine  Pflicht:  es  macht 
dem  Geiste  und  dem  Herzen  des  Verfassers  Ehre.« 
Grosse  Zeitungen,  wie  die  Neue  freie  Presse,  die  Kölnische 
und  die  Frankfurter  Zeitung,  die  Fast,  die  Wiener  Zeitung 
haben  sich  darüber  mit  hohem  I,obe  ausgesprochen  und  Aus- 
züge daraus  veröffentlicht ;  das  Daheim,  die  Gartenlaube,  die 
Leipziger  Lllustrirte  Zeitung  haben  von  dem  reichen,  unbe- 
kannten Illustrationsmaterial  Proben  veröffentlicht. 

Die  neue  dritte  Auflage  ist  wesentlich  bereichert  durch 
neues,  gänzlich  unbekanntes  Illustrationsmaterial.  Prospecte 
versende  ich  franco  überallhin  ;  das  Werk  selbst  ist  durch  alle 
Buchhandlungen  zu  beziehen. 

Leipzig.  Artur  Seemann, 

Verlagsbuchhandlung-, 


— h    72    ^— 

Im  Verlage   der  J.  C.  Hinrichs'schen  Buchhandlung   in  Leipzig 
erscheint  soeben: 

Die  klassische  Ästhetik  der  Deutschen. 

Würdigung    der    kunsttheoretischen    Arbeiten    Schillers,    Goethes 
und  ihrer  Freunde.     Von  Otto  Harnack. 

Mit  dem  Facsimile  eines  ungedruckten  Gedichtes  von  Schiller, 
gr.  8«.    VIII  und  243  Seiten.    5  Mark,  geb.  6  Mark. 

Die  gemeinsameil  Bemühungen  Schillers  und  Goethes  um  Begründung  einer  Ästheük  und 
Theorie  der  Künste  zu  untersuchen  und  darzustellen,  hat  sich  der  Verf.  zur  Aufgabe  gemacht. 
Die  diesem  Zweck  dienenden  Arbeiten  Beider  für  die  »Hören«  und  .iPropyläenn  stehen  im 
Mittelpunkt.  Um  sie  gruppiren  sich  die  der  Beihülfe  wie  der  Weiterführung  gewidmeten 
Studien  ihrer  nächsten  Freunde:  Wilhelm  von  Humboldt,  Henirich  Meyer,  Johann  Gottfried 
Körner.  Die  im  bestimmten  W'ortsinn  klassische  Ästhetik  gegenüber  der  sie  schnei!  ablösen- 
den romantischen   findet  hierbei   ihre  historische   Würdigung. 

Früher  erschien  im  gleichen  Verlage: 
Goethe  in  der  Epoche  seiner  Vollendung.  (1805— 1832.) 

Versuch  einer  Darstellung  seiner  Denkweise  und  Wehbetrachtung 
von  Otto  Harnack.     5  Mark,  geb.  6  Mark. 

Im  Verlage  von  H.  Barsdori-  in  Leipzig  erscheint: 

Die  Hauptströmungen  der  Litteratur 

des  19.  Janrhunderts 

von  G.  Brandes.    5  Bände,  eingeleitet  von  Ad.  Strodtmann.    3.  Auflage. 

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so  dass  das  complete  Werk  nur  20  Mk.  kostet. 

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in  Kunst  und  Wissenschaft  existirt  nicht  anderweitig. 

Hössli,  H.,  Hexenprocess-  und  Glauben,  Pfaffen  und  Teufel. 

Als  Beitrag  zur  Cultur-  und  Sittengeschichte  der  Jahrhunderte. 

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allzeit  geführt  haben. 

Im  Verlage  von  Carl  Konegen   in   Wien   ist  erschienen: 

3ahrkch  der  Srillparzer- Gesellschaft. 

Redigirt  von  Carl  Glossy. 
Zweiter    J aYivgaxxg. 

Inhalt:  Grillparzers  Beamtenlauf  bahn:  Hinleitung.  I.  Acten'.tücke.  II.  Berichte  des 
Archivdirectors  Grillparzer.  III.  Tagebuchblätter.  —  Briefe  von  Grillparzer.  - 
Jahresbericht  der  Grillparzer-Gesellschaft. 

XXXII,  339  Seiten,  gr.  8.    Eleg.  gebunden  10  Mark. 

Briefe  von  und  an  Grillparzer. 

Herausgegeben  von  Carl  Glossy. 

Mit  Grillparzers  Portrait. 

Separatabdruck  aus  dem  Jahrbuch  der  Grillparzer-Gesellschaft  1890. 

XV,  396  Seiten  gr.  8.  Elegant  gebunden  6  Mark. 

^^  Di-ircli    alle    BuclxliandlungrerL   zu   beziehen.  ^= 


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Dr.  (Erleb  S4)mii)t 

piofrffor  c.n  ^cr  Uniucrfität  iJfrliii. 

(Sct^eftet  \9  Ularf,  in  fialblcbcr  gebunben  25  HTarf. 

von 

Dr.  CubiDig  :^cUermaun. 

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Ein  eleganter  Geschenkband  im  Preise  von  M.  7.50. 
Inhalt: 

I.    über  Kunst.  II.     Über  Künster. 


1.  Tracht  und  Mode. 

2.  Kunst,  S\-mbolik  und  Allegorie. 

3.  Lebende  Bilder. 

4.  Ein   Grundproblem   des   Kunst- 
gewerbes. 

5.  Die    Tragik    in    Werken    helle- 
nischer Plastik. 


1.  Eine  frankfurter  Kunstakademie 
und  Zeichenschule  im  XVIII. 
Jahrhundert. 

2.  Philipp  Veit. 
5.  Adrian  Ludwig  Richter. 
4.  Moritz  von  Schwind. 

III.    Über  Kunstwerke. 


1.  Die  Venus  von  Milo. 

2.  Raffaels  Transfiguration. 

3.  Cornelius  und  das  Weltgericht. 

4.  Wallots  Reichstagsgebäude. 


»In  diesen  Aufsätzen  vereinigen  sich  feinsinniges  L'rtheil,  liebevolle 
Begeisterung  und  umfassende  Kennerschaft  mit  dem  hervorstechendsten 
Zuge  wissenschaftlich  gediegener  Entwickelung  der  —  vielfach  origi- 
nellen —  Anschauungen  des  Verfassers  zu  einem  Gesammtcharakter 
der  Darstellung,  welcher  dem  Buche  einen  Ehrenplatz  unter  den 
kunstwissenschaftlichen  Arbeiten  der  letzten  Jahre  anweist.« 

»Diese  Aufsatzsammlung  ist  eines  jener  schönen  Bücher,  in  denen 
man  die  tempelartige  Stille  eines  .Museums  geniesst,  auch  die  reinliche 
und  geordnete  Harmonie  eines  solchen  Ortes.  Wir  können  uns  vor- 
stellen, dass  es  namentlich  Kunstfreunden,  die  für  ihre  beschauliche 
Muße  nach  Büchern  von  Gehalt  Sehnsucht  tragen,  ein  willkommener 
Gast  und  daher  als  Festgeschenk  sehr  verwerthbar  sein  dürfte.  Solcher 
Verwendung  entspricht  auch  die  schöne  Ausstattung  des  Buches.« 


—^    7)     ^'- 

Literarische  Anstalt,  Rütten  &  Loening,  Frankfurt  a.  M. 

GOETHES  BRIEFE  ax  FRAU  VON  STEIN. 

Herausgegeben  von  Adolf  Scholl.  Zweite  vervoll- 
ständigte Auflage  bearbeitet  von  Wilhelm  Fielitz. 
2  Bände.  Mit  dem  ßildniss  der  Frau  von  Stein  nebst 
2  Silhouetten.  1883 — 85.  Preis:  geh.  M.  16.80,  geb. 
in  Leinw.  M.   18. — ,  geb.  in  feinem  Hlbfrz.  M.  22.80. 

»Die  Briefe  Goethes  an  Charlotte  von  Stein«  —  sagt  Hernian 
Grimm  —  »bilden  eines  der  schönsten  und  rührendsten  Denkmale, 
welches  die  gesammte  Literatur  besitzt.  Man  wird  diese  Briefe  lesen 
und  kommentiren,  solange  unsere  heutige  deutsche  Sprache  verstanden 
werden  wird  ....  Wie  eine  breite  ununterbrochene  Melodie  empfangen 
wir  zehn  Jahre  lang  Goethes  Leben  nach  dieser  Richtung.  So  völlig 
sehen  wir  Tag  und  Nacht  den  Gedanken  an  diese  Frau  ihn  umschweben, 
dass  es  scheint,  als  thue  und  denke  er  überhaupt  nichts  Anderes,  als 
was  diese  Briefe  enthalten.  Das  Ganze  gewinnt  den  Anschein  einer 
dichterischen  Kontinuität.  Was  er  irgend  erlebt,  nimmt  die  Gestalt 
einer  Mittheilung  an  Frau  von  Stein  an  ...  .  Unter  ihrer  Theilnahme 
sehen  wir  die  Dichtungen  langsam  wachs&n,  die  als  sicherer  Gewinn 
dieser  zehn  Jahre  dastehen  und  die  das  Höchste  sind,  was  die  deutsche 
Literatur  an  Diclitungen  besitzt.«   — 

In  unserm  Verlage  erschien  soeben : 

GOETHES  FAUSTIDEE 

nach  der  ursprünglichen  Conception  aufgedeckt  und  nachgewiesen 

von 

WiLHELIVl  GWINNER. 

52  Bogen  gr.  8'^ 

brosch.   Preis   7   Mark   50    P*f. 

Diese  Schrift  weist  eingehend  nach,  dass  Goethes  Faust,  L  Theil, 
hauptsächlich  infolge  des  dem  Gedichte  vorausgeschickten  »Prologs  im 
Himmel«,  im  Widerspruch  mit  der  vorgeführten  Handlung  durchgängig 
unrichtig  aufgefasst  wird.  Sie  deckt  zugleich  die  in  der  Handlung  der 
»Tragödie«  verwirklichte,  mit  der  tiefsinnigen  Faustsage  übereinstimmende 
wahre  Faustidee  nach  Goethes  ursprünglicher  Conception  zum  ersten 
Mal  im  Zusammenhange  der  alten  Faustscenen  auf. 

Frankfurt  a.  M, 


Joseph  Baer  &  Co. 


— -^    76    ^ — 
Verlag  von  Hermann  Böhlau  in  Weimar. 


Goethes  Werke. 

Herausgegeben  im 
Auftrage  der  Grossherzogin  Sophie  von  Sachsen. 

Diese  Ausgabe  zerfällt  in  vier  Abtheilungen: 

I.;   Goethes  Werke  (im  engeren  Sinne),    50  Binde; 
ir.:   Goethes  naturwissenschaftliche  Schriften,  ca.    10  Bände; 
III.:   Goethes  Tagebücher,    \    Der   Umfang  dieser  Abtheilungen  ist-  im 
IV.:   Goethes  Briefe.  J  Voraus  nicht  zu    bestimmen. 

Jede    Abtheihing    ist    für    sich    zu    beziehen;    einzelne    Bände    dagegen    werden    nicht 

abgegeben.   —    Der  Subskribent   einer  Abtheilung   verpflichtet   sich   zur   Abnahme 

SämmtliCher  Bände  derselben.  —  Es  erscheinen  zwei  Au-g.iben:  eine  in  kleinerem  und 
eine  in  grösserem  Format,  letztere  auf  starkem  Papier  mit  breitem  Rande.  —  Das  Format 
der  kleineren  Ausgabe  ist  ein  mittleres,  handliches  Oktavformat,  die  Ausstattung  eine  vornehm 
einfache.  —  Der  Umfang  eines  Bandes  beträgt  circa  20  bis  50  Bogen.  —  Der  Preis  eines 
Bandes  der  kleineren  Ausgabe  der  I.  Abtheilung  beträgt  bei  diesem  Umfang  circa 
M.  2.40  bis  M.  3.60,  der  der  II. — IV.  Abtheilung  circa  M.3.20  bis  M.  4.S0.  Bei  grösserem 
Umfang  erhöht,  bei  geringerem  Umfang  ermässigt  sich  der  Preis  in  entsprechender  Weise.  — 
Der  Preis  eines  Bandes  der  grösseren  Ausgabe  beträgt  bei  dem  oben  angegebenen 
Umfange  für  die  I.  Abtheilung  circa  M.  3.20  bis  M.  4.80,  für  die  übrigen  Abtheilungen  circa 
M.  4. —  bis  M.  6. — . 

Auf  Wunsch  werden  auch  gebundene  Exemplare  abgegeben.  Der  Preis  des  Ein- 
bandes,  feiner  Halbsaffi.in-Band,  beträgt  M.  1.—  bei  der  kleineren  Ausgabe,  M.  2.60  bei 
der  grösseren.        jj^^  Mitgrliedem  der  Goethe-Qesellschaft 

■ft'ird  von  der  kleinen  Ausgabe  ein  Vorzugspreis  für  je  ein  Exemplar  bewilligt.  Derselbe 
erlischt  mit  dem  Austritt  des  Subskribenten  aus  der  Goethe-Gesellschatt.  Eine  Ermässigung 
des  Preises  des   Einbandes    und    der    grossen   .\iisgabe    findet    nicht   statt.     Die  Subskrip- 

tions-Anmeldungen  von  Jttitg-liedern  haben  aiisschliesslicli  bei  der 
"Verlag-shandlung  zu  erfolgen  unter  Bezeich.nung'  derjenigen  Buch- 
handlung-,   durch    welche    sie    die    Goethe- Ausgabe    zu    beziehen 

wünschen.  Die  Vcrlagshandlung  wird  die  bestellten  Exemplare  den  bezeichneten  Buch- 
handlungen unter  .\ngahe  i'er  Namen  der  Subskribenten  zur  Verrechnung  mit  diesen  überweisen. 


Es  ist  das  Erscheinen  von  ungefähr  acht  bis  zehn  Banden  alljährlich,  in  freier  Folge, 
geplant,  wobei  auf  möglichst  rasche  Vollendung  zunächst  der  I.  Abtheilung  Rücksicht 
genommen  werden  soll. 

Bis  Ende  des   Jahres   1S91   erschienen  von  der 

I.  Abtheihmg:   19  Bände.     Preis  M.   57.  55;  für  Mitglieder  M.  48.30. 
II.  Abtheilung:      3   Bände.     Preis  M.   12.40;   für  Mitglieder  M.   10.80. 

III.  Abtheilung:     4   Bände.     Preis  M.   16.50;  für  Mitf;lieder  M.   14.50. 

IV.  Abtheilung:      9  Bände.     Preis  M.   36.70;  für  Mitglieder  M.   32.10. 

o-j   Die  Preise  beziehen   sich  auf  broschierte  Exemplare  der  kleinen  Ausgabe.  :-o^ 

Vierteljahrssehrift 

flir 

Litteraturgeschichte. 

Unter   Mitwirkung   von    Erich   Schmidt    und    Bernhard    Suplian 

herausgegeben  von 

Bernhard  SeufiFert. 

Preis  des   Bandes    12  Mark. 

=  Jährlich  erscheint  ein  Band  von  circa  40  Bogen.  = 

Der    5.  Band    ist   im   Erscheinen  begrilTen.  —   Um   neu  eintretenden  Subskribenten  die 

Anschaffung    früher    erschienener  Bände    zu   erleichtern,  werden  bis  auf  Weiteres  abgegeben: 

Band      I   zu  M.  7.—  statt  M.  10.40. 

Band    II  zu  M.  8. —  statt  M.   12. — . 

Band  III   zu  M.   8.—   statt  M.   12.—. 

— <5  Zu  beziehen  durch  alle  Buchhandlungen,  f^— 

Hermann  Böhlau  in  Weimar. 


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2045 
G67 
Bd. 13 


Groe  the- Jah  rbuch 


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