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Full text of "Goethe-Jahrbuch"

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Heinrich  Friedrich  von  Diez 
zu  S.  83  ff. 


Goethe  -Jahrbuch 


Herausgegeben 


VON 


Ludwig  Geiger 

VIERUNDDREISSIGSTER  BAND 


Mit  dem  achtundzwanzigsten  Jahresbericht 


DER 


Goethe -Gesellschaft 


Frank-furt  VM. 

Literarische    Anstalt 

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Kutten  &  Loening  ,  b 


7 
SV.  5^ 


Mit  eiker  Reproduktion 

EINES  Bildes  des  Orientalisten 

Heinrich  Friedrich  von  Diez 

(vergl.  S,  83—100) 


Druckerei  von  August  Osterrieth  in  Frankfurt  .1.  M. 


Vorwort 

n  der  Jahresversammlung  der  Goethe-Gesellschaft 
am  25.  Mai  19 12  wurde  der  Beschluß  gefaßt,  unter 
entsprechender  Veränderung  der  Satzungen,  den  Vertrag 
über  das  Goethe-Jahrbuch  aufzukündigen  und  ein  eigenes 
Organ  für  die  Gesellschaft  zu  schaffen.  Nachdem  die 
Aenderung  der  Satzungen  die  Genehmigung  des  Groß- 
herzoglichen Staatsministeriums  gefunden  hatte,  wurde  das 
mit  der  Literarischen  Anstalt  Rütten  &  Loening  in  Frank- 
furt a.  M.  wegen  des  Goethe -Jahrbuches  bestehende  Ver- 
tragsverhältnis für  Ende  191 3  gekündigt.  Vom  Jahre  19 14 
ab  wird  die  Goethe- Gesellschaft  ein  eigenes  Organ  mit 
dem  Titel  »Jahrbuch  der  Goethe-Gesellschaft«  herausgeben. 
Von  diesem  Beschlüsse  wurde  ich  offiziell  durch  folgendes 
Schreiben  unterrichtet    (Weimar,  5.  Januar  19 13). 

»Die  Generalversammlung  der  Goethe-Gesellschaft 
hat  am  25.  Mai  19 12  beschlossen,  das  bisherige  Goethe- 
Jahrbuch  als  Organ  der  Goethe-Gesellschaft  aufzugeben 
und  für  diese  ein  eigenes  Organ  zu  begründen.  Nach- 
dem das  GroßherzogHch  Sächsische  Staatsministerium  die 
hiernach  erfolgte  Abänderung  der  Satzungen  genehmigt 
hat,  haben  wir  uns  nunmehr  zu  unserem  Bedauern  ge- 
nötigt gesehen,  den  Vertrag  über  das  Goethe-Jahrbuch 
für  Ende  dieses  Jahres  zu  kündigen.  Indem  wir  Ew. 
Hochwohlgeboren  hiervon  ergebenst  Mitteilung  machen, 
.  ist  es  uns  ein  Bedürfnis,  Ihnen  für  Ihre  verdienstvolle 
Tätigkeit  als  Herausgeber  des  Goethe-Jahrbuchs  unsern 
verbindlichsten  Dank  auszusprechen. 

Mit  vorzüglicher  Hochachtung 

Der  Vorstand  Der  geschäftsführende  Ausschuß 

der  Goethe-Gesellschaft 

gez.  Erich  Schmidt  gtz.  E.  Raehlmann 

Vorsitzender  Vorsitzender« 


rV  Vorwort 

Da  die  Verlagsanstalt,  deren  Eigentum  das  Goethe- 
Jahrbuch  ist,  dessen  Fortführung  nicht  beabsichtigt,  hört 
das  Goethe-Jahrbuch  mit  diesem  34.  Bande  auf  zu  er- 
scheinen, obgleich  mir  bereits  so  viele  Abhandlungen, 
Mitteilungen  und  Miscellen  zugegangen  oder  in  Aussicht 
gestellt  worden  sind,  daß  schon  durch  diese  allein  der 
35.  Band  gefüllt  gewesen  wäre.  Es  bleibt  mir  nur  übrig, 
den  Mitarbeitern,  welche  mich  fast  während  eines  ganzen 
Menschenalters  unterstützt  haben,  meinen  lebhaftesten  Dank 
zu  sagen. 

Berlin,  15.  April  1913 

Ludwig  Geiger 


4 


Inhalt 

Seite 

Erich  Schmidt  f ^*-^^* 

I.  Verschiedene  Mitteilungen 

I.   Ungedrucktes  zu  Lenzens  Gedichten 3  —  12 

Mitgeteilt  von  Karl  Freye 

IL  Abhandlungen 

1.  A.  Hansen:  Goethe  der  Natur-Erforscher     .     .    .        15—20 

2.  Max  Semper:  Diluvium  und  Prähistorische  Mensch- 
heit bei  Goethe  und  seinen  Zeitgenossen  .    .     .     .        21—35 

3.  W.  Aron:   Goethes  Stellung  zum  Aberglauben  II.         34—65 

4.  Julius    Burghohd:    Die   Faust -Wetten   und    ihre 
scheinbaren  Widersprüche 64—82 

5 .  Franz  B abinger  :  Ein  orientalischer  Berater  Goethes : 
Heinrich  Friedrich  v.  Diez 83—100 

6.  Adolph  Kohüt  :  Goethes  Beziehungen  zu  Franzens- 

"  bad 101-117 

7.  Karl  Wollf:  Goethe  und  Calderon 118— 140 

8.  K.  Woltereck:  Goethe  und  Wagner 141  — 155 

9.  Karl  Anton:  Carl  Loewe  als  Lehrmeister  Walther 

von  Goethes 156— 161 

10.  Eugen   Wolff:     Die    ursprüngliche    Gestah    von 

Wilhelm  Meisters  Wander  jähren 162  —  192 

III.  Miscellen,  Bibliographie 
I.  Miscellen 

Einzelnes  zu  Goethes  Leben  und  Wirken 
i.   Rechtsgeschichtliche  Erläuterungen  zu  Goethes 

»Faust«.    Von  Rudolf  Blume i95  — ^97 

2.  Zur  Medizin  in  Goethes  »Faust«.    Von  Rudolf 

Blume 197-198 

3.  Zum  Namen  Mephistopheles.    Von  A.  Oehlke  198—199 

4.  Epimenides.    Von  S.  Aschner 199—203 

5.  Zu  Goethes  Ballade:   »Der  Gott  und  die  Baja- 
dere«.   Von  Ernst  Braun 203—206 

6.  Zur   Entstehungsgeschichte    des    Heidenröslein. 

Von  Cawley 206-209 


VI  Inhalt 

Seite 

7.  Zu  »Dichtung  und  Wahrheit«.    Von  Werner 
Deetjen 209—211 

8.  Une  anecdote  wertht^rienne  racontde  par  le  fils 

de  Charlotte.    Von  F.  Baldensperger .     .     .    .     211— 212 

9.  Goethe  und  Amalie  v.  d.  Asseburg.    Von  Max 
Trippenbach 212 — 215 

10.  Immermann  über  Goethe.  Von  Werner  Deetjen  215—216 

11.  Goethe  und  Lyser.    Von  Friedrich  Hirth    .  216—222 

12.  Nachträgliches  zu  den  Briefen  der  »Schönen 
Seele«  (Susanna  Katharina  v.  Klettenberg)  an 
Trescho.    Von  Johs.  Sembritzki 225—224 

13.  Kleinigkeiten  zu  Platens  Briefwechsel.  Von  L.  G.  224—226 

14.  Savigny  als  Goetheerklärer.    Von  L.  G.     .     .  226 

15.  Ein  Aufsatz  Riemers.    Von  L.  G 227—228 

16.  Zu  Goethes  Tod.  Von  Herman  Krüger- Westend  228—231 

17.  Eine  russische  Dichtung  auf  den  Tod  Goethes. 

Von  Emmy  Haertel *    .    .    .    231—233 

2.  Bibliographie 
I.  Schriften 

A.  Neue  Ausgaben  der  Werke 234 — 235 

B.  Briefe.    Gespräche 235 

C.  Einzelschriften 236—245 

D.  Übersetzungen 245—246 

II.  Biographisches 

A.  Allgemeines 246 — 247 

B.  Biographische  Einzelschriften 247 — 250 

C.  Goethes  Verv\'andte 250 

D.  Goethes  Verhältnis  zu  Vorgängern,  Zeit- 
genossen, Nachfolgern,  sowie  zu  Frauen      .  250—254 

E.  Stellung  zu  Kunst,  Literatur,  Politik,  Religion, 
Wissenschaft 254—256 

F.  Notizen  von  Zeitgenossen  über  Goethe    .    .    256—257 
III.  Verschiedenes 

A.  Ausstellungen,  Bilder,  Büsten,  Statuen,  Feiern, 
Gedenkplätze,  -Tafeln,  -Stätten,  Sammlungen    257—258 

B.  Dichtungen  über  Goethe,  Kompositionen, 
Illustrationen,  Parodieen,  Nachdichtungen 
Goethescher  Werke 258  —  259 

Register "  260—276 

Achtundzwanzigster   Jahresbericht    der   Goethe-Gesellschaft 
Mitglieder  -Verzeichnis 

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Von  tiefem  Schmerz  bewegt  erfüllen  der  Vorstand 
und  der  Geschäftsführende  Ausschuß  der  Goethe- 
Gesellschaft  die  traurige  Pflicht,Kunde  zu  geben  von  dem 
am  30.  April  erfolgten  Ableben  ihres  Vorsitzenden,  des 

Geh.  Regierungsrats 

Professor  Dr.  ERICH  SCHMIDT 

In  dem  weiten  Wirkungskreise,  den  der  Verewigte 
auch  in  den  letzten  Jahren  des  Leidens  und  der 
geminderten  körperlichen  Kraft  mit  ungebrochener 
Pflichttreue  ausfüllte,  war  es  die  Goethe-Gesellschaft, 
der  er  eine  besonders  liebevolle  Tätigkeit  widmete. 
Denn  nicht  nur  durch  Geburt  gehörte  der  Jenenser 
Professoren  söhn  dem  Weimarischen  Lande  an,  son- 
dern ein  inneres  Band  verknüpfte  ihn  als  Gelehrten 
wie  als  Menschen  mit  dem  Geiste,  der  seit  Goethes 
Zeiten  hier  immer  noch  lebendig  war  und  der  eine 
schöne  Nachblüte  trieb,  als  der  letzte  Goethe  das 
großväterliche  Erbe  vertrauensvoll  in  die  Hände  von 
Weimars  edler  Fürstin  legte.  So  durfte  auch  Erich 
Schmidt  sich  das  stolze  Wort  zueignen:  »Bin  Welt- 
bewohner, bin  Weimaraner.«  In  seiner  kurzen  Wirk- 
samkeit als  erster  Leiter  des  Goethe-Archivs  war  es 
ihm  vergönnt,  aus  dem  bislang  ängstlich  verschlossen 
gehaltenen  Schatzhause,  das  Goethes  Nachlaß  barg, 
Kostbarkeiten  wie  die  italienischen  Briefe  und  Tage- 
bücher ans  Licht  zu  ziehen.  Seit  der  Gründung  der 
Goethe -Gesellschaft   im  Jahre  1885    hat    er   ihrem 


Vorstande  angehört,  und  als  1899  der  erste  Präsident, 
Eduard  von  Simsen,  starb,  lag  es  nahe,  den  Ent- 
decker des  Urfaust  zu  seinem  Nachfolger  zu  wählen. 
Doch  ließ  er  dem  älteren  Carl  Ruland  den  Vortritt 
und  begnügte  sich  mit  der  Stellung  des  zweiten 
Vorsitzenden.  Erst  1906  durften  ihn  die  anwesenden 
Mitglieder  mit  Jubel  als  ersten  Vorsitzenden  be- 
grüßen. Was  er  in  der  Gesellschaft  geleistet  hat 
und  was  diese  ihm  verdankt,  das  kann  hier  in  der 
Kürze  nicht  gewürdigt  werden.  UnvergeßHch  wird 
den  Besuchern  unseres  jährHchen  Goethe -Pfingst- 
festes  der  Zauber  seiner  Persönlichkeit  bleiben,  die 
anmutige  Würde  seines  Wesens,  die  in  Ernst  und 
Scherz  bewährte  Fülle  und  Kraft  seiner  Beredsamkeit, 
die  sachliche  Vornehmheit  seiner  Geschäftsleitung, 
und  nicht  zuletzt  die  vollendete  Kunst  seiner  Re- 
präsentation. Als  er  im  vergangenen  Jahre,  zum 
letzten  Mal  im  Kreise  der  Gesellschaft  sprechend, 
am  Denkmal  Euphrosynens  unter  den  rauschenden 
Bäumen  des  Parks  das  Bild  der  früh  Geschiedenen 
mit  wehmütig  ergreifenden  Worten  heraufrief,  da 
ahnten  die  sorgenden  Freunde  bereits,  daß  sich  auch 
über  seine  hohe  Gestalt  der  Schatten  des  Todes  zu 
breiten  beginne.  Nun  stehen  wir  an  seinem  Grabe 
und  beklagen  auch  ihn  als  einen  »zu  früh  herunter 
gesandten«  und  »Wehmut  reißt  durch  die  Saiten 
der  Brust;  die  nächtUchen  Thränen  fließen«.  Sein 
Andenken  sei  unter  uns  gesegnet! 

Weimar,  im  Mai  1913 
Der  Vorstand  und  der  Geschäftsführende  Ausschuß 

der  Goethe-Gesellschaft 
Dr.  Wolf  gang  von  Oettingen       Dr.  Ernst  Raehlmann 


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I.  Neue  Mitteilungen 


.GoetbeJahrbuch  XXXiV 


Verschiedene  Mitfeilungen 


Ungedrucktes 

ZU  LENZENS  GEDICHTEN 

Mitgeteilt  von  Karl  Freye 

Im  6.  Antiquariatskatalog  von  Max  Ziegert,  Frankfurt  a.  M., 
fand  sich  vor  einigen  Jahren  folgendes  Angebot:  »Frühe  Goethe- 
sche  und  Lenzsche  Gedichte  mit  abweichenden  Fassungen  in 
gleichzeitigen  handschriftlichen  Kopien  aus  dem  Besitze  von 
Jacob  Ludwig  Passavant  aus  Frankfurt  a.  M.,  Goethes  Jugend- 
freund. Ca.  1775.  27  S.  8°.«  Dies  Heftchen,  das  mir  der 
jetzige  Besitzer  Max  Morris  gütigst  zur  Verwertung  überlassen  hat, 
enthält  alte  Abschriften  von  17  Gedichten,  von  denen  Nr.  i  — 15 
von  derselben  Hand,  Nr.  16  sicher  von  einer  zweiten  und  Nr.  17 
anscheinend  von  einer  dritten  Hand  aufgezeichnet  sind.  Fast 
alle  Gedichte  sind  mit  einem  Verfassernamen  unterzeichnet; 
Nr.  I  und  2  stammen  von  »F.  von  Brandstein«  (»Brandstein« 
ist  beidemal  übergeschrieben  über  ein  unleserliches  Wort 
»G  .  .  s  .  u«),  Nr.  4  von  »Caroline  von  Brandstein«.  Die  Ver- 
fasserin von  Nr.  4,  später  Vermählte  von  der  Luhe,  ist  als 
Mitarbeiterin  an  Zeitschriften  und  Almanachen  bekannt.  Im 
»Schwäbischen  Magazin«  auf  1777  wird  sie  als  die  Tochter 
»des  jezigen  Herzoglich-WürtemlDergischen  Oberjägermeisters« 
bezeichnet  und  als  ihr  Geburtsjahr  1755  angegeben;  verschiedene 
Gedichte  von  ihr,  steht  ebendort,  seien  auch  noch  ungedruckt. 
F.  von  Brandstein  könnte  die  Schwägerin  dieser  Schriftstellerin 
sein,  jenes  durchstrichene  Wort  würde  dann  ihren  Mädchen- 
namen angeben.  Ich  erwähne  noch,  daß  neben  dem  ersten 
Gedicht  mit  Blei  die  Jahreszahl  1749  steht  (darunter  scheinbar 
ein  verwischtes  78),  das  könnte  etwa  das  Geburtsjahr  der  Autorin 
sein.  Auf  diese  drei  unbedeutend  sentimentalen  Gedichte  kommt 


Verschiedene  Mitteilungen 


es  mir  aber  nicht  an.  In  den  durchgesehenen  Zeitschriften  und 
Taschenbüchern  habe  ich  sie  nicht  gefunden;  zu  etwaigen  Fest- 
stellungen wird  immer  noch  Gelegenheit  sein  —  der  Besitzer 
denkt  das  Heft  der  Berliner  Königlichen  Bibliothek  zu  über- 
geben. 

Als  Nr.  14  und  15  enthält  die  Handschrift  zwei  »Gotha« 
unterzeichnete  Gedichte,  die  beide  nach  handschriftlichen  Vor- 
lagen aufgezeichnet  sein  müssen.  Nr.  14,  beginnend  »Ich  führt 
einen  Freund  zu'e'm  Maidel  iung«,  hat  als  V.  37  u.  38: 

»Da  warf  ich  in  mein  Eckgen  mich 
In  süße  Liebesbanden«, 

was  alles  in  allem  mit  keinem  der  beiden  Drucke  von  1775 
übereinstimmt,  und  Nr.  15  »Arie  aus  einer  Operette«  (zuerst 
stand  da  »aus  Mahomet«)  bringt  das  Lied  »Auf  dem  Land  und 
in  der  Stadt«  genau  in  der  Form,  die  es  in  Goethes  Brief  an 
Johanna  Fahimer  vom  Dezember  1773,  nicht  aber  im  Druck 
(»Erwin  und  Elmire«)  hat. 

Die  noch  übrigen  Gedichte  des  Heftchens  (Nr.  3,  5  — 13,  16, 
17)  stammen  sämtlich  von  Lenz  (meist  »Lentz«  geschrieben). 
Zwar  sind  zwei  (Nr.  8  und  17)  ohne  Unterschrift;  eines  von 
ihnen  (Nr.  17)  »Kleines  Ding  um  uns  zu  quälen«  (hier  »Ans 
Herz«  betitelt)  ist  aber  ohnehin  als  I>enzens  Eigentum  bekannt, 
und  das  andere  (Nr.  8)  »An  seine  Schweitzer  Freunde«  steht 
erstens  mitten  zwischen  sieben  anderen  »Lentz«  unterzeichneten 
Gedichten,  und  ist  zweitens  dem  Titel,  der  Stimmung  und  der 
Wortwahl  nach  (»Lust-  und  Trauerspiel«  sollte  der  »Hofmeister« 
ursprünglich  heißen)  so  sicher  Lenzens  Gedicht,  daß  ich  kein 
Wort  mehr  verliere,  sondern  auf  den  unten  folgenden  Abdruck 
verweise. 

Von  den  zwölf  Gedichten  Lenzens,  die  das  Heft  enthält, 
sind  drei  bisher  ungedruckt  (Nr.  6,  8,  10);  ein  viertes  (Nr.  11), 
bekannt  als  »An  den  Geist«,  ist  hier  in  so  wesentlich  besserem 
Text  erhalten,  daß  sich  auch  da  ein  buchstabentreuer  Abdruck 
lohnt,  und  bei  einem  gleich  wertvollen  fünften,  »Ausfluß  des 
Herzens«  (Nr.  5),  habe  ich  denselben  Weg  eingeschlagen,  was 
ich  gleich  begründen  werde.  Ueber  die  anderen  Gedichttexte 
genügen  wenige  Bemerkungen. 

y>Z>ü  Detnuth<s.  (Nr.  3  des  Heftes)  war  bisher  in  zwei  auf 
handschriftlicher  Vorlage  beruhenden,  in  Kleinigkeiten  von- 
einander abweichenden  Drucken  bekannt ;  der  hier  vorliegende 
Text  steht  am  nächsten  dem  in  Aloys  Schreibers  Heidelberger 
Taschenbuch  für  181 2,  wenn  er  ihm  auch  nicht  durchweg 
gleicht  (Schreiber   läßt    vor   allem   einmal   drei    Zeilen   fort). 

y>Ausfluß  des  Herzens  eine  esoterische  Ode«-  (Nr.  5)  ist 
unter  diesem  Titel  gleichfalls  in  Aloys  Schreibers  Heidelberger 
Taschenbuch  auf  181 2  gedruckt.     In  dem  einzigen  früheren, 


Zu  Lenzens  Gedichten 


aber  auch  erst  nach  Lenzens  Tod  erschienenen  Druck  (1793) 
fehlt  der  Titelzusatz  »eine  esoterische  Ode«.  Beide  Drucke 
unterscheiden  sich  außerdem  in  zahlreichen  Punkten;  der  Text 
des  Heftes  stimmt  auffallend  (obwohl  nicht  peinlich  genau)  mit 
dem  des  Schreiberschen  Druckes  überein.  Besonders  auffallend 
ist  es,  daß  zwei  Fehler  Schreibers  (V.  28  »Einigkeiten«  statt 
»Ewigkeiten«  —  V.  32  »Wonne«  statt  »Wärme«)  sich  aus  der 
Art  der  Schriftzüge  unseres  Heftes  (in  dem  das  Richtige  undeut- 
lich steht)  ohne  weiteres  erklären.  Weinhold  gibt  in  seiner 
Sammlung  den  nicht  sehr  guten  Text  von  1793  mit  einem  Teil 
der  Schreiberschen  Varianten. 

■i>Das  Vertrauen  auf  Gott«.  (Nr.  7)  war  bisher  nur  in  einem 
maßgebenden  Druck  bekannt  —  ebenfalls  bei  Schreiber.  Eine 
Angabe  der  Varianten  des  gewiß  schwachen  Gedichtes  ist  not- 
wendig. Ich  beziehe  mich  auf  Weinholds  Ausgabe  S.  i2f. ;  in 
unserm  neuen  Texte  heißt  es: 

V.  7  f. :     »Er  ist  —  Vater  —  ich  —  das  Kind : 
Meinem  Vater  folg  ich  blind« 

V.  23 f.:  »Ey  so  sag  nicht  daß  du  bist 

Gottes  Kind   —  ein  wahrer  Christ.« 

V.  2  7  f.:   »Ruf  mich  an  so  höhr  ich  dich 
Hilf  dir  und  errette  dich.« 

Statt  V.  37—45: 

»Wird  denn  der  dich  lassen  sterben, 
Der  dich  hat  gesezt  zum  Erben.  . 
Der  für  dich  geschmeckt  den  Todt 
Läßt  der  dich  auch  sonst  in  Noth 

Drum  o  Mensch!  gieb  dich  zufrieden 
Wenn  die  Welt  und  Satan  wüten  — 
Sey  Getrost  in  Noth  und  Tod. 
Gott  bleibt  immer  Gott  —  dein  Gott 

Hoffe  nur  —  steh  fest  im  Glauben 
Laß  dir  nichts  die  Hoffnung  rauben. 
Liese  dich  dein  Fürst  in  Noth 
Er  würd'  selbst  der  Feinde  Spott.« 

»///  einem  Gärtchen  am  Contade  nachdem  der  Verfasser 
im  Fluß  gebadet  hatte<s.  (Nr.  9)  ist  zuerst  in  Voß'  Musenalma- 
nach auf  1778  in  nah  verwandtem  Text  zu  finden.  Schreiber 
hat  das  Gedicht  auch.  Er  läßt  vier  Zeilen  aus,  die  in  unserm 
Heft  stehen  (wie  schon  zweimal).  Seltsamerweise  erklärt  sich 
aber  wieder  einer  der  Hauptdruckfehler  Schreibers  aus  unserm 
Heft;  er  setzt  »vergoldet  Haar«  statt  »verzoddelt  Haar«  —so 
liest  jeder  Ungeübte  das  undeutliche  »verzodelt  Haar«  unserer 
Handschrift. 


Verschiedene  Mitteilungen 


Nr.  12  und  13  sind  irrtümlich  wie  ein  Gedicht  ohne 
Zwischenraum  zusammen  niedergeschrieben.  Die  erste  Hälfte 
» Was  dich  utngicbt  belebest  du«,  unterscheidet  sich  lediglich 
durch  das  erste  Wort  von  dem  sonst  nur  im  Tiefurter  Journal 
erhaltenen  Texte ;  die  zweite  ist  wieder  in  Schreibers  Taschen- 
buch gedruckt:  »///  der  Nacht  im  kalten  ]Vinter<t.  Weinholds 
Vermutung,  daß  in  V.  14  »all«,  nicht  »All«  stehen  müsse,  wird 
durch  unsere  Handschrift  bestätigt. 

•»Gedult  und  unerschrokner  Muth«.  (Nr.  16)  hat  in  unserm 
Heft  wie  die  beiden  vorigen  Gedichte  keine  Ueberschrift.  Die 
Anrede  »Minna«  in  V.  35  und  der  Fehler  »Freude«  statt  »fremde« 
in  V.  17  stellen  unsern  Text  hier  näher  an  den  des  Voßschen 
Musenalmanachs  für  1778  als  an  den  des  von  Weinhold  ge- 
druckten Manuskripts.  Trotzdem  unterscheidet  sich  unser  Heft 
gleich  in  V.  3  (»Und  furcht  mich  nicht«  statt  »Ich  furcht  mich 
nicht«)  sowie  durchweg  in  der  Interpunktion  von  Voß'  Text, 
und  wir  haben  daher  nicht  mit  einer  Abschrift  aus  dem  Alma- 
nach  zu  rechnen.  Nur  hier  steht  übrigens  »Lenz«  als  Unter- 
schrift, sonst  stets  »Lentz«, 

y>Ans  Herz«.  (Nr.  17)  unterscheidet  sich  im  Titel  von  der 
Fassung  in  Voß'  Almanach  für  1777;  außerdem  in  folgenden 
Einzelheiten: 

V.  gf. :  »Und  doch  weder  Lust  noch  Qualen 

Sind  noch  schrecklicher  als  das :« 

V.  13 — 16:    »Lieben,  Hassen,  Hoffen,  zittern 
Fürchten  zagen  biß  ins  Mark 
Kann  das  Leben  zwar  verbittern 
Aber  ohne  sie  —  wärs  Quark«. 

Weinholds  Ausgabe   gibt    die  Möglichkeit,    die  Fassungen    zu 
vergleichen. 

Die  mehrfach  hervorgehobene  Berührung  mit  Schreibers 
Texten  muß  auffallen.  Schreiber  bringt  181 2  kein  Gedicht 
Lenzens,  das  nicht  in  unserm  Heft  steht.  Daß  derjenige,  der 
das  Heft  anlegte,  etwa  Schreibers  Taschenbuch  zu  Grunde 
legte,  ist  ganz  ausgeschlossen;  schon  deshalb,  weil  Schreiber 
Zeilen  ausläßt,  die  im  Heft  stehen.  Da  auch  eine  Anzahl  der 
Lesefehler  Schreibers  sich  aus  den  Schriftzügen  des  Heftes 
erklären,  so  bleibt  nur  die  Möglichkeit:  Schreiber  hat  für  sein 
Taschenbuch  181 2  die  Texte  aus  unserm  Heft  entnommen.  Er 
selbst  sagt  in  seinem  Vorwort:  »Ein  Freund  des  zu  früh  ver- 
storbenen J.  M.  R.  Lenz,  des  Jugendgenossen  von  Göthe,  theilte 
mir  mehrere  ungedruckte  Poesieen  von  demselben  mit,  in 
welchem  das  Gepräge  seiner  mitunter  excentrischen  Genialität 
nicht  zu  verkennen  ist.  Ich  habe  nur  einige  derselben  hier 
aufgenommen;  die  übrigen  legte  ich  für  eine  Sammlung  der 
zerstreuten  Werke   dieses    durchaus   eigenthümlichen   Dichters 


Zu  Lenzens  Gedichten 


zurück,  welche  zu  veranstalten  mir  in  jeder  Hinsicht  verdienst- 
lich scheint.«  Noch  später  galt  Schreiber  seinem  Nachfolger 
Tieck  als  Gewährsmann  in  Lenz-Dingen'.  Von  wem  er  aber 
unser  Heft  erhalten  haben  kann,  das  kann  ich  nicht  feststellen. 
Ob  die  Blätter  wirklich  aus  dem  Besitz  Passavants  stammen? 
Ob  sie  eine  Sammlung  Passavants  bilden?  Das  Frankfurter 
Goethe-Museum,  von  dem  ich  Auskunft  erhoffte,  konnte  mit 
Hilfe  seines  Materials  die  Person  des  Schreibers  nicht  fest- 
stellen. Da  die  Brandsteins  im  Heft  voranstehen,  sollte  man 
annehmen,  der  Sammler  gehöre  in  ihre  Lebenskreise  —  die 
mir  aber  unbekannt  sind.  Vor  1777  ist  das  Heft  nicht  ange- 
legt, denn  als  drittes  Gedicht  steht  darin  Lenzens  »Demuth«, 
die  zweifellos  in  die  zweite  Hälfte  dieses  Jahres  gehört.  Der 
Abschreiber  muß  also  bei  anderen  Gedichten  auf  Manuskripte 
zurückgegriffen  haben,  die  schon  eine  Reihe  von  Jahren  alt 
waren. 

Eine  erklärende  Anerkennung  habe  ich  nur  zu  dem  dritten 
der  folgenden  Gedichte,  einem  unbedeutenden  Spott -Poem 
■gegen  Wieland,  zu  machen.  Die  Ueberschrift  nimmt  Bezug 
auf  eine  Aeußerung  des  Jean  Astruc,  der  am  Schluß  der  Prae- 
fatio  zu  dem  Werke  »De  Morbis  Venereis  Libri  sex«  (Paris  1738, 
S.  XIV)  folgendes  sagt:  »Restabat  quo  sermone  Librum  con- 
scriberem  an  latino,  an  patrio  ?  .  .  .  .  Sed  vicit  latini  sermonis 
virtus,  ac  dubitationem  omnem  sustulit  honestatis  ratio,  quippe 
puduit  de  morbis,  de  partibus,  de  rebus  obscoenis  Gallice  dicere.« 
Lenz  will  also  sagen :  der  Arzt  hätte  sein  sachliches  Werk 
ruhig  jedem  verständlich  schreiben  können,  ohne  die  Unschuld 
zu  gefährden,  dagegen  von  Wieland  sollte  man  verlangen,  daß 
er  seine  unsittlichen  Gedichte  lateinisch  verfasse ;  denn  sonst 
gehe  es  ja  her  wie  nach  der  Meinung  der  Franzosen  bei  der 
schwedischen  Polizei,  die  die  ungefährlichen  Steine  anbindet 
und  die  gefährlichen  Hunde  frei  herumlaufen  läßt.  Strophe 
zwei  ist  besonders  dunkel ;  sie  muß  ironisch  gemeint  sein  und 
bedeuten :  lateinisch  verstand  das  Mädchen  natürlich  nicht,  das 
kann  niemand  von  ihr  verlangen  (aber  sie  hatte  die  Komischen 
Erzählungen  gleichsam  als  Uebersetzung  daneben  liegen). 

Für  eine  neue  Lenz-Ausgabe  wird  sich  meine  Mitteilung 
schwerlich  mehr  verwerten  lassen,  denn  für  eine  solche  ist  kaum 
noch  Raum.  Es  müßten  sonst  schon  überraschende  große 
Funde  auftauchen,  etwa  die  ganze  »Catharina  von  Siena«,  die 
»Wolken«,  die  »Algierier«  oder  die  Schrift  »Ueber  unsere 
Ehe«  —  aber  daran  ist  leider  wohl  nicht  zu  denken.  Trotz- 
dem ist  immer  noch  unverwertetes  oder  doch  ungesammeltes 
Material   für  Lenz  vorhanden,    und    es  wird  auch  wohl  noch 


■  Vgl.  meinen  Aufsatz  in  der  »Zeitschrift  für  Bücherfreunde«  1912, 
»Die  Lenz-Ausgabe  Ludwig  Tiecks«. 


8  Verschiedene  Mitteilungen 


ausgeschöpft  werden.  Jedenfalls  wird,  wie  ich  weiß,  eine  be- 
sondere Sammlung  der  Briefe  vorbereitet,  und  an  einen  neuen 
biographischen  Versuch,  der  Material  verwerten  und  mitführen 
kann,  möchte  ich  mich  selbst  wagen. 

Die    fünf   Gedichte,     sehr    verschieden    nach    Wert    und 
Charakter,    lauten   (ich    stelle    die    drei   unbekannten   voran): 

L' 

Hochzeit    Oden    [!]   an    meinen    Bruder 

Mein  Herz  wallt  —  Drum  red'  ich  und  schreibe 

Empfindungen  nieder.  — 

Gieße  sie  hin  in  gewaltige 

Sylben  des  Herzens  Gefühle  von  Wollust. 

Was  ists?  —  was  verbünd't  mir  im  inneren 
Ein  Fest?  —  !     Jede  Ader 
Schwület  von  wermerem  Blut  auf 
Heftiger  schlägt  das  gedoppelte  Herz  mir. 

Ein  Fest!     Ewig  will  ich  es  feiern; 

Der  Herr  hies  es  werden. 

Gottes  allwissender  Finger 

Grub  es  mit  Roth  in  die  Tafeln  der  Zeit  ein 

Er  schuf  zwo  sich  ähnliche  Seelen   — 

Bestimet  sie  einander: 

Und  die  zwo  ähnlichen  Seelen 

Fuhrt  unser  Gott  jezt  im  Segen  zusammen. 

Ich  selbst  schaut'  es  —  Siehe,  sie  laufen 

Vereint  nach  dem  Ziele  .  .  . 

Vor  ihnen  gehet  die  Vorsicht: 

Nach  Ihnen  Gottes  erfreuender  Segen. 

Auch  ich  Bruder,  Schwester,  Geliebte  —  !  — 

Auch  ich  —  fühle  heute 

Gottes  beglükende  Vorsicht 

Gottes  erfreuenden  Segen  mit  euch  —  ich 

Auch  ich  —  Bruder,  Schwester,  Geliebte  —  !  — 

Auch  ich  —  falle  nieder  —  — 

Opffere  danckende  Opffer 

Sing  unserm  Gott,  dem  Erbarmer  ein  Danklied. 


'  Lenzens  ältester  Bruder  lieiratete  am  24.  Januar  1768.  Das  Gediclit 
ist  in  einer  festen  Strophenform,  nicht  etwa  in  freien  Rhythmen  ge- 
schrieben. 


Zu  Lenzens  Gedichten 


Beglückt  lebt  ihr  Jahre  als  Tage 

Es  fließe  der  Segen 

Eueres  Bundes  auf  die,  so 

Aus  euren  seligen  Lenden  hervorgehn 

Durch  euch  werden  Menschen  gesegnet 

Ihr  liebet  —  erfreuet 

Bruder  und  Schwester,  die  Menschen, 

Tröstet,  macht  glücklich  —  und  lehret  durch  Beispiel 

Dann  reif  —  Gott  den  Vater  zu  schauen   — 

Am  Rande  des  Grabes 

Segnen  euch  Kinder  und  Menschen  — 

Schmachtend  nach  Ewigkeit  fühlts  euer  Herz  noch. 

IV 

An    seine    Schweitzer   Freunde 

Ach  von  euch  geliebt  zu  seyn 
Ist  der  kämpfenden  Beschwerden 
Bester  Rückhalt.     Welche  Pein  ! 
Kämpfen !  nicht  geliebt  zu  werden ! 

Kontet  ihr  mit  meiner  Laun 
All  der  Wildheit  meiner  Kühne 
Theure  Brüder  mich  verdaun 
War  es  mehr,  als  ich  verdiene 

Und  ihr  liebt  mich!     Wiederspruch 
Auf  den  Lippen,  in  dem  Herzen ! 
Jeden  schriftlichen  Besuch 
Bebt'  ich:  werden  sies  verschmertzen ? 

Und  ihr  Engel  bleibet  hold 
Freundlich  biegend,  wenn  ich  stürme 
Wenn  ich  feure,  immer  Gold 
Wen  ich  tose,  fest  wie  Thürme. 

Bleibt  denn,  steht  denn,  stolzet  dann 
Gleich  den  Alpen  euren  Brüdern 
Fest  und  traun  [!]  und  himmelan 
Ich  will  euch  nicht  mehr  erniedern 


'  1777  entstanden.  Vielleicht  fehlt  der  Schluß  des  Gedichtes.  Die 
übrigen  haben  einen  Schlußstrich.  Hier  fehlt  Sciilußstrich  uiid  Unter- 
schrift, ein  Drittel  der  Seite  ist  leer  gelassen,  während  die  Seiten  sonst 
in  der  Regel  gefüllt  werden. 


10  Verschiedene  Mitteilungen 

Will  in  eurer  Kühlung  ruhn 
Wenn  mich  Ehr  und  Lieb  ermatten 
Eurer  Jugend  Thaten  thun 
Und  lobpreisen  eure  Schatten 

Euch  beweisen  daß  der  Christ 
Dessen  Bild  ihr  tragt  und  ehrt 
Mir  ein  Gott  —  mir  eurer  ist 
Und  mich  solche  Thaten  lehrt 

Der  mit  mir  zu  Tische  geht 
Der  mit  mir  mein  Mädchen  herzet 
Der  mein  Leiden  baß  versteht 
Als  dies  Herz  das  davon  schmerzet 

Der  mir  Gott  und  Heil  und  Ziel 
Der  mir  Hoffnung  Licht  und  Himmel 
Der  mir  Lust-  und  Trauerspiel 
Ruh  —  und  namloses  Getümmel  — 

IIL' 

Ueber   die  Stelle    einer  Vorrede:    Sed    vicit   latini 
sermonis  virtus,  ac  dubitationem  omnem  sustulit  honestatis  ratio. 

Ein  Mädchen,  wie  die  Liehen 
An  ieder  Anmuth  reich 
Laß  komische  Erzehlungen 
Und  Jean  Astruc  zugleich. 

Fragt  nicht  ob  sie  Latein  verstand  ? 
Welch  Mädchen  das  nicht  weiß 
Giebt  unser  schreibend  Vatterland 
Gewiß  dem  Todte  Preiß. 

Hier  gehts  wie  nach  des  Welschen  Wahn 
Der  Schweden  Policey 
Wir  schmieden  unsere  Steine  an 
Die  Hunde  läßt  man  frey. 

IV. 

Ausfluß   des   Herzens 

eine  esoterische  Ode. 

Offt  fühl  ichs  um  Mitternacht 

Dann  stehn  mir  die  Thräuen  im  Auge, 

Und  ich  fall  im  Dunckel  vor  dir  aufs  Knie   — 

Du  prüfst  mir  dann  's  Herz  und  ich  fühl  es  noch  wärmer. 

Wohl  1775  entstanden. 


Zu  Lenzens  Gedichten  II 

Heilig  ist  es  —  von  Gott  — 
Was  im  Herzen  glüht.     Laut  ruft  es  in  mir, 
Gott!  —  Laut  rufts  dir  entgegen.     Es  dringt 
Durch  die  Gebein  —  und  auch  die  Gebeine  fühlens. 

Wo  ists  dies  Bild?  —  daß  ichs  umfasse  — 
Das  Bild  Gottes,  das  meine  Seele  liebt. 
Ich  wolt  es  durch  schauen  —  mein  Arm  sollt'  an  es  ver- 
wachsen 
Und  tief  prägt  ichs  ins  Herz. 

Ach  ein  Bild!  —  Gott  du  hießt  es 

Den  Genius  mirs  vor  Auge  [!]  halten. 

Wach  ich  früh  am  Morgen,  so  steht  es  vor  mir  — 

Leg  ich  mich  nieder,  so  schwebt  es  vor  meiner  Stirne 

Bet  ich  zu  dir  —  wen  Himmel  und  Erden 
Um  mich  vergehn  —  wen  du  nur  und  ich  in  dir 
Noch  bin  —  dann  lächelt  dies  Bild  in  voller  Klahrheit 
Mir  entgegen,  daß  das  Herz  mir  hinweg  schmilzt. 

Weg!  —  daß  der  Strom  —  er  kocht  mir  im  Herzen  — 
Sich  hier  vor  den  Herrn  ergiesse.  —  ! 
Herr!  ich  will  —  ach!  ich  will  es  noch  mehr  — !  — ! 
Herr!  dies  Verlangen  —  der  himlische  Zug  —    —  ! 

Ach  vor  dir!  —  ja  vor  dir  —  O  führe  mich  hin!  — 
Es  ist  eine  Seele  gleich  gestirnt  mit  mir  — 
Ich  bin  nicht  gantz  ohne  sie  —  Mit  ihr 
Eins  soll  ich  die  Ewigkeiten  genießen 

Herr  ich  sähe  ein  Mädchen  —  So  wie  dieß 
Muß  es  ein  Mädchen  seyn  — 
Die  edle  Gottes  Seele  flammt  im  Auge  — 
Lieb,  Unschuld,  Größe,  Wärme,  Adel !  — 

Ach  Gott!  Mich  däucht'  ich  sähe  das  Bild 
Das  vor  meiner  Seele  schwebt'. 
Die  gantze  Seele  fing  an  sich  zu  heben  — 
Noch  nie  gefühlte  heilige  Erschütterung 

Durchschauert'  jede  Nerve  mir 
Der  Geist  v/uchs  —  Ich  liebte  dich  reiner  — 
Ich  fühlte  mir  Krafft  Tugend  zu  üben 
Wie  ich  zuvor  nie  sie  gefühlt. 


12  Verschiedene  Mitteilungen 

V.' 

O  Geist  Geist  der  du  in  mir  tobst 

Woher  kamst  du,  daß  du  so  eilst? 

O  verzeuch  noch  himmlischer  Gast 

Deine  Hütte  vermags  nicht 

All  ihre  Bande  zittern 

Kann  nicht  weiter  empor. 

Sey  nur  getrost,  bald  bist  du  frey 

Bald  wird  dirs  gelungen  seyn  grausammer 

Theurer  grausammer  Gast! 

Bald  hast  du  dein  steinern  nordisch 

Treues  Hauß  übern  Kopff  dir  zertrümmert 

Ach  da  stehst  du  wie  Simson  und  wirfst 

Wirfst  —  strebst  —  wirfsts  übern  Hauffen 

Weh  uns  allen,  schone  noch,  schone 

Dieser  treuen  Hütte  Trümmer 

Mochten  [!]  dich  sonst  unter  sich  begraben. 

Sieh  noch  hält  sie  mit  schmeichlenden  Banden 

Dich  zurück,  verspricht  dir  reine 

Tausend  reine  Lebensfreuden 

Zur  Belohnung  für  deine  Müh. 

Schone  noch  grausammer  undankbahrer 

Kehre  zurück,  heft'  ihre  Gelencke 

Wieder  mit  zarter  Selbstlieb  zusammen 

Denn  Gott  selber  baute  sie  dir. 

Klein  und  gebrechlich  wie  sie  da  ist. 

Wenn  sie  ausgedauret  dann  breche  sie 

Erst  wenn  der  Baum  gesaftet  geblüht 

Früchte  mehriährig  getragen,  verdorr'  er, 

Gehe  sein  Keim  ins  ewige  Leben 

Aber  jezt  heilige  himmlische  Flamme 

Jezt  —  Erbarmen!  —  verzehr  ihn  noch  nicht. 


'  Bemerken  will  ich  doch,  daß  auch  die  Fehler  in  der  bisherigen 
Ueberlieferung  dieses  Gedichtes  (gedruckt  zuerst  1793,  nicht  bei  Schreiber) 
sicli  aus  den  undeutlichen  Schrittzügen  des  Heftes  wohl  erklären  lassen. 


IL  Abhandlungen 


I. 


Goethe  der  Natur-Erforscher 


Von 

Dr.  A.  Hansen 


»Es  sind  von  mir  oft  Geschichten  erzähh 
worden,  wie  ich  solhe  gesagt  und  gethan 
haben,  und  da  habe  ich  auch  nicht  eine 
darunter  gefunden,  die  mich  gefreut  hätte, 
die  im  Guten  oder  Bösen,  zu  meinem  Vor- 
teil oder  Nachteil,  in  dem  Sinne  meiner 
Natur  und  meiner  Art  zu  sein,  wäre  er- 
funden gewesen.« 

iese  Worte  Goethes,  welche  der  Schriftsteller 
Houston  Stewart  Chamherlain  in  der  Vorrede  eines 
Buches  über  Goethe '  anführt,  sollen  deutlich  den 
Gegensatz  hervorheben,  den  der  Autor  in  seinen  Veröffent- 
lichungen zur  fachwissenschaftlichen  Literatur  vertritt. 
Mit  Goethes  Worten  wird  hier  der  Behauptung,  daß  die 
Goetheliteratur  der  »Persönlichkeit«  dieses  deutsch  schrei- 
benden Engländers  nicht  genügt,  eine  erwünschte  Unan- 
fechtbarkeit zu  verleihen  versucht.  Aber  man  kann  auch 
andererseits  diese  Worte  auf  gewisse  Eröffnungen  anwenden, 
die  Chamherlain  selbst  in  seinem  Buche  maclit,  von  denen 
es  ganz  zweifellos  ist,  daß  Goethe  sie  zu  den  Erfindungen 
gerechnet  hätte,  die  ihn  nichts  angehen. 

Ich  beschränke  mich  hier  auf  die  Kritik  eines  einzigen 
Wortes,  das  in  dem  Buch  als  Neuigkeit  auftritt,  einmal,  weil 
es  gegen  den  Geist  unserer  deutschen  Sprache  und  damit  gegen 
unser  Denken  verstößt,  andererseits  weil  es  noch  besondere 
Absichten  verdeckt,  so  daß  es  nichts  weniger  als  gleich- 
gültig ist,  ob  dies  Wort  unbemerkt  eingeschmuggelt  wird.^ 

'  H.  St.  Chamherlain,  Goethe,  München,  191 2. 
*  Eine  ausführliche  Gesamtkritik  des  Goethebuches  von  Gh.  erschien 
von  E.Traumann  in  der  Frankfurt.  Zeitung  1913,  Nr.8,  erstes  Morgenblatt. 


l6  Abhandlungen 


Chamberlain  hat  (S.  243)  für  Goethe  das  besondere 
Wort  Natur-Erforscher  »geprägt«.  Er  leugnet  zwar  nicht, 
daß  Goethe  von  einer  ganzen  Literatur  als  Naturforscher 
anerkannt  ist,  wie  es  Goethes  Wunsch  zeitlebens  gewesen 
ist,  allein  diese  Literatur  soll  viel  zu  sehr  an  der  Oberfläche 
kleben,  ein  ganz  allgemeiner  Mangel  aller  wissenschaft- 
Hchen  Fachliteratur,  nach  Chamberlains  Ansicht.  Es  sei 
nicht  zu  leugnen,  daß  Goethe  ein  Stück  mit  den  Natur- 
forschern gewandert  ist,  aber  der  Unterschied  zwischen  beiden 
sei  zu  bedeutend,  daß  er  endlich  zum  Ausdruck  kommen 
müsse.  So  etwas  gelingt  immer  am  besten  nach  der 
scholastischen  Methode  bloßer  Rubrizierung,  die  auch  sonst 
in  dem  Buche  eine  Rolle  spielt,  und  so  erfand  Chamberlain 
das  Wort  Natur- Erforsch  er.  Daß  es  sich  nicht  um  ein 
alles  andere  Empfinden  übertreffendes  Feingefühl  für  Begriffe 
und  Sprache  handelt,  was  Chamberlain  für  sich,  immer  mit 
der  Bescheidenheit  des  Weisen  von  Profession,  beansprucht, 
sondern  um  einen  durchaus  künstUchen  Versuch,  Goethe 
von  der  wahren  Naturwissenschaft  zu  trennen,  liegt  zwar 
für  Wissende  auf  der  Hand,  soll  aber  darum  nicht  ohne 
Beweis  behauptet  werden.  Unklarheiten  über  Goethe  be- 
deuten für  uns  in  der  Tat  Unklarheiten  über  unser  deut- 
sches Geistesleben. 

Zunächst  ein  paar  Worte  über  die  Meinung  dieser 
Wortspielerei.  Durch  die  Bezeichnung  Goethes  als  »Natur- 
Erforscher«  will  Chamberlain  klarmachen,  daß  Goethe  in 
ganz  anderer  und  viel  tiefer  gehender  Weise  in  die  Natur 
geblickt  habe,  als  die  Naturforscher.  Es  ist  nun  zunächst 
zu  bezweifeln,  daß  es  einem  Ausländer  möghch  ist,  tiefer 
in  den  Geist  der  Sprache,  die  nicht  seine  Muttersprache 
ist,  einzudringen,  als  dem  Volke  selbst,  so  daß  er  glauben 
kann,  mit  Erfolg  diese  Sprache  durch  neue  Wörter  und  Be- 
griffe zu  bereichern.  Die  artistischen  Künste,  die  Chamber- 
lain in  seinen  Schriften  mit  unserer  Sprache  treibt,  standen 
alle  auf  derselben  Stufe  wie  seine  Spielereien  mit  den 
Worten  Natur-Erforschung,  Wissen-schaft  etc.  in  seinem 
Goethebuche.  Daß  man  dieses  Jongfieren  bei  uns  als 
»Kunst«  ansieht,  beruht  auf  unserem  Erbfehler  der  kritik- 
losen Bewunderung  alles  Fremden. 

Goethe  hat  in  seinen  Schriften  und  Unterhaltungen 
immer  nur  von  Naturforschung  und  Naturforschern  ge- 
sprochen. Wenn  er  gelegentlich  von  »Erforschung  einzelner 
Naturgegenstände«  spricht,  so  ist  das  deutsch  und  Chamber- 
lain hätte,  wenn  er  den  Geist  unserer  Sprache  und  Goethe 
wirklich  besser  verstände  als  alle  bisherigen  Schriftsteller, 
schon  an  Goethes  Schreibweise  bemerken  müssen,  daß  er 
selbst  sich  auf  falschem  Wege  befinde.    Goethe  spricht  von 


Goethe  der  Natur-Erforscher  17 

Naturphilosophen,  die  von  oben  herunter  und  von  Natur- 
forschern, die  von  unten  hinaufleiten  wollen.  Er  schreibt 
an  Schiller  über  die  neuen  Entdeckungen  Herschels,  »welche 
durch  einen  jungen  Naturforscher  (Ritter)  festgesetzt  und 
ausgedehnt  werden«.  Ihm  ist  also  der  Naturforscher  stets 
derselbe,  möge  er  im  Engeren  oder  Weiteren  sich  bewegen. 

Forschen  bedeutet  die  Tätigkeit  des  Suchens  nach  Er- 
kenntnis im  allgemeinen,  erforschen  ist  ein  Wort,  welches 
sich  auf  die  Mittel  und  Ergebnisse  dieser  Tätigkeit  bezieht. 
Ein  Arzt  forscht,  aber  er  erforscht  eine  bestimmte  Krank- 
heit, geradeso,  wie  Goethe  sich  ausgedrückt  hat.  Man  hat 
bei  uns  noch  niemals  von  Afrika-Erforschern  und  Polar- 
Erforschern  gesprochen  und  wird  es  nicht  tun,  wenn  sie 
auch  ihre  Forschungen  noch  so  sehr  vertiefen.  Wenn  aber 
ein  Afrikaforscher  in  Afrika  reist,  so  erforscht  er  das  Land. 

Und  so  erforscht  jeder  Naturforscher  die  Natur,  d.  h. 
ihre  Einzelheiten,  indem  er  seine  Forschungsmittel '  be- 
nutzt, um  zu  Ergebnissen  zu  gelangen.  Es  gibt  nicht  den 
geringsten  Unterschied  zwischen  Naturforscher  und  Natur- 
Erforscher,  nur  ist  das  erste  Wort  deutsch,  das  zweite  un- 
deutsch und  daher  um  so  mehr  Goethes  unwürdig. 

Ein  Germanist  von  Fach,  den  ich  über  Chamberlains 
neueste  Erfindung  befragte,  beantwortete  diese  Frage  viel 
kürzer  mit  dem  Urteil:  das  ist  Unsinn!  Ich  habe  aber 
dies  fachmännische  Urteil  nicht  an  die  Spitze  gestellt,  weil 
Chamberlain  auf  fachmännische  Urteile  nichts  gibt  und 
den  Dilettanten,  wie  er  oft  ausgesprochen,  für  den  einzig 
Sachverständigen  hält.    Darum   fahre   ich   als  solcher  fort. 

Soviel  ich  feststellen  konnte,  bedeutet  forschen  in  der 
älteren  deutschen  Sprache  nichts  anderes  als  fragen,  auch 
suchen  nach  etwas,  auch  rein  sinnlich:  nach  einer  Stadt, 
nach  einem  Menschen  forschen,  und  ist  verwandt  mit  dem 
Lateinischen  poscere,  etwas  haben  wollen,  verlangen,  fordern. 

Eberhard  sagt  in  seinem  Synom.  Handwörterbuch  der 
deutschen  Sprache  (14.  Aufl.):  y>Untersuchen  {unter  heißt  hier 
soviel  wie  ^wischen)  zeigt  jeden  Grad  der  Anstrengung  an, 
mit  dem  man  nach  Erkenntnis  der  Wahrheit  strebt.  Es 
gibt  aber  Dinge,  bei  welchen  die  Wahrheit  tiefer  verborgen 
ist,  deren  deutliche  Erkenntnis  daher  eine  anhaltendere 
und  angestrengtere  Aufmerksamkeit  erfordert,  und  um  zu 
der  genaueren  Erkenntnis  zu  gelangen,  muß  man  forschen 
(altd.  forskön)  Mhd.  vorsehen  (von  der  germ.  Wurzel  forh, 
freh,  auf  die  auch  fragen  zurückgeht),  der  Zweck  des  Forsch  ens 
ist  also  tieferverborgene  Wahrheit  ^m  entdecken;  erforschen 
deutet   zugleich   die  Erreichung   dieses  Zweckes   mit   an.« 

'  Nicht:  Er-Forschungsmittel  1 
Gostee-Jabuucb  XXXIV  2 


Abhandlungen 


Danach  erscheint  die  Meinung,  erforschen  bedeute  ein  tieferes 
Eindringen  in  die  Wahrheit  als  forschen,  als  ein  ganz  ober- 
flächlicher Gedanke. 

Man  kann  sich  heute  auch  so  ausdrücken:  forschen 
ist  fragen  oder  suchen  auf  Grund  von  Prinzipien,  und  in 
dieser  Richtung  sind  die  Worte  forschen  und  erforschen  ganz 
gleichbedeutend.  Somit  wären  alle  Naturforscher  ohne 
weiteres  auch  Natur-Erforscher,  wenn  es  dieses  Wort  im 
Deutschen  überhaupt  gäbe.  Das  Wort  Erforscher  existiert 
im  neuesten  deutscnen  Wörterbuch  von  Weygand  überhaupt 
nicht,  so  wenig  wie  in  andern  deutschen  Wörterbüchern, 
und  es  kann  einem  Ausländer  der,  echt  englisch,  überall  als 
praeceptor  germaniae  auftritt,  nicht  eingeräumt  werden, 
nach  Belieben  neue  Wörter  für  die  deutsche  Sprache  zu 
»prägen«.  Unser  Altmeister  Grimm  kennt  das  Wort  Natur- 
Erforscher  gar  nicht  und  ebensov^enig  das  Wort  Erforscher 
als  Grundwort  für  Zusammensetzungen  mit  anderen  Be- 
stimmungswörtern. Grimm  kennt  nur  Naturforscher,  Ge- 
schichtsforscher, Menschenforscher,  Schriftforscher  und  nur 
eine  Naturforschung,  Sag enforschung,Geschichts- und  Sprach- 
forschung. 

Man  liest  nun  freilich  manchmal  »Nachtigal,  der  Er- 
forscher Afrikas«  oder  »der  Erforscher  Zentralasiens  Sven 
Hedin«.  Aber  das  ist  Zeitungsdeutsch.  Es  sollte  heißen, 
der  Afrikaforscher  Nachtigall  und  Sven  Hedin,  der  Zentral- 
asien erforschte.  Mag  es  nun  auch  gestattet  sein,  aus  dem 
Verbum  »erforschen«,  das  neumodische  Wort  »Erforscher« 
zu  bilden,  so  viel  Sprachgefühl  hat  aber  auch  bei  uns 
jeder  Zeitungsschreiber,  daß  er  weder  Natur-Erforscher  noch 
Serum-Erforschung  oder  Sprach-Erforschung  schreibt.  Er- 
forscher hat  überhaupt  nie  den  Sinn  von  scrutator,  ex- 
perimentator  gehabt,  sondern  bedeutete  nach  Grimm  i.  den 
Erfahrer  oder  Waidmann,  der  das  Wild  aufspürt,  2,  den,  der 
bei  der  Folterung  ist;  demnach  ist  es  eine  absolute  Geist- 
losigkeit,  dies  veraltete  Wort  für  das  allgemein  gebrauchte 
im  Deutschen  immer  mit  dem  gleichen  Sinn  verbundene 
Wort  Forscher  einzuführen,  und  noch  dabei  jenem  einen 
neuen  Sinn  unterzulegen,  den  es  nie  gehabt  hat  und  haben 
kann,  solange  man  deutsches  Sprachgefühl  besitzt. 

Sollte  Chamberlain  meinen,  man  könnte  jedes  einmal 
vorübergehend  bei  uns  erschienene,  aber  nicht  von  der 
Sprache  aufgenommene  Wort  zu  besonderen  Zwecken  ihr 
aufzwingen,  dann  könnte  es  ihm  auch  begegnen,  daß  man 
das  Wort  »erförscheln«,  welches  nach  Grimm  unser  alter 
Fischart  einmal  gebraucht  hat,  auf  ihn  anwendete,  und  ihn 
als  Kultur för schier  oder  als  Erförschler  der  Jahrhundert- 
grundlagen   bezeichnete,    denn   Fischart    meinte   mit   Er- 


Goethe  der  Natur-Erforscher  19 

förscheln  offenbar  ein  genaues  Herumsuchen.  So  wäre  das 
Wort  Erförschler  für  den  ganz  tief  eindringenden  Gelehrten 
eigentlich  sehr  bezeichnend. 

Das  Wort  Natur-Erforschung  ist  schon  deshalb  un- 
denkbar, weil  Natur  bekanntlich  ein  Sammelbegriff  ist,  der 
sich  gar  nicht  erforschen,  sondern  nur  logisch  zergliedern 
läßt.  Erforschen  läßt  sich,  wie  auch  Goethe  schon  richtig 
bemerkt  hat,  nur  das  Einzelne,  was  die  Natur  an  Objekten 
und  Erscheinungen  begrifflich  umfaßt. 

Chamberlain  versteht  nun  aber  unter  Natur  etwas 
anderes  als  den  Inbegriff  aller  Erscheinungen  im  Kantschen 
Sinne.  Natur  bedeutet  ihm  das  Wesen,  den  Seinscharakter 
der  Dinge,  und  er  mißachtet  die  Naturforscher,  die  darüber 
nichts  wissen.  Er  selbst  glaubt  dagegen,  in  diese  Tiefen 
blicken  zu  können,  und  darum  will  er  sich  mit  dem  ihm 
kongenialen  Goethe  als  Natur-Erforscher  von  jenen  trennen. 

Die  von  Chamberlain  gern  mit  Seitenblicken  bedachte 
Goetheforschung  hat  das  unschätzbare  Verdienst,  uns  immer 
von  neuem  wieder  auf  Goethe  selbst  hingewiesen  zu  haben, 
und  so  verstehen  wir  unsern  Goethe,  gottlob,  unterstützt 
durch  seine  eigene  vertrauHche  Mitteilsamkeit,  zu  gut,  um 
genau  zu  wissen,  daß  Goethe  sich  niemals  auf  den  hoch- 
mütigen Standpunkt  eines  Natur-Erforschers  in  Chamberlains 
Sinne  gestellt  nat  und  nie  der  Ansicht  huldigte,  man  könne 
tiefer  in  die  Natur  eindringen  als  ein  Naturforscher,  und 
so  wird  Goethe  Naturforscher  bleiben  trotz  der  leeren 
Sprachartistik  Chamberlains. 

Es  ist  nicht  zu  verkennen,  daß  Chamberlain  mit  seinen 
»Sprachdummheiten« '  eine  Rettung  Goethes  beabsichtigte, 
eine  Rettung  vor  den  Naturforschern,  die  Chamberlain  mit 
seiner  besonderen  Abneigung  beehrt. 

Selbst  einer  seiner  Verteidiger,  E.  Radi,  muß  offen 
zugestehen:  »Chamberlains  Werk  über  Kant  ist  mit  Haß 
gegen  die  moderne  Wissenschaft  durchtränkt«  \  Dieser 
fast  mönchische  Haß  tritt  in  diesem  Werke  in  nicht  gerade 
geschmackvoller  Form  auf,  in  der  allgemeinen  Verurteilung 
derVertreter  der  Fachwissenschaften  als  »arroganter  bornierter 
Kathederpfaffen«,  deren  Ergebnisse  als  »empirischer  Sumpf«, 
deren  Gedanken  als  »Popanz  von  Therorien«  weniger  ori- 
ginell, als  mit  dem  Wortschatz  der  Umsturzliteratur  be- 
zeichnet werden.     Lassen  wir  ihn  ruhig  schimpfen ! 

Begreiflich  ist  es  aber  wegen  dieses  Zwiespaltes,  daß 
Chamberlain  den  Wunsch  hat,  jede  auch  nur  mögUche 
Gemeinschaft  »mit  Menschen,  die  unter  dem  Ehrentitel  von 


Dieser  Terminus  ist  Wustmann  entlehnt. 

E.  Radi,  Geschichte  der  biologischen  Theorien,  1909  II,  S.  545. 


2o  Abhandlungen 


Gelehrten  ein  durchaus  unberechtigtes  Ansehen  genießen», 
die  Gemeinschaft  mit  »dieser  naturentfremdeten  fanatischen 
Sippschaft«  zu  zerbrechen/ 

Aber  Leute,  die  am  lautesten  schreien,  haben  nicht 
immer  den  größten  Mut,  und  so  sollte  denn  die  neue  Er- 
findung diese  Trennung  ohne  Geräusch,  das  der  Weise 
haßt,  herbeiführen.  Daß  Goethe  nicht  danach  gestrebt  hat, 
ein  naturforschender  Seher  im  Sinne  Chamberlains  zu  sein, 

feht  am  ^allerdeutlichsten  aus  den  Titeln  seiner  Schriften 
ervor,  die  nichts  von  solchen  dunklen  Absichten  einer 
hellsehenden  Natur-Erforschung  verraten:  »Beiträge  zur 
Optik«,  »NaturwissenschaftUche  Einzelheiten«,  »Zur  Natur- 
wissenschaft im  allgemeinen«  sind  seine  modern  klingenden 
Titel.  Gerade  das  von  Goethe  mit  Vorliebe  benützte  Wort  - 
»Naturwissenschaft«  bezeichnet  am  besten  sein  Ziel  und 
seinen  Zusammenhang  mit  der  modernen  Naturforschung 
und  beweist,  daß  Chamberlain  bei  seinem  Versuch,  durch 
Sprach-  und  Begriffsverwirrung  Goethe,  im  Interesse  der 
eigenen  Persönlichkeit,  in  ein  falsches  Licht  zu  rücken,  bei 
Goethe  selbst  den  größten  Widerstand  finden  würde.  Daher 
passen  denn  auch  die  Eingangsworte  auf  dies  durchaus  ver- 
unglückte Unternehmen.  Wer  Goethe  so  zugetan  ist,  daß 
er  sich  ihm  so  verantwortHch  fühlt,  wie  wenn  er  noch 
lebte,  kann  unmöglich  Umdeutungen  zustimmen,  denen 
Goethes  Schriften  wie  die  deutsche  Sprache  gleichstark 
widersprechen. 

*  Chamberlain,  Emanuel  Kant,  1905,  S.  132.  Daß  Ch.  hier  die 
Naturforscher,  zumal  die  Physiker  angreift,  ergibt  sich  aus  den  an- 
schließenden Sätzen,  in  welchen  er  jammernd  ausruft:  daß  er  an  den 
Aether,  an  Wellen  die  Strahlen  und  Strahlen  die  Wellen  sind,  an  die 
Amplituden  und  Schwingungen  und  Polarisationen  und  sonstigen  Popanz 
glauben  solle  und  müsse.  Aber  Herr  Chamberlain!  »Kein  Mensch 
muß  müssen  und  ein  Derwisch  müßte?«  Chamberlain  begreift  nicht  die 
Selbstkritik  der  heutigen  Naturforschung,  mit  Kant  auf  die  Erkenntnis 
des  Unbegreiflichen  zu  verzichten.  Sein  Streben  nach  dem  entgegen- 
gesetzten Ziel  ist  aber  nicht  der  Weg  der  Wissenschaft  im  Sinne  Kants, 
sondern  der  Weg  der  Magie.  In  der  Tat  gleicht  Ch.  mit  seinem  Haß 
gegen  die  Wissenschaft,  seinem  Grimm  gegen  das  wissenschaft- 
liche Können  und  seiner  ungeschminkten  Bewunderung  der  eigenen 
Persönlichkeit  dem  Tj'pus  des  Magiers,  der  behauptet,  alle  Wirkenskraft 
und  Samen  unmittelbar  zu  schauen.  Traumanns  durchaus  abweisende 
Kritik  des  neuen  Goethebuchs  hebt  nur  den  Teil  des  Buches  lobend 
hervor,  der  von  Goethes  Naturforschung  handelt,  weil  hier  Ch.  »in 
seiner  eignen  Domäne  wandle«.  Das  kann  von  den  Naturforschern  nicht 
anerkannt  werden,  da  Ch.  in  der  Naturwissenschaft  am  meisten  Dilettant 
geblieben  ist,  nachdem  ein  positiver  Versuch  auf  pflanzenphysiologischem 
Gebiet  mißglückt  ist.  Was  sollen  wir  wohl  von  einem  Mann  lernen,  der 
an  Stelle  der  Forschung  eine  neue  Scholastik  setzen  möchte!  Für  die 
Kritik  unserer  Erkenntnis  kennen  wir  denn  doch  gottlob  lauterere  Quellen 
deutschen  Geistes. 


2. 

Diluvium 

UND  Prähistorische  Menschheit 

BEI  Goethe  und  seinen  Zeitgenossen 

Ein  Vortrag, 

GEHALTEN  IM  AUFTRAG  DES  GoETHE-NaTIONAL-MuSEUMS   AUF   DER 

Versammlung  der  Deutschen  anthropologischen  Gesellschaft 
Weimar,  August  1912 

Von 

Max  Semper 


iemand  kann  auf  dem  Boden  Weimars  verweilen, 
ohne  das  Bedürfnis  zu  fühlen,  die  Manen  Goethes 
zu  verehren  und  zu  begrüßen.  Jenes  Haus  am 
t^rauenplan,  das  Jahrzehnte  hindurch  Goethes  Wohnung 
war,  ist  uns  als  gegenständlichstes  Zeugnis  seines  Lebens 
und  Wirkens  überliefert,  und  wenn  wir  es  betreten,  so 
meinen  wir  das  Echo  der  feierlichen  Befangenheit  zu  ver- 
nehmen, die  dort  so  manche  der  Zeitgenossen  überfiel:  Sie 
waren  sich  bewußt,  in  den  nächsten  Augenblicken  Unver- 
geßliches zu  erleben,  aber  dabei  auch  den  Wen,  den  Gehalt 
ihres  Strebens  und  Denkens  einer  scharfen  Probe  ausgesetzt 
zu  sehen;  wir  fühlen,  daß  wir  uns  dort  Rechenschaft  ab- 
legen müssen  über  unsere  Stellung  zu  Goethes  Lebens- 
werk, Wie  haben  wir  genützt,  was  er  uns  gab,  und  wenn 
er  uns  in  seinen  eigenen  Räumen  entgegenträte,  was  hätten 
wir  ihm  zu  geben? 

Vergegenwärtigen  wir   uns   den  Stand   des  damaligen 
Wissens  auf  den  Gebieten  der  Anthropologie,  Ethnographie 


22  Abhandlungen 


und  Prähistorie,  so  denken  wir  an  Blumenbach  und  an  seine 
Einteilung  des  Menschengeschlechts  in  fünf  Rassen,  ferner 
an  die  Männer,  die  von  den  z.  T.  erst  eben  entdeckten 
Naturvölkern  der  Südsee  die  erste,  oft  durch  Rousseauische 
Vorstellungen  gefärbte  Kunde  heimtrugen,  oder  in  die 
Zustände  der  alten,  sich  abschUeßenden  Kulturnationen  des 
Ostens  einzudringen  suchten;  wir  denken  an  Cuvier  und 
seine  Lehre,  daß  man  nur  von  postdiluvialen  Menschen 
etwas  wisse,  da  noch  niemals  Knochen  von  Menschen 
mit  den  Resten  wirklich  ausgestorbener  Tierformen,  mit 
Paläotherien  oder  nur  mit  Elefanten  zusammengefunden 
seien.  Dann  scheint  es,  als  würde  der  heutige  Anthro- 
pologe, Ethnograph  und  Prähistoriker  nur  als  Mitteilender 
und  Gebender  vor  Goethe  stehen,  und  als  wäre  das,  was 
Goethes  Zeit  besaß,  nichts  gegenüber  der  reichen  Fülle 
des  seitdem  Neuerworbenen. 

Und  diese  Ueberzeugung  verstärkt  sich,  wenn  wir  nun 
Goethes  Sammlungen  und  Schriften  betrachten.  An  ethno- 
graphischen Gegenständen  finden  wir  nur  ein  paar  ver- 
zettelte exotische  Kuriositäten,  die  der  Zufall  herbeigetragen 
hat.  Wir  wissen,  daß  Goethe  die  wenigen  Steinbeile  in 
seinem  Besitz  nur  auf  die  Gesteinsbeschaffenheit  hin  ange- 
sehen hat,  und  es  ist  anzunehmen,  daß  er  sie,  wie  damals 
jedermann,  für  altgermanische  Waffen  und  Opferwerkzeuge 
hielte  für  Zeugen  einer  Kultur,  über  die  wir  uns  aus  anderen 
Quellen,  etwa  aus  Tacitus,  ein  viel  genaueres  Bild  machen 
können.  Der  Anthropologe  endlich  könnte  meinen,  in 
Goethes  Beiträgen  zu  Lavaters  physiognomischen  Frag- 
menten etwas  ihn  näher  Angehendes  zu  finden,  aber  er 
würde  enttäuscht,  denn  diese  Beiträge  befassen  sich  wie 
das  ganze  Werk  nur  mit  dem  Zusammenhang  zwischen 
individuellem  Schädelbau  und  persönhchem  Charakter. 

Ohne  Umschweif  gesagt:  ob  Goethe  die  Wissens- 
gebiete und  Probleme,  die  Gegenstand  dieser  Tagung  sind, 
gesehen  oder  auch  nur  von  ferne  geahnt  hat,  können  wir 
zunächst  nicht  wissen,  aber  wir  finden  ihn  niemals  auf 
Wegen,  die  dahin  gehören  oder  zu  ihnen  hinführen. 

Indessen  muß  man  auch  nach  Fachmännern  ausschauen, 
wenn  man  sich  bei  wissenschaftsgeschichtlicher  Betrachtung 
auf  den  Fachstandpunkt  beschränken  will.  Es  ist  verfehlt, 
dann  gerade  auf  Goethe  zurückzugreifen,  denn  was  die 
Zeitgenossen  an  ihm  bewunderten  und  was  für  uns  seine 
charakteristische  Größe  ausmacht,  ist  nicht  seine  Fach- 
kenntnis auf  irgend  einem  Gebiet,  sondern  die  Vorstellung 
vom  Weltganzen,  die  Gesamtauffassung  von  Leben  und 
Natur,  in  der  sein  ganzes  Schaffen  und  seine  PersönUchkeit 
wurzelte.     Wir  können  im  Rahmen  des  Ganzen  eine  ein- 


Diluvium  u.  Prähist.  Menschheit  bei  Goethe  u.  s.  Zeitgenossen    2^ 

zelne  Seite  seines  Wesens  und  Forschens  betonen  und  wir 
müssen  es  tun,  um  so  schrittweise  zur  Kenntnis  des  Ganzen 
vorzudringen,  aber  wir  würden  geflissentlich  seiner  Größe 
ausweichen  und  uns  in  irreweisenden  Betrachtungen  er- 
gehen, wenn  wir  ein  Fach  aus  dem  Zusammenhang  ablösen 
wollten  und  nur  unsere  Kenntnis  der  Tatsachen  mit  dem 
Goethe  bekannten  Bestand  verglichen.  Es  ist  ja  ganz  selbst- 
verständUch,  daß  ein  Jahrhundert  emsigen  Beobachtens  auf 
allen  Gebieten  zahllose  Tatsachen  aufdeckte,  neue  Gesichts- 
punkte und  neue  Felder  der  Forschung  schuf;  es  fördert 
in  nichts,  wenn  man  solcherlei  Fortschritte  erst  noch  aus- 
führhch  beschreibt. 

Man  muß  vielmehr  die  Rolle,  die  ein  Fach  im  Gesamt- 
wissen der  Gegenwart  spielt,  vergleichen  mit  der  Bedeutung, 
die  es  im  Goetheschen  Weltbild  besaß.  Wir  wissen,  daß 
Goethes  Dichtung  und  Weltanschauung  in  unsern  Tagen 
lebendiger  und  wirksamer  ist  als  zu  semen  Lebzeiten;  wir 
empfinden  klar,  daß  diese  seine  allgemein-menschUchen 
Ergebnisse  unserm  Geist  die  Wege  gewiesen  haben  und 
Geist  von  unserm  Geiste  sind.  Sie  sind  die  Früchte  eines 
langen  Menschenlebens,  das  allen  geistigen  Gehalt  seines 
Zeitalters  aufzunehmen  und  zur  Einheit  zu  verweben  strebte, 
aber  wir  wissen,  daß  ungemein  vieles  in  den  damaligen 
Anschauungen  sich  seitdem  als  Irrtum  erwiesen  hat,  daß 
an  anderen  Stellen  empfindliche  Lücken  klaff"en.  Und  da 
stehen  wir  vor  der  Frage:  Sind  diese  Lücken  und  Irrtümer 
gleichgültig  für  die  höchsten,  für  die  allgemein  mensch- 
lichen Fragen  der  Lebens-  und  Weltanschauung?  Dann 
hätten  wir  den  Wert  der  Fortschritte,  die  das  neunzehnte 
Jahrhundert  brachte,  weit  überschätzt,  denn  sie  hätten  für 
das  oberste  Ziel  aller  Wissenschaft,  das  Grundverständnis 
des  Weltgeschehens,  nichts  herbeigeschafft,  was  nicht  dem 
Wesen  nach  schon  ohne  sie  vorher  errungen  werden 
konnte.  Unsere  Kenntnis  des  Weltganzen  bleibt  stets 
fragmentarisch;  ob  unsere  Meinungen  sich  auf  ein  etwas 
breiteres  oder  etwas  schmaleres  Fragment  der  Wirklichkeit 
stützen,  das  ist  schließHch  weniger  bedeutungsvoll  als  der 
Inhalt  unserer  Meinungen. 

Neben  und  vor  diese  Frage  stellt  sich  jedoch  noch 
eine  andere:  Wie  ist  es  zu  erklären,  daß  Goethe  sich 
niemals  über  den  Vorgang  der  Kulturentwicklung,  der 
eigentUchen  Menschwerdung  aussprach?  Wir  würden  ver- 
muten, daß  dem  Dichter  und  Denker  die  Urgeschichte  der 
Menschheit  näher  angelegen  war  als  manches  andere,  dem 
er  viel  Aufmerksamkeit  widmete;  für  uns  würde  der  Aus- 
fall prähistorischer  Forschung  eine  empfindliche  Lücke  in 
das  Gesamtbild  der  Wissenschaft  brechen.    Wie  sah  Goethe 


24  Abhandlungen 


die  Probleme  an,  wenn  in  seinem  Gesamtbild  diese  Lücke 
nicht  vorhanden  schien?  Wodurch  war  sie  verdeckt  und 
ausgefüllt  ? 

Bei  Goethes  Schweigen  über  diesen  Gegenstand  muß 
man  sich  zeitgenössischen  Werken  zuwenden,  die  er  nach- 
weishch  gekannt  hat.  In  erster  Linie  stehen  da  Herders  »Ideen 
zur  Philosophie  der  Geschichte  der  Menschheit«.  Hierin 
erscheint  die  menschUche  Kultur  als  etwas  Gewordenes, 
historisch  Entwickeltes,  und  die  Menschheitsgeschichte  als 
Fortsetzung  der  Erdgeschichte.  Jedoch  ist  die  längst  be- 
kannte Tatsache,  daß  zu  Beginn  jeder  Kultur  die  Menschen 
sich  steinerner  Waffen  und  Werkzeuge  bedient  hätten,  mit 
keinem  Worte  erwähnt,  vielmehr  schUeßt  sich  an  die 
Schilderung  der  Tier-  und  Pflanzenentwicklung  sofort  die 
der  Sprachgeschichte  und  des  Werdegangs  der  geistigen 
Kultur  an.  Ebenso  steht  in  Buffons  etwas  älteren  »Epocnes 
de  la  nature«  die  Steinzeit  da  als  eine  uninteressante  Vor- 
stufe, die  von  allen  zu  höherer  Kultur  befähigten  Völkern 
rasch  überwunden  wurde.  Bei  Herder  aber  wie  bei  Buffon 
beginnt  fast  unmittelbar  nach  dem  Diluvium  sogleich  die 
historische  Zeit. 

Es  ist  für  uns  nicht  leicht,  zu  solchen  Anschauungen 
die  richtige  Stellung  zu  gewinnen,  denn  zwischen  der 
damahgen  und  der  heutigen  Wissenschaft  besteht  ein  tief- 
greifender Unterschied  der  Betrachtungsweise,  den  man 
durch  den  Gegensatz  von  Rationalismus  im  achtzehnten 
Jahrhundert,  Empirismus  im  neunzehnten  bezeichnet  hat. 
Goethes  Theorie  von  der  Urpflanze  führt  am  einfachsten 
zur  Erläuterung  und  zum  Verständnis. 

Die  Botanik  der  Gegenwart  würde  unter  der  »Urpflanze« 
eine  Stammform,  die  zuerst  entstandene  Pflanzenart  ver- 
stehen, aus  der  alle  übrigen,  fossilen  und  lebenden,  sich 
ableiten.  Wir  würden  streben,  sie  unter  dem  fossil  über- 
lieferten Material  aufzufinden  und  den  Gang  der  Gestalts- 
veränderung, die  Metamorphose,  gleichfalls  durch  Fossilien 
zu  belegen.  Goethe  zog  bei  seiner  Theorie  die  vorzeit- 
lichen Pflanzen  überhaupt  nicht  in  Betracht.  Was  er  »Ur- 
pflanze« nannte,  war,  wie  Schiller  in  einem  berühmt  ge- 
wordenen Gespräch  bemerkte,  keine  »Erfahrung«,  sondern 
eine  »Idee«  und  würde  von  unserm  Standpunkt  aus  etwa 
als  »Grundbegriff  einer  Blütenpflanze«  zu  bezeichnen  sein. 
Die  Vielheit  der  pflanzlichen  Organe  sollte  auf  eine  mög- 
lichst geringe  Zahl  von  Begriffen  zurückgeführt  werden, 
das  Laubblatt,  Blütenblatt,  Staubgefäß,  also  sämtUch  auf  den 
Begriff  des  »Blattes«.    Wenn  Goethe  beobachtete,  daß  bei 


Diluvium  u.  Prähist.  Menschheit  bei  Goethe  u.  s.  Zeitgenossen    25 

der  gefüllten  Blüte  Staubfäden  zu  Blättern  geworden  waren, 
so  schloß  er  auf  Identität  des  Grundbegriffs,  nicht  auf 
Identität  des  Ursprungs,  denn  er  hat  nie  behauptet,  daß  in 
der  Vorgeschichte  einer  Pflanzenart  ein  Staubfaden  wirk- 
lich ein  Blütenblatt  oder  Laubblatt  gewesen  sei.  Als 
»Metamorphose«  bezeichnete  er  die  begriff"lichen  Zusatz- 
bestimmungen, die  den  umfassenden  Grundbegriff"  des 
»Blattes«  näher  ausgestalteten  zum  Begriff"  des  Laubblattes, 
Blütenblattes  und  Staubfadens. 

Diese  auf  das  Begriff"liche  gerichtete  Naturforschung 
des  achtzehnten  Jahrhunderts  gehorchte  dem  Einfluß  über- 
lieferter Denkweise,  denn  bis  (khin  hatte  allein  abstraktes 
Denken  als  wirkHche  Wissenschaft  gegolten,  in  erster  Linie 
spekulative  Philosophie,  die  von  scheinbar  feststehenden, 
angeblich  keiner  erfahrungsmäßigen  Definition  mehr  be- 
dürftigen Begriff"en  ausging  und  mit  logischen  Operationen 
■jveiterzukommen  suchte.  Von  den  Naturwissenschaften 
konnten  sich  nur  Physik  und  Astronomie  mit  ihrer  mathe- 
matischen, also  gleichfalls  abstrakt  denkenden  Betrachtungs- 
weise daneben  stellen.  Dagegen  galt  das  reine  Beobachten 
als  eine  untergeordnete  Tätigkeit;  die  beschreibende  Natur- 
forschung konnte  sich  also  nur  dadurch  den  Rang  als 
"Wissenschaft  erwerben,  daß  sie  die  Methoden  der  an- 
erkannten Wissenschaften  übernahm,  sich  auf  das  Begreifen, 
das  begriff"liche  Fixieren  der  Naturtatsachen  richtete  und 
mit  diesen  Begriff"en  rein  logisch  weiter  operierte.  In  der 
deutschen  Naturphilosophie  des  beginnenden  neunzehnten 
Jahrhunderts  erlebte  dieser  Rationalismus  seine  Krisis,  sein 
off"enkundiges  Scheitern,  und  erst  von  da  ab  begann  das 
reine  Beobachten,  wissenschaftlichen  Rang,  allmählich  sogar 
den  Vorrang  zu  erhalten. 

Bei  dieser  Richtung  des  achtzehnten  Jahrhunderts  legte 
sich  natürlich  aller  Nachdruck  auf  die  Frage,  wie  in  der 
menschlichen  Urgeschichte  die  Entwicklung  des  Begriff's- 
vermögens,  der  Sprache  und  des  Verstandes  vor  sich  ge- 
gangen sei.  Erst  im  Jahrhundert  der  Technik  fand  die 
Entstehungsgeschichte  der  technischen  Kultur  gebührende 
Beachtung.  Aber  noch  A.  von  Humboldt  überging  sie  in 
seinem  »Kosmos«  mit  Schweigen  und  stellte  die  mensch- 
liche Urgeschichte  dar,  wie  Herder;  mit  reichlicherer  An- 
schauung, aber  in  der  gleichen  Betrachtungsweise. 

Wollten  wir  den  Fragen  näher  treten,  die  das  acht- 
zehnte Jahrhundert  sich  stellte,  so  würden  wir  ausgehen 
von  den  heute  nebeneinander  bestehenden  Entwickmngs- 
zuständen.  Wir  würden  in  Analogie  mit  dem  biogenetischen 
Grundgesetz  Häckels  voraussetzen,  daß  die  Stufenleiter,  die 
wir  in  der  Gegenwart  von  Volk  zu  Volk  und  beim  Heran- 


26  Abhandlungen 


wachsen  der  Individuen  desselben  Volkes  finden,  auch  den 
Stufen  der  geschichtlichen  Entwicklung  entspräche.  So 
aber  verfuhr  Herder  nicht,  sondern  er  suchte  zunächst  einen 
allseitigen  Idealbegriff  des  Menschen  abzuleiten  und  erwog 
dann,  soweit  das  lückenhafte  Material  erlauben  wollte, 
welche  Ursachen  die  verschiedenen  Völker  diesem  Ideal- 
begriff näher  geführt  oder  von  ihm  ferngehalten  hätten. 
Seme  Betrachtungsweise  ist  rationalistisch  und  im  Gegen- 
satz zu  der  unsrigen  ausgesprochen  unhistorisch,  obwohl 
eigentUch  nur  historische  Völker  und  Zeiten  abgehandelt 
w^erden. 

Es  Hegt  in  der  Oekonomie  des  Denkens  begründet, 
daß  jede  Abweichung  von  überHeferten  Vorstellungen  schritt- 
weise geschieht  und  zunächst  mögHchst  viel  des  Gewöhnten 
zu  bewahren  sucht.  Daher  konnte  Buffon  und  nach  ihm 
Herder  glauben,  es  sei  ein  kühner  und  gewaltiger  Schritt 
getan,  wenn  man  die  Zeitspanne  von  6000  Jahren,  die  man 
bisher  im  Banne  der  biblischen  Chronologie  als  Alter  der 
Erde  betrachtet  hatte,  nunmehr  allein  für  die  postdiluviale 
Zeit  einsetzte.  Von  diesen  6000  Jahren  fiel  die  reichUche 
Hälfte  der  historischen  Zeit  anheim;  die  Sündflutsage  hielt 
man  für  den  dunklen  Nachklang  einer  urzeitlichen  Tradition, 
und  so  mußte  in  der  Tat  die  prähistorische,  ganz  über- 
lieferungslose Zeit  rasch  vorübergegangen,  der  Aufstieg  zu 
Sprache  und  Kultur  rapid  gewesen  sein. 

Aber  ganz  allgemein  schrieb  man  allen  Vorgängen  in 
der  Erdgeschichte  kurze  Dauer,  fast  gedankenschnellen 
Ablauf  zu  und  suchte  daher  alle  geologischen  Wirkungen 
durch  das  Spiel  rasch  wirkender,  gewaltsamer  Kräfte  zu 
erklären.  Gerade  bei  Betrachtung  des  Diluvium  schien 
man  sich  da  auf  Beobachtungen  stützen  zu  können.  Blicken 
wir  etwa  von  einer  der  Höhen  bei  Berka  flußaufwärts  über 
das  Tal  der  Um,  so  scheint  es  nun  und  nimmer  glaublich,  daß 
die  Ausfurchung  des  weiten  Tals  ein  Werk  des  Flüßchens 
sei,  das  jetzt  nur  eine  schmale  Rinne  darin  ausfüllt.  Viel 
entsprechender  scheint  da  die  biblische  Sündflutsage,  die 
Annahme  mariner  Erosion  bei  Gelegenheit  allgemeiner 
Sturmfluten  und  während  einer  Erdrevolution.  Ja,  man 
glaubte  den  Verlauf  bis  ins  einzelne  noch  beobachten  zu 
können  und  wollte  aus  den  heutigen  Talformen  die  Richtung 
und  die  Stärke  der  verschiedenen  Strudel  ablesen.  So 
deutete  man  das  Diluvium  als  Zeitalter  ausgedehnter  Meeres- 
bedeckung und  Epoche  der  letzten  Erdrevolution. 

Hierin  stimmte  Goethe  durchaus  mit  seinen  Zeit- 
genossen überein.  Im  Jahre  1782  entwarf  er  eine  Schilderung 
des  diluvialen  Thüringen,  wonach  die  breiteren  Täler  sämt- 
lich Meeresarme  gewesen  waren,  die  höhergelegenen  Land- 


Diluvium  u.  Prähist.  Menschheit  bei  Goethe  u.  s.  Zeitgenossen    27 

striche  aber  Inseln,  bewohnt  von  Elefanten,  Nashörnern 
und  einer  tropischen  Pflanzenwelt;  und  noch  1827  gab  er 
dieser  Ueberzeugung  auf  dem  Ettersberg  drastischen  Aus- 
druck, denn  er  rief  aus : 

»Immer  die  alte  Geschichte!  Immer  der  alte  Meeres- 
boden! Wenn  man  von  dieser  Höhe  auf  "Weimar  herab- 
bhckt  und  auf  die  mancherlei  Dörfer  umher,  so  kommt 
es  einem  vor,  wie  ein  Wunder,  wenn  man  sich  sagt,  daß 
es  eine  Zeit  gegeben,  wo  in  dem  weiten  Tal  dort  unten 
die  Walfische  ihr  Spiel  getrieben.« 

Buff"on  hatte  überhaupt  nicht  in  Frage  gezogen,  ob  es 
vordiluviale  Menschen  gegeben  habe.  Ihm  war  es  selbst- 
verständhche  Ueberzeugung,  daß  die  Entwicklung  des 
Menschen  ein  postdiluviales  Ereignis  sei,  und  erst  die  Zeit 
Cuviers  suchte  zu  beweisen  und  zu  begründen.  Hatte  zu 
Beginn  der  geologischen  Gegenwart  eine  Erdumwälzung 
.alles  Leben  zerstört  auf  den  Inseln,  die  damals  die  Stellen 
der  heutigen  Kontinente  einnahmen,  so  konnten  dort  die 
Vorfahren  der  heutigen  Menschen  nicht  gesucht  werden, 
sondern  sie  mußten  von  andern,  jetzt  untergegangenen 
Landstrecken  während  der  diluvialen  Stürme  herüber- 
geflüchtet sein  auf  die  damals  entstehenden  Festländer  der 
Gegenwart,  und  ihre  diluvialen  Reste  lagen  jetzt  unter  dem 
Meere  begraben.  Man  suchte  also  auch  nicht  nach  solchen 
Resten  und  trat  allen  Fundberichten,  die  dennoch  zuweilen 
auftauchten,  mit  bewußter  Skepsis  gegenüber.  Noch  stets 
aber  hat  die  Absicht,  zu  bezweifeln,  in  wnssenschaftUchen 
Dingen  ihr  Ziel  erreicht,  und  solange  sie  bestand,  jede  wider- 
sprechende Beobachtung  entkräftet. 

Es  läßt  sich  belegen,  daß  für  Goethe  die  Nichtexistenz 
des  diluvialen  Menschen  über  Beweis  erhaben  war.  Er  kannte 
die  Anschauungen  genau,  die  Herder  in  seinen  »Ideen«  aus- 
sprach und  teilte  sie  durchaus;  hatte  er  doch  dieses  Werk 
im  Entstehen  geleitet  und  bewundernd  gepriesen,  während 
Herder,  wenigstens  in  den  geologischen  Teilen,  schonungslos 
alles  ausmerzte,  was  sich  mit  Goethes  Ueberzeugungen  nicht 
vertrug.  Vom  damaligen  Standpunkt  der  Geologie  war  nicht 
zu  erkennen,  wie  irrtümUch  die  Auffassung  des  Diluvium  als 
Epoche  ausgedehnter  Meeresbedeckung  war  und  wie  sehr 
verzerrt  dadurch  das  Bild  der  weiteren  Tatsachen  wurde. 
In  den  rationalistischen  Zielen  seines  Forschens  stand  Goethe 
völlig  auf  dem  Boden  seiner  Zeit;  er  konnte  darum  nicht 
gewahr  werden,  daß  Herder  und  die  Zeitgenossen  die  mensch- 
liche Ur-  und  Vorgeschichte  mit  geradezu  fälschender  Ein- 
seitigkeit betrachtet  hatten.  Hierdurch  aber  ward  ihm  auch 
die  Lücke  verdeckt,  die  breit  in  seinem  Bild  von  der  Mensch- 
heitsentwicklung klaff'te. 


28  Abhandlungen 


Wenn  er  es  niemals  nötig  fand,  sich  selbst  über  diese 
Frage  zu  äußern,  so  müssen  wir  daraus  schließen,  daß  unsere 
Vermutung,  dieses  Thema  hätte  ihm  besonders  naheliegen 
müssen,  nur  aus  unserm  heutigen  Wissen  und  Denken,  aber 
nicht  aus  dem  Goethes  geboren  ist,  daß  vielmehr  die  prä- 
historische Entwicklung  der  Menschheit  für  Goethes  Ziele 
und  Zwecke  gleichgültig  war. 
Wie  konnte  das  sein? 

Dieser  Fall  eines  für  uns  schwer  begreiflichen  Ver- 
stummens  und  Vorübergehens  steht  bei  Goethe  keineswegs 
vereinzelt  da.  Um  aus  ferner  Hegenden  Gebieten  nur  em 
einziges  Beispiel  anzuführen,  sei  oemerkt,  daß  die  Reise- 
berichte aus  Sicilien  der  normannischen  Bauten  und  Mosaiken 
in  Monreale  mit  keinem  Worte  erwähnen,  obwohl  Goethe 
mehrfach  am  Orte  war.  Auf  geologischem  Boden  be- 
schränkten sich  seine  Untersuchungen  an  die  Urzeit  einer- 
seits, Basalt  und  Diluvium  andererseits,  auf  Anfang  und 
Ende  der  Erdgeschichte;  die  mittleren  Zeiten,  die  »Flötz- 
formationen«  der  damaligen  Geologie,  ließ  er  außer  Betracht, 
und  sie  bildeten  in  Goethes  Vorstellungen,  je  länger  je 
mehr,  eine  leere  Stelle.  In  einem  1784  verfaßten  Fragment 
über  den  Granit,  das  in  Sprache  und  Gedankenfolge  sich 
dichterischer  Form  nähert,  heißt  es: 

»Ich  fürchte  den  Vorwurf  nicht,  daß  es  ein  Geist  des 
Widerspruchs  sein  müsse,  der  mich  von  Betrachtung  und 
Schilderung    des    menschlichen    Herzens,    des    jüngsten, 
mannigfaltesten,     beweglichsten,     veränderlichsten,     er- 
schütterlichsten  Teiles  der  Schöpfung  zu  der  Beobachtung 
(des  Granits)  des  ältesten,  festesten,  tiefsten,  unerschütter- 
lichsten Sohnes  der  Natur  geführt  hat.    Denn  man  wird 
mir  gerne  zugeben,  daß  alle  natürlichen  Dinge  in  einem 
genauen  Zusammenhang  stehen,  daß  der  forscnende  Geist 
sich  nicht   gerne   von  etwas  erreichbarem   ausschließen 
läßt.  Ja,  man  gönne  mir,  der  ich  durch  die  Abwechslungen 
der  menschlichen  Gesinnungen,  durch  die  schnellen  Be- 
wegungen derselben  in  mir  selbst  und  in  anderen  manches 
gelitten   habe   und   leide,   die    erhabene   Ruhe,    die   jene 
einsame,  stumme  Nähe  der  großen,  leise  sprechenden  Natur 
gewährt,  und  wer  davon  eine  Ahnung  hat,  folge  mir.« 
Der  Geist  des  Dichters  und  Forschers,   in  der  Ueber- 
zeugung,   »daß   alle   natürlichen  Dinge  in   einem  genauen 
Zusammenhang  stehen«,  schwingt  sich  sogleich  hinüber  zu 
den  Uranfängen.    Er  überspringt  alle  Zwischenstufen,  denn 
sie    scheinen    ja    nur   das   Ablaufen    der    uranfängUch   ein- 
geleiteten  Prozesse   zu    enthalten.    Die   Grundbegriffe    des 
\Verdegangs  sollen  abstrahiert  werden,  diese  meint  man  in 
den  einfachen  Verhältnissen  der  Urzeiten  sicherer  bloßlegen 


Diluvium  u.  Prähist.  Menschheit  bei  Goethe  u.  s.  Zeitgenossen    29 

zu  können  als  in  den  mittleren  und  neuen,  in  denen  man 
keine  neuen  Probleme  mehr  erwartet,  sondern  nur  Ver- 
knüpfung und  Verkettung  der  alten,  also  nichts  als  Er- 
schwerungder  Arbeit  und  vervielfachte  Irrtunismöglichkeiten. 
Es  ist  demnach  nicht  Zufall  oder  Folge  persönhcher  Ver- 
anlagung, wenn  Goethe  so  manches  ablehnte,  was  nach 
unserer  Meinung  ihn  hätte  anziehen  müssen,  sondern  bei 
seinen  auf  das  Naturganze  gerichteten  Zwecken  bot  es  kein 
Interesse,  den  Ablauf  des  Geschehens  im  einzelnen  zu  ver- 
folgen, sobald  einmal  die  wirksamen  Kräfte,  die  Leitideen, 
aufgezeigt  waren.  Es  bot  kein  Interesse  und  es  wäre  schon 
damals  eine  Unmöglichkeit  gewesen.  Darum  beschränkte 
sich  Goethe  mit  bewußter  Absicht  oder  unwillkürhch  auf 
die  Konstatierung  der  Grundbegriffe,  der  »Urphänomene«, 
wie  er  es  nannte.  Der  menschliche  Geist  war  ein  Urphänomen ; 
eine  Tatsache  war,  daß  der  Geist  sich  Sprache  und  Kultur 
geschaffen  hatte,  aber  damit  war  für  Goethe  der  Wert  dieses 
Gedankenkreises  erschöpft.  In  der  schiefen,  unvollkommenen 
Beleuchtung,  in  der  man  diese  Probleme  damals  sah,  konnte 
ja  ohnehin  keine  bedeutungsvolle  Förderung  von  näherer 
Betrachtung  erwartet  werden. 

Es  ist  nicht  schwer,  in  Goethes  Dichtung  Gedanken 
aufzufinden,  die  wir  nach  unserer  heutigen  Kenntnis  der 
menscliHchen  Urgeschichte  anders  gewendet  wünschten.  So 
heißt  es  in  dem  Gedicht  »Grenzen  der  Menschheit«: 

Denn  mit  den  Göttern 

Soll  sich  nicht  messen 

Irgend  ein  Mensch. 

Hebt  er  sich  aufwärts 

Und  berührt 

Mit  dem  Scheitel  die  Sterne: 

Nirgends  haften  dann 

Die  unsichern  Sohlen 

Und  mit  ihm  spielen 

Wolken  und  Winde. 

Steht  er  mit  festen 

Markigen  Knochen 

Auf  der  wohlgegründeten. 

Dauernden  Erde: 

Reicht  er  nicht  auf 

Nur  mit  der  Eiche 

Oder  der  Rebe 

Sich  zu  vergleichen. 

War  die  Menschheitsentwicklung  durch  einen  von 
Anfang  an  gottähnlichen  Geist  getrieben,  brauchte  sie  sich 
fast  nur  auf  geistige  Beherrschung  der  Welt  zu  richten  und 


30 


Abhandlungen 


bezwang  sie  alle  materiellen  Hemmungen  und  Widerstände 
wie  im  Fluge,  so  mochte  das  Erreichte  gering  erscheinen. 
Ein  Gefühl  der  eigenen  Unzulänglichkeit,  ein  widerwillig 
ertragenes  Bewußtsein  seiner  Begrenzung  und  Beschränkung 
mußte  den  Menschen  beschleichen,  wenn  er  sich  dann  trotz- 
dem nach  wie  vor  auf  das  Irdische  verwiesen  sah.  Aber  so 
ist  auch  das  Geleistete  gleichzeitig  überschätzt  und  unter- 
schätzt. Wir  lernen  den  Wert  menschUcher  Kraft  und  Arbeit 
richtiger  werten,  sobald  wir  uns  vor  Augen  halten,  daß  der 
Geist  selbst  das  Werk  generationenlangen  Bemühens  war, 
geworden  durch  Entwicklung  von  Keimen  und  bloßen 
Anlagen.  Dann  erkennen  wir,  daß  der  unbekannte  Mensch, 
der  zuerst  ein  Steinbeil  durchbohrte,  um  einen  Stiel  besser 
darin  zu  befestigen,  nicht  weniger  ein  Genie  war  als  Homer, 
Newton  und  Kant,  daß  sogar  eine  unabschätzbare  Reihe 
namenloser  Genies  zusammenwirken  mußte,  um  die 
Menschheit  in  harter  Arbeit  nur  von  der  unbedingten 
Herrschaft  der  Naturgewalten  zu  befreien.  So  würden  wir 
wünschen,  daß  der  Mensch  des  schweren,  selbstgewählten 
Ringens,  das  seinen  Aufstieg  ermöglichte,  in  stolzem  Selbst- 
bewußtsein gedächte,  daß  er  sich  rühme,  weil  es  ihm  gelang, 
sich  so  fest  auf  die  wohlgegründete  Erde  zu  stellen;  weil 
er  sich  in  Sprache  und  Geist  den  Sockel  schuf,  von  dem 
aus  er  nun  wagen  kann,  sich  »mit  den  Göttern  messen«  zu 
wollen,  d.  h.  aufzublicken  in  ein  rein  geistiges,  das  Welt- 
^anze  anschauendes  Leben.  Wir  wünschten,  daß  die  Ge- 
dankenwelt, die  in  Goethes  Jugendwetk  »Prometheus«  Wort 
erhält,  stärker  als  es  der  Fall  ist,  seine  Auffassung  von  der 
Stellung  des  Menschen  zur  Welt  durchklänge. 


Wir  dürfen  gewiß  sein,  daß  auch  auf  andern  Wissens- 
gebieten die  letzten,  höchsten  Maximen  unserer  Tage  vielfach 
anders  lauten  oder  anders  bewertet  werden,  als  es  bei  Goethe 

geschah.  Dann  jedoch  wird  es  uns  zum  Problem,  daß  er  als 
lichter,  besonders  aber,  daß  er  als  Forscher  und  Denker  für 
die  Gegenwart  größere  Bedeutung  besitzt,  als  er  für  seine 
eigene  Zeit  besaß,  obwohl  er  in  grundlegenden  Voraus- 
setzungen so  oft  ganz  dem  achtzehnten  Jahrhundert,  nicht 
dem  neunzehnten  angehört. 

Sollte  es  ein  Zufall  sein,  daß  gleichzeitig  mit  dem  Auf- 
keimen eines  neuen  Rationahsmus  der  Forschung,  gleichzeitig 
mit  dem  Erwachen  des  Interesses  an  Weltanschauungsfragen, 
die  sich  bis  in  das  Alltagsleben  drängen  — ,  daß  gleichzeitig 
damit  sich  die  allgemeine  Aufmerksamkeit  der  Persönlichkeit 
Goethes  zuwendet  in  allen  seinen  Betätigungen? 


Diluvium  u.  Prähist.  Menschheit  bei  Goethe  u.  s.  Zeitgenossen    3 1 

Ein  neuer  Rationalismus  der  Forschung  ist  im  Werden. 
Der  Empirismus  hatte  die  Forschung  in  zahlreiche  Fächer 
und  Unterfächer,  deren  jedes  eine  Lebensaufg^abe  stellte, 
zersplittert  und  dabei  im  Bestreben,  erst  einmal  die  Tatsachen 
kennen  zu  lernen,  das  Zusammenfassen  und  Begreifen  einer 
späteren  Zeit  aufbehalten.  Aber  die  neuesten  Fächer,  die  so 
entstanden,  sind  vielfach  nichts  als  Verbindungsglieder,  die 
sich  mit  Grenzgebieten  befassen  und  die  von  einer  Disziplin 
zur  andern  führenden  Fäden  verfolgen.  Sammelwerke  er- 
scheinen immer  häufiger,  die  durch  planmäßiges  Zusammen- 
arbeiten der  Spezialisten  weiter  umspannte  Felder  behandeln 
mit  der  ausgesprochenen  Absicht,  das  Fazit  der  bisherigen 
Arbeit  zu  ziehen.  Wer  das  Bedürfnis  empfindet,  eine  Bilanz 
aufzustellen,  will  darum  nicht  aufhören,  vorwärts  zu  schauen 
und  weiter  zu  arbeiten;  ebensowenig  darf  der  Hinblick  auf 
die  zahllosen  Probleme,  die  noch  ungelöst  vor  uns  stehen, 
•  uns  hindern,  den  jetzt  vorhandenen  Besitz  zu  sichten,  zu 
ordnen  und  der  bisher  zersplittert  und  überall  selbständig 
vorgehenden  Forschung  eine  geschlossene  Front  zu  geben. 

Was  so  entsteht,  ist  eine  Aufzählung  der  Dinge,  die  uns 
bekannt  sind  und  begriffen  werden  sollen,  eine  Vorstufe  nur 
der  eigentlich  rationalistischen  Behandlung.  Aber  auch  diese 
setzt  wieder  ein;  dadurch  hat  die  Philosophie  begonnen,  den 
wissenschaftHchen  Rang  wieder  zu  erobern,  den  sie  in  der 
historisch-empirischen  Forschungsperiode  fast  vöüig  ein- 
gebüßt hatte.  Sie  strebt  danach,  das  Wesen  von  Erfahrung, 
von  Wahrheit  und  Irrtum,  von  Wissenschaft  und  Hypothese 
zu  begreifen,  Begriffe  zu  behandeln,  die  der  frühere 
RationaUsmus  für  unmittelbar  gegeben,  keiner  kritischen 
Behandlung  bedürftig  hielt. 

Es  sind  Anfänge,  Ansätze,  aber  wir  können  noch  nicht 
einmal  ahnen,  wohin  sie  führen.  Nach  wie  vor  gleicht  unser 
Wissen  einem  geschliffenen  Stein,  dessen  zahlreiche  Fazetten 
jede  eine  besondere  Seite  der  WirkHchkeit  widerspiegeln. 
RationaHstisches  Denken  aber  begehrt,  daß  die  Vielheit  aus- 
einanderstrebender Einzelheiten  sich  in  eine  übersichtUche 
Kette  zusammenhängender  Begriffe  verwandle,  daß  unser 
Wissen  wie  ein  Hohlspiegel  alle  Strahlen  in  einen  Brenn- 
punkt führe  zu  einer  Gesamtanschauung,  zu  einem  Weltbild, 
das  alles  Bekannte  eingeordnet  umfaßt. 

Wir  entlehnen  dieses  Gesamtbild  der  Natur  und  des 
Weltgeschehens  von  Goethe. 

Als  Dichter,  dem  wir  feierliche  Weihestunden,  erhabene 
AugenbUcke  unseres  Lebens  verdanken,  steht  er  uns  nah; 
kann  er  uns  geben,  was  wir  begehren,  so  empfangen  wir 
es  lieber  von  ihm  als  von  andern.  Und  wir  empfangen  es 
als  Kunstwerk,  in  einer  Form,  die  dem  menschlichen  Ge- 


32  Abhandlungen 


danken  die  größte  Kraft  des  Eindrucks  und  der  Dauer 
verleiht,  weil,  wie  in  der  Edda  oder  bei  Homer  das  Allgemein- 
menschliche im  Mittelpunkt  steht  und  alles  vom  Jahrhundert 
Bedingte  sich  unterordnet.  Der  Unterschied,  der  im  Sach- 
hchen  und  im  Einzelnen  zwischen  Goethe  und  der  Gegenwart 
besteht,  ist  schwer  zu  unterschätzen ;  innerHch,  in  den  Grund- 
voraussetzungen ist  sein  Standpunkt  völlig  auch  der  unsrige. 
Das  »gegenständhche  Denken«,  dessen  er  sich  rühmt,  ist 
nichts  anderes  als  die  Denkweise,  die  jedem  Naturforscher 
als  mustergültig  vorschwebt;  seine  Erkenntnistheorie  ist  wie 
eine  Vorwegnahme  des  Positivismus  der  heutigen  Philosophie 
und  der  heutigen  Naturwissenschaft.  Wir  dürfen  sogar 
zweifeln,  ob  Goethe  wirklich  vorwegnahm  und  wir  dann 
selbständig  wiederfanden.  So  vieles  unter  den  letzten  Ab- 
straktionen seiner  Weltanschauung  ist  für  uns  bewußte  oder 
unbewußte  Voraussetzung  des  Denkens  geworden !  Wie  weit 
hat  es  nachgewirkt?  Wie  vieles  von  dem,  das  wir  für  neu- 
erw^orben  halten,  ist  in  Wirkhchkeit  nur  Ausgestaltung, 
Weiterführung  und  SpeziaUsation  ursprünglich  Goethescher 
Gedanken?  ICönnten  wir  den  verschlungenen  und  oftmals 
dunklen  We^en  der  Gedankenfiliation  nacngehen,  so  würden 
wir  uns  vielleicht  scheuen  zu  sagen:  »Er  ist  in  den  Grund- 
sätzen seines  Forschens  der  unsere«,  sondern  würden  uns 
weniger  selbstbewußt  ausdrücken:    »Wir  sind  darin  sein«. 

Der  Weltbegriff,  wie  er  vor  Goethe  stand,  die  Form,  in 
der  er  die  Stellung  des  Endlichen  zum  UnendUchen,  des 
Menschen  zur  Welt  und  in  der  Welt  aussprach,  ist  in  vielem 
wohl  unserm  Wissen  entfremdet,  in  nichts  unserm  Sinnen. 
An  ihm  orientieren  wir  uns,  beipflichtend  oder  wider- 
sprechend, über  die  Stellung,  die  ein  bestimmtes  Forschungs- 
gebiet einnimmt  im  Rahmen  unseres  Gesamtwissens. 

Aber  noch  mehr:  Wenn  wir  von  allen  Seiten  in  Goethes 
Geisteswelt  einzudringen  suchen  und  in  mühsamer,  oft 
kleinlicher  Arbeit  seinen  Gedanken  nachgehen  bis  in  die 
feinsten  Wurzeln,  so  leitet  uns  zwar  zunächst  der  Wunsch, 
zu  verstehen  und  kennen  zu  lernen.  Daneben  aber  kommt 
uns  erst  richtig  zu  Bewußtsein,  welch  bedeutungsvolle  Saat 
zwischen  Goethes  Tagen  und  den  unsern  gesät  und  gepflegt 
wurde,  wie  sehr  sich  in  allen  Teilen  das  Bild  von  den 
Tatsachen  im  Weltgeschehen  geändert  und  verschoben  hat. 
Der  Wunsch  erwacht  in  uns,  daß  in  näherer  oder  fernerer 
Zukunft  ein  Geist  erstünde,  der,  von  der  Gunst  der  Zeiten 
und  Umstände  gefördert,  das  tiefste  Denken  unsers  Jahr- 
hunderts in  sich  aufnähme  und  es  in  bleibenden  Formen 
präge  für  die  Jahrhunderte. 

Jetzt  will  das  Einzelwissen  sich  klären  und  zusammen- 
fügen, aber  unser  Denken  ist  noch  ganz  auf  die  Einzelheit, 


Diluvium  u.  IPrähist.  Menschheit  bei  Goethe  u.  s.  Zeitgenossen     33 

auf  die  »Tatsache«  gerichtet;  das  Endziel  der  Wissenschaft, 
das  Begreifen  des  Wehganzen,  ist  durch  die  Arbeit  der  letzten 
Generationen  so  weit  hinausgesteckt  worden,  daß  wir  ihm 
keine  Gestalt  abgewinnen  können  und  es  fast  für  irrlichte- 
lierende  Schwärmerei  halten,  in  solche  Fernen  abschweifen 
zu  wollen.  Goethe  aber,  je  mehr  wir  ihn  in  seiner  Größe 
und  in  seiner  zeitlichen  Bedingtheit  bewundern  und  ver- 
stehen lernen,  stellt  uns  unaufhörlich  und  nachdrücklich  die 
Notwendigkeit  vor  Augen,  dennoch  das  Denken  auf  dieses 
Ziel  zu  richten  und  an  unserm  bescheidenen  Teil  nach 
Wegen  zu  suchen,  die  dahin  führen  können:  Er  ist  nicht 
eine  abgeschlossene  Größe  der  Vergangenheit,  die  einen 
Schatten  wirft  über  unsere  Gegenwart  und  zu  unproduktiver 
Geschichtsbetrachtung  zurückruft,  sondern  er  wird  der 
vorwärtsblickenden  Forschung  ein  lebendes,  in  die  Zukunft 
weisendes  Ideal. 


Goethe  Jahrbuch  XXXIV 


3- 

Goethes  Stellung  zum  Aberglauben 

Von 

W.  Aron 


4.  AbergläubischeNeigungen  inGoethesNatur, 
Erziehung  und  Entwickelung. 


nwiefern  Ansichten  und  Betrachtungsart  eines  Men- 
schen seine  Natur  und  seine  Neigungen  bestimmen 
oder  von  ihnen  bestimmt  werden,  ist  ein  noch  wenig 
gelöstes  Problem.  So  taucht  auch  hier  die  Frage  auf,  ob 
Goethe  die  erörterten  Anschauungen  und  den  festen  eigenen 
Standpunkt  dem  Aberglauben  gegenüber  von  seiner  Natur 
unterstützt  oder  im  Kampfe  gegen  sie  erworben  hat. 

»Nicht  allein  das  Angeborene,  sondern  auch  das  Er- 
worbene ist  der  Mensch.«'  Naturanlage,  Erziehung  und 
Entwickelung  sollen  also  zunächst  im  HinbHck  auf  den 
Aberglauben  untersucht  werden. 

Die  starre  Natur  des  Herrn  Rat  Goethe  war  sicher 
von  jedem  Aberglauben  frei.  Aber  der  Schultheiß  Textor, 
Wolfgangs  Großvater,  besaß  »die  Gabe  der  Weissagung, 
besonders  in  Dingen,  die  ihn  selbst  und  sein  Schicksal 
betrafen«.'  Er  war  ein  Träumer  und  Traumdeuter,  der 
Ereignisse  wie  einen  großen  Brand,  die  unvermutete  An- 
kunft des  Kaisers,  oder  daß  er  Stadtsyndikus  werde,  in 
Träumen  voraussah.' 


'  Maximen  und  Reflexionen.   —   *  Dichtung   und  Wahrheit.  — 
i  Aristeia  der  Mutter.  29,  231—2. 


Goethes  Stellung  zum  Aberglauben  35 

Diese  wunderbare  Fähigkeit  des  Großvaters  übertrug 
sich  auch  auf  andere.  In  seiner  Sphäre  konnten  Personen, 
die  sonst  ohne  Ahnungsvermögen  waren,  gleichzeitige,  aber 
in  der  Entfernung  vorgehende  Ereignisse  vorempfinden. 
»Aber  auf  keines  seiner  Kinder  und  Enkel  hat  eine  solche 
Gabe  fortgeerbt;  vielmehr  waren  sie  meistenteils  ruhige 
Personen,  lebensfroh  und  aufs  WirkHche  gestellt,«' 

Diesem  Zeugnis  steht  allerdings  ein  anderes  gegenüber 
in  den  Worten :  »Jene  Traumgabe  hat  sich  auf  die  eine 
Schwester  fortgeerbt.«^  Wie  dem  auch  sei,  Goethes  Mutter 
hatte  in  ihrer  munteren  Natur  und  ihrem  gesunden  Ver- 
stände dieses  Talent  nicht.'  Freilich  verschmähte  und  ver- 
achtete sie  keine  Vorbedeutungen,  wenn  sie  selbst  auch  nur 
unwichtige  empfunden  zu  haben  glaubte.  Sie  wußte,  daß 
sich  das  Herz  und  damit  das  Schicksal  des  Menschen  oft 
an  Begebenheiten  entwickele,  die  äußerHch  so  klein  er- 
scheinen, daß  man  ihrer  nicht  achte,  und  innerHch  so  fein 
arbeiten,  daß  man  sie  kaum  empfindet.  »Noch  täglich,  sagte 
sie,  erfahre  ich  solche  Begebenheiten,  die  dem  Menschen 
dumm  vorkommen  würden,  aber  es  ist  meine  Welt,  meine 
Pracht,  meine  HerrHchkeit.  Wenn  ich  in  einen  Kreis  von 
langweiHgen  Menschen  trete,  denen  die  aufgehende  Sonne 
kein  Wunder  mehr  ist,  denen  der  herannahende  Abend 
keine  glückHche  Bestätigung  mehr  ist,  daß  Gott  die  Welt 
noch  nicht  verlassen  hat,  so  denk  ich  in  meiner  Seele:  Ja, 
meint  nur,  ihr  hättet  die  Welt  gefressen !  Wenn  ihr  wüßtet, 
was  die  Frau  Rat  heute  alles  erlebt  hat.«* 

Diese  symbolische  Anschauung  verführte  sie  zu  einer 
damals  besonders  üblichen  Form  des  Aberglaubens,  dem 
Buchorakel.  Sie  und  Fräulein  von  Klettenberg  befragten 
zutrauHch  die  Bibel,  das  Schatzkästlein  und  ähnliche  Er- 
bauungswerke und  gewannen  mehrmals  in  den  größten 
Nöten  Trost,  ja  Bestärkung  fürs  ganze  Leben.' 

Auch  Goethes  Gemüt,  das  »von  Natur  zur  Ehrerbietung 
neigte  und  am  Glauben  an  irgend  ein  Ehrwürdiges  uner- 
schütterlich festhielt«,*  stand  dem  Aberglauben  nicht  feind- 
lich gegenüber.  »Ich  bin  geneigter  als  jemand,  schreibt  er, 
noch  eine  Welt  außer  dem  sichtbaren  zu  glauben  und  ich 
habe  Dichtungs-  und  Lebenskraft  genug,  sogar  mein  eigenes 
beschränktes  Selbst  zu  einem  swedenborgischen  Geister- 
universum erweitert  zu  fühlen.«  Aber,  fährt  er  dann  fort, 
alsdann  mag  ich  gern,  daß  »das  Alberne  und  Ekelhafte 
menschlicher   Exkremente  durch  eine   feine   Gährung  ab- 


'  D.  u.  W.  —  '  Aristeia  der  Mutter.  29,  232.  —  '  Desgleichen.  — 
♦  Desgleichen  29,  233.  —  5  Not.  u.  Abhandl.  zum  westöstl.  Divan,  vgl. 
auch  D.  u.  W.  -  6  D.  u.  W. 


36  Abhandlungen 


gesondert  und  der  reinlichste  Zustand,  in  den  wir  versetzt 
werden  können,  empfunden  werde.«'  Jeder  alberne,  ekel- 
hafte und  pedantische  Aberglauben  widersteht  seiner  Natur. 
»Ich  habe  von  jeher,  sagt  er  selbst,  alle  Zahlensymbolik  von 
der  Pythagoräischen  an  bis  auf  den  letzten  Mathematiko- 
Mystiker  als  etwas  gestaltloses  und  untröstliches  gemieden 
und  geflohen.«^ 

Seine  Natur  empfand  das  stärkste  Bedürfnis  nach  dem 
UebersinnHchen.  Seltsame  seelische  Erscheinungen,  wie  die 
lebhaften,  in  Dialogen  geführten  Selbstgespräche'  oder  die 
gespenstermäßige  «Empfindung  von  Vergangenheit  und 
Gegenwart  in  Eins«,*  und  seltsame  physische  Erscheinungen, 
wie  the  second  sight,  Visionen  semer  selbst,  z.  ß.  in  Sesen- 
heim  als  Reiter  in  hechtgrauem  Rock,^  oder  besondere 
Gebärden  während  der  Wanderungen*  machten  dieses  Be- 
dürfnis nach  dem  UebersinnHchen  zu  einem  Hang  zum 
Aberglauben. 

Eine  Eigenschaft  tritt  noch  hinzu.  »Es  ist  in  seiner 
Art,  unnötig  Geheimnisse  zu  machen«,  sagt  Charlotte  von 
Stein.'  Sicherlich  hat  seine  sonst  so  mitteilsame  Natur 
manchmal  einen  Zauberkreis  um  sich  gezogen.  Allerdings 
liebte  Goethe  das  Geheimnis  nur  se  detendendo,  nicht 
offendendo.'  Alle  ZufäUigkeiten  und  Sonderbarkeiten  des 
Schicksals  will  er  in  seinem  Innern  wahren  und  auskosten. 
So  hält  er  die  Winterreise  in  den  Harz  wie  die  Reise  nach 
ItaHen  selbst  vor  Charlotte  von  Stein  geheim. 

Er  besaß  einen  natürHchen  Hang  zum  Aberglauben. 
»Es  ist  nun  so!  schreibt  er  selbst,  das  Wirkliche  kann  ich  so 
ziemlich  meist  tragen;  Träume  können  mich  weich  machen.«' 
Seine  sensiblen  Eigenschaften  und  seine  allzu  sinnfälligen 
Vorstellungen  machten  ihn  abergläubisch.  Der  Vater  frei- 
lich suchte  »den  Kindern  frühzeitig  alle  Furcht  vor  dem 
Ahnungsvollen  und  Unsichtbaren  zu  benehmen  und  sie  an 
das  Schauderhafte  zu  gewöhnen«;'"  aber  er  bestärkte  ihre 
abergläubische  Furcht  nur  durch  das  unpädagogische  Mittel, 
die  Kinder  zu  erschrecken.  Der  Mutter  gelang  die  Ueber- 
windung  der  kindlichen  Furcht  durch  Belohnungen  schon 
besser;  die  Dienerschaft  dagegen  gab  dem  abergläubischen 
Hange  neue  Nahrung,  wenn  sie  bei  einem  ungeheuren 
Hagelwetter  die  Kinder  »in  einen  dunklen  Gang  mit  fort- 
riß und  dort  auf  den  Knieen  liegend  durch  schreckliches 
Geheul  und  Geschrei  die  erzürnte  Gottheit  zu  versöhnen 
glaubte«." 

'  14.  XI,  1781  an  Lavater.  —  *  12,  XII.  1812  an  Zelter.  —  J  u.  ♦  D.  u. 
W.  —  5  Desgleichen.  —  *  Briefe  aus  der  Schweiz.  —  7  Gespr.  I,  2S7.  — 
*  Gespr.  IV,  480.  —  931.  III.  1776  an  Charlotte  von  Stein.  —  «» u.  "  D. 
u.  W. 


Goethes  Stellung  zum  Aberglauben  37 

Der  Volksglaube  kam  noch  hinzu  mit  den  Gebräuchen, 
an  denen  der  Knabe  lebhaften  Anteil  nahm,  z.  B.  mit  der 
Zeremonie  der  »vermummten  drei  Könige,  sodann  der  Fast- 
nachtsänger u.  a.«'  Die  Religion  selbst  schreckte  das  Kind 
mit  den  gräßlichen  Folgen  unheiligen  Sakramentsgenusses,* 
die  Lektüre  z.  B,  die  »Acerra  philologica  tat  noch  allerlei 
Fabeln,  M)'thologien  und  Seltsamkeiten  hinzu«,'  und  das 
Ghetto,  das  am  Leben  der  Reichsstadt  nicht  teilnehmen 
durfte,  ließ  die  alten  Märchen  von  der  Grausamkeit  der 
Juden  gegen  die  Christenkinder,  die  er  in  Gottfrieds  Chronik 
gräßhch  abgebildet  gesehen,  wieder  düster  vor  dem  jungen 
Gemüt  erstehen.'* 

Klarheit  im  Fühlen  und  Denken  konnte  eine  solche 
Erziehung  nicht  geben.  Die  abergläubische  Naturanlage 
wurde  durch  die  »Masse  von  Bildern  und  Begebenheiten,  von 
wunderbaren  Gestalten  und  Ereignissen« '  eher  verstärkt 
als  bekämpft  und  unterlag  leicht  äußeren  Einflüssen.  Fräu- 
lein von  Klettenbergs  Pietismus  und  »mystizistische  Vor- 
stellungen in  der  Irinität  und  der  ReHgion  überhaupt«,^ 
seine  Krankheit  und  sein  naturwissenschafthches  Studium 
lassen  ihn  zu  den  magisch -kabbahstischen  Büchern  der 
Alchimisten  greifen;  Lavater  mit  seinem  physiognomischen 
Glauben,  Swedenborg,  Ossian,  kleine  Zufälligkeiten  in  seinem 
Leben  wie  Erfüllung  ungewoUterWeissagungen,' unerwartetes 
Zusammentreffen  von  Möglichkeiten  zu  Wirkhchkeit'  lassen 
das  Junge  Gemüt  in  mancherlei  Aberglauben  geraten.  Daß 
zufällig  an  dem  letzten  Abend,  den  er  in  Wetzlar  verlebt, 
die  sentimentale  Lotte  ein  Gespräch  über  das  Jenseits  und 
das  Wiedersehen  dort  beginnt,  versetzt  Goethe  in  einen 
Zustand  tiefer  Niedergeschlagenheit.' 

Diesen  Einflüssen  standen  allerdings  auch  andere  ent- 
gegen. Herders  und  Oesers  Klarheit  machen  ihn  zuerst  auf 
Erkenntnis  in  Kunst  und  Wissenschaft  aufmerksam;  die 
(Jeberwindung  der  eigenen  Natur  und  ihrer  nervösen  Eigen- 
heiten, die  er  schon  in  Straßburg  angefangen  hatte,'°  die 
Tätigkeit  in  Amt  und  Leben,  eigene  geschichtHche  und 
psychologische  Untersuchungen  und  nicht  zum  mindesten 
die  dichterischen  Darstellungen  seiner  selbst  hemmen  den 
Hang  zum  Aberglauben.  Die  Hexenepoche  in  der  Geschichte 
und  ihre  psychologische  Erklärung  machen  ihm  »alles 
Wunderbare  verdächtig«,"  und  Wissenschaft  und  Kunst 
werden  allmähhch  für  sein  schöpferisches  Genie  die  richtigen 
Mittel,   das   Bedürfnis   nach   dem    Uebersinnlichen   zu   be- 


'  Nationelle  Dichtkunst.  H.  u.  a.  —  *  bis?  D.  u.  W.  —  8  29.  VI.  1796 
an  Schiller.  —  9  Gespr.  I,  25.  —  '«  D.  u.  W.  —  "  (14.  VIII.)  1787  an 
Charlotte  von  Stein. 


38  Abhandlungen 


friedigen.  Im  Kampfe  gegen  seine  Natur  reifen  allmählich 
in  dem  Erkennenden  und  dem  Dichter  die  schon  ge- 
schilderten Anschauungen,  und  dies  nicht,  ohne  daß  in 
seinem  Leben  manche  Formen  von  Aberglauben  zum 
Durchbruch  kommen. 

5.   Aberglauben  in  Goethes  Leben. 

Das  Kind,  das  an  den  Beistand  der  Gestirne  glaubt  und 
sich  ihrem  Einflüsse  näherrücken  möchte,  indem  es  ihre 
Stellung  auf  dem  väterHchen  Zahlbrett  mit  Pfennigen  nach- 
macht und  das  Brett  in  sein  Bett  stellt,'  ist  abergläubisch. 
Der  Knabe,  der  seinem  Gotte  Opfer  darbringt,  ist  sicher  zu 
innerst  religiös,  lebt  aber  in  abergläubischen  Vorstellungen.* 
Der  Jüngling,  der  bei  Entscheidungen  gern  die  Würfel  zur 
Hand  nimmt,'  der  sich  auf  der  Wanderung  nach  Coblenz 
die  Frage,  ob  er  Maler  werden  solle,  von  dem  Fall  seines 
Messers  in  die  Lahn  beantworten  läßt,"*  der  die  Lehren  und 
Vorschriften  der  Alchimie  einzusehen  und  zu  befolgen  sucht 
und  diese  Bestrebungen  vor  Herder  geheim  hält,  ist  dem 
Aberglauben  verfallen,  und  in  der  Welt  seines  Glaubens, 
die  er  sich  aus  Neuplatonismus,  Hermetismus  und  kabba- 
listischem Mystizismus  selbst  bildet,^  sind  ebenso  tiefe 
rehgiöse  Gefühle  wie  unklare,  abergläubische  Begriffe  und 
Vorstellungen. 

Aber  schon  hier  macht  sich  Goethes  besondere  Be- 
trachtungsart geltend.  Bald  sucht  er  die  Chimie  konse- 
quenter auszubilden  als  man  sie  ihm  überliefert  hatte,*  sie  in 
einer  Art  mathematischer  Symbolik  zu  begeisten.^  Sweden- 
borgs grandiose  Geisterdichtung  hilft  ihm  hier.  Platten 
Geisterglauben  verspottet  der  übermütige  Jüngling,  wenn 
er  in  weiße  Laken  gehüllt  auf  hohen  Stelzen  viele  Leute 
erschreckt,^  Kartenschlägerinnen  und  Traumdeutern  wider- 
steht er,'  aber,  wo  der  Aberglaube  ihm  ein  geistvolles 
Symbol  werden  kann,  da  hängt  er  ihm  an.  So  erklärt  er 
sich  den  starken  Einfluß,  den  Frau  von  Stein  auf  ihn  aus- 
übt, durch  die  Seelenwanderung:  »Ja,  wir  waren  einst  Mann 
und  Weib!  —  Nun  wissen  wir  von  uns  —  verhüllt,  in 
Geisterduft.«'° 

Die  italienische  Reise,  an  die  seine  Sehnsucht  die 
höchsten  Erwartungen  knüpft,  wird  unter  symboHschem 
Aberglauben  unternommen.  Ohne  Erwartung  nordischer 
Nachrichten  will  er  Rom  betreten",  und  in  Rom  selbst  sieht  er 

'  Gespr.  I,  4.  —  *  D.  u.  W.  —  J  vgl.  21.  X.  1765  an  Riese  und 
25.  XII.  1772  an  Kestner.  —  •♦  u.  5  D.  u.  W.  —  6  Desgleichen.  — 
7  Lesarten  zu  D.  u.  W.  27,  396.  —  8  Gespr.  I,  55.  —  ?  4.  X.  1808  an 
Silvio  von  Ziegesar.  —  '"  April  1776  an  Wieland,  vgl.  auch  4,  97.  — 
"  18.  IX.  1786  an  Seidel. 


Goethes  Stellung  zum  Aberglauben  39 

als  abergläubischer  Mensch  die  wunderlichsten  Erscheinungen 
darin,  (^ß  er  in  Karlsbad  noch  mit  dem  Herzog  zusammen- 

fetroffen  ist  und  seine  Hegire  an  des  Herzogs  Geburtstag 
egonnen  hat.'  Daß  ihm  beim  Abschied  von  Rom  eine 
Statue  zum  Kauf  angeboten  wird,  hält  er  für  einen  Wink 
höherer  Dämonen,  die  ihn  in  der  ewigen  Stadt  noch  fest- 
halten wollen;^  als  Symbole  weiß  er  auch  seine  beiden 
abergläubischen  Gewohnheiten  zu  erklären,  sein  »auf  die 
Erfahrung  gestützter  Aberglauben«,'  ein  Unternehmen,  wenn 
es  gelingen  soll,  nicht  aussprechen  zu  dürfen,  und  seine 
Antipathie  gegen  Brillen,  gegen  »diese  Glasaugen,  hinter 
denen  man  die  natürUchen  aufsuchen  muß«,"*  Selbst  Schiller 
erfährt  nicht  die  Pläne  zur  »natürlichen  Tochter«  und  zu 
»Hermann  und  Dorothea«,  und  diesem  »alten  geprüften 
Aberglauben«^  schreibt  Goethe  auch  die  NichtvoUendung 
der  »natürlichen  Tochter«  zu.  Hier  waltet  dasselbe  Gefühl 
wie  bei  dem  Schatzgräber,  der  nur  stillschweigend  den  Schatz 
zu  heben  vermag  oder  bei  einem,  der  auf  mutiger  Fahrt 
nach  einem  Talismane  unaufhaltsam,  ohne  auf  drohende 
oder  lockende  Stimmen  zu  hören,  vorwärtsdringen  muß.* 
Und  für  seine  abergläubische  Antipathie  gegen  Brillen 
finden  wir  folgende  symbohsche  Erklärung: 

»Was  ist  denn  aber  beim  Gespräch 

Das  Herz  und  Geist  erfüllt. 

Als  daß  ein  echtes  Wort- Gepräg 

Von  Au^  zu  Auge  c^uillet. 

Kommt  jener  nun  mit  Gläsern  dort, 

So  bin  ich  stille,  stille; 

Ich  rede  kein  vernünftig  Wort 

Mit  einem  durch  die  Brille.«  ^ 

Mitunter  erkennt  er  selbst,  daß  er  symbolische  Verknüpfungen 
dort  sieht,  wo  Zufall  oder  Naturgesetz  walten.  In  einem 
italienischen  Wirtshaus  legt  er  in  der  Nacht  ein  plötzHches 
Licht  über  sich,  das  er  am  nächsten  Morgen  als  emen  Stern 
erkennt,  den  er  durch  eine  Dachlücke  über  sich  erbhckt 
hatte,  als  ein  gutes  Omen  für  sich  aus.*  Aehnliche  Vorgänge 
können  wir  vermuten,  wenn  ihn  »irgend  ein  Gefühl  von  Un- 
glauben oder  Aberglauben«'  abhält,  Fritz  Jacobi  ein  Exemplar 
seines  »Wilhelm  Meisters«  zu  senden,  oder  wenn  die  Reise, 
die  er  181 6  mit  Meyer  zusammen  unternimmt,  bei  einem 
Wagenunfall  »aus  Unmut  oder  Aberglaube«  aufgegeben 
wird."" 


'  (14.  X.)  1786  an  Carl  August.  —  *  Italienische  Reise.  —  ?  Tag- 
u.  Jahresh.  1801.  —  4  i.  X.  1820  an  C.  L.  F.  Schultz.  —  5  u.  6  Tag-  u. 
Jahresh.  1803.  —  7  3,  155;  vgl.  auch  Gespr.  IV,  15s.  —  ^  I.  R. — 
9  2.  II.  1795  an  Fritz  Jacobi.  —  '°  Tag-  u,  Jahresh.  1816. 


40 


Abhandlungen 


Symbolische  Beziehungen  ahnt  er  zwischen  dem  Wa- 
cholderbaum in  seinem  Garten  und  seinem  eigenen  Leben 
in  »Neigung  und  Gewohnheit,  Dichtung  und  Wahn«.'  Sym- 
bolische Beziehungen  sucht  er  selbst  herzustellen,  wenn  er 
auf  einer  Teplitzer  Reise  einmal  seine  Geldstücke  vom 
größten  bis  zum  kleinsten  in  der  offenen  Hand  ausbreitet, 
um  sie  Handwerksburschen  der  Reihe  nach,  wie  er  sie 
treffen  wird,  zu  spenden.  Aber  er  trifft  keinen,  und  muß 
er  damals  erfahren,  daß  er  sich  selbst  nicht  ungestraft 
»zum  Werkzeug  der  Vorsehung«^  berufen  darf,  so  wird  sein 
symbolischer  Glaube  andererseits  gerechtfertigt  und  ver- 
stärkt, wenn  seine  vielleicht  oft  auf  Sachkenntnis  und 
scharfem  Blick  beruhenden  Weissagungen  und  Ahnungen 
in  Erfüllung  gehen.  »Verzeihen  Sie,  wenn  ich  mir  auf 
meine  Weissagung,  Morreau  werde  läßhch  behandelt  werden, 
etwas  zu  Gute  tue,«  schreibt  er  1804  an  Charlotte  von  Stein, 
als  Moreau  nicht  zum  Tode,  sondern  zur  Verbannung  nach 
Amerika  verurteilt  wird.  Und  die  Prophezeiung,  die  er 
während  des  Feldzugs  von  1792  ausgesprochen  hat:  »von 
hier  und  heute  geht  eine  neue  Epoche  der  Weltgeschichte 
aus,«  ist  für  ihn  »nicht  etwa  nur  dem  allgemeinen  Sinn, 
sondern  den  besonderen  Buchstaben  nach  genau  erfüllt, 
indem  die  Franzosen  ihren  Kalender  von  diesen  Tagen  an 
datierten«.' 

Er  ahnt  Schillers  Tod,  weil  er  in  seinem  Neujahrs- 
glückwunsch an  ihn  die  Worte  »der  letzte  Neujahrstag« 
statt  des  erneuten  oder  wiedergekehrten  geschrieben  hat.* 
Als  ihm  bekannt  wird,  daß  er  seinen  Epilog  zum  »Essex« 
während  der  Schlacht  von  Leipzig  verfaßt  hat,  setzen  ihn 
manche  Verse  desselben  als  ominöse  Stellen  in  Verwun- 
derung,'  wie  z.  B.  das  Wort: 

»Der  Mensch  erfährt,  er  sei  auch,  wer  er  mag, 
Ein  letztes  Glück  und  einen  letzten  Tag,«^ 
und  bis  zu  einem  bewußten  »Ahnungsglauben  ist  bei  ihm 
die  Empfindung  gesteigert,  daß  die  Erfüllung  sehnlichster 
Wünsche  in  dem  AugenbHcke,  da  man  hypochondrisch  an 
ihr  verzweifelt,  statthndet.«' 

Diese  Eigenschaft,  überall  symbolische  Beziehungen  zu 
sehen  und  zu  ahnen,  wurde  zur  Gewohnheit.  Hatte  der 
Mann  souverän  und  in  freiem  Geiste  mit  ihr  geschaltet,  so 
stand  der  Greis  ihr  machtlos  gegenüber  und  verfiel  in  ihr 
dem  Mystizismus  und  dem  Aberglauben.    Oft  ist  schwer 

'  S,  II.  1809  an  August  von  Goethe.  —  *  Allgem.  fromme  Be- 
trachtungen. Nachtrag  zu  K.  u.  A.  —  J  Belagerung  von  Mainz.  — 
*  Gespr.  I,  380.  —  5  4.  XI.  1815  an  W.  von  Humboldt.  —  6  13  I,  179. 
—  ^  16.  IX.  1825  an  Friedr.  von  Gentz. 


Goethes  Stellung  zum  Aberglauben  41 

zu  sagen,  ob  bewußte  Symbolisierung,  ob  Aberglauben 
vorliegt,  so  wenn  er  am  24.  Januar  1824  an  Knebel  schreibt: 
»Leider  setzen  die  gewaltsamen  Stürme,  wovon  Du  auch 
wohl  die  Nächte  her  gelitten  hast,  die  Menschen  in  Furcht, 
wozu  seltsame  Weissagungen  noch  hinzutreten.  Möge  diese 
bängliche  Epoche  bald  vorübergehen,«  oder  wenn  er  erzählt, 
daß  nach  der  Schlacht  bei  Leipzig  Napoleons  Bild  ohne 
bekannte  Veranlassung  vom  Nagel  herabfiel.'  Als  Aberglaube 
aber  müssen  wir  es  bezeichnen,  wenn  er  meint,  einige 
Personen  hätten  einen  unheilbringenden  Einfluß  auf  ihn: 
»Immer,  wenn  sie  ihm  erschienen,  sei  ihm  auch  ganz  un- 
abhängig von  ihnen  irgend  etwas  Trauriges  oder  Unglück- 
liches begegnet.  Alle  entschiedenen  Naturen  seien  ihm 
glückbringend,  so  auch  Napoleon.«' 

Daß  sein  eigenes  Geschick  mit  dem  Napoleons  in  Ver- 
bindung stehe,  hat  Goethe  sicher  geglaubt,  vielleicht  durch 
den  Zufall  unterstützt,  daß  einen  Tag  nach  Napoleons  Flucht 
ein  Ring  in  seine  Hände  kam,  dem  er  vorher  lange  ver- 
geblich nachgestellt  hatte.' 

Besonders  ist  es  der  Ahnungsglaube  des  Mannes,  der 
beim  Greis  zum  Aberglauben  geworden  ist.  Wie  Goethe 
den  Einfluß  der  andern  auf  sich  selbst  einschätzt,  so  liegt 
auch  Aberglauben  in  der  Ueberschätzung  seines  eigenen 
Einflusses:  »Es  ist  mir  sehr  oft  passiert,  daß,  wenn  ich 
mit  einem  guten  Bekannten  gin^  und  lebhaft  an  etwas 
dachte,  dieser  über  das,  was  ich  im  Sinne  hatte,  sogleich 
zu  reden  anfing«.*  Diese  magnetische  Kraft  glaubt  er 
besonders  als  liebender  Jüngling  besessen  zu  haben;  sogar 
in  die  Ferne  habe  sie  gewirkt,  so  daß  der  einsame  Spazier- 
gänger durch  seine  sehnsüchtigen  Gedanken  das  geliebte 
Mädchen  zu  sich  ziehen  konnte.* 

Unter  den  Trümmern  der  verbrannten  Theaterbibliothek 
finden  sich  aus  einem  von  ihm  selbst  revidierten  Manuskripte 
des  »Tasso«  folgende  Stellen,  die  Blätter  ringsum  angebräunt : 

1.  Fragment: 

Wenn  ganz  was  Unerwartetes  begegnet, 
Wenn  unser  Blick  was  Ungeheures  sieht, 
■   Steht  unser  Geist  auf  eine  Weile  still. 
Wir  haben  nichts,  womit  wir  das  vergleichen. 

2.  Fragment: 

Und  wenn  das  alles  nun  verloren  wäre? 

Wenn  einen  Freund,  den  Du  einst  reich  geglaubt. 

Auf  einmal  Du  als  einen  Bettler  fändest? 


'    Gespr.  II,    548.    —    »   Gespr.  II,    355.  —  '  Gespr.  II,  311. 
*  Gespr.  III,  463  —  5.  —  5  Desgleichen. 


42  Abhandlungen 


3.  Fragment: 

Zerbrochen  ist  das  Steuer  und  es  kracht 
Das  Schiff  an  allen  Seiten.    Berstend  reißt 
Der  Boden  unter  meinen  Füßen  sich  auf! 
Ich  fasse  Dich  mit  beiden  Armen  an! 
So  klammert  sich  der  Schiffer  endlich  noch 
Am  Felsen  fest,  an  dem  er  scheitern  sollte. 

Dieser  Fund  macht  einen  großen  Eindruck  auf  den 
abergläubischen  Greis,  denn  die  Nachricht  davon  und  diese 
Verse  legt  er  drei  Briefen  des  Jahres  1825  bei.' 

FreiUch  behält  auch  noch  der  Greis  die  dichterische 
Kraft  zu  Symbolisierungen:  noch  183 1  breitet  er  »absicht- 
lich Spukgeschichten  in  seinem  Garten  aus«:^  »Ich  habe 
eine  unsichtbare  Bedienung,  die  den  Vorplatz  immer  rein 
gefegt  hält.  Es  war  wonl  ein  Traum,  aber  ganz  wie 
Wirklichkeit,  daß  ich  einst  in  meiner  oberen  Schlafstube, 
deren  Tür  nach  der  Treppe  zu  auf  war,  in  der  ersten 
Tagesfrühe  eine  alte  Frau  sah,  die  ein  junges  Mädchen 
unterstützte.  Sie  wandte  sich  zu  mir  und  sagte:  Seit 
25  Jahren  wohnen  wir  hier  mit  der  Bedingung,  vor  Tages- 
anbruch hier  zu  sein.  Nun  ist  sie  ohnmächtig  und  ich 
kann  nicht  gehen!  Als  ich  genauer  hinsah,  war  sie  ver- 
schwunden.« ^ 

Als  Kind,  als  JüngHng  und  als  Greis  hat  Goethe  sein 
Bedürfnis  nach  dem  UebersinnUchen  auch  auf  abergläubische 
Weise  befriedigt.  Der  Mann  freilich  lebte  seine  eigene 
Forderung,  das  Wunderbare  als  Symbol  zu  betrachten. 
Und  dies  wurde  ermögUcht,  weil  sein  ganzes  Leben  ihm 
zum  Symbol  wurde.  »Er  sagte,  daß  er  sich  nie  in  seinem 
Leben  eines  zufälligen  Glückes  habe  rühmen  können«;* 
er  war  der  Ansicht,  daß  selbst  »ZufäUigkeiten  durch  einen 
unerforschlichen  Willen  gelenkt  werden«,'  Heß  er  sich 
doch  selbst  über  das  Schicksal  eines  Lotterieloses,  das  er 
nicht  mehr  spielte,  Bericht  erstatten.  Das  Schicksal  selbst 
war  ihm  ein  Symbol.  »So  gewohnt  bin  ich,  mich  vom 
Schicksale  leiten  zu  lassen,  daß  ich  gar  keine  Hast  mehr 
in  mir  spüren,  schreibt  er  am  4.  XII.  1777  an  Frau  von  Stein. 
In  Gefahren  leistet  er  im  Vertrauen  auf  sein  Schicksal 
»neckische  Gelübde«.  »Mir  stellte  sich,  sagt  er  selbst, 
sobald  die  Gefahr  groß  ward,  sofort  ein  blinder  Fatalismus 
zur  Hand.«^ 


'  An  Zelter,  Boisseree  und  Schultz.  —  *  Gespr.  V,  181.  —  3  Gespr. 
IV,  373.  —  ■♦  Gespr.  II,  144.  —  5  AUgem.  fromme  Betrachtungen,  Nach- 
trag zu  K.  u.  A.  —  6  Campagne  in  Frankreich  1792. 


Goethes  Stellung  zum  Aberglauben  43 

Schon  der  Jüngling  besitzt  diesen  Fatalismus.  Er  kann 
nicht  glauben,  daß  Fräulein  von  Klettenberg  vom  Leben 
scheiden  soll,  als  ihn  seine  Mutter  darauf  vorzubereiten 
sucht.  »Sie  stirbt  nicht!  sagt  er  immer,  das  kann  nicht 
sein,  sie  stirbt  nicht !«'  Als  auf  der  Harzreise  im  Winter  1777 
ein  herunterschlagendes  »Stück  Gebürg«  nicht  ihn,  sondern 
den  vor  ihm  gehenden  Geschworenen  trifft,  schreibt  er 
an  Frau  von  Stein:  »Gestern,  Liebste,  hat  mir  das  Schicksal 
wieder  ein  groß  Kompliment  gemacht«  und  später  heißt 
es:  »Mit  mir  verfährt  Gott,  wie  mit  seinen  alten  Heiligen 
und  ich  weiß  nicht,  woher  mirs  kommt,  wenn  ich  zum 
Befestigungszeichen  bitte,  daß  möge  das  Fell  trocken  sein 
und  die  Tenne  naß,  so  ists  so,  und  umgekehrt  auch, 
und  mehr  als  alles  die  übermütterliche  Leitung  zu  meinen 
Wünschen.  Das  Ziel  meines  Verlangens  ist  erreicht.  Es 
hängt  an  vielen  Fäden  und  viele  Fäden  hingen  daran,  Sie 
.wissen,  wie  symbolisch  mein  Dasein  ist .« 

Dieser  Fatalismus  ist  nicht  der  eines  Mannes,  der  sich 
dem  Schicksale  ohne  Wünsche  und  Hoffnungen  unter- 
wirft, blind  für  die  Welt  des  Schauens  und  Erkennens. 
Nietzsche  hat  ihn  einmal  sehr  treffend  geschildert  als 
»eine  Art  von  fast  freudigem  und  vertrauendem  Fatahsmus, 
der  nicht  revoltiert,  der  nicht  ermattet,  der  aus  sich  eine 
Totalität  zu  bilden  sucht,  im  Glauben,  daß  erst  in  der 
Totahtät  alles  sich  erlöst,  als  gut  und  gerechtfertigt  er- 
scheint.«^ 

Dieser  Fatalismus  nimmt  auch  mitunter  antike  Formen 
an,  so  wenn  Goethe  schreibt:  »Gestern  Nacht  hatte  ich 
große  Lust,  meinen  Ring  wie  Polykrates  in  das  Wasser 
zu  werfen,  denn  ich  summierte  in  der  stillen  Nacht  meine 
Glückseligkeit  und  fand  eine  ungeheure  Summe.« '  Dieser 
Fatalismus,  der  mehr  ein  tätiger  Idealismus  isl,  und  der 
svmbohsche  Aberglaube,  der  aus  ihm  entspringt  und  durch 
ihn  gerechtfertigt  erscheint,  retten  den  Mann  vor  allen 
Schäden  des  Aberglaubens.  Auch  hierin  zeigt  sich  Goethes . 
schöpferisches  Genie;  es  kann  mit  dem  Leben  frei  schalten 
und  walten,  weil  für  Goethe  das  Leben  nur  ein  Symbol, 
ein  farbiger  Abglanz "♦  des  Ewigen  und  Wahren  ist.  Es  ist 
dies  Goethes  ureigenste  Anschauung,  die  zu  ihrem  reinsten 
Ausdrucke  in  den  Versen  kam : ' 

»Alles  Vergängliche 
Ist  nur  ein  Gleichnis.« 


'  Gespr.  I,  49.  —  *  Fr.  Nietzsche:  Der  Wille  zur  Macht  II,  zur 
Kritik  der  Modernität.  —  5  22.  IV.  1781  an  Charlotte  von  Stein;  vgl. 
auch  (2.  XII.  1818)  an  Cotta.  -  ■♦  Faust,  V.  4727.  —  5  Faust,  V.  12  104—5. 


44 


Abhandlungen 


6.   Goethes  tendenzlose  Darstellung  von 
Aberglauben. 

»Alles,  was  wir  aussprechen,  sind  Glaubensbekennt- 
nisse,«' mit  diesen  Worten  bekundet  Goethe  die  einzig- 
artige Uebereinstimmung  in  seinem  Denken,  Leben  und 
Dichten.  Wir  werden  also  erwarten  können,  daß  auch 
seine  dichterische  Darstellung  von  Aberglauben  durch  die 
bisher  erörterte  Betrachtungsart  bestimmt  ist.  Will  er  den 
Aberglauben  selbst  darstellen,  so  würd  er  ihn  tendenzlos 
als  eine  allgemeine  seelische  Erscheinung  in  seinen  Werken 
wirken  und  w^alten  lassen;  will  er  die  Schäden,  die  der 
Aberglaube  dem  täglichen  Leben  verursacht,  darstellen,  so 
wird  er  in  Ernst  und  Spott  gegen  ihn  vorgehen,  und  will 
er  ihn  als  künstlerisches  Mittel  benutzen,  so  wird  er  ihn 
als  Symbol  gebrauchen  und  seinen  Begriffen  die  eigenen 
Ideen  unterlegen. 

Zunächst  soll  es  sich  um  seine  tendenzlose  Darstellung 
des  Aberglaubens  handeln.  Zwar  ironisiert  einmal  Mephisto- 
pheles  den  Volksglauben  mit  den  Worten: 

»Das  treu-gemeine  Volk  allein  begreift 

Und  läßt  sich  im  Begriff  nicht  stören ; 

Ihm  ist  die  Weisheit  längst  gereift: 

Ein  Wunder  ists,  der  Satan  kommt  zu  Ehren. 

Mein  Wandrer  hinkt  an  seiner  Glaubenskrücke 

Zum  Teufelsstein,  zur  Teufelsbrücke.«* 

Gern  aber  stellt  Goethe  abergläubische  Sagen  des 
Volkes  dar.  Götz  von  Berlichingen  vergleicht  sich  selbst 
mit  dem  bösen  Geist,  den  nacn  einer  elsässischen  Sage 
der  Kapuziner  in  einen  Sack  beschwur,'  um  ihn  an  der 
ödesten  Gebend  zwischen  die  Dornsträucher  zu  bannen, 
und  die  beiden  Thüringer  Waldmärchen  vom  »getreuen 
Eckart«*  und  dem  Türmer,  der  einem  Geiste  das  Toten- 
hemd raubt  und  dadurch  zu  Grunde  geht,'  hat  Goethe  in 
vollendeten  Gedichten  besungen.  Die  Sage  vom  wilden 
Jäger  ist  im  »getreuen  Eckart«  und  in  der  folgenden 
kleinen  Scene  im  Götz  geschildert: 

Zigeunerhauptmann:  Hört  ihr  den  wilden  Jäger? 
I.  Zigeuner:  Er  zieht  grad  über  uns  hin. 

Hauptmann:  Wie  die  Hunde  bellen!  Wau!  Wau! 

1.  Zigeuner:  Die  Peitschen  knallen. 

2.  Zigeuner:  Die  Jäger  jauchzen.    Halla,  ho!* 


*  Mein  Verhältnis  zur  Wissenschaft,  bes.  zur  Geologie  II,  9,  293. 
—  »  Faust,  V.  16  116-21.  —  3  4.  Akt.  —  +  1,  206.  —  5  I,  208.  — 
6  S.  Akt. 


Goethes  Stellung  zum  Aberglauben  45 

Die  Sage  vom  Magnetberg  erzählt  Werther,'  und  für 
das  Märchen  von  der  neuen  Melusine  überträgt  Goethe 
den  Volksglauben  der  alten  Melusinensage,  nach  dem  Nixen 
ihre  körperliche  Erscheinung  verändern  können,  auch  auf 
Zwerge  und  Gnomen.* 

Auf  körperliche  Veränderungen  beruht  auch  der  Aber- 
glaube an  Werwölfe.  Goethes  Zigeunerlied  im  Götz  trifft 
vorzüglich  diese  grausige  Vorstellung  von  Weibern  in 
Wolfsgestalt.  Geister-  und  Gespensterglauben  liegen  den 
Gedichten  »Erlkönig«'  und  »Der  untreue  Knabe« ^  zu  Grunde. 
Im  Gottfried  von  BerHchingen  tritt  Franzens  Geist  auf 
und  ruft  Adelheid  an.'  »Rachegeister  halten  der  Hilfe  die 
Ohren  zu«,  heißt  es  eben  dort/  und  ganz  nach  dem  Volks- 
glauben sagt  Mephisto:  »Ueber  des  Erschlagenen  Stätte 
schweben  rächende  Geister  und  lauern  auf  den  wieder- 
kehrenden Mörder.«  7  »Und  die  Gestalt  des  Ermordeten 
•erscheint  auch  dem  zufälHgen  Mörder  zur  bösen  Stunde,«^ 
heißt  es  in  Iphigeniens  Gebet  an  Diana,  und  in  genialet 
Verknüpfung  vernehmen  wir  aus  Orests  Munde  diesen 
deutschen  und  den    entsprechenden  antiken  Aberglauben: 

»Wie  gährend  stieg  aus  des  Erschlagenen  Blut 
Der  Mutter  Geist. 

Und  ruft  der  Nacht  uralten  Töchtern  zu: 
»»Laßt  nicht  den  Muttermörder  entfliehn!««' 

Swedenborgs  Geisteruniversum  verbindet  sich  hier  mit 
dem  Geistero^lauoen  des  Volkes.  Aus  beiden  Quellen  stammt 
vielleicht  Weislingens  Ausspruch:  »Mein  Pferd  scheute, 
wie  ich  zum  Schloßtor  herein  wollte.  Mein  guter  Geist 
stellte  sich  ihm  entgegen,  er  kannte  die  Gefahren,  die 
mein  hier  warten.«'°  Eme  dritte  Quelle,  nämlich  Hastings 
in  Shakespeares  Richard  III.,"  könnte  hierfür  noch  heran- 

gezogen  werden  wie  auch  für  Albas  Worte  beim  Einzüge 
gmonts:  »Trug  Dich  Dein  Pferd  so  leicht  herein,  und 
scheute  vor  dem  Blutgeruche  nicht  und  vor  dem  Geiste 
mit  dem  blanken  Schwert, der  an  der  Pforte  Dich  empfängt.«'* 
Nachtgespenster,  die  sich  ihm  mit  ängstlichen  Schreck- 
nissen in  den  Weg  stellen,  wie  sie  auch  im  westöstlichen 
Divan  das  Gedicht  »schlechter  Trost«''  schildert,  glaubt 
Clavigo  im  Leichenzuge  Marias  zu  sehen.'"*  Die  Wirkungen 
der  Geisterschar,  vor  der  Wagner  warnt,  beruhen  freilich 
auf  den  physischen  Einflüssen  der  Winde  und  sind  also 
mehr  gelehrte  Begriffe  als  Vorstellungen  des  Aberglaubens. 

'  19,  58.  —  *  Die  neue  Melusine,  25',  144.  —  '  i,  167.  —  ♦  i,  165. 
—  5  39,  182.  —  6  39,  183.  —  7  Scene:  Trüber  Tag.  Feld.  —  «  39,  342; 
vgl.  auch  I,  4.  —  9  III,  I.  —  10  2.  Akt.  -  "  III,  4-  -  "  4-  Akt.  — 
'3  6,  57.  —  '♦  5.  Akt. 


46  Abhandlungen 


»Doch  man  bemerkt  das  Wunderbare  nicht  auf  all- 
tägliche Weise.«  '  Auch  der  Volksglaube  läßt  Geister  nur 
an  bestimmten  Tagen  und  Nächten  und  an  bestimmten 
Ortschaften  sehen.  So  erMicken  die  beiden  Bürgermädchen 
in  der  St.  Andreasnacht  ihre  künftigen  Liebsten,*  und  in 
derselben  Nacht  sollten  auch  Faust  und  Gretchen  in  einer 
Doppelscene  Visionen  voneinander  haben.'  Im  »Wilhelm 
Meister«  erzählt  Goethe  ein  Märchen  von  einem  See, 
dessen  Wasser  alle  Jahre  ein  unschuldiges  Kindlein  ver- 
schUngen  und  bis  auf  das  letzte  Knöchelchen  wieder  ans 
Land  spülen.*    Der  Brocken  ist  für  ihn 

»des  gefürchteten  Gipfels 
Schneebehangener  Scheitel, 
Den  mit  Geisterreihen 
Kränzten  ahnende  Völker,«' 

und  auf  ihm  und  in  der  Walpurgisnacht  läßt  er  seine 
Hexen  auftreten.  Wie  im  Volksglauben  reiten  sie  auf 
Bock  und  Besenstiel,  auf  Stöcken,  Ofengabeln  und  Krücken, 
die  mit  der  Hexensalbe  bestrichen  sind,  oder  segeln  in 
Trog  und  Waschfaß.  Siebel  entnimmt  diesem  Vorstellungs- 
kreise seine  Verwünschungen: 

»Zum  Liebsten  sei  ein  Kobold  ihr  bescheert! 
Der  mag  mit  ihr  auf  einem  Kreuzweg  schäkern; 
Ein  alter  Bock,  wenn  er  vom  Blocksberg  kehrt. 
Mag  im  Galopp  noch  gute  Nacht  ihr  meckern!«^ 

Und  im  Urfaust  will  er  der  untreuen  Geliebten  »eine 
Hammelmauspastete  mit  gestopften  dürren  Eichenblättern 
vom  Blocksberg  durch  einen  geschundenen  Hasen  mit  dem 
Hahnenkopf«  7  senden.  Aber  selbst  bei  der  Darstellung  des 
Hexenwesens,  seinem  »nordischen  Erbteil«,^  wendet  sich 
Goethe  zu  den  Tischen  der  Griechen,  wenigstens  im  Ver- 
gleiche: »Die  Furien  und  Hexen  können  keine  Rosen  riechen 
und  keine  Nachtigall  hören.«' 

Der  Volksglaube  schreibt  besondere  Kräfte  nicht  nur 
Zeit  und  Ort,  sondern  auch  besonderen  Menschen  zu.  Der 
Zigeunersohn  kann  bewirken,  »daß  dem  Jäger  die  Büchse 
versagt,  daß 's  Wasser  nicht  löscht,  daß 's  Feuer  nit  brennt«.'" 
Die  Zigeunerin  selbst  lehrt  Adelheid  »durch  geheime  Künste 
ihren  Feind  vom  Erdboden  wegzuhauchen«."  Mit  Zauber- 
mitteln scheint  das  Gift  bereitet  zu  sein,  mit  dem  Adel- 

'  Was  wir  bringen.  Lauchstädt.  13',  63.  —  '  Faust,  V.  878—80. 
—  3  Paralip.  14,  295.  —  *  W.  Meisters  Lehrjahre.  —  5  Harzreise  im 
Winter.  2,  63—4.  —  <  Faust,  V.  2111— 4.  —  ^  Urfaust  39,  239.  — 
8  Gespr.  III,  258.  —  9  Späne,  Nr.  39;  38,  496.  —  "  Gottfried  von 
Berlichingen  39,  145.  —  "  Desgleichen  39,  163. 


Goethes  Stellung  zum  Aberglauben  47 

heid  Weisungen  vernichten  soll.  Geheimnisvoll  redet  die 
Zigeunerin  davon:  »Und  wirf's  in  fließend  Wasser.  Wer 
Dir  im  Weg  steht,  Mann  oder  Weib,  er  muß  sich  verzehren 
und  verzehren  und  sterben.«'  Hier  wird  uns  das  Zauber- 
mittel nicht  genannt.  Sonst  aber  finden  wir  in  den  Goethe- 
sehen  Werken  den  ganzen  Apparat  von  Zaubermitteln  des 
Volksglaubens. 

Durch  einen  Zaubertrank  erhält  Faust  die  Jugend  wieder; 
der  Zaubermantel  Mephistos,  zu  dem  Goethe  allerdings  nach 
den  Erfolgen  Montgolfieris  »ein  bischen  Feuerluft«  gesellt, 
ist  ein  altes  Zauberrequisit  des  Volksglaubens.  Die  Zauber- 
pferde Mephistos  sind  Nachtgespenster,  die  vor  dem  Morgen 
schaudern;  Mephisto  benutzt  auch  die  Siebenmeilenstiefel 
des  Volksglaubens.  In  einem  Zauberspiegel  sieht  Faust 
Gretchen  zuerst  und  erinnert  sich  noch  bei  Helenas  Er- 
scheinung daran.^  Ein  Zauberring,  der  die  ihn  tragende 
Person  vergrößern  oder  verkleinern  kann,  spielt  in  dem 
Märchen  von  der  neuen  Melusine  eine  große  Rolle.  Auch 
Helena  sollte  durch  einen  Zauberring  die  Körperlichkeit 
wieder  erhalten.^ 

Nach  deutschem  Volksglauben  kann  auch  das  Sieb  zu 
einem  Zaubergeräte  werden.  Es  soll  sich  beim  Namen  des 
Verbrechers,  den  man  mit  seiner  Hilfe  zu  entdecken  sucht, 
von  selbst  drehen. 

»Sieh  durch  das  Sieb! 
Erkennst  Du  den  Dieb!«* 

sagt  der  Kater  in  der  Hexenküche. 

Ein  venedisches  Glas  bezeichnet  Goethe  selbst  im 
Gegensatz  zu  der  übUchen  Vorstellung,  daß  es  den  Gift- 
trank verrate,  als  ein  Zaubermittel,  das  den  Trank  vergifte.' 
Die  Alraunpflanze,  die  angeblich  nur  durch  einen  schwarzen 
Hund  zu  gewinnen  ist,  weil  der  Mensch,  der  sie  aus  dem 
Boden  ziehen  würde,  tot  hinfiele,  wie  die  Wünschelrute, 
sind  bekannte  Zaubermittel,  auf  die  Goethe  oft  genug  an- 
spielt.^ Lieder  können  den  Mond  herunterziehen,'  Gebete 
und  Segen  besitzen  Zauberkraft.  Der  Bräutigam  kreuzt  und 
segnet  sich  »vor  Nestelknüpfen  scheu  sich  zu  bewahren«,* 
und  zwei  alte  Zaubersegensprüche  finden  wir  umgeändert 
und  zurechtgestutzt  unter  Goethes  Gedichten.' 

Das  wirksamste  Zaubermittel  aber  ist  das  Blut.  »Blut 
ist  ein  ganz  besonderer  Saft,«'°  sagt  der  Teufel;  mit  einem 

'  Gottfried  von  Berlichingen  39,  145.  —  *  Faust,  V.  6495  —  7.  — 
'  Faust  Paralip.  Nr.  63,  15",  176.  —  4  v.  2418—9.  —  5  Zwölf  Volks- 
lieder aus  dem  Elsaß.  38,  239.  —  6  vgl.  Faust,  V,  4979-80.  —  7  Was 
wir  bringen.  Lauchstädt  13',  62.  —  8  Tagebuch  5",  348.  —  '  Schlaf- 
segen 4,  166;  alter  Feuersegen  4,  i68.  —  '°  V.  1740. 


48  Abhandlungen 


Tropfen  Blut  verschreibt  Faust  seine  Seele  der  Hölle;  Blut 
löscht  das  Feuer,'  und  ein  Chor  besingt  bei  der  Hochgerichts- 
szene, bei  der  Faust  Gretchens  Schicksal  erfahren  sollte, 
die  ganze  Macht  des  Blutes: 

»Wo  fließet  heißes  Menschenblut 
Der  Dunst  ist  allem  Zauber  gut. 
Die  grau  und  schwarze  Brüderschaft 
Sie  schöpft  zu  neuen  Werken  Kraft. 
Was  deutet  auf  Blut  ist  uns  genehm 
Was  Blut  vergießt  ist  uns  bequem, 
Um  Glut  und  Blut  umkreist  den  Reihn 
In  Glut  soll  Blut  vergossen  sein.«* 

Zaubermittel  will  die  Alchimie  dem  Menschen  an  die  Hand 
geben.  Wie  sie  selbst  eigene  abergläubische  Begriffne  mit 
denen  des  Volksglaubens  verbindet,  so  auch  Goethe  in 
seiner  Darstellung.  Wir  brauchen  nur  die  Szene  anzusehen, 
in  der  Faust  Mephisto  beschwört.  Salomonis  Schlüssel  ent- 
stammt der  Alchimie,  der  Spruch  der  viere  ist  von  Goethe 
in  ihrer  Art  frei  erfunden,  die  Beschwörung  durch  das  Kreuz 
und  die  heilige  Lohe  gehören  wohl  eher  dem  Volksglauben 
an.  Alchimie  und  Volksglauben  gemeinsam  ist  der  Begriff 
des  Zauberkreises,  in  dem  allein  das  Wunderbare  stattfinden 
kann.  Mit  einem  Zauberkreise  schützen  sich  die  Zigeuner 
vor  den  Schrecknissen  des  Bauernaufstandes,'  einen  Zauber- 
kreis zieht  Faust-Plutus  bei  der  großen  Maskerade  zum 
Unterpfande  der  Ordnung"*  und  öffnet  ihn  nur  dem  Kaiser- 
Pan.^  Auch  das  Schloß,  in  dem  Faust  und  Helena  leben, 
ist  von  einer  Zaubergrenze  umgeben,  die  nach  dem  Unter- 
gange des  Schloßherrn  durch  Segenssprüche  von  Mönchen 
aufgehoben  werden  sollte.^  Dem  Volksglauben  und  der 
Alchimie  gehört  auch  die  Vorstellung  an,  daß  der  Verkehr 
mit  Dämonen  auf  der  genauen  Befolgung  dafür  gültiger 
Vorschriften  beruhe  und  auch  die  Geister  sich  den  Gesetzen 
beugen  müssen.  So  müssen  die  Geister  auf  demselben  Wege 
kommen  und  gehen,  und  in  diesem  Sinne  erfindet  Goethe 
auch  die  Gefangenschaft  Mephistos  durch  das  schlecht  ge- 
zogene Pentagramma  und  das  dreimalige  Klopfen  Mephistos 
und  Hereinsagen  Fausts.  Nur  der  Alchimie  dagegen  sind 
das  Hexeneinmaleins  und  die  geheimnisvollen  Sprüche  der 
Tiere  in  der  Hexenküche  entnommen  oder  nach  ihr  gebildet. 
Das  Buch  des  großen  Alchimisten,  Astrologen  und  Wunder- 
arztes, Michel  Nötredame,  »das  geheimnisvolle  Buch  von 
Nostradamus    eigener   Hand,«''   lehrt    Faust    die    Geister- 

'  Paralip.  zur  Walpurgisnacht  14,  310.  —  *  Desgleichen.  —  3  Gott- 
fried V.  Berlichingen  39,  143.  —  4  Faust,  V.  5761—2.  —  5  V.  $810.  — 
«  Faust  Paralip.  63,  15",  177.  —  7  Faust,  V.  419—20. 


Goethes  Stellung  zum  Aberglauben  49 

beschwörungen.  Wagner  bildet  sich  ein,  den  Homunliulus 
durch  Mischung  aus  vielhundert  Stoffen  auf  alchimistischem 
Wege  hergestellt  zu  haben.'  Treffend  schildert  Faust  die 
Fabrikation  solcher  alchimistischer  Mittel,  solcher  »höUischer 
Latwerge« : 

»Da  ward  ein  roter  Leu,  ein  kühner  Freier, 
Im  lauen  Bad  der  Lilie  vermählt. 
Und  beide  dann  mit  offnem  Flammenfeuer 
Aus  einem  Brautgemach  ins  andere  gequält.«* 

Auch  Mephisto  verwendet  gelegentlich  die  abergläu- 
bischen Begriffe  der  Alchimie: 

»Und  merk  Dir  ein  für  allemal, 
Den  wichtigsten  von  allen  Sprüchen 
Es  hegt  Dir  kein  Geheimnis  in  der  Zahl^ 
Allein  ein  großes  in  den  Brüchen.«' 

Als  physicien  de  la  cour^  greift  er  zu  Zaubermitteln  des 
Volksglaubens  wie  der  Alchimie.  Sein  Fußtritt  heilt  den 
erfrorenen  Fuß  einer  Hofdame,  Sommersprossen  werden 
durch  Froschlaich  und  Krötenzungen,  die  bei  Vollmond  de- 
stilliert und  bei  abnehmendem  Monde  aufgestrichen  werden, 
entfernt,  und  als  Mittel  gegen  verschmähte  Liebe  gibt  er 
eine  Kohle,*  die  von  einem  Scheiterhaufen  stammt,*  denn 
nach  dem  Volksglauben  haben  von  einer  Hinrichtung 
stammende  Gegenstände  besondere  Zauberkraft. 

Auf  dem  Volksglauben  beruhen  zunächst  auch  Goethes 
Dichtungen  der  Mantik.  Daß  der  Schwan  im  Sterben  singt, 
ist  ein  bekannter  Märchenglaube;  Goethe  nennt  seinen  Sang 
»todverkündenden  Ton«.'  Auch  der  Kuckuck  gilt  als  ein 
»prophetscher  Vogel«  und  lebt  als  solcher  in  Goethes  an- 
mutigem Gedichte  »Frühlingsorakel«,*  die  Zigeunerweiber 
weissagen  Adelheid  aus  der  Hand,^  auch  Franz  läßt  die 
Zigeunergeschwister  in  seinen  Händen  lesen ;'°  Goethes 
Vorliebe  für  Weissagungen  geht  auch  aus  der  Distichen- 
sammlung »Weissagungen  des  Bakis«  hervor. 

Vorbedeutungen  finden  wir  mehrfach,  so  wenn  Cäsar 
seinen  Wunsch  nach  großen  Ehren  und  werten  Feinden 
ausspricht  und  der  Augur  Servius  dazu  niest,"  oder  Doro- 
theas Fuß  beim  Eintritt  in  Hermanns  Elternhaus  knackt.^* 
»Ein  Zeichen  bat  ich, wenn  ich  bleiben  sollte,«''  ruft  Iphigenie 
aus,  und  wenn  die  Hofmeisterin  sagt :  »Ach,  aus  dem  Glück 

'  Faust,  V.  6848—54.  —  *  Faust,  V.  1042—5.  —  '  Faust  Paralip. 
20.  14,  293.  —  ♦  Faust  Paralip.  70.  15",  181.  —  5  V.  6549—54.  — 
'  V.  6357.  —  7  V.  9102.  —  8  ij  III.  _  >  Gottfried  von  Berlichingen 
39,  144.  —  '°  Bühnenbearbeitung  von  1803/04.  13",  265.  —  "  37,  116. 
—  "  H.  u.  D.  8.  Gesang.  —  »3  10,  20. 

GobtkB'Jabkbvch  XXXIV  4 


50  Abhandlungen 


entwickelt  oft  sich  Schmerz,«  entgegnet  ihr  Eugenie  ängst- 
Hch:  »Sprich  böser  Vorbedeutung  Wort  nicht  aus.«' 

Das  Sternblumenorakel,  noch  heute  im  deutschen  Volke 
behebt,  soll  nur  ein  Spiel  Gretchens  sein*  und  doch  für 
sie  und  Faust  einen  Götterausspruch  bedeuten.  Und  in 
ganz  persönlicher  Weise  erfindet  Goethe  eine  neue  Art 
von  Orakel  in  der  »natürlichen  Tochter«.  Eugenie  setzt 
dem  Mönch  nicht  ihre  Lage  auseinander,  keinen  Rat 
wünscht  sie  von  ihm,  sondern  »als  ein  heilig  Los«  soll  er 
entscheiden,  welchen  der  zwei  Wege  zu  ihren  Füßen,  deren 
jeder  zu  gleich  verhaßten  Zielen  führe,  sie  wählen  soll. 
Da  ihr  eigener  Wille  erstorben  ist,  hofft  sie  eine  Ent- 
scheidung nur  noch  durch  den  Zufall  und  wie  aus  höheren 
Regionen.' 

Wie  hier  die  Orakelfrage  aus  Eugeniens  seehschem 
Bedürfnis  hervorgeht,  so  waltet  wie  im  Leben  in  aller 
tendenzlosen  Darstellung  Goethes  der  Aberglaube,  gleich- 
viel, ob  er  auf  dem  Volksglauben  oder  der  Alchimie  be- 
ruht, als  eine  seelische  Notwendigkeit,  als  etwas,  dessen 
Existenz  ebenso  unanfechtbar  wie  natürUch  ist.  In  diesem 
Sinne  schrieb  Goethe  auch  die  »Unterhaltungen  deutscher 
Ausgewanderter«.  Die  »entschiedene  Neigung  unserer  Natur, 
das  Wunderbare  zu  glauben«,*  wird  durch  die  seltsamen 
Geschichten,  in  denen  geistige  Naturen  auf  Elemente  und 
Körper  wirken,  als  berechtigt  und  erklärlich  erwiesen,  oder 
wie  es  dort  von  den  Ausgewanderten  heißt:  »Sie  ergriffen 
die  Gelegenheit  über  manche  unleugbare  Sympathien  zu 
sprechen  und  fanden  am  Ende  eine  Sympathie  zwischen 
Hölzern,  die  aus  einem  Stamm  erzeugt  worden,  zwischen 
Werken,  die  ein  Künstler  verfertigt,  noch  ziemlich  wahr- 
scheinhch.  Ja  sie  wurden  einig,  dergleichen  Phänomene 
ebensogut  für  Naturphänomene  gelten  zu  lassen,  als  andere, 
welche  sich  öfter  wiederholen,  die  wir  mit  Händen  greifen 
und  doch  nicht  erklären  können.« ' 

7.    Goethes  tendenziöse  Darstellung  von 
Ab  ergl  auben. 

Unter  tendenziöser  Darstellung  von  Aberglauben  will 
ich  diejenige  verstehen,  die  weniger  den  Aberglauben  selbst 
darstellt,  als  von  Goethes  bestimmtem  Standpunkt  aus  sein 
Wesen,  Werden  und  Wirken  schildert.  So  sehen  wir  den 
Standpunkt  des  Objektiv- erkennenden  in  dem  Gedicht 
»Segenspfänder«,  wo  die  Begriffe  morgenländischen  Aber- 
glaubens, TaUsmane,   Amulette,  Inschriften,  Abraxas   und 

'  Natürliche  Tochter,  II,  3.  —  *  Faust,  V.  3180.  —  3  Natürliche 
Tochter,  5,  7.  _  4  18,  71.  —  s  18,  150. 


Goethes  Stellung  zum  Aberglauben  51 

Siegelring  erklärt  werden.'  Eine  andere  Wesenserklärung, 
darch  ein  poetisches  Bild,  finden  wir  im  westöstlichen  Divan 
in  dem  Gedicht  »Wunderglaube«.' 

Eine  dichterische  Darstellung  vom  Entstehen  des  Aber- 
glaubens gibt  Goethe  in  der  Cantate  »die  erste  Walpurgis- 
nacht«,' dem  »hochsymboHsch  intentionierten«*  Gedichte. 
Ihm  legt  er  die  gelehrte  Ansicht  eines  Altertumforschers 
zu  Grunde,  nach  der  die  deutschen  Heidenpriester  auf  dem 
Brocken  Frühlingsanfang  gefeiert  und  sich  selbst  in  Teufels- 
fratzen vermummt  hätten,  um  ihre  abergläubischen  christ- 
lichen Bekehrer  entfernt  zu  halten.'  Hier  macht  der  Standpunkt 
des  Erkennenden  »eine  fabelhafte  Geschichte  wieder  zur 
poetischen  Fabel«.*  Auch  der  Standpunkt  des  tätigen  Mannes 
kommt  in  der  künstlerischen  Darstellung  zu  seinem  Recht, 
jener  Standpunkt  tätigen  Lebens,  der  Goethe  sagen  läßt: 
»Und  Menschenlieb  und  Menschenkräfte 
Sind  mehr  als  alle  Zauberei.«' 
Hat  Mephisto  vor  dem  Hof  listig  die  Zaubermittel,  mit 
denen  man  die  verborgenen  Schätze  finden  könnte,  auf 
Naturkräfte  reduziert,*  so  wirkt  er  ein  andermal  durch 
Spott  und  Ernst  gegen  den  Aberglauben: 
»Nicht  Wünschelrute,  nicht  Alraune, 
Die  beste  Zauberei  liegt  in  der  guten  Laune.«' 
Und  Goethe  selbst  hat  mit  anmutigem  und  mit  bitterem 
Scherz  und  Spott  den  Aberglauben  dargestellt.  In  dem 
liebenswürdigen  Gedichte  »Wirkung  in  die  Ferne«'**  dient 
die  Weste  des  Pagen,  deren  Flecke  seine  und  der  Hofdame 
Liebe  verraten,  der  geistreichen  Königin  als  ein  Beweis, 
daß  nicht  nur  der  Geist,  sondern  auch  der  »geistige  Süß- 
trank« in  die  Ferne  reiche.  Der  schelmische  Reinecke  Fuchs 
verspottet  den  Aberglauben  in  der  köstlichen  Persiflage  des 
Zauberringes,  Kammes  und  Zauberspiegels,  die  er  König 
und  Königin  geschickt  zu  haben  vorgibt.  Man  lese  nur  die 
köstUche  Beschreibung  des  Zauberspiegels, 

»daran  die  Stelle  des  Glases 
Ein  Beryll  vertrat  von  großer  Klarheit  und  Schönheit; 
Alles  zeigte  sich  drin  und  wenn  es  meilenweit  vorging, 
War  es  Tag  oder  Nacht.  Und  hatte  jemand  im  AntHtz 
Einen  Fehler,  wie  er  auch  war,  ein  Fleckchen  im  Auge: 
Dürft  er  sich  nur  im  Spiegel  besehn,  so  gingen  von  Stund  an 
Alle  Mängel  hinweg  und  alle  fremden  Gebrechen.«" 

*  6,  7.  —  '6.  229.  —  J  I,  210.  —  *  9-  IX.  183 1  an  F.  Mendels- 
sohn -  Bartholdy.  —  55.  XII.  1812  an  Zelter.  —  ^  Desgleichen.  — 
7  Paralip.  Zur  Zauberflöte,  2.  Teil;  12,  588.  —  «  Faust,  4977—92;  vgl. 
auch  Paralip.  loi;  15",  191.  —  '  Faust,  Paralip.  10;  14,290.  —  '°  i,  202. 
—  "  Reinecke  Fuchs,  10.  Gesang. 

4* 


52  Abhandlungen 


Ebenso  lächerlich  wird  die  Wunderkraft  des  Zauberrings 
geschildert,  der  seinen  Besitzer  vor  allen  Gefahren  bewahrt, 
Sieg  und  Liebe  erringt  und  jeden,  der  ihn  berührt,  von 
Krankheit  und  Bedrängnis  rettet,'  während  der  Kamm  aus 
einem  Pantherknochen  hergestellt  sein  soll,  dessen  Geruch 
alle  Seuche  und  alle  Vergiftung  hinwegtreibt.^  Auch  die 
Wunderkraft  des  Gebetes  wird  im  »Reinecke  Fuchs«  ver- 
spottet. Die  Aeffin  lehrt  Reinecke  ein  Zaubergebet,  das 
heilsam  für  die  Kämpfer  ist  und  das,  wenn  man  es  des 
Morgens  nüchtern  liest,  vor  Tod,  Schmerz  und  Wunden, 
vor  Not  und  Gefahren  sichert.'  Rückwärts  gelesen  ergeben 
allerdings  die  geheimnisvollen  Worte  den  scharfen  Sinn: 
Schadet  niemand  und  hilfet;  man  muß  die  glaubigen  stärken. 

Mit  gemütlicher  Ironie  verspottet  Mephisto  den  astro- 
logischen Aberglauben,  wenn  er  auf  die  Frage  der  Sphinx 
nach  »der  gegenwärtigen  Stunde«  antwortet: 

»Stern  schießt  nach  Stern,  beschnittner  Mond  scheint  helle, 
Und  mir  ist  wohl  an  dieser  trauten  Stelle.«* 
Humorvolle  Ironisierung  desselben  Aberglaubens  ent- 
nehmen wir  Söllers  köstlichen  Worten : 
»Mein  Herr  Alcest  —  der  schwärmt  —  mein  Weibchen 

schläft  allein  — 
Die  Konstellation,  wie  kann  sie  schöner  sein?«' 

während  der  ganze  Geisterglaube  in  der  komischen  Oper 
»Circe«  verspottet  wdrd: 

»Die  hat  ein  böser  Geist  bereitet 

Was  schmeckt  und  sättigt,  kommt  vom  guten  Geiste.«* 

Selten  ist  ein  lächerUcher  Orakelspruch  auf  lächerlichere 
Weise  erfüllt  worden,  als  im  »Triumpf  der  Empfindsam- 
keit«, dessen  Tendenz  allerdings  die  Verspottung  der  Senti- 
mentalität ist,  in  dem  aber  »Zauberei  oder  eine  andere 
geheime  Kraft,  die  der  Menschen  Sinne  zwiespältig  mit 
sich  Selbsten  macht«,'  verspottet  wird  und  aus  dem  König 
Andrason  die  Lehre  zieht:  »Daß  ein  Tor  erst  dann  recht 
angeführt  ist,  wenn  er  sich  einbildet,  er  folge  gutem  Rat 
oder  gehorche  den  Göttern«.*  Sieht  König  Andrason  die 
Zwecklosig[keit  allen  Aberglaubens  ein,  so  bemerkt  der  Wirt 
in  den  »Mitschuldigen«  scharfsinnig,  wie  leicht  der  Aber- 
glaube ausgenützt  werden  kann. 

»Denn  mit  Gespenstern  sind  die  Diebe  nah  ver- 
schwistert«.' 

Drei  Werke  Goethes  führen  uns  solche  Ausnützungen 

'  R.  F.,  10.  Gesang.  —  '  Desgleichen,  —  J  R.  F.,  ii.  Gesang.  — 
<  Faust,  V.  7127—8,  —  5  Die  Mitschuldigen,  II,  i.  —  ^  12,  290.  — 
7  17,  70-1;  vgl,  z.  B.  17,  6.  —  8  17,  73.  —  9  III,  I. 


Goethes  Stellung  zum  Aberglauben  53 

vor;  wir  können  sie  nach  der  bedeutendsten  Dichtung 
die  Cophta- Komödien  nennen.  In  dem  kleinen  Werke 
»Scherz,  List  und  Rache«'  benutzt  Scapine  den  Ge- 
spensterglauben des  geizigen  Doktors,  um  ihm  durch  ihr 
Spiel  als  Tote  und  ihre  Verkleidung  in  ein  Gespenst  Geld 
abzunehmen.  Das  Spiel  »Satyros«*  entlarvt  einen  angeb- 
lichen Propheten  als  einen  gemeinen  Betrüger  voll  der 
niedrigsten,  sinnlichen  Absichten.  »Wer  sein  Herz  bedürftig 
fühlt,  lind't  überall  einen  Propheten,«'  damit  ist  die  Macht 
dieses  Betrügers  erklärt,  und  so  stark  ist  die  Masse  dem 
Aberglauben  verfallen,  daß  der  Einsiedler  nur  dadurch  sein 
Leben  retten  und  den  Betrüger  entlarven  kann,  daß  er  den 
Stein  der  Weisen  verspricht.* 

Der  Großcophta  enthält  alle  Arten  von  Aberglauben. 
Hier  gibt  sich  ein  Mann  als  ein  treffliches  Medium  aus  und 
behauptet,  seine  Seele  könne  in  Amerika  sein,  während  sein 
Körper  in  Deutschland  bleibe,*  und  er  habe  Geister  zu 
Dienern,  die  Ungläubige  und  gegen  sein  Gebot  Handelnde 
auf  einem  Kreuzwege,  jenem  Begriffe  des  Volksglaubens, 
niedersetzen  können.^  Er  weissagt  im  Schlafe,  läßt  wie  die 
Hexe  im  Osterspaziergang  Geister  in  Kristallkugeln  sehen 
und  macht  vor  allem  einen  Kultus  aus  dem  Aberglauben 
der  andern  und  sich  selbst  zum  Hohenpriester,  zum  Cophta 
dieses  Kultus.  Selbst  Betrüger,  den  gegen  seine  Worte  der 
»dreifache  Harnisch  der  Rechtschaffenheit,  der  Weisheit,  der 
Zauberkraft«'^  nicht  schützen  kann,  fällt  er  schließHch  ge- 
risseneren Betrügern  zum  Opfer,  die,  wie  er  den  Aber- 
glauben, andere  menschliche  Leidenschaften  und  Schwächen 
ausnutzen.  Aber  gerade  dieses  schadet  dem  Stück.  Die 
Halsbandaffäre  hebt  die  Wirkung  des  Systems  von  Aber- 
glauben auf.  Wir  sehen  hier  selbst  nicht  mehr  klar  genug, 
»wie  sich  Verdienst  und  Glück  verketten«,*  und  können 
Mephistos  Wort  auf  die  Personen  dieses  oberflächUchen 
Theaterstücks,  das  statt  eines  Lustspiels  aus  der  ursprüng- 
lich geplanten  opera  buffa  entstand,  anwenden:  »Wenn  sie 
den  Stein  der  Weisen  hätten,  der  Weise  mangelte  dem 
Stein. «^  Die  Verspottung  des  Aberglaubens  ist  nicht  so 
rein,  daß  wir  das  Wort  unterschreiben  könnten :  »Man  muß 
geglaubt  haben,  um  so  treffend  über  das  zu  spotten,  woran 
man  nicht  mehr  glaubt.«'° 

Geht  hier  die  Tendenz  hervor: 
»Der  wahre  Stein  der  Weisen 
Ist  den  Großen  sich  gefälHg  zu  machen«" 

'  12,  168.  —  '  16,  77.  —  5  Desgleichen,  V.  374— S-  —  *  Desgl. 
V.  457.  —  J  17,  160.  —  6  17,  126.  —  7  17,  128.  —  »  Faust,  V.  5061. 
—  9  V.  5063—4.  —  '°  Oeuvres  dramatiques  de  Goethe.  K.  u.  A.  — 
"  Paralip.  22  zum  Großcophta  17,  394. 


54  Abhandlungen 


so  haben  wir  andere  ernstere  Darstellungen  des  Gedankens, 
daß  sich  das  ganze  tätige  Leben  vom  Aberglauben  fern- 
halten muß.  Die  Liebe  darf  sich  durch  keine  Zaubereien 
entweihen.'  Den  Philister,  den  der  Donner  erschreckt,  der 
Blitz  schädigt  und  der  dies  als  Strafe  seiner  Sünden  ansieht,* 
der  im  Sternenhimmel  drohende  Zeichen  zu  lesen  glaubt 
und  das  jüngste  Gericht  gekommen  fürchtet,  führt  der  weise 
Nachbar  ein  paar  Gassen  weiter,  zeigt  ihm,  wie  die  Sterne 
dort  stehen  und  daß  sie  hier  und  dort  deuten,  und  gibt  ihm 
die  Lehre : 

»Bleibe  jeder  weislich  an  seinem  Ort, 
Und  tue  das  beste,  was  er  kann. 
Und  leide  wie  ein  andrer  Mann.«' 

Goethes  Tendenz: 

»Sei  Du  im  Leben  wie  im  Wissen 
Durchaus  der  reinen  Fahrt  beflissen«* 

findet  ihre  schönste  poetische  Darstellung  im  »Schatzgräber«. 
Um  Reichtum  zu  erwerben,  verschreibt  ein  armer  Mann  mit 
Blut  seine  Seele  dem  Teufel,  in  stürmischer  Nacht  gräbt  er 
unter  der  vorgeschriebenen  Beschwörung  mit  allen  Zauber- 
mitteln, Zauberkreis,  Flammen  und  Knochen  nach  dem 
Schatze.  Um  Mitternacht  aber  kommt  eine  Vision  über 
ihn.  Ein  schöner  Knabe  mit  einer  Trinkschale  nähert  sich 
ihm  und  sagt  ihm  das  Wort,  das  vom  Aberglauben  erlöst : 

»Trinke  Mut  des  reinen  Lebens! 
Dann  verstehst  Du  die  Belehrung, 
Kommst  mit  ängstlicher  Beschwörung 
Nicht  zurück  an  diesen  Ort. 
Grabe  hier  nicht  mehr  vergebens. 
Tages  Arbeit!    Abends  Gäste! 
Saure  Wochen!    Frohe  Feste! 
Sei  dein  künftig  Zauberw^ort.«' 

8.    Goethes   symbolische  Darstellung  von 
Aberglauben. 

War  der  Aberglaube  oder  seine  Wirkungen  für  den 
Erkennenden  und  den  Tätigen  Darstellungszweck,  so  ist 
er  für  das  schöpferische  Genie  ein  Mittel,  andere  Vor- 
stellungen und  Eindrücke  wiederzugeben,  ein  Symbol  für 
Anschauungen  und  Ideen. 


'  vgl.  Paralip.  zur  Zauberflöte.  2.  Teil;  12,  389.  —  *  vgl.  Para- 
bel. Palinodien  3;  3,  191.  —  3  Parabol.  3,  184.  —  ■♦  Westöstl.  Divan. 
—  5  I,  82. 


Goethes  Stellung  zum  Aberglauben  55 

Der  natürlichste  und  üblichste  Gebrauch,  der  sich  auch 
bei  allen  Dichtern  vorfindet,  ist  der  in  Vergleichen  oder 
Gleichnissen.  Goethe  liebte  schon  in  Briefen  solche  Ver- 
gleiche,' und  von  den  zahlreichen  Gleichnissen  in  seinen 
Werken*  möchte  ich  hier  nur  auf  das  eine  aufmerksam 
machen,  mit  dem  er  Wilhelm  Meisters  Leben  in  der  Welt 
Shakespeares  veranschaulicht.'  Es  ist  dasselbe,  das  wir 
aus  seiner  Ballade  vom  »Zauberlehrling«  kennen,  die  wir 
leicht  als  ein  Symbol  für  die  Idee  deuten,  daß  man  reif 
sein  müsse,  um  Leben  und  Kunst  zu  beherrschen.  Als  ein 
symbolisches  Gedicht  hat  Goethe  auch  den  Bannfluch,  dem 
Byrons  Manfred  verfällt,  übersetzt.  Es  ist  weniger  die 
beseelte  Natur  als  Manfreds  Seele,  die  diesen  Bannfluch 
ausspricht.  So  empfindet  ihn  Goethe  als  ein  »wahres 
Muster,  wo  die  tiefsten  sittHchen  Gefühle  unter  psychischer 
Form  sich  in  Aberglauben  verwandeln«.^ 

Erklärt  er  demnach  dieses  Gedicht  als  ein  Symbol  in 
abergläubischer  Terminologie,  so  können  wir  es  auch  als 
symbolisierten  Aberglauben  ansehen,  wenn  wir  uns  an 
Goethes  Wort  erinnern:  »Wenn  Künstler  von  Natur  sprechen, 
so  subintelligieren  sie  immer  die  Idee,  ohne  sichs  deutlich 
bewußt  zu  sein.« '  Wir  müßten  tiefer  in  die  Werkstatt 
des  Künstlers  sehen  können,  um  zwischen  symboHscher 
Darstellung  von  Aberglauben  und  abergläubischer  Dar- 
stellung von  Symbolen  scheiden  zu  können.  Ob  die  Idee 
das  Bilü  hervorgerufen  oder  das  Bild  die  Idee  nahegelegt 
hat,  läßt  sich  fast  niemals  sagen.  Beide  Arten  wollen 
wir  daher  als  symbohschen  Aberglauben  bezeichnen.  Doch 
sind  ganze  Szenen  im  Faust  als  abergläubische  Vorstellungen 
zu  erkennen,  denen  Goethe  Ideen  subintelligiert  hat.  Der 
bacchisch-erotische  Geistergesang,  mit  dem  Mephisto  Faust 
einschläfert,  die  Elfen,  die  Faust  von  erlebtem  Graus  reinigen* 
und  ihn  dem  heiligen  Lichte  wiedergeben,  sind  in  ihren 
symbolischen  Beziehungen  bedeutende  Faktoren  der  Hand- 
lung. Auch  die  Hexenzunft,  die  Faust  und  Mephisto  um 
den  Rabenstein  weben  sehen,  können  wir  als  symoolisierten 
Aberglauben  ansehen,  wenn  Goethe  auch  kaum,  wie  Förster 
meint,'  dabei  Engel  darstellen  wollte,  die  Gretchens  Todes- 
stätte mit  Blumen  bestreuen  und  weihen. 

Das  Wort  Vampyr  wird  im  Vergleiche  auf  die  Phor- 
kyaden*  und  auf  den  Chor  gefangener  Trojanerinnen  an- 
gewandt.'    Durch   die    tiefe    Verquickung   mit   religiösem 

'  vgl.  6.  XI.  1768,  13.  II.  1769  an  Fr.  Oeser.  30.  XII.  1768  an 
K.  Schönkopf;  24.  VI.  181 6  an  Zelter  etc.  —  »  vgl.  W.  M.  L.  21,  69, 
113;  Faust,  V.  1829—31  u.  a.  m.  —  3  W.  M.  L.  —  ■♦  Justus  Moser 
K.  u.  A.  —  s  M.  u.  R.  —  6  Faust,  V.  4625.  —  ^  Gespräche,  III,  483. 
—  8  V.  7981.  —  »  V.  8823. 


56  Abhandlungen 


und  sittlichem  Inhalt  wird  in  der  »Braut  von  Korinth« ' 
der  Vampyrglaube  aus  grausigem  Aberglauben  an  Teufels- 
buhlen und  blutlose  Gespenster  zum  Vollgefühle  berech- 
tigten Schicksals.  Als  em  Symbol  der  tiefsten  sittlichen 
Gefühle  wollte  Goethe  auch  den  deutschen  Volksaberglauben 
von  der  Walpurgisnacht  verwenden.  ParaHpomena  beweisen, 
daß  er  hier  als  ein  zweiter  Milton  die  großartige  Macht 
des  Bösen  veranschaulichen  wollte.  Satan  hätte  mit  Rede, 
Präsentationen  und  Beleihungen  ^  Cercle  halten  sollen. 
Seine  Ansprache  an  die  Männer  zeigt  schon  die  symbohsche 
Vertiefung  des  Hexenglaubens: 

»Euch  gibt  es  zwei  Dinge 
So  herrlich  und  groß 
Das  glänzende  Gold 
Un  oer  weibliche  Schooß. 
Das  eine  verschaffet 
Das  andre  verschlingt 
Drum  glücklich,  wer  beide 
Zusammen  erringt.« ' 

Wäre  diese  Szene  zur  Ausführung  gelangt,  so  hätten 
wir  in  der  deutschen  Literatur  ein  großartiges  Beispiel 
»wahrer  Symbolik,  wo  das  Besondere  das  Allgemeine 
repräsentiert,  nicht  als  Traum  und  Schatten,  sondern  als 
lebendig-augenblickliche  Offenbarung  desUnerforschlichen.«* 

In  der  ausgeführten  Walpurgisnacht  sind  nur  wenige 
abergläubische  Begriffe  symbohsch  vertieft,  so  die  einzelnen 
Hexen,  die  dem  rluge  der  Hauptschar  nicht  folgen  können, 
so  die  Halbhexe,  die  Goethe  zur  Veranschaulichung  eines 
noch  nicht  ausschließhch  der  Sinnhchkeit  verfallenen  Weibes 
erfunden  hat,  und  dann  vor  allem  Gretchens  Erscheinung 
als  Idol,  als  Symbol  der  Verführung,  während  die  eigent- 
liche abergläubische  Vorstellung  nur  das  Erscheinen  eines 
»ohnköpftigen«^  Gespenstes  zur  Enthauptung  einer  Kindes- 
mörderin kennt.  Die  Symbolisierung,  hier  auf  dem  Blocks- 
berg, wird  sicher  dadurch  verstärkt,  daß  zum  Nachteile 
der  Tragödie  Gretchens  Erscheinung  ohne  tiefere  Wirkung 
auf  Faust  bleibt. 

Als  durch  die  Idee  symbolisierten  Aberglauben  müssen 
wir  auch  die  seligen  Knaben  bezeichnen.  Nach  dem  Volks- 
glauben besitzen  die  um  Mitternacht  Geborenen  geheimnis- 
volle Eigenschaften.  Goethe  bringt  hier  noch  die  kirchliche 
und  danteske  Vorstellung,  daß  die  ungetauft  gestorbenen 
Kinder   eine  Mittelstellung  zwischen  Menschen  und  Engel 

*  I,  219.  —  '  Faust  Paralip.  48;  14,  305.  —  '  Faust,  Paralip.  50; 
14,  ?o6.  —  4  M.  u.  R.  —  5  Theophr.  Paracelsus. 


Goethes  Stellung  zum  Aberglauben  *     57 

einnehmen,  mit  Swedenborgischen  Geistervorstellungen  wie 
mit  eigenem  Ahnungsglauben  zusammen.  So  fühlen  die 
seligen  Knaben,  daß  em  Liebender  zugegen  ist,'  können 
durch  der  »Augen  weit-  und  erdgemäß  Organ«^  des  pater 
Seraphicus  sehen  und  als  Mittler  zwischen  Mensch  und  Engel 
Faust  emporführen. 

In  einer  so  genialen  Verknüpfung  eigener  Anschauungen, 
kirchlicher  Mystik  und  symbolischen  Aberglaubens  ist  die 
eigentliche  abergläubische  Vorstellung  zum  poetischen  Mittel 
verblaßt,  dessen  sich  der  Dichter  zur  Darstellung  seiner  Ideen 
wie  jedes  anderen  Mittels  beliebig  bedienen  kann.  So  ver- 
wendet er  den  Aberglauben  vor  allem  zur  Darstellung  von 
Zeiten  und  Persönlichkeiten.  Die  fürchterlichen  Zeichen  des 
Himmels  schrecken  im  Götz  von  Berlichingen  Ritter  und 
Bauern,  Frauen  wie  Kinder;'  in  »des  Epimenides  Erwachen« 
greift  Goethe  zu  demselben  Mittel  und  läßt  einen  Kometen 
•auf  die  Stunde  der  Weltbefreiung  hindeuten.* 

Vorzeichen  und  Träume  sind  überhaupt  ein  beliebtes 
poetisches  Mittel.  Der  Ueberfall  einer  Schafherde  durch 
Wölfe  ist  ein  gutes  Zeichen  für  Götz  und  seine  Knechte,' 
und  Götzens  Traum,  daß  ihm  Weisungen  di^ eiserne  Hand 
aus  den  Armschienen  bricht,^  symbolisiert  sehr  gut  die  ganze 
tragische  Handlung. 

Ganz  besonders  aber  ist  es  die  Darstellung  von  Personen, 
für  die  Goethe  den  Aberglauben  als  Mittel  verwendet.  Wir 
besitzen  sogar  eine  selbstpsychologische  Dichtung  von  ihm, 
die  auf  seinem  Aberglauben  aufgebaut  ist  und  ihn  ver- 
anschaulichen soll.  Das  ist  die  Episode'  mit  den  Töchtern 
des  Straßburger  Tanzlehrers,  die  m  seiner  Abwesenheit  die 
Karten  auf  ihn  schlagen  und  deren  ältere  ihn,  weil  er  die 
jüngere  küßt,  verwünscht:  Unglück  über  Unglück  für  immer 
und  immer  auf  diejenige,  die  zum  ersten  Male  nach  mir 
diese  Lippen  küßt.  Er  selbst  betritt  ihr  Haus  nicht  mehr; 
ein  gewisser  Eigendünkel  läßt  ihm  seine  Lippen  —  geweiht 
oder  verwünscht  —  bedeutender  erscheinen,^  abergläubisch 
genug  hütet  er  sich,  ein  Mädchen  zu  küssen,  in  der  Furcht, 
es  »auf  eine  unerhört  geistige  Weise  zu  schädigen«.'  Aber 
unbedacht  und  von  Liebe  hingerissen  küßt  er  dann  beim 
Spiele  Friederike,  das  Opfer  seiner  und  ihrer  Liebe.  So 
führt  diese  kleine  Episode  von  Aberglauben  die  idyllische 
Tragödie  Friederikens  ein  und  veranschaulicht  zu  gleicher 
Zeit   Goethes   eigene   zum  Aberglauben   neigende  Psyche. 

Goethe  versäumt  nicht  die  Kindergestalten  durch  Aber- 

'  Faust,  V.  II  902— 3.  —  '  Desgl.  V.  11 906— 7.  —  '  3,  138—9, 
142,  153.  _  4  V.  694/774.  —  s  8,  23.  —  6  8,  45 ;  8,  130.  —  7  vgl.  D. 
u.  W.  9.  Buch.  —  8  D.  u.  W.  II.  Buch.  —  ?  D.  u.  W.  9,  Buch. 


58  Abhandlungen 


glauben  zu  charakterisieren,  denn  »nicht  eben  gerne«  geht 
der  kleine  Knabe  um  Mitternacht  über  den  Kirchhof.'  Der 
kleine  Karl  fürchtet  sich  vor  den  Hexen  im  Walde,*  und 
Lottes  Schwesterchen  entzückt  Werther,  der  es  geküßt  hat, 
durch  ihren  »Glauben,  daß  durch  die  Wunderquelle  alle  Ver- 
unreinigung: abgespült  und  die  Schmach  abgetan  würde, 
einen  häßlichen  Bart  zu  kriegen«.' 

Die  Mutter  in  »Was  wir  bringen«  wird  in  ihrer  geistigen 
Beschränktheit  humorvoll  durch  ihren  Glauben  an  Teufel- 
und  Hexenvolk,  die  ihr  Haus  veränderten,  dargestellt,*  und 
der  Kater  Hinze  glaubt  in  dem  Fluge  eines  Martinvogels 
ein  unglückliches  Zeichen  für  seine  Reise  sehen  und  beklagen 
zu  müssen.^ 

Von  den  Helden  Goethescher  Dichtungen  neigt  der 
schwache  Weisungen  zum  Aberglauben:  »Wir  Menschen 
führen  uns  nicht  selbst,  bösen  Geistern  ist  Macht  über  uns 

felassen,  daß  sie  ihren  höllischen  Mutwillen  an  unserem 
'erderben  üben.«'  Werther  ist  in  allem  Aberglauben  der 
empfindsamen  Seelen  geschildert.  Bei  Ossian  glaubt  er  im 
Sturm,  im  Gebrüll  des  Waldstroms  »halb  verwehtes  Aechzen 
der  Geister  aus  ihren  Höhlen«'  zu  hören.  Er  glaubt  an 
einen  geheimen,  sympathetischen  Zug,  der  ihn  noch  vor 
der  Bekanntschaft  mit  Lotte  zu  ihrer  LiebHngsallee  geiührt 
habe,  und  Worte  wie:  »Träume!  O  wie  wahr  fühlen  die 
Mensehen,  die  so  widersprechende  Wirkungen  fremden 
Mächten  zuschrieben«*  geben  erst  die  richtige  Anschauung 
von  seinem  überempfindlichen  und  krankhaften  Wesen. 
Wilhelm  Meister  sieht  im  Jupiter  ein  günstiges  Omen  für 
sich,'  und  wie  Goethe  selbst  manche  Liebesgaben  Charlotte 
V.  Stein  als  TaUsmane  stets  bei  sich  gehabt  hat,  so  trägt 
auch  er  das  Besteck  des  Wundarztes  »als  eine  Art  von 
Fetisch  bei  sich  in  dem  Aberglauben,  sein  Schicksal  hange 
gewissermaßen  von  dessen  Besitz  ab«.'°  Den  Ahnungsglauben 
aes  Harfners,  daß  Unglück  ihn  und  die  sich  zu  ihm  gesellen 
beschädige,  bekämpft  Wilhelm  durch  seinen  Glauben  an  sein 
eigenes  Glück.  Den  schwarzen  Genius  des  Harfners  fordert 
er  zum  Kampf  mit  dem  eigenenen  weißen  heraus." 

Der  Graf,  der  Wilhelm  verkleidet  gesehen  hat  und  an 
eine  Vision  seiner  selbst  glaubt,  fürchtet,  »daß  ihm  diese 
Erscheinung  Unglück,  ja  vielleicht  gar  den  Tod  bedeute«," 
und  wendet  sich  wie  seine  Gemahlin  zum  Pietismus.  Auch 
Goethes  religiöser  Held,  der  Humanus  der  »Geheimnisse«, 


'  Um  Mitternacht.  3,  47.  —  *  Götz  von  Berlichingen,  i.  Akt.  — 
3  i^,  49.  _  4  131^  66—7.  —  5  R.  F.  ?.  Gesang.  —  «  Götz  von  Ber- 
lichingen, 5.  Akt.  —  7  IQ,  124.  —  «  19^  152.  —  >  W.  Meisters  Wander- 
jahre. —  »°  W.  M.  W.  —  "  W.  M.  L.  —  "  Desgl. 


Goethes  Stellung  zum  Aberglauben  59 

besitzt  bei  seiner  Geburt  Wunderzeichen  des  Himmels  und 
wächst  in  kindlichen  und  männlichen  Wundertaten  auf.' 
Sind  alle  diese  Personen  durch  einfache  abergläubische 
Vorstellungen  veranschaulicht,  so  gibt  es  andere,  die  durch 
vertieften  und  symbolischen  Aberglauben  gezeichnet  werden. 
Makarie,  dieses  seltsame  Wesen,  ist  besonders  eigenartig 
geschildert:  »Die  Verhältnisse  unseres  Sonnensystems  sind 
nn  von  Anfang  an,  erst  ruhend,  sodann  sich  nach  und  nach 
entwickelnd,  fernerhin  sich  immer  deutUcher  belebend, 
gründlich  eingeboren.  Erst  litt  sie  an  diesen  Erscheinungen, 
dann  vergnügte  sie  sich  daran,  und  mit  den  Jahren  wuchs 
das  Entzücken.«* 

Makarie  ist  so  ein  geistig  integrierender  Teil  des 
Sonnensystems;  Ottilie  dagegen,  m  deren  Hand  die  Wünschel- 
rute schlägt,  ist  ein  treffliches  Medium  für  Metalle  und 
Steinkohlen.'  Als  ein  Teil  der  Natur  ercheint  gerade  in 
.diesem  Werke,  das  ein  Naturgesetz  auf  den  Menschen  über- 
trägt, jeder  reine  oder  symboHsche  Aberglaube,  mag  er 
von  Charlotte  und  Mittler  erkannt  oder  von  Eduard  und 
Nanny  betätigt  werden. 

Aus  Begriffen  alchimistischen  Aberglaubens  geht  der 
Homunkulus  hervor.  Aber  Goethe  gibt  diesem  künstUchen 
Menschlein,  der  Ausgeburt  eines  unfruchtbaren  Gelehrten, 
das  geistige  Leben  erst  durch  Mephistos  Hinzutritt,  das 
körperliche  durch  Verquickung  mit  der  Wissenschaft  und 
der  Metamorphosenlehre.  Vertieft  aber  hat  er  diese  Gestalt 
durch  die  Sehnsucht,  auch  körperlich  zu  entstehen,  durch 
jene  Tendenz  zum  Schönen  und  Tätigen,  die  aus  ihm  eine 
greifbare  Gestalt  zu  machen  scheint  und  Fausts  Entwicke- 
lung  zu  fördern  imstande  ist. 

Und  wie  steht  Faust  selbst  zum  Aberglauben,  mit  dem 
er  so  viel  in  Berührung  kommt?  Sicherlich  ist  Faust  zu- 
nächst der  Faust  des  Volksbuches,  der  als  Alchimist,  Wunder- 
doktor und  Zauberkünstler  die  Geister,  »die  zwischen  Erd 
und  Himmel  herrschend  weben«,^  zu  beschwören  und  durch 
Zauberkünste  beschränkte  Saufkumpane  zu  belustigen  und 
zu  erschrecken  versteht.^  Aber  bald  werden  die  aber- 
gläubischen Vorstellungen  vertieft  und  zu  Symbolen.  Faust 
hat  sich  der  Magie  ergeben,  aber  diese  Magie  ist  für  ihn 
nicht  mehr  der  alchimistische  Begriff,  mit  dessen  Hilfe  der 
Stein  der  Weisen  zu  gewinnen  ist: 

»Und  wenn  Natur  Dich  unterweist. 

Dann  geht  die  Seelenkraft  Dir  auf. 

Wie  spricht  ein  Geist  zum  andern  Geist.«* 

'  i6,  176—7.  —  '  W.  M.  W,  —  3  Die  Wahlverwandtschaften.  — 
^  Faust,  V.  1 119.  —  5  Urfaust.  —  <  Faust,  V.  423—5. 


6o  Abhandlxjngen 


Seine  Magie  ist  ein  Bild  für  die  geniale,  intuitive,  »die 
unmittelbare  originelle  Ansicht  der  Natur«.'  Es  ist  die 
Magie,  die  sich  gegen  die  schädigende  Macht  der  Geister 
betätigen  kann  und  soll/  die  bis  ins  Innerste  der  Natur, 
bis  zu  den  Müttern  vordringen  kann,  und  mit  deren  Hilfe 
die  Schönheit  errungen  wird.  Dieses  hohe  Symbol  ändert 
den  ganzen  Menschen.  Jetzt  ist  für  Faust  die  Unterschrift, 
die  er  Mephisto  mit  seinem  Blute  gibt,  nur  eine  »Fratze«,' 
ihm  widersteht  das  tolle  Zauberwesen  in  der  Hexenküche,* 
und  vor  andern  erklärt  er  sich  und  seine  Macht  symboUsch, 
nämlich  als  einen  Diener  des  Nekromanten  von  Norcia,  ein 
Gedanke,  der  von  Marlowe  stammt  —  auch  hier  mit  Natur- 
intuition : 

»Groß  sind  des  Berges  Kräfte: 

Da  wirkt  Natur  so  übermächtig  frei. 

Der  Pfaffen  Stumpfsinn  schilt  es  Zauberei.«' 

Und  wie  Faust  sich  selbst  zum  Symbol  wird,  fühlt  er 
auch  die  Notwendigkeit,  abergläubische  Begriffe  symbolisch 
zu  betrachten: 

»Die  Taubenpost  bedient  den  Frieden, 
Der  Krieg  befiehlt  die  Rabenpost.«* 

Aber  das  Alter  kommt,  und  wenn  sich  der  Urfaust  des 
Jünglings  Goethe  im  Geisterglauben  verlor,  wenn  der  Faust 
des  Mannes  Goethe  tätig  und  schöpferisch  sich  vom  Aber- 
glauben befreien  konnte,  über  den  Greis  werden  die  symbo- 
lischen Beziehungen  des  Lebens  wieder  Herr;  er  fühlt  und 
fürchtet,  daß  sie  ihn  wieder  zum  Aberglauben  treiben;  ohne 
Magie,  ohne  Zaubersprüche  möchte  er  als  Mann,  als  Mensch 
allein  vor  der  Natur  stehen.^  Was  intuitive  Naturerkenntnis 
war,  was  SymboUsierung  des  Lebens  gewesen  ist,  wird  im 
Greis  zum  Mystizismus,  zum  Aberglauben: 

»Nun  ist  die  Luft  von  solchen  Spuk  so  voll 
Daß  niemand  weiß,  wie  er  ihn  meiden  soll. 
Wenn  auch  ein  Tag  uns  klar  vernünftig  lacht. 
In  Traumgespinst  verwickelt  uns  die  Nacht; 
Wir  kehren  froh  von  junger  Flur  zurück. 
Ein  Vogel  krächzt;  was  krächzt  er?    Mißgeschick. 
Von  Aberglauben  früh  und  spät  umgarnt: 
Es  eignet  sich,  es  zeigt  sich  an,  es  warnt.«* 


'  D.  u.  W.  15.  Buch.  —  »  Faust,  V.  5985—6.  —  3  V.  1739.  — 
4  V.  2337.  —  5  V.  10452—4.  —  6  V.  10677—8.  —  7  Faust,  V.  11404-7. 
—  *  Faust,  V.  11410—17. 


Goethes  Stellung  zum  Aberglauben  6l 

Aber  die  Macht  der  Sorge  erkennt  Faust  nicht  an.  Noch 
immer  steht  er  fest  auf  dem  Standpunkt  des  tätigen  Lebens  : 

»Dem  Tüchtigen  ist  diese  Welt  nicht  stumm. 
Was  braucht  er  in  die  Ewigkeit  zu  schweifen ! 
Was  er  erkennt,  läßt  sich  ergreifen. 
Er  wandle  so  den  Erdentag  entlang; 
Wenn  Geister  spuken,  geh  er  seinen  Gang. 
Im  Weiterschreiten  fina  er  Qual  und  Glück, 
Er,  unbefriedigt  jeden  Augenblick!«' 

Und  der  unbefriedigte  Faust  schreitet  auch  jetzt  noch 
weiter.  »Im  Innern  leuchtet  helles  Licht.«*  Der  Geist 
genügt  für  das  tätige  Leben;  jetzt  erkennt  der  blinde  Faust, 
daß  es  nicht  auf  Erfassen,  sei  es  noch  so  intuitiv,  ankommt, 
sondern  auf  Schaffen,  und  daß  dem  schöpferischen  Men- 
schen, der  bei  ihm  mit  dem  tätigen  zusammenfällt,  auch  der 
Aberglaube  nichts  schaden  kann.  Faust  ist  auch  in  seiner 
Stellung   zum   Aberglauben   das    Abbild  seines   Schöpfers. 

Goethe  aber  hat  seine  größte  dichterische  Tat  in  der 
Darstellung  von  Aberglauben  vollbracht,  in  seiner  Mephisto- 
gestalt. Mephisto  ist  zunächst  der  Teufel  des  Volks- 
glaubens, dieser  Gottseibeiuns,  der  für  die  Mutter  in  »Was 
wir  bringen«  Klauen  und  Pferdefuß  unter  einem  langen 
Talare  verbirgt. '  Auch  Mephisto  erscheint,  zwar  nicht  im 
Urfaust,  aber  im  Faust,  mit  Klauen'*  und  Pferdefuß  und 
mit  den  beiden  Raben  als  Diener.  Als  Pudel  ergötzt  er 
den  harmlosen  Wanderer  und  zerschmettert  den  Nieder- 
stürzenden. Er  hat  die  Obhut  über  die  vergrabenen  Schätze, 
seine  Zaubermittel  sind  dem  altbewährten  Requisit  des 
Volksglaubens  entnommen,  seine  Zaubereien  in  Auerbachs 
Keller  sind  im  Volke  lebendige,  abergläubische  Vorstellungen. 

»Der  Herr  der  Ratten  und  der  Mäuse, 
Der  Fliegen,  Frösche,  Wanzen,  Läuse« 

beherrscht  auch  eine  Geisterschar,  mit  deren  Hilfe  er  ein 
kleines  Heer  stellen,  eine  Schlacht  gewinnen,  ein  Land 
erbeuten  kann.  Aber  er  versteht  sich  nicht  auf  den  Blut- 
bann, da  Urteile  über  Leben  und  Tod  nur  in  Gottes  Namen 
gefällt  werden,  als  ein  richtiger  Geist  des  Volksglaubens 
muß  auch  er  sich  den  Beschwörungen  beugen  und  den 
Weltgesetzen  wie  auch  den  Gesetzen  der  Hölle  und 
Gespenster  gehorchen.  Er  ist  auch  in  Kavalierskleidung 
durchaus  das  nordische  Phantom  und  bleibt  es  selbst 
in  antiker  Maske.  Als  Zoilo-Thersites  muß  er  sich  in 
Otter  und  Fledermaus,  nordischem  Aberglauben   entlehnte 

■  V.  11445—52.  —  *  V.  II 500.  —  5  13',  65—6.  —  ■♦  V.  7140. 


62  Abhandlungen 


Tiere,  auflösen*  und  selbst  als  Phorkyas  seine  Befehle 
durch  vermummte  Zwerge  ausführen  lassen.  Das  Heiden- 
volk geht  ihn  nichts  an/  muß  er  selbst  gestehen;  seine 
kleine  Macht  über  Teufelsbuhlen,  Hexen-Fexen,  Gespenst- 
Gespinste  und  kielkröpfige  Zwerge'  genügt  nicht,  um 
Helena  herbeizuschaffen ;  hier  muß  er  selbst  zum  »magischen 
Behandeln«  *  raten,  zur  »höchsten  Kunst,  Magie  der  Weisen«,* 
jener  Magie,  die  der  intuitiv  erkennende  Faust  besitzt. 
Wenn  er  auch  die  nordischen  Hexen  zu  meistern  versteht' 
und  »auch  von  Herzen  unanständig«'  ist,  er  ist  doch  ein 
zu  beschränkter,  kleiner  Geist,  um  bei  aller  Lüsternheit 
nach  thessalischen  Hexen*  in  der  großartigen  Welt  antiken 
Lebens  etwas  anderes  als  das  Absurde'  verstehen  zu  können. 
Die  ganze  geistige  Beschränktheit  dieses  Volksteufels,  der 
Faust  Fallen  stellt  und  sich  dummdreist  verrät,'"  kenn- 
zeichnet vorzügUch  die  kleine  Szene  »Landstraße«: 

»Faust:  Was  gibts,  Mephisto,  hast  Du  Eil? 

Was  schlägst  vorm  Kreuz  die  Augen  nieder? 

Meph.:   Ich  weiß  es  wohl,  es  ist  ein  Vorurteil, 
Allein  genug,  mir  ists  einmal  zuwider.«  " 

So  ist  er  auch  der  dumme  Teufel  des  Volksglaubens,  der 
trotz  Schwefelgestank  und  Höllenfeuer  um  seinen  wohl- 
verdienten Lohn  geprellt  wird.  Und  hier  ist  vielleicht  das 
Moment,  wo  Goethes  Vertiefung  eintrat.  Vom  geprellten 
Teufel  ist  nur  ein  kleiner  Schritt,  allerdings  der  eines 
Genies,  zu  jener  »Kraft,  die  stets  das  Böse  will  und  stets 
das  Gute  schafft«."  Swedenborgs  spiritus  malus  huius  terrae, 
der  »alte  Satansmeister«,''  den  aie  Kirche  als  Widerspiel 
Gottes  und  als  Prinzip  des  Bösen  aufstellte,  verbindet 
sich  mit  diesem  Volksteufel  und  dem  rätselvollen  Geist 
Goethescher  Ethik;  Goethescher  Geist  und  Ironie,  persön- 
Hche  Vorbilder  treten  hinzu,  und  alles  zusammen  schafft 
aus  dieser  »Spottgeburt  von  Dreck  und  Feuer«  die  lebens- 
volle Gestalt  eines  Schalkes,'^  die  wir  in  Fausts  innerstem 
Wesen  zu  finden  scheinen,  um  die  erschlaffende  Tätigkeit 
des  Menschen  wieder  aufzustacheln  und  die  menschliche 
Neigung  zu  unbedingter  Ruhe  '*  in  das  Bedürfnis  nach  rast- 
loser männUcher  Tätigkeit'*  umzuwandeln. 

Die  Gestalt  dieses  Gesellen,  »der  reizt  und  wirkt  und 
muß   als   Teufel   schaffen«,   wäre   Goethe   nicht    möglich 


'  Faust,  V.  5479.  —  *  V.  6209.  —  '  V.  6199—200.  —  *  V.  6501. 
—  5  V.  6316.  —  6  V.  7676.  —  7  V.  7035.  —  8  V.  6979-80.  —  9  V.  7792. 
'°  Paralip.  zur  Walpurgisnacht  14,  310,  —  "  Urfaust  39,  251.  —  "  V. 
1335—6.  —  'J  V.  II 951.  —  '♦  V.  399.  —  'J  V.  341-  —  '^  V.  1759. 


Goethes  Stellung  zum  Aberglauben 


63 


gewesen,  wenn  er  nicht  den  Aberglauben  für  eine  allgemein 
naturnotwendige,  seelische  Erscheinung  angesehen,  ihn  als 
tätiger  Mann  abgelehnt  und  ihn  als  schöpferisches  Genie 
vertieft  und  überwunden  hätte.  So  zeigt  auch  diese  künst- 
lerisch vollendete  Gestalt  die  Wahrheit  der  Worte,  die 
Caroline  von  Wolzogen  einmal  gesagt  hat : '  »Goethe 
schaut  alle  menschlichen  Existenzen  mehr  als  Naturprodukte 
an,  als  selbstbefestigte  und  gebildete  Charaktere.  Deshalb 
seiner  Gestalten   unerreichbare  Wahrheit.    So   schaute  er 

auch  sich  selbst  an tolerant  gegen  seine  Schwächen 

wie  gegen  die  anderer,  wenn  sie  ihm  nicht  unbequem 
waren.    Sein  inniges  Lieben  alles  Schönen  stammt  daher.« 


'  Gespr.  V,  183—4. 


Die  Faust-Wetten 
und  ihre  scheinbaren  widersprüche 

Von 

Julius  Burghold 


I. 

er  Widerspruch,  in  dem  Mephistos  Wette  mit  dem 

Herrn  und  seine  Wette  mit  Faust   zueinander  zu 

stehen  scheinen,  ist  oft  bemerkt  worden.  Im  Prolog 

überläßt   der  Herr  Faust  dem  Mephisto,    »so  lang   er  auf 

der  Erde  lebt«  (V.  315);  den  toten  Faust  verschmäht  dieser: 

»denn  mit  den  Todten 

Hab'  ich  mich  niemals  gern  befangen  .  .  . 

Für  einen  Leichnam  bin  ich  nicht  zu  Haus«  (V.  3 18  ff.) 

In  der  zweiten  Studierzimmer-,  der  Vertragsszene,  da- 
gegen schlägt  er  Faust  selbst  folgenden  Pakt  vor: 

«Ich  will  mich  hier  zu  deinem  Dienst  verbinden, 
Auf  deinen  Wink  nicht  rasten  und  nicht  ruhn; 
Wenn  wir  uns  drüben  wieder  finden, 
So  sollst  du  mir  das  Gleiche  thun.«     (V.  1656  ff.) 

Worauf  Faust  antwortet : 

»Das  Drüben  kann  mich  wenig  kümmern; 

Schlägst  du  erst  diese  Welt  in  Trümmern, 

Die  andre  mag  darnach  entstehn. 

Aus  dieser  ErJe  quillen  meine  Freuden, 

Und  diese  Sonne  scheinet  meinen  Leiden; 

Kann  ich  mich  erst  von  ihnen  scheiden, 

Dann  mag  was  will  und  kann  geschehn.«   (V.  1660  ff.) 


Die  Faust- Wetten  und  ihre  scheinbaren  Widersprüche     6^ 

Hier  bedingt  sich  also  Mephisto  ein  Recht  auf  Faust 
nach  dessen  Tode. 

Fausts  Seele  soll  ihm  jedoch  nicht  ohne  weiteres  als 
Preis  für  seine  Dienste  gehören,  sondern  nur  dann,  wenn 
die  Dienste  einen  bestimmten  Erfolg  haben: 

»Werd'  ich  beruhigt  je  mich  auf  ein  Faulbett  legen. 

So  sei  es  gleich  um  mich  gethan ! 

Kannst  du  mich  schmeichelnd  je  belügen 

Daß  ich  mir  selbst  gefallen  mag, 

Kannst  du  mich  mit  Genuß  betrügen; 

Das  sei  für  mich  der  letzte  Tag!  .  .  . 

Werd'  ich  zum  Augenblicke  sagen: 

Verweile  doch!  du  bist  so  schön! 

Dann  magst  du  mich  in  Fesseln  schlagen. 

Dann  will  ich  gern  zu  Grunde  gehn! 

Dann  mag  die  Totenglocke  schallen. 

Dann  bist  du  deines  Dienstes  frei. 

Die  Uhr  mag  stehn,  die  Zeiger  fallen. 

Es  sei  die  Zeit  für  mich  vorbei!«     (V.  1692  ff.) 

Demnach  müßte  Mephistos  Streben  dahin  zielen,  Faust 
in  trägen  Genuß  einzuschläfern,  ihn  beruhigt  auf  das  Faul- 
bett zu  legen.  In  seinem  der  Vertragsszene  unmittelbar 
folgenden  Monolog  enthüllt  er  jedoch  als  sein  Programm : 

»Er  soll  mir  zappeln,  starren,  kleben. 

Und  seiner  Unersättlichkeit 

Soll  Speis'  und  Trank  vor  gier'gen  Lippen  schweben ; 

Er  wird  Erquickung  sich  umsonst  erflenn.«  (V.  1862  ff.) 

Es  scheint  also  ein  zwiefacher  Widerspruch  vorzu- 
liegen: einmal  zwischen  dem  Prolog  V.  315,  3 18  ff.  und  der 
Vertragsszene  V.  1656  ff.  und  sodann  zwischen  der  Ver- 
tragsszene V.  1692  ff.  und  Mephistos  Monolog  V.  1862  ff. 

IL 

Ist  dieser  Widerspruch  vielleicht  durch  die  Entstehungs- 
geschichte der  Dichtung  aufzuklären?  Am  ersten  Teil 
Faust  hat  Goethe  ein  Menschenalter  lang  gearbeitet,  und 
daß  sich  bei  der  Art  dieser  Arbeit  —  Niederschrift  großer 
Partien  mit  offen  bleibenden  Lücken,  Entwerfen  von 
Schemas  und  Skizzen,  langjährige  Pausen,  nochmalige 
Wiederaufnahme  —  Widersprüche  zwischen  einzelnen  Teilen 
des  umfangreichen  Werkes  eingeschlichen  haben,  kann  nicht 
ernstUch  bestritten  werden.  Es  genügt,  an  die  ursprüng- 
liche Auffassung  Mephistos  als  Sendung  des  Erdgeistes  zu 
erinnern,  deren  Rudimente  befremdlich  genug  aus  der 
fertigen  Dichtung  herausragen  (V.  3217  ff.,  3241  ff.    Trüber 

Goethe- Jahrbuch  XXXIV  5 


66  Abhandlungen 


Tag  20  ff.y  Wenn  zu  ermitteln  wäre,  in  welcher  zeit- 
lichen Reinenfolge  unsere  Stellen  entstanden  sind,  ließe 
sich  möglicherweise  Einblick  in  eine  etwaige  Verschiebung 
der  Absichten  des  Dichters  gewinnen. 

Originalhandschriften  sind  von  keiner  der  vier  Stellen 
vorhanden;  auch  die  Göchhausensche  Abschrift  des  Urfaust 
enthält  keine.  In  dem  1790  durch  Druck  veröffentlichten 
»Faust.  Ein  Fragment«  nndet  sich  Mephistos  Monolog 
mit  V.  1862  ff.,  die  Vertragsszene  dagegen  bekanntlich  erst 
von  V.  1770  an  (»Und  was  der  ganzen  Menschheit  zugetheilt 
ist«),  also  ohne  die  für  unsere  Untersuchung  in  Betracht 
kommenden  beiden  Stellen.  Auch  der  Prolog  fehlt  im 
Fragment.  Erst  der  1808  in  seiner  vollständigen  Gestalt 
erscneinende  jjFaust.  Eine  Tragödie«  mit  dem  Vermerk  vor 
der  ersten  Szene:  »Der  Tragödie  erster  Theil«  enthält  alle 
unsere  Stellen. 

Hieraus  folgt  mithin  lediglich,  daß  Mephistos  Monolog 
vor  1790  entstanden  ist.  Wenn  hier  vorausgesetzt  w^ira, 
Faust  habe  sich  dem  Teufel  übergeben  (V.  1866),  so  wäre 
dies  sowohl  mit  der  Paktszene  wie  mit  dem  Prolog  ver- 
träglich: er  könnte  sich  ebensowohl  für  Lebzeiten  in  seine 
Hände  geg:eben,  wie  ihm  seine  Seele  verschrieben  haben. 

Zeugnisse  Goethes  über  die  Entstehungszeiten  liegen 
nur  hinsichtlich  des  Prologs  vor.  In  sein  Tagebuch  nat 
er  am  9.  August  1799  eigenhändig  eingetragen:  »Die 
Prologen  wurden  abgeschrieben.«  Die  Eckermann-Riemer- 
sche  Chronologie  seiner  Schriften  verzeichnet  —  auf  Grund 
mündlicher  Mitteilung  des  Dichters?  —  zum  Jahr  1797: 
»Den  Prolog  geschrieben.«  Ueber  die  Zeit  der  Abfassung 
der  Vertragsszene  bis  zum  Abschluß  der  Lücke  vor  V.  1770 
fehlt  für  unsere  beiden  Stellen  jeder  direkte  Nachweis. 

Aus  stilkritischen  Gründen  hat  man  angenommen,  daß 
einzelne  dieser  Partien  der  Vertragsszene  der  Zeit  des 
Fragments  oder  gar  der  Jugenddichtung  angehören;  doch 

§ilt  dies  nicht  für  unsere  beiden  Stellen.  Mit  voller 
icherheit  ist  nicht  zu  ermitteln,  ob  sie  älter  oder  jünger 
sind  als  der  Prolog.  Zwar  ist  der  Prolog  zweifellos  lange 
(etwa  ein  Jahrzehnt')  vor  Ausfüllung  der  großen  Lücke  des 
Fragments  geschrieben;  aber  die  oeiden  Stellen  der  Ver- 
tragsszene könnten  trotzdem  älter  sein  als  ihre  Einfügung 
in  die  Lücke.  »Vieles  von  dem  Neuen  im  Faust  ist  uralt«, 
schreibt  Wilhelm  von  Humboldt  an  seine  Frau,  da  Goethe 
ihm  Mitte  November  1808  den  vollendeten  ersten  Teil 
vorgelesen  hatte  (Gespräche  ^  II,  5).  Als  der  Dichter  sich 
im  Jahre  1797  entschloß,  die  Arbeit  am  Faust  aufzunehmen, 
begann  er  nach  seinem  Brief  an  Schiller  vom  22.  Juni  da- 
mit, das  was  gedruckt  war,  wieder  aufzulösen  und  »mit 


Die  Faust-Wetten  und  ihre  scheinbaren  Widersprüche     67 

dem  was  schon  fertig  oder  erfunden  ist«  in  großen  Maßen 
zu  disponieren.  (Aennlich  an  Schiller  i.  Juli  1797  und 
und  5.  Mai  1798.)  Es  waren  demnach  sowohl  Skizzen  wie 
ausgeführte  Teile  vorhanden,  die  im  Fragment  von  1790 
keine  Aufnahme  gefunden  hatten,  und  da  das  Fragment 
von  der  Vertragsszene  nur  die  letzten  81  Verse  enthielt 
und  mitten  in  einem  Satze  begann,  so  könnte  man  ver- 
muten, daß  gerade  für  den  vorhergehenden  Teil  dieser 
Szene  solche  vorlagen  und  nur  ihre  Zusammenschweißung 
dem  Dichter  bei  Drucklegung  des  Fragments  noch  nicht 
gelungen  war.  Daß  aber  unsere  beiden  Stellen  hierzu 
gehörten,  dafür  fehlt  jeder  Anhalt. 

Es  ist  indes  eines  jener  »schon  fertigen^  Bruchstücke 
erhalten,  das  für  die  schließHche  Gestalt  der  Dichtung  nicht 
benutzt  wurde,  aber  doch  Licht  auf  die  früheren  Absichten 
des  Dichters  zu  werfen  geeignet  ist.  Auf  einem  noch  vor- 
handenen Blatt  des  Urkodex  finden  sich  zwei  spätere  je 
vierzeilige  Skizzen,  deren  erste  »Meph«  überschrieben  ist 
und  deren  zweite  wie  folgt  lautet: 

»Mein  Freund  wenn  je  der  Teufel  dein  begehrt 
Begehrt  er  dein  auf  eine  andre  Weise 
Dem  Fleisch  und  Blut  ist  wohl  schon  etwas  werth 
Allein  die  Seel  ist  unsre  rechte  Speise.«  (Paralipomenon  7.) 

Hinsichtlich  der  ersten  dieser  beiden  offenbar  aus  gleicher 
Zeit  stammenden  Skizzen  steht  fest,  daß  K.  Ph.  Moritz  sie 
sich  1788  in  Rom  eingeprägt  hat  (vgl.  Klischnig,  Erinne- 
rungen aus  den  zehn  letzten  Lebensjahren  meines  Freundes 
Anton  Reiser  210  f.);  die  hier  angeführte  rührt  also  eben- 
falls aus  der  Zeit  vor  Veröffentlichung  des  Fragments  von 
1790  her  und  ist  somit  älter  als  der  Prolog.  Sie  steht  aber  im 
selben  scheinbaren  Widerspruch  zu  der  Wette  des  Prologs 
wie  die  schUeßliche  Fassung  des  Vertrags  zwischen  Mephisto 
und  Faust.  Denn  sie  weist  auf  eine  Seelenverschreibung 
Fausts  hin  und  lehnt  —  genau  umgekehrt  wie  der  Prolog  — 
eine  Ueberlassung  des  lebenden  Faust  an  den  Teufel  ab. 

Es  ist  also  folgendes  festgestellt: 
-Von  den  ältesten  Zeugnissen'  weist  Paralipomenon  7 

'  Morris,  Goethe-Jahrbuch  1901,  168  leitet  aus  den  schon  im 
Urfaust  stehenden  Worten  Fausts : 

»Wenn  nicht  das  süße  junge  Blut 
Heut  Nacht  in  meinen  Armen  ruht, 
So  sind  wir  um  Mitternacht  geschieden«  (V.  2636  ff.) 
als  allerersten  Plan  des  Dichters  einen  freien  Bund  zwischen  Faust  und 
Mephisto  ab.     Die  Worte  sind  indes  mit  einem  festen  Pakt  völlig  ver- 
träglich :  wenn  Mephisto  dem  Faust  Gretchen  nicht  verschafft,  so  ist  er 
eben  mit  seiner  Vertragsverpflichtung,  diesem  zu  Diensten  zu  stehen, 

5* 


68  Abhandlungen 


auf  die  Seelenverschreibung  Fausts  (Vertragsszene)  hin, 
während  Mephistos  Monolog  mit  einer  Seelenverschreibung 
ebenso  verträgUch  ist,  wie  mit  einer  Beschränkung  von 
Mephistos  Gewalt  auf  den  lebenden  Faust  (Prolog). 

Der  Prolog  sodann  enthält  die  Beschränkung  von 
Mephistos  Gewalt  auf  den  lebenden  Faust. 

Im  vollendeten  ersten  Teil  findet  sich  wiederum  die 
Seelenverschreibung,  und  im  scheinbaren  Widerspruch  mit 
Mephistos  Monolog  die  Wette. 

Im  zweiten  Teil  endHch  basiert  Mephistos  Verhalten 
an  Fausts  Leiche  (V.  11612  ff.)  abermals  auf  der  Seelen- 
verschreibung. 

Hieraus  folgt: 

Die  Idee  von  Fausts  Seelenverschreibung  ist  am  frühesten 
nachweisbar,  —  sie  entspricht  ja  auch  der  Volkssage  — 
sie  scheint  aufgegeben  im  Prolog,  ist  aber  in  der  Vertrags- 
szene und  im  zweiten  Teil  ausgeführt.  Die  Wett-Idee  des 
Prologs  stünde  hiernach  isoliert  und  im  Widerspruch  zur 
früheren  wie  zur  späteren  und  zwar  zur  später  ausgeführten 
Idee.  Ist  das  glaubhaft?  Glaubhaft,  daß,  wie  Morris 
(Goethe-Jahrbuch  1901,  181)  will,  Goethe  darauf  verzichtet 
habe,  irgend  einen  der  bisherigen  Pläne  konsequent  durch- 
zuführen ? 

Und  wenn  wir  auch  ruhig  annehmen  mögen,  daß  dem 
Dichter  bei  Abfassung  von  Mephistos  Monolog:  die  be- 
stimmte Formulierung  der  Wette  zwischen  Faust  und 
Mephisto  (»Werd'  ich  beruhigt  je  mich  auf  ein  Faulbett 
legen«)  noch  nicht  entfernt  vorschwebte,  ist  es  glaubhaft, 
daß  er  später  die  beiden  Szenen  so  dicht  nebeneinander 
stellte,  ohne  einen  Widerspruch  gewahr  zu  werden.^ 

Ist  doch  die  Wette  der  Angelpunkt,  um  den  sich  die 
ganze  Faustdichtung  dreht. 

Goethe  hat  einmal  von  den  Evangelien  zu  Eckermann 
gesagt:  »Es  ist  ein  Meer  auszutrinken,  wenn  man  sich  in 
eine  historische  und  kritische  Untersuchung  dieserhalb  ein- 
läßt. Man  tut  immer  besser,  sich  ohne  weiteres  an  das 
zu  halten,  was  wirklich  da  ist.«  (13.  Februar  183 1.)  Hatte 
aber  Eckermann  von  den  von  vier  verschiedenen  Köpfen 
geschaffenen  Evangelien  gemeint,  sie  seien  voller  Ab- 
weichungen und  Widersprüche,  »wenn  man  sie  näher  an- 
sieht«, so  w^erden  die  Widersprüche  des  Faust  bei  einer 
näheren  Betrachtung  —  gerade  umgekehrt  —  verschwinden. 


in  Verzug  und  daraus  erwächst  Fausts  Befugnis,  seinerseits  von  dem 
Vertrag  zurückzutreten,  sich  von  ihm  zu  scheiden.  Welche  Rechte  anderer- 
seits Mephisto  nach  diesem  Vertrag  haben  sollte,  läßt  die  Stelle  offen, 
weshalb  sie  für  unsere  Frage  nicht  zu  verwerten  ist. 


Die  Faust-Wetten  und  ihre  scheinbaren  Widersprüche     69 


III. 

Fausts  Schicksal  ist  der  Gegenstand  der  Dichtung :  wir 
müssen  also  vor  allem  Klarheit  über  die  Motive  gewinnen, 
die  ihn  zur  Eingehung  der  Wette  bestimmen. 

Goethe  und  Eckermann  sprachen  einmal  über  die 
Uni^ufriedenheit  als  das  Erbteil  von  Fausts  Charakter.  (6.  Juni 
183 1.)  »Und  alle  Näh'  und  alle  Ferne  befriedigt  nicht  die 
tiefbewegte  Brust« :  in  dieser  Kennzeichnung  klingt  die 
Schilderung  aus,  die  Mephisto  im  Prolog  (V.  306  f.)  von 
Faust  gibt.  Mit  einem  gewaltigen  Akkord  der  Unzufrieden- 
heit setzt  das  Drama  em.  Voll  von  ungestilltem  und  un- 
stillbarem Wissensdurst,  arm  an  Gütern  der  Welt,  ohne 
selbstbewußte  Kraft:  so  tritt  Faust  vor  uns  hin.  Seine 
Sehnsucht  nach  Erkenntnis  wird  durchkreuzt  von  seinem 
Drang,  draußen  in  der  Welt,  außerhalb  seines  dumpfen 
Mauerlochs,  von  allem  Wissensqualm  entladen,  sich  gesund 
zu  baden;  wenn  sich  ihm  nicht  der  Makrokosmus  der 
wirkenden  Natur,  der  Quellen  alles  Lebens  offenbart,  fühlt 
er  Mut,  sich  in  die  Erdenwelt  zu  wagen,  der  Erde  Weh, 
der  Erde  Glück  zu  tragen.  So  blicken  wir  gleich  zu  Anfang 
in  die  zwei  Seelen,  die  in  seiner  Brust  wohnen.  Und  diese 
seine  Stimmung  wird  auch  im  zweiten  Monolog  festge- 
halten, nur  verstärkt  durch  ein  neues  Moment:  die  auf 
dereinstige  Ideale  wehmütig  zurückblickende  Desillusioniert- 
heit  des  Mannes,  der  die  Grenzen  seiner  Jugend  über- 
schritten hat  und  dem  Glück  auf  Glück  im  Zeitenstrudel 
gescheitert  ist.  Es  khngt  ein  Ton  an,  wie  in  der  »Zueignung«, 
die  Goethe  bei  Wiederaufnahme  des  Faust  i.  J.  1797  als 
Erstes  schrieb,  ein  Ton,  wie  im  »Vorspiel«  aus  den  Worten 
des  Dichters,  der  sich  nach  den  Zeiten  zurücksehnt,  da  er 
noch  selbst  im  Werden  war,  da  Nebel  ihm  die  Welt  ver- 
verhüllten, die  Knospe  Wunder  noch  versprach,  da  der 
Drang  nach  Wahrheit  und  die  Lust  am  Trug  ihm  genug 
waren.  Fausts  Titanismus  ist  gebrochen;  zweifelnd,  ver- 
zagt fragt  er:  »Soll  ich  gehorchen  jenem  Drang?«  Die 
herrlichen  Gefühle,  die  das  Leben  dem  Jüngling  gab,  sind  in 
dem  irdischen  Gewühle  erstarrt;  nicht  menr  erweitert  sich 
Phantasie  mit  kühnem  Flug  hoffnungsvoll  zum  Ewigen :  — 
ein  kleiner  Raum  ist  ihr  nun  genug.  In  der  Mottenwelt 
seines  Studierzimmer-Trödels  wird  er  ja  doch  nicht  finden, 
was  ihm  fehlt;  weit  besser  noch  wäre  er  jenem  andern 
Triebe  gefolgt,  der  sich  an  die  Welt  klammert,  und  hätte 
sein  Weniges  verpraßt.  Aber  er  fühlt  auch  nicht  mehr  den 
Mut,  sich  in  die  Welt  zu  wagen.  Aus  der  Verzweiflung 
des  vom  jungen  Goethe  gedichteten  ersten  Monologs  rang 
sich  der  hoffnungsmutige  Entschluß  der  Geisterbeschwörung 


yo  Abhandlungen 


empor;  die  gebrochene  Stimmung  des  zweiten,  über  ein 
Vierteljahrhundert  später  entstandenen,  mündet  in  den  Ent- 
schluß des  Selbstmordes.  Wohl  sind  beide  Monologe  bloß 
durch  Fausts  Gespräch  mit  Wagner  voneinander  getrennt; 
aber  seine  —  in  höherem  Sinne  symboHsche  —  Zurück- 
weisung durch  den  Erdgeist  hat  die  Jünglingshoffnungen 
völlig  zerschmettert.  Nur  durch  Vernichtung  des  Ich  kann 
jetzt  die  Quelle  der  faustischen  Unzufriedenheit,  sein  Streben, 
zugeschüttet  werden:  schon  der  Anblick  der  todbringenden 
Phiole  mindert  dieses  Streben  (V.  697),  lindert  den  Schmerz, 
läßt  des  Geistes  Flutstrom  nach  und  nach  ebben.  Sogleich 
aber  —  und  das  ist  festzuhalten  —  erscheint  vor  seinen 
Augen  statt  des  Bildes  der  Vernichtung  »ein  neuer  Tag« 
(V.701);  er  fühlt  sich  bereit,  auf  neuer  Bahn  den  Aether 
zu  durchdringen;  ihn  lockt  die  Tat,  der  Erdensonne  ent- 
schlossen den  Rücken  zu  kehren  und  die  Pforten,  an  denen 
jeder  gern  vorüberschleicht,  vermessen  aufzureißen,  selbst 
mit  Gefahr,  ins  Nichts  dahin  zu  fließen;  ihn  lockt  diese  er- 
hebendeTat,  die  beweist,  daß  Manneswürde  nicht  der  Götter- 
höhe weicht,  wie  Kuno  Fischer  (Goethes  Faust  III ',  292) 
sagt:  »die  Tat  wider  die  Macht  der  Götter«. 

Alles  was  hier  Faust  zum  Selbstmord  seiner  körper- 
lichen Persönlichkeit  treibt,  treibt  ihn  später  in  der  Vertrags- 
szene zum  Selbstmord  seiner  geistigen. 

Jetzt  freilich  wird  er  ins  Leben  zurückgerufen  durch  die 
von  den  Osterglocken  geweckte  Erinnerung  an  seine  Kind- 
heit, da  er  an  Hoffnung  reich,  im  Glauben  fest  (V.  1026), 
bei  der  Tugend  muntren  Spielen  jene  Welt  in  sich  erstehen 
fühlte,  deren  erträumtes  Glück  im  Zeitenstrudel  gescheitert 
ist.  Diese  rückwärts  gewandte  Stimmung  zieht  ihn  zum 
Volke  hin,  dem  faustischer  Erkenntnis-  und  Lebensdrang 
fern  ist,  und  dort,  wo  Groß  und  Klein  zufrieden  jauchzt, 
fühlt  er  sich  wieder  Mensch.  Ein  rasch  vergängliches 
Gefühl:  wie  sollte  ein  Faust  sich  eins  glauben  mit  der 
primitiven  Empfindungs-  und  Gedankenwelt  des  schUchten, 
im  Wesen  stets  Kind  bleibenden  Menschen,  der  seine  Ziele 
nur  nach  dem  Nächsterreichbaren  absteckt  und  sich  um  das, 
was  »hinten,  weit  in  der  Türkei«  vorgeht,  nicht  kümmert? 
Wenn  die  Menge  seine  Kunst  rühmt,  ist  er  sich  seiner 
Ohnmacht  erst  recht  bewußt;  wenn  einem  Wagner  die 
allmählige  Aufhäufung  kleinen  Wissenskrames  genugtut, 
sieht  er  sich  hoffnungslos  in  ein  Meer  des  Irrtums  ver- 
sunken. Ruhm  und  Gelehrsamkeit:  —  er  hat  ihre  Nichtig- 
keit durchschaut,  und  so  zieht  es  ihn  wiederum  aus  der 
Enge  des  Irdischen  hinaus  ins  Grenzenlose,  in  den  unend- 
lichen Raum.  Und  wiederum  ruft  er  Geister,  —  doch  nicht 
den  die  Naturkräfte  enthüllenden  Geist  des  Makrokosmus, 


Die  Faust-Wetten  und  ihre  scheinbaren  Widersprüche     71 

auch  nicht  den  Geist  der  Erde,  sondern,  zwei  Seelen  in 
seiner  Brust,  beschwört  er  die  Geister  :(wischen  Erd'  und 
Himmel.  Noch  einmal  wohl  sucht  er  dann,  von  der  Menge 
losgelöst,  Frieden  in  der  Einkehr  bei  sich  selbst;  aber  dieses 
Zurückziehen  auf  das  eigene  Ich  kann  den  Mann,  der  einst 
den  Mut  hatte,  sich  in  die  Welt  zu  wagen,  der  Erde  Weh, 
der  Erde  Glück  zu  tragen,  für  den  am  Anfange  die  Tat 
steht,  nicht  dauernd  befriedigen.  Als  ihm  daher  Mephisto 
von  Gesetzen  und  Rechten  der  Hölle  redet,  drängt  sich 
ihm,  der  den  Welt-  und  den  Erdgeist  vergebens  festzuhalten 
gesucht,  in  geisterreichem  Drange  sofort  der  Gedanke  auf, 
durch  einen  Vertrag  mit  dem  neuen  Geist  sein  Sehnen  zu 
stillen.  (Doch  auch  dieser  Geist  scheint  ihm  nicht  stand- 
halten zu  wollen.  Freilich  ein  innerer  Grund  dafür,  daß 
Mephisto  sich  am  Schlüsse  dieser  Szene  entfernt,  um  gleich 
darauf  am  Anfang  der  folgenden  auf  demselben  Schauplatz 
wieder  zu  erscheinen,  ist  nicht  ersichtUch;  allein  Goethe 
wollte  wohl  hier  den  Disputationsakt  einschieben.  [Vgl. 
Paralipomena  11  ff.  und  Brief  an  Schiller  vom  6.  April  1801.]) 

IV. 

Ein  Weltmann  tritt  vor  Faust,  und  die  große  Vertrags- 
szene beginnt  mit  Mephistos  geflissentlichem  Hervorheben 
seiner  Ausstattung  als  edler  Junker:  schon  seine  Erscheinung 
soll  auf  Faust  wirken,  daß  dieser  gleichfalls  als  Weltmann 
»losgebunden,  frei«  sich  dem  Leben  hingebe.  Mephisto 
off"enbart  gleich  hier,  wie  wenig  bange  es  ihm  um  seine 
Wette  mit  dem  Herrn  ist  (V.  331),  wie  leicht  er  sie  zu 
gewinnen  hofft;  ist  er  doch  unfähig,  eines  Menschen  Geist 
in  seinem  hohen  Streben  zu  fassen.  Was  sollte  die  Welt 
wohl  einem  Faust  gewähren  können?  Entbehren  ist  ihr 
ewiger  Gesang;  nicht  nur  daß  ihm  kein  Wunsch  erfüllt 
wird,  schon  die  Stärke  des  Wünschens  ist  ihm  g;ebrochen; 
eigensinniger  Krittel  mindert  selbst  die  Ahnung  jeder  Lust; 
und  seine  Kräfte  sind  zu  schwach  für  Taten,  zu  denen  der 
göttliche  Drang  seines  Busens  ihn  antreibt.  In  solch  um- 
düsterter  Lebensstimmung,  hatte  er  zum  braunen  Safte 
gegriffen  in  jener  Nacht,  die  ihn  dem  Tode  fast  zugetrieben, 
—  nicht  auf  einen  Höhepunkt  des  Daseins,  als  Sieger  im 
Kampf,  als  Lebensgenießer,  von  einem  hohen  Erlebnis  Be- 
geisterter, nein:  als  Verzweifelter,  am  Leben  Gescheiterter, 
als  völHg  Enttäuschter,  ein  an  sich  selbst  und  den  irdischen 
Freuden  Verzagender,  den  Träumen  von  Ruhm,  Reichtum, 
Liebe,  Familienglück  Mißtrauender,  dessen  Ungeduld, 
Hotfnungs-  und  Glaubenslosigkeit  die  schöne  Welt  der 
Illusionen  mit  mächtiger  Faust  zerschlagen  hat.    Mephisto 


72  Abhandlungen 


in  seiner  Unfähigkeit,  Faust  zu  verstehen,  beharrt  auf  seinem 
Rat,  den  Schritt  ins  Leben  zu  tun,  und  nunmehr  macht  er 
Faust  den  bestimmten  Vorschlag,  ihm  dabei  Geselle,  Diener 
und  Knecht   zu  sein.    Hatte  er   aber  vorher  geglaubt,  ihn 
mit  den  Reizen  des  Lebens  locken  zu  können,  so  bequemt 
er   sich   jetzt  dem  Skeptizismus   an,  wie  er  Fausts  Fluch- 
Ausbruch   soeben  durchklungen  hatte:  man  sei  doch  nun 
einmal  Mensch  unter  Menschen,  er  selbst  zwar  keiner  von 
den  Großen,   doch  solle  Faust  auch  nicht  unter  das  Pack 
gestoßen  werden.   Dieser  Ton  hat  nichts  mehr,  was  Faust 
zu  erregen  brauchte,  und  so  fragt  er,  dem  ja  früher  selbst 
der  Gedanke  eines  Vertrages  mit  Mephisto  gekommen  war 
(oben  III),  nach  der  verlangten  Gegenleistung.    Mephistos 
Bedingung:    »Ich   will    mich   hier  zu   deinem  Dienst  vei- 
binden  .  .  .«  (V.  1656—59)  ist  die  alte  des  Faustbuchs,  nur 
daß  eine  Zeitbeschränkung  für  Mephistos  Dienste  und  Fausts 
Lebensdauer  (dort  24  Jahre)  fehlt.  Faust  nimmt  sie  in  dieser 
Form  aber  keineswegs  an.    Seine  Erwiderung  ist  eine  Art 
lauter  Ueberlegung.   Bedenken  gegen  die  von  ihm  verlangte 
Gegenleistung  hat  er  nicht.    Ueber  den  Wert  dessen,  was 
ihm  Mephisto  bietet,  äußert  er  sich   dagegen  mit  keinem 
Wort.  So  muß  ihm  denn  Mephisto  abermals  seine  Künste 
anpreisen:   »Ich  gebe  dir,  was  noch  kein  Mensch  gesehn« 
(V.  1674).    Und  wiederum  weist  Faust  diese  Anpreisung 
zurück.   Was  vermöchte  ihm,  dem  die  Welt  nichts  gewähren 
kann  (V.  1548),  ein  solch  armer  Teufel  Wertvolles  zu  geben.-' 
Wertvoll  wäre  ja  nur,  was  seinem  hohen  Streben  genügte, 
und  das  geht  nach  Unerreichbarem.   Der  große  Geist  hat 
ihn  verschmäht,  vor  ihm  verschließt  sich  die  Natur,  des 
Denkens  Faden  ist  zerrissen.   Doch  da  ist  noch  ein  anderes. 
Wohl  ist  für  Faust  Leben  Bewegung,  Streben;  aber  es  gibt 
noch  ein  anderes  Streben  als  das  nach  hohen  Dingen:  das 
Streben  nach  wechselnder  Sinnenfreude.    Und  dies  allein  ist 
ihm  übriggeblieben.     Er  hat  sich  zu  hoch  gebläht,  er  gehört 
nur  in   Mephistos   Rang.    Die   Zwecklosigkeit   des   hohen 
Strebens  war  ihm  aufgegangen  und  damit  dem  Streben  selbst 
die  Kraft  entzogen:  ihn  ekelt  lange  vor  allem  Wissen.  Die 
Nichtigkeit  des  Strebens  nach  Sinnenlust  ist  ihm  zwar  nicht 
weniger  offenbar;  aber  im  Gegensatz  zu  jenem  hohen  Streben 

gewinnt  dieses  niedere,  so  oft  es  versagt,  stets  neuen  Ansporn, 
nd  vor  allem:  es  kann  nicht  enttäuschen,  denn  über  den 
Wert  dieser  niederen  Dinge  hat  ein  Faust  sich  niemals 
Illusionen  gemacht.  Er,  der  von  allem  wahrhaft  Wissens- 
werten nichts  wissen  konnte,  das  Eine  weiß  er:  daß  diese 
Speise  nicht  sättigt,  daß  das  rote  Gold,  Quecksilber  gleich, 
in  der  Hand  zerrinnt,  das  Mädchen  an  seiner  Brust  mit 
Aeugeln  schon  dem  Nachbar  sich  verbindet,  der  Ehre  schöne 


Die  Faust- Wetten  und  ihre  scheinbaren  Widerspruche     73 

Götterlust  wie  ein  Meteor  verschwindet,  und  so  oft  er  das 
neu  erlebt,  wird  es  ihn,  so  hofft  er,  aufrütteln  zu  neuer 
Jagd  nach  Genuß.  In  dieser  Jagd  aber  wird  er  wenigstens 
streben  und  strebend  leben.  Und  dazu  mag  ihm  Mephisto 
verhelfen. 

Wiederum  aber  versteht  dieser  nicht,  worum  es  Faust 
zu  tun  ist:  ihm,  der  nie  ruhen,  nie  mehr  zur  Selbstbesinnung, 
zur  Vorstellung  der  Nichtigkeit  seines  Daseins  kommen 
möchte,  rühmt  er  das  genügsame  Ausruhen,  das  Behajgen 
im  Genuß.  Dagegen  bäumt  sich  Faust  auf:  der  nach  allem 
Greifende,  alles  Verlangende,  nach  allem  Strebende,  — Ruhe 
ist  das  einzige,  was  er  nicht  will,  was  er  flieht,  weil  es  seiner 
innersten  Natur  zuwider  ist.  In  diesem  Aufbäumen  seiner 
Seele  bietet  er  jetzt  Mephisto  die  Wette  an:  nicht,  um  das 
von  diesem  Versprochene,  Befriedigung  im  Lebensgenuß,  zu 
erlangen,  sondern  weil  er  weiß,  er  werde  es  nie  finden, 
.weil  er  es  als  sein  Schicksal  kennt,  »unbefriedigt  jeden 
Augenblick«  (V.  11452)  sein  zu  müssen.  Das  also,  was 
Mephisto  ihm  verspricht,  kann  ihm  nach  dem  Wettvertrag 
niemals  werden:  ruhiges  Lebensglück;  denn  in  dem  Augen- 
bhck,  da  er  es  fände,  wäre  sein  Leben  zu  Ende.  Es  wäre 
dann  auch  wertlos  für  ihn  geworden,  ein  Leben  ohne  Streben, 
ein  Tod  der  Seele.  Während  er  im  Volksbuch  seine  Seele 
ohne  weiteres  verschreibt,  soll  bei  Goethe  die  Seelen- 
verschreibung  nur  für  den  Fall  gelten,  daß  —  was  im  Volks- 
buch gar  nicht  in  Frage  stand  —  irdische  Lust  ihn  ruhig 
glücklich  mache.  Und  Faust  weiß,  daß  dies  unmögHch  ist, 
daß  er  mithin  seine  Seele  nie  verlieren  kann;  wäre  es  aber 
möglich,  dann  —  mag  ihn  der  Teufel  holen.  (»Ob  dein, 
was  frag'  ich,  oder  wessen.«  V.  17 11.)  Er  bietet  die  Wette 
mit  dem  souveränen  Gefühl  des  Höhenmenschen,  der  in  den 
Qualen  seiner  Seele  doch  mit  Verachtung  auf  die  Selbst- 
zufriedenheit der  kleinen  Naturen  herabsieht.  Mephisto 
gehört  zu  diesen  Platten:  will  Faust  ohne  Maß  und  Ziel  in 
den  Tiefen  der  Sinnlichkeit  glühende  Leidenschaften  stillen, 
so  erscheint  jenem  dieser  wilde  Drang  nur  als  ein  Ergötzen, 
ein  Naschen  und  Erhaschen.  Er  hat  es  nicht  begriffen,  daß 
statt  nach  Dingen,  bei  denen  man  nur  zuzugreifen  braucht, 
Faust  sich  nach  dem  Wechsel  von  Genuß  und  Schmer:;^, 
von  Gelingen  und  Verdruß,  nach  dem  ganzen  reichen  wider- 
spruchsvollen Leben  sehnt. 

Denn  schon  klingt  aus  seinem  Sinnentaumels-Drang 
leise  ein  neues  Wünschen,  ein  neues  Ziel.  Hat  er  seinem 
bisherigen  Leben  abgesagt,  verriegelt  er  die  Türe  seiner 
Studierstube  hinter  sich,  zerreißt  des  Denkens  Faden,  tritt 
er  aus  der  Einsamkeit  hinaus  »in  die  Welt  weit«  (V.  163 1), 
so  sucht  er  hier  mehr  als  glühende  Leidenschaften  zu  stillen. 


74  Abhandlungen 


Die  sinnliche  Welt  in  jener  höheren  Bedeutung  als  die  nicht 
nur  mehr  rational,  sondern  als  die  empirisch  zu  begreifende, 
zu  erlebende  Welt  tut  sich  vor  ihm  auf,  des  Daseins 
ungeheure  Welten  öffnen  sich  ihm,  in  das  Rauschen  der 
Zeit,  ins  Rollen  der  Begebenheit  will  er  sich  stürzen,  rastlos 
sich  als  Mann  betätigen;  sein  Busen,  vom  Wissensdrang 
geheilt,  soll  keinen  Schmerzen   künftig  sich  verschließen, 

»Und  was  der  ganzen  Menschheit  zugetheilt  ist. 
Will  ich  in  meinem  Innern  Selbst  genießen.« 

Bei  diesen  Versen  (1770  f.)  hat  die  fertige  Dichtung  den 
Anschluß  an  das  Fragment  gefunden.  Und  hier  liegt  der 
Kern  der  Wette.  Der  anscheinend  teuflische  Drang  zur 
Sinnenwelt  wandelt  sich  in  Faust  bei  der  Berührung  mit 
Menschen,  zu  denen  ihn  die  Wege  der  Sinnenwelt  führen, 
in  erlösende  Humanität.  Der  erste  Schritt,  der  ihn  abwärts 
zu  stürzen  scheint,  das  Teufelsbündnis,  ist  der  erste  Schritt 
aufwärts:  hat  doch  der  nur  mit  sich  selbst  befaßte  einsame 
Denker  der  beiden  Monologe  um  die  Menschheit  und  ihr 
Wohl  und  Wehe  sich  nicht  gekümmert.  Vorhergespiegelt 
hatte  sich  diese  Wendung  schon  im  Ostermonolog:  die  Tat 
des  Selbstmords  lockte  ihn  zu  neuen  Sphären  reiner  Tätigkeit, 
und  wie  ihn  hier  die  Gefahr,  ins  Nichts  dahin  zu  fließen, 
nur  gereizt  hatte,  so  reißt  es  ihn  jetzt  dahin,  sein  eigen 
Selbst  zu  dem  der  Menschheit  erweiternd,  wie  diese  selbst 
am  End'  auch  zu  zerscheitern.  Denn  maßlos  war  sein 
Erkenntnisdrang,  maßlos  ist  sein  Lebenshunger.  Aber  dieser 
Selbstvernichtungstrieb,  der  sich  im  Ostermonolog  gegen 
seine  physische,  in  der  Vertragsszene  gegen  seine  moralische 
Persönlichkeit  richtet,  er  enthält  im  Keime  schon  deren 
Wiedergeburt,  »dieses:  Stirb  und  Werde!«' 

V. 

Daß  die  Freuden  der  Welt  nur  Scheinfreuden  sind, 
daß  dem  Herzen  aus  ihnen  niemals  Ruhe  und  Frieden 
quillt:  Mephisto  weiß  das  natürlich  so  gut  wie  Faust, 
Mephisto,  dessen  Amt  es  doch  ist,  die  Menschen  zu  plagen 
(V.  298),  nicht  ihnen  Wohltaten  zu  erweisen,  und  der 
ihnen  die  Illusion  der  Sinnenlust  nur  als  Köder  hinwirft, 
um   sie   an   sich   zu   reißen.     Er  kann  daher  nicht  hoffen. 


'  Nach  obenstehenden  Ausführungen  ist  der  von  Kuno  Fischer 
u.  A.  gerügte  Bruch  an  der  Uebergangsstelle  des  Endes  der  Lücken- 
ausfüllung und  dem  Fragment  von  1790  nicht  vorhanden,  kein  Gegen- 
satz zwischen  dem  angeblich  früheren  titanischen  Faust  hier  und  dem 
angeblich  späteren  nur  nach  Genuß  strebenden  dort.  Gehören  doch 
auch  die  »titanischen«  Verse  1754 ft.  zu  dem  später  Gedichteten! 


Die  Faust- Wetten  und  ihre  scheinbaren  Widersprüche     75 

es  werde  ihm  gelingen,  Faust  den  Augenblick  zu  bereiten, 
zu  dem  er  sagte:  »Verweile  doch!  du  bist  so  schön!« 
Einem  Faust  am  wenigsten,  dem  das  Schicksal  einen  Geist 
gegeben  hat,  der  ungebändigt  immer  vorwärts  dringt  und 
dessen  übereiltes  Streben  der  Erde  Freuden  überspringt. 
Diese  Erkenntnis  spricht  Mephistos  unmittelbar  auf  die 
Vertragsszene  folgender  Monolog  aus  und  daraus  erhellt 
seine  Einsicht,  daß  Faust,  durch  der  Erde  Freuden  nicht 
zu  bändigen,  niemals  beruhigt  auf  das  Faulbett  zu  legen 
sein  wird.  Wodurch  Mephisto  trotzdem  Herr  über  ihn  zu 
werden  hofft,  das  sagt  sein  Monolog  nicht  minder  klar. 
Wenn  Faust  dahin  gebracht  werde,  Vernunft  und  Wissen- 
schaft verachtend,  in  den  Blend-  und  Zauberwerken  der 
Sinnlichkeit  sich  von  ihm  bestärken  zu  lassen,  dann  hätte 
er  diesen  Geist  von  seinem  Urquell  abgezogen,  dann 
vermöchte  er  ihn  auf  seinem  Wege  mit  herab  zu  ziehen 
(V.  324  ff.),  der  Herr  würde  ihn  verloren  haben  und  er 
wäre  kraft  der  sittlichen  Weltordnung  dem  Teufel  ver- 
fallen. »So  hab'  ich  dich  schon  unbedingt«  (V.  1844)  — 
das  heißt:  ohne  die  Bedingung  unseres  Vertrages,  dann 
ist  das  Göttliche  der  Faust-Natur  vernichtet.  Der  Wett- 
vertrag als  solcher  ist  also  für  Mephisto  ganz  gleichgültig; 
er  brauchte  nur  eine  Handhabe,  um  Faust  durch  das  wilde 
Leben  zu  schleppen,  und  deshalb  mußte  Faust  sich  ihm 
ergeben.  In  diesem  wilden  Leben  aber  wird  er  niemals 
Erouickung  finden;  hier  muß  er  zappeln,  starren,  kleben 
und  Speis'  und  Trank  wird  seiner  Unersättlichkeit  immer 
vor  gier'gen  Lippen  schweben.  Die  Bedingung  des  Vertrags 
wird  also  Mephisto  nicht  erfüllen,  aber  —  darauf  rechnet 
er  —  Faust  wird,  von  ihm  durch  das  wilde  Leben  geschleppt, 
Staub  fressen  und  mit  Lust  (V.  334)  und  deshalb: 

»hätt'  er  sich  auch  nicht  dem  Teufel  übergeben, 
Er  müßte  doch  zu  Grunde  gehn!«  (V.  1866  f.) 

Vernunft  und  Wissenschaft  hier  —  teuflische  Blend- 
und  Zauberwerke  dort:  das  sind  nach  den  Anfangsworten 
seines  Monologs  für  Mephisto  zwei  einander  ausschließende 
Gebiete;  von  dort  geht  s  zum  Himmel,  von  hier  zur  Hölle. 
Die  gleiche  GegensätzHchkeit  spiegelt  sich  in  Fausts  Seele: 
da  sein  Erkenntnisdrang  verschlossene  Türen  findet,  führt 
ihn  Sehnsucht  nach  Lebensgenuß  dem  Teufel  in  die  Arme. 
Beide,  Mephisto  wie  Faust,  wissen  nicht,  daß  auch  aus 
dem  Lande  der  Sinnlichkeit  ein  Pfad  empor  führt.  Wohl 
läßt  das  wilde  Leben  außerhalb  der  Studierstube  Faust 
schuldig  werden:  von  Gretchens  Verführung  bis  zur  Ge- 
\valttat  an  Philemon  und  Baucis  ist  sein  Weg  der  Weg 
eines  Irrenden;  aber  auf  ihm  findet  er  »eine  immer  höhere 


76  Abhandlungen 


und  reinere  Tätigkeit  bis  ans  Ende.« '  Der  Logos  als 
Weltprinzip,  als  Prinzip  seines  Lebens  ist  ihm  nicht  das 
Wort,  der  Sinn,  sondern  die  Kraft,  die  Tat.  Nicht  mehr 
richtet  er  die  Augen  nach  drüben,  der  Tüchtige  steht  fest 
und  sieht  hier  sich  um  (V.  1 1443  ff.).  Die  Befriedigung, 
die  ein  vor  der  Welt  sich  verschließender  Wissensdrang 
versagte,  findet  er  draußen  seine  Kräfte  betätigend.  Der 
Menschheit  Wohl  und  Weh  hat  er  auf  seinen  Busen  gehäuft; 
doch  nicht,  wie  er  bei  seiner  Seelenverschreibung  geglaubt, 
um  wie  sie  selbst  am  End'  zu  zerscheitern,  sondern  in 
dem  Schöpfergefühle  des  Volksbeglückers  selbst  den  höchsten 
Augenblick  des  Glückes  geniefiend.  So  hat  Goethe  das 
Schema  des  i.  Paralipomenon  durchgeführt:  »Lebens  Genuß 
der  Person  von  außen  gesehn,  in  der  Dumpfheit  Leiden- 
schaft I.  Theil.  Thaten  Genuß  von  außen  und  Genuß 
mit  Bewußtseyn  Schönheit  zweyter  Theil.  Schöpfungs 
Genuß  von  innen.«  Durch  die  Welt  wandert  Faust,  doch 
nicht  zur  Hölle,  sondern  zum  Himmel,  dem  Wilhelm  Meister 
vergleichbar,  der  wie  Saul  ausging,  seines  Vaters  Esel  zu 
suchen  und  ein  Königreich  fand,  der  es  nicht  fand  in  einer 
erträumten  Scheinwelt,  sondern  in  der  großen  Menschen- 
gemeinschaft. Erst  sie  aber  Hegt  diesseits  von  Gut  und 
Böse;  erst  in  ihr  entstehen  sittHche  Konflikte;  Fausts 
Studierzimmer  hätte  nur  der  Schauplatz  einer  Wissens- 
tragödie sein  können,  nicht  der  einer  Willenstragödie;  für 
eine  solche  taugt  als  Bühne  nur  die  Welt. 


VL 

Wozu  aber  der  ganze  Pakt,  wenn  Mephisto  den  Faust 
auch  ohne  solchen  »unbedingt«  zu  haben  glaubt?  Diese 
Frage  kann  wohl  kaum  ernstlich  aufgeworfen  werden.  Das 
Motiv,  daß  ein  nach  höchster  Erkenntnis  strebender  Mensch 
sich  dem  Teufel  verschreibt,  der  dafür  weniger  seine  für 
frevelhaft  angesehene  Wißbegier  stillt,  als  ihn  vielmehr  in 
Sinnenlust  verstrickt,  war  in  der  alten  Sage  gegeben,  und 
für  Goethe  ist  es  der  dramatische  Hebel  zu  Fausts  Entschluß, 
den  Schritt  in  die  Welt  weit  aus  der  Einsamkeit  zu  tun. 
Die  in  seinem  schreckHchen  Fluch  auf  den  Höhepunkt 
gelangte  Verzweiflung  treibt  ihn  nicht  nur  von  seinen 
hohen  Zielen  ab,  die  ihm  jetzt  als  »Lock-  und  Gaukelwerk« 
(V.  1588)  erscheinen,  sie  treibt  ihn  auch  hin  zur  Welt, 
zunächst   zur  Lust  der  Welt,  die  Mephistos  Monolog  als 

'  So  Goethe  zu  Eckermann  (6.  Juni  183 1).  Wie  weit  diese  Idee 
im  Gedicht  zur  poetischen  Darstellung  gekommen  ist,  ist  hier  nicht  zu 
erörtern. 


Die  Faust- Wetten  und  ihre  scheinbaren  Widersprüche     77 

das  wahre  Blend-  und  Zauberwerk  bezeichnet,  die  für  Faust 
aber  den  Durchgang  zu  höheren  Zielen  bildet.  Fausts, 
des  Menschen  Tätigkeit  erschlafft  also  nicht  in  der  Ver- 
zweiflung, er  versinkt  nicht  in  unbedingte  Ruh  (V.  340  f.), 
sondern  das  rastlose  Streben,  das  den  Kern  seines  Wesens 
bildet,  reizt  ihn  neu  »zu  Lust  und  Thaten«  (V.  1629^ 
wirkt  und  schafft,  wenn  auch  zunächst  »als  Teufel«  TV.  343I. 
Was  aber  ist  nach  des  Herren  Wort  Mephisto  anderes  als 
der  Geselle  des  Menschen,  ihm  zugegeben  um  zu  reizen, 
zu  wirken  und  als  Teufel  zu  schaffen?  So  steckt  in  der 
dramatischen  Form  des  Dialogs  der  Vertragsszene  psycho- 
logisch ein  Monolog  Fausts,  eine  Verlautbarung  der  Für- 
und  Gegen-Vorstellungen,  die  sich  in  der  Seele  des  Helden 
vor  einer  großen  Entschließung  vollziehen,  und  w^ir  müssen 
auch  hier  die  Kunst  des  Dichters  bewundern,  solche  in 
des  Busens  Tiefe  sich  bekämpfende  Willensregungen  zu 
Persönlichkeiten  auszugestalten  und  ihnen  die  reiche  Farbig- 
keit selbständigen  Lebens  zu  verleihen.  Da  ist  es  denn 
echt  teuflisch,  wenn  Mephisto,  dessen  Amt  und  Art  es 
doch  ist,  den  Menschen  von  der  unbedingten  Ruh'  auf- 
zujagen, eben  diese  Ruhe  dem  Faust  als  Lockung  hinhält, 
obgleich  er  weiß,  daß  dieser  sie  in  der  Sinnenlust  nicht 
finden  wird.  Freilich  erweist  er  sich  damit  auch  als  der 
dumme  Teufel  der  Volkssage,  denn  er  lockt  Faust  in 
WirkHchkeit  nicht  hinab,  sondern  hinauf. 

VIL 

Hinauf  führt  Fausts  Weg,  und  so  kann  er  dem  Teufel 
nicht  verfallen.  Er  starrt  nicht  und  klebt  nicht  und  läßt 
sich  nicht  in  Blend-  und  Zauberwerken  von  dem  Lügen- 
geist bestärken. 

Aber  auch  rein  formal  betrachtet  gewinnt  Mephisto 
die  Wette  nicht.  Denn  niemals  sagt  Faust  zum  Augenblicke, 
zum  gegenwärtigen:  »Verweile  doch!  du  bist  so  schön!« 
Seine  letzte  Stunde  zeigt  ihm  den  Wunsch,  die  Gegenwart 
festzuhalten,  als  die  Vision  von  etwas  Zukünftigem: 

»Solch  ein  Gewimmel  möcht  ich  sehn  .  . . 
Zum  AugenbUcke  dürft'  ich  sagen:' 
Verweile  doch,  du  bist  so  schön !  . . . 
Im  Vorgefühl  von  solchem  hohen  Glück 
Genieß'  ich  jetzt  den  höchsten  Augenblick.« 

(V.  ii579ff0 


*  Die  erste  Niederschrift  (H*):  »Ich  darf  zum  Augenbhcke  sagen« 
ist  vom  Dichter  sicher  mit  Bedacht  geändert  worden. 


yS  Abhandlungen 


Weiter  als  je  ist  er  zu  dieser  Stunde,  in  voller  menschen- 
beglückender Tätigkeit  begriffen,  davon  entfernt,  sich  auf 
ein  Faulbett  zu  legen,  davon  entfernt,  sich  mit  Genuß 
betrügen  zu  lassen;  nicht  ist  für  ihn  der  schöne  Augenblick 
der  Ruhe  gekommen,  den  er  verweilen  lassen  möchte: 
erst  in  der  Zukunft  sieht  er  diesen  AugenbHck,  strebend 
bemüht  er  sich  nach  ihm.  Sein  ganzes  Leben  freilich  ist 
solch  strebendes  Bemühen  gewesen ;  aber  wieder  und  wieder 
hat  auch  dieser  Mensch,  so  lang  er  strebte,  geirrt :  am 
stärksten,  als  er  (in  der  Vertragsszene)  sein  Streben  nach 
Vernunft  und  Wissenschaft  abschwor  für  die  nichtigen 
Güter  des  Sinnenlebens,  für  Speise,  die  nicht  sättigt.  Am 
freiesten  von  menschlicher  Schwachheit  aber  steht  er  an 
seines  Lebens  Schlüsse  da.  Glücklich  im  ruhigen  Genüsse 
des  Augenblicks  kann  ein  Faust  niemals  werden,  und  es 
ist  eine  letzte  Täuschung,  wenn  er  wähnt,  ein  solches  Glück 
stehe  ihm  nach  Erlangung  seines  letzten  Zieles  bevor :  er 
müßte  ja  dann  nach  neuen  Zielen  streben,  das  Wohl  des 
Volkes  böte  ihm  neue  Aufgaben.  Und  —  würde  er  sein 
Ziel,  so  wie  er  es  sich  gestellt  hat,  überhaupt  ganz  erreichen 
können?  Für  Faust-Naturen  quillt  aus  jedem  Glücksmoment 
wiederum  eine  Leidenszeit.  Qual  und  Glück  vermischen 
sich  in  einer  titanischen  Empfindung,  bekämpfen  einander, 
drängen  vorwärts  zu  immer  neuen  Zielen.  Schmerz  und 
Genuß,  Gelingen  und  Verdruß  stürzen  den  rastlos  sich 
betätigenden  Mann  in  einen  unaufhörHchen  Wechsel  der 
Gefühle.  In  der  Vertragsszene  hatte  das  Faust  vor- 
empfunden;  am  Schlüsse  seines  Lebens  erkennt  er's  klar: 

»Im  Weiterschreiten  find'  er  Qual  und  Glück, 
Er!  unbefriedigt  jeden  AugenbUck.«    (V.  11451  f.) 

Dort  wollte  er,  ehe  er  sich  auf  ein  Faulbett  legte,  lieber 
am  Ende  selbst  zerscheitern;  hier  hat  er  sich  jetzt  dazu 
durchgerungen,  statt  der  Hoffnung,  dem  Glauben,  aer  Geduld 
zu  fluchen,  an  seine  großen  Ziele  geduldig  und  hoffend  zu 
glauben.  Dem  Arbeiter  für  die  Zukunft  kann  freiUch  keine 
Gegenwart  das  Glück  behaglicher  Ruhe  schenken;  aber  wie 
nie  zuvor  genießt  Faust  zuletzt  das  Glück  des  Glaubens  an 
sein  großes  Ziel:  weiß  doch  der  Blinde  nicht,  daß  die  Spaten, 
deren  Geklirr  ihn  ergötzt,  weil  er  wähnt,  sie  vollbrächten 
die  von  ihm  befohlene  segensreiche  Arbeit,  in  Wahrheit 
sein  Grab  graben. 

Wenn  demgegenüber  Mephisto  sich  Sieger  der  Wette 
wähnt,  so  zeigt  er  damit  wiederum,  daß  eines  Menschen 
Geist  in  seinem  hohen  Streben  von  seinesgleichen  nie  gefaßt 
wird  und  er  nicht  zu  erkennen  vermag,  was  Fausts  Seele 
bewegt  in  diesem  letzten  Augenblick,  der  alles  andere  ist 


Die  Faust-Wetten  und  ihre  scheinbaren  Widersprüche     79 

als  schlecht  und  leer.  (V.  11589.)  Kein  irdischer  Richter 
und  gewiß  nicht  Christus,  vor  dessen  Thron  nach  ursprüng- 
hchem  Entwurf  die  Wette  zum  Austrag  kommen  sollte, 
würde  ihm  den  Sieg  zugesprochen  haben.  Nur  bei  ganz 
äußerhcher  Vertragsauslegung  kann  er  sich  selbst  glauben 
machen,  seine  Verführungskünste  hätten  Faust  überlistet,' 
und  so  ist  es  eine  feine  Ironie,  daß  er  schließlich  selbst 
durch  die  Engel  —  freilich  ohne  deren  Absicht  —  in  Ver- 
suchung geführt  und  überlistet  wird. 

VIII. 

Ist  Mephisto  gegenüber  Faust  unterlegen,  so  ist  er  es 
ohne  weiteres  auch  gegenüber  dem  Herrn.  Der  Herr  hat 
Faust  nicht  verloren,  vielmehr  ihn,  der  damals  ihm  nur 
verworren  diente,  in  die  Klarheit  geführt.  (V.  308  f.)  Wett- 
preis zwischen  dem  Herrn  und  Mephisto  war  aber  nichts 
anderes  als  das  Siegerbewußtsein  des  Gewinners.  Das  er- 
hellt aus  den  Worten  Mephistos,  von  dem  die  Wette  aus- 
gegangen war: 

»Wenn  ich  zu  meinem  Zweck  gelange, 

Erlaubt  ihr  mir  Triumph  aus  voller  Brust.«    (V.  332  f.); 

er  riskiert  beim  VerUeren  dementsprechend  nichts  anderes 
als  das  Gefühl  der  Beschämung  (»Und  steh  beschämt,  wenn 
du  bekennen  mußt . . .«  V.  327J.  Eine  Wette  im  Rechtssinne 
ist  ein  solches  Abkommen  überhaupt  nicht,  denn  bei  einer 
solchen  ist  der  Verlierende  zu  einer  Leistung  an  den  Ge- 
winnenden verpflichtet;  es  ist  vielmehr  ein  —  rechtlich 
völlig  belangloser  —  Meinungsaustausch.  Demgemäß  beruft 
sich  Mephisto,  als  er  Fausts  Seele  in  Anspruch  nimmt, 
nicht  auf  sein  Abkommen  mit  dem  Herrn,  sondern  allein 
auf  den  von  Faust  erlangten  »blutgeschriebenen  Titel« 
(V.  11613).  Zwischen  dem  Herrn  und  Mephisto  handelt  es 
sich  nicht  um  Fausts  UnsterbUches:  das  spricht  ihre  ein- 
gangs (I)  angeführte  Wechselrede  mit  Nachdruck  aus: 

»Der  Herr. 
So  lang  er  auf  der  Erde  lebt. 
So  lange  sei  dir's  nicht  verboten  . . . 

Mephistopheles. 
Da  dank'  ich  euch;  denn  mit  den  Todten 
Hab'  ich  mich  niemals  gern  befangen  .  .  . 
Für  einen  Leichnam  bin  ich  nicht  zu  Haus«  (V.  315  ff.). 

*  Vgl.  Paralipomenon  200: 

»Wir  sind  noch  keineswegs  geschieden 
Der  Narr  wird  noch  zuletzt  zufrieden 
Da  läuft  er  willig  mir  ins  Garn.« 


8o  Abhandlxjngen 


Damit  wird  der  Streit  um  Fausts  Seele  ausschließlich  auf 
die  Erde  lokalisiert,  das  ganze  Problem  auf  Fausts  Erden- 
wallen eingeschränkt,  die  Frage,  dem  theologischen  Gebiet 
entrückt,  auf  das  reinmenschliche  übertragen,  das  Jenseits 
auf  das  Diesseits  projiziert:  die  Sittlichkeitsfrage  ist  nicht 
transzendent  zu  lösen.  Freilich,  die  Menschen,  denen  einzig 
Tag  und  Nacht  taugt,  scheinen  ohne  die  alten  mytholo- 
gischen S3^mbole  nicht  auszukommen  und  auch  der  Künstler, 
der  Dichter,  der  Dramatiker  greift  nach  solchen  Symbolen. 
So  operiert  denn  auch  das  Faust-Drama  beim  Pakt  und  in 
den  Schlußszenen  des  zweiten  Teils  mit  der  Vorstellung 
des  Gegensatzes  von  Himmel  und  Hölle.'  Der  Prolog  aber 
steht  außerhalb  des  Dramas;  mit  ihm  tritt  der  Dichter  vor 
den  ßühnenvorhang  und  spricht  den  Sinn  seiner  Dichtung 
rein  aus.  Der  Himmel  des  Prologs  redet  von  keiner  Hölle, 
in  ihm  haben  neben  den  echten  Göttersöhnen  (V.  344)  auch 
die  Geister,  die  verneinen,  Platz:  sie  alle  dienen  nach  des 
Herren  Theodizee  der  sittlichen  Weltordnung;  auch  die 
Kraft,  die  das  Böse  will,  schafft  das  Gute,  —  an  Faust 
exemplifiziert:  das  Weltleben,  in  das  ihn  Mephisto  schleppt, 
hebt  ihn  läuternd  empor. 

IX. 

Im  Volksbuch  hat  Mephisto  recht  behalten.  Fausts 
erstes  Verbrechen,  aus  dem  alle  anderen  entsprangen,  war 
dort  sein  schrankenloser  Erkenntnisdrang.  »Also  wer  hoch 
steygen  will,  der  fallet  auch  hoch  herab.«  (Spies  S.  19.) 
Ganz  im  Gegenteil  ist  es  bei  Goethe  dieses  Höhenstreben, 
das  Faust  läutert  und  beglückt.  Mephisto  freilich  vermag 
dies  beides  nicht  zu  begreifen.  Gut  und  Böse  sind  nur 
relative  Begriffe :  eine  und  dieselbe  Sache  kann  je  nach  der 
Betrachtungsweise  gut  oder  böse  erscheinen.  Nach  diesem 
Gedanken  seines  Spinoza  (Ethica  IV  praef.,  tract.  de  intell. 
emend.  §  12)  läßt  Goethe  des  Mensclien  Wandel,  aus  zwei 
verschiedenen  Gesichtswinkeln  gesehen,  dem  bösen  Geist 
als  einen  bösen,  dem  Herren  als  einen  guten  erscheinen. 
Mag  er  einmal  den  rechten  Weg  einschlagen,  —  Mephisto 
weiß  es,  dann  »dauert  es  nicht  lange«  (V.  330);  der  Herr 
seinerseits  sieht,  daß  der  Mensch  wohl  irrt,   so   lang  er 


'  Goethe  zu  Eckermann  (6.  Juni  183 1):  »Uebrigens  werden  Sie 
zugeben,  daß  der  Schluß,  wo  es  mit  der  geretteten  Seele  nach  oben 
geht,  sehr  schwer  zu  machen  war,  und  daß  ich  bei  so  übersinnlichen, 
kaum  zu  ahnenden  Dingen  mich  sehr  leicht  im  Vagen  hätte  verlieren 
können,  wenn  ich  nicht  meinen  poetischen  Intentionen  durch  die  scharf 
umrissenen  christlich-kirchlichen  Figuren  und  Vorstellungen  eine  wohl- 
thätig  beschränkende  Form  und  Festigkeit  gegeben  hätte.« 


Die  Faust-Wetten  und  ihre  scheinbaren  Widersprüche     8l 

strebt,  aber  daß  ein  guter  Mensch  sich  des  rechten  Weges 
wohl  bewußt  ist  und  er  läßt  seine  Engel,  Fausts  Unsterb- 
liches tragend,  singen: 

»Wer  immer  strebend  sich  bemüht 
Den  können  wir  erlösen.«    (V.  1 1936  f.) 

Und  wie  dem  Mephisto  die  Menschenwelt  als  ein  Sünden- 
pfuhl erscheint,  so  ist  sie  ihm  ein  Jammertal:  er  findet  es 
auf  der  Erde  immer  herzUch  schlecht,  die  Menschen  dauern 
ihn  in  ihren  Jammertagen,  er  mag  sogar  die  Armen  selbst 
nicht  plagen  (V.  296  ffj.  Wie  ihm  stets  nur  das  Befleckte 
und  nie  das  Reine  in  die  Augen  springt,  so  auch  nur  die 
Qual  und  nicht  das  Glück  menschlicnen  Strebens:  was 
^ilt  ihm  Fliegen,  wenn  man  gleich  wieder  im  Grase  liegt? 
(V.  289  f.)  Nicht  nur  das  Läuternde,  auch  das  Beglückende 
des  Strebens  ist  ihm  verschlossen.  Faust,  dem  anfangs  sein 
Streben  die  Quelle  der  Unzufriedenheit  war,  hat  gelernt, 
daß  es  den  Menschen  zum  Glück  dient;  auf  den  Räumen, 
die  er  ihnen  öff"net,  sollen  die  Millionen  nicht  sicher,  doch 
tätig  frei  wohnen  (V.  11564),  umrungen  von  Gefahr,  Freiheit 
und  Leben  tägUch  neu  erobernd  (V.  11 576  f.). 

Ein  Unzulängliches  bleibt  das  Streben  des  Erdensohns 
nach  Glück,  und  zur  vollendeten  Reinheit  vermag  er  nicht 
emporzusteigen.  Von  einer  höchsten  Warte  aus  gesehen, 
konnte  daher  Mephisto  als  Teil  der  Kraft,  die  aas  Böse 
will,  seine  Wette  nicht  ganz  verHeren.  Er  sollte  sie  auch, 
wie  Goethe  am  3.  November  1820  an  Schubarth  schrieb, 
»halb  gewinnen,  und  wenn  die  halbe  Schuld  auf  Faust  ruhen 
bleibt,  so  tritt  das  Begnadigungsrecht  des  alten  Herrn  sogleich 
herein«.  (W.  A.  34,  5.)  Die  vollendete  Dichtung  setzt  an 
die  Stelle  der  Gnade  die  teilnehmende  Liebe  (V.  1 1938  f.), 
welche  mit  dem  Herrn  weiß,  daß  der  Mensch  irrt,  so  lang 
er  strebt,  die  Geistergröße,  die  der  Unglücksmann  jammert, 
ob  er  heilig,  ob  er  böse  (V.  4619  f.).  Nicht  appelHert  Me- 
phisto, wie  ursprünglich  geplant  (vgl.  Parahpomena  194, 
195;  206),  an  das  Gericht  des  Herrn:  —  das  Faustproblem 
wird  gelöst  von  una  poenitentium,  der  mater  gloriosa,  dem 
Ewig -Weiblichen.  »Es  ist  alles  Mitleid  und  das  tiefste  Er- 
barmen. Da  wird  kein  Gericht  gehalten,  und  da  ist  keine 
Frage,  ob  er  es  verdient  oder  nicht  verdient  habe,  wie  es 
etwa  vor  Menschen-Richtern  geschehen  könnte.«  So  redete 
Goethe  zu  Eckermann  über  den  Anfang  des  zweiten  Teils. 
(Goethes  Faust  am  Hofe  des  Kaisers,  von  Johann  Peter 
Eckermann,  herausg.  von  Friedrich  Tewes,  S.  XIII.)  Er 
habe  hierbei  seine  Zuflucht  zu  wohlthätigen,  mächtigen 
Geistern  nehmen  müssen,  wie  sie  uns  in  der  Gestalt  und 
im  Wesen  von  Elfen  überliefert  sind.    Am  Schlüsse  des 

GoBTHK- Jahrbuch  XXXIV  6 


82 


Abhandlungen 


zweiten  Teils  nahm  er  dann  seine  Zuflucht  zu  den  Figuren 
des  christHchen  Himmels.  Ob  verdient,  ob  nicht  verdient: 
»bei  den  Elfen  kommen  solche  Dinge  nicht  in  Erwägung« 
(a.  a.  O.)  —  so  wenig  wie  hier,  wo  ewigen  Liebens  öfl^en- 
barung  der  Geister  Nahrung  ist  (V.  11922!?.),  wo  die  leicht 
Verführbaren  traulich  zur  Himmelskönigin  kommen  dürfen 
(V.  12022  f.),  die  auch  großen  Sünderinnen  ihre  Nähe  nicht 
verweigert  (V.  12061  t),  wo  die  geeinte  Zwienatur  der 
Elemente  und  starke  Geisteskraft  nur  die  ewige  Liebe  zu 
scheiden  vermag  (V.  1 1958  ff.).  Die  Gestalten  heidnischen 
und  christlichen  Glaubens  sind  so  dem  Dichter  gleich  gut 
als  Symbole:  als  Symbole  reinster  MenschHchkeit.  Mit 
den  Augen  reinster  Menschlichkeit  hat  er  seinen  Faust 
angeschaut,  und  durchdrungen  von  ihr  »auch  dieser  guten 
Seele«  den  Himmel  geöffnet. 


Ein  orientalistischer  Berater 

GOETHES: 

Heinrich  Friedrich  von  Diez 

Von 

Franz  Babinger 


Uen  Gelehrten,  von  denen  Goethe  bei  seinen  orien- 
talischen Studien  mittelbar  oder  unmittelbar  Förde- 
rung erfuhr,  ward  in  den  »Noten  und  Abhandlungen 
zu  besserem  Verständnis  des  Westöstlichen  Divans«  ein 
Denkmal  der  Erinnerung  und  der  Dankbarkeit  gesetzt.  Von 
den  Orientalisten,  deren  Namen  sich  da  verzeichnet  finden, 
wie  Jones,  de  Sacv,  Eichhorn,  Lorsbach,  von  Hammer  und 
von  Diez,  hat  der  letzte  die  geringste  Beachtung  bei  Lebens- 
beschreibern  gefunden,  obwohl  gerade  er  neben  dem  Frei- 
herrn von  Hammer  den  bedeutendsten  Einfluß  auf  Goethes 
Beschäftigung  mit  der  Welt  des  Morgenlandes  und  damit  auf 
die  Entstehung  des  Westöstlichen  Divans  ausgeübt  hat,'  Karl 
Siegfried  (1830— 1903)  hat  es  daher  in  seiner  Ausgabe  des 

'  In  unmittelbarem  Anschluß  an  diesen,  im  Juni  verflossenen 
Jahres  fertiggestellten,  Beitrag  habe  ich  versucht  in  einer  Ende  August 
19 12  vollendeten  Abhandlung  mit  dem  Titel:  »Der  Einfluß  von 
H.  F.  V.  Diezens  ,B^ch  des  Kabus*  und  »Denkwürdigkeiten  aus  Asien' 
auf  Goethes  Westöstlichen  Divan«  im  einzelnen  die  Quellen  aufzuzeigen, 
die  im  Divan  auf  Diezens  Werke  weisen;  dieser  Aufsatz  erscheint  in 
einer  der  nächsten  Hefte  der  »Germanisch-Romanischen  Monatsschrift« 
(Heidelberg,  C.  Winters  Verlag). 

6* 


84  Abhandlükgen 


»Briefwechsels  zwischen  Goethe  und  v.  Diez«  im  11.  Band 
des  Goethe-Jahrbuches  mit  Recht  als  auffallend  bezeichnet, 
daß  Hch.  Frd.  von  Diezens  merkwürdiger  Persönlichkeit  in 
der  Allgemeinen  Deutschen  Biographie  mit  keinem  Worte 
gedacht  ward.  Das  Leben  dieses  schon  durch  seine  regen 
Beziehungen  mit  Goethe  bedeutsamen  Mannes  hat  bislang 
überhaupt  keine  eingehende  Darstellung  gefunden,  so  daß 
mir  eine  Zusammenfassung  alles  dessen,  was  sich  verschie- 
denen Ortes  an  lebensgeschichtUchem  Stoff  ermitteln  ließ, 
verbunden  und  ergänzt  durch  die  Ergebnisse  eigener  Nach- 
forschungen, eine  dankenswerte  Aufgabe  erschemen  mußte. 


Dem  Eintrag  im  Kirchenbuch  der  Schloßkirche  zu 
St.  Aegidien  in  Bernburg  zufolge  kam  Heinrich  Friedrich 
Diez  am  2.  September  1751'  in  der  damaligen  Hauptstadt 
des  Herzogtums  Anhalt  als  Sohn  des  Kauf-  und  Handels- 
mannes Christian  Friedrich  Diez  und  seiner  Ehefrau  Maria 
Elisabeth  ZolUcoffer  (getraut  1739  zu  Magdeburg)  zur  Welt. 
Seine  Knabenjahre  verbrachte  er  in  seiner  Vaterstadt,  wo  er 
auch  das  Gymnasium  durchlief.  Im  Jahre  1769  begab  er 
sich  an  die  Universität  Halle,  um  hier  dem  Studium  der 
Rechtswissenschaft  zu  obliegen.*  Hier  betätigte  sich  Diez 
alsbald  als  eifriges  Mitglied  der  »Amicistenloge  Constantia«,* 
einer  von  den  Landsmannschaften  verschiedenen,  auf  Sitt- 
lichkeit, Fleiß,  gutes  Betragen  und  wechselseitige  Unter- 
stützung abzielenden  Studentenverbindung,  zu  der  sich  auch 
höhere  Militärpersonen  und  Kaufleute,  vor  allen  die  Offi- 
ziere des  damals  in  Halle  garnisonierenden  Anhalt-Bemburg- 
schen  Regiments  gesellten.  Der  Gedanke,  der  diesen  Bund 
beseelte,  fand  in  dem  schwärmerischen,  fast  mystisch  ver- 
anlagten Jüngling  Diez  einen  begeisterten  Verfechter;  im 
Jahre  1772  heß  er  sogar,  freilich  ohne  Namensnennung, 
eine  Verteidigungsschrift  zu  Halle  erscheinen,  die  den  Titel 
trug:  »Vortheil  geheimer  Gesellschaften  für  die  Welt:  von 
einem  UnzertrennUchen  in  der  A[micitia].«  Wann  Diez  die 
Universität  Halle  verließ,  konnte  nicht  festgestellt  werden 
und  auch  die  Frage  muß  offen  bleiben,  ob  er  auch  an  anderen 
Hochschulen  seine  Studien  betrieb.  Als  Früchte  seiner  schrift- 


'  Nicht  am  2.  Septemb.  oder  22.  Septemb.  1752,  wie  man  bisher  las. 

'  Nach  gütiger  Mitteilung  des  Universitäts-Sekretariates  in  Halle 
immatrikulierte  sicn  Diez  am  21.  April  1769. 

'  Vgl.  »H.  A.  O.  Reichard  (175 1— 1828).  Seine  Selbstbiographie, 
überarbeitet  und  herausgegeben  von  Herman  Uhde«,  Stuttgart,  Cotta, 
1877,  Seite  75.  —  »Unzertrennlich«  war  die  herkömmliche  Unterschrifts- 
formel der  Ordensmitglieder. 


Ein  orientalistischer  Berater  Goethes:  H.  F.  v.  Diez       85 

Steilerischen  Tätigkeit  erschienen  in  den  folgenden  drei 
Jahren  die  philosophischen  Arbeiten;  »Beobachtungen  über 
die  Natur  des  Menschen«  (Halle  1773,  8°),  ;^Versuch  über 
den  Patriotismus«  (Frankfurt  und  Leipzig  1774,  8°)  sowie 
»Der  Stand  der  Natur«  (Lfemgo]  1775,  8°). 

Die  schlechten  Geldvernältnisse  seiner  Eltern  mögen  in 
der  Hauptsache  Diez  veranlaßt  haben,  nach  einer  einträg- 
lichen Stellung  sich  umzusehen,  und  als  er  bald  darauf  an 
der  Regierung  in  Magdeburg  (seinerzeit  noch  ein  sog.  Pro- 
vinzial-Justizkollegium)  den  Posten  eines  Referendars,  später 
eines  ersten  Expedienten  und  zuletzt  eines  Kanzleidirektors 
erhielt,  war  er  froh,  durch  diese  untergeordneten,  aber  gut 
bezahlten  Aemter  aller  Geldsorgen  ledig  geworden  zu  sein. 
Diez  scheint  von  Jugend  auf  eine  besondere  Neigung  zur 
Sprachenkunde  gehabt  zu  haben  und  in  Magdeburg  suchte  er 
auf  diesem  Gebiete  sich  auszubilden  und  eine  möglichst 
•große  Anzahl  von  Sprachen  sich  anzueignen.  Die  Lern- 
weise, die  er  einschlug,  bestand  darin,  daß  er  die  Gesell- 
schaft von  Polen,  Russen  und  Ungarn  und  anderer  Aus- 
länder, die  damals  zu  Magdeburg  in  Besatzung  standen,  auf- 
suchte, um  durch  mündlichen  Verkehr  möglichst  rasch  und 
sicher  deren  Landessprachen  zu  erfassen.  Mit  dem  hervor- 
ragenden Schulmann  Gottfried  Benedikt  Funk  [1734— 18 14) 
lebte  Diez  in  vertrautem  Umgang'  und  auch  den  Dichter 
Johann  Wilhelm  Ludwig  Gleim  [1719—1803],  mit  dem  er 
später  in  häufigem  Briefwechsel  stand,  mag  er  in  jenen 
Jahren  seines  ersten  Magdeburger  Aufenthaltes  kennen  und 
schätzen  »elernt  haben. 

Mit  der  Zeit  aber  ward  es  dem  vorwärtsstrebenden, 
von  großem  Ehrgeiz  und  Selbstgefühl,  ja  Selbstüberschätzung 
erfüllten  Manne  in  den  knappen  Verhältnissen  der  Elbe- 
kleinstadt zu  eng  und  so  sehen  wir  nunmehr  sein  eifriges 
Bemühen  dahin  abzielen,  eine  andere,  höhere  Stellung  sich 
zu  erringen.  Ein  Lieblingsgedanke  Diezens  war  eine  Reise 
nach  dem  Morgenlande,  mit  dessen  Hauptsprachen  er  bereits 
flüchtige  Bekanntschaft  gemacht  hatte,  und  zu  seinenHerzens- 
wünschen  zählte  die  Stellung  eines  preußischen  Konsuls 
oder  Geschäftsträgers  in  einem,  wenn  auch  weitentlegenen, 
großen  Handelsplatze  des  Ostens.  Daß  er  dieses  Wunsches 
Erfüllung  in  überraschender  Bälde  erlebte,  verdankte  Diez 
ausschließlich  derVermittelung  und  Fürsprache  eines  Mannes, 
mit  dem  er  seit  den  Jahren  1773/74  durch  Briefwechsel  und 


'  Vgl.  G.  B.  Funk:  »Schriften,  nebst  einem  Anhang  über  sein 
Leben  und  Wirken  «  2  Teile,  gr.  8".  Berlin  1820.  2.  Teil,  Seite  266, 
wo  ein  Brief  Diezens  an  Funk  vom  7.  Juni  181 1  abgedruckt  ist,  der 
über  die  Schwierigkeiten  der  Herausgabe  der  Kabus-Bücher  handelt. 


86  Abhandlungen 


gemeinsame  Schriftstellerei  in  freundschaftlicher  Beziehung 
stand,  des  als  Denkwürdigkeitenschreiber  bekannt  gewor- 
denen damaligen  Geheimen  Archivars  Christian  Wilhelm 
Dohm^  [175 1  — 1820]  zu  Berlin.  Von  ihm  erhielt  er  im 
Frühling  des  Jahres  1784  die  Mitteilung,  daß  Friedrich  der 
Große  den  preußischen  Geschäftsträger  in  Konstantinopel 
Gaffron  abberufen  habe  und  dieser  Posten  daher  erledigt 
sei.  Obwohl  kein  namhafter  Gehalt  damit  verbunden  war, 
zögerte  Diez  keinen  Augenblick,  sich  um  diese  Stelle  zu 
bewerben.  Dohm  bewirKte  bei  dem  Minister  Ewald  Fried- 
rich Grafen  von  Hertzberg,  daß  neben  anderen  auch  sein 
Freund  beim  König  in  Vorschlag  gebracht  und  schließlich 
sogar  unter  denen  auserwählt  ward,  die  dem  König  zur 
engeren  Wahl  vorgestellt  werden  sollten.*  Diez  erhielt  also 
eines  Tages  die  Aufforderung,  sich  schleunigst  in  Berlin 
einzufinden,  um  zugegen  zu  sein,  wenn  Friedrich  IL  sein 
Erscheinen  verlange.  Dohm  hatte  in  seinem  Freund  einen 
hervorragenden  Sprachenkenner  vermutet,  der  vor  allem  das 
Französische  geläufig  schreiben  und  sprechen  könne;  er 
erlebte  daher  eine  bittere  Enttäuschung,  als  er  sich  vom 
Gegenteil  überzeugen  mußte.  Denn  gerade  die  damalige 
Diplomatensprache  ward  von  Diez  sehr  unvollständig  ver- 
standen und  noch  schlechter  gesprochen.  Da  war  es  als 
ein  besonders  glückhcher  Zufall  anzusehen,  daß  gerade  in 
jenen  Tagen  Friedrich  der  Große  leidend  war  und  Diez 
dadurch  Zeit  gewann,  das  Versäumte  nachzuholen,  indem 
er  dreizehn  Wochen  in  Berlin  verweilen  mußte,  ehe  der 
Tag  der  Vorstellung  am  Hofe  herannahte.  Ein  Sprachlehrer 
ward  sofort  in  Dienst  genommen  und  im  Hause  Dohms, 
wo  er  täglich  wenigstens  einige  Stunden  beim  Mittagessen 
zubrachte,  bemühten  sich  der  Geheime  Archivar  und  seine 
Gattin  ihrem  Gaste  durch  fortwährende  Anwendung  des 
Französischen  diese  Sprache  nach  Möglichkeit  geläufig  zu 
machen.  So  konnte  Diez  wenigstens  auf  einige  Wahr- 
scheinlichkeit rechnen,  den  ang^estrebten  Posten  zu  erlangen. 
Eride  1784  ward  er  zum  König  befohlen.  Die  Schilderung 
seiner  Unterredung  mit  Friedrich  dem  Großen  hat  sich  in 
einem  vom  29.  luli  179 1  aus  Philippsthal  bei  Saarmund 
(nächst  Potsdam^  ausgefertigten  Briefe  Diezens  an  den 
Dichter  Gleim  erhalten  und  ich  glaube  sie  an  dieser  Stelle 
wiedergeben  zu  müssen,  da  sie  ein  Schlaglicht  auf  die  Denk- 
weise und  das  Wesen  des  Schreibers  wirft  und  zugleich  die 


'  Seit  1786  geadelt. 

•  Vgl.  Christian  Wilhelm  von  Dohm  nach  seinem  Wollen  und 
Handeln.  Ein  biographischer  Versuch  von  W.  Gronau,  Lemgo  1824, 
Seite  107  ff. 


Ein  orientalistischer  Berater  Goethes:  H,  F.  v.  Diez       87 

bereits  bekannte  Tatsache  erhärtet,  daß  des  großen  Königs 
PersönUchkeit  schon  durch  die  Unmittelbarkeit  des  Ver- 
kehrs aus  einem  Verächter  einen  begeisterten  Verehrer 
machen  konnte.  Gleim,  in  aufrichtiger  Liebe  dem  König 
zugetan,  hatte  in  einem  Schreiben  vom  15.  Juni  179 1  Diez 
zu  seiner  Sinnesänderung  beglückwünscht:  »Sie  erinnern 
sich  ohne  Zweifel,  mein  theuerster  Freund,  wie  wir  einmal 
über  unseren  Einzigen'  beim  Hofrath  Koepken  an  einander 
geriethen;  ich  wäre,  dacht'  ich,  zu  hitzig  gewesen;  Sie  hätten 
dem  alten  Mann  sein  Jugendfeuer  übel  genommen;  dieser 
Gedanke  verUeß  mich  nicht.  Ich  wollte  meinen  Fehler  Ihnen 
vergüten  und  wüßt'  es  nicht  anzufangen.  Nun  endlich  seh' 
ich  mit  großem  Vergnügen,  daß  wir  Eines  Sinnes  geworden 

in  Absicht  auf  unseren  Einzigen  Einzigen,  sehe  — 

. .  —  nun  endlich  sehe  ich,  daß  mein  Einziger,  seit  50  Jahren 
im  stillsten  Eichenhain  von  mir  besungen,  der  Ihrige  nun 
auch  geworden  ist,  und  ich  liebe  Sie  um  desto  mehr!« 
Diezens  Antwort,  die  sich  neben  dem  Briefe  Gleims  in  Nr.  77 
des  »Literarischen  Conversationsblattes«  vom  3.  April  1821 
(F.  A.  Brockhaus,  Leipzig)  abgedruckt  findet,  lautete : 

»Es  geschah  blos  auf  seine*  eigene  Wahl,  denn  ich 
ward  mit  vier  oder  fünf  Andern  vom  Ministerio  vorge- 
schlagen, welches  nach  seiner  Art  von  jedem  Competenten 
so  wenig  Gutes  als  Böses  sagte,  daß  ich  wenigstens  nicht 
gewußt  haben  würde,  wem  nach  diesem  Berichte  von  Allen 
der  Vorzug  gebühre  (ein  Umstand,  der  mich  sehr  ärgerte, 
sobald  ich  ihn  erfuhr,  weil  ich  glaubte,  daß  es  der  Mühe 
nicht  lohne,  mich  nach  Berlin  gerufen  zu  haben,  um  mich 
auf  eine  so  unbedeutende  Art  mit  Andern  zu  vermischen 
und  der  Lästerung  blos  zu  stellen).  Indessen  der  König 
greift  mich  heraus,  ich  weiß  nicht  warum;  ob  ich  gleich 
sagen  muß,  daß  ich  ihm  nicht  unbekannt  geblieben  bin, 
weil  ich  in  eigenen  Angelegenheiten  mehrmals  an  ihn  ge- 
schrieben hatte.  Er  befahl  aber,  daß  ich  nicht  abgehen 
sollte,  bis  er  mich  selbst  gesehen  und  mir  die  Instructionen 
selbst  gegeben  haben  würde.  Das  Letztere  war  bis  dahin 
immer  Sache  des  Ministeriums  gewesen.  Ich  mußte  nun 
in.  Berhn  ij  Wochen  warten,  weil  der  König  krank  war; 
ein  langer  Zwischenraum,  wo  die  Cabale  noch  alle  Versuche 
machte  mich  zu  verdrängen.  Auch  war  der  König  noch 
krank,  als  er  in  Potsdam  den  ersten  Revue-Tag  hielt;  es 
war,  glaube  ich,  der  2qste  Mai,  und  auf  diesen  Tag  war  ich 
bestellt.  Ich  war  noch  voll  von  den  Ideen,  welche  Sie  in 
Magdeburg  von  mir  gehört  hatten.  Ich  hatte  überhaupt 
alle  Schulideen  von  großen  Königen  verloren,  nachdem  ich 

'  u.  *  Friedrich  der  Große  ist  gemeint. 


Abhandlungen 


über  Friedrich  weggekommen  war.  Ich  hatte,  wenn  ich 
so  sagen  darf,  mein  System  angenommen,  welches  mich 
pünctlich  und  fast  ängstUch  in  Erfüllung  der  mir  obliegenden 
Pflichten  machte,  aber  auch  gleichgültig,  dreist  und  kühn 
gegen  alle  Leute,  die  man  Große  und  Könige  der  Erde 
nennt.  Dies  hatte  die  Folge,  daß  ich  vor  Friedrich  mit 
einer  Fassung  und  Gleichmüthigkeit  kam,  welche  er  durch 
seine  gewöhnlichen  Ueberraschungen  nicht  aus  dem  Gleich- 

fewicht  werfen  konnte,  wie  es  z.  B.  schon  bei  meinem 
rscheinen  seine  Absicht  seyn  mochte;  denn  als  ich  in  die 
Thür  seines  Cabinets  eintreten  wollte,  kam  er  mit  einer 
Heftigkeit  auf  mich  los,  daß  er  dicht  vor  mir  zu  stehen 
kam,  ehe  ich  in  die  Stube  einkommen  konnte,  so  daß  ich, 
wenn  ich  vor  ihm  die  gewöhnliche  Verbeugung  hätte 
machen  wollen,  ich  entweder  ihm  hätte  vor  den  Kopf 
stoßen  oder  wieder  zurücktreten  müssen;  ich  that  aber 
keines  von  beiden,  blieb  auf  der  Stelle  stehen,  ohne  ihn  zu 

grüßen,  erwartete  seine  ersten  Fragen,  die  er  sehr  eilig 
ervorbrachte,  gab  ihm,  ebenso  gleichgültig  als  ehrerbietig, 
schnell  meine  Antworten  und  so  trat  er  selbst  allmähHch 
zurück  und  ich  folgte  ihm  auf  dem  Fuße  nach,  bis  er  an 
seinen  Tisch  gelangte  und  sich  in  den  Armstuhl  warf,  wo 
er  sein  Gespräch  fortsetzte  und  ich  dicht  vor  ihm  stehen 
blieb.  Ich  oekenne,  daß  die  Gleichgültigkeit,  welche  ich 
bewies,  mit  aus  dem  Gefühle  herrührte,  daß  ich  nicht  ge- 
kommen war,  um  Brot  zu  suchen,  welches  ich  hatte,  sondern 
weil  ich  empfand,  dem  Staate  auf  dem  neuen  Posten  im 
Großen  besser  dienen  zu  können,  als  auf  meiner  alten  Stelle, 
die  mich  nicht  mehr  genug  beschäftigte,  nachdem  ich 
hundertjährige  Unordnungen  auf;g:eräumt  hatte.  Ich  nahm 
auch  Gelegenheit,  dem  Könige  dies  bemerkHch  zu  machen 
und  er  sah  mich  darauf  mit  großen  Augen  an  vom  Haupte 
bis  zum  Fuße  und  sagte  endlich:  das  sey  lohenswürdig. 

Genug  um  zur  Sache  zu  kommen;  Friedrich  hatte  an 
jenem  Tage  früh  um  4  Uhr  seine  Cabinets- Geschäfte  ver- 
richtet, war  sodann  zur  Musterung  gegangen,  kam  gegen 
1 1  Uhr  zurück,  ließ  sich  sodann  die  fremden  Officiere  vor- 
stellen, setzte  sich  nach  zwölf  Uhr  zu  Tische,  wo  er  bis 
um  zwei  Uhr  bleiben  mochte  und  von  da  bis  3V3  Uhr 
Nachmittags  hatte  er  Adjutanten  bei  sich,  um  ihre  Berichte 
zu  hören  und  ihnen  seine  Befehle  für  die  Manoeuvres  des 
anderen  Tages  zu  geben.  Ich  begegnete  denen  noch,  als 
ich  mit  Herrn  Lasbeires,'  der  zum  Schreiben  bestellt  war, 
hereingerufen  ward.   Hier  stand  ich  nun  neben  dem  Manne, 


'  Wohl  Laspeyres  zu  schreiben. 


Ein  orientalistischer  Berater  Goethes:  H.  F.  v.  Diez       89 

der  bis  dahin,  seit  dem  Augenblicke  des  Erwachens,  vor 
Geschäften  gleichsam  nicht  zu  sich  selbst  gekommen  war, 
und  der  noch  krank  seyn  sollte;  nichts  Krankes,  nichts 
Müdes,  nichts  Erschlafftes,  im  Gegentheil,  Alles  an  seinem 
Vortrag  und  an  seinen  Begriffen  so  frisch,  so  klar  und 
durchdacht,  daß,  nachdem  seine  ersten  Fragestücke  vorüber 
waren,  woraus  ich  im  Grunde  wenig  machte,  er  meine 
ganze  Aufmerksamkeit  fesselte,  als  ich  ihm  in  die  Sache 
selbst,  über  den  Zweck  meiner  Mission,  über  die  Interessen 
von  Preußen  und  anderen  Mächten,  auch  über  den  Charakter 
und  die  Verfassung  der  Türken,  mit  einem  Zusammenhang 
und  Plane  hineingehen  hörte,  wovon  ich  bei  jedem  Andern, 
der  sich  6  Monate  dazu  vorbereitet  haben  möchte,  eine 
große  Idee  gefaßt  haben  würde.  Endlich  fing  er  an,  die 
Instruction  zu  dictiren:  bei  jedem  Absatz  hielt  er  inne, 
machte  Paraphrasen  und  spielte  zugleich  mit  dem  Wind- 
hunde, der  ihm  unterdessen  auf  den  ochoß  gesprungen  war, 
und  nachdem  er  mich  jedesmal  eins  um  das  andere  hatte 
sprechen  lassen,  um  zu  hören,  ob  ich  seine  Meinung  recht 
verstanden,  fuhr  er  fort  zu  dictiren,  zu  paraphrasiren,  mit 
dem  Hunde  zu  spielen  und  mich  zu  hören,  und  so  ging  es 
bis  an's  Ende  einer  2  Bogen  langen  Instruction,  ohne  daß 
er  sich  von  Lasbeires  das,  was  geschrieben  war,  wieder 
vorlesen  und  sich  in  Zusammenhang  bringen  Heß,  als  dessen 
Faden  er  gar  nicht  verloren  hatte.  Die  ganze  Audienz 
dauerte  2  Stunden,  bis  gegen  51A  Uhr,  und  ich  war  instruirt 
wie  man  seyn  muß. 

Nun  aber  hatte  sich  meine  erste  Gleichgültigkeit  in 
Bewunderung  verwandelt  und  ich  bekenne,  daß  ich  fähig 
gewesen  wäre,  mich  in  dem  Augenblicke  niederzuwerfen 
und  das  Genie  anzubeten,  denn  wahr  ist's  immer  und  ewig, 
daß  großer  Verstand  große  Wirkung  thut,  und  daß  man 
alsbald  wahrnimmt,  daß  für  einen  Kopf  von  solcher  Ueber- 
legenheit  Nichts  unmögHch  bleibe. 

Wer  Friedrich  war,  wußte  ich  nun  von  ihm  selbst  und 
bald  nach  meiner  Ankunft  in  Stambul  empfing  ich  mit  jedem 
Posttage  neue  Proben  seines  umfassenden  und  immer  in's 
Große  gehenden  Geistes « 

So  ward  also  Diez  Geschäftsträger  —  charg6  d'affaires  — 
Preußens  an  der  Hohen  Pforte.  Die  Aufgaben,  die  seiner 
am  Goldenen  Hörn  harrten,  erforderten  zu  ihrer  Lösung 
ein  hohes  Maß  von  diplomatischem  Geschick  und  bald 
sollten  seine  Fähigkeiten  in  dieser  Richtung  auf  eine  schwere 
Probe  gestellt  werden.  Dohm  bewies  sich  auch  in  der 
Ferne  als  treuer  Freund,  indem  er  Diezen  regelmäßig  kurze 
Auszüge  aus  den  wichtigsten  Eilbotschaften  der  übrigen 
preußischen  Gesandten  mitteilte  und  ihm  gute  Ratschläge 


90  Abhandlungen 


bezüglich  Inhalt  und  Abfassung  seiner  eigenen  Berichte 
erteilte.  Dieses  Entgegenkommen  abseiten  Dohms,  der  am 
Hofe  Friedrichs  des  Großen  gewichtigen  Einfluß  besaß,  war 
besonders  in  der  ersten  Zeit  von  Diezens  Aufenthalt  in 
Konstantinopel  von  Bedeutung,  da  er  in  Berlin  eines  Ver- 
teidigers für  manche  Sonderbarkeiten  und  Eigenheiten  in 
seinen  staatsmännischen  Ansichten  dringend  bedurfte.  Eine 
dieser  Anschauungen,  die  mit  der  des  Königs  in  geradem 
Widerspruche  stand,  gipfelte  darin,  »daß  am  Hofe  des 
Sultans  der  Mittelpunkt  des  preußischen  poHtischen  Systems 
anzulegen  sei«.  Ausführliche  Berichte,  weitschweifige  Dar- 
legungen und  umständhche  Begründungen  —  das  Geheime 
Staatsarchiv  zu  Berlin  besitzt  eine  Unmenge  Schriftstücke 
von  Diezens  Hand  —  gingen  nach  der  Hauptstadt  ab, 
worüber  sich  der  König  eher  erzürnt  als  befriedigt  zeigte. 
Da  starb  am  17.  August  1786  Friedrich  II.  und  eine  der 
ersten  Amtshandlungen  seines  Neff"en  und  Nachfolgers  be- 
stand darin,  daß  er  seinen  Vertreter  in  der  Türkei  nebst 
mehreren  anderen  bürgerlichenGesandten  und  höheren  Staats- 
beamten in  den  Adelsstand  erhob  und  ihm  die  Stellung 
eines  bevollmächtigten  Ministers  und  außerordenthchen 
Gesandten  mit  einem  jährHchen  Gehalt  von  loooo  Talern 
übertrug;  außerdem  ward  ihm  eine  Sondersumme  von 
12000  Talern  für  Geschenke  bewilligt,  die  er  bei  seiner 
Antrittsvorstellung  in  seinem  neuen  Amte  an  türkische 
Hofleute  und  Beamte  verteilen  sollte. 

Als  im  September  1787  die  Kriegserklärung  der  Türkei 
an  Rußland  erfolgte,  ward  Herr  von  Diez  vor  eine  harte 
Aufgabe  gestellt:  er  sollte  nach  des  Grafen  Hertzberg 
Weisung  die  Osmanen  »durch  vernünftiges  Zureden,  durch 
Aufklären  über  ihre  wahren  Interessen«  zur  Abtretung 
wichtiger  Landesteile  bestimmen.  Diez  war  nun  als  eifriger 
und  aufrichtiger  Freund  der  Türken  in  eine  höchst  un- 
angenehme Lage  gebracht.  So  war  er  vermutlich  schon 
vorher  nicht  gänzlich  ohne  Anteil  an  der  Eröffnung  der 
Feindseligkeiten  gegen  die  Russen,  insoferne  er  von  den 
aus  Berhn  erfolgten  Anmahnungen  zur  Mäßigung  niemals 
Gebrauch  gemacht  zu  haben  scheint  und  den  allgemein 
lautenden  Freundschaftsversicherungen,  zu  deren  Erteilung 
er  gleichfalls  ermächtigt  war,  off'enbar  eine  Wendung  gab, 
aus  der  die  Türken  für  den  ausbrechenden  Krieg  auf 
preußische  Hilfe  glaubten  rechnen  zu  dürfen,  »Auf  dieser 
Ueberzeugung  der  Türken  —  eine  Täuschung,  die  sie  mit 
der  halben  Welt  teilten  —  beruhte,  wie  Diez  sehr  wohl 
fühlte,  der  Einfluß  Preußens  bei  der  ottomanischen  Pforte. 
Jetzt  sollte  er  denselben  so  recht  aus  freien  Stücken  ver- 
nichten, indem  er  der  Pforte   den  Verzicht  auf  vier  ihrer 


Em   ORIENTALISTISCHER  BERATER   GOETHES :   H.  F.  V.  DiEZ  9I 

schönsten  Provinzen  anriet!«'  Diez  suchte  dem  Grafen 
Hertzberg  dieses  Vorgehen  auszureden  und  schlug  vor, 
Preußen  solle  sich  mit  den  Mächten  vereinigen,  die 
Rußlands  und  Oesterreichs  natürlichste  Gegner  seien: 
mit  Schweden,  Polen  und  der  Türkei;  auf  diese  Ver- 
bindungen gestützt,  werde  Preußen,  so  meinte  Diez  in 
seinem  Schreiben  an  Hertzberg  vom  8.  März  1788,  den 
übrigen  Staaten  Gesetze  vorschreiben  und  sich  zur  ersten 
Macht  Europas  erheben  können.  So  wohlbegründet  Diezens 
Einwendungen,  so  staatsklug  seine  Vorschläge  waren,  so 
wenig  konnten  sie  den  Minister  in  seiner  Ueberzeugung 
wankend  machen.  Als  im  Sommer  1788  die  Osmanen 
mehrere  Siege  über  die  Türken  erfochten,  sah  Hertzberg 
zwar  ein,  daß  es  nunmehr  widersinnig  sei,  ihnen  Ab- 
tretungen zuzumuten,  aber  zum  Entschlüsse,  seinen  Plan 
endgültig  aufzugeben,  konnte  er  sich  auch  dann  noch  nicht 
durchringen,  kr  bestand  nach  wie  vor  darauf,  daß  die 
Pforte  nur  mit  Vermittlung  Preußens  Frieden  schließen 
dürfe  und  sie  solle  dann  der  russischen  Kaiserin  ihre  Er- 
oberungen nur  unter  der  Bedingung  zurückgeben,  daß  sie 
Gahzien  an  Polen  überlasse,  das  dann  wieder  Preußen  zu 
entschädigen  hätte.  Dafür  würde  dann  Preußen  einen 
ewigen  Bund  mit  der  Türkei  schließen.  Friedrich  Wilhelm  II. 
wandte  mit  Recht  dagegen  ein,  daß  die  Osmanen  bei  ihren 
Erfolgen  gar  nicht  an  Friedensunterhandlungen  dächten 
und  inre  Eroberungen  für  sich  selbst  behielten,  ohne  sich 
um  ihre  Freunde  zu  bekümmern.  Da  starb  am  7.  April  1789 
der  Sultan  Abd-ül-Hamid,  und  als  sein  Nachfolger  Selim  III. 
(1789— 1803)  den  von  seinem  Oheim  begonnenen  Krieg 
fortsetzte  und  ein  Heer  über  die  Donau  sandte,  ward  er 
von  den  vereinigten  russisch-österreichischen  Streitkräften 
am  Rimnicu-Flusse  durch  Suwarow  vernichtet ;  Bessarabien, 
die  Walachei,  Belgrad  und  Ismail  fielen  den  Verbündeten 
in  die  Hände.  Da  nahte  sich  von  Preußens  Seite  der  be- 
drängten Türkei  ein  Helfer  in  der  Not.  Friedrich  Wilhelm  II. 
ließ  zuerst  der  Pforte  und  dem  Hofe  zu  Petersburg  seine 
Vermittlung  antragen;  als  er  aber  beiderseits  mit  seinem 
Vorschlage  keinen  Beifall  fand,  beauftragte  er  H.  F.  von  Diez, 
mit  der  Hohen  Pforte  einen  Bündnisvertrag  abzuschließen, 
wozu  ihm  allgemein  gehaltene  Weisungen  an  die  Hand 
gegeben  wurden.  Der  preußische  Geschäftsträger  aber 
überschritt  die  Grenzen  der  ihm  erteilten  Vollmacht,  indem 
er   im   Entwurf  des  Abkommens   der   Türkei   zugestand, 


'  Vgl.  Paul  Bailleu's  Aufsatz:  »Graf  Hertzberg«  in  Hch.  vonSybels 
»Historischer  Zeitschrift«  (Neue  Folge,  6.  Band.  Der  ganzen  Reihe 
42.  Band,  Seite  475  ff.),  dem  ich  im  nachstehenden  folge. 


92  Abhandlungen 


daß  unter  den  Gebieten,  deren  Wiedererlangung  man  ihr 
gutsagte,  auch  die  Krim  aufgeführt  ward.  Freilich  schützte 
Diez  seine  Verantwortlichkeit  durch  die  Vorsichtsmaßregel, 
dem  Abkommen  die  Bedingung  beizufügen,  daß  die  zur 
vollen  Gültigkeit  gehörige  Unterzeichnung  erst  in  fünf 
Monaten  zu  erfolgen  brauche;  dabei  könnten  dann  nach 
seiner  Ansicht  die  Vereinbarungen  ausgenommen  werden, 
zu  denen  sich  Preußen  etwa  nicht  verstehen  wolle.  So 
gerne  man  nun  damals  einen  Angriff  der  Türken  auf  die 
Krim  gesehen  hätte,  wodurch  die  russischen  Streitkräfte 
beschäftigt  worden  wären,  so  wenig  konnte  man  sich  zur 
Zusicherung  herbeilassen,  der  Pforte  für  die  Wiedererwerbung 
jenes  Landstriches  einzustehen:  Rußlands  ewige  Feindschaft 
wäre  die  unausbleibliche  Folge  eines  derartigen  Zugeständ- 
nisses gewesen.  Graf  Hertzberg  erschrak  nicht  wenig  über 
jenen  Vertragspunkt  und  zeigte  sich  über  das  »eigenmächtige 
Vorgehen«  des  Gesandten  derart  entrüstet,  daß  er  dessen 
sofortige  Entamtung  veranlaßte. '  Nach  der  Unterzeichnung 
der  Uebereinkunft*  am  31.  Januar  1791  ward  H.  F.  v.  Diez 
von  seinem  Posten  in  Konstantinopel  abberufen  und  durch 
den  damaligen  Major  Friedrich  Wilhelm  von  Knobeisdorf 
(1752—1820^  ersetzt.  Als  ihn  die  Kunde  von  seiner  Ent- 
lassung erreichte,  ward  er  aufs  äußerste  bestürzt,  und  auch 
die  Pforte,  wo  der  preußische  Gesandte  in  höchstem  An- 
sehen wegen  seiner  türkenfreundlichen  Gesinnung  stand, 
war  dadurch  aufs  unangenehmste  betroffen.  Diez  wurde  mit 
der  Würde  eines  preußischen  Geheimen  Legationsrates  in 
den  Ruhestand  versetzt.  Seinen  Abschied  vom  Hofe  in 
Konstantinopel  hat  er  in  einem  an  seinen  alten  Freund 
Chr.  W.  von  Dohm  unter  dem  20.  Mai  1790  gesandten 
Briefe  geschildert:  »Ich  habe  —  heißt  es  aarin  —  meine 
Abschiedsaudienz  unter  Thränen  der  Minister  gehabt,  mich 
vorgestern  embarquirt  und  gehe  noch  heute  unter  Segel 
auf  Hamburg.  Eben  erhalte  ich  die  traurige  Nachricht, 
daß  Tschorbatschi,  der  Oberste  der  Ehrenwache,  welche 
die  Pforte  seit  SeHms  Zeiten  mir  gegeben  hatte,  vor  Gram 
über  meinen  Abgang  gestorben  ist.  Mein  Schiff  ist  seit 
vorgestern  von  Türken  nicht  leer  geworden,  welche  zu 
mir  gekommen  sind,  um  zu  weinen  und  Abschied  zu 
nehmen.  Alle  haben  nur  diese  Worte  im  Munde:  ein 
solcher  Gesandter,  wie  der,  war  niemals  hier,  und  es  wird 
auch  kein  zweiter  nach   ihm  kommen.    Genug  für  mein 


*  Vgl.  hierzu  Leopold  v.  Rankes  »Sämtliche  Werke«,  31.  u.  32.  Bd., 
Seite  406,  2.  Ausgabe.    Leipzig  1875. 

*  Siehe:  »Recueil  des  D^ductions,  mdmoires,  d^clarations,  lettres, 
traitis  etc.  par  le  comte  de  Hertiberg«,  vol.  III«,  [Berlin]  1795,  S.  44  ff. 


Em   ORIENTALISTISCHER   BERATER   GOETHES  :    H.  F,  V.  DiEZ  93 

Herz!  Und  dieser  Hof  sollte  es  seyn,  der,  nach  Angabe 
der  Intriguenmacher  meinen  Rappel  gefordert  haben  soll? 
Die  Pforte  findet  sich  dadurch  außerordentlich  beleidigt.« 
Dieses  Schreiben  zeigt  ebenso  wie  das  an  Gleim  gerichtete 
und  oben  mitgeteilte,  welch'  lächerliche  Eingenommenheit 
und  Ueberschätzung  Diez  von  dem  Werte  seiner  Persön- 
lichkeit hatte,  allein  es  enthält  insoweit  richtige  Angaben, 
als  er  sich  bei  den  Türken  tatsächlich  allgemeiner  Be- 
liebtheit erfreut  hatte  und  sein  Scheiden  daher  mit  Trauer 
aufgenommen  ward.  Er  hatte  es  verstanden,  dadurch  sich 
das  unbedingte  Vertrauen  der  Orientalen  zu  erwerben,  daß 
er  sich  mit  ihrer  Sprache  genau  vertraut  machte,  dem 
Verkehr  mit  dem  Volke  nicht  aus  dem  Wege  ging  und 
auch  in  Sitten  und  Kleidung  ganz  den  dortigen  Gev/ohn- 
heiten  Rechnung  trug. 

Diez  erhielt  nie  wieder  eine  öffentliche  Anstellung, 
dönn  Hertzbergs  Plan,  ihn  wegen  seiner  Kenntnis  des 
Morgenlandes  zur  Unterhandlung  und  zum  Abschluß  eines 
Handelsvertrages  nach  Algier  und  Tunis  zu  entsenden,  fand 
keinen  BeifalL  Geldrücksichten  zwangen  ihn  auch  nicht, 
neuerdings  ein  Amt  zu  übernehmen,  denn  ein  stattlicher 
Ruhegehalt  und  ein  bedeutendes  eigenes  Vermögen,  das  er 
sich  zu  Konstantinopel  vorzüglich  durch  Erteilung  von 
damals  sehr  gesuchten  preußischen  Pässen  und  Handels- 
briefen erworben  hatte,  setzten  ihn  in  den  Stand,  ganz 
seinen  Neigungen  zu  leben  und  auf  Vermehrung  seiner 
ansehnUchen,  an  morgenländischen,  teilweise  sehr  kostbaren 
Handschriften  und  wertvollen  Bänden  reichen  Bücherei  noch 
beträchtUche  Summen  verwenden  zu  können.  So  verHeß 
also  H.  F.  von  Diez  seine  Wirkungsstätte  am  Goldenen 
Hörn,  um  sich  in  Philippsthal  bei  Saarmund  (unweit  Pots- 
dam) ein  kleines  Gut  anzukaufen.  Hier  verbrachte  er  einige 
Zeit,  nur  einen  türkischen  Diener  zur  Seite,  in  stillster 
Zurückgezogenheit  seine  Tage,  bis  ihn  seine  stets  an- 
wachsende Büchersammlung  aus  seiner  engen  Besitzung 
vertrieb.  Da  er  im  Domkloster  zu  Kolberg  eine  Pfründe 
besaß,  begab  er  sich  im  Sommer  1798  dorthin,  um  sich  neben 
seiner  wissenschaftlichen  Beschäftigung  in  alten  Streitigkeiten 
und  Rechtshändeln  als  Anwalt  des  Klosters  zu  betätigen.  Aber 
auch  hier  war  seines  Bleibens  nur  kurze  Zeit,  denn  im  Jahre 
1807,  unmittelbar  vor  der  beginnenden  Belagerung  der  Stadt, 
kehrte  er  Kolberg  den  Rücken  und  zog  üoer  Stettin  nach 
Berlin.  Hier  erwarb  er  sich  ein  im  Stralauer  Viertel 
romantisch  an  der  Spree  belegenes  Parkgelände,  das  in 
jenen  Tagen  noch  eine  halbe  Stunde  von  der  eigentlichen 
Stadt  entfernt  war.  Hohe  Bäume  und  Reste  von  ehemaligen 
geradlinig  angelegten  Weingeländern,  sowie  ein  altes  ver- 


94  Abhandlungen 


fallendes  Wohnhaus,  das  die  Spuren  früherer  Stattlichkeit 
trug,  erinnerten  noch  vor  einigen  Jahrzehnten  in  der  Mühlen- 
straße 49  an  eine  Vergangenheit,  in  der  das  von  Diez  be- 
wohnte Grundstück  im  Rufe  des  »schönsten  Parkes  von 
Berlin«  stand.  Der  Legationsrat  oder  Prälat,'  wie  er  sich 
von  1791  an  gerne  nennen  Heß,  hatte  sich  die  Räume  des 
Hauptgebäudes  in  morgenländischem  Stile  ausgeschmückt 
und  oesaß  ein  türkisches,  persisches  und  chinesisches  Zimmer, 
in  denen  er  nach  Weise  der  Gesandtschaften  offene  Tafel 
hielt  und  fast  tägHch  Berühmtheiten  des  Geistes  und  der 
Gesellschaft  bei  sich  sah.  Diez  war  unverheiratet  und  hatte 
sich  allmähHch  zu  einem  Sonderling  entwickelt,  der  nicht 
leiden  konnte,  mit  anderen  Menschen  unter  einem  Dache 
zu  wohnen;  selbst  daß  im  Hinterhause  ein  Färber  einge- 
zogen war,  bot  ihm  Anlaß  zu  wiederholtem  Aerger.  Eine 
mächtige  Gestalt,  meist  orientalisch  gekleidet,  dazu  ein 
breites,  derbes  Gesicht  und  eine  gewaltige,  Mark  und  Bein 
erschütternde  Stimme  gaben  der  Erscheinung  des  Gelehrten 
etwas  überaus  Achtunggebietendes.^  F.  Ä.  G.  Tholuck 
(1799— 1877),  der  bekannte  Alttestamentier,  schildert  an- 
schaulich den  Eindruck,  den  Diezens  Persönlichkeit  bei  einer 
Begegnung  am  12.  Januar  1817  auf  ihn  machte:  »  .  .  . .  Ich 
dachte  mir  einen  freundlichen,  treuherzigen  Greis  ohne  alle 
Komplimente.    Mit  großer  Angst  ziehe  ich  an  der  Klingel, 

ein  Bedienter  kommt Ich  werde  angemeldet,  trete 

herein  und  siehe,  ein  großer  Mann,  in  seidenen  Strümpfen, 
einen  Rock  von  Vikuniawolle,  frisiert,  mit  Ordensoand 
und  Prälatenzeichen,  alle  Finger  mit  köstlichen  Ringen 
besteckt,  verneigt  sich  langsam  und  fragt  mit  rauher  Stimme : 
Was  steht  zu  Ihren  Diensten  ?  Dabei  wirft  er  einen  durch- 
bohrenden Blick  auf  mich  —  da  stand  ich  verlassener  acht- 
zehnjähriger Knabe  ....  — .«'  Diezens  Neigung  zu  Ab- 
sonderhchkeiten,  die,  wie  aus  Tholucks  Mitteilungen  hervor- 
geht, sich  schon  im  äußeren  Auftreten  und  Gebaren 
kundgab,  erstreckte  sich  auch  auf  seine  religiösen  und 
philosophischen  Anschauungen.  In  der  Jugend  reiner  Frei- 
geist* —  man  werfe  nur  einige  Blicke  in  seine  Abhandlung 
»Ueber  Duldung  und  Preßfreyheit«  (Dessau  ijSi)  —  und 
Anhänger  der  Lehren  Spinozas,  dessen  Lebensgescnichte  er 


'  Prälat  des  Stiftes  Kolberg. 

'  Vgl.  hierzu:  Leopold  Witte,  »Das  Leben  D.  Friedrich  August 
Gottgetreu  Tholucks«,  i.  Band,  Seite  56. 

3  Siehe:  Ernstes  und  Heiteres  aus  Tholucks  Leben  in  »Daheim«, 
1878,  Nr,  32,  sowie  L.  Witte,  a.  a.  O.,  i.  Band,  Seite  58. 

♦  Vgl,  »Kirchen-  und  Ketzeralmanach«,  2.  Quinquennium,  aus- 
gefertigt im  Jahr  1787.  Gibeon,  gedruckt  und  verlegt  bey  Kasimir 
Lange,  Seite  49. 


Ein  orientalistischer  Berater  Goethes:  H.  F.  v.  Diez       95 

verfaßte,  ward  er  nach  seiner  Rückkehr  aus  dem  Morgen- 
land und  insbesondere  zur  Zeit  seines  Aufenthalts  in  Berlin 
ein  eifriger  Vertreter  des  lutherischen  Lehrbegriffes.  Er 
brachte  über  reHgiöse  Dinge  Ansichten  vor,  daß  sich  seine 
Freunde  und  Bekannten,  die  seine  frühere  Denkweise  kannten, 
des  Erstaunens  nicht  zu  erwehren  vermochten.  Desgleichen 
war  eine  Sucht  zum  Auffallenden  und  Ungewöhnlichen  bei 
ihm  zu  beobachten,  die  allein  seine  weitgehende  Neigung 
und  Liebe  zu  den  Morgenländern  und  manches  andere  in 
seinem  Wesen  erklärUch  machen  kann.  Die  große  Hoch- 
achtung vor  dem  Heiligen,  die  rückhaltslose  Beugung  vor 
dem  Bibelworte  mag  wohl  durch  das  Beispiel  der  Moham- 
medaner, ihre  unbedingte  Hingabe  an  die  Pflichten  ihres 
Bekenntnisses,  hervorgerufen  worden  sein.  »Er  schämte 
sich  seiner  (ehemaligen")  Untreue  gegen  den  christlichen 
Glauben  und  stellte  sicn  fortan,  wie  ein  Kind  gehorsam, 
unter  die  Offenbarung  des  göttlichen  Wortes.  Seitdem 
stand  er  unbewegHch  fest  auf  biblischem  Boden  und  er- 
füllte, in  die  Heimat  zurückgekehrt,  mit  gewissenhafter 
Treue  auch  die  äußerlichen  Pflichten  seines  Bekenntnisses. 
In  Berlin  hielt  er  sich  zur  Domgemeinde,  und  bei  der 
Auszählung  des  Klingelbeutelgeldes  wußte  man  jedesmal, 
ob  der  Herr  Prälat  in  der  Kirche  gewesen  war,  denn  er 
legte  regelmäßig  einen  harten  Taler  statt  der  sonst  üblichen 
kleinen  Münzen  hinein«  (L.Witte,  a.  a.  O.  i.  Band,  S.  61). 
In  seiner  Eigenschaft  als  Gesandter  konnte  H.  F.  v.  Diez 
keine  Zeit  zu  wissenschaftlichen  Arbeiten  erübrigen,  da  er 
durch  seine  Amtsgeschäfte  beständig  und  völlig  in  Anspruch 
Genommen  war.  So  erklärt  sich  auch,  daß  während  jener 
fahre  keine  Schrift  auf  dem  Büchermarkt  erschien,  die  seinen 
Namen  trug.  Erst  die  Muße  seines  Ruhestandes  ließ  ihn 
die  früher  eifrig  ausgeübe  Schriftstellerei  wieder  aufgreifen. 
Während  sich  jedoch  seine  Neigungen  bisher  auf  philo- 
sophischen und  rechtswissenschaftlicnen  Gebieten  bewegt 
hatten,  wenden  sie  sich  nunmehr  den  Sprachen  und  der 
Kunde  des  Morgenlandes  zu.  Die  genaue  Kenntnis  des 
Ostens,  die  ihm  sein  langjähriger  dortiger  Aufenthalt  ver- 
mittelt hatte,  sowie  die  reichhaltige  Bücherei  mit  ihren 
seltenen  Handschriften  veranlaßten  Diez,  die  Schätze  seines 
Wissens  und  seiner  Bibliothek  der  Allgemeinheit  zugänglich 
zu  machen.  Die  in  der  Folgezeit  veröffentlichten  Werke 
über  verschiedene  orientalische  Gegenstände  müssen  denn 
auch  fast  ausnahmslos  als  schätzenswerte  Beiträge  zur 
Kunde  des  Morgenlandes  betrachtet  werden.  Den  zweiten 
Abschnitt  seiner  schriftstellerischen  Tätigkeit  leitete  er  mit 
einer  Uebersetzung  eines  Werkes  des  türkischen  Dichters 
Uweissi  ein,  die  den  Titel  trägt :  »Ermahnung  an  Islambol 


96  Abhandlungen 


oder  Strafgericht  über  die  Ausartung  der  Osmanen«  (Ber- 
lin 1811).'  Im  gleichen  Jahre  folgte  eine  ungleich  bedeut- 
samere Veröffentlichung,  nämlich  sein  »Buch  des  Kabus, 
oder  Leben  des  persischen  Königs  Kjekjawus  für  seinen 
Sohn  Ghilan  Schah«  (Berlin  181 1),  ein  Werk,  das  bekannt- 
lich Goethes  lebhaften  Beifall  fand*  und  von  ihm  bei  der 
Abfassung  des  »West-östHchen  Divans«  mit  Vorteil  heran- 
gezogen und  benutzt  ward.'  Gleichzeitig  hatte  dieses  Buch, 
dem  Goethe  eine  warme  Besprechung  widmete,  den  Beginn 
eines  Briefwechsels  zwischen  dem  Dichter  und  H.  F.  von  Diez 
zur  Folge,  der  erst  mit  dessen  Tode  endigte.  Goethe  erzählt 
in  seinen  »Noten  und  Abhandlungen  zu  besserem  Verständnis 
des  Divans«  [Weimarer  Ausgabe,  7.  Band,  S.  222  ff.,  1888], 
wie  er  mit  dem  Prälaten  in  nähere  Beziehung  kam  und  daß 
dessen  Buch  des  Kabus  unmittelbaren  Anlaß  hiezu  bot: 
»Einen  bedeutenden  Einfluß  auf  mein  Studium,  den  ich 
dankbar  erkenne,  hatte  der  Prälat  von  Diez.  Zur  Zeit, 
da  ich  mich  um  orientalische  Literatur  näher  bekümmerte, 
war  mir  das  Buch  des  Kabus  zu  Händen  gekommen,  und 
schien  mir  so  bedeutend,  daß  ich  ihm  viele  Zeit  widmete 
und  mehrere  Freunde  zu  dessen  Betrachtung  aufforderte. 
Durch  einen  Reisenden  bot  ich  jenem  schätzbaren  Manne, 
dem  ich  soviel  Belehrung  schuldig  geworden,  einen  ver- 
bindlichen Gruß.  Er  sendete  mir  dagegen  freundlich  das 
kleine  Büchlein  über  die  Tulpen.*  Nun  heß  ich,  aufseiden- 

'  Der  Erwähnung  ist  die  Tatsache  wert,  daß  alle  in  der  Folge 
von  Diez  herausgegebenen  Werke  »Auf  eigene  Kosten«  gedruckt  wurden; 
der  Ertrag  wurde  zu  frommen  Zwecken  verwendet. 

*  Im  Entwürfe  eines  Briefes  an  Zelter  vom  11.  März  1816  steht 
folgender  nicht  in  die  Reinschrift  übergegangener  Abschnitt  (Goethes 
Briefe,  26.  Band,  Weimar  1902,  S.  416):  »Hast  du  denn  in  deinem  Leben 
den  Geheimen  Legationsrath  von  Diez  gesehen?  dessen  Arbeiten,  Ueber- 
setzungen,  Noten  und  Abhandlungen  meine  tägliche  Gesellschaft  sind? 
es  ist  ein  Ankergrund  in  diesem  für  mich  noch  immer  sehr  stürmischen 
orientalischen  Meerbusen.  Daß  er  in  seiner  Lebensweise  etwas  sonder- 
bar von  der  Welt  abgetrennt  und  eigen  sey,  nimmt  mich  nicht  Wunder, 
denn  viele  sind  es,  die  weniger  Recht  dazu  haben.« 

3  Goethes  Briefe,  32.  Band,  Weimarer  Ausg.,  Seite  125,  findet  sich 
in  einem  Schreiben  an  Karl  Friedrich  von  Reinhard  vom  24.  Dezember 
18 19  folgende  auf  H.  F.  v.  Diez  bezügliche  Stelle:  »es  [das  Buch  des 
Kabus]  ist  ein  wahrer  Schatz,  von  dem  ich  nicht  Gutes  genug  gesagt 
habe.  Der  so  wunderliche  als  treffliche  Mann  hatte  sich  mit  den  Be- 
herrschern des  Tages  überworfen,  die  seine  Arbeiten  kunstreich  tückisch 
außer  Credit  zu  setzen  wußten«. 

Weiter  unten  heißt  es:  »Er  [v.  Diez^  verlegte  die  Werke  selbst, 
sie  gingen  nicht  ab,  nun  hat  er  sie  bey  semem  Tode  mit  Manuscripten 
und  anderm  der  Königl.  Bibliothek  vermacht  mit  dem  Beding,  daß  sie 
nicht  verkauft,  nur  verschenkt  werden  sollten.« 

*  »Vom  Tulpen-  u.  Narcissen-Bau  in  der  Türkey«,  aus  dem  Türkischen 
des  Scheich  MuhammedLal^zari,  übersetzt  v.  H.  F.v.Diez.  Berlin  1814.  8°. 


Ein  orientalistischer  Berater  Goethes:  H.  F.  v.  Diez      97 

artiges  Papier,  einen  kleinen  Raum  mit  prächtiger  goldner 
Blumen-Einfassung  verzieren,  worin  ich  nachfolgendes  Ge- 
dicht schrieb: 

Wie  man  mit  Vorsicht  auf  der  Erde  wandelt, 

Es  sei  bergauf,  es  sei  hinab  vom  Thron, 

Und  wie  man  Menschen,  wie  man  Pferde  handelt 

Das  alles  lehrt  der  König  seinen  Sohn. 

Wir  wissen's  nun,  durch  dich  der  uns  beschenkte; 

fetzt  fügest  du  der  Tulpe  Flor  daran. 

Und  wenn  mich  nicht  der  goldne  Rahm  beschränkte, 

Wo  endete  was  du  für  uns  gethan! 
Und  so  entspann  sich  eine  briefliche  Unterhaltung,  die  der 
würdige  Mann,  bis  an  sein  Ende,  mit  unleserlicher  Hand, 
unter  Leiden  und  Schmerzen  getreulich  fortsetzte.«  — 
Den  Briefwechsel,  der  sich  über  die  verschiedensten  An- 
gelegenheiten des  Orients  erstreckte,  hat  der  verstorbene 
Jenaer  Theologe  Karl  Siegfried  im  11.  Bande  des  Goethe- 
Jahrbuches,  Seite  24—41,  allgemein  zugänglich  gemacht. 
Das  nächste  Werk,  mit  dem  H.  F.  von  Diez  an  die 
Oeffentlichkeit  trat,  umfaßt  in  zwei  starken,  1813— 1815 
zu  Berlin  und  Halle  erschienenen  Bänden  »Denkwürdig- 
keiten aus  Asien  in  Künsten  und  Wissenschaften,  Sitten, 
Gebräuchen  und  Alterthümern,  Religion  und  Regierungs- 
verfassung«. Wie  schon  der  Untertitel  »Aus  Handschriften 
und  eigener  Erfahrung  gesammelt«  erkennen  läßt,  macht 
von  Diez  in  diesem  verdienstlichen  Werke  Mitteilungen 
von  seinen  Erlebnissen  im  Morgenland  und  von  wissens- 
werten Abschnitten  aus  seinen  orientahschen  Handschriften. 
Während  die  Denkwürdigkeiten  in  der  gelehrten  Welt,  zu- 
mal in  der  OrientaHstenzunft  zum  Teil  auf  heftigen  Wider- 
stand stießen  —  so  entspann  sich  eine  Fehde  zwischen  dem  be- 
rühmten Wiener  Orientalisten  Joseph  Freiherrn  von  Hammer- 
Purgstall  und  dem  Verfasser  — ,  bezeichnete  sie  Goethe  in 
einem  Schreiben  an  Diez  vom  i.  Februar  1816  als  »ein 
trefFHches  Werk«,  das  ihm  und  seinen  Freunden  die  Winter- 
abende sehr  verkürzt  habe.  »Wir  lasen  es  von  Anfang  bis 
zu  Ende  durch  und  sind  jetzt  daran,  es  theilweise  zu  wieder- 
holen. Die  daraus  gewonnene  Belehruncr  ist  uns  unschät:(bar 
und  so  konnte  ich  auch  früher  Ew.  Hochwohlgeb.  Arbeiten  als 
die  Basis  ansehen,  worauf  sich  meine  Kenntnisse  des  Orients 
gründeten,  indem  Genauigkeit  und  Sicherheit  die  köstlichen 
Eigenschaften  Ihrer  Werke  sind.« 

Was  den  Federkrieg  zwischen  Diez  und  von  Hammer 
betrifft,  so  versuchte  ihn  der  Verfasser  der  Denkwürdig- 
keiten in  einer  fast  600  Seiten  starken  Abhandlung:  »Unfug 
und  Betrug  in  der  morgenländischen  Literatur  usw.«  (Ber- 
lin 18 15)    auszutragen,   während  der  Wiener  Gelehrte   in 

Gobthb-Jahrbucb  XXXIV  7 


98  Abhandlungen 


den  von  ihm  herausgegebenen  »Fundgruben  des  Orients« 
(Mines  de  l'Orient)  tapfer  seine  Rechte  zu  wahren  und  zu 
verteidigen  suchte.  SchließHch  trug  niemand  endgültigen 
Sieg  davon,  denn  beide  Teile  mußten  sich  bei  ruhiger 
Ueberlegung  sagen,  daß  hüben  und  drüben  gefehlt  ward. 
Der  unerquickliche  Ton,  von  dem  Diez  in  seiner  breit- 
angelegten Verteidigungsschrift  Gebrauch  machte,  fand  auch 
Goethes  Mißbilligung,  obgleich  sie  ihm,  wie  er  selbst  sagt 
(»Noten  und  Abhandlungen  usw.«)  »vielen  Nutzen  geschafft«. 
Mit  dem  Ende  des  Jahres  1815  findet  Diezens  Ver- 
öffenthchungstätigkeit  ihren  endgültigen  Abschluß,  da  die 
noch  übrige  kurze  Spanne  Lebenszeit  durch  eine  neue  Arbeit 
gänzlich  in  Anspruch  genommen  ward.  Durch  Dr.  Pinkerton, 
einen  schottischen  Prediger  und  Heidenbekehrer,  war  die 
Britische  und  ausländische  Bibelgesellschaft  auf  eine  in  der 
UniversitätsbibHothek  zu  Leyden  befindliche  Handschrift 
der  Bibel  in  der  reinen  osmanischen  Sprache  aufmerksam 
gemacht  worden.  Diese  hatte  sie  nun  im  JuU  1814,  als 
Pinkerton  die  Preußische  Hauptbibelgesellschaft  zu  Berlin 
ins  Leben  rief,  dem  Herrn  von  Diez  zur  Durchsicht  und 
Abschrift  übergeben  lassen.'  Der  Prälat  widmete  diesem 
Werke  seine  ununterbrochene  Aufmerksamkeit;  Tag  und 
Nacht  saß  er  vergleichend  und  verbessernd  über  der  Hand- 
schrift und  die  Arbeit  war  bald  soweit  gediehen,  daß  man 
die  in  England  eigens  zu  diesem  Zweck  gegossenen  Lettern 
nach  Berlin  sandte.  Halb  erblindet  und  bereits  schwer  leidend, 
leitete  von  Diez  noch  die  Durchsicht  der  ersten  Berichtigungs- 
bogen,  wobei  ihm  A.  Tholuck,  den  er  als  Hilfsarbeiter  in 
sein  Haus  aufgenommen  hatte,  getreulich  zur  Seite  stand. 
Allein  die  Vollendung  seines  Lieblingswerkes,  wie  er  die 
türkische  Bibelausgabe  bezeichnete,  sollte  er  selbst  nicht 
mehr  erleben.  Zu  der  stets  zunehmenden  Schwäche  der 
Augen  gesellte  sich  Ende  des  Jahres  18 16  eine  Wassersucht, 
die  eine  wachsende  Geschwulst  der  Glieder  auslöste  und  dem 
Greise  viele  Beschwerden  und  fast  unerträgUche  Schmerzen 
bereitete.  Er  nahm  jedoch  sein  Leiden  mit  Ergebung  auf; 
von  der  Seelenstimmung,  in  der  sich  der  Prälat  kurz  vor 
seinem  Hinscheiden  befand,  berichtet  ein  Brief  eines  Sekretärs 
des  Preußischen  Hauptbibelgesellschaft  vom  i.  April  1817:* 

'  Vgl.  »Neue  Nachrichten  aus  dem  Reiche  Gottes.«  Berhn,  ge- 
druckt bei  Anton  Obst;  2.  Band,  1818,  S.  13,  sowie  Wilhelm  Thilo: 
»Geschichte  der  preußischen  Hauptbibelgesellschaft  in  ihrem  ersten  Jahr- 
hundert, 18 14— 1864.«     Berlin  1864,  S.  26. 

'  Vgl.  Wilh.  Thilo,  a.  a.  O.  S.  252.  —  Die  Herausgabe  der  181 7 
erschienenen  türkischen  Bibel  übernahm  nach  Diezens  Tod  der  be- 
deutende Kenner  des  Türkischen,  der  Deutsch-Franzose  Johann  David 
Kieffer  (1787  —  183$)  zu  Paris. 


Ein  orientalistischer  Berater  Goethes:  H.  F.  v.  Diez      99 

»Er  saß  sein  Haupt  auf  seinem  Schreibpult  ruhend,  wenig 
nur  fähig  zu  reden;  aber  die  wenigen  Worte,  die  er  sprach, 
erfüllten  mich  mit  Freude.  ,Ich  mache  mir  noch  einige 
Hoffnung,  sagte  er,  daß  Gott  mich  wieder  herstellen  werde, 
um  die  türkische  Bibel  zu  vollenden.  Ich  kann  mit  Paulus 
sagen :  lebe  ich,  so  lebe  ich  dem  Herrn,  sterbe  ich,  so  sterbe 
ich  dem  Herrn.  Ich  habe  vorige  Woche  das  heilige  Mahl 
des  Herrn  empfangen,  zur  Stärkung  in  der  inneren  Ver- 
bindung mit  meinem  Heiland.'«  Die  Erwartung  jedoch  wieder 
zu  genesen,  ging  nicht  in  Erfüllung,  und  am  7.  April  181 7 
in  den  Vormittagsstunden  —  es  war  gerade  Ostermontag  — 
schloß  Heinrich  Friedrich  von  Diez  für  immer  die  Augen. 
In  seiner  letztwilligen  Verfügung  bHeben  seine  Angehörigen, 
darunter  ein  in  Bombay  ansässiger  Bruder  unbedacht  und 
als  Gesamterbe  seines  34700  Taler  betragenden  Vermögens 
ward  die  BerUner  Domgemeinde  eingesetzt.  Die  reichhaltige 
Bücherei,  17000  Bände  und  835  Handschriften,'  sowie  eine 
seltene  Münzsammlung  gingen  seinem  Willen  gemäß  in 
den  Besitz  der  Königlichen  Bibliothek  über,  wo  sie  heute 
als  ))Die:(iana<.<.  einen  besonders  im  Fache  der  Orientalistik 
sehr  wertvollen  Bestandteil  bilden.^ 

So  endete  das  bewegte,  an  Wechselfällen  reiche  Leben 
und  die  ausgebreitete  Wirksamkeit  dieses  seltsamen  Mannes. 
Seine  Bedeutung  als  Orientalist  beruht  in  der  Hauptsache 
darin,  daß  er  die  morgenländische  Wissenschaft,  die  Kunde 
von  Sprachen,  Sitten  und  Gebräuchen  des  Ostens  volks- 
tümlicn  zu  machen  sich  bemühte ;  um  die  Orientalistik  als 
Fachwissenschaft  zu  fördern,  fehlte  ihm  das  gelehrte  Rüst- 
zeug. Goethe  hat,  wie  wir  oben  hörten,  gerne  anerkannt, 
daß  er  Diezen  reiche  Förderung  in  seinen  orientalistischen 
Studien  schulde,  und  auch  in  den  »Annalen«  hat  der  Dichter 
zu  wiederholten  Malen  geäußert,  er  habe  aus  den  Werken 
seines  Freundes  »frische  östliche  Luft  geschöpft«.  Das 
»Buch  des  Kabus«  sowie  die  »Denkwürdigkeiten  aus  Asien« 
bilden  tatsächlich  die  Hauptquelle  für  den  »Westöstlichen 
Divan«,  und  schon  deshalb  verdient  Diezens  Name  stets 
in  Dankbarkeit  genannt  zu  werden.  Wenn  Goethe  seine 
Absicht  ausgeführt  hätte,  »den  vorzüglichsten  Männern, 
welchen   diese   (die   orientalische)   Literatur   so   vieles   zu 

*  Vgl.  Fr.  Wilken:  »Geschichte  der  Königlichen  Bibliothek  zu 
Berlin«,  Berlin  1828,  S.  156. 

•  Friedrich  Wilken  erwähnt  in  seiner  »Geschichte  der  Königlichen 
Bibliothek  zu  BerHn«  (verlegt  bei  Duncker  und  Humblot,  Berlin  1828) 
auf  Seite  157  »einige  auf  den  Aufenthalt  und  die  Tätigkeit  des  Erblassers 
[H.  F.  V.  Diez]  zu  Constantinopel  sich  beziehende  Papiere«,  die  in  dem 
ersten  die  morgenländischen  Handschriften  enthaltenden  Schranke  der 
»Bibliotheca  Dieziana«  mitverwahrt  sind. 

7* 


100  Abhandlungen 


danken  hat,  jedem  ein  poetisches  Monument  in  seiner  Art 
zu  errichten«,  die  er  in  einem  Maibrief  vom  Jahre  1815 
an  Cotta  äußert, '  so  wäre  gewißUch  bei  diesen  »Lob- 
gedichten« H.  F.  V.  Diez  in  besonders  ehrenden  Worten 
der  Dank  abgetragen  worden. 


*  Siehe  Weira.  Ausgabe,  6.  Band,  S.  317,  ferner:  ^ySulpiz  Boisseree«. 
Stuttgart,  Cotta,  1862,  i.  Band,  S.  254;  Morgenblatt  Nr.  48  vom 
28.  Februar  1816,  S.  189;  Hempel  29,  318;  Goethes  Werke,  6.  Band, 
Weimar  1888,  Seite  337  und  472—473  sowie  Goethes  Briefe,  25.  Band, 
Weimar  1901,  Seite  415.  —  Diese  »Lobgedichte«  solUen  ein  geplantes 
dreizehntes  Buch  des  Westöstlichen  Divans,  das  Buch  der  Freunde,  füllen. 


Goethes  Beziehungen  zu  Franzensbad 


Von 

Adolph  Kohut 


s  bereitete  Goethe  stets  großen  Schmerz,  daß  seine 
Tätigkeit,  seine  Erfahrungen  und  Beobachtungen 
als  Naturforscher  von  seinen  Zeitgenossen  im  all- 
gemeinen und  von  den  Männern  vom  Fach  insbesondere 
far  nicht  anerkannt  wurden.  Diesem  seinem  Gram  über 
en  Mangel  an  Aufmunterung  und  warmer  Zustimmung  hat 
er  in  Briefen  an  vertraute  Freunde  und  in  Aeußerungen  an 
seine  Privatsekretäre  bezw.  Famuli  wiederholt  beredten 
Ausdruck  gegeben.  Noch  183 1,  also  ein  Jahr  vor  seinem 
Ableben,  schreibt  er  nicht  ohne  Erbitterung:  »Seit  länger 
als  einem  halben  Jahrhundert  kennt  man  mich  in  meinem 
Vaterlande  und  wohl  auch  auswärts  als  Dichter  und  läßt 
mich  allenfalls  als  solchen  gelten ;  daß  ich  aber  mit  größerer 
Aufmerksamkeit  auch  um  die  Natur  in  ihren  allgemeinen 
physischen  und  organischen  Phänomen  emsi^  mich  bemüht 
und  ernstlich  angestellte  Betrachtungen  stetig  und  leiden- 
schaftlich verfolgt  habe,  dies  ist  nicht  so  allgemein  bekannt, 
noch  weniger  mit  Aufmerksamkeit  bedacht  worden.«  Be- 
sonders verdroß  es  ihn,  wenn  man  ihm  den  Vorwurf  rnachte, 
daß  er  nicht  bei  seinem  Leisten,  d.  h.  bei  seinem  Dichten, 
bleibe  und  in  das  Gebiet  der  exakten  Wissenschaften  sich 
hineinwage.  Vergebens  suchte  er  in  seinen:  »Materialien 
zur  Geschichte  der  Farbenlehre«  darauf  aufmerksam  zu 
machen,  daß  die  Tätigkeiten  in  einem  höheren  Sinne  nicht 
vereinzelt  anzusehen  seien,  sondern  daß  sie  einander  wechsel- 
weise zu  Hülfe  kommen  und  daß  der  Mensch,  wie  mit 


102  Abhandlungen 


anderen,  so  auch  mit  sich  selbst  öfters  in  ein  Bündnis  treten 
müßte  und:  »daher  sich  in  mehreren  Tüchtigkeiten  zu  teilen 
und  in  mehreren  Tugenden  zu  üben  habe«  —  es  erben  sich 
eben  Gesetz  und  Rechte  und  ebenso  Vorurteile  wie  eine 
ewige  Krankheit  fort.  Das  Vorurteil,  daß  Goethe  nur  ein 
schöpferischer  dichterischer  Geist  sei,  bei  dem  die  Phantasie 
die  Hauptrolle  spiele,  daß  er  aber  als  Forscher  und  natur- 
wissenscnaftUcher  Fachmann  ein  Stümper  sei,  war  den  Zunft- 

felehrten  jener  Zeit  so  sehr  in  Fleisch  und  Blut  übergegangen, 
aß  alle  Vernunftgründe  dagegen  nichts  fruchteten.  Und  wie 
hatte  sich  Goethe  förmlich  nach  einem  Wort  des  Beifalls 
aus  dem  Munde  einer  Autorität  der  Naturwissenschaft  ge- 
sehnt! Er  spricht  sich  selbt  darüber  einmal  aus,  indem  er 
sagt:  »Um  hier,  in  der  Wissenschaft,  in  irgend  einer  Art 
von  Grund  und  Besitz  zu  gelangen,  erfordert  es  Fleiß,  Mühe, 
Anstrengung  und,  was  noch  mehr  ist,  wir  fühlen,  daß  jeder 
Einzelne  nicht  ausreicht ....  Wie  wir  also  hier  mit  Ernst 
arbeiten,  nicht  um  unserer  selbst  wollen,  sondern  um  einer 
würdigen  Sache  willen,  so  verlangen  wir,  indem  wir  die 
Bemühungen  Anderer  anerkennen,  auch  anerkannt  zu  werden, 
wir  sehnen  uns  nach  Hülfe,  Teilnahme,  Förderniß.« 

Die  zahlreichen  Reisen,  die  Goethe  unternahm,  waren 
vielfach  auch  Studienreisen.  Goethe  suchte  in  fremden 
Ländern  nicht  nur  seine  ohnehin  schon  so  reichen  Erfahrungs- 
schätze zu  bereichern,  sondern  auch  an  Ort  und  Stelle  Be- 
obachtungen und  Experimente  zu  machen  und  zugleich  seine 
Sammlungen  aus  dem  einen  oder  anderen  Wissensgebiete 
zu  vermehren. 

Gar  mächtig  zog  es  ihn  insbesondere  nach  den 
böhmischen  Bädern  bezw.  nach  Karlsbad,  Marienbad  und 
Franzensbad  hin.  Gewiß  haben  die  Heilquellen  in  diesen 
Orten,  namentlich  in  dem  schon  damals  weltberühmten 
Karlsbad,  einen  magischen  Zauber  auf  ihn  ausgeübt,  aber 
in  erster  Linie  galten  diese  seine  Reisen  geologischen  und 
geognostischen  Studien,  sowie  der  Befriedigung  seines  außer- 
ordentlichen Sammeleifers. 

Von  1786— 1823,  also  37  Jahre  hindurch,  wurde  er  mit 
einigen  Unterbrechungen  nicht  müde,  die  Stätten  aufzusuchen, 
deren  vulkanischer  Boden  ihm  so  viel  Anregung  und  Stoff 
zu  Untersuchungen  und  zu  neuen  Aufschlüssen  über  die 
Entwicklungsgeschichte  der  Erde,  sowie  die  Katastrophen 
dieses  Weltkörpers  gab. 

Während  jedoch  die  Berührungen  Goethes  mit  Karlsbad 
und  Marienbad  im  großen  und  ganzen  bekannt  sind,  ist 
über  die  Beziehungen  des  Olympiers  von  Weimar  zu 
Franzensbad  noch  vieles  zu  sagen ;  hier  sind  noch  gar  manche 
Lücken  zu  ergänzen. 


Goethes  Beziehungen  zu  Franzensbad  103 

Meine  Skizze  will  nun  den  Versuch  machen,  aus  den  ver- 
einzehen  uns  überHeferten  Mosaiksteinen  ein  anschauliches 
und  übersichtliches  Bild  des  Aufenthalts  Goethes  in  der 
genannten  Stadt  zu  geben.' 

Die  böhmischen  Bäder  können  mit  Fug  und  Recht  stolz 
darauf  sein,  daß  Goethe  keine  Beschwerlichkeiten  der  Reisen 
und  keine  Strapazen  gescheut  hat,  um  die  genannten  Kurorte 
jahraus  iahrein  aufzusuchen.  Es  war  daher  nur  ein  Akt  der 
pietätvollen  Dankbarkeit,  daß  am  9.  September  1906  in 
Franzensbad  ihm  ein  seiner  durchaus  würdiges  Denkmal 
gesetzt  wurde.  Ein  aus  Eger-Franzenbad  am  23.  August  1883 
erlassener  Aufruf  zur  Errichtung  des  Monumentes  seitens 
namhafter  und  führender  Persönlichkeiten  in  beiden  Städten 
gab  diesen  dankbaren  Gefühlen  weitester  Kreise  einen 
treffenden  Ausdruck,  also  lautend:  »Das  gesegnete  Egerland 
mit  seiner  alten  deutschen  Stadt  Eger,  seinen  fruchtbaren 
Fluren,  seinen  sprudelnden  Heilquellen  und  seinen  biederen 
Bewohnern  war  seit  jeher  ein  LiebHngsaufenthalt  deutscher 
Musensöhne.  Mit  goldenen  Lettern  ist  es  in  die  Geschichte 
desselben  geschrieben,  daß  die  beiden  Dichterfürsten  Deutsch- 
lands längere  Zeit  daselbst  verweilten.  Sowie  der  große 
Gedanke  der  Wallenstein -Trilogie  in  dem  Geiste  des 
unsterblichen  Dichters  innerhalb  der  Grenzmark  Egers  zu 
herrlicher  Vollendung  heranreifte,  ebenso  wird  der  im  Herzen 
des  Egerlandes  gelegene  vulkanische  Kammerbühl  immerdar 
Kunde  geben,  daß  der  Geistes-Heros  Goethe  daselbst  mit 
VorUebe  wissenschaftUchen  Studien  oblag  und  seine  un- 
vergeßlichen Worte  geben  Zeugnis,  wie  heb  er  das  schöne 
Egerland  gewonnen  hatte.  Die  Brust  jedes  wahren  Heimat- 
freundes wird  zu  bleibender  Erinnerung  freudigst  bewegt. 
Wir  folgen  nur  dem  Gefühl  dankbarer  Verehrung,  wenn  wir 
zur  bleibenden  Erinnerung  an  den  Aufenthalt  aes  großen 
Freundes  unseres  Heimatlandes  ein  würdiges  Denkmal  zu 


*  Als  Hauptquellen  dienten  mir  u.  a.  Goethes  Tagebücher.  Vgl. 
Goethes  Werke,  Jubiläumsausgabe,  herausgegeben  im  Auftrage  der 
Großherzogin  Sophie  von  Sachsen,  }.  Abteil.,  Tagebücher  Band  3 — la; 
das  Goethe- Jahrbuch,  5.  Band  1881,  Dr.  HeitmüUer:  »Aus  dem  Goethe- 
hause"; Briefe  Riemers  an  die  Familie  Frommann  in  Jena«,  der  Brief- 
wechsel zwischen  Goethe  und  Graf  Kaspar  Sternberg,  herausgegeben 
von  A.  Sauer  Prag,  Calve  1902,  »Goethe  und  Oesterreich«  von  Professor 
Dr.  A.  Sauer,  Band  i  und  2  aus  den  Schriften  der  Goethe-Gesellschaft 
17.  und  18.  Band,  Weimar  1902  und  1904;  W.  v.  Biedermann:  »Goethes 
Gespräche«.  Leipzig  1889,  Band  2,  3  und  4;  Robert  Keil:  »Aus  den 
Tagebüchern  Riemers,  des  vertrauten  Freundes  von  Goethe«  (Deutsche 
Revue)  1886;  »Goethe-Festschrift  aus  Anlaß  der  Enthüllung  des  Goethe- 
Denkmals  in  Franzensbad,  im  Auftrag  des  Denkmal-Komitees  heraus- 
gegeben von  Aloys  John,  Schriftsteller  in  Eger,  Franzensbad  1906«, 
sowie  die  Kurlisten  von  Franzensbad  von  1800— 1 810. 


104  Abhandlungen 


errichten  anstreben.  Und  dazu  ist  der  aus  der  Mitte  des 
Egerlandes  aufsteigende  weithin  sichtbare  Kammerbühl  die 
richtigste  Stätte.  Krönt  dessen  Gipfel  ein  schlanker  Turm 
mit  Gloriette,  so  erhält  das  schöne  Egerland  nicht  nur  einen 
wesentlichen  Schmuck,  sondern  der  edle  Zweck  dieses 
Denkmals  wird  aber  auch  beweisen,  daß  der  echte  deutsche 
Sinn  des  Egerlandes  bis  heute  unverfälscht  derselbe  gebHeben 
und  alle  Bestrebungen  der  Gegner  an  dem  Bollwerk  echter 
Heimatsliebe  kraftlos  zerschellen.  Wer  dem  Geiste  Goethes 
huldigt,  wird  gern  bereit  sein,  zur  Errichtung  seines  Denkmals 
beizutragen.« 

Wie  schon  erwähnt,  unternahm  Goethe  1786  zum  ersten 
Mal  die  Reise  nach  den  böhmischen  Bädern,  und  zwar  fuhr 
er  zu  Wagen  von  Weimar  über  Jena,  Neustadt,  Hof,  Asch, 
Franzensbad  und  Zwoda  nach  Karlsbad.  Zu  jener  Zeit  war 
das  jetzige  Weltbad  Franzensbad  noch  ein  Veilchen,  das  im 
Verborgenen  blühte.  Es  gab  keine  Straßen-Zeilen,  Villen, 
Parks,  Anlagen  und  monumentale  Gebäude,  nur  eine  von 
Moor  und  Hutweiden  umgebene  Stätte,  in  der  einige  un- 
scheinbare hölzerne  Gebäude  den  herrlichen  Sauerbrunnen 
andeuteten.  Das  eigentliche  Gründungsjahr  von  Franzensbad 
fällt  in  das  Jahr  1793.  Aber  immerhin  konnte  er,  da  er  mit 
wenigen  Ausnahmen  auf  seinen  Bäderfahrten  nach  Karlsbad 
und  zurück  nach  Weimar  fast  regelmäßig  die  obige  Tour 
zurücklegte,  die  Entwicklung  der  Moorkolonie  Franzensbad 
von  ihren  einfachsten  Anfängen  bis  zu  ihrer  Blüte  verfolgen, 
und  da  er  bekanntHch  ein  überaus  scharfes  Auge  hatte  und 
für  alles  Neue,  Emporblühende  ein  besonderes  Interesse 
hegte,  wird  er  sicherlich  auch  die  Entwicklung  dieses  Kurortes, 
der  sich  in  einer  Meereshöhe  von  450  Metern  über  der  Ostsee 
auf  einem  welligen  Hochplateau  in  der  Mitte  des  Egerlandes, 
von  reichbewaldeten  Gebirgszügen  umschlossen,  hinzieht, 
mit  seinen  Sympathieen  begleitet  haben. 

Auch  hieß  Franzensbad  Jahrzehnte  hindurch  nur  Franzens- 
dorf und  später  Franzensbrunn.  Ebenso  hießen  die  Mineral- 
wasser Jahrzehnte  hindurch  nicht  Franzensbäder,  sondern 
»Egerwasser«. 

Vom  Jahre  1806 — 1823  berührte  Goethe  unzählige 
Mal  Franzensbad  und  nahm  dort  einen  längeren  oder 
kürzeren  Aufenthalt.  Am  längsten  verweilte  er  im  Jahre  1808, 
und  zwar  vom  9.  bis  21.  Juli  und  vom  30.  August  bis 
12.  September. 

1006  berührte  Goethe  auf  der  Fahrt  nach  Karlsbad 
am  I.  Juni  Franzensbad.  Am  4.  August  des  genannten 
Jahres  kam  er  auf  der  Rückkehr  nach  Weimar  über  Maria- 
Kulm  in  Eger  an  und  hatte  tags  darauf  die  mit  ihm  be- 
freundete   berühmte    Schauspielerin    Madame   Unzelmann, 


Goethes  Beziehungen  zu  Franzensbad  105 

die  in  Franzensbad  zur  Kur  weilte,  bei  sich.  Er  zeigte 
ihr  die  Sehenswürdigkeiten  Egers  und  namentlich  das 
Rathaus  und  das  alte  Schloß. 

Die  Kurliste  meldet  den  Aufenthalt  von  Frau  Unzel- 
mann  mit  den  Worten :  »Madame  Bethmann,  Schauspielerin 
vom  Königl.  Preuß.  National-Theater,  nebst  ihrer  Tochter 
Minna  Unzelmann  aus  Berlin,  wohnhaft  No.  25«  (jetzt 
»Zum  Fasan«). 

In  Begleitung  von  Frau  Unzelmann  besuchte  der  Dichter 
am  selben  5.  August  den  damals  berühmten  Scharfrichter 
von  Eger,  Namens  Carl  Huß,  über  den  er  sich  in  seinem 
Tagebuch  also  äußert:  »Huß  besitzt  eine  schöne  Münz- 
sammlung, welche  sich  besonders  über  alle  modernen 
europäiscnen  Reiche  und  Provinzen  erstreckt.  Auch  von 
antiken  Münzen  ist  gutes  dabei,  obgleich  wenig.  Er  hat 
ersthch  nach  dem  Range  der  Staaten  und  dann  nach  der 
Zeit    geordnet.      Sie    sind    sehr    sauber    aufbewahrt    und 

gehalten;  außerdem  hat  er  sich  mit  Abschriften  und 
•okumenten,  die  sich  auf  Eger  und  egersche  Familien 
beziehen,  viel  Mühe  gegeben ;  auch  besitzt  er  allerlei  andere 
Dinge,  besonders  Waffen  aus  der  mittleren  Zeit.  Unter 
mancherlei  Gefäßen  zeichnet  sich  ein  kupfernes,  sehr  sauber 
geschnittenes  und  ein  etwa  15  Zoll  hohes  Fayencegefäß 
aus,  das  mit  erhabenen  Figuren  bearbeitet  und  mit  bunten 
Glasuren  bemalt  ist.  Einige  gute  Dinge  von  gebranntem 
Ton,  die  er  von  einem  Geistlichen  aus  Rom  erhalten  hat, 
worunter  besonders  eine  i  Zoll  große  tragische  Maske, 
die  einem  Jupiter  sehr  ähnlich  sieTit,  eine  Menge  anderer 
Kuriosa,  auch  einige  Mineralien.« 

Auch  in  späteren  Jahren  hat  Goethe,  der  Carl  Huß 
sehr  schätzte,  wiederholt  ihm  seine  Visite  abgestattet.  So 
zum  Beispiel  am  13.  JuH  1808,  als  er  dessen  Münzkabinet 
besichtigte,  ferner  am  26.  April  1820,  als  er  mit  dem 
Polizeirat  Sebastian  Grüner  bei  ihm  vorsprach  und  sich 
an  dessen  reicher  Münz-  und  Vasensammlung  erfreute. 
Dann  am  30.  August  182 1,  als  er  die  Sammlung  alter 
Wappen  egerischer  Geschlechter,  von  Grabmälern,  Kirchen- 
schildchen,  Chroniken  und  Münzen  etc.,  die  der  Scharf- 
richter mit  der  Feder  sauber  gezeichnet  und  heraldisch 
ausgemalt  hatte,  besichtigte.  1822  kam  Goethe  mit  Huß 
wiederholt  in  Berührung.  In  seinem  Tagebuch  meldet 
Goethe  unterm  8.  August  1822:  »zu  Huß,  dessen  Mineralien, 
dann  einen  Teil  seiner  Münzsammlung  durchgesehen«  und 
im  Anhang  dazu  TBand  8  Seite  289):  »Nach  Tisch  zu 
Huß,  dessen  Mineralien  besehen,  sodann  einen  Teil  seiner 
Münzsammlung,  die  mich  in  meinen  Gedanken  bezüglich 
auf  das  weimarische  Kabinet  gefördert  und  bestimmt  hat.« 


io6  Abhandlungen 


Ueber  diesen  merkwürdigen  Scharfrichter,  Münzsammler 
und  Altertumskenner  Huß  hat  Aloys  John  in  der  von 
ihm  herausgegebenen  Schrift  von  Carl  Huss  »Vom  Aber- 
glauben« interessante  biographische  Daten  geliefert.*  John 
erzählt  in  der  Einleitung  zu  der  von  ihm  nach  dem  in 
der  FürstHch  Metternich'schen  Bibliothek  zu  Königswart 
befindlichen  Manuskript  edirten  Arbeit,  daß  der  gelehrte 
Henker  eine  sehr  gute  Erziehung  genossen  hatte.  Mit  neun 
Jahren  war  er  in  das  damalige  Piaristen-Gymnasium  zu  Brüx 
eingetreten  und  zeigte  sich  als  ein  sehr  fleißiger  und  lern- 
begieriger Knabe.  Auch  auf  dem  Gymnasium  zeichnete 
er  sich  durch  gediegene  Kenntnisse  und  regen  Eifer  aus, 
doch  litt  er  sehr  unter  dem  Odium  des  Scharfrichterssohnes, 
denn  auch  sein  Vater  betrieb  dieses  Gewerbe.  Er  blieb 
fortan  zu  Haus,  sich  durch  einen  Hauslehrer  weiterbildend, 
und  wurde  auch  bei  Garten-  und  Feldarbeiten  verwandt. 
Da  ihn  aber  niemand  in  die  Lehre  nehmen  wollte,  blieb  ihm 
nichts  anderes  übrig,  als  denBeruf  seines  Vaters  zu  ergreifen. 
Mit  fünfzehn  Jahren  vollbrachte  er  sein  erstes  Gehilfen- 
stück, indem  er  einen  vom  Kriminalgericht  zu  Brüx  zum 
Tode  verurteilten  Kirchenräuber  unter  Mitwirkung  seines 
Vaters  hinrichtete.  Infolge  mißUcher  häuslicher  Verhältnisse 
ging  er  auf  die  Wanderschaft,  unterwegs  von  seiner  Ge- 
schicklichkeit als  Nachrichter  wiederholt  Zeugnis  ablegend. 

SchließHch  übernahm  er  als  Nachfolger  seines  Oheims 
die  Scharfrichterstelle  in  Eger  und  wurde  dadurch  selb- 
ständig und  unabhängig.  Von  seinem  Vater,  der  ihn  in 
der  Arzneiwissenschaft  unterrichtete,  hatte  er  sich  tüchtige 
Kenntnisse  in  der  Heilkunde  erworben.  Da  er  Glück  mit 
seinen  Kuren  hatte,  errang  er  sich  als  geschickter  Chirurg 
einen  klangvollen  Namen.  Am  19.  Dezember  1788  erhielt 
er  vom  Magistrat  zu  Eger  seine  Entlassung  als  Scharfrichter, 
da  Kaiser  Joseph  II.  die  Todesstrafe  aufgehoben  hatte, 
doch  wurde  er  schon  neun  Monate  darauf  wieder  als  solcher 
angestellt,  weil  der  Kaiser  befohlen  hatte,  daß  die  Strafe 
der  Brandmarkung  durch  den  Scharfrichter  vollzogen  werden 
solle.  Infolge  seines  immer  sorgfältig  gekleideten  Aeußern, 
seiner  Unterhaltungsgabe,  seiner  literarischen  Fähigkeiten 
und  seines  seltenen  Sammeltriebes,  namenthch  in  Bezug 
auf  alte  Münzen,  verschaffte  er  sich  einen  weit  über  die 
Grenzen  Egers  hinausgehenden  Ruf.  Neben  Münzen 
sammelte  er  MineraHen,  Gewehre,  Schwerter,  Lanzen, 
Lampen,  Gläser,  feine  Geräte,  Harnische,  sowie  Holz- 
gattungen und  Sämereien,  so  daß  sein  Haus  bald  zu  einem 

'  Vgl.  Beiträge  zur  deutsch-böhmischen  Volkskunde,  9.  Bd.,  2.  Heft. 
Prag  1910. 


Goethes  Beziehungen  zu  Franzensbad  107 

kleinen  Museum  wurde.  Auch  im  Malen  und  Zeichnen 
war  er  nicht  ungeschickt :  er  malte  alle  bekannten  Wappen 
der  Egerer  Adels-  und  Patriziergeschlechter  und  kopierte 
alte  Oelgemälde.  Er  stand  im  Briefwechsel  mit  namhaften 
PersönUchkeiten  und  erhielt  als  eine  Berühmtheit  Besuche 
von  Prinzen  und  Fürsten,  sowie  von  Kurgästen  der 
böhmischen  Bäder  überhaupt,  die  alle  zu  den  geheimnis- 
vollen Schätzen  der  Egerer  Scharfrichterei  pilgerten.  Am 
Abend  seines  Lebens  sehnte  er  sich  danach,  seine  Samm- 
lungen zu  veräußern.  Der  Staatskanzler  Fürst  Metternich 
kaufte  sie  schHeßHch  fast  alle,  und  zwar  gegen  eine  Leib- 
rente von  300  Gulden  Konventionsmünze,  freie  Wohnung 
und  Heizung;  auch  erhielt  er  eine  lebenslängliche  Anstellung 
auf  dem  Schlosse  Königswart  des  Fürsten  Metternich. 
Der  Scharfrichter  Huß  starb  am  19.  Dezember  1838  im 
78.  Lebensjahre  und  wurde  auf  dem  alten  Friedhof  der 
^tadt  Königswart  bestattet. 

Daß  er  auch  mit  der  Feder  trefflich  Bescheid  wußte, 
beweist  seine  Schrift  »Vom  Aberglaubens.  Ebenso  tat  er 
sich  auch  als  Lyriker  hervor.  Gustav  Freytag^  schrieb 
einst  treffend  a.  a.  über  ihn  und  sein  Verhältnis  zu  Goethe: 

»Das  war  der  merkwürdige  Mann,  der  auch  im  Leben 
Goethes  eine  bescheidene  Rolle  gespielt.  Derselbe  Sammel- 
trieb, der  dem  großen  Dichter  in  der  letzten  Hälfte  seines 
Lebens  so  viele  kleine  Freuden  machte,  hatte  auch  den 
armen  Huß  aus  dem  Banne  eines  finsteren  Schicksals 
und  beschränkter  Verhältnisse  herausgehoben  zu  einer 
besseren  Existenz,  hatte  seine  Seele  mit  ehrenwerten 
Interessen  erfüllt  und  seinem  Leben  Freunde,  Gönner  und 
Verbündete  gewonnen.  Und  wenn  Goethe  seinen  Geschäfts- 
freund mit  der  Achtung  und  diplomatischen  Klugheit 
behandelte,  welche  den  geschäftlichen  Verkehr  leidenschaft- 
licher Sammler  untereinander  von  je  ausgezeichnet  hat, 
so  müssen  wir  überzeugt  sein,  daß  der  große  Mann  auch 
mit  warmer  menschlicher  Freude  empfand,  daß  hier  eine 
Menschenseele  durch  dieselbe  Liebhaberei,  die  er  hatte, 
gebildet  und  verschönert  worden  sei.  Gemeinsame  Freude 
an  .den  Gebilden  der  Kunst  und  Natur  war  es,  was  den 
größten  Dichter  der  deutschen  Nation  mit  dem  Nachrichter 
von  Eger  in  ein  gemütliches  Verhältnis  brachte  und  ein 
leichtes  Band  wob  zwischen  dem  Gönner  der  Gelehrten, 
dem  Lieblinge  der  Unsterblichen  und  dem  armen,  aben- 
teuerlichen Autodidakten,  den  alte  Münzen  und  Steine 
dafür  trösten  mußten,  daß  ihn  die  Menschen  in  seiner 
Umgebung  nicht  als  ihres  Gleichen  achteten.« 

'  Vgl.  Grenzboten  1853,  Nr.  7. 


lo8  Abhandlungen 


Kehren  wir  nun  zu  Goethe  zurück,  so  wissen  wir,  daß 
er  am  27.  Mai  1807  in  Franzensbad  weilte,  am  Brunnen 
spazierte,  mehrere  Brunnen  Egerwasser,  d.  h.  Franzensquelle, 
trank  und  nach  Karlsbad  weiterfuhr.  Auf  seiner  Heimkehr 
hielt  er  am  8.  September  Rast  in  Franzensbad,  »wo  das 
Wasser  salziger  zu  schmecken  scheint  als  sonst«.  Als  er 
1808  wieder  in  Franzensbad  war,  besuchte  er  abermals  den 
Brunnen.  Diesmal  mundete  ihm  das  Egerwasser  besser. 
Er  schrieb  darüber  an  seine  Gattin  Christiane:  »Der  Kut- 
scher bringt  gleich  2  Kisten,  jede  mit  20  kleinen  Flaschen 
Egerwasser,  mit,  da  es  auch  frisch  ankommt,  so  wird  es 
Dir  vortrefflich  munden  und  wohl  bekommen.  Ich  hätte 
gewünscht,  Dir  ein  Glas  vom  Brunnen  selbst  zu  reichen.« 

In  jenem  Jahre  spielte  sich  in  Franzensbad  auch  ein  kleiner 
Herzensroman  Goethes  ab.  Er  verkehrte  viel  mit  der  am 
21.  Juni  1785  geborenen  Tochter  des  Gotha-Altenburgischen 
Ministers  und  Wirklichen  Rats  von  Zt'egesar  aus  Drackendorf 
von  Jena,  Sylvia  von  Ziegesar,  die  von  Karlsbad  aus  nach 
Franzensbad  gereist  war  und  die  einen  tiefen  Eindruck  auf 
ihn  gemacht  hatte,  denn  er  faßte  die  zärtUchste  Zuneigung 
zu  ihr.  Als  man  ihren  Geburtstag  feierte,  sandte  ihr  der 
Dichter  ein  Poem  unter  dem  Titel :  »An  Sylvia  von  Ziege- 
sar«. Während  seines  zwölftägigen  Aufenthaltes  in  Franzens- 
bad wohnte  er  mit  der  Familie  Ziegesar  in  einem  Hause, 
und  zwar  im  Kurhaus.  Er  schrieb  über  sie  an  seine  Gattin 
Christiane:  »Fräulein  Sylvia  ist  gar  Heb  und  gut,  wie  sie 
immer  war,  wir  haben  viel  zusammen  spaziert  und  sind 
immer  bei  unseren  Partieen  gut  davon  gekommen,  ob  es 
gleich  alle  Tage  regnete«.  Bei  diesen  Ausflügen  mit  den 
ihm  so  sympathischen  Ziegesars  wurde  zum  erstenmal  der 
geheimnisvolle  Berg  in  der  wähe  von  Franzensbad,  der  soge- 
nannte Kammerbüm,  besichtigt.  Die  ersten  Eindrücke,  die 
er  darüber  sich  notierte,  lauteten:  »Schöne  Aussicht  und 
interessanter  Vulkanismus.«  Seit  jener  Zeit  beschäftigte  ihn 
der  eigentümliche  geologische  Charakter  des  Kammerbühls 
in  hohem  Grade,  und  wir  werden  sehen,  daß  er  auch  in 
einem  Aufsatz  über  die  geologische  Beschaffenheit  des 
Kammerbühls  sich  äußerte. 

In  jenen  Tagen  umgab  den  berühmten  Mann  ein  aus- 
erlesener Kreis  von  Bekannten,  mit  denen  er  am  Brunnen 
bezw.  beim  Frühstück  plauderte  oder  mit  denen  er  Tee  oder 
Kaffee  nahm  oder  gemeinsam  zu  Mittag  speiste.  Wir  er- 
wähnen nur  folgende  Persönlichkeiten:  Graf  von  Lieven, 
russischer  General,  Vizekanzler  Graf  Dietrichstein,  General 
Benckendorf,  Feldmarschall  Graf  Grünne,  praktischer  Arzt 
Dr.  med.  Kappe,  Graf  und  Gräfin  Böse,  Frau  von  Berg, 
Fürstin  Schönburg,  Fürstin  von  Leiningen,  Gräfin  Apponyi, 


Goethes  Beziehungen  zu  Franzensbad  I09 

Frau  von  Schwarzefeld,  Frau  von  Seckendorf  und  manche 
andere.  Goethe  schrieb  7  Briefe  aus  Franzensbad,  darunter 
3  an  seinen  Privatsekretär  Riemer,  der  in  Karlsbad  zurück- 
gebUeben  war,  2  Billets  an  Christiane  von  Goethe  und  2  Zu- 
schriften an  Marianne  von  Eybenberg.  Wie  wohl  ihm  das 
Egerer  Wasser  bekam,  erkennt  man  aus  einer  Bemerkung 
von  ihm  in  einem  Schreiben  an  Riemer:  »Das  Wasser  be- 
kommt mir  sehr  wohl,  ich  trinke  und  bade,  Dr.  Kappe  hat 
mir  gleich  wieder  herrlichen  Rat  erteilt,  durch  den  ich  über 
manche  UnbequemHchkeiten  hinwegkomme  —  trinken  und 
baden  bekommt  mir  sehr  wohl.  Der  Vulkanismus  des 
Kammerbühlbergs  hat  mich  sehr  interessiert,  vielleicht 
richten  wir  uns  ein,  auf  dem  Rückwege  einige  Tage  hier 
zu  bleiben.« 

Der  Kammerberg  bez.  Kammerbühl  spielt  auch  in  anderen 
Briefen  von  ihm  eine  Rolle.  So  heißt  es  in  einer  Zuschrift 
von  ihm  an  Marianne  von  Eybenberg:  »Ein  vulkanischer 
Hügel  in  der  Nähe  interessiert  mich  sehr.  Ein  großer,  des 
Chausseebaues  wegen  ausgegrabener  Raum  in  demselben 
gleicht  so  vollkommen  italienischen  Merkwürdigkeiten,  daß 
ich  Sie  wohl  herbeigewünscht  habe.  Sie  sollten  sicher  aus- 
rufen:  »Questo  e  qualche  etc.« 

Die  zwölf  Tage,  die  Goethe  in  Franzensbad  verweilte, 
erfrischten  ihn  körperUch  wie  seelisch.  Seinem  Sohn  schreibt 
er,  daß  er  wieder  dahingehen  wolle,  auch  berichtet  er  ihm, 
daß  ihm  der  vulkanische  oder  pseudovulkanische  Hügel,  der 
Kammerbühl  genannt,  sehr  merkwürdig  erscheine.  In  seinen 
»Tage-  und  Jahresheften«  äußert  er  sich  über  seine  Stimmung 
in  jener  Periode  mit  den  Worten:  »Das  Leben  zwischen 
Karlsbad  und  Franzensbrunnen  im  ganzen  nach  gemessener 
Vorschrift,  im  Einzelnen  immer  zufällig  veranlaßt,  von  der 
Klugheit  der  Aelteren  zuerst  angeordnet,  von  Leidenschaft- 
lichkeit der  Jüngeren  am  Ende  doch  geformt,  macht  auch 
die  aus  solchem  Konflikt  hervorgehenden  Unbilde  immer 
noch  ergötzlich,  sowie  die  Erinnerung  höchst  angenehm, 
weil  doch  zuletzt  alles  ausge|;lichen  und  überwunden  war.« 

In  der  Tat  kehrte  er  Ende  August  mit  Riemer  aufs 
neue  nach  Franzensbad  zurück,  um  bis  zum  i2.^September 
für  vierzehn  Tage  dort  zu  verweilen.  Er  war 'ein  regel- 
rechter Kurgast,  bezahlte  die  Kurtaxe,  besuchte  den  Brunnen, 
machte  Spaziergänge  in  den  Anlagen,  nahm  Bäder  etc. 

Auch  diesmal  zog  es  ihn  mächtig  zu  der  Sphinx,  ge- 
nannt Kammerbühl,  hin.  Nicht  weniger  als  fünfmal  besuchte 
er  ihn  und  studierte  unermüdlich  das  Aeußere,f  den  Bau  und 
die  Gesteine  dieses  Felsens.  Auch  diktierte  er  Riemer 
eine  Abhandlung  über  die  Entstehungsgeschichte  des  Berges. 

Diesmal  bildete  den  Mittelpunkt  des  geselligen  Treibens 


1 10  Abhandlungen 


in  Franzensbad  eine  Frau  von  Eskeles,  die  Gattin  eines 
Wiener  Bankiers,  die  er  bereits  früher  in  Karlsbad  einmal 
im  Konzert  gesehen  hatte.  Goethe  interessierte  sich  auch 
augenscheinlich  für  diese  Großhändlersgattin  aus  Wien. 
Von  ihr  schreibt  Riemer  in  einem  Briefe  vom  4.  September 
1808  aus  Franzensbad:'  »Hier  ist  eine  Frau  von  Eskeles 
aus  Wien,  Ihnen  wohl  schon  längst  bekannt,  bei  der  sich 
täglich  Gesellschaft  einfindet,  woraus  ich  mir  einen  Begriff, 
wie  es  wohl  in  Wien  sein  mag,  abstrahire.  Man  ißt  ganz 
vortrefflich  da  und  das  möchte  wohl  auch  überhaupt  der 
größte  Genuß  sein,  den  die  große  Gesellschaft,  die  vom 
Tage  lebt,  gewähren  kann.  Denn  im  Uebrigen  fühlt  man 
sich  nicht  sehr  gefördert  und  weitergebracht.«  Goethe 
verkehrte  damals  mit  einzelnen  interessanten  Mitgliedern 
der  Badegesellschaft,  sowie  mit  den  Personen,  die  sich  bei 
Frau  von  Eskeles  einfanden.  Man  erzählte  sich  leichte 
Anekdoten  und  Geschichten,  wie  dies  in  Kurorten  der 
Fall  zu  sein  pflegt.  So  plauderte  man  über  das  größte 
politische  Tagesereignis  jener  Zeit,  die  Ermordung  des 
Zaren  Paul  I.,  unterhielt  sich  über  Duelle,  über  die  gelehrte 
Frau  von  Stael  etc.  Auf  allgemeinen,  namentlich  von 
schönen  Lippen,  geäußerten  Wunsch  las  der  Dichter  einige 
lyrische  Schöpfungen  von  ihm,  sowie  Fragmente  aus 
seinem  Roman  »Wanderjahre«  etc.  vor. 

Anläßlich  seines  Aufenthaltes  in  Franzensbad  am 
2.  Mai  1812  war  Goethe  nicht  wenig  überrascht  über  die 
gjroßen  Fortschritte,  die  dieser  Kurort  in  den  letzten  Jahren 
m  baulicher  und  anderer  Beziehung  gemacht  hatte.  Er 
fand  dort,  wie  er  schreibt,  die  Kastanienknospen  aufgebrochen 
und  desgleichen  die  Lärchenbäume.  Er  müsse  die  Einsicht 
und  die  Sorgfalt  loben,  womit  ein  Kanal  von  der  Brücke 
an  diagonal  durchs  Ried  gezogen  worden  sei  und  man 
dadurch  dem  Wasser  einen  sehr  schnellen  Ablauf  verschafft 
habe.  Man  sehe  nur  sehr  wenig  noch  auf  diesen  großen 
Flächen.  Das  Dampfbad  sei  auch  mit  einem  Häuschen 
überbaut  und  gleich  neben  dem  Badebrunnen  noch  eine 
stärkere  Quelle  weitergefaßt,  die  höher  gespannt  sei  und 
die  durch  eine  Röhre  ablaufe,  so  daß  man  die  Gefäße 
bequem  füllen  könne.  Auf  der  Seite  von  Franzensbrunn 
nach  dem  Lande  zu  mache  man  große  Anstalten  zum 
Bauen.  Der  Abend  sei  vollkommen  schön  und  klar  und 
die  mildeste  Luft. 

Auch  in  den  späteren  Jahren  seines  Verweilens  in 
Franzensbad  nahm  er  stets  die  Quellen,  den  Park,  den 
Kursaal,  kurz   alles   in  Augenschein,  lobte   besonders  die 


Vgl.  Dr.  Heitmüller:  »Aus  dem  Goethehause«,  S.  128. 


Goethes  Beziehungen  zu  Franzensbad  II l 

schönen  Anlagen,  die  große  Reinlichkeit,  die  überall  herrschte, 
die  durchgeführten  zweckmäßigen  Verschönerungen  und 
stellte  Vergleiche  zwischen  sonst  und  jetzt  an.' 

Wie  schon  erwähnt,  weilte  Goethe  1823  zum  letzten 
Mal  im  Egerland.  Später  schrieb  er  von  Eger  aus  an  die 
Gräfin  O'Donnell,  daß,  als  er  durch  Franzensbrunn  ge- 
fahren sei,  er  sich  der  schönen  Stunden,  die  er  daselbst 
mit  ihr  zugebracht,  erinnert  habe,  auch  diesmal  hoffe  er 
auf  die  Wiederherstellung  seiner  Gesundheit  durch  die 
böhmischen  Bäder.' 

Die  Fahrten  nach  den  böhmischen  Bädern  waren  zwar 
nunmehr  abgeschlossen,  aber  stets  gedachte  Goethe  voll 
Sympathie  derselben.  Namentlich  auch  Franzensbads.  Sein 
treuer  Freund  und  Verehrer,  der  wiederholt  genannte  Egerer 
Pohzeirat  Sebastien  Grüner,  sandte  nach  Weimar  zugleich 
mit  den  Mineralien  und  Steinkisten  auch  die  Franzensbader 
»Krugfuhren«.  Konnte  nun  auch  Goethe  die  Franzensquelle 
nicht  mehr  an  Ort  und  Stelle  trinken,  so  bUeb  er  doch 
diesem  seinem  perlenden  Lieblingstrank  bis  an  sein  Lebens- 
ende treu. 

Wie  gesagt,  waren  es  speziell  mineralogische  und 
geognostische  Studien,  die  Goethe  nach  den  böhmischen 
Bädern  und  in  erster  Linie  nach  Franzensbad  und  dessen 
Umgebung  lockten.  Allmählich  bildete  er  sich  zu  einem 
vortrefflichen  Kenner  jener  Gegenden  aus.  Seine  dortigen 
Studien  reuten  ihn  nie,  im  Gegenteil  bereiteten  sie  ihm 
viel  Vergnügen.  Sagt  er  doch  selbst:  »Es  wird  mich  nie- 
mals gereuen,  dieser  emzelnen  Gegend  soviel  Aufmerksamkeit 
gewidmet  zu  haben,  da  in  der  Geognosie  bei  großer  Mannig- 
faltigkeit doch  soviel  Aehnlichkeit  und  Uebereinstimmung 
herrscht  und  ein  wohl  beobachteter  Fall  viel  andere  er- 
läutert.« Aus  diesem  örtlichen  Interesse  entstand,  wie  schon 
erwähnt,  1807  seine  erste  mineralogische  Schrift:  »Sammlung 
zur  Kenntniß  der  Gebirge  von  der  Umgebung  Karlsbads.« 
Den  vulkanischen  Kammerbühl  nun  erachtete  er  als  eine  so 
rätselhafte  Erscheinung,  daß  er  seinen  ganzen  Scharfsinn, 
seinen  ganzen  Forschungseifer  an  die  Lösung  dieses  Problems 
setzte.  Das  Problematische  für  ihn  war,  daß  mitten  in  einer 
tertiären  Landschaft,  in  einem  offenbar  alten  Meerboden,  ein 
kleiner  vulkanischer  Hügel,  der  Kammerbühl,  eingestreut  lag. 
Immer  und  immer  machte  er  neue  Versuche,  um  diesem 
merkwürdigen  Fall  etwas  abzugewinnen  und  die  Entstehung 
und  die  Ursachen   dieses   eigenartigen  Phänomens  zu  er- 


'  Vgl.  Sebastian  Grüner,    Briefwechsel    und   mündlicher  Verkehr 
mit  Goethe,  S.  42. 

*  Vgl.  Sauer,  »Goethe  und  Oesterreich«,  Band  i,  S.  106. 


112  Abhandlungen 


gründen.  Jener  bis  dahin  wenig,  ja,  fast  ganz  unbeachtet 
gebUebene  und  von  nur  wenigen  Geologen  besuchte  Hügel 
forderte  seinen  ganzen  Scharfsinn  heraus.  Es  machte  ihm 
viel  Vergnügen,  mit  Freunden  und  Freundinnen  jenen  Felsen 
zu  ersteigen  und  auch  mit  ihnen  sich  über  die  Natur  und 
die  Wesensart  desselben  zu  unterhalten.  Noch  größere 
Genugtuung  gewährte  es  ihm,  daß  es  ihm  gelang,  ver- 
schiedene Fachmänner,  wie  z.  B.  den  Bergrat  Herder,  für 
seine   fheorie  über  den  Kammerbühl  zu  interessieren. 

Langsam,  vorsichtig,  bedacht,  beinahe  tastend  näherte 
er  sich  der  Lösung  der  Frage  über  den  Charakter  des 
Kammerbühls,  der  bis  dahin  lediglich  durch  seine  Zwergen- 
sagen und  die  dunkle  Kunde  bekannt  war,  daß  er  das  Material 
für  den  Egerer  Lavaturm  abgegeben  habe. 

Ich  habe  schon  berichtet,  daß  Goethe  das  Ergebnis 
seiner  Forschungen,  Untersuchungen  und  Entdeckungen  in 
einen  Aufsatz  zusammenfaßte,  den  er  am  23.  September  1808 
vollendete.  An  jenem  Tage  übersandte  er  ihn  dem  Assessor 
Leonhard  in  Hanau,  dem  Herausgeber  des  nach  ihm  be- 
nannten mineralogischenTaschenbuches  (genau  hieß  derTitel : 
»Leonhards  Taschenbuch  für  die  gesammte  Mineralogie«) 
in  Begleituno^  des  folgenden  Briefes:  »Ihnen  einen  kleinen 
Beitrag  für  das  Taschenbuch  zu  senden,  war  schon  früher 
meine  Absicht.  Ich  hatte  diesen  Sommer  den  problematischen 
Kammerbühl  bei  Eger  zu  untersuchen  Gelegenheit  und 
habe  über  denselben  einen  kleinen  Aufsatz  geschrieben, 
den  ich  schon  von  Franzensbrunn  abzusenden  gedachte. 
Weil  ich  aber  erst  das,  was  schon  darüber  geschrieben, 
nachzulesen  wünschte,  behielt  ich  ihn  umsomehr  bei  mir, 
als  ich  glaubte,  der  Druck  Ihres  Taschenbuches  müßte 
schon  vorgerückt  sein.  Da  ich  aber  vernahm,  daß  es  noch 
Zeit  ist,  so  gehe  ich  gern  über  jede  BedenkHchkeit  hinaus 
und  sende  enestens  eme  Abschrift.  Da  ein  Kupfer  dazu 
nötig  ist,  so  werde  ich  die  Zeichnung  nachschicken.«' 

Auch  die  durch  Goethe  erfolgte  exakte  Zeichnung  des 
Kammerbühls  sandte  er  Leonhard  am  23.  September  ein. 

Sein  eigenes  Urteil  über  seine  Ergebnisse  über  die 
Natur  des  Felsens  spricht  er  in  den  Annalen  mit  den 
Worten  aus:  »Ein  längerer  Aufenthalt  in  Franzensbrunn 
läßt  mich  den  problematischen  Kammerberg  bei  Eger  öfter 
besuchen.  Ich  sammle  dessen  Produkte,  betrachte  sie 
genau  und  zeichne  ihn.  Ich  finde  mich  veranlaßt,  von  der 
Reußschen  Meinung,  die  ihn  für  pseudovulkanisch  anspricht, 
abzugehen  und  ihn  für  vulkanisch  zu  erklären.  In  diesem 
Sinne  schrieb  ich  einen  Aufsatz,  der  für  sich  selber  sprechen 

'  Goethes  Briefe,  Weimarer  Ausg.,  Abt.  IV,  Band  20,  S.  168. 


Goethes  Beziehungen  zu  Franzensbad  I  i  3 


mag.  Vollkommen  möchte  dadurch  die  Aufgabe  wohl 
nicht  gelöst  und  eine  Rückkehr  zu  der  Reußschen  Meinung 
gar  wohl  rätlich  sein.« 

Dieser  Aufsatz  Goethes  über  den  Kammerbühl,  dem 
eine  Abbildung  des  Berges  in  Kupferstich  mit  dem  auf  dem 
Gipfel  damals  befindlictien  Lustnäuschen  beigegeben  war, 
enthält  eine  sorgfältige  und  gründhche  ßescnreibung  und 
Schilderung  der  Rundsicht  vom  Kammerbühl,  wobei  »die 
weite,  wohlbebaute  und  bewohnte  Landschaft,  die  ragenden 
mäßig  schönen  und  heiteren  Gebäude  Franzensbrunns,  die 
Rundnöhe  und  die  weitumherliegenden  Türme  von  Maria- 
Kulm«  hervorgehoben  werden.  Hierauf  äußert  sich  der 
Verfasser  über  die  geologische  Entstehung  des  Egerlandes 
und  den  alten  Ursee  des  inneren  Egerlandes,  seine  Ansichten 
über  die  vulkanische  Natur  des  Kammerbühls  zum  besten 

f gebend.  Zwei  voneinander  abweichende  Urteile  hierüber 
agen  damals  Goethe  vor,  nämlich  dasjenige  des  Natur- 
forschers Ignatz  von  Born  und  dasjenige  von  Franz  Ambros 
Reuß.  Ersterer  kam  in  seinem  »Schreiben  an  Herrn  Franz, 
Grafen  von  Kinskv  über  einen  ausgebrannten  Vulkan  bei 
der  Stadt  Eger«  (1773)  zu  der  Ueberzeugung,  daß  der 
Kammerbühl  ein  Erdbrand  sei  und  seine  Entstehung  vul- 
kanischen Ursachen  zu  verdanken  habe,  also  die  bisherige 
neptunistische  Ansicht  verwerfend.  Reuß  hingegen  hielt 
den  Hügel  für  pseudovulkanisch.  Goethe  neigt  sich  mehr 
zu  Born  und  spricht  sich  für  eine  vulkanische,  aber  sub- 
marine Bildung  aus.  Der  Aufsatz  schließt  mit  einem  Ver- 
zeichnis: »Vulkanische  Gesteine  des  Kammerbühls«. 

In  den  Briefen,  die  Goethe  nach  der  Abfassung  seiner 
Abhandlung  über  den  Kammerbühl  schrieb,  sucht  er  seine 
Theorie  noch  tiefer  zu  begründen.  So  äußert  er  sich  in 
einer  Zuschrift  an  Dietrich  L.  Gustav  Karsten  vom  20.  No- 
vember 1808 :  »Ich  habe  erst  später  den  Bornschen  Aufsatz 
gelesen,  mit  dem  meine  Ueberzeugung  in  der  Hauptsache 
meist  übereintrifft,  nur  daß  er  die  weit  entfernten  Lieben- 
steiner Basalte  nach  einem  damals  allzuweit  greifenden 
Vulkanismus  auch  heranzieht,  die  doch  mit  dem  Kammer- 
berg .nicht  in  der  mindesten  Verbindung  stehen.  Uebrigens 
freue  ich  mich  im  voraus,  Ew.  Wolilgeboren  Beifall  zu 
erhalten,  daß  ich  bei  der  Beobachtung  mich  hauptsächlich 
an  die  verschiedenen  Stufen  des  veränderten  GHmmer- 
schiefers  gehalten  habe,  da  mir  bekannt  ist,  und  ich  auch 

fegenwärtig  wieder  Pagina  9  Ihrer  Vorrede  gesehen  habe,  daß 
ie  bei  vulkanischen  Produkten  das  vornergehende  selb- 
ständige, nun  aber  veränderte  Fossil  der  Betrachtung  vor- 
züglich empfehlen.«  Im  Anschluß  an  die  auf  Veranlassung 
des  Rates  Sebastian  Grüner  erfolgten  Ausgrabungen  erschien 

Goethe-Jahkbuch  XXXIV  8 


I 14  Abhandlumgen 


dann  von  Goethe  noch  ein  ergänzender  Nachtrag  zu  diesem 
Aufsatz  über  den  Kammerbühl.  Hier  empfiehlt  er  eine 
Stollengrabung  nach  dem  Kontakt  von  Basalt  und  Grund- 
gestein. Doch  dieser  sein  Wunsch  wurde  erst  nach  seinem 
Ableben,  und  zwar  in  den  Jahren  1834—37  durch  die  von 
Graf  Kaspar  von  Sternberg  unternommenen  Stollengrabungen 
ausgeführt,  die  tatsächUch  das  Empordringen  basaltischen 
Lavastromes  aus  dem  Erdinnern  und  das  Vorhandensein 
eines  Eruptions-Kanals  feststellten,  zugleich  aber  auch 
zeigten,  daß  die  vulkanischen  Ablagerungen  nicht  unmittel- 
bar auf  den  Phyllit  als  Grundgebirge  aufgesetzt  sind, 
sondern  auf  eine  jungtertiäre  Zwischenschicht  von  gelbem 
»limmrigen  Letten,  der  im  Kontakt  mit  den  vulkanischen 
Massen  ziegelartig  gebrannt  erscheint.' 

Heute  gilt  der  Kammerbühl  als  echter  Schichtvulkan, 
dessen  Tätigkeit  gegen  das  Ende  der  Tertiärzeit  anzu- 
setzen ist. 

Wie  dem  Kammerbühl,  so  widmete  Goethe  auch  der 
böhmischen  Geologie  überhaupt  in  den  Jahren  von  181 3 
bis  1820  eingehende  Studien  una  Forschungen.  Das  Ergebnis 
derselben  legte  er  in  einem  Aufsatz  nieder,  betitelt:  »Zur 
Geologie,  besonders  der  böhmischen.«' 

Er  pries  seinen  Schöpfer,  der  es  ihm  möglich  machte, 
manch  tiefen  Einblick  in  die  Entstehungsgeschichte  der  Erde 
zu  werfen  und  schließt  seine  Abhandlung  mit  den  schönen 
Worten:  »Ich  darf  den  Genius  segnen,  der  mich  zu  dem 
flüchtigen  und  doch  unauslöschbaren  Anschaun  dieser  Zu- 
stände treibt,  die  von  so  langer  Zeit-  her  das  größte  Interesse 
für  mich  gehabt  hatten.« 

Auf  Schritt  und  Tritt  begegnen  wir  in  Franzensbad, 
sowie  im  Egerland  überhaupt  den  Spuren  des  Goetheschen 
Genius.  Es  gibt  Goethestraßen,  Goetheplätze  und  Goethe- 
häuser. Auch  die  Wohnstätten,  wo  der  Dichter  kürzere 
oder  längere  Zeit  weilte,  sind  mit  Gedenktafeln  versehen. 
Wie  in  Franzensbad  selbst,  so  befinden  sich  auch  überall 
im  Egerlande,  an  jedem  Orte,  den  der  Fuß  Goethes  be- 
rührte, pietätvolle  Erinnerungszeichen  an  ihn.  Da  gibt  es 
zum  Beispiel  einen  Goethestem  bei  Haslau.  Es  ist  dies  ein 
malerisch  und  grotesk  am  Straßenrand  am  Eingang  des 
sogenannten  Himmelreichwaldes  hingelagerter  Quarzblock, 
von  wo  aus  man  eine  herrliche  Aussicht  über  das  Egerland 
genießen  kann.  Am  8.  September  1807  notierte  Goethe  in 
seinem  Tagebuch :  »Schöner  Quarzfelsen  am  Eingang  eines 


*  Vgl.  Goethe-Festschrift  von  Aloys  John,  S.  56. 

*  Goethes  sämtliche  Werke.   Jubiläumsausgabe.  40.  Band,  2,  Teil, 
Seite  12  ff. 


Goethes  Beziehungen  zu  Franzensbad  II5 

Waldes  an  der  Chaussee«  und  am  iS.Mai  1810:  »Am  Quarz- 
felsen etwas  gespeist.«  Einer  poetischen  Beschreibung  des 
Fachlehrers  A.  Fuchs  in  Wildstein  entnehme  ich  die  nach- 
stehenden interessanten  Ausführungen  über  den  Goethestein 
und  dessen  Entstehung: 

»1822  fuhr  Goethe  an  einem  herrUchen  Frühlingstag 
durch  den  Haslauer  Wald.  Er  befand  sich  auf  der  Reise 
nach  Franzensbad.  Da  erreichte  der  Postillon  den  Waldsaum 
und  da  reckte  auch  schon  der  Felsklumpen  (ein  Quarzfels) 
seinen  altersgrauen  Leib  in  die  Höhe.  Auf  ein  Zeichen 
hielt  der  Kutscher,  Goethe  stieg  aus,  trat  ins  taufrische 
Gras,  stieg  an  der  sanfter  geneigten  Rückseite  empor  und 
nun  stand  er  in  seiner  prachtvollen  Hoheit  oben  auf  dem 
Fels.  Ein  schönes  Land!  Im  Westen  senkte  es  sich  all- 
mählich und  der  BUck  schweift  über  die  zahlreichen  Berg- 
wellen, mit  dunklen  Wäldern  gekrönt,  dahin.  Aus  dem 
dunklen  Grün  lugen  die  hellen  saftigen  Waldwiesen  hervor 
und  immer  weiter  nach  Westen  dennen  sich  die  welligen 
Kämme  und  ganz  drüben  steigen  verschwommen,  in  dunstiger 
Ferne,  die  Gipfel  des  Fichtelberges  hervor.  Im  Süden  dehnt 
sich  die  Ebene  bis  an  den  Fuß  des  sagenhaften  Tillenberges. 
Freundliche  Siedelungen  grüßen  herauf.  Im  engen  Tal- 
grunde künden  die  Türme  der  Burgen  Seebergs  und  Lieben- 
steins von  alter  vergangener  Zeit  und  geradaus  ragt  schart 
und  kantig  auf  dem  waldfreien  Hange  des  grünen  Berges 
das  Kirchlein  von  St.  Anna  in  den  hellblauen  Himmel  hinein. 
Die  Aussicht  nach  Norden  und  Osten  ist  verschlossen.  Der 
hohe  Fichtenwald  und  die  sanften  Berglehnen  begrenzen 
den  Blick.  Hinter  dem  Rücken  des  scnauenden  Dichter- 
greises rauschten  die  Wälder  ihr  brausendes  Lied  und  die 
schlanken  Bäume  neigten  in  Ehrfurcht  ihre  Häupter.  Der 
Duft  des  Waldes,  die  Frühlingsstimmung  der  Natur,  die 
Poesie  der  Landstraße,  das  schöne  Land  zu  seinen  Füßen 
zauberten  auf  das  durchgeistigte  Antlitz  des  Geistesfürsten 
ein  zufriedenes  Lächeln.« 

Der  wiederholt  genannte  Sebastian  Grüner',  der  Famulus 
Goethes  im  Egerland,  ließ  in  Erinnerung  an  die  Anwesen- 
heit des  Dichterfürsten  und  der  Fürstin  Maria  Paulowna  an 
diesem  Quarzfels  eine  Tafel  anbringen,  die  1894  durch  eine 
neue  ersetzt  wurde. 

Ebenso  gibt  es  eine  Goethe-Grüner-Tafel  in'Eger,  die 
der  »Verein  für  egerländer  Volkskunde«  im  Jahre  1899 
anläßUch  des  i5oiährigen  Geburtstages  Goethes  gestiftet 
hat.    Diese  Tafel  sollte  in   der  Erinnerung  der  Menschen 


*  Vgl,  Franzensbader  Tageblatt,  Dienstag,  11.  Juni  1912. 

*  »Briefwechsel  und  mündlicher  Verkehr  mit  Goethe«,  S.  203. 


I I 6  Abhandlungen 


das  traute  Verhältnis,  das  zwischen  Goethe  und  dem  Rat 
Sebastian  Grüner  herrschte,  dauernd  festhalten.  Sie  befindet 
sich  an  dem  Hause,  das  der  genannte  Famulus  von  1819  bis 
zu  seinem  Tode  1864  bewohnte  und  wo  er  wiederholt  von 
dem  Dichter  aufgesucht  wurde.  Sie  besteht  aus  schwarzem 
Syenit,  der  Rahmen  ist  aus  Sandstein  und  enthält  in  goldenen 
Lettern  die  Inschrift:  »In  diesem  Hause  weilte  wiederholt 
Wolfgang  von  Goethe  als  Gast  des  Rates  Sebastian  Grüner.« 

In  Eger  logierte  Goethe  im  Gasthof  zur  goldenen  Sonne. 
Mit  Sebastian  Grüner  beschäftigt  sich  wiederholt  sein  Tage- 
buch, das  eine  Fundgrube  für  die  Kenntnis  des  Tuns  und 
Treibens  des  Dichters  gibt.  So  lesen  wir  dort  zum  Beispiel 
in  einer  Eintragung  vom  12.  September  1820: 

»4  Uhr  zu  Rat  Grüner  —  Heute  ist  'Examen  der 
Grüner'schen  Söhne,  Rezitation  des  Aelteren.«  Hierzu  be- 
merkt Grüner  in  seinem  wiederholt  erwähnten  Buche,  daß 
sein  berühmter  Gast  bei  solchen  Anlässen  bei  seinem  Mosaik- 
kasten verweilt  habe.  »Freundchen,«  sagte  er,  »Sie  wissen 
nicht,  welchen  großen  Schatz  Sie  hier  besitzen.  Dieser 
Kasten  ist  in  Florenz  zur  Zeit  der  Medici  verfertigt.  Man 
wollte  dort  eine  Kapelle  mit  Mosaik  verzieren,  die  Steine 
waren  hierzu  bereits  größtenteils  vorhanden,  allein  der  Tod 
vereitelte  die  Ausführung.  Wer  nun  einen  aus  diesen  Steinen 
verfertigten  Mosaiktisch  oder  -Kasten  besitzt,  kann  sich 
glücklicn  schätzen.  Die  Italiener  nennen  diese  mühsame 
Tischlermosaik  und  künstliche  Arbeit  Artesia.  Wenn  Sie 
mir  die  Mittelstücke  dieser  Mosaikarbeit  überlassen,  so  würde 
ich  Ihnen  nicht  allein  300  Taler  geben,  sondern  auch  die 
Teile,  an  denen  die  Mosaik  angebracht  ist,  herstellen  und 
den  ganzen  Kasten  Ihnen  lassen.«  Grüner  besaß  auch  eine 
kleine  Gemäldesammlung,  die  sein  Gast  bei  dieser  Gelegenheit 
aufmerksam  betrachtete.  »Sie  haben  mitunter  ^ute  Sachen,« 
sagte  er,  »besonders  der  Kopf  über  der  Tür  ist  aus  einer 
sehr  guten  italienischen  Schule.^ 

Ich  reihe  daran  noch  einige  andere  Berichte  über  die 
jeweihgen  Besuche  Goethes  bei  seinem  lieben  Rat  Grüner. 
Vom  2.  August  1822  referiert  dieser: 

»Goethe  besah  meine  Bibliothek,  hielt  sich  einige  Zeit 
bei  meinen  französischen  und  englischen  Werken  auf,  nahm 
manchen  Band  heraus,  um  die  Auflage  zu  besehen.«  Auch 
besichtigte  er  einen  Nachtrag  seiner  Werke.  Inzwischen  war 
Grüner  von  seinem  Herrn  und  Meister  zu  einem  Mineralogen 
ausgebildet  worden.  In  seiner  liebenswürdigen  und  gütigen 
Art  wollte  er  diesem  eine  Ueberraschung  bereiten.  Als  Grüner 
am  12.  August  1822  von  Berufsgeschäften  nach  Hause  kam, 
fand  er  den  Dichter  in  seinem  Bilderzimmer.  Nach  kurzem 
Gespräche  wurde  das  Arbeitszimmer  Grüners  geöffnet  und 


Goethes  Beziehungen  zu  Franzensbad  iiy 

Goethe  zeigte  auf  einen  mit  14  Schubkästen  versehenen 
Schrank,  den  er  verfertigen  und  während  seiner  Abwesenheit, 
weil  er  seine  Amtstunden  kannte,  aufstellen  Heß.  »Nun 
weihe  ich  Sie  in  die  Mineralogie  ein«  sagte  er  lächelnd,  »und 
von  nun  an  werden  Sie  mir  nicht  mehr  so  viel  zutragen.« 

Drei  Wochen  später  besah  sich  Goethe  bei  emem 
neuerlichen  Besuch  bei  Grüner  dessen  Mineralien  und  freute 
sich  des  Anwuchses.  Auch  die  Oelgemälde  und  Kupfer- 
stiche des  Hausherrn  prüfte  er  sorgfältig  und  sagte:  »Sie 
haben  einige  gute  Stücke  aus  der  altdeutschen  und  italienischen 
Schule,  diese  halten  Sie  wert,  besonders  aber,  wie  ich  Ihnen 
schon  bemerkte,  Ihren  florentinischen  Mosaikschrank  — « 
bei  dem  er  wieder  einige  Zeit  verweilte.  Bei  Betrachtung 
der  Bilder  fuhr  Goethe  dann  fort:  »Man  muß  vorerst  fragen, 
was  wollte  der  Künster  mit  dem  Bilde  sagen?  Man  muß 
die  Idee  des  Künstlers  sich  eigen  zu  machen  streben  und 
seine  kleinen  in  Eile  hingeworfenen  Verzeichnisse  aufsuchen 
und  hierauf  sein  Urteil  gründen.« 

Am  26.  August  1822  speiste  Goethe  mittags  bei  Grüner, 
wozu  auch  der  Sohn  des  Dr.  Köstler  (von  Strohmberg) 
geladen  war.  Das  Gespräch  kam  unter  anderm  auf  die 
jetzige  deutsche  Orthographie.  »Laßt  Ihr  mich  mit  Euren 
Schreibfehlern  geh'n,«  sagte  Goethe,  »ich  mache  in  jedem 
Briefe  Schreibfehler  und  kerne  Kommas.  Ich  diktiere  meistens 
und  sehe  nicht  nach.  Sollte  ich  aber  alle  Briefe  beantworten, 
so  müßte  ich  ein  eigenes  Comptoir  noch  haben.« 


7- 

Goethe  und  Calderon' 

Von 

Karl  Wollf 


joethe  notiert   in   den   Annalen    zum  Jahre    1802: 
»Auch    ist   zu   bemerken,    daß   in   diesem   Jahre 
U  Calderon,  den  wir  dem  Namen  nach  Zeit  unseres 
.ebens  kannten,  sich  zu  nähern  anfing  und  uns  gleich  bei 
den  ersten  Musterstücken  in  Erstaunen  setzte.« 

Vor  dieser  entscheidenden  Wendung  hatte  Goethe  sich 
wenig  mit  spanischer  Literatur   beschäftigt.    Daß   er  die 


'  Die  äußere  und  innere  Entwicklung  der  Beziehungen  Goethes 
zu  Calderon  ist  in  der  bisherigen  Literatur  nirgends  zusammenhängend 
dargestellt.  Die  erste  gründliche,  obwohl  keineswegs  vollständige  Samm- 
lung des  Materials  gab  Biedermann  in  seiner  Abhandlung  über  Goethes 
Entwurf  eines  »Trauerspiels  in  der  Christenheit«  (Goethe-Forschungen, 
Frankfurt  a.  M.  1879,  S.  154  ff.  und  Goethe-Forschungen,  Neue  Folge, 
Leipzig  1886,  S.  160  ff.).  Geistvolle,  Biedermanns  Ausführungen  viel- 
fach ergänzende  und  vertiefende  Einzelheiten  in  Schiichardts  vorwiegend 
kritischem  Aufsatz  über  »Goethe  und  Calderon«,  (Romanisches  und 
Keltisches,  Berlin  1886,  S.  120  ff.).  Eine  völlig  wertlose  Zusammen- 
stellung willkürlich  veränderter  und  falsch  gruppierter  Goethe-Zitate  ist 
Z)o7-«r5  Schriftchen,  Goethe  und  Calderon,  Leipzig  1881.  Gedankenreiche 
Uebersichten  gibt,  auf  Biedermanns  und  Schuchardts  Vorarbeit  gestützt, 
Herford,  On  Goethe  and  Calderon  (Publications  of  the  English  Goethe 
Society,  II,  London  1886,  S.  57  ff.).  Noch  einige  weniger  wichtige 
Arbeiten  werden  genannt  bei  Goedecke,  Bd.  4,  Abt.  2,  3.  Aufl.,  1910, 
§  234  C  III  f,  S.  397. 


Goethe  und  Calderon  II9 

Sprache  etwas  verstand,  steht  außer  Zweifel.'  Er  kannte 
Lessings  ausführUche  Analyse  des  spanischen  Essex  (Hamb. 
Dram.  St.  60 — 69).  Mit  dem  Don  Quixote  war  er  schon 
vor  dem  Erscheinen  der  Bertuchschen  Uebersetzung  ver- 
traut. Zuweilen  blätterte  er  wohl  in  der  oder  jener  der 
Sammlungen,  die  ohne  Streben  nach  Formtreue  den  Stoff- 
gehalt spanischer  Dramatik  ausländischen  Bühnen  nutzbar 
zu  machen  suchten.*  Mancherlei  Aufschluß  empfing  er  im 
Verkehr  mit  Bettuch,  dem  Herausgeber  des  »Magazins  der 
spanischen  und  portugiesischen  Literatur«  (1781).  Auch 
Einsiedel,  Seckendorff  und  —  minder  gründlich  —  Wieland 
waren  im  Weimarer  Kreise  gute  Kenner  des  Spanischen. 

Wie  weit  Goethe  diese  Gelegenheiten,  sich  zu  unter- 
richten, ausnützte,  läßt  sich  im  emzelnen  nicht  feststellen. 
Als  er  1786  in  Venedig  jene  Commedia  dell'arte  sah,  deren 
tolles  Sujet  ihn  an  dasjenige  erinnerte,  »was  bei  uns  unter 
dem  Titel  Der  Verschlag  behandelt  ist«,  hatte  er  jedenfalls 
keine  Ahnung,  daß  dieser  »Verschlag«  nichts  anderes  war 
als  Calderons  Komödie  »El  escondido  y  la  tapada«,  die  erst 
viel  später  in  Griesens  Uebersetzung  (»Der  Verborgene  und 
die  Verkappte«)  in  Deutschland  bekannt  werden  sollte.^ 
Auch  anderen  Stücken,  die  damals  in  plumpem  Kostüm, 
ohne  Nennung  des  Autors  und  mit  verändertem  Titel  über 
die  deutschen  Bühnen  gingen,  merkte  Goethe  nicht  den 
Calderonischen  Ursprung  an,  obwohl  gerade  die  bekanntesten 
und  beUebtesten  Dramen  des  Spaniers,  so  z.  B.  Der  Richter  von 
Zalamea,  in  dieser  wunderlichen  Verkleidung  oft  erschienen.'* 

Erst  Ende  1799  regt  sich  stärkeres  Interesse. 

Wilhelm  von  Humboldt  schreibt  von  seiner  spanischen 
Reise  aus  ausführlich  über  literarische  Dinge  und  das  dortige 
Theater.  Goethe  erwidert,  lebhaft  angeregt:  »Sogar  habe 
ich  mich  den  spanischen  Schriftstellern  wieder  genähert 
und  neuHch  das  Trauerspiel  Numancia  von  Cervantes  mit 
vielem  Vergnügen  gelesen.«    Im  März  des  folgenden  Jahres 


*  Die  in  S.  118  Anm.  genannten  Verfasser  halten  es  nur  für  »wahr- 
scheinlich«, hauptsächhch  wegen  einer  Aeußerung,  die  Goethe  im  Jahre 
1807  zu  Riemer  tat:  Schlegels  Calderon-Uebersetzung  verhalte  sich  zum 
Original  wie  ein  ausgestopfter  Fasan  zu  einem  lebendigen.  Aber  eine 
Reihe  anderer  Stellen  reden  viel  deutlicher.  Vgl.  z.  B.  Annalen  1821: 
»Eine  spanische  Blumenlese,  durch  Gefälligkeit  des  Herrn  Perthes  er- 
halten, war  mir  höchst  erfreulich;  ich  eignete  mir  daraus  zu,  was  ich 
vermochte,  obgleich  meine  geringe  Sprachkenntnis  mich  dabei  manche 
Hinderung  erfahren  ließ.« 

*  Ueber  diese  Sammlungen  vgl.  Biedermann,  S.  154  f-  und  Wurz- 
bach, Calderons  Ausgewählte  Werke,   Leipzig  19 10,   Bd.  i,  S.  232  ff. 

J  Auch  Gries  behielt,  als  seine  Uebersetzung  schon  im  Manuskript 
vollendet  war,  Tieck   gegenüber  noch  den  Titel  »Der  Verschlag«  bei. 

*  Schuchardt,  S.  121. 


120  Abhandlungen 


kam  A.  W.  Schlegel  auf  ein  paar  Tage  nach  Weimar. 
Gerade  damals  reifte,  unter  dem  Eindruck  der  spanischen 
Studien  und  Uebersetzungen  Tiecks,  sein  Plan,  die  Haupt- 
werke der  spanischen  Dramatiker  zu  verdeutschen.'  So 
ergab  sich  willkommener  Anlaß,  die  durch  Humboldts 
Anregung  geknüpften  Fäden  fortzuspinnen.  Schlegels 
Aufenthalt  war  zu  kurz  für  Goethes  nunmehr  erweckte 
Wißbegier.  »Da  wir  sämmtiich  jetzt  nicht  viel  vom  Flecke 
kommen,«  schreibt  er  unterm  2.  April  1800,  »so  hätten 
wir  gewünscht,  daß  Sie  neuHch  Ihren  Besuch  möchten 
verlängert  haben.  Auch  hätten  wir  noch  gar  gerne  mehr 
von  der  spanischen  Literatur  vernommen.  Ein  Land,  das 
man  selbst  nicht  mehr  besuchen  wird,  hört  man  so  gern 
von  scharfsinnigen  Reisenden  beschreiben.« 

Dennoch  kam  erst  viel  später  das  Thema  wieder  zur 
Sprache,  eben  in  dem  Jahre,  das  die  Annalen  so  bedeutsam 
hervorheben. 

Am  II.  September  1802  sandte  A.  W.  Schlegel  an 
Goethe  das  Manuskript  seiner  Uebersetzung  der  »Andacht 
zum  Kreuz«.  Der  Begleitbrief  enthielt  neben  anderen 
wichtigen  Bemerkungen  auch  die  Begründung  dafür,  daß 
Schlegel  seine  beim  früheren  Zusammensein  mit  Goethe 
ausgesprochene  Absicht  einer  freieren  Bearbeitung  hatte 
fallen  lassen.    »Seitdem  habe  ich  wohl  eingesehen,  daß  die 

fanze  Ausführung  bis  in  die  Feinheiten  der  Form  mit  der 
estimmtesten  Notwendigkeit  dasteht,  und  kann  ebenso 
wenig  daran  denken,  etwas  von  Calderon  zu  bearbeiten  als 
von  Shakespeare.« 

Goethe  antwortete  nicht  sogleich.  Welch  tiefen  Ein- 
druck die  Sendung  gemacht  hatte,  erfuhr  Schlegel  erst 
durch  SchelHng.  Dieser  berichtete  am  11.  Oktober  eine 
Aeußerung  Goethes  —  das  Stück  sei  »verwundersam  groß 
und  fürtreffUch«  —  und  ausführhcher  am  14.  Oktober: 
»Von  dem  spanischen  Stück  kann  Goethe  nicht  aufhören 
zu  reden.  Wenn  man  Guido  sehe,  sagt  er,  so  meine  man, 
daß  niemand  besser  gemalt  habe,  wenn  Raphael,  daß  die 
Antike  nicht  besser  sei.  So  mit  dem  Calderon:  nicht  nur 
Shakespeare  gleich,  sondern,  wenn  es  möglich  wäre,  ihm 
noch  mehr  zuzugestehen !  —  Unbegreiflicher  Verstand  in 
der  Konstruktion,  Genie  in  der  Erfindung!  —  Genug,  dies- 
mal kann  man  ihm  nicht  vorwerfen,  daß  er  zu  kalt  lobt.«  * 

*  Daß  Schlegel  sich  schon  damals  mit  dem  Plan  nicht  nur  der 
Bearbeitung,  sondern  auch  der  Aufführung  der  »Andacht  zum  Kreuz« 
trug,  ergibt  sich  aus  seinem  Briefe  vom  11.  Sept.  1802  (Schriften  der 
Goethe-Ges.,  Bd,  13,  S.  137  f.). 

'  Aus  Schellings  Leben,  hrsg.  von  G.  L.  Plitt,  Leipzig  1869/70, 
I,  421,  423. 


Goethe  und  Calderon  121 

In  der  Tat  scheinen  die  Ausdrücke  enthusiastischer 
Anerkennung  kaum  mehr  zu  überbieten,  Calderon  neben 
Shakespeare,  ja  sogar  über  ihn  gestellt!  ....  Aber  Goethes 
Bewunderung  wuchs  noch,  als  seine  Calderon-Kenntnis  sich 
erweiterte. 

A.  W.  Schlegel  sandte  ihm  1803,  wiederum  durch 
Schellings  Vermittlung,  den  ersten  Band  des  Spanischen 
Theaters,  der  außer  der  Andacht  zum  Kreuz  noch  Ueber 
allen  Zaubern  Liebe  und  Die  Schärpe  und  die  Blume  ent- 
hielt. Auch  von  diesen  neuen  Gaben  zeigte  Goethe  sich 
entzückt.'  Als  aber  im  Jahre  darauf  das  Manuskript  der 
Schlegelschen  Uebersetzung  des  Standhaften  Prinzen  eintraf, 
da  übertraf  die  Wucht  des  neuen  Eindrucks  alle  vorigen. 
Ein  Brief  an  Schiller  vom  28.  Januar  1804  berichtet  über 
dies  Erlebnis:  ».  .  .  .  ein  Stück  von  Calderon.  Fernando, 
Prinz  von  Portugal,  der  zu  Fez  in  der  Sklaverei  stirbt,  weil 
er  Ceuta,  das  man  als  Lösepreis  für  ihn  fordert,  nicht  heraus- 
geben will.  Man  wird,  wie  bei  den  vorigen  Stücken,  aus 
mancherlei  Ursachen  im  Genuß  des  einzelnen,  besonders 
beim  ersten  Lesen  gestört;  wenn  man  aber  durch  ist  und 
die  Idee  sich  wie  ein  Phönix  aus  den  Flammen  vor  den  Augen 
des  Geistes  emporhebt,  so  glaubt  man  nichts  Vortrefflichers 
gelesen  zu  haben.  Es  verdient  gewiß  neben  der  Andacht 
zum  Kreuze  zu  stehen,  ja  man  ordnet  es  höher,  vielleicht 
weil  man  es  zuletzt  gelesen  hat  und  weil  der  Gegenstand 
sowie  die  Behandlung  im  höchsten  Sinne  liebenswürdig  ist. 
Ja  ich  möchte  sagen,  wenn  die  Poesie  gan^  von  der  Welt 
verloren  ginge,  so  könnte  man  sie  aus  diesem  Stück  wieder 
herstellen^''  Schiller  war  früher  schon  durch  Körner  auf 
Calderon  hingewiesen  worden  und  hatte  zunächst  (am 
3.  JuH  1800),  wohl  mitbeeinflußt  durch  seine  Abneigung 
gegen  die  Schlegels,  die  Hoffnung  für  trügerisch  erklärt, 
daß  für  die  deutsche  Poesie  hier  Anregung  und  Ausbeute 
zu  finden  sei.  Als  jedoch  später,  nach  dem  Erscheinen 
des  Spanischen  Theaters,  nun  Körner  sich  ungünstig  über 
Calderon  aussprach,  spendete  er  dem  Spanier  entschiedene, 
aber   kritisch   besonnene   Anerkennung   (16.  Okt.   1803).* 


*  Vgl.  die  folgenden  Briefe:  Goethe  an  A.  W.  Schlegel  vom 
2.  Oktober  1803;  A.  W.  Schlegel  an  Goethe  vom  15.  Oktober  1803; 
Schelling  an  Goethe,  Anfang  April  1803 ;  Schelling  an  A.  W.  Schlegel 
vom  22.  April  1803  (Schriften  der  Goethe- Ges.,  Bd.  13,  S.  155,  163,  253; 
Plitt  I,  4S4). 

*  Später  gab  Goethe  doch  wieder  der  Andacht  zum  Kreuz  den 
Vorzug,  wie  Wilhelm  Grimm  unterm  24.  Febr.  1809  seinem  Bruder 
berichtet.    Vgl.  Biedermann,  Neue  Folge,  S.  161. 

J  Schillers  Briefe,  ed.  Jonas,  VI  167,  VII  88.  Vgl.  auch  Schuchardt, 
S.  125. 


122  Abhandlungen 


Wie  Schiller  das  Schreiben  Goethes  aufgenommen  hat, 
wissen  wir  nicht.  Vermutlich  wurde  die  Angelegenheit 
öfters  in  ihren  Gesprächen  erörtert,  denn  es  ist  auffällig, 
wie  sehr  Goethes  Aeußerungen  aus  späteren  Jahren  mit 
den  eben  angeführten  Urteilen  Schillers  —  selbst  der  Form 
nach  —  übereinstimmen.' 

Inzwischen  setzte  Goethe  die  Beschäftigung  mit  dem 
Standhaften  Prinzen  und  mit  Calderon  überhaupt,  den  auch 
die  Anmerkungen  zu  Rameaus  Neffen  (1805)  wieder  mit 
Shakespeare  zusammen  nennen,  mit  unermüdlichem  Eifer 
fort.  Mehrmals  im  Laufe  des  Jahres  1807  las  er  aus  dem 
Standhaften  Prinzen  vor,  bei  Hofe  und  bei  Johanna  Schopen- 
hauer, und  diese  erzählte  ihrem  Sohne  darüber:  erlese  den 
Abend  keine  drei  Seiten;  er  unterbreche  sich  bei  jeder  Zeile 
und  tausend  herrliche  Ideen  entstünden  und  strömten  in 
üppiger  Fülle.  Von  der  Szene,  in  der  Fernando  als  Geist 
mit  der  Fackel  dem  nahenden  Christenheere  voranleuchtet, 
wurde  Goethe  so  hingerissen,  daß  er  das  Buch  mit  Heftigkeit 
zu  Boden  warf.  Fast  feierlich-geheimnisvoll  berichten  die 
Annalen  (1807):  »Eine  höhere  Bedeutung  für  die  Zukunft 
gab  sodann  der  Standhafte  Prinz,  der,  wie  er  einmal  zur 
Sprache  gekommen,   im  stillen  unaufhaltsam  fortwirkte.« 

Die  Andeutung  bezieht  sich  auf  jenes  merkwürdige 
»Fragment  einer  Tragödie«,  als  dessen  Entstehungszeit 
schon  Biedermann  aus  inneren  und  äußeren  Gründen  das 
Jahr  1807  überzeug^end  bestimmte.  Seine  Vermutung  wurde 
authentisch  bestätigt  durch  später  veröffentlichte  Tagebuch- 
Notizen  Goethes.  Unter  ihnen  findet  sich  eine  Eintragung 
vom  20.  August  1807:  »Nachmittag  Einfall  und  Vorsatz,  an 
einem  dramatischen  Stücke  zu  arbeiten,«  und  am  S.September 
heißt  es:  »Schema  zu  einem  Trauerspiel  weiter  ausgeführt.« 
Auf  dem  gleichen  Blatte,  das  diese  Notiz  enthält,  steht  das 
älteste  Schema  unseres  Stückes;  es  kann  sich  also  um  keine 
andere  Arbeit  handeln. 

Dieses  Schema  und  ein  paar  ausgeführte  Dialogstellen  (im 
ganzen  nur  126  Zeilen)  sind  die  spärlichen  Ueberbleibsel  des 
einzigen  unter  allen  poetischen  Plänen  Goethes,  der  unter  dem 
unmittelbaren  Eindruck  seiner  Beschäftigung  mit  Calderon 
entstand.  Daher  rührt  schon  der  fremdartige  Zug,  daß 
christliches  Bekenner-  und  Märtyrertum  die  eigentHche  Trieb- 
feder der  Handlung  hätte  bilden  sollen,  —  entgegen  Goethes 
sonstiger  Neigung  und  der  bekannten  Lehre  Lessings  von 
dem  ganz  untheatralischen  Charakter  des  wahren  Christen 
und  insbesondere  des  christHchen  Märtyrers  (Hamb.  Dram. 


'  S.  unten  S.  155,  Anm.  i. 


Goethe  und  Calderon  123 

St.  I  u.  2)?'  Aber  auch  zahlreiche  einzelne  Motive  erinnern 
an  Calderon,  und  fast  von  allen  Stücken,  die  Goethe  damals 
kannte,  läßt  eine  gewisse  Einwirkung  sich  nachweisen. 
Calderonisch  ist  der  Aufbau  des  Ganzen,  das  Fortschreiten 
der  Ereignisse  in  starken,  grellen  Gegensätzen.  Am  deut- 
lichsten aber  erkennt  man  das  romanische  Vorbild  in  der 
prunkvollen,  oft  frostigen  und  überladenen  Bildersprache 
und  in  der  Wahl  der  Metra,  besonders  der  trochäischen, 
die  auch  in  anderen  gleichzeitigen  dramatischen  Werken 
und  Entwürfen  Goethes  auftauchen,  —  in  »Paläophron  und 
Neoterpe«,  in  der  Ansprache  des  Lynkeus  an  Helena,  im 
Vorspiel  von  1807  und  vor  allem  in  »Pandora«.*  Dennoch 
wurde  Goethe  durch  sein  feines  Sprachgefühl  vor  klügelnden 
rhythmischen  Experimenten,  wie  sie  die  Schlegels  in  ihren 
Dramen  unternommen  hatten,  bewahrt.  So  machte  er  z.  B. 
keinen  Gebrauch  von  der  im  Spanischen  so  wichtigen,  im 
Deutschen  völlig  unwirksamen  Assonanz,  —  genau  wie  er 
später  im  Divan  zwar  mancherlei  orientalische  Versformen 
nachbildete,  aber  es  durchaus  der  jüngeren  Generation  über- 
ließ, Ghaselen  und  Makamen  zu  dichten. 

Die  Jahre,  in  denen  diese,  wenn  auch  dürftigen  Spuren 
spanischen  Einflusses  in  Goethes  eigener  Produktion  sich 
zeigen,  bezeichnen  und  beschUeßen  zugleich  die  Epoche,  in 
der  er  von  Calderon  am  tiefsten  innerlich  ergriffen  war. 
Daß  diese  Ergriffenheit  gerade  am  Anfang  seiner  Bekannt- 
schaft mit  Calderon  am  stärksten  war,  ist  auf  das  merk- 
würdige Zusammenwirken  einer  ganzen  Reihe  von  Um- 
ständen zurückzuführen.  Vor  allem:  die  Zeit  von  1800  bis 
etwa  18 IG  war  zugleich  die  Zeit  der  ungetrübtesten  Be- 
ziehungen Goethes  zur  älteren  Romantik,  insbesondere  zu 
A.  W.  Schlegel.  Nie  war  er  Anregungen,  die  von  dieser 
Seite  kamen,  zugänglicher  als  damals,  und  es  ist  kein  Zufall, 
daß  die  Abkühlung  oder  doch  Veräußerlichung  seines  Ver- 
hältnisses zu  Calderon  mit  der  eintretenden  Entfremdung 

'  Es  ist  jedoch  hervorzuheben,  daß  Goethes  Christen  ihre  Qual 
zugleich  auch  um  eines  politischen  Konfliktes  willen  dulden,  —  ganz  wie 
Calderons  Don  Fernando,  von  dem  Goethe  schon  in  dem  zitierten  Brief 
an  Schiller  andeutete  und  später  —  nach  dem  Erscheinen  der  frömmelnd- 
überschwenglichen  Schrift  von  Johannes  Schulze  über  den  Standhaften 
Prinzen  (181 1)  —  mit  aller  Entschiedenheit  betonte,  daß  er  nicht  so 
sehr  für  den  Glauben,  als  für  Portugals  Ehre  leide.  Gelegentlich  nannte 
er  ihn  einen  »christlichen  Regulus«.  Vgl.  Biedermann,  S.  162;  Neue 
Folge  S.  161. 

'  Ueber  alle  auf  das  Fragment  bezüglichen  Fragen  vgl.  haupt- 
sächlich Biedermanns  Aufsätze,  der  auch  zahlreiche  Parallelstellen  aus 
Calderon  anführt.  Sehr  gut,  besonders  über  die  Verwertung  dramatischer 
Motive  Calderons  durch  Goethe:  Herford,  S.  62  ff.  Zusammenfassend: 
Schriften  der  Goethe-Ges.,  Bd.  14,  Einl.  S.  XLIXf. 


124  Abhandlungen 


den  Schlegels  gegenüber  genau  parallel  geht  und  daß  viel 
später,  als  die  Entfremdung  längst  zum  unheilbaren  Bruch 
geworden  war,  Goethe  so^ar  die  Redlichkeit  der  Schlegel- 
schen  Bemühungen  um  Calderon  verdächtigte  (zu  Ecker- 
mann, 28.  März  1827).  Auch  daß  um  1800  besonders  der 
Metriker  A.  W.  Schlegel  Goethe  nahestand,  war  von  Be- 
deutung. Schlegel  überprüfte  damals  Goethes  Elegieen  und 
Epigramme  in  metrischer  Hinsicht,  und  das  gemeinsame 
Interesse  für  künstlerische  Form  veranlaßte  Goethe  immer 
wieder,  die  Schlegels  in  seine  Kreise  zu  ziehen.  Er  fand 
in  ihren  Bestrebungen  die  wertvollste  Bundesgenossenschaft 
in  seinem  Kampfe  gegen  den  formlosen  Naturalismus  der 
damaligen  Tagesschriftstellerei.'  —  Nirgends  aber  war  dies 
formale  Element  strenger  und  zugleich  mannigfaltiger  aus- 

febildet  als  bei  Calderon;  hier  war  eine  unerschöpfliche 
undgrube  metrischer  Probleme*  und  in  Bezug  auf  die 
dramatische  Komposition  der  ausgeprägteste  Gegensatz  zu 
jener  subjektiven  Willkür,  die  Goethe  damals  besonders  ver- 
naßt  war.  Kein  Wunder  also,  daß  er  der  Calderon-Ver- 
deutschung  A.  W.  Schlegels  so  lebhaften  Beifall  zollte. 

Die  Fremdartigkeit  Calderonischer  Kunst  empfand  er 
damals  noch  nicht  als  trennendes  Moment,  sondern  eher 
als  willkommene  Bereicherung.  Er  hatte  die  Höhe  seiner 
rein  dichterischen  Schaffenskraft  bereits  überschritten  und 
befand  sich,  insbesondere  was  die  dramatische  Produktion 
anbetraf,  in  einer  Epoche  der  Unsicherheit  und  Unlust.  Was 
von  dramatischen  Arbeiten  damals  entstand,  trägt  durchaus 
den  Stempel  des  Gequälten,  Unlebendigen,  allegorisch  Ver- 
künstelten, und  es  ist  von  vornherein  verständlich,  daß  jene 
Zeit  dem  stiUstischen  Herumtasten,  dem  Experimentieren 
mit  fremden  Formen,  ja  selbst  dem  Nachahmen  ungewöhn- 
lich günstig  war.  Warum  Calderon  nach  der  formalen  Seite 
hin  für  Goethe  besonders  anziehend  war,  wurde  schon  be- 
gründet. Aber  auch  der  Widerwille  gegen  das  rein  Stoff- 
fiche  mancher  Calderon-Dramen  war,  wenn  er  sich  auch 
zuweilen  regte,'  doch  in  jenen  Jahren  geringer  als  sonst. 
Im  Sommer  1807,  während  der  Plan  der  christlicnen  Tragödie 
entstand,  beschäftigte  sich  Goethe  in  Karlsbad  eingehend 


'  Goethe  und  die  Romantik,  Bd.  i  (Schriften  der  Goethe-Ges.,  1 3), 
Einl.  S.  XXX  ff. 

J?-  '  Vgl.  auch  in  dem  Abschnitt  »Uebersetzungen«  der  Anmerkungen 
zum  Westöstl.  Divan  den  Hinweis  darauf,  »welche  Versatilität  unter  die 
Deutschen  gekommen,  welche  rhetorische,  rhythmische,  metrische  Vor- 
teile dem  geistreich  talentvollen  Jüngling  zur  Hand  sind,  wie  nun  Ariost 
und  Tasso  Shakespeare  und  Calderon  als  eingedeutschte  Fremde 
uns vorgeführt  werden«. 

'  Vgl.  z.  B.  den  Brief  an  Schiller  vom  28.  Jan.  1804. 


Goethe  und  Calderon  125 

mit  dem  Wesen  des  Christentums,  seinen  Erscheinungs- 
formen und  seiner  Entstehung.  In  das  gleiche  Jahr  fällt  das 
erste  persönliche  Zusammensein  mit  Zacharias  Werner. 
Heidentum,  Protestantismus,  Katholizismus  bildeten  den 
Hauptgegenstand  der  Gespräche,  und  selbst  in  Werners 
religiös-erotische  Mystik  bemühte  sich  Goethe  einzudringen. 
Es  schien  fast  mehr  als  eine  pr^dilection  d'artiste  zu  sein, 
was  Goethe  damals  für  das  katholische  Wesen  empfand. 
Aber  es  war  nur  von  kurzer  Dauer.  Mancherlei  Gescheh- 
nisse, insbesondere  der  Uebertritt  Fr.  Schlegels  übten  ihre 
Wirkung,  und  schon  am  22.  Juni  1808  schreibt  Goethe  das 
Bekenntnis  nieder:  »Sich  dem  Protestantismus  zu  nähern, 
ist  die  Tendenz  aller  derer,  die  sich  vom  Pöbel  unterscheiden 
Vv'ollen.«  Mit  dem  Stoffe  der  christlichen  Tragödie  be- 
schäftigte sich  Goethe  nach  Riemers  Mitteilungen  noch  ein- 
mal im  Jahre  1810.  Er  las,  vielleicht  durch  Calderons  Brücke 
von  Mantible  angeregt,  Quellenschriftsteller  der  karolingi- 
schen  Epoche,  um  charakteristische  Züge  für  das  Milieu  des 
Stückes  zu  gewinnen.  Aber  sehr  bald  ließ  er  die  Arbeit 
liegen,  und,  wie  ein  Brief  an  Kirms  vom  27.  Juni  1810  be- 
zeugt, fühlte  er  deutlich,  daß  sie  für  immer  abgetan  war.' 
Schon  hatte  er  die  endgültige  Erkenntnis  gewonnen,  daß 
Calderons  Kunst,  so  ehrlich  er  sie  auch  bewunderte,  weder 
der  Form,  noch  dem  Gehalte  nach  seiner  eigenen  dichterisch- 
menschlichen Natur  gemäß  war. 

II. 

Im  gleichen  Jahr,  in  dem  die  Durchführung  des  Tra- 
gödienplanes aufgegeben  wurde,  las  Goethe  zum  letztenmal 
aus  Calderons  Werken  vor.*  Auch  die  Proben  zum  Stand- 
haften Prinzen,  jene  mehrjährigen  »ernstesten  und  treuesten 
Bemühungen«,  von  denen  die  Annalen  berichten,  gingen  zu 
Ende.  VergHchen  mit  diesen  Stunden  innigsten  Sichver- 
senkens  hatte  die  öffentliche  Aufführung  eme  Bedeutung 
viel  äußerlicherer  Art.  Somit  ist  es  —  nicht  für  Deutschland 
im  allgemeinen,  wohl  aber  für  Goethes  innere  Entwick- 
lung —  vollkommen  richtig,  wenn  der  Entwurf  »Epochen 
deutscher  Literatur«  die  Zeit  der  »spanischen  Kultur«  im 
Jahre  18 10  endigen  läßt. 

Von  etwa  181 1  ab  tritt  an  die  Stelle  der  ursprüng- 
lichen Ergriffenheit  das  lebhafte,  aber  kühlere  Interesse 
des  Theaterleiters  und  historisch-kritischen  Betrachters. 


'  Der  Brief  an  Kirms  zuerst  gedruckt  bei  Wähle,  Das  Weimarer 
Hoftheater  unter  Goethes  Leitung  (Sehr.  d.  Goethe-Ges.,  Bd.  6,  S.  240). 

'  Er  las  bei  Frau  von  Stein  die  »Brücke  von  Mantible«,  aus  dem 
zweiten  Band   von  Schlegels  Spanischem  Theater    (erschienen    1809). 


126  Abhandlungen 


Die  Absicht  Goethes,  ein  Stück  von  Calderon  auf  die 
Bühne  zu  bringen,  stand  von  früh  an  fest.  Die  Aufführung 
der  »Andacht  zum  Kreuz«  bezeichnete  er  freihch  ScheUing 
und  Schlegel  gegenüber  sogleich  als  unmöglich,  »da  das 
Drama  auf  die  Menge  doch  nur  durch  den  Stoff  v/irke, 
der  als  fremdartig,  selbst  schon  durch  die  Freiheit,  mit 
der  er  behandelt  sei,  gerade  den  Protestanten  anstößig  sei.« ' 
Doch  er  ermunterte  Schlegel  auf  das  dringlichste,  bald  ein 
anderes,  dem  Fassungskreise  deutscher  Zuhörer  näher- 
stehendes Stück  zu  übersetzen,  das  er  alsdann  sogleich  in 
Angriff  nehmen  wolle.  Diese  Zusage  war  durch  eine 
pädagogische  Erwägung  des  Intendanten  Goethe  mitver- 
anlaßt. Früher  schon  hatte  er  die  Einstudierung  des 
Fr.  Schlegelschen  »Alarcos«,  dieser  frostigen  Nachahmung 
spanischer  Verskünsteleien,  mit  den  Worten  verteidigt: 
»Was  wir  dabei  gewinnen,  scheint  mir  hauptsächUch  das 
zu  sein,  daß  wir  diese  äußerst  obligaten  Silbenmaße 
sprechen  lassen  und  sprechen  hören.«  (An  Schiller,  9.  Mai 
1802.")  Genau  so  erblickte  er  jetzt  in  den  komplizierten 
Rhytnmen  und  Satzkonstruktionen  Calderons  ein  unvergleich- 
liches Mittel,  die  Vortragstechnik  junger  Schauspieler  zu 
schulen.  Er  leitete  zu  diesem  Zwecke  »didaskahsche  Munden« 
ein  und  forderte  Schlegel  auf,  sich  wenigstens  einige  Szenen 
aus  dem  Calderon  bei  verschlossenen  Türen  anzusehen 
(an  A.  W.  Schlegel,  2.  Okt.  1803).*  Bei  diesem  Eifer  ist 
es  verwunderlich,  daß  doch  noch  über  sieben  Jahre  ver- 
gingen, bis  die  Aufführung  eines  Calderonischen  Stückes 
zustande  kam.  Erst  am  30.  Januar  181 1,  dem  Geburtstag 
der  Herzogin,  erschien  der  Standhafte  Prinz,  in  Schlegels 
Uebersetzung,  von  dem  Schauspieler  P.  A.  Wolff  unter 
Goethes  sorgfältiger  Mitwirkung  für  die  Bühne  bearbeitet, 
auf  dem  Weimarer  Theater. 

Wir  haben  zwei  Berichte  über  die  Aufführung:  ein 
paar  Zeilen  in  Genasts  Schauspieler-Tagebuch  und  einen 
ausführlichen  Brief  von  Schillers  Witwe.'  Beide  spenden 
der  Darstellung  und  Ausstattung  entschiedenes  Lob  und 
konstatieren  den  allgemeinen  Beifall  des  Publikums.  Goethe 
selbst  war,  wie  Lotte  von  Schiller  erzählt,  so  ergriffen, 
daß  er  Tränen  vergoß.  Er  schreibt  an  Zelter,  am 
28.  Februar  181 1:  »Ich  habe  durch  die  Bemühung,  welche 


'  Plitt  I,  423;  Brief  an  Schlegel  (Konzept)  Mitte  Juni  1803 
(Schriften  d.  Goethe  Ges.  XIII,  142). 

'  Ueber  die  Art,  wie  Goethe  diese  Sprech-  und  Deklamierübungen 
vornehmen  ließ,  berichtet  anläßlich  der  Leseproben  zum  Standhaften 
Prinzen  Genasts  Tagebuch  eines  alten  Schauspielers  (1862),  I.  177. 

*  Charlotte  von  Schiller  und  ihre  Freunde,  Bd.  I,  S.  567  n. 


Goethe  und  Calderon  I27 

mir  die  Behandlung  des  Standhaften  Prinzen  gemacht, 
ziemlich  die  Lust  erschöpft,  die  man  zu  solchen  Dingen 
mitbringen  muß.  Genanntes  Stück  ist  freilich  über  alle 
Erwartung  gut  ausgefallen  und  hat  mir  und  anderen  viel 
Vergnügen  gemacht.  Es  will  schon  etwas  heißen,  ein 
beinahe  zweihundert  Jahre  altes,  für  einen  ganz  anderen 
Himmelsstrich,  für  ein  Volk  von  ganz  anderen  Sitten, 
Religion  und  Kultur  geschriebenes  Werk  wieder  so  hervor 
zu  zaubern,  daß  es  wie  frisch  und  neu  einem  Zuschauer 
entgegenkomme.«  Aehnlich,  aber  noch  frischer  und  be- 
friedigter kHngt  das  Schreiben  an  den  Göttinger  Professor 
Sartorius,  vom  4.  Februar  181 1 :  »Doch  haben  wir  in  diesen 
Tagen  einen  noch  größeren  theatralischen  Triumph  er- 
worben, indem  wir  den  Standhaften  Prinzen  von  Calderon 
nach  Schlegels  Uebersetzung   mit   allgemeiner  Teilnahme 

aufgeführt Beim  Theater  kommt  freiHch  alles  auf 

eine   frische   unmittelbare  Wirkung   an Diesmal 

aber  haben  wir  ein  Stück,  was  vor  nahezu  200  Jahren, 
unter  ganz  anderem  Himmelsstriche,  für  ein  ganz  anders 
gebildetes  Volk  geschrieben  ward,  so  frisch  wiedergegeben, 
als  wenn  es  eben  aus  der  Pfanne  käme.  Die  Teilnahme 
aller  Klassen  war  dieselbe,  und  ich  freue  mich  darüber  gar 
höchhch,  weil  ich  meine  Mühe  und  Sorge,  die  ich  auf  die 
Wiederbelebung  eines  Werks,  das  ich  für  höchst  vortrefflich 
halte,  seit  ein  paar  Jahren  gewendet  habe,  nunmehr  reich- 
lich belohnt  sehe.« '  Kurz  und  gewichtig  fassen  die  Annalen 
das  Ergebnis  zusammen:  »Der  Standhafte  Prinz  ward  mit 
allgemeinem  Beifalle  aufgeführt  und  so  der  Bühne  eine  gan:(^ 
neue  Provin^  erobert.a 

An  bedeutenden  Anerkennungen  des  Geleisteten  fehlte 
es  nicht.  Zelter  schrieb  aus  Berhn  (8.  März  181 1):  »Von 
Ihrer  Aufführung  des  Standhaften  Prinzen  tönt  hier  jeder 
Mund  wieder.«  Schlegel  dankte  begeistert.  »Sie  allein«, 
heißt  es  in  seinem  Briefe  vom  15.  März  181 1,  »retten 
unsere  Bühne  aus  ihrer  Gemeinheit.  Diese  Darstellung  ist 
in  der  Tat  ein  in  den  Jahrbüchern  des  Theaters  einziges 
Ereignis.«  Dennoch  scheinen  auch  andere  Stimmen  sich 
geregt  zu  haben.  Lotte  von  Schiller  berichtet  von  Oppo- 
sition im  Wieland'schen  Kreise.  Und  gar  der  Beifall  der 
großen  Menge  war  offenbar  mehr  durch  Goethes  Autorität 
erzwungen,  als  freiwillig  gespendet.  Wenigstens  erwähnte 
Goethe  viele  Jahre  später  im  Gespräch  mit  Eckermann 
(15.  Februar  183 1):  er  erinnere  sicn  noch  gar  wohl,  was 
er  mit  dem  Standhaften  Prinzen  für  Not  gehabt,  um   ihn 

•  Wähle,  a.  a.  O.,  S.  254  f.  —  Von  der  auf  die  Aufführung 
verwendeten  Mühe  spricht  auch  ein  Brief  an  Knebel,  vom  27.  Februar  181 1. 


128  Abhaxdlungen 


beim  Publikum  einzuschwärzen.  Durch  die  Statistik  wird 
diese  Erinnerung  bestätigt:  das  Stück  erlebte  im  Laufe  von 
vier  Jahren  im  ganzen  nur  zehn  Wiederholungen,  davon 
sechs  in  Weimar  und  vier  in  Lauchstädt. ' 

Selbst  Goethes  eigene  Briefe  sprechen,  genau  besehen, 
mehr  Freude  über  ein  geglücktes  Experiment,  als  inner- 
lichste Anteilnahme  aus,  und  diese  Lust  am  Experimentieren 
mochte  auch  Veranlassung  sein,daß  er,  trotz  seinerAeußerung 
Zelter  gegenüber,  schon  im  folgenden  Jahre  wieder  ein  Stück 
von  Calderon  auf  die  Bühne  brachte.  Am  30.  März  1812 
gab  man  »Das  Leben  ein  Traum«  in  der  Bearbeitung  von 
Einsiedel  und  Riemer,  und  der  Beifall  war,  wie  Genast  be- 
richtet, noch  größer  als  beim  Standhaften  Prinzen.  Auch 
Goethe  meldet  in  einem  Briefkonzept  an  F.  Schlegel,  das 
neue  Drama  habe  gleichfalls  vielen  Beifall  erhalten,  ja  sogar 
einen  kleinen  Streit  erregt,  welches  von  beiden  Stücken  das 
vorzügHchste  sei.  Aber  wie  nüchtern  klingt  das  Schreiben 
an  Zelter  vom  8.  April  18 12,  mit  dem  vorjährigen  ver- 
glichen: »Unsere  Schauspieler  haben  es  bei  der  Aufführung 
und  ich  mit  den  technischen  Theatergeistern  beim  Arrange- 
ment an  Fleiß  und  Aufmerksamkeit  nicht  fehlen  lassen, 
dadurch  denn  ein  gutes  und  dauerhaftes  Stück  gewonnen 
worden.«  Mit  der  »Dauerhaftigkeit«  war  es  übrigens  nicht 
weit  her:  auch  Das  Leben  ein  Traum  brachte  es  im 
Verlauf  von  fünf  Jahren  nur  auf  zehn  Wiederholungen, 
fünf  in  Weimar  und  fünf  in  Halle.  Trotzdem  hielt  Goethe 
an  seinem  Plane,  Calderon  auf  der  deutschen  Bühne  heimisch 
zu  machen,  zunächst  fest.  Die  Annalen  für  das  Jahr  18 12, 
die  über  die  Aufführung  von  Das  Leben  ein  Traum  nur 
noch  sagen,  daß  sie  »vorbereitet«,  doch  nichts  darüber, 
wie  sie  aufgenommen  worden  sei,  melden  geheimnisvoll: 
»Zu  höheren  Zwecken  ward  die  Große  Zenobia  von  Calderon 
studiert  und  der  Wunderbare  Magus  in  GriesensUebersetzung 
uns  angenähert.«* 

Der  Gedanke,  Calderons  Große  Zenobia  zu  übersetzen, 
stammte  von  Einsiedel,  der  sich  aber  auf  Goethes  Rat  mit 
J.  D.  Gries  zunächst  zu  gemeinsamer  Arbeit  associierte.' 
Goethe  empfing  darauf,  am  17.  Januar  1813,  einige  Stanzen, 


*  Vgl.  Burckhardt,  Das  Repertoire  des  Weimarischen  Theaters 
unter  Goethes  Leitung  (Theatergeschichtl.  Forschungen,  hrsg.  von 
Litzmann),  1891. 

'  Das  letztere  ist  ein  Irrtum.  Gries  übersetzte  den  Wundertätigen 
Magus  erst  später;  181 2  las  ihn  Goethe  in  Einsiedeis  Uebersetzung,  wie 
sein  eigener  Brief  an  Knebel  vom  17.  Oktober  18 12  richtig  bezeugt. 

3  Vgl.  Biedermann,  S.  160  f.,  insbesondere  den  dort  zuerst  publi- 
zierten Brief  Goethes  an  Einsiedel  vom  7.  Dezember  18 12  (nicht  1807, 
wie  irrtümlich  gedruckt  und  bei  Schuchardt,  S.  142,  nachgedruckt  ist). 


Goethe  und  Calderon  129 

von  Gries  übersetzt;  er  nannte  sie  eine  »sonnige Erscheinung« 
und  teilte  sie  in  seiner  Freude  sogleich  Frau  Schopenhauer 
mit.  Am  20.  Januar  schrieb  er  an  Knebel:  »Herrn  Doktor 
Gries  danke  vielmals  für  die  außerordentlich  schönen  Stanzen. 
Es  wäre  ein  großer  Gewinn,  wenn  er  die  ganze  Einsiedeische 
Vorarbeit  gleichmäßig  beachten  und  sie  dem  herrlichen 
Rhythmus  des  Originals  und  jener  glückHchen  Diktion  näher 
führen  wollte.  Ich  würde  alsdann  die  theatralische  Aufführung 
möglich  zu  machen  suchen,  und  ich  sollte  mir  viel  Wirkung 
von  dem  Stücke  versprechen.«  Daraufhin  entschloß  sich 
Gries,  das  ganze  Stück  zu  übersetzen.  Goethe  berichtet  über 
das  vollendete  Werk  an  Knebel,  unterm  24.  November  18 14: 
»Griesens  Uebersetzung  der  Zenobia  ist  in  jedem  Sinne 
vortrefflich.  Wenn  er  fortfährt,  sich  an  den  Calderon  zu 
halten,  so  wird  er  uns  eine  große  Wohltat  erzeigen,  sich 
selbst  für  mehrere  Jahre  Beschäftigung  geben  und  einen 
noch  von  niemanden  erreichten  Ruhm  erwerben,  ich  meine 
den  der  beiden  Uebersetzungsweisen:  dem  Original  ganz 
treu  und  seiner  Nation  verständlich  und  behaglich  zu  sein. 
Ich  negoziiere  jetzt  mit  mir  selbst  wegen  der  Aufführung; 
ich  kann  niemand  deshalb  weder  um  Rath  fragen,  noch  em 
Zu-  oder  Abstimmen  vernehmen:  denn  zuletzt,  wenn  es  zur 
Ausführung  kommt,  trete  ich  doch  die  Kelter  allein.«' 
Im  Jahre  1814  wurde  die  Große  Zenobia  einstudiert;  die 
ergötzHchen  Einzelheiten  der  zahlreichen  Proben  hat  Genast 
anschaulich  geschildert.  Die  Bühnenbearbeitung,  welche  die 
drei  Aufzüge  des  Originals  auf  vier  verteilte,^  stammte  von 
Goethe  selbst.  Am  30.  Januar  18 15  fand  die  Aufführung 
statt.  Inzwischen  hatte  das  Publikum  den  Mut  zu  unzwei- 
deutiger Ablehnung  gefunden.  »Die  drei  ersten  Akte«, 
notiert  Goethe  in  den  Annalen,  »gerieten  trefflich,  die  zwei 
letzteren,  auf  national-konventionelles  und  temporäres  In- 
teresse gegründet,  wußte  niemand  weder  zu  genießen  noch 
zu  beurteilen,  und  nach  diesem  letzten  Versuche  verklang  ge- 
wissermaßen der  Beifall,  der  den  ersten  Stücken  so  reichlich 
geworden  war.K  Zuerst  wollte  Goethe  nicht  nachgeben;  in 
seinem  Dankbrief  für  Griesens  ersten  Calderon -Band 
(26.  April  1815)  erklärte  er,  die  Zenobia  einige  Zeit  ruhen 
zu  lassen,  um  zu  überlegen,  wie  diesem  Stück  sein  voll- 
kommenes Recht  zu  verschaffen  sei.  Aber  die  Ueberlegung 
führte  zu  keinem  Resultat;  das  Stück  wurde  nur  einmal 
(am  I.  Februar  181 5)  wiederholt  und  verschwand  dann 
für  immer. 


'  Ueber  die  verschiedenen  »Uebersetzungsweisen«  vgl.    den      Ab 
schnitt  »Uebersetzungen«  in  den  Anmerkungen  zum  Westöstlichen  Diva  n 
*  Nicht  auf  fünf,  wie  die  Annalen  (1815)  irrtümlich  berichten. 
Goethb-Jahrswch  XXXIV  9 


1^0  Abhandlungen 


Im  ganzen  also  war  Goethe  in  seinen  Bemühungen, 
Calderon  für  die  deutsche  Bühne  zu  gewinnen,  wenig  er- 
folgreich, selbst  wenn  man  die  Anregungen  mit  in  Betracht 
zieht,  die  von  den  Weimarer  Auffuhrungen  auf  weitere 
Kreise  ausgingen.'  Trotzdem  hat  er  nie  aufgehört,  Calderons 
Dramen  als  Muster  »theatralischer  Vollkommenheit«  zu 
preisen,  —  im  Gegensatz  zu  denen  Shakespeares,  der  nach 
Goethes  oft  ausgesprochener  Ueberzeugung  kein  Theater- 
dichter im  eigenuicnen  Sinne  war,  weil  er  die  Grenzen  und 
Forderungen  der  wirklichen  Bühne  souverän  verachtete.  Um 
die  außerordentlichen  Lobsprüche  zu  verstehen,  die  gerade 
Calderons  dramatischer  Technik  immer  wieder  gezollt 
werden,  muß  man  bedenken,  wie  gründlich  Goethes  An- 
schauungen über  das  Bühnenwesen  seit  etwa  1800  sich  ge- 
wandelt hatten.  Seine  Erfahrungen  als  Intendant,  zugleich 
mit  Schillers  Lehre  und  Praxis  wirkten  auf  ihn  ein.  Er 
erkannte,  daß  der  Erfolg  eines  Dramas  nicht  von  seiner 
künstlerischen  Bedeutung  allein,  sondern  ebensosehr  davon 
abhängt,  in  welchem  Grade  der  Dichter  den  einmal  ge- 
gebenen Bedingungen  des  wirklichen  Theaters  sich  an- 
zupassen vermag.  Ihm  selbst,  als  schaffendem  Künstler, 
zerstörte  diese  Einsicht  alle  Lust  zu  »theatralischen  Arbeiten« 
TBrief  an  Kirms  vom  27.  Juni  1810).  Von  den  anderen  aber, 
aie  dem  dramatischen  Gebiete  zugewandt  bUeben,  forderte 
er  unnachsichtlich  jene  Anpassung,  ja,  er  wurde  seit  Schillers 
Tode  geradezu  ein  »Fanatiker  der  Bühnenfähigkeit«.  »Was 
auf  die  Bretter  nicht  taugt,  was  gar  in  frevler  Mißachtung 
der  lebendigen  Bühne  ausdrücklicn  als  Buchdrama  sich  ab- 
spielt, ist  für  Goethe  abgetan.«*  Daraus  folgte,  daß  er  die 
Dramen  der  jüngeren  Romantiker,  die  das  Rechnen  mit  dem 
Theatermöglichen  bewußt  ablehnten,  durchaus  verwerfen 
mußte.  Immer  wieder  klagt  er  über  »Anarchie,  Mangel  an 
Technik,  Formlosigkeit  in  den  neuen  Poeten  und  Autoren^; 
immer  wieder  tadelt  er,  daß  »talentvolle  Männer  nicht  die 
Beschränkung  des  Theaters  berücksichtigen  wollen  und  ein 
für  allemal  verschmähen,  in  den  notwendigen,  unerläßlichen 
und  so  leicht  zu  beobachtenden  Formen,  ihr  Gutes  mit- 
zuteilen« (an  Arnim,  2j.  Febr.  1814). 

Nun  wird  verständlich,  warum  Goethe  die  Vorzüge  des 
»Theatralikers«  Calderon  so  hoch  erhob.  »Erlauben  Sie  mir 
zu  sagen,«  heißt  es  schon  in  dem  verhängnisvollen  Briefe 
an  Heinrich  von  Kleist  vom  i.  Februar  1808,  »daß  es  mich 
immer  betrübt  und  bekümmert,  wenn  ich  junge  Männer 


*  Hierzu  gehören  insbesondere  die  mit  dem  Jahre  181 6  beginnenden 
Berliner  Calderon-Aufführungen.    Vgl.  Schuchardt  S.  129  f. 
'  Schriften  der  Goethe-Ges.,  Bd.  14  Einl.  S.  XIV. 


Goethe  und  Calderon  131 

von  Geist  und  Talent  sehe,  die  auf  ein  Tlieater  warten, 

welches  da  kommen  soll Vor  jedem  Brettergerüste 

möchte  ich  dem  wahrhaft  theatralischen  Genie  sagen:  hie 
Rhodus,  hie  salta!  Auf  jedem  Jahrmarkt  getraue  ich  mir, 
auf  Bohlen  über  Fässer  geschichtet,  mit  Caiderons  Stücken, 
mutatis  mutandis,  der  gebildeten  und  ungebildeten  Masse 
das  höchste  Vergnügen  zu  machen«.  Auch  den  jungen 
Theodor  Körner  verwies  er  (in  einem  Brief  an  dessen  Vater) 
1812  auf  das  spanische  Vorbild.  Calderon  ist  »durchaus 
theatrahsch,  ja  bretterhaft«,  betont  im  Jahre  1821  die  Be- 
sprechung der  »Tochter  der  Luft«.'  Und  ganz  im  gleichen 
Sinne  äußerte  sich  Goethe  noch  in  den  letzten  Jahren  seines 
Lebens:  »Calderon  ist  unendHch  groß  im  Technischen  und 

Theatralischen Seine  Stücke  sind  durchaus  bretter- 

reeht,  es  ist  in  ihnen  kein  Zug,  der  nicht  für  die  beabsichtigte 
Wirkung  kalkuliert  wäre.  Calderon  ist  dasjenige  Genie, 
was  zugleich  den  größten  Verstand  hatte«  (zu  Eckermann 
12.  Mai  1825  und  26.  Juli  1826).  So  sehr  also  Goethes 
Verhältnis  zu  Calderon  sich  auch  im  Laufe  der  Zeit  ver- 
änderte, in  einem  Punkte  jedenfalls  blieb  seine  Bewunderung 
für  den  Spanier  vom  Anfang  bis  zum  Ende  uneingeschränkt 
und  gleich. 

HL 

Seit  dem  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  widmete  Goethe 
dem  Aufspüren,  Betrachten  und  Fördern  weltliterarischer 
Beziehungen  einen  großen  Teil  seines  unvergleichlich  aus- 
gebreiteten Wirkens.  Auch  die  Bemühungen  der  jüngeren 
Calderonübersetzer  verfolgte  er  mit  gespannter  Aufmerk- 
samkeit. 

Wie  er  in  einem  besonderen  Falle  den  begabtesten  unter 
ihnen,  J.  D.  Gries,  anspornte  und  durch  Lob  belohnte, 
wurde  schon  erwähnt.  In  Briefen  an  Knebel  vom  22.  und 
2^.  Januar  erkennt  Goethe  an,  daß  Griesens  »Leben  im 
Traum«  die  Vorarbeiten  Riemers  und  Einsiedeis  schön  über- 
troffen habe;  er  rät  ihm  auch  zur  Ueberarbeitung  der 
Schlegelschen  Uebersetzungen,  in  denen  bei  allen  Verdiensten 
noch  gar  viele  trübe,  undeutliche  und  gezwungene  Stellen 
seien.  Als  dann  die  einzelnen  Bände  der  Gries'schen  Ver- 
deutschungen nach  und  nach  erschienen  —  der  letzte,  siebente, 
im  Jahre  1829  —  fand  Goethe  immer  neue  Wendungen  der 
Freude  und  des  Dankes.  So  heißt  es  z.  B.  1816  in  den 
Annalen:  »Gries,  durch  die  Ausgabe  des  zweiten  Teiles 
seines  Calderon  machte  uns  im  Spanien  des  17.  Jahrhunderts 
immer  einheimischer«,  und  Goethes  Dankbrief  vom  29.  Mai 
des  gleichen  Jahres  rühmt,  daß  er  sich  »in  ein  herrliches, 

'  S.  unten  S.  132. 


132  Abhandlungen 


meeruraflossenes,  blumen-  und  fruchtreiches,  von  klaren 
Gestirnen  beschienenes  Land«  und  in  einen  fremden  Bildungs- 
zustand versetzt  fühle.  Er  fügt  hinzu,  daß  seine  damahge 
Beschäftigung  mit  der  morgenländischen  Dichtung  ihm  den 
Calderon,  der  seinen  arabischen  Ursprung  nicht  verleugnen 
könne,  nur  noch  werter  mache.  Der  gleiche  weitverbreitete 
Irrtum  über  die  Beeinflussung  des  spanischen  durch  orien- 
tahsches  Wesen  findet  sich  in  dem  bekannten,  off"enbar  damals 
entstandenen  Vierzeiler  im  Buch  der  Sprüche  des  Divans: 

Herrhch  ist  der  Orient 
Uebers  Mittelmeer  gedrungeiT. 
Nur  wer  Hafis  liebt  und  kennt. 
Weiß,  was  Calderon  gesungen.' 

Durch  Griesens  Uebertragung  lernte  er  auch  das  Stück 
Calderons  kennen,  das  unter  allen,  die  er  erst  in  späteren 
Jahren  las,  ihm  den  tiefsten  Eindruck  machte :  die  »Tochter 
der  Luft«.  Ueber  die  Wirkung  dieser  Lektüre  berichtet 
außer  mehreren  Briefen  und  Tagebuch-Stellen*  vor  allem 
eine  ausführliche  Besprechung  im  3.  Heft  des  3.  Bandes 
von  »Ueber  Kunst  und  Altertum«  ri82i),  die  wichtigste 
Zusammenfassung  der  endgültigen  Meinung  Goethes  über 
Calderon.  Auch  diese  Besprechung  schließt  mit  den  wärmsten 
Dankesworten  an  Gries  für  seine  Gabe,  deren  Wert  »über- 
schwenglich« sei. 

Mit  einem  anderen  Calderon-Uebersetzer,  dem  Frei- 
herrn E.  G.  F.  Otto  V.  d.  Malsburg,  dessen  sechsbändige 
Ausgabe  in  den  Jahren  18 19— 1825  erschien,  stand  Goethe 
ebenfalls  in  anregendem  Verkehr,  über  dessen  Beginn  er 

1820  in  den  Annalen  berichtet.  Im  Sommer  1824  kam 
Malsburg  abermals  nach  Weimar,  um  sein  neuestes  Werk 
—  die  Uebertragung  dreier  Schauspiele  des  Lope  de  Vega  — 
zu  überreichen;  bei  dieser  Gelegenheit  wurde  wiederum  viel 
über  Calderon  gesprochen.'  Schon  früher  (1820)  hatte  der 
Verleger  Keil  seine  in  Leipzig  erschienene  Ausgabe  der 
Komödien  Calderons  Goethe  gewidmet;  dieser  rief  in 
seinem  Dankschreiben  Keil  zum  Zeugen  dafür  an,  mit 
welcher  Liebe  und  Pietät  er  Calderons  Werke  früher  auf- 
genommen habe.'* 

'  Andere  Aussprüche  Goethes  über  Calderon  gelegentlich  des  Er- 
scheinens von  Bänden  der  Gries'schen  Uebersetzung  in  den  Jahren  181 7, 

1821  und  1829  s.  bei  Biedermann,  S.  163—166. 

'  Vgl.  außer  der  Annalenstelle  (1821)  den  Brief  an  Knebel  vom 
13.  Juni  1821  (»....  mir  ist  es  das  herrlichste  von  Calderons  Stücken«) 
und  an  Zelter  vom  6.  Februar  1827  (»die  Tochter  der  Luft  ist  ein 
grandioses  Werk«);  ferner  Biedermann,  S.  166. 

'  Biedermann,  S.  165. 

*  Ebenda,  S.  164. 


Goethe  und  Calderon  133 

Angesichts  des  »enkomiastischen«  Tones  dieser  Dank- 
und  Anerkennungsschreiben  und  der  Fülle  gelegentlicher 
Anspielungen  in  Gesprächen  und  Aufzeichnungen,  die  zeigen, 
wie  der  spanische  Dichter  ihm  stets  vertraut  und  gegen- 
wärtig blieb,*  muß  nachdrücklich  hervorgehoben  werden, 
wie  Goethes  kritischer  BHck  sich  immer  mehr  verschärfte, 
je  lauter  ringsum  der  maßloj^Calderon-Kultus  der  Romantik 
seinen  Lärm  erhob. 

Goethe  suchte  gemäß  jener  Methode,  die  durch  die 
Wissenschaft  des  19.  Jahrhunderts  zum  Siege  geführt  worden 
ist,  die  Vorzüge  und  Schwächen  Calderonischer  Kunst  aus 
den  historischen  Bedingungen  ihrer  Entstehung  zu  begreifen. 
Schon  in  den  AnmerKungen  zu  Rameaus  Neffen  (1805) 
findet  sich  ein  bedeutsamer  Anfang  dieser  Betrachtungs- 
weise. Am  entschiedensten  aber  heißt  es  in  den  Gesprächen 
mit  Eckermann  (31.  Jan.  1827):  »Nationalliteratur  will  jetzt 
nicht  viel  sagen,  die  Epoche  der  Weltliteratur  ist  an  der 
Zeit,  und  jeder  muß  jetzt  dazu  wirken,  diese  Epoche  zu 
beschleunigen.  Aber  auch  bei  solcher  Schätzung  des  Aus- 
ländischen dürfen  wir  nicht  bei  etwas  Besonderem  haften 
bleiben  und  dieses  für  musterhaft  ansehen  wollen.  Wir 
müssen  nicht  denken,  das  Chinesische  wäre  es,  oder  das 
Serbische,  oder  Calderon,  oder  die  Nibelungen ;  sondern  im 
Bedürfnis  nach  etwas  Musterhaftem  müssen  wir  immer  zu 

den  alten  Griechen  zurückgehen Alles  übrige  müssen 

wir  nur  historisch  betrachten  und  das  Gute,  soweit  es  gehen 
will,  uns  daraus  aneignen.ai.  Folgendes  sind  die  wichtigsten 
Ergebnisse  dieser  historischen  Erwägungen  Goethes.* 

Calderon  entstammt  einer  Epoche  höchstentwickelter 
und  raffinierter  Kultur,  ja,  Goethe  sagt  geradezu,  daß  Kultur 
und  Poesie  sich  niemals  inniger  als  bei  ihm  zusammen- 
gefunden hätten.  Daraus  erklärt  sich  der  Glanz  und  die  Reife 
seiner  Kunst,  zugleich  aber  auch  ihr  völliger  Mangel  an 
ursprünglicher  NatürUchkeit.  »Eigentliche  Naturanschauung 
verleiht  er  keineswegs.«  Er  bringt  (was  freilich  von  dem 
alternden  Goethe  durchaus  gebilligt  wird)  alle  menschlichen 

'  So  wird  z.  B.  die  Gräfin  Agnes  Stolberg  mit  einem  Calderonischen 
Grazioso  verglichen  (Annalen  1820  und  Biograph.  Einzelheiten);  ebenso 
eine  Figur  aus  dem  Roman  »Gabriele«  von  Johanna  Schopenhauer 
(niedergeschrieben  1822  in  Marienbad).  Der  »Galanterie«  Calderons 
gedenkt  eine  Bemerkung,  Eckermann  gegenüber,  26.  Febr.  1824;  ähnlich 
schon  ein  undatiertes  Billet  an  Frau  v.  Stein  aus  dem  Jahre  1803 
(vgl.  über  dieses:  Schuchardt,  S.  133). 

*  Als  Qjaellen  der  folgenden  Zusammenfassung  sind  zu  vergleichen : 
Brief  an  Zelter  vom  28.  April  1828;  Besprechung  der  »Tochter  der 
Luft«;  Sprüche  in  Prosa  (»Aus  Makariens  Archiv«,  1829);  Gespräche 
mit  Eckermann  vom  26.  Juli  1826  und  31.  Januar  1827;  Annalen  zum 
Jahre  1821. 


134  Abhandlungen 


Zustände,  Gefühle,  Ereignisse  schon  »verarbeitet,  zubereitet, 
sublimiert«  auf  das  Theater.  »Der  Dichter  steht  an  der 
Schwelle  der  Ueberkultur,  er  gibt  eine  Quintessenz  der 
Menschheit.«  Während  Shakespeare  gleichsam  die  volle, 
reife  Traube  vom  Stocke  reicht,  empfängt  bei  Calderon  der 
Zuschauer  »abgezogenen,  höchst  rektifizierten  Weingeist,  mit 
manchen  Spezereien  geschärft,  mit  Süßigkeiten  gemildert«. 
Unmittelbare  Leidenschaft  und  Laune  findet  sich  selten; 
vielmehr  herrscht  in  Calderons  Dramen  eine  Art  poetischen 
Zeremoniells,  kaum  weniger  streng  und  künstlich  als  das 
gesellschaftliche  am  Madrider  Hofe.  »Der  herrUche  Calderon 
hat  so  viel  Konventionelles,  daß  einem  redlichen  Beobachter 
schwer  wird,  das  große  Talent  des  Dichters  durch  die  Theater- 
etikette durchzuerkennen.«  Aber  eben  diese  »Etikette«,  der 
Zwang,  den  Wünschen  eines  bestimmten  Königs,  den  Be- 
dürfnissen einer  bestimmten  Bühne  sich  anzupassen,  ist 
wiederum  die  geschichtliche  Ursache  jener  oben  erörterten 
»theatralischen  Vollkommenheit«.  »Hätte  Shakespeare  für 
den  Hof  zu  Madrid  oder  für  das  Theater  Ludwigs  des 
Vierzehnten  geschrieben,  er  hätte  sich  auch  wahrscheinlich 
einer  strengeren  Theaterform  gefügt.«  Daß  dem  nicht  so 
war,  ist  jedoch,  wie  Goethe  hinzufügt,  keineswegs  zu  be- 
klagen: »denn  was  Shakespeare  als  Theaterdichter  für  uns 
verToren  hat,  das  hat  er  als  Dichter  im  Allgemeinen  ge- 
wonnen.« 

Die  Festigkeit,  mit  welcher  Calderon  in  seiner  Epoche 
wurzelt,  dazu  die  ausgeprägte  Eigenart  spanischen  Volks- 
tums überhaupt,  bewirken,  daß  der  Nordländer  diese  Kunst 
als  etwas  seinem  Wesen  völlig  Fremdes  zu  empfinden  pflegt. 

»Bringt  man  so  etwas  irgend  einem  Publikum,  so  setzt 
man  bei  demselben  immer  guten  Willen  voraus,  daß  es 
geneigt  sei,  auch  das  Weltfremde  zuzugeben,  sich  an  aus- 
ländischem Sinn,  Ton  und  Rhythmus  zu  ergötzen  und  aus 
dem,  was  ihm  eigentlich  gemäß  ist,  eine  Zeitlang  heraus- 
zugehen.« Dabei  ist,  so  sehr  auch  schon  die  Fremaartigkeit 
der  Form  die  Annäherung  erschwert,  das  am  tiefsten 
Trennende  doch  innerlicher  Art.  »Der  Deutsche«,  sagt 
Goethe  anläßHch  einer  Unterhaltung  über  Platens  Dramen, 
»verlangt  einen  gewissen  Ernst,  eine  gewisse  Größe  der 
Gesinnung,  eine  gewisse  Fülle  des  Innern,  weshalb  denn 
auch  Schiller  von  allen  so  hoch  gehalten  wird.«  Calderons 
Dramen  hingegen  fehle  »ein  spezifisches  Gewicht,  eine 
gewisse  Schwere  des  Gehalts«.  »Sie  sind  nicht  der  Art, 
um  im  Gemüt  des  Lesers  ein  tiefes  und  nachwirkendes 
Interesse  zu  erregen,  vielmehr  berühren  sie  die  Saiten 
unseres  Innern  nur  leicht  und  vorübereilend.  Sie  gleichen 
dem  Kork,  der  auf  dem  Wasser  schwimmend  keinen  Ein- 


Goethe  und  Calderon  135 

druck  macht,  sondern  von  der  Oberfläche  sehr  leicht  ge- 
tragen wird.«' 

Zu  dieser  oft  betonten  »Gemütlosigkeit«  Calderons 
kommt  aber  noch  etwas  weiteres,  wodurch  die  meisten 
seiner  Stücke  wenigstens  nach  ihrer  stofflichen  Seite   hin 

gerade  für  Goethe  ungenießbar  wurden:  die  dogmatische 
.echtgläubigkeit,  der  fanatische  KathoHzismus,  von  denen 
diese  Dichtungen  erfüllt  sind.  In  der  Zeit  des  ersten  Staunens 
über  den  Spanier  trat,  wie  wir  sahen,  diese  Abneigung  etwas 
zurück;  um  so  stärker  brach  sie  in  späteren  Jahren  nervor. 
Nun  wird  als  größter  Lebensvorteil  Shakespeares  gepriesen, 
daß  er  als  Protestant  geboren  und  erzogen  worden.  Denn 
dadurch  kam  er  nie  in  die  Verlegenheit,  »das  Absurde 
vergöttern  zu  müssen,  der  allertraurigste  Fall,  in  welchen 
der  seiner  Vernunft  sich  bewußte  Mensch  geraten  kann«. 
Calderon  selber,  seinem  innersten  persönlichen  Wesen 
nach,  war  Goethes  Meinung  nach  ein  »hoch-  und  frei- 
sinniger Mann«;  um  so  mehr  sei  zu  beklagen,  daß  er  so 
oft  genötigt  gewesen,  »düsterem  Wahne  zu  fröhnen  und  dem 
Unverstand  eine  Kunstvernunft  zu  verleihen«.  Daß  ihm 
dies  letztere  meistens  gelang,  betrachtete  Goethe  als  eine 
der  bewunderungswüroigsten  Leistungen  der  technischen 
Meisterschaft  Calderons;  gerade  bei  der  dramatischen  Ge- 
staltung absurdester  Gegenstände  leuchte  »die  Macht  des 
Genies  in  der  Beherrschung  alles  Widersprechenden«  aufs 
kräftigste  hervor.  Dennoch  überwiegt  zuletzt  das  Unbehagen. 
Wir  geraten  in  solchen  Fällen  (Goethe  nennt  als  Beispiele 
die  »Andacht  zum  Kreuz«  und  die  »Aurora  von  Copaca- 
vannah«)  mit  dem  Dichter  selbst  in  »widerwärtigen  Zwie- 
spalt«, da  »der  Stoff  beleidigt,  indes  die  Behandlung  ent- 
zückt«. 

IV.    , 

Weit  schroffer  als  über  Calderon  selbst  änderte  Goethe 
sein  Urteil  über  Calderons  Wirkung  auf  die  deutsche  Literatur. 
Einst  hatte  er,  wie  wir  sahen,  das  Studium  der  spanischen 
Dramen  jüngeren  Dichtern  empfohlen  und  die  erfreulichsten 
Ergebnisse  erwartet.  Als  aber  der  kritiklose  Calderon-Kultus 
der  Romantik  und  die  Epoche  der  eigentlichen  Calderon- 
Nachahmung  begann,  erlebte  er,  daß  gerade  das  Gegenteil 

*  Diese  Worte  (zu  Eckermann,  22.  März  1824)  gelten  eigentlich 
von  Platens  Dramen;  da  aber  ausdrücklich  die  Einwirkung  Calderons 
zur  Erklärung  herangezogen  wird,  ist  es  wohl  erlaubt,  sie  auch  auf 
Calderon  selbst  zu  beziehen,  zumal  sie  mit  anderweitigen  Urteilen 
Goethes  über  ihn  durchaus  übereinstimmen.  —  Bemerkenswert  ist  der 
Anklang  an  Schillers  Urteile;  s.  oben  S.  122.  —  Aehnlich  auch  Grill- 
parzer,  XV II,  9  f. 


136  Abhandlungen 


dessen  wirklich  wurde,  was  einst  seine  Hoffnung  gewesen 
war.  Wie  Shakespeare  für  alle  Formlosigkeit  und  Willkür, 
so  mußte  Calderon  für  alle  frostige  Künstelei  und  ver- 
worrene Mystik  zum  Vorwand  dienen.  So  kam  es,  daß 
Goethe  schließUch  den  Einfluß  dieser  beiden  großen  Dichter 
als  vorwiegend  verderbHch  ansah.  Eine  erste  Befürchtung 
dieser  Art  taucht  mit  Bezug  auf  Calderon  schon  18 12  in 
einem  Brief  an  Knebel  (7.  Oktober)  auf.  Aber  erst  seit 
der  Mitte  der  20er  Jahre  wird  die  unheilvolle  Tatsache  mit 
Nachdruck  konstatiert.  »Wie  viele  treffliche  Deutsche  sind 
nicht  an  ihm  (Shakespeare)  zugrunde  gegangen,  an  ihm 
und  Calderon!«  (zu  Eckermann,  25.  Dezember  1825).  Der 
gleiche  Gedanke  findet  sich  in  jener  Spruchsammlung,  die 
Eckermann  unter  dem  Titel  »Aus  Makariens  Archiv«  zur 
Ausfüllung  des  2.  und  3.  Bandes  der  »Wander jähre«  zu- 
sammenstellte. »Shakespeare  und  Calderon  haben  solchen 
Vorlesungen  einen  glänzenden  Eingang  gewährt;  jedoch 
bedenke  man  immer  dabei,  ob  nicht  nier  grade  das  im- 
posante Fremde,  das  bis  zum  Unwahren  gesteigerte  Talent 
der  deutschen  Ausbildung  schädlich  werden  müsse.«  »Wie- 
viel Falsches  Shakespeare  und  besonders  Calderon  über  uns 
gebracht,  wie  diese  zwei  großen  Lichter  des  poetischen 
Himmels  für  uns  zu  Irrlichtern  geworden,  mögen  die  Lite- 
ratoren  der  Folgezeit  historisch  bemerken.«  Goethe  rechnet 
auch  Schiller  unter  die  Naturen,  denen  Calderon  hätte 
gefährlich  werden  können,  und  es  ist  sicher,  daß  er  damit 
eine  (später  auch  von  Grillparzer'  betonte")  Verwandtschaft 
der  poetischen  Veranlagungen  tief  und  ricntig  erkannt  hat. 
Von  sich  selbst  aber  behauptete  er  mit  aller  Entschiedenheit: 
»Es  kommt  immer  nur  darauf  an,  daß  derjenige,  von  dem 
wir  lernen  wollen,  unserer  Natur  gemäß  sei.  So  hat  :(.  B. 
Calderon,  so  groß  er  ist  und  so  sehr  ich  ihn  bewundere,  auf 
mich  gar  keinen  Einfluß  gehabt,  weder  im  Guten  noch  im 
Schlimmen«  (zu  Eckermann,  12.  Mai  1825). 

Es  ist  klar,  daß  diesem  Ausspruch  eine  jener  Selbst- 
täuschungen zugrunde  liegt,  die  dem  greisen  Goethe  bei 
den  Versuchen,  seine  ungeheure  Entwicklung  rückblickend 
zu  entwirren,  nicht  selten  begegnet  sind.  Die  Bemerkung 
stimmt  noch  am  ehesten,  wenn  man  dabei  ausschließlich  an 
Goethes  dichterisches  Schaffen  denkt,  aber  selbst  dann 
ist  sie,  wie  oben  dargetan  wurde,  nicht  völlig  richtig.  Im 
übrigen  jedoch  war  Calderons  Einfluß  so  bedeutsam,  daß 
vielmehr  die  abschließende  Frage  angemessen  scheint,  ob 
nicht  etwa  doch  im  tiefsten  Kerne  beider  Naturen  eine 
Uebereinstimmung  auffindbar  sei,  durch  welche  die  Festig- 

•  Werke,  XVII,  16. 


Goethe  und  Calderon  I37 

keit  dieser  geistigen  Beziehung,  ihre  trotz  aller  einzelnen 
Wandlungen  ununterbrochene  dreißigjährige  Dauer  erst 
ganz  begreiflich  würde.  Man  hat  dieser  Frage  häufig  nach- 
gesonnen, aber  fast  immer  ohne  ihr  eigentliches,  inneres 
Wesen  auch  nur  zu  berühren.'  Insbesondere  führt  die 
Erwägung,  daß  Goethe  und  Calderon  zuweilen  gleiche 
oder  verwandte  Stoffe  bearbeitet  haben,  schließlich  nicht 
weiter  als  zu  unfruchtbaren  und  äußerUchen  Parallelen. 
Selbst  die  so  viel  erörterte,  durch  Goethe  selbst  angeregte* 
Gegenüberstellung  von  Cyprian-Legende  und  Faust-Sage 
macht  keine  Ausnahme.  UnmitteiDarer  Aufschluß  über 
das  Verhältnis  Goethes  zu  Calderon  ist  daraus  nicht  zu 
gewinnen,  da  der  erste  Teil  des  Faust,  der  allein  die  wenigen 
gemeinsamen  Motive  (besonders  den  Pakt  mit  dem  Teufel) 
enthält,  veröffentlicht  war,  bevor  Goethe  den  Wunder- 
tätigen Magus  kannte.  Gehalt,  Behandlungsart  und  Ziel 
sind  zudem  so  verschieden,  daß  auch  die  objektive  Ver- 
gleichung  nicht  viel  an  positiven  Ergebnissen  zu  Tage 
gefördert  hat.' 

Nur  Schuchardt  ist  bisher  bis  zu  dem  Punkte  vor- 
gedrungen, von  welchem  aus  das  Goethe-Calderon-Problem 
sich  wirklich  von  innen  her  erleuchten  läßt.  Er  hat  mit 
Recht  darauf  hingewiesen,  "♦  daß  Goethes  Lehre  vom 
Dämonischen,  wie  sie  am  deuthchsten  im  20.  Buche  von 
Dichtung  und  Wahrheit  und  in  mehreren  Gesprächen  mit 


'  Vgl.  die  treffende  Kritik  bei  Schuchardt,  S.  138  f. 

*  An  Knebel,  17.  Oktober  1812:  »Es  ist  das  Sujet  vom  Doktor 
Faust,  mit  einer  unglaublichen  Großheit  behandelt.« 

'  Die  wichtigste  Spezialliteratur  über  das  Thema:  Rosenkranz, 
lieber  Calderons  Tragödie  vom  Wundertätigen  Magus;  ein  Beitrag 
zum  Verständnis  der  Faustischen  Fabel,  Halle  und  Lpz.  1829  (gewalt- 
same Zurechtlegung  und  Umdeutung  selbst  der  geringfügigsten  Einzel- 
züge des  Calderonschen  Dramas  im  Sinne  Hegelscher  Metaphysik 
und  Terminologie ;  speziell  über  das  Verhältnis  der  Faust-  und  Magus- 
Sage  nur  wenige  Seiten);  Carriere,  Calderons  wundertätiger  Magus 
und  Goethes  Faust,  in:  Westermanns  Monatshefte,  Bd.  XL,  1876, 
S.  426  (rein  äußerliche  Parallelisierung,  im  einzelnen  viel  Schwülstiges 
und  Falsches) ;  A.  S.  Moguel,  Memoria  acerca  de  el  Magico  prodigioso 
de  Calderon  en  special  sobre  las  relaciones  de  este  drama  con  el  Fausto 
de  Goethe,  Madrid  1881,  ins  Französ.  übersetzt  von  7.  G.  Magnahal, 
Calderon  et  Goethe  ou  le  Faust  et  le  Magicien  prodigieux,  Paris  1883 
(weitschweifiges,  trotz  seiner  Krönung  durch  die  Madrider  Akademie 
wissenschaftlich  wertloses  Werk);  Zahn,  Cyprian  von  Antiochien  und 
die  deutsche  Faustsage,  Erlangen  1882  (grundlegendes  Werk  über 
Quellen  und  Bedeutung  der  Cyprian-Legende,  für  das  Magus-Faust- 
Problem  wenig  ergiebig);  Krenkei,  Klass.  Bühnendichtungen  der  Spanier, 
Bd.  IL:  Der  wundertätige  Magus,  Lpz.  1885  (vortreffliche  Erörterungen 
in  der  Einleitung,  dort  —  S.  121  f.  —  auch  weitere  Literatur). 

♦  A.  a.  O.,  S.  140  ff. 


138  Abhandlungen 


Eckermann  vorgetragen  wird,  der  gleichen  seelischen  Quelle 
entsprungen  ist  wie  Calderons  mit  der  Hilfe  und  in 
den  Wendungen  kathoHscher  Dogmatik  formulierte  Welt- 
anschauung. Vor  allem  das  Dämonische  der  Begebenheiten 
spielt  in  den  ernsten  Dramen  Calderons  eine  bedeutende, 
ja  die  beherrschende  Rolle,  was  nicht  nur  durch  eine 
Reihe  oft  verwerteter  Einzelmotive  —  wie  etwa  die 
häufigen  vorbedeutenden  Antworten  und  Orakel  — ,  sondern 
durch  die  Grundanlage  der  ganzen  Fabel,  ja,  schon  durch 
die  Stoffwahl  selbst  erwiesen  wird. '  Hält  man  von  diesem 
Gesichtspunkt  aus  die  Stücke  nebeneinander,  die  Goethe 
im  Lauf  der  Jahre  besonders  bevorzugte,  so  offenbart  sich 
in  der  Tat  ein  überraschender  Zusammenhane^:  es  sind 
Werke  von  sehr  verschiedenem  ästhetischem  Wert,  aber 
durchweg  solche,  in  denen  das  Dasein  des  »Dämonischen«, 
dieser  über  und  in  der  Welt  waltenden,  geheimnisvollen 
und  dem  Verstände  undurchdringlichen  Macht,  gewaltig 
in  die  Erscheinung  tritt.  In  der  »Andacht  zum  Kreuz« 
pflegt  dem  Nicht-Katholiken  besonders  anstößig  zu  sein, 
daß  Eusebio  und  seine  Schwester,  wie  immer  sie  auch 
Verbrechen  auf  Verbrechen  häufen  mögen,  von  vornherein 
und  infolge  eines,  wie  uns  scheint,  höchst  äußerlichen 
Zufalls  zur  Seligkeit  bestimmt  sind.  Aber,  genau  besehen, 
spielt  dieser  göttUche  Ratschluß  hier  keine  andere  Rolle 
wie  das  Fatum  in  Schillers  »Braut  von  Messina«  und  den 
sog.  Schicksals-Tragödien,  lauter  Werken,  deren  Entstehung 
und  Ausbreitung  genau  in  die  Zeit  der  gründlichsten  Calderon- 
Studien  Goethes  fällt.  Sogar  gewisse  typische  Eigentüm- 
lichkeiten derSchicksalstragödie  —  das  Motiv  desVerwandten- 
mordes,  die  verhängnisvollen  Daten  und  Requisiten  usf.  — 
finden  sich  wie  in  anderen  Dramen  Calderons  so  auch  in 
der  Andacht  zum  Kreuz,  und  wenn  hier  die  göttHche 
Gnade  als  ebenso  unentrinnbar  und  vorausbestimmt  dar- 
gestellt wird  wie  in  den  Schicksalstragödien  der  Fluch,  so 
möge  man  sich  des  Umstandes  erinnern,  daß  Goethe  selbst  im 
Wettstreit  mit  Zacharias  Werner  eine  solche  Wirkung  des 
Segens  in  einem  Drama  darzustellen  dachte.*  Daß  auch  Das 
Leben  ein  Traum  wiederum  eine  geradezu  vorbildliche 
dramatische  Gestaltung  »dämonischer«  Verkettung  von 
Ereignissen  ist,  wie  andererseits  der  Standhafte  Prmz  ein 
überaus  erhabenes  Beispiel  für  das  Dämonische  der  Charak- 
tere, bedarf  keiner  besonderen  Begründung.  Aber  auch  auf 
Goethes  VorHebe  für  die  Große  Zenobia,  dieses  weit- 
schweifige, kalte,  mit  rhetorischem  Prunk  überladene  Spek- 


'  Besonders  reich  an  Beispielen:  Herford,  S.  66,  67. 
»  Schriften  der  Goethe-Ges.,  Bd.  14,  Einl.  S.  XXK. 


Goethe  und  Calderon  159 

takelstück,  fällt  nunmehr  Licht.  Denn  nicht  nur  in  den 
abenteuerHchen,  jäh  wechselnden  Geschicken  des  Aurelianus, 
Decius  und  der  Zenobia  selbst,  sondern  vor  allem  auch  in 
der  Erscheinung  der  Prophetin  Astraea  offenbart  sich  wieder 
jene  aller  menschlichen  Berechnung,  alles  menschlichen 
Widerstandes  spottende  furchtbare  Gewalt.  »Nur  noch  eins 
zu  sagen,«  schrieb  Goethe  sogleich  nach  der  ersten  Lektüre 
des  Stückes  an  Einsiedel  (7.  Dezember  1812),'  »so  ist  es  ein 
ganz  stupender  Einfall,  daß  die  in  eine  Höhle  gestürzte  Halb- 
prophetin und  Trügerin  zur  wahren  Prophetin  dadurch  wird, 
daß  man  sie  mißversteht^.  Die  »Tochter  der  Luft«  endlich, 
dieses  von  Goethe  zuletzt  am  höchsten  geschätzte  Stück, 
hat  die  grandiose  Gestalt  der  Semiramis,  also  einen  im  voll- 
kommensten Sinne  »dämonischen«  Lebenslauf  zum  Mittel- 
punkt, und  es  ist  bemerkenswert,  daß  hier  Goethe  selbst 
m  seiner  Besprechung  dieses  bedeutsame  Wort  gebraucht, 
zugleich  mit  Angabe  der  Gründe,  die  seine  besondere  Zu- 
neigung für  das  Werk  erklären.  »Deshalb  nehme  ich  auch 
keinen  Anstand,  zu  bekennen,  daß  ich  in  der  Tochter  der 
Luft  mehr  als  jemals  Calderons  großes  Talent  bewundert, 
seinen  hohen  Geist  und  klaren  Verstand  verehrt  habe.  Hier- 
bei darf  man  denn  nicht  verkennen,  daß  der  Gegenstand 
vorzüglicher  ist  als  ein  anderer  seiner  Stücke,  indem  die 
Fabel  sich  gan^  rein  menschlich  erweist  und  ihr  nicht  mehr 
Dämonisches  :(ugeteilt  ist,  als  nötig  war,  damit  das  Außer- 
ordentliche, Ueberschwengliche  des  Menschlichen  sich  desto 
leichter  entfalte  und  bewege.  Anfang  und  Ende  nur  sind 
wunderbar,  alles  übrige  läuft  seinen  natürlichen  Weg  fort.« 
Aus  all  dem  ergibt  sich,  daß  selbst  Goethes  Aeuße- 
rungen  über  die  »Absurditäten«,  die  Calderon  zu  verherr- 
lichen gezwungen  war,  in  gewisser  Hinsicht  einzuschränken 
sind.  Als  Denker,  als  Forscher,  als  ungebunden  vorwärts- 
dringender Geist  haßte  er,  wie  bekannt,  den  katholischen 
Dogmatismus  auf  tiefste,  und  so  mußte  ihm,  sobald  er  sich 
vorwiegend  kritisch  verhielt,  die  orthodox-kirchliche  Ge- 
sinnung in  Calderons  Werken  durchaus  antipathisch  sein. 
Anders,  wenn  er  sich  rein  als  Künstler  dem  Künstler  näherte. 
Zunächst  wußte  Goethe,  der  so  beredt  die  Wirkung  der 
protestantischen  Erziehung  Shakespeares  pries,  andrerseits 
sehr  wohl  die  eigentümlichen  poetischen  Vorteile  zu  schätzen, 
die  die  katholische  Religion  ihren  Bekennern  gewährt;  er 
hat  das  nicht  mit  Bezug  auf  Calderon,  wohl  aber  in  anderen 
Fällen  ausdrückUch  ausgesprochen."  Doch  er  erfaßte,  wie 
wir   sahen,    zuweilen  —  nicht   durch   nachkonstruierende 

'  Biedermann,  S.  161. 

*  Vgl.  dieAeußerung  überManzoni,  zu  Eckermann,  21.  Juli  1827. 


140  Abhandlungen 


Gedankenarbeit,  sondern  durch  künstlerisch-intuitives  Mit- 
gefühl —  auch  in  der  allgemeinen  Welt-  und  Lebens- 
stimmung Calderons  ein  Tiefstes,  das  jenseits  alles  Formel- 
wesens ihnen  doch  gemeinsam  war.  Die  Art,  wie  er  den 
Faust  vollendete,  bedeutet  für  all  dies  die  letzte  Bestätigung. 
Hier  gab  mit  Bezug  auf  die  äußere  Einkleidung  Goethe 
selbst  zu,  daß  er  sich  sehr  leicht  im  Vagen  hätte  verlieren 
können,  wenn  er  nicht  seinen  poetischen  Intentionen  durch 
die  scharf  umrissenen  christhch-kirchlichen  Figuren  und 
Vorstellungen  eine  wohltätig  beschränkende  Form  und 
Festigkeit  gegeben  hätte  (zu  Eckermann,  6.  Juni  183 1).  Aber 
auch,  was  den  geistigen  Gehalt  dieser  mystischen  Szenen 
betrifft,  klingt  manches  aus  Calderons  Ideenwelt  herüber, 
wenn  Faust,  obwohl  durch  Leiden  und  Streben  geläutert, 
doch  nicht  allein  dadurch,  sondern  nur  mit  Hilfe  himm- 
lischer Fürbitte  und  Gnade  der  Seligkeit  teihaftig  wird.' 
Es  ist  gewiß,  daß  auf  diese  Schlußwendung  des  großen 
Weltgedichtes  Calderon  keinerlei  Einfluß  geübt  hat.  Dennoch 
war  Goethe  dem  Geist  des  Spaniers,  ohne  seiner  zu  gedenken, 
vielleicht  nie  näher,  als  da  er  den  Hymnus  von  Fausts  Ver- 
klärung schrieb  und  ewig  Unfaßbares,  ewig  Unsagbares  nicht 
inniger  anzudeuten  wußte  als  durch  den  schwebenden  Reigen 
katholischer  Symbole  und  Visionen. 


•  Vgl.  hierüber  Zahn,  a.  a.  O.,  S.  135,  wo  aus  eben  diesem  Grunde 
über  den  Schluß  des  Faust  sehr  abfällig  geurteilt  wird. 


8. 


Goethe  und  Wagner 

Von 

K.  Woltereck 


n  diesem  Jahre  wird  man  in  ganz  Deutschland  und 

gewiß  in  der  ganzen  übrigen  Kulturwelt  den  Ge- 
urtstag  Richard  Wagners  besonders  festlich  be- 
gehen, da  er  sich  nun  schon  am  22.  Mai  zum  loostenMale 
)ährt.  Und  damit  wird  man  dankbar  das  große  Lebenswerk 
Wagners  anerkennen,  das  für  deutsche  iKunst  und  Kultur 
so  viel  bedeutet.  Denn  seit  Goethes  Tode  ist  Richard  Wagner 
unzweifelhaft  der  größte  dichtende  Künstler  unserer  Zeit. 
Liegt  da  nicht  die  Versuchung  nahe,  diese  beiden  Großen 
zu  einander  zu  bringen  und  sie  vergleichend  nebeneinander 
zu  stellen? 

H.  St.  Chamberlain  sagt  allerdings  noch  in  einer  seiner 

letzten  Wagnerpublikationen :  » Goethe  und  Wagner, 

einen  stärkeren  Contrast  kann  es  kaum  zwischen  Poeten 
geben«,  und  merkwürdigerweise  versucht  er  diesen  Gegen- 
satz- dadurch  vor  allem  zu  begründen,  indem  er  meint: 
»  .  .  . .  Goethes  Dichtungen  gelten  allgemein  als  Confes- 
sionen  ....  und  da  wird  sich  denn  nach  und  nach  heraus- 
stellen, daß  Goethe  nirgendwo  zu  finden  ist ,  daß  selten 

ein  Dichter  so  wenig  wie  gerade  Goethe  sich  selbst  dich- 
terisch dargestellt «  Chamberlain  fügt  dann  zwar  hinzu: 

» .  .  .  .  natürlich  kann  auch  ei  ("Goethe)  nur  aus  dem  Stoff 
aufbauen,  den  er  eingesammelt  hat,  doch   formt   er   den 

Gehalt  des  Lebens  um ganz  anders  bei  Wagner.  Wagners 

Gegenwart  kann  man  nie  vergessen  .  .  .;  in  einem  anderen 


142  Abhandlungen 


Sinn  als  Goethes  Werke  bringen  diejenigen  Wagners  wirk- 
liche Confessionen.« 

Gegen  solche  Einwände  lassen  sich  wohl  zunächst 
Goethes  eigene  bekannte  Worte  aus  Dichtung  und  Wahrheit 
anführen,  die  klar  und  deutlich  bekunden:  »Alle  meine  Werke 
sind  Bruchstücke  einer  großen  Confession«,  oder  der  andere 
Ausspruch:  »Das  Benutzen  der  Erlebnisse  ist  mir  alles  ge- 
wesen; das  Erfinden  aus  der  Luft  war  nie  meine  Sache. 
Ich  habe  die  Welt  stets  für  genialer  gehalten  als  mein 
Genie.«  Wir  wissen  ferner,  daß  Goethe  seine  eigenen 
Werke  nicht  gern  wieder  las  oder  auf  der  Bühne  sah,  eben 
weil  sie  ihn  zu  lebhaft  an  eigenes  qualvolles  Erleben  ge- 
mahnten, wovon  er  sich  darin  hatte  Defreien  wollen.  Aber 
sicher  hat  Chamberlain  recht,  wenn  er  sagt,  wie  »ganz 
anders«  Wagner  das  eigene  Erleben  gestaltete,  der  als 
Dramatiker  bewußt  für  die  Bühne  dichtete  und  sein  per- 
sönliches Empfinden  durch  die  Musik  noch  weiter  betonte, 
während  Goethe,  der  geborene  Lyriker  und  der  spätere 
klassische  Epiker,  durch  häufige  Ueberarbeitungen  gerade 
seiner  Dramen  das  Allzupersönliche  daraus  zu  verwischen 
trachtete.  Die  eigenen  Lebensbeschreibungen,  die  beide 
Dichter  nach  zurückgelegtem  50.  Lebensjahre  abfaßten, 
sind  ebenfalls  sehr  bezeichnend  für  die  verschiedene  Dar- 
stellungsart der  eigenen  Lebensdramen. 

Aber  Selbstbekenntnisse  bleiben  deshalb  doch  die 
Goethischen  Dichtungen  und  auch  seine  Dramen  im  schönsten 
Sinne  des  Wortes;  ich  finde  sogar,  gerade  in  diesem  Punkte, 
daß  beide  Meister  als  dramatische  Dichter  das  eigene  reiche 
Erleben  so  stark  miterklingen  lassen.  Hegt  ein  Vergleich 
zwischen  Goethe  und  Wagner  näher  als  bei  anderen.  Und 
ist  nicht  auch  eben  hierin  ein  Hauptgrund  zu  erkennen 
von  ihrer  Macht  und  Bedeutung  für  alle  Zeiten,  daß  durch 
ihre  Kunst  die  Wahrhaftigkeit  eines  großen  Menschenlebens 
deutHch  zu  Menschen  spricht  und  Kunde  gibt  von  unend- 
hchen  Kämpfen  und  auch  Unterhegen,  von  stetigem  Streben 
und  endlichem  Siegen. 

Aeußerlich  erscheint  gewiß  das  Leben  Wagners,  das 
auch  ihn  zum  ausschHeßlicnen  Dramatiker  machte,  in  den 
vielen  Hemmungen  seiner  Entwicklung  dem  Leben  Schillers 
viel  ähnhcher,  welchem  er  deshalb  schon  häufig  vergleichend 
zur  Seite  genannt  ist.  Auch  in  der  bühnenwirksamen  Form 
und  in  der  dafür  berechneten,  nachdrückhchen  Ausdrucksart 
ist  Wagner  Schiller  eher  zu  vergleichen  als  Goethe.  Aber 
wieder  gleichen  sich  Goethe  und  Wagner  mehr  in  der 
Mannigfahigkeit  ihrer  Sprache  und  Ausdrucksform,  die  je 
nach  der  Stimmung,  die  das  Werk  widerspiegelt,  neue  Töne 
und  Schattierungen  dafür  findet  (s.  Götz,  Egmont,  Iphigenie, 


Goethe  und  Wagner  143 


Faust ....  und  Lohengrin,  Tristan,  Meistersinger,  Ring, 
Parsifal .  .  .).  In  der  bildmäßigen,  sinnlich  kräftigen  Dar- 
stellung der  einzelnen  Szenen  ließen  sich  Goethe  und 
Wagner  auch  nebeneinander  stellen- 

In  dem  Verfolgen  einer  großen  Idee,  die  wie  ein 
leuchtender  Faden  alle  Werke  Wagners  durchzieht,  der 
Sehnsucht  nach  Erlösung,  erinnert  Wagner  wohl  wieder 
mehr  an  Schiller,  dem  dramatischen  Gestalter  des  Freiheits- 
gedanken, der  ebenfalls  wie  Wagner  hartnäckig  und  kon- 
sequent ein  bestimmtes  Ziel  sein  Leben  lang  verfolgt. 

Aber  doch  möchte  ich  behaupten,  entgegen  oder  er- 
gänzend zu  dem  Ausspruche  W.  Golthers  »Wagners  Art 
ist  der  Schiller  viel  näher  verwandt«  (s.  G.-Jb.  26,  S.  204): 
»Wenn  auch  die  Ausdrucksweise  Wagners  Schiller 
verwandter  ist,  so  ist  doch  Wagners  Geistesart 
und  Entwicklung  der  Goethes  ähnlicher,  was  sich 
nicht  nur  in  ihrem  Verhältnis  von  Leben  und 
Dichten  und  in  ihrer  Entwicklung  als  dramatische 
Dichter,  sondern  selbst  in  manchen  Motiven  ihrer 
Dichtungen  nachweisen  läßt.«  Und  begleitet  denn 
nicht  überhaupt  das  ganze  Leben  von  diesen  beiden,  von 
Goethe  und  Wagner,  bis  zuletzt  ein  gemeinsames  Motiv 
»Alles  um  Liebe!«  —  — 


Mit  Goethe  und  seinen  Werken  hat  sich  Wagner  sein 
Leben  lang  beschäftigt;  Shakespeare,  Beethoven  und  Goethe 
sind  die  drei  Großen,  deren  geistige  Gegenwart  ihn  schon 
seit  seiner  Knabenzeit  begleiten.  Bei  Goethe  sind  es  auch 
die  dramatischen  Dichtungen,  die  den  Menschen  und  Wort- 
tondichter besonders  anziehen  und  zu  eigenem  Schaffen 
anregen.  Der  erste  dramatische  Versuch,  den  Goethe 
vollendete,  »Die  Laune  des  Verliebten«,  begeistert  den 
i6jährigen  Wagner  ein  Schäferspiel  zu  schreiben,  während 
Beethovens  Musik  zu  Goethes  Egmont  Wagner  zuerst 
bestimmt,  Drama  und  Musik  zusammen  zu  verfassen.  Bei 
der  Lektüre  des  Götz  fühlt  Wagner  lebhaft  nach,  daß  bei 
Götzens  Erscheinen  »Deutschland  aufjubelte,  das  ist  deutsch«, 
und  daß  »der  sich  erkennende  Deutsche  nun  auch  verstand, 
sich  und  der  Welt  zu  zeigen,  was  Shakespeare  sei,  den  sein 
eigenes  Volk  nicht  verstand.« 

Bei  einer  Erwähnung  der  Iphigenie  stellt  Wagner 
Beethoven  und  Goethe  wieaer  zusammen  und  sagt :  » . . .  Wenn 
Goethe  zu  dem  fertigen  Stoffe  der  Iphigenie  auf  Tauris 
griff,  verfuhr  er  aber  ähnlich  wie  Beethoven  in  seinen 
wichtigsten  symphonischen  Sätzen ;  wie  Beethoven  sich  der 
fertigen,  absoluten  Melodie  bemächtigte,  sie  gewissermaßen 


144  Abhandlungen 


auflöste,  zerbrach  und  ihre  Glieder  durch  neue  organische 
Belebung  zusammenfügte...  so  ergriff  Goethe  den  fertigen 
Stoff...«  Vom  Tasso  schreibt  Wagner  einmal  an  Frau 
Wesendonk  (15.  April  18^9):  ».  . .  .  Das  ist  doch  ein  ganz 
einziges  Gedicht,  und  ich  wüßte  ihm  durchaus  nichts  zu 
vergleichen.     Wie  das  Goethe  schreiben  konnte!« 

Und  den  Faust,  der  Wagner  immer  wieder  beschäftigt, 
nennt  er  »ein  gleich  unbegreifliches  Kunstwerk,  wie  die 
Dramen  Shakespeares  und  die  antiken  Tragödien«  und 
»das  schönste  in  deutscher  Sprache  geschriebene  Buch«. 
»Eine  vollkommen  stilgerechte  Aufführung  des  Faust« 
bezeichnet  Wagner  als  »die  höchste  Aufgabe  unseres  Thea- 
ters.« Der  Dichter  des  Faust  ist  ihm  »der  freiste,  deutsche 
Mensch«. 

Im  Jahre  1832  entsteht  die  Musik  zu  sieben  Stücken 
aus  dem  Faust;  1840  »eine  Faustouvertüre«,  welche,  wie 
Wagner  an  Liszt  schrieb,  nur  den  ersten  Satz  einer  ganzen 

Faustsymphonie  bilden  sollte.   » Damals  wollte  ich  eine 

ganze  Faustsymphonie  schreiben«,  wovon  aber  die  geplanten 
anderen  Sätze  nicht  ausgeführt  sind.  Die  neu  bearbeitete 
Partitur  aus  dem  Jahre  1855  schenkte  er  Frau  Wesendonk 
mit  der  Widmung  »R.  W.  Zürich.  17.  Jan.  1855.  Zum  An- 
denken S.  1.  F.«  und  dem  Faust-Motto: 

»Der  Gott,  der  mir  im  Busen  wohnt,  kann  tief  mein 
Innerstes  bewegen, 

»Der  über  allen  meinen  Kräften  thront,  er  kann 
nach  außen  nichts  bewegen, 

»Und  so  ist  mir  das  Dasein  eine  Last,  der  Tod  er- 
wünscht,  das  Leben  mir  verhaßt.« 

Auch  bei  dieser  Arbeit  waren  es  wieder  Beethoven 
und  Goethe  vereint  gewesen,  die  Wagner  begeistert  hatten, 
denn  nach  einer  besonders  guten  Aufführung  der  neunten 
Symphonie  hatte  Wagner  seine  Faustouvertüre  begonnen. 
Citate  aus  Faust  benutzt  Wagner  später  als  »eine  über 
alles  wirksame  Hilfe«  zur  Deutung  der  mächtigen  Neunten 
(1846),  und  das  Vorwort  zur  Ringdichtun^  (1872")  schUeßt 
ebenfalls  mit  einem  Hinweis  auf  den  Faust.  Auch  der 
Aufsatz  »Ueber  das  Dirigieren«  trägt  ein  Faust-Motto  (lS6^^ 
und  in  der  eingehenden  Abhandlung  über  »Beethoven«  (1870) 
finden  sich  ebenfalls  zahlreiche  Erwähnungen  vom  Dichter 
des  Faust.  Sogar  der  amerikanische  Festmarsch  von  1876 
zeigt  Worte  aus  dem  zweiten  Teil  des  Faust  als  Geleits- 
spruch. 

In  Wagners  gesammelten  Schriften,  auch  in  Briefen 
und  Berichten  von  Freunden  und  Verehrern  Wagners 
(s.  M.  Bernays,  Fz.  Munker,  F.  Nietzsche,  H.  v.  Wolzogen 


Goethe  und  Wagner  I45 


u.  a.)  kann  man  leicht  noch  mehr  Beweise  finden,  daß 
der  Gedanke  an  Goethe  Wagner  oft  leitet  und  begleitet; 
und  wenn  man  die  Zeit  und  die  Zahl  der  Anführungen 
verfolgt,  so  ergibt  sich,  daß  Goethe  dem  reifen  Künstler 
Wagner  immer  näherrückt,  was  ich  auch  in  der  nun 
folgenden  Parallele  ihrer  dramatischen  Dichtungen  versuchen 
will  zu  beweisen.  Die  für  die  Entwicklung  eines  Dichters 
so  wichtige  Reihenfolge  der  Dramen  zeigt  ebenfalls  in 
auffallender  Weise  ähnliche  Faktoren. 

Gewiß  bleibt  Wagner  bis  zuletzt  der  leidenschaftliche 
Romantiker,  der  sich  nie  von  dem  eigenen  Sehnen  und 
Ringen  ganz  befreien  kann  und  deshalb  die  klassische  Ruhe 
Goethes  nie  erreicht  —  aber  auch  nur  selten  findet  Goethe 
die  hinreißende  dramatische  Kraft  des  Ausdrucks  von 
Wagner.  Plastisch  und  menschlich  jedoch  wirkt  beider 
Kunst,  denn  das  »Rein  menschliche«  ist  hier  wie  dort  der 
Ausgangspunkt;  und  wenn  Wagner  nicht  immer  wie 
Goethe  »seine  Anschauung  zu  generalisieren  und  seine 
Empfindung  gesetzgebend  zu  machen«  weiß,  so  stört  doch 
nie  »die  Spekulation,  der  kalte  Verstand  und  Abstraktionen« 
seine  Dichtungen,  wie  Schiller  klagend  von  der  eigenen 
Dichtweise  sagt. 


Wenn  nun  von  Goethes  und  Wagners  Entwicklung 
ausschließlich  als  dramatische  Dichter  im  Zusammenhang 
mit  ihrem  Leben  die  Rede  sein  wird,  so  ist  doch  nicht 
vergessen  worden,  daß  die  Goetheschen  Dramen  nur  einen 
geringen  Bruchteil  seiner  gesammelten  Werke  ausmachen, 
und  Wagners  Dichtungen  auch  nur  eine  Seite  seines 
Schaff'ens  bedeuten.  Aber  Wagner,  der  als  Dichter  noch 
immer  viel  zu  wenig  Beachtung  findet,  war  sich  selbst  der 
großen  Bedeutung  seiner  Wort-Dichtungen  klar  bewußt, 
was  er  schon  185 1  in  der  »Mitteilung  an  meine  Freunde«  aus- 
spricht, wenn  er  sagt :  ». . .  Ich  spreche  zunächst  von  meinen 
Dichungen,  weil  in  ihnen  nicht  nur  das  Band  meiner  Kunst 
mit  dem  Leben  am  offensten  vorliegt,  sondern  weil  ich 
an  ihnen  deutlich  zu  machen  habe,  daß  meine  musikalische 
Ausführung,  meine  Opernkompositionen,  eben  aus  dem 
Wesen  dieser  Dichtungen  sich  bedang.«  Aehnlich  schreibt 
er  ferner  in  »Oper  und  Drama« :  »  . .  . .  Ein  Mittel  des 
Ausdrucks  ist  die  Musik,  der  Zweck  stets  das  Drama  .... 
die  Ausdrucksmomente  des  Orchesters  sind  nie  aus  der 
Willkür  des  Musikers  ....  sondern  nur  aus  der  Absicht 
des  Dichters  zu  bestimmen.« 

Und  Wagner  bleibt  auch  im  langen  Kampfe  seines 
Lebens  ausschUeßHch  dramatischer  Dichter,   während   die 

Goethe  Jahrbuch  XXXIV  lO 


146  Abhandlungen 


Goetheschen  Dramen,  abgesehen  von  Faust,  Natürliche 
Tochter,  Pandora  und  kleineren  Festspielen  sich  auf  die 
dramatisch  bewegtesten  Zeiten  seiner  Entwicklung  be- 
schränken, also  in  die  Jahre  von  1765— 1787  gehören. 

In  Dichtung  und  Wahrheit  erfanren  wir  von  Goethe,  daß 
er  mit  seinem  zehnten  Jahre  anfängt,  Verse  zu  schreiben, 
nachdem  er  noch  früher  dramatische  Versuche  für  das 
Puppentheater  gemacht,  und  auch  Wagner  berichtet  in  seiner 
LeDensbeschreibung  von  einem  Puppentheater  und  seinen 
dichterischen  Versuchen  dafür.  Bei  Goethe  entstehen  dann 
unter  Einfluß  der  französischen  Theatertruppe  in  Frankfurt 
Schäferspiele,  Amine  u.  a.;  das  Fragment  »Belsazar«  aus 
jener  Zeit  zeigt  ebenfalls  unverkennbare  Züge  von  Corneille 
und  Racine,  die  er  damals  zuerst  kennen  lernte,  wovon 
uns  der  Urmeister  jetzt  so  köstliche  Belege  gibt. 

Wagner  schreibt  als  ersten  größeren  Jugendversuch 
»Leubald  und  Adelaide«  (1826),  wozu  ihn  Shakespearesche 
Dramen  und  Goethes  Götz  begeistert  hatten;  ein  durch 
»Die  Laune  des  Verhebten«  hervorgerufenes  Schäferspiel 
folgt  bald  darauf  (1828).  »Die  Feen«  (1834)  sollen  dem 
Zeitgeschmack  einen  Tribut  zahlen ;  » ....  die  damals 
herrschende  romantische  Oper  Webers  ....  bestimmten 
mich  zur  Nachahmung«,  heißt  es  darüber  in  Mitteil,  an 
meine  Freunde,  wie  auch  Goethe  sich  mit  den  beiden  in 
Alexandrinern  verfaßten  Leipziger  Lustspielen  vor  dem  Zeit- 
geschmack von  »Klein  Paris-Leipzig«  huldigend  verbeugt. 

Allerdings  zeigen  diese  beiden  Kleinen  Dichtunejen  von 
Goethe  mehr  von  eigenem  Erleben  als  die  Feen  V/agners, 
der  aber  darin  schon  das  Motiv  von  der  Erlösung  durch 
Liebe  selbständig  vertieft  hatte,  das  fortan  in  den  ver- 
schiedensten Variationen  in  allen  seinen  Werken  wieder- 
kehren sollte.  Ueber  »Die  Mitschuldigen«  hören  wir  von 
Goethe;  ».  .  .  .  Um  mir  Luft  zu  verschafien,  entwarf  ich 
mehrere  Schauspiele  ....  die  Mitschuldigen  sind  einzig 
fertig  geworden  ....  und  der  Inhalt  verkörpert  wie  be- 
kannt eine  bedenkliche  Moral,  auch  den  Sinnengenuß  als 
Ziel  der  Liebe.« 

Wagners  »Liebesverbot«  ließe  sich  damit  wohl  ver- 
gleichen, das  stoff"lich  allerdings  Shakespeares  »Maß  für 
Maß«  entliehen  ist,  welches  aber,  wie  uns  Wagner  (»Mein 
Leben«)  erzählt,  seiner  damaUgen  »Stimmung  angemessen, 
in  sehr  freier  Weise  zu  einer  Oper  umgestaltet  ....  zur 
kühnen  Verherrlichung  der  freien  Sinnhchkeit  führte«. 

Danach  bedeuten  Götz  von  Berlichingen  und  Rienzi 
für  beide  jungen  Dichter  erste  Versuche  mit  größerem 
dramatischem  Apparat,  und  beide  wählten  dazu  einen  Helden 
»mit  großen  Gedanken  im  Kopf  und  im  Herzen  unter  einer 


Goethe  und  Wagner  147 


Umgebung  von  Roheit  und  Gemeinheit«,  wie  Wagner 
seinen  Rienzi  selbst  charakterisiert.  Sonst  steht  auch  nier 
noch  die  Dichtung  Rienzi  weniger  mit  Wagners  Leihen  in 
Zusammenhang  als  die  Gestalten  um  Götz,  wenn  Wagner 
auch  in  dem  in  Paris  geschriebenen  Rienzi  eigene  Gefühle 
für  Freiheit,  Vaterland  und  seine  Empörung  gegen  Tyrannei 
zum  Ausdruck  bringt.  Und  der  Rienzi  war  es  dann  auch, 
der  dem  Dichter  half,  »die  ersehnte  Brücke  zu  einer  groß- 
artigeren Welt  zu  bauen«. 

Hierauf  folgt  bei  Wagner  der  FHegende  Holländer  und 
dazu  möchte  ich  Goethes  Egmont  als  Parallele  herbeiziehen, 
so  scharf  zunächst  die  düstere  Gestalt  des  Holländers  mit 
dem  sonnigen  Helden  der  Niederlande  konstrastiert.  Als 
Ganzes  betrachtet,  zeigen  diese  Dramen  zum  ersten  Male 
die  selbständige  Hand  ihrer  Dichter,  und  beide  haben  in 
diese  Arbeiten  sehr  viel  von  der  eigenen  Lebensstimmung 
verwebt,  die  sie  hervorgerufen.  Der  Fhegende  Holländer, 
»dessen  Idee  ich  damals  schon  mit  mir  herumtrug,  und 
der  nun  unter  den  gewonnenen  Eindrücken  eine  bestimmte 
Farbe  gewann«,  wie  Wagner  schreibt,  ist  gleichsam  eine 
Verkörperung  der  düsteren  Stimmung  aus  jener  Zeit,  als 
Wagner  auf  der  Flucht  von  Riga  nach  Paris  sein  ruheloses 
Wanderleben  begann.  Und  im  sieghaften,  strahlenden 
Egmont,  dem  Goethe  »ungemessene  Lebenslust,  grenzen- 
loses Vertrauen  zu  sich  selDst,  die  Gabe  alle  Menschen  an 
sich  zu  ziehen  (Attrativa)«,  zuschreibt,  sind  viele  Züge  des 
jungen  Goethe  aus  der  Lilizeit  zu  erkennen,  der  sich  selbst 
am  Schlüsse  von  Dichtung  und  Wahrheit  die  leidenschaft- 
lichen Worte  Egmonts  in  den  Mund  legt:  . .  .  Kind!  Kind! 
nicht  weiter!  .  .  . 

Dem  dämonischen  Wesen  der  Dichter  und  ihrer  Helden 
erliegen  willenlos  die  beiden  Mädchen,  Senta  und  Klärchen, 
beides  frei  aus  der  Phantasie  ihrer  Dichter  geborene  Ge- 
stalten. In  beiden  wird  die  Liebe  und  Treue  des  Weibes 
als  elementares  Naturgefühl,  als  blinder  Schicksalsdrang 
geschildert,  der  die  schwärmerische  Senta  und  das  fröhliche 
Klärchen  zwingt,  dem  geUebten  Manne  FamiUe  und  Bräuti- 
gam, Leib  und  Leben  zu  opfern.  Und  der  freiwillige  Tod 
von  "beiden  bringt  den  Gehebten  eine  Erlösung. 

Die  endgültige  Fassung  erhielt  Egmont  zwar  erst 
während  der  itahenischen  Reise,  wo  Goethe  auch  für 
seine  beiden  dramatischen  Meisterwerke  Iphigenie  und  Tasso 
jene  wundervolle  Sprache  fand,  wie  sie  weder  von  Goethe 
selbst,  noch  von  anderen  Dramatikern  jemals  in  solch 
einheitlicher  Vollendung  wieder  erreicht  worden  ist.  Und 
wie  Goethe  seiner  Liebe  zu  Charlotte  von  Stein  die  schönste 
Entfaltung  seiner  dramatischen  Kräfte  verdankt,  so  erreicht 

10» 


148  Abhandlungen 


Wagner  durch  seine  Liebe  zu  Mathilde  Wesendonk  »jene 
eine  höchste  Blütezeit«. 

Das  alte  schwermütige  Lied  von  Tristan  und  Isolde 
erklingt  wieder  und  auch  hier  muß  Italien  helfen,  die 
herrliche  neue  Wort-Tonsprache  Tristans  zu  vollenden,  die 
in  ihrer  düsteren  Schönheit,  packenden  Leidenschaft  und 
erschütternden  Tragik  ebenfalls  ganz  einzigartig  ist  und 
bleiben  wird. 

Die  Meistersinger  als  leise  aushallender  Akkord  dieser 
Liebes-  und  Leidensgeschichte  folgen  bald  darauf. 

Für  Wagner  liegen  zwar  noch  die  Tannhäuser-  und 
Lohengrin-Dichtungen  dazwischen  neben  anderen  fragmen- 
tarisch gebliebenen  Entwürfen  als  Zeugen  einer  rastlos  fort- 
schreitenden Entwicklung  und  als  Bekenntnisse  weiteren 
Erlebens.  Auch  von  Goethe  sind  viele  dramatische  Entwürfe 
unvollendet  geblieben  neben  unzähligen  kleineren  drama- 
tischen Gelegenheitsdichtungen;  vielleicht  könnte  hier  aber 
an  die  epischen  Fragmente  »Der  ewige  Jude«  und  »Die  Ge- 
heimnisse (Parsivalsage)  erinnert  werden,  Motive,  die  wie 
die  Gestalt  des  mächtigen  Achilleus  beide  Dichter  zeitweise 
angezogen  und  beschäftigt  haben. 

Das  Stellamotiv  ließe  sich  auch  dem  des  Tannhäuser 
vergleichend  zur  Seite  stellen.  Wohl  hat  Goethe  darin  die 
Tragik  dieses  Künstlerproblems  nur  angedeutet,  das  er  selbst 
so  schmerzlich  empfunden.  Der  tragische  Schluß  wurde  auch 
erst  später  hinzugefügt,  während  es  sich  im  Tannhäuser 
schon  um  einen  Konflikt  zwischen  zwei  Lebensanschauungen 
handelt,  an  dem  der  Tannhäuser  zu  Grunde  geht.  — 

Bei  beiden  bricht  aber  im  Tasso  und  im  Tristan  die 
Gewalt  der  Leidenschaft  am  stärksten  und  persönlichsten 
hervor,  die,  wie  Goethe  von  seinem  Tasso  sagt  ».  .  .  ver- 

feblich  gegen  die  festen  Schranken  der  Sitte  anstürmt,  um 
ie  geliebte  Frau  zu  gewinnen«.  Und  beide  Dichter  bezeugen 
selbst,  daß  sie  dem  eigenen  Leben  und  Lieben  diese  Blüten 
ihrer  Kunst  verdanken.  Goethe  schreibt  schon  am  20.  April 
1781  an  Frau  v.  Stein:  »,  .  .  Ich  habe  gleich  am  Tasso 
schreibend.  Dich  angebetet.  Meine  ganze  Seele  ist  bei  Dir.« 
Und  bei  Wagner  finoen  wdr  in  dem  Briefe  vom  21.  Dezember 
1861  an  Frau  Wesendonk  die  Worte:  ».  .  .  .  Daß  ich  den 
Tristan  geschrieben,  danke  ich  Ihnen  aus  tiefster  Seele  in 
alle  Ewigkeit.« 

Einen  »gesteigerten  Werther«  nennt  Goethe  einmal  den 
Tasso  oder  bestätigt  vielmehr  eine  sogefaßte  Formulierung 
in  der  Kritik  Amperes.  Auch  die  »Disproportion  des  Lebens 
und  des  Talentes«  soll  Tasso  schildern,  und  als  Tragödie 
des  Genies  leiten  somit  die  Fäden  hinüber  zu  Wägers 
Lohengrin,  der  Tragödie  »von  der  Sehnsucht  nach  Liebe, 


Goethe  und  Wagner  149 


nach  Geliebtsein,  nach  Verstandensein  durch  Liebe«,  über 
dessen  Entstehung  Wagner  klagend  geschrieben  » .  .  .  .  Ich 
war  mir  jetzt  meiner  vollsten  Einsamkeit  als  künstlerischer 
Mensch  ....  bewußt  geworden,«  eine  Stimmung,  die,  wie 
wir  wissen,  auch  Goethe  oft  bitter  empfunden  hat. 

Und  die  Resignation,  die  Tasso  lernen  muß,  weisen 
wieder  auf  das  andere  nach  Taistan  entstandene  Drama 
Wagners,  die  Meistersinger.  Schon  1844  hatte  Wagner  als 
eine  Art  Reaktion  nach  dem  Tannhäuser  dieses  »Satyrspiel« 
entworfen.  Aber  erst  nach  dem  tiefen  Leid,  das  Tristans 
Liebe  ihm  brachte  und  auch  ihm  Resignation  lehrte,  wurde 
dasselbe  als  Hans  Sachs-Drama  vollendet.  »Doch  des  Herzens 
süß  Beschwer  galt  es  zu  bezwingen«  läßt  Wagner  Hans  Sachs 
singen,  nachdem  er  selbst  Ende  Dezember  1861  an  seine 
Freundin  geschrieben :  ».  .  .  Nun  erst  bin  ich  ganz  resig- 
niert,« und  auch  schon  am  Ende  des  vorhergehenden  Briefes 
an  Frau  Wesendonk  stehen  die  Worte:  ».  .  . .  Walten  Sie 
ruhig  fort . . .  Geduld  haben  Sie  ja  . . .  die  lerne  nun  auch  ich.« 

Dann  erst  konnte  uns  Wagner  jenes  köstHche  Liebes- 
und Lebensspiel  der  Nürnberger  Meistersinger  schenken, 
das  sicher  stets  eines  der  besten  und  deutschesten  Lustspiele 
bleiben  wird. 

Wie  oft  hatte  Goethe  an  die  ältere  Freundin  Charlotte 
V.  Stein,  die  er  gern  »seine  Besänftigerin«  nannte,  in  ähn- 
hchem  Sinne  geschrieben.  »Tropftes  Mäßigung  dem  heißen 
Blute«  heißt  es  schon  in  dem  Briefgedicht  vom  14.  April  1776, 
in  demselben  Jahre,  als  Goethe  zuerst  daran  dachte,  sich 
der  Iphigeniensage  zu  bedienen,  um  das  Bild  der  gehebten 
Frau  dichterisch  zu  gestalten  und  zu  verherrlichen. 

Und  bei  Goethes  Iphigenie  können  wir  die  Gestalt  von 
Wagners  Brünhilde  vergleichend  herbeiziehen,  die  wie 
Goethes  Heldin  aus  mitleidender  Liebe  versucht,  sich  gegen 
die  Götter  aufzulehnen  (Parzenhed).  Für  die  Walküre  und 
für  die  Griechin  in  ihrem  höchsten  Glücke  finden  beide 
Dichter  ähnhche  Worte  des  Dankes,  die  sie  an  die  Sonne 
richten,  wenn  auch  die  eine  stolz  und  jubelnd  aufjauchzt 
»Heil  Dir  Sonne,  Heil  Dir  Licht !  Heil  Dir  leuchtender  Tag!« 
und  die  andere  nur  demütig  dankend  leise  bittet  ».  .  .  Sonne, 
leihe  mir  Deine  schönsten  Strahlen  und  lege  sie  vor  Jovis 
Thron-  denn  ich  bin  arm  und  stumm,«  so  smd  doch  beides 
herrhche  Sonnengebete,  die  ihre  Dichter  ersannen  und  nur 
in  der  Ausdrucksweise  wieder  verschieden. 

»Alle  irdischen  Gebrechen  sühnet  reine  Menschlichkeit« 
schrieb  Goethe  später  als  deutende  Widmung  in  ein  Exemplar 
der  Iphigenie;  so  knüpft  sich  hier  noch  em  weiteres  Band 
um  Goethe  und  Wagner  in  ihrem  gemeinsamen  Glauben 
an  die  Erlösung  durch  die  Liebe,  das  »Ewig-WeibUche«. 


150  Abhandlungen 


Wir  kommen  nun  zu  den  letzten  und  reifsten  Dichtungen 
der  beiden  Meister,  zum  Faust  und  zum  Ring-Parsifal. 

Schon  in  der  Stoffwahl  liegt  beim  Faust  und  beim  Ring 
des  Nibelungen  ein  Vergleich  nahe;  der  eine  wählt  dazu 
eine  LiebUngsgestalt  der  Deutschen  aus  alten  Volksbüchern, 
der  andere  den  Lieblingshelden  der  deutschen  Sage.  Und 
beide  Werke  dürfen  wir  wohl  sagen  sind  »im  edelsten  Sinne 
populär  nationale  Werke«  geworden,  oder  sollten  es 
wenigstens  sein,  wie  Wagner  an  Breitkopf  und  Härtel  hoffend 
schon  am  20.  Juni  1856  über  seinen  Ring  geschrieben, 
nachdem  er  selbst  früher  den  Faust  >jdas  einzig  wahrhaft 
deutsche  Originalstück«  genannt  hatte. 

Beide  Dichtungen  bedeuten  für  ihre  Dichter  ihr 
eigentUches,  eigenstes  Lebenswerk,  die  sie  die  längste  Zeit 
ihres  Lebens  begleitet  und  beschäftigt  haben. 

Goethe  nimmt  das  Faustproblem  schon  in  Straßburg 
in  Angriff,  als  er  sich  zuerst  seiner  prometheischen  Kräfte 
bewußt  wird,  und  wie  bekannt,  schließt  der  alte  Goethe  erst 
ein  Jahr  vor  seinem  Tode  mit  der  ganzen  Faustdichtung  ab. 

Wagner  schreibt  den  »Tod  Siegfrieds«,  das  erste  Stück 
des  Ringes,  auch  schon  in  den  Dresdener  Revolutionsjahren, 
als  Wagner  selbst  auf  der  Seite  des  Volkes  stand,  und  er 
will  seinen  Helden  »durchaus  revolutionär«  aufgefaßt  wissen. 
Jung  Siegfried  entwickelt  sich  später  daraus  und  wird  in 
heitererer,  hoffnungsfreudigerer  Stimmung  185 1  nieder- 
geschrieben. Danach  folgen  erst  die  Walküre  und  das 
Rheingold;  aber  die  Vollendung  der  ganzen  Wort-Ton- 
dichtung vom  Nibelungenring  Degleitet  seinen  Schöpfer 
noch  weitere  zwanzig  Jahre  bis  1874. 

Auch  der  Inhalt  dieser  beiden  gewaltigen  Dichtungen 
zeigt  viele  verwandte  Züge.  Faust  und  Wotan -Siegfried 
scheinen  im  Kampfe  um  ihr  Höchstes  am  Ende  zu  erHegen; 
»der  Wille  zur  Macht«,  der  Wille  zum  Wissen  läßt  sie 
schuldig  werden.  Doch  ihre  Feinde  und  Widersacher 
Mephisto  und  Alberich-Hagen  dürfen  nicht  triumphieren 
und  können  sich  ihres  vermeintlichen  Sieges  nicht  erfreuen. 
Das  »Ewig-Weibliche«  zieht  die  Helden  hman  und  bringt  in 
beiden  Dramen  wieder  die  Erlösung.  Der  furchtbare  Fluch 
von  Mephisto   und  auch  Alberich  ist  dadurch  gebrochen. 

»Komm  hebe  Dich  zu  höhren  Sphären,  wenn  er  Dich 
ahnet,  folgt  er  nach,«  vernimmt  Gretchen  trostreich  aus 
dem  Munde  der  Mater  Gloriosa;  und  »Alles  Ew'gen  seliges 
Ende,  wißt  Ihr,  wie  ichs  gewann?  Trauernde  Liebe  tiefstes 
Leiden  schloß  die  Augen  mir  auf,«  so  verkündet  uns 
Brünhilde  selbst  in  der  zweiten  Schlußfassung  der  Götter- 
dämmerung, als  sie  Wotans  Schuld  gesühnt  und  Siegfried 
freudig  in  den  Tod  folgt. 


Goethe  und  Wagner  151 


Und  wie  Goethe  den  ersten  Teil  des  Faust  mit  der 
Zerstörung  Gretchens  zunächst  abgeschlossen  hatte  und  die 
Frage  offen  blieb:  Was  wird  aus  Faust?  worauf  der  alte 
Goethe  erst  sehr  viel  später  die  Lösung  und  Antwort  gab 
im  zweiten  Teile  mit  der  Schöpfung  von  Neuland  und 
Fausts  Errettung,  so  gibt  sich  auch  Wagner  nicht  mit  dem 
Abschluß  des  Ringes  und  dem  Untergang  der  alten  Götter- 
macht zufrieden. 

Im  Parsifal  läßt  auch  er  noch  eine  neue  Welt  erstehen. 

Wie  im  Nibelungenring  der  Göttervater  Wotan,  so 
steht  im  Parsifal  der  leidende  König  Amfortas  im  Mittel- 
punkt, der  durch  eigene  Schuld  die  Lanze  verloren,  die  ihm 
Macht  gab,  wie  Wotan  den  Ring,  der  ihm  die  sinkende 
Macht  erneuern  sollte.  Der  strahlende  Gral  und  das 
leuchtende  Gold  sind  dieser  Welten  Symbole,  die  durch 
Schuld  verdunkelt  werden.  Parsifal  verhilft  durch  Selbst- 
überwindung und  mitleidende  Liebe  dem  Gral  zum  alten 
heilkräftigen  Glänze  und  erlöst  den  sündigen  Amfortas. 
Brünhilde,  des  freisten  Helden  selige  Braut,  gibt  dem  Rheine 
den  goldenen  Ring  freiwillig  zurück  und  bringt  dadurch 
dem  müden  Gotte  das  ersehnte  Ende. 

Hagen-Alberich  im  Ring  und  Klingsor  im  Parsifal 
vertreten  die  dunklen  Mächte;  sie  sind  auch  Teile  »jener 
Kraft,  die  stets  das  Böse  will  und  stets  das  Gute  schafft«. 
—  Und  wie  uns  Goethe  im  Faust  das  klarste  Abbild  seiner 
eigenen  geistigen  Entwicklung  gibt,  so  kann  uns  auch  der 
Parsifal  zu  einem  Spiegelbild  derWagnerschen  Entwicklung 
werden.  Der  Knabe  Parsifal  zeigt  den  selbstsüchtigen 
Optimismus,  aber  auch  schon  die  stürmende  Kraft  des 
jungen  Wagner,  der  früh  wie  Parsifal  große  Ziele  ahnt, 
ohne  sie  gleich  klar  zu  erkennen.  Herzeleides  Sohn  durch- 
wandert darauf  die  Welt  und  kommt  in  Klingsors  Zauber- 
reich der  Minne,  wo  dem  jungen  Helden  das  Spiel  gefällt 
(Feuerbach).  Als  aber  die  entscheidende  Wahl  kommt, 
hat  er  Kraft,  sich  dort  loszureißen.  Durch  hartes  Erleben 
lernt  er  nun  Mitleid  und  Resignation  kennen  (Schopen- 
hauer); doch  nicht  in  passiver  Resignation  beschließt  Parsifal 
Wagner  sein  Leben.  Eme  opferwillige  Lebensbejahung  ist  wie 
bei  Goethe  im  Faust  auch  Wagners  letztes  Wort  im  Parsifal. 

»Erlösung  dem  Erlöser«  heißen  und  verheißen  die 
abschließenden  Worte,  die  viel  umstritten  sind  —  kann 
man  ihnen  nicht  die  Goethischen  Worte  aus  dem  Faust 
zur  Seite  stellen:  »Wer  immer  strebend  sich  bemüht,  den 
können  wir  erlösen.«  Eine  Lösungs-,  eine  Erlösungsfrage 
war  beiden  Dichtern  das  menschliche  Leben,  und  beide 
finden  am  Ende  eines  langen  Lebens  dafür  die  sichere 
Bejahung. 


152  Abhandlungen 


Die  weihevolle  Mystik  und  die  geheimnisvolle  Symbolik 
in  dem  Bühnenweihiestspiele  ist  schon  häufig  mit  dem 
Ende  des  zweiten  Faust  verglichen  worden,  worüber  Wagner 
selbst  einst  schrieb:  ».  .  .  .  Der  größte  deutsche  Dicnter 
beschloß  sein  größtes  Gedicht  mit  der  beseligenden  An- 
betung der  Mater  Gloriosa.«  Und  über  die  letzten  Zeilen  im 
Faust,  die  für  Wagner  gewiß  sein  ganzes  Leben  lang  einen 
Glaubenssatz  bedeutet  haben,  hat  er  sich  auch  folgender- 
maßen geäußert:  ».  .  .  .  Sollte  einst  die  Religion  von  der 
Erde  verschwunden  sein,  das  Mysterium  des  Ewig  Weib- 
hchen,  des  unvergleichHchen  Gleichnisses,  würde  das  Wissen 
ihrer  göttHchen  Schönheit  uns  ewig  erhalten,  solange 
Goethes  Faust  nicht  verloren  ging.« 

Auch  in  dem  Zuhilfenehmen  des  Wunderbaren  und 
der  Musik,  ohne  die  die  letzten  Szenen  im  Faust,  wie  schon 
im  Egmont  garnicht  darstellbar  sind,  zeigt  die  Goethische 
Dichtung  noch  eine  weitere  Verwandtschaft  mit  dem  Kunst- 
ideale Wagners.  Ja,  wir  wissen,  daß  Goethe,  als  er  1816 
versuchte,  den  ersten  Teil  vom  Faust  für  die  Bühne  ein- 
zurichten, dem  jungen  Musiker  Eberwein  die  Aufgabe 
stellte,  Musik  dazu  zu  komponieren.  Aus  einem  Brief  an 
Zelter  (April  18 16)  erfahren  wir  dann,  daß,  was  »Goethe 
mit  Faust  vorhatte«,  nicht  begriffen  und  ausgeführt  wurde. 
Später  den  zweiten  Teil  dachte  sich  Goethe  auch  »als  ein 
Bühnenfestspiel  mit  glänzender  Ausstattung  und  würdiger 
musikaUscher  Begleitung«,  und  sicher  würde  neben  aller 
Melodie  und  Sprachschönheit  gerade  im  zweiten  Teile  des 
Faust  manches  mehr  verbunden  und  vervollständigt  werden 
können  durch  »würdige«  Musik,  die  wie  Schopenhauer  so 
schön  sagt:  »das  Herz  der  Dinge  erst  gibt«.  Denken  wir 
z.  B.  vergleichend  an  den  Ring  und  Faust,  wie  wir  die 
»Urmütterweisheit«  aus  dem  Munde  der  Erda  oder  von 
Mephisto  und  Faust  in  der  finsteren  Galerie  hören.  Oder 
vergegenwärtigen  wir  uns  das  tönende  Spiel  der  Elemente 
im  Rneingold,  in  der  Walküre,  im  Siegfried;  dagegen 
wieder  ist  in  der  klassischen  Walpurgisnacht  die  reiche 
Goethische  Wunderwelt  der  Elemente  mit  den  Sirenen 
und  Nymphen,  Greifen  und  Sphinxen  auch  nur  auf  Worte 
angewiesen.  Ebenfalls  Ariel  und  seine  Geister  im  herrlichen 
Auftakt  des  zweiten  Teiles  müßte  »würdige«  Musik  be- 
gleiten; denn  wie  der  Chorus  mysticus,  in  Musik  gesetzt, 
etwa  lauten  könnte,  hat  uns  schon  Wagner  im  Parsifal 
gezeigt. 

Trotz  der  »80  Faustmusiken  größeren  Stiles«,  die  es 
nach  W.  Kienzl  geben  soll,  wenn  auch  nur  etwa  50  davon 
m  engerem  Anschluß  an  Goethes  Faust,  ist  es  auf  immer 
zu  beklagen,  daß  Beethoven  den  Plan,  eine  Faustmusik  zu 


Goethe  UND  Wagner  15^ 

schreiben  oder  zu  »dichten«,  nicht  ausgeführt  hat.  Lange 
hat  er  sich  mit  dem  Gedanken  dazu  getragen,  und  noch 
1823,  nachdem  er  die  Missa  Solemnis  und  die  neunte  Sym- 
phonie vollendet  hatte,  soll  er  zu  Rochlitz  gesagt  haben : 
»Ist  diese  Periode  vorbei,  so  hoffe  ich  endHch  zu  schreiben, 
was  mir  und  der  Kunst  das  Höchste  ist,  Faust!« 

Der  Dichter  des  Faust  hat  leider  nicht  daran  gedacht, 
Beethoven  weiter  dabei  zu  ermutigen.  Goethe  selbst  scheint 
schHeßhch  ganz  die  Hoffnung  auf  passende  Faustmusik, 
aufgegeben  zu  haben,  denn  Eckermann  notiert  diesen  Wunsch 
betreffend  vom  12.  Februar  1829,  den  resignierten  Aus- 
spruch Goethes:  ».  .  .  .  Es  ist  ganz  unmöglich;  das  Ab- 
stoßende, Widerwärtige,  Furchtbare,  was  sie  stellenweise 
enthalten  müßte,  ist  der  Zeit  zuwider.«  Und  dann  fügt 
der  große  Mozartverehrer  (der  schon  17Q5  eine  Fort- 
setzung zur  Zauberflöte  zu  schreiben  versucnt  hatte)  noch 
hinzu:  ».  .  .  .  Die  Musik  müßte  im  Charakter  des  Don  Juan 
sein,  Mozart  hätte  sie  komponieren  müssen.«  Mozarts 
Don  Juan  war  eben  für  Goethe  ebenso  »incommensurabel« 
wie  der  Faust. 

Auch  was  die  Schwierigkeiten  einer  wirklich  künst- 
lerischen Darstellung  dieser  Werke  im  Sinne  ihrer  Dichter 
betrifft,  könnte  man  noch  manche  gemeinsame  Betrachtung 
an  den  Faust  und  den  Ring  des  Nibelungen  knüpfen,  die 
außerdem  der  Bühnentechnik  ihrer  Zeit  ganz  neue  Aufgaben 
stellten.  Wer  aber  jemals  Goethes  Faust  oder  Wagners 
Ring  wirklich  erlebt,  sei  es  in  Weimar  oder  Bayreuth,  den 
friedlichen  Städtchen,  deren  Namen  nun  auf  immer  mit 
diesen  beiden  großen  Meistern  verknüpft  sind,  oder  an 
einer  anderen  Stätte,  wo  kongeniale  Künstler  diese  Kunst 
wieder  zu  wahrem  Leben  erwecken,  der  wird  in  mehr  als 
einem  Sinne  die  Goethischen  Worte  verstehen:  »Komm, 
hebe  Dich  zu  höheren  Sparen,  wenn  er  Dich  ahnet,  folgt 
er  nach.«  Er  wird  dann  auch  Wagner  recht  geben,  daß 
»wahre  Kunst  lebendig  gewordene  Religion«  auch  auf  der 
Bühne  sein  kann,  was  insonderheit  für  die  weihevollen 
Aufführungen  des  Parsifal  in  Bayreuth  gilt,  die  an  anderer 
Stelle  in  so  vollendeter  Weise  ganz  undenkbar  sind. 

Es  ist  somit  versucht  worden,  nachzuweisen,  daß  Goethe 
und  Wagner,  die  beiden  größten  Bildungsfaktoren  unserer 
Zeit,  I.  m  ihrem  Verhältnis  von  Lehen  und  Dichten,  2.  in 
ihrer  Entwicklung  als  dramatische  Dichter  und  3.  seihst  in 
manchen  ihrer  dramatischen  Dichtungen  viele  gemeinsame  Züge 
:(eigen,  die  immer  doch  gan^  ihre  eigenen  sind.  Aber  auch  im 
äußeren  Rahmen  ihres  Lebens  lassen  sich  noch  manche 
zufällige  und  sonderbare  Parallelen  finden. 


154  Abhandlungen 


Beide  wurden  sich  früh  der  Macht  ihres  Genies  bewußt 
und  haben  oft  und  schwer  mit  ihrem  Dämon  darum  ringen 
müssen;  denn  wie  Goethe  sagt:  »Jede  Produlctivitat  höchster 
Art  —  jeder  große  Gedanlte,  der  Früchte  trägt  und  Folge 
hat,  steht  in  niemandes  Macht  und  ist  über  alle  irdische 
Macht  erhaben,  ....  es  ist  dem  Dämonischen  verwandt  — 
in  solchem  Fall  ist  der  Mensch  oft  als  Werkzeug  einer 
höheren  Weltregierung  zu  betrachten.« 

Unter  dem  Einflüsse  des  Zeitgeschmackes  begannen 
sich  die  dramatischen  Kräfte  zu  regen,  Shakespeare  wird 
eine  Zeitlang  ihr  Vorbild  und  Führer;  aber  erst  das  eigene 
Erleben  gab  ihnen  die  eigene  Sprache  und  machte  sie  zu 
den  genialen  Gestaltern  menschlicher  Schicksale,  die  immer 
menschlich  zu  Menschen  reden  werden.  Die  äußeren  Ver- 
hältnisse waren  wohl  glücklicher  bei  Goethe  als  bei  Wagner, 
der  die  bittere  Not  der  grausamen  Alltäglichkeiten  so 
gründlich  kennen  lernte.  Das  ersehnte  Heim,  »wo  sein 
Wähnen  Frieden  fand«  ward  diesem  erst  in  den  letzten 
Jahren  seines  Lebens  zu  teil;  auch  das  Gartenhaus  in  Zürich, 
sein  »Asyl«,  das  er  liebte  wie  Goethe  sein  Gartenhaus  an 
der  Um  und  das  wie  für  Goethe  auch  für  Wagner  mit  der 
Zeit  seines  tiefsten  Erlebens  verknüpft  war,  ist  ihm  gar  zu 
kurze  Zeit  vergönnt  gewesen. 

Beide  haben  das  Leben  als  Studierende  in  Leipzig  zuerst 
kennen  gelernt,  wo  »die  phantastische  Lüderlichkeit  des 
deutschen  Studentenlebens«  sie  zunächst  anregte  und  anzog, 
um  sie  nach  vielen  Aufregungen,  die  Goethe  fast  das  Leben 
kosteten,  zu  ernster  Lebensanschauung  zu  bringen. 

Die  verständnisvolle  Liebe  einer  Schwester  spornte  sie 
bei  ihren  ersten  Arbeiten  an.  Als  dann  andere  Frauen  in 
ihr  Leben  treten,  weiß  sich  Goethe  zwar  lange  Zeit  den 
»Zauberfädchen«,  die  sein  Genie  als  Ketten  fürchtete,  immer 
wieder  zu  entziehen,  aber  sein  leidenschaftUches  Herz  und 
sein  gerader  Sinn  hatten  in  heißen  Kämpfen  dafür  zu  be- 
zahlen. Wagner  dagegen  ließ  sich  früh  durch  die  reizende 
Schauspielerm  Marianne  —  nein  Minna  ins  Joch  der  Ehe 
spannen,  an  deren  Seite  er  dann  das  ganze  Elend  kleinHcher 
Theaterwirtschaft  kennen  lernt,  wie  es  Goethe  seinen 
Wilhelm  Meister  durchleben  läßt. 

Die  unglückHch-glückHche  Liebe  zu  der  Frau  eines 
anderen  brachte  erst  beiden  innere  Befreiung  und  reichste 
Entfaltung  ihrer  Kräfte.  Die  Briefe  von  Goethe  an  Charlotte 
von  Stein  und  die  von  Wagner  an  Mathilde  Wesendonk 
werden  daneben  immer  das  schönste  Denkmal  dieser  Ent- 
wicklung bleiben,  soviel  auch  letzthin  darüber  gestritten  ist, 
und  so  verschieden  die  Verhältnisse  und  Personen  an  sich  sind. 
Und  das  Verständnis  eines  treuen  Freundes  vor  allem 


Goethe  und  Wagner  155 


förderte  das  Schaffen  ihrer  größten  Werke  und  half  den 
Dichtern  in  schweren  Jahren  zur  Kunst  zurück,  als  sie 
durch  bittere  Erfahrungen  bei  anderen  Arbeiten  Vergessen 
suchten.  Auch  hier  besitzen  wir  in  den  Briefwechseln  von 
Goethe -Schiller  und  Wagner-Liszt  kostbarstes  Material 
dieser  seltenen  Freundschaften.  Eine  Freundschaftstragödie 
wie  Wagner  sie  an  Nietzsche  erlebte,  blieb  Goethe  erspart, 
der  aber  Schiller  viel  zu  früh  hergeben  mußte ;  oder  vielleicht 
ließe  sich  auch  hier  an  die  erst  begeisterte  Verehrung  und 
dann  feindliche  Abkehr  der  Romantiker  erinnern,  besonders 
von  Seiten  NovaUs'. 

Eine  lange  Lebenszeit  war  beiden  Dichtern  beschieden 
zur  Ausführung  ihrer  Aufgaben  und  Pläne,  und  beide  haben 
unablässig  gestrebt  ihre  Kräfte  zu  nützen  und  das  reiche 
innere  und  äußere  Erleben  zu  gestalten,  wobei  Goethe  in 
dem  Ausbilden  aller  Anlagen  und  Wagner  in  der  Verbindung 
aller  Künste  die  höchste  Entwicklung  und  den  besten 
Ausdruck  zu  finden  glaubte. 

Gewiß  gleicht  Goethe  auch  als  Dramatiker  oft  mehr 
einem  weisen  Sänger,  »der  wie  der  Epiker  die  Begebenheit 
als  vollkommen  vergangen  vorträgt«,  und  Wagner  bleibt 
stets  der  leidenschaftliche  Dramatiker,  »der  alles  vollkommen 
gegenwärtig  darstellt«.  Oder  wenn  man  diese  Erklärung 
über  epische  und  dramatische  Dichtung  weiterführen  wifi 
(s.  Briefe  von  Goethe  und  Schiller),  ».  .  . .  wollte  man  das 
Detail  der  Gesetze,  wonach  beide  zu  handeln  haben,  aus 
der  Natur  des  Menschen  herleiten,  so  müßte  man  sich  einen 
Rhapsoden  und  einen  Mimen  (s.  Brief  von  Wagner  an 
Liszt  I,  65),  beide  als  Dichter,  jenen  mit  seinem  ruhig 
horchenden,  diesen  mit  seinem  ungeduldig  schauenden  und 
hörenden  Kreise  umgeben,  vergegenwärtigen.« 

Aber  andächtig  und  dankoar  werden  gewiß  immer 
beide  Kreise  sein  beim  Horchen  und  Hören  auf  die  Kunst 
und  das  Erleben  dieser  beiden  Großen: 


Goethe  und  Wagner! 


9- 


Carl  Loewe  als  Lehrmeister 
Walther  von  Goethes 


Von 

Karl  Anton 


alther  von  Goethe,  dem  dieser  Aufsatz  gewidmet 
sein  soll,  gehört  wie  sein  Bruder  Wolf  und  seine 
Mutter  Ottilie  zu  den  »viel  getadelten  und  viel 
verkannten«  Persönlichkeiten  aus  dem  Kreis  des  Dichter- 
fürsten, deren  man  bisher  »nur  in  fast  dürftiger  Art«  ge- 
dachte.' Walther  aber  scheint  am  stiefmütterlichsten  be- 
handelt worden  zu  sein,  darin  das  Los  des  Meisters  teilend, 
dessen  »eigentlicher  Schüler«  er  war,  an  dem  er  voll  Ver- 
ehrung und  Liebe  hing,  und  der  selbst  —  trotz  des  kraft- 
vollen Eintretens  eines  Philipp  Spitta  —  seiner  Bedeutung 
nach  in  der  Musikgeschichte  noch  ebensowenig  gewürdigt 
ist,  wie  er  als  Lehrmeister  und  väterlicher  Freund  Walther 
von  Goethes,  nicht  einmal  dem  Namen  nach  bekannt,  sich 
in  der  diesbezüglichen  Literatur  genannt  findet:  Carl  Loewes. 
Diesem  Mißstand  soll  folgender,  das  Verhältnis  Walthers 
zu  Loewe  darstellender  Beitrag  abhelfen. 

Durch  meine  Arbeiten  über  Loewe'  mit  der  FamiUe 


'  Siehe  Gerstenberg,  Ottilie  von  Goethe  und  ihre  Söhne  Wahher 
und  Wolf,  in  Briefen  und  persönlichen  Erinnerungen,  Stuttgart  1901,  S.  2. 

*  Beiträge  zur  Biographie  Carl  Loewes,  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung seiner  Oratorien  und  Ideen  zu  einer  volkstümlichen  Aus- 
gestaltung der  protestantischen  Kirchenmusik,  nebst  einem  Register  zu 
Loewes  Selbstbiographie  als  Anhang,  Halle  19 12  (Max  Niemeyers  Verlag). 


Carl  Loewe  als  Lehrmeister  Walther  von  Goethes     157 

des  Meisters  näher  bekannt  geworden  und  öfter  bei  ihr 
weilend,  fand  ich  eines  Tages  in  deren  Notenbibliothek 
eine  Reihe  von  Kompositonen  von  Walther  von  Goethe. 
Wohl  wußte  ich  aus  Loewes  Selbstbiographie'  und  aus 
Kunzes  Schriften,*  daß  Walther  eine  Zeitlang  Schüler  von 
Loewe  war  und  auch  zu  dessen  FamiUe  nähere  Beziehungen 
hatte,  doch  wie  Walther,  der  »wandernde  Musikant«,'  dazu 
kam,  sein  Schüler  zu  werden,  und  wann  er  es  eigentlich 
war,  das  alles  erschien  mir  als  eine  ungelöste  Frage.  Die 
hier  mitgeteilten  Briefe  Walthers  gaben  nicht  den  Schlüssel 
dazu,  im  Gegenteil,  bald  aus  Bonn,  bald  aus  Hildesheim, 
bald  aus  Weimar,  bald  aus  Wien  datiert,  gestalteten  sie 
alles  noch  problematischer.  Da  war  es  denn  des  Meisters 
älteste  Tochter,  die  verwitwete  Frau  Oberst  Julie  von  Both- 
well,  das  Oberhaupt  der  FamiHe  Loewe,  die  mir  Auf- 
klärung schaffte.  Sie  erzählte  mir  viel  von  Walther,  mit 
dem  sie  in  schönster  Jugendfreundschaft  »herangewachsen« 
ist.  Sie  gab  mir  auch  die  Ermächtigung,  ihre  Aufzeich- 
nungen hierüber,  die  von  deren,  inzwischen  leider  ver- 
storbenen Besitzerin,  Ihrer  Exzellenz  der  Frau  Oberhof- 
meisterin Gräfin  Bothmer  gütigst  zur  Verfügung  gestellt 
wurden,  an  dieser  Stelle,  in  dem,  Goethe  und  somit  auch 
seiner  FamiHe  gewidmeten  Jahrbuch  zu  veröffentlichen. 
Sie  lauten  wörtlich:* 

»Bei  Stettin  Hegt  das  Majorat  Nassenhaide.  Hier  lebte 
die  Mutter  des  minderjährigen  Majoratsherrn  Frau  von 
Schmehling,  geb.  von  Pogwisch,  Cousine  der  OttiHe  von 
Goethe.  Mit  deren  Walther  hatten  meine  Schwester  Adele 
und  ich  Elementarunterricht,'  denn  Walther  und  Wolf 
von  Goethe  waren  öfter  bei  Tante  Schmehling.    Kam  aber 

far  Papa  hinüber  nach  Nassenhaide,   so  begann  der  ganze 
auber  des  BaHadenlebens  in  Tönen,  denn  sowohl  Walther 
wie  auch  Wolf  waren  hochmusikalisch.«    Walther  w^ollte 


'  Von  Bitter  herausgegeben,  Berlin  1870. 

*  Loewe  redivivus,  Berlin  1888;  Goethe  und  Loewe,  Leipzig  1901 ; 
Carl  Loewe  (Reclam  No.  4668),  Leipzig  1905. 

3  So  Walther  selbst  in  einem  Briet  an  Loewe  (Weihnachten  1839), 
abgedruckt  bei  Kunze,  Goethe  und  Loewe,  S.  9. 

4  Abgesehen  von  einer  Umstellung  in  der  Reihenfolge  und  der 
Weglassun^  einer  Stelle. 

J  Weitere  Aufzeichnungen  von  Julie  hierüber  (i.  Bes.  v.  Verf.) 
sollen  in  einem  besonderen  Lebensbild  an  andrer  Stelle  folgen.  Sie 
führten  hier  zu  weit. 

6  Vgl.  Bode,  die  Tonkunst  in  Goethes  Leben,  Berlin  1912, 
Bd.  II,  244  f.,  wo  berichtet  wird,  wie  Walther  alles  Gehörte  sofort 
nachsingen  konnte,  so  daß  auch  Zelter  auf  dessen  Talent  aufmerksam 
wurde.  In  Goethes  Tagebuch  findet  sich  diese,  Walter  wie  Wolf 
eigene  Sangeslust  scherzweise  »Singparoxismus«  genannt.    Bereits  mit 


158  '        Abhandlungen 


sich  dem  Studium  der  Musik  widmen,'  und  großartigere 
Phantasien  auf  dem  Klavier  wie  von  Wolf  habe  ich  nie 
wieder  gehört.  Tante  Schmehling  hatte  auch  eine  Wohnung 
in  Stettin,  und  nachdem  Walther  von  Goethe  einige  Zeit 
bei  Mendelssohn  studiert  hatte,^  übersiedelte  er  nach  Stettin 
und  studierte  nun  dauernd  bei  Loewe,  dem  er  außerdem 
seine  ganze  Liebe  zuwandte.^ 

Die  Gesellschaft  in  Stettin  war  eine  auserlesene  und 
die  Krone  derselben  die  Geheimrätin  Tilebein  auf  Schloß 
Zülchow  a.  d.  Oder,  mit  seinem  Park  und  zauberhaften 
Fernblick.  Um  diese  würdige,  geistreiche  und  höchst  edle 
Dame*  versammelte  sich  alles,  was  Geist,  Rang  und  Namen 
hatte.  Freitags  hatte  Papa  Zeit  übrig,  hinauszugehen  zu 
dieser  seiner  verehrten  Gönnerin  und  Freundin,  und  dann 
schloß  sich  ihm  ein  intimer  Kreis  an,  entweder  über  die 
Berge  oder  zu  Wasser  auf  der  Oder,  unter  strahlendem 
Sonnenschein  oder  Schneegestöber;  den  Rückweg  in 
stürmischer  Finsternis  oder  bei  Sternenglanz.    Immer  aber 

1 3  Jahren  besaß  Walther  ein  so  reifes  Urteil,  daß  er  sich  die  »Stumme 
von  Portici«  nicht  mehr  anhören  wollte!  Von  dem  äußeren  Effekt 
dieser  Opernrichtung,  deren  »Haschen,  Jagen  und  Ringen«  ihm  »wahr- 
haft verhaßt«  war,  fühlte  er  sich  abgestoßen.  Wie  sehr  kam  da  nun 
Loewe  seinem  Streben  nach  Wahrheit  und  Einfachheit  entgegen! 

'  Vgl.  Loewes  Selbstbiographie  S.  216.  Die  Anmerkung  Bitters 
ist  insofern  irritierend,  als  der  in  die  näheren  Verhältnisse  nicht  ein- 
geweihte Leser  daraus  schließen  könnte,  Loewe  habe  Walther  erst 
später  kennen  gelernt.  L.  kannte  ihn  schon  von  Nassenhaide  her,  nur 
wußte  er  noch  nichts  von  dessen  besonderm  Talent.  Walthers  erster 
Lehrmeister  in  den  »Fundamentalien  der  Tonkunst«  war  der  alte 
Eberwein,  vgl.  Bodc,  II,  246. 

»  Während  seines  Leipziger  Aufenthalts,  wo  er  auch  viel  mit 
Robert  Schumann  verkehrte,  der  ihm  beL  seine  Davidsbündlertänze 
widmete.  Siehe  Jansen,  Die  Davidsbündler,  Leipzig  1883,  S.  42,  66. 
Vgl.  Gerstenberg,  a.  a.  O.,  S.  28. 

3  Ein  beredtes  Beispiel  hiefür  bieten  die  Briefe  Walthers  an  Loewe 
resp.  dessen  Frau,  in  denen  er  dem  »liebsten  Lehrer  und  Freund« 
nicht  Dankesworte  genug  sagen  und  seine  »sehr  begreifliche  Anhäng- 
lichkeit und  Treue«  zum  Ausdruck  bringen  kann.  Vgl.  L.s  Selbst- 
biographie S.  316/19;  Runze,  L.  redivivus  S.  368  f.  Als  Walther  dann 
nach  Wien  übergesiedelt  war,  gab  ihm  immer  das  Weihnachtsfest 
besondere  Veranlassung,  Loewes  zu  gedenken  und  ihn  und  die  Kinder 
mit  kleinen  Geschenken  zu  überraschen.  Als  Loewe  auf  seiner  Kunst- 
reise i.  J.  1844  nach  Wien  kam  (s.  Anton,  a.  a.  O.,  S.  25),  da  war  es 
Walther,  der  die  musikalischen  Zirkel  veransiahete,  der  Loewe  mit 
Bauernfeld,  Grillparzer  u.  a.  zusammenführte,  der  ihn  unermüdlich  in 
Wien  herumführte  und  mit  ihm  zum  Grabe  Beethovens  pilgerte. 
S.  Selbstbiographie,  S.  337.  Hier  war  es  aber  auch  Ottilie  von  Goethe, 
die  dem  Meistersänger  eine  traute  Heimstätte  in  der  Fremde  bereitete. 
Ihre  Worte:  »Wer  möchte  nicht  gerne  auf  irgend  eine  Art  sich  mit 
Ihren  Kompositionen  in  Zusammenhang  bringen«  (s.  Runze,  a.  a.  O.,  S.  8) 
bezeugen  inre  große  Sympathie  für  Loewe. 

♦  Siehe  L.s  Selbstbiographie,  S.  92  ff. 


Carl  Loewe  als  Lehrmeister  Waltiier  von  Goethes     159 

war  Walther  dabei,  immer  um  seinen  »geliebten  Loewe«. 
»Ich  mag  hinreisen  wohin  ich  will  (hörte  ich  ihn  sagen), 
ein  Heft  Goethe-Loewe  Balladen  liegt  stets  auf  dem  Grunde 
meines  Koffers«,  und  »es  gibt  nur  einen,  dessen  Geist 
identisch  in  Tönen  ist  mit  dem  Geiste  des  Großpapa«. 

Der  Großpapa!  So  hieß  von  nun  ab  Goethe  im 
Loewischen  Hause.  (Wer  hat  auch  das  »Hochzeitslied«  so 
reizend  gesungen  wie  meine  Mama,  und  wer  hat  die 
»Braut  von  Korinth«  und  den  »Mahadöh«  so  erschütternd 
vorgetragen  wie  Papa?)  Das  waren  aber  nicht  die  einzigen 
Genüsse  in  dieser  Gesellschaft  —  die  Bonnins,  Dohnas, 
Wrangeis,  Schlötzers,  Brandts;  der  Dichter  v.  Gerstenberg, 
V.  Blankensee,  die  Stülpnagels,  Hotzendorffs,  Wiezlows, 
Zelles,  wer  zählet  alle  Namen?  —  im  Schloß  war  auch 
Theater  und  Bankettsaal,  und  hier  wurde  dann  und  wann  ein 
Kotzebuesches  Lustspiel  aufgeführt.'  Ich  sah  Walther  sich 
mit  einem  Pfefferkuchenmann,  so  groß  wie  er  selbst,  einen 
Antrag  machend,  einführen  und  wohl  selten  hat  der  »Ein- 
fältige« in  so  geistvoUerDarstellung  größeren  Applaus  erlebt. 

Loewe  riß  alles  mit  sich  fort  in  Kunst  und  Wissen- 
schaft,* und  bei  ihm  hat  sich  Walther  wahrhaft  glücklich 
gefühlt.  Auch  eine  gemeinschaftliche  Reise  nach  Rügen 
ist  gemacht  worden,  unter  allerhand  Schwierigkeiten  und 
Seeabenteuern,  doch  ich  war  nicht  dabei.'  Jedenfalls  hat 
diese  Partie  noch  manchen  Stoff  zu  den  heitersten  Er- 
innerungen gegeben. 

Walther  ging  wohl  inzwischen  nach  Weimar,  Wien, 
Rom  etc.,  kehrte  aber  wieder  zurück  nach  Nassenhaide 
und  Stettin. 

Ich  habe  Ew.  Exzellenz*  erzählt,  wie  die  Damen  der 
Familie  (Goethe)  es  gern  gesehen  hätten,  wenn  Walther 
sich  vermählt  hätte,  wie  auch  Papa  überglücklich  gewesen 
wäre,  wenn  seine  Familie  dem  Goetheschen  Hause  enger 
verbunden  gewesen  wäre.  —  Es  war  zu  spät,  ich  war  be- 
reits mit  BothwelP  seit  14  Tagen  heimlich  verlobt,  was 
jetzt  veröffentlicht  wurde. 


'.Schon  in  Weimar  hatte  Wahher  in  solchen,  namentlich  in 
Singspielen  mitgewirkt.     Vgl.  Bode,  a.  a.  O.  II,  246. 

*  Loewe  gehört  zu  der  neueren  Generation  der  Meister  mit 
umfassender,  wissenschaftlicher  Bildung.  Näheres  s.  Anton,  a.  a.  O. 
S.  IG  ff.,  20  f.,  22  u.  öfter. 

J  Von  Loewe  in  einem  Aufsatz  größtenteils  beschrieben,  abgedr. 
in  Neue  Stettiner  Zeitung  1900,  No.  401. 

♦  Frau  Gräfin  Bothmer -Weimar,  der  die  Aufzeichnungen  in  Brief- 
form gewidmet  sind. 

5  dem  bekannten  Mitbegründer  der  deutschen  Marine  und  »Helden 
von  Tres  Forcas«. 


l6o  Abhandlungen 


Wir  wurden  drei  Jahre  nach  unserer  Verheiratung  nach 
Berlin  versetzt,  wo  auch  Tante  Schmehling  jetzt  wohnte. 
Bei  ihr  lernte  ich  Alwine  Frommann '  kennen  und  sah 
Wolf  wieder,  der  in  einer  Gesellschaft  beim  Geheimrat 
Lessing  so  wunderbar  phantasierte,  wie  ich  meinte  nie  ge- 
hört zu  haben.  Ich  war  ihm  den  Abend  vorher  beim 
Verlassen  der  Singakademie  begegnet  und  erzählte  ihm, 
daß  ich  ihn  an  dem  sprühenden  Feuer  seiner  Augen  er- 
kannt hätte.     Walther  hatte  ein  sanftes  Auge. 

Ich  war  zufällig  in  Stettin,  als  Walther  die  Eltern 
wieder  besuchte  und  bei  dieser  Gelegenheit  seine  letzten 
Lieder  vortrug,  die  meine  Schwester  Adele  und  ich  sofort 
in  unser  Repertoire  aufnahmen.' 

Zum  Ende  seines  Lebens  war  Papa  nach  Kiel  verzogen. 
Frau  von  Goethe  weilte  in  Schleswig,'  und  ich  hatte  mich 
bei  ihr  anmelden  lassen,  es  wurde  aber  nichts  aus  dem 
Besuch,  weil  ich  erkrankte.  Von  Schleswig  aus,  wo  Walther 
seine  Mutter  besuchte,  kam  er  hinüber  nach  Kiel  zu  Papa,* 
und  hier  sah  ich  ihn  zum  letzten  Mal  —  sehr  verändert, 
ernst  und  nervös.  Ich  hörte,  es  habe  ihn  tief  geschmerzt, 
daß  man   seine  Oper   abgewiesen.^     »Das  hat   nur   einer 

'  S.  Gerstenberg,  a.  a.  O.,  S.  2,  Anm.  i.  Frl.  Frommann  erzählte 
Julie  V.  Bothwell  folgende  Episode:  »Goethe  saß  in  der  Loge  des 
Theaters,  als  die  Thür  aufging,  und, er  sagte  »da  kommt  mein  Wolf«. 
»Ach  nein,  Großpapa,  es  ist  nur  der  Waltner«.  Wie  das  Walthers  Be- 
scheidenheit charakterisiert!«  — 

•  Sie  befinden  sich  in  der  schon  genannten  Notensammlung  der 
Familie  Loewe.  Leider  ist  ihr  musikalischer  Wert  nicht  hoch  an- 
zuschlagen, und  trifft  auch  für  sie  das  Gerstenbergsche  Urteil  über 
Walthers  Gesamtschaffen  zu:  »W.  G.s  Streben  war  echt,  ideal  und 
schön,  sein  Talent  ein  sehr  anmutiges.  Allein  seine  Arbeitskraft  stand 
nicht  im  Verhältnis  zu  dem,  was  die  Kunst  gebieterisch  fordert:  das 
Durchdringen  des  Stoffs  in   schwerer  rastloser  Arbeit  (a.  a.  O.,  S.  28). 

3  Bei  ihrer  Cousine  v.  Pogwisch.     Vgl.  Gerstenberg,  a.  a.  O. 

♦  Nachdem  Walther  von  L.s  erstem  Schlaganfall  gehört  hatte, 
schrieb  er  sofort  an  ihn  (s.  Kunze,  L.  red.,  S.  368)  und  stellte  seinen 
»schon  seit  lange  geplanten«  Besuch  in  Aussicht,  den  er  dann  (fast 
zwei  Jahre  später)  nicht  sehr  lange  vor  L.s  Tod  auch  ausführte. 

5  »Anselmo«.  Schumann  sowohl  als  Mendelssohn  waren  um 
ihr  Urteil  darüber  gebeten  worden.  Dasjenige  von  Schumann  ist  mir 
nicht  bekannt,  das  von  Mendelssohn  aber  lautete  für  den  damals  schon 
nervös  gereizten,  innerlich  unglücklich  sich  fühlenden  Walther,  der 
(wie  er  in  einem  Brief  an  Loewe  beton!)  sich  zum  Opernkomponist 
berufen  fühlte,  geradezu  vernichtend.  S.  Gerstenberg,  a.  a.  O.,  S.  32. 
Aas  diesen  Tagen  stammt  auch  jener,  wohl  wenig,  vielleicht  gar 
nicht  bekannte  Todessang,  der  so  recht  Walthers  pessimistische  Stim- 
mung zeigt: 

Nur  sechs  schmale,  schlichte  Bretter   Wenn  ich  endlich  nicht  mehr  leide 
Und  ein  wenig  Hobelspahn  bei  der  Weide  sei  mein  Grab, 

Unterm  Dach  der  grauen  Blätter,   Wie  der  morschen  hohlen  Weide 
Da  begrabt  mich  armen  Mann!         starb  das  Herz  mir  innen  ab. 


Carl  Loewe  als  Lehrmeister  Walther  von  Goethes     l6l 

verstanden,  mein  teurer  Walther,  sagte  Papa,  Wagner! ' 
Wir  anderen  können  sehen,  wo  wir  bleiben !  Zur  Reklame  — 
und  das  gehört  dazu  —  hat  ein  Mann  in  Amt  und  Würden 
keine  Zeit,  Sie  werden  das  verschmäht  haben.« 

Ich  machte  nach  Tisch  eine  Spazierfahrt  nach  Belle- 
vue  mit  Herrn  von  Goethe,  und  es  gelang  mir  durch  alte 
Erinnerungen  ihn  etwas  in  Stimmung  zu  bringen,  so  daß 
ich  den  alten  Walther  wieder  fand. 

Hier  am  Rhein  ^  habe  ich  ihn  nicht  mehr  gesehen, 
aber  im  Andenken  an  ihn.  oft  seine  Lieder  gesungen  und 
viel  von  ihm  gesprochen.« 

Möge  mit  diesen  Aufzeichnungen  das  innige,  bisher 
so  unverdient  übersehene  Verhältnis  Walther  von  Goethes 
zu  dem  Großmeister  der  Ballade  in  ehrende  Erinnerung 
gebracht  sein!  Mögen  sie  aber  auch  —  und  das  ist  mein 
persönlichster,  musikhistorisch  orientierter  Wunsch  —  die 
Notwendigkeit  der  Behandlung  Carl  Loewes  bei  einer 
Arbeit  »im  Goethischen  Revier«  erweisen. 


Abgehau'n  die  Aest  und  Triebe 
Hat  man,  Weide,  dir  und  mir 
Aber  mir  dazu  die  Liebe 
Riß  man  aus  dem  Herzen  hier. 

'  Diese  gereizten  Worte  sind  aus  den  Verhältnissen  heraus  zu 
verstehen.  Siehe  die  (der  vorhandenen  Literatur,  haupts.  Kunzes  Dar- 
stellung gegenüber  berichtigende)  auf  Grund  der  Akten  über  L.s  Pensio- 
nierung und  der  sonstigen  Quellen  verfaßte  Darstehung  in  meinen 
»Beiträgen  zur  Biographie  C.  L.s«,  S.  29  ff. 

*  In  Unkel,  wo  Julie  von  Bothwell  jetzt  noch  in  dem  stimmungs- 
vollen »Bothwell  Castl«,  dem  alten  Freiligrath-Haus,  hochbetagt,  aber 
voll  geistiger  Frische  im  Kreise  ihrer  Angehörigen  lebt. 


GoethbJahrduch  XXXIV 


10. 


Die  ursprüngliche  Gestalt 

VON 

Wilhelm  Meisters  Wanderjahren 


Von 


Eugen  Wolff' 


it  der  Entdeckung  von  »Wilhelm  Meisters  theatra- 
lischer Sendung«  gewinnen  auch  die  »Wander- 
jahre« eine  festere,  organische  Grundlage  in 
Goethes  dichterischer  Entwicklung.  Der  Verstehende  wird 
in  den  »Wanderjahren«  nicht  mehr  eine  bloße  Fortsetzung 
der  »Lehrjahre«  suchen,  sondern  wird  sich  auf  einen  neuen 
Trieb  des  einen  Keims  zum  Goetheschen  Lebensroman  vor- 
bereiten. 

Keine  tendenziöse  Geschichtsverdunkelung  kann  die 
Tatsache  verfälschen,  daß  bereits  die  »Lehrjahre«  —  weit 
über  eine  bloß  stilistische  Zustutzung  hinaus  —  an  beiden 
entscheidenden  Seiten  einen  gänzhchen  Bruch  mit  der 
»Theatralischen  Sendung«  vollziehen,  Nvie  ihn  meine  wissen- 
schaftliche Rekonstruktion^  schon  vor  Auffindung  dieser 
Urgestalt  berechnen  konnte.  Ja,  die  gleichfalls  voraus- 
gesehene Wendung  bereits  innerhalb  der  »TheatraUschen 
Sendung«  und  damit  der  dauernde  Fluß  der  Entwicklung 
im   Wilhelm   Meister-Problem    erlangt   nun   Augenschein. 

'  Die  Abhandlung  E.  Wolffs,  die  eigentlich  S.  8j  folgen  müßte, 
steht  erst  an  dieser  Stelle,  da  bei  Einsendung  des  Manuskripts  Satz  und 
Druck  schon  zu  weit  fortgeschritten  war.  L.  G. 

*  Eugen  Wolff:  Mignon.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  Wilhelm 
Meister  (München,  1909). 


Die  ursprüngl.  Gestalt  von  Wilh.  Meisters  Wanderjahren    163 

Schon  wird  Wilhelm  von  der  in  allem  Anfang  ernstgemeinten 
theatraUschen  Sendung  innerlich  bis  zum  gewissen  Grade 
abgedrängt.  Aber  weit  entfernt  von  der  pädagogischen 
Tendenz  der  »Lehrjahre«,  zeigt  sich  die  »Theatralische 
Sendung«  in  den  Gestalten  wie  den  Gesinnungen  noch 
frei  von  jeder  Vordeutung  auf  den  Geheimbund,  anderseits 
noch  frei  von  jeder  Hindeutung  auf  den  Wahnsinn  wie 
von  jeder  Rückdeutung  auf  eine  itahenische  Vorgeschichte 
des  Harfners,  damit  auch  frei  von  jedem  Zusammenhang 
Mignons  mit  seinen  Schicksalen  wie  von  jeglicher  andern 
Voraussetzung  für  erbhche  Belastung  des  wunderbaren 
Mädchens;  ihre  Hysterie  (deren  pathologischen  Krampf- 
ausbruch meine  wissenschaftliche  Rekonstruktion  mit  Un- 
recht erst  für  die  Spätzeit  der  dichterischen  Arbeit  voraus- 
setzte) entspringt  —  und  das  ist  allein  entscheidend  — 
rein  aus  unerfüllter  Sehnsucht  nach  Italien  und  nach  Wil- 
helms Gegenliebe. 

Als  Goethe  aber  seine  eigene  Sehnsucht  nach  Italien 
gesättigt,  wirken  persönHche,  zeitliche,  literarisch-künst- 
lerische und  naturwissenschafthch-medizinische  Einflüsse 
neu  auf  seinen  Geist,  so  daß  er  sich  an  den  schon  fertigen 
Büchern  des  Romans  bis  zu  einer  gänzUchen  Umbiegung 
des  Planes  wie  der  Charaktere  vergreift.  Indem  der  Dichter 
dem  Drängen  nach  Beendigung  des  HegengebUebenen 
Werkes  nachgibt,  fühlt  er  selber  vom  ersten  Buche  an  mit 
Unbehagen,  daß  es  »nun  umgeschrieben  noch  manches 
Federstriches  bedarf,  nicht  um  gut  zu  werden,  sondern  nur 
einmal  als  eine  Pseudo-Konfession  mir  vom  Her:(en  und 
Halse  :(u  kommen^  (an  Herder,  Frühjahr  1794).  So  ver- 
stehen wir,  daß  der  vorläufige  Abschluß,  übereilt  und  ge- 
zwungen, für  Goethe  selber  kein  Ende  bedeutete,  verstehen, 
daß  sich  der  Dichter  noch  über  dem  Zimmern  des  Not- 
daches die  Frage  vorlegt :  »wo  sich  die  Lehrjahre  schließen, 
die  eigentlich  gegeben  werden  sollen,  und  inwiefern  man 
Absicht  hat,  künftig  die  Figuren  etwa  noch  einmal  auftreten 
:(ti  lassen^.  Schon  die  Briefkritik  Schillers  schien  ihm 
eigenthch  auf  eine  Fortsetzung  des  Werks  zu  deuten,  und 
sogleich  bekennt  er,  daß  er  hierzu  »denn  auch  wohl  Idee 
und  Lust  habe«.  »Was  rückwärts  notwendig  ist,  muß  ge- 
tan werden,  sowie  man  vorwärts  deuten  muß ;  aber  es 
müssen  Verzahnungen  stehen  bleiben,  die,  so  gut  wie  der 
Plan  selbst,  auf  eine  weitere  Fortsetzung  deuten«  (an 
Schiller,  12.  JuH  1796).  Ja,  Goethe  empfindet  das  Ueber- 
eilte  der  neuen  Arbeit  unzweideutig,  wenn  er  von  ihrem 
wesentlichsten  Teil,  den  im  vierten  Band  der  »Lehrjahre« 
vereinten  Büchern  7  und  8,  schreibt:  »Ich  müßte  mich 
sehr  irren,  oder  ich  muß  künftig   diesen  letzten  Band  zu 

II* 


164  Abhandlungen 


zwei  Bänden  erweitern,  um  etwas  mehr  Proportion  in  die 
Ausführung  der  verschiedenen  Gegenstände  zu  bringen« 
(an  Schiller,  13.  August  1796). 

Ein  feinsinniger  Leser  wie  Christian  Gottfried  Körner 
vermißt  denn  auch  die  Auflösung  einiger  Dissonanzen. 
»Ueberhaupt  scheint  mir  der  leichte  Rhythmus,  der  in  den 
drei  ersten  Bänden  die  Begebenheiten  herbeiführt,  sich  im 
vierten  zu  ändern«  (an  Schiller,  5.  November  1796).  Doch 
schon  äußerlich  wies  die  Handlung  über  sich  hinaus. 
Völlig  naiv  verrät  Goethes  Mutter :  »Mit  Schmerzen  wartet 
jedermann  auf  den  fünften  Teil«  (17.  Dezember  1796). 

Wie  viele  Aussichten  in  neue  Gebiete  der  Tätigkeit, 
ja  schon  in  neue  räumliche  Gebiete  eröffnet  der  Schluß 
der  »Lehrjahre« !  Lothario  will  auf  seinen  inländischen 
Besitzungen  moderne,  von  seinem  Aufenthalt  in  Amerika 
und  von  der  französischen  Revolution  eingegebene  soziale 
Pläne  verwirklichen.  Während  er  mit  der  Erkenntnis  heim- 
gekehrt war:  »Hier  oder  nirgends  ist  Amerika!«  —  schickt 
sich  Jarno  nunmehr  zur  Üeberfahrt  nach  Amerika  an. 
Ebenso  will  aber  der  Abbe  die  Ideen  des  Geheimbundes 
in  Rußland  verwirklicken.  Denn  aus  dem  »Turm«  »soll 
eine  Sozietät  ausgehen,  die  sich  in  alle  Teile  der  Welt  aus- 
breiten, in  die  man  aus  jedem  Teile  der  Welt  eintreten 
kann«.  —  Und  Wilhelm?  Keine  Liebedienerei  kann  den 
offenbaren  Eindruck  verschleiern,  daß  der  Dichter  nach 
einem  Verbleib  des  Helden  hilflos  herumtastet.  Zunächst 
will  ihm  Jarno  die  Wahl  lassen,  ob  er  Lothario  in  Deutsch- 
land beistehen,  oder  mit  ihm,  Jarno,  nach  Amerika  gehen 
will.  »Ich  dächte,  Sie  wählten  das  letzte;  denn  eine  große 
Reise  zu  tun,  ist  für  einen  jungen  Mann  (!)  äußerst  nützlich« 
(Weimarer  Ausgabe  XXIII,  237).  Unmittelbar  darauf  aber 
will  ihn  der  Abbe,  weit  entfernt  von  den  großartigen 
Bundesplänen,  zum  Reisebegleiter  und  Dolmetscher  des 
Marchese  herabwürdigen;  selbst  Wilhelms  Vorbedingung, 
daß  er  seinen  Felix  mitnehmen  und  ihn  überall  mit  hin- 
führen dürfe,  wird  vom  Abbe  ohne  weiteres  beanstandet 
(a.  a.  O.  241  f.).  Wer  will  es  Wilhelm  verdenken,  wenn 
er  über  diesen  neuen  Vorschlag  »entrüstet«  ist?  »Sein 
Entschluß,  sich  zu  entfernen,  das  Kind  mit  sich  zu  nehmen 
und  sich  an  den  Gegenständen  der  Welt  zu  zerstreuen, 
war  nun  sein  fester  Vorsatz«.  Und  schon  verschafft  er 
sich  von  Werner  die  nötigen  Geldmittel.  Auch  Natalie 
rät  ihm,  »verschiedene  Städte  zu  besuchen,  um  dort  einige 
ihrer  Freunde  und  Freundinnen  kennen  zu  lernen«  (245  L). 
Der  Marchese  indessen  lädt  Wilhelm  nach  Italien:  der 
Freund  und  Beschützer  Mignons  müßte  ihm  als  ihrem 
Oheim  versprechen,  ihn  in  Mignons  »Vaterlande,  an  dem 


Die  ursprüngl.  Gestalt  von  Wilh.  Meisters  Wander  jähren    165 

Platze«  (»Kennst  du  den  Ort?«)  »zu  besuchen,  wo  das 
arme  Geschöpf  geboren  und  erzogen  wurde« ;  er  müsse 
»die  Säulen  und  Statuen  sehen«  (»Kennst  du  das  Haus?«^, 
»von  denen  ihm  (Mignon)  noch  eine  dunkle  Idee  übrig 
gebUeben  ist«.  Wenn  Wilhelm  dem  Marchese  inzwischen 
auf  seiner  Reise  durch  Deutschland  folgen  wolle,  so  sei  er 
willkommen;  der  Marchese  selbst  verlangt  garnicht,  daß 
Wilhelm  seinen  Knaben  zurücklasse  (260  f.).  Wie  in  den 
Anklängen  dieser  Einladung  an  Mignons  Lied,  kommt  denn 
auch  ausdrücklich  eine  Erinnerung  an  den  zweiten  Ent- 
wicklungstrieb der  »Theatralischen  Sendung«  zur  Geltung, 
indem  Therese  aufmuntert:  »Eilen  Sie  einem  schönen 
Lande  entgegen,  das  Ihre  Einbildungskraft  und  Ihr  Herz 
mehr  als  emmal  an  sich  gezogen  hat«  (285  f.).  Wilhelm 
ist  es  nun  auch  »zufrieden,  überall  hinzugehen  und  alles, 
was  man  für  recht  hält,  zu  unternehmen«  (!),  wenn  er 
seinen  Felix  nicht  von  sich  zu  lassen  brauche  ^286).  Doch 
noch  immer  ist  ja  nicht  das  letzte  Wort  über  Wilhelms 
Zukunft  gesprochen:  seine  schHeßliche  Verbindung  mit 
Natalie  muß  notgedrungen  all  seinen  Zukunftsplänen  eine 
andere  Richtung  geben.  Da  aber  hilft  sich  der  Dichter 
durch  den  leicntfertigen  Friedrich  aus  der  Verlegenheit: 
die  ItaHenfahrt  soll  nun  zur  Hochzeitsreise  werden!  »Ihr 
müßt  reisen;  die  Einladung  des  Marchese  kommt  Euch 
herrUch  zustatten.  Seid  Ihr  nur  einmal  über  die  Alpen,  so 
findet  sich  zuhause  alles«  (308)!  Goethe  will  eben  den 
Roman  zunächst  »los«  sein;  er  ist,  »was  den  AugenbHck 
betrifft,  wie  von  einer  großen  Debauche,  recht  ermüdet 
daran«  und  wünscht  »Sinn  und  Gedanken  wo  anders  hin- 
zulenken« (an  Schiller,  17.  bezw.  16.  August  1796). 

Welchen  von  all  jenen  Fäden  nehmen  nun  die  »Wander- 
iahre«  auf?  Kaum  bedarf  es  des  Zeugnisses  von  ßöttiger 
Dei  Veröffenthchung  der  ersten  Kapitel  im  Herbst  1809: 
»Ich  wage  zu  glauben,  daß  Goethe,  als  er  seinen  »Meister« 
vor  15  Jahren  schloß,  an  diese  Fortsetzung  schwerUch 
dachte.  Damals  genoß  ich  sein  ganzes  Zutraun  und  weiß 
daher  Geständnisse  von  ihm,  die  mich  dies  glauben  lassen« 
(s.  Goethe-Jahrbuch  XVIII,  151).  Wenn  überhaupt,  fluten 
die  »Wanderjahre«  allenfalls  am  Schluß  ihrer  letzten  Ge- 
stalt in  die  Mündung  der  »Lehrjahre«  zurück :  die  Aus- 
breitung des  Geheimbundes  in  alle  Welt.  An  eine  den 
Faden  glatt  weiterspinnende  Fortsetzung  ist  nicht  zu  denken. 
Von  vornherein  charakterisiert  sich  die  Handlung  der 
>>Wanderjahre«  als  neuer  Trieb  in  der  Entwicklung  von 
Goethes  Lebensdichtung.  Das  Wilhelm  Meister-Problem 
greift  tiefer,  als  das  mechanische  Kunsthandwerk  ahnt: 
Goethes  Schaffen  entwickelt  sich  als  organischer  Naturproieß. — 


I 66  Abhandlungen 


So  stoßen  wir  zunächst  auf  widerstreitende  Versuche 
zur  rein  äußerlichen  Anknüpfung  an  Gestalten  des  »Wilhelm 
Meister«.    Noch  unterm  i6.  April  1798  »getraut«  sich  der 
Dichter  nicht,    für   eine  Illustrierung   der  »Lehrjahre«   be- 
stimmte Scenen   vorzuschlagen,    »da    jene  Arbeit   als   eine 
geendigte   schon   weit  hinter  mir  Hegt«    (an  E.  J.  Hesler). 
In  diese  selbe  Zeit,  für  die  hiernach  der  mangelnde  seelische 
Konnex  mit  den  »Lehrjahren«  feststeht,  fällt  aber  der  erste 
Plan  einer  neuen  Verwendung  ihrer  Gestaltenwelt.'     Am 
27.  Mai  nennt  Goethe  dem  Verleger  Cotta  unter  den  Gegen- 
ständen, deren  Behandlung  in  den  »Propyläen«  geplant  war: 
»Briefe   eines  Reisenden   und  seines  Zöglings,  unter 
romantischen   Namen,   sich   an    »Wilhelm  Meister«    an- 
schließend.« 

Entsprechend  erscheint  dies  Thema  als  »zu  bearbeitende 
Materie«  unter  den  Vorarbeiten  zu  den  »Propyläen«.  Der 
Dichter  hat  sogar  für  einen  solchen  Brief  ein  Schema*  ent- 
worfen (W.  A.  XXV,  2,  S.  293): 

»Brief  an  Natalien. 
Schema. 

Ungeduld  der  Jugend.  Nicht  warten  können.  Weg 
betrogne  Zeit.  Durch  Scherz.  Ablenkung  vom  Zweck. 
In  spätere  Zeit  durch  Unterricht.  Unbestechlichkeit  der 
Jugend  übers  Langweihge.  Wo  nicht  Spiel  ist,  soll 
gleich  Zweck  sein. 

Unarten  auf  der  Reise.  Interesse  auf  die  Zwischen- 
zustände zu  legen.  Durch  Methode  und  Ueberblick. 
Rom  von  der  Trajanischen  Säule  gesehen.  Welt. 
Geographischer  UeberbHck.  Durch  den  Wasserlauf. 
Durch  Mineralogie.    Durch  Vegetation. 

Menschen  und  Städte.« 

Auf  den  ersten  Blick  scheint  es,  als  ständen  wir  vor 
den  »Wanderjahren«  in  nuce:  schon  hier  die  Reise  als 
Faden  der  Darstellung,  als  einführende  Personen  schon 
Felix  und  sein  Erzieher  —  wohl  Wilhelm  selber,  wie  auch 
der  briefUche  Bericht  an  Natalien  nahelegt  — ;  und  schon 
hier  pädagogische  Zukunftsmusik:  ganz  abgesehen  von 
Verwendung  der  Mineralogie,  ein  Lernen  durch  Anschauung 
und  Leben,  sogar  natürlicher  als  später  in  der  Pädagogischen 


'  Zeugnisse  in  Goethes  Tagebüchern  und  Briefen.  Vgl.  die  ver- 
dienstliche Sammlung  von  H.  G.  Graf:  Goethe  über  seine  Dichtungen, 
I.  Teil,  2.  Band. 

*  Vgl.  den  kritischen  Apparat  in  der  Weim.  Ausgabe,  Bd.  XXV,  2, 
bearbeitet  von  Eugen  Joseph,  beendet  von  Julius  Wähle  (1905). 


Die  ursprüngl.  Gestalt  von  Wilh.  Meisters  Warderjahren     167 

Provinz.  Bei  alledem  beschränkt  sich  dieser  Plan  durchaus 
auf  die  eine,  theoretische  Seite:  Erziehung  durch  Reisen. 
Es  fehlt  jeder  Ansatz  zu  einer  Romanhandlung,  jeder  Zu- 
sammenhang mit  der  Charakterzeichnung  des  »Wilhelm 
Meister« :  aus  dem  Roman  sind  nur  Namen  entliehen,  um 
einen  kurzen  pädagogischen  Aufsatz  aus  der  nüchternen 
Prosa  in  künstlerischen  Rahmen  zu  rücken. 

Derselben  Zeit  und  offenbar  demselben  Plan  gehört 
eine  abgerissene  Aufzeichnung  an  andrer  Stelle  zu  (»Physik 
überhaupt  1798,  1799«  —  W.  A.  XXV,  2,  S.  289): 

»IdeaHsmus  des  Reisenden.  Bei  leeren  Menschen 
zum  Tadel.  Bei  Felix  zur  Anstalt  als  Vorschlag.  Rein- 
heit der  Ansicht.« 

Zunächst  fühlt  man  sich  versucht,  eine  Brücke  zu  den 
Vordeutungen  auf  y>Die  neue  Melusinen  zu  schlagen.  Schreibt 
Goethe  doch  den  12.  August  1797  an  Schiller  und  wieder- 
holt (unterm  19.  August)  in  der  Beschreibung  seiner  da- 
maligen Schweizer  Reise: 

»Für  einen  Reisenden  geziemt  sich  ein  skeptischer 
Realism.  Was  noch  idealistisch  an  mir  ist,  wird  in  einem 
Schatullchen,  wohlverschlossen,  mitgeführt  wie  jenes 
undenische  Pygmäenweibchen;  Sie  werden  also  von 
dieser  Seite  Geduld  mit  mir  haben.  WahrscheinHch 
werde  ich  Ihnen  jenes  Reisegeschichtchen  auf  der  Reise 
zusammenschreiben  können.« 

Schon  mehr  als  ein  halbes  Jahr  vorher  trägt  sich 
Goethe  mit  demselben  Stoff;  am  4.  Februar  deutet  er  be- 
reits auf  eine  frühere  mündliche  Offenbarung  zurück  (gleich- 
falls an  Schiller): 

»Das  Märchen  mit  dem  Weibchen  im  Kasten  lacht 
mich  manchmal  auch  wieder  an,  es  will  aber  noch  nicht 
recht  reif  werden.« 

Zweifellos  stehen  wir  vor  jenem  gewissen  innern  Zu- 
sammenhang, der  in  Goethes  Seele  immer  Niederschläge 
derselben  Entwicklungsstunde  verbindet.  Ob  aber  an  eine 
äußere  Verbindung  des  Märchens  mit  dem  »Wilhelm 
Meister«  durch  dieses  Leitmotiv  gedacht  war,  bleibt  mehr 
als  zweifelhaft.  Vermißten  wir  doch  schon  jeden  andern 
vorläufigen  Zusammenhang  der  Erziehungsreise  mit  dem 
Roman  als  den  der  Anknüpfung  an  seine  »romantischen 
Namen«.  Anderseits  wird  nicht  ersichtlich,  daß  unter  dem, 
»Weibchen  im  Kasten«,  jenem  »undenischen  Pygmäen- 
weibchen in  einem  Schatullchen«,  je  das  eigentliche  Symbol 
des  IdeaHsmus  gedacht  war.  Sein  »wohlverschlossener« 
Zustand    ist    es    wohl    nur,     der    scherzhaft    als    tertium 


i68  Abhandlungen 


comparationis  herangezogen  wird.  Wohl  mögen  sich  schon 
im  unbewußten  Vorstadium  der  Konzeption  die  vorerst 
zusammenhangslos  angesponnenen  Fäden  früher  oder  später 
ineinander  geschlungen  haben:  die  endgültige  organische 
Verbindung  des  Märchens  mit  dem  Roman  wird  jedenfalls 
durch  eine  Gemeinschaft  andrer,  erst  später  aufschießender 
Motive  bewirkt. 

Doch  begegnen  wir  der  Idee  zur  Haupthandlung  der 
»Wanderjahre«  schon  1799.  Um  den  10.  Mai  wendet  sich 
Goethe   an  seinen  künstlerischen  Berater  Heinrich  Meyer: 

»Sagen  Sie  mir  doch,  was  ist  die  gewöhnUche  Suite 
von  Gemälden,  wenn  die  Geschichte  des  heiHgen  Josephs, 
des  Pflegevaters,  vorgestellt  wird.« 

In  der  ersten  Buchveröffentlichung  der  »Wanderjahre« 
182 1  spricht  eine  Zwischenrede  von  den  »Unbequemhch- 
keiten,  w^elche  die  Herausgabe  dieser  Bändchen  seit  zwanzig 
Jahren  verspäteten«.  Denselben  Termin  setzt  ein  Brief 
Goethes  an  S.  Boisseree  unterm  9.  Dezember  1820:  »Es 
kommt  mir  sehr  wunderbar  vor,  ein  zwanzigjähriges 
Manuskript,  an  das  ich  bisher  kaum  gerührt,  redigierend 
abzuschheßen.  Es  erscheint  mir  als  ein  wiederkehrender 
Geist,  freilich  jugendlicher  und  Hebenswürdiger  als  der 
jetzige  Autor  und  die  jetzige  Zeit.« 

Die  hierdurch  erregte  Erwartung  einer  unmittelbaren 
Ausführung  des  Apercu  von  1799  wird  aber  enttäuscht. 
Goethes  Nachlaß  enthält  keine  Vorarbeiten  aus  dieser 
Zeit,  und  unzweideutig  setzen  die  fortlaufenden  Tagebuch- 
notizen über  die  Ausarbeitung  der  »Wanderjahre«  am 
17.  Mai  1807  ein: 

»Morgens  um  halb  sieben  Uhr  angefangen,  von 
»Wilhelm  Meisters  Wanderjahren«  das  erste  Kapitel  zu 
diktieren.« 

Von  früherer  Beschäftigung  mit  irgend  einem  Bestand- 
teil der  »Wanderjahre«  finden  wir  nur  noch  1803  eine 
Spur.  Unterm  5.  Oktober  heißt  es  vereinzelt  im  Tagebuch : 

»Früh  Mann  von  50  Jahren  durchgedacht.« 

Mit  solch  kleinen  Geschichtchen  —  eignen  und  an- 
geeigneten —  trug  sich  Goethe  ja  seit  langer  Zeit,  wie 
mehrfache  Geständnisse  bezeugen  und  namentlich  die 
»Unterhaltungen  deutscher  Ausgewanderten«  belegen.  Dort 
verstreut  der  Dichter  auch  schon  Bemerkungen  über  die 
Technik  ihrer  Aneinanderreihung  auf  einen  Faden.  »Wenn 
Sie  uns  eine  Geschichte  zur  Probe  geben  wollen«,  warnt 
die  Baronesse  den  geistlichen  Hausfreund,  »so  muß  ich 
Ihnen  sagen,  welche  Art  ich  nicht  liebe.   Jene  Erzählungen 


Die'ursprüngl.  Gestalt  von  Wilh.  Meisters  Wanderjahren    169 

machen  mir  keine  Freude,  bei  welchen,  nach  Weise  der 
Tausendundeinen  Nacht,  eine  Begebenheit  in  die  andere 
eingeschachtelt,  ein  Interesse  durch  das  andere  verdrängt 
wird;  wo  sich  der  Erzähler  genötigt  sieht,  die  Neugierde, 
die  er  auf  eine  leichtsinnige  Weise  erregt  hat,  durch  Unter- 
brechung zu  reizen,  und  die  Aufmerksamkeit,  anstatt  sie 
durch  eine  vernünftige  Folge  zu  befriedigen,  nur  durch 
seltsame  und  keineswegs  lobenswürdige  Kunstgriffe  auf- 
zuspannen. Ich  tadle  das  Bestreben,  aus  Geschichten,  die 
sich  der  Einheit  des  Gedichts  nähern  sollen,  rhapsodische 
Rätsel  zu  machen  und  den  Geschmack  immer  tiefer  zu 
verderben.  .  .«  (W.  A.  XVIII,  158  f.).  Ebenso  schart 
spricht  die  Baronesse  bei  später  gegebener  Veranlassung 
ihr  positives  Stilideal  aus:  »Ich  hebe  mir  sehr  Parallel- 
geschichten :  eine  deutet  auf  die  andere  hin  und  erklärt  ihren 
Sinn  besser  als  viele  trockene  Worten,  (a.  a.  O.  190).  Diese 
Kunst  wird  schon  in  den  »Unterhaltungen«  selbst  bewußt 
versucht.  Im  Jahre  1807  sehen  wir  Goethe  nun  unmittelbar 
vor  Antritt  der  Badereise,  der  wir  das  erste  Fragment  der 
»Wanderjahre«  verdanken,  noch  einmal  zu  »Tausend- 
und  einer  Nacht«,  alsdann  —  offenbar  gleichfalls  der 
Kombinationstechnik  wegen  —  zu  den  »Cent  novelles 
nouvelles«,  schHeßhch  zum  »Decamerone«  des  Boccaccio 
greifen.  Das  war  am  26,  April,  3.,  5.  und  7.  Mai.  Am 
16.  tritt  Goethe  seine  Reise  an,  die  ihn  zunächst  auf  andert- 
halb Wochen  nach  Jena,  von  dort  nach  Karlsbad  führte. 
Sofort  am  ersten  Morien  nach  dem  Scheiden  aus  den 
Ablenkungen  seiner  Weimarer  Verhältnisse  fanden  wir  ihn 
über  dem  Diktat  der  »Wanderjahre«. 

Ununterbrochen  setzt  der  Dichter  nun  die  Arbeit  fort. 
Am  18.  Mai  diktiert  er  das  zweite  Kapitel,  am  19.  das 
dritte  Kapitel,  dessen  Titel :  »Die  Heimsuchung«  das  Tage- 
buch ausdrücklich  namhaft  macht,  wie  am  folgenden  Tage 
das  vierte  Kapitel:  »Der  LiUenstengel«.  Und  nun  springt 
die  Arbeit  sofort  am  nächsten  Tage  zur  »Neuen  Melusine« 
über,  deren  Diktat  am  22.  Mai  weitergeht.  Am  23.  be- 
ginnt schon  eine  neue  Erzählung,  deren  Titel  zunächst 
noch  offenbleibt.  Auf  der  Weiterreise  nach  Karlsbad,  die 
vom  25.  bis  28.  Mai  währt,  kommen  ihm  neue  Motive 
zu  den  »Wanderjahren«.  Am  Bestimmungsort  geht  er 
sofort  zum  zweiten  Teil  der  »Neuen  Melusine« :  »Der 
neue  Raimond«,  auf  den  er  die  drei  letzten  Maitage  wendet, 
um  gleich  am  i.  Juni  »Die  gefährliche  Wette«  zu  diktieren. 
Am  3.  beginnt  »Der  Mann  von  fünfzig  Jahren«  und  wächst 
sich  in  der  ersten  Hälfte  des  Juni  aus;  am  4.  August  gibt 
ihm  Goethe  einen  vorläufigen  Abschluß;  sein  Tagebuch 
verzeichnet  unter  diesem  Datum:  »Den  »Mann  von  fünfzig 


lyo  Abhandlungen 


Jahren«  bis  zu  einer  gewissen  Epoche«,  um  unrnittelbar 
fortzufahren :  »Einleitung  der  Geschichte  der  Inen  in  Brief- 
form«, d.  i.  des  »Nußbraunen  Mädchens«.  Und  schon  der 
folgende  Tag  zeitigt  die  aus  dem  Französischen  frei  über- 
setzte »Pilgernde  Törin«,  zu  der  —  nach  Riemers  Tage- 
buch —  am  27.  Juni  ein  »Schema«  entworfen  war.  Erst 
am  7.  September  findet  der  Karlsbader  Aufenthalt  sein 
Ende,  ohne  daß  weitere  Teile  der  »Wanderjahre«  in  An- 
griff genommen  oder  auch  nur  die  begonnenen  sämtHch 
zu  Ende  geführt  werden.  Vielmehr  äußert  der  Dichter 
seit  Ende  Juli  wiederholt  abschUeßend:  er  habe  »kleine 
Geschichten  und  Märchen«  diktiert,  die  er  »lang  im  Kopf 
herumgetragen«.  Einmal  nennt  er  sie  »Romane  und  kleine 
Erzählungen«,  ein  andermal  »kleine  romantische  Er- 
zählungen« —  »romantisch«  gebraucht  Goethe  1807  im 
Hinblick  auf  die  »Wanderjahre«  in  der  ursprüngUchen  Be- 
deutung »romanartig«,  wechselt  auch  ausdrückhch  zwischen 
beiden  Formen.  Ersichtlich  ist  Goethes  aufgespeicherter  Vor- 
rat an  Motiven  erschöpft. 

Schon  Mitte  JuU  beginnt  er,  sich  literarisch  fortzu- 
helfen: am  14.,  16.  und  19.  Hest  er  in  den  Contes  von 
Lafontaine,  am  22.  »Daphnis  et  Chloe«  in  der  Uebersetzung 
von  Amyot,  am  23.  und  24.  »Psyche«  von  Lafontaine  — 
zum  guten  Teil  wohl  wegen  des  Verhältnisses  zur  Rahmen- 
geschichte. Sofort  nachdem  er  die  Feder  niedergelegt, 
vom  6.  bis  10.  August,  überdenkt  er  weitere  romanhatte 
Motive  zu  den  »Wanderjahren«;  ausdrückHch  namhaft 
macht  er  die  von  Pyramus  und  Thisbe  und  von  der 
Mystifikation  —  nicht  unmögHch,  daß  letzteres  auf  das 
Fortspinnen  der  »Geschichte  der  Inen«  oder  (wie  er  sie 
später  nennt)  der  »Novelle  der  Namensverwechselung« 
deutet.  Gleich  nach  der  Heimkehr  setzt  Goethe  diese 
Jagd  auf  neue  literarische  Anregungen  fort.  Mit  Meyer 
bespricht  er  am  13.  September  »die  Riesengeschichte«  — 
es  wäre  an  St.  Christoph  zu  denken,  und  da  er  acht  Tage 
später  von  Voß  in  Heidelberg  den  Fierabras  erbittet,  um 
sich  mit  diesem  vom  21. — 24.  Oktober  zu  beschäftigen, 
lag  ihm  wohl  der  Plan  einer  Anknüpfung  an  dies  Volks- 
buch nahe.  Am  nächsten  Tage  greift  er  —  wieder  für 
die  Technik  von  Novellenkomplexen  —  zu  den  »Sieben 
weisen  Meistern«.  Nach  ganz  anderer  Richtung  bfickt 
der  Dichter  am  22.  September:  er  liest  in  der  Bergpostille 
des  Matthesius,  der  dieser  den  Namen  der  alten  Bergstadt 
»Sarepta«  voranstellt,  die  zweite  Predigt  nach.  Tatsächlich 
handelt  der  Schluß  von  den  schlechten  Haushältern,  denen 
zu  borgen  ein  fürsichtiger  Hausvater  von  Gott  nicht  ver- 
bunden ist,  wenn  solche  Heuschrecken  auch   »bald  andere 


Die  ursprüngl.  Gestalt  von  Wilh.  Meisters  Wanderjahren    17 1 

lose  Hummeln,  Raupen  und  Zweifalter  finden,  die  ihn 
Beifall  und  Recht  geben  und  zuspringen  und  mit  Haufen 
zufliegen,  daß  man  ihnen  nicht  flugs  aufhupfen  will,  wenn 
sie  die  Leut  ansprechen  oder  ihre  Kinder  mit  Kredenz- 
briefen und  SuppHkationen  abfertigen«.  Die  Beziehung 
zu  dem  »Nußbraunen  Mädchen«,  dessen  Vater  ja  zu  den 
Stillen  im  Lande  —  doch  ohne  deren  Betriebsamkeit  — 
zählt,  wird  um  so  näher  gelegt,  als  die  Herrnhuter  für  eine 
ihrer  Kolonien  jenen  selben  Namen  Sarepta  gewählt  hatten. 

Nachdem  sich  Goethe  dann  in  den  Fierabras  vertieft 
hat,  greift  er  noch  nach  der  »Wünschelrute«  des  Aretino. 
Und  noch  am  9.  Dezember  in  Jena  —  mitten  zwischen 
anderen  literarischen  Arbeiten  —  verzeichnet  das  Tagebuch 
eine  —  offenbar  nur  erwägende  oder  neukonzipierende  — 
Beschäftigung  mit  »Novellen  zu  Wilhelm  Meisters  Wander- 
jahren«. Fortgesetzt  ist  es  nur  auf  einen  Kran^  aneinander- 
gerückter Ein:(elgeschichten  abgesehen.  Aber  schon  scheint 
unter  ihnen  das  Motiv  der  »Wahlverwandtschaften«  auf- 
zukommen —  macht  doch  der  Advent  1807  in  Goethes 
Liebe  zu  Minna  Herzheb  Epoche.  Die  nächste  Erwähnung 
—  vom  II.  April  1808  —  geht  schon  ins  Besondere:  »an 
den  kleinen  Erzählungen  schematisiert,  besonders  den  Wahl- 
verwandtschaften und  dem  Mann  von  fünfzig  Jahren«; 
indes  noch  wirkt  der  neue  Trieb  nur  auf  eine  neue  Einzel- 
blüte im  Strauß  der  »Wanderjahre«  hin.  Am  nächsten  Tage 
beschäftigt  den  Geist  des  Dichters  daneben  der  Fortunatus, 
und  nach  einer  Woche  erörtert  er  mit  Heinrich  Meyer 
»enzyklopädische  Romane«.  Anfang  Mai  erzählt  er  dem- 
selben Vertrauensmann  bereits  die  erste  Hälfte  der  »Wahl- 
verwandtschaften« und  während  der  abermaligen  Kur  in 
Karlsbad  betreibt  er  die  Niederschrift.  Schon  jetzt,  noch 
weiter  in  der  endgültigen  Gestalt,  wie  sie  das  folgende  Jahr 
zeitigte,  wuchs  der  Stoff"  aus  dem  Rahmen  einer  Einzel- 
geschichte innerhalb  eines  größeren  erzählenden  Gesamt- 
werkes heraus:  über  der  selbständigen  Ausgestaltung  dieses 
Romans  veräußerlichte  sich  aber  das  Interesse  des  Dichters 
für  die  älteren  Schwestererzählungen. 

Nur  las  Goethe  den  ganzen  Sommer  1808  von  Ende 
März  bis  September  immer  wieder  die  kleinen  Erzählungen 
im  Freundeskreis  vor  und  bereitete  zunächst  »Die  pilgernde 
Törin«,  im  nächsten  Jahre  die  Kapitelfolge  »St.  Joseph  IL« 
für  den  Druck.  Diese  beiden  Teile  erschienen  im  »Taschen- 
buch für  Damen«  auf  1809  und  1810.  Die  Revision  für 
den  Druck  ist  schon  darauf  bedacht,  einen  Zusammenhang 
mit  den  »Lehrjahren«  anzudeuten.  Mitten  in  die  Legenden- 
stimmung der  Eingangskapitel,  zwischen  die  »Flucht  nach 
Aegypten«    und    »St.  Joseph  IL«,    schießt    die  Parenthese 


172  Abhandlungen 


ein:  »Hier  folgt  im  Original  ein  Brief  an  Natalien,  wodurch 
die  Wanderjahre  eingeleitet  und  an  die  Lehrjahre  angeknüpft 
werden.«  Erst  im  Sommer  1810  wurde  dieser  Brief  wirk- 
hch  abgefaßt;  als  ihn  Goethe  am  29.  Juh  dem  Verleger 
Cotta  vertraulich  mitteilt,  spricht  er  noch  die  selbstverständ- 
liche Absicht  aus,  dies  »Proömion  oder  Parömion«  »an 
der  Spitze  des  Werks«  erscheinen  zu  lassen;  leider  hielten 
sich  beide  Buchfassungen  der  »Wanderjahre«  allzu  wörtlich 
an  den  von  jener  Anmerkung  bezeichneten  Verlegenheitsort. 

Am  17.  November  1809  liest  Goethe  abermals  »Die 
neue  Melusine«  vor,  diesmal  am  Hofe  der  Herzogin.  Der 
Effekt  zeitigt  den  Vorsatz,  zu  Ostern  den  ersten  Band  des 
ganzen  Romans  zu  hefern.  Sofort  bedenkt  er  »die  Novelle 
der  Namensverwechselung«,  die  ja  tatsächhch  über  die  Ein- 
leitung noch  nicht  hinausgelangt  war.  Bald  zieht  er  neue 
Motive  heran,  darunter  den  nicht  zur  Ausführung  gelangten 
Plan  zu  einer  Geschichte,  deren  Pointe  »durch  andere 
wunderbare  und  spaßhafte  Erzählungen  und  Geschichten 
der  Art  bestätigt«  werden  sollte  (s.  Riemer:  Mitteilungen 
über  Goethe  II,  712). 

Noch  immer  also  greift  der  Dichter  über  die  An- 
einanderreihung ganzer  Gruppen  von  »Parallelgeschichten« 
nicht  hinaus.  Die  Tag-  und  Jahreshefte  bestätigen:  die 
kleineren  Geschichten,  an  denen  das  Jahr  1807  reich  war, 
»sollten  alle  durch  einen  romantischen  Faden  unter  dem  Titel 
jWilhelm  Meisters  Wanderjahre'  zusammengeschlungen,  ein 
wunderlich  anziehendes  Ganze  bilden«. 

Erst  im  Laufe  des  Jahres  18 10  entwickelt  sich  die 
Dichtung  tatsächhch  und  entscheidend  über  die  Anfänge 
von  1807  hinaus.  Die  zweite  Aprilwoche  benutzt  Goethe 
zum  Lesen  der  »Lehrjahre«,  und  inzwischen  hat  er  Meyer 
veranlaßt,  ihm  von  der  —  Baumwollindustrie  »einen  hin- 
länglichen realen  Zettel«  vorzulegen,  den  der  Dichter  als- 
bald »zu  einem  poetischen  Einschlag  vorzubereiten«  sucht: 
das  Thema  zum  Fortspinnen  des  »Nußbraunen  Mädchens« 
ist  gefunden.  Schon  im  Mai  deutet  Goethe  wiederholt 
verheißungsvoll  auf  die  Fertigstellung  dieser  Novelle  vor. 
Auch  jetzt  gilt  es  die  Worte  zu  wägen,  mit  denen  er  des 
Gesamtplans  für  die  »Wanderjahre«  gedenkt:  zu  Michael 
würden  die  Freundinnen  genötigt  sein,  »mit  dem  alten 
Wilhelm  die  Wanderschaft  anzutreten,  wo  sie  mancherlei 
irdischen  und  himtfdischen  Heiligen  begegnen  sollen.  Glück- 
licherweise habe  ich  wieder  eine  von  der  ersten  Sorte 
adoptiert  .  .  .«  (an  Charlotte  Schiller,  y  Mai).  AehnHch 
drückt  er  sich  sechs  Tage  später  (gegen  Charlotte  von  Stein) 
aus:  »Vermutlich  wird  er  (Wilhelm)  unterwegs  einigen 
schönen  Kindern  begegnen,   die  ich  hie  und  da  im  Ver- 


Die  URSPRUNG l.  Gestalt  von  Wilh.  Meisters  Wanderjahren    173 

borgnen  erziehe.  Besonders  empfehle  ich  das  Nußbraune 
Mädchen«  —  hier  fällt  der  Name  zum  erstenmal  —  »welche 
jetzt  der  Favorit  ist«.  Die  Bezeichnung  der  Helden  in  den 
einzelnen  Erzählungen  der  »Wanderjahrecf  als  »irdische  und 
himmUsche  Heilige«  wird  wohl  zu  beachten  sein,  da  sie 
keine  bloße  Phrase  sein  wird.  Vor  allem  schwebt  noch 
immer  die  Auffassung  vor,  daß  Wilhelms  Wanderschaft 
nur  den  Faden  für  die  Verknüpfung  der  einzelnen  kleinen 
Geschichten  bilde.  Noch  nacn  einem  Jahrzehnt  gesteht 
Goethe,  daß  er  die  Erzählungen,  mit  denen  er  sich  im 
Sommer  18 10  beschäftigte,  »unter  dem  Titel:  ,Wilhelm 
Meisters  Wanderjahre'  zu  sammeln  und  zu  vereinigen  ge- 
dachte« (Nachträge  zur  Farbenlehre,  Nr.  15). 

Wieder  nimmt  Goethe  in  Karlsbad  die  Arbeit  auf.  Am 
I.  Juni  entwirft  er  ein  Schema  des  »Nußbraunen  Mädchens«, 
am  3.  beginnt  er  das  Diktat  mit  »Lenardos  Bekenntnissen«, 
an  üie  er  nur  einen  Tag  später  sogleich  den  »Besuch  bei 
Valerine«  schließt,  so  daß  rückwärts  und  vorwärts  die 
Grenzen  der  Arbeit  bestimmt  sind.  Dann  aber  folgt  ein 
längeres  Ueberdenken  der  neuen  Kapitel:  am  5.,  6.,  12., 
13.,  14.  Juni  —  um  am  15.  ein  »Schema  zum  fünften  Kapitel 
und  folgenden«  zu  zeitigen;  am  16.  ein  neues  Ueberdenken 
mit  Ergänzung  des  Scnemas  —  vom  26.  Juni  an  endlich 
das  Diktat  des  fünften  bis  siebenten  Kapitels  (nach  der 
Zählung  der  ersten  Buchfassung,  in  welcher  »Das  nuß- 
braune Mädchen«,  soweit  es  1810  gedieh,  das  achte  Kapitel 
füllt).  Damit  war  der  Uebergang  ;(«  einer  geschlossenen 
Romanhandlung  vollzogen. 

Nun  taucht  der  Plan  auf,  einen  ersten  Band  der  »Wander- 
iahre«  »auf  alle  Fälle  ...  zu  Michael  noch  erscheinen«  zu 
lassen;  »der  zweite  mag  dann  Ostern  erscheinen«.  Darauf- 
hin wird  im  Juli  das  bisher  Geschaffene  gründUch  revidiert. 
Erst  über  dieser  Arbeit  kündet  das  Tagebuch  von  Ende  Juli 
bis  Anfang  August  von  einer  besonderen  Beschäftigung  mit 
dem  geologischen  Teil,  obgleich  dieser  in  der  vorliegenden 
Fassung  schon  mit  dem  fünften  Kapitel  einsetzt.  Jetzt  erst 
kommt  auch  jener  bereits  ein  Jahr  vorher  angekündigte 
Brief  zur  Abfassung,  durch  den  die  »Wanderjahre«  an  die 
»Lehrjahre«  angeknüpft  werden.  Noch  Ende  August  in 
Teplitz  und  bald  nach  der  Heimkehr  durch  die  ganze  zweite 
Oktoberwoche  beschäftigt  sich  der  Dichter  mit  dem  Roman, 
teils  überdenkend,  teils  revidierend.  Die  Michaelismesse  war 
verstrichen,  ohne  daß  der  erste  Teil  erschien;  und  am 
16.  November  schreibt  Goethe  an  Cotta:  »Ueber  mein 
Wandern  sind  die  ,Wanderjahre'  ins  Stocken  geraten.a  Zwar 
tröstet  er  sich:  »Doch  denke  ich,  ein  glücklicher  Anstoß 
soll  bald  einen  entschiedenen  Entschluß  hervorbringen,  und 


174  Abhandlungen 


dann  wird  alles  wieder  im  Gange  und,  wenn  das  Glück 

fut  ist,  bald  am  Ende  sein.«  Indes,  der  glückliche  Anstoß 
lieb  aus.  Zehn  Monate  später  gesteht  Goethe  zu :  »,Wilhelm 
Meisters  Wanderjahre'  durchzuführen  haben  mich  meine 
eigenen  Wanderungen  abgehalten«  (an  Rochlitz,  ii.  Sep- 
tember 1811). 

Im  Sommer  1812  verzeichnet  »Dichtung  und  Wahr- 
heit« —  vielleicht  auch  hier  mehr  Dichtung  als  Wahrheit  — 
die  »Neue  Melusine«  als  schon  in  Sesenheim  erzählt.  In 
Verfolg  dieser  Erinnerung  diktiert  der  Dichter  in  der  letzten 
Septemberwoche  das  Märchen  ins  Reine.  In  dieser  Gestalt 
erfolgte  der  erste  Druck  zweiteilig  im  »Taschenbuch  für 
Damen«  auf  1817  und  1819.  Der  Jahrgang  1816  hatte 
schon  »Das  nußbraune  Mädchen«,  1818  den  »Mann  von 
fünfzig  Jahren«  gebracht,  beide  soweit  wir  bisher  ihre  Ent- 
stehung verfolgen  konnten.  Inzwischen  hatte  der  Dichter 
181 5  auf  öffentHche  Anfrage  erklärt:  Als  er  die  »Wander- 
jahre« (im  Taschenbuch  auf  1810  durch  die  vier  ersten 
Kapitel)  angekündigt,  »stand  die  Arbeit  gerade  auf  dem 
Punkte,  wo,  um  sie  zu  beendigen,  nur  ein  Entschluß  nötig 
ist.  Diesen«  —  so  fährt  er  fort  —  »hatte  ich  mit  gutem 
Mut  gefaßt;  aber  bald  darauf  durch  innere  und  äußere  Um- 
stände gestört,  konnte  er  bisher  nicht  wieder  zu  völliger 
Kraft  gelangen«.  Und  Goethe  fügt  für  das  Geben  in 
Stücken  eine  aufschlußreiche  Erklärung  an:  die  Veröffent- 
Hchung  einzelner  Teile  erfolge,  »um  teils  die  Lust  zur 
Arbeit  bei  mir  selbst  wüeder  anzuregen,  teils  bei  dem 
Publikum  das  Werkchen  in  Erinnerung  zu  bringen«. 

Neue  Triebe  setzt  Goethes  »Lust,  zu  fabulieren« 
indes  erst  wieder  im  Sommer  1819  an:  zunächst  unabhängig 
vom  Roman,  keimt  das  Motiv  zum  »Verräter  sein  selbst« 
(später:  »Wer  ist  der  Verräter?«)  auf  (Tagebuch  9.  Juh  1819; 
an  Zelter  7.  Juni  1820).  Noch  ein  weiteres  Jahr  vergeht 
bis  zur  Niederschrift  (Juni  1820).  Im  September,  über  der 
Revision  und  Ergänzung  dieser  Novelle,  findet  Goethes 
Phantasie  endlich  den  Weg  zu  den  »Wanderjahren«  zurück. 
Am  28.  September  reiht  das  Tagebuch  aneinander:  [Früh] 
»Abschluß  des  ,Verräters  sein  selbst'«,  [Nachmittags]  »Mun- 
dum  des  morgendUchen  Konzepts  fortgesetzt«,  [Nachts] 
»,Wilhelm  Meisters  Wanderjahre'  durchgesehen«.  Seitdem 
reißt  der  Faden  neuer  Arbeit  am  Roman  nicht  ab,  bis  im 
Mai  1821  ein  vorläufiger  Abschluß  erreicht  ist,  der  zur 
sofortigen  Buchausgabe  eines  ersten  Teils  der  »Wander- 
jahre« führt.  — 

Längst  ist  erkannt,  daß  die  endgültige  Gestalt,  wie 
sie  der  Dichter  1829  in  Druck  gab,  weithin  auf  Um- 
schmeliung   der   Fassung   von    182 1    beruht.     Aber  schon 


Die  ursprüngl.  Gestalt  von  Wilh.  Meisters  Wanderjahren     175 

diese  entsteht  durch  dasselbe  Verfahren;  ja,  in  der  ersten 
Handhabung  greift  es  erhebHch  tiefer  ein  und  führt  zu 
einer  grundsätzUchen  Verschiebung  nicht  nur  vieler  Einzel- 
heiten, sondern  des  Gesamtwerkes  nach  Form  und  Inhalt. 

Zwar  die  moderne  Widerspiegelung  der  St.  Josephs- 
Legende  verblieb  an  der  Spitze  des  nun  konstruierten 
Romans.  Doch  sogleich  ist  dieser  charakteristischen  Um- 
rahmung des  Knaben  Felix  mit  dem  zweiten  Brief  Wilhelms 
an  Natalien  eine  unorganische  Deutung  als  Parallele  zu 
dem  Verhältnis  jener  beiden,  und  damit  eine  rein  äußer- 
Hche  Anknüpfung  an  die  alte  Handlung,  aufgezwungen. 
Und  sogleich  ist  dem  tief  harmonischen  Lebenskreis  eine 
»eben  nicht  erfreuliche«  Nebenfigur  und  damit  ein  äußer- 
Ucher  Faden  zum  Hinüberspinnen  in  die  neue,  doktrinäre 
Handlung  angeflickt. 

Der  zweite  Teil  der  Dichtung  von  1807,  der  ähnUch 
an  ein  seelenvolles  Märchen  anknüpft,  »Die  neue  Melusinen, 
muß  sich  eine  Versetzung  in  das  letzte  Drittel  des 
Romans,  das  fünfzehnte  Kapitel,  gefallen  lassen.  Ur- 
sprüngUch,  in  der  Handschrift  von  1807  und  noch  im 
Druck  von  18 16,  war  das  Geschichtchen  als  Haupttreffer 
eines  geschlossenen  Novellenzyklus  eingeführt,  »^fachdem 
unser  Gast«  —  hieß  es  in  der  Urgestalt  einleitend  — 
»allen  diesen  Erzählungen  mit  Aufmerksamkeit  zugehört 
hatte,  fing  er  mit  einem  ernsthaften,  aber  höfHchen  Wesen 
folgendermaßen  zu  reden  an :  ,Es  ist  nicht  zu  leugnen, 
meme  Herren,  daß  die  Begebenheiten  und  Liebesabenteuer, 
deren  Sie  sich  rühmen,  für  merkwürdig  und  bedeutend 
zu  halten  sind.  Aber  Sie  erlauben  mir  zu  sagen,  daß  ich 
eins  zu  erzählen  habe,  welches  die  übrigen  weit  übertrifft 
und  das,  indem  es  mir  erst  vor  einigen  Jahren  begegnet, 
mich  noch  immer  in  der  Erinnerung  unruhig  macht  und 
wohl  schwerlich  seines  gleichen  finden  dürfte.'« 

Im  Druck  von  181^  tritt  »Die  neue  Melusine«  insofern 
schon  isoliert  auf,  als  die  vorangehenden  Erzählungen  nur 
summarisch  erwähnt,  nicht  mehr  als  tatsächlich  ausgeführt 
vorausgesetzt  werden.  Doch  immer  noch  bleibt  sie  von 
einem  Rahmen  eingefaßt,  ja  gerade  in  dieset  Isolierung 
mußte  der  Rahmen  voll  zur  Ausmalung  gelangen  und  er- 
innert nun  in  noch  stärkerem  Maße  an  den  »Schatzgräber« 
des  Musäus:  »Wir  hatten  uns  eines  Abends,  eine  Gesell- 
schaft junger  Leute,  im  Weinhause  versammelt,  um  ein 
kleines  Fest  zu  feiern.  Damit  es  nun  nicht,  wie  wohl 
öfters  geschah,  durch  zufällige  Gespräche  und  ohngefähren 
Widerspruch  gestört  würde,  so  hatten  wir  ausgemacht, 
daß  jeder  die  seltsamste  Liebesgeschichte,  die  ihm  begegnet, 
erzählen  und  die  Gesellschaft  dadurch  ergetzen  und  unter- 


176  Abhandlungen 


halten  sollte«  u.  s.  f.  Ein  Fremder,  der  hereintritt,  wird 
in  die  Gesellschaft  aufgenommen ;  »und  als  nach  einigen 
angenehm  vollbrachten  Stunden,  gegen  Mitternacht,  die 
Reihe  nunmehr  an  ihn  kam,  so  begann  er  . . .« 

Wie  künstlich  und  gezwungen  führt  aber  die  erste 
Buchfassung  das  sinnige  Märchen  ein!  Wilhelm  stößt  zu 
dem  Wanderbund.  Dort  bedient  ihn  des  Morgens  ein  — 
Barbier  mit  seinei  Kunst,  der  durch  seine  Schweigsam- 
keit sogleich  an  den  Rotmantel  in  der  »Stummen  Liebe« 
von  Musäus  erinnert.  Abends  aber  tritt  gerade  er  als 
Erzähler,  als  Erzähler  dieses  Märchens  auf  —  und  das 
wird  auf  folgendem  Umweg  glaubhaft  gemacht :  Da  seine 
Berufsbeschäftigung  »gewöhnlich  eine  große  und  oft  lästige 
Geschwätzigkeit  mit  sich  führt,  so  hat  er  sich  zu  eigner 
Bildung  eine  Bedingung  gefallen  lassen;  wie  denn  jeder, 
der  unter  uns  leben  will,  sich  von  einer  gewissen  Seite 
bedingen  muß,  wenn  ihm  nach  anderen  Seiten  hin  die 
größere  Freiheit  gewährt  ist.  Dieser  also  hat  nun  auf  die 
Sprache  Verzicht  getan,  insofern  etwas  Gewöhnliches,  oder 
ZufäUiges  durch  sie  ausgedrückt  wird;  daraus  aber  hat  sich 
ihm  ein  anderes  Redetalent  entwickelt,  welches  absichtUch, 
klug  und  erfreulich  wirkt,  die  Gabe  des  Erzählens  nämUch.« 
Rückwärts  wie  vorwärts  unvermittelt,  wie  das  Märchen  nun 
im  Roman  als  bloße  Einlage  auftritt,  wirkt  es  um  so  un- 
organischer, wenn  es  der  Barbier  als  eigenes  Erlebnis  erzählt, 
wenn  er  gerade  erkoren  wird,  den  Stamm  des  König 
Eckwald  aufzufrischen ! 

Dem  Barbier  hätte  allenfalls  die  Erzählung  der  ^^Gefähr- 
lichen Wettert  geziemt.  (Auffallend  genug  sind  die  Helden 
beider  Erzählungen  linkshändig.)  Aber  diese  Anekdote, 
die  Goethe  auch  nie  vorlas,  fehlt  der  ersten  Buchfassung 
von  1821  gänzHch  und  wird  von  der  letzten  Hand  —  mehr 
aufrichtig  als  künstlerisch  und  in  betontem  Abstand  von 
dem  Zusammenhang  —  als  rein  äußerlicher  Bestandteil  des 
vorhandenen  Materials  herangeraft't :  »Unter  den  Papieren, 
die  uns  zur  Redaktion  vorHegen,  finden  wir  einen  Schwank, 
den  wir  ohne  weitere  Vorbereitung  hier  einschalten,  weil 
unsre  Angelegenheiten  immer  ernsthafter  werden  und  wir 
für  dergleichen  Unregelmäßigkeiten  fernerhin  keine  Stelle 
finden  möchten« !  Und  doch  war  gerade  »Die  gefährliche 
Wette«  organisch  mit  den  Gestalten  der  Haupthandlung 
verwoben.  In  der  Urhandschrift  setzt  der  Schwank  ohne 
weiteres  ein:  »Es  war  gerade  die  rechte  Zeit,  daß  Sie  uns 
am  dritten  Tage  verließen,  sagte  der  Schalk:  denn  noch 
denselbigen  Abend  fügte  sich  ein  Unheil,  in  das  Sie  leicht 
hätten  mit  verwickelt  werden  können.  —  Ich  merkte  wohl 
voraus,   sagte    Wilhelm,   daß   bei  euren  Schwänken  nicht 


Die  ursprüngl.  Gestalt  von  Wilh.  Meisters  Wanderjahren    177 

viel  Gutes  zu  hoffen  war.  —  Ja,  versetzte  der  andre,  wir 
schwenkten  freilich  so  lange  bis  wir  endlich  einmal  über- 
schwenkten. Doch  hören  Sie  die  Geschichte !«  Im  Verlauf 
der  Erzählung  spricht  die  Urfassung  statt  von  »Raufbold« 
fortgesetzt  vom  »ßaron«.  Der  Schluß  verrät  damals  die 
Zugehörigkeit  zu  Reisenovellen:  »St.  Christoph  aber«  — 
erzählte  der  Schalk  unter  anderm  —  »habe  ich  auf  meinen 
Irrfahrten  noch  einmal  gefunden  .  .  .  Ich  strich  auf  meine 
Weise  bequem  und  läßUch  durch  die  Welt,  bis  der  Louisdor 
und  der  Gulden  vertan  waren,  die  ich  mir  auf  eine  so 
verwegene  Weise  erworben  hatte.«  Die  Berührung  auch 
dieses  Motives  mit  der  »Neuen  Melusine«  ist  offenbar. 
Und  auch  St.  Christoph  spielt  in  die  »Stumme  Liebe«  von 
Musäus  herein;  ja  ein  Motiv  hat  vielleicht  zur  Konzeption 
der  »Gefährlichen  Wette«  mitgewirkt,  wenn  Musäus  an- 
merkt: »Für  seine  giganteske  Natur  ist  jedes  Zimmer  zu 
niedrig,  daher  tut  der  heilige  Enaksohn  alle  Geschäfte  mit 
seinen  Pfleglingen  nur  vor  dem  Fenster  ab«. 

Als  Reisenovelle  stellt  sich  ebenso  »Die  pilgernde  Törin<a 
dar  —  zwar  nur  eine  freie  Uebersetzung  von  »La  folle  en 
pelerinage«,  die  Goethe  in  den  von  H.  A.  O.  Reichard 
zu  Gotha  herausgegebenen  »Cahiers  de  lecture«  von  1789 
gelesen  hatte.  Um  diese  graziöse  Geschichte,  die  wir  zu- 
erst im  »Taschenbuch  für  Damen«  auf  1809  finden,  in  den 
Rahmen  des  Romans  hineinzuzwängen,  konstruiert  das 
Buch  von  1821  einen  herabdrückenden  und  irreführenden, 
das  granum  salis  des  Titels  opfernden  Gegensatz  zur  Haupt- 
handlung.  Friedrich  Hest  (im  16.  Kapitel)  das  Heft  vor, 
welches  ihm  angeblich  Lenardo  »aus  dem  reichen  Schatze 
seiner  Sammlung  anvertraut,  damit  man  sich  recht  durch- 
dringen möge,  welch  ein  Unterschied  es  sei  zwischen  einer 
verrückten  Pilgerschaft,  deren  sich  so  manche  in  der  Welt 
umhertreiben,  und  zwischen  einem  wohldurchdachten,  glück- 
lich eingeleiteten  Unternehmen,  wie  das  unsere« !  —  De 
vollständige  Roman  rückt  »Die  pilgernde  Törin«  schoti 
ins  j.  Kapitel  des  ersten  Buches  ein:  jetzt  erscheint  sie 
wenigstens  nur  als  beziehungslose  Lektüre  »vor  Schlafen- 
gehn«.!  Die  muntere  Hersilie  gibt  Wilhelm  gleich  am 
ersten  Abend  der  Bekanntschaft  dies  Manuskript  als  Ueber- 
setzung von  ihrer  Hand:  »und  Sie  sollen  sagen,  ob  Ihnen 
viel  Artigeres  vorgekommen  ist.  Ein  verrüclctes  Mädchen 
tritt  auf!  Das  möchte  keine  sonderliche  Empfehlung  sein; 
aber  wenn  ich  jemals  närrisch  werden  möchte,  wie  mir 
manchmal  die  Lust  ankommt,  so  war'  es  auf  diese  Weise«. 

Wohlverstanden:  die  Geschichte  ist  nicht  aus  einer 
Zusammenhangslosigkeit  in  eine  andere  und  dritte  uim 
gesetzt;  vielmehr  schwebt  dem  schaffenden  Dichter  —  im 

GOETBE-J&HRSUCB   XXXIV  12 


178  Abhandlungen 


Gegensatz  zu  dem  redigierenden  —  ein  äußerer  wie 
innerer  Zusammeniiang  mit  andern  Nummern  des  ursprüng- 
lichen Novellenzyklus  ersichtlich  vor.  »Die  pilgernde  Törin« 
ist  nicht  eine  beliebige  Reisenovelle;  schon  sie  behandelt 
das  Problem  des  fünfzigjährigen  Vaters  —  als  solcher  wird 
Herr  von  Revanne  ausdrücklich  bezeichnet  — ,  der  mit 
seinem  Sohn  in  der  Liebe  rivalisiert:  das  ist  der  Faden, 
der  sich  von  dieser  Uebersetzung  zu  der  Originalschöpfung 
des  »Mannes  von  fünfzig  Jahren«  und  im  weiteren  Sinne 
zu  der  Haupthandlung  von  Hersilie  zwischen  Wilhelm  und 
Felix  hinüberspinnt. 

y)Der  Mann  von  funf:(ig  Jahrena  liegt  ebenfalls  nicht 
in  der  Handschrift  selbst  vor.  Der  Einzeldruck  erfolgte 
1817  im  »Taschenbuch  für  Damen  auf  das  Jahr  1818«.  Wie 
indes  diese  Erzählung  in  dem  Frühtrieb  von  1807  nur  »bis 
zu  einer  gewissen  Epoche«  gediehen  war,  reichte  hier  und 
noch  im  Romanbuch  von  1821  der  Druck  nur  bis  zum 
Ende  der  Unterredung  zwischen  Vater  und  Sohn  nach  der 
Abendgesellschaft  bei  der  schönen  Witwe.  Selbst  inner- 
halb dieses  —  vor  1826  allein  fertiggestellten  —  Teils 
fehlte  beiden  Drucken  noch  die  ausführhch  besprochene 
Arbeit  der  Witwe  an  der  Brieftasche  (XXIV,  287,  1—288,  3): 
das  wird  der  Lappen,  durch  den  der  Dichter  nach  zwanzig 
Jahren  die  Fortsetzung  anflickt.  Ja,  diese  Partie  wie  die 
weiteren  Kapitel  der  Novelle  fehlen  ursprünghch  noch  der 
1825  angelegten  Handschrift  und  sind  in  ihrer  späteren 
Hinzufügung  selbst  äußerlich  erkennbar. 

Schon  182 1  versucht  der  Dichter,  den  »Mann  von 
fünfzig  Jahren«  mit  dem  Hauptroman  zu  verbinden.  Aber 
die  Einführung  läßt  keinen  Zweifel  über  das  dem  Dichter 
vorschwebende  Ziel  der  Handlung.  HersiUe  vertraut  Wil- 
helm an,  »daß  zv^ei  allerliebste  Wesen  unterwegs  sind  .  .  . 
Ein  jüngeres  und  ein  älteres  Frauenzimmer,  unter  denen 
einem  immer  die  Wahl  wehe  tut;  jene  so  hebenswürdig, 
daß  von  ihr  geUebt  zu  werden  jedermann  wünschen  muß ; 
diese  so  anziehend,  daß  man  mit  ihr  leben  möchte  und 
müßte  auch  ohne  geliebt  zu  werden«.  Wer  erkennt  nicht 
Hilaria  und  die  schöne  Witwe?  »Ich  wünschte  doch 
wohl«  —  fährt  Hersilie  fort  —  »Sie  drei  Tage  zwischen 
die  beiden  Herrhchkeiten  eingeklemmt  zu  sehen;  am 
Morgen  des  vierten  würde  Ihnen  Ihr  strenges  Gelübde  gar 
sehr  zu  statten  kommen.  Zu  einigem  Vorgeschmack  sende 
eine  Geschichte,  die  sich  einigermaßen  auf  die  beiden  be- 
zieht; was  daran  wahr  oder  erdichtet  ist,  suchen  Sie  von 
ihnen  selbst  zu  erfahren«.  Hilaria  und  die  schöne  Witwe 
sind  also  den  »Entsagenden^  ■:^iigesellt,  haben  die  freiiuillige 
Pilgerschaft  angetreten ! 


Die  ursprüngl.  Gestalt  von  Wilh.  Meisters  Wanderjahren    179 

Sogar  die  Fortsetzung  steuert  noch  weithin  auf  dies 
Ziel.  Hilariens  zartes  Gemüt  sträubt  sich  gegen  die  Liebe 
über  Kreuz :  gegen  die  Vernunftgründe  der  Mutter  gibt  sie 
ihren  Zustand  leidenschaftlich  an  den  Tag,  »so  daß  zuletzt 
die  Mutter  selbst  vor  der  Hoheit  und  Würde  des  jungen 
Mädchens  erstaunt  :{_urücktrat,  als  sie  mit  Energie  und 
Wahrheit  das  Unschickliche,  ja  Verbrecherische  einer  solchen 
Verbindung  hervorhob«  (XXIV,  343).  Auf  der  andern 
Seite  gibt  der  kosmetische  Freund  unzweideutig  »zu  be- 
denken, daß  für  einen  Mann  in  gewissen  Jahren  das 
sicherste  kosmetische  Mittel  sei,  sich  des  schönen  Geschlechts 
:m,  enthaltend  (338).  —  Auch  die  Zeit  als  Heilmittel,  dessen 
Wirkung  gegen  Schluß  der  Endgestalt  einen  Umschwung 
herbeiführt,  wird  in  dem  organischen  Zusammenhang  der 
Novelle  selbst  ausdrückHch  abgelehnt:  »Die  Baronin 
wartete  täglich,  aber  vergebens,  auf  die  Sinnesänderung 
ihrer  Tochter,  die  zwar  mit  Bescheidenheit  und  selten, 
aber  doch,  bei  entscheidendem  Anlaß,  mit  Sicherheit  zu 
erkennen  gab,  sie  bleibe  so  fest  bei  ihrer  Ueb  er  Beugung,  als 
nur  einer  sein  kann,  dem  etwas  innerlich  wahr  geworden, 
es  möge  nun  mit  der  ihn  umgebenden  Welt  in  Einklang 
stehen  oder  nicht.«  Eine  solche  innere  Stimme  leidet  kein 
Drehen  noch  Deuteln. 

Wie  stark  sich  dem  Dichter  die  entscheidende  Be- 
deutung dieser  Situation  Hilariens  einprägte,  belegt  ein 
früherer,  wenn  auch  wirrer,  handschriftlicher  Entwurf,  der 
bei  Betonung  des  »Unschicklichen,  ja  Verbrecherischen« 
einer  Verbindung  von  Hilaria  und  Flavio  mit  dem  Auge 
des  Dramatikers  verweilt :  »Wie  sehr  hätten  wir  gewünscnt 
diese  Szene  dramatisch  auszuführen;  sie  ist  von  der  Art, 
daß  der  stille  Buchstabe,  wie  die  laute  Schaubühne,  eine 
willige  Einbildungskraft,  sowie  die  gewaltsam  aufdringende 
theatralische  Wirklichkeit,  auf  Gemüt  und  Geist  durchaus 
wirken,  einen  großen  Eindruck  hervorbringen  und  einen 
sittlich  anmutigen  Nachklang  hinterlassen  müsse.  Indem 
wir  aber  gegenwärtig  darauf  Verzicht  tun,  überlassen  wir 
die  Ausfünrung  einem  jüngeren  Dichter  von  glückUchen 
Gaben.«  Der  Plan  dramatischer  Behandlung  dieses  Stoffes 
ist  tatsächlich  bezeugt. 

Auch  für  den  Brief  der  pilgernden  Witwe  an  den 
Major  liegt  ein  Entwurf  vor:  »Wollen  Sie  als  treuer 
brüderlicher  Freund  als  Rittersmann  geleitend  sich  zu  einer 
Amazone  gesellen  die  kaum  einen  TeidHchen  Begriff  den 
Männern  abgewinnen  konnte.  Hier  ist  meine  Hand.«  Und 
auch  hierin  deutet  die  betonte  Forderung  der  Brüderlich- 
keit und  Ritterlichkeit  auf  eine  Gesellung  zur  gemeinsamen 
Pilgerfahrt  der  Entsagenden. 

12* 


l8o  Abhandlungen 


Zu  alledem  belegt  Goethes  Tagebuch  wie  der  hand- 
schriftliche Befund  selbst,  daß  dem  »Mann  von  fünfzig 
Jahren«  erst  nachträghch  eine  Verknüpfung  mit  Makarie 
angeflickt  ist.  Während  sich  die  Fortsetzung  dieser  Novelle 
—  abgesehen  von  einem  Schema  aus  dem  November  1820  — 
von  Oktober  1826  bis  April  1827  verfolgen  läßt,  taucht 
Makarie  frühestens  gegen  Schluß  der  Arbeit,  in  einem 
neuen  Schema  vom  22.  März  1827,  als  Einschlag  auf.  Von 
den  beiden  handschriftlichen  Entwürfen  des  Novellen- 
schlusses, die  beide  mit  der  Einladung  des  Majors  seitens 
der  durchreisenden  Witwe  anheben,  reicht  der  erste  über- 
haupt nur  bis  zur  ersten  Erwähnung  einer  Mittelsperson 
(XXIV,  347,  13),  der  zweite  bis  zur  Uebergabe  ihrer  Briefe 
an  den  Major  (348,  25);  aber  beidemal  lautet  die  Aufschrift 
noch:  »An  Frau  von  S.«,  und  der  vollständigere  Entwurf 
schHeßt  ursprünghch :  »(Hier  wird  der  Briefwechsel  der 
Baronin  mit  Frau  von  S.  eingeschaltet.)«  —  erst  nachträg- 
lich wird  in  letzterem  Entwurf  Frau  von  S.  durch  Makarie 
ersetzt. 

Wir  verstehen  unter  diesen  Umständen,  daß  der 
Dichter  die  gemeinsame  Pilgerfahrt  Hilariens  und  der 
Witwe  aus  der  Fassung  von  1821  übernommen,  sogar  fast 
unmittelbar  an  die  ganze  Novelle  angereiht  hat.  Hier  zieht 
denn  ein  neues  Frohgefühl  in  Hilariens  Seele,  als  sie  unter 
der  Anleitung  des  jungen  Malers,  der  Wilhelm  in  Mignons 
Heimat  begleitet,  ihr  eignes  Zeichnentalent  entfaltet.  »Sie 
fühlte  sich  mit  einer  neuen  Jugend  überrascht  und  konnte 
sich  eine  besondere  Anneigung  zu  jenem,  dem  sie  dies 
Glück  schuldig  geworden,  nicht  versagen.«  Wohl  schwellen 
unter  der  Wirkung  von  Mignons  Lied  die  Gefühle  über. 
»Die  Frauen  warfen  sich  einander  in  die  Arme,  die  Männer 
umhalsten  sich,  und  Luna  ward  Zeuge  der  edelsten, 
keuschesten  Tränen.  Einige  Besinnung  kehrte  langsam 
erst  zurück,  man  zog  sich  auseinander,  schweigend,  unter 
seltsamen  Gefühlen  und  Wünschen,  denen  doch  die  Hoffnung 
schon  abgeschnitten  war.v.  Aber  unzweideutig  schließt  die 
Szene:  »Nun  fühlte  sich  unser  Künstler,  welchen  der 
Freund  mit  sich  riß,  unter  dem  hehren  Himmel,  in  der 
ernstlieblichen  Nachtstunde,  eingeweiht  in  alle  Schniefen 
des  ersten  Grades  der  Entsagenden,  welchen  jene  Freunde 
schon  überstanden  hatten,  nun  aber  sich  in  Gefahr  sahen 
abermals  schmerzlich  geprüft  zu  werden.«  Und  am  nächsten 
Morgen  sind  die  beiden  Frauen  verschwunden;  ein  zurück- 
gelassener Brief  verbietet  jede  neue  Annäherung. 

Wie  müssen  wir  nach  all  solchen  Voraussetzungen  er- 
staunen, wenn  sich  am  Schluß  des  Romans  (III.  Buch, 
14.  Kapitel)   ohne  weiteres  Hilaria  mit  Flavio,   der  Major 


Die  ursprüngl.  Gestalt  von  Wilh.  Meisters  Wanderjahren     l8l 

mit  der  schönen  Witwe  als  Ehegatten  bei  Makarien  ein- 
stellen !  Es  weckt  peinliche  Empfindungen  über  das  Ge- 
dächtnis oder  —  den  Ernst  des  Dichters,  wenn  er  Hilaria, 
die  Verkörperung  des  Herzenstaktes,  hier  halb  verzerrt, 
halb  entschuldigt:  »Sie  in  ihrer  großen  Anmut  und  Liebens- 
würdigkeit gewann  sich  hier  wie  überall  gar  gern  Ver- 
zeihung einer  allzugroßen  Leichtigkeit  von  Interesse  zu 
Interesse  übergehend  zu  wechseln,  deren  wir  sie  im  Lauf 
der  Erzählung  schuldig  gefunden.  Besonders  die  Männer 
rechneten  es  ihr  nicht  hoch  an.  Einen  dergleichen  Fehler, 
wenn  es  einer  ist,  finden  sie  nicht  anstößig,  weil  ein  jeder 
wünschen  und  hoffen  mag  auch  an  die  Reihe  zu  kommen.« 
Eine  derartige  Verzeichnung  ins  PhiHnenhafte  soll  offenbar 
über  das  Erstaunen  hinweghelfen,  Hilarien  dennoch  am 
Arm  Flavios  zu  begegnen!  Ganz  als  ob  es  sich  um  eine 
schöne  Sünderin  —  etwa  um  die  Witwe  —  handelte, 
fährt  der  Dichter  noch  weiter  fort:  »Flavio,  ihr  Gemahl, 
rüstig,  munter  und  liebenswürdig  genug,  schien  vollkommen 
ihre  Neigung  zu  fesseln;  sie  mochte  sich  das  Vergangene 
selbst  verziehen  haben  (!);  auch  fand  Makarie  keinen  An- 
laß dessen  zu  erwähnen.«  Dahingegen  genießt  die  vor- 
mahge  kokette  Witwe  bei  Makarien  »vorzügliche  Gunst, 
welche  sich  besonders  darin  erwies,  daß  die  Dame  in  den 
innern  Zimmern  und  allein  empfangen  wurde«.  Rechter 
Hand,  Hnker  Hand  —  alles  vertauscht!  — 

Kann  von  dem  Hineinweben  des  ganzen  Makarien- 
Motivs  vor  dem  letzten  Stadium  der  Romanschöpfung 
überhaupt  keine  Rede  sein,  so  erhellt  zugleich  die  Um- 
biegung  des  y>Nußhraiinen  Mädchensa^.  Es  bedarf  keiner 
Frage,  daß  bei  der  Tante  jener  ersten  »Einleitung  in  Brief- 
form« nicht  im  geringsten  an  ein  wunderreiches,  siderisches, 
höheres  Wesen  gedacht  war.  Jene  bekennt  sich  von  ihrer 
»inkorrigiblen  Neigung«  zum  Neffen,  von  ihrem  »Leiden« 
und  von  der  »Bequemlichkeit«  geleitet;  außer  tantenhafter 
Nachsicht  und  Gutmütigkeit  spielt  wirkfich  nur  ihr  Kopf- 
weh (ein  physiopathiscner  Zug,  den  Goethe  ja  schon  in 
den  »Wahlverwandtschaften«  verwendet,  vielleicht  aber  ein 
Anklang  an  die  »Schöne  Seele«)  als  Hindernis  ihrer  Be- 
tätigung eine  Rolle.  Am  wenigsten  stimmt  der  joviale 
Ton,  aen  die  Nichten  gegen  die  gutmütige  Tante  an- 
schlagen, zu  der  heiligen  Ehrfurcht  vor  Makarie. 

Wie  weit  diese  »Geschichte  der  Inen«,  die  »Novelle 
der  Namensverwechselung«  —  beide  Titel  sprechen  das 
ursprüngHche  Leitmotiv  aus  —  im  Sommer  1807  gediehen 
war,  bezeugt  das  Tagebuch,  indem  es  bei  Wiederaufnahme 
der  Niederschrift  im  Juni  18 10  »Lenardos  Bekenntnisse« 
und  »Besuch  bei  Valerinen«   als   die  neue  Arbeit  aufzählt. 


l82  Abhandlungen 


Diese  Novelle   war   also  1807   tatsächlich   nicht  über  den 
einleitenden  Briefwechsel  hinausgelangt. 

Nur  der  letzte  Brief  dieser  Sammlung  stellt  ein  chrono- 
logisches Problem.  Während  er  in  der  Endgestalt  des 
Romans  1829  mit  dem  bloßen  Geständnis  abschheßt:  »Eure 
Briefe  sind  nicht  fort«  —  um  Wilhelm  erst  später  durch 
Makarie  zu  Lenardo  zu  entsenden  — ,  knüpft  das  Buch  von 
1821  und  schon  der  erste  Druck  von  181 5  sogleich  einen 
Hinweis  auf  Wilhelm  als  Vermittler  an.  Der  Zusarnmen- 
hang  fordert  eine  solche  Beziehung,  weil  sonst  der  Sinnes- 
wechsel der  Tante,  die  Briefe  nicht  abzusenden,  ohne  Be- 
gründung, rein  als  Laune,  dastünde.  Zugleich  ist  mit  dieser 
Verknüpfung  eine  Einmündung  in  die  Haupthandlung  und 
damit  ein  wirklicher  Abschluß  der  »Einleitung«  vollzogen. 
Es  muß  schließlich  auffallen,  daß  die  Tante  nur  von  dem 
Besuch  und  der  Weitersendung  des  »jungen  Mannes« 
Wilhelm  allein  spricht :  auch  das  bewährt  die  Entstehung 
dieser  Partie  in  einer  Zeit,  in  der  Felix  schon  vor  dem 
Aufenthalt  Wilhelms  auf  den  Gütern  des  Oheims  —  das 
wäre  also  bei  St.  Joseph  IL  —  :(urückgelassen  war. 

Jedenfalls  strotzt  schon  der  182 1  einführende,  1829 
nachgestellte  Begleitbrief  Wilhelms  an  Natalien  von  Wider- 
sprüchen zu  dem  Briefwechsel  der  Novelle  selbst.  Zunächst 
heißt  es  die  Voraussetzung  dieses  Briefwechsels  verkennen, 
wenn  Wilhelm  ihn  als  geschäftigen  Müßiggang  charak- 
terisiert. Vor  allem  widerspricht  dem  in  Frage  stehenden 
Schluß  des  Briefwechsels  der  Tante  die  Behauptung  Wil- 
helms, daß  ihm  die  Schreibseligkeit  seiner  neuen  Freunde 
Gelegenheit  verschafft,  ihre  Verhältnisse  kennen  zu  lernen: 
betont  die  Tante  doch  gerade,  daß  sie  die  Briefe  zurück- 
hält und  Wilhelm  mit  mündlichem  Auftrag  zu  Lenardo 
entsendet.  Noch  ungeheuerlicher  ist  die  Angabe,  man 
vertraue  Wilhelm  »ein  paar  Hefte  Reisejournale,  die  Kon- 
fessionen eines  Gemüts,  das  noch  nicht  mit  sich  selbst 
einig  ist«.  Schreibt  nicht  Lenardo  klipp  und  klar:  »Endlich 
erhalten  Sie  nach  drei  Jahren  den  ersten  Brief  von  mir, 
liebe  Tante«?  und  wird  sein  Schweigen  sowie  die  Ein- 
silbigkeit dieses  einzigen  Briefes  nicht  gerade  das  Streit- 
motiv im  Briefwechsel  der  Tante  mit  den  Nichten? 

Wie  schon  hierdurch  die  Dichtung  von  1807  eine 
selbständige  Betrachtung  heischt,  charakterisiert  sich  ihr 
Abstand  von  den  späteren  Entwicklungsstufen  des  »Nuß- 
braunen Mädchens«  weiter  durch  den  »realen  Zettel«  der 
Baumwollspinnerei  und  den  daraus  bereiteten  »poetischen 
Einschlag«,  schließlich  durch  die  Mündung  auch  dieser 
Novelle  in  Makariens  Reich.  — 

Wie  die  Vorarbeit,  ließ  der  Abstand  von  der  späteren 


Die  ursprüngl.  Gestalt  von  Wilh.  Meisters  Wanderjahren     183 

Umrenkung  schon  die  ursprüngliche  Struktur  der  »Wander- 
jahre« weithin  hervortreten.  Nicht  auf  Einlagen  in  einen 
geschlossenen  Roman  ist  es  abgesehen,  die  weder  unter 
sich  noch  mit  der  Haupthandlung  zusammenhängen:  viel- 
mehr auf  einen  Kranz  von  ineinandergreifenden  Parallel- 
geschichten. Wilhelm  oegegnet  auf  seiner  Wanderschaft 
tatsächlich  mancherlei  ircnschen  und  himmlischen  Heihgen. 
Mit  seiner  Person  und  seiner  Wanderschaft  verknüpfen  sich 
unmittelbar  »St.  Joseph  IL«,  »Die  gefährliche  Wette«  und 
»Das  nußbraune  Mädchen«;  ersichtlich  auf  das  gleiche  Ziel 
geht  bereits  »Der  Mann  von  fünfzig  Jahren«.  Ausdrücklich 
als  Glanznummer  einer  im  Wirtshaus  erzählten  Folge  von 
Liebesabenteuern  tritt  »Die  neue  Melusine«  auf  Nur  »Die 
pilgernde  Törin«,  die  ja  auf  bloßer  Uebersetzung  beruht, 
scheint  noch  ohne  Verknüpfung  dazustehen;  und  doch 
mündet  gerade  sie  nicht  nur  durch  Pilgerschaft  in  das  Leit- 
motiv, sie  deutet  zugleich  auf  das  Thema  des  »Mannes  von 
fünfzig  Jahren«  vor:  schon  soweit  es  durch  diesen  Titel 
bezeichnet  wird,  dann  aber  auch  in  der  Rivalität  zwischen 
Vater  und  Sohn  um  die  Liebe  eines  Mädchens.  Nicht 
unmöglich,  daß  Goethe  erst  durch  »Die  pilgernde  Törin« 
zu  dem  Plan  einer  selbständigen  Behandlung  dieser  Probleme 
gelangte  —  wenn  seiner  Dichtung  auch  nie  lebendige  Keime 
fehlen.  Mehr  noch :  gegen  Schluß,  beim  Abschied  der 
pilgernden  Törin,  entläßt  sie  den  jungen  Revanne  mit  der 
Mahnung :  »Seien  Sie  gut  gegen  Arme.  Wer  die  Bitte 
bekümmerter  Unschuld  veracntet,  wird  einst  selbst  bitten 
und  nicht  erhört  werden.«  Stehen  wir  hier  nicht  an  der 
Voraussetzung  des  »Nußbraunen  Mädchens«?  und  zugleich 
an  der  Bezeichnung  seines  Ziels? 

Doch  greifen  diese  Geschichten  überhaupt  nicht  nur 
äußerlich  ineinander:  bestimmte  Motive  greifen  durch. 
Zunächst  die  Wanderschaft  oder  Pilgerschaft.  Daher  der 
Gesamttitel  und  so  die  Gewähr  dieses  Leitmotivs  für 
Wilhelms  Streben  und  Wirken,  daher  die  Verknüpfung  der 
meisten  Novellen  mit  dem  Hauptfaden.  Aber  in  diesen 
selbst  ist  der  gleiche  Trieb  mächtig.  St.  Joseph  II.  be- 
gegnet uns  zuerst  auf  einer  Wanderschaft,  die  der  Dichter 
als  Flucht  nach  Aegypten  symbolisiert;  und  »wie  Ihr  uns 
gestern  angetroffen  habt,  so  kennt  uns  die  ganze  Gegend«. 
Seine  Frau,  Maria,  hat  er  als  flüchtige,  verlassene  Pilgerin 
gefunden,  die  eine  hilfreiche  Frau  heimsucht.  Der  Schwank : 
»D/g  gefährliche  Wetten  spielt  im  Wirtshaus  und  ist  nur  im 
Wirtshaus  unter  Reisenden  möglich.  Aehnlich  beginnt  und 
endet  i>Die  neue  Melusinen  am  Wirtshausherd  und  spinnt  sich 
mit  innerer  Notwendigkeit  seitens  beider  Hauptpersonen  als 
Reise  durch  zahlreiche  Stationen  fort.  Die  pilgernde  Törin  gilt 


184  Abhandlungen 


eben  wegen  ihrer  Pilgerschaft  als  töricht  und  muß  doch  ihren 
Fuß  immer  weiter  setzen,  weil  sie  vor  der  Untreue  des  Ge- 
liebten wie  vor  der  Zudringlichkeit  der  Liebhaber  nirgends 
Ruhe  findet.  Das  nußbraune  Mädchen  muß  mit  ihrem 
ausgetriebenen  Vater  den  Wanderstab  weiter  setzen.  Der 
männliche  Held  derselben  Geschichte,  Lenardo,  hat  zu 
Bildungszwecken  die  große  Tour  durch  Europa  beendet, 
steht  aber  ersichtlich  vor  einer  neuen,  ernsteren  Pilgerfahrt 
nach  der  »bekümmerten  Unschuld«,  deren  Flehen  er  nicht 
achtete,  und  so  nach  dem  Frieden  seines  Gewissens.  Auch 
y)Der  Mann  von  funf:(ig  Jahrena,  obschon  er  vorerst  nur 
bis  zu  einer  gewissen  Epoche  gelangt  war,  eröffnet  den 
Ausblick  auf  Wanderjahre:  die  beiden  Frauen,  die  Vater 
und  Sohn  zu  unnatürlicher  Herzenswallung  und  Rivalität 
verführt  haben,  die  selbst  »das  UnschicKHche,  ja  Ver- 
brecherische« eines  nachträglichen  Austausches  empfinden 
und  sich  anklagen,  den  Frieden  einer  Famihe  zerstört  zu 
haben,  müssen  außer  Spiel  gesetzt  werden. 

Was  aber  bezweckt,  was  bedeutet  diese  Kette  von 
Wanderschaften?  Durch  die  stete  Verbindung  mit  dem 
Thema  der  Entsagung  gewinnen  sie  geradezu  den  Charakter 
der  religiös-christlichen  Fiherschaft.  Positiv  treffen  wir  vor 
allem  Wilhehn  selbst  als  Entsagenden,  ja  seine  Wanderjahre 
bedeuten  in  Wahrheit  die  Entsagung.  Denn  noch  bevor 
der  Brief  geschrieben  ist,  der  die  Wanderjahre  an  die  Lehr- 
jahre knüpft,  betätigt  sich  reflexionslos  das  darin  formulierte 
Gebot :  unmittelbar  nach  der  Vermählung  mit  Natalie  hat 
sich  Wilhelm  losgerissen ;  sein  Leben  ist  eine  Wanderschaft 
geworden;  nicht  über  drei  Tage  bleibt  er  unter  demselben 
Dache  (diesen  letzteren  Brauch  Wilhelms  belegt  schon  die 
handschriftliche  Einleitung  zur  »Gefährlichen  Wette«). 

Augenscheinlich  wird  die  Beziehung  zur  entsagens- 
vollen Schlichtheit  und  christlichen  Weihe  des  Familien- 
lebens in  der  Kapitelfolge  von  St.  Joseph  IL 

Negativ  bewähren  dann  das  Pflichtgebot  der  Entsagung 
»D/V  gefährliche  Wetteu  und  r>Die  neue  Melusinev..  Der 
erstgenannte  Schwank  veranschaulicht  die  tragischen  Folgen 
des  Uebermuts:  die  zu  Schwänken  aufgelegten  tollen 
Gesellen  »schwenkten«  so  lange,  bis  sie  »endlich  einmal 
überschwenkten«. 

Das  Märchen  läßt  den  Helden  von  Station  zu  Station 
seiner  Prüfung  das  Glück  verscherzen,  weil  er  Entsagung, 
Mäßigung,  Selbstüberwindung  nicht  kennt.  Von  Hause 
aus  ist  er  »kein  guter  Wirt«  und  macht  seinen  Zuschnitt 
»ein  wenig  zu  groß«.  In  seine  Neigung  mischt  sich 
sofort  »Schalkheit  und  Verwegenheit«.  Bedeutungsvoll 
mahnt  ihn  die  geheimnisvolle  Schöne:  »Halten  Sie  solche 


Die  ursprüngl.  Gestalt  von  Wilh.  Meisters  Wanderjahren     185 

Ausbrüche  einer  plötzlichen  leidenschaftlichen  Neigung 
zurück,  wenn  Sie  ein  Glück  nicht  verscherzen  wollen,  das 
Ihnen  sehr  nahe  liegt,  das  aber  erst  nach  einigen  Prüfungen 
ergriffen  Vv-erden  kann.«  Mit  dem  Geld  des  Fräuleins  tut 
er  sich  sofort  »etwas  zu  gute«.  Als  im  Wohlleben  und 
leidenschaftlichen  Spiel  diese  Schätze  zusammenschmelzen, 
wirft  er  sich  auf  den  Boden,  zerrauft  sich  die  Haare  und 
erzeigt  sich  ganz  ungeberdig.  Dem  in  der  Not  Zer- 
knirschten predigt  der  Hebende  Schutzgeist:  »Hat  Euch 
diesmal  Wein  und  Spiel  in  Verlegenheit  gesetzt,  so  hütet 
Euch  nun  vor  Wein  und  Weibern.«  Dennoch  ergibt  er 
sich  dem  Freudenleben,  gerät  in  Unwillen,  Hader  und 
Streit  und  wird  mit  mehreren  Wunden  halbtot  fort- 
geschafft. Noch  einmal  erlangt  er  Verzeihung  und  wird 
auf  eine  neue  Probefahrt  gesandt.  Aber  er  blickt  durch 
den  Riß  des  Kästchens,  das  die  Schöne  seiner  Obhut  an- 
befohlen, und  sieht  sie  in  Zwergengestalt.  Sie  mahnt  den 
Liebhaber  nun,  dieser  Entdeckung  niemals  vorwurfsweise 
zu  gedenken,  sowie  sich  vor  Zorn  und  Wein  mehr  als 
jemals  in  Acht  zu  nehmen.  Seine  Gefährtin  spielt  herrHch 
die  Laute  und  singt  dazu,  er  aber  verspürt  von  der  Musik 
geradezu  eine  unangenehme  Wirkung,  gerät  bei  Wein  und 
Weibern  in  Wut  und  wirft  ihr  das  Geheimnis  ihrer  Her- 
kunft vor  (daß  er  sie  da  als  Nixe  bezeichnet,  ist  ein  un- 
organischer Rest  des  ursprünglichen  Melusinenmärchens!). 
Nun  muß  sich  die  Tochter  des  Zwergenkönigs  von  ihm 
scheiden,  es  sei  denn,  daß  er  zu  ihrer  Kleinheit  herab- 
schrumpft. Er  willfahrt  ihr  und  gelangt  mit  ihr  ins  Zwergen- 
reich, bereut  aber  sofort  seinen  Schritt,  als  er  von  Heirat 
reden  hört:  denn  er  fürchtet  sich  davor  fast  noch  mehr 
als  vor  der  Musik.  Um  seiner  Frau  zu  entfliehen,  feilt  er 
schheßlich  den  Ring  durch,  dessen  Berührung  ihn  zum  Zwerg 
herabgedrückt.  Solange  die  Schatulle  derVenassenen  vorhält, 
zieht  er  hochfahrend  in  der  Welt  herum,  bis  er  mit  ver- 
lorenen Schätzen  zur  Praxis  seiner  einstigen  Dürftigkeit 
zurückkehrt:  durch  Schöntun  mit  der  Wirtin  oder  Köchin 
seine  Zeche  zu  vermindern!  —  Offenbar  hat  dies  Märchen 
von  meiner  Quelle  bis  zu  dieser  Mündung  in  Goethes 
Phantasie  verschiedene  Entwicklungsstufen  durchlaufen :  in 
der  endhchen  Niederschrift  wird  ersichtHch,  wie  diesen 
Helden  von  der  -  traurigen  Gestalt  die  vier  großen  W 
regieren:  Würfel,  Wein,  Weiber,  Wut  (nur  das  Wandern 
erfährt  hier  naturgemäß  eine  zwiespähige  Beleuchtung!), 
wie  er  seine  Leidenschaften  nicht  zu  zügeln  vermag,  die 
Harmonie  der  Musik  und  der  Ehe  haßt,  —  eine  dishar- 
monische Natur,  die  der  Mangel  an  Selbstüberwindung 
und  Entsagung  ins  Zwergenhafte  herabdrückt. 


i86  Abhandhwgen 


Ein  neuer  Trieb  der  Novellendichtung  von  1807  setzt 
mit  der  ))Pilgernden  Törinv  ein.  Die  Heldin  übt  positiv 
Entsagung :  nachdem  ihr  Geliebter  sie  verraten,  pilgert  sie, 
anscheinend  »wahnsinnig  vor  Treue«,  durch  die  Welt  und 
lehnt  jede  Werbung  andrer  Männer  ab,  vertrauend,  daß 
ihr  Freund  sie  einst  wiedersieht,  »wenn  sein  Herz  rein 
genug  sein  wird,  zu  vermissen,  was  er  verloren  hat«. 

Auf  ein  Verschwimmen  in  Perspektive  scheinen  ähnhch 
die  beiden  Erzählungen  verwandter  Motive  angelegt.  So 
wäre  das  Abbrechen  des  »Mannes  von  fünfzig  Jahrenn  nicht 
als  Unfertigkeit  zu  nehmen.  Hier  zielt  alles  auf  Entsagung. 
Der  Mann  von  fünfzig  Jahren  muß  naturnotwendig  der 
eben  heranblühenden  Nichte  entsagen;  auch  die  Hand  der 
feurigen  Witwe  kann  er  nicht  als  Nebenbuhler  und  Nach- 
folger seines  Sohnes  annehmen,  wie  er  denn  überhaupt 
nur  noch  künstUch  seine  männliche  Stattlichkeit  konser- 
viert. Und  auch  das  zartfühlende  Mädchen  —  wie  es  ja 
später  leidenschaftUch  kundgibt  —  kann  schicklicherweise 
nicht  das  Verlöbnis  mit  dem  Vater  lösen,  um  zum  Sohne 
überzugehen.  Aus  diesen  verworrenen  Verhältnissen  winkt 
nur  eine  Rettung:  Entsagung,  Pilgerschaft. 

Gar  »Das  nußbraune  Mädchena  weist  Lenardo  auf  eine 
entsagungsvolle  Pilgerfahrt  an:  verfehlt  er  doch  zunächst 
schon  durch  Namensverwechselung  sein  Ziel;  treibt  ihn 
doch  auch  weiter  nicht  Liebe  zu  dem  Mädchen,  dessen 
Gestalt  ihm  erst  wieder  mit  nahender  Heimkehr  lebendig, 
dessen  Name  ihm  aber  nicht  einmal  gegenwärtig  wird: 
vielmehr  nur  Reue  und  das  Bedürfnis  nach  Beruhigung 
seines  Gewissens!  Gleichviel  nach  welcher  Richtung  sich 
diese  Gefühle  entwickeln  können,  zunächst  Hegt  vor 
Lenardo  der  rauhe  Weg  der  Entsagung.  Und  —  wie  wir 
schon  erfuhren  —  »wer  die  Bitte  bekümmerter  Unschuld 
verachtet,  wird  einst  selbst  bitten  und  nicht  erhört  werden«. 

Nehmen  wir  hinzu,  daß  die  y)Wahlverwandtschaften<i, 
die  ja  demselben  Keim  entwachsen^  die  Entsagung  zu 
vollem  tragischen  Ausklang  treiben,  so  kann  über  die 
Grundfarbe,  die  Goethe  in  dieser  Epoche  auf  der  Palette 
hat,  kein  Zweifel  bleiben.  Wie  schon  in  der  Prokurator- 
Novelle  der  gleichfalls  entsagungsreichen  Unterhaltungen 
deutscher  Ausgewanderten,  wie  nun  in  der  »Pilgernden 
Törin«  und  dem  »Mann  von  fünfzig  Jahren«,  wirbt 
überdies  der  Mann  in  mittleren  Jahren  um  ein  weibliches 
Wesen  in  der  ersten  Blütezeit  —  nur  daß  die  »unschick- 
liche, ja  verbrecherische«  Nebenbuhlerschaft  sich  hier  auf 
weiblicher  Seite,  zwischen  Tante  und  Pflegetochter,  entfaltet. 

So  bieten  die  »Wanderjahre«  von  1807  denn  wirklich 
dar,  was  schon  die  »Unterhaltungen«  forderten,   y)Parallel- 


Die  ursprüngl.  Gestalt  von  Wilh.  Meisters  Wanderjahren    1 87 

geschichtena :   »eine  deutet  auf  die  andere  hin  und   erklärt 
ihren  Sinn  besser  als  viele  trockene  Worte«. 

Der  Zusammenhang  der  Ur-Wanderjahre  greift  aber 
noch  tiefer.  Ein  gut  Teil  dieser  Parallelgeschichten  führt 
auf  ein  Quellengebiet  als  wirkliche  Einheit  zurück.  Wie 
ihnen  die  christlichen  Themata  der  Pilgerschaft  und  Ent- 
sagung gemein  sind,  schöpfen  sie  offenbar  aus  der  Legende. 
Zunächst  in  dem  Kranz  der  Eingangskapitel:  »Die  Flucht 
nach  Aegypten«,  »St.  Joseph  ll.cf,  »Die  Heimsuchung«, 
»Der  LiUenstengel«  —  so  kommt  mit  der  heiligen  Familie 
auch  die  heimgesuchte  Elisabeth  zu  moderner  Wider- 
spiegelung. Anderseits  fällt  schon  in  der  »Gefährlichen 
Wette«  auf,  daß  St.  Christoph  der  Riese,  der  das 
Christusknäblein  trug,  eine  Rolle  spielt,  derselbe  den  die 
spätere  Romangestalt  in  die  erste  Reihe  des  Bundes  rückt : 
war  einmal  seine  Hereinziehung  begonnen,  so  konnte  in  der 
Tat  seine  Sendung  unmögHch  mit  jenem  episodischen,  nicht 
eben  rühmlichen  Auftauchen  beschlossen  sein.  Ebenso  klingt 
in  die  »Wahlverwandtschaften«  die  Erinnerung  an  die  heilige 
Ottilie  hinein,  die  Vornehmgeborne,  die  in  einem  armen 
Kloster  Hunger  und  Mangel  leidet  und  auch  nachdem  ihr 
Vater  ihr  alle  seine  Güter  überantwortet  hat,  freiwillig 
sämtliche  Wochentage  fastet,  —  sie,  deren  Heiligtum  Goethe 
seit  seiner  Straßburger  Studienzeit  als  Wallfahrtsort  kannte. 

Es  war  also  nicht  ein  vereinzelter,  gelegentlicher  Griff, 
den  die  Wanderjahr-Geschichten  in  den  tiefen  Born  der 
Legende  wagen.  Noch  andere  Motive  im  Novellenkranz 
von  1807  muten  überdies  legendär  an  und  bestärken  in 
der  Frage,  welch  entscheidender  Einfluß  den  Dichter  auf 
dieses  Gebiet  lenkte.  Lag  denn  die  Hingabe  an  die  Heiligen- 
legende dieser  Entwicklungszeit  des  Dichters  nahe?  Oder 
war  es  nur  der  Ort  der  Handlung,  der  diese  Erinnerungen 
heraufbeschwor  ? 

Durch  die  Darstellung  selbst  wie  durch  Goethes 
Studien  und  Geständnisse  steht  als  Szene  der  Simplon-Paß 
und  seine  Umgebung  fest.  Gewaltig  genug  waren  die 
Eindrücke,  welche  gerade  die  Nähe  dieser  Alpenstraße  in 
Goethes  Geist  geprägt.  Die  Briefe  aus  der  Schweiz  zeugen 
an  diesem  Uebergang  zwischen  Norden  und  Süden  von 
unvergleichlicher  Begeisterung:  »Und  wie  in  jedem  Menschen, 
auch  selbst  dem  gemeinen,  sonderbare  Spuren  übrig  bleiben, 
wenn  er  bei  großen  ungewöhnlichen  Handlungen  etwa 
einmal  gegenwärtig  gewesen  ist;  wie  er  sich  von  diesem 
einen  Flecke  gleichsam  größer  fühlt,  unermüdlich  eben- 
dasselbe erzählend  wiederholt  und  so,  auf  jene  Weise, 
einen  Schaff  für  sein  ganzes  Leben  gewonnen  hat,  so  ist  es 
auch  dem  Menschen,  der  solche  große  Gegenstände  der 


Abhandlungen 


Natur  gesehen  und  mit  ihnen  vertraut  geworden  ist.« 
Derart  faßt  Goethe  schon  in  Leukerbad  die  Eindrücke 
seiner  Wanderung  zusammen.  Und  gleich  darauf,  an  einem 
anderen  Punkt  der  Simplon-Nähe,  mitten  in  solchen  über- 
wältigenden Naturgenüssen,  kreuzt  nun  die  Legende  seinen 
Weg !  Zwischen  Brieg  und  Münster  im  Mittagsquartier 
begegnet  ihm  und  seinem  herzogÜchen  Wandergefährten 
»was  Angenehmes« :  »Wir  traten  bei  einer  Frau  ein,  in 
deren  Hause  es  ganz  rechtlich  aussah. . .  Wir  bemerkten  auch 
eine  Sammlung  wohl  eingebundener  Bücher  über  der  Tür. . . 
Wir  nahmen  die  Legenden  der  Heiligen  herunter  und  lasen 
drin,  während  das  Essen  vor  uns  zubereitet  wurde.  Die 
Wirtin  fragte  uns  einmal,  als  sie  in  die  Stube  trat,  ob  w'ir 
auch  die  Geschichte  des  heilioen  Alexis  gelesen  hätten? 
Wir  sagten  nein,  nahmen  aber  weiter  keine  Notiz  davon, 
und  jeder  las  in  seinem  Kapitel  fort.  Als  wir  uns  zu 
Tische  gesetzt  hatten,  stellte  sie  sich  zu  uns  und  fing 
wneder  von  dem  heiligen  Alexis  an  zu  reden.  Wir  fragten, 
ob  es  ihr  Patron  oder  der  Patron  ihres  Hauses  sei,  welches 
sie  verneinte,  dabei  aber  versicherte,  daß  dieser  heilige 
Mann  so  viel  aus  Liebe  zu  Gott  ausgestanden  habe,  daß 
ihr  seine  Geschichte  erbärmlicher  vorkomme,  als  viele  der 
übrigen.  Da  sie  sah,  daß  wir  garnicht  unterrichtet  w^aren, 
fing  sie  an,  uns  zu  erzählen.«  Alexius,  ein  Sohn  reicher 
Eltern,  geht  gleich  nach  seiner  Trauung  ohne  Vollzug  der 
Ehe  entsagend  und  allein  auf  Reisen.  All  sein  Gut  ver- 
schenkt er  an  die  Armen.  Nach  vielen  Jahren  freiwilliger 
Demütigung  und  Entsagung  w'ird  er  in  die  Heimat  ver- 
schlagen ;  auch  hier  lebt  er  von  Almosen  in  seines  Vaters 
Haus,  ohne  sich  diesem  oder  seiner  Frau  zu  erkennen  zu 
geben.  Erst  nach  seinem  Tode  offenbart  eine  göttliche 
btimme  seine  Herkunft  und  sein  heiHges  Leben.  «Die 
Erzählerin  versicherte  nochmals,  indem  sie  ihre  Augen 
trocknete,  daß  sie  keine  erbärmlichere  Geschichte  niemals 
gehört  habe;  und  mir  kam  selbst  ein  so  großes  Verlangen 
zu  weinen  an,  daß  ich  große  Mühe  hatte,  es  zu  verbergen 
und  zu  unterdrücken.  Nach  dem  Essen  suchte  ich  im 
Pater  Cochem  die  Legende  selbst  auf  und  fand,  daß  die 
gute  Frau  den  ganzen  reinen  menschUchen  Faden  der  Ge- 
schichte behalten  und  alle  abgeschmackten  Anwendungen 
dieses  Schriftstellers  rein  vergessen  hatte.«  Wir  aber 
können  nicht  zweifeln,  daß  wir  hier  vor  dem  Ursprung 
des  roten  Fadens  stehen,  der  die  Wanderjahr-Geschichten 
verbindet:  vor  der  Entfernung  Wilhelms  unmittelbar  nach 
der  Trauung  mit  Natalie,  ohne  Vollzug  der  Ehe,  vor  seiner 
Entsagung  und  Pilgerschaft. 

Noch  auf  andern  Blättern  scheint  nun  der  Dichter  mit 


Die  ursprüngl.  Gestalt  von  Wilh.  Meisters  Wanderjahren     189 

Nutzen  »im  Pater  Cochem«  gelesen  zu  haben,  d.  i.  in  der 
Legende  der  HeiHgen,  gesammelt  und  verfaßt  durch  P. 
Dionysius  von  Lützenburg,  verbessert  durch  P.  Martin  von 
Cochem.  War  die  Vertauschung  des  Namens  geboten,  wo 
sich  Schicksale  des  schon  von  den  Lehrjahren  bekannten 
Haupthelden  an  die  Legende  anlehnten,  so  entfiel  diese 
Rücksicht  für  die  Personen  der  Einzelgeschichten.  Wie 
für  Joseph,  Maria  und  Elisabeth,  für  Christoph  und  für 
Ottilie  dürfen  v^nr  nach  heiligen  Namensvettern  für  andere 
Gestalten  des  Novellenkranzes  ausschauen.  Sehen  wir  von 
der  h,  Susanna  ab,  an  die  das  nußbraune  Mädchen  erst 
später  angenähert  ist,  so  zieht  der  h.  Leonhard  unsre  Auf- 
merksamkeit nicht  ohne  Gewinn  auf  sich.  Der  h.  Leonhard 
ist  in  Frankreich  von  edlem  Stamme  geboren.  Sein  Pate, 
König  Chlodwig,  nimmt  ihn  in  sein  Schloß  und  läßt  ihn 
in  allen  ritterlichen  Exerzitien  erziehen.  Ihn  aber  treibt  es 
zum  geistlichen  Stande.  Als  ein  wahrer  Jünger  des  Herrn 
durchwandert  er  predigend  die  Dörfer,  Flecken  und  Städte. 
Zuletzt  gelangt  Leonhard  in  den  Wald  Papo,  in  welchem 
der  König  ein  Jagdschloß  erbaut  hat.  Hier  rettet  der  heihge 
Mann  durch  Gebet  die  Königin  aus  schweren  Kindesnöten. 
Als  Lohn  empfängt  er  einen  großen  Teil  des  Waldes.  »Von 
derselben  Zeit  an  bheb  der  heilige  Mann  Gottes  in  diesem 
Walde.  .  .  Eines  Tages  geschah,  daß  viele  Gefangene  in 
weit  entlegenen  Ländern  um  seine  Fürbitte  bei  Gott  an- 
hielten, welche  von  dem  Gefängnisse,  wie  auch  von  allen 
ihren  eisernen  Banden  befreit  wurden.  Diese  kamen  eilends 
zu  ihm.,  brachten  ihre  Ketten  mit,  und  fielen  ihm  demütig 
zu  Füßen.  Sie  begehrten  hinfür  seine  Knechte  und  Diener 
zu  sein;  der  Mann  Gottes  aber  diejite  ihnen  vielmehr,  und  gab 
ihnen  einen  Teil  seines  Waldes,  damit  sie  sich  hinfür  an  den 
Ackerbau  gewöhnen,  davon  leben,  und  nicht  mehr  nach  fremdeln 
Gut  trachten  sollten^  Verdankt  derLenardo  des  »Nußbraunen 
Mädchens«,  der  in  der  Folge  zum  »Band«  der  Arbeits- 
organisation aller  von  der  Scholle  Ausgeworfenen,  jener 
Organisation  für  innere  und  äußere  Bodenkultur  —  und 
damit  zur  Hauptgestalt  des  Gesamtromans  —  emporwächst, 
verdankt  er  seinen  Namen  dem  Zufall?! 

Gerade  in  diesen  Jahren  waren  die  Augen  von  ganz 
Europa  auf  den  Schauplatz  gerichtet,  an  dessen  Umgebung 
für  Goethe  die  lebendige  Berührung  mit  der  Heiligenlegende 
geknüpft  Wieb:  von  1800— 1806  erbaute  Napoleon  die  groß- 
artige Fahrstraße  über  den  Simplon.  Im  Jahre  1807  selbst 
besorgte  Goethe  die  erste  Buchausgabe  seiner  »Briefe  aus 
der  Schweiz«,  welche  jene  Erinnerungen  wiedergaben; 
die  Durchsicht  erfolgte  vom  2.-4.  Mai;  am  17.  Mai  be- 
ginnt Goethe,  »Wilhelm  Meisters  Wanderjahre«  zudiktieren. 


190  Abhandlungen 


In  Karlsbad,  wo  Goethe  den  größten  Teil  der  Novellen 
schuf,  gehörte  überdies  zu  den  beliebtesten  Spaziergängen 
der  Waldweg  nach  St.  Leonhard.  Daß  neben  der  Er- 
innerung an  den  Alpenübergang  örtliche  Beziehungen  auf 
Böhmen  nicht  spurlos  an  Goethes  Phantasie  vorüber- 
schweben, dürfte  besonders  der  sonst  unverständliche  Name 
des  nußbraunen  Mädchens  erhärten.  Betreibt  doch  Nachod 
die  lebhafteste  Baumwollspinnerei  und  -Weberei:  sollte  da 
der  Name  Nachodine  für  diesen  poetischen  Hinschlag  der 
Baum  Wollindustrie  sinnlos  sein? 

Goethes  Phantasie  bewährt  sich  immer  stark  empfäng- 
Hch  für  die  Eindrücke  von  Ort  und  Zeit.  So  müssen  wir 
denn  über  die  Erinnerungen  hinaus,  welche  einzelne  Er- 
eignisse weckten,  der  Zeitläufte  unmittelbar  gedenken  und 
der  Umwälzungen,  die  sie  über  Goethes  Verhältnisse  herauf- 
beschworen. Deutschland  —  und  nicht  zum  wenigsten 
Sachsen-Weimar  —  lag  blutend,  geplündert  am  Boden,  eine 
freie  Beute  des  fremden  Eroberers.  Hielt  Goethe  auch 
die  Hoffnung  auf  eine  Zukunft  des  deutschen  Volkes  fest, 
poHtisch  sah  er  keine  Rettung  vor  dem  genialen  Korsen. 
Jetzt  scheinen  ihm  die  häusUchen  Bande  allein  von  Dauer. 
Jetzt  mahnt  er,  wenigstens  das  geistige  Dasein  unsres 
Volkes  zu  retten.     Entsagung,  Entsagung. 

Schon  1805  war  Schiller,  der  beflügelnde  Freund,  von 
ihm  genommen.  Niemand  war,  der  jenen  ersetzen  konnte. 
Eine  neue  Blüte  des  Goetheschen  Schaffens  wich  dem 
Herbst,  der  die  Früchte  vergangener  Zeiten  in  die  Scheuer 
bringt.    Entsagung,  Entsagung. 

Fünf  Tage  nach  der  Schlacht  bei  Jena  trieb  ihn  schul- 
dige Sorge  und  Dankbarkeit,  die  Frau,  »die  diese  Stunden 
der  Prüfung  mit  ihm  durchlebt,  völlig  und  bürgerUch  als 
die  Seine  anzuerkennen«.  Der  Dichter,  dem  die  Götter 
ewige  Jugend,  ewige  Empfänglichkeit  für  den  Reiz  weib- 
licher Naturfrische,  in  die  Wiege  gelegt  hatten,  war  nun 
auch  äußerlich  an  eine  normale  Frau  in  den  Vierzigern 
gebunden.  Seine  Stellung  ähnelte  nur  zu  nahe  derjenigen 
Eduards  zu  Charlotten,  die  als  Frau  wohl  älter  geworden, 
während  er  als  Mann  noch  in  stattlicher  Rüstigkeit  stand. 
Alles  predigte  Entsagung,  während  der  Dichter  noch  am 
Ende  des  nächsten  Jahrzehnts  ein  Gesicht  zeigte, 

»Das  im  Weiten  und  im  Fernen 
Nimmer  will  Entbehrung  lernen.« 

Und  noch  von  einer  besonderen  Seite  sah  Goethe  dem 
Ausleben  seines  Herzens  Halt  geboten.  Immer  müssen  wir 
fragen:  solhe  es  Zufall  sein,  daß  »Die  pilgernde  Törin« 
und    »Der  Mann   von   fünfzig  Jahren«,    alsdann   auch   die 


Die  xjrsprüngl.  Gestalt  von  Wilh.  Meisters  Wander jähren    191 

Rahmengeschichte,  mitUebertragung  aufs  andere  Geschlecht 
»Die  Wahlverwandtschaften«,  das  Problem  von  dem  Ueber- 
gangsalter  aufrollen,  das  mit  der  Jugend,  mit  dem  jungen 
Geschlecht  der  eigenen  Familie,  um  Liebe  rivaHsiert?  Wenn 
man  die  Lebensbeziehung  nicht  zu  der  Voraussetzung  eines 
tatsächlichen  Konfliktes  vergröbert,  darf  man  daran  er- 
innern, daß  Goethe  nun  Vater  eines  achtzehnjährigen  Sohnes 
von  begehrenswerter  und  begehrHcher  Schönheit  war.  So 
prägt  sich  auch  in  diesen  kleinen,  feinen  Perlen  »nach  dem 
Gesetz,  wonach  er  angetreten«,  das  innere  Erlebnis  in  all 
seiner  Mannigfaltigkeit  als  Substanz  aus.  — 

Freilich  setzen  die  »Wanderjahre«  in  einem  Entwick- 
lungszustand ein,  der  FeHx  noch  der  Erziehung  bedürftig 
zeigt.  Auf  die  grauen  Theorien  der  Pädagogischen  Provinz 
geschieht  noch  keine  Vordeutung.  Wie  war  die  Heran- 
bildung gedacht  oder  wohl  gar  entworfen? 

Schon  im  Ausklang  der  einleitenden  Briefe  zum  »Nuß- 
braunen Mädchen«  fiel  auf,  daß  Wilhelm  im  Schloß  des 
Oheims  und  auf  der  Weiterwanderung  isoliert  gedacht  war. 
Felix  müßte  also  inmitten  jener  Familie  zurückgebUeben 
sein,  deren  Leben  die  Legende  von  St.  Joseph  spiegelt 
und  Wilhelm  geistig  um  achtzehnhundert  Jahre  zurück- 
versetzt. Sollte  in  der  Tat  FeHx  dort  nur  als  Gast  von 
drei  Nächten  und  einer  überschüssigen  geweilt,  ohne  Spur 
innerer  Berührung  von  dannen  gezogen  sein?  sollte  das 
»eben  nicht  erfreuliche  Verhältnis«  zu  dem  verschmitzten 
Knaben  Fitz  der  einzige  episodische  Nachhall  einer  so 
eigenartigen,  so  ausdrucksvollen  Ouvertüre  bleiben? 

Weshalb  wohl  Goethe  für  nötig  fand,  in  der  End- 
gestalt des  Romans  einen  kleinen,  aber  vielsagenden  Strich 
zu  verwischen?  UrsprüngHch  —  und  im  wesentlichen 
noch  1821  —  hieß  es  im  i.  Kapitel  beim  Abschied  von 
Felix:  »Wilhelm  lächelte  nachdrückUch,  als  er  seinen  Felix 
unter  die  Engel  so  früh  aufgenommen  sah,  der  schon  ein 
Schilfbündel  ergriffen  und  dem  jüngeren  Knaben  das 
Körbchen  abgenommen  hatte«.  Zu  welchem  Ende  die 
prosaische  Verschiebung,  die  in  der  Hauptwendung  bis  in 
den  Gegensatz  übergeht?  »Wilhelm  sah  seinen  Felix  mit 
Behagen  in  so  guter  Gesellschaft  (!) ;  er  konnte  ihn  mit 
den  lieben  Engeletn  vergleichen,  gegen  die  er  kräftig  abstach. 
Für  seine  Jahre  war  er  nicht  groß,  aber  stämmig,  von 
breiter  Brust  und  kräftigen  Schultern;  in  seiner  Natur  war 
ein  eigenes  Gemisch  von  Herrschen  und  Dienen;  er  hatte 
schon  einen  Palmzweig  und  ein  Körbchen  ergriffen,  womit 
er  beides  auszusprechen  schien.«  Vorher  galten  die  Schilf- 
büschel, welche  die  Kinder  trugen,  als  wenn  es  Palmen 
wären,  gerade  als  Anlehnung,  daß  sie  »den  Engeln  glichen« 


192  Abhandlungen 


—  jetzt  sollen  es  Zeichen  der  Herrschernatur  sein!  Die 
erste  Hand  will  Felix  sogleich  »unter  die  Engel  aufnehmen«, 
die  sich  der  heiligen  Familie  anschUeßen  —  die  letzte 
Hand  will  ihn  von  den  Engeln  »kräftig  abstechen«  lassen. 
Schon  damit  wird  nahegelegt,  daß  Felix  ursprünglich  der 
in  Nacheiferung  heiliger  Ueberlieferung  lebenden  Familie 
einverleibt  werden,  St.  Joseph  auch  sein  Pflegevater  werden 
sollte.  Wie  wenig  eignet  sich  die  Bundesregel:  nicht  über 
drei  Tage  unter  einem  Dache  zu  bleiben,  keine  Herberge 
zu  verlassen  ohne  sich  wenigstens  eine  Meile  von  ihr  zu 
entfernen,  für  einen  Knaben !  —  Entsprechend  geberdet  sich 
Felix  bei  Wilhelms  Ankunft  in  der  Urgestait  ganz  wie 
zuhaus,  während  die  Endgestalt  die  Episode  von  der  Obst- 
frau erfindet,  um  Felix  wiederum  von  den  Kindern 
St.  Josephs  abzuheben,  ihn  ausdrückhch  zum  »Gast«  zu 
stempeln,  der  »den  Wirt  macht « ! 

Was  aber  könnte  die  Ueberantw^ortung  des  Knaben 
an  die  Familie  dieses  einfachen  Zimmermanns  für  seine 
Erziehung,  was  für  die  Gesamtdichtung  bedeuten?  An 
den  Ruinen  des  Klosters  hat  sich  diese  Familie  angesiedelt, 
eine  Kapelle  hat  sie  zum  häusUchen  Gebrauch  des  täg- 
lichen Lebens  eingerichtet;  Wandgemälde  stellen  die  Ge- 
schichte des  h.  Joseph  dar,  und  Wilhelm  bewundert  die 
Uebereinstimmung  dieses  Gebäudes  mit  seinen  Bewohnern: 
das  Leblose  hat  Lebendiges  hervorgebracht.  Dieser  zweite 
Joseph  eifert  seinem  heiligen  Vorbild  in  Aufopferung  nach; 
»die  Pflichten  und  Freuden  des  Pflegevaters  und  Vaters 
vereinigten  sich«.  Die  Familie  ist  stolz  darauf,  daß  ihr 
Wandel  von  der  Art  ist,  um  jenen  heiligen  Namen  und 
Gestalten,  zu  deren  Nachahmung  sie  sich  bekennen,  keine 
Schande  zu  machen.  Auch  hat  »das  Gebirgsleben  etwas 
MenschUcheres  als  das  Leben  auf  dem  flachen  Lande.  .  .  . 
Der  Mensch  ist  mehr  auf  sich  gestellt,  seinen  Händen, 
seinen  Füßen  muß  er  vertrauen  lernen. .  .  .  Auch  steht 
jeder  dem  andern  näher,  begegnet  ihm  öfter  und  lebt  mit 
ihm  in  einem  gemeinsamen  Treiben«. 

Erinnert  die  Szenerie  schon  lebhaft  an  Goethes  Jugend- 
gedicht: »Der  Wandrer«,  nur  mit  Uebertragung  aus 
klassischen  in  christUche  Formen,  so  entspricht  dem  auch 
der  Geist  dieser  Ansiedlung  des  SchHchtmenschlichen  in 
Ruinen  einer  heiUgen  Vergangenheit.  Die  Naturformen  des 
Menschenlebens  —  die  Grundtriebe  der  ganzen  Goetheschen 
Dichtung  —  sind  es,  die  heihggesprochen,  die  rehgiös 
verklärt  werden  und  in  dieser  religiösen  Verklärung  der 
Erziehung  zu  vollem  Menschentum  als  Grund  und  Mittel 
dienen. 


III.  MiscELLEN,  Bibliographie 


Goethe- Jahrbuch  XXXIV  1 3 


I.  MiSCELLEN 


j.    Rechtsgeschichtliche  Erläuterungen  zu  Goethes  -»Fauste 

In  meinem  Beitrag  zum  Goethe-Jahrbuch  191 2,  Bd,  XXXIII, 
S.  204 f.  habe  ich  die  Behauptung  aufgestellt,  daß  so  gut  wie 
jede  andere  Wissenschaft  auch  die  Jurisprudenz  »einem  dichte- 
rische?t  Werk  nahen  darf«,  »um  ...  zu  seiner  Erklärung  und 
einem  richtigen  Verständnis  beizutragen«.  Versuche  dazu  hatte 
ich  schon  in  meinem  -»Recht  in  Goethes  ,Eaust'«-^  gemacht; 
bestärkt  darin  wurde  ich  durch  das  Buch  mit  dem  gleichen 
Titel  von  Herrn  Oberlandesgerichtsrats  Georg  Müller  in  Naum- 
burg a.  S.^  Außer  dem  Prolog  im  Himmel  in  Goethes  »Faust« 
im  ganzen  und  an  einigen  Stellen  sind  auch  eine  Reihe  anderer 
Stellen  der  Tragödie  mit  Hilfe  der  deutschen  Rechtsgeschichte 
nicht  allein  leichter  zu  deuten,  sondern  überhaupt  nur  richtig 
zu  verstehen. 

Einige  dieser  Stellen  seien  hier  erörtert: 

Vers  843:  Die  Anrede  f> Bruder«,  unter  den  Schülern 
(Studenten)  erinnert  an  den  in  dieser  Hinsicht  gleichen  Gebrauch 
bei  den  Geistlichen  Orden  und  Zünften  im  Mittelalter  und 
dürfte  dorther  entnommen  sein. 

Vers  2205.  T>Spanien<i-  ist  ein  staatsrechtsgeschichtlicher 
Hinweis  auf  die  Erwerbung  dieses  Landes  und  seiner  Gebiete 
durch  die  Heirat  Johannas,  der  Erbin  von  Kastilien  und  Ara- 
gonien  im  Jahr  1496  mit  Erzherzog  Philipp,  dem  Sohn  Maxi- 
milians L,  den  Goethe  im  »Faust«  in  dem  Kaiser  darstellen 
wollte.    An  diese  Tatsache  erinnert  auch  das  Auftreten  einer 


'  Erschienen  in  dem  »Badener  Land«.  191 1,  Nr.  44 — 46,  Beilage 
zur  »Freiburger  Zeitjng«,  auch  als  Sonder- Ab  druck  bei  der  Universitäts- 
Druckerei  H.  M.  Poppen  &  Sohn  in  Freiburg  i.  Br. 

*  »Das  Recht  in  Goethes  Faust«  von  Georg  Müller,  Berlin,  Carl 
Heymanns  Verlag  1912,  572  S. 

13' 


196  MiSCELLEN 

•>Duenna<i-  (Vers  6513)  (=a  Erzieherin)  am  Kaiserhof  xm  11.  Teil 
der  Dichtung. 

Vers  2^2"/  T>wohlgeweiht<t  entspricht  der  Vorschrift  des 
katholischen  Kirchenrechts,  wonach  Friedhöfe,  ebenso  wie 
Kirchengebäude  (Vers  11 015)  vor  ihrer  Benutzung  geweiht 
werden  müssen. 

Vers  3713:  Das  •» mörderlich  Geschrei^  nach  dem  Tode 
Valentins  (vgl.  auch  Vers  7660)  gemahnt  rechtsgeschichtlich 
an  die  Pflicht  im  früheren  germanischen  Recht,  wonach  jeder, 
der  einen  Missetäter  —  hier  Valentin  den  Faust  als  Mörder  — 
auf  handhafter  Tat  verfolgte,  das  i>Gerüft^  zu  schreien  hatte, 
das  jeden  zur  Mitverfolgung  verpflichtete. 

Vers  4520 f.:  Die  Worte  im  Munde  Grethchens:  y^Ich  will 

Dir  die  Gräber  beschreiben Mich  ein  wenig  beiseif',  Nur 

flieht  gar  zu  weiH  sind  eine  Anspielung  auf  das  mittelalter- 
liche Kirchenstrafrecht,  wonach  das  Grab  eines  Hingerichteten 
nicht  auf  (vgl.  Erklärung  zu  Vers  2927  oben),  sondern  vor 
dem  Friedhof  seinen  Platz  fand. 

Vers  4603:  Der  Ort  des  Kerkers  heißt  -aheilign  in  An- 
lehnung an  die  Rechtsanschauungen  aus  heidnischer  Zeit,  daß 
der  vom  Richter  überführte  und  mit  dem  Tode  bestrafte  Ver- 
brecher mit  seinem  Leben  den  Göttern  verfallen  sei  und  sein 
Tod  durch  Priesterhand  als  ein  gottgeweihtes  Opfer  vollzogen 
werde  (vgl.  auch  Goethe  »Iphigenie  auf  Tauris«,  3.  Aufzug, 
I.  Auftritt).  Daher  kommt  es  auch,  daß  entsprechend  einem 
auch  heute  noch  weitverbreiteten  Volksaberglauben  Kohlen  von 
einem  Scheiterhaufen  in  Vers  6347  f.  als  glückbringend  ange- 
sehen werden. 

Vers  4892:  yiMarschalkv-  =  mare,  Mähre,  Pferd  +  Schalk, 
Knecht,  Diener,  eigentlich  Stalldiener,  d.  h.  Oberstallmeister. 
Man  beachte  in  der  Tragödie  an  dieser  Stelle  die  ältere  Form 
» .  .  .  .  schalka  im  Gegensatz  zu  der  jüngeren  Form  in  y>£rz- 
marschall«  an  späterer  Stelle  (Vers  10876).  Gemäß  der  in 
poetischer  Freiheit  nicht  einheitlichen  Schilderung  der  Zeit  im 
n.  Teil  der  Tragödie  und  der  Darstellung  der  Hofämter  in  der 
ersten  Hälfte  dieses  Teils  mehr  im  Lichte  der  früheren,  da- 
gegen der  Erzämter  in  der  zweiten  Hälfte  mehr  in  der  Be- 
leuchtung der  späteren  Jahrhunderte  des  Mittelalters  scheint 
der  Dichter  auch  die  diesen  Zeitaltern  entsprechenden  Formen 
der  sprachlichen  Bezeichnungen  gewählt  zu  haben. 

Vers  5472:  Der  Stab  in  der  Hand  des  Herolds  wird 
-DfronwKi.  und  in  Vers  5972  i>heilig<.(.  genannt,  in  Erinnerung 
an  seine  häufige  Verwendung  als  Vollmachtssymbol  zu  recht- 
lichen Handlungen  mit  religiösen  Grundlagen  in  germanischen 
Urzeiten. 

Vers  5747 :  y>ü'mgang«.  des  Plutus  erinnert  an  die  zum 
Zeichen  der  Besitzergreifung  der  Herrschaft  nach  dem  Regie- 


MiS  GELLEN  197 

rungsantritt    erfolgende  Utnfahrt   (circumitio)   der  merovingi- 
schen  Könige  um  und  durch  ihre  Lande. 

Vers  5972:  vgl.  Erklärung  zu  Vers  5472. 

Vers  6341  f. :  vgl.  Erklärung  zu  Vers  4603. 

Vers  6513:  vgl.  Erklärung  zu  Vers  2205. 

Vers  661Y :  t» Prinzipat  war  eine  tatsächlich  im  Mittel- 
alter für  Dozenten  (Vers  6588,  6617),  als  Meister  (Vers  6743) 
der  Wissenschaft  an  den  Universitäten  übliche  Anrede.  (Vgl. 
Du  Gange  Gloss.  med.  et  inf.  lat.  Bd.  VI,  S.  503). 

Vers  9364:  -oWächteroi  im  Helenazwischenspiel  ist  die 
Uebersetzung  des  Wortes  q)ij\aKe<;  bei  Piaton,  z.  B.  in  seiner 
»Politeia«,  2.  Buch,  Kap.  15  für  Krieger. 

Vers  10280:  Dem  Kaiser  Maximilian  I.  gegenüber,  den 
Goethe  im  »Faust«  darstellen  wollte,  ist  in  der  Geschichte  kein 
Gegenkaiser  aufgestellt  worden. 

Vers  10876 :  vgl.  Erklärung  zu  Vers  4892. 

Vers  II  Ol 3:  vgl.  Erklärung  zu  Vers  2927. 

Vers  10927  :  y>Das  Wort  des  Kaisers  ist  groß  und  sichert 
jede  Giftd.  (=:  Gabe)  spielt  auf  die  rechtsgeschichtliche  Tatsache 
an,  daß  der  Kaiser  nach  Leistung  des  erst  im  spätem  Mittel- 
alter üblich  gewordenen  Krönungseides  keinen  Eid  mehr  zu 
leisten  brauchte,  da,  wie  ein  Rechtssprichwort  besagt:  »Des 
Königs  Worte  sind  Eid  genug.«  So  entstand  nach  mittelalter- 
lichen Rechtsanschauungen  auch  ohne  eidliche  Bekräftigung 
für  den  Kaiser  ein  bindendes  Versprechen,  wie  dies  im  Sachsen- 
spiegel III,  54,  §  2  zum  Ausdruck  kommt,  in  dem  Satz:  »Der 
König  lügt  nicht«,  worauf  der  Vers  11  041  auch  hinzudeuten 
scheint:  ^Pür  uns  mög'  Euer  Wort  in  Kräften  bleiben.^ 
Uebrigens  besteht  auch  heute  noch  im  Prozeßrecht  eine  er- 
leichterte Eidesleistung  für  die  Landesherren  durch  Unter- 
schreiben der  Eidesformel  (Civ.-Proz.-Ord.  §  479). 

Rudolf  Blume 


2.  Zur  Medizin  in  Goethes  t>  Faust  <■<- 
Daß  ein  Werk  der  Dichtkunst,  wie  Goethes  »Faust«,  das, 
wie  in  ihm  selbst  behauptet  wird,  die  ganze  »  Welt«  (Vers  242) 
zum  Gegenstand  hat,  eine  Fülle  von  Erscheinungen  des  Kultur- 
lebens widerspiegelt,  ist  zu  erwarten.  So  ist  die  Fausttragödie 
u.  a.  auch  eine  Erkenntnisquelle  für  jenen  Zweig  der  Wissen- 
schaften, den  die  Beilkunde  ausmacht.  Alle  die  Stellen  darüber 
im  »Faust«  nachzuweisen,  ist  nicht  unsere  Absicht,  wiewohl  es 
anregend  wäre.'     Es   soll    hier  nur   eine  Stelle   der  Tragödie 


'  Ist  inzwischen  geschehen  in  meiner  Abhandlung  »Die  Medizin 
in  Goethes  ,Faust'((  in  den  »Akademischen  Mitteilungen«,  der  Albert- 
Ludwigs-Universität  in  Freiburg  i.  Br.  191 3,  Nr.  8  u.  9. 


198  MiSCELLEN 

betont  werden,  und  zwar  aus  der  Szene  »hell  erleuchtete  Säle« 
im  II.  Teil,  wo  Mephistopheles  am  Kaiserhof  in  Erwartung  der 
Erscheinung  der  Helena  als  Arzt  auftritt  und  sich  das  Ansehen 
eines  Wtaiderarztes  erwerben  will.  Nachdem  in  der  erwähnten 
Szene  Mephistopheles  der  »Braunen«  (Hof»schranze«)  gegen- 
über in  den  Versen  6307 — 6376  bereits  in  etwas  poetischem 
Anachronismus  der  Homöopathie  gedacht  hat,  wird  dort  in  den 
Versen  6325 — 6328  auch  von  ihm  in  historisch  treffender  Weise 
die  auf  den  verkehrten  Anschauungen  des  Mittelalters  beruhende 
Heilmethode  durch  Sympathiemittel  gestreift.  Mephistopheles, 
der  sich  selbst  einmal  in  Vers  151 7  den  Herrn  »der  Frösche« 
nennt,  empfiehlt  nämlich  einer  leichtgläubigen  »Blonden« 
(Hofdame)  gegen  Sommersprossen  folgende  sympathetische  Kur : 

»Nehmt  J^roschlaich,  Krötenzungen,  kohobiert 
Im  vollsten  Mondlicht  sorglich  destilliert; 
Und  wenn  er  abnitnmt,  reinlich  aufgestrichen, 
Der  Frühling  kommt,  die  Tupfen  sind  entwichen.« 

Dazu  ist  zu  bemerken: 

Solche  Mittel  waren  nicht  nur  in  den  Rezepten  der  alten 
y>Dreckapotheken<.'i,  wie  Witkowski,  Goethes  Faust  11,  S.  304 
meint,  üblich,  sondern  sind  im  Aberglauben  des  Volkes  auch 
heute  noch  weitverbreitet.  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  daß 
Goethe  auf  solche  volkstümlich  phantastischen  Vorstellungen 
anspielen  wollte,  zu  denen  Wutke  in  seinem  »Deutschen  Volks- 
aberglauben der  Gegenwart«  S.  343  einen  Beleg  noch  aus 
unserer  Zeit  enthält;  tatsächlich  wird  nämlich  z.  B.  in  Schlesien 
auch  heutzutage  noch  gegen  Sommersprossen  Froschlaich 
angewendet.  —  Die  große  Rolle,  die  der  abnehmende  Mond 
auf  die  Besserung  von  Krankheiten  bei  Anwendungen  von 
Arzneien,  namentlich  sympathetischer  Mittel,  nach  der  Ansicht 
des  Volkes  spielt,  ist  allgemein  bekannt.       Rudolf  Blume 


2.  Zum  Na7ne?i  Mephistopheles 
Die  Erklärung  des  Namens  Mephistopheles  aus  \xr[  -  qpuJTO  - 
(piXoq ,  also :  einer,  der  nicht  das  Licht  liebt,  hat  mir  nie  ganz 
einleuchten  wollen.  Ich  finde  sie  für  die  Zeit,  in  der  sie  ent- 
standen sein  muß,  viel  zu  geistreich.  Auch  sprachlich  liegen 
Schwierigkeiten  vor.  Ich  weiß  wohl,  daß  man  das  s  in  Mephi- 
s  -  topheles  so  zu  erklären  versucht  hat,  daß  man  annahm,  man 
habe  das  ganze  Wort  qpujq,  also  mit  dem  Sigma  neben  dem 
Stamm  des  Wortes,  hineinbringen  wollen.  Dann  blieb  aber 
immer  noch  das  i  in  der  zweiten  Silbe  zu  erklären  übrig.  Ich 
erinnere  mich,  daß  Scherer  in  seiner  Vorlesung  über  Faust  seiner- 
zeit auch  dafür  eine  Erklärung  zu  geben  versuchte,   die   mir 


MiSCELLEN  199 


aber  schon  damals  so  wenig  einleuchtete,  daß  ich  sie  mir  nicht 
aufgeschrieben  habe,  was  mir  heute  sehr  leid  tut. 

Jedenfalls  ist  die  meines  Wissens  übhche  Erklärung  des 
Namens  Mephistopheles  nichts  weniger  als  einwandfrei. 

Ich  bin  nun  bei  der  Lektüre  des  Alten  Testamentes  auf 
folgende  Vermutung  gekommen:  In  2.  Samuelis,  Kap.  4,  V.  4  ist 
die  Rede  von  Sauls  Sohn  J^//;/-Boseth,  welcher  lahm  ist. 
Von  ihm  ist  weiter  die  Rede  ibd,  Kap.  9.  Dann  taucht  ibd. 
Kap.  15,  V.  12  Ahi- 77/(7///^/ auf,  der  ungetreue  Ratgeber  Davids, 
der  David  verrät  und  zu  Absalom  übergeht,  und  auch  diesem  bösen 
Rat  erteilt,  indem  er  Absalom  dazu  verführt,  die  Kebsweiber 
seines  Vaters  David  zu  beschlafen.  Sein  schmähliches  Ende 
ist  erzählt  ibd.  Kap.  17,  V.  23.  Von  beiden,  von  Mephi-Boseth 
und  Ahi-Thophel,  ist  die  Rede  ibd.  Kap.  i6.  Ich  halte  es  nun 
für  möglich,  ja  für  wahrscheinlich,  daß  aus  jenen  beiden  Namen 
der  Name  Mephistopheles  zusammengesetzt  ist.  Daß  man  im 
Mittelalter,  wenn  man  böse  Geister  benamsen  wollte,  seine  Zu- 
flucht zum  Hebräischen  nahm,  ist  bekannt.  Ich  verweise  auf 
die  Dunkelmännerbriefe:  Böcking:  Hütten  I,  Seite  252  (Epist. 
V.  O.  II,  Nr.  42)  und  Böckings  Anmerkung  dazu  II,  720. 

A.  Oehlke 


4.    Epimenides 

In  unsern  erinnerungsschweren  Zeitläuften  richtet  sich  der 
Blick  unwillkürlich,  wie  festgebannt,  auf  das  Ungeheure  vor 
ICD  Jahren.  Da  gewinnt  auch  Epimenides'  wieder  Interesse, 
der  als  Zeitdokument  sehr  viel  wertvoller  ist  denn  als  dichterische 
Leistung.  1814  auf  Ifflands  Wunsch  unternommen,  ist  er  dennoch 
nicht  frisch  ad  hoc  entstanden,  sondern  aus  einer  Skizze  in 
der  Theatr.  Sendung^  zurechtgestutzt,  dem  Singspiel  in  Versen 
nämlich,  das  Wilhelm  zur  Begrüßung  des  Prinzen,  eines  »großen 
Helden  und  Menschenfreundes«  komponiert,  womit  gewiß  an 
Karl  August  gedacht  ist.  Um  1775/80  wird  sie  ersonnen  sein 
und  kann  sich  somit  nicht  auf  die  Freiheitskriege  beziehen. 
Ihre  erste  Szene  sieht  einen  ländlichen  Chorus  und  Mignons 
Eiertanz  vor.  Dieser  fällt,  jener  wird  an  den  Schluß  von 
Epimenides  (II,  8)  verpflanzt,  weil  aus  inneren  und  musikalischen 
Gründen  alles  mit  jauchzendem  Tusch  fortissimo  aushallen  muß, 
wo  wir  jetzt  dem  Chor  von  Frauen  und  Landbewohnern  be- 


'  Ueber  die  Berliner  Aufführung  und  Lewezow  »Des  Epimenides 
Urteil«  Rudolph  Gen^e  »Hundert  Jahre  des  Kgl.  Schauspiels  in  Berlin« 
1886,  S.  107—108. 

*  Maync,  S.  305,  Buch  V,  cap.  6  =  Lehrjahre  III,  cap.  6.  Eu- 
phorion  XIX,  i,  386. 


200  MiSCELLEN 


gegnen.  Kriegsvolk, '  von  den  Genien  Zwietracht  und  Gewalt 
geführt,  sollte  dann  in  jenes  ländliche  Idyll  tosend  einbrechen. 
1807/8,  in  der  leider  fragmentarischen  »Pandora«  rückt  welches 
an,  Hopliten  des  Urvaters  Prometheus.  Das  Soldatenlied* 
»Der  Ruf  des  Herrn,  des  Vaters  tönt«,  strack,  markig  wie 
Marsch  von  Kolonnen  und  kurzer  Trommelwirbel,  mit  seinem 
Doppelschlag  eine  gute  Illustration  der  Arbeit-Rhythmustheorie, 
geriet  sogar  wörtlich  von  hier  in  den  Epimenides.  Es  ziehen 
die  Völker  auf,  »welche  von  den  Römern  zuerst  bezwungen 
und  dann  als  Bundesgenossen  gegen  die  übrige  Welt  gebraucht 
worden.«  Dem  »neuen  Römertum«  hatte  schon  Fichte  1808 
gezürnt  zur  Zeit  des  Erfurter  Fürstentages  und  Kleists  Her- 
mannsschlacht zu  seiner  Vernichtung  einen  neuen  Arminius 
aufgerufen.  Napoleon'  selbst  hat  übrigens  im  ruhigen  Stolz- 
gefühl seiner  national -französischen  Unvergleichlichkeit  Titel 
wie  Cäsar,  Augustus,  Germanicus  von  sich  gewiesen.  Welche 
Ironie  der  Geschichte,  daß  sich  hier  einmal  Goethe  und  Kleist 
begegnen !  Auch  darin,  daß  der  große  Mann  Epimenides  II,  4 
»dem  Abgrund  kühn  entstiegen«  ist,  unter  dessen  dämonischer 
List  der  jahrhundertalte  Tempel '*  niederbricht,  während  ihn 
im  spanisch  fanatischen  »Katechismus  der  Deutschen«  1809 
Kleist  grenzenlos  schmäht  »als  einen  der  Hölle  entstiegnen 
Vatermördergeist,  der  herumschleicht  in  dem  Tempel  der  Natur 
und  an  allen  Säulen  rüttelt«. 

Nun  fesselt  im  Wilhelm  Meister  Minerva  die  beiden  Un- 
holde und  kündet  den  Triumph  des  Fürsten  an.  Dessen  Büste 
erscheint,  seine  verschlungenen  Namenszüge  im  Transparent, 
wie  im  Epimenides  zuletzt  Friedrich  Wilhelm  III,  und  dem 
Weimarer  Herzogspaar  gehuldigt  wird.  Nur  ist  hier  Minerva 
zeitgemäß  von  der  »Hoffnung«  vertreten,  die  aber  speerschüttelnd 
ihre  Pallasnatur  nicht  verleugnet: 

Weiblich  gestaltet,  bin  ich  männlich  kühn. 
Zarter,  mädchenhafter  ist  Elpore,  desMenschenherzens  ewig 
Wünschen  und  Wähnen,  die  Illusion  schlechthin,  Pandorens 
Töchterlein  undEpimetheus',  von  der  Mutter  ihm  beim  Scheiden 
entführt,  während  Epimeleia  sinnend,  sorgend  zurückgeblieben. 
Gaukelnd  naht  ihm  im  ahnungsvollen  Morgenrot  Elpore  und 
heißt  ihn  hoffen :  Pandora  kommt  wieder,  und  stark  und  unauf- 

^  In  Goethes  Poesie  hallt  es  von  Krieg  und  Schlacht  wieder  wie 
in  seiner  Zeit,  shakespearisch  schon  im  Götz;  eine  wäld  bewegte,  gut 
disponierte  Schlacht  im  2.  Faust,  »Goethe  als  Militär«  ist  wohl  noch 
zu  schreiben. 

*  Ein  ganz  ähnliches,  nur  trochäisch  ausgelassen,  »Vor  dem  Thor«, 
Faust  I. 

3  »Note  über  die  für  den  Triumphbogen  vorgeschlagenen  In- 
schriften«, gegeben  Schönbrunn,  13,  Oktober  1809. 

4  Symbol  für  die  Auflösung  des  alten  Deutschen  Reichs  1805? 


MiSCELLEN  201 


haltsam  brünstig  schwingt  sich  EXttk;  in  den  orphischen  Urworten 
tlber  Dunst  und  Zwang  und  Alltag  ewiger  Freiheit  zu.  Ist  einmal 
»Hoffnung«  da,  dann  bleiben  »Glaube«  und  »Liebe«  nicht 
dahinter,  umsomehr  als  sie,  von  romantischer  Frommheit  wieder 
entdeckt,  1804  in  Tiecks  »Aufzug  der  Romanze«  inhaltslos, 
aber  wohlklingend  mit  Kriegern  und  Schäfern  konzertierten. 
Fein  ist  im  Epimenides  die  Arbeit  der  bösen  Dämonen  ver- 
teilt und  bezeichnet,  wie  die  heilige  Drei  Fides,  Spes,  Caritas' 
auf  den  romantischen,  religiösen  Geist  Deutschland  zielt,  die 
verschiedenen  Phasen  des  Empire.  Mit  dem  Dämon  des  Kriegs 
zieht  das  Römerheer  auf:  Bonaparte  legt  Grund  mit  Lodi, 
Marengo,  Austerlitz,  Jena.  Geister  der  List,  mannigfach  ab- 
gestuft, unterminieren  den  Tempel:  Diplomatische  SchachzUge 
der  Jahre  1805 — 7,  Nun  erst  kann  die  »Unterdrückung«  im 
orientalischen  Despotengewand  erscheinen,  etwa  wie  181 2  im 
Di  van  »Winter  und  Timur«  im  Streitgespräch  hadern :  Der 
Kaiser  auf  der  Höhe  seiner  Macht  1808  —  12.  Nur  die  »Hoff- 
nung«* erwehrt  sich  des  Tyrannen,  der  AvaxKri.  Dann  mag 
getrost  der  »Jugendfürst«  an  der  Spitze  des  verbündeten  Eu- 
ropas erscheinen  und  unisono  der  Chorus  mit  der  Anspielung 
an  die  Fluten  der  Katzbach  und  dem  Refrain  »Vorwärts!« 
einsetzen,  wie  denn  18 14  in  Uhlands  Liedchen  das  siegver- 
heißende »Vorwärts!«  hin-  und  wiederhallte,  das  sich  von 
Heine  freilich  unter  ganz  veränderten  politischen  Bedingungen 
eine  unerwartete  Umprägung  gefallen  lassen  mußte.  Für 
»Blüchers  Denkmal«  in  Rostock  trat  Goethe  181 6/1 9  kräftig 
ein  (Schadow)  und  weihte  dem  urwüchsigen  Helden  »in  Harren 
und  Krieg«  sein  Sprüchlein.  Noch  1828  gedachte  er  seiner 
Standbilder  in  Berhn  und  Breslau.  Des  Jugendfürsten  kerniges 
Lob  (II,  ig): 

Zwar  hat  der  Ahnen  würdiges  Verdienst 
Die  goldnen  Reife  längst  geflochten, 
Doch  nun  ist's  eigener  Gewinst: 
Ihr  habt  das  Recht  daran  erfochten, 
macht   die    schönste   Anwendung   von    faustischer   Weisheit:' 
»Was  du    ererbt  von   deinen  Vätern  hast,  /  Erwirb  es,  um  es 
zu  besitzen.« 


'  Die  Liebe  ist  dargestelh  als  Phileros  in  »Pandora«,  Epuj<;  in 
Urworten  mit  Goetlies  Kommentar  (»Ethisches«).  Aehnliche  Urworte 
Aaifiov  (siel),  Tuxri,  epuuc;,  ava^Kn  in  Knebels  schwachen  Jamben, 
Goethe-Jahrb.  XXXIII,  S.  6—7.  »Der  neue  Amor«  in  »Antiker  Form 
sich  nähernd«,  in  der  Ital.  Reise:  »Cupido«  und  »Amor  ab  Landschafts- 
maler«, im  Sinne  des  ital.  Ausdrucks  »Con  amore«, 

*  Ihr  Gaukelwesen,  proteisch,  nebelhaft,  wie  oft  im  Faust,  »Zu- 
eignung«.    Goethe  als  Wolkenbetrachter  und  Wetterkundiger. 

3  Stammt  vielleicht  aus  Ulrich  von  Huttens  Brief  an  Pirklieimer 
in  Dichtung  und  Wahrheit,  vgl.  Goethe-Jahrb.  XXXII,  S.  182. 


202  MiSCELLEN 

Soweit  reicht  die  Verarbeitung  der  alten  Skizze.  Damit 
wird  nun,  in  eigenen  daktylischen  Maßen  angekündigt,  das 
neue  Leitmotiv:  Epimenides,  der  Schauende,  verwoben,  Goethes 
eigenes  passives  Verhältnis  zu  den  Welthändeln,  sein  Ent- 
schlummern bei  Nacht  und  unruhvolles  Erwachen  am  Freiheits- 
morgen, falls  nicht  das  sinnige,  schwärmende,  erdferne  Deutsch- 
land' tlberhaupt  damit  gemeint  ist.  Das  war  schon  1807  in 
»Pandora«  wunderschön  durchgeführt,  wie  es  innen  und  außen 
langsam  Tag  wird:  »Ein  tiefer  Schlaf  erquickte  mich  von  Glück 
und  Not.«  Pandora  entschwindet  den  Armen  des  Epimetheus, 
wie  Fausten  Helena.*  Die  Götter  »verliehen  mir  Pandoren  / 
So  reich  an  Gütern,  reicher  an  Gefahr.«  (Marienbad.  Elegie.) 
Den  endlichen  Frieden  bringt  die  Hochzeit  von  »Wort  und 
Tat«,  Epimeleia  und  Phileros.  Eine  solche  letzte  Identität 
ließe  sich  weithin  bei  den  Philosophen  übersehen,  von  Sokrates 
bis  zu  Goethes  verehrtem  Spinoza.  Michelangelo  stellte  kühn, 
herb,  tiefsinnig  Vita  contemplativa  und  activa  neben-  und  gegen- 
einander mit  beiden  Medicis  und  Rahel  und  Lea  vom  Juliusgrab. 
Wie  zeitgemäß  ist  sie  aber  auch,  wo  W.  Schlegel  1806  Fouqu^ 
aufrief  zur  Schöpfung  »einer  durchaus  nicht  träumerischen, 
sondern  wachen,  energischen  und  besonders  einer  patriotischen 
Poesie«,  Fichte  seine  ungeheure  Philosophie'  der  Tat  predigte, 
im  großen  Kaiser  selbst  diese  Identität  inkarniert  auf  Erden 
wandelt.  Nicht  vergebens  schwankt  der  faustische  Bibelüber- 
setzer vorm  XoYO(;  des  Johannes  zwischen  »Wort«  und  »Tat«, 
ganz  wie  Faust  selbst,  von  jenem  sich  entfernend,  zuletzt  im 
»Tatensturm«  sein  Glück  findet  und  dem  ungebärdigen  Meere 
Land  abtrotzt.  Uebrigens  gut  napoleonisch !  Rühmte  doch 
Goethe*  im  Juli  1812  den  Maitre  d'energie: 

So  tritt  durch  weisen  Schluß,  durch  Machtgefechte 
Das  feste  Land'  in  alle  seine  Rechte. 

Damit  vereinigt  sich  also,   was   dem  Epimenides  die  Genien* 
singen : 


'  Nach  Jean  Pauls  Friedenspredigt,  Einsiedler  1808,  gehört  Deutsch- 
land die  Luft,  Frankreich  das  Land,  England  das  Meer,  vgl.  Heine, 
»Deutschland«,  Caput  VII. 

*  Faust,  dem  Euphorion  bleibt,  erwacht  aber  zur  Tat,  Epimetheus 
zunächst  zur  Sehnsucht:  Elpore,  Epimeleia:  Hierher  aueh  Homunkulus? 
Epimeleia  und  Phileros  werden  verschönt  aus  Feuer  und  Wasser  wieder- 
geboren, Phönixsage,  im  Divan  »Stirb  und  Werde!« 

5  Goethe  in  »Politika«  empfiehlt  Dreinschlagen  statt  »Betens  und 
Flehens«,  im  Hinblick  auf  »Liebe«  und  »Glauben«,  im  Epimenides 
vom  Unhold  gefesselt.   Zum  Xo^o^  Spruch.  Salom.  und  Sirach:  loqpia. 

■♦  »Ihro  der  Kaiserin  von  Frankreich  Majestät.« 

5  Land  und  Meer  sind  hier  wieder  wie  bei  Jean  Paul  und  Heine 
Frankreich  und  England. 

6  Impavidum  ferient  ruinae. 


MiSCELLEN  203 

In  ihm  (dem  rechten  Mann)  wirken  Lust  und  Streben, 
Die  man  nicht  zermalmen  kann. 

Und,  nicht  zu  vergessen,  von  der  »Hoffnung«  kam  doch  die 
Rettung.  Nicht  Rußlands  Winter  erlöste,  sondern  sie,  der 
Tat  gewordene  Gedanke,  Minerva,  Jungfrau  und  Mann  zumal. 
Epimenides  aber  wird  (II,  9)  mit  »reinem  Empfänden«  das 
korsische  Unwetter  sub  specie  aeternitatis  anschauen,  nicht 
cum  ira  et  studio,  wie  seine  Zeitgenossen,  was  in  »Politika« 
viel  schnurriger  und  altdeutscher  zum  Ausdruck  kommt,  wo 
Gott  und  Teufel  um  Napoleon'  rechten.  Der  in  Gleims  Gre- 
nadierweise gehaltene  Schlußchor,  ^  in  dem  wie  bei  Th.  Körner 
Siegesfanale  lohen,  nach  dem  ersten  Pariser  Einzug  entstanden, 
weissagt  den  zweiten.  Zur  bedeutsamen  Entschleierung  der 
»Einigkeit«  wird  von  »Politika«  Amen  gesagt,  »daß  es  nicht 
möge  das  letzte  Mal  sein«. 

Von  Zeitanspielungen  begegnen  sonst  nur,  mit  dem  Ma- 
ckabäerbunde  verglichen  (II,  3),  der  Tugendbund,  der  nicht 
nur  den  Epimenides  (II,  6)  aufrüttelnde  Komet  von  181 1,  in 
welchem  Jahre  übrigens  ein  Goethen  gar  wohl  bekömmlicher 
»Eilfer«  gedieh,  der  russische  Winter  (II,  3),  der  außer  in 
»Politika«  im  Divan  wetterleuchtet.  In  den  »Zahmen  Xenien« 
warnt  eine  Zusatzstrophe  des  Schlußchors  die  deutschen  Fürsten 
vor  napoleonischem  Rechtsbruch,  wozu  sich  leider  schon  im 
von  »Politika«  bespöttelten' Wiener  Kongreß  erste  Anzeichen 
regten.  Eine  zweite  sieht  des  Festspiels  Berliner  Mißerfolg 
voraus:  Epimenides  »wird  in  Berlin /Zu  spät,  zu  früh  erwachen.« 
Sein  echtes  Gefühl  wird  ihm  als  »schmeichelndem  Lober«  thöricht 
verdacht  und  verleumdet,  wie  er  denn  kaustisch  verärgert  in 
Leipzig  ein  Siegesdenkmal  errichtet  wünscht  (»Politika«)  aus 
pyramidaler  deutscher  Narrheit.  S.  Aschner 


5.    Zu  Goethes  Ballade:  y>Der  Gott  utid  die  Bajadere<s. 

In  seiner  nützlichen  Zusammenstellung  der  »Quellen  zu 
Schillers  und  Goethes  Balladen«,  Bonn  191 1,  Seite  37  (Kleine 
Texte  für  theol.  und  philol.  Vorlesungen  und  Uebungen,  heraus- 
gegeben von  Hans  Lietzmann)  führt  Albert  Leitzmann  als 
Quelle  zu  Goethes  Ballade  »Der  Gott  und  die  Bajadere«  zu- 
nächst an  die  »Reise  nach  Ostindien   und  China  von  Herrn 


'  Dieselbe  Situation  1828  inChamissos  deutschen  Terzinen  »Traum«, 
einem  Traumbild,  das  von  Heine  sein  könnte. 

*  Berliner  Aufführung  30,  März  181 5  vor  Waterloo. 

3  Der  Vergleich  des  Friedensschlußes  mit  einer  grobianischen 
Mahlzeit  schon  bei  Commynes,  Memoiren,  Buch  I,  wo  er  den  Frieden 
von  Conflans  schildert. 


204  MiSCELLEN 

Sonnerata,  Zürich  1783,  I.  34 — 35,  210 — 211  Anm.  Ferner 
komme  in  Betracht  Dappers  »Asia  oder  ausführliche  Beschreibung 
des  Reichs  des  großen  Mogols  und  eines  großen  Teils  von 
Indien«,  Nürnberg  1681.  Obwohl  Leitzmann  bemerkt,  er  könne 
nicht  beweisen,  daß  Goethe  die  erste  Quelle  gekannt  habe, 
scheint  das  doch  unzweifelhaft  zu  sein.  Noch  nicht  beachtet 
ist  aber  der  Einfluß  einer  Quelle,  die  Goethe  unstreitig  gekannt, 
an  die  er  sich  in  einzelnen  Zügen  beinahe  wörtlich,  in  ihrem 
großen  Thema  aber  viel  enger  angeschlossen  hat,  als  an  die 
Erzählung  Sonnerats.  Wir  dürfen  uns  bei  Goethes  Bibelfestigkeit 
nicht  wundern,  diese  Quelle  bei  Lukas  VII,  36  ff.  in  der  Ge- 
schichte der  Maria  Magdalena  zu  finden.  Um  den  Zusammen- 
hang deutlich  zu  machen,  lasse  ich  die  Stelle  wörtlich  hier 
folgen. 

»Es  bat  ihn  aber  einer  von  den  Pharisäern  zu  Tische, 
und  er  ging  in  das  Haus  des  Pharisäers  und  setzte  sich  nieder. 
Und  siehe,  ein  sündiges  Weib,  die  in  der  Stadt  war,  die  erfuhr, 
daß  er  im  Hause  des  Pharisäers  zu  Tische  saß,  und  kam  mit 
einer  Alabasterflasche  mit  Salbe,  und  sie  stellte  sich  hinten  zu 
seinen  Füßen  und  weinte,  fing  an  mit  den  Tränen  seine  Füße 
zu  netzen  und  wischte  sie  mit  den  Haaren  ihres  Hauptes  ab 
und  küßte  seine  Füße  und  salbte  sie  mit  der  Salbe.  Als  aber 
der  Pharisäer  dies  sah,  der  ihn  geladen,  sprach  er  bei  sich 
selbst;  wenn  der  ein  Prophet  wäre,  so  erkannte  er,  wer  und 
welcher  Art  die  Frau  ist,  die  ihn  anrührt,  daß  sie  eine  Sünderin 
ist.  Und  Jesus  antwortete  und  sprach  zu  ihm:  Simon,  ich  habe 
dir  etwas  zu  sagen.  Er  aber  sagte:  sprich,  Meister.  Ein 
Wechsler  hatte  zwei  Schuldner;  der  eine  schuldete  fünfhundert 
Denare,  der  andere  fünfzig.  Da  sie  nicht  zahlen  konnten, 
schenkte  er  es  beiden.  Welcher  von  ihnen  nun  wird  ihn  am 
meisten  lieben?  Da  antwortete  Simon:  ich  denke  der,  dem 
er  am  meisten  geschenkt  hat.  Er  aber  sagte  zu  ihm:  du  hast 
recht  geurteilt.  Und  indem  er  sich  gegen  die  Frau  wendete, 
sagte  er  zu  Simon:  Siehst  du  diese  Frau?  Ich  bin  in  dein  Haus 
gekommen,  du  hast  mir  kein  W^asser  für  die  Füße  gegeben; 
sie  aber  hat  mir  die  Füße  mit  ihren  Tränen  genetzt  und  mit 
ihren  Haaren  getrocknet.  Du  hast  mir  keinen  Kuß  gegeben; 
sie  aber  hat  von  dem  Augenblick  an,  da  sie  eintrat,  nicht 
nachgelassen,  mir  die  Füße  zu  küssen.  Du  hast  mir  das  Haupt 
nicht  mit  Oel  gesalbt,  sie  aber  hat  mir  die  Füße  mit  Salbe 
gesalbt.  Darum  sage  ich  dir,  daß  ihre  vielen  Sünden  vergeben 
sind,  hat  sie  doch  viel  Liebe  bewiesen:  wem  dagegen  wenig 
vergeben  wird,  der  liebt  wenig.  Er  aber  sprach  zu  ihr:  deine 
Sünden  sind  dir  vergeben.  Und  die  Tischgenossen  fingen  an, 
bei  sich  zu  sagen:  Wer  ist  der,  daß  er  sogar  Sünden  vergibt? 
Er  aber  sprach  zu  der  Frau:  dein  Glaube  hat  dir  geholfen, 
gehe  hin  in  Frieden.« 


MlSCELLEN  205 

Und  nun  dem  gegenüber  Goethes  Ballade. 

Gleich  die  erste  Strophe  bringt  einen  ganz  andern  Gott 
als  die  indische  Quelle.  Beinahe  als  Abenteurer  kommt  jener 
mit  einem  Geschenke,  um  zu  sehen,  ob  eine  Dirne  ihm,  dem 
schönen  Jüngling,  treuer  wäre  als  sie  es  andern  vordem  gewesen. 
Unwillkürlich  aber  denken  wir  in  der  Ballade  bei  dem  über 
die  Erde  dahinwandernden  Gotte,  der  ausgeht,  um  Verlorene 
SU  suchen,  an  den  Christus  der  Bibel,  In  herrlichen  Worten 
ist  in  der  Eingangsstrophe   Christi   Lebenszweck  geschildert. 

Ein  echter  Zug  Christi,  wie  er  für  ihn  bezeichnender  kaum 
gefunden  werden  könnte,  hegt  in  der  Stelle :  »die  Großen 
belauert,  auf  Kleine  geachtet«.  Für  den  ersten  Halbvers  haben 
wir  die  Belegstelle  in  unserer  biblischen  Quelle:  ».  . .  Als  aber 

der  Pharisäer  dies  sah,   sprach  er  bei  sich  selbst Und 

Jesus  antwortete  ihm«  (auf  dies  sein  heimlich  Selbstgespräch). 
Bei  der  zweiten  Vershälfte  aber  denken  wir  sofort  an  die 
Geschichte  vom  Pharisäer  und  Zöllner,  Lukas  XVIII,  9  ff.,  die 
arme  Witwe  mit  dem  Zinsgroschen,  Lukas  XXI,  Jesu  den 
Kinderfreund  (Wenn  ihr  nicht  werdet  wie  eines  dieser  Kleinen) 
Lukas  XVIII,  15. 

Geradezu  greifbar  werden  die  Anlehnungen  an  die  Bibel 
in  der  dritten,  vierten  und  fünften  Strophe :  »Bist  du  müd',  ich 
will  dich  laben,  Lindern  deiner  Füße  Schmerz  —  Sie  lindert 
geschäftig  geheuchelte  Leiden  —  Und  er  fordert  Sklavendienste, 
immer  heitrer  wird  sie  nur  —  Und  sie  weint  zum  ersten  Mal, 
Sinkt  zu  seinen  Füßen  nieder,  Nicht  um  Wollust  noch  Gewinnst«. 
Und  bei  Lukas:  ». .  .  kam  mit  einer  Alabasterflasche  mit  Salbe, 
und  sie  stellte  sich  hinten  zu  seinen  Füßen  und  weinte,  fing 
an,  mit  den  Tränen  seine  Füße  zu  netzen,  wischte  sie  mit  den 
Haaren  ihres  Hauptes  ab  und  küßte  seine  Füße  und  salbte 
sie  mit  der  Salbe«.  Wie  vertraut  diese  Stelle  Goethe  war, 
beweist  der  Umstand,  daß  er  sie  nicht  nur  hier,  sondern  auch 
am  Schlüsse  des  zweiten  Teiles  von  Faust  wieder  verwandte. 

»Bei  der  Liebe,  die  den  Füßen 
Deines  gottverklärten  Sohnes 
Tränen  ließ  zum  Balsam  fließen. 
Trotz  des  Pharisäerhohnes ; 
Beim  Gefäße,  das  so  reichlich 
Tropfte  Wohlgeruch  hernieder. 
Bei  den  Locken,  die  so  weichlich 
Trockneten  die  heil'gen  Glieder  — « 

Und  wiederum  sind  beinahe  wörtlich  aus  der  Bibel  ent- 
nommen die  Schlußverse :  »Es  freut  sich  die  Gottheit  der 
reuigen  Sünder  .  .  .«.  »Ueber  einen  Sünder,  der  Buße  tut, 
wird  mehr  Freude  sein  als  über  neunundneunzig  Gerechte« 
heißt  es  dort.    »Der  Göttliche  lächelt;  er  siehet  mit  Freuden 


206  MiSCELLEN 

durch  tiefes  Verderben  ein  menschliches  Herz«  heißt  es  bei 
Goethe,  mit  den  Worten :  »ihre  vielen  Stlnden  sind  ihr  ver- 
geben, hat  sie  doch  viele  Liebe  bewiesen  —  dein  Glaube  hat 
dir  geholfen;  gehe  hin  in  Frieden«  hebt  Christus  das  »verlorne 
schöne  Kind«,  »das  sündige  Weib«  wieder  zu  sich  empor. 

Mehr  aber  noch  als  diese  einzelnen  Uebereinstimmungen 
zwischen  Goethes  Ballade  und  der  Magdalenengeschichte  bei 
Lukas  scheint  mir  der  Gesamteindruck  zu  beweisen,  dem  wir 
uns  beim  Lesen  der  Ballade  und  des  bibhschen  Textes  wohl 
kaum  entziehen  können.  Beinahe  scheint  es,  als  habe  Sonnerats 
Erzählung  nur  die  glückliche  Form  geboten,  dieses  Thema 
darin  niederzulegen,  das  er  uns  andernfalls  eines  Tages  viel- 
leicht doch  in  anderer  Form  verarbeitet  hätte ;  denn  daß  er 
sich  nicht  nur  vorübergehend  damit  beschäftigte,  sondern  daß 
es  seinem  Denken  überhaupt  nahe  lag,  das  beweist  doch  deutlich 
der  Umstand,  daß  er  es  nicht  nur  einmal  hier  behandelte, 
sondern  daß  er  es  auch  in  den  Faust  mit  herübemahm.  Das 
Problem  der  Entsühnung  sündiger  Liebe  durch  reine  Liebe 
entkleidet  Goethe,  der  Neuheide,  hier  seiner  biblischen  Form 
und  siedelt  es  in  indischem  Milieu  an.  Ernst  Braun 


6.    Zur  Entstehungsgeschichte  des  Heidenröslein 

Nach  den  Untersuchungen  und  Feststellungen  verschie- 
dener Forscher  unterliegt  es  keinem  Zweifel  mehr,  daß  das 
Gedicht  »Heidenröslein«  ein  echtes  Goethesches  Produkt  ist 
und  kein  Volkslied,  wie  Herder  geglaubt  hat,  der  vielleicht 
deswegen  von  Goethe  irregeführt  wurde,  weil  letzterer  es 
nicht  wagte,  das  Gedicht  als  sein  eigenes  auszugeben;  wir 
wissen  ja,  daß  Goethe  andere  Erzeugnisse  seiner  Phantasie 
aus  Furcht  vor  Herders  höhnender  Kritik  seinem  Freunde 
verheimlicht  hat. 

Auch  die  Frage  nach  der  Quelle  des  Gedichtes  darf 
wohl  als  endgültig  gelöst  gelten:  das  Heidenröslein  ist  eine 
selbständige  Behandlung  des  Motivs  des  symbolischen  Ab- 
brechens  einer  Rose,  von  Goethe  nach  Fragmenten  eines 
Volksliedes,  »Sie  gleicht  wol  einem  Rosenstock«,  und  mit 
dem  alten  Kehrreim:  »Röslein  auf  der  Heiden«  neu  gedichtet.' 
Das  Herdersche  Gedicht  »Die  Blüthe«  ist  doch  sicherlich  mit 
Erich  Schmidt  und  Eugen  Wolff  als  »Kontrafaktur«  des 
Heidenröslein  anzusprechen.  Demnach  liegt  die  Entstehungs- 
geschichte des  Gedichtes  uns  klar  vor  Augen. 

Die   Entstehungszeit   des   Heidenröslein    ist   mit    größter 


*  Goethes  Gedichte,  herausg.  v.  Loeper,  Bd.  i,  S.  271. 


MiSCELLEN  207 

Wahrscheinlichkeit  in  die  letzten  Monate  von  Goethes  Straß- 
burger Aufenthalt  nach  Herders  Abreise  anzusetzen;  Goethe 
wird  ihm  das  Gedicht  zusammen  mit  den  im  Elsaß  gesammelten 
Volksliedern  gesandt  haben.  Gerade  in  diese  Zeit  fällt  nun 
sein  Umgang  mit  Lenz,  wie  er  in  »Dichtung  und  Wahrheit« 
geschildert  wird.  »Seine  Gesellschaft  war  nicht  die  meine ; 
aber  wir  suchten  doch  Gelegenheit,  uns  zu  treffen,  und  teilten 
uns  einander  gern  mit,  weil  wir,  als  gleichzeitige  Jünglinge, 
ähnhche  Gesinnungen  hegten.«  Goethe  weist  auf  die  »whimsical« 
Sinnesart  seines  Freundes  hin,  die  ihn  zum  Uebersetzen 
Shakespeares  besonders  befähigte;  »wir  priesen  Lenz  als 
einen  begünstigten  Menschen,  da  ihm  jenes  »Epitaphium« 
des  von  der  Prinzessin  geschossenen  Wildes  folgendermaßen 
gelungen  war« :  es  folgt  die  Lenzische  Uebertragung  einer 
der  »Absurditäten  der  Clowns«  aus  »Love's  Labor's  Lost«, 
wie  sie  in  Lenzens  Uebersetzung  des  Shakespeareschen  Stückes 
unter  dem   Titel   »Amor  Vincit  Omnia«  veröffentlicht  wurde. 

Lenz  arbeitete  also  schon  um  diese  Zeit  an  seiner  Ueber- 
setzung; die  Freunde  »teilten  sich  einander  gern  mit«;  es  ist 
daher  äußerst  wahrscheinlich,  daß  Goethe  bei  seinem  lebhaften 
Anteil  an  Lenzens  Arbeit  und  seiner  Begeisterung  für  den 
englischen  Dichter  überhaupt  sich  auch  mit  dem  Original 
bekannt  gemacht  hat. 

Angesichts  dieser  Tatsachen  liest  man  wenigstens  mit 
großem  Interesse  in  »Love's  Labor's  Lost«,  vierter  Akt,  dritte 
Szene,    folgendes    charakteristisch   Shakespearesche    Gedicht: 

»On  a  day alack  the  day ! 

Love,  whose  month  is  ever  May, 
Spied  a  blossem  passing  fair 
Playing  in  the  wanton  air: 
Through  the  velvet  leaves  the  wind, 
All  unseen,  can  passage  find, 
That  the  lover,  sick  to  death, 
Wish  himself  the  heavens's  breath. 
Air,  quoth  he,  thy  cheeks  may  blow; 
Air,  would  I  might  triumph  so! 
But,  alack,  my  band  is  sworn 
Ne'er  to  pluck  thee  from  thy  tJiorn; 
Vow,  alack,  for  youth  unmeet, 
Youth  so  apt  to  pluck  a  sweet ! 
Do  not  call  it  sin  in  me, 
That  I  am  foresworn  for  thee ; 
Thou  for  whom  Jove  would  swear 
Juno  but  an  Ethiope  were; 
And  deny  himself  for  Jove, 
Turning  mortal  for  thy  love.« 


208  MiSCELLEN 


Lenzens  Uebersetzung  lautet  folgendermaßen:' 

»Eines  Tags verhaßter  Tag ! 

In  dem  Mond,  wo  Zärtlichkeiten 

Mit  den  Rosen  sich  verbreiten, 

Da  entdeckt  ich,  heller  als  den  Tag, 

Eine  Rose  voll  Vollkommenheiten, 

Die  dem  Zephir  offen  lag. 

Durch  die  seidnen  Blätter  macht 

Er  sich  Bahn  in  rothe  Nacht. 

Wünschend  stand  ich,  sah  ihm  zu. 

War  ich,  ach!  von  Luft  wie  du. 

Dürfte  so  mit  vollen  Backen 

Ihre  schönen  Wangen  packen. 

Und  sie  küssen  dreist  wie  du. 

Aber  weh!  ein  Schwur  hält  mich  zurücke. 

Daß  ich,  Göttin,  dich  aus  Dornen  pflücke : 

Welch  ein  Schwur  für  heißes  Blut 

Von  der  allerreinsten  Glut! 

Nenn  es,  Schönste !  kein  Verbrechen 

Den  Tyranneneid  zu  brechen. 

Ach  um  deinetwillen  schwur 

Jupiter  sein  Weib  zum  Mohren, 

Seine  Tochter  ungeboren. 

Und  sich  selbst  zu  einem  Stier.« 

Es  fragt  sich  nun,  läßt  sich  ein  Einfluß  dieses  Gedichtes 
auf  das  Heidenröslein  nachweisen?  Bringt  es  irgendwelche 
neuen,  im  Aelstischen  Volkslied  nicht  vorhandenen  Züge,  die 
auf  die  Komposition  des  Goetheschen  Gedichtes  eingewirkt 
haben  ? 

Die  Antwort  auf  diese  Fragen  muß  verneinend  lauten. 
Keines  der  neuen  Elemente,  die  im  Heidenröslein  erscheinen, 
läßt  sich  mit  einiger  Sicherheit  auf  eine  Anregung  durch  das 
Shakespearesche  Gedicht  zurückführen.  Höchstens  könnte 
man  auf  des  letzteren  dritten  Vers  hinweisen,  der  das  erste 
Verbum  des  Gedichtes  enthält:  die  Handlung  hat  hier  den- 
selben Anfang,  im  Erblicken  der  Rose  durch  den  Liebhaber, 
wie  bei  Goethe.  Interessant  ist  auch  die  Tatsache,  daß  das 
vierfüßige  trochäische  Versmaß  mit  dem  Metrum  des  Goetheschen 
Gedichtes  in  der  Gestalt,  in  welcher  es  vom  Dichter  selbst 
zum  ersten  Male  veröffentlicht   wurde,    genau    übereinstimmt. 

In  der  Tat,  wenn  Goethe  darauf  ausging,  das  Symbol 
der  abgebrochenen  Rose  in  einem  »Volkslied«  zu  verwerten, 
so  konnte  er  von  Shakespeare  wenig  Anregung  empfangen. 
Das   Gedicht  in  »Love's  Labor's  Lost«    hat   mit   den   Volks- 


^  Schriften,  herausg.  v.  Tieck,  Bd.  2,  S.  259  ff. 


MiSCELLEN  209. 

liedern,  die  sich  in  Shakespeares  Stücken  überall  hin  zerstreut 
finden,  offenbar  gar  nichts  zu  tun.  Es  ist  vielmehr  ein  im 
höchsten  Grade  kunstmäßiges  Erzeugnis,  dem  Charakter  des 
raffinierten  Hofmanns  entsprechend,  dem  es  in  den  Mund 
gelegt  ist,  und  erinnert  stark  an  die  »conceits«  und  die  ganze 
Manier  der  Shakespeareschen  Sonette.  Dabei  muß  man  aber 
auch  nicht  außer  Acht  lassen,  daß  für  den  jungen  Goethe 
wie  für  das  ganze  achtzehnte  Jahrundert  bis  auf  die  Romantik 
überhaupt  Shakespeares  Werke  samt  und  sonders  die  reine 
Naturpoesie  waren,  ohne  jede  Künstlichkeit  der  Form  oder 
des  Inhalts,  und  insofern  dem  Volkslied  nahe  verwandt. 

Die  Ergebnisse  unserer  Betrachtung  lassen  sich  also  kurz 
dahin  zusammenfassen:  i.  es  ist  mit  ziemlicher  Sicherheit 
anzunehmen,  daß  Goethe  das  Shakespearesche  Gedicht  gekannt 
und  zwar  gerade  um  die  Zeit  der  Komposition  des  Heiden- 
röslein  kennen  gelernt  hat;  2.  ein  bestimmter  oder  gar 
bestimmender  Einfluß  auf  das  Heidenröslein  von  Seiten  des 
ShaTcespeareschen  Gedichtes  läßt  sich  nicht  nachweisen, 
höchstens  könnte  in  diesem  Zusammenhang  auf  die  rein  äußer- 
liche Uebereinstimmung  des  Metrums  hingewiesen  werden ; 
3,  es  handelt  sich  vielmehr  um  die  allgemeine  Symbolik  der 
abgebrochenen  Rose,  welche  beiden  Gedichten  sowohl  wie 
auch  dem  Aelstischen  Volkslied  gemeinsam  ist;  wenn  das 
Shakespearesche  Gedicht  Goethe  beeinflußt  haben  sollte,  so 
war  es  wohl  bloß  insofern,  als  es  seine  Aufmerksamkeit  auf 
das  alte  Motiv  des  Volksliedes  befestigt  und  so  auf  die 
keimende  Idee  einer  Umgestaltung  desselben  mit  Anwen- 
dung auf  sein  eigenes  Erlebnis  bekräftigend  eingewirkt  haben 
möchte.  Cawley 


7.  Zu  -üDichtung  und  Wahrheit^ 
In  meinem  Besitz  befindet  sich  ein  Buch,  betitelt:  »Be- 
schreibung /  des  /  gegenwärtigen  Zustandes  /  der  /  Freien  Reichs- 
Wahl  und  /Handels-Stadt  /  Franckfurt  /  am  Mayn,  /  mitgetheilet  / 
von  /  Johann  Bernhard  Müller,  J.  U.  L.  /  [Vignette]  /  Franck- 
furt an  Mayn  /  bey  Johann  Friedrich  Fleischer,  /  1747.  —  Die 
Widmung  lautet:  Denen /Wohl-  und  Hoch-Edelgebohrnen,  / 
Hoch-Edelen,  Gestrengen  und  Hoch-  /  gelahrten,  WohlfUrsich- 
tigen,  Hoch-  /  und  Wohlweisen  /  HERREN,  /  Höchstansehn- 
lichen respective  würck-/ liehen  Kayserlichen  Räthen,  /  HERRN/ 
Schultheissen,  /  Burgermeistern,  /  Schöffen,  /  Syndicis  /  und  /  des 
Raths,  /  der  /  Wahl-  Reichs  und  Handel-Stadt  /  Franckfurt  am 
Mayn,  /  Seinen  /  Großgünstigen,  Hochgebietenden  /  und  /  Hoch- 
geehrtesten Herren /leget /dieses  Buch /als  ein  geringes  Denck- 
mal,  /  seiner  wahren  und  tieffen  Ehrfurcht  in  aufrichtigster  / 
Ergebenheit  /  vor   dero   erleuchtete  Augen  /  mit  /  beygefügtem 

Goethe-Jahrbuch  XXXIV  14 


210  MiSCELLEN 


treu-meynenden  und  /  hertzlichen  Wunsche,  /  daß  der  /  Aller- 
höchste Dieselbe  /  noch  ferner  /  nebst  /  Dero  vornehmen  und 
ansehnlichen  /  Familien  /  zum  Tröste  /  unserer  gantzen  Stadt  / 
mit  seiner  Gnade  /  viele  und  lange  Jahre  erhalten  wolle.  / 
Der  Verleger  /  Johann  Friedrich  Fleischer. 

Nach  einer  Vorrede  folgt  der  »Innhalt  der  Capiteln« : 
»Cap.  I.  Von  dem  Ursprung,  Namen  und  Erbauer  der  Stadt 
Franckfurt.  II.  Von  der  Laage  und  Gegend  dieser  Stadt. 
ni.  Von  der  Eintheilung  und  Innern  Beschaffenheit  der  Stadt. 
rV.  Von  den  Haupt-Plätzen  und  Brunnen  in  Franckfurt.  V.  Von 
den  Pallästen  und  Höfen  fremder  und  benachbarter  Herr- 
schaften, welche  sich  theils  beständig,  theils  nur  zuweilen  in 
Franckf.  aufhalten.  VI.  Von  den  öffentlichen  Gebäuden.  VII.  Von 
den  ansehnlichsten  Privat-Gebäuden  in  Franckfurt.  VIII.  Von 
denen  ausserhalb  nahe  um  die  Stadt,  herum  gelegenen  Höfen, 
Lustgebäud  und  Gärten,  wie  auch  Meyereyen  Orten  und  Dorff- 
schafften.  IX.  Von  den  Catholischen  Clöstern.  X.  Von  den 
Lutherischen  Clöstern.  XL  Von  der  Regierung.  XU.  Von  den 
bürgerlichen  Collegiis.  XIII.  Von  alten  vornehmen  und  ade- 
lichen Geschlechtern.  VIV.  Von  fremden  Ministern,  Räthen 
Residenten  und  caracterisirten  Personen,  so  sich  in  Franck- 
furt aufhalten.  [Hier  ist  unter  anderen  angeführt  (S.  117): 
»Herr  Johann  Caspar  Goethe,  J.  U.  D.  wie  auch  Ihro  Rom. 
Kayserl.  Majestät  würcklicher  Rath.«]  XV.  Von  dem  Kriegs- 
Stand.  XVI.  Von  der  Religion  und  dem  Franckfurtischen 
Kirchen  Wesen.  XVII.  Von  dem  Evangelischen  Ministerio. 
XVin.  Von  der  Reformirten  Geistlichkeit.  XIX.  Von  der  Catho- 
lischen Geistlichkeit.  XX.  Von  graduirten  Personen.  XXI.  Von 
dem  Gymnasio,  XXII.  Von  Gelehrten  so  durch  Schrifften  in 
der  gelehrten  Welt  bekant  worden.  XXIII.  Von  der  Kauff- 
mannschafft.  XXIV.  Von  dem  Buchhandel.  XXV.  Von  der 
Buchdruckerey  und  Schrifftgieserey.  XXVI.  Von  der  Stadt 
BibHotheck.  XXVII.  Von  privat  Bibliothecken  und  Kunst- 
Kammern.  XXVIII.  Von  Künstlern  Manufacturen  und  Hand- 
werckern.  XXIX.  Von  den  Gebräuchen,  Sitten  und  Belustigungen 
in  Franckfurt.  XXX.  Von  den  Gesetzen.  XXXI.  Von  den 
vornehmsten  Privilegien  und  Vorrechten  der  Stadt  Franckfurt. 
XXXII.  Von  den  zwey  Messen,  so  jährlich  in  Franckfurt  ge- 
halten werden,  dem  dabey  üblichen  Geleit  und  dem  Pfeiffer- 
Gericht.  XXXin.  Von  milden  Stiftungen  und  Verpflegung 
Fremder  und  Einheimischer  Armen  und  Nothleidenden  in 
Franckfurt.  XXXIV.  Von  den  vornehmsten  Gast-Höfen  in 
Franckfurt.  XXXV.  Von  den  itzigen  Posten  in  Franckfurt. 
XXXVI.  Von  den  Wappen  und  Siegeln  der  Stadt  Franckfurt. 
XXXVn.  Von  den  Müntzen  in  Franckfurt.  XXXVIII.  Von  der 
Kayserl.  Wahl  in  Franckfurt  und  der  güldenen  Bulle.  XXXIX.  Von 
noch  einigen  Merckwürdigkeiten  der  Stadt  Franckfurt.  XL.  Von 


MiSCELLEN  211 

der  Judenschafft  und  ihrer  eigenen  Gaße  in  Franckfurt.  XLI.  Von 
Sachsenhausen,«  Hieran  schließt  sich  ein  Verzeichnis  der 
sechs  Kupferstiche,  die  in  meinem  Exemplar  fehlen,  der  Text 
(S.  I  —  285),  ein  27  Seiten  umfassendes  Register  und  eine  Druck- 
fehlerliste. 

Es  ist  nicht  ausgeschlossen,  daß  Goethe  das  Buch  gekannt 
und  benutzt  hat.  Jedenfalls  dürfte  es  auch  für  den  Kommentar 
von  »Dichung  und  Wahrheit«   herangezogen  werden  können. 

Werner  Deetjen 


8.    Une  a?tecdote  werthirien7ie  racontie  par  le  fils  de  Charlotte 

Dans  ses  Souvenirs  de  France  et  d'Italie  (Paris  1868,  p.  499), 
le  comte  Joseph  d'Estourmel  rapporte  une  anecdote  qu'il  tient 
de  la  bouche  meme  d'Auguste  Kestner,  et  qu'il  peut  etre 
interessant  de  rapprocher  d'autres  versions  de  cette  simple 
histoire.  D'Estourmel,  un  legitimiste  que  la  Revolution  de  1830 
a  laisse  mdcontent  et  boudeur,  voyage  en  Italie  et  se  trouve 
ä  Rome  au  printemps  de  1832  :  il  y  apprend  la  mort  de  Goethe 
de  la  bouche  meme  de  Kestner,  resident  de  Hanovre,  »qui  nous 
a  parle  avec  une  Emotion  tres  visible  de  la  perte  r^cente  que 
l'Allemagne  vient  de  faire«. 

Mes  voisins,  en  ecoutant  les  regrets  de  M.  Kestner,  se 
firent  un  signe  d'intelligence  que  je  compris  mieux  quand 
un  d'eux  me  dit  que  nous  etions  chez  le  fils  de  la  Char- 
lotte de  Werther.  Du  reste  M.  Kestner  n'y  mettait  point  de 
mystere.  Cette  circonstance  ne  peut  nuire  ä  la  memoire  de 
sa  mfere.  Ce  n'est  pas  la  faute  d'une  honnete  femme  si  une 
passion  rebutde  porte  un  homme  ä  se  tuer  pour  eile,  et  il 
y  a  encore  moins  de  scrupule  ä  se  faire  quand  ce  meme 
homme  ne  s'en  est  que  mieux  port^  depuis,  et  vient  seulement 
tout-ä-l'heure  de  mourir  de  vieillesse.  Goethe,  qui  s'est  peint 
dans  Werther,  fut  en  effet  fort  ami  de  M.  K  . . .  le  pere,  et 
fort  amoureux  de  sa  femme.  Le  roman  est  de  l'histoire  moins 
le  d^nouement  qui  eüt  ete  parfaitement  moral  s'il  füt  restd 
dans  le  vrai,  puisqu'il  eüt  prouve  qu'une  passion  coupable 
peutse  dompter,  s'epurer,  et  que  l'amitie  aussi  tendre,  si 
eile  est  moins  vive,  est  lä  toute  prete  ä  vous  dedommager  du 
sacrifice  de  l'amour ;  mais  l'auteur,  sans  aller  jusqu'ä.  precher 
d'exemple,  a  prefer^  terminer  par  la  mort  les  souffrances  de 
son  hdros,  et  que  Dieu  le  lui  pardonne,  car  le  livre  a  exerc^ 
de  fatales  influences.  Goethe  et  Schiller  eurent  alors  deux 
beaux  ouvrages  et  deux  mauvaises  actions  ä  se  reprocher, 
Die  Leiden  et  Die  Räuber.  Quoi  qu'il  en  soit,  le  grand  pofete 
conserva  toujours  pour  la  famille  K  .  . .  une  sincere  affection. 
»Jusqu'a  vingt  ans,  nous  dit  M.  K  . . .,  mes  parents  m'avaient 

14* 


212  MiSCELLEN 


interdit  la  lecture  de  Werther.  J'habitais  avec  eux.  Un  jour, 
de  la  fenetre  du  parloir  je  vis  arriver  des  Anglais  qui  sonnerent 
ä  la  porte  et  me  dirent  qu'ils  etaient  partis  de  leur  pays  pour 
voir  la  Charlotte  de  Goethe  qui  habitait  dans  cette  maison. 
Je  jurai  mes  grands  dieux  que  je  ne  la  connaissais  pas.  Je 
les  assurai  qu'ils  se  trompaient.  Puis  il  me  vint  un  soupcon, 
parceque  le  portrait  qu'on  me  faisait  ressemblait  ä  ma  mere 
et  que  je  savais  combien  Goethe  nous  aimait  tous.  Je  fus 
ä  ma  mere,  qui  etait  dans  le  jardin,  et  je  lui  dis  ce  dont 
il  s'agissait.  Elle  sourit  et  me  dit:  »Eh  bien,  tu  feras  entrer 
dans  ta  chambre  ces  etrangers  qui  viennent  expres  de  si  loin, 
et  tu  leur  diras  qu'ils  peuvent  me  regarder  par  la  fenetre 
pendant  que  je  me  promene;«  ce  fut  seulement  alors  qu'elle 
m'avoua  qu'elle  etait  Charlotte.  J'embrassai  ma  mere  et  je 
fis  grand  plaisir  aux  quatre  Anglais  en  leur  disant  qu'ils 
pourraient  la  voir;  et  quand  ils  l'eurent  regard^e  se  promener 
dans  notre  jardin,  ils  me  dirent:  »Nous  allons  retourner  en 
Angleterre.«  Ce  recit  fait  si  simplement  me  plut  beaucoup. 
II  y  a  dans  les  moeurs  allemandes  un  charme  de  naturel 
inimi  table. 

C'est  en  1854  seulement,  comme  on  sait,  que  devaient 
etre  utilises  les  papiers  de  famille  relatifs  au  fameux  Episode 
sentimental  d'une  vie  »olympienne«.  Mais  il  est  curieux  et 
emouvant  de  trouver  associee  ä  la  nouvelle  de  la  mort  du 
grand  Weimarien  la  confidence  de  ce  demi-mystere  qui  avait  fait, 
de  la  mere  du  ministre  hanovrien  ä  Rome,  une  des  »femmes 
de  Goethe«  et  l'objet  de  la  curiositd  d'Anglais  itinerants. 

F.  Baldensperger 


p.  Goethe  and  Atnalie  v.  d.  Asseburg 
In  dem  Briefe  vom  30.  September  1786,  den  er  aus 
Karlsbad  an  Frau  v.  Stein  sandte,  schrieb  Goethe:  »Die  Asseburg 
hat  im  Nahmen  der  »Vögel«  als  Papagey  eine  recht  artige 
Gratulation  gemacht,  die  einen  guten  Ton  hat  und  überhaupt 
recht  wohl  gerathen  ist.«  (Weimarer  Ausgabe,  Band  8,  S.  9.) 
Erich  Schmidt  erkundigte  sich  s.  Z.  bei  der  Herausgabe 
der  Briefe  an  Frau  v.  Stein  vergeblich  bei  verschiedenen 
Familienangehörigen,  wer  diese  »Asseburg«  gewesen.  Seine 
Anfragen  fielen  mir  vor  kurzem  bei  meinen  Vorarbeiten  zur 
Geschichte  dieses  Geschlechtes  in  die  Hände  und  es  gelang 
mir,  unzweifelhaft  festzustellen,  daß  es  sich  um  Amalie  v.  d.  A. 
handelte.  Amalie  war  am  i.  September  1746  zu  Lentzen  a.  E. 
als  jüngstes  Kind  des  dort  beim  Lottumschen  Küxassier- 
regimente  stehenden  Majors  Busso  Ludwig  v.  d.  A.  (aus  dem 
Hause   Ampfurt)   und   seiner   Gemahlin   Henriette  v.  d.  A  aus 


MiSCELLEN  213 

dem  Hause  Meisdorf  geboren.  Die  unglückliche  Ehe  ihrer 
Eltern  warf  trübe  Schatten  auf  ihre  Jugend.  Schon  1757 
wurde  sie  mit  ihrer  Schwester  Helene  der  exzentrischen  Mutter, 
die  längst  von  ihrem  Manne  getrennt  lebte,  »manu  militari« 
gerichtlich  entrissen  und  wanderte  von  einem  Pensions-  und 
Verwandtenhause  ins  andere. 

In  Halberstadt  lernte  sie  um  1772  im  Hause  des  Kanonikus 
V.  Albe  den  schöngeistigen  Kreis  um  Gleim  kennen  und 
huldigte  auch  in  Celle,  wo  sie  der  dorthin  verbannten  dänischen 
Königin  Karoline  Mathilde  nahetrat,  ihren  literarischen 
Neigungen.  Die  im  Besitze  des  Grafen  Friedrich  v.  d.  Asseburg- 
Falkenstein  auf  Meisdorf  befindlichen  Briefe  ihrer  dortigen 
Freundin  Dorothee  v.  Wittich  erinnern  sie  an  den  Verkehr 
mit  Johann  Georg  Jakobi  aus  Düsseldorf,  der  den  Celler 
Damen  geistreiche  Vorträge  über  die  Liebe  hielt  und  sie  zu 
den  Subscribenten  seiner  »Iris«  zählen  durfte.  Sie  erzählt 
von  der  Entstehung  des  »Werther«,  seinen  Zusammenhang 
mit  Charlotte  Kestner  und  von  Goethes  »häßlichem«  Charakter, 
der  ohne  Wissen  Charlottes  ihre  Geschichte  verwertete. 

1774  siedelte  Amalie  in  das  adliche  Damenstift  Heiligen- 
grabe über,  wo  ihr  von  der  Huld  des  ihrem  verstorbenen 
Vater  gnädig  gesinnten  Königs  eine  Präbende  verliehen  war. 
Aber  aus  den  engen  klösterlichen  Verhältnissen  sehnte  sie 
sich  bald  heraus.  Eine  Reise  nach  Bayreuth  zum  Besuche 
der  Frau  v.  Künsberg,  geb.  v.  Bothmer,  führte  sie  1777  mit 
dem  Regierungspräsidenten  Heinrich  v.  Roeder  zusammen, 
der  sich  mit  der  etwas  älteren  Amalie  verlobte,  »die«,  wie 
einst  Dorothee  v.  Wittich  schrieb,  »mit  Vorzügen  begabt  war, 
wie  vielleicht  keine  unseres  Geschlechtes«  und  durch  »ihr  leb- 
haftes Auge,  ganz  Seele,  ganz  lebhafte  Empfindung«  muskikalisch 
und  litterarisch,  auch  in  fremden  Sprachen,  hochgebildet,  ihn 
fesselte.  Der  Briefwechsel  beider  Verlobten  hat  sich  im  Nach- 
lasse des  Onkels  Amaliens,  des  russischen  Ministers  Achatz 
Ferdinand  v.  d.  A.,  in  Meisdorf  erhalten  und  gewährt  tiefe 
Blicke  in  die  beiden  grundverschiedenen  Charaktere.  Dieser 
»Roman  der  Stiftsdame«  schloß  nicht  mit  einer  Heirat.  Die 
Verlobten  trennten  sich  zum  tiefsten  Kummer  Amaliens,  die 
nun  Heiligengrabe  verließ  und  nach  mancherlei  Reisen  dauernden 
Aufenthalt  im  Hause  von  Moritz  Wilhelm  v.  d.  A.,  eines 
Bruders  ihres  Vaters,  Vizegouverneurs  von  Magdeburg,  nahm. 
Ihre  immer  schwankende  Gesundheit  machte  im  Sommer  1786 
eine  Badereise  nach  Karlsbad  nötig.  Sie  trat  dem  dort 
weilenden  Hofe  von  Weimar  näher  und  damit  in  den  Strahlen- 
kreis der  Sonne  Goethes.  Sie  hörte  des  Dichters  ungedruckte 
neue  Werke  und  die  Umarbeitung  der  Iphigenie  und  war  mit 
unter  denen,  wie  der  anfangs  mitgeteilte  Brief  ergiebt,  die  am 
26.  August  in  eigenen  Gedichten  seine  unvollendeten  Poesien 


214  MiSCELLEN 

um  ihre  Vollendung  bitten  ließen.  Die  Bitten  der  Freunde 
halfen,  aber  die  Freunde  selbst  mußten  Goethe  entbehren. 
Am  3.  September  trat  Goethe,  ohne  Abschied  zu  nehmen, 
seine  italienische  Reise  an.  Dem  Herzoge  aber  klagten  Herder 
und  die  Seinen  (Karoline  und  Auguste),  Aloysia  Zanthieri, 
Wagensberg,  Adelaide  v.  Waldner  und  unsere  Amalie  in  einer 
Kollektiveingabe  aus  Karlsbad  (vom  8.  9.)  gemeinsam  ihr 
Leid.  Das  Schreiben  befindet  sich  noch  im  Großherzoglichen 
Hausarchiv  (A.  XIX  Nr.  61).  Der  von  Amalie  verfaßte  Ab- 
schnitt lautet: 

»Die  Preußische  Patriotin  ist  selbst  auf  dieser  ehrenvollen 
Benennung  minder  stolz  als  auf  Euer  Durchlaucht  (Karl 
August)  gütiges  und  schmeichelhaftes  Andenken.  Gebe  es 
viele  Fürsten,  die  dem  Ehrfurcht  und  Liebe  einflößenden 
Herzog  von  Weimar  und  dem  großen  Friedrich  ähnlich 
wären,  so  würde  der  Patriotismus  der  Deutschen  noch  das 
sein,  was  er  in  der  alten  Zeit  war;  jede  Mansperson  wirde 
für  seinen  Fürsten  willig  sterben,  und  jedes  schwache  Weib 
mit  warmer  Beredtsamkeit  dessen  Lob  verbreiten.  Der 
Zirkel  conföderirter  Freunde,  der  nun  Leider!  zu  bald 
scheiden  soll,  hat  Euer  Durchlaucht  Abwesenheit  Täglich 
bedauert.  Mir  bleibt  wenigstens  die  Hoffnung  übrig  Euer 
Durchlaucht  in  meinem  geliebten  Vaterlande  zu  sehen,  ein 
Bewegungs  Grund  mehr,  die  Rückreise  mit  Vergnügen  an- 
zutreten, und  würde  es  ohne  Mischung  von  Schmerz  seyn,  wen 
ich  unsere  gute  Gräfin  und  die  liebe  Weimarsche  Gesellschaft 
mit  nehmen  könte.  Der  Herr  Geheime  Rath  von  Goethe 
ist  ein  deserteur,  dem  ich  gern  nach  aller  Strenge  des 
Kriegs  Rechts  behandeln  möchte.  Er  hat  sich  saloisirt 
(?  nicht  ganz  sicher  zu  entziffern !)  ohne  von  uns  Abschied 
zu  nehmen,  ohne  im  geringsten  seinen  Entschluß  vermuten 
zu  lassen.  Das  war  wirklich  recht  häßlich!  bald  möchte 
ich  sagen  ä  la  francoise.  Nein!  wir  Preußen  überlisten 
unsre  Feinde;  nie  aber  brauchen  wir  List  gegen  unsre  Freunde. 
Die  Frl.  von  Waldner  verlangt  die  Feder,  und  erlaubt  mir 
nur  noch,  mich  mit  wahrer  Ehrfurcht  zu  nennen 

Euer  Durchlaucht 

gehorsame  Dienerin 
Assebourg.cc 

Fünfzehn  Silhouetten  des  Karlsbader  Kreises  erbte  ihr 
Vetter  Friedrich  Wilhelm.     Sie  sind  leider  verschollen. 

Amalie  hat  Goethe  nie  wieder  gesehen  —  bei  längerer 
Bekanntschaft  hätte  sie  vielleicht  wie  jene  andere  Stiftsdame 
Susanne  von  Klettenberg  manche  »Bekenntnisse  einer  schönen 
Seele«  ihm  anvertrauen  können.  Allerdings  würden  sie  weniger 
pietistisch  gewesen  sein  als  jene,  schreibt  sie  doch  an  v.  Röder 


MiSCELLEN  215 

einmal:  »Bisher  habe  ich  wenig  Religion  gehabt;  da  freute 
ich  mich,  wenn  ich  Dich  so  fromm  sah  und  glaubte,  Dein 
Beispiel  würde  auch  mich  auf  den  rechten  Weg  führen  — 
aber,  aber,  ich  bin  an  Dir  irre.  Gehört  nicht  Menschenliebe 
zu  den  Pflichten  eines  Christen  ?  O  mein  Lieber,  geht  meine 
Seele  vollends  verlohren,  so  hast  Du  es  zu  verantworten.« 

Auch  Karl  August,  der  1787  in  Magdeburg,  wie  das 
Schreiben  aus  Karlsbad  andeutete,  tatsächlich  in  preußische 
Heeresdienste  trat,  wird  kaum  persönhch  noch  einmal  mit 
ihr  in  Berührung  getreten  sein.  Immer  mehr  tat  die  Schwind- 
sucht ihr  Zerstörungswerk,  bis  sie  am  25.  Januar  1788  den 
letzten  Seufzer  aushauchte.  Leider  ist  von  ihren  Gedichten 
ganz  wenig  erhalten.  Die  folgenden  Zeilen  zeichnen  in  kurzen 
Worten  den  Inhalt  ihres  Lebens: 

»Auch  sie  verstummt,  die  Sängerin  der  Nacht. 

Des  Schlummers  kühle  Flügel  deken 

Die  ganze  Schöpfung.     Nur  mein  Auge  wacht. 

Für  mich  ist  keine  Ruh.     Ich  fühle  nur  die  Schreken 

Der  Nacht  —  den  Schauder  nur  der  rings  im  Dunkel  schleicht. 

Vielleicht  find  ich  Dich  bald,  verlorene  Ruh,  im  Grabe  wieder! 

Von  Dir  getrennt,  was  hält  mich  länger  auf  der  Welt? 

Erbarmen,  strenges  Schicksaal,  ach,  Erbarmen!« 

Zwei  Bildnisse,  eine  Kohlenzeichnung  von  Tischbein 
(im  Besitze  des  Urenkels  ihrer  Schwester,  Kammerherrn 
V.  Ditfurth  in  Dankersen)  und  ein  kleines  Oelgemälde  im 
Schlosse  Meisdorf,  brachten  ihre  überaus  anziehenden  Züge 
auf  die  Nachwelt.  Max  Trippenbach 


10.  Tmmermann  über  Goethe 

Im  Oktober-,  November-  und  Dezember-Heft  der  Zeitschrift 
»Hannoverland«  (Jahrgang  1909)  veröffentlichte  ich  mehrere 
Briefe  Immermanns  an  Bernhard  Rudolf  Abeken  aus  des  letzteren 
Nachlaß.  Herr  Schulrat  Dr.  Heuermann  in  Osnabrück  hatte  mir 
die  Handschriften  bereitwilligst  zur  Publikation  überlassen  und 
sich  nur  einige  Stellen  über  Goethe  und  Johann  Heinrich  Voß 
zur  £igenen  Verwertung  vorbehalten.  Der  Tod  hat  seine  Absicht 
vereitelt,  und  so  teile  ich  statt  seiner  hier  zwei  briefliche 
Aeußerungen  Immermanns  über  Goethe  mit,  die  bisher  nicht 
bekannt  waren  und  eine  willkommene  Ergänzung  zu  den  zahl- 
reichen bekannten  Urteilen  dieses  Dichters  bieten. 

Die  erste  findet  sich  in  einem  Briefe  vom.  28.  Juni  1823, 
stammt  also  noch  aus  der  Zeit  von  Immermanns  Goethekult: 

»Kürzhch  erlangte  ich  durch  gut  Glück  einen  Band  von 
Göthe's  altern  Schriften,  worin  Götter,  Helden  u.  Wieland,  die 
Jugendaufsätze   über   deutsche  Baukunst,   Ulrich  von  Hütten, 


2 1 6  MiSCELLEN 

Biblische  Gegenstände  pp.  Daran  habe  ich  mich  recht  erbaut, 
ich  sah  den  ganzen  Göthe  auch  schon  in  diesen  Anfängen. 
Die  italiänische  Reise  ist  mir  in  der  letzten  Zeit  wieder  zum 
rechten  Labsal  einiger  drückenden  Tage  geworden.« 

In  den  folgenden  Jahren  entfremdete  sich  Immermann 
allmählich  dem  anfangs  so  hochverehrten  Meister.  Von  etwa 
1826  ab  fallen  mehrfach  unehrerbietige  Worte,  und  ein  solches 
finden  wir  auch  in  einem  Briefe  an  Abeken  vom  12.  April  1826: 

»Nun  ist  der  alte  Voß  auch  todt,  und  früher  ging  schon 
Jean  Paul  heim!  Wie  der  Tod  auf  dem  Musenberge  mäht. 
Dem  Alten  vom  Berge  muß  es  nach  grade  ganz  unheimhch 
werden.  Ich  vergebe  ihm  alle  seine  jetzigen  Spielereyen  mit 
Serbischen  und  andern  Häuptlingen  von  Herzen,  er  denkt 
vermuthlich,  daß  er  weg  muß,  wenn  er  die  Feder  nicht  mehr 
rührt,  und  es  lebt  am  Ende  doch  ein  Jeder  gern,  so  lange  es 
gehen  will.« 

Immermann  bezieht  sich  hier  offenbar  auf  Goethes  Arbeit 
über  »Serbische  Lieder«,  die  1825  in  »Kunst  und  Altertum« 
(Bd.  5,  Heft  2,  S.  35  —  60)  erschienen  war. 

Werner  Deetjen 


//.    Goethe  und  Lyser 

In  der  Neubearbeitung  des  IV.  Bandes  des  Goedekeschen 
Grundrisses  (Seite  568  unter  Nr.  778)  ist  auf  Gespräche  Goethes 
mit  Johann  Peter  Lyser  (Pseudonym  für  Burmeister)  verwiesen ; 
ebenso  im  IV.  Bande  der  2.  Auflage  der  Goethe-Gespräche 
(Nr.  3038,  3048).  Diese  Gespräche  sind  nicht  als  authentisch 
zu  betrachten,  vielmehr  sehr  kühne  und  durchaus  freie  Er- 
findungen Lysers.  Ueber  seine  zu  literarischen  Unwahrheiten 
gerne  geneigte  Persönlichkeit  konnte  ich  in  meiner  (bei  Georg 
Müller,  München  191 1)  erschienenen  Biographie  erschöpfende 
Auskunft  geben,  durch  die  alle  von  und  über  Lyser  bestehenden 
Unklarheiten  und  Unrichtigkeiten  endgültig  aus  der  Welt  ge- 
schafft wurden.' 

Gegenüber  den  zwei  Unterredungen,  die  die  »Goethe- 
Gespräche«  kennen,  konnte  ich  fünf  ausführlichere  nachweisen, 
wobei  gelegentliche  flüchtige  Hinweise  Lysers  auf  seine  Zu- 
sammenkunft mit  Goethe  als  nichtssagend  außer  Betracht  blieben. 

Relativ  am  bedeutungslosesten  ist  eine  »Miniatur«,  die 
Lyser  in  der  Wiener  »Gegenwart«  1847,  Nr.  181,  unter  dem 
Titel  »Ein  Besuch  bei  Goethe«  veröffentlichte.    Zwar  sagt  er 


'  Die  2,  Auflage  der  Goethe-Gespräche  enthält  deren  leider  einige. 
Im  5.  Bande,  Seite  331,  ist  ein  falsches  Geburtsjahr  Lysers,  der  1803 
zur  Welt  kam,  zu  finden,  Seite  182  sind  die  Schlußfolgerungen  infolge 
der  Beziehung  auf  das  falsche  Geburtsjahr  völlig  unstichhältig. 


MiSCELLEN  217 

nicht  ausdrücklich,  daß  er  selbst  bei  Goethe  vorsprach,  aber 
er  läßt  es  doch  sehr  deutlich  erkennen,  daß  man  in  ihm  den 
Besucher  Goethes  zu  sehen  habe.  Ganz  romantisch  und  groß- 
artig klingt  sein  Bericht.  Von  Hamburg  »pilgerte«  er  zu  Fuß 
nach  Weimar,  und  durch  Riemers  Vermittlung  erhielt  er  eine 
Audienz.  Ihr  genaues  Datum  wird  zwar  nicht  mitgeteilt,  aber 
aus  der  »Miniatur«  läßt  sich  schließen,  daß  an  den  Februar 
1832  zu  denken  sei. 

Von  den  angeführten  Tatsachen  läßt  sich  zunächst  eine 
als  unwahr  erweisen.  Ein  »Pilgern«  von  Hamburg  nach 
Weimar  im  Februar  1832  ist  ausgeschlossen,  weil  Lyser  nach 
seiner  eigenen  Mitteilung  in  den  Hamburger  »Originalien« 
(Nr.  66)  bereits  seit  dem  16.  Mai  1831  ständig  in  Leipzig 
wohnte,  wohin  er  geradewegs  aus  Hamburg  kam.  Eine  direkte 
Wallfahrt  zu  Goethe  unternahm  er  also  keineswegs,  und  wenn 
man  es  ihm  andichten  wollte,  daß  er  gewissermaßen  von 
Goethe  die  »Weihe«  bekommen  hätte,  bevor  er  in  Leipzig  zu 
Schriftstellern  begann,  so  muß  man  Lyser  diesen  Nimbus  mit 
vollem  Rechte  rauben. 

Die  aufschlußreichsten  Angaben  über  seinen  Goethebesuch 
machte  Lyser  in  dem  Aufsatze  »Weimar  1830«,  einem  geplanten, 
aber  über  die  Nr.  i  nicht  hinausgekommenen  Zyklus  »Nord- 
deutsche Städte«  (in  Engländers  »Salon«  1847,  3-  Heft,  Seite  78). 
Diese  Schilderung  ist  auszugsweise  bereits  von  R.  M.  Werner 
im  »Euphorion«  IX,  338  ff.,  und  darnach  in  den  Goethe- 
Gesprächen,  vollständig  in  meinem  Lyserbuche  mitgeteilt  worden. 
Sie  ist  von  Anfang  bis  zu  Ende  unwahr  und  liefert  die  sichersten 
Beweise  gegen  ein  Vorsprechen  bei  Goethe.  Der  Titel  ent- 
hält gleich  die  bedeutungsvollste  Unrichtigkeit:  die  Jahres- 
zahl 1830.  In  diesem  Jahre  war  Lyser  ununterbrochen  in 
Hamburg.  An  einen  so  bedeutungsvollen  Druckfehler  (1830 
statt  1832),  den  übrigens  Lyser,  wenn  auch  nicht  im  »Salon«, 
da  dieser  nicht  mehr  erschien,  aber  in  anderen  Wiener  Zeit- 
schriften, die  ihm  fast  sämtlich  zu  Gebote  standen,  gewiß 
berichtigt  haben  würde,  läßt  sich  schwer  denken.  Er  schrieb 
vielmehr  sehr  bewußt  das  Jahr  1830  hin  in  der  Ansicht,  da- 
durch glaubwürdiger  zu  erscheinen.  So  vielsagend  diese  falsche 
und  absolut  unstichhaltige  Jahreszahl  ist,'  sie  ist  nur  ein  be- 
scheidenes Beweismittel  im  Vergleiche  zu  anderen,  die  weit 
schwerwiegender  erscheinen  können.  Dabei  braucht  man  der 
sehr  vorsichtig  angebrachten  Mitteilung,  daß  Lyser  Alma  von 
Goethe  sei?i  Märchen  vom    »Fiedelhänschen«^  erzählte,    nicht 

*  Daß  Lyser  Goethes  Sohn,  der  im  Oktober  1830  starb,  unmittel- 
bar vorher  gestorben  sein  läßt,  zeigt,  daß  er  seinen  Besuch  bewußt 
in  das  Jahr  1830  verlegte. 

*  Die  Goethe-Gespräche  stützen  sich  (V.  331),  in  der  Beweis- 
führung gerade  auf  dieses  Märchen. 


2l8  MiSCELLEN 


einmal  viel  Bedeutung  beizulegen.  Dieses  Märchen  publizierte 
er  nämlich  erst  1834  in  seinem  Buch  der  »Märchen  für  Töchter 
und  Söhne  gebildeter  Stände«.  Daß  er  es  bereits  vier  Jahre 
früher  verfaßt  gehabt  hätte,  ohne  es  drucken  zu  lassen,  er- 
scheint aber  wegen  seiner  Sucht,  jedes  schriftstellerische  Pro- 
dukt so  rasch  wie  möglich  zu  verwerten,  ausgeschlossen. 
(Außerdem  gehört  das  Märchen  nicht  Lyser,  sondern  den 
Grimm.)  Etwas  anderes  ist  es  freilich  mit  den  Worten,  die 
Goethe  Lyser  gesagt  haben  soll.  Nach  Lysers  Bericht  hatte 
sich  die  Unterhaltung  um  seine  Bilder  zu  dem  Taschenbuche 
»Mephistopheles«  gedreht  und  Goethe  habe  ihm  den  Vorschlag 
zu  einem  »Maler  Faust«  gemacht.  Dem  ist  aber  folgendes 
entgegenzuhalten:  1830  existierten  überhaupt  noch  keine 
Mephistoskizzen  Lysers.  Sie  bildeten  Illustrationen  zu  Herloß- 
sohns  »Mephistopheles«.  Dieses  Buch  trägt  die  Jahreszahl 
1833,  kann  also  im  besten  Falle  Ende  1832  erschienen  sein. 
Lyser  mußte  die  Bilder  natürlich  im  Einvernehmen  mit  Her- 
loßsohns  Text  herstellen,  konnte  sie  also  kaum  aus  Hamburg 
mitbringen,  wo  er  zwar  ein  paar  Beiträge  für  Herloßsohns 
»Komet«  schüeb,  aber  unmöglich  die  Bilder  zu  einem  Buche 
zeichnen  konnte,  das  politische  Vorgänge  aus  den  Jahren  1831 
und  besonders  1832  bespricht.  Daß  Herloßsohn  sein  Buch, 
das  einen  bestimmten  großen  Gedankeninhalt  besitzt,  nach 
Lysers  Bildern  angefertigt  hätte,  läßt  der  Charakter  des  Werkes 
vollständig  ausgeschlossen  erscheinen.  Und  selbst  wenn  dem 
so  wäre,  so  konnte  Lyser  unmöglich  bereits  1830  Goethe 
Bilder  vorlegen,  die  Ereignisse  des  Jahres  1832  betreffen. 
Ja,  selbst  wenn  man  annehmen  will,  die  Unterredung  habe 
1832  stattgefunden,  so  kann  sie  doch  nur  im  Februar  oder 
März  erfolgt  sein.  Wie  soll  da  Lyser  satirische  Zeichnungen 
vollendet  gehabt  haben,  die  Ereignisse  aus  dem  Jahre  1832 
glossierten  ?  Mephistoskizzen  hat  also  Lyser  Goethe  keines- 
falls vorgelegt,  und  wenn  er  von  Goethe  erzählt,  daß  ihn 
dieser  ermutigt  hätte,  einen  »Maler  Faust«  darzustellen,  so  ist 
das  eine  der  frechsten  Irreführungen,  die  sich  Lyser  jemals 
erlaubte.  Einen  »Maler  Faust«  hat  er  nämlich  wirklich  an- 
gefertigt, der  aber,  da  ihn  kein  Verleger  herausbringen  wollte, 
niemals  erschien.  An  verschiedenen  Orten  taucht  in  den 
vierziger  Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts  die  Nachricht  auf, 
daß  Rudolf  Mettler,  der  Herausgeber  des  »Nordlicht«,  mit  dem 
Lyser  befreundet  war,  einen  »Maler  Faust«  verfaßt  habe,  ein 
Werk,  das  durch  fünfzig  Federzeichnungen  Lysers  illustriert 
werden  sollte.  (In  Otto  Weidmanns  Hamburger  Zeitschrift 
»Nord  und  Süd«,  1840,  Nr.  2,  heißt  es  nicht  »Maler  Faust«, 
sondern  »Der  moderne  Faust«.  Dieselbe  falsche  Betitelung 
in  Glasers  Prager  Zeitschrift  »Ost  und  West«,  1840,  No.  87.) 
Das  Buch  sollte  bei  Sauerländer  in  Frankfurt  erscheinen,  wozu 


MiSCELLEN  219 

es  indes  (wie  mir  dieser  Verlag  mitteilt)  nicht  kam.  Schon 
am  3.  Mai  1838  benachrichtigte  Lyser  Robert  Schumann  in 
einem  Briefe,  der  in  meinem  Lyserbuche  mitgeteilt  wird,  er 
schreibe  und  zeichne  für  Sauerländer  einen  »Maler  Faust«. 
Wahrscheinlich  mißlang  das  »Schreiben«,  weshalb  es  Mettler 
übernahm,  während  Lyser  die  Zeichnungen  herstellte.  (Daher 
die  Notizen  aus  dem  Jahre  1840.)  Nun  ist  es  sehr  glaubhaft, 
daß  Lyser  diese  Faustbilder  gerne  buchhändlerisch  verwertet 
hätte,  und  um  dies  zu  ermöglichen,  erfand  er  einfach  die 
Tatsache,  daß  sie  einer  Idee  Goethes  entstammten.  So  ist 
also  dieses  Gespräch  über  einen  »Maler  Faust«  zu  erklären. 
Es  war  zu  dem  bestimmten  Zweck  erfunden,  dadurch  einen 
Verleger  zu  veranlassen,  die  Skizzen  Lysers  anzukaufen. 

Goethe  mit  seinem  »Maler  Faust«  in  Verbindung  zu 
bringen,  hatte  Lyser  übrigens  schon  einmal  früher  versucht. 
In  dem  Aufsatze  »Berlin«  (der  ebenfalls  im  »Salon«,  2.  Heft, 
Seite  ^;^  ff.,  erschien)  erwähnt  er,  daß  ihm  Goethe,  als  er  ihm 
seine  Skizzen  zum  »Maler  Faust«  vorlegte,  geschrieben  habe: 
»Mehr  Lichter  aufsetzen !  Die  Hölle  selbst  hat  ihre  Rechte  — 
am  Lichte!«  Nun  beachte  man  einmal  den  ungeheueren 
Widerspruch :  in  dem  Aufsatz  »Weimar«  zeigt  er  Goethe  seine 
Mephistoskizzen,  in  dem  Aufsatz  »Berlin«  seine  »Maler  Faust- 
skizzen«, die  er  doch  erst  über  Goethes  Aufforderung  ange- 
fertigt haben  will!  Und  die  weitere  Ungereimtheit:  «Maler 
Faust«  will  er  Goethe  —  wie  er  in  dem  Aufsatz  »Berlin« 
sagt  —  ein  Jahr  vor  dessen  Tode  (also  183 1)  vorgelegt 
haben,  und  das  Werk  war  frühestens  1838  (vor  diesem  Jahre 
findet  sich  darüber  keine  Nachricht)  vollendet! 

Damit  ist  also  der  angebliche  Ausspruch  Goethes  über 
einen  »Maler  Faust«  auf  seine  Wahrheit  geprüft.  Sonst  weiß 
charakteristischerweise  Lyser  nichts  aus  der  Unterredung  zu 
berichten,  als  daß  ihm  Goethe  Reklame  für  ein  unverkäufliches 
Werk  gemacht  hätte.  Er  war  nicht  immer  so  zurückhaltend 
mit  Goetheaussprüchen.  In  einer  »Künstleranekdote«  , Strenge 
und  Frau'  (Theater -Telegraph«  Nr.  38)  berichtet  er,  daß  er 
diese  Novelle  1829  (!)  Goethe  erzählt  habe,  der  meinte:  »Das 
gäbe  Stoff  für  einen  Schauspielerroman,  wie  noch  keiner 
existierte.«  In  einer  Beurteilung  von  Hebbels  »Herodes  und 
Mariamme«  (Theater -Telegraph,  1849,  Nr.  13)  berichtet  er 
eine  Reihe  von  Aussprüchen  Goethes  über  die  Frauen,  Aus- 
sprüche, die  Lyser  zu  einem  bestimmten  Zweck  erfand.  Er 
sprach  sich  heftig  gegen  das  Drama  Hebbels,  das  er  zu  be- 
urteilen hatte,  aus,  und  da  machte  es  sich  recht  gut,  wenn 
er  sich  auf  Goethes  Autorität  berief,  wie  er  auch  die  Worte 
Goethes,  die  von  allen,  die  er  zu  Lyser  gesprochen  haben  soll, 
am  bekanntesten  geworden  sind,  in  sehr  bestimmter  Absicht 
fingierte.     Gaedertz  hat  sie  in  seinem  Buche  »Bei  Goethe  zu 


220  MiSCELLEN 

Gaste«  (welch  ein  Titel  für  ein  wissenschaftlich  tuendes  Werk!) 
Seite  371  f.  veröffentlicht  unter  dem  Titel  »Väterlicher  Rat 
Goethes  an  (!)  einen  Jüngling«.  (Darnach  in  den  Goethe- 
Gesprächen«  unter  Nr.  3048.) 

Auch  diese  Worte  Goethes,  die  mit  den  in  früheren  Jahren 
mitgeteilten  so  merkwürdig  kontrastieren,  wurden  natürlich 
nicht  grundlos  erfunden.  Goethe  soll  nach  diesem  Berichte  (er 
stammt  aus  einem  Briefe  Lysers  an  den  Dichter  Heinrich  Zeise) 
dem  29jährigen  Lyser  gewissermaßen  in  Vorahnung  des  Um- 
standes,  daß  es  diesem  nach  dreißig  Jahren  sehr  schlecht  gehen 
werde,  Trost  gespendet  haben.  (Uebrigens  wäre  Lysers  Ge- 
dächtnis von  bewundernswerter  Stärke  gewesen,  wenn  er  sich 
Goethes  Worte  durch  dreißig  Jahre  so  treu  gemerkt  hätte,  wie 
er  sie  an  Zeise  schrieb.)  Natürlich  muß  man  sich  fragen,  warum 
er  all  das,  was  er  von  Goethe  wußte,  nicht  schon  1832 
publizierte,  als  er  in  Leipzig  genügend  Zeitschriften  zur  Ver- 
fügung hatte,  die  diesen  so  aktuellen  Beitrag  gewiß  gerne 
gebracht  hätten,  sondern  mit  den  Veröffentlichungen  erst  1847 
begann  und  1849  und  1863  völlig  andere  Mitteilungen  machte 
als  1847.  Unmittelbar  nach  Goethes  Tode  veröffentlicht,  hätte 
Lysers  Bericht  um  so  größeren  Eindruck  gemacht,  als  sich  der 
Verfasser  hätte  rühmen  können,  einer  der  letzten  Besucher 
des  eben  Verschiedenen  gewesen  zu  sein.  Einen  derartig  effekt- 
vollen Beitrag  läßt  sich  doch  kein  findiger  Journalist  entgehen, 
und  das  war  Lyser  immer,  der  sogleich,  wenn  seine  Freunde 
(Mendelssohn  u.  a.)  starben,  als  fixer  Nekrologist  auftrat.  Daß 
er  seinen  Goethebeitrag  nicht  1832,  sondern  erst  1863  der 
Welt  mitteilte,  hat  gewiß  nicht  Lysers  bescheidene  Zurück- 
haltung veranlaßt.  Man  muß  sich  überdies  deutlich  vor  Augen 
halten,  in  welchem  Zusammenhange  Lyser  den  Ausspruch 
Goethes  gegenüber  Zeise  anführte;  im  Oktober  1863  bettelte 
er  ihn  an,  und  dabei  zitierte  er  die  angeblichen  Aeußerungen 
Goethes,  natürlich  nur  deshalb,  um  Zeise,  den  er  persönlich 
nicht  kannte,  bedeutender  zu  erscheinen.  Damals  war  Lyser 
in  größter  Notlage ;  die  neue  Zeit  war  brutal  über  ihn  hinweg- 
geschritten, und  er  war  völliger  Vergessenheit  anheimgefallen. 
Um  Zeise,  den  er  um  eine  Unterstützung  bat,  günstig  zu 
stimmen,  erdichtete  er  einfach  die  Zusammenkunft  mit  Goethe 
in  der  sicheren  Hoffnung,  daß  ihn  dieser  auf  der  Lüge  nicht 
ertappen  werde  (worin  er  sich  auch  nicht  täuschte),  wie  er 
auch  1864,  als  er  sich  an  die  »Deutsche  Schillerstiftung«  mit 
einem  Bittgesuch  wandte,  wegen  seiner  Unterredung  mit  Goethe 
unterstützt  wurde. 

Uebrigens  kann  man  es  dem  Fälscher  noch  sehr  deutlich 
beweisen,  daß  er  den  Besuch  bei  Goethe  erdichtete.  Zunächst 
sei  bemerkt,  daß  sich  weder  in  Goethes  Briefen  noch  in  seinen 
Tagebüchern  auch  nur  die  geringste  Andeutung  darüber  findet, 


MiSCELLEN  22 1 

daß  er  mit  Lyser  gesprochen  hätte.  Ebensowenig  weisen  die 
Tagebuchnotizen  zu  den  Brief  bänden  der  Jahre  1830,  1831 
und  1832  darauf  hin,  daß  er  einen  Brief  Lysers  empfangen 
oder  beantwortet  hätte.  Eie  paarmal  finden  sich  nichtssagende 
Notizen  in  dem  Tagebuche  für  1831  und  1832  (5.  Dezember  1831, 
18.  Dezember,  17.  Jänner  1832,  i.  März  1832,  Weimarer  Aus- 
gabe, Band  XIII,  Seiten  184,  191,  228),  daß  er  neue  Kupfer 
besah. '  Das  besagt  natürlich  gar  nicht,  daß  es  Lysers  Kupfer 
gewesen  wären,  der  ihm  ja  übrigens  nur  Skizzen  eingesandt 
oder  »vorgelegt«  haben  will.  Wichtig  ist  nun  aber  eine 
Bemerkung  Lysers  in  dem  »Salon«-Aufsatze,  die  den  un- 
trüglichsten Beweis  gegen  ein  Gespräch  mit  Goethe  liefert.  Er 
behauptet,  daß  am  Abende,  als  er  in  Weimar  war.  Marschners 
»Vampyr«  gegeben  wurde.  Die  Premiere  der  Oper  fand  (nach 
Bartels  »Chronik  des  Weimarschen  Hoftheaters,  Seite  35)  am 
20.  April  1829  statt  —  ihr  wohnte  Lyser  keinesfalls  bei,  da 
er  in  Hamburg  war.  In  den  Jahren  1830,  1831  und  1832 
fanden  nur  an  folgenden  Tagen  Aufführungen  dieses  Werkes 
statt,  wie  die  auf  der  großherzoglichen  Bibliothek  aufbewahrten 
Theaterzettel  lehren:  Sonnabend,  den  3.  April  1830;  Sonn- 
abend, den  25.  April  1831  und  Sonnabend,  den  6.  Oktober  1832. 
Nur  der  letzterwähnten  von  diesen  Vorstellungen  kann  Lyser 
beigewohnt  haben.  Denn  bis  zum  7.  Mai  1831  war  er  notorisch 
noch  in  Hamburg.*  Außerdem  will  er  ja  Goethe  vier  Wochen 
vor  dessen  Tode  gesehen  haben!  Wenn  er  also  den  »Vampyr« 
in  Weimar  sah,  kann  es  nur  am  6.  Oktober  1832  gewesen 
sein  —  aber  da  war  Goethe  längst  tot! 

Auch  um  eine  andere  Oper  Marschners  kann  es  sich  nicht 
handeln,  denn  »Der  Templer  und  die  Jüdin«  kam  erst  am 
27.  Mai  1833  zur  ersten  Aufführung.  Dagegen  fand  etwa 
fünf  Wochen  vor  Goethes  Tode  eine  andere  sehr  interessante 
Premiere  in  Weimar  statt:  am  16.  Februar  1832  wurde  Glucks 
»Armida«  aufgeführt.  Lyser,  der  Gluck  zeitlebens  vergötterte, 
hätte  es  gewiß  nicht  unterlassen  zu  erzählen,  daß  er  dieser 
Premiere  beigewohnt  habe,  wenn  er  damals  in  Weimar  gewesen 
wäre.  Und  Hummel,  mit  dem  er  sehr  befreundet  gewesen 
sein  will,  hätte  ihm  gewiß  von  diesem  bemerkenswerten  Er- 
eignisse berichtet ;  und  Lyser  hätte  es  zweifellos  wiedererzählt, 
wenn  er  etwas  davon  gewußt  hätte. 

Diese  erlogene  Mitteilung,  daß  er  vor  Goethes  Tode  einer 
»Vampyr«  aufführung  in  Weimar  anwohnte  (die  gar  nicht  statt- 


'  Es  können  (besonders  am  2.  März  1852)  die  von  Börner  zu- 
gesandten gewesen  sein! 

•  Heckscher  teilt  in  seiner  kurzen  Lyserbibliographie  Seiteiy  eine 
aus  Hamburg,  7.  Mai  183 1,  datierte  Nachsclirift  zum  »Benjamin«  fak- 
similiert mit. 


222  MiSCELLEN 

fand!),  raubt  also  dem  Berichte  Lysers  jede  reale  Unterlage, 
und  ein  Zusammentreffen  mit  Goethe,  ein  »Segnen«  und  wie 
ähnliche  Phrasen  lauten  —  all  das  gehört  in  das  nebelhafte 
Reich  freier  Erfindung.  Dabei  braucht  man  sich  bei  der 
Dummheit  am  Schlüsse  des  »Salon« aufsatzes  nicht  aufzuhalten, 
daß  Lyser  1832  Leo  gesehen  haben  will;  denn  dieser  Schau- 
spieler, Karl  Friedrich  Leo,  den  Lyser  in  Hamburg  kennen 
gelernt  haben  konnte,  hatte  sich  schon  —  1824  am  Grabe 
Wielands  erschossen.  Damit  erübrigen  sich  natürlich  alle  an- 
deren Fragen,  warum  Lyser  nicht  schon  1832  seine  Mitteilungen 
veröffentlichte,  wenn  sie  wahr  waren,  sondern  erst,  als  Riemer, 
Hummel  usw.  tot  waren,  und  sogar  Alma  von  Goethe  (ge- 
storben am  19.  September  1844)  und  Rosa  Maria  Assing  (ge- 
storben am  22.  Januar  1840)  der  Rasen  deckte,  warum  er  so 
merkwürdig  divergierende  Aussprüche  Goethes  publizierte  und 
1847,  ^^s  er  die  ausführlichste  Goethereminiszenz  niederschrieb, 
nicht  alles  sagte,  was  er  (angeblich)  von  Goethe  gehört  hatte. 
Daß  freilich  Lyser  die  unglaubliche  Kühnheit  hatte,  seinen  Be- 
such bei  Goethe  zu  erdichten,  hat  zunächst  in  seinem  zu 
Renommistereien  neigenden  Charakter  seinen  Grund,  dann  in 
seiner  Sucht,  zu  imponieren,  worauf  namentlich  die  Wiener  so 
gerne  hineinfielen  (und  er  publizierte  außer  der  brieflichen 
Aeußerung  an  Zeise  seine  Goethereminiszenzen  nur  in  Wiener 
Zeitschriften),  endlich  aber  wahrscheinlich  in  dem  Bestreben, 
es  seinem  erbittertsten  Gegner,  Willibald  Alexis,  gleichzutun. 
Mit  diesem  war  Lyser  zeitlebens  heftigst  verfeindet,  und  er 
mochte  es  wohl  schwer  ertragen,  daß  Alexis  in  der  »Penelope« 
so  oft  von  seinen  Goethebesuchen  erzählte.  (Die  betreffenden 
Berichte  sind  jetzt  abgedruckt  in  der  Sammlung  »Aus  dem 
19.  Jahrhundert«,  IV.  Band,  Seite  282  ff.)  Um  hinter  ihm  nicht 
zurückzustehen,  könnte  Lyser  seinen  Besuch  erfunden  haben, 
womit  er  sich  allerdings  einer  der  unerfreulichsten  literarischen 
Fälschungen  schuldig  machte. 

Auch  Rochlitz,  dessen  musikalischen  Aufsätzen  er  in  der 
folgenden  Leipziger  Periode  sehr  vieles  dankte,  mochte  er  wohl 
um  seine  Beziehungen  zu  Goethe '  beneiden,  und  deshalb  redete 
er  der  Welt  vor,  er  sei  ebenfalls  vor  Goethe  gestanden  —  kurz, 
der  Erklärungen  kann  es  viele  geben,  die  diese  Fiktion  moti- 
vieren, aber  keinesfalls  entschuldigen  können. 

Friedrich  Hirth 


*  Er  besuchte  Goethe  noch  vom  23.-28.  Juni  1829.  (vgl.  W.  von 
Biedermann,  Goethe  u.  Leipzig,  2.  Band,  Seite  258;  Goethes  Tagebücher, 
XII.  Band,  Seite  85-89.) 


MiSCELLEN  223 

12.   Nachträgliches  zu  den  Briefen  der  -»Schönen  Seelev 
(Susanna  Katharina  v.  Klettenberg)  an  Trescho 

Zu  meinen  im  21.  Bande  des  Goethe-Jahrb.  (p.  loi  — 115) 
gemachten  Mitteilungen  erlaube  ich  mir  folgendes  Neue  nach- 
zutragen. 

Wie  aus  dem  in  der  Königsberger  Stadtbibliothek  aufbe- 
wahrten Briefwechsel  Trescho 's  mit  L.  E.  Borowski  hervorgeht, 
schreibt  ersterer  am  18.  September  1763  seinem  Freunde:  »Die 
Ihnen  mitgegebnen  Blätter  eines  Wochenblatts  zur  Erbauung 
habe  nunmehr  dem  Hrn.  Zeise  zum  Verlag  angeboten,  welcher 
sie  gern  nimmt.  Ich  werde  aber  wichtige  Veränderungen  darin 
treffen,  und  sie  etwas  weitläufiger  als  die  Sterbe-Bibel  unter 
dem  Titel  einer  Kunst  glücklich  zu  leben  oder  einer  Lebens- 
Bibel  herausgeben.  Die  Veranlassung  dazu  haben  mir  zwo 
Briefe  von  einer  Standesperson  aus  Frankfurt  am  Mayn,  und 
von  einem  preuß,  Officier  von  der  Cavallerie  gegeben.  Beide 
haben  mich  um  ein  solches  Werk  ersucht  und  theils  den  Plan 
dazu  gemacht,  dass  ich  mich  also  nicht  entziehen  kann.«  In 
der  Karwoche  1764  hat  dann  Trescho,  laut  Brief  an  Borowski 
vom  9.  Mai,  das  Manuskript  der  Lebensbibel  an  den  Buch- 
händler abgesandt. 

Daß  obige  Briefstelle  so  zu  verstehen  ist,  daß  Trescho 
zwei  Briefe  von  der  »Standesperson«  (Person  von  Stande)  aus 
Frankfurt  und  außerdem  einen  von  einem  Offizier  erhalten  hat, 
geht  daraus  hervor,  daß  er  zwei  Brieffragmente  vom  2.  Juli 
und  vom  16.  Juli  1763  anführt,  wie  ich  sie  Band  27,  p.  103  —  105 
mitteilte.  Dagegen  beweist  obige  Briefstelle,  daß  dasjenige 
Fragment,  welches  ich  dem  dritten  Briefe  anhing  (p.  107  — 108), 
zum  ersten  gehört,  da  es  die  Anregung  zu  einem  Buche  über 
die  Kunst,  glücklich  zu  leben,  enthält,  von  welcher  Trescho 
zu  Borowski  spricht.  Der  dritte  Brief  selbst  dagegen  muß  meine 
Datum  Verbesserung  20.  Dezember  1763  (statt  1764)  behalten. 
Fräulein  von  Klettenberg  erwähnt  in  dem  jetzt  von  mir  statt 
zum  dritten  zum  ersten  Brief  geschlagenen  Fragmente  Hamanns 
»Sokratische  Denkwürdigkeiten«.  Am  2.  Januar  1764  schreibt 
Trescho  an  Borowski:  »Der  Hr.  Geh.  Rath  v,  Moser  aus  Frank- 
furt am  Mayn  hat  im  Septbr.  an  mich  geschrieben.  Ich  finde 
seine  Denkart  sehr  ädel  und  noch  besser,  als  ich  ihn  bisher 
gekannt.  Er  hat  mir  seine  neuesten  Schriften  zugeschickt«  etc. 
Entweder  hat  nun  Fräulein  von  Klettenberg  Trescho  in  einem 
uns  nicht  erhaltenen  Brieffragment  mitgeteilt,  daß  sie  jenes 
Schriftchen  nicht  zu  eigen  besitze,  oder  er  hat  es  durch  von 
Moser  erfahren;  er  sandte  ihr  das  sie  interessierende  Schrift- 
chen und  empfing  dafür  am  20.  Dezember  1763  ihren  Dank. 
Aber  es  gibt  noch  einen  andern  Grund,  weshalb  der  Brief  nicht 
Ende  176^  geschrieben  sein  kann.   Fräulein  von  Klettenbergs 


224  MiSCELLEN 

vierter  Brief  ist  vom  12.  Januar  1765  datiert.  Sie  beginnt  ihn: 
^)Eben  wollte  ich  an  Sie  schreiben,  als  ich  Ihren  Brief  bekam«. 
Ein  Brief  von  Frankfurt  am  Main  bis  Mohrungen  in  Ostpreußen 
brauchte  noch  1795  iiach  dem  Postkurs  in  einem  mir  vor- 
liegenden Berliner  Kalender  mindestens  zwölf  Tage.'  Der  frag- 
liche Brief  vom  20.  Dezember  ist  eine  Antwort  auf  einen  Brief 
Trescho's ;  er  beginnt :  »Alles  Gute,  was  Sie  mir  schreiben, 
hat  mich  getroffen«.  Wäre  der  Brief  nun  vom  20.  Dezember 
176^,  so  läge  der  merkwürdige  Fall  vor,  daß  Trescho,  ohne 
diese  ihre  Antwort  auf  seinen  Brief  abzuwarten,  ihr  etwa  Ende 
Dezember  einen  neuen  schrieb,  und  auch  sie,  trotzdem  sie  ihm 
am  20.  Dezember  einen  Brief  gesandt,  auf  den  sie  noch  keine 
Antwort  erwarten  konnte,  da  er  erst  etwa  3.  Januar  in  seine 
Hände  gelangt  sein  wtirde,  doch  gegen  den  12.  Januar  schon 
wieder  das  Verlangen  fühlte,  ihm  zu  schreiben.  Dergleichen 
nennt  man  wohl  mit  Recht  Konfusion.  Wir  dürfen  also  dabei 
verbleiben,  daß  aus  dem  Jahre  1763  drei  Briefe  der  Fräulein 
von  Klettenberg  an  Trescho  vorliegen  und  haben  nur,  wie 
gesagt,  das  dem  drittelt  Briefe  angehängte  Fragment  dem  ersten 
hinzuzufügen.  Jons.  Sembritzki 


13.  Kleinigkeiten  zu  Platens  Briefwechsel 
1.:  Der  junge  G.  Jacobs  schreibt  an  A.  v.  Platen  am 
5.  September  18 14.  »Du  schreibst  mir,  wegen  einer  Stelle  in 
Goethens  Epigrammen  wirst  Du  nie  Tabak  rauchen.«  Die 
Herausgeber  des  Briefwechsels  L.  v.  Scheffler  und  Paul  Born- 
stein (München  G.  Müller  191 1)  erklären  diese  Stelle  mit 
Hinweis  auf  Goethes  Verse  in  der  Sammlung  »Sprüchwörtlich«: 

Und  wärst  Du  auch  zum  fernsten  Ort, 
Zur  kleinsten  Hütte  vorgedrungen. 
Was  hilft  es  Dir?    Du  findest  dort 
Tabak  und  böse  Zungen. 

Dieses  Zitat  der  Herausgeber  ist  jedoch  unangebracht, 
denn  es  wäre  doch  höchst  unlogisch,  daß  Platen  auf  Grund 
einer  Stelle,  in  der  gesagt  wird,  man  fände  überall  Tabak, 
das  Rauchen  vermeiden  wolle,  außerdem  würde  Platen  doch, 
wenn  er  die  Sammlung  »Sprüchwörtlich«  gemeint  hätte,  nicht 


*  Die  Entfernung  von  Frankfurt  am  Main  bis  Königsberg  ist  in  dem 
Postkurs  auf  144  Meilen  angegeben.  Mohrungen  liegt  etwa  14  Meilen 
vor  Königsberg,  so  daß  von  Frankfurt  bis  dahin  150  Meilen  waren. 
Ferner  heißt  es  dort,  man  könne  »mit  der  ordinären  Post  auf  jede  Meile, 
wenn  die  Wege  gut,  und  die  Posten  nicht  schwer  beladen  sind,  i'/j  Stunde, 
die  mehreste  Zeit  aber  2  Stunden  rechnen«.  Das  macht  zw^eiraal  130 
gleich  260  Stunden  oder  1 1  Tage,  ohne  die  Ruhepausen  usw.  So  war's 
1795 ;  dreißig  Jahre  früher,  1763,  wird  es  noch  langsamer  gegangen  sein. 


MiSCELLEN  225 

von  Goethes  Epigrammen  geredet  haben.  Aber  wem  diese 
beiden  Gründe  nicht  einleuchten,  der  muß  schon  deswegen 
den  Hinweis  verwerfen,  weil  Platen  181 4  jenen  Spruch  noch 
garnicht  gekannt  haben  kann,  denn  er  ist  zwar  am  12.  Juli  1812 
entstanden,  aber  erst  im  Jahre  181 5  zum  ersten  Male  gedruckt 
worden,  und  es  ist  daher  undenkbar,  daß  Platen  ihn  18 14 
bereits  kannte.  Gemeint  ist  vielmehr  das  bekannte  66.  venetia- 
nische  Epigramm,  wo  der  Rauch  des  Tabaks  unter  den  vier 
dem  Dichter  unerträglichen  Dingen  genannt  wird.  Das  Bei- 
spiel des  Meisters,  der  dies  Epigramm  1790  gedichtet  und 
1795  hatte  drucken  lassen,  sollte  auch  für  den  Schüler  maß- 
gebend sein. 

2.:  In  den  Anmerkungen  zu  denselben  Briefen  S.  502 
wird  Garlieb  Merkel  einmal  genannt  »Parteigänger  Herders 
und  Wielands  gegen  Goethe  und  die  Romantiker«,  Wieviel 
hier  in  diesen  paar  Worten!  Von  einem  Auftreten  Herders 
und  Wielands  gegen  die  Romantiker  kann  man  nicht  sprechen, 
auch  von  einer  Bundesgenossenschaft  des  Genossen  Kotzebues 
mit  den  beiden  ehrwürdigen  Weimaraner  Gestalten  kann  doch 
wirklich  nicht  die  Rede  sein. 

3.:  Von  München  aus  schreibt  Platen  an  seine  Mutter  am 
5.  Dezember  1814:  »Goethe  war  bestimmt  nicht  hier  gewesen, 
sonst  würde  er  sich  nach  Wien  begeben  haben,  dort  ist  er 
aber  nicht,  wie  aus  der  Wiener  Chronik  zu  ersehen  ist. 
Unsere  hiesigen  Zeitungen  würden  es  auch  erwähnt  haben. 
Goethes  ganze  Reise  war  nach  Heidelberg  und  Frankfurt.« 
Die  Stelle  ist  interessant  genug,  weil  sie  das  große  Interesse 
beweist,  das  man  auch  in  goethefernen  Kreisen  an  dem 
Dichter  und  seinem  Schicksale  nahm. 

4.:  Der  schon  vorhin  erwähnte  junge  Jacobs  berichtet 
seinem  Jugendfreunde  aus  Gotha  21.  Februar  18 15  nach 
Erwähnung  der  hübschen  Verse  Goethes  »O  Weimar!  Dir 
fiel  ein  besonderes  Loos«  folgendes: 

»Und  er  hat  sehr  Recht,  ist  man  in  Weimar  im  Theater 
so  glaubt  man  in  einer  großen  Stadt  zu  seyn,  ist  man  aber 
in  etwas  gemischter  Gesellschaft,  so  ist  es  unerträglich  klein- 
städtisch. Man  nimmt  den  Namen  des  Herzogs  nicht  ohne 
Sr.  Durchlaucht  hinzuzusetzen  in  Mund,  man  spricht  sehr  viel 
von  dem  Theater,  und  bildet  sich  viel  auf  die  Heldentaten 
von  Serenissimo  ein,  die  eben  nicht  weit  her  sind,  jetzt 
prahlen  sie  mit  den  Vergrößerungen,  die  sie  zu  bekommen 
wünschen.  Bey  dem  allen  leuchtet  überall  unter  den  größten 
Glänze,  der  vornehmeren,  die  schreckliche  Armut  des  Bürgers 
und  Landmanns  durch.« 

Freilich  erzählt  er  das,  um  darauf  Gotha  zu  rühmen  und 
setzt  selbst  hinzu,  zwischen  Gotha  und  Weimar  finde  eine 
kleine    Eifersucht    statt.      Aber    gerade    solche    Stellen,    die 

GoETHB-JjLHRBUCB    XXXIV  ^  5 


226  MiSCELLEN 

schließlich  von  wohlmeinenden  Zeitgenossen  herrühren,  sind 
wichtig  genug  zur  Charakteristik  der  damaligen  Weimarer 
Verhältnisse.  L.  G. 

14.  Savigny  als  Goetheerklärer 
In  E.  Landsbergs  ausgezeichnetem  Buche  »Geschichte  der 
deutschen  Rechtswissenschaft«,  München  1910,  Bd.  2,  S.  233, 
wird  bei  der  Besprechung  von  F.  K.  v.  Savignys  System  fol- 
gende Stelle  des  großen  Juristen  angeführt:  »Diese  Gründe 
für  die  Beibehaltung  der  Gesetzgebung  erhalten  eine  besonders 
einleuchtende  Wichtigkeit  in  den  Fällen,  in  welchen  auch  schon 
das  einer  gegenwärtigen  Abänderung  bedürftige  Recht  durch 
frühere  Gesetzgebung  befestigt  war;  denn  da  nun  dieser  die 
überall  wahrzunehmende  widerstrebende  Kraft  des  geschriebenen 
Buchstabens  innewohnt,  wo  wird  dadurch  die  allmählich  wir- 
kende, innere  Fortbildung  oft  ganz  verhindert,  oft  auf  einen 
unbefriedigenden  Grad  herabgesetzt  werden.« 

Dazu  heißt  es  in  dem  Anmerkungsbande  des  Lands- 
bergschen  Werkes,  S.  105,  »an  diese  Textesstelle  schließt  sich 
in  einer  Note  die  Bemerkung,  das  sei  der  wahre  Sinn  der  oft 
mißbrauchten  Goethestelle  ,es  erben  sich  Gesetz  und  Rechte 
usf.';  nicht  etwa  sollte  darin  ein  Tadel  des  positiven  Rechts 
ausgedrückt  werden  und  das  Bedauern,  daß  nicht  lediglich 
das  Naturrecht  regiere.«  Es  wäre  also  nach  Savigny  jene 
berühmte  Stelle  so  auszulegen,  daß  sie  nach  regerer  Tätigkeit 
der  Gesetzgebung,  nach  abzukürzender  Geltungsdauer  der  Ge- 
setze riefe.  Dem  entspricht  dann  allerdings  und  kommt  Savignys 
Lehre  entgegen  in  einer  von  ihm  wohl  kaum  geahnten  Weise, 
was  diesbezüglich  schon  Goethe  in  seinen  Promotionsthesen 
vom  6.  August  1771   sagt: 

»XLIX  Legum  corpus  nunquam  colligendum.  L  Tabulae 
potius  conscribendaj  breves  verbis,  amplae  argumento.  LI 
Interpretationes  a  principe  factas  se  paratim  colligendae  neque 
cum  tabulis  fundamentalibus  confundends.  LH  Sed  qualibet 
generatione  vel  novo  quodam  regnante  ad  summum  Imperium 
evecto  abrogandcTe  atque  novae  interpretationes  a  principe 
petendfe  videntur.  — « 

Dieses  etwas  krause,  aber  prophetische  Gespinst  von 
naturrechtlichen,  Savignyschen  und  modernen  Ideen  kann  hier 
natürhch  nicht  entwirrt  werden;  der  Anklang  an  die  Fauststelle 
ist  bei  der  Erwähnung  jeder  neuen  Generation  unverkennbar. 
Ich  gebe  diese  interessanten  Erklärungen  des  bedeutenden 
Geschichtsschreibers  der  Rechtswissenschaft  zu  den  merk- 
würdigen Savignyschen  Ausführungen  ohne  Erklärung  wieder, 
da  ich  vermute,  daß  die  Goethefreunde  jenes  ausschließlich  für 
Fachmänner  geschriebene  Werk  nicht  kennen  und  glaube,  daß 
auch  Nichtjuristen  diese  Notiz  mit  Interesse  lesen  werden.     L.  G. 


MiSCELLEN  227 

75.    Ein  Aufsatz  Riemers. 

In  einem  biographischen  Wörterbuch,  das  wenig  benutzt 
wird,  das  mir  zufällig  bekannt  ist,  weil  darin  eine  Biographie 
meines  Vaters,  vermutlich  von  seiner  eigenen  Hand  steht, 
in  K.  G,  Nowacks  »Schlesisches  Schriftstellerlexikon«  6  Hefte, 
Breslau  1836 — 43,  steht  im  dritten  Hefte,  Breslau  1838, 
S.  125 — 130  eine  Biographie  F.  W.  Riemers.  Sie  ist  in  ihrer 
tatsächlichen  Genauigkeit  und  in  ihren  sorgfältigen  biblio- 
graphischen Angaben  derart,  daß  man  an  eine  Mitarbeit 
Riemers  glauben  muß,  ja  vielleicht  darin  eine  eigene  Arbeit 
des  merkwürdigen  Mannes  sehen  muß.  Ueber  seine  Beziehungen 
zu  Goethe  heißt  es:  »Mit  Fernow  am  3.  September  1803  in 
Weimar  eingetroffen,  ward  er  Goethe  vorgestellt  und  nach 
einigen  Tagen  von  demselben  als  Hauslehrer  für  seinen 
einzigen  14jährigen  Sohn  angenommen.  Hier  ward  ihm 
reicher  Ersatz  für  das  Zurückgelassene  und  für  ein  gehofftes 
Mögliche,  ein  unerwartetes  Wirkliche  zum  dauernden  Genuß. 
In  täglicher  Nähe  und  Unterhaltung  mit  diesem  Genius  ver- 
flossen ihm  9  der  angenehmsten  tätigsten  und  belohnendsten 
Jahre  seines  Lebens.  Durch  Teilnahme  an  dessen  literarischen 
Arbeiten  jener  Zeit,  durch  Begleitung  auf  kleinen  und  größeren 
Reisen,  durch  Mitgenuß  an  seinen  Freuden  und  Glücksfällen, 
sodaß  er  Ursache  und  Gründe  zu  haben  glaubte  mittlerweile 
an  ihn  ergangene  Anträge  zur  Annahme  einer  auswärtigen 
Lehrstelle  abzulehnen.  Fürsorge  für  seine  eigene  Weiterbildung, 
Pietät  und  Dankbarkeit  gegen  seinen  geistigen,  sowie  leib- 
lichen Wohltäter  und  die  Unerträglichkeit  des  Gedankens 
sich  jemals  von  dieser  Quelle  der  Weisheit  entfernt  zu  sehen, 
erlaubte  ihm  nur  sich  eine  solche  Stelle  zu  wünschen,  die 
ihm  die  stäte  Fortdauer  des  gewohnten  Verhältnisses  zu  gewähren 
imstande  war  (nach  kurzen  Mitteilungen  über  seinen  weiteren 
Aufenthalt  in  Weimar,  über  seine  Verheiratung,  die  Nieder- 
legung seiner  Gymnasialstelle  und  die  Beibehaltung  des 
Bibliothekaramtes  heißt  es)  »Goethe  indessen  unterstützte 
ihn  aus  eigenen  Mitteln  und  verschaffte  ihm  höheren  Ortes 
eine  anderweitige  Entschädigung,  sodaß  er  zwar  nicht  besser 
als  seither  gestellt,  doch  im  Ganzen  durch  größere  Muße, 
freiere  Existenz  und  heiteren  Lebensgenuß  befriedigt,  sich 
mehr  "  nach  seiner  Neigung  beschäftigen  und  an  Goethes 
Wirksamkeit  lebhaftere  Teilnahme  bezeigen  konnte,  welche 
auch  bis  zum  letzten  Augenblick  des  Hinscheidenden  ge- 
dauert hat.« 

Dann  werden  die  Schriften  und  Aufsätze  Riemers  aufs 
genaueste  aufgezählt.  Hier  seien  nur  die  auf  Goethe  bezüglichen 
genannt.  »Chronologische  Uebersicht  sämtlicher  bis  dahin 
erschienener  Sammlungen  von  Winckelmanns  Briefen,  hinter 
Goethes  »Winckelmann    und    sein  Jahrhundert«.     In  Goethes 

15* 


228  MiSCELLEN 

Werk  zur  Farbenlehre  außer  den  Registern  auch  den  Aufsatz 
»Farbenbenennungen  der  Griechen  und  Römer«  im  2.  Bande, 
sowie  die  Stellen  aus  Diogenes  Laertius,  Plutarch,  Theophrast, 
Stobäus,  Aristoteles.  In  Goethes  Zeitschrift  »Kunst  und 
Altertum«  rühren  von  ihm  her  der  kleine  Aufsatz  »Freundes 
Gutachten«  3.  Bd.  3.  Heft.  In  dem  Aufsatz  »Deutscher  Natur- 
dichter«  die  Stelle  von  S.  84 — 90,  4.  Bd.,  2.  Heft.  Endlich 
im  6.  Band,  3.  Heft,  S.  574  —  608  »Einiges  zur  Geschichte  der 
Uebersetzung«. 

Aus  dieser  ganz  gewiß  authentischen  Zusammenstellung, 
die  im  allgemeinen  dem  Goetheforscher  nichts  Neues  bringt, 
scheint  doch  das  eine  unwiderleglich  hervorzugehen,  daß  der 
Aufsatz  »Farbenbenennungen«,  der  in  der  Weimarer  Ausgabe, 
Naturwissenschaftliche  Schriften,  Bd.  3,  S.  56  —  61  als  von 
Goethe  herrührend  gedruckt  ist  und  bisher  unbeanstandet 
als  Goethes  Eigentum  galt,  Goethe  abzusprechen  und  Riemer 
zuzuschreiben  ist.  L.  G. 


16.    Zu  Goethes  Tod 

Zu  den  wenigen  deutschen  Zeitungen,  die  schon  in  der 
ersten  Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts  mehr  als  reine  Nach- 
richtenblätter waren  und  aus  allen  bedeutenderen  Plätzen 
periodisch  eigene  Korrespondenzartikel  veröffentlichten,  gehört 
vor  allem  der  Hamburgische  Correspondent.  Sind  aus  diesem 
Blatte  die  Rezensionen  über  Werke  Goethes  im  allgemeinen 
bekannt,  so  scheint  es  mir  nicht  minder  wertvoll,  die  Nach- 
richten, die  der  Hamburgische  Correspondent  über  Goethes 
Ableben  aus  Weimar  brachte,  vor  dem  Vergessenwerden  zu 
bewahren.  Da  finden  wir  zunächst  in  Nr.  74  vom  28.  März  1832 
folgenden  Bericht  aus  Weimar  über  Goethes  Tod: 

»Weimar,  Deutschland,  ja  man  kann  sagen  die  ganze 
zivilisierte  Welt,  haben  einen  großen,  höchst  schmerzlichen 
Verlust  erlitten ;  Göthe  ist  nicht  mehr !  Nach  kurzem  Kranken- 
lager an  einem  Seitenstech -Fieber,  ist  er,  der  Letzte  jener 
literarischen  Heroen,  die  ein  glückliches  Geschick  in  unsrer 
Stadt  vereinte,  heute  Vormittag  um  11  Uhr,  im  83sten  Jahre 
seines  reichen  Lebens,  dahin  geschieden.  —  Hat  Göthe  auch 
ein  Alter  erreicht,  wie  es  Wenigen  zu  Theil  wird,  so  schien 
doch  seine  kräftige  Natur  noch  eine  längere  Lebens-Dauer  zu 
versprechen,  und  die  Nachricht  von  seinem  Ableben  war  da- 
her noch  immer  überraschend  und  erschütternd;  allgemein 
ist  die  Trauer. 

Privatbriefen  aus  Weimar  zufolge,  war  der  große  Ver- 
blichene noch  acht  Tage  vor  seinem  Ableben  vollkommen 
wohl;    am  15.  d.  stattete  ihm  die  Großherzogin  K.  H.  ihren 


MiSCELLEN  229 

gewöhnlichen  Donnerstags -Besuch  ab;  am  Tage  darauf  hatte 
er  Fieber -Anfälle,  die  zwar  bald  vorübergingen,  aber  am 
nächsten  Tage  in  verstärktem  Maße  zurückkehrten,  Brust- 
krämpfe traten  hinzu,  dergestalt,  daß,  aller  ärztlichen  Hilfe 
unerachtet,  schon  zwei  Tage  vor  seinem  Tode  alle  Hoffnung 
dahin  war.  Er  starb  sehr  gefaßt,  obwohl  er  sich  sein  Ende 
nicht  so  nahe  vorgestellt  hatte,  und  fortwährend  von  dem 
Eintritte  der  schönen  Witterung  Besserung  hoffte.  Er  starb 
nicht  im  Bette,  sondern  in  seinem  gewöhnlichen  Ruhestuhle.« 

In  Nr.  79  des  Hamburgischen  Correspondenten  vom 
3.  April  1832  wird  aus  Weimar  unterm  26.  März  berichtet: 
»Heute  Vormittag  um  8  Uhr  begann  die  Ausstellung  der 
irdischen  Hülle  Göthes.  Der  Katafalk  war  in  einer  mit 
schwarzem  Tuche  ausgeschlagenen  Halle  im  Erdgeschosse 
des  Götheschen  Hauses  errichtet.  Ueber  der  Thüre  derselben 
standen  mit  silbernen  Buchstaben  einige  Verse  des  Ent- 
schlummerten über  Tod  und  Unsterblichkeit  der  Seele.  An 
den  Wänden  rechts  und  links  vor  dem  Eingange  hing  das 
Wappen  Göthes  mit  den  Sternen. 

Ueber  der  Hausthüre  des  Götheschen  Hauses  zu  Frank- 
furt a.  M.  war  prophetisch  eine  Lyra  mit  einem  Stern  ausgehauen. 

Der  Verbhchene  lag  in  einem  Mahagoni  -  Sarge,  mit 
stählernem  Beschläge.  An  der  obern  Seitenwand  desselben 
stand  mit  stählernen  Buchstaben  der  Name  »Göthe«.  Die 
irdische  Hülle  des  Gefeierten  war  in  ein  weißes  Gewand,  mit 
weißem  Schmelz  gestickt,  gekleidet.  Auf  dem  Haupte  ein 
Lorbeerkranz,  zu  Füßen  zwei  andre  Lorbeerkränze.  An  der 
Wand  der  Halle  über  dem  Haupte  schwebte  eine  von  Blumen 
umwundene  Lyra.  Rings  an  den  Wänden  standen  Cypressen- 
bäume.  Schon  mit  frühem  Morgen  waren  die  Straßen  unsrer 
Stadt  mit  Menschen,  worunter  viele  Auswärtige,  besonders 
Studirende  aus  Jena,  bemerkt  wurden,  angefüllt,  und  ihre 
Zahl  nahm  zu,  jemehr  sich  die  5te  Nachmittagsstunde  näherte, 
mit  welcher  der  Trauerzug  beginnen  sollte.  Den  Trauerzug 
eröffnete  das  Crucifix,  begleitet  vom  Sangchor  des  hiesigen 
Gymnasiums,  ein  Marschall  mit  schwarzumflortem  Stabe  ging 
den,  bei  den  unmittelbaren  Anstalten  für  Kunst  und  Wissen- 
schaft angestellten  Subalternen  voran.  Hierauf  zwei  andre 
Marschälle  und  die  Armbrustschützen-Compagnie  in  schwarzer 
Kleidung.  Vier  Marschälle  gingen  vor  den  drei  Geheime- 
Referendarien  in  Staatsdiener-Uniform  voraus,  welche  die  bei 
der  Ausstellung  des  Verewigten  am  Fuße  des  Sarges  auf 
silbernen  Kissen  gelegenen  Orden  Göthes  trugen.  Jetzt  folgten 
zwei  Marschälle  und  ein  herrschaftlicher  Trauerwagen  mit  dem 
Sarge,  gezogen  von  vier  mit  schwarzen  Floren  bedeckten 
Rappen  aus  dem  Großherzogl.  Marstalle,  welche  von  vier 
herrschaftlichen   Stallbedienten   und    einem    Wagenmeister    in 


230  MiSCELLEN 

Hof-Livree  mit  Trauerfloren  geführt  wurden.  Der  Sarg  war 
mit  einem  scliwarzen  Tuche  bedeckt,  auf  welchem  ein  Lorbeer- 
kranz lag,  und  ruhte  unter  einem  von  vier  schwarzen  mit 
Silber  verzierten  Säulen  getragenen  Himmel,  an  dessen  von 
einer  Säule  zur  andern  laufendem  Karnieß  glänzende  Silber- 
sterne strahlten.  Dem  Wagen  folgten  zunächst  der  älteste 
zwölfjährige  Enkel  Göthe's,  mit  dessen  Arzte,  dem  Hofrathe 
Dr.  Vogel,  und  darauf  einige  Verwandte  und  mehrere  Vertraute 
Göthe's.  Hierauf  begann  der  Zug  der  ersten  Hof-  und  Staats- 
diener, auch  der  Stabsofficiere,  der  Deputationen  der  Landes- 
Universität  Jena  und  andrer  auswärtigen  Behörden  und  Cor- 
porationen,  vieler  Fremden,  der  Landes-Collegien  und  andrer 
Behörden,  und  Aller,  welche  sich  von  hier  und  von  nah  und 
fern  zu  diesem  Trauergeleite  eingefunden  hatten.  Darauf 
kamen  die  Wagen  JJ.  KK.  HH.  des  Großherzogs  und  der 
Großherzogin,  des  Erbgroßherzogs  und  eine  lange  Reihe  von 
Wagen  der  Gesandten  und  höherer  Hof-  und  Staatsdiener  etc. 
Der  Zug  bewegte  sich  nach  dem  neuen  Gottesacker  in  die 
von  unserm  Höchstseligen  Großherzoge  erbaute  Großherzogl. 
Familiengruft.  Als  der  Sarg  in  der  Mitte  derselben  aufgestellt 
war,  begann  ein  angeblich  von  Zelter,  dem  treuen  Freunde 
des  Verewigten,  in  Musik  gesetzter  Gesang.  Jetzt  trat  unser 
Ober-Hofprediger  und  General-Superintendent,  Dr.  Röhr,  vor 
den  Altar  und  hielt  eine  des  großen  Todten  würdige  Standrede. 
Nach  deren  Beendigung  begann  unter  Hummels  Leitung  ein 
vom  Letztern  componirter  Gesang.  Der  Geheimerath  und 
Kanzler,  Dr.  v.  Müller,  übergab  nun  in  feierlicher  Rede  dem 
Ober-Hofmarschalle  v.  Spiegel  den  die  irdischen  Überreste  des 
letzten  unsrer  großen  Männer  umschließenden  Sarg,  und  bat 
denselben,  in  der  Großherzogl.  Familiengruft  neben  den  Über- 
resten Schillers,  glorreichen  Andenkens,  beisetzen  zu  lassen. 
Nachdem  der  Ober-Hofmarschall,  in  höchstem  Auftrage,  diesem 
Gesuche  gewillfahret  hatte,  wurde  die  Versammlung  entlassen, 
und  die  Beisetzung  erfolgte.  Unser  Großherzogl.  Haus  ist 
von  dem  Hinscheiden  des  von  Ihm  innigst  geliebten  und  ver- 
ehrten Staatsdieners  und  vertrauten  Rathgebers  auf  das  Tiefste 
ergriffen  und  erschüttert,  so  daß  auch  Se.  K.  H.  unser  gnädigster 
Großherzog,  zur  Milderung  Ihres  Schmerzes  gestern  eine  Reise 
nach  Eisenach  angetreten  haben.« 

In  Nr.   119   vom  21.  Mai   1832    veröffentlicht  der    Ham- 
burgische Correspondent  folgenden  anonymen 

y>Nachruf  an  Goethe«.: 

Du  auch  gingst  von  hinnen,  theurer  Meister, 
Diese  Trennung  schien  noch  nicht  so  nah, 
Und  beschlössest  die  Reihe  großer  Geister, 
Welche  Weimar  einst  vereinigt  sah. 


MiSCELLEN  231 

Ueber  alle  Zeiten  wirst  Du  ragen, 
Nach  Jahrhunderten  wird  auch  noch  dann 
Stolz  der  Deutsche  zu  dem  Fremden  sagen: 
»Uns  gehört  der  Name  Goethe  an!« 

Herman  Krüger-Westend 


77.   Eine  russische  Dichtung  auf  den  Tod  Goethes 

Fürst  Baratynski  (geb.  1800,  gest.  1843),  vielleicht  eine 
der  begabtesten  unter  den  sieben  Romantikern,  welche  in  der 
russischen  Literatur  unter  dem  Namen  der  Puschkinschen  Plejade 
mehr  als  Gesamtheit  denn  als  Dichterindividualitäten  bekannt 
sind,  hat  nur  einen  dünnen  Band  lyrischer  Gedichte  als  künst- 
lerisches Vermächtnis  zurückgelassen,  und  diese  Dichtungen 
sind  verweht  und  verklungen  ohne  bleibende  Spuren  im  Ge- 
dächtnis ihrer  Nation  zurückgelassen  zu  haben. 

Der  blauen  Blume  der  Romantik  war  es  nicht  beschieden, 
auf  russischem  Boden  kräftig  Wurzel  zu  schlagen;  als  ein  land- 
fremdes Gewächs  trieb  sie  nur  eine  kurze  Weile  blasse  Blüten 
und  erstarb  im  Schatten  der  kraftvoll  aufstrebenden  auto- 
chthonen  Baumriesen :  Gogol,  Gontscharov,  Turgenjev.  Wer 
liest  diese  Romantiker  heute  noch  in  der  intelligenten  russi- 
schen Gesellschaft?  Wer  spricht  von  ihnen?  —  Auch  Bara- 
tynskis  Name  ist  den  meisten  heute  Schall  und  Rauch,  oder, 
richtiger  gesagt,  wäre  es,  wenn  nicht  eine  seiner  Dichtungen 
sich  einen  Ehrenplatz  in  der  russischen  Literatur  gesichert  hätte, 
und  diese  Dichtung  heißt  »Auf  den  Tod  Goethes«,  Wer  heute 
noch  Baratynski  kennt,  kennt  ihn  als  den  Schöpfer  dieser  Verse. 

Ich  habe  versucht,  Baratynskis  Worte  mit  möglichst  enger 
Anlehnung  an  das  Original,  aber  unter  Verzicht  auf  Endreim 
und  festgefügten  Rhythmus,  ins  Deutsche  zu  übertragen.  Nur 
einem  starken  Dichtertalent  könnte  es  gelingen,  in  die  Form 
des  russischen  Versmaßes  den  Gedankengehalt  zu  zwängen, 
für  den  die  knappe,  von  Artikel  und  Kopula  freie  russische 
Sprache  einen  beschränkteren  Raum  braucht  als  unser  Deutsch. 
Zur  Verdeutlichung  des  klanglichen  Eindrucks,  den  die  Dichtung 
macht,  gebe  ich  das  metrische  Schema  der  sechs  Strophen. 


u  —  uu  —  <ju  —  uu  — 

\J    KJ\J    UU    \J 

U   UU    UU    \J\J   

yj  —  uu  —  u<j  —  <ju  — 

\)  —  yjyj  —  \jKj  —  <_>u  — 


Es  reimen  Vers  i   und  3,   2  und  4,  5  und  6. 


232  MiSCELLEN 

Es  kam  der  Tod  —   und  der  erhabene  Greis 

Schloß  die  Adleraugen  in  Frieden 

Und  kampflos,  beschloß  er  im  Leben  doch  alles, 

Was  die  Grenzen  des  Daseins  umfassen. 

Klage  nicht,  weine  nicht  an  diesem  Grabe, 

Daß  das  Haupt  des  Genies  den  Würmern  zum  Erbe. 

Erloschen!  doch  nichts  blieb  unter  der  Sonne  zurück, 

Dem  sein  Geistesgruß  nicht  gegolten; 

W^as  immer  im  Herzen  kann  Nachhall  erregen, 

Klang  in  seinem  Herzen  wieder. 

Mit  beflügeltem  Geiste  umflog  er  die  Welt. 

Nur  im  Grenzenlosen  fand  er  ihm  Grenzen. 

Sein  Geist  sog  aus  allem  Nahrung  ein  : 

Aus  den  Worten  der  Weisen,  den  Werken  der  Kunst, 

Und  aus  Sagen,  dem  Erbe  vergangener  Zeiten 

Und  dem  Hoffen  auf  künftige  blühende  Zeit. 

Sein  Dichtertraum  zog  nach  freier  Wahl 

In  die  Hütten  der  Armut,  in  des  Kaisers  Schloß. 

Sein  Atem  war  eins  mit  dem  der  Natur, 

Er  verstand  das  Geflüster  des  Baches, 

Und  der  Blätter  Rauschen  ward  ihm  zum  Gespräch, 

Er  fühlte  das  Keimen  der  Kräuter. 

Ihm  war  das  Buch  der  Sterne  vertraut. 

Und  mit  ihm  sprachen  Meereswogen. 

Ganz  erforscht  und  ergründet  hat  er  menschliches  Sein! 

Und  wenn  mit  dem  Erdenleben 

Der  Schöpfer  unser  flüchtiges  Dasein  begrenzt, 

Und  jenseits  der  Erscheinungswelt, 

Des  Grabes,  unserer  nichts  mehr  wartet  — 

So  rechtfertigt  den  Schöpfer  dieses  Grab. 

Doch  war'  uns  ein  Leben  im  Jenseits  gegeben, 
Wird  er,  der  in  dieser  Welt  alles  vollendet. 
Und  in  tiefem,  klingenden  Widerhall 
Der  Erde  zurückgab,  was  sie  ihm  gegeben. 
Zum  Ewigen  mit  leichter  Seele  aufschweben. 
Und  im  Himmel  berührt  ihn  nichts  Irdisches  mehr. 

Diese  Worte  zeugen  von  einer  innigen  Vertrautheit 
mit  der  Gesamtheit  der  Werke  Goethes  und  von  schranken- 
losem Verständnis  für  das  Universelle,  menschliches  Maß 
Ueberragende  seines  Geistes.  Sehr  eigenartig  berühren  die 
zwei  letzten  Strophen  mit  ihrem  grüblerisch-rätselvollen 
Gedankengange.     In    ihnen    bot    Baratynski    sein    Eigenstes, 


MiSCELLEN 

hier  gab  auch  er  »der  Erde  zurück,  was  sie  ihm  gegeben« 
und  kleidete  in  Worte,  was  der  Inhalt  seines  Lebens  gewesen : 
Pessimismus  und  Streben  nach  harmonischer  Weltanschauung. 
Eine  unglückliche  Schicksalsfügung  hatte  Baratynskis  Lebens- 
weg verdüstert  und  in  Bahnen  gedrängt,  die  seiner  fürstlichen 
Geburt  nicht  entsprachen ;  von  Haus  aus  zart  und  empfindsam 
veranlagt,  geriet  er  dadurch  ganz  in  schmerzliche  Grübelei. 
Durch  Jahre  begleitete  ihn  der  Gedanke  des  Selbstmordes, 
und  nur  die  Liebe  zu  seiner  Mutter  hielt  ihn  davon  zurück. 
Von  seinen  literarischen  Freunden  wird  Baratynski  der 
russische  Hamlet  genannt. 

Mehrfach  in  seinen  Dichtungen  beschäftigt  ihn  die  Frage 
nach  den  letzten  Dingen,  und  der  Gedanke,  daß,  was  unserer 
nach  diesem  Leben  wartet,  den  Schöpfer  rechtfertigen  würde, 
muß  ihm  besonders  nahegelegen  haben;  die  Schlußverse  einer 
anderen  Dichtung  lauten  ähnlich  aus  wie  Strophe  V  des 
Ge.dichtes  an  Goethe: 

—  Dort  jenseits  der  Grabesgrenzen  leuchtet  ein  Tag,  der 
nicht  untergehen  wird,  und  der  Unsichtbare  wird  sich  vor 
unseren  Herzen  und  unserem  Verstände  rechtfertigen. 

Poljevoj,  ein  zeitgenössischer  Journalist,  hat  von  Baratynski 
gesagt,  er  selbst  sei  so  sehr  Philosoph,  daß  seine  philosophischen 
Gedichte,  z.  B.  auf  den  Tod  Goethes,  seine  besten  seien. 
Die  Zeit  hat  bewießen,  daß  diese  Dichtung  auch  die  lebens- 
fähigste unter  den  Schöpfungen  Baratynskis  war. 

Emmy  Haertel 


IV  Bibliographie 


A.   NEUE  AUSGABEN  DER  WERKE 


— s  sämtl. Werke.  Jubiläums- 
Ausgabe  in  40  Bänden.  Hrsg. 
von  Eduard  von  der  Hellen. 
Stuttgart,  J.  G.  Cottasche  Buch- 
handlung Nachf.  Register  von 
Eduard  von  der  Hellen.  VIII 
u.  423  SS.  M.  3,—  (4.—,  5.—). 

—  s  sämtl. Werke.  Propyläen- 
Ausgabe.  München,  Georg 
Müller.  13.  Bd.  bis  1800.  IX 
und  446  SS.  14.  Bd.  bis  1802. 
XI  und  327  SS.  15.  Bd.  bis 
1S04.  VIII  und  343  SS.  16.  Bd. 
bis  1805.  IX  u.  374  SS.  17.  Bd. 
bis  1807.  IX  u.  462  SS.  18.  Bd. 
bis  1809.  VIII  und  462  SS. 
M.  5.—  (6.50,  8.—,  24.-). 

—  s  Werke.  Vollständ.  Aus- 
gabe in  40  Teilen.  Auf  Grund 
der  Hempelschen  Ausgabe  neu 
herausgegeb.,  m.  Einleitungen 
u.  Anmerkungen  sowie  einem 
Gesamtregister  versehen  von 
Karl  Alt  in  Verbindung  mit 
Emil  Ermatinger,  S,  Kalischer, 
Wilhelm  Niemeyer,  Rudolph 
Pechel,  Rob.  Riemann,  Eduard 
Scheidemantel  und  Christian 
Waas.  Berlin,  Bong  &  Cie. 
Goldene  Klassiker-Bibliothek. 


Bd.  17.  Die  Leiden  des  jungen 
Werther.  Herausgeg.  von  Karl 
Alt.  XVII  und  103  SS.  Bd.  18. 
Wilhelm  Meisters  Lehrjahre. 
Hrsg.  von  Karl  Alt.  XXXII 
und  513  SS.  Bd.  19.  Die  Wahl- 
verwandtschaften. Hrsg.  von 
Karl  Alt.  XIX  und  209  SS. 
Bd.  39  und  40.  Zur  Farben- 
lehre I  und  IL  Hrsg.  von  S. 
Kahscher.  LXXI  und  286  SS., 
XV  und  417  SS. 

— s  Werke  für  Schule  und 
Haus.  Mit  Lebensbeschreibung, 
Einleitungen  u.  Anmerkungen. 
Hrsg.  von  Otto  Hellinghaus. 
3.  durchgesehene  Aufl.  3  Bde. 
Freiburg  i.  B.  Herder.  M.  9. — . 

— s  Werke.  Volksausgaben 
in  18  Bänden  mit  Briefen, 
Tagebüchern  und  Gesprächen. 
Herausgegeben  von  Eduard 
Engel  mit  18  Bildnissen,  6  Ab- 
bildungen und  24  Hand- 
schriften. Hesses  Klassiker- 
Ausgaben.  Leipzig,  Hesse  & 
Becker.  M,  8.—  (10. — ,  12.50, 
16.-). 

—  s  Werke  in  Einzelbänden 
der   Urausgabe    nachgebildet. 


Bibliographie 


235 


DieGedichteGoethes.  2Bde.  Die 
Wahlverwandtschaften.  2  Bde. 
Götz  von  Berlichingen.  i.  Bd. 
Morawe  &  Scheffelt,  Verlag, 
Berlin. 

Egmont.  Ein  Trauerspiel, 
I.  Bd.  Die  Leiden  des  jungen 
Werther.  2  Bde.  Berlin,  Morawe 


&  Scheffelt.  JederBandM.2.— 
Gedichte  in  2  Bänden.  M.  3. — . 
Der  junge  — .  Neue  Aus- 
gabe in  sechs  Bänden,  besorgt 
von  Max  Morris.  Sechster  Bd. 
Leipzig,  Insel-Verlag.  V  und 
606  SS.     M.  6.—  (7.—). 


B.    BRIEFE.     GESiPRÄCHE 


Ein  bisher  unbekannter 

Brief  (an  König  Ludwig)  etc. 
Voss.   Ztg.  Nr.  208,  24.  April. 

Ein  Brief  — s  an  d.  Ritter- 
gutsbesitzer von  Birkenberge 
(Kreis  Guben).  Frankfurter 
Oder-Zeitung,  29.  Mai. 

Reinhold  Steig:  Zwei  un- 
gedruckte Briefe  von  —  und 
Meyer.  Das  literar,  Echo.  XIV, 
22.   15.  August.  Sp.  1570—72. 

(— :  Cassel,  10.  Febr.  1808.  Ihr 
jungen  Maler  etc.) 

Der  Briefwechsel  zwischen 
Schiller  und  — .  Im  Auftrage 
des  Goethe-  u.  Schiller-Archivs 
nach  den  Handschriften  hrsg. 
von  Hans  Gerhard  Graf  und 
Albert  Leitzmann.  Leipzig, 
Insel-Verlag.  3  Bde.  461,  511  u, 
279  SS.  M.  7.—  (10.—,  16.—). 

Auf  denn  Brocken  im  Winter. 
Aus  Briefen  — s  an  Frau  von 
Stein.  Stunden  mit — .  VIII,  2. 
S.  81—82. 

— s  Briefe  an  Auguste  zu 
Stolberg.  Herausg.  von  Max 
Hecker.  Leipzig,  Insel-Verlag. 
InselbUcherei  Nr.  10.  58  SS. 

Max  Hecker :  Der  schönste 


Briefwechsel  des  jungen  — . 
Die  Briefe  an  Auguste  zu  Stol- 
berg.    Die  Post,  9.  Juli. 

—  s  Briefe  an  Auguste  zu 
Stolberg.  N.  Zur.  Ztg.  Nr.  238. 

S.  L.  J. :  Ein  Briefwechsel 
des  jungen  — .  Neue  Zürcher 
Zeitung,  28.  August. 

Ludwig  Geiger:  Der  Ab- 
schluß der  groß.  Goethe-Brief- 
ausgabe.   Nat.  Ztg.,   20.  März. 

Ludwig  Geiger:  Ein  Brief 
— s  und  was  dazu  gehört. 
Bresl.  Ztg.  Nr.  172,  23.  Juni. 

—  Ausgewählte  Gespräche. 
Volksausgabe.  Mit  Ausschluß 
der  Gespräche  von  Eckermann. 
Hrsg.  von  Flodoard  Frhrn.  v. 
Biedermann.  Leipzig,  Hesse  u. 
Becker.     575  SS.    M.  2.50. 

Eckermanns  Gespräche  mit 
— .  Hrsg.  von  Monty  Jacobs. 
Leipzig,  Tempel-Verlag. 

c. :  Ein  unbekanntesGespräch 
—  s.  (Mit  Kosmian).  Frkf.  Ztg. 
Nr.  61,  Abdbl.,   2.  März. 

Ein  unbekanntes  Gespräch 
— s  (s.  d.  vor.)  Tägl.  Rund- 
schau, 2.  März. 


236 


Bibliographie 


C.    EINZELSCHRIFTEN 

I.    ALLGEMEINES,  KRITISCHES,  BIBLIOGRAPHISCHES, 

SPRACHLICHES,  KATALOGE  (nur  ganz  ausnahmsweise  erwähnt), 

VARIA 


f  Jahrbuch  des  Fr.  Deutsch. 
Hochstifts  1 911.  Frankfurt a.M. 
Druck  V.  Gebr.  Knauer.  384  SS. 

Die  Aufsätze  sind  besonders 
verzeichnet.  Enthält  ferner:  Ab- 
bildungen: Titelbild,  Der  Küh- 
hornshof  bei  Frankfurt  a.M.,  Tusch- 
zeichnung von  —  1775.  Edel- 
kastanie, Federzeichnung  — s  1787. 
Edelkastanie,  Zeichenvorlage  aus 
Phil.  Hackerts  »Principes  pour 
apprendre  ä  dessiner«  etc.  Ludwig 
Julius  Friedrich  Höpfner.  Nachdem 
Leben  gezeichnet  von  J.  F.  Pielker. 

Stunden  mit  — .  Für  die 
Freunde  seiner  Kunst  u.  Weis- 
heit. Hrsg.  von  Wilhelm  Bode. 
Berlin,  E.  S.  Mittler  u.  Sohn. 
Bd.  VIII.  Mit  zahlreichen  Ab- 
bildungen. Kl.  8°.  V  u.  320  SS. 
M.  5.—,  auch  4  Hefte  äM.  i. — . 

Siehe   die  einzelnen  Nummern. 

j  Jahresberichte  für  neuere 
deutsche  Literaturgeschichte. 
Mit  besonderer  Unterstützung 
von  Erich  Schmidt.  Hrsg.  von 
Julius  Elias,  MaxOsborn,  Wilh. 
Fabian,  Kurt  Jahn,  Ludw. 
Krähe,  F.  Deibel,  M.  Morris. 
Berlin-Steglitz,  B.  Behrs  Verlag. 

Bd.  19  u.  20  (Jahr  1908  u.  1909) 
I,  Sp.  1  —  530,  II,  Sp.  551  —  1073. 
Teil  I,  Bibliographie,  bearbeitet  von 
Oscar  Arnstein;  Goethe:  IV,  Sa 
»Allgemeines«,  Sp.  457—66  (Nr. 
8575  —  8739),  IV,  8b  rtLeben«,  Sp. 
465—76  (8740-8995);  IV,  8  c 
»Lvrik«,  Sp.  477—78  (8996—9028) ; 
IV,"  8  d  »Epos«,  Sp.  479—80  (9029 
bis6o);IV,  8e  »Drama«,  Sp.  48 1-88 
(9029—9206).  Im  ganzen  also 
631  Nummern.  —  Teil  II,  Text, 
Max  Morris:  »Allgemeines«,  S. 
882—89 ;  Julius  Petersen :  »Leben«, 
1906/7,  S.  889—99;  Kurt  Jahn: 
»Leben«,     1908/9,     S.    899—922; 


Robert  Riemann:  »Lyrik«,  S.  922 
bis  926;  Karl  Alt:  »Epos«,  S.  926 
bis  29;  Max  Morris:  »Drama«, 
S.  929-37. 

Goethe-Kalender,  begründet 
von  Otto  Julius  Bierbaum  auf 
das  Jahn  913.  Herausgegeben 
V.  Carl  Schüddekopf.  —s  Ver- 
hältnis zur  bildenden  Kunst. 
Leipzig,  Dieterische  Verlags- 
buchhandlg.  Theodor  Weicher. 
124  SS.  mit  24  Tafeln.  M.  1.50 

(5--)- 

Insel- Almanach  auf  das  Jahr 

1913.  Jahrg.  8.  223  SS. 
(S.  die  einzelnen  Nummern.) 
Xenien- Almanach  für  das 
Jahr  191 3.  Mit  6  Goethehand- 
zeichnungen etc.  Enthält:  — 
als  Erzieher.  Schiller,  — 
und  die  Xenien.  —  s  erster 
Aufenthalt  in  Ilmenau.  Leipzig, 
Xenien-Verlag. 

Goethe-Lexikon.  Herausg. 
von  Heinrich  Schmidt,  Jena. 
Leipzig,   A.  Kröner.    274  SS. 

M.  5—  (6.-). 

Felix  Stössinger :  EinGoethe- 
register.  Voss.  Ztg.  Nr.  502. 
Morg.-Ausg.,  2.  Okt. 

A.  Klaar:  —  als  Berater 
Eduard  v.  d.  Hellens.  Register 
zu  — s  sämtlichen  Werken. 
Voss.   Ztg.  Nr.  532,    18.  Okt. 

Georg    Witkowski :    Ein 

Register.  Das  LiterarischeEcho. 
XV,    3.    I.  Nov.    Sp.   162  fg. 

Das  Goethe- Jahrbuch  191 2. 
Kölnische  Ztg.  31.  August. 

Das  Erlebnis  und  die  Dich- 
tung von  Wilh.  Dilthey.  Les- 
sing,   — ,  Novalis,    Hölderlin. 


Bibliographie 


237 


4.  Aufl.  Leipzig,  B.  G.  Teubner. 
VII  und  476  SS.  mit  Bildnis. 
M.  6.—  (7.-). 

Nachfolge  —  s  oder  Nach- 
folge Jesu?  Von  A.  Pauli. 
Preuss.  Jahrbücher    CXLVIII, 

385—394. 

—  über  seine  Dichtungen. 
Versuch  einer  Sammlung  aller 
Aeußerungen  des  Dichters  über 
seine  poetischen  Werke.  Von 
Hans  Gerhard  Graf.  3.  Teil. 
Die  lyrischen  Dichtungen,  i .  Bd. 
(Des  ganzen  Werkes  7.  Bd.) 
Frankfurt  a.  M.  Literarische 
Anstalt,  Rütten  u.  Loening. 
XXII  und  640  SS.  M.  20.— 
(21.50). 

—  als  Mensch.  Eine  Aus- 
wahl aus  Goethes  Sprüchen, 
Briefen,  Tagebüchern  und  Ge- 
sprächen V.  Hermann  Krüger- 
Westend.  Mit  dem  Bilde  von 
Schwerdtgeburth.  Jena,  Her- 
mann Costenoble.  M.  3.50. 

f  —  in  seinen  lyrischen  Ge- 
dichten, Briefen  U.Aussprüchen, 
sowie  in  Dichtung  und  Wahr- 
heit. Handbuch  für  die  unter- 
richtliche Behandlung  — s,  so- 
wie zum  Selbststudium.  Von 
W.  Hawel.  Habelschwerdt, 
Franke,  191 1.  III  u.  361  SS. 
M.  4.—. 

Jean  Raymond :  Les  pre- 
mieres  Adaptations  de  — .  Le 
Figaro,  22.  Febr. 

C.  E. :  Ueber  das  vorige. 
Augsb.  Abendztg.,  28.  Februar. 

Der  junge  —  im  Spiegel  der 
Dichtung  seiner  Zeit  von  Julius 
Kühn.  Heidelberg,  CarlWinters 
Universitätsbuchhdlg.  132  SS. 
(Beitr.  zur  Neuen  Literaturge- 
schichte. N.  F.  I.)  M.  3.50. 

—  im  Gesangbuche.  Stunden 
mit—.  VIII,  4.  SS.  307  — 312. 


Beiträge  zur  Poesie  mit  be- 
sonderer Hinweisung  auf  — . 
V.  J.  P.  Eckermann.  Goethe- 
Bibliothek.  Herausg.  v.  K.  G. 
Wendriner.  Berlin,  Morawe  u. 
Scheffelt.     292  SS. 

Florenz  in  der  Dichtung  von 
Dante  bis  — .  Gedichte,  Briefe 
und  Tagebücher  über  Florenz. 
Herausg.  von  B.  Emil  Hoff- 
mann. Leipzig,  G.  R.  Sarasin, 
144  SS.     M.  2.20,  (3.—). 

Homer  in  der  Neuzeit  von 
Dante  bis  — ,  v.  Georg  Finsler. 
Italien,  Frankreich,  England, 
Deutschland.  Leipzig,  B.  G. 
Teubner.  XIV  und  530  SS. 
M.   12.—  (14.—). 

J.  Schwalbe:  Auf  den  Spuren 
von  —  (Ueber  einen  Goethe- 
schen  Ausspruch).  Frankf.  Ztg. 
Nr.  228,  4.  Mgbl.,  18.  August. 

Wilh.  Uhl:  Auf  den  Spuren 
eines  Goethe-Zitates.  Frankf. 
Ztg.,   14.  Nov.   191 2. 

Studien  zu  — s  mytholo- 
gischen Quellen,  von  Franz 
Hotzy,  Jahresbericht  des  Gym- 
nasiums in  Kalksburg.     29  SS. 

—  Aphorismn  Compiled  by 
J.  E.  Gibberd  (Langham  book- 
lets  114).  Liverpool,  H.  Siegle. 
Sh.  I.— 

Franz  Geppert:  —  und  kein 
Ende.  Ztg.  für  Literatur  usw. 
Beil.    des  Hamb.  Corresp.,  8. 

Anon :  Hypertrophie  der 
Goetheliteratur.  W.  B.  Germ., 
Nr.  15. 

Die  Goethelüge  von  E.  von 
Mayer.  Leipzig,  Klaristischer 
Verlag  Akropolis.  (Klarist. 
Bibl.  4)-     34  ^"^S. 

HeinrichBrömse :  Vorschläge 
f.  d.  Goethephilologie.  Sonn- 
tags-Beil. Nr.  46  zur  Voss.  Ztg., 
Nr.   588,   17.  Nov. 


238 


Bibliographie 


Paul  Lorentz :  Literaturbe- 
richt 1911:  — .  Zeitschr.  f.  d. 
deutschen  Unterricht.  XXVI, 
9.  Sept.     S.  640  —  657. 

Georg  Witkowski :  Goethe- 
Schriften.  Das  literarische  Echo. 
XIV,  22.,  23.,  15.  August, 
I.  September.  Sp.  1556  —  1570 ; 
1634— 1643. 

A.  Stockmann :  —  im  Lichte 
der  Bibliographie.  Stimmen 
aus  Maria-Laach.  LXXXII,  3, 
S.  298 — 304. 

Bibliographie  der  Original- 
Ausgaben  deutscher  Dich- 
tungen in  Zeitalter  — s.  Nach 
den  Quellen  bearbeitet  von 
Ernst  Schulte-Strathans.  3  Bde. 
mit  etwa  450  Abb.  München, 
Georg  Müller,  Verlag. 

Ernst   Kraus:   Zu    Schillers 


und  — sAnonymen.  Euphorion, 
XVIII,  4.  S.  262  ff. 

Theodor  Schauffler:  Text- 
kritische Bemerkungen  zu  — . 
Zeitschr.  für  den  deutschen 
Unterricht.  XXVI,  5.  Mai. 
S.  320 — 326. 

—  und  die  deutsche  Sprache. 
Hamburger  Nachr.  7.  März. 

Kataloge:  PaulAlicke,  Dres- 
den. Antiquariatskatalog  iio. 
(Deutsche  Literatur  u.  Ueber- 
setzungen).EineschöneGoethe- 
Sammlung.  — :  408  Nummern. 

Joseph  Baer&  Co.,  Frankfurt 
a.  M.  Aukt.-Katalog.  Bibliothek 
Kurt  Wolf.  Deutsche  Literatur : 
Goethe,  Werther,  Faust  etc. 

Karl  Ernst  Henrici,  Berlin. 
Aukt.-Katalog  XIV.  — .  Briefe 
von  u.  an  —  etc.     144  Numm. 


2.    DRAMEN 


Samuel  Eck:  — s  Festspiel 
»Des  Epimenides  Erwachen.« 
Ein  Vortrag.  Die  Christi.  Welt 
Nr.  26.   13.  Juni.  S.  561  —  571. 

—  s  Singspiele  »Erwin  und 
Elmire«  und  »Claudine  von 
Villa  Bella«  und  die  »opera 
bufifa«  von  Elmar  Bötcher. 
Marburg,  N.  G.Elwert.  154  SS. 
M.  3.-. 

Faust.  Eine  Tragödie.  Monu- 
mentalausgabe. Jena,  Eugen 
Diederichs.  406  SS.   M.  20. — . 

— s  Faust.  München,  Hans 
von  Weber.  Hyperion-Drucke. 

Faust,  der  Tragödie  i.  Teil, 
synoptosch,  eingeleitet  und 
herausgegeb.  von  HansLebede. 
Berlin,  Wilhelm  Borngraeber. 
Verlag  Neues  Leben.  M.  8. — 

(IG.-). 

Karl  Eugen  Schmidt :  Faust 
auf  der  französischen  Bühne. 


Der  Tag,  Ausg.  C,  Nr.  659. 
28.  Dez. 

Der  Münchener  Faust.  Chro- 
nik des  Wiener  Goethe-Vereins. 
XXXI,   1/2   15.  März. 

Kurzer  Wegweiser  durch  — s 
Faust  V.  H.  Burmann.  Bremen, 
Kühle  u.  Schlenker  M.  — .75. 

Engelbert  Pernerstorfer:  Zur 
Einführung  in  — s  Faust.  Der 
Strom.  Nr.  11. 

— s  Faust  nach  Entstehung 
und  Inhalt  erklärt  vonfErnst 
Traumann.  2  Bde.  München, 
C.  A.  Beck.  Bd.  I  Der  Tragödie 
erster  Teil.    VII  und  459  SS. 

t  Eine  neue  Fausterklärung 
von  H.  Türck.  5  vermehrte 
Aufl.  Schwerin,  Strenge.  191 1. 
178  SS.  M.  2.50. 

Faust-Studien.  Ein  Beitrag 
zum  Verständnis  — s  in  seiner 
Dichtung    von    Henry  Wood. 


Bibliographie 


239 


Berlin,  Georg  Reimer.  VII  und 
294  SS.  M.  6.— 

Theobald  Ziegler :  Neue 
Faustprobleme  u.  Fausterklä- 
rungen. Frankf.  Ztg.  Nr.  354, 
I,  Mgbl.  22.  Dez. 

Georg  Rosenthal :  —  und 
Friederike  Brun.  (Ein  Beitrag 
zur  Fausterklärung)  Zeitschr. 
für  den  deutschen  Unterricht 
XXVI,  9.  Sept.   S.  620-623. 

E.  Wolf:  An  der  Quelle 
der  Faust-Dichtung.  Eckart  7, 
S.   10  —  16. 

Karl  Strecker:  Auf  den 
frühsten  Spuren  des  »Faust.« 
Zu]m  80.  Todestage  — s:  22. 
März.  Frankf.  Ztg.  Nr.  81, 
I.  Mgbl.  22.  März. 

— s  Faust.  Tragedie  de  — . 
Paris,  Imprimerie  nouvelle 
(Association  ouvriere),  11  rue 
Cadet  (A.  Mongeot,  directeur) ; 
librairie  N.  Cannes  (2  sep- 
tembre).  16°.  191 1.  189  SS. 
25  cent.  (Biblioth^que  natio- 
nale. Collection  des  meilleurs 
auteurs  anciens  et  modernes). 

— s  Faust.  Boston,  Estes 
191 1.  D30C.  19 10.  2iop.  4°. 
$  7.500;  parchment,  $  6  n. 
boczed;  hf.  Roseburgh,  $  8n; 
hf.  lev.    $    10  n. 

—  s  Faust.  (World  Library.) 
12  mo.  London,  Word  Lode. 
pp.  664. 

E.  Traumann :  Die  Anfänge 
von  — s  Faust.  Frankf.  Ztg. 
Nr.  86,   I.  Mgbl.  27.  März. 

Heinrich  Schneider:  Zur  Ent- 
stehungsgeschichte des  »Faust« 
Zeitschr.  f.  d.  deutschen  Unter- 
richt XXVI,  4.  April.  S.  286. 

Faust  und  Luther.  Ein  Bei- 
trag zur  Entstehung  der  Faust- 
dichtung von  Eug.  Wolff.  Halle, 
M.Niemeyer.Vu.i89SS.M.5.— . 


Konrad  Burdach :  Faust  und 
Moses.  Von  Konrad  Burdach. 
I  n  III  Aus  :  Sitzungsber.  d. 
preuß.  Akad.  der  Wissen- 
schaften. S.  358 — 789.  Berlin, 
G.  Reimer  M.  6.— 

Faust  und  Moses,  Voss.  Ztg. 
Nr.   245,  Abdbl.   14  Mai. 

f  Cenni  sulla  fisionom.ia 
morale  del  Faust.  Von  G.  Ber- 
tagnolli.  Trento,Morannii9o8. 
55  SS. 

—  s  Naturphilosophie  im 
Faust.  Ein  Beitrag  zur  Er- 
klärung des  Dichters  von  Wilh. 
Hertz.  Berlin,  E.  S.  Mittler  und 
Sohn.  XI  und  162  SS.  (Mittlers 
Goethe-Bücherei)  M.   2.50. 

Faust,  das  persönlich  ge- 
prägte Abbild  des  deutschen 
Geistes  in  seiner  Art  und  Ent- 
artung. Von  A.  Freybe.  Halle 
a.  S.,  B.  Mühlmann.    M.  2.50. 

t  Herder  als  Faust.  Eine 
Untersuchung  von  Günther  Ja- 
coby.  Leipzig,  Felix  Meiner. 
191 1.  XI  und  485  SS. 

Günther  Jacoby  :  Herder  als 
Faust.  Zeitschrift  f.  d.  deutsch. 
Unterricht  XXVI  11.  Nov.  S. 
830  fg.    Berichtigung    d.    vor. 

Theodor  Matthias  Ebenda 
S.  831.  Erwiderung  auf  d.  vor. 

G.  van  Poppel :  — s  Faust. 
I — 5.  De  Katholik  161.  S. 
16 — 40,   106  — 131. 

Martin  Jacobi :  —  s  Faust 
und  die  Musiker.  Königsberger 
Allg.  Ztg.  Sonnt.-Beil.  Nr.  12 
24.  März. 

M.  Jacobi:  — s  »Faust«  in 
der  Musik.  Sonnt.-Beil.  Nr.  15 
zur  Voss.  Ztg.  vom  14.  April. 

Karl  Eberwein:  Die  Musik 
zum  Goetheschen  Faust.  Stun- 
den mit  —  VIII,  I.  S.  45  — 55- 

Aus  Karl  Eberweins  Faust- 


240 


Bibliographie 


musik.  Schluß-Chor.  Stunden 
mit  —  Vm,   I.  S.  56-63. 

H.  Geerling:  —  s  Faust- 
Epilog.    Pan  2.    S.  746  —  752. 

Das  Recht  in  — s  Faust. 
Juristische  Streifzüge  durch  das 
Land  der  Dichtung  v.  Georg 
Müller.  Berlin,  Carl  Heymann. 
XII  und  372  SS. 

Lion  Feuchtwanger:  Die 
Quellen  des  »Faust«  -  Vor- 
spiels. Voss.  Ztg.  Nr.  226. 
Mg.-Ausg.,  4.  Mai. 

Felix  Stoeßinger:  Der  Faust- 
himmel. Voss.  Ztg.  Nr.  437. 
Mg.-Ausg.     28.  August. 

t  J.  Goebel  führt  das  Wesen 
des  Erdgeistes  auf  Jamblichus  : 
»De  mysteriis«  zurück.  Intern. 
Wochenschr.  12.  August  1911. 

Zart :  Die  Uebersetzungs- 
szene  im  ersten  Teile  von 
— s  Faust.  Zeitschr.  für  den 
deutschen  Unterricht.  XXVI. 
S.  98 — 104. 

Wilhelm  Bode:  Der  Pudel 
und  der  Scholast.  Stunden 
mit  — .    VIII,  4.   S.  241  —  255. 

Henriette  Gerling :  —s  Faust- 
Epilog.     Pan  II,  26. 

Der  jammervolle  Faustab- 
schluß. Münchener  Neueste 
Nachr.  Nr.  258,  22.  Mai.  (Ueber 
das  vor. 

O.  von  der  Pfordten :  Der 
Doktor  .Marianus  in  Goethes- 
Faust.  Euphorion  XVIII,  4. 
S.  722  —  725. 

E.  von  der  Hellen.  Ueber 
die  Benutzung  von  Ecker- 
manns Mitteilungen  für  die 
Colonisation  des  Faust.  Unter- 
haltungsbeilage z.  Tägl.  Rund- 
schau.    Nr.  83.     9.  April. 

Faust,  vom  Ursprung  bis 
zur  Verklärung  durch  —  von 
Oskar  Schade.  Herausgegeben 


von  Rud.  Schade.  Berlin,  Carl 
Curtius.  232  SS.  mit  Bildnis. 
M.  7.50  (9.-). 

t  Historia  von  D.  Johann 
Fausten,  dem  weit  beschreyten 
Zauberer  und  Schwarzkünstler : 
Die  deutschen  Volksbücher. 
Herausg.  von  Richard  Benz. 
Jena,  Eugen  Diederichs,  191 1. 
200  S.     M.  3.— 

Rudolf  Blume:  »Dr.  Faust 
und  seine  Spuren  namentlich 
im  Breisgau«.  Kurzeitung  für 
Badenweiler  und  Umgebung. 
Nr.  8.     I.  Juni. 

Rudolf  Blume:  »Drei  Che- 
miker (Alchimisten)  früherer 
Jahrhunderte  in  Freiburg  und 
i.  Breisgau«  (Albertus  Magnus, 
der  »schwarze  Berthold«  und 
Faust).  Freib.  Ztg.  Nr.  142, 
IV.  Morgenblatt  vom  25.  Mai. 
Nr.  144,  III.  Morgenblatt  v. 
28.  Mai. 

C.  Lebraly :  Le  Faust  de 
l'histoire  v.  R.  Blume.  (Ueber- 
setzung).  Les  Langues  Mo- 
dernes.   X,   12.    S.  489 — 499. 

Das  Volksbuch  vom  Doktor 
Faust.  Nach  der  ersten  Aus- 
gabe 1587.  2.  Aufl.  Herausg. 
von  Robert  Petsch.  Neudrucke 
deutscher  Literaturwerke  des 
16.  u.  17.  Jahrh.  Nr.  7,  8, 
8a/b.  Halle  a.  S.,  Max  Nie- 
meyer.    LVI  und  248  SS. 

Doktor  Faust  oder  »Der 
große  Negromantist«.  Schau- 
spiel mit  Gesang  in  5  Aufz. 
Faksimile-Neudruck  des  von 
Geißelbrechtsch.  Faust  Puppen- 
spiels. Mit  einem  Nachwort 
von  Hans  Frank  u.  einer  vom 
Verleger  bearbeiteten  Biblio- 
graphie. 500  numm.  Exemplare. 
Leipzig,  Inselverlag.  M.  8. — 
(20.-). 


Bibliographie 


241 


Th.  Lindenlaub:  La  legende 
de  »Faust«.  LeTemps.  18.  Dez. 

Otto  Pniower:  Johannes 
Faust.  Der  Tag.  Ausgabe  A. 
Nr.  299/300.     21. /22.  Dez. 

Doktor  Johannes  Faustus. 
Ein  altes  Puppenspiel.  Die  Lese. 
in.  I.  2.  3.  6,  13,  20.  Januar. 
S.  5—7.  21  —  23,  37—39. 

f  R.  B.:  Beschreibung  des 
Puppentheaters  und  der  Auf- 
führung des  Ulmer  Faust- 
Puppenspiels  i.  Breisgau- Verein 
»Schau  -  ins  -  Land«  zu  Frei- 
burg i.Br.  Die  schöne  Literatur. 
Beilage  zum  lit.  Zentralblatt 
für  Deutschland.  Herausge- 
geben V.  Ed.  Zarncke.  XII,  6. 
II.  März  1911. 

Um  —  s  Faust.  Köln.  Ztg. 
22.  Mai. 

Rud.  Blume:  Die  Bezeich- 
nung der  neuen  Quelle  in 
Krozingen.  (Nach  Faust).  Frei- 
burger Ztg.  Nr.  48,   18.  Febr. 

Ottomar  Keindl:  Ein  Faust- 
jubiläum (Faust,  3.  7.  von 
Vischer).  Karlsb.  Ztg.  Nr.  11, 
17.  März. 

Viktor  Hirsch:  — s  »Götz« 
und  »Egmont«  im  Lehrplane 
der  höheren  Schulen  und  ihre 
unterrichtliche  Behandl.  Zeit- 
schr.  f.  d.  deutsch.  Unterricht. 
XXVI,  6.  Juni.     S.  418-422. 

Hermann  Bräuning-Oktavio: 
Wo  ist  —  s  Götz  V.  Berlichingen 
gedruckt.  Ein  Beitrag  zur 
Geschichte  eines  Verlags  aus 
der  Sturm-  und  Drang-Zeit. 
(Mit  Abbildungen).  Hessische 
Chronik.  I.  i,  3.  Januar-März. 
S.   13-16,  88-97. 


Götz  V.  Berlichingen.  Lebens- 
beschreibung des  Ritters,  zu- 
genannt mit  derEisernen  Hand. 
Textlich  überarbeitet  mit  Ein- 
leitung u.  Anmerkungen  ver- 
sehen V.  Karl  Wolff.  München, 
Verlag  der  Lese.     119  SS. 

— .  Iphigenie  auf  Tauris, 
ein  Schauspiel  by  H.  B,  Cot- 
terill.  New- York,  Macmillan, 
60-1-183  SS. 

— s  Beschäftigung  mit  dem 
Nausikaastofif.  Neue  Zur.  Ztg. 
Nr.  239. 

— s  Prometheus  Fragment. 
Auflage  20oExemplare.  Düssel- 
dorf, Ernst  Ohle,  Verlag. 
M.  20.  — ,  30. —  (bezw.  30. — . 
40.—). 

Friedrich  Wagschal :  — s  u. 
Byrons  Prometheusdichtungen. 
Germanisch-Roman.  Monats- 
hefte.    Kiel.    IV,   I. 

— ,  Tasso.  Leipzig,  Ernst 
Rohwolt.  Zweifarb.  Drugulin- 
Druck.  M.  3.80  (9.-  ;  350.-). 

— s  Seelendramen  u.  ihre 
Französischen  Vorlagen.  Ein 
Beitrag  zur  Erklärung  der 
Iphigenie  und  des  Tasso,  so- 
wie z.  Geschichte  d.  deutschen 
u.  des  französischen  Dramas 
von  Carl  Steinweg.  Halle  a.  S. , 
Max  Niemeyer.  XI  u.  258  SS. 
M.  7.—. 

Das  Studium  des  Dramas  an 
Meisterwerken  der  deutschen 
Klassiker  von  Albrecht  Thoma. 
Teil  3;  Meisterwerke — s.  Bei- 
träge zur  Lehrerbildung  und 
Lehrerfortbild.  Nr.  45,  Gotha. 
M.  1.80. 


Goethe  Jahrbuch  XXXIV 


16 


242 


Bibliographie 


3.    GEDICHTE 


Die  Xenien  aus  Schillers 
Musenalmanach  für  das  Jahr 
1797.  Geschichte,  Abdruck 
und  Erläuterung  derselben.  Ein 
Supplement  zu  den  Taschenaus- 
gaben der  Werke — s  u. Schillers. 
Danzig  1833.  Im  Verlage  der 
Ewertschen  Buchhandlg.  Neu- 
druck, hrsg.  von  Hanns  Holz- 
schuher.  Leipzig.  Xenien- Ver- 
lag. M.  4.—  (12.50). 

— s  Liebesgedichte.  Leipzig, 
Insel- Verlag.  Hrsg.  von  Hans 
Gerhard  Graf.  Leipzig.  Insel- 
Verlag.  414  SS.  M.  3.- (30.— ). 

Ueber  — s  Gedichte.  Von 
Viktor  Hehn.  Aus  dessen  Nach- 
laß hrsg.  von  Eduard  v.  der 
Hellen.  2.  Aufl.  Stuttgart.  J.  G. 
Cotta  Nachf.  VII  und  352  SS. 
M.  5.-  (6.-). 

Aufgaben  aus  — s  Gedanken- 
lyrik. 2.  sehr  verbesserte  Aufl. 
2  Teile.  Leipzig,  Wilhelm 
Engelmann.  VIII  und  88  SS., 
VI  und  120  SS. 

— .  Ballady  Peel.  A.  Fuchs, 
Königl.  Weinberge  J.  Leichter 
103  S.  80  h. 

Heide:  Die  Grundidee  in 
—  s  Erlkönig.  Zeitschr.  f.  den 
deutschen  Unterricht.  XXVI. 
2.  Februar.  S.   104 — 108. 

f  Albert  Leitzmann :  Zur 
Göttin  der  Gelegenheit.  Eu- 
phorion  XVIII,  i.  1911.  S.  58. 

Friedrich  Warnecke:  — s 
Gedicht  »Groß  ist  die  Diana 
der  Epheser.«  Euphorion 
XVIII,  4.  S.  707  —  722. 

Georg  Schaaffs :  Quellen- 
studien zu  deutschen  Ge- 
dichten. Zeitschr.  für  Bücher- 
freunde, N.  F.  IV,  9.  S.  263  — 
273    (IV  — s  »Leibliedchen«). 


Ueber  die  Urschrift  von  —  s 
»Nachtiied«  Die  Post.  11.  Sept. 

Fr.  Noack:  -s  XV.  Rö- 
mische Elegie.  Köln.  Ztg.  Nr. 
950.   25.  August. 

Nochmals  — s  XV.  Römische 
Elegie.   15.  Okt. 

Friedrich  Warnecke:  — s 
Schatzgräber.  Eine  Lehrprobe. 
Päd.  Studien,  S.   133  {{. 

—  Schatzgräber  u.  die  Weis- 
sagungen desBakis.  VonGeorg 
Schaaffs.  Leipzig,  in  Com- 
mission  Adolf  Weigel. 

Trilogie  der  Leidenschaft 
von  — .  Leipzig,  Insel-Verlag. 
M.   12. —  (24.—). 

— s  Westöstlicher  Divan. 
Gesamt-Ausgabe  mit  Titelbild 
der  Ausgabe  von  18 19,  Leipzig, 
Insel-Verlag,  338  SS.  M.  3.— 

(4.-). 

Arabisches  Heldenlied.  (Aus 
den  Noten  zu  — s  Divan).  Insel- 
Almanach  auf  das  Jahr  1913. 
S.   139—144. 

Hub.  Jansen:  Omar  Chajjam, 
ein  persischer  —  vor  800  Jahren. 
Sonntagsbeilage  Nr.  46  zur 
Voss.  Ztg.  Nr,  588,   17.  Nov. 

Wilhelm  Bode :  Höchstes 
Glück  d.  Erdenkinder.  Stunden 
mit  — .  VIII,  3.  S.  203 — 208. 

Paul  Lorentz :  Höchstes 
Glück  der  Erdenkinder  etc. 
Zeitschrift  für  den  deutschen 
Unterricht.  XXVI,  3.  März. 
S.  204  ff. 

t  Die  moderne  Persönlich- 
keitskultur von  G.  Hubert. 
Berlin,  Hobbing  191 1,  19  SS. 
(Beiträge  zur  konservat.  Politik 
u.  Weltanschauung  i .)  M.  —  .40. 

— s.  Ein  Urteil  über  — s 
Hermann  und  Dorothea,  Ber- 


Bibliographie 


243 


linerTagebl.  Nr.  351.  A.-Ausg. 
12.  Juli. 

—  s  Hermann  und  Dorothea 
mit  Einleitungen  und  Anmer- 
kungen herausgegeben  von 
Ernst  Borkowsky  mit  8  Voll- 
bildern nach  den  Originalen 
von  Arthur  v.  Ramberg.  Berlin, 
J.  Grotesche  Verlagsbuchhdlg. 
XX    und    75    SS.     Mk.    i.— . 

—  s  Hermann  et  Dorothde 
de  — .  Texte  allemand  public 
avec    un    avant  -  propos,    des 


sommaires  et  des  notes  expli- 
catives,  par  ß.  Levy,  ancien 
inspecteur  general  de  l'instruc- 
tion  pubhque.  Nouvelle  edition. 
Paris,societe  anonyme  de  i'impr, 
A.  Mouy  Hachette  &  Cie.  191 1. 
16.  IV.   113  SS.     Fr.  I.-. 

— s  Hermann  und  Dorothea, 
Odessa.     94  SS.     35  Kop. 

— s  Reinecke  Fuchs.  Peters- 
burg. 282  SS.  mit  Abbildungen. 
R.   1.50. 


4.   PROSASCHRIFTEN 


Dichtung  und  Wahrheit  zu 
»Dichtung  und  Wahrheit«, 
Kölnische  Ztg.,   13.  Juni. 

Wilhelm  Bode :  Masken- 
spiele. Dichtung  u.  Wahrheit 
zu  »Dichtung  und  Wahrheit«, 
Stunden  mit  —  VIII,  3.  S. 
161  — 186. 

— s  schöne  Mailänderin. 
Rhein. -Westf.  Ztg.,   29.  Juli. 

Beiträge  zur  Geschichte  und 
Frage  nach  den  Mitarbeitern 
der  »Frankfurt.  Gelehrten  An- 
zeigen« vom  Jahre  1772.  Auch 

ein  Kapitel  zur Philologie. 

Von  Herm,  Bräuning-Oktavio. 
Darmstadt  191 2.  L.  Vogels- 
berger.     117  SS. 

—  als  Herausgeber  von 
»Kunst  u.  Altertum«  u.  seine 
Mitarbeiter  von  Erich  von  dem 
Hagen."  Dissertation,  32  SS. 
Dasselbe.  Berlin,  Mayer  und 
Müller.  II  u.  216  SS.    M.  4.50. 

»Das  Mährchen«.  Eine  neu 
aufgeschlossene  Urkunde  zu  —  s 
Weltanschauung  von  Hermann 
Schneider.  Leipzig,  J.  C.  Hin- 
richsche  Buchhandlg.  98  SS. 
M.  1,50  (2.-). 


Eine  politische  Deutung  des 
Goetheschen  Märchens  nach 
einem  Vortrage  von  Paul  Poch- 
hammer. Staatsb.-Ztg.  Nr.  16. 

W.  Bode:  Myrons  Kuh. 
Stunden  mit  — .  VIII,  2.  S, 
127—  136. 

Diderot:  Zweite  Satire  (Ra- 
meaus  Neffe)  nach  dem  im 
Jahre  1891  gefundenen  Original 
übersetzt  von  Gustav  Rohn. 
Wien,  J.  Eisenstein  &  Cie. 
IV,   195  SS.     M.  2.50  (3.-). 

Die  Leiden  d.  jung.  Werther. 
Von  — .  Berlin  -  Zehlendorf, 
Fritz  Heyder.  Büdher  als  Ge- 
fährten. Kl.  8.   170SS.  M.  1.50 

(3--). 

Die  Umarbeitung  d.  Werther. 
Von  Gertrud  Riess.  Leipzig, 
Xenien- Verlag.    M.  2.  — . 

t  Die  »Geschichte  des  Fräu- 
lein von  Sternheim«  von  Sophie 
von  La  Roche  u.  — s  »Werther« 
von  Wilhelm  Spickernagel. 
Dissertation.  Greifswald,  Buch- 
druckerei Hans  Adler,  191 1. 
84  SS. 

Fritz  Ad.  Hünich:  Stimmen 
über  den  Selbstmord  aus  der 
16* 


244 


Bibliographie 


Wertherzeit.  Zeitschr.  f.  Bücher- 
freunde. N.  F.  III,  12.  März. 
S.  406 — 408. 

Fritz  Ad.  Hünich:  Neue 
Wertheriana.  Andere  Folge. 
Zeitschrift  für  Bücherfreunde. 
N.  F.  IV,  5/6.     S.   183—188. 

t  Sulla  determinazione  del 
suicidio  nel  Werther  e  nell' 
Ortis.  Considerazioni  critiche. 
Von  Donato  Cassino.  Napoli, 
tip.  Morano.   1909.    32  SS. 

PaulSchumann :  Unbekannte 
Wertherschriften.  Zeitschr.  f. 
Bücherfreunde,  N.  F.  IV,  9. 
S.  273-284. 

Eine  unbekannte  Werther- 
schrift. Herrn  Fr,  Vult  von 
Steijern  gewidmet  zum  28.  Aug. 

1912.  Kukuk  an  meinen  lieben 
Müller  in  Mannheim  dahier 
1777.  Herausg.  von  Friedrich 
Meyer.  52  paginierte  und  11 
unpaginierte  SS.  In  100  Exem- 
plaren gedruckt  bei  Emil  Herr- 
mann sen.  in  Leipzig. 

In  der  Göttinger  Zeitschrift 
»Der  Sammler«  Nr.  5  vom 
I.  März  191 2  wird  eine  her- 
vorragende Reihe  v.  Werther- 
Schriften  zum  Verkauf  an- 
geboten :  Originalausgaben  u. 
Nachdrucke,  Uebersetzungen, 
Nachahmungen  u.  Streitschrif- 
ten, im  ganzen  56  Nummern, 
darunter  große  Seltenheiten. 

Eine  entsetzliche  Mordge- 
schichte von  d.  jung.  Werther, 
wie  sich  derselbe  den  21.  De- 
zember durch  einen  Pistolen- 
schuß eigenmächtig  ums  Leben 
gebracht.  (Mit  den  Noten.) 
Insel-Almanach   auf  das  Jahr 

1913.  S.  127  —  132. 
Wilhelm    Meisters    theatra- 
lische   Sendung.     Hrsg.    von 
N.P.Kisselew,Moskau,Musaget. 


O.  Behaghel:  Zu  Wilhelm 
Meisters  theatralischer  Sen- 
dung. Neue  Jahrbücher  u.  s.  w. 
XXIX,  2.     S.  157  — 159. 

Bettermann:  Wilh.  Meisters 
theatralische  Sendung  und  die 
Brüdergemeinde.  Zeitschr.  für 
Brüdergesch.  VI.  S.  119— 128. 

H.Conrad:  Wilhelm  Meisters 
theatral.  Sendung.  Preuß.  Jahr- 
bücher, CXXXXVm,  I.  April. 

s.  19-53- 

Josef  Hofmüller:  Der  Ur- 
Meister. Süddeutsche  Monats- 
hefte IX,   II. 

Albert  Köster:  Wilhelm 
Meisters  theatralische  Sendung. 
Zeitschrift  für  den  deutschen 
Unterricht.  XXVI,  4.  April. 
S.  209  —  233. 

S.Markus:  Wilhelm  Meisters 
theatralische  Sendung.  Die 
Alpen,  Bern.    VI,  6. 

Wilhelm  Meisters  theatral. 
Sendung.  Le  recent  manuscrit 
de  —  de'couvert  ä  Zürich. 
These  etc.  par  Richard  Mesz- 
leny.  Genf.  Imprimerie  Albert 
Kündig.     40  SS. 

Adolf  Metz:  Wilh.  Meisters 
theatralische  Sendung.  Zeit- 
schrift für  Wissenschaft  u.  s.  w. 
Beil.  d.  Hamb.  Nachr.   1/2. 

Willy  Rath:  Der  Urmeister. 
Konservative  Monatsschrift. 
LXIX,  8.     S.  819-826. 

t  Karl  Strecker:  Der  Ur- 
meister. Tägliche  Rundschau, 
Unt.-Beil.  Nr.  256.    191 1. 

G.  Rosenhagen :  Wilhelm 
Meister.  German. -romanische 
Monatsschrift.  Kiel.  IV,  4. 
S.  189  —  201. 

f  Erich  Schmidt:  Der  erste 
Wilhelm  Meister.  Auszüge  u. 
Bemerkungen.  Internationale 
Wochenschrift  f.  Wissenschaft, 


Bibliographie 


245 


Kunst  u.  Technik.  Okt.  191 1. 
Heft  I.     S.  46  —  70. 

Joh.  Schubert :  DerUrmeister 
und  Wilhelm  Meisters  Lehr- 
jahre. Wissenschaftliche  Rund- 
schau, Jahrg.  191  i/i 2,  Heft  23. 
S.  470—472. 

— s  Bild  u.  Wilhelm  Meister. 
Stund. m.  — .VIII,  2. S.  137-140. 

W^olfgang  Quincke :  Die 
Bühnen  weit  inWilhelmMeisters 
theatralisch.  Sendung.  Stunden 
mit  — .    VIII,  2.    S.  91  —  HO. 

S.  Markus :  Das  Urbild  zum 
Theaterskandal  in  »Wilhelm 
Meisters  theatral.  Sendung«. 
Buhne  u.  Welt.  XIV,  13.  April. 
Heft  I.    S.  20  — 23. 


Stilistische  Beobachtungen  zu 
Wilhelm  Meister  (Theatralische 
Sendung  —  Lehrjahre)  mit 
Proben  angewandter  Aesthetik. 
Von  Albert  Fries.  Berliner 
Beiträge  zur  Germanischen  u. 
Romanischen  Philologie  XLI V. 
Germ.  Abt.  Nr.  31.  Berlin, 
Emil  Ehering.     104  SS. 

Memoiren,  Robert  Guille- 
mad's  1805  — 1823  verab- 
schiedeten Sergeanten  1827 
aus  dem  Französischen.  Ein- 
geführt und  eingeleitet  von 
Johann  Wolfgang  von  — . 
Leipzig,  Franz  Moeser  Nachfg. 
M.  3.-. 


D.    ÜBERSETZUNGEN 


Geza  Voinovich  :  Ueber  eine 
ungedruckte  Goethe -Ueber- 
setzung  Johann  Aranys.  Philo- 
logische Abhandlungen  über 
die  Beziehungen  zwischen  un- 
garischer u.  deutscher  Literatur. 
Gedenkbuch  f. Gustav  Heinrich. 

Fausto.  Squillace.  La  Moda. 
Renio Sandron.  155 SS.  L. 2.50. 

— .  Fausts  Tragedija.  Tulk. 
J.  Rainis,  Petersburg.  184  SS. 
(Lettisch). 

t  Faust.  Eit  syrgjespel. 
Umsett  tili  norsk  og  upplyst 
ved  A.  M.  St.  Arctander. 
Fyrstebolken.  Kristiania  191 1. 
O.  Nörli.  324  SS.  Kr.  5.— 
(6.50). 

— ,  Faust  Tragedie  i  to  Dele. 
Oversat  og  indledet  af  P. 
Hansen.  Anden  Folkendgave 
Kopenhagen,  Gyldendal,  466 
SS.  Kr.  3.50. 

Faust:  a  tragedy;  the  first 
part;  tr.,  in  the  original  metres 


by  Bayard  Taylor.  Boston, 
Houghton  Mifflin  Riverside 
literature.  20  und  368  SS. 

f  — ,  Iphigenie  en  Tauride. 
Traduction  francaise,  avec  le 
texte  allemand  en  regard,  par 
B.  Levy,  ancien  inspecteur 
gene'ral  de  1'  instruction  pu- 
blique, Saint-Germain-les-Cor- 
beil,  impr.  F.  Leroy,  Paris,  libr. 
Hachette  et  Cie.  1910.  16, 
147  SS.  fr.   2. — . 

V.  J.  — s  Iphigenie  auf 
Tauris  in  russischer  Ueber- 
setzung.  Neue  Fr.  Presse  Nr. 
17  112.   14.  April. 

Iphigenie  auf  Tauris.  Ueber- 
setzt  von  K.  R.  (Großfürst 
Konstantin). 

Gete,  Dsejas.  Tulk  Aspasia. 
Petersburg,  A.  Gulbis.  16°. 
62  SS.      10  Kop.      (Lettisch.) 

—  Elegie  rymskie  (Rom. 
Elegien).  Prrl.  H.  Zathey.  8°. 
Krakau.    17  SS.     R.   1.20. 


246 


Bibliographie 


—  Wolfango,  Ermano  e 
Dorotea  (Traduzioni  di  Emilio 
Teza).  Padowa,  tip.  fratelli 
Gallina,   1910.     16°.     p.   135. 

Fexe,  B.,  CTpa;i,9HiiH  MoMo;;oro 
BepTepa.  IlepeKJiaTa  M.  FpyMeB- 
ceKa.  (Werthers  Leiden.)  Kiew. 
132  SS.   40  Kop.    (Kleinruss.) 

Gate  :  W.  fon  Jannä  Wertera 
Zeeschanas.  Tulk.  Aspasio. 
Petersburg,  A.  Gulbis.  16° 
137  SS.    20  Kop.    (Lettisch.) 

f  — ,  Wolfango.  I  dolori  del 
giovine  Werther.  Versione  ita- 
liana     di     Riccardo      Ceroni. 


Firenze,  A.  Salani,  1910.  16°. 
157  SS. 

t  Goethe,  Les  Annees  de 
voyage  de  Wilhelm  Meister. 
Entretiens  d'emigres  allemands. 
Les  bonnes  femmes,  nouvelle. 
Traduction  nouvelle  p.  Jacques 
Porchat,  T.  7.  Couloumiers, 
impr.  Brodard.  Paris,  libr. 
Hachette  &  Cie.  1910.  589  SS. 
Fr.  6.—. 

Jac.  van  Looy:  Ueber  das 
Uebersetzen.DeGids.  Februar- 
heft. 


IL  Biographisches 

A.    ALLGEMEINES 


— ,  der  Unantastbare.  (Zu 
Baumgartner-Stockmann.)Ger- 
mania  10.  Dez. 

R.  M.  Meyer  (Ueber  Baum- 
gartner:  — )  Deutsche  Lit.  Ztg. 
XXXIII  2656. 

— ,  Sein  Leben  und  seine 
Werke  v.  Albert  Bielschowsky. 
25.  Aufl.  2  Bde.  München, 
C.  H.  Beck.  XI  und  522  SS. 
mit  einer  Photograph,  und  V 
und  757  SS.  mit  einer  Photo- 
grav.    M.  14.—  (19.  —  ,  36-—). 

— .  Von  Houston  Ste- 
wart Chamberlain.  München, 
F.  Bruckmann.  VII  und  851  SS. 
mit  2  Tafeln.  M.  16.—  (18.—, 
20.—,   50.—). 

— ,  sein  Leben  und  Schaffen. 
Dem  deutschen  Volke  erzählt 
von  Ludwig  Geiger.  Berlin, 
Ullstein  und  Cie.  420  SS.  mit 
Taf.    M.  3.—. 

— ,  The  Man  and  his  Cha- 
racter  von  Joseph  Mc  Gabe. 
Philadelphia,  Lippincott.  Sh.  4.- 


Johann  Wolfgang  — .  Eine 
Skizze  als  Einführung  in  sein 
Leben  und  Schaffen.  Von  Paul 
Alfred  Merbach.  Hamburg, 
Hephaestos- Verlag.  29  SS. 
M.  — .30. 

(Mit  dem  Bilde  von  Lips.) 

—  von  Georg  Simmel.  Leip- 
zig, Klinkhard  und  Biermann. 
Vinund2  64SS.  M.  4.— (4.80). 

—  von  Georg  Witkowski. 
Zweite  umgearbeitete  Auflage. 
32  Abbildung,  auf  besonderen 
Tafeln.  Leipzig, E.A.Seemann. 
484  SS.     M.  6.—  (7.50). 

—  v.  Otto  te  Kloot.  Illustr. 
Heldenbibliothek,  Geistes-  und 
Kriegshelden  aller  Völker  und 
Zeiten,  herausgegeben  v.  Georg 
Geliert.  Berlin,  Neurode,  Leip- 
zig, Verlagsanstalt  D.  Ed.  Rose. 
4  Hefte  M.  i. — ,  jedes  Heft 
M.  — .30. 

Eugen  Kühnemann:  Herder, 
Kant,    — ,    Logos,    Tübingen. 

n,  3- 


Bibliographie 


247 


Metz :  Ein  französisches 
Goethewerk.  Preußische  Jahr- 
bücher.   Oktober.    S.  68—82. 

Kl. ;  —  als  Lebensrat. 
Generalanzeiger  für  Düsseldorf 
und  Umgegend.  17.  Dezbr. 
Dass.  Generalanzeiger  Mann- 
heim.  10.  Dez. 

Georg  Simmel :  — s  Rechen- 
schaft. Der  Tag.  4.  Februar. 

Georg  Simmel:  Das  Ver- 
hältnis von  Leben  und  Schaffen 
bei  — .  Der  Tag  22. /23.  März. 

D.  Mahling:  Die  Bedeutung 
—  s  für  das  religiöse  und  sitt- 
liche Geistesleben  unserer  Zeit. 
Christliches  Kunstblatt  für 
Kirche,  Schule  und  Haus.  Hrsg. 
von  David  Koch.  LIV,  11. 
Nov.  S.  327  ff. 

— s  Vermächtnis.  Zur  80. 
Wiederkehr  seines  Todestags. 
»Allen  Guten«  von  E.  Frucht. 
Wandsbek  i.  H.,  Claudius  Ver- 
lag Amandus  M.  F.  Martens. 

Zur  Kenntnis  des  jungen  — . 
Drei  Abhandlungen  von  Agnes 


Bartscherer.      Dortmund,    Fr. 
Wilh.  Ruhfus.   192  SS.  M.  4.50 

(5-50), 

Magie  und  Zauberei  im  ersten 
Teile  von  —  s  Faust  »De  collegiis 
secretis.«  Der  junge  —  und  Lessing. 

Allerlei  von  und  über  — . 
Vortrag  von  Fielitz.  Schlesische 
Ztg.  30.  Okt.  (Referat). 

Dichtungen  und  Dichter. 
Essays  und  Studien.  Von  Otto 
Pniower.    Berlin,    S.   Fischer. 

373  SS. 

Enthält  u.  a.  Das  Liederbuch 
Annette.  Werthers  Leiden.  Wil- 
helm Meisters  Theatral.  Sendung. 
Torquato  Tasso.  Faust,  zweiter 
Teil.  Goethes  Lyrik.  Goethes 
Religion. 

—  and  the  twentieth  Century 
v.J. G.Robertson.  (Cambridge, 
Manuals  of  science  and  lite- 
rature).  New  York,  Putnam. 
156  SS.    Sh.  0.40. 

Albert  Herzog:  —  in  der 
Darstellung  unserer  Tage. 
Badische  Presse  23.  Dezbr. 
(Bielschowsky  u.  Chamberlain). 


B.    BIOGRAPHISCHE  EINZELSCHRIFTEN 


Ein  Bilderbuch  aus  dem 
alten  Wien.  Denkwürdigkeiten 
und  persönliche  Erinnerungen 
in  Bild  und  Wort  von  A.  F. 
Seligmann  mit  zehn  Repro- 
duktionen nach  bisher  unver- 
öffentlichten Originalen  von 
M.  von  Schwind,  W.  Tisch- 
bein, Th.  Valerio,  Genelli, 
Louise  Seidler,  Alma  von 
Goethe  und  einer  Handzeich- 
nung von  J.  W.  von  — .  Nu- 
merierte Luxusausgabe.  M.  45.- 

(85—). 

Auf  — s  Spuren.  Königs- 
berger Allg.  Ztg.  9.  Okt. 


(Joseph  Galtier  im  Temps). 
Dass.  Neues  Wiener  Journal 
IG.  Okt. 

R.  Gragger:  — in  ungarisch- 
deutscher Kleidung. Ungarische 
Rundschau,  i.  S.  569  —  573. 

Wilhelm  Rullmann  :  —  und 
die  Anekdote.  Bund,  Bern. 
Sonntagsbl.  Nr.  34. 

Wilhelm  Rullmann :  Goethe- 
Anekdoten.  Ein  Gedenkblatt 
zum  28.  August.  Königsberger 
Allg.  Ztg.   28.  August, 

Der  gesteinigte  — .  Nordd. 
Allg.  Ztg.  22.  Okt. 

Wie  einer  —  für  einen  Gast- 


248 


Bibliographie 


wirt  hielt.  Allgem.  Ztg.  für 
Chemnitz.   10.  Nov. 

R.  B, :  Kleine  Irrtümer. 
Heiteres  aus  — s  Leben.  Ber- 
liner Lokal-Anzeiger.  I.Januar. 

Franz  Leppmann  :  Verklei- 
dung, Inkognito  und  Mysti- 
fikation in  — s  Leben.  Sonnt. - 
Beil.  Nr.  11.  zur  Voss.  Ztg. 
Nr.   141.   17.  März. 

Ernst  Franck :  Goethe- 
schrullen. Zum  80.  Todestage 
des  Dichters.   Der  Tag. 

H.  L. :  —  als  Badegast. 
Hann.  Courier.  5.  Juli. 

R.  Beigel:  —  und  die 
doppelte  Buchhaltung.  Tages- 
zeitung für  Brauerei.  Berlin. 
13.  Januar. 

E.Schlaikjer:  In  — s  Garten. 
Eckart.  August.   S.   704 — 715. 

Studiosus  —  über  dasKarten- 
spiel.  Stunden  mit  —  VIII, 
4.  S.  302  —  304. 

—  und  die  Kinder.  Neu- 
märkische Ztg.  Landsberg  a./W. 
15.  August. 

War  —  kurzsichtig?  Neues 
Wiener  Journal  25.  Dez. 

(Birnbaum,  Klinisch-thera- 
peutische Wochenschrift). 

—  und  das  tägliche  Leben. 
Walder  Ztg.  29.  August. 

Georg  Simmel:  — s  Liebe. 
Frankf.  Ztg.  i.  Mgbl.  Nr.  200, 
21.  Juli. 

H.  S. :  — s  Liebe.  Die  neue 
Generation.    Berlin.    Nr.  9. 

f  — s  Kärlek  (  — s  Liebe), 
af  Ernst  Liljedahl.  Stock- 
holm, Hugo  Geber.  1910/11. 
163,  178  SS. 

Adolf  Metz:  —  in  der  Liebe. 
Zeitschr.  für  Wissenschaft  etc. 
Beil.  Hamburger  Nachrichten, 
13.,  20.,  27.  Okt.,  3.  Nov. 

Richard     Batka:     Wie     — 


musizierte.  Prager  Tageblatt 
Nr.  96. 

Alfred  Graf:  — s  Schüler- 
jahre. Blätter  für  Volkskultur. 
Okt. 

E.  Schwabe:  —  als  Latein- 
schüler. Neue  Jahrb.  f.  d.  klass. 
Spr.  u.  Pädag.  XIV.  Jahrgang. 

xxvm,  7.   s.  345-371. 

Karl  Eberwein:  —  als 
Theaterdirektor.  Stund,  mit  — . 
VIII,  I.    S.  31-44- 

Der  alte  —  im  Theater. 
Stunden  mit  — .  VIII,  4.  S. 
304—307. 

— s  Tod  u.  Begräbnis.  Ber- 
liner Börs.-Courier.    22.  März. 

— s  letzte  Tage.  Zum  Ge- 
dächtnis an  den  22.  März  1832. 
Von  ein.  Goethefreund  (Adolf 
Schüler).  Freiburg  u.  Leipzig, 
Speyer   und  Kaerner.     15  SS. 

Adolf  Teutenberg:  —  als 
praktischer  Volkswirt.  Plutus, 
Kritische  Wochenschrift  für 
Volkswirtsch.  u.  Finanzwesen. 
7.  Sept. 

Wie  —  u.  Schiller  wohnten. 
Neues  Wien.  Journal,  23.  Nov. 

Unhygienisches  aus  Schillers 
u.  — s  Wohnungen.  Münchner 
NeuesteNachr.Nr.596.  22. Nov. 

A.  Schule:  Hygienischesaus 
der  Goethezeit.  Medizinische 
Wochenschrift,  München,Nr.47. 

t  Otto  Heuer:  Zwei  Hand- 
zeichnungen — s.  Jahrbuch  d. 
Fr.  Deutschen  Hochstifts  19 11. 
S.  279  —  287. 

Goethes  Handzeichnungen. 
Deutschland,  Weimar,  4.  Juni. 

Paul  Landau:  — s  Zeichen- 
kunst. Rhein. -Westf.  Zeitung, 
Nr.  350. 

Christian  Lobe :  Gespräch 
mit  Zelter.  Stunden  mit  — . 
VUI,  3.     S.  187  —  202. 


Bibliographie 


249 


—  in  der  Campagne  von 
1792.  Märkische  Volkszeitung, 
30./31.  August. 

t  Ph.  Distel.  Eine  von  — 
unterdrückte  Kritik.  Voss.  Ztg. 
1911. 

Carl  Georg  Brandis:  —  s 
dramatische  Preisaufgabe.  Zeit- 
schrift für  Bücherfreunde  N.  F. 
IV,  8.     S.  231  —  240. 

Richard  Fester:  —  und  die 
französ.  Revolution.  Deutsche 
Rundschau  XXXVIII,  1 2. Sept. 

S.  394—409- 

seh:  Ueber  die  amtliche 
Tätigkeit  — s  als  Weimarischer 
Staatsmann.  Weimarische  Ztg., 
13.  Februar. 

Rudolf  Payer  von  Thurn: 
Vor  hundert  Jahren.  Eine  Nach- 
lese von  Dokumenten  zu  — s 
Aufenthalt  in  den  böhmischen 
Bädern.  Chronik  des  Wiener 
Goethe-Vereins.  XXVI,  3—4. 
20.  Nov.    S.  20 — 36. 

H.  Bahr:  —  in  Diersburg? 
Straftburger  Post.   17.  Februar. 

Karl  Muthesius :  —  in  Dorn- 
burg.   Köln.  Ztg.,   29.  Okt. 

Zu  —  s  Frankfurt.  Beziehung. 
Frankf.  Ztg.  Nr.  89,  Abendbl. 
30.  März. 

Beziehungen  —  s  zu  Ham- 
burg. Von  Johannes  Kiessner. 
Hamburg,  C.  Boysen.  91  SS. 
M.  2.40. 

Otto  Johannes:  —  s  Harz- 
reisen. General-Anz.  für  Ham- 
burg-Ältona.    Blatt  8.    7.  Juli. 

Albert  Ludwig :  —  und 
Ilmenau.  Sonnt. -Beil.  Nr.  21 
zur  Voss.  Ztg.  Nr.  265,  26.  Mai. 

Auf  — s  Spuren  (Ilmenau). 
Tägl.  Rundschau,    7.  August. 

—  und  Ilmenau.  Unter  Be- 
nutzung zahlreich,  unveröffent- 
lichten   Materials,    dargestellt 


von  Julius  Voigt.  Mit  sieben 
Handzeichnungen  — s,  einer 
Karte,  einem  Faksimile  und 
zweiundzwanzig  Bildbeigaben. 
Leipzig,  Xenien-Verlag.  XVI 
und  392  SS.     M.  5. —  (6.50). 

—  im  Karlsbad.  Beschwerde- 
buch. Tägl. Rundschau.  15.  Juli. 

—  und  Leipzig.  Von  Otto 
Jahn.  III.  Aufl.  Leipzig,  Xenien- 
Verlag.     M.  2. — . 

Curt  Bauer:  —  in  Rom. 
Rhein. -Westf.  Ztg.    Nr.  1238. 

Irena  Barasch :  —  in 
Schlesien.  Der  Osten,  Breslau. 
XXXVIII,  Febr. 

t  Georg  von  Graevenitz:  — 
inSizilien.  Jahrb.  d.  Fr.  Deutsch. 
Hochstifts  191 1.    S.  215 — 227. 

R.  P.  J.  Tutein  Nolthenius: 
Wat  niet  em  —  zag  in  Sicilie. 
De  Gids.  April,  S.  36—77. 
MbI,  S.  257  —  304. 

Tiefurt.  Grüße  nach  Ilmenau. 
Stunden  mit  — .  VIII,  3.  S. 
209 — 211. 

t  Kasch:  Beiträge  zur  Ge- 
schichte der  Entstehung  und 
Entwicklung  des  Torfhauses. 
Zeitschr.  des  Harzvereins.  Auch 
Sonderabdruck.    19  SS. 

(Goethes  Besuch  daselbst.) 

—  in  Weimar.  Von  Ernst 
Schrumpf.  Mit  einem  Goethe- 
bildnis v,  Karl  Bauer.  München, 
C.  H.  Beck.   141  SS.    M.  i.— . 

Bei  —  in  Weimar.  Stadt- 
Anzeiger,  Köln.     14.  Dez. 

Friedrich  Schulze:  Weimarer 
Ostertage  1813.  Nach  zeit- 
genössisch. Dokumenten.  Insel- 
Almanach  auf  das  Jahr  191 3. 
S.  85-93. 

Am  Weimarischen  Hofe  unt. 
Amalien  und  Karl  August. 
Erinnerungen  von  Karl  Frhr. 
von  Lyncker.   Herausgegeben 


250 


Bibliographie 


von  seiner  Großnichte  Maria 
Schellers.  Berlin,  E.  S.  Mittler 
und  Sohn.  Mit  acht  Bildnissen. 
XXI  und  189  SS.  M.  3.— 
(4.50,  6.—). 

Aus  Weimars  gold.  Tagen. 
Fürst  u.  Dichter  im  Familien- 
kreise. Von  Karl  Neumann- 
Strela.  Halle,  R.  Mühlmann. 
VII  u.  212  SS.    M.  3.-  (4.—). 


Otto  Klein:  — s  erste  Be- 
suche in  Worlitz.  Leipziger 
Tageblatt,  20.  März. 

t  Zuwachs  der  Großherzogl. 
Bibliothek  zu  Weimar  in  den 
Jahren  1908  — 1910.  Von  Geh. 
Hofrat  Dr.  Warnekke.  Weimar, 
H.BöhlausNachf.  191 1.  27  SS. 

( —  und  die  orientalisch.  Hand- 
schriften der  Weimarer  Bibliothek.) 


C.    GOETHES  VERWANDTE 


— s  Ahnen  (Vorfahren  nicht 
Ahnungen.)  Schles.  Tageblatt, 
Schweidnitz.   13.  Sept. 

G.  Lutze:  Forschungen  zur 
Familiengeschichte  — s.  Mit- 
teilungen der  Zentralstelle  für 
deutsche  Personen-  U.Familien- 
geschichte. Heft  9. 

—  s  Ahnen.  Hamburger 
Fremdenblatt,   i.  Januar. 

Gg.  Lomer :  Neuentdeckte 
Ahnen  —  s.  Berl.  N.  Nach- 
richten Nr.  50. 

F.  Dreher  :  Die  Beziehungen 
der  Senckenberg  und  anderer 
Frankfurter  Familien  zu  Fried- 
berg in  der  Wetterau.  Hessische 
Chronik.  I,   7.  Juli.   S.   211  ff. 

Reinhold  Steig:  Von  August 
von  —  als  Heidelberger  Stu- 
denten. Sonnt. -Beil.  Nr.  10 
zurVoss.Ztg.  Nr.  128.  10.  März. 


Eugen  Meiler:  — s  Sohn. 
Deutsches  Tagebl.  Wien.  Nr.  97. 

August  von  —  und  Karl 
Friedrich  von  Schiller  auf  dem 
Weimarischen  Gymnasium. 
Voss.  Ztg.    4,  Sept,  Abendbl. 

— s  Schwiegertochter.  Ham- 
burgisch. Correspond.  27.  Dez. 

H.  C. :  Drei  Briefe  von  Ottilie 
von  — .  Neue  Freie  Presse  Nr. 
17023.   14.  Januar. 

Drei  Briefe  von  Ottilie  von 
Goethe  an  Frau  Hebbel.  N.Bad. 
Landesztg.  Nr.  26. 

Ludwig  Geiger:  — s  Enkel 
als  Erzähler.  Der  Tag.  21.  April. 

Theodor  — ,  ein  Verwandter 
— s  im  Russischen  Feldzuge 
181 2.  Aus  dem  Leben  eines 
sächsischen  Husaren,  tlrsg.  von 
P.  Holzhausen.  Berlin,  Morawe 
und  Scheffelt.     M.  3.50. 


D.    GOETHES  VERHÄLTNIS  ZU  VORGÄNGERN, 
ZEITGENOSSEN,   NACHFOLGERN,   SOWIE  ZU  FRAUEN 


f  Flügel :  —  u.  wir  Heutigen. 
Neues  Leben.  Reichenberg, 
Nr.  3.  Sept.   191 1. 

Viscount  Haidane  of  Cloan: 
Was  ist  —  uns  Engländern. 
Nord  und  Süd.  Juniheft. 


Julius  Schiff:  — s  chemische 
Berater  und  Freunde.  Deutsche 
Rundschau.  XXXVIII,  9.  Juni 
450—466. 

Eug.  Guglia:  Goethe-Feinde. 
Oesterr.    Rundschau.     Januar. 


Bibliographie 


251 


Georg  Simmel :  —  und  die 
Frauen.  Ostsee  Ztg.  Stettin. 
28.  Sept. 

Dass.   Tages-Ztg.    Potsdam. 

5.  Oktober. 

Dass.  St.  Petersburger  Mon- 
tagsblatt 463. 

L.  Roth:  Die  Frauen  um 
— .  Pester  Lloyd.  8.  Dez. 

Hans  Heinrich  Borcherdt: 
—  s  Beziehungen  zu  Johann 
Andre.    Frankf.  Ztg.  Nr.   239. 

Leon  Seche:  David  d' Angers 
und  — .  Mercure  de  France. 
16.  April. 

Neues  von  David  d'Angers 
Besuch  bei  — .  Die  Post. 
25.  Juli. 

—  und  Beethoven.  Königs- 
berger Hartungsche  Zeitung. 
28.  August. 

—  und  Beethoven  in  Teplitz 
181 2.      Berl.    Börsen-Courier. 

6.  Sept. 

Leopold  Hirschberg:  Eine 
Säkularerinnerung.  ( —  und 
Beethoven  in  Töplitz).  Berl. 
Tagebl.  Nr.  363.   19.  Juli. 

—  und  Beethoven.  (Ueber 
einen  Vortrag  von  Leopold 
Hirschberg.)  General-Anzeiger 
Mannheim    Nr.    570.    6.   Dez. 

Lg, :  Zwei  berühmte  Bade- 
gäste. ( —  und  Beethoven  in 
Teplitz),  Voss.  Ztg.  Nr.  340. 
Abendbl.  6.  Juli. 

Stephan  Hock :  —  und  Beet- 
hovea  in  Teplitz.  Neue  Fr. 
Presse  Nr.  17208.   21.  Juli. 

C.  H. :  —  und  Beethoven. 
Eine  Begegnung  vor  hundert 
Jahren  (in  Teplitz).  Schles. 
Ztg.  21.  Juli. 

—  in  Björnsons  Briefen.  Ge- 
neral-Anzeiger Mannheim  Nr. 
570.  6.  Dez. 

Dass.  Bresl.  Ztg.    6.  Dez. 


Dass.  Deutsche  Tages-Ztg, 
5.  Dez. 

H.  St.:  Brandes  über  — . 
Generalanzeiger  für  Düsseldorf 
und  Umgegend.  6.  Dez. 

Prof.  Dr.  Georg  Brandes 
über  —  und  sein  Zeitalter. 
Neues  Wiener  Journal.  22. 
Nov.  (Vortragsreferat.) 

—  und  sein  Zeitalter.  2.  Vor- 
trag von  GeorgBrandes.  Wiener 
Fremdenblatt.  22.  Nov. 

Neue  Briefe  Bettinens  an  — . 
Berl.  Börsen-Courier.  22.  Febr. 

Malla  Montgomery  Silver- 
stolpe.  Das  romantische 
Deutschland.  Reisejournal  einer 
Schwedin.  (1825  — 1826)  mit 
einer  Einleitung  von  Ellen 
Key.  Leipzig  Albert  Bonnier. 
XVI  und  290  SS. 

Enthält  viele  Stellen  über  — 
und  Bettine. 

—  und  Lotte  Buff.  Stadt- 
Anzeiger.  Köln,   13.  Dez. 

Heinrich  Lee :  Lottes  Nichte. 
Berl.  Tagebl.  Nr.  575.  10.  Nov. 

—  undCagliostro:  Leipziger 
Tagebl.   i.  Dez. 

KarlWollf:  — undCalderon. 
Münchener  Neueste  Nach  - 
richten    Nr.  442.    31.  August. 

KarlWollf:  —undCalderon. 
Neue  Badische  Landeszeitung 
Mannheim.  4.  Sept. 

f  La  poesia  neo-classica 
Tedesca  e  le  »Odi  Barbare« 
da  G.  Carducci,  von  Federigo 
Sternberg.  Triest  1910. 

Thomas  Carlyle.  Mit  einer 
Gravüre  — s.  Berlin,  Wilhelm 
Borngräber,  Verl.  Neues  Leben, 
M.  3.50. 

AdalbertLuntowski:  — und 
Carlyle.  Tägl.  Rundschau  Nr. 
202.  28.  August.  Unterhal- 
tungs-Beil. 


252 


Bibliographie 


Leonard  I>.  Mackall:  — 
und  die  Carlyles.    Athenäum. 

M.:  Ueber  das  vorige.  Zeit- 
schrift f.  Bücherfreunde  N.  F. 
IV,  7.     S.  260  fg. 

H.  St.  Chamberlain :  Dante 
u.  — .  Die  neue  Rundschau  I.  2. 

Rudolf  G.  Binding:  Dante 
und  — .    Frankf.  Ztg.    Nr.  51. 

I.  Mgbl.  21.  Februar. 

F.  Baldensperger :  Ueber 
den  Leutnant  Demars.  Revue 
Germanique.  Juli-August.  Lit. 
Echo.  XIV,  23.  I.  Sept.  Sp. 
1658/59. 

Eckermann  in  Hamburg : 
Stunden  mit  — .  VIIL  2.  S. 
143  —  146. 

Falk  und  — .  Von  Ernst 
Witte.  Dissertation.  Rostock, 
H.  Warkentie.  143  SS.  M.  3.—. 

—  und  Fichte.  Kieler  Ztg. 
Nr.  230.  Adolf  Köster:  Frkf. 
Ztg.  Nr.  138.  Oskar  Walzel: 
Zeitschr.  f.  Wissensch.,  Beilage 
der  Hamb.  Nachr. 

t  Arthur  Brausewetter:  Ueber 
das  Buch  von  Ad.  Metz.  Tägl. 
Rundschau,  Unterh.-Beil.  Nr. 
257.   191 1.  (Friederike  Brion). 

t  Benno  Diederichs  ebenso. 
Zeitschr.  f.  Wissenschaft  u.  s.  w. 
Beil.  d.  Hamb.  Nachr.  Nr.  45. 
1911. 

Ernst  Traumann:  Der  Ver- 
fasser d.  Grabschrift  f.  Friede- 
rike Brion.  Straßburger  Post, 
Unterhaltungsblatt     Nr.     159. 

II.  Februar. 

Christian  Schmitt :  Der  Ver- 
fasser d.  Grabschrift  f.  Friede- 
rike Brion.  Straßburger  Post, 
3.  Mg.-Ausg.  Nr.  349.  24.  März. 

Dr.  B^ringuier:  Friedrich  der 
Große  und  — .  Mitteilungen 
des  Vereins  für  die  Geschichte 
Berlins.    Nr.  2.     S.  19  fg. 


W,  Schwiebs:  Friedrich  der 
Große  u.  — .  Deutsche  Tages- 
zeitung.   Januar. 

Amelie  Fürstin  von  Gallitzin. 
Von  H.  Brentano.  Freiburg, 
Herder.  X  u.  153  SS.  M.  2.50. 

(Enthält  einiges  über  das  Ver- 
hältnis zu  — .) 

A.  Henrich :  Ueber  das  vor. 
Deutsche  Lit.  Zeitg.  XXXIII, 
1006  fg. 

—  u.  dieGenferin.  Hallesche 
Zeitung.  3.  Dezember. 

Ernst  Hallbauer:  GrafGörtz 
u.  — .  Stunden  mit  — .  VIII,  2. 
S.  83  —  90. 

Martin  Greiffs  nachgelassene 
Schriften.  Hrsg.  von  Wilhelm 
Kosch.  Leipzig,  Amelangs  Ver- 
lag.    M.  5.-. 

(Enthält:  —  und  Therese.) 

Karl  Reuschel :  Mart.  GreifiFs 
» —  und  Therese«.  Zeitschrift 
für  den  deutschen  Unterricht. 
XXVI,  7.  Juli.  S.  465—478. 

S.  M.  Prem :  Zu  Greiffs  No- 
velle »—  und  Therese«.  Zeit- 
schrift f.  d.  deutsch.  Unterricht. 
XXVI,  II.  Nov.    S.  776-778. 

Reinhold  Steig:  Die  Brüder 
Grimm  und  die  Weimarische 
Bibliothek.  Zeitschr.  f.  Bücher- 
freunde. N.  F.IV,  I.  S.  25  —  30. 

Heine  und  — .  Königsberger 
Anzeiger,   i.  Nov. 

t  Robert  Hering:  Ludwig 
Julius  Friedrich  Höpfner  in 
seinen  literarisch.  Beziehungen. 
Jahrb.  d.  Fr.  deutsch.  Hoch- 
stiftes 191 1.    S.  288 — 349. 

Friedrich  Heinrich  Jacobis 
»Allwill«.  Von  Hans  Schwartz. 
Bausteine  zur  Geschichte  der 
neuen  deutschen  Literatur, 
Bd.  8.  Halle  a.  S.,  Max  Nie- 
meyer.    IV  und  78  SS. 

Charlotte  von  Kalb.  Von  Ida 


Bibliographie 


253 


Boy-Ed.  Eine  psychologische 
Studie.  »Das  heißt:  ich  bin 
kein  ausgeklügelt  Buch,  ich  bin 
ein  Mensch  in  seinem  Wider- 
spruch.« Mit  8  Abbild,  Verlegt 
bei  Eugen  Diederichs.  Jena. 

Eugene  Pradez:  Un  duel 
pacifique  —  et  Kestner.  La 
Revue  Paris.  Nr.  7. 

Dass.  Bibliotheque  univer- 
selle   et    revue    suisse    März. 

S.  557-594- 

L.  G. :  —  und  Kleists  »Zer- 
brochener Krug«.  Voss.  Ztg. 
Nr.  136,  Abdbl.   14.  März. 

Neues  von  —  u.  d.  schönen 
Seele.  Lüneburgsche  Anzeiger. 
21.  Januar. 

K.  Ed.  Schmidt:  Wie  Graf 
E.  A.  H.  Lehndorff-Steinort 
mit  —  zusammentraf.  Alt- 
preuß.  Rundschau.  Lötzen.  I,  i. 

AlbertLeitzmann:  Neues  von 
Lichtenberg.  Zeitschrift  für 
Bücherfreunde. 

Longus  Hirtengeschichten 
von  Daphnis  und  Chloe  im 
Urteile  — s.  Von  Otto  Klein. 
Bitterfeld,  Oskar  Böhme.  23  SS. 

Ein  unveröffentlichter  Brief 
Alessandro  Manzonis  an  — . 
Voss.  Ztg.,  26.  Juni,  Abdbl. 

—  und  Manzoni.  Voss.  Ztg., 
27.  Juni,  Abdbl. 

Fred.  B.  Hardt:  Ein  Freund 
—  s.  (Karl  Philipp  Moritz.) 
Münchner  Neueste  Nachrichten. 
15.  Juli. 

f  Moser  und  — .  Von  Georg 
Kass.  Doktordissertation.  Göt- 
tingen, 1909. 

H.  Schierbauer:  —  und 
Justus  Moser.  Hannoverland. 
VL  Januar. 

vonGraevenitz:  —s  Stellung 
zu  Mozart.  Mitteilungen  für  die 
Mozart-Gemeinde.   Heft  34. 


Otto  Franz  Gensichen:  Eine 
— Erinnerung.  Berl.  Börsen- 
Courier.  Nr.  154.  31.  März. 

( —  und  Napoleon). 

t  Richard  Wagner:  Zu  — 
u.  Pestalozzi.  Deutsche  Schule. 
XIV,  8.   1910. 

Arthur  Denecke:  —  und 
Plautus.  Das  literarische  Echo, 
XIV,  15.  I.  Mai,  Sp.  1034 — 
1040. 

Prof.  Dr.  Waas:  Ein  pol- 
nischer Verehrer  —  s.  Tägliche 
Rundschau.   19.  März. 

—  und  Schiller  über  einen 
politisierenden  Musikus.  (Joh. 
Fr.  Reichardt).  Berl.  Börsen- 
Courier.   10.  Sept. 

Jean  -  Marie  Carre  :  Henry 
Crabb  Robinson  und  — .  Revue 
germanique  VIII,  4. 

WilhelmSpickernagel:  Rous- 
seau und  — .  Hamb.  Nachr. 
Nr.   293. 

Schiller  und  — ,  Jena  und 
Weimar.  Von  Wilhelm  Wachs- 
muth.  Mit  1 1  Bildbeigaben. 
Leipzig,  Xenienverlag.  M.  2. — . 

Ernst  Traumann :  Nochmals: 
Schillers  Schädel  und  — . 
Frankf.  Ztg.  Nr.  134,  2.  Mgbl. 
15.  Mai. 

Wilhelm  Diehl:  Ein  Vorfahre 
Lili  Schönemanns.  Hessische 
Chronik  I,  7.  Juli.     S.  239  ff. 

C.  M:  Lili.  General -An- 
zeiger Frankfurt  a.  M.   3.  Mai. 

—  und  Corona  Schröter  auf 
der  Bühne.  Die  Post.   15.  Sept. 

Dass.  General-Anzeig.  Biele- 
feld. 9.  Okt. 

Frau  Barbara  Schultheß,  die 
Freundin  —  s  und  Lavaters. 
Von  Gustav  von  Schultheß- 
Rechberg.  2.  Aufl.  Zürich, 
Schultheß  &  Cie,  184  SS. 
Fr  CS.  5. — . 


254 


Bibliographie 


—  und  Charlotte  von  Stein. 
Von  Edmund  Höfer.  2.  Aufl. 
Leipzig,Xenien-Verlag.M.2. — . 

—  und  Frau  von  Stein. 
Niederschles.  Anzeig.,  i.  März. 

(Ueber  ein.  Vortrag  v.  Amanda 
Sonnenfels.) 

Wilhelm  Bode:  Briefe  der 
Frau  von  Stein  an  Knebel. 
Aus  dem  Großh.  Sächsischen 
Hausarchiv.  Stunden  mit  — . 
Vin,  I.  S.  9—20.  Vom  rus- 
sisch. Feldzuge  bis  zum  Oktob. 
1813.  Vm,  4.  S.  280—301. 
Oktober  181 3  bis  Ende  181 5. 

t:  Aus  neuen  Briefen  der 
Frau  von  Stein.  Ueber  d.  vor. 
Frkf.  Ztg.,  2.  Mgbl.,  Nr.  192, 
13.  Juli. 

— ,    der    Hofmaler     Stieler 


und  der  Optiker  Joseph  Niggl. 
Gen. -Anzeig,  der  Münchner 
Neuesten  Nachrichten  Nr.  140. 
17.  März. 

Wilhelm  Bode:  Ein  Brief 
Friedrich  von  Steins  an  — . 
Stunden  mit  — .  VIII,  2.  S. 
III  — 123. 

Strindberg  über  — .  Berl. 
Tageblatt.  21.  Sept. 

Paul  H.  Emden:  Weimar 
und  Thackeray.  Berl.  Tagebl., 
Ab. -Ausg.  Nr.  397.  6.  August, 

Wilhelm  Bode:  Tolstois  Ur- 
teile üb.  — .  Stunden  mit  — . 
VIII,   I.    S.   1-8. 

Georg  Schaaffs :  Quellen- 
studien zu  deutsch.  Gedichten 
III  —  und  d'Urfey.  Zeitschr.  f. 
Bücherfreunde.  III,  11 .  S.  367  fg. 


E.    STELLUNG  ZU  KUNST,  LITEIL^TUR,  POLITIK, 
RELIGION,  WISSENSCHAFT 


f  Hans  Schmidt -Kestner: 
Schiller  und  Goethe  —  Brutus 
U.Caesar.  Voss. Ztg.,  Sonntags- 
beilage Nr.  45.  191 1,  ebenso 
Zeitschr.  f.  Wissenschaft  usw. 
Beilage  der  Hamburg.  Nachr. 
Nr.  26.   191 2. 

t  — s  Stellung  zum  Aber- 
glauben. VonW.  Aron.  Disser- 
tation.   Breslau  191 1.    81  SS. 

t  S.  H.  F.  Kohlbrugge :  — 
als  vergleichender  Anatom. 
De  Gids.    Juliheft. 

—  u.  die  Antike.  Von  Ernst 
Maass.  Berlin,  Stuttgart  und 
Leipzig,  W.  Kohlhammer.  XII 
u.  665  SS.    M.  12.-   (14.—). 

M.  Semper:  Die  prähisto- 
rische Menschheit  bei  —  und 
seinen  Zeitgenossen.  Vortrag, 
gehalten  auf  dem  43.  Deutsch. 


Anthropologenkongreß  inWei- 
mar am  2.  August  191 2. 

—  und  die  Arbeiter  von  M. 
Grunwald.  Anhang,  i. Goethe- 
Chronik.  2.  Goethe-Literatur. 
3.  Marx  und  — .  23  SS.  (Abh. 
u.  Vorträge  zur  sozialistischen 
Bildung  3).  Dresden,  Kaden. 
M.  — .20. 

Gottw.  Chr.  Hirsch:  —  als 
Biologe.  Ostwalds  Annalen  der 
Naturphilosophie.      Band    11. 

s.  307—372. 

Carl  Franke:  — s  Stellung 
zum  Bürgertum  und  Adel. 
Leipz.  Ztg.,  Wiss.  Beil.  Nr.  12. 

Pfleiderers  Geschichte  der 
Religionsphilosophie  ( —  und 
das  Christentum).  Stunden  mit 
— .    vm,  2.    S.  140—143. 

—  und  die  »Chymie«.     Zu 


Bibliographie 


255 


— s  Geburtstag  (28.  August). 
Deutsche  Tages-Ztg.,  25.  Aug., 
Mainzer  Tageblatt,  26.  Aug., 
Täglicher  Anzeiger,  Elberfeld, 
29.  August. 

Zu  — s  Dichten  u.  Denken. 
Der  Reichsbote,  Berlin  13/. 14. 
Dezember. 

Der  Goethesche  Charakter 
der  Campbellschen  Erlösungs- 
theorie. E.  F.  XII.  S.  352  —  356. 

J.  Minor :  Freimaurer  in 
Sicht.  Deutsche  Rundschau. 
Januar.  (Zauberflöte.) 

Ludwig  Keller :  Der  deutsche 
Neuhumanismus  und  seine 
geistesgeschichtlichenWurzeln. 
Eine  kritische  Auseinander- 
setzung. (Gegen  Minor.)  Mo- 
natshefte der  Comeniusgesell- 
schaft.  N.  F.  IV,  2.  März. 
S.  41 — 61. 

f  M.  Joris:  — s  Stellung  zu 
Fremdwort  u.  Sprachreinigung. 
Preuß.  Jahrbücher.  Sept.  191 1. 
C.  XXXXV,  3.    S.  422-468. 

Geschichte  des  deutschen 
Idealismus  von  Dr.  M.  Kronen- 
berg. Zweiter  (Schluss-)  Band. 
Die  Blütezeit  des  deutschen 
Idealismus  von  Kant  bis  Goethe 
und  Hegel.  München,  C.  H. 
Becksche  Verlagsbuchhandlg., 
Oscar  Beck.   M.  10. —  (12. — ). 

P.  Uhle  :  —  u.  die  Jesuiten. 
Allg.Ztg.f.Chemnitz  etc.  6.  Juni. 

t  Paul  Mittmann :  Ueber 
— s  Verhältnis  zur  Tonkunst. 
Bresl.- Ztg.  Nr.  751.   19 11. 

Herbert  Stegemann:  — s 
Naturanschauung.  Deutsche 
Tages-Zeitung.  21./22.  Juni. 

t  S.  H.  F.  Kohlbrugge :  War 
— s  Naturbetrachtung  eine 
teleologische  oder  eine  me- 
chanische? DeGids.  Dezember 
1911. 


Paul.  Joh.  Arnold:  — s  No- 
vellenbegriff. Das  literarische 
Echo.  XIV,   18.     15.  Juni. 

—  als  Pädagog  von  W.  Rein. 
Langensalza,  Beyer.  (Päd. 
Magazin  495.)  36  SS.  M.  — 50. 

F.  H.  Thalhofer:  -  als 
Pädagog.  Pharus  3.  Mai.  S. 
411—420.  Juni.  S.  506 — 518. 

—  s  Bildungsideal  und  das 
moderne  Gymnasium,  Vortrag 
von  Eduard  Castle.  Sonder- 
abdruck aus  dem  13.  Heft  der 
»Mitteilungen  des  Vereins  der 
Freunde  des  humanistischen 
Gymnasiums«  in  Wien.  Wien 
und  Leipzig.  Carl  Fromme. 
24  SS.    50  Heller. 

t  Wie  denkt  —  über  Er- 
ziehung und  lassen  sich  s.  päd- 
agogischen Ansichten  aus  all- 
gemeinen Anschauungen  ab- 
leiten. Von  W.  Wolff.  Pro- 
gramm, auch  Dissertation. 
Erlangen  191 1.  VI  und  57  SS. 

—  und  der  Panamakanal. 
Voss.  Ztg.  Nr.  462,  Ab. -Ausg. 
IG.  Sept. 

—  und  die  Fachphilosophie, 
V.  Hans  Henning.  Straßburgi.E. 
Carl  Bongard.  35  SS.  M.  1.20. 

t  Präludien  von  Wilhelm 
Windelband.  Aufsätze  und 
Reden  zur  Einführung  in  die 
Philosophie.  Tübingen.  J.  C. 
B.  Mohr.  191 1.  4.  Aufl.  Bd.  I 
6.  Aus  — s  Philosophie.  1899. 
S.  168  ff.  7.  — s  Faust  und  die 
Philosophie  der  Renaissance. 
1904.  S.   191   ff. 

Georg  Simmel :  Polarität 
und  Gleichgewicht  bei  — . 
Voss.  Ztg.  Nr.  478,  Mg.-Ausg. 
19.  Sept. 

S.  M.  Mehamed:  —  und 
die  Politik.  Bresl.  Ztg.  Nr.  591. 
28.  August. 


256 


Bibliographie 


— s  Weg  zur  Höhe.  ( — s 
bester  Rat.)  Von  Wilhelm 
Bode.  Berlin.  E.  S.  Mittler  u. 
Sohn.    62  SS.    M.  —.80  (1.50, 

4.-). 

Johannes  Bestmann :  Der 
alte  — .  Seine  Stellung  zu 
Religion  und  Sittlichkeit.  Der 
Reichsbote.  6.,  13.,  20.,  27. 
Januar. 

P.  Benrath:  — s  religiöse 
Gedankenwelt  in  dem  Jahr- 
zehnt vor  der  italienischen 
Reise.  D.  E.  III  36—45. 

Ch.  Joret :  La  religion  du 
jeune  —  (i755— 1775)-  Revue 
germanique  8.  S.  129 — 154. 
(Schluß). 

—  s  Religion.  Ein  Vortrag 
gehalten  am  22.  Febr.  191 1. 
Von  Walther  Nithack-Stahn. 
Lissai.P,  Oskar  Eulitz.  28  SS. 

Die  religiöse  Ideenwelt  un- 
serer Klassiker  im  Religions- 
Unterrichte  der  Oberstufe.  Z. 
ev.  Religion  XXIV,  38—40. 

Paul  Lorentz:    Zu  — s  Ge- 


danken tlber  Unsterblichkeit. 
Tägliche  Rundschau.  21.  März. 

Gustav  Ruhland:  —  und 
unsere  Volkswirtschaftslehre. 
Freisinnige  Ztg.  9.  Sept. 

Rudolf  Eucken:  Der  neue 
Idealismus.  II  — s  u.  Schillers 
ethisch-aesthetische  Weltan- 
schauung. Christliches  Kunst- 
blatt für  Kirche,  Schule  und 
Haus.  Hrsg.  von  David  Koch. 
LIV  II.  S.  338  ff. 

Georg  Simmel:  Die  Stetig- 
keit in  —  s  Weltbild.  Der 
Tag.    Nr.  237.    9.  Okt. 

—  s  Weltanschauung  (mit 
Zugrundelegung  des  Werkes 
von  Chr.  Schrempf).  N.  Zur. 
Ztg.  Nr.  240  —  242. 

A.  T. :  Ein  Werk  über  — s 
Lebensanschauung,  (Schrempf). 
Neue  Züricher  Zeitung.  29., 
30.,  31.  August. 

E.  Ebstein :  —  über  den 
Zwischenkieferknochen.  Archiv 
für  die  Geschichte  der  Natur- 
wissensch.u.  der  Technik.  Juni. 


F.    NOTIZEN  VON  ZEITGENOSSEN  ÜBER  GOETHE 


Die  lieben  Zeitgenossen. 
Sachsenfreund  1832.  Köln. Ztg. 
28.  August. 

Auch  eine  Stimme  über  — . 
Deutschland.  Weimar,  i.Sept., 
s.  d.  vor. 

Fritz  Adolf  Hünich:  Neue 
Goetheana.  Zeitschr.  f.  Bücher- 
freunde. N.  F.IV,  3.  S.  91 — 96. 

Adolf  Kohut :  Ungedruckte 
Briefe  der  Herzogin  Anna 
Amalie  von  Weimar  an  Frau 
Karoline  Herder.  Monatshefte 
d.  Comenius-Gesellschaft.  N.  F. 
IV,  3.    Mai.     S.   107  — 115. 


R.  Steig:  Bettina  Brentano 
berichtet  über  ihren  ersten 
Besuch  bei  —  in  einem  Briefe 
von  Arnim.  Voss.  Ztg.,  Nr.  21. 

Early  letters  of  Thomas 
Carlyle  (an  Jane  Welsh).  Lon- 
don, Macmillan  and  Cie.  (Ent- 
hält manches  über  — ),  s.  auch 
Ernst  Dolden :  Wissen  und 
Leben.     Zürich,  V,   13. 

Karl  Strobel :  Aus  den  Auf- 
zeichnungen Ludwig  Franz 
Deinhardsteins.  Leipz.N. Nachr. 
Feuill.-Beil.  Nr.  82.  (Ueber 
einen  Besuch  bei  — .) 


Bibliographie 


257 


— s  Schauspieler  u.  Musiker. 
Erinnerungen  von  Eberwein  u. 
Lobe.  Herausgegeben  v.  Dr. 
Wilhelm  Bode.  Mittlers  Goethe- 
Bücher.  Berlin,  E.  S.  Mittler 
&  Sohn.  246  SS.  mit  8  Bild- 
nissen.    M.  3. —  (4.50,  6. — ). 

—  aus  näherem  persönl.  Um- 
gange dargest.  Von  Joh.  Falk. 
Goethe -Bibliothek.  Herausg. 
von  K.  G.  Wendriner.  Berlin, 
Morawe  u.  Scheffelt.     318  SS. 

Eduard  Metis:  Ueber  das 
vorige.     Bresl.  Ztg.,    Nr.  207. 

—  aus  näherem  persönl.  Um- 
gange dargest.  Von  Joh.  Falk. 
Eingel.  u.  hrsg.  v.  R.  Eckardt. 
Halle,  Hendel.  XH  u.  208  SS. 
(Bibl.  der  Gesamt  -  Literatur, 
Nr.  2289 — 2292).     M.   1.35. 

Wilhelm  u.  Caroline  v.  Hum- 
boldt in  ihren  Briefen.  Herausg. 
von  Anna  v.  Sydow.  Berlin, 
E.  S.  Mittler  und  Sohn.  6.  Bd. 
Xm  und  631  SS.  Enthält 
viele  Stellen  über  — .  S.  d. 
Register. 

Friedrich  Wilhelm  Riemer. 
Mitteilungen  über  — .  Aus 
mündlichen  und  schriftlichen, 
gedruckten  und  ungedruckten 
Quellen.  Eine  Auswahl  heraus- 
gegeben V.  Karl  Georg  Wen- 


driner (Band  3  der  Goethe- 
Bibliothek).  Berlin,  Morawe 
&  Scheffelt,    M.  3.—    (12.—  ). 

Zu  den  zeitgenöss.  Urteilen 
über  —  (Christoph  Friedrich 
Rinck).  Voss.  Ztg.  Nr.  468. 
Abendbl.     13.  Sept. 

Carl  Stadelmanns  Briefe  an 
Theodor  Kräuter,  z.  28.  Aug. 
191 2,  in  Druck  gegeben  von 
Anton  Kippenberg.  Als  Hand- 
schrift in  150  Exemplaren  ge- 
druckt.    16°.     49  SS. 

Briefe  J.  C.  W.  Stadelmanns 
an  Theodor  Kräuter.  Insel- 
Almanach  auf  das  Jahr  1913. 
S.   110  — 126. 

Goethes  Diener  Stadelmann. 
Literarisches  aus  der  Gesinde- 
stube. B.  Z.  am  Mittag.  Nr.  202. 
28.  August. 

—  und  sein  Gesinde.  Rhein. - 
Westfäl.  Ztg.  I.  Sept. 

—  und  sein  Diener.  Rhein.- 
Westfäl.  Ztg.  Essen.    2.  Okt. 

S.  Ch.  Lütkemüller:  Ge- 
spräche mit  Wieland.  Stunden 
mit  — .    VIII,  4.  S.256 — 279. 

Ein  Franzose  1827  über  — 
und  das  Weimarische  Theater. 
Stunden  mit  Goethe.  VIII,  3. 
S.  211 — 2i6. 


III.    VERSCHIEDENES 

A.    AUSSTELLUNGEN,  BILDER,  BÜSTEN,  STATUEN, 

FEIERN,  GEDENKPLÄTZE,  -TAFELN,  -STÄTTEN, 

SAMMLUNGEN 


fElemerKutasi.  Schilderung 
d.  Budap.  Goethe  -  Museums. 
Jung-Ungarn.    Nr.   11.     191 1. 

Otto  Heuer:  Das  Frank- 
furter— Museum  u.  seine  Auf- 
gaben.    Frankf.  Ztg.    2.   Juni. 

Goethe-Jahrbuch  XXXIV 


Ein  Silhouetten- Album  aus 
dem  Goethekreis.  Frankf.  Ztg., 
Nr.  94,  Abendbl.  4.  April. 

f  V.  Brüsewitz :  Goethedar- 
stellung in  Bildern.  Schweden 
1911. 

17 


258 


Bibliographie 


Kurt  Bauer:  Eine  Goethe- 
Ovation  in  Anzio.  General- 
Anzeiger  für  Düsseldorf  und 
Umgegend.   13.  Okt. 

Dass. :  Nordd.  Allgem.  Ztg. 
22.  Okt. 

Dass.:  C.  Kühl :  Eine  Goethe- 
Ehrung  in   Anzio.     Die  Post. 

27.  Okt. 

E.  J. :  Von  Leuten  die  — s 
Geburtstag  feierten.  Volks- 
zeitung. 28.  August. 

Heinrich  Stümcke :  Ein 

Tag.  Bühne  und  Welt.  XTV, 
18.  Juni,  Heft  2.  S.  221—224. 

W.  L. :  Eine  vergess.  Goethe- 
stätte (Der  große  Hermann- 
stein).    Berl.   Börsen-Courier. 

28.  August. 

Eine  vergess.  Goethestätte. 
Die  Post.  4.  Sept. 

Goethestätten  im  modernen 
Rom.     Dresd.  Anz.    28.  März. 

A.  Schule :  Seserheim.  Ein 
zerstörtes  Idyll.  Tägl.  Rund- 
schau.    13.  Mai. 

Eine  Goetheerinnerung  (in 
Tirol).  Berl.  Tagebl.,  Nr.  459, 
9.  Sept.  Hamb.  Fremdenbl., 
IG.  Sept. 

Eine  Goetheerinnerung  (im 
Anschluß    an  d.    vor.).      Berl. 


Tagebl.,  Nr.  462,  Abend-Ausg. 
IG.  Sept. 

— s  Arbeitszimmer  U.Schlaf- 
stube. Für  die  Freunde  des 
Goethehauses  im  Jahre  191 2 
beschrieben  von  W.  von  O. 
Weimar,  Druck  von  Dietsch 
und  Brückner.     14  SS. 

Die  Bücher  in  — s  Stube. 
Stunden  mit  Goethe.  VIII,  3, 
S.  217—218. 

Weimar  v.  J.  J.  Vriesländer. 
Weimar,  Gustav  Kiepenheuer. 
M.  6.—  (10.-). 

Erich  Ostmark :  Auf  — s 
Spuren  (Weimar).  Breslauer 
Morgen-Zeitung,  8.  August. 

Otto  Franz  Gensichen :  Wei- 
marer Erinnerungen.  Weima- 
rische Ztg.,  3  Okt. 

Gert  Seelig:  Goethestätten 
in  Weimar.  Zeitschr.  f.  Wissen- 
schaft usw.  Beil.  d.  Hamb. 
Nachr.,  Nr.  35  fg. 

Johannes  Keller  :  Besuch  bei 
— .     Hamb.  Corresp.,  Nr.  437. 

Hans  Schukowitz  :  In  der 
Lotte  Werther-Stadt.  Grazer 
Volksbl.,  Nr.  371. 

Karl  Moorburg :  Wetzlar. 
Tägliche  Rundschau.     6.  Juli. 


B.    DICHTUNGEN  ÜBER  GOETHE,  KOMPOSITIONEN, 

ILLUSTRATIONEN,    PARODIEEN,    NACHDICHTUNGEN 

GOETHESCHER  WERKE 


t  The  Courtier  Stoops  by  J. 
H.  Yoxall.  (—  und  Christiane. 
Roman.)  London  Smitt,  Eider 
and  Cie.   191 1. 

Anna  Julia  WolfF:  Wenn 
man  Wolfgang  —  heißt.  Hu- 
moreske.     General  -  Anzeiger 


Ludwigshafen  a.  Rh.,  Nr.  286. 
6,  Dez. 

Paul  Ernst:  Der  Dichter 
und  das  Erlebnis.  Hamb. 
Nachr.   14.  u.  a.  O. 

Der  Bücherwurm.  Monats- 
schrift      für      Bücherfreunde. 


Bibliographie 


259 


Faschingsheft.  Frankfurt  a.  M. 
Benjamin  Auffarth. 

Mit  einem  Titelbild:  Der  fröh- 
liche — .  Enthält  ferner:  Eine 
nationale  Schmach  oder  —  und 
kein  Anfang.  Die  Goethephilologen 
von  Victor  Auburtin.  Wilhelm 
Meisters  theatralische  Sendung  oder 
die  Geschichte  wie  Wilhelm  Meister 
bietend  versteigert  wurde.  Heiden- 
röslein. 

Spezialnummer  des  Ulk : 
Der  Osterspaziergang,  Nr.  14., 
5.  April. 

P.  A.  S.:  Von  —  s  Gründ- 
lichkeit. Hagener  Ztg.  4.  Dez. 

Gluck,  Chr.  W.  v.,  Gebet 
aus  »Iphigenie  in  Tauris«  f. 
dreistimm.  Schülerchor  von  L. 
Kieslich.  Part.  8°.  Breslau. 
Franz  Goerlich.     M.  —.10. 

Arnold,  DreiMadrigale  (nach 
Worten  aus  Goethes  Leiden  des 


jungen  Werther)  von  Mendels- 
sohn f.  2  S.  A.  T.  u.  B.  Solo 
oder  kl.  Chor.  Berlin,  Pies 
&  Ehrler.     Mk.  5.  —  . 

An  Belinden.  Musik  von 
Chr.  Kayser.  Stunden  mit  — . 
VIII,  2.  S.   124—126. 

Der  Fischer  von  Josef  Ziegler. 
Ballade  f.  i.  Singstimme  mit 
Pfte.  München,  Hans  Sachs, 
Verlag    (G.  Haist).      M.   i.— . 

Ernst  Challier:  Statistik  über 
die  Lieblingsdicht,  d.  deutschen 
Komponisten.  Börsenblatt  für 
den  deutschen  Buchhandel. 
Nr.   174. 

( —  mit  2660  Vertonungen). 

t  Hermann  und  Dorothea- 
Ein  Festspiel  nach  — s  gleich- 
namiger Dichtung  von  C.  Kling, 
ner.  Bad  Elster  191 1.  16°. 
49  SS.    M.  — .50. 


17* 


Register  zu  Band  xxxiv 


I.   Personen-Register 


Die  hinter  den  cursiv  gedruckten  Namen  stehenden  Zahlen  geben  die 

Seiten  an,  auf  denen  Abhandlungen  oder  Mitteilungen  des  Betreffenden 

sedruckt  sind. 


Abeken,  B.  R.  215  fg. 

Albe,  Kanonikus  von  2 1 3 

Albertus,  Magnus  240 

Alexis,  Willibald  222 

Alicke,  Paul  238 

Aelst,  J.  von  der  208  fg. 

Alt,  Karl  254.  236 

Ampere,  J.  J.  148 

Ampfurt,  Hans  212 

Amyot,  J.  170 

Andre,  Johann  251 

d Angers,  David  251 

Anon  237 

Anton,  Karl  156 — 161 

Apponyi,  Grätin  108 

Arctan'der,  A.  M.  St.  245 

Aretino,  Pietro  171 

Ariost,  L.  124 

Aristoteles  228 

Arany,  Joh.  245 

Arnim,Achim  von  130.  256 

Arnim,  Bettine  von  s.  Brentano 

Arnold,  Paul  Joh.  255 

Arnstein,  Ose.  236 

Aron,   W.  34—63 

Aron,  W,  254 

Aschner,  S.  199—203 

Asseburg  Achatz,   Ferd.  v.  d.  213 

Asseburg,  Amalie  v.  d.  212—215 

Asseburg,  Busso  Ludw.  v.  d.  212  fg. 

Asseburg,  Friedr.  Wilh.  v.  d.  214 

Asseburg,  Henriette  v.  d.  212  fg. 


Asseburg,  Moritz  Wilh.  v.  d.   213 
Asseburg-Falkenstein,  Friedr.  v.  d. 

213 
Assing,  Rosa  Maria  222 
Astric,  Jean  7 
Auburtin,  Viktor  259 
Auffarth,  Benj.  259 


B.,  R.  241.  248 

Babinger,  Fi'an-  83  —  100 

Bahr,  H.  249 

Baiern,  s.  Bayern 

Bailleu,  Paul  91 

Baldensperger,  F.  211  fg. 

Baldensperger,  F.  252 

Baer,  Joseph,  238 

Barasch,  Irena  249 

Baratinski,     J.     A.    251  ti..     seine 

Mutter  233 
Bartels,  Ad.  221 
Bartscherer,  Agnes  247 
ßatka.  Rieh.  248 
Bauer,  Gurt  249.  258 
Bauer,  Karl  249 
Bauernfeld,  Ed.  158 
Baumgartner,  AI.  246 
Bayern,  Ludwig  I.,  König  von  235 
Beethoven,   L.  van  143  fg.  152  fg. 

158,  251 


Persoken-Register 


261 


Behaghel,  C.  244 

Beige],  R.  248 

Benrath,  P.  256 

Benz,  Richard  240 

Berg,  Caroline  Friederike  von  108 

B^ringuer,  Rieh.  252 

Bernays,  M.  144 

Bertagnolli,  G.  239 

Bertuch,  F.  J.  von  119 

Bestmann,  Joh.  256 

Bettermann  244 

Bettine  s.  Brentano 

Biedermann,  Fl.  von  235 

Biedermann,  W.  von    103.  118  fg. 

121  ff.  128.  132.  139.  222 
Bielschowskv,  Alb.  246  fg. 
Bierbaum,  Ö.  J.  236 
Binding,  Rud.  G.  252 
Björnson,  Bj.  251 
Birkenberge,  Rittergutsbesitzer  von 

235 
Birnbaum,  Max  248 
Bitter,  K.  H.  157 fg. 
Blankensee  von  159 
Blücher  201 

Blume,  Rudolf  195  —  197.   197  fg. 
Blume,  Rudolf  240  fg. 
Blumenbach,  Joh.  Fr.  22 
Boccaccio,  Giov.  169 
Böcking,  Ed.  199 
Bode,  Wilh.  157 ff.  236.  240.  242  fg. 

254.  256  fg. 
Boisserce,  S.  42.  100.  168 
Bonnins,  die  159 
Borcherdt,  H.  H.  251 
Borkowsky,  Ernst  243 
Born,  Ign.  von  113 
Börner  221 
Bornstein,  Paul  224 
Borowski,  L.  E.  223 
Böse,  Fr.  W.    A.    von  und    seine 

Frau  108 
Bötcher,  Elmar  238 
Bothmer,  Frau  Gräfin  v.  157.  159. 
Bothwell,  Julie  von,   geb.  Loewe 

137  ff." 
Bothwell  159 
Böttiger,  K.  A.  165 
Boy-Ed,  Ida  253 
Brandes,  Georg  251 
Brandis,  Carl  Georg  249 
Brandstein,  Caroline  von  3.  7,  ihr 

Vater  3 
Brandstein,  F.  von  3.  7 
Brandts,  die  159 
Braun^  Ernst  263—206 


Bräuning-Oktavio,  H,  241.  243. 
Brausewetter,  A.  252 
Breitkopf  &  Härtel  150 
Brentano,  Bettine  251.  256 
Brentano,  H.  252 
Brion,  Friederike  57.  252 
Brockhaus,  F.  A.  87 
Brömse,  Heinr.  237 
Brun,  Friederike  239 
Brüsewitz,  V.  257 
Burckhardt,  C.  A.  H.  128 
Buff,  Charlotte  (Lotte)  37.  211  fg. 

213.  251,  ihre  Nichte  251 
Buffon,  G.  L.  L.  24.  26  fg. 
Burdach,  Konr.  239 
Burghold,  Julius  64—82 
Burmann,  H,  238 
Burmester,  s.  Lyser  216 
Byron,  Lord  241 


C.  235 

C,  H.  250 

Mc.  Cabe,  Jos.  246 

Cagliostro  251 

Calderon    251.     Goethe    und     — 

118— 140 
Campbell  255 
Carducci,  G.  251 
Carlyle,    Thom.    2ji.    256.     Die 

Carlyles  252. 
Carrd,  Jean-Marie  253 
Carriere,  Mor.  1 37 
Cassino  Donato  244 
Castle,  Ed.  255. 
Cawley  206—209 
Ceroni,  Riccardo  246 
Cervantes  119 
Chajjäm,  Omar  242 
Challier,  Ernst  259 
Chamberlain,  H.  St.    15  ff.    141  fg. 

246  fg.  252 
Chamisso,  A.  von  203 
Cochem,  Pater  Martin  188  fg. 
Comraynes  205 
Conrad,  H.  244 
Corneille,  P.  146 
Cotta,  J.  Fr.  43.  100.  166.  172  fg. 
Cotterill,  H.  B.  241 
Cuvier,  G.  L.  Chr.  Fr.  D.  22.  27. 


262 


Personen-Register 


Dänemark,      Karoline     Mathilde 

Königin  von  215 
Dante  56.  237,  252 
Dapper,  Olivier  204 
Deibel,  F.  236 

Deetjen,  Werner  20()— 211.  21$  fg. 
Deinhardstein,  L,  F.  256 
Demars,  Leutnant  252 
Denecke,  A.  253 
Diderot,  Denis  243 
Dietrichstein,  M.  J.  J.  von  108 
Diederichs,  Benno  252 
Diederichs,  Eugen  238 
Diehl,  Wilh.  253 
Diez,  Chr.  Fr.  84  fg.,   seine  Frau, 

Maria  Elisabeth,  geb.  Zollicoffer 

84  fg. 
Diez,  Heinrich  Friedrich  von,  Ein 

orientalistischer  Berater  Goethes 

83—100.     Sein  Bruder  99 
Dilthey,  Wilh.  236 
Diogenes,  Laertius  228 
Distel,  Th.  249 

Ditfurth,  Kammerherr  von  215 
Dohm,  Chr.  W.  von  86.  89.   92. 

Seine  Frau  86 
Dohna,  die  159 
Dolden,  Ernst  256 
Donizetti,  G.  1 5  8  (Stumme  v.Portici) 
O'Donnel,  Christine  von  1 1 1 
Dorer,  Edm.  118  fg. 
Dreher,  F.  250 
Ducange  197 


E.,  C.  237 

Eberhard  17 

Eberwein,  K.    A.    152.    158.    239. 

248.  257 
Ebstein,  E.  256 
Eck,  Samuel  238 
Eckardt,  R.  257 
Eckermann,    J.  P.    66.    68  fg.  76. 

80  fg.  124.  127.  131.  133.  135  fg. 

138  ff.    153.  235.  237.  240.  252. 
Eichhorn,  Joh.  Gottfr.  83 
Einsiedel,  F.  H.   von  119.    128  fg. 

131.  139 
Elias,  Julius  236 
Emden,  Paul  H.  254 
Engel,  Ed.  234 
Engelmann,  Wilh.  242 
Engländer  217 
Ermatinger,  E.  234 


Ernst,  Paul  258 
Eskeles,  Frau  von  iio 
d'Estourmel,  Joseph  211 
Eucken,  Rud.  236 
Ewertsche  Buchhandlung  242 
Eybenberg,  Marianne  von  109 


Fabian,  Wilh,  236 

Fahimer,  Johanna  4 

Falk,  J.  D.  252.  257 

Faust  (d.  historische)  240  fg. 

Fernow,  C.  L.  227 

Fester,  Rieh.  249 

Feuchtwanger,  Lion  240 

Feuerbach,  L.  151 

Fichte,  J.  G.  200.  202.  252 

Fielitz,  247 

Finsler,  G.  237 

Fischard,  Joh.  18 

Fischer,  Kuno  70.  74 

Fleischer,  Joh.  Friedr.  209  fg. 

Flügel  250 

Förster,  Fr.  55 

Fouqu^,  de  la  Motte  H.  A.  202 

Franck,  Ernst  248 

Frank,  Hans  240 

Franke,  Carl  254 

Frankreich,  Ludwig  XIV.  von  154 

Freybe,  A.  259 

Freye,  Karl  5  — 12 

Freytag,  Gust.  107 

Friederike,  s.  Brion 

Fries,  Alb.  245 

Frommann,  Alwine  160 

Frommann,  Familie  103 

Frucht,  E.  247 

Fuchs,  A.  242 

Fuchs  A.,  Fachlehrer  115 

Funk,  G.  B.  8s 


G.,  L.  253 

Gaedertz,  Th.  219 

Gaffron  86 

Gallitzin,  Amalie  Fürstin  von  252 

Galtier,  Jos.  247 

Geerling,  H.  240 

Geiger,  Abraham  227 

Geiger,  Ludwig  224— 22S.  234—259 

Geiger,  Ludwig  235.  246.  250 

Geißelbrecht  240 


Personen-Register 


263 


Geliert,  Georg  246 

Genast,  Anton  126.  128  fg. 

Gen<^e,  Rud.  199 

Genelli,  B,  247 

Gensichen,  O.  Fr.  253.  258 

Gentz,  Fr.  v.  40 

Geppert,  Franz  237 

Gerling,  Henriette  240 

Gerstenberg,  Hans  W.  159 

Gerstenberg,  Heinr.    156.  158.  160 

Gibberd,  J.  E.  237 

Glaser  218 

Gleim,  J,  W.  L.  85  ff.  93.  203.  213 

Gluck,  Chr.  W.  von  221.  259 

Goebel,  J.  240  • 

Göchhausen,  Luise  von  66 

Goedeke,  Karl  118.  216 

Gogol,  N.  V.  231 

Golther,  W.  143 

Gontscharov,  J.  A.  231 

Görtz,  Graf  252 

Goethe,  Alma  von  217.  222.  247 

Goethe,  August  von  40.  109.  191. 

227.  250 
Goethe,  Christiane  von  108  fg.  190. 

258 
Goethe,  Cornelia  154 
Goethe,  Johann  Kaspar  34.  36.  210 
Goethe,  Katharina  Elisabeth  (Frau 

R-it)  35  fg-  43-  164 
Goethe,  Ottilie  von  156  ff.  250 
Goethe,  Theodor  250 
Goethe,  Walther  250,  Carl  Loewe 

als  Lehrmeister  — s.  156  — 161 
Goethe,  Wolfgang  von  i56fg.  230. 

250 
Gottfrieds  Chronik  37 
Graf,  Alfr.  248 

Graf,  H.  G.  166.  235.  237.  242 
Gragger,  R.  247 
Grävenitz,  G.  von  249.  253 
Greiff,  Martin  252 
Gries,  Joh.  D.  119.  128  fg.  131 
Grillparzer,  Fr.  135  fg.  158 
Grimm,  J.  18.   121.  218.  252 
Grimm,  Wilhelm    121.  218.  232 
Gronau,  W.  86 
Grüner,   Sebastian    105.    in.    113. 

115  ff.    Seine  Söhne  116 
Grünne,  Ph.  F.  W.  108 
Grunwaid,  M.  254 
Guglia,  Eug.  250 
Guido  s.  Reni 
Guillemad,  Rob.  245 
Gulbis,  A.  245  ig. 


H.,  C.  251 

Häckel,  Ernst  25 

Hackert,  Phil.  236 

Hagen,  Erich  v.  dem  243 

Haibauer,  Ernst  252 

Haidane,  of  Cloan  250 

Hamann,  J.  G.  223 

Hammer-Purgstall,  Jos.  von  83.  97 

Hansen,  A.  15 — 20 

Hansen,  P.  245 

Hardenberg,  s.  Novalis 

Hardt,  Fred  B.  253 

Haertel,  Emmy  230—232 

Hawel,  W.  237 

Hebbel,  Christine  250 

Hebbel,  Fr.  219 

Hecker,  Max  235 

Heckscher  221 

Hedin,  Sven  18 

Hegel,  G.  W.  Fr.  137.  255 

Hehn,  Viktor  242 

Heide  242 

Heine,  Heinr.  201  ff.  252 

Heitmüller,  F,  103.  iio 

Heinrich,  Gust.  245 

Hellen,  E.  v.   der    234,   236.  240. 

242 
Hellinghaus,  Otto  234 
Hempelsche  Ausgabe  234 
Henning,  Hans  255 
Henrich,  A.  252 
Henrici,  K.  E.  238 
Herder,  August  214 
Herder,  Carohne  von  214.  256 
Herder,  J.  G.  von  24  ff.  37  fg.  163. 

206  fg.  214.  225.  239.  246 
Herder,  S.  A.  W.  von  112 
Herford  118  fg.  123.  138 
Hering,  Rob.  252 
Herloßsohn,  G.  K.  R.  218 
Herschel  17 
Hertz,  Wilh.  239 
Hertzberg,  Ew.  Fr.  von  86.  90  ff. 
Herzlieb,  Wilhelmine  (Minchen)  171 
Herzog,  Alb.  247 
Hesler,  E.  J.  166 
Heuer,  Otto  248.  257 
Heuermann,  Schulrat  215 
Heyder,  Fritz  243 
Hubert,  G.  242 
Hirsch,  Gottw.  Chr.  254 
Hirsch,  Viktor  241 
Hirschberg,  Leop.  251 
Hirth,  Friedrich  216—222 
Hock,  Stephan  2ji 
Höfer,  Edm.  254 


264 


Personen-Register 


Hoffraann,  ß.  Emil  237 
Hofmüller,  Jos.  244 
Hölderlin,  J.  Chr.  Fr.  236 
Holzhausen,  P.  250 
Holzschuher,  Hanns  242 
Homer  30,  32.  237 
Höpfner,  L.  J.  Fr.  236.  252 
Hotzendorffs,  die  159 
Hotzy,  Franz  237 
Humboldt,  A.  von  25 
Humboldt,   Caroline   von   66.  257 
Humboldt,  W.  von  40,  66.  119  fg. 

257 
Hummel,  J.  N.,  221  fg.  230 
Hünich,  Fritz  Ad.  243  fg.  256 
Huß,  Carl  105  ff. 
Hütten,  Ulrich  von  199.  201.  215 


J.,  E.  258 
J.,  S.  L.  235 

Jacobi,  F.  H.  39.  213.  252 

Jacobi,  Martin  239 

Jacobs,  G.  224  fg. 

Jacobs,  Mounty  235 

Jacoby,  Günther  239 

Jahn,  Kurt  236 

Jahn,  Otto  249 

Jamblichus  240 

Jansen  158 

Jansen,  Hubert  242 

Jean  Paul  (Richter)  202.  216 

Iffland,  A.  W.  199 

Immermann,  Karl  215  fg. 

Johannes,  Otto  240 

John,  AI.  103.  106,  114 

Jonas,  Fr.  121 

Jones,  W.  83 

Joret,  Ch.  256 

Joris,  M.  255 

Joseph,  Eugen  166 


Kalb,  Charlotte  von  252 
Kalischer,  S.  234 
Kant,  Imm.  19  fg.  30.  246.  255 
Kappe.  Arzt  108  fg. 
Karsten,  D.  L.  G.  113 
Kasch  249 
Kass,  Georg  253 
Kastilien,  Johanna  von  195 


Kayser,  Chr.  259 

Keil,  Verleger  132 

Keil,  Rob.  103 

Keindl,  Ottoraar  241 

Keller,  Joh.  258 

Keller,  Ludw.  255 

Kestner,  August  Une  anecdote 
vverthdrienne  racont^e  par  le  fils 
de  Charlotte  211  fg. 

Kestner,  Charlotte,  s.  Buff 

Kestner,  J.  Ch.  38,  211  fg.  253 

Key,  Ellen  251 

Kieffer,  Joh.  Dav.  98 

Kienzl,  W.  152 

Kieslich,  L.  259 

Kießner,  Joh.  249 

Kinsky,  Franz  von  113 

Kippe'nberg,  Ant.  257 

Kirms,  Fr.  J.  125.  130 

Kisselew,  N.  P.  244 

Kl.  247 

Klaar,  A.  236 

Klein,  Otto  250.  253 

Kleist,  Heinr.  von   130.  200.  255 

Klettenberg, Susanne  Katharina  von 
35-  37-  43.181.  214.  253.  Nach- 
träge zu  den  Briefen  der 
»Schönen  Seele«  an  Trescho  225 

Klingner,  C.  259 

Klischnig  67 

te  Kloot,  Otto  246 

Knebel,  K.  L.  von  41. 127  ff.  131  fg. 
136  (g.  201.  254 

Knobelsdorff,  Fr.  W.  von  92 

Koch,  D.  247 

Kohlbrugge,  S.  H.  F.  254  fg. 

Kohut,  Adolf  loi  — 117 

Kohut,  Adolf  256 

Koepken,  Hofrat  87 

Körner,  Chr.  Gottfried  121. 131.164 

Körner,  Theodor  131.  203 

Kosch,  Wilh.  252 

Kosmian  235 

Koester,  Alb.  244.  252 

Koestler,  Dr.  117,   sein  Sohn  117 

Kotzebue,  A.  von  159.  225 

Krähe,  Ludw.  236 

Kraus,  Ernst  238 

Kräuter,  Th.  257 

Krenkel  137 

Kronenberg,  M.  255 

Krüger -Westend,  Herman  228—230 

Krüger -Westend,  Herman  237 

Kühl,  C.  258 

Kühn,  Jul.  237 

Kühnemann,  Eugen  246 


Personer-Register 


265 


Knnsburg,    Frau    von,    geb.    von 

Bolhmer  215 
Kutasi,  Elemdr  257 
Lafontaine,  Jean  de  170 
L.,  H.  248 
L.,  W.  258 

Lalezari,  Muhammed,  Scheich   96 
Landau,  Paul  248 
Landsberg,  E.  226 
Laroche,  Sophie  von  243 
Laspeyres  (Lasbeires)  88  fg. 
Lavater,  Joh.  Casp.  22.  jofg.  253 
Lebede,  Hans  238 
L^braly,  C,  240 

Lee,  Heinr.  251*  j 

Lehndorf-Steinort,  E.  A.  H.  253       j 
Leiningen,  Fürsten  von  108  1 

Leitzmann,  Albert  205  fg.  235.  242.  i 

253  I 

Lenz,   J,  M.  R.  207  fg.    Zu   —  ens  1 

Gedichten  3—12,    sein  Bruder  8  j 
Leo,  Karl  Fr.  222 
Leonhard,  K.  C.  von  112 
Leppmann,  Franz  248 
Lessing,  Geheimrat  160 
Lessing,  G.  E.  119,  122.  236.  247. 
L^vy,  B.  243.  245 
Lewezow  199 
Lg.  251 

Lichtenberg,  G.  Gh.  253 
Lietzmann,  Hans  263 
Lieven,  Chr.  A.  v.  108 
Lili,  s.  Schönemann 
Liljedahl,  E.  248 
Lindenlaub,  Th.  241 
Lips,  J.  H.  246 
Liszt,  Franz  144.  155 
Litzmann,  Berth.  128 
Lobe,  Chr.  248.  257 
Lomer,  Gg.  250 
Longus  170  (Daphnis  und  Chlot-) 

253 

Looy,  Jac.  van  246 

Lope  de  Vega,  Felix  132 

Löper,  G.  v.  206 

Lorent-z,  Paul  238.  242.  256 

Lorsbach,  G.  W.  83 

Loewe,  Adele  157.  160 

Loewe,     Carl,     als     Lehrmeister 
Walther  von  Goethes,  156— 161, 
seine  Kinder  158 

Loewe,  Frau  d.  vor.  1 5  8  ff. 

Loewe,  Julie,  s.  Bothwell 

Ludwig,  Alb.  249 

Luhe,  Caroline  von  der,  s.  Brand- 
stein 


Luntowski,  Ad.  251 
Luther,  Martin  239 
Lütkemüller,  S.  Ch.  257 
Lutze,  G.  250 

Lützenburg.  Pater  Martin  von  189 
Lyncker,  Karl  von  249 
Lyser,  J.  P.,  Goethe  und  216  —  222, 
sein  Sohn  217 


Maaß,  Ernst  254 

M.  252 

M,,  C.  253 

Mackall,  L.  L.  252 

Magnabal,  J.  G.  137 

Mahling,  D.  247 

Malsburg,  E.  G.  F.  Otto  v.  d.  152 

Manzoni,  AI.  13^.  252 

Markus,  S.  244  fg. 

Marlowe,  Chr.  60 

Marschner,  Heinr.  221 

Marx,  Karl  254 

Matthesuis,  Joh.  170  fg. 

Matthias,  Th.  239 

Mayer,  E.  von  237 

Maync,  H.  199 

Medici,  Giuliano  und  Lorenzo  202 

Meisdorf,  Hans  213 

Melammed,  S.  M.  255 

Melier,  E.  255 

Mendelssohn-ßartholdy,  F.  51.  158. 

160.  220.  259 
Merbach,  P.  A.  246 
Merkel,  Garl.  225 
Meszliny,  R.  244 
Metis,  Edm.  257 
Metternich,  Gl.  W.  L.  Fürst  107 
Mettler,  Rud.  218  fg. 
Metz,  Ad.  244.  247  fg.  252 
Meyer,  Friedr.  244 
Meyer,  (J.)  Heinrich  39.  168.  170  ff. 

235 
Meyer,  R.  M.  246 
Michelangelo  Buonarotti  202 
Milton,  J.  56 
Minor,  J.  255 
Mittmann,  Paul  255 
Moguel,  A.  S.   137 
Mongeot,  A.  239 
Montgolfier,  J.  Et.  47 
Montgomery-Silverstolpe,Malla  2  5 1 
Moorburg,  Karl  258 
Morawe  und  Scheffelt,  Verleger  235 


266 


Personen-Register 


Moreau,  J.  V.  40 
Moritz,  K.  Ph.  67.  255 
Morris,  Max  3.  67  fg.  255  fg. 
Moser,  F.  K.  L.  von  223 
Moser,  Justus  55,  255 
Mozart,  W.  A.  153.  253 
Müller,  Friedrich  (Maler  Müller)  244 
Müller,  Friedrich  von  (Kanzler)  230 
Müller,  Georg  195,  240 
Müller,  Georg,  Verleger  234 
Müller,  Joh.  Bernhard  209 
Munker,  Franz  144 
Musäus,  J.  K.  A.  175  ff. 
Muthesius  K.  249 


Nachod  190 

Nachtigal,  Gust.  18 

Kapoleon  I.  41,  189  fg.  200  ff.  253 

Neumann-Strela,  Karl  250 

Newton,  Is.  30 

Niemeyer,  W,  234 

Nietzsche,  Fr,  43,  144,  155 

Niggl,  Jos.  254 

Nithack-Stahn,  W.  256 

Noack,  Friedr.  242 

Nolthenius,  R.  P.  J.  Tutein  249 

Nötredame,    Michel    de    (Nostra- 

damus)  48 
Novalis  (Hardenberg)   155.  236 
Novack,  K.  G.  227 


O.,  W.  V.  258 

Ohle,  Ernst  241 

Oehlke,  A.   198  fg. 

Ortis,  Jac.  244 

Osborn,  Max  236 

Oeser,  Fr.  37.  55 

Ossian  37,  58 

Oesterreich,  Joseph  IL,  Kaiser  von 

106 
Oesterreich,  Maximilian  I.,  Kaiser 

von  195.  197 
Oesterreich,  Philipp,  Erzherzog  von 

195 
Ostmark,  Erich  258 
Ostwald,  Wilh.  254 


Paracelsus,  Theophrastus  56 

Passavant,  J.  L.  3.  7 

Pauli,  A.  237 

Payer  von  Thurn,  Rud.  249 

Pechel,  Rud,  234 

Permerstorfer,  Engelbert  258 

Persien,  Kjekjawus,  König  von  96, 
sein  Sohn  Ghilan  Schah  96 

Perthes,  Fr,  119 

Pestalozzi,  Joh.  Heinr.  253 

Petersen,  Jul.  236 

Petscb,  Rob.  240 

Pfleiderer,  Otto  254 

Pfordten,  O.  v.  der  240 

Pielker,  J.  F.  236 

Pinkerton,  Dr.  98 

Pirckheimer,  W\  201 

Platen,  August  von  1 34  fg.  Kleinig- 
keiten zu  — s  Briefwechsel  224-226 
—  seine  Mutter  225 

Plato  197 

Plautus  253 

Pütt,  G,  L,  120  fg.  126 

Plutarch  228 

Pniower,  Otto  241,  247 

Pochhammer,  Paul  243 

Pogwisch,  Frau  von  160 

PoTjevo),  N.  A.  233 

Poppel,  G.  van  239 

Porchat,  Jacques  246 

Pradez,  Eug.  253 

Prem,  S.  M.  258 

Preußen,  Friedrich  IL,  König  von 

86  ff.    214.    2)2 

Preußen,    Friedrich    Wilhelm    IL, 

König  von  90  fg, 
Preußen,   Friedrich   Wilhelm  IIL, 

König  von  200 
Puschkin,  A.  S.  251 
Pythagoras  56 


Quincke,  Wolfgang  245 


R.,  K.,  s.  Rußland  Konstantin 
Racine,  Jean  146 
Radi,  E.  19 
Rainis,  J.  245 
Ramberg,  A.  von  243 
Ranke,  Leop.  von  92 
Raphael  120 
Rath,  Willy  244 
Raymond,  'Jean  257 


Personen-Register 


267 


Reichard,  H.  A.  O.  84.  177 

Reichardt,  Joh.  Fr.  253 

Rein,  W.  255 

Reinhard,  K.  Fr.  von  96 

Reni,  Guido  120 

Reuschel,  Karl,  252 

Reuß,  F.  A.  112  fg. 

Riemann,  Rob.  234.  236 

Riemer,  F.  W.  66.  103.  109  fg.  119. 

125.  128    131.  170.  172.  217.  222. 

257.  Ein  Aufsatz  Riemers  227  fg. 
Riese,  J.  J.  38 
Rieß,  Gertrud  243 
Rinck,  Chr.  Fr.  257 
Ritter  17 

Robertson,  J.  G.  247 
Robinson,  flenry  Crabb  253 
Rochlitz,  S.   Fr.  v.  153.    174.  222 
Roeder,  Heinr.  von  213  fg. 
Rohn,  Gust.  243 
Röhr,  Joh.  Fr.  230 
Rohwolt,  Ernst  241 
Rosenkranz  137 
Rosenhagen,  G.  244 
Rosenthal,  Georg  259 
Roth,  L.  251 
Rousseau,  J.  J.  22.  255 
Ruhland,  Gust.  256 
Rullmann,  Wilh.  247 
Runze,  Max  157  fg.  160  fg. 
Rußland,     Konstantin     Großfürst 

(K.  R.)  245 
Rußland,    Paul  I.  Kaiser  von  iio 


S.,  H.  248 

S.,  P.  A.  259 

Sacy,  A.  J,  Silvestre  de  83 

Sale,  Antoine  de  la  169  (?) 

Sartorius  v.  Waltershausen,  Georg 

127 
Sauer,  A.  103.  in 
Sauerländer,  Verleger  218  fg. 
Savig"ny,  F.  K.  v.   —   als  Goethe- 

erkiärer  226 
Schaaffs,  Georg  242.  254 
Schadow,  J.  G.  201 
Schade,  Osk.  240 
Schade,  Rud.  240 
Schauffler,  Th.  238 
Scheffler,  L.  von  224 
Scheidemantel,  Ed.  234 
Schellers,  Marie  250 
Schelling,  F.  W.  J.  von  120  fg.  126 


Scherer,  Wilh.  198 
Schierbauer,  H.  253 
Schiff,  Julius  250 
Schiller,  Charlotte  von  126  fg.  172 
Schiller,  Fr.   v.    17.    24.   37.  59  fg. 
66.   71.   103.    121  fg.    124.    126. 

130.  134  ff.  138.  142  fg.  145- ISS- 
163  ff.  167.  190.  203.  211.  230. 
235  fg.  238.  248.  253  fg.  256. 

Schiller,  Karl  Friedrich  von  250 

Schlaikjer,  E.  248 

Schlözers,  die  159 

Schlegel,  A.  W.  von  119  ff.  123  ff. 

131.  202 

Schlegel,  Friedr.   von    121.    125  ff. 

128 
Schmehlin»,    Frau    von,    geb.    v. 

Pogwiscn  157  fg.  160 
Schmidt,  K.  E.  238 
Schmidt,  Erich  206.  212.  236.  244 
Schmidt,  Heinr,  236 
Schmidt,  K.  Ed.  253 
Schmidt-Kestner,  Hans  254 
Schmitt,  Christian  252 
Schneider,  H.  239.  243. 
Schönburg,  Fürstin  108 
Schönemann,  Lili  253 
Schönkopf,  Käthchen  55 
Schopenhauer,  Arthur  122.  151  fg. 
Schopenhauer,  Johanna   122.    129. 

i?3 

Schreiber,  Aloys  4  ff.  12 

Schrempf,  Chr.  256 

Schröter,  Corona  253 

Schrumpf,  Ernst  249 

Schubarth,  C.  E.  81 

Schubert,  Joh.  245 

Schuchardt,  Hugo  118  fg.  121.  128. 

130.  137. 
Schüddekopf,  Carl  236 
Schukowitz,  Hans  258 
Schule,  A.  248.  258 
Schüler,  Ad.  248 
Schulte-Strathans,  Ernst  238 
Schultheß,  Barbara  (Bäbe)   255 
Schultheß-Rechberg,  G.  von  253 
Schultz,  C.  L.  F.  39.  42 
Schulze,  Friedr.  249 
Schulze,  Johannes  123 
Schumann,  Paul  244 
Schumann,  Rob.  158.  160.  219 
Schwabe,  E.  248 
Schwalbe,  J.  237 
Schwartz,  Hans  252 
Schwarz,  Berthold  240 
Schwarzefeld,  Frau  von  109 


268 


Personen-Register 


Schwer dgeburth,  K.  A.  237 

Schwiebs,  W.  252 

Schwind,  M,  von  247 

S^che,  Leon  251 

Seckendorff,  A.  K.  Siegmund  von 

119 
Seckendorf,  Caroline  von  109 
Seelig,  Gert.  258 
Seidel,  Ph.  38 
Seidler,  Louise  247 
Seligmann,  A.  F.  247 
Senibritiki,  Jobs.  223  fg. 
Semper,  Max  21  —  33 
Semper,  M.  254 
Senckenberg,  Familie  250 
Shakespeare  W.  45,  55,  120  ff.  124. 

130.     134  ff.     139.     143  fg.    146. 

154.  200.  207  ff. 
Siegfried,  Karl  83.  97 
Simmel,  Georg  246  ff'.  251.  255  fg. 
Sokrates  202 
Sonnenfels,  Amanda  254 
Sonnerat  204.  206 
Spickernagel,  Wilh.  243,  2^3 
Spiegel  v.,  Ober-Hofmarschall  230 
Spies,  Joh.  80 
Spinoza,  B.  80.  94.  202 
Spitta,  Paul  156 
St.,  H.  251 
Stadelmann,  Carl  257 
Stael,  Anne  Germaine  1 10 
Stegemann,  Herbert  255 
Steig,  Reinh.  250.  252.  256 
Stein,    Charlotte     von    36  ff.    40. 

42  fg.  58.  125.  133,  148  fg.  154. 

172,  212.  235.  254 
Stein,  Friedrich  v.  254 
Steinweg,  Carl  241. 
Sternberg,  Federigo  251 
Sternberg,  Kasp.  103.  114 
Stieler,  J.  K.  254 
Stobäus  228 
Stockmann,  A.  238.  246 
Stolberg,  Agnes  Gräfin  zu  1 3  3 
Stolberg,    Auguste  Gräfin  zu    235 
Stössinger,  Fei.  236.  240 
Strecker,  K.  239.  244 
Strindberg,  Joh.  Aug.  254 
Strobel,  Karl  256 
Stülpnagels,  die  1 59 
Stümcke,  Heinr.  258 
Suwarow,  AI.  von  91 
Swedenborg,    Em.  von    35.  57  fg. 

45.  57.  62 
Sybel,  H.  von  91 
Sydow,  Anna  von  257 


T.,  A.  256 

Tacitus  22 

Tasso,  Torquato  124 

Taylor,  Bayard  245 

Teutenberg,  Ad.  248 

Tewes,  Fnedr.  81 

Textor,  Joh.  Wolfg.  34  fg. 

Teza,  Emilio  246 

Thackeray,  W.  M.  254 

Thalhofer,  F.  H.  255 

Theophrast  228 

Thilo,  Wilh.  98 

Tholuck,  F.  A.  G.  94.  98 

Thoma,  Albr.  241 

Tieck,  Ludwig  T.  119  fg.  201 

Tilebein,  Geheimrätin  158 

Tischbein,  J.  H.  W.  215.  247 

Tolstoi,  L.  254 

Traumann,  E.  15.  20.  238  fg.  252  fg. 

Trescho,    Seb.   Fr.   Nachträgliches 

zu    den    Briefen   der    »Schönen 

Seele«  an  —  223  fg. 
Tschorbatschi  92 
Trippenbach,  Max  212 — 215 
Türck,  H.  238 
Turgenjev,  l.  231 
Türkei,  Ab-dül-Hamid,  Sultan  der 

Türkei,  Selim  IIL,  Sultan  der  91  fg. 


Uhde,  Hermann  84 
Uhl,  Wilh.  237 
Uhland,  Ludw.  201 
Uhle,  P.  25s 
Unzelmann-Bethmann,     Friederike 

104  fg. 
Unzelmann,  Minna  105 
d'Urfey  254 
Uweissi  95 


Valerio,  Th.  247 

Vogel,  Carl  230 

Voigt,  Jul.  249 

Voinovich,  G^za  245 

Voß,  Heinrich  170 

Voß,  J.  H.  5  fg.  215  fg. 

Vriesländer,  J.  J.  258 

Vulpius,     Christiane,     s.     Goethe, 

Christiane  von  — 
Vult  von  Steijern,  Fr.  244 


Personen-Register 


269 


Waas,  Chr.  254-  253 

Wachsmuth,  Wilh.  255 

Wagensburg  214 

Wagner,  Richard  253 

Wagner,  Richard  161,  Goethe 
und  —  141  — 155 

Wagschal,  Friedr.  241 

Wähle,  Julius  125.  127.  166 

Waldner,  Adelaide  von  214 

Walzel,  Osk.  252 

Warnecke,  Friedr.  242 

Warnekke,  Geh.  Hofrat  250 

Weber,  C.  M.  von  146 

Weber,  Hans  von  258 

Weidmann,  O".  218 

Weimar,  Anna  Amalia,  Herzogin 
von  256 

Weimar,  Carl  Alexander,  Groß- 
herzog von  230 

Weimar,  Carl  August,  Großherzog 
von  39.  199  fg.  214  fg;.  225.  249 

Weimar,  Carl  Friedrich,  Groß- 
herzog von  230 

Weimar,  Louise,  Großherzogin  von 
126.  172.  200 

W^eimar,  Maria  Paulowna,  Groß- 
herzogin von  115.  228.  230 

Weimar,  Sophie,  Großherzogin  von 
103 

Weinhold,  Karl  5  fg. 

Welsh,  Jane  256 

Wendriner,  K,  G.  237.  257 

Werner,  A.  M.  217 

Werner,  Zacharias  125.  138 

Wesendonk,  Mathilde  144.  148  fg. 

154 
Weygand  18 
Wieland,  Chr.  M.   7.  38.  119.  127. 

222.  225.  257 
Wiezlows,  die  159 
Wilken,  Fr.  99 
Windelband,  Wilh.  255 


Witkowski,  G.  198,  236,  238 
Witte,  Ernst  252 
Witte,  Leop.  94  fg. 
Wittich,  Dorothea  von   213 
Wolf,  E.  239 
Wolflf,  Anna  Julia  258 
Wolff,  Ellgen  162 — 192 
WolfF,  Eugen  206 
Wolff,  P.  A.  126 
Wolff,  W.  25s 
WoUf,  Karl  118— 140 
Wollf,  Karl  241.  251 
Wolter  eck,  K.  141  — 155 
Wolzogen,  Caroline  von  63 
Wolzogen,  H.  v.  144 
Wood,  Henry  238 
Wrangeis,  die  159 
Wurzbach,  A.  W.  von  119 
Wustmann,  G.  19 


Yoxall,  J.  H.  258 


Zahn,  Theodor  137.  140 

Zanthieri,  Aloysius  214 

Zarncke,  Ed.  241 

Zart  240 

Zathey,  H.  245 

Zeise,  Heinr.  220.  222 

Zeise,  Verleger  223 

Zelles,  die  159 

Zelter,  K.  Fr.  36.  42.  51.  96.  126  ff. 

152.  157.  174.  230.  248 
Ziegert,  Max  3 
Ziegesar,  Aug.  F.  K.  v.  108 
Ziegesar,  Silvie  von  38.  108 
Ziegler,  Jos.  259 
Ziegler,  Th.  239 


II.    Register  über  Goethes  Leben  und  Werke 

(B.)  bedeutet  Bibliographie 
I.   Biographische  Schriften      Dichtung  und  W^shrheit  34 ff.  57 


Annalen  39.99.    109.    112.    118  ff. 

123.  125.  127  ff.  132  fg.  172 
Biographische  Einzelheiten  133 
Campagne  in  Frankreich  42 


60. 137.  142.  146  fg.  174.  201.  207 
Aristeia  der  Mutter  34  fg.  Zu  — 
209—211.  Abhandlung  über  (B.) 
243 


270 


Goethe-Register 


Italienische  Reise  39.  216 
Mainz,  Belagerung  von  40 
Schweiz,  Briefe  aus  der  —  187  ff. 
Schweiz,  Briefe  aus  der  —  36 
Schweizer  Reise  (1797)  167 
Tagebücher  66.    103.    105.  114  ff. 

122.  132.  157.  166.  168  fg.  171. 

175  fg.  180  ff.  220  ff.  237,   Neue 

Ausgabe  (B.)  234 
Tag-  und  Jahreshefte,   s.  Annalen 


2.    Briefe  an: 

Baiern,  König  Ludwig  (B.)  235 
Birkenberge,  Rittergutbesitzer  von 
(B-)  235      

Neue  Ausgaben  und  Abhandlungen 
(B.)  234  fg. 


3.   Briefe  an  Goethe: 
Neue  Ausgaben  (B)  235 


4.  Dramen  und  Dramenfrag- 
mente, dramatische  Pläne, 
Entwürfe,  Bearbeitungen  etc. 

Belsazar  146 

Cäsar  49 

Circe  52 

Claudine  von  Villabella,  Abhand- 
lung über  (B.)  238 

Clavigo  45 

Egmont  45.  142  fg.  147-  152.  — 
Neue  Ausgabe  (B.)  235.  Ab- 
handlung über  (B.)  241 

Epilog  zu  dem  Trauerspiel  Essex  40 

Epimenides,  Des,  Erwachen  57. 
199—203.  Abhandlung  über  — 
(B.)  238 

Erwin  und  Elmire  4.  Abhandlung 
über  —  (B.)  238 

Faust  43  ff.  55  ff.  59  ff.  123.  137. 
140.  200  ff.  205  fg.  Die  Faust- 
Wetten    und    ihre    scheinbaren 


Widersprüche  64 — 82.  Wagner 
und  Faust  143  fg.  146.  ,150  ff. 
Rechtsgeschichtliche  Erläute- 
rungen zu  Goethes  —  195  ff. 
Zur  Medizin  in  Goethes  —  197  fg. 
Zum  Namen  Mephistopheles 
198  fg.  Savigny  als  Goethe- 
erklärer 226  (Es  erben  sich  etc.). 
Abhandlungen  über  —  (B.) 
238  ff.  247.  255.  Neue  Ausgabe 
(B.)  238  fg.  Uebersetzungen  (B.) 
245  Der  Osterspaziergang  (Ulk) 
259  (B.) 

Fragment  eines  Trauerspiels  122  ff. 

Götter,    Helden  und  Wieland  215 

Götz  von  Berlichingen  44  ff.  48  fg. 
57  fg.  142  fg.  146  fg.  200,  Ab- 
handlungen über  —  (B.)  241 

Großkophta,  Der  53 

Iphigenie  auf  Tauris  45.  49.  142  fg. 
147.  149.  196.  213.  Neue  Aus- 
gabe (B.)  241.  Abhandlung  über 
—  (B.)  241.  Uebersetzungea 
(B.)  245.    Composition  (B.)  259 

Laune,  Die,  des  Verliebten  143.  146 

Mitschuldigen,  Die  52.  146 

Mahomet  4 

Natürliche  Tochter,  Die  59.  49  fg. 
146 

Nausikaa   241 

Poläophron  und  Neoterpe  125 

Pandora  123.  146.  200  ff. 

Prometheus  30.  Neue  Ausgabe 
(B.)  241.  Abhandlung  über  — 
(B.)  241 

Satyros  53 

Scherz,  List  und  Rache  55 

Stella  148 

Tasso  41  fg.  144,  147  ff.  Neue 
Ausgabe  (B.)  241.  Abhandlungen 
über  —  (B.)  241.  247 

Trauerspiel  in  der  Christenheit  118 

Triumpf,  Der,  der  Empfindsamkeit 
52 

Vorspiel  1807  123 

Was  wir  bringen  46  fg.  58.  61 

Zauberflöte  zweiter  Teil,  Der  51. 
54.  153 


Neue  Ausgaben  und  Abhandlungen 
238  ff. 


Goethe-Register 


271 


5.   Episches 

Hermann   und    Dorothea    39.    49. 

Abhandlung  über  —  (B.)  242  fg. 

Neue  Ausgaben  (B.)  243.  Ueber- 

setzung  (B.)  246.    Ein  Festspiel 

nach  —  (B.)  259 
Reinecke  Fuchs  51  fg.  58 


Neue  Ausgabe  (B.)  245 


6.   Erzählendes 

Flucht  nach  Aegypten  171.  187 
Gefährliche  Wette  176.  183  fg.  187 
Heimsuchung,  Die  169.  187 
Lilienstengel,  Der  169.  187 
Mann    von    fünfzig    Jahren,    Der 
168  ff.     174.    178.    180.     183  fg. 
186.  190 
Märchen,    Das,    Abhandlung  über 

(B.)  243 
Melusine,  Die  neue  45.  47.  167  ff. 

172.  174  ff.  183  ff. 
Nußbraune  Mädchen,    Das    170  ff. 

181  ff.  186.  189  ff. 
St.  Christoph  170 
St.  Joseph  II.  171.  185  fg.  187.  191 
Törin,  Die  pilgernde  170  fg.  177  fg. 

183  fg.  186.  190 
Unterhailungen     deutscher    Aus- 
gewanderten    50.     168  fg.    186. 
Uebersetzung  (B.)  246 
Wahlverwandtschaften,     Die      59. 
171.  181.   186  fg.   190  fg.    Neue 
Ausgaben  (ß.)  234  fg. 
Weiber,    die  guten.    Uebersetzung 

(B.)  246 
Wer  ist  der  Verräter  174 
Werthers  Leiden  45.  58.  148.  213 
Une  anecdote  werth^rienne 
racont^  par  le  fils  de  Charlotte 
211  fg.  Neue  Ausgaben  (B.) 
254  fg.  243,  Abhandlungen  über  — 
(B.)  243  fg.  247.  Uebersetzungen 
(ß.)  246,  Composition  (B.)  259 
Wilhelm  Meister  39.  76.  154.  Ur- 
meister  146.  199  fg.  Lehrjahre 
46.  55.  58.  162  ff.  199.  259. 
Neue  Ausgaben  und  Abhand- 
lungen über  —  (B.)  234.  244  fg. 
247.  Wanderjahre  58 fg.  iio.  136. 
200.     Die  ursprüngliche  Gestalt 


von  Wilhelm  Meisters  Wander- 
jahren 162 — 192.  Uebersetzung 
(B.)  246 


7.    Gedichte 

Alter  Feuersegen  47 
Amor  als  Landschaftsmaler  201 
An  Belinden,  Composition  (B  )  259 
An     Charlotte     von     Stein     149 

(Tropftest  Mäßigung  etc.) 
Annette,  Abhandlung  über  —  (B.) 

247 
An  Silvie  von  Ziegesar  108 
Auf  dem  Land  und  in  der  Stadt  4 
Auf     Miedings      Tod      225      (O 

Weimar  etc.) 
Bakis,  Weissagungen  des  49 
Braut,  Die,  von  Korinth   56.  159 
Cupido  201 
Der  neue  Amor  201 
Die  erste  Walpurgisnacht  51 
Eckart,  Der  getreue  44 
Elegie,  Marienbader  202 
Elegieen  124 
Elegieen,  Römische.  Abhandlungen 

über  die  XV.   (B.)  242.    Ueber- 
setzung (B.)  245 
Epigramme  124.  224  tg. 
Epigramme,  Venetianische  225 
Erlkönig  45.    Abhandlung  über  — 

(B.)  242 
Ewige  Jude,  Der  148 
Feindseliger    Blick     39    (Was    ist 

denn  aber  etc.) 
Fischer,  Der,  Compositionen   (B.) 

259 
Frühlingsorakel  49 
Geheimnisse,  Die  58  fg.  148 
Gott,  Der  und   die  Bajadere    159. 

Zu  Goethes  Ballade  —  205—206 
Grenzen  der  Menschheit  29 
Groß  ist    die  Diana    der  Epheser 

Abhandlung  über  —  (B.)  242 
Harzreise  im  Winter  46 
Heidenröslein.     Zur    Entstehungs- 
geschichte des  —  206—209 
Hochzeitslied  15^ 
Ihro    der  Kaiserm  von  Frankreich 

Majestät  202 
In  Harren  und  Krieg  etc.  201 
Kenner  und  Enthusiast   (Ich  führt 

etc.)  4 
Liebesgedichte   —  Neue    Ausgabe 

(B.)  242 


272 


Goethe-Register 


Manfred  (Byrons)  55 

Mignon  165 

Palinodien  54 

Parabolisch  54 

Politika  202 

Schatzgräber,  Der  54,  Abhandlung 
über  —  (B.)  242 

Schlafsegen  47 

Schlechter  Trost  45 

Segenspfänder  50 

Sprichwörtlich  224 

Tagebuch,  Das  47 

Totentanz,  Der  44 

Trilogie  der  Leidenschaft.  Neue 
Ausgabe  (B.)  242 

Um  Mitternacht  58 

Und  wärst  du  auch  etc.  224 

Untreue  Knabe,  Der  45 

Volkslieder,  Elsässische  47 

Wanderer,  Der  192 

Wanderers  Nachtlied.  Abhandlung 
über  —  (B.)  242 

Westöstlicher  Divan  83.  96.  99  fg. 
125.  132.  (Herrlich  ist  der 
Orient  etc.)  201  ff.  Noten  und 
Abhandlungen  zum  —  35.  83. 
96.  98.  129.  242.  Neue  Ausgabe 
(B.)  242.  Abhandlungen  über  — 
(B.)  242 

Wie  man  mit  Vorsicht  etc.  97 

Wirkung  in  die  Ferne  51 

Wunderglaube  51 

Xenien  236.  Neue  Ausgabe  (B.)  242 

Zahme  Xenien  203 

Zauberlehrling,  Der  55 

Zueignung  (baust)  69.  201. 


Neue  Ausgaben  und  Abhandlungen 
(B.)  23V  242  fg.  247 


8.   Kunst 

Kunst  und  Altertum  40.  42.  53.  55. 

132.     216.     228.      Abhandlung 

über  —  (B.)  243 
Myrons  Kuh.    Abhandlung  über  — 

(B.)  243 
Propyläen   166 

Rameaus  Neffe  122.  133.  243 
Von  deutscher  Baukunst  215 
Winckelmann  und  sein  Jahrhundert 

227 


9.  Naturwissenschaftliches 

Farbenbenennungen  (?)  228 

Farbenlehre  228.  Materialien  zur 
Geschichte  der  loi.  Nachträge 
zur  —  173.  Neue  Ausgabe  (B.) 
234. 

Granit,  Fragment  über  den  28 

Kammerberg  bei  Eger  109.  112  ff. 

Mein  Verhältnis  zur  Wissenschaft, 
bes.  zur  Geologie  44 

Naturwissenschaft,  Zur,  im  allge- 
meinen 20 

Naturwissenschaftliche  Einzelheiten 
20 

Optik,  Beiträge  zur  20 

Sammlung  zur  Kenntniß  der  Ge- 
birge von  und  um  Karlsbad  1 1 1 


Zur  Geologie,  besonders  der  böhmi- 
schen 114 
Zwischenkieferknochen  256 


10.  Sonstige  prosaische 
Schriften 

Aphorismen,      Zusammengestellte 

(B.)  237 
Deutscher  Naturdichter  228 
Epochen  deutscher  Litteratur   125 
Frankfurter     gelehrten     Anzeiger, 

Abhandlung  über  —  (B.)  243 
Maximen     und     Reflexionen,      s. 

Sprüche  in  Prosa 
Memoiren  Robert  Guillemads  etc. 

Eingeführt    und  eingeleitet    von 

Goethe.   Neue  Ausgabe  (B.)  245 
Serbische  Lieder  216 
Späne  46 
Sprüche  in  Prosa   34.   55  fg.    133. 

136 


II.     Biographische     Einzel- 
heiten ,    Lebensbeziehungen , 
Verhältnisse  (persönliche  und 
literarische)  zu: 

Ahnen    Goethes    (B.)    250.     Neu- 
entdeckte —  Goethes  (B.)  250 
Andre,  Johann  (B.)  251 


Goethe-Register 


273 


Anekdote,  Goethe  und  die  —  (B.) 

247.  Goethe-Anekdoten  (B.)  247 
d'Angers,  David  (B.)  251 
Anpassungen,  Die  ersten,  Goethes 

(B.)  237 
Asseburg,  Amahe  v.  d.  212—215 
Badegast,  Goethe  als  —  (B.)  248. 2  5 1 
Beethoven,  L.  van  (B.)  251 
Björnson,  Björnstjerne.   Goethe  in 

—  s  Briefen  (B.)  251 
Böhmischen     Bädern ,     Goethes 

Aufenthalt  in  den  —  (B.)  249 
Brandes,  Georg,  überGoethe  (B  )2  5 1 
Brentano,  Bettine  (B.)  251.  256 
Brion,  Friederike  (B.)  252.     Grab- 
schrift (B.)  252 
Buchhaltung,     Goethe     und    die 

doppelte  —  (B.)  248 
Buff,  Lotte  (B.)  251 
Ca^liostro  (B.)  251 
Calderon,    Goethe    und    — 

(B.)  118— 140.  251 
Campagne  von    1792,    Goethe    in 

der  —  (B.)  250 
Carducci,  G.  (^.)  251 
Carlyle,  Thom,..o   (B.)  251  fg.  256 
Charakter,  Der  Goethesche  und  die 

Campbellsche    Erlösungstheorie 

(B.)  25  s 
Chemische  Berater    und    Freunde 

Goethes  (B.)  250 
Dante  (B.)  252 
Deinhardstein,  L.  F.  (B.)  256 
Demars,  Leutnant  (B.)  252 
Dichtungen,  Goethe  über  seine  — 

Dichten  und  Denken,  zu  Goethes 

^-  (B-)  255 

Diersburg,  Goethe  in  —   (B.)  249 

Diez,  Heinrich  Friedr.  von,  Ein 
orientalischer  Berater  Goethes 
83  —  100 

Dornburg,   Goethe  in  —  (B.)  249 

Eberwein,  Karl  (B.)  257 

Eckermann,  T.  P.  (B.)  252.  Bei- 
träge zur  Poesie  (B.)  257 

Engländern,  Was  ist  Goethe  uns  — 
(ß.)  250 

Erzieher,  Goethe   als  —  (B.)  236 

Falk,  J.  D.  (B.)  252.  257 

Familiengeschichte  Goethes,  For- 
schungen zur  —  (B.)  250 

Feinde,  Goethe-  (B.)  250 

Fichte,  J.  G.  (B.)  252 

Florenz  in  der  Dichtung  von  Dante 
bis  Goethe  (B.)  237 

Goethb-Jahrbucb   XXNIV 


Frankfurter  Beziehung  (B.)  249 

Franzensbad,  Goethes  Beziehungen 
zu  —  loi  — 117 

Frauen,  Goethe  und  die  (B.)  251 
Die  —  um  Goethe  (B.)  251 

Freimaurer  in  Sicht  (B.)  255 

Friedberg  in  der  Wetterau,  Die 
Beziehungen  der  Senckenberg 
und  anderer  Frankfurter  Familien 
zu  —  (B.)  250 

Friederike,  s.  Brion 

Gallitzin,  Amelie  Fürstin  von  (B.) 
252 

Garten,  In  Goethes  (B.)  248 

Gastwirt,  Wie  einer  Goethe  für 
einen  —  hielt  (B.)  247  fg. 

Geburtstag,  Goethes  (B.)  255.  Von 
Leuten,  die  Goethes  —  feierten 
(B.)  258 

Genferin,  Die  (B.)  252 

Gesteinigte,  Goethe,  Der  (B.)  247 

Görtz,  Graf  (B.)  252 

Goethe,  August  von,  als  Heidel- 
berger Student  (B.)  250.  Goethes 
Sohn  (B.)  250  —  und  Karl  Fr. 
von  Schiller  auf  dem  Weimari- 
schen Gymnasium  (B.)  2$o 

Goethe,  Christiane  (B.)  258  (Bo- 
mann) 

Goethe,  Ottilie  von  (B.)  250 

Goethe,  Theodor,  ein  Verwandter 
Goethes  etc.  (B.)  250 

Goethes  (Walther  und  Wolfgang) 
Enkel  als  Erzähler  (B.)  250 

Greiff,  Martin  (B.)  252 

Grimm,  Die  Brüder  und  die  Wei- 
marer Bibliothek  (B.)  252 

Hamburg,  Beziehungen  Goethes  zu 
(B.)  249 

Harzreisen,  Goethes  (B.)  249 

Heine,  Heinrich  (B.)  252 

Heiteres  aus  Goethes  Leben  (B.)  248 

Hermannstein,  Der  große.  Eine 
vergessene  Goethestätte  (B.)  258 

Heutigen,  Goethe  und  wir— (B.)  2  50 

Homer  in  der  Neuzeit  von  Dante 
bis  Goethe  (B.)  237 

Höpfner,  L.  J.  Fr.  (B.)  252 

Humboldt,  Wilhelm  und  Caroline 
von  (B.)  257 

Hygieniscnes  aus  der  Goethezeit 
(B.)  248 

Jacobi,  F.  H.  (B.)  252 

Ilmenau,  Goethe  und  (B.)  249. 
Goethes  erster  Aufenthalt  in  — 
(B.)  256 


274 


Goethe-Register 


Immermann,  K.  und  Goethe  215  fg. 
Junge  Goethe,  Der  (B  )  235.    Zur 

Kenntnis     des     jungen    Goethe 

(B.)  247 
Kalb,  Charlotte  von  (B.)  252  fg. 
KarlsbaderBesch\verdebuch,Goethe 

im  —  (B.)  249 
Kartenspiel,    Goethe    und  das  — 

(B.)  248 
Kestner,    August,    Une    anecdote 

werth^rienne  racont^e  par  le  Als 

de  Charlotte  211  fg. 
Kestner,  J.  Ch.  (B.)  253 
Kinder,  Goethe   und   die  (B.)  248 
Kleist,  Heinrich  von  (B.)  253 
Klettenberg,  Susanne  von  (B.)  253 
Kritik,    Eine   von    Goethe   unter- 
drückte (B.)  249 
Kurzsichtig?  War  Goethe  (B.)  248 
Leben,  Goethe  und  das  tägliche  — 

(B )  248.     Das    Verhältnis    von 

Leben  und  Schaffen  bei  Goethe 

(B )  247 
Lehndorfi-Steinort,   E.  A.  H.,  Graf 

(B.)  253 
Leipzig,    Goethe  und  —  (B.)  249 
Lichtenberg,  G.  Chr.  (B.)  253 
Liebe,  Goethes  (B.)   248.     Goethe 

in  der  -  (B.)  248 
Lobe,  Chr.  (B )  257 
Longus  (B.)  2^3 

Lyser,  J.  P.  Goethe  und  —  216-222 
Manzoni,  AI.  (B.)  233 
Mensch,  Goethe  als  —  (B.)  237 
Moritz,  K.  Ph.  (B.)  253 
Moser,  Justus  (B.)  253 
Mozart,  W.  A.  (B.)  253 
Musizierte,  Wie  Goethe  —  (B.)  248. 

Ueber    Goethes   Verhältnis    zur 

Tonkunst  (B.)  255 
Napoleon  L  (B.)  253 
Niggl,  Jos.  (B.)  254 
Pestalozzi,  J.  H.  (B.)  253 
Platens  Briefwechsel,  Kleinigkeiten 

zu  224—226 
Polnischer  Verehrer,  Ein  (B.)  253 
Preisaufgabe,  Goethes  dramatische 

(B.)  249 
Preußen,  Friedrich  U.,  König  von 

(B.)  252 
Reichardt,  Joh.  Fr.  (B.)  253 
Revolution,  Goethe  und  die  franzö- 
sische (B.)  249 
Riemer,    F.  W.    257    (B.)    —  Ein 

Aufsatz  — s.  227  fg. 
Rinck,  Chr.  Fr.  (B.)  257 


Robinson.  H.  Crabb  (B.)  253 
Rom,  Goethe  u.  (B  )  249.  Goethe- 
stätten im  modernen  —  (B.)2  58 
Ronsseau,  J.  J.  (B.)  253 
Savigny  als  Goetheerklärer  226 
Schiller  und  Goethe,  Weimar  und 

Jena  (B.)  253 
Schillers  Schädel  (B.)  253   —  und 
Goethe,  Brutus   und  Cesar  (B.) 
254 
Schlesien,  Goethe  in  (B.)  249 
Schönemann,  Lili  (B.)  253 
Schröter,  Corona  (B.)  253 
Schrullen,  Goethe-  (B.)  248 
Schülerjahre,    Goethes     (B.)    248. 
Goethe  ;als  Lateinschüler  (B.)  248 
Schultheß,  Barbara  (B)  253 
Sesenheim,  Ein  zerstörtes  Idyll  (B.) 

258 
Sicilien,  Goethe  in  (B.)  249 
Spuren,  Auf  Goethes  (B.)  247.  258 
Staatsmann,  Goethe  als  Weimari- 
scher —  (B )  249 
Stadelmann,   J.  Carl  W.  (B.)   257 
Stein,  Charlotte  von  (B.)  254 
Stein,  Friedrich  von  (B.)  254 
Stieler,  J.  K.  (B.)  254 
Strindberg  über  Goethe  (B.)  254 
Thackeray,  Weimar  und  —  (B.)  254 
Theaterdirektor,  Goethe  als  —  (B.) 

248.  Der  alte  Goethe  im  Theater 
(B.)  248 

Tiefurter  Grüße  nach  Ilmenau  (ß.) 

249 
Tiro',  eine  Goetheermnerung  an  — 

(B.)  258 
Tod,    Zu    Goethes    -    228—230. 

Eine  russische  Dichtung  auf  den 

Tod  Goethes  230—232.  Goethes 

Tod    und    Begräbnis    (B.)    248. 

Goethes  letzte  Tage  (B.)  248 
Tolstois  Urteil  über  Goethe  (B.)254 
Torf  hauses,  Beiträge  zur  Geschichte 

des  etc.  (B.)  249 
d'Urfey  (B.)  254 
Verkleidung,  Inkognito  und  Mysti- 

fication   in  Goethes   Leben  (B.) 

248 
Volkswirt.  Goethe  ala  praktischer 

(B.)  248 
Wagner,  Richard,  Goethe   und  — 

141-155 
Weimar,    Anna  Amalia,  Herzogin 

von  (B.)  256 
Weimar  (B.)  258.    Goethe  in  (B.) 

249.  Weimarer  Ostertage  181 5 


Goethe-Register 


275 


(B.)  249.  Am  Weimarischen 
Hofe  etc.  (B.)  249  fg.  Aus 
Weimars  goldenen  Tagen  (B.) 
250.  Zuwachs  der  Großherzogl. 
Bibliothek  zu  Weimar  in  den 
Jahren  1908  — 1910  (B.)  250. 
Ein  Franzose  1827  über  das 
Weimarische  Theater  (B.)  257. 
Goethes  Arbeitszimmer  und 
Schlafstube  (B.)  258.  Die  Bücher 
in  Goethes  Stube  (B.)  258 

Wetzlar  (B.)  258.  In  der  Lotte 
Werther-Stadt  (B.)  258 

Wieland,  Chr.  M.  (B.)  257 

Wohnungen,  Unhygienisches  aus 
Schillers  und  Goethes  (B.)  248. 
Wie  Goethe  und  Schiller 
wohnten  (B.)  248 

Wörlitz,  Goethes  erste  Besuche  in 
(B.)  250 

Zeichenkunst,  Goethes  (B.)  248, 
Handzeichnungen  Goethes  (B.) 
248 

Zeit,  Der  junge  Goethe  im  Spiegel 
der  Dichtungen  seiner  —  (B.)  237 

Zeitgenossen,  Die  lieben  (B.)  256 

Zelter  (B.)  248 


12.    Verschiedenes 

Aberglauben,  Goethes  Stellung  zum 

—  34—63.  254  (B.) 
Almanache  (B.)  236 
Anatom,    Goethe  als  vergleichen- 
der —  (B.)  254 
Anonymen,    Zu    Goethes    und 

Schillers  -   (B.)  238 
Antike,  Goethe  und  die  —  (B.)  254 
Anzio,  Goetheehrung  in  —  (B.)  258 
Arbeiter,  Goethe  und  die —  (B.)  254 
Ausspruch,   Ueber    einen    Goethe- 

scheri  —  (B.)  237 
Bibliographie  (ß.)  238.    Goethe  im 

Lichte  der  —  (B.)  238 
Bildern,    Goethedarstellung   in  — 

(B.)  257 
Bildungsideal,  Goethes  —  und  das 

moderne    Gymnasium    (B.)  255 
Biologe,  Goethe  als  —  (B.)  254 
Biographien  etc.  (B  )  246  fg. 
Bücherwurm,   Der  —  (B.)  258  fg. 
Bürgertum    und    Adel.      Goethes 

Stellung  zum  —  (B.)  254 


Christentum,  Goethe  und  das  — 
(B.)  254 

»Chymie«,  Goethe  und  die  —  (B.) 
2S4 

Dichter,  Der  --  und  das  Erlebnis 
(B.)  258 

Diluvium  und  praehistorische 
Menschheit  bei  Goethe  und  seinen 
Zeitgenossen  21  —  33,  s.  auch 
Praehistorisch. 

Ende,  Goethe  und  kein  — (B.)  237 

Erlebnis,  Das,  und  die  Dichtung 
(B.)  236 

Freies  Deutsches  Hochstift  Jahrbuch 
(B.)  236 

Fremdwort  und  Sprachreinigung, 
Goethes  Stellung  zu  —  (B.)255 

Gespräche  (B.)  235 

Goethe,  Wenn  man  Wolfgang  — 
heißt  (B.)  258 

Gründlichkeit,  Von  Goethes  (B.)  2  5 9 

Handbuch  B.  (237) 

Hypertrophie  der  Goetheliteratur 
(ß).  237 

Jahrbuch  (B.)  236 

Jahresberichte  für  neuere  deutsche 
Literaturgeschichte  (B.)  236 

Idealismus,  Geschichte  des  deut- 
schen (B.)  255 

Jesuiten,  Goethe  und  die  (B.)  255 

Kalender  (B.)  236 

Kataloge  (B.)  238 

Klettenberg.SusannaKatharinavon. 
Nachträgliches  zu  den  Briefen 
der  »Schönen  Seele«  an  Trescho 
223  fg. 

Komponisten -Statistik  über  die 
Lieblingsdichter  der  Deutschen 
(B.)  2S9 

Lebensanschauung,  Ein  Werk  über 
Goethes  —  (B.)  256 

Lebensrat,  Goethe  als  —  (B.)  247 

Lenzens  Gedichten,  Zu  3 — 12 

Lexikon,  Goethe  —  (B.)  236 

Literaturbericht  (B.)  238 

Löwe,  Karl,  als  Lehrmeister 
Wahhers  von  Goethe  156— 161 

Lüge,  Goethe-  Die  (B.)  237 

Museums,  Schilderung  des  Buda- 
pester Goethe-  (P.)  257.  Frank- 
furter —  Das  und  seine  Auf- 
gaben (B.)  257 

Mythologischen  Quellen  -  Studien, 
Zu  Goethes  237 

Nachfolge  Goethes  oder  Nachfolge 
Jesu?  (B.)  237 

i8* 


276 


Goethe-Register 


Natur-Erforscher,  Goethe  der  — 
15-20.  Goethes  Naturanschauung 
(B.)  255.  War  Goethes  Natur- 
betrachtung eine  teleologische 
oder  mechanische?  (B.)  255 

Neue  Ausgabe  der  Werke  (B.)  234 

Neuhumanismus,  Der  deutsche  und 
seine   geistesgeschichtlichen 
Wurzeln  (B.)  255 

Novellenbegriff,  Goethes  (B.)  255 

Pädagog,  Goethe  als  —  (B.)  255. 
Wie  denkt  Goethe  über  Er- 
ziehung etc.  (B.)  255 

Panamakanal,  Goethe  und  der  — 
(B.)  255 

Philologie,  Vorschläge  für  die 
Goethe-  (B.)  237 

Philosophie,  Goethe  und  die  Fach- 
( B.)  2 5 5.  Aus  Goethes  — (B.)  255 

Polarität  und  Gleichgewicht  bei 
Goethe  (B.)  255 

Politik,  Goethe  und  die  (B.)  255 

Prähistorische  Menschheit,  Die  bei 
Goethe  und  seinen  Zeitgenossen 
(B)  254  s.  a.  Diluvium 

Rat,  Goethes  bester  (Goethes  Weg 
zur  Höhe)  256  (B) 

Rechenschaft,  Goethes  (ß.)  247 

Register  (B.)  236 

Religion,  Goethes  (B.)  247.  256 

Religiöse  und  sittliche  Geistesleben 
unserer  Zeit,  Die  Bedeutung 
Goethes  für,  (B.)  247.  Goethes 
Stellung  zu  Religion  und  Sittlich- 
keit (B.)  256.  Goethes  religiöse 


Gedankenwelt  in  dem  Jahrzehnt 
vor  der  italienischen  Reise  (B.) 
256.  Die  religiöse  Ideenwelt 
unserer  Klassiker  im  Religions- 
unterrichte der  Oberstufe (B.)  256 

Schriften,  Besprechung  von(B.)  238 

Silhouettenalbum,  Ein  aus  dem 
Goethekreis  (B.)  257 

Sprache,  Goethe  und  die  deutsche 
(B.)  238 

Stetigkeit,  Die,  in  Goethes  Welt- 
bild (B.)  256 

Stunden  mit  Goethe  (B.)  236 

Textkritische  Bemerkungen  zu 
Goethe  (B.)  238 

Uebersetzungen  (B.)  245  fg. 

Ungarisch  -  deutscher     Kleidung, 
Goethe  in  (B.)  247 

Unsterblichkeit,  Zu  Goethes  Ge- 
danken über  —  (B.)  256 

"Vermächtnis,  Goethes  (B.)  247 

Volkswtrtschaftslehre,  Goethe  und 
unsere  —  (B.)  256 

Weimar.    Ein  Goethetag  (B.)  258 

Weltanschauung,  Goethes  (B.)  256 
Weltanschauung,  Goethes  und 
Schillers  ethisch-ästhetische  — 
(B.)  256 

Wien,  Ein  Bilderbuch  aus  dem 
alten  —  (B.)  247 

Zitates,  Auf  den  Spuren  eines 
Goethe-  (B.)  237 

Zwischenkieferknochen,  Goethe 
über  den  —  (B.)  256 


Achtundzwanzigster 
Jahresbericht 

DER 

Goethe-Gesellschaft 


Goethe  Jahrbuch  XXXIV  I9 


ie  Teilnehmer  an  der  Jahresversammlung  1912 
folgten  am  Abend  des  24.  Mai  der  Einladung  zu 
der  zu  Ehren  der  Goethe -Gesellschaft  im  Groß- 
herzoghchen  Hoftheater  veranstalteten  Aufführung  des 
y>Urfaiist(i.  Am  Vormittag  des  25.  Mai  wurde  im  Saale 
der  Armbrustschützen-Gesellschaft  unter  Leitung  des  Präsi- 
denten, Geheimrats  Dr.  E.  Schmidt,  die  Generalversammlung 
abgehalten.  Auf  ein  an  den  in  Heinrichau  (Schlesien) 
weilenden  hohen  Protektor  gesandtes  Huldigungstelegramm 
bekundete  Seine  Könighche  Hoheit  Höchstsein  lebhaftes 
Bedauern  darüber,  diesmal  nicht  persönlich  an  der  Ver- 
sammlung teilnehmen  zu  können.  Nach  Erstattung  des  Jahres- 
berichts hielt  Professor  Dr.  Heuer,  Direktor  des  Frankfurter 
Goethe-Museums,  den  Festvortrag  über  »Goethe  in  seiner 
Vaterstadt«,  wofür  ihm  von  der  Versammlung  lebhaft  ge- 
dankt wurde.  Schatzmeister  Dr.  Donndorf  berichtete  über 
den  Rechnungsabschluß  für  191 1,  worauf  die  General- 
versammlung Entlastung  erteilte.  Es  folgten  die  Berichte 
über  das  Goethe -Nationalmuseum,  die  Bibliothek  und  das 
Archiv  von  Geheimrat  Dr.  von  Oettingen,  die  sich  im 
wesentlichen  im  Jahrbuch  für  1912  wiedergegeben  finden. 
Hierauf  gelangten  die  vorliegenden  Anträge  zur  Verhand- 
lung: 

I.  Der  Antrag  des  Vorstands,  unter  entsprechender  Ab- 
änderung der  Satzungen  den  Vertrag  über  das  Goethe- 
Jahrbuch  aufzukündigen  und   ein   eigenes  Organ  für 

die  Gesellschaft  zu   schaffen.    Dieser  Antrag  wurde 

19* 


— ^    4    ^— 

nach    näherer   Begründung   durch    den   Vorsitzenden 
von  der  Versammlung  angenommen. 

2.  Der  Antrag  des  Dr.  I.  Kastan,  BerHn :  »Die  Versamm- 
lung wolle  die  Einsetzung  einer  Kommission  zur 
Veranstaltung  einer  historisch  -  kritischen  Ausgabe 
der  Werke  Schillers  und  seiner  Briefe  beschheßen.« 
Geheimrat  Dr.  v.  Güntter  legte  den  Standpunkt  des 
Vorstands  dazu  dar,  wonach  z.  Z.  ein  Bedürfnis  nicht 
anerkannt  werden  kann  und  vorbehalten  bleibt,  zu 
gelegener  Zeit  an  die  Herstellung  einer  großen 
historisch  -  kritischen  Ausgabe  heranzutreten.  Eine 
Anfrage  an  den  anwesenden  Antragsteller  ergab,  daß 
ihn  die  Erörterung  der  Angelegenheit  befriedigte, 
so  daß  sich  eine  Abstimmung  erübrigte. 

3.  Der  Antrag  des  Professors  Dr.  Wygodzinski,  Bonn, 
auf  Herausgabe  einer  Schrift  über  die  Medaillen  des 
Goethekreises.  Geheimrat  v.  Oettingen  führte  namens 
des  Vorstands  dazu  aus,  daß  zunächst  die  Publikation 
des  OberbibUothekars  v.  Bojanowski  vollkommen  ge- 
nüge. Irrig  sei  die  Annahme,  daß  es  ein  Privatdruck 
gewesen;  die  Schrift  sei,  wenn  auch  nur  in  kleiner 
Auflage,  im  Buchhandel  erschienen,  und  damit  werde 
z.  Z.  dem  Bedürfnis  Rechnung  getragen.  Selbstver- 
ständUch  wäre  nicht  ausgeschlossen,  daß  man  später 
auf  die  gegebene  Anregung  zurückkomme.  Da  aus 
der  Versammlung  niemand  das  Wort  dazu  wünschte, 
wurde  der  Antrag  für  erledigt  erklärt. 

Am  Nachmittag  des  25.  Mai  erfolgte  unter  Beteiligung 
der  Goethe-Gesellschaft  die  Enthüllung  des,  einem  Wunsche 
Ernst  von  Wildenbruchs  gemäß,  von  dessen  Witwe,  Frau 
Maria  von  Wildenbruch,  gestifteten  nEuphrosyneii-Denkmals 
im  Großherzoglichen  Park  (einer  von  Professor  Elster, 
Weimar,  ausgeführten  Nachbildung  des  nach  einer  Zeich- 
nung Johann  Heinrich  Meyers  von  dem  Gothaer  Bild- 
hauer   Doli    gefertigten,    im    Jahre    1800    auf   dem    sog. 


_^    5    ^ — 

»Rosenberge«  aufgestellten  Denkmals)  nach  nachstehendem 
Programm : 

Zur  Feier  der  Enthüllung 

des 

Euphrosyne-Denkmals 

am  25.  Mai. 

■jf      * 

Worte  des  HERRN  aus  dem  Prolog  im  Himmel  (Faust  1). 
Das  Werdende,  das  ewig  wirkt  und  lebt, 
Umfass'  euch  mit  der  Liebe  holden  Schranken, 
Und  was  in  schwankender  Erscheinung  schwebt. 
Befestiget  mit  dauernden  Gedanken. 
Zur  Enthüllungsfeier  für  5  stimmigen  a  cappella-Chor  componiert 
von  Waldemar  von  Baußnern. 

* 

Nach  der  Enthüllung: 

Euphrosyne.    Ein  Weimarer  Erlebnis. 

Dichtung  von  Ernst  von  Wildenbruch. 

Gesprochen  von  Fräulein  Elisabeth  Schneider, 
Mitglied  des  Deutschen  Schauspielhauses  in  Hamburg. 

* 
Schluß  der  Elegie  Euphrosyne. 
Tiefer  liegt  die  Nacht  um  mich  her;  die  stürzenden  Wasser 

Brausen  gewaltiger  nun  neben  dem  schlüpfrigen  Pfad. 
Unbezwingliche  Trauer  befällt  mich,  entkräftender  Jammer, 

Und  ein  moosiger  Fels  stutzet  den  Sinkenden  nur. 
Wehmut  reißt  durch  die  Saiten  der  Brust ;  die  nächtlichen  Tränen 
FHeßen,  und  über  dem  Wald  kündet  der  Morgen  sich  an. 
Componiert  von  Johann  Friedrich  Reichardt  (vor  1810);  zur  Enthüllungs- 
feier für  4  stimmigen  a  cappella-Chor  gesetzt  von  IValdeviar  von  Baußnern. 
Beide  Chorgesänge  ausgeführt  vom  »Gemischten  Chor  Weimar«. 

Am  Abend  fand  wie  üblich  ein  gemeinsames  Festmahl 
im  Versammlungssaale  statt. 


—^    6    +4 — 

Aus  Anlaß  der  am  28.  Juli  19 12  erfolgten  glücklichen 
Geburt  eines  Erbgroßher^ogs  von  Sachsen  richteten  Vorstand 
und  geschäftsführender  Ausschuß  folgende  Glückwunsch- 
Adresse  an  die  Großherzoglichen  Herrschaften: 

Durchlauchtigster  Großherzog, 
Gnädigster  Fürst  und  Herr! 

Durchlauchtigste  Großherzogin, 
Gnädigste  Fürstin  und  Frau! 

Eure  Königliche  Hoheiten  sind  durch  die  Geburt 
eines  Erbgroßherzogs  hochbeglückt  worden!  Den  ali- 
gemeinen Jubel  des  Landes  über  dieses  freudevolle 
Ereignis  teilend,  legt  die  Goethe -Gesellschaft  ihrem 
erlauchten  Protektor  und  Höchstdesselben  Durchlauch- 
tigster Frau  Gemahlin  ihre  wärmsten  Glückwünsche  in 
tiefster  Ehrfurcht  zu  Füßen. 

Möge  das  junge  Reis,  am  Fuße  der  ruhmreichen 
Wartburg  zum  Lichte  geboren,  in  Fülle  der  Gesundheit 
wachsen  und  gedeihen;  möge  Kraft  und  Segen  des  All- 
waltenden mit  ihm  sein,  auf  daß  es 

»Der  Welt  zur  Freude  hoch  und  höher  steige«. 

Hierauf  ging  uns  nachstehendes  gnädiges  Hand- 
schreiben zu: 

Mit  aufrichtiger  Dankbarkeit  haben  Wir  die  Uns 
von  der  Goethe-Gesellschaft  dargebrachten  Glückwünsche 
zur  Geburt  Unseres  ersten  Sohnes  empfangen. 

Wir  freuen  Uns  der  herzHchen  Anteilnahme,  welche 
die  Gesellschaft  bei  diesem  frohen,  für  Uns  und  Unser 
Haus  so  bedeutungsvollen  Anlaß  genommen  hat  und 
hoffen  zu  Gott,  daß  die  treuen  Wünsche  für  den  jungen 
Erbgroßherzog  in  Erfüllung  gehen  möchten. 

Weimar, 
den  23.  Oktober  19 12.  (gez.)  Wilhelm  Ernst. 

Hofrat  Dr.  Minor,  Wien,  der  erste  Vize-Präsident  der 
Goethe-Gesellschaft,  ist  am  7.  Oktober  1912  seinem 
schweren  Leiden,  das  ihm  bereits  die  Teilnahme  an  der 
letzten  Versammlung  unmöglich  machte,  erlegen.    Mit  ihm 


—^     7    ■»€— 

ist  eine  bedeutende  Persönlichkeit  dahingegangen.  Die 
Goethe -Gesellschaft  wird  ihm  ein  dauerndes  Ehren- 
gedächtnis bewahren.  Aus  dem  geschäftsführenden  Aus- 
schuß schied  nach  kurzer  Wirkungszeit  Dr.  von  der  Gahelent^- 
Linsingen  infolge  Uebersiedelung  nach  Florenz  wieder  aus. 

Im  Dezember  19 12  gelangte  der  XXVII.  Band  der 
Schriften:  »Aus  Ottilie  v.  Goethes  Nachlaß.  1806— 1822. 
Herausgegeben  von  Wolfgang  v.  Oettingen«  zur  Ver- 
teilung, 

Die  von"  der  Generalversammlung  am  25.  Mai  1912 
beschlossene  Sat:(_ungsänderung  hat  die  Genehmigung  des 
Großherzoglichen  Staatsministeriums  gefunden.  Hierauf 
ist  das  mit  der  Literarischen  Anstalt  Rütten  &  Loening  in 
Frankfurt  a.  M.  wegen  des  Goethe-Jahrbuchs  bestehende 
Vertragsverhältnis  für  Ende  des  Jahres  19 13  gekündigt 
worden.  Vom  Jahre  19 14  ab  wird  die  Goethe-Gesellschaft 
ein  eigenes  Organ  mit  dem  Titel  r>Jahrbuch  der  Goethe- 
GesellschaftK  herausgeben. 

Der  Mitgliederbestand  hat  sich  auf  der  bisherigen  Höhe 
gehalten.  Am  Schluß  des  Jahres  19 12  konnten  verzeichnet 
werden:  4  Ehrenmitglieder,  48  lebenslängliche  und  3618 
sonstige  Mitglieder  =  3670  zusammen.  (Bestand  zu  Ende 
des  Vorjahres  3657.) 

Nachstehend  folgen  die  Berichte  über  die  finanzielle 
Lage  der  Gesellschaft  (A),  über  das  Goethe-Nationalmuseum 
(ß),  über  die  BibHothek  der  Goethe-Gesellschaft  und  das 
Goethe-  und  Schiller-Archiv  (C). 

A. 

Der  Rechnungsabschluß  für  1912  gestaltete  sich  wie  folgt: 
Die  laufenden  Einnahmen  bestanden  in 
37,580.00  M.  Jahresbeiträgen  der  MitgUeder,  einschl.  690  M. 

Nachzahlungen  für  frühere  Jahre, 
3,307.27  »    Kapitalzinsen, 
948.80  »    Erlös  für  »Schriften«  (743.34  M.)  u.  a.  m. 

41,836.07  M. 


— ^     8     ^— 

Diesen  Einnahmen  standen  folgende -<4«^^^^^«  gegenüber: 
12,935.70  M.  für  das  Goethe-Jahrbuch, 

9.507.12  »     für  die  »Schriften«  (98.35  M.  nachträglich  für 

Band  XXVI  (Goethes  eigenhänd.  Reinschrift 
des  West-östlichen  Divan)  und  9,408.77  M.  für 
Band  XXVII  (Aus  Ottilie  v.  Goethes  Nach- 
laß. 1806— 1822), 
1,057.03  »  für  die  Bibliothek  der  Goethe-Gesellschaft, 
1,122.35  »  Beiträge  für  die  »Deutsche  Dichter-Gedächtnis- 
Stiftung«,  den  »Allgemeinen  Deutschen  Schul- 
verein zur  Erhaltung  des  Deutschtums  im  Aus- 
lande«, den  »Lauchstedter  Theaterverein«  usw., 

6.501.13  »    Verwaltungskosten, 

1,295.90  »  von  dem  mit  1500M.  dotierten  »Dispositions- 
fonds«, nämlich  600  M.  an  das  Goethe-National- 
museum zu  Ankäufen,  599.50  M.  zu  Erwer- 
bungen für  das  Goethe-  und  Schiller-Archiv, 
96.40  M.  zur  Erwerbung  von  Kompositionen 
Goethescher  Dichtungen  für  die  Großherzog- 
liche Bibliothek, 

9416.84  »  Überweisung  zum  Kapitalvermögen  behufs  teil- 
weisen Ausgleichs  der  durch  Abgewährung  des 
Beitrags  zur  »Herder-Stiftung«  (10,000  M.)  ein- 
getretenenMinderung  desVermögensbestandes. 

41,836.07  xM. 

Der  Nennwert  des  Kapitalvermögens  bezifferte  sich  am 
Schlüsse  des  Jahres  1912  auf  81,729.50  M.,  der  Kurswert  auf 
73,083.10  M. 

Bei  Einziehung   der  Beiträge  und   bei  Verteilung  der 
Schriften  unterstützten  uns  bereitwilligst  die  Herren: 
Hofbuchhändler  Th.  Ackermann,  München, 
Verlagsbuchhändler  Dr.  G.  Fischer,  Jena, 
Buchhändler  Lucas  Gräfe,  Hamburg, 
Kommerzienrat  Paul  Kurtz,  Stuttgart, 
Buchhändler  Ernst  Lemcke,  New-York, 
Hofbuchhändler  G.  Liebermann,  Karlsruhe, 
Buchhandlung  Max  Niemeyer,  Halle  a.  S., 
Bankier  P.  Strasburger,  Wiesbaden, 


— &♦      9     *i 

A.  Strauss-Collin,  London, 
Buchhändler  E.  Stülpnagel,  Wien, 
Buchhändler  E.  Wohlfarth,  Breslau, 
Buchhändler  von  Zahn  &  Jaensch,  Dresden, 
die  Berliner  Paketfahrt-Gesellschaft  Starke  &  Co., 
die  Leipziger  Buchbinderei-Aktien-Gesellschaft, 
der  Lesezirkel  Hottingen,  Zürich,  und 
die  Literarische  Anstalt  Rütten  &  Loening, 
Frankfurt  a.  M. 
Für  die  freundliche  Mühewaltung  sprechen  wir  auch  an 
dieser  Stelle  unsern  verbindlichsten  Dank  aus. 

Soweit  die  Jahresbeiträge  der  Mitglieder  nicht  durch 
die  vorbezeichneten  Stellen  eingezogen  werden,  sind  sie 
bis  zum  I.  März  j.  J.  an  die 

Privatbank  :(u  Gotha,  Filiale  Weimar,  in  Weimar 
(Postscheck-Konto  Leipzig  Nr.  177 1) 
zu  entrichten. 

Neue  Anmeldungen,  Nachrichten  über  Adressen-Ände- 
rungen, Anträge  auf  NachUeferung  bereits  erschienener 
»Schriften«  und  sonstige  geschäftliche  Mitteilungen  jeder 
Art  sind  nur  an  den  Geschäßsfiihr enden  Ausschuß  der 
Goethe-Gesellschaft  in  Weimar,  Schillerhaus,  zu  richten.  Bei 
Nachrichten  über  Veränderung  des  Wohnorts  ist  zugleich 
die  bisherige  Adresse  anzugeben. 

B. 

Im  Goethe-Nationalmuseum  wurden  die  Inventarisierung 
der  Sammlungen  und  die  Ordnung  von  Goethes  Hand- 
zeichnungen fortgesetzt  und  (mit  Hilfe  des  Cand.  phil. 
Erich  Gabert)  dem  Abschluß  nahe  gebracht,  —  Arbeiten,  die 
um  so  dringhcher  waren,  als  es  galt,  den  beantragten  Bau 
eines  Hauses  zur  sicheren  und  die  würdige  Unterbringung 
der  Sammlungen  auch  in  der  Hinsicht  vorzubereiten,  daß  die 
mannigfaltigen  Schätze  gleich  nach  seiner  Vollendung  in 
zweckmäßiger  Weise  aufgestellt  und  den  Besuchern  zum 
Studium  dargeboten  werden  könnten.  Dieser  Bau,  ein 
gegen  Feuer  und  Einbruch  geschützter,  in  seinen  Formen 


— 4*     10    ^ — 

unauffälliger  Anbau  an  die  Ostwand  des  Goethehauses,  der 
die  vor  23  Jahren  durch  Niederreißen  der  Nachbarhäuser 
geschaffene  Lücke  gegen  die  Seifengasse  hin  ausfüllen 
wird,  ist  nach  einer  Vorlage  der  GroßherzogHchen  Staats- 
regierung am  14.  März  19 13  vom  Großherzoglich 
Sächsischen  Landtage  bewilligt  worden :  die  vöUige  Er- 
schließung von  Goethes  Nachlaß,  der  nach  seinen  eigenen 
Worten  als  Document  seines  Wollens  und  Wirkens  dem 
deutschen  Volk  als  Ganzes  dargeboten  werden  sollte,  ist 
dadurch  ermöglicht  und  Goethes  Testament  kann  nunmehr 
in  seinem  Sinne  vollstreckt  werden.  Das  Nähere  über  diesen 
Bau  wird  im  nächsten  Jahre  zu  berichten  sein. 

Der  Katalog  von  Goethes  HandbibHothek  wurde  ge- 
fördert, so  gut  es  die  vielfach  in  Anspruch  genommene 
Zeit  des  Professors  Dr.  Schüddekopf  erlaubte.  Die  Etiket- 
tierung der  circa  18000  Steine  umfassenden  mineralogischen 
Sammlung  wurde  von  Professor  Semper  in  Aachen  ab- 
geschlossen, die  Bearbeitung  der  ph3-sikalischen  Apparate 
von  Dr.  Speyerer  in  München  begonnen. 

Auch  in  diesem  Jahre  gingen  dem  Museum  wieder- 
holt Geschenke  zu,  für  die  den  Gebern  auch  hier  der  beste 
Dank  ausgesprochen  sei.  Herr  Arnold  Gumprecht  in  Ham- 
burg stiftete  das  unerwartet  aufgefundene  und  sehr  be- 
deutende Goethebildnis  von  George  Dawe  (1819)  und 
Baronesse  Marie  von  Ceumern  aus  Wolmar  in  Livland 
ein  ebenfalls  bisher  verschollenes  Goethebildnis  von  Kaaz 
aus  dem  Jahre  1809.  Frau  August  Heuser-Nicolovius  in 
Cöln  schenkte  mehrere  Miniaturbildnisse  von  Eduard  und 
Franz  Nicolovius,  sowie  von  Luise  Nicolovius,  der  Tochter 
von  CorneHa  Goethe. 

Ferner  erhielt  das  Museum  Geschenke  von  Frau  Major 
Aulhorn,  Weimar,  Dr.  W.  Bode,  Weimar,  F.  A.  Brockhaus, 
Leipzig,  Wetzlarer  Geschichtsverein,  Prof.  Glöel,  Wetzlar, 
Prof.  H.  G.  Graef,  Weimar,  Photograph  Hartan,  Weimar, 
Kunstantiquar  Henrici,  Berlin,  Postdirektor  Kasch,  Bad 
Harzburg,  Frau  Lili  Kröber- Asche,  Weimar,  Kaufmann 
Philipp  Lämmerhirt,  Weimar,  L.  L.  Mackall,  Jena,  Frau 
Merck-Eigenbrodt,  Darmstadt,  Archivrat  Mitzschke,  Wei- 
mar,    Geheimrat   v.    Oettingen,    Weimar,     Frau    Ottilie 


— •§»■     I  r     -^ — 

Pierson,  Dresden,  Oberregierungsrat  a.  D.  P.  Schuch,  Cöln, 
Pastor  Trippenbach,  Wallhausen  an  der  Helme,  R.  M. 
Werner,  Wien  und  Hoflieferant  Westphal,  Weimar. 

Von  der  »Vereinigung  der  Freunde  des  Goethehauses«, 
der  immer  noch  ein  kräftigeres  Wachstum  zu  wünschen 
ist,  damit  sie  ihrem  nützlichen  und  schönen  Zweck  genügen 
kann,  wurden  gestiftet:  Porträtmedaillons  (Gips)  von 
Carl  August,  Charlotte  v.  Stein  und  Charlotte  v.  Kalb; 
ein  Stich  von  Lobe:  Weimar  um  1820;  eine  Silhouette 
Goethes  nach  Jagemann,  eine  Handzeichnung  von  Katel 
(Illustration  zum  »Erlkönig«)  und  die  Medaille  Carl  Augusts 
in  Gold  von  Andrieu,  die  früher  Goethes  Sammlung  an- 
gehört hat. 

Als  Leihgabe  Seiner  Königlichen  Hoheit  des  Groß- 
herzogs kam  an  das  Museum  eine  Anzahl  physikalischer 
Instrumente,  die  Goethe  nachweislich  zu  Experimenten 
benutzt  hat.  Vom  GroßherzogUchen  Museum  wurden  die 
ihm  gehörenden  Goethischen  Handzeichnungen  ebenfalls 
als  Leihgabe  übernommen.  Von  der  Universitäts-Bibliothek 
Jena  wurden  in  dankenswerter  Weise  eine  Anzahl  von 
Büchern  zurückerstattet,  die  erwiesenermaßen  aus  Goethes 
Besitz  stammten  und  vermutlich  mit  dem  Nachlaß  Wolfs 
von  Goethe  nach  Jena  gelangt  waren.  Angekauft  wurden 
einige  Kunstblätter,  besonders  Porträtstiche  aus  dem  Goethe- 
kreise. Die  Jahres-Ausstellung  in  den  Christianenzimmern 
brachte  diesmal  eine  Auswahl  von  Handzeichnungen  Goethes 
aus  Itahen. 

c. 

Die  Bibhothek  der  Goethe-Gesellschaft,  die  unter  der 
Leitung  des  Direktors  des  Goethe-  und  Schiller -Archivs 
steht,  ist  auch  im  vergangenen  Jahre  nach  den  für  die- 
selbe geltenden  Grundsätzen  verwaltet  worden.  Außer  den 
Schriften  über  Goethe  sind  solche  über  seine  Zeitgenossen 
sowie  über  nahestehende  Schriftsteller  der  nachfolgenden 
Generation  für  die  Sammlung  erworben  worden.  Auch 
in  dem  vergangenen  Jahre  haben  Mitglieder,  Freunde  und 
Gönner  der  Goethe -Gesellschaft  den  Bücherschatz  durch 
wertvolle  Schenkungen  bereichert;  ihnen  allen  sei  namens 


—^      12      +€  — 

des  Vorstandes  an  dieser  Stelle  herzlicher  Dank  ausge- 
sprochen :  Insel-Verlag  (Leipzig),  Verlag  der  Weidmannschen 
Buchhandlung  (Berlin),  Verlag  J.  B.  Bailliere  &  Fils  (Paris), 
Verlag  der  Zeitschrift  für  Balneologie  (ßerUn),  General- 
direktion der  Königlichen  Hoftheater  (Dresden),  Direktion 
des  Nicolaigymnasiums  (Leipzig),  Lese-  und  Redehalle 
deutscher  Studenten  (Prag),  Dr.  F.  Behrend  (Berlin), 
C.  Behrens  (Kopenhagen),  Dr.  R.  Blume  (Freiburg  i.  Br.), 
Dr.  W.  Bode  (Weimar),  Prof.  K.  Böhm  (Wien),  Dr.  H.  H. 
Borcherdt  (Weimar),  Dr.  H.  Bräuning-Oktavio  (Leipzig), 
Prof.  Dr.  K.  Burdach  (Berlin),  Prof.  Dr.  W.  Deetjen  (Han- 
nover), Lydia  Dromery  (Wien),  Madem.  A.  Fanta  (Sevres), 
Staatsrat  F.  Fiedler  (St.  Petersburg),  Prof.  Dr.  J.  Flach 
(Krakau),  Dr.  E.  Frank  (Heidelberg),  Dr.  J.  Fränkel  (Bom- 
plitz),  Dr.  Gaster  (Antwerpen),  Dr.  O.  F.  Gensichen  (Berhn), 
Prof.  Dr.  H.  G.  Graf  (Weimar),  Dr.  M.  Hecker  (Weimar), 
A.  John  (Eger),  Dr.  A.  Kippenberg  (Leipzig),  Dr.  O.  Klein 
(Bitterfeld),  Dr.  H.  Lebede  (Schöneberg),  Prof.  Dr.  A. 
Leitzmann  (Jena),  Prof.  Dr.  K.  Ludwig  (Karlsbad),  L.  L. 
Mackall  (Jena),  Prof.  Dr.  H.  Maync  (Bern),  Dr.  P.  Mitzschke 
(Weimar),  Prof.  L.  Morel  (Zürich),  Oberlandesgerichtsrat 
Dr.  G.  Müller  (Naumburg),  H.  Rudolf  (Frankfurt  a.  M.), 
Prof.  Dr.  J.  Schiff  (Breslau),  Prof.  J.  SchHephacke  (Dresden), 
Prof.  Dr.  E.  Schmidt  (Berlin),  Prof.  Dr.  G.  v.  Schultheß- 
Rechberg  (Zürich),  Dr.  J.  Schuster  (Berlin),  Dr.  J.  Schwalbe 
(Berlin),  Prof.  Dr.  R.  Steig  (Friedenau),  Vult  v.  Steijern 
(Kaggeholm),  Dr.  M.  Urban  (Plan),  Prof.  Dr.  J.  Voigt 
(Ilmenau),  Dr.  E.  Witte  (Jena),  Dr.  C.  Wüst  (Arosa-Culm). 
Der  Bericht  über  das  Goethe-  und  Schiller- Archiv,  der 
sich  hier  am  passendsten  anschließt,  hat  zuerst  Mitteilung 
zu  machen  über  die  wenigen  noch  ausstehenden  Bände 
der  Goetheausgabe.  Außer  dem  Nachträge  zur  ersten  und 
zweiten  Abteilung  enthaltenden  Bande  53,  dessen  Druck 
soweit  vorgeschritten  ist,  daß  sein  Erscheinen  für  dieses 
Jahr  sicher  angekündigt  werden  kann,  sind  es  nur  Register- 
bände zur  ersten  und  dritten  Abteilung,  die  zum  Abschluß 
der  ganzen  Ausgabe  noch  fehlen.  Von  diesen  wird  ein 
Band  des  Registers  zur  ersten  Abteilung  noch  im  laufenden 
Jahre   ausgegeben   werden,    der   zweite  sowie    die    beiden 


—'^    13    ^ — 

Registerbände  zur  vierten  Abteilung  sollen  im  nächsten 
Jahre  folgen. 

Der  Handschriftenschatz  des  Archivs  ist  durch  eine 
Reihe  von  Ankäufen  um  wertvolle  Stücke  vermehrt  worden. 
Das  kostbarste  darunter  ist  ein  Folioblatt  aus  der  eigen- 
händigen Reinschrift  des  Divan  »Aus  wie  vielen  Elementen«. 
Daran  schheßt  sich  eine  große  Menge  von  Briefen  von 
Goethe  (17  Stück),  Herder,  Wieland,  Lavater,  Bürger, 
Freiligrath,  Hebbel,  Möricke,  Rückert,  Bettina  v.  Arnim 
u.  a.;  von  Anna  AmaHe,  Carl  August  und  Luise;  ferner 
ein  ganzes  Convolut  von  Schauspielerbriefen  an  Goethe, 
Kirms  und  die  Weimarische  Theaterdirektion  und  noch 
vieles  andere. 

Wie  in  allen  vorhergegangenen  Jahren  sind  auch  im 
verflossenen  dem  Archiv  wertvolle  Schenkungen  überwiesen 
worden.  Die  Direktion  spricht  im  Namen  Seiner  König- 
lichen Hoheit  des  Großherzogs  Wilhelm  Ernst,  des  hohen 
Eigentümers  und  Protektors  der  Anstalt,  den  Stiftern  an 
dieser  Stelle  den  verbindlichsten  Dank  aus.  S.  Hoheit 
Herzog  Johann  Albrecht  von  Mecklenburg,  Prinzregent 
von  Braunschweig,  stiftete  u.  a.  ein  Billet  Goethes;  Exzellenz 
Unterstaatssekretär  Dr.  H.  Thiel  (Berlin)  einen  Brief  und 
ein  Gutachten  Goethes,  einen  Brief  der  Großherzogin  Luise 
und  Aufzeichnungen  (aus  dem  Jahr  1843)  über  Goethes 
Besuch  in  Saarbrücken;  Herr  Dr.  P,  Bornstein  (Dachau) 
schenkte  10  Briefe  von  Amalie  Schoppe  an  Hebbel,  darunter 
einen  in  Hebbels  Abschrift;  Fräulein  Gisberta  Freiligrath 
20  Briefe  Freiligraths  an  seine  Mutter  und  andere;  Fräu- 
lein E.  Koberwein  (Wien)  Briefe  von  Ottihe  und  Walther 
von  Goethe  an  den  Schauspieler  La  Roche  und  seine  Frau 
nebst  anderen  Briefen  an  La  Roche;  Frau  v.  Prescheren 
geb.  Dingelstedt  (Graz)  ein  Gedicht  und  mehrere  Briefe 
Dingelstedts;  Fräulein  F.  H.  Krase  (Leutenberg)  einen  Brief 
von  Ottilie  von  Goethe  und  Herr  W.  Fleischhauer  (Halle 
a.  S.)  ein  Billet  Carl  Augusts.  Ferner  ist  ein  im  Besitz 
des  Goethe-Nationalmuseums  befindUches  Stammbuch  mit 
wertvollen  Eintragungen  (Lessing  und  Zeitgenossen)  dem 
Archiv  als  Depositum  überwiesen  worden. 

Auch  der  Bibliothek   des  Archivs   sind    wieder    zahl- 


—«4*     14    ^— 

reiche  Bücherspenden  zugeflossen.  Den  Schenkern  wird 
hiermit  der  herzhche  Dank  der  Anstalt  kundgegeben: 
Akademie  der  Wissenschaften  (Berlin),  Verlag  J.  G.  Cotta's 
Nachfolger  (Stuttgart),  Bibliographisches  Institut  (Leipzig), 
Insel-Verlag  (Leipzig),  Tempel- Verlag  (Leipzig),  Deutsches 
Verlagshaus  Bong  &  Comp.  (Berlin),  Verlag  G.  Müller 
(München),  Dr.  R.  Blume  (Freiburg  i.  Br.),  Dr.  J.  Brandt 
(Marburg  i.  H.),  Prof.  Dr.  W.  Deetjen  (Hannover),  Madem. 
A.  Fanta  (Sevres),  R.  Friedel  (Saalfeld),  Prof.  Dr.  L.  Geiger 
(Berlin),  H.  Grudzinski  (Prag),  A.  W.  v.  Heymel  (München), 
Prof.  Dr.  O.  Kreuzer  (Bamberg),  Dr.  R.  Kutzner  (Kiel), 
Prof.  Dr.  H.  Maync  (Bern),  Dr.  P.  Mitzschke  (Weimar), 
Geheimrat  Nauck  (Iserlohn),  Dr.  R.  Roennecke  (München), 
Fräulein  A.  v.  Schorn  (Weimar),  Prof.  Dr.  H.  Sieveking 
(Zürich),  Prof.  Dr.  J.  Voigt  (Ilmenau),  A.  Weiß  (Wien), 
Dr.  E.  Witte  (Jena). 

Endlich  ist  noch  zu  berichten,  daß  Professor  Dr. 
Carl  Schüddekopf  am  Ende  des  Jahres  seine  Stelle  als 
Assistent  niedergelegt  hat  und  aus  dem  Verbände  des 
Archivs  ausgetreten  ist.  Er  wurde  durch  Dr.  Max  Hecker 
ersetzt  und  zugleich  wurde  Professor  Dr.  Hans  Gerhard 
Graf,  gleichfalls  als  Assistent,  an  das  Archiv  berufen. 

Weimar,  im  März  19 13 

Für  den  geschäftsführenden  Ausschuß 

Prof.  Dr.  E.  Raehlmann 
Vorsitzender 


— "^     15     -»4— 

Mitglieder  -Verzeichnis 


DER 


Goethe-Gesellschaft 

(Abgeschlossen  April  191 3) 

Protektor: 

Seine  Königliclie  Hoheit  der  Grossherzog  Wilhelm  Ernst 
von  Saclisen 


Vo  r  s  t  a  n  d: 

Präsident : 

Geh.  Reg.-Rat  Professor  Dr.  Erich  Schmidt  in  BerUn 


Vizepräsident: 

Geh.   Reg.-Rat  Professor   Dr.   Wolfgang  von  Oettingen   in 
Weimar 

Vorstandsmitglieder : 

Dr.  Hans  Bodmer  in  Zürich 

Geh.  Hofrat  Faul  von  Bojanowski  in  Weimar 

Wirkl.  Geh.  Rat  Dr.  Albert  BürMin,  Exzellenz,  in  Karlsruhe 

Geh,  Hofrat  Professor  Dr.  Otto  von  Güntter  in  Stuttgart 

Professor  Dr.  Otto  Heuer  in  Frankfurt  a.  M. 

Geh.  Hofrat  Professor  Dr.  Albert  Köster  in  Leipzig 

Geh.  Hofrat  Professor  Dr.  Victor  Michels  in  Jena 

Professor  Fritx^  Seh  aper  in  Berlin 


— -&f     i6    ^— 


G  e  SC  h  äfts  f  ü  hr  e  n  d  er  Ausschul3 
i  n  Weimar: 


Vorsitzender:    Wirkl.  Staatsrat  Professor  Dr.  E.  Raehlmann, 

Exzellenz 
Schatzmeister:  Oberbürgermeister  Dr.  M.  Donndorf 
Schriftführer:  Schriftsteller  Professor  Dr.  H.  G.  Graf 


Oberhofmarschall  H.  Freiherr  von  Fritsch,  Exzellenz 

Oberbaudirektor  E.  Kriesche 

Kommerzienrat  Dr.  R.  Morit^ 

Geh.  Reg.-Rat  Professor  Dr.  W.  von  Oettingen 

Geh.  Justizrat  K.  Stichling 

Generalintendant  a.  D.  H.  von  Vignau,  Exzellenz 


"^    17    ^— 


Mitglieder: 

Seine  K.  u.  K.  Majestät  Wilhelm  IL,  Deutscher  Kaisar 

und  König  von  Preussen 
Ihre  K.  und  K.  Majestät  AugustaYictoria,  Deutsche  Kaiserin 

und  Königin  von  Preussen 
Seine  K.   u.   K.   Hoheit   der   Kronprinz   des  Deutschen 

Reichs  und  von  Preussen 
Seine  K.  u.  K.  Apost.  Majestät  der  Kaiser  von  Oester- 

reich,  König  von  Ungarn 
Seine  Majestät  der  König  von  Schweden 
Seine  Majestät  der  König  von  Württemberg 
Ihre  Majestät  die  Königin  Witwe  Margherita  von  Itahen 
Ihre  Majestät  die  Königin  Marie  von  Neapel 
Ihre  Majestät  die  Königin  Elisabeth  von  Rumänien 
Ihre  Kaiserhche  Hoheit  die  Frau  G-rossfiirstin  Elisabeth 

MauriekieYma  von  Russland 
Seine  Könighche  Hoheit  der  G-rossherzog  von  Baden 
Ihre  Könighche   Hoheit   die   Frau   G-rossherzogin -Witwe 

Luise  von  Baden 
Seine  Könighche  Hoheit  der  G-rossherzog  von  Oldenburg 
Seine  Könighche  Hoheit  der  G-rossherzog  von  Sachsen 
Ihre  Königliche  Hoheit  die  Frau  Grossherzogin  von  Sachsen 
Ihre  Könighche  Hoheit  die  Frau  Herzogin  Carl  Theodor 

in  Bayern 
Ihre    Könighche    Hoheit    die    Frau    Prinzessin    Ludwig 

Ferdinand  von  Bayern 
Seine  Könighche  Hoheit  Alexander  Friedrich,   Landgraf 

von  Hessen 
Seine  Hoheit  der  Herzog  von  Sachsen-Altenburg 

Goetbe-Jabrbucb  XXXIV  20 


— **     i8    ^— 

Ihre    Kaiserlich  Königliche   Hoheit    die   Frau   Herzogin 
Witwe    Marie    von    Sachsen  -  Coburg    und    Gotha, 
Herzogin  von  Edinburg,  Grossfurstin  von  Eussland 
Seine  Grossherzogliche  Hoheit  Prinz  Max  von  Baden 
Seine  Durchlaucht  Fürst  Heinrich  XXVII.  Reuss  j.  L. 
Seine  Hoheit  der  Erbprinz  von  Sachsen-Meiningen 
Seine  Hoheit  der  Herzog  Johann  Albrecht  von  Mecklenburg- 
Schwerin,  Regent  von  Braunschweig 
Ihre  Hoheit  die  Frau  Prinzessin  Heinrich  VII.  Reuss 
Ihre   Hoheit  die  Frau  Prinzessin  Moritz  von   Sachsen- 
Altenburg 
Ihre  Hoheit  die  Frau  Prinzessin  Helene  von  Sachsen- 
Altenburg,  Herzogin  von  Mecklenburg-Strelitz 
Ihre  Hoheit  Prinzessin  Marie  von  Sachsen-Meiningen 
Seine  Hoheit  Prinz  Ernst  von  Sachsen-Meiningen 
Seine  Hoheit  Prinz  Friedrich  von  Sachsen-Meiningen 
Seine  Durchlaucht  Erbprinz -Regent  Heinrich  XXVII. 

Reuss  j.  L. 
Seine  Hoheit  Prinz  Friedrich  Karl  von  Hessen 
Ihre  Hoheit  die  Frau  Fürstin  Mutter  zu  Schaumburg-Lippe 
Ihre  Hoheit  die  Frau  Erbprinzessin  Leopold  von  Anhalt 
Seine  Hoheit  der  Herzog  Ernst  Günther  zu  Schleswig-Holstein 


— *»     19    ^— 

Ehrenmitglieder: 

von  Heyse,  Dr.  Faul,  in  München 

von  Ebner-Eschenbach,  Freifrau  Dr.  Marie,  in  Wien 

von  Gleichen-Rußwurm,  Freiherr  Alexander,  in  Greifenstein 

ob  Bonnland 
von  Donndorf,  Adolf,  Professor  in  Stuttgart 


Mitglieder   auf  Lebenszeit: 
Seine  K.  u.  K.  Hoheit  der  Kronprinz  des  Deutschen  Reichs 

und  von  Preußen 
Seine  K.  u.  K.  Apostol.  Majestät  der  Kaiser  von  Oesterreich, 

König  von  Ungarn 
Seine  Majestät  Wilhelm  IL,  König  von  Württemberg 
Ihre  K  K.  Hoheit  die  Frau  Her:(ogin  Witwe  Marie  von  Sachsen- 

Coburg  und  Gotha,  Her:{Ogin  von  Edinburg,  Großfürstin 

von  Rußland 
Seine  K.  Hoheit  Alexander  Friedrich,  Landgraf  von  Hessen 


Basel : 
Berlin : 


Blank enburg  a.Harz: 
Budapest : 

Bukarest: 

Gharlottenburg : 
Coblenz : 
Dorpat : 

Dresden : 


Thommen,  Dr.  phil.  Rud.,  Professor 
Arons,  Dr.  Leo 

von  Dirksen,  W.,  Geh.  Legationsrat 
Liebermann,  Dr.  Felix,  Professor 
Maas,  Heinrich,  Fabrikbesitzer 
Meyer-Michaelis,  Frau  Elise 
Raschdau,  Geh.  Legationsrat 
von  Siemens,  Frau  Dr.  Elise 
Stauss,  Emil,  Direktor 
Führung,  Frau  Kreisrichter  M. 
Jägermeyer,  Frau  Anna 
Kornfeld,  Sigmund,  Bankdirektor 
Sturd^a,    Demetrius,    Kgl.    rumän. 

Staatsminister  a.  D.,  Exzellenz 
Schuster,  Alfred 

Spaeter,  Frau  Geh.  Kommerzienrat  E. 
Masing,  Dr.  Woldemar,  Dozent  a.  d. 

Universität 
Schobloch,  Dr.  Anton 


20' 


— •§»•      20      <^— 


Friedstein  b.  Stainach 


Godesberg  a.  Rh,: 
Gross-Lichterfelde : 
Hamburg : 

Hildburghausen : 
Jugenheim  a.  d.  B. 
Karlsruhe : 
Königsberg  i.  Pr.: 
Leipzig : 
München : 


Nieder-Ingelheim : 
Nürnberg : 
Riga: 
Schlitz : 

Schmargendorf: 

Steglitz: 
Stolberg  i.  Harz 

Weimar : 

Wien: 

Wiesbaden: 

Zehlendorf: 
Zürich : 


(Steiermark) : 

:(ti    Hohenlohe- Schillingsfürst,     Frau 
Fürstin  Marie,  Durchlaucht 

Hoesch-Ernst,  Frau  Dr.  Lucy 

Meyer,  Dr.  Lothar 

Klügmann,  Dr.  Karl 

Schütze,  Dr.  Hertnann 

von  Fetrovics,  Paia,  Chefredakteur 

Merck- Buch  er  er,  Frau  Julia 

Biskupski,  Frau  Luise 

Simon,  Dr.  Walter,  Geh.  Reg.-Rat 

Crayen,  Dr.  Gustav  A. 

Heine,  Paul 

Manheimer,  Dr.  Viktor 

von  Ritter,  Fräulein  Marie 

von  Erlanger-Bernus,   Frau  Baronin 

Gö/;^,  Martin 

Reyher,  Dr.  Rudolf  Wolfgang 

Graf  von  Schlit\  genannt  von  Gört^, 
Erlaucht 

von  Rheinbaben,  Wirkl.  Geh.  Ober- 
Regierungsrat 

Rhein,  Frau  Clara 

Wolff- Heinrich,  Fürst   zu   Stolberg- 
Stolberg,  Durchlaucht 

von  Goeben,  Frau  Marie 

Vulpius,  Dr.  Walther,  Sanitätsrat 

Mathias,  Dr.   Adolf,   Hof-   und 
Gerichtsadvokat 

Adelmann   von   Adelmannsfelden, 
Comtesse  Irma 

Laehr,  Dr.  Hans,  Arzt 

Schäfer,  Frau  Else 

Schäfer- Rys sei,  Kurt,  Fabrikant 


— Sf     21      ^C— 

Die  Namen  der  Mitglieder  auf  Lebenszeit  eind  in  der  nach- 
stehenden Liste  nochmale  cureiv  abgedruckt 


DEUTSCHES   REICH 


Aachen 

BrockhofF-Hoesch,  Frau  Paula 

Busenitz,  Robert,  Ober-Reg.-Rat 

Kaufmann,  Ludwig,  Ingenieur 

Messow,  Franz  G. 

Stadtbibliothek 

V.  Wagner,    Frau  Geh.  Rat  Marie 

Achem  i/Baden 
Wagner,  Gustav,  Privatier 

Agnetendorf  (Schlesien) 
Hauptmann,  Gerhart,  Schriftsteller 

Ahrensburg  b/Hamburg 
Frucht,  Frau  Else 

Alienstein  i/Ostpr. 
Grass,  Franz,  Justizrat 
Gymnasium,  Königl. 
Höhnen,  Dr.,  Reg.-Rat 
Rhode,  Justizrat 
Umpfenbach,  Frau  Ober-Reg.-Rat 

Allstedt  (Großh.  Sa.) 
Reinhardt,  FrauOberförsterTherese 

Alsfeld  (Oberhessen) 
Bücking,  Frau  Frieda 

Altenburg 

(Sachsen-Ahenburg) 
Friedrichs-Gymnasium 
Höfer,  Dr.  Arno,  Rechtsanwalt 
Landesbibliothek 
Mehriert,  Karl,  Rechtsanwalt 
Seyffart,  Walter,  Kaufmann 

Altona 

Karfiol,  L.,  Brauereibesitzer 
V.  Knoblocb,  Henriette 
Lehmann,    Dr.    O.,   Professor, 

Museums-Direktor 
Neugebauer,  F.,  Architekt 
Schiff,  Geor^,  Landgerichtsrat 
Sieveicing,  Carl,  Gen.  Justizrat 
Zielke,  Dr.  Günther,  Landrichter 


Amtitz  i.  d.  Lausitz    (Kr.  Guben) 
Heinrich,  Prinz  zu  Schönaich- 
Carolath,  Durchlaucht 

Ansbach  (Bayern) 
Stettner,  Dr.  Thomas,  Konrektor, 
Professor 

Apolda 

Brandes,  Frau  Pauline 

Etlich,  Frau  Gertrud 

Opel,  Louis,  Kommerzienrat 

Redslob,  Fräul.  Therese,  Lehrerin 

Wiedemann,  Frau  Emma 

Wiedemann,  Joh.,  Kommerzienrat 

Arnsberg  (Westf.) 
Baltz,  Fräulein  Johanna 
Negenborn,  Erich  Wolfg.,  Reg.-Rat 

Amsburg  b/Lich  (Oberhessen) 
Marie,  Gräfin  Wilhelm  zu  Solms- 
Laubach,  Durchlaucht 

Schloss  Amshaugk 

b/Neustadt  a.  d.  Orla 

V.  Mohl,  O.,  Wirkl.  Geh.  Leg.-Rat 

Arnstadt 

Frenkel,  Wilh.,  Superintendent  a.  D, 
Jänicke,  Justizrat 

Aschersleben 

Bamberger,  Justizrat 
Fröhlich,  Max,  Rektor 

Auerbach  i/Sa. 
V.   Nostitz -Wallwitz,    Amtshaupt- 
mann 

Augsburg 

Bauer,  Ludwig,  Justizrat 
Flesch,  Gustav,  Rentier 
Mayr,  Dr.,  Hofrat,  Augenarzt 
Stadtbibliothek 
Stieler,  Fräul.  Dora 


— *»      22      ^- 


Baden*Baden 

Michaelis,  Fräul.  Anna 
Thometzeck,  Frau  Direktor 

Badenweiler 

ßesold,  Frau  Dr.  Gertrud 

Bamberg 

Jungengel,  Dr.  Max,  Hofrat 

Bannen 

Aschenberg,  Fräul.  Anna 
Essing,  Landrichter 
Hinsberg,  Dr.  A.,  Rechtsanwalt 
Loether,  Aug.,  Konzertmeister 
Sammler,  Fritz,  Kaufmann 
Stadtbibliothek 

Bautzen 

Fritzsche,  Georg,  Professor 
Klee,  Dr.  Gotthold,  Studienrat 

Bayreuth 

GvTiinasialbibliothek 
Wagner,  Siegfried 
Würzburger,  Frau  Jenny 

•  Schloß  Belebungen  b/Coelleda 
V.  Werthern-Beichlingen,  Graf 

Bellin  b/Bärwalde  (Neumark) 
V.  Kahle,  Fräulein  Juhe 

Bensbeim  (Hessen) 
Lugenbühl,  Fräulein  Helene 

Bergern  b/Berka  a.  d.  Um 
Gontard,  Bernhard,  Rittergutsbes. 
Gontard,  Frau  Editha 

Berka  a.  d.  Um 
Heine,  Franz 
Starcke,  Dr.  Franz,  Arzt 

Berlin  nebst  Vororten: 

Berlin 

Abraham-Bürgner,  Frau  Hedwig 
Abrahamsohn,  Ernst,  Kaufmann 
Adlon,  Lorenz,  Hotelbesitzer 
Alexander-Katz,  Frau  Justizrat 
Andresen,  W.,  Bank-Abt.-Chef 
Arnheim,  Frau  Gertrud 


Berlin 

Arnoldi,  Dr.  W.,  Arzt 

Arnstaedt,  Julius 

Arnstaedt,  Frau  Julius 

Arons,  Dr.  Leo 

Ascher,  Hugo 

Bardt,    Dr.  C.,  Gymnasialdirektor 

Baumann,  Dr.,  Professor 

Baumgarten,  Dr.,  Staatsanwalt 

Becherer,  Dr.,  Rechtsanwalt 

Bechstein,  Carl,  Pianofortefabrikant 

Bechstein,  Edwin,  Pianofortefabrik. 

Becker,  Carl 

V.  Beckerath,  A. 

Behrend,  Adolf,  Buchhändler 

Behrendt,  Severin,  Rechtsanwalt 

Bellermann,  Dr.  L.,  Gymnasialdir., 

Geh.  Regierungsrat 
V.  Benckendorf  und  v.  Hindenburg, 

Frau 
Benjamin,  Frau  Therese 
Berent,  Fräulein  Selma 
V.  Bergmann,  Frau  Geh.  Rat,  Exz. 
Berliner,  Dr.  Arnold 
Bernhard,  Dr.  Ludwig,   Professor 
Bibliothek,  Königliche 
Bibliothek,  Städtische  (O.  Goeritz) 
Bibhothek     des    Friedrichs  -  Gym- 
nasiums 
Bibliothek  d.  Kgl.  Kaiser  -Wilhelm- 
Realgymnasiums 
Bibliothek  der  VIII.  Realschule 
Bibliothek     des    Kgl.     Wilhelms- 
Gymnasiums 
Bing,  Frau  Clara 
Birnbaum,  Dr.  Max,  Arzt 
Blass,   Fräul.  Gertrud  A.,   Privat- 
lehrerin 
Block,  Paul,  Redakteur 
Blumenthal,  Dr.  Oskar 
Blumner,  Frau  Professor 
Bock,  Hugo,  Kommerzienrat 
Bodländer,  Frau  Prof.  Emma 
B  Ödländer,  Rechtsanwalt 
Böhm,  Dr.Wilh.,  Lyzeums-Direktor 
Bogen,  Hellmut,  Lehrer 
Bogeng,  Dr.  jur.  G.  A.  E. 
Boiler,  Fräulein  Elise 
Borchardt,  Dr.  Oskar 
Boretius,  Fräulein  Charlotte 
Braun,  Benno,  Kaufmann 
Braun,  Landgerichtspräsident 
Breslauer,  Bernhard,  Justizrat 
Breslauer,  Martin,  Buchhändler 
Brodnitz,  Dr.  Julius,  Rechtsanwalt 
Broicher,  Otto,  Geh.  Justizrat 


— S*    23     4— 


Berlin 

Brunn,  Frau  Emma 

Brunn,  Dr.  Paul 

ßruns,  Dr.  Victor,  Professor 

Buchholtz,Dr.  A.,  Stadtbibliothekar 

Bück,  Wilhelm 

Büchlein,  Max,  Kaufmann 

V.  Bunsen,  Fräulein  Marie 

Burghart,  Dr.,  dirig.  Arzt,  Privatdoz. 

Buschke,  Dr.  Adolf,  Professor 

Busse,  Moritz,  Kaufmann 

Cahn,  Carl 

Cahn,  Dr.,  Geh.  Legationsrat 

V.   Caro,    Dr._  Georg,    Geh. 
Kommerzienrat 

CarreSo,  Frau  Teresa 

Caspari,  Georg,  Kunsthändler 

Cassirer,  Dr.  Ernst 

Cassirer,  Frau  Lydia 

Cleinow,    George,    Herausg.    der 
»Grenzboten« 

Cohn,  Alfred,  Bankier 

Cohn,  Erich,  Referendar 

Cohn,  Dr.  Martin,  Referendar 

Cohn,  Nathan,  Kaufmann 

Crome,  Rechtsanwalt  und  Notar 

Curtius,    Karl    Georg,   Verlags- 
Buchhändler 

V.  Dallwitz,  Frau  W. 

Darmstädter,  Dr.  Ludwig,  Fabrik- 
besitzer 

V.  Dechend,  Oberstleutnant  z.  D. 

Delbrück,  Ludwig,  Bankier 

Delbrück,  Frau  Geh.  Kommerzien- 
rat Luise 

Delbrück,  Frau  Geheimrat  Marie 

Deutsch,  Dr.  Hermann,  Kaufmann 

V.  Dirksen,  W.,  Geh.  Legationsrat 

Dohme,  Frau  Geh.-Rat 

Douglas,  Frau  Gräfin 

Dyck,  Dr.  Franz,  Arzt 

Ecke,  Oskar 

Eggert,  Hermann,  Geh.  Oberbaurat 

V.  Eichhorn,  Wirkl.  Geh.  Legat.-Rat 

V.  Eickhoff-Reitzenstein,  Frl.  Marie 

Eisner,  Frau  Gertrud 

Eisner,  Fräulein  Bertha 

Elias,  Dr.  phil.  Julius 

Elkisch,  Frau  Eduard 

Elkuss,  Siegbert,  Cand.  phil. 

Ellinger,  Dr.  Georg,  Professor 

Elsasser,  F.,  Pfarrer 

Eisner,  Georg,  Verlagsbuchhändler 

Emden,  Paul  H.,  Bankier 

Engel,  Fritz,  Redakteur 

Enslin,  Dr.  Fritz,  Stabsarzt  a.  D. 


Berlin 

Ephraim,  Frau  Else 

Epstein,  Dr.  Max,  Rechtsanwalt 

Ewald,  Dr.  C.  A.,  Professor,  Geh. 

Med.-Rat 
Falk,  Norbert,  Chefredakteur 
Feder,  Dr.  Ernst,  Rechtsanwalt 
Feist,  Hans,  Cand.  med. 
Finder,  Dr.  Georg,  Arzt 
Fischer,  S.,  Verlagsbuchhändler 
Fließ,  Dr.  Julius,  Rechtsanwalt 
Follmann,  Hans,  Reg.-Rat 
Fraenkel,  Max,  Baumeister 
Frank,  Dr.  Ludwig,  M.  d.  R. 
V.  Frankenberg,  Rittmeister 
Frenkel,  Frau  Selma 
Frenkel,  H.,  Bankier 
Frenzel,  Dr.  Karl,  Professor 
Frey,  Dr.  Karl,  Professor 
Friedeberg,  Max,  Baurat 
Friedeberger,  Hans,  Kunsthistoriker 
Friedenthal,  Dr.  F.,  Rechtsanwalt 
Friedlaender,  Dr.Carl  Erich,Rechts- 

anwalt 
Friedländer,  Dr.    Max,  Professor, 

Geh.  Reg.-Rat 
Friedmann,  Leonhard,  Justizrat 
Fröhlich,  Frau  Geheimrat  Martha 
Fröhlich,  Gertrud,  Cand.  phil. 
Fromberg,  Frau  Martha 
Fuchs,  Eugen,  Justizrat 
Fuchs,  Max,  Justizrat 
Fürth,  Dr.,  Landgerichtsrat 
Fulda,  Dr.  Ludwig,  Schriftsteller 
Gaflfky,  Dr.  Prof.,  Geh.  Med.-Rat 
Gebert,  Dr.  Alfred,  Zahnarzt 
Gehrmann,  Frau  Dr.  Frieda 
Geiger,     Dr.    Ludwig,    Professor, 

Geh.  Reg.-Rat 
Geiger,  Frau  Geh.  Rat  Martha 
Geschke,  Karl,  Justizrat 
Ginsberg,  Frau  Dr.  Anna 
V.  Glasenapp,  Vizepräsident 
Glaser,  Ench  Franz,  Kaufmann 
Glass,  Dr.  Paul 
Goldbeck,  Dr.  Ernst,  Professor 
Goldberg,  Alfred,  Kaufmann 
Goldenbaum,  Georges,  Kaufmann 
Goldmann,  Eduard,  Justizrat 
Goldschmidt,  Dr.  A.,  Professor 
Goldschmidt,  Dr.  iur.  Herman 
Gottheiner,  Paul,  Baurat 
Gotthelf,  Frau  Alice 
Gotthelf,  Carl,  Kaufmann 
Gotthelf,  Dr.  Willy,  Rechtsanwalt 
Grisebach,  Frau  Emmy 


-<4»    24    -»f- 


Berlin 

Gronau,  Max,  Architekt 

Grunwald,  Max,  Schriftsteller 

Gubitz,  Frau  Maria 

Gueterbock,  Eduard,  Stud.  phil. 

V.  Guldencrone,  Frau  Baronin 

Gumbert,  Friedrich  Moritz,  Bankier 

Gutfeld,  Saly,  Justizrat 

Gwinner,  Arthur,  Bankdirektor 

Haac,  Dr.  H. 

Haas,  Otto,  in  Fa.  Leo  Liepmanns- 
sohn,  Antiquariat 

Haebe,  Hans,  Schriftsteller 

Haebe,  Fräulein  Olga 

Haike,  Dr.  med.,  Privatdozent 

Halle,  Dr.  Adolf,  Justizrat 

Hamburg,  Fräul.  Lili 

Hardegen,  Paul,  Fabrikbesitzer 

Hart,  Dr.  Herrn.,  Verlagsbuchh. 

Hassel,  W.,  Reg.-Rat 

Heese,  Fräulein  Elsa 

Heinemann,    Dr.  Franz,  Gerichts- 
assessor 

Heinitz,  Frau  Anna 

Heinitz,  Franz,  Rechtsanwalt 

Heitmüller,  Dr.  Ferdinand 

Henckel-Donnersmarck,  Graf 
Guidotto 

Henning,  Theodor,  Architekt 

Henschel,  Ernst,  Rechtsanwalt 

Hentig,  Staatsminister  z.  D.,  Exz. 

Herrmann,  Dr.  Max,  Professor 

V.  Hertzberg,  Frau  Clemence 

Herz,  Frau  Betty 

Herz,  Henry,  Kaufmann 

Herz,  Dr.  Leo,  Arzt 

Herz,  Max,  Cand.  phil. 

Herz,  Frau  Valeria 

Herzfeld,  Dr.  Georg 

Hess,  Herbert,  Stud. 

V.    Heukelum,     Fräul.    Mercedes, 
Stud.  phil. 

Heuschke,  Fräul.  Margarete 

von  der  Heydt,Carl,  Kommerzienrat 

Hintze,  Frau  Hedwig 

Hirsch,  Ernst,  Leiter  des  Hirsch'- 
schen  Tel.-Bur. 

Hirsch,  Frau  Marga. 

Hirschfeld,  Dr.  Berthold,  Arzt 

Hirschwald,  Alexis  E.,  Stud.  jur. 

Hoffmann,  Dr.  Eduard,  Geh.  Uber- 
Reg.-Rat 

Hoffraann,  Ernst,  Kaufmann 

Homeyer,  Dr.  Fritz 

Horsfall,  Charles 

Hübke,  Arthur,  Kaufmann 


Berlin 

V.  Hülsen,    G.,    Generalintendant, 

Exz. 
V.  Hutten-Czapski,   Graf,  Mitglied 

des  Herrenhauses 
Jacke,  Dr.  Fritz,  Rechtsanwalt 
Jacob,  Fräulein  Ida 
Jacobi,  Leopold,  Kaufmann 
Jacoby,  Dr.  Daniel,  Professor 
Jacoby,  Edmund,  Kaufmann 
Jacoby,  Ernst,  Zahnarzt 
Jaffe,  Frau  Dr.  Helene 
V.  Ihne,  Frau  Geh.  Rat 
V.  Ilberg,  Frau  Generalarzt 
Imelmann,  Dr.  Prof.,  Geh.-Reg.-Rat 
Jonas,  Dr.  Fr.,  Schulrat 
Joseephy,  Frau  F. 
Joseph,  Frau  Hugo 
Irmler,  Rechtsanwalt  und  Notar 
Israel,  Frau  Bianca 
Jutrosinski,  Dr.  Richard,  Arzt 
Kaiser,  Oskar,  Fabrikbesitzer 
Kantorowicz,  Frau  Helene  Lina 
Karpeles,  Frau  Dr.  Gustav 
Kastan,  Dr.  L,  Schriftsteller 
V.  Käthen,  Walther,  Bankbeamter 
Katz,  Fräul.  Helene 
Kerb,  Robert,  Fabrikbesitzer   und 

Handelsrichter 
Kessler,  Graf  Harry 
Kirmß,  Frau  Pfarrer  Marie 
Kirstein,   Berthold,  Handelsrichter 
Kirstein,  Fräulein   G.,     Lyceums- 

Direktorin 
Klaar,  Professor  A. 
Klein,  Adolf,  Direktor  d.  Deutsch. 

Theaters  in  Lodz 
Klicks,  Frau  Helene 
Koch,  Max,  Rechtsanwalt 
Koch,  Rudolf,  Bankdirektor 
Koffka,  Dr.  J.,  Justizrat 
Koner,  Frau  Professor  Sophie 
Konopacka,  Fräulein  Anna 
Korn,  Magistratsrat 
Krähe,  Dr.  phil.  Ludwig 
Kraemer,  Dr.  Wilh.,  Rechtsanwalt 
Kraft,  Bernhard,  Justizrat 
Kraft,  Fräul.  Margot 
Krehl,  Fräulein  Eva 
Kronecker,  Fräulein  Elisabeth 
Kronenberg,  Dr.  M.,  Schriftsteller 
Kronfeld,  Dr.,  Rechtsanwalt 
Krüer,  Dr.  phil.  Friedrich 
Krüger,  Generalleutnant  z.  D.,  Exz. 
V.  Kuhlewein,  Geh.  Regierungsrat 
Künzel,  Alfred,  Redakteur 


— "^    25    ^- 


Berlln 

Kuhnert,  Dr.  phil.  Berthold 
Lamprecht,  H.,  Bankdirektor 
Landeker,  Direktor 
Lasson,  Georg,  Pastor 
Lautenburg,  Sigmund,  Geh.  Inien- 

danzrat 
Lazarus,  Dr.,  Professor 
Leffmann,  Gustav,  Kaufmann 
Lehmann,  G.,Wirkl.  Geh.  Kriegsrat 
Lehmann,  Paul,  Buchhändler 
Leipziger,  Frau  Julie 
Leo,  Dr.  Rudolf,  Magistratsrat 
Leppmann,  Dr.  Franz,  Oberlehrer 
V.  Lerchenfeld-Köferiiig,  Graf,  Kgl. 

bayr.  Gesandter,  Exz. 
Lesser,  Frl.  Rosa,  Lehrerin 
Levin,  Dr.  Moritz,  Prediger 
Levinstein,  Dr.  Kurt,  Oberlehrer 
Levy,  Frau  Else 
Levy,  Norbert,  Kaufmann 
Levyson,  Frau  Dr.  Auguste 
Lewald,  Dr.  Felix,  Präsident,  Wirkl. 

Geheimer  Ober-Finanzrat 
Lewald,    Theodor,    Direktor     im 

Reichsamt  des  Innern 
Lewandowsky,  Frau  Sanitätsrat 
Leyde,  Fräulein  Auguste 
V.  d.  Leyen,  Dr.,  Wirkl.  Geh.  Rat, 

Exzellenz 
Lichtenstein,  Frau  Emma 
Liebermann,  Dr.  Felix,  Professor 
Lindemann,  Frau  Rechtsanwalt 
Lipman-Wulf,  Dr.  F.,  Rechtsanwalt 
Lippstreu,  Dr.  Otto,   Privatdozent 
Lisco,  Dr.  Hermann,  Geh.  Justizrat 
Lisco,  Walter,  Justizrat 
Lissner,  Frau  Julie 
List,  Frau  Regierungsrat  Auguste 
Litten,  Dr.,  Geh.   Justizrat 
Loebell,  Alfred,  Kaufmann 
Lohde,  Fräulein  Käthe 
London,  S.,  Privatier 
Lucius    V.    Ballhausen,   Staats- 
minister, Exzellenz 
Ludwig,  Dr.  Albert,  Direktor 
Maas,  Heinrich,  Fabrikbesitier 
Magnus,  Frau  Regierungsrat  Nina 
Magnus-Levy,  Dr.  Adolf,  Prof. 
Mamroth,  Paul,  Kommerzienrat 
Manasse,  Carl,  Kaufmann 
Manasse,  Waldeck,  Schriftsteller 
Mankiewitz,  Frau  Anna 
Marcuse,  Frl.  Lotte,  Stud.  phil. 
Marelle,  Fräulein  Luise 
Marsson,  Dr.  Rieh.,  Senatspräsident 


Berlin 

Martens,  Dr.  Ludwig,  Gymnasial- 
direktor 
V.  Martius,  Frau  Margarethe 
Marx,  Paul,  Chefredakteur 
Matthiae,  Dr.  Otto,  Professor 
Meirowsky,  Frau  Ernestine 
Menshausen-Labriola,  Frau  Frieda, 

Malerin 
Meyer,  Frau  Elise 
Meyer,  Frau  Kommerzienrat  Ernst 
Meyer,  Ernst  Joach.,  Kommerz.-Rat 
Meyer,  Ludwig,  Kaufmann 
Meyer,  Paul,  Justizrat 
Meyer,  Dr.  Richard  M.,  Professor 
Meyer-Cohn,  Frau  Helene 
Meyer-Michaelis,  Frau  Elise 
Michaelis,Dr.CarlTh.,  Stadtschulrat 
Michaelis,  Curt  Ph.,  Kaufmann 
Micheli,   Wolfgang,    Kunsthändler 
Michels-Schnitzler,  Frau  Anna 
Mirauer,  Frau  Zerline 
Moegelin,  Johannes,  Lehrer 
Moral,  Fräul.  Elli 
Morris,  Dr.  Max,  Arzt 
Morsch,  Dr.  Hans,  Professor 
Mosse,  Max,  Justizrat 
Mosse,  Dr.,  Referendar 
V.  Mücke,  Werner,  Leutnant 
Müllenhoff,  Frl.  Ilse 
MüUensiefen,  Frau  Laura 
Müllensiefen,   Dr.  Paul,  Professor 
V.  Müller,  Hans,  Privatgelehrter 
V.  Müller,  Frau  Elsbelh 
Müller,  Dr.  Oskar,  Med.-Rat 
Müller-Grote,  Dr.  G.,Verlagsbuchh. 
Müllerheim,  Dr.,  Arzt 
Müllerheim,  Frau  Dr. 
Nathan,  Dr.  Paul 
Nauck,  Fräulein  Johanna 
Naumann,  Dr.,  Ministerialdirektor 
Nehring,  K.,  Professor 
Neubauer,  Dr.  Richard,  Professor 
Neumann,  Dr.  H.,  Rechtsanwalt 
Niesev,   Dr.   Fritz,  Geheimer  Rat 
und  Ministerialdirektor,  Bevoll- 
mächtigter z.  Bundesrat 
V.  Nolcken,    Freifrau  Alma 
Ochs,  Siegfried,  Professor 
Ohmstede,  Adolf,  Schuldirektor 
Osborn,  Dr.  phil    Max 
Pachnicke,  Dr.,  Mitgl.  d.  Reichstags 
u.  d.preuß.  Abgeordnetenhauses 
Paetel,  Dr.  phil.  Georg 
Pasch,  Max,  Hof  buchhändler 
Paszkowski,  Dr.  Wilh.,  Prof. 


-^    26    4— 


Berlin 

Peltesohn,  Dr.  Felix,  San. -Rat 
V.  Peter,  Dr.  Kurt  Leo  Edler 
Philipp,  Fräulein  Marie 
Pickardt,  Dr.  Felix,  Verlagsbuchh. 
Pincus,  Frau  Johanna 
Pinn,  Georg,  Rechtsanwalt 
Pniower,  Dr.  Otto,  Professor 
Pochhammer,     Paul,     Oberstleut- 
nant z.  D. 
Posner,  Dr.  Karl,  Arzt 
Preuss,    Dr.    R.,   Oberbibliothekar 
Prinz-Heinrich-Gymnasium,  Kgl. 
V.  Pritzbuer,  Fr.,  Redakteur 
V.  Radowitz,  Frau  Bertha,  Exz. 
Raehmel,    Dr.  Wilhelm,  Reg.-Rat 
Raphael,  Siegfried,  Justizrat 
Raschdau,  Geh.  Legationsrat 
Raschdau,  Frau  Geh.  Legationsrat 
vom  Rath,  Frau  Anna 
Rath,  Willy,  Schriftsteller 
Rathenau,  t)r.  Kurt 
Ravoth,  Max,  Architekt 
Regensburger,  Dr.  A.,  Justizrat 
Reiche-Frei,  Frau  Laura 
Reimann,  Rud.,  Generaldirektor 
Reschke,  Oskar 
Rewald,  Dr.  phil.  Bruno 
Rewoldt,  Dr.,  Justizrat 
V.  Richthofen,  Freifrau 
Riem,  Frau  Hauptmann 
Riesenfeld,  Hugo,  Kursmakler 
Riess,  Fräul.  Alartha 
Riesser,  Frau  Geh.  Justizrat 
Rindskopf,  Dr.,  Arzt 
Rodenberg,    Dr.  Julius,  Professor 
Roediger,  Dr.  Max,  Professor 
Roesler,  Frau  Marie 
Roethe,  Fräulein  Elisabeth 
Rohde,  John,  Direktor 
Rothstein,   Dr.  Max,  Privatdozent 
Rotten,  Fräul.  Elisabeth,  Dr.  phil. 
Rubensohn,  Hermann,  Kaufmann 
Ruhemann,  Dr.  Konrad,  Arzt 
Sachs,  Ludwig,  Fabrikbesitzer 
Salomon,   Dr.    Ph.,    Rechtsanwalt 
Salomon-Schüler,  Frau  Therese 
Saulmann,  Frau  Florette 
Schallehn,  Regierungsrat 
Schaper,  Fritz,  Professor,  Bildhauer 
Schey,  S.,   Rechtsanwalt  u.  Notar 
Scheyer,  Leopold,  Apothekenbes. 
Schiff,  Dr.  Alfred,  Professor 
Schild,  Werner,  Polizei-Leutnant 
Schlesinger,  Frau  Alice 
Schlesinger,  Ludwig,  Kaufmann 


Berlin 

Schlesinger,  P.,  Oberlehrer 
Schlesinger-Trier,  Frau  C. 
Schmidt,    Dr.    Erich,    Professor, 

Geh.  Reg.-Rat 
Schmidt,  Frau  Dr.  Julian 
Schmitt,  Dr.  Ernst,  Legationsrat 
Schmoller,    Dr.  Gustav,  Professor 
Schneiderreit,  Dr.  Georg,  Professor 
V.  Schoeler,  Fräulein  V. 
Scholl,  R.,  Wirkl.  Geh.  Legationsrat 
Schönfeld,  Frau  Anna 
Scholz,  Heinrich,  Lic.  theol. 
Schrader,  K.,  Medizinalrat 
Schubart,  Dr.  Erich 
Schulhoff,  Fräulein  Else 
Schulze,  Dr.  W.,  Professor 
Schwabach,  Frau  Geh.  Rat  Henriette 
Schwarz,  Fräul.  Irene 
Schweizer,  Dr.  V.,  Verlagsbuchh. 
Seitz,  Frau  Gouverneur  Hildegard, 

Exz. 
Seligsohn,  Dr.  Arnold,  Justizrat 
Seligsohn,  Fräulein  Edith 
Seligsohn,  Frau  Rosa 
Seligsohn,  Dr.  Franz,  Rechtsanwalt 
V.  Seil,  Freiin  Sophie 
Seminar,  Germanisches 
V.  Siemens,  Frau  Dr.  Elise 
Silberstein,  Dr.  Max,  Rechtsanwalt 
Simon,  Dr.  H.  V.,  Rechtsanwalt 
Simon,  Dr.,  Rechtsanwalt 
Simoni,  S.,  Direktor 
Simonsohn,  Dr.Georg,  Mag.-Assess. 
V.  Sirason,  Aug.,  Justizrat 
V.  Simson,  Dr.  B.,  Professor 
V.  Simson,  Fräulein  Elisabeth 
V.  Simson,  Georg 
Singer,  Dr.  Kurt 

Sluzewski,  Dr.  Heinrich,  Justizrat 
Spener,  Frau  Cornelia 
Stauss,  Emil  Georg,  Direktor 
Stechow,  Dr.  Obergeneralarzt  z.  D. 
V.  Steinau-Steinrück,  Frau  Dr.  M. 
Steindorf,  Dr.  Kurt 
Steinthal,  Leander,  Rentner 
Stengel,  Dr.  Paul,  Professor 
Stern,  Dr.  med.  E.,  Geh.  Sanitätsrat 
Stern,  Heinrich,  Rechtsanwalt 
Stettenheim,  Julius,  Schriftsteller 
Stettiner,  Frau  Mathilde 
Stier,  Frau  Schulrat  Helene 
v.Stillfried-RatonitZjFreifrauBettina 
Strassmann,  Dr.  P.,  Privatdozend 
Strauss,  Frau  Hermine 
Stümcke,  Dr.  Hch.,  Chefredakteur 


— *•     27     ^— 


Berlin 

Stumpf,  Rudolf,  Kunstmaler 

Suermondt,  Edwia 

Sydow,  Dr.  Max 

Thost,  Dr.  Robert 

Tiktin,  Dr.  Paul 

Tobias,  Dr.  Ernst,  Arzt 

Toeche,  Dr.  Th.,  Hof  buchhändler 

Universitätsbibliothek,    Königliche 
V.  Vietinghoff,  Baron  W.,  Attache 

im  Auswärt.  Amt 
Violet,  Dr.  Franz,  Professor 
Vogeler,  Julius,  Schuldirektor 
Vogeler,  Richard,  Schuldirektor 
Vollert,  Dr.  E.,VerIags-Buchhändler 
Vollmar,  Frau  H.,  Oberin  U.Schrift- 
stellerin 
Wagner,  Dr.A.,  Prof.,Geh.Reg.-Rat 
Wagner,  Dr.  B.  A.,  Professor 
Wagner,  Frau  Justizrat  Aline 
Waldecker-Im  Hof,  Willy,  Kunst- 
verleger 
V.  Wedel,   Graf  Botho   Dr.,  Geh. 

Legationsrat 
V.  Wedel,  Graf  Ernst,  Obertruchseß, 

Exzellenz 
Wegener,  Kunimund,  Zahnarzt 
Weigert,  Fräul.  Charlotte 
Weigert,  Dr.  Max,  Stadtrat 
Weisbach,  Dr.  Werner,  Privatdoz. 
Wentzel,  Dr.  Georg,  Professor 
Werckmeister,K.,Verlagskunsthdlr. 
v.  Wesendonck,  Dr.  Carl 
Wessely,  Dr.  Hermann 
Wiener,   Richard,    vereideter  Ver- 
sicherungs-Sachverständiger am 
Kammergericht 
v.  Wildenbruch,  Frau  Geheimrat 
Wilke,  Karl,  Justizrat 
Wilmanns,  Dr.  A.,  Geh.  Ober-Reg.- 

Rat 
Wilmersdörffer,  Jacques,   Justizrat 
Winkler,  Siegfried,  Direktor 
Wittenberg,  Hugo 
Wittenberg,  Viktor,   Rechtsanwalt 
V.  Wittich,  Frau  Luise 
Wolf,  Frau  Frida 
Wolff,  Frau  Adelheid 
WolfF,  Frau  Konzertdirektor 
Wolff,  Dr.  Richard,  Rechtsanwalt 
Wolff,  Theodor,  Chefredakteur 
Wolffenstein,  Rieh..  Baurat 
Wolfson,  Fräul.  Stefanie,  Stud.  phil. 
Worms-Todesco,  Freifrau  Fanny 
Wrede,   Dr.  Richard,    Leiter   der 
Journalisten-Hochschule 


Berlin 

Zadek,  Frau  Ciaire 
Zimmermann,  Dr.  Alfred,  Leg.-Rat 
Zimmermann,  Dr.  Joachim 
V.  Zitzewitz,  Achim,  Leutnant 
v.  Zobeltitz,  Fedor,    Schriftsteller 
Zuelzer,  Dr.  Georg,  Arzt 

Charlottenburg 

Abel,  Frau  Helene 
Akademisch-Literarischer  Verein 
Arnheim,  Fräulein  Amalie 
Auerbach,  Dr.  Siegmund 
Becker,  Fräul.  Berta 
Bergmann,  Fräul.  Anna 
Bernstein,  Frau  Fränze 
Bloch,  Dr.  Iwan,  Arzt 
Brauer,  Alfred,  Stud. 
Brück,  Dr.  Martin,  Rechtsanwalt 
Christlieb,  Dr.  phil.  Max 
Cohn,  Frau  Dr.  Anna 
Cohn,  Arthur,  Rechtsanwalt 
Ellert,  Fräul.  Erna,  Bibliothekarin 
Eloesser,  Dr.  Arthur,  Schriftsteller 
V.  Erdberg,  Dr.  Robert 
V.  Forell,  Gg.,  Hauptmann  a.  D. 
Freund,  Hubert,  Professor 
Friedberg,  Dr.  R.,  Prof.,  Geh.  Reg.- 

Rat 
Gerschel,  Dr.  Willy,  Bankdirektor 
Gloeden,  Professor 
Goering,  Dr.  Robert,  Chemiker 
Grandke,  Frau  Ministerialdirektor 
Gutmann,  Dr.  G.,  Prof. 
Guttmann,  Albrecht,  Kaufmann 
Halhch,  Fräulein  Johanna 
Hamburger,  Arnold,  Zahnarzt 
Hecht,  Frau  Agathe 
Hecht,  Dr.  H.,  Regierungs-Rat  und 

Privatdozent 
Hirschfeld,  Dr.  O.,  Prof.,  Geh.  Reg.- 

Rat 
Hollaender,  Felix,  Schriftsteller 
Hollatz,  Dr.  Harry,  Professor 
Hübler,  Frau  Geheimrat 
Jablonski,  Berthold 
Jonas,  Frau  Justizrat  Clara 
Jung,  Fräul.  Margarete 
Kallmann,  Felix,  Rechtsanwalt 
Koenigs,  Fräulein  Elise 
Koetschau,  Dr.  K.,  Professor 
Kranz,  Frau  Rosa 
Kray,  Josef,  Fabrikbesitzer 
Krieg,  Fräulein  Luise,  Lehrerin 
Kuntzen,  Dr.  Ernst,   Wirkl.  Geh. 

Leg.-Rat 


— ^    28    4— 


Charlottenburg 

Lehmann,  Frau  Dr.  Anna 

Less,  Bernhard,  Kaufmann 

Lessing,   Dr.  Oskar,  Arzt 

Lewinsohn,  Dr.  M.,  Rechtsanwalt 

Lewy,  Julius,  Kaufmann 

Lindau,  Dr.  Paul,  i.  Dramaturg 
der  Kgl.  Schauspiele 

Marx,  S.,  Rentner 

Mayer,  Dr.  jur.  Robert 

Meyer,  Kuno,  Professor 

Moser,  Ernst,  Kaufmann 

Moser,  Felix,  Kaufmann 

Müllensiefen,  Fräul.  Anni 

Müller,  Conrad,  Professor 

Nabel,  Hermann,  Verlagsbuchh. 

Nauenberg,  Leo,  Baumeister 

Neumann,  Richard,  Diplom-Ingen. 

Neumann -Hofer,  Otto,  Theater- 
direktor 

Pernice,  Alfred,  Referendar 

Peyser,  Dr.  Alfred,  Arzt 

Pickardt,  Frau  Anna 

Plessner,  Landgerichtsrat 

Poppenberg,  Dr.  Felix,  Schriftsteller 

Rabes,  Max,  Professor 

V.  d.  Recke  v.  Volmerstein,  Graf 
Gotthard 

Richter,  Alfred,  Diplomingenieur 

Römer,  Frau  Dr.  Clara 

Rosenthal,  Richard,  Bankier 

Runge,  Arthur 

Sachs,  Dr.  Hans  Ernst,  Arzt 

V.  Scheffer,  Thassilo 

Schmitz,  Dr.  ing.  Bruno,  Prof. 

Schuster,  Alfred 

Schuster -Woldan,  Rafael 

Seli^sohn,  Frau  Lisbeth 

V.  Siemens,  Dr.  W.,  Geh.  Reg.-Rat 

Steinthal,  Frau  Geh.  Rat  Fanny 

Strehlke,  Frau  Direktor  Marie 

Stulz,  Emil  A.,  Kaufmann 

Weber,  Frau  Dr.  Helene 

Zabel,  Dr.  Eugen 

Dahlem 

Gerstenberg,  O.,  Generaldirektor 

Orgler,  Dr.  phil.  Adolf 

Orgler,  Frau 

Ranloer,  Fräul.  M. 

Schroeter,  Fräul.  Eva,  Schulleiterin 

Friedenau 

Düsel,  Dr.  Friedrich,  Herausgeber  d. 
Westermann'schen  Monatshefte 
Fuchs,  Dr.  Max,  Oberlehrer 


Friedenaa 

Gloege,  Dr. 

Goldstein,  Dr.  Moritz 

Günther,  Dr.  Carl,  Professor,  Geh. 

Med.-Rat 
Hahndorff,  Oberst 
Halfter,  Fritz,  Lehrer 
Harrass,  Frau  Rechtsanwalt  Dr. 
Kleiber,  Dr.  Ludwig,  Oberlehrer 
KorfT,  Dr.  Herrn.  Aug. 
Marwitz,  Dr.  Bruno,  Rechtsanwalt 
Nauck,  Fräul.  Ilse,   Stud.  phil. 
Paetow,  Dr.  Walter 
Roenneberg,  Frau  M.,  Schulvorsteh. 
Runze,  Martin,  Lehrer 
Saegert,  Frl.  Anna 


Frohnau 

Wunderlich,  Dr.  Herrn.,  Prof.,  Ober- 
bibliothekar 

Gross-Lichterfelde 

Behrend,  Dr.  Fritz 

Breest,  Ernst 

de  Gruyter,  Dr.  W.,  Verlagsbuchh. 

Heyroth,  Dr.  jur. 

Hofmann,  Max,  Schriftsteller 

Jacquet,  Dr.  W.,  Geh.  Sanitätsrat 

Kekule  von  Stradonitz,  Dr.  Stephan, 
Kammerherr 

Lemp,  Frl.  Eleonore,   Schul -Vor- 
steherin 

Lessmann,     Otto,     Herausg.    der 
Allg.  d.  Musikzeitung 

Lorenz,  Walther,  Cand.  phiL 

Marcuse-Loewenherz,  Frau 
Elisabeth 

Meyer,  Frau  Dr.  Alexander 

Meyer,  Dr.  Lothar 

Müller,  Dr.  Adolf,  Regierungsrat 

Pfaflf,  Fräul.  Maria 

Quincke,  Walter,  Kaufmann 

Rudorff,  Dr.  Ernst,  Professor 

Sobemheim,  Siegfried 

Tilly,  W.,  Institutsvorsteher 

Zahn,  Fräulein,  Margarethe 

Grunewald 

Bach,  Dr.  Rudolf,  Amtsgerichtsrat 
Bondi,  Dr.  Georg 
V.  Bremen,  Ministeraldirektor 
Broerael,  Dr.  Max,  Rentner 
Brüssow,  Fräul.  Emilie 


— ^    29    *^— 


Grunewald 

V.  Budde,  Frau  Geh,  Staatsrat 

Burdach,  Dr.  Konrad,  Professor 

Danneel.Wirkl.Geh.Admiralitätsrat 

Danneel,  Frau  Margarethe 

Ewer,  Fräul.  Marie 

V.  Gneist,  A.,  Reg.-Assessor  a.  D. 

Harden,   MaximiHan,  Schriftsteller 

Hartinann,  Hugo,  Kgl.  Schauspieler 

Hirschberg,  Dr.  Eugen 

Hirschberg,  Frau  Dr. 

Hofmann,  Rudolf,  Verlagsbuchh. 

Landsberger,  Adolf,  Rentner 

Loewenstein,  Frau  Stadtrichter 

Marcus,  Frau  Selma 

Melchior,  Fräul.  Therese 

Meyerhof,  Felix,  Kaufmann 

Minde,  Paul 

Munck,  W.,  Geh.  Justizrat 

Pfaff-Beringer,  Otto 

Reichl,  Frau  Julius 

Schöne,  Dr.  Richard,  Wirkl.  Geh. 

Rat,  Exz. 
Sultan,  Fräulein  Clara 
Voss,  Dr.  Georg,  Professor 
Weismann,  Dr.  Rob.,  Staatsanwalt 
Wiebe,  Emil,  Rentner 
V.  Wilmowski,  Freih.  Reg.-Assessor 
Zöllner,  Baurat 

Halensee 

ßieber,  Dr.  Hugo 

Brütt,  Adolf,  Prof. 

Dahms,  Dr.  Rudolf,  Professor 

Hermsdorf 

V.  Decker,  Frau 

Hoppegarteu 

Schnitze,  Hans,  Oberleutnant 

Earlshorst 

Berg,  Karl,   Amtsgerichtsrat  a.  D. 
Kalischer,  Richard,  Oberlehrer 

Neubabelsberg 

Martin,  Dr.  med.  E.  A. 

Nikolassee 

Hess,  Dr.  Kurt 
Jacobs,  Dr.  Monty 
Müller,  Paul,  Professor 
Muthesius,  Dr.  H.,  Geh.  Reg.-Rat 
Stöcker,  Frau  Dr.  Helene,  Schrift- 
stellerin 


Ober-Schoneweide 

Alte,  Friedrich,  Oberlehrer 
Grabert,  W.,  Oberlehrer 

Pankow 

Ehrstaedt,  Dr.  Paul,  Anothekenbes. 
Eisner,  Dr.  Richard,  Oberlehrer 
Hecker,  Robert,  Pastor  em. 
Walter,  Dr.  Friedrich,  Oberlehrer 

Rixdorf 

Fittbogen,  G.,  Oberlehrer 

Schlachtensee 

Goldschmidt,  Dr.  jur.  Oskar 

Schmargendorf 

Hoffmann,  Frau  Geheimrat 
V.   Rheinbaheti;    Wirkl.  Geh.    Ober- 
Regierungsrat 

Schöneberg 

Auerbach,  Dr.,  Rechtsanwalt 
Boehringer,  Dr. 
Cassirer,  Ludwig 
Kalischer,  Dr.  S.,  Professor 
Kaufmann,  Karl,  Stadtrat  a.  D. 
Kronheim,  Georg 
Lebede,  Dr.  Hans 
Levinstein,  Dr.  Walter,  Arzt 
Licht,  Dr.,  Stadtrat 
Schubring,  Dr.  P.,  Professor 
Zickel,  Frl.  Luise,  Schulvorsteherin 

Steglitz 

V.  Biedermann,  Freiherr  F.  W., 
Verlagsbuchhändler 

Bretschneider,Dr.  Hans,  Oberlehrer 

Erlemann,  Dr.  Edmund 

Fehlert,  C.,  Patentanwalt 

Grieger,  Gg. 

Hartmann,  Dr.  Hugo,  Prof. 

Lepsius,  Dr.  Bernhard,  Professor 

Mayer,  Fräulein  Ellen 

Paulsen,  Frau  Professor 

Plehn,  Fräulein  Gabriele 

Rauch,  Karl,  Lehramtskandidat 

Reinhardt,  Dr.  Karl,  Geh.  Reg.-Rat 

Rhein,  Frau  Clara 

Sass,  Dr.  Johann,  Bibliothekar 

Siehe,  Siegfried.  Geh.  Hofrat 

Thoms,  Dr.   Hermann,    Professor 

Todt,  Carl,  Oberlehrer 

Wellmann,  Dr.  Eduard,  Geh.  Reg.- 
Rat,  Prof,  Gymnasialdir.  a.  D. 

Wolter,  Dr.  Konrad,  Oberlehrer 


— >♦    30    *5— 


Südende 

Eger,  W. 

Marx,  Frau  Dora 

Wannsee 

Feist,  Frau  Hermine 
Maron,  Geh.  Oberfinanzrat 
V.  Reclam,  Frau  Major 
Richter,  Frau  Professor  Gustav 
V.  Siemens,  Arnold 
V.  Siemens,  Frau  Ellen 

Westend 

Cassirer,  Fritz,  Kapellmeister 
Cohn,  Eugen,  Justizrat 
Haussmann,  Reinh.,  Verlagsbuchh. 
Hiller    von  Gaertringen,    Freiherr 

Dr.  F.,  Professor 
Höcker,  Paul  Oskar,  Schriftsteller 
Mahn,  Dr.  Paul 
Müller,  Frau  Gertrud 
Roethe,  Dr.  Gustav,  Professor 
V.   Wilamowitz-Möllendorff,   Frau 

Geh.  Reg.-Rat 

Wilmersdorf 

Amelung,  Heinz,  Schriftsteller 
Aram  (Fischer),  Kurt,  Schriftsteller 
Aschkinaß,  Frau  Direktor  Elisabeth 
Bading,  Dr.  Gurt,  Schriftsteller 
Bergmann-Brandt,  Frau  Mathilde, 

Hof-Schauspielerin 
Bismarck-Gymnasium 
Coste,  Dr.  David,  Prof.,  Gymn.-Dir. 
Daffis,  Dr.  E.,  Landgerichtsrat 
Elbertzhagen,   Dr.    Hugo,    Re- 
gierungsrat a.  D. 
Friedländer,    Dr.     Georg,     Bank- 
direktor, Justizrat 
Friedländer,  Max,  Amtsgerichisrat 

a.D. 
Friedmann,  Dr.  Alfred,  Schriftsteller 
Geitel,  Max,  Geh.  Reg.-Rat 
Goldstein,  Dr.  Fritz,  Chemiker 
Gottschalk,  Gustav,  Kaufmann 
Hake,  Dr.  Bruno,  Redakteur 
Hamburger,  Dr.  Paul,  Schriftsteller 
Hartwich,  Dr.  Emil 
Heimann,  Dr.  Hanns 
Herold,  Karl,  Schriftsteller 
Herz,  Adolf,  Kaufmann 
Hildebrandt,  Dr.  Edmund,  Privat- 
dozent 
Hirschberg,  Frau  Anna 
Höffner,  Johannes,  Pastro,  Heraus- 
geber des  Daheim 


Wilmersdorf 

Jantzen,  Frau  Gertrud 
Jensen,  Paul,  Direktionsrat 
Joachim  Friedrich-Gymnasium 
Kaiser,  Dr.  K.,  Professor 
Kastan,  Dr.  Albert 
Koerte,  Frau  Major 
Koerting,  Landgerichtsrat 
Kohlschütter,  Dr.  Ernst,  Professor 
Lockemann,  Dr.  Georg,  Prof. 
Meidner,  Fräulein  Gertrud 
Mende,  Albert,  Landgerichtsrat 
Metzenberg,  Eugen,  Kaufmann 
Paulssen,  Dr.,  Geh.  Staatsrat 
Pechel,  Dr.  Rudolf 
Schienther,  Dr.  Paul,  k.  k.  Hofrat 
Schwabach,  Frau  Margarete 
Schwarz,  Karl,  Stud.  phil. 
Schwob,  Frau  Justizrat 
Simon,  Dr.  Ph.,  Dir.  d.  Oberrealsch. 
Spörr}',  Robert,  Konzertsänger 
Wandel,  Fräul.M.,  Schulvorsteherin 

a.  D. 
Wildungen,  Fräul.  Edwine 
Wolff,  Fräulein  Ella 

Zehlendorf 

Epstein,  Walther,  Regierungs- 
baumeister a.  D. 
Göbel,  Dr.,  Oberlehrer  a.  D. 
Herold,  Hugo,  Redakteur 
Laehr,  Dr.  Hans,  Ar^t 
Lefson,  Frau  Anna 
Mayer,  Dr.  Gustav,  Schriftsteller 
Moebis,  Fräulein  Clara 
Morgenstern,  Karl,  Privatgelehrter 
Munk,  Frau  Professor  Pauline 
Schmidtlein,  Dr.  C,  Arzt,  Geheimrat 
Soltan,  Dr.  Hellmut 
Sternfeld,  Dr.  Rieh.,  Professor 
Wasner,  Dr.  Georg,  Schriftsteller 


Bemburg 

Lehrerbibliothek  des  Herzogl.Karls- 
Gymnasiums 

Biedenkopf 

Gottschalk,  Dr.  Otto,  Oberlehrer 

Bielefeld 

Bunnemann,  Fräul.  Leni 
Loebellsche  Bibliothek 
Wichern,  Dr.  Heinrich,  Arzt 

Bitterfeld 

Klein,  Dr.  O.,  Gewerbeinspektor 


— ^     3 1     •^- 


Blankenburg  a/Harz 
Führung,  Frau  Kreisrichter  M. 
Wellmer,  Arnold,  Schriftsteller 
Wiehnra,  Dr.  Arzt 

Blankenburg  (Thüringen) 
Warda,  Dr.  W.,  Sanitätsrat 

Blankenbain  (Thür.) 
Fasolt,  Frau  Komm. -Rat  Charlotte 
Silberstein,  Dr.  Leo,  Arzt 

Bochum 

Gerstein,   Polizeipräsident 
Goedicke,  Heinr.,  Erster  Staatsanw. 
Gosmann,  Dr.  Hugo 
Grundig,  Dr.  Walther,  Landrichter 
Mummenhoff,  Dr.,  Justizrat 
Munckel,  Frau  Landgerichtspräsi- 
dent 
Piette,  W.,  Lehrer  an  der  Bergschule 
Poensgen,  Dr.  med. 

Bogenhaueen  b/München 
Weigand,  Wilhelm,  Schriftsteller 

Bohrau,  Kreis  Öls 
V.  Schwerin-Bohrau,  Gräfin 

Bonn 

Balthazar,  Jean,  Kaufmann 
Bonner  Lehrerinnen-Verein 
Brüggemann,  Dr.  Fritz 
Giemen,  Dr.  Paul,  Professor 
Enders,  Dr.  Carl,  Privatdozent 
Franck,  Dr.  Joh.,  Professor 
Frank,  Max,  Amtsgerichtsrat 
Gräfe,  Dr.,  Professor 
Hoffmann,  Dr.  Wilh.,  Professor 
Kayser,  Dr.  H.,  Prof.,   Geheimrat 
Küster,  Dr.  E.,  Professor 
Lese-  und  Erholungsgesellschaft 
Litzmann,  Dr.  B.,  Professor 
Loeschke,  Dr.  G.,  Geheimrat 
Prym,  Dr.  Eugen,  Professor 
Schultze,  Dr.F.,  Prof.,Geh.Med.-Rat 
Seminar,  Germanistisches 
Universitäts-Bibliothek 
WaIter,Fr.,Wirkl.Geh.Ober-Postrat 
Wygodzinski,   Dr.  W.,  Prof. 
ZiteJmann,  Dr.  E.,  Prof.,  Geh.  Reg.- 
Rat 

Brake  i/Oldenburg 
Freese,  Friedrich,  Pastor 


Brandenburg  a.  d.  Havel 
Köpke,  Fräulein  Suse 
Tiede,  Arno,  Mühlenbesitzer 
Ullrich,  Dr.  Herm.,  Professor 

Brannenburg  (Oberb.) 
Heiseler,  Henry 

Braunschweig 

Bergmann,  Ernst,  Professor 
Bibliothek  des  Gymnasiums 
Elster,  Frau  Professor 
Engelbrecht,  Justizrat 
Engelbrecht,  Frau  Geh.  Rat 
Flechsig,  Dr.  Eduard,  Professor 
V.  Frankenberg,  Egbert,  Hof- 
Theater-Intendant 
Grundner,  Dr.  F.,  Geh.  Kammerrat 
Helle,  Carl,  Fabrikbesitzer 
Henning,    Dr.  Hans,  Oberlehrer 
Herzog,  Frau  Senatspräsident 
Lange,  Bruno,  Fabrikbesitzer 
Magnus,  Frau  Berta 
Oehlecker,  Max,  Zahnarzt 
V.  Pawel-Rammingen,  Wirkl.  Geh. 

Rat,  Exz. 
Stadtbibliothek 
Westermann,  Georg,  Verlagsbuchh. 

Breechen  b/Jarmen 
(Vorpommern) 
V.  Heyden-Breechen,  Ernst,  Ritter- 
gutsbesitzer 

Bremen 

Deetjen,  Frau  Marie 

Elb,  Dr.   Richard,   Dramaturg   u. 

Regisseur 
Engelke,  Heinr.,  Buchdruckereibes. 
Kippenberg,  Dr.  August,  Professor 
Krüger-Westend,  Herm.,  Redakteur 
Klatte,  Ad. 

Krug,  E.,  Bankdirektor 
Pauli,  Dr.,  Senator 
Petzet,  Frau  Direktor  Elsa 
Rassow,  Gustav,  Senator 
Schaeffer,  Dr.  Christel,  Referendar 
Spitta,  Dr.  Theodor,  Senator 
Stadtbibliothek 
Wolde,  Frau  Adele 

Breslau 

Auras,  Reinhold,  Stadtrat  a.  D. 
Baruch,  ßernh. 

Bielschowsky,  Max,  Kaufmann 
Brass,  Frau  Marta 


■^    32    ♦^— 


Breslau 

Breslauer  Dichterschule 
Cassirer,  Martin,  Kaufmann 
Drescher,  Dr.  Karl,  Professor 
Engel,  Frau  Hedwig 
Franck,  Fräulein  A.  H. 
Germanistisches  Seminar 
Haertel,  Fräulein  Emmy 
Henry,  Felix,  Architekt 
Hensel,  Frau  Stadtgerichtsrat  Selma 
Heyne,  Alfred,  Eisenbahn-Sekretär 
Koch,  Dr.  Max,  Professor 
Kuron,  Dr.  Constantin,  Arzt 
Laqueur,  S.,  Generalagent 
Less,  Georg 
Littwitz,  Frau  Melitta 
Marcuse,  Oswald,  Justizrat 
Martiny,  Fr.,  Geh.  Baurat 
Molinari,  Frau  Geh.  Rat 
Neisser,  Dr.,  Prof.,  Geh.  Med.-Rat 
Nerlich,  Dr.,  Arzt 
Partsch,  Dr.  Carl,  Professor 
Pinder,  Frau  Caroline 
Richter,  Dr.,  Prof.,  Geh.  Med.-Rat 
Riess,  Frau  Gertrud 
Sachs,  Fräulein  Clara,  Malerin 
Sachs,  Hans,  Fabrikbesitzer 
Schiff,  Dr.  Julius,  Professor 
Schottlaender,  Frau  Anna 
Siebs,  Dr.  Theodor,  Professor 
Stadtbibliothek 
Steinert,  Paul,  Kaufmann 
Steinert,  Leseklub 
Tietze,  Dr.  Alexander,  Professor 
Trentin,  Hans,  Bürgermeister 
Trewendt  &  Graniers    Buchhand- 
lung (Alfred  Preuss) 
Universitäts-Bibliothek,  Kgl. 
Wenck,  W.,  Prediger 
Wendriner,  Dr.  Richard 
Zimpel,  Hermann,  Professor 
Züge,  Paul,  Redakteur 

Brieg  (Schlesien) 

Friedländer,  Emil,  Stadtrat 
Thiele,  Kurt,  Regierungsbaumeister 

Bromberg 

Aronsohn,  Georg,  Rechtsanwalt 
Augstein,  Dr.  Carl,  Geh.  Sanitätsrat 
Callomon,  Dr.  Fritz,  Arzt 
Glockmann,   Fräulein  Käte, 

Assistentin  a.  d.  Stadtbibliothek 
Grüner,  Dr.  Otto,  Stabsarzt 


Bromberg 

Minde-Pouet,Dr.  Georg,  Professor, 
Stadtbibliothekar 

Peterson, Heinrich,  Amtsgerichtsrat 

Schlemm,  Dr.  Hermann,  Rechts- 
anwalt 

Stadtbibliothek 

Büdesheim  (Oberhessen) 
V.  Oriola,  Frau  Gräfin  Marie 
Sommerhoff,  Hans,  Rentner 

Bunzlau  (Schlesien) 
Glöckner,  Dr.  Stephan,  Oberlehrer 

Burg  b/Magdeburg 
Bibliothek  des  Gymnasiums 

Cassel 

V.  Bylandt-Rheydt,  Graf,  Intendant 
Ehrenberg,  Otto,  Rentner 
Harkort,  Frau  Kommerzienrat  P. 
Kirschstein,  Dr.  Otto,   Landrichter 
Kochendörffer,  Frau  Helene 
Landesbibliothek,  Ständische 
Murhard'sche  Bibliothek 
Olde,  Hans,  Professor 
Sommer,  Frau  Oberlandesger.-Rat 
V.  Ulrich,  Frau  Ilse 
Wolff,  Louis,  Schriftsteller 
V.  Wurmb,  Frau  E. 

CeUe 

Echte,  Geh.  Oberjustizrat,  Senats- 
präsident 
Kracke,  Dr.,  Amtsrichter 
Langerhans,  Dr.,  Medizinalrat 

Charlottenburg  s.  Berlin,  Vororte 

Chemnitz 

Bibliothek  des  Kgl,    Gymnasiums 
Kirchner,  Dr.  Carl,  Professor 
Liebe,  Franz,  Justizrat 
Mecklenburg,  Frau  Lucie 
Meyer,  Robert  Paul 
Müller,  Dr.  Otto,  Professor 
Niethammer,  Fräul.  Johanna 
Stadtbibliothek 

Ulrich,  Oskar,  Rechtsanw.u.  Notar 
Wächter,  Fräul.  Helene 

Coblenz 

Spaeter,  Frau  Geh.  Kommer:^ienrat  E. 
Wahl,  Gg.,  Professor 


—^     33    ^- 


Coburg 

Beck,  Dr.  Heinrich,  Oberschulrat 
V.  Ebart,  Freih.  P,,  Intendant  z.  D. 
Ehrlicher,  Alfred,  Rechtsanwalt  u. 

Notar 
Grosch,  Dr.,  Arzt 

Cöln  a/Rh. 
Deichniann,  Frau  Ada 
Feist,  Fräulein  Marie 
Herstatt,  Arth.,  Landgerichtsrat  a.D. 
Heuser,  Frau  Geh.-Rat  Eugenie 
Heuser,  Robert  F. 
Jacobs,  Max    ' 

Jungbluth,    Dr.  Rieh.,    Realgym- 
nasialdirektor 
Metzges,  Oberlandesgerichtsrat 
Meuser,  Paul,  Justizrat 
V.  Mevissen,  Fräulein  Mathilde 
Müller,  Frau  Direktor  Fritz 
Neven  Du  Mont,  Dr.  J.,  Geheimrat 
Peill,  Frau  Robert 
Pfeifer-Schnitzler,  Frau  Paula 
Fiel -Weber,  Frau  Lina 
vom  Rath,  Frau  Julius 
V.  Recklinghausen,  W.,  Kaufmann 
Reusch-Wöllner,  Frau 
Schmitz,  Dr.  P.,  Gymn.-Oberlehrer 
Schuch,  Frau  Paula 
Stadtbibliothek 
Stein,  Frau  Elise 
Vorster,  Julius,  Geh.Kommerzienrat 


Cöln-Lindenthal 

Stinnes,  Dr.  jur.  Heinrich 
Wieruszowski ,     Alfred  ,    Ober- 
landesgerichtsrat 

Cöthen  (Anhalt) 
Ludwigs-Gymnasium 

Colmar  i/ Elsaß 
Balthazar,  Hans,  Leutnant 
Beneke,  Carl  Aug.,  Landgerichtsrat 
a.  D. 

Gottbus  (Lausitz) 
Carstens,  Rechtsanwalt  u.  Notar 
Reinefarth,  Landgerichtsrat 
Reyersbach,  Waldemar,  Kaufmann 
Schneider,       Alexander,        Land- 
gerichtsrat 

Goethe  Jahrbuch  XXXIV 


Crefeld 

Coqui,  Dr.,  Arzt 
Croon,  Erich,  Samtfabrikant 
Leendertz,  Frau  Kommerziearat 
Liebscher,  Frau  Lore 
Peltzer,  Dr.  jur.  Rudolf 
V.  Scheven,  Frau   Kommerzienrat 
Helene 

Crengeldanz  b/ Witten  (Ruhr) 
Flehinghaus,  Dr.,  Amtsgerichtsrat 

Crossen  a.  Elster  (Sa.) 
V.  Heyking,  Freiherr  Edmund,  Exz. 
V.  Heyking,  Freifrau  Elisabeth,  Exz. 

Crossen  a.  d.  Oder 

Calvary,  Moses,  Oberlehrer 

Dahlem  s.  Berlin,  Vororte 

Dahme  (Mark) 
Gobiet,  Dr.  Otto,  Arzt 

Danzig 

Bibliothek  des  Realgymnasiums 
Bibliothek  des  städt.  Gymnasiums 
Gräbner,  Dr.  Walther 
Heymann,  Dr.  E.,  Rechtsanwalt 
Rosenbaum,  Dr.  B.,  Rechtsanwalt 
Siebenfreund,  Kurt,  Kaufmann 
Stadtbibliothek 

Danzig-Langfuhr 

V.  Hertzberg,  Referendar 
Löbner,  Dr.  Heinrich,  Professor 

Darmstadt 

Alt,  Dr.  Karl,  Professor 

Berger,  Dr.  Arnold  E.,    Professor 

Bibliothek  der  Techn.  Hochschule 

Edward,  Hugo,  Hofrat 

Heinsberg,  Jul. 

Hofbibliothek,  Großherzogl. 

Kleinschmidt,  Dr.  K.,  Geh.  justizrat 

Literarischer  Verein 

Mangold,  Karl,  Oberlehrer 

Merck,  Frau  Dr.  Clara 

Merck,  Dr.  L.,  Geh.  Kommerzienrat 

Mühlberger,  Dr.  F. 

Saeng  jun.,  Ludwig,  Buchhändler 

Weber,  Frau  Geh.  justizrat 


-^    34   *e— 


Dehnitz  b/Wurzen 
Klug,  Frau  Luise 

Dermbach  (Feldabahn) 
Grellmann,  Otto,  Akzessist 
V.  Groß,  Baron  Siegfried,  Bezirks- 
direktor 

Dessau 

Antoinettenschule,  Herzogl. 
V.  Ditfurth,  Fräul.  Else.  Palastdame 
Faehndrich,  Frau  Oberingenieur  M. 
Friedrichs-Gymnasium,  Herzogl. 
V.  Oechelhäuser,  Dr.  W.,  General- 
direktor 

Detmold 

V,  Donop,  Adolar,  Kammerherr 
Gymnasium  Leopoldinum 
Landesbibliothek,  Fürstl. 
v.Meysenbug,  Freiherr,  Major  a.  D. 
und  Kammerherr 

Diedenhofen  (Lothringen) 
Carlebach,  Dr.  Ed.,  Notar 

Dillenburg 

Stern,  Dr.  Hans,  Amtsrichter 

Dinkelsbühl  (Bayern) 
Fleischmann,  Franz,  Reallehrer 

Doberan  (Mecklenbg.) 
V.  Memerty,  Hauptmann  a.  D. 

Doberkitz  b/Göda  (Sachsen) 
zur  Lippe,  Graf  Clemens 

Dölitz  b/Leipzig 
Dodel,  Friedr.  Wilh.,  Kaufmann 

Heilanstalt  Dösen  b/Leipzig 
Lehmann,  Dr.,  Obermedizinalrat 

Donaueschingen 

Hofbibliothek,   Fürstlich   Fürsten- 
bergische 

Donauwörth 

Oßwalt,  Hans,  Bezirksamtmann 

Dortmund 

Buchholtz,  Frau  Amtsrichter  Dr. 
Eckardt,  Dr.  Rudolf,  Landrichter 


Dortmund 

Gymnasial-Kuratorium 
Kempenich,  Dr.  Hch.,  Rechtsanw. 

und  Notar 
Rh^e,  Max,  Kaufmann 
Rickelt,  Dr.  Walther,  Rechtsanwalt 
Viktoria-Wilh- Auguste-Bücherei 

Dresden 

Arndt,  Jul.  Max,  Großkaufmann 
Arnbold,  G.,  Kommerzienrat 
V.  Arnim,  Fräul.  K. 
V.  Arnim,  Frau  Max 
Arnold,  Frau  Dr.  Margarete 
Aulhorn,  Dr.  med.  Ernst  Rud. 
Beck,  D.  Dr.,  Hch.  Gust.,  Staats- 
minister, Exz. 
V.  Biedermann,  Freiin  Walburg 
Bienert,  Erwin,  Mühlenbesitzer 
Bondi,  Dr.  Felix,  Justizrat 
Chrambach,  Fritz,  Kais.  Türk. 

Konsul 
Eydam,  Willy,  Generaldirektor 
Fellmer,  Fanny,  Frau  Oberst 
Fischel,  Frau  Rosa 
Fleischhauer,  Ernst,  Rechtsanwalt 
V.  d.  Gabelentz-Linsingen  auf  Mün- 
chenbernsdorf, Rittmeister  z.  D. 
Ghika,  Prinzessin  Adine,  Durchl. 
Glaser,  Dr.  Rud.,  Apotheker 
Götze,  Dr.  Edm.,  Prof.,  Geh.  Hofrat 
Guinand,   Fräulein  Valeska 
Gutbier,  Hofkunsthändler  L.  W. 
Gutmann,  Dr.  Hans,  Referendar 
Gutmann,  Fräul.  Marie  L. 
Haenel,  Dr.  Erich,  Professor 
Haenel,  Frau  Dr.  Luise 
Henze,  Dr.  W.,  Rechtsanwalt 
V.  Herder,  Curt,  Rittergutsbesitzer 
Hofmann,  Herbert,  Kaufmann 
Hörn,  Frau   Flora,  Schriftstellerin 
Hübler,  Fräul.  Dr.  Meta 
Jaeckel,  Fräul.  Clara 
Kersten,  Dr.  Karl,  Staatsanwalt 
V.  Klemperer,  Frau  Gustav 
V.  Klemperer,  Dr.  Ing.  Ralph 
Klopfleisch,     Eduard,     Privatge- 
lehrter u.  Bürovorstand 
Knoop,  Wilh.,  Konsul  a.  D. 
Körner-Museum  der  Stadt  Dresden 
Korff,  Mary,  Baronesse 
Kunz,  Dr.  Heinrich,  Geh.  Justizrat 
Langer,  Dr.  Carl  Bernhard,  Rechts- 
anwalt 
Lehrs,  Dr.  Philipp 
Lewinger,  Ernst,  Oberregisseur 


--^    35    ^- 


Dresden 

Liebmann,  Carl  H,, Gymnasiallehrer 
Mahr,  Frau  Generalin,  Johanna 
V.  Malapert-Neufville,Freifrau  M.C. 
V.  Mangoldt,  Fräulein  Helene 
Meyer-Waldeck,  Dr.  W.  A.,  Geh. 

'Hofrat 
Oehme,  Dr.  med.,  Gurt 
Perutz,  Ernst,  Ingenieur 
Petrich,  Fräulein  Elisabeth 
von    der  Planitz,   Edler,  Leopold, 

Bezirksassessor 
Posse,    Dr.  phil.,    Geh.   Reg.-Rat, 
Direktor  des  Hauptstaatsarchivs 
Rachel,  Dr.  Pa"ul,  Professor 
Le  Riche,  Fräulein  Mathilde 
Ritter,  Dr.  F.  A.  Emil,  Nervenarzt 
V.  Rüger,  Dr.  jur.  C.  W.,  Staats-  u. 

Finanzminister,  Exz. 
Sandbank,  Max,  Kaufmann 
Sauer,  Frau  Dr.  Marie 
Schaefer,  Vincenz,  Kaiserl.  Bankrat 
Schanze,    Dr.    Oskar,    Professor, 

Reg.-Rat  a.  D. 
Schnorr  v.  Carolsfeld,   Dr.  Franz, 

Professor,  Geh.  Hofrat 
Schohloch,  Dr.  Anton 
v.  Schubert-Soldern,  Dr.,  Professor 
Schurig,  Dr.  Arthur,  Hauptman  a.  D. 

u.  Schriftsteller 
Sendig,  Rudolf,  Hotelbesitzer 
Staegemann,  Frau  Geheimrat 
Stoesscl,  Dr.  Alfred,  Direktor 
Stresemann,   Dr.  Gustav,  Syndikus 
Stühmke,  Frl.  Johanna 
Vollmöller,  Dr.  Karl,  Professor 
Vorländer,  H.,  Rentner 
Walzel,  Dr.  Oskar,  Professor,  Geh. 

Hofrat 
V.  Weber,  Freifrau 
Wiecke,  Paul,  Hofschauspieler 
Wieneke,  Dr.  phil.  Ernst 
Woermann,  Dr.  Karl,  Geh.  Hofrat, 
Prof.,  Dir.  der  Kgl.  Gemälde- 
galerie 
Würzburger,  Dr.  Eugen,  Geh.  Reg.- 
Direktor  d.  Statistischen  Landes- 
amtes 
V.  Zahn,  Robert,  Buchhändler 
Zickel,  S.,  Verlagsbuchhändler 

Droyssig  b/Zeitz 

Bibliothek  d.  Königl.  Erziehungs- 
u.  Bildungsanstalten 

V.  Kozlowski,  Dr.,  Oberlyzeal- 
direktor 


Düren  (Rheinland) 
Reuker,  Armin,  Student 
Schoeller,  Frau  Guido 
Schoeller,  Frau  Rudolf 

Düsseldorf 

Frotscher,  A.,  Buchhändler 
Kaiser,    Frau    Caroline,    Konzert- 
sängerin 
Kruse,  Frau  Regierungspräsident 
Künstler-Verein  »Malkasten« 
Rhein.  Goethe-Verein  für  Festspiele 
Schill,  Frau  Professor 
Traumann,  Dr.,  Rechtsanwalt 

Duisburg  a/Rh. 
Feller,  W.,  Professor 
Nieten,  Dr.  Otto,  Professor 
vom  Rath,  Wilhelm 
Schmitz,  Dr.  K.,  Landgerichtsdirekt. 
Vijgen,  Dr.  Max,  Landrichter 

Ebenhausen  b/München 
Langewiesche,Wilh.,Verlagsbuchh. 

Eberswalde  b/Berlin 
Heinrich,  Fr.,  Rechtsanwalt 

Eichenhof  b/Trebbin 
Reichardt,  Eberhard,  Cand.phil. 

Eimbeckhausen  am  Deister 
Stölting,  G.,  Geh.  Konsistorialrat 

Eisenach 

Alfeis,  Fräulein  Auguste 
Appelius,  Dr.,  Geh.  Justizrat 
Carl-Alexander-Bibliothek 
Fleischer,  Ernst,  Oberlehrer 
Hissbach,  Dr.,  Professor,  Gymna- 

sial-Direktor 
Hossfeld,  Dr.  Carl,  Professor 
Kieser,  D.  Hugo,  Geh.  Kirchenrat 
Knöfler,  Johannes,  Oberlehrer 
Naumburg,    Paul,    Erster    Staats- 
anwalt 
Walter,  Dr.  Karl,  Gymnasialdirekt. 

Eisenberg  (Sachsen-Altenburg) 

i    Gymnasial-Bibliothek 

i  Eisersdorf  (Kr.  Glatz) 

1   v.    Loebbecke- Eisersdorf,     Frau 

'         Clementine 


— &*     3^    ^- 


Eisleben 

Ackermann,  Fräulein  Helene 
Hesse,  Frau  Justizrat  Johanna 
Kirchhöfer,  Frau  Prof.  Elsbeth 
Mager,  Frau  Amtsgerichtsrat 
Riese,  Dr.,  i.  Bürgermeister 

Elberfeld 

Blank,  Frau  Eugen 
V.  Böttinger,  Dr.  Henry,  Geh.  Rat 
Gräfe,  Frau  Auguste 
Springmann,  Ed.,  Fabrikbesitzer 
Wentges,  Dr.  Paul,  Landrichter 
Weycliardt,  Conrad 

Elmshorn 

"VS'arnecke,  Dr.  Friedrich,Oberlehrer 

Eltville  a/Rh. 
Magdeburg,  Dr.  med.  W. 

Emden 

Bibliothek  des  Gymnasiums 
Metger,  Frau  Rechtsanwalt 

Emmendingen 

Feldbausch,  Dr,  Otto,  Medizinalrat 

Erdmannsdorf  (Sachsen) 
Matzdorff,  Dr.  Hans,  prakt.  Arzt 

Erfurt 
Bibliothek  des  städt.  Oberlyzeums 
Billig,  Paul,  Kaufmann 
Bluth,  Max,  Kaufmann 
Brehmer,  Dr. 

Bisenberg,  Hermann,  Fabrikbesitzer 
Eisenberg,  Julius,  Fabrikbesitzer 
Elkan,  Richard,  Kaufmann 
Engelbrecht,  Dr.  Kurt,   Augenarzt 
Fränkel,  Fräul.  Lotte 
Gymnasium,  Königl. 
Haupt,  Dr.  Hans,  Chefredakteur 
Langemak,  Dr.,  Arzt 
Lewald,  Dr.  Otto,  Oberreg.-Rat 
Lorenz,  Dr.  Theodor 
Meinecke,  Heinrich,  Reg.-Baumstr. 
Oberrealschule,  städtische 
Overmann,  Dr.,  Stadtarchivar 
Realgymnasium,  Königl. 
Stadtbücherei 

Tackmann,  Frau  Reg.-    u.   Baurat 
Treibs,  Carl,  Tonkünstler 
Tscharnke,  Adolf,  Kaufmann 
Ulimann,  H.,  Bankier 
Verein  der  Literaturfreunde 
Voigt,  Franz 
Wilson,  Karl,  Landgerichtsrat 


Erlangen 

Reber,  Dr.  Joseph,  Studienrat 
Rosenthal,  Dr.  J.,  Prof.,  Geh.-Rat 
Universitäts-Bibliothek,  Königl. 

Eschwege 

Roggenkamp,  Hans,  Gymnasiallehr. 

Essen  a.  d.  Ruhr 
Hankamer,  Paul,  Cand,  phil. 
Jahncke,  Herrn.,  Oberingenieur 
Kluge,  Fräul.  Marie 
Krupp'sche  Bücherhalle 
Wandel,  Konrad,  Justizrat 

Falkenhof  b/Bensheim 
V.  Marx,  Heinrich 

Finkenstein  (Westpreußen) 
Dohna,  Frau  Burggräfin 

Flensburg 

Bibliothek  der  städt.  höh.  Mädchen- 
schule 
Crespel,  A.,  Rechtsanwalt 

Flonheim  (Rheinhessen) 
Knell,  Dr.  Karl,  Sanitätsrat 

Forchtenberg  (Württembg.) 
Schnitzer,  Hans,  Notar 

Frankenthal  (Rheinpfalz) 
Baum,  W.,  Senats-Präsident  a.  D. 

Frankfurt  a/M. 

Stadt  Frankfurt  a/M. 

Albert,  Frau  Elisabeth 

Auerbach,  Fritz 

Baer,  Simon  Leopold,  Buchhändler 

Baerwald,  Dr.Eduard,  Rechtsanwalt 

Barthelmes,  Frau  Elisabeth 

de  Bar}',  Dr.  J.  J.,  Sanitätsrat 

Beil,  Frau  Sanitätsrat 

Beit  von  Speyer,  Frau 

Benkard,  Dr.  E.,  Justizrat 

Bertuch,  August,  Professor 

V.  Bethmann,  Freiherr  Simon  Moritz 

Bibliothek    des    Freien   Deutschen 

Hochstifts 
Bibliothek,  Freiherrl.  Carl  v.  Roth- 

schild'sche  öffentliche 
Binswanger,  Rudolf,  Kaufmann 
Braunfels,  Otto 


— ^     37     >f- 


Frankfurt  a/M. 
Büding,  Dr.  Friedrich 
Bürgerverein 

Burghold,  Dr.  JuHus,  Justizrat 
Cahn-Blumenthal,  Hch.,  Kaufmann 
Cooper,  Dr.  WilHam,  Amer.  Dentist 
Donner-v.  Richter,  Frau  Helene 
Dreyfus,  Dr.  Albert,  Chefarzt 
Dreyfus,  Georges 
Eberstadt,  Fräul.  Maria 
Ebler,  Frau  Rosa 
Ellissen,  August 
Emden,  Heinrich,  Kaufmann 
Ey^sen,  Frau  Elise 
Eyssen,  Fräul.  Mary  Elisabeth 
Fad6,  Louis,  Direktor 
Fischer,  Ludwig,  Privatmann 
Flauaus,  Robert,  Maler 
Flersheim,  Robert 
Flörsheim,  Frau  Anna 
Frankfurter  Zeitung  (Redaktion) 
Geiger,  Dr.  Berthold,  Justizrat 
Goldschmidt,  Frau  Kommerzienrat 
Goldschmidt-Bacher,   Frau  Emmy 
Goldschmidt-Livingston,  Frau  Dr. 

Ida 
Hammeran,  Dr.  phil.  A. 
v.  Hartmann,  G.,  Rittmeister  a.  D. 
Hartmann-Kempf,  Eugen,  Professor 
Hering,  Dr.  Robert  Eugen,  Archivar 

am  Goethemuseum 
Herxheim.er,  Frau  Sanitätsrat 
Herz,  Dr.  Wilhelm,  Landrichter 
Heuer,  Dr.  Otto,  Prof,  Direktor  des 

Frankfurter  Goethe-Museums 
Hirsch,  Paul 

]ung,Dr.Rudolf,Prof.,Archivdirekt. 
Jungmann,  Eduard,  Privatier 
Kahn,  Bernhard,  Bankier 
Kahn,  Julius 

Kallmorgen,  Dr.  Wilhelm,  Arzt 
Kaufmann,  Ludwig,  Justizrat 
Keller,  E.,  Direktor  d.  Oberlyzeums 
Koch,  Frau  Anna  Luise 
Koch,  Louis,  Hofjuwelier 
Küchler,  Eduard 
Küchler-Genth,  Frau 
Kux,  Frl.  Margar.,  Oberlehrerin 
Liebmann,  Dr.,  Justizrat 
Lucius,  Frau  Dr.  Maximiliane 
Luthmer,  F.,  Professor 
Maier,     Hermann,     Direktor    der 

Deutschen  Bank 
Matthaei,  M.,  Oberbaurat 
May,  Dr.  Franz  L.,  Fabrikant 
Mayer,  Fräulein  Lene 


Frankfurt  a/M. 
Mayerfeld,  Anton,  Kaufmann 
Memert,  Carl,  Fabrikbesitzer 
Meissner,  Fräulein  Emmy 
Meister,  Frau  Marie 
Merian-Genast,  Dr.  H.,    Professor 
Merton,  Dr.  Wilhelm 
Meyer,  Ferdinand,  Rentier 
Möbius,  Dr.  Martin,  Professor 
Moessinger,  Viktor 
Mumm  von  Schwarzenstein,  Frau 

Emma 
Neher,  Ludwig,  Architekt 
Neubürger,  Frau  Dr. 
Neumann,  Dr.  Paul,  Rechtsanwalt 
Neumond,  Eugen  N.,  Kaufmann 
Nolden,  Dr.  Hugo,  Direktor 
Ochs,  Richard,  Kaufmann 
Oswalt,   Frau    Brandine,  Verlags- 
buchhändlerin 
Oswalt,  Dr.  H„  Justizrat 
Oswalt,  W.  E.,  Verlagsbuchhändler 
Panzer,  Dr.  Friedrich,  Professor 
Passavant,  Dr.  Moritz,  Justizrat 
Pfeiffer-Belli,  C.  W.,  Rentner 
Phillippi,  Fräulein  Helene 
Pinner,  Dr.  Oskar,  Arzt 
Posen,  Sidney 
Ransohott,  Dr.  Georg 
vom  Rath,  Walter 
Rebner,  Adolf,  Violinist 
Rehn,  Dr.  H.,  Geh.  Sanit-ätsrat 
Rehn,  Dr.  Louis,  Professor 
Reitz  &  Köhler,  Buchhandlung 
Riesser,  Fräulein  Ella 
Rinsler,  F.,  Direktor 
de  Ritter,  Frau  L. 
Rosenmeyer,    Dr,    Artur,    Rechts- 
anwalt 
Rosenmeyer,  Dr,  med.  Ludwig 
Samuel,  Georg,  Privatier 
Sandhagen,  Anton 
Scharff-Fellner,  Julius,    Kaufmann 
Schmidt-Metzler,  Frau  Wirk!.  Geh. 

Rat,  Exz. 
Schott,  Sigmund 

Schulz-Euler,  C.  Fr.,  Verlagsbuchh. 
Senn,  Frau  Marie 
Sondheim,  Moritz,  Buchhändler 
Speyer,  Alfred 
Speyer,   Fräul.  Constanze  Elisab., 

Oberlehrerin 
Stern,  Frau  Dr.  Marie 
Stern,  Frau  Theodor 
Stiebel,  Heinrich,  Kaufmann 
Strasburger,  Paul,  Bankier 


—^   38   ^— 


Frankfurt  a/M 
Textor,  C.  W. 

Valentin,  Frau  Professor  Veit- 
Varrentrapp,  Dr.  A.,  Bürgermeister 

a.  D.,  Geh.  Reg.-Rat 
Vohsen,  Dr.  Carl,  Sanitätsrat 
Weber,  Dr.Ludwig,  Landgerichtsrat 
Weib-Ritter,  Frau  Architekt 
Werner,  Julius 

Wertheimber,  Julius,  Kaufmann 
Wurzmann,  Dr.  Leo,  Justizrat 
Ziegler,  Carl,  Ingenieur 
Ziegler,  Dr.  Theobald,   Professor 

Frankfurt  a.  d.  Oder 
Bachmann,   Dr.,  Prof.,  Oberlehrer 
Funk,  Alfred,  Major 
Hoffmann,  Paul,  Lehrer 
Wrede,  Dr.  Kurt,  Landrichter 

Frauenchiemsee  (Bayern) 
Aegidi,  Frau  Geh.  Legationsrat 

Freiberg  i/S. 
Gymnasium  Albertinum 
Heisterbergk,  Ulrich,  Justizrat 
Herrmann,  Dr.  Walther 
Leber,  Dr.  ing.  Engelbert 
Schmidt,  Frau  Dr.  Ennie 
Stephan,  Dr.  Gustav,  Schulrat 

Freiburg  i/Br. 
Bielefeld,  Dr.  Otto,  Verlagsbuchh. 
Cohn,  Dr.  Jonas,  Professor 
Feist,  Richard,  Amtsrichter  a.  D. 
Gauss,  Dr.  C.  J.,  Privatdozent 
Glaser,  Dr.  Adolf 
V.  Graevenitz,  Dr.  George,  Haupt- 
mann a.  D. 
Gudewill,  Frau  Major 
Höcker,  Heinrich,  Professor 
Jägerschmid,  Frau  Medizinalrat 
Kluge,  Dr.  F.,  Professor,  Hofrat 
Manz,  Dr.  Otto,  Privatdozent 
Meier,  Dr.  John,  Professor 
Ottendörfer,   Dr.  Herrn.,   Land- 
gerichtsrat 
Schule,  Dr.  Adolf,  Professor 
Seminar  für  Literaturgeschichte 
Universitäts-Bibliothek 

Freiburg  i/Schles. 
Oberrealschule 

Freienwalde  a.  d.  Oder 
Qyedefeld,  Dr.  G.,  Professor 


Friedberg  (Hessen) 
Trapp,  Carl,  Kommerzienrat 

Friedenau  s.  Berlin,  Vororte 

Friedersdorf  b/Seelow  (Mark) 
V.   d.   Marwitz,  Bernhard,    Ritter- 
gutsbesitzer 

Friedrichroda  i/Thür. 
Wanke,  Dr.  G.,  Nervenarzt 

Friedrichstein  b/Löwenhagen 
(O.-Pr.) 

Doenhoff,    Graf   August,    Wirkl. 
Geh.-Rat,  Exz. 

Frohnau  s,  Berlin,  Vororte  - 

Fürstenberg  i/Meckl, 

Berner,  Frau  Rat  Dr. 

Fürstenwalde  a.  d.  Spree 
Bennecke,  Geh.  Justizrat 
Meusel,  Dr.  H.,  Geh.  Reg.-Rat 
Schwarze,  Fräul.  EL,  Schulvorsteh. 

Fürth  i/ Bayern 
Uhl,    Heinrich,    Hauptmann    und 
Batteriechef 

Fulda 

Landesbibliothek,  Ständische 

Schloss  Gaffron  b/Raudten 
(Bz.  Breslau) 
Bethusy-Huc,  Gräfin  Elsa 

Gaschwitz  b/Leipzig 
Steche,  Frau  Elisabeth 

Geestemünde 

Lemcke,  Dr.  Ernst,  Prof.,  Direktor 
des  R.-Gymnasiums 

Gehrhof  b/Seehausen  (Ahmark) 
Viuthum  V.  Eckstädt.  Gräfin  Irma 

Gelsenkirchen 

Miether,  Friedrich,  Stadtbaurat 
Robbers,  Frau  Lotte 


-^    39    ^— 


Gera  (Reuss  j.  L.) 
Gymnasial-  und  Landesbibliothek 
Heyne,  Rudolf  Otto 
Kretschmar,  Ernst,  Professor 
Magdeburg,  Hugo,  Kaufmann 
Meyer,  Rudolf,  Fabrikbesitzer 
Meyer,  Frau  Kommerzienrat  Ernst 
Oehlhey,  Rob.  Rud.,  Kaufmann 
Remy,  Frau  Olga 
Schellig,  Ernst,  Kaufmann 
Schleppegrell,  M.,  Buchhändler 
Schlotter,  Dr.  Alfred,  Justizrat 
Schmidt,  Fedor  Fr.,  Kaufmann 
Schmidt,  Herm..  W.,  Kaufmann 
Schopper,  Dr.  Alfred,  Landgerichts- 
rat a.  D. 
Schrader,  Dr.,  San.-Rat 

Gerstungen 

Hoerschelmann,    Wahher,    Amts- 
richter 

Giessen 

Behaghel,  Dr.  Otto,  Professor,  Geh. 

Hofrat 
Bock,  Alfred,  Schriftsteller 
Collin,  Dr.  J.,  Professor 
Hansen,  Dr.  Adolf,  Professor 
König,  Walter,  Professor 
Schmidt,  Dr.  A.,  Prof.,  Geh.  Tustizrat 
Siebeck,  Dr.  H.,  Prof.,  Geh.  Hofrat 
Stieda,  Dr.  L  ,  Prof.,  Geh.  Med.-Rat 
Universitäts-Bibliothek 

B.-Gladbach 

Zanders,  Frau  Olga 

Glogau  an  der  Oaer 
Kramer,  Frau  Eleonore 
Rusche,  Frau  Oberst  Gertrud 

Glückstadt 

Gymnasium,  Königl. 

Gmünd  (Württemberg) 
Mayer,  Dr.  Carl,  Oberjustizrat 

Godesberg  b/Bonn 
Dernen,  Hermann 
Gramm,  Fräulein  Elisabeth  H. 
Hoesch-Ernst,  Frau  Dr.  Lucie 
Rebifs,  Frau  Gerhard 
Wendelstadt,  Professor 


Görlitz 

Gymnasial-BibUothek 
Rietzsch,  Hugo,  Geh.  Reg. -Rat 
Rörig,   A.,   Eisenbahnverkehrs-In- 
spektor a.  D. 
Wieruszowski,  Frau  Salome 

Göttingen 

Coehn,  Dr.  Alfred,  Professor 
Deneke,  Dr.,  Rechtsanwalt 
Droysen,  Dr.  Felix,  Professor 
Ehlers,  Dr.,  Professor,  Geh.  Rat 
Frensdorff,  Dr.  F.,  Professor,  Geh. 

Justizrat 
Groebenschütz,   Oberverwaltungs- 
gerichtsrat 
Gymnasium,  Königl. 
Hilbert,  Dr.  David,  Prof.,  Geheimrat 
Kluckhohn,  Dr.  Paul 
Leo,  Dr.F.,  Professor,  Geh.Reg.-Rat 
Lexis,  Dr., Professor,  Geh.Reg.-Rat 
Luetgebrune,  Dr.  Walter,  Rechts- 
anwalt 
Pflughöft,  Dr.  Ludwig,  Arzt 
Richard,  Frau  Dr.  Frida 
Roth,  W.,  Gymnasialprofessor 
Schlote,  Fräul.  Helene,  Lehrerin 
Schröder,   Dr.  Edward,  Professor 
Seminar  für  deutsche  Philologie 
Universitäts-Bibliothek 
Weissenfeis,  Dr.  Rieh.,  Professor 

Gotha 

Bibliothek  des  Gymnas.  Ernestinum 
BibUothek,  Herzogliche 
Dörrien,  Frau  Geh.  Reg.-Rat 
Gutmann,  Frau  Dr. 
Lorenz,  Alfred,  Hofkapellmeister 
Purgold,  Dr.  K.,   Geh.  Reg.-Rat, 
Direktor  des  Herzogl.  Museums 
Rohrbach,  Dr.  C.,  Realschuldirektor 

Gräfelfing  b/München 
Weldler-Steinberg,  Fräul.  Dr.  Aug. 

Greifenstein  ob  Bonnland 
von  Gleichen-Rußwurm,  Freiherr 
Alexander 

Greifswald 

Germanistisches  Seminar 
Milch,  Dr.  Ludwig,  Professor 
Pietsch,Dr.P.,Piot.,  Geh.  Reg.-Rat 
Richter,  Dr.  phil.  Werner 
Universitäts-Bibliothek 


— "^     40     *i» — 


Greiz 

Stier,  Paul,  Geh.  Reg.-Rat 

Grimma  b/Leipzig 
Fürsten-  und  Landesschule 

Grosseohain  i/Sa. 
Deutsch,  Dr. Ernst.Oberlehrer,  Prof. 
Hotop,  Bürgermeister 

Groes-Lichterfelde  s.  Berlin, 

Vororte 

Grossrinneredorf  i/Schles. 
V.  d.  Schulenburg,  Frau  Anna 

Gross-Salze  b/Magdeburg 
Kempfe,  Dr.  P.   E.,  Rechtsanwalt 

und  Notar 

Grunewald  s.  Berlin,  Vororte 

Guben 

Bornitz,  FräuL  Elise,  Lehrerin 
Ewert,  Dr.,  Schuldirektor 
Hoeraann,  Justizrat 

Güntersberge  a/Harz 
Schwarze,  Fritz,  Pastor 

Güstrow 

V,  Herder,  Joh.,  Rittmeister 
Krause,  Hans,  Stud.  phil. 

Gütersloh 

Richter,  Dr.  Hans,  Oberlehrer 

Gumbinnen  (Ostpr.) 
Bibliothek  des  Kgl.  Gymnasiums 
Moldaenke,  Gjminasial-Professor 

Hackhauserhof  b/Ohligs 
Berg,  Richard,  Kaufmann 

Hagen  i/Westf. 
Graeve,  Dr.  Gust.,  Geh.  Medizinalrat 

Schloss  Haggn  b/Bogen  a.  d.  Donau 
V.  Schrenck-Notzing,  Freiherr  Leo- 
pold,   Hauptmann  a.  D. 

Haiensee  s.  Berlin,  Vororte 


Halle  a.  d.  S. 

Belling,  Frau  Oberlehrer  Marie 
Bibliothek  des  Lyzeums  und  Ober- 
lyzeums (Francke'sche  Stiftung.) 
Bibliothek  des  Stadtgymnasiums 
V.  Bloedau,  Dr.  Carl' Aug. 
Boeckh,  Oberstleutnant  a.  D. 
Bunge,  Dr.,  Professor 
Cohn,  Fräul.  R.,  Lehrerin 
Fester,  Dr.  Rieh.,  Professor 
Frenzel,  Paul,  Direkt,  des  Gen.-Anz. 
Fries,  Dr.,  Prof.,  Geh.  Reg.-Rat 
Hamack,    Dr.  Erich,    Prof.,    Geh. 

Medizinalrat 
Hasenclever,  Dr.  Adolf,  Privatdoz. 
Hessler,  Dr.  H.,  Professor 
Hiecke,  Frau  Dr. 
Hiller,  Frau  Professor  Dr.  E. 
Hirsch,  Dr.,  Rechtsanwalt 
Huth,  Hans  A.,  Stud.  hist.  art. 
Jahn,  Dr.  Kurt,  Privatdozent 
Kern,  Dr.  Otto,  Professor 
Klincksieck,  Dr.,  Professor 
Lehmann,  H.,  Geh.  Kommerzienrat 
V.  Lippmann,  Dr.Edmund,  Professor 
Lochner,  Dr.  Hans,  Reg.-Rat 
Manz,  Fräul.  Ella 
Mekus,  Dr.  Herrn.,  Geh.  Sanitätsrat 
Menzer,  Dr.  Paul,  Professor 
Oppenheimer,  Dr.  Gustav,  Arzt 
Radlauer,  Amtsgerichtsrat 
Rauchfuß,  Frau  Major  Wally 
Robert,  Dr.  K.,  Prof.,  Geh.  Reg.-Rat 
Ross,  Frau  Professor  Emma 
Saran,  Dr.  Franz,  Professor 
Serlo,  Walter,  Bergrat 
Siefert,  Dr.  Georg,  Professor 
Strauch,  Dr.  Philipp,  Professor 
Universitäts-Bibliothek,  Königl. 
Walther,   Dr.  Johannes,   Professor 
WarnstorfF,  Karl,  Buchhändler 
Weise,  R.  Ernst,  Fabrikbesitzer 

Hamburg 

Arndt,  Oskar  (i/Fa.  Arndt  &  Cohn) 

Arning,  Frau  Dr.  Ed. 

Barth,  Dr.  Richard,  Professor 

Basedow,  E.  A. 

Behn,  Dr.  jur.  Hermann 

V.  Berenberg-Gossler,  John, Bankier 

Bibliothek  des  Lehrerinnenseminars 

Billenberg,  Fräul.  Matilde 

Burdett,  Frau  Gertrud 

Cohen,  Fräulein  Hertha 

Cohen,  Dr.,  Oberlandesgerichtsrat 

Daffis,  Alfred  Th.,  Ingenieur 


-^    41    ■^- 


Hamburg 

Deurer,  Wilh.,  Konsul 

Ecker,  Dr.  O.,  Direktor  der  Ham- 
burg-Amerika-Linie 

Ehlers,  Frau  Emilie,  Oberin 

Embden,  Dr.  Heinrich 

Embden,  Fräulein  Dr.  G.  H. 

Engel-Reimers,  Frau  Dr.  A. 

Ensh,  Dr.  Fritz,  Oberlehrer 

Fertsch,  Fritz,  Kaufmann 

Frank,  Frau  Henny 

Fuchs  Nordhoff,  Frau  Baronin 

Gerstenberg,  Dr.  Heinr.,  Professor, 
Realschuldirektor 

Gliemann,  Fräul.  Gertrud 

Gloede,  Dr.  phil.  Hermann 

Gottschewski,  Dr.  Adolf,  Privat- 
gelehrter 

Grack,  Fräulein  M. 

Gräfe,  Lucas,  Buchhändler 

Grisebach,   Erich,    Oberlandesge- 
richtsrat 

Groothoff,  H.,  Architekt 

Grosse,  Carl,  Kaufmann 

Grüner,  Frau  Landgerichtsdirektor 

Güssefeld,  Dr.  O.  E.,  Kaufmann 

Gumprich,  Frau 

Hasselmann,  Karl,  Kaufmann 

Hecht,  Hans 

Henckel,  Fräul.  Mary,  B.-Lyzeums- 
direktorin 

Hernsheim,  Frau  Konsul  Marie 

Hertz,  Dr.  G.,  Senator 

Heylbut,  Dr.  phil.  G. 

Hoffmann,  P.,  Oberlehrer 

Hottenroth,  Hans,  Kaufmann 

Jaques,  Dr.  H.,  Rechtsanwalt 

Jelenkiewicz,  Max,  Kaufmann 

Johler,  A.  B.  Gustav 

Kanzow,  Rudolph,  Kaufmann 

Kaumann,  Frau  Albert 

Klügmann,  Dr.  Karl 

Koenigsberger,  J.,  Kaufmann 

Köster,  Paul,  Kaufmann 

Kreusler,  Fräulein  L. 

Ledermann,  Frau  Grete 

Levy,  Frau  Dr.  H.  B. 

Lewandowsky,  A. 

Louvier,  Oscar,  Beamter  der  Bau- 
deputation 

Louvier,  Rieh.,  Oberzollkontrolleur 

Magnus,  Frau  Dora 

Marcks,  Dr.  E.,  Prof.,  Geh.  Rat 

May,  Anton 

Mayer,  Heinrich 

Meissner,  Otto,  Buchhändler 


Hamburg 

v.  Melle,    Dr.  Werner,  Senator 

Metz,  Lic.  theol.  Adolf,  Professor 

Meumann,  Dr.  Ernst,  Prof. 

Mitteil,  Fräulein  Margarete 

Mönckeberg,  Dr.  Rudolf 

Newman,  Fräulein  Julie 

Nhil,  Robert 

Nicolassen,  John,  Pastor 

Nordheim,  Robert,  Kaufmann 

Oehrens,  Dr.  Wilhelm 

Oppenheim,  Emil 

Osterloh,  Fräul.  Elisabeth 

Petersen,  Rudolf,  Direktor 

Pfannenstiel,    Marie,    Schul- 
vorsteherin 

Pfeiffer,   Dr.  Arthur,   Staatsanwalt 

Pflüger,  Dr.  J. 

Pogge-Huesmann,  Frau  Anita 

Polack,  Dr.  Alfred 

Rebattu,  Dr.  Albert,  Pastor 

Redlich,  Frau  Prof.  Sophie 

Ridderhoff,  Dr.  Kuno,   Oberlehrer 

Rittscher,  Frau  E. 

Roeloffs,  Senats-Syndikus 

Rosenhagen,  Dr.  G,,  Oberlehrer 

Rouwolf,  Richard 

Sasse,  Wilhelm 

Schaben,  Fräul.  Bertha,   Schulvor- 
steherin 

Schneider,  Fräul. Elisabeth,  Mitglied 
des  Deutschen  Schauspielhauses 

Schütie,  Dr.  Hermann 

Schnitze,  Dr.  Ernst 

Seeler,  Fräulein  01o;a 

Sieveking,  Dr.  Alfred,  Rechtsanwalt 

Sieveking,  Dr.  med.  Wilhelm 

Simms,  Henry  B. 

Sokolowsky,  Dr.  Rud.,  Oberlehrer 

Sommer,  Dr.  Gustav,    Landrichter 

Sommer,  Frau  Gustav 

Stadtbibliothek 

Stemann,  Dr.,  Landgerichtsdirektor 

Stockhausen,  Emanuel.Schauspieler 
u.  Rezitator 

Stolberg,  Fräulein 

Stoltz,  Aug.  Herm.,  Assessor 

Suse,  Dr.  Theodor 

Tietgens,  Hermann,  Kaufmann 

Vering,  Dr.  Carl,  Gerichtsassessor 
a.  D. 

Wagner,  Carl 

Warburg,  Dr.  A.,    Privatgelehrter 

Warburg,  Aby  S. 

Westphal,  Dr.  Ed.,  Rechtsanwalt 

Wöhler,  Frau  Alfred 


-4^    42    -4*— 


Hamburg 

Wohlwill,  Dr.  Adolf,  Professor 
Wolffson,  Dr.  Albert 
Zarniko,  Dr.  Carl,  Arzt 

Hameln  a/ Weser 
Dietz,  Erich,  Hauptmann  z.  D.  u. 
Bezirksoffizier 

Hamm  i/Westf. 
Schulze-Soelde,Walther,  Cand.  jur. 

Hanau 

Arnhold,  Landrichter 
Zimmermann,  Frau  Emma 

Hangelsberg  (Mark) 
Krische,  Fräulein  Lilly 

Hannover 

Baruch,  Leo,  Kaufmann 
Berding,  Friedrich 
Breul,  Dr.  Ludolf,  Arzt 
Deetjen,  Dr.  Werner,  Professor 
Döring,  Dr.  Max,  Staatsanwalt 
Gehrig,  Dr.  Hans,  Prof. 
V.  Goldbeck,    Hofkammer-Präsid. 
Graefenhain,  Dr.  Rud.,  Professor, 

Gymnasialdirektor 
V.  Graetzel,  Dr.  P.,  Professor 
Heise,  Frau  Generaldirektor  Clara 
Herwig,  Fräulein  Luise 
Heynacher,  Dr.Prof.,  Prov.-Schulrat 
Hüpeden,  Fräulein  Minna 
Lameyer,  Wilh.,  Hofjuwelier 
Lyzeum  I 

Meissner,  Richard,  Landgerichtsrat 
Norddeutsche    Verlagsanstalt,    O. 

Goedel 
Presler  -  Flohr ,     Frau     Professor 

Johanna,  Schriftstellerin 
Rheinhold,  Sartorius,  Fabrikant 
Schläger,  Frau  Sanitätsrat 
Schmorl    Sc   von   Seefeld    Nachf., 

Buchhandlung 
Spiegelberg,  Frau  Elsbeth 
Stammler,    Dr.  Wolfgang,   Ober- 
lehrer 
Sybel,  Fräul.  Else,  Oberlehrerin 
Thiemann,   Friedrich,  Hauptmann 

Heidelberg 

Abbott,  Frau  Dr. 

Braune,  Dr.  W.,  Geh.  Hofrat 

Clauss,  Frau  Geh.  Rat  Mary 


Heidelberg 

Curtius,  Frau  Dr.  Adda 
Eckardt,  J.  H. 

Ehrmann,  Dr.  Eugen,  Professor 
Erb,  Dr.  Wilhelm,  Prof.,  Geh.  Rat 
Fürbringer,  Dr.  M.,  Prof.,  Geh.  Hofr. 
Germanisch-Romanisches  Seminar 
Gernandt,  Dr.  Carl,  Professor 
Knaps,  Fräulein  Anna 
Koehler,  Dr.  Karl,  Professor 
V.  Lilienthal,  Dr.  Carl,  Geh.  Hofrat 
Meyer,  Frau  Geh.  Rat  Georg 
V.  d;.  Mülbe,  Dr.  W.  H.,  Privatdoz. 
Museumsgesellschaft 
Peltzer,  Dr.  Alfred,  Professor 
Scholl,  Dr.F.,  Professor,  Geh.  Hofrat 
Seidel,  Frau  Dr.  Ilse 
StähHn,  Dr.  Karl,  Professor 
Universitäts-Bibliothek 
Wagenmann  Dr.  Prof.,  Geh.  Hofrat 
V.  Waldberg,    Freiherr,   Dr.   Max, 
Professor 

Heidenheim  a/ Brenz 
V.  Berrer,  Frau  General 

Helbra  (Mansfelder  Seekreis) 
Spielberg,  Gerhard,  Landwirt 

Herchen  a.  d,  Sieg 
Seel,  Eduard,  Cand.  phil. 

Herischdorf  (Riesengeb.) 
Drevin,  Helrauth,  Apotheker 

Hermsdorf  s.  Berlin,  Vororte 

Herrenalb  i/Württemberg 
Schwinger,  Dr.  Richard 

Hersfeld  (Hessen) 
Schmeisser,  Frau  Emmy 

Hildburghausen 

Gymnasium  Georgianum 

V.  Petrovics,  Paia,  Chefredakteur 

Hildesheim  (Hannover) 
Brecht,  Frau  i.  Staatsanwalt 
Deneke,  Fräul.  Emmy,  Oberlehrerin 
Gymnasium  Andreanum 


— «^     43     ^- 


Hirschberg  (Schlesien) 
Wendriner,  Dr.  Karl  Georg 

Hoerde  (Westf.) 
Vohwinkel,  Dr.  Karl,  Arzt 

Hofheim  a/Taunus 
Blank,  Dr.  Albert,  Chemiker 

Hohenbuchen  b/Poppenbüttel 
(Holstein) 
Lippert,  Eduard  A.,  Landwirt 

Hohenfichte  (Sachsen) 
Hauschild,   Max   E.,    Geh.    Kom- 
merzienrat 

Homburg  v.  d.  H. 

V.  Forckenbeck,  Landgerichtsdirekt. 

Hoppegarten  s.  BerUn,  Vororte 

Jena 

Binswanger,  Dr.,  Prof.,  Geh.  Rat 
Binswanger,  Frau  Geheimrat 
Börngen ,  Dr.  Viktor,  Oberlandes- 
gerichtspräsident 
Brandis,  Dr.  K.,  Direktor  der  Uni- 
versitätsbibliothek 
Büchholz,  Frau  Malvina 
Deinhardt,FrauOberlandesgerichts- 

rat  Margarete 
Delbrück,  Dr.  B.,  Professor 
Diederichs,  Eugen,  Verlagsbuchh. 
Dinger,  Dr.  Hugo,  Professor 
Ebsen,  Dr.  F.,  Oberverwahungs- 

gerichts-Präsident 
V.    Eggeling,    Frau     Geheimrat 

Charlotte,  Exz. 
Eichhorn,  Dr.  Gust.,  Arzt 
Eucken,  Dr.  R.,  Prof.,  Geh.  Rat 
Gerland,  Dr.  H.,  Prof.,  Oberlandes- 
gerichtsrat 
Götz,  Dr.,  Professor,  Geh.  Rat 
Haeckel,    Dr.  Ernst,  Prof.,  Wirkl. 

Geh.  Rat,  Exz. 
Hilgenfeld,  Dr.  Heinrich,  Prof. 
Kniep,  Dr.,  Professor 
Knorr,  Dr.  L.,  Prof.,  Geh.  Hofrat 
Leitzmann,  Dr.  Albert,  Professor 
Liebmann,  Frau  Geh.  Hofrat 
Linck,  Dr.  G., Professor,  Geh.Hofrat 
Lockemann,  Dr.  phil.  Theodor 


Jena 

Ludcwig,FräuleinAntonie,Lehrerin 

Mackall,  Leonard  L. 

Meyer,  Gustav,  Chefredakteur 

Meyer-Steineg,Dr,Theodor,  Privat- 
dozent 

V.  Meysenbug,  Freiherr,  Oberhof- 
marschall a.  D.,  Exz. 

Michels,  Dr.  Victor,  Prof.,  Geh. 
Hofrat 

Peschel,  Franz 

Rein,  Dr.  Wilhelm,  Professor 

Reinhardt,  Dr.,  Sanitätsarzt 

Rhode,  Karl,  Landgerichtsrat  a.  D. 

V.  Richthofen,  Freiherr  D.,  Ober- 
landesgerichtsrat 

Rose,  Frau  Else 

Rosenthal,  Dr.  Ed.,  Prof.,  Geh. 
Justizrat 

Schlösser,  Dr.  Rudolf,  Professor 

Schmidt,  Frau  Prof.  Cäcilie 

Schulz,  Dr.  Friedr.,  Professor 

Singer,  Dr.,  Oberbürgermeister 

Stoy,   Frau  Dr.  Heinrich 

Stoy,  Dr.  Stephan,  Privatdozent 

Streit,  Frau  Justizrat 

Universitäts-Bibliothek 

Unrein,  Dr.  Otto,  Professor,  Dir.  d. 
Studienanstalt 

v.  Vogel-Frommannshausen,  Frau 
Anna 

Vollert,  Dr.  Max,  Geh.  Staatsrat, 
Univ.-Kurator 

Wernick,  Dr.,  Rechtsanwalt 

Wilhelm,  Dr.  Eugen,  Prof.,  Hofrat 

Woltereck,  Frl.  Käthe 

Jena-Oat 

Burkhardt,  Ernst,  Apothekenbes. 

Ilfeld  (Harz) 
Petersen,  Rob.,  Professor 
Stegmann,  W.,  Oberlehrer 

Illenau  b/Achern 
Schule,  Dr.  H.,  Geh.  Hofrat 

Ilmenau  (Thür.) 
Bock,  Richard,  Fabrikbesitzer 
»Gemeinde  Gabelbach« 
Graupner,  Franz,  Lehrer 
Naumann,  Frau  Kommerzienrat 
Städtische  Realschule 


—^    44    ^i- 


Insterburg 

Bibliothek  des  Kgl.  Gymnasiums 
Lücke,  Dr.  O.,  Gymnasialdirektor 

Irschenhausen  b/München 
Schulte-Strathaus,  Ernst 

Jülich 

Victor,  Th-,  Oberlelirer 

Jugenheim  an  der  Bergstr. 
Merck-Bucherer,  Frau  Julie 

Schloss  Kalbsrieth  b/Artern. 
Büchner,  Hans 

Karlshorst  s.  Berlin,  Vororte 

Karlsruhe  i/B. 

Bielefeld-Regensburger,   Frau 
Konsul  Agnes 

Biskupsh,  Frau  Luise 

Bürklin,  Dr.  Albert,  General-Inten- 
dant a.D.,  VVirkl. Geh. Rat,  Exz. 

Bürklin,  Frau  Geheimrat,  Exz. 

V.  Chelius,  Rieh.,  Wirkl.  Geh.  Rat, 
Kammerherr,  Exz. 

V.  Eisendecher,  Frau,  Exz. 

Engelhorn,  Wilh.,  Hauptmann 

Ettlinger,  Fräulein  Anna 

Göller,  Ludwig,  Wirkl.  Geh.  Rat, 
Exz. 

Hauser,  Frau  Sophie 

Heinsheimer,   Frau   Oberlandes- 
gerichtsrat 

Ho^  und  Landesbibliothek 

Koelle,  Rob.,  Geh.  Komm.-Rat  u. 
Generalkonsul 

Lehrerbibliothek  des  G^'mnasiuras 

Liebermann,  Gustav  (i/Fa.A.  Biele- 
feld's  Hofbuchhandlung) 

Mainzer,  Fräulein  Helene 

Mathy,  Joh.  Wolfg. 

Ministerium  der  Justiz,  des  Kultus 
und  Unterrichts 

V.  Oechelhäuser,   Dr.  A.,    Hofrat, 
Professor 

Ordenstein,  Heinrich,  Direktor  des 
Konservatoriums  für  Musik 

Seubert,  Emil,   Geh.  Rat 

Weltzien,  Alexander 

Kattowitz  (O.-Schl.) 
Segers,    Robert,    Eisenbahnober - 
Sekretär 


Keffenbrink  (Vorpommern) 
V.  Pachelbl-Gehag,  Frau  Asta 

Kennenburg  b/Esslingen  a.  Neckar 
Landerer,   Dr.   med.  Paul,   Hofrat 

Stift-Keppel  (Kreis  Siegen)  Westf. 

Stift-Keppel'sche  Schul-    und  Er- 
ziehungsanstalt 

Kiel 

Ahlmann,  Dr.  jur.  L. 

Clausen,  Fräul.  Carla 

Deussen,  Dr.P.,  Prof.,  Geh.  Reg.-  Rat 

Gering,  Dr.  H.,  Prof.,  Geh.  Reg.-Rat 

Kahler,  Dr.  Otto,  Rechtsanwalt 

Kauffmann,  Dr.  Fr.,  Professor 

Mühlau,  Dr.  F.,  Prof.,  Geh.  Reg.-Rat 

Niepa,  Frau  E. 

Racnfahl,  Dr.  Felix,  Professor 

Schöne,  Dr.  Alfred,  Professor,  Geh. 

Reg.-Rat 
Siemerling,  Dr.  E.,  Professor,  Geh. 

Reg.-Rat 
Stange,  Hermann,  Professor 
Toeche,  Paul,  Hofbuchhändler 
Universitäts-Bibliothek 
Wolff,  Dr.  Eugen,  Professor 

Kirchen  a.  d.  Sieg 
Sager,  Carl,  .\rzt 

Klein-Bresa  b.  Markt  Borau 
i/Schles. 

V.  Moltke,  Wirkl.  Geh.  Rat,  Exz. 
v.  Moltke,  Frau  Exz. 

Kleinglienicke  b/Potsdam 
Lipmann,   Dr.  Otto,    Psychologe 

Kleinhänchen  b/Uhyst  (Sachsen) 
Hanowsky,  O.,  Regier.-Rat  a.  D. 

Klein-Oels  b/Ohlau  i/Schles. 
Yorck  v.Wartenburg,  Graf  Heinrich 

Klotzsche-Königswald  b/Dresden 
Wenke,  Dr.  Franz  Artur,  Redakteur 
u.  Schriftsteller 


-•^    45     ^— 


Königsberg  i/Pr. 

Baumgart,  Dr.  Hermann,  Professor, 
Geh.  Reg.-Rat 

Bibliothek  des  Altstädtischen  Gym- 
nasiums 

Bibliothek  desKneiphöfischenGym- 
nasiums 

Bibliothek  des  Königl.  Wilhelms- 
Gymnasiums 

Bibliothek  des  städtischen  Real- 
gymnasiums 

Bibliothek  des  Königl.  Friedrichs- 
Collegiums 

Bibliothek  der  städt.  Oberrealschule 

Brode,  Max,"  Professor,  Dirigent 
der  Kgl.  Sinfonie-Konzerte 

Brodrück,  Georg,  Generalleutnant, 
Exz. 

Cohn,  Dr.  med.  Georg 

Crohn,  Paul,  Oberlandesgerichtsrat 

Deibel,  Dr.  Franz,  Redakteur 

Frohmann,  Dr.  Julius,  Arzt 

Gerber,  Dr.  P.  H.,  Professor 

Goldstein,  Dr.  Kurt,  Privatdozent 

Güterbock,  Dr.,  Prof.,  Geh.  Justizrat 

Jakoby,  Frau  Sophie 

Königin-Luise-Schule 

Rosenfeld,  Ernst,  Kaufmann 

Scherschewski,  Dr.,  Kaufmann 

Schöndörffer,  Dr.  Otto,   Professor 

Seelig,  Dr.  Albert,  Arzt 

Simon,  Dr.   Walther,  Geh.  Reg.-Rat 

Stadtbibliothek 

Stern,  Frau  Dr.  Agnes 

Teppich,  Frau  KommerzienratEmii 

Universitäts-Bibliothek 

Wassner,  Dr.  Jul.,  Ober-Reg.-Rat 

Wollenberg,  Fräul.  Irma 

Ziesemer,  Dr.  Walter,  Privatdozent 

Königsfeld  i/ßaden 

Roller,  Frau  Oberlandesgerichts- 
rat J. 

Königstein  i/Taunus 
Kohnstamm,  Dr.  Oskar,  Arzt 
Osterberg,  Fräulein  Diua 

Königswinter 

Wenzel,  Th.,  Amtsgerichtsrat 


Bad  Kosen 

Schütze,  Dr.  Carl,  Arzt 


Köslin 

Brietzmann,  Dr.  phil.  Franz 

Gymnasium 

V.  Kern,  Major  u.  Bataill.-Kommand. 

Kötzschenbroda  b/Dresden 
Hahn,  Gustav,  Rechtsanwalt 

Kohlhöhe  b/Gutschdorf  (Schles.) 
v.  Richthofen-Damsdorf,  Freiherr, 
Ober-Reg.-Rat 

Kranichfeld  a/Ilm 
Rauchfuss,  Fräul.  Johanna 

Krietern  b/ Breslau 
Kühnemann,  Dr.  Eugen,  Prof. 

Krischa  b/Weissenberg  i/Sa. 
Tillgner,  Frau  Rittergutsbesitzer 

Kuhnern  (Kr.  Striegau) 
Görs,  Fritz,  Apothekenbesitzer 

Kulmbach 

Limmer,  Franz  G.,    Fabrikbesitzer 
Limmer,  Dr.  jur.  Heinrich 

Kupferdreh  b/Essen 
Brüning,  Dr.  Theodor,  Sanitätsrat 

Lahr  i/Baden 
Stadtbibliothek 

Landau  (Pfalz) 
Zahn,  Aug.,  Landgerichtsdirekt.  a.D. 

Landeshut  i/Schles. 
Realgymnasium 

Landsberg  a.  d.  Warthe 
!    Aulich,  Dr.  M.,  Augenarzt 
Haub,  Frau  Margarete 
Lenz,  Hermann,  Rentier 
Meyer,  Dr.  Kurt,  Rechtsanwalt 
Ogoleit,  Wilhelm,  Buchhändler 

Langensalza  i/Thür. 
Küster,  Frau  Ulla 

Lankwitz   b/Berlin 
Hevdemann,  Dr.,  Professor 


-•&»     46     «•- 


Lauban  i/Schles. 
Bibliothek  des  Gymnasiums 

Lauenburg  (Pommern) 
Schievelbein,    Walter,    Oberlehrer 

Leipzig 

Adam,  Rieh.,  Landgerichtsdirektor 
Axhausen,  P.,  Rechtsanwalt 
V.  Bahder,  Dr.  Karl,  Professor 
Baur,  Fräul.Marie,  Schulvorsteherin 
Becker,  Georff,  Kommerzienrat 
Berger,  Dr.  Max,  Rechtsanwalt 
Berger- Jahns,  Frau  Kommerzienrat 
Bergmann,  Dr.  Ernst 
Berlit,  Georg,  Professor 
Bibliographisches  Institut 
Bibliothek  des  König  Albert-Gym- 

nasiums 
Bibliothek  des  Nikolaigymnasiums 
Bibliothek  des  Thomasgymnasiums 
Binding,   Dr.   Karl,   Prof,   Wirkl. 

Geh.  Rat,  Exz. 
Boessneck,  Dr.  Paul,  Fabrikbesitzer 
Bräuning-Oktavio,  Dr.  Herm. 
Brahn,  Dr.,  Privatdozent 
Brandenburg,  Dr.  Erich,  Prof. 
Brockhaus,  Dr.  Ed.,  Verlagsbuchh. 
Brockhaus,  Rud.,  Verlagsbuchh. 
Brugmann,   Dr.  Oskar,   Studienrat 
Buchwald,  Dr.  Reinhard 
Bürklin,  Max 

Burckhardt,  Max,  Kaufmann 
Crayen,  Dr.  Gustav  A. 
Davignon,  William,  Rentner 
Degenkolb,  Dr.,  Professor 
Doren,  Dr.  Alfred,  Professor 
Dürr,  Frau  Dr.  Alphons 
Ebstein,  Dr.  Erich,  Arzt 
Eggebrecht,  Dr.,  Arzt. 
Engländer,  Dr.  Konrad,  Gerichts- 
assessor 
Eulenburg,  Dr.  F.,  Professor 
Förster,  Dr.  Max,  Professor 
Friedmann,  Dr.  Willy,  Privatdozent 
Gehlen,   Frau  Dr. 
Geibel,  Frau  Leonore 
Geibel,  Frau  Marianne 
Geibel,  Otto  Carl 
Gensei,  Dr.  Julius,  Justizrat 
Georgi,  Dr.  Otto,  Rechtsanwalt 
Giesecke,  Dr.  Alfred,  Verlagsbuchh. 
Goetz,  Ernst,  Fabrikbesitzer 
Goldschraidt,  Dr.  Max,  Chemiker 
Gottschalk,  Dr.Herm., Rechtsanwalt 


Leipzig 

Graef,  Hermann,  Schriftsteller  und 

Verlagsbuchhändler 
Graf,  Frau  Sophie 
V.  Hahn,  Alban,  Schriftsteller 
V.  Hahn,  Dr.Vincenz,  Landgerichts- 
rat 
V.  Hase,  Dr.  Oskar,  Verlagsbuchh., 

Geh.  Hofrat 
Heilpern,  Max,  Rechtsanwalt 
Heinemann,  Dr.  Karl,  Professor 
Heiniclien,  Bernhard,  Kgl.  Güter- 
vorsteher 
Hildebrand,  Dr.  Rud.,  Professor 
Hirzel,  Georg,  Verlagsbuchhändler 
Hofmann,  Hans,  Stud.  phil. 
Houben,  Dr.  Heinrich  Hubert 
Jank,  Gotthold,  Stud.  rer.  merc. 
Junck,  Dr.  Joh.,  Justizrat 
Jungmann,  Dr.,  Professor,  Rektor 

zu  St.  Thomae 
Kästner,  Fräulein  Martha 
Keil,  Dr.  Alfred,  Bankier 
Kippenberg,  Dr.  A.,  Verlagsbuchh. 
Kippenberg,  Frau  Dr.  Katharina 
Kirchberger,  Dr.,  Rechtsanwalt 
Kirstein,  Gustav 

V.   Klemperer,   Dr.   Viktor,   Bank- 
direktor 
Knappe,  Curt,  Cand.  phil. 
König,  Wilhelm,  Kaufmann 
Köster,    Dr.   Albert,    Prof.,    Geh. 

Hofrat 
Kurlbaum,  A.,  Rechtsanwalt 
Kuttenkeuler,  Theodor,  Cand.  phil. 
Lange,  Dr.  Robert,  Professor 
Lehmann,  Dr.  Ernst,  Professor 
Leiner,  Oskar,  Verlagsbuchh.  und 

Buchdruckereibesitzer 
de  Liagre,  Frau  .Mine 
Liebisch,  Bernhard,  Buchhändler 
Limburger,  Dr.  W.,  Rechtsanwalt 
Lindner-Orban,  Frau  Lucy 
Lipsius,  Dr.  H.,  Prof.,  Geh.  Hofrat 
Lüddecke,  Dr.  Otto,  Assessor 
Lustig,  Dr.  med.  Max 
Martersteig,    Max,     Geh.    Hofrat, 

Theaterintendant 
Meiner,  Arthur,  Verlagsbuchhändler 
Melly,  Frl.  Paula 
Merker,  Dr.  Paul,  Privatdozent 
Meyer,    Friedrich  Heinrich,  Buch- 
händler und  Antiquar 
Meyer,  Fräul.  Marie 
Michel,  Dr.  Herm.,  Chefredakteur 
Nachod,  Frau  Konsul  Marie 


^    47    ^— 


Leipzig 

Oehler,  Carl,  Stud.  phil. 

Otto,  Dr.  jur.  Curt 

Poeschel,    Carl   Ernst,    Verlags- 
buchhändler 

Polich,  August  Walter 

Pringsheim,  Dr.  Fritz,  Regierungs- 
assessor 

Prüfer,  Dr.  Arthur,  Professor 

Rabe,  Max,  Rechnungsrat 

Rabl,  Dr.  Carl,  Professor 

Raydt,  Fräul.  Alma  H. 

Reclam,  K.  H.,  Verlagsbuchhändler 

Reichert,  Alfred,  Stud.  phil. 

Richter,  Martin,  Cand.  phil. 

Riecke,  Dr.  E.,  Professor 

Romberg,  Dr.  O.  L.,  Geh.  Justizrat 

Rost,  Adolph,   Buchhändler  (J.  C. 
Hinrichs'sche  Buchhandlung) 

Rouanet,  Dr.  jur.  Paul 

Rouanet,  Frau  Dr.  Johanna 

Schaeffer,  Dr.  Carl,  Verlagsschrift- 
leiter 

Schall,  Dr.  Richard,  Rechtsanwalt 

Schlesinger,  Fräul.  Elisabeth,  Ober- 
lehrerin 

Schmidt,  Paul,  Cand.  rer.  merc. 

Schmidt,   Reinhard   Benno,  Land- 
richter 
Schröder,  Martin,  Kaufmann 
Schuette,  Frl.  Dr.  Marie,  Assistentin 

am  Kunstgewerbemuseum 
Schulz,  Dr.  Hans,  Bibliothekar 
Schunke,  W.,  Buchhändler 
Schuster,   Dr.  Hermann,  Instituts- 
direktor 
Schwabe,  Frau  Susanne 
Seemann,  A.,  Verlagsbuchhändler 
Segnitz,  Eugen,  Redakteur 
Seminar,  Deutsches 
Sickel,  Frau  Johanna 
Siebe,  Frl.  Josephine,  Schriftstellerin 
Sievers,  Dr.  E.,  Professor 
Simon,  Dr.  G.  W.,  Rechtsanwalt 
Simon,  Fräul.  Luise 
Simönson,  Frau  Reichsgerichtsrat 

Gertrud 
Stadtbibliothek 

Stange,  Johannes,  Rechnungsrat 
Stettenheim,  Dr.  Ludw.,  Redakteur 

u.  Schriftsteller 
Stumme,  Dr.  Emmerich  Gerh. 
Sudhoff,  Dr.  Karl,  Sanitätsrat,  Prof 
V.  Tauchnitz,  Baron  Bernhard,  Ver- 
lagsbuchhändler 
Thieme,  Dr.  Karl,  Professor 


Leipzig 

Universitäts-Bibliothek 
Vetter,  Dr.  Paul,  Prof. 
Voerster,  Alfred,  Buchhändler 
Vogel,  Dr.  Julius,  Prof.,  Direktor 
Voigt,  Arthur,  Opernsänger 
Voigt,  Dr.  Hans,  Professor 
Volkelt,    Dr.  Johannes,  Professor 
Weber,  Dr.  Robert,  Professor 
Weicher,  Th.  (i/Fa.  Dieterich'sche 

Verlagsbuchhandlung) 
Weigel,  Adolf,  Buchhändler 
Wendtland,   Dr.,  Rechtsanwalt  u. 
Syndikus  der  Handelskammer 
Wiegandt,Ernst  (i.Fa.Alfr.Lorentz) 
Wildhagen,  Dr.,  Justizrat 
Windscheid,  Fräul.  Dr.  Käthe 
Witkowski,  Dr.  Georg,  Professor 
Wolff,  Kurt 

Wundt,  Dr.  Wilh.,  Professor 
V.  Zahn,  Dr.  Karl,  Privatdozent 
Zarncke,  Dr.  Eduard,  Professor 
Zeitler,  Dr.  Julius,  Verlagsbuchh. 

Lieh  b/Giessen 
zu  Solms-Hohensolms-Lich,  Frau 
Fürstin,  Durchlaucht 

Bad  Liebenwerda  (Prov.  Sachsen) 
Spenner,  Eduard,  Rektor 

Linden  b/ Hannover 
Bibliothek  des  Gymnasiums 
Laporte,  Frau  Justizrat  L. 

Lippersdorf  i/Sa. 
V.  Herder,  C.  A.,  Rittergutsbes. 

Littenweiler  b/ Freiburg  i/Brsg. 
Loeffler,  L.,  Gutsbesitzer 

Löbau  i/Sa. 
Ernst,  Johannes,  Fabrikant 
Lobeck,  Frau  Dr.  Margarete 

Loetzen  O/Pr. 
Dziubiella,  Oberlehrer 

Loschwitz  b/Dresden 
Michaelsen,  Heinrich,  Rechtsanwalt 
Schriever,  Franz,  Kaufmann 
Stürenberg,  Dr.  H.,  Geh.  Studienrat 


— 1»     48    ^— 


Luckenwalde 

Goldschmidt,  Carl 

Krassowsky,  Dr.  Waller,  Professor 

Ludwigsburg  (Württemberg) 
Cless,  Kuno,  Leutnant 
Weizsäcker,  Dr.  Paul,  Rektor  a.  D. 

Ludwigshafen  a/Rh. 
Bibliothek  der  städt.  höheren  Mäd- 
chenschule 
Fränkel,  Dr.  Ludwig,  Professor 

Ludwigslust 

Schaumkell,  Lic.  theol.  Ernst,  Prof. 

Lübben  N/L. 
von  Mühlen,  Frau  Marie 

Lübeck 

Engel,  Bruno,  Buchhändler 
Eschenburg,  Dr.  Beruh.,  Landrichter 
Eschenburg,  Wilhelm,  Kaufmann 
Fehling,  Dr.,  Senator,  Rechtsanwalt 
Geister,  Dr.  Paul,  Reg.-Rat 
Krüger,  Dr.  Fr.,  Prolessor 
Kulenkamp,  Dr.  Ed.,  Rechtsanwalt 
Lüders,  Carl  G.  D.,  Kaufmann 
Otte,  Hermann,  Bankdirektor 
Pauls,   Eilhard  Erich,   Oberlehrer 
Schillerstiftung,  Lübeckische 
Stadtbibliothek 

Wychgram,  Dr.  Jakob,  Professor, 
Schulrat 

Lüdenscheid 
Gerhardi,  Rieh.,  Maschinenfabrikant 

Lüneburg 

Gravenhorst,  K.,  Geh.  Justizrat 

Lyck  (Ost-Preussen) 
Gymnasium 

Magdeburg 

Ackermann,  Frau  Dr.  Hannah 
Athene    (Gesellschaft     für    Kunst 

und  Wissenschaft) 
Bluhme,  Willi,  Kaufmann 
Deneke,  Frau  Antonie 
Gose,  Johannes,  Stud.  pliil. 
Humbert,  Frau  Editha 


Magdeburg 

Humbert,  Jean,  Kaufmann 
Karcher,  Gustav,  Kaufmann 
Liebau,   Frau  Fabrikbes.  Hermann 
Lippert,  Frau  Hedwig 
Schanze,  Hermann,  Kaufm. 
Sträter,   Dr.  E.,  Professor 
Strauss,  Frau  Kommerzienrat  Marg. 
Trosien,  D.  E.,  Geh.  Oberreg.-Rat 
Voickmar-Bartels,  C,  Fabrikbes. 
Zuckschwerdt,    Frau   Geh.   Kom- 
merzienrat Fanny 
Zuckschwerdt,  Fräul.  Ernestine 

Magnitz 

b/Kober\vitz  (Kr.  Breslau) 
vom  Rath,  Ernst,  Majoratsbesitzer 

Mainz 

V.  Grimm,  Wilhelm,  Major 
Heidenheimer,  Dr.  Heinrich,  Biblio- 
thekar an  der  Stadtbibliothek 
Horch,  Dr.  Hermann,  Justizrat 
Scholz,  Carl,  Kommerzienrat 
Schultheis,  Albrecht 
Stadtbibliothek 

Mannheim 

Bibliothek,  öffentliche 
Darmstaedter,  Dr.,  Rechtsanwalt 
Eller,  Dr.  Karl,  Oberlandesgerichts- 
präsident 
V.  Fabeck,  Fräul.  Helene 
Fries,  Valentin,  Kaufmann 
Hecht,  Frau  Geh.  Hofrat 
Hirsch,  Emil 

Hirsch,  Louis,  Kommerzienrat 
Kahn,  Dr.  Richard,    Rechtsanwalt 
Kaufmann,    Frau    Eugenie,    Bild- 
hauerin 
Köhler,  Martin,  Kaufmann 
Ladenburg,  Frau  Geh.  Rat  Ida 
Lenel,  Alfred,  Fabrikant 
Loewe,  M.  (Loewe  Sc  Eschelimann) 
Martin,  Paul,  Oberbürgermeister 
Reimann-Diffent§,  Frau  Dr.  Clara 
Reiss,  Fräulein  Anna 
Seiler,  Dr.  Otto,  Rechtsanwalt 
Simon,  Dr.  Otto,  Rechtsanwalt 
Sraudt,  Dr.  J.,  Arzt 

Marbach  a/Neckar 
Schillermuseum 


49    ^— 


Marburg  a.  d.  Lahn 
Cohen,  Dr.  H.,  Professor,  Geh.  Rat 
Elster,  Dr.  Ernst,  Professor 
Germanistisches  Seminar 
Gymnasium 

Hartwig,  Frau  verw.  Geh.  Rat 
Jacobson,  Jacob,  Cand.  hist. 
Joseph,  Frau  Professor 
Könnecke,  Dr.,  Geh.  Archivrat 
Kopp,  Dr.  A.,  Prof.,Oberbibhothekar 
Matthes,  Frau  Professor 
Rade,  Dr.  Martin,  Professor 
Reissert,    Dr.    Arnold,    Professor, 

Regierungsrat 
Rotten,  Elisabeth,  Stud.  phil. 
Strauss,  Dr.  Bruno 
Universitäts-Bibhothek 
Vogt,  Dr.  F.,  Prof.,  Geh.  Reg.-Rat 
Wenck,  Dr.  K.,  Professor 

Mechelroda  b/Mellingen 
Hamburg,  Paul,  Rittergutsbesitzer 

Meerane  i/Sa. 
Leyn,  Alfred,  Rechtsanwalt  u.  Notar 

Meiniagen 

Meier,  Frau  verwitw.  Kapitän 
Nebe,    Dr.  Karl,    Direktor  der 
Deutschen  Hypothekenbank 
Reis,  Dr.  Theodor,  Gerichtsassessor 
Wagner,  Frau  Geh.  Hofrat 

Meissen 

Bibliothek    der  Kgl.  Fürsten-  und 
Landesschule 

Meilingen  (S.-W.) 
Rassow,  Friedrich,  Superintendent 

Memel 
Köster,  Landgerichtspräsident 
Luisen-Gymnasium,  Königl. 

Mengeringhausen  (Waldeck) 
Boettcher,  Dr.  Friedr.,  Schriftsteller 

Mersinke  b/Mersin 
V.  Bonin,  Frau  Rittergutsbes.  E. 

Meseberg  b/Gransee 
Lessing,  Gotth.,  Rittergutsbes. 

Goethe  Jabrbücb  XXXIV 


Metz 

Muth,  Major  u.  ßat.-Kommandeur 

Miltitz  b/Leipzig 

MüUer-Zehme,    Hermann,    Fabrik- 
besitzer 

Montabaur  (Nassau) 
Marschall  von  Bieberstein,  Freiherr 

Mülhausen  i/Elsass 
Kestner,  Herm.,  Zivilingenieur 

Mühlhausen  i/Thür. 
Blachstein,  Dr.  Fritz,  Arzt 
Neuschäfer,  Dr.  Max,  Oberlehrer 
Salfeld,  Alfred,  Fabrikbesitzer 

Mülheim  a.  d.  Ruhr 
Stinnes  senior,  Frau  Hugo 

München 

Ackermann,  Th.,  Hofbuchhändler 
V,  Angerer,  Dr.  Ottmar,  Geh.  Ober- 
medizinalrat 
Bauer,  Karl,  Maler 
Bechmann,   Dr.  A.,  Amtsrichter 
Bernstein,  Max,  Schriftsteller 
V.  Bissing,  Dr.  Freiherr  Fr.W.,  Prof 
Bittmann,  Friedrich 
V.  Bradke,  Fräulein  Marie 
Chambon,  Dr.  E. 
Cornelius,  Dr.  Hans,  Professor 
Czermak,  Ernst,  Gutsbesitzer 
Eisenlohr,  Dr.  med.  Ludwig 
Friedberg,  Frl.  Gertrud,  Cand.  med. 
Gaenssler,  Dr.  Max,  Rechtsanwalt 
Göppinger-Meebold,  Frau  Adelheid 
Graetz,  Dr.  Leo,  Professor 
Haaser,  Ernst,  Journalist 
Hammelmann,  Adolf,  Privatier 
Hanfstängl,  Eberhard,Cand.  hist.  art. 
Hanfstängl,  Frau  Margarete 
Hecht,  Frau  Bankdirektor 
Heine,  Paul 

Hemmer,  Frau  RechtsanwaltHelene 
Henigst,  Oskar,  Kaufmann 
V.  Heymel,  Alfred  Walter 
V.  Heyse,  Dr.  Paul,  Schriftsteller 
Hirth,    Dr.    Georg,    Schriftsteller, 

Herausgeber  der  „Jugend" 
V.  Hoerschelmann,   Frau   Prof.  A. 
Hof-  und  Staatsbibliothek 


— &*■    50    •*^- 


München 

Hohmann,Fräul.  (Schwester  Leona) 
Huber,  Jakob,  Cand.  phil. 
Jaffe,  Heinrich,  Buchhändler 
V.  Kaulbach,  Frau  Mina 
Kilian,  Dr.  E.,  Regisseur 
Klinkowstroem,  Graf  Carlo 
Kohler,  Rudolf,  Stud.  phil. 
Krienitz,  Willy 
Landauer,  Karl 
Landshoff,  Dr.  Ludwig 
Lehner,  Johann,  Bankdirektor 
Lehrerbibliothek,  Städtische 
Leo,  Fräulein  Therese 
V.  Lipperheide,  Freifrau  Elisabeth 
Littmann,  Frau  Professor 
V.  Marogna,  Graf 
Manheimer,  Dr.  Viktor 
Mayer,  Alfred,  Schriftsteller 
Mörike,   Eduard  Martin,   Verlags- 

buchh. 
Müller,    Ludwig,    Verwaltungs- 
gerichtsrat 
Muncker,  Dr.  Franz,  Professor 
Neresheimer,  Aug.,  Kaufmann 
Nösselt,  Dr.  Herrn.,  Versicherungs- 
inspektor 
Oelschläger,  Frau  Dr.  Clara 
Oldenbourg,  Dr.  Friedrich,  Buch- 
händler 
Oldenbourg,  Fräulein  Marie 
Paul,  Dr.  H.,  Professor 
V.  Pechmann,    Freiherr   Wilhelm, 
Direktor  d.  Bayer.  Handelsbank 
Petzet,  Dr.  Erich,  Sekretär  der  Kgl. 

Hof-  und  Staatsbibliothek 
Pfeiffer,  Albert,  Schriftsteller    und 

Tonkünstler 
Pschorr,  Frau  Komraerzienrat  Aug. 
Putz,  Rechtsanwalt 
Quidde,  Dr.  phil.  L. 
Rabel,  Adolf,  Kaufmann 
V.  Ritter,  Fräulein  Marie 
Sauerländer,  Johann  David 
Savits,  Jocza,  Oberregisseur  a.  D. 
Scharrer-Santen,  Ed.,  Dr.  phil. 
Schick,  Dr.  Jos.,  Professor 
Schlagintweit,  Dr.  Felix,  Arzt 
Schmidt,  Fräulein  Alice 
Schmidt,  Dr.  med.  Oswald 
Schoen,  Frau  Fanny 
Schrumpf,  Ernst,    Theaterdirektor 
Schubart-Czermak,  Frau  Dr.  Sofie 
Schultz,  Hermann 
V.  Seidl,   Gabriel,  Prof,  Architekt 
Solbrig,  Dr.  Aug.,  Medizinalrat 


München 

Solbrig,  Dr.  Veit,  Generalarzt  a.  D. 
Speyerer,  Dr.  Kurt 
Steinitzer,  H.,  Schriftsteller 
Streitberg,  Dr.  W.,  Professor 
Sulger-Gebing,  Dr.  Emil,  Professor 
Thomass-Beyrich,  Frau  Ella 
Ultsch,  Andreas,  Kaufmann 
Unger,   Dr.    Rudolf,   Privatdozent 
Universitätsbibliothek 
Urlichs,   Dr.,  Professor 
Vogel.  Frau  Professor  W. 
Vogelstein,  Fräulein  Julie 
Vogelstein,  Dr.  Theodor 
Welzel,  Hans,  Syndikus  der  Techn. 

Hochschule 
Wölfflin,  Dr.,  Professor 
Woerner,  Dr.  Roman,  Professor 

Hann. -Münden 
Gymnasium 
Krogmann,  E.  R.,  Amtsgerichtsrat 

Münster  am  Stein 
V.  Gersdorff,  Freiherr  Dr.  Wolfgang 

Münster  i/ Westfalen 
Andresen,  Dr.  H.,  Prof,  Geh.  Reg.- 

Rat 
Ascher,    H.,    Wirkl.    Geh.    Ober- 

Reg.-Rat  u.  Präsident 
Cauer,    Dr.   Paul,   Geh.  Reg.-Rat 

und  Professor 
Guhrauer,  Frau  Gymnasialdirektor 

Elisabeth 
Koepp,  Dr.  Friedrich,  Professor 
V.  Ploetz,  Reg.-Rat 
Schwering,  Dr.  Julius,  Professor 
Spannagef,  Dr.  Karl,  Professor 
Universitätsbibliothek 
Wolff,  Dr.  Fritz 

Muggeefelde  b/Segeberg  (Holstein) 
Blohm,  H.  \V.,  Gutsbesitzer 

Murnau  (Oberbayern) 
V.  Ysselstein,  Paul,  Reg.-Rat  a.  D. 

Naugard  (Pommern) 
V.  Zitzewitz,  Frau  Ellen 

Naumburg  a/S. 
Altsmann,    Rieh.,    Senatspräsident 
v.Dewitz,  KurtjWirklGeh.kat,  Exz. 


-<^     5 1     *4— 


( 


Naumburg  a/S. 
Glasewald,  D.,  Konsistorialpräsid. 
a.  D. 

Gutjahr,  Dr.  Oskar,  Sanitätsrat 
Herrmann,  Frau  Justizrat 
Hoeltz,  Frau  Ella 
Karlewski,  Franz,  Rechtsanwalt 
Krohn,  Dr.  Karl,  Prof. 
Küntzel,  Oberlandesgerichtsrat 
Lehmann,  Frau  Oberlandesger.-Rat 
Mann,  Dr.  Justizrat,  Rechtsanwalt 
Mann,   Dr.  Wilhelm,   Oberlandes- 
gerichtsrat 
Müller,  Georg,  Oberlandesger.-Rat 
Pieschel,     Frau   Landgerichtsrat 

Elisabeth 
Schmidt,  Frau  Landger.-Rat  Helene 
Schönhals,  Frau  Else 
Schroeder,  Dr.  Otto,  Direktor  des 

Domgymnasiums 
Schubert,  Dr.  jur.  Arnold 
Sturm,  Dr.  August,  Justizrat 
Suchsland,  A.,  Landgerichtsdirekt., 

Geh.  Justizrat 
Tollkiemitt,  Frau  Geheimrat 
V.  Zglinitzki,  Oberst  a.  D. 
Zimmermann,  Frau  Geh.  Reg.-Rat 

Neubabelsberg,  s.  Berlin  Vororte 

Neudeck  (Schlesien) 
Berg,  Dr.  med.  Max,  Fürstl.  Leibarzt 
V.   Henckel-Donnersmarck,    Fürst 
Guido,  Durchlaucht 

Neuendorf  (Bezirk  Köslin) 
V.  Osterroht,  Gotthilf 

Neumünster  i/Holstein 
Bartram  jr.,  Carl,  Fabrikant 
Mildbraed,  Frau  Emma 

Neustadt  a.  d.  Haardt 
Kern,  Fräulein  Johanna 

-Neustadt  a.  d.  Orla 
Leidenroth,  Ernst,  Bezirks- 
kommissar 

Neustrelitz  (Meckl.) 
Bossart,  Staatsminister,  Exzell. 
Hordorff,  Dr.  Arthur,   Oberlehrer 
V,  Meibom,  Frau  Elisabeth 

Neuzelle  (Kreis  Guben) 
Rutschke,  Paul,  Seminarlehrer 


Nieder-Forchbeim  i/Sa. 
V.  Herder,  Frau 

Nieder-Ingelheim 

V.  Erlanger -Bernus,  Frau  Baronin 

Niedertrebra  b/Apolda 
Baumbach,  Fritz,  Rittergutsbesitzer 

Nienburg  an  der  Weser 
Freytag,  Dr.  Hans,  Professor,  Real- 
gymnasialdirektor 

Niep  b/Crefeld 
Boscheidgen,  Dr.  Hermann,  Amts- 
gerichtsrat 

Nikolassee  s.  Berlin,  Vororte 

Nippes  b/Cöln  a/Rh. 
Nickel,  M.  Philipp,  Kaufmann 

Nordhausen 

Gymnasium 

Nowawes-Neuendorf  b/Potsdam 
Mayer,  Dr.  Karl,  Gerichtsassessor 

Nürnberg 

Cohen,  Dr.  Rudolf,  Direktor 

Germanisches  Nationalmuseum 

Göi:(,  Martin 

Hopf,  Frau  LiH 

Kipfmüller,  Fräul.  Dr.  Bertha 

Neues  Gymnasium 

Ottenstein,  Frau  Minna 

Pegnesischer  Blumenorden 

V.  Petri,Dr.O.,Geh.Kommerzienrat 

Rau,  Rudolf,  Justizrat 

Reif,  Frau   Kommerzienrat  Emilie 

Stadt  Nürnberg 

Türkheim,  Leo,  Professor 

Nütschau  b/Oldesloe 
Curtius,  Dr.  Rudolf,  Reg.-Rat  a.  D. 

Oberkassel  b/Düsseldorf 
Hartmann,  Ferdinand 

Oberlahnstein  (Rheinprovinz) 
Lessing,  Anton,  Kommerzienrat 

22* 


— ^    52    ^- 


Ober-Schöneweide  s.  Berlin, 
Vororte 

Oberursel  b/Frankfurt  a.  M. 
Cornelius,  Dr.  Hans,  Professor 

Oberweimar  h/Weimar 

Heinrich,  Frau  Amalie 
Heydenreich,  Hugo,  Oberamtmann 
Karsten,  Dr.,  Chemiker 
Karsten,  Frau  Dr. 

Obornik  (Posen) 

Neubert,  Johannes,  Schriftsteller 

Offenbach  a.  Main 

Höhere  Mädchenschule 


Ohrdruf 


Realschule 


Oldenburg  i/Großh. 
Bibliothek,  Großh. 
V.  Humbracht,  Freiherr  Jos.,  Dr., 

Kgl.  Preuß.  Gesandter 
Schwartz,  Rudolf,  Hof  buchhändler 

Ostenwalde  b/Melle 
Bibliothek 

Osterode  (Ost-Preussen) 

Bibliothek  des  Gymnasiums 
Schumacher,  Fabrikbesitzer 

0.  E.  Otterndorf 

Behrens,  Fräulein  Anna 

Pankow  s.  Berlin,  Vororte 

Partenkirchen 

Balling,  Frau  Hofkapellmeister 
Dietz,  Reichsgerichisrat  a.  D, 
Mayer-Doss,    Georg  Ludwig 
Weinhagen,  Ernst 

Schloß  Pfaffroda  b/Sayda  i/Erzg. 
Diener-Schönberg,  Alfons 

Pforta 

Bibliothek   der  Kgl,  Landesschule 
Menge,  Paul,  Oberlehrer 

Pforzheim 

Fischer,  Dr.  Fz.,  Geh.  Medizinalrat 


Piesdorf  b/Belleben  (Prov.  Sachs.) 
V,  Wedel,  Frau  Editha,  Exz. 

Pirna  i/Sachsen 
V.  Nostitz-Drzewiecki,  Hans  Gott- 
fried, Amtshauptmann 
V.  Nostitz-Drzewiecki,  Frau 
Stark,  Martin,  Stadtrat 

Planegg  b/München 
Hildebrandt,  Dr.Arnold,  Referendar 

Plauen  i/Vo. 
Dehne,  Dr.,  Oberbürgermeister 
Erbert,  Dr.  Karl 

Kühn,  Dr.  Bernhard,  Landgerichts- 
direktor 
Realgymnasium 

Pössneck  (Thür.) 
Görler,  Max,  Lehrer 

Pommritz  (Sachs.  Oberlausitz) 
Strigel,  Dr.  Arthur,  Chemiker 

Posen 

Akademie 

Brecht,  Dr.  Walter,  Professor 

Deutsche  Gesellschaft  f.  Kunst  u. 

Wissenschaft 
Galland,  Dr.,  Rechtsanwalt 
Grüder,  Heinrich,  Generalagent 
Kaiser-Wilhelm-Bibliothek 
Kirschner,  Heinrich,  Rechtsanwalt 
Landsberg,  Justizrat 
Pietrkowski,  Dr.  Edmund 
Pincus,  Dr.  Oscar,   Sanitätsrat 
Preuss,  Willy,  Gewerberat 
Schack,  Frau  Gräfin 
Warschauer,  Dr. A.,  Prof.,  Archivrat 
Zehn,  Dr.  Paul,  Arzt 

Potsdam 

Bertz,  Eduard,  Schriftsteller 

V.  Chelius,  Oberst  u.  Flügeladjutant 

V.  Dreyse,  Kommerzienrat 

V.  Gersdorff,  Fräulein,  Palastdame, 

Exz. 
V.  Humboldt-Dachroeden,  Freiherr 

Bernhard,  Major 
Krüger,  Frau  Geh.  Baurat  Prof. 
V.  Wolzogen,  Freih.  A.,  Leutnant 
V.  Ysselstein,  Fräulein 


-^     53    ^- 


Prenzlau  (Prov.  Brandenburg) 
Gymnasium 

Pyrmont 

Marcus,  Frl.  Carla 

Quedlinburg  a/Harz 
Höhere  Mädchenschule 

Radebeul  b/Dresden 
V.  Kretschmar,  Fräulein  Elisabeth 
Römer,  Fräulein  Margarete 

Ramhölz  b/Vollmerz 
V.  Stumm,  Frau  Baronin  Ludovika 

Rathenow 

Rochow,  Frl.  Carmelita,  Lehrerin 

Schloß  Rathstock  (Oderbruch) 
Hartmann,  Dr.  Georg 

Recklinghausen  i/W. 
Bierbaum,  Dr.  Ewald,  Arzt 
Steiner,  Dr.  Theodor,  Arzt 

Rehnsdorf  b/Elstra  (Sachsen) 
V.  Boxberg,  Grg.,  Rittergutsbesitzer 

Reichenbach  i/Schlesien 
Preu,  Dr.,  Geh.  Sanitätsrat 

Rheda,  Bez.  Minden 
Meyer,  Dr.  jur.  Otto 

Schloss  Rheinfels  b/St.  Goar 
Reusch,  Fräulein  Luise 

Risstissen  b/Ulm  a.  d.  D. 
Schenck  v.  Stauffenberg,   Freiherr 
Franz 

•  Rixdorf  s.  Berlin,  Vororte 

Rohnstock  i/Schlesien 
V.  Hochberg,  Graf  Bolko,  Exz. 

Rostock  i/Mecklenburg 
Baier,  Clemens,  Justizrat 
Jahncke,  Fräul.  Marie,  Stud.   phil. 
Schmidt,  Frau  Dr.  EHsabeth 
Universitäts-Bibliothek 
Witte,  Dr.  Fr.  C,  Fabrikdirektor 


Rothen-Clempenow   b/Löcknitz 

(Pommern) 

v.Eickstedt-Peterswaldt.FrauGräfin 

Schloss  Rothestein  b/Allendorf 
a.  d.  Werra 

V.  Knoop,  Frau  Baronin  L. 

Rudolstadt 

Bibliothek 

Orlovius,   Frau  Hauptmann  Elisa- 
beth 

Ruhla 

Degel,  Fräulein  Lina 
Thiel,  Albert,  Komm.-Rat 

Saalfeld  a.  d.  Saale 
Baumbach,  Frau  Oberbürgermeister 

Agnes 
Mauer,  Dr.  W.,  Landrat 

Saarbrücken 

Gymnasium 

Sakschew  b/Witaschütz 

(Provinz  Posen) 

Carst,  Frau  Dr.Marta,  Rittergutsbes. 

Salzuflen  (Lippe) 
Engelke,  Friedrich,  Prokurist 
Hoffmann,  Leberecht,  Fabrikant 
Schelper,  Wilh.,  Rentmeister 

Schandau  a/Elbe 
Gerstung,  Fräul.  Martha,  Lehrerin 

Scherlebeck,  Kreis  Recklinghausen 
Dyckerhoff,  Dr.  Wilhelm,  Arzt 

Schieben 
Rittergut  b/Camburg  a/Sa. 
Zeitschel,  Dr.,  Geh.  Justizrat    und 
Rittergutsbesitzer 

Schierke  a/Harz 

Wziontek,  Erich,  Buchhändler 

Schinne  (Altmark) 
Wilke,  Hennig 

Schlachtensee  s.  Berlin,  Vororte 


—^    54    ^- 


Schleibitz  (Krs.  Oels) 
Yorck  von  Wartenburg,  Graf  Hasso 

Schleswig 

Bergas,  Julius,  Buchhändler 
Hoe'sche  Bibhothek 
Moll,  Kurt,  Reg.-Assessor 

Schlitz  (Oberhessen) 

Graf  V.  Schlit\,  genannt  v.  Gbrt\, 
Erlaucht 

Sehlobitten  (Ost-Pr.) 
Bibliothek,  Fürstl. 

Schmargendorf  s.  Berlin,  Vororte 

Schmiedeberg  i/Riesengebirge 
Friedlaender,    Dr,   Georg,    Amts- 
gerichtsrat 

Schmölen  b/Wurzen 
Schultz,  Frau  Hauptmann  Dr. 

Schneidemühl 

Gruse,  Rudolf,  Fabrikbesitzer 

Schnepfenthal  b/Waltershausen 
Ausfeld,  Dr.,  Geh.  Schulrat 

Schonebeck  b/Magdeburg 
Mann,  Kurt,  Kaufmann 

Schöneberg  s.  Berlin,  Vororte 

Schwarzenbek  (Holstein) 
Niemej'er,  J.,  Amtsgerichtsrat 

Schweinfurt 

Oertel,  Dr.  Heinr.,  Gymnasiallehrer 

Schweizerthal  i/Sachsen 
Kressner,  Wilhelm,  Fabrikbesitzer 

Schwerin  i/M, 
V.  Ledebur,   Freiherr,    General- 
Intendant,  Exz. 
V.  Prollius,  Jaspar,  Geh.  Min.-Rat 
Schröder,  Dr.,  Geh.  Regierungsrat 
Türck,  Dr.  phil.  Hermann 

Schwerstedt  b/Weimar 
V.  Helldorff,  Karl,  Schloßhauptmann 
V.  Helldorff,  Frau  Ilse 


Seibelang  b/Pessin 
V.  Erxleben,  Frau 

Sillmenau,  Post  Kattern 
Lewald,   Georg,  Rittergutsbesitzer 

Solingen 

Bibliothek  des  Gymnasiums  u.  der 
Realschule 

Sonderburg 

Schwarz,   Frau   Kapitänleutnant 
Elisabeth 

Sondershausen 

Kraut,  Oberleutnant 
V.  Seile,  Frau 

Sonneberg  (S.-Mein.) 
Ortelli,  Frau  Komm.-Rat  Emilie 

Spandau 

Lorentz,  Dr.  Paul,  Gymnasialdirekt. 

Spremberg  i/Lausitz 
Gohlke,  Fritz,  Postsekretär 

Starnberg  am  See 

Bockwitz,  Dr. 

Steglitz  s.  Berlin,  Vororte 

Stendal 

Goeschen,  Amtsgerichtsrat 
Segelken,  Dr.,  Augenarzt 

Stettin 

Fischer,  Bruno 

Friedeberg,  Justizrat 

Jobst,  R.,  Professor 

Klauwell,  Rudolf,  Kaufmann 

Meister,  Ernst,  Justizrat 

Peters,  Dr.,  Landrat 

Preusser,  Fräulein  Marie 

Sandes  v.  Hoffmann,  H.  H.,  Reg.- 

Referendar 
Schmidt,  Adolf,  Referendar 
Wittstein,  Oberreg.-Rat 
Wulff,  Frau  Christa 


— ^    55    >^- 


Stolberg  i/Harz 
Bode,  Fritz,  Kammerdirektor 
fVolff- Heinrich,   Fürst  ^u  Stolberg- 
Stolberg,  Durchlaucht 

Stolp  (Pommern) 
Bibliothek  des  Gymnasiums 
V.  Brüning,  Dr.  Walter,  Landrat 
Pickert,  W.,  Professor 

Stralsund 

Treutier,  Ludwig,  Theaterdirektor 

Strasburg  (Westpreussen) 
Gymnasium 

Strassburg  i/Elsass 
Baessler,  Alfred,  Landgerichtsrat 
Benecke,  Ernst  Wilhelm,  Professor 
Curtius,  Dr.,  Präsident 
Döring,  Leo,  Leutnant  a.  D. 
Henning,  Dr.  R.,  Professor 
Henrich,  Dr.  phil.  Anton 
Jung,  Dr.  Erich,  Professor 
Lenel,  Dr.  Walter 
Q,uincke,  Wolfgang,  Oberregisseur 

am  Stadttheater 
Rose,  Dr.,  Stabsarzt 
Schultz,  Dr.  Franz,  Univ.-Professor 
Seminar  für  deutsche  Philologie 
Stadler,  Dr,  Ernst,  Privatdozent 
Universitäts-  und  Landesbibliothek 

Straubing  (Niederbayern) 
Bibliothek  des  Gymnasiums 

Stuttgart 

Becher,  Fräulein  Emmy 

V.    Below-Rutzau,    Gustav,    Kgl. 

Preuß.  Gesandter,  Exz. 
Bibliothek  der  Techn.  Hochschule 
Broicher,  Frau  Elise 
Cless,  Richard,  Rentner 
Cotta'sche  Buchhandl.  Nachf.,  J.  G. 
Deahna,  Dr.,  Arzt,  Geh.  Hofrat 
Dietzsch,  Frau  Margarete 
V.  Donndorf,  A.,  Professor 
Elsas,  Dr.  Hugo,  Rechtsanwalt 
Gerok,  Dr.  Christoph,  Sanitätsrat 
V.  Güntter,  Dr.  Otto,  Prof.,  Geh. 

Hofrat 
V.  Güntter,  Frau  Geh.  Hofrat 
Hammer,  Dr.  Friedrich,  Arzt 
Harnack,  Dr.  Otto,  Professor 


Stuttgart 

Haussmann,  Conrad,  Rechtsanwalt 
V.  d.  Hellen,  Dr.  Eduard 
Klien,  Dr.  Ernst,  Syndikus  der 

Handelskammer 
Krauss,  Dr.  Rudolf,  Geh.  Archivrat 
Landesbibliothek 
Lang,  Dr.  Wilhelm 
V.  Mayer,  Paul,  Ober-Reg.-Rat 
Müller,  Gustav,  Kaufmann 
Museums-Gesellschaft 
Nast,  Frau  Marie 
Rominger,  N.,  Kommerzienrat 
v.  Schoenhardt,  Dr.,  Staatsrat 
v.  Siegle,  Frau  Geh.  Kommerzienrat 
V. Soden, Freiherr].,  Staatsminister, 

Exz. 
Steiner,  Frau  Dr. 
Straub,  Dr.  L.  W.,  Oberstudienrat 
Ulrich,  Frau  Gustav 
V. Westenholz,  Freiherr,  Dr.  Friedr., 

Professor 

Südende  s.  Berlin,  Vororte 

Sunder  b.  Wmsen  (Aller) 
v.  Schrader,  Fräul.  Luise 

Tangerhütte  b/Magdeburg 
V.  Arnim,  Frau  Marie 

Tauberbischofsheim 

Bernays,   Dr.  U.,  Oberlehrer 

Thalstein  b/Jena 
V.  Tümpling,  Legationsrat  a.  D. 

Thom 

Maydorn,  Dr.  B.,  Schuldirektor 

Torgau 

Matthes,  Dr.  Walter  Guido, .\ssessor 
Usener,  Dr.  med.  Walther 

Trachenberg  (Schlesien) 
V.  Hatzfeld,  Frau  Herzogin,  Durchl. 

Treptow  a.  d.  Rega 
Mercklin,  Dr.  Aug.,  San.-Rat 

Tübingen 

Fischer,  Dr.  Hermann,  Professor 
v.  Froriep,  Dr.  August,  Professor 
Geib,  O.,  Professor 


— ^    56    ^- 


Tübingen 

Heyfelder,  Dr.  Erich,  Privatdozent 
Obrist-Jenicke,  Frau  Hildegard 
Smend,  Dr.  Rudolf,  Professor 
Stuttgardia  (Gesellschaft) 
Universitäts-Bibliothek 
Vöchting,  Dr.  H.,  Professor 
Zinkernagel,  Dr.  F.,  Privatdozent 

Tutzing  i/Oberbayern 
von  Prittwitz-Gaffron,   Dr.  Erich 

Uhenfels  b/Urach 
Warburg,  Georges  S. 

Ulbersdorf  i/Sachsen 
V.  Gontard,  Alexander 

Ulm 

Wunderlich,  Frau  Dr.  Irene 

Burg  Veldenstein  b/Neuhaus 
a.  d.  Pegnitz 
V.  Epenstein,  Dr.  Ritter  H.,  Stabs- 
arzt a.  D, 

Verden  a.  d.  Aller 
Leesenberg,  Dr.  phil.  F.  A. 

Vieselbach 

Starcke,  Dr.,  Medizinalrat 

Waldheim  i/Sachsen 
Ranniger,    Dr.  Theodor,  Oberarzt 
Vogel,  Otto,  Pastor 

Wandsbek 

Lange,  Fräul.  Malie 
Matthias-Claudius-Gymnasiuni 
Rudolph,  G.  A.,  Buchhändler 

Wannsee  s.  Berlin,  Vororte 

Warmbrunn 

Fielitz,  Dr.  W.,  Professor 

Wartburg  b/Eisenach 
V.  Cranach,  Oberburghauptmann 

Wegeleben  (Bz.  Magdeburg) 
Wiersdorff,  Frau  W. 

Wehlau 

Meyerowitz,  Max,  Amtsgerichtsrat 


Weilburg  a.  d.  Lahn 
Bibliothek     der     Landwirtschafts- 
Schule 

Weimar 
Andreae,  Fräul.  Helene 
Apelt,  Dr.  O.,  Geh.  Hofrat 
Arminius,  Dr.  Wilhelm,  Professor 
Artz,  Frau  Karl  Maria 
Aulhorn,  Frau  Major  Elisabeth 
Aulhorn,  Fräulein  Hedwig 
Baedeker,  Gustav,  Verlagsbuchhdl. 
V.    Baussnern,   Waldemar,    Edler, 
Direktor  d.  Musikschule,  Prof. 
Behrend,  Frau  Marta 
Becker,  Herm.,  Weingroßhändler 
Bemme,  Franz,  Rechnungsrat 
Bendemann,    Frau   Major  Hedwig 
V.  Berg,  Fräulein  Mathilde 
V.  Bessel,  Else,  Stiftsdame 
Bibliothek,  Großherzogl. 
Blochmann,  Erster  Staatsanwalt 
Bode,  Dr.  Wilhelm,  Schriftsteller 
Boekmann,  Dr.  Otto,  Rentner 
V.  Bojanowski,    P.,    Geh.   Hofrat, 

Oberbibliothekar 
V.  Boineburg- Lengsfeld,    Freiherr 

Botho,  Geh.  Regierungs-Rat 
V.  Boineburg- Lengsfeld,    Frau 

Baronin 
Borcherdt,  Dr.  phil.  Hans  Heinrich 
Borkmann,  Rudolf,  Buchdruckerei- 
besitzer 
Böse,  Frau  Gräfin 
V.  Bothmer,   Gräfin  Eugenie,  Hof- 
dame 
Brand,  Frau  Professor  Sophie 
Brandes,  Frau  Meta 
V.  Brandt,    Wirkl.   Geheimer  Rat, 
Kaiserl.  Gesandter  a.  D.,   Exz, 
V.  Brandt,  Frau,  Exz. 
Bulcke,  Frau  Mara 
Bulle,  Dr.  Oskar,   Prof.,  General- 
Sekretär  der  Schillerstiftung 
Burchardi,    Frau  Amtsgerichts-Rat 

Hanna  Maria 
Busch,  Frau  Margarethe,  Exz. 
V.  Conta,  Frau  Staatsrat 
Deinhardi,  Karl,  Brauereibesitzer 
Deinhardt-Schulze,  Frau  Dr.  Marie 
Deiss,  Adolf,  Oberlehrer 
V.  Derenthall,  Frau  Ida,  Exz. 
Devrient,  Dr.  H.,  Professor 
Dietsch,  Richard,    Hof-Buch-   und 

Steindruckereibesitzer 
Döllstädt,    Frau   Geh.    Kommer- 


'^    57    ^— 


Weimar 

Donndorf,     Dr.   M.,    Oberbürger- 
meister 
V.  Donop,  Fräulein  Nancy 
v.Donop,  Kammerherr,  Regierungs- 
Rat  a.  D. 
Dudy,  Frau  Klara 
Eberle,  Dr.  Robert,  Sanitätsrat 
V.    Eberstein,     Freifrau     Hedwig, 

Generalswitwe 
Eelbo,  Bruno,  Baurat 
V.  Eichel,  Karl, Oberhofmeister,  Exz. 
Ernst,  H.,  Pfarrer 
Ewald,  Frau  Oberst  Klara 
Fleischer,  Fr.,  Prof.,  Maler 
Fleischer,    Frau   Jenny,    Kammer- 
sängerin 
Flinsch,  Julius 
Flintzer  Dr.,  Justizrat 
Förster-Nietzsche,  Frau  Dr. 
Francke,  Dr.  Otto,  Professor 
Frede,  Ferd.,  Geh.  Finanzrat 
Preise,  Frau  Dr.  Hedwig 
V.     Freytag  -  Loringhoven,    Freiin 

Maria 
V.    Freytag  -  Loringhoven,     Freiin 

Mathilde 
Fricke,  Frau  Bankdirektor  Lina 
V.    Fritsch,    Freiherr,    Oberhof- 
marschall, Exz. 
V.  Fritsch,  Freiherr,    Major  z.  D., 

Kammerherr 
Froriep,  Fräulein  Klara 
Fuhrmann,Emil,  Ob.-Reg.-Rat  a.  D, 
V.  Gablenz,  Freiin  Adelaide 
Gebhardt,    Hans   Harry,   Verlags- 
buchhändler 
Geibel,  Fräulein  Marg.,  Malerin 
V.   Goeben,  August,  Kammerherr 

u.  Zeremonienmeister 
V.  Goeben,  Frau  Marie 
V.  Goeckel,  Frau  Geh.  Reg.-Rat 
Goldschmidt,  Frau  Henny 
Graf,  Dr.  Hans  Gerhard,  Prof. 
Gräfe,  Frau  Geh.  Medizinalrat 
V.  Griesheim,  Oberst  a,  D. 
Gumprecht,  Dr.,  Prof.,  Geh.  Medi- 
zinalrat 
Guyet,  Frau  Geh.  Staatsrat  Ada 
Guyet,  Hans,  Regierungsrat 
Haberstolz,  Dr.  A.,  Sanitätsrat 
Hallbauer,  Hermann,  Stud.  phil. 
Hardt,  Ernst,  Schriftsteller 
Härtung,  Albert,  Verlagsbuchh. 
Hecker,  Dr.  Max  F. 
Hegeler,  Wilh.,  Schriftsteller 


Weimar 

Heinemann,  Geh.  Reg.-Rat 
Held,  Louis,  Hofphotograph 
von  der  Hellen,  Frl.  Stephanie 
V.    Henckel-Donnersmarck,    Graf 

Viktor,   Kais.  Gesandter   z.  D. 
V.  Henckel-Donnersmarck,  Frau 

Gräfin,  Exz. 
von  Henning,  Horst,  Generalagent 
Hertel,  Friedrich,  Rentner 
Hertz,  Dr.,  Professor 
V.  Heyden,  Frau  Hauptmann 
Heydenreich,  Dr.,   Geh.  Reg.-Rat, 

Bezirksdirektor 
Hirschberg,  Frau  Cilli 
Hirschberg,  Frl.  Marie 
Höfer,  Dr.  Conrad,  Stiftslehrer 
V.  Hörn,  Freifrau  Emma 
Hotzel,  Dr.  Arno,  Augenarzt 
Hotzel,  Dr.  Rieh.,  Landgerichtsrat 
Hüttenrauch,  Paul,  Lehrer 
Hunnius,    Dr.    Joh.,   Wirkl.    Geh. 

Rat,  Exz. 
Jaeger,  Frl.  Anna 
Jansen,  Frau  Marie,  Exz. 

Isles,  Miss  Alison 
Kaysei,  Dr.,  Bürgermeister 
Kettner,  Dr.  Gustav,  Professor 
Kiepenheuer,  Gustav,  Buchhändler 
Knabe,  Direktor  der  Zeitung 

»Deutschland« 
v.Knobelsdorff,  Frau  Generalmajor 

EHsabeth 
Knopf,  Frau   Medizinalrat  Marie 
Knopf,  Oskar,  Major  z.  D. 
Koch,  Frau  Otto 
Koegler,  Harald,  Schriftsteller 
Koethe,Emil,Versicherungsdirektor 
Kossmann,Frau  Professor  Elisabeth 
Krause,  Frau  Geh.  Staatsrat,  Marie 
Krause,  O.,  Kanzleirat 
Krehan,   Arno,    Weingroßhändler 
Krehan,  Frau  Luise,   Pensionats- 
vorsteherin 
Kriesche,  E.,  Oberbaudirektor 
Kroeber,  Dr.  Hans  Th.,  Direktorial- 
assistent am  Goethe-N.-Museum 
Kroug,  Frau  Dr.  Elfriede 
Krüger,  Fräulein  Elsa 
Krumbholtz,  Dr.  Oberstabsarzt  a.  D. 
Krumbholz,  Dr.  Paul,  Oberschulrat 
Kruse,    Frl.    Adele,    Sophienstifts- 
lehrerin 
Küchling,  Robert,  Geh,  Hofrat 
Lämmerhirt,  Dr.  phil.  Gustav 
Lämmerhirt,  Frau  Martha 


— &^   58   ^— 


Weimar 

Lämmerhirt,  Philipp,    Hoflieferant 
Lange,  Dr.,  Sanitätsrat 
Laux,  Carl,  Kaufmann 
Laux,  Eduard,  Kaufmann 
Lehrerbibliothek  des  Gymnasiums 
Lehrerbibliothek  des  Realg}'mnas. 
Lehrerbibliothek  des  L  Verw.-Bez. 
V.  Lengefeld,  Fräul.  Dr,  Selma 
Löbbecke,  Ad.,  Rentner 
Lühr,  Frau  Pfarrer  Clara 
Maas,  Frau  Marie 
Malberg,  Fräul.  Anna 
Martin,  Carl,  Kassierer 
Maul,  Otto,  Rentner 
V.   Medem,   Graf  Carl 
V.  Medera,  Frau  Gräfin  Meta 
Meiche,  Fräul.  Elisabeth 
Merten,  Dr.  E.,  Oberlehrer 
Mirus,  Dr.  A.,  Kommissionsrat 
Mollberg,  Dr.  Albert,  Schulrat 
Moormann,  Friedrich,  Kaufmann 
Moritz,  Dr.  R.,  Kommerzienrat 
Moritz,  Frau  Dr.  Anna 
Mosengel,  Leo,  Oberinspektor 
Müller,  Hans,  Hofjuwelier 
V.  Müller-Schubert,  Fräul.  AHce 
Muth,  Max,  Oberlehrer 
Muthesius,  Karl,  Schulrat 
Naumann,  Dr.  Joh.,  Sanitätsrat 
Neuffer,  Dagobert 
V.  Oertzen,  Staatsminister  a.  D.,  Exz. 
V.  Oettingen,  Dr.  Wolfgang,  Prof., 
Geh.    Reg.-Rat,    Direktor    des 
Goethe-Nationalmuseums  u.  des 
Goethe-  u.  Schiller-Archivs 
Ohmann,  Fräulein  Anna 
Ortlepp,  Dr.  P.,  Bibliothekar 
V.  d.  Osten,  R.,  Oberstleutnant  a.  D. 
V.  Pappenheim,  Frl.  J.,  Stiftsdame 
Petzet,  Walter,  Professor 
Pfaff,  Frl.  Margarete 
V.  Pfannenberg,  Frau  Major 
Pfeiffer,  Dr.  Lud.,  Geh. Medizinalrat 
V.  Philipsborn,  Ernst,  Reg.-Präs. a.D. 
Proetzsch,  Frau  Apotheker 
Proetzsch,  Fräulein  Margarete 
Raehlmann,   Dr.  Ed.,  Prof.,  Kais. 

Russ.  Wirkl.  Staatsrat,  Exz. 
Raumer,  Gustav,  Stadtrat 
Rebling,  Gustav,  Bauinspektor 
Redslob,  Dr.  Ernst,  Professor 
V.  Reitzenstein,  Freiherr,  Kgl.  Säch- 
sischer Gesandter,  Exz. 
Reuter,  Dr.  Otto,  Oberlehrer 
V.  Rhaden,  Fräulein  Elisabeth 


Weimar 

Rindfleisch,  Dr.  Georg,  Augenarzt 

Röhr,  Bruno,  Architekt 

Rothe,   Dr.  K.,  Wirkl.  Geh.   Rat, 

Staatsminister,  Exz. 
V.  Rott,  Fräulein  x\m61ie 
Rücker,  Emil,  Rentner 
Rüder,  Frau  Major 
Ruickold,  Dr.  W.,  Sanitätsrat 
Sandvoss,  Dr.  Franz,  Schriftsteller 
Schaeffer,  Frau  Charles 
Scheidemantel,  Dr.  E.,  Professor 
Scheidemantel,  K.,  Kammersänger 
Scheunert,  Frau  Dr. 
V.  Schirach,    Karl,    Kammerherr, 

Generalintendant  d.  Hoftheaters 
Schlaraffia  »Vimaria« 
Schmid-Burgk,  Otto,  Geh.  Reg.-Rat 
Schmidt,  F.,  Stiftsprediger 
Schmidt,  Hermann,  Kommerzienrat 
Scholl,  Fräulein  Luise 
Schomburg,  Fräul.Doris,  Stiftsdame 
Schrader,  Dr.  Hermann,  Professor 
Schüddekopf,  Dr.  Karl,    Professor 
Schündler,  Frau  Ida 
Schultz,  Frau  Major 
Schulze,  Georg,  Rittmeister  a.  D., 

Stadtrat 
Schwabe,  Dr.  B.,Gen.-Oberarztz.D. 
V.  Schwendler,    Fräulein  Elisabeth 
Schwier,    K.,    Photograph   und 

Redakteur 
Slevogt,  Dr.  Karl,  Staatsrat 
Slevogt,  Geh.  Finanzrat 
Soff,  Frau  Carl 
Sommer,  A.,  Justizrat 
Sophienstift 
Spielberg,  Dr.  Werner 
Spinner,  D.,  Oberhofprediger,  Geh. 

Kirchenrat 
Stannius,  Frau  Generalkonsul 
Stapff,  A.,  Justizrat 
Stapff,  Dr.  Arthur,  Syndikus 
Staupendahl,  W.,  Hofspediteur 
v.  Stein,  Theodor,  Landschaftsmaler 
v.  Steinau-Steinrück,  Frau 
Stichling,  Carl,  Geh.  Justizrat 
Stichling,  Marie,  Stiftsdame 
V.  Strauch,  Frau  Elisabeth,  Exz. 
V.Taube  von  derlssen,  Frau  Baronin 
V.  Taube  von  der  Issen,  Baron  Dr. 

Otto 
Thedy,  Frau  Professor  Dora 
Thelemann,  Ludw.,  Hof-Buchhändl. 
Toepffer,  Fräulein  Felicitas 
Toepffer,  Fräulein  Marie 


-^    59    ♦#•— 


Weimar 

Trefftz,  Dr.  J.,  Archivdirektor 
V.  Treutier,  Fräul.  Dorothea,  Ritter- 
gutsbesitzerin 
Umlauff,  Eugen,  Reg.-  u.  Baurat 
Unteutsch,  Dr.,  Geh.  Staatsrat 
Uschmann,  E.,  Hofbuchdruckerei- 
besitzer 
van  de  Velde,  Henry,  Professor  • 
V.  denVelden,  Dr.,  Landschaftsmaler 
Vent,  Elise,  Lehrerin 
V.  Vignau,    H.,    Generalintendant 

a.  D.,  Exz. 
V,  Vignau,  Fr'au  Margarete,  Exz. 
V.  Voigt,  Wilhelm,  Oberlehrer  a.  D. 
Volk,  Dr.  Otto,  Staatsanwalt 
Vulpius,  Dr.   Walter,  Sanitätsrat 
Wanle,  Dr    Julius,  Professor 
V.   Wangenheim,    Freiherr   Heinz, 

Hauptmann 
V.  Watzdorf,  Frau  Erika 
Weber,  Frau  Geh.  Hofrat 
Wedekind,  Frau  Reg.-Rat  G. 
V.  Wedel,  Frau  Gräfin,  Exz. 
Wendt,  Heinrich,  Pastor  em. 
Weniger,    Dr.    L.,     Geh.    Hofrat, 

Gymnasialdirektor  a.  D. 
Weniger,  Fräul.  Elisabeth 
Werges,   Hermann,    Rechtsanwalt 
Wette,  Dr.  Theodor,  Saniiätsrat 
Wiegand,  Fräulein  Clara 
V.  Wilamowitz-Möllendorff,  Frau 
Witte,  Fräulein  Hedwig 
Wöllmer-Schoder,  Frau 
Wollheim,  Gert.  Heinr,,  Bildhauer 
Woltze,  Peter,  Kunstmaler 
V.  Wurmb,  Frau  Major 
Wuttig,  Dr.  Ernst,  Geh.  Reg.-Rat 
Zell,  Frau  Emilie 
Zeller,  Heinrich,  Kammersänger 
V,    Ziegesar,    Jul.    Anton,    Ober- 
stallmeister a.  D.,  Exz. 
Zinserling,  Frl.  Mathilde 

.    Weissenfeis  a.  d.  S. 
Flitner,  Dr.  Fritz,   Arzt 

Weisser  Hirsch  b/Dresden 
Graeffe,  Frau  Dr.  Fanny 
Rhode,  Fräulein  Helene 
Treu,  Dr.  Georg,  Prof.,  Geh.  Hofrat 

Wendischbora  b/Nossen 

(Königr.  Sachsen) 

V.  Wöhrmann,    Freiherr  Heinrich 


Wernigerode 

zu    Stolberg-Wernigerode ,    Fürst, 
Durchlaucht 

Wernigerode  -  Hasserode 

(Kr.  Magdeburg) 

Quasthoff,  Ernst,  Bergwerksdirekt. 

Wesel 

Walbe,  Dr.  Ernst,  Professor 

Westend  s.  Berlin,  Vororte 

Wetzlar 

Lehrerseminar    und   Präparanden- 

anstalt 
Leitz,  jun.,  E.,  Fabrikant 
Oeffentliche  Bücherei 
Stadtgemeinde 

Kgl.  Wielepole  b/Rybnik  O./Schl. 
Urbanczyk,     Paul,     Fabrikbesitzer 
und  Amtsvorsteher 

Wiesbaden 

Adehnann    von   Adelmannsfelden, 
Comtesse  Irma 

Büttner,  Dr.  Gustav,  Justizrat 

Eller,  Fräulein  Tia 

Fresenius,  Frau  Geh.  Hofrat  A. 

Fresenius,  Dr.  August 

Gecks,  Wilhelm,  Yerlags-Buchh. 

Gräfe,  Dr,  Felix 

Grünhut,  Dr.  Leo,  Dozent 

Guttmann,  Justizrat 

Hanow,  Geh. Ober- Justizrat,  Senats- 
präsident a.  D. 

Hobreeker,  Frau  Hermann 

Keller,    Dr.  Albrecht,  Oberlehrer 

Landesbibliothek 

Laquer,  Dr.  Benno,  Sanitätsrat 

Lehrerbibliothek  des  Gymnasiunis 

Luckwald,  Frau  Geheimrat  Anni 

Pfeiffer,  Dr.  Emil,  Geh.  Sanitätsrat 

Schieiden,  Fräulein  Eleonore 

Schmid,  Frau  Dr.  Anna 

Schwarz,  Heinrich,  Landgerichtsrat 

Staadt,  Heinrich,  Verlagsbuchh. 

Wilhelmsburg  (Elbe) 
Kleyböcker,  Heinrich,  Lehrer 

Wilhelmshaven 

Low  V.  u.  zu  Steinfurt,  Freifrau 
Ramien,  Frau   Bankdirektor 


-•&*    6o    ^ — 


Wilmersdorf  s.  Berlin,  Vororte 

Wismar 

Abel,  Dr.  Hans 

Wolfshagen  (Uckermark) 
Schwerin,  Frau  Gräfin  Marie 

Worms 

Bibliothek  des  GjTnnasiums 
BibHothek  des  Paulus-Museums 
Hansmann,  Fräul.  Dr.  Frida 
Heyl  zu  Herrnsheim,  Freiherr 
Pabst,  Otto,  Pfarrer 
Reinhart,  Frau  Nicolaus 

Würzburg 

Braunschweiger,  Alfred 

von  u.  zu  Egloffstein,  Reichsfreiherr 

Dr.  Hermann 
Gleitsmann,  Frau  Oberstleutnant  A. 
von  Hess,  Dr.  Carl,  Prof.,  Geheimrat 
Kisskall,  Fräul.  Elisabeth 
Kraus,  Dr.  Gregor,  Geheimrat 
Prym,  Dr.  Friedrich,  Professor 
Roetteken,  Dr.  Hubert,  Professor 
V.  Tattenbach,  Frau  Gräfin 
Universitäts-Bibliothek 

Wüstegiersdorf  i/Schles. 
Kauffmann,  Frau  Fabrikbes.  Wilh. 

Würzen 

Bibliothek  des  Gymnasiums 
Lotichius,  Paul,  Oberlehrer 
Mäschel,  Dr.,  Professor 

Zehlendorf  s.  Berlin,  Vororte 


Zeitlow  b/Friedeberg  N.-M. 
MierendorfF,  Fräulein  Anna 

Zittau  i/Sachsen 
Neumann,  Dr.  Alfred,  Professor 
Römer,  Frau  Fabrikbes.  Margarete 
Stadtbibliothek 

Zöbigker  b/Leipzig 
Kees,   Frau   Rittergutsbes.  Thekla 

Zöschau  b/Oschatz 
V.  Oppel,  Frau  Rittmeister 

Zoppot 

Canditt,  Gerichtsassessor 
Smolinski,  Haus,   Gerichtsassessor 

Zülzendorf  (Schlesien) 
Zahn,  Martin,  Pastor 

Zwätzen  (Grossh.  Sachsen) 
Graefe,  Max 

Zweibrücken  (Pfalz) 
Cullmann,  Friedrich 
Mündler,    Albert,    Oberlandes- 
gerichtsrat 

Zwickau 

Ehrhardt,    Georg,    Hauptzollamts- 
kontrolleur 
Goethe-Verein 

Kellner,  Dr.  H.  C.,  Prof.,  Studienrat 
Ratsschulbibliothek 
Schocken,  Sallmann,  Kaufmann 


ÖSTERREICH-UNGARN 


Ägram  (Kroatien) 
Hartraau's  Buchhandlung,  L. 

Aicha 

V.  Schmitt,  Fräul.  Helene 

Aussig  (Böhmen) 
Pospischil,  Frau  Maria 
Wolfrum,  C.,  Fabrikant 

Baden  b/Wien 
Real-  und  Ober-Gymnasium 
Stadtgemeinde 

Braunau  (Böhmen) 
Langer,  Dr.  Eduard,  Advokat 


Brunn 

Mährisches  Landes-Museum 
Wolf,  Dr.  Rieh.,  Rechtsanwalt 

Budapest 

Baracs,  Karl,  Eisenbahndirektor 
Bayer,  Josef,  Professor 
V.  Benczür,  Frau  Direktor  Gyula 
Beregi,  Oskar 

Bleyer,  Dr.  Jakob,  Univ.-Professor 
Elischer'sche  Goethesammlung  der 
ung.Akaderaie  d.  Wissenschaften 
Eötvös-Collegium 
Heinrich,  Dr.  Gustav,  Professor 
Jägermeyer,  Frau  Anna 


— -^    6i    ^- 


Budapest 

Kornfeld,  Sigmund,  Bankdirektor 
Laban,  Dr.  phil.  Anton 
Steiner,  Frl,  Juliska 
V.  Toesek,  Fräul.  Helene,  Lehrerin 
Univ.-Bibliothek,  Kgl. 

Czernowitz 

Kosch,  Dr.  Wilhelm,  Prof. 
Paschkis,  Dr.  M.,  Generaldirektor 
L  Staatsgymnasium,  K.  K. 
Universitäts-Bibliothek,  K.  K. 

Eger  (Böhmen) 
Stadtarchiv 

Franzensbad  (Böhmen) 
Stadt  Franzensbad 

Freistadt  (Ober-Österreich) 
Blume,  Dr.  Heinrich,  Professor 

Friedstein  b/Stainach  (Steiermark) 

:(M    Hohenlohe  -  Schillingsfürst,   Frau 
Fürstin  M.,  Durchlaucht 

Gablonz  a/N. 
Kral,  Max 

GÖTZ 

Lacroma,  Frau  Paul  Maria,  Schrift- 


stellerin 


Graz 


Adamek,    Dr.    Otto,    Reg.-Rat, 

Gymn.-Direktor 
V.  Attems,  Dr.,  Graf  Ignaz 
V.  Attems,  Frau  Gräfin  Rosa 
V.  Gnad,   Dr.  Ernst,  Landesschul- 

Inspektor  a.  D.,  Hofrat. 
Hofmann,  Dr.  Karl  B.,  Professor 
V.  Hornau,    Ritter    Karl    Gerbert, 

K.  K.  Oberst 
Landes-Bibliothek,  Steiermärkische 
Landes-Oberrealschule 
Oberndorfer,  Fritz 
Polheim,  Dr.  Karl,  Reg.-Rat 
Schlossar,  Dr.A.,  Reg.-Rat,Direktor 

der  Universitäts-Bibliothek 
Seminar  für  deutsche  Philologie 
Seuffert,  Dr.  Bernhard,  Professor 
Universitäts-Bibliothek,  K.  K. 

Hermannstadt 

Baron  v.  Brukenthal'sches  Museum 


Idzestie  (Bukowina) 
Korn,  Karl,  Professor,  Gutsbesitzer 

Innsbruck  (Tirol) 
Hruza,  Wilhelm,  Stud,  jur. 
Ipsen,  Dr.  C.,  Professor 
Loewit,  Dr.  Moritz,  Professor 
Prem,  Dr.  S.  M.,  Professor 
Staats-Gymnasium,  K.  K. 
Wackernell,  Dr.  Jos.  E.,  Professor, 
Hofrat 

Inzersdorf  b/Wien 
Schnier,  Ella,  Studentin 

Karlsbad  (Böhmen) 
Maier,  Otto 

Mayer,   Rudolf,  Generalagent 
Stadtgemeinde 

Kolozsvär  (Ungarn) 
Universitätsbibliothek 

Erakau 

Creizenach,  Dr.  Wilhelm,  Professor 
Germanistisches  Seminar 

Krems  a.  d.  Donau 
Landes-Oberrealschule 

Kronstadt  (Siebenbürgen) 
V.  Trauschenfels,  Frau  Hofrat  Sofie 

Krumpendorf  b/Klagenfurt 
Rauscher  v.  Stainberg,  Eduard 

Leitmeritz  i/Böhmen 
Lehrerbibliothek  des  K.  K.  Staats- 
Obergymnasiuras 

Lemberg 

Seminar  für  deutsche  Philologie 
Universitäts-Bibliothek,  K.  K. 

Littentschitz  (Mähren) 
V.  Castella,  Frau  Emma 

Marienbad   (Böhm.) 

Stadtgemeinde 

Meran-Obermais 

V.  Ompteda,  Fieih.  Gg.,  Kammer- 
herr 

Schilde,  Friedrich  Carl 

Alwin  Zschiesche  Nachf.  (Georg 
Müller),  Kunsthandlung 


— h    62    ^ — 


Mürzsteg  (Steiermark) 
Scherer,  Frau  Geheimrat  Marie 

Neumarkt  i/Tirol 
Pescollderungg,  Dr.  jur.  Hans, 
K.  K.  Richter 

Obernberg  a/Inn 
Hamm,    Kar],   Bezirksrichter,    Ge- 
richtsvorsteher 

Prag 

Fischmann,  Hans,  Prokurist 
Grab,  Dr.  Hugo,  Fabrikant 
Hauffen,  Dr.  Adolf,  Professor 
Hirsch,  Wihbald,  Privatier 
Keindl,  Ottomar,  Generalagent 
Kraus,  Dr.  Ernst,  Professor 
Kraus,  Hans  Anton,  Cand.  jur. 
Lambel,  Dr.  Hans,  Prof,  Reg.-Rat 
Lese- und  Rede-Halle  der  deutschen 

Studenten 
Mädchenlyceum,  öflFentl.  deutsches 
Reiniger,  Elisabeth,  Stud.  phil. 
Sauer,  Dr.  August,  Prof.,  Hofrat 
Schedle,  Dr.  Franz,   K.  K.  Hofrat 
Seminar  für  deutsche  Philologie 
Teweles,    Heinrich,    Direktor    des 

Prager  deutschen  Theaters 
Toischer,  Dr.  Wendelin,  Professor 
Universitäts-Bibliothek,  K.  K. 
Urban,    Dr.    Karl,     Oberstland- 
marschall-Stellvertreter 
Verein  fürGeschichte  der  Deutschen 
in  Böhmen 

Salzburg 

Eckardt,  Dr.  Johannes,  Schriftsteller 

Scheibbs  (Nieder-Österreich) 
Baumeister,  Joh.,  Landesgerichtsrat 

Schmiedeberg 

b/Weipert  (Böhmen) 
Zechner,  Fräulein  Marie,  Lehrerin 

Stift  Tepl  (Böhmen) 
Helmer,  P.  Gilbert,  Abt 

Teplitz-Schönau  (Böhmen) 
Stadtgemeinde 
Stradal,    Dr.  Karl,  Regierungsrat, 

Eisenbahndirektor 

Triest 

Brandeis,  Dr.  Artur,  Professor 


Troppau  (Österr.  Schlesien) 
Neumann,  Karl 

Wien 

Adler,  Frau  Emma 

Altwirth,  Th.,  Hofrat  i.  R. 

V.  Andrian-Werburg,  Baron  Ferd. 

Benndorf,  Frau  Sektionschef 

Berger,  Dr.Max,  Hof- u.  Getichts- 

advokat 
Berlepsch-Valendas,  Frl.   Goswina 
Bettelheim,  Dr.  A.,  Schriftsteller 
Bibliothek    des   K.  K.  Sophien- 
Gymnasiums  im  IL  Bezirk 
Bibliothek  des  K.  K.  Staats-Gym- 
nasiums im  VIIL  Bezirk 
V.  Boschan,  Wilh.,  Kaiserl.  Rat 
Bruch,    Dr.    Hermann,    Hof-    und 

Gerichts-Advokat 
Bruch,    Dr.    Immanuel,     Hof-    u. 

Gerichtsadvokat 
Castle,  Dr.  Eduard,  Professor 
Club,  wissenschaftlicher 
Dessauer,  Dr.  phil.  Ernst 
Dubs,  Hubert 
V.  Ebner-Eschenbach,  Freifr.  Marie, 

Exz. 
Eisler,  Georg,  Edler  von  Terramare, 

Schriftsteller 
Federn,  Dr.  S. 

V.  Feifalik,  Ritter  Hugo,  Hofrat 
V,  Feifalik,  Ritter  Hugo,  K.  u.  K, 

Hof-Rechnungs-Revident 
Feigl,  Hans,  Schriftsteller 
Feilchenfeld,  Frau  Henriette 
Figdor,  Frau  Marie 
Frick,  W.,  Hofbuchhandlung 
V.  Frisch,  Frau  Regierungsrat  Marie 
Gaber,  Dr.  Karl,  Auskultant 
Glaser,     Frau     Geheimrat     Wil- 
helmine, Exz. 
Goethe -Verein,  Wiener 
Gregori,  Ferd.,  Professor 
Gruber,  Dr.  Robert,  Hof-  und  Ge- 
richts-Advokat 
Günther,  Georg,  Generaldirektor 
Günther,  Frau  Generaldirektor 
Gutheil  -  Schoder,   Frau   Marie, 

Kammersängerin 
v.  Hartel,  Ritter  Dr.Carl,  Sektionsrat 
Hellmer,  Rudolf,  Oberkontrollor 
Herda,  Ferdinand,  Pharm.  Mag. 
Herz,  Frau  Henriette. 
Hiess  jun.,  Eduard 
Hock,  Dr.  Stefan,  Privatdozent 
Hofbibliothek,  Kaiserl.  Königl. 


-•^    63    *^- 


Wien 

Hoffmann,  Frau  Eugenie 
Holzmann, Dr.Michael,Amanuensis 

a.  d.  K.  K.  Universitätsbibliothek 
Hruschka,  Alois,  Professor 
Kalbeck,  Max,  Schriftsteller 
Koberwein,  Fräulein  Emilie 
Koenig,  Rudolf 
Kolm,  Adolf,  Verlagsbuchh. 
V.  Lanckrorönski,  Dr.   Graf  Carl, 

Geh.  Rat,  Exz. 
Langer,  Frau  Irma 
Licht,  Dr.  Stefan,  Reichsrats-Abg. 
Maass,  Dr.  Felix,  Justizrat 
Mathias,    Dr. .  Adolf,    Hof-   und 

Gerichtsadvokat 
V.  Mauthner-Markhof,  Frau  Editha 
Mautner,  Fräulein  Jenny 
Mautner,  Fräulein  Marie 
Mayer,  Dr.  phil.  F.  Arnold,  Kustos 

der  Universitäts-Bibliothek 
Mayer,  Dr.  Karl,  Professor 
Meinl,  Julius,  Kaufmann 
V.  Mirey,  Alex.,  Geh.  Rat,  Exz. 
Michalek,  Ludwig,  Professor 
Muhr,  Fräulein  Elisabeth 
Netcke,  Rudolf,  Kaufmann 
Noggler,  Josef,  Redakteur 
Ornstein,  Richard,  Stud.  phil. 
Payer  von  Thurn,    Ritter    Rudolf, 

Kustos  der  Allerh.  Privat-  und 

Familien-Fideikommiß-Biblioth. 
Peege,  Emil,  n.  ö.  Landesbeamter 

u.  Schriftsteller 
Pollak,  Otto,  Stud.  jur. 
Poschacher,  Frau  Louise 
Ranschburg,  Heinrich,  Buchhändler 
Rex,    Dr.    Alex.,    Finanzkonzepts- 
praktikant 
Richter,  Dr.  Rudolf,  Professor 
Rieger,  Dr.  Karl,  Professor,  Hofrat 

Landesschuhnspektor 
Rösche,  Kurt 
Rosenbaum,  Dr.  Richard,  Sekretär 

des  Hofburgtheaters 
Rosenthal,  Frau  Marie 
Russ",  Dr.  Victor,   k.  k.  Geh.  Rat, 

Exz.,   I.  Vicepräs.   des  Wiener 

Goethe-Vereins 
Sachs,  Frau  Edmond 
Saiten,    Felix,     Schriftsteller    und 

Rezensent  vom  Burgtheater 
Savic,  Dr.  Milan,  Schriftsteller 
Schallaböck,  Dr.,  Professor 
Schlesinger,  Arnold,  (i.  Fa. 

M.  Kuppitsch  Wwe.) 


Wien 

V.  Schlosser,  Dr.  Julius  R.,  Kustos, 

Privatdozent 
Schnitzler,  Dr.  Arthur,  Schriftsteller 
Schreiber,    Dr.   Karl  Josef,  Magi- 
stratsrat 
V.  Schultes-Kleinmayrn  jun.,  Frei- 
herr Dr.  Karl 
Schulz  V.  Strasznitzki,  Dr.  Johann, 

Ministerialrat  a.  D. 
Schwab,  Dr.  jur.  Albert 
Schwab,  Felix,  Fabrikant 
Seminar  für  deutsche  Philologie 
Sittenberger,  Dr.  Hans 
V.  Skene,  Louis 

de  Sommain,  Frl.  Ella,  Stud.  phil. 
V.  Sonnenthal,  Frau  Margarethe 
Spitzer,  Frl.  Leonie,  Schriftstellerin 
Steger, Dr. Heinrich,  Reg.-Rat,  Hof- 

u.  Gerichtsadvokat 
Steiger,  Frl.  Mizzi 
Stein,  Frau  Bergdirektor  Ernst 
Sternfeld,  Heinrich,  Buchhändler 
Strässle,  Dr.  Fritz,  Reg.-Rat 
Streicher,  Fräulein  Karoline 
Strzygowski,  Dr.  Jos.,  Prof.,  Hofrat 
Stülpnagel,    Ernst    (i.    Fa.    Carl 
Konegen,  Verlagsbuchhdlg.) 
v.Tiesenhausen,  Baronesse  Adelheid 
Unger,  Dr.  Josef,Prof.,  Minister  a.D., 
Präsident     des    Reichsgerichts, 
Geh.  Rat,  Exz. 
Universitäts-Bibliothek,  K.  K. 
Wahrmann,  Frau  Dr.  Emma 
V,  Weilen,  Dr.  Alexander,  Prof. 
Weinberger,  Emil,  Bankier 
v.  Weiss-Starkenfels,  Freiherr  Al- 

fons,  Ministerialrat 
Weiss  v.Tessbach,  Ritter  Dr.  Adolf 
Weiss  V.  Wellenstein,  Frau  Stefanie 
Weissei,  Dr.  Otto,  Hof-  u. Gerichts- 
Advokat 
Werner,  Alexander,  Baurat 
Wertheimer,  Fräul.  Dr.  Emilie 
Wittgenstein,  Karl,Großindustrieller 
Wittgenstein,  Frau  Poldi 
Wittgenstein,  Fräulein  Grethel 
Wittgenstein,  Fräulein  Minning 
Wittmann,  Hugo,  Schriftsteller 
Zweybrück,  Dr.  Franz 

Wiener  Neustadt 

N.-Ö.  Landes-Oberrealschule 

Schloss  Zalaber  (Szt.Jodn,Ungarn) 
V.  Gutmann,   Frau  Baronin  Rose 


SCHWEIZ 


Aarau 

Feer,  Carl 

Kantons-Bibliothek,  Aargauische 
Literarische  und  Lesegesellschaft 
Zschokke,  Dr.  Ernst 

Äarburg  (Schweiz) 
Welti,  Dr,  Heinrich,  Schriftsteller 

Ariesheim  b/Basel 
Gessler,  Dr.  Albert,  Professor 

Basel 

Burckhardt,  Dr.  C.  Chr.,  Professor 

Forcart-Bachofen,  R. 

Hellfeld,  Frau  Lina 

Hotfmann-Krayer,   Dr.    E.,    Prof. 

Lese-Gesellschaft 

Oeri,  Dr.  Albert,  Redakteur 

Petersen,  Dr.  Julius,  Professor 

Sarasin,  Dr.  Paul 

Tlwmmen,  Dr.  Rudolf,  Professor 

Universitäts-Bibliothek 

Bern 

David,  Dr.  H.,  i.  Vicekanzler  der 

Eidgenossenschaft 
Derzbach,  Eduard,  Schauspieler 
Deutsches  Seminar  a.  d.  Universität 
Francke,  Alexander,    Buchhändler 
Graf,  Fräulein  E.,  Seminarlehrerin 
V.Gregory,  Freih.,C.,Hauptm.  a.D. 
Jacob,  Frau  Viktor 
Janko,  S.  L. 

Lotmar,  Dr.  Ph.,  Professor 
Maync,  Dr.  Harry,  Professor 
Rellstab,  J.,  Depart.-Sekretär 
Stadt-Bibliothek 
Stockhausen  -  Bogenhardt ,       Frau 

Helene 

Biberist  b/Solothurn 
Miller,  Oskar 

Bümpliz  b/Bern 
Fränkel,  Dr.  Jonas,  Schriftsteller 

Chur 

Kantonsbibliothek  Graubünden 

Daves  —  Dorf 
Meissner,  Wilh.,  Bankbeamter 


Freiburg 

Seminar  f.  germ.  Philologie 

Genf 

Ludowici,  August,  Kais.  Deutscher 
Konsul 

Meczl6ny-Raabe,  Dr.  Rieh.,  Privat- 
dozent 

Göschenen 

Zahn,  Dr.  Ernst,  Schriftsteller 

Interlaken 

Waeckerling-Zweifel,  Frau  Dr. 

Kilchberg  b/Zürich 
Niedermann,  Alfred,  Direktor 
Schröter,  Theodor,  Buchhändler 

Küssnacht  b/Zell 
Suter,  Dr,  Paul,  Professor 

Lausanne 

Cart,  Dr.  WilHam,  Professor 
Lewald,  Dr.  Hans,  Professor 

Murten 

Lademann,  Prüfet 

Rüschlikon  b/ Zürich 
Senn-Holdinghausen,  Frau  E. 

Solothurn 

Kantons-Bibliothek 
Töpfergesellschaft 

St.  Gallen 

Museumsgesellschaft 
Stadt-Bibliothek  (Vadiana) 

St.  Moritz 

Angst,  Adolf,  Direktor 

St.  Sulpice 

Weingartner,  Felix,  Hofkapellmst. 

Stäfa  a/Zürichsee 

Nipkow,  Ferd.,  Apotheker 

Vevey 

Geibel,  Frau  Cäcilie 


— &*    6s     <— 


Winterthur 

Bühler,  J.  H. 

Radecke,    Dr.  Ernst,    Professor, 

Musikdirektor 
Stadt-Bibliothek 
Weber,  Gustav,  Professor 

Zürich 

Abegg,  Carl  J. 

Bertheau,  Dr.  Fr.,  Spinnereibesitzer 

Blümner,  Dr.  Hugo,  Professor 

Bluntschli,  Dr.  Friedrich,  Professor 

Bodmer,  Dr.  .Hans 

Bodmer,  Dr.  Hermann,   Professor 

Deutsches  Seminar  der  Universität 

Dramatischer  Verein  Zürich 

Ernst,  j.  W. 

Fierz,  Fräul.  Anna 

Fierz,  Fräul.  Hannah 

Frey,  Dr.  Adolf,  Professor 

Hegar,  Frau  Lina 

Hirschhorn-Ulrich,  Frau  Bertha 

Hirzel,   Dr.  Fritz 


Zürich 

Langkavel,  Fräulein  Dr.  Martha 

Largiader-Bodmer,  Frau  Direktor 
Marie 

Lehrerbibliothek  d.  Industrieschule 

Lesezirkel  Hottingen 

Museums-Gesellschaft 

Reiff-Franck,  H.,  Kaufmann 

Reucker,  Alfred,  Direktor  des  Stadt- 
theaters 

Rüge,  Dr.  G.,  Professor 

Schäffer,  Frau  Else 

Schä/fer-Ryssel,  Kurt,  Fabrikant 

Schuler,  Dr.  Hans 

v.Schulthess-Rechberg,Dr.G.,Prof. 

Simon,  Dr.  Gh. 

Stadt-Bibliothek 

Staehelin-Baechtold,  J.,  Kaufmann 

Stauffacher,  Dr.  W. 

Trog,  Dr.  Hans,  Redakteur 

Wehrli,  Dr.  Heinrich,  Arzt 

Zug 

Schaer,  Dr.  Alfred 


BELGIEN 


Antwerpen 

Forst,  O.,  Librairie 

Gaster,  Dr.  Bernhard,  Direktor  der 

deutschen  Oberrealschule 
Rooses,    Max,     Conservateur    du 

Mus^e  Plantin-Moretus 


Brüssel 

Norden,  Frau  Ella 
S,ternheim,  Karl,  Schriftsteller 
Vogler,  Fräulein  Helene 
Wieniawski,  Frau  Joseph 


Gand 

van  Goethem,  E. 

BULGARIEN 

Sofia 

Tumparofif,  Dr.  Nicola 


DÄNEMARK 


Fredensborg 
Hansen,  Hans  Nikolai,  Maler 

Hellebak  b/Kopenhagen 
Neergaard,  N.  T.,  Redakteur 

Kopenhagen 

Behrens,  Carl,  Redakteur 
Bibliothek,  Königliche 
Bonnesen,  J. 

GOETBE-JAHRhUCH    XXXIV 


Kopenhagen 

Jacobson,  Dr.  D.  E.,  Prof. 
Salomonsen,  Dr.  Carl  Julius,  Prof. 
Zeuthen,  L.,    Obergerichts-Anwalt 

NakskoT  (Lolland) 
Ankjöer,  Stephanie,  Stud.  germ. 

Tuhorg-Hellerup  b/Kopenhagen 
Dessau,  Benny,  Direktor 
23 


— &f    66    ^ 


FRANKREICH 

Aix 

Bibliothfeque  de  l'Universit^ 


Bordeaux 

Bibliothfeque  de  l'Universit^ 
Genevois,  Professeur 

Clermont-F  errand 

Biblioth^ue  de  l'Universite 

Dijon, 

Gloege,  Dr.  Gg.,  Lecteur  de  Langue 
allemande  ä  l'Universit^ 

Lyon 

Bibliothfeque  de  l'Universit^ 

Nancy 
Biblioth^que  de  l'Universit^ 

Nizza 

Schropp,  Ralph,  Privatier 


Paris 


Bibliothfeque  Nationale 

Bibliothfeque  de  l'UniversitS  Sor- 
bonne 

Bräal,  Michel,  Professeur  au  Collfege 
de  France 

Deschamps,  Gaston 

Ecole  Normale  Sup^rieure 

Hill,  David  Jayne,  Amerik.  Bot- 
schafter 

Onfeguine,  Alexandre 

Soulange-Bodin,  Frau  Marthe 

Welter,  H.,  Buchhändler 

Wiesenthal,  Alfred,  Kaufmann 

Sceaux,  pr^  Paris 
Andler,  Charles,  Chargd  de  Cours 
ä  rUniversitd   de   Paris   (Sor- 
bonne) 

Toulouse 

Loiseau,  Dr.  Hippolyte,  Professor 

Versailles 

Fanta,  Fräulein  Adele,  Professeur 


GRIECHENLAND 


Neu-Phaliron  b/Athen 
Kahn,  Paul 


Firäus-Athen 
Giro,  C.  G. 


GROSSBRITANNIEN 


Almondsbury  near  Bristol 
Cann-Lippincott,  R.  C. 

Beschul  on  Sea 

Oppermann,  Fräul.  Elisabeth 

Birmingham 

Sandbach,  Dr.  Francis  Edward 
Schürhoff,  Hermann,  Konsul 
University-Library 

Bowdon  b/Manchester 
Güterbock,  Alfred 

Cambridge 

Breul,  Dr.  phil.  Karl 

Browning,  Oscar,  M.  A. 

Ward,  Prof.  Dr.  A.  W.  L.  D.  L.  L.  D. 


Englefield  Green  (Surrey) 
Royal  Holloway  College 

Glasgow 

Library  of  the  University 
Rottenburg,  Fritz 
Rottenburg,  Dr.  Paul 

Leeds  (Yorkshire) 
Library  of  tlie  University 
Schüddekopf,  Dr.  A.  W.,  Professor 

Liverpool 

Lehmann-Haupt,  Professor 
Petsch,  Dr.  Robert,  Professor 

London 

Allatini,  Mrs.  Nora 
Clarke,  H. 


-•^    67    ■^- 


London 

Cornish,  Rev,  F.  F. 

Deichraann,  Dr.  jur.  Paul 

Freund,  Max,  Kaufmann 

Neuhuys,  J.  A. 

Oppenheimer,  Mrs.  Lucy 

Owen-Seamon 

Robertson,  Dr.  John  E.,  Professor 

Schmidt,  Kurt 

Vogrich,  Max,  Komponist 

Williams  &  Norgate,  Buchhandlg. 

Manchester 

Victoria  University  of  Manchester 

Newcastle  o/Tyne 
Merz,  Dr.  Theodor 


Oxford 

Bodlyan  Library 

Fiedler,  Dr.  Herrn.  Georg,  Prof. 

Taylor-Institution 

Shawbrook 

Cohen,  Max  Edward,  Kaufmann 

Sheffield 

Freund,  Dr.  Julius,  Professor 

St.  Andrews  (Schottland) 
Schaaflfs,   Dr.  G.,   Dozent  an    der 
Universität 


Mitglieder   der  English  Goethe-Society,    welche   zugleich   der 
deutschen  Goethe-Gesellschaft  angehören: 

Cambridge 

Dawes  Hicks,  G.,  Professor 


Dublin 

Dowden,  Prof.  E.,  L.L.D.,  D.C.L. 
National  Library 
Trinity  College  Library 

London 

Atkins,  H.  G.,  Professor 

Pocke,  E. 

Goetze,  Frau  Siegmund 

Gollancz,  Mrs. 

Haines,  Mrs. 

Hertz,  Miss 

Herz,  Harry 

von  der  Heydt,  Baron 

Kirby,  W.  F.,  F.  L.  S.,  F.  E.  S. 

Meyer,  Hermann 

Mond,  Dr.  L.,  F.  R.  S. 

Mond,  Lady 


London 

Mond,  Mrs.  L. 

Montefiore,  C.  J. 

Mullins,  W.  E.,  M.  A. 

Oswald,  Fräulein  Lina 

Powell,  Miss  Rosanna 

Prentice,  Mrs.  Esther  Ridley 

Reckitt,  Miss  Julies 

Reform-Club 

Ries,  Mrs.  Eugen 

Rippmann,  Prof.  Walther,    M.  A. 

Ruete,  Mrs.  R,  S. 

Scott,  Ernst 

Springer,  Leopold 

Steinthal,  Gustav 

Strauss-CoUin,  A. 

Walhouse,  M.  J. 

Williams,  S.  Geoffrey 

Newcastle  o/Tyne 
Merz,  Dr.  J.  Th. 


Andrews , 
steller 


ITALIEN 


Capri 

William   Page,  Schrift- 


Florenz 

Dreyer,  Dr.  Hans 
Fasola,  Dr.  Carlo 


Florenz 

V.  d.  Gabelentz-Linsingen,  Dr.  Hans, 
Direktor  des  Kunsthist.  Instituts 
V.  Kaufmann,  Frau  Baronin 
Lobe,  Frau  Magda 
Scholz,  Dr.  Bernhard,  Professor 
Stromboli,  Frau  Berta 
23* 


-^    68     ♦€• 


Gardone-Riviera 

Thode,  Dr.  Henry,  Geli.  Rat 

Mailand 

Bondy,  Alois  Ernst 

Neapel 

Bannier,  Fräul.  Maria  Anna 
Dolirn,  Dr.  Reinhard,  Professor 

Rom 

V.  Bülow,  Fürstin,  Durchlaucht 


Rom 

Guerrieri  -  Gonzaga,     Frau     Maria 

Maraini 
Hilsz,  Karl 

Kempner,  L.,  Kunsthändler 
Langmann,  Frau  Dr.  Amalie 
Steinmann,  Dr.  Ernst,  Professor 

Venedig 

Ringler,  Dr.  Guido,  Königl.  Nor- 
wegischer Vizekonsul 
Rupitz-Manussos,  Frau  Prof.  Käty 


NIEDERLANDE 


Amsterdam 

van  Hall,  Dr.  J.  N.,  Redakteur 
Hartog,  Jacques,  Privatdozent 
van  Kempen,  H.,  Bankier 
Mikmak,  J.  P.,  Haupt-Inspektor 
Nieuwenkamp,  Frl.  Fernande 
Schölte,  J.  H. 
Viol,  Carl 
Westerdyk,  Dr.  B. 

Arnhem 
v.  Haarst,  J.  W.  G. 
van  Roggen,  Frl.  W.  E,,  Lehrerin 

Domburg 

Blum,  J.  H.,  Mitglied  d.  IL  Kammer 
d.  Generalstaaten 

Doorn 

Smit-Kleine,  Dr.  F.,    Schriftsteller 

Dordrecht 

van  Lier,  Fräulein  Fanny 

Enschede 

Rutgers,  H.W.jOberrealsch. -Lehrer 

Groningen 

Breuning,  H.  H.,  Lektor 
Kranenburg-Hoen,  M.,  Cand.  jur. 
Symons,  Dr.  B.,  Professor 

Haag 

v.  Bethmann-Holhveg,  Baron 
Dietrich 

Bijvanck,    Dr.  W.  G.   C.,   Ober- 
bibliothekar der  Kgl.  Bibliothek 


Haag 

Boele   van   Hensbrock,  P.  A.  M., 

Buchhändler 
van  der  Haar,  J.  G.,  Buchhändler 
Kossmann,  Dr.  E.  F.,  Gymnasial- 

Lehrer,  Privatdozent 
V.  Müller,  Kaiserl.  Gesandter,  Exz. 
Scheurleer,  Dr.  D.  F.,  Bankier 
Spitzen,  G.  W.,  Realoberlehrer 
van  Tets  van  Goudriaan,  Minister, 

Exz. 

Hilversum 

Verryn-Stuart,  Frau  E.  S. 

Nymegen 

Meuleman,  B.  A.,  Stenograph  der 
Generalstaaten 

Rotterdam 

Folmer,  Tiddo,  Bibliotheksdirektor 

Utrecht 

Frantzen,  Dr.  J.  J.  A.A.,  Professor 
Magnus,  Dr.  Rudolf,  Professor 
Utrechts-Leesmuseum 

Velp  b/Arnhem 
Leendertz,  Paul,  Rentier 

Zütphen 

de  Witte,  S. 

ZwoUe 

Kalff,  J.,  Bankier 

Talen,  J.  G.,  Gymnasiallehrer 


—^    69    ^4-- 


NO RWE GEN 


Christiania 

Goldschmidt,  Frau  Prof.  Am^lie 
Universitäts-ßibliothek 


Tönsberg 

Dannevig,  Frl.  Thordis 


RUMÄNIEN 

Bukarest 

Jackson,  John  B.,  Amerikanischer  Gesandter,  Exz. 
Sturdxa,  Demetrius,  Kgl.  Staatsminister  a.  D.,  Ex~. 


Dorpat 

V.  Anrep-Ringen,  Frau  Landrat 

V.  Liphart-Rathshof,  R. 

Masing,  Dr.  WoMemar,  Dozent 

V.  Oettingen,  Max 

Schlüter,  Dr.  Wolfgang,  Hofrat 

Universitäts-Bibliothek 

Fellin  (Livland) 
V,  Mensenkampff,  Frau  Gabriele 

Helsingfors  (Finnland) 
Poirot,  Dr.  Jean,  Lector 
Universitäts-Bibliothek 

Kiew 

Kaiserl.  St.  Wladimir-Universität 

Libau  i/Kurland 
Valentin,  Richard 

Lodz 

Ingster,  Adolf,  Kaufmann 

Mitau 

Hunnius,  Dr.  Carl,  Dir.  d.  Landes- 
schule 

Moskau 

V.  Beckerath,  Aurel 
Fitzenhagen,  Willy 
Luther,  Dr.  Arthur 
Medtner,  Emil,  Literat 

Neu-Schwanenburg  (Livland) 
V.  Transehe-Roseneck,  G. 
V.  Transehe-Roseneck,  P. 

Odessa 

Schmidt,  Dr.  Carl  Josef  M. 


RUSSLAND 

Reval  (Esthland) 
Eggers,  Mag.  A. 
v.  Ungern-Sternberg,  Freifrau  L 


Riga 

Nölting,  Fräulein  Bertha  (E.  Heldt) 
Reyher,  Dr.  Rudolf  Wolfgajig 

Semershof  (Livland) 
v.  Wolff,  Freiin  Eleonore 

Smilten  (Livland). 
Bergmann,  Eugen,  Apotheker. 
Girgensohn,  Frau  Dr.  Helene 

St.  Petersburg 

Bibliothek,  Kaiserl.  öffentliche 
Cholodkovsky,  Nicolaus,  Prof. 
Forssmann,  Alfred,   Gymnasial- 
lehrer 
Forssmann,  Julius,  Privatdozent 
Gebhard,  Rieh.,  Rechtsanwalt 
Heyse,  Th. 

Koppe,  Fräul.  Hildegard,  Lehrerin 
Lessner,  Fräul.  Lydia 
V.Lucius,  Freih. Hellmuth, Leg.-Rat . 
Mekler,  Georg,  Hofrat 
Paulsen,  Frau  Staatsrat  Alexandrine 
Pollitz,  Frau  Konsul 
Universitäts-Bibliothek 

Gut  Tauerkaln  b/Goldingen 
(Kurland) 
Lindwart,  Frau  Alice,  Gutsbes. 

Wenden  (Livland) 
V.  Kreusch,  Frau  Anna 

Wiborg  (Finnland) 
Alfthan,  Ferd.,  Vice-Konsul 


— ^     70    *5— 


SCHWEDEN 


DjurBholm  b/Stockholm 
Donner,  Dr.  J.O.  C,  Univ.-Dozent 
Gyldin,  Frau  Professor  Therese 

Eaggeholm  b/ Stockholm 
Vult  V.  Steijern,  Fr.,  Rittergutsbes. 

Lund 

Collin,  Karl  Martin 
Universitätsbibliothek 


Stafsund  b/Stockholm 
V.  Klinckowsiröm,    Frau   Baronin 
Thyra 

Stockholm 

Bibliothek,  Königliche 
Nobelbibliothek  der  Schwedischen 
Akademie 

Stocksund 

Berg,  Dr.  Rüben  Gustafson,  Dozent 


SPANIEN 


Flix  (Prov.  Tarragona) 
Müller,  Dr.  Wilhelm,  Direktor 
Simon,  Frau  Alice 


Madrid 

V.  Ratibor  u.Corvey,  Frau  Prinzessin 
Max  von  Ratibor,  Durchlaucht 


AFRIKA 

Alexandrien  Swakopmund   (D.  S.W. -Afrika) 

Osborne,  Dr.  Alfred,  K.  u.  K.  Sani-  :   Weber,  Dr.  Kurt,  Bezirksamtmann 
täts-  u.  Konsulararzt  } 

Johannesburg  i      Windhuk  (Dtsch.  S.W.-Afrika) 

Reunert,  Theodore,  Ingenieur  Bach,  Frau  Mally 

Zanzibar 

Haug,  Frau  Konsul 

AMERIKA 


Albany  (N.  Y.) 
New  York  State  Library 

Amherst  (Mass.) 
Amherst  College 

Andover  (Mass.) 
Ripley,  A.  L.,  Professor 

Ann  Arbor  (Mich.) 
Library  of  University  of  Michigan 

Athens  (Ohio) 
Super,  Charles  W.,  Professor 

Aurora  (N.  Y.) 
Wells    College  Library 

Baltimore 

Collitz,   Dr.  Hermann,   Prof. 
John  Hopkins  University 


Baltimore 

Mackall,  Leonard  L.,  z.  Zt.  in  Jena 

Peabody-Institut 

Wood,  Dr.  Henry,  Professor 

Belvit  (Wisc.) 
Belvit  College 

Berkeley  (Califomien) 
Library  of  University  of  California 

Bloomington  (Ind.) 
Indiana  University  Library 

Boston  (Mass.) 
V.  Blomberg,  Freiin  Eva 
Boston  Athenaeum 
Higginson,  Mrs.  Henry  L. 
Vogel,  Frank,  Professor 


— ^   71    ^— 


Bryn  Mawr  (Penn.) 
ßryn  Mawr  College  Librarj- 
Jessen,  Dr.  Karl  Detlev,  Prof. 

Cambridge  (Mass.) 
Harvard  University 
Wesselhoeft,  Dr.  Walter,  Arzt 
White,  HoratioStevenSjProf.LX.D. 

Chicago  (IlHn.) 
University  of  Chicago  Press 

Cincinnati  (Ohio) 
Grossmann,  Dr.  Louis,  Professor 

Cleveland  (Ohio) 
Adelbert  College 
Laukhuff,  Richard 

Clinton  (N.  Y.) 

Brandt,  H.  C.  G.,  Professor 

Columbia  (Miss.) 
University  of  Missouri 

Colambus  (Ohio) 
Ohio  State  University 

Coscob  (Conn.) 
Wakeman,  T.  B.,  Professor 

Evanston  (Ulin.) 
Northwestern  University 

Greencastle  (Indiania) 
Longden,  Dr.  Henry  B.,  Professor 

Hallstead  (Pa.) 
Du  Bois,  Frau  Generalkonsul  Emma 

Hanover  (New  Hampshire) 
Dartmouth  College 

Haverstraw  (N.  Y.) 

Speck,  William  A. 

Ithaca  (N.  Y.) 

Cornell  University  Library 
Gudeman,   Dr.   Alfr.,   Professor, 

2.  Z.  in  München 
Hewett,  Dr.  W.  T.,  Professor 

Jowa 

State  University  of  Jowa 


Knoxville  (Tenn.) 
Darnall,  H.  J.,  Professor 

Lake  Forest  (lUin.) 
Lake  Forest  University 
Nollen,  Dr.  John  S.,  Präsident  d. 
Lake  Forest  College 

Madison  (Wisc.) 
Hohlfeld,  Dr.A.R.,  Professor 
Reinhardt,  Dr.  E. 
University  of  Wisconsin 

Middletown 

Wesleyan  University 

Milwaukee  (Wisc.) 
Weis,  C. 

Minneapolis 

University  of  Minnesotta 

Newark  (Del.) 
Delaware  College 

New  Canaan  (Conn.) 
Reedern,  Kurt  V. 

New  Haren  (Conn.) 
Gruener,  Gustav,  Professor 
Palmer,  A.  H.,  Professor 
Yale-University 

New  Orleans  (La.) 
Tulane  University 

New- York 

Bayard-Taylor,  Mrs. 

Billqvist,  C.  E. 

Columbia  University  Library 

Genung,  Charles  H. 

Hafner,  Alfred 

Heuser,  F.  W.  J. 

Lemcke,  Ernst,  Buchhändler 

Loewy,  Benno,  Counsellor  at  Law 

Meyer,  Frau  Minna  M. 

Miller,  C.  R.,  Redakteur 

New  York  Public  Library 

Roelker,  A. 

Stechert,    Gustav  E.,   Buchhändler 

Thomas,  Calvin,  Professor 

Tombo,    jun.,    Rudolf,     Ph.    D., 

Professor 
Wilkens,  Dr.  Friedr.  H.,  Professor 

Oberlin 

Oberlin  College 


--^    72    ^— 


Oregon 

University  of  Oregon 

Philadelphia  (Penn.) 
Burchinal,  Dr.  Mary  C. 
Deutsche   Gesellschaft  von  Penn- 

sylvanien 
Haevernick,  Fräul.  Emma 
University  of  Pennsylvania 

Poughkeepsie 

Vassar  College 

Princeton  (N.  J.) 

Princeton  University 

Providence  (Rhode  Island) 
Library  of  Brown  University 

Rahway  (N.Y.) 
Kippenberg,  Dr.  Heinrich 

San  Francisco 

Barkan,  Dr.  Adolf,  Professor 

Santiago  de  Chile 

Galviz,  Dr.  Jos6  M.,  Professor 

Stanford  (California) 
Cooper,  W.  A.,  Professor 
Flügel,  Dr.  Ewald,  Professor 
Library  Leland  Stanford  University 


St.  Louis  (Mo.) 
German  Departement  of  Washing- 
ton University 
Heller,  Dr.  Otto,  Professor 
Langton,  John  J.  P.,  B.  A. 
Livingstone  Lowes,  Dr.  John,  Prof. 
Nobbe,  Dr.  Wilhelm 
Renth,  Henry 

Terre  Haute  (Indiania) 
Bartlett,  Ota  J.,  Lehrerin 

Toronto  (Canada) 
van  der  Smissen,  W.  H.,  Professor 
Universitäts-Bibliothek 

Urbana  (Illinois) 
University  of  Illinois 

Washington 

Bernstorff,  Frau  Gräfin  Hannss 
Schmidt,  Alfred   J.  W.,  Professor 

Wellesley  (Mass.) 
Wellesley  College 

Williamstown  (Mass.) 
Wahl,  Dr.  George  Moritz,  Professor 
Williams  College 


ASIEN 


Okayama  (Japan) 
Fehler,  Max,  Dozent  an  der  Staats- 
hochschule 


Shanghai  (China) 
Westendorff,  Paul,  Kaufmann 

Soerabaija  (Niederl.  Ost-Indien) 
Leydesdorff,  L.,  Oberreallehrer 


Tokio  (Japan) 
Mumm  von  Schwarzenstein,  Freih. 
Dr.  A.,  Kaiserl.  Deutscher  Ge- 
sandter, Exz. 

Tsingtau  (China) 
Klehmet,  Frau  Major 

Yokohama  (Japan) 
V.  Syburg,  F.,  Kaiserl.  Deutscher 
Generalkonsul 


AUSTRALIEN 

Melbourne 

V.  Dechend,  W.,  Dozent  a.  d.  Universität 
Härtung,  Ernst 


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Goe  the- Jahrbuch 


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PLEASE  DO  NOT  REMOVE 
CARDS  OR  SLIPS  FROM  THIS  POCKET 

UNIVERSITY  OF  TORONTO  LIBRARY 


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