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p 1 <^
\
Goethe-Jahrbuch.
Herausgegeben
Ludwig Geiger.
FÜNFZEHNTER BAND
Mit dem neunten Jahresbericht
Goethe-Gesellschaft.
Frankfurt vm.
Literarische Anstalt
RüTTEN & LoENIN«.
1894.
lO 53 , XL.
83 36GST2 OOS
A. un'i-
Mit dem Bildniss der schlafenden Chrisiia
IN Lichtdruck
NACH BiNER Handzeichnung Goethss.
Vorwort.
|ie üblich, so geht auch diesem Bande der gern
ausgesprochene, ehrerbietige Dank für Seine
Königliche Hoheit den Grossherzog von Sachsen
und Ihre Königliche Hoheit die Frau Grossherzogin voran,
die auch diesmal wieder die Gnade hatten, zu gestatten,
dass Materialien aus dem Goethe- und Schiller-Archiv be-
nutzt und gedruckt und ein Bildniss aus dem Goethe-
National -Museum reproducirt wurden. Ueber dieses Bild
schreibt Herr Geheimer Hofrath C. Ruland, der die An-
regung zu dessen Mittheilung gab und seine liebenswürdige
Mitwirkung zu diesem Bande freundlich wie immer be-
thätigte, wenn er auch durch Arbeitslast verhindert war,
einen grösseren Beitrag aus dem Gocthe-National-Museum
zu spenden. Folgendes:
»Das Original der diesem Bande beigegebenen Illustration
ist eine 30 cm. hohe und 22 cm. breite Bleistiftzeichnung
von Goethes Hand. Sie fand sich in einer von ihm selbst
bezeichneten Mappe »Zur menschlichen Gestalt«, in einem
besonderen Umschlage, zusammengelegt mit einer Profil-
zeichnung der Schwester Cornelia und einer ganzen Anzahl
verschiedener Versuche aus den Jahren 1789 bis 91 oder 92,
den Lockenkopf Christianens darzustellen; einmal ist sie
das Hausmütterchen, das sich wie fröstelnd in einen bunten
Shawl wickelt, ein anderes Mal vergrössem sich die Züge
IV Vorwort.
zu einem Profilbild, das an eine antike Camee anklingt.
Das anmuthigste Bild von allen ist das hier mitgetheilte.
In einem glücklichen Augenblicke der Natur abgelauscht,
hat die Hand des Dichters die Gestalt des geliebten Mädchens
mit derselben Zartheit auf dem Papier festgehalten, mit
der die Feder die ihn bewegenden Gefühle gleichzeitig
dichterisch ausgesprochen hat. Nicht etwa als ob unsere
Zeichnung als eine Illustration im gewöhnlichsten Sinne
des Gedichtes »Der Besuch« anzusehen wäre, — beide
sind wesentlich einSy der nur künstlerisch verschiedene,
aber gleich wahre Ausdruck derselben herzenswarmen
Empfindung. Wenn Goethe nur diese eine Zeichnung
hinterlassen hätte, würden wir es begreifen, wie er oft
und lange an seine besondere Beanlagung zur Kunst glauben
konnte. Auf jeden Fall hoffen wir, dass die Goethefreunde
dem Herausgeber des Jahrbuches für die Mittheilung des
Blattes Dank wissen werden; wie Schreiber dieses es
empfand, als er seiner Zeit das Blatt aus der verstäubten
alten Mappe hervorzog, wird sich jeder sagen, dass uns
hier ein ergreifender Beleg für Goethes menschlich wahres,
warmes Empfinden und dichterisches Gestalten erhalten ist.«
In gleicher Weise wie früher bin ich auch dies Mal
Herrn Professor Dr. B. Suphan, dem Director des Goethe- und
Schiller -Archivs, und seinen Arbeitsgenossen am Archiv
zu vielfachem Dank verpflichtet für die freundliche Unter-
stützung, die sie mir bei der Ausarbeitung meines Archiv-
beitrags zu Theil werden Hessen.
Auf einige Punkte, in denen der vorliegende Band sich
von den früheren unterscheidet, möchte ich hier einleitend
aufmerksam machen. Der eine ist das Fortfallen der »Neuen
Mittheilungen«, soweit sie nicht dem Archiv entstammen.
Schon seit einigen Jahren, seit Erschliessung des Goethe-
und Schiller-Archivs rinnen die Quellen, aus denen die
»Neuen Mittheilungen« des Jahrbuches ihre Nahrung er-
hielten, viel spärlicher als früher, und es ist vorauszusehen,
dass allmählich Alles, was auf dem Markte käuflich ist,
Vorwort.
und Vieles von privater Seite in diese Centralstelle als in
seine wahre Heimath wandert. Daher ist es natürlich, dass
Kleinigkeiten, die mir etwa angeboten werden, nicht leicht
angenommen werden, wenn sie nicht besonders gute Figur
machen. Andrerseits glaubte ich im vollen Einverständniss
mit B. Suphan, der mit stets gleich bleibendem Wohl-
wollen die dem Jahrbuch dienlichen Stücke auswählt und
zur Veröffentlichung an hoher Stelle vorschlägt, diesen
Theil des Jahrbuches eher beschränken als ausdehnen zu
sollen. Während im vorigen Bande die »Neuen Mit-
theilungencr 164, die Abhandlungen und Miscellen 132 Seiten
umfassten, ist dies Mal das Verhältniss umgekehrt. Die
Abhandlungen und Miscellen nehmen 193, die »Neuen
Mittheilungen« nur 108 Seiten ein. Dieses Verhältniss ist
wohl beabsichtigt, ich glaubte mehrfach ausgesprochenen
Wünschen nach lesbaren Abhandlungen nachkommen zu
sollen. Ich empfinde eine besondere Freude darüber, dass
der Herausgeber des Victor Hehn'schen Nachlasses diesen
Band mit einem Beitrag aus diesem Nachlasse geschmückt,
dass Rudolf Hildebrand meinem langjährigen Drängen durch
die Gewähnmg eines Aufsatzes nachgegeben hat, dass neben
verdienten Forschern, die schon längst liebe Gäste des
Goethe-Jahrbuches waren, auch Jüngere zum ersten Mal
das Won ergreifen. Neben den Abhandlungen, die sich
an einen grösseren Leserkreis richten, habe ich gern einer
textkritischen Forschung Platz gewährt, obwohl sie an
eine verhältnissmässig kleinere Zahl von Lesern sich wendet,
weil sie eine sehr glückliche Entdeckung ausführlich dar-
legt, der für die Behandlung des Goethischen Textes eine
besondere Wichtigkeit zukommt. Auch die Miscellen er-
scheinen in einer Anzahl und Ausdehnung wie bisher noch
niemals. Sie theilen in stärkerem Masse, als dies zumeist
üblich war, neues Material mit. Die grosse Zahl der Mit-
arbeiter, in der sich unter vielen altbewährten mehrere
neue finden und zwar gerade solche, die auf anderen
Gebieten als dem der Goethe-Forschung ihre Hauptthätig-
VI Vorwort.
keit entfalten, und die Vielseitigkeit der behandelten Gegen-
stände bekunden wohl am besten das allgemeine Interesse,
das unsern Studien entgegengebracht wird.
Es ist mir eine angenehme Pflicht, den schon im Vor-
wort des vorigen Bandes ausgesprochenen Dank an den
Vorstand der Goethe-Gesellschaft, an die Verlagshandlung
und an die Mitarbeiter der Bibliographie (sie sind Seite 321
Anmerkung i genannt) auch dies Mal auszusprechen.
Am Ende des 3. Lustrums darf der Herausgeber froh
des Vollendeten auch freudigen Muthes in die Zukunft
blicken.
Berlin W. 50, 15. Februar 1894.
Schaperstrasse 8.
LUDWIG GEIGER.
Inhalt.
I. Mittheilungen aus dem Goeihe- und Schi Her- Archiv.
t. Sküzen zur dritten Epistel von Goethe. Herausgegeben
von Carl Redlich
2. iGedankenspiae« von Goethe. Herausgegeben von Bern-
hard SUPHAN
j. Ouvcages poittqucs de Goethe. Herausgegeben von Bern-
hard SUPHAK
4. Napoleons Unterhaltungen mit Goethe und Wieland und
Fr. V, Müllers Mimoire darüber für Talleyrand. Heraus-
gegeben von Bernhard Suphan
;. Sieben Briefe von Ficht^ an Goethe. — Zwei Briefe von
Fichte an Schiller. Herausgegeben von Rudolph Steiner
6. Acht Briefe F. A. Wolfs, sieben Briefe A. Hirts. vier Briefe
Goethes an Hirt. Herausgegeben von Ludwig Geiger
MiietillKii IUI demGotllK- und SiUlle-Aichiv liiiil feiner benuni:
In iloi AUiiiidloDgei TOD B. SupbtQ und C. ScIktct (Stil* 111 bis 116
um] iitbuifi), in den »chtrlgllclien Mittbeilui^n (Seiu >4T). >>< dt»
UiuUrn ton Rldlkfa, Freienlui, Saphln (S«U 11«. If. iti-tj).
NiUriilUa iB) dem Gocibt-Niiloail.lluKuin: in den HiKtUcn Ton
Ralind nnd Caga (Snu 37«, )»o).
II. Abhandlungen.
I, Bernhard Suphan, Goethe und der Graf St. Leu . . . i
1. Aus Victor Hehns Vorlesungen über Goethe. Heraus-
gegeben von Theodor Schiemakn ;
{. Rudolph Hildebrand, Zu dem Gedichte Ilmenau 8. Sep-
tember 178)
4. Bernhard Seupfert, Goethes Erzählung »Die guten
Weiber«
5. Wilhelm Büchner, Selbsterlebtes in Goethes sTasso« .
VIII Inhalt.
Seite
6. Otto Harnack, Goethes Kunstanschauung in ihrer Be-
deutung für die Gegenwart 187
7. Georg Witkowski, Der Leipziger Studentenaufruhr von
1768 206
8. Carl Scherer, Carl Matthaei 216
III. Miscellen, Chronik, Bibliographie.
I. Miscellen.
A. Neue Mittheilungen: Nachtrag.
Goethe an Barbara Schulthess. Herausgegeben von
Bernhard Suphan 247
B. Einzelnes zu Goethes Leben und Wirken.
1. Goethe als Corrector eines fremden Gedichts. Von
C. Redlich 248
2. Goethe über die Conception des Faust. Von August
Fresenius 251
3. Zu dem Hexeneinmaleins und den Versen der Thiere
in der »Hexenküche«. Von Alexander Tille . . . 257
4. Zu »Faust« W. A. 14, 207. Von Reinhold Steig . 2 $8
5. Neue Beiträge zur Literaturgeschichte der Faustfabel.
Von Ludwig Fränkel 259
a) Doctor Faust bei dem Schlesier Daniel Stoppe (1697 bi«
1747). S. a$9. b) Der iltesie Faust-Theaterzettel. S. 259. c) Der
Teufel als Pudel. S. 261.
6. Notizen über Goethische Dramen aus Reichards
Theaterkalender. Von Georg Witkowski .... 262
7. Zu Goethes Festspiel »Des Epimenides Erwachen«.
Nachtrag. Von H. Morsch 26}
8. Der wahre Adressat eines Goethischen Gedichts. Von
C. Re41ich 265
9. »Wenn ich still und einsam weine«. Von Bernhard
Suphan 265
IG. Zu: »War* nicht das Auge sonnenhaft, Die Sonne
könnt' es nie erblicken«. Von Edmund O. v. Lipp-
mann 267
11. Zu »Alles in der Welt lässt sich ertragen, Nur nicht
eine Reihe von schönen Tagen«. Von Edmund O.
V. Lippmann 268
12. Zum Gedicht »Zueignung«. Von Ernst Goldbeck . 269
13. Zu »Mahomets Gesang« und »Ilmenau«. Von
J. Imelmann 270
14. Zur Weimarer Ausgabe I, 5, i, 153. Von Reinhold
Steig 272
15. Stockfleths und Goethes Macarie. Von Richard
M. Meyer 272
Inhalt. iX
• Seit«
i6. Zu Goethes Tagebuche (W. A. III, }, 322). Von
Reinhold Steig 274
17. »Ich kann*s zu Kopf nicht bringen«. Von Richard
M. Meyer 274
18. J. G. Wille über Werther. Von Max J. Friedlaender 275
19. Zu »Goethe als Politiker«. Von C. Ruland . . . 276
20. Goethes Zeichnung des Capitols. Von Georg Wit-
kowski 277
21. Randbemerkungen zum Goethischen Gleichniss. Von
Hermann Henkel 277
22. DuMeiz, »Der Dechant«. Von Heinrich Heidenheimer 282
23. Goethe und Clodius. Von Albert Bielschowsky . . 283
24. Goethe und Magdalena Pfenninger. Von Albert
Bielschowsky 283
25. Goethe und Karl August in Erfurt 1789. Von Albert
Pick 285
26. Zum Saoder-Goethischen Briefwechsel. Von Ludwig
Geiger 28$
27. Goethe und die Brüder Grimm. Von Reinhold Steig 287
28. Goethes Verbindung mit Amerika. Von Ludwig
Fränkel 288
29. Zu »Goethe und Frankreich«. Von Ludwig Geiger 289
30. Goethe und M^rim^e. Von Ludwig Geiger . . . 290
31. Ein Urtheil über das Weimarer Theater 181 2. Von
Ludwig Geiger 291
32. Merkel als Lobredner Weimars. Von Ludwig Geiger 292
33. Das Journal des Döbats über Goethes Rücktritt vom
Theater. Von Ludwig Geiger 294
34. Grillparzer über Goethe. Von Ludwig Geiger . . 294
35. Ein Urtheil über Bettinas Briefwechsel. Von Ludwig
Geiger 296
36. Zur Goethe-Bildniss-Kunde. Von Ludwig Geiger . 297
C. Nachträge und Berichtigungen zu Bd. XIV u. XV. 298
2. Chronik 302
3. Bibliographie.
L Schriften.
A. Weimarer Goethe-Ausgabe.
Bericht der Redactoren und Herausgeber . . . . 312
B. Ungedrucktes.
I. Briefe 321
2 Regesten 324
C. Neue Ausgaben der Werke 325
X Inhalt.
Seile
D. Etnzelschriften und Erläuteningeii.
X. Allgemdiies. B3>iiographiscbes. Spradilidies.
Metrisches }27
2. Dramen }}2
j. Gedichte }40
4. Prosaschriften 34}
£• Obersetzungen 345
II. Biographisches.
A. Allgemeines 34^
B. Biographische Einzelheiten 347
C. Goethes Verwandte 348
D. Goethes VeriuÜtniss zu seinen Freunden und Nach-
folgern 34B
E. Stellung zu Wissenschaft und Kunst 357
F. Notizen von Zeitgenossen über Goethe . . . . 358
III. Verschiedenes.
A. Bilder und Statuen ; Gedenkplätze 359
B. Dichtungen über Goethe, Compositionen, Parodieen,
Nachdichtungen Goethischer Werke 361
Register 363
Neunter Jahresbericht der Goethe-Gesellschaft.
Mitglieder - Verzdchoiss.
Neue Mittheilungen.
Govths-Jahrbvch XV.
1. Mittheilungen aus dem Goethe-
UND Schiller-Archiv.
I. SKIZZEN ZUR DRITIEN EPISTEL.
Von Goethe.
(»■)
Und was deine Söhne betrifft, so weiss ich^ mit ihnen
Bist du nimmer verlegen. Denn früh die Bücke der Knaben
Auf die Bahn der Welt zu richten verstehst du und jedem
Das ihm eigne Organ zu künftiger That zu entwickeln.
Frisch erhälst du die Kraft des jungen Gemüthes, behende 5
Fasst ein jegliches Wort ihr Gedächtniss, die trockensten
Sprüche
Werden im heiteren Sinne in ihrer Schönheit lebendig,
Ehren lehrest du sie das Vergangne und schätzen vor allem
jeglichen Tages Werth und in dem Neuen die Vorzeit.
Nur das Gute hat Sinn für sie. 10
(b-)
Denn unschuldig ist wenn Menschen lesen
Was sich vor Zeiten begeben, was dieser und jener
gemeint hat,
Oder was der gerechte Beschluss zur heftigen That gleich
Zaubert. Sieh das trifft und reget alle Gemüther.
(c)
Eine gefährliche Schrift 15
Und kannst du diese verbrennen,
So ist allen auf einmal, den Grossen und Kleinen, geholfen
Denn mit grosser Begierde wird keine Gelegenheit
Neue Mittheilungen.
Willst aber du die Meinung beherrschen, beherrsche
durch That sie,
Nicht durch Geheiss und Verbot; der wackre Mann,
20 der Beständ'ge,
Der den Seinen und Sich zu nützen versteht, und dem
Zufall
Klug sich zu beugen weiss und gross dem Zufall wieder
gebietet,
Der den Augenblick kennt, dem unverschleiert die Zukunft
In der stillen Minute des hohen Denkens erscheinet,
25 Der wo alle wanken noch steht.
Der beherrschet sein Volk und gebietet der Meinung
der Menschen.
Einen solchen habt ihr gesehn vor kurzem hinaufwärts
Zu den Göttern getragen, woher er kam ; ihm schauten
Alle Völker der Welt mit traurigem Blick nach.
30 Jeder, schlim
Wechselsw^eise bewahren Geschmack und Sitte einander.
Aber Kaiser und Reich privilegirt sie, der Papst muss,
der Doge
Muss in jedem CafFeehaus sie leiden, in jeglichem Gasthof.
Pater Mamachius ach, was hast du nicht alles gestrichen!
35 Kein bedenkliches Wort der lustigen Oper entging dir.
Kein heroischer Vers des übermüthigen Helden.
Ach vernichtest du doch die abgünstigsten R —
Des verruchten Convents dem römischen Volke der Berge.
(gO
Und die Knaben, versteht sich von selber, sie führet ein
wackrer
40 Gradgesinnter Mann ins Heiligthum aller Erkcnntniss,
Die uns die Griechische Welt und die Lateinische darbeut,
Und so wären die Kinder vor allem Unheil gesichert.
Einen bedaure ich nur in diesen fliessenden Tagen,
Pater Mamachius dich, o Dechant aller Censoren,
45 Dich des heiligen Pallasts Magister.
Skizzen zur dritten Epistel. 5
Keiner jammert mich mehr in diesen fliehenden Zeiten
Als Mamachius du, o Dechant aller Censoren,
Du, des heiligen Pallasts Magister, des Ketzer-Gerichtes
Strenger Assessor, was musst du des hohen Dominicus
Zögling
Alles erleben, nachdem du die vielen Jahre gelesen 50
Und gestrichen.
Kein bedenkliches Wort der lustigen Oper entging dir.
Kein heroischer Vers des übermüthigen Helden.
Als Goethe am 28. Oktober 1794 seine erste Epistel,
mit der die Hören eröffnet wurden, in Reinschrift an Schiller
sandte, versprach er gleichzeitig die zweite fertig zu machen,
von welcher er schon zwei Tage vorher gemeldet hatte, sie
werde in der ersten Stunde guten Humors fertig werden, und
hoffentlich werde eine dritte zu Ende des Jahres bereit sein.
Aber am 6. December stand die Beendigung der zweiten
Epistel noch aus, und erst am 23. December ward die erste
Hälfte derselben für das zweite Horenstück übersandt mit der
Bemerkung, ihre andere Hälfte solle die dritte Epistel werden
und das dritte Horenstück anfangen (Werke IV. 10, 204—216).
Daraufhin ist Hören I, 2, 98 unter die unvollendete zweite
Epistel gesetzt: »Die Fortsetzung folgt.« Eine solche Fort-
setzung ist bekanntlich nie erschienen, und Goethe hat den
beiden Episteln, wie sie die Hören gebracht hatten, in den
Werken 1815 als Vorspruch vorausgeschickt:
Gerne hätt' ich fortgeschrieben.
Aber es ist liegen blieben.
Erst die Quartausgabe von 1836 fügte ein Fragment hinzu,
das nun auch die Weimarer Ausgabe 5 Erste Abth. 40 bringt,
inhaltlich ohne erkennbare Beziehung auf das Thema der
ersten beiden Episteln, in dem wir also einen Ansatz zu der
ursprünglich als dritte beabsichtigten, durch die Theilung der
zweiten aber zur vierten gewordenen zu sehen haben. Von
der zweiten Hälfte der zweiten dagegen, die als dritte für
das dritte Horenstück versprochen war, schien jede Spur ver-
loren, denn auch die Hindeutung von Loepers auf erhaltene
Ueberreste einer Fortsetzung der Episteldichtung, mit Versen
auf Friedrich den Grossen als Probe (Goethe - Jahrb. XIII
S. 227), Hess den Zusammenhang der Verse unaufgeklärt.
Neue Mittheilüngen.
Grund genug ftlr mich, bei der Durchmusterung der poetischen
Nachlasspapiere des Goethe -Archivs, welche mir die hohe
Besitzerin anvertraut hatte, um die v. Loeper'sche Gedicht-
ausgabe zum Abschluss zu bringen, mit besonderer Sorgfalt
auszuspähen nach den Blättern, aus welchen v. Loeper jene
Probe genommen, und nach der handschriftlichen Vorlage des
Fragmentes der Quartausgabe. Es gereicht mir zu grosser
Freude, dass ich das Gefundene schon hier den Lesern des
Jahrbuchs vorlegen darf, da der Abdruck in der Ausgabe
wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen muss.
Die oben mitgetheilten 53 Verse stehen auf drei Blättern
des feingestreiften italienischen Papiers, das aus den Drucken
Bodes und Lessings bekannt ist, einem Folioblatt und zwei
Quartblättern, und sind von Anfang bis zu Ende von Goethe
eigenhändig mit deutschen Lettern niedergeschrieben, theils
mit Bleistift, theils mit Dinte, überaus flüchtig und mit zahl-
reichen Abkürzungen und Auslassungen von Buchstaben, so
dass die Entzifferung an vielen Stellen recht mühsam war.
Es ist offenbar, worauf auch die unvollständigen und die zu
lang gerathenen Hexameter deuten, ein erster roher Entwurf
in einzelnen Gedankengruppen, die ich nach den aus dem
Schriftcharakter sich ergebenden Absätzen und Neuanfängen
des Schreibers gesondert und mit lateinischen Buchstaben
bezeichnet habe. Liegt also kein vollendetes Kunstwerk, sondern
nur eine Sammlung lose zusammenhängender Materialien zu
einem solchen vor, so gewährt es doch ein eigenthümliches
Interesse, den Dichter direkt bei einer Arbeit zu belauschen,
die ohnehin ganz eigenartig unter seinen poetischen Werken
dasteht.
Das Folioblatt enthält auf der einen Seite v. i — 14 in
Bleistiftschrift, v. 11 —14 von den vorhergehenden durch einen
freien Zwischenraum in der Breite von zwei Zeilen getrennt ;
die Rückseite enthält v. 15—30, die ersten Zeilen ebenfalls
in Blei, von v. 19 ab in Dinte. Diese letzten sind die von
Loeper nach flüchtiger Lesung und sehr ungenau veröffent-
lichten Verse.
Das gleichfalls auf beiden Seiten quer beschriebene Quart -
blatt enthält auf der ersten Seite v. 31 — 38 in Dinte, auf
der Rückseite v. 39—42 in Blei und v. 43—45 in Dinte.
Das andere Quartblatt, nur auf einer Seite quer beschrieben,
enthält nur v. 46—53 in Dinte, die blos Variationen zu v.
I ff. und V. 34 ff. sind. Beiläufig sei noch angemerkt, dass
das oben erwähnte Fragment (Q i, 223. W. A. 5, 40) im
Goethe-Archiv auf einem Folioblatt etwas kleineren Formates
mit angeklebtem Zettel erhalten ist, dessen Papier und Schrift
auf gleichzeitige Entstehung mit unsern Skizzen hinweisen.
Skjzzex zur dritten Epistel.
Viehoff hat die Vermuthung ausgesprochen, der angeredete
Freund habe gegen die zweite Epistel einwenden müssen,
dass die Mädchen gebildeter Familien nicht von aller Lektüre
fern gehalten werden könnten noch dürften, und der Dichter
habe in der dritten für sie erapfehlenswerthe Bücher vor-
schlagen wollen. Unsere Blätter zeigen, dass vielmehr das
Verhältniss der Söhne zur Lektüre den Stoff derselben zu
liefern bestimmt war, und das erklärt vielleicht am einfachsten,
wie Goethe zu der Theilung der zweiten Epistel gekommen
ist, die für die ganze Arbeit so verhängnissvoll werden sollte.
Leider ist von der gedruckten zweiten Epistel nichts hand-
schriftlich erhalten, weder ein Entwurf, noch die Druckvorlage
ftir die Hören. Ich möchte annehmen, dass auf der abge-
schnittenen ersten Hälfte des Foliobogens etwas unseren
Skizzen Aehnliches gestanden habe, woraus Goethe dann seine
zweite Epistel geformt hat; da er in der Ausführung dem
Freunde die Worte in den Mund legt:
Denke dir nur die Töchter im Hause,
Die mir der kupplende Dichter mit allem Bösen
bekannt macht,
musste er sich auf die Schilderung der durch häusliche Sorgen
den gefährlichen Büchern ferngehaltenen Jungfrauen be-
schränken. Der Umstand, dass die Anfangsworte »Und was
deine« mit Dinte geschrieben das zweite Blatt anfangen und
dann noch einmal mit Bleistift wiederholt und weitergeführt
werden, dürfte diese Annahme unterstützen.
Hervorgehoben zu werden verdient, dass die dritte Epistel,
wenn vollendet, in eine Reminiscenz von der italienischen
Reise ausgelaufen wäre, wie die erste. Denn der Pater
Mamachius v. 34, 44 und 47 ff. war im vorigen Jahrhundert
eine einflussreiche Persönlichkeit in Rom, der Magister sacri
palatii, und als solcher mit der Büchercensur betraut. Tommaso
Maria Mamachi, als Alterthumsforscher durch eigene Schriften
bekannt, war 17 13 auf der Insel Skio geboren und starb fast
achtzigjährig 1792 zu Corneto bei Montefiascone. Man sieht,
warum ihn Goethe als Dechanten (doyen) aller Censoren
einführt. Da der Magister sacri palatii ein Dominikaner sein
musste, ist mit der Ergänzung des in der Handschrift abge-
kürzten Namens Dom. (v. 49) zu Dominicus ohne Zweifel das
Richtige getroffen. Redlich.
8 Neue Mittheilungen.
2. »GEDANKENSPÄNE.«
VON Goethe.
Uebers Leben.
1. Es ist besser man betrügt sich an seinen Freunden,
als dass man seine Freunde betröge.
2. Die Menschen glauben dass man sich mit ihnen ab-
geben müsse, da man sich mit sich selbst nicht abgiebt.
3. Man beobachtet niemand als die Personen von denen
man leidet. Um unerkannt in der Welt umher zu gehen
müsste man nur niemand wehe thun.
4. Der rechtliche Mensch denkt immer er sey vor-
nehmer und mächtiger als er ist.
5. Wenn weise Männer nicht irrten; Müssten die
Narren verzweifeln.
6. Manche sind auf das was sie wissen stolz, gegen
das was sie nicht wissen hoffärtig.'
7. Das Publicum beklagt sich lieber unaufhörlich übel
bedient worden zu seyn, als dass es sich bemühte besser
bedient zu werden.
8. Ich höre das ganze Jahr Jedermann anders reden
als ichs meyne; warum sollt ich denn auch nicht einmal
sagen wie ich gesinnt bin.
9. Wie viel vermag nicht die Uebung ! Die Zuschauer
schreyen und der Geschlagne schweigt.
10. Es ist besser, dass Ungerechtigkeiten geschehen,
als dass sie auf eine ungerechte Weise gehoben werden.
Nero hätte in den vier Jahren die das Interregnum
dauerte (so nenne ich die Regierungen des Galba, Otho,
Vitellius) nicht so viel Unheil stiften können, als nach
seiner Ermordung über die Welt gekommen.
11. Sobald die Tyranney aufgehoben ist, geht der
Conflict zwischenAristocratie und Democratie unmittelbar an.
* Andre Fassung in der Abtheilung , Wissenschaftliches* : »N. N.
Auf das was er weis ist er stolz, gegen das was er nicht weis hoffärtig.«
Gedankenspäne.
12. Vom Verdienste fordert man Bescheidenheit; aber
diejenigen die unbescheiden das Verdienst schmälern, werden
mit Behagen angehön.
13. Man würde viel Almosen geben wenn man Augen
hätte zu sehen was eine empfangende Hand für ein schoenes
Bild macht.
Probleme.
14. Character der, dargestellt, kein Bild, pragmatisirt,
kein Resultat giebt.
15. War die Henne zu erst? oder war das Ey vor der
Henne?
Wer dies Räthsel erlöst schlichtet den Streit um
den Gott.
16. Wie das Unbedingte sich selbst bedingen. Und so
das Bedingte zu seines Gleichen machen kann.
17. Idenditaet' Rasenden Enthusiasmus* und
Unbarmherziger Kritic schwer in sich zu erzielen.
18. Das Glück des Genies wenn es zu Zeiten des
Ernstes gebohren wird.
19. Gerechtigkeit, Eigenschaft und Phantom der
Deutschen.
20. Drey Epochen der Wissenschaften
a. I b.
Kindliche Kindliche
Poetische Abergläubische Poetische Abergläub.
2
Empirische Empirische
Neugierige Forschende Forschende Neugierige
Dogmatische Dogmatisch
[Methodisch] Didactisch Pedantisch
Pedantisch Me thod .
4 Ideelle
Ideelle Mystisch Methodische Mystisch
* So eigenhändig. ' Genitiv.
lO Neue Mittheilungen.
21. Dass die bildende Kunst in der Utas auf einer' so
hohen Stufe erscheint möchte wohl ein Argument für die
Modemitaet des Gedichtes abgeben.
22. Wirckung Nahmhafter grundlich arbeitender Autoren.
Gegenwirckung journalistisch anonjrmer.
23. Drey Classen von Narren
Die Männer aus Hochmuth
Die Mädchen aus Liebe
Die Frauen aus Eifersucht.
24. Abstumpfen des Geistes durchs Geistreiche.
Kunsttheorie und Motive.
25. Zur Methode wird nur der getrieben dem die
Empirie lästig wird.
26. Die Critic erscheint wie Ate, Sie verfolgt die
Autoren, aber hinkend.
27. Die Gewalt einer Sprache, ist nicht dass sie das
Fremde abweist, sondern dass sie es verschlingt.
28. Vorschlag zu einem polemischen Purism in Schulen.
29. Der pedantische Purismus ist ein absurdes Ab-
lehnen weiterer Ausbreitung des Sinnes und Geistes.
(Z. B. Das englische Wort Grief.)
30. Ich verfluche allen negativen Purismus dass man
ein Wort nicht brauchen soll in welchem eine andre Sprache
viel oder zarteres gefasst hat.
Meine Sache ist der affirmative Purismus der productiv
ist und nur davon ausgeht : Wo müssen wir umschreiben
und der Nachbar hat ein entscheidendes Wort.*
' Verschrieben: einem (gedacht ,Grade').
* Auf einem beiliegenden Blättchen, flüchtig geschrieben, die erste
Fassung :
a. Perche Stange
Percher Stängeln
Bohnen
Vögel
die Vögel stängeln [Werke 6, 221, 1.
Westöstl. Divan. Sommernacht V, 21I.
GedankekspAne. I I
31. Die Modernen sollen nur Lateinisch schreiben wenn
sie aus Nichts Etwas zu machen haben. Umgekehrt machen
sie ihr weniges Etwas immer zu Nichts.
32. a. Man spricht soviel von Geschmack.
Der Geschmack besteht in Euphemismen. Diese sind
Schonungen des Ohrs mit Aufregung des Sinnes,
b. Geschmack =5 Euphemism.
Cultur der Sprache und Styl besteht in Ausbildung
des Euphemismus:
Deutsche Derbheit diesem entgegen.
Nothwendig diplomatische und Weltausbildung.
33. Euphemismus
Die erste Figur: Das harte zart zu sagen
Figuren der Steigung
— der Milderung.
34. Beyspiele wie sich die Menschen über das un-
erwartete, ja unerträgliche durch Poetische Formen be-
gütigen.
empirisch erscheinende
absolute Gewalt
Oberon
Blaubart.
35. Es ist nichts theatralisch was nicht für die Augen
symbolisch wäre.
36. Amtleute die Tyrannen der Comoedie.
37. Naive Pedanten.
38. Motif dass einer ein Billet in der Dämmerung zu
seinen Gunsten liest.
39. Englische Stücke
Das verruchte des Stoffs
Das Absurde der Form
verwerfliche Handlungen
Vermaledeytes Englisches Theater.
Nicht fremde Worte zu vermeiden Daran ist gar nicht gelegen
Aber zu finden wo wir umschreiben müssen und der Fremde hat das
Wort dass wir es heraus etymologisiren und formiren.
12 Neue Mittheilungen.
40. Bey Betrachtung von Kunstwerken, sowohl dichte-
rischen als bildnerischen des 3ten und 4ten Jahrhunderts lässt
sich bemerken, wie lange die Künstler noch am alten guten
Sinne festgehalten haben, da schon alles um sie her dafür er-
storben war. Erkläruogsart der Kunstwerke auf diesem Wege.
Sie sind keineswegs abstrus, sondern plastisch zu nennen.
S. das capitolinische Basrelief mit dem Prometheus pp.
Wissenschaftliches.
41. Es ist ein grosser Unterschied ob ich lese:
Zu Genuss und Belebung
oder
Zu Erkenntnis und Belehrung.
42. Die Wissenschaften zerstören sich auf doppelte
Weise selbst durch die Breite in die sie gehen und
durch die Tiefe in die sie sich versenken.
43. Was man erfindet thut man mit Liebe
Was man gelernt hat mit Sicherheit.
44. Es sind zwey Gefühle die schwersten zu über-
winden: Gefunden zu haben was schon gefunden ist
Und nicht gefunden zu haben was man hätte finden sollen.
45. Das schrecklichste für den Schüler ist dass er sich
am Ende doch gegen den Meister' wieder herstellen muss.
Je kräftiger das ist was dieser giebt, in desto grösserem
Unmuth ja Verzweiflung ist der Empfangende. [Mittel-
massige nur sollten lehren.]*
46. Mathematic
die auf Conviction
Überführung
ausgeht
weshalb gute Köpfe
sich an ihr aergem.
47. Es giebt Theologen die wollten Dass es nur einen
einzigen Menschen in der Welt gegeben hätte den Gott
erlöst hätte, denn da hätte es keine Ketzer geben können.
■ »Meister« über gestrichenem »selbe[n]«.
' Den Schlusssatz hat Goethe gestrichen.
GedankekspAne. 1 3
48. Dass das Bedingte zugleich das Unbedingte sey.
Welches unbegreiflich ist ob wir es gleich alle Tage erfahren.
49. Omni occulta qualitate occultiora.
50. Die Natur verbirgt Gott! Aber nicht jedem.
51. Die Natur wirkt nach Gesetzen die sie sich in
Eintracht mit dem Schöpfer vorschreibt. Die Kunst nach
Regeln über die sie mit dem Genie sich einverstanden
[ist]' hat.
52. Ex natura, sub quovis attributo considerata infinita
sequuntur.
53. Wer die Natur als göttliches Organ läugnen will,
der läugne nur gleich alle Offenbarung.
54. Das Christenthum steht mit dem Judenthum in
einem weit stärkeren Gegensatz als mit dem Heidenthum.
55. Gesunde Menschen sind die in deren Leibes und
Geistes Organisation jeder Theil eine Vita propria hat.
Adagia
d. 28 Octbr
1812
56. Gott macht die Menschen und sie paren sich.
57. Das Gebet der Gottlosen wird zu Sünden.
58. Alte Freunde alte Schälcke.
59. Aedilitatem gerit sine Populi suffragio.
60. Die Liebe kommt vom Sehen.
61. Gott giebt die Nüsse aber er beisst sie nicht auf.
62. Die Hab ist wie der Haber.
63. Drey Dinge werden nicht eher erkannt als zu ge-
wisser Zeit. Ein Held im Kriege, ein weiser Mann im
Zorn, ein Freund in der Noth.
64. Proxima rebus Opinio.
65. Ists möglich, so sprich ausserhalb der Zähne.
20 A 181 1.
' »ist« gestrichen, weshalb vorher »sich« zu ergänzen war.
14 Neue Mittheilungkn.
66. Aus gescheidten Kindern werden Gecken.
67. Die Krawe geht ihres Hüpfens nicht ab.
68. Ich stolpere' über das Wildpret das ich verfolgen
wolhe.
69. Keine Kuh wird's ablecken Noch kein Geiss aus-
kratzen.
70. Gold ist an und für sich selbst genereux.
71. Lichter Tag lichte Augen.
72. Gut Tag zu tragen müssen starcke Beyn seyn.'
73. Das Bier war gut, hett uns die Sau den Zapfen
nit zuckt.
74. Alsbald St. Peter zu Hofe kam ward ein Schalck
daraus.
75. Schwere Sack trägt der Esel, ledig thut er keinen
guten Schritt.
»Gedankenspähne« ist die Aufschrift einer buch-
förmigen Kapsel, die in fünfzehn kleinen Gebinden ebenso-
viele Sammlungen von Sprüchen, Bemerkungen und Einßlllen
enthält. Den Inhalt giebt die Aufschrift der einzelnen Hülsen
an, die bei zweien von Goethe eigenhändig (9a Adagia, d
28 Octbr 1812; 9b Adagia Probl) daraufgesetzt ist, bei den
übrigen von Riemer, ein Mal auch von Kräuter, der auch
das Schild der Kapsel beschrieben hat. Die Aufechriften der
für die voranstehende Mittheilung nicht benutzten Sammlungen
lauten: Biblisches; Gnomen. Lateinich — Griechisch — Fran-
zösisch— Italiänisch; Sprache. Lexicalisch; Naturwesen; Hi-
storisches; Anekdoten.
Goethe hatte eine »haushältische« Art mit dem Papier
umzugehen: jedes gute Stückchen und Streifchen hielt er zu
Rathe. So hat er auch der Visitenkarte die brauchbare Seite
abgewonnen. Die Rückseite der hübschen, nach der Mode
der Zeit zierlich geränderten und gepressten Kärtchen bot
sich zu einer ganz eigenen Verwendung an ; es Hess sich da,
in engem Rahmen, allerlei Kleines Feines darstellen. Die
Beschränktheit des Raumes begünstigte den Lakonismus, sie
forderte eine knappe Aufstellung von Satz und Gegensatz,
einen prosaischen Parallelismus der Glieder, und wo sichs um
das Schema eines grösseren Gedankenganzen handelt, einen
* Eigenhändig corrigirt aus: stolperte.
' Vgl. »Sprichwörtlich« Nr. 56. Agricola 1529. I. 35.
GedankenspAne. I $
wohlüberlegten Aufbau der sinntragenden Worte. So war die
Karte grade das erwtlnschte Material, und wenn sie nicht zur
Hand war, hat Goethe sich wohl auch Blättchen von gleichen
Massen zugeschnitten.
»In Bündlein zu sammeln,« was einzeln keine rechte
Substanz hatte, war Goethes alter Brauch. »So brennt es
besser,« pflegte er zu sagen. Und es ist ganz seinem pünkt-
lichen Wesen gemäss, wenn wir ihn mit dem Schichten und
Ordnen solcher Sächelchen gerade zu Jahres Anfang be-
schäftigt finden. Anno 1814, i Januar: »Zu Mittag Riemer.
Ernst und Scherz Reden aller Sprachen und Art sortirt.«
6 Januar: »Abend für mich; Sinn- und SittensprUche.« 10.:
»Adagia.« Und so noch 11.12 Januar, 14 Februar. Dann
wieder 181 5, 6 Januar: »Sprichwörtliches gesammelt;« noch
sechs Mal im Januar, vom 18. an, wird gleichartige Beschäf-
tigung notirt, am 20. und 26. Kräuter als Gehülfe genannt.
Im folgenden Jahre giebt das Tagebuch die erste einschlägige
Notiz unter dem 5. Februar.
Vor kurzem erst entdeckte ich unter dem reichen hand-
schriftlichen Material zu den »Sprüchen in Prosa« drei Blätter,
die aus dem Schreibkalender (Tagebuch) von 1809 vorn aus-
geschnitten und ihres gleichartigen Inhalts wegen jener Masse
beigefügt waren, eine noch unsortirte kleine Sammlung. Zumeist
spnichmässige Adversarien aus der LectUre; eingereiht ein
paar eigene Apercus und ein paar »Motive,« wie Goethe
solche, seit er sich dem Roman und der Novelle zuwendet,
für künftige Ausgestaltung zu notiren liebte. »Einen guten
Gedanken den wir gelesen, etwas Auffallendes das wir ge-
hört, tragen wir wohl in unser Tagebuch,« lässt er uns in
Ottiliens Tagebuch lesen (Werke 20, 309), und eben dort
finden wir denn auch einige von den Sprüchen des Tage-
buchs von 1809 wieder. So gleich den ersten: »Säen ist
nicht so beschwerlich als erndten« (20, 263, 7); und das
merkwürdige Wort: »Alles Ausgesprochne erregt einen
Widersinn« begegnet uns leicht umgeformt 20, 240, 6. »Die
Kunst beschäftigt sich mit dem Schweren und Gutenrr (263, 1)
steht im Tagebuch 1809 in der originalen Gestalt, die Goethe,
nach Riemers Angabe, so gern citirte: »Ars est de difücili
et bono« (Briefe von und an Goethe S. 373), und so finden
wir hier noch die ursprüngliche Fassung von zwei andern
Sprüchen, die sich Ottilie angeeignet hat : »C'est une terrible
chose qu'un grand homme dont les sots se glorifient« (262, 7)
und »Les plus grands hommes tiennent toujours a leur siecle
par quelque foible« (262, 17). Ich reihe von den lateinischen
und französischen Sprüchen hier noch einige an. »Non apti multi
domini, dominatur at unus«. (Dominetur? Homer. Iliad. 2, 204).
»Amor omnium est gravissimum«. »Nihil bonum nisi into-
l6 Neue Mittheilungen.
lerabile«. Zu vergleichen Nr. 72 oben?) »Non quaerenda in
ulla naturae parte ratio est sed voluntasa. — »11 y a eu dans tous
les temps de ces horomes precipit^ qui scavent jetter un nuage
sur les raisonnements les plus concluanscr. »Allons chez le
Notaire en passant par le Mail«. Auf den zur Zeit noch nicht
ermittelten Fundort wird wohl am ehesten der dritte Satz
leiten : »Dans tous les grands evenements j*ai jou^ de ma
tete comme au bilboquet, je Tai souvent perdue mais j'ai
toujours tach^ de la ratrapper«. Aus unbekannter griechischer
Quelle endlich: jii« T]jLi€pa Travra KaXuTrrci. Motive: »Tragische
Ahndungen die sich geistreich komisch auflösen«. »Unge-
heure Entzweyung über nichts im Augenblicke da man über
das allerbedeutendste einig ist«. Endlich auch, um diese
Versammlung noch bunter zu machen , ein merkwürdiges
naturwissenschaftliches Apercu: »Die Vögel sind ganz späte
Erzeugnisse der Natur«.
Schon ehe diese Quelle eröffnet war, hat v. Loeper
aus den Ausgabebüchern der Weimarer Bibliothek die Zeiten
der Beschäftigung Goethes mit deutschen und ausländischen
Spruchsammelwerken und den Umfang dieser Beschäftigung
festgestellt. Den im fünften Bande dieses Jahrbuchs (S. 288 ff.)
niedergelegten Forschungen schlössen sich dann weitere, auf
ein reichlicheres Material gegründet, im elften an (S. 135 ff.).
Hier wie dort hat er an einer Reihe vorzüglich gewählter
Beispiele nachgewiesen , wie Goethe das Gesammelte ver-
werthet und gestaltet , wie er es , wenn mir der Ausdruck
gestattet ist, spruchreif gemacht hat.
So zeigen nun auch die oben mitgetheilten »sortirten«
Sammlungen, wie es in den Vorrathskammern des Reichen
aussah ; und mannichfach lässt auch an ihnen sich beobachten,
wie Ansätze und primäre Gestalten sich entwickeln oder zu
festeren Gebilden zusammenschliessen. So finden die Reihen
Nr. 32 a, b ihren Abschluss in dem Dictum, das Riemer unter
dem 26. October 1813 aufzeichnet: «Geschmack ist ein
Euphemismus. Deutsche haben keinen Geschmack, weil sie
keinen Euphemismus haben und zu derb sind. Es kann
keine Sprache euphemistisch seyn und werden, als die, in der
man diplomatisirt«. (Briefe von und an Goethe S. 348.)
Die Betrachtungen über Fremdwörter und Purismus gehen
dem Briefe an Riemer, Teplitz, den 30. Juni 1813, voraus,
der uns als das Schlussmanifest Goethes über diese Frage
gelten kann (a. a. O. S. 199). Die Maxime Nr. 35 ist der
Kern, der erste kürzeste prägnante Ausdruck alles dessen,
was in dem ersten Kapitel des Aufsatzes »Shakespeare und
kein Ende« dargelegt wird. (Werke 45, 39 ff.) Und so ist noch
manches mit dem Reize des Unfertigen, Werdenden, Keim-
kräftigen ausgestattet, den niemand schöner als Goethe selbst
OüVRAGES POJfeTIQUES.
17
empfunden und dargelegt hat. Dem Liebhaber Goethes werden
diese Spruche und Sätze mannichfachen Anlass zum Nachdenken,
demKenner und Philologen zumNachforschen geben, und in dieser
Hinsicht hätte ich ihnen lieber den Titel alter Sammlungen »Sein-
tillaea, Funken vorgesetzt als den überlieferten. Sollen es denn
aber »Späne« sein, so sind sicher viele darunter, die sich, nach
der Sage, in Gold verwandeln, wenn man sie heimgebracht hat.
Scholien zu einzelnen Sprüchen, Spänchen zu Spänen
beizubringen ist hier nicht meine Absicht. Ich möchte nur
eins noch bemerken. Man könnte, um einzelne Nummern
zeitlich oder sonstwie individuell zu bestimmen, auf den
Einfall gerathen, der Visite, von der das Kärtchen meldet,
im Tagebuch Goethes nachzuspüren. Das würde indessen
zu nichts führen. Es muss ja nicht eben eine frische Karte
gewesen sein, zu der Goethe gegriffen hat. Und femer:
wenn einmal der Inhalt des Spruches zu der Person zu stimmen
schiene, deren Namen die Karte trägt — wie Spruch 6 auf
der Ksute eines Gelehrten, Professor Froriep, steht und 71
auf dem niedlichen Kärtchen der Baronin von Wurmb und
ihrer Tochter — so ist eben der Zufall ein Schelm gewesen,
der das gepaart hat, und es wäre verfehlt, dabei auf Absicht
und Zusammenhang zu muthmassen. Aus unsern Sammlungen
selbst lassen sich nur zwei sichere Data entnehmen: die
eigenhändige Aufschrift der ,Adagia' (vgl. Tagebuch 181 2,
II December) und der gleichfalls eigenhändige Zusatz zu
dem Spruche Nr. 65: »20 A d. h. August 181 1.«
Bernhard Supuan.
V^
3. OÜVRAGES POfiTIQUES
DE Goethe.
1769
de
1769
jusq.
^775
lAmant capricitux,
pastorale en un acte
Us Complices
comedie en trois actes
tous les deux en vers
alexandrins.
Weriher Roman.
Gö/;f de Berlichingen,
tragedie , hors des
regles.
ClavigOy tragedie
Stella, tragedie, seien
les regles.
Claudine Opera
Ervin et Elmire Opera
Faust Tableau hasard^
du monde et des
moeurs,en forme dra-
matique.
Mainte petite produc-
tion comique et Sa-
tyrique.
Gokthi-Jabiiivcb XV.
i8
Neue Mittheilungen.
de
1775
jusq.
1780
de
1786
jusq.
1788
1789
de
1790
a
1793
Elpenor Tragedie
fragment
Les Oiseaux Piece Sa-
tyrique, dans le sens
d*Aristophane.
Lila Opera
Frere et Soeur Piqcc sen-
timentale en un acte.
Iphigenie en Tauride,
Tragedie en cinqactes
tout afait selon les
regles.
Proserpine Melodrame
en un Acte.
Guilliaume Maitre
Roman.
Jery et Bately Opera
Suisse.
Edition complete
volumes.
en 8
Egmont Tragedie
hors des Regles
Le Tasse Tragedie
selon les Regles
Le Grand Cophte Come-
die en cinq actes.
Le Carnaval de Rome
Tableau mouvant
Elegies Romaines dans
le gout de Proper^e
Epigrammes Venitiens
d'apres le sens de
Martial
Reinekele Renard traduit
de Tancien allemand.
de
1793
jusq.
1797
jusq.a
1800
jusq.a
1805
1807
1809
1810
1811
1813
1814
Les entretiens desEmigres.
Receuil de Contes
Alexis et Dora
Le nouveau Pausias
Elegies.
La fiancie de Corinthe
le Dieu et la Bajadere
Ballades
Hermann et Dorothea,
Poeme epique en dix
chants
Euphrosyne Elegie
Achilleide en deux chants
Palaeophron et Neoterpe
Comedie en Masques,
pour une Fete.
Traduction de Mahomet
et de Tancrede
Plusieurs petites pieces.
La fille naturelle Tra-
gedie en 5 Actes
Le Neveu de Rameau
traduit d'un Manuscr.
de Diderot.
Plusieurs petits Contes
et Nouvelles Nou-
velles.
Pandore Drame Mytho-
logique-allegorique
Les affinitts electives,
Roman
Plusieures Poesies d'Oc-
casion. -Surtout pour
S. M. rimperatrice
d'Autriche Louise.
Plusieures Ballades
Le Reveil d'Epimenide
Grande Piece allc-
gorique.
OUVRACES PofeTiaUES.
19
I8I5
Nouvelle£(rfi//(w de mes
ripide, restaurfe a un
Ouvrages en 20 To-
certain point.
mes.
Plusieures Poesies pour
jusq.
Plusieurs Tomes en
de grandes Petes don-
1818
prose, pour la plus
nees pendant la pre-
part biographiques.
sence de S. M. Plmpe-
Le Divan, CoUection
ratrice mere de 1. 1. R.
de Poemes dans le
1820
Ic Paria Legende In-
Gout Oriental, avec
dienne
des Notes literaires
1821
Des Chansonettes occa-
1819
Pkaeton Fragment dEu-
sionelles.
Ces demieres annees je me suis occup^ plus de la
theorie de Tan et de la methode des sciences que de la
poesie et de litterature comme il paroit convenir a mon age.
Rendant graces tres-humbles pour tant de bontfes, me
recommandant au Souvenir gracieux, en esperance que
Tannee prochaine puisse m'^tre favorable comme celle ci.
Marienbad ce 21. Aout 1823.
Goethe.
Goethes Tagebuch enthält zum 11. August 1823 den
Eintrag: »Tabellarische Übersicht meiner Productionen für
den Grafen St Leu«. 14. Aug. »Herr Petrilli (Secretär des
Grafen). Mit ihm missglttckter Versuch der Übersetzung
meiner Tabelle«. 19. Aug. »Das Verzeichniss meiner Werke
für den Grafen St. Leu mundirt«.
Dieses eigenhändige Verzeichniss ist unlängst wieder zu
Tage gekommen. Der Bogen befand sich zu Rom in Privat-
besitz, ist von Seiner Königlichen Hoheit dem Grossherzog
von Sachsen angekauft und in das Archiv gestiftet worden.
Auf dem vorgehefteten Blatte steht von der Eland der Princess
Charlotte, der Tochter Lucian Bonapartes, geschrieben : »Donn^
par mon oncle Louis ä Florence«.
Das Schriftstück, das oben in allen Eigenheiten genau
wiedergegeben ist, bedarf keiner litterarischen Erklärung.
Die Betrachtung, die es als Urkunde eines schönen mensch-
lichen Verhältnisses verdient, ist in diesem Bande an anderer
Stelle gegeben (s. Abhandlungen).
Bernhard Suphan.
2"
20 Neue Mittheilungen.
4. NAPOLEONS UNTERHALTUNGEN MIT GOETHE
UND WIELAND
UND FR. V. MÜLLERS MEMOIRE DARÜBER
FÜR TALLEYRAND.
Mr. de Goethe itant venu de Weimar k Erfort pour
profiter du thiatre fran^ois, eut Tavantage de se trouver
un soir en societi avec son Excellence Msr. Maret,.
Ministre Secrctaire d'Etat.
Le lendemain', Msr. Maret fit chercher Msr. de Müller^
Envoyi* de la Cour de Weimar, pour lui dire, que Sa
Majesti L'Empereur et Roi, ayant appris, que Msr. de Goethe
itoit ä Erfort, avoit marqui le disir de le voir i Theure
de Son dejeuner le jour suivant.
Cette nouvelle itoit' d'autant plus heureuse pour
Msr. de Goethe, que sa modestie lui n'avoit point per-
mis Tespirance d'^tre^ presenti i L'Empereur, tout
vivement qu'il desiroit au fond de son coeur d'approcher
du Hiros de notre Sitcle.
Le 2. ^ Octobre i dix heures du matin , Sa Majest^
fit entrer dans Son Cabinet Mr. de Goethe et en mfime
temps* S. A. S. le Prince de Benevent^ et Mr. Tlntendant
General Daru et quelques moments apr^s le Prince de
Neufchatel^ et le Duc de Montebello'®.
SaMajest^ daigna s'entretenir prfes d'une heure" avec
le savant Allemand, sur les points les plus importants de
Thistoire et de la literature, joignant dans Ses qu^stions
et dans Ses reponses aux conceptions les plus vastes et
les plus ^lev^es d'un h^ros, cette douceur et cet abandon
d'un" Philosophe, qui, en provoquant la franchise, fait
naitre Tadmiration au sein de la confiance.
' Danach gestrichen : ,3 Octbre*. * Vor ^nvoyi* der Artikel gestrichen.
3 ,itoit' Corr. über ,fut\ (Correcturen und Zusätze eigenhändig.)
^ ,resp^rance d*^tre* über ,de faire la moindre d^marche, pour ^re*.
5 ,2.* Correctur über ^\
^ Zuerst: ,en mäne temps avec Mr. de Goethe*. 7 Talleyrand.
' Marschall Berthier. '° Marschall Lannes. " Danach gestr. ,et demi\
" ,d'un* hat Müller aus ,de* corrigirt.
Napoleons Unterhaltungen mit Goethe und Wieland. 21
Cette con versa tion fit une iinpression profonde sur
Goethe ; peut-Stre aussi un Poete-Philosophe est-il plus i
portte que personne de saisir cette grandeur d'ame, qui,
en r^alisant les plus beaux id^als de Timagination , doit
doublement frapper ceux, qui ont passi leur vie ä Studier
des' grands caract^res.
Les quistions que TEmpereur lui addressa sur Werther
(qu'il disoit avoir lü sept fois), le jugement lumineux
qu'Il porta sur les situations les plus d^licates et sur les
rapports raorals de ce roman firent voir avec itonnement,
avec quelle facilit^ le G^nie, saisissant en ni^me tems les
d^tails et Tensemble d'une composition, sah trouver dans
les productions de Tart de nouveaux aper^us et de combi-
naisons brillantes ^
Sa Majesti s'itant rendue i Weimar le 6. Octobre,
Elle demanda le Soir au bal ä Mr. de Müller^ pourquoi on
ne lui prisentoit point Mr. Wieland, le fameux auteur
d'Agathon et d'Oberon^
Ce^ respectable vieillard fut cherch6 de suite et
justifia pleinetnent dans une conversation tr&s longue, que
TEmpereur se plüt i entretenir' avec lui, Tidie avanta-
geuse que Sa Majest^ avoit concue d'avance de son Esprit
et de son Caractfere.
L'Empereur passant, pour ainsi dire, en revue tout ce
qu'il y a de plus digne dans Thistoire et dans les lettres
de l'attention d'un Grand- homme, ami de Thumaniti,
s'arrÄta paniculiferement au developpement de Tesprit de
Tacite et du g£nie de son Si&cle, causant ensuite sur la
difference des Republiques Grecques et Romaines et sur
les differentes ^poques de la culture de l'esprit humain.
' ,6tudier des' Correaar über ,contempler les*.
* Les quistions ^ brillantes. Erster Zusatz v, MüJlers am Rande,
Die Streichungen folgen hier in eckiger Klammer:
. . . ddicates [de ce Roman] et sur les rapports [du Moral et de
Tart] morals (f. Form für moraux I) voir [combi] avec ötonnement
[combien le uct du Genie sait päietrer dans tous les mystires]
Tensemble [de la] d*une composition, sait trouver [de nouvels appercus
et de combinaisons] dans . . .
5 Corrigirt aus ,de TOberon*.
♦ Corrigirt aus ,Le'. 5 Corrigirt aus ,d'entretenir*.
22 Neue Mittheilungen.
Pour Tacite L'Empereur lui reprocha de n'6tre point
assez entr^ dans le developpement des causes et mobils
internes des iv^nements, de n'avoir point fait ressortir
assez le myst^re des actions et leur enchainement mutuel»
pour priparer ce jugement juste et impartial de la posteriti,
qui ne doit prendre les homnies et les Etats que tels qu'ils
ont pu ^tre au milieu de leur tems et des circonstances
qui les environnoient.
Cest un peintre habile que Tacite, disoit* L'Empereur,
un coloriste hardi et s^duisant; mais Thistoire ne veut
point d'illusions, eile doit iclairer, instruire et non seule-
ment* amuser par des tableaux frappants.
Montesquieu sous ce rapport est bien au dessus de
Tacite.
L'Empereur en suite crut trouver dans la propagation
et le developpement rapide du Christianisme une reaction
admirable de Tesprit Grec contre Tesprit Romain ; la Grfece
vaincue par la force physique, dit-il,' reconquit TEmpire
intellectuel, en saisissant et cultivant ce germe bienfaiteur
que le ciel avoit sem^ au delä de la mer^ pour le bonheur
de rhumaniti. Que les Philosophes se tourmentent i crier
des systemes, en vain chercheront^-ils un meilleur que
celui du Christianisme, qui en reconciliant rhomme* avec
soi-mfeme, assure en mfeme temps Tordre public et le repos
des Etats, comme eile ^ garantit le bonheur et les 6sperances
des Individus.
Mr. Wieland fut autant frappi de ces grands apper?us,
que vivement touchi des bontis que le Grand Monarque
lui temoignoit ; mais il conserva au milieu de Padmiration
cette ingenuiti et cette aimable candeur, qui sont le fruit
le plus beau d'une longue vie sans reproches^ consacrie
aux ^tudes de tout ce que l'antiquit^ offre de plus beau
et de plus digne^
' »disoit* Corr. über ,dit'. * »seulement* Corr. über ,pas'.
3 ,1a Grfcce' stand erst vor ^econquit* ; ,dit-ir von Müller eingesetzt.
^ ,au dda (so!) de la mer' zuerst vor ,le ciel'.
5 ,chercheront' aus »chercheroient'. < Nach J'homme* gestr. ,poli'.
7 Gedacht ,1a r^ligion chr^tienne'.
* ,sans reproches' Zusatz über der Zeile, > Zuerst: ,sage'.
Napoleons Unterhaltukgen mit Goethe und Wieland. 23
L'Empereur Tayant demandi lequel de ses ouvrages
il croyoit le meilleur? Sire, repondit-il, il n'y a aucun
auquel j'attache un grand prix; tous sont infiniment au
dessous de Tid^al que je porte dans mon sein.
Sa Majest^ daigna ^galement faire appeller prös d'Elle
Msr. de Goethe, pendant que le Bai duroit et lui marqua
de nouveau quel vif intir^t Elle mettait au perfectionnement
de Tart tragique. II repetoit plusieurs fois, que la bonne
Tragödie devoit fitre regardie comme Ticole la plus digne
des hommes d'Etat, ^tant par un certain point de vue,
m&me au dessus de l'histoire'. Ayant appris peu de jours
aprfes que Mr. Wieland devoit diner ä Erfort chez S. A. E.
le Prince Primat, Sa Majesti* lui fit dire par Torgdne de
S. A S. le Prince de Benevent, qu'EUe le recevroit le
lendemain i Theure de Son d^jeuner.
Mr. Wieland fut combl6 de marques de bienveillance
et de rintirSt gracieux, que TEmpereur mettoit möme i
connoitre les plus petits d^tails de Sa vie privie et de sa
famille.
Cest ainsi qu^au milieu des plus augustes travaux
pour le grand but du monde civilis^', pour le repos du
Continent, le Ginie du Monarque a s^u trouver encore des
moments de loisir-*, pour encourager et recompenser ces
deux grands Auteurs, dont TAllemagne se glorifie, et qui
d^sormais se trouveront rajeunis par le Souvenir de cette
grande epoque^
M. ^
Die zwei Bogen, deren Inhalt im Vorstehenden genau,
d, h. im uncorrigirten Wortlaut, wiedergegeben ist, liegen
mit einer Anzahl gleichzeitiger Papiere in einem Umschlag,
auf dem von des Kanzlers v. Müller Hand geschrieben steht:
DErfiirthische Congress-Verhandlungen i8o8.<c Friedrich von
Muller hat als Weimarischer Geschäftsträger an diesen Ver-
' ,et lui — rhistoire'. Zweiter Zusatz v, Müllers am Rande. Nur
eine wörtliche Conrectur darin bemerkenswerth: statt ,bonne* schreibt
er zuerst: ,vraie*.
* ,Sa Majesti' Correctur über: ,Elle*. ^ Zuerst: de TEurope.
^ ,de loisir* Zusatz. 5 Zuerst ,par ce grand Souvenir'.
6 Die Unterschrift mit Respectstrich an die letzte Zeile angefugt.
24 Neue Mittheilukgen*
Handlungen Antheil gehabt und zu den leitenden Männern
persönlich in naher Beziehung gestanden. In seinen »Er-
innerungen aus den Kriegszeiten von 1806— 18 14,« die eine
geachtete Stelle in unsrer Merooirenlitteratur einnehmen, hat
er selbst über sein dienstliches Wirken und seine Erlebnisse
berichtet, S. 219 fT. Hier auch über die Unterhaltungen Goethes
und Wielands mit Napoleon, den 2. und 6. October. Für
diese Partie sind seine beiden Hauptquellen sein eignes
Memoire und Goethes späte Aufzeichnung aus dem Februar
1824, die man, wie bekannt, gerade dem oh wiederholten
Antreiben v. Müllers verdankt. Daneben hat er Aeusserungen
Goethes, wie er sie gelegentlich vernommen und wohl auch
hervorgelockt hat, benutzt.
An dem hier veröffentlichten Memoire besitzen wir die
nachweislich früheste zusammenhängende Aufzeichnung über
die berühmten Gespräche. Interessant wird der Bericht in
dieser ältesten Gestalt besonders noch durch den persönlichen
Anlass, welcher ihn, unter dem Gedränge jener Tage, her-
vorgerufen hat. Müller giebt selbst darüber Auskunft. »Ich
hatte einmal,« so erzählt er a. a. O. 253, von dem Ball im
Schlosse zu Weimar, »während desselben Herrn von TalUyrand
vermisst und fand ihn zuletzt am Ende einer langen Reihe
von offenen Zimmern, die zu dem Schlafzimmer des Kaisers
führte. Hier sass er einsam und nachdenkend auf einem Sopha
imd richtete alsobald den Wunsch an mich, dass ich ihm doch
ein Memoire über die Unterredungen des Kaisers mit Goethe
und Wieland aufsetzen möchte, was ich abzulehnen suchte.«
Was ich nicht umhin konnte zuzusagen, heisst das aus dem
Diplomatischen ins gewöhnliche Deutsch übersetzt. Der gute
Wille Talleyrands war ein Factor, mit dem man zu rechnen
hatte. ' Das weitere findet man in Tallejrrands Memoiren,
p. 446: Tous le jeunes acad^miciens (eine Weimarer Akademie,
zu der Goethe, Wieland, v. Müller als Secretär u. s. w. ge-
hört hätten, spukt auch sonst bei ihm) ' craignant Tinfid^lit^
de leur memoire, ^taient d^jä partis (ehe der Kaiser sich
zurückzog) pour recueillir entre eux tout ce qu'ils venaient
d'entendre. Et le lendemain, jour de notre d^part, M. de
Muller ^tait chez moi ä sept heures pour me demander si
Tattaque de Tempereur contre Tacite ^tait fidblement rapport^e.
J'7 fis changer quelques mots, ce qui me donna le droit
d'avoir une copie complbte du travail de ces messieurs destin^
' In der gedruckten J.iste des T^es couronn^es, Princes et autres
Dcrsonnes de qualitö qui se trouvent au congr^ d'Erfiirt* folgt auf den
Namen des Kaisers zunächst Le Prince de B^n^vcnt, Vice-grand-Electeur
(Tallcyrand).
* , Wieland ^tait membre de Tacadtoiie de cette ville' schreibt
auch der Herausgeber der Memoiren p. 416^.
Napoleons Unterhaltungen mit Goethe und Wieland. 25
aux archives litt^raires de Weimar*. Und eben so bestimmt
spricht er sich über den Besitz eines solchen Schriftstückes
(welches, nach seiner Auffassung, die Relationen mehrerer
Zuhörer vereinigte) an einer vorangehenden Stelle aus. Goethe,
sagt er S. 442, habe dem Kaiser etliche Mitglieder der ge-
lehrten Gesellschaft vorgestellt. ,Je ne donne pas leurs noms,
parce qu*ils ne se trouvent pas dans la note, cependant fort
d^taill^, que me rendit le lendemain M. de Müller, ä qui
j'avais demand^ d*^crire tout ce qu'il aurait remarqu^ dans
ce voyage, pour le comparer ä ce que, de mon c6t^, j*avais
not^ moi-m^me'.
Der Tag der Abreise war der 7. October, am Vormittag
desselben die Jagd auf dem Landgrafenberge. Talleyrand hat
die Ausarbeitung nicht am 7. mitgenommen, sie ward ihm
vielmehr an einem der nächsten Tage in Erfurt zugestellt,
wohin sich auch von Müller am selben Tage wieder begab.
Dort erst kann der Aufsatz, in der uns vorliegenden Fassung,
entstanden sein.
War aber jenes ,M^moire' identisch im Inhalt mit dem
unsrigen ? Schon ein äusseres Kennzeichen spricht dafür, dass
dies aus den Erfurter Tagen stammt : die Hand des Kanzlisten,
dessen sich v. Müller eben in diesen Tagen bedient hat.
Durch denselben hat er sich z. B. eine Copie des Schreibens
(dat. 12. Oct.) anfertigen lassen, das der Minister Maret ihm
am 13. October zur Beförderung an Wieland übergab, dem
es in den ehrenvollsten Ausdrücken die Verleihung des Ordens
der Ehrenlegion ankündigte. Ein von derselben Hand mundirtes
ActenstUck hat v. Müller ,ä Erforth, ce 12 octobre' signirt.
Ein Mundum ist auch unser Schriftstück zunächst gewesen,
aber v. Müller hat dann eigenhändig eine Anzahl Correcturen
eingetragen, und an zwei Stellen, S. 2 und 5 (oben S. 2 1*, 23')
umfängliche Einschaltungen an den Rand geschrieben.
Wann ist dies geschehen?
Man lese in Talleyrands Memoiren S. 442 den Anfang
von dem Ballgespräch mit Goethe: »Vous 6tes, j*esp^re, con-
tent de nos spectacles . . . ces messieurs (die von Goethe
vorgestellten membres de l'acad^mie) 7 sont-ils venus? —
A celui d'aujourd'hui, Sire, mais pas ä ceux d'Erfurt. — J*en
suis fäch^; une bonne trag^die doit 6tre regard^e comme
r^ole la plus digne des hommes sup^rieurs. Sous un certain
point de vue, eile est au-dessus de Thistoire«. Auf die nichts-
sagenden Eingangsworte folgen hier zwei bedeutende Sätze,
die eigentliche Substanz des Gesprächs, und — diese Sätze
stehen (mit einer kleinen Differenz) wörtlich in Müllers Memoire,
in dem sweiien Marginalstück, Der Augenschein könnte
Jeden davon überzeugen, dass beide Zusätze Müllers zu ein
und derselben Zeit, in Einer Sitzung gemacht sind. Und
26 Neue Mittheilungen.
ebenso beweist der Augenschein, dass diese beiden Nachträge
am Rande aus freier Erinnerung, nicht etwa während einer
mündlichen Mittheilung rasch zu Papier gebracht sind. Nur
so erklären sich die mehrmals wiederholten Versuche, den
treffenden französischen Ausdruck zu erfassen.
Doch zunächst, jene auffallende Congruenz, die wir in
Einem Fall beobachteten, geht weiter. In dem Gespräche mit
Wieland vom 6. October findet sie sich wieder an hervor-
stechender Stelle, zum Schluss. J*ai dans mon ars^nal, sagt
der Kaiser, une bonne provision d*armes pour soutenir que
Tacite n'est pas assez entr^ etc. — um den Raum zu sparen,
setze ich die nächsten sieben Zeilen (S. 446, Z. 2 — 8) nicht
hierher: sie stimmen, ein paar Kleinigkeiten abgerechnet, wört-
lich mit V. Müllers Relation, oben S. 22 Z. i— 8 environnoient.
Noch merkwürdiger ist eine dritte Parallele.
Talleyrand beschreibt ,1a demibre matin^e que Napoleon
passa ä Erfurt* (12. Oct.). ,Le spectacle que pr^entait son
palais, ce demier jour, ne sortira jamais de ma memoire*.
Alle die Fürsten und Minister, die da versammelt sind, suchen
noch einen Blick des Herrschers zu erhaschen; es kümmert
ihn nicht. H ne distingua que les acad^miciens de Weimar.
Und was bekommen diese zu hören ? Eine scharfe Abfertigung
der Ideologen. . . . Messieurs, dit-il en ^levant la voix, les
philosophes se tourmentent ä cr^er des syst^mes ; ils en cher-
cheront en vain un meilleur que celui du christianisme qui,
en r^conciliant l'homme avec lui-mdme, assure en mdme
temps Tordre public et le repos des Etats. Vos id^ologues. . .
Aber was er da mit erhobener Stimme ausruft, das hat ihn,
genau mit denselben Worten, v. Müller in dem grossen Saale
des Weimarer Schlosses zum alten Wieland sagen hören,
»Wort f\lr Wort,« wie er ausdrücklich versichert (Erinnerungen,
5. 249). Und auch in seinem Memoire lässt er es ihn sagen,
Wort fllr Wort, nur dass der Deutsche da seinem Napoleon
ein ,rhomme avec soi-m6me' verstattet. Gerade sein deutsches
Französisch aber beurkundet hier wie an andern Stellen die
Priorität seines Berichtes. Nicht v. Müller ist es, der abge-
schrieben hat. Bei ihm stehen die Sätze am rechten Orte, in
der Ansprache an die «Akademiker* sind sie übel angebracht,
wie diese Ansprache überhaupt.
Ebenso schliesslich ist die Stelle über das Christenthum
und den griechischen Geist im Wesentlichen wörtlich ver-
wendet, aber zugleich wieder in andern Zusammenhang ver-
pflanzt. Nach von Müller hat Napoleon sie zu Wieland am
6. October gesprochen, nach Talleyrand schon bei einer
früheren Audienz in Erfürt, welche — nicht stattgefunden hat.
Wieland hat, wie wir von ihm selbst wissen, den Kaiser zuerst
in Weimar am 6. gesprochen, dann ihm »zu Erfurt den
Napoleons Unterhaltungen mit Goethe ijnd Wieland. 27
10. October zum zweiten Mal, auf seinen Befehl, ä son d^jeuner,
aufgewartet.« * Aber Talleyrand behauptet sie wörtlich (denn
es sei eins der drei bis vier Lieblingssujets des Kaisers gewesen)
schon in der Unterhaltung Napoleons mit dem »berühmten
Johannes v. Müller« gehört zu haben. P. 435 : J'ai encore
pr^ent T^tonnement marqu^ sur le visage de Muller, lorsqu'il
le vit ^tablir que la propagation et le d^veloppement rapide
du christianisme avait op^r^ une r^action admirable de Tesprit
grec contre Tesprit romain, et s'arröter avec complaisance
sur rhabilet^ qu*avait montr^ la Grbce, vaincue par la force
physique, en s'occupant de la conqu^te de l'empire intellec-
tuel ; conqudte, ajoutait-il, qu'elle avait effectu^e en saisissant
ce germe bienfaiteur qui a eu tant d*influence sur Thumanit^
enti^re.
Diese vergleichende Betrachtung wirft, in einem zwar
engen, aber für uns wichtigen Bezirk, ein eigenthümliches
Licht auf Talleyrands Memoiren und ihre »Composition*.
Wer die scharfen Bemerkungen von Ottokar Lorenz über
diesen Gegenstand gelesen hat — ,Goethes Politische Lehr-
jahre 1893' S. 129 ff. — weiss, worauf ich ziele. Durch das
von Lorenz aufgezeigte Alibi Goethes ist schlagend erwiesen,
dass Talleyrands Behauptung, er habe durch Goethes eigene
Aeusserungen sich betreffs der Genauigkeit seiner Angaben
vollständig beglaubigt gesehen — bare Flunkerei ist.
Verwundern wird es nun niemand mehr, dass Talleyrand
von der wichtigen ersten Unterhaltung Goethe's mit Napoleon
weniger zu berichten weiss, als von den Gesprächen am 6. Oc-
tober. Seine Vorlage konnte ihm da nichts bieten, den
spärlichen Faden seiner Erinnerungen zu überspinnen. Müller
hat nicht zu den Bevorzugten gehört, die der Unterhaltung
anwohnen durften : er musste der Rückkehr Goethes im Vor-
zimmer harren.
Die tiefe und mächtige Wirkung, die das Gespräch bei
Goethe hinterliess, hat er ihm vom Gesicht abgelesen, und
seiner Beobachtung den richtigen Ausdruck geliehen. Ein
Wort Goethes könnte wohl nachklingen; denn ganz stumm,
wie einst Zacharias aus dem Tempel, wird der Dichter doch
nicht ins Vorzimmer getreten sein. Und in der That, ein
einzelnes Moment der Unterredung hat v, Müller bald er-
' Auswahl denkwürdiger Briefe von C. M. Wieland 2, 152 ff.
154 ff. Raumers Histor. Taschenbuch 10, 448 ff. »Hier« (d. h. zu Erfurt
am 9. Oaober, während des Diners beim Fürsten Pnmas) »machte
ich, entre autres, eine sehr oberflächliche Bekanntschaft avec S. A. S.
le prince de Bcncvcnt, autreraent le ministre Talleyrand. Die Götter
wollten aber nicht, dass wir einander näher kommen sollten; denn er
war nicht zu Hause, als ich ihm am folgenden Tage aufwarten wollte.«
(Auswahl 2, 154).
28 Neue MrrrHFauNGEN.
kündet und in der ersten grossen Randnote zu fixiren ver-
sucht: das Werther-Thema. Er weiss, wie bedeutend es be-
handelt worden ist, und wenigstens Eine aktuelle Angabe
bringt er bei, das ,qu*il disoit avoir lü sept fois*. Das
Dictum ist nur von ihm überliefert.
»Goethe beobachtete lange ein tiefes Schweigen über
den Hergang bei dieser Audienz«, hat zwar v. Müller selbst
in den Erinnerungen (S. 241) gesagt; doch ist das nicht so
buchstäblich zu nehmen. Thatsächlich hat Goethe doch
einige Mittheilungen über Einzelheiten gemacht. Riemer
notirt in seinem Tagebuche schon am 15. Oktober einiges
aus einem Gespräch mit Goethe »über die Erfurter Sachen«.
»Dass er den Kaiser gesprochen. Wolle es aufechreiben, was
er mit ihm gesprochen. Er hat ihm gleichsam das Tippelchen
auf das I gesetzt«. (Bei dem ,Tippelchen auf das I setzen',
könnte das Urtheil über Werther gemeint sein, das dem
Dichter höchlich imponirt hat. Er hat es späterhin zu Müller
oftmals mit dem Gutachten eines kunstverständigen Rleider-
machers verglichen, der an einem angeblich ohne Naht ge-
arbeiteten Aermel sobald die fein versteckte Naht entdeckt.)
Weiter aber, am 2. December 1808 sagte Goethe wiederum
zu Riemer : »Das wunderbare Wort des Kaisers : Voilä un
hommel womit er mich empfangen hat, ist weiter gedrungen !
Man sieht, dass ich ein recht ausgemachter Heide bin, indem
das Ecce homo in umgekehrtem Sinn auf mich angewandt
worden. Uebrigens habe ich alle Ursache, mit dieser Naivetät
des Herrn der Welt zufrieden zu seyn« (Riemer, Briefe von
und an Goethe S. 325). Da haben wir die durch frische
Erinnerung verbürgte Fassung, wie auch Müller sie vernommen
hat, der jedoch (Erinner. S. 241) den Moment unrichtig an-
giebt; in Goethes später Niederschrift lautet die Ansprache
,Vous 6tes un homme'.
ixa November bereits (wohl vor Mitte des Monats) hat
Riemer in einem langen Briefe an Cotta eine Art officiöser
Kundgabe in die Feder dictirt erhalten, bestimmt für die
»Freunde«, die, wie jener, an dem, was dem Dichter Gutes
widerfahren, lebhaften Antheil nähmen. »Ich will gerne ge-
stehen, dass mir in meinem Leben nichts Höheres und Er-
freulicheres begegnen konnte, als vor dem französischen Kaiser
und zwar auf solche Weise zu stehen. Ohne mich auf das
Detail der Unterredung einzulassen, so kann ich sagen, dass
mich noch niemals ein Höherer dergestalt aufgenommen,
indem er mit besonderem Zutrauen mich, wenn ich mich des
Ausdrucks bedienen darf, gleichsam gelten Hess, und nicht
undeutlich ausdrückte, dass mein Wesen ihm gemäss sey ; wie
er mich denn auch mit besonderer Gewogenheit entliess, und
das zweytemal in W*eimar die Unterhaltung in gleichem Sinne
^NaPOLEOKS UNTERHALTUNGEN MIT GOETHE UND WiELAND. 2^
fortsetzte, so dass ich in diesen seltsamen Zeitläuften wenigstens
die persönliche Beruhigung habe, dass wo ich ihm auch irgend
wieder begegne» ich ihn als meinen freundlichen und gnädigen
Herrn finden werde«. Am ii. März 1809 schliesslich notirt
Riemer unter Goethes Tischreden : »Die poetische Gerechtig-
keit sey eine Absurdität. Das allein Tragische ist das Injustum
und Praematunim. Napoleon sehe dies ein und dass er selbst
das Fatum spiele. Inhalt von Goethes Unterredung mit
Napoleon« (Mittheilungen 2, 707). Von späteren Eröffnungen
über den Verlauf des Gesprächs, wie der an Sulpiz Boisser^e,
den 8. August 181 5 (I, 265) sehe ich ab, denn es kommt
hier nur auf das in der ersten Zeit beobachtete Verfahren an.
Eine Gelegenheit aber, bei der eine Erwähnung des Gesprächs
schwer zu umgehen war, hat schon der 3. Oktober gebracht.
Goethe und v. MttUer waren da beim Marschall Lannes zum
Dejeuner geladen (Goethes Tagebuch, 3. Okt. Erinnerungen
S. 242). In V. Müllers Memoire ist Lannes (Duc de Monte-
bello) als anwesend bei der Unterhaltung vom 2. Oktober
angefahrt. Er selbst hatte bekanntlich im Oktober 1806,
und später hatte auch seine Gemahlin bei Goethe gewohnt.
Man kann sich kaum vorstellen, dass die Conversation nicht
auf das grosse Erlebniss des vorigen Tages sollte gefallen
sein. Hier könnte v. Müller die Werlher betreffende Notiz
erhascht haben. Auch mit Talma hat Goethe in jenen Tagen,
wenn auch in anderem Sinne, über den Roman gesprochen
(Riemer II, 705).
In Taileyrands Bericht steht vom Werther kein Wort.
Sonderbar, da er von diesem Theil der Unterhaltung (wenigstens
nach Goethes Erinnerung) noch Zeuge gewesen, da er ja auch,
einer Aeusserung an Bonstetten zufolge, von diesem Sujet
gewusst hat. Napoleon habe es eingeleitet mit den Worten:
Je n*aime pas la fin de votre roman*, und Goethe habe
erwidert: ,Je ne croyais pas, que Votre Majestd aimät que
les romans aient une fin* (Goethes Gespräche 2, 224 N. 372 b).
Es ist hier wie überall: alles ist auf das kleine Kaliber
eines Salon*Disputs reducirt. In dieser Seele hat das litterarisch
Bedeutende keine Wohnung gehabt. So versteht es sich nun
auch, weshalb Talleyrand auf ,Werther' verzichtet: Müllers
Relation gab darüber nichts Greifbares, keine Substanz, mit
der sich etwas machen Hess ,Adieu, monsieur Goethe I*
(p. 428).
Und nun auch adieu, monsieur de Talleyrand. Es lohnte
doch auch hier einmal, die Naht des Aermels näher zu be-
schauen. Ein Wort wenigstens — gleichviel ob es von ihm
oder vom Redactor der Memoiren herrührt — soll hier noch
ausdrücklich beglaubigt werden: ,Le travail, destind aux
archives littÄaires de Weimar*. Das ist wahr geworden
30 Neue MnrHEauKGEN.
achtzig Jahre nach dem Erfurter Congress. Mit dem Kanzler-
Muller-Archiv ist Müllers Memoire in das «Litteratur-Archiv*
von Weimar gekonunen, Februar 1888. Und dieses Archiv
hat zur Zeit noch seine Stätte in demselben Schlosse, das
am 6. Oktober 1808 Napoleon, Goethe und Wieland als
Gäste aufnahm. Bernhard Suphan.
5. SIEBEN BRIEFE VON HCHTE AN GOETHE
ZWEI BRIEFE VON FICHTE AN SCHILLER.
Verehrungswürdiger Mann,
Ich suchte Sie bald nach Ihrer Abreise, um Ihnen den
eben erst fertig gewordnen ersten Bogen zu übergeben.
Ich fand Sie nicht; und überschicke, was ich lieber über-
geben hätte.
So lange hat die Philosophie Ihr Ziel noch nicht er-
reicht, als die Resultate der reflektirenden Abstraktion sich
noch nicht an die reinste Geistigkeit des Gefühls an-
schmiegen. Ich betrachte SiCy und habe Sie immer be-
trachtet als den Repräsentanten der letztem auf der gegen-
wärtig errungnen Stufe der Humanität. An Sie wendet
mit Recht sich die Philosophie: Ihr Gefühl ist derselben
Probierstein.
Für die Richtigkeit meines Systems bürgt unter andern
die innige Verkettung Alles mit Einem, und Eines mit
Allem, die nicht Ich hervorgebracht habe, sondern die sich
schon vorfindet; sowie die ungemeine, und alle Erwartung
übertreffende Fruchtbarkeit, die ich eben so wenig selbst
hineingelegt habe ; so dass sie mich sehr oft zum Staunen
hingerissen hat, und hinreisst. Beides entdeckt sich nicht
im Anfange der Wissenschaft, sondern nur allmählich, so
wie man in ihr weiter fortschreitet.
Ob ich die Empfehlung einer klarerem Darstellung
auch jetzt noch behaupte, weiss ich nicht. So viel weiss
ich, dass ich es zu einer höhern, und zu jeder beliebigen
Klarheit erheben könnte, wenn die erforderliche Zeit ge-
geben wird: — aber ich habe, mit meinen öflfentlichen
Sieben Briefe von Fichte an Goethe. 31
Vorlesungen die Woche wenigstens drei Druckbogen zu
arbeiten, andere Geschäfte abgerechnet; und erwarte des-
halb Nachsicht.
Ich hoffte — vielleicht weil ich es sehnlich wünschte —
mich mit Ihnen in Einem Werke vereinigt zu sehen.
Ich weiss nicht, ob ich es noch hoffen darf. Wenigstens
hatte vor einigen Tagen Hrr. Schiller Ihren Entschluss
noch nicht.
Ich bin mit wahrer Verehrung
Ihr
Jena innigst ergebener
d. 21. Jun. 1794. J. G. Fichte.
n.
Verehrungswürdigster Gönner, und Freund,
Noch in meinem lezten Briefe nahm ich bloss des
edlen Mannes, und grossen Geistes Freundschaft in An-
spruch; ich glaubte nicht binnen ein paar Tagen in der
Lage zu seyn, Ihr politisches Ansehen in Anspruch zu
nehmen.
Man meldet mir von Weimar aus: »es würden da-
selbst Schändlichkeiten (es sind genau zu reden nur Dumm-
heiten) herum geboten, die ich in meinen Vorlesungen
vorgetragen haben solle. Meine Lage sey gefährlich. Es
sey von einer gewissen Klasse eine förmliche Verbindung
gegen mich geschlossen. Der Herzog höre Sie, und was
es noch an Männern giebt, selmer, ab andre, die in jenen
Bund gehönen; ich solle nicht so sicher seyn, der Folgen
halber, — kurz, ich könne abgesezt seyn, ehe ich mirs
versähe, u. s. w. u. s. w.a Man giebt mir Rathschläge, die
ich sicher befolgen würde, wenn ich — Parmenio wäre. —
»Ich soll eine gewisse anonyme Schrift abläugnen, die mir
zugeschrieben wird.« Mag ein andrer sich so etwas erlauben;
ich halte es mir nicht für erlaubt. Anerkennen werde ich
auch keine anonyme Schrift. Wer seine Schriften aner-
kennen will, der thut es gleich bei der Herausgabe. Wer
anonym schreibt, will sie nicht anerkennen.
»Ich soll mich doch nur wenigstens dieses halbe Jahr
in Acht nehmen, um die Politik nicht zu berühren.« Ich
32 Neue Mittheilungen.
lese nicht Politik^ und bin dazu nicht berufen. Das Natur-
recht werde ich freilich, wenn es in meinem Kursus an der
Reihe ist, meiner Ueberzeugung gemäss lesen, man verbiete
es mir denn ausdrüklichy und öffentlich; aber es kommt
im ersten Jahre gewiss noch nicht an die Reihe. Ich
handle dieses halbe Jahr nach Regeln, nach denen ich
immer handeln "werde; und werde immer so handeln, wie
ich dieses halbe Jahr handle. Ich habe keine besondre
Sommer- und keine besondre Winter-Moral.
»Ich soll mich versteken, um desto mehr Gutes stiften
zu können«. Das ist Jesuiter Moral. Ich bin dazu da
gutes zu thun, wenn ich kann; aber böses thun darf ich
unter keiner Bedingung, und auch nicht unter der des
künftigen Gutesthun's.
Betrachte ich mich hierbei völlig isolirt, so wäre ich
der lezte unter den Menschen, wenn ich bei meinen Grund-
sätzen, und bei der etwanigen Kraft, mit der ich sie gefasst
habe, irgend etwas fürchten, und darum auch nur um eines
Fusses Breite von meiner Bahn weichen wollte. Wer den
Tod nicht fürchtet, was unter dem Monde soll der doch
fürchten? — Ueberhaupt, es wäre dann lächerlich, wenn
ich jene Dinge nur einer ernsthaften Maasregel würdigen
wollte.
Aber ich bin leider nicht mehr isolirt. An mein
Schiksal ist das Schiksal mehrerer Menschen gebunden.
Ich rede nicht von meiner Frau. Sie wäre es nicht, wenn
ich ihr nicht die gleichen Grundsätze zutraute. Aber an
Sie ist ein 74Jähriger Greis, ihr Vater, unzertrennlich ge-
bunden. Sein Alter bedarf der Ruhe; er kann nicht der
Gefahr, umhergetrieben zu werden, sich aussetzen, der ich
selbst mich wohl aussetzen darf. Es ist also die Frage,,
und es ist nöthig dass diese Frage bei Zeiten beantwortet
werde : Kann, und will der Fürst, dem ich mich anvertraut
habe, mich schützen? will er's unter folgenden Bedingungen .>
Ich komme künftigen Sonnabend nach Weimar, und stelle
mich den Leuten, die mir etwas zu sagen haben könnten,
unter's Gesicht, um zu sehen, ob sie Muth genug haben,
mir zu sagen, was sie andern von mir sagen. Ich lasse die
bis jcT^t öffentlich gehaltnen 4. To/lesungen, in welchen ich.
Sieben Briefe von Fichte an Goethe. 33
jene Thorheiten gesagt haben soll, und welche ich mit
guierji Vorbedacht wönlich niederschreibe, und wörtlich ab-
lese ehestens unverändert wörtlich abdruken. Es würde die
höchste Vergünstigung für mich seyn, wenn der Herzog
mir erlauben wollte, ihm dieselben zuzueignen. Mit voller
Wahrheit könnte ich diesen Fürsten einer unbegränzten
Verehrung versichern, die alles was ich je von ihm gehört,
später das, dass er mir bei der Meinung, die das Publikum
nun einmal von mir gefasst hat, ein Lehramt auf seiner Uni-
versität anvertraute, in mir gegründet, und welche die
persönliche Bekanntschaft mit Demselben ins unendliche
erhöht hat. Es würde mich sehr freuen, vor dem ganzen
Publikum zeigen zu können, dass ich einen grossen Mann
verehren kann, auch wenn er ein Fürst ist ; und ich sollte
glauben, dass diesem Fürsten, der in sein Menschseyn
seinen höchsten Wenh setzen kann, die Versicherung einer
Verehrung, die dem Menschen in ihm, und nicht dem
Fürsten gilt, nicht unangenehm seyn könnte. — Ich bin
erbötig auf diesen Fall hin, Ihnen, oder dem Herzoge selbst
die Schrift in Probebogen vorher vorzulegen ; sowie auch,
wenn es verlangt wird, die Dedikation: ob es mich gleich,
ich gestehe es, noch mehr freuen würde, wenn man mir
ohne vorläufige Untersuchuug zutraute, dass ich mich in
einer so delikaten Sache würde zu benehmen wissen.
Wenn man es verlangt, so will ich versprechen, dass
eine gewisse anonyme Schrift nicht fongese:(t werden soll;
ja ich will sogar versprechen binnen einer beliebigen Zeit
keine anonyme Schrift über politische Gegenstände ^u schreiben,
(wenn nicht etwa die Selbstvertheidigung es nothwendig
macht) — Dass ich dies leicht versprechen, und hinterher
doch thun könne, was ich wolle, da ich unentdekt zu
bleiben hoffen dürfte — diesen Einwurf erwarte ich von
Niemanden, mit dem ich unterhandeb soll. Was ich ver-
spreche, halteich, und wenn auch keiner, als ich selbst,
weiss, dass ich es halte.
In meinen Forlesungen aber kann ich nichts ändern;
und werden sie nicht gebilligt, so müssen sie mir über-
haupt öffentlich untersagt werden. Ich soll, und werde sagen,
was ich nach meiner besten Untersuchung für wahr halte,
GocTBi-jASMoea XV. 3
34 Neue Mittheilüngen.
ich kann irren ; ich sage es meinen Zuhörern täglich, dass
ich irren kann; aber nachgeben kann ich nur Vernunft-
gründen. (Wenigstens hat bis jezt noch Niemand sich auch
nur den Schein gegeben, als ob er das, was man für meine
Irnhümcr hält, aus Prinzipien wiederlegen konnte). Ich
werde es an seinem Otte, und t^u seiner Zeit, d. i. weim es
in der Wissenschaft, die ich lehre, an die Reihe kommt,
sagen. Es wird in meinen Vorlesungen zu seiner Zeit
auch von der Achtung gegen eingeführte Ordnung, u. s. w.
die Rede seyn; und diese Pflichten werden mit nicht ge-
ringerm Nachdrucke eingeschärft werden.
Unter diesen Bedingungen nun erwarte ich Schut:(^, und
Ruhe :(u Jenay wenigstens so lange mein alter Schwieger Vater
lebt; und bitte darüber um das Wort des biedern Fürsten.
Darf ich einige Betrachtungen hinzu setzen, um die
Billigkeit meiner Bitte darzuthun. Ich habe keinen Schritt
gethan um den Ruf zu erhalten, den ich erhalten habe.
Man kannte mich, als man mich rufte; man wusste,
welche Schriften mir zugeschrieben würden; man wusste,
welche Meinung das Publikum von mir gefasst hatte; ich
habe an den gehörigen Mann geschrieben, und der Brief
muss noch existiren, »dass ich eher Mensch gewesen, als
akademischer Lehrer, und es länger zu bleiben hofte, und
dass ich nicht gesinnt sey, die Pflichten des erstem aufzu-
geben, und dass ich, wenn das die Meinung sey, auf den
erhaltnen Ruf Verzicht thun müsse« ; ich schrieb dies, als
von gewissen Grundsätzen die Rede war.
Ich bin gewarnt worden ; man hat mir in der Schweitz
von verschiednen Orten her gesagt, dass man mich bloss
deshalb riefe, um mich in seine Gewalt zu bekommen. Ich
habe diese Drohungen verachtet; ich habe der Ehre des
Fürsten, der mich rief, getraut. Er wird mich schützen;
oder kann Er's unter den genannten Bedingungen wenigstens
bis auf die bestimmte Zeit nicht, so wird Er mir's frei-
müthig sagen. In diesem Falle schreibe ich künftigen
Dienstag den Meinigen, die ich nicht ohne Vorbedacht in
der Schweitz zurückgelassen habe, zu bleiben, wo sie sind ;
und kehre nach Vollendung meiner halbjährigen ange-
fangnen Vorlesung, in mein ruhiges Privatleben zurücL
Sieben Briefe von Fichte an Goethe. 35
Vergeben Sie den entschiednen Ton, mit welchem
ich geredet habe. Ich wusste, doss ich mit einem Manne,
iund mit einem gütig gegen mich gesinnten Manne redete.
Mein Antrag wäre lächerlich, wenn bloss von mir die Rede
wäre ; ich darf keine Gefahr fürchten : aber mein Bewegungs-
grund entschuldigt mich vor meinem Herzen, und wird
jnich vor dem Ihrigen entschuldigen.
Mit wahrer warmer Hochachtung
Ihr
Jena innigst ergebner
d. 24.Jun 1794. Fichte.
III.
Ich kann Ihnen jetzt. Verehrungswürdiger Herr
<}eheimer-Rath, nur meinen innigen Dank sagen, und Ihre
gütige Einladung auf künftigen Sonnabend annehmen.
Ueber verschiedenes, was mir nicht ganz deutlich ist,
•verspreche ich mir Ihre nähere gütige Erklärung. — Fer-
Jbeidigen kann ich mich nicht, denn ich bin nicht angeklagt;
ich bin nur lügenhaft verläumdet; und hinterm Rücken ver-
läumdet, und ich weiss nicht, ob jemand mir selbst sagen
\wird, was mich zu einer Venheidigung nöthigte.
Ich bin mit der wahrsten Hochachtung
Ihr
Jena, innigst ergebner
-d. 25. Jun. 1794 Fichte.
IV.
Euer Hochwohlgeboren übersende ich die bis jetzt fertig
-abgeschriebenen zwei Vorlesungen. Den Mangel der Korrekt-
heit bitte ich mit dem Grunde zu entschuldigen, den ich
hatte, Ihnen keine grössere zu geben, als sie beim münd-
lichen Vortrage hatten.
Mit Hochachtung und warmen Dank
Ihr
Jena, d. i. JaL 1794. innigst ergebner
J. G. Fichte.
3*
36 Neue Mittheilungen.
V.
Ueberbringer dieses, mein Freund u. Zuhörer, Hrr.
Fhr. V. Bielfeld bat sich ein paar Zeilen von mir an Euer
Hochwohlgebohm aus, und ich nehme mir die Freiheit
Ihnen bei dieser Gelegenheit die fünfte mit für den Abdruck
bestimmte Vorlesung zu überschicken.
Ihr Beifall ist derjenige, den ich vorzüglich wünsche,
und es machte mir grosse Freude, aus Ihrem Briefe zu
sehen, dass sie denselben auch diesen Vorlesungen nicht
gänzlich versagten.
Mit inniger Hochachtung empfehle ich Ihnen mich,
und alle meine litterarischen Arbeiten.
Jena, d^ 5. Jul. 1794.
Fichte
VI.
Oft, mein Verehrtester Herr Geheimer Rath, habe ich
bei Ausarbeitung des beiliegenden Theils meines Lehrbuchs
daran gedacht, dass Sie es lesen würden; und mehrere
Mahle, wenn ich schon im Begriffe war, es nun gut se)Ti
zu lassen, hat dieser Gedanke mich vermocht, das Nieder-
geschriebne von neuem völlig umzuarbeiten. Wenn es
dadurch doch noch nicht so weit gekommen ist, dass ich
vollkommen damit zufiieden seyn kann — die Probe davon
ist immer die, ob ich mir Sie als völlig damit zufrieden
denken kann — so lag das an der gebietenden Lage, in
welcher ich schrieb. Wenn Ein Bogen durchgelesen war,
muste ein andrer erscheinen; und dann musie ich es gut
sein lassen.
Mit freier Verehrung für Ihren Geist, und Ihr Herz
empfehle ich mich Ihrem Wohlwollen.
Jena. d. 30. September 1794.
Fichte.
VU.
Hochwohlgebohmer Herr
Höchstzuverehrender Herr Geheimer Rath.
Der nie gebeten hat, bittet, und soviel ich einsehe, um
GcrechtigkeiL
Sieben Briefe von Fichte an Goethe. 37
I.) Ich habe ein Publikum angefangen, das auf den
Zustand der Akademie einen Einfluss hat, den nur Ich weiss,
und den ich, um nicht unbescheiden zu scheinen, nie sagen
werde. Gesetzt es hat keinen; es ist ein Publikum, und
ich bin verbunden, eins zu lesen.
In den fVochentzgen sind die Stunden so besetzt, dass
man uns armen Nicht- Senatoren oflSciell verbietet, die
nöthigen Privata zu lesen, (worüber unter N. 2.)
Ich opfere von meinem Sonntage, den ich nicht frei,
sondern nur zu andern der Akademie gleichfals gewidmeten
Geschäften bestimmt habe, eine Stunde für dieses Publikum.
Menschen, die nie bekannt waren, viel Religion zu be-
sitzen, schreien seitdem über den »Sabbathsschänder« hetzen
die Bürgerschaft, und die Geistlichkeit auf mich; erzählen
an Studenten, dass sie die nächste Senatssitzung sich das
Verdienst machen würden, gegen mich Klage zu erheben;
und bis heute — Dienstags — haben sie es schon so weit
gebracht, dass sie ihre Indignation unsem frommen Weibern
mitgetheilt. — Ich nenne auf Nachfrage Mann, u. Weib,
Warum ich bitte ist folgendes:
Ich habe mich sorgfältig nach dem Gesetze erkundigt,
laut der Beilage. y>Es ist darüber kein Gese^ da.a
(Und dabei im Vorbeigehen ! — Hat unsre Akademie
Gesetze für die Professoren, oder nicht? Ich bin in das
zweite Halb-Jahr Professor, und weis es gewiss nicht. Was
ich weiss, habe ich bittweise — Das ist für einen Mann,
der dem Geset:^e buchstäblich nachkommt, darum, weil er
gern frei ist allerdings hart.)
Ist wirklich keins da, so bitte ich binnen hier und
Sonntag um ein Geset:(^, d.i. nicht um eine blos für
mich geltende Ordre, sondern um einen gemeingültigen,
öffentlich promulgirten Befehl : Um einen fürstlichen Befehl.
I.) binnen hier, und Sonntag — Ich habe mich an-
heischig gemacht durch öflfentlichen Anschlag, jeden
Sonntag zu lesen, ich bin in Venrage mit den Studenten ;
ich «/i7/ diesen Vertrag nicht brechen; und ich kann nur,
wenn ich krank werde — ich habe alle Anlage künftigen
Sonntag gesund zu seyn — oder wenn ich ein Verbot
erhalte, das ich respektiren kann, und mit Ehren darf.
3 8 Neue Mitthklungen.
2.) einen fürstlicheti Befehl. — Befehlen des Senats, ohncr-^
achtet ich völlig rechtlos zu seyn scheine, will und werde
ich mich nicht unterwerfen.
3.) sollte bis Sonntag ein solcher Befehl nicht auf eine
mich überzeugende Art ankommen, so lese ich ohne
Zweifel; etitledige durch gegenwärtige Anfrage mich aller
möglichen f^er antwortung, und mache Anspruch auf SchutT^
in diesem Vorhaben.
4.) ich behalte mir vor, diejenigen, die mein Unter-
nehmen verläumdet, und mich beschimpft haben, ge-
richtlich zu belangen, sobald die Sache bis dahin aus-
gemittelt seyn wird.
2.
Es wird von mir, lange nach dem Abdruck des
Lektionshataloges durch die besondem Bedürfnisse der
Studierenden eine An von Einleitung in die transcendentale
Philosophie gefordert. Ich lege dafür Plamers Aphorismen
über Logik und Metaphysik zum Grunde, und lese von
6-7 Uhr.
Dtv Dekan der philosophischen Fakultät Hrr. H. R. Ulrich
meldet mir officialiter, dass ich angehalten werde, diesen
Unfug zu unterlassen, damit Hrr. H. R. Reichardt die Stunde
von 6—7. zum »Dupliren« der Pandekten brauchen
könne. Für Logik sey die Stunde von 3—4. festgesetzt. —
Ich antworte darauf i.) dass mir kein solches Gesetz be-
kannt gemacht worden, noch ich es angenommen 2.) dass
ich von 3—4. Uhr wirklich lese, was unsre guten Vorväter
unter Logik gedacht haben mögen, die theoretische Philo*
Sophie 3.) dass demnach dieses Zumuthen eigentlich soviel
sage: ich solle ^^r nicht lesen; und dass ich mit mehrerm
Rechte sagen könne Hrr. Reichardt solle nur nicht dupliren>
sondern sich so einrichten dass er auskomme.
Gerade so spielt man mit Prof. Woltmann. Er liest
Swaten Geschichte von 6—7. Uhr. Um des gleichen Dup-
lirens Willen muthet man ihm an sie von 4—5. Uhr zu
lesen, welche Stunde dafür festgesezt sey. Er liest in
dieser Stunde Universal-Geschichte, die auch darauf verlegt
ist. — Mithin heisst jene Zumuthung, er solle Staaten-
geschichte gar nicht lesen, damit Hrr Reichardt die Pan-
I
1
Sieben Briefe von Fichte an Goethe. 39
dekten dupliren könne. Das wagen jene Menschen uns
zu bieten, und wir stehen rechtlos da.
In meinen öffentlichen Vorlesungen sind oft gegen
500 Zuhörer gewesen. Ich habe im vorigen Sommer dazu
das Griesbacbische Auditorium mir erbeten, das für zahl-
reiche Versammlungen von jeher gebaucht worden. Der
Hrr. G. K. R. Griesbach findet seitdem, dass dadurch die
Bänke abgerieben werden, und schlägt es mir ab mit seinem
vollen Rechte. Ich, gleichfals mit meinem vollen Rechte,
frage nach einem öffentlichen philosophischen Auditorium ;
setze voraus, dass das doch ein möglicher Aufenthalt für
Menschen seyn müsse, und gehe vorigen Sonntag, morgens
9. Uhr in dem grössten Regen dahin. Ich finde meine
Zuhörer vor der Thür, die mir sagen, dass im Auditorium
die Fenster eingeschlagen, dass es voll Unrath sey u. s. w.
und sie bäten mich, dass ich nach meinem Hause gehen,
und daselbst lesen möchte. Ich gehe in diesem heftigen
Regen zurück, weil ich ihr Begehren menschlich finde;
und der Trupp meiner Zuhörer mit mir. Wenn dadurch
ein Geräusch auf den Strassen entstanden; wo liegt doch
die Schuld?
Man wird sagen, die Stunde von 9—10. falle während
der kirchlichen Versammlungen. — - i.) Man nenne mir nur
eine andre. Um i. Uhr, gleich nach Tische zu lesen,
würde mir höchst ungesund seyn; auch will ich für meine
Betrachtungen den offenen Geist meiner Zuhörer in den
Morgenstunden; nicht ihren gefüllten Bauch, der keine
Ohren hat. In den spätem Nachmittags- u. Abendstunden
ist gleichfals kirchliche Versammlung, Concert, Clubb. —
In den frühem Morgenstunden schlafen die Studirenden
noch, weil sie diesen einzigen Tag zum Ausschlafen haben.
2.) Für die Studenten ist die Stadtkirche nicht, sondern die
Coüegen-Kirche. Diese ist von 11 — 12. Uhr; und darum
habe ich diese ausserdem allerbequemste Stunde nicht ge-
wählt. Ich selbst werde von nun an die Collegen Kirche
besuchen, und vielleicht mancher meiner Zuhörer mit mir.
5.) Die physikalische Gesellschaft hat ihre Sitzungen gleich-
40 Neue Mittheilungen.
fals Sonntags während der Nachmittags Predigt, und ich
wüste nicht, dass ihr jemand ein Verbrechen daraus ge-
macht. Ohne Zweifel hat dieselbe sie aus dem gleichen
Grunde auf diesen Tag verlegen müssen, weil in den
Wochen-Tagen keine Zeit zu zahlreichen Versammlungen
ist. Auf unsrer Universität sind Gottlob! alle Stunden
besezt.
5)
Von der moralischen Seite angesehen, müste es
allerdings jeden verständigen Mann gegen mich einnehmen,
wenn er glauben könnte, dass ich durch jenes Unternehmen,
ich weis nicht welche Aufgeklärtheit affigiren wolle; und
allerdings mögen viele unter den Tadlem, der Analogie
ihrer eignen Kleingeisterei nach, mir so etwas zutrauen.
Ein solcher Verdacht ist mir so lächerlich, dass ich keine
Geduld habe, ihn zu widerlegen. Ich ging noch in die
Schule, als ich über eine solche Auf klärung schon hinweg
war. — Ich bin schwer daran gegangen, ehe ich den
Sonntag wählte. Das beweist mein Aufschub der Eröfoung
dieser Vorlesungen, ohnerachtet ich sehr oft von den
Studierenden dazu aufgefordert worden; weil ich noch
immer hofte eine Stunde in der Woche auszumitteln: das
beweisen meine sorgfältigen wiederholten Anfragen bei
mehreren.
6.)
Es ist diesen Leuten nicht, weder um wahre noch
eingebildete Religion zu thun. Mein wahres Verbrechen
ist dies, dass ich Einfluss und Achtung unter den Studierenden,
und Zuhörer habe. Möchte ich doch immer an den höchsten
Feiertagen lesen, wenn es vor leeren Bänken wäre ! Daher
ergreifen Sie jeden Vorwand, um mich zu hindern ; und
werden aus blossem odio academico alt-orthodoxe Christen
sogar.
Mein inniges volles Zutrauen zu Ihnen, mein Ver-
ehrungswürdigster Herr Geheimer-Rath, bewog mich, mich
vorzüglich, und ohne weitere Förmlichkeit, an Sie zu
wenden. Dem ohnerachtet ersuche ich Sie, jeden dienlichen
Gebrauch von diesem Briefe zu machen, und ihn, in so
weit er es sein kann, als officiel anzusehen; oder mich
Zwei Briefe von Fichte ak Schiller. 41
gütigst wissen zu lassen, was für Wege ich einzuschlagen
habe, um binnen hier u. Sonntag zu meinem Zwecke zu
kommen.
Mein Entschluss ist übrigens ganz fest. Ich kann un-
beschadet meiner Ehre, nach diesen Vorfällen nicht heimlich,
und in der Stille mir ein Dementi geben; dem Gesetze
aber werde ich ohne Widerwillen, ohne Anmerkungen,
mit Freude, wie ein guter Bürger gehorchen; jezt, wie
immer. — Ausser dem Falle des Gesetzes aber bin ich auf
das Aeusserste gefasst.
Mit inniger wahrer Hochachtung
Eur Hochwohlgebohrn
Jena ganz gehorsamster Diener
d. 19. November 1794. J. G. Fichte. Prof.
VIII.
Berlin, den 2. Febr. 1800
Ich danke Ihnen, mein verehner Freund, für die Aus-
sichten, die Sie mir, und der Litteratur eröfhen.
Ohne just einen bestimmten Plan vorlegen zu können,
waren meine Gedanken für ein kritisches Institut folgende.
Die Wissenschaft muss schlechthin, scheint es mir, so-
bald als möglich eine Zeit lang unter eine strenge Auf-
sicht genommen werden, wenn die wenigen guten Saat-
kömer, die da gestreut worden, nicht in kurzem unter
dem reichlich aufschiessenden Unkraute zu Grunde gehen
sollen. Auf dem Gebiete der ersten Wissenschaft, der
Philosophie, die allen andern aus der Verwirrung helfen
sollte, scbwazt man den alten Sermon fort, als ob nie
etwas gegen ihn erinnert worden wäre, und verdreht das
neue, dass es sich selbst durchaus nicht mehr ähnlich ist.
Zum Glück ist man dabei so feig, dass man erschrikt, und
sich zusammen nimmt, sobald einer das Unwesen ernstlich
rügt, es aber wieder forttreibt, sobald die Aufsicht ein-
zuschlummern scheint. Ich halte es für sehr möglich,
durch eine 2 bis 3 Jahr fortgesezte strenge Kritik die
Schwätzer auf dem Gebiete der Philosophie zum Still-
42 Neue Mittheilukgex.
schweigen zu bringen, und den bessern Plaz zu machen.
Da es nun möglich ist, so muss es geschehen.
Um einen festen Punkt zu haben, arbeite ich gegen-
wärtig an einer neuen Darstellung der Wissenschaftslehre,
die meiner Hofnung nach so kür seyn soll, dass man
einem jeden von wissenschaftlichem Geiste anmuthen könne,
sie zu verstehen. Was diese in der wissenschaftlichen
Litteratur wirkt, werde ich fortdauernd beobachten, und
referiren. Ich werde über das ganze Gebiet der Wissen-
schaft soweit mich verbreiten, als eignes Vermögen, und
Mitarbeiter, die eine ähnliche Gesinnuag uns allmählich zu-
führen wird, es erlauben, ohne eben auf Universalität
Anspruch zu machen. Was nicht durchaus gründlich ge-
schehen kann, muss lieber unterbleiben.
Ich denke mit einem Berichte über den gegenwärtigen
Zustand der deutschen Litteratur anzufangen, in welchem
ich die faulen Fleke derselben, — die Fabrikenmässige
Betreibung der Schriftstellerei durch Buchhändler, und
Autoren, die Lächerlichkeit der Recensir Institute, die
elenden Beweggründe zur Schriftstellerei, u. s. w. unverholen
aufdecken, und Vorschläge zur Verbesserung thun werde,
In diesem Berichte werde ich die kritischen Maasregeln unsers
Instituts in wissenschaftlicher Rücksicht angeben. Ich werde
es im Manuscripte Ihrer, u. Goethe's Beurtheilung vorlegen.
Ich maasse mir kein Urtheil an, was in der Kunst, in
der wir denn doch nun durch Goethe's und Ihr Muster,
und durch einige recht gute Philosopheme der neuem Philo-
sophie wissen worauf es ankommt — von Seiten der Kritik
geschehen könne. Ihnen beiden kommt es zu, zu ent-
scheiden, welches die nothwendigsten Lehren für die Kunst-
jünger unsrer Zeit sind, und wie diese an den Erscheinungen
der Zeit anschaulich gemacht werden müssen. Goethe hat
ja in seinen Propyläen, und andern seiner neusten Schriften
auch hierin Muster aufgestellt. Universalität, glaube ich,
müsste man auch hier nicht beabsichtigen, sondern nur
immer das jezt eben nöthigste sagen.
Schelling besteht darauf, dass eine wissenschaftliche
Zeitschrift von uns beiden künftige Ostern ihren Anfang
nehmen solle, und hat sich, da ich bis dahin nichts liefern
Zwei Briefe von Fichte an Schiller. 43
kann, erboten, den ersten Theil selbst zu besorgen. Da
ich allerdings der Meinung auch bin, dass gleich nach Er-
scheinung einer Elementar-Philosophie, die auf allgemeine
Verständlichkeit Anspruch macht, die Aufsicht anheben,
und man die ersten Aeussrungen beobachten müsse, so
-werde ich unmittelbar nachher dazutreten. Ist es Ihnen,
und Goethe nicht möglich so bald beizutreten, so lassen Sie
uns wenigstens auf spätere Vereinigung hoffen. Man lässt
dann das erstere nur wissenschaftliche Institut eingehen,
macht einen andern Titel, u. s. w.
Dass Cotta den Vorschlag nicht begierig annehmen
solle, daran habe ich keinen Zweifel Möchten Sie nicht die
Güte haben, mir Vorschläge zu thun, welche Bedingungen
ich für Sie, und Goethe fodem soll: wenn Sie nicht zu
seiner Zeit lieber unmittelbar mit ihm unterhandeln wollen.
Ich lege, eben sowohl in Cotta's als in meinem Namen
zwei Exemplare meiner neusten Schrift für Sie, und Goethe
bei. Diese Schrift macht durchaus keine Ansprüche, und
entstand auf die gelegentliche Veranlassung alberner Ge-
spräche, die ich rund um mich herum über den abgehandelten
Gegenstand hören muste.
Ich bitte um Verzeihung, dass ich auch die Bestimmung
d. M.' die gar keine Novität mehr ist, beilege.
Leben Sic recht wohl mit den Ihrigen, geniessen Sie
der besten Gesundheit und behalten Sie mich lieb.
Ganz der Ihrige
Fichte
IX.
Berlin, d 18. August 1803.
Den Einen Punkt dieses Schreibens an Sie, mein
verehrungswürdiger Freund, hat Hrr. Zelter in einem
Schreiben an Hrr. G. R. Goethe versprochen und ich habe
übereilt den Auftrag angenommen, ob ich gleich vermuthe,
dass es Goethen eigentlicher um Zelters ürtheil, als um
' des Menschen.
44 ^»EUB MlTTHEILUNGEN.
ein ürtheil überhaupt zu thun war. Der zweite betrift
meine Angelegenheit; und ich bitte sehr um Verzeihung,
dass ich Sie damit unterbreche. Ich würde darüber ent-
weder an den Regierungs-Rath (nicht Geheimen Rath,
wie Z. durch einen Irnhum an Goethe geschrieben) Voigt,
der sich in der Sache schon gütig verwendet, oder an
D. Niethammer geschrieben haben, wenn ich nicht zweifelte,
ob der erstere von seiner Reise nach Dresden schon zurück
sey, und den zweiten gleichfalls abwesend vermuthete.
Ich schreibe , was dieses betrift, auf ein besonderes Blatt,
damit es den R. R. Voigt, oder auf den Fall seiner Ab-
wesenheit einem andern Rechtsfreunde, den Sie oder Goethe
für mein Sache interessiren, mitgetheilt werden könne;
indem ich hier nur noch Sie und Goethe bitte und be-
schwöre, Ihr Interesse für diese Angelegenheit noch nicht
ermüden zu lassen, damit nicht, wie es nach der Antwort
des Hr. Salzmann das Ansehen bekömmt, durch das bis
jetzt geschehne nur lediglich der Verlust derselben be-
schleuniget werde. Die Sache scheint mir gerecht, sie
scheint mir von allgemeinem Beispiele, und ich möchte
wünschen, dass Sie und Goethe ein Stündgen fänden, meine
beiliegende Instruktion, die zunächst freilich auf die Fassungs-
kraft eines Advokaten berechnet, und darum etwas zu
deutlich ist, gemeinschaftlich durchzulesen.
Goethes natürliche Tochter habe ich die zweimal, da
sie hier aufgeführt worden, mit aller Aufmerksamkeit ge-
sehen, und glaube zu jeder möglichen Ansicht des Werks
durch dieses Medium, mich erhoben zu haben. So sehr
ich Goethes Iphigenie, Tasso und aus einem andern Fache
Herrmann und D. verehrt und geliebt, und kaum etwas
höheres für möglich gehalten habe, so ziehe ich doch dieses
Werk allen seinen übrigen vor, und halte es für das der-
malig höchste Meisterstück des Meisters. Klar wie das
Licht, und eben so unergründlich, in jedem seiner Theile
lebendig sich zusammenziehend zur absoluten Einheit, zu-
gleich zerfliessend in die Unendlichkeit, wie jenes. Dieser
streng organische Zusammenhang macht es mir nun ganz
unmöglich, irgend einen Theil davon w^egzudenken, oder
Zwei Briefe von Fichte an Schiller. 45
missen zu wollen. Was in dem ersten Theile sich noch
nicht ganz erklän, als die geheimnissvollen Andeutungen
eines verborgenen Verhältnisses zwischen dem Herzoge,
und seinem Sohne, beider, und noch anderer, geheime
Machinationen, bereiten ohne Zweifel das künftige vor,
und erfüllen schon jezt das Geniüth mit einem wunder-
baren Schauer.
Dass ein Werk von dieser Tiefe, und SimpHcität zu-
gleich, von irgend einer vorhandenen Schauspielergesell-
schaft in seinem innren Geiste ergriffen, und dargestellt
werden solle, darauf ist ohne Zweifel Verzicht zu thun.
Der rechte Zuschauer aber soll durch die Beschränktheit
der Darstellung hindurch das Ideal derselben, und durch
dieses hindurch das Werk erbUcken. Dies ist der Weg,
den ich habe gehen müssen, und der bei dramatischen
Kunstwerken mir gerade der rechte scheint. Daher mag
es kommen, dass Zelter, der mit der Lektüre angehoben,
und hieraus sich selber die idealische Darstellung gebildet,
bei ErbUckung der wirklichen ungenügsamer gewesen ist,
denn ich, der ich sonst eben nicht grosser Genügsamkeit
mich rühmen kann. — Nun dem gemeinen Zuschauer zu-
förderst diese Erhebung über die Beschränktheit der Dar-
stellung angemuthet — bei gemeinen Werken ist er deren
überhoben, da fällt die Darstellung und die Sache, weil
beide gemein und flach sind, sehr richtig zusammen —
ihm ferner eine 2 — 3. Stunden dauernde strenge Aufmerksam-
keit angemuthet, weil eben das Ganze ein Ganzes ist, und
er gar keinen Theil versteht, wenn er nicht alle versteht —
dagegen bei den gemeinen Stücken er abwesend seyn kann,
wenn er will, und wiederum aufmerken, wenn er will, und
doch immer ein ganzes — Sandkorn nemlich, glücklich
antrift — endlich ihm den durchaus ermangelnden Sinn
für das Inwendige im Menschen, und die Handlung die auf
diesem Schauplatze vorgeht, angemuthet — daher Direktion,
Stadt und Hof glauben, in den beiden lezten Akten dieses
Werks sey keine Handlung, und allerdings hätte Goethe
für diese beiden Akte, durch die simple Erzählung: Eugenia
gebe ihre Hand einem Justiz Rathe, er sparen können —
diese Anmuthungen alle, so ist begreiflich, mit welchen
46 Neue Mittheilungen.
Gesichtern sie aufgenommen werden. Ich aber für mein
Theil bestärke mich nur immer mehr, je älter ich werde,
und jemehr hier täglich irgend eine Dummheit mich drükt,
und je mehrere Meisterwerke sie von donher uns schicken,
in der unbarmherzigen Gesinnung, dass man allerdings das
höchste, und allein das höchste, vor die Augen des Publikum
bringen solle, ohne alles Mitleid mit der Langweile, und
Unbehaglichkeit der Unbildung, dass man gar nicht das
schlechte flicken, und das gute, so Gott will, daran an-
knüpfen, sondern dieses rein vernichten, und das gute rein
erschaffen solle, und dass es nie besser mit dem schlechten
werden wird, als bis man durchaus nicht weiter Notiz davon
nimmt, dass das schlechte vorhanden ist.
Unter den Schauspielern trug, meines Erachtens, Mdme
Fleck, als Eugenie, bei weitem den Preis davon. Besonders
war ihr Spiel im zi^-eiten Aufzuge, im Ausdrucke der
freudigen Erwartung im Sonette, in der demnächst
folgenden dichterischen Phantasie — sodann bei An-
legung des Schmucks, dem Hervorbrechen ihrer adelichen
freigebigen Gesinnung u. s. w. begeistert, und begeisternd.
Eigentlich verdorben hat sie nichts, dessen ich mich er-
innerte. Iffland stellte den zärtlichen Vater, besonders im
dritten Akte, den im Gedanken des geglaubten Verlustes
zergehenden, sehr gut dar, und machte auf sein Publikum
einen mächtigen Eindruck: aber es blieb immer ein zärt-
licher Vater aus einem seiner Berge Familien Stücke : die
Vornehmheit des ersten Vasallen, geheimen Gemahls der
stolzen Prinzessin, Vaters der hohen Tochter, die Bedeutsam-
keit des finster drohenden Gestirns am politischen Horizonte
dieses Reichs, gingen verlohren — nicht zum Schaden des
Stücks, wie mirs scheint, beim wahren Zuschauer; denn
wer Ifflanden ausserdem kennt, wird ihn nicht für identisch
mit einer solchen Person nehmen, und auf den Wink des
Dichters Würde, und Hoheit, und Tiefe gern suppliren.
Mattausch, als König, war recht stattlich. Noch verdient
Bessel (der sonst unbedeutende Rollen spielt) als Welt-
geistlicher, der Erwähnung. Er spielte nicht ohne Kraft;
und manche Rohheit im Benehmen mochte der günstige
Zuschauer auf das Dorfleben des geistlichen Herrn zu
Zwei Briefe von Fichte an Schiller. 47
schieben. Bethmann^ als Gerichtsrath, spielte gerade nicht
unsorgfältig, wie ihm hat vorgeworfen werden wollen,
aber was lässt ans diesem ungelenksamen, eintönigen Organe
sich machen? Herdiy als Mönch, Hess nicht von seiner
Natur, die Accente so zu setzen, wie das natürUche Athmen
es erfordert ; doch verstand man ihn ganz, und man mochte
sich nun eben die Rolle anders, und richtig sprechen.
Beschart spielte den Gouverneur glatt, und galant weg, wie
dies seine Manier ist; und dies that der Rolle nicht übel.
Die Rolle der Hofmeisterin war einer Sängerin, welche aus
an sich sehr löblicher Vorsicht auf die Zeit, da sie mit
ihrer Singstimme auf die Neige kommen dürfte, sich auf
die Recitition legen will, der Mdme. Schiel^ übertragen.
Diese brachte nun dazu allerdings die Gestikulation vom
Opemtheater, singen aber durfte sie nicht, und reden konnte
sie nicht. Ich glaube zwar wohl überhaupt die Absicht und
Bedeutung dieser Rolle errathen zu haben ; die Worte aber
habe ich beidemal nicht gehört; hierüber daher ist in meiner
Erkenntniss eine Lücke geblieben. Aus Schwadkc's — der
den Sekretär spielte — gründlicher Seichtigkeit lässt keine
Goethische Person sich machen. Dieser Mann wäre ganz
in die Konversationsstücke aus dem Englischen zu exiliren.
Noch eine mir sehr auferbaulich, und sehr lehrreich
gewesene Anekdote. Die Rolle der Nonne war den ersten
Tag mit Mdme Htrdt besetzt, welche sich also benahm,
dass das Publikum in ein lautes Gelächter ausbrach — und
diesesmahl zwar mit dem vollkommensten Recht. Wie
hilft sich die Direktion den zweiten Tag? Nun, sie lässt
diese Rolle ganz weg — nur Eine der unnützen Personen,
mochte sie denken, welche in den beiden lezten Akten
auftreten — (wie erst, in steigender Angst alle Mittel der
Rettung versucht werden müssen, ehe zum lezten sonder-
baren gegriffen wird, und wie noch nebenbei alle Stände
des seinem Untergange entgegengehenden Reichs nach
ihrem wenigsten Geiste vor den Augen des Zuschauers
vorbeigeführt werden sollen, darauf gerathen solche Be-
urtheiler freilich nicht,) — lässt aber die Rolle der Eugenia
unverändert; dergesult, dass nun der gewagte Blick in
den Gewaltsbrief der Begleiterin ohne Zwischenglied und
48 Neue Mittheilungen.
unmittelbar auf die Verweigerung ihn zu sehen, aus Furcht
einen der beiden geliebten Namen zu erblicken, erfolget.
Hieraus lerne nun Goethe, wie ers zu machen hat, um die
in seinen Werken so oft zögernde Handlung rascher fort-
gehen zu lassen!
Eine Frage : wie denkt sich der Vefasser die äussere
Darstellung der Nation an dem Hafen, dieses Chores, aus
dem seine einzelnen Repräsentanten sich loswinden und
in die Handlung verflechten? (was,im Vorbeigehnhiesigerlei
Volk auch nicht fasst, und in der Ungerschen Zeitung z. B.
gemeint wird, sie kämen und verschwänden, wie müssige
Spaziergänger). Soll wirklich wenigstens ein Anfang des
unermesslichen Lebens, und Treibens sichtbar seyn, den
nun die Phantasie ins Unbegrenzte fort setze; oder soll
der Zuschauer diesen Haufen wie mit dem Auge der
Phantasie erblicken? Bei der hiesigen Aufführung trugen
nur gegen das Ende des 4ten Aufzugs, als Eugenia Anstalt
macht, das Volk auf zu rufen, plötzlich, wie gerufen, 2 oder
3 lumpige Kerls einen Koffer Studentengut, und ein paar
kleine mit Kaufmannszeichen zierlichst versehene Ballen
im Hintergrun^de der Bühne vorüber, der die übriche Zeit
hindurch von lebendigen Wesen leer blieb. Mir schien dies ent-
weder zu viel, oder zu wenig. Hab ich Recht, oder Unrecht?
Da ich in meinem letzten des Auspochens bei der
ersten Aufführung erwähnte, zur Berichtigung, — denn
selber dem Berliner Haufen möchte ich nicht gern mehr
Böses nachsagen, als wahr ist — folgendes: es ist ganz
notorisch, dass — Schadow die Auspocher bestellt, ordent-
lich vorher angeworben, und organisirt hat. Ich schreibe
Ihnen dieses zu jedem Gebrauche, wenn Sie es nicht schon
längst wissen, denn es ist stadtkundig ; nur möchte ich nicht
gern der seyn, der es Ihnen geschrieben hätte. So behauptet
man auch, dass nicht Woltmann, sondern IfBand, der Verf.
der letzthin erwähnten Beunheilung in der Ungerschen
Zeitung sey. Aehnlich sieht es Beider historischen Panhey-
losigkeit für schlechtes und gutes«
Ich empfehle mich Ihrem Wohlwollen.
Der Ihrige
Fichte.
Zwei Briefe von Fichte an Schiller. 49
Die ersten sieben der hier mitgetheilten neun Briefe
Fichtes hat dieser in den ersten Monaten seiner Wirksamkeit
an der Goethes Obhut anvertrauten Hochschule dem letztem
geschrieben. Die 2^it ist ein ihre Bedeutung wesentlich mitbe-
stimmender Umstand. Sie zeigen uns, dass Fichtes persön-
liches Auftreten und seine Art, den Lehr- und Philosophen-
beruf aufzufassen, dem Verhältniss Goethes zu ihm gleich im
Anfange ihrer Bekanntschaft den Charakter geben musste,
den es dann in der Folgezeit beibehalten hat. Fichtes Art
zu wirken hatte etwas gewaltsames. Ein gewisses Pathos der
Idee, das sich seinen wissenschaftlichen sowohl wie seinen
politischen Ideen beigesellte, führte ihn immer dahin, dass
er seine Ziele auf dem geraden, kürzesten Wege zu erreichen
suchte. Und wenn ihm etwas hindernd in den Weg trat, dann
wurde seine Unbeugsamkeit zur Schroffheit, die Energie zur
Rücksichtslosigkeit. Fichte lernte nie begreifen, dass alte
Gewohnheiten stärker sind als neue Ideen und gerieth dadurch
fortwährend in Conflicte mit den Leuten, mit denen er zu
thun hatte. Zu den meisten dieser Conflicte lag der Gnmd
darin, dass er sich die Menschen durch sein persönliches
Wesen entfremdete, bevor er sie zu seinen Ideen erhoben
hatte. Sich mit dem alltäglichen Leben abzufinden, dazu
fehlte Pichte die Fähigkeit. Alles das machte es Goethe
unmöglich für Fichtes Person immer so energisch einzutreten,
dass es der Anerkennung entsprochen hätte, die er dessen
wissenschaftlichen Leistungen imd Fähigkeiten entgegenbrachte.
Das Buch, das Fichte mit dem Briefe No. i Goethe über-
sendet, ist der erste Abdruck der »Grundlage der gesammten
Wissenschaftslehre«, der damals bogenweise ausgegeben wurde
(vergl. J. G. Fichtes Leben imd lit. Briefw. Leipzig. 1862.
I. Band. S. 211).
Das Werk, in dem sich Fichte mit Goethe vereinigt zu
sehen hofft, sind Schillers Hören. Dieser hatte Goethe am
13. Juni 1794 zur Mitarbeiterschaft aufgefordert und dabei
zugleich bemerkt, dass die H. H. Fichte, Woltmann und von
Humboldt sich mit ihm zur Herausgabe dieser Zeitschrift ver-
einigt hätten. Goethe schickte seine Zusage erst am 24. Jimi
an Schiller (vergl. Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe.
4. Aufl. I. Bd. S. I ff.).
Am 18. Mai 1794 war Fichte in Jena eingetroffen, und
schon am 24. Juni ist er genöthigt Goethes und des Herzogs
Schutz gegen verleumderische Gerüchte anzurufen, die sidi
über seine öffentlichen Vorlesungen über »Moral fUr Gelehrte«
verbreitet hatten (vergl. Brief No. 2). Die energische Art,
in der Fichte seinen Verleumdern entgegentritt, und die Ent-
schiedenheit, mit der er den Herzog bittet, sich seiner anzu-
nehmen, fuhrt, offenbar durch Goethes Vermittlung (Brief
nOtTIIB-jABmBVCB XV. 4
50 Neue Mitthbilüngen.
No. 3), zu einer vorläufigen Befestigung seiner Stellung, da
der Herzog sich durch die Gerüchte in seiner Schätzung des
Philosophen nicht beirren Hess. Fichte sah sich veranlasst,
die Unrichtigkeit dessen, was man über seine Vorlesungen
sagte, dadurch zu beweisen, dass er sie Wort für Wort
drucken Hess (vergl. Brief No. 2). Sie erschienen unter
dem Titel: »Einige Vorlesungen über die Bestimmung des
Gelehrten« (Jena, Gabler 1794). Zur Ausführung von Fichtes
Wunsch, den Abdruck dem Herzoge widmen zu dürfen, ist
es nicht gekommen, wohl aber dazu, dass letzterer den jüngst
berufenen Lehrer bei jeder Gelegenheit auszeichnete (vergl.
Fichtes Leben L 216 f.). Fichtes Aeusserungen über den
Herzog (Brief No. 2) sind ein wichtiger Beitrag zur Charak-
teristik Karl Augusts. Man muss nur bedenken, dass dieser
Fürst in solcher Weise bewundert wird von einem Manne,
der ein Jahr vorher von den Fürsten Europas schrieb: »Sie,
die grösstentheils in der Trägheit und Unwissenheit erzogen
werden, oder wenn sie etwas kennen, eine ausdrücklich für
sie verfertigte Wahrheit kennen; sie, die bekanntermassen
an ihrer Bildung nicht fortarbeiten, wenn sie einmal regieren,
die keine neue Schrift lesen als höchstens etwa wasserreiche
Sophistereien, und die allemal wenigstens um ihre Regierungs-
jahre hinter ihrem Zeitalter zurück sind.« Diese Stelle gehört
der anonymen Schrift an, von der im ersten Briefe die Rede
ist, nämlich Fichtes »Beiträgen zur Berichtigung der Urtheile
des Publikums über die französische Revolution.« Diese sowie
die andere anonyme Schrift : »Die Zurückforderung der Denk-
freiheit von den Fürsten Europas, die sie bisher unterdrückten
(Eine Rede, Heliopolis im letzten Jahre der alten Finstemiss)«
waren vor der Berufung Fichtes nach Jena erschienen. Und
es ist, nach Fichtes Aeusserungen im zweiten Briefe, nicht zu
bezweifeln, dass die Personen, die für Fichtes Anstellung wirkten,
zu denen in erster Linie der Jurist Hufeland gehörte,
von diesen Schriften wussten. Auch für Goethe scheint das
zu gelten, denn er nennt die Berufung Fichtes »eine That der
Kühnheit, ja Verwegenheit« (Tag- und Jahreshefte 1794).
Fichte selbst hat den Personen gegenüber, die zwischen ihm
und der Weimarschen Regierung vermittelten, wohl kein Hehl
aus seiner Denkart gemacht; daher ist der gereizte Ton zu
verstehen, in dem er von den auf seine anonymen Schriften
bezüglichen Vorwürfen spricht.
Aus Brief No. 6 geht hervor, dass Fichte besonderen
Werth darauf legte, von Goethe verstanden zu werden. Im
Einklang damit steht eine Mittheilung W. v. Humboldts
(Briefw. Schillers u. W. v. Humboldts, 22. Sept. 1794) über ein
Gespräch mit Fichte, wobei letzterer geäussert hatte, dass er
Goethe für die Speculation zu gewinnen wünsche und sein
Zwei Briefe von Fichte an Shhiller. 51
Gefühl für ein solches erklären müsse, das in philosophischen
Dingen richtig leite: »Neulich, fuhr er (Fichte) fort, hat er
<Goethe) mir mein System so bündig und klar dargelegt, dass
ichs selbst nicht klarer hätte darstellen können.« Dass Goethe
ein lebhaftes Interesse für Fichtes Philosophie hatte und durch-
aus keine ablehnende Haltung gegen sie einnahm, beweist
nicht allein die Stelle in einem ßrief an Fichte vom 24. Juni
1794 (Briefe W. A. X. S. 167), worin er über die ersten Bogen
•der »Wissenschaftslehre« sagt: »Das Uebersendete enthält
nichts, das ich nicht verstände oder wenigstens zu verstehen
glaubte, nichts, das sich nicht an meine gewohnte Denkweise
willig anschlösse,« sondern auch der Umstand, dass Goethe
sich ausführliche Auszüge aus dieser Schrift machte, die im
Goethe-Archiv noch erhalten sind.
Aehnliche öffentliche Vorlesungen, wie die oben erwähnten
vom Sommerhalbjahr 1794 hatte Fichte auch für den Winter
1794/95 angekündigt. Diese Vorlesungen gehörten zu den
besuchtesten der Universität und wurden von den Studenten
mit grösster Begeisterung aufgenommen. Da Fichte eine
andere geeignete Stunde nicht finden konnte, las er Sonntag
Vormittag 9—10. Das Jenaische Consistorium nahm hieran
Anstoss, und das Weimarische Oberconsistorium konnte den
Gründen des erstem »einstimmigen Beifall nicht versagen«,
»massen es allerdings scheint, dass dieses Unternehmen ein
intendirter Schritt gegen den öffentlichen Landesgottesdienst
«ey, ja wenn auch hierbei diese Absicht nicht wäre, oder
solche Absicht dadurch nicht erreicht werden könnte, ein
dergleichen gesetz- und ordnungswidriges gleichwohl wegen
•des unangenehmen Eindrucks, den es bei dem jenaischen
und benachbarten Publikum sowohl als auswärts zuverlässig
machen wird, immer von sehr Übeln Folgen, besonders auch
<iem Ruf der Academie selbst äusserst nachtheilig sein müsste«.
So heisst es in der Eingabe des Oberconsistoriums an die
Landesregierung. Fichte wandte sich in einem ausführlichen
Brief an den academischen Senat. Er setzte die Gründe aus-
einander, warum er die betreffende Stunde wählen musste^
und legte dar, dass der Charakter seiner öffentlichen Vor-
lesungen sie sehr wohl geeignet mache, an Sonntagen gehalten
z\x werden, da sie nicht auf Belehrung durch Wissenschaft,
sondern auf moralische Erbauung und Charakterveredlung
abzielen. Gleichzeitig rief Fichte auch Goethes Beistand an
in dieser Angelegenheit; und der Brief, in dem er es thut,
ist der hier unter No. 6 mitgetheilte. Der academische Senat
berichtete in dieser Sache an den Herzog in dem Sinne, »dass
zwar dem Professor Fichte ein fürsetzlicher Schritt gegen den
<)ffentlichen Landesgottesdienst nicht wohl beizumessen, jedoch
er in Ansehung seiner moralischen Vorlesungen anzuweisen,
4*
32 Neue Mittheilungen.
sie nicht des Sonntags zu halten; falls aber derselbe jetzt
mitten im halben Jahre eine andere schickliche Zeit durch-
aus nicht ausmitteln könnte, wie wir jedoch nicht glaube»
noch wünschen, allenfalls ihm zwar für den Rest des jetzt
laufenden Wintersemesters und ohne Consequenz die Haltung
derselben am Sonntage gestattet werden könne, allein solchen-
falls ihm dabei schlechterdings zur Bedingung gemacht werde»
müsse, dass sie ihm nicht vor völlig geendigtem Nachmittags-
gottesdienste gestattet sein solle«. Vom Herzog wurde die
folgende Entscheidung getroffen : »So haben wir nach Euerm
Antrag resolvirt, dass dem mehrerwähnten Professor Fichte
die Fortsetzung seiner moralischen Vorlesungen am Sonntage
äusserstenfalls nur in den Stunden nach geendigtem Nach-
mittagsgottesdienste gestattet sein solle«. Es war aber nur
der Umstand, dass »etwas so Ungewöhnliches, als die An-
stellung von Vorlesungen der Art am Sonntag während der zum
öffentlichen Gottesdienst bestimmten Stunden ist« hier vorlag,
der Karl August zu seiner Entscheidung veranlasste. Von de»
Vorlesungen selbst sagt das herzogliche, an den academischen
Senat gerichtete Entscheidungsdecret : »Wir haben uns ger»
davon überzeugt, dass, wenn dessen (Fichtes) moralische
Vorlesungen dem .... eingehefteten trefflichen Aufsatz
gleichen^ sie von vorzüglicliem Nutzen sein können«. Die
Gegner Fichtes beabsichtigten dagegen die Vorträge ganz
unmöglich zu machen, da ihnen ihr Inhalt unbequem war.
Als Fichte am 3. Februar die wegen des Zwischenfalls seit
Anfang November ausgesetzten Vorlesungen wieder aufnimmt
setzt er dafUr die Stunde Sonntag Nachmittag 3—4 fest.
Der in Brief No. 7 erwähnte Professor Woltmann war
Historiker, ein LieblingsschUler Spittlers. Er wurde mit Fichte
zugleich, erst 23jährig, nach Jena berufen, gehörte zu den
intimsten Freunden des Philosophen und kam später auch za
Schiller in Beziehung.
Die beiden Briefe Fichtes an Schiller unterscheiden sich,^
was vielleicht nicht überflüssig ist zu bemerken, von denen
an Goethe dadurch, dass sie in deutscher, jene in der vo»
Fichtes Hand leserlicheren lateinischen Schrift geschrieben sind^
Im Juli 1799 übersiedelte Fichte nach Berlin. Die be-
kannte Anklage wegen Atheismus hat zu seiner Entlassung
aus Jena geführt. Er suchte einen neuen Wirkungskreis. Zu
den Plänen, die für die Zukunft in ihm auftauchten, gehört
auch der der Gründung einer wissenschaftlichen Zeitschrift»,
die den von Fichte an ein solches Institut gestellten An-
forderungen besser entsprechen sollte als die Jenaische Allge-
meine Literaturzeitung, mit der sowohl er wie Schelling un*^
zufrieden waren. Während des Winters 1 799/1 800 weilte Fichte
Zwei Briefe von Fichte an Schiller. 5 }
wieder kurze Zeit in Jena, wo er seine Familie vorläufig
xiullckgelassen hatte. Er traf hier mit Schelling zusammen.
Die beiden verabredeten die Gründung und Einrichtung der
Zeitschrift, für die auch Goethe und Schiller als Mitarbeiter
gewonnen werden sollten. Der erste der beiden an Schiller ge-
richteten Briefe enthält die Aufforderung zur Mitarbeiterschaft,
und zugleich eine ausführliche Auseinandersetzung über Zweck
und Anlage der Zeitschrift. Aus dieser Sache, für die, wie
aus dem Briefe hervorgeht, Cotta als Verleger gewonnen
werden sollte, wurde nichts. Der Plan wurde dann nochmals
mit J. F. Unger als Verleger aufgenommen, und von diesem
auch ein gedrucktes Circular versendet, welches das Erscheinen
der »Jahrbücher der Kunst und der Wissenschaft« von Neujahr
1801 ab versprach. Auch diesmal kam die Angelegenheit nicht
zur Ausführung. Goethe sah einer solchen Unternehmung von
Seiten Fichtes mit Misstrauen entgegen. Er schreibt am 1 6. Sep-
tember 1800 an Schiller offenbar darauf bezüglich (das Circular
trägt das Datum 28. Juli 1800): »Der Ton der Ankündigung ist
vöUig Fichtisch. Ich fürchte nur, die Herren Idealisten und
Dynamiker werden ehester Tage als Dogmatiker und Pedanten er-
scheinen und sich gelegentlich einander in die Haare gerathen«.
Die übersandte Schrift ist: »Der geschlossene Handelsstaat«.
Der zweite Brief Fichtes an Schiller vom 18. August
1803 behandelt in seinem ersten Theile eine Privatangelegen-
heit Fichtes (Verkauf seines Hauses in Jena u. a. noch auf
<lie Zeit seines Jenaer Aufenthaltes bezügliche Dinge), in der
er Goethes und Schillers Beistand angerufen hatte. Am
29. August schreibt Goethe darüber an Zelter (Briefw.
I, 80): »Sagen Sie ihm (Fichte), dass wir seine An-
gelegenheit bestens beherzigen. Leider ruht auf dem, was
Advocatenhände berühren, so leicht ein Fluch«. Der zweite
Theil des Briefes bezieht sich auf die Aufftlhrung von Goethes
Natürlicher Tochter in Berlin. Die Erstaufführung dieses
Stückes fand daselbst am 12. Juli 1803 statt. Der Brief ist in
einer vielfach von der obigen abweichenden Gestalt in
»Schillers und Fichtes Briefwechsel aus dem Nachlasse des
Erstem« 1847 von J. H. Fichte (S. 70—75) herausgegeben.
Dies berechtigt zum Wiederabdruck. Wahrscheinlich hat
ihn Schiller zum Durchlesen an Goethe gesandt, und es
ist die Rücksendung versäumt worden, so dass er unter
Goethes Papieren verblieben ist. Mithin ist das hier Ge-
druckte die letztwillige Fassung, dagegen kann das, was
J. H. Fichte veröffentlicht hat, nur dem Brouillon entnommen
sein, das der Herausgeber vielleicht noch an einigen Stellen
überarbeitet hat. Was das grosse Publikum bei dem Stücke
kalt Hess, ja geradezu abstiess: der Umstand, dass durch
eine hohe Kunstform alles Stoffartige getilgt ist, zog Fichte
54 Neue Mittheilungek.
wie auch Schiller an (vergl. dessen Brief vom i8. August
1803 an Wilhelm von Humboldt). Was die klassische
Aesthetik (namentlich Schiller in seinen ästhetischen Briefen)
als Forderung aufteilte: Vertilgung des Interesses an der
dargestellten Begebenheit durch Erhebung zum reinen Genüsse
dessen, was die künstlerische Phantasie daraus gemacht hat,,
sah Fichte hier erfüllt. Deshalb wollte er auch von jeder
Kürzung des Stückes abrathen. Am 28. Juli 1803 (Briefw. L
S. 67) schreibt Goethe an Zelter, dass er Lust habe, »einige
Scenen abzukürzen , welche lange scheinen müssen , selbst
wenn sie vortrefflich gespielt werdena. Darauf erwidert
Zelter am 10. August: »Fichte ist mit einer Abkürzung der
natürlichen Tochter nicht einverstanden; er glaubt das Stück
sei ganz, rund und könne durch Abkürzung nur leiden«.
Der Philosoph betrachtete die Kunstform als das allein Mass-
gebende, während der Dichter mit dem Geschmack des
Publikums rechnen wollte. Fichte forderte in weit höherem
Masse als Goethe, dass das Publikum zum Genüsse der
höchsten ästhetischen Productionen erzogen werden müsse»
Die Erfüllung der idealen Forderungen stand ihm in erster
Linie. Wenn das Publikum dazu nicht vorhanden war, so
müsse es, seiner Meinung nach, gebessert werden. Goethe
war geneigt, den Menschen die Kunst näher zu bringen;
Fichte wollte die Menschen nach den von ihm für richtig
gehaltenen Ideen geradezu umwandeln.
Mit der Commentirung dieser Briefe hat mich Bernhard
Suphan beauftragt, der sie vorher bereits durchgearbeitet
hatte und mir seine auf die Gesichtspunkte, von denen aus
die Schriftstücke zu betrachten sind, sowie auf verschiedenes
Einzelne bezüglichen Notizen übergab.
Rudolf Steiner.
6. ACHT BRIEFE F. A. WOLFS, SECHS BRIEFE
A. HIRTS, VIER BRIEFE GOETHES AN HIRT.
/. F. A. IVolf.
I.
Berlin d. 17 May 7
Kaum hatte ich Sie, mein innigst Verehrter, und Ihre
freundlichen Umgebungen verlassen, so wurde ich durch
ein paar Briefe, die vielleicht der Grund einer frohen Aus-
sicht für mich in die noch so bewölkte Zukunft werden,,
hieher eingeladen. Ich bestimmte 3 Wochen zu der Reise;
aber schon habe ich, durch vielerlei angenehme Verhält-
Acht Briefe F. A. Wolfs. 55
nisse hier gefesselt, ebenso viele Wochen zugegeben, ja
ich möchte wol noch länger hier bleiben, wenn der Frieden
noch über ein paar Monate zögert.
Unzähligemale habe ich Ihrer und der letzten glück-
lichen Tage, die ich in Ihrem Hause zubrachte, seither ge-
dacht; doch selbst in den wenigen Stunden des Tags, die
ich zu Hause zubringen konnte, bin ich von allen Zuhörern
und Bekannten so bestürmt worden, dass ich kaum meiner
Tochter, die ich nun auf jeden Fall der Reichhardtschen
Familie anvenraut habe, Einmal schreiben konnte.
Mehrere Tage nach einander stelle ich oft meine Sache
hier so rein auf nichts, dass ich mich jeder nur etwas guten
Gesellschaft leicht hingebe. Manche Bekanntschaften aber
habe ich von neuem gemacht, die mir recht erfreul. Stun-
den gewähren, besonders mit den Herren v. Corps diplo-
matique, wozu auch Ihr allgemein geschätzter Reg. R.
Müller gehört, mit dem ich neulich eine Reise nach Pots-
dam u. in die Nachbarschaft machte. Vorzügüch mit dem
span. Gesandten bin ich viel u. meinHierseyn scheint ihn
zu noch mehreren griech. Versen zu verleiten.
Weit bessere als die seinigen lege ich Ihnen hier von
meinem Freund Spalding vor, der, wie Heindorf u. andere
ehmalige Hallenser, bei jedem Anlas von Ihres Namens
Preis überfliesst. Sp. wünschte selbst, ich möchte Ihnen
diese gelungenen Übersetzungen als eine seiner vielen
stillen Huldigungen gelegentl. zusenden, mit dem nicht
geheuchelten Zusatz, dass die Elegien doch im Deutschen
noch griechischer sind als im Griechischen selber. Ich
denke indess, sie werden auch Riemern viel Vergnügen in
diesem doppelten Gewände machen.
Noch schliesse ich eine — wie es izt in unserer Acad.
d. Wissenschaften geschieht — einzeln abgedruckte Vor-
lesung an, die ein sehr gutes Stück Kritik ist. Ich denke,
es soll Ihnen nicht misfallen, wenn Diderot da, wo er es
verdient, schlecht wegkommt. Es ist oft schon arg, wenn
sich die französ. Philologen mit solchen Untersuchungen
befassen; aber nun gar einer, der das Metier nie gelernt hatte.
So oft ich bei günstigen Gelegenheiten Ihres Werks
über die Farben gedachte, fand ich jeden Zuhörer gespannt;
56 Neue MiTTHEauNGEN.
die Herren vom Metier aber schon, wie sie meinten, ge-
rüstet; mancher von diesen hatte es bereits in den Buch-
läden gesucht, weil es als fertig im Messkat. stehe. Es ist
Schade, dass es nicht rathsam ist, mit einzelnen Haupt-
stücken der Schrift die hiesige Ac. d. Wiss. vorläufig be-
kannt zu machen. In gewisser Rücksicht wäre es doch eine
Freude die Gerüsteten im voraus zu verwirren oder zu
ärgern, indem ihnen einiges dargeboten würde, wodurch
die Newtonischen Grundsätze erschüttert werden. . . .
Unter meine schönsten Genüsse hier gehört 2 mal in
der Woche die Sing-Acad. Von dem verdienstvollen tref-
lichen Freunde, der sie kurz nach dem ersten Sturme
wiederherstellte, lege ich auch einen Brief bei. Möchte er
nur nicht izt mit so heterogenen Dingen belästigt sein, als
Einer der Sieben (klingt fast, wie in Athen, einer der }d).
2.
Berlin d. 22. Nov. 7.
Nur mit einigen Zeilen, mein Höchstverehrter, wünsche
ich die öffentl. Zuschrift — oder wie ich den Erguss meiner
Empfindung für Sie nennen soll — zu begleiten, um mich
nach Ihren und der Ihrigen Zuständen zu erkundigen. Sehr
hat es mich geschmerzt, seit meiner Sendung der griechi-
schen Gedichte weiter nichts als aus Zelters u. Falks Er-
zählungen von Ihnen erfahren zu haben; indess haben des
letztem Versicherungen von guten Folgen der Carlsb. Reise
mich gegen Besorgnisse am meisten beruhigt, u. so lesen
Sie, wie ich von ganzem Herzen hoffe, mein Proömium
mit heiterer Stirn. Etwas Ähnliches war Ihnen allzulange
zugedacht, als dass ein Entgehen mögl. gewesen wäre.
Aus dem Ganzen wird Ihnen übrigens klar werden, dass
ich mir auf die Zeit meines hiesigen Aufenthalts wenigstens
einen Zirkel gezogen habe, der von den ungewohnten hiesigen
Umgebungen ablockend unterhalten kann. Von den übrigen
Unternehmern habe ich Ihnen besonders Spalding, Schleier-
macher und Buttmann als Ihre grossen Verehrer zu em-
pfehlen
Acht Briefe F. A. Wolfs. 57
3-
Berlin den 16. Okt. 181 1.
Wie Alles was von Ihrer verehrten Hand kömmt, mir
grosses, inniges Vergnügen gewährt, so auch das neuliche
Zeichen freundlichen Andenkens. Hätte ich mich nicht
seit einem Jahre noch tiefer in die Einsamkeit und in meine
litterarische Abgeschiedenheit versenkt und mich so dem
allgemeinen brieflichen Verstummen nahe gebracht, so
' würde ich mir nicht so lange diesen herrlichen Genuss
entzogen haben. Aber ich finde es von Zeit zu Zeit immer
schwerer, den alten behaglichen Lebensfaden wieder anzu-
knüpfen, in sehr vielen Rücksichten. Um desto trauriger
war es mir diesen Sommer Carlsbad von Ihnen schon vor
meiner Reise verlassen zu hören; weshalb ich dann auch
lieber gar nicht hinging, und ein paar Dutzend der gleich-
gültigsten Tage in TepUtz zubrachte. Hier war es sonst,
zumal nach Ihres Herzogs Weggehen, grade so, wie man
es zu einem ruhigen Auswechseln von Gedanken gern
I hatte: denn es wurde bald leer an interessanten Menschen.
I Da würde ich Ihnen mancherlei über meine vorjährige Reise,
über das liebliche Wien und über das unerfreuliche München
erzählt haben, was ein Brief nicht fassen wollte, den ich
mehr als Einmal auf jenem Wege anfing. Alte Hand-
schriften und bibUothekarische Seltenheiten wurden mir
indess bald auf dem ohnehin schnellen Durchfiuge wichtiger
als die Menschen, so dass ich selbst manchen älteren Be-
kannten ganz versäumte zu sehen. Das Beste, was ich noch
vielleicht auf dem Wege that, wenn überall die Gewölke
Ihren Beifall erhalten, war, dass ich den Rest des Mts u.
die Vorrede freier als in der Studierstube durchschrieb u.
in die Druckerei schickte. Izt hoffe ich doch, dass das
schon vor 6 Wochen einem Reisenden mitgegebene Exem-
plar in Ihren Händen sein werde. Denn wie wollte ich
mich freuen, wenn das Büchlein, das ich wie ein verstohlen
erzeugtes Kind ansehe, zu vielen solchen Lesern gelangen
könnte. Von seinem weitem Schicksale in der Welt habe
ich wenig Lust zu hören, wie ich denn selbst sehr wenige
gelehrte und ungelehrte Tagsblätter hier zu sehen bekomme.
Dagegen möchte ich vielleicht jezt bald mehr zu schreiben
58 Neue Mittheilukgen.
anfangen, als sonst, weil ich sehe, dass 25 Jahre lang nur
gesagte, zum Theil elementarische Begriffe noch nicht in
die Lehrbücher ihren Eingang finden und viel Geredetes
schlecht verstanden wird. Dazu kömmt die wenige Gelegen-
heit mich auszusprechen die ich mir hier (durch des Königs
Gnade) habe machen wollen, indem ich mich nur zu einem
Nebenhelfer bei der Univers, verstanden u. bloss der
Academie d. Wiss. wegen hier geblieben bin ; so dass ich
von solchen Seiten weit mehr Freiheit u. Herrschaft über
meine Zeit als selbst ehedem geniesse. Daher erfahre ich
auch sehr wenig von dem Fortgange der hiesigen Stiftungen
u. wie man die Schwierigkeiten, die natürl. hier Manches
hat, besiegen mag. So eben höre ich, dass Fichte sein Pro-
rectorat mit einer öffentl.Harangue angetreten habe; seine
Accente sind aber für meine jetzige nicht eben feste Ge-
sundheit zu kräftig u. auch dergl. nehme ich lieber aus
der zweiten Hand. Dennoch lese ich, wol tägl. i Stunde,
sogar ein Programm u. im Berlinischen Deutsch Hess ich
mir soeben einfallen zu schreiben, was ich hier, wenigstens
für meinen alten academischen Freund Riemer beilege. Er
wird schnell daraus neben der Heindorfischen Edit. gewahr
werden, wie weit besser Er als dieser Camerad, der gar
jetzt noch mehr von Plato zu ediren kühn genug ist,
ehmals mich gefasst habe und wie weit auch hin und wieder
noch die Wyttenbache zurück sind.
Der junge von Ihnen mir zugeschickte Schoppenhauer
scheint fürs erste die Philosophie die er hier sehr viel-
seitig hören kann, rein geniessen zu wollen. Wie gern
ich ihm sonst durch Rath und Umgang nützlich sein
möchte, darf ich nach einer Enipfelung von Ihnen kaum
zusetzen.
Nun für heute, Verehrtester, noch die einzige Bitte
um baldige Zusendung der aus Carlsb. für mich mitge-
brachten Bücher, die ich gleich von Teplitz aus von der
heiligen Göttin zurückforderte. Der grössere Theil gehört
überdem nicht mehr mein, sonst würde ich Ihnen gern
die wässrige Übers, des Plut. lassen. Indess ist das Buch
ja oft bei Ihnen, da derVerfass. in der Nachbarschaft lebt.
Darf ich noch mein Andenken Ihrer Gemahlin und
Acht Briefe F. A. Wolfs. 59
dem nun, wie ich höre, schon etablirten Hr. Sohne angelegent-
lichst bis zu einstigem Wiedersehen empfehlen.
VerehrungsvoU der Ihrige Wolf.
4-
Berlin, i. Jan. 18 13.
Ihnen, Innigstverehrter, weihe ich die ersten Stunden
des Jahres, um Ihnen, an den ich unendlich oft denke und
in dessen Nähe ich mich mit heissen Wünschen sehne.
Einiges von dem- Vielen zu sagen, was ich schon lange
auf dem Herzen trug. Den Glückwunsch für den Tag
darf ich wohl am kürzesten abmachen : denn was ich einst
für Sie fühlte, wissen Sie und keine Zeit kann daran min-
dern; eher finde ich, dass die weite Trennung meine An-
hänglichkeit und Verehrung vergrössert. Wird daher
auch in diesem Jahre Ihrem Leben alles zu Theil, wo-
durch es beglückt und erheitert werden kann, so ist einer
meiner herzlichsten Wünsche erfüllt.
Ich hingegen bin seitdem ich hier zur Noth einge-
wohnt bin, so auf meine eigenen Füsse gestellt, dass ich
zu einem erträgHchen Dasein die gespannteste Lebens-
weisheit nöthig habe. Hier ist auch schlechterdings
nichts, was jemanden, der nicht in Saus und Braus leben
mag, einigen Genuss gewähren kann. Das Allerschlimmste
aber ist, dass ich durch meine Trennung von Halle über
die 200 bedeutender Bücher fast täglich entbehre und so
alles mein Studieren wie zerrissen ist. Die hiesige Armuth
an Büchern ist grösser, als man sie Ehrenhalber beschreiben
darf; kaum reicht sie zu jeder Art von Vorlesungen hin,
geschweige zu Ausarbeitungen, zu denen ich mir endUch
wohl die Müsse errungen habe. Soll ich Ihnen (doch
im engsten Vertrauen) noch mehr von meiner Lage sagen,
so möchte ich hinzusetzen, dass sie für die rasenden Aus-
gaben, die uns izt die fremden Truppen machen, bei
weitem nicht einmal so köstlich ist als ich hoffte, und ich
würde bei ebenso vielem Gehalt als ich zu Halle hatte, dort
doch mehr erübrigt haben. Insofern ist es mir sehr verdrüss-
lich, dass das Geschrei von meiner grossen hiesigen Pension,
wie ich höre; das Haupthinderniss ist, warum man mir
6o Neue Mittheilungen.
nicht die Heynische Stelle anbietet. Man soll sie sogar
auf eine schlechte Art schon, provisorisch wenigstens, zer-
stückelt haben. Darüber bin ich indess gewiss, dass, wenn
man sie mir anböte, an die loo Studierende bei der
jetzigen Wahlfreiheit G. zu ihren philologischen Studien
wählen würden : denn viel mehre sind für dies Fach bereits
hier gewonnen; und mein freiwilUges Lesen ist das Einzige,
was mich das Leben angenehm hinbringen, oder vielmehr
vergessen macht. Dies Alles bedenkend tritt mir der Ge-
danke in den Sinn, ob es Ihnen bei den Verhältnissen,
die Sie zu Reinhard und vielleicht mehreren in Cassel
haben, thulich und schicklich schiene, bei erster Gelegenheit
doch ein Wort von der obigen Lage dort auf eine Art,
wie es Ihnen allein möglich ist, fallen zu lassen was jenen
Wahn entfernen und hier — wo alle Art von Abgunst lauert —
mir nicht schaden könnte. So eben höre ich, dass man
auch Reil dahin zu ziehen sucht, der gleichfalls einen
guten Theil von Gehalt aufzuopfern geneigt ist. Doch ich
habe meinen Wunsch schon so deutlich ausgesprochen,
dass ich kein Wort hinzusetzen darf als dies, wie gross
auch dann mein Dank für Ihre Vermittelung sein
würde, wenn man nichts an mich gelangen Hesse. Wie
kläglich es mit dem ganzen Studium der alten Litteratur
in G. izt stehe , davon sagt man sich die hässlichsten
Sachen, kaum, dass man in einigen Jahren dort noch Schul-
männer bilden wird.'
Noch drückt mich etwas Verehrtester, das Ihren vor-
trefflichen Freund Knebel angeht. Es ist schon lange her,
dass mich dieser durch einen hiesigen gemeinschaftlichen
Bekannten aufgefordert hat, seinen deutschen Lucretius ans
Licht schaffen zu helfen. Von dem ausgezeichneten Ver-
dienst dieser Arbeit bin ich auch durch einige Proben so
überzeugt worden, dass ich mehr als Einen Versuch bei den
hiesigen Sosien gemacht habe und Einen hoffte ich vor
kurzem noch dazu gewinnen zu können. Unerwartet aber
hat er mir in diesen Tagen ein schriftliches Nein so ent-
< Am Rand : Auf jeden Fall erlauben Sie mir die Bitte, dies Blatt
dem Gotte Hephaistos zu opfern; bei allen Heiligen bitte ich.
Acht Briefe F. A. Wolfs. 6l
schieden zugefertigt, dass ich nun alle Hoffnung wenigstens
für Berlin aufgebe; und fast meine ich, dass sich unter den
so niedrigen Bedingungen, die Hr. von Kn. macht, am ersten
in Leipzig ein Verleger finden möchte, Fogel etwa oder
Fleischer jun. Denn diese werden als beherzte Leute in
diesem zerrissenen Bücherkram gerühmt. Möchte es Ihnen
daher gefallen, gelegentlich von dieser Angelegenheit und
ihrem mir so unangenehmen Ausgang ein Wort nach Jena
gelangen zu lassen; auch hierdurch würden Sie mich un-
gemein verbinden.
Schliesslich muss ich um Entschuldigung wegen des
Egennutzes bitte, der mich gerade heute zum Schreiben
drängt ; aber anders bricht sich auch nicht gut ein Schweigen,
das bloss aus Übermenge von Stoff hervorgeht. Wie un-
endlich viel hätte ich Ihnen zu sagen, was kein Brief fassen
kann. Wollen Sie mir aber recht bald einen Beweis Ihrer
fortdauernden Güte geben, so will ich wenigstens im neuen
Jahre versuchen, woran ich seither verzweifelte.
5.
Wiesbaden 12. Juli 1814.
Innigst verehrter Herr und Freund!
Schon nach 14 Tagen muss ich W. verlassen, weil ich
an so viel Bädern eben genug habe und diese weit über-
töplitzische Hitze des Wassers, zugleich mit der drückenden
Sonnenwärme und der widrigen Langeweile einen ganz
unausstehlichen Eindruck auf meinen doch noch nicht in
Unthätigkeit versunkenen Geist machen. Dafür werde ich
ein paar Wochen länger am Rhein herum die Städte der
Menschen und deren Sitten kennen lernen, eingedenk der
einst beim tollen Hagen gesungenen Worte. An mehre
Orte bis Düsseldorf (und ganz so weit denke ich doch
nicht zu gehen, eher ein wenig nach Spaa und Achen)
dorthin von alten Zuhörern und Freunden eingeladen, hoffe
ich den Bogen wieder ein wenig zu spannen. Was Zeltern
regiert, dass er weder bis jetzt nachgekommen ist, noch
ein Wort von sich verlauten lässt, ist mir schwer zu be-
greifen, es müsste denn sein, dass er wirklich in Weimar
62 Neue Mittheilungek.
wäre und dort im Lotosgenuss eine behagliche Vergessen-
heit seines Zweckortes eingesogen hätte. Unterdess habe
ich mich hier viel mit Kriegsobersten abgeben müssen, die
indess, da sie grossentheils auch in Spanien gewesen
waren, eine viel erträglichere Gesellschaft geben als zur Zeit
der Schlacht von Jena. Einer darunter hat sich eine gräf-
liche Geliebte aus Alcala mitgebracht, die auch recht gut
ist und da ausser ihrem Manne niemand mit ihr reden kann,
meistens sich neben mich fügt, da ich wenigstens sie ver-
stehe. Und dazu kommt eine noch interessantere Engländerin,
die wieder ausser ihrer Sprache keine kennt, obgleich sich
beide neulich auf einer Fahrt, die wir zusammen nach
Schlangenbad und Schwalbach machten, recht kräftig zankten
und nicht blos mit Gebärden. In dem angenehmen Biberich
suchte unlängst der erste Geschäftsmann des Herzogs meine
Bekanntschaft, in der eigennützigen Absicht, die sich in
beiliegendem Briefe ausspricht. Ich konnte natürlich nicht
umhin, die mit Ihrer Grösse vereinigte Güte, die ohnehin
aus Dichtung und fV. genug hervorleuchtet, zu bezeugen;
und daraus wuchs eines seiner schon alten Verlangen zu
solcher Thathandlung. Mit einigen Familiennachrichten
von jener Dame, falls Ihnen dergleichen im Andenken sind,
würden Sie am kürzesten davonkommen ; und eine längere
Correspondenz scheint mir der Ehrenmann doch nicht von
Ihnen werth. Um Ihnen aber nicht bloss Mühe, sondern
auch ein kleines Lachen zu bereiten, habe ich mir von
meinem ältesten aller philologischen Hallischen Schüler,
dem hiesigen Superintendenten Schellenberg (Editor des
Dichters Antimachus 1785) den ich zufällig hier angestellt
fand, eine genaue eigenhändige Abschrift machen lassen
von einem Schreiben, das ein Dorflehrer hiesiger Nachbar-
schaft vor etlichen Jahren zu seiner Entschuldigung ein-
gegeben, da man ihm wegen früher Niederkunft seiner
Frau mit poenitentia publica ecclesiastica gedroht hatte. Da
das Ding so närrisch und die Hand meines Schellenberg
so alterthümlich ist, mag Ihnen diese Sendung einiges
Interesse haben. — In Frankfurt kam ich an einem regnichten
Tage an und blieb daher so zu Hause, dass ich kaum etliche,
nicht eben (für einen Berliner) anziehende Strassen dieser
Acht Briefe F. A. Wolfs. 63
Ihrer Vaterstadt gesehen habe. Einige Personen besuchten
mich indess in den wenigen Stunden meines Dortseins, so
dass ich von dem itzigen Thun und Treiben der guten
Stadt (die sich eben mit einer viel Rechtliches versprechenden
neuen Verfassung beschäftigt) manches gehört und bereits
vieles vergessen habe. Doch eben ruft mich Proserpina,
jene Engländerin nehmlich zu einem Spaziergange. Herzlich
wünsche ich Ihrem Andenken empfohlen zu sein.
6.
Spa 31 JuU 18 14
Im Andenken der angenehmen Tage, die ich nach
langem Schmachten wieder bei Ihnen genoss, schien es
mir eben höchst wünschenswerth , von meinen weiteren
Irrzügen einige Nachricht zu geben. Und in diesem
Augenblicke bietet sich ein hiesiger Brunnenfreund, der sich
rühmt, Ihnen bereits bekannt zu sein, zum Überbringer an.
Der junge wohlwollende Mann wird Ihnen übrigens jetzt —
ausser seiner kunstreichen Reiseküche — vielleicht wegen
der mancherlei Naturkenntnisse wenh sein, die er sich von
der hiesigen Umgegend durch einige Anschauung ver-
schaflft. Da wir hier noch etliche Tage und in Einem
Hotel zusammen waren, so kann er Ihnen aus eigener An-
sicht sagen, dass ich mich von dem Wiesbadener Wasser,
dessen Hitze der altePlinius sicher nicht zu gross angiebt,
so ziemlich erholt habe und vermuthlich noch ein paar
Wochen hier in den Niederlanden und an der Grenze des
alten Frankreichs herumkreuzen werde; und wollen es
Wetter und Umstände erlauben, so möchte ich selbst noch
Trier sehen, das Ihnen einst noch nach Italien nicht unbe-
deutend erschien ^ um von da aus wieder auf dem Rheine
und im Rheingau mich meinem Wagen zu nähern, den ich
in Frankfurt habe stehen lassen, von dannen aber endlich
in Halberstadt auszuruhen.
Um Ihnen, mein Verehrtester, doch etwas von meiner
letztem Reise zu sagen: Von Wiesbaden ging ich über
Mainz, wohin mich der endlich angekommene Zelter be-
gleitete, auf dem Rheine bei herrUchem Wetter langsam
64 Neue Mittheilungen.
von Ort zu Ort bis Cöln, wo ich dann von Wallraf und
andern Gliedern der uralten Univers, begleitet ein paar
Tage lang die prächtigen architectonischen und anderen
Monumente beschaute und allerlei dortige Zustände der
neulichen und jetzigen Zeit kennen lernte. Die allemeuesten
schienen eben nicht die erfreulichsten, obgleich in C. noch
am ersten deutscher Sinn herrscht, gegen die anderen
Städte des linken Ufers, besonders Mainz, und solche
Örter überhaupt, wo der Schreier Justus Grüner gehauset
hat. Der alte Historiker Bothmann in Mainz war durch
ihn vor kurzem vom Bibliothekariat removirt und klagte
mir bitter über den Justum und so scheint es auf der
linken Rheinseite fast allgemein. Man muss wohl den
Gouverneurs vergessen haben die Instruction zu geben,
dass sie binnen 2 oder 3 Monaten Land und Leute zur Ab-
neigung gegen das Fremde mit freundlichsten Mitteln
zwingen sollen, so wie einmal der geniale Zedlitz einem
hallischen ganz zuhörerlosen Docens aufgab, sich innerhalb
3 Monate Applaus zu verschaffen. Um denn von dieserlei
Dingen nicht viel reden zu dürfen, habe ich die Regierer,
auch die mir aus Berlin wohl bekannten, wie Sack in
Achen, auf alle Weise vermieden und mich selbst in der-
gleichen Cirkeln, wo ich eingeladen war, nicht sehen lassen.
Dagegen habe ich die wunderschöne Gegend von Achen,
vornehmlich vom Lausberge (eigentlich Looks-mountain), wo
es eine ganz unbeschränkte Aussicht giebt, früh und Abends
viel genossen, in Gesellschaft eines holländischen Gelehrten,
der gleichen Geschmack mit mir hatte. Von Achen nach
Spa zu gehen war ein allzukurzer Weg, als dass man
widerstehen konnte einen Ort zu sehen, der von uns, wie
eine Insel der Seligen, so fem abliegt, dass man wohl selbst
erfahren mag, wie dort im Horaz, major minome sit fam4?
Und das letztere ist denn gar sehr der Fall. Man hat Spa
ohnehin fast schon in Carlsbad gesehen; nur dass die in
dem engen Thale erbauten Häuser viel schöner sind als
in C. Ist aber einmal weniger gutes Wetter als wir meistens
hatten, so ist das Önchen schon werth, Engländer heran-
zuziehen, die sich ausser dem Vaterlande aufhängen wollen.
Desto reizender ist die Gegend umher für einen, der sie
Acht Briefe F. A. Wolfs. 65
zu durchwandeln oder, wie der Überbringer, zu durch-
reiten Müsse und Lust bat; ja schon in 4—6 Tagen kann
man mehre Kraters verloschener Vulcane und anderes dergl.
sehen, w^ozu ich selbst noch Hoffnung habe. Das ziemlich
Klassische der alten Belgica lockt mich nicht weniger als
das Romantische der Orte, und da ich einmal die fontes
Mattiacos besucht, quorum aquae triduo fervent, so ist es
angenehm, alle Morgen (nach einer andern Stelle des
Plinius) den fontem insignem in Gallia, plurimis bullis
stillantem, ferruginei saporis zu trinken und was der Ehren-
mann weiter von der hiesigen oder einer nachbarlichen
Quelle sagen mag.
7-
Berlin d. 9. Nov. 1816.
Eben war ich mit Ihnen, mein innig Verehrter, auf
der Reise nach Italien als ich Ihre Anfrage erhielt. So
gaben Sie auch dem Abende einen behaglichen Reiz zu
neuer Unterredung, nachdem ich den Nachmittag mich
Ihres jugendlichen, doch schon damals vollendeten Geistes
erfreut hatte.
Die Anfrage kann ich zum Glück sogleich beantworten.
Es steht die gemeinte Abhandlung von C F. Wolff in
Nov. Commentarr. (nicht Acta) Acad. Sc. Petropol. T. XII
p. 403 (vom Jahr 1768) und das Ihren Ansichten Ähnliche
besonders in der Introduct. zu diesem Memoire, das über-
schrieben ist: de formatione intestinorum etc. Wie ich
aber von einem medicin. Freunde höre, ist dies M6m.
neuerlich auch deutsch übersetzt von Meckel, Halle 1812, 8®
bei Renger, überschrieben: »Wolff über die Bildung des
Darmcanals.« Das Gesuchte aber steht allda p. 57.
Der Aufenthalt in Göttingen war mir allerdings ganz
angenehm und ich kann rühmen, auch durch die dortigen
gelehrten Herren, worunter ich auch, wiewohl erst spät,
Sartorius und seine kleine Frau kennen gelernt habe.
Vorzüglich freundlich und, wie alter Fehden vergessend, kam
mir Blumenbach, Heeren und selbst Frauen der Heynischen
Familie entgegen, fuhren mich in die Nachbarschaft u. s. w.
Meistens aber habe ich dort in Büchern gewoUüstet, und
GomiB-jARBBVC« XV. 5
66 Neue MnrHEauNGEN.
fast zum Nachtheil meiner Gesundheit, so dass ich statt
einer Badereise diesen Ort nicht wieder wählen darf. Dafür
habe ich mir dann auf dem langsamen Heimwege über
Osterode, wo ich einst eine Rectorey hatte, über Ilfeld, den
ersten nidulus adolescentiae u. s. w. ganz eigene Vergnügen
geschafft, indem ich — Halle, das allzu wohl bekannte
ausgenommen — jeden Ort früherer Aufenthalte, endlich
unweit Nordhausen noch mein Geburtsdorf besucht habe
und da etliche Stunden, unerkannt wie Odysseus, umher-
wandelte, die Plätze, wo ich mich bis zum 6ten Jahre (dann
zogen meine Eltern nach Nordhausen) sonnte, wieder besah^
und von einem vollen Baume ass, dessen Birnen die ersten
waren, die ich einst gegessen. Ich weiss gewiss, dass
Ihnen dieser Wiederschein meiner damaligen Heiterkeit
nicht wie ein lästiges Märchen klingen wird; ich selbst
behielt diesen Wiederschein so lange in der Seele, dass ich
noch auf der weitem Reise den Grund zu künftigen Commen-
tariolis de vita mea — so in lateinischer Zunge — durch
mehrere Bogen gelegt habe. Und gefällt es Ihnen, so
schicke ich Ihnen einst die Reinschrift des Ganzen zu.
Wie mich zwei hiesige schlechte Gesellen bei meiner
Rückkunft haben bewillkommnen wollen, um die so schwer
für jeden Fremden verständliche Einleitung der Analekten
zu erklären, hörten oder hören Sie vielleicht von Anderen,
oder sehen die Charteke leicht selbst, in der gezwungener
Weise selbst Ihr Name vorkommt von der Feder des
Kerls, der den Plato ins Kauderwelsche übersetzt und da-
mit Lob geerndtet hat. Da es Leute gab, die ein Blatt
von mir dagegen erwarteten, so habe ich in beiden
hiesigen Zeitungen durch den Verleger die Inlage einrücken
lassen. Ebensowenig bin ich je Willens, der Heidelberger
Mumie, die auch Kiele gegen mich schärft, ein Wort zu
antworten und hoffe dabei auf Ihre, des Weisen und Guten,
Billigung rechnen zu dürfen.
Acht Briefe F. A. Wolfs. 67
8.
Berlin den i. Aug. 17
Mein Hochverehrter.
Da ich wenige neue Schriften so früh sehe als was
von Ihren Händen kommt, so ist mir in diesen Tagen
schon* der Anfang^ der zur Naturwissenschaft gehörenden
Sammlung zugekommen und wie erstaune ich, dass ich da
ohne irgend ein bedeutendes Verdienst meinen Namen
von Ihnen geehrt finde! Dies Ihnen in wenig Worten zu
bezeugen will ich sogleich wagen, auch auf die Gefahr
erst nach Monaten gelesen zu werden, denn kaum kann
ich glauben, dass der ganz löbliche Sommer Sie nicht
ausser dem Heimathsbezirk gelockt habe; so sehr ich es
dem lieben Schultz gönnen möchte Ihrer habhaft zu werden.
Im nächsten Frühjahr hoffe ich mich auf einen oder ein
paar Tage Ihres Anblicks erfreuen zu können, wann ich
eine wenigstens halbjährige Reise antreten muss, um meine
Gesundheit von einer nun schon über ein Jahr mich ent-
nervenden Agitation aller. Nerven und Muskeln herzustellen.
Der Grund, der Hauptgrund wenigstens, davon ist eine der
vermaledeietsten Wohnungen, die ein arbeitseliger Gelehrter
nur haben kann. Die Gegend derselben ist ein wahrer
Resonnanz Boden; zwei an mein Eckhaus zusammenlaufende
Strassen sind grade da auf einem Rost bebaut, so dass ich
von früh 4 Uhr jeden Fusstritt höre, ja die Wächter der
tiefem Nacht, wenn sie auch nur gewöhnlich laut miteinander
sprechen und um 3 schon die Trompete einer ganz nahe-
stehenden Uhlanen Wache, von zehn schrillenden Zieh-
brunnen der akademischen Pferde, meiner nächsten Nach-
barn, nicht zu gedenken. Ridebis, sagt Plinius einmal zum
Tacitus, tt licet rideas, aber mir ist oft das Weinen näher.
Übrigens weiss hier noch niemand von meinem Vorhaben,
das aber gewiss erfüllt werden soll
Um nun nicht ganz mit leerer Hand vor Ihnen zu
erscheinen, ein kleiner grammatischer Beitrag zu dem
Worte daher pag IX Z. 7 v. unten. So artig die Be-
merkung über den Doppelsinn solcher Wörter auf ung
Jart ist, so hielt ich es immer für einen Mangel unserer
und auch der lateinischen Sprache, wenn Handlung als
5*
68 Neue Mittheilungen.
solche und das fertiggewordene Gehandelte nur Eine Be-
zeichnung haben können. Vor Ciceros Zeit war auch das
Latein meistens reicher hierin, wie das Griechische durch-
auSy wo das Erstere gewöhnlich sich auf Cx^ endet, das
letztere auf ^a: so ist irotiicn^ im eigentlich genommenen
Sinn die Dichtung^ iroin^a das Gedicht; wie auch wir in
vielen Fällen Bildung und Gebild neben einander haben.
Ebenso verschieden waren im Lateinischen die Wöner auf
io und die auf um oder us, wie noch in actio uqd in actum,
actus. Aber unglücklicherweise ist die Form io weiterhin
vorherrschend geworden in beiderlei Sinn ; woraus manch-
mal völlige Zweideutigkeit entsteht.
Dürfte ich bei diesem Anlass nicht endlich um eine
auch nur kleine Gabe in den grossen Kreis meiner Analekten
bitten? Kaum kann ich Ihnen sagen, welche Freude sie
mir machen würde, auch noch :(u Weihnachten ! Auch Alex.
V. Humboldt sendet etwas zum 3. Heft. — Herzlich habe
ich mich der schönen Nachrichten von der neuen häuslichen
Lage Ihres Herrn Sohnes erfreut. Möchte es Ihnen nicht
entfallen, ihm dies zu sagen, auch Herrn Hofrath Meyer
mein Andenken auch quoad Analecta zu empfehlen. Un-
wandelbar der Ihrige
Wolf.
//. A. Hirt.
9-
Berlin 2 Dez. 1797.
Unsere neue Regierung lässt sich mit viel Beifall an:
alles was man von dem jungen Könige höret, zeiget einen
unbefangenen biederen Karakter an : und er soll mit vieler
Ordnung, Ernst und Verständigkeit die Geschäfte sich an-
gelegen sein lassen.
Als etwas das jetzt viel Sensation macht, lege ich den
Brief von Kriegsrath Genz bei, zugleich mit der An-
kündigung einer neuen Zeitschrift.
Die Bewachung der Gr[äfin] von Lichtenau, sowie die
Obsignation ihres ganzen Besitzthums spannt noch immer
alle Gemüther. Man weiss, wenigstens im Publico, nicht
Briefe Von Goethe und Hirt. 69
das mindeste : und ich selbst habe hierüber nicht die mindeste
Muthmassung. Ich habe Gelegenheit gehabt mehr ihre
guten Seiten kennen zu lernen: und was ich nach diesem
schliessen sollte, ist, dass es mir wahrscheinlicher vorkam,
dass sie eher das Opfer einer Kabale werden könnte, als
dass sie andere dazu zu machen fähig wäre. Denn ein
Hauptzug in ihrem Karakter ist immer leichtsinnige Un-
befangenheit gewesen.
Wie unsterblich Sie sich aufs neue in den Berliner
Cirkeln gemacht haben, kann Ihnen als Beispiel sein, dass
vorigen Mittwoch in unserer Gesellschaft Hermann und
Dorothea von Anfang bis zu Ende von einem sehr guten
Leser — David Friedländer — vorgelesen ward und dass
den Freitag vorher in der andern Gesellschaft — wovon
ich gleichfalls Mitglied bin — eine sehr detaillirte Aus-
einandersetzung dieses Gedichtes statt hatte; und künftigen
Freitag erwanen wir eine zweite. Die erste machte Herr
Bothe, ein junger Mann, der durch einiges im satyrischen
Fache bekannt ist; und die zweite will uns Candidat Süvem
geben. — Ich insbesondere danke Ihnen für Ihren Pausias.
Den Laokoonten will ich nicht nachfragen, sondern mit der
Ruhe desjenigen der blos streitet, um sich zu unterrichten,
Ihr Endunheil abwarten.
. • •
10.
I Febr. 1798.
Goethe an Hirt,
In Ihrem zweiten Aufsatz* übier Laokoon haben
Sie das, was jeder in diesen Fällen thun sollte, nach meinem
Urtheil geleistet; Sie haben Ihre Gedanken und Gesinnungen
über die Sache auf das klarste ins Licht gesetzt. Ich will,
so bald ich Zeit gewinne, das Gleiche von meiner Seite
thun und meine Deduction allenfalls auch drucken lassen.
Wir sind zu sehr gewohnt, dass ein paar Vorstcllungsarten
mit Fug und Recht gegen einander stehen können und
jede ihre Freunde und Anhänger finden kann; warum
sollte es mit unsem Meynungen nicht auch der Fall seyn
können? Es kommt mir überhaupt vor, dass es in solchen
70 Neue Mittheilukgen.
Fällen [den Meisten] nicht sowohl [darum] zu thun sey,
andere von der Gültigkeit unserer Gedanken zu überzeugen,
als vielmehr ihre eigene Denkkraft in Thätigkeit zu setzen.
II.
Berlin 22. Aug. 1799
... Ich bin einer der fleissigsten Leser der Propyläen
und ^reue mich unendlich, dass ein Mann wie Sie den
Kunstgeist zu befördern übernommen hat. Die gute Wir-
kung wird gewiss nicht ausbleiben. Auch kann ich auf-
richtig versichern, dass der Widerspruch, den meine Grund-
sätze in denselben finden, weit entfernt ist^ mir üble Laune
zu machen. Und wenn ich auch mir eine Ereiferung gegen
andere hierwegen habe beykommen lassen, so war es nicht
des Widerspruches halber, sondern wegen der schnöden
Wegwerfung. Wer die Wahrheit aufrichtig suchet, erträgt
gerne Zurechtweisung, aber keine Persiflage. Herr Femow
in Rom, dessen Kopf und Kunstsinn ich sehr schätze, hat
sich im Aprilstück des deutschen Magazins von diesem
Jahre auch gegen meine Grundsätze erklärt: aber diess hat
mich eben so wenig empört, als der kleine Kunstroman,
den Sie in das 2te Heft des 2ten Bandes der Propyläen ein-
rücken Hessen. Unbekümmert über das Resultat, den das
Ende dieser Discussionen haben mag, glaube ich fort-
dauernd, dass es gut sey, dass diese Materie von verschie-
denen Gesichtspunkten angesehen und behandelt werde.
Ich bin daher gesonnen, die neuen Ansichten und Gründe,
welche in den genannten beyden Aufsätzen gegen. meine
Meinung aufgestellt sind, aufzunehmen und in einer be-
sondern Schrift darauf zu antworten« Ich glaube recht gut
einzusehen, worin die Meinungen wirklich verschieden sind,
aber dabey liegt noch viel Missverstand von Seite der
Sprachausdrücke zu Grunde. Denn bissher ist manches
gegen mich behauptet worden, was gar nicht gegen mein
System streitet und worin ich gänzlich mit meinen
Gegnern einverstanden bin...
Unsere neue Bauakademie ist endlich organisirt worden
und wird künftigen Oktober ihren Anfang nehmen. Der
Briefe von Goethe xthd Hirt. 71
gute Willen des Königs hat sich vortrefflich dabey gezeigt.
Das Institut, wenngleich manches auf eine andere Weise
einzurichten gewesen wäre und noch Zeit erfordert werden
wird, bis es einigermassen im Gange ist, ist doch einzig
in seiner Art. Es sind dabey nicht weniger als 16 Professoren
mit 4 Direktoren und zwey Kuratoren angesezt. Mein
Plan, dessen Grundlinien der Organisation zwar beybehalten
wurden, forderte weniger Unkosten und weniger Menschen;
und die Menge ist es hauptsächlich, was mich erschreckt,
demi die Fächer sind zu sehr vereinzelt und nicht genug
begränzt worden. Auch geschah es gegen meinen Plan,
dass man diese Anstalt von der Academie der bildenden
Künste sonderte und ihr ein besonderes Lokale anwies.
Bald möchte es nun auch an die neue Einrichtung der
Provinzialkunstschulen — für Handwerker vorzüglich —
gehen. Hingegen möchte die bessere Organisation der
Academie der bildenden Künste, die Errichtung eines
chalkographischen Instituts und die Vereinigung des könig-
lichen Kunstschazes — wozu ich die Plane gleichfalls ent-
warf — zu einer spätem Realisirung kommen. Sollte es
Ihnen Vergnügen machen, einen Blick auf diese Plane zu
werfen, so bitte ich dieselben von Hr. O. C. R. Böttiger
abfordern zu lassen, dem ich die Entwürfe hiervon zur
Einsicht überschickte...
12.
(29. Nov. 1801.)
Goethe an Hirt.
Schon geraume Zeit liegt ein Blatt bey mir an Sie
gerichtet, das Herr Tieck, der länger als er dachte bey uns
verweilte, überbringen sollte. Nun blieb es liegen, als er
weggegangen und ich gebe Herrn Kriegsrath Gentz, der
uns einige Zeit das Vergnügen seiner Gegenwart schenkte,
statt des veralteten Briefes den gegenwärtigen mit.
Für das Vergnügen, das Sie mir durch die kleine
Bronze verschafft, bin ich Ihnen noch meinen lebhaften
Dank schuldig. Diese Brosamen von dem grossen Gast-
mahl der Vorwelt sind demjenigen, der sie zu schmecken
versteht, ein köstlicher Genuss. Gedenken Sie meiner
manchmal, wenn Ihnen was Gutes vorkommt.
72 Neue Mittheilungen.
Von geschnittenen Steinen ist auch einiges Schätzbare
diese Zeit her an mich gelangt.
Leben Sie recht wohl in der grossen Königsstadt, wo
die Eröffnung des Theaters und manche andere Feierlich-
keit diesen Winter viele Unterhaltung gewähren wird.
Von unserer kleinen doch in manchem Betracht inter-
essanten Kunstausstellung hier einstweilen nur das trockene
Register, bis eine ausführlichere Recension nachfolgen kann.
Weimar am 29. Nov. 1801.
13-
Berlin 6. May 1805.
... Niemand kennt den Zustand unseres heutigen Kunst-
studiums besser als Sie. Sie sind der Einzige, der nie er-
müdet, demselben Eingang und Aufnahme in unserm ge-
trennten und bedrängten Vaterlande zu verschaffen. Mit
ungleichen Kräften habe ich denselben Zweck; und diess
ist die Ursache, dass ich dieses Bilderbuch unternahm. —
Ich gebe dieses erste Heft als eine Probe, um zu hören,
in wie fem es dem vorgesetzten Zwecke entsprechen
möchte. Sind die bessern Köpfe, denen ein Urtheil in
dieser Materie zukommt^ einigermassen mit der Ausführung
zufrieden und findet das Buch eine hinlängliche Abnahme,
um den Künstler nicht muthlos zu machen, so werde ich
die Arbeit fortsetzen: wo nicht, so bleibt es bey diesem
Versuche. — Doch auch dann, wenn man die Arbeit nicht
ganz unzweckmässig fände, wünschte ich aufrichtig Be-
lehrungen und Winke, wie manches in den folgenden
Heften besser behandelt werden könnte, nemlich insofern
meine Kräfte und die Umstände der Sache es zulassen
dürften. Eine Hauptstimme hierüber erwarte ich von den
Weimarischen Kunstfreunden zu hören.
Von den fruchtbaren Ansichten, die uns H. Voss über
die Mythologie, besonders auch in Beziehung der bildenden
Kunst gegeben hat, werde ich in dem 2ten Hefte sprechen.
Die Einleitung soll sich hauptsächlich damit beschäftigen.
Sie besitzen nun diesen trefflichen Mann seit Jahren in
Ihrer Nachbarschaft, um dessen Umgang, ich gestehe es,
ich jeden beneiden möchte.
Briefe von Goethe und Hirt. 73
14.
Berlin d. 4. Octob. 1806.
Was ich Ihnen diessmal zu berichten habe, ist Ihnen
bereits durch die öffentlichen Blätter bekannt, nemlich dass
Sie an der Geburtsfeier unseres Königes im August als Mit-
glied der Königl. Akademie der Wissenschaften ausgerufen
worden sind. Es ist gebräuchlich, dass der Vorschlagende
die Ehre erhält, dem neuen Mitgliede die Aufnahme zu
notifiziren und diesem gemäss ist mir eben iezt von Seite
des Directoriums der königl. Akademie das Diplom zur
Übersendung zugestellt worden. (An dieser Verspätung
nemlich haben die Ferien Schuld, welche gleich nach der
öffentlichen Sitzung im August einzufallen pflegen.)
Die königliche Akademie, indem sie durch dieses
öffentliche Zeugniss Ihnen ihre besondere Hochachtung zu
erkennen giebt, thut zwar nichts als sich selbst ehren und
einen Akt vollziehen der schon längstens hätte geschehen
sollen. Indessen hat sich bey dem Vorschlage etwas zu-
getragen, was mich mit inniger Freude erfüllte und ge-
wissermassen das hinge Säumen entschuldigen möchte.
Die anwesenden MitgUeder äusserten sich gleichsam mit
Einer Stimme gegen mich: »Goethe müsste seit lange Mit-
glied seyn.« Ich erwiederte, dass ich selbst auch lange in
diesem Glauben gewesen sey: aber nach näherer Erkundi-
gung (wie auch der Adress-Kalender zeige) sey Goethe
zwar Mitglied von der Akademie der Künste, nicht aber
von der der Wissenschaften. Dass dieKugelung allgemein
günstig ausfiel, war freyUch, was ich im voraus bestimmt
erwanen durfte.
Ihnen habe ich die erste Aufmunterung in den Studien,
die von meinem Leben unzertrennlich sind und den ersten
Ehrennahmen, der mich der Welt näher empfehlen sollte,
zu verdanken. Sie haben der Welt gleichsam die erste
Hofnung von mir gegeben. Wenn ich bis iezt zur Erfüllung
derselben nur weniges habe leisten können, so hat es an
meinem besten Bestreben nie gefehlt. Und wenn ich mit
gewissen Arbeiten vor dem Publikum zu erscheinen fonhin
zögere, so liegt hauptsächlich der Wunsch zum Grunde,
etwas zu geben, das vor Ihrem Urtheil einigermassen be-
74 Neue Mittheilukgen.
stehen möchte. — So ist mein Innerstes gegen Sie erfüllt:
und mit diesen Gesinnungen machte ich die Motion zu
Ihrer Aufnahme in eine Gesellschaft, in der Sie eben so
viele Verehrer als Mitglieder finden.
15-
Berlin 13. Apr. 1808.
Die Herausgeber haben mir aufgetragen Ihnen das
2te Heft von der periodischen Schrift zu übersenden, an
deren Spitze sie Ihren Namen setzten. Sie wollten mir
diesmal eine solche Ehre gönnen, da der grössere Bejrtrag
von mir ist. Freylich was ich hier darbringe, ist für Sie
nur eine aufgewärmte Sache und wahrscheinlich wäre sie
nie in unserer Sprache erschienen, wenn Wolf mich nicht
dazu aufgeregt hätte. Ich bin indessen froh, den Aufsaz
auch im deutschen Gewände zu sehen, besonders da ich
dadurch auch Gelegenheit erhielt, einige vielleicht nicht ganz
uninteressante Zusätze beyzufügen. Die Herausgeber hegen
indessen den Wunsch, dass durch Ihre Veranlassung dort
einiges über ihr Unternehmen möchte gesagt werden, was
zur weitern Aufmunterung dienen könnte. Im nächsten
Hefte wird Schleiermacher auftreten.
Ich bin nun soweit mit meiner Architectur, dass sie in
der Ostermesse 1809 erscheinen wird. Sie kommt in der
hiesigen Schulbuchhandlung heraus, und eben wird am Pro-
spectus gedruckt, der noch diese Ostermesse vertheilt werden
soll. Mit Johannis fängt der Druck des Werkes selbst an
Der Buchhändler wird die Übersendung des Prospectus
von Leipzig aus nach WeinXar besorgen. Ich melde dies
mit Vergnügen dem Manne, welchem ich zuerst das Unter-
nehmen einer solchen Arbeit anvertraute und obwohl
damals mit geringen Kräften, bin ich durch ein Ausharren
von zwanzig Jahren doch iezt soweit gekommen, dass ich
es wagen darf, die Arbeit der Welt vorzulegen. Ich dar!
wohl sagen, dass ich während der ganzen Bearbeitung
Sie nie aus dem Gesichte verlor. Sie waren im Geiste
forthin mein Leser und mein Prüfer — »Was werden
Männer wie Goethe dazu sagen? Wird es vor ihnen be-
Briefe von Goethe xwd Hirt. 75
stehen können ?« Richtige Beurtheiler solcher Art Schriften
können immer nur wenige seyn. Ist es mir indessen ge-
lungen, Ihren Beyfall zu erhalten, so darf ich auch auf den
der Nachwelt zahlen und überzeugt sein, nicht umsonst
gearbeitet zu haben. Ich hoife, dass in Zeit von einem
Jahre das Werk gedruckt in Ihren Händen seyn.splL.
Zelter sagt mir, dass Sie gesonnen seyn, dieses Früh-
jahr die böhmischen Bäder wieder zu besuchen. Herzlich
wünsche ich, dass der Genius der Gesundheit Sie geleiten
und uns Sie noch lange erhalten möge. Wolf, die kleinen
Anfälle von Kleinmuth abgerechnet, ist hier ziemlich munter
und seine Tochter findet besonders vielen Beyfall. Wir
haben hier iezt die ersten 7 Lieferungen von Zoega, die
uns eine grosse Freude machen. Auch dieses Werk möchte
manch neue Ansicht eröffnen.
Cotta zögert etwas stark mit der Ausgabe Ihrer Schriften.
Wann wird die Optik erscheinen? Ich freue mich durch
Übersendung der Kleinigkeit Gelegenheit gefunden zu haben,
mich Ihrem Andenken zurückzurufen.
16.
Berlin 23. May 1809.
Es ist für mich sehr erfreulich, Ihnen endlich den Ab-
druck einer Schrift übersenden zu können, wovon ich Ihnen
bereits im J. 1787 die ersten Grundzüge vorlegte. Ich habe
seitdem immer mit dem Streben daran fortgearbeitet, dass
auch die Vollendung nicht unwürdig seyn möchte vor den
Augen eines Kenners von Ihrem Gehalte zu erscheinen.
Nehmen Sie die Arbeit als ein Denkmal der reinsten Ver-
ehrung und Liebe au^ mit der ich Ihnen von jeher zu-
gethan war. Ihnen ist die Schrift vornehmlich geweiht;
ich sah in Ihnen Mit- und Nachwelt, indem ich daran
arbeitete. Prüfen Sie mit Ihrer gewohnten Unbefangenheit.
Ich habe das Unheil des Kenners auch bei mindern Arbeiten
nie gescheut und ich kann andere Ansichten wohl ertragen,
wenn ich sie gleich nicht immer annehmen kann.
Zugleich lege ich ein paar kleinere Schriften bey, die
schon früher in den Verhandlungen der Academie hätten
76 Neue MtTTHEtLUNGEK.
erscheinen sollen, wenn nicht die Zeitumstände so inanches
rückgängig gemacht hätten. Im Ganzen muss ich mich
glücklich schätzen, <Jass Privaiunteraehmer sich nicht
scheuten, unter den jetzigen Umständen, kostspielige Werke
dieser An ins Publikum zu bringen.
.... Nachdem ich früher die Idee zur Organisation
einer Academte der Wissenschaften ausgearbeitet habe und
dann seit länger als einem Jahre mit andern Mitgliedern
beschäftigt war, eine zweckmässigere Einrichtung fär die
Berliner Academie der Wissenschaften zu entwerfen, be-
arbeite ich nun die Idee des Unterrichts in den zeichnenden
Künsten nebst der Bezeichnung des Verhältnisses derselben
zum Staate.
Jena 9. Juni 1809.
Goethe an Hirt.
Es geht mir oft so, dass ich meinen Briefen und Ant-
worten einigen Gehalt geben und für ein bedeutendes Mit-
getheiltes nicht btos einen allgemeinen Dank erwiedem
möchte. Darüber vergeht die Zeit und ich bleibe mit dem
besten Willen gegen auswärtige Freunde und Wohlwollende
im Rückstande; wobey ich denn Niemand verargen mag,
wenn er einige Unzufriedenheit gegen mich empfindet;
ich eile deswegen Ihnen, mein Wenbester, fär das Über-
sendete recht aufrichtig und lebhaft zu danken. Es war
mir ein höchst erfreulicher Anblick, das Werk abgeschlossen
und gebunden vor mir zu sehen, dessen früheste Anfinge
mir schon so bedeutend und belehrend waren. Sie haben
sich Ihren treuen Fleiss auf diese Weise selbst belohnt
"nd gewiss wird dieses schöne Resultat ihres Lebens auch
on andern anerkannt werden. Durchlaufen bab ich es
chon und mich an der methodischen Zusammenstellung
vieler in aller Welt zerstreuten einzeben Documente
orläufig ergötzt.
Die beiden kleineren Schriften waren mir nicht weniger
rillkommen, ja sie stillten mir eine frühere und oft ge-
raltsam wiederkehrende Sehnsucht, mich nur einigermassen
Briefe von Goethe und Hirt. 77
zum geistigen Anschauen jener grossen Documente des
Ältenhums zu erheben, die uns der Lauf der Zeiten miss-
gönnt hat, Ihre An das' von Schriftstellern uns gewiss
Überlieferte erst zum Grunde zu legen, dann einer durch
andere bekannte Data belebten Analogie Platz zu geben
und die letzten Lücken mit noch gegenwärtigen und don-
hin verwandten Beispielen auszufüllen, ist so gewissenhaft
als geistreich, sie überzeugt und überredet.
Welch ein Vorschritt ist nicht hierin seit Caylus ge-
schehen ! Dem an seiner Stelle sein Verdienst wohl bleiben
mag, über den wir uns aber doch zu beschweren haben,
dass er unsrer Einbildungskraft der Hoheit des Alterthums
so wenig gemässe Formen aufbindet und indem er unsre
Erkenntniss erweitem will, unsern Geschmack verschlechtert.
Haben Sie, mein Werthester, nicht auch etwas für das
Guische Mausoleum gethan ? für den beweglichen Tempel,
in welchem Alexanders Leiche nach Ägypten gebracht
worden, für den Rogus des Hephästion, wobey ich zugleich
eine plausible Hypothese wünschte, warum Alexander, um
zu dieser Bestattung Platz zu gewinnen, einen Theil der
Mauern von Babylon abtragen lassen? Willkühr und Grille
ist es gewiss nicht gewesen. Sollte man nicht bey der
ungeheuren Dicke der Mauern eine Art von amphitheatra-
lischem Stufensitz auf beyden Seiten für die Zuschauer er-
halten, oder vielleicht gar durch die abgetragenen Ziegel
und gewonnene Erde ein wirkliches Amphitheater her-
gestellt haben?
Wie die Griechen nicht gerade einen Stolz darein
setzten, alles von Grund aus zu bauen, sondern gar gerne
Berge, Hügel und Gründe benutzten, um dem durch die
Natur halb vorbereiteten eine architectonische Form zu ihren
Zwecken zu geben, wie uns die Theater von Syrakus und
Tauromina belehren. Sollte man hier nicht auch, um etwas
Ungeheures mit Bequemlichkeit und Leichtigkeit zu er-
langen, die Mauerberge einer überwundenen Stadt^ als
Stoff zu einem solchen Wundergebäude benutzt haben, das
ein ganzes Volk und eine ganze Armee fassen sollte.
^ »das« irrth. zweimal.
78 Neue Mittheilungen.
Über andere dergleichen Dinge habe ich noch manchen
Einfall, den ich wohl gerne mittheile und weshalb ich
mich gelegentlich anzuregen bitte.
Herrn Bury grüssen Sie zum allerschönsten^ Ich habe
seinen Brief erhalten. Er verzeihe mir, dass ich nicht
antwortete : ich bin ohnehin ein fauler Correspondent und
man entwöhnt sich jetzt mehr als sonst des Briefschreibens.
Deswegen gedenke ich doch treulich an meine abwesenden
Freunde und lasse mir von Reisenden gerne umständlich
erzählen, die mir denn auch sehr viel Gutes von Burys
letzten Arbeiten gesagt haben.
Theilen Sie ihm beykommendes Gedicht mit, zu dem
ich von wohldenkenden Freunden aus jener Gegend ver-
anlasst worden.
Leben Sie recht wohl, gedenken Sie mein und lassen
mich von Zeit zu Zeit theilnehmen an dem, was Sie vor-
haben und wirken. Möchten Sie den Verleger veranlassen,
mir die perspectivische Herstellung des Tempels zu Ephesus,
sobald sie fenig ist, zuzusenden; ich werde die Gebühr
mit Dank abtragen. Herrn Geheimrath Wolf haben wir
leider diessmal nicht gesehen; er hat sich auf seinem Zuge
westlich gehalten. Kehrt er nach Berlin zurück, so empfehlen
Sie mich ihm bestens.
Wird es Ihnen möglich, sich vom Platze zu bewegen,
so richten Sie ihren Weg gerade auf uns zu, doch nicht
unangemeldet, damit wir nicht etwa entfernt, oder so ver-
sagt und verwickelt sind, um den Freund nicht gehörig
empfangen zu können. Gegenwärtig bin ich in Jena.
Über meme Badereise konnte ich noch nichts beschliessen.
18.
Berlin 4. Julius 1809.
Ich kann wohl sagen^ dass ich seit langer Zeit keinen
so reinen Genuss hatte, als mir Ihr Schreiben vom 9ten
verflossenen Monats gewährte. Nach der Natur der Dinge
kann es in dem Fache, worin ich schreibe, nur immer eine
massige Zahl fähiger ßeurtheiler geben. Desto erfreulicher
ist es, die vorläufige Zufriedenheit dessen zu erhalten, den
sich der Schriftsteller während seiner Arbeit von jeher als
Briefe von Goethe und Hirt. 79
Repräsentanten nicht nur der zeitigen, sondern auch der
kommenden Kunstrichter dachte. Ich wünsche nur, dass
die gute Meinung, die Ihnen eine vorläufige Ansicht von
der Sache gab, sich auch bey der näheren Ansicht des
Einzebien bewähren möge. An redlicher Bemühung habe
ich es nicht fehlen lassen. Es war schwer den Faden der
Geschichte zu knüpfen und hiemach das Gebäude einer so
schwierigen Kunst folgereich zu richten.
Nicht minder freuet es mich, dass Sie, mein Verehrtester,
mit der alterthümlichen Forschungsweise der zwey kleineren
Schriften zufrieden sind; und dass hiebey in Rücksicht
ähnlicher Gegenstände sich Ihr Geist mit dem meinigen
begegnet. Auch habe ich schon vor längerer Zeit eine
Uestauration des Carischen Mausoleums versucht und
•darnach eine sehr schöne Zeichnung im Grossen machen
lassen. Ich werde sie bey nächster Gelegenheit in der
Academie der Wissenschaften vorlegen. Auch ist die Ab-
handlung über den Rogus des Hephästion vorbereitet, die
Zeichnung ist von mir entworfen, aber noch nicht künstlerisch
ausgeführt. Desgleichen habe ich eine Zeichnung mit dem
Leichenwagen Alexanders entworfen; doch gestehe ich,
noch nicht zu meiner Zufriedenheit. Ich wage es nicht,
Ihnen über diese Gegenstände im Einzelnen etwas zu sagen.
Das Auge erforden das Bildliche. Vorzüglich bin ich
neugierig, wie Ihnen die Restauration des Rogus gefallen
werde. Auch habe ich eine Reihe anderer Restaurationen
wichtiger Baue entworfen, die, wenn sie nicht einzeln,
doch in meiner Geschichte der Gebäude erscheinen sollen.
Übrigens bitte ich sehr, dass Sie dabey bleiben, mir ge-
legentlich Ihre Ideen und dies und jenes, was Ihnen wichtig
ist, mittheilen mögen. . . .
Wolf und Bury grüssen bestens. Ersterer hat sich mit
seinen Büchern im Thiergarten niedergelassen; die jetzige
Arbeit, welche Bury vorhat, verspricht viel. Es sind die
beiden königlichen Schwestern mit der Tochter der Jüngern
in Lebensgrösse mit einem ländlichen Grunde, indem die
Feme die Stadt Berlin vorstellt. Er hat sich, auch in Hin-
sicht der Beleuchtung, die Aufgabe sehr schwer gemacht;
-es scheint aber nicht, dass er zurückbleiben werde.
8o Neue Mittheilungen.
Das Gedicht hat nicht nur mir und Bury, sondern auch
jedem andern, dem ich es zeigte, viel Freude gemacht.
Die Churprinzess copirte es sogleich mit eigener Hand und
trug mir auf, den Verfasser recht vielmal zu grüssen. Das
im vorigen Jahre zu Girlsbad gezeichnete Portrait hängt
über ihrem Sopha. Zelter, wie er mich versichen, hat zu dem
Gedichte bereits die Musik verfenigt. Hummel versprach
mir eine Zeichnung darnach zu entwerfen. Vorige Woche
ward in einer ausserordentlichen Versammlung der Kunst-
academie uns ein königliches Rescript bekannt gemacht,,
vermöge welchem die Tonkunst den bildenden Künsten
beigesellt und Herr Zelter als wirkliches Mitglied und
Professor der Musik ernannt ward. Indessen steht den
academischen Einrichtungen eine starke Umwandlung bevor,,
welcher sie sehr bedürfen, wenn etwas Wirksames aus
ihnen werden soll.
Den Gedanken, diesen Sommer noch eine Reise zu
machen, habe ich noch nicht aufgegeben, und in diesem
Falle werde ich Sie gewiss aufsuchen, wo ich Sie zu treffen
hoffen kann. Mit unabänderlichen Gesinnungen von Ächtung
und Ergebenheit der Ihrige
Hirt.
^9-
12. 8. 1827.
Goethe an HirL*
Wenn man Freude an einem eigenen verlängerten,,
folgerechten Leben haben darf, so wird sie erst vollständig
durch die Erfahrung dass andern Zeitgenossen das Gleiche
zu Gute gekommen. Und zwar liegt hierin der beste
Beweis, dass man sich nicht unwürdig und umsonst be-
strebt; deshalb wird man sich am liebsten des wechseK
seitig Gelungenen erfreuen.
Nun erinnert mich das übersendete Werk aufs an-
genehmste an gemeinsamen Eintritt in das Kunstgebiet;,
es giebt Zeugniss von fortwährendem parallelen Handeln
' Conc V. Schrdberhand Abgesandte Briefe 1827 II 140. Adresse:
Herrn Hofraih Kirchner berichtigt. Sonstige Correcturen G.'s unwesentlich«
Vier Briefe Goethes an Hirt. 8l
und Bemühen, von convergirendem und begleitendem
Thun und Wirken.
Auch giebt Ihre werthe Sendung für den Augenblick
architectonischer Betrachtung des Alterthums einen neuen
Schwung, indem ich manchen Abend mit unserm Ober-
Baudirector, Herrn Coudray, Tafeln und Erklärungen durch-
gehe und wir ein lebendiges Anschauen in der Erinnerung
wieder aufzufrischen geschäftig sind.
Leugnen will ich jedoch nicht, dass bey dem abzu-
stattenden lebhaften Dank ein Bedauern sich anfügt, dass
man nicht wenigstens von Zeit zu Zeit, durch persönlichen
Umgang und einiges Zusammenleben, bereits im fort-
schreitenden Gange theilnehmend sich ermuntern könne,
da man es jetzt schon als höchstes Glück schätzen muss,
wenn man sich an den Resultaten erbaut, und noch spät
daraus einen bedeutenden Nutzen zieht.
d. 12. Aug.
1827.
Anmerkungen des Herausgebers.
I. F. A. Wolf.
Das schöne, in seinen Wirkungen bedeutende, überaus
wichtige Verbältniss zwischen Goethe und F. A. Wolf, dem
Vater der Alterthumskunde und einem der Begründer der
philologischen Wissenschaft in Deutschland, ist durch Michael
Bemays so würdig dargestellt worden, dass an dieser Stelle
durchaus nicht der Versuch gewagt werden kann, diese Schil-
derung durch eine andere zu verdrängen. Nur eine kleine
Ergänzung soll hier versucht werden, nach der gewiss mancher
Leser der schönen Bemays'schen Publikation (Briefe Goethes
an Wolf, Berlin 1868) begierig ist. Denn dieser möchte,
sobald er die inhaltsvollen Briefe Goethes an den bedeutenden
Mann gelesen, auch die Antworten jenes hören, umsomebr,
wenn, wie in diesem Falle, nicht blos der eine der beiden
Correspondenten Bedeutendes zu sagen hat. Doch kann eine
solche Ergänzung hier nur theilweise versucht werden. Da es
sich in dieser Rubrik der Mittheilungen um das Verbältniss
Goethes zu Berlin und den Berlinern handelt, so umfassen
die in dem Folgenden abgedruckten Briefe und BriefstUcke
nur die Berliner Zeit Wolfs von 1807 an. (Die der früheren
Zeit angehörigen Briefe Wolfs werden wohl passender bei
Gocmi-jAMBtvcH XV. 6
82 Neue Mittheilungen.
einer in Aussicht genommenen VeröfTentlichung der zahl-
reichen im Goethe- und Schiller- Archiv enthaltenen Homerica
verwerthet.) Daher sei kurz nach nochmaligem Hinweis auf
Bemays* Darlegung recapitulirt, dass Goethe, nachdem er
Wolfs »Prolegomena« studirt und bewundert, erst nach und
nach in ein persönliches, herzliches Verhältniss zu Wolf ge-
langte, das durch ein längeres Beisammensein 1802 für beide
Männer überaus fruchtbar und anregend wurde. Zahlreiche
Besuche Goethes in Halle, Wolfs in Weimar, fröhliche Zu-
sammenkünfte in Lauchstädt, eine gemeinschaftlich unter-
nommene Reise zu Beireis in Helmstedt, das Zusammenwirken
Beider an einem Werke (Winckelmann) brachte die Blüthezeit
eines wahrhaft schönen, edlen Verhältnisses hervor (1805).
Auf diesem hohen Punkte freilich machte sich, wie Bemays
dargelegt, auch der Gegensatz bemerkbar, der schliesslich zu
einer Entfremdung führte. Er bestand einerseits darin, dass
Wolf das Bemühen der Weimarer Kunstfreunde, die kritischen
Grundsätze, die er auf die Philologie angewendet, auch auf
die Werke der bildenden Kunst zu übertragen, nicht gelten
lassen wollte, andrerseits darin, dass der grosse Philologe in
starrer Einseitigkeit seiner Lieblingswissenschaft zugethan, für
andere geistige Richtungen und Bestrebungen geringes Ver-
ständniss und gar keine Duldung besass. Dazu kam Wolfs
widerborstiges Wesen, das von Zelter als seine »Unleidlichkeit
auf Reisen« charakterisirt wurde, seine Ungeduld, seine Lust
an Neckereien, seine Neigung zum Widerspruch, die zu er-
regten Debatten und zu heftigen Scenen führen musste,
Erinnerungen, die die Sehnsucht nach persönlichen Zusammen-
künften vermindern ja verleiden mussten.
Die gewaltigen Ereignisse des Jahres 1806, die für die
Universität Halle doppelt schwer waren, erschütterten Wolf
aufs Tiefste und bedrohten seine Existenz. Missmuthig, fast
zur Verzweiflung getrieben, durch eigene Schwäche in unan-
genehme Lage gebracht, empfing er durch einen grossen Brief
Goethes vom 28. November 1806 ermunternden Zuspruch.
Daher ging er, bevor er über seinen künftigen Wohnsitz
einen bestimmten Entschluss gefasst hatte, noch einmal nach
Weimar. Er verweilte dort vom 12.— 16. April 1807 und gab am
15. den, wie gewöhnlich. Mittwochs bei Goethe versammelten
Damen »einen kleinen Abriss von dem Alterthums-Studium«.
Dann reiste er nach Berlin, wohin er eingeladen war, und
wo er theils an der Akademie, theils an der Universität,
theils in einer für ihn eigens geschaffenen Stelle, in der Ober-
aufsicht des Unterrichtswesens eine hervorragende Thätigkeit
entfaltete. Die Umgebung, in der sich Wolf damals in der
erregten, von den Franzosen besetzten, ihres Königs be-
raubten preussischen Residenz befand, war eine mannigfaltige :
Anmerkukgen des Herausgebers. 83
Der spanische Gesandte war damals laut dem Berliner Adress-
kalender, »Pardo de Figueroa envoy^ extraordinaire et ministre
plenipotentiaire U. d. Linden 73.« Über denselben spanischen
Gesandten, gewöhnlich del Pardo genannt, schrieb Schadow
an Böttiger 19. Mai 1807 : »del Pardo hat noch eine giie-
chische Ode geschrieben . . Wolf aus Halle hat ihm ein
Exemplar seines Homer überbracht, mir sagte er aber: unter
uns Deutschen wären gar viele Gelehrte, die, um originell
zu scheinen, Paradoxa mit nicht geringem Scharfsinn ver-
theidigten. Was Wolf von Homers Schrieen aufgestellt hätte,
sei schwer umzustossen, aber das von Cicero wäre zu arg.«
P. ging von Berlin nach Petersburg; an ersterem Orte machten
seine Familiengeschichten viel von sich reden. Ferner werden
von Wolf genannt: F. L. Heindorf, Lehrer am Gymnasium vom
Grauen Kloster, später Professor in Berlin und Breslau (1774 —
18 16), hauptsächlich als Platoniker bekannt; G. L. Spalding,
Kollege des eben Genannten an derselben Anstalt, Sohn des be-
kannten Veteranen der Aufklärung (1764— 181 1), dessen schöne,
von freiheitlichem Sinn durchdrungene Stellungnahme in reli-
giösen Fragen durch eine neuerliche Publikation klargelegt wurde
(Vossische Zeitung, Sonntagsbeilage vom 27. August 1893), be-
sonders bekannt durch seine Leistungen am Quintilian. Zu den
Genossen Wolfs gehörte endlich Zelter, der Begründer der Sing-
akademie, der damals, als Wolf nach Berlin kam, zu derSiebener-
Commission gehörte, die von den Franzosen eingesetzt war,
um die städtischen Angelegenheiten zu verwalten, und sowohl
von den Machthabern Manches zu leiden hatte, als von den
Berlinern, denen sie bald zu herrschsüchtig, bald zu gefügig
erschien. (Zelter macht L 270 eine anschauliche Beschreibung
von dieser seiner Thätigkeit.) — Der Brief Zelters, den Wolf
in seinem ersten Schreiben beilegt, ist wohl der Zelter-Goethe
I 256 ff. abgedruckte, — Das bedeutende Werk, zu dessen
Herausgabe Wolf sich unmittelbar nach seiner Ankunft in
Berlin entschloss, ist das gemeinsam mit Buttmann heraus-
gegebene »Museum der Alterthumswissenschaft«. Wolf er-
öffnete diese Zeitschrift mit der Darstellung der Alterthums-
wissenschaft, die er mit einer herrlichen Zueignung an Goethe
»Den Kenner und Darsteller des griechischen Geistes« ein-
leitete. Zu dieser Sendung ist der Brief No. 2 der Geleitbrief.
Die Sendung selbst war von Goethe mit grossem Entzücken
aufgenommen (Bemays 112, vergl. auch die Aeusserung Zelters
I. 290). Der Berliner Musiker, der übrigens zu einem völlig
innigen Verhältnisse zu Wolf, wohl mehr durch des Letzteren
als durch eigene Schuld nicht gelangen konnte, schrieb in
den nächsten Jahren Einzelnes über Wolfs Ergehen. Statt
des Letzteren, der kein eifriger Correspondent war, ergriff
gelegentlich seine Lieblingstochter Wilhelmine das Wort, die
6*
84 Neue Mittheilungek.
sich bei dem vielfältigen Zusammensein ihres Vaters mit
Goethe an Christiane eng angeschlossen hatte. Es entspann
sich zwischen beiden Frauen ein Briefwechsel, von dem sich
wenigstens eine Probe erhalten hat, die hier mitgetheilt
werden mag, weil sie von den mannigfach wechselnden Ent-
schlüssen Wolfs Zeugniss ablegt und ein Stimmungsbild des
damaligen Berlin entwirft (17. Juni 1808).
»Hier sieht doch alles gar zu erbärmlich aus: wer weiss,
ob und wann der König wieder zurückkommt und darauf
immer fort zu warten, wird endlich zur Unmöglichkeit So
ist denn fast wahrscheinlich, dass in 4 — 5 Wochen die Reise
nach Russland angetreten und einem schon längst ergangenen
Rufe gefolgt werden muss. Ihnen im Vertrauen gesagt, meine
liebe Freundin, der Vater hat schon seit Anfang dieses Jahres
seine Dimission vom König erbeten, sie aber noch immer
nicht erhalten können ; der König wünschte immer, er möge
noch ein wenig Geduld haben und versprach immer so äusserst
freundlich dann für ihn zu sorgen, dass es dem Vater un-
möglich gewesen wäre, sich nicht in seinen Willen zu fügen:
aber der arme König ist zu ohnmächtig und, wie gesagt,
endlich muss einmal ein Entschluss gefasst werden.«
Ob der russische Plan von Wolf wirklich so ernst erwogen
wurde, bleibe dahingestellt. Sicher ist es, dass er bereit war^
einem an ihn ergangenen Rufe nach Landshut zu folgen.
W. v. Humboldt (Briefw. mit Goethe S. 233 fg.) war es, der
ihn durch Zuwendung von Mitteln zu halten wusste, die bei
der damaligen Lage Preussens sehr beträchtlich waren; er
rechnete sich diese That als ein grosses Verdienst an.
Wenige Wochen später, 27. September 1808, fällt ein
Schreiben Wolfs, in dem er seine Freude über die von Bury
empfangenen Nachrichten über Goethes Wohlbefinden aus-
drückt. Er meldete femer, dass unter Goethes Berliner Ver-
ehrern besonders Staegemann zu nennen sei, und fiihr fort:
»Sie haben noch so viele andere echte Verehrer, dass ich
Ihnen wohl in Berlin, wenn es wieder eine neue bessere
Existenz anfangen kann, einige recht angenehme Wochen
versprechen möchte.« Der schleppende Briefwechsel wurde
durch ein Beisammensein der Freunde in Karlsbad, Juli 1810
unterbrochen. Diesem Zusammensein ging das Anmelde-
zettelchen Wolfs voran, das Goethe und Riemer in dem
lustigen, Bemays 114 flf. mitgetheilten Commentar erklärten
und verspotteten. Jenes Anmeldezettelchen Wolfs (Wohnungs-
bestellung) ist eigentlich an Riemer gerichtet (7. Juli i8io>
und auf einem Foliobogen aufgeklebt mit der Aufschrift
»Fragmenti epistolaris in tenui papyro perscripti recensio
emendatior et auctior«, mit der Unterschrift »Injustus Tepli-
censiscr, wodurch sich erst Goethes dort gewählte Selbst-
AkMERKUKGEK des HERAUSGEBERS. 85
benennung »Justus Carlsbadiensis« erklärt. Uebrigens ist
hervorzuheben, dass während dieses Zusammenseins in Karls-
bad, das vom 12. Juli bis zu Goethes Abreise, 6. August,
währte, Wolf im Verhältniss zu anderen Freunden, z. B. der Frau
von Eybenberg, ungemein selten im Tagebuch erwähnt wurde.
Das nun wieder sich einstellende Schweigen unterbrach
Goethe durch seinen Brief, vom 28. September 181 1, den
auch Zelter zu lesen bekam (1. 462), zu dem die Empfehlung
Schopenhauers wohl die nächste Veranlassung gab. Wolf
antwortete sehr bald. Das Schriftchen, das er übersendete,
ist das Programm Ȇber ein Wort Friedrich II. von deutscher
Verskunst, eine deutsche Vorlesung 181 1«; die Arbeit, die er
vor einigen Wochen abgesandt hatte, war »Aristophanes
Wolken, eine KomOdie griechisch und deutsch, Berlin 181 i.a
Dorow war es, der die letztgenannte Schrift übergab und
einen etwas zugestutzten Bericht hinterliess über die vornehme
äusserliche Manier, in der Goethe, und über die innerlich
aufgeregte Art, in der Wieland das Buch aufnahm. (Goethes
Gespräche, Band III, Seite 29 ff.)
Einzureihen ist an dieser Stelle ein von Wolf am 16. April
1812 übersandtes lateinisches Zettelchen folgenden Wortlauts :
»Omnium quot quot sunt eruntque aliis in annis longe
dignissimo Goethio misit hos lusos F. A. W.« Diesem Zettel
liegt je eine lateinische und griechische Uebersetzung der
beiden Goethischen Elegieen »Wenn du mir sagst, du habest
als Kind« und »Zünde mir Licht an, Knabe<c bei.
Die Unzufriedenheit Wolfs mit seiner Berliner Lage wurde
immer grösser. Er war es, der Goethe veranlasste, thätig zu
sein, damit ihm die durch Heynes Tod freigewordene Göttinger
Stelle angetragen würde (vergl. Bernays, Seite 77, An-
merkung 36, der Wolf als Antreiber zu Goethes Verwendung
nicht kennt). Doch scheint Goethe, da sein infolge dieser
Anregung gethaner Schritt erfolglos blieb, den Brief nicht
beantwortet zu haben. Auch Wolf ergriff vorerst nicht wieder
das Wort, vielmehr wurde Zelter mit der Uebersendung von
»Horazens erste Satire, lateinisch und deutsch mit einigen
Scholien« 1813 betraut. (Zelter - Goethe II. 72.) Derselbe
berichtete auch von Wolfs Vorlesungen im Winter 1813 und
1814 (II, 90 ff.), wobei er gleichzeitig Kunde gab von einer
früheren nun ausgeglichenen Differenz, die er mit dem
Philologen hatte. Doch wusste er nicht blos kleine unan-
genehme Seiten zu berichten, sondern freute sich, Wolfs be-
geisterte Zustimmung zum 3ten Theile von Goethes Auto-
biographie melden zu können. (IL 117.)
Im Juni 181 4 stellte sich Wolf bei Goethe ein. Der
herzliche, heitere, manchmal geradezu ausgelassene Verkehr,
von dem Riemer berichtet (Bernays, Seite 78) findet seine
86 Neue Mittheilungen.
Nachklänge in den in der unmittelbar folgenden Zeit ge-
schriebenen Reisebriefen Wolfs. Voran geht diesen ein ganz
kurzes DiMikschreiben: (Gotha, i8. Juni 1814) »fbr den so
lange mir gegönnten Genuss des Wiedersehens,« das von zwei
Autographen Genellis begleitet war. Dem einen der Reise-
briefe liegt die humoristische Beilage des Schulmeisters, von
der Wolf spricht, nicht bei. Uebrigens kam Zelter (IL «25)
noch an demselben Tage, an dem Wolf von Wiesbaden aus
schrieb, dort an, war noch ein paar Tage mit Wolf zusammen
und begleitete ihn bis Mainz, was Wolf auch in seinem
folgenden Briefe erwähnte. Die starke Erbitterung gegen
seinen Berliner Aufenthalt und gegen die preussischen Ver-
hältnisse überhaupt geht aus dem Tone auch dieser Briefe
hervor, in denen die Beurtheilung der preussischen, speciell
rheinischen Verhältnisse und Persönlichkeiten, namentlich des
verdienten Justus Grüner gewiss ungerecht ist. Von den in
den Briefen erwähnten Persönlichkeiten ist der Mainzer
Bibliothekar F. ]. Bodmann (so ist er richtig zu schreiben)
besonders hervorzuheben (1757— 1820), ein ausserordentlich
fleissiger Jurist und Historiker, dessen reichhaltige Sammlungen
auch von den Späteren geschätzt und benutzt wurden. Der
S. 66, Z. 7 erwähnte junge Mann war Fr. v. Kurowski-
Eichen, der Erfinder einer fahrbaren Feldküche. (Tagebücher
Band V. 88, 25 etc. u. Anm. dazu S. 342 fif.)
Während eines Zusammenseins der beiden Freunde Wolf
und Goethe in Tennstedt am 27. August 1816 kam eine
unliebsame Scene zwischen ihnen vor. Während Goethe
in den Annalen die damals mit Wolf geführte Unterhaltung
»bedeutend und fördernd« nennt, sprach er in dem unmittel-
bar nach jener Scene geschriebenen vertraulichen Briefe an
Zelter (28. August) den tief empfundenen Unwillen über die
eben erfahrene Widerwärtigkeit mit starken Worten aus, in-
dem er von Wolfs »Unart seiner hartnäckigen Verneinung«
sprach, die den Unterredner zur Verzweiflung bringe, den
Umgang mit Wolf »unnütz und unerträglich« mache, »ja man
wird«, so fuhr er fort, »von seiner Tollheit angesteckt, dass
man ein Vergnügen darin findet, das Umgekehrte zu sagen
von dem, was man denkt.« Doch konnte durch solche pein-
lichen Auftritte, so schmerzlich sie im Augenblick auch von
Beiden empfunden wurden , das schöne Lebensverhältniss
wohl für kurze Zeit gestört, nicht aber zerrissen werden.
Eine zufällige Anknüpfung bot die Bitte zweier Amerikaner,
Everett und Ticknor, um ein Empfehlungsschreiben an Goethe,
eine Bitte, der Wolf in einem eiligen Billetchen, GOttingen
12. September 181 6 entsprach; das Gespräch Goethes mit
den Genannten, das am 25. October 181 6 stattfand, bezog
sich zum guten Theil auf Wolf und gab Goethe Gelegenheit,
Anmerkungen des Herausgebers. 87
seine Verehrung des grossen Philologen deutHch auszu'
sprechen. (Gespräche III. 270.) AnknOpfi^d an diesen Besuch
wandte sich Goethe wenige Tage später mit einer wissen-
schaftlichen Anfrage an Wolf (30. October, Bemays 119)^
die Wolf in dem Briefe No. 7 beantwortete. Goethe benutzte
sofort die ihm gewordene Belehrung (Werke Weimarer Aus*
gäbe H. VI. Seite 150 Zeile 17 ff.) und dankte dem gütigen
Vermittler (daselbst Seite 147 Zeile 7). Die recht unerquick*
liehe Geschichte, von welcher der Schluss dieses Briefes
Kunde giebt, bezieht sich darauf, dass Wolf in seinem vom
18. April datirten Vorworte zu den »Litterarischen Ana-
lektena, zu denen er übrigens Riemer und durch ihn Goethe
und Meyer zur Mitarbeitschaft aufgefordert hatte (G. J. VI. 138),
ein höchst wegwerfendes Urtheil über Heindorfs Plato-Studien
gefiUlt hatte. Durch die Schärfe des Angriffs gereizt und
noch mehr erbittert dadurch, dass unmittelbar nach diesem
schnöden Angriff Heindorfs Tod eingetreten war (23, Juni),.
veröffentlichten seine Freunde Buttmann tmd Schleiermacher
ein »fliegendes Blatt über Heindorf und Wolf.« Die Berliner-
Zeitungen, in denen Wolfs, bez. seines Verlegers Antwort atv
diese beiden Gegner abgedruckt ist, waren mir leider unzugäng-
Hch. Die Besprechung in den Heidelbergtschen Jahrbüchern^
auf die Wolf anspielt, ist von Hch. Voss d. Sohn uikI steht 1816
No. 70 S. 1121 — II 34. Sie bezieht sich nur auf den Auf-
satz der Analekten : »Über eine bestrittene Cäsur im griechi-
schen Trimeter« imd ist von furchtbarer Schärfe. Darauf
folgt S 1134— II 36 von J. H. Voa (dem Vater) »Ein Wort
über F. A. Wolf«, das der Expectoration des Sohnes an
Heftigkeit mchts nachgibt.
Der kleine naturwissenschaftliche Nachweis, den Wolf
gcHefcrt hatte, wurde von Goethe, wie schon erwähnt, dank-
bar anerkannt. Der erste Druck jener Stelle geschah in
Goethes erstem Hefte »Zur Morphologie« (Stuttg. 181 7), die
fernere daselbst befindliche von Wolf mit einem kleinen
Commentar erläuterte Stelle (p. IX Z. 7 v. u. des Original-
drucks) steht jetzt W. A. 11. 6 S. 9 Z. 23 ff. lieber die
Unbequemlichkeit der Wolfschcn Wohnung hatte bereits
Zelter n. 262 an Goethe benditet.
Weitere Briefe Wolfe an Goethe sind nicht vorhanden
ausser den Versen vom i. December 1822, mit dem kurzen
Begleitschreiben, die schon bei Bemays S. 138 aus dem
Morgenblatte 1823 abgedruckt sind und deshalb an dieser
Stelle nicht wiederholt werden sollen. Auch die letzte Unter-
redung und die persönlichen Beziehungen in den letzten
Jahren von Wolfs Leben sind von Bemays derart gewürdigt,
dass mir zu sagen nichts übrig bleibt. Gerade aus jenen
letzten Jahren bieten die (G. J. B. XIV abgedruckten) Briefe
88 Neue MmnEaüNGEN.
Varahagens mit ihren vielfachen Aeusserungen über Wolf
ein genügendes Material, das insbesondere auch den Eifer
und das Geschick erkennen lässt, mit dem Wolf bestrebt
war, in Berlin für Goethe zu wirken. Nur zu Bemays
Worten »wir erfahren nicht, wie Goethe die Todesnachricht
aufnahm«, sei ein kleiner Zusatz gestattet Denn wenn auch
eine bestimmte Aeusserung Goethes bei oder nach Wolfe Tode
nicht bekannt ist, so geht das lebhafte Mitgefühl, das er
empfand, aus folgendem Umstände hervor. Unter den Pa-
pieren des Goethe- und Schiller- Archivs nämlich, die sich auf
Wolf beziehen, befindet sich ein grosses Schreiben von
Christian Schuchardt an Goethe, 29. März 1825, ein Bericht,
den dieser in Goethes Auftrag bei Wolfe Diener Knittel über
die letzte Reise Wolfe nach Marseille und seinen Tod ein-
gezogen hatte. Schuchardt will nur von dem äusseren Zu-
stande, nicht von dem innern Leben berichten. »Diesem
Mangel könnte durch ein Tagebuch Wolfe, das sich in Frank-
furt bei seiner Tochter befindet, abgeholfen werden.« Aus
seinem Bericht seien folgende Notizen mitgetheilt: Wolf war
vom 3. bis II. Mai in Frankfurt, vom 11. Mai an in Wies-
baden, dann 3 Wochen in Schlangenbad. Trotz des Ab-
rathens der Freunde reiste Wolf am 7. Juni ab, hielt sich in
Strassburg bis zum 17. Juni, in Lyon bis zum 27. Juni auf,
war dann in Vienne, 6 Tage bei August Four in Valence,
fuhr über Ntmes, Cette, Montpellier nach Marseille, wo er
am 19. Juli sehr krank ankam, nachdem er schon auf der
Fahrt sehr viel zu leiden gehabt hatte. Trotzdem ging er
bis zum I. August täglich aus, war aber dann bettlägerig,
badete einige Mal auf ärztliche Anordnung, verfiel aber am
6. August in seine tödtliche Krankheit. In dem hohen Fieber
des 7. August phantasirte er lebhaft und »meinte sich bei
Seiner Excellenz dem Herrn Staatsminister v. Goethe zur
Tafel, da er oft den Namen desselben dabei aussprach.«
Am 8. August starb er nach langem Todeskampfe. Von
seinem Diener hatte er sich mit den Worten »lebe wohl,
August, ich muss sterben«, verabschiedet. Den Arzt bat er,
für die Rückkehr seines Dieners nach Weimar zu sorgen.
Er hatte den Diener beauftragt, ihn auf deutsche Weise in
einem ordentlichen Sarge begraben zu lassen. Am 9. August
wurde er beerdigt. »Der Präfect der Stadt, der preussische
und dänische Konsul, der Banquier Otier und etwa 1 50 Per-
sonen waren bei seiner Beerdigung zugegen. Er liegt neben
dem Stadtältesten; die Akademie der Wissenschaften daselbst
hat ihm ein Grabmal errichten lassen, dessen Anfang sein
Diener Knittel gesehen haben will.« Bei diesem Schreiben
liegt eine deutsche Uebersetzung des Briefes eines französi-
•^<^hen Arztes (mit Goethischer Correctur), Marseille, 31. August
Anmerkungen des Herausgebers. 89
1824, woraus hervorgeht, dass Wolf mit Verachtung aller
ärztlichen Vorschriften, durch ungeeignete Ernährung bei
grosser Hitze, »Biersuppe, Rahmgefrorenes und eisverkühltes
Wasser«, femer durch häufiges Baden sich eine Art Cholera
nebst Lungenentzündung zuzog.
Wenn auch Goethe den Tod dieses Lebensgefährten in
seinen unmittelbar nachher geschriebenen Briefen unerwähnt
Hess, so benutzte er später, wie schon erwähnt, seine bio-
graphischen Selbstbekenntnisse, um häufig des Freundes zu
gedenken. Auf alle jene Stellen mag hier kurz verwiesen
werden; zum Abschluss der Briefe Wolfs mögen die an Zelter
(20. Mai 1826) gerichteten Worte folgen:
»Wenn man bedenkt, dass soviel wichtige Menschen
doch am Ende wie Oeltropfen auf Wasser hinschwimmen und
sich höchstens nur an einem Punkte berühren, so begreift
man, wie man so oft im Leben in die Einsamkeit zurück-
gewiesen ward. Indessen mag denn doch ein so langes
Nebeneinanderleben , wie uns mit Wolf geworden , mehr als
wir gewahr werden und wissen, gewirkt und gefördert haben.«
Als wichtiger Nachtrag zu dem Kapitel »Goethe und
Wolf« mögen kleine Funde in dem Nachfolgenden mit-
getheilt werden.
Als Ergänzung zu den persönlichen Beziehungen Wolfs
zu Goethe mag folgende Notiz vorangehen. Beide trafen
sich am 7. Juli 1798 in Jena (vgl. Tgb. IL 214). Über dieses
Zusammentreffen berichtet Wolf an Böttiger (Briefs. Dresdner
Bibl. Bd. 230) 17. Aug. 1798: »Durch einen herrlichen Zufall
fand ich Ihren Goethe grade bei Schiller und habe 7 glück-
selige Stunden mit ihm verbracht. Sie können leicht denken,
wie und auf wie lange das einem Menschen schmeckt, dem
längst der Cirkel gewöhnlicher buchmachenden Zunftgenossen
herzlich ekelhaft war.«
Der eigentliche Fund aber ist der folgende : in dem eben
erwähnten Briefbande 230 befindet sich als Nummer 38 ein viele
Blätter umfassendes Fasdkel mit der Aufschrift: riBemerkungen
als mich Wolf den 22—28, Mai lyps ^^^^^^^•^ 4 Blätter davon
haben die Aufschrift : den 28. Mai bei Goethe. Es sind offenbar
Niederschriften, die sich Böttiger behufs späterer Veröffentlichung
machte. Zum Beweis dient folgender, dem Bande vorgehefteter
Zettel von der Hand des Herrn Oberbibliothekars Schnorr von
Carolsfeld, ein Briefchen des Methusalem Müller, des Redacteurs
der »Zeitung fUr die elegante Welta an Böttiger, Leipzig, 13.De-
cember 1824. »Anlangend Ihre Gespräche mit Wolf, so scheint
es mir, als ob diese wohl nur antiquarische oder philologische
Gegenstände betroffen haben möchten, weshalb sie sich denn auch
90 Neue Mitthexlungen.
für die elegante Zeitung weniger als für Cotta, dem Sie sie
bestimmt haben, für andere Zeitschriften eignen möchten.«
Es ist schwerlich anzunehmen, dass Böttiger von dem ihm
bier gegebenen Rath Gebrauch gemacht hat. Wenigstens
finde ich diese Gespräche ausser das eine mit Wieland bei
Körte, Band IL Seite 220—224 nirgends erwähnt. Speciell
von dem gleich zu erwähnenden hat W. v. Biedermann, dem
Goethes Gespräche auch in den verborgensten Schlupfwinkeln
nicht zu entgehen pflegen,duTchau8 keine Kenntniss. Trotzdem
war dies Fascikel schon seit 4 Jahren benutzt. Die Benutzung
jenes Fascikels fand statt in der Abhandlung: »Zur Geschichte
der Wolfschen Prolegomena zu Homer. Mittheilungen aus unge-
druckten Briefen von Friedrich August Wolf an Karl August
Böttiger. Beilage zum Programm des Königlichen Kaiser-
Friedrichs - Gymnasiums in Frankfurt a. M. von Gymnasial-
lehrer Dr. Wilh. Peters. Frankfurt a. M. 1890. 48 S. in 4**.«
In dem genannten Programm werden nach einer Einleitung über
das Verhältniss der beiden Correspondenten (S. i — 10) zunächst
8 Briefe Wolfs an Böttiger vom 2. Mai 1795 bis 5. April 1796
abgedruckt mit sehr reichhaltigen Anmerkungen, die Stücke aus
den Briefen Böttigers bringen, auch solche, die über Goethe
handeln. Dort ist auch schon S. 19 A. 37 von dem bisher
unbekannt gewesenen Aufenthalt Wolfs in Weimar die Rede.
Das Datum unseres Gesprächs ist nämlich nicht anzuzweifeln.
Allerdings sagt Bemays a. a. O., Seite 2, dass erst im Sommer 1795
ein persönlicher Verkehr zwischen Wolf und Goethe eingeleitet
worden sei, und bemerkt Seite 4, dass das erste Zusammentreffen
in Jena stattfand, wobei er Körtes Angabe, dass »Wolf damals
von Jena aus Weimar besuchte« als irrig bezeichnet Aber Körte
hat Recht. Am Freitag den 15. Mai 1795 schreibt Wolf an
Böttiger, er denke am nächsten Mittwoch oder Donneistag
(20. oder 21.) von Halle abzureisen und eine Woche zwischen
Weimar und Jena zu theilen, Böttiger solle nach Jena unter der
Adresse Humboldts schreiben, ob er zu jener Zeit in Weimar zu
treffen sei. Von Jena (29. Mai 1795), dankt er für alle ihm wäh-
rend seines Weimarer Aufenthalts erwiesene Güte. Auf diesen
kommt er auch in seinen Briefen vom 5. u. 14. Juni zusprechen.
In dem erstgenannten Briefe bittet er Böttiger dringend, sein
Versprechen eines Besuchs in Halle in diesem Jahre wahr zu
machen, und föhrt dann fort, »Auch lassen Sie dann gelegent-
lich den edlen, lieben Goethe ein Wort davon merken, der mich
— wenn meine Ohren nur recht hörten — so etwas Aehnliches
von Reisen oder einem Durchfluge hierher merken Hess.«
Dass Ende Mai 1795 ^^^ Zusammenkunft Wolfs mit
Goethe stattgefunden hat, wird femer bewiesen durch den
Brief W. V. Humboldts (Werke V. 119) an Wolf vom 3. Juni
1795. H. erzählt, dass G. an diesem Tage, an welchem W.
Anmerkungen des Herausgebers. 91
von Jena abreiste, zu ihm gekommen sei und f^hrt fort:
»Er ist Ihnen äusserst gut geworden und trägt mir viele
herzliche Empfehlungen an Sie auf.« Die zweifelnde Bemerkung
W. v. Biedermanns (Erläuterungen zu den Tages- und Jahresheften
von Goethe. Leipzig. W. v. Biedermann 1894, S. 26) »sofern ihn
(W) Goethe näher kennen lernte, als er Ende Mai oder Anfangs
Juni auf Besuch zu dem ersteren (W. v. Humboldt) nach Jena
kam«, ist nicht zutreffend, da Wolf bereits abgereist war, als
Goethe erschien.
Durch all diese Zeugnisse ist Wolfs Aufenthalt in Weimar
Ende Mai und sein damaliges Zusammentreffen mit Goethe
ttber alle Zweifel erhaben. Goethes Berichte aus jener Zeit
sind dürftig. Vom 25. Mai bis 10. Juni fehlen alle brieflichen
Zeugnisse (W. A. X. 265) und das Tagebuch für die erste
Hälfte 179S ist bekanntlich nicht vorhanden. Möglicher Weise
ist im folgenden Bericht Böttiger (nicht Wolf).^er Sprechende
bei wissenschaftlichen Kleinigkeiten und Anekdoten, z. B.
den gleich am Anfange stehenden Mittheilungen ttber Lessing,
bei denen kein bestimmter Erzähler angegeben ist. Auch
Wielands Anwesenheit wird vorausgesetzt. Seine active
und passive Betheiligung am Gespräch wird an zwei kleinen
Stellen hervorgehoben. Die Böttigerschen Aufzeichnungen
lauten folgendermassen :
Den 28t€n Mai hei Göthe,
»Zuerst über Lessing, Er war bloss zum Literator ge-
boren, aber ein sehr schlechter Bibliothekar. Plan nur bis
1740 bei der Wolfenbuttler Bibliothek coroplett zu seyn. Grosse
Unordnung. Seine eigenen Schriften auf der Bibliothek zer-
schnitt er, um sie abdrucken zu lassen. Seine Neigung zur
Orthodoxie empfing er in Berlin, wo er weder Spalding noch
die andern Aufklärer ausstehen konnte. Langer, sein Nach-
folger, wohnte den vornehmsten Auctionen auf seinen Reisen
bei, u. erstand überall kostbare Bücher, die er aber so lang
stehen liess, bis er in Wolfenbttttel sedem fixam bekam, wo
er alles zusammen kommen liess. Er arbeitet sehr gründliche Re-
censionen in der Alg. d. Bibliothek. So hat er unter anderm des
Erlanger Beyer Versuch über den Theokrit sehr scharf recensirt.
Wir besahen Goethes Gemmensammlung. Bemerkung über
eine Stelle im Bion, die ich nirgends finde. »Bei den alten
Theatern, sagt Goethe, war weit mehr etikettenmässige Con-
vention, als bei den unsrigen, da wir das, was der inneren
Energie an Ueberredungskunst abgeht, durch Schonung der
Aeusserlichkeiten und Scenerie zu ersetzen suchen. Die
Alten hatten in ihren Masken, Dekorationen, Maschinen und
Theaterkostum unendlich mehr, was durch algemein ange-
92 Neue Mittheilüngen.
nommene Convention niemand mehr beleidigte, uns aber
unendlich lächerlich vorkommen würde, eine reiche Fundgrube
vor die Parodie und Travestirung der Komiker. So bin ich
überzeugt, dass das Theater gleichsam in gewisse Regionen
getheilt gewesen sein rouss und dass die Luftregion, in der
die obere Maschinerie, die dii ex machina (Wolken, Vögel
u. s. w. im Aristophanes) schwebten, und die Wasser- und
Orkusregion über einander rangirten, ohngefkhr so wie in
den Gemälden und Reliefs des Alterthums eine Reihe Figuren
auf den Köpfen der unteren Reihe steht. Dies war un-
wandelbar und stets vor den Augen der Zuschauer, auch
dann, wenn im ganzen Stück das Bedürfniss der einen Region
nicht ein einziges mal eintrat. £twas anderes war es mit
den exostris und €KicvKXy)(T€(Ti des innem der Häuser, und der
Veränderung gewisser Gassen, wie dies auch Palladio beim
Theater zu Vicenza sehr artig angebracht hat Diese stehenden
Dekorationen machen es auch allein begreiflich wie mehrere,
oft 8 Stücke, in einem Tage gleich nacheinander ohne Störung
und Embarras aufgeführt werden konnten. Wolf bemerkte
hierbei, dass er vollkommen überzeugt sei, dass mehrere
Tetralogieen gleich nacheinander aufgeführt worden wären,
nur dass die Stelle in Aristoteles Poetik, wo von loo Stücken
die Rede sei, zu unglaublich sei, um nicht den Verdacht einer
Verfälschung gegen sich zu erregen.
Hierauf erzählt Goethe^ wie die Advocaten in dem grossen
Saale des Gerichtshofes von Venedig ihre Sachen plaidiren.
Den Richtern gegenüber, so dass die Sachwalter im Rücken
sind, sitzt ein Segretario, der Stunden- oder Halbestunden-
sanduhrengläser vor sich stehen hat, und diese, während der
Advocat spricht, auslaufen lässt. Der Advocat lässt oft
Instrumente, Zeugnisse, Gesetze vorlesen, das durch einen
besonderen Schreiber geschieht. So lange diess dauert, wird
das Stundenglas umgelegt, weil dies Ablesen nicht zugerechnet
wird. Der Advocat, dem alles daran liegen muss, zu seinem
Vortheil Zeit zu erobern, spricht ofl nur ein paar Worte drein,
als: Hört, bemerkt vorzüglich diess Zeugniss u. s. w. Augen-
blicklich stellt der Sekretair wieder sein Stundenglas, welches
oft sehr schnelle Vibrationen veranlasst. Der Gegner hat
nun eben so viel Zeit zugemessen; es plaidiren in wichtigem
Sachen gewöhnlich 2 Advocaten für den Kläger und 2 für
den Angeklagten. Die erstem' reden mehr statarisch und
gemässigt, und haben nur die mhige Auseinandersetzung der
einzelnen Thatsachen. Die zwei letzten aber wirken auf die
Leidenschaften u. wenden alle Redekünste an. Hier ent-
stehen auch wirkliche concertationes und altercationes, indem
* Am Rand irpwTaTU)vi<JTat; bcuTepaTtuviaxai.
Anmerkungen des Herausgebers. 93
der Gegner den Redenden oft ins Wort fällt, der Redende
aber über diese Unterbrechungen laute Klage führt. Der
Fall, den Goethe plaidiren hörte, betraf die Ableugnung eines
Fideikommiss von 6000 Scudi, wo die Procuratoren der pia
causa die Kläger waren. Da bediente sich der Redner für
den Beklagten aller Künste, um das Mitleid der Richter zu
bewegen. Der Beklagte war ein alter yojähriger Mann. Be-
denkt, sagte sein Sachwalter, dass es hier nicht eigentlich auf
die Summe von 6000 Scudi, sondern auf Ehre und bürgerliche
Existenz eines Bürgers abgesehen ist, u. dass der so viele Jahre
lang gesparte u, vermehrte Schatz von Bürgertugend durch ein
Verdammungsurtheil auf einmal verloren gehen würde. Beide
Partheien, vor welche die Redner sprechen, sitzen einander gegen-
über und sind gegenwärtig. Sie beobachten nicht allein die
grösste Demuth mit niedergeschlagenen Augen und gesenktem
Haupte, sondern der Beklagte ist auch wirklich nach seinem An-
züge noch in luctu et squalore. Die Dokumente und Instrumente,
worauf es auf beiden Seiten ankommt und die von den Schreibern
abgelesen werden, sind schon gedruckt, und die Richter haben
sie in den Händen. Nach beendigter Ballotage der Richter
können sie auch die umstehenden Zuhörer zu kaufen kriegen,
vorher aber nicht. Goethe hatte die in gr. 4 sehr splendid
gedruckten Dokumente beider Parteien in zwei cahiers bei
dem erwähnten Handel gekauft und zeigte sie uns noch vor.
Auch hatte er den einen Advocaten im grössten AfTect des
Haranguirens aufs Papier gezeichnet und wies ihn der Ge-
sellschaft. Er macht mit vorliegendem Körper mit der
rechten Hand einen besondem Gestus, welches eigentlich das
Wiegen mit der Waage oder das Senken der Sonde anzeigt,
und eine besondere Genauigkeit ausdrückt (pensitate rem
agitare). Die ganze Zahl der Richter theilt sich in quarantarios,
öfter noch in 20, 16, ja nurDecaden, die zusammen an ver-
schiedenen Theilen des ungeheuren Saales (also wie in den
Basilicis zu Rom die iudicia centumviralia) zu gleicher Zeit
mehrere Processe abhören. Die corona populi steht gierig
horchend herum und ermüdet mehrere Stunden nicht. Neben
Goethe stand ein Knabe von 10 Jahren, der 4 Stunden lang
mit nimmersatter Spannung alles auffing. Die Redner haben
eigentlich kleine Kanzeln oder suggestos, in welchen sie
sprechen sollten. Aber sie stellen sich gewöhnlich davor
und haranguiren mit ganz freistehendem Körper. Wolf be-
merkt, dass sich zu dieser Sitte alle Belege theils aus den
Römern, theils aus den Griechen finden Hessen. Die neueren
Reisebeschreiber erzählen fast gar nichts davon. Einige unvoll-
ständige Winke ^\.Mayer\n seinen Darstellungen über Italien.
Bei der Betrachtung einiger altsicilischen Münzen von
ganz vorzüglicher Arbeit wurde die Hypothese sehr wahr-
94 Neue Mittheilungen.
scheinlich gefunden, dass die Griechen in Sicilien ihre eigene
selbsterwachsene Kunst und Literatur lange vor den Athenern
und den Pisistratiden gehabt hätten.
Über Declamation des Hexameters nach der Quantität
und Accent. Wenn ihn Voss feierlich liesst, so ist es wahrer
Gesang und Intonation. Die Sylbe, wo der Accent steht,
wird etwas gehoben und geschärft, zum B. hömini, homfnibus,
etwa wie die Engländer den Consonanten in der Aussprache
verdoppeln, der den Accent hat. Aber der Accent giebt
auch eine gewisse Erhöhung des Tons, der ganz verschieden
von der Länge und Kürze der Sylbe ist. Jeder Hexameter
hat 24, also jeder pes 4 Zeiten, von welchen in den alten
Scholien oft die Rede ist
Es wurde ein Versuch mit dem Anfang der Hias gemacht.
Gleich das erste Wort vriviv gab zu der Bemerkung Gelegenheit,
dass man hier eigentlich v^eviv aussprechen müsse. Denn das
r\ sei doch nur ein doppeltes €6, u. sei auch so wie alle Diph-
thongen der Griechen schnell getrennt ausgesprochen werden.
Daraus sei auch auf allen langen Vocalen der Circumflex zu er-
klären, der eigentlich nichts als ein acutus und gravis /v sei, aus
welchem später die sonderbare geschlängelte Form entsprang.
Man müsse sich also vriviv so geschrieben und accentuirt vor-
stellen v^feviv. Die Griechen haben eigentlich nur einen Accent,
den acutus, der gravis zeigt bloss absentiam accentus und der
Circonflex den acutus neben dem gravis an. — Die Ungarn
haben in ihrer Sprache das meiste von dem, was die Alten Accent
nannten. Sie begriffen auch in Wolfs Vorlesungen alles so-
gleich, da die übrigen Zuhörer grosse Mühe hatten. So sprach ein
Ungar Wolfen um den Chest^rfield an, und als ihn W. tadelte,
bewiess er, dass er recht gesprochen habe. Auch die Lateiner
accentuirten so gut als die Griechen, nur dass sie den Accent
nicht schrieben. Wolf recitirte zugleich den ersten Vers der
Eclogen u. zeigte, wie ihn die Römer ausgesprochen haben
müssten: Tirype xy TrdryXai peKjjßav^ (Tuß T€T|liiv6 (patei.
Es sei allerdings möglich, die alte Aussprache der Römer
ganz aufzufinden und wiederherzustellen, aber ihren lebendigen
Ton hätten wir darum nicht.
Wolf erklärte sich sehr lebhaft gegen Wielands Ver-
tauschung des q) in /./ war ein barbarischer, den Griechen
ganz unbehilflicher und unaussprechlicher Buchstabe. Daher
Cicero ein Mal gegen einen Graeculus das Argument braucht:
er könne nicht einmal den Namen Fundanius aussprechen.
Die eigentliche Aussprache der Griechen sei Tth, Phi gewesen.
Wieland horchte hierbei sehr auf — die unnachahmliche
Naivetät des Magister Hederich in seinem alten Mythol.
Lexicon. Töchter des Thespios — Goethe lässt auf einem
Anmerkungen des Herausgebers. 95
Friese eines seiner Zimmer die Metamorphose der Tjrrhener
in Delphine aus der Laterne des Demosthenes zu Athen ab-
copiren. Sonderbare Behandlung dieses Sujets auf diesem
Kunstwerk nach einem älteren mythos.
Wärmezusammenfassende Kraft der wollenen Kleidung,
erkältende der Leinewand. Vorzug des Alterthums in Kleidung
und accubitus. —
Die Reime sind barbarischer Abkunft. Nur ein Wieland,
sagt Goethe, sollte reimen. Gleim thuts ohne Freibrief, sagt
Wieland. Der Reim passt eigentlich nur für kürzere canzoni.
Sobald er zu den Stanzengedichten in Ariost, Tasso u. s. w.
übergeht, variirt er aus den lamben in Anapäste als arm€
pletöse. Wer mag ihn eingeführt haben?
Als Goethe von Palermo nach Girgenti reiste, sah er vom
Wirthshause, wo er Mittags hielt, mehrere reisende Sicilianer
-die Distelköpfe, die in unzähliger Menge auf einer verwil-
derten Wiese emporragten und eben noch in Schossen und Auf-
blühen waren, abhauen, schälen und essen. Er probirte es nun
selbst und fand diese geschälten Sprossen zart und süsslich, so
<lass sie nach unserer Salatzurichtung denSpargeln sehr ähnlich
gewesen wären. Der Veturino raufte PuflFbohnen und ver-
theilte sie als grosse Delikatesse. Er selbst verzehrte einen
rohen Kohlrabi, wie wir einen Apfel verzehren würden.
Über Träume. Wolf erinnert sich nie geträumt zu haben.
Auch kann er schlafen, wann und wie lange er will. Den
traumlosen Schlaf erklärt auch Goethe für den erquickendsten.
Ooethe erzählt einen sehr scharfsinnigen philosophischen
Traum, den er in verflossener Nacht gehabt habe«.
Ein Commentar zu dem Vorstehenden soll in keiner
Weise versucht werden. Nur das speciell Goethe Betreffende
verdient eine Hervorhebung. Unter diesem ist zu nennen:
die Ausführung über die griechische Tragödie, die mir ganz
neu zu sein scheint, die Notiz über Reime und Träume.
Wolfs Bemerkung, dass er nie träume »und dass in seinem
Hause nicht geträumt werden dürfe«, wird durch Goethe be-
zeugt (Riemer, Mittheilungen I, 268). Eine besondere Er-
wähnung verdienen die beiden grossen Stellen über Goethes
italienische Reise. Die eine über die Gerichtsverhandlung in
Venedig ist eine weitere Ausführung mit vielen interessanten
Einzelheiten zu dem Bericht der italienischen Reise »Venedig,
3. October 1786a; die andere über die Distelköpfe und
andere Pflanzen ist eine hübsche Ergänzung einer kurz ange-
deuteten Notiz »Girgenti, 26. April 1787«. Die hier erwähnten
Advocatenschriften , die Goethe, wie es oben S. 93 heisst,
den Anwesenden vorzeigte, haben sich, wie mir auf An-
fragen mitgetheilt wurde, weder im Goethe- u. Schiller- Archiv,
96 Neue Mittheilungen.
noch in Goethes Bibliothek (Goethe -National -Museum) zu
Weimar, noch auch in der Sammlung der grossh. Universitäts-
Bibliothek zu Jena vorgefunden.
Auf die Mittheilung tlber das Gespräch bei Goethe folgen in
dem Dresdener Manuscripte Aufzeichnungen über Wolfs Aufent-
halt in Osterode, Notizen über Gespräche, die mit Verschiedenen
geführt wurden, dann ein Blättchen mit Herders Bemerkungen;
auf dieses folgt dann ein ziemlich vollgeschriebenes Blatt
mit dem Titel nGcethes Blicke über die Sache Ai Nach dem
Fundorte des Blättchens und wohl auch nach den darin ge-
äusserten Gesinnungen möchte man auch diese Mittheilungen,
die schwerlich Wolf, sondern Böttiger gegenüber gefallen
sind, in die erste Hälfte 1795 verlegen, d. h. in die 2^it,
da Goethe nur von den Prolegomena gehört, aber sich noch
nicht in sie vertieft hatte und einstweilen von der darin ge-
äusserten Ansicht wenig erbaut war. Ein besonderer Grund,
diese Bemerkungen, wie Peters thut (a. a. O. S. 34 A.), auf
den 29. Mai zu datiren, liegt nicht vor. Vielmehr ist es
wahrscheinlicher, dass sowohl Goethes, wie Herders und
Wielands Aeusserungen (alle gedruckt bei Peters S. 33—44)
in die Zeit vor Wolfs Besuch in Halle fallen. Ein Stück der
letzteren ist datirt 26. April. Es ist anzunehmen, dass alle
diese Aeusserungen durch Böttiger Wolf zugänglich gemacht
wurden ; bei denen Wielands ist es sicher, denn er begleitete
sie mit ausführlichen Randglossen. Goethes »Blicke« nun,
die zum Abdruck an dieser Stelle bestimmt, ja bereits abge^
setzt waren , aber entfernt werden mussten , da es mit den
Grundsätzen des Goethe • Jahrbuchs unvereinbar ist, eine
bereits anderwärts gedruckte Stelle nochmals zu bringen,
verzeichnen die zwei scheinbarsten Widersprüche, i. Homer
habe sich das Eigenthum früherer Sänger angeeignet, 2. seine
Dichtung sei von späteren Rhapsoden zerrissen und von
Solon wieder zusammengefügt worden. Goethe verspricht
der Wolfschen Lehre, deren Ausspinnung er dem Umstände
zuschrieb, dass W. öffentlicher Lehrer sei, besonderen Beifall
bei den Theologen und polemisirt in einer überaus be-^
merkenswerthen Stelle als Dichter gegen das »heillose Be-
ginnen des Critikers«;
2. A. Hirt.
Der Schreiber und Adressat der an zweiter Stelle mit-
getheilten Briefe ist A. Hirt, ein bedeutender Kunstgelehrter
und Schriftsteller 1759— 1836. (Für das Folgende vergl.
Urlichs in A. D. B. XII. 477—479, Bursian, Geschichte der
classischen Philologie 602 ff., Schriften der Goethe - Gesell-
schaft Band V passim.) Nach einer tüchtigen vielseitigen^
Anmerkungen des Herausgebers. 97
Vorbereitung in Frankreich und Wien begab sich Hirt 1782
nach Italien und lebte jahrelang ununterbrochen in Rom.
Dort lernte Goethe ihn ziemlich bald nach seiner Ankunft
kennen, denn schon am 17. November 1786 nannte er ihn
unter seinen »guten, trefflichen Begleitern« und empfahl ihn
Wieland eindringlichst fttr dessen »Teutschen Merkur«, wo er
das gesammte Kunstfach in Beiträgen der verschiedensten
Art behandeln sollte. »Er ist im Werden, ein tüchtiger,
treuer, fleis^ger Deutscher, der schon recht schöne historische
Kenntnis von Rom und von der Kunst hat und seinen Ge-
schmack im Umgange der Verständigen bildet«, so charakteri-
sirte er ihn damals. Zu einer wirklichen Intimität kam es
indessen nicht, obwohl sich Goethe gegen seinen Vorsatz
durch Hirt bei dem Fürsten Lichtenstein einführen liess.
Aber er war viel mit ihm zusammen. Der »neugebackene
Antiquar« schleppte nach dem missmuthigen Ausdruck des
Malers Müller, den Dichter wie »einen Staatsgefangenen«
mit sich herum. Doch fehlte es schon damals nicht an
Differenzen zwischen Goethe und dem Kunstgelehrten. Unter
den wesentlichen war (vgl. Italienische Reise Nov. 1787
Bericht) die eine, dass Hirt die griechische und römische
Architektur von der nothwendigsten Holzconstruction ableitete,
während Goethe mit Andern der Phantasie der Baukünstler
Manches zuschreiben wollte ; die andere, dass Hirt den Grund
der Schönheit ausschliesslich in das Charakteristische legte.
Solche Differenzen hinderten Goethe nicht, den Archäologen
nach seinem Werthe anzuerkennen ; vielmehr empfahl er ihn,
der Dienste eingedenk, die er selbst von Hirt empfangen
hatte, auch Herder als Cicerone: »Er ist ein Pedante, weiss
aber viel.« Herder bediente sich seiner gern und lange,
sprach sich günstig über ihn aus, lobte seine Entwickelung
und den guten Humor, den Jener dadurch bewährte, dass
er sich mancherlei von dem oft übellaunigen und zum
Striegeln geneigten Reisenden gefallen liess, gerieth aber,
wie dies bei Herder so oft der Fall war, im Verlaufe der
Zeit auch mit ihm in ein bedenkliches Verhältniss. Dagegen
blieb Hirt mit der Herzogin Anna Amalie und den Ihrigen,
denen er gleichfalls von Goethe empfohlen war, dauernd in
gutem Vernehmen, war ihnen von Nutzen und erfreute sich
ihres Wohlwollens. Mit Einsiedel wurde er besonders gut
bekannt und erschien auf seine Aufforderung bei den hohen
Reisenden auch in Neapel. Auch mit früheren Genossen
Goethes stand er weiter in Verbindung, einer von ihnen,
Bury, malte sein Portrait. Schon bevor diese neue Beziehung
zu den Weimarischen Pilgern sich knüpfte, hatte Hirt am
23. August 1788 an Goethe geschrieben. Er versicherte
ihn in diesem Briefe seiner Verehrung und setzte ihm, da
GomB-jARftBOCR XV. 7
98 Neue Mittheilukgen.
offenbar die Empfehlung Goethes an Wieland nichts genützt
hatte, seinen Plan auseinander, mit Moritz ein ausschliesslich
Italien gewidmetes Kunstjoumal herauszugeben, das ja, wie
bekannt, eine Zeit lang erschien. Ohne durch einen Brief
Goethes ermuntert zu sein, schrieb Hirt aufs Neue (4. April
1789) und kündigte bereits damals Bemerkungen über
Laokoon an, in denen er, wie er meldete, Lessing wider-
streite, Bemerkungen, denen er weder selbst noch Herder
einstweilen vollkommene Billigung schenken könne. Einige
Jahre stockte nun der Verkehr und kam erst wieder durch
Goethes Verbindung mit Schiller in Fluss. Bei der Begrün-
dung der »Hören« nämlich dachte Goethe, dem neuen Journal
Hirts Thätigkeit in ähnlicher Weise zuzuwenden, wie er es
bei dem Merkur vergeblich versucht hatte. Schiller drängte
den Genossen, an Hirt zu schreiben (29. September 1794)
und meldete gleichzeitig einem andern Vertrauten, dass Goethe
einen Briefwechsel mit einem Freunde in Rom unterhalte,
um immer das Neueste aus dem artistischen Fache in Italien
zu erlangen. Ein Zeugniss eines solchen Verkehrs ist er-
halten, ein Brief Hirts nämlich an Goethe vom 8. Juni 1 794,
in dem er für das herzogliche Decret als Hofrath dankt und
sich übrigens auf eine kurze an die Herzogin-Mutter geschickte
Relation bezieht. (Möglicher Weise den späteren Hören-
Beitrag.) Ueber seine sonstige Thätigkeit äussert er sich
folgendermassen : »Meine Absicht ist kritische Geschichte.
Ich suche daher auch meine so einfache Theorie über die
Künste voranzuschieben. Diese liegt fertig, sowie auch die
erste Epoche der Geschichte selbst, welche ich von der Mitte
des 13. Jahrhunderts bis auf unsere Zeiten in 5 einteile. An
der Geschichte der Architektur bei den Alten habe ich am
meisten vorgearbeitet ; allein, da dieses Werk sehr viel Kupfer-
platten erfordert, und die Auslagen für meine jetzigen Um-
stände zu beträchtlich sind, hielt ich indessen damit inne.«
Trotz dieses Verkehrs kündigte Goethe erst am 30. December
1795 ^^^ Freunde an, dass er einen Beitrag Hirts zu er-
halten hoffe und beeilte sich so wenig, diesen zu gewinnen,
dass er erst durch Meyer zu erfahren suchte, was etwa von
Hirts Beiträgen zu brauchen sei. (Januar 1796.) Dieser,
durch den geschätzten Vermittler an ihn ergangenen Auf-
forderung kam Hirt nun baldigst nach. Er sandte (Eingegangene
Briefe XIII. 2. Quartalh. 1796), dankend für die durch Meyer
erhaltene Aufforderung, einen Aufsatz über den »Emissär
des Fucinischen Sees« und bemerkte, dass er die dazu ge-
hörigen lateinischen Stellen übersetzt und eine verkleinerte
Zeichnung beigelegt habe. Froh der gewordenen Aufforderung
fragte er schon damals, unter Nennung einzelner Gegenstände
an, ob fernere Beiträge willkommen seien. Er meldete ferner.
Anmerkungen des Herausgebers. 99
dass er während des vergangenen Winters der Fürstin von
Dessau als Fuhrer gedient habe und gegenwärtig dieselben
Dienste bei der Frau v. Rietz (bekannter unter dem Namen
der Gräfin Lichtenau) verrichte. »Letztere«, so fuhr er fort,
»zeiget gleichfalls viel Liebe fUr die Künste und machet an-
sehnliche Empletten.« In demselben Briefe bewies er neben
seinem künstlerischen sein literarisches Interesse dadurch,
dass er seine Sehnsucht nach neuen Werken Goethes kund-
gab, besonders nach Wilhelm Meister und Faust. Die von
Hirt gesandten Aufsätze gingen zwischen den Freunden hin
und her ; Goethe besorgte die für sie nöthigen Kupfer.
(Schiller - Goethe Briefwechsel Juni bis August 1796.) Der
eine Aufsatz erschien dann u. d. T. »Reise von Grotte Ferrata
nach den fucinischen Seen und Monte Cassino im October
1794 an die Herzogin Amalia von Sachsen-Weimara im 11.
und 12. Stück des 2ten Jahrgangs der Hören. Heft 12
zwischen S. 20 und 21 findet sich eine Kupfertafel in Lang-
Folio, deren 9 Figuren auf der gegenüber befindlichen S. 20
erklärt werden und zwar unter der Ueberschrift: »Erklärung
der Risse von dem Emissär des Fucinischen See*S((.
Unterdessen war auch Hirt, wie so viele andere deutsche
Künstler und Kunstgelehrte aus Italien entflohen, um den
Kriegsunruhen aus dem Wege zu gehen. Er reiste im Ge-
folge der schon genannten Fürstin von Dessau und hatte die
Absicht, von Wien auch nach Weimar zu kommen, erschien
in Dresden, wo er durch seine wegwerfenden Urtheile über
Bilder der alten Meister und durch seine Manie, Verstecktes
aufzusuchen und als besonders werthvoll zu bezeichnen, dem
guten Kömer schweres Aergerniss bereitete (G. J. VIII. 55).
Zunächst ohne Weimar zu berühren, reiste er nach Berlin,
wo er eine dauernde Heimath und eine ausgebreitete Thätig-
keit als Professor und Mitglied der Academie fand und als
Sachverständiger in vielen Kunst- und technischen Fragen
gehört wurde. Von Berlin aus unternahm Hirt im Jahre 1797
eine Reise nach Weimar. Sein dortiger Aufenthalt wird in
den Annalen kurz berührt, im Tagebuch dagegen werden
seine Besuche (28. Juni— 12. Juli 1797) genau erwähnt und
als Gegenstände des Gesprächs »Kunsttheorie, seine archi-
tektonischen Arbeiten« bezeichnet. Da auch Schiller den
Berliner Gelehrten kennen lernte, so entspann sich zwischen den
Freunden eine Correspondenz über den gelehrten Reisenden.
Goethe ordnete seine Kenntnisse denen Böttigers unter und
wollte von seinen ästhetischen Urtheilen nicht viel wissen,
während Schiller diese Urtheile verständig fand und an eine
starke Differenz zwischen ihm und den Weimarer Kunstfreunden
nicht glauben wollte. Goethe erklärte ferner Hirts Abneigung
gegen Michel Angelo für verkehrt und sprach schon damals
7*
100 Neue Mittheilukgen.
(5. Juli 1797) den Satz aus, dass Hirt beschränkte und ein-
seitige Prämissen als allgemeine voraussetze, einen Satz, den
Riemer dann so formulirie (Gespräche II. Seite 280): »Seine
Art zu disputiren war, dass er die widersprechende Meinung
des Anderen zu seiner Prämisse machte und seine Conclusionen
daraus zog.a Damals übergab Hirt den Versuch über das
DKunstschönea Schiller, der im 7ten Stück des jten Hören-
Bandes erschien (Hirt an Böttiger, 31. Okt. 1797, Handschr.
d. kön. öff. Bibl. in Dresden, Böttiger-Briefe Bd. 87, wo Hirt
den Aufsatz als eine Skizze, vor 6 Jahren geschrieben, be-
zeichnet, als eine, welche die Herausgeber der Hören
verantworten müssten), ferner seinen Aufsatz über Laokoon,
der im 10. Stück desselben Bandes veröffentlicht wurde.
Dieser Aufsatz, der in seinen Grundzügen wie wir sahen,
einer frtlheren Epoche entstammte, wenn er auch damals
neu bearbeitet worden sein mag, veranlasste Goethe gleich-
falls, eine ältere Studie über dasselbe Thema hervorzusuchen.
Die wesentliche Bedeutung der beiden Hirtschen Aufsätze
besteht darin, dass in ausführlicher Darlegung als Haupt-
grundsatz des Kunstschönen das Charakteristische erklärt
wird, und dass grade die Beobachtung dieses Grundsatzes im
Laokoon, dem Hirts Ansicht nach vollkommensten Kunstwerke,
nachgewiesen werden sollte. Der Grundsatz selbst^ besonders
die Bemerkung, dass Laokoon nicht mehr schreien könne,
weil er bereits todt, und zwar an einem Schlagflusse gestorben
sei, veranlasste die Brüder Schlegel zu einer heftigen Kritik
in den »Fragmenten« (Athenäum 1. 2, 85 — 87), durch die
gereizt, Hirt seinem Aufsatze einen Nachtrag folgen Hess»
der aber für die Hören zu spät kam (Goethe an Schiller
17. Januar 1798). Infolgedessen erschien er in dem »Ber-
linischen Archive der Zeit und ihres Geschmacks« (1798 Band II.
437 ff.) u. d. T, »Ueber die Charakteristik als Hauptgrund-
satz der bildenden Künste bei den Alten.« In diesem Auf-
satze fasste Hirt seine Anschauung in folgendem Satze zu-
sammen: »Es giebt nicht nur keine charakterlose Schönheit,
sondern Charakteristik, individuelle Bedeutung giebt allein
Kunstschönheit«. Diesen wiederholt vorgetragenen An-
schauungen gegenüber empfand Goethe das Bedürfniss, seine
abweichenden Ansichten, die in dem bereits erwähnten Auf-
satze niedergelegt waren, auszusprechen; da die »Hören«
nicht mehr erschienen, so veröffentlichte er seinen nur theil-
weise nach dem alten Material, mehr auf Grund der neu-
gewonnenen Kunstanschauungen bearbeiteten Au^tz über
Laokoon (Hempel 28, Seite 17 ff.) in den neubegründeten
»Propyläen«, die das Credo der Weimarer Kunstfreunde der
Welt bekannt machen sollten. Der Aufsatz polemisirte zwar
icht ausdrücklich gegen Hirt, gab sich jedoch als gegen-
Anmerkungen des Herausgebers. 10 I
sätzlich dadurch zu erkennen, dass er Ideal, Anmuth und
Schönheit als die von einem Kunstwerke zu fordernden Haupt-
bedingungen besonders betonte.
Auf diesen Aufsatz weist der erste Brief Hirts hin, offenbar
eine Antwort auf ein nicht erhaltenes Schreiben von Goethe
an Hirt (vom 23. November 1797 W. A. Briefe XII, 471). Er
beginnt mit einer oben ausgelassenen Bemerkung über ein
an Goethe Ubersandtes Bildchen, dessen Landschaft und
FigOrchen Hirt als das Eigenthum d. Domenichino erklärt
und das er fUr zehn Friedrichsdors gekauft habe. Die Stelle
ist nicht wieder abgedruckt, weil sie bereits Briefe XII. 455 ver-
öffentlicht ist. DerKauf geschah in Goethes Auftrage. Goethes
Bestellung geschah in dem nicht erhaltenen aber durch die
Aufnahme in das Briefverzeichniss (W. A. Briefe XII. 465)
bezeugten nach Dessau gerichteten Briefe vom 28. Aug. 1797.
Am 12. Dez. 1797 schrieb Hirt an Böttiger: »Mich freut es,
dass Goethe mit dem Bildchen zufrieden ist; es ist mehr für
den Kenner und überhaupt für einen, der mehr in das Ganze
der Kunstgeschichte eingeweiht, als für den blossen Liebhaber.«
(Vgl. von der Hellens Anmerkung zu Briefe XIII. No. 3725.)
Die neue 2^itschrift, deren Prospect er übersandte, ist viel-
leicht das »Lyceum der schönen Künste«.
Der Brief ist bald nach dem Regierungsantritt Friedrich
Wilhelms III. geschrieben. Das Interesse, das man an dem
neuen Könige nahm, dem Gentz seinen offenen Brief (April
1797) widmete, spricht sich deutlich darin aus. Bothe ist
offenbar F. H. Bothe (vgl. Voss. Ztg. 31. Juli 1892), der
bekannte Uebersetzer 1771 — 1855 vgl. A. D. B. III. 196 ff.
Süvern brachte sich später durch seine Abhandlung über
Wallenstein dem Weimarer Kreise in empfehlendste Erinnerung.
Kurze Zeit später (31. Januar 1798) theilteHirt in einem
Briefchen, in dem er auch den Dichter von Brinckmann nach
Weimar empfahl und ausserdem meldete, dass der Architect
Glatz zur Dekoration des Schlosses bereit sei und nähere
Bestimmung erwarte, eine kurze Notiz über seine Thätigkeit
dem Weimarer l^reunde mit. »Sie erlauben mir beizusetzen,
dass mir nebst zwei Andern die Neuorganisirung des Kunst-
studiums sowohl der hiesigen Akademie, als der gesammten
Provinzial-2^ichnungsschulen ist übertragen worden. Auch
habe ich den individuellen Auftrag, die Risse ftlr ein zu
errichtendes Museum, worin alle Kunstwerke des königlichen
Hauses sollen gesammelt werden, zu entwerfen« Sie sehen
hieraus, dass unser neuer König keineswegs abgeneigt bt,
die Aufnahme der Kunst in seinen Landen zu befördern«.
Beiläufig mag bemerkt werden, dass das G. St. Archiv in
Berlin (R 76, Cur. d. Ac. II. 13, Archiv III. Abth. 62) das
grosse Gutachten Hirts über die Errichtung eines königlichen
102 Neue Mittheilungen.
Museums der Antiken und einer königl. Gemäldegallerie vom
22. Sept. 1798 verwahrt. Es mag genügen daraufhinzuweisen,
da eine anderweitige Verwerthung des merkwürdigen Acten-
stücks wohl in Aussicht steht. —
Dieser Brief Hirts kreuzte sich mit dem Goethes vom
I. Februar 1798. Das unter No. 10 oben S. 66ff. mitgetheilte
Bruchstück stammt nicht aus dem Goethe- u. Schiller- Archiv,
sondern aus d. k. öff. Elibliothek in Dresden, deren Direciion
ich für die mir gütig gewährte Erlaubniss der Benutzung
ihrer Schätze besten Dank sage. Das Bruchstück steht
in einem Briefe Hirts an Böttiger (24. November 1798).
Der Brief mit dem Datum 30. Januar ist, wie mir E.
V. d. Hellen mittheilt, nach dem Concept, Briefe XIII. 44 ff.
gedruckt. Dort lautete S. 46 , 3 — 5 die Stelle über
Laokoon ganz anders. Der übrige Theil des Briefes bildet,
wie Hellen in den Anmerkungen näher ausführt, eine
Antwort auf Hirts Schreiben 2. December 1797. Schon am
10. Februar 1798 (an Böttiger) hatte er erwähnt, dass er einen
Brief Goethes erhalten habe. Am 17. August kam Hirt aufs
Neue darauf zurück und schrieb : »Was macht Goethe ? Es
sollte mir leid thun, wenn er wegen unseren unbedeutenden
Differenzien üblen Humors gewesen wäre und Sie denselben
meinetwegen hätten empfinden müssen. . . Wissen Sie nicht
ob Goethe wirklich noch an einem Laokoon arbeitet?« Hirt
wollte seine Antwort auf den Schlegelschen Angriff im Merkur
abgedruckt sehen, erhielt ihn aber von Böttiger zurück. Erst
am 24. November 1798 konnte er melden, dass er die »Pro-
pyläen« erhalten habe. Er hoffte auf das Gedeihen der Zeit-
schrift und war geneigt daran mitzuarbeiten. Ueber einzelne
Aufsätze der Zeitschrift äusserte er sich z. B. 11. April 1799:
»Goethes Zusätze zu Diderot sind sehr schön geschrieben; aber
wahrscheinlich ftlr wenige Leser interessant und verständlich.«
Zu erwähnen ist ferner, dass Hirt auf Goethes Laokoon-
Aufsatz antwortete (vielleicht ist das die bei Böttiger, Litt.
Zust. II. 129 A. erwähnte Abhandlung). Diese Antwort, von der
ich nicht sagen kann, ob sie gedruckt ist, ist als Handschrift
erhalten (Dresd. Bibl., Briefe an Böttiger, Bd. 88). Sie führt
den Titel: »Bemerkungen zu einem Aufsatze über Laokoon.«
Hirt geht die 6 von Goethe statuirten Erfordernisse für ein
vollkommenes Kunstwerk durch und schliesst diesen ersten
Theil seines Aufsatzes — der zweite Theil handelt über die
Laokoongruppe selbst — mit den Sätzen : »Auch ich erkenne
diese Erfordernisse an, doch nicht ohne folgende Anmerkung:
Ein jedes Kunstobject drehet sich um einen festen Punkt, der
im Werke anschaulich gemacht werden muss. Die Deutlich-
machung oder Charakterisirung dieses Punktes gibt dann die
Regel an, den richtigsten Moment der Darstellung auszuheben.
Anmerkungen des Herausgebers. 105
Die Stellung der körperlichen Formen und der Ausdruck
müssen diesen Moment charakteristisch begleiten. Körperliche
Anmuth und geistige Schönheit können Resultate davon sein.
Aber diese können niemals auf Unkosten der Charakteristik
der Bewegung und des Ausdrucks herbeigebracht und ich
kann beisetzen, nie anders als wenn sie wirklich charakteristisch
sind, als solche empfunden und beurtheilt werden.«
Während Hirt so von seiner Thätigkeit Gutes zu melden
bestrebt war, bereitete sich in Weimar ein entscheidender
Schlag gegen ihn vor. In der von Goethe verfassten Kunst -
novelle »Der Sammler und die Seinigen« wurde Hirt (Briefs)
in der Person des Charakteristikers arg mitgenommen, der
diesen seinen Grundsatz vom Charakteristischen im Gegen-
satze zum Schönen gegen »ich« und den »Philosophen«, d. h.
gegen Goethe und Schiller, geistreich aber einseitig vertheidigte.
Darauf folgte ein Brief Hirts (Nr. 11), in dessen ungedruckten
Stellen der Briefschreiber ein paar architektonische Arbeiten
durch Legationsrath Weyland überschickte, mittheilte, dass er
eine kleine Reise nach Braunschweig, Hannover und Helmstedt
gemacht habe, und berichtete, dass ihm 300—400 Gemmen zunv
Ankauf angeboten seien, die zwar keinen besonderen Kunst-
werth, aber grosse »Wichtigkeit für die Erudition« besässen^
Von seiner Absicht, an Goethe über die Kunstnovelle-
zu schreiben, meldete Hirt dem Freunde Böttiger am 27. Juli
1799. In demselben Briefe schrieb er: »Noch las ich nichts
als den Kunstroman, der mich auch zuförderst mehr angehet»,
als ich erwartete. Ich musste lachen, dass ich das wirklich
erfolgt sehe, was ich schon lange instinctmässig schloss,.
nämlich, dass ich die Schlegels als blosse Colporteurs ansah»
Zugleich hätte aber auch dieser Aufsatz nicht bequemer
kommen können. Ich habe wirklich schon über 30 Briefe
über diese Materie geschrieben, die an Fernow gerichtet sind.
Die Veranlassung hiezu ist einer seiner Aufsätze in d. Merkur,
Nov. 1797 und sein neuester im Aprilstück des deutschen
Magazins. Ich suche die Materie noch einmal von Kopf
bis zu Fuss zu behandeln im friedlichen Ton versteht sich,
um zu sehen, ob ich mich mit den Schönheitlern werde ver-
ständigen können. Ich kann jetzt glauben, dass Sie damals,
als Sie meine erste Antwort übergaben, nicht gerne gesehen
wurden. Allein es gehört Erfahrung zu Allem. Der höhere
Arm hat nun die Schlegels gerettet und wahrscheinlich wird
die künftige Recension der Propyläen in der A. L. Z. mich
das näher fühlen lassen.« In demselben Frondeurtone heisst
es dann am 15. Aug. 1799: »Ich werde wie Sie Goethe
immer ehren, und auch seine guten moralischen Seiten nie
verkennen , doch nicht auf Unkosten dessen , was ich aus
besserer Überzeugung als wahr annehmen muss.« Auf den
104 Neue Mittheilungen.
Brief vom 22. Aug. 1799 antwortete Goethe am 4. No-
vember 1799.
In diesem Briefe (W. A, Bd. XIV. S. 214/5, aus dem
Goethe- u. Schiller- Archiv mir im Correctur-Abzug mitgetheilt)
ist der Ton doch weit freundlicher, als man nach den gleich
mitzutheilenden kühlen Aeusserungen an Böttiger erwarten
möchte. Aus den unten folgenden Worten sollte man an-
nehmen, dass auch bei diesem Briefe der abgesendete nicht
dem concipirten entsprach. Goethes Aeusserung: »unsere
Propyläen ... in welchen wir nicht aufhören werden , auf
solide Kunst zu dringen«, deckt sich nicht völlig mit der von
Hirt angeführten. Hirt nämlich berichtet über diesen Brief
an Böttiger (8. März 1800) Folgendes: »Von Goethe
habe ich damals auf meine kleine Übersendung einen höf-
lichen Brief gehabt: aber von den Papieren, welche er von
Ihnen verlangen sollte, sagte er nicht ein Wort. Über unsern
Streit schreibet er gelassen, und scheinet es als eine grosse
Nebensache zu behandeln. Übrigens obwohl ich wohl ein
Alphabet hierüber zusammengeschrieben habe, werde ich doch
nichts für jezt bekannt machen. Kommt Zeit, kommt Rathl
Übrigens ist das Betragen gegen Sie die lezte der Schwach-
heiten eines grossen Mannes. Er sagte mir, dass er mit allem
Ernst und Kraft die Propyläen fortsetzen werde. Die ge-
gebenen Proben von Mahomet sind vortrefflich. — Übrigens
schwimmen die Aufsätze in dieser Zeitschrift bis jezt noch
in der allgemeinen Oberflächlichkeit umher, und wenn sich
die Herrn Verfasser auch im Innern der Propyläen zu seyn
wähnen, so halten sie wenigstens ihre Leser als ungeweihte
biss jetzt unter der Traufe. Ich bin zwar nicht der Meinung
der Ramdohrschen Kritik, in d. a. d. B. — aber ich bin
ihres Aesthetisirens müde, oder wünsche wenigstens, dass ihre
Ideen deutlicher gegeben würden. Die Ideen schweben immer
im Nebel; und nicht jeder ist ein Oedipus, um Räthsel zu
lösen.«
Nicht unmittelbar auf diesen Brief, sondern auf einen
weiteren vom i. August 1801, mit welchem Hirt, da er selbst
nicht sammle, Goethe eine Bronce schickte, einen Aufsatz
aus dem Baujoumal beilegte und gute Wünsche für die Pyr-
monter Kur aussprach, nimmt Goethes Brief No. 12 Rücksicht.
Gentz, der den Brief mitnahm, wird als Besorger dieses und
mancher anderen nach Berlin bestimmten Briefe (Tagb. III. 43)
genannt. Der von Goethe übersandte über die Kunstausstellung
von 1801 handelnde Aufsatz ist wohl nur das »Verzeichniss-
der ausgestellten Kunstwerke«, der angedeutete ausführlichere
der bei Hempel 28. 784—86 auszugsweise gedruckte.
Eine Reihe von Jahren stockte der Briefwechsel, wie es
scheint, gänzlich, obwohl kaum anzunehmen ist, dass Hirt
Anmerkungen des Herausgebers. 105
auf das mitgetheilte Schreiben Goethes erst nach Jahren ge-
antwortet haben soll. Sein in Berlin 1805 erschienenes erstes
Heft von dem »Bilderbuch für Mythologie, Archäologie und
Kunsta gab den Anlass zu dem Briefe No. 13. Auch in diesem
Buche suchte er, wie er in einer längeren gegen Böttiger
gerichteten Auseinandersetzung darthat, seine alte These zu
verfechten ; er wollte zeigen, dass bei der grossen Verschieden-
heit der Götterideale, wovon jedes ein Höchstes und Schönstes
darstellt. Alles auf individuelles Andeuten und Charakterisiren
ankomme. Goethe nahm die Sendung freundlich auf, schon
am 21. Mai 1805 kündigte er Eichstädt (Briefwechsel S. 127)
eine Recension an, die im Intelligenz -Blatt der Jenaer
Literatur-Zeitung vom 27. August 1805 erschien und bisher
in Goethes Werken keinen Platz gefunden hat. (Weizsäcker,
H. Meyers Schriften S. LXXXVI, erklärt sie für Meyers
Eigenthum.)
Die Ernennung Goethes zum Mitglied der Berliner
Akademie der Wissenschaften, deren Verdienst Hirt sich zu-
schrieb, war bisher unbekannt. Dass Goethe sie in den
damaligen Briefen nicht erwähnte, erklärt sich daraus, dass
die Zeit, in der die Mittheilung dieser Ehrenbezeigung an
ihn gelangte, zu ernst war, um von solchen Dingen viel
Aufbebens zu machen. Wenn er auch später darüber schwieg,
so war das Schweigen mehr begründet in seiner Bescheidenheit,
als etwa in einer Verachtung, die er gegen die neue Würde
hegte. In den Akten der Berliner Akademie der Wissen-
schaften finden sich nach freundlicher Mittheilung des Herrn
Geh. R. Kunstmann folgende Vermerke:
»Aus dem Protokoll der Sitzung der Gesammt-Akademie
vom 24. Juli 1806: etc. etc. etc. et la Gasse des Belles-Lettres
a propos^ pour Membres externes etc. Mr. de Goethe, Conseiller
priv^ ä Weimar etc. etc. on les ballottera en 8 jours etc. etc.
Aus dem Prot, der Gesammt-Akademie vom 7. August
1806: etc. etc. On a agreg^ comme Membres externes Mrss.
Cuvier, Banks, Hindenbourg, de Goethe, Zoega.«
Das im Schiller- u. Goethe -Archiv aufbewahrte Diplom
lautet folgendermassen :
»Auspiciis Serenissimi ac Potentissimi Friederici Gu-
lielmi III Regis Boruss. Elect. Brandenb. Duc. Supr.
Siles. etc. Regiae Scient. et Litt. Acad. Boruss. Protectoris
Clementissimi Virum Ulustrissimum suisque titulis conde-
corandum Johannem Wolfgangium a Goethe In Regiam
nostram Academiam, hoc Diplomate suscipimus. Eumque
honore, privilegiis et beneficiis Academicorum ordini concessis
Rite omamus. Cujus rei, ut plena fides existat. Ex decreto
I06 Neue Mittheiluxgen.
Academiae in Acto relato, Hasce Litteras sigillo publico et
subscriptione consueta munitas Expediri jussimus.
Berolini, die 3 Augusti anno 1806.
Merian Bernoulli ( J v Borgstede v Castillena
Der Dankbrief, den Goethe darauf an Hirt richtete,
3. Nov. 1806 (erwähnt Strehlke S. 502, vgl. Goethe Tgb. III,
178), ist im Goethe- u. Schiller- Archiv nicht erhalten. Im
Adresskalender 1807, Berlin, bei Unger S. 59 wird Goethe
unter den Ehrenmitgliedern der Akademie der Wissenschaften
verzeichnet; ebenso Abhandlungen der Berliner Akademie,
1804— 181 1, Berlin 1813, S. VII.
Hirt vertrat in Berlin Goethes Partei und war nach
Bendavids Zeugniss (G. J. X, 157) einer der Wenigen, »vor
dem wegen seiner ungeheueren körperlichen Ueberlegenheit
Merkel Respect hatte«. Trotzdem war Hirt gelegentlich Mit-
arbeiter am »FreimUthigen«, wenn es auch sich in seinen
bekanntesten Beiträgen nur darum handelte, falsche Auf-
fassungen Böttigers über sein Hauptwerk zurückzuweisen.
Das in den Briefen 6—8 erwähnte Werk Hirts ist die »Bau-
kunst nach den Grundsätzen der Alten«, ein Werk, über das
Goethe an Zelter schrieb: »Ich habe mich höchlich gefreut,
ein so bedeutendes über aojähriges Unternehmen endlich
glucklich geendigt zu sehen,« und über das er auch in den
Annalen 1809 anerkennende Worte niederschrieb. An der
letzteren Stelle sind auch zwei andere damals erschienene
Abhandlungen Hirts über den Tempel Salomonis und über
den der Diana von Ephesus kurz besprochen. — Das Ge-
dicht, das Goethe damals übersandte, ist »Johanna Sebus«.
Ob die hier angedeutete Zeichnung Hummels zu Stande ge-
kommen ist, vermag ich nicht anzugeben. — Die Composition
von Zelter (übrigens auch eine von Reichhardt) erschien im
Jahre 1810. — J. A. Zoega 1755 — 1809 Hess damals sein in
zwei Bänden vollendetes Werk erscheinen : »I bassirilievi antichi
di Roma«. — Das Bild Burys befindet sich, wie ich einem
freundlichen Nachweis von P. Seidel entnehme, nicht in den
königl. Schlössern. »Ich glaube kaum,« schreibt der Ge-
nannte, »dass mir eine solche lebensgrosse Darstellung der
Königin Louise entgangen wäre. Das Inventar verzeichnet
nur zwei Bilder von Bury, Königin Louise der Niederlande
und die Copie der Sixtinischen Madonna nach Raphael.« —
Ueber Zelters Aufnahme in die Akademie der Künste und
seine dieser Aufnahme vorangegangene und unmittelbar
folgende Thätigkeit haben neuerliche Mittheilungen E. Fried-
länders in der Sonntagsbeilage der Vossischen Zeitung (Juli
Anmerkukgen des Herausgebers. 107
und Aug. 1893) Licht verbreitet. Goethe wurde übrigens
nicht blos durch Hirt von diesem für seinen Freund wichtigen
und ehrenvollen Ereigniss unterrichtet, sondern auch von
W. V. Humboldt (2. Juni 1809, Briefw. S. 233), der den An-
stoss zur ganzen Sache gab und durch Zelter selbst, der es,
gleichfalls mit Hinweis auf Humboldt, am 11. Oct. nach
Weimar berichtete (Briefw. I, 370 ff.). — Das Antwortschreiben
Goethes auf unsem Brief ist das oben abgedruckte (No. 17,
S. 76 ff.). Das Datum verdient, wie wir sehen, kein Frage-
zeichen, mit dem es bei Strehlke II, 502 versehen ist.
Aus den ferneren Jahren sind nur vereinzelte Zeichen
des Verkehrs zu erwähnen. In dem Briefe an Böttiger
(5. Oct. 1810) schrieb Hirt: »Ich bin jetzt erst dazu ge-
kommen , das Goethesche Farbenwerk zu lesen. Noch bin
ich nicht weiter als zu den chemischen Farben gekommen.
Die Sache interessirt mich sehr und ich bin auf das Kom-
mende sehr begierig. Er schreibt derb und wahrscheinlich
nicht ohne Erfolg in mehr als einer Hinsicht.« Im Jahre
181 7, bei Gelegenheit einer neuen, seiner letzten Reise nach
Italien, besuchte Hirt Goethe in Weimar, wobei der Letztere
constatirte, dass trotz der früher so lebhaft ausgesprochenen
Gegensätze keine Differenz in den Gesprächen sich zeigte und
den Grund für dieses merkwürdige Vorkommniss darin fand,
»dass Hirt das beiderseitige Allgemeine auf sich beruhen
Hess und sich an das Einzelne hielt, worin er Herr und
Meister war, wo man seine Gedanken gern vernahm und
ihnen mit Ueberzeugung beistimmte.« Eine Reihe von No-
tizen aus den Briefen Zelters, des treuen, freilich nicht selten
voreingenommenen Berichterstatters über Berliner Verhält-
nisse, zeigen, dass dieser die Erinnerung an Hirt fernzuhalten
suchte, aber gelegentlich durch Goethe zurückgewiesen
werden musste. Goethe wünschte, dass sein Sohn August
während seines Berliner Aufenthaltes Hirt besuchte. (Zelter,
Goethe III, 14. Mai 1819.) Der Besuch konnte jedoch nicht
ausgeführt werden, da Hirt verreist war. Vielleicht war das
die Reise nach Dresden, über die Heinr. Meyer an Böttiger
20. Juni 1819, Litt. Zust. II, 310, sich auslässt mit manchen
spitzigen Bemerkungen, welche die feindselige Stimmung der
Weimaraner gegen Hirt erkennen lassen. 1823 wird die
von Hirt damals erschienene Schrift »Vertheidigung der
griechischen Baukunst gegen Herrn Hübsch« erwähnt und
als ein »trauriges Erzeugniss« charakterisirt. 1826 sandte
2^1ter das Schriflchen Hirts »Die Brautschau, Zeichnung auf
einem griechischen GefELss in einem Sendschreiben an den
Grafen von Ingenheim, Berlin 1825« und bat um einen Wink
über diese »Ariadne Cornuta«. (Der Adressat des Send-
schreibens war der, in dessen Begleitung Hirt seine letzte
Io8 Neue MnrHEituNGEN.
Reise nach Italien gemacht hatte.) Hirt selbst schickte am
3o. Juli 1837 die Schlussbäade seiner sGeschkhte der Bau-
kunsts (der erste war bereits iSso erschienen), worauf
Goethe mit dem Dankschreiben vom 13. August iSa;
(Strehlke II. 501 irrthDmlich la. September) antwortete. In
demselben Jahre bat Zelter {IV. 141) Goethe, ihm doch
ein Wort aber die Copieen näich den alten pompeianischen
Wandgemälden zu sagen, und ftlgte bei: »Hirt, der freilich
Alles besser, wenigstens anders weiss, behauptete, die Originale
hätten an sich keinen Werth«, wogegen Goethe diese Originale
als »unschätzbare Documente des Alterthumso bezeichnete
und dabei seiner 40jährigen Freundschaft mit Hirt »bei oft-
maliger verschiedener Meinungtr gedachte. Auch den Wider-
spruch, in welchem Hirt zu den von A. W. Schlegel 1827
gehaltenen Vorlesungen über Architektur sUnd, erwähnt Zelter
mit den boshaften Worten (IV. 333 u. 346): »Freund Hirt
sitzt wie ein Athos, seinen Vitniv im.Schoosse, und, wie er
sich erhebt, purzeln Städte über seine Lenden herab.« Schliess-
lich giebt sich Zelter auch noch zum Colporteur des betssen-
den Wolfschen Witzworts her (449): »Hirt sei zugleich der
Ochs.a Zum letzten Male schrieb Hirt an Goethe den 10. Mai
1830, und tibersandte mit diesem Briefe seine Schrift Über die
Dresdner Gallerie. Ueber diese der DresdnerGallerie gewidmete
Schrift bemerkt Hirt (aa Bttttiger ao. Sept. 1 839), dass er sie im
Jahre 1819 geschrieben und zehn Jahre später mit Anmerkungen
versehen habe. Damals hatte er noch keinen Verleger. Die
Schrift erschien noch im Jahre 1S30. Hirt war damals, wie
auch aus dem Tone und einzelnen Bemerkungen der Schrift
hervorgeht, sehr erbittert. Trotz seiner vielfältigen Bemühungen
um das Berliner Museum war er von der eigentlichen Ein-
richtungscoromission ausgeschlossen worden (vgl. Eggers,
Rauch und Goethe, S. 205).
Goethe antwortete auf diesen letzten Brief mit dem
G. J. V. 37 gedruckten Schreiben vom 37. Mai 1830. Würdiger
als mit den Zelterschen Spässen schliesst mit diesem aner-
kennenden Schreiben die fast 45jährige Verbindung beider
Männer.
Ludwig Geiger.
n. Abhandlungen.
Goethe und der Graf St. Leu.
Bernhard Suphan.
Ias die Verhältnisse mit Fürsten ihm theuer und
wenh mache, sagt Goethe einmal, sei das Be-
ständige und Beharrliche darin, wenn einmal ein
Vertrauen entstanden. An ein Verhältniss dieser Art er-
innert die Leser des Jahrbuchs ein Stück der Mittheilungen
aus dem Goethe- und Schiller-Archiv, das Verzeichniss der
Ouvrages poitiques de Goethe (S. 17—19), das der Dichter
im August 182J für den Grafen St. Leu (Louis, König von
Holland 1806— 1810) niedergeschrieben hat. Statt eines
■Commentars dazu sollen hier, mit Benutzung werthvoUen
ungedruckten Materials, die Beziehungen Goethes zu dem
Empfänger im Zusammenhange dargestellt werden.
Dem »grundedeln« Louis Bonaparte, 1806 — 1810 König
von Holland, war Goethe innig zugeihan. Was er über
ihn urtheilt und äussert, kommt aus dem Grunde des
Herzens. Der Wärme und Zartheit seiner Mittheilungen
fühlt man es an, dass er eine stärkere Sympathie wohl für
keins der gekrönten Häupter empfunden hat, denen er im
Lauf der Jahre nahe gekommen ist. Er hatte den »herr-
lichen Mann« in dem Zeitpunkt kennen gelernt, »als er
allem äusserüchen Gepränge entsagte, unu sein sittliches
Zartgefühl, seine Neigung zu ästhetischen Arbeiten im
Privatstande ungehindert weiter zu entwickeln trachtete.«
{Ausg. I. H. 39, 247 f.) Im August 1810 zu Teplitz. Was
joh. Falk über dieses erste Begegnen und Zusammensein
112 Abhandlungek.
in seinem bekannten Buchlein aufgezeichnet hat,' ist in
iedem Zuge acht. Nach den zwei ersten Wochen des Ver-
Icehrs schreibt Goethe mit Worten, wie sie nachmals Falk
von ihm vernommen hat, venraulich an Knebel: »Sein
Charakter ist eine höchst respectable Herzensgüte. . . Wenn
man ihn genauer kennen lernt, so sieht man wohl, dass
die Gründe seiner Abdication mit ihm geboren sind.«
(30. August 1810.)
Seit dieser Begegnung waren zwölf Sommer vergangen,
da fühne die Kur noch ein Mal Beide zusammen. »Den
Grafen von St. Leu, ehemaligen König von Holland, der
im Vertrauen auf Marienbad von Florenz gekommen war^
traf ich, nach so vielen Jahren, wieder, wie ich ihn ver-
lassen hatte, wohlwollend und zutraulich. Wie bedeutend
ist nicht der Umgang mit einem solchen Manne, der als
einer der wichtigsten Mitspieler des grossen Weltdramas,
durch die Gewalt des Allherrschers auftrat, sodann abtrat
seinem sittlichen Gefühl zu Folge! Damals, als er sich
vom Throne flüchtete, war er mein Wandnachbar in Töplitz ;
ich gewann seine Neigung, die er mir bis jetzt erhalten
und diesmal erneut hat.« So schreibt Goethe am 9. Sep-
tember 1823 an Marianne von Willemer. Er verschweigt
ihr ein tieferes Herzenserlebniss; wir begreifen wohl, warum.
Nennt man »Marienbad 1823«, so denken wir zuerst,,
ja wohl ausschliesslich, an Ulrike von Levetzow, »die
lieblichste der lieblichsten Gestalten.«* Sie füllt in unsrer
Erinnerung diese Wochen aus, deren Lebensinhalt in der
grossen poetischen Confession der »Trilogie der Leiden-
schaft«, und zumal in der »Marienbader« Elegie geheimniss-
voll offenbar dargelegt ist. Die Neigung des Dichters zu
dem lieblichen Kmde erscheint in dem Gedichte selbst zu
voller »Hingabe«, zu einem allbehcrrschenden Gefühl ge-
steigert. Sie hat der warmen Freundschaft Goethes zu
dem königlichen Manne, der ihm »die geborene Güte und
Leutseligkeit«' war, keinen Eintrag gethan. Eine eigen-
thümliche Fügung, dass sich neben die »Liebreizende«
das Bild des »Entsagenden« stellt.
»Graf von St. Leu war angekommen,« bemerkt das
Tagebuch unter dem 22. Juli. Am 24. dann: »König:
Louis, wie ich ihn noch immer gerne nennen mag, be-
suchte mich, und was wahre Verhältnisse Schönes nahen,,
es war immer das Alte, als wenn man sich gestern gesehn
' Goethe aus näherem persönlichem Umgang dargestdtt, 1832..
S. 163 ff. Vel, Riemer, Mittheilungen I. 23.
* G. V. Locper, Zu Goethes Gedichten »Trilogie der Leidenschaft.»-
Jahrbuch 8, 165 ff. 3 Falk a. a. O. S. 164.
Goethe ukd der Graf St. Leu. 113
hätte.« Am 25. sendet Goethe, nach seiner Gewohnheit,
Abschrift des Tagebuchs an seinen Sohn. In dem Begleit-
brief dazu heisst es: »Und nun noch einen Auftrag. In
meinem Schatzkästlein, Du weisst es, liegt ein Brief mit
der Überschrift Au roi Louis, schicke mir diesen mit der
nächsten Sendung hieher. Es ist wunderbar genug, dass
ich dieses verjähne Document noch abgeben kann.« So
ist es denn vormals Goethes Wunsch gewesen, der ersten
Bekanntschaft eine Folge in brieflichem Verkehr zu geben.
Die »Erinnerung an Teplitz« hielt er fest, und gerade in der
Epoche der Entscheidung und des Glückwechsels, Herbst 1813,
hat er in Treue des »würdigen Mannes« gedacht.
Das Tagebuch von 1823 enthält weiterhin, ausser
kurz notinen Besuchen, auch Angaben, die über ge-
selligen Verkehr und Gedankenaustausch näheren Auf-
schluss geben. 27. Juli: »Suchte nach Tische den Grafen
St. Leu, der indessen auf die Terrasse gekommen war.
(Auf der Terrasse wohnte die Familie Levetzow.^ Er
ging mit mir aufs Zimmer. Wir sprachen über die Noth-
wendigkeit des Reims in französischer Poesie, von der
Möglicnkeit ihn abzuschaffen oder einzuschränken. Der-
selbe schickte mir nachher einige Hefte, worin ich las.«
I. August: »Abends auf der Promenade mit dem Grafen
St. Leu viel auf und ab gegangen. Französisches Theater
reihenweise durchgesprochen.« 8. August: »Gedichte des
Grafen de St. Leu mundirt.« Das am 27. Juli verhandelte
Thema hatte den Grafen lange .beschäftigt und es Hess
ihn auch nachmals nicht los. Über die Frage: »Quelles
sont les difficultis qui s'opposent i Tintroduction du
rhythme des Grecs et des Latins dans la poisie fran^aise?«
hatte er 1814 ^^^ Akademie eine Schrift eingereicht, die
er später unter dem Titel Essai sur la versification er-
weitene (Rom 1825. 26). Den Hauptinhalt dieses zwei-
bändigen Werkes tasst die Nouvelle Biographie in den
Sätzen zusammen: »L'auteur en supprimant la rime et
conservant toutefois le mfeme nombre de syllabes et les
m^mes cisures aux vers fran^ais, propose une distribution
reguliere des accents, ce qui ferait des vers rhythmiques.
II donne pour essais dans le möme ouvrage, Ruth et Noemi,
opira en 2 actes, Lucrfece, tragidie en ß actes etc.«
Lebendiger als die gescnäftsmässigen Berichte des
Tagebuchs, die ihrer ganzen Natur nach den Gefühlston
ausschliessen, sprechen die venraulichen Mittheilungen an
die nächsten Angehörigen aus, was den Dichter innerlich
bewegte. Gegen Ottilien erschliesst er sich am liebsten;
ihr hat er auch, wenn auch zart umhüllend, von seiner
Neigung zu Ulriken Kunde gegeben. Im Vorgefühl des
Goktii£-Jauii»«cb XV. o
114 Abhandlungen.
Scheidens, kurz vor der Abreise der Levetzowschen Familie,
schreibt er ihr (14. Aueust): »In wenig Tagen ist die
belebte Terrasse zur vollkommenen Wüste geworden (d. h.
wird geworden sein). Graf St. Leu wird mir die übrigen
Tage des hiesigen Aufenthalts erheitern, angenehm und
nützlich machen. Damit du aber siehst, was für ein grund-
guter und anmuthiger Mann es ist, so send ich einige
seiner Gedichte, die dich gewiss freuen werden; nur musst
du sie nicht mit den energischen Productionen des eng-
lischen Heros (Byron) vergleichen. Mir wenigstens haben
sie in gegenwärtiger Stimmung einen wahrhaft elegischen
Effekt gemacht. Um mehrere hab ich ihn noch ersucht,
damit sich ein gewisser lyrischer Kreis bilde, der sich in
sich selbst abschliesst und so manifestirt.« Vier Tage
später: »So geh ich nun von Marienbad weg, das ich
eigentlich ganz leer lasse. Nur diese zierliche Tonallmächtige
(Madame Szymanowska) und den Grafen St. Leu noch
hier wissend. Alles andere was mich leben machte ist
geschieden.« Gleichzeitig an Eckermann: »Der Abschied
von Marienbad giebt mancherley zu denken und zu thun,
während man ein allzukurzes Verweilen mit vorzüglichen
Menschen gar schmerzHch empfindet.« Das Tagebuch der
letzten Woche bietet, ausser den Vermerken über die Nieder-
schrift und Übersetzung des Verzeichnisses der Werke noch
folgende Angaben: 16. August: »Königliche Gabe des
Grafen.« iq. : »Kam der Graf selbst mit seinem Sohn und
dessen Hofmeister.« Am 20. August Nachmittags ist Goethe
abgereist. Vom 21. sind die Abschiedszeilen datirt, die er
der Tabelle angefügt hat.
Dies Schriftstück, in seiner tabellarischen Gestalt so
unindividuell wie möglich, gewinnt nun doch ein persön-
liches Aussehen und Wesen. Man wird den Goethischen
»Euphemismus« nicht verkennen, der beim Epimenides den
historischen Anlass, um nicht zu kränken, verschweigt, und
wird m dem geflissentlich wiederholten hors des rfegles, selon
les rfegles das freundwillige Eingehen auf die Betrachtungs-
weise des verehrten Mannes wohl gewahren. »Er sieht
seinem Bruder ähnlich genug«, hatte Goethe i8io an
Knebel geschrieben, und wie hätte er nicht, da er mit ihm
auf der Promenade das französische Theater reihenweise
durchsprach, sich dabei seiner Unterhaltung mit dem Ge-
waltigen erinnern sollen? »Vous n'fites pas si rigoureux
que nous dans les rigles du thiätre.« — »Sire, les unitis
chez nous ne sont pas essentielles.« Wenn Talleyrand
(M^m. I, 427) zu trauen ist — - er steht hier mit der glaub-
haften Goethischen Tradition wenigstens nicht im Wider-
spruch — so war auch von diesem Gesichtspunkt aus in
Goethe und der Graf St. Leu. I15
Erfun der Gegenstand erörtert worden. Und schliesslich,
wie hätte man über Faust einem hochgebildeten Franzosen
in gedrängtester Kürze etwas Treffenderes sagen können,
als die Tabelle in vier Worten sagt : »Tableau hasardi du
monde et des moeurs«?
Goethe hatte von König Louis* künstlerischen Anlagen
und Einsichten keine geringe Meinung, und was er seiner
Schwiegenochter darüber schreibt, ist durchaus nicht von
einer vorübergehenden Stimmung eingegeben. Er betrachtete
diese Gabe als ein Familienerbtheil der Bonapane. »Mit
einem gewissen poetischen Talent waren die Söhne der
Madame Lätitia allesamt ausgestattet,« äusserte er zu
Eckennann (14. Februar 183 1), und rünmlich erwähnt er
»das grosse epische Gedicht des grandiosen Lucians«
(Werke l. H. 46, 175). Louis* schriftstellerische Thätipkeit
hat er seit der ersten Bekanntschaft mit unablässiger Theil-
nahme verfolgt. Im August 18 13 (Tagebuch vom 24. und
30.) finden wir ihn beschäftigt mit der Leetüre seines
Romans »Marie ou les peines de l'amour«. Welchen Ein-
druck das Buch auf ihn gemacht hat, sagen uns zwei Zeilen
seines poetischen Nachlasses (zur Zeit noch unveröffentlicht) :
Die :(tuey Marien.
Zwey Romane.
Der hats den Engeln, der den Teufeln abgelauscht,
Franzos und Deutscher haben die Rollen getauscht —
denen Goethe selbst die Anmerkung beigiebt:
»Marie, Roman. Amsterdam 1812 von Louis Bona-
farte. Marie, oder die unglücklichen Folgen des ersten
ehltritts. Dresden 1812.« Durch die Vergleichung mit
dem unwürdigen Seitenstück hebt er den sittlichen Wenh
hervor. An Knebel schreibt er im gleichen Sinne (30. Sep-
tember): »Marie des Königs von Molland habe ich mit
viel Antheil gelesen; seine schöne Seele verbreitet sich
durch das Ganze und über das Ganze.« Das nämliche Unheil,
nur im Ausdruck variirt, steht in einem Briefe an die Prin-
zcss Friederike Caroline von Solms, die den König, wie
Goethe selbst, seit dem Sommer 1810 kannte. Ihr sendet
Goethe das Werk im Nov. 1813. »Gewiss macht es Höchst-
<ienselben ein reines Vergnügen des würdigen Mannes zu
gedenken, der die beyden Bände verfasst hat, sein edler Sinn
drückt sich darin vollkommen aus und man versetzt sich
dabey so gern in jene Tage, da man persönlich ein Zeuge
so vieler sittlichen Vollkommenheit sein durfte.' Nicht als
* G-J. I. 244; die Beziehung jetzt durch das Tagebuch, 17. Nov.
festgestellt.
8*
Il6 Abhandlungen'.
ein Dichterwerk schlechthin also wollte er den Roman em-
pfehlen, aber als ein menschlich interessantes Buch, als Abbild
der edeln Persönlichkeit des Verfassers. So hat auch Fouqut
aufgefasst, was er im Spatherbst des Jahres Goethe sagen
hone.* Um so mehr aber ist Goethe geneigt gewesen, Louis**
lyrische Dichtungen anzuerkennen. In der Besprechung seines
Ponräts von G?rard (1827, Ausg. 1. H. 39, 248), aus der
ich im Eingang die schönen, Louis' Schicksal und Cha-
rakter betreffenden Sätze angeführt habe, äussert er sich<
so: »Über seine kleinen, höchst anmuthigen Gedichte, so^
wie über seine Tragödie Lucräia kam ich schon oft i»
Versuchung einige Bemerkungen niederzuschreiben, aber
die Furcht, ein mir so freundlich geschenktes Vertraue»
zu verletzen, hielt mich ab, wie noch jetzt.« Die Ab-
schriften der anvertrauten Gedichte, die Goethe am
8. August 1823 in Marienbad anfenigen liess. haben sich,
in seinem Nachlass bis jetzt nicht vorgefunden, und dic-
Sammlungen, die Louis selbst veröffentlicht hat (Ödes.
1813. Nouveau recueil de poisies, Florence 1828), sind
mir nicht erreichbar. Man wünschte zu erfahren, was in»
ihnen jenem Gefühl des Scheidens und Entsagens ent-
snrochen, das in den Strophen »Aussöhnung« und dann ini
der »Elegie« seinen ewigen Ausdruck fand, was also den>
Dichter jenen »wahrhaft elegischen Effekt gemacht« und
den Wunsch geregt hat, durch weitere poetische Con-
fessionen des Königs den »lyrischen Kreis« abgeschlossen
zu sehen. Die gleiche Regung, das ist klar , drängte in
ihm selbst schon damals zu dichterischer uestalt, das>
wunderbare Lied begann schon sich von seiner Seele ab-
zulösen. Und während diese Blüthe sich still emporhebt^
macht der Dichter dem entsagungsseligen Manne, den
allein in dem fröhlichen Geniessen und Treiben »das all-
t gemeine Schicksal der Bezauberung nicht hatte hinreissen
:önnen«, mit schlichten Worten das Bekenntniss, seine»
Jahren sei es entsprechend, der Wissenschaft zu dienen-
und dem holden Spiele der Musen zu entsagen. Dies wäre
denn noch ein letztes persönliches Moment der merk-
würdigen Urkunde, an welche die vorstehende Erörterung
anknüpfte.
' Fouqui, Goethe und Einer seiner Bewunderer. Berlin 1840.
S. 32. Die Nouvelle Biographie, welche nur die Pariser Ausgaben
(1808, 1814, 1815, 3 Vol.) aufzählt, enthält das Unheil: »ce ronian.
ofTre une description fidde dts moeurs et des usages des Hollandais.«.
^
Aus Victor Hehns Vorlesungen
ÜBER Goethe.
Allen Denjenigen, die Victor Hehn nur aus seinen
n Büchern kannten, sind die Gedanken Über Goethe
i eine Ueberraschung gewesen.
Man war gewohnt, in ihm den Sprachforscher und Kullur-
historiker, wohl auch den Ethnographen und den Naturforscher
anzuerkennen, man bewunderte den gepflegten und vornehmen
Stil seiner Bücher, aber seine ersten kleinen Abhandlungen
aber Goethe waren, als er sie in den Grenzboten drucken
Hess, den Meisten eine fast befremdliche Erscheinung. Es war
als hatte ein Sprung in der Richtung seiner Studien statt-
grfunden, wenngleich das überall aus dem vollen geschöpfte
Unheil darauf hinwies, dass hier die Quintessenz völlig aus-
gereifter, längst abgeschlossener Studien vorliege.
Die Geschichte der deutschen Literatur aber war Hehns
eigentliches Fach und seit jeher Goethe der Kern und Mittel-
punkt seiner Studien. Nicht erst in den Jahren 1847 bis 1851,
<ia er als Lector der deutschen Sprache und Literatur in
Dorpat thstig war, sondern seit seinen JUnglingsjahren hat
ihn Goethe begleitet, so dass, als die Verpflichtung an ihn
herantrat, nunmehr auch als akademischer Lehrer zu wirken,
im Wesentlichen das Fundament seiner ästhetischen und
literarischen Ansichten bereits fest stand. Nur darf man nicht
glauben, dass ihm seine Aufgabe leicht fiel. Es lag in Hehns
Natur, jedes Problem so anzufassen, dass er sich keine
Schwierigkeit desselben entgehen Hess, und dabei auch an
die formelle Seite seiner Aufgabe den höchsten Maassstab zu
Il8 Abhakdlukgen.
legen. Hehn extemporirte nie. Wie er die meisten seiner
Briefe zuerst in oft sorgfältig corrigirtero Concept entwarf,
wie er seine Reisetagebticher zu völlig abgerundeten Dar-
stellungen ausarbeitete, so schrieb er auch seine Collegien-
hefte bis auf das letzte Wort nieder. Sie liegen bis auf einige
Lticken vollständig vor uns. Was fehlt, hat die Petersburger
Geheimpolizei aus unerfindlichen Gründen zurtickbehaJten.
Vielleicht nur aus Nachlässigkeit. Die Papiere Hehns ruhten
von 1857 bis 1874 in ihren Archiven und kamen erst in
Hehns Hände, als er Russland für immer verlassen hatte.
Dann dauerte es noch geraume Zeit, ehe er sich ent-
schliessen konnte, jene Hefte aufzuschlagen. Er klagt selbst,
dass eine weichliche Scheu ihn davon abgehalten habe. Es
war dem Greise schmerzlich, den Blick in die zerstörte Jugend
zurtlckzuwerfen, deren feuriger Schwung, deren Hoffnungen
und Enttäuschungen so unendlich weit hinter einer kalten und
immer einsameren Gegenwart lagen.
Schliesslich hat er es doch gethan, und speciell die Ab-
schnitte seiner Vorlesungen, welche Goethe betreffen, zeigen
uns zahlreiche Correcturen, meist stilistische, in der klaren
Handschrift des alten Hehn. Mehr noch als diese Thatsache
beweist die Prüfung des Inhalts, der Vergleich mit den An-
schauungen, die uns in den Gedanken über Goethe entgegen-
traten, dass der Greis im Wesentlichen noch ganz ai^dem
Boden der Anschauungen stand, die der 37jährige Docent
in seinen Vorlesungen niedergelegt hatte. Und das mag dieser
Veröffentlichung ziur Erklärung und zugleich zur Rechtfertigung
dienen. Im Uebrigen wird der Inhalt ftlr sich selbst reden.
Die Vorlesungen über Schiller und Goethe als L)rriker
sind im i. Semester 1848 gehalten worden; ihnen ist das
erste der mitgetheilten Bruchstücke entnommen. Die Vor-
lesungen über Goethes Faust sind überhaupt nicht gehalten
worden. Hehn hatte sie fertig ausgearbeitet, als ihn die
russische Geheimpolizei aus Dorpat nach Petersburg entführte.
Unter »Intermezzo«r (S. 131), (der Titel ist erst später mit
Bleistift hinzugefügt), versteht Hehn eine Zwischenrede des
Erklärers.
Theodor Schiemakn.
Aus Victor Hehns Vorlesükgen über Goethe. I19
GEDICHTE.
Die Harzreise im Winter.
Zu diesem an sich dunklen, aber an den wundervollsten
Einzelheiten überaus reichen Gedichte hat uns Goethe
selbst in einer ausführlichen Erklärung den Schlüssel ge<-
liefert. — Es war im Spätherbst oder Anfang des Wintere
1777, da der Dichter den Ritt durch das Harzgebiree
machte, dessen unmittelbar poetischer Abdruck dies uedicnt
ist. Goethe y der schon berühmte Dichter, hatte, wie er
selbst sagt, seit Erscheinen des Wenher, von Leidenden,
Unglücklicnen , Sentimentalen manchen schriftlichen An-
drang zu erdulden und so schrieb ihm von Wernigerode
aus auch ein gewisser Plessing, legte ihm in ausführlichen
Selbstgeständnissen seinen zerrissenen Gemüthszustand dar
und forderte von dem Herzenskenner Rath und Hilfe.
Goethe ging das innere Schicksal des Unglücklichen nahe:
er wünschte ihn persönlich kennen zu lernen. Nach
Weimar konnte er den jungen Mann nicht bescheiden,
es musste also eine Gelegenheit gefunden werden, ihn zu
besuchen. Diese bot sich aber nicht so leicht, denn Goethe
befand sich damals in einer Art Hofgefangenschaft: der
Herzog konnte ihn nicht entbehren, weaer bei Staats-
geschälten, deren Goethe immer mehr aufgeladen wurden,
noch bei rauschenden Vergnügungen : Goethe brachte fast
Tag und Nacht bei dem Fürsten zu : im Strom der Festet-
im Taumel des Uebermutbs, im Drang der Geschäfte und
politischen Einrichtungen wurde nach den heimlichen
Herzensbedürfoissen , nach dem stillen Dienst der Musen
und des Genius nicht gefragt. Nun ereignete es sich, dass
der Herzog in der genannten Jahreszeit eine grosse Jagd
auf wilde Schweine beschloss, über deren Verwüstungen
das Landvolk häufig Klage geführt hatte. Goethe durfte
dabei nicht fehlen: er erbat sich aber, einen Umweg
machen und etwas später dem Hauptzuge der Jagd sich
anschUessen zu dürfen. Die Absicht bei diesem Umwege,
bei diesem einsamen Ritt war eben der Besuch bei dem
genannten Unglücklichen, der in Trübsinn und Selbstoual
sich verzehne. Dazu kam noch ein anderer Zweck. Wie
so vieles Andere, verlangte man von Goethe auchAntheil
an den Bemühungen für Hebung des Bergbaues im Herzog-
thum. Aber Goethe kannte den Bergbau nur im Allce-
meinen: pun wollte er auf eben jener Reise durch Be-
sichtigung der Harzgruben eine nänere Anschauung des-
selben gewinnen. Auf diese gestützt, konnte er dann ein
weiteres Studium der Bergwissenschaft vornehmen, denn
1 20 Abhandlungen.
bei seiner so ganzen, so ^sunden Natur blieb er einer
anschauungslosen, abstracten Theorie immer unzugänglich.
Es war rauher Winter, als er seinen Ritt begann; das
Unternehmen war bedenklich. Aber gerade die Winter-
natur reizte ihn damals am meisten; gerade die Gefahr,
die einsame Verlassenheit auf rauhen Geoirgshöhen mitten
in Schneestürmen, zog den glühenden, die Kraft des
Genius und des Widerstandes in sich fühlenden Mann
mächtig an. Der damals liebevolle Zustand seines Inneren
(Goethes eigene Worte) trieb ihn unwiderstehlich zu der
Bekanntschaft mit dem Leidenden, dem die schöne Welt
wiederzugewinnen, der umschleierte Blick zu öffnen, dessen
Herz durch freundliche Zuspräche zu erauicken war.
Dies sind die Umstände und Veranlassungen zu der
Harzreise. Man muss sie kennen, um in dem fragmen-
tarischen, geheimnissvoll von Einem zum Andern hinüber-
springenden Gedicht den Faden des Zusammenhanges sowie
die Deutung der Einzelheiten zu gewinnen. Der Dichter
schrieb hin, was ihm auf der Reise an Gedanken und
Bildern wechselnd durch den Sinn gezogen. Die Leiden
des Menschenherzens, die Scenen der Jagd, die sich vor
ihm aufthuenden Anschauungen der Natur gehen durch-
einander; des Dichters geistiger Blick weilt bald hier, bald
dort ; eine plötzlich vor ihm geschehende Veränderung der
Naturscenerie, ein zufälliges Begegniss unterbricht den
Gedankengang. Der rauhen Wintergegend, dem Bewusst-
sein der Gefahr, dem Andenken des zerstörten Menschen-
lebens angemessen, liegt über dem ganzen Gedicht ein
düstrer Ton, eine ernste Grösse; sonst aber herrscht die
grösste zusammenhangslose Mannigfaltigkeit. Auch dies
Gedicht ist eine Improvisation: es ist bald nach den
empfangenen Eindrücken hingeworfen, der Zwang innerer
Erregung trieb den bewegten, ganz erfüllten Dichter zu
abgebrochenen Bekenntnissen und so gelangte das Produkt
nicnt zu der idealen Läuterung, die nur ein freies künstleri-
sches Bilden gewähren kann. Aber diesen Mangel ersetzt
es durch desto grössere Energie und Frische alles Einzelnen.
Die Naturbilder, die uns vorgeführt werden, treten flüchtig,
aber mit plastischer Bestimmtheit und unwiderstehlicher
Wirklichkeit vor uns hin. So wenn es heisst: Aber ab-
seits wer ists? Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad. Hinter
ihni schlagen u. s. w. Oder gleich am Anfang: Dem
Geier gleicli, der auf schweren Morgenwolken u. s. w. Auch
die Stellen, die das Schicksal des Herzens, Glück und Un-
flück, Liebe und Menschenhass und die ewige überfliessende
üUe von Genuss und Freude des Daseins gewähren soll
und gewährt, behandeln — auch diese sind von der er-
Aus Victor Hehns Vorlesungen über Goethe. 12 1
habensten Phantasie und der weichsten Stimmung sanften
Mitleids eineegeben. Wie in Wanderers Sturmlied der
Genius und aie innere Lebenskraft es ist, die dem Wanderer
allen Drang der Elemente überwinden hilft, so ist es hier
die Liebe, die in des Dichters Seele wohnend ihm den
Winter mit Grün schmückt, durch die Nächte ihm leuchtet,
über grundlose Wege auf öden Gefilden ihn leitet ; die
Liebe, die auf Flügeln des Sturmes ihn emporhebt, mit
dem tausendfarbigen Morgen ihm ins Herz lacht, so dass
seine freudigen Psalmen mit den Winterströmen vom Felsen
stürzen. Zum Schluss hat der Dichter den Brocken er-
reicht, jenen Gipfel, den mit Geisterreihen ahnende Völker
kränzten. Die Lande liegen vor ihm, die Wolken unter
ihm, von den Höhen ringsum gehen die Metall- und Wasser-
adern aus, die die Reiche der Erde tränken, und wie das
ehrwürdige Berghaupt »geheimnissvoll offenbar« über der
erstaunten Welt schwebt, so strebt der Geist aus den
Nebeln der Schwermuth und der Niederung alltäglichen
Treibens, aufwärts zu idealen Höhen, von wo Alles zu
schöner Harmonie sich ordnet und das Einzelne zum Ge-
sammtbild aller Dinge sich zusammenschliesst.
Seefahrt.
Dies Gedicht ist eigentlich keine Ode, kein freier
Gesang, aber es steht mit den schon besprochenen Oden
ganz auf demselben geistigen Boden, wie wir gleich sehen
werden: auch /örwW/ schliesst es sich ihnen darin an, dass
es, ganz wie jene, zugleich individuell und allegorisch ist.
Goethe selbst hat es unter die Oden eingereiht. Was die
Form im engen Sinne anbelangt, nämlich Sprache und
Metrum, so Rat das Gedicht grosse Verwandtschaft mit
den elektrisirenden Liebesgedichten, die einige Jahre später
entstanden, wie Morgenklage, Amor als Landschaftsmaler.
Gleich diesen ist es in Trochäen geschrieben und auch
hier findet sich die Wendung mit vorausgehendem Ver-
bum vor.
z. B. Ziehn die Segel, ziehn die hohen Wolken,
Jauchzen an dem Ufer alle Freunde.
Man könnte darum versucht sein, die »Seefahrt« in
die 8oer Jahre herabzurücken, wenn nicht aus den Briefen
Goethes hervorginge, dass es am ii. September 1776 ge-
dichtet ist. Goethe legte es einem Briete an Merck von
diesen Tagen bei, ebenso dem Briefe an Lavater vom
16. Septenaoer desselben Jahres mit der eigenhändigen An-
gabe Goethes: 11. Sept. Sieht man näher zu, so erinnert
m der That Manches in dem Gedicht an die Fülle und
122 Abhandlukgek.
Kraft der Drangperiode z. B. manche kühne Zusammen-
setzung: Die Sonne lockt mit Feuerliebe^ Reisefreuden
wähnend wie des EinschifTsmorgens, oder der geniale
Tropus und die Segel blüheti in dem Hauche, oder G>n-
structionen wie: und dem Schlaf ent jauchzt uns der Matrose,
mir Geduld und guten Muth er:(echettdi oder die kühne
Auslassung des Pronomens: Es wird Kückkehrendem in
unsem Armen Lieb und Preis dir — wo zugleich die kühne
Nachsetzung des dir zu bemerken ist. Es ist darum das
Gedicht ein sehr interessantes Document des Uebtrpangs
eines DichtungsstiUs in den andern; die reine, ruhige, kühle
Gestalt steht in antiker Weisheit schon d^ aber erst noch
halb aufgetaucht aus dem genialen Naturalismus, noch
durchglüht von dem Lebensfeuer der jugendlichen Phantasie.
Was nun die in dem Gedicht vorgetragene sinnliche Er-
zählung, die Fabel, betriflft, so ist diese wiederum voll
selbständiger Wirklichkeit. Ein Schiffer harrt lange im
Hafen auf günstigen Wind : sein Schiff steht befrachtet.
Endlich bläht sich das Segel: die Freunde wünschen ihm
schnelle glückliche Fahrt und hohe Güterfülle drüben. Der
Morgen ist helle, jauchzend trennen sich die Reisenden von
den Zurückbleibenden. Aber da kommen wechselnde Winde
und der Schiffer sucht sie zu überlisten, indem er in schräger
Fahrt dennoch dem Ziele zusteuert. Und es kommt auch
der schreckliche Sturm und die erzürnten Wogen spielen
mit dem Balle. Und bebend und nachklagend stehen die
Freunde und die Lieben an dem Ufer: oer Schiffer aber
steht männlich an dem Steuer, blickt herrschend in die
grimme Tiefe und
vertraut scheiternd oder landend seinen Göttern.
Diese Schilderung ist reich an den lebendigsten kon-
kreten Zügen, in denen sich die echte Dichterphantasie
bewährt. So wenn es von dem Sturme heisst:
»Aber aus der dumpfen grauen Feme u. s. w.«
Hier ist sowohl der Naturvorgang als die menschliche
Empfindung dabei aufs glücklichste getroffen, und eins durch
das andre erklärt, eins in das andre ninübergeführt — worin
Goethe besonders Meister ist. Auch die Stelle:*
Aber gottgesandte Wechselwinde treiben u. s. w.
malt die Sache aufs Anschaulichste, trotzdem, dass ein
antiker Ausdruck, griechische Form die Worte bindet.
Auch die Beschreibung des Harrens im Hafen, wo der
Schiffer mit den Freunden sich Geduld erzecht, dann des
Jauchzens und der rührigen Bewegung, vereinigt Wahrheit
und Empfindung, naturtreue Zeichnung eines heutigen Hafen-
Aus Victor Hehns Vorlesungen über Goethe. 123
lebens mit naiven Zügen altgriechischer Sitten und Vor-
stellungen — so dass die ganz ideale und doch ganz be-
stimmte Physiognomie der Scene ebenso sehr auf Liverpool
oder Marseille als auf das alte Korinth oder Syrakus passt.
Hiermit ist aber die Bedeutung des Gedichtes noch nicht
erschöpft. Offenbar ist es nämlich auch in allgemeinem,
symbolischem Sinne zu fassen und enthält persönliche Ge-
ständnisse und Lebenserfahrungen des Dichters. Der Schiffer
auf dem Meer ist der Mensch, der sich auf die Reise des
Lebens begiebt, ist Goethe und sein Schicksal. Goethe
liebte es, in den ersten Jahren seines weimarischen Aufent-
haltes, das brausende Leben, das ihn in Weimar umfing,
mit den Wogen des Meeres zu vergleichen. Es stellte
sich seine Empfindung wiederholt unter diesem Bilde dar.
Dies lehren uns seine Briefe. So schreibt er von seinem
Gartenhäuschen, in dem er zuweilen Momente der Einsam-
keit fand, er befinde sich darin, wie im Schiff auf dem
Meer. Noch näher an unser Gedicht schliesst sich eine
Stelle in einem Briefe an Lavater vom Jahre 1776 (6. März):
»Lieber Bruder, sei nur ruhig um mich — Verlass Dich —
ich bin nun ganz eingeschifft auf der Woge der >Velt,
voll entschlossen: zu entdecken, zu gewinnen, streiten,
scheitern, oder auch mit voller Ladung in die Luft zu
sprengen.« — Auch Goethe hatte lange im Hafen eelegen,
im elterlichen Hause, auf günstigen Lebenswind noffend:
da ward er in Weimar plötzlich mitten in das dichteste
Getümmel versetzt und ward ein Spiel der Wellen und
Stürme. Er schien seiner Bestimmung untreu. Die Freunde
warnten, zürnten. In dem nichtigen Treiben des Hofes,
in der ausgelassenen Zügellosigkeit gemeiner Alltagsgenüsse,
schien sem Genius erloschen.
Goethe selbst hatte Momente der eedanken vollen Selbst-
besinnung, wo er über manche Thorheit trauerte, manche
verlorene Stunde beklagte, dennoch aber Muth fasste. Gerade
in jenem Taumel wara er reif, gerade die trockenen Staats-
geschäfte wurden eine widerstrebende Realität, an der er
sich bildete. Es war die Zeit innerer Selbstaroeit, in der
er einen Charakter, eine Persönlichkeit und den hohen
Kimststil erwarb. So konnte er auch jetzt noch seinem
Zwecke treu bleiben : er steuerte auch seitwärts, die wechseln-
den Winde überlistend, dem Ziele zu: lavirend, aber doch
gefördert. Und sollte der Sturm sein Lebensfahrzeug fassen,
so würde er die innere Zuversicht nicht aufgeben und
scheiternd oder landend seinen Göttern vertrauen. So ist
dies Gedicht eine Confession des Dichters, woran wir bei
Goethe gewohnt sind, ein allgemeines Lebensbild, das jeden
Menschen umschliesst und em ganz individuell schilderndes
124 Abhakdlungen.
Bild im Einzelnen, mit dem die Phantasie auch ohne jene
Verallgemeinerung volle Nahrung erhält. Von der metri-
schen Form habe ich schon gesagt, dass sie aus sechs
fünffüssigen Trochäen besteht: hinzuzufügen ist nur noch,
dass die Langzeile mitunter durch einen kurzen Vers von
zwei Trochäen unterbrochen wird, der vortrefflich abschliesst
und die Einschnitte der Erzählung bezeichnet. Das Gedicht
erhält dadurch einen Ansatz zur Strophenform, aber auch
nur einen Ansat:;^, Auch darin strebt es aus der Inhalts-
fülle der Genialitätsenoche zu der Formenherrschaft, zu
der antiken rhythmisclien Gebundenheit heraus, auch darin
ein eigenthümlichcs Uebergangsgedicht.
Ganymed.
Von den noch übrigen Oden möchte ich diese, die
im Jahr 1789 gedruckt ist, noch verhältnissmässig am
frühesten setzen, vielleicht noch vor das Jahr 1780 oder 81.
Die. Sprache ist noch so kühn, so gedrängt, die Empfin-
dung noch so voll und überschwellend: Es ist noch nicht
die ruhige ethische Erhabenheit, wie in den gleich nachher
zu erwähnenden Oden.
Die Grundquelle, aus der diese Ode geflossen ist, ist
das Gefühl des Frühlingsmorgens. Der hrühlingsmorgen
lacht, glüht, klingt in der mächtigsten Unmittelbarkeit in
dem Gedichte, mit seinem unergründlichen Himmelsblau,
mit seiner Liebeswonne und ewigen Wärme, mit den nebel-
erfüllten Thälern, den aus der Nacht herüberreichenden
Rufen der Nachtigall, mit dem allseitigen Glanz seiner
Blumen, Gräser und Lichter. Es ist die Öde des Morgens,
wie umgekehrt die berühmte Stelle im Faust, wo Faust
der sinkenden Sonne nachsieht, ein ewiger locus classicus
für die Abendempfindung bleiben wnrd. Die Sehnsucht,
die den phantasievollen Menschen ergreift, wenn er in den
blauen Morgenhimmel die Blicke senlct, jene Sehnsucht im
Aether sich zu baden, aufwärts :^u strehen und :^u schweben,
erfüllt dieses Gedicht, wie jene andere mehr elegisch w^eiche
Sehnsucht, auf Flügeln der Sonne nachziehen zu dürfen,
die erwähnte Stelle im Faust. Goethe erkannte dies
Morgengefühl mit tiefem Sinne in dem griechischen Mythus
von Ganymed wieder, der als schöner Jüngling auf einem
blumigen Hügel des Ida ausgestreckt liegt und hinauf-
getragen wird in den hohen Göttersitz. So spielt Mythus
und Naturschwärmerei in dem Gedicht durchemander. Es
ist ein religiöser Hymnus, der die Schönheit der Natur und
die brennende, dürstende Liebe zu ihr verherrlicht und in
den Himmelsräumen von einer seligen Vereinigung mit
Aus Victor Hehxs Vorlesungen über Goethe. 125
dem Naturleben träumt. Der Frühling glüht wie ein Ge-
liebter die Seele an, an das schmachtende Herz drängen
sich seine Blumen und sein Gras, ein liebliches Lüftchen
kühlt den Durst des Busens, lieoend ruft die Nachtigall
den sehnend begeisterten Träumer: ich komme, erwidert
er. ich komme. Aber wohin, fügt er sich besinnend hinzu,
ach wohin? Und da neigt sich die Wolke zu dem Lie-
benden herab, trägt ihn aufwärts und umfangend umfangen
fühlt er sich an dem Busen des allliebenden Vaters. Goethe
hat gewnss kein Gedicht geschrieben, in dem die Macht
der Phantasie und die Tiefe der Empfindung, die ewige
Wahrheit der Naturstimmung und der Seelenstimmung zu
so ergreifendem Einklang verbunden erscheinen. Auch der
freie Rhythmus schliesst sich in der Ode, ziigleich kunstvoll
und absichtslos mit der nachgiebigsten Freiheit an das
jedesmalige Gefühl an.
Gesang der Geister über den Wassern.
Dass in dieser Ode das Wasser als Symbol der
Menschenseele gilt, sagt der Dichter ausdrücklich gleich
am Anfange und darauf am Schlüsse, während in den
früher besprochenen Oden die allgemeine Bedeutung theils
nur angedeutet oder dem Leser überlassen war, theils auch
beide Auffassungsweisen leise durcheinander spielten. In
der Ode Mahomet haben wir den Wasserstrom in Parallele
mit dem Lebenslauf eines grossen Menschen gefunden:
hier werden die verschiedenen Stimmungen und Gemüths-
zustände und Geistesstufen unter dem Bilde der wechselnden
Formen des Wassers angeschaut. Wie das Wasser in
ewigem Steigen und Niederfallen zwischen Himmel und
Erde hin- und herschwebt, so die Menschenseele zwischen
Realem und Idealem, zwischen Nothdurft und Begeisterung,
zwischen Gemeinem und Ewigem, oder wie man die Gegen-
sätze sonst fassen will. Und wie das fliessende Element,
von Klippen im Sturz aufgehalten, unmuthig zischt und
schäumt, dann im Wiesenthaie ruhig sich ausbreitend den
Mond und die Gestirne spiegelt, so regen heftige Leiden-
schaften die Seele in trüber Verworrenheit auf, oder mit
klarer Harmonie nimmt sie die Bilder der Welt und die
ewigen himmlischen Ideen in sich auf. Jene Klippen sind
dann die Hindernisse, an denen der begehrende Wille zer-
splittert. Oft ist es dem Menschen gegeben, in seiner
raschen Entfaltung, dem eigenen Zuge seiner Bestimmung
folgen zu können, gleich wie der Wasserstrahl lieblich die
Slatte Felswand hinabrauscht, in einem Dunstschleier über
er Tiefe schwebt und sich leisrauschend in diese ver-
1 26 Abhandlungen.
liert. Und endlich — wie die Welle ein Spiel des Windes
ist und oft vom Sturm bis zum Grunde aufgewühlt wird,
so ist die weiche, flüssige Menschenseele ein Spiel des
Schicksals, das sie oft leise bewegt, oft bis in die Tiefe
erschütten. Diese Analogien sind von dem Dichter auch
in diesem hellen Gedicht nicht auf Kosten des sinnlichen
Bildes geltend gemacht, sondern auch hier hat dieses,
d. h. die gan:(e Naiureikenheit des Wasserelementes von
der Phantasie eine volle Wirklichkeit erlangt und während
wir gedankenvoll den Schicksalen des menschlichen Innern
nachsinnen, vollziehen sich vor unserer Anschauung, vor
unserem inneren Auge und Ohr die Metamorphosen des
feuchten Elementes. Jene Durchdringung des Ethisch-
Metaphysischen mit der Anschauung der sinnlichen Natur
wird durch die Ueberschrift : Gesang der Geister über den
Wassern dann noch in die Dämmerung des Erhabenen er-
hoben, in ein religiöses Gebiet geisterhafter Naturmystik,
in ein Gebiet, wo die geistige und sinnliche Welt, die das
verständige Bewusstsein getrennt hält, in eine totale Ein-
heit zusammenfliessen. EHe rhvthmiscne Form dieser Ode
nähert sich • der Regelmässigkeit mehr als die früheren
Jugendgedichte, es sind kurze, leichte, meist daktylische
Zeilen (katalektisch-daktylische Dimeter).
Grenzen der Menschheit.
Es ist dies Gedicht ein vorzugsweise religiöser Hymnus,
dessen Grundgefühl Ehrfurcht und Demuth ist. Der ge-
waltigen Naturmacht des Ungewitters gegenüber fühlt sich
der Dichter wie ein Kind vor dem uralten ehrwürdigen
Ahnherrn, der mit gelassenem Ernst des Kindes zappelnde
Leidenschaft zum Schweigen bringt. Ich küsse, ruft er,
den letzten Saum seines Kleides, kindliche Schauer treu in
der Brust. Die Schranken der irdischen Existenz kommen
ihm zum Bewusstsein. Ein endliches Wesen, wie der
Mensch, schwebt ewig zwischen Ideal und Wirklichkeit:
fliegt er dem ersteren nach, so geht ihm der feste Boden
concreter Bestimmtheit und realer Bedingungen verloren,
hält er sich an die letztere, so hat er eine starke Stütze,
aber er ist beschränkt und gemein, ein enggebundenes Natur-
wesen, und nur den Göttern ist es gegeben, jene geistigen
Pole zu vereinigen. Dieser Gedanke erscheint dem Dichter
in schönen Budern. Hebt er sich aufwärts u. s. w.
(Idealismus) und: Steht er mit festen markigen Knochen
{Realismus). Auch das, fährt er fort, unterscheidet den
Menschen von den Göttern, dass wir in dem Fluss der
Zät mitbegriffen sind, dass uns die Welle des Lebens eine
Aus Victor Hehns Vorlesungen über Goethe. 127
Weile hebt und trägt und wir dann versinken. Auch diese
zeitliche Schranke alles Existirenden fällt bei jenen idealen
Wesen, den Göttern, weg: ihr Dasein ist eine unendliche
Kette, das unsrige ein enger Ring, vor ihnen wandeln viele
Wellen, ein ewiger Strom: uns verschlingt die eine, die
uns getragen. Das Gefühl der Raum- und Zeitschranken,
das Gefühl der gegensätzlichen geistigen Momente, die in
dem Menschen um die Herrschaft ringen und die, ein:(^eln
festgehalten, ihm ein unglückseliges, zerstückeltes Dasein
bereiten, dies Gefühl ist echt religiöser Art und die Quelle
aller Religion. In einem solchen Augenblick^ wo Goethe
die schmerzliche Erfahrung der Endlichkeit, in die wir
gestellt sind, gemacht hatte, mag dieser Hymnus entstanden
sein. Wie weit entfernt liegt diese Ode von der. die
Prometheus überschrieben war! Dort war es der Freiheits-
trotz des Subjectes, das seiner eigenen inneren Unendlich-
keit inne geworden, hier ist es die Demuth des die Schranken
aller Wirklichkeit in sich und um sich emofindenden Ge-
inüthes. Auch hier übrigens hypostasirt sich dies religiöse
Bewusstsein nicht zu christhcher, sondern zu antiker
Mythologie : der Dichter spricht von den Göttern, er denkt
sich Zeus als den Donnerer, der sengende Blitze über die
Erde säet. Von der rhythmischen Form gilt, was wir von
der vorigen Ode gesagt: sie nähert sich der edlen schwung-
vollen Kegelmässigkeit. Einen anderen Standpunkt nimmt
Jie Ode
Das Göttliche
-ein. In den erhabensten Tönen, mit der mildesten Weis-
heit singt der Dichter hier den Lobgesang sittlicher Freiheit,
idealer Ethik, der blinden Nothwenmgkeit des Naturgesetzes
gegenüber. Unfühlend, ruft er, ist die Natur, sie folgt in
xinverbrüchlichem Zwange der Regel ihres Daseins. Sie
urtheilt, sie unterscheidet nicht: Die Elemente rauschen
ihren Weg fort, die Gestirne gehen dem Bösen wie dem
-Guten auf und unter, das Glück und der Tod treffen ohne
Würdigkeit bald den Einen, bald den Andern, hier das reine
Haupt des Knaben, dort den fluchbeladenen Greis. Aber
jene sittliche Ordnung, von der die Naturprozesse nichts
wissen, der Mensch ist berufen, sie zu üben. Ueber der
natürlichen Welt baut er eine Welt der Gerechtigkeit, in
der das Gute gelohnt, das Böse gestraft wird, eine Welt
der Liebe, der geselligen Hülfe, des Mitleids, eine sittliche
Vernunftordnun£,wo der Irrende versöhnt, der Abschweifende
zurückgeführt, der Kranke geheilt und gerettet wird. Edel
.sei der Mensch, ruft der Sänger, hülfreich und gut, denn
128 Abhandlukgen.
darin liegt das Göttliche. Wenn wir die Unsterblichen
verehren, so denken wir im Grossen die Welt nach denselben
sittlichen Zwecken, nach derselben Liebe von ihnen ver-
waltet, die der Mensch in seinem Busen findet. So sei er
durch hülfreiche Güte ein Vorbild jener geahmen Wesen im
Himmel, und schaffe des Rechten und Nützlichen soviel er
vermag. Auch hier ist die erhabene emst-milde Sprache
antiker Sittlichkeit und Religiosität von dem Dichter ge-
braucht, und wie in der vorigen Ode, so fühlen wir uns
hier in die grossen Halten antiker Tragik versetzt, die von
dem Schauer endlicher Vergänglichkeit, unwiderstehlicher
Natur- und Schicksalsmacht una dennoch dem Ethos der
Vernunft und sittlichen Freiheit durchweht sind. Dahin
versetzen uns alle gebrauchten Bilder, z. 6.:
Nach ewigen, ehmen u. s. w.
War es in der besprochenen Ode das sittliche Be-
wusstsein, das den Menschen von den Naturbanden befreit,
so wird in dem Hymnus:
Meine Göttin
die Gabe der Phantasie als die Befreierin von den Schranken
des augenblicklichen realen Daseins gepriesen. Während
alle übrigen Wesen vom Joche der Noihdurft gebeugt,
wandeln und weiden und bewusstlos in dem jedesmaligen
Zustand aufgehend, die Wirklichkeit nicht von sich ab-
wälzen können, önnet die Phantasie uns ein inneres freies
ideales Reich: sie ist als die schöne unverwelkliche Gattin
dem sterblichen Menschen zugesellt, als die Gabe der Kunst
und des schönen Scheins, sie als die Mutter des Ideals
entführt uns dem Drucke. Der Dichter nennt sie das
Schoosskind Jupiters, seine ewig bewegliche, immer neue,
seltsame Tochter. Und weil sie lieBhch und verzärtelt
ist, sollten wir ihr wie unserer Geliebten begegnen; der
nüchterne Verstand, der prosaische und bedächtige Nutzen,
die alte Schwiegermutter Weisheit soll das zarte Seelchen
nicht beleidigen. Zuletzt wendet sich der Dichter noch
zu der älteren gesetzteren Schwester der Phantasie, zu der
Hoffnung; sie ist ihre Schwester, weil sie uns ja auch die
't vorbildet ; sie ist die Treiberin, Trösterin und des
■5 stille Freundin. — Auch diese Ode hat herrliche
, so besonders diejenige, wo die dumpfe seelenlose
Schaft der Thiergeschlechter geschildert wird:
Alle die andern
Armen Geschlechter u. s. w.
ich hier ist antiker Stil und das Gewand des Mythus,
in der Dichter die Phantasie eine Tochter des Zeus
Aus Victor Hehns Vorlesungen über Goethe. 129
nennt. Im Ganzen aber muss man doch gestehen, dass
diese Ode hinter den übrigen zurücksteht. Die AUegori-
sirung der Phantasie und der übrigen Seelenkräfte unter
dem Bilde eines verzänehen Mädchens oder der Geliebten,
oder dann wieder der Hausfrau streift an das Prosaische,
ans Spielende. Die Pliantasie als Geistesvermögen war
überhaupt ein zu abstraktes Thema und die Verleiblichung
ist nicht vollkommen zu Stande gekommen. Die Schwieger-
mutter Weisheit, die Schwester Hofihung, diese ganze rer-
wandtschaft der Phantasie sind frostig allegorisch, und wie
es der Allegorie immer geht, dass sich Bild und Idee in
ihr nicht decken^ dass Willkür und Witz ihr zur Seite
stehen, so fragt man auch hier: Wieso ist die Weisheit
die Schwiegermutter? Wer also ist der Gemahl? der Ver-
stand ? oder der Mensch selbst, dessen Gattin die Phantasie
doch eben genannt worden ? — Diese Fragen sind natürlich
unnütz; der Dichter wollte nur im Allgemeinen sagen,
wie in dem Hause das junge Weib verzänelt und beweglich
ist, wie die Schwiegermutter grämlich und bedächtig drein
redet, so stehen sicn in der Oekonomie der Seele Phantasie
und Weisheit gegenüber. Aber eben dieses it/iV — jo macht
das Prosaische dieser ganzen Wendung aus. Auch die
Schilderung der doppelten Gestalt der Pnantasie, der heiter
freundUchen und der ernst düsteren, entbehrt der Grösse
und Plastik, trotzdem dass die Züge gehäuft sind, deren
Vielheit eben die innere Lebendigkeit dennoch nicht er-
setzen kann.
EINLEITUNG ZU DEN VORLESUNGEN ÜBER FAUST.
Ich gehe mit Scheu an die Illustration dieses Werkes —
mit Scheu, wie an die Regierung eines grossen Reiches.
Nicht blos ist bei der reizendsten Oberfläche, die Tiefe
dieser Dichtung unerschöpflich; sie hat auch, so zu sagen,
zahllose Eingänge und Ausgänge, und man muss, damit
sich alle ihre Seiten dem Blick öffnen, wechselnde Stand-
E unkte ersteigen. In ihr sind nicht blos die höchsten Pro-
leme der Ethik und Metaphysik, die Dialektik des Bösen
und der Endlichkeit, Idealismus und Realismus, die Erfah-
rungen des Menschenlebens überhaupt, eingeschlossen, son-
dern sie entfaltet uns auch einen Cyklus von Bildern
urheimischer deutscher Sitte, sie verlangt genossen und er-
griffen zu werden als innigste unverfälschte Incamation des
nationalen Genius: und nicht blos dies, sondern die ganze
Genesis der modernen Bildung aus dem Mittelalter heraus
liegt, zu concreten Gestalten individualisin, in ihr verkörpert;
GoiTIlB-jAHftBVCa XV. 9
I ^0 Abhandlungen.
und wiederum nicht blos dies, sondern eine bestimmte ge-
schichtliche Epoche, das ReformcUi(ms:(eitalter , athmet und
lebt darin — denn dieser Epoche gehört Faust, gehören
die mythischen Gestalten, gehört die ganze Sittenspähre
des Gedichtes an; dann ist Faust ein sprechendes Abbild
von Goethes ganzem dichterischem Leben, das den Ueber-
muth der Jugend, die Weisheit des Mannes, die Ermüdung
des Greises in sich aufgenommen, an dem er 60 Jahre ge-
dichtet, das als Puppenspiel schon den Knaben entzückt
und mit dessen Helden er hochbeugt fast zu gleicher Zeit
gestorben; dann ist die Faustdichtung ein reicher Kranz fast
aller dichterischen Formen und Tonarten, sie enthält
Muster aller Dichtungszweige, ist lyrisch und dramatisch,
humoristisch und tragisch, didaktisch und idyllisch, sie
durchläuft die ganze Scala, wo an dem einen Endpunkt
unwiderstehliche Unmittelbarkeit genialer Phantasiedarstcl-
lung, an dem andern bleiche, kalte AUegorik liegt; dann
ist sie die reichste Fundgrube für ächte deutsche Sprache,
deren Wendungen und Freiheiten, deren Mittel und Hal-
tung, deren musikalische und rednerische Anlage sie dem
Herzen des blossen Hörers, wie dem Forscher unerschöpf-
lich und musterhaft ofTenoan, bald an Luther und Hans
Sachs, bald an die traute Rede der Familie, die populäre
des Marktes und der Wirthsstube. die weiche des schwär-
menden Dichters, die geläuterte der feinsten und höchsten
Bildung des Jahrhunderts in Gang und Klang sich an-
schliessend. So wird der Eintretende im Faust, wie in
einem Irrgarten, von vielen Wegen empfangen und der
Führer weiss nicht, auf welchen er den Begleiter geleiten
solL Zu all dem kommen die mächtigen Wirkungen, die
unser Drama auf Zeit und Volk ausgeübt hat und noch
fortwährend übt. Man kann sagen, dass die Fausttragödie,
wie das Epos uralter Zeiten der Arbeit des Volksgeistes
selbst übergeben worden ist, der sie in seine Werkstatt,
in den Schooss seiner schaffenden Kräfte auf- oder zurück-
genommen hat.
Die erklärenden Schriften zum Faust, die Commenure
und Scholien, sie machen schon fast eine ganze Bibliothek
aus. Wie in Italien eigene Lehrstühle zur Erklärung Dantes
errichtet wurden , so wurde Goethes Faust auf deutschen
Universitäten ein gewöhnlicher Gegenstand der Vorlesungen.
Kein Gedicht erreichte in Deutschland die Popularität des
Faust; die Nation verhandelte über ihn, bildete sich an
ihm, erkannte sich in ihm wieder: Stellen aus dem Faust
gingen in das allgemeine Leben der Sprache zurück, aus
^ sie aufgestiegen waren, das heisst, sie wurden sprich-
Uch. Sentenzen daraus fixirten sich als Autaritäts-
Aus Victor Hehns Vorlesukgen über Goethe. I^I
formeln^ mit denen diese oder jene Meinung belegt wurde;
unzählige Schriften, Kapitel schmückten sich mit einem
Motto aus Faust. So lässt sich Faust in seinem Verhältniss
zu der Nation mit Dante und Homer vergleichen; nur
dass Dante darin ein gewaltigeres Bild ist, dass er am
Eingang einer modernen Sprache und Nationalität steht,
welcher er wie ein staatengründender Heros als Ahnherr
vorsteht und Homer in einer harmonisch geschlossenen,
künstlerisch jugendlichen Epoche des Menschengeschlechtes,
wie die griechische war, in einem ganz anderen Maasse
Allen Alles sein konnte, als dies in einer individuell ver-
einzelten und gespaltenen, auseinandergehenden Zeit, wie
die unsrige, irgend einem Dichter möglich ist.
Intermezzo.
(S. die Vorbemerkung.)
Goethes Faust gilt, trotz seiner Popularität, für ein
dunkeles, der Erklärung bedürftiges Gedicht. Dunkel kann
ein Gedicht in mannigfacher Weise sein. Ein Dichter wie
Homer, der die lauterste, einfältigste Menschensprache redet,
ist doch überall wiederum ein Produkt besonderer Zeit- und
Volksweise; liegt nun das Jahrhundert, auf dessen Boden
die Dichtung wuchs, mit Sprachen, Sitten, historischen
Umstanden uns so fem, wie der Homer, so muss gelehrte
Bildung, ein archäologischer, philosophisch-kritischer Com-
mentar, uns den Besitz dieser individuellen Voraussetzungen
vermitteln. Ohne Kenntniss z. B. der griechischen Mytho-
logie wird uns jede griechische Tragödie, jedes lyrische
Gedicht unverständlich sein. Diese Schwierigkeit fällt nun
bei einem Dichter, wie Goethe, weg; er lebte ja unter
uns, sprach unsere Sprache und sein Boden war das geistige
Schicksal unseres eigenen Jahrhunderts. Nun kann aber
auch der heutige Dichter seinen Stoff aus einer entlegenen
Region wählen; er kann uns z. B., wie Goethe im Faust,
in das Zeitalter der Reformation, in die Sphäre des Zauber-
glaubens führen, dessen Einzelheiten nicht mehr im all-
gemeinen Bewusstsein leben; hier ist nun schon hin und
wieder Erklärung nöthig, etwa wie in dem alexandrinischen
Zeitalter Homer nicht mehr ohne Commentar gelesen
werden konnte. Zwar wird der wahrhafte Dichter, auch
wenn er uns in die weiteste Fremde führt, uns diese in
ihrem wesentlichen Geiste durch unmittelbare Beseelung
nahe rücken, z. B. wenn Shakespeare uns mitten unter die
ungeheueren Menschen und Verhängnisse der römischen
Republik (in seinem Julius Cäsar) versetzt, Goethe in seinem
Egmont Charakter und Sitten der Niederlande, Schiller das
aus aUer Herren Ländern zusammengewürfelte Lager Wallen-
132 Abhandlungen.
Steins vorfiihrt. Hier ist die ganze Zeitphysiognoniie durch
sieb selbst deutlich, auch ohne historische Dtudien. Dennoch
werden auch dort Einzelheiten und Aeusserlichkeiten übrig
bleiben, die zwar eben die Darstellung völlig concret machen»
und die eine besondere Kenntnissnanme erfordern. — Aber
eine andere, dritte Art Dunkelheit, die gleichfalls möglich
ist, trifft noch naher unser vorliegendes uedicht. Wir leben
nämlich nicht mehr in dem goldenen Zeitalter, wo eine
gleiche Bildung alle Einzelnen umschloss, wo Jeder ein
Ganzes und dem grossen Ganzen gleich war; die einzelnen
Seisti^en Richtungen sind bei uns getrennt, dem Einen ist
ie eme, dem Andern die andere zugefallen, unser Leben
zeigt die verschiedensten Bildungsstufen, unsere Poesie ist
wesentlich Kunstpoesie. Darum kann ein Gedicht geistige
Zustände zum Inhalt haben, die nur Wenigen zugänglich
sind, weil nur Wenige die Höhe erstiegen haben, wo jenes
innere Schicksal erst beginnt. Wie will derjenige Fausts
tiefes Ringen nachempfinden, der nie von Zweifeln über die
letzten Gründe der Dinge geängstigt worden? Wie will
der gewöhnliche Alhagsmensch, der nie an dem harten
und eckigen Widerstände der Welt die Flügel seiner
idealen Hoffnung sich zerrissen, der im Gegentheil sich
schnell behaglich in ihr eingerichtet hat. wie will er die
Trauer des phantasievollen Genius über die Beschränkung,,
die enge Bedingtheit der realen Welt, die kein Ideal duldet,,
mit Mitleid und Verständniss theilen? Wer nie den Wissens-
und Anschauungsdurst in sich empfunden, das Pathos der
Theorie, das uns nach unmittelbarer Erfassung der Wahr-
heit und des Göttlichen drängt, das uns das Wesen aller
Dinge, den allgemeinen Lebensquell der Natur, das überall
entfliehende Unendliche mit unserem Ich , mit unserer
innersten Enipfindung eins werden zu lassen treibt, wie soll
der ein Gedicht verstehen, das ganz auf dem Gegensatz:
des Unmittelbaren und der Vertnittelung ruht? Er wird es
so wenig, als Wagner den Faust versteht. Selbst diejenigen
Theile des Gedientes, die blos Lebensbilder sind und die
durch die sprechende Naturwahrheit in jedem Zuge auch
den philosophisch nicht gebildeten Leser entzücken, wie
Auerbachs Keller, die Spaziergänger vor dem Thor, Figuren,,
wie die ahe Kupplerin Martha, der Soldat Valentin, oder
die bimmlisch schöne Liebesepisode, selbst diese Scenen
erhalten ihr rechtes Licht doch erst, wenn man sie mit der
düsteren Unruhe Fausts und seinem inbrünstigen Streben
nach unendlichen Gütern in Verbindung bringt. Nur dem«
jenigen also, der denkend und sinnend in die Tiefen philo-
sophischer Probleme sich versenkt hat, der auf der Höhe
modemer Bildung steht, wird das Gedicht seine ganze
Aus Victor Hehns Vorlesungen über Goethe. 133
Bedeutung aufschliessen können — für die Uebrigen wird
es Dunkelheiten haben, wie sie Homer für seine Zeit nicht
haben konnte.
Eine andere Art Räthsel, die das Gedicht bietet, ist
nicht dem Mangel auf Seiten des Lesers, sondern vielmehr
des Dichters zuzuschreiben. Ich meine die eingeschobenen
satirischen Zeitanspielun^n in der Hexen- und Brocken-
scene, in Oberons und Titanias goldener Hochzeit. Sie
haben mit dem Gedicht und seiner Idee nichts zu thun
und sind rein heterogene unorganische Einschiebsel, durch
welche Goethe leichtsinnig genug war, sein Gedicht zu
entstellen. Wenn auch der weite Rahmen, der fragmen-
tarische Charakter desselben den mannigfachsten, wider-
sprechendsten Gruppen des Lebens, oft nur in andeutender
S^kizzining^ den Eingang gestattete, so konnte Faust doch
nicht ein Collectaneen-Hett sein, wo sich allerlei poetische
Kleinigkeiten, Xenien, satirisch -epigrammatische Reime,
Einfälle des Tages, Verstimmungen, literarische Feindschaften
u. dgL sammeln liessen. Sie betreffen so zufällige, so
vorübergehende und persönliche Verhältnisse, dass hier
allerdings ein Commentator nöthig ist, der uns sagt, dies
betrifft diesen Vorfall des Weimarschen Lebens, jenes geht
auf Lavater oder auf Nikolai in Berlin, hier ist Mieoing,
der Theatermaschinist, gemeint u. s. w. An mancher Stelle
dieser Art wird auch der gelehrte Literator nicht mit
Sicherheit die Absicht des Dichters errathen; sie sind ge-
flissentlich dunkel, eine Mystifikation des Dichters. Sie zu
deuten, gehön eigentlich nicht zur Erklärung des Faust:
am besten, man ignorirt sie ganz. Alles dies ist nur vom
ersten Theil des Faust gesagt, denn was den zweiten be-
trifft, so ist dieser der eigentlich dunkle. Er ist dunkel
durch seine Kbrperlosigkeity durch das Unvermögen des
greisen Dichters, ein poetisch Lebendiges zu zeugen.
Liebhabereien, gewöhnliche Gedanken, allgemeine und ganz
pafticüläre Angelegenheiten verstecken sich dort hinter
gesuchter mystisch - allegorischer Verhüllung. Aber die
schon in früneren Jahren hin und wieder hervortretende,
mit dem Alter sich steigernde Neigung Goethes, den Ge-
danken hinter einem Wortgeheimniss zu verbergen, halb
ernsthaft, halb schalkhaft die Menge mit Rätnseln zu
necken, kulminirt wahrhaftig im zweiten Theil des Faust.
Alles ist dort maskirt; Alles führt nur ein Scheinleben,
Alles ist verflüchtigt. Die zu Grunde liegenden abstrakten
Begriffe, der prosaische Sinn muss errathen werden, und
hat man sich seiner bemächtigt, so lohnt es meistens der
Mühe nicht. Man bedauert nur, dass uns der Dichter seine
Gedanken über Lord Byron (denn dieser steckt bekanntlich
134 Abhandlungen.
im Euphorion) über Klassik und Romantik, über die Ent-
stehung der Gebirge durch Feuer oder durch Wasser, Qber
Papiergeld und dergleichen, nicht in ihrer natürlichen Form,
d. h. in getreuer, verständlicher Prosa mitthcilte, statt sie
in einer Vermummung vorzuführen, mit der weder der
Phantasie — denn dieser wrd nichts Selbstlebendes ge-
boten — noch dem Gedanken — denn dieser erscheint
fetrübt — gedient ist. Die Dunkelheit wird vermehrt durch
ie wesenlose, welke Sprache, die ohne den Kern bestimmten
Inhalts, ohne die markige Ausprägung in allerlei Schaum-
blasen sich kräuselt und eigentlich ein Nichts umspinnt,
so dass man oft nicht sagen kann, was man gelesen hat.
Eben darum das Gedränge von Interpreten um diesen
zweiten Theil herum, denen hier der schönste Tummel-
platz für ihre Deutungswuth gegeben war. Man kann
nach Vischers Vorgange, die Scnruten über Faust eintheilen
in solche, deren Verfasser ohne tiefere philosophische
Bildung in der Vorhalle dtr Trivialitäten des sogenannten
gesunden Menschenverstandes verbleiben, und in solche, die
vonjüngem der Hegelischen Philosophie herrühren. Wenn
dieErsteren meistens zu ohnmächtig sind, um den eigent-
lichen Gehalt, den innersten Quellpunkt des Dramas, welcher
ihnen zu tieilieEt, zu erreichen, so zeigen sich die Andern
meistens als orthodoxe Scholastiker, 6. h. sie verhalten sich
nicht kritisch und objeaiv aufnehmend zu dem Gegenstände
(d. h. dem Drama Faust), sondern sie setzen ohne ^Veiteres
voraus, dass er vollkommen sei und erörtern bei Gelegen-
heit seiner die Kategorieen der Hegeischen Logik. Sie sonen,
nach Vischers geistreichem Wort, die Scenen und einzelnen
Aussprüche im Faust als Pflöcke eines Kleiderrechens an,
an denen sie ihre philosophischen Exkurse aufhängen.
Wenn sie schon beim ersten Theil an den herrlicTien
concreten Scenen, wo des Lebens Lust und Leid so unbe-
fangen in treuer Eigenheit uns vor die Augen tritt, nicht
verweilen können, ohne, die Anschauung in Alleeorie
zergehen zu lassen, wenn also auch im ersten Theil das
Deuten bis zum Aberwitzigen geht, der Trinker in Auer-
hs Keller auf die zweite schlesische Schule gedeutet
s Lämpchen soll die seichte Verstandesaufklärung be-
iten), so ist der zweite Theil wie geschaffen dazu, das
ethescbe Wort wahr zu machen:
Im Auslegen seid frisch und munter
Legt ihr's nicht aus, so legt was unter.
Selbst die besten Schriften über Faust, wie die von
lisse (Kritik und Erläuterung des Goetneschen Faust,
pzig i8)7), die von Rötscher über den zweiten Theil
Aus Victor Hehns Vorlesukgen Ober Goethe. 135
des Faust (Rötscher, Abhandlung zur Philosophie der Kunst.
Heft III. Der zweite Theil des Goetheschen Faust nach
seinem Gedankengehalt entwickelt. Berlin 1840), sind von
dem Vorwurf übenrieben künstlicher Interpretation, die
in Allem Alles findet, nicht freizusprechen. §ie haben ein
viel zu lebhaftes philosophisches Interesse und ein zu ge-
ringes ästhetisches. Das erstere treibt sie zu rasch auf aen
Betriff los, d. h. diese Scholastiker construiren den ideellen
Genalt einer Naturerscheinung, einer historischen That,
eines Kunstwerks u. s. w. ehe sie das betreffende Object
in seiner empirischen Existenz recht kennen gelernt haben.
Erfüllt und begeistert von der Allmacht und All^egenwart
der logischen idee, führen sie diese in den Gegenstand
ein, ehe sie auf dem Wege der Erfahrung und kritischen
Forschung noch wissen, welches dessen Bestimmtheit ist.
Dies Verehren hat die Naturphilosophie bei den Empirikern
in so schlechten Credit gebracht: man construirte meta-
physisch das Planetensystem, das Licht, den Organismus,
Elektricität und Galvanismus und jede neue Entdeckung
der empirischen Naturforschun^ stürzte die philosophischen
Wolkenschlösser um. Ebenso m der Geschichtsphilosophie.
Eine in irgend einem Archiv gefundene Urkunde, die ein
neues Licht auf eine historische Thatsache warf oder, was
früher für Thatsache galt, als Erdichtung aufwies, vereitelte
die in dem angeblichen Factum angescnaute Dialektik des
Weltgebtes, und der tiefsinnige Nachdenker des in der
Weltgeschichte treibenden Gedankens ward als Thor ver-
lacht. Ebenso auf ästhetischem Gebiet. Wie die genauste
Naturkenntniss,die genauste empirische Geschichtsforschung
das nothwendige pnus für die denkend begreifende Wissen-
schaft dieser Gebiete ist, so verlangen wir von dem Er-
klärer eines Kunstwerks, dass er dieses in seiner eigenen
Natur mit aller Macht der Schönheit und der bestimmten
Schönheit auf sich wirken lasse, dass er es, wie es in un-
trennbarer Einheit der Idee und de$ Bildes von der Phantasie
eingegeben ist, so auch mit der Phantasie aufnehme und
sich zuerst rein geniessend verhalte. Hat er sich so des
Gemäldes, Gedichtes u. s. w. bemächtigt, dann erst ma^ er
die in der schönen Gestalt ganz verschmolzenen beiden
Elemente, die Idee und die sinnliche Erscheinung, durch
den künstlichen Process der Kritik scheiden, das allgemein
Ideelle, das Sittliche und Logische aus der individuellen
Concretion lösen und, was dort sinnlich-wirklich erschien,
als rein Allgemeines, als Gedankenkunstwerk construiren.
Denn philosophisch soll jede Kritik, jede Auslegung sein,
aber ästhetiscn-philosophisch, d. h. der Kritiker wird nicht
nur den Gedankengehalt richtig herausschälen, sondern diesen
136 Abhandlukgen.
auch verfolgen, wie er das thätige Prinzip, die bewegende
Seele des vorliegenden poetischen Organismus ist, wie die
Idee die Theile nerausgesetzt hat, wie sie sich auf diese
bestimmte Weise sinnuch und individuell entäussert hat,
welche Wege die geniale Phantasie einschlug um mit
Zaubergewalt in einem bes^renT^ten Dinge und Moment die
Sanze Unendlichkeit eines AUgemeinen zu fassen. Dazu gehön
enn auch die sogenannte Iristorische Kritik eines Dicht- oder
Kunstwerks, d. h. Aufzeigung der empirischen Bedingungen,
die ein solches Werk von diesem Zeitpunkte, von diesem
Dichter u. s. w. möglich machten, ferner die Betrachtung
des rohen Stoffes, wie der Dichter auf ihn fiel, was der
Stoff ihm entgegenbrachte u. s. w. Beide Endpunkte.
Ergreifung des innersten ewigen Logos der Dichtung und
Darstellung der Abhängigkeit ihrer Entstehung von äusseren
Umständen, die ihr diese bestimmte Färbung gaben, ge-
hören auf gleiche Weise zu dem Geschäft des nach-
construirenden Kritikers. In den Deutungen der Hegel-
schen Schule finden wir nun zwar häufig auf Beides Rück-
sicht genommen, aber so, dass beide Gesichtspunkte abstract
auseinander gehalten werden, d. h. diese rhilosophaster
fehen schnell auf die Idee los, nämlich auf die mitgebrachte,
ie ihnen aus der Hegeischen Logik, Religionspnilosophie
und Rechtsphilosophie geläufige, ohne durch nüchterne
Kenntnissnanme des ästhetischen Objects sich zu sichern,
dass sie auch wirklich dessen Bedeutung aussprechen; dann
fügen sie unvermittelt und anhangsweise äusserliches histo-
risches Material hinzu. Die Mitte, durch welche Beides
zusammenhängt, der eigentliche Körper des Gedichts ent-
schwindet dem Auge dieser speculativen Hierophanten.
So hat es z. B. Hinrichs mit Goethes Faust wie mit Schiller
gemacht. Wie voreilig construin wird, lehrt z. B. Göscheis
Schrift über Faust. Diese erschien 1824, also vor dem
Hervortreten von dem zweiten Theile Fausts. Göschel,
der nicht blos auf religiösem, sondern auch auf ästhetischem
Gebiet orthodox war, construirt Goethes Faust als vollendete
Gegenwart der Idee, ohne Abzug und Mangel, als das
poetisch Absolute; es war darum auch seine Aufgabe, das
Fragment, wie es damals vorlag, als consequent vollendet,
in sich abgeschlossen und keiner Fortsetzung bedürftig zu
construiren. Als kurze Zeit darauf ein zweiter Theil in
der Welt war, bewies er ebenso wohlgemuth die Noth-
wendigkeit des zweiten Theils als in der Idee begründet.
Echte Freunde der Poesie sind die philosophischen Ver-
fasser der Schriften über Faust nicht. Auch Karl Grün
(Ueber Goethe vom menschlichen Standpunkt. Darmstadt
^846) zeigt wenig Interesse für das specifiscn Poetische
Aus Victor Hehks Vorlesungen über Goethe. 137
in Goethes Werken, namentlich im Faust — er will nur
beweisen, dass Faust (besonders der zweite Theil) der
neuen socialen Lehre entspricht.
Trotzdem kann man nicht sagen, dass Faust die absolut
und in jedem Betracht grösste von Goethes Dichtenhaten
sei. Andere Werke des Meisters sind weit eher echt
classische Kunstwerke zu nennen. Die Iphigenie z. B.
steigt aus nicht geringerer Tiefe auf, aber als vollendeter
Krystall; ihre ätherische Idealität ist durch keinen Hauch
irdischen Dunkels getrübt und keine Schwere des Stoffes
ist zurückgeblieben. Iphigenie ist die wahre Hochzeit Fausts
mit der Helena, die Vermählung der Classik und Romantik.
Auch Hermann und Dorothea ist ein in sich geschlossenes,
in sieb vollendetes Ganze, das zwar nur einen kleinen
Raum umspannt, von dort aber, eben weil die Vorführung
von Idee und Bild in dem einen Punkt gan^ erreicht ist,
eine Perspective in die Unendlichkeit des Universums er-
öShet. Faust liat ein umfassenderes Thema, der Held darin
ist directer ein Repräsentant der ganzen Menschheit, alles,
was sie gequält und w*onach sie gerungen, findet hier
seinen Anklang und Nachhall, aber bei der Weite der Con-
ception ist die poetische Verkörperung immer nur an ein-
zelnen Punkten vollbracht, sie ist eine intermittirende.
fragmentarische; die verschiedenen Lebensabschnitte und
Bildungsstufen des Dichters sind darin niedergelegt, wo-
durch alle Einheit des Stiles verloren sing. Es fehlt auch
nicht an Abweichungen vom ursprünglichen Plan, so dass
nicht blos einzelne Sentenzen, sondern ganze Scenen sich
widersprechen, und w^enn in dem Dichter die Lebensansicht
allmählich eine andere wurde, so musste wohl auch der Faust
davon die Spuren zeigen. Wegen dieser Incongruenz der
Form und der mangelnden Kunstfassung nannte Goethe
selbst, in den fahren des Briefwechsels mit Schiller, das
Gedient ein barbarisches, eine Nebel weit; auch später meint
er noch (bei Gelegenheit eines Anikels im Globe), die
griechische Mythologie, als höchst gestaltete, als Verkörpe-
rung der tüchtigsten, reinsten Menschlichkeit, verdiene
mehr empfohlen zu werden, als das hässliche Teufels- und
Hexenwesen, das nur in düsteren ängstlichen Zeitläufen
aus verworrener Einbildungskraft sich entwickeln und in
der Hefe menschlicher Natur seine Nahrung finden konnte.
Auch Schiller spricht verschieden davon, einige Mal ziemlich
kühl; überhaupt finden wir nicht, dass das Gedicht gleich
1790, wo das erste Fragment erschien, ein lebhaftes Inter-
esse erregt hätte. Freilich brauchte die Nation überhaupt
Zeit, das, was sie an Goethe besass, zu schätzen, sie lernte
erst allmählich echte Poesie von wohlgesetzter, mit Metaphern
138 Abhandlungen.
aufgeputzter Didaktik und Rhetorik unterscheiden. Als
Goethes Genius in den ersten zehn Jahren seines Aufent-
haltes in Weimar in der höchsten Machtfülle stand, da
umgab ihn kein Jubel der Nation , keine Anbetung, wie
später, die ihn ermuntert, aus träumender Weichlichkeit
zu poetischem Schaffen gedrängt hätte, und als er ein
Genius war, dessen Zeugungskraft fast versagte, da war
er der Abgott, und vielfach von Aussen sollicitirt, dichtete
er matte ronsetzungen früherer Werke, wie W. Meisters
Wanderjahre und Faust zweiten Theil. Die sogenannte
romantische Schule war es, die das Verdienst hatte, Goethes
Grösse der Nation zum Bewusstsein zu bringen ; sie zählte
ihn unter die seltenen ewigen Genien, deren die Welt nur
wenige gesehen hat. die nur nach Jahrtausenden kommen ;
auf den Faust aber Ie£te diese Schule noch keinen beson-
deren Nachdruck, sie nielt vielmehr den Wilhelm Meister
für das Fundamentalwerk.
Eigentlich waren es zuerst die Philosophenschulen, die
gerade den Faust in den Brennpunkt des Goethischen
Dichtens rückten. Schon Schellin^ berief sich auf ihn in
seinen Vorlesungen über die Methode des academischen
Studiums; Scheiling fand im Faust jene lebendigere An-
schauung der Natur, die seine eigene Naturphilosophie
erstrebte. Hegel gehörte zu Goethes innigsten Bewunderem
und liebte es, Stellen aus Goethes Dichtungen zu citiren;
und so ward es Dogma in der Hegeischen Schule, Goethes
Dichtung und Hegels Philosophie tur eins zu halten. Natür-
lich musste der metaphysische Gedanke des Faust, die
Blicke der Schule vor allen Dingen an sich ziehen. Aus
Faust redete nun der heilige Geist selbst, er wurde speculativ
gedeutet und umgedeutet. Selbst auf die Bühne versuchte
man das Faustdrama zu bringen, welches in seiner rha-
f)sodischen Form, mit dem raschen Scenenwechsel, den
angen lyrischen Monologen aller theatralischen Darstellung
zu spotten geschienen natte. Am 28. August 182^, an
Goethes achzigstem Gebunstag, wurde der erste Theil mit
einigen nothwendigen Verkürzungen, nach einer Eintheilung.
die Ludwig Tieck gemacht, zum ersten Mal in Weimar und
einigen anderen deutschen Bühnen aufgeführt; später kam
er auch auf die Berliner Bühne und seitdem sind die Rollen
des Mephisto und Gretchens die Triumphleistungen der
grössten Schauspieler und Schauspielerinnen Deutschlands
geworden. Ueber die AufRihrung des Faust auf der kleinen,
aber vortrefflichen oldenburgischen Hofbühne haben wir
einen interessanten Bericht von JuHus Mosen und A. Stahr
om Jahre 1845.
Aus Victor Hbhks Vorlesungen über Goethe. 139
Es liegt dies Missgescbick der Dichtung wohl darin,
dass derjenige, der ihre Allgewalt unbefangen erfährt und
sie in seine innerste Enipfindung umsetzt, nicht geneigt ist.
dieses £an:(e Gefühl kritisch zu tneilen und zu zenegen, und
so aus dem Elemente des poetischen Genusses in das herbere
des Gedankens überzugenen. Daher es mehr die Denker,
die Politiker, die Religiösen sind, die am Faust herum-
erklart haben. Ich bemerke nur noch, das Goethe selbst
in späteren Jahren den ersten Theil des Faust für dunkel
erkläne (zu Eckermann) und dies Dunkel daher ableitete,
dass das Gedicht aus einem etwas dunkelen Zustand des
Individuums hervorgegangen.
Gewiss war dem jungen Goethe nicht Alles, was im
Faust steht, in der Deutlichkeit des Ferstandes vor Augen,
es sprach die Muse aus ihm, die Manie, d. h. die Dichter-
begeisterung, die mit kindlichem Munde goldene und tiefe
Worte redet, während der alte Geheimrath, wenn er im
zweiten Theil allegorisirte, sich selbst in seinen Reflec-
tionen und Absichten äusserst klar war und nur für das
Publikum um die Prosa dieser Absichten und Anspielungen
ein mystisch-symbolisches Dunkel verbreitete.
3-
Zu DEM Gedichte Ilmenau
3. September 1783.
VOK
Rudolf Hildebrand.
Bas vielgelesene und vielgeliebte Gedicht, das so
T recht mit im Mittelpunkte von Goethes Welt steht,
I so weit sie der gebildete Deuuche möglichst zu
setner eigenen macht, hat doch auch seine Schwierigkeiten,
die noch Arbeit geben. Dabei geht es ihm ähnlich wie
dem Tasso, dass über der leuchtenden Schönheit und Kunst
des geistreichen Vortrags der bittere Ernst leicht überhört
und nicht geschmeckt wird, aus dem das Ganze entsprungen
und von dem es eingegeben ist.
Mir ist nun, als icn das Gedicht zum letzten Mal zu
erklären hatte, eine Stelle aufgestossen, bei der ich ein
leises Bedenken immer gefühlt, aber nie deutlich bemerkt
hatte. Es sind die »alten Reimeo in Vers 22 nach dem
Grusse an das Ilmthal (bei Ilmenau und Kammerberg].
Mit Dank für die Auffrischung des Lebens, die er dort
oft geholt, wie er sie jetzt wieder sucht, gedenkt er auch
des Elends, das dort auf die kleinen Leute druckte und
auch ihn mit Gedanken auf Abhülfe genug beschäftigte.
Er malt das Elend kurz und doch genügend, um herz-
bewegend zu sein, (der Zug gehört ganz wesentlich zum
Zweck des Ganzen) doch mit der rednerischen Wendung,
dass er das jetzt vergessen wolle.
Zu DEM Gedichte Ilmenau ^. September 178.3. 141
Denn es ist des Herzogs Gebanstag, heute soll alles
leuchten im Lichte der Vollendung (wie ein »neues Eden«),
das in HoffiMing und Glauben vorausgenommen wird:
Verjüngt euch mir, wie ihr es oft gethan,
Als fing ich heut ein neues Leben an —
Das neue Leben ist aber nicht für ihn allein gemeint,
sondern zugleich, ja mehr noch für den Herzog, für dessen
Gedeihen er sich wie verantwortlich fühlte. Dieses neue
Leben, auf den Herzog besonders bezogen, kehrt ja später
ausdrücklich wieder. Es sind »Träume«, in denen er das
neue Leben für Herzog und Land vor sicn schweben sieht,
aber Berg und Wald nelfen ihm dabei:
Ihr seid mir hold, ihr gönnt mir diese Träume,
Sie schmeicheln mir und locken alte Reime. —
Was soll das heissen? nicht: sie locken mich zum
Dichten, wie vormals, wie man es bei ungefährer Auf-
fassung wohl nehmen kann, das wären ja neue Reime. Es
kann wohl nur heissen : sie locken , winken oder rufen
alte Reime herbei, d. h. früher Gedichtetes, das nun wieder
dem Augenblick gemäss ist und das er vorräthig hat. '
Ich glaube, die alten Reime liegen im Gedicht selbst
vor. Goethe hatte sie vorräthig liegen unvollendet (s. nach-
her) und konnte sie nun verwenden, obschon sie auf die
nunmehrige Sachlage in ihrer Hauptsache eigentlich nicht
mehr passten. Es ist die Jagdscene im nächtlichen Walde,
die in den Gedankengang von 1783 sich mit einfügen Hess.
Sehen wir genauer zu, so wird sich wohl herausstellen,
warum das Stück älter als 1783 sein kann oder muss,
vielleicht auch, warum es damals unvollendet liegen blieb.
Es handelt sich im Ganzen wesentlich um den Herzog
und die Entwickelung seines Wesens, das dem Dichter und
Freunde Kummer genug machte. Man sieht das in den
im tiefsten Vertrauen geihanen gelegentlichen Aeusserungen
in den Briefen an Frau von Stein. Da heisst es am
16. Juni 1783 aus Wilhelmsthal : »Der Herzog ist auf sehr
guten Wegen, wir haben über viele Dinge gar gut ge-
sprochen; es klärt sich vieles in ihm auf und er wird
gewiss in sich glücklicher und gegen Andere wohlthätiger
werden.<c Dagegen klingt es noch im Jahre 1782 ganz
' Suphan in seiner Abhandlung »Ilmenau«, in der Festschrift zum
8. October 1892, S. 58 des Sonderdrucks, denkt dabei an die Verse
vom 3. August 1776. (Was weiss ich, was mir hier gefällt, u. s. w.)
Aber da wäre doch eine bestimmte Andeutung oder A^pielung nöthig
gewesen, wenn auch der Herzog sich jener Verse hätte erinnern sollen;
auch will »locken« doch nicht zu dieser Erinnerung passen, es sagt
mehr.
142 Abhakdlungck.
anders in einem Briefe vom 27. Aug. 1782: »Der Herzog
ist wacker und man könnte ihn recht lienen, wenn er nicht
durch seine Unarten das gesellige Leben gerinnen machte,
und seine Freunde durch unaufhaltsame Waghalsigkeit
nöthigte über sein Wohl und Wehe gleichgültig zu werden.
Es ist eine curiose Empfindung, seines nächsten Freundes
und Schicksalsverwandten Hals und Arm und Beine tätlich
als halb verloren anzusehn und sich darüber zu beruhigen
ohne gleichgültig zu werden. Vielleicht wird er alt und
grau, inde^s viele sorgliche abgehen.«
Da haben wir, kaum durch ein Jahr getrennt, den
Herzog wie in zweierlei Gestalten. Der aus der ersten
Briefstelle ist der in unserm Gedichte, soweit es dem Jahre
1783 angehört:
Ein neues Leben ists, es ist schon lang begonnen (V. 165).
Die zweite Briefstelle aber zeigt den Herzog, wie er in der
sog. Episode des Gedichts (Goethe selbst nannte das Stück
so gegen Eckermann) sich zeigt:
Hier ist zu schweigen und zu leiden Zeit (V. 95),
die düsterste, hoflfnunesloseste und erdrückendste Stelle in
dem ganzen langen Bude : hier bleibt nur stummes Dulden
übrig. Wenn es m dem Briefe von 1782 heisst, dass der
Herzog durch seine Unarten das gesellige Leben gerinnen
mache, so ist der Fall gemeint, aass eme solche »Unarta
(der Ausdruck ist noch mild gewählt) in einem geselligen
Kreise alles Leben wie mit einem elektrischen Schlage
lähmt, so dass alle Rede verstummt, bis einer sich ermannt
und zuerst wieder etwas Gleichgültiges zu sagen sich ge-
traut. Wie bös Goethe unter dieser unartigen Art des
Herzogs litt, zeigt in erschreckender Weise eine Aeusserung
gegen Frau von Stein 27. Apr. 1781: »Hierbei ist eine
Epistel. Wenn Sie meinen, so schicken Sie das Blatt dem
Herzog, reden Sie mit ihm und schonen Sie ihn nicht.
Ich will nichts als Ruhe und dass er auch weiss, woran er
ist. Sie können ihm auch sagen, dass ich Ihnen erklärt
hätte, keine Reise mehr mit ihm zu thun!« — also eine
Stimmung und ein Verhältniss dem Bruche nahe: »ich
will nichts als Ruhe,« d. h. ich halte es so nicht mehr aus.
Der Einfall liegt nahe, ob wohl diese sog. Epistel unser
eingeschobenes Stück sei? Aber wenn auch mancher Zug
zu der Annahme stimmt, lässt sich das doch von dem
Ganzen nicht sagen. Dagegen liegt vielleicht einZeugniss
für das fragliche Stück vor in einem Briefe Goethes an
Herder ohne Datum, den Suphan a. a. O. S. 32 beibringt,
indem er ihn allerdings »nach sicheren Kennzeichen« m
den December 1783 setzt. Da heisst es: »Hier schick ich
Zu DEM Gedichte Ilmenau 3. September I78^ 14^
Dir, was Du wohl noch nicht gesehen hast. Ich konnte
es nicht einmal endigen, geschweige durcharbeiten, des-
wegen fehlt den Versen noch hier und da das Runde und
Glatte. Du nimmst vorlieb.«
Suphan will darin unser Gedicht sehen. Aber Goethe
kann doch dem Herzog ein Gedicht, das so ^anz eigentlich
für ihn und auf ihn berechnet war, mit so schwer-
wiegender Bedeutung nicht so unfertig vorgelegt haben,
dass er Herdem bitten muss, vorlieb zu nehmenf
Aber auf die »alten Reime«, wie man sie sich denken
darf, passt die Aeusserung. Sie konnten wohl das be-
friedigende versöhnliche Ende nicht haben, wie es dann
178) möglich, damals aber dem Dichter wohl noch zu
schwer zu finden und doch auch nothwendig war, das
Gedicht konnte nicht »geendigt« sein. Allerdmgs ist in
den alten Reimen in der Mitte eine Lücke, auf die aber
doch der Ausdruck endigen nicht passen will und die auch
den Dichter nicht hätte abhalten müssen, das Gedicht dem
Herzog vorzulegen.
Wir haben nämlich nun ausser dem Druck in den
Werken 181 5 zwei ältere gleichzeitige Quellen, eine von
Goethes eigner Hand, von C. A. H. Burkhardt mitgetheilt
im Jahrbucn 7, 267 tf., die andere von Fräulein von Göch-
hausen| (von jener unabhängig^ die Suphan vorlag. Da
zeigt sich nach V. 76 eine Lücke, die späterer Ausfüllung
voroehalten wurde. In Goethes Handschrift steht nach
jener Zeile ein etc. etc. (S. 270), bei der Göchhausen aber
(Suphan S. 30) »Fortsetzungszeichen p. p. p. p.« einge-
tragen in einen Zwischenraum, der gelassen ist. In beiden
Quellen stehen aber dann noch zwei Zeilen, die im Druck
weggelassen sind:
Indess ein Alter äussre Weissheit zeigt.
Bedächtig lächelt und bescheiden schweigt.
Was auch dabei noch zu fragen bleibt, eins ergiebt
sich daraus : Der Dichter hatte es auf eine kleine Galerie
von Charakterbildern aus der Jagdgesellschaft abgesehen,
mit der er doch bei Seckendon einstweilen erlahmte und
die Fortsetzung aufschob. Der Plan bewegte sich in einer
beliebten Richtung der Zeit, die einen innersten Faden der
damaligen Entwickelung darstellt, nämlich in der Neigung,
aus der Wirklichkeit gegebene Charaktere scharf zu zeichnen
oder wie der aus oem Französischen entlehnte Ausdruck
sagte, von bedeutenderen Menschen »den Charakter zu
' Die Ueberschrift lautet da: Dem Herzog von Weimar zum
Geburtstage. Ilmenau, d. 3. SepL 1783. (Suphan S. 4.)
144 Abhandlungen.
machen«.' Berechnet war das Ganze als passende Einlei-
tung und Ueberleitung zu dem, was als Kern des Ganzen
gedacht, zum Charakterbilde des Herzogs, das ihm als
vorgehaltener Spiegel dienen sollte, dass er in sich ginge,
wie der Dichter daoei Gelegenheit nimmt, auch sich selbst
scharf zu spiegeln und ein wenig in sich zu gehen, als
wollte er damit dem fürstlichen Freunde ein Beispiel geben.
Auch die alte Form des Gedichtes, darf man ver-
muthen, war schon für den Geburtstag des Herzogs be-
stimmt, es wird sich wohl finden lassen, für welches Jahr
etwa; aber er »konnte es damals nicht endigen«. Das
Ende, das er ihm nun geben konnte, nimmt man am besten
mit V, 156 an, »Verschwinde, Traum!« Von da an er-
klingt das Ganze in einem völlig andern Tone, vorher ge-
drückt und mit weit hergeholten Trostgedanken (wie das
Bild vom Schmetterling), nun auf einmal hochfreudig, in
aller Hoffnung hochgreifend und einlenkend in die Gedanken
von einem neuen Eden und einem neuen Leben, mit denen
er die »alten Reime« neu eingeleitet hatte.
Wirft man aber, was nahe liegt, die Frage auf, warum
der Dichter die alte düstere Fassung nun, nactxdem sie nicht
mehr so nöthig war, nicht einfach fallen Hess, so lässt sich
darauf wohl befriedigend antworten: So ganz werthlos und
nutzlos war das alte Bild doch 1783 noch nicht geworden,
dass es ein Wegwerfen verdiente. Aber hätte es Goethe
im Jahre 1783 erst noch neu machen sollen, so wäre es
sicher nicht so breit düster ausgemalt worden, ja er hätte
vielleicht nicht alles Einzelne mehr so zur Hand gehabt,
während das Vorliegende ganz wie aus unmittelbarer Gegen-
wart herausgenommen klingt.
Wir haoen aber damit etwas gewonnen, das wohl
einzig in seiner Art ist, und neben seinem dichterischen
Wertne zugleich si^ich und sittengeschichtlich allerhöchsten
Werth hat. Wo ist denn wieder ein Fürst, ^er so mit und
über sich reden lässt? Wo ein Dichter und Unterthan, der
mit seinem Fürsten so zu reden das Herz hat? Es gehörte
von beiden Seiten eine Grösse der Seele dazu, die zur
höchsten Bewunderung reizt. Das Ganze bewegt sich aber
zugleich im besten Geiste unseres achtzehnten Jahrhunderts,
unseres grossen Jahrhunderts, das uns so viel an ihm zu
lernen hinterlassen hat. Gerade die »Grösse der Seele«,
nicht im Sinne des Geniewesens, sondern im allgemein
menschlich-sittlichen Sinne, dass jedem Einzelnen der Keim
* Ich darf wohl auf einen Aufsatz von mir verweisen, in dem
ich den Gegenstand genauer dargestellt habe, in Lyons Zeitschrift für
den deutschen Unterncht 6, 457 ff.
Zu DhM Gedichte Ilmenau 3. September 1783. I45
dazu von Gott und Natur in die Seele cesenkt war, §rade
die Grösse der Seele ist einer von den leitenden Begriffen,
denen man wie aufgesteckten Sternen folete. Uns jetzt ist
das alles so fern getreten, dass wir Mühe haben, es zu
verstehen. — Solche Sterne in der Geisteswelt, haben wir
sie denn noch? Von Klopstock Ter ist beim Aufstecken
jener Sterne der Fleissigste und Wirksamste gewesen) haben
wir einen Aufsatz »Von der wahren Hoheit der Seele«,
der über die Sache am raschesten Licht geben kann.
AVie da Goethe mit dem Herzog verfährt und doch
zugleich mit sich selbst, so nahm er es auch von Freunden
in Anspruch, z. B. in einem Briefe an Lavater v. J. 1781 :
»Schliesslich bitte ich dich fonzufahren, mir mit deinem
Geiste und deiner Art wohl zu thun und nützlich zu sein,
und mir, wenn du etwas über oder wider mich weisst,
es nicht zu verhehlen.« (Briefe an Lavater S. 152.) Und
an die Frau von Stein am 21. Juni 1783 : »Ich bitte Dich,
1'a mich nicht zu schonen, wenn Du etwas auf dem Herzen
last,« er hatte sich ja förmlich in ihre Zucht und Er-
ziehung gegeben, dass sie sein Wesen von den Schlacken
des Geniewesens reinigen hülfe. Wie hoch und weit er
dabei greifen konnte, wenn es einmal galt, den Herzog aus
der Enge seiner Irrgänge in freie Hone über sich, über
sich selbst und die niederen Verhältnisse hinauf zu neben,
davon ^iebt eine Meldung an die Freundin vom 21. Sept.
1780 em merkwürdiges Bild, das doch hier zu gut in den
Zusammenhang passt: »Da ich zu Werke ^g, Ihnen ein
hübsch und neu Lied aufzuschreiben, kam oer Herzog, und
wir stiegen, ohne Teufel oder Söhne Gottes zu sein, auf
hohe Berge, und die Zinnen des Tempels, da zu schauen
die Reiche der Weh und ihre Mühseliglceit und die Gefahr,
sich mit einemmal herabzustürzen. Machdem wir uns dann
ganz bedächtlich entschlossen, stufenweis von der Höhe
nerabzusteigen und zu übernehmen was Menschen zujge-
schrieben ist, gingen wir noch auf den anmuthigen Spazier-
gängen heroischerBeispiele und geheimnissvoller Warnungen
herum, und wurden von einer solchen Verklärung um-
Eeben, dass die vergangene und zukünftige Notn des
ebens und sein Mühen wie Schlacken uns zu Füssen b^
und wir im noch irdischen Gewand schon die Leichtifikeit
künftiger seliger Be£ederung durch die noch stumpfen Kiele
unserer Fittige spürten.« Da sieht man den Herzog in
des Dichters Schule, der doch selbst da mehr als Dichter
ist (übrigens nicht ohne Klopstockische Farbe), man sieht
aber auch, wie der Herzog dem hochfliegenden Freunde
doch folgen kann, es wenigstens lernt. Uebrigens muss
ich da noch einmal mit Klopstock kommen. Gerade von
Goim-jABrnBocB XV. lO
146 Abhandlungen.
ihm ging nach tiefem Verfall des Begriffs dieser neue
(und alte; Begriff des Dichters aus, dass er in den höchsten
Höhen zu Hause sei und von da aus auch mit Fürsten und
Völkern so reden könne. Das war auch ein Leitstern
der grossen Zeit, wo ist er hin?
Da ist es aber doch an der Zeit, ja geboten, Klopstocks
noch anders zu gedenken, in besonderer und nächster Be-
ziehung zu dem, wovon in unserm Gedichte eigentlich die
Rede ist. Ich meine den Brief, den Klopstock im Mai 1776
an Goethe richtete, in Betreff des sogenannten tollen
Treibens in der ersten weimarischen Zeit ; es ist da nament-
lich von übermässigem Trinken des Herzogs die Rede,
von dem frühen Ende, dem ihm das entgegenführe; auch
die Herzogin Luise in tiefsten Gram stürzen müsse. Man
liest darin gewöhnlich einen unverantwortlichen Uebergriff
Klopstocks. Aber vom Standpunkt unseres Gedichts aus
sieht jene Mahnung doch wolil anders aus? Gibt es ihr
denn nicht sachlich einfach Recht?
Ich brachte reines Feuer vom Altar:
Was ich entzündet, ist nicht reine Flamme.
Der Sturm vermehrt die Gluth und die Gefahr,
Ich schwanke nicht, indem ich mich verdamme.
Und wenn man in Klopstocks Schritte eme vorlaut
unberufne Einmischung erbhcken will, so gedenke man
bloss der erwähnten hohen Stellung, die er für den Dichter
und sich selbst in Anspruch nahm, und alles sieht anders
aus. Grade die Fürsten auf den neuen Weg zu ziehn,
das sah er als eine Hauptaufgabe für die Neu^eburt des
deutschen Lebens an^ und der Brief lässt durchblicken, dass
er sich auch Goethe m Weimar eigentlich so bestellt dachte,
und dass er damit Goethes eigene Gedanken traf (die uns
nun ja auch sonst klar genug vorliegend das zeigt sich
darin, dass Goethe die Anklage Klopstoclcs gegen sich ge-
richtet fühlte, während fast nur vom Herzog die Rede
war : »Sie fühlen selbst, dass ich darauf nichts zu antwonen
habe. Entweder müsste ich als ein Schulknabe ein pater
peccavi anstimmen oder sophistisch entschuldigen oder als
ein ehrlicher Kerl yertheidigen, und käme vielleicht in der
Wahrheit ein Gemisch von allen dreien heraus« — womit
doch Klopstocks Klage und Sorge im Grunde als berechtigt
anerkannt ist. Dass aber dieser dem jungem Genossen
gegenüber zu der eingenommenen Haltung nicht unberechtigt
war, ja sich dazu völlig befugt fühlen durfte, das zeigt
Goethes äusseres und inneres Verhalten gegen ihn, das
sich z. B. auch ausspricht in der brieflichen Anrede »Lieber
Vater« 1 5. Apr. 1775 (Hirzel, junger Goethe 3, 81). Uebrigens,
Zu DEM Gedichte Ilmenau 3. SeptembCr 1783. 147
nicht zu vergessen, hat auch der Herzog seine Ehre bei
der Angelegenheit: dass Goethe ihm den verhängnissvollen
Brief vorlegen konnte, »es thät ihm einen AugenDÜck weh,
dass es ein Klopstock war«. Das ist denn wieder auch gross.
Es ist uns ja sowohl Schuldigkeit als Gewinn, unsem Grossen,
auch wo sie sich so ins Gehege kommen, in der Weise
gerecht zu werden, dass jedem das Seine wird. Kommt
es doch vor, dass man auch Herder und Schiller unrecht
thut, Goethe zu Gefallen, wie hier Klopstocken geschieht.
Endlich scheint es nicht überflüssig, bei unserm Ge-
dichte nach der Oenlichkeit zu fragen, die dabei wohl
gedacht scheint. Ich kann mich nicht erinnern, die Frage
schon bestimmt aufgeworfen gefunden zu haben. Die
Antwort liegt aber ziemlich nahe. Den Weg dabei kann
der erwähnte Wasserfall weisen. Der Thüringer Wald ist
arm an Wasserfällen, in der hier in Frage kommenden
Gegend gibt es aber nur einen. Das ist im Hintergrund
des Schortethales, das dem Ilmthal zwischen Kammerberg
und Stützerbach parallel verläuft; da bricht der Bach, die
Schone, der Quelle sehr nahe, zwischen einer Felsenenge
hindurch als kleiner Wasserfall ; man nennt es das finstere
Loch. Davor ist eine Breite gelagert, die ursprünglich dem
Holzflössen diente^^ hier aber onenoar der Schauplatz des
lagdstückes ist. Ganz nahe auf der Höhe liegt der Auer-
nahn, ein Gasthaus im Walde, von dem aus der beste
Zugang dorthin ist.
10*
4-
Goethes Erzählung »Die guten
Weiber«.
Von
Bernhard Seuffert.
I. DER INHALT.
Her »Aufsatz zum Damenkalender« mit dem Titel
n »Die ^uten Frauen« ist zwischen dem 22. und
I 27. Juni 1800 von Goethe entworfen worden und
dieser erste Entwurf wurde noch am letzten Tage Schiller
zur Beurtheilung ubersandt. Es mag sein, dass Schiller der
raschen Niederschrift etwas nachhalf mit Rath und That,
so wie es am Schlüsse des Werkchens heisst : die Männer
halfen dem Protocoll der Unterhaltung nach; denn erst
am 10, Juli ging das Manuscript an Cotta zum Druck im
uTaschenbuch für Damen auf das Jahr iSom ab.
Die Tagebücher und Briefe, aus denen sich die Ent-
stehungszeit so genau bestimmen lässt, geben auch Auf-
schluss über die Veranlassung des poetischen Gespräches
und bestätigen so urkundlich das, was in der Rahmen-
erzählung selbst deutlich gesagt ist: Cotta hatte Goethe
um einen Aufsatz zur Begleitung der für den Almanach be*
stimmten Rambergschen Zeichnungen gebeten. Die Kupfer,
in den Deutschen Litteraturdenkmalen 21 (1885) zum ersten
Male nachgebildet, stellen Scenen aus dem Frauenleben
satirisch dar; sechs sind den höheren Ständen entnommen
Goethes Erzählung Die guten Weiber. 149
— der Federschmuck charakterisirt den Stand — , ebenso viele
den minieren und niederen. Goethe erhielt und übernahm
die Aufgabe, den unangenehmen Eindruck, den die Kupfer
vcrmuthlich auf die künftigen Leserinnen des Kalenders
machen würden, »einigermassen abzustumpfen«. Das Thema
war ihm also gegeben und er hat sich zwar nicht daran
ä ehalten, »Gegenbilder der bösen Weiber auf den Kupfern
es diesjährigen Damenalmanachscc zu geben, wie die Ueber-
Schrift des ersten Druckes verspricht, aber er hat doch an
die Bilder angeknüpft^ eines, das unverständlichste, zu er-
klären und zu kritisiren versucht und im Ganzen fünf
Scenen der höheren, zwei der niederen Sphäre erwähnt.
Und noch mehr: Goethe fineirt ein Gespräch über die
Kupfer, in welchem der Wertn von solchen Carricaturen,
die Wirkung von Carricaturzeichnungen überhaupt, die
Grenzen der bildlichen Darstellung satirischen Witzes und
andere Kunstgesetze allgemein abgehandelt werden, in
welchem femer und wieuer allgemein gewendet auch der
Inhalt der vorliegenden Frauencarricaturen durch ethische
Urtheile und durch Betrachtungen über die verschiedene
Lage und Aufgabe der Geschlechter Berücksichtigung findet.
Er hat die Unterredner des Gespräches, wie ich meine,*
nach Personen der Weimarer Gesellschaft frei gestaltet,
wobei die Männer ' deutlicher seinen Freunden nachgebildet
sind ab die Frauen. Dies erklärt sich daraus, dass die
Frauen, die am Gespräche Theil nehmen, wohl zugleich
auch als »Gegenbilder der bösen Weiber« der Bildchen
gelten sollen. Madame Seyton ist in Verbindung mit der
lundeliebhaberin und der Ungetreuen auf den Bildern ge-
setzt; Eulalie vertritt in ihren Schriften das Recht der
Frauen und kann so äusserlich zu der Schriftstellerin auf
einem der Kupfer wie innerlich zu den herrschsüchtigen
Weibern als »gutes« Gegenbild dienen ; und an die letzteren
' Einleitung zu Deutsche Litteraturdenkmale 2i. Vgl. v. Bieder-
mann im Archiv für Litteraturgeschichte Bd. 13. S. 390 f. Düntzers
Widerspruch, Deutsche Nationailitteratur, Goethe Bd. 14. S. 20) macht
Schu*ierigkeiten geltend, die ich theils selbst schon bedacht hatte, ohne
sie für genügende Gegengründe zu halten, theils belanfi;los nennen muss.
' Damit nicht auch ein anderer die unnöthige Untersuchung an-
stelle, will ich anmerken, dass der ein Jahr vor der Abfassung der
Goethischen Erzählung erschienene Briefroman »Marie von Sinclair.
Aus dem Französischen [der Angöli^ue Dutoz], übersetzt von L. F.
Huber« keine Erklärung für Goethes Sinclair gibt. Der vor dem Beginn
des Romanes gestorbene Herr von Sinclair »verdient nicht ein zart-
fühlendes Weib zu interessiren«, das passt nicht auf Goethes Sinclair.
Auch sonst bietet der Roman — die Leidensgeschichte der in den
Gatten einer Cousine verliebten, an Liebesgram und Schwindsucht
sterbenden Wittwe Marie von Sinclair — kein Motiv für die Erzählung.
1 50 Abhakdlukgek.
wird auch Amalia angefügt als gerne widersprechender
»Schalka: sie fohlt sich offenbar durch das Gespräch über
weibliche »Schälkea getroffen und verlässt darum die Ge-
sellschaft; nur für die fragelustige Henriette wüsste ich
keinen Anknüpfungspunkt zu zeigen.
Lose geschlungen wie diese Verbindungen sind auch
die zwischen den Bilderscenen und den Frauencharakteren
der in das Gespräch eingefügten Novellen , wie man diese
Einlagen gememsam zu nennen pflegt. iZwei Küpferchen
zeigen Thierliebhaberei: der Einnuss der Thiere wird in
drei Novellen, in welchen Hunde eine Wirkung üben^ für
und wider erörtert. Drei zeigen die Herrschaft der Frau:
die Frage, wie weit ihre Herrschsucht berechtigt ist, wird
in einer Novelle und in daranschliessender l^terhaltung
beantwortet : dass in dieser Novelle die Frau uneigennützig
stiehlt, darf kaum mit dem Diebstahl der scheinbar an-
dächtigen Haushälterin, den ein anderes Bild zeigt, in Bezug
gesetzt werden ; eher mag die sparsame Hauswirthin dieser
Novelle als »Gegenbild« zu der verschwenderischen Gattin,
die auf einem siebenten Kupfer dargestellt ist, dienen
sollen. Ein weiteres Bild stellt eheliche Untreue dar : drei
Novellen behandeln »Freundschaften« von Bräuten oder
Frauen, die zu flüchtiger oder voller Untreue führen. Das
Thema der hämischen und streitenden Kaffeeschwestem des
ersten Doppelbildes griff Goethe, obwohl ein Kaffee verächter,
nicht auf, und auch an der vorletzten Bildscene: Kinder-
erziehung, ging er, obwohl Pädagog, vorüber. Sechs Bild-
blätter empfing er von Cotta, sechs Novellen gab erj
drei Novellen haben Liebesverhältnisse vor der Ehe, drei
eheliche Verhältnisse zum Gegenstand ; zwei haben ernsten
Ausgang — der Mann trennt sich völlig oder wenigstens
innerlich von der Frau, vier schliessen freundlich; in Keiner
Novelle ist die Frau tadellos, in einer ist sie geradezu eine
Ehebrecherin. So hätte also Goethe seine Aufgabe, den
Carricaturen »versöhnliche« Bilder gegenüber zu stellen, in
den Novellen nur schlecht gelöst. Er entschädigt die
Leserinnen dadurch, dass er das Gespräch auf das Lob der
günstigen Lage der modernen Frau, der Vorzüge ihrer
Bildungsfähigkeit vor der des Mannes und ihres Berufes
zum Herrschen, zum Uebergewicht über den Mann wendet.
Je besser das Gespräch zu dem vorgesetzten Zwecke
taugt, desto deutlicher ist, dass es von ooethe für diesen
Aniass erfunden wurde. Auch darin ist es echt Goetheisch,
dass er eine Situation zu Grunde legt aus seiner Erfahrung:
ungefähr so unterhielt er sich mit den männlichen und
weiblichen Mitgliedern seines Gesellschaftskreises. Und
wiederum ist für den damaligen Goethe kennzeichnend,
Goethes ErzAhlung Die guten Weiber. 151
dass der specielle Anlass zu allgemeiner Erörterung von
Gesetzen der bildenden und redenden Künste, von psycho-
logischen und ethischen Erfahrungen ausgeweitet wird.
Zweifelhaft aber bleibt, ob auch die eingeschalteten
Erzählungen Goethes Eigenthum sind. Dass sie für die
Aufgabe, die Rambergischen Kupfer annehmlich zu machen,
nicht eigens und frei erfunden worden sind, ist ohne weiteres
klar; denn dann müssten sie diese Aufgabe viel genauer
lösen. Goethe konnte die Bilder nach bekannten literarischen
Mustern als »stumme Romane« betrachten, konnte die
üble Scene, in der die Frau dargestellt war, psychologisch
erklären, und etwa so wie er es in der letzten Novelle,
aber ohne engen Anschluss an eine Bildscene that, den
Mann als den schuldigen Theil oder doch als die ent-
schuldigende Ursache eines üblen Benehmens der Frau
hinstellen; mehr als die Hälfte der Küpferchen gab dazu
Gelegenheit. Goethe aber verlieh weder solch »stummen
Romanen« Worte, noch schuf er genau passende Gegenbilder
zu den Bildern. Schon diese Thatsachen allein fordern die
Annahme heraus, dass Goethe den Stoif für die Novellen
von aussen empfing oder wenigstens nicht erst für diese
Gelegenheit neu schuf.
Nur in zweien der Novellen spielen Mitunterredner
eine Rolle; Seyton und Sinclair erzählen aus ihrem eigenen
Liebesleben. Was Sinclair vorträgt, ist längst und mit Fug
auf Goethes Verhältniss zu Frau v. Stein gedeutet worden ;
es ist die einzige Geschichte, die Sinclair-Goethe mittheilt.
Seyton steuert drei Novellen bei. Es steht diese Redselig-
keit, sowie auch seine wiederholte lebhafte Betheiligung
am Gespräche nicht recht im Einklang mit der Charakte-
ristik, die Goethe zuvor von Seyton gibt : er sei in grösserer
Gesellschaft meistens nur ein willkommener L'hombrespieler
gewesen: denn diese Neigung, zur mündlichen Unter-
altung Beizutragen, musste Seyton doch jeder Gesellschaft
willkommen machen. Dieser Widerspruch gibt uns das
Recht, das, was Seyton erzählt, von seiner Person loszulösen,
selbst wenn ihn der Dichter von sich selbst erzählen lässt.
Uebrigens machen zwei seiner Geschichten, das^ was er
von seiner Braut und was er von der Tagebuch fuhrenden
Frau vorträgt, nicht den Eindruck literarischer Tradition.
Die für eine Novelle der Kunstliteratur werthvolle Ver-
wicklung liegt beidemal in der Person des Verführers;
(tiese erscheint aber hier nur als flüchtige Nebenfigur,
sie wird nur aus der Ferne gezeigt, erhält kein eigen Leben ;
in beiden Novellen ist das, was sie dem Poeten bieten,
nicht ausgenützt; es ist nur ein unpersönliches Motiv
(Hund, Tagebuch) an ihnen ausgebeutet. Wären ihre
I 52 Abhakolungbn.
Gestalten genaue Geeenbilder zu den vorließenden Kuofern,
so würde man vollkommen freie Erfindung anndimen
müssen; da sie das nicht sind, so erwecken sie den Ein*
druck von Anekdoten, die der Dichter — von Sevton-
Bertuch oder irgendwem — gehört oder irgendwo gelesen,
und, so oder so, im Gedächtniss oder im Notizbuch auf-
bewahrt hat. von Anekdoten, die er nicht novellistisch
ausgesultet Kannte und die er für den vorliegenden Z^'eck
nur einseitig, nicht poetisch erschöpfend auswerthete.
Ganz anders geartet ist die dritte Erzählung Seytons,
die Geschichte der Pächterin, die ihren leichtsinnigen Mann
zur Sparsamkeit erzieht. Hier sind die Personen umständlich
charaltterisin, Verwicklung und Lösung erschöpfend be-
handelt, das Ganze ist poetisch ausgerundet; da sind nicht
die Geldrollen, oder der Leuchter, oder das Geburtstags-
geschenk (um durch drastische Beispiele verständlicher zu
machen, wie ichs meine) die Hauptsache, sondern die
Psychologie der Personen. Und darum hielt ich früher
und halte ich noch diese Erzählung für ein literarisches
Erbstück. Dümzer dagegen nennt sie »wohl eine freie
Erfindunjga. Das war unvorsichtig. Denn Wetz hat noch
im gleichen Jahre, in welchem meine Einleitung zum Neu-
druck der »Guten Weibera erschien, darauf aufmerksam
fjemacht, dass in Destouches' Verschwender oder die ehr-
iche Spitzbübin dasselbe Motiv angeschlagen sei ; ' er wagt
nicht zu entscheiden, ob Goethe und Destouches aus einer
äemeinsamen Quelle geschöpft haben, oder ob jener von
iesem abhängig sei. Ich halte das letztere für unmöglich;
Goethe hätte nicht nur sehr viel vereinfacht, sondern auch
stark verändert, was in dem kurzen Zeiträume, in dem die
Novelle entstand, unwahrscheinlich ist. Aber ich glaube
mit Wetz, dass die Verwandtschaft keine zufällige ist, und
vermuthe, dass die mir unbekannte Vorlage von Destouches
gedehnt und gemodelt, von Goethe reiner übernommen
wurde. Beweisen kann ich das nicht, denn meine Versuche,
Goethes Quelle zu finden, waren vergeblich.*
Zwar scheint Goethe selbst den Weg zu ihr zu zeigen.
An demselben 22. Juni 1800, an dem er »über den Außatz
zum Damenkalender nachgedacht« hat, und an den zwei
vorhergehenden Tagen trägt er im Tagebuch die Notiz
ein: »Bibliotheque des Romans«.' Nach dem Ausleihjoumal
* Die Anfange der ernsten bürgerlichen Dichtung des 18. Jahr-
hunderts, Worms 1885. Bd. i. S. 169.
• J. E. Schlegels »Triumph der guten Frauen« ist ohne Einfluss.
"^as «weite Mal: »Bibliotheck der Romane«, es braucht aber
deutsche Bibliothek nicht gemeint zu sein, wahrscheinlicher
Goethes Erzählung Die guten Weiber. 153
der hgl. Bibliothek in Weimar liatte er, wie H. Hofrath
von Bojanowski mich gütigst benachrichtigt, bis zum
i^ Juni 1800 das i. Juliheft, vom I9^uni an, also in den
Tagen der Abfassung der »Guten Krauen«, die übrigen
Hefte des 1775er Jahrganges der Bibliothiqne universelle
des Romans entliehen. Als Quelle für Goethe kann das
Werk nicht bezeichnet werden, aber es bot einige An-
regungen. So ist Juillet 2, 196 ein Feenmärchen »La bonne
Femme, par Mlle de la Force« excerpirt, dessen Inhalt
Goethe nicht berührt, dessen Titel er aoer nützt.* Ferner
mag Goethe da angeregt worden sein, Geschichten vor-
zutragen, in denen Hunde eine Rolle spielen: aus
»Le rrince Hrastus ou les sept Sages de Rome« excerpirt
die Biblioth^ue (Octobre i, 14; 32; 40) drei Hunde-
geschichten (ebenso viele gibt Goethe); aus dem versi-
iicirten Perceval einen Conte, in dem livriers (vgl. Goethe
S. 272 Z. 25 Windspiel) sich für den von der Gattin treulos
verlassenen Herrn entscheiden (Novembre S. 84); endlich
-aus des Periers den Dialog der Hunde Actäons (Dicembre
S. 126). Aus all dem nahm Goethe nichts als die An-
regung , gerade an die Hundebilder der ihm vorgelegten
Blätter anzuknüpfen, entnahm nichts Stoffliches, obwohl
sich alle Erzählungen, mit Ausnahme des Dialoges, so gut
hätten einfügen lassen wie die Ferrand-Novelle ; denn auch
diese passt nicht wie Goethes erste zwei Beispiele als
positiver oder negativer Beleg zu dem Satze (S. 271 Z. 26),
der Umgang mit Thieren sei eine Ableitung unserer
Leidenschaften und Neigungen. An den Hund des Ulysses
(S. 274 Z. 19) mag Goethe durch die Auszüge aus F^nelons
Telemach (Septembre) erinnert worden sein, wenn er einer
Erinnerung bedurfte.' Und weiter kann Goetnes Bemerkung
ist doch, dass er an allen drei Stellen die Biblioth^que universelle des
romans meint. Uebrigens habe ich Reichards Bibliothek vergeblich
als C2pelle für die »Guten Frauen« durchsucht.
' So sind die Daten nach genauer Prüfung zu lesen und darnach
ist Düntzer Bd. 14. S. 199 zu corrigiren. — Andere Roman- oder No-
vellensammlungen hatte Goethe damals nicht aus der Bibliothek ent-
lieben; laut H. V. Bojanowskis Abschrift des Ausleih Journals hatte er
nur das Missale romanum und andere kirchliche Literatur und die
ersten 6 Lieferungen von M. J. Brissons Dictionnaire raisonnö de
Physiaue zu Hause.
^ Der Ausdruck ist hier in Goethes Sinn gebraucht, nicht in der
Bedeutung »unerfahrene, leichtgläubige Frau«, wie sie in Novellen
üblich ist, z. B. auch in den Contes des B. des Periers, Bibl. univ.
Decbr S. 11 1 flf.
) Für die Sätze S. 27 1 Z. 19 ff., ein Reisender erzähle, in Grätz
gebe es viele Hunde und viele stumme, halb alberne Menschen, bietet
von der ziemlich zahlreichen Literatur über Graz und Steiermark, die
ich nachgeschlagen habe, die mit Hilfe F. Eichlers gefundene anon>ine
154 Abhandlungen.
(S. 280 Z. 5), Brantomes Grossmutter habe der Königin
von Navarra das Dintenfass gebalten, aus der Bibliotb^ue
(Octobre 2,145) stammen: Marguerite composoit sesContes,
»dit Brantome, dans sa litiire, en allant par le pays; je
Tai oüi dire k ma grand'ni&re, qui alloit toujours avec eile,
et lui tenoit l'^critoire«. Endlich darf noch bemerkt werden,
dass der etwas auffallende Ausdruck Exagceration (S. 273
Z. 25) trotz seiner anglisirten Form auf die Bibliotb^ue
(Novembre S. 88) zurückweisen könnte. Damit aber ist,
so weit mein Blick reicht, erschöpft, was Goethe aus der
Leaüre der Biblioth^ue sich angeeignet haben kann. Es
ist zwar unrichtig, wie Düntzer fBd. 14. S. 199) zu sagen,
»die Lesung stand mit dem Autsatz wohl m keiner Be-
ziehung«, aber als Quelle für irgend einen wichtigen Theil
desselben darf die Biblioth^ue auch nicht bezeichnet
werden. Selbst für die Technik der Erzählung liegt kein
offenbares Vorbild vor; man könnte höchstens noch darauf
verweisen, dass die Biblioth^ue »la miniature« der Romane
zu geben verspricht (Juillet i, ö und dass Goethe gewisser-
massen Miniaturen von Novellen vorlegt.*
Das Tagebuch hilft uns also nicht, die Quellen Goethes
zu finden. Auch für die Novellen Armidoros und Eulaliens
sind sie unbekannt. Was Eulalie von ihrer Reisebekannt-
schaft erzählt, hat keine novellistische Verwicklung; sie
sagt selbst, inre Freundin habe keine Vorfälle menr zu
befürchten gehabt, sie habe nur Geduld gebraucht; was da
steht, ist eine psychologische Beobachtung: ein Mensch
kann in gewissen Situationen (und unter der Wirkung von
Märchenleaüre) dazu kommen, alles Wirkliche märchenhaft
anzuschauen und zu berichten ; und femer soll wohl damit
erläuten werden, wie Märchen entstehen können (vgl.
S. 287 Z. 6 ff.). Auch hier ist ein ausgearbeitetes novellistisches
Vorbild unwahrscheinlich, wie bei der Mehrzahl der be-
»Skiue von Grätz« 1792 den am nächsten zutreffenden Bericht S. 4a ff.
108 ff. ; und beachtet man die Wendung S. 109 : »Viele (der Blöd-
sinnigen) sind ganz stumm, oder reden zwar etwas, oder bellen und
krähen vielmehr«, so liegt die Vermuthung nahe, Goethe sei durch das
Bellen der Blödsinnigen verfuhrt worden, unabhängig von seinem Ge-
währsmann einen Zusammenhang zwischen den Hunden und den
Trotteln herzustellen. Freilich, wie kam Goethe zu dem abgelegenen
Büchlein? Sollte der viel fi^ereiste Seyton (Bertuch?^, der jene Aeusse-
rung thut, es gekannt und daraus erzählt haben ? r ür mündliche Tra-
dition spricht der Umstand, dass Goethes ältere Texte die Namensform
Graitz bieten, die für die steirische Hauptsudt ganz ungebräuchlich ist.
' Unter den Büchern in Goethes Nachlass befindet sich die
Biblioth^que universelle des Romans nidit (freundliche Mittheiluni^ des
H. Geheimen HofrathRuland); ich fragte darnach, weil er doch eraige
Bände selbst besessen und nur andere entliehen haben könnte.
Goethes Erzählung Die guten Weiber. 155
sDrochenen Einschiebsel, weil die Erzählung eigentlich keine
Novelle ist, sondern nur wie eine Einleitung zu einem
Märchen in Briefform klingt. Eines macht mich allerdings
bedenklich, ob nicht doch eine ältere literarische Fixirung
dieser Erzählung vorbanden sein könnte ; Goethe war sicn
über die Lage der Heldin nicht ganz klar oder drückt sich
doch nicht ganz klar aus. Wer sind die Ihrigen (S. 286
Z. 5)? Wir erfahren von ihrer Verwandtschaft nichts, sie
lebt einsam (S. 285Z. 11), Bräutigam und Kind zusammen
können nicht gemeint sein, weil das Kind doch wohl erst
später zur Welt kommt (S. 286 Z. iq, obwohl man allen-
falls schon aus S. 285 Z. 20 — 22 und o. 286 Z. 7 die Geburt
herauslesen könnte), und vor allem weil dem Neugebornen
doch keine »Leidenschaften und Verirrungen« schon be-
gegnet sind. »Was ihr und den Ihrigen begegnet war,
Neigung, Leidenschaften und Verirrungen, das lieblich
sorgliche Muttergefühl« . . . heisst es; zwei Singulare, von
denen der letzte deutlich auf die Heldin allein geht \ da-
zwischen zwei Plurale, die wir den unbekannten »Ihrigen«
zutheilen müssten, zumal wir kein Recht haben, der Heldin
mehr als die eine Verirrung zuzutrauen, dass sie vor der
Ehe ihre Vorsicht überraschen liess. Aus diesem Grunde
wäre auch dem Texte schlecht aufgeholfen mit der Con-
ieaur »dem Ihrigen«, nemlich dem Bräutigam; auch er
nat nur eine Leidenschaft und eine Venrrung. Diese
»Ihrigen« sind fatal; sie beschäftigt sich ja doch S. 286
Z. I n. und Z. 18 ff. nur mit ihrem eigenen Schicksale. Soll
man diese Unklarheiten aus der Flüchtigkeit der Goethischen
Niederschrift erklären, aus der Eile der Abfassung des
Schriftchens ? Soll man annehmen, dass er eine Geschichte
grösseren Zusammenhanges kannte und nur einen Ausschnitt
gab, der nicht scharf genug abgeschnitten ward? Oder wie,
wenn eines seiner eigenen Werke die Quelle wäre ? So
wie jene Dame lebt Lila, »die gute Frau«, einsam: auch
sie wird in Abwesenheit ihres Gemahls wahnbetangen,
verfällt in unzeitige Bangigkeit und Sorgen, glaubt an Ge-
schichten von Zauoerem und Feen, träumt in einer andern
Welt zu sein, braucht »Geduld«, und auch sie wird durch
das Erscheinen des Gatten geheilt. Aus Goethes »Lib«
Hessen sich dann die »Ihrigen« erklären.
Bestimmter kann man sich über Armidoros Erzählung
von Ferrand und Cardano aussprechen. Sie ist neben der
Pächtemovellc Seytons die einzige, zu der die Erzähler
kein persönliches Verhältniss vorgeben ; auch dadurch heben
sich diese beiden von allen übrigen Geschichten ab und
man möchte schon daraus schliessen: die ersteren sind
Lesefrüchte aus der Kunstlitteratur, die letzteren sind
156 Abhandlungen.
Erlebnisse oder Erfahrungen. Die Geschichte von Ferrand
und Cardano ist eine runde Novelle; die Vorgeschichte
ist genauer erzählt, als für den Zweck — das Beispiel, wie
ein Hund etwas aufdecken kann — nöthig ist; dass Ferrand
und Cardano Freunde waren, ist ganz überflüssig; auch
passt die Untreue der Gattin, wie ich schon bemerkte,
far nicht zu den Absichten der Rahmenerzählung. Düntzer
at sicher Recht, hierfür eine literarische Quelle voraus-
zusetzen (Bd. lA. S. 217), wie auch ich ein Muster suchte
(Einleitung S. VI). Aber es ist nicht entdeckt. Die Namen
erinnern mich an Fernando und Cardenio. von denen Cer-
vantes im Don Quixote Buch 3 — 5 erzählt; auch sie sind
Freunde; hier betrügt Fernando den Freund um seine Ge-
liebte, wie bei Goethe Cardano den seinen um seine Gattin;
aber die genaueren Umstände und der Ausgang sind so
grundverschieden, dass Cervantes unmöglich der Gewährs-
mann für Goethe gewesen sein kann, und diesmal wäre
das Auffinden der Quelle nicht nur um dieser Goethischen
Fassung willen interessant ; denn was Goethe hier erzählt,
ist die erste Vorstufe zu seinen »Wahlverwandtschaften«.
»Ferrand und Cardano, zwei Edelleute, hatten von Jugend
auf in einem freundschaftlichen Verhältniss gelebt. Pagen
an Einem Hofe, Ofiiciere bei Einem Regimente, hatten sie
gar manches Abenteuer zusammen bestanden und sich
aus dem Grunde kennen gelernt. . . . Beide Freunde wur-
den eine lange Zeit getrennt und fanden sich erst wieder
zusammen, als Ferrand verheiraihet war und auf seinen
Gütern lebte. Cardano brachte einige Zeit . . . bei ihm . . .
zu.« Er verführt Ferrands Frau . . . »Zwar keine Scheidung,
aber eine stille Uebereinkunft sich abzusondern, und em
zerrüttetes Hauswesen machen den Beschluss dieser Ge-
schichte.« Das ist denn doch der Grundriss für das Ver-
hältniss zwischen Eduard, dem Hauptmann und Charlotte.
Aus Cardano wurde vielleicht überdies noch der Graf ent-
wickelt: er hatte »Glück bei den Weibern«.
Ist das Auge durch diese Beobachtung geschärft, so
sucht es leicht auch ausserhalb der Ferrand-Novelle Bezüge
zwischen den »Guten Weibern« und den »Wahlverwandt-
schaften«. Die Eintheilung der Frauen in drei Classen dort
blieb für die Vertheilung der Rollen hier nicht ohne Belang;
die Thätige, zum Erwerben und Erbalten Geschaffene, zeigt
auf Charlotte; die Schöne, leicht und oberflächlich Gebildete,
die in grossen Cirkeln herrscht, zeigt auf Luciane; die
tiefer Gebildete, in kleinem Kreise Herrschende weniger
deutlich auf Ottilie. Mit dieser mögen sich auch die zwei
Tagebuch führenden »guten Weiber« verschmolzen haben,
wenn auch die im Roman vorgelegten Theile des Tage-
Goethes Erzählung Die guten Weiber. 157
buchs nicht unmittelbar die Geschichte ihrer unerlaubten
Liebe und nichts Märchenhaftes enthalten : Beides passt doch
auf ihre Situation und ihr Wesen. Auf den Freund des
Se)rtonschen Ehepaares, den Menschenkenner und Herzens-
lenker , der das gefänrdete Verhältniss des Brautpaares
wieder ausgleicht, als Keim fOr die Figur Mittlers ninzu-
weisen, ist nicht zwingend. Endlich aber mae erwähnt
werden, dass Henriette die Carricaturbilder auf Verwandte
und Bekannte deutet, wie Luciane (Th. II. Cap. 4) die
»vermenschlichten« Aifenbilder.
Zu dieser ersten Stufe der »Wahlverwandtschaften«
rückt die zweite mit Wielands im Taschenbuch auf 1804
erzählter Novelle »Freundschaft und Liebe auf der Probe«
(vel. Viertel jahrschrift für Literaturgeschichte Bd. 2. S. 467 flP.).
Welche persönlichen seelischen Erlebnisse all diese von
aussen zugetragenen Motive zum Romane zusammen-
zttschlingen und auszubilden zwangen , ist imm^ noch in
Dunkel gehüllt. —
Wenn ich versucht habe, die Eigenart der einzelnen
Stücke des Werkchens »Die guten Frauen« zu charakteri-
siren und daraus Schlüsse auf die Entstehungsgeschichte,
die Verschiedenheit der etwaigen Vorlagen zu ziehen, so
verliess mich dabei nicht das Bewusstsein, dass ich auf
schwankendem Grunde baue. Einem Einwurf aber möchte
ich gleich begegnen: Goethe habe mit künstlerischer Ab-
sieht das Eine so, das Andere anders gebildet. Wäre es an
dem, so müssten wir die Ursachen der verschiedenen
Kunstminel entdecken können. Und vor Allem: bei einem
Schriftchen, dessen Entstehung vom Nachdenken bis zum
Abschlüsse nur sechs Tage währte, darf man. auch wenn
es von einem Goethe und von dem so geüoten Goethe
des Jahres 1800 stammt, allzu sorgfältige, Künstlerisch be-
wusste Durchbildung nicht voraussetzen. Der Umfang des
Werkchens ist ja nicht gross, aber es ist reich an manch-
faltigem Inhalt. Rasch griif er ihn aus dem Vorrathe seines
Wissens, seiner Erlebnisse, seiner Leaüre auf. Bald
glücklich, bald gezwungen, wie es eben gelinjg;en wollte,
ordnet er ihn seiner nicht selbst gewählten Autgabe unter.
Dass er die Aufgabe nicht glatt löste, wie er es bei weniger
eiliger Kunstfertigkeit vermocht hätte, wird kein Unbe-
fangener leugnen; Goethe selbst war nicht befriedigt davon.
Am Herzen bat er dies Werk nicht gehegt. Und so
müssen, dünkt mich, hier die Vorbilder deutlicher durch-
scheinen, als don, wo er Stoffe lange mit sich herumtrug,
sie seelisch erfüllte und aus eigenem Bedürfnisse dichteriscn
genaltcie.
1 58 Abhakdlukgek.
2. ZUR KRITIK DES TEXTES DER WERKE GOETHES.
Bernays hat in seiner Schrift Über Kritik und Geschichte
des Goetheschen Textes S. 76 ff. bemerkt, dass der Text
der »Guten Weiber« unter den Händen der Setzer und
Correctoren ein klägliches Ansehen gewonnen habe. Seit-
dem haben sich Vollmer^ Strehlke, Düntzer und vielleicht
noch Andere bemüht, zwischen der ersten und letzten Text-
gestalt zu vermitteln. Eine solche Vermittlung kann
günstigen Falles einen besseren Text geben, aber nur zu-
fallig den richtigen.
Wie die Erstlingswerke eines echten Dichters oft
reicher an Poesie, an poetischem Gehalt sind, während die
Vorherrschaft des Poetischen in späteren Werken durch
reifere KunstObung eingeschränkt wird, so ist auch der
erste Entwurf eines Werkes häufig gehaltvoller und färbiger
im einzelnen Won. Das Streben nach kunstvoller Correct-
heit kann den Ausdruck mindestens ebenso oft schwächer
und blasser als inhaltlich zutreffender machen; ja, indem
das Mechanische der Kunst das unmittelbar und vielleicht
roh Wirkende durch das mittelbar, durch Bildung Wirkende
ersetzt, forden es äusserlich und schädigt innerlich; das
Stilvollere, strengerer Kunst Angepasste schmälert noth-
wendig und absichtlich ursprüngliche Stärke und Tiefe,
und mich dünkt, dass die Einbusse an poetischer Kraft
selten durch die höhere Kunstschönheit voll aufgewogen
wird. Der Literarhistoriker nun darf bei solchen Vorgängen
Kritik üben, der Philologe muss sie schweigend anerkennen.
Oft wird es ihm schwer, etwas, was Goethe nach bestem
urkundlichem Zeugniss gebilligt hat, auch für das Richtige
zu halten. Aber es bleibt ihm nur die einzige Freiheit
vorbehalten, bedächtig abzuwägen: ob Goethe, selbst da
wo er mit sichtlicher Sorgfalt die Herstellung der Druck-
vorläge oder gar des Druckes überwachte, wirklich die
(»einhche Aufmerksamkeit aufwendete, die ihn vor eigenen
rrungen flüchtigen Schreibens und Ueberlesens (die dem
Autor am eigenen Werke nur zu leicht begegnen, und gar
einem Dichter!), vor den Fehlem der Abschreiber, Setzer
und Correctoren sowie ihrer Neigungzu platter Richtigkeit
hätte schützen können. Da darfder Philologe ausser dem
Sprachgefühl auch sein Geschmacksurtheil geltend machen,
d. h. sein Urtheil, ob diese oder jene Wendung dem Stil
des Dichters in der bestimmten Zeit entspreche oder nicht.
Hier bleibt ein Rest von Subiectivität m der strengsten
Kritik stehen: denn, keine ODJective Stilbeobachtung ist
erschöpfend. Und so ist in der That auch bei der Prüfung
der Richtigkeit des überlieferten Textes der »Guten Weiber«
Goethes Erzählung Die gutkn Weiber. 1 59
das völlige Ausschalten subiectiven Geschmacksunheiles
kaum möglich. In sofern haben die Kritiker seit Bernays
principiell Recht gethan ; aber in der Praxis waren sie,
scheint mir, weder consequent noch conservativ genug.
Goethe hat das Gespräch in die erste Sammlung semer
Werke, die dem ersten Drucke (J) der »Guten Frauen«
folgt, nicht aufgenommen. Erst m der zweiten Sammel-
ausgabe (Cotu Bd. 13 18 17 B) findet es Platz mit dem
vereinfachten und veränderten Titel »Die guten Weiber«.
Da die Kupfer nicht reproducin wurden, war die Bezug-
nahme auf sie im älteren Titelzusatz unmöglich geworden,
und während früher die guten Frauen und die bösen Weiber
gesa^ und so das Feinere und das Gemeinere auch in der
Wahl der Worte contrastirt war, wurde nun der Ausdruck
Weiber genommen als Sammelname für Verehelichte und
Ledige, wie sie in dem Werkchen auftreten. Damach ward
die Schrift auch den Supplementbänden zur ersten Cotta*
Ausgabe (A) einverleibt.
lieber die Arbeit, die Goethe an die Revision setzte,
sind wir bisher urkundlich nicht unterrichtet. Aus dem
Vergleiche zwischen dem ersten und dem zweiten Drucke
geht aber zunächst hervor, dass B nicht aus dem corri-
ginen Drucke / abgesetzt wurde, sondern dass eine Hand-
schrift dazwischen liegt. Suphan macht mich aufmerksam,
dass ein Durchcorrigiren des engen und kleinen Druckes /
in dem Umfange, in dem es geschah, schon äusserlich un-
möglich war. Femer war eine Abschrift geboten, weil /
in der eigenartigen Onhographie des Taschenbuches ge-
druckt ist, die von der in B üblichen erheblich abweicnt.
Endlich lässt eine Reihe von Fehlem in B sich nur durch
die Annahme eines Zwischengliedes zwischen / und B er-
klären: wäre B unmittelbar aus / abgesetzt worden, so
hätte es z. B. unmöglich fünfmal die Initiale des Anrede-
pronomens verwechseln können; allerdings trifft B ein
sechstes Mal darin mit / zusammen, aber dies Zusammen-
treffen muss als zufällig gelten, weil B keinen der andern
•(übrigens wenigen) Druckfehler von / übemommen hat.
Es sind also nicht, wie Bemays vermuthete^ die winzigen
Lettern die Ursache der Textverderbnisse; ihre Schuld ist
vielmehr in der als Dmckvorlage benützten Handschrift
2u suchen.
Es entspricht Goethes Gepflogenheit bei Revision
von Werken, dass er sich eine Abschrift von / herstellen
liess und diese durchcorrigirte. Ich will aber nicht
mit der Bemerkung zurückhalten, dass die Abhängigkeit
der Abschrift von / zwar möglich, aber nicht mit über-
zeugender Sicherheit zu erweisen ist ; die Abschrift könnte
i6o Abhandlukgek.
auch eine ältere Handschrift des Werkchens, die in Goethes
Besitz geblieben war. als Vorlage benützt haben oder diese
selbst sein. Gegen die letzte Vermuthung entscheidet die
Thatsache, dass mindestens Eine Lücke io der Druckvorlage
für B sich findet. Im Verhältniss hiezu fällt für die letzte
Vermuthung nicht mehr ins Gewicht, dass ich versucht
bin anzunehmen, die Handschrift, die in die Druckerei
ging, beruhe auf Dictat; mancher Fehler in B nemlich
sieht wie ein Hörfehler aus, so gerade die erwähnte Ver*
wechslung der Anfangsbuchstaben bei den Pronomina
(sowohl »sie« statt »^e« als »Siecc statt »siea u. dgl.).
Eine ältere Handschrift könnte nun recht wohl diain ge-
wesen sein: / dem Schreiber zu dictiren, wäre zwecklos
gewesen- denn die vorgenommenen Aenderungen Hessen
sich docn nicht während des Diairens finden. War also
die Druckvorlage für B nicht aus einer dictirten alten
Handschrift erflossen, sondern war sie eine Abschrift von
/, so bleiben nur zwei Möglichkeiten: entweder Goethe
hat die Abschrift von / corrigirt, darnach dictirt und diese
zweite Handschrift nochmals corrigirt — denn die Drack-
vorlage für B kann, wie sich zeigm wird, keine correour-
freie Reinschrift gewesen sein — ; oder der Abschreiber
von / hat nicht nur mit dem Auge gearbeitet, sondern
nach dem Lesen eines Stückchens semer Vorlage den Klang
der Worte auf seine Niederschrift wirken lassen, ein Vor-
gang, den jeder an sich beobachten kann und der zur Er-
klärung der vorliegenden Hörfehler vollständig aasreicht.
Dass Goethe selbst Aenderungen an der Handschrift
vornahm, ist zweifellos; die Zahl der Aenderungen und
ihre Stärke beweist dies mit Sicherheit. Aenderungen wie
289,11 fich citire nach Seite und Zeile der Octavausgabe
letzter Hand Bd. 15, ohne Beachtung verschiedener Ortho-
graphie, die hier nur verwirren würde) »das innere Hans-
wesen« / zu i>das Haus innen« B; 2o9,a< »Nur dass Sie
es machen, wie Männer gewöhnlicha / (ironisch gemeint,
also mit dem Sinne: dass Sie es nicht machen) zu »Nur
dass es Ihnen nicht geht wie den Männern gewöhnlich«
By solche und viele ähnlichen Aenderungen konnte niemand
anderer als Goethe selbst sich erlauben. Ihre Hauptrichtung
geht auf Correctheit, logische und grammatisch-syntak-
tische; daneben glaube ich das Streben nach etwas Stil-
erhöhung, Vermeidung von Wiederholungen u. dgl. zu
bemerken. Die Beispiele, die ich anführte, können neben
anderen als Belege gelten. Die Frau soU das innere Haus-
wesen erhalten, wo nicht gar erschaffe», hiess es in /;
aus dem Gegensatz: äusseres Hauswesen sieht man, dass
die Wendung für den Verstand nicht scharf ist, das
Goethes Erzählung Die guten Weiber. i6i
Hauswesen besteht eben im Innern des Hauses; so trat
nun der Ausdruck »das Haus innen« dafür ein. In dem
anderen citirten Falle kam die Ironie nicht deutlich her-
aus, darum wird der Satz des Ironischen entkleidet und
im geraden Sinne, also negativ geformt; ausserdem war es
aber auch nicht logisch, zu sagen : wenn Männer die Frauen
loben wollen, machen sie es so : sie gehen vom Lob aus
und hören mit Tadel auf; die Absicht, zu loberiy schliesst
das absichtliche Machen eines Tadels aus; machen musste
durch einen Ausdruck ersetzt werden, der keine Activität
der Männer enthält, also etwa »es geht ihnen gewöhnlich
so« ; und endlich wurde der indefinite Plural »Männer« mit
dem Artikel ausgestattet, um ihn dem parallelen Plural des
sich anschliessenden Satzes: »wenn sie die Frauen loben
wollen« gleich zu stellen.
Man wird an diesen Beispielen kaum den Eindruck
sehr gelungener Besserungen gewinnen. »Das Haus innen«
befriedigt weniger als die ältere, reicher klingende, wenn
auch tautoloffische Wendung. Im zweiten Falle ist das
nunmehrige Wiederholen von »gehen« nicht eben stilistisch
schön : »es geht ihnen ... sie gehen aus . . .« Es lässt sich
die ganze Redaction hindurch verfolgen, dass Goethe nicht
mit voller Aufmerksamkeit, nicht mit ganzer Hingebung
im Zusammenhange seiner Erzählung lebte, während er
Satz für Satz, manchmal auch wiederum etwas zurück-
lesend, Einzelheiten besserte. la man möchte an den
Gründen, die man für manche Aenderungen gefunden zu
haben glaubt, irre werden, wenn man sieht, dass er da,
wo der gleiche Grund zur Aenderung vorlag, achtlos vorüber
las. Ich habe schon im ersten Theile dieser Untersuchungen
darauf hingewiesen, dass die Erzählung von der märchen-
schreibenden Frau nicht recht klar herauskommt. Ferner:
267,ac redet Amalie Henriette mit Sie an. 297,13 duzt Henriette
Amafie: das ist bei dem kleinen Umfange des Werkchens
erstaunlicher als die gleiche Unsicherheit in den »Wahl-
verwandtschaften«. 267,4 ff. heisst es: »Wir wollen uns
unsere leidigen Schwestern im Bilde so wenig zu Gemüthe
ziehen, als die in der Gesellschaft«; »die« ist erst in B
zugesetzt ; ebenso wurde das zweite »in« zugesetzt 296,24 :
»in grossen und in kleinen Cirkeln«; darnach würde man
erwarten, dass 283,26 f. : »gebrauchen Sie den Zauber Ihrer
Feder, nicht diese kleinen Blätter zu erklären, sondern zu
vernichten« hinter »sondern« ein »sie« eingesetzt würde
u. dgl. m.
Ueberhaupt ist es ja mit der Begründung ein:^elner
Aenderungen oft eine missliche Sache. Mir fällt nicht ein,
vorauszusetzen, dass Goethe sich die Stellen so umständlich
GoKTRt- JAHRBUCH XV. II
l62 Abhandlungen.
bedacht habe, wie ich oben ein paar zerlegte; mehr mit
Gefühl als mit Bewusstsein der Grimde wird er zumeist
geändert haben. Und wenn wir aus der Mehrzahl der
Aenderungen auch eine gemeinsame Richtung ihres Zweckes
herausfinden und also den allgemeinen Grund wohl er-
schliessen können : in der Anwendung auf den einzelnen
Fall bleibt es immer unsicher, ob gerade der Grund die
Ursache der Aendcrung war. Wer weiss, welcher un-
controlirbare Zufall, sei er Gedanke oder Empfindung, Sinn
und Stift des redigirenden Dichters lenkte! Wer weiss,
welch unverständliche Fluchtigkeit sich der Schreiber da
und dort hatte zu schulden kommen lassen, die nun nicht
durch einen Vergleich mit dem ersten Druck, sondern durch
rasches Einrenken dessen, was geschrieben stand, geheilt
wurde. So kann — und das Alles gilt natürlich nicht nur
für die »Guten Weiber« — ein äusserliches Gebrechen Ver-
anlassung zur Aenderung gegeben haben, wo wir nur ein
innerliches sehen können; und der Grund, den wir finden,
ist also nicht die unmitteloare Veranlassung der Aenderung,
er wirkt vielleicht nur mittelbar bei ihr mit. So könnte
man leicht bei Umstellungen von Worten zu feinsichtig
sein. Z. B. 279,27 »Nun lassen Sie uns geschwind das Bild
aufs neue componirena /; in B tritt das Object vor »ge-
schwind« ; sollten die zwei adverbialen Bestimmungen nicht
getrennt bleiben, sondern beide möglichst nahe zum Verbum
treten? Aus diesem Grunde erklären sich jgleiche Ver-
schiebungen 287,1.» und 293,30. Aber 300,1$ hiess es in /:
»wie jetzt alles gleich gedruckt wird« ; darnach müsste man
in B erwarten: »wie alles jetzt gleich gedruckt wird«;
Goethe lässt es aber bei einer halben Verschiebung und
schreibt: »wie jetzt gleich alles gedruckt wird«; zwar
rücken auch hier die Adverbia zusammen, aber nicht zum
\'erbum. Spielt hier der Schreiber mit?*
Zuverlässiger dürfen wir uns getrauen^ bestimmte Ab-
sichten des Dichters zu erkennen in Fällen , wie die
folgenden sind. Es stand 265,18 »Henriette hingegen«;
die Kakophonie der ähnlichen Anfangssilben wurde ver-
mieden: »Henriette dagegen« B. 277,22 f. »des Kenn-
zeichens, womit Cardano ... zu bezeichnen pflegte« /; die
Wiederholung wird vermieden, indem »begleiten« an die
Stelle von »bezeichnen« tritt B. Es wiederholte sich inner-
halb der Zeilen 287,1s und i« das Wörtchen »fast«, eines
wird mit »bald« ohne Sinnesänderung vertauscht.* Dagegen
* 289,16 wäre die Umstellung »der Künstler hier auch« erwünscht,
unterblieb aber.
* Die Wiederholung von »besonders« 272, 7. s wurde nicht ver-
mieden.
Goethes Erzählung Die guten Weiber. 165
könnte dasVenauschen von »welchemc 297^5 /mit »dem« B
nur als Liebhaberei gelten, an der sich Wustmann freuen
wird. Unsicher bleibt das Urtheil 277,18; es heisst: »er
(Ferrand) nimmt es (das Löwenhündcnen) auf, es gefällt
ihm besonders, er lobt, er streichelt es, und natürlich
kommt er auf die Frage« u. s. w.: diese Lesart von / ist
in £ in so weit geänden, dass Stent : »er lobt es, streichelt
es«; soll hier das Aufsparen des Obiectesder beiden paral-
lelen Verben Anstoss erregt haben ? Ich kann die viermalige
Wiederholung des Wörtcnens »er« nicht schlimmer finden
als die viermalige Wiederkehr des schwächeren »es«* ich
kann auch nicht spüren, dass der Satzrhythmus durcn die
Aendening besser wird; hat hier der Schreiber, der Setzer
^die Hand im Spiele oder wirkt doch nur Goethes Stilgefühl?
Dass Goethe im Ganzen den Stil erhöhen wollte, kann
man wohl wahrnehmen. Ein »darauf« aus »drauf«
^293,15). »auflegen« aus »auferlegen« (282,14) gehört hieher;
denn Adelung nennt die einfachere Form »edler und üblicher«;
als edler wird denn auch die Vereinfachung der Wendung
»als schön preisen« zu »schön preisen« (298,»a) aufzufassen
sein. Eine Erhöhung bewirkt das Streichen des Wortes
»wirklich« in dem Satze: »so dass mir wirklich manchmal
für ihren Kopf bange ward« (286,17); die betheuemde Ver-
stärkung, in der Alltagsrede üblich, ist unnöthig und dazu
hier wegen des folgenden rhythmisch gleichen Wortes lästig.
Ein andermal hat eine Auslassung eine Verfeinerung
des Sinnes im Gefolge. 292,15 hiess es m /: »bis er endlich
auf einmal höchst übler Laune ward«. B streicht das
»auf«, was Bemays tadelt; nun handelt es sich hier aber
far nicht darum, dass eine Veränderung im Humor des
lannes plötzlich, »auf einmal« eintrete; vielmehr wartet
die Frau schon beinahe ein Jahr, bis sie »endlich einmal«,
mit Betonung des »endÜch«, eintritt. Ich würde trotz der
evidenten Verbesserung des Sinnes ein Schreiberversehen
für möglich halten, w^eil anderswo auch Unentbehrliches aus-
gelassen ist, wenn nicht Goethe in der Zeile zuvor eine
nicht gleiche, aber ähnliche und vielleicht noch weniger
nöthige Verfeinerung gesetzt hätte : Margarete beobachtete
ihren Mann, »ohne eme Veränderung an ihm zu spüren,
bis er endlich einmal höchst übler Laune ward«. Der Satz
ist vollkommen deutlich; Goethe aber fand »an ihm« zu
äusserlich und schrieb dafür das feinere: »in seinem Humor«.'
Und noch weiter überlegte er das ZutreflFende der Aus-
« Ganz ähnlich der Präcisirung 202,14 ist die 295,13, wo statt des
temporalen »nun« eintritt: »in der Erfahrung«. Ferner 2Q4,2), wo der
Begriff »Freiheit« durch den Zusatz »wahre« eingeschränkt wird.
II'
164 Abhandlungen.
drücke in der nächsten Umgebung dieser Sätze : 29^,1 schien
ihm der Ausdruck »Unbedachtsamkeit« zu enge; der Wirth
ist mehr im Allgemeinen sorglos als im speciellen Falle
unbedacht; Goethe nahm dafür den 292,2s stehenden
»Handelsweise«, endlich für diesen den 292,16 stehenden
»Betragen« und für diesen wiederholte er aus 292,14
»Veränderung«, eine stilistisch nicht lästige, sondern eher
stärkende Wiederholung. Ist hier die Personencharakteristik
genauer, so ist sie ein andermal verstärkt; 268,»4 Seyton
der gereist hatte J: Seyton der viel gereist hatte B.
Aus grammatischen Aenderungen hebe ich 295,1$ aus;
zuerst stand »ihn versichern« j Adelung erklärt den Accusativ
für irrig, Goethe in der gleichen Empfindung schreibt nun
den Dativ »ihm«. Eine zu strenge Angleichung findet sich
297,1a: »in dem man die Männer reden hört, besonders
wenn sie die Pfeifen im Munde haben« ; / hatte »die Pfeife« ;
der Plural »Männer« zieht den Plural »Pfeifen« nach, es
sollte aber dann der bestimmte Anikel »die« vor »Pfeifen«
eigentlich wegfallen. Aehnlich äusserlich ist angepasst 278,16
»emem oder dem andern Schriftsteller« /: »dem einen oder
dem andern Schriftsteller« B, Einen engeren s)rntaktischen
Zusammenschluss beabsichtigte Goethe 295,17; es hiess
ursprünglich: Die Frauen müssen das Uebergewicht über
den Mann gewinnen (A); darnach Punkt und es folgt die
Begründung in zwei Doppelsätzen (B) : der Mann wird bei
wechselseitigem Einfluss weiblicher und verliert^ das Weib
wird männlicher und gewinnt; die Sätze: verliert (a) —
gewinnt (c) sind durch je zwei sich mit der Conjunction
»denn« anschliessende Sätze (bd) begründet. Nun aber
vermisste Goethe den Ausdruck des Causalzusammenhanges
zwischen der vorausgeschickten Behauptung A und den
folgenden Begründungen; er schiebt also dazwischen ein
»denn« ein : die Frauen müssen das Uebergewicht gewinnen ;
denn .... Da er nicht alles Folgende überlesen nat, über-
sieht er, dass dieses neue »denn« zur Einleitung des Satzes
B eine übele und verwirrende Parallele zu den zwei »denn«
der Sätze b d bildet.
Eine ebenso unnöthige Verdeutlichung tritt 287,1* ein.
Es wird erzählt /: Früher hat man Tagebücher geführt;
einer Person wäre »eine solche Gewonnheit bald zum
Unglück ausgeschlagen. Eine Gouvernante hatte sie in
früher Jugend an ein tägliches schriftliches Bekenntniss
gewöhnt« u. s. w. fliest: »an ein solches tägliches« u. s. w.>
das macht den Bezug enger, stört aber stilistisch wegen
der Wiederholung des Wortes »solcher«- trotzdem ist
auch hier eine aberratio oder eine iteratio cles Abschreibers
kaum vorauszusetzen.
Goethes Erzählung Die guten Weiber. 165
Schwieriger zu beurtheilen sind unter anderen folgende
Fälle: 299,9 Sinclair erzählt, dass er einen Aufsatz über die
Symptome der Schalkheit zusammengeschrieben habe, den
er das Capitel von den Schälken nannte- »ich habe es aber
bisher sorgfältig geheim gehalten«. Henriette erwidert:
»Sie dürfen es uns wohl schon einmal vorzeigen« /. Statt
»vorzeigen« steht in B »sehen lassen«. Meinte Soethe »vor-
zeigen« eigne sich nur für ein Bild? aber »sehen lassen«
ist doch derselben Sphäre entnommen ; dann hätte er »lesen
lassen« setzen müssen. Dieses »sehen lassen« ist um so
lästiger, als in der folgenden Zeile steht »sehen können«.
(Solche Wiederholungen s. S. 161; 164 zu 289,11; 287,16.)
Hier versagt eine Begründung; der Setzer kann aber un-
möglich die Veränderung vorgenommen haben. Aehnlich
steht es 278,21. Sinclair hat Bilder mitgebracht, welche er
vom Herausgeber des Almanachs erhalten hatte, der damit
den nächsten Jahrgang zieren wollte. Amalie tadelt sie
und spricht die Bemrchtung aus, dass auch eine Auslegung
derselben in Worten in aen Almanach käme. »Sinclair,
als Freund des Herausgebers, konnte weder die Bilder ganz
fallen lassen, noch konnte er läugnen, dass hie und da eine
Erklärung nöthig sei, ja, dass ein Zerrbild ohne Erklärung
gar nicht bestehen könne« u. s. w. Statt »fallen lassen«
neisst es in JS: »ausfallen lassen«; das verändert den Sinn;
jenes hiess preisgeben, dieses heisst aus dem Almanach
entfernen; zu letzterem hatte Sinclair nicht den Beruf, er
konnte höchstens dem Herausgeber rathen, die Kupfer aus-
fallen zu lassen. Warum änderte Goethe? In derselben
Periode ist das »ja« in B gestrichen worden; und doch
bezeichnete es so trefflich den Uebergang vom Besonderen
zum Allgemeinen, dass man es ungern vermisst; und hier
wird man dem Abschreiber oder Setzer leicht ein Versehen
vorhalten/ während man ihm die Aendening des »fallen
lassen« nicht zutrauen darf.
Versehen haben Goethes Handlanger begangen, Ver-
sehen, die er nicht bemerkte. 277,1 "^^ °^^ »Cardano«
durch aberratio das unentbehrliche »einer Dame« aus;
289,7 wurde »willkommen« in das unmögliche »vollkommen«
verkehrt; 276,? wurde, wie schon Bemays bemerkte, »andere«
statt »andern« gelesen. Auch 297,13 halte ich für einen
Fehler: bei uns, heisst es, gemessen die Frauen einer löb-
lichen Freiheit, »aber in Ländern, wo sie sehr beschränkt
sind, wo der äusserliche Anstand ängstlich, die öffentlichen
Vergnügungen seltner sind, sollen sie (die Schälke) sich
häufiger finden«. Ursprünglich stand »selten«, was neben
' »ja« könnte eben so gut oder eben so schlecht 266,$ gestrichen sein.
l66 Abhandlungen.
dem Positiv »ängstlich« entspricht: ich kann mir nicht
denken, dass Goethe in den parallelen Sätzen einmal den
Positiv Hess, das anderemal den Comparativ anordnete ; ich
glaube vielmehr, dass der so bald nacnfokendc Comparativ
»häufiger« ein unrichtiges unwillkürliches Gefühl des
Gegensatzes erweckte, ein so oberflächliches Gefühl, dass
ich es doch Goethe selbst nicht zutrauen möchte, obwohl
er, wie wir sahen, zuweilen recht äusserHch und ohne das
Ganze zu überblicken änderte. Ich habe für meine Auffassung
auch den Grund, dass Goethe 28o,a einen möglichen, aber un-
nöthigen Comparativ in den stilhöheren Positiv verwandelte.
Doch genug der Beispiele. Ich denke durch die Aus-
lese hinreichend die Art der Goetheschen Redaction ge-
kennzeichnet zu haben ; er hat durch grössere und kleinere
Aenderuujgen, durch Auslassen und Zusetzen gebessert,
manchmal glückHch, manchmal allzu äusserlich correct,
manchmal ohne den Zusammenhang zu übersehen, manch-
mal ohne dass wir seinen Grund verstehen. Er hat aber
auch Fehler der Handschrift stehen lassen, wie ich eben
zeigte. Fehler der Handschrift, nicht des Druckes, sage
ich; das bleibt zu beweisen.
In der Weimarischen Ausgabe ist wiederholt ein
Druck für die Lesarten benützt worden, der den Titel
führt: »Goethe's Werke. Original -Ausgaoe. Wien, 1816.
Bey Chr. Kaulfuss und C. Armbruster. (Von Band 19 an:
In Carl Armbruster's Buchhandlung^ Stuttgart. In der
J. G. Cotta'schen Buchhandlung. Gedruckt bey Anton
Mrauss.« Sie läuft bis zum Jahre 1821 in 26 Bänden fort;
den Inhalt hat Goedeke 4^ 626 verzeichnet. Ich gestehe,
dass ich, obgleich Cottas Firma auf dem Titel steht, diese
Ausgabe für einen werthlosen Nachdruck hielt; die Col-
lationen ergaben einen oft willkürlichen Text, vor Allem
wurde ein wunderliches Mischen des Textes aus der
ersten und zweiten Cotta-Sammlung beobachtet. Ich habe
deshalb als Redactor des 20. Bandes den Herausgeber
M. von Waldberg gebeten, von seiner Absicht, die Lesarten
dieser Ausgabe zu berücksichtigen, abzustehen, denn es
war bis danin ein textkritischer Gewinn nirgends gezogen
worden. Ich habe damit unwissend ein Unrecht begangen,
das ich voll auf mich nehme.
Als ich mich dann mit dem Texte der »Guten Weiber«
beschäftigte — man verzeihe, dass ich nun persönlich rede —
blieb so manche Schwierigkeit ofl^en, was nach den vor-
stehenden Darlegungen begreifHch sein wird. Halb aus
Neugier, ob der Wiener Druck (jB') eine gute Coniectur
irgendwo gemacht habe, halb um mir aus eigener Collation
ein Urtheil über diesen unverstandenen Text zu bilden.
Goethes Erzählukg Die guten Weiber. 167
schlug ich solch dunkle Stellen nach. Und zwar zuerst
die 27Q,i7. »Die Dame wollte« stand /; »Sie woHte dann« B;
da icn für diese Aenderung durchaus keinen Grund fand,
da sie mir in keiner \y eise zu den anderen erklärbaren zu
passen schien, hatte ich vermuthet, die Lesart B sei aus
einer Zwischenstufe: »Die dann wollte« entstanden; ob-
wohl ich das Complicirte des Vorganges nicht unter-
schätzte, konnte ich mich doch von der Erklärung nicht
lösen. Man begreift mein Erstaunen, als ich in B die
vorausgesetzte Lesart fand. Sofort war klar, dass B' hier
nicht nur eine Mittelstufe zwischen / und B ist, sondern
eine für die Kritik von B verwerthbare und wichtige Mittel-
stufe. Eine rasche Ueberprüfung gab wiederholt genau das
gleiche Verhältniss und zwang mit unausweichlicher Noth-
wendigkeit zu dem Schlüsse, dass B und B^ auf der gleichen
Drucküorlage beruhen müssen. Dies Verhältniss konnte aber
unmdglich für ein einzelnes Werkchen, es musste für die ßame
Ausgabe^ mindestens soweit die Bände gleichen Inhalt
haben, also bis Bd. 20, gehen \ denn wie wollte eine so»
intime Beziehung zwischen dem Wiener und dem Stutt-
ganer Verleger nur für ein kleines Theilchen bestehen? Eher
wäre zu vermuthen, dass sie für ein Stück ausnahmsweise
nicht gelte; und was bisher die Collationen von 5' ergeben,
hatten, bestätigte ja von vornherein die Gültigkeit für
diese Bände. Die Tragweite dieser Beobachtung ist um
so grösser, als nach übereinstimmendem Unheil der Text
in vielen, vielleicht allen Bänden von B oft schlecht ist;
hier also war ein Mittel gewonnen,« seine Richtigkeit zu
controliren , seine Fehler zu verbessern. Ich muss und
will es Andern und vor Allen A. Fresenius, der diesen
Dingen schon erfolgreich nachgegangen ist (s. Vieneljahr-
Schrift für Literaturgeschichte Bd. 6. d. 627), überlassen, für
die Bestätigung und die Wirkung dieser Beobachtung Zeug-
nisse zu erbringen. Selbst für die »Wahlverwandtschaften« das
durch meine Dchuld Versäumte nachzutragen^^ muss ich mir
hier versagen. Ich beschränke mich auf die »Guten Weiber«,
die ein wahres Schatzkästlein für einen Philologen sind.
Zuvor aber möchte ich doch der Annahme, die text-
kritisch nothwendig ist. die äussere Grundlage graben.
In Wien bei dem Drucker Anton Strauss erschien nach
Goedekes Angabe 1808— 11 eine 15 bändige Sammlung von
Goethes Werken, die sich wohl an Cottas A anlehnt, aber mehr
Bände zählt; ich konnte diesen Druck nicht zu Gesichte be-
kommen.* Es gibt femer eine 8**- Ausgabe: »Goethe's sämmt-
* Da Hirzel sie nicht anführt, so könnte Goedekes Angabe auch
irnhüm lieh sein. Goedeke 4,626 verzeichnet auch eine mit B identische
I 6S Abhandlungen.
liehe Schriften. Wien, 1810. Gedruckt bey Anton Strauss. In
Commision bey Geistinger.« Ich kenne davon 24 Bände,
die bis 181^ erschienen sind; schon auf dem Specialtitel
des I. Bandes heisst es: »Verlegt bey Anton Strauss« und
so vom 2. Bande an auch auf dem Haupttitel bis Bd. 19 (1812).
Vom 20. Bande an (1812) heisst es nur »In Commission bey
Geistinser.« Und auf dem 24. Bande steht: »Gedruckt
bey Nwth. Andr. Schmidt, Üniversit. Buchdrucker. In
Commission bey Geislingen« Vom 20. Bande an ist denn
auch die Ausstattung eine andere, aber nicht so verschieden,
dass man die Bände nicht zu Einer Sammlung hätte ver-
einigen können. Nur die dazu gehörige, nicht mit Band-
ziflFer versehene »Erklärung der zu uoethes Farbenlehre
fehörigen Tafeln« ist in 4* gedruckt. Es ist femer zu
eachten, dass Bd. 20 keine auf die Werke hinweisende
Norm hat, dass auch Bd. 21 (Fortsetzung der Farbenlehre)
erst von Bogen H an (S. 113 also) eine Norm erhält und
zwar »Goethe's Werke XXI. Bd.«. Also wurde die Fon-
setzung der Straussischen Sammlung erst von da an äusser-
lich angemerkt; Geistinger begann zunächst den Druck
der Farbenlehre als Separatausgabe. In Separatausgaben
scheint übrigens die ganze Sammlung verbreitet worden
zu sein, wozu sie sich durch ihre Untertitel vorzüglich
eignete; es liegen mir 5 Bände ohne den Sammeltitel vor,
deren Bogen aber die Norm »Werke« tragen. Die k. k. Hof-
bibliothek in Wien besitzt eine Ausgabe: Wien, Anton
Strauss 1810— 1817 8* 26 Bde.; vielleicht ist sie mit der
beschriebenen identisch, nur um zwei Bände (oder mit
Einzahlung des Tafelbandes vielleicht nur um einen Band)
vollständiger als die mir bekannte. Femer besitzt diese
Bibliothek eine I2bändige Ausgabe in i6* die in Wien bei
C. Ph. Bauer erschien; ich kenne sie nicht.
Aus alle detn ergibt sich, dass Cotta einem gefährlichen
Nachdruckeifer in Wien ausgesetzt war. Um inn brach zu
legen, beschritt er einen Ausweg, den bereits Göschen ein-
geschlagen hatte, als er sich 1787—90 mit Stahel und
Schaumourg in Wien verband (Goedeke 4, 622). Cotta
verband sicn, vielleicht gerade aus Furcht vor der bevor-
stehenden Bauerschen Ausgabe, mit Chr. Kaulfuss und
C. Armbmster, von denen ich nichts weiss, als dass sie
eine »öffentliche Leihbibliothek« Singerstrasse Nr. 957
hatten. Der frühere Nachdrucker Strauss wurde lahm ge-
legt, indem er mit ins Interesse gezogen wurde ; und wohl
Taschenausgabe» die wahrscheinlich nicht existirt; nur zwei Bände
Gedichte sind nach L. Laistners gütiger Mittheilung aus B in Taschen-
format umgestaltet worden.
Goethes Erzählung Die Guten Weiber. 169
um recht deutlich zu machen, dass sein verbreiteter älterer
Nachdruck durch diesen Kaulfuss-Armbruster-Cottaischen
ersetzt werde, wurde sein Name breit mit auf den Titel
gesetzt. Auch von dieser Sammlung wurden Separat-
Ausgaben veranstaltet, ohne dass die Norm »Werke« be-
seitigt wurde; es wurden nur die Doppeltitel der Werke
(die nicht immer die gleiche Jahreszahl tragen) weggelassen
und dafür neue Specialtitel vorgeklebt, wiederholt mit einer
um ein Jahr jüngeren Datirung, wie ich aus 10 mir vor-
liegenden Bänden sehe. So lässt sich äusserlich erklären,
dass Cotta die Druckvorlage für seine Ausgabe B nach
Wien in Druck gab; wohl um die Wiener Ausgabe zu be-
schleunigen, wartete er nicht bis zur Fertigstellung seines
Neudruckes, schickte nicht diesen als Vorlage nacn Wien,
sondern Goethes Manuscripte bezw. corrigirte Drucke.
Der Sachverhalt hat nunmehr auch von dieser Seite nichts
Befremdliches.
Also zurück zu den »Guten Weibern«! Es ist ohne
Weiteres klar, dass da wo B und 5* zusammenstimmen,
der Text richtig ist oder schon in der Druckvorlage ver-
dorben war; dass da wo B und 5' nicht zusammenstimmen,
entweder die Druckvorlage undeutlich war oder einer der
Drucke einen Fehler enthält und zwar derjenige, der nicht
mit dem älteren Texte zusammenstimmt; und dieser letzte
Fall ist für die Correaur von B der werth vollste: aber
auch der vorher genannte kann einen ähnlichen Werth
haben, wenn aus Ä* die Absicht der Vorlage deutlicher
wird; der erste schränkt die Subjectivität der Beurtheilung
unerwaneter Aenderungen ein, hebt sie aber nicht auf;
denn wenn auch die Uebereinstimmung von B und 5*
gegen / beweist, dass die Druckvorlage diese Lesart bot,
so beweist sie doch nichts gegen die Möglichkeit eines
Fehlers der Druckvorlage, wie ich sie oben schon ange-
nommen habe.
Für die obenstehenden Ausführungen wurden selbstver-
ständlich nur solche Fälle benützt, in denen B und JS' über-
einstimmen. Ich bespreche zunächst nur einige besonders
auffallende Lesarten, die das Verhältniss zwischen BxindB^
und ihre Druckvorlage kennzeichnen können. 266.) stand
in /: Sinclair, gefragt, was er Neues bringe, zieht sein
Portefeuille heraus und sagt: »Und wenn ich Ihnen auch
sage, dass es die Kupfer zunri diessjährigen Damenkalender
sind« ; B liest : . . . »dass ich die Kupter . . . bringe« ; 5* liest :
»dass es die Kupfer .... bringe«. Dass das Portefeuille
bringt, konnte Goethe nicht schreiben ; »dass es berge« zu
conjiciren, haben wir durch die Uebereinstimmung zwischen
B und 5' im Worte »bringe« kein Recht, auch wenn der
lyo Abhandlungen.
Ausdruck »berge« nicht zu hoch für den Stil dieser Er-
zählung wäre ' also bleibt nur eine Erklärung : die Correctur
in der Handscnrift war nur halb geschehen, »es« war nicht
deutlich getilgt oder »ich« war überhaupt aus Versehen
nicht beigeschrieben ; B renkte sinngemäss ein, JS' druckte
{jedankemos ab. — 274,1 »Menschenkenner und Herzens-
enker« /; »Menschenkenner und Herzenskennerafi- »Men-
schen- und Herzenskenner« 5*; also stand in der Vorlage
die Lesart 5; 5' nahm an der Wiederholung Anstoss und
vereinfachte; die Vorlage aber hatte einen Schreibfehler, den
Goethe bei der Correctur übersah. — 277,24 das Andenken
bemächtigt sich »der Sinne des beleidigten Ehemanns« /;
»des Sinnes«... B; »den Sinn« £'; R ist sinnlos; die
Worte waren undeutlich geschrieben, B conjicine, aber
nicht im Geiste des Originals; »den Sinn« steht der ur-
sprünglichen Lesan näher, also war sie die beabsichtigte,
i ist zu corrigiren. — 29^,»? »durch die sie nach Verlauf
von zehn Jahren ihren Mann in den Stand setzte« /;
»durch die sie nach dem Verlauf von zehen Jahren sich
in den Stand setzte« B; »welche sie nachdem Verlauf von
zehen Jahren in den Stand setzte« £'; aus dem Vergleich
ergibt sich, dass in der Druckvorlage »ihren Mann« aus-
feiallen war; B und 5' heilen auf verschiedene Weise;
f setzt das Object »sich« ein. 5' ersetzt »durch die« mit
»welche« ; es ist keine Frage, dass die Lesart / herzustellen
ist. — 294,26 »eben so zu verkürzen scheinen« /; »eben so
gut verkürzen« .... B; »eben so gut zu verkürzen« ... 5*;
»gut« ist Schreibfehler für »zu«, B druckte gedankenlos ab,
D^ heilte ungeschickt ebenso wie es dann der Druck in
den Supplementbänden zu A that ; / ist herzustellen. —
297,2s »mit dem das Volk, der Menschenkenner, ja sogar
der Arzt . . . bezeichnet« /; . . . »das Volk, die Menschen-
kenner, ja sogar die Aerzte . . . bezeichnen« £; . . . »das
Volk die Menschenkenner, ja sogar die Aerzte . . . be-
zeichnet« 5'; hieraus ergibt sich, dass die Plurale der Sub-
stantiva in der Vorlage standen, die Correctur des Ver-
bums aber vergessen war; B setzte richtig auch das Verb
in den Plural, B^ suchte gedankenlos den Singular des
Verbums dadurch zu ermöglichen, dass es das Komma
nach »Volk« strich, bemerkte aber nicht, dass nun ver-
schiedene Objecte in unmöglicher Weise zusammengestellt
wurden.
Aus diesen Beispieles ergiebt sich: B und £' stammen
nicht von einander ab, sondern aus einer gemeinsamen
Vorlage ; die Vorlage enthielt Correcturen, die Correcturen
waren nicht alle deutlich; die Vorlage enthielt auch
Fehler; B und -ß* bemerken ihre Uebelstände zumeist.
Goethes Erzählung Die guten Weiber. 17 1
aber nicht immer, und suchen zu bessern^ für die grössere
oder geringere Willkür des Setzers oder Correctors von B
und jd' lässt sich kein Massstab finden, so wenig wie für
den Grad ihrer Feinfühligkeit. Sie haben ja auch eine
Reihe von Fehlem der Vorlage in gleicher Weise über-
nommen. So in den Fällen, die ich oben S. 165 schon be-
sprochen habe; ferner: 285,» j »dem Gedanken« statt der
nothwendi^ien Lesart /: »den Gedanken«. — 289,15 »da«/;
dafür schneb der Scnreiber »da wo« mit Angleichung an
das »wo« der nächsten Zeile und weil »da« in der be-
treffenden Wendung ungewöhnlich und nur um der Iden-
tität mit dem folgenden »wo« auszuweichen gesetzt ist;'
BB* folgen dem Schreiber. — 291,18 sie bediente sich
»dazu« emer sonderbaren List /; »daher« fifi' passt nicht,
das hat C bemerkt und darum »dabei« eingesetzt; die
Vorlage aber muss ein Wort gehabt haben, das wie »daher«
aussah; entweder war wirkHch »daher« verschrieben, oder
etwa der Schreiber hatte ein hohes, über die Zeile ragendes z
feschrieben und den Haken auf dem u vergessen, wodurch
as Wonbild verlesbar war. — 271,1 »wohlgesacktes Schwein«
JB5* statt »vollgesacktes« / nat man seit Bernays immer
ajs Druckfehler erklärt; in den Zusammenhang mit den
bisherigen Beobachtungen gestelh. kann es ja wohl als
Schreibfehler oder etwa aus undeutlicher Handschrift erklärt
werden; denn dass man es nicht als eine absichtliche
Milderung auffassen darf, etwa um die Rede für den Mund
einer Dame wohlanständiger zu machen, ergiebt der Zu-
sammenhang; »wohlgesackt« ist ein Lob wie das in den
Wörterbüchern belegte »gut gesackt« ; hier aber ist ein Tadel
nöthig und Opitz schon hat »vollgesacket« in der poetischen
Spracne gebraucht; »wohlgesackt« darf in den Wörter-
büchern nicht mehr mit Goethes Autorität belegt werden,
wie trotz Bernays' Vorgang noch im Grimmschen unter
»Sacken« geschan.
Dagegen muss oder kann die Uebereinstimmung
zwischen B und JB" gegen/ nicht auf einen Fehler zurück-
geführt werden z.B. 275,4 »ein la« /, »sein Ja« 55*; beide
Lesarten sind an sich möglich, die jüngere ist präciser.
Vgl. 276,2«. — 277,11 hatte J mit »Cardano« eine2!eile be-
gonnen, unnöthigerweise ; die Handschrift und darnach BB^
machen keinen Absatz. Ebenso 28a*© vor »Es«. —
288,6 »ihrem Ehemann« /; »dem Manne« J5fi'; das Pronomen
hat innerhalb des Satzes kein Bezugswort; darum wurde
' Dass Goethe das Schreib versehen nicht bemerkte, ist auffällig»
weil er in derselben Zeile Anderes änderte. Vielleicht aber zog
gerade dies seine Aufmerksamkeit zu ausschliesslich an.
172 Abhandlungen.
es durch den Artikel ersetzt; aber warum wird nicht »Ehe-
mann« beibehalten? Zwar ist der Gatte schon 287,15 als
»ihr Mann« bezeichnet, aber hier durch das Pronomen ge-
kennzeichnet ; ausserdem ist erst zwischen diesen Stellen
ein anderer Mann, der Hausfreund, in die Erzählung ein-
geführt worden, und insofern wünschte man wirklich, dass
das Won »Ehemann« beibehalten wäre; trotzdem wage ich
nicht, hier einen Fehler der Handschrift anzunehmen, wenn
mir auch der einzige allenfalls findbare Erklärungsgrund,
Goethe habe das rasche Folgen von drei e Tdem Ehemann)
vermeiden wollen, nicht zureicht. — Aennlich unsicher
liegt die Erklärung 291,8: es musste, »wenn er auch nichts
verschwendete , manches verschleudert werden« /;
BB* lesen »nicht«; »nichts« und »manches« ist ein genauerer
Gegensatz und würde dem Geiste der Redaction recht gut
entsprechen; aber es entspricht ihr auch, dass durch die
Lesart B B* der bedeutendere Gegensatz »verschwenden:
verschleudern« besser herausrückt; und so mag die Druck-
vorlage recht haben. — Ich will keine weiteren Beispiele
besprechen; sie sind ja in der früheren Betrachtung reichlich
zu finden. Mir kam es an dieser Stelle nur darauf an, zu
betonen, dass auch in Fällen, wo das Urtheil zwischen
richtig und unrichtig schwanken kann, womöglich zu Gunsten
der Druckvorlage entschieden werden soll. Man muss
denn doch einer von Goethe corrigirten Handschrift, wenn
sie auch nicht durchaus genau corrigirt war, eine stärkere
Autorität einräumen, als einem beliebigen Drucke; in all
diesen Fällen kann es sich nicht um Druckfehler handeln,
wie man bisher annehmen durfte, sondern allenfalls um
Schreibfehler der Vorlage.
Wichtiger als diese letzten Erwägungen ist die Be-
trachtung der Fälle, in denen 5' mit / übereinstimmt, aber
von B abweicht. Von vornherein muss dann, wie ich oben
schon sagte, angenommen werden, dass in B ein Fehler
steht. Nach der" Art, wie uns die Drucker von B und 5"
bisher erschienen sind, können wir keinem eine grössere
oder geringere Glaubwürdigkeit beimessen. Beooachten
wir weiter den Grad ihrer Zuverlässigkeit! Denn erweist
sich einer als minder verlässig in semem Verhältniss zur
Druckvorlage, so werden wir ihm selbst da nicht ohne
Bedenken folgen, wo er den ersten Text bietet.
B hat zweifellose Druckfehler; so 270,11; a?; 272,10: drei
leichte Fälle, in denen das Flexions-m mit n verwechselt
ist; darnach ist 299,3 zu beurtheilen, der gleiche, aber mög-
liche Fall; hieher gehört auch 292,7, wo durch Abfall des
e aus detn Präteritum ein Präsens wurde; und wohl auch
272,19 »wir beiden« aus »wir beide« ; vgl. umgekehn 285,»?
Goethes Erzählung Die guten Weiber. 173
»diese phantastische Productionen« aus i>phantastischen(c.
B druckt »heurathen« 272,10; 277,10 (290,11 ist »heirathen«
bewahn). »Lüderlichkeit« 290,8. Vielleicht war aber an
all diesem der Schreiber schuld. Nicht seine Schuld ist,
dass B modemisirt: »vor« zu »für« 274,16, »würden«
Tältere Syntax) zu »würde« 28^.6. B macht vor 273,»» einen
Absatz. Es wiederholt das Won »auch« ;üo,i. Das sind
im Ganzen keine sehr zahlreichen Schwächen, falls nicht
noch andere aus späteren Betrachtungen dazu kommen
sollten.
JB* ist eigenaniger. Seine Orthographie ist nicht
identisch mit der der Stuttgarter Ausgabe, steht ihr aber
näher als der des Taschenbuches. 5* schreibt spatzieren,
Reitz, Tinte (gegen : Dinte), Gebieth, niemahls, Freundinn
(gegen: Freundin), fließen (gegen: fliessen), gereis't und
andere Apostrophe, trennt irgend wo, hin kam u. a. m.,
schreibt Alles, Etwas, Beide u. dgl. gross; kurz es hat
seine Onhographie und befolgt sie ziemlich streng, wenn
auch nicht mit der Peinlichkeit eines Schulbuches. Es
wird vielleicht nur seinem Streben nach Gleichheit verdankt,
dass es die Anredepronomina von den andern richtig
Teinmal mit / falsch) scheidet, dass es den Wechsel zwischen
den Namenstormen Amalie und Amalia vermeidet; / schreibt
die crstere Form, B mit geringem Uebergewicht die zweite,
5' verwendet diese ausser in vier Fällen (davon drei zu
Beginn, wo es also die andere Form noch nicht kannte).
Auf die gleiche Absicht zu normalisiren möchte man 289,1a
zurückführen, wo »vortrefflich«, wie früher schon einmal
steht, statt »fünreiflich« gesetzt wird; hält man dies mit
der oben bemerkten Stelle 274,16 zusammen (für /, vor 5),
so ergibt sich, dass wohl in beiden Fällen die Handschrift
die ältere Form hatte. Als Dialecteigenthümlichkeit könnte
man allenfalls ansprechen 267,15; 270,27; 300,24 Kupferchen,
stumpfnasigen, dann statt Küjpferchen, stumpfnasigen, denn.
Eine auffällige Besonderheit ist in JB' die Vorliebe für volle
Formen: es hat mindestens 2omal die vollere Dativ- und
Geneiivendung, die Formen : -et, -en, -er, wo weder / noch
B sie zeigen ; es hat etwa I2mal die vollere Form aus /
bewahrt, wo B kürzt; bei der Vorliebe dafür ist aber der
Schluss nicht erlaubt, dass B an diesen Stellen gegen die
Handschrift verstösst, zumal B auch einmal gegen / 5'
die vollere Form zeigt. Hier muss also das theoretisch
richtige Princip, wo y 5' gegen B stehen, sei B fehlerhaft,
durchorochen worden. Allerdings sind ähnliche vollere
Formen in sechs Fällen B und 5* gegen / gemeinsam,
wornach anzunehmen wäre, dass die Handschrift dehnte;
aber in sieben Fällen hat B und 5* auch gegen / die ge-
174 Abhandlungen.
kürzten Formen. Es gibt also keinerlei Sicherheit hiefür
und die Erfahrung mit Goethes Texten drängt, meine ich^
überhaupt dahin, dass Goethe in solchen Dingen keinerlei
Princip hatte und dass femer alle Drucke keinerlei Gewähr
bieten, hierin Goethes Handschriften genau zu copiren.
Ich lege deshalb auch kein Gewicht auf eine etwaige kleine
Unricntigkeit meiner Zählungen. Wollen wir rechnen, so
müssen wir sagen: B weicht 27mal von / ab, JB' 32mal;
das ist keine beweiskräftige Dinerenz. Nehmen wir noch
dazu, dass B allein einmal »sie es« in »sies« zusammen-
zieht 275,14, 5' allein einmal »bedeutet es« aus »bedeutets«
ergänzt 298,16, so wäre die Neigung jedes Druckes auch
damit bezeichnet.' Dann darf man aber auch nicht über-
schlagen, dass -ß' zweimal »Wagschale« schreibt, wo in /
und ß »Wageschale« zu lesen steht.*
Etwas klarer steht es mit der Interpunction. 5* inter-
pungirt reichlicher als B: nicht nur, dass es die Mehrzahl
der Kommata in / bewahrt, wo B sie weglässt (und dies
weist neben Anderem darauf, dass die Druckvorlage doch
etwa aus / und nicht aus einer älteren Handschrift stammt);
es setzt auch neue zu; ein andermal aber geht es mit B
fegen /; und wieder ein andermal hat es mit JB gegen /
em Komma, manchmal sogar keines, wo / und 6 welche
haben. In den stärkeren Interpunctionen mag es B näher
stehen als /, steht aber auch darin wiederholt isolirt. Eine
Statistik habe ich nicht durchgehends veranstaltet; ist sie
nicht sehr fein specialisirt, so gibt sie kein verwenhbares
Material; und bis ins Feinste zu geben, lohnt nicht der
Mühe^ denn man kommt höchstens auf Schreiber-, Setzer-
und Corrector-Gewohnheiten,' niemals auf Goethes Ge-
brauch. Aus dem Ueberblick über die CoUation aber darf
ich den Schluss machen : die Handschrift war reichlich,
überflüssig oft interpungirt, B streicht energisch ab. Aber
auch in diesem Punkte darf die Identität von / und JB'
gegen B nicht zur Correctur von B veranlassen.
Der Willkür von 5' in orthographischen Dingen und
in Betreff" der vollen Formen steht also die Willkür von B
in Sachen der Interpunction gegenüber. Sehen wir nun
die sonstigen Aenderungen in B* an! 274,«©; 283,9; 288,19;
299,a und 300,11 finden sich Druckfehler im Auslaut des
* 287,aa «Ursache« / Ä* wird man gegen »Ursach« B behalten
dürfen.
* Dass Ä* im Sperren einzelner Wörter abweicht, vermerke ich
nicht; 276,12 hat es das Sperren nur vergessen. Auch dass es einmal
»Mad.« ausdruckt »Madam« fällt nicht ins Gewicht.
5 Die mir allein bei der 8*-Ausgabe leuter Hand nicht belanglos
zu sein scheinen.
Goethes Erzählung Die guten Weiber. 175
Wortes von der einfachsten Art. Schwerer ist 285,4 »fand ich«
statt »fand sich«, weil auch das erstere einen Sinn giebt,
aber gewiss nicht beabsichtigt w^urde. — 267,»$ lässt 5'
»ruhig« aus. 296,4 wiederholt -ß' »was«, verschleiert aber
den Fehler dadurch, dass es ein Komma zwischen beide
Wortchen setzt, so dass nun die mögliche Lesan heraus-
kommt: etwas, was; an diesem Fehler müssen zwei thätig
fewesen sein: der Falschschreiber und der verbessernde
etzer (B hätte dann die Tautographie bemerkt und be-
seitigt) oder der Falschsetzer und der verbessernde Cor-
rector. — Zweifellos fällt -ß' die Schuld der Aenderung
von »diesem« in »dem« zu 281,10. — 298,» bietet 5*
»errathen«, alle andern Drucke »rathen«: errathen ist
deutlicher und in Verbindung niit einem Object wie hier
üblicher; ich kann mir aber nicht denken, dass B eine
etwaige Correctur der Handschrift übersehen haben sollte;
wohl aber, dass 5* bei seinem Normalisirungsstreben aus
266,5 und besonders dem nahen 296,«! »erratnen« herüber
nahm, eine gute Conjectur, wenn man beachtet, dass 280,1«
»rathen« ohne Object steht, aber doch nur eine Conjectur. —
Und eben dafür muss ich leider auch 29^,10 halten: Sie
dürfen es uns sehen lassen und wenn Sie einige Ge-
schichten wissen, woraus wir »sehen können«; S^ setzt
»ersehen können« und hilft so der Wiederholung, die ich
schon obenS. 165 als lästig bezeichnete, etwas auf; Parallelen
fehlen diesmal und so ist die Conjectur mehr schön als
gut.' — Endlich 283,85: »Schaffen Sie Gegenbilder zu diesen
Kupfern« JB; »Schaffen Sie die Gegenbilder« .... 5*;
die Aenderung ist nicht nothwendig, aber möglich; es ist
schon vorher gesagt, man solle »das Entgegengesetzte«
der Carricaturen thun, die Verbindung wird durch den Ar-
tikel enger und liegt in der Richtung der Redaction; ich
verweise auf das, was ich oben S. 161 und 164 über die
Aenderungen 267,5; 296,^4; 287,16 gesagt habe; vgl. oben
S. 161 zu 28q,w; ich muss beifügen, dass auch in der S. 170
<itinen Stelle 2Q4,i ein bestimmter Artikel und hier eher
störend als nöthig eingesetzt ist^* es kann also der Ver-
dacht aufkommen, dass B hier emWönchen ausliess, wie
es das, ich werde es sogleich zeigen, auch sonst that.
Aber: es ist doch ein Unterschied, ob B wie in den nachher
zu besprechenden Fällen ein >y Örtchen des alten Textes
oder OD es eine Correctur ausliess; Correcturen übersieht
' Hätte B^ übrigens eine principielle Neigung für die Composita
mit — rer, so hätte es 288,aa »erzieht« einsetzen müssen.
* 289,11 ist allerdings das heute störende »an Hand gehen« ge-
blieben.
176 Abhandlungen.
der Setzer erfahningsgemäss weniger leicht: und trauen
wir ihm zu, dass er diese Correctur übersan, so wüsste
ich nicht, warum er nicht auch die 298,« und 299,10 viel-
leicht in der Handschrift vorhandene übersehen haben
sollte. Aus Vorsicht also, aber ohne Gewähr das Richtige
zu trefifen. mag die Lesart B unangetastet bleiben. Denn
alles in allem ist 5' doch etwas reicher an nachweisbaren
Willkürlichkeiten, aber nicht so reich, dass wir nicht seiner
Führung venrauen müssten, wo es mit / gegen B überein-
stimmt.
Nur einmal hat 5' ein Wort ausgelassen. Soll man
ihm deswegen zuschieben, es habe die etwaige Correctur
der Handschrift 269,4 »Lustbarkeiten« aus »Lustbarkeit«,
übersehen ? Es bietet wie / den Singular, B »Lustbarkeiten
und Zerstreuungen«, eine Angleichung, die in der Richtung
der Redaction möglich, mit Rücksicht auf 286,6 aber, wo
eine Angleichung (hier würde sie sich zum Singular
schwersten entbehrlich und ich sehe bei allen keinen
zwingenden Grund, die Lesart B für richtiger zu halten ; es
ist denn doch wahrscheinlicher, dass B so kleine Wörtchen
übersprang, als dass 5* dreimal übersehen haben sollte,
dass sie gestrichen sind.
Dadurch schnellt der Werth von 5* wieder in die Höhe,
sinkt der Wenh von B hinab. Ein entschiedenes Ueber-
Bewicht des einen Druckes über den andern in wichtigen
fingen lässt sich also nicht feststellen. Man wird — ab-
gesehen von Orthographie, Interpunction und der Neigung
jB's zu volleren Formen — den Grundsatz : wo einer von
ihnen mit dem älteren Druck übereinstimme, biete er das
Richtige, nicht schematisch anwenden dürfen. Man wird
immer abwägen müssen, ob der Text zu der Gesammt-
richtung der Redaction passt oder nicht. Ich bin, ohne
Probe, überzeugt, dass die Verhältnisse in allen Bänden so
liegen. Darum habe ich sie so ausführlich dargelegt, die
»Guten Weiber« lassen sie vielleicht deutlicher erkennen
als manche andere Werke. Ich halte die genaue Beobachtung
dieser Erscheinungen für um so wichtiger, als nach meiner
Erfahrung die wissenschaftliche Textkritik bei der zweiten
Cotta-Ausgabe (BJ mehr zu sichten findet als bei der
ersten (A) und bei den aus B erflossenen Ausgaben letzter
Hand." Zwar steht der Wiener Druck 5* für gewöhnlich
' Ich gehe auf die weiteren Schicksale des Textes der »Guten
Weiber« hier nicht ein, weil sie geringen Reiz haben.
Goethes Erzählung Die guten Weiber. 177
nicht innerhalb derFiliation und gewann eine genealogische
Stellung, wie sie in Bd. 46 der Weimarer Ausgabe gezeigt
ist, nur ausnahmsweise. Aber, indem er als Controle und
Correctiv für B Werth hat, hat er den gleichen auch für
die daraus abgeleiteten Drucke. Ich denke, diese nach-
haltige Bedeutung von B' rechtfertigt den Umfang meiner
Mittheilungen. Dass Ausnahmen nicht statt haben können,
darf ohne Durchprüfung alter in Betracht kommenden
Bände nicht behauptet werden ; dass aber im allgemeinen
die für die »Guten Weiber« gewonnenen Resultate auch
für die übrigen Bände Gültigkeit haben, ist mit einer an
Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit zu erwanen.
Jedenfalls muss die Untersuchung überall angestellt werden
and ich wünschte, ihr durch die vorstehenden Darlegungen
die Bahn gezeigt und geebnet zu haben.
5-
Selbsterlebtes in Goethes »Tasso«.
Von
Wilhelm Büchner.
loethe schrieb am 21, Februar 1787 von Rom aus
T an Charlotte von Stein: 0— Ach liebe Lotte Du
I weist nicht welche Gewalt ich mir angethan habe
und anthue und dass der Gedanke dich nicht zu besitzea
mich doch im Grunde, ich mags nehmen und stellen und
le^en wie ich will, aufreibt und aufzehrt. Ich mag meiner
Liebe zu Dir Formen geben welche ich will, immer immer
— Verzeih mir das ich dir wieder einmal sage was so lange
stockt und verstummt. Wenn ich dir meine Gesinnungen
meine Gedanken der Tage, der einsamsten Stunden sagen
könnte. Leb wohl. Ich bin heute konfus und fast schwach. — n'
Dies Geständniss in seinem Schlusssatz erinnernd an das
der Prinzessin vor der Sanvitale' ist für die Beurtbellung
der Beziehungen Goethes zu Charlotte von schwerwiegen-
der Bedeutung. Zeigt es doch, dass der Dichter die pla-
tonische Liebe, die seit elf Jahren einend und trennend
zwischen ihnen bestand, immer als etwas Unnatürliches
empfunden hatte und noch empfand. Nach Charlottens
Ansicht sollte und konnte das Verhältniss so bleiben ; sie
war den sinnlichen Leidenschaften entrückt. Den Dichter
trieben sie von der Einzigen, die sein Gemüthsleben be-
' Schriften der GoetheeeielUchafi 3, p. 338.
' Tmso III. 2 -
Lass micli nun!
Ich bin eeschwitzi^ und verbärge besser
Auch selbst vor Dir, wie schwach ich bin und krank.
Selbsterlebtes in Goethes Tasso. 179
friedigen konnte, hinweg. Während er den »Tasso« endigte,
klang das Verhältniss in schrillen Dissonanzen aus.
Dass die Geschichte dieser Liebe in den »Tasso«
hineingewoben ist, weiss ledermann. Die beiden ersten
Acte, deren Kern den Jahren 1780 und 1781 angehört,
schildern in dem Glück Tassos und der rrinzessin das
wunderbare Zusammenleben Goethes und seiner Freundin,
wie es damals bestand. Goethes Aeusserungen , die das
beweisen, sind bekannt. Weniger beachtet ist, dass auch
die weitere Entwickelung der Liebesgeschichte im »Tasso«
Goethes Erfahrungen widerspiegelt. Hat doch noch Kuno
Fischer behauptet, das Interesse Goethes an dem Stoff sei
1780 und 1781 pathologisch gewesen, in den Stadien der
Umbildung und Vollendung rein künstlerisch. »Nun hatte
er nicht mehr nöthig, seine eigensten Gemüthsbewegungen,
wie sie der Tag brachte und steigerte, in die Dichtung zu
crgiessen, sondern konnte die Charaktere derselben aus
sich heraus fohlen, reden und handeln lassen.«*
Man kann dem nicht scharf genug widersprechen.
Charlotte konnte Goethe nicht angehören, einmal wegen
ihrer socialen Stellung, hauptsächlich aber, weil sie infolge
ihrer Jahre und ihrer Leiden über die sinnliche Liebe eanz
anders urtheilte als Goethe. Die Prinzessin kann Tasso
nicht mehr geben, zum Theil wegen des Rangunterschieds,
in erster Linie, weil ihr infolge ihrer Leiden die Sinnlichkeit
fremd geworden ist. Die bei den Männern zurückgedrängte
Leidenschaft macht beide unglücklich. Ehe er die Prin-
zessin an sich zieht, ruft Tasso aus:
»Ja es ist das Gefühl, das mich allein
Auf dieser Erde glücklich machen kaon,
Das mich allein so elend verden lüess,
Wenn ich ihm widerstand und aus dem. Herzen
Es bannen wollte. Diese Leidenschaft
Gedacht' ich zu bekämpfen, stritt und stritt
Mit meinem tiefsten Sein, zerstörte ^ech
Mein eigen Selbst« —
Wer hört da nicht die Töne erkBngen. die aus Goethes
Brief vom 21. Februar 1787 hervorcjueUen ? Im Leben
und in der Dichtung zerstört die sinnliche Lerdenschaft
das Freundschaftsband, und wenn Goethe eine ^yahfheit
in seinem ^Tasso« predigen wollte, so war es die, dass
platonische Liebe unnatüruch sei und zu einer Katastrophe
luhren müsse.
Wenn man den »Tasso« so betrachtet, dann erscheint
das Gerede, es habe Goethe in der Scene zwischen Tasso
* Goetheschriften von Kuna Fisoher L p* ai^ f.
l8o Abhandlungen.
und der Prinzessin Lenzens »Eselei« verewigen wollen, in
seiner ganzen Hohlheit. Was Lenz gethan hat — mag es
nun gewesen sein, was es will — war jedenfalls etwas
Unmoralisches. Was Tasso thut, konnte Goethe sehr
wohl begreifen und sehr wohl entschuldigen.
Somit wurzelt der Schluss des »Tasso« genau ebenso in des
Dichters gleichzeitiger Seelenstimmung wie die ersten Acte,
und man Kann sogar behaupten^ dass der Bruch mit Charlotte
und seine Vorboten während doethes italienischer Reise, die
Vorbedingung für den Abschluss der Dichtung gewesen sind.'
Fischers gegentheilige Ansicht, die den drei letzten
Acten des »Tasso« den »pathologischen« Charakter voll-
ständig aberkennt, scheint in sein Buch einen eigenthöm-
Üchen Widerspruch hineinzutragen. Es ist nämlich durch-
weht von dem Gedanken, dass der Schluss des Stückes
dem Dichter Tasso eine glänzende Zukunft in Aussicht
stelle. »Die Mahnung Antonios — führt Tasso zu sich
selbst zurück; sie bringt ihn dazu, dass er seine Dichter-
grösse fühlt und sich als Künstler wiederfindet.«
»Und wenn der Mensch in seiner Qual verstummt,
Gab mir ein Gott zu sagen, wie ich leide. **'
Mit diesen Worten ist das Thema der Tasso-Dichtung
ausgesprochen.' Tasso wird nach Rom gehen und unter
den Augen der ersten ICunstrichter sein Werk künstlerisch
vollenden. Im freien Dichten und Schaffen wird er Ge-
nesung finden.^ Mit einem Wort: in dem Ausgang des
»Tasso« haben die befreienden Folgen von Goethes
italienischer Reise ihre poetische Verklärung gefunden.^ —
Es ist erstaunlich, wie jemand mit dieser Ansicht den letzten
Partien des »Tasso« den pathologischen Charakter ab-
sprechen kann. Denn wenn sie richtig ist, dann lässt der
Dichter die Personen eben nicht »aus sich heraus reden,
handeln und fühlen,« sondern er gestaltete sie, wie es ja
wohl auch das Natürliche ist, nacn den Stimmungen, m
denen er sich zur Zeit der Schöpfung befand.
Indessen verlohnt es sich wohl der Mühe, Fischers
Ansicht auf ihre Richtigkeit zu prüfen. Die Lage des
' Nach Fischer fehlt der Liebe ^schen Tasso und der Prinzessin
jeder Zug erotischer Begehrungen (1. 1. p. 409"); wenn Tasso die Prin-
zessin umarmt, so ist da »die Grenze« wo cue Ekstase in Wahnsinn
auszubrechen droht« (p. 41}). Was Kern (Goethes Tasso und Kuno
Fischer) gej^ diese seltsame Idee vorgebracht hat, ist richtig, soweit
es sich auf Tasso bezieht. Er baut sich aber wieder eine aäere die
Aussicht hemmende Mauer, indem er auch die Liebe der Priozessia
zu einer erotischen stempelt (p. ^2 f,). Kann er doch nidit einseben»
»wie piatonische Liebe, so lange sie wirklich solche bletkt, cknd machea
kann.« Man meint, Charlotte von Stein habe nionalsjgekbc und jEeUtten..
* p. 473- ' P- 340 ft ♦ p. 49* f. ^ p. i^f. 499 &.
Selbsterlebtes in Goethes Tasso. i8i
Dichters in Weimar und die des Dichters in Ferrara weisen
doch wesentliche Verschiedenheiten auf. Goethe sah sich
vorwiegend durch seine Amtsthätigkeit in der poetischen
Production gelähmt. Er suchte in Italien Müsse und neue
EindrQcke, damit das, was er gearbeitet hatte und was in
ihm arbeitete, zur Reife gebracnt würde. Nach Fischer ist
Tasso in derselben Situation. Seine Stellung in den »aus-
gelebten, kleinen und widerlichen« Verhältnissen Ferraras
soll er mit den Worten charakterisiren:
»Wohin, wohin beweg' ich meinen Schritt,
Dem Ekel zu entfliehn, der mich umsaust,
Dem Abgrund zu entgehn, der vor mir liegt?« '
Das ist eine sehr willkürliche Interpretation. Tas$o
klagt an jener Stelle über den Verlust der türstHchen Gunst.
Er vergleicht sich einem Mann, der auf schmalem Bergweg
von der Dunkelheit überrascht und von hässlichen Nacht-
vögeln umflattert wird. Ein Versuch, den ekelhaften Thieren
fso ist Ekel zu verstehen)' zu entfliehen, kann ihn in den
Abgrund stürzen. So umflattert den Dichter, da ihm die
Sonne der fürstlichen Gunst nicht mehr leuchtet, das
hässliche Geflügel seiner Feinde. Will er ihnen entgehen,
so stürzt er in den Abgrund der Fremde.'
Aus diesen Versen geht also genau das Gegentheil
hervor von dem, was Fischer angibt.- In Ferrara allein,
meint Tasso, unter der Sonne der fürstlichen Huld kann
er gedeihen. Hier hat er ungestört sich und seinen Werken
gelebt. Er selbst sagt es ja zu dem Herzog:
»Du warst's allein, der aus dem engen Leben
Zu einer schönen Freiheit mich erhob,
Der jede Sorge mir vom Haupte nahm.
Mir Freiheit gab, dass meine Seele sich
Zu muthigem Gesang entfalten konnte.«^
500.
leber diese auch Goethe geläufige Verwendung des Wortes s. Grimm.
5 IV. I.
»Ja, nun ist*s gethani
Es geht die Sonne mir der schönsten Gunst
Aul einmal unter; seinen holden Blick
Entziehet mir der Fürst und lässt mich hier
Auf düstrem, schmalem Pfad verloren stehen.
Das hässliche, zweideutige Geflügel,
Das leidige Gefolg der alten Nacht,
Es schwärmt hervor und schwirrt mir um das Haupt
Wohin, wohin beweg' ich meinen Schritt,
Dem Ekel zu entflienn, der mich umsaust.
Dem Abgrund zu entgehn, der vor mir liegt ?a
Höchst wunderliche Deutungen dieser Worte bieten die modernen
Erklärer.
:&
1 82 Abhandlungen.
In dieser Atmosphäre ist sein Meisterwerk, »das be-
freite Jerusalem«, zur Vollendung gekommen. Er glaubt
zwar im Widerspruch mit dem Herzog noch manches
bessern zu müssen, aber die Behauptung, das könne nur
in Rom geschehen, stellt er erst auf, als er glaubt tödtlich
gekränkt zu sein, der Hof wünsche seine Entfernung. In
seinem Stolz motivirt er den Entschluss nach Rom zu
fjehen Antonio und dem Herzog gegenüber mit künst-
erischen Bestrebungen. Dass nicht sie ihn von dannen
treiben, dass er sich verstellt, spricht er ja auch in den
auf die beiden Dialojge folgenden Selbstgesprächen mit
grösstmögUcher Deutlichkeit aus. Antonio ruft er nach:
»Ja« gehe nur, und gehe sicher weg,
Dass Du mich überredest, was Du willst.
Ich lerne mich verstellen, denn Du bist
Ein grosser Meister, und ich fasse leicht,«'
und nach dem Gespräch mit dem Herzog meint er:
»So halte fest, mein Herz, so war es recht!
Es wird Dir schwer, es ist das erste Mal,
Dass Du Dich so versteifen magst und kannst.«*
Nicht künstlerische Absichten also wie Goethe, sondern
Misstrauen und gekränkte Empfindlichkeit bringen Tasso
auf den Gedanken, nach Rom zu gehen. Es bedarf nur
eines freundlichen ehrenden Wortes der Prinzessin, und
der ehrgeizige Dichter verzichtet auf alle Gerichte in Rom
und auf alle Reisepläne.' Wenn dann die im weiteren
Verlauf dieser Scene sich enthüllende Unmöglichkeit eines
weiteren Zusammenlebens mit der Prinzessin ihn schliess-
lich doch von Ferrara weg treibt, so ist es sehr verkehn,
das was schon vorher nur Vor wand gewesen war, als das
eigentliche Motiv einzuschieben. ♦
Mit dieser Verschiedenheit der Motive, welche die
beiden Dichter in die Ferne treiben, steht es in Zusammen-
hang, dass Rom für Tasso mit nicnten das sein wird, was
es für Goethe gewesen ist, der Ort der Sammlung und
der dichterischen Verjüngung. Es ist freilich Mode ge-
worden, den Ausgang des Goethischen Schauspiels so
aufzufassen, als ob Tasso geläutert durch seine Erlebnisse
in Ferrara und gestützt auf Antonios Freundschaft fürder-
hin ein biederer Mann und grosser Dichter sein werde.
Sogar dass Goethe das Stück ein Schauspiel genannt hat,
* IV. 5. « V. 3. 3 V. 4.
♦ Fischer nimmt alle die Worte, die Tasso über seine Reise nach
Rom zu dem Herzog und zu Antonio gesprochen hat, sonderbarer
Weise für baare Münze (p. 499 f.).
Selbsterlebtes in Goethes Tasso. 183
muss für diese Auffassung herhalten/ als ob das »Schau-
spiel«, »Göt2 von Berlichingen« kein Trauerspiel sei. Wer
wie Scholl* das Gegentheil zu beweisen unternommen hat»
wird von Duntzer mit einem überlegenen aurö^ l(pa heim-
geschickt.' Goethe rede ja von einer Verklärung Tassos
am Schlüsse. Die Stelle findet sich in einem Brief an
Herder aus dem März 1789. »Vom »Tasso«, der nun seiner
Verklärung sich nähert, habe ich die erste Scene im Kreise
der Freunde publicin.« ^ Man sieht, dass Düntzer hier von
seiner philologischen Akribie entschieden im Stiche gelassen
worden ist. Denn dass »Tasso« hier das Stück t^deutet,
das der Dichter damals von den letzten Schlacken reinigte,
damit es sei wie ein verklärter Leib, liegt auf der Hand.
Mit grösserem Rechte könnte man Düntzer darauf hin*
weisen, dass Goethe das Urtheil des Franzosen Amp^e,
der den Tasso einen gesteigerten Werther genannt hatte,
lebhaft billigte.^
Wenn der Dichter seinem Tasso eine Zukunft in Aus-
sicht stellen wollte, wie Düntzer, Kern*, Fischer u. a. glauben,
so hat er sich recht viel Mühe gegeben, um den Leser
und den Zuschauer zu täuschen. Denn das Stück endigt
nicht, wie jene gern möchten, mit den Worten :
»Und wenn der Mensch in seiner Qual verstummt.
Gab mir ein Gott zu sagen, wie ich leide,«
sondern nachdem Tasso sich der Melodie und Rede ge-
rühmt hat, die ihm die Natur in seinem Schmerze gelassen
habe, nachdem er Antonio darauf hingewiesen, dass er, die
sturmgepeitschte Welle, kraft der Beweglichkeit den Stürmen
nicht mmder trotze wie Antonio, der festgegründete Fels,
bringt ihn der meisterhaft vermittelte Gedanke an das ent-
schwundene Glück wieder um alle Fassung:
»Ich kenne mich in der Gefahr nicht mehr
Und schäme mich nicht mehr es zu bekennen.
Zerbrochen ist das Steuer, und es kracht
Das Schiff an allen SeiteQ. Berstend reisst
Der Boden unter meinen Füssen auf!
Ich fasse Dich mit beiden Armen an!
So klammert sich der Schiffer endlich noch
Am Felsen fest» an dem er scheitern sollte.«
* Fischer p. 341.
* Goethes Tasso und Schillers Don Carlos, in den gesammelten
Abhandlungen p. 304 f. •
J Erläuterungen 17 B. p. 30 (4. Aufl.).
4 Aus Herders Nachlass ed« Düntzer und G. v. Herder I p. 108.
$ Eckermann III p. xio.
* Goethes Torquato Tasso p. i4of. IndcrgTossenTassoausgabep.29f.
184 Abhandlungen.
• »Und schäme mich nicht mehr es zu bekennen.« Also
(kat er sich bis jetzt geschämt, seinen wahren Seelenzustand
zu enthüllen, und was er vorher über seine Zukunft ge-
sprochen hat, ist ihm eingegeben von dem stolzen Be-
streben nicht allzu klein vor Antonio zu stehen. Wie kann
man, da Tasso dies eingesteht, die vorausgehende Partie
als ^eugniss für sein zuKünftiges Leben ansehen? Es ist
nicht anders: Goethe entlässt uns mit dem Gedanken, dass
Tasso in einer furchtbaren Gefahr schwebt. Diese Gefahr
ist deutlich als das »Reissen der Identität«, die geistige
Umnachtung gekennzeichnet. In dem Bewusstsein dieser
Gefahr würde Tasso bei jedem menschlichen Wesen Zuflucht
suchen. Er kennt sich so wenig mehr^ dass er sie sogar bei
Antonio sucht, obschon er in ihm den reisen sieht, an dem er
gescheitert sei.' Man verkennt die Bedeutung der letzten drei
Verse, wenn man in ihnen etwas anderes sieht als den Ver-
such eines Abschlusses. Hätte Goethe es auch nur für mög«
lieh gehalten, dass dieser Mann von Antonio zur Selbstbesin-
nung gebracht wird, welch' schönerer Stoff hätte sich dem
Dichter, der die Heilung des Orest geschildert haL geboten?
Es fehlt nun aber auch nicht c^r ausdrückliche Hinweis
darauf, dass die Befriedung bei Tasso nicht eintreten
wird. Goethe hat mit ein paar Strichen die Vergangen-
heit Tassos in Anlehnung an die historische Wirluicnkeit
gezeichnet.* Er thut das Gleiche für die Zukunft.
Es ist bekannt, dass der historische Tasso den ersten
römischen Kunstrichtem sein »befreites Jerusalem« zur
Begutachtung vorlegte. Um die Verhandlungen zu Ende
zu führen, verliess er 1^75 gegen den Willen des Herzogs
Ferrara und ging nacn Rom. Die endlosen Einwüne
machten ihn aber so irre, dass er die Veröffentlichung
ganz aufgab. Goethes Tasso wird mit der römischen
Kritik, die nach Fischer so heilsame Folgen fiir ihn haben
soll, vielmehr die gleichen schmerzlichen Erfahrungen
machen. Schon der Herzog deutet es an (V2), als der
Dichter die Absicht ausspricht, nach Rom zu gehen:
»Hute Dich,
Durch strengen Fleiss die liebliche Natur
Zu kränken, die in Deinen Reimen lebt,
Und höre nicht auf Rath von allen Seiten,«
' Elite andere Erklärung der Worte »an dem er scheitern soütevi
ist spradilich und sachlich unmöglich.
* Die Kinderzeit I. 3.
»So hatte mich das eigensinnige Glück« etc.;
Die Ankunft in Ferrara II. i.
»Als unerfahmer Knabe kam ich ho*« etc.;
Die künstlerischen Bestrebunmi I. 2.
»Er will nicht Märchen üoer Märchen häufen« etc.
Selbsterlebtes in Goethes Tasso. 185
noch deutlicher Tasso selbst (V4):
Vollend* ich da nicht mein Gedicht, so kann
Ich's nie vollenden. Leider, ach, schon führ ich,
Mir wird zu keinem Unternehmen Glück!
Verändern werd' ich es, vollenden nie.
Ich führ, ich führ es wohl, die grosse Kunst,
Die jeden nährt, die den gesunden Geist
Stärkt und erquickt, wird mich zu Grunde richten,
Vertreiben wird sie mich.«
Tasso ging von Rom wieder nach Ferrara zurück.
Die wachsende Schwermuth trieb ihn 1577 auf seine Irr-
fahrten. Das Heimweh lockte ihn nach Sorrent zu seiner
Schwester. Verkleidet eilt er durch die Heimat, in der
der Bann auf ihm ruhte. Goethe schiebt die Ereignisse
zusammen. Aus Rom wendet sich Tasso sofort nach
Neapel:
»Ich eile fort,
Nach Napel will ich bald —
Verkleidet geh' ich hin, den armen Rock
Des Schäfers oder Pilgers zieh* ich an.«
Und dann folgt genau nach dem geschichtlichen Be-
richt die Schilderung der Reise bis zu den Worten:
»Die Kinder laufen nebenher und schauen
Das wilde Haar, den dUstern Fremdling an.
So komm* ich an die Schwelle. Offen steht
Die ThUre schon, so tret' ich in das Haus«. —
Wer kann im Ernst bestreiten, dass Goethe Tasso
diese Prophezeiungen in den Mund legt, um auf sein spä-
teres Schicksal hinzuweisen ? Das Bild des düsteren Fremd-
lings mit dem wilden Haar hat aber mit dem, wie es
Fischer und die Anderen kraft ihrer Phantasie gezeichnet
haben, nichts gemein. Dass übrigens der Untergang Tassos
in geistiger Umnachtung durch die Charakteristik, die ihm
beigelegte überreizte Phantasie^ die ihn fortwährend in die
Irre und aus einer Stimmung in die andere gerathen lässt,
aufs Nachdrücklichste vorbereitet ist^ braucht nach SchöUs *
trefflicher Auseinandersetzung nur angedeutet zu werden.
Nun ist Fischer freilich zuzusehen, dass der Herzog
des Stücks von seinem historischen Vorbild sehr verschieden
ist. Die Heimtücke des italienischen Despoten aus dem
16. Jahrhundert fehh ihm. Dieser Försr wird den un-
glücKlichen Dichter nicht aus Rachsucht ins Tollhaus stecken
und ihn trotz aller Bitten und Klagen dort festhalten.
Aber der Aufenthalt im St. Annenspittel ist kein noth-
wendiges Glied in Tassos Leidensgescnichte. Als sich ihm
die Pforten wieder öffneten, war er, was er gewesen: ein
\
lS6 Abhandlukgen.
mit sich und der Welt zerfallener Mann. Es macht keine
Schwierigkeit, sich die Zukunft des Goethisctien Tasso
nach dem geschichtlichen Vorbild zurechtzulegen, ohne das
rauhe. Eingreifen seiner früheren Freunde hereinzuziehen.
Denmach ist Fischers Ansicht über die Vorbildlichkeit
von Goethes italienischer Reise für den Schluss des Dramas
durchaus zurückzuweisen. Dass immer wieder der aus-
sichtslose Versuch gemacht wird, den Ausgang des Dramas,
wie er von Goethe geschaffen ist, in einen versöhnlichen
umzudeuten, ist begreiflich. Die Aussicht, dass die Welt
für Tasso fonan eine Krankenstube sein wird, ist depri-
mirend. Aber wer sich damit nicht zufrieden geben will,
verkennt Goethes An, historische Stoffe zu behandeln. Der
Erdgeruch, der seine gesammten Dichtungen durchweht,
macnt sich hier doppelt stark geltend. Man denke an
»Götz«, man denke an »Egmont«. Die Begebenheiten sind
zwar umgestellt oder zusammengeschoben, die Grundzüge
der Charaktere der Hauptpersonen aber und ihrer Schicksale
schildert er, wie sie waren oder wie sie ihm erschienen,
und auch scheinbar unbedeutende Züge der historischen
Persönlichkeiten sind mit grosser Vorliebe verwerthet.'
Eben diese Anlehnung an das historisch Gegebene hat zur
Folge, dass für Goethes geschichtliche Dramen die tragischen
Regeln zum Prokustesbett werden. Man findet es in ihnen
wonl erklärt, dass es unter diesen Verhältnissen so kommen
musste, aber das sittliche Gefühl wird nicht befriedigt.
Selbst wer beim »Götz« den Bruch der Urfehde und beim
»Egmont« die ößpi^ über Gebühr aufbauscht, muss zugeben,
dass ihnen nur infolge der Schlechtigkeit Anderer verderblich
wirkende Kraft zukommt. Was kann aber Götz dafür,
dass seine Gegner so schlecht sind, was Egmont, dass
König Philipp es für gut findet, ein Exempel zu statuiren ?
Beim »Tassoa ist unser Unbehagen noch grösser, weil
weder er noch ein Anderer an seinem Untergang schuld ist.
* Dahin gehört z. B., was Antonio von Tassos Masslosigkdt im
Essen und Trinken spricht (Vi). Goethe hieh sehr viel von dem
Einfluss der Speisen auf das geistige Leben. Als Charlotte von Stein
1789 in höchster Erregung wegen Christiane war, macht er ihr bittere
Vorwürfe wegen des Ivaffee|^usses, der ihre hypochondrische Stimmung
noch verstärke (Briefe an I^au v. Stein IL 8ji). Das war von Goethe
sehr ernst gemeint, und Fischer sollte es mcnt wie eine Schnurre er-
zählen (p. 195).
6.
Goethes Kunstanschauung
m IHRER
Bedeutung für die Gegenwart.
Von
Otto Harkack.
Coithi, S^rtcbt N. 704.
iberall hören wir heutigen Tags den Ruf erschallen,
dass die Kunst, die redende wie die bildende, neue
I Bühnen einzuschlagen habe. Für die Künstler wie
für ihre literarischen Vorkampfer ist diese Lehre zu einem
Dogma geworden, so wenig sie sonst von Dogmen wissen
woUen. Mit der historischen Thatsache, dass die Entwick-
lung-künstlerischen Schaffens .sich zu allen Zeiten in Ver-
erbung vom Meister zum Schüler vollzogen hat, mag auch
der Schüler den Meister zuletzt noch so sehr übertrolfen
haben, — mit dieser Thatsache glauben diejenigen nicht
rechnen zu müssen, in deren Gedankengang das Gesetz
der Vererbung sonst so oft und so eifrig angerufen wird.
Worin besteht nun das angeblich Neue, das erstrebt
werden und zum Theil schon erreicht sein soll ? Man
staunt zu hören, dass es in der Katurwahrheit bestehet;
soll, als ob die Künstler früherer Zeiten nach ihr nicht
gestrebt hStten und als ob andererseits sie für den Künstler
das einzige Ziel bilden könnte!
Wer abseits von den neuen Bahnen steht, sagt sich
l88 Abhandlungen.
mit Befremden, dass das Streben nach der Wahrheit ja
wohl die Aufgabe der Wissenschaft sei, und dass es doch
seltsam wäre, wenn die Kunst dasselbe Ziel haben sollte.
Aber der rüstig Vorbeischreitende belehrt ihn mitleidig
(wenn nicht mit göttlicher Grobheit) , dass die neuere
Kunst eben erkannt habe, dass sie wissenschaftlich sein
müsse, und er verweist ihn auf den »Experimentalromana,
auf das Drama, das weder Handlung noch Helden hat,
sondern nur einen socialen Zustand mit quellenmässiger
Akribie darstellen will, auf die Gemälde, welche sich des
irreführenden Hilfsmittels der Conturen entledigt haben,
weil derartige Einfassungslinien der Körper gar keine wissen*
schaftliche Existenzberechtigung hätten. Und wenn man
nochmals fräst, ob denn wirklich zwischen der wissen-
schaftlichen Wahrheit und der künstlerischen gar kein Unter-
schied obwalte, so erhält man die Antwort, dass allerdings
ein Unterschied dadurch gegeben sei, dass in der Kunst
das subjective Element der Persönlichkeit des Künstlers
sich geltend mache, so dass die volle Zuverlässigkeit der
Wissenschaft nicht erreicht werde; die Kunst, habe Zola
so trefflich ges^t, sei ein Stück Wirklichkeit, durch das
Medium eines Temperaments betrachtet. Niedergedrückt
von dem Betrübenden dieser Antwort, versenken wir uns
in die Betrachtung, ob es wirklich Schicksal der Kunst sei,
beständig der Wissenschaft nachzulaufen, ohne sie jemals
einholen zu können, und ob wirklich ein geistiger Fort-
schritt darin liege, dass, nachdem die schansinnigste und
tiefdringendste Gedankenarbeit seit andenhalb Jahrhunderten
Tvom Alterthum zu schweigen!) auf die Erfassung des
Wesens der Kunst gewendet worden, man alles dies ver-
gesse und statt dessen den kümmerlichen, stümperhaften
datz eines begabten, aber philosophisch ganz unbefangenen
Romanschriftstellers als Orakel verehre. Aber zugleich er-
innern -wir unsj dass die angeblich neue Weisheit, die uns
hier gelehrt wird, eine sehr alte ist, dass schon der alte
Baumgarten, der Begründer der »Aesthetik«, vor hundert-
undfünfzig Jahren die Kunst als ein J»undeutiiches Wissen<r
bezeichnet und sich redlich bemüht hat, neben der ehren-
festen Wissenschaft auch dieser zweifelhaften Erscheinung
eine leidliche geduldete Existenz zu sichern. Und Empörung
ergreift uns, dass man uns nöthigen will, auf die grosse
Erlkenntniss der Freiheit und selbständigen Wurde derKunst
zu verzichten, welche ein Lessing und Winckelmann ge-
ahnt, welche Kant begründet, welche Goethe und Schiller
mit aller Geisteskraft verfochten haben. — Empörung,
dass man uns beschränkte Geistlosigkeit als Errungenschatt
des modernen Geistes aufschwatzen will.
Goethes Kukstansch auung in ihrer Bedeutung f. d. Gegenwart. 1 89
Und doch müssen wir andererseits zugestehen, dass
die Forderung der Naturwahrheit in künstlerischem Sinn,
wie jene grossen Vorbilder sie aufgefasst haben, in der
Folgezeit allzusehr vergessen war, dass ein akademischer
Idealismus in der bildenden Kunst, eine geglättete, cha-
rakterlose Rhetorik in der bildenden Kunst sich unbeküm-
mert ausbreitete, ohne viel darum zu fragen, ob die Form
mit dem Inhalt organisch verwachsen sei, ob das in künst-
lerischem Sinn Wahre nicht von Unnatur, von charakter-
loser Manier bedroht werde. Wir müssen zugestehen,
dass der Ruf nach ernstem Naturstudium als ein anregender
und erfrischender in dies schablonenmässige Treiben nerein-
klang und der Kunst Förderung und Kräftigung hätte
geben können^ wenn er nicht zur Forderung einer geist-
und verständnisslosen Natumachahmung verzem worden
wäre.
In diesem Zwiespalt, in den uns der Kampf einer
akademischen und einer naturalistischen Kunstauffassung
versetzt, ist es die Stimme Goethes, welche uns als eine
wahrhaft versöhnende und zielweisende Offenbarung er-
scheint, die Stimme des Meisters, der den Gesetzen der
Kunst wie der Natur mit jgleich empfänglichen Sinnen und
mit deich verständnissvollem Empfinden nachging.
Hat doch Goethe selbst jenen Zwiespalt in sich
empfunden! Hat er ja nach einer Erziehung, die noch
französisch-klassischen Traditionen folgte, nach einem von
Oesers leerer Akademiekunst bestimmten Eintritt in das
Feld der bildenden Kunst, sich in Strassburg mit jugendlich-
glühendem Eifer dem Naturalismus zugeschworen, um
dann in reiferem Alter sich wieder von ihm abzuwenden
und an der Hand von Kants Kritik der Urtheilskraft die
dauernden Grundsätze seines geläuterten Stils zu erschaffen.
In diesem Stil seiner reifen Jahre, wie er nach dem Er-
trage der italienischen Reise ihn sich geformt, wie er in
»Hermann und Dorothea« ihm die höchste schöpferische
Bewährung gegeben, war er überzeugt, einheitlich die
Forderung der Schönheit mit der der Wahrheit im höchsten
Sinne zu erfüllen. Er fand sich darin bestärkt durch die
begeisterte Zustimmung seiner Freunde, durch die erhebende
Wirkung, welche Wilhelm Meister auf Schiller, Hermann
und Dorothea auf Wilhelm Humboldt übte, und er hielt
an diesen Grundsätzen fest, auch als in späterem Alter
neue Eindrücke auf ihn einwirkten und seine Production
theilweise in andere Bahnen lenkten; es lassen sich wohl
Veränderun|(en in der historischen Urtheilsweise des
alternden uoethe nachweisen, nicht aber in der theo-
retischen Bestimmung.
190 Abhandlungen.
Der Dienst der Schönheit als die Aufgabe, als das
Streben und Sehnen des Künstlers stand Goethe in erster
Linie vor der Seele und in dieser Anschauung war er mit
den grössten Künstlern aller Zeiten einig. Wenn heutzutage
»Moderne« sich darin gefallen , diesen Standpunkt als
»Gymnasial-Aesthetik« zu verspotten, so beweisen sie da-
mit nur ihre Pygmäen-Natur, die an das Grosse überhaupt
nicht hinanreicnt. »Die Schönheit«, sagt Michel Anselo',
»ward mir bei meiner Gebun als treues Vorbild für
meinen dop]>elten Beruf gegeben. Sie ist Leuchte und
Spiegel mir in beiden Künsten. Wer anders davon denkt,
irrt sich. Denn dieses, das Schöne nur, begeistert das
Auge zu jener Erhabenheit der Vorwürfe, die ich mir zu
malen und zu meisseln vornehme. Während freche und
thörichte Menschen einen falschen Begriff sich von der
Schönheit machen, diese zu ihren oinnen herabziehen,
kommt sie vielmehr vom Himmel und fährt jeden gesunden
Geist dorthin wieder zurück.« Diese in ihrem Kern in
Plato begründete Vorstellung von der überwaltenden
Grösse und Herrlichkeit des Schönen hat auch Goethe be-
geistert, als er in «Pandora« die Verkörperung des Schönen
mit der Fülle glühender Empfindung und dem Aufgebot
der kunstvollsten Form darstellte.
»Der Seligkeit Fülle, die hab* ich empfunden ;
Die Schönheit besass ich — sie hat mich gebunden.
Im FrUhlings^efolge trat herrlich sie an;
Sie erkannt* ich, sie ergriff ich; da war es gethan!
Wie Nebel zerstiebte trübsinniger Wahn,
Sie zog mich der Erd' ab, zum Himmel hinan.«'
Nicht minder ein Hymnus im Dienste der Schönheit
ist Goethes Charakteristik von Winckelmann. An die Zeug*
nisse der Alten über den Zeus des Phidias anknüpfend
ruft er aus: »Der Gott war zum Menschen geworden, um
den Menschen zum Gott zu erheben. Man erblickte die
höchste Würde, und ward für die höchste Schönheit be-
geisten. Für diese Schönheit war Winckelmann seiner
' Im sechsunddrdssigsten Sonett. Vgl. L. v. Scheffler, Michd
Angela
^ Ich glaube, dass Goethe das oben citirte Sonett von Mkhel
Angelo gekannt hat. In den Jahren 1807 und 1808, da er diePandorl
dichtete, beschäftig er sich nach seinen Ta^büchem sehr eifrig mit
iulienischer Renaissance -Literatur. Zwar wird Michel Angelo nicht
ausdrücklich genannt, wohl aber ein Leben Leo*s X. und ein Leben
Aretin*s, die nahe zu Michel Angelo hinführeiu Zudem las Goethe,
der^ damals auch die Sonette an Minna Herzlieb verfasste, besonders
eifrig in dieser Zeit italienische Sonette, wie oft in den Tagebüchern
erwannt wird.
Goethes Kunstanschauung in ihrer Bedeutung f. d. Gegenwart. 191
Natur nach fähig; er ward sie in den Schriften der Aken
zuerst gewahr; aber sie kam ihm aus den Werken der
bildenden Kunst persönlich entgegen, aus denen wir sie
erst kennenlernen, um sie an den Gebilden der lebendigen
Natur gewahr zu werden und zu schätzen.«'
Solche Aussprüche, welche das unbedingte Recht der
Schönheit feiern, gewinnen aber erst dann ihre richtige
Bedeutung, wenn wir uns vergegenwänigen, dass Goethe
stets der Ueberzeugung war, in der Schönneit zugleich die
Wahrheit erscheinen zu lassen; Die Forderungen der
Schönheit und der Wahrheit waren ihm nicht wider-
■sprechend, wie er ja selbst in der Zueignung seiner Ge-
dichte den aus Morgenduft und Sonnenklarheit gewebten
Schleier der Dichtung aus der Hand der Wahrheit empfangen
zu haben bekennt. Aber freilich war ihm i) Wahrheit« nicht
gleichbedeutend mit jedem empirischen Sinneseindruck.
Rühmend urtheilt er von Claude Lorrain,* seine Bilder
hätten die höchste Wahrheit, aber keine Spur von Wirklich-
keit ; der Maler habe die reale Welt bis ms kleinste Detail
auswendig gekannt, aber sie als Mittel gebraucht, um die
Welt seiner schönen Seele auszudrücken. Das sei eben
die ^wahre Idealität, die sich realer Mittel so zu bedienen
wisse, dass das erscheinende Wahre eine Täuschung hervor-
bringe als sei es wirklich. Wir hören hier den Dichter
die Schöpfung der Seele, die Phantasielandschaft Claude
Lorrains als das Wahre bezeichnen, dessen Darstellung der
Kunst gezieme, die sich der einzelnen Wirklichkeitsmomente
als ihrer Hülfsmittel bediene. Die blosse Summe dieser
empirischen Momente aber bezeichnet er unstreitig um eine
Stufe niedriger, als »wirklich«. In derselben Art hatte
seinerzeit auch Schiller die Aufgabe der Poesie bestimmt,
wenn er in der Recension von Matthissons Gedichten das
Gesetz aufstellte, in einem Gedicht müsse alles wahre
Natur sein, aber nichts wirkliche Natur, die eine Be*
schränkung jeder Wahrheit bedeute. Eines anderen Sprach-
gebrauchs hat sich Goethe in der besonders der Oper
gewidmeten Abhandlung »Ueber Wahrheit und Wanr-
scheinlichkeit der Kunstwerke« bedient. Hier braucht er
»wahr« in dem niederen empirischen Sinne, und fordert
alsdann, das Kunstwerk solle nur den Schein des Wahren
haben ; aber es solle nicht wie die bekannten Trauben des
Zeuxis die Spatzen anlocken es für Wahrheit zu halten.
Mose der Ausdruck so oder so gewählt sein — wahr oder
wirKlich, wahrscheinlich oder wahr — wir finden überall
—
« Werke. Weimarer Ausgabe 46, 29.
' Gespräch mit Eckermann 10. April 1829.
192 Abhakdlukgek.
bei Goethe eine Distinction innerhalb des Wahren, welche
zum Verständniss seiner Beziehung zum Schönen hinführen
soll. Hier entsteht nun freilich die Besorgniss: Handelt
es sich nicht um ein blosses Spielen mit Worten? Welcher
thatsächliche Erkenntnisswerth und welche praktische An-
wendbarkeit wohnt solchen Unterscheidungen inne? Wollen
sie nicht eine unmöjgliche dualistische Forderung auf ge-
künstelte Weise schembar plausibel machen? Ist es nicht
muthiger und schärfer das Dilemma aufzustellen : die Kunst
hat entweder dem Schönen oder dem Wahren zu dienen ?
Da gewinnen wir zwei klare, sich bekämpfende An-
schauungen, vielleicht auch zwei gleichberechtigte Kunst-
gattungen, jede sicher und geschlossen in sich! — Aber
jene Besorgniss ist gerade Goethe gegenüber durchaus
entbehrlich. Er gehörte nie zu denen, die »mit Worten
trefflich streiten, mit Worten ein System bereiten« ; ihm
war es stets um plastische Anschauung zu thun — und
wenn er jvwahr« und J»wirklichcr unterscnied, so darf man
vertrauen, dass Beides in deutlichem Bilde vor seinem
Geiste stand, und wenn er »schön« und »wahr« vereinigte,
so geschah dies sicher nicht in dialektischem Feuerwerk,
sondern in einer bestimmten Anschauungsform seiner
Phantasie.
Zunächst war die Forderung der Wahrheit für Goethe
schon bei der ausgeprägten üODiectivität« seiner Sinnesart
schlechthin unerlässlich. Sie ist es ebenso für jeden Kunst-
freund ohne Ausnahme, so dass wohl Niemand ernstlich
den Gedanken einer unwahren Kunst verfechten dürfte.
Denn das Kunstwerk, das nicht den Schein des Wahren
hätte, würde niemals auf .uns überzeugend * wirken, würde
stets den Widerspruch erregen, wie das auch Schiller an
der schon citirten Stelle ausspricht : »Die Einbildungskraft
fehorcht keinem andern Gesetze und erträgt keinen andern
wang, als den die Natur der Dinge ihr vorschreibt.«
Die Vereinigung der Naturwahrheit mit der Schönheit
war aber für Goethe deshalb eine ganz normale und der
Lösung fähige Aufgabe, weil ihm die Natur selbst j»schöna
erschien, n'eilich nicht überall, nicht in jeder ihrer
»Manifestationen«; wohl aber in den Gesetzen, die ihr zu
Grunde liegen, nach denen sie bildet. Hier erscheint ihm
»Dieser schöne Begriff von Macht und Schranken, von
Willkür
Und Gesetz, von Freiheit und Mass, von beweglicher
Ordnung« —
»Keinen höheren Begriff erringt der sittliche Denker,
Keinen der thätige Mann, der dichtende Künstler...«
Goethes Kunstanschaüuxg in ihrer Bedeutung f. d. Gegenwart. 193
Diesen Begriff hat Goethe im Sinne, wenn er zu
Eckermann äussert, die Intentionen der Natur seien immer
schön; nicht jedoch die Aeusserungen, weil die Bedingungen
selten vorhanden seien, um die Intentionen sich ange-
messen ausdrücken zu lassen. Mit diesen Worten ist
nichts Phantastisches, nichts Erträumtes gesagt. Denn sie
behaupten nichts Anderes als die Gesetzmässigkeit der
organischen Form, die Tendenz der Natur, jedes organische
Wesen von der Pflanze bis zum Menschen nach einem be-
stimmten, jeder einzelnen Gattung entsprechenden Typus
auszubilden — eine Thatsache, welche die Zeugung und
das Wachsthum jedes organischen Wesens beweist, und
zugleich die andere Thatsache, dass diese Form in jedem
Einzelfall durch die Bedingungen der Aussenwelt modificirt
wird. Es bedarf kaum der Erwähnung, dass Goethe auf
diese Formenlehre der Natur^ in der »Metamorphose der
Pflanzen« wie der Thiere, das eingehendste wissenschaftliche
Studium verwandt hat und dass eben dieses Studium ihn
befähigte und berechtigte, jenen optimistischen Satz, dass
die Natur schön sei, auszusprechen. In wie weit diese
Betrachtung auch für die Entwickelung des geistigen Lebens
gilt, dies zu untersuchen würde hier zu weit führen. Fest
steht, dass für Goethe auch die Persönlichkeit des Menschen
als ein derart organisch aufstrebendes und sich ausbreitendes
Gewächs erschien, dass jeder Mensch ihm von der Natur
auf ein bestimmtes Ziel hin angelegt schien, dass aber nur
Wenige dazu gelangten, dieses Ziel zu erreichen. Ist es
einem Menschen beschieden, seine innere Entwickelung
normal bis zu diesem Punkte zu führen, so wird seine
Persönlichkeit auch den Eindruck des Schönen hervorrufen.
So unterschied Goethe »complette« und »incomplette«
Menschen, wie die Botaniker gewisse Pflanzen incompletae
nennen. »Der geringste Mensch kann complett sein,
wenn er sich innerhalb der Grenzen seiner Fähigkeiten
und Fertigkeiten bewegt; aber selbst schöne For:(üge
werden verdunkelt, aufgehoben und vernichtet, wenn jenes
unerlässlich geforderte Ebenmass abgeht.«' Und die Er-
scheinung des schönen Menschen ist in der Wirklichkeit
so selten, wie jede andere Manifestation des Schönen. »Das
letzte Product der sich immer steigernden Natur,« lesen
wir in Winckelmanns Charakteristik, »ist der schöne Mensch.
Zwar kann sie ihn nur selten hervorbringen, weil ihren
Ideen gar viele Bedingungen widerstreben, und selbst ihrer
Allmacht ist es unmöglich, lange im VoUkommnen zu ver-
weilen und dem hervorgebrachten Schönen eine Dauer zu
* Sprüche (Loeper) No. 17. 18.
GokTUB-jAUBltCH XV. I 3
194 Abhandlukgen.
geben. Denn genau genommen kann man sajgen, es sei
nur ein Augenblick, in welchem der schöne Mensch schön sei.«
Was dem gegenüber die Aufgabe der Kunst ist, liegt
auf der Hand. Sie schafft der Natur nach ; aber da sie es
vermag nach dem Willen des Künstlers, ohne den
Hemmungen der Wirklichkeit zu unterliegen, so kann und
soll sie schöner bilden als die Natur und dennoch wahr,
getreu den wesentlichen Gesetzen der Natur. Sie »ruft
das Einzelne zur allgemeinen Weihe, dass es in herrlichen
Accorden schlägt.« Auf zwei verschiedenen Wegen kann
der Künstler dies erreichen. Er kann entweder aus den
unerschöpflichen Eindrücken, welche ihm die Welt bietet,
diejenigen auswählen, deren Zusammenstellung ein har-
monisches Ganze bilden wird, oder er kann tiefer dringend
aus den unzahligen Einzelfällen, die sich empirisch ihm
aufdrängen, das gemeinsame Gesetz der typischen Bildung
abstrahiren und im Besitz dieser Erkenntniss dann selb-
ständig und doch naturgetreu schaffen. Die erste Weise,
die der Auswahl, war von Goethes unmittelbaren Lehrern,
von einem Raffael Mengs und seinen Anhängern als einzige
gepriesen; dass der Künstler vor Allem aus der Natur cßs
Scnöne auszuwählen wisse, war dort die Hauptforderung,
die gestellt wurde; die zweite, welche einen unermess-
lichen Fortschritt einschliesst , war Goethe selber eigen-
thümlich und er rühmt sie in der bildenden Kunst vor
Allem an den grossen Meistern der Renaissance Lionardo,
Michel Angelo und Raffael. In der Einleitung zu den
»Propyläen« bezeichnet er die beiden Wege in nicht zu
verfenlender Art: »Wenn sich das schon selten genug er-
eignet, dass ein Künstler durch Instinct und Geschmack,
durch Uebung und Versuche dahin gelangt, dass er den
Dingen ihre äussere schöne Seite abzugewinnen, aus dem
vorhandenen Guten das Beste auszuwählen und wenigstens
einen gefälligen Schein hervorzubringen lernt, so ist es
besonders in der neuern Zeit noch viel seltener, dass ein
Künstler sowohl in die Tiefe der Gegenstände, als in die
Tiefe seines eigenen Gemüths zu dringen vermag, um in
seinen Werken nicht blos etwas leicht und obemächlich
Wirkendes, sondern wetteifernd mit der Natur etwas geistig
Organisches hervorzubringen und seinem Kunstwerk einen
solchen Gehalt^ eine solcne Form zu geben, wodurch es
natürlich zugleich und übernatürlich erscneint.« — »In der
neueren Zeit« — es klingt als hätte Goethe heute ge-
schrieben. Wir wollen hier nicht Klagelieder über den
^''erfall der heutigen Kunst anstimmen, wir wollen uns
Imehr darüber Treuen, dass das Studium der empirischen
IT und die Fähigkeiten, ihre einzelnen Erscheinungen
Goethes Kunstansch auüng in raRER Bedeutung f. d. Gegenwart. 195
wiederzugeben, im physischen wie im psychischen Gebiet
sich seit Goethes Zeit unvergleichlich gesteigert hat; aber
wer wird behaupten wollen, dass die Kunst und Einsicht,
ja wir dürfen sagen, der Wille, die beobachteten Einzel-
heiten zur harmonischen Einheit zusammenzufügen, sich
in gleichem Maasse entwickelt habe? Wer kennt nicht die
Romane und Dramen der Gegenwart, denen man die ge-
sammelten und aufgespeicherten Einzelbeobachtungen em-
zeln gleichsam wieder abzupfen kann, wer kennt nicht
die Bilder, in denen man nur ein zufälliges Stückchen
Wirklichkeit, und nicht einmal das von Zola geforderte
»Temperament« erkennen kann? »Wir sehen in der Natur
nie etwas als Einzelheit,« äusserte Goethe gegen Ecker-
mann, »sondern wir sehen Alles in Verbindung mit etwas
Anderem, das vor ihm, neben ihm, hinter ihm, unter ihm
und über ihm sich befindet. Auch fällt uns wohl ein ein-
zelner Gegenstand als besonders malerisch auf; es ist aber
nicht der Gegenstand allein, der diese Wirkung hervor-
bringt, sondern es ist die Verbindung, in der wir ihn
sehen, mit dem, was neben, hinter und über ihm ist, und
welches Alles zu jener Wirkung beiträgt.... Es ist in der
>Jatur nichts schön, was nicht naturgesetzlich als wahr
motivirt wäre. Damit aber jene Naturwahrheit auch im
Bilde wahr erscheine, so muss sie durch Hinstellung der
-einwirkenden Dinge begründet werden Lasse ich aber
•diese einwirkenden Ursachen in meinem Bilde hinweg, so
wird es ohne Wahrheit sein und ohne die eigentlich über-
zeugende Kraft.... Wiederum aber würde es thöricht sein,
allerlei prosaische Zufälligkeiten mitzeichnen zu wollen,
-die so wenig auf die Form und Bildung des Hauptgegen-
standes als auf dessen augenblickliche malerische Erschei-
nung Einfluss hatten.« uerade der letztgenannte Fehler
ist es, der so viele gewissenhaft und technisch anerkennens-
werthe Leistungen der heutigen Kunst ungeniessbar macht;
sie sind mit überflüssigen Einzelheiten überladen, die eben
darum, weil sie überflüssijg sind, auf die geschärftere Auf-
fassung störend wirken; sie meinen dadurch wahr zu sein,
während sie nach Goethes Urtheil dadurch nur Sklaven der
Wirklichkeit werden. »Von der Nothwendigkcit,« lesen wir
in den Sprüchen (750 f.), »dass der bildende Künstler Studien
nach der Natur mache, und von dem Werthe derselben über-
haupt sind wir genugsam überzeugt; allein wir leugnen nicht,
-dass es uns öfters betrübt, wenn wir den Missbrauch eines
so löblichen Strebens gewahr werden. Nach unserer Ueber-
zeugung sollte der junge Künstler wenig oder gar keine
Studien nach der Natur beginnen, wobei er nicht zugleich
«dächte, wie er jedes Blatt zu einem Ganzen abrunden möge.«
15*
196 Abhandlungen.
Die Goethische Kunst bildet freilich gesetzmässiger
als die Natur; aber sie weicht desshalb nicht von der
Wahrheit ab: ja man kann das Paradoxon wagen, sie ist
wahrer als die Natur, insofern sie das fVesen der Dinge,
der Personen ungetrübter erscheinen lässt, nicht die an-
heftenden Zufälligkeiten. Der Skeptiker kann freilich den
Einwand erheben: Gibt es ein Wesen} Handelt es sich hier
nicht um ein blosses Gedankending, das mit der That-
sächlichkeit des Lebens gar nichts zu thun hat? Aber ohne
auf erkenntniss-theoretische Fragen eingehen zu wollen,
kann hier einfach erwidert werden, dass unsere gesammte
Betrachtungsweise der Dinge praktisch auf dieser Voraus-
setzung ruht. Ein Jeder ist praktisch überzeugt, von jeder
Gattung eine bestimmte Vorstellung, einen Inbegriff in sich
zu besitzen, dem er die Einzelerscheinung subsumirt und
an dem er sie misst, und er ist überzeugt, dass die Einzel-
erscheinung um so normaler entwickelt ist, je mehr sie
dieser typischen Vorstellung entspricht. Und uoethe hatte
aus seiner eingehenden Betrachtung des Menschen wie der
gesammten organischen Natur dieEinsicht gewonnen, dass
die Typen, die vor seinem geistigen Auge deutHch und
scharf umrissen standen und sich bewegten, durch die
Erfalnufig gegeben seien, d. h. durch die empirische Wahr-
nenmung des Gemeinsamen in der unermesslichen Zahl
der Einzelgestalten. Hierüber gerieth er bekanntlich mit
Schiller in Disput, in jener Zusammenkunft, die Beide zu-
erst zu regerem Gedankenaustausch führte: er beschrieb
die ihm vorschwebende »Urpflanze« und musste dann
hören, dass Schiller dies Gebilde für eine »Idee« erklärte;,
mit voller Sicherheit verfocht er demgegenüber seine Be-
hauptung, nicht eine Idee, sondern em Resultat der Er-
fahrung sei hier gegeben. Freilich gehören zur Erfahrung
geeignete Organe und die Kunst sie zu gebrauchen.' »Wenn
ich jüngere deutsche Maler befrage,« äussert Goethe mit
Verwunderung, »warum sie ... . vor aller Harmonie zu
fliehen scheinen, so geben sie wohl ganz dreist und ge-
trost zur Antwort, sie sähen die Natur genau auf solche
Weise. Kant hat uns aufmerksam gemacnt, dass es eine
Kritik der Vernunft gebe .... Ich aber möchte in eben
dem Sinne die Aufgabe stellen, dass eine Kritik der Sinne
nöthig sei, wenn die Kunst überhaupt, besonders die deutsche,
irgend wieder sich erholen und in einem erfreulichen
Lebensschritt vorwärts gehen solle.« So verkündet auch
das Gedicht der Lebenskunst: Vermächtniss:
' "V^ergleiche »Der Sammler und die Seinigen. Sechster Brief«
und Sprüche No. 759, 760.
GORTHES KUNSTAXSCHAUUKG IN IHRER BeDEUTUKG F. D. GEGENWART. l^J
JDen Sinnen hast Du dann zu trauen,
Kein Falsches lassen sie Dich schauen, ,
Wenn Dein Verstand Dich wach erhält.
Mit frischem Blick bemerke freudig
Und wandle sicher wie geschmeidig
Durch Auen reichbegabter Welt.
Er selbst beklagt in einem Briefe aus Rom, dass er
die Natur nicht mit so grossen Augen zu sehen verstehe
wie Michel Angelo; aber dafür durfte er bei der von allen
Seiten ihm nachgerühmten und oft erprobten »Gegen-
ständlichkeit« seines Geistes der Sicherheit seiner Smne
vertrauen, und in diesem Bewusstsein konnte er mit Frei-
heit und Zuversicht typisch bilden und schaffen, ohne zu
fürchten, dass er der Natur untreu werde. So sind die
Gestalten seiner vollendeten Kunst, besonders in Hermann
und Dorothea, Vater, Mutter und Sohn, Bürger und Aus-
wanderer typisch für ihren Beruf, für ihre Stellung in
Familie und Gesellschaft.* So wünschte er gleichfalls dem
lyrischen Dichter die Fähigkeit, einen nationalen, socialen,
berufsmässigen Zustand in typischer Weise auszusprechen,
und er freute sich, wenn er aus Gedichten wie denen von
Hebel und Voss die »Totalität des Zustandes«, in dem der
Dichter lebte, erschliessen konnte.
Aber trotz dieser Verherrlichung und Neuschöpfung
des Typischen, des Normalen, — wer wollte leugnen, dass
Goethes Gestalten auch an individuellem Leben reich, 'ja
oft mit verschwenderischer Liebe damit ausgestattet seien !
Da entsteht die Frage: auf welche Weise verträgt sich
praktisch und theoretisch die individuelle Charakteristik
mit der typischen? In praktischer Hinsicht freilich ist die
Frage schon im selben Augenblick gelöst wie aufgeworfen.
Denn das Kunstwerk stellt ja das Typische immer nur in
Einzelwesen dar, welche gerade nach Goethes Wunsch
immer in Beziehungen zur Umgebung gesetzt sein sollen;
es stellt sie immer unter gewissen Bedingungen dar, aller-
dings günstigen, der Entfaltung vortheilhaTten Bedingungen,
die aber trotzdem stets eine individuelle Entwicklung
hervorbringen. Freilich, je weniger ein Werk von solchen
Bedingungen erkennen lässt, um so weniger wird es auch
natürhcher Weise individuell sein. Eine Statue, wie der
im Alterthum unter dem bezeichnenden Namen »Kanon«
bekannte Jüngling des Polyklet hat in der That sehr wenig
Individuelles, weil sie uns die nackte Gestalt durch keine
' Mit feinstem Verständniss hat dies Victor Hehn in dem Auf-
satz »Naturformen des Menschenlebens« (Gedanken über Goethe III>
dargelegt.
198 Abhandluvgen.
speciellen Attribute bestimmt, in keiner bestimmten Hand-
lung begriffen, überhaupt in kein deutliches Verhältniss zur
Aussenwelt gesetzt zeigt; in diesem Fall ausgeprägt indi-
viduell zu bilden wäre widersinnig, und jede bedeutende
Abweichung von dem menschlichen Normaltypus würde
als bare Willkür empfunden werden. Allein es liegt auf
der Hand, dass es sich hier um einen Ausnahmefall handelt,
und dass in der Regel jede künstlerische Aufgabe die Indi-
vidualisirung erfordern wird. Indess mit diesem praktischen
Satz ist die oben gestellte Frage noch nicht erledigt. Denn
es könnte danach immer noch scheinen, als sei nacn Goethes
Meinung das Individuelle nur ein nothwendigesUebel, ein
unausrottbares Ueberbleibsel empirischer Beschränktheit, das
auch in dem Kunstwerk die Reinheit des typischen Bildes
störe. Es wäre in der That ein vernichtender Vorwurf
gegen die Kunstanschauung Goethes, wenn eine solche
eurtheilung sich als Consequenz aus ihr ergeben würde.
Nun könnten zunächst eine ganze Reihe von Aus-
sprüchen Goethes angeführt weruen, in denen er die
»charakteristische« Kunst vor Allem rühmt und es als un-
bedingte Forderung hmstellt, »charakteristisch« zu bilden.
Allein wenn wir diese Aussprüche näher prüfen, so erkennen
wir mit Ueberraschung, dass hier ein ganz anderer Sprach-
gebrauch als der heute übliche zu berücksichtigen ist. Nicht
etwa das Individuelle ist darunter verstanden, sondern ge-
rade das Typische, doch in einem bestimmteren, begrenzteren
Sinn ; also nicht der Typus der »Urpflanze« im Allgemeinen,
sondern der einer besonüern Gattung, nicht der des Menschen
schlechthin, sondern der einer Race, eines Volkes. Un-
zweideutig zeigt diesen Sprachgebrauch die Auseinander-
setzung im sechsten Brief der Kunstnovelle »Der Sammler.«
Hier ist zuerst davon die Rede, dass der Künstler auf
einer niederen Stufe damit anfange ein einzelnes Ge-
schöpf nachzubilden. »Nehmen Se an,« fährt Goethe
darauf fort, »dass dieser Mann, den wir wegen seines
Talents nun schon einen Künstler nennen, sich hiebei
nicht beruhigte, dass ihm seine Neigung zu eng, zu be-
schränkt vorkäme, dass er sich nach mehr Individuen, nach
Varietäten, nach Arten, nach Gattungen umthäte, dergestalt,
dass zuletzt nicht mehr das Geschöpf, sondern der Begriff
des Geschöpfs vor ihm stünde, und er diesen endlich durch
seine Kunst darzustellen vermöchte .... Das Kunstwerk
würde gewiss charakteristisch ausfallen.« Unsere Frage
wird durch diesen Gedankengang noch nicht gelöst. Hören
wir einen anderen Ausspruch, der, von Shakespeare und
Calderon ausgehend, die poetische Darstellung des Menschen
betrachtet (Sprüche No. 768). »Eigenthümlichkeit des Aus-
Goethes Kukstanschauung in ihrer Bedeutung f. d. Gegenwart. 1 99
druckes ist Anfang und Ende aller Kunst. Nun hat abef
eine jede Nation eine von dem allgemeinen Eigenthümlichen
der Menschheit abweichende besondere Eigenheit, die uns
zwar anfänglich widerstreben mag, aber zuletzt, wenn wirs
uns gefallen Hessen, wenn wir uns derselben hingäben,
unsere eigene charakteristische Natur zu überwältigen und
zu erdrücken vermöchte.« Der Spruch redet eigentlich
nicht von dem national bedingten KTunstwerk, sondern von
dem national bedingten Schaffen; allein da das Eine die
Voraussetzung des Andern ist, so dürfen wir ihn wohl
heranziehen. Er führt uns weiter; w^cnn wirkUch, wie hier
fesagt ist, Eigenthümlichkeit des Ausdrucks ein untrenn-
arer Bestandtheil der Kunst ist, warum soll sie bei dem
National-Charakteristischen stehen bleiben und nicht zum
Individuell-Charakteristischen fortschreiten ? Gewiss ist, dass
je weiter die Ausgestaltung des Eigenartigen geht, es desto
schwerer sein wird, dennoch zugleich das Typische festzu-
halten; aber um so höher ist der Werth des Kunstwerks^
dem dieses Schwierigste geUngt; — nach Goethes eigenem«
Wort : »Die höheren Forderungen sind an sich schon schäz-
barer, auch unerfüllt, als niedrige ganz erfüllte.«' Wir
dürfen es aussprechen, dass ein Werk wie das erwähnte^
des Polyklet eben deshalb keine sehr hohe Schätzung be-
anspruchen kann, weil die Kunst sich ihre Aufgabe hier
noch leicht gemacht hat, weil sie ihren Sieg feiert, ohne
durch einen Kampf mit widerstrebendem Stoff uns Be-
deutung und Kraft dieses Sieges zu zeigen. Auch gestattet
ein Ausdruck wie »Anfang und Ende der Kunst« nicht
mehr, die »Eieenthümlichkeit« des Werkes als blosses un-^
vermeidliches Üebel aufzufassen, soviel man auch bei Goethes-
Sprüchen stets als paradoxe Uebertreibung in Abzug bringe»
muss, wenn man ihn nicht beständiger Selbstwidersprüche
beschuldigen will. Es gibt endlich auch Aussagen, >yelche
das Charakteristische mehr im individuellen Sinne auffassen
und wenigstens den Versuch machen, auszusprechen, wie
Goethe das Verhältniss desselben zur Darstellung des Ideals
empfand. Im fünften Brief des »Sammlers« finden wir eine
Betrachtung, wie in den Bildwerken des Alterthums das
Fürchterliche künstlerisch dargestellt wird. »Alles Charak-
teristische,« heisst es hier, »ist gemässigt, alles natürlich
Gewaltsame ist aufgehoben, und so möchte ich sagen:
Das Charakteristische liegt zum Grunde, auf ihm ruhen
Einfalt und Würde j« und an anderer Stelle lesen wir:
jiDer Charakter erscheint nur noch in den allgemeinsten
Linien, welche durch die Werke gleichsam wie ein geistiger
■ Sprüche No. 725.
200 Abhandlüsgen.
Knochenbau durchgezogen sind.« Solche Aussprüche geben
dem Verstände airerdino:s keine völlig präcise Directive;
aber eine solche ist auch nicht zu fordern. Es ist in der
Kunst wie in allem Geistigen schliesslich eine Grenze.
über welche das logische Denken nicht hinausreicht, und
gewisse Geheimnisse, wie die Vereinigung des Normalen
und Individuellen, bleiben ihm unergründlich. Ist doch auch
in sittlicher Beziehung die Frage, wie das einfache starre
Sittengesetz durch die verschiedenartigsten Individualitäten
lebenaig und harmonisch erfüllt werden kann, nicht wie
eine Rechenaufgabe verstandesmässig zu lösen. Aber um
in Goethes eigenthümlicher, von Kant entlehnter Sprache
zu bleiben: was für den Verstand unbegreiflich bleiot, ist
es nicht für die Vernunft. Und noch weniger für die un-
mittelbare geistige Anschauung, das »Gewanrwerden«, das
Goethe höher stand als alle logische Entwickelunp und für
das Jeder empfänglich sein muss, der zur Kunst irgend ein
Verhältniss gewinnen will. Die Kunst ist, wie ungezählte
Beispiele und vor Allem Goethes eigene Kunstweise dar-
thut, nach seinem Ausdruck' thatsächlich die Vermittlerin
des Edlen und des Gemeinen; das eine in das andere auf-
zunehmen und zu überwinden ist das Majestätsrecht* des
grossen Künstlers; diesen Prozess in Worten völlig zu er-
schöpfen ist unmöglich.
Keinem Zweifel aber unterliegt, dass in dieser »Ver*
mittlung« um so mehr gewagt werden kann, je reicher, je
umfassender, je komplizirter das Kunstwerk ist. Was als
Einzelerscheinung abstossend wäre, kann in einem grösseren
Ganzen durch den Gegensatz zu dem Erfreulichen dessen
Eindruck steigern, es kann in einem höheren Verhälmiss
aufgehoben den Eindruck des Harmonischen hervorbringen.
Goethe, der als das Ziel jedes Kunstwerks, auch wenn es
einen schaudererregenden Gegenstand darstellt, die Schön-
heit und als Wirkung das Gefühl der Anmuth fordert, '
scheut sich nicht zu behaupten, dass die Laokoongruppe
anmuthig sei,^ dass der Sctimuck eines Sarkophages, der
die getödteten Kinder der Niobe zeigt, dem grössten Elend,
das einem Vater, das einer Mutter oegegnen kann, himm-
lische Anmuth eingehaucht habe! Das frappanteste Beispiel
ist jedenfalls das des Laokoon; hier fasst Goethe seine
Betrachtung in folgenden Worten zusammen: »Ich getraue
mir daher nochmals zu wiederholen, dass die Gruppe des
* Sprüche No. 1049, 50. Das Gemeine ist, wie der Zusammenhang
zeigt, nictit in sittlicher Beziehung zu verstehen.
* Spruche No. 697. ' Der Sammler a. a. O.
^ Ueber Laokoon. Propyläen I.
Goethes Künstakschauükg in ihrer Bedeutung f. d. Gegenwart. 20 1
Laokoons, neben allen übrigen anerkannten Verdiensten,
zugleich ein Muster sei von Symmetrie und Mannigfaltig-
keit, von Ruhe und Bewegung, von Gegensätzen und
Stufengängen, die sich zusammen theils sinnlich, theils
geistig dem Beschauer darbieten, bei dem hohen Pathos
der Vorstellung eine angenehme Empfindung errege und
den Sturm der Leiden und Leidenschaft durch Änmuth
und Schönheit mildere.« Und um nach der bildenden Kunst
auch der Poesie dieses schwerste Geheimniss abzugewinnen,
erinnern wir an die Aussprüche über Calderon und Shake-
speare, welche »das Ungeheuere mit dem Abgeschmackten«
in Verbindung bringen und doch »vor dem höchsten ästhe-
tischen RichterstuhT untadlig bestehen.«' Wir hören, wie
Goethe nicht müde wird, insbesondere Shakespeare zu
preisen, weil trotz der unendHchen Fülle des verschieden-
artigsten Stoffes das Ganze sich zu einer abgeschlossenen
und plastischen Form entwickelt;* wir hören, wie er mit
der Resignation des Epigonen das am meisten in Greueln
schwelgende Trauerspiel Shakespeares hoch erhebt und in
»Richard III« nicht etwa nur charakteristische Kunst, sondern
gerade »Poesie, SvmboUk, Idee« findet.'
Mit diesen Worten, welche die ästhetische Vollendung
Richards III. bezeichnen, erschliesst sich uns ein neuer, inhalt-
voller Ausblick. Wir sind bisher in der Betrachtung des
Individuellen, des Anormalen von der Einzelgestalt zum
reich componirten Kunstwerk vorgeschritten: aber \yir
haben dabei versäumt zu untersuchen, in welcher Weise
der Begriff des Allgemeingültigen, des Typischen, den uns
Goethe früher nur m Bezug auf die Einzefgestalt entwickelt
hat, sich in umfassenden Compositionen wiederfindet, sich
bewahrt oder umbildet. In wie weit entspricht die »An-
niuth« des Laokoon, die »Poesie« Richards III. dem, was
in der künstlerischen Einzelerscheinung als das »Typische«
bezeichnet wurde? Die Worte »Symbolik«, »Idee« in dem
letzten citirten Spruch geben uns zur Lösung den Schlüssel.
Das Wort »Idee« gebraucht Goethe selten ; er weist es
sogar öfters ab* daher thun wir besser uns an das Wort
»Symbolik« zu halten, das immer von Neuem in Goethes
ästnetischen Erwägungen wiederkehrt. Was in der Er-
scheinung des Einzelwesens das Typische ist, das ist in
dem Ausdruck einer zusammengesetzten menschUchen
Handlung, eines reichhaltigen menschlichen Zustandes das
Symbolische. Das Symbolische beruht in dem Gleichartigen
' Anmerkungen zu Diderots »Neffe des Rameauc.
' Gespräch mit Voss. Biedermann No. 1470.
3 Mit Riemer. Ebenda 1420 m.
202 Abhakdlungek.
der stets sich in neuen zeit- und ortsgemässen Formen
wiederholenden Bezöge des Menschen zu seiner geistigen
und physischen Umgebung. Auch in diesen Bezügen waltet
eine dem durchdringenden Auge des Psychologen erkenn-
bare Gesetzlichkeit, und die künstlerische Handlung, welche
diese Gesetzmässigkeit klarer und deutlicher wiedergibt^
als die empirisch zu beobachtenden Fälle, diese Handlung
ist symbohsch. Nicht als ob der Künstler sie zur Dar-
stellung brächte, mit dem Zweck das allgemeine Gesetz
zu erweisen ; aus solch unpoetischem Verfahren lässt Goethe
die »Allegorie« entstehen, welche er verwirft, sondern in
der Art, dass er »das Besondere lebendig fühlt« und zu-
gleich kraft seiner künstlerischen Divinationsgabe unbe-
wusst »das Allgemeine mit erhält.«* Das »Besondere« soll
durch den künstlerischen Process nicht in einen »Begriff«
verwandelt werden, sondern in eine »Idee«, aber nicht im
speculativ-philosophischen Sinn, sondern in eine Idee, welche
»Bild«, geistige Anschauung ist.* Um zu erkennen, wie
Goethe in dem besonderen Gegenstande eines Kunstwerks
das Allgemeine symbolisch dargestellt fand, ist wiederum
seine Betrachtung der »Laokoongruppe« äusserst aufklärend,
»So ist auch«, schreibt er, »bei dieser Gruppe Laokoon
ein blosser Name ... er ist nichts von Allem, wozu ihn
die Fabel macht, es ist ein Vater mit zwei Söhnen, in
Gefahr zwei gefährlichen Thieren zu unterliegen . . . •
Sollte ich diese Gruppe, wenn mir keine weitere Deutung
derselben bekannt wäre, erklären, so würde ich sie eine
tragische Idylle nennen. »Ein Vater schlief neben seinen
beiden Söhnen, sie wurden von Schlangen umwunden und
streben nun erwachend, sich aus dem lebendigen Netze
loszureissen.« Führt das Kunstwerk in der That einen so
einfachen, aber zugleich jedes menschliche Empfinden er-
schütternden Vorgang vor Augen, der in ähnlicher, wenn
auch nicht so phantastischer Weise sich beständig, wieder-
holen und den höchsten Schmerz eines Vaters um seine
Kinder herausfordern kann — so ist es der allgemeinen
ergreifenden Wirkung sicher, welche dieses Werk seit
Janrtausenden schon ausgeübt hat. Ist es aber desshalb
etwa seiner Absicht, die bekannte trojanische Sage zu
illustriren, untreu geworden? Gewiss nicht — die allge-
meine und die besondere Bedeutung, das Symbolische und
das Singulare vereinigen sich ohne Spalt und Riss. Und
mit den poetischen Aufgaben ist es nicht anders wie mit
den plastischen. Ein bekanntes Epigramm Goethes beginnt
mit den Worten : »Ein alter Mann ist stets ein König Lear« ;
' Sprüche No. 363. * Sprüche No. 742, 743.
Goethes Kunstanschauung in ihrer Bedeutung f. d. Gegenwart. 205
Turgeniew hat eine Novelle schlechtweg »Ein König
Lear auf dem Dorfe« benannt. Ta wir dürfen sa^en : jedes
bedeutende menschliche Schicksal, das in einem Dichtwerke
hohen Ranges dargestellt worden ist, hat für uns symbolische
Bedeutung gewonnen. Mögen wir uns an das Schicksal eines
Achilles oder einer Antigone, eines Romeo oder Othello,
eines Götz oder Tasso erinnern — überall erkennen wir
sogleich die Allgemeineiltigkeit der Erfahrungen, welche
der Dichter seinen Helden durchleben lässt, und wir finden
in der empirischen Welt leicht die bestätigenden Geeen-
bilder. Daraus folgt jedoch keineswegs, dass der Dichter
nur das Alltägliche, gleichsam Selbstverständliche darzu
stellen habe. Im Gegentheil, er kann das Seltsamste uns
vorführen, wenn er es nur genügend zu motiviren weiss,
d. h. wenn er uns in den Stand setzt, es irgend einer all-
gemeinen Erfahrung, die wir aus unseren Beobachtungen
gewonnen haben, unterzuordnen; d. h. eben es symbolisch
erscheinen zu lassen; sobald wir das können, sind wir be-
friedigt; können wir es nicht, so erscheint uns die Hand-
lung als unnatürlich. Nach Goethes Ausspruch handelt es
sich für den motivirenden Dichter darum, Phänomene des
Menschengeistes als historische nachzuweisen, die sich
wiederholt haben und wiederholen werden;* auch in diesem
Satz zeigt sich das Besondere mit dem Allgemeinen innig
verbunden.
Der Begriff des Symbolischen führt uns schliesslich
auch dazu, das Verhältniss des Schönen zum Sittlichen
zu erkennen, die Frage nach dem sittlichen Inhalt des
vollendeten Kunstwerkes zu beantworten. Goethe accep-
tirt ausdrücklich die in Kants »Kritik der Urtheilskratt«
gegebene Darlegung »von der Schönheit als einem Symbol
der Sittlichkeit«; aoer er venieft die Kantische Ansicht,
indem er, da wo der kritische Philosoph nur hergebrachter-
massen eine solche symbolische Bedeutung gelten lässt,
seinerseits einen organischen Zusammenhang erkennt. In
demselben Briefe,* in welchem er Heinrich Meyer den
Kantischen Abschnitt mittheilt, spricht er über die »halb-
wahrea Forderung, dass die Künste das Sittengesetz an-
erkennen und sich ihm unterordnen sollen; und er fährt
fort: »Das Erste haben sie immer gethan und müssen es
thun, weil ihre Gesetze so gut als das Sittengesetz aus der
Vernunft entspriujgen ; thäten sie aber das Zweite, so wären
sie verloren, und es wäre besser, dass man ihnen gleich
einen Mühlstein an den Hals hienge und sie ersäufte.«
Es ist nicht die zweite Hälfte des Satzes, die uns über-
' Sprüche No. 773. * 20. Juni 1797.
204 Arhaxdlungek.
raschen oder lebhaft interessiren kann; dass Goethe nicht
eine »Unterordnung« der Kunst statuiren konnte, dass er
ihre Selbständigkeit als Künstler ohne Weiteres beanspruchen
musste und dieselbe mit Freuden durch Kant auch philo-
sophisch erwiesen fand, ist eine Thatsache, die ich schon
in meinem Buche »Die klassische Aesthetik der Deutschen«
ausführlich nachgewiesen habe. Das Wesentliche des
Spruchs ist vielmehr die Anerkennung des mit dem Kunst-
gesetzc aus einer Quelle entspringenden Sittengesetzes auch
durch den schaffenden Künstler. Hier treffen wir auf
einen der Punkte, die Wilhelm Humboldts Ansicht recht-
fertigen, wenn er Goethe zurief: »Ihre Dichtung stammte
von jeher aus ihrer ganzen Weltansicht«. Wir können,
ohne uns auf ein weitgedehntes abliegendes Gebiet zu ver-
lieren^ nur flüchtig hier die Grenzlinie zwischen Aesthetik
und Ethik berühren; aber wir müssen dennoch constatiren,
dass für Goethes gesammte Auffassung das Sittengesetz
nicht ein durch fremdartige Gew^alt dem Menschen auf-
gezwungenes Gebot war, sondern nur der Ausdruck der
normalen Bedingungen individueller und gesellschaftlicher
Entwickelung. Eine Sittlichkeit ersterer Art, welche zu der
organischen Entfaltung des »Typus« in einem Widerspruch
stünde, müsste von dem Künstler im Goetheschen Sinne
zweifellos als Feindin betrachtet werden; ebenso aber
muss eine Sittlichkeit als Bundesgenossin gelten, deren
Gesetze gleichsam als eine Realität erkannt werden, als
Bedingung der Gesundheit oder Erkrankung des Organis-
mus. So spricht Goethe ohne weitere Begründung, wo
er von dem Sittlichen redet, auch von der Schönheit seiner
Erscheinung«. So sollte seine »Pandora«, die Verkörperung
der Schönheit, den Menschen zugleich alle sittlichen Güter
verleihen; so sagt er von der griechischen Tragödie, sie
habe sich das Reinmenschliche zur Aufgabe gesetzt und
damit zugleich das Sittliche, »als einen Haupttheil dar
menschlichen Natur«. Mit sittlichen Tenden:^en hat diese
Auffassung dennoch nichts zu thun; vielmehr ist Goethe
des unbedingten Vertrauens, dass die sittliche Wirkung,
welche im Gegenstände liegt, hervortreten wird, wenn der
Dichter nichts anderes im Auge hat als die kunstgemässe
wirksame Behandlung.' Ganz und gar verwirrt worden
ist aber diese Frage durch die Forderung, dass es dem
Sittlichen immer gut und dem Unsittlichen immer schlimm
ergehen müsse, eme kindliche Jurisprudenz, für die selbst-
verständlich in Goethes Gedanken kein Raum ist. Der
Künstler theilt nicht Lohn oder Strafe aus, sondern er
* Gespräche mit Eckcrmann 28. April und i. Mai 1827.
Goethes Kunstakschauung in ihrer Bedeutung p. d. Gegemwart. 20 J
stellt dar; aber wenn er im Dienste der Schönheit und
Wahrheit sieht, kann er nicht anders darstellen, als dass
das Gute seine fördernde und bildende Kraft, das Böse
seine selbsizerstörende Kraft in sich selber trügt. Freilich
aber werden die Begriffe von Gut und Böse für ihn nicht
zusammenfallen mit den ausserlichen Satzungen, die Staat
oder Kirche aufgestellt haben; vielmehr wird er oft genug
die Bewährung der wahren menschlichen Sittlichkeit in
dem Gegensatz der Persönlichkeit gegen diese Forderungen
erblicken, wie Goethe das besonders an dem Beispiel der
Aniigone nachweist; gerade in dem Widerspruch gegen
das rohe Gebot Kreons offenbart sich die edle Natur der
Heldin.
Wir stehen am Ende unserer Untersuchung, Sollen
wir nochmals hervorheben, worin wir die Grösse der
Goethischen Kunst, worin wir ihre unüberwindliche und
für die Kunst unserer Zeit zielweisende Bedeutung sehen,
so ist es die Vereinigung des Wahren und Schönen, des
Individuellen und Typischen, des Persönlich-Freien und
des Sittlichen, die mit so genialer Sicherheit vollzogen
wird. Hier hat sich die tiefste Erfassung der Natur, des
Seelenlebens und der Bedingungen künstlerischen Schaffens
zu einem Gesammtcrgebniss vereinigt, das einen unerschöpf-
lichen Reichthum künstlerischer Weisheit in sich birgt.
Und vor Allem wird eine Zeit, deren Ringen und Streben
auf realistisches Schaffen hineifert, aus diesem Schatze
lernen können und lernen müssen, wie sie in ihrer realisti-
schen Arbeit dennoch die Grösse, die Freiheit, die Unver-
gängtichkeit eines imponirenden Kunststils sich erobern
kann.
Der Leipziger Studentenaufruhr
VON 1768.
Von
Georg Witkowski.
wer Leipziger Student des 18. Jahrhundens erfreut
'1 sich im allgemeinen eines glänzenden Rufes.
1 Ueberall wird er seinen wilden Commilitonen in
la, Halle. Giessen als Muster feiner Gesittung, ja stutzer-
Iiafter Zierlichiceit in Kleidung und Gebähten entgegen-
Celialten, und Zachariäs »Renommisto hat, indem er die
Uebertreibungen des ktcinpariser Studententhums ver-
sjpottete, doch auch den Beweis geliefert, dass hier in der
That das burschikose Wesen der übrigen Universitäten
völlig durch den herrschenden feinen nürgerlichen Ton
überwunden war.
Goethes Bemerkungen über die leipziger Siudemen
seiner Zeit (Weim. Ausg. 27, 39 ff-) bestätigen durchaus
die günstige Ansicht, die allgemein von ihnen gilt; der
Umstand, dass er die harmlosen Streiche eines Einzigen
nls ganz vereinzelte Ausnahme anführt, zeigt den honen
Grad gesellschaftlicher Culcur^ der unter ihnen herrschte.
Um so sonderbarer erscheint ein Ereigniss, dessen er später,
am Schlüsse der Schilderung des Leipziger Aufentnalts,
(27, 194 f.) gedenkt, und das durchaus nicht in das früher
entworfene Bild der Zustände an der Universität zu passen
scheint. Er berichtet, nachdem er von den religiösen Unter-
haltungen mit Langer gesprochen hat: »Da nun aber ge-
Der Leipziger Stüdentenaufruhr von 1768. 207
"Wohnlich, wenn unser Seelenconcent am geistigsten gestimmt
ist, die rohen kreischenden Töne des Weltwesens am ge-
y'altsamsten und ungestümsten einfallen, und der in geheim
immer fortwaltende Contrast, auf einmal hervortretend,
nur desto empfindlicher wirkt, so sollte ich auch nicht aus
der peripatetischen Schule meines Langers entlassen werden,
ohne vorher noch ein, für Leipzig wenigstens, seltsames
Ereigniss erlebt zu haben, einen Tumult nämlich, den die
Studirenden erregten und zwar aus folgendem Anlasse.
Mit den Stadtsoldaten hatten sich junge Leute veruneinigt,
es war nicht ohne Thätlichkeiten abgelaufen. Mehrere
Studirende verbanden sich, die zugefügten Beleidigungen
zu rächen. Die Soldaten widerstanden hartnäckig und der
Vortheil war nicht auf der Seite der sehr unzufriedenen
akademischen Bürger. Nun ward erzählt, es hätten angesehene
Personen wegen tapferen Widerstands die Obsiegenden
gelobt und belohnt, und hierdurch ward nun das jugendliche
Ehr- und Rachgefühl mächtig aufgefordert. Man erzählte
sich öflFentlich, dass den nächsten Abend Fenster einge-
w^oi^en werden sollten, und einige Freunde, welche mir
•die Nachricht brachten, dass es wirklich geschehe, mussten
mich hinführen, da Jugend und Menge wohl immer durch
■Gefahr und Tumult angezogen wird. Es begann wirklich
ein seltsames Schauspiel. Die übrigens freie Strasse war
an der einen Seite von Menschen besetzt, welche ganz
xuhiß, ohne Lärm und Bewegung abwarteten, was ge-
schehen solle. Auf der leeren Bahn gingen etwa ein
Dutzend junge Leute einzeln hin und wider, in anscheinender
firösster Gelassenheit; sobald sie aber gegen das bezeichnete
Haus kamen, so warfen sie im Vorbeigehn Steine nach
•den Fenstern, und dies zu wiederholten Malen hin und
-widerkehrend, so lange die Scheiben noch klirren wollten.
Eben so ruhig, wie dieses vorging, verlief sich auch endlich
alles und die Sache hatte keine weiteren Folgen.«
Schon wegen des oben berührten Widerspruchs, in dem
•dieser Vorfall zu den damaligen akademiscnen Zuständen
in Leipzig steht, muss er unsere Aufmerksamkeit erregen
und zu näherer Untersuchung der Ursachen der plötzRch
so gewaltthätigen Handlungsweise der Studenten auffordern.
Auffallend und das Universitätsgerichtswesen der Zeit
sonderbar beleuchtend erscheint auch Goethes Schluss-
ibemerkung, dass die Sache keine weiteren Folgen hatte.
W. V. Biedermann in seinem Buche »uoethe und
Leipzig« (L 302 ff.) bestätigt Goethes Bericht im allge-
tmemen und ergänzt ihn nur durch einige Einzelheiten:
dass Studenten verhaftet, aber mit Gewalt wieder befreit
-worden seien, dass man den schriftlichen und mündlichen
2o8 Abhandlungen.
Ermahnungen des akademischen Senats und einiger Pro-
fessoren keine Beachtung geschenkt habe, dass Mass-
regeln seitens der Regierung erst ergriffen worden seien,
als alles vorüber war, und dass sie eigentlich nur in An-
drohungen gegen künftige Unruhstifter bestanden hätten.
Auch bei v. Loeper (Dichtung und Wahrheit II. 341 f.)
findet sich nichts Wesentliches zur Erläuterung; seine
Vermuthung, dass man um die Fensterscheiben des Rectors
Böhme besorgt sein konnte, soll wohl andeuten, dass vor
seinem Hause sich die beschriebene Scene abgespielt habe,,
was falsch ist.
Gründlichere Nachrichten über die von Goethe be-
rührten Vorfälle gab zuerst G. Wustmann in Auszügen aus
Salomon Riemers Leipzigischem Jahrbuch fGrenzboten
1882 IV. 127), die er später in semen »Quellen zur Ge-
schichte Leipzigs« (I. 305 ff.) wiederholte.
Doch bedürfen auch diese ausführlicheren chronik-
artigen Berichte noch mannigfacher Ergänzungen, um
zu völliger Klarheit über eine Reihe von Begeoenheiten
zu gelangen, die den Geist der Studentenschaft, in der
der junge Goethe sich bewegte, klar erkennen lassen
und uns den Unabhängigkeitssinn, den Mangel an Achtung
vor höheren Autoritäten unter seinen Altersgenossen^
zeigen. Denn jener Vorfall stand keineswegs, wie man
aus Goethes Darstellung schliessen möchte, vereinzelt da,
sondern ist ein Glied in einer Kette von tumultuarischen
Ereignissen, die weit über harmlose Aeusserungen studen-
tischen Uebermuths hinausgehen.
Folgende bisher unbenutzte Quellen liefern ausführliche
Nachrichten über den Studententumult von 1768:
1. Drei starke Aktenfascikel im Rathsarchiv zu Leipzig.
Sie enthalten die Protocolle der Verhöre und Verhandlungen,
sowie die Verordnungen und Verurtheilungen, durch welche
eine von der Regierung in Dresden gesandte Commission.
die Rühe wiederherzustellen, die Uebelthäter zu bestrafen
und weiteren Ruhestörungen vorzubeugen suchte.
2. Zwei kleinere, ungeordnete Convolute, in welchen
sich Anschläge der Studenten am schw^arzen Brett, Gut-
achten der Professoren und einzelne Aussagen von Be-
theiligten befinden. Sie stammen anscheinend aus den
Universitätsakten und wurden vor einigen Jahren auf einer
Auction durch den Stadtbibliothekar Dr. Wustmann erworber.
3. Eine kleine, humoristisch gefärbte Druckschrift:
»Der Musen-Krieg zu Leipzig, vom Monat Julio. In den
Schreiben an einem Freunde. Frankfurt und Leipzig
1768. 8°. 31 S.«, bereits von Wustmann (Quellen I. 308
Anm.) erwähnt.
Der Leipziger Studentenaufruhr von 1768. 209
Es ergeben sich aus diesen Quellen über die Ursachen
und den Verlauf des Aufruhrs eine Anzahl von neuen
Thatsachen, die im Folgenden kurz zusammengestellt sind.
Die Stadt Leipzig hielt, da sie in Friedenszeiten keine
landesherrliche Garnison aufzunehmen brauchte, eine kleine
Schaar eigener Soldaten, im Ganzen 160, die hauptsächlich
den Dienst an den Staatthoren zu versehen hatten. Man
suchte die Unkosten, die der Unterhalt der Truppe ver-
ursachte, dadurch zu verringern, dass man moralisch und
körperlich mangelhafte Leute für kleinen Sold anwarb,
ein Umstand, durch den die geringe Achtung, in der
die Stadtsoldaten standen, erklärt wird. Ihnen lag von
1683 — i82ii die Erhebung des sogenannten Thorgroschens
ob, den diejenigen zu zahlen hatten, die nach Sonnen-
untergang die Stadt betraten. Diese Steuer war besonders
den Studenten verhasst und mit List und Gewalt suchten
sie die Bezahlung zu umgehen. Das bot die Haupt-
ursache beständiger, nicht selten blutiger Zusammenstösse;
aber daneben gaoen auch andere Anlässe den Studenten
Gelegenheit, die verspotteten und verhassten »Meisen«
oder »Mösena (der Spottname der Stadtsoldaten) anzu-
greifen. So gewährte ihnen z. B. die seit 1763 eingeführte
lanitscharenmusik beim Zapfenstreich einen willkommenen
Vorwand, sich zusammenzurotten und den Umzug der
Wache durch Dazwischenlaufen, Vorhalten der Stöcke und
andern Muthwillen zu stören.
Neben den Stadtsoldaten versahen den Polizeidienst
in der Stadt die Häscher oder Rathsknechte, denen eben-
falls die Studenten eine grimmige Feindschaft entgegen-
trugen. Die Universität besass über alle akademiscnen
Bürger eigene Gerichtsbarkeit und Polizeigewalt; doch die
wenigen Pedelle waren zur Aufrechterhaltung der Ordnung
viel zu schwach und so mussten häufig die städtischen
Sicherheitsmannschaften zu Hülfe gerufen werden oder
selbständig eingreifen. — ein ungesetzliches Verfahren, das
zwar durch die Vernältnisse begründet, aber von den
Studenten stets als Eingriff in aie akademische Freiheit
bitter empfunden wurde. Da die Häscher noch dazu mit
grosser Rohheit ihres Amtes walteten und mit ihren eigen-
thümlichen Waffen, langen Stangen, die sie auf die Wider-
setzlichen schleuderten, oftmaß Unschuldige trafen, so
waren sie nicht minder verhasst als ihre militärischen
Kameraden an den Stadtthoren.
Die kritischen Tage, an denen es regelmässig zu Streitig-
keiten zwischen der bewaffneten Macht und der Studenten-
schaft kam, lagen im Juli und August, hervorgerufen durch
die beiden Volksfeste des Vogelschiessens und des Fischer-
Goi thi-Jaurbc^h XV. 14
210 Abhandlungen.
Stechens. Im letzten Jahre von Goethes Aufenthalt in Leipzig
aber zoigen sich diese Kämpfe durch mehr als sieben Wochen
hin undnahmen einen besonders bedenklichen Charakter an.
Die Unruhen begannen am 12. Juli Abends, als die
Studenten ohne zuvor eingeholte Erlaubniss dem Professor
iuris Breuning mit lautem Schreien und Singen ein Vivat
rächten. Sie wurden von den Häschern angefallfn und zer-
streut, ebenso am folgenden Abend, als sie dem sehr beliebten
Professor der Dichtkunst Bei eine gleiche Huldigung darzu-
bringen suchten. Von nun an dauerten die Reibereien die
folgende Zeit hindurch fort. Am 19. Juli verbot der Rector (in
ienem Semester der aus Dichtung und Wahrheit bekannte
Böhme) das Vivatrufen gänzlich und der Stadtcommandant
Christian von Ploetz beschwerte sich, dass die Studenten
seit geraumer Zeit die Retraite insultirt, letzthin den
Trommler gestossen und den Capitän-Leutenam mit einem
Steine geworfen hätten. Das reizte die akademische
Jugend zu einem Hauptschlage. Als am nächsten Tage,
den 20., der Zapfenstreich zu dem Hause des Commandanten
kam, brachten ihm die Studenten ein dreifaches Vivat.
Der Anführer der Rathsknechte gebot ihnen ruhig zu sein
und nach Hause zu gehen; aber die Antwort war ein
»heldenmüthiges« Pereat, begleitet von einem Regen von
Steinen, vor dem die Häscner ins Rathhaus flüchteten.
Dort wurden sie von ihren Gegnern belagert und ver-
höhnt und, als sie nach einer Stunde einen zweiten Aus-
fall wagten, von neuem zurückgetrieben. Ein »Siegeslied«
von 2^ Strophen (in der oben genannten Gelegenheits-
schrift) feierte diese Niederlage der Feinde:
Victoria l der stolze Feind
Trotzt und stolziert nicht mehrl
Es floh die ganze Macht vereint
Vor unserm kleinen Heer.
Wir siegten — Nachwelt höre zu!
Gönn uns die Ewigkeit!
Und mein Gesang erthöne du
Stark, feurig, wie der Streit l
Nicht wilde Lust, nicht Ruhmbegier
Erregte diesen Krieg.
Für unsre Freyheit stritten wir,
Und dies verlieh uns Sieg.
Triumph l wie glorreich war der Streit 1
Nun kennt der Feind uns — hal
Nun scheut er unsre Tapferkeit !
Triumph I Victoria !
Der Leipziger Studentenaufruhr von 1768. 21 1
Im Tone des preussischen Grenadiers wurde so der
grosse Sieg besungen, der das Selbstgefühl der Akademiker
gewaltig gesteigert hatte. Als am 21. Juli eine öffentliche
Aufforderung zur Ruhe am schwarzen Brett erschien, wurde
sie zerrissen und arg beschmutzt, auch Ermahnungen ein-
zelner Docenten an ihre Zuhörer fruchteten nichts.
Am 26. Juli begann das Vogelschiessen. Am Schlüsse
desselben (29. Juli) verwüsteten aie Stu3enten eine Schenke
in dem Dorfe Plagwitz völlig, zwei Tage darauf erzwang
-eine grössere Menge den Eintritt ins Petersthor und be-
raubte sogar den wachthabenden Soldaten seiner Flinte,
die sie ihm nachher auf vieles Bitten vor die Füsse warf.
Ein ähnlicher Vorgang ereignete sich am Abend des dritten
August nach dem Fischerstechen. Drei Studenten wurden
■dabei wegen Verweigerung des Thorgroschens festge-
nommen und ins Carzer jgesetzt, ebenso ein vierter, der
bei dem Versuch, sie zu befreien, einen der Soldaten mit
dem Degen durch die Hand gestochen hatte.
Um sich zu rächen, griffen die Studenten die folgenden
drei Tage den Zapfenstreich an, warfen die Soldaten mit
Steinen und unterbrachen die Musik durch Pfeifen und
Händeklatschen. Am vierten Abend zog die Retraite mit
sehr starker Bedeckung aus, ihr folgte die Schaar der
Häscher. Alle Studenten, die sich ihnen entgegenstellten,
wurden mit dem aufj^esteckten Bajonett angegriffen, es
kam bei der Nikolaikirche zu einer förmlichen Schlacht,
bei der die Soldaten erbarmungslos einhieben. Viele Stu-
denten wurden verwundet und zu Gefangenen gemacht,
auch Unschuldige und Unbetheiligte, selbst Weiber und
Kinder, nicht verschont.
Diese unerwartete plötzliche Energie der städtischen
Truppen wurde — mit Recht oder Unrecht — von den
Studenten aus einer bestimmten Quelle hergeleitet. Der
Stadthauptmann Kammerrath Christian GottloD Frege sollte
den Mutn seiner Untergebenen durch eine Geldspende zu
Branntwein so ungemein angefeuert haben. In der Be-
trunkenheit hätten sie dann alle die Heldenthaten begangen,
die durch ihre Rohheit den Zorn der Studenten aufs
äusserste steigerten. Begreiflich, dass sich nun ihr ganzer
Hass gegen Frege richtete. Spottlieder gegen ihn er-
schienen am schwarzen Brett una im Anhang des »Musen-
Krieges«. Eines von ihnen hat Wustmann bereits angeführt
(Quellen I. 308), ein anderes lautete:
Das Mesenvolk, das sonst wie andre klein Gewimmel
Mit Furcht und Zagen sich verkroch,
Kam jungst hervor, als es von Fregens Doppel -Kümmel
Ein göttlich starkes Feuer roch.
I4'
212 Abhandlungen.
Es säuft, und schnell beseelt der Brandtwein ihre Gallen,
Es hackt um sich herum mit seinen kleinen Krallen
In seiner Feinde edles Blut.
Kann dieses Frege thun, wie gross war seine Ehre,
Wenn er im Mesen-Krieg ein Marketftnner wäre!
Vorläufig wurde indessen die Rache an ihm noch ver-
schoben, um zuvörderst die verhafteten Studenten zu be-
freien und für die Gewaltthätigkeiten der Stadtsoldaten
Satisfaction zu erlangen. Mit dieser Forderung drangen am
nächsten Morgen Hunderte von Studenten in das Haus
des arg bedrängten Rectors, den sie zwangen, ihnen Rede
zu stehen. Er vertröstete sie auf die um zwei Uhr statt-
findende Sitzung des Concilium perpetuum, des grossen
Rathes der Universität. Die Studentenschaft versammelte
sich darauf vor dem Sitzungslokal mit Degen und be-
schlagenen Stöcken und zwang durch ihre drohende Haltung
und anhaltendes wildes Geschrei die Professoren, nicht
nur die Gefangenen freizugeben, sondern auch von jeder
weiteren Untersuchung abzustehen. Weiter fordenen sie
die Aufhebung des Thorgeldes, die freilich nicht in
der Macht der Universitätsoehörden stand. Am Abend
zogen sie mit Musikanten durch die Stadt und feierten
auf dem Markte durch ein dreifaches Vivat ihre wieder-
hergestellte Freiheit.
Nun galt es noch an Frege Rache zu nehmen,,
der in Anschlägen am schwarzen Brett »mancipium
senatus, scortator foedissimus« genannt wurde. Nacndem
am 26. wieder ein blutiger Zusammenstoss mit der Thor-
wache erfolgt war, versammelte sich am nächsten Abend
eine Anzahl Studenten vor dem Hause des (übrigens
abwesenden^ Frege in der Grimmischen Gasse. Lmter
dem Rufe : Branntwein ! Branntwein ! warfen sie die Fenster
des ersten Stockwerks ein, während die Rathsknechte dem
ruhig zusahen. Nach jedem gelungenen Wurf erscholl ein
lautes Bravo! und als das Werk vollbracht war, liefen die
Studenten in aller Eile in ihre Quartiere. So stellt, ab-
weichend von Goethe, der gewiss zuverlässige Bericht des
Commandanten von Ploetz den Vorgang dar.
Indessen war bereits am 25. August eine kurfürstliche
Commission zusammengetreten, um die Ursachen der Un-
ruhen zu untersuchen, die Uebelthäter zu bestrafen, die
Ruhe wieder herzustellen und durch vorbeugende Mass-
regeln künftige Excesse zu verhüten. Die Universität hatte
sich völlig unfähig gezeigt, die Ordnung aufrecht zu er-
-n und ihr Recht eigener Gerichtsbarkeit auszuüben^
^ecior beklagte sich bitter über die beständige Un-
Der Leipziger Studextekaufruhr von 1768. 21}
einigkeit im Professorencollegium, er behauptete sogar,
dass CoUe^en ihn bei den Studenten verhasst zu machen
suchten, dass fast alle vor den Aufrührern in Furcht zu
sein und zu besorgen schienen, sie möchten eine Anzahl
ihrer Zuhörer verlieren, wenn sie Antheil an der Sache
nähmen. Ja, ein Mitglied des akademischen Lehrkörpers,
der Lector der italienischen Sprache Fraporta, hatte bei
den Ausschreitungen eine führende Rolle gespielt.
Am Tage ihres Zusammentritts erliess die Commission
eine ernsthafte Androhung. Diejenigen, welche weiter
tumultuirten, sollten nicht nur mit bleibendem hartem Ge-
fängniss, Leib- und Lebensstrafen belegt, sondern auch von
aller und jeder künftiger Beförderung, von allen Be-
günstigungen ausgeschlossen werden. Wie wenig dies
fruchtete, zeigen die schon erwähnten Ereignisse der folgen-
den Tage. Die Commission befand sich in einer schwierigen
Lage. Einmal galt es, mit aller Energie die gegenwärtigen
Unruhen zu unterdrücken und künftige zu verhüten, andrer-
seits aber musste mit grosser Vorsicht gehandelt werden,
um die gereizte Empfindlichkeit der Studenten zu schonen
und die Universität vor einer Krisis zu bewahren. Denn
zahlreich erschienen Aufrufe am schwarzen Brett, die zum
Verlassen Leipzigs aufforderten: »Pcreat wer sich noch
länger in dem Leipziger Mösennest vor seine 1000 Rthlr.
beschimpfen lässt.« — »Folgt, Brüder, nach Erfurt, da sind
keine Mesen.« — »Zeigt, Brüder, durch Eure Flucht nach
Erfurt, dass ihr nicht vom Leipziger Mösenrath abhängig
seid.« — »Abundat quoque illud oppidum puellis formosis h —
Die Universität Erfurt, im Rufe besonderer akademischer
Freiheit stehend, erschien als gefährliche Concurrentin.
Wie gross die Furcht in Leipzig war, ersieht man daraus,
dass. als am 30. September der oekannte Erfurter Professor
Riedel dorthin kam, der Rector sogleich der Commission
anzeigte, dass Riedel die Studenten zum Wegzug zu ver-
leiten suche, was sich nachher als gänzlich unbegründet
herausstellte.
Auch das moderne Mittel des Streiks wurde von den
Studenten angewendet, um die Freilassung der Verhafteten
und die Bewilligung ihrer Forderungen zu erzwingen. Es
wurde dazu aufgelordert, Wachen vor die Auditorien zu
stellen, um die, welche die Vorlesungen besuchen wollten,
mit Höflichkeit oder auch mit Gewalt daran zu hindern.
Allein damit scheinen die Rädelsführer nicht durchgedrungen
zu sein. Am 8. September konnte die Leipziger Zeituög
melden, die Ruhe und Ordnung sei wieder hergestellt und
man hoffe, dieselbe durch die genommenen Massregeln
auch in der Folge zu erhalten. Die Collegien würden
214 Abhandlukgem.
übrigens von sämmtlichen Herren Professoren gehörig ge-
lesen und von allen fleissigen, ordentlichen und gesitteten
Studiosis besucht.
Die Commission hatte inzwischen eine grosse An-
zahl Beschuldigter, im ganzen 70, festnehmen lassen. Sie
waren nicht in das gesetzliche Gefängniss der akademi-
schen Bürger, das Carzer, sondern in das feste Schloss
Pleissenburg gebracht worden. Den Wachtdienst in der
Stadt übernahm wie in Kriegszeiten an Stelle der Stadt-
soldaten die in den Vorstädten liegende kurfürstliche
Garnison. Von Stadt und Universität wurden Berichte und
Vorschläge eingefordert. Der Rath leugnete jede Schuld
seiner Untergebenen und empfahl die strengsten Mass-
regeln gegen die Studenten, die Professoren dagegen
wünschten vor allem eine öffentliche und nachdrückliche
Züchtigung der Stadtsoldaten; von den Studenten sollten
nur die bestraft werden, die sich an der Auctoritas
Rectoris et Concilii vergangen hätten; denn diese müsse
vor allem wiederhergestellt werden. Sehr lehrreich sind
die von den einzelnen Professoren abgegebenen ausführ-
lichen Gutachten. So nennt z. B. der Tneologe Crusius
als intellectuelle Anstifter die Docenten, »die den Deismus
lehren und die Studenten an Hochachtung vor das Heyden-
thum, die Freygeisterey, die vermeinte Galanteric, den
sogenannten Geschmack, das ist vor Nichtswürdigkeiten
gewöhnen.« Er denuncirt femer als Verführer der Studenten
die gelehrten Zeitungen, die Journale, Bibliotheken, Romane,
den »Schauspielkram«, deren je län^r je mehr werde.
Auch sonst werden die täglichen Theatervorstellungen
vielfach als Ursache der eingerissenen Wildheit bezeichnet,
und eine der ersten Verfügungen der Commission galt
ihrer Einschränkung. Weiter beschuldigen andere Pro-
fessoren das schlechte oder zu theure Bier in der Stadt,
die Bevorzugung der Reichen und der Adligen unter den
Studenten, den Zuzug vieler von anderen Universitäten
Kommenden, die ungenügende Vorbildung, die allzugrosse
Leichtigkeit der Examina. Man erkennt, wie wenig diese
Lehrer im Stande waren, den Geist einer übermüthigen und
zuchtlosen Jugend zu erfassen und zu lenken, wie sehr hier
gelehrte Pedanterie, Engherzigkeit und ängsthche Selbst-
sucht vorherrschten. Alles, was Goethe von den Eindrücken
erzählt, die er von den Leipziger Universitätslehrern empfing,
findet in den Gutachten derselben seine indirecte Bestätigung.
Hier konnte sein frei nach oben strebender Geist nicht die
a#»pignete Nahrung empfangen; das Wissen, dessen er be-
lag ausserhalb des Kreises der damaligen Universitäts-
amkeit, ebenso wie sein Freiheitsbegrifl^ weit ent-
Der Leipziger Studenten aufruhk von 1768. 215
ferat war von dem, was seine unreifen und rohen Commili-
tonen unter akademischer Freiheit verstanden.
Mit wenigen Worten sei noch des Ausgangs der
Sanzen Angelegenheit gedacht. Er entsprach oer bis
ahin gezeigten Schwäche. Nach einer lange hingezogenen
Untersuchung wurden am 12. October elf Studenten zu
Gefängnissstrafen von einem bis drei Monaten verurtheilt,
aber schon am 14. November insgesammt begnadigt, eine
Anzahl Stadtsoldaten und Rathsknechte wurden mit Degra-
dation und körperlicher Züchtigung gestraft, um den
Studenten die geforderte Satisfaction zu geben. Weiteren
Ausschreitungen suchte man vorzubeugen, indem man die
Anstellung der die Universität Verlassenden von dem
Besitz befriedigender Sittenzeugnisse abhängig machte.
Goethe hatte Leipzig am Tage nach dem von ihm
geschildenen Vorgange verlassen, er konnte also von den
folgenden Ereignissen aus eigener Erfahrung nicht Kennt-
niss haben. Seine Bemerkung, dass die Zerstörung der
Fensterscheiben Freges keine weiteren Folgen hatte, wird
also entweder auf ungenaue Berichte oder, was wahr-
scheinlicher ist, darauf zurückzuführen sein, dass er bei der
Abfassung von Dichtung und Wahrheit sich keiner ferneren
Umstände erinnern konnte.
^•^.^
Carl Matthaei.
Vom .
Carl Scherer.
Hie nachfolgenden Zeilen' gelten einem Vergessenen.
T Carl Matthaei,' dessen Name heute vielleicht nur im
1 engen Kreise der Goeihekenner noch genannt wird,
war schon den Zeitgenossen eine geheimnissvolle Persönlich-
keit. Woher der kleine, braune Mann mit den stark jüdischen
Gesichtszügen stammle, wo und wann er geboren war,
wusste Niemand zu sagen; die Zeit, die ihn früh hatte
altern lassen, schien fortan keine Macht mehr über ihn zu
haben ; Körte, der ihn ait kennen lernte, erschien er während
vierzig Jahren immer als derselbe; das eine nur erzählte
man sich, dass der »Flitzbogen a, wie man spottend Matthaei
nannte, über loo Jahre alt gewesen sei, als er nach ruhe-
losem Umherschweifen am 19. Juli 1830 zur ewigen Ruhe
eingegangen war.'
Matthaeis Heimath ist die alte Reichsstadt Nürnberg;
hier hat er im Jahre 1744 das Licht der Welt erblictt,
' Dem Direcior des Goeilie-Schiller -Archivs Herrn Prof. Dr,
Suphan spreche ich für die gütige Bewilligung der unten zum Abdruck
gebrachten brieflichen Materialien aus dem Archiv verbindlichsten und
ergebensten Dank aus. — Die Besorping der Abschriften verdanke ich
Ea. von der Hellens hilfsbereiter Freundschaft.
* Die Italienisirung in sMaitein vollzieht M. selbst zuerst in der
Unterschrift eines Briefes vom 7. .August 1769; sie stammt also nicht,
wie Zenker (Beilage z. allgem. Zeitg. 1SS9. No. 199) und Redlich
(Briefe von Lessing Th. I. S. 598, Anni.) annehmen, aus spätere "
' Köne ist der ''—'— ■•— ■•■ — r— :i:-i- —1-. 1
Hlungen macht. S.
I. I. S. 418, Anm. :
Carl Matthaei. 217
Der Vater, ein aus Fürth gebürtiger Jude Namens Simon
Geithel Hess sich nebst seinem Söhnlein Samson am
21. September 1748 öffentlich in der Barfüsserkirche mit
dem Zunamen Matthaei taufen und legte dem Kinde die
Namen Carl Johann Conrad Michael bei.* Wann der Sohn
der Vaterstadt, die ihm ob der kärglich gespendeten geistigen
Nahrung ein DMoropolis« dünkte, zuerst den Rücicen ge-
kehrt hat, lässt sich nicht feststellen; aus der Altdorfier
Matrikel ergibt sich nur, dass er an der dortigen Hoch-
schule, vermuthlich um Theologie zu studiren, am 18. Feb-
ruar 1762 inscribirt worden ist.* Altdorf wurde zu Beginn
des Sommersemesters 1765 mit Leipzig vertauscht, wo
Matthaei am 24. April, also ein Semester vor Goethes
Ankunft, das akademische Bürgerrecht er^'arb.'
Auf einer Reise, die er von hier aus zu Anfang 1767
unternahm, hatte Matthaei in Hannover Rud. Erich Raspe
kennen gelernt und dessen liebenswürdige Gefälligkeit bei
seinem Aufenthalte am dortigen Platze m reichem Maasse
Genossen. Der erste Brief, der nach der Rückkehr nach
eipzig geschrieben wird, gilt desshalb dem liebgewonnenen
Führer in Hannover; dem Schreiben vom 4. März, das den
Wunsch nach Fortsetzung des angebahnten freundschaft-
lichen Verkehrs ausspricht, folgt am 13. d.M. ein zweites
und, da noch immer keine Antwort kommt, nach zehn
Tagen ein drittes, das endlich eine Erwiderung Raspes her-
beiführt.
Seitdem entwickelt sich zwischen den beiden Männern
ein rejger Gedankenaustausch, der erst mit Raspes Sturze
sein Ende findet.**
Raspe und Matthaei sind verwandte Naturen. Wenn
Körte ^ vollkommen richtig Matthaei zu den Menschen
* Herr Pfarrer Michahelles hatte die Freundlichkeit, obige An-
gaben für mich aus dem Taufregister des Pfarramtes S. Sebald in
Nürnberg auszuziehen.
• Hier hat sich M., wie mir von der König!. Universitäts-Biblio-
thek Erlangen bereitwilligst mitgetheilt wurde, selbst eingetragen als:
Carolus Joannes Conradus Michael Matthaei Norimbergensis. Studium
und Taff der Exmatrikulation sind nicht angegeben. Als Gabe spendete
er der Universitäts-Bibliothek wie die meisten Altdorfer Studenten beim
Weggang 30 Kreuzer.
) Der Auszug aus der Leipziger Matrikel, den ich der Güte des
Herrn Prof. Dr. Bnes^er verdanke, lautet : Matthaei, Card. Joann. Conrad.
Michael, Noriberg. locus depositionis : Altdorf. Der Tag des Abgangs
bt auch hier nicht ans^egeben.
^ Im brieflichen Nachlasse Raspes (Ständische Landesbibliothek zu
Cassel unter Mscr. litt. 4^ 2) befinden sich 48 Briefe Matthads; Raspes
Briefe an jenen scheinen verloren zu sein.
5 a. a. O.
2 I 8 ABH ANDLL'KGEV.
rechnet, die, nach Goeihes Worten, »durch die Bekannt-
schaft mit Vielen aus sich seihst etwas zu bilden suchen,«
so trifft dies in gleicher Weise für Raspe zu. Des Letzteren
Sucht nach Beziehungen ist bekannt,* Matthaeis Adressen-
jägerei wird klar aus seinen Briefen. Getneinsame Neigungen
und Richtungen, Schöngeisterei, Liebe zu den Musen,
Schwärmerei für Kunst und Theater ziehen Beide zu
einander hin und ketten insbesondere den Jüngeren an den
Aelteren.
Kein Wunder, dnss Matthaei den Freund auch für
seine eigenen Absichten auszubeuten sucht, und dass ihm
dies gehngt.
Werfen wir einen Blick auf die Personen, mit denen
Matthaei in Leipzig Umgang pflegt,* so sehen wir in erster
Reihe Geliert und Weisse. In Gelten, der ihm in den
schönen Wissenschaften' als Führer und bei den eigenen
poetischen Versuchen als Beraiher gedient haben wird,
verehne er einen wahren und fürsorglichen Freund, dessen
baldigen Tod er schmerzlich empfand; Matthaei glaubte
ihm das beste Todienopfer dargebrachi zu haben, als er
einst in Braunschweig aus Gellerts Werken vorlas und hier-
nach und bei einem stundenlangen Gespräche über jenes
Rechtschaffenheit das Auge einiger Hofdamen «voll Wasser«
und Thränen fliessen sah. Noch inniger gestaltete sich das
Verhältniss zu Weisse, den er in den Briefen Raspe gegen-
über wegen seiner vorsichtigen Stellungnahme in den
Klotzischen Streitigkeiten öfters warm venheidigt, und mit
welchem er auch über die Leipziger Jahre hinaus in treuer
Freundschaft verbunden blieb.* Locker nur scheinen die
Beziehungen zu Clodius gewesen zu sein, der einmal ein
»Fohante von Gekcreyen und Abgeschmackten« genannt
und auch sonst abfäUig beurtheilt wird. Matthaei, der
eine Zeil lang an des Professors Mittagstisch gesessen
hatte, dachte später noch lächelnd daran, wie sich sein
Auge damals oft »an dem Müch-Gesichte der Oame Clodius
geweidet«, und sie ihm »die dichterischen Sünden ihres
Mannes durch ihren Blik versühnet« hatte.
' Manvergl. die trelTenilen Bemerliungen Mittlers im Weiniarischen
rer, die M. nur bei vorüi>er|^henden Besuchen
unten S. iji, Anni. 3.
der Theologie war aus Ueberieugungsgründen
teren Correspondenlen Weisses wird in dessen
I auch oMailnaei, der als Erzieher und Hofmeister
crn rühmlich bekannt isi» genannt.
Carl xMatthali. 219
Oeser, Kreichauf,* Winkler, vielleicht auch Bause lör-
derten den jungen Mann in der Kenntniss der schönen
Künste; die beiden Erstgenannten suchten durch ihn auf
Raspe einzuwirken, dass dieser noch vor seiner Abreise
von Hannover kurze Beschreibungen der dort befindlichen
Gemälde z. B. der Grotischen Gallerie geben möchte,'
damit »man mit der Zeit algemeine Nachricht von denen
Schaezen der Malerey haette, welche Deutschland besitze.«
Der Kreis der ]üngeren Theaterfreunde, der Schön-
geister und Kritiker, Dichter und Dichterlinge, zählte sicher
auch Matthaei zu seinen Genossen ; Beziehungen zu Eschen-
burg und Schiebeier sind nachweisbar.
Unter den Schauspielern verkehrte er mit Brandes' undCarl
Schulze ;■* dessen Schwester Caroline und Elisabeth Schmeling,
Sterne erster Grösse am Leipziger Kunsthimmel, würdigen
den »kleinen jungen feurieen Jüngling« ihrer Bekanntschaft.
Miss Betty, bei der ihn Raspes Empfehlung eingeführt
hatte, ist das Leitmotiv, das durch alle Leipziger Briefe
mächtig durchklingt. Mit Verehrung und sklavischer An-
hänglichkeit, mit Seufzen und Jubeln, mit Prosa und Versen,
mit Freundschaft und freundschaftlich verkleideter Liebe
umwirbt er sie und berauscht sich am Taun^elkelche, um
schliesslich nach vielen süssen und noch mehr bittren
Stunden zur Vernunft zu erwachen und einzusehen, dass
er ein hoffnungsloser Liebhaber und demselben Loos an-
heimgefallen ist wie vor ihm Freund Raspe. ^
Dass Matthaei in seinen Leipziger Studienjahren Goethe
kennen gelernt hat, vielleicht auch ihm näher getreten
' Kreichauf oder Kreuchauf (Matthaei schreibt: Greichauf) ge-
höne zu den Leipziger Kunstkennern und gab 1768 eine Beschreibung
der Winklcrschen uallerie heraus. S. Minor im Archiv für Literatur-
geschichte Bd. IX. S. 474, Anm. — Uebcr Bause s. u. S.232, Anm. j.
* Raspe folgte im Sommer 1767 einem Rufe nach Cassel. Die
oben angeführte Bitte wurde ausgesprochen, weil man wusste, dass
Raspe bereits die Beschreibung eines Theiles der Wallmodenschen
Sammlung an Weisse für die Bibliothek eingeschickt hatte. Der Ab-
druck erfolgte im 2. Stück des 4. Bandes.
5 Brandes, der seit dem i. December 1767 in Leipzig spielte,
fuhrt unter den »vorzüglichsten und achtungswürdigsten Personen«,
mit denen er Verkehr hatte, auch die Dichter Bock, Mattimei und Bretzner
an. (Lebensgeschichte. Bd. IL S. 71.)
♦ Er war Raspe von Hannover her bekannt; nach Leipzig wäre
er nach Matthaeis Angabe etwa Ende Juni gekommen; M. hatte ihn
am 19. Juli noch in keiner Rolle gesehn. Dann müsste Schulze, der
doch scnon am 22. April (S. Histor. Taschenbuch. 5. F. 5. Jhrg. S. 401.)
gespielt hatte, inzwiscnen einmal fort gewesen sein ?
5 Vergl. meinen Aufsatz »Gertrud Elisabeth Schmeling und ihre
Beziehungen zu Rud. Erich Raspe und Carl Matthaei.« Vierteljahrs-
schrift für Musikwissenschaft. Jahrg. 1893. S. 113 ff.
-220 Abhandlungen.
ist, ist an sich ja selir waiirscheinlich , lässt sich aber,
soweit ich sehen kann, mit dem vorliegenden Materiale
nicht erweisen.' Aber begegnet gleich zu unserm Leid-
wesen Goethes Namen in der Zahl der Leipziger Matthaei-
briefe nirgends, unsre Kenntniss von jenes Frühzeit erfährt
doch durch diese manche, wenn auch Kleine, so doch sicher
erwünschte Ergänzung und Bereicherung.
»Schübeier,« so schreibt Matthaei am 4. März 1767,
»hat eine neue Comoedie verfertiget : die Schule der Jüng-
linge ; man hat sie 2 mahl nach einander aufgeführet, aber
sie hat nicht allgemeinen ßeyfall.« Durch diese Angabe
wird die erste Aufführung des Stückes bestimmt und zu-
gleich für den 2. oder 4. März ein neuer Theaterabend
gewonnen.*
Im März d. J. war die Schulze, die für die Kochsche
Bühne gewonnen worden war, angekommen; Matthaei
fibt uns eine ergötzliche Schilderung von der Aufregung,
ie dieses Ereigniss in den betheiligten Kreisen hervor-
ferufen hatte. »Hier ist alles in Alarm, und ich mit
ineingerissen, obgleich noch ganz verborgen. Schulzen
ist von Hamburg hier, und mit ihr ist der Taumel in alle
junge süsse Ampnibien gefahren. Schübeier voll platonischer
,iebe seufzt in Elegien Ton; und uebersetzt aus den Portu-
iesischen, Gedichte, um ihr selbige zu weyhen.^ Bei tische
oert man nichts als von ihrer Gage u. kleinen Hand,
und dem Amazonen Kleide das sie traegt, und der geist-
reichen Mine, schwazen. Solte nun da nicht auch unser
«iner wünschen diese Aglaia zu sehen, von der die halbe
Stadt girrt; und konnte dieses besser geschehen als durch
eine Zeile, eine Adresse eines gewissen Freundes in
Hannover.«
Raspe wäre allerdings in der Lage gewesen, die Be-
kanntschaft zu vermitteln; indessen er natte der Schulze
«[egenüber kein reines Gewissen, da er Jahrs zuvor Unter-
handlungen, die darauf abzielten, jene nach Hannover zu
ziehen, ohne jegliche Benachrichtigung abgebrochen hatte.*
L"
' Auch unter Goethes literarischen Gestahen lässt sich keine auf
Matthaei als Urbild zurückfuhren. Goethes »Pater Brey« ist nicht
Matthaei. Vgl. W. Schcrer, Satyros und Brey. Goethe- Jahrbuch. Bd. I.
S. 101 ff.
' Die Schule der Jünglinge ist, wie bereits bekannt war, am
3. März aufgeführt (s. Biedermann im Archiv für Literaturgeschichte
Bd. XV. S. 83). Ist diese Aufführung die erste e^ewesen, so ist eine
\\*icderholun^ für den 4. anzunehmen (an welchem jedenfalls nach
Matthaeis Briefe gespielt wurde); ist das Stück am 3. nur wiederholt
worden, so fällt die erste Anffuhrung auf den 2. März.
3 Bekannt ist »Ines de Castro«.
* S. Vienel Jahrsschrift für Musikwissenschaft. Jahrg. 1893. S. xii.
Carl Matthaei. 221
Die Erinnerung hieran, die Matthaeis Brief erneuerte, war
ihm unliebsam. Uebrigens fand Matthaei auch ohne Raspe
Gelegenheit, sich der bedeutenden Schauspielerin zu nähern^
deren Gespräch und Umgang, wie er meinte, auf ihre
Grösse und Kunst in der dramatischen Darstellung durch-
aus nicht schliessen Hessen.'
Am 22. April war die Schulze zum ersten Male ir^
Schauspiel und Ballet aufgetreten; am 27. April ging
Weisses Romeo und Julia über die Bretter, wobei sich die
Tragödin in ihrer vollen Grösse zeigen konnte. Wir werdeD
Matthaeis vergleichendes Urtheil über die Befähigung der
Schulze für ihre so sehr verschiedenartigen Rollen gern ver-
nehmen, bestätigt es doch im Ganzen Goethes Bemerkungen*
und die allgemeine Ansicht der Urtheilsfähigen des damahgen
Leipzig. Er schreibt:
Goliz in der Laube Ab. um VIII uhr den 20. May 67 :
»Auf eine andere Materie. Die berümte Actrice Schulz.
Ja, ich schaeze ihr Talent,' in den tragischen; aber
mit ihrer Coqueterie in den Comischen, alle ihre Kammer
Maedgens Rollen, die Mühe zu gefallen, ihren Tanz, alles
dieses hasse ich. Mein Herz nimmt ohne dem keinen
Antheil an ihrer ganzen Persohn. Unter allen Rollen die
sie bishierher spielte, ist eine in welcher sie sich als eine
Meisterin der Kunst zeigte; es ist die Julie in dem Romeo-
des Weise. Hier verdient sie den Lorbeer gewis, hier
wird sie Melpomene selbst kroenen, und zu ihrer Priesterin
weihen, dann es ist Julie die ihren Romeo verlassen mus,
es ist kein Schauspiel, es ist die Natur, es ist Wahrheit, Julie
und keine andere Persohn kann dieses sein, ihre Lebens Art
ist ordentlich, von Schüblern^ umringt kann sie keine andere
Liebhaber erhalten, dann er ist wie Argus in seiner Liebe,.
und so heftig in sie wie Adonis in sich selbst ; solte er zu
einer Blume werden, so müste es eine Distel seyn, welche
haengen bleibt wo sie angegrififen wird, dann er schwizt
von früh bis in die Nacht da gastlichen Liebes Schweis. . . «
' M. an R. Leipzig, den 5. April 1767. Die Bekanntschaft hatte
er wohl Weisse zu danken.
' Ich verweise nur auf seine Aufzeichnungen über das »Leipziger
Tlieater (1765 — 1768)«. (Bd. 28. Hempel S. 623— 25.) S. auch Bieder-
mann, Goethe - Forschungen. N. F. S. 194—95 und Goethe und
Leipzig. Th. L S. 127-153.
3 Matthaei, der anfangs befürchtet hatte, man möchte sich von der
Schulze allzu grosse Vorstellungen gemacht haben, musste bald bekennen,
dass die Bühne denn doch durch sie viel gewonnen habe.
^ VcrgL die von Uhde herausgegebene Selbstbiographie der
Künstlerin mi Histor. Taschenbuch 5.Tolge. 3. Jahrg. 5. 394 und
400—402. Schiebeier war der Schulze von Göttingen her bekannt.
222 Abhandlungen.
«i
In einem späteren Briefe kommt Matthaei auf den
gleichen Gegenstand zurück und lässt sich — der eifernde
Ton zeigt entschiedenes Interesse an der Person, der er
ilt — weiter über die Schulze aus, wie folgt : »Da die
IdsUe Schulz die Gewohnheit hat durch ueppige und geile
Sprünge und Stellungen im Tanze, die edlen Regungen
zu zerstoeren, welche sie im tragischen in das Herz pflanzet,
so hat ein gewisser junger feuriger Freund des 1 heaters,
beiliegendes Gedichtgen druken lassen; und ich schike
es ihnen, und bitte um ihr Urtheil. Diese Schauspielerin,
welche als Julie Original und ganz Seele ist, die alles Lob
uebertrift, kommt als liederliche Dirne im tanze auf einen
hoelzernen Esel geritten, und macht Geberden und Stel-
lungen die kein rechtschafenes Auge sehen kann. Ist
dieser Contrast zu dulten? Gleim der diese Woche hier
war, und Hr. v. Thümmel, der Verfasser der Wilhelmine,
aeusern die nemlichen Gedanken.«*
* Das obige Schreiben ist undatirt, muss aber in die Mitte des
Augusts gesetzt werden. Damals waren Gleim und Thümmel in
Leipzig, wie wir aus Boies' Brief an Jacobi vom 28. August d. J.
wissen. (Quellen u. Forsch. Bd. II. S. 44—45.) Gleim war geradezu
herübergekommen, um den Romeo zu sehen. — Matthaeis Verse auf
die Schulze — denn, dass er »der gewisse junge feurige Freund des
Theaters« ist, ist zweifellos — sind demnach wohl Ende Juli oder
Anfang August gedruckt worden. — Herrmann hat im Goethe- Jahrbuch
Bd. XJ. S. 190— 191 ein Gedicht, betitelt: Melpomene an die Made-
moiselle Schulzen, mitgetheilt als weiteres Beispiel (s. Biedermann,
Goethe-Forschungen. K.F. S. 194— 195) jener ausgestreuten Verse, mit
denen gewisse Verehrer der Tragödin Schulze — nicht nur Goethe
allein — diese von weiterem Auftreten in Balleten und Possen abzu-
halten suchten. Er entnahm es dem Augustheft der »Unterhaltungen«
vom Jahre 1767, in dem es mit dem Zusatz steht: »Folgende Verse,
welche hier eingeht gedruckt herumgehen, sind wir einzurücken gebeten
worden.« Herrmann weist das Gedicht dem Goethischen Kreise zu.
Ich hoffe es sehr wahrscheinlich machen zu können, dass Matthaei
der Verfasser ist. Matthaei hatte sicher Fühlung zu den Hamburgischen
Unterhaltungen; Schiebeier, einem der Mitarbeiter, stand er bestimmt,
Eschenburg, dem Herausgeber, vermuthlich nahe. Der mythologische
Ballast setzt das Gedicht völlig dem zur Seite, das Mattnaei im Juli
des Jahres der angebeteten Miss Betty gewidmet hatte (s. Vierteljahrs-
schrift für Musikwissenschaft. 1893. S. 118—119); auch die Einkleidung
in Form einer Anrede ist übereinstimmend; hier spricht Athene zur
Schmeling, dort Melpomene zur Schulze. Bemerkenswerth ist es, dass
Matthaei in einem Briefe vom 19. Juli 1767 von einer r»MeJpomene-
Schul^enn Qm Gedicht übrigens auch Schulze!) redet, noch auf-
fallender, dass er in demselben Schreiben von ihr als von »der deut-
schen Qairon<a spricht und so denselben Vergleich mit der französischen
Heroine anwendet wie das Gedicht. Ob wir Wendungen im obi^^en
Briefe wie: »üppige und geile Sprünge ... im Tan^« und »die edlen
Hegungen zu lerstoeren, welche sie im tragischen in das Heri pflanzet«,
it ähnelnden im Gedicht wie: »Im üpp'gen 7an^« und »den Eindruck
L
Carl Matthaei. 22?
Zu derselben Zeit, wo die Schulze auf der Bühne ihre
Triumphe feierte, pflückte Elisabeth Schmeling reichen
Lorbeer im Concertsaale. »Diese Woche«, schreibt Matthaei
am 5. April, »wird die Probe des Oratorii seyn, u. zukünftige
das Orat. selbst. Sancta Helena von Metastasio, dies ist
-die Aufschrift. Miss wird die Eustasia seyn.« Die Auf-
führung erfolgte in der Charwoche,* Mitte April. Elisabeth
hatte sich in ihr selbst übertrofFen und war der Liebling
<les Tages. Im Mai gab sie ein Concert unter jubelndem
Beifall der ganzen Versammlung. »Welch ein Gelaerme
mit Haenden und Kopf Niken entstand, da sie schlos;
aber si^ des Beifab g^wis, sähe ganz ruhig aus, u. laechelte.
Da schlich der kleine furchtsame braune Matthaei hinter
-der Stiege hervor, und ungesehen küsste er ihre Hand mit
^inem Feuer wie Venus den Endimion geküsset; u. sie
neigte sich tief u. drükte mir die Hand.
Gesegnet, Heil mir! ach wie sUsse
Ist kurzer Schmerzen Frucht!«
Wie die Schulze sich nicht allgemeiner Anerkennung
zu erfreuen hatte, so hatte bekanntermassen auch Elisabeth
Schmeling unter der erfolgreichen Nebenbuhlerschaft von
Corona Schröter zu leiden. Die Verehrer der Sangeskunst
spalteten sich geradezu in zwei Lager, deren eines die
Farben der Corona, deren anderes die Elisabeths führte.
Dabei fehlte es nicht an Ueberläufern, unter denen wir auch
itzl zerstören | den sie nur erst mit solcher Zaubermacht | In jede Brust,
durch sie geschmelzt, gemacht 1 | « zusammenhalten dürfen, um ein
bewusstes Nachklingen der Verse in dem Briefe zu behaupten, lasse
ich dahingestellt sein. Starke Beweiskraft liegt dagegen meines Er-
achtens in dem Umstände, dass im Gedichte das Wort mDunsenm sich
findet, ein Wort, das nach Grimm erst Mitte des 18. Jahrhunderts zu
uns gekommen ist und nur selten in der Literatur der damaligen Zeit
verwendet wird, dem man dagegen in Matthaeis Briefen dreimal (Duns,
Dunsen und Dunciade) begegnet. Wäre durch die obigen Ausfuhrungen
Matthaeis Autorschaft erwiesen, so dürften wir ihn zu den Goetheseben
»wir«, zu Goethes Kreise zählen.
' Durch Matthaeis Angabe gewinnen vielleicht die der Schmeling
aus Anlass einer Aufführung des Hassischen Oratoriums gewidmeten
Verse Goethes »Klarster Stimme, froh an Sinn« u. s. w. ihre zeitliche
Festsetzung. Loeper ^Bd. III. Hempel S. J63, Anm.) wies sie in den
December 1767, bestimmt durch das Gedichtchen, in dem ein »Unge-
nannter«, in aem man Goethe sehen will, Corona Schröter bei einer
Aufführung der Santa Elena in diesem Monate in Hillers Nachrichten
besang. Diesen trockenen Zeilen, die in der Weimarer Ausgabe noch
unter den Gedichten zweifelhaften Ursprungs mitgehen, haftet kaum
etwas goethisches an. Goethe wird schwerlich versäumt haben, der
ersten Auffuhrung der Elena beizuwohnen. Dann sind die prächtigen
Verse auf die Schmeling unter dem berauschenden Eindruck der Mai-
auffuhrung entstanden, vielleicht auch zu derselben Zeit jene Zeilen
auf die Scnröter, die wir heute nicht mehr haben.
224
Abhandlungen.
Schiebeier sehen. Er, der bisher zu den begeistensten
Anhängern der Schröter gehört hatte, war mit einem Male
»platonisch in Betty verhebt, und sprach und sang von
nichts anderem als von ihr«. Er fertigte Gedichte auf
Elisabeth, die von Spöttern wiederum parodirt wurden.
Die Strophen, die Matthaei davon mittheilt,' lauten nicht
eben fein für den Verhöhnten:
»Durchstroemt von allen Haesslichkeiten
Rühmst Du die Schoenheit, singest sie;
O Schubler schweig, dann Deine Saiten
Sind leer, wie Du, von Melodie.
Verfertge Opern, mache Lieder,
Brauch Deinen Wiz, den Gott Dir gab,
Und horchend neigen Deine Brüder
Die Esel, sich zu Dir herab.«
In eben dieser Zeit, wo die Spottverse auf Schiebeier
im Schwange waren, wurde auch Prof. Clodius von neuem
zur Zielscheibe des Witzes genommen und zwar aus An-
lass der Erstaufführung seines »Medon«. Matthaei schreibt
zu dieser am i. September: »Diese Woche kam ein
rührendes Lustspiel : Die Rache des Weisen, von H. prof..
Clodius auf das Theater. Es hat von den Kaufmanns^
Frauen erstaunlichen Beifall erhalten, auch hat dem Ver-
fasser eine Anzahl Studenten ein lautes Vivat gebrachte
Da dies Stük in den 2ten Bande: ueber die Litteratur u..
Moral V. Clodius welcher schon unter der Presse ist, ge-
drukt erscheinen wird; so will ich diesfals mein ürtheil*
zurüke halten, und nicht zu voreilig sein. Mir dünkt es
immer, alzuviele Moral ermüdet durchaus auf dem Theater,,
der Philosoph der bestaendig in einem so hohen Ton
spricht, so weis und ueber alles menschliche erhaben, schon-
ganz Seele, rührt nicht sondern ist in meinen Augen ein
Gek — doch ich kann mich auch hier irren . . .«
■ M. an R. Leipzig, den i. September 1767. — Eine Probe aus.-
einem anderen, SchieDcIcr aus gleichem Anlass zugeeigneten Schmäh-
gedicht bringt Schmid, Nekrolog S. 54$ ; Litteratur über die oben an-
gedeuteten Verhältnisse ist zusammengestellt in der Vierteljahrsschrift
tur Musikwissenschaft. 189^. S. 120, Anm. i.
* Ein weiteres Urtheil über Clodius findet sich in einem Briefe
Matthaeis vom i^ Juli 1769: »Clodius ist ein unverbesserlicher Mann^
fehlerfrcy — in seinen Gedenken; u. ganz Fehler in jeden unpartheischen
Augen. Ein aufgeblasener Duns, ein matter Dichter. — Aber nichts-
destoweniger der bezaubernde Dichter Leipzigs, der Preiss der Schoenen,
u. Spass- u. Lustigmacher so privilegirt, u. so schnakisch als je der
zehnte Nachahmer Yoriks war. Gewisse Leute werden aus Weisheit
u. Eigenliebe, wie ich glaube, zu Narren: so ist Gleim in seinen
alten Tagen, so ist Clodius in jungem.« S. auch oben S. 218.
Carl Matthaei. 225
In diesen Worten sprechen sich völlig dieselben An-
schauungen aus, wie wir sie für die Schönkopfsche Tafel-
runde aus Goetnes Dichtung und Wahrheit bezeugt finden ;
gerade die »Weisheit, Grossmuth und Tugend« des Medon
erschienen auch hier »unendlich lächerlich« und reizten
Goethe zu seiner noch am Aufführungsabend selbst in
Scene gesetzten Parodie.'
Wir sind im Fortgange der Ereignisse der Zeit nahe-
ferückt, wo wir Matthaeis Berichte über das Leipziger
'reiben leider für einige Zeit entbehr^ müssen.
Der Herbst war hereingebrochen und hatte zeitige
Kälte mitgebracht. Matthaei, der sich im Juli aus der
Peterstrasse in die Burgstrasse dicht am Schlossthore um-
auanirt hatte, wo ein Garten beim Haus Gelegenheit bot,
ie Abende und den frühen Morgen im Freien zu geniessen,.
flüchtet wieder in das Stadtinnere, in die Ritterstrasse. Die
Messe beginnt mit dem 30. September, die Veranstaltungen
für die bevorstehende Anwesenheit des Hofes sind im
vollen Gange,* aber Matthaei findet an allem dem diesmal
keine Freude.
Es scheint ihm, als gereiche die Messe den Musen
mehr zum Verdruss als zur Ehre; der Lärm, das bunte
Durcheinander von Leuten und Schaustellungen aller Art
ist ihm zuwider; die »kleinstaedtischen Bürger«, die »Land-
junkers welche in Gross Vaeterlichen Kleidern unleidlichen
Stolz und keine Lebens Art zeigen« sind ihm lächerlich —
so verkriecht er sich als Menschenfeind in seine einsame
Klause, verschliesst die Thüre, zieht die »Fuerhänge« dicht
zusammen und klagt »bey der ersten eingehizten Stube
* S. Goethes Werke (Hempel). Bd. 21. S. 83 ff. nebst Loepers
Anm. Hinsichtlich der Abfassungszeit des satirischen Prologs zum
Medon ist man verschiedener Ansicht. Biedermann (Goethe-Forschungen.
N. F. S. 202) setzt ihn in den Juli, Herrmann (Goethe-Jahrbuch. Bd. XL
S. 192 — 103) unmittelbar hinter den 24. August, den er als Tag der
ersten Auffünrun^ des Clodiusschen Medon ansieht. — Der i. September,
an dem Matthaei natürlich unter dem Eindruck der Erstaufführung
schreibt, ist ein Dienstag; wollen wir Matthaeis Ausdruck: ndiese Woche«
streng fassen, so kämen wir zu einer Medonauffuhrung am 30. oder
31. August, lassen wir einen kleinen Nachlässigkeitsfehler gelten, so
werden wir das »diese^i wohl auf die vorangehende, mit dem 23. August
beginnende Woche beziehen können, in der dann am 24. August (s. ooie
an Jacobi. Jena, den 28. August 1767. Quell, u. Forsch* Bd. II. 8.4$)
das Stück zum ersten Male gegeben und am 28. wiederholt sein wird.
Der Medon war im Ganzen dreimal aufjg^eführt, ehe er im 2. Stück
der »Versuche« erschien, das in der Michaelismesse ausgegeben wurde.
Soviel ist als sicher erwiesen, dass der Goethische Prolog nur in das
letzte Drittel des Augusts fallen kann.
* S. hierüber Geiger im Goethe- Jahrbuch. Bd. VII. S. 137,15.
GOETHI-jAHKBtJCa XV. IJ
226 Abhandlungen.
u. bey der ersten finstem langen und schreklichen Herbst-
Nacht« Freund Raspe sein Leid.'
Für ein volles halbes Jahr verstummen nunmehr die
Briefe Matthaeis. und wir haben allen Grund, Raspe zu
zürnen, dass er durch seine Schreibfaulheit die Veranlassung
zum Schweigen des Freundes geworden ist, dessen Red-
seligkeit uns zweifellos noch manche erwünschte Neuigkeit
aus dem Leipziger Winterhalbjahr 1767—68 im anderen
Falle gebracht haben würde.
Für Matthaei war schon mit Ablauf des Sommer-
semesters 1767 die Frage nach Veränderung seiner Lage
brennend geworden. Dass er dem Vater lange genug auf
der Tasche gelegen hatte, konnte er sich nicht verhehlen,
unenräglich nur war ihm der Gedanke, dass er nach Nürn-
berg müsse, dieser Stadt »der Seidenhaendler, Gewürz-
kraemer, Pfeferküchler, u. Puppenkauf leute.« Als Hof-
meister eines jungen Herrn mit diesem auf Reisen zu
gehen oder eine andere Hochschule zu besuchen, schien
einer festen Anstellung dort vorzuziehen zu sein.
Die Hoffnungen, aurch Heyne in Göttingen oder durch
Ebert in Braunschweig anzukommen, Hessen Matthaei im
Stichj Gleimdem er sich im November 1767 durch Zusendung
der Schiebelerschen Romanzen in empfenlende Erinnerung
gebracht hatte,* vermochte nichts für ihn zu thun und auch
in Cassel, wo zu leben er sich »persarum rege beatior«
damals noch geschätzt haben würde, boten sich keine
Aussichten dar.
So treffen wir denn Matthaei im Frühjahr 1768 in
Zittau wieder, wo ihm Professor Geliert in einem ange-
sehenen Kaufmannshause eine Hofmeisterstelle, die bei
freiem Aufenthalt 150 Thaler einbrachte, ausgemacht hatte.
Dem Vater war er nun aus dem Brode, aber die »rechte
Seite«, so schien es ihm bald, war mit dieser Veränderung
nicht getroffen.
Das Leben in Zittau entbehrte nicht einer gewissen
geistigen Anregung: der Verkehr mit dem vielgereisten
Kaufmann Stolle, der eben ein Concert dort ins Leben
gerufen hatte, die Bekanntschaft mit Kretschmann, der mit
seinen dichterischen Neigungen unverstanden und unge-
würdigt in seiner Vaterstadt dastand, Beziehungen zu
Bergmann, dem Uebersetzer des Bolingbroke, konnten in
Benutzung
den Genannten, die in der Gleimstiftung (Verschiedene Briefe. Bd. 8.)
aufbewahrt werden, dem gütigen Entg^nkommen des derz. i. Directors,
Herrn Amtsgerichtsraths Günther zu Halberstadt.
Carl Matthabi. 227
mancher Hinsicht fördernd wirken, aber sie ersetzten einem
Matthaei nicht das täjglich neue Leipzig. Er, der sich sonst
überall zu Hause fühlte, wo er Menschen fand, konnte
hier keine Menschen zu Gesicht bekommen — solche
Menschen wenigstens nicht, wie er sie wünschte.
»Meine Seele« — so schreibt er am 7. April »in der
Stunde, wo er klagen muss« — ist sehr nach Saettigung
verlangend ; hier ist alles gut und ehrlich dem Leibe nach,
aber so bald es weiter gehet, so ist es ein haesslich ver-
mengter Haufen , Priester und Layen , Leinwandhaendler
und Schul Collegen, Witfrauen und Jungfern, alle sind
ueber einen Kamm zurechte gemacht, von Herzen alle in
christlicher Einfalt gebohren und erzogen. Ich fühle war-
haftig es zu ofte in mir, dass Gott mit mir etwas anderes
vorhaben muss, dass ich zu etwas andern bestimmt bin,
dann troz der Mästung, Geschenken und allen was ich habe
bin ich selten oder mst gar nicht zufrieden. Da ich sonsten
bey Wein und Gespraeche munter und voll Laune war,
so trinke ich izo wie ein abgeschmakter Philosoph, die
Stirne will sich nicht erheitern, der muntere Uedanke
stirbt auf der Zunge, und ich komme mir selbst ver-
hasst vor.«
Zu dieser alljgemeinen Unzufriedenheit gesellten sich
für Matthaei noch unerouickliche Verhältnisse im Hause
selbst, dessen Herrin durcn niederträchtigen Geiz, abscheu-
lichen Stolz und »dikste Piquoterie« den Mitbewohnern
^as Leben schwer machte.
Am 14. Mai bereits verliess Matthaei seine Stellung,
tim sich nach kürzerem Aufenthalte bei Kaufmann Stolle
nach Dresden zu wenden. Hier traf ihn ein von Zittau
iius nachgesandtes Schreiben Raspes, in dem dieser ihn
iiuf eine Hofmeisterstelle im Osnabrückischen aufmerksam
machte, während gleichzeitig Hagedorn eine Stelle als
Unteraufseher am Kupferstichlcabinet mit der Aussicht auf
späteres Aufrücken anbot und Geliert in Leipzig seinem
Schützling auch weitere Fürsorge zusicherte.
»Dies Glük,« so äussene der Dankbare gegenüber
Haspe, »hat mir Gott doch vorbehalten, rechtscnaffener
Maenner Freundschaft zu geniesen, das groeste Glük des
Weisen. Und was will ich mehr, da Sie, Geliert, Weise
*ind Hagedom mich lieben und mir günstig sind?«*
Gegenüber den verschiedenen Anerbietungen entschied
sich Matthaei für die Annahme der Erzieherstelle und
reiste am 4. Juli von Annaberg aus, wohin er sich als
Gast des engbefreundeten Rectors Gottleber begeben hatte,
' M. an R. Annaberg, den 10. Juni 1768.
15*
228 Abhakdlüngek.
mit Umgehung von Leipzig' zunächst nach Cassel zu
Freund Raspe.
Die hessische Residenz hinterliess bei dem jungen
Manne einen cetheilten Eindruck. Auf der einen Seite
blieb ihm der Verkehr mit Hoepfner, den beiden Herrei*
von Kannegiesser, und insbesondere die Gesellschaft voi>
Tischbein und Raspe, die zugleich als sachkundige Führer
durch die Kunstsammlungen dienten, in steter angenehmer
Erinnerung, auf der anderen Seite flössten ihm gewisse
Persönlich Reiten Widerwillen und lebhafte Abneigung ein»
so dass auch später noch mit Hinsicht auf diese letzteren
der Gedanke, das Casseler Carolinum zu besuchen, von
vornherein ausgeschlossen wurde.*
Uebrieens waren Matthaeis Umstände gerade auch i»
Cassel nicht die rosigsten; die Osnabrück er Angelegenheit
verzögerte sich und zerschlug sich schliesslich ganz; neue
Schritte ins Ungewisse hinein zu thun, verbot die völlige
Entblössung von allen Baarmitteln. Der sonst so muntre
und lustige »kleine Faun« vermochte Angesichts einer
trüben Zukunft auch »bey der himmlischsten Gegend einer
Aue und Weisensteins; bey der vergnügtesten GeselschaftcL
nicht ruhig und heiter zu sein.
»O, dass moechte wohl einem vergehen«, rechtfertigt
er sich später, »die Maedchens von der Seite nur anzuschauen,,
eine Felipe' gar nicht zu besuchen, bey Kaese-Gesichtem
zu sizen u. andere Geselschaften zu versaeumen, blos seiner
' »Ich bin so kurze Zeit von Leipzig hinweg, dass ich izt nicht
so schnell mich wieder wolte sehen lassen; zu dem habe ich gewisse
Freunde, die ich schaeze, und ruhig bin indem ich von ihnen entfernet
lebe; aber sicher, ich würde kleine AufH^'allung bey einem neuen An-
blik verspüren, dem ich freiwillig ausweichen will — Sie verstehen
mich ohne Zweifel.« M. an R. Annaoerg, den 15 Juni 1768. — Die guten
Freunde sind die Gläubiger; die Person, deren Anblick er scheut, ist
Elisabeth Schmeling.
' jȣs ist mir unertraeglich zu denken ich soll einem Piderit an-
geloben, einen Bauern wie Casparson ist als Lehrer grüsen, einem
Minister Respect schuldig seyn, den ich verachte. In einer Stadt leben,
wo auser innen u. Tischbein kein Mensch rechten Geschmak hat
was die Künste betrift; u. wo Cammer Junkers noch um Mittemacht
beym Monden Lichte reverien ausplaudern ; wo Lederhose, Clement u.
Pfeflfer-Gcschmeise stolzen; u. Schiüben u. die beyden Cannegiesers
ausgenommen, der Adel sich verschworen hat, was nicht franzoeisch (!>
ist zu vergessen, wenigstens nicht zu billigen, oder doch nicht zu
schaezen.ff — (M. an R. Roetha, den 4. Dec 1768.) Piderit und Casparson
waren Professoren am Carolinum, Lederhose Superintendent und Clement
Prediger; Schi üben ist Martin Ernst von Schiieffen. Pfeffer ist unbe-
kannt, vielleicht ist zu schreiben Pfeiffer.
5 Gemeint ist vermuthlich Madallena Felici, eine der ersten
Sän^rinncn an der fürstlichen Oper zu Cassel. S. Lynker, Geschichte^
des Theaters u. der Musik in Kassel. S. 298.
Carl Matthaei. 229
innerlichen Aergemiss Freyheit zu lassen. Dieses voraus-
gesezt u. wohl ueberdacht, werden Sie mich einigermassen
meiner grotesquen Lebens- Art in Cassel frey sprechen ; es
ist bey unsem Welialter nicht wohl moeglich emen Siriker
vorzustellen, munter zu sehen, froelich u. aufgeraeumt zu
seyn, wo alles andere fehlt, unsere Seele, oder wollen Sie
HeDer, meine Seele, ist sehr materiell wann die Umstaende
so sind, dass alle Seiten verworfen, die Aussicht in das
Unendliche gehet, u., mit einem Worte, das Leben eine
Galgen Frist ist.«
In diese Hoffnungslosigkeit fiel plötzlich — wir wissen
nicht, durch wessen Vermittelung — ein heller Strahl;
vielleicht hatte Matthaei es freimaurerischen Beziehungen zu
danken, dass er auf einen Posten als Hofmeister im Hause
der Freifrau von Friesen auf Roetha aufmerksam gemacht
wurde und diese Stellung nach persönlicher Vorstellung
beim Grafen Wenhem, dem Bruder der genannten Dame,
erhielt.
Ueber Dresden, wo die Freundschaft mit Hagedom
neu belebt wurde, führte der Weg nach Leipzig, das in
der zweiten Messwoche erreicht wurde. Tägliche Besuche
gelten wie einst Miss Betty, die Matthaei von den Leipziger
»Kauf u. Handelsleuten, Studenten, Ladendienem, Schreibern,
Duncen, Rauchhaendlern u. Federhütem« wie von Bienen
umschwärmt fand. Mit ihr zusammen erschien er zum
Aerger Zemischs* zur Comödie in dessen Loge. Es war
wenige Tage zuvor, ehe es mit dem Theater in Leipzig
zu Ende ging.*
»Die Comoedie«, so schreibt Matthaei am 27. October
entrüstet, »ist aus Leipzig weg; weggebissen durch die
theologischen Bullenbeiser. Was doch der Eifer der Diener
' »Aber das herrliche Gesichte das Zemisch machte als er mich
bey ihr in seiner Loge in der Comoedie antraf, uebertrift alle Fauns-
Gesichter die je gemalet worden.« (M. an R. Roetha, den 27. Oktober
1768.) — Man vergl. hierzu Mattnaeis Brief vom 7. Februar 1769:
»Soll ich ihnen nach so vielen aergerlichen Ebentneuera noch von
fair Betty sagen? ja, wenn nicht caper Zemisch, a loathsome Coxcomb,
nicht den Liebhaber immer noch mit Gewalt spielte. Sonsten schmelzen
noch immer nur Junge HErren mit ihren Hofmeistern.«
* Die letzte Messwoche begann in 1768 am 9. October: wenn
damals also Matthaei noch die Comödie besuchte, kann Koch nicht
schon am 17. September, wie Herrmann im Goethe-Jahrbuch Bd. XI.
S. 192 will, Leipzig verlassen haben; Matthaeis Bnef gibt Blümner
(Geschichte des Theaters in Leipzig. S. 161) Recht, wonach die Truppe
am 18. October zum letzten Male spielte und dann, unmittelbar nach
Schluss der Messe, nach Weimar ^ng. Matthaeis Äusserungen be-
stätigen im übrigen, dass es die Geistlichkeit vor allem war, deren
Anfeindungen das Theater weichen musste. S. Herrmann a. a. O. S. 192.
230 Abhandlungen.
Gottes um sich fressen kann ! Die Truppe ist nach Weymar
fCjgangen, und izt hat Herr Hofprediger Bersch Gelegen-
eit entweder seine Melancholie in etwas zu mindern, oder
dem Exempel seiner Amtsbrüder getreu zu folgen.«
Die neue Stellung im Friesenschen Hause, die etwa
um Mitte October angetreten wurde, sagte zunächst ihrem
Inhaber in mehr als emer Hinsicht zu. Der junge Freiherr
war das »liebenswürdigste, fleisigste u. beste Herz«, der
Verkehr mit Cavalieren ersten Ranges führte in die Um-
gangsformen der jgrossen Welt ein, eine Französin »zwar
hager und alt«, die im Hause lebte, erleichterte Matthaei
die Erlernung einer ihm noch wenig geläufigen Sprache,
gute Gehaltsverhältnisse ermöglichten es, die Gläubiger
nach und nach zu befriedigen, Besuche des nahen Leipzig
gestatteten Verbindung mit dessen geistigen Strömungen
und Fühlung mit den dortigen Freunden zu unterhalten.
Gleichwohl überkam Matthaei auch hier schon bald die
Unzufriedenheit. Der Geist der Unruhe, der ihn an keinem
One sesshaft werden Hess, der ihn hinauszog in das Ge-
.wühl der Welt, gönnte ihm auch hier die Ruhe nicht.
»Glücklich zu leben ist meine sache nicht eher biss ich
wieder in der Welt lebe, und Dorf ist nicht meine Welt.«
Reisen, weit reisen zu können, danach ging Matthaeis
heisses Verlangen, darum beneidete er alle, die in solch
{(lücklicher Lage waren; nach den schönen Gegenden
taliens, nach dem »frey-athmenden Albion« oder nach
der »glücklichen Schweiz«, die er später so oft noch durch-
ziehen sollte, sehnte er sich hin aus aer Enge, die ihn umgab.
In ärgerlicher und zugleich humorvoller Weise ironisirt er
über sich und seine Ünstätigkeit, indem er sich die Kehr-
seite seiner Lebensnatur ausmalt:
»Oft kommt die Stunde der schwarzen Aergerniss;
haette ich Theologie als ein liederlicher Studente fort-
studiert, braf geprediget, Bier trinken lernen u. Tobak
feraucht: ein Waescher Maedgen in der Stille betastet;
enen scnoepskoepfen Patriciis geschmeichelt; so saese ich
izt in Moropolis auf einer Pfarre feste; jaerlich 300 R
fixum, schlacntete um Weinachten mein Schwein u. meinen
Ochsen, haette Würste Jahr aus Jahr ein im Rauche, alle
Jahre braechte meine Frau — u. meine Kuh — - etwas
junges zur Welt, so bekaeme ich gerade einen Wanst der
sich sehen liese, hiese wohl Ehrwürden auch von den
Bauern HochEhrwürden, und aess mein Stüke Fleisch in
Ruh, u. traenk mein gutes Bier dazu, u. haette noch vor
dem Schulz die Ehre — «
Freilich, wenn Matthaei in die Zukunft blickte, so
schien es ihm, als sei die Zeit, wo seine Wünsche Er-
Carl Matthaei. 231
fullung finden könnten, wie in die Ewigkeit hinausgeschoben.
Ganz abgesehen von allen Vortheiien, die er in seinem
Amte genoss, und auf die ihn Raspe in freundschaftlichem
aber bestimmtem Tone hinwies, hielt ihn die richtige Er-
wägungy dass ein öfterer Wechsel der Stellung unmöehch für
späterhm als Empfehlung dienen könnte. Dazu gesellte sich
das Bewusstsein der eigenen UnvoUkommenheit. Je ernster
es Matthaei mit seiner erzieherischen Thätigkeit nahm, um
so mehr machte er die Wahrnehmung, dass er sich zunächst
selbst erziehen müsse für den Beruf, in dem er es hinterher
zur Berühmtheit bringen sollte.*
»Ich sehe dieses Jahr,« äussert er am 13. April 1769,
»als das Jahr meiner würklichen Zubereitung auf Verwaltung
einer würklichen Hofmeister Stelle an; ich merke erst,
dass es nicht so leichte ist, man muss durch manche Reguln,
Beobachtungen, durch Zurükehaltung und Vemunftschlüssen
sich nach u. nach in den rechten weg zu bringen suchen.
Es ist nicht anders.«
An die Stelle zielloser Thätigkeit, die sich begnügt
hatte, von den literarischen Neuigkeiten hin und wieder zu
naschen und sich an schwererer, tüchtiger Kost nicht ver-
suchte, trat nun planvolle, geregelte Arbeit, die es zu Stande
brachte, dass ihr Jünger nicht mehr wie vordem zu klagen
hatte »als ein Zeitverderber oder Wollüstling dessen Magen
nicht gut verdauen kann — oder will.«
Wir werden demnach diese Jahre in der Friesenschen
Familie als höchst bedeutsam im Leben Matthaeis ansehen
müssen, hat er doch hier den Grund gelegt zu dem. was
er hinterher als anerkannter Hofmeister in hohen und vor-
nehmen Häusern geleistet hat.
Auch war Matthaei jetzt bis zu einem gewissen Grade
mit seiner Lage ausgesöhnt; nur eins schien ihm noch
unerträglich, was schon in Zittau als lästige Fessel em-
pfunden und abgeworfen war, die Herrschaft der Frau des
Hauses.' Diese Frau die »ganz Materie ist wenngleich
schon hochgraefliche Materie«, suchte die Erziehung ihres
Sohnes nach ihren eigenen Grundsätzen zu leiten, wobei
es an »Narrheiten und Grillen« nicht, wohl aber oft an
»Beurtheilung u. Ueberlegung« fehlte; Matthaei, der be-
fürchtete, der »Karren möchte schiesslich so tief stecken
bleiben, dass ihn niemand herausziehen« könnte, strebte
desshalo nicht nur im eigenen Interesse, sondern auch zum
' S. o. S. 218 Anm. 4.
* »Mit allen Macnnern komme ich zu rechte, mit keiner Frauen
mein lebetagc nicht u. doch wo ich Bestimmung habe, ist eine Frau
jederzeit das Haupt des Hauses.« M. an R. Roetha, den 23. Febr. 1769.
232 AfiHANDLUKGEK.
Nutzen seines Zöglings danach, der Mutter, die jenen »aus
affen-Iiebe« noch 3-4 Jahre im Hause zu oehalten drohte,
die Oberleitung zu entziehen. Dies war nur durch einen
Studienaufenthalt draussen zu ermöglichen. Was Matthaei bei
dieser sonst so ersehnten Veränderung allein befürchtete,
war, dass man schliesslich für den Fall, dass der junjge
Freiherr auswärts sich umsehen sollte, auf Leipzig oder
Dresden verfallen würde.
Leipzig aber, die Stadt, die nach des Sachsen Auffassung
einzig fähig war, den Menschen kultivin zu machen —
»Leipzig — oder Paris, das übrige denkt er sich vacuum* —
erschien Matthaei als »ekler Ort, süss und affectirt« ;' was
ihn allenfalls noch für Tage dorthin zog, waren Weisses
Freundschaft und die Messe. Dann konnte man interessante
Bekanntschaften machen* — und wer war danach gieriger
als Matthaei? — oder einer neuen ODemaufführung bei-
wohnen, wie etwa Weisses Jagd, die Koch zu Ostern 1770
von Weimar mitbrachte, und die damals erstes Zugstück
war.^ Miss Betty »ganz Leipziger Stadt und Ehrendame«
und Corona Schröter* waren noch immer die Zierden des
Concenes, ein Künstler* bot etwas sehenswenhes, und
* »ol der ekeln Leipziger deren einzige Beschaeftigung spielen u.
taendeln ist«. M. an R. Rötha, den 8. Mai 1769.
* Die meisten vermittelte gewiss das Weissesche Haus. Einige
von den bei Minor, Christian Felix Weisse. S. 46—47 aufjgezählten
Besuchen werden durch Matthaeis Briefe zeitlich schirter fixirt Die
Goethische Ode auf 2Uchariae, vom Dichter selbst mit 1767 datirt
(Hempel Th. II. S. 399— 400 u. Loepers Anm. zu Th. 21. S. }}5 u. 3J4),
setzt Schultze, Der junge Goethe. Heft II. Tab. III. in den April onne
Angabe des Grundes. Die Ostermesse des Jahres, während der sich
Zachariae als hochgeehrtes Mitglied der Schönkopfschen Tischgesell-
schaft in Leipzig authielt, wurde am 10. Mai eröffnet. Am 20. d. M.
bezeichnet Matthaei jenen als noch anwesend. Das Goethische Ge-
dicht, das bei oder nach dem Abschied gedichtet sein muss, ist also
frühstens im letzten Drittel des Mai entstanden.
' Matthaei urtheilt darüber (Roetha, den 24. Mai 1770): Sie nimmt
sich sehr gut aus, die Composition ist leicht u. angenehm, nur ist das
Stük alzulang u. der Arien alzuviele, u. die Sprache in einigen Faellen
nicht fein genug.« Vergl. auch Minor a. a. O. S. 166 ff.
< S. Viertel Jahrsschrift für Musikwissenschaft. 1893. S. 123—24.
{ Ich stelle die Aeusserungen Matthaeis nach dieser Seite hin
hier zusammen. 5. April 1767: Der Kupferstecher Bause ist von Halle
izo hier, u. hat eine Stelle an der hiesigen Maler Academie bekommen,
er hat nach Gerard Down einen Kupferstich geliefert, und es Willen
dedicirt. Die Platte ist zum abdruken izo noch in Paris, so bald man
sie zurüke erhaelt will ich ihnen ein Stuk liefern; 27 October 1768:
Herrn Winklern habe ich nicht gesprochen, aber H. Greichauf; er weis
nur von einem Gemaeide das Herr Winkler in sein Cabinett aus Ham-
burg erhalten. Die Ankunft des Herrn prof. Tischbeins wird sehr
gewünscht; 13. Juli 1769: Tischbeins Ponrait habe ich bey Oesem
Carl Matthaei. 253
der Buchhandel schenkte eine Fülle von Neuigkeiten, unter
denen namentlich die Streit- und Spottschriften, die die
Klotzischen Händel so üppig und unerquicklich hervor*
spriessen Hessen, im Interesse des nahe betheiligten Raspe
bei Matthaei aufmerksame Beachtung fanden, bis schliess-
lich der niedrige und gehässige Ton der Pasquille Wider-
Müllen hervorrief und die weitere Leetüre verleidete.
Ebenso wenig wie Leipzig hätte Dresden vermocht,
Matthaei zu dauerndem oder längerem Aufenthalte zu reizen.
Schon dass er während des grösseren Theiles des Winters
1769 auf 1770 dort zu leben gezwungen wurde, war wenig
nach seinem Geschmack. Es schien Matthaei, als ob die
Wissenschaften in Dresden nicht sonderlich getrieben würden,
und es drängte sich ihm die allgemeine Bemerkung auf,
dass überhaupt »an den Orten, wo der Hof sich aufhaelt
die Wissenschaften und der Geschmack nicht am richtigsten
zu finden wäre«. Man suchte in Dresden von oben nerab
zu sparen; nachdem die »Küche geändert«, das Theater und
die Oper, die im Sommer 1768 Matthaei so entzückt hatten,
abgeschafft waren, dachte man auch daran, die Akademie
zu beschränken oder gar aufzuheben.' In der Akademie
selbst herrschten unerfreuliche Zustände ; »durch Katholiken.
Italiener und Franzosen« suchte man die Deutschen und
Einheimischen zu verdrängen und Hagedorn durch Ränke
und Kniffe Aerger und Verdruss zu schaffen.* Was die
Tage in Dresden, in welche nur als schriller Misston die
Botschaft von des treuen Gellerts Tod hineinfiel,' allein
angenehm machte, waren der eifrige Umgang mit Hage-
dorn und der fleissige Besuch der Gemäldesammlung.
Der Herbst des Jahres 1770 brachte endlich die Ent-
scheidung über den weiteren Studiengang des jungen Barons.
Die Befürchtung, es möchte »so finge geleyert werden,
biss das Lied von Leipzig klänge«, traf zum guten Glück
nicht ein; Braunschweig, das Matthaei warm befürwortet
gesehen ... Bausens Artemisia kennen Sie auch; izt sticht er an
Gessners Bild, das Gegenbild soll HErr Weise werden. Erstes wird
biss gegen Johannis fertig seyn«; — October 1769: »Ein schoen ge-
stochenes Bild von Rabenem von Bansen ist aucn fertig.«
' Manhaei an Raspe. Dresden, den 9. Oktober 1768; [Roetha,
August 1769]; Roetha, den 24. Mai 1770.
* Matthaei erwähnt in seinem Briefe vom 4. Mai 1770 den Kupfer-
stecher Zink als Freund Tischbeins; von MdsIIe. Dinglinger san er
auf der Akademieausstellun^ eine sehr schöne und fleissige Cleopatra,
Miniaturkopie nach Tischbeins Original. — Casanova war ihm von
früher her bekannt; bei ihm hatte er im Juni 1768 Cavaceppi kennen
gelernt.
) M. an R. Dresden, den 27. Dec. 1769: »ich habe in Wahrheit
ein^ guten Freund an ihm verloren.«
234 Abhandlungen.
hatte, wurde auserkoren, und das daselbst befindliche Caro-
linum bereits Ende des Jahres bezogen. Matthaei meinte
schon nach kurzem Aufenthalte, dass er noch keine Stadt
gesehen habe, wo so viele gute Männer beisammen wären,
und wo die »Herrschaften« so jganz vom Himmel zur Freude
gesendet wären und jedes Herz beim ersten Anblick für
sich einnähmen. Es kann kaum einem Zweifel unterliegen,
dass gerade die in Braunschweig geknöpften bezw. er-
neuerten Beziehungen zu Männern wie Eben, Eschenburg,
Gaertner, Jerusalem, Mauvillon u. a. für Matthaei nicht nur
hinsichtlich seiner Weiterbildung, sondern auch bezüglich
seines Fortkommens bedeutsam geworden sind. Hier hat
er auch zuerst die Dame gesehen, der er später in treuer
Ausdauer gedient hat, Frau von Branconi. Welch tiefen
Eindruck sie auf ihn seit der ersten Begegnung ausgeübt
hat, beweisen die an Raspe gerichteten Worte:
»Was Sie mir von der Madame Branconi sagen, ach!
das hat mein Herz längst empfunden, das will ich nicht
hier ausführen, ich habe Eschenburgs Schiksal stets für
das beneidenswenheste gehalten, aber er verdient es. Nichts
mehr davon; ich sage zu allen Amen was Sie von ihr
denken.« *
Im Frühjahr 1773 wurde Braunschweig mit Wittenberg
venauscht. So günstig Matthaeis Urtheilüber jene Stadt
geurtheilt hatte, die ihm unersetzbar däuchte, so abfällig
äussert er sich über den neuen Wohnsitz. »Ich selbst finde
in Wittenberg eben so viel Nahrung, als ich ehemals in
Nürnberg fand, es ist das einfältigste Nest, das je in acht-
zehnden Jahrhunden existirt hat. Ein orthodoxes, kriechen-
des, aengstliches Wesen macht den Geist der Wittenberger
aus«.
Drei Briefe nur sind es noch, die sich aus der Witten-
berger Zeit in Raspes Nachlass vorfinden, kurz nur. aber
inhaltswichtig, bringen sie uns doch zum ersten Male den
Namen des Mannes, der im grossen Kreise seiner Verehrer
und Freunde auch dem guten Matthaei ein bescheidenes
Plätzchen eingeräumt hat, den Namen Goethes. Sein Götz
ist der Gegenstand ihrer Unterhaltung.
»Haben Sie«, so fragt Matthaei am ^. October 1773
an, »das Drama: Göz v. Berlichingen mit der eisernen Hand
Selesen und erwogen ? Wann es erlaubt war, so schändlich
as ganze procede sich äuserte, bey Aemilia Galotti, Bann-
strahl u. Anatema denjenigen aufzubürden der in Galotti
" M. an R. Winenberg, den 5. October 1773. Raspe haue die
»Venus Branconi« im Sommer 1773 in Cassel getroffen. S. Gleim an
Raspe. Halberstadt, den 20. Juni 1773. Weimar. Jahrb. III. S. 75. —
Eschen bürg war Erzieher des Sohnes der Branconi seit December 1772.
Carl Matthaet. 235
nicht Shakespearn fand, der daran zweifeln wolte, dem das
ganze hier u. da nicht behagte; so wollen wir hier ohne Lärm
ganz bescheiden lesen und uns dann untereinander fragen,
wie viel das Stük werth wäre, welche Ermunterung dieser
Verfasser bedürfe u. s. w. aber da sein Nähme nicht schon
alsemein bekannt ist, o! so hats gute Wege: die H. Ton An-
geber bey uns, diese Hanns Sachse, sehen nicnt zuerst auf den
Werth sondern auf den Nahmen ob es dieser oder jener sei.«
Aus dieser vorsichtigen und abwartenden Stellungnahme
tritt dann Matthaei heraus, als Raspe, dem mittlerweile der
Götz auch von Höpfner mit der Bitte, ihn ohne Aufschub
zu lesen, zugegangen war,' seine unumwundene An-
erkennung ausgesprochen hatte. Matthaei erwidert hierauf
am 15. Januar '775^ »Meinen ganzen Dank bester Mann
für ihren lieben Brief aus Leipzig; die Erste und lezte
Nachricht darinn kam mir erwünscht ; die Erste, als eine Be-
stättiguiig meiner stillen Vermuthungen von den würkungen
die das Göthische werkgen hervorbringen wird, u. dadurch
zugleich, von der warheit mit der das Buch verfasst u.
aus dem innem der Natur herausgerissen worden; mehr
werth als alle abstrazirte persische und griechische Nach-
ahmung, da mir die Haut kalt überlaeuft, aus Langerweile
u. Gezierten.«
Zu dieser Zeit schien für den jungen Freiherrn eine
Reise nach Spanien in Aussicht genommen zu sein, aber
»gräfliches wollen braucht Zeit um zum werden überzu-
gehen,« meinte Matthaei und Hess sich zunächst genügen
»Escurial, Aranjuez u. des Koenigs grose Nase auf Medaillen
u. Kupferstichen« zu besehn.
Zu Ostern 1775 wurde endlich Wittenberg verlassen und
Leiozis aufgesucht. Im Frühjahr 1776 treffen wir Matthaei
in Nieaersachsen wieder; er hat die Stellung im Friesenschen
Hause niedergelegt und begleitet zwei reiche Nürnberger,
die die »Kunst und Litteratur« des Landes kennen lernen
wollen. Boie, der Matthaei vermuthlich im August 1767
bei Weisse kennen gelernt hatte,* meldete ihn am 25. April
d. J. bei Bürger an.' Im Juli finden wir ihn in Weimar,
' Höpfner an Raspe. [Giessen], den 23. April [1774]: »Es wird
Ihnen ein Gastmahl seyn.« Weimar. Jahrb. III. S. 68. Der Götz war
im Juni 1773 erschienen, Matthaei besass ihn also recht zeitig.
* S. Minor, Weisse. S. 46—47.
) »Ein braver Junge voll Kenntniss und Wärme.« Boie an Bürger.
Hannover, den 25. April 1776. S.Briefe von und an G. A. Bürger. Hgg.
von Strodtmann. Ba. I. S. 305 u. 310. — Matthaei hatte im Frühja&
1771 sein auf Raspes Hochzeit verfasstes Gedicht in einem Abzug
auch an Boie geschickt. S. Weimar. Jahrb. III. S. 37. Ein Exemplar
des Gedichtes besitzt die Landesbibliothek zu Cassel.
236 Abhakdlukgen.
wo er einen Brief Kestners an Goethe übermittelt.* Ein
Jahr später schreibt Boie an Burger, dass Freund Matthaei
Eschenburgs Stelle beim Grafen I^rstenburg eingenommen
habe und mit diesem und der Mutter nach StrassDurg abge-
reist sei.' Der Mann, dem es bis dahin stets als schlimmstes
Leos gegolten hatte, sich einer Frau fügen zu müssen, hat
sich fortab an den Lebensweg der schönen Gebieterin fest-
gekettet und selbst darin seines Lebens bestes Glück ge-
funden.
Die Wander jähre der Branconi' im einzelnen zu ver-
folgen, ihre Aufenthalte von Ort zu Ort, oder auch nur
von Jahr zu Jahr festzustellen, ist bei dem überaus dürfticjen
Material, das über sie vorliegt, nicht mehr angängig. Wie
ein glänzendes Meteor erscheint sie uns hier und dort
zuweilen auf ihren ersten Reisen, um schliesslich seit dem
endgiltigen Bruche mit dem Herzog fast ganz zu entschwin-
den. So legt sich auch über Matthaeis Schicksale in dieser
Zeit vielfach ein undurchsichtiger Schleier.
Wir werden vermuthlich für die Jahre 1777 — 1779
längere Ansässigkeit in der Schweiz anzunehmen haben;
Zürich, wo die Branconi später wenigstens den Hoppel-
berg besass,* und Lausanne übten besondere Anziehungs-
kraft aus. Am ersteren Orte trat die geistreiche Frau zu
Lavater, für dessen physiognomische Studien sie sich schon
früher interessirt hatte,^ in enge Beziehungen. Matthaei,
der in jenem einen Freund gewann, mag in dieser Zeit
auch den greisen Bodmer, der nahe bei Zürich lebte, auf-
gesucht und näher kennen gelernt haben. Er hatte sich
schon vor Jahren angemeldet und sich inzwischen Bodmers
Dank dadurch verdient, dass er letzteren über Weisses
Charakter und Persönlichkeit aufklärte und so gleich Wie-
land wesentlich dazu beitrug, dass Bodmer 1777 einen von
Geschenken begleiteten Versöhnungsbrief nach Leipzig
schrieb, der mit der Bitte schloss: »Denken Sie von mir
* Goethe an J. C. Kestner und Charlotte K. Weimar, den 9. Juli
1776. S. Goethes Briefe (Weim Ausg.) Bd. III. S. 82.
* Boie an Bürger. Hannover, den 4. Aug. 1777. S. Strodtmann
a. a. O. Bd. II. S. 105.
) S. Zenker, Die Marquise Branconi. Beilage z. allgeni. Zeitg. 1889.
Nr. 199 und Biedermann, Frau von Branconi. Wiss. Beil. z. Leipz.
Zeitg. 1889. Nr. 127.
* S. Gleim an Chr. H. Müller. Halberstadt, den 5. Sept. 1786 und
M. an Gl. Berlin, den 8. Oct 1786. (Gleimsiifiung. Versch. Briefe. Bd. 8.)
Der Hoppelberg ist heute in Zürich unbekannt.
i Sie zählte zu den Subscribenten der von 177$ ab erschienenen
Fragmente.
Carl Matthaei. 237
wie der liebe Matthäi und lieben, wenn nicht meine Critik,
doch meine person.«*
Am 22.0ctober 1779 erschien Goethe mit Empfehlungen
Lavaters auf seiner zweiten Schweizerreise im Hause der
bisher ungekannten Branconi in Lausanne; am folgenden
Tage wiederholte er seinen Besuch. »Mir ist herzlich lieb,«
äussert er am 30. October gegenüber Lavater, »dass ich
nicht an Matthäis Platz bin denn es ist ein verfluchter
Posten das ganze Jahr par devoir wie Butter an der Sonne
zu stehen.«* Wie Goethe mochte wohl manch einer denken.
Nach Goethes Rückkehr sehen wir eine Briefverbindung
mit Frau von Branconi wie mit ihrem Secretär im Gange.
An letzteren gehen Postsendungen am 6. März 1780 Tnach
RheinhausenJ und am 31. d. M. (nach Nürnberg);' dieser
hat umgekenrt am i. Mai eine Nachricht jenes in den
Händen;* auch vergisst Goethe nicht am 4. Juni 1780 bei
Aufstellung des Reiseplanes für Knebel einen Besuch Mat-
thaeis in Lausanne vorzusehen.^
' Bodnier an Weisse. Zürch den... 1777. Archiv f. Litteratur-
geschichte. Bd. IX. S. 401—92 (»Sie, mein Herr, haben an Ihm
^atthaei) einen rechtschaffenen Freund« J; Minor, Weisse, S. 292—205;
Christian Felix Weissens Selbstbiograpnie S. 112. Eine erwünscnte
Bereicherung unsres Wissens hierüber bietet ein ungedr. Brief Matthaeis
an Gleim vom 22. October 1794. Der Schreiber äussert darin seine
hohe Freude über die [von Stäudlin] kurz zuvor veröffentlichten Bod-
merischen Briefe und fährt offenbar in Erwiderung eines von Gleim
ihm gemachten Vorschlags fort: »Nach Etwas Ueberlegung finde ich,
dass die Bodmerischen Briefe die ich hesijje, Eines Umstandes wegen,
nicht sogleich können zum Drukke mitgetneilt werden. Die mehresten
derselben enthalten bittere u. anzüf^liche Critiken über Weisens Trauer-
spiele; schon damahls fühlte ich wie Weise deshalb innerlich verwundet
dadurch wurde, ich gab mir also alle Mühe, zuerst schriftlich, dann
mündlich bcy Bodmem, seine zu weit getriebene Critik u. alles
wodurch er darmit Weisen wehe that u. noch mehr thun wollte —
zu hintertreiben. Endlich gelang es mir auch. Ihn mit Weisen auszu-
söhnen, beyde als Freunde zu vereinigen etc. dafür ich viel Freude u.
manchen Dank, von beyden empfieng. Es bleibt also unmöglich, diesen
Zwist izt wieder aufzuwärmen; — was ich thun kann, ist, dass ich die
Briefe mit mir nehme, u. sobald ich in Berlin ankomme, solche mit Ruhe
u. Aufmerksamkeit durchlese. Finde ich, dass ausser den obigen, noch
anderes darinnen sich findet so sich verlohnt, will ich gerne Ihnen selbst
das übrij^e copiren u. getreu mitheilen.«
^ Goethe an Charlotte von Stein. Lausanne, den 23. Oktober 1779.
(Briefe. Bd. IV. S.92— 93); G. an Lavater. Genf, den 30. Oktober 1779.
(Briefe. Bd IV. S. 114.)
5 Briefe. Bd. IV. S. j8i u. ^82 (unter den PostsendungerO.
* Goethe an Lavater. Weimar, den i . Mai 1 780. (Briefe. Bd. IV. S. 2 1 2.)
« Briefe. Bd. VII. S. J63. S. auch Lavaters Brief an Knebel.
Zürich, den 10. Aug. 1780: Ich dachte lieber Knebel Sic wären schon
wenigstens in Lausanne; ich schickte daher die letzte Mission für Sie
an Mattei in Lauf anne.« (Knebels literarischer Nachlass. Bd. II. S. 399.)
238 Abhandlungen.
Die Reise der Branconi im Sommer nach dem Norden,
auf der sie am 26. und 27. August sich in Weimar aufhielt,
um dann Goethes Elternhaus mit ihrer Anwesenheit zu
erfreuen," hat Matthaei nicht mitgemacht; er weilte in
Lausanne, wohin Goethe gleichzeitig mit dem Schreiben,
das den liebenswürdigen Fremdling auf seiner Heimath
Schwelle begrüssen soUte, ihm einen Brief sandte.*
Im März 1781 treffen wir die Branconi und Matthaei
in Strassburg wieder. Hier fand am 22. Morgens um
Vi 10 Uhr eine Unterredung mit dem berüchtigten Qgliostro
statt, deren Inhalt, soweit er die über Lavaters Indis-
cretion und angeDÜchen Verständnissmangel geführten
hochmüthigen Tadelsbemerkungen des Grafen berührte, von
Matthaei alsbald an den Betroffenen mitgetheilt wurde.'
Im November 1782 weilt Matthaei als Goethes Gast
in Weimar,* im September 1783 macht dieser von seiner
Harzreise aus einen Abstecher zur Branconi nach Langen-
stein: am gleichen Orte wurde auch im folgenden Jahre ein
Wiedersehen herbeigeführt.* Ein freundhches Licht fällt
aus Goethes Briefen an die Genannte aus jener Zeit auf das
stille und zufriedene Walten ihres Gefährten.
Dem guten Matthaei sendet er am 26. April 1784*
vielen Dank und Grüsse; »ich seh' ihn schon wieder ueld
zählen, und im kurzen Schlafrocke häuslich thun;« und
seinen Brief vom 2^, Mai d. p schliesst er mit den
Worten: »Grüssen Sie die Ihrijgen herzlich und den red-
lichen Matthäi der sehr glückhch ist dass man ihn, wie
seinen Nominativum den Evangelisten, nicht anders als in
Gesellschaft eines sichtlichen Engels dencken kann.«
Der Lebensweg der Frau von Branconi und ihres Be-
gleiters verliert sich in den folgenden Jahren für uns im
Dunkel; erst im Vorsommer 1793 dringt wieder von
jenem in einem Briefe an Gleim Kunde zu uns. Danach
natte Matthaei, angelockt durch die Feierlichkeit des
Himmelsfahrtfestes (9. Mai) Venedig besucht und sich,
' S. Zenker a. a. O. u. Goethes Tagebücher. Bd. I. S. laj.
* Weimar, den 28. August 1780. Goethes Briefe. Bd. IV. o. 38}.
Der »Dechant« in dem Bnefe an die Branconi vom gleichen Tage
kann demnach nicht Matthaei sein, wie (Briefe. Bd. Vli. S. 432) als
möglich hingestellt wird. Zenker denkt an D. F. Dumeix.
' Abgedruckt bei Hegner, Beiträge zur nähern Kennmiss . . .
Joh. Kaspar Lavaters. S. 2^7—240. Düntzers Dadrung auf 1781 wird
richtig sein. (Freundesbilder aus Goethe's Leben. S. 80—81.) Ueber
die Beziehungen Lavaters zu Cagliostro s. Gessner, J.K. Lavaters Lebens-
beschreibung. Bd.IL S» 324 u.Muncker, Johann Kaspar Lavater. S. 39U.42.
♦ »Mattei wird bei mir essen.« Briefe. Bd. VL S. 88.
s Zenker a. a. O. < Briefe. Bd. VL S. 271.
7 Briefe. Bd. VL S. 280.
Carl Matthaex. 239
da gerade Luigi Marchesi dort auftrat, zu längerem Ver-
bleiben bestimmen lassen. Nach einem Ausfluge nach
Montecchio, geweiht durch das Gedenken anAVeisses Romeo,
weilte er jetzt, am 9. Juni in Abano Bagni, von wo aus
eine erste Wallfahn den heiligen Resten Petrarkas im
nahen Arqui gelten sollte.' Vier Wochen nach Abgang
dieses freudigen Briefes traf den treuen Mann als schwerster
Schlag seines Lebens der Tod seiner Herrin; ihn dünkte
es, als sei durch ihren Hingang die eigene innere wahre
Glückseligkeit für immer zertrümmen.*
Als Matthaei zu Anfang August desselben Jahres mit
Goethe in Dresden zusammentraf,' da mögen die Er-
zählunjs^en von den letzten Schicksalen der schönen Frau
auch m diesem wieder alle Erinnerungen wachgerufen
haben an die glücklichen Stunden und Tage, die die Dahin-
geschiedene einst auch ihm »vergönnt« hatte.
Fünfzehn Monate etwa später ging der Sohn der
Mutter im Tode nach* in Folge der scnweren Wunden,
die er im Treffen bei Kaiserslautem (20. September) em-
pfangen hatte, hauchte Forstenburg am 24. September 1794
um II Vi Uhr Mittags zu Frankfurt in den Armen eines
Freundes, des Majors Schweizer, sein junges Leben aus.*
Matthaei, der nach vorübergehendem Aufenthalte in
Dessau^ im Januar 1794 nach Berlin gegangen war und
dort eine neue Stellung oei Frau von Berg* gefunden hatte,
theilte Goethe näheres über das traurige Ereigniss mit.^
* Der Brief befindet sich in der Gleimstiftung. Wie mochte der
alte Sänger erfreut sein, als er aus dem von Matthaei beigefugten
Zeitungsblatt (pazetta Urbana Veneta. Num. 42. Sabbato 25 Maggio
1793) erfuhr, aass man seiner auch im Süden lobend gedachte.
' Sollte Frau von Branconi nicht vielleicht in Abano, das die
Bäder als Aufenthalt empfehlen mochten, gestorben sein anstatt in St.
Albano, wie man annimmt? — Dafür, dass Matthaei bis zu ihrem Tode
in ihrem Dienst gestanden hat, spricht der Umstand, dass er von der
Familie bis an seinen Tod ein Jahresgehalt von 400 Thalem bezogen
hat S. Körte in Hoffmanns Findlingen Bd. I. S. 418, Anm. 2.
3 Goethe reiste am 11. August nach achttä^gem Aufenthalte
wieder von Dresden ab. G. an Christiane Vulpius. Dresden, den
10. Au^st 1794. (Briefe. Bd. X. S. 177.)
••Zenker lässt ihn irrig wenige frochen nach der Mutter Tode
tind zwar an seines Vaters Seite fallen; er denkt offenbar an das erste
Treffen bei Kaiserslautem (20. Nov. 93). Ferdinand von Braunschweig
^ar im Januar 1794 vom Oberbefehl abberufen worden. S. auch dagegen
Biedermann, Frau von Branconi. — Das Nähere über die Verwundungen
«rgibt sich aus dem Bericht Görckes, dessen Inhalt mir Ed. von der
Hellen freundlichst mittheilte. S. u. S. 240.
s Von dort aus schickt er am 11. Januar 1794 im Auftrage der
Fürstin deren Bild an Gleim und Benzler.
< Es ist die bekannte Caroline Friederike v.B. Gleim nennt sie gelegent-
lich »unsre heilige Carolina«. Gl. an M. Halberstadt, den 29. Dec. 1704.
7 Goethe- u. Schiller- Archiv. Eingegangene Briefe Goethes. VII. 389.
240 Abhandlungen.
Berlin d. 22sten Xbre, 1794.
Da ich Sie lieber Herr von Göthe, in Dresden sah,
vermuthete ich nicht so bald darauf einen wiederholten
Unglücksfall zu erleben, wie der des Grafen Forstenburgs,
mir wohl werden musste. Da Sie immer an den Schick-
salen der Mutter und des Sohnes, Antheil nahmen, so ver-
muthe ich die letzten nähern Umstände des guten Grafen,
würden von einigem Interesse bey Ihnen werden ; Ich lege
Ihnen also hier abschriftlich bey i) den Rapport des
General Chirurpus u. 2) des Grafen Freundes, m dessen
Armen Er in Frankfurt entschlief, seine diesfalsige Nach-
richt, die Er an den Herzog v. Braunschweig abschickte.'
Beydes kömmt noch früh genug zum lesen, * — zu früh —
für immer, und immer alzufrüh für mich. Mein Leben,
in dem Hause der Frau von Berg alhier — die sich Ihrem
Andenken herzlich empfielt, — verfliesst in so ferne
f;lücklich u. zufrieden, als die Hand der Freundschaft mich
eitet und pflegt. Aber doch ist meine Eigne innere wahre
Glückseligkeit zertrümmert — und wird es wohl so
bleiben. Vale. Mattei.
Noch einmal finden wir Matthaei später zu mehr-
wöchigem Aufenthalte in Weimar. Am 21. Juli I7q6 er-
schien er bei Goethe, mit dem er am 25. d. M. Mittags
in Tiefurt war;* am q. August setzte er Goethe von der
Absicht, am 13. nach Jena weiter zu fahren, in Kenntniss.'
»Ich habe, lieber Herr von Göthe, meinen Zuschnitt
gemacht und werde Sonnabends nach Jena abreisen: ich
hätte wohl warten können, dieses Ihnen, heute Abend bey
Gore wo Sie vermuthlich seyn werden, mündlich zu sagen,
aber mir ist als müsste ich es den Morgen noch thun, um
dadurch Ihrem Andenken, Einige Stunden früher, nahe zu
bleiben. Vale.
[Weimar] d. 9ten Äugst [1796]. Mattei,
Adresse: An des Herrn Geheimderath von Göthe
Hochwohlgeb.
Hinterher wurde die Abreise auf den 12. August ver-
legt und an diesem Tage auch ausgeführt. Matthaei ver-
abschiedete sich dabei mit folgenden Zeilen:*
' Die beiden Berichte sind erhalten; sie sind datirt Frankfurt
den 3. October 1794, der erste unterzeichnet mit J. Goercke. General-
Chirurjg^us, der zweite in französischer Sprache abgefasste mit Charles
Schweizer. Der Abdruck schien für den vorliegenden Zweck erlässlich.
» S. Goethes Tagebücher. Bd. IL S. 46.
5 Eingegangene Briefe. XIV. 297.
^ Eingegangene Briefe. XIV. 311.
Carl Matthaei. 241
[Weimar, 12. August 1796.]
Bey Übersendung des Woltmannischen Buches, das mir
wohl machte, sage ich Ihnen: Ein Lebewohl für Weimar,
und ein: denke mein für Jena.
Freytags Morgens. Mattei.
Adresse: An des Herrn Geheimderath von Göthe
Hochwohlgeb. nebst E. Buch.
Goethes Empfehlungsschreiben an Schiller war schon
am 10. August' nach Jena vorausgeeilt:
»In emigen Tagen wird Herr Legationsrath* Mattei
sich bey Ihnen melden; nehmen Sie ihn freundlich auf.
Er war Hofmeister bey dem Grafen Forstenburg, natür-
lichem Sohn des Herzogs v. Braunschweig, und zugleich
an dessen Mutter, Frau von Brankoni, attachirt und hat
mit beyden ein ziemliches Stück Welt gesehen.«
Noch einen Brief von Matthaeis Hand an Goethe be-
wahrt das Goethe-Schiller- Archiv. Er ist zugleich, soweit
wir urtheilen können, das letzte für uns greifbare Lebens-
zeichen des ruhelosen Wandrers.
Luzem d. 25sten ybre: 1796.^
Vieleicht wissen Sie, lieber Herr von Göthe, dass ich
auf Einer Schweizer Reise den Prinzen Emil von Holstein-
Au^ustenburg^ begleite oder führe: — diese hat nun Eine
andere nach Italien herbeygebracht, die uns über Turin —
so wie die Zeitläufe es erlauben wollen , Entweder über
Mailand oder Genua, — nach Florenz, Rom und Neapel
weiter bringen soll. Ich wünschte wohl, wenn Sie mir
Einige Wincke, Aufträge, Adressen, für Eines und das
andere in diesem Lande mitheilen wolten oder mögten,
dass Sie meine beständige Adresse
— nach Basel, bey Herrn Jacob Sarrasin^
in Einigem Andenken behielten , und ich thue diese Er-
örterung mit desto mehr Zuversicht, da bey meinem dies-
' Briefe Goethes. Bd. XI. S. 156. Schiller antwortete zwischen
dem 10. und 12. August. S. Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe.
Bd. I. S. 209—10.
* Der Titel findet sich hier zum ersten Male; woher ihn Matthaei
erhalten hatte, ist mir unbdcannt.
J Eingegangene Briefe. XV. 372— }7J.
4 Der Prinz war am 8. März 1767 als zweiter Sohn Friedrich
Christians I. geboren.
s Die Bekanntschaft mit Sarrasin hatte Matthaei sicher Lavater
zu verdanken. S. Gessner a. a. O. Bd. II. S. 276 und Haccnbach,
Takob Sarasin und seine Freunde. Beiträge zur vaterländischen Ge-
schichte. (Basel.) Bd. IV .S. 38 ff.
G0ITai-j4IIRBVCH XV. 10
242 Abhandlungen.
niahligen Aufenthalt in Weimar Ihre sichtbare Gutmüthig-
keit für mich, aufs neue mich Ihrem Herzen verpflichtet hat.'
Die vortheilhaftc Witterung liess Städte u. das flache
Land uns bald auf die Seite sezzen, u. in die Thäler u.
Berge einziehen ; dahin dalm sing unser Weg u. ich wolte
auf dem Berg wo das Mault nier im Nebel seinen Weg
sucht, die Stellen bezeichnen, da der Geist über den Dichter
kam u. Ihn über den Mahler weit erhob ; — So ging es
von der Scheideck u. Meiringen wo die Menschen Ge-
stalten biss zur Vollkommenheit blühen, auf den Grimsel,
die Furka, den Gothard, Altorf, Stanz, Engelberg, hieher, —
von da dann noch Ein Seitensprung nach dem Rigi, auf
Glarus, den Zyrcher See lang, zu des alten Propneten*
Besuch, Bern, dfas pays de Vau, u. Genf, den Mont Cenit
auf u. ab, die weitere Reise uns bringen wird, biss der
sanfte Wind von blauem Himmel das Ziel sezt.
Werde ich Meyem noch in Florenz trefl^en.^ — oder,
die täuschendere Idee: werden Sie selbst Ihren Vorsaz
dahin zu reisen. Etwa gar ausführen?'
Es werden izt zwey grosse Karten von der gantzen
Schweiz, bearbeitet: die Eine, nach dem Relief des Herrn
Meyer in Aarau,'* von Wyss und Müller, auf 10— 12 Regal
folio Blätter: die zweyte von Mallet in Genf, durch
Clausnern in Zug gestochen.^ General Pfyffer* gibt der
letztem den Vorzug; die Erste, davon ich das Erste Blatt
sah, verspricht indess unendlich viel u. ist Eine bewunderns-
würdige Arbeit an Pünctlichkeit u. Nettigkeit.
Sic würden mich mehr verbinden als ich hier sagen
kann, wann Sie so gefällig wären, der Regierenden Her:(ogin
* Goethe erfuhr ein Tahr später auch von anderer Seite, wie
lobend Matthaei sich über inn geäussert habe. Marianne von Eybenber^
an Goethe. Königsbrück, den 2^. ybre 17^7. Goethe- Jahrbuch. Bd.Xrv.
S. 32 mit Geigers Anmerkung ebenda S, 109.
* Lavater.
3 Goethe hatte seine Absicht, Meyer, der seit 17^5 in Italien
weilte, nachzufolgen, wohl schon im August, sicher aber im September
aufgegeben. »Bleiben Sie ruhig am Arno, wie ich an der lim und
Saale auszuharren denke, bis die Weltangelegenheiten sich einigermassen
aufklären.« Goethe an Meyer. [Jena], den 15. Sept. 1796. (Briefe,
Bd. XI. S. 203.)
^ Ueber das jetzt im D^pöt de la guerre zu Paris befindliche
Meyersche Relief vergl. man die Bibliographie der schweizerischen
Landeskunde. Fase. Ilc. S. 409.
^ Die beiden in Frage stehenden Karten sind verzeichnet in der
Bibliographie der schweizerischen Landeskunde. Fase. IIa. S. 44.
Vergl. auch Intelligenzblatt der allgemeinen Literaturzeitung v. J. 1797.
Sp. 14—16 u. 517—541.
* Ueber PfytFer von Wyher s. Schiflfmann in der Allgem. Deutschen
Biographie. Bd. XXV. S. 724-27.
Carl Matthaei. 24}
meinen Lebenslauf zu erzählen, und Ein Wort meiner Ver-
ehrung beyzufögen.'
Nie habe ich glücklichere Folgen des Friedens und
<ler Ruhe vorgefunden als eben izt in der Schweiz, be-
sonders in den schönen Cantons, wo auser den Eng-
bedruckten Schaf hauser Zeitungen, nichts von all dem ab-
wechselnden Greuel bekannt ist, der durch gewisse Ge-
genden Deutschlands wie Ein Kegel Spiel läuft; u. Über-
fluss. Guter Muth, Gesundheit und hübsche Mädchens in
Menge, Entgegen schweben auf jeden Schritt, und wo um
•des Lebens froh zu werden man durchaus eben jetzo sich
verweilen müsste; In Basel ist mir die Bekanntschaft von
JSarthelemy äusserst lieb und interessant worden, und bey
meinem kurzen Aufenthalt in Leipzig, die Wiederholung
jener des Churfürsten v. Colin* Einer der Originellsten
iCöpfe die man nicht mit andern verwechseln darf; diese
sind in der menschlichen Gesellschaft, was auf den Alpen
die dents und Hörner bezeichnet, die so über die Berg
Ketten empor gucken.
Vergeoung des langen und krizelnden Geplauders.
Der Ihrige Mattei.
Matthaei entschwindet uns seitdem völlig aus den
Augen; möglich, dass er, nachdem Jetzt mehr denn fünfzig
Jahre hinter ihm lagen, bald die Ruhe der Wanderschaft
vorgezogen hat, möglich auch, dass er dem alten Hange
und seiner innersten Natur noch so lange treu geblieben ist,
^Is es die Kräfte verstatteten. Schloss Koetha. wo nunmehr
Matthaeis einstmaliger Zögling und nach ihm sein Sohn
Friedrich als Besitzer waltete, mag in warmer Anhänglich-
keit den Alten öfters zur Erholung eingeladen und be-
-wirthet haben; in treuer Gesinnung gedenkt desshalb jener
^uch der hochverehrten Familie in seinem letzten Willen :'
»Das gedachte Fräulein Louise Baronin von Friesen
soll meine Effecten, die sich auf dem Schlosse ihres Bruders
•des Amtshauptmanns und Landraths Herrn Friedrich Baron
* Hofüte Matthaei etwa Erzieher im herzoglichen Hause zu werden?
' Maximilian Franz. S. HüfTer in der Allgem. Deutsch. Biographie.
Bd. XXI. S. 56 ff.
3 Der obige Auszug aus Matthaeis Testament vom 20. März 1829
^wurde mir vom Grossherzogl. Mecklenburgischen Haupt-Archiv zu Neu-
Strelitz, woselbst sich jenes befindet, mit dankenswenher Bereitwillig-
keit abschriftlich mitgetheilt — Eine von mir nach Schloss Rötha ge-
richtete Anfrajg;e des Inhalts, ob sich etwa ein literarischer Nachbss
Matthaeis (sem Briefwechsel, eigene Arbeiten u. s. w.) dortigen Orts
jnoch befände, ist leider bisjetzt unbeant^'ortet geblieben.
i6*
244 Abhandlungek.
von Friesen auf Rötha bei Leipzig oder sonst auf dem
gedachten Gute befinden, ohne alle Ausnahme, sie bestehen,
worin sie wollen, von mir erben und eigenihümlich zur
freiesten Disposition im Leben und auf den Todesfall er-
halten. Sollte sie vor mir mit dem Tode abgehen, so
substituire Ich ihr ihren Bruder, den Amtshauptmann und
Landrath Herrn Friedrieh von Friesen auf Rötha, welcher
mich dann Statt ihrer beerben solLa
In Neu-Strelitz, wo er zum Grossherzogliehen Hofe
Zutritt fand,' hat Matthaei den Lebensabend verbracht, hier
ist er am 19, Juli i8jo als Sechsundachtzigjähriger ge-
storben. *
' Der $ 4 äa Testamentes übennachl einige Goldsacben Mit-
gliedern des Hemcherhauses.
' S. Kcuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. VIII. (1830). Th. IL
S. 966.
IIL MiSCELLEN, ChRONIK,
BlBLIOGRAPPHE. *
I. MiSCELLEN.
A. Neue Mitthellungen: Nachtrag.
Goethe an Barbara Schuhhess.
[Stäfa, 9 October 1797I
Unsere zehentägjge Reise durch die Cantone Schweitz,
Uri, Unterwülden'und Zug ist nun glücklich vollendet wir
haben das günstigste Wetter gehabt. Deinen Gruss an deir
Abt von Engelberg konnte ich nicht ausrichten; da wir'
nach Stanz tcamen war unsere Uhr eben im Begriff abzu-
laufen auch hatten wir des Pfaffenanblicks zu Einstdeln und!
des Fels anschauens auf dem Gotthardt für diesmal genug;.
Nach Wadyswiel will ich keine Zusammenkunft rathen,
wir denken nun nicht länger hier zu bleiben als nöthig ist
unsem Kunst und Naturkram einzupacken, dann kommen
wir auf einige Tage in die Stadt ehe wir wieder in unser
Land ziehen. Ich hoffe dass uns eine gute Stunde zu-
sammenführen soll, denn ich will nur gestehen, dass ich
auch wegen deiner letzten Aeusserung nicht ganz deiner
Meynung bin. Bei meinem Alter und meiner Sinnesart
kenne ich nur Worte und Thai wodurch der Mensch sich
dem Menschen offenbahren kann, das sogenannte beredte
Schweigen habe ich schon lange der lieben und verliebten
Jugend anheim gestellt.
248 MiSCELLEN.
Der Brief, unter zu ordnenden Concepten erst im De-
cember 1893 aufj^efunden, bildet eine werth volle Ergänzung
zu den Archiv-Mittheilungen des Jahrbuchs von 1892. Dem
einzigen Briefe Goethes an die Züricher Freundin, der dort
(S. 19) als Nr. 10 gegeben wurde, schliesst sich nun dieser
zweite an, das »Blaita, auf welches Bäbe in Nr. 1 2 antwortet
(a. a. O. S. 159). Das Datum ist bestimmt durch diese Ant-
wort vom 10. October und durch den Zeitpunkt der Rück-
kehr Goethes von der zehntägigen Reise, 8. October Abends,
vgl. das Tagebuch (III. 2,186). — Eine Seite 4', dem Schreiber
Geist dictirt, dürftig interpungirt, ohne Spur einer Durchsicht;
auf dem vorderen Blatt des dazu benutzten Halbbogens ist
ein gleichzeitiger Brief, wohl an Johannes Escher (Tagebuch
S. 187, M, Herzfelder S. 157,181) concipirt: Meldung der
Rückkehr.
15. Januar 1894. Bernhard Süphan.
B. Einzelnes zu Goethes Leben und Werken.
I, Goethe als Corrector eines fremden Gedichts.
Bei den wenigen Ueberbleibseln des Redactionsarchivs
von OttUie v. Goethes Chaos im Weimarischen Goethe- und
Schiller -Archiv fand ich das Autograph des nachstehenden
Gedichtes, das von der Verfasserin, Julie Freifrau von Bechtols-
heim, geb. von Keller, bereits in der Urania von 1819
S. 309—316 veröffentlicht ist. Sein Wiederabdruck an dieser
Stelle rechtfertigt sich durch die zahlreichen Correcturen, die
Goethe mit eigner Hand in demselben vorgenommen hat.
Dass Goethe huldvoll die poetischen Versuche der
Weimarischen Dilettantengesellschaft unterstützte, zeigen zur
Genüge das Tiefurter Journal und das Chaos, die sich beide
seiner Beiträge rühmen konnten. Wir wissen auch, dass er
gelegentlich dichtenden Damen ihr Exercitium corrigirte, wie
Amalie v. Imhof und Julie v. Bechtolsheim, deren Elegie auf
den Tod der Herzogin Luise^ (Chaos I. Beilage zu No. 24)
er durch Streichungen aufgeholfen hat (Gespräche mit Ecker-
mann 3, 337), aber ein Originalgedicht aus fremder Feder mit
seinen eigenhändigen Verbesserungen ist, so viel ich weiss,
sonst nicht bekannt und wird darum den Lesern des Goethe-
Jahrbuchs als ein Curiosum vorgelegt mit der Bemerkung,
dass Wielands Psyche beim Abdruck in der Urania nur die
ihr huldigende Aenderung der ersten Strophe unbenutzt ge-
lassen hat, gegen die sich wohl ihre Bescheidenheit sträubte,
während alle andern Goethischen Besserungen aufgenommen
sind. Diese sind hier, um ein Bild der Handschrift zu geben,
in Cursivdruck über den ursprünglichen Text gesetzt.
Redlich.
MiSCELLEM. 249
We imars Meistersänger,
(von Julie Frfr. von B . . .)
Was Sie uns sind, was Sie uns stets gewesen
Das möcht* ich gern in edle Reime bringen;
Das schönste Lied gewiss es wird gelingen,
O könnte mir das schönste Lied gelingen!
Der Kranz ist mir und allen auserlesen.
Und dieser Kranz — o war' er auserlesen!
Strebt stolz empor ihr Hyadnten, Rosen,
Ihr Tulpen, Sonnenblumen, Anemonen,
Ihr alle wo bey Farben Düfte wohnen
heran
Neigt euch hervor den Meistern liebzakosen!
still
Und ihr, von tiefen Räthseln noch umdUstert
Ihr Geister die ihr unsichtbar belebet
Was liier auf Erden strahlt, und ftihlt, und webet,
Gebt Worte mir von eurem Hauch umAttstert.
euch
Dass ich den Sänger der Natur hier male
Den GöttergUnstling, prachtvoll ausgestattet,
Wo Geist und KraA und Wohllaut nie ermattet,
Dass ich beredt mit seinen Wundem prahle!
Dann ihn besinge, jenen Auserkohmen
Der das Gemüth festhält mit ew'gen Banden
Wo uns das Höchste, vom Gefühl verstanden
Anschaulich wird durch Ihn den Sterngebomen.
Und dann auch Ihn, den Mann so echt im Leben
Voll Licht und Salz und heitrer Weisheit Lehren,
Dem frohe Musen ihre Gunst gewähren.
Und den so hold die Grazien umschweben.
Sie, eines seltnen Herrschers seltne Trauten,
Die treu vereint im klaren Einheitsbunde
Mit Ihm verschönernd manche goldne Stunde,
Ein Neu-Athen am Rand der Um erbauten. —
Doch nein! Die Welt kennt sie und ihre Werke,
Verewigt schon durch allgemein Empfinden;
Nur der kann würdig ihren Ruhm verkünden
Der ihnen folgt mit gleichen Fluges Stärke.
Der Sängerin bescheidne Huldigungen
Sie dürfen nur sich auf sie selbst beschränken,
Dmm will sie still zum Hain die Töne lenken
Beym Abendgold, in sel'ge Dämmerungen.
2 JO MiSCELLEV.
Hier ist es, wo bekannte Lichtsestalten
In der Erinnerung freundlich mich umschweben,
Ein BlUtenflor erneut mein stilles Leben,
Und mich beseelt der Geister göttlich Walten.
Wieland.
entschwebend leichtem
Kaum erst entschwebt dem leichten FlQgelkleide
Ihn sah ich nahen mütterlichem
Sah ich Ihn nahn dem mütterlichen Thale,
Da gieng mir auf, geweckt vom goldnen Strahle
Ein schöner Leben reich an höh'rer Freude.
Er führte hold auf immergrüner Weide
Den jungen Geist tum hohen Ideale,
Und reichte mir in stlsser Zauberschaale
Der Weisheit Gold für — Röslein von der Haide.
Den Grazien die ewig ihn umschweben
Muss
Musst' ich geloben das erweckte Leben
wird
Und Psych es Nähme ward des Bundes Siegel.
rauschen
Da rauschten überall mir Wunderquellen,
trafen
Zum Land des Schönen trugen mich die Wellen
entdeckt ich eigne
Und nach und nach entdeckt* ich selbst mir Flügel.
Schiller.
Und wenn fortan entzückte Leyer singet
Wie nennt Ihr den, den würdig Ihr besinget? -
Den reinen Quell des ewig höchsten Schönen
Ein reiner Quell des Ewig-Höchsten-Schönen,
Farben'Goidspiely reich
So reich an Gold, an Farben und an Tönen
Und
Der jedes inn're Saitenspiel beschwinget
Ein strahlend Licht das neue Schätze bringet.
Uns mächtig treibt Gemeinem zu entwöhnen
Das mächtig treibt Gemeines zu verhöhnen.
Das hold verklärt der Liebe xartes Sehnen,
Die Kraft beseelt die nach dem Bessern ringet.
MiSCELLEN. 2^1
So wie der Sonne wunderthätig Feuer,
Die Stemenwelt in ihrer stillen Feyer,
Der Bluthen, Bilder, Töne Zauberlust:
So regt Er an die köstlichsten Geftlhle,
Auch mich entreisst er
Reisst auch mich fort aus irdischem Gewuhle
Er
Und senkt den Gott herab in meine Brust.
Goethe.
nimmer zu verbleichen.
Wo sind die Farben die Ihn ganz erreichen
Die wunderbar und ewiglich erglühen l
Im wunderbaren ewigen Erglühen?
Gebt mir
Wer nennt den Zauber seiner Harmonieen,
Mir sagt das Hers ich muss ihn doch erreichen!
Wer zählt die Strahlen welche nie verbleichen?
Hier
Er ist ein Strom aus allen Lebens-Reichen
auch
Goldflutend, lohnend für des Denkers Mühen,
zu
Ein heller Spiegel, der Natur Magieen»
Ein Geisterkönig, dem Heroen weichen.
Doch zarte Seelen sehn in Himmels-Femen
Nur Lieb* und Huld, drum wollt* auch ich dem Kranze
Der ewig grünt, ein Blümlein einverweben:
Da träumte mir: ich sah hemiederschweben
Zu mir ein Zweiglein winkend auf zum
Aus ihm ein Blatt getaucht in jenem Glänze —
Nun flog ich selbst als Blume zu den Sternen.
2, Goethe über die Conception des Faust.
Unter Goethes Aeusserungen über die Entstehung des
Faust ist die, welche er wenige Tage vor seinem Tode wie
ein Vermächtniss an Wilhelm v. Humboldt gerichtet hat,
eine der bekanntesten.' Immer wieder wird sie in der
' Der Brief an Wilhelm v. Humboldt gehört — > nach der Reihen-
folge der Briefe im letzten der Goethischen Concepthefte, nach den
Correcturen von Riemers Hand, die das Concept enthält, und nach
Goethes Tagebuch zu schliessen — ab zweiter in der Reihe zu den
252 MiSCELLEN.
Faustliteratur citirt, und in dem Kampf um die Einheitlichkeit
des Gedichts spielt sie, eben so eifrig vertheidigt wie ange-
griffen, die Rolle eines Punktes von hoher strategischer
Wichtigkeit, dessen Besitz leicht den Ausgang des ganzen
Feldzugs mitbestimmen kann. Aber, so seltsam es klingt:
diese bekannte, diese wichtige Stelle wird gewöhnlich, ja
neuerdings ganz allgemein falsch verstanden. Es lohnt sich
daher, wie früher in engerem Kreise (s. Deutsche IJteratur-
zeitung 1891 Sp. 932), so nun auch in der Oeffentlichkeit
einmal an ihre wirkliche Bedeutung zu erinnern.
Die Stelle lautet : ' »Es sind über sechzig Jahre, dass die
Conception des Faust hey mir jugendlich von vorne herein
klar, die ganze Reihenfolge hin weniger ausführlich vorlag.'
Nun hab ich die Absicht immer sachte neben mir her gehen
lassen, und nur die mir gerade interessantesten Stellen ein-
zeln durchgearbeitet, so dass im zwejten Theile Lücken
blieben, durch ein gleichmässiges Interesse mit demUebrigen
zu verbinden. Hier trat nun freylich die grosse Schwierig-
keit ein« u. s. w. Was heisst hier »von vorne herein klar«?
Herman Grimm, Kuno Fischer, v. Loeper, Schröer, Schreyer,
Stiller, Baumgart — sie alle zweifeln nicht, das$ es so viel
bedeutet wie »von Anfang an klar«, »ohne weiters klarcc. Dieser
Auffassung widerspricht aber schon die Satzconstruction, wes-
sechs Briefen, die Goethe am 11, 12. und 13. März 1833 dictirt und
am Abend des 13. mit Riemer durchgegangen hat. FOiif dieser Briefe
sind am 15. März expedirt worden, der unsrige als letzter am 17.
Denn dass er wirklich abgesendet worden ist — das Tagebuch ver-
stummt hier — , geht aus Dadrung (Weimar, den 17. März 1832.) und
Unterschrift (Treu angehörig J. W. Goethe.) hervor, die der Abdruck
in Kunst und Alterthum VI. S. 622 ff. enthält, während sie im Concept
fehlen. Für die Erlaubniss, dies mitzutheilen, sei dem Director des
Goethe- und Schiller -Archivs, Prof. Bernhard Suphan, auch an dieser
Stelle mein Dank ausgesprochen.
' Ich gebe den Text mit Suphans Genehmigung nach dem im
Goethe- und Schiller-Archiv aufbewahrten Co'ncept. Der Abdruck
des Briefes in Kunst und Alterthum weicht in unserer Stelle vom
Concept nur in Aeusserlichkeiten ab. Bratraneks Text (Goethes Brief-
wechsel mit den Gebrüdern von Humboldt S. 301 f.) ist, wie über-
einstimmende Auslassungen und Fehler zeigen, von dem Abdruck in
Kunst und Alterthum abhängig, in äusserlichen Dingen freier gestaltet,
übrigens auch durch einige ihm ejgenthümliche Auslassungen entstellt.
In unserer Stelle setzt Bratranek nach »jugendlich« ein Komma, schreibt
»vornherein« und lässt »einzeln« aus.
* Das Wort »vorlag« ist im Concept von Riemers Hand nach-
getragen, ebenso im Folgenden die Worte »und nur«. Die Stelle
»durch — zu verbinden« lautete im Concept ursprünglich »welchen
durchaus gleichmässiges — zu verleihen war«; daraus bt von Riemers
Hand zuerst »welche durch ein gleichmässiges — zu verbinden waren«,
dann die endgültige Fassung hergestellt worden.
MiSCELLEN. 253
halb denn auch ihre Vertreter, sobald sie sich auf die Stelle
näher einlassen,' mit dem Text in Conflict kommen. Herman
Grimm ' erklärt sich tlber die Worte ndie ganze Reihenfolge
hin weniger ausführlich« folgendermassen : »die ganze Reihen-
folge, aber weniger ausillhrlich«. Er zerschneidet also durch
ein Komma, was zusammengehört, und ergänzt ein »aber«,
das nicht dasteht, und das, wenn es dastünde, kaum genügend
ausdrücken würde, was man erwartet. Kuno Fischer^ sagt
sich mit Recht, dass, wenn die Conception ohne weiters klar
war, das, was weniger ausführlich vorlag, nothwendig etwas
Anderes gewesen sein müsse. Er fasst daher »Reihenfolge«
als Nominativ und verwandelt »hin« in »hingegen«. Schröer^^
der ihm darin gefolgt ist, geht noch weiter und streicht,
wiederum folgerichtig , auch noch das Wort »ganze«. In
Schreyers Paraphrase^ heisst es: »wenn auch in der Reihen-
folge weniger ausführlich«. Er schaltet also ein »wenn auch« ein,
das bei semer Auffassung nothwendig im Text stehn müsste,
und ersetzt »die ganze Reihenfolge hin« durch Worte, die
einen ganz anderen Sinn geben. Wenigstens weiss ich nicht,
was »in der Reihenfolge« hier anders heissen kann als
»im Punkte der Reihenfolge«. Stiller,^ der mit richtigem
Instinct die Worte »jugendlich« und »die ganze Reihe
[lies »Reihenfolge«] hin weniger ausführlich« begrifflich mit
einander verknüpft, macht nicht einmal den Versuch, dies
von seinem Standpunkt aus als grammatisch möglich zu er-
weisen. Baumgart endlich ^ in seiner freien Wiedergabe der
Stelle emancipirt sich völlig von ihrem Wortlaut, aber wenn
er von jenem Wort aus Goethes letztem Briefe spricht,
»dass ,in der ersten, jugendlichen Conception des Faust von
vornherein klar der ganze Plan* ihm vorgelegen habe«, und
hinzufügt: »Natürlich nur der grosse Gang, wie er selbst jene
Angabe einschränkt«, so läuft dies offenbar auf Schreyers
Deutung hinaus.
In allen diesen Behandlungen der Stelle also wird der
überlieferte Text geändert oder so umschrieben, dass dies
sachlich einer Aenderung gleichkommt. Und wenn auch nur
' Dies ist nicht der Fall bei v. Loeper. Er druckt in seiner Aus-
gabe des Faust, 2. Aufl., Bd. 2. S. III, Anm. die Stelle ohne Erläuterung
ab, aber in einem Zusammenhange, der keinen Zweifel darüber lässt,
dass er die herrschende Auffassung der Worte »von vorne herein« theilt.
* Goethe, 4. Aufl., S. 467.
' Goethes Faust, 3. Aufl., Bd. 2. S. 13)*
* Faust von Goethe. Mit Einleit. u. fortlaufender Erklär, herausg»
}. Aufl., Bd. I. S. XLVI.
s Goethes Faust als einheitl. Dicht, erläut. u. vertheid: S. 578.
< Goethes Entwürfe zum Faust. Progr. des Grauen Klosters.
Ostern 1891. S. 42.
7 Goethes Faust als einheitl. Dicht, erläut. Bd. i. S. 66; vgl. S.57 f.
254 MiSCELLEN.
SO ein befriedigender Sinn gewonnen würde! Aber bei Kuno
Fischer und Schröer, bei Schreyer und Baumgart bleibt der
Gedanke schief — denn wer spricht von der Ausführlichkeit
einer Reihenfolge ! — , und weder bei ihnen noch beiHerman
Grimm wird ersichtlich, warum in unserer Stelle gerade
nur von Ltlcken im sweiten Theile die Rede ist. Bei Stiller
wird dies klar; dafür ergibt sich bei ihm ein vollkommener
Widerspruch in Goethes Worten.
In Wahrheit ist an dem Text nichts zu ändern. Den
geforderten Gegensatz zu »die ganze Reihenfolge hina bildet
»von vorne herein«, das hier räumliche Bedeutung hat.
Also : In ihren vorderen Partien klar, die ganze Reihenfolge
hin weniger ausführlich lag die Conception des Faust bei
dem noch nicht dreiundzwanzigjährigen Dichter vor. Nur
so hat auch das Wort »jugendlich« seinen guten Sinn : es ist
eben die Art der Jugend, eine Aufgabe anzugreifen, die ihr
zwar in ihren Anfängen, nicht aber in ihrem ganzen weiteren
Verlauf klar vor Augen steht.
Vollkommen richtig, was den springenden Punkt betrifft,
hat in aller Kürze Scherer die Stelle erklärt, wenn er* sagt,
dass nach dem Brief an Humboldt dem Dichter vor dem
Jahre 1772 »die vorderen Partien des Faust mehr im ein-
zelnen bestimmt vorschwebten als die hinteren«. Nur
offenbar für die Meisten zu kurz. Denn weder Kuno Fischer,
der in der dritten Auflage seines Buches über den Faust'
die Worte Scherers anführt, noch Baumgart, der mit der
Aeusserung,' an Goethes »von vorneherein klar« lasse sich
nichts deuten, auf sie hinzuzielen scheint, sind durch sie be-
kehrt worden.
Und doch ist der Sprachgebrauch, um den es sich hier
handelt, keineswegs eine so gar seltene oder ganz altvaterische
Erscheinung. Am 17. December 1795 ^^^ der Leetüre von
Engels »Herr Lorenz Stark« schreibt Goethe an Schiller:
»Ich könnte nicht sagen dass ich sehr auferbauet worden
wäre. Vorn herein hat es [das Buch] wirklich einigen Schein
der uns bestechen kann, in der Folge aber leistet es doch gar
zu wenig.« Und am 15. September 1802: »Zu der Deutschen
Andria lege ich das erste Buch meines Cellini, mit Bitte
gelegentlich einen Blick hineinzuthun , besonders etwa von
vorn herein ein halb Dutzend Lagen zu lesen und zu be-
urtheilen ob das so gehen kann.« Unterm 2. August 1808
heisst es in Goethes Tagebuch : »Geschichte der Farbenlehre.
Vom herein schematisirt.« Die Ausdrucks weise war aber
* Aus Goethes Frühzeit, S. 92.
* Bd. 2. S. 142, Anm.
J A. a. O. S. 60.
MiSCELLEN. 255
Goethe in allen Zeiten seines Lebens geläufig. Als Leipziger
Student schreibt er (14. October 1767) an seine Schwester:
»So ist mirs auch mit den Institutionen mit der Historia Juris
gegangen, die Narren schwätzen im ersten Buche einem zum
Eckel die Ohren voll und die letzten da wissen sie nichts,
das macht weil die Herren vornherein ihren Autorem etwas
ausgearbeitet haben, aber nicht sonderlich weitgekommen
sind« und als Altmeister äussert er sich zu Eckermann über
Uhlands Gedichte (21. October 1823):' »Ich nahm den Band
mit der besten Absicht zu Händen, allein ich stiess von
vornherein gleich auf so viele schwache und trübselige Ge-
dichte, dass mir das Weiterlesen verleidet wurde.« »von
vornherein« — das heisst hier »auf den ersten Seiten des
Buches«. Lässt doch Uhland selbst seine Lieder sagen:
Anfangs sind wir fast zu kläglich,
Strömen endlos Thränen aus
Wie bei alten Ritterfesten
Mit dem Tode zog Hanswurst,
Also folgen scherzhaft spitzige
Und, wills Gott, erträglich witzige
u. s. w.
Recht hübsch wird dieser Gebrauch von »von vorne
herein« beleuchtet durch die Wendungen, mit denen Goethe
den entgegengesetzten Begriff ausdrückt. So schreibt er am
14. September 181 6 über das Mahuscript der Italienischen
Reise an Frommann:' »Leider ist das Nächste, was hierauf
folgt, der Weg nach Neapel und der erste Aufenthalt da-
selbst, noch nicht in Ordnung Ich hatte von hinten hervor
gearbeitet« und am 20. Juli 1831 an H. Meyer,' er habe
den zweiten Theil des Faust »in sich selbst arrangirt, be-
deutende ZwischenlUcken ausgefüllt und vom Ende herein,
vom Anfang zum Ende das Vorhandetie zusammengeschlossen.«
Um auch auf andere Schriftsteller einen Blick zu werfen,
so finden wir bei Schüler , woran Erich Schmidt mich er-
innert, das gegen Friedrich Schlegel gerichtete Xenion ^
Schillers Würde der Frauen.
Vom herein Jiest sich das Lied nicht zum besten, ich les*
es von hinten
Strophe für Strophe, und so nimmt es ganz artig sich aus,
» Gespräche mit Goethe. 6. Aufl. Bd. i. S. 46.
» Goethe- Jahrbuch VIII. S. 147.
3 Kunst und Alterthum VI. S. 618.
* Schillers sämmtl. Schriften. Histor.-krit. Ausg. von Karl Goedeke.
Bd. II. S. i}8. Schriften d. Goethe -G eselisch. Bd. 8. S. 96. 212 f.
256 MiSCELLEN.
und bei Landsleuten Schillers begegnet der Ausdruck, räum-
lich gebraucht, noch in viel neuerer Zeit. Morike berichtet
von einem Spass aus der Brautzeit von David Strauss und
Agnes Schebest mit den Worten :' »Zur Ueberraschung der
Anwesenden trat sie [die Braut] auf einmal mit der KQchen-
schürze in theatralischer Verzweiflung herein und sang —
ich weiss die von Strauss unterlegten Verse von vornherein
nur noch ungefähr —
Zu Hilfe! — Ich bin verloren!
Die Gäste, ach, schon nah*n sie sich!
Sarastro (Kaufmann im Kostüm) erschien hierauf und liess
sich vernehmen:
O lausche Kind den Worten«
u. s. w.
Noch 1864 in seinem Leben Jesu für das deutsche Volk
sagt David Strauss:* »In der Versuchungsgeschichte spricht
er U- J' Hess] von vorne herein nur von dem Versucher
oder Verführer, und lässt es dahingestellt, wie man sich seine
Person und Erscheinungsart denken möge; bis er bei dem
zweiten Versuchungsact auf einmal mit der Bezeichnung des*
selben als Satan hervortritt« Dass sich aber auch, bei
anderen als schwäbischen Schriftstellern der Sprachgebrauch
noch lange erhielt, zeigt eine Stelle aus Grillparurs
»Studien zum spanischen Theatercc,' auf die mich Richard
M. Meyer aufmerksam gemacht hat: »La misma concientia
acusa von Moreto. Das Stück von vornherein sehr gut....
Auf diese ganz löbliche Grundlage kommt nun die Vorliebe
des Publikums für übertriebene und märchenhafte Vorfälle^
und der vernünftige Autor hört wie ein verworrener
Marionettenspieler auf.«
Ich halte hier inne. Dem Sprachgebrauch als solchem»
weiter nachzugehn, sei dem Deutschen Wörterbuch über-
lassen, und die Frage, wie weit Goethes letzte Aeusserung
über die Entstehung des Faust mit dem, was darüber sonst:
bekannt ist, übereinstimmt, soll hier nicht nebenbei abgethan«
werden: mir kam es ftlr jetzt nur darauf an, Goethes Worte
zu interpretiren.
August Fresenhjs.
« J. E. v. Günthert, Mörike und Netter (1886). S. 17.
' Gesammelte Schriften. Bd. 3. S. 10 f.
' Sämmtl Werke, 4. Ausg., Bd. 13. S. 264.
MiSCELLEN. 257
J. Zu dem Hexeneinmaleins und den Versen der Thiere in der
i) Hexenküche«,
Im Jahre 1756 erschien in Frankfurt am Main bei Joh.
Friedrich Fleischer ein kleines Buch: ^Alchirnfstisch Sieben-
Gestirn, Das ist: Sieben schöne und auserlesene Tractätlein,
vom Stein der Weisen, darinn der richtige Weg zu solchem
allerhöchsten Geheimniss zu kommen hell und klar gezeiget
wird. Aus dem Latein ins Deutsche übersetzt.» S. 222 — 224
bilden einen kleinen Versanhang, und in diesem findet sich
folgendes Gespräch:
Von des bereite[te]ten Steines Kraft und Würkung.
Meister. Schühler.
M. Ich nehme das.
S. Ey lieber was?
M. Ein grünes Grass,
Thu es in ein Vass,
S Und mach' es nass,
So wird draus das.
S. Sag mir doch! was?
M. Ein edles Gut,
Das Leib und Blut
10 Gesund erhält.
In dieser Welt
Ist ihm nichts gleich, 2394 O würfle mir gleich,
239s Und mache mich reich,
Es machet reich, 2543 Und drei mach gleich,
2544 So bist du reich.
Dann die Metall,
15 Bley, Kupfer, Stahl,
In Gold verkehrt.
Was man begehrt.
Das kan man hab*n.
Durch diese Gab'n.
20 Denn seine Tugend
Erhält die Jugend,
Die grauen Haar
Ausfallen gar;
Krankheit vertreibt,
25 Nicht vor ihm bleibt
Das Podagra,
Epilepsia :
Aussatz, Quartan
Verjagen kann:
30 Es hilft der Gicht,
Dein Stein zerbricht.
GorTHt-JARRBocn XV. 17
258 MiSCELLEK.
Ja seine Kraft 2567 Die hohe Kraft
Und Eigenschaft 2568 Der Wissenschaft
Das häuüig gibt
35 Was ein Mensch liebt:
Bringt Freudigkeit
Vert(r)eibt das Leid,
Macht das ein Glass 2405 Sie klingt wie Glas;
2406 Wie bald bricht das!
Sich hämmern lass, 2475 ^^ ^^^E^ ^^ Glas!
2476 Es ist nur Spass ;
40 Doch nicht zerbricht.
Stärkt das Gesicht,
Schärft das Gehör,
Ich sag' nichts mehr,
GOTT sey Lob, Preiss und Ehr!
Das sind dieselben zweihebigen Verse mit meist stumpfem
Reim und aus einer Zeile in die andere übergreifendem Satz,
wie in der Hexenküche. Der durchgehende Reim, aa bb cc
ist freilich bei Goethe reich variirt, verleugnet aber die ein-
fachere Vorlage nicht. Eine ziemliche Anzahl Reimworte sind
beiden Versgruppen gemeinsam, so das: Glas, Kraft: Schaft,
gleich: reich, Welt: hält (fällt). Die Anzahl wörtlicher Zu-
sammenstimmungen ist gering, aber der Stil ist ganz der
gleiche. Sinn und Unsinn sind in beiden gemischt. Der Stein
der Weisen, von dem das Gespräch handelt, verjüngt wie
der Zaubertrank der Hexenküche, und bei jedem Vers des
Zaubergespräches ist es einem unwillkürlich, als ob man ihn
schon bei Goethe gelesen hätte. Der satirische Inhalt vieler
jener Vierverse gehört ganz Goethe an. Davon weiss die Vor-
lage nichts. Aber dass dieses oder ein ähnliches Zauber-
gespräch Goethes Vorbild bei Abfassung jener Verse war, ist
wohl kaum zu bezweifeln. Ort und Jahr jenes Büchleins
machen es nur zu wahrscheinlich. Die Verse des unschein-
baren Zauberbuches gaben ihm die Form, in die er seine
übermüthigen Gedanken goss. Ist diese formelle Vorlage
zweifellos, dann kann es fraglich sein, ob man sich noch
nach fremdsprachlichen Quellen ftlr den Inhalt umsehen darf.
Alexander Tille.
4, Zu ))Faust<t, III, IV. A, 14, 207,
Goethes Tagebuch (1113,214) verzeichnet für den 26. Mai
1807 die Leetüre Zincgreffs. Riemer bemerkt in den »Mit-
theilungen« (2,699) unter dem folgenden Tage: »Wir lasen
in Zinckgräfs Apophthegmen und Goethe wendete eine Sentenz
MiSCELLEN. 259
sogleich an, indem er sagte: Napoleon habe die Tugend
gesucht, und als er die nicht funden, die Macht bekommen.«
Wie eine Anwendung aus Zincgreff könnte auch das
Wort des Mephistopheles erscheinen:
Du glaubst zu schieben, und Du wirst geschoben.
Nämlich in der »Emblematum Ethico • Politicorum Centuriaa
(St. 7) ist ein Hund abgebildet, der einen Hasen jagt; und
<irüber steht der Hexameterbes<*hluss
agitas, agitaris at ipse.
Wenigstens die Aehnlichkeit beider Sentenzen ist offenkundig.
Reinhold Steig.
5. JVfue Beiträge zur Literaturgeschichte der Faustfabel}
a. Doctor Faust bei dem Schlesier Daniel Stoppe
(1697-1747).
In der nach Anton Birlingers Tode veröffentlichten
Sammlung »Lexikalisches« (aus schlesischen Schriften zwischen
j68o und 1730), Ztschr. f. dtsch. Philol. Bd. XXVI, finden
isich auf S. 240 folgende Belege s. v. »Faust, Dr.«:
Wenn ich den muntern sinn auf diese fahrten lenck
Und an das schöne spiel manchmal zurücke denke.
In welchem doctor Faust sehr ins gedränge kam,
Als ihn der böse feind mit leib und seele nahm
Und in die hölle trug usw.
Erste Sammlung von Daniel Stoppens Siles. Teutschen
•Gedichten (Frankf. u. Leipzig, 1722') S. 115.
Die jungen trugen leid und beuleten so sehr.
Als wenn der arme Faust ihr eigner vater war.
Ebenda.
Ferner ebd. S. 255 s. v. »WunschhUtlein Fortunati« :
-wenn Fortunati wünsch-hütgen oder Fausts mantel noch in
rerum natura wäre, so würde ich mir dieses magische fuhr-
werk auf etliche stunden ausbitten und mit demselben eine
^patzier-fahrt auf den Parnassum anstellen. Stoppe, Ebenda S. 70.
b. Der älteste Faust-Theaterzettel.
Das älteste überlieferte Programm einer Aufführung eines
deutschen Faust - Stückes , das wahrscheinlich zugleich der
ülteste erhaltene deutsche Theaterzettel ist, wurde 1891 auf-
gefunden und seitdem zwar schon an drei Stellen veröffent-
« Vgl. G.-J. XIV. 280-296.
' Diese Ausgabe nach Birlinger S. 235; Goedeke, Gnindriss z.
-G. d. dtsch. D.* III. S. 352 verzeichnet keine vor 1728.
17*
260 MiSCELLEK.
licht, aber nur an solchen, die der breiteren Menge der
Faust-Freunde und Goethe-Liebhaber zu weit abliegen: zuerst
durch Mering, »Der älteste Faust-Zettel«, in der »Deutschen
Bühnen • Genossenschaft« XX. Nr. 45 (8. November 1891)^
dann 1892 abgedruckt in den »Hamburger Nachrichten« und
von Ph. Winkler in seiner Programm-Abhandlung der Real-
schule zu Wasselnheim i/E. »Grundzüge einer Parallele
zwischen Shakespeares Hamlet und Goethes Faust« (Strassburg
1892), S. 7 f. Der Zettel stammt aus dem Jahre 1688 und
zwar aus Bremen, wobei daran erinnert sein möge, dass aus
der dortigen Gegend für dieselbe Zeit auch anderweitige
Zeugnisse für Faust - Darstellungen vorliegen.* Der Wortlaut
jenes Unikums folge hier wegen seines allgemein theatcr-
geschichtlich wie für die Geschichte der dramatischen Ge-
staltung des Faust-Stoffes wichtigen Inhalts:
Heute Freytag | den 18 May Werden die Sächsischen
Hoch'Teutschen COMOEDIANTEN Auf ihren Schau Platz das
unvergleichliche und Weltbekandte Stück präsentieren | ge-
nandt: Das Leben und Todt der -grofTen Erz - Zauberers
D. JOHANNES FAUSTUS. Mit Vortrefflicher Pickelharings
Lustigkeit von Anfang biss zum Ende. In dieser Haupt-Action
wird mit Verwunderung zu sehen seyn: i. Pluto auff einem
Trachen in der Lufft schwebende. 2. Doct. Faustus Zaubere^
und Beschwerung der Geister. 3. Pickelharing in dem er
Gold samelen will | wird von allerhand bezauberten Vögeln
in der Luft vexiret. 4. Doct. Faustus Panqvet | bei welchem
die Schau-Essen in wunderliche Figuren verwandelt werden.
5. Seltzam wird zu sehen seyn | wie aus einer Pastete
Menschen | Hunde | Katzen und andere Thiere hervor kommen
und durch die Lufft flügen. 6. Ein Feuerspeyender Rabe
kömt durch die Luft geflogen | und kündiget Fausten den
Todt an. 7. Endlich wird Faustus von den Geistern weg
geholet. 8. Zuletzt wird die Hölle mit schönen Feuerwerke»
ausgezieret | präsentieret werden. Zum Schluss sol denen
Hochgeneigten Liebhabern | diese gantze Haupt-Action durch
einen Italienischen Schatten präsentieret werden | welches
* Mit Uebergehung der bei W. Creizenach (Versuch einer Ge-
schichte des Volksschauspiels von Dr. Faust. 1878) und später von
Andern angeführten sei hier nur auf eine neuere, bisher wohl über-
sehene Beglaubigung aufmerksam gemacht: K. Th. Gädertz, Archi-
valische Nachrichten über die Theaterzustände von Hildesheim, Lübeck,
Lüneburg im 16. und 17. Jahrh. (1888) S. loi Nr. 18 (vgl. L. Fränkel
im Goethe-Jahrbuch XIV. 289, Anm.). Ueberaus werthvoJle Parallelen
bietet übrigens der ganz neue Einblicke gewährende Aufsatz »Zum
Puppenspiel vom Doctor Faustv in des ersten lebenden Kenners des
Volksschauspiels, des Leipziger Polizeiarztes Dr. A. Kollmann, »Deutsche
Puppenspiele« I. (1891) S. 81—108.
MiSCELLEN. 26 1
vortrefflich Rar | und versichert das Geld doppelt werth
ist I worbey auch eine Masquerade von 6 Personen | nemlich
ein Spanier | zwei Gaudiebe | ein Schulmeister | ein Bauer
und Bäuerin | welche alle ihren absonderlichen Tanz haben |
und sehr lächerlich wird anzusehen seyn. Nach diesen sol
zum Nach -Spiel arangiert werden | die vortreffliche und
lustige Action aus dem Frantzösischen ins Teutsche tiber-
setzet I genandt : Der von seiner Frau wohl vexierte Ehemann
GEORGE DANDIN.' Und weil es heute ohnfehlbar zum
letzten mahl ist | sol auff den hintersten Platz nicht mehr
als 8 Grot genomen werden | welches zur Nachricht. Der
Schauplatz ist in Sehl. Capitain Nissen Hause | auff der Langen
Strasse vor der Natel. Wird praecise umb 3 Uhr angefangen.
Einer sage es dem andern.*
c. Der Teufel als Pudel.
Unter dieser Ueberschrift veröffentlicht neuerdings A. Car-
stensen eine »nordfriesische Sage« mit andern : »Am Ur-Quell.
Monatschrift für Volkskunde«^ IV. (1893), S. 168. Sie lautet:
Wenn der Teufel in einem Hause einkehrt, bringt er
wohl selten Frieden mit ; aber einmal in Maasbüll war's doch
so. Da waren in einem Hause am Sonntage Mann und Frau
ira heftigsten Streit begriffen, und die Frau rief zuletzt aus:
»Ik wöl, dät de de döiwel haelet«. (Ich wollte, dass dich der
Teufel hole.) Kaum hatte sie das böse Wort heraus, als der
Teufel in der Gestalt eines grossen schwarzen Pudels in der Thür
erschien. Da hatten die beiden Keifenden nichts Eiligeres zu
thun, als ein heiliges Buch zu ergreifen und darin zu lesen,
damit ihnen der Böse nichts anthun könne. Sie hatten aber
auch einen gewaltigen Schreck bekommen und sollen nach
diesem Erlebniss mit einander besser haben auskommen können.
Wir finden hier also einen neuen Beleg für das lebendige
Fortleben der Faustsage im äussersten deutschen Norden,
worauf ich schon Goethe-Jahrbuch XIV. 296 Anm. im An-
schluss an J. G. Kohl, »Die Faustsage im Lande Wursten«
(dessen »Nordwestdeutsche Skizzen« I. 360—67) hinwies.
Ludwig Fränkel.'
» Natürlich das Moliere'sche Stuck George Dandin ou le mari con-
fondu (1668) Vgl. Fränkel im Archiv f. d. Stud. d. neueren Sprach. 91 , 270.
* Der Zettel jetzt auf der Bremer Stadtbibliothek: Katalog der
Faust-Ausstellung im Goethehause zu Frankfurt a. M. 1895: 4^, 150.
3 Ein neuer Fund zur Faustgeschichte, bei Conlin (Loncm von
Gominn, 1706), folgt des Raumes halber ira XVI. Bande.
262 MßCELLEV.
ö, Notiun über Gotthische Dramen aus Reichards
TkeaUrkaUndtr,
Der bekannte Reichardsche Theaterkalender brachte in
seinen ersten zwölf Jahrgängen, 1775 — 1786, Verzeichnisse
der lebenden dramatischen Autoren und ihrer ungedruckten
Werke. Von 1787 an unterblieb die Aufzählung der »im
Manuskript liegenden« Arbeiten, weil »ihre Angabe immer
zu ungewiss war und ihre Anzahl sich bej einigen gar zu
fruchtbar vermehrte.«
Goethes Name fehlt selbstverständlich in keinem Jahr-
gang und Reichard zeigt sich im Allgemeinen gut über das
neu Entstehende unterrichtet. Seine Anführungen sind in
mancher Hinsicht interessant; einmal waren sie die einzige
Quelle, aus der für das grosse Publikum in jenen Jahren
regelmässige Nachrichten tlber Goethes dramatische Arbeiten
flössen, dann aber zeigen sie uns, wie noch vor der Ver-
öffentlichung die Aufmerksamkeit auf dieselben gelenkt wurde.
In der Goethe- Literatur haben bisher nur die frühen Notizen
tlber den »Egmont« unter dem Titel »Die Vogelwiese« eine
nicht ganz genaue Erwähnung gefunden (zuerst durch v. Loeper
in Gosches Jahrbuch f. Litgesch. I, 199 und Dicht, u.
Wahrh. IV, 217).
Wir lassen nun das auf Goethe Bezügliche aus den
Kalendern in genauer Wiedergabe folgen. Gleich lautende
Wiederholungen aus früheren Jahrgängen sind durch Anfangs-
und Schlusswort angedeutet.
Theater-Kalender auf das Jahr 1775. S. 119: Göthe,
Johann Wolfgang, D. der Rechte zu Frankfurt am Mayn.
Soll an einem Doktor Faust und einem Trauerspiel, Julius
Cäsar, arbeiten.
1776. S. 180: Göthe . . . Faust, einem Trauerspiel, Julius
Cäsar, und einem andern, Stella,' arbeiten.
1777. S. 146: Göthe . . . Rechte und geh. Reg. Rath zu
Weimar. Verschiedene ungedruckte Schauspiele, Doktor
Faust, Julius Cäsar, die Vogelwiese* etc.
1778. S. 109: Göthe . . . Vogelwiese, Lilla,' die Mitschuldigen"*
u. s. w.
1779. S. 118 = 1778.
' Gedruckt im Januar 1776 (siehe Goethe an Frau v. Stein
20. Jan. 1776). Die Vorrede dieses Jahrgangs ist datirt vom letzten
December 1775.
' Bezeichnung des »Egmont« nach den Eingangsscenen. Dass
später die Vogelwiese neben dem Egmont erwähnt wird, mag auf
einem Versehen beruhen.
J Erste Aufführung am }0. Januar 1777.
4 Erste Aufführung im November 1776.
MiSCELLEN. 263
1780. S. 113: Göthe . . . Mitschuldigen, die Empfindsamen,'
Iphigenia,' ein regelmässiges Tr. in 5 A. sämmtlich auf»
geführt auf der Weimarischen Privatbühne, u. s. w.
1781. S. X: Göthe . . . Empfindsamen, Jerley und Bäterley,'
die Geschwister,* Iphigenia ... u. s. w.
1782. S. 161: Göthe ... in 5 A., Tasso; Graf Egmont; die
Vögel 5 etc. Die mehresten sind aufgeführt auf der Weimari-
schen Privatbühne.
1783. S. 195 : Göthe . . . Vögel, die Fischerin.* Die . . .
Privatbühne.
1784. S. 151 = 1782.
1785. S. 128: Göthe . . . Vögel, Proserpina^ D[rama] u. s.w..
Die . . . Privatbuhne. ®
1786. S. 102 = 1785.
Es fehlt unter den bis dahin in Weimar gespielten, un-
gedruckten Stücken nur »die Laune des Verliebten«. AuflfUllig
ist, wie spät Reichard trotz der engen Beziehungen zwischen
Weimar und Gotha von der Existenz einiger, besonders der
»Geschwister«, Nachricht erhielt.
Georg Witkowski.
7. Zu Goethes Festspiel: nDes Epimenides Erwachen,vi
Nachtrag.
In dem Aufsatze : Goethes Festspiel »Des Epimenides
Erwachen« (G.-J. XIV) wurde S. 230 auf Anklänge an Schillersche
Poesie im allgemeinen aufmerksam gemacht; hier folge noch ein
solcher, der bis jetzt den Erklärern entgangen zu sein scheint.
Die »Liebe« sagt bei Goethe (14. Auftritt):
O Schwester, mich so in Verdacht,
Die immer neu und immer gleich
Unsterbliche unsterblich macht,
Die Sterblichen alle gut und reich?
Schon Schiller hatte Aehnliches gesagt von der aus-
gleichenden Wirkung der Liebesgöttin auf Menschen und
Götter, vergl. Triumph der Liebe.
' Erste Aufführung am 30. Januar 1778.
* Erste AufTuhrung am 6. April 177p.
5 Woher stammt die abweicnende Form des Titels? Erste Auf-
fuhrung am II. Mai 1780.
* Erste Aufführung am 21. November 1776.
5 Erste Aufführung am 18. Auj^ust 1780.
* Erste Aufführung am 22. Tuli 1782.
7 Erste Aufführung, eingeschoben in »die Empfindsamen«, am
30. Januar 1778.
* Der Titel »Jery und Bätely« ist von hier an berichtigt.
264 • MiSCELLEN.
Selig durch die Liebe
Götter — durch die Liebe,
Menschen Göttern gleich.
Liebe macht den Himmel
Himmlischer — die Erde
Zu dem Himmelreich. —
Was dann die dort ausgesprochene Ansicht über Goethes
Patriotismus anbelangt, so hat in der Zwischenzeit, überein-
stimmend mit meinen Darlegungen, ohne dass wir beide von
einander etwas wussten, sich Ludwig Blume geäussert, in der
Ausgabe von Goethes Gedichten S. 236!!. u. S. 263 (Graesers
Schulausgaben klassischer Werke, herausg. v. J. Neubauer)
2. Tausend. Wien 1892, in einer grösseren Anmerkung zu
den politischen Gedichten. Besonders wäre auch hier noch
hinzuweisen auf eine Stelle in einem Goethischen Briefe an
Liebich (auch G.-J. VIII, 185), welche sich über die vom
Dichter beabsichtigte Wirkung verbreitet : »Mein stiller Wunsch,
diese Arbeit (seil, das Festspiel) nicht nur für Berlin, sondern
auch für das ganze Vaterland, nicht nur für den Augenblick,
sondern auch für die Zukunft zu unternehmen, scheint sich
der Erfüllung zu nähern.« -— Entstellt und missver-
standen dagegen sind die Ausführungen des vorigen Bandes
in den »Blättern für litter. Unterhaltung« (Juli 1893).
Wenn endlich am Schluss des Aufsatzes dem Bedauern
darüber Ausdruck verliehen wurde, dass die Worte des grossen
Schlusschores: »So rissen wir uns rings herum. . . .« einen
würdigen Componisten noch nicht gefunden hätten, so ist
ihnen schon im Jahre 1889 ein solcher geworden, worauf
der Herausgeber wie der Unterzeichnete durch die Güte des
Kgl. Kammerherrn Herrn v. d. Knesebeck brieflich aufmerksam
gemacht wurden. Als Kaiser Wilhelm IL nämlich Sommer
1889 Bayreuth, die Stadt Richard Wagners, besuchte, wurden
auf Veranlassung von Frau Cosima Wagner die Worte des
Goethischen Chores von Herrn Felix Mottl in Musik gesetzt
und unter Orchesterbegleitung dem Kaiser als ein Willkomm-
gruss vorgesungen. Da später der Herr Componist eine
Klavierbearbeitung anfertigte, konnte der Chor zur Sedan-
feier 1893 auch im Königl. Realgymnasium zu Berlin von
den Schülern gesungen werden. Die Composition, welche
überall ungemein gefiel und deren Melodie leicht fasslich und
volksthümlich ist, verdient die weiteste Verbreitung. Die
Orchester-Partitur befindet sich im Besitz von Frau Cosima
Wagner, die Klavierbearbeitung in dem des Unterzeichneten,
beide sind vierstimmig.
H. Morsch.
MiSCELLEN. 26s
8. Der wahre Adressat eines Goethischen Gedichtes,
Seit 1836 erscheint in den Ausgaben von Goethes Ge-
dichten ohne Ueberschrift folgender Vierzeiler:
Als kleinen Knaben hab ich dich gesehn
Mit höchstem Selbstvertraun der Welt entgegen gehn;
. Und wie sie Dir im Künftigen begegnet,
So sei getrost, von Freundes Blick gesegnet!
Jena, den 29. März 18 17.
Erst Strehlke (Hempel IIL 337), DUntzer (Spemann III.
2, 30) und von Loeper (W. A. IV. 251) gaben ihm die Ueber-
schrift »In das Stammbuch von Bernhard von Knebelcc, ohne
sich dadurch beirren zu lassen, dass Bernhard von Knebel
am 29. März 181 7 noch nicht vier Jahre alt war. Die im
Goethe-Archiv erhaltene eigenhändige gleichlautende Nieder-
schrift bt überschrieben »Hegels na. Sohne«, und dass diese
Adressirung die allein richtige ist, beweist das im Besitz des
Herrn Commerzienrath Dr. Reichardt zu Dessau befindliche
Stammbuch von Ludwig Fischer, das den Goethischen Ein-
trag mit dem Datum: »Jena, den 30. März 1817« enthält.
Fischer war bis 1817 in Jena, wurde dann von Hegel nach
Heidelberg gerufen und begleitete seinen Pflegevater nach
Berlin; 1823—26 war er Handlungscommis in Stuttgart und
ging darauf als Soldat in holländischen Diensten nach Indien,
wo er gestorben zu sein scheint.
Redlich.
p. » Wenn ich still und einsam weine. ^i
Das dreistrophige Gedicht, das ich im Jahrbuch von 1 890
S. 19 nach einer Abschrift aus dem Arnimschen Familien-
Archiv mitgetheilt habe, ist nun in Goethes eigenem Nachlass
zum Vorschein gekommen. Unter den Musikalien im Goethe-
hause befindet sich ein geschriebenes Heft, 11 Blätter Quer-
Folio : »Airs de Monsieur de SeckendorfT | arrang^ (!) pour la
Voix et Paccompagnement du Clavecin.« Am Fusse des Titel-
blattes die eigenhändige Widmung »Der Frau Baronin von
Stein«. Nr. i. Aria »Wenn die Mama uns zu lieben geböthe.«
Darauf folgen drei französische und zwei italienische Piecen,
dann als Schlussstück Nr. 7 wieder ein deutsches Lied: inJVenn
ich einsam Thränen weine<i. Darf man den Titel wörtlich
nehmen, so sind es eigene Dichtungen, die SeckendorfT hier
in Musik gesetzt hat (vgl. Schriften der G.-G. 7, S. XXIII
Anmerk.). Die drei gedruckt erschienenen Sammlungen
»Volks- und andere Lieder, mit Begleitung des Forte piano.
In Musik gesetzt von Siegmund Freyherrn von SeckendorfT«
266 MiSCELLEK.
(I. IL 1779, III. 1782) enthalten unter 36 Nummern 6 eigene.
Als Musiker und Componist gibt sich ja auch in Strophe 2
und 3 der Dichter des letzten Liedes zu erkennen. »An sein
Claviera könnte man es nach alter Weise tiberschreiben. Es
ist das Beste in der Reihe.
Der Text des Heftes, Schreiberhand, bietet ausser der
ersten Zeile folgende Abweichungen : 1,6 vor 2,1 klagen,
2,2 ergiebt (verschrieben) 3,7 dankt.
Nun aber eine Ueberraschung. Während ich diese Kleinig-
keit zusammenstelle, sendet mir mein Freund Fritz Jonas ein
Bändchen: j»Neues gesellschaftliches Liederbuch, bestehend
in 400 der neuesten Lieder zum unschuldigen Vergnügen.
I. 2. 3. u. 4. Band. Hamburg, zu bekommen bey J. C. Zimmer«
u. s. w. o. J. (Ende des vorigen Jahrhunderts). Das Buch, ein
massiger Öctavband, schlecht Papier ohne Seitenzählung, ist
aus mehreren mit Sondertitel versehenen Sammlungen un-
ordentlich zusammengeflickt Der dritte Bogen mit einem
Titelblatt »Sammlung der neuesten Lieder, auf verschiedene
Gegenstände eingerichtet. Dritte Sammlung. Hamburg, zu
haben bey J. C. Zimmer, bey der SchifTergesellschaftcr, mit
Num. 36 beginnend, enthält auf dem zweiten Blatt als Num. 39
unser Lied: mWenn ich einsam Thränen weincm
Hier aber schliessen sich den drei bekannten Strophen
noch drei weitere an:
»Ruhig ist die Nacht im Walde,
Düster ist mein dunkles Thal:
In dem stillen Aufenthalte,
Schweigt der Lerm und meine Quaal;
Menschen, die uns glücklich scheinen.
Bringen Jahre rauschend zu;
Weisheit wohnt in stillen Haynen,
In dem Thale wohnt die Ruh.
Weht um mich, ihr lauen Weste,
Holde Schatten von Jesmin,
Säuselt sanft, ihr schwanken Aeste,
Lasst um mich die Rosen blühn;
Heiter sey die Morgenröthe,
Und bey schwüler Mittagsglut,
Töne leise meine Flöte,
Wenn ich hab ins Grab (lies: Gras!) geruht.
Stumme Bäume, helft mich klagen.
Was mein mattes Herze fühlt;
Macht ein Ende meinen Plagen,
Bis die Erd mich endlich kühlt;
MiSCELLEN. 267
Lebet wohl, ihr frohe Stunden,
Und du holdes Saitenspiel,
Wenig hab ich der empfunden,
Traurige nur allzuviel.«
Nur allzuviel ! Ein Dilettant geringeren Schlages, dem das
Lied An das Ciavier nicht lang genug war, hat zum un-
schuldigen Vergnügen die drei Strophen zugereimt (so will
es scheinen), mehr ein Seitenstack zu jenem, mit ganz anderer
Scenerie, als eine Fortsetzung. Ein älterer Druck, der diese
Zusatzstrophen enthält, muss dem Hamburger Sammler vor-
gelegen haben, er bleibt noch aufzufinden. Der schlechte
Druck des Sammelbandes stimmt in Str. i, i und 3, 7 (dankt)
mit dem Texte des Heftes überein, in Str. 2, i (Klagen) mit
der Arnimschen Abschrift, hat aber, abgesehen von offenbaren
Druckfehlem, mehrere Besonderheiten, die sich weder hier
noch dort finden: i, 5 eitle Freude (lies Freuden) 2, 2 jede
(Druckf.) 2, 3 und von 3, 2 führt (Druckf.) 3, 3 und vor deinen
3, 5 muthiges (Druckf.).
Bernhard Suphan.
10, Zu: »War' nicht das Auge sonnenhaft. Die Sonne könnt*
es nie erblicken«,.,,
Goethe selbst hat bekanntlich angegeben, er habe diesen
Spruch »einem alten Mystiker« entnommen, den bereits
Riemer richtig als Plotinus bezeichnete; Düntzer (Goethe-
Jahrbuch in. 327), sowie v. Loeper (ebd. XI. 139) haben
dies bestätigt und auf die lateinische Uebersetzung der
»Enneaden« (I. 6, 8) als Quelle verwiesen. Der Gedanke
selbst ist jedoch nicht Eigenthum des neuplatonischen Philo-
sophen, sondern kommt bereits bei Plato vor. Schon im
»Timäos«, Cap. 16, wird die Theorie des Sehens auf Grund
einer Vereinigung des im menschlichen Auge als vorhanden
angenommenen Feuers mit dem ihm verwandten der Aussen-
dinge entwickelt und im Dialoge »Der Staat«, Hb. VI, Cap. 19,
sagt Plato ausftlhrlich, dass unser Auge auch durch das Licht
allein nichts würde wahrnehmen können, wäre es nicht selbst
der Sonne verwandt, und stammte ihm seine Kraft nicht aus
dieser höchsten Quelle. Es heisst daselbst schliesslich
(citirt nach der Uebersetzung von Müller - Steinhart , Lpzg.
1855, V. 512): »Die Sehkraft ist nicht Sonne, weder sie
selbst, noch das, worin sie sich erzeugt, was wir Auge
nennen?« »Freilich nicht.« »Aber das sonnenähnlichste,
denk' ich, unter den Werkzeugen der Sinne?« »Beiweitem.«
»Erlangte es also nicht das Vermögen, welches es besitzt, als
etwas aus der Fülle dieses ihm Zugeströmtes ?« »Ja, allerdings.«
268 MiSCELLEN.
Was übrigens Plato in diesen Worten ausspricht, ver-
kündigten schon Parmen'des, Herakleitos und Enjpedokles
(s. das Citat in der »Metaphysik« des Aristoteles, Buch III,
Cap. 4), indem sie lehrten, dass Gleiches nur durch Gleiches
erkannt werde und die Wahrnehmung der Elemente der
Dinge nur durch Organe geschähe, welche von der nämlichen
Natur wie diese seien ; Aristoteles bezeichnet in »De anima«
(I. 2) als Sinn dieses Satzes, dass die erkennende Seele aus
den nämlichen Urelementen bestehe wie die Aussendinge,
und spätere Autoren, z. B. Plutarch und Sextus Empiricus,
sprechen von demselben, so weit er das Licht betrifft, als
von der »platonischen Synaugie«. In den »Materialien zur
Geschichte der Farbenlehre« erwähnt Goethe die Lehre des
Empedokles ausdrücklich und spricht auch mit hoher Be-
wunderung von Plato, mit dessen Werken er sich wiederholt
und eingehend beschäftigt hat. Der Inhalt des Spruches
»War' nicht das Auge sonnenhaft« mag ihm vielleicht beim
Lesen des Dialoges »Der Staat« aufgefallen und durch spätere
Erinnerung wieder neu lebendig geworden sein; denn der
Annahme, dass dieser Dialog in Goethes Geistesleben keine
Mos vorübergehende Rolle gespielt habe, kann man sich
kaum entschlagen, wenn man dessen III. Buch Cap. 19 bis
zum IV. Buch Cap. 5 durchstudirt und dabei den Geheim-
bund aus »Wilhelm Meister« und die Schilderung der Er-
ziehungsprovinz aus den »Wanderjahren« im Sinne behält:
die Uebereinstimmung, selbst mancher Einzelheiten, ist über-
raschend. Erwähnenswerth ist auch eine Stelle im VII. Buch
Cap. 2 : »Und würde Er nicht, nöthigte man ihn in das Licht
(der Sonne) selbst zu blicken , an den Augen Schmerzen
empfinden, und sich wegwendend nach den Gegenständen
kehren, die er anzusehen vermag?« Wem kämen hierbei
nicht die Verse ins Gedächtniss: »Sie tritt hervor 1 — und,
leider schon geblendet, kehr' ich mich weg, vom Augen-
schmerz durchdrungen« (Faust, v. 4701/2), und »So dass wir
wieder nach der Erde blicken« (ebd., v. 4713)?
Edmund O. von Lippmann.
//. Zu n Alles in der Welt lässt sich ertragen. Nur nicht eine
Reihe von schönen Tagen.«
Einen Belag dafür, dass dieser Satz auf ein volksthüm-
liches Sprüchwort zurückweist , bietet folgende Stelle in
Luthers Brief »An die Christen zu Augsburg« vom 11. Dec.
1523: »Aber es würde der Lust nicht lange bleiben, sintemal
die Natur nicht vermag eitel Freude und Lust zu tragen
MiSCELLEN. 269
auf die Länge. Wie man spricht: der Mensch kann Alles
wohl erleiden ohne gute Tage, und müssen starke Beine sein,
die gute Tage ertragen wollen.« (S. »Martin Luthers aus-
gewählte Werke«, Frkft. 1889; L 268.)
Edmund O. von Lippmann.
12, Zum Gedicht »Zuei^nufig«,
Eines der geschätzteren Gedichte des Bonaventure Des
Periers (Oeuvres revues par . . . L. Lacour L p. 68) betitelt
»Des Roses« beginnt so:
Un jour de may, que Taube retoumee
Refraischissoit la claire matin^e
D'un vent tant doulx, lequel sembloit semondre
A prendre Theure, ains que se laisser fondre
A la chaleur du soleil advenir
Je me levay, afin de prevenir
Et voir le poinct du temps plus acceptable
Qui soit au jour de Test^ delectable.
Pour donc un peu recr^er mes espritz.
Au grand verger, tout le long du pourpris,
Me pourraenois par Therbe fresche et drue,
La oü je veis la ros^e espandue.
Et sur les choulx ses rondelettes gouttes
Courir, couler, pour s'entrebaiser toutes;
Hier scheint mir der Anklang an die »Zueignung« : Der
Morgen kam ; es scheuchten seine Tritte .... unverkennbar.
Eine Bekanntschaft Goethes mit den lyrischen Dichtungen
Des Periers ist zwar nicht bezeugt, wohl aber mit seinen
Novellen, vgl. oben S. 153; schon daraus, noch mehr aus
Goethes Vertrautheit mit dessen dichterischen Genossen, den
französischen Lyrikern und Satirikern des 16. Jahrh. (vgl.
D. u. W., IIL Theil, W. A. 28, 52) möchte man schliessen,
dass ihm auch Des Pdriers Lyrik nicht fremd gewesen sei.
Das Gedicht Des Periers ist die freie Uebertragung einer
Idylle des Ausonius De rosis nascentibus (Ausg. der Mon.
Germ. hist. Tom. V, pars II append. p. 243), doch ist schwer-
lich anzunehmen, dass Goethe den spätlateinischen Dichter
gekannt hat, vielmehr waren in diesem Falle wie so oft die
Renaissancedichter Vermittler classischer Motive.
Ernst Goldbeck.
270 MiSCELLEN.
jj. Zu nMahomets Gesangs und nlimenaum,
»Dans la lecture, chacun trouve son charme particulier.
Le mien, c'est, ä mesure que j'y chemine, de preter Toreille
aux Souvenirs qu'elle rdveille, aux comparaisons qu'elle suscite,
aux dchos qu'elle fait parier.« (E. Littr^, Litt^rature et
Histoire, Paris 1875, S. 67). — Echos hat »Mahomets Gesang«
in deutscher Lyrik mehr als eines geweckt : bei Stolberg, bei
Hölderlin, bei Mörike, bei Paul Heyse klingt er an und nach.
Vorgoethisches ist meines Wissens zur Vergleichung noch
nicht herangezogen worden. Ich möchte auf eine schöne Stelle
bei Bossuet hinweisen, die unseres Dichters vielgestaltige
Symbolik des ihm »immer nahen und innig befreundeten
Elementes« (Victor Hehn, Gedanken über Goethe, S. 302)
wie von ferne ankündigt und das Gleichnissmotiv der herr-
lichen Ode vorwegnimmt. In der Trauerrede auf den grossen
Condd (1687) heisst es: »Reconnaissez le hdros qui, toujours
^gal ä lui-m^me, sans se hausser pour paraitre grand, sans
s'abaisser pour dtre civil et obligeant, se trouve naturellement
tout ce qu*il doit etre envers tous les hommes: comme un
fleuve majestueux et bienfaisant, qui porte paisiblement dans
les villes l'abondance qu*il a rdpandue dans les campagnes
en les arrosant ; qui se donne ä tout le monde, et ne s'^I^ve
et ne s'enfle que lorsque avec violence on s'oppose ä la
douce pente qui le porte ä conti nuer son tranquille cours.« —
Und kurz vorher: »La grandeur qui vient par-dessus, loin
d'affaiblir la bontd, n*est faite que pour Taider ä se communiquer
davantage, comme une fontaine publique qu'on ^l^ve pour
la r^pandre.« — Auch die Worte der »Tochter« in den »Bruch-
stücken einer Tragödie« (W. A. 11. S. 348) können an diese
Bossuetschen Bilder erinnern:
Du warst ein sanfter Mann,
Wenn trauliches Gespräch dich letzte.
Ein stiller Bach, der auf dem Sande rann,
Doch brausend, wenn ein Fels sich widersetzte;
Und wenn dein grosses Herz von Unmuth schwoll,
Fast alle Plane dir misslingen sollten,
Zerriss der Strom das Ufer übervoll.
Der Berg erbebte, Fels und Bäume rollten. —
Das Gleichniss Strom und Eroberer gebraucht Malherbe
in der Ode an Heinrich IV. Sur Theureux succ^s du voyage
de Sedan (1606):
Tel qu'ä vagues ^pandues
Marche un fleuve imp^rieux.
De qui les neiges fondues
Rendent le cours furieux.
MiSCELLEN. 271
Tel, et plus (^pouvantable,
S'en allait ce conqu^rant
A son pouvoir indomptable
Sa col^re mesurant.
Auch wo Zusammenhang — der Nachbildung oder der Er-
innerung — sich nicht nachweisen lässt, sind solche Aehnlich-
keiten anziehend. Und auch zufällige Gedankenbegegnungen
sind lehrreich, wenn nicht litterarhistorisch, so doch psycho-
logisch, als Varianten, möchte man sagen, der menschlichen
Phantasie.
Nicht zufällig sind meines Erachtens gewisse verwandte
Zuge in Goethes »Ilmenau« und Wielands etliche Jahre älterem
Geburtstagsgedicht an Anna Amalia (Gedichte an Olympia.
Werke Bd. 12. S. 252, Hempel). In Vers, Sprache und Situation
ist Aehnlichkeit kaum verkennbar: in Goethes wundervoller
Composition sind Töne Wielands aufgenommen und aufgehoben.
Wohl Dir, die in dem Weihrauchkreise
Der Erdengöiter nicht den hohen Sinn verlor
Für Freiheit und Natur, nach alter deutscher Sitte
Sich einen Wald zum Ruhesitz erkor.
Und in der moosbedeckten Hütte,
Wenn tief im nächtlich stummen Hain
Auf offnem Herd die heiPge Flamme lodert,
Sich glücklich fühlt und nichts vom Schicksal fodert.
Des Waldes Geister sehn den ungewohnten Schein
Ringsum die hohen Buchen weissen
Und nähern freundlich sich und heissen
Willkommen dich in ihrem stillen Reich.
Wir spüren sie bald leichten Nebeln gleich
Um halbbestrahlte Erlen lauschen.
Bald über uns durch hohe Wipfel rauschen.
Ein leises Grauen schleicht um unsre Brust,
Doch stört es nicht, erhöht nur unsre Lust.
Wir singen — um dich her im Kreise
Gelagert — nach der schönen Weise,
Die Dir, Olympia, die Musen eingehaucht,
»Zaydens Schmerz bei ihres Mohren Klagen«
Und fühlen unser Herz im Busen höher schlagen,
Bis jetzt der Herd mit trüberm Feuer raucht.
Und späte Sterne, die durch schwarze Wipfel blinken.
Uns in die Burg zurück zu unsern Zellen winken.
O Fürstin, fahre fort aus Deinem schönen Hain,
Dir ein Elysium zu schaffen,
J. Imelmann.
272 MiSCELLES.
14, Zur Weimarer Ausgabe L j, /, 7JJ.
Am 10. April 1832 schrieb Clemens Brentano (Werke 9, 270)
aus Frankfurt an seinen Bruder Christian : »Der arme Göthe
ist nun auch anderer Kritik gegenüber. Seine letzte Schrift
war in Siegmund's Stammbuch.« Clemens' Aeusserung be-
ruhte auf den eigenen Angaben seines Neffen Siegmund
von Arnim. Dieser war bei Goethe in seinen letzten Tagen
gewesen und dann von Weimar nach Frankfurt weitergegangen.
Diese »letzte Schrift« Goethes, feste, schöne Züge, be-
wahrt noch heute das Stammbuch Siegmunds von Arnim :
Ein jeder kehre vor seiner Thür,
Und rein ist jedes Stadtquartier;
Ein jeder übe sein Lektion,
So wird es gut im Rathe stöhn.
Weimar j ^ ^ ^ ^
März 1832 •'
Es sind dies dieselben Verse, welche mit der Aufschrift
»Bürgerpflicht. Den 6. März iZ^i^ bereits im Jahre 1849
(Hempel 3, 210) nach einer andern Niederschrift Goethes
im Facsimile veröffentlicht wurden, und nun auch in der
Weimarer Ausgabe gedruckt vorliegen. Die Stimmung, der
diese zur Selbsteinkehr mahnenden Verse entsprangen, war
also bis zuletzt in Goethe lebendig.
Reinhold Steig.
7J'. Stockfleths und Goethes Macarie.
Wolfgang Menzel giebt im zweiten Bande seiner »Deutschen
Dichtung« (S. 425) von der »kunst- und tugendgezierten Macarie^
Stockfleths (Nürnberg erster Theil 1669, zweiter Theil 1673;
über den Dichter vgl. Goedeke III. S. 250, 30; S. 275, 25;
S. 291, 29) folgende Analyse:
»Macarie wird als das Ideal eines sowohl hochgebildeten
als tugendhaften Frauenzimmers gepriesen und zum höchsten
Ziel der Wünsche gemacht ftlr den liebhabenden Polyphilus,
der endlich, gleich dem treuen Amadis, sein schönes Ziel
erreicht. Zugleich breitet sich von Macarie aus über alle
Verhältnisse und Personen Ruhe, Klarheit, Veredelung. Eine
entartete Königin wird bekehrt u. s. w. Das Ganze ist alle-
gorisch zu verstehen. Macarie personificirt das gesammte
Streben der akademischen Poesie jener 2^it im Gegensatz
gegen die Rohheit des eben überwundenen dreissigjährigen
Krieges . . . .«
MiSCELLEN. 273
Diese Inhaltsangabe, besonders die Notiz über den ver-
edelnden Einfluss, den Macarie ausströmt, brachte mich auf
die naheliegende Frage, ob Goethes gleichnamige und hierin
gleichartige Figur etwa irgend mit der Heldin des mit Recht
vergessenen Romans von Stockfleth zusammenhänge. Un-
möglich wäre das ja nicht : Goethe hat die lehrhaften Romane
der vorklassischen Zeit wohl gekannt, und wenn er auch die
Verse der Asiatischen Banise (Ausgabe Leipzig 17 21 S. 510):
Gott zahlet zwar nicht täglich aus:
Doch ist er keinem je was schuldig blieben,
Sein langsam Zorn druckt gar in Grauss,
Und sein Gemerk ist in Metall geschrieben
nicht nöthig hatte, um seinen Spruch zu dichten:
Nicht jeden Wochentag
Macht Gott die Zeche —
so hat er doch einen Satz aus Hallers Usong dem »Götz«
zum Motto gegeben. Ueberhaupt verdiente der Zusammen-
hang des alten mit dem neuen Roman bei Wieland, Goethe,
Jean Paul wohl einmal eine Monographie.
Um nun jeden Andern vor der Durchsicht der tugend-
und kunstgezierten Macarie zu bewahren, theile ich mit, dass
ich bei derselben für einen Zusammenhang, ja auch nur fur
die leiseste Reminiscenz keinerlei Anhalt gefunden habe.
Allerdings ist den »Wanderjahren« manches mit der »Macariea
gemein: die Fülle ernster Gespräche und lehrreicher Aus-
sprüche, die Neigung zur Allegorie, sogar die seltsamen
Namen (deren Stockfleth S. 275 ganze Haufen alphabetarisch
in ein Gedicht drängt). Dies Alles aber beruht natürlich
nur darauf, dass Goethes Altersstil ihn zu einer Lehrhaftig-
keit führte, die dem siebzehnten Jahrhundert geläufig war
und die nach den grossen Kriegen 1648 sowohl wie 181 5
ganz allgemein zur Begünstigung der Allegorie führte (etwa
gleichzeitig mit Stockfleths Buch entstand das berühmteste
Werk der Art, Bunyans »Pilgrims Progress«; Macarie aber
gehört mit den Allegorien der Romantiker zusammen). Ein
einziges Detail erinnert äusserlich an die »Wanderjahre«;
auch hier spielt (S. 261) ein Kästchen und ein Schlüssel eine
gewisse Rolle. Um so mehr ist — trotzdem Menzels In-
haltsangabe ganz zutre£fend ist — die Idealjungfrau des alle-
gorischen Abenteuerromans von der »Sonnenfrau« der
»Wanderjahre« verschieden. Es ist eben nur zweimal der
gleiche bezeichnende Name gewählt worden.
Ein Spruch dagegen, den das an Gedichten (besonders
an Sonetten) reiche Buch anbringt, erinnert an ein oft citirtes
Wort der »Lehrjahre«. Wie es dort von Aurelien heisst,
Coktmb-Jaurbvcu XV. l8
274 MiSCELLEK.
dass sie leider nicht liebenswürdig war, wenn sie liebte, so
wird hier (a. a. O. S. 210) gesungen:
Wer im Lieben nicht beglücket,
Der wird bald bald unterdrücket. —
Richard M. Meyer.
16. Zu Goethes Tagebuche (W. A. IlL j, 322).
Unter dem 13. März 1808 vermerkte Goethe in seinem
Tagebuche: »Abends bey Mad. Schopenhauer. Einige Lieder
aus der Fortsetzung des Wunderhorns vorgelesen.« Nun
erschien aber der erste Band des Wunderhorns zur Michaelis-
messe 1805. Den zweiten und dritten Theil, die mit Beginn
des Jahres 1808 in Angriff genommen wurden, erhielt Goethe
zu Ende October (Tagebuch III. 3, 395 f.). Er dankte Arnim
in einem Schreiben vom 14. November, das mir vorliegt.
Wie erklärt sich Goethes Eintragung vom 13. März?
Im Februar 1808 weilte Johannes Falk in Cassel. Er
besuchte hier auch Clemens Brentano. Eben waren die ersten
Aushängebogen des zweiten Bandes von Arnim aus Heidel-
berg eingetroffen. Falk nahm sie — nach Clemens' Corre-
spondenz mit Arnim — fort, um sie Goethe zu senden. Ohne
Zweifel aber überbrachte er sie persönlich, als er Goethe am
7. März »von seiner Casseler Reise erzählte« (Tagebuch 3, 321).
Diese Bogen also waren die »Fortsetzung des Wunderhorns«,
aus der Goethe am 13. März im Cirkel der Frau Johanna
Schopenhauer einige Lieder vorlas.
Reinhold Steig.
77. })lch kanns zu Kopf nicht bringen^
Goethe schreibt am 19. Nov. 1796 an Schiller: »Von
den passiven Theilnahmen habe ich leider schon die be-
trüb testen Beispiele wieder erlebt, und es ist nur immer
eine Wiederholung des Refrains: ich kanns zu Kopf nicht
bringen ki
Man weiss wohl nicht allgemein, und auch Schiller wusste
wahrscheinlich nicht, wie grob der Freund hier ist. Derjenige
nämlich, der ursprünglich diesen »Refrain« spricht, ist — der
Esel. In dem »Auszug aus seinem Briefwechsel über Ossian«,
den Herder 1773 ^^ ^^^ ^^^^ »Von deutscher Art und Kunst«
beisteuerte, wird mit Bewunderung die »alte Fabel« von
Kukuk tmd Nachtigall mitgetheilt. Die beiden Sänger machen
den Esel zum Schiedsrichter:
MiSCELLEN. 275
Die Nachtigall sang lieblich aus;
Der Esel sprach: Du machst mir kraus!
Ich kanns in Kopf nicht bringen,
(Suphan 5, 192).
Zu der Meinung, es läge ein Refrain vor, verführte
Goethe — falls er es überhaupt mit diesem Ausdruck genau
nahm — der Umstand, dass Herder die Verse anerkennungs-
voll noch einmal abdruckt und auslegt: »Die Herren, die
aus Stumpfsinn und Gedankenlosigkeit gleich über jeden
etwas gedrängten oder lebhaften Styl schreien: ,ei nicht
Griechische Lauterkeit 1 Ciceronische Wohlberedtheit', in Ellen-
langen Deutschlateinischen Perioden ! so voll Anspielungen,
voll Bilder, voll Gedanken — ernst aber freilich . . .«
Herder wehrt sich natürlich gegen die mürrischen Kritiker
seines eigenen und des Hamannischen Stils; es ist nicht
uninteressant, die alte Waflfe jetzt, ein Vierteljahrhundert
später, von seinem ehemaligen Waffengeßthrten gegen die
Schaaren angewandt zu sehen, unter denen Herder selbst
jetzt eine führende Stellung einnahm.
Wen die Härte des Tadelswortes verwundert, der sei
ausser an viele Stellen im Briefwechsel Goethes und Schillers
nur daran erinnert, dass gerade um jene Zeit Kotzebue
gegen seine literarischen Gegner den »Hyperboreischen Esela
richtete. Und wie hat Goethe später seine Gegner in der
Farbenlehre behandelt! —
Es wäre ganz hübsch, wenn man einmal Goethes Citate
sammeln würde; wahrscheinlich würde sich herausstellen, dass
nichts ihm mehr und lieber zur Hand war als die Bücher,
die er in der grossen Lehrzeit nach Leipzig verschlungen.
Richard M. Meyer.
18, /. G. Wille Über Werther.
Am /j. December 1774^ trug Wille in sein Tagebuch
ein: »M. Von der Sala, m'a apport^ deux volumes, un fran-
^ois sur r^ducation, Tautre: Die Leiden des jungen Werthers,
de la part de M. Huber, ä Leipzig.«
Am 21. März 1775 (a. a. O. IL 7 f.) trägt W. Folgendes
in sein Tagebuch ein: »Rdpondu ä M. Huber, professeur
de langue fran9oise ä Leipzig. Je le remercie de son livre
en fran9ois sur T^ducation, qu'il a fait imprimer et qu'on dit
^tre Touvrage d'une dame de Paris, comme aussi d*un livre
allemand qui a pour titre : Die Leiden des jungen Werthers,
' M^oires et Journal de J. G. Wille . . publi^s . par G. Duplessis,
I- P- 584, Paris, Renouard. 1857.
i8*
276 MlSCELLEN'.
par M. Goethe, ä Francfort, auteur original qui fait beaucoup
de bniit, et dont ce livre-cy est une preuve. C'est un ouvrage
presque unique dans son genre. Cet auteur a Tart de manier
la langue alleinande avec un avantage ^tonnant et sublime.
La maniere attaque Väme et )e coeur, dans ses descriptions
douces et dnergiques des diverses situadons oü son h^os se
trouve. Je Tay lu avec cette Sensation, et je crains de le
lire une seconde fois quoique je le d^ire, et je le ferai.«
Zufälliger Weise hatte W. an demselben Tage, an dem
er dies niederschrieb, den Besuch des Prinzen von Sachsen-
Weimar und des Barons von Knebel, der mit dem Prinzen
in Paris war. W. sagt über den Prinzen: »Je fus enchant6
de ses discours, de ses mani^res et de ses connaissances et
sentiments.« Sehr wahrscheinlich ist, dass der »Werther«
Gesprächsthema gewesen war.
Max J. Friedländer.
ip. Zu »Goethe als PoUiiker.m
O. Lorenz hat in seiner Schrift: »Goethes politische Lehr>
jähre« (vgl. unten Bibliographie) des Dichters grosse, dem
FOrstenbunde gewidmete Thätigkeit eingehend geschildert.
Zur Ergänzung der dort S. 149 gegebenen Zusammenstellung
mag folgender kleiner Fund dienen. Unter den politischen
Broscharen in Goethes Bibliothek findet sich ein anonymes
Heftchen von 62 Seiten klein 8^, unter dem Titel »Deutschlands
Erwartungen vom FOrstenbunde,« 1788, mit dem Motto:
»Unser FOrstenbund scheint, seit einiger 2^it, einer blossen
Mauer zu gleichen, die zwar fest genug ist, aber kein
lebendiges Erzeugniss verwahrt, und nodi weniger hervor*
bringen kann. Ein Edler in einem Privatbriefe.« Vom
steht eine handschriftliche Widmung:
-»Dem Emire der Ritter, muthig und feuervoll, dem
den man überall sah — unterthänig gewidmet.
von Coudenhove.«
Die Worte sind entlehnt aus der Broschüre S. 6
(. . . Einen, muthig und feuervoll, sah man aberall . . .), wo sie
mit Tinte unterstrichen sind.
C RULAMD.
20. Goethes Zeichnung des Cafitols,
Jedem Besucher des Goethe * National - Museums ist die
getuschte Zeichnung bekannt, die unter Glas und Rahmen
im sogenannten Deckenzimmer hängt und von Schuchardt
MiSCELLEK. 277
(Goethes Kunstsammlungen Bd. i S. 335 Nr. 67) und Ruland
(Die Schätze des Goethe - National - Museums S. 7) als eine
Arbeit des Meisters bezeichnet worden ist. Indessen belehren
uns Goethes eigene Worte, dass dies nicht richtig ist. Unter
den vier Steindrucken, die im Jahre 1821 unter dem Titel
»Weimarische Pinacothek. Erstes Heft« erschienen, befindet
sich auch eine Nachbildung unseres Blattes in natürlicher
Grösse, lithographirt von H. Hess. In dem dazu gehörigen
Texte, den Goethe selbst verfasst hat (siehe seinen Brief an
Karl August vom 19. April 1821), giebt er eine genaue Be-
schreibung des Blattes und erzählt, dass es vor mehr als
vierzig Jahren von einem Kunstfreunde in Rom entworfen
worden sei. Diese unrichtige Datirung ist vielleicht beab-
sichtigt, um die Vermuthungen tiber den Zeichner, der auf
dem Steindruck nicht genannt ist, irrezuführen. Ueber die
Entstehung des Blattes berichtet er: »Als der Freund seine
Skizze Abends in die Perspectivstunde zu Meister Verschaffelt
brachte, billigte Dieser den Versuch nicht allein, sondern
begab sich gleich des andern Morgens an Ort und Stelle,
um das Blatt kunstmässig anzulegen und auszuführen, und
verehrte es dem Entdecker dieser Ansicht.« Von dem Unter-
richt in der Perspective bei VerschafTelt schreibt in der
»Italienischen Reise« Goethe unter dem 11. August 1787 und
im Bericht über diesen Monat (Hempel Bd. 24 S. 382 und
S. 391). Also wird die Entstehung der Zeichnung in diese
Zeit zu setzen sein. Sie ist künftig nicht als Goethes, son-
dern als Verschafifelts Arbeit anzuführen. Goethes Text, der
in Kunst und Alterthum III. 2 S. 168— 'i 71 abgedruckt wurde,
ist bei Hempel Bd. 28 S. 843 f. zu finden.
G£ORG WlTKOWSKI.
21. Randbemerkungen zum r^Goethischen Gleichnisse.
Die Gleichnisse Goethes tragen ein durchaus eigenartiges
Gepräge. Nur vorübergehend hat er darin einen fremden Ton
angeschlagen, in früheren Jahren unter unwillkürlicher Ein-
wirkung der Bibel und Shakespeares, später in bewusst künst-
lerischer Nachahmung Homers (in der Achilleis) und der
orientalisch-persischen Poesie im Divan. Besonders in den
Liebesgedichten des letztern ist der fremdartigen Anschauungs-
weise Raum gegeben. Vom süssen Rubinmund (VIII. 26,
V. Loeper), von Wimperpfeilen und Schlangenlocken (VIII.
12, 24) der Geliebten spricht der Dichter. Zöpfe und Kämme
zieren ihr Köpfchen, wie die Kuppel Moscheen ziert (VIII. 22).
In ihrem Gange gleicht sie einer wandelnden Cypresse.
278 MlSCELLEN.
»Wie Wurzelfasem schleicht ihr Fuss Und buhlet mit dem
Boden, Wie leicht Gewölk verschmilzt ihr Gniss, Wie Ost-
gekos* ihr Odem« (II. 11). Herrlich ist sie wie Moschus;
wo sie war, gewahrt man sie noch (VIII. 20). »I^ass mich
nicht so der Nacht, dem Schmerz«, fleht der Liebende (VIII. 41),
»Du Allerliebste, du mein Mondgesicht ! O du mein Phosphor,
meine Kerze, Du meine Sonne, du mein Licht I« Es liegt,
wie man sieht, der exotische Duft und Schimmer des Orients
auf diesen Liedern und ihren Tropen. —
Nach dem Ausspruch eines englischen Kritikers besass
Goethe die Gabe alles zu sehen. »Es ist alles so Blick bei
Euch«, sagte Herder ihm oft (G. an Herd. Anf. Juli 1772).
Und er sah mit dem hellen, offnen, für alle Eindrücke
empfänglichen Auge des normalen Menschen, nicht mit dem
mikroskopischen Blick des Gelehrten. Wo die Poljhistorie
eines Jean Paul aus Büchern die entlegensten Einzelheiten
für künftige Anspielungen zusammenliest und in Zettelkästen
niederlegt, drängen sich ihm die Bilder der wahrgenommenen
Dinge zu, mit Rümelin zu reden (Shakespearestud. S. 274),
wie die Schatten um Odysseus Haupt, dass er sich ihrer nur
zu erwehren hat und eine Auswahl treffen muss, welchen
von ihnen er das Wort vergönnen will. Natürlich ist damit
nicht ausgeschlossen, dass gewisse Bilder von besonders er-
hellender Kraft, wie die Gleichnisse vom Häutungsprocess
im Thier- und Pflanzenleben, von der Läuterung des Metalls,
dem Probirstein, von Zettel und Einschlag, Ruder und Segel,
Kapital und Interessen, Ball- und Brettspiel, Spiegelungen
u. a., zur Veranschaulichung sich lebhaft und wiederholt auf-
drängender Vorgänge immer von neuem bei ihm zur Ver-
wendung kommen. —
Ungleichartigkeit der Tropen innerhalb derselben meta-
phorischen Periode vermeidet der lebhafter pulsirende Jugend-
stil Goethes nicht. »Ja eure Reden, die so blinkend sind«
sagt Faust I. 201 fg., »In denen ihr der Menschheit Schnitzel
kräuselt. Sind unerquicklich wie der Nebelwind, Der herbst-
lich durch die dürren Blätter säuselt.« Und so sind in den
früheren Dichtungen auch Bild und Allegorie nicht immer in
der Reinheit durchgeführt, welche den späteren eigenthümlich
ist. Das umgeworfne Kleid deckt seinen Gegenstand nicht
immer vollständig und lässt die eine oder andere Stelle desselben
unverhüllt hervortreten, wie im Schwager Kronos: »Ab denn,
rascher hinab! Sieh, die Sonne sinkt! Eh sie sinkt, eh mich
Greisen Ergreift im Moore Nebelduft, Entzaknie Kiejern
schnattern Und das schlotternde Gebein^m Von Interesse ist
es in dieser Beziehung das nämliche Bild in den Ausführungen
verschiedener Epochen mit einander zu vergleichen. Im
Wanderer, der dem Jahre 1772 angehört, lesen wir: »Vollfr
MiSCELLEN. 2/9
Keim, blüh' auf, Des glänzenden Frühlings herrlicher Schmuck,
Und leuchte vor deinen Gesellen! Und welkt die BlUthen-
huUe weg, Pann steig' aus deinem Busen Die volle Frucht
Und reite der Sonn' entgegen!« Im Tasso der Renaissance-
periode IL 2: »O Witterung des Glücks, Begünstige diese
Pflanze doch einmal ! Sie strebt gen Himmel, tausend Zweige
dringen Aus ihr hervor, entfalten sich zu Blüthen. O dass
sie Frucht, o dass sie Freude bringe! Dass eine liebe Hand
den goldnen Schmuck Aus ihren frischen, reifen Ästen breche!«
Auf den der Frühzeit folgenden Entwicklungsstufen des
Goethischen Stils finden sich tropische Dissonanzen nur ganz
vereinzelt einmal wieder, wie in den Versen der zahmen
Xenien V. 302 (v. Loeper): So zerret Lesers dürftig Ohr
Mit vi^gequirltem Phrasen^<7r (vgl. das Schnitzelkräuseln in
der obigen Stelle), Uns habt ihr nicht am Seile! —
Schuckmann bestätigt in einem Briefe an Reichardt
(1790, Holtei in Westerm. Monatsh. 1864 Nr. i), dass Goethes
Bilder immer das wahre Gegenstück dessen seien, was die
Natur dem Dinge gegeben. Daher bedarf es eines offenen,
»ausgewaschenencc Auges, um die plastische Schärfe derselben
in der Wiedergabe des Angeschauten recht wahrzunehmen,
während umgekehrt die Bilder eines Dichters wie Klopstock
»nur Klänge in der Brust des Hörenden anregen, die zu ver-
nehmen man das Auge schliessen und den Verstand schweigen
heissen mag.« (J. G. Droysen.) —
Das Gleichniss Goethes drängt nicht mit epigrammatischer
Zuspitzung nach der Pointe der Vergleichung hin, sondern
neigt zu ruhiger paradelsirüger Entfaltung' und trägt nicht
selten den Charakter dieser Dichtungsgattung. Um die Be-
wegung zu verdeutlichen, in welche ihn die neue römische
Welt versetzt hat, schreibt er 21. Februar 1787: »Man er-
zählt von einem Schiffer, der, von einer stürmischen Nacht
auf der See überfallen, nach Hause zu steuern trachtete. Sein
Söhnchen, in der Finsterniss an ihn geschmiegt, fragte: Vater,
was ist denn das für ein närrisches Lichtchen dort, das ich
bald über uns, bald unter uns sehe? Der Vater versprach
ihm die Erklärung des andern Tages und da fand es sich,
dass es die Flamme des Leuchtthurms gewesen, die einem
von wilden Wogen auf- und niedergeschaukelten Auge bald
unten, bald oben erschien. Auch ich steure auf einem leiden-
schaftlich bewegten Meere dem Hafen zu und halte mir die
' »Wenn Ihnen ein glückliches Gleichniss aufgeht«, räth er dem
jungen Schubarth 21. Apnl 1819, »so suchen Sie es der Parabel zu
nihem und hüten sich die Allegorie ins Einzelne umzuarbeiten. Ueber-
lässt mans dem Leser, so thut es ein jeder nach seiner Art, übernimmt
man es selbst, so hat jedermann etwas zu erinnern.«
28o MiSCELLEK.
Gluth des Leuchtthunns scharf im Auge; weim sie mir aach
den Platz zu verändem scheint, so werde ich doch zuletzt
am Ufer genesen.« Aehnlichen parabolischen Qharakters sind
die Gleichnisse vom Vogel, dem die Götter, da. er sich ins
Wasser gestürzt, seine FlQgel in Flossfedem venrandelten
(an Fr. v. Stein 14. Sept. 1780), vom getrockneten Fisch,
der in den Quell der Verjüngung gebracht, davon schwamm
(an Boiss. 16. Juli 18 18), vom Jüngling, der einen Ruder-
pflock fand, und zum reichen Kauffahrer gedieh (Kunstschätze
am Rhein, Heidelberg; Wandeij. IL 12) u. a. —
Die Personification vollzieht sich entweder mittelbar,
indem sie Gegenständen der seelenlosen Natur oder körper-
losen Ideenwelt Merkmale und Aeusserungen persönlidien
Lebens beilegt, oder durch directe Umbildung derselben zu
vollkommener selbständiger Persönlichkeit Als völlige Personen
menschlicher, oder dämonischer und göttlicher Natur erscheinen
abstracte Begriffe in den Goethischen Dichtungen aller Perioden,
theils in einfacher Bezeichnung als solcher, wie »die alte Frau
Menschenliebe« (Gesch. Gottfr.'s v. B. IV.), »Erfüllung, die
schönste Tochter des grössten Vaters« (Iphig. III. i), »Noth,
des Schicksals unberathne Schwester« (ebd. IV. i), (tie mäch-
tigen Göttinnen Gegenwart und Verschwi^enheit (Tasso IV. 4,
Rom. Eleg. 20), theils in mehr oder weniger ausgeführter
Darstellung ihres Wesens und Wirkens. So die FkantasU
in der Ode »Meine Göttin« (15. SepL 1780), die gewandteste,
verzärtelte Tochter Jupiters, die dem Menschen allein unter
allen sterblichen Wesen durch Himmelsband verbunden und
als treue Gattin in Freud und Elend zugesellt ist Freilich
lässt sich ihre bewegliche Natur nicht ganz in die Schranken
der Gestalt und Persönlichkeit baimen,' indem sie der
Dichter bald Blumenthäler betreten, bald mit fliegendem
Haar und düsterm Blick im Winde um Felsenwände sausen,
oder tausendfarbig wie Morgen und Abend, immer wechselnd
wie Mondesblicke den Sterblichen schdrun lässt Eine andere
' Vergl. Unterti. d. Ausgew.: »Die Einbildungskraft nimmt sich
keinen Weg vor, sondern sie wird von ihren eigenen Flügeln ge ir agen
und indem sie sich hin und her sdiwingt, bezeichnet sie die wunoer-
liebsten Bahnen, die sich in ihrer Richning stets ▼erindem und wen-
den.« In don Festspiel »Was wir bringen* (26. Juni 1802) tritt die
Phantasie als ein scheckiges, halb schwarz, halb rosenfarbig gekleidetes
Knäblein auf, über dessen Natur eine eingehende Schildorung belehn:
entweder schwärme es ungebunden und male dann bald Versan^enheit,
G^enwart und Zukunft mit trüben, dOstem Farben, bald wmde es
um das gebeu^e Haupt den Purpursaum der schönsten Morgenröthe,
oder es ersdieme gebändigt, ja sich selber bändigend, indem es mit
dem seelenfuhrendea Stabe Mercurs betraut den rohen Stoff zu neuen
Schöpfiingen büde und alles in mannigfach verschlungenen Reihen
nach sich ziehe.
MiSCELLEN. 281
Göttin, die Gelegenheit^^ begegnet uns in den meisten der römi-
schen Elegieen. Oft und in immer neuer Gestalt erscheint sie,
betrügt den Blöden, weckt Schlummernde und ergibt sich gern
nur dem thätigen und raschen Mann, dem Dichter aber ver-
wandelt sie sich unter der preisenden Hand in das geliebte
Mädchen, in dessen Besitz er sein Glück gefunden. Zu den
seelenvollsten Schöpfungen dieser Art gehört die Wahrheit
der Zueignung (8. August 1784), das göttliche Weib, das
nach siegreichem Kampfe der Sonne mit dem Nebel, da alles
zu brennen und zu glühen scheint, mit den Wolken her-
getragen auf den treuen Jünger zuschwebt und, nachdem sich
in lebendigem Zwiegespräch die ganze Tiefe und Innigkeit
seines Verhältnisses zu ihm offenbart hat, ihm das lang be-
stimmte Geschenk, den aus Morgenduft und Sonnenkiarheit
gewebten 2^uberschleier der Dichtung, reicht.' Hier auf dem
Boden der Lyrik haben die Personbildungen der bezeichneten
Art zwar nur ein fictives Dasein, aber doch ein acht poetisches
Leben, auf dem Boden des Schauspiels, vor die Augen von
Zuschauem gebracht, erscheinen sie in der Regel als blosse
allegorische Figuren und Masken, personae im eigentlichen
Sinne des Wortes, wie in den Fest- und Mummenspielen,
oder treten mit dem Anspruch der als wirklich vorgestellten
Dämonen des Volksglaubens auf, ohne doch in diesem zu
wurzeln, wie das graue Weib, die Sorge im 2. Theil des
Faust, die sich durch das Schlüsselloch in den Palast des
Greises einschleicht und ihn, dem sie geistig nichts anzu-
haben vermag, mit leiblicher Blindheit schlägt, damit er der
Menschlichkeit seinen Tribut entrichte.
Die Personificationen des historischen Mythus endlich,
die Götter der griechisch-römischen Mythologie, sind bei
Goethe bekanntlich seit der Kritik, welche der Leipziger
Professor Clodius an einem Hochzeitscarmen von ihm geübt
(D. u. W. VL), nur selten anzutreffen, immer aber in an-
muthig geistreicher Neubelebung: Luna mit dem reizenden
Gesicht und des leisen Fusses Lauf (an Luna 1770), Amor
als schalkhafter Landschaftsmaler (1787), der im Hause, in
welchem er sich Quartier erbeten, muthwillig-herrisch schaltende
Kupido (1787), Aurora^ die, von Liebe entbrannt, aufrothen
leichten Sohlen dem mit der Sonne entfliehenden Hesperus
» Die bequeme Göttin hebst sie in W. M. Lchrj. IV. 14; eine
fleich^tii^e Göttin, welche das Gute, wie das Böse begünstigt, in
en Unternaltungen deutscher Ausgewanderter.
* In den Herders Gattin gewidmeten Versen (Hempel Bd. III.
S. 122) tritt die Wahrheit, jugendlich vom Himmel gekommen, »vor
den Priester und Weisen Unbekleidet die Göttin, still blickt sein Auge
zur Erde, Dann ergreift er das Rauchfass und hüllt dcmüthig verehrend
Sie in durchsichtigen Schleier, dass wir sie zu dulden ertragen.«
282 MiSCELLEN.
nacheilt (Divan IX. zo), Helios, welcher in die Trauer der
weinenden Wolke Lust entsendet, dass ihr Antlitz, von
farbigem Bogen umkränzt, erheitert leuchtet (ebend. VIII. 40)
u. a. —
Hebmann Henkel.
23. Du Metz, ader Dechant«,
Den ersten katholischen Geistlichen mit dem »er tn
nähere Berührung trat«, der BVertrauen, ja FreundschaA«
zu ihm fasste, nennt Goethe in »Dichtung und Wahrheit«,
wie noch die Weimarer Ausgabe bekundet, Dumeix. Aber 3
nEx libiisa der Mainzer Scadtbibliothek beweisen, dass er
Du Mciz hiess. Sie befinden sich in dem 1703 in Mons
erschienenen dreibändigen Werke : La Morale des Jesuites
und enthalten das Wappen des Besitzers und darunter die
gedrückten Worte (in Bd. I und IH) : Ex Bibliotheca ) D. F.
du Mciz I Praepofiti B. M. V. Erfordiae | und in Bd. n. Ex
Bibliotheca { D. F. du Meiz { Decani. Francofurti | .
So erledigt sich Lyons, in den Erläuterungen zu Goethes
Gesprächen (v. Biedermann IX. S. >o) niedergelegte Correctur
der Gocthischen Form Dumeix in Dumoix und es ergibt sich
dass Mercks Namensform Dumeiz, welche v. Loeper in seiner
Ausgabe von uDichtung und Wahrheit« bringt (Theil III.
S. 380) und der man auch in DUntzers Erläuterung dieses
Werkes (Theil II. S. 199) begegnet, der echten Namensform
am nächsten kommt. Es bestätigt sich aber auch Duntzers
Bemerkung »amtlich heisst er Dumeitzn wenigstens vielfältig
aus den kurmain zischen Hof- und Staatskalendern, in denen
diese Form mit »Dumeiz« wechselt. In dem Kalender fllr
das Jahr 1761 erscheint Damian Friedrich Dumeitz zum ersten
Mal als Kapitular des Kaiserlichen Wahl- und KrCnungsstifies
St. Barlhotomaeus in Goethes Vaterstadt und als fürstlich
Stabloischer wirklicher Geheimer Rath. Der Kalender ftlr
1766 verzeichnet ihn auch als Kapiiularkanoniker des Frank-
furter St. Leonardsstiftes, als dessen Dechant wir ihn 1767
angeführt finden. Der Kalender fUr 1777 führt uns Dumeitz
auch als Herrn zu Huville vor, aber nicht mehr als Kapitular
Hffs St. Bartholomaeusstißes, während der fUr 1778 besagt,
ISS der Dechant von St. Leonard auch zweiter Fabrikmeister
ines Stiftes geworden sei. Aus dem Kalender für 1783
sehen wir, dass der Herr zu Huville nicht mehr Dechant
! St. Leonard, sondern Propst des Stiftes zu Unserer Lieben
au in Erfurt war. 1784 finden wir den Erfurter Propst den
errn zu Huville und Stabloischen wirklichen Geheimen Rath
iederum als Kapitular und zweiten Fabrikmeister mit dem
MiSCELLEN. 283
St. Bartholomaeusstift verbunden. 1791 erscheint er neben
einem Anderen als Fabrikmeister und dieses Amt wie die
vorbenannten Stellungen bekleidete er auch nach dem Aus-
weise des letzten kurmainzischen Kalenders vom Jahre 1797.
Vielleicht regen diese spärlichen, zum Theil auf das Gebiet
von Lüttich weisenden, Angaben dazu an, dem inneren und
äusseren Lebensgang eines Mannes nachzusptlren, dem Goethe
»über den Glauben, die Gebräuche, die äussern und innem
Verhältnisse der ältesten Kirche schöne und hinreichende
Aufschltlsse« verdankte und dem er noch in spätem Gedenken
das schmtlckende Beiwort »sehr hellsehend« gab.
Heinrich Heidenheimer.
23. Goethe und Clodius.
Im Apparat zum dritten Bande der Briefe Goethes (Weim.
Ausg.) S. 316 befindet sich unter dem 26. Febr. 1776 folgende
Postsendung eingetragen: »Kpa . . obio^, Leipzig.« Die durch
griechische Lettern und durch Ltlcken verschleierte Adresse
ist gewiss aufzulösen in: Kp[icyTiav] AfuTOudi] [KX]obio^.
Die Sendung war also an den bekannten Professor Christian
August Clodius in Leipzig gerichtet. Dieser, einst durch den
übermüthigen Spott seines Schtllers empfindlich getroffen, hatte
inzwischen wieder Frieden mit ihm gemacht, und Goethen
»war ein grosser Stein vom Herzen«, als der brave Lehrer
wieder »freundschaftliche Gesinnungen gegen ihn blicken
liess.« (Vgl. Briefe i, 197, 5; 182, n; 205, 76.)
Albert Bielschowsky.
24, Goethe und Magdalena Pfenninger,
Als ich im Sommer 1891 in Grindel wald weilte, erzählte
mir der ehrwürdige Dr. med. Treichler aus Stäfa am Zürich-
see von einer originellen Lsuidsmännin, Anna Magdalena
Pfenninger, die mit Goethe in freundschaftlichen Beziehungen
gestanden habe. Da bisher von diesem Verhältniss nichts
bekannt war, so bat ich ihn, daheim noch nähere Nach-
forschungen anzustellen und mir ihr Ergebniss mitzutheilen.
Herr Dr. Treichler war so gütig, meiner Bitte nachzukommen
und ich gebe kurz das von ihm Berichtete wieder.
Goethe hat Magdalena Pfenninger während seines Aufent-
haltes in Stäfa im September und October des Jahres 1797
kennen gelernt. Magdalena war damals erst isVt Jahre alt,
284 MiSCELLEK.
aber, wie wir vermuthen dürfen, schon voll entwickelt; und
ihre geistreiche, witzige, frische Art, verbunden mit grosser
Schönheit, konnten wohl im Stande sein, dem Dichter einiges
Interesse abzulocken. Das junge Mädchen war, wie nattlrlich,
von dem Wohlgefallen, das sie dem berühmten Manne ein-
flösste, hochbeglückt und bewahrte die Erinnerung daran
zeitlebens wie einen Schatz. Noch als Greisin sprach sie zu
ihren Bekannten, von denen Dr. Treichler und eine ältere
Dame noch leben, mit Begeisterung von den schönen und
fröhlichen Tagen, die sie mit Goethe verbracht, und sie lebte
jedesmal jugendh'ch auf, wenn sich in Gesellschaft das Ge-
spräch auf den Dichter lenkte. Ein fünf Minuten östlich von
ihrem Vaterhause belegener Hügel, der »Reesenrain«, von
dem eine herrliche Aussicht sich öffnet, soll Goethes Lieblings-
platz gewesen sein.
Die Beziehungen zwischen der Pfenninger und Goethe
erloschen nicht mit seiner Abreise. Es wurden vielmehr noch
eine Zeit lang Briefe ausgetauscht, und Magdalena hat die
Goethischen in späteren Jahren manchmal guten Bekannten
gezeigt. Ein deutscher, in Stäfa ansässiger Arzt, Dr. Eimer,
bat sie bei Gelegenheit ihm diese Briefe zu übergeben, doch
sie erklärte, dass sie, so lange sie lebe, die Briefe nicht aus
Händen lasse. Die »schöne Müllerin«, wie sie nach ihrem
Mühlenbesitz allgemein in Stäfa hiess, verheirathete sich mit
dem Kantonsrat Schulthess und verstarb als Wittwe im 80.
Lebensjahre am 28. Mai 1861, an demselben Orte, wo sie
geboren war. Dr. Eimer hatte inzwischen Stäfa verlassen, und
die andern Bekannten vergassen im Augenblicke die Goethi-
schen Briefe. Neue Leute bezogen die Pfenningersche Wohnung,
und als man der Briefe sich erinnerte und nach ihnen suchte,
waren sie verschwunden — wohl auf Nimmerwiedersehen.
Goethe hatte, wie uns Suphan im vorletzten Jahrbuch ent-
hüllte, während der Stäfaer Tage einen bewegten Appell an
sein Herz von seiner Züricher Freundin, der 52jährigen Bäbe
Schulthess, erhalten, die über seine Zurückhaltung wehmüthig-
bitter klagte. Der warme Brief, den ihr Goethe unter dem
27. September zurückschrieb, Hess hoffen, dass die alte Innig-
keit ihres Verkehrs bei seiner Rückkehr nach Zürich sich
wieder herstellen würde. Wenn es trotzdem nicht geschah,
so mag die Mädchenknospe von Stäfa die Schuld ein wenig
mit getragen haben.
Zum Schluss sei noch bemerkt, dass Madgalena Pfenninger
keine Verwandte des Züricher Predigers J. Konrad Pfenninger,
des gemeinsamen Freundes Lavaters und Goethes, war, und dass
im Goethe- u. Schiller-Archive nach freundlicher Auskunft
Suphans sich Briefe der Magdalena Pfenninger nicht gefunden
haben. Albert Bielschowsky.
MiSCELLEN. 285
2S> Goethe und Carl August in Erfurt ijSp,
Constantin Beyer, der Verfasser der »Neuen Chronik von
Erfurt«, berichtet in seinem auf dem Erfurter Stadt -Archive
aufbewahrten »Tagebuche« [Mscr. Erf. Stadt -Archiv, Hermann-
Bibliothek I. 18] zum Jahre ij^p folgendes:
»December d. i. Nach Tische in die Assemblee, wo
zahlreiche Gesellschaft sich eingefunden hatte.
Jetzt wurde Lärm — der Herzog von Weimar kommt! ^ —
Die Lakeyen liefen mit Lichtem hinunter — die sämtlichen
Kurfürstlich Mainzischen Offiziers giengen in Corpore hinaus
um ihn zu empfangen. Jetzt trat er herein — in seiner
Regiments -Uniform, weiss und roth, mit grosen mächtigen
Reitstiefeln. Der berühmte Geheimde Rath Göthe war sein
Begleiter nebst den Cammerherrn von Wedeln. Göthe geht
nicht mehr so geniemässig einher wie ehmals — er ist viel
stärker, hofmäsiger geworden — hat sich ganz nach Hof-
etiquette geformt. — er kam in einen zimmtbraunen braten-
kleide — Chapeau pas (!) mit den Degen an der Seite daher
geschritten — machte Complimente wie der steifste Hof-
junker — der Herzog ist seitdem ich ihn nicht sähe viel
dicker geworden — er Trägt einen recht venerablen Bauch
vor sich — und sein Gesicht ist wie ausgestopft — er schreitet
mit steifen ernsten Heldenschritten — wie König Friedrich
oder der alte Dessauer — kaum dass man ihn lächeln sieht —
mit einem kaum merkbaren Kopfnicken, belohnte er die an-
gestrengte Kunst unsres Hässlers der sich auf dem fortepiano
vor ihn hören lies — der Coadjutor stellte ihn einige unsrer
hübschesten Mädchen vor. — unter andern die Römplern —
aber er lies sich nicht aus seiner angenommenen Gravitaet
heraustreiben — machte ihnen einige Schmeicheleyen mit
der volligen Miene eines Cato. — auch die beiden Demoiselles
K. machten ihm ihr Compliment — und Tereschen spielte
vor ihn einige Arien aus der Oper una Cosa rara.« [Cosa rara,
oder Schönheit und Tugend; grosse heroisch-komische Oper
in 2 Akten aus dem Italienischen. Musik von Martini.]
Albert Pick.
26. Zum Sander-Goethischen Briefwechsel.
Die Beziehungen müssen lebhafter gewesen sein, als die
Mittheilungen bei Strehlke II. 140 und G.-J. XI. 78—80 lehren.
Am 22. November 1800 schreibt Sander an Böttiger (Briefs.
Dresd. Bibl. Bd. 21): »Meine Frau will an Goethe schreiben
und ihn um seine Allegorie (zum Lesen) bitten. Der Brief
286 MiSCELLEK.
kann drollig genug Verden, sie neclct ihn mit dem Schlegel-
sehen Sonnett. Schade, dass ihr heute etwas in die Quere
gekommen ist. Es sollte mir leid thun, wenn sie den Scherz,
der ihn nicht beleidigen kann, da er so gutmUthig sein wUrde,
am Ende wieder gereuete.« Am 6. December 1800 meldet
er: iGoethe hat meiner Frau wirklich mit der umgehenden
Post seine Allegorie geschickt und ihr auch einen recht artigen
Brief dabei geschrieben.« (Vgl. Tgb. II. 314, 34. November.
aAn Mad. Sander mit dem kleinen Drama.v)
Die Aufforderung zur Pathenschaft (G.-J. XI. 78 fg.) hat
wohl ihre Ursachen in Goethes Verhaltniss zu einer Ver-
wandten des Sanderschen Hauses. Goethe erhielt von Sander
1801 Teltower Ruben, die sonst nur Bottiger und einigen
H au ptbegunst igten zu Theil wurden (vgl. nDer neue AIcinous«).
Dazu schrieb Sander (24. Nov. 1801): »Veranlassung hierzu
hat sein sehr freundschaftlicher Umgang mit unserer Nichte,
der Frau von Breitenbauch, einer jungen schOnen Wittwe von
30 Jahren gegeben, die während des Sommers bei ihrer Mutter,
meiner Schwägerin in Pyrmont gewesen ist.« Am 5. December
(nicht am 8.) berichtet er, Goethe habe ihm geantwortet,
die Stelle ist Strehlke II. 140 gedruckt. Ueber seinen Brief
schreibt S., er sei achtungsvoll, aber durchaus nicht kriechend
gewesen. Die am Schlüsse von Strehlke angefllhite Stelle ist
nur ein Auszug der Mittheilung sim neuen Reich.« Dort ist
sie vom 38. December datirt ; in Wirklichkeit sind es 2 Stellen
vom a8. December i8oa und 14, Januar 1803. Nachdem er
seinen Brief an G. vom letztem Datum charakterisirt hat,
heisst es weiter:
»Ich habe von ihm nichts tu hoffen, nichts zu flirchten
und stehe doch mit ihm in einer Art von Verhaltniss, da er
mein Gevatter ist. Unter uns; er war mir im vorigen Sommer
eine Antwort schuldig geblieben. Im Herbst schicke ich ihm
Ruben und schreibe ihm dazu ein paar Zeilen sehr cavaliere-
ment, kalt wie Eis und gebe sie nicht auf die Post, sondern
lasse sie als Fracktuttel mitgehen, so dass sie 3 Wochen
unterwegs bleiben. Und siehe da! ich bekomme sogleich
einen sehr artigen — übrigens etwas schlecht geschriebenen,
unlogischen — Brief, des Inhalts: »er sehe es als ein ent-
schiedenes Zeichen meiner freundschaftlichen Zuneigung an,
dass ich ihm zum zweiten Mal geschrieben hatte«, auch ent-
steh förmlich. So muss man es dem Stolzen
Aber dass Sie von dem allen keinem Menschen
agenl Von dem heutigen Brief an G. erfährt
meine Frau etwas. Wenn Sie ihn lesen könnten,
ch über meine Offenheit wundem. Grosse und
nplimente dem Dichter, aber lautre Wahrheiten
ur der Sehkgehchen S<hule.ii. L. G.
MiSCELLEN. 287
27. Goethe und die Brüder Grimm,
Bei der Durchsicht Goethischer Nachlasspapiere fanden
Carl Redlich und Bernhard Suphan folgende Verse, die jetzt
in W. A. V. I, 200 gedruckt sind:
Nenne niemand! nur verschone
Mir nicht Herrn Mone
Zu Alliirten Deinem Grimm
Rufe herzhaft Gebrüder Grimm.
Sie lagen in einem Convolut mit der Aufschrift »Invectiven
zurückgelegt«. Sowohl Goethes eigene Niederschrift, in Blei,
wie auch eine Copie Riemers ist vorhanden.
Die Verse betreffen Goethes Verhältniss zu den Nibe-
lungen. Mone, dessen Ansicht hier so scharf zurückgewiesen
wird, hatte 18 18 seine »Einleitung in das Nibelungen -Lied«
erscheinen lassen, worin er nach einer zusammenstellenden
Uebersicht der bisherigen Arbeiten eine eigene mythologische
Erklärung versuchte. Er kam damals »auf weit bequemerem
Wege zu einem Gott und sogar Sonnengott Siegfried,« als
elf Jahre später Lachmann in seiner »Kritik der Sage«.
Mone erklärte die Nibelungen für ein heidnisch -religiöses
Werk, eine heilige Urkunde; erst durch den Einbruch des
Christenthums hätten sie eine Umgestaltung im geschichtlichen
Sinne erfahren. Wilhelm Grimm besprach die Schrift in der
Leipziger Litteratur - Zeitung vom 17. September 181 8, die
richtigen Gedanken in ihr anerkennend, jedoch nach erheb-
lichen Einwänden sich dahin resümirend: »In der Sage von
Siegfried sieht Mone die alte Mythe von dem Tode und der
Wiedergeburt eines Sonnengottes, Recensent aber kann gerade
in diesen Hauptmomenten keine Uebereinstimmung ßnden.
Er hält nicht nur diese Anwendung fUr unstatthaft, sondern
überhaupt die Methode des Verfassers für unzuträglich.«
Goethe hatte den Nibelungen allein ein poetisch-aesthe-
tisches Interesse entgegengebracht. Dieses überwog auch,
wie ihm namentlich durch persönliche Aussprache 1809 und
181 6 bekannt war, durchaus bei Wilhelm Grimm. Darüber
hinausgehende Arbeiten, kritischer und mythologischer Art,
lehnte Goethe ab; dem jungen Karl Ernst Schubarth gab er
in diesem Sinne seinen Beifall. Hatte Goethe die Recension
Wilhelm Grimms gelesen? Sie war zwar anonym. Aber der
Recensent bezog sich auf seine eigenen Untersuchungen in
den Altdeutschen Wäldern, den Hausmärchen etc. ; eine Stelle
stimmte handgreiflich mit einem der jüngsten Briefe Wilhelms
an Goethe überein. Die Autorschaft Grimms lag offen am
Tage. So konnte Goethe in dem Missmuth gegen Mone und
andere die Brüder Grimm zu Alliirten rufen.
288 MiSCELLEN.
Es ist möglich, dass die Verse unter dem Anstoss von
Schubarths Schrift oder Unterhaltung — sein Besuch fand im
September 1820 statt — entstanden sind. Dann wäre die
anredende Form der Verse als an Schubarth gerichtet zu
denken. Jedenfalls gehören sie zu den zahmen Xenien, die
in dem zweiten Bande von Kunst und Alterthum zu er-
scheinen begannen. Dass sie zurückgelegt wurden, hatte
seinen Grund in der nicht tlberwundenen Abneigung Goethes,
Über die altdeutsche Litteratur öffentlich zu reden. Bei dem
getrübten Verhältniss aber, in dem Riemer zu Grimms und
ihrem Kreise stand, wird es erklärlich, dass die Verse auch von
den nachgelassenen Schriften Goethes ausgeschlossen blieben.
Reinhold Steig.
28, Goethes Verbindung mit Amerika.
Die 4 Professoren der deutschen Abtheilung der — nach
dem Gründer am Anfange dieses Jahrhunderts — Harvard
College genannten Universität zu Cambridge in Massachusetts
(bei Boston) haben im Frühjahr 1893 eine Schrift veröffent-
licht, die Geschichte und Methode des Studiums deutscher
Sprache und Litteratur mittheilt. Infolge der Bestrebungen
von Edward Everett, Ticknor, Cogswell, Hodge wandte auch
Goethe am Abend seiner Tage dem Aufblühen der Wissen-
schaften in den Vereinigten Staaten rege Aufmerksamkeit zu
und trat zu den Vertretern des modern-amerikanischen Geistes-
lebens in unmittelbaren Verkehr. Ueber 30 Bände Goethi-
scher Schriften besitzt die Bibliothek des Harvard College,
die den Stempel »Gift of the author, J. W. v. Goethe of Germany<r
tragen. Dazu gehört nachstehender kurzer Brief, mit dem der
siebzigjährige Dichter diese überseeische Sendung begleitete:
»Weimar, 11. August 18 19. Die beifolgenden dichterischen
und wissenschaftlichen Werke schenke ich der Bibliothek der
Universität zu Cambridge in Neu-England als Zeichen meiner
tiefen Theilnahme für ihren hohen wissenschaftlichen Charakter
und für den erfolgreichen Eifer, den sie in einer so langen
Reihe von Jahren für die Förderung gründlicher und an-
muthiger Bildung bewiesen hat. Mit der grössten Hochachtung
der Verfasser J. W. Goethe.«
Im Jahre 1838 unternahm es der berühmte Dichter
H. W. Longfellow als Professor der neueren Sprachen am
Harvard College Goethes »Fausta in akademischen Vor-
lesungen zu behandeln und zu erklären: der erste derartige
Versuch an einer amerikanischen Universität.
Man darf doch vielleicht nebenbei der Vermuthung Raum
gönnen, dass Goethe beim Schlüsse des zweiten Theils vom
MiSCELLEN. 289
»Faust« durch sein damals amerikanischen Verhältnissen ge-
widmetes und von amerikanischen Weimarbesuchern noch
gesteigertes Interesse für den grossen Aufschwung einer jungen
Kultur in der »Neuen Welt« mit beeinflusst wurde. Man
braucht dabei die anziehenden Vergleiche H. Ullmanns mit
Napoleons Colonisationsbestrebungen (Beilage zur Allgemeinen
Zeitung 1892, 165) und A. M.'s Hinweise auf entsprechende
venetianische Eindrücke (ebd. 191)' gar nicht von vornherein
zu verwerfen. Ludwig Fränkel.
2p. Zu »Goethe und Frankreich,«
Archenholz, Minerva (1792, März I. 59) berichtet Folgen-
des: »Im Th^tre italien wurde Goethes Roman die Leiden
Werthers durch M, Dejaure^ einen bekannten theatralischen
Dichter in eine Oper verwandelt, wozu ein Deutscher, Namens
Kreutzer, die Musik machte. Der tragische feurige Ausgang
des Romanes ist in einen kalten umgestaltet worden. Die
bewusste Pistole wird von einem Bedienten abgeschossen;
Werther erscheint, macht Entschuldigungen und verspricht
seiner Liebe zu entsagen.«
Das. April II, 186. »Da die Stella des Hrn. v. Goethe
hier auf dem Theater der Strasse Louvois unter dem Namen
Zelia als Oper so sehr gefallen hatte, so versuchte M. Dubuisson
davon eine Fortsetzung zu geben, wozu M. Deshayes die
Musik verfertigte. Diese Operette, die sowie die erste grossen
Beifall erhielt, endigt sich etwas ungewöhnlich mit einem
Tode, denn die erste Frau des Bigamisten stirbt durch einen
Fall und giebt auf dem Theater ihren Geist auf, wodurch dann
der Knoten zum Vortheil der zweiten Frau ganz natürlich
gelöst wird.«
Ueber beide Schriftsteller gibt die Corr. litt, mancher-
lei Notizen; die Stücke selbst kann ich nicht nachweisen.
Dejaure (de Jore) hat auch sonst mit Kreutzer zusammen-
gearbeitet (vgl. Corr. litt. XVI. 193) und bei einzelnen anderen
Stücken deutsche Vorlagen, besonders Gemmingens »Hausvater«
benutzt a. a. O. XV. 500, XVI. 74. Noch interessanter würde
es sein, wenn man den Text der Zelia kennen würde, da
Bearbeitungen der »Stella«, zumal in jener Zeit, zu den Selten-
heiten gehören; Z^lie dans le d^ert von Mme Daubonton
a. a. O. XIV. 522 kann ebensowenig gemeint sein, wie
Z^7 ou la difücult^ d'^tre heureux, XI. 41, da ihr Inhalt mit dem
Goethischen Stück nicht das Geringste zu thun hat. L. G.
' Vcrgl. die kurzen Auszüge G.-J. XIV. 355.
GoETBi-jAmracB XV. 19
290 MiSCELLEK.
30, Goethe und Mirimie.
Ueber kein Mitglied des »jungen Frankreich« hat sich
Goethe so oft und so theilnehmend ausgesprochen, wie über
Prosper Mdrimde. Schon am 21. Jan. 1827 bezeichnete er
den Verfasser des Theaters der Clara Gazul als ein grosses
Talent. Wann er dies Theater las, vermag ich, so lange das
Tagebuch dieses Jahres nicht veröffentlicht ist, nicht nachzu-
weisen. Seine Aufmerksamkeit auf die französischen Dichter
und Schriftsteller wurde besonders lebhaft, nachdem er Anfang
1826 sämmtliche Nummern ihrer Zeitschrift »Le Globe« er-
halten hatte (an Reinhard 27. Febr. 1826). Während er
Ausztlge aus dieser Zeitschrift machte und bald veröffentlichte,
scheint er sich tlber M. nur mtlndlich geäussert zu haben.
Näheres über ihn, besonders tlber sein ihm wunderbar
dankendes jugendliches Alter erfuhr er durch J. J. Ampere,
der vom 22. April bis etwa 15. Mai 1827 in Weimar war.'
Dadurch stieg nur Goethes Bewunderung, der diese frühzeitige
Entwicklung nicht genug anstaunen konnte. (Eckerm. UI.
112 ff.) ^ ist sehr leicht möglich, dass Ampere bei
seiner Rückkehr nach Paris (Ende 1827 oder Anfang 1828)
den französischen Freunden die Stimmung und Anerkennung
Goethes berichtete, die in den der Zeitschrift »Kunst und
Alterthum« einverleibten Notizen nicht völlig zum Ausdruck
gekommen war.
Das erste öffentliche Wort, das G. über Mdrim^es zweites
Werk: La Guzla^ Podsies illyriques (1827) sagte, das ohne
den Namen des Autors erschienen war und die Fiction durch-
führen sollte, dass hier ausländische Volkslieder gesammelt
seien, findet sich in »Kunst und Alterthum« VI. Band 2. H.
(1828 Hempel 29, 703 ff.) Diese Besprechung lernte M^rim^,
der des Deutschen schwerlich mächtig war, in einer französischen
Uebersetzung durch Ph. A. Stapfer kennen, den Faustüber-
setzer, mit dem auch Goethe in brieflicher Verbindung stand.
In dieser Besprechung (eine andere Eckermann III. 212 fg.)
nun stehen nach einer Bemerkung, dass diese Lieder nur
nachgeahmte, nicht wirkliche Lieder seien, die Sätze: »Wir
werden aufmerksam, dass in dem Worte Guzla der Name
Gazul verborgen liegt und jene verkappte spanische Zigeunerin
kam uns in die Gedanken, die uns vor einiger Zeit so liebens-
würdig zum Besten hatte. Auch blieben desshalb angestellte
Nachforschungen nicht unbelohnta. (In einem spätem Absätze
wird M^rim^e ausdrücklich als Autor beider Sammlungen
• Eckerm. 3. Mal 1827. J. J. Amp6res Briefe und Ampere,
Correspondance et Souvenirs, Paris 1875 L 440 — 449 sagt ausdrücklich
nichts von M^mte.
MiSCELLEN. 291
genannt) Man sollte aus dem Wortlaut dieser Notiz den
Schluss ziehen, dass Goethe durch ei|;nen Scharfsinn auf diese
Entdeckung gekommen ist. Dies ist aber nicht der Fall,
^^rim^e schreibt nämlich in einem jtlngst bekannt gewordenen
Briefe an Stapfer' (11. Dec. 1828) Folgendes: »Remerctmens
pour Tarticle de Goethe que vous avez pris la peine de
traduire pour moi. S'il faut vous dire la v^rit^, il m'a paru
Ain peu plus lourd que les morceaux de critique du Globe
•ce qui n*est pas peu dire . . . Ce qui diminue son mdrite ä
Jiviner Tauteur de la Guzla c*est que je lui en ai adress^
un exemplaire avec signature et paraphe par un Russe qui
passait par Weimar. II s'est donn^ les gants' de la d^couverte
afin de paraitre plus malin.«
Wirklich finden sich, wie C. Ruland mir gütigst mittheilte,
in Goethes Bibliothek jene illyrischen Poesieen mit folgender
eigenhändiger Widmung Mdrim^es:
a Son Excellence
Monsieur le Comte de Goethe
Hommage de l'auteur
du theatre de Clara Gazul.
Paris aout 27
1827.
Auf Grund dieser Widmung war es Goethe nicht schwer,
«den wirklichen Zusammenhang festzustellen.
L. G.
j/. Ein Urtheil über das Weimarer Theater 1812.
P. J. Bruns (1743— 181 4) der seit 18 10 in Halle als
Professor lebte — er war hauptsächlich Bibelcritiker, hatte
-sich aber auch als Geograph und Orientalist Verdienste er-
worben — schrieb an Böttiger (Briefs. Dresden, Bd. 20) am
25. August 181 2: »Das hiesige Bad, das noch immer unter
der Aufsicht seines Schöpfers des Hm. Oberbergraths Reil
in blühendem Zustande ist, hat auch diesen Sommer eine
namhafte Zahl von Gästen aus der Feme und Nähe gehabt.
Mit der Badeanstalt steht das Schauspielhaus in Verbindung,
das uns Genüsse edelster Art verschafft hat. Wir verdanken
sie der trefflichen Schauspielergesellschaft aus Weimar, die
künftigen Montag leider zum letzten Mal spielen wird. Das
* Auguste Fillon : Prosper M^rim^e d*apres les Souvenirs personnels
et des documents in^ts (Revue des deux mondes) Tome CaVI., 1895
I avril, p. 557—592, unsere Stelle S. 575.
' se donner les gants de quelque chose
rs'en attribuer rhonneur mal ä propos.
bedeutet nach Littr^:
rs'en attnDuer rtionneur mal a propos.*
'9*
292 MtSCCLLEV.
VergnOgen wurde nidit wenig erhöht durch die 9 GastroUen»
weldie Kad. Jagemann gegeben bat, die sich in 3 Lost-»
3 Traner- und 3 Singspielen vielen Ruhm erwarb. Vorzüg-
lich gefiel sie als Maria Stuart und Prinzessin in Torquato
Tasso, nicht so sehr als Thekla in Wallenstein. Alle spreche»
mit Verwunderung Ton dem Spiele des Wolffischen Ehepaares.
Se zeichneten sich aus so oft sie die Bühne betraten. Durdi
sie und die Jagemann wurde Tasso so Tortrefilich gegeben^
dass der verwöhnteste Critiker nichts daran habe wOrde tadeln
können. Beide Wolff und Oels haben durch ihr Spiel das
Publikum genöthiget, den spanischenSchauspielen desCalderon»
dem »standhaften Prinzen« und »das Leben ein Traum« Bei£ül
zu geben. In den komischen RoUen haben Unzelmann und
Genast sehr gefallen, als Sänger Stromeyer. Kurz, aUe schienen
sich zu vereinigen, den wohlgewählten Stücken vollkommene
Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Sie hatten auch das
Vergntlgen, jederzeit vor einem vollen Hause aufzutreten und
ihr Ruhm wird durch die Zuschauer über die Grenzen des
hallischen Districts verbreitet werden.« Der Berichterstatter»
der durch sein enthusiastisches Lob Böttiger vermuthlich
keine grosse Freude bereitete,, war mit Goethe persönlich
bekannt, obwohl er dessen Verdienste um das Weimarer
Theater im vorstehenden Berichte nicht ausdrücklich hervor-
hebt. Bei Goethes Besuch in Helmstädt (1805) war diese Be-
kanntschaft gemacht worden ; in seiner Schilderung jener Reise
nennt Goethe den Professor (die älteste Ausgabe las irrthümlich
Brown für Bruns). Eine Andeutung von jenem Zusammen-
treffen gab Bruns in einem Briefe an Böttiger (15. Sept. 1814).
Er bedauert darin, den Wunsch seines Correspondenten nach
Autographen nicht recht befriedigen zu können. Er besitze
nur wenige der an ihn gerichteten Briefe, »einige davon gal>
ich an Hrn. Vulpius, den adoptiven Sohn des Hm. Geh.-R»
V. Goethe, als dieser 1805 in Helmstädt war.«
L. G.
32, Merkel ah Lobredner Weimars.
In der Allgemeinen Theaterzeitung, Berlin 1800, findet
sich Band I Seite 189-- 191, 208, 222 — 23 ein Bericht über
das Weimarer Theater. Er beginnt mit dem Satze: »Das
Weimarische Theater steht unter der Direction des Herrn
Geheimenraths Göthe und des Hm. Kammerraths Kirmes. (!>
Das Haus vsX nicht sehr gross, von Holz gebaut, und steht
vor der Stadt.« Dann wird von dem fast allgemeinen
Abonnement berichtet, das monatlich einen Laubthaler kostet»
femer dargelegt, dass die Logen rechter Hand blos dem
MiSCELLBN. 295
Adel, die Reihe linker Hand und das Parquet den Fremden
offen stehen, dass die einheimischen Bürger sämmtlich aufs
Parterre verwiesen sind. Der Correspondent erzählt sodann,
dass die Geistlichkeit in Weimar das Theater nicht besucht,
dass der Schauspieler nicht leicht Zutritt in den besseren
Familien findet, ja, dass er vermöge seines Standes unfähig
ist, Mitglied des bürgerlichen Clubs zu werden, der sich alle
Mittwoch in einem Gasthause versammelt. Der Correspondent»
welcher einzelne Ktlnstler, besonders Herrn Graflf und Fräulein
Jagemann sehr lobt, zuletzt Rath Krause nennt und mit den
Worten »der Theaterdichter Weimars ist — Herr Vulpius«
schliesst, tadelt, dass solche Zustände in der literarischen und
wohl auch aufgeklärtesten Hauptstadt Deutschlands möglich
seien. Dagegen ergriff a. ä. O. Merkel in einem Berlin»
den 12. April 1800 datirten, Seite 236—39 abgedruckten
Briefe das Wort. Er findet das Reserviren der Logen ftlr
Hof und Adel durchaus gerechtfertigt, da das Theater vom
Herzog bezahlt werde und erklärt die Ausschliessung der
Schauspieler aus den feineren Gesellschaften deshalb für
ordnungsgemäss, da diese fast durchgehends aus Familien-
cirkeln bestanden, in denen man die Schauspieler als Fremde
nicht gern heranziehe. Dieses Letztere sei auch der Grund»
weshalb sie dem Mittwochs -Chib nicht juigehörten. Dann
schreibt er: »Endlich rOgt er es auch, dass die Weimarischen
Geistlichen nicht im Schauspiele erschienen. Dass kein
eigenes Vorurtheil sie davon abhält, dafür bUrgt Herders
Beispiel, der oft im Schauspiele ist. Grossen Männern ahmt
man ja überall schnell nach: auch die Weimarischen Geist*
liehen wttrden also ins Theater gefhn, wenn sie nicht Beicht*
Väter der ungebildeten Btlrgerklassen wären: — auch das ist
ja em Gebot der Humanität, Schwächen kein unnützes
Aergemiss zu geben.« Den Verfasser kann ich nicht an-
geben. In Weimar hielt man Falk dafbr. Doch schreibt
Merkel an Böttiger (29. April 1800, Dresd. Bibl. BÖtt. Corr.
Bd. 137): »Ihre Meinung, dass Falk die Nachricht tlber
Weimar an die Theater-Zeitung gesandt hat» ist irrig. Ich
versichere Sie bei meiner Ehre, dass er es nicht ist, obgleich
ich Ihnen den wahren Correspondenten nicht nennen darf.
Widersprechen Sie ja der Behauptung, soviel Sie können.«
Auch Hunnius, der von Vulpius denuncirt war, weswegen
es zwischen beiden zu einem Injurienprozess kam (27. Juli),
sei es nicht, versichert Merkel 17. Juni 1800 und fihrt fort:
»Ich kann Sie mit Gewissheit versichern, dass der übellaunige
Correspondent gar nicht in Weimar ist.«
L. G.
294 MiSCELLEN.
33. Das Journal des Dibats über Goethes Rücktritt vom
Theater,
Das grosse Interesse, das französische Journale an Goethe
und der deutschen Literatur nahmen, gehört erst den 20er
Jahren dies^ Jahrhunderts an. Uro so merkwürdiger ist es,
dass auch Goethes Rücktritt voro Weimarer Theater ausführlich
besprochen wurde. Grund zu diesem Entschluss bot bekannt-
lich die Aufführung des Stückes, das bei Pasqu^, Burkhardt und
Wähle »der Hund des Aubri de Montdidier oder der Wald
bei Bondia citirt und als dessen Verfasser bezw. Uebersetzer
Castelli und Seyfried genannt "werden. Die Aufführung fand
am 12. April statt; Goethes Entlassungsdecret datirt vom 13.
Am 16. Juni 181 7 brachte nun das Journal des Dibats einen
Artikel, der von der »Zeitung fUr die elegante Welt« 27. Jan.
181 8 abgedruckt und in einer breiten Darlegung »Franzosen,
Thiere und Goethe« besprochen wird. Nach einer längeren
Ausführung über Aufsehen erregende Thiere heisst es (die
Seltsamkeiten und Irrthümer der Darstellung bedürfen wohl
nicht erst der Hervorhebung): »Un autre chien non moins
fameux met en rumeur toute l'Allemagne litt^raire et politique.
Cest le chien de Montargis, c'est le h^ros de M. Guilbert
Pix^r^court qui vient d'allumer cette terrible incendie. Toutes
les provinces d'outre Rhin sont attentives ä ce grand d^at;
les journaux se divisent et les universit^ se soul^vent. Le
chien fran9ais traduit en Allemand a paru sur le grand
th^tre de Weimar. Mais le Nestor de la litt^raturegermanique,
le cdfebre auteur de Werther Mr. Goethe, conseiller-priv^
intime, Ministre d*Etat et administrateur supr^me des spec-
tacles a declar^: qu*il n'aimoit pas les betes sur le th^itre,
et il a voulu renvoyer le nouvel acteur en chenil. Cest alors
qu'il a form^ deux partis, qui n'ont pas tard^ a en venir
aux mains. Les ^tudians, les gens d*esprit et les universit^
se sont prononc^ pour Thomme des lettres, mais nombre des
personnages d*importance se sontd^clar^ pour le chien, et
comme on le pense bien, Thomme de lettre a ^t^ battu. Mr.
Goethe, dans son d^pit, a donn^ sa d^mission d*administrateur
des th^itres, il a demand^ des passeports et Tanimal nouveau
venu Ta forc^ ä quitter une r&idence qu'il habitoit depuis
plus, de quarante ans.«
L. G.
34, Grillparzer über Goethe,
Die nachfolgende ausführliche, sehr wichtige Stelle, die
zuerst im Jahrbuch der Grillparzer-Gesellscl}aft Bd. III aus
des Dichters Tagebuchblättern mitgetheilt war, mag hier
MiSCELLEN. 29$
nicht in der Bibliographie, ihren Platz finden, weil sie dort
leicht übersehen zu werden pflegt. Der 19jährige Dichter,
der bekennt , noch vor einem halben Jahre von Schillers
Schriften entzückt gewesen zu sein, ist jetzt ganz in Goethes
Banden. Er schreibt (20. Juni 181 o): »Was Goethen und die
Achtung, die ich ihm zolle, betrifft, so kann und mag ich
nicht läugnen , dass zuerst der allgemeine Ruf seiner Vor-
trefflichkeit und besonders die Leetüre des Sonntagsblattes
[von Schreyvogel-West], mich auf seinen Werth aufmerksam
gemacht haben (ohne dass sie je mein Urtheil geleitet oder
wohl gar bestimmt hätten). Dieses, sage ich, machte mich
zuerst auf seinen Werth aufmerksam, da ich vormals kaum
den zwanzigsten Theil seiner Werke kannte und das, was
ich gelesen hatte, ich muss es gestehen, schien mir bei weitem
nicht genug, um nur einige Vergleichung mit Schillers
Schriften auszuhalten. Zwar gefiel mir Götz von Berlichingen,
es entzückte mich sogar, aber die naive Ungezwungenheit,
die in diesem Drama herrscht, machte mich, einen Menschen
von 14 — 15 Jahren, glauben, es gehöre eben kein so grosses
Genie dazu, um so etwas zu schreiben, besonders da ich in
meiner Phantasie genug Materiale zu haben glaubte, um wohl
auch etwas Aehnliches zu verfertigen. Werthers Leiden war
es vorbehalten, mich zu bekehren. Ich las sie mit Ent-
zücken, und hohe Begierde bemächtigte sich meiner Seele,
die Werke dieses ausserordentlichen Mannes, dessen Vor-
trefflichkeit ich nun einzusehen begann, in ihrem ganzen
Umfange zu kennen, eine Sache, die in Wien nicht leicht ist.
Die Franzosen kommen nach Wien und ein Nachdruck seiner
Werke erschien, ich schaffte sie mir so schnell als möglich
an und blickte mit unbeschreiblicher Wonne nun in die
Tiefen seines unaussprechlich zarten Gefühls. Ich las
»Fausten«. Er frappirte mich, meine Seele war seltsam be-
wegt, doch wage ich kein Urtheil zu fällen, da dieses Drama:,
so unermesslich von der als einzig gut gedachten Fornvi
meines infalliblen Schiller ganz abwich und wohl auch haupt-
sächlidi, weil Altmtttter, dessen Urtheil ich schätzte, ihm
beinahe allen Werth abgesprochen hatte. Doch eine zweite
Lesung war hinreichend, alle Vorurtheile zu zerstören.
Fausts schwermüthige und doch kraftvolle Züge, Margarethens
rein himmlische Engelsgestalt gleiteten an meinem trunkenen
Auge vorüber, der kühne, interessante Mann, in dem ich sa
oft mich selbst wiederfand oder doch wieder zu finden glaubte,,
setzte meine Phantasie in Flammen, riss meine Seele auf
immer von Schillers rohen, grottesken Skizzen weg und ent-
schied meine Liebe für Goethen, doch felsenfest gegründet
ward sie durch Tasso. Konnte diese Dichternatur dem
Dichter fremd sein? Ich selbst glaubte es zu sein, der. al&
296 MiSCELLEN.
Tasso sprach, handelte, liebte, nur Worte, so schien es mir,
hatte Goethe meinen Gefühlen gegeben, ich fand mich in
jedem Gefühle, in jeder Rede, in jedem Worte. Iphigenie,
Clavigo, Die Geschwister, Egmont vollendeten, was die
früheren begannen, und ich betete Goethe an. Und doch
schreibt sich von dieser Zeit auch der Anfang meines Trüb-
sinnes, meine Melancholie her, so dass, nach der gewöhnlichen
Art der Menschen zu schliessen, ich den Grund in diesem
Ereigniss zu finden glaubte, worin mich auch Altmütter be-
stärkte. Es Hesse sich auch wohl noch ganz leidlich eines
aus dem andern erklären. Ich las anfangs Schillern und
schrieb dabei meine filanka und mir fiel nie ein, an der
VortrefTHchkeit derselben, an meinem vorzüglichen Dichter-
talente zu zweifeln, denn Schiller war mein Idol, mein Vor-
bild, und mein Gefllhl (vielleicht audi meine Eitelkeit) sagte
mir, ich sei auf dem Wege, ihn zu erreichen. Das erhob
mich ganz natürlich und gab mir Muth und Kräfte, doch
durch Goethe war ich in eine ganz andere Welt versetzt.
Es waren nicht mehr die zwar kräftigen, aber rauhen Pinsel-
striche, da war, möchte ich sagen, keine Freskomalerei mehr,
die Zartheit des Miniaturmalers hatte ich mir zum Muster
genommen und — ich fühlte meine Hand zu schwach.
Traurige Zuflllle trugen das ihrige bei, kurz, Alles, was ich
bisher geschrieben hatte, kam mir unerträglich, plump, un-
gebildet vor , ich verwarf Blanken , in der ich einst ganz
lebte, und mit ihr war all mein Glück, alle meine Ruhe
dahin. Meine Ruhmsucht war in ihrem Innersten ange-
griffen, meine Phantasie, die mir nur Bilder lieferte, die mir
obschwebend waren, verlor ihren vorigen Schwung, meine
Laune, die nie angenehm war, ward unerträglich, kurz, ich
gerieth in den Zustand, in dem ich mich jetzt befinde und
aus dem ich mich nicht reissen kann, trotzdem ich seine
Quelle richtig kenne. O möchten doch jene seligen Stunden
wiederkehren, in denen ich in den Armen der Poesie schwelgte,
wo ich mich noch erhaben fühlte über die Welt um mich
her, wo ich noch nicht meinen Freunden unausstehlich und
mir selbst zur Last war ! Eitle Wünsche !«
L. G.
J5. Ein Urtheil Ober Bettinas Briefwechsel.
Der nachfolgende Brief von Ludwig Tieck an Böttiger
(Briefsammlung Dresdner Bibliothek, Bd. 202) bietet zwar
thatsächlich nichts Neues über die vielumstrittene Sammlung,
ist aber desswegen von einigem Interesse, weil er von einem
Haupte der Romantik herrührt. Der Brief ist nicht datirt,
MiSCELLEK. 297
gehört aber nach den Anfangsworten jedenfalls noch in das
Jahr des Erscheinens des Briefwechsels 1835. Er lautet: »Frau
von Ltlttichau sagte mir, dass Sie den kindlichen Briefwechsel
zu sehen wtlnschten. Da er nach Uebereinkunft mir zugehört
und ich ihn soeben vom^ Buchbinder zurückerhalte, so mache
ich mir ein Vergntlgen daraus, Ihnen dieses Zeichen der Zeit
zum Durchsehen zu aberschicken. Vieles, was ich mit gesehen
und erlebt, gleich der erste Besuch mit mir (sie) bei der alten
Goethe ist durchaus falsch und unwahr erzählt. Oft ist die
Chronologie widersprechend u. s. w., so dass gewiss das Meiste
dieser Dichtung ohne alle Wahrheit erst ganz spät geschrieben
ist. Die Dreistigkeit der Verfasserin, sich so zur Schau zu
stellen wäre unbegreiflich, wenn sie nicht dadurdi in den
Hintergrund träte, dass so viele Mädchen und Frauen alle
diese Bekenntnisse tugendhaft, rein, unschuldig fänden. Als
ich Bettina im Jahre 1806 im August kennen lernte, musste
sie 34, also im Jahre 1807 25 Jahre alt sein — ein Kind.
Sie erzählt selbst eine Anekdote von der Vertreibung der
Franzosen im Jahre 1793—93 aus Frankfurt, wo das, was
sie thut, ein Kind von wenigstens 10 Jahren bedingt. Sie
werden sich selbst ergötzen oder ärgern, nachdem es fällt«
Ueber das Alter der Bettina ist Tieck im Irrthum, Bettina,
1788 geboren, war 1807 erst 19 Jahre alt. Lässt sich die
Aeusserung, Bettina habe mit Tieck den ersten Besuch bei
Frau Rath gemacht, durch irgend ein Zeugniss belegen?
L. G.
j6. Zur Goethebildniss-Kunde.
Ueber die Goethe-Bttste (nach der Maske) und Medaille
J. G. Schadows haben Rollett S. 139—143, Zarncke (Ab-
handlungen d. Sachs. A. Bd. 11) gehandelt; von der Btlste
war G.-J. XIII. Jahresber. S. 14, von der Maske XI V,
359 die Rede. DaJier mag es willkommen sein, wenn ich im
Folgenden aus Schadows Briefen an Böttiger (Briefe., öfT.
Bibl. in Dresden, Bd. 176) einige Notizen zusammenstelle.
Am 3. Juli 1833 schreibt Schadow: »Ueber das Goethe-
Medaillon habe ich dem Stahlüberwältiger [gemeint ist wohl
Seifiart] Qber diese und einige andere künstlerische Dar-
stellungen Goethes selbst geschrieben. Es ist keine gelungene
Arbeit, so lautet der Spruch der Akademie.« Nach einigen
weiteren Bemerkungen heisst es : »Nun hat gerade dies letzte
Stttck von Setffart minder Beifall gefunden als das frühere.
Anno 181 5 liest sich Herr von Goethe abforisott, davon
besitz ich einen guten Ausguss. Dieses wird immer das Beste
bleiben, was man von ihm hat. Zu jener Zeit befand er sich
298 MiSCELLEN.
wohl und wer die Maske bei mir sieht, freut sich der edeln
Gesichtsbildung. Rauch hat vortreffliche Büsten gemacht,
diese ist aber keine gelungene, sie ist sogar schief und macht
ein wenig Grimasse, obwohl das Meisterhafte des Künstlers
nicht zu verkennen ist. Nach jener Maske hab ich mir einen
Marmor gearbeitet en buste — auch habe ich die Maske
allein iü Metall gegossen und diese ist noch roh und unbe-
rührt.« Handelt es sich am Anfang des vorigen Briefes um
den älteren Seiffart in Dresden, so wird über den jüngeren
in Berlin am 23. Sept. 1833 berichtet: »Seiffart modellirt in
Wachs die Marmorbüste Goethes in Profil und wird dies
besser als eine frühere — dessen Vaters Arbeit davon war
nicht gelungen.« In demselben Briefe heisst es über die
schon erwähnten Schadowschen Werke: »Die in Metall ge-
gossene Maske von Goethe war ein Versuch und ist unberührt
geblieben. Die Marmorbüste, welche ich mir gemacht habe,
ist noch nicht ganz fertig und davon werden keine Abgüsse
genommen.« Man sieht aus der letzten Notiz, dass alle
bisherigen Angaben, welche die Schadowsche Büste in das
Jahr 1816/17 verlegten, irrig waren.
L. G.
C. Nachträge und Berichtigungen.
/. Zu Band XIV.
Zu S. 28 u. 105 schreibt Herr Dr. G. Karpeles: »Mit
Bezug auf »Therese« möchte ich Ihnen die Vermuthung vor-
legen, ob dies nicht dieselbe junge Polin ist, die Goethe
1795 ^^ Karlsbad so fesselte, dass er hoch nach 26 Jahren
davon schwärmte. In den »Unterhaltungen mit dem Canzler
Müller« (I. 76) (Freitag, 9. Febr. 1821) finden Sie die Stelle.
(Biedermann, Gespräche IV. 79 fg.) Die Erwähnung Kirch-
eisens hier wie dort, die Angabe bei Ihnen (S. 105), sie lebe
in Warschau, das Französisch der Dame (S. 28) weisen auf
die Identität hin. (Vgl. auch Goethe -Schiller -Briefwechsel,
8. Juni und 19. Juni 1795)«.
Zu S. 27—60. Zur Würdigung der Schwestern Marianne und
Sara durch Goethe sind zwei Stellen in den jüngst erschienenen
Briefbänden Goethes XIII. 183, 20 und XIV. 159, 20 von
grosser Wichtigkeit. In den Tagebüchern Bd. V werden Be-
suche bei, oder Zusammentreffen mit Frau von Grotthus erwähnt:
22., 23., 24. April i8t3 (vgl. S. 319). Briefe an sie 28. Juni
1813 und eine Anzahl anderer aus dem Jahre 1814, die aber
meist gedruckt sind.
Nachtitäge uxd Berichtigungek. 299
Zu S. 41. Der Brief No. 19 kann nicht 1804, sondern
muss spätestens, wie K. Heinemann erinnert, 1800 sein, da
Lerse am 17. Juni 1800 starb.
Zu S. 96. Graf Gessler war nicht sächsischer Gesandter
am preussischen Hofe, sondern umgekehrt, v. Biedermann.
Zai S. 99. Die erneute Behauptung, dass Frau v. Grotthus
nicht die Dame gewesen sein könne, die um Goethe aufzu-
suchen, in Kugeigens Wohnung 'kam, wird widerlegt durch
den Eintrag in Goethes Tagebuch über seinen dortigen
Aufenthalt, worin sich erwähnt findet: »Kam Frau v. Grothuß.«
Demnach war meine viel bestrittene Vermuthung von 1875
richtig. V. Biedermann.
Zu S. 104 ff. Ueber Marianne Meyer vgl. die Notiz : Im
neuen Reich 1876, II. S. 70. In dems. Briefe Sanders an
Böttiger, der dort benutzt ist (14. Jan. 1797), findet sich
noch eine andere Notiz über ihre Schönheit und ihre Lebens-
schicksale, die nicht viel Neues bietet.
Am 14. März 1797 schreibt Sander: »Herr v. Qpethe
hat der schönen Meyer schon die Vorrede zu seinem Hermann
geschickt. Er reibt sich . darin, wie ich höre, an einigen
Gegnern der Xenien.« Am 28. März 1797 : »Die schöne
M. M. und der Herr v. G. haben sich ein Rendezvous in
Dresden gegeben und werden von da an zusammen weiter
gehn.«
Zu S. 106. Der Verfuhrer des Frl. Koch, der sie sitzen
Hess und hinterher auslachte, war kein Anderer als Fr. Gentz.
(Sander an Böttiger, 19. Dez. 1797.)
S. iio, Z. 7 ff. Die Bemerkung ist irrig; Marianne war
bei Goethe 26 — 28. Juni 1798 vgl. Tgb. U. 213.
Zu S. III. Die auflUllig erachtete Thatsache, dass Frau
V. Eybenberg am 10. December 1806 nähere Kenntniss von
Goethes »Mahomet nach Voltaire« hatte, erklärt sich daraus,
dass damals schon einige Scenen im i. Stück des III. Bandes
der »Propyläen« erschienen waren. v. Biedermann.
Zu S. 115. Als Thatsache, nicht bloss. als Vermuthung
ist ausgesprochen, dass Goethes mehrwöchiges reges Zusammen-
sein u. a. auch Sylvie v. Ziegesar getheilt hätte. Dies wird
aber widerlegt durch eine Stelle in Goethes (ungedrucktem)
Brief an S. v. Ziegesar vom 3. August 1808, wo er schreibt:
»Abends war ich viel mit Frau v. Eybenberg und machte
mir abermals Vorwurfe, dass ich Sie beyde nicht zusammen-
gebracht« V. Biedermann.
S. 132, Z. 23 V. o. erwähnt Vamhagen eines Dr. Heise
unter den Festgenossen. Ich möchte mir die Vermuthung
erlauben, dass hierunter mein sei. Onkel Karl Heyse gemeint
gewesen sei, der damals (181 9— 1827) als Felix Mendelssohns
Erzieher im Mendelssohnschen Hause lebte, wenn auch aller-
300 Nachträge umd Berichtigungen.
dings erst im Decerober 1826 zum Dr. phü. promovirte.
Goethe wusste von ihm, wie aus Jahrbuch Band XII. S. 81
hervorgeht. Th. Hevse.
S. 132, Z. 14. Der »Kammerherr von Arnim« ist nichi,
wie das Register angiebt, Achim von Arnim. R. Steig.
Zu S. 13s fg. Folgende mir erst jetzt bekannt gewordene
Stelle verdient eine Mittheilung (Vamhagen, Blätter z. preuss.
Gesch. III. 1868 S. 322, 8. Juli 1825): »Nachmittags und
Abends bei Goethe; ein schönes, heitres, beseeltes Zu-
sammensein, ohne Spannung geistreich, freundschaftlich, be-
haglich! Er ist alt geworden, aber seine Seelenkräfte sind
noch frisch, sein Geist lebendig, sein Antheil nach allen
Seiten erweckt. Was er sagte war seiner werth und machte
doch vergessen, dass er es sei, der es sage, so rein menschlich
und unbefangen trat alles hervor. Er lebt wirksam und
eifrig in die neue 2^it mit hinein, umfasst, wtlrdigt und er-
hellt ihre Erscheinungen, sie befruchtend mit der Erfahrung
eines gewaltigen Lebens und Schaffens. Weimar ist fast nur
ein Abglanz von Goethes Geist, das ganze Land ist von
ihm befruchtet; alle Anstalten, Einrichtungen, Pflanzungen,
Bauten tragen seinen Antheil; die Wissenschaften, die Kunst,
die Lebensbildung hängen mit seinem Dasein zusammen.«
Das. S. 366 fg. eine Notiz über Goethes Geburtstagsfeier zu
Berlin vgl. XIV. 134; über die Geburtstagsfeier (1826) Vamh.
IV. 103. Folgende Stelle (S. 411, 25. Nov. 1825) ist für das
Capitel »Goethe und Berlin« erwähnenswerth : »Das Schreiben
des Grossherzogs von Weimar an Goethe bei der Feier von
dessen fünfzigjähriger Anwesenheit in Weimar wird allgemein
sehr schön gefunden. Unser KOnig soll durch die in den
Zeitungen ewig wiederkehrenden Artikel über Goethe nun
auch schon ganz gewohnt sein, dessen Ansehen und Namen
als sehr bedeutend gelten zu lassen.« Dagegen ärgerte den
König das viele Gerede über den Besuch Königs Ludwig
von Baiem bei Goethe und die häufige Erwähnung des
letzteren, häufiger als die eines Souverains, so dass er eine
Weisung an die Zeitungen veranlasst haben soll, solche Artikel
nicht mehr zu bringen (Varnh. IV. 313, 317, das. 248 über
das Erscheinen der ersten Lieferung von Goethes Werken
und ihren Eindruck in Berlin).
S. 139 Z. 4 muss es 1825 st. 1823 heissen.
S. 323. »Frau Schulthess an Goethe.« Lies vielmehr
»Lavater an Goethe.« (Irrthum Hirzels.) Suphan.
S. 323. Den Brief »Achims von Arnim an ?« habe ich
sofort in der folgenden Nummer der Chronik des Wiener
Goethe-Vereins als an Riemer gerichtet erwiesen. R. Steig.
Zu S. 325. Das Buch von J. J. Weiss enthält ausser-
dem eine Studie Les commentateurs de Werther, 1855, im
Nachtrage und Berichtigungen. 301
Anschluss an Appels Buch geschrieben, und Les m^moires
de Goethe» im gleichen Jahre gegen eine ungenügende lieber-
Setzung von »Dichtung und Wahrheit« gerichtet.
2. Zu Band XV.
Zu S. 54 fr. hat M. Bemays eine Anzahl Berichtigungen
geschickt, die leider zU spät kamen, um hier noch berück-
sichtigt zu werden.
S. 54 muss es in der Ueberschrifl sieben Briefe A. Hirts
statt sechs Briefe A. Hirts heissen.
Zu S. 64, Z. IG u. ^6y Z. 18. Goethe machte die Bekannt-
schaft Bodmanns am 3. Aug. 1814, jedenfalls bevor er Wolfs
Brief erhalten hatte. Vgl. Tgb. V. 123, 7.
S. 94 muss es überall fiifjviv heissen.
Zu S. 99 unten. In einem undatirten Briefe Hirts an B.
(Germ. Nat.-Mus. Nürnberg), der Anfang Juli 1797 geschrieben
sein muss, heisst es: »Goethe lässt mir sagen, Schiller sey
gegen Abend gekommen und daher soll ich mich doch so
einrichten, dass ich des Mittags bey ihm bleiben könne. Ich
habe zugesagt, folglich kann die Tour nach Wielanden nicht
stattfinden.« H. beklagt sich dann über die vielen Einladungen
und Schmausereien, die ihn wieder nach gewöhnlicher Kost
lüstern machen, freut sich der gestern gemachten Bekannt-
schaft mit Amalie von Imhof und schliesst: »Sie kommen
doch auch zu Göthe?«
Zu S. 108. Das Dresdener Buch übersendete Hirt (12. Mai
1830) an Böttiger und vier andere Dresdener Freunde (Germ.
Nat.-Mus. Nürnberg), bat dabei scherzhaft um gnädige Strafe
und bemerkte: »Nur gesteht dabei ein, dass eure Sammlungen
nie von irgend wem so herausgestrichen worden sind als in
diesem Büchlein.«
S. 159, Z. 10, II lies: »war der auf sie bezügliche ältere
Titelzusatz unmöglich geworden« u. s. w.
S. 159, Z. 26 lies: »in dem Umfange der Textänderungen
schon äusserlich unmöglich« u. s. w.
S. 160, Z. 15 fr. lies: »Sollte nun die Druck vorläge für
B nicht aus einer dictirten alten Handschrift erflossen, sondern
doch eine Abschrift von / oder daraus abgeleitet sein« u. s. w.
S. 167, Z. 9 lies B^ statt B.
S. 167, Z. 17 ff. lies: »es muss für die ganze Ausgabe B
und die inhaltlich gleichen ersten zwanzig Bände von B^
gelten; denn wie sollte« u. s. w.
S. 186, Z. 24 lies Prokrustes statt Prokustes.
1. Chronik.
Am 24. September starb Louise Marie von Franfois in
Weissenfeis, wo sie von frühester Jugend an mit einigen Unter-
brechungen gelebt hatte. Sie war am 27. Juni 181 7 als
Tochter eines preussischen Majors geboren und stammte von
Vaters Seite aus einer alten französischen Familie, die aber
seit mehr als 2 Jahrhunderten in Deutschland lebte, von
Seiten der Mutter aus einem vornehmen sächsischen Hause.
Ihr väterliches Vermögen (der Vater starb schon 18 18) ging
vollständig verloren. Louise lebte bei ihrer Mutter, die sich
wieder verheirathete, und schloss sich ihren Stiefgeschwistern
und deren Nachkommen in innigster Liebe an. Als Erzieherin
von Verwandten, als Pflegerin ihrer Mutter und ihres Stief-
vaters brachte sie viele Jahre zu. Sie hatte eine ttlchtige
Bildung sich angeeignet, war von Mullner begtinstigt, durch
Fanny Tamow zur Schriftstellerei angeregt worden; aber
weniger durch eigene Neigung als durch Bedürfnisse der
Ihrigen wurde sie zum Schreiben gedrängt. Nach einigen
novellistischen Versuchen erschien ihr Meisterwerk »Die letzte
Keckenburgerin«, für das sie die höchsten Lobsprüche von
allen Seiten erhielt. Seitdem gelang ihr kein Werk ähnlicher
Art, obwohl sie länger als ein Jahrzehnt viele Bände Novellen
veröffentlichte. Aber diese Novellen verdienen nicht, in so
völlige Vergessenheit zu gerathen, wie dies wirklich ge-
schehen ist Georg Ellinger hat in der Nation (4. October),
O. Hartwig in der Deutschen Rundschau (December) von
diesen Novellen gesprochen. Der Gegensatz zwischen Leicht-
sinn und aufopfernder Entsagung bildet in vielen Geschichten
das immer wieder neugewendete Motiv. Die Erzählerin ver-
stand die Frauen viel wirkungsvoller zu schildern als die
Männer: ihre Frauen haben nichts Weichliches, sondern etwas
Chronik. ^03
herzhaft Thätiges, auch die Frau ist Kämpferin ; »das Kranken-
bett ist ihr Schlachtfeld.« Sie stellt Frauen dar, die sich
über adlige Vorurtheile hinweg setzen, andere, die trotz aller
Lockungen ihrem Glauben treu bleiben. Es mag sein, dass
eigene Erlebnisse und Erfahrungen solche Schilderungen her-
vorgerufen haben. Denn sie bewegt sich nicht gern in einer
eingebildeten, sondern in der wirklichen Welt. Aber sie ge-
staltet sich den Ausgang gern als Dichterin; »durch Nacht
zum Licht, durch Kampf zum Sieg« könnte man als Motto
mancher Erzählungen anwenden. In ihrem Stile hat sie
viel Anklänge an Goethische Sprache ; sie liebte es, Goethische
Werke zu nennen und Stellen aus Goethe in ihren Erzählungen
anzuführen.
Sie war ein eifriges Mitglied der Goethe-Gesellschaft fast
von Anbeginn an und kam manchmal zu den General-
Versammlungen der Gesellschaft von Weissenfeis herüber.
Aber auch dann hielt sie sich meist zurück. Ich lernte sie
im Jahre 1891 kennen und erfreute mich damals oft ihres
Gesprächs. Sie hatte nicht das Geringste, was an die be-
rühmte Frau erinnerte, und auch nichts von den unangenehmen
Seiten des alten Jüngferchens. Alles an ihr war schlicht und
einfach. Ich erinnere mich, wie an einer Mittagstafel im
Russischen Hofe, an der sie bemerkt wurde, hervorragende
Schriftsteller, die sich damals zusammengefunden hatten, Frankl,
Franzos, Frenzel, Kodenberg, Spielhagen, Wiehert, Wilden-
bruch nach einander auf sie zutraten und ihr anerkennende
Worte sagten. Sie wusste von Allen und war in rührender
Bescheidenheit erstaunt, dass Alle von ihr wussten. Während
ihrer letzten Lebensjahre war sie nicht mehr schriftstellerisch
thätig, aber sie hatte sich trotz mancher Leiden und Krank-
heiten die vollste Frische und geistige Empfänglichkeit bis in
ihr hohes Alter gewahrt.
Goethe, Plautus und Shakespeare waren die willkommenen
Festgeber des gestrigen, vergnügten Mummenscherzes im
Deutschen Volkstheater (Wien). »Das Jahrmarktsfest zu
Plundersweilern« machte den Beginn: ein bischen grell,
allzu niederländisch in der Scenerie, in der Esther-Parodie
allzusehr in die Marionetten -Caricatur hinübergespielt, wirkte
das »beliebte Sinngedicht«, um mit Dichtung und Wahrheit
zu reden, gleichwohl frisch und anregend. Den Marktschreier
gab, offenbar in Erinnerung an die Ettersburger AufRihrungen
im October und November 1778, der Darsteller mit einem
regelrechten, portraittreuen Goethekopf; das Schattenspiel
belustigte Gross und Klein und als Hanswurst hielt sich Hr
Giampietro ganz tapfer. (Allg. Ztg. 13. Febr.)
304 Chronik.
Am 2. Mai wurde in Stuttgart der erste von grossem
Beifall gekrönte Versuch gemacht, den zweiten Theil des
»Faust« zur Aufführung zu bringen, theilweise mit Anlehnung
an die L'Arronge'sche Bearbeitung.
In einer vom Cercle funambulesque in der Salle Bodini^re
20. Juni gegebenen Vorstellung wurde eine einactige Panto-
mime : La revanche de Marguerite von Leon Gandillot, Musik
von Guerra gegeben. Faust, ein alter Gelehrter, findet Ge-
fallen an seiner jungen Wäscherin. Er wird in einen jungen
Pierrot von Mephisto verwandelt, der um Mitternacht seine
Seele holen will. Durch lustige Streiche (Zurückdrehen der
Uhr) und Aehnliches wird Mephisto aber um seine Beute
gebracht.
Am 7. Oct. wurden im Kgl. Schauspielhause zu Dresden
»Die Laune des Verliebten« und die Uebersetzung von
Voltaires »Mahomet« zur Aufführung gebracht.
Goethes Geburtstag wurde an manchen Orten festlich be-
gangen. Frankfurt a. M. ging voran. Das Hochstift ver-
anstaltete am 27. August eine Festsitzung, in der Rudolf
Steiner aus Weimar einen Vortrag über Goethes Naturanschauung
hielt. An demselben Tage wurde im Goethehause, das, nach
einer schönen Sitte, von den Frankfurter Damen mit Blumen
geschmückt ward, die Faustausstellung (vgl. unten) eröffnet.
Im Anschluss an die Faustausstellung im Goethehause
wurden in dem östlichen Seitengange der Städelschen Gemälde-
Gallerie die Entwürfe und Zeichnungen zu Goethes Faust von
Cornelius ausgestellt, die von der Hand dieses Meisters in
den Jahren 1809 — ii in Frankfurt entstanden sind.
Im Frankfurter Schauspielhause wurden neu einstudirt
»Stella« und die »Mitschuldigen« gegeben. — Das Saison-
theater in Nürnberg veranstaltete eine Gedächtnissfeier, deren
Erträgniss einem wohlthätigen Zweck zugewendet wurde.
Dagegen nahmen die Theater in Berlin, wo freilich das Schau-
spielhaus und das Deutsche Theater geschlossen waren, von
dem Tage nicht die geringste Notiz.
Zum Besten des Wiener Goethe-Denkmals hielt am Ge-
denktag des 22. März, einer Einladung des Goethe- Vereins
folgend, Hr. Prof. Robert Vischer aus Aachen einen nach
Form und Inhalt gleich beachtenswerthen Vortrag, in dem
der mit warmer Anerkennung bedachte Redner Goethes An-
sichten über bildende Kunst eindringend erörterte und selbst-
ständig beurtheilte.
Chronik. 3O)
Am 16. Juli fand in Eisenach die Jahresversammlung
des Vereins für Thüringische Geschichte und Alterthumskunde
statt. Nach anderen Vortragenden sprach Bürgermeister
Eckardt-llmenau in anziehender Weise über die Entstehung
des Goethischen Nachtliedes »Ueber allen Gipfeln ist Ruh«,
dessen Verse der Dichter bekanntlich auf die nach Süden
zeigende Bretterwand des nahegelegenen Goethehäuschens ge-
setzt hat. Freudige Dankbarkeit erregte der Vortragende bei
den Theilnehmern der Versammlung durch die Mittheilung
eines Facsimiles der Verse. Es war durch das Entgegen-
kommen des Verlagsbuchhändlers Schneider in Ilmenau, der
das vorhandene Glicht zur Verfügung gestellt hatte, möglich
geworden, das Facsimile allen Anwesenden zur Verfügung
zu stellen. (Frankf. Ztg., 19. Juli.)
Im Berliner Handwerkerverein hielt Director J. Stein-
schneider vom 16. Aug. bis 20. Sept. einen Cyclus von
folgenden 6 Vorträgen: Die Magus- und Faustsage. Faust
im Volksbuch und Puppenspiel. Faustdichtungen des 18. und
19. Jahrhunderts. Goethes Faust und die Gretchensage.'
(ioethes Faust, eine Heilsbotschaft. Fausts Vollendung ; das
Schauen von Angesicht zu Angesicht.
In Frankfurt a. M. fand eine Faustausstellung statt, über
die ausser einem erläuternden Vortrag O. Heuers (vgl.
Frankf. Ztg. 18. Oct.) der nachfolgende Catalog ausführliche
Kunde gibt: »Ausstellung von Handschriften, Druckwerken,
Bildern und Ton werken zur Faustsage und Faustdichtung,
veranstaltet vom Freien deutschen Hochstift. 28. August
bis 10. November 1893. Frankf. a. M. Druck von Gebrüder
Knauer.« VIII und 122 SS. Der Catalog ist in verschiedenen
Ausgaben erschienen, die sich nur in der Art der Ausstattung
unterscheiden; die werthvollste ist die mit 20 schön aus-
geführten Kunsttafeln versehene. Unter den letzteren be-
finden sich: Radirung Rembrandts, Carstens' Faust, ver-
schiedene Abbildungen von Mephistopheles, aus der Pracht-
handschr. d. Weim. Bibliothek, Wiedergabe von Titeln einiger
Faust- und Wagnerbücher, einiger Faustlieder, Theater-
zettel, endlich »Beschwörungsszene von Goethe. Nach der
Originalzeichnung im Besitze des Hochstifts hier zum ersten
Male wiedergegeben.« Der Catalog umfasst 838 Nummern,
er gibt die Titel bibliographisch treu wieder und verzeichnet
auch die Aussteller. Er ist folgendermassen eingetheilt:
I. Der Faust der Sage. i. Der historische Faust und die
Faustsage bei den Gelehrten. 2. Die Volksbücher : Historia;
Widmann, Pfizer; Qiristlich-Meynende ; ttbrige Volksbücher;
GoKTsa-lAiniavcR XV. 20
3o6 Chronik.
Uebersetzungen ; Volkslieder ; Wagnerbücher. 3. Fausts magische
Schriften. U. Der Faust der Dichtung, i. Dramatische Dich-
tungen, Volksschauspiel, Puppenspiel, Eh-amen (Goethe ist
mit 124 Nummern vertreten), Opern, Possen, Satiren, Panto-
mimen. 2. Dichtungen in erzählender Form. III. Faust in
der Bildkunst. IV. Faust in der Tonkunst Die Ausstellung
erfreute sich lebhaften Besuches und allseitiger Anerkennung.
Die im Februar vom Heidelberger Kunstverein ver-
anstaltete Sonderausstellung, ihrem hauptsächlichen Inhalte
nach eine Goethe -Ausstellung, ermangelte in Folge ihrer
literarisch - künstlerischen Eigenart, trotz räumlicher Be-
schränkung, nicht eines besonderen intimen Reizes, wie auch
nicht des Interesses weiterer Kreise. Die köstlichsten Perlen
dieser kleinen Ausstellung hatte Baron v. Bernus, der jetzige
Besitzer des nahe bei Heidelberg gelegenen Stiftes Neuburg,
das seit 1825, in welchem. Jahre Joh. Friedr. Heinr. Schlosser,
der Verwandte und Sachwalter Goethes, das Besitzthum käuflich
erwarb, eine Stätte wärmster und verständigster Goethe-
Verehrung bis auf unsre Tage geblieben ist, aus seinem
reichen Schatze an künstlerischen und literarischen Reliquien
überlassen. Ausserdem haben zu der Ausstellung das Freie
Deutsche Hochstift zu Frankfurt a. M. und verschiedene Private
beigesteuert. Da ist zuvörderst das von Gerhard v. Kügelgen
1810 in Goethes Auftrag gemalte und für Schlosser als Ge-
schenk bestimmte Bildniss des Dichters zu nennen (Goethe
erwähnt es in seinen Briefen an Schlosser vom 14. Dec. 18 10
und 24. Jan. 181 1). Original-Silhouetten von Goethe, Originale
und Copien von Bildnissen aus den verschiedensten Lebens-
jahren, Goethe-Medaillen, Porträts von anderen Persönlich-
ketten, die Beziehungen zu Goethe hatten, begrüssen uns zum
grossen Theile als gute Bekannte. Unbekannt dagegen dürfte
ein kleines Brustbild Goethes sein, das, 18 19 (also 32 Jahre
nach dem Campagna-Bild) von Tischbein gemalt und von
Goethe an Nägele geschenkt, sich nunmehr im Besitz von
Prof. Oppenheimer in Heidelberg befindet. Besonderes Interesse
erweckt femer eine Originalsepiazeichnung von Goethe, eine
Phantasielandschaft nach italienischen Motiven; sodann die
Reproduction einer Zeichnung vom gesprengten Thurm am
Heidelberger Schloss, sowie eines Aquarells von Oeser, das
dieser auf Goethes Wunsch nach jener Skizze anfertigte. Die
bisher unbekannten Originale beider Stücke sind erst vor
kurzem in Weimar gefunden worden. Einen Beweis, welche
Fertigkeit sich Goethe auch im Gebrauche der Radimadel
angeeignet hatte, liefern zwei kleine Blätter, die bekannten,
Goethes Vater und dem Assessor Hermann in Leipzig ge-
Chronik. 307
widmeten Radirungen nach Landschaften von A. Thiele.
Nachträglich wurde die Aufteilung noch durch einige Original-
federzeichnungen Goethes aus dem Besitze des Galleriedirectors
Roux in Mannheim, dessen Vater sie von Goethe erhielt,
bereichert. Am interessantesten davon erscheint ein kleines
Blättchen, auf dem der Dichter, nach der ihm bekanntlich
sehr geläufigen Howardschen Terminologie, die drei Haupt-
wolkenformen, cirrus, cumulus und stratus, in einer Skizze
veranschaulicht hat. Als Bestandtheil der eigentlichen Goethe-
Ausstellung ist noch erwähnenswerth ein in Wasserfarben
ausgeführter Entwurf Eduard Steinles zu den Fahnen, welche
r. v. Bernus gelegentlich der loojährigen Geburtsfeier Goethes
malen Hess und der Frankfurter Stadtbibliothek schenkte;
•die Composition stellt Goethe als Kind und eine Apotheose
^es Dichters dar. In den übrigen aus dem Stifte Neuburg
liberlassenen Schätzen ist, entsprechend der Geistesrichtung
•des Schlosserschen Ehepaares, vorzüglich die Kunst der
^azarener vertreten. (Allg. 2^itg., 9. März.)
An zwei berühmten Bildern in München ist ein Frevel
verübt worden, der auf eine Monomanie des Thäters schliessen
Jässt. Aus einem, dem Goethe-Bildnisse von Stieler in der neuen
Pinakothek wurde ein dreieckiges Stück herausgeschnitten,
•das die Nase und die Hälfte der Augen umfasst.
Aus der Frankfurter Stadtverordneten- Versammlung 14. No-
vember. — Seitens des Magistrats war beantragt, das sogenannte
»Willemer-Häuschen« am Hühnerweg nebst einem angrenzen-
den hypothekarisch belasteten Grundstück für Mk. 18,000 zu
erwerben. Hiergegen sprach sich ein Stadtverordneter ganz
entschieden aus. Das Häuschen sei ganz verfallen, die schöne
Aussicht verbaut, der Preis viel zu hoch. Die Verehrer Goethes
möchten das Häuschen aus eigenen Mitteln erwerben. Nach-
dem andere den Preis als zu hoch erklärt, nur einer den
Ankauf befürwortet hatte, wurde die Vorlage an den Tiefbau-
Ausschuss verwiesen.
Das Leipz. Tageblatt 19. Mai, 2. Beibl. enthä)t Folgendes:
Einern jungen Leipziger Künstler, Herrn Richard Schiller,
ist es in den jüngsten Tagen durch ein besonderes Verfahren
gelungen, die Auffrischung der beiden uralten Holzgemälde
in den Bogenwölbungen des oberen Kellergemachs in »Auer-
bachs Keller« so glücklich zu bewirken, dass die vollständig
verschwunden gewesenen interessanten malerischen Darstel-
lungen sammt ihren originellen Inschriften nunmehr wieder
20*
3o8 Chronik.
vollständig erkennbar sind. Das eine dieser Bilder stellt
Dr. Faust mit den Studenten zechend dar, den Schwarzktlnstler
in polnischem CostUm mit spitzem Bart und rother pelzver-
brämter Kappe, seinen Prästigiar neben sich, auf der Tafel
Obst, Backwerk und sogenannte »Convictschinken,« Brödchen^
wie sie noch heute im Convict den Studenten gereicht wer-
den. Drei Musikanten machen die Tafelmusik. Die etwas
räthselhafte Inschrift lautet: »Vive. Bibe. Ob graecare. Memor.
Faust. Hujus et Hu jus. Poenae. Aderat. Ciaudo. Haec.
Asterat. Ampla. Grada. 1525.«
Professor Nobbe berichtigte die Unterschrift dermassen^
dass sie nun wie folgt lautet : »Vive, bibe, ob graecare, memor
Fausti hujus et hujus Poenae; aderat claudo haec, ast erat
ampla gradu, i525.<( — Das zweite Bild zeigt den eigent-
lichen Ritt des Schwarzkünstlers auf dem Fasse aus dem
unteren Keller nach der erhaltenen Treppenpforte des Hofes,,
die man auf dem Bilde wiedererkennt. Auf diesem Bilde
stehen die berühmt gewordenen Verse:
»Doctor Faust zu dieser Frist, aus Auerbachs Keller geritten ist
Auf eineni Fass mit Wein geschwind, welches gesehen viel
Mutterkind,
Solches durch seine subtile Kunst hat gethan, und des Teufels.
Lohn empfangen daran.«
GOETHE- VORLESUNGEN AN UNIVERSITÄTEN
MIT DEUTSCHER UNTERRICHTSSPRACHE.
Zusammengestellt von L. Fränkel.
Sommer-Semester 1891. Berlin, E.Schmidt: Ueber
Goethes Leben und Schriften von 1749 bis 1775; Erklärung
von Gedichten Klopstocks, Goethes und Uhlands. — Bonn.
A. Birlinger: Geschichte des Dr. Faust und Erklärung von
Goethes Faust — Breslau. M: Koch: Geschichte der deut-
schen Literatur in der Sturm- und Drangpetiode. — Freiburg
i. B, R. Weissenfeis: Goethe und Schiller. — Göttingen.
G. Roethe: Goethe. — Heidelberg. K. Fischer: Kritische
Vorträge über Goethes Faust. — M. Freih. v. Waldberg:
Geschichte der deutschen Literatur im klassischen Zeitalter. —
Jena, B. Litzmann: Die deutsche Dichtung zu Goethes und
Schillers Zeit. — Kiel. E. Wolff : Geschichte, Kritik und Er-
klärung von Goethes Faust. — München. H. Breymann:
Marlowes Dr. Faustus. — Strassburg. R. Henning: Goethe
und Schiller während der Zeit ihrer gemeinsamen Thätigkeit ;
Erklärung von Goethes Hermann und Dorothea. — BaseL
R. Kögel: Ueber Goethes Faust. — Genf. B. Bouvier: Goethe:
Chronik. 309
und Schiller und Goethes Alter, 1794—1832; Das Volksbuch
des Dr. Faust. — Prag. A. Sauer: Schiller und Goethe von
1795-1805-
Winter- Semester 1891/92. Berlin, E. Schmidt:
Ueber Goethe und Schiller; im Seminar: Die Xenien und
andere Epigramme. — L. Geiger: Ueber die Faustsage;
Goethes Gedichte. — Freiburg i. Br, R. Weissenfeis: Goethes
Faust in ursprünglicher Gestalt. — dessen. H. Siebeck : Ueber
Goethes Welt- und Lebensanschauung. — Göttingen. M.
Heyne : Die Sturm- und Drangperiode. — - Halle a. S. K. Bur-
dach : Ueber Goethes Faust ; Erklärung von Goethes lyrischen
Gedichten. — Heidelberg. C. F. Meyer: Die Sturm- und Drang-
periode in Deutschland ; Goethe als Dramatiker. — M. Frhr.
V. Waldberg : Interpretation der literarhistorischen Kapitel in
Goethes »Dichtung und Wahrheit«. — Königsberg. H. Baum-
gart: Ueber Goethes Leben und Schriften. — Leipzig. E.
Elster: Erklärung der Balladen und Romanzen Goethes und
Schillers. — G. Witkowski: Geschichte der deutschen Literatur
vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis auf Goethes Tod. —
Tübingen. C. von Köstlin : Ueber Goethe und seine Werke. —
Bern. L. Hirzel: Goethes Leben und Werke. — Gen/, B.
Bouvier: 2. Theil des Faust von Goethe. — Neue hat el, W.
Domeier : Die klassische Periode der deutschen Litteratur von
Klopstock bis zu Goethes Tod. — Zürich. ]. Bächtold:
Goethes Faust.
Sommer-Semester 1892. Berlin. M. Herrmann: Er-
klärung ausgewählter Kapitel aus »Dichtung und Wahrheit«. —
Bonn. A. E. Berger: Goethes Faust und die populäre und
literarische Faustuberlieferung. — Breslau. F. Vogt : Goethes
Leben und Schriften bis zum J. 1786. — Göttingen. G. Roethe:
Goethes Faust. — Greifswald, A. ReifTerscheid : Ausgewählte
Briefe Goethes (im deutschen Proseminar). — Heidelberg.
C. F. Meyer: Ueber Goethes Faust, Einfuhrung und Er-
klärung, Geschichte der Faustsage und ihre poetischen Be-
arbeitungen. — Kiel. O. Erdmann: Ueber Goethes lyrische und
l)rrisch-epische Dichtungen. — Leipzig. E. Elster: Goethes
Leben und Werke. — G. Witkowski: Ueber Goethes Faust,
Geschichte der Faustsage, Entstehungsgeschichte und Er-
klärung des Goethischen Gedichtes. — München. F. Muncker:
Geschichte der deutschen Literatur vom Auftreten Herders
und Goethes bis zu den Jugenddramen Schillers. — Strass»
bürg. R. Henning: Erklärung von Goethes Iphigenie
(Seminar). — Tübingen. Ph. Strauch: Ueber Goethe. —
Lausanne. Maurer: Goethe und Schiller, psychologische Ana-
lysis ihrer Werke. — Graz. B. Seufifert: Uebungen über
Poetik im Anschluss an Schiller - Goethes Briefwechsel. —
Innsbruck. ]. Wackernell : Goethes Lyrik. — Frag. O. Will-
3 1 o Chronik.
mann: Ueber die Behandlung der deutschen Classiker im
Unterrichte.
Winter-Semester 1892/93. Berlin. E. Schmidt:
Goethes Faust, mit historischer Einleitung. — Göttingen.
G. Roethe: Goethes Gedichte (Seminar). — Halle a. S,
R. Haym : Ueber Leben und Schriften Goethes. — S. Schultze :
Der junge Goethe (1749—75). — Jena, F. Kluge: Die Faust-
sage und Faustdichtung. — A. Leitzmann: Ueber Goethes
Leben und Schriften von 1749—1775. — Kiel. E. Wolff:
Goethes Leben und Werke ; Uebungen über Goethes Sprache. —
Königsberg. H. Baumgart: Goethes Faust, mit Einleitung
aber die Faustsage. — Leipzig. R. Hildebrand: Goethes
Lieder und Gedichte erklärt. — G. Witkowski: Goethes
Dramen. — Marburg. A. ROster: Faust und Faustsage (mit
Interpretation von Goethes Faust); Goethes Götz von Ber-
lichingen (Seminar). — München. M.Carri^re: Goethes Faust. —
F. Muncker: Goethe, Schiller, die Romantiker. — Münster.
C. Drescher: Geschichte der Faustsage. — Tübingen. C. v.
Köstlin : Ueber Goethes Faust, nebst Einleitung in die Faust-
sage und Faustliteratur. — Basel. Ad. Socin: Geschichte der
deutschen Literatur von 1770 bis zu Schillers Tod. — Bern.
L. Stein : Die deutschen Klassiker als Philosophen. — Zürich.
J. Bächtold : Goethes Leben und Werke. — J. Stiefel : Die
Hauptwerke der deutschen Klassiker und ihre Darstellung der
Ideale des 18. Jahrhunderts. — -Prag. A. Sauer: Goethes
Faust und die Faustsage.
Sommer- Semester 1893. Berlin. H.Grimm: Kunst-
und Kulturgeschichte im Zeitalter Goethes. — E. Schmidt:
Ueber Goethes Leben und Schriften bis 1775. — Bonn.
B. Litzmann: Geschichte der deutschen Literatur im Zeit-
alter Goethes und Schillers; Goethes und Schillers Xenien
(Seminar). — Breslau. M. Koch: Geschichte der deutschen
Literatur in der Sturm- und Drangperiode. — Greifswald.
M. Konrath: Marlowes Faust (im Seminar). — J.W. Bruinier:
Goethes Faust mit vorausgeschickter Geschichte der Sage. —
Heidelberg, K. Fischer: Kritische Vorträge über Goethes
Faust. — M. Frhr. v. Waldberg: Die deutsche Literatur im
klassischen Zeitalter; Lesung und Erklärung ausgewählter
Schriftsteller aus der Sturm- und Drangperiode (Seminar). —
KieL E. Wolfif: Literargeschichtliche Uebungen über die
Genieperiode. — Königsberg. H. Baumgart: Ueber den 2. Theil
von Goethes Faust. — Leipzig. E. Elster: Ueber die Sturm-
und Drangperiode. — G. Witkowski : Schiller und Goethe
1794 — 1805. — München. F. Muncker: Geschichte der
deutschen Literatur im 19. Jahrhundert bis zu Goethes Tod. —
Münster. C. Drescher: Geschichte der Faustsage. — Strass-
bürg. R. Henning: Goethes Torquato Tasso (Seminar). —
Chrokik. 511
Tübingen. H. Spitto: Kritische Vorträge über Goethes Faust —
Würgburg. H. Roetteken: Goethes und Schillers Jugend und
ihre Genossen. — Gen/. B. Bouvier: Studium von Goethe,
Wilhelm Meisters Lehrjahre. — Czernawitz. O. Zingerle
von Summersberg: Erklärung lyrischer Gedichte Goethes
(Seminar). — Gras. B.SeufTert: Uebungen an »Wilhelm Meisters
Lehrjahren« (Seminar). — Innsbruck. A. Zingerle: Praktische
UebersetzungsUbungen für Italiener an Goethes »Italienischer
Reise«. — J. Wackernell: Goethes Hermann und Dorothea;
Uebungen an Goethes lyrischen Gedichten.
Winter-Semester 1893/94. Berlin. E. Schmidt:
Goethe und Schiller. — Bonn. A. E. Berger: Kritik und
Erklärung von Goethes Faust nebst einer Geschichte der
Faustsage und Faustdichtung. — Breslau, M. Koch: Ge-
schichte der Faustdichtungen mit besonderer Rücksicht auf
Goethes Faust. — Freiburg i. Br. F. Kluge : Faustsage und
Faustdichtung. — dessen. H. Siebeck: Ueber Goethes Welt-
und Lebensanschauung. — A. Strack : Goethes Leben und Dichten
I. 1749 — 1775. "" Göttingen. G. Roethe: Ausgewählte Ge-
dichte Goethes und Schillers. — Halle a. S. R. Haym:
Geschichte der deutschen dramatischen Dichtung seit Lessing. —
Ph. Strauch: Goethe. — Heidelberg. C. F. Meyer: Entwickelung
des deutschen Dramas seit Lessing. — M. Frhr. v. Waldberg :
Lesung und Erklärung ausgewählter Goethischer Gedichte. —
Kiel. G. Glogau: Ueber Goethes Faust. — - Leipzig. G. Wit-
kowski: Geschichte der deutschen Literatur von Schillers
Tode bis auf Goethes Tod. — Derselbe: Goethes Faust. —
Strassburg i. E. R. Henning : Goethe und Schiller nebst Er-
klärung ausgewählter Theile ihrer Werke. — E. Joseph:
Geschichte der deutschen Literatur zur Zeit des Stiums und
Drangs. — Tübingen. C. v. Köstlin : Goethe und seine Werke. —
Würzburg. J. Volkelt: Erklärung von Goethes Faust. —
Basel. R. Kögel : Ueber Goethes Faust. — St. Born : Goethes
Leben und seine Werke. — Bern. L. Hirzel : Goethes Faust. —
Genf. B. Bouvier: Studium und Erklärung der epischen
Dichtungen Goethes. — Zürich. J. Bächtold: Goethes Faust —
Graz. B. SeufTert : Die klassische Zeit der deutschen Literatur
(Goethe und Schiller). — Wien. J. Minor: Die Sturm- und
Drangperiode nebst den Anfängen Goethes und Schillers.
. Bibliographie
SCHRIFTEN".
A. WXWARER GOETHE -AUSGABE.
Gonhes Werke. Hoansgegebcn im Auftrage der Grossherzogin
Sophie TOD Sachaen. Wciduu-, H. Bflhlau.
Siehe G. -J. XIH, 259 mil der Anmerkung. In den
folgenden Bericht Ober die Erste Abtheilung kann leider Band 1 6
nicht mit einbeiogen «erden, der im Druck und Satz bis
auf den Anlhcil von Prof. Edward Schröder, schon im Herbst
fertig gestellt war und dessen Rest erst jetzt im Archiv be-
arbeitet wird. Bei der Zweiten Abtheilung ist Band 4, dessen
Herausgabc mit der nächsten Lieferung erfolgt, wegen des
engen Zusammenhanges mit 3 hier im Voraus erwähnt.
Erschienen sind 1893 folgende neun Bände: 1,5 (Redactor
B. Suphan, Herausgeber C. Redlich und Erich Schmidt),
I, 36 (Redactor C. Redlich, Herausgeber Woldemar v. Bieder-
mann), 11. 3 (Redactor B. Suphan, Herausgeber S. Kalischer),
11,8 (Redactor B. Suphan, Herausgeber Karl v. Bar dtleben),
II, 1 1 (Redactor B. Suphan, Herausgeber R. Steiner), III, 5
(Redactor B, Suphan, Herausgeber/«/. Wähle), IV, la. 13. 14
(Redactor B. Suphan^ Herausgeber E. von der Hellen).
BERICHT DER REDACTOREN UND HERAUSGEBER.
ERSTE ABTHEILUNG.
Band 5. Die erste Abtheilung des 5, Bandes, welche
den Text der Gedichte abschlicsst, bringt zunächst S. 1 — 79
eine Nachlese Vermischte Gedichte und An Personen zu
Band 4, zumeist aus Q und C ; dann S. 8t — 155 Zahme Xenien
BiBUOGRAPHlE. 3 I 3
aus dem Nachlass in drei Abtheilungen, darunter S. ii6 — 129
53 bisher ungedruckte Nummern; dann S. 157 — 202 Invec-
tiven, davon S. 162 und S. 193—202 17 Nummern bisher
ungednickt. lieber die Nichtaufnahme einiger Goethe zuge-
schriebenen aber sicherlich unechten Gedichte wird in der
2. Abtheilung des 5. Bandes Rechenschaft gegeben werden.
Herausgeber ist C. Redlich. Den Schluss machen S. 203— 313
die Xenien, zuerst die aus dem Musenalmanach für 1797,
dann die erst durch Boas und jüngst aus der 8. Schrift der
Goethe - Gesellschaft bekannt gewordenen Paralipomena und
zuletzt diejenigen Tabulae votivae, die weder Schiller noch
Goethe in seine Werke aufgenommen hat. Die Herausgabe
derselben besorgte Erich Schmidt. Als Redactor ist B.
Suphan theils bei Fragen die Anordnung betreffend, theils
bei der Entscheidung über einzelne Gedichte problematischen
Ursprungs beiräthig gewesen.
Band jö. Der von mir, gleich dem vorhergehenden,
unter Mitwirkung des Dr. Redlich als Redactors heraus-
gegebene Band 36 entspricht zwar wesentlich dem 32. Bande
der Ausgabe letzter Hand, hat aber, der Gestaltung der
späteren Ausgaben von Goethes Werken entsprechend, einige
Erweiterungen erfahren müssen. Dieser Band enthielt ausser
den »Tag- und Jahresheften« von 1807 bis 1822 nur die
Ranzelabkündigung über den Tod der Herzogin Anna Amalia,
sowie die Logenrede über Wieland, gewissermassen eine Er-
gänzung der Annalen, in denen der Tod der beiden Genannten
auffälligerweise nicht erwähnt ist. Daher sind auch diese
beiden »Reden« schon in des zweiten Bandes zweiter Ab-
theilung von »Goethes poetischen und prosaischen Werken
in zwei Bänden« (1837), sowie überdies die »Rede bei Er-
öffnung des Ilmenauer Bergbaues« unter der Ueberschrift der
Annalen gegeben. Ferner fügte diese Ausgabe den Annalen
noch eine Reihe von Aufsätzen unter dem Gesammttitel
»Biographische Einzelheiten« hinzu, während einige Aufsätze
gleicher Richtung den Annalen selbst einverleibt wurden,
die demnach an den betreffenden Stellen gegen die Ausgabe
letzter Hand einige Aenderung hatten erfahren müssen. Diese
einverleibten Stücke brachte dann besonders, nebst den
anderen »Biographischen Einzelheiten,« der 20. Band von
»Goethes nachgelassenen Werken« (der 60. Band der Aus-
gaben letzter Hand).
In unserer Ausgabe war die ursprüngliche Fassung der
»Tag- und Jahreshefte« umsomehr wieder herzustellen, als
keine Andeutung vorlag, dass die wegen der gedachten Ein-
schaltungen nöthig gewordenen Textänderungen von Goethe
314 Bibliographie.
gebilligt waren, obschon einige der unter den Biographischen
Einzelheiten befindlichen Stticke von Goethe mit der unver-
kennbaren, ja ausgesprochenen Absicht der Einverleibung in
die »Tag- und Jahreshefte« geschrieben worden sind. Unsere
Ausgabe hat ausserdem noch einen Aufsatz »Herzogliches
Hoftheater zu Weimar,« der als Ergänzung Dir das Jahr 1792
anzusehen und, wenn auch nicht urkundlich nachweisbar,
zweifellos von Goethe verfasst ist. Der die Reden enthaltende
Anhang ist vervollständigt durch die in den Ausgaben letzter
Hand noch nicht nachträglich und erst in der Hempelschen
Ausgabe aufgenommenen Stücke: »Kleine Biographien zur
Trauerloge am 15. Juni 182 1« und »Rede bei der Feierlich-
keit der Stiftung des weissen Falkenordens. a Ausgeschlossen
blieb dagegen die in der vierzigbändigen Cottaschen Ausgabe
ungeschickterweise hier eingereihte, von Goethe nur übersetzte
»Rede über Friedrich den Grossen«, von Johannes von Müller.
Der Text der Annalen hat gegen den der Ausgaben
leuter Hand zwar Berichtigungen erfahren, aber wenige und
die meisten nicht von grossem Gewicht Abgesehen von
sprachlichen Formen können etwa folgende hervorgehoben
werden. Dort war 1810 gelegentlich der Aufführung von
Voltaires »2^irea nach Peucers Uebersetzung das »Recitivena
der Schauspieler anstatt »Recitiren« gelobt; 18 16 ist die
Schrift über Pflanzenkrankheiten »Philibert« anstatt »Philipp
R^« zugeschrieben; 1817 ist von »Schweizer Gebirgskarten«
anstatt »Gebirgsarten« die Rede; 18 18 ist die »Anmerkung«
der Bedeutung der Jenaer Bibliothek von Seiten des Herzogs
von Egerton anstatt seiner »Anerkennung« erwähnt; 1820
war der Schluss des ersten, von den Basalten vom Hom
handelnden Satzes ausgefallen, und es muss nach den Worten
»abgewinnen kann« noch folgen »gaben mir manche Be-
schäftigung« ; 1821 ist der von Rochlitz besorgte Flügel ein
»Schreiberischer« anstatt »Streicher ischer« genannt; 1822 wird
von »symbolisch-graphischen« Darstellungen der Barometer-
beobachtungen anstatt »synoptisch- graphischen« gesprochen.
Die Lesarten enthalten die Vorarbeiten für die Annalen
auf 1823 und 1824 und einige in den früheren Jahren aus-
gefallene Stellen ; besonders umfänglich ist der aus der Hand-
schrift beigebrachte Schluss des Jahres 1807,' der jedenfalls
nur durch ein Uebersehen nicht mit abgedruckt worden ist
Letzteres ist dadurch erklärlich, dass sich darin noch eine
Lücke findet, deretwegen das Stück einstweilen zurückgelegt,
dann aber vergessen worden sein mochte.
Die erste Handschrift der Annalen auf 1808 enthielt
einen Reim, von dem Goethe erzählt, dass er ihn am
' In den Lesarten S. 387, Z. 25 lies 1807 statt 1808.
RiRLIOGRAPHIR. 515
14. October 1806 im schrecklichsten Momente ausgesprochen
habe; er lautet:
Der Zeitungsleser sei gesegnet,
Der liest, was heute mir begegnet.
In der Handschrift über das Jahr 1810 ist der damalige,
abwechslungsreiche Aufenthalt in Karlsbad und in Böhmen
überhaupt viel ausführlicher behandelt.
W. Frhr. V. Biedermann.
ZWEITE ABTHEILUNG.
Band 3, 4. Farbenlehre^ historischer T'heil^ Diese
Bände enthalten den II. Theil des Einzeldruckes von 18 10.
Von dem Dnickmanuscript hat sich nur ein unbeträchtlicher
Rest (zu Band 3) im Archiv vorgefunden, zu Band 4 fehlt
es ganz. Zahlreich dagegen sind Excerpte, Uebersetzungen,
Notizen, Dispositionen. Entwürfe vorhanden, manche in mehr-
facher Fassung, die bei der Ausarbeitung des Werkes mehr
oder weniger benutzt worden sind und in den Lesarten ihre
geeignete Stelle gefunden haben. Eine grössere Anzahl von
in sich geschlossenen Niederschriften, die inhaltlich einzelnen
Partieen des 4. Bandes parallel gehen, sind demselben als
Paralipomena beigegeben. S. Kalischer.
Band 8, Der achte Band der naturwissenschaftlichen
Schriften enthält Goethes zoologische Arbeiten im weitesten
Sinne des Wortes. Goethes Bedeutung auf diesem Gebiete
wird, wie besonders die bisher noch ungedruckten Auf-
Sätze beweisen, durch die bisher übliche Bezeichnung laOsteo-
logieix nicht erschöpfend gekennzeichnet. Ist Goethe auch
von der Knochenlehre ausgegangen und hat er auf diesem
Gebiete gerade bahnbrechende Entdeckungen gemacht, so hat
er sich, wie jetzt nicht mehr zu bezweifeln ist, auch mit den
andern Systemen des menschlichen und des Wirbelthierkörpers
überhaupt beschäftigt. Vor allem aber hat er seine osteo-
logischen Forschungen und Entdeckungen zu Theorieen ver-
tieft und ist andrerseits wieder, von seiner Theorie des »Typus«
aus, zu neuen Untersuchungen gelangt.
Die Anordnung der Audsätze und Fragmente dieses
Bandes entspricht nicht der vielfach zufälligen 2^itfolge ihrer
Entstehung oder Veröffentlichung, sondern sie soll ein Bild
von Goethes anatomisch • zoologischem System geben. Des-
' Bezüglich Band 4 vgl. die Vorbemerkung. B. S.
3 1 6 Bibliographie.
halb ist der aus dem Jahre 1795 stammende »Elrste Entwurf
einer allgemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie,
ausgehend von der Osteologie« vorangestellt (S. 5 — 60), der
zum Theil in den Heften »zur Morphologie« (1817 — 24)
bereits veröffentlicht war, zum Theil im Goethe-Archiv sich
handschriftlich vorfand. Die »Vorträge« (S. 61—89) sind
eine ausführlichere Darstellung der drei ersten Capitel des
»Entwurfs« aus dem Jahre 1796. Erst dann folgt (S. 91 — 139)
die schon in den morphologischen Heften und in den Nova
Acta (1830) veröffentlichte berühmte, nachweisbar im Jahre
1789 entstandene Zwischenkiefer - Arbeit, die nach den er-
wähnten vorhandenen Drucken nebst fünf Tafeln wieder-
gegeben ist Die erste ungedruckte Conception zu diesem
Aufsatze (1784) bringen die Paralipomena (II). Gleichfalls
bisher ungednickt ist die »Beschreibung des Zwischenknochens
mehrerer Thiere bezüglich auf die beliebte Eintheilung und
Terminologie« (S. 140—164), welche wohl aus den Jahren
1784—86 stammt. Sie sollte das einzelne Beweismaterial aus
der vergleichenden Anatomie für Goethes Lösung der
Zwischenkiefer - Frage beibringen und war wohl, ebenso wie
die 17 grossen Tafeln desConceptes (welches er zunächst an
Loder, Merck, Sömmerring, Camper sandte) zur Veröffentlichung
bestimmt, die nur (durch die ablehnende Haltung der Fach-
leute Sömmerring und Camper) verhindert, oder richtiger nur
um mehr als 30 Jahre verzögert wurde. Das S. 165—166
folgende kleine, aber interessante »Specimen« ist bereits ge-
druckt, ebenso »Schädelgerüst aus Wirbelknochen« (S. 167
bis 169).- Dagegen ist neu der »Versuch einer allgemeinen
Knochenlehre« (S. 171 — 208), welcher die zunächst auf den
Zwischenkiefer angewandte vergleichende und analytische
Methode auf die andern Kopfknochen ausdehnt. Die Ab-
handlung muss, wie der Unterzeichnete (in diesem Jahrbuch
Bd. 13, S. 173 ff.) nachgewiesen hat, im Jahre 1794 ge-
schrieben sein. In den morphologischen Heften gedruckt
sind dann wieder die kleinen Aufsätze über »Die Knochen
der Gehörwerkzeuge«, »Ulna und Radius«, »Tibia und Fibula«,
sowie die Anzeigen und Besprechungen (»Faulthiere und
Dickhäutigen«, »Fossiler Stier«, »Zweiter Urstier«, »Die
Scelette der Nagethiere«, »Die Lepaden«). Den Schluss des
Bandes (S. 261—275) bildet der bisher unbekannte »Versuch
über die Gestalt der Thiere«, handschriftlich im Archiv vor-
handen. Obwohl, höchst wahrscheinlich, bereits 1790 in
Breslau entstanden, zieht diese Arbeit die letzte Consequenz
aus den Einzelheiten früherer Untersuchungen und dem Ge-
dankengange, welcher späteren Arbeiten immer wieder zu
Grunde lag. Wir finden hier die erste Disposition und
früheste formale Gestaltung für den »Ersten Entwurf«, sowie
Bibliographie. 317
für die »Vorträge«. Goethe hat, wie aus diesem wichtigen
Funde hervorgeht, jedenfalls die Absicht gehabt, eine Art
»Generelle Morphologie« zu schreiben.
Für Kenner des Gegenstandes werden die Paralipomena
noch vieles Interessante bringen. Allgemeine Beachtung ver-
dient die »Schlussbetrachtung« (S. 362). Im Uebrigen ver-
weist der Herausgeber auf seinen Aufsatz im Jahrbuch Bd. 13.
Die Herausgabe von Band 8 wurde dem Unterzeichneten
nur durch die stetige Mitwirkung des Goethe- und Schiller-
Archivs, zumal seines Directors Suphan^ und Rudolf Steiners y
welcher in dankenswerther Weise die »Lesarten« besorgte und
auch sonst mit Rath und That half, ermöglicht.
Karl von Bardeleben.
Band 11, Der elfte Band der naturwissenschaftlichen
Schriften soll ein Bild liefern von Goethes naturphilosophischen
Ideen und von seinen Vorstellungen über naturwissenschaftliche
Methoden. Bei der Anordnung der Aufsätze und Skizzen
waren zwei Gesichtspunkte maassgebend: erstens den inhalt-
lichen Zusammenhang der Ideen selbst, zweitens die methodische
Behandlung anschaulich zu machen, die die Naturwissenschaft
unter ihrem Einflüsse erfährt. Herangebildet an der Erforschung
des organischen Lebens, haben Goethes Vorstellungen über
wissenschaftliche Methodik erst eine feste Gestalt gewonnen,
als er sich mit den weniger verwickelten Erscheinungen der
unorganischen Natur beschäftigte. Deshalb hat er seine hierauf
bezüglichen Aufsätze mit Anlehnung an seine physikalischen
Arbeiten geschrieben.
Das Frincip der Anordnung für S. 1—77 ist: Vorangestellt
sind die Abhandlungen über die allgemeinen Intentionen in
der Naturphilosophie (i — 12); dann folgen die Auseinander-
setzungen über naturwissenschaftliche Methoden (13 — 44,
Glückliches Ereigniss, der Versuch als Vermittler von Object
und Subject, und die ungedruckten Aufsätze: Erfahrung und
Wissenschaft, Beobachtung und Denken) ; den Abschluss dieses
Theiles bilden die Aufsätze, in denen Goethe in der zeit-
genössischen Philosophie die Rechtfertigung suchte für seine
zuerst naiv beobachtete Methode in der Organik (S. 45— ;S5
Einwirkung der neuern Philosophie, Anschauende Urtheils-
kraft) S. 56— 77 (Bedenken und Ergebung, bedeutende Förder-
niss durch ein einziges geistreiches Wort, Vorschlag zur Güte»
Analyse und Sjmthese, Ernst Stiedenroth Psychologie zur
Erklärung der Seelenerscheinungen) enthalten das, was Goethe
anzuführen hatte zur Rechtfertigung seines Hinausgehens über
xlie durch die damalige Philosophie gegebenen Grundlagen^
3l8 Bibliographie.
namentlich über die in der Organik herrschende teleologische
Betrachtungsweise.
War letztere der Goethischen Anschauungsweise bei Be*
trachtung des organischen Lebens im Wege, so war es im
Gebiete der Physik die Alleinherrschaft der Mathematik. Die
Aufeätze S. 78 — 103 enthalten Goethes Ansichten Ober die
Anwendbarkeit der Mathematik in der Naturwissenschaft und
über die Grenzen dieser Anwendung. S. 103—163 enthält
die Quintessenz der Goethischen Naturansicht in einzelnen
Aphorismen. Die Mehrzahl derselben ist in den Nachgelassenen
Werken gedruckt. Die von Eckennann getroffene Anordnung
ist beibehalten worden« nnr an zwei Stellen (132,« — 10 und
132,16—133,1) sind bisher ungedruckte Aussprüche, die
nothwendig hier ihre Stelle finden müssen, eingeschoben
worden. Alles übrige Ungedruckte ist an die bereits gedruckte
Masse als ein besonderes Capitel angereiht worden. Die
Anordnung dieser Aphorismen in den Nachgelassenen Werken
ist desshalb beibehalten worden, weil aus den Daten, die
sich auf den vorhandenen Handschriften finden, hervorgeht«
dass Goethe zum grössten Theile selbst noch mit Eckermann
die Redaction besorgt hat. Zu sondern, was Goethes Antheil
und was nachträgliche Arbeit Eckermanns ist, erscheint nicht
möglich. S. 164—166 behandelt die Polarität als allgemeines
Urphänomen ; S. 167 — 169 die Bedeutung des sprachlichen Aus*
drucks für die Urphänomene; 170— 174 die Reihe der physi-
kalischen Wirkungen, geordnet nach den S. 11 gewonnenen Prin*
cipien der Polarität und der Steigerung; S. 175 eine allgemeine
physikalische Beobachtung; S. 176—239 Goethes System der
physikalischen Erscheinungen. Den Anlass, dieses System
niederzuschreiben, gaben für Goethe die Vorträge, die er im
Winter 1805—6 einem Kreise von Weimarer Damen gehalten
hat. Da Goethe nicht etwa durch die Absicht, eine leicht-
fassliche Darstellung zu bieten, die wissenschaftlichen Forde-
rungen beeinträchtigen Hess, die er stellte, und für den an-
gegebenen Zweck die Physik in der individuellen Gestalt
durcharbeitete, die sie seinen Principien gemäss annehmen
musste, so steht das Schema dieser Vorträge hier als*Beispiel,
wie er seine methodischen Gesichtspunkte im Besonderen
durchgeführt wissen wollte. Die schematische Darstellung der
Farl>enlehre erscheint an dieser Stelle, weil sie hieher als ein
integrirender Theil des physikalischen Schemas gehört. Die
Aufeätze: Polarität (164 — 166), Symbolik (167 — 169), Physi-
kalische Wirkungen (170— 174)» Allgemeines (175), die Tabelle
der physikalischen Wirkungen zwischen S. 172 und 173 und
das physikalische Schema waren bisher ungedruckt. An die
physikalischen Schematisirungen schliesst sich dann der Auf-.
£SiXz über ein »physisch - chemisch - mechanisches Problem«
Bibliographie. ^19
(240 — 243). Den Aufsätzen über den inneren (sachlichen)
Zusammenhang der naturwissenschaftlichen Ideen folgen die
tlber die Entstehung derselben innerhalb der Entwicklung des
menschlichen Geistes (Einfluss des Ursprungs wissenschaftlicher
Entdeckungen 244—245, Meteore des literarischen Himmels
246 — 254, Erfinden und Entdecken 255 — 262). Von den
Aphorismen des letzten Capitels sind bisher ungedruckt:
259,1 — 261,6. — »Naturphilosophie« (263 — 264) und
»Eins und Alles« (265 — 266) gehören in die naturwissen-
schaftlichen Schriften, das erste wegen des Inhalts, das zweite
weil Goethe es selbst in die morphologischen Hefte (II. i)
aufgenommen hat. Sie bilden den Schluss der zur »Allge-
meinen Naturlehre« gezählten Aufsätze, weil sie Gedanken
enthalten, welche über die Grenze der Natur anschauung im
engeren Sinne hinausgehen und von dieser in die Goethische
allgemeine Weltanschauung hintiberleiten. Einem gleichen
Zwecke dient die S. 313 — 319 gedruckte Studie nach Spinoza,
die wegen ihres rein erkenntnisstheoretischen Inhaltes keinen
Bestandtheil der naturwissenschaftlichen Aufsätze bilden kann,
wohl aber als eine Art Anhang zu denselben zu betrachten ist.
Der Aufeatz ist im XII. Band des Goethe -Jahrbuchs durch
Bernhard Suphan zuerst veröffentlicht. Angegliedert an die
naturphilosophischen Aufsätze sind die psychophysischen :
»Das Sehen in subjectiver Hinsicht« (269—284) und die bisher
ungedruckte »Tonlehre« (287 — 294). Den Schluss des Bandes
bilden die sämmtlich hier zuerst gedruckten Aufsätze: Natur-
wissenschaftlicher Entwicklungsgang (295 — 302), die bio-
graphische Einzelheit S. 303, und die der allgemeinen Wissen-
schaftslehre angehörigen Skizzen: Dogmatismus und Skepti-
cismus (307 — 308), Induction (309—310), In Sachen der
Phjrsik contra Physik (311 — 312). Letztere Tabelle vertheilt
den für die Physik in Betracht kommenden Erfahrungsstoff
auf das mathematische, beziehungsweise chemische Gebiet.
Das sind rein didactische Gesichtspunkte; daher können sie
nicht der fortlaufenden Ideenentwicklung eingegliedert werden.
Rudolf Steiner.
DRITTE UND VIERTE ABTHEILUNG.
Der fünfte Band der Tagebücher enthält die Jahre
1813 — 16. Den Text von 1813 hat C. A. H. Burkhardt be-
arbeitet, alles Uebrige, so auch den Anhang zum Ganzen,
hat Julius Wähle geliefert. Der Anhang enthält, gemäss dem
im Bericht von 1892 (G.-J. XIII, 274 f.) motivirten Verfahren
und in den dort bezeichneten Grenzen, auch Anmerkungen
erklärenden Inhalts. Von ungedrucktem Archivmaterial sind
eine Anzahl Stellen aus Briefen Goethes an Christiane, an
320 Bibliographie.
seinen Sohn und Andere mitgetheilt, ausserdem Goethes Auf-
zeichnungen über Unterredungen mit Friedrich von Kurowski-
Eichen und dem Weimarer Kupferschmied Henniger, die
Herstellung der von ersterem erfundenen fahrbaren Feldküche
betreffend (S. 342 ff.). Als geschlossene Masse treten zum
ersten Mal die »Agenda« auf (S. 301— 317), die zu manchen
Stellen des Tagebuchs werthvolle Erweiterung und Ergänzung
bieten. Das in den Bänden 1—4 am Schluss gegebene alpha-
betische Verzeichniss mit der Auflösung von Abbreviaturen
und Berichtigung von Falschschreibungen kam diesmal in
Wegfall; denn nur Goethes eigene Schreibung ist (mit Aus-
nahme belangloser Versehen und Nachlässigkeiten) im Texte
belassen und, gegebenen Falls, in den Lesarten richtiggestellt
worden, alles Uebrige aber hat schon im Texte die noth-
wendige Berichtigung und Vervollständigung erfahren.
Ich füge diesem Bericht, zu dem Dr. Wahles Aufzeich-
nungen benutzt sind, hinzu, dass dem mehrfach geäusserten
Wunsche, die weiteren Tagebücher möchten in einer rascheren
Folge hervortreten, nach Möglichkeit entsprochen werden
soll, und schliesse hier das von Dr. Eduard von der Hellen
gegebene Referat über den Jahresertrag der Vierten Abtheilung,
Band 12—14 der Briefe, an. Eine knappe sachliche Rechen-
schaft ist an dieser Stelle ausreichend, da der Ertrag beider
Abtheilungen anderwärts mehrfach eingehend besprochen
und abgeschätzt worden ist
»Wie schon die Briefe von 1796, so füllen auch die der
Jahre 1797 — 1799 je einen ganzen Band. Der hier zu er-
stattende kurze Bericht muss auf den Versuch, inhaltlich den
Gewinn der drei neuen Bände zu würdigen, verzichten, zumal
dieser nicht nur in dem bisher noch nicht Veröffentlichten besteht,
sondern ebensosehr darin, dass durch das Neben- und Nach-
einander der längst bekannten und der hier erst veröffentlichten
Briefe auch jene in ein neues, helleres Licht treten. Doch kann
eine äusserliche Statistik wenigstens den Umfang des Neuen im
Verhältniss zum Alten einigermaassen zur Anschauung bringen.
Die drei Bände enthalten 243+263 + 203=709 Num-
mern. Von diesen sind 87 + 110+72^ 269 hier zum ersten
Mal oder in bedeutend vervollständigter Gestalt veröffentlicht.
Die grösste Anzahl derselben entfällt mit 71 Nummern auf
Christiane Vulpius, an die sich zunächst J. H. Meyer mit 29,
C. G. Voigt mit 19, Cotta mit 16 und Kirms mit 12 Nummern
anschliessen. Es folgen dann mit je 6 ungedruckten Briefen:
der Herzog Carl August, der Bergrath Lenz in Jena, der
gefällige Kaufmann und Kunstfreund Rapp in Stuttgart; mit
4: C. A. Böttiger und der Regierungsrath Osann; fünf mit
je 3, unter ihnen Knebel, der Buchhändler Vieweg, der alte
Freund Lerse; und zehn mit je 2, darunter Prinz August von
Bibliographie. 521
Gotha, der Maler Bury, Dannecker, Hirl, Loder, Thouret
und der Buchhändler Unger. Endlich treffen wir 6i Adressaten
mit je einem ungedruckten Brief; hier genüge es, ohne
dadurch den Werth einer grossen Anzahl Anderer herabzu-
setzen, die Brtider Humboldt und Schlegel, Tieck, Jung-
Stilling, Max Jacobi, Woltmann und Wieland zu nennen.
Auch die ungedruckten Schriftstücke, die unter den Anmer-
kungen veröffentlicht sind, verdienen Beachtung, sowohl die
von Goethe herrührenden (5 + 2 + 3) als die zahlreichen
Mittheilungen aus Briefen an Goethe.
Bei 607 unter den 709 Nummern beruht der Druck auf
handschriftlichen Vorlagen, die jedoch nicht völlig gleich-
werthig sind : es liegt nämlich in 448 Fällen die vom Heraus-
geber selbst verglichene Handschrift (Reinschrift) des Briefes
zu Grunde, in 128 das ebenso verglichene Concept, in 3 ein
Facsimile, in 28 eine zuverlässige Copie. Von diesen hand-
schriftlichen Vorlagen gehören dem Goethe- und Schiller-
Archiv 459 als Eigenthum an, sowie fernere 52 Concepte
solcher Briefe, deren Text zum grösseren Theil (42) nach
den Reinschriften, zum kleineren (10) nach älteren Drucken
gegeben ist. 39 Handschriften sind im Goethe- und Schiller-
Archiv deponirt. Von den 75 auswärtigen Handschriften, die
der Herausgeber selbst (theils an Ort und Stelle, theils nach
freundlicher Uebersendung durch die Besitzer) verglichen hat,
gehören 30 der Königlichen Universitätsbibliothek in Berlin,
10 dem Germanischen Museum in Nürnberg, 10 Herrn Rechts-
anwalt Osann I in Darmstadt, 9 der Hirzelschen Sammlung
in Leipzig, 7 dem Grossherzoglisch Sächsischen Staatsarchiv,
6 anderen Behörden des Grossherzogthums, 3 Herrn Prof.
Dr. Budde in Bonn. Von den 102 Nummern endlich, die
ohne handschriftliche Gewähr wiederholt werden mussten,
sind eine ziemliche Anzahl in mehreren von einander unab-
hängigen Drucken überliefert, die sich wechselseitig con-
trolliren.« B. S.
B. UNGEDRUCKTES.'
I. BRIEFE.
Ueber Ungedrucktes im Allgemeinen vgl. oben S. 3 ff".,
6 ff., 13 ff., 69 ff., 247, unten 322, 327, 332, ferner die Hin-
weisungen im Redactoren-Bericht der Weimarer Ausgabe.
' Im Allgemeinen vgl. X. 282 fg. Die Bibliographie ist ab^
schlössen am )i. Dec 1893. Die nicht unterzeichneten Artikel sind
vom Herausgeber. In treulichster Weise unterstützten mich L.Fränkel
in München, Ludolph St Goar in Frankfurt a. M., E. Marckwald in
GoKTBB Jabrboch XV. 21
322 BlBUOGRAPHIE.
John 3= Litterarisches Jahrbuch. Central-Organ für die
wiss., literar. und künstlerischen Interessen Nordwestböbmens
und deutscher Grenzlande. Begründet und herausg. von Alois
John. 4. Band. Eger, Selbstverlag des Herausgebers. 106 SS.
Enthält ausser einem Briefe, von W. v. Biedermann veröffentlicht,
S. 170—182: Goethe-Literatur (mit Bezug auf Böhmen), Referate
über altere und neuere Schriften, auch über das G.-J.
Leitzmann = Zu Goethes Briefwechsel mit Georg Forster
von Albert Leitzmann. (Vjschr. f. Litgesch. VI, 152—156.)
Aufzählung der 12 wirklich bekannten oder aus G. Forsters im
Würzburger Krebarchiv enthaltenen »Postbuch« zu entnehmenden
Stücke der Correspondenz. Mittheilung eines Briefes Goethes 1789
aus Privatbesitz, s. Regesten.
Vasantasena oder das irdene Wägelchen. Ein indisches
Schauspiel in 10 Aufzügen von König Cudraka. Deutsch
von Hermann Camillo Kellner. Leipzig, Ph. Reclam jun.
200 SS. in 16*.
S. 200 Mittheilung (aus dem Goethe- u. Schiller -Archiv) eini^r
Worte der Ant^-ort Goethes 25. April 1829 an O. L. B. Wolf!, den
Uebersetzer von Wilsons »Indischem Theater«. Er sendet »als ein
Zeichen der Theilnahme an dieser höchst interessanten Arbeit« die
Bemerkung, Bogen 1$ sei verdruckt und die durcheinander gemischten
Seitenzahlen »stellen sich als ein fast unauflösbares Hindemiss dem
Lesen entgegen«.
Die Sammlung der Autographen . . von Ludwig Graf
Paar . . Versteigerung durch Albert Cohn, 23. März fF.
Berlin. 255 SS.
Der Gkicthische Kreis S. 141— 147 No. 1173—1216. InFacstmile
das Gedicht »Memento« in seinen 2 Fassungen. Als ungedruckt
werden 4 Briefe bezeichnet: An Batsch 28. Sept. 1788; femer 10. Juli
1791; 23. Sept. 1809 (an Prof. Sturm); 18. April 1831.
Aus den 4 ungedruckten Briefen wird Folgendes mitgetheilt:
1. »Ew. Wohlgeb. danke für das überschickte Verzeichniss. Sie
können versichert seyn, dass ich Ihren Charackter nicht verkenne und
den Eigennutz von dem Wunsche zu unterscheiden weiss: auf dem
betretenen Wege weiter fortzugehen und auf demselben nützlich zu
styn. Haben die die Güte mir ehstens- ein ostensibles Promemoria
zu überschicken, worin Sie angeben : welchen TheU des Fürstengartens
Sie wünschen« etc.
2. »Entschuldigen mich Ew. Wohl^. aufs beste bejr des H.
Coadjutors Erzbischöfl. Gnaden. Ein Brief Serenissimi heisst mich
nach Eisenach eilen« etc.
3. Er sendet die ihm mitgetheilten Alterthümer zurück, hat jedoch
zwei Stücke zurückbehalten, um sie copiren zu lassen »weil mich die
Form sehr interessirt« etc.
Strassburg (die grösseren Beiträge des Ersteren sind L. F. unter-
zeichnet]!; Justizrath Dr. Seelig in Leipzig schickte Auszug aus Leip-
zijger Zeitungen. Den Förderern des Unternehmens sage ich auch an
dieser Stelle besten Dank. Leider gehen mir Programme und Zeitungs-
aufsätze noch lange nicht in gewünschter Vollständigkeit zu.
Bibliographie. 323
4. »Meiner verehrten Freundin sage tausend Dank für die Geneigt-
heit uns Ihr so werthes Bild zurück zu lassen« etc.
Eine ziemliche Anzahl gedruckter Briefe, Gedichte, Zettel, Zeich-
nungen werden aufgezählt. Aus dem Goethischen Kreise die Ver-
-wandten und Freunde, z. B. Mieding; sehr merkwürdig das Haus- und
Wirthschaftsbuch der Anna Margarethe Textor, der Grossmutter
Goethes. — Dazu kommt ferner S. 151 Goethe an Herder 22. Sept.
1803. - Von sonstigen auf Goethe bezüglichen Stellen ist zu er-
^äluien Alxinger an Göschen 14. Dec. 1796:
»Vor ein Paar Tagen erhielt ich einen Brief von meinem lieben
Widand, der mich recht gefreut hat. Schiller und Göthe haben wenig
Ehre mit ihrem Almanach und ihren XenUn eingelegt. Ich hatte ge-
glaubt, dass wenigstens Göthe gescheider seyn würde. Es ist ein
wahres Purschenstückchen.«
Bertuch an Göschen 8. Juni 1787:
»Das Sujet aus TieiTurth zum 8. Bande soll Kraus zeichnen,
iülein die Herzogin Mutter dürfen wir nicht auf die Bank setzen, wir
würden . . . eine kapitale Sottise machen und Göthen gewiss keinen
jingenehmen Dienst thun« etc.
Zelter an Eberwein 13 Mai 181 6:
»Warum ich Sie in allem Ernste beneide, das ist, nicht in
Weimar gewesen zu seyn als Ihnen der Geh. Rath von Göthe die
Scenen des taust zu komponiren aufgetragen hat. Das Glück unter
den Augen eines solchen Dichters ... ein Stück zu arbeiten, stelle ich
mir als das Höchste vor das einem Componisten werden kann. Noch
nie hat es kein Componist in der Welt genossen und kommt viel-
leicht in der Geschichte der Kunst gar nicht wieder vor, uni so mehr
Az Sie mir schreiben, dass der Gen. Rath den Plan hatte nach und
nach den ganzen Faust auf diese Weise auf die Welt zu bringen« etc
Der folgende Brief der Frau Johanna Schopenhauer an Elisa
v. d. Recke (Weimar 25. Juni 18 16), der, nach einer freundlichen
Mittheilung W. von Biedermanns im Hamb. Corr. 6. Juni 1875 ge-
-druckt ist, wird theils wej^en seiner Wichtigkeit hier gegeben, theils
weil dadurch die früher G.-J. Bd. XIII, 14? ff. mitgetheilte Antwort
der Elisa erst recht verständlich wird. Er lautet:
»Göthe der eben bei mir war hat mich in diesem Entschluss
{betr. ihre Rheinreise] noch bestärkt, er will mich auch mit Empfeh-
ungen versehen . . . Seit dem Tode seiner Frau habe ich ihn heute
zum erstenmahl gesehen, denn es ist seine Art jeden Schmerz ganz
in der Stille austoben zu lassen und sich seinen Freunden erst wieder
in völliger Fassung zu zeigen. Ich fand ihn dennoch verändert, mir
scheint er recht im innersten Gemüth niedergeschlagen.
Der Tod der armen Göthe ist der furchtbarste den ich je nennen
hörte. Allein, unter den Händen föhlloser Krankenwärterinnen ist sie,
fast ohne Pflege gestorben, keine freundliche Hand hat ihr die Augen
/zugedrückt, ihr eigner Sohn ist nicht zu bewegen gewesen zu ihr zu
gehen, und Göthe selbst wagte es nicht . . . reden konnte sie nicht,
sie hatte sich die Zunge durchgebissen ... Ihre Unmässigkeit in allen
"Genüssen zu einer sehr bösen Periode (ur unser Geschlecni, hatte ihr
das fürchterlichste aller Übel, die fallende Sucht zugezogen . . . Auf
allen Fall hat sie die kurze Freude furchtbar gebüsst, und es kränkt
mich dass niemand mit Mitleid ihres Todes gedenkt, dass alles das
viele gute welches doch in ihr lag vergessen ist, und nur ihre Fehler
erwähnt werden, selbst von denen welchen sie wohl that und die ihr
im Leben auf alle Weise schmeichelten.«
21*
3 24 Bibliographie.
(Weitere Handschriften, Cataloge s. unter I. D. i.)
Goethes Briefe an Philipp Seidel. Italien 1786 — 1788.
Mit Einleitung von C. A. H. Burkhardt. Wien, L. W. Seidel
u. Sohn. 54 SS.
Schopenhauer-Briefe. Sammlung meist ungedruckter oder
schwer zugänglicher Briefe von, an und über Schopenhauer. Mit
Anmerkungen und biographischen Analekten hgg. von Ludwig
Schemann. Nebst zwei Porträts Schopenhauers von Ruhl und
Lenbach. Leipzig, F. A. Brockhaus. XXXII, 566 SS.
Enthält S. 7S— 105 Briefwechsel zwischen Goethe (8 Briefe) und
Schopenhauer ^9) 1814— 1818 vgl. G.-J. IX; ferner S. 418—422 An-
merkungen und Ergänzungen dazu. S. 4^ Brief von Adele Schopen-
hauer an G. 28. Aug. 1824 über Anhurs uenesung.
Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe. Mit Einleitung
von F. Muncker. 4 Bände. Bibliothek der Weltlitteratur.
Stuttgart, Cotta. 224, 236, 278, 270 SS.
Georg Christoph Lichtenbergs ausgewählte Schriften.
Herausgegeben und eingeleitet von Adolf Wilbrandt. Stuttgart,
Cotu. VIII, 368 SS.
Enthäh S. 358 fg. zwei Briefe an Goethe i79S> 96; S. 77 zwei
Bemerkungen über »Wenher«, und an anderen stellen verschiedene
Aussprüche über und gegen Geniewesen.
Schillers Briefe. Herausgegeben und mit Anmerkungen
versehen von Fritz Jonas. Kritische Gesammtausgabe. Dritter
Band. Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt. 560 SS.
Am Ende von Bd. III beginnen die Briefe an Goethe. Der Band
geht freilich nur bis 31. Aug. 1794.
H. Duntzer: Goethes Sesenheimer Briefe an Salzmann»
(Allg. Zeitg. Beil. No. 23.)
Ein Capitel aus der später zu nennenden Schrift gegen Froitzheiin.
A. Leitzmann: Zu Goethes Briefen 2. 46. (Vjschr. fQr
Littgesch. VL 2 SS.)
2. REGESTEN.
An Georg Forster. Weimar, 16. Nov. lySp,
»Für die überschickte Reise nach den Pelew-Inseln.i; Dank und Lob-
des Buchs und kurzes Eingehen auf den Inhalt. »Ich bin fleissig und
hoffe von Zeit zu Zeit meinen Freunden und dem Publiko davon Be-
weise zu geben.« Gruss an die Frau.
Leitzmann, S. 153, 154.
An Friederike Unxelmann. Weimar, i. Oct. 1801.
»Nehmen Sie liebenswürdige Frau, eine Gabe zum Abschied
freundlich auf, die wieder mit Ihrem Verdienst und unserm Dank^
sondern mit unsern eingeschränkten Kräften im Verhälmiss steht Ge-
denken Sie unserer mit Zufriedenheit, indess wir Sie auf dem Theater
und in Gesellschaft empfindlich genug vermissen werden.«
Chronik des Wiener Goethe-Ver. S. 44.
BiBLTOGRAPHIE. 325
An Herxp^ Karl August, 2p. Juni i8op,
»Die Propositionen, welche die Hackertschen angeblichen Erben«
sind unannehmoar. Ueberreicht daher die Papiere, mit der Bitte, diese
den sich Legitimirenden zu übergeben. Notizen und Bedenken über
die Erben.
Witkowski (Kürschnersche Ausgabe Bd. 27), S. 94 ff.
An Bergmeister Lössl. Weimar, 7. Nov, 1822,
»Nicht als Aequivalent der so schönen, reichlich verehrten Mate-
rialien« sendet Stücke zu seiner Sammlung. Ist bereit Weiteres zu schicken,
dankt für die interessanten Stunden, die er bei ihm zugebracht. Bittet
um Nachricht über Fimstein und über dessen Fortschreiten an seinem
Gedicht.
John, S. 62, 63.
Goethe und Ernst v. Schiller an Cotta, \ Weimar, 14, Sept, 1826.
»Die redigirte Goethe -Schillerische Q>rrespondenz liegt, wie aus
beiliegendem Promemoria erhellt, bereit« Honorar 8000 für 4 Bände;
sollte es 5 Bände geben, so tritt keine Erhöhung ein. Recht auf 12 Jahre.
Eine Taschenausgabe ausser der Octavausgabe müsste mit 4000 Thlrn.
bezahlt werden.
K. .Schmidt, Schillers Sohn Ernst fs. unten IL D.], S. 297 ff.
Caroline v. Wolzogen an Goethe, Weimar, 21. Marx 1824.
Fragt an, ob er seinen Plan die Goethe -Schillersche Correspon-
denz herauszugeben ausführen will, ist bereit, Cotta anzufragen und
wünscht für die Schillerschen Kinder die Hälfte des Gewinnes.
K. Schmidt, Schillers Sohn Ernst, S. 260 ff.
Ernst V, Schiller an Goethe, Cöln, 20. Mär^ 1826,
Erinnert Goethe an sein Versprechen bis Michaeli 1825 den
Schillerschen Antheil der Correspondenz mit 2000 Thlr. abzutragen.
K. Schmidt, a. a. O., S. 277 ff.
C. NEUE AUSGABEN DER WERKE.
Ueber die Weimarer Ausgabe s. oben, 313 ff.
Goethes sämmtliche Werke in 36 Bänden. Mit Einleitung
V. Karl Goedeke. Gross-Octav-Ausgabe in eleg. Liebhaber-
bänden. Stuttgart, J. G. Cotta Nachf.
Von der Ausgabe in kl. 8* (Ausg. d. Weltlitt.) sind
Bd. 1—9 erschienen: XVI, 373 ; XIV, 378; XVI, 304; XII, 420;
Xn, 250; XII, 314; XII, 312; XIX, 357 SS.
Goethes Werke in 4 Bden. Taschen- Ausgabe. 2. Ausg. 12^
Stuttgart, J. G. Cotta Nachf. XII, 818; III, 781; lU, 767;
III, 823 SS. mit Bildniss.
Goethe. Poetische Meisterwerke. Gedichte und Dramen.
Neue Auflage. Strassburg, Strassburger Druckerei und Verlags-
anstalt. XVUI, 901 SS. mit Portrait.
Goethes Werke. Fünfundzwanzigster Theil. Herausge-
geben von Heinr. Düntzer. (Kürschners deutsche Nat.-Litt.
Bd. X06.) Stuttgart, Union. VIII, 319 SS.
326 Bibliographie.
Enthalt: Tag- und Jahreshefte von 1809—22. Ausserordentlich
ausführliche Anmerkungen, die für die ersten Jahre die gedruckten
Tagebücher vergleichen, bei den letzten das ungeheure in Briefen und
Actenstücken enthaltene Material zur Erläuterung und Ergänzung her-
anziehen. Nach den »Annaleno biographische Einzelheiten, z. ß. auch die
Briefe von der Schweizerreise 1779, dagegen mit Auslassung aller derer,
die als unbenutzte Vorarbeiten oder Fragmente von »Dichtung und
Wahrheit« betrachtet worden, mit sehr ausführlichen Anmerkungen;
bei dem Gespräch mit Napoleon' wird Talleyrand schärfstens der Lüge
geziehen. Bd. 25 d. W. A. ist in einem kurzen Nachtrag benutzt.
Goethes Werke. Sechsundzwanzigster Theil. Kleine Jugend-
schriften in Prosa. Herausgegeben von Georg Witkowski.
(Kürschners deutsche Nat.-Litt. Bd. 107.) Stuttgart, Union.
VII. 356 SS.
Der Band enthält: Judenpredigt, Zum Shakespearetag, Aus den
Frankfurter gelehrten Anzeigen (ausser den 35 von Goethe in die
Werke aufgenommenen noch: Diderot undGessner, Moralische Erzäh-
lungen; J. G. lacobi, lieber das von Hausen entworfne Leben des
Herrn Klotz; Nachrede statt der versprochenen Vorrede; Notiz über
Prometheus, Deukalion und seine Recensenten; Von deutscher Bau-
kunst; Theologische Schriften; Biblische Dichtungen (darunter das Hohe
Lied); Aus Goethes Brieftasche; Aus den Physiognomischen Frag-
menten (22 Nummern, meist nach v. d. Hellens Untersuchungen^. Die
Einleitungen umfassen etwa 100 Seiten, die Anmerkungen (Varianten,
Wort- und Sacherklärungen) sind sehr umfangreich.
Goethes Werke. Siebenundzwanzigster Theil. Winckel-
mann, Philipp Hackert. Reden und Ansprachen. Heraus-
gegeben von A. Gottf. Meyer und G. Witkowski. (Kürschners
deutsche Nat.-Litt. Bd. 108.) Stuttgart, Union. 396 SS.
Die Herausgeber haben sich in ihre Aufgabe so getheilt, dass
A. G. Meyer vornehmlich den kunsthistorischen und historischen,
W. den literarhistorischen und philologischen Theil übernahm. Von
Letzterem allein sind die Reden bearbeitet: Bergbau, Falkenorden,
Herzogin Anna Amalia, Einführung des Sohnes in die Intendanz,
Freitagsgesellschaft, Logenreden. — Besonders ausführlich sind die Ein-
leitungen zu den beiden Hauptschriften und die kunstgeschichdichen
Anmerkungen zu jenen beiden. S. 93 in den Anmerkungen Berichtigungen
zu den früner bekannten Briefen ah Berendis. S. 94, 9? wird em amt-
liches Schreiben Goethes (s. Regesten) und ein Empfangsschein über
die Hackertschen Papiere (13. Mai 18 10) mitgetheilt.
DieWiener Goethe- Ausgabe von i8i6. (Vjschr. f.Litgesch.
VI, 627.)
Hinweis auf die grosse oben S. 166 ff. ausführlich dargelegte
textcritische Bedeutung der genannten Ausgabe.
R. V. Gottschall: Gedankenharmonie aus Goethe und
Schiller. Lebens- und Weisheitssprüche aus den Werken.
8. Aufl. Leipzig, C. F. Amelang. XVI, 296 SS. m. i Kupfer-
lichtdruck.
Bibliographie. 327
D. EINZELSCHRIFTEN UND ERLÄUTERUNGEN.
I. ALLGEMEINES. BIBLIOGRAPHISCHES. SPRACHLICHES.
METRISCHES.
Publications of the English Goethe - Society No. VII.
Transactions 1891 —92. Edited by Eugene Oswald, M. A,
Ph. D. Secretary to the Society. London, published for the
Society by David Nutt. 288 SS.
Enthält ausser amtlichen Mittheilungen, einem Gedicht über den
Ausruf »Mehr Licht«, einem grossen Aufsatz des Herausgebers über
Chamisso folgende speciell Goethe angehende Arbeiten : Uebersetzungen
der Gedichte »Meine Göttin«, »Gesang der Parzen« (Iphigenie), »Römbche
Ele^een« (in endischen Distichen); R. G. Alford: Goethes earliest
crincs in England und: Goethes Optimism; W. C. Coupland: Recent
contributions to the study of Faust; Ella Hagemann: Goethe as Minister
of State; Robert A. J. Meusch: Goethe and Wordsworth; Charles
Tomlinson : Of Goethes Sonnets ; R. M. Wenlcy : The pessimistic dement
in Goethe. A. Tilles Aufsatz über die bildliche Darstellung des Faust-
stoffs ist unten besprochen. Im Allgemeinen vgl. »Nation«, 13. Jan.
Chronik des Wiener Goethe -Vereins. Herausgegeben von
K. J. Schröer. 1 2 Nummern. 48 SS.
Im Einzelnen ist hervorzuheben: No. 4^5 »zur Begrüssung der
deutschen Philologen und Schulmänner in Wien« erschienen, enthält
folgende Aufsätze und Mittheilungen: Goethes äussere Erscheinung,
Vorstudien zu einem Goethe -Standbild. Das Dramatische und Thea-
tralische in Goethes Dramen. Das Grab der Eltern Goethes. Das
Grab der Familie Schönkopf mit Abbildungen und Inschriften. Die
beiden letzteren Mittheilungen unter dem gemeinsamen Titel : »Familien-
gräber zur Goethe-Litteratur.« No. 7 enthält kleine Aufsätze über die
uoethekneipe in Rom (K. v. Toresani), Goethe und die Nationalitäten,
Bericht über eine Goethe-Feier auf dem Brenner, 28. August 1893.
No. 8/9 A. Reitler: Zum Andenken Friederikens. Eine Märtyrerin der
Liebe. Schröer: Goethe auf dem Brenner; femer Berichte über den
Zwickauer Goethe- Verein. Das. Aufsatz von L. Blume: Joh. Sekundus
in Weimar: Auch Knebel hat sich mit Sekundus beschäftigt; vermuthlich
von ihm die »Elegie nach dem J. S.« im »Taschenbuch für Dichter
und Dichterfreunde« Lpz. 1780, S. 1—6, die als Vorläufer und als Probe
von Knebels Uebersetzungskunst dienen sollte. No. 11 und 12 enthält
einen grossen Auszug aus E. Guglias Vortrag über Goethe und die
Kaiserin Maria Ludovica von Oestreich.
Viele Nummern enthalten mancherlei Artikel über die Platzfrage
des Wiener Goethe-Denkmals.
Mittheilungen aus dem Goethe -Verein zu Zwickau (Bei-
blatt zum Zwickauer Tageblatt) 1893. Redacteur: Prof. Dr.
H. C. Kellner.
Nummer i. Eine litterarische Jubiläumsgabe (Besprechung der
Festschrift zum 8. üct. 1892), das »Journal von Tiefurt« (Besprechung).
— Karoline Jagemann und ihre Mannheimer Lehrjahre von Prof. Dr.
Kellner u. s. w. Nununer 2. Karoline Jagemann (Schluss) Ueber
Wesen und Bedeutung der »Volksbühne« u. s. w. Nummer 3. Bericht
über die Feier von Goethes Gebunstag. — Prolog zur Jubiläums-
328 BlBUOGRAPHIE.
auffühning von Goethes »Bürgergenerala von Prof. G. Mosen. Goethes
Stellung zur französischen Revolution von Prof. Dr. W. Weicker.
Goethe- Jahrbuch XIV, 189} (besprochen von H. C. K(ellner).
Studien zur Litteraturgeschichte. Michael Bernays ge-
widmet von Schülern und Freunden. Hamburg und Leipzig,
Leop. Voss. VI, 330 SS.
H. W. Singer: Einige englische Urtheile über die Dramen deutscher
Klassiker theilt S. i) ff. Einzelnes aus Frederic Re>'nolds »Werther«
(zuerst aufj^efuhn 1785) mit. M. Koch gibt S. 25 ff. nach dem Or. den
5chr. d. G.-G. VI, 160 aus dem Concept mitgetheilten Bnef vom
I. Sept. 1805 an Frau Sabine Wolff, die Mutter von Pius Alex, und
S. 26 ff. deren Antwort vom 12. SepL S. 74—95. Georg Witkowski:
Goethe und Falconet, weisst den Zusammeiihang zwischen Falconets
Observations sur la statue de Marc Aurele (1771) und Goethes »Nach
Falconet und über Falconet« nach.
t Essays on Gerraan Literature by HjalmarHjorthBoyesen,
Professor of the Gennanic languages and literature in Columbia
College. New -York, Charles Scribners Sons, 1892. 359 SS.
Die erste Abtheilung des Buches S. i— 17) überschrieboi: Goethe
enthält folgende 6 Aufsätze: The life and works of Goethe (ursprüng-
lich als Einleimng zu einer amerikanischen Luxusausgabe der Werke
des Dichters erschienen); Goethe and Carlyle; The English estimate
of Goethe ; Some English translations of Goethe ; Sermons firom Goethe,
zerfällt in zwei Abtneilungen: The problem of happiness und The
victims of progress; Goethes Relations to women. (Einige dieser
Aufsätze werden von M. K. besprochen.) Der letzte behandelt die Be-
ziehungen zu Friderike, Uli, Cnarlotte von Stein, Christiane mit selt-
samen Anschauungen und manchen Irrthümern. — In dem Buche wird
auf ein anderes Werk desselben Verfassers verwiesen: Goethe and
Schiller, their lives and works ; with a commentary on sFaust«, dessen
Umfang und Erscheinungsjahr nicht ang^eben ist.
Menschen und Werke. Essays von Georg Brandes. Mit
einem Gruppenbild in Lichtdruck. Frankf. a. M., Literar.
Anstalt, Ratten & Löning. VI, 533 SS.
S. I — 58: Goethe und Dänemark. Wiederabdruck der G.-J. II,
S. I — 48 veröffentlichten Studie, mit einer neuen Einleimng und zahl-
reichen theilweise langen Zusätzen, die bei dem ersten Abdruck des
reservirten Raumes wegen fortbleiben mussten.
W. Scherer: Kleine Schriften. Zweiter Band. Kleinere
Schriften zur neueren Litteratur, Kunst- und Zeitgeschichte
von Wilhelm Scherer. Herausgegeben von Erich SchmidL
Berlin, Weidmann. VII, 415 SS.
In der i. Abtheilung »Essa^'s zur Litteratur, Kunst und Politik«
S. 42—57 »Das älteste Faustbuch«, S. 51 — 56 »Deutsche Puppen-
komödien«. In der 2. »Lttterarische Rundschau« S. 242 — 2$o Be-
sprechungen von Bernays, Goethe; Düntzer, Goethes Leben; Baier,
Heidenröskin ; Dürckheim, Lilis Bild ; J. v. Kahle, Goethes italienische
Reise ; Meyer- Waldeck, Goethes Märchen ; Briefe an Voigt ; K. Rnck-
smhl. In der ). »Recensionen und .\bhandlun0en zur n. h. d. Litteratur-
geschichte« S. |4i — 348, Briefe an Joh. Fahlmer ; 348--J56, Aus Fr.
L. V. Stolbergs Jugendjahren (hauptsächlich über die mitGoeme unter-
nommene ScQweizerreise und über den Einfloss Goethes auf Stolbergs
Bibliographie. 329
Dichtung. — Alles bisherige unveränderter Abdruck aus Zeitschriften.
S. 341, 342 Abdruck eines anonymen Privatdrucks an S. Hirzel (1875):
»Der jüngste Goethe?«, Bruchstücks eines Briefes der Lenette (Jacobi)
an Tante Fahlmer über die Geburt eines Sohnes F. H. Jacobis p].
f Otto Seeck : Zeitphrasen. Berlin, Sieraenroth und Worms,
1892. 104 SS.
Darin mehrere interessante Stellen mit Bezug auf Goethe. (S. 5 ff.,
II, 28—31, 35, 38, 45, 52, 74. 104.) L. Fr.
Der Einfluss des deutschen Geistes auf die französische
Litteratur des 19. Jahrhunderts bis 1870 von Fritz Meissner,
Privatdocent an der Universität Basel. Leipzig, Renger. VIII,
249 SS.
Nicht die deutschen Schriftsteller werden einzeln behandelt, sondern
der Reihe nach die französischen Autoren, die sich mit deutscher
Literatur übersetzend und kritisirend beschäftigten. Daher wird Goethe
ausserordentlich oft von Frau von Stael an bis auf die neue Zeit ge-
nannt. Doch wird weniger seine Einwirkung auf die Franzosen als
seine Würdigung durch diese aufgezeigt. Einzelne Uebersetzungen
werden mitgetheilt z. B. Lied Mignons von E. Dechamps S. 41 ; »Erster
Verluste von F. Marmier S. 89; besonders ausführlich E. de Mont^gut
über »Werther« (S. 86—88).
t Der Naturalismus. Zur Psychologie der modernen Kunst.
Von Leo Berg. Mtlnchen, Münchener Handelsdruckerei und
Verlagsanstalt M. Poessl, 1892. VIII, 248 SS.
Darin zahlreiche Auslassungen über Goethe als Menschen und
Dichter und die Eigenthümlichkeiten seiner Poesie. L. F.
Edmund Dorer: GoethesVerhältniss zur Thierwelt (Nachgel.
Schriften, Herausg. v. A. F. Graf v. Schack. Bd. II, S. 1 2 1 — 146).
Dresden, Ehlermann.
Zusammenstellung der Thierschilderungen und der Aeusserungen
über die Thiere in den einzelnen Dichtungen.
Jahresberichte für neuere deutsche Litteraturgeschichte,
Herausg. v. Julius Elias, Max Herrmann, Siegfried Szamatölski.
2. Band (Jahrg. 1891). Stuttgart, Göschen. IX, 471 SS.
Ueber Goethe 2. Halbband S. 146 — 202. Allgemeines von V.
Valentin, Leben und Epos von L. Geiger, Lyrik von O. Pniower,
Drama von G. Witkowski. In den fünf Abtheilungen zusammen
fDidaktik ist nun in »Allgemeinesc übergegangen) werden 413 Werke,
Ausgaben, Aufsätze erwämit oder besprochen, gegen 311 des Vorjahrs.
Josef Bayer: Die deutsche Dichtung und das deutsche Haus.
(Dtsch. Dichtg., herausg. v. K. E. Franzos. Bd. XV. H. i — 6.)
Goethes Verhältniss zu Kotzebue; Goethe über deutsches Theater ;
Schilderung der bürgerlichen Existenz in Goethes Dramen und Epen.
Die physische und sittliche Entartung des modernen
Weibes. Von Max Wolff. Leipzig (und Neuwied), August
Schupp. 113 SS.
S. 67 ff.: Goethes Gretchen und Klärchen als poetische Typen
des modernen Mädchenideals. — S. 71: Goethes Milderung der vor-
herigen Frauenvergötterung. — S. 79 f.: Die Prinzessin in Goethes
»Tasso« als Bilmingsideal. — S. 08: Goethes Ausdruck »Wahl-
verwandtschaft« die beste Definition oer wahren Liebe. L. Fr.
330 Bibliographie.
Aufgaben zu deutschen Aufsätzen und Vorträgen in den
oberen Gassen höherer Lehranstalten. Aus den Jahresberichten
der höheren Lehranstalten der Provinz Sachsen, zusammen-
gestellt und systematisch geordnet von Dr. Walter Berg.
Berlin, Gärtner. 224 SS.
S. loi — 133 Goethe. Von den grösseren Dramen werden mit
besonderer Vorliebe »Götz, Iphigenie, Egmont, Tasso« behandelt; von
den Prosawerken hauptsächlich »Dichtung und Wahrheitc, von den
Epen ausschliesslich »Hermann und Dorothea«. Nicht weniger als
20 Gedichte werden zu Aufsatzthematen verwendet.
Paul Cauer: Physiologie und Ethik im Streit um die
Tragödie. (Preuss. Jahrb. 73, S. 21—83.)
S. J3— 3$ Goethes Aeusserungen über sein dichterisches, be-
sonders dramatisches Schaffen.
L. Geiger: Von der Goethe-SchnüfTelei. (Berl. Tagebl.
26. Nov., I. Beibl.)
Vertheidigt gegen 2 kleine Artikel dess. El. ^17, u. 21. Nov.) die
Herausgabe selbst unbedeutender Actenstücke als Kleiner Bausteine.
Ja oder Nein. Photografie-Album des Geistes und der
Seele. Von Ludwig Hub. Nürnberg, Ludwig Gross.
Frage 7 : Glauben Sie, dass die Leetüre des Goethischen »Fauste
einen ungünstigen Einfiuss auf ein junges Mädchen ausüben kann?
Frage 20: Halten Sie unsere Klassiker (Goethe und Schiller) noch
immer für die beste deutsche Lektüre?
Thesen aus Berliner Dissertationen. H. Kraeger: Goethes
Gedicht »Das wird die letzte Thrän' nicht sein« (Ewalds
Urania 1793) ist gegen Düntzer für ein Jugendgedicht zu
erachten. W. Keiper: Xenion 15 »Der Teleolog« bezieht sich
auf eine Stelle aus Stolbergs »Reise in die Schweiz«. Jos.
Joachim: Goethe hat im IL Theile »Faust« Motive aus der
Virgilsage verwendet, die ihm bei seinem Aufenthalte in Neapel
1787 nahe getreten sein mag. B. Steiner: Das Urbild des
Goethischen Satyros ist Herder. O. Flohr : Die ersten
beiden Partieen des Eingangsmonologes im Faust sind in
einem Wurfe niedergeschrieben. Arthur Eloesser: Goethes
Singspiel »Lila« ist Moli^res L'amour m^dicin nachgeahmt.
Herm. Grimm : Thesaurus linguae germanicae. (Deutsche
Lit. Ztg. II. Nov.; abgedr. Allg. Ztg. Beil. 260.)
Vorschlag einer am besten mit der Goethe - Gesellschaft zu ver-
einenden deutschen Akademie, welche die Sammlung eines deutschen
Wortschatzes zunächst für die Classiker in Angriff zu nehmen hätte.
A. Hammeran: Die Frankfurter Mundart. IL (Frankf.Ztg.
18. Oct, Morgenbl.)
Frankfurterisches in den Jugendbriefen, namentlich an Merck und
in den Jugenddramen, sowohl Ausdrücke wie »Pick, halbweg, Pillen-
Bibliographie. 331
dreher« als Formen Theilweise (z. B. Faust gegenüber dem Urfaust)
^nirden diese Idiotismen getilgt.
Bemerkungen über die Sprache Goethes und Schillers.
(Zeitschr. d. allg. deutsch. Sprachvereins. No. i. 2.)
Mähliss: Die Rechtschreibung Goethes und Schillers.
(Reform, 17. Jahrg., No. 3.)
Max Koch: Neuere Goethe- und Schiller -Litteratur VI.
(Ber. d. Fr. D. H. N. F. IX, S. 177 — 229.)
Einzelne in diesem Berichte ausfuhrlich analysirte Schriften aus
dem J. 1892, die mir entgangen waren, sind oben mit Zufügung der
Chiffre M. K. nachgetragen.
Max Koch: Neuere Goethe- und Schiller-Litteratur VII.
(Ber. d. Fr. D. H. N. F. IX, S. 351—401.)
S. 355—58 Beurtheilun? des G.-J., mit besonderer Berücksichtigung
des Aufsatzes von R. M, Meyer.
V. Valentin: Herr Professor Minor und dieGoethe-Schiller-
Litteraturberichte des Freien Deutschen Hochstifts. (Ber. d. Fr.
D. H. N. F. IX, S. 59-71.)
Vertheidigt gegen Minors Anzeige der Berichte (Ztschr. f. d.
österr. G>'mn. 1892 S. 902) M. Kochs Sachlichkeit, Wahrheitsliebe,
theilt dessen Entgegnung gegen Minor (Ztschr. 1893 S. 94 fg.) und
des Letzteren Entgegnung mit.
Karl Heinemann: Neueste Goethe-Schriften. (Blätter für
litt. Unterh. No. 30, S. 468—471.)
Sehr ausfuhrlich über das Goethe-Jahrbuch, eine Notiz oben bei
den Berichtigungen benutzt, Siegmar Schultze, Kerns Tasso.
W. V. Biedermann: Goetheliterarische Besprechungen.
(Wiss. Beil. d. Leipz. Ztg. No. 126, S. ^02 fg.)
Recens. der Kürschnersdien Ausgabe Bd. 20, 27 und einiger kleinerer
Arbeiten.
Otto Pniower: Das neue Goethe-Jahrbuch. (Die Nation,
Bd. IG, No. 43, S. 651 — 654.)
Seemanns litterarischer Jahresbericht und Weihnachts-
Catalog für 1893, herausg. von K. Heinemann. 120 SS.
Enthalt einen Abschnitt aus des Herausgebers bekanntem Buche
und Besprechungen einer Anzahl neuer Goethe-Schriften, auch einen
Hinweis auf die Weimarer Goethe- Ausgabe.
Cataloge gedruckter Goethe-Schriften von Jos. Baer &
Comp., No. 319; Hch. Kerler, No. 190; Fr. E. Lederer, No. 56.
Verzeichniss der von C. E. Hofmeister hinterlassenen
Autographen -Sammlung, versteigert 13. Nov. durch List und
Francke in Leipzig. 93 SS.
Enthält von Goethe ein Actenstück Tcontrasignirt Voigt, 22. Nov.
1793)* *^^ ^^s Stardische Gesuch fol. XII mit dem gegenwärtigen
Haus- und Zumessungsgesch. auf der Oberaue in weiter keinem Zu-
sammenhange steht, indem die Polzischen Wiesen auf der andern
Seite gelegen, so wäre vorerst jenes Geschäft abzuthun u. das Justiz-
amt Jena m dieser Maase zu bescheiden etc. etc « Ferner eine Quittung,
332 Bibliographie.
Weimar, den 20. Sept. 1805 über Tlilr. 39. — Auslösung bey meinem
Aufenthalt in Lauchstedt. Unterzeichnet von Caroline Jagemann, J, W.
V. Goethe und E. Kirms. Ferner die (gedruckten) Briefe an Nöhden. —
S. 7S--79: »Weimars Musenhof«: Briefe der fürstlichen Personen des
Dichterkreises, der Gelehrten, Künstler, Schauspieler Weimars. Sonst
enthäh der Catolog z. B. Briefe Verschiedener an A. F. Oeser und seine
Tochter Friederike und an Caroline v. Wolzogen.
Leo Liepmannssohn's Catalog 102: Musiker- Autographen.
45 SS.
S. 23 Album G. Rogers (1855): Citat aus Erlkönig mit humorist.
Bemerkung. S. 2cj Brief Toh- Weigls (18 17). An den Hoftheater-
intendanten in Weimar. Vor vier Jahren habe er seine Oper, die
Uniform, an Frau von Haigendorf gesandt, welche auch die Aufführung
veranlasst habe. Er habe aber nie Honorar empfangen, was er sich in
Erinnerung zu bringen erlaubt, »da die jetzige Zeit für den Künstler
äusserst drückend ist.« S. 45 Zelters eigenh. Compositionen von »Ich
ing im Walde so vor mich hin (5. Juni 181 4), die wackelnde (sie)
locke (5. Jan. 1814), Mich ergreift ich weiss nicht wie.«
J. A. Stargardt: Catalog einer Autographen -Sammlung.
Versteigerung 30. Oct. 34 SS.
Verzeichnet 2 Gedichte und verschiedene gedruckte Briefe meist
an Eichstädt. Zu bemerken ist, dass der von Biedermann unterm
4. V. 18 16 gedruckte hier vom Juni datirt ist und dass es im Briefe
24. Jan. 181 5 heisst: »wo das . . Naturkind in seiner ganzen Losheit
(st. Bosheit) wieder nach Luft schnappt«, wodurch der Satz freilich
erst verständlich wird. — Ferner ein amtliches Schreiben 23. IIL 16.
Zu erwähnen ist ferner »Die Freundinnen an Goethe zum 17. VL 18 16«
(Augusts Hochzeit), ein Mscr. Grabbes ^1820) über den Goeihe-Schiller-
schen Briefwechsel »auch einiges über die ebengenannten beiden Dichter
selbst und über unsere Zeit«. In einem Briefe Zelters an Felix
Mendelssohn - Bartholdy heisst es (1822) von Goethe, »seinem alten
Thüringer, von dem er aus Eger am 8. August einen eigenhändigen
vier Seiten starken mit überscnwänglicher Zärtlichkeit gefüllten Brief
erhalten« hat: »So fahrt denn in Gottesnamen herwärts dem Neste zu,
wo meine Sommerseite sitzt und bekukt Euch den alten Gesellen von
allen Seiten. Felix wird wohl die Thür zu finden wissen, habe ich
sie ihm ja gewiesen. Doris hat einige Tage dort verweilt und hat
ihn schmuck gefunden. Auch von Knebel aus Jena habe ich gestern
Nachricht erhalten, dass er jugendlich munter u. frisch ist. . . «
2. DRAMEN.
t Faust von Goethe. Mit Einleitung und fortlaufender Er-
klärung, herausg. von K. J. Schröer. Erster Theil. Dritte
durchaus revidirte Auflage. Leipzig, O. R. Reisland, 1892.
CXXH, 322 SS.
Neu ist ausser vielen einzelnen Zusätzen und einer Vorbemerkung,
"Welche die Uebereinstimmung der Verszählung mit der Weimarer Aus-
fabe constatirt, S. I ~ XXV »Goethe im Ganzen und in Beziehung zu
aust. Ein Vorwort zu gegenwärtiger dritter Ausgabe.«
Bibliographie. 333
Goethes Faust. Von Kuno Fischer. 3. Aufl. 2. Bd.:
Entstehung, Idee und Composition des Goetheschen Faust.
Stuttgart, Cotta Nachf. VI, 260 SS.
Untersuchungen über Goethes Faust in seiner ältesten
Gestalt. I. Die satirischen Scenen. i. Die Wagnerscene. 2. Die
Scholerscene. 3. Die Scene in Auerbachs Keller. Giessener
Habilitationsschrift v. J. Collin. Giessen, Kellersche Druckerei.
82 SS.
Goethes Faust als einheitliche Dichtung, erläutert von
Hermann Baumgart. Erster Band. Königsberg, VVilh. Koch.
IV, 420 SS.
Zerfallt in folgende Abschnitte: i. Die Faustsage; 2. Lessings
Faustpläne; 3. Goethe und die Faustdichtung; 4, Der Urfaust. Erd-
geist und Mephistopheles; 5. Der Faust von 1808. Die Einheit der
Dichtung. 6. Die Ausfüllung der grossen Lücke. 7. Zueignung. Vor-
spiel auf dem Theater. Prolog im Himmel. 8. Die beiden ersten
Monologe. 9. Der Osterspaziergang und die erste Scene im Studir-
zimmer. 10. Die zweite Scene im Studirzimmer und die Schülerscene.
II. Auerbachs Keller und die Hexenküche. 12. Die Gretchentragödie.
13. Die Walpurgisnacht. 14. Der Walpurgisnachtstraum. 15. Der
Abschluss.
Goethes Faustdichtung in ihrer ktlnstlerischen Einheit
dargestellt von Veit Valentin. Berlin, E. Felber, 1894. VIII,
309 SS.
Auch als 2. Band von Valentins ästhetischen Schriften bezeichnet.
Nach Bemerkungen über die künstlerische Gestaltung des Stoffes und
des Aufbaues wird in dem Haupttheil der Schrift fCap. 4—19) der
dramatische Aufbau untersucht. Es wird unterschieden i. eine vor-
bereitende Handlung bis zum Abschluss des Vertrags, 2. die Haupt-
handlung. In dieser werden folgende Theile angenommen, i. Erste
Hälfte: Wachsender Einfluss des Mephistopheles; als Episoden
a. studentisches Treiben, b. irdisches Liebesleben (Hexenküche, Gretchen-
tragödie), c. Lust an der Zauberkraft (Elfen, am Hofe des Kaisers;
2. Umschwung (V. 6175— 6210, Zählung der W. A., erstes Stück der
Scene: Finstere Gallerie). 3. Zweite Hälfte: Der abnehmende Einfluss
des Mephistopheles und die wachsende Selbständigkeit Fausts; als
Episoden: Geistererscheinun^ (Mütter, Paris und Helena^; Fausts
Durchlebung der Vergangenneit (Homunkulus, classische Walpurgis-
nacht, Helena); Fausts Schaffung einer neuen Welt, (Rettung des
Kaisers, Neuland^ Nach der voroereitenden und Haupthandlung wird
eine ausleitende «Handlung angenommen, auf Erden (Fausts Tod), im
Himmel (Verklärung). Darauf folgen Abschnitte über die dichterische
Behandlungsweise, die nicht als einheitlich erklärt wird, obwohl kein
Widerspruch zwischen dem Plan des Mephistopheles und der Aus-
fuhrung bestehe. Die neue Dichtung (seit dem Verkehr mit Schiller)
und ihre Idee (als solche wird hingestellt: das Streben des Menschen
nach dem denkbar höchsten Lebensgrade); die neue Dichtung und
ihre Entwickelungsprocesse (Befreiun^^ von kirchlich-mittelalterlichen
Anschauungen; die Fähigkeit der Erlösung wird in die persönliche
Kraft des Menschen selbst gelegt).
Goethe, der deutsche Prophet in der Faust- und Meister-
dichtung, mit einem Anhang der benutzten, theilweise erst
334 Bibliographie.
neu aufgefundenen Quellen in Goethes Werken, Korrespon-
denzen etc. Von O. L. ümfried. Stuttgart, A. Bonz & Co.
XVI, 178 SS.
Am^^e Pigeon: Napoleon I«' et le second »Faust« de
Goethe. (Le Livre et Tlmage. Revue documentaire illustr^e
inensuelle. No. 3.)
t Ph. Winckler: Grundzüge einer Parallele zwischen Shake-
speares Hamlet und Goethes Faust. Von Ph. Winckler. Strass-
burg, 1892. (Progr. der Realschule zn Wasselnheim.)
Viele Verkehrtheiten. M. K.
Zur Kunstentwicklung der englischen Tragödie von ihren
ersten Anfängen bis zu Shakespeare. Von Rud. Fischer.
Strassburg, Trübner. XIII, 192 SS.
S. 1 1 5 f. und 1 34 ff, (u. o.) Ober den Fauststoff bei Marlowe. L. F.
Charactere und Temperamente. Dramaturgische Studien.
I. Shakespearische Charactere mit einem Anhang über Goethes
Faust. Von H. von Basedow. Berlin, E. Rentzel. 122 SS.
Ernst Mttller-Holm: Goethe als Kabbaiist. (Hamb. Corr.
Ztg. f. Lit. No. 17. 18.)
Besprechung des Louvierschen Buches, das, ohne völlige Billigung
zu verdienen, »von den Philologen ernst genommen werden soll.«
A. Sulzbach : Ueber F. A. Louviers »Goethe als Kabbaiist«.
(Bcr. d. Fr. D. H. N. F. IX, S. 78-92.)
Legt Louviers sattsam bekannte Forschung und Resultate dar,
zeigt, dass seine sog. kabbalistische Erklärungsweise auf falscher Grund-
lage beruht, da er von der wirklichen Erklärungsart der Kabbalah auch
nicht die leiseste Ahnung hat.
Fausts Vermäch tniss. Geister-, Seelen- und Körperwelt,
volksthtlmlich erörtert; zur Förderung allgemeiner Bildung,
Menschenliebe und Duldsamkeit. Von Philipp Friedr. Behrends.
Leipzig, E. Baldamus. 556 SS. m. Portr.
Die Faustsage und der Goethische Faust. Von M. philoL
Carl KUchler. Leipzig, G. Fock. 56 SS.
Kopenhagener Dissertation, gleichzeitig dänisch erschienen. S.
nächst. Titel. Verf. stellt binnen Jahresfrist eine ausführlichere Arbeit
in Aussicht; meint, über sein Thema seien bisher nur »einzelne ver-
streute Notizen« erschienen.
Faustsagnet og Goethes Faust. Von C. Küchler. Kopen-
hagen, Host.
Robert Sprenger: Volksthümliches aus Schiller und Goethe.
{Am Ur-Quell. Monatsschrift für Volkskunde. Herausg. von
Friedrich S. Krauss. IV. Band. IIL Heft, S. 182 f.)
S. 185 »Zum Urfaust«: V. 1324 ff. »Brandschande« als »Galgen
1 Rad als Muttermal« erklärt in Anlehnung an Schufteries Worte od
lllers Räuber. II. 3. L. F.
W. V. Biedermann: Die Domscene in Goethes »Faust«.
SS. Beilage d. Leipz. Ztg. 33.)
Bibliographie. 335
Gegen die Annahme, der böse Geist stelle Gretchens Gewissen
vor. Goethe habe den »bösen Geist« aus i. Buch Sam. Gap. 15, 16
entnonuncn, der böse Geist dürfe daher nicht als Frau, sondern müsse
als Teufel erscheinen. — Sonstige Bemerkungen über die Darstellung
der Scene.
W. Rachel: Eine Stelle in Goethes Faust. (Zeitschr. f. d. d.
Unterr., 7. Jahrg. S. 573.)
Vor dem Vers »Mit ahnungsvollem heil*gem Grauen« nicht »die«
S^^acht) sondern »und« zu ergänzen, als freie Fortsetzung eines
elativsatzes.
K. £. Haase: Zum Zauberspruch in Auerbachs Keller.
(Zeitschr. f. d. d. Unterr. III. S. 141, 142.)
Theilt 4 Ketten- und Abzählreime aus verschiedenen deutschen
Gegenden mit.
Ludwig Fränkel : Zum Zauberspruch in Auerbachs Keller.
(Zeitschr. f. d. d. Unterr. VII, 509.)
Führt eine Fassung im Leipziger Dialect an, die er im Volksmund
gehört hat.
R. Spenger: Zu Goethes Faust. (Zeitschr. f. deutsche
Philol. XXVI, S. 141.)
Prolog im Himmel (V. ) 10) grünt == grün werden, nicht = wachsen ;
II. 2, 5 (V. 7801) graus = grauenerregend, nicht = steinschutt.
Alexander Tille : Die Entstehung des Homunkulus. (Hamb.
Corr.-Ztg. f. Lit. No. 18, 3. Sept.)
Goethe entlehnt die Stelle dem Paracelsus. Zuerst sollte Wagner
durch Alchymie den Homunculus erzeugen, später trat Mephisto vor der
fertigen Erzeugung ein; Mephisto mitwirken zu lassen, blieb nur Plan.
Das Erotische im zweiten Theile des Goetheschen Faust
(n. Akt I —3). Ein Beitrag zu des Dichters Denkweise, gleich-
zeitig als Versuch die ganze Dichtung in verständigen Zu-
sammenhang zu bringen, von Univ. -Prof. O. v. Seh. Hagen,
H. Risel & Comp. 30 SS.
Wird characterisirt durch die Zuschrift »Gewidmet allen Goethe-
verehrcm, die den Dichter etwas weniger als einen Gott verehren und
bei einer natürlichen Auslegung seiner unverstandenen Worte nicht
sofort von »Goethefrevel« wettern.« Der Inhalt einiger SteUen z. B.
S. 29 kann nicht einmal angedeutet werden.
R. J. Schröer: Dass wir nichts wissen können. Zur
jtlngsten Faust-Darstellung. (Chronik d. Wiener Goethe- Vereins.
No. 6, S. 24.)
Das Wort »köimen« müsse die Hauptbetonung erhalten.
Faust in der Geschichte und Tradition. Mit besonderer
Berücksichtigung des occulten Phänomenalismus und des
mittelalterlichen Zauberwesens. Als Anhang: Die Wagnersage
imd das Wagnerbuch. Mit 33 Abbildungen. Von Carl Kiese-
wetter. Leipzig, Max Spohr. XXIII, 567 SS.
Das 3. Buch von S. 26) an : Fausts Höllenzwang hat mit Goethe
wenig zu thun, ausser S. 267 ff., wo Goethes Unheil an Knebel
20. Nov. 1829 stark zurückgewiesen wird. Das i. Buch (S. 1—66)
33^ Bibliographie.
»Fausts geschichtliche Personc enthäh eine die neuesten Funde nicht
immer berücksichtigende Zusammenstellung. Das 2. Buch »Die Volks-
bücher von Fauste zerfallt in 5 Abschnitte: Summarische Uebersicht
über die älteste Faustlitteratur; Fausts Leben bis zur ersten Teufels-
beschwörung; der Pakt Fausts (wobei z. B. eine ganze Geschichte des
Glaubens an die Pakte mit dem Teufel gegeben wird); Wie und als
was ist der Mephostophiles (diese Schreibung sei die einzig richtig)
der Faustbücher aufzufassen ? Der Verf. sagt : »M. ist die personiticirte
eine Hälfte des gespaltenen transcendentalen Subiectes von Faust«;
Fausts Zauberschwänlce und Ende. — Das Werk sucnt die ganze Faust-
sage auf das Gebiet des Hypnotismus und Spiritismus hinüberzuspielen.
Unter den Illustrationen z. B. »Entwickelung einer Materialisation«
und »Ein Medium in Krämpfen«.
Alexander Tille: The artistic treatment of the Faust
legend. Reprinted from the transactions of the English Goethe-
Society VII. 1891/92. 74 SS.
Kurze Einleitung über die Popularität des Faust, dann 4 Ab-
theilungen. I. Die Faustbilder vor Goethe. II. Die Illustrationen zum
ersten Theil von Goethes Faust zu Goethes Lebzeiten. III. Die Illustra-
tionen zum ersten Theil nach Goethes Tode. IV. Die Illustrationen
zum zweiten Theil von Goetlies Faust. Geht die Illustrationen durch,
zum Theil mit sehr genauer Beschreibung, nimmt Bezug auf die
Wechselwirkung zwiscnen Bühnen und biloender Kunst, das Verhalt-
niss der verschiedenen bildlichen Darstellungen zu einander, Vorzüge
und Mängel. Goethes Urthdle über diejenigen Illustrationen, welche
ihm bekannt waren. (Der Aufsatz, deutsch auszugsweise in den
Preuss. Jahrb.)
R. M. Werner: Fauststudien. (Zeitschr. f. österr. Gymn.
3. H. 193—205.)
I. Die Urgestalt von Marlowes Faust. (Einzelne Scenen der jetzigen
Fassung weisen auf Widmaim hin, können also der Urgestalt nicht
angehört haben.) 2. Marlowe und das deutsche Drama. (Das s. g.
Danziger Stück von 1669 ist von M. unabhängig bis auf den einzigen
Zug vom Zählen der Stunden.)
Oskar F. Walzel: Der Herausgeber des Wagnervolks-
buches von 1712. (Vrtljschr. f. Litg. VI, 105 — 119.)
Bestätigt die schon früher geäusserte Vermuthungen, dass der
Herausgeber der gelehrte Paul Jak. Marperger ist [Ueoer Marperger
habe icn gehandelt, Berlin L S. 131— 133.]
Julius Bode und seine Faustbttcherei von Alexander Tille.
Als Manuscript gedruckt. Frankfurt a. M., Mahlau & Wald»
Schmidt. 12 SS.
O. Heuer : Zur Bibliographie des Spiesschen Faustbuches.
(Ber. d. Fr. D. H. N. F. X, S. 83—86.)
Beschreibung eines in der Breslauer Univ.-Bibliothek befindlichea
Exemplars, wahrscheinlich eines Abdrucks der Ausgabe von 1590 mit
willkürlichen Aenderungen des Druckers.
A. Fr. Schönbach: Zu Lessings Faust- Vorspiel. (Vrtljschr.
f. Litgesch. VI, 2.)
Irrhain. Fest-Album vom Deutschen Parnass von Han&
Pfeilschmidt. Ntlmberg.
Lessings Faust auf der Nürnberger Bühne. Von Hans Pfeilschmidt.
Bibliographie. 337
MaxOsborn: Die Teufellitteratur des XVI. Jahrhunderts
(Acta Germanica III, 3.) Berlin, Mayer und Müller. VI
236 SS.
S. 52 fg. Doctor Faust in keinem Teufelsbuch erwähnt, ausser
einmal im »Theatrum Diabolorum« (1575); S. 209 fg. Die Teufel in
den Faustspielen des 17. Jahrhunderts. L. F.
£. Mentzel: Zwei Frankfurter Faustaufführungen in den
dreissiger Jahren des 18. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Litte-
ratur der Faustdramen. (Ber. d. Fr.D. H. N. F. IX. S. 229—247.)
Die eine veranstaltet von der Frau des Marionettenspielers Theo-
bald Neuchzer; die andere von Frau Neuber 1737 (photographische
Wiedergabe des Theaterzettels).
Hector Berlioz: La Damnation de Faust, legende dra*
matique en quatre actes, po^me et musique d'Hector Berlioz.
Paris, Pichault & Cie. 70 SS.
Ein ärztlicher Faust. Roman. Von S. Brody. Aus
dem Ungar, von O. v. Krücken. Berlin, Ottojanke. 256 SS.
Faust. Der Tragödie dritter und unwiderruflich letzter
Theil. Berlin, Martin Böhm.
' In 3 Acten, einem Vorspiel auf dem Theater und einem Walpurgis-
Sommemachtsfest, von Göthe dem Schwächeren. Die neuen Decora-
tionen von Professor S. Chmiradzky, Ballet von Oswald Nier.
Costüme von Hippolit Mehles. Bengalisches Licht von J. und C.
Blooker in Amsterdam. — i. Act: Faust im Souterrain und seine Ehe
grossmütterlicherseits«, oder: »Der Schienenflicker«. — 2. Act:
»Wagner«. — 3. Act: »Referendar Dr. Heinrich Faust jun., dem etwas
Menschliches passirt: die Alles beglückende Liebe«, oder: »Grete,
warum so ete petete?« oder: »Heinrich, nu graut's mir aber wirklich
vor Dir«, oder: »Die Kreuz-Polka in der Walpurgisnacht«.
Clavigo. Eine Studie zur Sprache des jungen Goethe,
nebst einigen Beiträgen zur Charakteristik der Haupthelden
und der Marie. Von Georg Schmidt. Gotha, F. A. Perthes.
IV, 20 1 SS.
Die Bemerkungen über die Charactere beginnen S. 161. Der
Haupttheil zerfallt in folgende Abschnitte: Einfluss der französischen
Quelle auf den Stil des Clavigo ; der Clavigostil und die Empfindsam-
keit; Sturm und Drang in der Sprache des Clavigo; das Polysyndeton .
das Asyndeton; die Amphora* die Geminatio. — Bei den Citaten'
werden die Werke des jungen Goethe mit Siglen bezeichnet, die S. 2 1 A.
erklärt sind (meist nach den Anfangsbuchstaben). »Mis« bedeutet
sämmtliche übrige Schöpfungen des jungen Goethe.
Goethes Egmont. Ein Trauerspiel. Mit Einleitung und
Anmerkungen von Ludwig Blume. Sechstes Tausend. (3. Aufl.)
Wien, Graeser. XXXII, 88 SS.
Im Text einzelne Aenderungen (nach der Handschr.), z. B. IV,
Z. 4 vom Neuen (st. von Neuem), 3^7: auszudenken (st. auszudrücken). —
Auch in den Anmerkungen manche Verbesserungen.
Goethe. Egmont. Ein Trauerspiel. Für den Schulgebrauch,
herausg. vonGustav Burghauser. (Freytags Schulausgaben klassi-
scher Werke für den deutschen Unterricht.) Leipzig, G. Freytag.
123 SS.
GotTIII>jAHt»VCII XV. 22
;38 BiBLIOGRAPHrE.
Goethe. Egmont. Trauerspiel. Herausgegeben v. L. Zürn.
2. Aufl. (Auch unter dem Titel: Schöningh's Ausgaben
deutscher Classiker mit ausführlichen Erläuterungen für den
Srhulgebrauch und das Privatstudium. lo Band.) Paderborn,
V. Schöningh. 144 SS.
Henry Wood : Goethes Elpenor. (Vierteljahrsschr. f. Litg.
VI, 78—102.)
Aus dem American Journal of Philology Bd. 12 No. 4 von
Herrn. Schönfeld übersetzt. Das Stück wird hauptsächlich auf die Be-
:ziehungen zu Charlotte von Stein gedeutet: Lykos- und EIpenor-Goethe
ijnd Fritz von Stein.
Le President Hdnault et Madame du Deffand. Par Lucien
Perey. Paris, C. Ldvy. 548 SS.
S. 228 — 231 Analyse und Auszug aus Hcnaults Le reveil
d'Epimenide.
K. Haehnel: Zum dramatischen Aufbau des Götz von
Berlichingen. (Zeitschr. f. d. d.Unterr., 7. Jahrg., 4.H. S. 269 fg.)
Goethes Götz von Berlichingen auf der Bühne. Leipziger
Dissertation von John Scholte-Nollen aus Pella, Jova, Nord-
Amerika. Leipzig-Reudnitz, Druck von O. Schmidt. 132 SS.
Behandelt die einzelnen Aufführungen 1774— 1787, die Wiener
Bearbeitungen 18 10 und 1830, Goethes Bearbeitungen 1804, 9, 19 und
die Aufführungen seit 1814 besonders in Wien, Berlin, München.
Eugen Kilian: Goethes Götz von Berlichingen auf der
Bühne. (Beil. z. Allg. Zeitg. No. 205. 206.)
Besprechung der Schrift von Scholte-Nollen mit Hinweis auf die
Mittheilung G.-J. XIV, 276—278 und einzelnen Berichtigungen. Er-
wähnt wird eine Bearbeitunjg der Adelheid -Scene (A., von Wahnsinn
ergriffen, gibt sich selbst Jen Tod) in R, S. Corsentius »Neue Ge-
dichte« Leipzig, 1884.
Kamann, Johannes: Die Fehde des Götz von Berlichingen
mit der Reichsstadt Nürnberg und dem Hochstifte Bamberg,
1512— 1514. Ein Beitrag zur Geschichte der Öffentlichen
Zustände Frankens nach dem ewigen Landfrieden und der
Charakteristik des Ritters mit der eisernen Hand. (A. u. d. T.:
Quellenschriften und Abhandlungen zur Staats-, Kultur- und
Kunstgeschichte der Reichsstadt Nürnberg. I.) Nürnberg,
Schräg. VIII, 138 SS.
Goethe. Iphigenie auf Tauris. Herausgegeben von Steph.
Waetzoldt. (Neudruck.) (Velhagen & Klasings Sammlung deut-
scher Schulausgaben. Lieferung 2.) Bielefeld, Velhagen &
Klasing. VIII, 123 SS.
Goethe. Iphigenie en Tauride. Nouv. ^d. publ. av. une
notice et des notes en franc, par L. Schmitt. 3. ^d. Paris,
Delagrave. IV, 104 p.
Goethe. Iphigenie en Tauride. Texte allemand, publ.
av. une notice, un argument analytique et des notes en franc.
par B. Ldvy. Paris, Hachette & Cie. 135 p.
Bibliographie. 339
Victor Paul: Die Entführung Orests bei den Griechen
und bei Goethe. (Jung-Deutschland und Jung-Elsass. Halb-
monatsschrift für Dichtkunst, Kritik und modernes Leben. I.
S. 44 f., 53 f.)
Karl Hessel: Nochmals Goethes Iphigenie und Schacks
Arete. (Die Mädchenschule. VI, Heft i und 2.)
Das Fortleben homerischer Gestalten in Goethes Dichtung,
^on Hermann Schreyer. (Gymnasialbibliothek 8. Heft.) Güters-
loh, Bertelsmann, 92 SS.
Behandelt Goethes Homerstudien (chronologisch) mit Hervor-
liebuo^ der zwei durch Homerstudien besonders ausgezeichneten Lebens-
abschnitte: Der italienischen Reise und des Verkehrs mit Schiller;
Iphigenie aufTauris; Iphigenie in Delphi, Nausikaa (44— 60), Achilleis
^61—8}), Helena im Faust.
Ludwig Blume: »Mich überläufts«. (Chronik d. W. Goethe-
Vereins No. 6, S. 24.)
Die älteste Anwendung dieses Ausdrucks in den »Mitschuldigen«
-5. Aufz. 7. Auftr.
Veit Valentin: Zur Aufführung von Goethes »Natürlicher
Tochter« in Weimar. (Dtsch. Wochenblatt VI, 27. S. 231 — 233.)
Der Genuss werde beeinträchtigt durch zwei Umstände: i. das
BruchstQckartige des Stücks, 2. die Namenlosigkeit der Personen, ab-
sichtlich weil der Dichter die französischen Verhältnisse, denen er seinen
Stoff entnahm, völlig änderte. Die dem Dichter vorschwebende Absicht
war: Eugenie sollte durch ihre Liebe und Treue König und Land
retten. (Einzelnes: die Unterschrift des Königs etwa wie in einer lettre
de cachet.)
Wilhelm Büchner: Ueber Goethes Pandora. (Zeitschr. f.
d. dtsch. Unterr. Jahrg. 7. S. 355—368.)
Polemisirt gegen frühere Deutungen des Stücks. Das schmerzliche
Gefühl der Entbehrung [Verhältniss zu Minna Herzlieb] trete auch in
der Grundidee der Pandora zu Tage. »Die Unbefriedigung, welche
die in der Liebe zur Welt kommende Schönheit hinterlässt, weil sie
sich an die wechselnde Vergänglichkeit kettet, bildet einen Grund-
gedanken der Dichtung.«
Otto Harnack: Ueber Goethes Pandora. (Pr. Jahrb. 73.
S. 105 — 122.)
Würdigung des speciell dramatischen Gehalts, des Zusammen-
wirkens der individuellen Persönlichkeiten. Die Stellung des Prometheus
am Schlüsse ist als eine versöhnliche, befriedigte zu denken; die Ver-
söhnung der Brüder als Vorbedingung des Wiedererscheinens der Pandora.
Pandora ist Verkörperung der Schönheit. Unterscheidet Goethes Dramen
der Form nach in 5 Gruppen, der sich als 6. die opemhafte, eben in
Pandora anreiht. Sie »beruht wesentlich auf dem Wechsel eines in
durchgehendem Versmass gehaltenen Dialogs mit lyrischen Strophen
verschiedener Art, die theilweise für den Gesang berechnet sind, und
welche nicht etwa einem griechischen Chor, sondern den handelnden
Personen selbst in den Mund gelegt werden.«
Paul Weizsäcker : Das Neueste von Plundersweilern. Bei-
träge zur Erklärung einiger Stellen. (Vjschr. f.Litg. VI, 67 —78.)
22*
340 Bibliographie.
Gegen die Meinung, Nicolai sei der Hauptverspottete; die Verse
beziehen sich im Allgemeinen auf Critik, Nachdruck, Verhältniss von
Autor und Verleger auf die Göttinger, Wieland (kleiner Stich und
freundliche Anerkennung).
Goethe. Torquato Tasso. Ein Schauspiel. Für den Schul-
gebrauch herausg. von Ludwig Chevalier. (Freytags Schul-
ausgaben klassischer Werke für den deutschen Unterricht.^
Leipzig, G. Frejtag. 134 SS.
W. V. Biedermann: Zu Goethes Tasso. (Wiss. BeiL d.
Leipz. Zeitg. No. 38.)
Bezeichnet im Gegensatz zu F. Kerns grosse Ausgabe das Stück
als Tragödie; aus den letzten Worten Tassos sei nicht Hoffnung auf
seine Erhebung zu schöpfen. Die Dichtung vielleicht entstanden im
Gegensatz zu Cioldonis Behandlung.
Karl von Lyncker: Alt -Weimars Musik- und Theater-
leben. Aus den hinterlassenen Aufzeichnungen eines Alt-
Weimaraners. Herausgeg. von £. Greiner. (Neue Musik-
zeitung. Jahrg. XIV, No. 19.)
Das Theater in Deutschland. Seine geschichtliche Ent-
wicklung und kulturelle Bedeutung bis auf die Gegenwart^
Von C. Heine. Einbeck, R. Lesser. VI, 104 SS.
2. Kap. Das Heim bei Hofe. Weimarer Schule.
3. GEDICHTE.
Goethe. Gedichte. Mit Einleitungen von Karl Goedeke^
2 Theile in i Bande. Stuttgart, J. G. Cotta Nachf. 304, 3 1 5 S.
m. Portr.
Po^sies Ijriques de Goethe et Schiller. Texte allemand».
publik avec des notices littdraires et des notes par Henri
Lichtenberger. 2e Edition. Paris, Hachette & O^- XXXIX,
271 SS.
Ausgewählte Balladen Goethes und Schillers mit aus-
führlichen Erläuterungen für den Schulgebrauch und das.
Privatstudium von J. Heuwes. Paderborn, Schöningh. 129 SS.
Goethe. Gedichte. Ausgewählt und erläutert von
Wendelin Toischer. Wien, A. Holder. VII, 143 SS.
Goethe. Pontes lyriques avec notices et notes par L.
Schmitt. 5. ^d. Paris, Delagrave. VIII, 52 p.
Die deutschen Stammbücher des sechzehnten bis neun-
zehnten Jahrhunderts. Ernst und Scherz, Weisheit und
Schwank in Original - Mittheilungen zur deutschen Kultur-
geschichte. Von Robert und Richard Keil. Berlin, Grote..
VIII. 337 SS.
Enthält eine Anzahl Goethischer Inschriften: An seine Mutter^
an Frl. Ulrich, an die Enkel u. s. w.
Bibliographie. 341
Ludwig Blume: Goethes Lyrik nach ihrer inneren Ent-
wickelung. (Chronik d. Wiener Goethe- Vereins. No. i, S. 3, 4.)
Referat über einen Vortrag Blumes, der an seine Gedicht- Ausgabe
anknöpft. Goethes Stellung zu den Frauen übte einen massgebenden
Emfluss auf die Entwickelung seiner Lyrik aus.
Karl Lorenz: Klopstocks und Goethes Lyrik. Ein Bei-
trag zur Behandlung der KlassenlektUre. IL Theil: Goethe.
Progr.-Beil. d. k. Gymn. z. Kreuzburg O.-S. Kreuzburg O.-S.,
Druck V. E. Thielmann. 4®. 23 SS.
Darlegung der dichterischenXechnik und litterarhistorischen
Stellung von Goethes Elegie »Alexis und Dora«. Von J. Kasse-
witz. Leipzig, G. Fock. 27 SS.
Ferdinand Bronner : Goethes römische Elegieen und ihre
Quellen. (N. Jahrb. f. Philol. u. Pädag. 63. Jahrg. 148. Bd.)
S. 3^— So.»o*—*i2»i45—i5o»247— 265,305— 316, 367— 371,
440—469, 525—541, 572—58^-
Traf erst während des Drucks ein. Soll in S.-A. erscheinen und
wird dann genauer angezeigt.
Heinrich Düntzer: Goethes Epilog zu Schillers Glocke.
(Ztschr. f. öff. Phil. XXVL S. 89-105.)
Darlegung der Entstehung, eingehende Erklärung der Einzelheiten.
W. Kohlschmidt, Otto Lyon : Zu Goethes Fischer. (Ztschr.
f. d. deutsch. Unterr. VII, 503.)
Todesglut s= Sonnenglut; Lyon widerspricht auf Grund einer
durch K. A. Böttiger überlieferten Aeusserung Goethes, Todesglut
sei =s Kohlenglut in der Küche.
W. Kohlschmidt: Todesgluth in Goethes Fischer. (Ztschr.
f. d. deutsch. Unterr. 7. Jahrg. S. 571 ff.)
Todesgluth nicht = Kohlengluth.
R. Sprenger: Zu »Grenzen der Menschheit«. (Ztschr. f.
deutsch. Unterr. VII, 833 fg.)
Die Verse ii~20 werden erst klar, wenn man an die Sage von
Ikaros und ihre dichterische Behandlung (Ovid, Metani. VIII, 190 ff.) denkt.
Goethes Hermann und Dorothea. Herausgegeben von
Adolf Hauffen. (G. Freytags Schulausgaben classischer Werke
f. d. deutschen Unterricht.) Leipzig, G. Freytag. 96 SS.
Ueber Goethes Hermann und Dorothea von Victor Hehn.
Aus dessen Nachlass herausg. von A. Leitzmann und Th«
Schiemann. Stuttgart, J. G. Cotta Nachfolger. VI, 164 SS.
Die Vorrede ist von Th. Schiemann, die Anmerkungen vonS. 137
an von A. Leiumann. — Auf eine allgemeine Einleitung folgt eine
Betrachtuuj? über das Epos. Die folgenden Abschnitte smd betitelt:
Wahl des Stoffes. Warum kein politischer. Stoffquelle, Entstehung und
Aufnahme; Ort und Zeit; Gang der Fabel; Charakter, Sitten und
Lebensphäre; Diction; Vers. Andere deutsche Epen (Loube von Voss,
Messias von Klopstock) zur Vergleichung. Diese Epen stellt Hehn tief
unter das Goethische, in dem er die schönste Verklärung des eigen-
342 Bibliographie.
thümlich deutschen Geistes sieht. Das Werk ist aus Universiiäisvor-
]esungen entstanden, zum Zweck der Veröffentlichung durchgearbeitet
(vor 185 1) und seitdem von Hehn nicht wieder vorgenommen.
W. Kohlschmidt: Zu Hermann und Dorothea. (Ztschr. f.
d. dtsch. Unterr. 7. J. . 4. H. S. 227 fg,)
6, 24 »Die munteren Bäume der Freiheil« nicht von der Farbe
sondern etwa sa Munterkeit anzeigend.
R. Sprenger: Zu Goethes Hermann und Dorothea. (Ztschr.
f. d. dtsch. Unterr. VII, 492.)
VII, 35 »denn ein jeglicher denkt nur sich selbst und das nächste
Bedürfniss Schall zu berriedgenu ist »sich selbst« mit »denkt« nicht
mit »befriedigen« zu verbinden.
Carl Gruber: Die Salzburger Emigranten. Programm des
Gymnasiums zu Marienburg. 71 SS.
Behandelt die geschichtliche Stoffgrundlage von Goethes »Her-
mann und Dorothea«. L. Fr.
W. Fielitz : Eine Untersuchung zu Goethes Ilmenau. (20.
Programm der FUrstenschule zu Pless.) 28 SS.
S. 13 bis Schluss: Schulnachrichten. V. 59—68 trotz Goethes
(Eckermanns) Versicherung nicht Knebel, auf den ausser dem Rauchen
nichts passe, sondern der Kammerherr und Oberforstmeistcr O. J. M.
V. Wedel. V. 69—76 nicht Seckendorf, der niemals zu des Herzogs
Intimen gehört habe, sondern wie schon Blume vermuthet (G.-J.XII, joj)
Knebel.
Bernhard Suphan : Ilmenau. (Dtsch. Rundschau. XX. Jahrg.
H. 2. S. 272—287.)
Wiederholter Abdruck mit vielfachen Aendcrungen des G.-I. XIV,
337 behandelten und seitdem vielbenutzten Aufsatzes. (Vgl. auch oben
S. 142 ff.)
Goethes Leipziger Liederbuch von Dr. Adolf Strack,
Privatdocenten an der Univers. Giessen. Giessen, J. Ricker.
XII, 175 SS.
Behandelt nach einer über Anakreontik handelnden Einleitung
alle 20 Lieder der Reihe nach, bietet besonders Parallelen für den
sprachlichen Ausdruck, verfolgt den Gebrauch der Worte in der spätem
Sprache Goethes, gibt genaueste Analyse des Inhalts und der Stimmung.
Auf diese Betrachtungen folgen zwei Anhänge: 1. Text der »neuen
Lieder« und 2. Zwei französische Vorbilder Goethes nebst Qpellen-
verzeichniss und Register. (Almanach des Muses und Elite de po^sies
fugitives.)
Theodor Vogel: Zur schulmässigen Behandlung von
Goethes Trauerloge. (Hempel II, 426.) (Ztschr. f. d. deutsch.
Unterr. Bd. VIL S. 81—84.)
Xenien 1796. Nach den Handschriften des Goethe- und
Schiller • Archivs herausg. von Erich Schmidt und Bernh.
Suphan. Mit einem Facsimile. (Schriften der Goethe-Gesell-
schaft, im Auftrage des Vorstandes herausg. von B. S. 8. Band.)
Weimar, Verlag der Goethe-Gesellschaft. XXXVI, 268 SS.
Auch in einem bes. Abdruck — ohne Facsimile — im Buchhandel
veröffentlicht. Der Band bringt 178 Xenien zum ersten Abdruck.
BlBLIOGRAPHlF. 34 ^
Das Facsimile (Bl. i des Boasschen Xenienmanuscripts) enthält S. i
Goethes, S. 2 Schillers Handschrift. S. V— XXXVI Einführung; der
Text bis S. 108 (das üebrige sind kritische und erklärende Anmer-
kungen) zerfällt in folgende Abschnitte: Das Buch der Monodistichen
vom Juni 1796; Skizzenblätter und Vereinzeltes; Anhang: Aus dem
Xenienmanuscript ; aus Briefen; aus dem Almanach; Nachtrag. Im
Ganzen sind es 926 Nummern.
Julius Tröger: Rector Manso im Xenienkampfe. (Fest-
schrift zur 250. Jubelfeier des Gymnasiums zu Maria Magda-
lena.) Breslau, E. Morgenstern. 25 SS.
Geschichte des Knittelverses vom 17. Jahrhundert bis
zur Jugend Goethes von Otto Flohr. Berlin, C. Vogt. 44 SS.
Berliner Dissertation, erscheint vollständig in Emil Eherings
Berliner Beiträgen zur germanischen und romanischen Philologie.
G. W[ustmann]: Ein angeblich Goethischer Vers. (Grenz-
boten No 12. S. 596 fg.)
Die früher schon besprochene Strophe, G.-J. IX, 320, ist nicht
von Goethe, sondern von dem Mediciner J. Gh. A. Heinrotn und steht
zuerst in dessen »Gesammelten Blättern« I, 143.
Rudolf Hildebrand: Der wirkliche Urheber eines angeb-
lichen Verses von Goethe. (Zeitschr. f. d. deutsch. Unterr.
7. Jahrg. S. 291 — 293.)
Mittheilung von Wustmanns Entdeckung mit Bemerkungen über
Heinroths Verhältniss zu Goethe.
4. PROSASGHRIFTEN.
Goethe. Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit.
Herausg. von W. Nöldeke. 2. Bdchen. (2. Abdr.) (Samml.
deutsch. Schulausg.) Bielefeld, Velhagen & Klasing. 140 SS.
ni. Bildn.
Goethe. Extraits des oeuvres en prose. Prec. de noticcs
et annotes par L. Schmitt. 3. 6d, Paris, Delagrave. VI,
121 p.
Goethe. Extraits de TAutobiographie de Goethe, prec.
de 2 notices et annotes par L. Schmitt. 3. ed. Paris,
Delagrave. VIII, 76 p.
Geschichte von Frankfurt a. M. Von Anton Home.
Dritte Auflage. Frankfurt a. M., M. Abendroth. (K. Jügels
Verlag.) VIII, 341 SS.
Druckt u. A Goethes Darstellung der Kaiserwahl Josephs II. ab,
Otto Harnack: Zu Goethes Laokoonaufsatz. (Vjschr. f.
Litgesch. VI, 156 — 158.)
Der Gedankengang der Schlussstelle entspricht einer Ausfuhrung
in Chr. Heyne »Prüfung einiger Nachrichten und Behauptungen vom
Laokoon im Belvedere« (1779).
344 Bibliographie.
Der Einfluss Wilhelm Meisters auf den Roman der
Romantiker. Akademische Abhandlung von J. O. £. Donner.
Helsin^fors, J. C. Frenckell & Sohn. III, 211 SS.
Mit Benutzung einzelnen handschriftlichen Materials über Dorothea
Schlegel. In sehr eingehender Weise wird der Roman der Genannten,
Lucinde von Friedricn Schlegel, Sternbald und der junge Tischler-
meister von Tieck, Ofterdingen von Novalis, Godwi von Gl. Brentano,
Ahnuns und Gegenwart von J. von Eichendorff, Epigonen von Immer-
mann besprochen.
Otto Harnack: Bemerkungen tlber die Normen einer
Ausgabe von Goethes Sprüchen in Prosa. (Vjschr. f. Litgesch.
6. Bd. SS. 463—482.)
Ganz wegzulassen No. 367^427 (Ottiliens Tagebuch), 958-960
(aus Briefen); £ks Uebrigbleibenae drei grosse Gruppen: Ethisches, Kunst,
Natur; aus der letzteren wäre die ehemalige sechste Abtheilung ganz
auszuscheiden.
Erläuterungen zu Goethes Werken. Erläuterungen zu
den Tag- und Jahresheften von Goethe. Von Woldemar
Freiherr v. Biedermann. Leipzig, F. W. v. Biedermann. XII,
365 SS.
Die Bemerkungen sind eine erweiterte Bearbeitung der Erläute-
rungen zum 27. Bana der Hempelschen Ausgabe, der vor oald 20 Jahren
veröffentlicht wurde. Alles seitdem erschienene Material, Tagebucher,
Briefe, Untersuchungen^ und Mittheilungen neuerer Gelehrter sind be-
nutzt; der Commentar ist ein unentbehrliches Hülfsmittel für das Smdium
von Goethes Annalen. — Etwa ein Drittel des Bandes wird durch
Register (Sach-, Geographisches, Personen-) angefüllt, ferner durch ein
Verzeichniss der Goetnischen Dichtungen und durch andere Zusammen-
stellungen, durch die dieser Commentar auch für andere als für die
Hempelsche Ausgabe brauchbar gemacht werden soll.
Die italienische Einheitsidee in ihrer litterarischen Ent-
wicklung von Parini bis Manzoni. Von Oskar Bulle. Berlin,
Hüttig. XII, 345 SS.
Enthäh auch einen Abschnitt über Foskolos »Letzte Briefec.
Charles Glauser: Benj. Constants »Adolphe« und seine
Bedeutung für den französischen Roman. Berlin, Wilhelm
Gronau. (Die ersten 23 und die beiden letzten Seiten auch
als Leipziger philos. Doctordissertation.)
S. 8—15 (26 u. ö.) Goethes « Werther« in seinem Verhältniss zu
Vorgängern una Nachfolgern. L. Fr.
Wilh. Seibt : Joh. Georg Schlosser und Werthers Leiden.
(Frankf. Ztg. 12. Sept.)
Mittheilung über ein Bild Schlossers. Abdruck seiner Trauungs-
anzeige, Notizen über den Eindruck Werthers und Abdruck folgender
Inschrift Schlossers in sein Handexemplar:
»Es ist unendlich leicht, den höchsten Grad der Vollkommenheit
zu idealisiren, aber den eben passenden Grad des Guten bestimmen,
das ist eine Hauptschwieri^keit. Man braucht kein sehr grosses Genie
zu sein, um einen Grandison zu schreiben. Sobald die Scene fertig
war, durfte man die erztugenhafte Marionette nur handeln lassen, und
alles war gethan. Aber einen Werther zu schreiben, den unvoll-
Bibliographie. 345
^-^•^———-^^-^—^—^ • — .—— — ^— ^^— ^^— ^-^— ^— ^— .-^— ^— — »^— ^^
kommenen grossen Mann, das treffende Gemälde voll Licht und
Schatten, den Geist und Mensch, das war nur das Werk des Genies,
der Meisterhand.«
Julien Tiersot: Les Adaptations sc^niques de »VVerther«.
(In Lc Livre et rimage.)
E. UEBERSEl^UNGEN.
R. W. Gerbel: Sammlung von Goethes Werken in Ueber-
setzungen russischer Schriftsteller. 2. Ausgabe, redigirt von
Peter Weinberg. St. Petersburg, M. Stassuljewitsch.
Eine Besprechung davon in SbomikNiwy vom September. Th.H.
Digte af Goethe. J Udvalg oversatte af H. S. Vodskov.
Kjobenhavn, Lehmann & Stages Forlag. VII, 224 SS.
Goethe. Cours sup^rieur de la langue allemande (derniers
programmes). Extraits des oeuvres en prose de Goethe. Pr^c^d^s
de notices et annot& par L. Schmitt. 3« ^ition. Paris,
Delagrave. VI, 121 SS.
Le Faust de Goethe traduit en francais dans le m^tre de
Toriginal et suivant des rbgles de la versification allemande par
Francois Sabbatier. Paris, Gh. Delagrave. XIX, 186, 186, 193.
Avant-propos über Leben des Autors und seine Goethe-Studien,
deutscher und französischer Text des ersten Theils, Anmerkungen.
Das liebevolle Versenken des Ausländers in ein so schwieriges Werk
verdient gewiss Bewunderung, wenn auch der ganze Versuch dem
Genius der französischen Sprache nicht entsprechend erscheinen sollte
und zu vielen Willkürlichkeiten neben manch schiefer Auffassung Ver-
anlassung gab. Die Anmerkungen gehen seltener auf den Gedanken-
inhalt ein, behandeln hauptsächlich das Sprachliche, geben an sehr vielen
Stellen die wörtliche Ueoertragun? und gehen kritisch und polemisch
auf andere Uebersetzungen ein. (Vgl. Archiv f. N. Spr. 91, 284—295.)
(Hildebrand): Ueber Sabatiers Faust-Uebersetzung. (Die
Grenzboten. No. 26.)
Darauf No. 28, S. 92—96 eine Erwiederung von Th. Ruyssen,
die jedoch im Wesentlichen die Würdigung der deutschen Literatur
durcn die Franzosen erweisen soll.
Goethe. Faust, trag^die. Paris, Berthier. 187 SS.
Fräulein Swanwick : Goethes Faust. Englische Ueber-
setzung. Zweite verbesserte Auflage.
Goethe, Götz von Berlichingen. Texe, B. FerAi ^owb-
BepjHxuHreH'B , psmapb cb sejri^Hofi pyRofi. Tpare^i^i
Ilep. 0. H. Cifi^AeBOfi. Petersburg, M. Lederle & Co.
Goethe. Iphigenie paa Tauris. Et Skuespil. Oversat
af P. Hansen. Kjobenhavn, Gyldendalske Boghandels Forlag.
IV, 119 SS.
Schliesst sich in würdiger Weise den früher erschienenen Ueber-
setzungen von Faust i. und 2. Theil (1887, 89) und Hermann und
346 Bibliographie.
Dorothea (1892) desselben Gelehrten an. Auf der letzten Seite ein
paar kurze Anmerkungen.
Herman og Dorothea. Oversat af P. Hansen. Met
8 Illustrationer in Fototypier af A. Ramberg. Kiöbenhavn,
Bojesen,
Eine russische Ausgabe von Hermann und Dorothea
(Ausgaben deutscher Classiker für russische Schulen) mit
Einleitung, Anmerkungen und Vocabular. Th. Heyse.
Eine lat. Uebersetzung (mit eingestreutem Französisch)
des Gedichtes »König von Thule« brachte die Allg. Zeitung
Beil. 6[ aus der in Aquila degli Abruzzi erscheinenden lat.
Zeitung Alaudae.
Goethe, J. W. Wilhelm Meister, obie cz^dci, przeloiyl
i wstppem proprzedzil P. Chmielowski. Warschau, G. Lewental.
In »Biblioteka najcelniejszych utworöw literatury europejskej«.
Goethe. Oeuvres. »M^moires«. Traduction nouvelle
par Jacques Porchat. Paris, Hachette & Co. 672 SS.
Goethe. Maxims and Reflections. Transl. by Saunders.
With a preface. London, Macmillan. 210 p.
Goethe, Werther. Nouv. ed. av. grav. Paris, Roy et
Giffray. 32**. 192 p.
Goethe, Werther. Traduction d'Aubry, entiferement
refondue par Jacobus Rodleinmann. Paris, Berthier. 160 p,
Goethe, Leiden des jungen Werther. FeTC, B. CTpa^aHÜi
»Haro BepTepa. Ob npeÄWCJiOBieM'b F. BeH^Ta. llepeBO^'B
0. H. XM^JiBBOft. Moskau, M. Lederle & Co.
Goethe, Leiden des jungen Werther. Fexe, B. CTpa,TaHi;i
Mcio^aro BepTepa. PoMaHt. Ilep. A. 9rirecÄ. Petersburg,
A. Suworin.
Goethe, Werther. Trad. francaise pr^c^dee d*une etude
sur Goethe pr. H. Heine. Paris, C. Levy.
Goethe, W'erther. Nouvelle Edition. Paris, Roy et
Geffroy. (Petite Biblioth^que omnibus illustree. No. 10,
Collection Roy.) 192 SS. mit Abb.
IL BIOGRAPHISCHES.
A. ALLGEMEINES.
Goethe. Von S. M. Prem. Mit 54 Abbildungen. Leipzig,
G. Fock. IV, 473 SS.
Bei den 54 Abbildungen sind besonders die »Goethestätten« be-
rücksichtigt, unter ihnen: Sanssouci bei Potsdam und der Staubbach-
Bibliographie. 347
fall bei Lauicrbrunnen ; daneben (ganz willkürlich) einzelne Verwandte
und Bekannte, z. B. A. Mickiewicz. Die Todesanzeige Goethes, im Inhalis-
verzeichniss als »Goethes Parte« bezeichnet, wird als »bisher unbe-
kannt« (!!) wiedergegeben. Als »neues« Goethebild wird eine Bleistift-
zeichnung, angeblich von G. M. Kraus aus dem Besitz der Stein*schen
Familie mitgetheilt. Neu ist auch die Eintragung Goethes in die
Matrikel des Kammergerichts (Autograph). — Die Darstellung soll
»ein allgemein brauchbares, dem jetzigen Stand der Forschung ent-
sprechendes Buch« »eine critische Bio^aphie (ur weitere Leserkreise«
sein. Sie zerfällt in j grosse Abschnitte: i. Goethe im Zeichen der
Natur; 2. Goethe und die Antike; 5. Goethes Universalismus in Litte-
ratur und Kunst. Die Anmerkungen von S. 430 an enthalten Litteratur-
Angaben meist neuester Erscheinungen, ausserdem Notizen von Goethes
Diener P. Götze über die Tiroler Reise, einen Brief der Charlotte
V. Stein an ihren Sohn und Auszüge aus der Selbstbiographie des
Letzteren. Femer ein Verzeichniss von Goethes Briefen an Antonie
V. Birkenstock geb. Brentano.
GoethesLeben und Werke. Von Karl Heinemann.(Neudru(*k.)
(Velhagen & Klasing's Sammlung deutscher Schulausgaben.
Lieferung 33.) Bielefeld, Velhagen & Klasing. 130 SS.
t Lebensbilder deutscher Männer und Frauen. Von
J. Stielen Mit vielen Bildern. Glogau 1892.
Enthält auch eine Biographie Goethes.
B. BIOGRAPHISCHE EINZELHEITEN.
Der junge Goethe. Ein Bild seiner inneren Entwickelung
von S. Schultze. (1749— 1775.) i.Heft: Goethe in Frankfurt
(1749 — 1765.) — 2. Heft: Goethe in Leipzig (1765—68.)
— 3. Heft: Frankfurt und Strassburg (1768—1771.) —
4. Heft: Frankfurt - VVetzlarer Periode, i. Abth. (1771-72.)
Halle, E. A. Kammerer & Co. VII, 79, 80, 102,^0 SS.
Heinrich Heidenheimer: Goethe vor und in Mainz 1793.
(Mainzer Anzeiger. No. 170, 171.)
Hauptsächlich mit Benutzung der neuveröffentlichten Briefe.
Fr. V. Hohenhausen: Aus Goethes Herzensleben ist ins
Französische tibersetzt u. d. T.: Les amours de Goethe.
K. Heinemann : Goethes letzte Liebe. (Gartenlaube No. 8.)
Mit 3 Abbildungen : eine stellt die Greisin Ulrike v. Levezow dar;
ein Bild der ganzen Familie 1822. Vgl. F. Gross, Wien. Fremdenbl. 26.
G. Karpeles: Goethe in Franzensbad. (Prager Tageblatt.
28. Juni.)
Bernhard Suphan: Goethe im Conseil, Urkundliches aus
seiner amtlichen Thätigkeit 1778—85. (Vjschr. f. d. Litg. VI,
597-60.)
Druckt besonders ein umfangreiches eigenhändiges Actenstück ab
14. Dec. 1780 »Betrachtungen über die abzuschaffende Kirchenbusse.
34^ Bibliographie.
Durch verschiedene in dieser Sache abgelegte Vota veranlasst,« mit
Hervorhebung seines humanen Characters und Hinweis auf den Ein-
fiuss, den es auf Goethes poetische Productionen übte.
Goethes politische Lehrjahre. Ein in der VIII. General-
versammlung der Goethe - Gesellschaft gehaltener und er-
weiterter Vortrag mit Anmerkungen, Zusätzen und einem An-
hang: Goethe als Historiker. Von Ottokar Lorenz. Berlin,
W. Hertz. VII, 180 SS.
Vgl. oben S. 272 und unten Bericht der Goethe -Gesellschaft.
Die Arbeit zerfallt in 5 Abschnitte: Politische Anschauungen; Lehr-
jahre und Lehrmeister ; In staatsmannischer Action ; Politik im Kriege ;
Im Vollgefühl der monarchischen Idee. Mit besonderer Ausführlich-
keit wird Goethes Abhängigkeit in poliricis von K. August und seine
Thätigkeit für den Fürstenbund behandelt. Die Anmerkungen von
S. XXI an sind selbständige Ausfuhrungen, die theils den Text er-
fänzen, theils das Verhältniss Goethes zu einzelnen Personen : K. August,
riedrich II. und Napoleon darstellen. V^l. S. 149 fg. Verzeicnniss
der Goethischen Concepte in Angelegenheit des Fürstenbundes. Der
Abschnitt: Goethe als Historiker S. 160—180 betont z. B. Goethes
Widerspruch gegen die critische Historie.
C. GOETHES VERWANDTE.
A. Dietz : Gelegenheits - Gedichte aus dem Goethe-
Textorischen Familienkreise. (Her. d. Fr. d. Hochstifts. N. F.
X. S. 69 — 83.)
Enthält ausser Gedichten auf verschiedene Vorfahren und An-
verwandte solche auf das Doctorat von Goethes Vater und auf dessen
Hochzeit; eins von J. G. Schlosser (nicht Goethe) auf die Hochzeit
von J. J. Textor mit Marie M. Möller (1766) und verschiedenes (Vers
und Prosa) zu Corneliens Vermählung.
W. Freih. v.Btedermann: Ein Vorfahre Goethes als Dichter.
(Ber. d. Fr. d. H. N. F. IX. S. 247, 248.)
Mitth^lung eines lat. Gedichts des Joh. Wolfg. Textor, Goethes
Urgrossvaters an Geori^ T. Francus in einer Sammlung von dessen
Gedichten, Jena 1695, S. 9 und 10.
t Hermann Lorenz: Beiträge zur Geschichte der Familie
Goethe. (Jahrbuch des Vereins für Geschichte und geschicht-
liche Hilfswissenschaften an der Universität Leipzig »Rother
Löwe«. 1891.)
D. GOETHES VERHÄLTNISS ZU SEINEN FREUNDEN
UND NACHFOLGERN.
Ludwig Geiger : Anna Amalia von Weimar. (Die Nation.
No. 22. S. 336—338-)
A. Ch. Kalischer : Aus Beethovens Frauenkreise. (Wester-
mann*s Monatsh. J. 37. H. 444. S. 822—843.)
S. 835 fg. Zusammenstellung der bekannten Verse und brieflichen
Aeusserungen Goethes über Henriette Sonug.
Bibliographie. 349
Aus dem Leben Theodor von Bernhardis. Erster Thcil.
Jngenderinnerungen. Mit einem Bildniss der Geschwister
Tieck. Leipzig, S. Hirzel. XIV, 230 SS.
S. 169. J. F. de Latrobe 1769— 1845, ""* ^ie litterarische Ent-
wicklung Est- und Livlands verdient, »sprach besonders immer mit
der grössten Begeisterung von Goethe, mit dem er als Jenenser Student
in Berührung gekommen war und der ihn mit Güte behandelt hatte«.
S. 107. Th. V. Bemhardi (geb. 1803, gest 1887) besuchte Goethe 182}
in Marienbad mit Furcht vor seiner Vornehmheit. »Wie angenehm«,
schreibt er dem Onkel Fr. Tieck, »fand ich mich getäuscht. Ich brachte
dem freundlichen Greise einen Gruss von Dir und ward sehr gut von
ihm aufgenommen. Wenige Menschen habe ich noch getrofßn, mit
denen mir der Umgang so leicht geworden und mehrere Tage ver-
lebten wir Mnz mit einander. Es scnmeichelte meiner edleren Eitelkeit,
dass er roicn zuletzt recht herzlich zu sich nach Weimar einlud.«
Goethe und Böhmen. Von Dr. Ernst Kraus, i. Theil.
Prag. 154 SS. (Czechisch.)
Diese Schrift enthält zunächst eine Darstellung von Goethes
Reisen nach Böhmen, und behandelt dann »Goethes Freunde und Be-
kannte in Böhmen« in ihren Beziehungen zu dem Dichter. Im dritten
und vierten Capitel werden die poetischen und naturwissenschaftlichen
Arbeiten Goethes in Böhmen zusammengestellt, woran sich eine Be-
trachtung von Goethes Bekanntschaft mit der Cultur, Geschichte, Sprache
und Poesie in Böhmen schliessL Die Bearbeitung des »Sträusschens«
wird eingehend behandelt. Im Anhang wird ein ungedruckter Brief
Goethes an Frommann mitgetheilt. Der zweite Theil soll von Goethe
in der czechischen Literatur (Erwähnungen, Uebersetzungen, Einfiuss)
handeln.
W. Freih. v. Biedermann : Friederike Brion und Gretchen.
(Wiss. Beil. z. Leipz. Ztg. 23. Febr. No. 23.)
Erklärt Froitzheims Annahmen als »bündige Schlösse«, »behauptet,
dass ihnen der Sieg über Friederikens lungfrauenehre leicht gemacht
worden sei.« Nimmt an, dass dieser »Fall« Friederikens in der Gretchen-
Tragödie behandelt und verklärt worden sei.
Friederike von Sesenheim im Lichte der Wahrheit von
Heinrich Düntzer. Stuttgart, J. G. Cotta*sche Buchhandlung
Nachfolger. IV, 152 SS.
Wiederlegung Froitzheims s. G.-J. XFV. }4J fg. Zerfällt in folgende
Abschnitte: i. Der Detektive; 2. Friederike und Goethe; }. Friederike
und Lenz; 4. Friederikens letzte vierzig Jahre; 5. Die Skandalsage.
O. Heuer: Froitzheims historische Goetheforschung. (Ber.
d. Fr. d. H. N. F. IX. S. 159— i7S)
Nach allgemeinen Bemerkungen über Froitzh.'s Methode sehr kräftige
Abwehr seiner Anschuldigungen gegen Friederike.
Eduard Sack: Friederike von Sesenheim. (Frankfurter
Ztg. 27. 28. Juli. Feuilleton.)
Bekämpft mit Entschiedenheit die Froitzheimschen Hypothesen.
J. Froitzheim: Friederike von Sesenheim. Eine Ent-
^egnune. (Frkf. Ztg. No. 217, 7. Aug. Morgen bl.)
Hält för die Hauptsache den Nachweis, dass Friederike später
gefallen sei. Daraus könne man dann Rückschlüsse ziehen, warum
350 Bibliographie.
Goethe, Lenz, Gambs mit ihr gebrochen haben. Diesen Nachweis
häh er durch das (später zurückgenommene) Zeugniss des Pfarrers
Brion 1868 erbracht, das er durch Briefe des Pfarrers ungerer (1892/93),
der es gleichfalls von Brion gehört habe, bestätigt. »Auf das Ver-
hältniss Goethes zu Friederike werde ich später zurückkommen, wenn
gewisse Dokumente, wie mir angekündigt wurde, veröffentlicht sein
werden. o — E. Sack entgegnete darauf, dass Erzählungen älterer
Pfarrer, die sich auf Famiheiigerüchte stützten, keine historischen Be-
weise seien.
In der Frankfurter Zeitg. vom 15. Aug. (No. 225) theilt
der jetzige Pfarrer von Sesenheim, Fr. Rubel, folgendes Stück
aus einem Briefe des jetzigen Vertreters der Familie Brion
an ihn mit:
»Auch ich und meine ganze Familie sind ganz überzeugt, dass
diese Gerüchte erdichtet sind, , . . dass mein Vater es gesagt, ist schwer
zu leugnen, obgleich er uns Kindern niemals etwas davon gesagt hat;
aber mehrere ältere Personen, welche auch Friederike kannten, haben
diese Gerüchte s. Z. auf das entschiedenste verworfen,« und fährt dann
fort : »Aus diesen Worten geht doch unzweideutig das Gegentheil von
dem hervor, was Dr. Froitzheim insinuirt.«
PaulFalck: Nochmals Friederike Brion. (Die Gegenwart.
No. 27, 8. Juli S. 31.)
Wendet sich gegen Düntzer, der, wie er meint, in Betreff eines
Lenzischen Gedichtes der Fälschung beschuldigt habe.
H. Kruse: Goethe und Friederike. (Deutsche Revue.
XVIII. Jahrg., October-Heft.)
Gabriele von Bulow, Tochter Wilhelm von Humboldts.
Ein Lebensbild. Aus den Familienpapieren Wilhelm von Hum-
boldts und seiner Kinder 1791 — 1887. Mit zwei Bildnissen.
Berlin, E. S. Mittler & Sohn. XI, 572 SS.
S. 62fg. W. V. Humboldt an seine Frau (1809): »Goethe grüssi
Dich herzlich, er hat Dir seinen neuesten Roman »Die Wahl-
verwandtschaftena durch einen Reisenden geschickt und man sah ihm
an, dass ihm daran gelegen hat, den Roman von Dir gelesen zu
wissen. Er hat auch lange über Deine Beschreibung der spanischen
Bilder gesprochen. Er nennt es nie anders wie einen Schatz und die
der Ratlaelschen Bilder ein wahres Meisterstück, und das sind sie
auch. Er sagt, er habe nie Beschreibungen gesehen, die Einem so
Alles geben, das Bild zu beurtheilen. Die der Madonna del Pez hat
ihn vor Allem erfreut. Er hat nun auch die Farben daraus kennen
gelernt und ihre Wahl passt in seine Theorie.« S. 28} (2.0ct. i8|o)
schickt seiner Tochter Cjabriele die Rez. der Italienischen Reise: »Ich
spreche darin viel von Rom und habe es ganz im Andenken an die
liebe Mutter gethan. Ich habe die Arbeit in Gastein gemacht.«
Chamissos Werke, herausgegeben von Oskar F. Walzel.
(Kürschners Deutsche National- Litteratur Bd. 1 48.) Stuttg. »Union.
S. XIII bis LXXXVIII Ch. und Goethe (Einzelnes).
t Chamissos Peter Schlemihl. Inaugural- Dissertation zur
Erlangung der DoctorwUrde der philosophischen Facultät der
Universität Leipzig. Deutsch - Krone. (Auch als dortiges
Gymnasialvogramm erschienen.) 1892. 45 SS.
Bibliographie. 3 5 1
S. 8 Goethes Widerwillen gegen das Ausklügeln von Urbildern
seines Dichtens. — S. 28 nebst Anm. 53: Zu den Beziehungen von
Goethes Faust und Chamissos Schiern ihl. L. Fr.
W. Seibt : Rath Crespel und die Novelle in den Serapions-
brüdern von E. T. A. Hoffmann. (Frankf. Ztg. 14. Nov.)
Vermuthet, dass die von Hoffmann erzählte Geschichte des
Raths Crespel (Werke, Hempel I. 30 ff.) durch Clemens Brentano an
H. gelangt sein kann auf Grund einer Erzählung der Frau Rath. (Vgl.
Sehr. d. G.-G. IV, 103.)
G. G. Gervinus Leben von ihm selbst, 1860. Mit vier
Bildnissen in Stahlstich. Leipzig, W. Engelmann. XVI, 408 SS.
Enthält nichts über Gerv. grosse literarhistorische Werke, nur
gelegentliche Notizen über Leetüre oder Anhören Goethischer Werke.
S. 196 Goethe über F. Chr. Schlosser; S. 232 sehr schöne Stelle über
Goethes italienische Reise; S. 301 Victoria Schelver, später Gervinus'
Frau, »Tochter des Botanikers Schelver, der in den naturphilosophischen
Kreisen eine Weile ein Mann von grossem Ansehn gewesen war, auch
mit Goethe während dessen botanischen Beschäftigungen in einem
(leider verlorenen) Briefwechsel gestanden hatte.«
Carl Schüddekopf : Bibliographisches über Goud. (Vjschr.
f. Litgesch. VI, 145 — 152.)
22 Nummern von 1764—88 mit Angabe der Bibliotheken, in
denen die Drucke verwahrt sind, nebst 10 »glaubwürdig bezeugten«
Drucken.
Karl Th. Gaedertz: Goethe, Gries und Friedrich Karl
Meyer. (Nord u. Süd. XVII. Mai-Heft.)
Grillparzers sämmtliche Werke. Fünfte Ausgabe in
zwanzig Bänden. Herausgegeben und mit Einleitungen ver-
sehen von August Sauer. Band. 11 — 14. (Cottasche Bibliothek
der Weltlitteratur.) Stuttgart, J. G. Cottasche Buchhandlung,
Nachfolger.
XI. S. 253 (255)— 258: Faust. (Dramatisches Fragment. 1814.)
XII. S. 169 (1817): »Tragische Subjekte, die ich zum Theil ent-
worfen, zum Theil schon auszuarbeiten angefangen habe, sind: Faust,
Kleonnis, Alcibiades» Nero.« — S. 211 unter »Stoffe« ist verzeichnet:
»Faust (zweiter Theil).« — XIII. S. 170, 172, 173: Friedrich dem
Grossen in den Mund gelegte Aeusserungen über Goethe in dem
»Gespräch im Elysium«, »Friedrich der Grosse und Lessing« (1841). —
S. 189 Kurze Stelle über Goethe in »Bruchstück aus einem Litteratur-
blatt vom Jahre 1000«. — XIV. 141, 144, 172: ganz kurze Erwähnungen
Goethes in den Kritischen Auslassungen »Zur Zeitgeschichte«. L. Fr.
Gustav Waniek: Grillparzer unter Goethes Einfluss. (In:
Xenia Austriaca. Festschr. d. österr. Mittelsch. z. 42. Vers,
deutscher Phil. u. Schulm. in Wien. IL Abtheilung. Wien.
S. 65-99.)
t Der Einfluss der Ars poetica des Horaz auf die deutsche
Litteratur des XVIII. Jahrh. Von J. Bietz^ Hamburg, Kaiser
Wilhelm Gymnasium, 1892.
M. K. Sammelt die Belegstellen aus Goethes Werken für die
Nachwirkung der Epistel des Horaz an die Pisonen.
35^ Bibliographie.
A. V. Winterfeld, Friedr. Hölderlins Verhältniss zu Goethe
und Schiller. (Blätter f. litt. Unterh. No. 32.)
Gottfried Kellers Leben. Seine Briefe und Tagebücher.
Von Jacob Baechtold. Erster Band 1819 — 1850. Berlin,
Wilh. Hertz, 1894. VIII, 460 SS.
S. 34: Im Züricher Theater werden (seit 1814) einzelne Goethische
Stücke gespielt — S. 102: Besprechung von W. Kaulbachs »Reineke
Fuchs«. — S. 217 fg. (15. Aug. 1845): »Börne ist ein ordentlicher
Goethefeind. Von der Seite« wie er ihn angreift, muss man ihm freilich
vieles zugeben. Es ist Goethen aber auch von keiner andern Seite bei-
zukommen. Ich weiss nicht, was mich eigentlich an ihm ärgert. Ob,
dass einer, der den »Faust«, »Tasso«, »Iphigenie« geschrieben, so ein
egoistischer Kleinkrämer sein kann, oder dass ein solcher Hamster den
»Faust«, »Tasso« musste geschrieben haben? Ich weiss nidit, schmerzt
es mich mehr, dass Goethe ein so grosses Genie war, oder dass das
grosse Genie einen solchen Privatcharacter oder vielmehr Privatnicht-
cnaracter hatte. Ich weiss nicht, hasse ich Goethen und missgönne ihm
seine Werke oder liebe ich ihn um seiner Werke willen und verzeihe ihm
seine Fehler?« S. 226: Gedicht »Modernster Faust«. S. 547 f^, (28. Tan.
184^^ über den Strassburger Münster und Goethes Inschrift: »Man
spncnt dabei immer nur von Goethe, obgleich eine Menge deutscher
Notabilitäten, wie Herder, Jung-Schilling u. drgl. darunter sind, auch
unser wackerer Lavater. Es ist etwas Problematisches um die Gesell-
schaft eines solchen Schlingels wie Goethe ist, man wird von dem
ungeschlachten vordringlichen Herren allzuleicht verdunkelt, doch auch
beleuchtet manchmal. Ich glaube positiv, dass man von Lavater noch
weniger sprechen würde jetzt, als es geschieht, wenn er sich nicht so
viel an Goethe gerieben nätte und wenn dieser nicht eine solche Menge
wunderlicher Liebhabereien gehabt hätte.«
Eugen Wolff: Blätter aus dem Werther -Kreis. (Nord
und Sud. Bd. 66 H. 197 S. 184^201, H. 198 S. 289 ff., auch
separat : Urkunden z. Gesch. d. neuem deutsch. Lit. 2. Band.)
Theilt aus verschiedenen Quellen Briefe und Aufzeichnungen
J. C. Kesiners mit (1762 — 1770), auch ein Gedicht an Lotte (1767^,
seinen ßewerbungsbrief an sie und an die Mutter (1768), Briefe an die
Seinigen in Hannover, die Jahre lang über den Verspnich ununter-
richtet blieben, ein Gedicht E. C. Dresslers an Kestner, in dem Lottes
Häuslichkeit und Schlichtheit gerühmt wird.
Erich Schmidt : Die schöne Seele. (Vjschr. f. d. Litg. VI,
592-597.)
Mittheilungen über Susaime von Klettenberg, ihre Beziehungen
zu Lavater und ihren Tod, von zwei frommen fürstlichen Schwestern
Auguste Friederike von Ysenburg-Bödingen und Luise Ferdinande zu
Anhalt-Cöthen (Pless).
Heinrich DUntzer: Des Dichters Jacob Lenz Flucht von
Strassburg an den Weimarer Hof. (Westennanns Monatshefte.
37. Jahrg. 440. H. S. 266 — 272.)
Gegen Froitzhdms Vermuthun^en, Lenz sei von Goethe erwartet,
Goethe sei auf Lenz eifersüchtig, dre Verschwörung gegen Lenz u. A.
Die Flucht gesdafa nur w^en Schuldoi und in der Hoffnung, in
<joethe einen Halt zu finden.
Bibliographie. 353
Alessandro Manzoni: Die Verlobten. Aus dem Italienischen
Übersetzt von Eduard von Bulow. In zwei Bänden. Neu
herausgegeben und eingeleitet von Ludwig Fränkel. Erster
Band. Stuttgart, J. G. Cotta*sche Buchhandlung Nachfolger.
S. II fg., 14, 16 fg. (18), 22, 28 fg, Goethes Aeusserungen nber
Manzoni. L. Fr.
Lily von Kretschmann : Die literarischen Abende der
Grossherzogin Maria Paulowna. (Dtsch. Rundsch. Bd. LXXV.
S. 58—89, 422—448.) Wiederabgedruckt in dem Buche:
Deutsche Fürstinnen. Berlin, Paetel.
Während dieser Aufsatz nur Goethe-Traditionen bringt, enthalten
die zwei anderen über Caroline von Sachsen- Weimar (vgl. G. T. XIV, 3 44)
und deren Tochter Helene von Orleans Manches über Goethes Lebens-
beziehungen, vielfach nach ungedruckten Quellen.
Erlebnisse und Erfahrungen von Moritz Müller in Pforzheim.
Müller, geb. i8i4,VolksscimftstelIer und Fabrikant, erzählt kleine
Episoden über Goethe.
Alfred Bock: Goethe und Matthisson. (Frankfurter Ztg.
No. 32. Erstes Morgenblatt.)
L(udolph) S(t. Goar): Goethe und Matthisson. (Frankf.
Ztg. No. 33. Zweites Morgenblatt.)
Bocks irrige Ansicht, das »Chaos« existire nur handschriftlich,
wird darin schlagend widerlegt
Eduard Sack: Karl Philipp Moritz. Ein Gedenkblatt
zum 100. Todestag, 26. Juni 1893. (Frankfurter Ztg. No. 175.
Morgenblatt.)
Ein Gespräch über Goethe. (Berlin, Vossische Zeitung.
April.)
Unterhaltungen des Kaisers Nikolaus mit Frau Smimowa über
den Dichter.
Gustav Ströhmfeld : GottlobHeinrich Rapp, einsch wäbischer
Kaufmann und Künstler. (Frankfurter Zeitung. No. 159. Erstes
Morgenblatt.)
Bringt Episoden aus Goethes zweitem Aufenthalt in Stuttgart
im Jahre 1797.
H. Schneider: Goethe und Abt Reitenberger. (Bohemia.
18—22. Aug.)
W. Lang: Graf Reinhard als deutscher Dichter. (Vjschr.
f. Litgesch. VI, 251—277.)
Streift auch das Verhiltniss Reinhards zu Goethe und berührt die
von jenem an diesen geschickten Gedichte. S. 27}— 274: Elegie auf
Goetnes Genesung (ungedruckt) aus einem Briefe des Frhm. v. Wangen-
heim an A. Hartmann. S. 254 A. i : Im Briefe Reinhards an Goethe,
1. Febr. 1820 muss es Schnurrer (statt Schumann) heissen, »einer der
vielen Druckfehler, durch die der Gocthe-Reinhardsche Briefwechsel
entstellt ist.«
Ludwig Geiger: Goethes Kammerdiener. (Die Nation.
No. 38, S. 576-578.)
Besprechung der Heitmüllerschen Veröffentlichung; abfällige
Characteristik Riemers.
Gorm-JAUHBOCM XV. 23
3 54 Bibliographie.
Goethe und Schiller. Beiträge zur Aesthetik der deut-
schen Classiker. Nach seinen an der Universität Berlin ge-
haltenen Vorträgen aufgezeichnet von K. Heinr. v. Stein.
(Univ.-Bibl. No. 3090.) Leipzig, Reclam. 127 SS.
Wiederabdruck der zuerst in den Bayreuther Blättern Jahrg. X.
Mai, Juni 1887 u. d. T. »Die Aesthetik der deutschen Classiker«
veröffentlichten Vorträge.
Die Entwicklung von Schillers Aesthetik. Von Karl
Berger. Gekrönte Preisschrift. Weimar, H. Böhlau, 1894.
VIU, 325 SS.
Besonders wichtig 12. Abschnitt: Schillers Verhältniss zu Goethe,
doch enthalten auch schon die früheren zahlreiche Hinweise auf die
Goethe-Schillersche Correspondenz.
Eugen Wolf: Schillers und Goethes Verhältniss zu
Litteratur und Leben unserer Zeit. (Ber. d. Fr. D. Höchst.
N. F. IX. S. 27*— 51*.)
Festvortrag zu Schillers Geburtstagsfeier (ij. Nov. 1802); eine
erschöpfende Behandlung des Stoff's soll demnächst in Bucnfonn er-
scheinen. Nachwirkung des Schillerschen und Goethischen Geistes
bis auf die neueste Zeit: Goethe-Archiv, Goethe-Wissenschaft, Fort-
wirken in Schule, Litteratur, Theater.
Schillers Sohn Ernst. Eine Briefeammlung mit Ein-
leitung von Dr. Karl Schmidt, Oberlandesgerichtsrath zu
Colmar i. E. Mit Bildnissen und zwei Handschriften von
Schiller und Goethe. Paderborn, F. Schöningh. VIII, 531 SS.
Das Schlussheft ist mir noch nicht zugej^aneen. 5. 1—58 Bio-
fraphie. Von S. 59 Briefe der Charlotte v. Schiller an ihre Kinder,
esonders an Ernst. S. 50 A. i, 3 ungedruckte Notizen aus dem
Tagebuch 1827. Charlotte v. Schiller S. 62 fg. an ihren Sohn Karl
über Musikabende bei Goethe, dessen Vorlesung der Geschichte des
Bergmanns von Falun. S. 63 Bearbeitung von »Romeo und Tuliea.
S. 79 Ueber »Dichtung und Wahrheit« 181 2. S. 81 Musikalischer
Abend bei Goethe (181 3). S. 84 Weimarer Feste, lebendes Bild nach
Goethe. S. 103 Gesellschaft bei Goethe (18 16). »Ernst ist am
Mittwoch mit Goethe nach Jena gefahren«. S. iii Ueber Goethes Rück-
tritt vom Theater (1817), Mahnung an Ernst, oft zu ihm zu gehen,
ebenso S. 125. S. 118 Mit G. in Jena (24. Juni 1817). S. 123 Ueber
Goethes Stellung zur Schwiegertochter u. s. w. S. 128 Goethe als
Grossvater. S. 129 Charlotte über Goethes Krankheit und Leben in
Jena (18 18). S. 149 Ueber Goethes Verse zu Schillers Andenken im
»Maskenzug« 18 18. S. 182 (Nov. 18 10) Notizen über Goethes häus-
liches Leben: Sohn und EnkeL S. 188 (Dec. 1819) Besorgniss wegen
Goethes Krankheit. S. 194, 205 fg. Goethes Antheilnahme an Ernst.
S. 197 (28. Mai 1820) »Ich höre, Goethe soll nach Prag kommen,
um seine Sammlung von Handschriften dem Kaiser zu zeigen«.
S. 199 Goethe und Herder. S. 220 Entrüstet darüber, dass Goethe in
Dörings »Leben Schillers« manches nicht übel findet. S. 221 (1822)
Ueber die »Campagne in Frankreich«. S. 226 Goethes Krankheit 1823.
S. 226 fg. Merkwürdige Notiz über die »Falschen Wander jähre«.
S. 241 Studirt die Farbenlehre. S. 25^ Klatsch über G. S. 260—335
passim Ueber die z. Th. recht peinlichen Verhandlungen we^en der
Schiller- Goethe-Correspondenz und über den neuen Contract mit Cotta
wegen der Werke Schillers (unter Goethes Rath). Von S. 278 ab grosse
Bibliographie. 355
■■i
Anzahl von Briefen Au^sts v. Goethe an Ernst v. Schiller (vom 29. }.
1826 an). S. 290 Auffinden und Uebertragen von Schillers Resten
tHid die Beisetzung in der Fürstengruft (521); recht unerauickliche
Briefe der beiden Dichter-Söhne 327, jji fg. S. }68 Carol. v. Wolzogen
über Augusts Tod und die Goeihischen Familenverh. (37$). Ange-
-deutet werden bisher unbekannte Briefe an Carol. v. Wolzogen 24. Aug.
182$; an Ernst v. Schiller vor y März 1827. Vpl. A. H. in Sanders,
Ztschr. f. d. Spr. VII, Heft 9, Umschlag, der die Aeusserungen der
Charlotte auszieht, und H. Düntzer, Blätter f. lit. Unterh. No. 50
S. 785—88, der das Verhältniss von Ernst v. Schiller zu August
V. Goethe beleuchtet.
Lilis Bild, geschichtlich entworfen von Graf F. E. v.
DUrckheiro. 2. vermehrte Aufl. von A. Bielschowsky. Mit
Photogr. und einer Auslese aus Lilis Briefwechsel. München,
E. H. Beck. XIII, 165 SS.
Die Vermehrung besteht in einer Reihe Fussnoten, in der Zu-
fugung des Briefes an Lili (G.-J. XIII, 34 fg.), hauptsächlich in einem
Anhang Anmerkungen von S. 147 an, die einzelne Berichtigungen,
Ausfuhrungen, Zusäue enthalten über Frankfurter, Strassburger Ver-
hältnisse, z. B. aus dem Tagebuche von C. G. Schmidt. Gelegentlich
werden frühere Behauptungen zurückgewiesen, z. B. die, dass Lilis
:Sohn Wilhelm Goethe am 14. October 1806 besucht habe. Die neuen
namentlich auch im G.-J. abgedruckten Materialien sind sorgfaltig
benutzt
Arthur Schopenhauers handschriftlicher Nachlass. Aus
.den auf der Königlichen Bibliothek in Berlin verwahrten
ManuskriptbUchern, herausgegeben von Eduard Grisebach.
Zweiter Band: Vorlesungen und Abhandlungen. Leipzig, Phil.
Reclam jun. 197 SS.
S. iij Cm »Ueber das Interessante«"): »Was von Shakespear*s,
dasselbe gilt auch von Goethe*s dramatiscnen Werken: selbst Egmont
wirkt nicht auf die Menge, weil fast keine Verwickelung und Entwicke-
lung da ist; nun gar der Tasso und die Iphigenial« — S. 144 (für
Declination des Namens »Göthc«^ — ^-149 (^ür »Göthes Monument«
statt »Goethemonument«.) — S. 158 (für »Mephistopheles« statt
jiMephisto«.) Die letzten Bemerkungen sämmtlich in »Ueber Verhunzung
der deutschen Sprache.« L. F.
Friedrich Ludwig Schröder. Ein Beitrag zur deutschen
Litteratur- und Theatergeschichte von Berthold Litzmann.
Zweiter Theil. Mit 4 Portr. theils in Heliogravüre. Hamburg
und Leipzig, L. Voss, 1894. VIII, 314 SS.
S. 136—14} fg. ErsteAuffuhrung des Clavigo, Götz von Berlichingen
in Hamburg und Schröders Bearbeitung des letztern Stückes. — S. 185 fg.
AufiR]ihrung und Verbot der Stella. — S. 306 Besuch in Weimar.
t K. E. Schubarth. Ein Beitrag zur Litteraturgesch. des
19. Jahrhunderts. Von Paul Scholz. Hirschberg 1892. (Progr.
<ies kgl. Gymnasiums.)
M. K. — Enthält Briefe von E. A. Hagen, AI. v. Humboldt,
K. Fr. Eichhorn; der Erstere berichtet über einen Besuch bei Goethe.
<Ende 1817.)
2}*
356 Bibliographie.
Goethe und Walter Scott. (Didaskalia No. 124.)
L(udolph) St. G(oar) : Goethe und Walter Scott. (Didas*
kalia No. 128.)
Enthält nachC.-J. Bd. VIII den richtigen Wortlaut des in vorstehenden^
Artikel unvollkommen wiedergegebenen BricfsGoethes an Walter Scott»
Ludwig Fränkel: Leo von Seckendorff und die »schwä-
bischen Dichter«. (Besondere Beilage des Staats- Anzeigers ftlr
das Königreich Württemberg, No. 13.)
Adolf HaufTen : Shakespeare in Deutschland. (A. u. d. T. :.
Sammlung gemeinnütziger Vorträge, herg. v. dtsch. Verein zur
Verbreitung gemeinnützigerKenntnisseinPrag.No. 175.) 26SS»
S. 11—22 handelt über Goethe.
Shakespeare und das Tagelied. Von Ludwig Fränkel.
Ein Beitrag zur vergleichenden Litteraturgeschichte der ger-
manischen Völker. Hannover, Helwingsche Verlagsbuch-
handlung. 132 SS.
S. Q, Anm. 6: Einfluss des Volkslieds auf Shakespeare und den
jungen Goethe. — S. 17, Anm. 5 und S. 18, Anm. i: iu der Goethi-
sehen' (?) Recension von Bürgers »Minneliedc in »Frkftr. gel. Anzg^
No. 91.« — S. 41, Anm. i: 2:ur Faustsage bei Shakespeare. — S. S'»
Anm. 2: Eine Parallele zu einer Stelle in Goethes »Iphigeniec —
S. 6$ (nebst Anm. ?): Über den Stoff der von Goethe Herder über-
mittelten Volksballade »Vom braunen Annel«. L. F.
Alfred Bock: Goethe und Spontini. (Der Zeitgeist, BeibL
z. Berl. Tagebl. 18. Sept.)
t Karl Stauffer-Bern. Sein Leben, seine Briefe, seine Ge-
dichte. Dargestellt von O. Brahm. 2. Aufl. Stuttgart, G. J^
Göschen. 1892. VII, 340 SS.
Merkwürdige Aeusserungen über Goethes Beziehungen zu Kunst
und Künstlern.
Georg Brandes: Goethe und Charlotte v. Stein. Autorisirte
Uebersetzung von Erich Holm. (Frankf. Ztg. 27. 29. Aug.)
Hält das Verhältniss durchaus für kein übersinnliches. Behauptet :
»Alles spricht dafür, dass sie ihn gar nie verstanden. Ihm weltmännische
Allüren, Feinheit des Wesens und der Sitten beizubringen war ihr die
Hauptsache.« Er huldigt ihr dagegen in »Iphigenie« Tdann »wurde-
er selbst Iphigenie«; Thoas in seinem Benehmen gegen Ipnigenie =s der
Herzog). Soiilderung der Verstimmung Charlottens; Zeugnisse für
ihre A bneigung gegen Goethe aus ihren Briefen an ihren Sohn ; Analyse
ihres Stückes »Didoc
Alois John: Aus den böhmischen Bädern. (Musikalische -
Rundschau, Wien. Jahrg. 8. No. 8. S. 67.)
Goethes Verhälmiss zu W. J. Tomaschek, Beethoven u. A.
Der Bildhauer Alexander Trippel aus SchafThausen. Von
C. H. Vogler. (Neujahrsbl. des Kunstvereins und des hist.
antiqu. Ver. zu Schaffhausen 1892/93.) SchafThausen, K. Schoch..
4*. (Vgl. D. L. Z. No. 14, S. 43 fg.)
t Seebilder aus Virgil. Versuch einer im Goethischen
Sinne »ident.« Uebersetzung! Von Karl Troost. Frankensteiiv
i. Schi. Stadt, kath. Progymn. 1892. 19 SS.
Bibliographie. 3J7
M. K. In den Anmerkungen einige kleine Beiträge für Goethes
Verhältniss zu Virgil.
Der Hof in Weimar zu Goethes Zeit. Kultur- und Zeit-
bild aus den Papieren eines Hofmanns. (Niedergeschrieben 1840.)
(1. Allgemeine konservative Monatsschrift für das christliche
Deutschland. 50. Bd. S. 1089— 1095.)
Seite 1089 steht als Fussnote folgende Bemerkung: »Dieser erste
Artikel behandelt, streng genommen, noch nicht Goethes Zeit, bildet
aber die Einleitung zu den. bezüglichen Mittheilun^n.« Ueber den
Verfasser dieses als authentisch bezeichneten Materials ist nichts au-
sgeben. Man darf fast bestimmt vermuthen, dass es Oberst von Lyncker
ist, aus dessen ungedruckten Berichten von 1840 im 49. Bande derselben
Zeitschrift eine Auslese unter dem Titel »Aus Weimars Vergangenheit«
dargeboten wurde. (Vgl. Goethe-Jahrb. XIV, 353.) L. F.
E. STELLUNG ZU WISSENSCHAFT UND KUNST.
Goethes Bildungsideal von Ernst Temraing. (Sammlung
pädag. Vortr. von Wilh. Meyer - Markau. IV, 7.) Bielefeld,
Helmich. 14 SS.
Hauptsächlich nach Wilh. Meisters Lehr- und Wanderjahren.
Deutsche Dichter in ihren Beziehungen zur Musik. Von
Alfred Bock. Leipzig, C. Reissner. IX, 264 SS.
Seite 86—115: Goethe,
R.Steiner: Goethes Naturanschauung gemäss den neuesten
Veröffentlichungen des Goethe - Archivs. (Ber. d. Fr. D. H.
N. F. X. S. i*-i8*.)
Festvortrag zur Feier von Goethes Geburtstag.
Goethes religiöse Weltanschauung. Vortrag von Prof.
Dr. Baumgarten. Coburg, G. Sendelbach. III, 24 SS.
W. Heinzelmann : Goethes religiöse Entwickelung. (Aus:
»Monatshefte der Comenius - Gesellschaft«. Auch unter dem
Titel: Vorträge und Aufsätze aus der Comenius-Gesellschaft.
I. Jahrgang, 2. Stück.) Leipzig, R. Voigtländer. 24 SS.
P. Lorentz: Das Evangelium der That nach Goethe.
(Ethische Cultur. Wochenschr. z. Verbreitung ethischer Be-
strebungen. Berlin, Dümmler. 1. Jahrg. No. 14—18.)
Thcils im Anschlüsse an Hamacks Buch, theils aus eigner Leetüre
Zusammenstellung prosaischer und poetischer Worte Goethes, welche
die Empfehlung einer stetigen, geregelten, mit Sachkenntniss ausge-
führten, im richtigen Moment zu edlem Zweck unternommenen
Thätigkeit enthalten.
Dekan Kapff: Das Verhältniss zwischen Christentum
und Literatur mit besonderer Beziehung auf Shakespeare,
Goethe und das junge Deutschland. Stuttgart, Chr. Belser.
(In »Zeitfragen des christlichen Volkslebens«.)
Hyperorthodoxer Standpunkt. Vgl. Blätter für liter. Unterhaltung.
No. 4} S. 686. L. F.
35^ Bibliographie.
Geschichte der christlichen Ethik. VonChr Ernst Luthardt.
Zweite Hälfte: Geschichte der christlichen Ethik seit der
Reft)rroation. Leipzig, DörfTling und Francke. XII, 744 SS.
Im 5. Kapitel wird Goethes Mutter behandelt (deren freudige
Herzensfrömmigkeit zu pietistisch ausgelegt wird), femer Jung Stilling,
im 6. Cap. unter andern »Die sittliche Denkweise Goethes«. L. F.
— d: Goethe und der Mittelstand. (Deutsch - sociale
Blätter. VIII. Jahrg., No. 272, S. 397—399.)
Tendenziöse Glossen, meist im Anschluss an eine Reihe willkürlich
in »Hermann und Dorothea« hineingedeutete socialpolitische An-
sichten. L. F.
Goethe und der Socialisrous. (Deutsch • sociale Blätter.
VIII. Jahrg., Nr. 245 u. 246.)
>fachweis einer längeren Anzahl socialistischer Anschauungen bei
Goethe. L F.
F. NOTIZEN VON ZEITGENOSSEN ÜBER GOETHE.
Karl Weinhold mit herzlichen Glückwünschen zum 26. Oct.
1893 dargebracht von Erich Schmidt. 7 SS. 8**.
S. 3. 4. Blumenbach an Heyne 4. März 178}: »Göihe, den ich
oft und in verschiedenen Situationen bei Hof, unter den Herrschaften,
unter seinen Collegen, unter den Damen, vis-d-vis von Wieland, und
mehreremale recht lange mit mir t^te d t^te gesehen habe, da er mich
in seinen Garten und spazieren führte u. s. w.« hat alle meine Vor-
stellungen, die ich mir nach anderer Erzählung von ihm gemacht hatte,
gar sehr übertroffen. Nichts den Geh. Rath ankündigendes, zurück-
haltendes, sondern ein gesetzter, aber ganz unaffektirter äusserst zugäng-
licher Mann ; unglaublich offen, hell und doch tief penetrirend in seinem
Urtheile; und CK>ch überaus billig, gar nicht decisiv, wie ich zumal in
unserer Unterredung über Lavater und Physiognomie, über Verfassung
der J[enaischen Universität u. s. w. gesehen habe. Ueberall viel gesunde,
richtige und deutliche Philosophie und den reifen Geschmack, der auch
in seinem Zimmer und artigen Garten u. s. w. durchgehends herrscht.
Wieland schien mir daher m seiner Gegenwart eine etwas abstechende,
nicht sehr vortheilhafte Figur zu machen. Sie dutzen sich zwar und
sind herzlich gute Freunde» aber man spürt doch Göthes Superiorität
Dieser sagte mir z. E. in Wielands Gegenwart, dass Villoison so für
Wieland eingenommen sei, rühre daher, weil dieser sein lateinisches
Gedicht auf die Geburt des Erbprinzen in gleichem Silbenmaas so
künstlich deutsch übersetzt habe. Dafür habe iim Villoison zwar
Chrisostomus genannt, aber doch auch im Grunde mit König Midas
verglichen, indem er gesagt, dass unter Wielands Händen alles zu
Gold werde.«
S. 6. Sophie Brentano an Henr. v. Arnstein, 8. August 1709:
»Goethens Umganfj allein thut einem nicht wohl; er ist kalt und trocken
für Menschen, die ihm gleichgültig sind, und um ihm mehr als das zu
sein, dazu gehöret viel. Doch sehe ich den Sänger Dorotheens mit
einem lebendigen Gefühl des Dankes und der Verehrung und wieder-
hole mir geflissentlich und of^ in seiner Gegenwart, was alles sein
Pinsel geniahh hat«.
A. Leitzmann: Ungedruckte Briefe Georg Forsters.
(Archiv f. N. Spr. 91, 129—178.)
Bibliographie. 359
Briefe an seinen Schwiegervater Chr. G. Heync^ S. 1 68 (Halle,
IQ September 1785): War mit seiner Frau vor einigen Tagen m Weimar,
wo Herder besonders freundlich war : »Er bewirthete uns am Donners-
tag zu Mittag und Goethe gab uns des Abends ein griechisches Abend«
mal wo ausser uns beiden nur noch Herder und seine Frau nebst
Wieland und Mamsell Amalie Seidler zugegen waren. Sie können
denken, dass unter solchen Menschen der Abend froh hingieng undl
mich freute es sehr diese drei vorzüclichen Männer auf einen so freund-
schaftlichen Ton unter einander gestimmt zu sehen, zu bemerken dass
sie sich aufs Wort sogleich verstanden und dass die Verwandtschaft
ihrer Smdien sie einander näher gebracht hatte, denn freylich ist Weis-
heit des Alterthums und griechische Eleganz ihnen allen geläufig, ihrer
aller Muster.« ^ . „, ^r »^a- 4,v i.*
Maler Müller an Wieland, 29. Juni 1778. Veröffentlicht
von Rudolf Schmidt. (Am. d. germ. Nat.-Mus., April.)
Dankt für die in Weimar für ihn veranstaltete Subscnption,
danket »gleichfalls Göthcn meinem lieben theuren Göthe und vor-
trefflichen Dahlberg an Mund und Wange - sagt Ihnen m meinem
Nahmen, mein grösster Stolz wärs Unterstützung von Ihren Händen
anzunehmen.«
III. VERSCHIEDENES,
A. BILDER UND STATUEN; GEDENKPLÄTZE.
G. Wustmann : Zwei Radirungen Goethes aus der Leip-
ziger Zeit. (Zeitschr. f. bild. Kunst. N. F. IV, 5. Heft.)
Niwa. Jahrgang 24, No. 16 (17. [19.] April), dann
Abdruck der Radirung des jungen Goethe mit der Unter-
schrift »Dedid ä Monsieur Goethe conseiller actuel de S. M.
Imperiale par son fils tr^ obdissant.« Th. Heyse.
Carl Ruland: Ein Goethe -Bildniss. (Hlustrirte Zeitung,
No. 2600.)
Abbildung der Bosse'schen Miniatur im früheren Besitze der Frau
Jessie Hillebrand in Florenz, nunmehr im Besitze des Goethe-NationaP
museums mit betr. Beschreibung.
K. J. Schröer: Goethes äussere Erscheinung. Vorstudie"
zum Wiener Goethe-Denkmal. (Mag. f. Lit. 62. Jahrg. No. 38.) *
Plaidirt hauptsächlich für Vorführung eines jungen ooethe (zwischen^
30—40 Jahren) etwa nach dem Tischbemschen Bilde.
Professor Lehmann über Goethe-Bildnisse, (i. Beilage z.
Leipz. Tagebl., 3. Oct.)
Grosser Bericht Ernst Rieslings über einen Vortrag des Genannten
im Leipziger Kunstverein auf Grund der Znrnckescnen Sammlung,
deren Ankauf seitens der Stadt oder Universität Leipzig empfohlen wird.
Leipziger Tageblatt, ir. Oct. Abendbl.
Jena, 10. October. Im Anschluss an den Vortrag, den Professor
Lehmann über Goethe-Bildnisse im Leipziger Kunstverein gehahen hat,
dürfte die Mittheilung von Interesse sein, dass Professor Kemlein, der
360 Bibliographie.
namentlich in den königl. Schlössern zu Dresden und Pillnitz einer
Anzahl Graafscher Gemälde zu neuem Glänze verholfen hat, jetzt das
prächtige lebensgrosse Gemälde Goethe's von Kolbe, das der hiesigen
Universitätsbibliothek gehön, von verschiedenen Rissen und Uneben-
heiten befreit hat. Das Bild stellt Goethe auf der Reise dar, Hut und
Stock sind bei Seite gelegt, tief in Gedanken versunken, trägt er die
Zeilen »Nicht vorbeigehn — Es muss erst frommen« in sein Notiz-
buch ein. Die Arbeit des Professors Kemlein ist sehr gelungen.
Frankfurter Zeitung, 17. Nov. 2. Morgenblatt.
Der sterbende Goethe in Marmor. Aus Venedig, 14. d., schreibt
man uns : Augusto Benvenuti, einer unserer rührigsten und talentvollsten
Bildhauer — die Monumente in Venedig selbst, wie in verschiedenen
Städten Venetiens, welche sein Name schmückt, bezeugen es — hat den
dreiundachtzigjährigen, sterbenden Goethe dargestellt. Der schwierige,
schier gewa^e Vorw'urf reizte den Künstler. Mit Zuhilfenahme von
Büsten und Kupferstichen aus des Altmeisters späteren Lebensjahren
hat sich Benvenuti das Bild construirt, welchem er in Marmor Leben
zu geben sich als Ziel vorgesetzt hatte. Diese eben vollendete Statue,
gegenwärtig im Atelier des Bildhauers, nur einem kleinen intimen
Kreise zugänglich, ist bestimmt eine der nächsten grossen Kunstaus-
stellungen zu schmücken, und wird gerechtes Aufsehen erregen. Allein
der Künstler ist heute schon darauf gefasst, einen grossen Theil der
Kritik gegen sich zu haben, weil er sich von dem herkömmlich einer
Statue zugestandenen Aeusseren emancipirt hat und seinen sterbenden
Goethe in Pantoffeln und Schlafrock und in dem authentischen Lehn-
stuhl zeigt. Er hat sich die Zeichnung dazu aus Weimar verschrieben.
Verstössen indess auch diese Aeusserlichkeiten gegen die gewohnte
Statuen -Adjustirung, so ist doch der verkläne Gesichts -Ausdruck des
sterbenden Uichternirsten, sowie die Stellung der sich noch ein letztes
Mal zu hohem Gedankenflug emporschwingenden Gestalt so durch-
igeistigt und tief empfunden, dass die mise en sc&ne bei aller Realistik
dazu beiträgt, einen lebenswahren, keineswegs aber einen den erhabenen
"Gegenstand profanirenden Eindruck hervorzurufen.
Goethe und Frankfurt. Nach dem Gemälde von Frank
Kirchbach in Photogravüre. München, Photogr. Union.
Der junge Goethe, an einen Gartentisch gelehnt, in Unterhaltung
mit jungen Damen und seiner Mutter, im Hintergrunde der Rath an
4er Gartenthür sichtbar.
Leipziger Literaturberichte. I. Jahrg. No. 10, S. 219 ff.
Enthält eine Anzahl Illustrationen aus dem inzwischen erschienenen
Werke von S. M. Prem: Goethe.
Beabsichtigt ist ein Goethe - Denkmal am Wolfsberg,
ivozu im Sommer ein Aufruf in westböhmischen Blättern er-
schien. Es ist ein Goethehaus (Kiosk) geplant. Spenden über-
nimmt Postmeister Lenk in Tschernoschin.
Otto Menke-Höltzke : Die Goethe-Sammlungen und die
Sammlungen Goethes im Goethe-Nationalmuseum zu Weimar.
(Der Sammler. Hrsg. v.Hans Brendicke. Bd. XV, No. 1 1 u. 13*)
Gute und übersichtliche Schilderung in Form einer »Erinnerung
an Weimar«. Eigene Kritik war wohl kaum beabsichtigt. L. F.
August Trinius: Die Gemeinde Gabelbach. (Velhagen &
Klasings »Neue Monatshefte des Daheim«. 1893/94, i. Heft.)
Bibliographie. 361
Behandelt unter andern, wenn auch ohne sonderlich neues Ma-
terial, Goethes VerhiUtniss als Schutzpatron zu diesem kleinen
»Thüringer Wald«-Dörfchen. L. F.
H— e: Der Goethethurm auf dem Muhlberg in Frankfurt.
(Frankf. Ztg. 19. Nov. i. Morgen bl.)
Th. Creizenachs Angabe, dass der von Goethe mit der Familie
Willemer am 18. Oct 18 14 in Frankfurt erstiegene Thurm am Hainer-
weg gestanden habe, ist irrig; es muss: Hühnerweg (alias: Mühlberg)
heissen.
B. DICHTUNGEN ÜBER GOETHE. COMPOSITIONEN.
PARODIEEN, NACHDICHTUNGEN GOETHISCHER
WERKE.
Goethe-Festspiel. Scenischer Prolog oder Epilog zu jeder
Goethefeier. Mit Benutzung Goethescher Gedichte von Wilhelm
Henzen. 1 893 von der »Genossenschaft dramatischer Autoren
und Componisten« zum Vertrieb angenommen. (Vgl. deren
Organ »Neue Zeit«, 1893, No. i, S. i.) L. F.
Gesammelte Schriften von Heinrich Seidel. 11. Band:
Neues Glockenspiel. Leipzig, A. G. Liebeskind. XI, 277 SS.
S. 223: Zwei kleine Sprüche zu Ehren Goethes.
Alfred Klatte: Die 3 letzten Meistersänger von Strass-
burg. (Gartenlaube No. 10.)
Christian Hackenschmidt, Daniel Hirtz, Alphons Pick. — Der
Erstere bewohnt das Haus, das nach Ueberlieferung aus dem Volks-
mund dasjenige ist, in welchem Goethe seinen Mittagstisch hatte; er
enichtete in dem Hofe des Hauses einen Denkstein mit folgender
Inschrift:
Der ffrosse Meister Goethe ist Allhier zu Tisch gewesen, Und
hat wie jeder andere Christ Supp*, Fleisch, Gemüs* gegessen, Wie
fröhlich klapperten Gabel und Messer, Das Essen war gut, der Witz
war besser! Er hat uns Strassburger werth gehahen. Drum ehren wir
ihn auch, den Alten!
Goethe. Mignon. Imitd de Tallemand par Ch. Simond.
Paris, Lecfene, Oudin et Cie. 95 SS. m. Abb.
Edouard Blau, Paul Milliet et Georges Hartmann : Werther,
drame lyrique en quatre actes et cinq tableaux (d'apr^s Goethe),
po^me. Musique de J. Massenet. Paris, Heugel et Cie. 52 SS.
Repr^sente pour la premiä-e fois ä Vienne, k TOp^ra imperial,
le 16 fi6vrier 1802, et ä Paris, au th^itre national de TOp^a-Comique,
le 16 janvier 1Ö9J. (Vgl. L. Geiger. Frankfir. Ztg. No. 124.)
Neuestes Litteratur- ABC. (Die Grenzboten. No. i3,S.64i.)
Enthält unter G. folgende Verse, überschrieben »Goethepfaffen« :
»Hast du Kugeln zu versenden. Nimm die Froitzheim auch aufs Korn,
Die da schnüffeln aller Enden, Drehen hinten, ziehen vorn. Wo wir
ahnen nur, da wissen. Wo wir fühlen, wählen sie — Goethes Rock,
der wird zerrissen, Ganz bleibt ewig sein Genie.«
R. HofTmann: Op. 107. Der Erlkönig von Schubert.
Transcript, für Pianoforte. Leipzig, A. K. Schmidt.
362 BlBUOGRAPUlE.
M. von Kehler: Op. 8, 6 Lieder fur eine miitl. Singstimme
u. Pianoforte. No. 2 : Ich ging im Wald. Dresden, L. HolTartfa.
C. Loewe: Op. 44, 59. Balladen von Goethe. FOr eine
Singfilimme mit Pianororte. Leipzig, Breitkopf Sc Haertcl.
C. Loewe: Legenden von Goethe, für eine Singstimme
mit Pianoforte. Leipzig. Breitkopf & Haertel.
H. Kretzschmen Op, 3 No. a. Kennst Du das Land.
FUr I mittl. Stimme mit Pianoforte. Naumburg, Max Schmidt.
Oskar v. Chelius: Drei Gedichte von Goethe für eine
Singstimme mit Begleitung des Pianoforte componirt, Op. 13.
Berlin, Adolf Furstner.
Wilhelm Popp: Op. 431. Am häuslichen Herd. Trios
für Qavier, Hannonium und Violine.
No, 6. Moian: Ein Veilchen auf der Wiese stand.
A. Reiser: HaidenrOslein für MSnnerchor. Magdeburg,
Heinnchshofen.
L.G, Sauer: Drei leichte Lieder für 4stiramigcn MSnner-
chor. Partitur und Stimmen. Frankfurt, Steyl & Thomas.
Na }. Blümleia auf der Haide.
Paul Umlauft: Op. 36. Phantasiebilder nach Mottos
aus Goethes »Faust« (Ür Pianoforte zu 4 Händen. Leipzig,
C. A. Klemm.
Joh. Dietz: Op. 1. Lieder und Gesänge fUr i Stimme
mit Pianoforte.
No. 4. Erster Verlust: »Ach, wer bringt die schönen Tage».
No. 6. Gefunden: alch ging im Walde so für mich hinn.
Anton Urspnich: Op. 30 No. 6. Mensch enl 00s : »Früh,
wenn Thal, Gebirg und Garten« (aus Dornburg). Fur
Männerchor mit willkürlicher Begleitung des Streichorchesters.
August Hungert: Op. 11. Junge Leiden, Lieder für eine
Singstimme mit Begleitung des Pianoforte.
No. 2. Wechsel: «Auf Kieseln am Bache..
August Bungert: Op. 26. An eine schOne Frau. Liebes-
briefe in Liedern am Pianoforte.
No. 4, Mir schweben lausend Bilder hdliger Erinnerung vor
ums Hera.
Robert Fischer: Stenographisches Schiller- und Goethe-
Album. 5. Auflage. Altenburg, H. A. Pierer. 96 autogr. SS.
I. Personen-Register.
Die lünter den cursiv gedruckien Namen stehenden Zahlen ^b«n die
Seilen an, auf denen Abhandlungen oder Mittheilungen des Betreffenden
gedruckt sind. Ein (r) hinter der Seitenzahl eines Briefes bedeutet, daa
von dem Briefe nur ein Regest gegeben ist.
I Bardelcben, K. von )12.
Barih^lemy. 14}-
[ Basedow, H. von ]34.
Baisch, ;!2. Briefe von Goethe an
J22 fg. (Anfang).
Bauer. C. Ph. i68.
Baumgarl. H. 2^2 tf. 509 fg. 5}}.
Bauniganen, A. G. 188.
Baumgarten, Prof. 357.
Bause, 119. i]2 f.
; Bayer, Jos. JI9.
I Bayern, König Ludwig I. v. ;oa.
Bechtolsheim, Julie von geb. von
I Keller 348. Ihr GedSht, von
Goethe corrigirt 349 ff.
I Beethoven, L, van )4S.
I Behrends, Phil. Fr, }}4.
i ßeireis, 83.
: Bei, 11a
I Bendavid, L. to6.
Benevent, Fritz von s. Talleyrand.
Benvenuti, Augusio }6o.
Benzler, zjo.
Berg, Carofine Friederike V. 259 fg.
Berg, Leo 519.
ßerg, Walter jjo.
Berger, A. E. J09. 511.
Berger, Karl 154.
Bergmann 2i6.
Berlioi, Hector «7.
Bernays, Michael 8iff. 90. ij8fg,
161. *i6;. 171. (Ol. 518.
Bernnardi, Tli. von 349.
Bernoulli, 106.
Agricola, Joh. 14.
Alexander der Grosse, 77. 79.
AKord, R. G. $27.
AltmOtier, 295 f.
AUinger, Bnef an Göschen, $33.
Amp^e, J. J. 18). 290.
Aiukreon, }4I.
Anhalt-Cöthen (Pless), Luise Fer-
dinande zu 1J2.
Antimachus, 63.
Appel, )0I.
Archen holz, 289.
Areiino, 190,
Ariost, 95.
Arisioptunes, 8j. 92.
Aristoteles, 92. 268.
Armbruster, C. 166. 168.
Arnim, Achim von 247- loa
Artüm, Bettina von s. Brentano,
Bettina.
Amimsches Familienarcliiv, 26;.
267-
Arnim, Karamerherr von 300.
Arnim, Siegmund von 272.
Amsiein, Henriette von, Sophie v.
Brentano an }s8 (r.)-
Ausonius, 369.
Bächtold, J. joo ff. 3J2.
Baer, Jos., & Comp. ))i.
Baier, 328.
Banks, 10} .
Bardtlthfit, K. von 31} ff.
Personen-Register.
Bernus, von }o6 fg.
Bersch, Hofprediger 2}0.
Berthier, U5-
Berthier, Marschall 20.
Bertuch (Seyion), 152. 154, 164.
Brief an Göscnen 323.
Beschort, Schauspieler 47.
Bessel, Schauspieler 46.
Bethniann, Schauspieler 47.
Betty, Miss, s. Schmeling, Elisabeth.
Beyer, Constantin, über Goethes
Besuch in Erfurt 285.
Beyer, Prof. in Erlangen 91.
Biedeitfianii, JV. von 299. 315 ff.
Biedermann, W. von 90 fg. 149.
201. 207. 220 ff. 225. 236. 239.
282, 298. 312. 322 fg. 331 fg.
534 fg' 340. 344. 348 fg.
Bielfeld, Freiherr von 36.
Bielschowsky, Albert 283 fg.
Bielschowsky, A. 35$.
Bietz, J. 351.
Bion, 91.
Birkenstock, Antonie von, geb.
Brentano 347.
Birlin^er, 259. 308.
Blau, Edouard 361.
Blume, Ludwig 264. 327. 337. 339.
341 ft.
Blumenbach 65, an Heyne über
Goethe 358 (r).
Blümner, 229.
Boas, 313. 342.
Bock, Alfred, 353- 35^ %•
Bock (Dichter), 219.
Bode, J. j. C. 6.
Bode, Jufius 336.
Bodmann, 64. 86. 301.
Bodmer, 236 fg.
Böhm, Martin 337.
Böhme, 208. 2x0 212 ^g:
Bojanowski, v. 153.
Boie, 222. 225. 235 fg.
Boisser^e, Sufpiz 29. 280.
Bolingbroke, 226.
Bonaparte, Charlotte, Prinzessin 19
Bonaparte, Laetitia ix^.
Bonaparte, Louis s. König von
Holland.
Bonaparte, Lucian 19. 115.
Bonstetten, 29.
Borgstede, von 106.
Born, St. 311.
Börne, L. 352.
Bosse, 359.
Bossuet, 270.
Bothe, P. H. 69, 10 1
Bothraann s. Bodmann.
Böttiger, C. A. 71. 83. 89 ff., 96.
99«. 106 ff. 285 fg. 291«. 296 fg.
299. 301. 320. 341.— Aufzeich-
nungen über einen Besuch F. A.
Wolfs bei Goethe v. — 91 — 95.
Bouvier, B. 303 ^f^. 311.
Boyesen, Hjalmar Hjonh 328.
Brahm, Otto 356.
Branconi, Marouise 234. 236 ff. —
Ihr Sohn s. Forstenburg Graf.
Brandes, Georg 328. 356.
Brandes, Schauspieler 219.
Brantöme, x$4.
Bratranek, 252.
Braunschweig, Herzog Ferdinand
von 236. 239 ff.
Breitenbauch, Frau v. 286. — Ihre
Mutter, 286.
Brentano, Bettina, Ein Urtheil über
den Briefwechsel 296 fg.
Brentano, Christian 272.
Brentano, Clemens 272. 274. 344.
351.
Brentano, Sophie von, an Henr.
V. Arnstein über Goethe 558 (r.).
Bretzner, 219.
Breuning, 210.
Breymann, H. 308.
Brieger, 2x7.
Brinckmann, von loi.
Brion, Familie 350.
Brion, Friederike 327 fg. 349 ig.
Brion, Pfarrer 350.
Brion, Sohn d. vor. 350.
Brisson, M. J. 153.
Brody, S. 337.
Bronner, Ferd. 341.
Brown, s. Bruns.
Bruinier, J. W. 310.
Bruns, P. J., Ein Urtheii über das
Weimarer Theater x8i2 von
291 fg.
Büchner, IVilhelm 178-186.
Büchner, Wilhelm 3 39.
Budde, Prof. 321.
Buff, Charlotte 236. 352. — Ihre
Mutter, 352.
Bulle, Oskar 344.
Bülow, Eduard von 353.
Bülow, Gabriele von 350.
Bungert, August 362.
Bunyan, 273.
Burckhardt, C. A. H. 143. 294.
319- 324-
Personen-Register.
?65
Burdach, K. 309.
Bürger, G. A. 235 fg. 356.
Burghauser, Gustav 337.
Bursian, 96.
Bury, 78 ff. 84. 07. 106. 321.
Buttmann, 56. 66. 83. 87.
Byron, 114. 133.
Cagliostro, 2^8.
Calderon, 198. 201. 292.
Camper, 316.
Carly]e, 328.
Camtre, M. 310.
Carstens, 305.
Carstensen, A. 261.
Casanova, 233.
Casparson, 228.
Castelli, 294.
Castillen, v. 106.
Cauer, Paul 330.
Cavaceppi, 233.
Cay]us, 77.
Cervantes, 156.
Chamisso, A. v. 327. 35a
Chelius, Oskar v. 362.
ChesterfieM, 94.
Chevalier, Ludwig 340.
Chmielowski, 340.
Cicero, 68. 83. 94.
Clairon, Schauspielerin 222.
Claude Lorrain, 191.
Clausner, 242.
Clement, 228.
Clodius, Chr. A. 218. 224 fg. 281.
— Goethe und 283.
Clodius, Frau d. vor. 218.
Cogswell, 288.
Cohn, Albert 322.
Colin, 261.
Collin, T. 333.
Colin, Maximilian Franz, Chur-
furst von 243.
Cond^, 270.
Constant, Benj. 344.
Cornelius, 304.
Corsentius, R. S. 338.
Cotta, 28. 43. 53. 75. 90. 148. 150.
168 fg. 320. 32s. 354. — Brief
von ooethe und Ernst v. Schiller
an 325 (r.).
Coudcnhove, von 276.
Coudray, 81.
Coupland, W. C. 327.
Creizenach, 260. 361.
Crespel, Rath 351.
Crusius, 214.
Cudraka, König 322.
Cuvier, 105.
Dalberg, Karl Theodor von, Fürst
Primas 23. 27. 285. 322. 359.
Dannecker, 321.
Dante, 130 fg.
Daru, General 20.
Daubonton, Mme. 289.
DeHand, Mme. du 338.
Dejaure (De Jore), 289.
Deschamps, E. 328.
Deshayes, 289.
Dessau, Fürst Leopold von 285.
— Fürstin von 99.
Des Periers, Bona venture 153. —
Anklang bei Goethe an 269.
Destouches, 152.
Deutschland, Kaiser Wilhelm IL
von 264.
Diderot, 18. 55. 102. 201. 326.
Dietz, A. 348.
Dietz, Joh. 362.
Dinglinger, Frl. 233.
Domeicr, W. 309.
Domenichino, lOi.
Donner, J. O E. 344.
Dorer, Edm. 329.
Döring, 354.
Dorow, 85.
Dow, Gerard 232.
Drescher, C. jio.
Dressler, E. Cf. 352.
Droysen, J. G. 279.
Dubuisson, 289.
Ducoz, Ang^lique 149.
Du Meiz, »der Dechant« 282 fg.
Dumeiz, D. F. 238.
Düntzer, Heinrich 140. 152 ff. 156.
i$8. 183. 238. 26$. 267. 282.
324 fg. 328. 330. 341. 549 %•
552. JS5.
Duplessis, G. 275.
Dürckheim, F. E. Graf v. 328. 355.
Ehering, Emil 343.
Ebert, 226. 234.
Ebenn^ein, Brief von Zelter an 323.
Eckardt, Bürgermeister 305.
Eckermann, 114. 139. 142. 183. 191.
193. 19$. 204. 248. 255. 290.
318. 342.
Egerton, Herzog von 314.
Eggers, 108.
Eichendorff, J. von 344.
Eichler, F. 153.
Eichhorn, K. Fr. 355.
366
Personen-Register.
Eichstädt, 105. 332.
Eimer, Dr. 284.
Einsiedel, 97. 254.
Elias, J. 329.
Ellinger, G. p2.
Eloesser. Artnur 330.
Elster, E. 309 f.
Exnpedokles, 268.
Enge^ J- J- 254.
Engelberg, Abt von 247.
Erdmann, O. 309.
Esdienburg, 219. 222. 234. 236.
Escher, Jonannes 248.
Euripides, 19.
Everett, Edward 86. 288.
Eybenberg, Marianne von 85. 242.
298 fg.
Fahimer, Johanna 328 fg.
Falck, Paul ^^o.
Falconet, 328.
Falk, J. D. 56. III (g, 274. 293.
Felici, Maddalena 228.
F6n61on, 153.
Femow, 70. 103,
Ferrara, Herzog Alfonso v. 185.
Fichte, J. G. 58. Briefe an Goethe
von 30-41. Erläuterungen dazu
49—52. Briefe an Schiller von
41—48. Erläuterungen • dazu
52—54.
Fichte, Frau des vor. 32.
Fichte, J. H. 53.
Figueroa, Pardo de, span. Ges. in
Berlin 55. 83.
Fillon, Auguste 291.
Fimsiein, 325.
Fischer, Kuno 179 ff. 252 ff. 308.
310. 333.
Fischer, Ludwig, Hegels nat. Sohn,
Adressat eines Goethischen Ge-
dichtes 265.
Fischer, Rob. 362.
Fischer, Rud. J34.
Fleck, Schauspielerin 46.
Fleischer, Joh. Friedrich 257.
Fleischer jun., Verleger 61.
Flohr, O. 330. J43.
Force, de la, Mlle. 153.
Forstenburg, Graf 234, 236, 23jff.
Forster, Georg 322, 558. Briefe
von Goethe an 324 (r.) Briefe
an Chr. G. Heyne 359 (r.)
Forster, Frau d. vor. 324. 359.
Foscolo, Ugo 344.
Fouquö, iio.
Four, August 88.
Fran^ois, Louise Marie von, Ne-
krolog 302 fg. Ihr Vater, ihre
Mutter und Geschwister 302.
Frankl, L. A. 303.
Frdnkel, iMdwig 259 ff. 288 fg.
308 ff. 320. 334.337. 344.3500-
355 ff. 360 f^.
Fränkel, Ludwig 260 fg. 321 fg.
335. 353. 356.
Frankreich, Heinrich IV. von 270.
Frankus, Georg T. 348.
Franzos, K. E. 303.
Fraporta, 213.
Frege, Christian Gottlob 211 fg.
215.
Frenzel, 30 j.
Fresenius, August 251 ff.
Fresenius, August 167.
Frcyta^, 337-340 f.
Friedenke, s. Brion.
Friedländer, David 69.
Friedländer, E. 106.
Friedläuder, Max, /. 275 fg.
Friesen, Freifrau von 229 ff.
Friesen, Sohn d. vor. 230 ff. 243.
Friesen, Friedrich von 243 fg.
Friesen, Louise, Baronin v. 243 fg.
Froitzheira, 324. 349 fg. 352. 301.
Frommann, 255. 319.
Froriep, Professor 17.
Gädertz, K. Th. 260, 351.
Galba, Römischer Kaiser 8.
Gambs, 350.
Gandillot, Leon 304.
Gärtner, 234.
Geiger, Ludwig 54—108. 285 fg.
289 ff. 208 ff. 302 ff. 321—362.
Geiger, Ludw. 225. 242. 309. 329 fg.
348. 353. 361.
Geist, 248.
Geistinger, 168.
Geithel, Simon, s. Matthaei.
Geliert, 218. 226 (g, 233.
Gemmingen, 28^.
Genast, Schauspieler 292.
Genelli, 86.
Gentz, Fr. 61^, 71. loi. 104. 299.
G^rard, 116.
Gerbel. R. W. 345.
Gervinus, G. G. 351.
Gervinus, Victoria 351.
Gessler, Graf 290.
Gessner, 233, 238, 241, 326.
Giampetro, Dr. 303.
Personen-Register.
367
Glatz, xoi.
Glauser, Charles 344.
Gleim, 9$. 222. 224. 226. 234. 236 (F.
GIoRau, G. 311.
Göchhausen, Luise von 143.
Goedeke, 166 fF. 25$. 259. 272. 325.
340.
Goldbeck, Ernst 269.
Goldoni, 340.
Görcke, Generakhirurgus 239 fg.
Gore, 24a
Gosche, 262.
Göschel, ij6.
Göschen, 108. — Briefe v. Alxinger
und Bertuch an 323.
Gotha, Prinz August von ?20 fg.
Goethe, August von 59. 68. 107.
^"?* ^%l'PP' 5^5. 332. 354jfe.
Goethe, Christiane von 58. 84. 186.
239- 319 fg. 328. — Briefe von
Wilhelmine Wolf an 84. -
Johanna Schopenhauer überihr^n
Tod 323.
Goethe, Comelie 255. 348.
Goethe, Familie 348.
Goethe, Johann Caspar 306. 327.
^348. 35? %.
Goethe, Katharina Elisabeth (Frau
Rath) 297. 327. 340. 351. 358.
360.
Goethe, Ottilie 113. 115. 248. 354.
Goethe, Walther und Wolfgang
von 340. 3S4.
Gottleber, 227.
Gottschall, R. von 326.
Götze, P. 347.
Gou^, 351.
Grabbe, 332.
Graff, 360.
Graff, Schauspieler 293.
Greichauf, s. Kreichauf.
Grciner, E. 340.
Gries, 351.
Griesbach, 39.
Grillparzer, 256. 351, über Goethe
294 ff.
Grimm, Herman 252 ff. 310. 330.
Grimm, Jacob, Goethe und die
Brüder Grimm 287 fg.
Grimm, M. 280.
Grimm, Wilhelm, Goethe und die
Brüder Grimm 287 (g.
Grimmsches Wörterbuch, 171. 181.
223.
Grisebach, Eduard 3^5.
Gross, F. 347.
Grotthus, Sara v. 298 fg.
Grotische Gallerie, 219.
Gruber, Carl 342.
Grfin, Karl 136 fg.
Grüner, Justus 64. 85.
Guerra, 304.
Guglia, E. 327.
Günther, Amtsgerichtsrath 226.
Günther, J. E. von 256.
H . . . e, 01.
Haase, K. E. 335.
Hackenschmidt, Christian 361.
Hackert, Ph. 325. 326.
Hagedom, 227. 229. 233.
Hagemann, Ella 327.
Hagen, E. A. 35s.
Hagen (der tolle), 61.
Hagen bach, 241.
Hähnel, K. 338.
Haigendorf, Frau von s. Jagemann.
Haller, 273.
Hamann, 275.
Hammeran, A. 330.
Hansen, P. 34$ fg.
Harnack, Otto 187—205.
Harnack, Otto 339. 343 fg. 357.
Hartmann, A. 353.
Hartmann, Georges 361.
Hartwig, C. 302.
Harvard, 288.
Hass, 223
Hässler, 285.
Hauffen, Ad. 341. 356.
Hausen, 326.
Haym, R. 310 fg.
Hebel, 197.
Hederich, 94.
Heeren, 65
Hegel, 134. 136. 138. 26$.— H.*s
natürlicher Sohn s. Fischer Lud-
wig.
H^ner, 238.
Hehn, FrV/oraus seinen Vorlesungen
über Goethe 119— 130. — Vor-
wort dazu von Th. 5chiemann,
117 fg.
Hehn, Victor 197. 270. J41 fg.
Heidinhämer, Heinrich 282 fg.
Heidenheimer, Heinrich J47.
Heindorf, F. L. 55. 58. 83. 87.
Heine, C. 340.
Heine, H. 346.
Heinemann, K. 290. 331. 347.
Heinroth, J. Ch. A. 343.
Heinzelmann, 357.
368
Personek-Register.
Heitniüller, 3? 3.
Hellen, von der loi fg. 216. 239.
312. 320. 326.
Hönault, pr^ident 338.
Henke/, Hermann 277 ff.
Henning, R. 308 fl.
Henninger, ^20.
Henzen, Wilhelm 361.
Hephästion, 77. 79.
Herakleitos, 268.
Herder, Caroline 281. 350.
Herder, 96 ff. 142 (g. 147. 1 83. 274 fg.
278. 29?. 309. 323. 330. 3S2.
354. 556. 359-
Herdt, Schauspieler 47.
Herdt, Schauspielerin 47.
Hermann, Assessor 306.
Herrmann, Max 222. 225. 229.
309. J29.
Herzfelder, 248.
Herzlieb, Wilhelmine (Minna) 190.
339-
Hess, H. 277.
Hess, J. T. 256.
Hessel, Karl 339.
Heuer, O. 305. 336. 349.
Heuwcs, J. 340.
Heyne, Ch. G. 60. 6$. 85. 226.
343. — Blumenbach an 358 (r.).
— Forster an 359 (r.).
Heyne, M. 309.
Heyse, Karl 299.
Heysc, Paul 270.
He)se, Th. 209 fg. 345 fg. 359.
Hiidfhrand, Rudolf 140—147.
Hildebrand, Rudolf 310. 343. 345.
Hillebrand, Jessie 359.
Hiller, 223.
Hindenbourg, 105.
Hinrichs, 136.
Hirt, A. 54. 301. 321. — Briefe
an Goethe von 08—80. — Er-
läuterungen dazu 96—108. —
Briefe von Goethe an 69 fg.
71 fg. 76 ff. 80 fg. — Erläuter-
ungen clazu $j6 — 108. —Nachträge
und Berichtigungen 30T.
Hirtz, Daniel 361.
Hirzel, L. 300. 309. 311.
Hirzel, S. 146. 167. 329.
Hirzelsche Sammlung, 321.
Hodge, 288.
Hofmiann, E. T. A. 3JI.
Hoffmann von Fallersieben, 216.
Honmann, R. 361.
Hofmeister, C. E. 331.
Hohenhausen, Fr. von 347.
Hölderlin, 270. 352.
Holland, Louis, König von. Tabel-
larische Uebersicht Goethes von
seinen Productionen für den
17—19. — Goetheund 1 11 — 116.
— Sem Sohn und dessen Hof-
meister 1x4.
Holm, Erich 356.
Holstein -Augustenburg, Friedrich
Christian von 241.
Holstein-Augustenburg, Prinz Emil
von 241.
Holtei, 279.
Homer, 15. 82 fg, 90. 94. 96. 131.
,133- 203. 277. 339.
Höpfner, 228. 23$.
Horaz, 64. 85. 351.
Home, Anton 343.
Howard, 307.
Hub, Ludwig 330.
Huber, L. F. 149.
Huber, Michael 27$.
Hübsch, 107.
Hufeland, 50.
Hüffer, H. 243.
Humboldt, Alexander von 68. 252.
321. JSS.
Humboldt, Caroline v. 350.
Humboldt, Gabriele v. s. Bülow.
Humboldt, W. v. 49 fg. 54. 84.
90 fg. 107. 189. 204. 251 fg.
254. 321. 350.
Hummel, 80. 106.
Hunnius, 293.
, acobi, F. H. 222. 225. 328.
] acobi, T. G. 326.
]acobi, Lenette 329.
]acobi, Max 321.
agemann, Frau 292 fg. 327. 332.
ean Paul, (Richter) 273. 278.
erusalem, 234.
ffland, 46. 48.
Imelmeum, J. 270 fg.
Imhof, Amalie von 248. 301.
Immermann, 344.
Ingenheim, Grat von 107t
oachim, Jos. 330.
[ ohn, Alois 322. 325. 356.
]onas, Fritz 266. 324.
Joseph, E. 311.
Jung-Stilling, J. H. 321. 352. 358w
K. Frls., 285.
Kahle, Julie v. 328.
Personek-Register.
369
Kalischer, A. Ch. 348.
Kalischer, S, 315.
Kalischer, S. 312.
Kamann, Johannes 338.
Kanne^esser, Herren von 228.
Kant, J. i^ %• 196. 200. 203 fg.
KapfF, Dekan 357.
KarpeUs, G. 298.
Karpel^ G. 347.
Kassewitz, J. 341.
Kaufünann, 256.
Kaulbach, W. 352.
Kaulfuss, Chr. 166. 168 fg.
Kehler, M. von 362.
Keil, Robert und Richard 340.
Keiner, W. jjo.
Keller, Gottmed 352.
Kellner, Hermann Camillo 322.
Kemldn, Prof. 359 fg.
Kerler, Hch. 331.
Kern, 180. i8j 331. 340.
Kestner, Charlotte, s. Buff, Char-
lotte.
Kestner, J. C. 2j6. 352.
Kiesewetter, Carl 335 fg.
Kiesling, Ernst 359.
Kirchbach, Frank 36a
Kilian, Eugen y
Kircheisen, 298.
Kirchner, 80.
Kirms, 292 (Kirmes) 320. 332.
Klatte, Alfred 361.
Klettenberg, Susanne von 352.
Klopstock, 145 ff. 279. 308 fg. 341.
Klotz, 218. 233. 326.
Klu^e, F. 310 fg.
Knebel, Bernhard v. 265.
Knebel, K. L v. 60 fg. 1 12. 1 14 fg.
237. 276. 320. 327. 332. 335. 342.
Knesebeck, v. d. 264.
Knittel, 88.
Koch, Frl. 299.
Koch, Max 308. 310 fg. 328. 331.
„334. 551. 357.
Kochsche Bühne, 220. 229. 232.
Kögel, R. 308. 311.
Kohl, f. G. 261.
Kohlsdimidt W., 341 ig.
Kolbe, 360.
Kollmann, A. 260.
Konrath, M. 310.
Kömer, Ch. 6. 99.
Köne, 90, 216 fg. 239.
Köster, A. 310.
Köstlin, C. von 309 ff.
GoKTMB-jAllMBOCa XV.
Kotzebue, 275. 329.
Kräger, H. 330.
Kraus, Ernst 349.
Kraus, G. M. 323. 347.
Krause, Rath 293.
Kräuter, 14 fg.
Krdchauf (Kreuchauf, Greichauf),
219. 232.
Kretschman, Lily von 353.
Kretschmann, 226.
Kretschmer, H. 362.
Kreutzer, 289.
Krücken, O. v. 337.
Kruse, H. 350.
Küchler, Carl 334.
Kügelgen, G. v. 299. 306.
Kunstmann, 103.
Kurowski-Eichen, Fr. von 63. 86.
320.
Kürschner, 331.
Lachmann, 287.
Lacour, L. 269.
Laistner, L. 168.
Lang, W. 353.
Langer, 01. 206 ig.
Lannes, Marschall 20. 29.
Lannes, Gemahlin d. vorigen 29.
L'ArrongCj 304.
Latrobe, F. de 349.
Lavater, 121. 123. 133. 145. 236 ff.
241 fg. 284. 300. 352. 358.
Lederer, Fr. E. 331.
Lederhose, 228.
Lehmann, Prof. 359.
Leitzmann, A. 310. 322. 324. 341.
3j8.
Lenbach, 324.
Lenk, Postmeister 360.
Lenz, J. R. M. 17. 180. 349 fg. 352.
Lenz, Bergrath 32a
Leo X., Papst 190.
Lerse, 299. j2a
Lessing, (j. E. 6. 91. 98. 188. 216.
234. 311. 333. 336. 351.
Levetzow, Famuie 113 fg. 347.
Levetzow, Ulrike von 1x2 fg. 347.
Lcvy, B. 338.
Lichtenau, Gräfin 68 fg. 99.
Lichtenberg, Christoph 324.
Lichtenberger, Henn 34a
Lichtenstein, Fürst 97.
Liebich, 264.
Liepmannssohn, Leo 332.
Uli, s. Schönemann.
Lionardo da Vind, 194.
24
370
Personen-Register.
Uppmami, Edmund O. von 267 ff.
List und Francke, 331.
Littr6, E 270.
Littr&ches Wörterbuch, 291.
Litzmann, B. 308. 310. 355.
Leder, 316. 32t.
Loeper, G. v. 5 fg. 16. xi2 193.
208. 223. 225. 232. 252 fg. 262.
265. 267. 277. 279. 282.
Longfellow, H. W. 288.
Lorentz, P. 357.
Lorenz, Hermann 348.
Lorenz, Karl 341.
Lorenz, Ottokar 27. 348.
Lössl, Bergmeister. Brief v. Goethe
an 325 (r.)
Louvier, 534.
Löwe, C. 362.
Lucrez, 60.
Luthardt, Chr. E. 358.
Luther, Martin 130. 268 fg.
Löttichau, Frau von 297.
Lynker, Karl v. 228. 340. 357.
Lyon, O. 282. 341.
M. A., 289.
Mähliss, 331.
Malherbe, 270.
Mallet, 242.
Mamachi, Tommaso Maria (Pater
Mamachius) 4 fg. 7.
Manso, 343.
Manzoni, 344« 353.
Marc Aurel, 328.
Marchesi Luigi, 239.
Marckwald, Ernst 321.
Maret, Minister 20. 25.
Marlowe, 308. 310. 334. 336.
Marmier, 329.
Marperger, Paul Jak. 336.
Martini, 285.
Massenet, J. 361.
Matuusch, Schauspieler 46.
Matthaei, Carl J. C. M. (Mattei).
Carl Scherer über 216—244.
Matthaei, Vater d. vor. (Simon
Geithel) 217. 226.
Matthisson, 191. 353.
Maurer, 309.
Mauvillon, 234.
Mayer, 9j.
Meckel, 05.
Meissner, Fritz 329.
Mendelssohn-Bartholdy, Felix 299.
Mengs, Raffael 194.
Menke.-Höltzke, Otto 360.
Mentzel, E. 337.
Menzel, Wolfgang 272 fg,
Merck, 121. M2, 316« 330.
Merian, 106.
M^rim^, Prosper. Goethe und
Menn^, 200.
Merkel, G. 106. — Als Lobredner
Weimars 292 (g.
Metastasio, 223.
Meusch, Robert A. J. 327.
Meyer (Aarau), 242s
Meyer, A. G. 326.
Meyer, Friedrich Karl 351.
Meyer, Heinrich 68. 87. 98. 105.
107. 203. 242. 255. 320.
Meyer, Marianne, s. Eybcnberg,
Marianne von.
Meyer, Ricard Af. 272 ff. 274 fg.
Meyer, Richard M. 256. 331.
Meyer, Sara, s. Grotthus, Sara von.
Meyer von Waldeck, 309. 311. 328.
Michahelles, Pfarrer 217.
Michel Angelo, 99. 190. 194. 197.
Mickiewicz, A. 347.
Mieding, 133. 323.
MiUiet, Paul 361.
Minor, 219. 232. 235.237. 311. 331.
Mittler, 218.
Moli^re, 261. 330.
Möller, Marie M. 348.
Mone, 287.
Montebello, Herzog von, s. Lannes,
Marschall.
Mont^gut, E. de 329.
Montesquieu, 22.
Moreto, 256.
Mörike, 256. 270.
Moritz, K. Ph. 98. 353.
Morsch, H, 263 fg.
Mosen, G. 328.
Mosen, Julius 138.
Mottl, I^lix 264.
Mozart, 362.
Müller, Chr. H. 236.
Müller, Friedrich von, Kanzler 55.
298. — Napoleons Unterhal-
tungen mit Goethe und Wieland
und — *s Mänoire darüber für
Talleyrand 20—23. — Erläute-
rungen dazu 23—30.
Müller, Johannes von 27. 314.
Müller, Maler 97. — Brief an
Wieland von ^59 (r.).
Müller, Methusalem 89.
Personen-Register.
?7I
Müller, Moritz 353.
Müller-Holm, Ernst 334.
Müller-Steinliart, 267.
Müllner, 302,
Muncker, F. 238. 309 fg. 324.
Nägele, 306.
Napoleon L, 114. 2^9. 289. 326.
3 34. ^48. — Unterhaltungen mit
Goethe und Wieland und Fr.
von Müllers Memoire darüber
für Talleyrand 20—23. — Er-
läuterungen 23—30.
14avarra, Margarethe, Königin von
154.
Nero, römischer Kaiser 8.
l^eubauer, J. 264.
>Jeuber,' Frau 337.
Neuchzer, Theobald 337.
Neuchzer, Frau d. vor. 337.
l^eufchatel, Prinz von, s. Berthier,
Marschall.
'Newton, 56.
!Niederlande,KöniginLouiseder io5.
— Prinzessin der 79.
'Niethammer, D. 44.
Nikolai, Fr. 133. 340.
Nissen, Capitain 261.
Nobbe, Prof. 308.
Nöhden, 332.
Nöldeke, W. 343.
l^otter, 256.
Novalb, 344.
Nutt, David 327.
Oels, Schauspieler 292.
•Opitz, 171.
•Oppenheimer, Prof. 306.
Orleans, Helene von 353.
•Osann, Rechtsanwalt 321.
«Osann, Regierungsrath 321.
Osborn, Max 337.
Oeser, 18^. 2x0. 232. 306. 332.
•Oescr, Friederike 332.
Ossian, 274.
»Oestcrreich, Kaiser Joseph II. von
34J.
— Kaiserin Marie Luise von 1 8. 3 27.
— Kaiser von 354.
'Oswald, Eugen 327.
Otho, Römischer Kaiser 8.
-Oiier, 88.
Ovid, 341.
.Paar, Ludwig, Graf 322.
jPalladio, 92.
Paracelsus, 335.
Pardo del, s. Figueroa.
Parini, 344.
Parmenides, 268.
Pasqu^ 294.
Paul, Victor 339.
P^rey, Lucien 338.
Peters, Wilh. 90. 96.
Petrarka, 239.
Petrilli, 19.
Pcucer, 314.
Pfeffer (Pfeiffer?), 228.
Pfeilschmidt, Hans 336.
Pfenninger, J. Konrad 284.
Pfenninger, Magdalena, Goethe
und 283 fg.
Pfitzer, 305.
Pfyffer von Wyher, General 242.
Phidias, 190.
Philibert, s. R6 Philipp.
Pick, Albert 285.
Pick, Alphonse 361.
Pider it, 228.
Pigeon, Am^d^ 334.
Pix^recourt, Guilbert 294.
Plamer, 38.
Plato, 58. 66. 87. 190. 267 fg.
Plautus, 303.
Plessing, 119 (g,
Plinius, 63. 65. 67.
Plotinus, 167.
Ploetz, Christian von 210. 212.
Plutarch, 268.
Pniower, 329. 331.
Polyklet, IQ7. 199.
Popp, Wilhelm 362.
Porchat, Jacques 346.
Prem, S. M. 346. 360.
Preussen, Friedrich IL, König von
5. 85. 285. 314. 348. 351.
— Friedrich Wilhelm IIL, König
von 58. 68. 71. 73. 84. loi. 105,
300.
— Luise, Königin von 79. 106.
Pustkuchen, 354.
Q^intilian, 83.
Rabener, 233.
Rachel, W. 335.
Rahn, 32. ^4.
Ramberg, A. 346.
Ramberg, 148 ff. 159.
Ramdohr, 104.
Raphael, 106. 194. 350.
Rapp, G. H. 320. 353.
24*
372
Personen-Register.
Raspe, Rud. Erich 217 ff. 226 ff.
Rauch, 108. 298.
Raumer, 27.
Ri, Philipp 514.
Recke, Elisa v. d., Briefe v. Johanna
Schopenhauer an 323.
Redlich, 3-7. 248 ff. 26J.
Redlich, 216. 287. 312 fg.
Reichard, H. A. O. i$2 fg. —
Notizen über Goethische Dra-
men, aus —'s Theaterkalcnder
262 fg.
Reichardt (Unai), 38.
Reichardt, Commerzienrath 265.
Reichardtsche Familie (Halle), $5.
Reichhardt, J. F. 106. 279.
Reifferscheid, 309.
Rcil, Oberbergrath 60. 291.
Reinhard, Grat 60. 290. 353.
Reiser, A. 362.
Reitenberger, Abt 353.
Reitler, A. 327.
Rembrandt, 305.
Renger, 65.
Reynold, Frederic 328.
Richter, s. Jean Paul.
Riedel, 213.
Riemer, F.W. 14 ff. 28 fg. 5$ 58.
84 fg. 87. 9j. 100. X12. 201.
2$ifg. 258. 207. 287fg. 300. 353.
Riemer, Salomon 200.
Rieu, Frau v., s. Lichtenau, Gräfin.
Rochlitz, 314.
Rodenberg, 303.
Rofer, G. 332.
Rofiett, 297.
Römplcr, Frl. 285.
Roethe, G. 308 ft.
Rötscher, 134 (g.
Röttcken, H. 311.
Roux, Galleriedirektor 307.
Roux, Vater d. vor. 307.
Rubel, Pfarrer 350.
Ruckstuhl, K. 328.
Ruhl, 324.
Rttland, C 276.
Ruland, C. 154. 277. 291. 359.
Rümelin, 278.
Russland, Kaiserin Mutter von 19.
— Kaiser Nikolaus von 353.
Ruyssen, Th. 345.
Sabbatier, Fran^ois 345.
Sachs, Hans 130.
Sack, Eduard 349 fg. 353.
Sack, J. A. 64.
Saint Leu, Graf v., s. König von
Holland.
Sala, von der. 275.
Salzmann, Aauar 324.
Salzmann, Advokat 44.
Sanct-Goar, Ludolph 321. 3j^3. 356..
Sander, J. D. 290. — 2um Sander-
Goeüiischen Briefwechsel 285 %^
Sander, Frau d. vor. 285 fg.
Sarrasin, Jacob 241.
Sartorius, 65.
Sartorius, Frau d. vor. 65.
Sauer, A. 309 fg. 351.
Sauer, L. G. 362.
Saunders, 346.
Seh. O. V., Univ.-Prof. 33$.
Schack, A. F., Graf v. 329. 339^
Schadow, J. G. 48. 85. 297 fg.
Schaumburg, 168.
Schebest, 256.
Scheffler, L. v. 190.
Schellenberg, Superintendent 62^
Schelling, 42. $2, fg. 138.
Schelver, ly.
Schelver, Victoria, s. Gervinus^
Schemann, Ludwig 324.
Scherer, Carl 216—244.
Scherer, W. 220. 254. 328.
Schiebeier, 219 ff. 224. 226.
Schiel, Schauspielerin 47.
Schiemann, Tljeodor 117 fg.
Schiemann, Th. 341.
Schiffmann, 242.
Schiller, Charlotte von 354.
Schiller, Ernst v. Goethe und Ernst
v. Schiller an Cotu 325 (r.). —
Brief an Goethe v. 325 (r.). —
Schillers Sohn (Bibl.) 3U fg.
Schiller, Friedrich v. 5. 30 tg. 49 fg-
52. 89. 98 ff. 103. 118. 131.
136 fg. 147 %• »83- 188 fe.
191 fg. 190. 241. 249. 254 ffl
263 fg. 274 fg. 292. 295 fg. 298.
rungen dazu 52—54. — Gedichte
von Julie von Bechtolsheim mit
Goetnischen Correcturen 2^ofg..
— Vorlesungen an Universitäten
308 ff. — Neue Ausgaben von
Briefen 324. — Briefe von Ernst
V. Schiller über die Goethe-
Schillersche Corres(>ondenz 325.
— Gedankenharmonie ausGoethe^
und 326. — Sprache 331. —
Personen-Register.
373
Rechtschreibung }3i. — Neuere
Schi] 1er litteratur 531. — Ab-
handlungen Ober (Bibl.) 554.
Schiller, Kinder d. vor. 325.
Schiller, Karl von 354.
Schiller, Richard 307.
Schlegel, A. W. 100. 102 fg. 108.
280. 321.
Schlegel, Dorothea 344.
Schlegel, Fr. 100. 102 fg, 25$.
280, J2I. 344.
Schlegel, J. E. 152.
Schleiermacher, 56. 66. 74. 87.
Schlieffen, M. E. v. 228.
Schlosser, F. Chr. 351.
Schlosser, J. F. H. 306 fg.
Schlosser, Frau d. vor. 307.
Schlosser, Joh. Georg 344. 348.
Schiüben, s. Schlieffen.
Schmelinjz, Elisabeth,Schauspielerin
(Miss Betty) 219. 222 ff. 228 fg.
232.
Schmid, 224.
Schmidt, C. G. 355.
Schmidt, Erich 255. 308 ff. 312 fg.
J28. 342. 352. 358.
Schmidt, Georg 337.
Schmidt, Karl 325. 354.
Schmidt, Math. Andr. 168.
Schmidt, Rudolph 359.
Schmitt, L. 338. 340. U3* U5*
" * uchhändlc
Schneider, H. 353.
Schneider, Verlagsbuchhändlcr 305.
Schnorr v. Carolsfeld, 89.
Schnurrer (nicht Schumann), 353.
Scholl, 183. 185.
Scholte-Nollen, John 338.
Scholz, Paul 3 $5.
Schönbach, A. Fr. 3^6.
Schönemann, Uli 328. 3$$.
Schönfeld, Herm. 338.
Schönkopf, Familie 225. 232. 327.
Schöningh, 338.
Schopennauer, Adele 324.
Schopenhauer, Arthur 58. 85. 324.
355-
Schopenhauer, Johanna 274. —
Bnef an Elisa v. d. Recke 323.
Schreyer, H. 2j2 ff. 339.
Schreyvogel-West, 295.
Schröder, Edw. 312.
Schröder, Fr. L. 355.
Schröcr, K. J. 252 ff. 327. 332.
o ?55. 3S?;
Schröter, Corona 223 fg. 232.
Schubarth, K. E. 279. 287 fg.
Schübeier, s. Schiebeier.
Schubert, 361.
Schuchardt, 2j6.
Schuchardt, Christian 88.
Schuckmann, 279.
.Schüddekopf, Carl 351.
Schulthess, Barbara 284. 300. —
Brief von Goethe an 247. —
Erläuterunj^n dazu 248.
Schulthess, Cantonsrat 284.
Schultz, 67.
Schultze, Sigmar 232. 310. 331.
Scnulze, Carl, Schauspieler 219.
Schulze, Caroline, Schauspielerin
219 ff.
Schumann, s. Schnurrer.
Schwadke, Schauspieler 47.
Schweizer, Chr., Major 239 fg.
Scott, Walter 356.
Seckendorff, Leo von ^56.
Seckendorff, Siegmund von 143.
265 ff. 342.
Seeck, Otto 329.
Seelig, Jusdzrath 322.
Seemann, 331.
Seibt, Wilhelm 344. 351.
Seidel, Heinrich 361.
Seidel, P. 106.
Seidel, Philipp 324.
Seidler, Amane 359.
Seiffart, d. ältere 297 fg,
Seiffart, d. jüngere 298.
Sekundus, Joh. 327.
Seuffert, Bernhard 148—177. 301.
Seuffert, Bernhard 309. 311.
Seyfried, 294.
Sextus Empiricus, 268.
Shakespeare, 16. 131. 198. 201 ff.
235. 260. 277. 303. 334. 3SS ff.
Siebeck, H. 309. 311.
Simond, Ch. 361.
Singer, H. W. 328.
Smimowa, Frau 353.
Socin, Ad. ua
Solms, Friederike Caroline von 115.
Solon, 96.
Sömmerring, 316.
Sontag, Henriette 348.
Sophokles, 20t. 205.
Spalding, G. L 55 fg. 83.
Spalding, J. J. 83. 91.
Spielhagen, 303.
Spiess, 336.
Spinoza, B. 319.
Spitu, H. 311.
374
PLRSONfcK-REGISTER.
Spittler, 52.
Spontini, u6.
Sprenger, Robert 334 fg. 541 fg.
Staegemann, 84.
Stael, Frau von 329.
Stahel und Schaumburg, Verlags-
buchhändler 168.
Stahr, A. 138.
Stapfer, Ph. A. 290 fg.
Stard, 331.
Stargardt, 332.
Stäudlin, 237.
Stauffcr-Bern, K. 356.
Steig, ReinJjold 258 ig, 272. 274.
287 fjf. 300.
Stein, Charlotte von 141 ig, 145.
ISI. 178 ff. 186. 237. 262. 265.
280. J28. 338. 347. 356.
Stein, Fritz von 158. 347. 356.
Stein, K. Heinrich von 354.
Stein, L. 310.
Steinsche Familie, 347.
Steiner, B. 3J0.
Steiner, Rudolph 30—54.
Steiner, Rudolph 304. 312. 317 ff.
557.
Steinle, Ed. 307.
Steinschneider, J. 305.
Stiedenroth, Ernit 317.
Stiefel, "
Stieler,
Stieler,
Stiller, 252 ff.
Stockfleths und Goethes Macarie,
272 ff.
Stolberg, Fr. L. von 270. 328. 330.
Stolle, Kaufmann 226 fg.
Stoppe, Daniel 259.
Strack, A. 311. 342.
Strauch, Ph. 309. ui.
Strauss, Anton 166 ff.
Strauss, David 256.
Strehlke, 106 ff. 158. 265. 285 fg.
Strodtmann, 235 ig.
Strohmeyer, 292.
Ströhmfeld, Gustav 353.
Sturm, Prof. 322. Brief von Goethe
an 323 (Anfang).
Sulzbach, A. 334.
Suphan, Bernhard 8— 30. 1 1 1 — 1 1 6.
247 fg. 26s ff. joo. 315. 319 ig,
Suphan, Bernhard 54, 141 ff. 159.
216. 252. 275. 284. 287. 312 fg.
317. 319. 342. 347.
Süvern, 69. 101.
Swanwick, Frl. 345.
iieaenroin, nri
tiefel, J. 310.
tieler, J. 347.
deler, K. 307.
Szamat61ski, S. 329.
Szymanowska, Mme 114.
Tacitus, 21 ig. 24. 26. 67.
Talleyrand, 114. 326. Napoleon,
Unterhaltungen mit Goetne und
Wieland und Fr. von Müllers
Memoire darüber für — 20—23.
Erläuterungen dazu 23 — 30.
Talma, 29.
Tamow, Fanny 302.
Tasso, 95. 184 ff.
Temming, Ernst 357.
Terenz, 254.
Tereschcn, 285.
Textor, Anna Mar^arethe 323.
Textorscher Familienkreis, 548.
Textor, J. J. 348.
Textor, toh. wolf|?ang 348.
Textor, Marie s. Möller.
Theokrit, 91.
Therese, 298.
Thiele, A. 307.
Thouret, 321.
Thümmel, v. 222.
Ticknor, 86. 288.
Tieck, Friedrich 71. 349.
Tieck, Ludwig II. 138. 321. 344.
349. Ueber Betlinas Briefwechsel
296 fg.
Tiersot, Julien 345.
Tille, Alexander 257 ig,
Tille, A. 327, 335 fg.
Tischbein, 228. 2j2 ig. 306. 359.
Toischer, Wendelm 340.
Tomaschek, W. T. 356.
Tomlinson, Charles 327.
Toresani, K. von 327.
Treichler, Dr. 283 fg.
Trinius, August 360 ig,
Trippel, Alexander 356.
Tröger, Julius 343.
Troost, Karl 356.
Türckheim, Wilhelm von 355.
Turgeniew, 203.
Uhde, 221.
Uhland, L. 255. 308.
Ullmann, H. 289.
Ulrich, Frl. 340. «
Ulrich, 38.
Umfried, O. L. ^34.
ümlauff, Paul 362.
Unger, J. F. 53. 106. 321.
Ungerer, Pfarrer 350.
Ungersche Zeitung, 48.
Personen-Register.
375
Unzelmann, Friederike. Brief von
Goethe an 324 (r.).
Unzelmann, Schauspieler 292.
Urlichs, 96.
Urspnich, Anton 362.
Valentin, V. 329. 331. 133. 339.
Varnha^en von Ense, 00. 299 fg.
— Geber einen Besuch bei
Goethe 300.
Verschaffeh 277.
Viehoff, 7.
Vieweg, Buchhändler 320.
Villoison, 358.
Virgil, 94. 330. 356 fg.
Vischer, Fr. 134.
Vischer, Robert J04.
Vitellius, Römischer Kaiser 8.
Vitruv, 108.
Vodskow, H. S. 345.
Vogel, Theodor 342.
Vogel, Verleger 61.
Vogler, C. H. 3 $6.
Vogt, F. 30Q.
Voigt, C. G. 320. 328. 331.
Voigt, Reg.-Rat 44.
Volkelt, J. 311.
Vollmer, 158.
Voluire, 299. 314.
Voss, T. H. 87. 94. 197. 201. 341.
Voss, Heinrich 72. 87.
Vulpius, 293.
Vulpius, August s.Goethe,August v.
Vulpius, (Christiane s. Goethe,
Cnristiane v.
Wackemell, J. 309. 311.
Wagner, Cosima 264.
Wagner, Richard 264.
Wähle, J. 294. 312. J19 fg.
Waldberg, M. von 106. 308 ff.
Wallmodensche Sammlung, 219.
Wallraf, 64.
Walzel, Oskar 336. 350.
Wangenheim, v. 353.
Waniek, Gustav 351.
Waetzoldt, Steph. 338.
Wedel, O. J. M. von 285. 342.
Weicker, W. 328.
Weigl, Joh. 332.
Weimar, Anna Amalia, Herzogin
von 07 ff. 271. 313. 323. 348.
~ Carl Alexander, Grossherzog
von 19.
— Carl August, Grossherzog von
31 ff. 49 ff. 57. 62. 119. 141 ff.
249. 277. 293. 300. 320. 322.
^42. 548. 356. — Goethe und —
m Erfurt 1789, 285. — Brief von
Goethe an 325 (r.).
— Carl Friedrich, Grossherzog
von 3j8.
— Caroline von 353. — Ihre
Tochter, s. Orleans.
— Constantin, Prinz von 276.
— Luise, Grossherzogin von 146.
242. 248.
— Maria Paulowna, Grossherzogin
von 3J5-
— Sophie, Grossherzogin von 312.
Weinberg, Peter 34$.
Weinhold, K. 358.
Weiss, J. J. 300.
Weisse, 134.
Weisse, Chr. F. 218. 219. 221 fg.
227. 232 fg. 235 ff.
Weissenfeis, R. 308 (g,
Weizsäcker,. P. 105. 339 fg.
Wenley, R. M. 327.
Werner, R. M. 336.
Werthem, Graf 229.
Wetz, IJ2.
Weyland, 103.
Wiehert, 303.
Wieland, 11. 85. 90. 94 ff. 97 (g.
157. 236. 248 fg. 271. 273. 301.
321. 323. 340. 3$8 fg. — Ge-
dicht von Julie von Bechtols-
heim mit Goethischen Correc-
turen 250. — Napoleons Unter-
haltungen mit ooethe und —
und Fr. von Müllers Memoire"
darüber für Talleyrand 20—23.
- Erläuterungen 23 — 30 —Brief
von Maler Müller an 359 (r.).
Widmann, 305. 336.
Wilbrandt, Adolf 324.
Wildenbruch, E. v. 303.
Wille, j. G. 232 - über Werther
275 lg.
Willemer, Familie 361.
Willemer, Marianne von 112.
Willmann, 309 fg.
Wilson, 322.
Winckelmann, 188. 190 fg.
Winckler, Ph. 334.
Winkler, 219. 232.
Winkler, Ph. 260.
Winterfeld, A. v. 352.
Witkowski, Georg 206—215. 262 fg.
276 ig.
Witkowski, Georg 309 ff. 325 fg.
328 fg.
376
Personen-Register.
Wolf, F. A. 74 fg. 7? fg' io8.
}0i. — Briefe an Goethe von
54-68. — Erläuterungen dazu
81—96. — Böttigers Aufzeich-
nungen ober einen Besuch bei
Goethe von — 91—95. Bcrich-
Wolf, Wilhelmine, Tochter d. vor.
55. 75. 8}. 88. — Brief an
Christiane von Goethe von — 84.
Wolff, Amalie 292.
Wolff, C. F. 65.
Wolff, E. 308. 310. 352. 354.
Wol^Max 320.
WolflT O. L. B. 322.
Wolff, P. A. 292. 328.
Wolff, Sabine 328.
Woltmann, K. L. v. 38, 48 fg. 52.
241. 321.
Wolzogen, Caroline von 332. 355.
— Brief an Goethe von — 3 25 (r.).
Wood, Henry 338.
Wordsworth, 327.
Wurmb, Baronin von und ihre
Tochter 17.
Wustmann, G. 163. 208. 211. 343.
359-
Wyss und MQller, 242.
Wyttenbache, 58.
Ysenburg - Büdingen, Auguste
Friederike von 352.
Zachariae, 206. 232.
Zamcke, Fr. 297. 359.
Zedlitz, 64.
Zelter, 43 ff. sj fe. 56. 61. 63. 75.
80. 82 fg. 85 ft. ^9. 106 ff. 332.
— Briet an Eberweiu von 323.
Zelter, Doris 332.
Zemisch, 229.
Zenker, 216. 236. 238 fg.
Zeuxis, 191.
Ziegesar, Silvie von 299.
Ziegler, v. Klipphausen, R A. 273.
Zimmer, J. C. 266.
Zincgreff, 258 fg.
Zingerle, A. 311.
Zingerle, O. 311.
Zink, Kupferstecher 233.
Zocga, 7j. 105 fg.
Zola, 188. 195.
Zürn, L. 338.
IL Register über Goethes Werke und Leben.
I. Biographische Schriften.
Antulen, 5a 86. 91. 99. 106.
Weimarer Ausgabe 3 1 3 fg. Neue
Ausgabe 325 ^. Erläuterungen
zu (Bibliographie) 344.
Biographische Einzelheiten, 313.
Cameval, römischer 18.
Campagne in Frankreich 354.
Dichtung und Wahrheit 62. 85.
225. 262 269. 281. 301. 30^. J09.
320. 330. 3j4. Der Leipziger
otudentenauiruhr von 1768 206
—215.
Du Meiz »der Dechant«, 282 fg.
Neue Ausgaben 343. Ueber-
setzun? 340.
Italienische Reise, 95. 97. 255. 277.
279fg. 311 328. 350 fg.
Schweiz, Bnefe aus der 326.
Tabellarische Uebersicht meiner
Productionen für den Grafen
St. Leu 17—19. III. 114. Er-
läuterungen dazu 19.
Tagebücher, 15. 17. 19. 29. 85 fg.
&). 91. 99. 104. 106. 112 ff. 148.
152. 154. 238. 240. 248. 251 fg.
254. 258. 274. 298 fg. 301. 326.
Weimarer Ausgabe 319 fg.
Tag- und Jahreshef^e s. Annalen.
2. Briefe an:
Ein (r.) hinter einer Zahl bedeutet,
dass von dem Briefe nur ein Regest
gegeben ist
Actenstück, Da das Stardische Ge-
such etc. 331 (Anfang).
Batsch, 322 (Anfang).
Cotta zus. mit Ernst v. Schiller,
Forster, Georg 324 (r.)
Harvard College, Cioethe an das
288.
Goethe-Register.
377
Hirt, 69 fg. 71 (g. 76 ff. 80 fo. Er-
läuterungen d^ 96 — 108. mch-
träge und Berichtigungen 301.
Lössl, Bergmeister 325 (r.).
Quittung, 331 fg.
Schulthess, Barbara 247. Erläute-
rungen dazu 248.
Sturm, Pro£ 323 (Anfang).
Unzelmann, Friederike 324 (r.).
Weimar, Karl August von 325 (r.)
Schiller, Briefwechsel mit 325. 354.
Weimarer Ausgabe, 320.
Ungedrucktes und neue Ausgaben,
322 ff.
3. Briefe an Goethe von:
Ein (r.) hinter einer Zahl bedeutet,
dass von dem Briefe nur ein Regest
gegeben ist.
Fichte, 30 — 41. Erläuterungen dazu
49—52-
Hirt, A. 68—80. Erläuterungen
dazu 96—108. Nachträge und
Berichtigungen 301.
Matthaei, 240 ff.
Schiller, Ernst von 325 (r.).
Wolf, F. A. 54—68. Erläuterungen
dazu 81-96. Berichtigung 301.
Wolzogen, Caroline von 32$ (r.).
4. Dramen.
Brey, ein Fastnachtsspiel von Pater
220.
Bürgergenera], der 328.
Claudine von Villabella, 17.
Clavigo, 17. 296. 355. Studie zur
Sprache des jungen Goethe etc.
(Bibl.) 337.
Emiont, 18. 131. 186. 262 fg. (Die
Vogelwiese) 296. 329 fg. 35$.
Neue Ausgaben 337 fg.
Elpenor, 18. (Bibliographie) 338.
Erwin und Elmire, 17.
Epimenides, des, Erwachen 18. 1 14.
Zu Goethes Festspiel — Nach-
trag 263 fg. H^ault (Biblio-
graphie) 338.
Faust, 17.99. 115. 118. 124. 192.
262. 268. 278. 281. 288 fg.
(Amerika) 290. 295. 327 ff. 331.
559- 349. 351 [r. 355 fg. 362.
Aus Victor Hehns Vorlesungen
über 129—139. Goethe über die
Conception des — (von vorn-
herein) 251 ff. Zu dem Hexen-
einmaleins und den Versen der
Thiere in der Hexenküche 257 fg.
zu — (Du glaubst zu schieben etc.)
258 fg. Neue Beiträge zur Lit-
teraturgeschichte der Faustfabel
261 ff. Vorlesungen am Harvard
College über 288. Auffuhrungen
^04. Ausstellung 304 ff. Vor-
lesungen über 30J;. 308 ff. Wie-
derherstellung der Bilder in
Auerbachs Keller 307 fg. Zelter
an Eberwetn 323. Motive aus
der Virgilsage 330. Eingangs-
monolog 330. Neue Ausgaben
332. Aohandlungen über Be-
arbeitungen etc. (Bibliographie)
327. 333 ff. Uebersetzungen von
345.
Fischerin, die 263.
Geschwister, die 18. 263. 296.
Götz von Berlichingen, 183. 186.
203. 273. 295. 310. 330. 35$.
Matthäi über 234 fg. Geschichte
Gottfr.'s 280. Abhandlungen über
(Bibl.) 338. Uebersetzungen 345.
Grosskophta, der 18.
Jahrmarktsfest von Plunderswei-
lern, Aufführung im Wiener
Deutschen Volkstheater 303.
Tery und Bäteli, 18. 263.
Iphigenie in Delphi, 339.
Iphigenie auf Tauris, 18. 44. 137.
184. 263. 280. 296. 309. 130.
352. 3SS ^R» Parzenlied 327. Neue
Ausgabe ^38. Abhandlungen
über (Bibl.) 339. Uebersetzung
345.
Launedes Verliebten, 17. 263. 304.
Lila, 18. 155. 262. Moli^e nach-
geahmt 330.
Mäomet, 18. 104. 299. 304.
Mitschuldigen, die I7. 262 fg. J04.
Mich überläuft's (Bibliographie)
339.
Natüriiche Tochter, die 18. $3 fg.
Fichte über — 44 ff. Zur Auf-
führung in Weimar (Biblio-
graphie) 339.
Nausikaa, 339.
Paläophron undNeoterpe,i8. 285 (s.
Pandora, 18. IQO. 204. Abhand-
lungen über (Bibliographie) 339.
Phaeton, 19.
- *
2ej
* ♦ *
=:, 505. J08 C
5- Episches,
Achilles, :S. 277. 5;*.
Herracn crd Dorciha, iS. 44.
oa i;-. :Sol 1^7. 50S- Ml. ;?a *
?;S. Arhjndljn^en i:b€r(BJbIio- .
Rcinccke Fuchs, 18. 352,
Voricsungcn, 50S. 511.
6. Erzahiendes-
Guten Weiber, die. Goethes Er- |
Zählungen — 148—177. Der In- 1
hak, 148 — 157. Zur Kritik des
Textes der^erkc Goethes, 158 ■
— 177. Nachträge und Berich- |
tigungen 301.
Märchen, 328.
Unterlialtungen deutscher Ausge-
wanderten, 18. 380 fg,
-^hl Verwandtschaften, 15.18. 156
'. 161. 167. 529. 350.
17. 21. 28 fg.
:;9. 283. 289 (dramatistrt) 25K.
wr^ ;24- J29. }$2. 161. J. G.
^lIjc ci>er27; fg. Abnandlungen
2^^ Bfrliogr.) }44 (g. Ueber-
»*J - WJlIf li SJOL
Wilhe:-: Meiaer, 18. 99. 138. 189.
2<JÄ. ?>7. Lcfanahre, 281. 311.
Wjiuienafare, 138. 268. 28a
Stockfleths und Goethes Macarie,
x-2 £ Der Einfloss auf den
Rocxua der Romantiker (Biblio-
graphie) ^44. Uebersetzung 346.
\ er jcsongen, 311.
7. Gedichte.
A>xis und Dora, 18. Dichterische
Technik etc (Bibliographie) 341.
Ais kiemen Knaben nab ich dich
gesehen etc, — der wahre Adres-
sat von 26$.
Amor als Landschaftsmaler, 121.
25l.
An den Kochenbäcker Hendel, 225.
An Demotselle Schmeling (Klarster
Stimme), 223.
An Dcrootselk Ulrich, 340.
An die Enkel, 34a
An Luna, 281.
An meine Mutter, 340.
An Schwa|^ Kronos, 278.
An Zachanae, 232.
.\ussöhnung, 116.
Balladen, 362.
Braut, die von Corinth 18.
Bürgerpflicht, zu — 272.
Carbbader Gedichte, 18.
Cophtisches Lied, 332.
Das wird die letzte Thrän nicht
sein, ein Jugendgedicht 330.
Der Zeitungsleser sei gesegnet etc.,
3'5.
Ein jeder kehre etc^ s. Bürf^erpflicht.
Ein Veilchen auf der Wiese stand
etc, 362.
Elegie, Marienbader 112. 11^
Elegieen, römische 1 8. 5 5 . 85 . 280 fg.
327. Goethes— und ihre Quellen
(Bibliographie) ^41.
Epigramme, venetianischr 18.
Epilog zu Schillers Glocke, Ab-
handlung über (Bibliographie)
341.
Goethe-Register.
379
Epbtel dritte, Skizzen zur 3—5.
Erläuterungen dazu 5 - 7.
Erlkönig, 332. 361.
Erster Verlust, 329. 362.
Euphrosyne, 18.
Fischer, der, Todessluth, Abhand-
lungen über (Bibliographie) 341.
Ganymed Aus Victor Hehns Vor-
lesungen über 124 fg.
Gefunden, 332. 362.
Gesang der Geister über den
Wassern, 127. Aus Victor Hehns
Vorlesungen über, 125 fg,
Gott, der, und die Bajadere 18.
Göttliche, das. Aus Victor Hehns
Vorlesungen über 127 fg.
Grenzen der Menschheit, 1 28. Aus
Victor Hehns Vorlesungen über
126 fg. zu (Bibliographie) 341.
Harzreise im Winter. Aus Victor
Hehns Vorlesungen über 1 1 9- 1 2 1 .
Heidenröslein, 328. 362.
Hermann und Dorothea (Elegie),
299.
Hochzeitsgedicht für Oheim Tex-
for, 281.
Ich ging im Walde etc., s. Ge-
funden.
Ilmenau. Zu dem Gedichte —
3. Sept 1783, 140—147, zu —
Anklänge an Wieland 271. Ab-
handlungen über (ßibl.) 342.
Johanna &bus, 78. 80. 106.
kennst du das Land, s. Mignon.
Klarster Stimme, froh an Sinn etc.,
s. an Demoiselle Schmeling.
König von Thule. Uebersetzung,
346.
Kupido, 281.
Lange hab* ich mich gesträubt, 343.
Le^nden, ^62.
Leipziger Liederbuch. Abhandlung
über (Bibliographie), 342.
Mahomets Gesang, 125. Zu —
Anklänge 270 fg.
Marien, die zwey (ungedruckt) 115.
Maskenzüge 1818, 19. 354.
Meine Göttin, 280. 327. Aus Victor
Hehns Vorlesungen über 128 fg.
Memento, 322.
Menschenloos, 362.
Mich ergreift, ich weiss nicht wie,
352.
Mignon, 329. 361 fg.
Morgenklage, 121.
Nenne niemand nur verschone, etc.
287.
Paria, der 19.
Pausias, der neue und sein Blumen-
mädchen 18. 69.
Prometheus, 127.
Seefahrt, aus Victor Hehns Vor-
lesungen über 121— 124.
Sonnette, 327.
Sprichwörtlich. Zu: Alles in der
Welt etc. 268 fg.
Sträusschen, das 349.
Trauerloge, 342.
Trilogie der Leidenschaft, 112.
Vermächtniss, 196 fg,
Wahrheit, die 281.
Wandernde (wackelnde) Glocke,
die 332.
Wanderer, der 278.
Wanderers Nachtlied (Ueber allen
Gipfeln), 305.
Wanderers Sturmlied, 121.
War nicht das Auge sonnenhaft,
zu — 267 fg.
Wechsel, 362.
Wenn ich still und einsam weine,
265 ff.
Westöstlicher Divan, 10. 19. 277.
282.
Xenien, 299. 309 fg. 313. 330 (der
Teleolog). Alxinger über die
J23. Neue Ausgabe 342. Rector
Man.so (Bibliographie) 343.
Zahme Xenien, 202. (Ein aher
Mann etc.) 278. 288. 312.
Zueignung, loi. 281. Zum Ge-
dicht — Anxlang aus Des Periers
269.
Abhandlungen über (Bibliographie),
341 ff.
Neue Ausgaben, 340.
Uebersetzungen, 345.
Vorlesungen, 308 ff.
Weimarer Ausgabe, Bericht 312 fg.
8. Kunst.
Cellini, Benvenuto 254.
Diderots Versuch über die Malerei,
102.
Kunstausstellung 1801, über die
72. 104. 288.
Kunst und Altenhum, 252. 255.
277. 280. 290. H ackert, Philipp.
Neue Ausgabe 326.
38o
Goethe-Register.
Laokoon, über 69. 100. 102. 200 IT.
Zu Goethes Aufsatz (Biblio-
graphie) 343.
Nach Falconet und über Falconet,
528.
Propyläen, 42. ^o. 100. 102 ff.
194- 299. Einleitung zu den 194.
Rameaus Neffe, 18. 201.
Recension von Hirts Bilderbuch
etc., 105.
Sammler, der und die Seinigen
70. IG}. 196. 198 ff.
Von deutscher Art und Kunst, 274.
Wahrheit und Wahrscheinlichkeit
der Kunstwerke, über 10 1.
Winckelmann, 82. 190 fg. 193.
Neue Ausgabe 326.
Kunstanschauung, Goethes, in ihrer
Bedeutung för die Gegenwart
187—205.
9. Naturwissenschaftliches.
Farbenlehre, 55 fg. 107. 168. 254.
275. 354. Materialien zur Ge-
schichte der 268. Weimarer Aus-
gabe 315.
Metamorphose, die, der Pflanzen
Morphologie, zur 67. 87.
Osteologie, zur. Weimarer Ausgabe
Optik, Beiträge zur 75.
Weimarer Ausgabe, Bericht 3 1 5 ff.
10. Sonstige prosaische
Schriften.
Anna Amalia, zum feierlichen An-
denken der Durchlauchtigsten
Fürstin und Frau 326. Weimarer
Ausgabe 313.
Bergbaues zu Ilmenau, Rede bei
Eröffnung des neuen, 326. Wei-
marer Ausgabe 313.
Biographieen, kleine, zur Trauer-
loge. Weimarer Ausgabe 314.
Einfuhrung des Sohnes in die In-
tendanz, Reden bei der 326.
Falkenorden, Rede bei der Feier-
lichkeit der Stiftung des 326.
Weimarer Ausgabe 314.
Frankfurter gelenrten Anzeigen,
Recensionen in den 326. 35o(?).
Freitagsgesellschaft, Reden in der
J26.
Friedrich den Gros:>en, Rede über,
von Goethe übersetzt 314.
Gedankenspähne, 8—14. Eriäute-
rungen dazu 14—16.
Herzogliches Hoftheater zu Weimar.
Weimarer Ausgabe 314.
fudenpredigt, 326.
.eipziger Theater, über das 221.
Logenreden, 326.
Shakespeare und kein Ende, 16.
Sprüche in Prosa (s. a. Gedanken-
spähne) 14 fg. 103. 195 fg. 198 ff.
202 fg. BemerKungen über die
Normen einer Ausgabe (Biblio-
^aphie) 344. Uebersetzung 346.
Wieland, Zum brüderlichen An-
denken, Weimarer Ausgabe 315.
Zum Shakespearetag, 326.
Tiefurter Journal, 327.
II. Biographische Einzel-
heiten, Lebensbeziehungen,
Verhältnisse (persönliche
und litterarische) zu:
Academie. Ernennung Goethes zum
Mitgliede der Berliner 73 fg, 105.
Alxin^er an Göschen, pj.
Amerika, Goethes Verbinclung mit
288 fg.
Aeussere Erscheinung, (Bibl.) 327.
359-
Bechtolsheim, Julie von, Goethe
als Corrector mrer Gedichte 248 ff.
Beethoven, (Bibl. ^ 356.
Bernhardi, Theocfor v. (Bibl.) 349.
Bertuch an Göschen, 323.
Blumenbach an Heyne über Goethe,
358.
Böhmen, Goethe und (Bibl.) 349.
Böttiger, C. A. Aufzeichnungen
über einen Besuch F. A. Wolfs
bei Goethe 91—95.
Brentano, Sophie, an Henriette von
Amstein über Goethe 358.
Brion, Friederike (Bibl.) 327 fg.
Carlyle, 328.
Chamisso, (Bibl.) 350.
Clodius, Goethe und 28^.
Conseil, Goethe im fBibl.) 347 fg.
Corrector eines fremden Gedichtes,
Goethe als 248 ff.
Goethe-Register.
381
Dänemark, 328.
Falconet, 328.
Familiengräber, 327. (Goethes
Eltern. Familie Schönkopf.)
Fichte, Erwähnung Goethes in
Briefen an Schiller 42 ff.
Forster Georg, an Heyne über
Goethe 359.
Frankfurter Mundart, die j3ofg.
Franzensbad, Goethe in (Bibl.) 347.
Goethe, Christiane von 328.
Grillparzer über Goethe 294 ff. 351.
(BibL), unter Goethes Einfluss
(Bibl.) 351.
Hagen, E. A. (Bibl.) 355.
Hölderlin, (Bibl.) 352.
Holland, König von, s. Saint Leu,
Graf,
Horaz, (Bibl.) 351. ,
Humboldt, W. von (Bibl.) 350.
Keller, Gottfried über Goethe (Bibl.)
352.
Kotzebue, 329.
Lehrjahre Goethes, politische (Bibl.)
548.
Leipziger Studentenaufcuhr , der,
von 1768 206—215.
Lenz, J. M. R. (Bibl.) ^52.
Levetzow, Ulrike von (Bibl.) 347.
Manzoni, (Bibl.) 353.
Mainz, Goethe vor und in (Bibl.)
347.
Matthäi, 237.
Matthisson, (BibL) 353.
Mäim^e, Prosper, Goethe und
290 fg,
Merkel als Lobredner Weimars,
292 fg.
Moritz, K. Ph. (Bibl.) 353.
Müller, Maler, an Wieland über
Goethe 359.
Napoleons Unterhaltungen mit
Goethe und Wieland und Fr.
von Müllers Memoire darüber
für Talleyrand, 20-23. Erläute-
rungen dazu 23—30.
Nationalitäten, Goethe und die 327.
Oesterreich, Kaiserin Maria Ludo-
vika von 327.
Pfenninger, Magdalene, Goethe und
28} fg.
Politiker, Goethe als 276.
Reinhard, Graf (Bibl.) 353.
Reitenberger, Abt (Bibl.) 353.
Revolution, französische, Goethes
Stellung zur 328.
Riemer, (Bibl.) 353.
Rom. (joethekneipe in 327.
Russland, Kaiser Nikolaus von
(Bibl.) 353.
Saint Leu, Graf, Goethe und der
III— 116.
Sander, zum Sander- Goethischen
Briefwechsel 285 fg.
Schelver, Botaniker 351.
Schiller, Chariotte von (Bibl.) 354.
Schiller, Ernst (Bibl.) 354 fg.
Schiller, 328. Mehrere Abhand-
lungen (Bibl.) 354.
Schönemann, Lili von (Bibl.) 328.
355
Schröder, F. L. (Bibl.) 355.
Schopenhauer, Arthur (Bibl.) 355.
Schopenhauer, Johanna an Elisa
V. d. Recke 323.
Scott, Walter (Bibl.) 355.
Shakespeare, (Bibl.) J56.
Sontag, Henriette (Bibl.) 348.
Sponiini, (Bibl.) 356.
Stein, Charlotte von (Bibl.) 328.
356.
Stollberg, Fr. L. von J28 fg.
Tasso, Selbsterlebtes m Goethes
178—186.
Theater, Weimarer, ein Urtheil
über das 181 2, 291 fg. Abhand-
lungen über das (Bibl.) 340.
Thierwelt, Goethes Verhältniss zur
329-
Tomaschek, (Bibl.) 356.
Vamhagen, üoer einen Besuch bei
Goethe 300.
Virgil, (Bibl.) 356 fg.
Weimar, Anna Amalie von (Bibl.)
348.
Weimar, Cari August von, Goethe
und — in Erfurt 178Q, 285.
Weimar, Caroline von (Bibl.) 353.
Weimar, Maria Paulowna von
Wolf, ¥. A. Aufzeichnungen Böt-
tigers über einen Besuch bei
Goethe von — 91—95-
Wolzogen, Caroline von (Bibl.)
35S.
Wordsworth, (Bibl.) 327.
Zeichnung des Capitols, Goethes
276 fg.
Zelter an Eberwein, 323, an Felix
Mendelssohn-Bartholdi 332.
382
Goethe-Register.
12. Verschiedenes.
Archiv in Weimar, Mittheilungen
aus dem 3 — 108.
Aufsätze und Vorträge in den
oberen Classen höherer Lehr-
anstalten, Aufgaben zu 330.
Ausgabe letzter Hand, iii. 160.
. 174. 176. 31J fe-
Ausstellungen, 304 ff.
Bettinas Briefwechsel, ein Urtheil
über 296 fg.
Bildnisse, 3S9 ff.
Bildnisskunde, zur Goethe- 297 fg.
Bildungsideal, Goethes (Bibl.), 357.
Biographiccn, 346 fg.
Cataloge von Büchern und Hand-
schriften, 331 fg.
Chaos, das 248. 353.
Christenthum, (Bibl.) 357.
Compositionen, (Bibl.) 361 fg.
Cottaische Ausgabe 1806, 159.
166 fg. 170. 176.
Cottaische Ausgabe in 20 Bänden
181$ ff., 19. 159 ff.
Denkmäler, 327. 359 ff.
Dichtungen über Goethe, (Bibl.)
361.
English Goethe Society, Publi-
cations of the 327.
heiem (Brenner, Zwickau), 327.
Fran^ois, Louise Marie von, Nekro-
log auf 302 fe.
Frankreich, (Bibl.) 329. Zu Goethe
und — 289.
Französische Litteratur des 19.
Jahrh. bis 1870, der Einfluss des
deutschen Geistes auf 329.
Gedenkplätze, 360 fg.
Gleichniss, Randbemerkungen zum
Goethischen 277.
Hehn, Viaor, aus seinen Vor-
lesungen über Goethe 1 17 - 1 39.
Jahresberichte für neuere deutsche
Litteraturgeschichte, J29.
Ich kanns zu Kopf nicnt bringen,
274 fg-
Kunstanschauung Goethes in ihrer
Bedeutung für die Gegenwart,
187—205.
Litteratur, neuere Goethe- 331.
Matthaei, Carl, Carl Scherer über
216—244.
Musik, Beziehung zur (Bibl.) 357.
Nachdichtungen, fBibl.) 361.
Nachträge u. Bericntigungen, 298 ff.
Naturalismus, der 329.
Naturanschauung Goethes, (Bibl.)
357.
Neue Ausgaben der Werke, 325 fg.
Rechtschreibung, 331.
Schiller , Gedankenharmonie aus
Goethe und 326.
Schnüffelei, von der Goethe- 330.
Socialismus, (Bibl.) 358.
Sprache, ^31.
Staatsminister, Goethe als (BibL)
327.
Stieler, Verstümmelung des Goethe-
bildcs von 307.
Textes, zur Kritik des, der Werke
Goethes (Die guten Weiber)
158-177.
Theater, das Journal des Debats
über Goethes Rücktritt vom 294.
Thesaurus linguae germanicae, 3 30.
Tiefurter Journal, 248.
Uebersetzungen in verschiedene
Sprachen, 345 fg,
Vorlesungen über Goethe, 304 fg.
308 ff.
Weimarer Ausgabe L 5, i. 153,
zur 272. Bericht 112 ff.
Weltanschauung, religiöse (Bibl.)
wenn ich still und einsam weine,
265 ff.
Wiener Goethe verein, Chronik des
?27.
Willemer* Häuschen,Verhand]ungen
in der Frankfurter Stadtverord-
neten-Vers, wegen Ankaufs des
307.
Zwickau, Mittheilungen aus dem
Goethe -Verein zu 327.
Neunter Jahresbericht
DER
Goethe- Gesellschaft.
Iachdem am 24, Mai 1893 '^«i' Vorstand der Goethe-
Gesellschaft zu der regelmässigen Sitzung zu-
sammengetreten, den Geschäftsbetrieb des ver-
gangenen wie die Voranschläge des nächsten Jahres geprüft
und genehmigt, sowie über die der VIU. Generalversamm*
lung zn unterbreitenden Vorlagen sich schlüssig gemacht
batiei wurde diese in satzungsgemässer Weise am 25. Mai
im grossen Saale der »Erholunga zu Weimar eröifnet.
Leider war auch dies Mal unser verehrter Präsident Exe. Dr.
von Simson durch Rücksicht auf seine Gesundheit verbinden
an der Versammlung Theil zu nehmen und musste der
stellvertretende Vorsitzende, Dr. Ruiand, die Leitung der
Veiiundlungen übernehmen. Nachdem er die auch dieses
Mal die Versammlung durch ihr Erscheinen ehrenden Höch-
sten Herrschaften, L L K. K. H. H. den Grossherzog und
die Fran Grossberzogin, den Erbgrossherzog und die Frau
Erbgrossherzogin, sowie die zahlreich herbeigeeilten Mit-
glieder und Gäste begrfisst, gab Dr. Ruiand kurz eine Ueber-
stcht über den den Mitgliedern schon durch den Druck
bekannten Jahresbericht und cnheilie dann Herrn Prof. Dr.
0. Lorew^ das Wort zu dem von ihm freundlichst über-
nommenen Festvortrage über »Goethes politische Lehrjahre.«
Den iDbalt- und gedankenreichen Ausführungen des Redners
folgte die Versammlung mit gespannter Aufmerksamkeit
und lohnte ihm am Schlüsse durch lebhaftesten Betfall.
Welche vielseitige Anregung und neue Gesichtspunkte der
Vortrag gegeben, zdgte sich in den zahlreichen Eröne-
ningen, die sich in Journalen und Zeitschriften ao ihn an-
Gmiw-Juiivci XV. 31
— ^ 4 4—
knüpften, zumal nachdem Herr Professor Lorenz ihn in
erweiterter Gestalt wenige Wochen später dem Druck über-
geben hatte.
Der Direktor des Goethe- und Schiller-Archivs, Herr
Professor Dr. Suphan, erhielt nun das Wort, um über die
schon angekündigte Gesellschaftsschrift für das Jahr 1893:
*Das Buch der Xenien in seiner ursprünglichen Gestalt
von 1796«, — auf Grund der erhaltenen Handschriften
eingehende Mittheilung zu machen.
Nach einer kurzen Pause berichtete sodann der Schatz-
meister, Hert Commer^imraih Dr. Moritz, über den sehr
erfreulichen Vermögensbestand der Gesellschaft sowie über
die, schon Tags zuvor, von dem Vorstand geprüfte Jahres-
rechnung. Mit ihrem Danke für die erfolgreiche Mühe-
waltung des Schatzmeisters ertheilte ihm die Versammlung
Decharge. Die Berichte der Vorstände der Goethe-Bib-
liothek, des Goethe-Archivs und Goethe-National-Museums
deckten sich im Wesentlichen mit den schon gedruckt
vorliegenden Theilen des Jahresberichtes; — ein Antrag
des Herrn Dr. O. Folger (— »die Goethegesellschaft wolle
eine erneute Würdigung der Forschungen Goethes auf dem
Gebiete der Licht- und Farbenlehre anregen und be-
günstigen« — ) konnte, hauptsächlich in Folge seiner zu
unbestimmten Fassung, die Zustimmung der Versammlung
nicht finden.
Nach dem am Nachmittage abgehaltenen gemeinsamen
Mahle folgten die Mitglieder Abends der Einladung des
Grossherzoglichen Hoftheaters, um einer sorgfältig vor-
bereiteten Aufführung von Goethes »Natürlicher Tochter«
beizuwohnen.
Das mit dem 31. Dezember 189) schliessende Geschäfts-
jahr kann, wie der sogleich folgende Bericht des Schatz-
meisters nachweist, was die finanzielle Lage angeht, als
sehr erfreulich bezeichnet werden, aber mit Bedauern ist
wieder eine Abnahme der Mitgliederzahl zu constatiren.
Gegen 40 zum Theil langjährige Mitglieder hat uns freilich
Tod entrissen, aber es ist doch zu beklagen, dass die
•r jüngeren Generation zu erhoffenden Neuanmel-
nicht mit den unvermeidlichen Verlusten der alten
L
-^ 5 *^—
<Joethefreunde gleichen Schritt halten; nur die freiwillige,
werbende und über die Zwecke und Leistungen der Gesell-
schaft auiklärende Thätigkeit unsrer Mitglieder kann hier
helfend eingreifen.
Der XIV. Band des Goethe-Jahrbuches mit seinem
mannigfaltigen Inhalt und der wieder in wünschenswerther
Weise vervollständigten Goethe-Bibliographie wurde im
März, — der VIII. Band der Schriften, die Xenien von
1796, im Anfang November 1893 an die Mitglieder ver-
sendet. Um diese äusserst wenhvoUe Bereicherung der
^esammten Goethe-und Schiller-Literatur den weitesten
Kreisen zugänglich zu machen, hat der Vorstand den Herren
Herausgebern gestattet, dass wenige Wochen später eine
wohlfeile Volksausgabe der Xenien dem allgemeinen Buch-
liandel übergeben werde.
Der Herr Schatzmeister berichtet:
»Auch in dem abgelaufenen Jahr hat die Abnahme in
-der Zahl unserer Mitglieder leider angedauert. Am 31.
Dezember 1893 gehörten der Gesellschaft 2869 Mitglieder
an, von denen 21 Mitglieder auf Lebenszeit waren. Es
befanden sich unter denselben ferner 119 durch die Herren
Alfred Nutt in London und H. Preisinger in Manchester
gemeldete englische Mitglieder. Während die Zahl der
>Iitglieder im Jahr 1892 gegen das Jahr 1891 nur eine
Verminderung von 28 Mitgliedern erfahren hatte, bedauern
^ir dieses Mal das Ausscheiden von 78 Mitgliedern (darunter
:gegen 40 Todesfälle — ), für welche sich nicht durch neue
Anmeldungen Ersatz gefunden hat. Es ist leider nicht
immer die Sache allein, die sich Bahn bricht. Sie bedarf
auch der Pflege und Förderung und wir gehen wohl nicht
iehl, wenn wir annehmen, dass die Zahl unserer Mitglieder,
welche ihr Interesse an der Gesellschaft dadurch bethätigen,
>dass sie ihre Verbreitung unter ihren Freunden zu fördern
suchen, trotz aller ihnen von uns gegebenen Anregungen
leider immer noch eine sehr geringe geblieben ist.
»Die Gesellschaft verfügte am 31. Dezember 1893 über
^inen Baarbestand von M. 10854.48. In sicheren Werth-
papieren waren verzinslich angelegt M. 46874*46, davon
-entfallen auf den Reservefonds M. 39314.43. Die Zahlen
bedeuten den Ankaufswenh ohne laufende Zinsen; die Zinsen
des Reservefonds fltessen diesem zu.
»Herr Albert Holz erfreute die Gesellschaft auch im
abgelaufenen Jahre mit der gewohnten Spende.
»Bei Einziehung der Beiträge und Venheilung unserer
Schrift unterstützten uns die nachgenannten Herren und
Firmen, denen wir auch hier unseren herzlichen Dank aus-
sprechen:
Alfred Nutt, London,
Heinrich Preisinger, Manchester,
Literarische Anstalt, Rütten & Loening, Frankfurt
am Main,
Rentier Ferdinand Meyer, Berlin,
Buchhändler Lucas Graefe, Hamburg,
Buchhändler Paul Kurz, Stuttgan,
Hofbuchhändler Gustav Liebermann, Karlsruhe,
Verlagsbuchhändler G. Fischer, Jena,
Bankier Bernhard Rosenthal, Wien,
Buchhändler Max Niemeyer, Halle a. S.,
Schletter'sche Buchhandlung, Breslau,
Buchhändler v. Zahn & Jaensch, Dresden
Hofbuchhändler Th. Ackermann, München.
»Der geschäftliche Verkehr mit unseren Mitgliedern
vollzog sich ohne Störung in den gewohnten Formen.
Eine Abweichung von den Letzteren, die in grösserer
Berücksichtigung unserer wiederholt im Interesse der Gesell-
schaft und der einzelnen Mitglieder ausgesprochenen ge-
schäftsordnungsmässigen Wünsche bestand, zeigte sich nur
in sehr vereinzelten Fällen, berührte aber vielleicht grade
deshalb um so wohlthuender.«
Unsere Mitglieder dürfen sich überzeugt halten, dass-
sie uns eine Freude, und der Gesellschaft gradezu einen
Dienst erzeigen, einen je regeren Verkehr sie mit uns-
unterhalten, indem sie uns ihre Wünsche und Anregungen
zu erkennen geben.
Die Biblioihek der Goethe-Gesellschaft ist nach den bisher
befolgten Grundsätzen auch im verflossenen Vereinsjahr'
verwaltet worden. Die Ankäufe erstreckten sich zumeist
auf die neuen Erscheinungen im Bereich der Goethe- und
— »• 7 4—
Schiller-Literatur, doch wurde auch der Bestand der Ge-
sammt-Ausgaben von Goethes Werken vermehrt und eine
Anzahl von Originaldrucken Schillerscher Werke erworben.
Zur Vermehrung des Bücherschat;ses haben, wie in
^en Vorjahren, Freunde und Gönner beigetragen, deren
Kamen hier mit aufrichtigem Danke verzeichnet werden:
Geheimer Rath Freiherr W. v. Biedermann (Dresden),
Dr. A, Bielschowsky (Berlin), Redacteur F. Bombacb
(Braunschweig), Dr. L. Fränkel (München), Redaction der
»Frankfuner Zeitung« (Frankfurt a. M.), Dr. K. Th, Gädenz
(Berlin), Professor Dr. L. Geiger (Berlin), Dr. O. Hamack
(Rom), Theodor Heyse (St. Petersburg), Kammerrath Emil
Jonas (Berlin), Schulinspektor Dr. Fritz Jonas (Berlin),
Prof. Dr. H. C. Kellner (Zwickau), Dr. A. Kraus (Prag),
Dr. C Küchler (Kopenhagen), Fräulein Hedwig Mielitz
(Dortmund), Dr. A. Pick (Erfurt), Professor Dr. S. M.
Prem (Bielitz), Geh. Hofrath Dr. C. Ruland (Weimar),
Dr. M. Savic (Neusatz in Ungarn), Professor Dr. Erich Schmidt
(Berlin), Professor Dr. B. Suphan (Weimar), Dr. O. Volger
(Soden), Professor Dr. R. M. Werner (Lemberg), Dr. E.
WolflF (Kiel), Dr. R. Wuttke (Dresden), Goetheverein in
Zwickau.
In herkömmlicher Weise werden hier die Mittheilungen
aus dem Godhe- und Schiller-Archiv Ihrer K. H. der Frau
Grossherzogin angefügt, wie sie seitens der Direction zur
Verfügung gestellt sind. An die bedeutenden Schenkungen
des Vorjahres (s. d. vorigen Bericht S. 9.) ist hier zunächst
anzuknüpfen. Dr. Fdix Bambergs der am 12. Februar 1893
einem standhaft ertragenen langjährigen Leiden erlag, hat
durch letztwillige Bestimmung seine 1892 vollzogene Hebbel-
Stiftung derartig vervollständigt, dass wir nun den vortreff-
lich erhaltenen gesammten Nachlass in seinem ganzen
Umfange besitzen, insbesondere auch Hebbels Tagebücher
und Andres, von dem der Freund und Biograph des Dichters
sich vor seinem Tode nicht hatte trennen mögen. Ein
eifriger und warmer Förderer der Weimarischen Bestre-
bungen, hatte Felix Bamberg den schon vor Jahren von
der hohen Besitzerin des Archivs ihm mitgetheilten Ge-
danken einer Erweiterung seines Inhalts über die klassische
ZcT h-rtjns letrhjft crtisst; diese GesinnaDg bat er nuo
jzxh in schöner vorbtldlidicr Weise durch seine letzte
Yerflgucg bethätigt. Auch die zweite omfisseode StiftUDg
des Vorjahres erfuhr eine betricfatlicfae Vervollständigung:
Dr, Euimrd Feümer (jetzt Dramaturg des Deutschen Volks-
tbeatCTS in Wien) überbrachte im März eine Anzahl von
Handschriften Immermanns, die er 1892 nach Wien zur
Ansstellucg gegeben hane (Andreas Hofer, Alexis u. f.,
zusammen 15 Nummern). Eine neue Stiftung erweiterte
demnächst die Bestände der klassischen Zeit: Hofrath Dr.
Ffrd, Gcofriid r. Hirder zu Grünsudt i. d. Pfalz und
Frau AdeU Kmkj^ geb. r. Herdtr zu München schenkten
den in ihrem Besitz befindlichen Theil von Georg Forsters
Kachlass. Das von Dr. Albert Leit^mann (Jena), dem Ver-
mittler dieser Stiftung, angelegte Verzeichniss desselben
weist 25 Nimiroem au^ darunter einzelne Reise-Tagebücher,
Forsters Briefe an Fr. H. Jacobi, die Briefe von Reinhold
Forster an Georg. Im Verfolg überwies dann Dr. F. G.
vom Herder noch mehrere wichtige Forstersche Familien-
Urkunden und femer, als besondere Stiftung, einen ansehn-
lichen Bestand Herderscher Familienpapiere: Briefe von
Herder selbst, hauptsächlich aber von Caroline von Herder
und anderen Angehörigen, schliesslich den auf Herder
bezuglichen Theil seiner Büchersammlung mit einigen noch
aus Herders Hand stammenden Werken.
Mit reichlicher Spende hat Seine Königliche Hohät der
Grossber^og den Hauptschatz des Archivs, die Urkunden
aus der klassischen Periode gemehrt. Im Auftrage Seiner
K. H. wurden bei der Versteigerung der Graf Paar'schen
Sammlung zu Berlin insgesammt 55 Nummern erworben,
darunter Stücke vom grösstem Werthe, Handschriften von
Goethe und Schiller (der ungedruckte »Wechselgesang«,
ein Blatt zur Phädra), von Geliert, Klopstock, Herder, Lenz,
Lavater, von Schenkendorf, Platen, Chamisso u. s. w.
Eine weitere Schenkung Sr. K. H. finden die Leser
im ersten Theil dieses Jahrbuches, das Verzeichniss der
Oeuvres po^tiques de Goethe. Dazu kommen noch Hefte
aus Sorets Nachlass und eine besonders kostbare Gabe,
Gedichte Theodor Kömers »Vom August 18 12 bis . . «
— h 9
(zu den letzten Tagen des Dichters), eine Dedication des
Herrn Franz v. Lipperheide an den hohen Herrn.
5, K. K der ErbgrossherTiog spendete Goethes Gedicht an
den Grafen Carl von Harracb, »diesich herzlich oft begrQssten«,
nebst einer Goethischen Handzeichnung ; Ihre Hoheit die Frau
Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin einzelne
Blätter von Wieland und Herder.
Der Sammlung classischer Literaturdenkmäler, welche
zugleich durch die von der hohen Besitzerin befohlenen
Ankäufe vermehrt ward, flössen auch zumeist die Spenden
zu, die im Folgenden verzeichnet sind:
Das Schiller- Archiv erhielt von seinem Stifter, Freiherrn
Dr. Ludwig von Gleichen-Russwurm mehrere auf Schloss
Greifenstein verbliebene Stücke zugewandt: ein Blatt der
Demetrius-Handschrift, eine Niederschrift von Charlotte
von Schillers Hand »Schillers Erklärung über die Freiheit«.
Freiherr Dr. Karl v. Lüt:(ow^ Ostrowo, fügte zu seiner vor-
jährigen Schenkung der Briefe Wielands an Sophie Laroche
die 19 Briefe Goethes an dieselbe (letztere unter Wahrung
seines Eigenthumsrechtes). Freiherr Karl vom Hügel zu
Tübingen stiftete bei Gelegenheit der Goethe -Feier in
Brenner-Bad am 28. August ein Blatt aus dem Stammbuch
der Gräfin Rapp mit den Versen, die der Dichter auch
seinem Enkel Wolfgang eingeschrieben hat : »Eile Freunden
dies zu reichen.« Geh. Kegierungsrath Dr. Karl Weinhold,
z. Zt. Rector der Universität Berlin, hatte als Präses der
Festgesellschaft diese Widmung durch seinen Vorschlag
nach Weimar gelenkt ; er übersandte mit dem Blatte zugleich
die von Herrn vom Hügel bei der Uebergabe gesprochenen
Worte in dessen eigener Niederschrift. (Vgl. Chronik des
Wiener Goethe -Vereins 1893 Nr. 7. 8.) — Frau Maria
Paulouma Janowsky zu Komotau in Böhmen schenkte einen
Brief Goethes an die Grossfürstin Maria Paulowna (7. August
18 16), Frau Leopoldine Ost-de Pauli, Prag, einen Brief Goethes
an Batsch (27. Februar 94), Professor Dr. K. Rathgen in
Marburg vier Briefe Goethes an Barthold G. Niebuhr ; Herr
Carl v. Hesse, St. Petersburg, das Stammbuch des Daniel
Bück, Altdorf 17 16, in welches sich Goethes Grossvater
Joh. Wolfg. Textor mit einem längeren Gedichte ein-
— ♦ 10 <••—
gezeichnet hat. Sanitätsrath Dr. Meyer, Breslau : Brief von
Salomon Munk über seinen Besuch bei Goethe am 15. Sept.
1827. Gd). CommerT^Unralh Dr, Kilian Siäner, Stuttgart:
Billet Carl Augusts an Herder, October 1781.
Abschriften wichtiger Autographen wurden mitgetheilt
von Madame CiciU Charks Vincens (Arvfede -Barine) in
Paris und von Dr. Anton Btichholt:(j Riga.' Geh. Hofrath
Dr^Ruland übermittelte u. a. das von Herrn E. Dannenberg,
Fulda, geschenkte Heft: »Glück des Glaubens. Epische
Danksagungs-Epistel von J. P. Eckermann.« Derselbe
schenkte Gleims Büchlein »Das Hüttchen. Halberstadt 1794«
mit einem eigenhändigen Gedichte, jedenfalls einem der
letzten poetischen »Autographen« Gleims.
Der Abtheilung für neuere Literatur wurden namhafte
Stücke aus dem Nachlass von Oscar von Redwitz (das
Lied vom neuen Deutschen Reich u. a.) zugefügt, welche
Seiner K. H. dem Grossherzog im Auftrag der Familie des
Dichters von dessen ältester Tochter Frau van Kühlmann
dargebracht wurden. Seine K. H. hatte selbst zuvor eine
Sammlung von Briefen H. C. Andersens übergeben. Frau
Geh. Oberregierungsräthin Emilie fVehrenpfennig^ geb. Kopp,
Berlin, schenkte ein Manuscript-Heft von Friedrich Rücken,
die Fortsetzung der Kassida von Räb Ben Zuheir und Ab-
schriften von Rückerts Gedichten an Mitglieder der ihm
nahe befreundeten Familie Kopp; Fräulein Marie Bauer
in Cannstatt: Mörikes Gedicht »Deinen ewigen Kalender«,
vom Dichter selbst in zierlicher Fraaur auf Pergament
geschrieben.
Bücher und Drucke schenkten dem Archiv :
Ihre Königlichen Höhnten der Grossher:(og und die Frau
Grossher:(pgin (Dedicationen zur Goethe- u. Schiller-Literatur),
Freäferr Dr. v. Gleichen-Russwurm (aus der Schiller-Bib-
liothek auf Schloss Greifenstein), Geh. Regierungsrath Her-
man Grinun, Berlin (aus der Handbibliothek von Jacob
und Wilhelm Grimm und aus der seines Bruders Rudolf),
Dr. F. G. V. Herder (s. o.), die Comdl University :(u Itbaca,
New-York, die Syndici der Cambridge University Press; die
Generaldirection der Konigl Bibliothek zu Berlin, Dr. Rudolf
Brockhaus (Leipzig), F. J. Lang (Würzburg), Theodor Heyse
— ♦ II ♦—
(St. Petersburg), Prcfessor Dr. S. M. Prent (Bielitz), Prc^essor
Dr. K. J. Schroer (Wien), Madame Sabatier (Paris), Professor
Dr. Erich Schmidt (Berlin), Schulinspector Dr. F. Jonas (BerKn),
Professor Dr. tV. Fielüi (Pless), Professor Dr. G. Kettner
(Schulpforta), Oberbibliotbekar Dr. G. Wustmatm (Leipzig),
W. HertTi (Berlin), Professor Dr. M. Bemays (Karlsruhe),
Frau Lily v. Gi:(yckiy geb. v. Kretschman (Berlin), A. Fink-
huy:^en, Intendant der Domänen I. K. H. der Frau Gross-
herzogin von Sachsen ('s Gravenhage), Dr. O. Harnack
(Rom), Dr. Th. Distel (Dresden), Director Dr. J. Wychgram
(Leipzig), Fräulein Rosa Rindfleisch (Bonn), H. Bbhlau
(Weimar), Dr. E. Wolff (Kiel), Freiherr F. IV. v. Bieder-
mann (Leipzig), Fabrikant O. Aulhom (Dresden) : die Aul-
homsche Familienchronik.
Was diesen Spenden einen ganz eigenen Wenh, neben
dem hohen sachlichen und wissenschaftlichen, verleiht und
es zur angenehmsten Pflicht macht, den Dank, der den
geehrten Gebern im höchsten Auftrag ausgesprochen wurde,
auch öffentlich zu erstatten, ist die von fem und nah, von
alten und neuen Freunden und Gönnern kundgethane
freudige Theilnahme an dem Gedeihen und der Erweiterung
der Anstalt und an den von ihr ausgehenden Wirkungen.
In diesem Betracht ist femer mit aufrichtigem Danke die
Unterstützung zu erwähnen, die uns bei unsem Arbeiten
seitens der verwandten und befreundeten Anstalten gem
geleistet worden ist, so insbesondere von der König-
lichen Bibliothek in Berlin, von der Universitäts- und der
Stadtbibliothek in Leipzig, am Orte selbst aber, mit freund-
williger Bereitschaft seitens der Vorstände des Goethe-
National-Museums,des Grosshgl. Geh. Haupt- u. Staatsarchivs,
des Grosshgl. Hausarchivs und der Grosshgl. Bibliothek.
Ueber den Fongang und Ertrag der Arbeiten an der
Weimarer Goethe- Ausgabe ist an anderer Stelle (S. 312—321)
berichtet worden. Für 1894 ist wiederum die Liefemng
von 9—10 Bändem in Aussicht genommen. Im Druck
befinden sich z. Zt. fünf Bände: Abtheilung I, 13 (Paläo-
phron und Neoterpe, Vorspiele, Theaterreden, Götz von
Berlichmgen für das Theater bearbeitet, u. a.), 16 (Puppen-
und Fastnachtsspiele, Dichtungen, Kunst und Künstler
— ♦ 12 4— -
betreflfend u. a., Maskenzüge, Carlsbader Gedichte, Epime-
nides), und 17 (Triumph der Empfindsamkeit, Vögel,
Gross-Cophta, Bürgergeneral). Abtheilung II, 4 (Farben-
lehre, historischer Theil) und 10 (Mineralogie und Geo-
logie). Abtheilung IV, 15 (Briefe 1800. i8oi).
Das Goeihe-National-Museum hat aus dem Jahre 1893
zwar von keinen besonderen Ereignissen zu berichten, aber
seine Freude darüber auszusprechen, dass es immer mehr
als ein wichtiger Factor der Erkenntniss von Goethes
Wesen und Sein betrachtet, immer häufiger um Auskunft
und Belehrung über des Dichters geistige Thätigkeit, um
Nachweise über seine literarischen, philosophischen und
künstlerischen Studien angegangen wird. Je mehr die Be-
arbeitung der Bibliothek und der Sammlungen fortschreitet,
desto grössere Dienste wird es der Goethe-Forschung zu
leisten befähigt.
Aber nicht nur um Belehrung zu holen klopfen die
Goethefreunde an die Pfone des Hauses auf dem Frauen-
plan, sie bringen auch manches Bild, manche Reliquie, um
sie den Sammlungen hinzuzufügen. Es ist eine angenehme
Pflicht, die die Direction erfüllt, indem sie die wichtigsten
der in dem vergangenen Jahre erhaltenen Geschenke hier
verzeichnet.
Von dem Grossher:(pge wurden folgende Seiner König-
lichen Hoheit dargebrachten Gaben dem Goethe-Museum
überwiesen: ein Miniaturbildniss Fräulein Ulrikens von
Levei:(aw aus den Jahren 1822 oder 23, von ihr jetzt nach
70 Jahren Sr. Königl. Hoheit geschenkt ; — 2 von Goethe
für Gräfin Constanze Fritzsch, die Oberhofmeisterin der
Grossherzogin Louise, 181 3 gezeichnete und aquarellirte
Landschaften aus Böhmen, Geschenk des Kammerherm
Frhrn. van Egloff siein auf ßeucha; — ein von Marie Kraft
1834 in Wien gemaltes Aquarellbildniss Ulrikens und Berthas
von Levetzow, dargebracht von Herrn Dr. Victor Russ in
Wien.
Femer schenkte Herr Bankier Albert Hols^^ in Breslau
eine von Hermann Juncker in Frankfurt gemalte trefiliche
Copie des im dortigen Goethehause befindlichen Bildnisses
des Dichters, welches einem englischen Liebhaber oder
Künstler CoUins zugeschrieben wird; — die Erben Herrn
Hauptmanns Riemer durch gütige Vermittlung von Herrn
Dr. Robert Keil eine sehr hübsche Miniatur von Frau
Giroline Riemer, geb. Ulrich, der langjährigen Freundin
von Goethes Gattin. — Ein von Herrn Apotheker Dannen-
berg in Fulda geschenktes autographes Gedicht Eckermanns
wurde im Einverständniss mit dem Geber dem Goethe-
und Schillerarchiv überwiesen. — Die Liierarische Anstalt,
Rütten cfc Loening in Frankfurt a. M. spendete die dies-
jährige Fortsetzung, Band XIV, des Goethe- Jahrbuches.
Der zu jeder Förderung des Goethe-Museums stets
gern bereiten Goethe-Gesellschaft bot das abgelaufene Jahr
nur selten eine Gelegenheit, ihre freundlichen Gesinnungen
zu bethätigen: sehr erfreulich war der Erwerb eines in
Elfenbein geschnittenen Medaillonportraits Schillers, einst-
mals im Besitz von dessen Schwägerin Caroline von Wol-
zogen in Jena, — sowie einer gut beglaubigten Original-
silhouette des Prinzen Constantin, Bruders von Carl August.
All' diesen Gönnern des Goethe-National-Museums,
und den vielen, die so oft bereit sind, dessen Verwaltung
mit Rath und Auskunft zu unterstützen, sei auch hier noch-
mals der herzlichste Dank ausgesprochen.
Weimar, 14. Februar 1894.
Im Auftrage des Geschäftsführenden Ausschusses:
Dr. C. Rtlland.
— ♦ H ♦—
Mitglieder -Verzeichniss
DER
Goethe-Gesellschaft.
(Abgeschlossen März 1894.)
-m%^
Protektor:
Seine ESnigL Hoheit der Orosshenog Carl Alexander
Yon Baohsen-Weimar-EiBenaoh.
Vo r s t a n d :
Präsident :
Präsident des Reichsgerichts a. D., Wirkl. Geh. Ratb Dr.
Eduard von Simsan, Excellenz, in Berlin.
Vice-Prasidenten :
Geh. Hofrath Dr. C Rulandy Director des Grossherzog-
lichen Museums und des Goethe-National-Museums
in Weimar.
Geh. Rath Freiherr Dr. fV, von Biedermann in Dresden.
Vorstands-Mitglieder :
Geh. Staatsrath Dr. Eggeling, Curator der Universität in Jena.
Wirkl. Geh. Rath Professor Dr. Kuno Fischer, Excellenz,
in Heidelberg.
Freiherr Dr. £. von Gleichen-Russwurm, Königl. Bayerischer
Kämmerer, in Weimar.
Dr. Paul Heyse in München.
Professor Dr. Erich Schmidt in Berlin.
Wirkl. Geh. Rath Dr. Carl von Stremayr, Präsident des
K. K. obersten Gerichtshofes, Excellenz, in Wien.
Professor Dr. B. Suphan, Director des Goethe- und Schiller-
Archivs in Weimar.
Professor Dr. l^eit l^aleniin in Frankfurt am Main.
— ► 15 *—
Geschäfts führender Ausschuss
in Weimar.
Vorsitzender; Geh. Hofrath Dr. C. Ruland.
Stellvertreter: Geh. Hofrath, Oberbibliothekar
P. von Bojanowsky.
Schriftführer: Ministerialdirector Dr. K. Kuhn.
Schatzmeister: Commerzienrath Dr. jur. R. Morit:^.
Verlagsbuchhändler H. Böhlau.
General-Intendant Bronsart von Schellendorf.
Archivdirector Dr. H, Burkhardt.
Generallieutenant z. D. Crüger, Exe.
Oberhofmeister Freiherr H, von Donop.
Dr. H. Oelschläger.
Professor Dr. B. Suphan.
Oberhofmarschall Wirkl. Geh. Rath Graf Wedel, Exe.
i6
Mitglieder:
Seine E. n. E. H^'estät Wilhelm IL, Dentsoher Kaiser
nnd ESnig von Freassen.
Ihre E. n. E. H%jeBtat Augnsta Yiotoria, Dentsohe Kaiserin
nnd ESnigin von Frenssen»
Ihre E. n. E. Hf^jestSt Yiotoria, Eaiserin nnd ESnigin
Friedrich.
Seine E. n. E. Apost. MiyestSt der Eaiser von Oester-
reiohi ESnig von Ungarn.
Seine HiyestSt der ESnig von Schweden n. Norwegen.
Ihre Majestät die Eonigin von Italien.
Ihre HcgestSt die Eonigin Marie von NeapeL
Ihre Majestät die ESnigin von Bnmfinien.
Ihre Eaiserliche Hoheit die Fran OroBsfOrstin Elisabeth
Manrikiewna von Bnssland.
Seine ESnigliche Hoheit der Orossherzog von Baden.
Ihre ESnigliche Hoheit die Fran Orossherzogin von Baden.
Seine ESnigliche Hoheit der Orossherzog von Mecklen-
bnrg-Schwerin.
Seine ESnigliche Hoheit der Orossherzog von Oldenburg.
Seine ESnigliche Hoheit der Orossherzog von Sachsen.
Ihre ESnigliche Hoheit die Fran örossherzogin von Sachsen.
Seine ESnigliche Hoheit der Erbgrossherzog von Sachsen.
Ihre ESnigliche Hoheit die Fran Erbgrossherzogin von
Sachsen.
Seine ESnigliche Hoheit Frinz Alezander von Freussen,
Ihre ESnigliche Hoheit die Fran Herzogin Oarl Theodor
in Bayern.
—^ 17 *<—
Ihre Eonigliohe Hoheit Frau Herzogin Amalie von üraoL
Seine ESnigliohe Hoheit Alezander Friedrich, Landgraf
von Hessen.
Ihre ESnigliohe Hoheit die Frau Gräfin von Flandern.
Seine Hoheit der Herzog von Saohsen-Altenbnrg.
Ihre Kaiserlich Königliche Hoheit die Frau Herzogin Marie
von Saohsen-Oobnrg und Oothai Herzogin von Edin*
bnrgi Orossffirstin von Bnssland.
Ihre Hoheit die Frau Herzogin -Wittwe von Saohsen-
Ooburg und Gotha.
Seine Durohlauoht Fürst Beuss j. L.
Seine Hoheit der Erbprinz von Saohsen-Meiningen.
Seine Hoheit der Herzog Johann Albrecht von Mecklen-
burg-Schwerin.
Ihre Hoheit die Frau Herzogin Johann Albrecht von
Mecklenburg-Schwerin.
Seine Durchlaucht der Prinz Heinrich VII. Beuss.
Ihre Hoheit Frau Prinzessin Heinrich VII. Beuss.
Ihre Hoheit Frau Prinzessin Moritz von Sachsen- Altenburg.
Ihre Hoheit Prinzessin Marie von Sachsen-Meiningen.
Seine Hoheit Prinz Hermann von Sachsen-Weimar.
Seine Hoheit Prinz Ernst von Sachsen- Weimar.
Seine Hoheit Prinz Ernst von Saohsen-Meiningen.
Seine Hoheit Prinz Friedrich von Sachsen-Meiningen.
SeineDorchlaucht Erbprinz Heinrich XXVII. von Beuss j.L.
Seine Hoheit Prinz Friedrich Carl von Hessen.
Ihre Hoheit die Frau Erbprinzessin von Schaumburg-Lippe.
Ihre Hoheit die Frau Erbprinzessin-Wittwe von Anhalt.
Seine Hoheit der Herzog zu Schleswig-Holstein.
-•^:3i»«is*-^
— ♦ i8 ♦-
Ehren-Mitglieder:
vm Gldchen-Russwurm, Freiherr Dr. L., Königl. Bayerischer
Kämmerer in Greifenstein ob Bonnland.
Leo Graf Henchel von Donntrsmarck, General-Adjutant und
General-Lieutenant, Excellenz, in Weimar.
(7/riÄr^vo«X«;rf:f<?a/,Stiftsdame, auf SchlossTnblic in Böhmen.
Sanitätsrath Dr. F. VtUpius in Weimar.
Mitglieder auf Lebenszeit:
Seine K. u. K. Apostol. Majestät der Kaiser von Oesterreicb,
König von Ungarn.
Ihre K K. Hoheit die Frau Her:(ogin Marie von Sachsen-Coburg
und Gotha, Her:^oginv.Edinhurgy Grossfürstin v. Russland.
Seine K. Hoheit Alexander Friedrich^ Landgraf von Hessen.
Berlin: von Rheinbaben^ Geh. Regierungsrath.
Budapest: Kornfeld, Sigmund, Director der
Ungarischen AUgem. Creditbank.
Bukarest: Sturd^a^ Demeirius, Kgl. rumän.
Staatsminister a. D., Excellenz.
Gharlottenburg : Frau Geh. Reg.-Rath von Siemens.
Dorpat: Dr. IVoldemar Masing.
Frankfurt a. M.: Gg. Albert Keyl.
Godesberg b. Bonn: Frau Lucy FrentT^en^ geb. Hoesch.
Hamburg: Dr. jur. Adolf Axel von Dehn.
München: Dr. M. Schubart.
Nassau: Frau Gräfin L. G. von Kielmansegge.
Nieder-Ingelheim : Frau Baronin von Erlanger-Bernus.
Nikolajew: Rudolf fVolfgang Reyher.
Nordhausen a. Harz: Paia von Petrovics, Redacteun
Siegerslebenb.Eilslb.: Frau Kreisrichter M. Führung.
Weimar: Frau M. von Gbben.
Seine Erlaucht Graf Gbrts;^ von Schiit^.
Wien : Ihre Durchlaucht Frau Fürstin M. lu
Hohenlohe - Schillingsfürst , geb.
Prinzessin fVittgenstein.
Dumbay Nicolaus^ Reichsrath, Herren-
haus-Mitglied.
Frau Rosa von Gerold, geb. Henneberg.
— * 1? ♦—
DEUTSCHES REICH.
Aaohen.
Stadtbibliothek.
Aohem i/ Baden.
Wagner, G., Privatier.
Allenstein i/Ostpr.
Seidel, Eisenbahn-Bau- u. Betriebs«.
In^>ector.
SzostaKowski, Amtsger.-Rath.
Altenbiurg
(Sacbsen-AItenburg).
Bethusy-Huc, Frau Gräfin, Pröbstin
des freiadeligen Magdalenen-
Stiftes.
Landesbibliothek, herzogliche.
V. SchefHer, kgl. preuss. General
der Infanterie z. D., Excellenz.
V. Seckendorf-Aberdar, Freiherr,
Obrist-Lt.,Hoftheater-Intendant.
Altlandsberg b/Berlin.
Loewy, Dr., Amtsrichter.
Altena.
Callisen, Frau Dr.
Heitmüller, Dr. phil., Ferdinand.
Matthiessen, Dr., Gymnasial-
Oberlehrer a. D.
Pieck, Dr., R^'erungsrath.
Sieveking, Carl, Rechtsanwalt und
Notar.
Amtltz i/Lausitz (Kr. Guben).
Heinrich, Prinz zu Carolath-Schön-
aich, Durchlaucht, Freier Stan-
desherr und Majoratsherr.
Annaberg (Erzgebirge).
Warmann, Eduard.
Aluiettenhoh b/Schleswig.
V. Brockdorff, Frau Baronin.
Apolda.
Deinhardt, Frau Dr. Maria.
Stechow, Oscar, Bürgermeister.
Arnstadt.
Matthaei, Kgl. Reg.-Bauroeister.
Gorrni-jAHKBoca XV.
Ars a/Mosel (Lothringen)
Carlebach, Dr. Ed., Notar.
Asehaffenburg.
Reber, Dr. Joseph, Director.
Augsburg.
Bauer, Ludwig, Rechtsanwalt.
Flesch, Gustav, Bankier.
Herzfelder, J., Rechtsanwalt.
Stadtbibliothek.
Baden-Baden.
V. Cederschiöld, Dr. G., Prof.
Bamberg.
Marschalk v. Ostheim , Freiherr
Emil.
Barby a'Elbe.
Thierbach, Otto.
Barmen»
V. Eynem, Ernst, Stadtverordneter,
Mitglied des Abgeordneten-
hauses.
Frank, Amtsrichter.
Nordhaus, Hermann, Kaufmann.
Rittershaus, Emil, Schriftsteller.
Stadtbibliothek.
Bautzen.
Kunz, Dr. Heinrich, Staatsanwah.
Bayreuth (Bayern).
Gymnasialbibliothek.
Wagner, Siegfried.
Würzburger, Frau Jetmy, Rechts-
anwaliswittwe.
Bellin b'Bärwalde (Neu-Mark).
V. Kahle, Fräulein Julie.
Belxig.
Friedländer, Max, Amtsrichter.
Berlin.
Abraham -Römer, Dr. jur. A.,
Journalist.
Aegi(ü, Dr. L., Professor, Ge-
neimer Legationsrath.
26
— •► 20 <4—
Berlin.
Althoff, Dr., Geh. Obcr-Reg.-Rath,
vortr.Rath i.Cultusministerium.
V. Asteu, Fräulein Julie.
Bach, Dr. Th., Director des Falk-
Realgymnasiums.
Baerwald, S.
Bahlsen, Dr. Leopold, Gymnasial-
lehrer.
Bardt, Dr. C, Gymnasialdirector.
Barschall, Fräulein Alma.
Becker, Fräulein Hanna.
V. Beckerath, A.
Behrend, Adolf, Buchhändler.
Beider, Dr. Chr., Oberlehrer.
Be&rmann, Dr. B., Director des
Königstädtischen G3rmnasiums.
Bereut, Fräulein Selma.
Bernhard, Arthur, Bankier.
Bernhard, Ludwig.
Bernstein, Dr. C., Professor.
Bibliothek, Königliche.
Bibliothek, Städtische der Goeritz-
Labeck-Stiftum; (O. Goeritz).
Bibliothek des Kgl. Realgymna-
siums.
Bibliothek des Kgl.Wilhelms-Gym-
nasiums.
Bielschowsky, Dr., Oberlehrer.
Biltz, Dr. Carl.
Blumenthal, Dr. Oskar, Director
des Lessing-Theaters.
Bodländer, Rechtsanwalt.
Booth, Fräulein Esther.
Borchardt, Dr. Oskar.
Borchardt, Frau Conim.-Rath Rud.
Boretius, Fräulein Charlotte.
Bornemann, Fräulein Mimi.
V. Bothmer, Ernst, Wirkl. LegaL-
Rath.
Brahm, Dr. Otto, SchriftsteUer.
Brandis, Dr. K.
Brandt, Hermann, Kaufmann.
Brandt, Dr. phil. Ludwig.
BraumQUer, Dr., Professor, Ober-
lehrer.
V. Braunschweig, KaiserL Ge-
sandter z. D.
Breiderhoff, Frau Dr.
V. Bremen, Geh. Ober-Reg.-Rath.
Breslauer, Bernhard, Rechtsanwalt.
Broicher, Otto, Kammergerichts-
rath.
V. Brühl, Gräfin Hedwig, Palast-
dame, Ezcellenz.
Buhlmann, Georg, Fabrikbesitzer.
Berlin.
V. Bunsen, Dr. Georg.
Bunsen, Fräulein Marianne.
Bürgers, Max, Bankier.
Cassirer, Fritz, cand. phil.
V. Chelius, Prcm.-Ueut.
Cohn, Albert, Buchhändler.
Cohn, Alexander Meyer, Bankier.
Cohn, Dr. Heinrich, Rechtsanwalt.
CoUin, D., Verlaesbuchhändler.
Coste, Dr. Davi^ Lehrer am As-
kanischen Gymnasium.
V. Cramm-Burgdorf, Freiherr, Her-
zogl. Braunschweig. Gesandter.
Daffis, Dr. Anton.
Daffis, Eduard, Kanomergerichts-
Referendar.
V. Dallwitz-tomow, Frau W., geb.
V. Gräfe.
Darmstädter, Dr. Ludwig, Fabrik-
besitzer.
Davidson, George, Chef-Redactcur
des Berliner Börsen-Cooricrs.
Delbrück, Dr., Staa t s m i n ister, Ex-
cellenz.
Delbrück, Frau Staatsminister, Ez-
cellenz.
Delbrück, Frau Geh. Commcrzien-
rath Luise.
Delbrück, Hans, Professor.
Delbrück, Heinrich, Landrichter.
Delbrück, Ludwig, Bankier.
V. Donop, Dr. L., Professor.
Doss, Fräulein Marie.
Dümmler, Dr. E., Professor.
Duncker, Frau Cädlie, Schulvor-
steherin.
Eberty, Dr. E., Syndikus.
Eger, W.
Eggers, Dr. Karl, Senator.
Eisenmann, Dr. Carl, Assessor.
Elias, Dr. phil. Julius.
Elias, Max, Rentier.
EUinfer, Dr. Georg, Realschul-
lenrer.
Engel, G., Professor an der König-
lichen Hochschule für Musik.
Ephraim, Hermann.
Euchel, F., Justlzrath.
Ewe, £., Pnvatier.
Fei^, Dr. M., Sanitätsrath.
Feiner, Emil, Verlagsbuchhändler.
Fleischhammer, Dr.,Geheimer Hof-
justizrath.
Flinsch, Alezander, Kaufinann.
Fränkel, Dr. Max, Professor.
— >* 21 4— -
Berlin.
Fraenkel, Max, Maurermeister.
V. Frankenberg, Rittmeister im
Garde-Kürassierregiment
Franzos, Dr. K. E«, Schriftsteller.
Frenkel, H., Bankier.
Frenze!, Frau Bertha.
Frenzel, Dr. KarL
Freund, Ernst.
Frey, Dr. Karl, Professor.
V. Friedberg, Dr., Staatsminister,
Excellenz.
Friedentbai, Frau Margaretha.
Friedländer, Frau Adelneid.
Friedländer, Frau Professor.
Friedländer, Dr. phil. Max, Musik-
schriftsteller.
Friedmann, Dr. Alfred, Schrift-
steller.
Friedmann, Dr. jur. Felix, Gerichts-
Assessor.
Fuchs, Dr. phiL M.
'Gärtner, Heinrich, Landschafts-
maler.
Gau|>p, Berth., Geheim. Regierungs-
rath.
Geiger, Dr. Ludwig, Professor.
•Gerb, Fräulein Franziska.
Gemsheim, Dr. Fr. W., Professor.
<Gesenius, Sudtältester, Director
des Berliner Pfandbrief-Amtes.
-v. Giiycki, Frau Professor Lily.J
Glaser, Dr. Adolf, Redakteur.
<}loeden, Lehrer an der Sophien-
schule.
V. Gneist, Dr. R., Professor, Geh.
Oberjustizrath.
<joering, Dr. Robert, Chemiker.
V. Goldbeck, Ober-Reg.-Rath.
Goldbeck, Dr. Ernst, Gymnasial-
Oberlehrer.
'Goldschmidc, Professor, Geheimer
Justizrath.
Goldschmidt, Arthur, Schrifbteller.
Xjoldschmidt, Rob., Bankier.
Goldschmidt, Frau Tade.
Gottheiner, Fräulein Marie.
Gottheiner, P., Stadt-Bauinspector.
Gotthelf, M.
•Gottschalk, Gustav, Kaufmann.
Grandke, Geh. Ober^Finanzrath.
<ireifF, Wirklicher Geheimer Rath,
Ministerialdirector a. D., Excell.
Grimm, Dr. Herman, Professor,
Gebeimer Regierungsrath.
-v. Guldencrone, Trau Baronin.
Berlin.
Güterbock, Dr., Geheimer Sani-
tätsrath.
Guttmann, Frau Marie.
Haase, Frau Rentier Henriette.
Hagen, Werner, G. A.
Hartmann, Dr. phil. Hugo.
Hausmann, Frau Luise.
Heerwart, Dr. Adolf, Wirkl. Ge-
heimer Rath, Excellenz.
Heinitz, Franz, Rechtsanwalt.
Heimann, A., Rechtsanwalt.
Hellmuth, Frau Martha (Martha
Schlesinfi;er).
Henning, Tneodor, Architect.
Herrmann, Dr. phil. Max, Privat-
docent an der Universität.
Hertz, Hans, Verlagsbuchhändler.
Hertz, Wilh., Verla^buchhändler.
Heydemann, Dr. phil. V.
Hiller v. Gaertringen, Dr. F., Frei-
herr.
Hirschberfi;, Paul, Kaufmann.
Hirschfeld, Philipp.
Hoeber, Frau Amalia.
Hoffmann, Dr. Ed., Geh. Reg.-Rath.
Hofmann, Rudolf, Verlagsbuch-
händler.
v. Hopfen, Dr. Hans, Schriftsteller.
Horsfall, Charles.
Hübler, Dr. jur. Bernhard, Pro-
fessor, Gen. Ober-Reg.-Rath.
Jablonski, Berthold.
Jacobi, Fräulein Clara.
Jacoby, Dr. Daniel, Gymnasial-
Professor.
acoby, Frau Mar^^aretha.
afii&, Frau Dr. Helene,
agor, Dr. F.
aquet, Dr. med. M., Sanitätsrath,
oract. Arzt.
Imelmann, Dr. J., Professor am
Joachimsthal'schen Gymnasium.
Joachim, Dr. Joseph, Professor an
der Königl. Hochschule für
Musik.
Jonas, Dr. Fr., Städtischer Schul-
inspector.
Jonas, Frau Clara.
Jordan, Dr. Max, Geheimer Ober-
Regierungsrath.
v. Kalckreuth, Frau Gräfin B., geb.
Meyer.
Kalischer, Dr. S.
Kallmann, Eugen, Rechtsanwalt.
Kapp, Fräulein Ida.
26*
22 ♦—
Berlin.
Kastan, Dr.
V. KaufhianD, Dr., Professor.
Kayscr, Dr. Paul, Wirklicher Lc-
gationsrath und vortragender
Kath im auswärtigen Amt.
Kehrbach, Dr. phil. Karl.
Kekul^ Dr. Reinhard, Professor.
Kekul^, Stephan, Lieutenant
Kern, Dr. Franz, Professor, Gym-
nasial-Director.
Kestner, Dr. phil. Ernst.
V. Keudell, Wirkl. Geh. Rath, Exe.
Klix, Dr., Geheimer Regierungs-
rath, Schulrath.
von dem Knesebeck, Kabinetsrath.
Koch, Karl, Rentier.
Koegel, Dr. phil. Fritz.
Koehne, Frau Clara.
Koenigs, Fräulein Elise.
Koepp, Dr. Friedr.
Kraft, Bernhard, Rechtsanwalt
Kraft, Stud. med. Ludwig.
Kraft, Frau Meta.
Krauel, Dr. R., Geheimer Legations-
rath im auswärtigen Amt.
Krause, Dr. jur.
Krause, Dr. jur. Paul, Rechtsanwalt.
Krich, W., Hofrath.
Kriege!, Stud. phil. Fr.
Kronecker, Fräulein Elisabeth.
Kronfeld, Dr., Rechtsanwalt.
Kronheim, Georg.
Kubler, Dr., Professor, Director
des Wilhelm-Gymnasiums.
V. Kühlewein, Reffierungsrath.
Kükelhaus, Theocbr, cand. phil.
Lazarus, Dr. Moritz, Professor.
V. Le Coq, A., Kaufmann.
Lefhnann, Gustav, Kaufmann.
Lehmann, Gustav, Geh. Kirchen-
rath.
Lehmann, Paul, Buchhändler.
Leo, Dr. F. A., Professor.
Leske, Dr., Landrichter.
Lesse, Justizrath, Rechtsanwalt und
Notar.
Lesser, Adolf, Reichsgerichtsrath
a. D.
Lesser, Paul Ph.
Lessing, Frau Alma, geb. Marschall
V. Biberstein.
Lessing, Landgerichtsdirector.
Lessing, Dr. phil. Oscar.
Levin, Albert, Rentier.
Levin, Dr. Moritz, Prediger.
Barlis.
Levy, Dr. Adolf Magnus, Arzt.
Levy, Martin.
Levy, Richard, Bankier.
Lew, Richard, vereideter Wechsel-
Makler.
Levyson, Frau Dr. Auguste.
Lewald, Theodor, Regierungs-
Assessor.
Lewinsohn, L., Fabrikbesitzer.
Lewinsohn, Paul.
Lichtenthai, Simon, Kaufmann.
Liebermann, Dr. F.
Liepmannssohn, Leo, Buchhändler..
Lilienhain, Frau Kreisrichter C.
Lisco, Dr. Hermann, Geh. Justiz-
rath.
Lobe, F., Rechtsanwalt
Loeffler, Stud. phil. Ludw.
Loewenstein, Dr. Otto.
Lorentz, Dr. phil. P., Gymnasial-
lehrer.
Manasse -Waldeck , erster Vor-
sitzender des Literar. Vereins
»Schiller«.
Marck, Frau Bankier Rina, geb.
Hermann.
Marcus, Dr. Georg, Landgerichts-
rath.
Martius, Frau Margaretha, e^eb.Vdt.
Marx, Frau Maria, geb. Höber.
Marx, S.
Mattliiae, Dr. Otto, Professor,.
Oberlehrer.
Meder, Albert, Kunsthändler.
Meder, Louis, Kunsthändler.
Mendelssohn-Bartholdy,FrauMarie.
Meyer, Dr. jur. Alexander.
Meyer, Carl, Fabrikant.
Meyer, Ferdinand, Rentier.
Meyer, Georg.
Meyer, Dr. Ludwig.
Meyer, Ludwig, Kaufmann.
Meyer, Frau Gen.Ober-Regierungs-
rath Marie.
Meyer, Paul, Rechtsanwalt.
Meyer, Dr. Richard M., Privat-
docent.
Meyer-Michaelis, Frau Elise.
Michaelis, Dr. Carl Theodor.
Möbius, Dr. Karl, Professor, Direc-
tor der zooL Abth. des Museums
für Naturkunde.
Möller, Dr. W., Oberlehrer am.
Königl. Stadt. Gymnasium.
—^ 23 ♦—
B«rlm.
V. Moltke, Frau Landrath.
V. Moltke, Reg.-Rath.
Morris, Dr. AC, prakt. Arzt.
Morsch, Dr. Hans, Realgymnasial-
lehrer.
Müller, Conrad, Oberlehrer am
ToachimthaFschen Gymnasium.
Müller, Dr. Hans, Professor.
Müller, Wilhelm, Geh. Re^ierungs-
rath im Hausminbterium.
Müller-Grote, Carl, Verlagsbuch-
händler.
Munk, W., Landrichter.
Nathan, Dr. P.
Naumann, Geh. Ober-Reg.-Rath.
Nehring. K., Oberlehrer.
Nelke, Frau Emma.
Neubauer, Dr. Richard, Professor
am Gymnasium zum Grauen
Kloster.
Neumann, Dr. H., Rechtsanwalt.
Neumann-Hofer, Otto, Redacteur.
Niemann-Seebach, Frau Marie.
Noeldechen, Frau Stadtrath Marie.
Nothmann, Siegfried, Fabrikant
Ohrtmann, Dr. W., Geheimer
Sanitätsrath.
Oldenberg, C. M.
V. OrioUa, Frau Gräfin M., geb.
V. Arnim, Excellenz.
Osborn, Dr. phil. Max.
Paetel, Emil, Verlagsbuchhändler.
Paetow, Dr. phil. Walter, Schrift-
steller.
Paetsch, Dr. J., Prof., Sanitätsrath.
Parey, Paul, Verlagsbuchhändler.
Pemice, Dr. A., Professor, Geh.
Regierunflrsrath.
Peters, Dr. Carl, Afrikaforscher.
Pfaff, Albert, Commerzienrath.
V. Pflugk-Harttuog, Professor, Kgl.
Staats- Archivar.
Philipp, Fräulein Marie.
V. Philippsbom, Ernst, Geh. Reg.-
Rath.
Piaget, Frau Faniu*.
Pietsch, Ludwig, Maler.
Pietsch, Dr. P., Professor.
Pilger, Dr., Prov.-Schulrath.
Pindter, Dr. jur. Ludw., Kammer-
gerichts-Referendar.
Plessner, Dr., prakt. Arzt.
Pniower, Dr. phil. Otto.
Poppenberg,Dr.phil. Felix, Schrift-
steller.
Berlinr.
Posner, Dr. med. Karl, prakt. Arzt.
Preuss, Dr. R., Assistent an der
Kgl. Bibliothek.
Pringsheim, Frau Paula.
Rading, F.
Raschdau, Frau Geh. Leg.- Rath.
vom Rath, Adolf.
vom Rath, Frau Anna.
Reimann, Rud., Fabrikbesitzer.
Reissert, Dr. Arnold, Privatdocent.
Remy, Fräulein Marie, Malerin.
Rescnke, Max, Schiffskapitän a. D.
Reschke, Oscar.
Richter, Frau Professor.
von Richthofen, Freifrau, geb.
Men delssohn-Bartholdy .
Riesenfeld, Hugo, Kaufmann.
Riesser, Frau Dr.
Rietschel, H., Professor.
Ring, Louis, Bankdirector.
v. Ritter, Fräulein Marie.
Robert-tomow, Walter.
Rodenberff, Dr. Julius.
Rödiffer, Dr. Max, Professor.
Rohde, John, Director.
Roenneberg, Frau Melida, Schul-
vorsteherin.
Rössler, Dr. Constantin, Geheimer
Regierun^rath.
v. Rotenhan, r reiherr, Untersuats-
Secretär im Auswärtigen Amt«
Saegert, Fräulein Anna.
Schanze, Dr. jur. Oscar, Kaiserl.
Regierungsrath. .
Schaper, Fritz, Professor, Bildhauer.
Schaum, Frau Professor Clara.
V. Schelling, Dr., Justizminister,
Excellenz.
Schelske, Dr. R., Privatdocent.
Scherer, Frau Geh. Reg. -Rath
Marie.
Schermann, Leo, vereideter Fonds-
makler.
Schiff. Dr. med. Emil, Schriftsteller.
Schiff, Georg, Referendar.
Schiff, Julius, Bankier.
Schleicher, Dr. Iwan.
Schienther, Dr. phil. Paul, Schrift-
steller.
Schienther, Amtsgerichtsrath.
Schlesinger, Alben, Kaufmann.
Schlesinger, Frau Alice.
Schlesinger, P., Gymnasiallehrer.
Schlesinger-Trier, Karl, Bankier.
v. Schlippenbach, Frau Gräfin.
—^ 24 4— •
Berlin.
Schmidt, Dr. Hrich, Professor.
Schmidt, Frau Dr. Julian.
Schmidt, Dr. Max C. F., ord. Lehrer
am Askanischen Gymnasium.
Schmidtlein, Dr. med. C, Arzt.
Schmieden, Kgl. Baurath.
5>chneider, Dr. E.
Scholl, Robert, Geh. Legationsrath.
Schöne, Dr., Wirkl. Geheimer
Ober-Regierungsrath, General-
director der Kgl. Museen.
Schönlank, Alexis, Schauspieler.
Schönlank, Frau Consul William.
Schröder, Dr. Otto, Professor am
Joaehimthalschen Gymnasium.
Schrceder, Dr.
Schubert, Kammergerichtsrath.
Schulhoff, Fräulein E.
Schultzen-v. Asten, Frau Professor.
Schulze, Adolf, Professor an der
Kgl. Hochschule für Musik.
Schütte, Dr. med. Paul, Sanitäts-
rath.
Schwabe, Frau Mathilde.
Schwartzkopf, Ph., Reg.-Rath.
Schweitzer, Eugen, Kaufmann.
Schwieger, Dr. Paul, Oberlehrer am
Friedrich- Wilhelm-Gymnasium.
Seckt, Dr. Felix, Oberlehrer am
Friedrich- Wilhelm-Gymnasium.
Selckmann, Fräulein £.
Sello, Dr. F., Rechtsanwalt.
Seminar, K^L, für Germanistische
Philologie.
Servaes, Dr. phil. F.
Siemenroth, rranz, Verlagsbuch-
händler.
Silberstein, Dr. Max, Rechtsanwalt
Simon, Frau Adele.
Simon, Dr. Hermann Veit, Rechts-
anwalt
Simrock, Fritz, Musikverleger.
V. Simson, Dr. Eduard, Wirkl.
Geh. Rath, Präsid. des Reichs-
gerichts a. D., Excellenz.
V. Simson, August, Justizrath und
Notar.
V. Simson, Fräulein Elisabeth.
V. Simson, Fräulein Mar^arethe.
V. Simson, Fräulein Marie Sophie.
Sobemheim, Siegfried, Handels-
richter.
Sommerstorff, Otto, Mitglied des
Deutschen Theaters.
Spannagel-Karthaus, Frau Auguste.
Berlin.
Spielhagen, Friedrich, Schriftsteller.
Stanse, Max, Lehrer an der KgL
Hochschule fi^r Musik.
Steig, Dr. Reinhold, Gymnasial-
lehrer.
Stein, Philipp, Redacteur.
V. Steinau - Steinrück , Frau Dr.
Martha.
Stengel, Dr. Paul, Oberlehrer am
Joaehimthalschen Gymnasium.
Stern, Dr. med. E
Stern, Dr. med. Julius.
Sternheim, Siegmund, Bankier.
Stettenheim, Julius, Redacteur.
Stettenheim, Dr. phil. Ludwig.
Stettiner, Frau Mathilde.
Stobwasser, Hans.
Strassmann, Dr. m.Paul,Frauenarzt.
Strauss, Frau Moritz.
Suse, Dr. Theodor.
V. Svbcl, Dr. Heinrich, Wirkl. Geh.
Ober-Regierungsrath, Director
der Staatsarchive.
Sydow, Frau Elisabeth, geb. Fuhr-
mann.
Szamatölski, Dr. phil. Siegfned.
Tlktin, Paul, Referendar.
Tobler, Dr. A., Professor.
Todt, Carl, Gymnasiallehrer und
Adjunkt.
Toeche, Ernst, Verlagsbuchhändler.
Toeche, Dr. Theodor, Königlicher
Hofbuchhändler.
Türk, Rechtsanwalt.
V. Uhden, Dr. jur. Richard.
Ullrich, Dr. phil. Ricliard.
Universitätsbibliothek, Königliche.
Vahlen, Dr., Professor, G^. Re-
gierungsrath.
V ictoria-Lyceum.
Vierling, G., Professor.
Violet, Dr. Franz.
Vogeler, Julius, Schuldirector.
Vogeler, Richard, Director einer
nöheren Mädchenschule.
Voigt, Frl. Margarete.
Waetzoldt, Dr. Stephan, Professor,
Director der Königl. Elisabeth-
Schule.
Wagner, Dr. A., Professor, Geh.
Regierungsrath.
Wagner, Dr. B. A., Professor.
Wahlländer, Frau Geh. Rath.
Wattenbach, Dr. W., Professor,
Geh. Regierungsrath.
r
25 4—
Berlio.
V. Wedel, Graf E., Kaiserl. über-
Stallmetster, Excellenz.
Webrenpfennig, Frau Geheimrath,
^b. Kopp.
Weigert, Dr. Max, Fabrikbesiuen
Weinhafen, Ernst
Weinhold, Dr. Karl, Professor,
Geh. R^erungsrath.
Weisstein, Gotthiff, Schriftsteller.
Wellmann, Dr. E., Professor am
Königstädtischen Gymnasium.
Welti, Dr. Heinrich.
Werner, Dr. R.
Wesendonck, Frau Mathilde.
Wesendonck, Ono.
Wessely, Dr. Hermann.
Wetzel, Johannes, Gymnasiallehrer.
V.Weyrauch, Dr., Unterstaatssekret.
v.WiJ[denbruch,Dr.Emst,Legations-
rath.
V. Wildenbruch, Frau Legations-
rath, geb. v. Weber.
Wilmanns, Dr. A., Professor, Gene-
raldirector der Kgl. Bibliothek.
Wolff, Charles.
Wolfl^ Justizrath.
Wolff, Dr., Oberstabsarzt.
Wollmann, Sie^fned, Kaufmann.
Zabel, Dr., Reoacteur.
Zeller, Dr. Eduard, Professor, Geh.
Regierungsrath.
Zupitza, Dr. Julius, Professor.
B6nibiir|f.
Köhler, Fr., Director der höheren
Töchterschule.
Bielefeld.
Loebeirsche Bibliothek.
RansohofF, Dr. phil. Georg.
Blankenburg a/Harz.
Wellmer, A., Schriftsteller.
Blatewits.
Schmid, Dr. jur. Carl.
Boehnm i/Westf.
Beneke, Dr.,Gymnasial-Oberlehrer.
Broicher, Frau Elise.
Lesevereia
Boeblingen i/Württemberg.
Bacher, Dr. jur. Albert, Amts-
richter.
Bogenhausen b München.
Weigand, Wilhelm, Schriftsteller.
Bonn.
Akadem.-germanistischer Verein.
Aufrecht, Dr. Theodor, Professor.
Berger, Dr. phil. Arnold E., Privat-
docent.
V. Bissing, Wilh. Friedr., Freiherr,
stud. phil.
Franck, Dr. Joh., Professor.
Gräfe, Dr., Professor.
Harkort, Frau Commerzienrath P.
Hüffcr, Dr. Hermann, Professor,
Geh. Justizrath.
Leo, Fräulein Therese.
Litzmann, Dr. B., Professor.
Loeschke, Dr. G., Professor.
Magnus, Gustav, Justizrath.
Pr3mi, Dr. Eugen, Professor.
Rosenmund, Dr. phil., Richard,
Privatgelehrter.
Schnitze, Dr. Fr., Prof., Director
der medic. Klinik.
Seminar, Kj^l. germanistisches der
Universität.
Toennies. Frau Adelheid, geb.
Cramer.
Universitäts- Bibliothek, Königliche.
Usener, Dr. Hermann, Professor.
Wilmans, Dr. W., Professor.
Zitelmann, Dr. Ernst, Professor.
Borghont (Westf).
Wutte, Johannes.
Bonfleth bei Krempe.
Gerber, W., Hauptpastor.
SohloM Bothmer bei Klütz
(Mecklenburg -Schwerin).
v. Bothmer, Frau Gräfin Bertha^
Bnüke b/Lemgo.
Roller, Dr., Director.
BrfuideDborg a/H.
Heyne, Dr., Domherr, Direaor der
Ritter-Academie.
Köpke, Fräulein Suse.
BraoDsehweig.
Aronheim, Dr. med. Felix.
Bergmann, Ernst, Gymnasiallehrer.
Blasius, Dr. Wilhehn. Professor.
Frühhng, Hermann, Hötelbesiuer.
—^ 26 ^—
Brannachweig.
V. Krosigk, Major a. D.
Magnus, Dr. O., Rechtsanwalt.
Magnus, Kar], Bankier.
Westermann, Friedrich, Verlags-
buchhandler.
Wilhclmy, R., Ober-Postkommissar
a. D.
Br6ni6n*
Deetjen, Gustav.
Frese, Fräulein Anna.
Fritze, Dr. phiL Edmund, Professor.
Fritze, Frau Johs.
Graef, Frau Sophie.
Hackfeld, Frau M., geb. Pflöger.
HarÜaub, Dr. G.
Jacobi, Justus, Pastor an der St.
Stephani-Kirche.
Krug, E., Director der Deutschen
Bank.
Lammers, Hermann.
Nickel, M. Philipp, Kaufmann.
Oelze, Wilhelm, Kaufmann.
Pauli, Dr. jur., Senator, Bürger-
meister.
Rassow, Gustav.
Ruperti, Fräulein Amalie.
Sattler, W., Professor.
Stadt-Bibliothek.
Breslau.
Bienko, Dr., Polizeipräsident.
Breslauer Dichterschule.
Cohn, Dr. Ferdinand, Professor.
V. Flottwell, Regierungspräsident.
Franck, Fräulein A. H.
Friederid, Frau Stadtrath Anna.
Friedenthal, Adolf, Kaufmann.
Germanistisches Seminar der Uni-
versität.
Gesellschaft der Freunde.
Hamburger, Dr. phil. Paul.
Holz, Albert, Bankier.
Tänicke, Kari, Stadtrath.
Itnmerwahr, Leopold, Kaufmann.
Kielmann, Fräulem Anna.
Koch, Dr. Max, Professor.
Ladenburg, Frau Geheimrath, Pro-
fessor TVl.
Lucte, C., Buchhändler.
Milch, Dr. phiL Louis.
Molinari, Frau Commerzienrath.
Morgenstern, E., Verlagsbuchhdlr.
Nather, Dr. Ernst.
Weisser, Dr. med., Professor.
Pakscher, Dr. phil. A., Privatdoceni.
Brealatu
Partsch, Dr. med. Carl, Professor.
Pinder, Frau Caroline.
Ponfick, Emil, Professor, Medidnal-
rath.
Pringsheim, Max A., Kaufmann.
Richter, Dr., Professor.
Rösler, Frau Marie.
Sackur, Frau Margaretha.
Sagawe, Dr. Konrad, Gymnasial-
lehrer.
Schneider, Lothar.
Scrlo, Walter, Bergbau-Referendar.
Silbergleit, Frau Seraphine.
Sitte, Otto, Opticus.
Stadt-Bibliothek.
Stern, Frau Charlotte.
Storch, A., Direaor.
Trewendt, Ernst, Veriagsbuchhdlr.
Universitäts-Bibliothek, KönigL
Urbach, Fräulein Rosa.
Vogt, Dr. F., Professor.
Wendriner, Dr. phil. R.
Zimpel, Frau Professor Helene.
Bretten.
Kahn, Dr. Franz, Amtsrichter.
Bromberg.
Belling, Frau OberiehrerDr. Marie.
Lüdicke,Max,Ober-Regierungsrath.
Mehrtens, Kgl. Regierungs- und
Baurath.
Bfideaheim (Oberhessen),
v. Oriolla, Frau Gräfin W.
Burgsteinfurt (Westfalen).
Eschmann, Dr. Gustav.
Calw (Württemberg).
Weizsäcker, Dr. Phil. Paul, Director
des Reallyceums.
Cannstatt
Geifer, Emil, i/Fa. L. Bosheuyers
Buchhandlung.
Warburg, Georges, Student.
Caeael.
Förster, Auguste, Lehrerin.
v. Hutten-Czapski, Graf, Rittmeister
und Escadronschef.
Landesbibliothek, Ständische.
Magius, Dr., Landrichter.
Mutt, Dr., Professor, G^nnasial-
Director.
-•► 27
CasMi.
Riess, Justizrath.
Rinald, Victor.
Rubensohn, Hermann.
Schmitt, Dr. phil. H., Gymnasial-
lehrer.
Seelig, Dr. phiL Fritz, Assistent der
SUndischen Landesbibliothek.
Stölting, G., Consistorialrath.
Charlottenburg.
Boeckh, Dr. R., Professor, Geh.
Regierunesrath.
Cohn, Frau dtadtrath Dr. Anna.
Comicelius, Dr. phil. Max.
Demburg, Dr. Heinrich, Professor,
Geh. Justizrath.
Grisebach, Hans, Architekt.
V. Helmholtz, Dr. H., Prof., Wirkl.
Geh. Rath, Excellenz.
Hirschfeld, Dr. Otto, Professor.
V. Holst, Mathias, Baumeister.
Lehrerbibliothek des Kgl. Gym-
nasiums.
Lepsius, Reinhold, Maler.
Lessmann, Otto, Herausgeber der
Allg Deutschen Musik-Zeitung.
Lewinsohn, E., Amtsrichter.
V. d. Leyen, Dr., Geh. Ober-
Regierunfsrath.
March,Otto, Regieningsbaumeister.
Mommsen, Dr. Theodor, Professor.
Sachau, Dr. phil. E., Professor.
Strehlke, Dr. F., Gymn.-Dir. a. D.
Thür, Fräulein Anna.
Weber, Dr. jur. M., Stadtrath von
Berlin.
V. Wedel, Frau Margarete.
Wolff, Julius.
Zimmermann , Frau General
Johanna.
Chemnits.
Bibliothek des Kf^I. Gymnasiums.
Hucho, Dr. Heinrich, Landgerichts-
rath.
Kirchner, Dr. Carl, Oberlehrer.
Kühn, Dr. Bernhard, Landrichter.
Morell, Georg.
Opitz, Dr. med. W.
Stadtbibliothek.
Ullrich, Dr. phiL H., Oberlehrer.
Wächter, Dr. med. R.
Coblens.
Deiters, Dr. Hermann, Geh. Reg.-
Rath.
Wahl, G., Realgymnasiallehrer.
Coburg*
Beck, Dr. Heinrich, Professor.
v.Unr uh-Wiebel ,Freiherr,Kammer-
herr, Rittmeister a. D.
Colmar i/£lsass.
Weber, Dr. Wolf, Landgerichtsrath.
Cöln a/ Rhein.
Burgers-Stein , Frau Geh. Justiz-
rath J.
Deichmann, Theodor, Bankier.
Düntzer, Dr. Heinrich, Professor,
Bibliothekar.
Herbertz, Otto.
Herstatt, Arthur, Landgerichtsrath
a. D.
Heuser, Frau Eugenie, geb. Nico-
lovius.
Heuser, F. Robert.
Heuser-Kicolovius, Robert
Leiden, Franz D., Kaufmann.
Lempertz sen., Heinrich, Rentner.
Lewmger, Ernst, Oberregisseur.
V. Lüdinghausen - Wolff, Baron,
ObersSieutenant.
Meuser, Paul, Rechtsanwalt.
V. Mevissen, Dr. G., Geh, Commer-
zienrath.
V. Mevbsen, Fräulein Mathilde.
V. Mevissen, Frau Therese.
Oelbermann, Emil.
Papst, Dr., Director des Kunst-
gewerbe-Museums.
Pein, Wilh., Kaufmann.
Pfeifer-Schnitzler, Frau Paula.
I^ogge, Frau Clara, geb. Plantier.
Schneider, Frau Professor Lina.
Schnitzler, Eduard.
Schnitzler, Frau Amtsrichter Robert.
Schnitzler, Robert, Geh. Rath.
Schnitzler, Dr. jur. Victor, Gerichts-
Assessor.
Schuch, Paul, Regier ungsrath.
Schwabach, Frau Rcgierungsrath
Henriette.
Stein, Frau Elise, geb. v. Mevissen.
Stein, Frau Julicka, geb. Leiden.
Wüllner, Dr. Franz, Professor,
Kapellmeister.
CoMÜn (Pommern).
Hochdanz, Dr., Gymnasialober-
lehrer.
Comptendorf (Kreis Cottbuss).
v. Berndt, Alfred, Prem.-Lieutenant.
28
Cottbus.
Sommerfeld, Otto, Fabrikbesitzer.
Crefeld.
Goecke, Rudolf, Kaufinann.
Pcltzcr, Dr. jur. Rudolf.
Cremen a/Elster (Rg.-Bz. Merseb.).
V. d. Schulenbur^, Frau M., geb.
Gräfin Einsieael, Excdlenz.
Gnlmitsseh b/Berga a/Elster.
Hofimann, Max, Pfiirrer.
Dansig.
Baum, Dr. med., Obersubsarrta.D.,
Chefarzt des Sudtlazareths.
Bemdt, Fräulein Gustel.
Bischoff, Gerichtsassessor.
V. Gossler, Dr., Staatsminister a. D.,
Excellenz.
Tüncke, Wühelm.
Löschins Bibliothek des Real-
gymnasiums zu St. Johann.
Scheinert, Adolf, Buchhändler.
Stadtbibliothek.
Darmstadt.
Bergsträsser, A., Hofbuchhändler.
Edward, Hugo, Hofschauspieler.
Hepp, C,
Hofbibliothek, Grossherzogliche.
Literarischer Verein.
Merck, Dr. phil. C. E,
Merck, Dr. Louis.
Merck, Wilhelm.
Rieger, Dr. Max.
Roauette, Dr. Otto, Professor.
Wuikow, Director Dr.
Wünzer, Theodor, Hoftheater-
Director.
Deersheim b/Wassersleben a/Harz.
v.Gustedt, Frau, geb. v. d. Schulen-
burg.
Dessau.
Antoinettenschule, Herzoel.
Friedrichs-Gymnasium, Herzog!.
Meinert, Carl, Fabrikbesiuer.
Oechelhäuser, Geh. Commerzien-
rath.
V. Oechelhäuser, W., General-
Director der Deutschen Con-
tinental-Gasgesellschaft.
Popitz, Frau Margarethe.
V. Vignau, Hoftheater - Intendant,
Major z. D.
V. Vignau, Frau Margarethe.
Detoiold.
Gymnasium Leopoldinum.
V, Meysenbug, Freiherr, Major.
Runnenberg, W., RechtsanwalL
Diedenhofsn (Elsass- Lothringen).
Brodruck, Georg, Hauptmann und
Compagnie(£ef.
Donauesehiogen.
Bissinger, C, Director des Pro-
gymnasiums.
Dortmiud.
Gymnasial-Curatorium.
Nagel, Bernhard, Amtsgerichtsrath.
Dresden.
Amen, Frau Dr.
Arndt, Jul. Max, Grosskaufmann.
V. Biedermann, Dr., Freüicrr, Gdi.-
Rath.
Bondi, Dr. phil. Georg.
V. Boxberff-Zschoma, Frau Oswine,
geb. KeiL
Diestel, Dr., Professor.
Ehlermann, Dr. phil. Erich, Ver-
lagsbuchhändler.
V. Einsiedcl, Fräulein Helene.
V. Finck-Nöthniiz, Freiherr, Kam-
merherr.
Flechig, Dr. phiL Ed.
Förster, Dr. med. Richard, Hofirath.
Franck, Dr. Albert, Rentier.
Franck, Eugen, i/Fa. Albanus*sche
Buchdruckerei (Fürst & Franck).
V. Gerbel-Embach, Dr. N.
V. Gerber, Frau Staatsrainister,
Excellenz.
Gmeiner-Benndorf, Frau Commer-
zienrath Rosa.
Götze, Dr. Edmund, Professor beim
Kadettencorps.
V. Haber, Baron R., Premier-
lieutenant a. D.
Hasper, Dr. Hieodor, Professor.
Hassel, Dr. Paul, Geh. Regiemngs-
rath, Director des Hauptstaats-
archivs.
Heyl, Frau Anna, geb. Hübler.
V. Humbracht, Baron Joseph, KgL
preuss. Kammenunker.
Jaensch, Emil, Bucnhändler (i/Fa.
V. Zahn & Jaensch).
Jensen, Paul, KrI. Hofopemsänger.
Layser- Langerhanns, Frau Sani-
tätsrath Agnes.
—^ 29 4—
DreadeD.
Knoop, Wilhelm, Consul.
V. Könneritz, Fräulein Marie, Staats-
dame a. O.
Körner-Museum der Stadt Dresden.
Krausse, Robert, Bildnissmaler.
v.Kyaw,Curt, Landgerichtsdirector.
Leopold, Dr., Professor, Geheimer
Medicinalrath.
Lesky, Wilhelm, Rechtsanwalt.
Lindau, Dr. Paul.
Lücke, Dr. Herm , Professor.
V. Mangoldt, Fräulein Helene.
Mannl, Johannes.
V. Massenbach, Freifrau, Excellenz.
Meinert, Dr. med. E.
Müller, Hugo, Grossherzogl. Sachs.
Wirkl. Geh.-Rath, Excellenz.
Müller, Dr. Theodor, Oberlandes-
gerichtsrath.
Osterloh, Dr. med. Paul.
V. Otto, Fräulein Marie.
Overbeck, Fräulein Camilla.
Palm, Frau Baronin.
Paul, A., Königl. Sächsischer Hof-
schauspieler.
Posse, Dr. phi!., Regierungsrath.
Pusinelli, Dr. med., prakt. Arzt.
Rachel, Dr. Paul, Oberlehrer.
Richelsen, Christel, Regisseur am
Kgl. Hoftheater.
Ritterstädt, Dr., Geh. Finanzrath.
Sauer, Frau Dr.
Scheidemantel, K., Kammersänger.
Schmidt, Heinrich, Lehrer. '
Schnorr v. Carolsfeld, Dr. Franz,
Professor ,Kgl.Oberbibliothekar.
Schramm, Frau Dr. Martin.
Schramm, Otto E., Ingenieur.
V. Schultzendorff, W., Kammerherr.
Schwender, G. E«
Siefert, Rieh., Kaufmann.
Singer, Dr. phil. Hans W.
Sontag, Carl, Hofschauspieler.
Stern, Dr. A., Professor.
Stürenburg, Dr. H., Professor,
Rector der Kreuz^ule.
Undeutsch, Max, Rechtsanwalt.
Villers, Dr. Alexander.
Vogel, Dr. Theodor, Professor,
Geh. Schulrath.
Vollmöller, Dr. Karl, Professor.
Vorländer, H., Rittergutsbesitzer.
Wocrmann, Dr.Karl, Prof., Director
der Kgl. Gemäld^;allerie.
Wolf-Baudissin, Frauuräfin Sophie.
Drtsdeo.
V. Zahn, Robert, Buchhändler (i/Fa.
V. Zahn &Jaensch).
Zschille, Frau TTierese, geb. v. Ein-
siedel.
Zschuppe, Arno, Schriftsteller.
Dnisbnrg a/Rh.
Curtius, Dr.Rud., Reg.-Referendar.
Feller, W., Gymnasial-Oberlehrer.
Vijgen, Dr. jur. Max, Referendar.
Dulxen b/Preuss. Eylau.
Rosenow, Frau Johanna, geb.
Fredenhagen.
Düsseldorf.
Böninger,Ferdinand, Fabrikbesitzer.
Künstler -Verein »Malkasten«.
V. Oettingen, Dr. W., Professor.
Eberswalde.
Klein, Dr. J., Gymnasialdirector.
Eisenach.
Hossfeld, Dr. Carl, Gymnasiallehrer.
Kieser, Hugo, Arcbüdiakonus.
Koellner, ür., Arzt.
Kürschner, Joseph, Prof., Geh.
Hofrath.
Michels-Schnitzler, Frau Kaufmann
Julius.
Reuter, Frau Dr. Fritz.
Schneidewind, Dr. E., Gymnasial-
Professor.
Schwabe, Fräulein Luise, Instituts-
vorsteherin.
Streck, Carl, Apotheker.
Weber, Dr. H., Hofrath,Gymnasial-
director.
V. Wurmb, Frau E., geb. Gräfin
Bothmer.
Eisenberg (Sachsen-Altenburg).
Frenzel, Carl, Stadtrath.
Gymnasial-Bibliothek.
Elberfeld.
Blank, Frau Alexander.
Graf, Dr., Geh. Sanitätsrath.
Martens, Dr. Ludwig, Professor,
Gymnasial-Oberlenrer.
Neuhaus, Frau Otto.
Schlieper, jun., Frau Gustav.
Simons, Walter, Commerzienrath.
Weychardt, Conrad.
Zurhellen, Dr. Joh., Justizrath.
— <♦ 30 *—
Ellwangen.
Frik, G., Rechtsanwalt.
Emden.
Bibliothek des Königl. Wilhelms-
Gymnasiums.
EmmeodingeD.
Feldbausch, Dr. Otto, Arzt a. d.
Irrenanstalt.
Erdebom (Rittergut^ b/Ober-
voeslingen a/^ee.
Marckwald, Fräulein Marie.
Erfurt.
Barth, M., Reg.-Rath.
Burkhardt, Dr. med. Friedrich,
Augenarzt.
Kutter, Frau Gustav.
Lochaer, K., Eisenbahndirector.
Lucius, Geh. Commerzienrath.
Pick, Dr. Albert, Wissen.schaftlicher
Lehrer.
Stürcke, Hermann, Geh. Commer-
zienrath.
Erlangen.
Penzoldt, Dr. F., Professor.
Rosenthal, Dr., Professor.
Universitäts-Bibliothek, Königliche.
Vogel, Frau Professor Dr. W.
Eutin.
V. Beaulieu-Marconnay, Freiherr,
Grossherzogl. Oldenburgischer
Ober- Jägermeister.
Finsterwalde i/Neumark.
Rhode, Fräulein Anna.
Flensburg.
Fischer, Max, Kaiserl. Telegraphen-
Inspector.
Flonheim (Rheinhessen).
Knell, Dr. Karl, pr. Arzt.
Frankenthal (Rheinpfalz).
Baum, W., L Kgl. Staatsanwalt.
Frankfurt a/M.
Stadt Frankfurt a/M.
Abendroth, Moritz, Buchhändler.
Albert, Frau Elisabeth.
Auerbach, Fritz.
Baer, Simon Leopold, Buchhändler.
Frankfurt a/M.
Baerwald, Dr. Hermann, Reaischul-
Director.
de Bar}', Dr. med. Joh. Jacob.
Beil, Dr. med. W.
Beit, Frau Eduard.
Berghoeffer, Dr., Bibliothekar der
Freiherrl. Carl v. Rothschild-
schen öffentlichen Bibliothek.
v.Bethmann, Freiherr Simon Moritz.
Bibliothek, Freiherrl. Carl v. Roth-
schildsche öffentliche.
Bibliothek des Freien Deutschen
Hochstifts.
Bibliothek der Polytechnischen Ge-
sellschaft.
Braunfels, Otto.
V. Brüning, Frau Dr. Clara.
Bürgerverein.
Burghold, Dr. Julius, Rechtsanwalt.
Cahn-BlumcBtnal, Heinrich, Kauf-
mann.
Carl, Dr. med. August.
Cohnstaedt, Ludwig, Rcdacteur.
Dctloff, Adolf, Buchhändler.
Dietz, Dr. Alexander, Rechtsanwalt.
Dondorf, Bernhard, Rentier.
Donner - v. Richter, Otto, Historien-
maler.
Dotter, Fräulein Doris.
Eckhard, Frau Dr., Ober-Landes-
gerichtsrath-Wwe.
Ehlers, Dr. R., Consistorialrath.
EUissen, August.
Emden, Heinrich.
Flersheim, Robert.
Frankfurter Zeitung (Redaction).
Fries, Jacob, Ingenieur u. Fabrikant.
Fulda, Dr. Ludwig, Schriftsteller.
Geiger, Dr. Berthold, Rechtsanwalt.
Goldschniidt, Dr. jur. Hermann,
Gerichtsassessor.
Goldschniidt,MarcusMoritz,Bankier.
v. Guaita, Frau Pauline.
Günther, Ferdinand, Kunsthändler.
Hahn, Louis Alfred, ßankdirector.
Hammeran, Dr. phiJ. A.
Hanau, Heinrich A.
Herxheimer, Dr. med. S., pr. Arzt.
Hoffmann, Dr. Heinrich, Geh. Sani-
tätsrath.
ung,Dr.phil. Rudolf, Stadtarchivar,
ahn, Bernliard, Bankier.
Kahn, Julius.
Koch, Frau Anna Louise, geb.
v. St. George.
t
♦ 31 *^—
Frankfurt a/Jt.
Koenitzer, Carl Wolfgang.
Kohn- Speyer, S.
Lentz, A,, Professor.
Lichtenstein, Leopold, Kaufmann.
Liebmann, Dr., Landrichter.
Lucius, Dr. Eugen.
Maas, Dr. Max.
Maier, Gustav, Bankier.
V. Marx, Ritter Ernst.
V. Marx, Ritter Heinrich.
V, Marx, Ritter Louis, Rentier.
May, Eduard Gusuv.
Mayerfcld, Anton, Kaufmann.
Meister, Frau C. F. Wilhelm.
Melber, Walter Wolfgang.
Merton, W., Kaufmann.
V. Mumm, P. H.
Neher, Ludwig, Architekt.
Neuroann, Dr. jur. Paul, Rechts-
anwalt.
Osterrieth, Eduard.
Osterrieth-Laurin, August.
Oswalt, Frau Wwe. Brandine, Ver-
lagsbuchhändlerin.
Oswalt, Dr. jur. H., Rechtsanwalt.
Pallmann, Dr phil. Heinrich.
Pfeiffer, C. W.
Philippi, Fräulein Helene.
Rawitscher, Dr., Landgerichtsrath.
Reinhardt, Dr. phil. Carl, Director
des Stadt. Gymnasiums.
Reitz & Köhler, Buchhandlung.
Rosenmever, Dr. med. Ludwig.
Rothschild, August, Bankier.
Sachs, Dr. Otto, Rechtsanwalt.
Sanct-Goar, Ludolph.
Schmidt-Metzler, Dr. Moritz, Sani-
tätsrath.
Scholderer, Dr. Emil, Director.
Schölles, Frau Dr. Henriette, Sani-
tätsraths -Wwe.
Scholz, Dr. Bernhard, Professor.
Schott, Siegmund.
Schultheiss, Albrecht.
Sichert, Dr. jur. Jacob, Justizrath.
Speyer, Georf^, Bankier.
Speyer, Dr. jur. Otto, General-
Sekretär der Mittdd. Creditbank.
Stern, Theodor, Bankier.
Stiebel, Dr. med. Fritz.
Teblte, Adolf.
Tcxtor, C. W.
Trommershausen, Dr. E., Ober-
lehrer am Gymnasium.
Valentin, Dr. Veit, Professor.
Frankfurt a/M.
Varren trapp, Dr. A., Stadtrath.
Völcker, Georg, Buchhändler.
Vohsen, Dr. med. Carl.
Weigert, Dr. Carl, Professor der
Anatomie an der Sencken-
bergischen Stiftung.
Weiss, Dr. Guido.
Wohl, Jacques.
Frankfurt a/O.
Bertz, Eduard, Schriftsteller.
Dittmer,Geh.Ober-Regierungsrath.
Hofmann, Paul, Lehrer.
Kempner, L., Kaufmann.
Kühn-Schuhmann, Frau Antonie.
Scheller, Fräulein Emilie.
Freiberg i/S.
Heisterbergk, Ulrich, Rechtsanwah.
Freiburg i/Br.
Faehndrich, H. A., Amtsrichter a. D.
Hettler, Eugen, Fabrikant u. Kauf-
mann.
Kluge, Dr. F., Professor.
Lorenz, Frau Major Margarethe.
Manz, Otto, cand. phil.
Meyer, C. M. Robert.
vom Rath, Frau Theodor.
Römelin, Dr., Professor.
Schieiden, Dr. R., Minister - Resi-
dent a. D.
Schmitt, Dr. H., Professor.
V. Simson, Dr. B , Professor.
Studniczka, Frau Professor Lili«
Treutier, Ludwig, Director des
Stadttheaters.
Universitäts-Bibliothek, Grossher-
zogliche.
Weissenfeis, Dr. phil. Richard.
Freibnrg i/Schlesien.
Realprogyiunasium.
Freienwalde a/O.
Qpedefeld, Dr. G., Gymnasial-
Oberlehrer.
Friedberg (Hessen).
Trapp, Carl, Fabrikbesitzer.
Friedenau b;Berlin.
Becker, Carl, Beamter der Handels-
gesellschaft.
Bruch, Max, Kapellmeister, Pro-
fessor.
Raabe, Dr. phil.
— ► 32 4—
Farth i/Bayern.
Besels, Heinrich, Kaufmaan.
Türkbcim, Leo.
Georgengarten b/Dessau.
V. Ditfiirth, Fräulein Else, Hofdame
I. K. H. der Landgrafin von
Hessen.
Gera (Reuss j. L.).
Bibliothek des Fürstl. Reuss-PL
Gymnasiums.
Ferber, Walter, Commerzienrath.
GoUe, RQgold, Kaufman.
V. Meysenbug, Freiherr, Ober-
HofmarschalL
Schlotter, Dr. jur. Alfred, Rechts-
anwalt und Notar.
Gernsbaoh i/B.
Funck, Heinrich, Professor.
Schloss Geaeas (5)chlesien).
Schubert, Dr. phil. Joh.
Gieaaan.
Behagfael, Dr. Otto, Professor.
Bock, Alfred. Schriftsteller.
V. Bradke, P., Professor.
CoUin, J., Gymnasiallehrer.
Gaffky, Dr., Professor.
Höhlbaum, Dr., Professor.
Löhldn, Dr. med. Hermann, Pro-
fessor.
Oncken, Dr. Wilhelm, Professor.
Schmidt, Dr. jur. Arthur, Professor«
Siebeck, Dr. H., Professor.
Strack, Dr. Adolf, Realgymnasial-
lehrer.
Universitäts-Bibliothek, G rossh.
Bargiaeh-Gladbaoh.
Zanders, Frau Marie.
M.-Gladbaeh«
Qpack, Wm., Commerzienrath.
Gleiwits.
Freund, Dr., Sanitätsrath.
Winkler, Siegfried.
Zuckerkand], Viktor.
Glogau i/Schl.
Cohn, Frau Rechtsanwalt Caroline.
Kempner, Frau Bankier Ida.
Sachs, Leopold (i/Fa. Sachs &
Gellin).
Gluekabrann bei Schweina
(Meiningen).
Gontard, Alexander.
GIQekaUdt
Gymnasium, Königliches.
Göppingen.
Gutmann, Frau Fabrikant Bernhard.
GorUta.
HeNiie, Alfred, Staatsbahn-Betriebs-
'secretair.
Köhn, Dr. phil. Kari.
Meirowsky, Frau Emestine geb.
Soutowsky.
Neumann, Fräulein Clara.
Rörig, A., Kgl. Eisenb.-Betriebs-
Inspector a. D.
Goslar.
Hirsch, Fr., Obergerichtsrath a. D.
Gotha.
Bibliothek des GymnasiumEmesti-
num.
Bibliothek, Heizoffliche.
V. Ebart, Freiherr F., Kammerherr.
Ehwald, Dr. R., Professor.
Fleischmann, Julius.
Gilbert, Dr., Professor.
Lewinstein, G., Gymnasiast.
Purgold, Dr. K., Uirector des Her-
zoglichen Museums.
Rohrbacb, Dr. phil. Carl E. M.,
Gymnasiallehrer.
Schwarz, Dr. med., prakt. Arzt.
Göttingen.
Dilthey, Dr. Karl, Professor.
Droysen, Dr. med. Felix, Privat-
docent und prakt. Arzt.
Ehlers, Dr., Professor.
Frensdorff, Dr. F., Professor, Geh.
Justizrath.
Hentze, Dr. Kr., Professor.
Leo, Dr. F., Professor.
Lexis, Dr., Professor.
v.Meier, Dr. jur. Ernst, Geh. Ober-
Ref^ierungsrath, Curator der
Umversität.
Michels, Dr. Victor, Privatdocent.
Röthe, Dr., Professor.
Seminar, Königliches, für deutsche
Philologie.
Universitäts-Bibliothek, Königliche. •
—^ 33 **^—
GSttingeii.
V. Wilamowitz-Möllendorf, Frau
Professor Dr.
Wildhagen, Dr., Rechtsanwalt
Wohhvül, Stud. jur. Paul.
Greifenstein ob/Bonnland.
V. Gleichen - Russwurm, Freiherr
Alexander, Kgl. bayr. Kanuner-
junker.
Greifswald.
Bemdt, Frau Professor Marie.
Bibliothek des germanistischen Se-
minars.
Gersuecker, Dr., Professor.
Maas, Dr. E., Professor.
Pemice, Frau Geheinirath Agnes,
geb. Bennecke.
ReiHerscheid, Dr. A., Professor.
Universitäts-Bibliothek, Kgl.
Grimma b/Leipzig.
Schmidt, Rudolph, Rechtsanwalt
u. Notar.
Groasalsleben (Anhalt).
Exter, Pastor.
Grosakarben (Hessen).
V. Leonhardi, Freiherr Moritz, Guts-
besitzer.
Groas-Liehterfelde b/Berlin.
d* Albert, Eugen, Hofpianist.
iafü^ Rechtsanwalt,
lüller, Paul, Gymnasiallehrer.
Quincke, Walter, Kaufmann.
Rudorü^ Ernst, Professor an der
Kgl. Hochschule für Musik.
Groaa- Medimiaeh ken
(Kreis Darkehmen, Ostpreussen).
V. Bujak, geb. v. Fahrenheid, Frau
Rittergutsbesitzer.
Gr&natadt (Bayern).
Chally, P., Kgl. Studienlehrer.
Steigeoberger,Tranz, KgL Studien-
lehrer.
Gabaii.
Driese, Emil, Kaufmann.
GnmUanan (Ostpr.).
Bibliothek des Gymnasiums.
Hecht, Dr. phil. Max, Gymnasial-
lehrer.
Lewald, Dr. Otto, R^ieningsrath.
Gundelshoim b/Gunzenliausen.
Putz, Karl, Pfarrer.
Gfiatrow (Mecklenburg).
V. Monroy, Dr. iur., Obergerichts-
präsident a. D.
Haggn (Schloss) b/Bogen a/Donau.
V. Schrenk, Freiherr Leopold, KgL
bayr. Hauptmann a. D. und
Gutsbesitzer.
Hainholx (vor Hannover).
Seligmann, Sigmund, Fabrikant.
Halberatadt.
Zimmer, Frau Rittmeister.
Halenaae b/Berlin.
Mauthner, Fritz, Schriftsteller.
HaUe a/S.
Ackermann, Dr. Tli., Professor,
Geh. Medicinalrath.
Anders, Friedrich, Rentner.
Bertram, Frau Constanze, Ober-
bürgermeisterswittwe.
Bethke, L., Bankier.
Brauns, Frau Professor C. W. E.
Brode, Dr. Reinh., Privatdocent.
Burdach, Dr. Konrad, Professor.
Deetjen, Carl, stud. phil.
Dyck, Dr. Franz.
v. Erdberg, Robert Adalbert, Cand.
cam.
Erdmann, Dr. Benno, Professor.
Erdmann, Dr. H., Privatdocent.
Friedberf, Dr. R., Professor.
V. Fritsch, Dr. K., Professor.
Genzmer, Dr. A., Professor.
Goeschen, Assessor.
Gosche, Fräulein Agnes.
Gräfe, Dr. A., Professor, Geh.
Medicinalrath.
Grenadier, Dr. H., Professor.
Gressler, Eugen, Maschinenfabri-
kant.
Grulich, Dr. phiL O., Gustos.
Hartwijj, Dr. O., Geh. Rath, Ober-
bibfiothekar.
Haym, Dr. R., Professor.
Herne, Frau Professor Sophie.
Hessler, Dr. H., Privatdocent
HOler, Frau Professor Dr. E.
Koblschütter, Dr. E., Professor.
Kraus, Dr. Gregor, Professor.
Kühn, Dr. J., GeK Regierungsratfa.
— »» 34 ^—
Halle a/S.
Lehmann, Heinrich, Bankier.
Leser, Dr. Edmund, Privatdocent.
V. Lippmann, Dr. Edmund, Direaor
der ZuckerrafHnerie.
Lothholz, Dr., Professor, Gym-
nasialdirector a. D.
Meier, Dr. phil. John.
Mekus, Dr., Arzt.
Nasemann, Dr., Gymnasialdirector.
Niemeyer, Frauletn Marianne.
Niemeyer, Max, Buchhändler.
Perlbach, Dr. M., Unterbibliothekar.
Pott, Dr. jur. R., Professor.
Robert, Dr. Karl, Professor.
Ross, Frau Professor Emma, geb.
Schwetschke.
Saran, Dr. phil. Franz.
Schlieckmann, Justizrath.
Schulze, August, Director der
Zuckerraffinerie.
Schwarz, Dr. E., Professor.
Sievers, Dr. E., Professor.
Strauch, Dr. Philipp, Professor.
Universitäts-Bibliothek,Königliche.
Voigt, Rechtsanwalt.
V. Voss, Fräulein Elisabeth.
Wagner, Dr. Albrecht, Professor.
Wankel, Hauptmann a. D.
Welcker, Dr. H., Professor, Geh.
Medicinalrath.
Hamburg.
Arndt, Oskar (i/Fa. Arndt &Cohn).
Behn, Dr. jur. Hermann.
Behrmann, G., Hauptpastor.
v.Berenberg-Gossler,John, Bankier.
Berkefeld, O.
Bertheau, Dr. theol. Carl, Pastor.
Bohl, Ferdinand.
Brackenhoeft, Dr. jur. £., Rechts-
anwalt.
Bülau, Dr. med. Gotthard.
Ellmenrcich, Frau Franziska, Schau-
spielerin.
Fertsch, F. (i/Fa. Fertsch &Laeisz).
Gerstenberg, Dr. phil. Heinr.
Gloede, Dr. phil. liermann.
Goldschmidt, Dr. phil. Adolf.
Goldschmidt, Alfred O., Kaufmann.
Gräfe, Lucas, Buchhändler.
Groothoflf, H., Architekt.
Grüner, Dr. Th. W.
Hahn, Emil.
Hartmann, Dr. K., Rechtsanwalt.
Hertz, Frau Dr. Elisabeth.
Hertz, Dr. G., Senator.
Hamburg.
Hcylbut, Dr. phil. G.
Hinrichsen, Siegmund, stellv. Vor-
sitzender der Handelskammer.
Hottenroth, Hans, General-Agent.
Jacobi, Leopold, Bankier.
1af%, Dr. K.
kiehn, Heinrich.
Koehne, Ernst, Kaufmann.
Köster, Paul, Kaufmann.
Kreusler, Fräulein L.
Lehmann, Frau Dr. Emil.
Lehmann, Dr. jur. Siegfried.
Levy, Dr. H. B.
May, Anton.
Meissner jun., Otto, Buchhändler.
Merschberc^er, Dr. G., Professor.
Metz, Adolf, Lic. theol., Professor
am Tohanneum.
MönckeSerg, Dr. Rudolf.
Münchmeyer, A.
Oehrens, Dr. med. Wilhelm.
Oppenheim, Emil.
Oppenheim, Frau Marie.
V. Oesterreich, Edmund.
Petersen, Rudolf, Director.
Pflüger, Dr. M.
Piza, Dr. M.
Quincke, Wolfgang, Oberregisseur.
Rebattu, Dr. Alb., Pastor zu St.
Gertrud.
Redlich, Dr. C., Direaor der
höhereiv Bürgerschule.
Robinow, Hermann, Kaufmann.
Röpe, G. H., Hauptpastor.
Rudolph, G. A., Buchhändler.
Sasse, Wilhelm.
Scharlach, Dr. iur., Advokat.
Schenk, Dr. Adolf.
Schiff, Fräulein Jenny.
Seligmann, Frau Clara.
Sievekin^, Dr. med. Wilhelm.
Sohle, Dr. jur. Martin.
Sporri, Dr. H., ev. Prediger.
Stadtbibliothek.
Steitz, Fräulein Marie.
Stemann, Dr.,Landgerichtsdirector.
Strack, Dr. Arthur, Rechtsanwalt.
Thöl, Dr., Oberlandesgerichtsrath.
Vorwerk, jun., Adolf.
Warburg, Siegmund Rudolf.
Weisser, Dr., Kgl. preuss. Stabsarzt.
Wentzel, Dr. Wilh. loh.
Wohl\^nll, Dr. Adolf, Professor.
Wolffson, Dr. A.
Wolffson, Dr. J.
J5
Hamm i/Westf.
Hanow, Oberlandesgerichts-Senats-
Präsident.
Hanau a/M.
Leisler, Frau Helene.
Osius, Rechtsanwalt und Notar,
Jusdzrath.
HanDoyer.
V. Bennigsen, Rudolph, Ober-
präsident, Excellenz.
Graetzel v. Graetz, Dr. P.
iuncken, Frau lohanna, geb.Maudt.
[ayser, Dr. H., Professor.
Künnemann, Dr. phil. Eugen.
Mejer, Dr., Consistorialpräsident.
Meyer. Erich, Gymnas.-Oberlehrer.
Rat Jen, Adolf, Landgerichtsdirector.
Schaefer,H.,Gyninasial-Oberlchrer.
Schläger, Dr. med. Hermann.
Wülbem, Senator.
Harzburg a/Harz.
Grundner, Dr. F., Forstmeister.
Hattenheim.
Wilhelmy, A., Gutsbesitzer.
Heidelberg.
Braune, Dr. W., Professor.
Buhl, Dr. H., Professor.
Erb, Dr. Wilhelm, Professor.
Erdmannsdörffer, Dr. B., Professor.
Fischer, Dr. Kuno, Professor, WirkL
Geh. Rath, Excellenz.
Fürst, Dr., Rechtsanwalt.
Gegenbauer, Dr. Karl, Professor,
Geh. Rath.
Germanisch-Romanisches Seminar
an der Universität.
Gemandt, Dr. phil. Carl.
Groos, Karl, Buchhändler.
Hausrath, Dr. Adolf, Professor,
Kirchenrath.
V. Holle, Baron.
Knaps, Fräulein Anna.
Koenler, Dr. Karl, Professor.
Meyer v. Waldeck, Dr. Fr., Pro-
fessor, Kollegienrath.
Meyer, Dr. jur. G., Professor,
Hofrath.
Meyer, Dr. V., Professor.
Petters, Otto, Buchhändler.
Rohde, Dr., Professor, Gch.Hofrath.
Roseobusch, Dr. H., Professor,
Geh. Hofrath.
Gamni-J*i«araai XV.
Heidelberg.
Universitäts- Bibliothek, Grossher-
zoglich Badische.
V. Waldberg, Freiherr, Dr. Max,
Professor an der Universität.
Wunderlich, Dr., Privatdocent.
HeideDheim.
Meebold, Frau Commerzienrath
Natalie.
Meebold, Fräulein Ulla.
Heilbronn.
Harmonie-Gesellschaft.
Heinriehan b/Breslau.
Eberhardt, Julius, Gcneraldirector.
Gottwald, Superintendent und
Schlossprediger.
Heinriehsdorf b/Wilhelmsfelde
(Reg. Bez. Stettin).
Lenke, Fräulein Jenny.
Hildesheim (Hannover).
Schiefler, Gustav, Landgerichtsrath.
Höchst a/Main.
Epting, Max, Chemiker.
Hohenflohte (Sachsen).
Hauschild,Max E.,Commerzienrath.
Hohen-P&hl, Schloss b/Wilshofen
(Obcrbayem).
Czermak, Ernst, Gutsbesitzer.
Husum (Schleswig-Holstein).
Tönnies, Dr. Ferdinand, Professor
an der Universität Kiel.
^ena.
V. Bardeleben, Dr. K., Professor.
Delbrück, Dr. B.. Professor.
Devricnt, Dr. Otto, Professor.
Eggeling, Dr. H., Geh. Staatsrath,
Kurator der Universität.
Eucken, Dr. R., Professor, Geh.
Hofrath.
Fischer, G., Verlagsbuchhändler.
Fürbringer, M., Professor, Hofrath.
Gille, Dr., Geh. Hof- und Justizrath.
Götz, Dr., Professor.
V. d. Goltz, Dr., Freiherr, Professor.
Director der Grossh. bndwinh-
schaftlichen Lehransult.
Haacke, K., Regierungsrath a. D.
27
—^ 36 4-
Haeckel, Dr. Ernst, Professor.
Kaufmann, Dr. Fr., Professor.
Kniep, Dr., Professor.
Knorr, Dr. L., Professor.
Krieger, Ober-Landesgerichtsratfa
und Geh. Justizrath.
Leitzmann, Dr. phiL Albert.
Liebenam, Dr. W., Professor.
Liebmann, Dr. Otto, Professor,
Hofrath.
Lorenz, Dr. O., Professor.
Merian-Genast, Dr. Hans.
Richter, Dr. G., Gymnasialdirector,
Hofrath.
Rosenthal, Dr. Eduard, Professor.
Stickel, Dr. G., Professor, Geh.
Hofrath.
Stoy, Dr. Heinrich.
Stoy, Dr. Stephan.
Universitäts-Bibliothek.
Walter,Dr.phil.Johannes,Professor.
Wilhelm, Dr. Eugen, Professor.
Illenau b/Achem.
Schule, Dr. H., Geh. Hofrath.
Ilmenau.
»Gemeinde Gabelbachc (Gesell-
schaft).
Grube Ilse b/Cottbus.
Strack, Frau Hauptmann Fanny
geb. Hertz.
Inaterbiirg.
Bibliothek des Kgl. Gymnasiums.
Itzehoe.
Claussen, Dr., Sanitätsrath.
Kappeln (Schleswig-Holstein).
Thomsen jun., Dr. med. Julius,
prakt Arzt.
Karlamhe i/B.
Bemays, Dr. Michael, Professor.
Bielefeld, Jos., Verlagsbuchhändler,
K. K. österr.-ungar. Consul.
Blankenhorn, Dr. Adolf, Professor.
Bürklin, Frau Dr. A.
V. CheUus, Rieh., Hofjunker und
Legations-Secretär.
V. Edelsheim, Freiherr, Grossh.
bad.Obersthofmeister,Excellenz.
V. Eisendecher, Frau, geb. Freiin
V. Eickstedt, Excellenz.
Karlamhe i/B.
Ettlinger, Fräulein Anna.
von und zu Gemmingen, Freiherr,
Oberstkammerherr, Excellenz.
Göller, L., Ministerialrath.
Hauser, Joseph, Grossh. badischer
Kammersänger.
Heinsheimer, Max, Oberlandes-
gerichtsrath.
Liebermann, Gustav (i/Fa. A. Biele-
felds Hofbuchhandlung).
Mainzer, Fräulein Helene.
Ministerium der Justiz, des Kultus
und Unterrichts.
V. Oechelhäuser, Dr. A«, Professor
am Polytechnicum.
Ordenstein, Heinrich, Director des
Conservatoriums für Musik.
Regensburger, Dr. Leopold, Rechts-
anwalt.
Schnorr von Carolsfeld, Frau Mal-
vina, königl. bayr. Kammer-
sängerin.
Seubert, Emil, Ministerial-Director.
Weill, Dr. Fr., Rechtsanwalt
Weltzien, Alexander.
Wendt, Dr. Gustav, Geh. Hofrath.
Kehl a/Rh.
Frick, Ludwig, Fabrikant.
KieL
Borckenhagen , Frau Corvetten-
Capitän.
Erdmann, Dr. Oscar, Professor.
Gering, Dr. H., Professor.
Kirchhoff, Frau Corvetten-Capitän.
Krogmann, Ernst, Referendar.
Niepa, Alexander, Chefredacteur.
Peters, Johann, Rechtsanwalt.
Rossbacn, O., Professor.
Schepping, Dr. phil. Richard, Ober-
lehrer.
Schlossmann, Dr., Professor.
Schöne, Dr. Alfred, Professor.
Stanfi«, H., Professor.
Toecne, Paul, Hofbuchhändler.
Universitäts-Bibliothek, Königliche.
WolfF, Dr. Eugen, Privatdocent.
Kirchheimbolanden (Rheinpfalz).
Bibliothek der Kgl. Lateinschule.
Moschel, R., Kgl. ba3rr. Rent-
beamter.
Kleincromsdorf b/Weimar.
Ritter, A., Lehrer.
—-h 37 4—
Klein-Ools b/Ohlau i/Schlesien.
Yorck V. Wartenburg, Graf Hans.
Yorck V. Wartenburg, Graf Paul.
Klein-Sägewitz b/Kattem
(Reg.-Bez. Breslau).
Lewald, Georg.
Kohlbolie b/ Gutsebdorf (Schles.).
V. Richthofen-Damsdorf, Freiherr,
Ober-Reg.-Rath.
Königsberg i/Pr.
Alscher, Dr. Walther, Assessor.
Baumgart, Dr. Hermann, Professor.
Beer, Justizrath, Rechtsanwalt und
Noiar.
Bibliothek der höheren Bürger-
schule.
Bibliothek des Altstadt Gym-
nasiums.
Bibliothek des Kneiphöfischen Gym-
nasiums.
Bibliothek des Realgymnasiums auf
der Burg.
Bibliothek des städt. Realgym-
nasiums.
Bibliothek des Königl. Wilhelms-
Gymnasiums.
Brode, Max, Dirigent der Sinfonie-
Konzerte.
Frohmann, Dr. med. Julius.
Goldberg, Julius, Bankier.
Gruenhagen, Dr., Professor.
GüterbocK, Dr. jur., Professor,
Gehdmratli.
Höbner & Matz, Buchhandlung.
Königliche und Universitäts-Bibiio-
thek.
Mendthal, Justizrath.
Samuel, Dr., Professor.
Schöndörffer, Dr. Otto, Gymnasial-
lehrer.
Simon, Dr. Robert.
Simson, Fräulein Marie.
Stern, Frau Agnes, gb. Wiehler.
Teppich, Frau Emil.
Töchterschule, städt. höhere.
Vogel, Rudolf, Rechtsanwalt.
Schloss Konitz i/Thüringen.
Reiss, Dr. Wilhelm, Geh. Reg.-Rath.
Konstanz.
Brandes, Wilhelm, Bankdirector.
Fischer, Dr. med. Gg.
Bad Kosen.
Schütze, Dr. med. Carl.
Kottendorf b/Mellingen.
Knoke, Frau Oberamtmann E.
Krotoohin (Posen).
Haertel, Frau Oberstabsarzt Dr.
Anna.
Jonas, Dr., Professor, Gymnasial-
director.
Knsel (Rheinpfalz).
Heydel, J., Kgl. Bezirksamtsmann.
Schloss Laband
i/ Oberschlesien.
V. Welczeck, Freifrau Louise, geb.
Gräfin Hatzfeldt.
Lahr i/Baden.
Stadtbibliothek.
Stössner, Otto.
Landau (Pfalz).
Hitschler, Dr. med.
Landeshut i/Schlesien.
Realgymnasium.
Landsberg a/W.
Löbner, Dr. Heinrich.
Langenburg (Württemberg).
zu Hohenlohe- Langenburg, Frau
Fürstin Leopoldme, Grossher-
zogliche Hoheit.
Lauban i/Schlesien.
Wissenschaftlicher Verein.
Legefeld b/ Weimar.
Reusse, Rudolf, Pfarrer.
Leipzig.
Abraham, Dr. Max, Verlagsbuch-
händler.
Andresen, Woldemar.
Arndt, Dr. Wilhelm, Professor.
V. Bahder, Dr. Karl, Professor.
Baumgarten, Frau Dr. Mathilde,
geb. V. Villers.
Baur, Fräulein Marie.
Beer, Fräulein Dora.
Beer, Dr. Rudolph, Gymnasial-
Oberlehrer.
Berlit, Georg, Gymnasial -Ober-
lehrer.
27«
—^ 38
Leipzig.
Bibliothek des KgL Gymnasiums.
Bibliothek des Nikolaig)'mnasiuras.
V. Biedermann, Freiherr F. W.,
Verla^buchhändler.
Binding, Dr. Karl, Professor.
Bontecou, Fräiü. 'josephine, stud.
Borchers, Bodo, Gesangslehrer.
Brockhaus, Dr. Eduard, Verlags-
buchhändler.
Brockhaus, Rudolf, Verlagsbuch-
händler.
Bronk, Fräulein Isabella, stud.
Brugmann, Dr. Oskar, Oberlehrer
am Nikolaigymnasium.
Cichorius, Jobs., Kaufmann.
Cohnheim, Frau Professor.
Collins, Stud. phil. George Stuart.
Credner, Hermann, Verlagsbuch-
händler.
Curschmann, Dr. med., Professor.
D^enkolb, Dr., Professor.
Dix, Paul, Rechtsanwalt
Dodel, Friedrich Wühelm, Kauf-
mann.
Doerin^, Dr. B., Professor, Gym-
nasial-Oberlehrer.
Dolega, Dr. med. Max.
Dürr, Alphons, Stadtrath.
Dürr, Dr. Alphons, Buchhändler.
Eelbo, Bruno, Architect
Elster, Dr. Ernst, Professor an der
Universität.
Fränkel, Dr. Albert, Schriftsteller.
Friedberg, Dr. Emil, Professor,
Geh. Hofrath.
Geibel, Frau Leonore, geb. Wcisz.
Geibel, Frau Marianne.
Gensei, Dr. jur. Julius, Sekretär
an der Handelskammer.
Georgi, Dr., Rechtsanwalt.
Giesecke, Herm. F.(FirmaGiesecke
& Dcvrient).
Goetz, Ernst.
Goetze, Fräulein Auguste, Kammer-
sängerin.
Haessel, H., Verla^buchhändler.
V. Hahn, Dr. F., Reichsfi^erichtsrath.
V. Hase, Dr. Oskar, Verlagsbuch-
händler.
Heinemann, Dr. phil. Karl.
Heinichen, B., König!. Stations-
Assistent.
Herbst, Günther, Kaufmann.
Hüdebrand, Dr. Rudolf, Professor.
Hirzel, H., Verlagsbuchhändler.
Leipzig.
V. Holstein, Frau Hedwig.
Institut, bibliographisches.
Junck, Dr., Rechtsanwalt
ungmann, Dr., Professor, Rector
zu St. Thoraae.
Kettembeil, Dr. jur. Johannes»
Assessor.
Köhler, Hugo, Buchhändler.
Köhler, K. F., Buchhändler.
König, Wilhelm.
KrehU Dr. Ludolf, Professor, Geh.
Hofrath.
Lange, Dr. Robert
Lemice, Julius, Director der Leip-
ziger Feuer- Vers.-Anstalt
Leskien, Dr. A., Professor.
Liebisch, Bernhard, Buchhändler.
Limburger, Referendar.
Lorentz, Alfred, Buchhändler.
Loewenstein, Reichsgerichtsrath.
Müller, Geor^, Bucnnändler.
Müller, Dr. lur. Carl Otto, Geh.
Hofrath, Professor.
Nachod, Frau Marie.
Pfalz, Dr. Franz, Professor, Director
der Realschule.
Prüfer, Frau Dr. jur. A.
Reincke, Frau Reichsgerichtsrath.
Reis]and,O.R., Verlagsbuchhändler.
Ribbeck, Dr. O., Professor, Geh.
Rath.
Röder, Emil, Commerzienrath.
Romberg, E. L., Geh. Tustizrath.
Rost, Adolph, Buchhändler (J. C.
Hinrichs'sche Buchhandlung).
Scheibner, Dr. Wilhelm, Professor.
Schlösser, Dr. phil. Rudolf.
Schmidl, Stud. phil. Josef Wen-
delin.
Schmidt, Frau Ottilie Henriette,
Privatiere.
Schmidt, Stud. jur. Reinhard Benno.
Schneider, Dr. Arthur.
Schneider, Carl, Kaufmann.
Schreber, Frau Dr. Pauline.
Schulz, Hermann, Buchhändler.
Schunck, Fräulein Cornelia.
Schuster, Dr. phil. Hermann, In-
stitutsdireaor.
Schwabe, Frau Susanne, ^b. Klemm.
Schwarz, H., Reichsgenchtsrath.
Seelig, Dr. Justizrath, Rechtsanwalt
beim Reichsgericht.
Seemann, Anhur, Verlagsbuch-
händler.
—5* 39 *^—
Leipzig.
Seminar, Königl. Deutsches.
Simon, Dr. jur. Gustav Wilhelm,
Referendar.
Simon, Frau Stadtrath Hedwig,
geb. Simon.
Simon, Dr. jur. Paul.
Staackmann, L., Buchhändler.
Stadt-Bibliothek.
Stae^emann, M., Director des
Madttheaters.
Steffen, Dr. Georg, G3rmnasial-
Oberlehrer.
Stenglein, Reichsgerichtsrath.
Stolterfoth, P., Regierungsrath.
Stumme, Stud. med. Emmrich
Gerhard.
V. Tauchnitz, Bernhard, Freiherr,
Verlagsbuchhändler.
Titze, Adolf, Verlagsbuchhändler.
Tröndlin, Dr., Bürgermeister.
Üniversitäts-Bibliotnek, Kgl.
Voerster, Alfred, Buchhändler.
Voerster, Karl, Buchhändler.
Voigt, Dr. phil. Hans, Gymnasial-
Oberlehrer.
Wagner, Franz, Commerzienrath,
Stadtrath.
Wagner, Dr. med. Paul, Privat-
docent.
Walter, Geh. Ober-Postrath.
Weber, Dr. phil. Robert.
Wendtland, Dr. jur.
Wiede, Otto.
Wiesand, Dr. jur., Reichsgerichts-
rath.
Windscheid, Frau Dr. Bernhard,
Professors-, Geheimraths-Wwe.
Witkowski,Dr.Georg, Privatdocent.
Wülker, Dr. Richard, Professor.
Wundt, Dr. Wilh., Professor.
Lennep.
Rudolph, A., Oberstlieutenant und
Bezirkscommandeur.
Liegnitz.
Dyhrenfurth, Waldemar, Königl.
Staatsanwalt.
Groebenschütz, Ober-Reg.-Rath.
Rawitscher, Frau Assessor.
Röhricht, Rechtsanwalt.
Linden b/ Hannover.
Bibliothek des Königl. Kaiserin
Augusta- Victoria-Gymnasiums.
Linden b/ Hannover.
Grasshof, Dr., Gymnasialdirector»
Haase, Frau Helene.
Laporte, Rechtsanwalt.
LSoknitz (Pommern).
V. Eickstedt-Peterswaldt, Frau
Gräfin, geb. v. Eisendecher.
Lfibben (Niederlausitz).
Schneider, Florentin, Landcsbestall-
ter der Niederlausitzer Stände.
Labeok.
Achilles, Dr. E.
Benda, Dr. jur. J., Landrichter.
Curtius, Frau Senator Dr.
Fehling, Dr., Rechtsanwalt.
Hoffmann, Dr. Paul, Director der
Ernestinenschule.
Pabst, Dr. jur. Gustav.
Schillerstiftung, Lübeckische.
Stooss, Dr. jur. Alfred, Rechts-
anwalt und Notar.
Luckenwalde b/Frankfurt a/0.
Neuhaus, M., Rittmeister a. D.
Pariser, Frau Elise, geb. Mende.
Simonson, Frau Amisrichter Ger-
trud, geb. Mende.
Ludwigsburg.
Wulff, Franz, See-Lieutenant im
Dragoner-Reg. »Königin Olga«.
Ludwigshafen a/Rh.
Tacquet, Adolf, Commerzienrath.
Kaemer, Wilhelm, stud. jur.
Lüneburg.
Frederich, Otto, Hofweinhändler.
Gravenhorst, K., Justizrath.
Lyok (Osipreussen).
Dembowski, Dr. Johannes, Ober-
lehrer.
Gymnasium, Königliches.
A\iebe, Emil, Buchhändler.
Magdeburg.
Aefner, Hermann, Kaufmann.
Aufrecht, Dr.
Bemdt, R., Director der Magdeb.
Fe^er -Vers.-Gesellschaft.
Grünhut, Dr. Leo.
Hindenburg, Frau Carl, geb. Rei-
mann.
Mkgdabiirg.
HOne, K., Königl. Musikdirector.
KawCTiu, Waldemar, Redacteur der
Magdeburgiichen Zeitung.
Krühne, Richard, Referendir.
Lüdeke, Dr. jur. Max, Gerichii-
Sarre, Dr. jur., Amtsrichter.
Sträter, Dr. phil. E., Obeireal-
schullehrer.
Trosien, E-, Gdt Reg.- und Pro-
viaziabchulraih.
Wieseathal, Alfred, Kaurmann.
Feldhdm, C t-'.. Geh. Commer-
zienrath.
Heiden heimer, Dr. phil. Heinrich.
Hess, Dr. Carl.
Scholz, Carl {Firma Jos. Schob).
Stadtbibliothek.
Strecker, Fräulein Lina.
Bibliothek, öfTentliche.
Darmstaedter, Dr., Rechtsanwalt.
DitTeni, Dr. K.
Hecht, Dr. Felix, Hofrath.
Hirsch, Emil.
Hirsch, Louis, Kaufmann.
Hofth«ter-Coraii£, Grossh. Bad.
Jacobi, Hermann, Hoftheater-Re-
gisseur.
Kahn, Dr. Richard, Rechtsanwalt.
Köhler, Martin, Kaufmann.
Laden bürg, Frau Commerzienrath
Ida.
Lenel, Alfred, Kaufmann.
Lenel, Frau Alfred.
Lenel, Dr. phil. Walter.
Loewc. M. (Firma Loewe & Eschell-
Maas, Dr. jur. S., Landgerichtsrath.
Maihy, Johann Wolfgang.
Mayer, Ludwig.
Neumannn, Dr. Karl.
Reimann- Ditfeni, Frau Dr. Clara.
Reiss, Fräulein Anna.
"eiss, Karl, Consul.
taudi, Dr. med. J., prakt. Arzt
Harburg i/ Hessen,
oben, Dr. H., Professor. ,
ränkel, Dr. Carl, Professor.
ermanislisches Seminar der Uni-
versität.
Kochendörffei-,Dr.Karl,BiblioIbek$-
KAster, Dr. Albert, Professor.
Küster, Dr. Ernst, Professor.
V. Lilienlhal, Dr. Carl, Professor.
Rathke, Dr., Professor.
Schröder, Dr. Eduard, Professor.
Souchavi C. C, Gutsbesitier.
Universitäts-Biblioihek, KgL
Wenck, Dr. C, Privatdocent.
aukowiU (Prov. Posen).
V. Wilamowitz ■ MAIleodorff, Frei-
herr, Kgl. Kainmerherr, Ober-
präsident der Provinz Posen,
Excellenz.
MatilbraDD i/ Württemberg.
Palm, Augn Professor. Ephorus
des theologischen Seminars.
Schdtz, Dr. Emil, -Apotheker.
HMMDdorf b/ Backschütz
(Schlesien).
Waldersee, Frau Gräfin Helene,
geb. V. Wilamowiti-Mällendorf.
Haluingen
(Sachsen-Meioingen ).
Baumbach, Or. Rudolf, Holraih.
Kircher, Dr., Geh. Regierungsraih.
Martiny. Fr., Eisenbahn-Masctiinen-
Inspector.
WüHner, Dr. Ludwig, Herzogl.
Meining. Hofschauspieler.
Bibliothek der Kgl. Fürsten- und
Landesschule.
Lese-Gesellschaft.
Hemel.
Gymnasialbibliorheli, Kgl.
Halling, Direclor der höheren
Töchterschule.
Valentin, Richard.
■eraebiirg.
Barth, Frau Genera Idireclor.
4* 41 *~
M&hlhausen i/Th.
Kühne, Frau Rittmeister.
V. Wirtich, Frau Louise.
Mulhausen i/Elsass.
Deecke, Dr. W., Gymnas.-Director.
Kestner, Dr. Hermann, Sanit.-Rath.
Muhrau b/Striegau i/Schl.
V. Kramsta, Fräulein Marie.
München.
Ackermann, Theodor, Kgl. Hof-
buchhändler.
Arco- Valley, Frau Gräfin Leopol-
dine.
Bamstorff, Johann.
Bernstein, Max, Schriftsteller.
Bittmann, Friedrich.
V. Bürkel, Ludwig, Kgl. Bayer.
Min isterial-Director.
Cornelius, Dr. C. A., Professor.
Cornelius, Stud. phil. Carl.
Czermak, Stud. med. Leo, K. K.
Lieutenant der Reserve.
Eller, Frau Henriette, Oberhof-
gerichts-Advocatenwittwe.
Eloesser, Dr. phil. Arthur.
Fiedler, Dr. d.
Fraenkel, Dr. Ludwig, Kgl. Hoch-
schul-Docent u. Studienpräfekt.
V. Gietl, Ritter Max, Ministerialrath.
Göppinger-Meebold,Frau Adelheid,
Gottnelf, Stud. phil. Fritz.
Grätz, Dr. Leo, Universitäts-Pro-
fessor.
Haaser, Ernst, Journalist.
Hanfstängl, Edgar, Hofratli.
Hauck, Dr. Carl.
Hausmann, Frau Justizrath Dr.
Betty.
Hertz, Dr. Wilhelm, Professor.
Heyse, Dr. Paul.
Hof- und Staatsbibliothek, Kgl.
V. Hülsen, G., Lieutenant.
Kappelmeier , Georg , Brauerei-
Director.
Klarmann, J., Hauptmann und
Adjutant.
Lehner, Johann, Director der Bayer.
Notenbank.
Lehrerbibliothek, Städtische.
Levi,Hermann,K. General-Director.
Linz-Godin, Frau Oberst A.
V. Loen, Freiherr, Grossh. Sachs.
Kammerjunker.
München.
V. Malsen, Baron, Kj^l. Bayer.
Oberhofmarschall, Excellenz.
V. Marogna, Gräfin Angela, Hof-
dame L K. Hoheit der Frau
Herzogin Carl Theodor in
Bayern.
V. Mayer, Dr. Carl, Kgl. Staatsrath.
Meyer, Dr. Julius, Dwector, Geh.
Regierungsrath.
Munckcr, Dr. Franz, Professor.
v.Naegeli, Frau Professor Henriette.
Oertef, Heinrich, cand. phil.
v. Oettingen, Frau M.
Oldenbourg sen., R., Verlagsbuch-
händler.
Paul, H., Professor.
V. Perfall, Freiherr, General-Inten-
dant der Königl. Hofmusik,
Excel lenz.
Qpidde, Dr. phil. L.
Rau, Frau Anna.
Savits, Jocza, Oberregisseur des
Kgl. Hoftheaiers.
Scherer, Dr. Georg, Professer.
Schmidt, Dr^ med. Oswald.
Solbrig, Dr. Veit, K. Ober-Stabsarzt.
Steinitzer, Paul, K. K. österr.
Major a. D.
Sulger, Emil.
Traube, Dr. Ludwig.
Voss, Dr. Richard, Schriftsteller,
Bibliothekar der Wartburg.
Waldthausen, Justus, Kaufmann.
Weltrich, Richard, Kgl. Professor.
Münchenbemsdorf
(Grossh. Sachsen).
V. der Gabelentz-Linsingen, Lieut.
im Hus.-Reg. v. Ziethen.
Münster i/Westphalen.
Andresen, Dr. Hugo, Professor.
Drescher, Dr. phiT. Carl, Privat-
docent.
Kiesekamp, Frau Hedwig.
Paulinische Bibliothek, Kgl.
Pietsch, Kgl. Baurath.
Schmedding, Frau Reg.-Rath Laura,
geb. Hüffer.
Nastätten (Prov. Nassau).
Cathrein, Joseph.
Naumburg a/S.
V. Bamekow, Frau General Julie..
Bennecke, Justizrath.
— ♦ 42
Manmbiunf ayS.
Köstcr, Dr^ Sanhätsrath.
Lefanuan, Ober-Landesgcrichts-
rath a. D.
Remcru, Rechtsanwalt.
Srrimafm, Fräulein C. L. Gertrud.
Sturm, Dr. Aug., Rechtsanwalt und
Notar.
KaaBdoif (Bez. Dresden).
V. Lindenfeb, Freiherr, KgL Ober-
förster.
Maimhof
bei Leipzig.
Francke, Carl, V'ersicheningsbank-
Director a. D.
Neu
Bischoff, Anton, Justizrath.
Maatmrg (Stift) b/Heidelberg.
V. Bemus, Freiherr.
Meneodoif (Bezirk Köslin).
V. Osterroht, Gotthil£
Neuhansen b/Königsberg (Ostpr.).
Bon , Frau General-Landschafts-
director.
Men-Roppin.
Philippi, Erster Staatsanwalt.
Neoaalx a/Oder.
Wenck, W., Prediger.
Nenstrelitz.
Götz, Dr. G., Obermedicinalrath.
Niederbreisig.
Huyssen, W., Ingenieur.
NiederiÖMnltz b/Kötzschenbroda.
V. Biedermann, Freiherr, General.
NiederwailuH
Marcuse, H., Consul.
Norden (Ostfriesland).
Lücke, Dr. O., Oberlehrer.
Nordhansen a/H.
Hasse, Dr. med.
Kneiff, Rudolf.
Mylius, C, Landgerichtsrath.
Schenke. Hermann, Premier-Lieu-
tenant, Stadtrat!) und Brennerei-
besitzer.
Enderldn, Oberlandgericfalsratfa.
Hopf, Frau LüL
Lechner, Max, G>'mnasia Idirrctor.
Merzbacher, Sigm., Reditsanwalt.
P^nesischer Blunoenorden (Literar.
Verein).
Rau, Rudolf, Rechtsanwalt.
Sudt Nürnberg.
Wendriner, Ferd., Kaufinann.
Oberbümatein (Rheinprovinz).
Lessing, A.
Offenbaeh a/M.
Wd)er, Frau Rechtsanwalt Dr.
Ohrdrnf.
Gymnasium Gldchense, HerzogL
Oldcnbiirg (i/Grossh.).
V. Alten, F., Oberkammerherr,
Excellenz.
V. Beaulieu-Marconnay, Eugen,
Freiherr, Ober-Landesgericäts-
Präsident, Excellenz.
Becker, Landesgerichts -Präsident.
Bibliothek,Grossnerzogliche öffentL
Kelp, W., Apotheker.
Leeenberg, Dr. phiL F. A.
Mosen, Dr. R., Ober-Bibliothekar.
Schwartz, A., Hofbuchhändler.
Thorade, Bankdirector.
Wolken, E., Kaufoiann.
Oppehi (Prov. Schlesien).
Thal, Dr. jur., R^erungs- Re-
ferendar.
Oflnabrack.
Crespel, A., Referendar.
Osteowalde b/Melle.
Bibliothek Ostenwalde.
Ottmachan (Prov. Schlesien).
V. Humboldt, Freiin Mathilde.
Parchim (Mecklenburg).
Garthe, Frau Baurath Caroline,
geb. Mencke.
Pensig L d. Oberlausitz.
Drevin, Helmuth, Apotheker.
Pforsheim.
Hhrismann, Dr. phiL Gusuv.
Fischer, Dr. Franz, Director der
Irrenanstalt.
^ 43 *—
Pforzheim.
Nteiet, Wilhelm, Privatier.
Waag, Alfred, Architect, Director
der Kunstgewerbeschule.
Plagwitz b/Ldpzig.
Keü, Dr. phil. Alfred.
Plauen i/ Sachsen.
Hofmann-Stirl, Frau Professor
Helene, Kammersängerin.
Rentsch, Dr. phil. Joh., Gymnasial-
Oberlehrer.
Piess i/Schlesien.
Fielitz, Dr. W., Professor.
Poppenbüttel b/ Hamburg.
Henneberg, Albert, Gutsbesitzer.
Porstendorf b/Jena.
V. Wurmb, Schlosshauptmann auf
Domburg.
Posen.
Kantorowicz, Frau Lina.
Lewald, Dr. Felix, Regierungsrath.
Potsdam.
V. Blücher, Rittmeister im Garde-
Husarenre^iment.
König, Dr. Rooert, Daheim-Redac-
teur a. D.
V. Mellenthin, F., Rittmeister im
III. Garde-Ulanenregiment.
Nathan, Frau Hedwig.
Philippi, G.
zu Platen-Hallermünd, Graf Carl,
Erlaucht, Lieutenant im Regt.
Garde du Corps.
Prenzlau.
Busch, Richard, Landgerichtsrath.
Mertens, Fräulein Anna.
Rastenbarg i/Ostpr.
Kowalski, Carl, Kaufmann*
Rathenow.
Rhein, Frau Clara.
Ratibor.
Suchsland, Adolf, Amtsrichter.
Ratzeburg (Lauenburg).
Wassner, Dr. Julius, Gymnasial-
director.
Rechtenfleth b/ Bremen.
Allmers, Hermann.
Rehnsdorf b/Elstra (Sachsen).
V. Boxberg, Georg, Ritterguts-
besitzer.
Reichenbaoh i /Schlesien.
Preu, Dr. med., Sanitäts-Rath.
Remagen a/Rh.
Linden, Fräulein Lina, Pensionats-
Vorsteherin.
Retzin b/Priegnitz.
zu Putlitz, Frau Baronin.
Reutlingen.
Kusel, Fräulein Lucie.
Rlsstissen b/Ulm a/D.
Schenck v. Stauffenberg, Dr. Fr.,
Freiherr.
Rosrath b/Cöln a/Rh.
Benfey, Frau Else, geb. Benfey.
Rossia a/Harz.
Schüddekopf, Dr. Carl.
Rostock i/Mecklenburg.
Bechstein, Dr. Reinhold, Professor.
Berlin, Dr. Rudolf, Professot.
Kipper, Dr. Julius, Gymnasiallehrer.
Müller, Dr. phil. Walter.
Stiller'sche Hof- und Universitäts-
Buchhandlun^.
Universitäts-Bibliothek, Grossh.
Voss, Frau Advokat.
Wübrandt, Dr. Adolf.
Rotenburg i/Hannover.
Boehrs, Dr. D., Kreisphysicus.
Rudolstadt.
Bibliothek, Fürstl. öffentliche.
Ruhrort a Rh.
de Gruyter, Albert.
de Gruyter, Dr. Walter, Kaufmann.
St. Johann a/Saar.
v. Veitheim, Frau Baronin.
Satzkom b/ Potsdam.
Brandhorst- Satzkorn, W., Ritter-
gutsbesitzer.
44 ♦—
Sehleii.
Paetz, G., Kammerpräsident
Schleswig.
Bergas, Julius, Buchhändler.
Hoe*sche Bibliothek.
Kammer, Dr., Professor, Provinzial-
schulrath.
Voigt, Dr. Carl, Reg.-Assessor.
SehletUUdt
Kapff, Dr., Subsarzt.
Sehlobitten i/Ostpreussen.
zu Dohna, Frau Gräfin Emmy.
Sohnepfenthal b/ Waltershausen.
Ausfeld, Dr. Wilhelm, Schulrath.
SehSnbaoh b/Löbau i/S.
Rade, M., Lic, Pfarrer.
8eh5nebeok b/Magdeburg.
Saalwächter, Otto, Fabrikbesitzer.
Sohonwerder b/Dölitz i/Pommem.
V. Bonin, Frau, geb. v. Zanthier.
Sohreitlanokeii b/WUlkischken
i/Ostpreussen.
Dressler, Frau.
Sohulpforta.
Kettner, Dr. Gustav, Professor.
Landesschule, Königliche.
Schreyer, Dr. Hermann, Professor.
Volkmann, Dr. Dietrich, Rector
der Landesschule.
Zimmermann, Procurator der
Landesschule.
Schwedt a/0.
Qpehl sen., Dr. Otto.
Zschau, Dr. Hermann, Director des
Hohenzollem-Gymnasiums.
Schweldnitz i/Schl.
Kletschke, Landgerichtsrath.
Schwerin i/M.
V. Ledebur, Freiherr, Kammerherr,
Intendant des Hoftheaters.
Oldenburg , Grossherzogl. Ober-
zolldirector.
V. Pritzbuer, Friedrich, stud. jur.
et cam.
Schmeitzer, Geh. Ober-Finanzrath.
Schröder, Dr., Regierungsrath.
Seesen a/Harz.
Philippson, Dr. phil. Emil, Director
der Realschule.
Seiferedorf b/Radeberg (Sachsen).
V. Brühl, Graf CarL
Seyda (Bezirk Halle).
Matzdorff, Dr. med. Hans.
Siegen i/W.
Wicruszowski, Alfred, Amtsrichter.
Sonderahausen.
Budde, Regierungsrath.
Laue, Rath F r., Ooerbürgermeister.
V. Viebahn, Major.
Warte Sonnenblick (Eisenbahn-
Stelle Sulzbach i/Taunus).
Volger, Dr. G. H. Otto, Natur-
forscher.
Springe (Hannover).
Kaufmann, Karl, Fabrikbesitzer.
Stalluponen.
Kalau V. Hofe, Cand. des hohem
Schulamts.
Stargard i/Pommern.
Schröder, Dr., Oberstabsarzt I. Kl.
und Regimentsarzt.
Stasefurt
Stensel, Rudolf, Fabrikbesitzer,
Konsul a. D.
StegUU b/Beriin.
Dahms, Dr. Rud., Professor.
Hoffmann, Dr. Otto, Professor,
Gymnasialoberlehrer.
Paulsen, Dr. Friedrich, Professor.
Progyimiasium.
Schwarz, Arthur, Kaufmann.
Weber,W., Oberbürgermeister a. D.
Wendder, Dr. Camillus.
Stendal.
Wendorff, Landgerichts-Präsident
Stettin.
Gerstäcker, Otto, Amtsgerichtsrath.
iobst, R., Professor,
leddig, C. A., Director.
Klau well, Rudolf, Kaufmann.
Kurtz , Frau Kaufmann Reinhold.
—^ 45
Stettin.
May, Rudolf, Kaufmann.
Preusser, Fräulein Marie.
Schleich, Dr. med. Karl Ludwig,
Sanitätsrath.
Steffen, Frau Dr. Sanitätsrath P.
Weber, Otto, Landgerichtsrath.
Stoekach i/ Baden.
Ottendörfer, Dr. Hermann, Ober-
Amtsrichter.
Stolberg i/Harz.
Bode, Fritz, Fürstl. Stolbcrg'scher
Kammerdirector.
Stein 0, Post Klein-Czyste.
Kreis Kulm i/Wesipreussen.
Strübing, Fräulein Frieda.
Stolp (Pommern).
Bibliothek des Kgl. Gymnasiums.
Pickert, W., Gymnasial-Oberlehrer
und Bibliothekar.
Strassburg W/Pr.
Gymnasium, Königliches.
Strassburg i/£.
V. Biedermann, Freiherr B., Haupt-
mann.
Budde, Dr. Karl, Professor.
V. Dursy, Eugen, kaiserl. Ministerial-
rath'.
Friedlaender, Dr., Professor, Geh.
Rath.
Henning, R.. Professor.
Jacob, Dr. Carl,
oseph, Dr. Eugen, Privatdocent.
Martin, Dr. E., Professor.
Michaelis, Dr. Adolf, Professor.
Roff hack, Dr. jur., Regierungsrath.
Seminar, Germanistisches an der
Universität.
Stilling, Dr. J., Professor.
Tröbner, Karl J., Verlagsbuch-
händler.
Universitäts- u. Landesbibliothek,
Kaiserliche.
Varrcntrapp, Dr. C, Professor.
Wetz, Dr., Privatdocent.
Weyer, Dr., Landesgerichtsrath.
Ziegler, Dr. Theobald, Professor.
Stuttgart.
Abert, Hofkapellmeisier.
Becher, Fräulein Emmy.
Stuttgart
Bibliothek, Königliche öffentliche.
Bibliothek der Kgl. Technischen
Hochschule.
Clason, Arthur, Kaufmann.
Deahna, Dr., prakt. Arzt.
Denison, Louis, Kaufmann.
Donndorf, A., Professor.
Eisenlohr, Karl.
Gerock, Dr. Christof, prakt. Arzt.
Gerschel,Oskar,Antiquar und Buch-
händler.
Goldschmidt, Frau Emilie.
Hartmann, Dr. Julius, Professor.
Hotzel, Dr. med. A.
V. Klumpp, Dr. Otto, Director.
Krabbe, (i., Verlagsbuchhändler.
Kröner, Adolf, Verlagsbuchhändler
und Commerzienrath.
Kröner, Alfred, Buchhändler.
Kurtz, P., Buchhändler.
Lang, Dr. Wilhelm.
Mayer, Paul, Regierungsrath.
Müller, Carl.
Müller, Gustav, Kaufmann.
Müller-Palm, Adolf, Professor.
Museums-Gesellschaft.
Nast, A., Buchhändler (in Firma
Göschen*scheVerlagsbuchhdlg).
Proelss, Johannes, Redacteur.
V. Riecke, Dr. Karl, Staatsminister.
Rominger, jun., Nathanael.
Rommel, Dr. Otto.
Schall, Dr. Rieh., Rechtsanwalt.
Schoenhardt , Dr. , Oberlandes-
gerichtsrath.
Schott, Frau Amalie.
Schulz, F. G., Commerzienrath.
Siegle, Gustav, Geh. Commerzien-
rath.
Spemann, W., Verlagsbuchhändler.
Steiner, Dr. K., Director, Geh.
Commerzienrath.
Stockmayer, M. E., Rechtsanwalt.
Straub, Dr. L. W., Professor.
Vetter, Leo, Kaufmann.
V. Westen holz, Freiherr, Dr. Friedr.
Wildermuth, Dr. H. A., Arzt.
Zweifel-Heer, Frau Jetty.
Tangerhütte b/ Magdeburg.
V. Arnim, Frau Marie.
Kleinschmidt, Hofrath.
Tempel bürg (Pommern).
Berg, Karl, Amtsrichter.
47 *-
Weimar.
Crüf er, G., Generallieutenant z. D.
Excellenz.
v.DerenthalI,R, Geh.Legationsrath,
K^l. preuss. Gesandter, Exe.
Dietrich, Albert, Bankier.
V. Donop, Freiherr Hugo, Ober-
hofmeister I. K. H. der Frau
Grossherzogin.
von u. zu Egloffstein, Reichs-
Freiherr Dr. phil. Hermann.
Emminghaus, Fräulein Marie.
Ernst, H., Pfarrer.
Francke, Dr.Otto, Gymnasiallehrer.
Franke, Fräulein M^arie.
Fresenius, Dr. phil. A.
V. Freytag - Loringhoven , Freiin
Mana.
V. Freytag -Loringhoven, Freiin
Mathilde.
V. Fritsch, Frau Oberforstmeister,
geb. V. Herda.
Frorieo, Fräulein Clara.
Fuss, Martin, Pianist.
Geister, Carl, Rentier.
Genast, Frau Ministerialdirector A.
Giessen, Hans, Kammersänger.
Gottschalk, G., Rentier.
le Goullon, Fräulein Charlotte.
V. Gross, Dr. R., Freiherr, Wirkl.
Geh.Rath,Staatsminister,Excell.
V. Gross, Freiin Melanie, Stiftsdame.
Haberstolz, Dr. med. A.
v.Hadeln,H.,Freiherr, Hofmarschall
Sr. K. H. des Erbgrossherzogs
von Sachsen.
Halir, K., Professor.
v. Hannecken, Fräulein Minette.
Hardtmuth, Frau Charlotte, geb.
Voelkel.
Hartmann, A., Rentier.
V. HelldorflF, Freiherr, Oberschenk.
von der Hellen, Dr. phil. Eduard,
Archivar am Goethe- u. Schiller-
Archiv.
V. Hellfeld , General - Lieutenant
z. D., Excellenz.
Hertel, Friedrich, Hofphotoeraph.
Hesse, Dr. B., General - Super-
intendent, Geh. Kirchenrath.
V. Holleben, Frau, geb. v. Kunow.
V. Höltzke, Baron C, Wirkl. Geh.
Rath, Kaiserl. Russischer Mi-
nister-Resident, Excellenz.
v. Holzhausen, Baron Alexis,
Kammerherr.
Weimar.
Hummel, Karl, Professor.
Hunnius, Dr. jur. Toh., Finanzrath.
Huschke, A., Hotbuchhändler.
Isles, Miss Alison.
V. Kaufmann, Ludwig, Rentier.
Kohl , Ernst , Eisenbahndirector
Baurath.
Kramsta, Frau Maria.
Krause, O., Kanzleirath.
Krehan, Arno.
Krieger, Fräulein Karoline.
Kriesche, E., Baurath.
Kächling, Robert, Hofrath, Sekretär
L K. H. der Frau Grossherzogin
von Sachsen.
Kuhn, Dr. jur. K., Ministerial-
director.
Kuhn, O., Geh. Finanzrath.
Lämmerhirt, Dr. phil. Gustav.
Lassen, Dr. Eduard, Hofkapell-
meister.
V. Loen, Freifrau Marie, Excellenz.
Loring, Frau S., Rentiere.
Matthes,Dr. P., Geh. Medicinalrath.
Mensing, Wilhelm, Privatier.
Meurer, Dr. H., Professor.
V. Milde, Fr., Kammersänger.
V. Minckwitz, Wirkl. Geh. Rath,
Kgl. Sachs. Gesandter, Excel!.
Minis, Dr. A., Gerichts -Assessor
a. D., Schriftsteller.
Moritz, Dr.jur. R., Commerzicnrath.
Müller, Theodor, Hof Juwelier.
Muller -Härtung, Karl, Professor,
Hofrath, Director der Grossh.
Musikschule.
V. Muller-Schubart, Frau Baronin,
geb. Gräfin v. Bothmer.
NeufTer, Dagobert, Hofschauspieler.
Niemeyer, Garten-Director.
V. Nostiz, Major a. D., Kammerherr.
Obrist, Dr. Aloys.
Obrist, Frau Dr. Hildegard.
Oelschlä|^er, Dr. phil. Hermann.
Oppenheimer, E. L., Privatier.
V. Pal^ieux - Falconnet , Oberst-
lieutenant und Flügeladjutant
Sr. K. H. des Grossherzogs
von Sachsen.
Panse, A., Oberst z. D.
Pause, Frau Oberst.
v. Pappenheim, Fräulein Julie.
PfeiflFer, Dr. Ludwig, Geh. Hof- u.
Medicinalrath.
*2.jr
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T.>c:iorn,rri«,;
' A- x 'v--^ Sri:"
Sch-iT, Frjj Ritn U*.
Sch-Äit^. Dr. B, C^crstibsirrt.
Schu-cr, K-, Fr.c*::^£Ta;»h.
SiCi-:v£t,I>r.K-, Geh.RegWii]igsratfa.
Siapn, A^ Rech-saswah.
Stivenhagcn, W., Rentier.
Stcmcr. Dr. Rudolt, Schriftsteller.
Stier, Paul, Geh. Rcgierungsraih.
StoIIberg. J., Geh, Finaozraih.
V. Strauch, W.. Oberlandjiger-
meistcr, Excellenz.
Streichhan, Fräulein A.
Suphan, Dr. Bernhard, Professor,
Director des Goethe- u. Schiller-
Archivs.
Thelemann, Ludwig, Buchhändler.
V. Thöna, Dr. Freiherr, Bezirks-
direaor a. D.
Ijwiiinh Berthi.
"Äirjc. Dr. H'r.js.
T. Wigaer. I^nl-eio D.
T. 'Äasoer F'iii^jn I_
T. "Ä jtroof€, Friu^m A^ Scaats-
T.Weie: Gfaf O, ^Irkl. Geh. Rath,
i>er-HjrTOryhaM. Exceflenz.
W€=ufcr, Dr. L, Professor, Hof-
ra^ Gnxmasialtfirector.
Wesjper, Pri;ik3i EÜsabccfa.
Wllcier. Dr Ernst, GrossberzogL
Arc!rmth.
T. Zfc£hz, Frao Oberbofineister.
(Baden).
GoeW, Dr. phiL, GvmnasialJdirer
a. D.
Henkel, Dr^ Professor, Gymnasial-
director a. D.
zu Stoiber? - Wernigerode, Fürst
Otto, Ehirchlaudit
Wer.
b/Charlottenburg.
sster, Frau Emie.
Wieh«.
Krewd, Amtsrichter.
Wiesbaden.
Bkkel, Dr. Gustav, prakt. Arzt
Clösener, Ludwig, Rentier.
Conradv, Dr.Max,Geh.Sanitätsrath.
Frank, Dr. Georg, Docent.
Fresenius, Dr. R., Professor, Geh.
Hofrath.
Gecks, Leonhard, Buchhändler.
Guttnunn, Rechtsanwah.
Koch, August.
Konopacka, Fräulein Anna.
Lugenböhl, Frl. Helene, Rentnerin.
Meissner, Dr. Carl, Professor.
Pfaff-Beringer, Otto.
Pfeiffer, Dr. Emil, Sanitätsrath.
Preyer, Frau Adele, geb. Kutter.
—h 49 *—
Wiesbaden.
Prcyer, Dr. W., Professor, Hofrath.
Scmeiden, Fräulein Eleonore.
Sediaus, Dr. phil. Adolf.
Weidenbusch, H.
V. Woehrmann, Baron.
Zinkel, Frau A.
WOmersdorf b/Berlin.
Lisko, Walter, Rechtsanwalt
Wittenberg.
Guhrauer, Gymnasialdirector.
Wittstock i/Mark.
Plessner, Amtsrichter.
Wohlau i/SchL
Arlt, Albrecht, G3rmnasiallehrer.
WolfenbütteL
Graf, Dr. phil. Hans.
Worms.
V. Heyl, Major.
Heyl zu Herrnsheim, Freiherr.
Reinhart, Frau Nicolaus.
W&lfel b/Hannover.
Oehlmann, Ad., Apotheker.
Wondlaeken i/Ostpreussen.
zu Dohna, Frau Gräfin Gertrud.
Würzbnrg.
Prym, Dr. Friedrich, Professor.
Roetteken, Dr. H., Privatdocent
Wursburg.
Schönbom, Dr., Professor, Geh.
Medizinalrath.
Suhel, Oscar, Kcl. Hof- und Ver-
lags-Buchhändler.
Universitäts-Bibliothek, Königliche.
Volkelt, Dr. Johannes, Professor.
Wurzen.
Boek V. Wülfingen, Frau Haupt-
mann.
Dominium Zakrsewo
b/Wytaszyce (Prov. Posen).
Garst, Frau Dr. Marta.
Zerbst
Historischer Leseverein.
Zittau i/Sachsen.
Franz,OscWilh., Amtsgerichtsrath.
Güttich, C., Buchhändler.
Neumann, Dr. phil., Realgymnas.-
Lehrer.
Stadt-Bibliothek, öffentliche.
Zsehopao.
Gensei, Richard, Buchhändler.
Zweibrüeken (Rheinpfalz).
Henigst, Oscar, Kaufmann.
Zwickau«
Becker, Stud. phil. Erwin Joh.
Goethe-Verein.
Kellner, Dr. phil. H. C;, Professor
und G3rmnasial-Oberlehrer.
ÖSTERREICH-UNGARN.
Budapest.
Baden b/Wien.
Landes-, Real- und Ober-Gym-
nasium,Nieder-Osterreichiscnes.
Rollet, Dr. Hermann, Stadtarchivar
und Museums-Custos.
Balinee, Post Slatina.
Förster, Frau Eugen.
Bielits i/östr. Schlesien.
Prem, Dr. S. M., Prof. an d. K. K.
Staatsgewerbeschule.
Boxen (Süd-Tyrol).
Kinsele, Dr. Anton, Advocatur-
Condpient.
Elischer, B.
Heinrich, Dr. Gustav, Professor.
Politzer, Sigmund, Bankier.
Csemowitx.
Gymnasium, K. K.
Hüber^, Dr. J., Professor.
Paschkis,'Dr. Moritz, Advokat und
Rechtsconsulent
Universitäts-Bibliothek, K. K.
Walter, Richard, Fabrikant
DobUng b/Wien.
v.Gionima,Eugen,Landgerichtsrath.
50 ^—
EibeDseh&tz b/Brünn (Mähren).
Wlach, Dr., Rechtsanwalt.
Gaya (Mähren).
Koch, Dr. Carl, Advocat und
Bürgermeister.
Gleiohenberg (Steiermark).
V. Hausen, Frau Bertha.
Graz.
Adamek, Dr. Otto, Professor.
V. Attems, Dr., Graf Ignaz.
V. Attems, Frau Gräfin Rosa.
V. Gnad, Dr. Ernst, Ritter, K. K.
Landesschulinspector, Hofrath.
Hermann, Frau Maria.
Hofmann, Dr. Karl B., Professor.
Landes-Bibliothek, Steiermärkische.
Landes-Oberrealschule.
Mack, Fräulein Marianne.
Neuhold, Franz, Bankier.
Philologen- Verein, Akademischer.
Potpcscnnigg, Dr. Joseph, Advocat.
Schönbach, Dr. Arnold E., Pro-
fessor, Regierungsrath.
Seminar für deutsche Philologie an
der K.K. Karl-Franz-Universität.
Scuffert, Dr. Bernhard, Professor.
Universitäts-Bibliothek, K. K.
Gries b/Bozen (Tyrol).
Jansen, Dr. phil. A., Professor,
Güns in Ungarn.
V. Hornau, Ritter, Karl Gerbert,
K. K. Hauptmann, Professor
an der Militär-Unter-Realschule.
Heimaonstadt.
Baron Samuel v. Brukenthal'sches
Museum.
Jawonno (Galizien).
Stein, Ernst Eduard, General-
secretär.
Innsbruck (Tyrol).
Gymnasium, K. K.
Loewit, Dr. Moritz, Professor.
Wackernell, Dr. Jos. E., Professor.
Klagenfurt (Karnthen).
Obermayer, Victor, Ingenieur der
Ungarischen Staatsbahn.
Krakau.
Creizenach, Dr. Wilhelm, Professor.
V. Gorski, Dr. Konstantin.
Seminar, germanistisches an der
K. K. Universität.
Kmmpendorf b/KIagenfun.
Rauscher v. Stainberg, Eduard.
Leitmeritz i/Böhnien.
Lehrerbibliothek des K. K. Staats-
Obergymnasiums.
Lemberg.
Seminar für deutsche Philologie.
Werner, Arnold, Kaufmann.
Werner, Dr. Richard Maria, Pro-
fessor.
Linz (Ober-Österreich).
Nicoladoni, Dr. A., Hof- und Ge-
richts-Advocat.
Matzen b/Brixlegg (Tyrol).
V. Lipperheide, Freiherr Franz, Ver-
lagsbuchhändler aus Berlin.
Miskoloz (Ungarn).
Popper, Dr. Josef, Director des
allgemeinen Hospitals.
Neubistritz b/Neuhaus (Böhmen).
V. Steun, Frau Therese, geb. v. Po-
mian-Dziem bo wska .
Neuaatz (Ungarn).
Savi6, Dr. Milan, Schriftsteller.
Oberdobling b/Wien.
Bettelheim,Dr. Anton, Schriftsteller.
Obermais b/Meran (Tyrol).
V. Biegeleben, Frau Auguste, geb.
Bunr.
Olmütz.
Staats-Gymnasium, Deutsches.
V. Zierotm, Frau Gräfin Ernestine.
PoUleinsdorf b/Wien.
Mautner, Jenny.
Prag.
Feilchenfeld, Frau Bankdirector
Henriette.
Hatschek« Dr. Benhold, Professor
der Zoologie an der K. K.
Universität.
—^ 51 *5— -
Prag.
Hauffen, Dr. Adolf, Docent an der
deutschen Universität.
Hruschka, Alois, Professor.
Keindl, Ottomar, General -Agent.
Krauss, Dr.phil. Ernst, Privatdocent.
Larabel, Dr. Hans, Professor.
Lese- und Rede- Halle der Deutschen
Studenten in Prag.
Rabl, Dr. C, Professor.
Sauer, Dr. August, Professor.
Schnabel, Dr. Isidor, Professor.
Seminar für deutsche Philologie.
Toischer, Dr. Wendelin, Professor.
Universitäts-Bibliothek, K. K.
Urban, Dr. Karl.
V. Zdekauer, Frau Anna, geb. Artus.
RanBhofen (Ober-Österreich).
Wertheimer, Frau Franziska.
Ravelabach (Nieder-Österreich).
Slaby, Engelbert, Volksschullehrer.
Salzburg.
Jäger, Dr. Anton, Hof- und Gerichts-
advocat.
Werner, Alexander, Civil ingenieur.
zu Wrede, Fürst Friedrich, Durch-
laucht.
Scheibbs (Nieder-Österreich).
Baumeister, Johann, K. K. Bezirks-
richter.
Skomoroohy (Galizien)
Post Potokzlotz.
V. Antoniewicz, Dr. Johann, Guts-
besitzer.
Szezakora (Galizien).
Pick, Frau Dr. Ottilie.
SohloBS TribuswinkeL
b/ Baden b/Wien.
Qpirini,Frau Hermine,geb.Borcken-
stein.
Weissenbaoh a/d. Enns
(Steiermark).
Sauerländer, Walter.
Weisskirchen i/Mähren.
Staats-Gyranasium.
Wien.
Altmann, Mitglied des Burgtheaters.
V. Adrian -Wer bürg, Baron Ferdi-
nand.
CoCTUS-JAHUauCH XV.
Wien.
V. Arenberg, Prinz Joseph, Durch-
laucht«
Bauer, Moritz, Director des Wiener
Bankvereins.
Beer, Dr. A., Professor, Hofrath.
Benndorf, Dr.O., Professor, Hofrath,
Berl, Richard.
V. Bezecny, Freiherr, Wirkl. Geh.
Rath, Mitglied d. Herrenhauses,
General -Intendant der Hof-
theater, Excellenz.
Bibliothek der K. K. Theresianischen
Akademie.
Bibliothek des K. K. Staats-Gym-
nasiums im VIII. Bezirke.
Blume, Dr. Ludwig, Professor.
Boschan, WUh., Kaiserl. Rath.
Brandeis, Stud. phil. Arthur.
Bruch, Dr. Hermann, Hof- und
Gerichts -Advocat.
Brunnenmeister, Dr. E., Professor
des Strafrechts.
Chrobak, Frau Professor Nelly.
Club, Wissenschaftlicher.
Daubrawa, Dr. AHred.
Demuth, Theodor (Firma Gerold
& Comp., Buchhandlung).
V. Egger -MöUwald, Dr. Alois,
Ritter, K. K. Regierungsrath.
Eissler, Arthur.
Faber, Frau Bertha.
Federn, Dr. S.
V. Feifalik, Ritter Hu^o, Hofrath und
Sekretär Ihrer Majest. d.Kaiserin.
Feinberg, Frau Anna.
V. Fleischl, Frau Ida.
Frankl, Dr. Ludwig August, Ritter
V. Hochwart
Freund, Theophil.
Frick, W., K. K. Hof buchhandlung.
Gaber, Dr. Karl, Auskultant.
Gilhofer & Ranschburg, Buchhdlg.
Ginzberger, T., Inspector.
Glaser, Frau Geh. Raths-Wwe.
Wilhelmine, Excellenz.
Goclheverein, Wiener.
Göttmann, Karl, Scriptor der
Kaiserl. Hofbibliothek.
Gomperz, Dr. Theodor, Professor.
Guglia, Dr. E., Professor.
v. Hartel. Ritter, Dr. W., Professor.
K.K. Hofrath, Director derK. K.
Hofbibliothek.
Hartmann, Ernst, Hofschauspieler
und Regisseur.
28
—4» 52 *5— -
Wien.
V. Heinzel, Dr. Richard, Professor.
Heuberger, Richard, Musiker.
Hof bibliothek, Kaiserl. Königl.
Hofmann, Dr. med. Julius, Hofrath.
v.Hohenbruck, Frau Baronin Prisca.
Holzmann, Dr. Michael.
Hörn, Joseph.
V. Hoyos, Graf Rudolf.
Jettel, Dr. Emil, Sectionsrath im
Ministerium des Äussern.
Kaiser, Frau Hermine.
Kalbeck, Dr. Max, Schriftsteller.
V. Kinsky, Fürst Ferdinand, Durch-
laucht.
V. Kinsky, Frau Fürstin Marie,
Durchlaucht.
Koenig, Rudolf.
Konegen, Karl, Buchhändler.
Krastel, Fritz, Hofschauspieler.
V. Lanckorönski, Dr., Graf Carl
Langer, Frau Irma.
Lehrerbibliothek des K. K. Staats-
Gymnasiums im IL Bezirke.
Lewinsky, Joseph, Hofschauspieler
und Regisseur.
Lichtenstadt, Dr. Siegmund, Kaiserl.
Rath.
V. Lützow, Dr. C., Professor.
Mayer, Dr. phil. Arnold.
Mayer, Dr. Karl O.
V. Merey, Alexander, Wirkl. Geh.
Raih, Sectionschef im Reichs-
Finanzministerium, Excellenz.
Minor, Dr. Jacob, Professor.
Nathorff, Eugen, Bankier.
Neumann, Karl.
Oppenheim, Josef, Redacteur.
Ortony, Alexander,
Pinder, Rittmeister.
Plutzar, Dr. Ernst, Hof- und Ge-
richts-Advocat.
V. Popper-Castrone, Frau Baronin
Blanche.
Porubszky, Frau Oberkirchenrath
Bertha.
Poschacher, Frau Louise, geb. Ried.
Reiter, Dr. Siegfried, Prof. Cand.
Reitzes, Fräulem Gisela.
Reitzes, Frau Marg^uerita.
Richter, Fräulein Helene.
Rieger, Dr. Karl, Professor.
Robert, Emerich, Hofschauspieler.
Rösche, Hermann, Ober-Ingenieur
der K. F. Nordbahn.
Wien.
Rosenthal, Beruhard, Bankier.
Russ, Dr. Victor, Gutsbesitzer, Mit-
glied des Abgeordnetenhauses.
Russo, Isidor.
zu Salm - Lichtenstein, Fürstin,
Durchlaucht.
Schiff, Frau Lina.
V. Schneider, Dr. Robert, Ritter,
Gustos der Kaiserl. Antiken-
sammlung.
Scholz, ]., Erzherzogl. Secretär
und Bevollmächtigter.
Schöne, Hermann, Hofschauspieler.
Schröer, Dr. K. J., Professor,
Schulz V. Strasznitzki, Dr. Johann,
Sectionsrath im K. K. österr.
Ackerbau-Ministerium.
Schwab, Albert, cand. jur.
Seegen, Dr. Joseph, Professor.
Seidel, Ludwig, Buchhändler.
Seminar für deutsche Philologie
an der K. K. Universität.
Senigaglia, Lionello, Professor.
V. Sizzo-Noris, Frau Gräfin Marie.
V. Skene, Louis.
V. Sonnenthal, Ritter Adolf, Hof-
schauspieler und Regisseur.
Speidel, Dr. Ludwig, Schriftsteller.
V, Spiegl, Edgar, Chefredacteur.
Streicher, Frau Karoline.
V. Stremayr, Dr. Karl, Minister
a. D., ' Präsident des K. K.
Obersten Gerichts- und Kassa-
tionshofes, Excellenz.
Thimig, Hugo, Hofschauspieler.
V. Trauschenfels, Dr. Eugen, Ober-
kirchenrath.
Unger,Dr. Josef, Prof., Minister a.D.,
Präsident des Reichsgerichts,
Wirkl. Geh. Rath, Excellenz.
Universitäts-Bibliothek, K. K.
Walzel, Dr. phil. O. F.
V. Weilen, Ritter Dr. Alexander.
v. Weiss-Starkenfels, Freiherr Al-
fons, K. K. Minist.-Secretär im
Ackerbau-Ministerium.
Weiss V. Tessbach, Ritter Dr. Adolf.
Weiss V. Wellensiein, Frau Stefanie.
Wickhoflf, Dr. Franz, Professor.
Wolter, Frau Charlotte, K. K. Hof-
schauspielerin.
Zweybrück, Dr. Franz.
Zwierzina, Dr. phil. Konrad.
—^ 53 ^-
Wiener-Neustadt.
Nieder - österr. Landes - Oberreal -
und Fachschule für Maschinen-
wesen.
SohloBs Zalabör.
Südbahnstation Szt. J6an (Ungamj.
V. Gutmann-Gelse, Frau Laczi, geb.
Rosa Klein.
Aarau.
Cantons-Bibliothek, Aargauische.
Au Züriohsee.
Moser, Fräulein Fanny.
BaseL
Burckhard, Dr. jur. C, Rathsherr.
Kögel, Dr. Rud., Professor.
Lese-Gesellschaft.
Meyer, Fr.
Thoramen, Dr. phil. Rudolph.
Volkland, Dr. Altred, Kapellmeister.
Wackemagel, Dr.R., Stadtarchivar.
Bern.
Hirzel, Dr. Ludwig, Professor.
Stadt-Bibliothek.
Chur.
Hitz, L., Buchhändler.
Frauenfeld.
Linnekogel, Otto, Fabrikbesitzer.
Freiburg.
Streitberg, Dr. W., Professor.
Genf.
Beard, Ernst Alfred, Privatier.
Bouvier, Bernhard H., Professor an
der Universität.
Soret, J. Louis.
SCHWEIZ.
Kilchberg b/Zürich.
Meyer, Dr. Conrad Ferdinand.
Lausanne.
Gart, Dr. William, Professor.
Solothurn.
Cantons-Bibliothek.
St Gallen.
Stadt-Bibliothek (Vadiana).
Teufen (Catiton Appenzell).
Roth, Dr., prakt Arzt.
Winterthur.
Radecke, Dr. phil. Ernst, Städti-
scher Musikdirector.
Stadt-Bibliothek.
Zürich.
Baechtold, Dr. J., Professor.
Bertheau, Dr. F., Spinnereibesitzer.
Blümner, Dr. Hugo, Professor.
Bodmer, Dr. Hans.
Hirzel, Paul, Schul präsideiit.
Roner, Toh., Rector der Gewerbe-
schule.
Schoeller, Rudolf.
Stadt-Bibliothek.
Vögeli-Bodmer, \., Oberst.
Widmer, C, Director der Schweiz.
Rentenanstalt.
BELGIEN.
Antwerpen.
Rooses, Max, Conservateur du
Mus^ Plantin.
Brüssel.
Caratheodory-Effendi, Kaiserl. Tür-
kischer Gesandter, Excellenz.
V. Geldern, Gräfin Bertha.
Brüssel.
Gevaert, Franz Aug., Professor,
Directeur du Conservatoire
Royal de Musique.
V. Treutier, Lieutenant.
V. Villeneuve, Graf, Exccllenz.
Wieniawski, Frau Joseph.
DÄNEMARK.
Kopenhagen.
Bibliothek, Grosse» Königliche.
Hansen, P., Professor.
Hansen, S., Buchhalter.
Henrigues, L., Wechselmakler.
Kopenhagen.
Schmidt, Rucfolf, Schriftsteller.
Wimmer, Dr. Ludwig, Professor.
Zeuthen, L., Oberger.-Anwalt.
28*
— ► 54 ♦•
FRANKREICH.
Nizza.
V. Arnold i, Frau Oberst.
Schropp, Ralph, Privatier.
Paris.
Andler, Charles.
Barine, Frau Arv^de.
Bondy, A. E., Bankbeamter.
Ecole Normale Sup^rieure.
Goldschmidt, Eugöne.
Goldschmidt, Leopold, Bankier.
Mendel, Mme. Henry.
Paria.
Neumann, Albert, Kaufmann, in Fa.
Charles Levy & Fr^re.
Pease, Frau Mary.
Saling, Jacques, Professor.
Wassermann, Frau A.
Sana a/Yonne.
Legras, Jules, Professor.
Yalentigney.
Bovet, Alfred.
GRIECHENLAND.
PiraeuB-Athen.
Lüders, Dr. Otto, Kaiserl. Geh. Regierungsrath und General-Consul.
GROSSER
Bowdon b/Manchester.
Güterbock, Alfred.
Cambridge.
Breul, Dr. phil. Karl, M. A.
Browning, Oscar, M. A.
Cravenhurat b/ London.
Flügel, Charles, Rentier.
jDublin.;
Lyster, Thomas William, M. A.
Edinburgh.
Bormann, Fräulein Margarethe.
Schlapp, Otto.
l Glasgow.
Rottenburg, Fritz.
Rottenburg, Paul.[
London.
Armbruster, Carl, Kapellmeister.
Behrens, A.*
ITANNIEN.
London.
Broicher, Fritz.
Buchheim, Dr. C. A., Professor
am King*s College.
Freund, Max.
Holzmann, Dr. Moritz.
Lecky, Mrs.
Lehmann, Rud., Maler.
Robb, Mrs.
Schütz-Wilson, H.
Stern, James, Bankier.
Weiste, D.
Mancheater.
Bibliothek des Owens College.
Schiller-Anstalt.
Newcaatle o/Tyne.
Merz, Dr. Theodor.
Owen Seaman, Esq.
Oxford.
Bodleian Library.
Taylor Institution.
Mitglieder der English Goethe-Society, welche, als zugleich
der deutschen Goethe-Gesellschaft angehörig, durch Mr. A.Nutt
bei letzterer angemeldet sind:
Bath.
Coumoundouros, Miss.
Bristol.
Cann-Lippincott, R. C.
Bromley (Kent.).
Heppel, Miss M. L.
Brookwood (Surrey).
Scott, H. D. Colvill.
— «** 55 ♦—
Cambridge.
Lee, Miss Jane.
Ward, Miss.
Welsh, Miss.
Cheltenham.
Macgowan, W. S.
Dublin.
Bury, J. B.
Dowden, Prof. E.
National Library.
Trinity College Library.
Webb, T. E., Judge.
Dalverton.
Owen, Rev. J.
East Twiokenham (Surrey).
Alford, R. G.
Edinburgh.
Blackie, Prof. J. S.
Morris, Rev. A. B.
Eltham (Kent).
V. Orsbach, Rev. E.
Glasgow.
Blackie, Prof. Walter.
Caird, Prof. E.
Robertson, T. G.
Robertson, Mrs.
Tille, Dr. Alexander.
Heidelberg.
Jones, R.
London.
Althaus, Prof. F.
d* Amman, C. W.
Atteridge, A. H.
Braby, F.
Buss, Miss.
Chadwick, Miss M.
Cooper, Miss L. M.
Coupland, Dr. W. C.
Dicks, Miss E. L.
Dittel, Prof. T. H.
Feis, Jacob.
Heinemann, W.
Hertz, Miss.
Joachim, Mrs.
[amp, Miss.
Kirby, W. F.
KolcKmann, J. W.
Kroeker-Freifigrath, Mrs. K.
London.
Lawrence, Miss Mary.
Lawson, Mrs. H.
Lewes, Prof. V. B.
Leycester, Rafe.
Librarian Reform-Club.
London Library.
Martin, Sir Th., K. C. B.
Mathews, Mrs. A. N.
Metcalfe, Miss F.
Meusch, R. A.
Meyer, H.
Miller, Rev. G.
Moenich, Oscar.
Momerie, Rev. Prof. A. W.
Mond, L.
Mond, Mrs. L.
Montefiore, C. J.
Moon, Rob. O.
Morgan, Miss.
Nortncote, Staffbrd, The Right
Hon. Sir.
Oswald, Dr. Eugen.
Plattnauer, R.
Ritchie, Mrs. Anna.
Swanwick, Miss Anna.
Tatton, R. G.
Tomlinson, Prof. Charles, F. R. S.
Vincent, C. W.
Walhouse, M. J.
Manchester.
Weiss, J. E.
Marlborough b/London.
Mullins, W. E.
Oxford.
Boulton, Mrs.
Müller, Prof. F. Max.
Shields, Cuthbert, C. C. C.
Richmond (Surrey).
Thome, Dr. L. T.
St Helen's (Lancashire).
Binney, Hudson A.
Ticehurst b/Hawkhurst.
Commins, Mrs.
Watford.
Herkomer, Prof. H.
Windsor.
Vaughan, E. L.
-♦ 56 ♦—
Mitglieder der Manchester Goethe-Society, welche, als zugleich
der deutschen Goethe - Gesellschaft angehörig, durch Herrn
H. Preisinger bei letzterer angemeldet sind:
Aberjstwitb.
Herford, Prof C. H., L D.
Buxton.
Hofmann, O.
Liverpool.
Meyer, Kuno, Ph. D.
Manchester.
Baerlein, Max.
Baerlein, Mrs. S.
Bibliothek der Manchester Goethe-
Society.
Bythway, Edward.
Comish, Rev. F. F.
Dehn, Rudolf
Eckhard, Gustav.
Hager, Hermann, Ph. D.
Hanemann, A.
Hej'wood, Mrs. Charles.
Horkheimer, Emest.
Kessler, Mrs.
Keutgen, C. T.
Kolp, N.
Kullmann, Julius.
MancheBter.
Lan^e, Mrs. Stephanie.
Levmstein, Iwan.
Liebert, E., Consul.
Mappes, F.
Milner, George.
Preisincer, H.
Reiss, oustav.
Robinow, M.
Roskill, Charles.
Samson, Henry, J. P.
Schelling, G.
Schmölder, L.
Schuster, Prof A.
Simon, Heinrich.
Simon, Louis.
Snell, Rev. Herbert H., M. A.
Stephens, T. A., B. A.
Stewart, A., M. D.
Susmann, Paul.
Toller, Prof T. N.
Ward, Prof A. W., Litt. D. L.L. D.
Wiehern, Miss.
Wilkinson, T. R.
Wilkinson, Mrs. T. R.
ITALIEN.
Florenx.
Hildebrand, Adolf, Prof., Bildhauer.
V. Nolde, Baron, Wilhelm.
V. Zoubow, Frau Marie.
Neapel.
Dohrn, Dr. Anton, Professor.
Kellner, August, Kgl. dänischer
Vice-Consul.
Rom.
Dausch , Konstantin , Professor,
Bildhauer.
Rom.
Guerrieri-Gonzaga, Frau Mar-
chesa £.
Hamack, Dr. Otto.
Hüffer, Wilhelm.
iennison, Miss Lucy W.
iengarini, Frau Dr. Margherita.
Telmann, Dr. Konrad.
Venedig.
V. Hatzfeld-Trachenberc^, Frau
Fürstin Marie, Durchlaucht.
NIEDERLANDE.
Amsterdam.
van Hall, Dr. jur. J. N., Redacteur.
Hariog, Jacques, Docent für Musik-
geschichte am Conservatorium.
Hertz, Dr., Professor, Director der
med. Üniversitäts-Klinik.
Baam b/Amsterdam.
van Lier, Fräulein Fanny, Lehrerin
d. deutschen Sprache u.Liieraiur.
Groeningen.
V. Haarst, J. W. G., Universitäts-
Bibliothekar.
Symons, Dr. B., Professor.
Haag.
Bibliothek, Königl.
Blum, J. H., G\Tnnasiallehrer a. D.
Clifford, Madame.
* 57 ^-
Haag.
de Constant-Rebecoue, Baronesse
Perronella Sara Maria D.
de Grovestins, Baronin Sirtema.
van Hensbrock, P. A. M., Buch-
handler.
Kossmann, Dr. phil. E., Gymn.-
Lehrer und rrivatdocent.
V. Randwyck, Frau Gräfin J., geb.
Baronesse v. Hogendarp.
Haarlem.
Kleine, Dr. Smit, Schriftsteller.
Tidemann, Dr. theol. u. Pfarrer.
Hilyersum.
Byvanck, Dr. W. G. C.
Leiden.
Breuning, H. H., Docent am G^nn-
nasium. •
V. Doesburgh, S. C., Buchhändler.
Utrecht.
de Jonge, Dr. jur. F. W.
Wamayeld b/Ziitphen.
V. Westerholt v. d. Boggelaar.
Zütpben.
Henny, Fräulein Agnes.
NORWEGEN UND SCHWEDEN.
Chrifltiania.
Boeck, Dr. Cäsar.
Universitäts-Bibliothek.
Stockholm.
Bibliothek, Königl.
Gyld^n, Frau Professor Therese,
geb. V. Knebel.
RUSSLAND.
Dorpat.
V. Anrep-Ringen, Frau.
V. Bradke, Fräulein M.
Christiani, Stud. phil. Wilhelm.
Curonia (Korporation!
Fraternitas Rigensis (Studentische
Korporation).
Hörschelmann, Dr. W., Professor,
Wirkl. Staatsrath.
V. Liphart-Rathshof, R.
Lundmann, Chr., Oberlehrer.
Meyer, Dr. Leo, Professor, Wirk-
licher Staatsrath.
Mühlau, Dr. F., Professor.
Muyschel, Fräulein M., Instituts-
vorsteherin.
V. Oettingen, Dr. Alex., Professor.
v. Oettingen, Max.
Schlüter, ür. Wolfgang, Universi-
täts-Bibliothekar.
Sintenis, F., Oberlehrer, Staatsrath.
Universitäts-Bibliothek, Kaiserliche.
Fellin (Livland).
Felliner Literarische Gesellschaft.
Friedenthal (Livland).
V. Nasackin, Reinhold.
Sehloss GroB8-Roop (Livland).
V. Rosen, Freiin Ady, Edelfräulein.
8ohlo88Grünhofb/Mitau(Kurland).
v.Medem,Frau Reichsgräfin Alexan-
drine, geb. Fürstin v. Lieven,
Durchlaucht.
Helflingfora (Finnland).
U ni versitäts- Bib liotliek.
Hinzenberg (Livland).
V. Wolff, Frau Baronin Ottilie.
Kerael (Livland).
V. Bock, H., Landrath, Excellenz.
Libau (Kurland).
Friede, Fräulein Lucie.
Loddiger (Livland).
Girgensohn, Dr. Hans, Kirchspiel-
arzt.
Mensen i/Livland.
V. Wulf, Freiherr , Dr. phil. Max.
Mitau.
V. Medem, Frau Reichsgräfin Jenny,
geb. Baronin von Offenberg.
Moskau.
ßachmann, Georg, Staatsrath.
— ► 58 4—
Nanra.
Ziimnermann , Carl Arthur, Apo-
theker.
Od«Ma.
Meyer, Dr. Heinr.,WirkL Staatsrath,
cxcellenz.
Schmidt, Dr. Carl.
Riga.
V. Budberg, Baron Gotthard, Ge-
nerallicutenant a. D.,Excelleiiz.
Dannenberg, Hu^o, Obcrldircr.
V. Freytag - Lonnghoven , Baron
Alexander.
V. Freytag - Lonnghoven, Baron
Carl.
Hartniann, J.
v.Lieven, Fürstin Constanze, Durch-
laucht.
Martersteig, Max, Direaor des
Stadttheaters.
V. MeyendorfT, Freiin Sophie.
v.Nolcken, Baron Georg, Nfajorats-
herr auf Esern.
Nölting, Fräulein Bertha (E. Heldt).
Wehrhn, Eduard, Oberlehrer.
Saratoff (Jljiusche).
David, Theod., cand. minist.
Semershof (Livland).
V. Wolff, Freün Eleonore.
I SmUten (Livland).
Bergmann, Eugen, Apotheker.
St. PütoralniFg.
Bibliothek, KaiserL öffentliche.
Feldmann, Carl, Schuldirector.
Heyse, Th., Kaufinaann.
Kirl&jew, Alexander, Generallieute-
nant, Excdlenz.
Koenig, Josef, Schuldirector, Wirkl.
Staatsrath, Excellenz.
v. Korff, Frau Baronin, Hofdame
L KaiserL Höh. der Frau Gross-
furstin Elisabeth Maurildewna
von Russland.
Kroug, Frau Dr. Elfriede.
V. Meyendorff, Baron Mich.
V. Radecki, Dr. med., Suatsrath.
V. Strauch, Eugen, Wirkl. Staats-
rath, Excellenz.
V. Struve, Nicolaus, Oberlehrer.
V. Tenischeflf, Frau Fürstin, Durch-
laucht.
V. Wolkenstein -Trostbure:, Frau
Gräfin, geb. v. Buch, Excellenz.
SehloM Tarwart i/LivIand
via Fellin.
V. Mensenkampf!',Frau Gabriele,geb.
Fürstin v. Lieven, Durchlaucht.
Waldegahlen (Kurland).
v. d. Brüggen, Baron.
SPANIEN.
Madrid. l Madrid.
Gayangos de Riafio, Frau Emilia, | v.Radowitz, Kaiser]. Deutscher Bot-
schafter, Wirkl. Geh. Ratli, Exe
Excellenz.
TÜRKEI.
Constantinopel.
Bartsch, Dr. jur.Rud., Rechtsanwalt.
Grosser, Dr. Julius, Correspondent
der Kölnischen Zeitung u. Direc-
tor d.Agence de Constantinople.
ConstantinopeL
V. Hobe-Pascha, Frau, Excellenz.
Radolin, Fürst, K. Deutscher Bot-
schafter, Durchlaucht.
AFRIKA.
Alezandrien (Eg)'pten).
Marogna, Graf.
Süd -Afrika
Port Elisabeth.
Rolfes, Mrs. Werner.
Tanger- Marokko.
v.Tattenbach, Frau Ministerresident,
Gräfin.
—4» 59 *•—
AMERIKA.
Attbumdale (Mass.).
Morris, Miss Helen B.
Ann Arbor.
Library of University of Michigan.
Thomas, Calvin, Professor.
Aurora (N. Y.).
Piutd, Fräulein Elise, Lehrerin.
Baltimore.
Faust, A. B.
Gudemann, Dr. Alfred, Docent an
der John-Hopkins University.
Hilken, Fräulein Marie.
Hofmann, Julius, Pastor.
iohn-Hopkins University.
teinhara, Dr. Ferdinand.
Wood, Henry, Professor.
Beloit (Wisc).
Beloit College Library.
Berkeley (Califomien).
Library of University of California.
Richardson, George M.
Boston (Mass.).
Adams, Miss Sarah Holland.
V. Blomberg, Freiin Eva.
Gardner, Frau J. L.
Higginson, Mrs. Henry L.
Vogel, Franz, Assistent, Prof. of
modern Languagcs.
Brooklyn.
Genung, Charles H.
Bryn Mawr (Pa.).
Bryn Mawr College.
CHamberlin, Miss Rosa.
Collitz, Dr. phil. Hermann, Prof.
Cambridge (Mass.).
Harvard College.
Catonsyille (Md.).
Stellmann, Fräulein Anina.
Chicago.
Frank, Henry L.
Spiering, Theodor B.
Stanley, W. M., Attorne}' at Law.
Chicago.
Thielepape, Fräulein Elsbeth F.,
Lehrerin.
Vocke, William, Attomey and
Counsellor at Law.
Clinton (N. Y.).
Brandt, H. C. G., Professor.
Ithaka (N. Y.).
Cornell University Library.
Hart, Professor Dr. J. M., Cornell
University.
Hewett, Dr. W. T., Professor.
White, Dr. Horatio Stevens, Prof.
Knozville (Tennessee).
Hennemann, Dr. John B.
Madison (Wisc).
Rosenstengel, W. H., Professor.
Wilkens, Dr. Friederich H., Pro-
fessor.
Milwaukee (Wisc.).
Grant v. Tetzel, Frau Frances.
Mendel, Henry M.
Weis, C.
New Haven (Conn.).
Gruener, Gustar J., Instructor in
Yale College.
Palmer, A. H., Professor.
New Orleans (La.).
V. Meysenbug, Freiherr E., K. K.
österr.-ungar. ConsuL
Tulane University.
New York.
Astor Libary.
Baumgarten, W.
Bayard -Taylor, Mrs.
Billgvist, C. E.
Boyesen, HjalmarHjörth, Professor
am Columbia College.
Columbia College.
Dreier, L.
Goebel, Dr. Julius.
Lemcke, Ernst, Buchhändler.
Loewy, Benno, Counsellor at Law.
Miller, C. C, Redacteur der New
York Times.
Palmer, A. M.
Ringer, S., Professor.
— *» 6o 4--
New York.
Roe, Fräulein Laura B. C.
Roelker, A.
Sachs, Dr. Julius.
Stern, S. M., Director of Stern's
School of Languages.
Wakemann, T. B.
Zickel, S., Buchhändler.
ZoUikofer, O.
Palo Älto (Calif.).
Flügel, Dr. Ewald, Professor der
Stanford University.
Leland Library Stanford jr. Uni-
versity.
Philadelphia (Penns.).
Ebbinghausen, Ad^le D.
Prineeton (N.-J.).
Library College of New Jersey.
San Francisco.
Allister, EUiott Mc, Attorney and
Counsellor at Law.
St. Louis (Mo.).
Langton, John J. P , B. A.
Renth, Henry.
Toronto (Canada).
van der Smissen, W. H., Professor,
Bibliothekar der Universität.
Universitäts-Bibliothek.
Washington.
V. Holleben, Baron, Kaiserl. Deut-
scher Gesandter.
Williamstown (Mass.).
Rice, R. \., Professor.
Williams College.
ASIEN.
Japan.
Tokio.
Christlieb, Max, Pfarrer.
Yokohama.
Schmidt - Leda , Dr. , Kaiserlich
Deutscher General-ConsuL
Indien.
Bombay.
V. Syburg, F., Kaiserl. Consul.
Caictttta.
Rathsam, Theodor, Kaiserl. Deut-
scher Consul.
AUSTRALIEN.
Melbourne.
Härtung:, Ernst.
Pfaff, Alfred.
Sydney.
Trechmann, Ernst, Professor an
der Universität.
— ^ 61 ^
Berlin.
Sendungen an die nachstehend verzeichneten Mitglieder
sind von der Post als unbestellbar an den geschäfts-
fuhrenden Ausschuss zurückgegeben worden. Um Mitheilung
der jetzt gültigen Adressen wird dringend gebeten, da anderen
Falls die betreffenden Namen in der Mitgliederliste werden
zu streichen sein.
Landschaftsmaler Heinrich Gaertner.
Rechtsanwalt A. Heimann.
Dr. F. Tagor.
Dr. phif. Ernst Kestner.
Wirkl. Geh. Rath v. Keudell, Exe.
Dr. Friedr. Koepp.
Geh. Lesationsratn Dr. Krauel.
Cand. phil. Th. Kückelhaus.
Fabrikbesitzer L. Lewinsohn.
Fräulein Marie Philipp.
Hans Stobwasser.
Siegfried Wollmann.
Edmund von Oesterreich.
Dr. Adolf Schenk.
Fräulein Tos. Bontecou.
Fräulein Isabelle Bronk.
Geh. Hofrath Professor Dr. Ludolf Krehl.
Referendar Dr. Thal.
Privatier N&tiet.
Dr. Adolph Seehaus.
Frau Baronin Blanche von Popper-Castrone.
Prof. Cand. Dr. Siegfried Reiter.
Hamburg.
Leipzig.
Oppeln.
Pforzheim.
Wiesbaden.
Wien.
S"^
—^ 63 ^—
Literarische Anstalt, Rütten & Loening, Frankfurt a/M.
Ooethe-Jahrbuch.
Herausgegeben von Ludwig Geiger.
XIIL und XIY. Bd. in Leinwand gebunden k M. 10.—.
Inhalt des dreizehnten Bandes:
Hit einer Silhouette der Barbara Schalthess and einer Handzeichnnng
Goethes in Lichtdruck.
L Nene Mittheilangen : 1. Mittheilangen aas dem Goethe- and Schiller-Archiv:
Vorschlag zar Einftthrong der deatschen Sprache in Polen. Heraas-
gegtjben von B. Saphan. — Siebzehn Briefe von Barbara Scholtheai an
Goethe, ein Brief Goethes an Barbara Schalthess. Beigefligt: Ein Brief
von Georg Gessner and zwei Briefe von PhlL Christoph Kayser an
Goethe. Heraasgegeben von B. Saphan. — Zwei Briefe von Elisabeth
V. Tflrckheim an Goethe and Goethes Antworten. Heraasgegeben von
B. Saphan. — Briefe von Charlotte von Kalb an Goethe. Heraasgegeben
von K von der Hellen. — Zwei Briefe von J. G. D. Arnold an Goethe.
Heraasgegeben von Ernst Martin. — Stackeiberg bei Goethe. 1829. Heraas-
gegeben von K von der Hellen. — 2. Mittheilangen aas dem Goethe-
National-Maseam: Goethe*8 Beiseskizzen aas der Schweiz 1775. Besprochen
von C. Baland. ~ 3. Verschiedenes: Briefwechsel zwischen Goethe and
Minister von Qendorft. Mitgetheilt von Lilly von Kretschman. - Mit-
theilangen von Zeitgenossen über Goethe. Vorangehen zwei Briefe
Goethes (1798 and 1818) and ein Brief der Fraa Bath (1776). Mitgetheilt
von E. Dflmmler, H. Frommann, L. Geiger, L. Hirzel, O. Hoffknann,
F. Lamey, Freih. v. Meysenbag, K Wolff.
n. Abhandlangen: Goethe and Barbara Schalthess. Von B. Saphan. —
Goethe als Anatom. Von K. von Bardeleben. — Goethes Faost and das
hohe Lied. Von O. Pniower. — Goethe and Johannes Secandas. Voo
G. Ellinger. — Goethes Aasscheiden aas dem Frankfurter Bürger-
verbande. Von B. Jang.
HL Miscellen, Chronik, Bibliographie; Begrister. Siebenter Jahresbericht der
Goethe-Gesellschaft
Inhalt des vierzehnten Bandes:
Mit dem Bildnisse Goethe's in Lichtdrack nach Gräfin Jalie von Egloffstein.
L Nene Mittheilangen: 1. Mittheilangen aas dem Goethe- aod Schiller- Archiv:
Ueber die verschiedenen Zweige der hiesigen Thätigkeit Ein Vortrag
von Goethe. Heraasgegeben von E. von der Hellen. — 1. Einandzwanzig
Briefe von Marianne von Eybenberg, acht von Sara von Grotthas,
zwanzig von Vamhagen von Ense an Goethe, zwei Briefe Goethes an
Fraa von Eybenberg. Heraasgegeben von Ladwig Geiger. — 2. Mit-
theilangen aas dem Goethe-National-Maseam : Verse and Niederschriften
Goethes za Zeichnangen. Heraasgegeben and erläatert von C. Baland.—
S. Verschiedenes: Sechs Briefe Goethes. Mitgetheilt von O. Günther,
H. Hüffer, A. Pick. Nebst einer Notiz za Goethes Briefen von O. Günther
and einer Abhandlang von H. Hüffer.
n. Abhandlangen : Goethe's Art za arbeiten. Von Bichard M. Meyer. —
Goethe*s Gedicht: Deatscher Pamass. Von Daniel Jacoby. — Goethe's
Festspiel : Des Epimenides Erwachen. Von H. Morsch. — Zar Faastsage.
Von B. M. Werner.
HI. Miscellen, Chronik, Bibliographie; Begister. Achter Jahresbericht der
Goethe-Gesellschaft
-4-64 '«—
Neuer Verlag von Breitkopf & Härtel ik Leipzig.
Luise Dorothee, Hsnogln van Saehw-fiotl» 1733—1767.
Von Jenny von der Daten.
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Vlll, und 440 S. Ifl. Geh. U. 7.)0. Elc^. (ib. M. «.(O.
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uaglnglicb gcbljcbei <n, liur die QseUcD kIiOb fcSia
Im Verlag von Schmidt & Günther in Leipzig
Weimar-Album.
Blätter der Erinnerung
Carl August und Beinen Musenhof.
Paul Koehler, Berlin W.
Alleiniger Vlrlag neuer Mannfeld'scher OHiGiNAL-RADiRin^GEN.
Goethes Gartenhaus.
Original- Radirung von B. Mannfeld,
eine Icöstliclie Idylle voll feinsten Naturgeluhls, ein Blatt, das sicher
den zahlreichen Coethfverehrem hochwillkommen ist.
« Mannfeld'schen Raiiirungen slthni gratis undfranco ^u Dicnsttn.
—^ 65 ^—
Literarische Anstalt, Rotten & Loening, Frankfurt a. M.
Verlagsbuchhandlung.
In unserem Verlage erschien:
Mensehen und Werke.
Essays
von
Georg Brandes.
Mit dem Gruppenbild der 17 im Buche besprochenen Schriftsteller
in Glanzlichtdruck.
Gr. 8°; 1894.
Gebunden in Leinwand Mk. 10.^0.
i. Goethe und Dänemark. 2. Ludwig Holberg. 3. Adam
Oehlenschläger : Aladdin. 4. Friedrich Nietzsche.
5. Emile Zola. 6. Guy de Maupassant. 7. Puschkin und
Lermontow. 8. Fjodor Dostojewskl 9. Leo Tolstoi.
IG. Das Thier im Menschen. ii. Kristian Elster.
12. Alexander L. Kielland. 13. J. P. Jacobsen. 14. August
Strindberg. 15. Hermann Sudermann. 16. Gerhart
Hauptmann.
»Eine Kritik der Kritik! Man hat oft boshaft darüber gelächelt,
über dieses sonderbare sich potenziren. Der erste Kritiker zergliedert
ein Kunstwerk» der zweite analysirt die Zergliederung, der dritte
wiederum zergliedert diese Analyse, und so kann dieses Spiel hübsch
in infinitum fortgesetzt werden, ohne dass mehr erreicht worden wäre,
als viel bedrucktes Papier. Und freilich: dort wo Kritik nur einfache
erklärende Zergliederung ist, oder nur einfaches Urtheil — d. h. gut
oder auch schlecht, wenn auch in viele und vielerlei Worte gekleidet
— dort ist Kritik der Kritik fast lächerlich Ganz anders aber dort,
wo Kritik selber Kunst wird, selber Schöpfung ist mit selbständigem
Sein. Und bei Brandes steht die Kritik auf dem höchsten Niveau der
Kunst. Seine Essays sind viel weniger Kritiken im landläufigen Sinne,
als feinpsychologische Novellen. Dass diese Novellen stets ein oder
mehrere Schriftsteller zum Mittelpunkte haben, thut ihrem Werth
fewiss keinen Abbruch. Und ich denke, gar viele der von Brandes
esprochenen Schriftsteller und Werke werden schon längst nicht mehr
lebendige Litteratur sein, sondern eingesargt in der Registratur der
Litteraturgeschichte ruhen, wenn man Brandes' Essays noch lesen und
sich an cfenselben noch künstlerisch ergötzen wird.«
— j^ 66 ^—
Verlag von F. W. v. Biedermann in Leipzig.
Koethes Kespräehe
Herausgeber
Woldemar Freiherr y. Biedermanii.
VollBtändiff in neun Bänden.
Des 9. Bds. 2. Hälfte enthält:
Erlftiiterungen
zu GKoeth.es G-espräolieix
von Dr. Otto Lyon.
Gustav V. Loeper nannte das Werk:
die schönste Goeihebiographie, die exisiire
und sobald nicht würde übertroffen werden.
Preise des vollständigen Werkes:
Kleine Ausgabe broschirt M. 4$. —
» » gebd. in
Ganzleinwand ...» 53.65
Kleine Ausgabe gebd. in
Halbsaffian . . . . » 63. —
Velin-Ausgabe broschirt . » 55. —
» » geb.inHlbsff. » 82. —
Das Werk kann auch in einzelnen Binden
oder in Lieferungen zu je i M. bezogen werden.
Des 9. Bandes 1. Hälfte enthilt fflnf-
fache Register in der bekannten soi|;fUtigen
Weise des Heransgeber».
Erläuterungen
zu den
Tag- nnd JaMeften von Me
von
Woldemar Freiherr von Biedermann.
Preis: geheftet M. 5. — , gebunden M. 7.—.
(Zu Band 35 und 36 der Weimarer Goethe- Ausgabe.)
Goethes Briefwechsel mit F. Rochlitzi Herausgeber
W. Freiherr y. Biedermann.
Preis broschirt M. 8. — , gebunden M. p. — .
Goethe - Forschungen, Neue Folge, von W. Freiherr
y. Biedermann. Preis gebunden M. 12. — .
Goethe und die Bibel von Prof. Dr. H. HesckeL
Preis broschirt M. 2. — , gebunden M. 2.J0,
Goethes Sprache und die Antike. Studien zum £in-
fiuss der klassischen Sprachen auf Goethes Stil von
Dr. Carl Olbrioh. Preis M. 3.—.
Goethe - SilhouetteJ in ganzer Figur auf Kupferdruck-
papier 45/31 cm. Preis M, j.50.
/
— ^ 67 ^—
Literarische Anstalt, Rütten & Loening, Frankfurt a. M.
Goethes Briefe an Frau von Stein.
Herausgegeben von Adolf Scholl. Zweite vervoll-
ständigte Auflage, bearbeitet von Wilhelm Fielitz.
2 Bände. Mit dem Bildniss der Frau von Stein nebst
2 Silhouetten. 1883—85. Preis: geh. M. 16.80, geb.
in Leinw. M. 18. — , geb. in feinem Hlbfrz. M. 22.80.
»Die Briefe Goethes an Charlotte von Stein« — sagt Herman
Grimm — »bilden eines der schönsten und rührendsten Denkmale,
welches die gcsammte Literatur besitzt. Man wird diese Briefe lesen
und kommentiren, solange unsere heutige deutsche Sprache verstanden
werden wird .... Wie eine breite ununterbrochene Melodie empfangen
wir zehn Jahre lang Goethes Leben nach dieser Richtung. So völlig
sehen ydr Tag und wacht den Gedanken an diese Frau ihn umschweben,
dass es scheint, als thuc und denke er überhaupt nichts Anderes, als
was diese Briefe enthalten. Das Ganze gewinnt den Anschein einer
dichterischen Kontinuität. Was er irgend erlebt, nimmt die Gestalt
einer Mittheilun^ an Frau von Stein an ... . Unter ihrer Theilnahme
sehen wir die Dichtungen langsam wachsen, die als sicherer Gewinn
dieser zehn Jahre dastäen und die das Höchste sind, was die deutsche
Literatur an Dichtungen besitzt.« —
GOETHES ANTEIL
«n
Layaters Ptysloiioiisclign FragneiitgB
von
Eduard von der Hellen.
Mit einigen drei*sig Abbildungen, darunter drei bisher unbeachtete Goethe-Bildnisse.
Frankfurt *. M. 1888.
GeJjfftet in eleganter Ausstattung M. ^.—
In diesem höchst interessanten und für die Goethe- Forschung
besonders wichtigen Werke wird zum ersten Male mit Hilfe des ver-
vollständigten Bnefmaterials und auf Grund sprachlicher Beobachtung
und inhaltlicher Interpretation der gesamte Anteil Goethes an dem
grossen Lavaterschen Werke in erschöpfender Weise ermittelt; das
Gewonnene ist mit dem Leben und Dichten des jungen Goetlie auf das
Innigste verwachsen und bietet einen wertvollen Beitrag nicht nur zu
seinen Werken, sondern auch zur Kenntnis seiner Sprache, seiner An-
schauungen und seines persönlichen Wesens.
Die in vorzüglicher Reproduktion beigegebenen Abbildungen aus
der berühmten Lavaterschen Physiognomik veranschaulichen m mit-
unter schlagender Weise die aus der wissenschaftliclien Untersuchung
gewonnenen Resultate.
GoKTIII-jAHKBt-CH XV. 29
.'">
-•>♦ 68 *i —
Verlag von Emil Felber in Berlin SW. 46.
Grillparzer und Lope de Yeia.
Von
Arturo FaiinellL
^— ^— (Unter der Pres««-) -^^—
/// vornehmster Ausstattung etwa 6 M.
Die%e ungemein fldwige nnd gc^hmack volle Arbeit dörfte das wichtigste B(kIi Scr
giM/en GrillpArierlitieratnr sein.
QoellenKliriltiiD znr neoenin dentsciiai Lttteralnr- nnd BestBifaciDCltt
Herausgegeben
von
Albert Leitzmann»
Priv.>t Docenteii «n der Universititt Jena.
Erscheint in jivan^loseft Bänden von verschiedenem Umfange
in vornehmster Ausstattung,
Bd. 1.
Briefe Yon Wilhelm Y.Homboldt an Georg Heinricli Indwig Hlcolonns
Herausgegeben von Rudolf Haym.
— ^^— (Unter 6icx Pre«e ) -^^—
Etwa ). — M. Schön gebunden 4. — Af.
Für die iiActuten BJnde sind in Aussicht genommen:
Briefwechtel iwitchen GIcim und Heinse. Briefe «ui dem Kreise der Romantiker.
Tagebuch Wilbelmi von Humboldt von seiner ' Briefe von und tn Gottsched.
Reise nach Norddeutschland im Jahre ; lu^endbriefe Alexanders von Humboldt.
1796. Briefwechsel swiKhen Karoline von Hnm-
Briefe Georg Forsters an seine Frau aus boUt, Rahel und Vambagen von Ense.
Paris 179). Therese Försters Briefvi*ecbsel.
Diese hervorragende Sammlung, die auf die Teilnahme aller wahrhaft Gebildeten
rechnet, wird sich nicht auf die eigentliche schöne Utteratur und deren Geschichte be-
«chrlnkcn, sondern anch Musik, Malerei, Plastik und Architektur in ihr Bereich eichen.
AnffGbota von Briefon und Jansen Kaohlässen hervorraffender
DloAter und Künstler sind daher eteta wülkommen. Es wird gebetet,
!»ikh deswrgiu mit ticni Hcrau^febc^ oder dem Verlcj-cr direct in Verbindung su setien.
Goethes Faustdichtnng
in ilirer ktLii8tlerl8ch.erL £!liih.eit
dargestellt von Veit Valentin.
Vor lüglich ausgestattet, Preis ^»40 M. Gebunden 6,jo Af.
Von der gesamten Kritik als die beste EinfBhnmg in da« Verständnis der] Dichtung
and als eine wahrhafte Bereicherung der Goethe-Litteratnr beseicfanet.
Zeitschrift fDr vergleichende LItteraturgeschichte.
Herausgegeben von Max Koch,
a.o. Professor an der Universität Breslau.
Jährlich ein Band von 6 He/tett, Preis des Bandes 14 M,
Aelteste nnd im In- und Auslande als beste anerkannte litteratnrgeschlcfatlidie Zeit-
schrift. Für littcratnrgtschichtliche Studien gani anentbehrlich.
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