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Full text of "Goethe-Jahrbuch"

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p 1 <^ 







\ 



Goethe-Jahrbuch. 



Herausgegeben 



Ludwig Geiger. 



FÜNFZEHNTER BAND 



Mit dem neunten Jahresbericht 



Goethe-Gesellschaft. 



Frankfurt vm. 

Literarische Anstalt 

RüTTEN & LoENIN«. 

1894. 



lO 53 , XL. 

83 36GST2 OOS 



A. un'i- 



Mit dem Bildniss der schlafenden Chrisiia 
IN Lichtdruck 
NACH BiNER Handzeichnung Goethss. 



Vorwort. 







|ie üblich, so geht auch diesem Bande der gern 
ausgesprochene, ehrerbietige Dank für Seine 
Königliche Hoheit den Grossherzog von Sachsen 
und Ihre Königliche Hoheit die Frau Grossherzogin voran, 
die auch diesmal wieder die Gnade hatten, zu gestatten, 
dass Materialien aus dem Goethe- und Schiller-Archiv be- 
nutzt und gedruckt und ein Bildniss aus dem Goethe- 
National -Museum reproducirt wurden. Ueber dieses Bild 
schreibt Herr Geheimer Hofrath C. Ruland, der die An- 
regung zu dessen Mittheilung gab und seine liebenswürdige 
Mitwirkung zu diesem Bande freundlich wie immer be- 
thätigte, wenn er auch durch Arbeitslast verhindert war, 
einen grösseren Beitrag aus dem Gocthe-National-Museum 
zu spenden. Folgendes: 

»Das Original der diesem Bande beigegebenen Illustration 
ist eine 30 cm. hohe und 22 cm. breite Bleistiftzeichnung 
von Goethes Hand. Sie fand sich in einer von ihm selbst 
bezeichneten Mappe »Zur menschlichen Gestalt«, in einem 
besonderen Umschlage, zusammengelegt mit einer Profil- 
zeichnung der Schwester Cornelia und einer ganzen Anzahl 
verschiedener Versuche aus den Jahren 1789 bis 91 oder 92, 
den Lockenkopf Christianens darzustellen; einmal ist sie 
das Hausmütterchen, das sich wie fröstelnd in einen bunten 
Shawl wickelt, ein anderes Mal vergrössem sich die Züge 



IV Vorwort. 



zu einem Profilbild, das an eine antike Camee anklingt. 
Das anmuthigste Bild von allen ist das hier mitgetheilte. 
In einem glücklichen Augenblicke der Natur abgelauscht, 
hat die Hand des Dichters die Gestalt des geliebten Mädchens 
mit derselben Zartheit auf dem Papier festgehalten, mit 
der die Feder die ihn bewegenden Gefühle gleichzeitig 
dichterisch ausgesprochen hat. Nicht etwa als ob unsere 
Zeichnung als eine Illustration im gewöhnlichsten Sinne 
des Gedichtes »Der Besuch« anzusehen wäre, — beide 
sind wesentlich einSy der nur künstlerisch verschiedene, 
aber gleich wahre Ausdruck derselben herzenswarmen 
Empfindung. Wenn Goethe nur diese eine Zeichnung 
hinterlassen hätte, würden wir es begreifen, wie er oft 
und lange an seine besondere Beanlagung zur Kunst glauben 
konnte. Auf jeden Fall hoffen wir, dass die Goethefreunde 
dem Herausgeber des Jahrbuches für die Mittheilung des 
Blattes Dank wissen werden; wie Schreiber dieses es 
empfand, als er seiner Zeit das Blatt aus der verstäubten 
alten Mappe hervorzog, wird sich jeder sagen, dass uns 
hier ein ergreifender Beleg für Goethes menschlich wahres, 
warmes Empfinden und dichterisches Gestalten erhalten ist.« 

In gleicher Weise wie früher bin ich auch dies Mal 
Herrn Professor Dr. B. Suphan, dem Director des Goethe- und 
Schiller -Archivs, und seinen Arbeitsgenossen am Archiv 
zu vielfachem Dank verpflichtet für die freundliche Unter- 
stützung, die sie mir bei der Ausarbeitung meines Archiv- 
beitrags zu Theil werden Hessen. 

Auf einige Punkte, in denen der vorliegende Band sich 
von den früheren unterscheidet, möchte ich hier einleitend 
aufmerksam machen. Der eine ist das Fortfallen der »Neuen 
Mittheilungen«, soweit sie nicht dem Archiv entstammen. 
Schon seit einigen Jahren, seit Erschliessung des Goethe- 
und Schiller-Archivs rinnen die Quellen, aus denen die 
»Neuen Mittheilungen« des Jahrbuches ihre Nahrung er- 
hielten, viel spärlicher als früher, und es ist vorauszusehen, 
dass allmählich Alles, was auf dem Markte käuflich ist, 



Vorwort. 



und Vieles von privater Seite in diese Centralstelle als in 
seine wahre Heimath wandert. Daher ist es natürlich, dass 
Kleinigkeiten, die mir etwa angeboten werden, nicht leicht 
angenommen werden, wenn sie nicht besonders gute Figur 
machen. Andrerseits glaubte ich im vollen Einverständniss 
mit B. Suphan, der mit stets gleich bleibendem Wohl- 
wollen die dem Jahrbuch dienlichen Stücke auswählt und 
zur Veröffentlichung an hoher Stelle vorschlägt, diesen 
Theil des Jahrbuches eher beschränken als ausdehnen zu 
sollen. Während im vorigen Bande die »Neuen Mit- 
theilungencr 164, die Abhandlungen und Miscellen 132 Seiten 
umfassten, ist dies Mal das Verhältniss umgekehrt. Die 
Abhandlungen und Miscellen nehmen 193, die »Neuen 
Mittheilungen« nur 108 Seiten ein. Dieses Verhältniss ist 
wohl beabsichtigt, ich glaubte mehrfach ausgesprochenen 
Wünschen nach lesbaren Abhandlungen nachkommen zu 
sollen. Ich empfinde eine besondere Freude darüber, dass 
der Herausgeber des Victor Hehn'schen Nachlasses diesen 
Band mit einem Beitrag aus diesem Nachlasse geschmückt, 
dass Rudolf Hildebrand meinem langjährigen Drängen durch 
die Gewähnmg eines Aufsatzes nachgegeben hat, dass neben 
verdienten Forschern, die schon längst liebe Gäste des 
Goethe-Jahrbuches waren, auch Jüngere zum ersten Mal 
das Won ergreifen. Neben den Abhandlungen, die sich 
an einen grösseren Leserkreis richten, habe ich gern einer 
textkritischen Forschung Platz gewährt, obwohl sie an 
eine verhältnissmässig kleinere Zahl von Lesern sich wendet, 
weil sie eine sehr glückliche Entdeckung ausführlich dar- 
legt, der für die Behandlung des Goethischen Textes eine 
besondere Wichtigkeit zukommt. Auch die Miscellen er- 
scheinen in einer Anzahl und Ausdehnung wie bisher noch 
niemals. Sie theilen in stärkerem Masse, als dies zumeist 
üblich war, neues Material mit. Die grosse Zahl der Mit- 
arbeiter, in der sich unter vielen altbewährten mehrere 
neue finden und zwar gerade solche, die auf anderen 
Gebieten als dem der Goethe-Forschung ihre Hauptthätig- 



VI Vorwort. 



keit entfalten, und die Vielseitigkeit der behandelten Gegen- 
stände bekunden wohl am besten das allgemeine Interesse, 
das unsern Studien entgegengebracht wird. 

Es ist mir eine angenehme Pflicht, den schon im Vor- 
wort des vorigen Bandes ausgesprochenen Dank an den 
Vorstand der Goethe-Gesellschaft, an die Verlagshandlung 
und an die Mitarbeiter der Bibliographie (sie sind Seite 321 
Anmerkung i genannt) auch dies Mal auszusprechen. 

Am Ende des 3. Lustrums darf der Herausgeber froh 
des Vollendeten auch freudigen Muthes in die Zukunft 
blicken. 

Berlin W. 50, 15. Februar 1894. 

Schaperstrasse 8. 

LUDWIG GEIGER. 



Inhalt. 



I. Mittheilungen aus dem Goeihe- und Schi Her- Archiv. 

t. Sküzen zur dritten Epistel von Goethe. Herausgegeben 
von Carl Redlich 

2. iGedankenspiae« von Goethe. Herausgegeben von Bern- 
hard SUPHAN 

j. Ouvcages poittqucs de Goethe. Herausgegeben von Bern- 
hard SUPHAK 

4. Napoleons Unterhaltungen mit Goethe und Wieland und 
Fr. V, Müllers Mimoire darüber für Talleyrand. Heraus- 
gegeben von Bernhard Suphan 

;. Sieben Briefe von Ficht^ an Goethe. — Zwei Briefe von 
Fichte an Schiller. Herausgegeben von Rudolph Steiner 

6. Acht Briefe F. A. Wolfs, sieben Briefe A. Hirts. vier Briefe 
Goethes an Hirt. Herausgegeben von Ludwig Geiger 

MiietillKii IUI demGotllK- und SiUlle-Aichiv liiiil feiner benuni: 
In iloi AUiiiidloDgei TOD B. SupbtQ und C. ScIktct (Stil* 111 bis 116 
um] iitbuifi), in den »chtrlgllclien Mittbeilui^n (Seiu >4T). >>< dt» 
UiuUrn ton Rldlkfa, Freienlui, Saphln (S«U 11«. If. iti-tj). 
NiUriilUa iB) dem Gocibt-Niiloail.lluKuin: in den HiKtUcn Ton 
Ralind nnd Caga (Snu 37«, )»o). 

II. Abhandlungen. 

I, Bernhard Suphan, Goethe und der Graf St. Leu . . . i 
1. Aus Victor Hehns Vorlesungen über Goethe. Heraus- 
gegeben von Theodor Schiemakn ; 

{. Rudolph Hildebrand, Zu dem Gedichte Ilmenau 8. Sep- 
tember 178) 

4. Bernhard Seupfert, Goethes Erzählung »Die guten 
Weiber« 

5. Wilhelm Büchner, Selbsterlebtes in Goethes sTasso« . 



VIII Inhalt. 

Seite 

6. Otto Harnack, Goethes Kunstanschauung in ihrer Be- 
deutung für die Gegenwart 187 

7. Georg Witkowski, Der Leipziger Studentenaufruhr von 
1768 206 

8. Carl Scherer, Carl Matthaei 216 

III. Miscellen, Chronik, Bibliographie. 
I. Miscellen. 

A. Neue Mittheilungen: Nachtrag. 

Goethe an Barbara Schulthess. Herausgegeben von 
Bernhard Suphan 247 

B. Einzelnes zu Goethes Leben und Wirken. 

1. Goethe als Corrector eines fremden Gedichts. Von 

C. Redlich 248 

2. Goethe über die Conception des Faust. Von August 
Fresenius 251 

3. Zu dem Hexeneinmaleins und den Versen der Thiere 

in der »Hexenküche«. Von Alexander Tille . . . 257 

4. Zu »Faust« W. A. 14, 207. Von Reinhold Steig . 2 $8 

5. Neue Beiträge zur Literaturgeschichte der Faustfabel. 
Von Ludwig Fränkel 259 

a) Doctor Faust bei dem Schlesier Daniel Stoppe (1697 bi« 
1747). S. a$9. b) Der iltesie Faust-Theaterzettel. S. 259. c) Der 
Teufel als Pudel. S. 261. 

6. Notizen über Goethische Dramen aus Reichards 
Theaterkalender. Von Georg Witkowski .... 262 

7. Zu Goethes Festspiel »Des Epimenides Erwachen«. 
Nachtrag. Von H. Morsch 26} 

8. Der wahre Adressat eines Goethischen Gedichts. Von 

C. Re41ich 265 

9. »Wenn ich still und einsam weine«. Von Bernhard 
Suphan 265 

IG. Zu: »War* nicht das Auge sonnenhaft, Die Sonne 
könnt' es nie erblicken«. Von Edmund O. v. Lipp- 
mann 267 

11. Zu »Alles in der Welt lässt sich ertragen, Nur nicht 
eine Reihe von schönen Tagen«. Von Edmund O. 

V. Lippmann 268 

12. Zum Gedicht »Zueignung«. Von Ernst Goldbeck . 269 

13. Zu »Mahomets Gesang« und »Ilmenau«. Von 

J. Imelmann 270 

14. Zur Weimarer Ausgabe I, 5, i, 153. Von Reinhold 
Steig 272 

15. Stockfleths und Goethes Macarie. Von Richard 

M. Meyer 272 



Inhalt. iX 

• Seit« 

i6. Zu Goethes Tagebuche (W. A. III, }, 322). Von 
Reinhold Steig 274 

17. »Ich kann*s zu Kopf nicht bringen«. Von Richard 

M. Meyer 274 

18. J. G. Wille über Werther. Von Max J. Friedlaender 275 

19. Zu »Goethe als Politiker«. Von C. Ruland . . . 276 

20. Goethes Zeichnung des Capitols. Von Georg Wit- 
kowski 277 

21. Randbemerkungen zum Goethischen Gleichniss. Von 
Hermann Henkel 277 

22. DuMeiz, »Der Dechant«. Von Heinrich Heidenheimer 282 

23. Goethe und Clodius. Von Albert Bielschowsky . . 283 

24. Goethe und Magdalena Pfenninger. Von Albert 
Bielschowsky 283 

25. Goethe und Karl August in Erfurt 1789. Von Albert 
Pick 285 

26. Zum Saoder-Goethischen Briefwechsel. Von Ludwig 
Geiger 28$ 

27. Goethe und die Brüder Grimm. Von Reinhold Steig 287 

28. Goethes Verbindung mit Amerika. Von Ludwig 
Fränkel 288 

29. Zu »Goethe und Frankreich«. Von Ludwig Geiger 289 

30. Goethe und M^rim^e. Von Ludwig Geiger . . . 290 

31. Ein Urtheil über das Weimarer Theater 181 2. Von 
Ludwig Geiger 291 

32. Merkel als Lobredner Weimars. Von Ludwig Geiger 292 

33. Das Journal des Döbats über Goethes Rücktritt vom 
Theater. Von Ludwig Geiger 294 

34. Grillparzer über Goethe. Von Ludwig Geiger . . 294 

35. Ein Urtheil über Bettinas Briefwechsel. Von Ludwig 
Geiger 296 

36. Zur Goethe-Bildniss-Kunde. Von Ludwig Geiger . 297 

C. Nachträge und Berichtigungen zu Bd. XIV u. XV. 298 

2. Chronik 302 

3. Bibliographie. 

L Schriften. 

A. Weimarer Goethe-Ausgabe. 

Bericht der Redactoren und Herausgeber . . . . 312 

B. Ungedrucktes. 

I. Briefe 321 

2 Regesten 324 

C. Neue Ausgaben der Werke 325 



X Inhalt. 

Seile 

D. Etnzelschriften und Erläuteningeii. 

X. Allgemdiies. B3>iiographiscbes. Spradilidies. 

Metrisches }27 

2. Dramen }}2 

j. Gedichte }40 

4. Prosaschriften 34} 

£• Obersetzungen 345 

II. Biographisches. 

A. Allgemeines 34^ 

B. Biographische Einzelheiten 347 

C. Goethes Verwandte 348 

D. Goethes VeriuÜtniss zu seinen Freunden und Nach- 
folgern 34B 

E. Stellung zu Wissenschaft und Kunst 357 

F. Notizen von Zeitgenossen über Goethe . . . . 358 

III. Verschiedenes. 

A. Bilder und Statuen ; Gedenkplätze 359 

B. Dichtungen über Goethe, Compositionen, Parodieen, 
Nachdichtungen Goethischer Werke 361 

Register 363 



Neunter Jahresbericht der Goethe-Gesellschaft. 
Mitglieder - Verzdchoiss. 




Neue Mittheilungen. 



Govths-Jahrbvch XV. 



1. Mittheilungen aus dem Goethe- 
UND Schiller-Archiv. 

I. SKIZZEN ZUR DRITIEN EPISTEL. 
Von Goethe. 

(»■) 
Und was deine Söhne betrifft, so weiss ich^ mit ihnen 
Bist du nimmer verlegen. Denn früh die Bücke der Knaben 
Auf die Bahn der Welt zu richten verstehst du und jedem 
Das ihm eigne Organ zu künftiger That zu entwickeln. 
Frisch erhälst du die Kraft des jungen Gemüthes, behende 5 
Fasst ein jegliches Wort ihr Gedächtniss, die trockensten 

Sprüche 
Werden im heiteren Sinne in ihrer Schönheit lebendig, 
Ehren lehrest du sie das Vergangne und schätzen vor allem 
jeglichen Tages Werth und in dem Neuen die Vorzeit. 
Nur das Gute hat Sinn für sie. 10 

(b-) 
Denn unschuldig ist wenn Menschen lesen 
Was sich vor Zeiten begeben, was dieser und jener 

gemeint hat, 
Oder was der gerechte Beschluss zur heftigen That gleich 
Zaubert. Sieh das trifft und reget alle Gemüther. 

(c) 
Eine gefährliche Schrift 15 

Und kannst du diese verbrennen, 

So ist allen auf einmal, den Grossen und Kleinen, geholfen 
Denn mit grosser Begierde wird keine Gelegenheit 



Neue Mittheilungen. 



Willst aber du die Meinung beherrschen, beherrsche 

durch That sie, 
Nicht durch Geheiss und Verbot; der wackre Mann, 
20 der Beständ'ge, 

Der den Seinen und Sich zu nützen versteht, und dem 

Zufall 
Klug sich zu beugen weiss und gross dem Zufall wieder 

gebietet, 
Der den Augenblick kennt, dem unverschleiert die Zukunft 
In der stillen Minute des hohen Denkens erscheinet, 
25 Der wo alle wanken noch steht. 

Der beherrschet sein Volk und gebietet der Meinung 

der Menschen. 
Einen solchen habt ihr gesehn vor kurzem hinaufwärts 
Zu den Göttern getragen, woher er kam ; ihm schauten 
Alle Völker der Welt mit traurigem Blick nach. 
30 Jeder, schlim 

Wechselsw^eise bewahren Geschmack und Sitte einander. 

Aber Kaiser und Reich privilegirt sie, der Papst muss, 

der Doge 
Muss in jedem CafFeehaus sie leiden, in jeglichem Gasthof. 
Pater Mamachius ach, was hast du nicht alles gestrichen! 
35 Kein bedenkliches Wort der lustigen Oper entging dir. 
Kein heroischer Vers des übermüthigen Helden. 
Ach vernichtest du doch die abgünstigsten R — 
Des verruchten Convents dem römischen Volke der Berge. 

(gO 

Und die Knaben, versteht sich von selber, sie führet ein 

wackrer 

40 Gradgesinnter Mann ins Heiligthum aller Erkcnntniss, 
Die uns die Griechische Welt und die Lateinische darbeut, 
Und so wären die Kinder vor allem Unheil gesichert. 
Einen bedaure ich nur in diesen fliessenden Tagen, 
Pater Mamachius dich, o Dechant aller Censoren, 

45 Dich des heiligen Pallasts Magister. 



Skizzen zur dritten Epistel. 5 

Keiner jammert mich mehr in diesen fliehenden Zeiten 
Als Mamachius du, o Dechant aller Censoren, 
Du, des heiligen Pallasts Magister, des Ketzer-Gerichtes 
Strenger Assessor, was musst du des hohen Dominicus 

Zögling 
Alles erleben, nachdem du die vielen Jahre gelesen 50 
Und gestrichen. 

Kein bedenkliches Wort der lustigen Oper entging dir. 
Kein heroischer Vers des übermüthigen Helden. 



Als Goethe am 28. Oktober 1794 seine erste Epistel, 
mit der die Hören eröffnet wurden, in Reinschrift an Schiller 
sandte, versprach er gleichzeitig die zweite fertig zu machen, 
von welcher er schon zwei Tage vorher gemeldet hatte, sie 
werde in der ersten Stunde guten Humors fertig werden, und 
hoffentlich werde eine dritte zu Ende des Jahres bereit sein. 
Aber am 6. December stand die Beendigung der zweiten 
Epistel noch aus, und erst am 23. December ward die erste 
Hälfte derselben für das zweite Horenstück übersandt mit der 
Bemerkung, ihre andere Hälfte solle die dritte Epistel werden 
und das dritte Horenstück anfangen (Werke IV. 10, 204—216). 
Daraufhin ist Hören I, 2, 98 unter die unvollendete zweite 
Epistel gesetzt: »Die Fortsetzung folgt.« Eine solche Fort- 
setzung ist bekanntlich nie erschienen, und Goethe hat den 
beiden Episteln, wie sie die Hören gebracht hatten, in den 
Werken 1815 als Vorspruch vorausgeschickt: 

Gerne hätt' ich fortgeschrieben. 
Aber es ist liegen blieben. 

Erst die Quartausgabe von 1836 fügte ein Fragment hinzu, 
das nun auch die Weimarer Ausgabe 5 Erste Abth. 40 bringt, 
inhaltlich ohne erkennbare Beziehung auf das Thema der 
ersten beiden Episteln, in dem wir also einen Ansatz zu der 
ursprünglich als dritte beabsichtigten, durch die Theilung der 
zweiten aber zur vierten gewordenen zu sehen haben. Von 
der zweiten Hälfte der zweiten dagegen, die als dritte für 
das dritte Horenstück versprochen war, schien jede Spur ver- 
loren, denn auch die Hindeutung von Loepers auf erhaltene 
Ueberreste einer Fortsetzung der Episteldichtung, mit Versen 
auf Friedrich den Grossen als Probe (Goethe - Jahrb. XIII 
S. 227), Hess den Zusammenhang der Verse unaufgeklärt. 



Neue Mittheilüngen. 



Grund genug ftlr mich, bei der Durchmusterung der poetischen 
Nachlasspapiere des Goethe -Archivs, welche mir die hohe 
Besitzerin anvertraut hatte, um die v. Loeper'sche Gedicht- 
ausgabe zum Abschluss zu bringen, mit besonderer Sorgfalt 
auszuspähen nach den Blättern, aus welchen v. Loeper jene 
Probe genommen, und nach der handschriftlichen Vorlage des 
Fragmentes der Quartausgabe. Es gereicht mir zu grosser 
Freude, dass ich das Gefundene schon hier den Lesern des 
Jahrbuchs vorlegen darf, da der Abdruck in der Ausgabe 
wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen muss. 

Die oben mitgetheilten 53 Verse stehen auf drei Blättern 
des feingestreiften italienischen Papiers, das aus den Drucken 
Bodes und Lessings bekannt ist, einem Folioblatt und zwei 
Quartblättern, und sind von Anfang bis zu Ende von Goethe 
eigenhändig mit deutschen Lettern niedergeschrieben, theils 
mit Bleistift, theils mit Dinte, überaus flüchtig und mit zahl- 
reichen Abkürzungen und Auslassungen von Buchstaben, so 
dass die Entzifferung an vielen Stellen recht mühsam war. 
Es ist offenbar, worauf auch die unvollständigen und die zu 
lang gerathenen Hexameter deuten, ein erster roher Entwurf 
in einzelnen Gedankengruppen, die ich nach den aus dem 
Schriftcharakter sich ergebenden Absätzen und Neuanfängen 
des Schreibers gesondert und mit lateinischen Buchstaben 
bezeichnet habe. Liegt also kein vollendetes Kunstwerk, sondern 
nur eine Sammlung lose zusammenhängender Materialien zu 
einem solchen vor, so gewährt es doch ein eigenthümliches 
Interesse, den Dichter direkt bei einer Arbeit zu belauschen, 
die ohnehin ganz eigenartig unter seinen poetischen Werken 
dasteht. 

Das Folioblatt enthält auf der einen Seite v. i — 14 in 
Bleistiftschrift, v. 11 —14 von den vorhergehenden durch einen 
freien Zwischenraum in der Breite von zwei Zeilen getrennt ; 
die Rückseite enthält v. 15—30, die ersten Zeilen ebenfalls 
in Blei, von v. 19 ab in Dinte. Diese letzten sind die von 
Loeper nach flüchtiger Lesung und sehr ungenau veröffent- 
lichten Verse. 

Das gleichfalls auf beiden Seiten quer beschriebene Quart - 
blatt enthält auf der ersten Seite v. 31 — 38 in Dinte, auf 
der Rückseite v. 39—42 in Blei und v. 43—45 in Dinte. 
Das andere Quartblatt, nur auf einer Seite quer beschrieben, 
enthält nur v. 46—53 in Dinte, die blos Variationen zu v. 
I ff. und V. 34 ff. sind. Beiläufig sei noch angemerkt, dass 
das oben erwähnte Fragment (Q i, 223. W. A. 5, 40) im 
Goethe-Archiv auf einem Folioblatt etwas kleineren Formates 
mit angeklebtem Zettel erhalten ist, dessen Papier und Schrift 
auf gleichzeitige Entstehung mit unsern Skizzen hinweisen. 



Skjzzex zur dritten Epistel. 



Viehoff hat die Vermuthung ausgesprochen, der angeredete 
Freund habe gegen die zweite Epistel einwenden müssen, 
dass die Mädchen gebildeter Familien nicht von aller Lektüre 
fern gehalten werden könnten noch dürften, und der Dichter 
habe in der dritten für sie erapfehlenswerthe Bücher vor- 
schlagen wollen. Unsere Blätter zeigen, dass vielmehr das 
Verhältniss der Söhne zur Lektüre den Stoff derselben zu 
liefern bestimmt war, und das erklärt vielleicht am einfachsten, 
wie Goethe zu der Theilung der zweiten Epistel gekommen 
ist, die für die ganze Arbeit so verhängnissvoll werden sollte. 
Leider ist von der gedruckten zweiten Epistel nichts hand- 
schriftlich erhalten, weder ein Entwurf, noch die Druckvorlage 
ftir die Hören. Ich möchte annehmen, dass auf der abge- 
schnittenen ersten Hälfte des Foliobogens etwas unseren 
Skizzen Aehnliches gestanden habe, woraus Goethe dann seine 
zweite Epistel geformt hat; da er in der Ausführung dem 
Freunde die Worte in den Mund legt: 

Denke dir nur die Töchter im Hause, 
Die mir der kupplende Dichter mit allem Bösen 

bekannt macht, 

musste er sich auf die Schilderung der durch häusliche Sorgen 
den gefährlichen Büchern ferngehaltenen Jungfrauen be- 
schränken. Der Umstand, dass die Anfangsworte »Und was 
deine« mit Dinte geschrieben das zweite Blatt anfangen und 
dann noch einmal mit Bleistift wiederholt und weitergeführt 
werden, dürfte diese Annahme unterstützen. 

Hervorgehoben zu werden verdient, dass die dritte Epistel, 
wenn vollendet, in eine Reminiscenz von der italienischen 
Reise ausgelaufen wäre, wie die erste. Denn der Pater 
Mamachius v. 34, 44 und 47 ff. war im vorigen Jahrhundert 
eine einflussreiche Persönlichkeit in Rom, der Magister sacri 
palatii, und als solcher mit der Büchercensur betraut. Tommaso 
Maria Mamachi, als Alterthumsforscher durch eigene Schriften 
bekannt, war 17 13 auf der Insel Skio geboren und starb fast 
achtzigjährig 1792 zu Corneto bei Montefiascone. Man sieht, 
warum ihn Goethe als Dechanten (doyen) aller Censoren 
einführt. Da der Magister sacri palatii ein Dominikaner sein 
musste, ist mit der Ergänzung des in der Handschrift abge- 
kürzten Namens Dom. (v. 49) zu Dominicus ohne Zweifel das 
Richtige getroffen. Redlich. 




8 Neue Mittheilungen. 



2. »GEDANKENSPÄNE.« 
VON Goethe. 

Uebers Leben. 

1. Es ist besser man betrügt sich an seinen Freunden, 
als dass man seine Freunde betröge. 

2. Die Menschen glauben dass man sich mit ihnen ab- 
geben müsse, da man sich mit sich selbst nicht abgiebt. 

3. Man beobachtet niemand als die Personen von denen 
man leidet. Um unerkannt in der Welt umher zu gehen 
müsste man nur niemand wehe thun. 

4. Der rechtliche Mensch denkt immer er sey vor- 
nehmer und mächtiger als er ist. 

5. Wenn weise Männer nicht irrten; Müssten die 
Narren verzweifeln. 

6. Manche sind auf das was sie wissen stolz, gegen 
das was sie nicht wissen hoffärtig.' 

7. Das Publicum beklagt sich lieber unaufhörlich übel 
bedient worden zu seyn, als dass es sich bemühte besser 
bedient zu werden. 

8. Ich höre das ganze Jahr Jedermann anders reden 
als ichs meyne; warum sollt ich denn auch nicht einmal 
sagen wie ich gesinnt bin. 

9. Wie viel vermag nicht die Uebung ! Die Zuschauer 
schreyen und der Geschlagne schweigt. 

10. Es ist besser, dass Ungerechtigkeiten geschehen, 
als dass sie auf eine ungerechte Weise gehoben werden. 

Nero hätte in den vier Jahren die das Interregnum 
dauerte (so nenne ich die Regierungen des Galba, Otho, 
Vitellius) nicht so viel Unheil stiften können, als nach 
seiner Ermordung über die Welt gekommen. 

11. Sobald die Tyranney aufgehoben ist, geht der 
Conflict zwischenAristocratie und Democratie unmittelbar an. 



* Andre Fassung in der Abtheilung , Wissenschaftliches* : »N. N. 
Auf das was er weis ist er stolz, gegen das was er nicht weis hoffärtig.« 



Gedankenspäne. 



12. Vom Verdienste fordert man Bescheidenheit; aber 
diejenigen die unbescheiden das Verdienst schmälern, werden 
mit Behagen angehön. 

13. Man würde viel Almosen geben wenn man Augen 
hätte zu sehen was eine empfangende Hand für ein schoenes 
Bild macht. 

Probleme. 

14. Character der, dargestellt, kein Bild, pragmatisirt, 
kein Resultat giebt. 

15. War die Henne zu erst? oder war das Ey vor der 

Henne? 

Wer dies Räthsel erlöst schlichtet den Streit um 

den Gott. 

16. Wie das Unbedingte sich selbst bedingen. Und so 
das Bedingte zu seines Gleichen machen kann. 

17. Idenditaet' Rasenden Enthusiasmus* und 
Unbarmherziger Kritic schwer in sich zu erzielen. 

18. Das Glück des Genies wenn es zu Zeiten des 
Ernstes gebohren wird. 

19. Gerechtigkeit, Eigenschaft und Phantom der 
Deutschen. 

20. Drey Epochen der Wissenschaften 

a. I b. 

Kindliche Kindliche 

Poetische Abergläubische Poetische Abergläub. 

2 
Empirische Empirische 

Neugierige Forschende Forschende Neugierige 

Dogmatische Dogmatisch 

[Methodisch] Didactisch Pedantisch 

Pedantisch Me thod . 

4 Ideelle 

Ideelle Mystisch Methodische Mystisch 



* So eigenhändig. ' Genitiv. 



lO Neue Mittheilungen. 



21. Dass die bildende Kunst in der Utas auf einer' so 
hohen Stufe erscheint möchte wohl ein Argument für die 
Modemitaet des Gedichtes abgeben. 

22. Wirckung Nahmhafter grundlich arbeitender Autoren. 
Gegenwirckung journalistisch anonjrmer. 

23. Drey Classen von Narren 
Die Männer aus Hochmuth 
Die Mädchen aus Liebe 

Die Frauen aus Eifersucht. 

24. Abstumpfen des Geistes durchs Geistreiche. 



Kunsttheorie und Motive. 

25. Zur Methode wird nur der getrieben dem die 
Empirie lästig wird. 

26. Die Critic erscheint wie Ate, Sie verfolgt die 
Autoren, aber hinkend. 

27. Die Gewalt einer Sprache, ist nicht dass sie das 
Fremde abweist, sondern dass sie es verschlingt. 

28. Vorschlag zu einem polemischen Purism in Schulen. 

29. Der pedantische Purismus ist ein absurdes Ab- 
lehnen weiterer Ausbreitung des Sinnes und Geistes. 

(Z. B. Das englische Wort Grief.) 

30. Ich verfluche allen negativen Purismus dass man 
ein Wort nicht brauchen soll in welchem eine andre Sprache 
viel oder zarteres gefasst hat. 

Meine Sache ist der affirmative Purismus der productiv 
ist und nur davon ausgeht : Wo müssen wir umschreiben 
und der Nachbar hat ein entscheidendes Wort.* 

' Verschrieben: einem (gedacht ,Grade'). 

* Auf einem beiliegenden Blättchen, flüchtig geschrieben, die erste 
Fassung : 

a. Perche Stange 

Percher Stängeln 
Bohnen 
Vögel 

die Vögel stängeln [Werke 6, 221, 1. 
Westöstl. Divan. Sommernacht V, 21I. 



GedankekspAne. I I 



31. Die Modernen sollen nur Lateinisch schreiben wenn 
sie aus Nichts Etwas zu machen haben. Umgekehrt machen 
sie ihr weniges Etwas immer zu Nichts. 

32. a. Man spricht soviel von Geschmack. 

Der Geschmack besteht in Euphemismen. Diese sind 
Schonungen des Ohrs mit Aufregung des Sinnes, 
b. Geschmack =5 Euphemism. 

Cultur der Sprache und Styl besteht in Ausbildung 
des Euphemismus: 

Deutsche Derbheit diesem entgegen. 
Nothwendig diplomatische und Weltausbildung. 

33. Euphemismus 

Die erste Figur: Das harte zart zu sagen 
Figuren der Steigung 
— der Milderung. 

34. Beyspiele wie sich die Menschen über das un- 
erwartete, ja unerträgliche durch Poetische Formen be- 
gütigen. 

empirisch erscheinende 

absolute Gewalt 

Oberon 

Blaubart. 

35. Es ist nichts theatralisch was nicht für die Augen 
symbolisch wäre. 

36. Amtleute die Tyrannen der Comoedie. 

37. Naive Pedanten. 

38. Motif dass einer ein Billet in der Dämmerung zu 
seinen Gunsten liest. 

39. Englische Stücke 
Das verruchte des Stoffs 
Das Absurde der Form 
verwerfliche Handlungen 
Vermaledeytes Englisches Theater. 

Nicht fremde Worte zu vermeiden Daran ist gar nicht gelegen 
Aber zu finden wo wir umschreiben müssen und der Fremde hat das 
Wort dass wir es heraus etymologisiren und formiren. 



12 Neue Mittheilungen. 



40. Bey Betrachtung von Kunstwerken, sowohl dichte- 
rischen als bildnerischen des 3ten und 4ten Jahrhunderts lässt 
sich bemerken, wie lange die Künstler noch am alten guten 
Sinne festgehalten haben, da schon alles um sie her dafür er- 
storben war. Erkläruogsart der Kunstwerke auf diesem Wege. 
Sie sind keineswegs abstrus, sondern plastisch zu nennen. 
S. das capitolinische Basrelief mit dem Prometheus pp. 

Wissenschaftliches. 

41. Es ist ein grosser Unterschied ob ich lese: 

Zu Genuss und Belebung 

oder 
Zu Erkenntnis und Belehrung. 

42. Die Wissenschaften zerstören sich auf doppelte 
Weise selbst durch die Breite in die sie gehen und 
durch die Tiefe in die sie sich versenken. 

43. Was man erfindet thut man mit Liebe 
Was man gelernt hat mit Sicherheit. 

44. Es sind zwey Gefühle die schwersten zu über- 
winden: Gefunden zu haben was schon gefunden ist 
Und nicht gefunden zu haben was man hätte finden sollen. 

45. Das schrecklichste für den Schüler ist dass er sich 
am Ende doch gegen den Meister' wieder herstellen muss. 
Je kräftiger das ist was dieser giebt, in desto grösserem 
Unmuth ja Verzweiflung ist der Empfangende. [Mittel- 
massige nur sollten lehren.]* 

46. Mathematic 

die auf Conviction 

Überführung 

ausgeht 

weshalb gute Köpfe 

sich an ihr aergem. 

47. Es giebt Theologen die wollten Dass es nur einen 
einzigen Menschen in der Welt gegeben hätte den Gott 
erlöst hätte, denn da hätte es keine Ketzer geben können. 

■ »Meister« über gestrichenem »selbe[n]«. 
' Den Schlusssatz hat Goethe gestrichen. 



GedankekspAne. 1 3 



48. Dass das Bedingte zugleich das Unbedingte sey. 
Welches unbegreiflich ist ob wir es gleich alle Tage erfahren. 

49. Omni occulta qualitate occultiora. 

50. Die Natur verbirgt Gott! Aber nicht jedem. 

51. Die Natur wirkt nach Gesetzen die sie sich in 
Eintracht mit dem Schöpfer vorschreibt. Die Kunst nach 
Regeln über die sie mit dem Genie sich einverstanden 
[ist]' hat. 

52. Ex natura, sub quovis attributo considerata infinita 
sequuntur. 

53. Wer die Natur als göttliches Organ läugnen will, 
der läugne nur gleich alle Offenbarung. 

54. Das Christenthum steht mit dem Judenthum in 
einem weit stärkeren Gegensatz als mit dem Heidenthum. 

55. Gesunde Menschen sind die in deren Leibes und 
Geistes Organisation jeder Theil eine Vita propria hat. 



Adagia 

d. 28 Octbr 

1812 

56. Gott macht die Menschen und sie paren sich. 

57. Das Gebet der Gottlosen wird zu Sünden. 

58. Alte Freunde alte Schälcke. 

59. Aedilitatem gerit sine Populi suffragio. 

60. Die Liebe kommt vom Sehen. 

61. Gott giebt die Nüsse aber er beisst sie nicht auf. 

62. Die Hab ist wie der Haber. 

63. Drey Dinge werden nicht eher erkannt als zu ge- 
wisser Zeit. Ein Held im Kriege, ein weiser Mann im 
Zorn, ein Freund in der Noth. 

64. Proxima rebus Opinio. 

65. Ists möglich, so sprich ausserhalb der Zähne. 

20 A 181 1. 

' »ist« gestrichen, weshalb vorher »sich« zu ergänzen war. 



14 Neue Mittheilungkn. 

66. Aus gescheidten Kindern werden Gecken. 

67. Die Krawe geht ihres Hüpfens nicht ab. 

68. Ich stolpere' über das Wildpret das ich verfolgen 
wolhe. 

69. Keine Kuh wird's ablecken Noch kein Geiss aus- 
kratzen. 

70. Gold ist an und für sich selbst genereux. 

71. Lichter Tag lichte Augen. 

72. Gut Tag zu tragen müssen starcke Beyn seyn.' 

73. Das Bier war gut, hett uns die Sau den Zapfen 
nit zuckt. 

74. Alsbald St. Peter zu Hofe kam ward ein Schalck 
daraus. 

75. Schwere Sack trägt der Esel, ledig thut er keinen 
guten Schritt. 

»Gedankenspähne« ist die Aufschrift einer buch- 
förmigen Kapsel, die in fünfzehn kleinen Gebinden ebenso- 
viele Sammlungen von Sprüchen, Bemerkungen und Einßlllen 
enthält. Den Inhalt giebt die Aufschrift der einzelnen Hülsen 
an, die bei zweien von Goethe eigenhändig (9a Adagia, d 
28 Octbr 1812; 9b Adagia Probl) daraufgesetzt ist, bei den 
übrigen von Riemer, ein Mal auch von Kräuter, der auch 
das Schild der Kapsel beschrieben hat. Die Aufechriften der 
für die voranstehende Mittheilung nicht benutzten Sammlungen 
lauten: Biblisches; Gnomen. Lateinich — Griechisch — Fran- 
zösisch— Italiänisch; Sprache. Lexicalisch; Naturwesen; Hi- 
storisches; Anekdoten. 

Goethe hatte eine »haushältische« Art mit dem Papier 
umzugehen: jedes gute Stückchen und Streifchen hielt er zu 
Rathe. So hat er auch der Visitenkarte die brauchbare Seite 
abgewonnen. Die Rückseite der hübschen, nach der Mode 
der Zeit zierlich geränderten und gepressten Kärtchen bot 
sich zu einer ganz eigenen Verwendung an ; es Hess sich da, 
in engem Rahmen, allerlei Kleines Feines darstellen. Die 
Beschränktheit des Raumes begünstigte den Lakonismus, sie 
forderte eine knappe Aufstellung von Satz und Gegensatz, 
einen prosaischen Parallelismus der Glieder, und wo sichs um 
das Schema eines grösseren Gedankenganzen handelt, einen 

* Eigenhändig corrigirt aus: stolperte. 

' Vgl. »Sprichwörtlich« Nr. 56. Agricola 1529. I. 35. 



GedankenspAne. I $ 



wohlüberlegten Aufbau der sinntragenden Worte. So war die 
Karte grade das erwtlnschte Material, und wenn sie nicht zur 
Hand war, hat Goethe sich wohl auch Blättchen von gleichen 
Massen zugeschnitten. 

»In Bündlein zu sammeln,« was einzeln keine rechte 
Substanz hatte, war Goethes alter Brauch. »So brennt es 
besser,« pflegte er zu sagen. Und es ist ganz seinem pünkt- 
lichen Wesen gemäss, wenn wir ihn mit dem Schichten und 
Ordnen solcher Sächelchen gerade zu Jahres Anfang be- 
schäftigt finden. Anno 1814, i Januar: »Zu Mittag Riemer. 
Ernst und Scherz Reden aller Sprachen und Art sortirt.« 
6 Januar: »Abend für mich; Sinn- und SittensprUche.« 10.: 
»Adagia.« Und so noch 11.12 Januar, 14 Februar. Dann 
wieder 181 5, 6 Januar: »Sprichwörtliches gesammelt;« noch 
sechs Mal im Januar, vom 18. an, wird gleichartige Beschäf- 
tigung notirt, am 20. und 26. Kräuter als Gehülfe genannt. 
Im folgenden Jahre giebt das Tagebuch die erste einschlägige 
Notiz unter dem 5. Februar. 

Vor kurzem erst entdeckte ich unter dem reichen hand- 
schriftlichen Material zu den »Sprüchen in Prosa« drei Blätter, 
die aus dem Schreibkalender (Tagebuch) von 1809 vorn aus- 
geschnitten und ihres gleichartigen Inhalts wegen jener Masse 
beigefügt waren, eine noch unsortirte kleine Sammlung. Zumeist 
spnichmässige Adversarien aus der LectUre; eingereiht ein 
paar eigene Apercus und ein paar »Motive,« wie Goethe 
solche, seit er sich dem Roman und der Novelle zuwendet, 
für künftige Ausgestaltung zu notiren liebte. »Einen guten 
Gedanken den wir gelesen, etwas Auffallendes das wir ge- 
hört, tragen wir wohl in unser Tagebuch,« lässt er uns in 
Ottiliens Tagebuch lesen (Werke 20, 309), und eben dort 
finden wir denn auch einige von den Sprüchen des Tage- 
buchs von 1809 wieder. So gleich den ersten: »Säen ist 
nicht so beschwerlich als erndten« (20, 263, 7); und das 
merkwürdige Wort: »Alles Ausgesprochne erregt einen 
Widersinn« begegnet uns leicht umgeformt 20, 240, 6. »Die 
Kunst beschäftigt sich mit dem Schweren und Gutenrr (263, 1) 
steht im Tagebuch 1809 in der originalen Gestalt, die Goethe, 
nach Riemers Angabe, so gern citirte: »Ars est de difücili 
et bono« (Briefe von und an Goethe S. 373), und so finden 
wir hier noch die ursprüngliche Fassung von zwei andern 
Sprüchen, die sich Ottilie angeeignet hat : »C'est une terrible 
chose qu'un grand homme dont les sots se glorifient« (262, 7) 
und »Les plus grands hommes tiennent toujours a leur siecle 
par quelque foible« (262, 17). Ich reihe von den lateinischen 
und französischen Sprüchen hier noch einige an. »Non apti multi 
domini, dominatur at unus«. (Dominetur? Homer. Iliad. 2, 204). 
»Amor omnium est gravissimum«. »Nihil bonum nisi into- 



l6 Neue Mittheilungen. 



lerabile«. Zu vergleichen Nr. 72 oben?) »Non quaerenda in 
ulla naturae parte ratio est sed voluntasa. — »11 y a eu dans tous 
les temps de ces horomes precipit^ qui scavent jetter un nuage 
sur les raisonnements les plus concluanscr. »Allons chez le 
Notaire en passant par le Mail«. Auf den zur Zeit noch nicht 
ermittelten Fundort wird wohl am ehesten der dritte Satz 
leiten : »Dans tous les grands evenements j*ai jou^ de ma 
tete comme au bilboquet, je Tai souvent perdue mais j'ai 
toujours tach^ de la ratrapper«. Aus unbekannter griechischer 
Quelle endlich: jii« T]jLi€pa Travra KaXuTrrci. Motive: »Tragische 
Ahndungen die sich geistreich komisch auflösen«. »Unge- 
heure Entzweyung über nichts im Augenblicke da man über 
das allerbedeutendste einig ist«. Endlich auch, um diese 
Versammlung noch bunter zu machen , ein merkwürdiges 
naturwissenschaftliches Apercu: »Die Vögel sind ganz späte 
Erzeugnisse der Natur«. 

Schon ehe diese Quelle eröffnet war, hat v. Loeper 
aus den Ausgabebüchern der Weimarer Bibliothek die Zeiten 
der Beschäftigung Goethes mit deutschen und ausländischen 
Spruchsammelwerken und den Umfang dieser Beschäftigung 
festgestellt. Den im fünften Bande dieses Jahrbuchs (S. 288 ff.) 
niedergelegten Forschungen schlössen sich dann weitere, auf 
ein reichlicheres Material gegründet, im elften an (S. 135 ff.). 
Hier wie dort hat er an einer Reihe vorzüglich gewählter 
Beispiele nachgewiesen , wie Goethe das Gesammelte ver- 
werthet und gestaltet , wie er es , wenn mir der Ausdruck 
gestattet ist, spruchreif gemacht hat. 

So zeigen nun auch die oben mitgetheilten »sortirten« 
Sammlungen, wie es in den Vorrathskammern des Reichen 
aussah ; und mannichfach lässt auch an ihnen sich beobachten, 
wie Ansätze und primäre Gestalten sich entwickeln oder zu 
festeren Gebilden zusammenschliessen. So finden die Reihen 
Nr. 32 a, b ihren Abschluss in dem Dictum, das Riemer unter 
dem 26. October 1813 aufzeichnet: «Geschmack ist ein 
Euphemismus. Deutsche haben keinen Geschmack, weil sie 
keinen Euphemismus haben und zu derb sind. Es kann 
keine Sprache euphemistisch seyn und werden, als die, in der 
man diplomatisirt«. (Briefe von und an Goethe S. 348.) 
Die Betrachtungen über Fremdwörter und Purismus gehen 
dem Briefe an Riemer, Teplitz, den 30. Juni 1813, voraus, 
der uns als das Schlussmanifest Goethes über diese Frage 
gelten kann (a. a. O. S. 199). Die Maxime Nr. 35 ist der 
Kern, der erste kürzeste prägnante Ausdruck alles dessen, 
was in dem ersten Kapitel des Aufsatzes »Shakespeare und 
kein Ende« dargelegt wird. (Werke 45, 39 ff.) Und so ist noch 
manches mit dem Reize des Unfertigen, Werdenden, Keim- 
kräftigen ausgestattet, den niemand schöner als Goethe selbst 



OüVRAGES POJfeTIQUES. 



17 



empfunden und dargelegt hat. Dem Liebhaber Goethes werden 
diese Spruche und Sätze mannichfachen Anlass zum Nachdenken, 
demKenner und Philologen zumNachforschen geben, und in dieser 
Hinsicht hätte ich ihnen lieber den Titel alter Sammlungen »Sein- 
tillaea, Funken vorgesetzt als den überlieferten. Sollen es denn 
aber »Späne« sein, so sind sicher viele darunter, die sich, nach 
der Sage, in Gold verwandeln, wenn man sie heimgebracht hat. 
Scholien zu einzelnen Sprüchen, Spänchen zu Spänen 
beizubringen ist hier nicht meine Absicht. Ich möchte nur 
eins noch bemerken. Man könnte, um einzelne Nummern 
zeitlich oder sonstwie individuell zu bestimmen, auf den 
Einfall gerathen, der Visite, von der das Kärtchen meldet, 
im Tagebuch Goethes nachzuspüren. Das würde indessen 
zu nichts führen. Es muss ja nicht eben eine frische Karte 
gewesen sein, zu der Goethe gegriffen hat. Und femer: 
wenn einmal der Inhalt des Spruches zu der Person zu stimmen 
schiene, deren Namen die Karte trägt — wie Spruch 6 auf 
der Ksute eines Gelehrten, Professor Froriep, steht und 71 
auf dem niedlichen Kärtchen der Baronin von Wurmb und 
ihrer Tochter — so ist eben der Zufall ein Schelm gewesen, 
der das gepaart hat, und es wäre verfehlt, dabei auf Absicht 
und Zusammenhang zu muthmassen. Aus unsern Sammlungen 
selbst lassen sich nur zwei sichere Data entnehmen: die 
eigenhändige Aufschrift der ,Adagia' (vgl. Tagebuch 181 2, 
II December) und der gleichfalls eigenhändige Zusatz zu 
dem Spruche Nr. 65: »20 A d. h. August 181 1.« 

Bernhard Supuan. 



V^ 



3. OÜVRAGES POfiTIQUES 
DE Goethe. 



1769 



de 
1769 
jusq. 

^775 



lAmant capricitux, 
pastorale en un acte 

Us Complices 
comedie en trois actes 
tous les deux en vers 
alexandrins. 



Weriher Roman. 
Gö/;f de Berlichingen, 

tragedie , hors des 

regles. 
ClavigOy tragedie 



Stella, tragedie, seien 

les regles. 
Claudine Opera 
Ervin et Elmire Opera 
Faust Tableau hasard^ 

du monde et des 

moeurs,en forme dra- 

matique. 
Mainte petite produc- 

tion comique et Sa- 

tyrique. 



Gokthi-Jabiiivcb XV. 



i8 



Neue Mittheilungen. 



de 

1775 
jusq. 

1780 



de 
1786 
jusq. 
1788 



1789 



de 

1790 

a 

1793 



Elpenor Tragedie 

fragment 
Les Oiseaux Piece Sa- 

tyrique, dans le sens 

d*Aristophane. 
Lila Opera 

Frere et Soeur Piqcc sen- 
timentale en un acte. 
Iphigenie en Tauride, 

Tragedie en cinqactes 

tout afait selon les 

regles. 
Proserpine Melodrame 

en un Acte. 
Guilliaume Maitre 

Roman. 
Jery et Bately Opera 

Suisse. 



Edition complete 
volumes. 



en 8 



Egmont Tragedie 
hors des Regles 

Le Tasse Tragedie 
selon les Regles 



Le Grand Cophte Come- 

die en cinq actes. 
Le Carnaval de Rome 

Tableau mouvant 
Elegies Romaines dans 

le gout de Proper^e 
Epigrammes Venitiens 

d'apres le sens de 

Martial 
Reinekele Renard traduit 

de Tancien allemand. 



de 

1793 
jusq. 

1797 



jusq.a 
1800 



jusq.a 
1805 



1807 



1809 

1810 
1811 



1813 
1814 



Les entretiens desEmigres. 
Receuil de Contes 
Alexis et Dora 
Le nouveau Pausias 

Elegies. 
La fiancie de Corinthe 
le Dieu et la Bajadere 

Ballades 
Hermann et Dorothea, 

Poeme epique en dix 

chants 
Euphrosyne Elegie 
Achilleide en deux chants 
Palaeophron et Neoterpe 

Comedie en Masques, 

pour une Fete. 
Traduction de Mahomet 

et de Tancrede 
Plusieurs petites pieces. 
La fille naturelle Tra- 
gedie en 5 Actes 
Le Neveu de Rameau 

traduit d'un Manuscr. 

de Diderot. 
Plusieurs petits Contes 

et Nouvelles Nou- 

velles. 
Pandore Drame Mytho- 

logique-allegorique 
Les affinitts electives, 

Roman 
Plusieures Poesies d'Oc- 

casion. -Surtout pour 

S. M. rimperatrice 

d'Autriche Louise. 
Plusieures Ballades 
Le Reveil d'Epimenide 

Grande Piece allc- 

gorique. 



OUVRACES PofeTiaUES. 



19 



I8I5 


Nouvelle£(rfi//(w de mes 




ripide, restaurfe a un 




Ouvrages en 20 To- 




certain point. 




mes. 




Plusieures Poesies pour 


jusq. 


Plusieurs Tomes en 




de grandes Petes don- 


1818 


prose, pour la plus 




nees pendant la pre- 




part biographiques. 




sence de S. M. Plmpe- 




Le Divan, CoUection 




ratrice mere de 1. 1. R. 




de Poemes dans le 


1820 


Ic Paria Legende In- 




Gout Oriental, avec 




dienne 




des Notes literaires 


1821 


Des Chansonettes occa- 


1819 


Pkaeton Fragment dEu- 




sionelles. 



Ces demieres annees je me suis occup^ plus de la 
theorie de Tan et de la methode des sciences que de la 
poesie et de litterature comme il paroit convenir a mon age. 

Rendant graces tres-humbles pour tant de bontfes, me 
recommandant au Souvenir gracieux, en esperance que 
Tannee prochaine puisse m'^tre favorable comme celle ci. 

Marienbad ce 21. Aout 1823. 

Goethe. 

Goethes Tagebuch enthält zum 11. August 1823 den 
Eintrag: »Tabellarische Übersicht meiner Productionen für 
den Grafen St Leu«. 14. Aug. »Herr Petrilli (Secretär des 
Grafen). Mit ihm missglttckter Versuch der Übersetzung 
meiner Tabelle«. 19. Aug. »Das Verzeichniss meiner Werke 
für den Grafen St. Leu mundirt«. 

Dieses eigenhändige Verzeichniss ist unlängst wieder zu 
Tage gekommen. Der Bogen befand sich zu Rom in Privat- 
besitz, ist von Seiner Königlichen Hoheit dem Grossherzog 
von Sachsen angekauft und in das Archiv gestiftet worden. 
Auf dem vorgehefteten Blatte steht von der Eland der Princess 
Charlotte, der Tochter Lucian Bonapartes, geschrieben : »Donn^ 
par mon oncle Louis ä Florence«. 

Das Schriftstück, das oben in allen Eigenheiten genau 
wiedergegeben ist, bedarf keiner litterarischen Erklärung. 
Die Betrachtung, die es als Urkunde eines schönen mensch- 
lichen Verhältnisses verdient, ist in diesem Bande an anderer 
Stelle gegeben (s. Abhandlungen). 

Bernhard Suphan. 



2" 



20 Neue Mittheilungen. 



4. NAPOLEONS UNTERHALTUNGEN MIT GOETHE 

UND WIELAND 
UND FR. V. MÜLLERS MEMOIRE DARÜBER 

FÜR TALLEYRAND. 

Mr. de Goethe itant venu de Weimar k Erfort pour 
profiter du thiatre fran^ois, eut Tavantage de se trouver 
un soir en societi avec son Excellence Msr. Maret,. 
Ministre Secrctaire d'Etat. 

Le lendemain', Msr. Maret fit chercher Msr. de Müller^ 
Envoyi* de la Cour de Weimar, pour lui dire, que Sa 
Majesti L'Empereur et Roi, ayant appris, que Msr. de Goethe 
itoit ä Erfort, avoit marqui le disir de le voir i Theure 
de Son dejeuner le jour suivant. 

Cette nouvelle itoit' d'autant plus heureuse pour 
Msr. de Goethe, que sa modestie lui n'avoit point per- 
mis Tespirance d'^tre^ presenti i L'Empereur, tout 
vivement qu'il desiroit au fond de son coeur d'approcher 
du Hiros de notre Sitcle. 

Le 2. ^ Octobre i dix heures du matin , Sa Majest^ 
fit entrer dans Son Cabinet Mr. de Goethe et en mfime 
temps* S. A. S. le Prince de Benevent^ et Mr. Tlntendant 
General Daru et quelques moments apr^s le Prince de 
Neufchatel^ et le Duc de Montebello'®. 

SaMajest^ daigna s'entretenir prfes d'une heure" avec 
le savant Allemand, sur les points les plus importants de 
Thistoire et de la literature, joignant dans Ses qu^stions 
et dans Ses reponses aux conceptions les plus vastes et 
les plus ^lev^es d'un h^ros, cette douceur et cet abandon 
d'un" Philosophe, qui, en provoquant la franchise, fait 
naitre Tadmiration au sein de la confiance. 



' Danach gestrichen : ,3 Octbre*. * Vor ^nvoyi* der Artikel gestrichen. 
3 ,itoit' Corr. über ,fut\ (Correcturen und Zusätze eigenhändig.) 
^ ,resp^rance d*^tre* über ,de faire la moindre d^marche, pour ^re*. 
5 ,2.* Correctur über ^\ 

^ Zuerst: ,en mäne temps avec Mr. de Goethe*. 7 Talleyrand. 
' Marschall Berthier. '° Marschall Lannes. " Danach gestr. ,et demi\ 
" ,d'un* hat Müller aus ,de* corrigirt. 



Napoleons Unterhaltungen mit Goethe und Wieland. 21 



Cette con versa tion fit une iinpression profonde sur 
Goethe ; peut-Stre aussi un Poete-Philosophe est-il plus i 
portte que personne de saisir cette grandeur d'ame, qui, 
en r^alisant les plus beaux id^als de Timagination , doit 
doublement frapper ceux, qui ont passi leur vie ä Studier 
des' grands caract^res. 

Les quistions que TEmpereur lui addressa sur Werther 
(qu'il disoit avoir lü sept fois), le jugement lumineux 
qu'Il porta sur les situations les plus d^licates et sur les 
rapports raorals de ce roman firent voir avec itonnement, 
avec quelle facilit^ le G^nie, saisissant en ni^me tems les 
d^tails et Tensemble d'une composition, sah trouver dans 
les productions de Tart de nouveaux aper^us et de combi- 
naisons brillantes ^ 

Sa Majesti s'itant rendue i Weimar le 6. Octobre, 
Elle demanda le Soir au bal ä Mr. de Müller^ pourquoi on 
ne lui prisentoit point Mr. Wieland, le fameux auteur 
d'Agathon et d'Oberon^ 

Ce^ respectable vieillard fut cherch6 de suite et 
justifia pleinetnent dans une conversation tr&s longue, que 
TEmpereur se plüt i entretenir' avec lui, Tidie avanta- 
geuse que Sa Majest^ avoit concue d'avance de son Esprit 
et de son Caractfere. 

L'Empereur passant, pour ainsi dire, en revue tout ce 
qu'il y a de plus digne dans Thistoire et dans les lettres 
de l'attention d'un Grand- homme, ami de Thumaniti, 
s'arrÄta paniculiferement au developpement de Tesprit de 
Tacite et du g£nie de son Si&cle, causant ensuite sur la 
difference des Republiques Grecques et Romaines et sur 
les differentes ^poques de la culture de l'esprit humain. 

' ,6tudier des' Correaar über ,contempler les*. 

* Les quistions ^ brillantes. Erster Zusatz v, MüJlers am Rande, 
Die Streichungen folgen hier in eckiger Klammer: 

. . . ddicates [de ce Roman] et sur les rapports [du Moral et de 

Tart] morals (f. Form für moraux I) voir [combi] avec ötonnement 

[combien le uct du Genie sait päietrer dans tous les mystires] 

Tensemble [de la] d*une composition, sait trouver [de nouvels appercus 
et de combinaisons] dans . . . 

5 Corrigirt aus ,de TOberon*. 

♦ Corrigirt aus ,Le'. 5 Corrigirt aus ,d'entretenir*. 



22 Neue Mittheilungen. 



Pour Tacite L'Empereur lui reprocha de n'6tre point 
assez entr^ dans le developpement des causes et mobils 
internes des iv^nements, de n'avoir point fait ressortir 
assez le myst^re des actions et leur enchainement mutuel» 
pour priparer ce jugement juste et impartial de la posteriti, 
qui ne doit prendre les homnies et les Etats que tels qu'ils 
ont pu ^tre au milieu de leur tems et des circonstances 
qui les environnoient. 

Cest un peintre habile que Tacite, disoit* L'Empereur, 
un coloriste hardi et s^duisant; mais Thistoire ne veut 
point d'illusions, eile doit iclairer, instruire et non seule- 
ment* amuser par des tableaux frappants. 

Montesquieu sous ce rapport est bien au dessus de 
Tacite. 

L'Empereur en suite crut trouver dans la propagation 
et le developpement rapide du Christianisme une reaction 
admirable de Tesprit Grec contre Tesprit Romain ; la Grfece 
vaincue par la force physique, dit-il,' reconquit TEmpire 
intellectuel, en saisissant et cultivant ce germe bienfaiteur 
que le ciel avoit sem^ au delä de la mer^ pour le bonheur 
de rhumaniti. Que les Philosophes se tourmentent i crier 
des systemes, en vain chercheront^-ils un meilleur que 
celui du Christianisme, qui en reconciliant rhomme* avec 
soi-mfeme, assure en mfeme temps Tordre public et le repos 
des Etats, comme eile ^ garantit le bonheur et les 6sperances 
des Individus. 

Mr. Wieland fut autant frappi de ces grands apper?us, 
que vivement touchi des bontis que le Grand Monarque 
lui temoignoit ; mais il conserva au milieu de Padmiration 
cette ingenuiti et cette aimable candeur, qui sont le fruit 
le plus beau d'une longue vie sans reproches^ consacrie 
aux ^tudes de tout ce que l'antiquit^ offre de plus beau 
et de plus digne^ 

' »disoit* Corr. über ,dit'. * »seulement* Corr. über ,pas'. 

3 ,1a Grfcce' stand erst vor ^econquit* ; ,dit-ir von Müller eingesetzt. 

^ ,au dda (so!) de la mer' zuerst vor ,le ciel'. 

5 ,chercheront' aus »chercheroient'. < Nach J'homme* gestr. ,poli'. 

7 Gedacht ,1a r^ligion chr^tienne'. 

* ,sans reproches' Zusatz über der Zeile, > Zuerst: ,sage'. 



Napoleons Unterhaltukgen mit Goethe und Wieland. 23 

L'Empereur Tayant demandi lequel de ses ouvrages 

il croyoit le meilleur? Sire, repondit-il, il n'y a aucun 

auquel j'attache un grand prix; tous sont infiniment au 

dessous de Tid^al que je porte dans mon sein. 

Sa Majest^ daigna ^galement faire appeller prös d'Elle 

Msr. de Goethe, pendant que le Bai duroit et lui marqua 

de nouveau quel vif intir^t Elle mettait au perfectionnement 

de Tart tragique. II repetoit plusieurs fois, que la bonne 

Tragödie devoit fitre regardie comme Ticole la plus digne 

des hommes d'Etat, ^tant par un certain point de vue, 

m&me au dessus de l'histoire'. Ayant appris peu de jours 

aprfes que Mr. Wieland devoit diner ä Erfort chez S. A. E. 

le Prince Primat, Sa Majesti* lui fit dire par Torgdne de 

S. A S. le Prince de Benevent, qu'EUe le recevroit le 

lendemain i Theure de Son d^jeuner. 

Mr. Wieland fut combl6 de marques de bienveillance 

et de rintirSt gracieux, que TEmpereur mettoit möme i 

connoitre les plus petits d^tails de Sa vie privie et de sa 

famille. 

Cest ainsi qu^au milieu des plus augustes travaux 

pour le grand but du monde civilis^', pour le repos du 

Continent, le Ginie du Monarque a s^u trouver encore des 

moments de loisir-*, pour encourager et recompenser ces 

deux grands Auteurs, dont TAllemagne se glorifie, et qui 

d^sormais se trouveront rajeunis par le Souvenir de cette 

grande epoque^ 

M. ^ 

Die zwei Bogen, deren Inhalt im Vorstehenden genau, 
d, h. im uncorrigirten Wortlaut, wiedergegeben ist, liegen 
mit einer Anzahl gleichzeitiger Papiere in einem Umschlag, 
auf dem von des Kanzlers v. Müller Hand geschrieben steht: 
DErfiirthische Congress-Verhandlungen i8o8.<c Friedrich von 
Muller hat als Weimarischer Geschäftsträger an diesen Ver- 

' ,et lui — rhistoire'. Zweiter Zusatz v, Müllers am Rande. Nur 
eine wörtliche Conrectur darin bemerkenswerth: statt ,bonne* schreibt 
er zuerst: ,vraie*. 

* ,Sa Majesti' Correctur über: ,Elle*. ^ Zuerst: de TEurope. 

^ ,de loisir* Zusatz. 5 Zuerst ,par ce grand Souvenir'. 

6 Die Unterschrift mit Respectstrich an die letzte Zeile angefugt. 



24 Neue Mittheilukgen* 



Handlungen Antheil gehabt und zu den leitenden Männern 
persönlich in naher Beziehung gestanden. In seinen »Er- 
innerungen aus den Kriegszeiten von 1806— 18 14,« die eine 
geachtete Stelle in unsrer Merooirenlitteratur einnehmen, hat 
er selbst über sein dienstliches Wirken und seine Erlebnisse 
berichtet, S. 219 fT. Hier auch über die Unterhaltungen Goethes 
und Wielands mit Napoleon, den 2. und 6. October. Für 
diese Partie sind seine beiden Hauptquellen sein eignes 
Memoire und Goethes späte Aufzeichnung aus dem Februar 
1824, die man, wie bekannt, gerade dem oh wiederholten 
Antreiben v. Müllers verdankt. Daneben hat er Aeusserungen 
Goethes, wie er sie gelegentlich vernommen und wohl auch 
hervorgelockt hat, benutzt. 

An dem hier veröffentlichten Memoire besitzen wir die 
nachweislich früheste zusammenhängende Aufzeichnung über 
die berühmten Gespräche. Interessant wird der Bericht in 
dieser ältesten Gestalt besonders noch durch den persönlichen 
Anlass, welcher ihn, unter dem Gedränge jener Tage, her- 
vorgerufen hat. Müller giebt selbst darüber Auskunft. »Ich 
hatte einmal,« so erzählt er a. a. O. 253, von dem Ball im 
Schlosse zu Weimar, »während desselben Herrn von TalUyrand 
vermisst und fand ihn zuletzt am Ende einer langen Reihe 
von offenen Zimmern, die zu dem Schlafzimmer des Kaisers 
führte. Hier sass er einsam und nachdenkend auf einem Sopha 
imd richtete alsobald den Wunsch an mich, dass ich ihm doch 
ein Memoire über die Unterredungen des Kaisers mit Goethe 
und Wieland aufsetzen möchte, was ich abzulehnen suchte.« 
Was ich nicht umhin konnte zuzusagen, heisst das aus dem 
Diplomatischen ins gewöhnliche Deutsch übersetzt. Der gute 
Wille Talleyrands war ein Factor, mit dem man zu rechnen 
hatte. ' Das weitere findet man in Tallejrrands Memoiren, 
p. 446: Tous le jeunes acad^miciens (eine Weimarer Akademie, 
zu der Goethe, Wieland, v. Müller als Secretär u. s. w. ge- 
hört hätten, spukt auch sonst bei ihm) ' craignant Tinfid^lit^ 
de leur memoire, ^taient d^jä partis (ehe der Kaiser sich 
zurückzog) pour recueillir entre eux tout ce qu'ils venaient 
d'entendre. Et le lendemain, jour de notre d^part, M. de 
Muller ^tait chez moi ä sept heures pour me demander si 
Tattaque de Tempereur contre Tacite ^tait fidblement rapport^e. 
J'7 fis changer quelques mots, ce qui me donna le droit 
d'avoir une copie complbte du travail de ces messieurs destin^ 

' In der gedruckten J.iste des T^es couronn^es, Princes et autres 
Dcrsonnes de qualitö qui se trouvent au congr^ d'Erfiirt* folgt auf den 
Namen des Kaisers zunächst Le Prince de B^n^vcnt, Vice-grand-Electeur 
(Tallcyrand). 

* , Wieland ^tait membre de Tacadtoiie de cette ville' schreibt 
auch der Herausgeber der Memoiren p. 416^. 



Napoleons Unterhaltungen mit Goethe und Wieland. 25 

aux archives litt^raires de Weimar*. Und eben so bestimmt 
spricht er sich über den Besitz eines solchen Schriftstückes 
(welches, nach seiner Auffassung, die Relationen mehrerer 
Zuhörer vereinigte) an einer vorangehenden Stelle aus. Goethe, 
sagt er S. 442, habe dem Kaiser etliche Mitglieder der ge- 
lehrten Gesellschaft vorgestellt. ,Je ne donne pas leurs noms, 
parce qu*ils ne se trouvent pas dans la note, cependant fort 
d^taill^, que me rendit le lendemain M. de Müller, ä qui 
j'avais demand^ d*^crire tout ce qu'il aurait remarqu^ dans 
ce voyage, pour le comparer ä ce que, de mon c6t^, j*avais 
not^ moi-m^me'. 

Der Tag der Abreise war der 7. October, am Vormittag 
desselben die Jagd auf dem Landgrafenberge. Talleyrand hat 
die Ausarbeitung nicht am 7. mitgenommen, sie ward ihm 
vielmehr an einem der nächsten Tage in Erfurt zugestellt, 
wohin sich auch von Müller am selben Tage wieder begab. 
Dort erst kann der Aufsatz, in der uns vorliegenden Fassung, 
entstanden sein. 

War aber jenes ,M^moire' identisch im Inhalt mit dem 
unsrigen ? Schon ein äusseres Kennzeichen spricht dafür, dass 
dies aus den Erfurter Tagen stammt : die Hand des Kanzlisten, 
dessen sich v. Müller eben in diesen Tagen bedient hat. 
Durch denselben hat er sich z. B. eine Copie des Schreibens 
(dat. 12. Oct.) anfertigen lassen, das der Minister Maret ihm 
am 13. October zur Beförderung an Wieland übergab, dem 
es in den ehrenvollsten Ausdrücken die Verleihung des Ordens 
der Ehrenlegion ankündigte. Ein von derselben Hand mundirtes 
ActenstUck hat v. Müller ,ä Erforth, ce 12 octobre' signirt. 
Ein Mundum ist auch unser Schriftstück zunächst gewesen, 
aber v. Müller hat dann eigenhändig eine Anzahl Correcturen 
eingetragen, und an zwei Stellen, S. 2 und 5 (oben S. 2 1*, 23') 
umfängliche Einschaltungen an den Rand geschrieben. 

Wann ist dies geschehen? 

Man lese in Talleyrands Memoiren S. 442 den Anfang 
von dem Ballgespräch mit Goethe: »Vous 6tes, j*esp^re, con- 
tent de nos spectacles . . . ces messieurs (die von Goethe 
vorgestellten membres de l'acad^mie) 7 sont-ils venus? — 
A celui d'aujourd'hui, Sire, mais pas ä ceux d'Erfurt. — J*en 
suis fäch^; une bonne trag^die doit 6tre regard^e comme 
r^ole la plus digne des hommes sup^rieurs. Sous un certain 
point de vue, eile est au-dessus de Thistoire«. Auf die nichts- 
sagenden Eingangsworte folgen hier zwei bedeutende Sätze, 
die eigentliche Substanz des Gesprächs, und — diese Sätze 
stehen (mit einer kleinen Differenz) wörtlich in Müllers Memoire, 
in dem sweiien Marginalstück, Der Augenschein könnte 
Jeden davon überzeugen, dass beide Zusätze Müllers zu ein 
und derselben Zeit, in Einer Sitzung gemacht sind. Und 



26 Neue Mittheilungen. 



ebenso beweist der Augenschein, dass diese beiden Nachträge 
am Rande aus freier Erinnerung, nicht etwa während einer 
mündlichen Mittheilung rasch zu Papier gebracht sind. Nur 
so erklären sich die mehrmals wiederholten Versuche, den 
treffenden französischen Ausdruck zu erfassen. 

Doch zunächst, jene auffallende Congruenz, die wir in 
Einem Fall beobachteten, geht weiter. In dem Gespräche mit 
Wieland vom 6. October findet sie sich wieder an hervor- 
stechender Stelle, zum Schluss. J*ai dans mon ars^nal, sagt 
der Kaiser, une bonne provision d*armes pour soutenir que 
Tacite n'est pas assez entr^ etc. — um den Raum zu sparen, 
setze ich die nächsten sieben Zeilen (S. 446, Z. 2 — 8) nicht 
hierher: sie stimmen, ein paar Kleinigkeiten abgerechnet, wört- 
lich mit V. Müllers Relation, oben S. 22 Z. i— 8 environnoient. 
Noch merkwürdiger ist eine dritte Parallele. 

Talleyrand beschreibt ,1a demibre matin^e que Napoleon 
passa ä Erfurt* (12. Oct.). ,Le spectacle que pr^entait son 
palais, ce demier jour, ne sortira jamais de ma memoire*. 
Alle die Fürsten und Minister, die da versammelt sind, suchen 
noch einen Blick des Herrschers zu erhaschen; es kümmert 
ihn nicht. H ne distingua que les acad^miciens de Weimar. 
Und was bekommen diese zu hören ? Eine scharfe Abfertigung 
der Ideologen. . . . Messieurs, dit-il en ^levant la voix, les 
philosophes se tourmentent ä cr^er des syst^mes ; ils en cher- 
cheront en vain un meilleur que celui du christianisme qui, 
en r^conciliant l'homme avec lui-mdme, assure en mdme 
temps Tordre public et le repos des Etats. Vos id^ologues. . . 
Aber was er da mit erhobener Stimme ausruft, das hat ihn, 
genau mit denselben Worten, v. Müller in dem grossen Saale 
des Weimarer Schlosses zum alten Wieland sagen hören, 
»Wort f\lr Wort,« wie er ausdrücklich versichert (Erinnerungen, 

5. 249). Und auch in seinem Memoire lässt er es ihn sagen, 
Wort fllr Wort, nur dass der Deutsche da seinem Napoleon 
ein ,rhomme avec soi-m6me' verstattet. Gerade sein deutsches 
Französisch aber beurkundet hier wie an andern Stellen die 
Priorität seines Berichtes. Nicht v. Müller ist es, der abge- 
schrieben hat. Bei ihm stehen die Sätze am rechten Orte, in 
der Ansprache an die «Akademiker* sind sie übel angebracht, 
wie diese Ansprache überhaupt. 

Ebenso schliesslich ist die Stelle über das Christenthum 
und den griechischen Geist im Wesentlichen wörtlich ver- 
wendet, aber zugleich wieder in andern Zusammenhang ver- 
pflanzt. Nach von Müller hat Napoleon sie zu Wieland am 

6. October gesprochen, nach Talleyrand schon bei einer 
früheren Audienz in Erfürt, welche — nicht stattgefunden hat. 
Wieland hat, wie wir von ihm selbst wissen, den Kaiser zuerst 
in Weimar am 6. gesprochen, dann ihm »zu Erfurt den 



Napoleons Unterhaltungen mit Goethe ijnd Wieland. 27 

10. October zum zweiten Mal, auf seinen Befehl, ä son d^jeuner, 
aufgewartet.« * Aber Talleyrand behauptet sie wörtlich (denn 
es sei eins der drei bis vier Lieblingssujets des Kaisers gewesen) 
schon in der Unterhaltung Napoleons mit dem »berühmten 
Johannes v. Müller« gehört zu haben. P. 435 : J'ai encore 
pr^ent T^tonnement marqu^ sur le visage de Muller, lorsqu'il 
le vit ^tablir que la propagation et le d^veloppement rapide 
du christianisme avait op^r^ une r^action admirable de Tesprit 
grec contre Tesprit romain, et s'arröter avec complaisance 
sur rhabilet^ qu*avait montr^ la Grbce, vaincue par la force 
physique, en s'occupant de la conqu^te de l'empire intellec- 
tuel ; conqudte, ajoutait-il, qu'elle avait effectu^e en saisissant 
ce germe bienfaiteur qui a eu tant d*influence sur Thumanit^ 
enti^re. 

Diese vergleichende Betrachtung wirft, in einem zwar 
engen, aber für uns wichtigen Bezirk, ein eigenthümliches 
Licht auf Talleyrands Memoiren und ihre »Composition*. 
Wer die scharfen Bemerkungen von Ottokar Lorenz über 
diesen Gegenstand gelesen hat — ,Goethes Politische Lehr- 
jahre 1893' S. 129 ff. — weiss, worauf ich ziele. Durch das 
von Lorenz aufgezeigte Alibi Goethes ist schlagend erwiesen, 
dass Talleyrands Behauptung, er habe durch Goethes eigene 
Aeusserungen sich betreffs der Genauigkeit seiner Angaben 
vollständig beglaubigt gesehen — bare Flunkerei ist. 

Verwundern wird es nun niemand mehr, dass Talleyrand 
von der wichtigen ersten Unterhaltung Goethe's mit Napoleon 
weniger zu berichten weiss, als von den Gesprächen am 6. Oc- 
tober. Seine Vorlage konnte ihm da nichts bieten, den 
spärlichen Faden seiner Erinnerungen zu überspinnen. Müller 
hat nicht zu den Bevorzugten gehört, die der Unterhaltung 
anwohnen durften : er musste der Rückkehr Goethes im Vor- 
zimmer harren. 

Die tiefe und mächtige Wirkung, die das Gespräch bei 
Goethe hinterliess, hat er ihm vom Gesicht abgelesen, und 
seiner Beobachtung den richtigen Ausdruck geliehen. Ein 
Wort Goethes könnte wohl nachklingen; denn ganz stumm, 
wie einst Zacharias aus dem Tempel, wird der Dichter doch 
nicht ins Vorzimmer getreten sein. Und in der That, ein 
einzelnes Moment der Unterredung hat v, Müller bald er- 



' Auswahl denkwürdiger Briefe von C. M. Wieland 2, 152 ff. 
154 ff. Raumers Histor. Taschenbuch 10, 448 ff. »Hier« (d. h. zu Erfurt 
am 9. Oaober, während des Diners beim Fürsten Pnmas) »machte 
ich, entre autres, eine sehr oberflächliche Bekanntschaft avec S. A. S. 
le prince de Bcncvcnt, autreraent le ministre Talleyrand. Die Götter 
wollten aber nicht, dass wir einander näher kommen sollten; denn er 
war nicht zu Hause, als ich ihm am folgenden Tage aufwarten wollte.« 
(Auswahl 2, 154). 



28 Neue MrrrHFauNGEN. 



kündet und in der ersten grossen Randnote zu fixiren ver- 
sucht: das Werther-Thema. Er weiss, wie bedeutend es be- 
handelt worden ist, und wenigstens Eine aktuelle Angabe 
bringt er bei, das ,qu*il disoit avoir lü sept fois*. Das 
Dictum ist nur von ihm überliefert. 

»Goethe beobachtete lange ein tiefes Schweigen über 
den Hergang bei dieser Audienz«, hat zwar v. Müller selbst 
in den Erinnerungen (S. 241) gesagt; doch ist das nicht so 
buchstäblich zu nehmen. Thatsächlich hat Goethe doch 
einige Mittheilungen über Einzelheiten gemacht. Riemer 
notirt in seinem Tagebuche schon am 15. Oktober einiges 
aus einem Gespräch mit Goethe »über die Erfurter Sachen«. 
»Dass er den Kaiser gesprochen. Wolle es aufechreiben, was 
er mit ihm gesprochen. Er hat ihm gleichsam das Tippelchen 
auf das I gesetzt«. (Bei dem ,Tippelchen auf das I setzen', 
könnte das Urtheil über Werther gemeint sein, das dem 
Dichter höchlich imponirt hat. Er hat es späterhin zu Müller 
oftmals mit dem Gutachten eines kunstverständigen Rleider- 
machers verglichen, der an einem angeblich ohne Naht ge- 
arbeiteten Aermel sobald die fein versteckte Naht entdeckt.) 
Weiter aber, am 2. December 1808 sagte Goethe wiederum 
zu Riemer : »Das wunderbare Wort des Kaisers : Voilä un 
hommel womit er mich empfangen hat, ist weiter gedrungen ! 
Man sieht, dass ich ein recht ausgemachter Heide bin, indem 
das Ecce homo in umgekehrtem Sinn auf mich angewandt 
worden. Uebrigens habe ich alle Ursache, mit dieser Naivetät 
des Herrn der Welt zufrieden zu seyn« (Riemer, Briefe von 
und an Goethe S. 325). Da haben wir die durch frische 
Erinnerung verbürgte Fassung, wie auch Müller sie vernommen 
hat, der jedoch (Erinner. S. 241) den Moment unrichtig an- 
giebt; in Goethes später Niederschrift lautet die Ansprache 
,Vous 6tes un homme'. 

ixa November bereits (wohl vor Mitte des Monats) hat 
Riemer in einem langen Briefe an Cotta eine Art officiöser 
Kundgabe in die Feder dictirt erhalten, bestimmt für die 
»Freunde«, die, wie jener, an dem, was dem Dichter Gutes 
widerfahren, lebhaften Antheil nähmen. »Ich will gerne ge- 
stehen, dass mir in meinem Leben nichts Höheres und Er- 
freulicheres begegnen konnte, als vor dem französischen Kaiser 
und zwar auf solche Weise zu stehen. Ohne mich auf das 
Detail der Unterredung einzulassen, so kann ich sagen, dass 
mich noch niemals ein Höherer dergestalt aufgenommen, 
indem er mit besonderem Zutrauen mich, wenn ich mich des 
Ausdrucks bedienen darf, gleichsam gelten Hess, und nicht 
undeutlich ausdrückte, dass mein Wesen ihm gemäss sey ; wie 
er mich denn auch mit besonderer Gewogenheit entliess, und 
das zweytemal in W*eimar die Unterhaltung in gleichem Sinne 



^NaPOLEOKS UNTERHALTUNGEN MIT GOETHE UND WiELAND. 2^ 



fortsetzte, so dass ich in diesen seltsamen Zeitläuften wenigstens 
die persönliche Beruhigung habe, dass wo ich ihm auch irgend 
wieder begegne» ich ihn als meinen freundlichen und gnädigen 
Herrn finden werde«. Am ii. März 1809 schliesslich notirt 
Riemer unter Goethes Tischreden : »Die poetische Gerechtig- 
keit sey eine Absurdität. Das allein Tragische ist das Injustum 
und Praematunim. Napoleon sehe dies ein und dass er selbst 
das Fatum spiele. Inhalt von Goethes Unterredung mit 
Napoleon« (Mittheilungen 2, 707). Von späteren Eröffnungen 
über den Verlauf des Gesprächs, wie der an Sulpiz Boisser^e, 
den 8. August 181 5 (I, 265) sehe ich ab, denn es kommt 
hier nur auf das in der ersten Zeit beobachtete Verfahren an. 
Eine Gelegenheit aber, bei der eine Erwähnung des Gesprächs 
schwer zu umgehen war, hat schon der 3. Oktober gebracht. 
Goethe und v. MttUer waren da beim Marschall Lannes zum 
Dejeuner geladen (Goethes Tagebuch, 3. Okt. Erinnerungen 
S. 242). In V. Müllers Memoire ist Lannes (Duc de Monte- 
bello) als anwesend bei der Unterhaltung vom 2. Oktober 
angefahrt. Er selbst hatte bekanntlich im Oktober 1806, 
und später hatte auch seine Gemahlin bei Goethe gewohnt. 
Man kann sich kaum vorstellen, dass die Conversation nicht 
auf das grosse Erlebniss des vorigen Tages sollte gefallen 
sein. Hier könnte v. Müller die Werlher betreffende Notiz 
erhascht haben. Auch mit Talma hat Goethe in jenen Tagen, 
wenn auch in anderem Sinne, über den Roman gesprochen 
(Riemer II, 705). 

In Taileyrands Bericht steht vom Werther kein Wort. 
Sonderbar, da er von diesem Theil der Unterhaltung (wenigstens 
nach Goethes Erinnerung) noch Zeuge gewesen, da er ja auch, 
einer Aeusserung an Bonstetten zufolge, von diesem Sujet 
gewusst hat. Napoleon habe es eingeleitet mit den Worten: 
Je n*aime pas la fin de votre roman*, und Goethe habe 
erwidert: ,Je ne croyais pas, que Votre Majestd aimät que 
les romans aient une fin* (Goethes Gespräche 2, 224 N. 372 b). 
Es ist hier wie überall: alles ist auf das kleine Kaliber 
eines Salon*Disputs reducirt. In dieser Seele hat das litterarisch 
Bedeutende keine Wohnung gehabt. So versteht es sich nun 
auch, weshalb Talleyrand auf ,Werther' verzichtet: Müllers 
Relation gab darüber nichts Greifbares, keine Substanz, mit 

der sich etwas machen Hess ,Adieu, monsieur Goethe I* 

(p. 428). 

Und nun auch adieu, monsieur de Talleyrand. Es lohnte 
doch auch hier einmal, die Naht des Aermels näher zu be- 
schauen. Ein Wort wenigstens — gleichviel ob es von ihm 
oder vom Redactor der Memoiren herrührt — soll hier noch 
ausdrücklich beglaubigt werden: ,Le travail, destind aux 
archives littÄaires de Weimar*. Das ist wahr geworden 



30 Neue MnrHEauKGEN. 



achtzig Jahre nach dem Erfurter Congress. Mit dem Kanzler- 
Muller-Archiv ist Müllers Memoire in das «Litteratur-Archiv* 
von Weimar gekonunen, Februar 1888. Und dieses Archiv 
hat zur Zeit noch seine Stätte in demselben Schlosse, das 
am 6. Oktober 1808 Napoleon, Goethe und Wieland als 
Gäste aufnahm. Bernhard Suphan. 

5. SIEBEN BRIEFE VON HCHTE AN GOETHE 
ZWEI BRIEFE VON FICHTE AN SCHILLER. 



Verehrungswürdiger Mann, 

Ich suchte Sie bald nach Ihrer Abreise, um Ihnen den 
eben erst fertig gewordnen ersten Bogen zu übergeben. 
Ich fand Sie nicht; und überschicke, was ich lieber über- 
geben hätte. 

So lange hat die Philosophie Ihr Ziel noch nicht er- 
reicht, als die Resultate der reflektirenden Abstraktion sich 
noch nicht an die reinste Geistigkeit des Gefühls an- 
schmiegen. Ich betrachte SiCy und habe Sie immer be- 
trachtet als den Repräsentanten der letztem auf der gegen- 
wärtig errungnen Stufe der Humanität. An Sie wendet 
mit Recht sich die Philosophie: Ihr Gefühl ist derselben 
Probierstein. 

Für die Richtigkeit meines Systems bürgt unter andern 
die innige Verkettung Alles mit Einem, und Eines mit 
Allem, die nicht Ich hervorgebracht habe, sondern die sich 
schon vorfindet; sowie die ungemeine, und alle Erwartung 
übertreffende Fruchtbarkeit, die ich eben so wenig selbst 
hineingelegt habe ; so dass sie mich sehr oft zum Staunen 
hingerissen hat, und hinreisst. Beides entdeckt sich nicht 
im Anfange der Wissenschaft, sondern nur allmählich, so 
wie man in ihr weiter fortschreitet. 

Ob ich die Empfehlung einer klarerem Darstellung 
auch jetzt noch behaupte, weiss ich nicht. So viel weiss 
ich, dass ich es zu einer höhern, und zu jeder beliebigen 
Klarheit erheben könnte, wenn die erforderliche Zeit ge- 
geben wird: — aber ich habe, mit meinen öflfentlichen 



Sieben Briefe von Fichte an Goethe. 31 

Vorlesungen die Woche wenigstens drei Druckbogen zu 
arbeiten, andere Geschäfte abgerechnet; und erwarte des- 
halb Nachsicht. 

Ich hoffte — vielleicht weil ich es sehnlich wünschte — 
mich mit Ihnen in Einem Werke vereinigt zu sehen. 
Ich weiss nicht, ob ich es noch hoffen darf. Wenigstens 
hatte vor einigen Tagen Hrr. Schiller Ihren Entschluss 
noch nicht. 

Ich bin mit wahrer Verehrung 

Ihr 
Jena innigst ergebener 

d. 21. Jun. 1794. J. G. Fichte. 

n. 

Verehrungswürdigster Gönner, und Freund, 

Noch in meinem lezten Briefe nahm ich bloss des 
edlen Mannes, und grossen Geistes Freundschaft in An- 
spruch; ich glaubte nicht binnen ein paar Tagen in der 
Lage zu seyn, Ihr politisches Ansehen in Anspruch zu 
nehmen. 

Man meldet mir von Weimar aus: »es würden da- 
selbst Schändlichkeiten (es sind genau zu reden nur Dumm- 
heiten) herum geboten, die ich in meinen Vorlesungen 
vorgetragen haben solle. Meine Lage sey gefährlich. Es 
sey von einer gewissen Klasse eine förmliche Verbindung 
gegen mich geschlossen. Der Herzog höre Sie, und was 
es noch an Männern giebt, selmer, ab andre, die in jenen 
Bund gehönen; ich solle nicht so sicher seyn, der Folgen 
halber, — kurz, ich könne abgesezt seyn, ehe ich mirs 
versähe, u. s. w. u. s. w.a Man giebt mir Rathschläge, die 
ich sicher befolgen würde, wenn ich — Parmenio wäre. — 
»Ich soll eine gewisse anonyme Schrift abläugnen, die mir 
zugeschrieben wird.« Mag ein andrer sich so etwas erlauben; 
ich halte es mir nicht für erlaubt. Anerkennen werde ich 
auch keine anonyme Schrift. Wer seine Schriften aner- 
kennen will, der thut es gleich bei der Herausgabe. Wer 
anonym schreibt, will sie nicht anerkennen. 

»Ich soll mich doch nur wenigstens dieses halbe Jahr 
in Acht nehmen, um die Politik nicht zu berühren.« Ich 



32 Neue Mittheilungen. 



lese nicht Politik^ und bin dazu nicht berufen. Das Natur- 
recht werde ich freilich, wenn es in meinem Kursus an der 
Reihe ist, meiner Ueberzeugung gemäss lesen, man verbiete 
es mir denn ausdrüklichy und öffentlich; aber es kommt 
im ersten Jahre gewiss noch nicht an die Reihe. Ich 
handle dieses halbe Jahr nach Regeln, nach denen ich 
immer handeln "werde; und werde immer so handeln, wie 
ich dieses halbe Jahr handle. Ich habe keine besondre 
Sommer- und keine besondre Winter-Moral. 

»Ich soll mich versteken, um desto mehr Gutes stiften 
zu können«. Das ist Jesuiter Moral. Ich bin dazu da 
gutes zu thun, wenn ich kann; aber böses thun darf ich 
unter keiner Bedingung, und auch nicht unter der des 
künftigen Gutesthun's. 

Betrachte ich mich hierbei völlig isolirt, so wäre ich 
der lezte unter den Menschen, wenn ich bei meinen Grund- 
sätzen, und bei der etwanigen Kraft, mit der ich sie gefasst 
habe, irgend etwas fürchten, und darum auch nur um eines 
Fusses Breite von meiner Bahn weichen wollte. Wer den 
Tod nicht fürchtet, was unter dem Monde soll der doch 
fürchten? — Ueberhaupt, es wäre dann lächerlich, wenn 
ich jene Dinge nur einer ernsthaften Maasregel würdigen 
wollte. 

Aber ich bin leider nicht mehr isolirt. An mein 
Schiksal ist das Schiksal mehrerer Menschen gebunden. 
Ich rede nicht von meiner Frau. Sie wäre es nicht, wenn 
ich ihr nicht die gleichen Grundsätze zutraute. Aber an 
Sie ist ein 74Jähriger Greis, ihr Vater, unzertrennlich ge- 
bunden. Sein Alter bedarf der Ruhe; er kann nicht der 
Gefahr, umhergetrieben zu werden, sich aussetzen, der ich 
selbst mich wohl aussetzen darf. Es ist also die Frage,, 
und es ist nöthig dass diese Frage bei Zeiten beantwortet 
werde : Kann, und will der Fürst, dem ich mich anvertraut 
habe, mich schützen? will er's unter folgenden Bedingungen .> 

Ich komme künftigen Sonnabend nach Weimar, und stelle 
mich den Leuten, die mir etwas zu sagen haben könnten, 
unter's Gesicht, um zu sehen, ob sie Muth genug haben, 
mir zu sagen, was sie andern von mir sagen. Ich lasse die 
bis jcT^t öffentlich gehaltnen 4. To/lesungen, in welchen ich. 



Sieben Briefe von Fichte an Goethe. 33 



jene Thorheiten gesagt haben soll, und welche ich mit 
guierji Vorbedacht wönlich niederschreibe, und wörtlich ab- 
lese ehestens unverändert wörtlich abdruken. Es würde die 
höchste Vergünstigung für mich seyn, wenn der Herzog 
mir erlauben wollte, ihm dieselben zuzueignen. Mit voller 
Wahrheit könnte ich diesen Fürsten einer unbegränzten 
Verehrung versichern, die alles was ich je von ihm gehört, 
später das, dass er mir bei der Meinung, die das Publikum 
nun einmal von mir gefasst hat, ein Lehramt auf seiner Uni- 
versität anvertraute, in mir gegründet, und welche die 
persönliche Bekanntschaft mit Demselben ins unendliche 
erhöht hat. Es würde mich sehr freuen, vor dem ganzen 
Publikum zeigen zu können, dass ich einen grossen Mann 
verehren kann, auch wenn er ein Fürst ist ; und ich sollte 
glauben, dass diesem Fürsten, der in sein Menschseyn 
seinen höchsten Wenh setzen kann, die Versicherung einer 
Verehrung, die dem Menschen in ihm, und nicht dem 
Fürsten gilt, nicht unangenehm seyn könnte. — Ich bin 
erbötig auf diesen Fall hin, Ihnen, oder dem Herzoge selbst 
die Schrift in Probebogen vorher vorzulegen ; sowie auch, 
wenn es verlangt wird, die Dedikation: ob es mich gleich, 
ich gestehe es, noch mehr freuen würde, wenn man mir 
ohne vorläufige Untersuchuug zutraute, dass ich mich in 
einer so delikaten Sache würde zu benehmen wissen. 

Wenn man es verlangt, so will ich versprechen, dass 
eine gewisse anonyme Schrift nicht fongese:(t werden soll; 
ja ich will sogar versprechen binnen einer beliebigen Zeit 
keine anonyme Schrift über politische Gegenstände ^u schreiben, 
(wenn nicht etwa die Selbstvertheidigung es nothwendig 
macht) — Dass ich dies leicht versprechen, und hinterher 
doch thun könne, was ich wolle, da ich unentdekt zu 
bleiben hoffen dürfte — diesen Einwurf erwarte ich von 
Niemanden, mit dem ich unterhandeb soll. Was ich ver- 
spreche, halteich, und wenn auch keiner, als ich selbst, 
weiss, dass ich es halte. 

In meinen Forlesungen aber kann ich nichts ändern; 
und werden sie nicht gebilligt, so müssen sie mir über- 
haupt öffentlich untersagt werden. Ich soll, und werde sagen, 
was ich nach meiner besten Untersuchung für wahr halte, 

GocTBi-jASMoea XV. 3 



34 Neue Mittheilüngen. 



ich kann irren ; ich sage es meinen Zuhörern täglich, dass 
ich irren kann; aber nachgeben kann ich nur Vernunft- 
gründen. (Wenigstens hat bis jezt noch Niemand sich auch 
nur den Schein gegeben, als ob er das, was man für meine 
Irnhümcr hält, aus Prinzipien wiederlegen konnte). Ich 
werde es an seinem Otte, und t^u seiner Zeit, d. i. weim es 
in der Wissenschaft, die ich lehre, an die Reihe kommt, 
sagen. Es wird in meinen Vorlesungen zu seiner Zeit 
auch von der Achtung gegen eingeführte Ordnung, u. s. w. 
die Rede seyn; und diese Pflichten werden mit nicht ge- 
ringerm Nachdrucke eingeschärft werden. 

Unter diesen Bedingungen nun erwarte ich Schut:(^, und 
Ruhe :(u Jenay wenigstens so lange mein alter Schwieger Vater 
lebt; und bitte darüber um das Wort des biedern Fürsten. 

Darf ich einige Betrachtungen hinzu setzen, um die 
Billigkeit meiner Bitte darzuthun. Ich habe keinen Schritt 
gethan um den Ruf zu erhalten, den ich erhalten habe. 
Man kannte mich, als man mich rufte; man wusste, 
welche Schriften mir zugeschrieben würden; man wusste, 
welche Meinung das Publikum von mir gefasst hatte; ich 
habe an den gehörigen Mann geschrieben, und der Brief 
muss noch existiren, »dass ich eher Mensch gewesen, als 
akademischer Lehrer, und es länger zu bleiben hofte, und 
dass ich nicht gesinnt sey, die Pflichten des erstem aufzu- 
geben, und dass ich, wenn das die Meinung sey, auf den 
erhaltnen Ruf Verzicht thun müsse« ; ich schrieb dies, als 
von gewissen Grundsätzen die Rede war. 

Ich bin gewarnt worden ; man hat mir in der Schweitz 
von verschiednen Orten her gesagt, dass man mich bloss 
deshalb riefe, um mich in seine Gewalt zu bekommen. Ich 
habe diese Drohungen verachtet; ich habe der Ehre des 
Fürsten, der mich rief, getraut. Er wird mich schützen; 
oder kann Er's unter den genannten Bedingungen wenigstens 
bis auf die bestimmte Zeit nicht, so wird Er mir's frei- 
müthig sagen. In diesem Falle schreibe ich künftigen 
Dienstag den Meinigen, die ich nicht ohne Vorbedacht in 
der Schweitz zurückgelassen habe, zu bleiben, wo sie sind ; 
und kehre nach Vollendung meiner halbjährigen ange- 
fangnen Vorlesung, in mein ruhiges Privatleben zurücL 



Sieben Briefe von Fichte an Goethe. 35 

Vergeben Sie den entschiednen Ton, mit welchem 
ich geredet habe. Ich wusste, doss ich mit einem Manne, 
iund mit einem gütig gegen mich gesinnten Manne redete. 
Mein Antrag wäre lächerlich, wenn bloss von mir die Rede 
wäre ; ich darf keine Gefahr fürchten : aber mein Bewegungs- 
grund entschuldigt mich vor meinem Herzen, und wird 
jnich vor dem Ihrigen entschuldigen. 

Mit wahrer warmer Hochachtung 

Ihr 
Jena innigst ergebner 

d. 24.Jun 1794. Fichte. 

III. 

Ich kann Ihnen jetzt. Verehrungswürdiger Herr 
<}eheimer-Rath, nur meinen innigen Dank sagen, und Ihre 
gütige Einladung auf künftigen Sonnabend annehmen. 

Ueber verschiedenes, was mir nicht ganz deutlich ist, 
•verspreche ich mir Ihre nähere gütige Erklärung. — Fer- 
Jbeidigen kann ich mich nicht, denn ich bin nicht angeklagt; 
ich bin nur lügenhaft verläumdet; und hinterm Rücken ver- 
läumdet, und ich weiss nicht, ob jemand mir selbst sagen 
\wird, was mich zu einer Venheidigung nöthigte. 

Ich bin mit der wahrsten Hochachtung 

Ihr 
Jena, innigst ergebner 

-d. 25. Jun. 1794 Fichte. 

IV. 

Euer Hochwohlgeboren übersende ich die bis jetzt fertig 
-abgeschriebenen zwei Vorlesungen. Den Mangel der Korrekt- 
heit bitte ich mit dem Grunde zu entschuldigen, den ich 
hatte, Ihnen keine grössere zu geben, als sie beim münd- 
lichen Vortrage hatten. 

Mit Hochachtung und warmen Dank 

Ihr 
Jena, d. i. JaL 1794. innigst ergebner 

J. G. Fichte. 
3* 



36 Neue Mittheilungen. 



V. 

Ueberbringer dieses, mein Freund u. Zuhörer, Hrr. 
Fhr. V. Bielfeld bat sich ein paar Zeilen von mir an Euer 
Hochwohlgebohm aus, und ich nehme mir die Freiheit 
Ihnen bei dieser Gelegenheit die fünfte mit für den Abdruck 
bestimmte Vorlesung zu überschicken. 

Ihr Beifall ist derjenige, den ich vorzüglich wünsche, 
und es machte mir grosse Freude, aus Ihrem Briefe zu 
sehen, dass sie denselben auch diesen Vorlesungen nicht 
gänzlich versagten. 

Mit inniger Hochachtung empfehle ich Ihnen mich, 

und alle meine litterarischen Arbeiten. 

Jena, d^ 5. Jul. 1794. 

Fichte 

VI. 

Oft, mein Verehrtester Herr Geheimer Rath, habe ich 
bei Ausarbeitung des beiliegenden Theils meines Lehrbuchs 
daran gedacht, dass Sie es lesen würden; und mehrere 
Mahle, wenn ich schon im Begriffe war, es nun gut se)Ti 
zu lassen, hat dieser Gedanke mich vermocht, das Nieder- 
geschriebne von neuem völlig umzuarbeiten. Wenn es 
dadurch doch noch nicht so weit gekommen ist, dass ich 
vollkommen damit zufiieden seyn kann — die Probe davon 
ist immer die, ob ich mir Sie als völlig damit zufrieden 
denken kann — so lag das an der gebietenden Lage, in 
welcher ich schrieb. Wenn Ein Bogen durchgelesen war, 
muste ein andrer erscheinen; und dann musie ich es gut 
sein lassen. 

Mit freier Verehrung für Ihren Geist, und Ihr Herz 
empfehle ich mich Ihrem Wohlwollen. 

Jena. d. 30. September 1794. 

Fichte. 

VU. 

Hochwohlgebohmer Herr 
Höchstzuverehrender Herr Geheimer Rath. 

Der nie gebeten hat, bittet, und soviel ich einsehe, um 
GcrechtigkeiL 



Sieben Briefe von Fichte an Goethe. 37 



I.) Ich habe ein Publikum angefangen, das auf den 
Zustand der Akademie einen Einfluss hat, den nur Ich weiss, 
und den ich, um nicht unbescheiden zu scheinen, nie sagen 
werde. Gesetzt es hat keinen; es ist ein Publikum, und 
ich bin verbunden, eins zu lesen. 

In den fVochentzgen sind die Stunden so besetzt, dass 
man uns armen Nicht- Senatoren oflSciell verbietet, die 
nöthigen Privata zu lesen, (worüber unter N. 2.) 

Ich opfere von meinem Sonntage, den ich nicht frei, 
sondern nur zu andern der Akademie gleichfals gewidmeten 
Geschäften bestimmt habe, eine Stunde für dieses Publikum. 
Menschen, die nie bekannt waren, viel Religion zu be- 
sitzen, schreien seitdem über den »Sabbathsschänder« hetzen 
die Bürgerschaft, und die Geistlichkeit auf mich; erzählen 
an Studenten, dass sie die nächste Senatssitzung sich das 
Verdienst machen würden, gegen mich Klage zu erheben; 
und bis heute — Dienstags — haben sie es schon so weit 
gebracht, dass sie ihre Indignation unsem frommen Weibern 
mitgetheilt. — Ich nenne auf Nachfrage Mann, u. Weib, 
Warum ich bitte ist folgendes: 
Ich habe mich sorgfältig nach dem Gesetze erkundigt, 
laut der Beilage. y>Es ist darüber kein Gese^ da.a 

(Und dabei im Vorbeigehen ! — Hat unsre Akademie 
Gesetze für die Professoren, oder nicht? Ich bin in das 
zweite Halb-Jahr Professor, und weis es gewiss nicht. Was 
ich weiss, habe ich bittweise — Das ist für einen Mann, 
der dem Geset:^e buchstäblich nachkommt, darum, weil er 
gern frei ist allerdings hart.) 

Ist wirklich keins da, so bitte ich binnen hier und 
Sonntag um ein Geset:(^, d.i. nicht um eine blos für 
mich geltende Ordre, sondern um einen gemeingültigen, 
öffentlich promulgirten Befehl : Um einen fürstlichen Befehl. 
I.) binnen hier, und Sonntag — Ich habe mich an- 
heischig gemacht durch öflfentlichen Anschlag, jeden 
Sonntag zu lesen, ich bin in Venrage mit den Studenten ; 
ich «/i7/ diesen Vertrag nicht brechen; und ich kann nur, 
wenn ich krank werde — ich habe alle Anlage künftigen 
Sonntag gesund zu seyn — oder wenn ich ein Verbot 
erhalte, das ich respektiren kann, und mit Ehren darf. 



3 8 Neue Mitthklungen. 



2.) einen fürstlicheti Befehl. — Befehlen des Senats, ohncr-^ 
achtet ich völlig rechtlos zu seyn scheine, will und werde 
ich mich nicht unterwerfen. 

3.) sollte bis Sonntag ein solcher Befehl nicht auf eine 
mich überzeugende Art ankommen, so lese ich ohne 
Zweifel; etitledige durch gegenwärtige Anfrage mich aller 
möglichen f^er antwortung, und mache Anspruch auf SchutT^ 
in diesem Vorhaben. 

4.) ich behalte mir vor, diejenigen, die mein Unter- 
nehmen verläumdet, und mich beschimpft haben, ge- 
richtlich zu belangen, sobald die Sache bis dahin aus- 
gemittelt seyn wird. 
2. 
Es wird von mir, lange nach dem Abdruck des 
Lektionshataloges durch die besondem Bedürfnisse der 
Studierenden eine An von Einleitung in die transcendentale 
Philosophie gefordert. Ich lege dafür Plamers Aphorismen 
über Logik und Metaphysik zum Grunde, und lese von 
6-7 Uhr. 

Dtv Dekan der philosophischen Fakultät Hrr. H. R. Ulrich 
meldet mir officialiter, dass ich angehalten werde, diesen 
Unfug zu unterlassen, damit Hrr. H. R. Reichardt die Stunde 

von 6—7. zum »Dupliren« der Pandekten brauchen 

könne. Für Logik sey die Stunde von 3—4. festgesetzt. — 
Ich antworte darauf i.) dass mir kein solches Gesetz be- 
kannt gemacht worden, noch ich es angenommen 2.) dass 
ich von 3—4. Uhr wirklich lese, was unsre guten Vorväter 
unter Logik gedacht haben mögen, die theoretische Philo* 
Sophie 3.) dass demnach dieses Zumuthen eigentlich soviel 
sage: ich solle ^^r nicht lesen; und dass ich mit mehrerm 
Rechte sagen könne Hrr. Reichardt solle nur nicht dupliren> 
sondern sich so einrichten dass er auskomme. 

Gerade so spielt man mit Prof. Woltmann. Er liest 
Swaten Geschichte von 6—7. Uhr. Um des gleichen Dup- 
lirens Willen muthet man ihm an sie von 4—5. Uhr zu 
lesen, welche Stunde dafür festgesezt sey. Er liest in 
dieser Stunde Universal-Geschichte, die auch darauf verlegt 
ist. — Mithin heisst jene Zumuthung, er solle Staaten- 
geschichte gar nicht lesen, damit Hrr Reichardt die Pan- 



I 

1 



Sieben Briefe von Fichte an Goethe. 39 

dekten dupliren könne. Das wagen jene Menschen uns 
zu bieten, und wir stehen rechtlos da. 

In meinen öffentlichen Vorlesungen sind oft gegen 
500 Zuhörer gewesen. Ich habe im vorigen Sommer dazu 
das Griesbacbische Auditorium mir erbeten, das für zahl- 
reiche Versammlungen von jeher gebaucht worden. Der 
Hrr. G. K. R. Griesbach findet seitdem, dass dadurch die 
Bänke abgerieben werden, und schlägt es mir ab mit seinem 
vollen Rechte. Ich, gleichfals mit meinem vollen Rechte, 
frage nach einem öffentlichen philosophischen Auditorium ; 
setze voraus, dass das doch ein möglicher Aufenthalt für 
Menschen seyn müsse, und gehe vorigen Sonntag, morgens 
9. Uhr in dem grössten Regen dahin. Ich finde meine 
Zuhörer vor der Thür, die mir sagen, dass im Auditorium 
die Fenster eingeschlagen, dass es voll Unrath sey u. s. w. 
und sie bäten mich, dass ich nach meinem Hause gehen, 
und daselbst lesen möchte. Ich gehe in diesem heftigen 
Regen zurück, weil ich ihr Begehren menschlich finde; 
und der Trupp meiner Zuhörer mit mir. Wenn dadurch 
ein Geräusch auf den Strassen entstanden; wo liegt doch 
die Schuld? 

Man wird sagen, die Stunde von 9—10. falle während 
der kirchlichen Versammlungen. — - i.) Man nenne mir nur 
eine andre. Um i. Uhr, gleich nach Tische zu lesen, 
würde mir höchst ungesund seyn; auch will ich für meine 
Betrachtungen den offenen Geist meiner Zuhörer in den 
Morgenstunden; nicht ihren gefüllten Bauch, der keine 
Ohren hat. In den spätem Nachmittags- u. Abendstunden 
ist gleichfals kirchliche Versammlung, Concert, Clubb. — 
In den frühem Morgenstunden schlafen die Studirenden 
noch, weil sie diesen einzigen Tag zum Ausschlafen haben. 
2.) Für die Studenten ist die Stadtkirche nicht, sondern die 
Coüegen-Kirche. Diese ist von 11 — 12. Uhr; und darum 
habe ich diese ausserdem allerbequemste Stunde nicht ge- 
wählt. Ich selbst werde von nun an die Collegen Kirche 
besuchen, und vielleicht mancher meiner Zuhörer mit mir. 
5.) Die physikalische Gesellschaft hat ihre Sitzungen gleich- 



40 Neue Mittheilungen. 



fals Sonntags während der Nachmittags Predigt, und ich 
wüste nicht, dass ihr jemand ein Verbrechen daraus ge- 
macht. Ohne Zweifel hat dieselbe sie aus dem gleichen 
Grunde auf diesen Tag verlegen müssen, weil in den 
Wochen-Tagen keine Zeit zu zahlreichen Versammlungen 
ist. Auf unsrer Universität sind Gottlob! alle Stunden 
besezt. 

5) 
Von der moralischen Seite angesehen, müste es 

allerdings jeden verständigen Mann gegen mich einnehmen, 

wenn er glauben könnte, dass ich durch jenes Unternehmen, 

ich weis nicht welche Aufgeklärtheit affigiren wolle; und 

allerdings mögen viele unter den Tadlem, der Analogie 

ihrer eignen Kleingeisterei nach, mir so etwas zutrauen. 

Ein solcher Verdacht ist mir so lächerlich, dass ich keine 

Geduld habe, ihn zu widerlegen. Ich ging noch in die 

Schule, als ich über eine solche Auf klärung schon hinweg 

war. — Ich bin schwer daran gegangen, ehe ich den 

Sonntag wählte. Das beweist mein Aufschub der Eröfoung 

dieser Vorlesungen, ohnerachtet ich sehr oft von den 

Studierenden dazu aufgefordert worden; weil ich noch 

immer hofte eine Stunde in der Woche auszumitteln: das 

beweisen meine sorgfältigen wiederholten Anfragen bei 

mehreren. 

6.) 

Es ist diesen Leuten nicht, weder um wahre noch 
eingebildete Religion zu thun. Mein wahres Verbrechen 
ist dies, dass ich Einfluss und Achtung unter den Studierenden, 
und Zuhörer habe. Möchte ich doch immer an den höchsten 
Feiertagen lesen, wenn es vor leeren Bänken wäre ! Daher 
ergreifen Sie jeden Vorwand, um mich zu hindern ; und 
werden aus blossem odio academico alt-orthodoxe Christen 
sogar. 

Mein inniges volles Zutrauen zu Ihnen, mein Ver- 
ehrungswürdigster Herr Geheimer-Rath, bewog mich, mich 
vorzüglich, und ohne weitere Förmlichkeit, an Sie zu 
wenden. Dem ohnerachtet ersuche ich Sie, jeden dienlichen 
Gebrauch von diesem Briefe zu machen, und ihn, in so 
weit er es sein kann, als officiel anzusehen; oder mich 



Zwei Briefe von Fichte ak Schiller. 41 

gütigst wissen zu lassen, was für Wege ich einzuschlagen 
habe, um binnen hier u. Sonntag zu meinem Zwecke zu 
kommen. 

Mein Entschluss ist übrigens ganz fest. Ich kann un- 
beschadet meiner Ehre, nach diesen Vorfällen nicht heimlich, 
und in der Stille mir ein Dementi geben; dem Gesetze 
aber werde ich ohne Widerwillen, ohne Anmerkungen, 
mit Freude, wie ein guter Bürger gehorchen; jezt, wie 
immer. — Ausser dem Falle des Gesetzes aber bin ich auf 
das Aeusserste gefasst. 

Mit inniger wahrer Hochachtung 

Eur Hochwohlgebohrn 

Jena ganz gehorsamster Diener 

d. 19. November 1794. J. G. Fichte. Prof. 



VIII. 

Berlin, den 2. Febr. 1800 

Ich danke Ihnen, mein verehner Freund, für die Aus- 
sichten, die Sie mir, und der Litteratur eröfhen. 

Ohne just einen bestimmten Plan vorlegen zu können, 
waren meine Gedanken für ein kritisches Institut folgende. 

Die Wissenschaft muss schlechthin, scheint es mir, so- 
bald als möglich eine Zeit lang unter eine strenge Auf- 
sicht genommen werden, wenn die wenigen guten Saat- 
kömer, die da gestreut worden, nicht in kurzem unter 
dem reichlich aufschiessenden Unkraute zu Grunde gehen 
sollen. Auf dem Gebiete der ersten Wissenschaft, der 
Philosophie, die allen andern aus der Verwirrung helfen 
sollte, scbwazt man den alten Sermon fort, als ob nie 
etwas gegen ihn erinnert worden wäre, und verdreht das 
neue, dass es sich selbst durchaus nicht mehr ähnlich ist. 
Zum Glück ist man dabei so feig, dass man erschrikt, und 
sich zusammen nimmt, sobald einer das Unwesen ernstlich 
rügt, es aber wieder forttreibt, sobald die Aufsicht ein- 
zuschlummern scheint. Ich halte es für sehr möglich, 
durch eine 2 bis 3 Jahr fortgesezte strenge Kritik die 
Schwätzer auf dem Gebiete der Philosophie zum Still- 



42 Neue Mittheilukgex. 



schweigen zu bringen, und den bessern Plaz zu machen. 
Da es nun möglich ist, so muss es geschehen. 

Um einen festen Punkt zu haben, arbeite ich gegen- 
wärtig an einer neuen Darstellung der Wissenschaftslehre, 
die meiner Hofnung nach so kür seyn soll, dass man 
einem jeden von wissenschaftlichem Geiste anmuthen könne, 
sie zu verstehen. Was diese in der wissenschaftlichen 
Litteratur wirkt, werde ich fortdauernd beobachten, und 
referiren. Ich werde über das ganze Gebiet der Wissen- 
schaft soweit mich verbreiten, als eignes Vermögen, und 
Mitarbeiter, die eine ähnliche Gesinnuag uns allmählich zu- 
führen wird, es erlauben, ohne eben auf Universalität 
Anspruch zu machen. Was nicht durchaus gründlich ge- 
schehen kann, muss lieber unterbleiben. 

Ich denke mit einem Berichte über den gegenwärtigen 
Zustand der deutschen Litteratur anzufangen, in welchem 
ich die faulen Fleke derselben, — die Fabrikenmässige 
Betreibung der Schriftstellerei durch Buchhändler, und 
Autoren, die Lächerlichkeit der Recensir Institute, die 
elenden Beweggründe zur Schriftstellerei, u. s. w. unverholen 
aufdecken, und Vorschläge zur Verbesserung thun werde, 
In diesem Berichte werde ich die kritischen Maasregeln unsers 
Instituts in wissenschaftlicher Rücksicht angeben. Ich werde 
es im Manuscripte Ihrer, u. Goethe's Beurtheilung vorlegen. 

Ich maasse mir kein Urtheil an, was in der Kunst, in 
der wir denn doch nun durch Goethe's und Ihr Muster, 
und durch einige recht gute Philosopheme der neuem Philo- 
sophie wissen worauf es ankommt — von Seiten der Kritik 
geschehen könne. Ihnen beiden kommt es zu, zu ent- 
scheiden, welches die nothwendigsten Lehren für die Kunst- 
jünger unsrer Zeit sind, und wie diese an den Erscheinungen 
der Zeit anschaulich gemacht werden müssen. Goethe hat 
ja in seinen Propyläen, und andern seiner neusten Schriften 
auch hierin Muster aufgestellt. Universalität, glaube ich, 
müsste man auch hier nicht beabsichtigen, sondern nur 
immer das jezt eben nöthigste sagen. 

Schelling besteht darauf, dass eine wissenschaftliche 
Zeitschrift von uns beiden künftige Ostern ihren Anfang 
nehmen solle, und hat sich, da ich bis dahin nichts liefern 



Zwei Briefe von Fichte an Schiller. 43 



kann, erboten, den ersten Theil selbst zu besorgen. Da 
ich allerdings der Meinung auch bin, dass gleich nach Er- 
scheinung einer Elementar-Philosophie, die auf allgemeine 
Verständlichkeit Anspruch macht, die Aufsicht anheben, 
und man die ersten Aeussrungen beobachten müsse, so 
-werde ich unmittelbar nachher dazutreten. Ist es Ihnen, 
und Goethe nicht möglich so bald beizutreten, so lassen Sie 
uns wenigstens auf spätere Vereinigung hoffen. Man lässt 
dann das erstere nur wissenschaftliche Institut eingehen, 
macht einen andern Titel, u. s. w. 



Dass Cotta den Vorschlag nicht begierig annehmen 
solle, daran habe ich keinen Zweifel Möchten Sie nicht die 
Güte haben, mir Vorschläge zu thun, welche Bedingungen 
ich für Sie, und Goethe fodem soll: wenn Sie nicht zu 
seiner Zeit lieber unmittelbar mit ihm unterhandeln wollen. 



Ich lege, eben sowohl in Cotta's als in meinem Namen 
zwei Exemplare meiner neusten Schrift für Sie, und Goethe 
bei. Diese Schrift macht durchaus keine Ansprüche, und 
entstand auf die gelegentliche Veranlassung alberner Ge- 
spräche, die ich rund um mich herum über den abgehandelten 
Gegenstand hören muste. 

Ich bitte um Verzeihung, dass ich auch die Bestimmung 
d. M.' die gar keine Novität mehr ist, beilege. 



Leben Sic recht wohl mit den Ihrigen, geniessen Sie 
der besten Gesundheit und behalten Sie mich lieb. 

Ganz der Ihrige 
Fichte 

IX. 

Berlin, d 18. August 1803. 
Den Einen Punkt dieses Schreibens an Sie, mein 
verehrungswürdiger Freund, hat Hrr. Zelter in einem 
Schreiben an Hrr. G. R. Goethe versprochen und ich habe 
übereilt den Auftrag angenommen, ob ich gleich vermuthe, 
dass es Goethen eigentlicher um Zelters ürtheil, als um 

' des Menschen. 



44 ^»EUB MlTTHEILUNGEN. 



ein ürtheil überhaupt zu thun war. Der zweite betrift 
meine Angelegenheit; und ich bitte sehr um Verzeihung, 
dass ich Sie damit unterbreche. Ich würde darüber ent- 
weder an den Regierungs-Rath (nicht Geheimen Rath, 
wie Z. durch einen Irnhum an Goethe geschrieben) Voigt, 
der sich in der Sache schon gütig verwendet, oder an 
D. Niethammer geschrieben haben, wenn ich nicht zweifelte, 
ob der erstere von seiner Reise nach Dresden schon zurück 
sey, und den zweiten gleichfalls abwesend vermuthete. 
Ich schreibe , was dieses betrift, auf ein besonderes Blatt, 
damit es den R. R. Voigt, oder auf den Fall seiner Ab- 
wesenheit einem andern Rechtsfreunde, den Sie oder Goethe 
für mein Sache interessiren, mitgetheilt werden könne; 
indem ich hier nur noch Sie und Goethe bitte und be- 
schwöre, Ihr Interesse für diese Angelegenheit noch nicht 
ermüden zu lassen, damit nicht, wie es nach der Antwort 
des Hr. Salzmann das Ansehen bekömmt, durch das bis 
jetzt geschehne nur lediglich der Verlust derselben be- 
schleuniget werde. Die Sache scheint mir gerecht, sie 
scheint mir von allgemeinem Beispiele, und ich möchte 
wünschen, dass Sie und Goethe ein Stündgen fänden, meine 
beiliegende Instruktion, die zunächst freilich auf die Fassungs- 
kraft eines Advokaten berechnet, und darum etwas zu 
deutlich ist, gemeinschaftlich durchzulesen. 



Goethes natürliche Tochter habe ich die zweimal, da 
sie hier aufgeführt worden, mit aller Aufmerksamkeit ge- 
sehen, und glaube zu jeder möglichen Ansicht des Werks 
durch dieses Medium, mich erhoben zu haben. So sehr 
ich Goethes Iphigenie, Tasso und aus einem andern Fache 
Herrmann und D. verehrt und geliebt, und kaum etwas 
höheres für möglich gehalten habe, so ziehe ich doch dieses 
Werk allen seinen übrigen vor, und halte es für das der- 
malig höchste Meisterstück des Meisters. Klar wie das 
Licht, und eben so unergründlich, in jedem seiner Theile 
lebendig sich zusammenziehend zur absoluten Einheit, zu- 
gleich zerfliessend in die Unendlichkeit, wie jenes. Dieser 
streng organische Zusammenhang macht es mir nun ganz 
unmöglich, irgend einen Theil davon w^egzudenken, oder 



Zwei Briefe von Fichte an Schiller. 45 



missen zu wollen. Was in dem ersten Theile sich noch 
nicht ganz erklän, als die geheimnissvollen Andeutungen 
eines verborgenen Verhältnisses zwischen dem Herzoge, 
und seinem Sohne, beider, und noch anderer, geheime 
Machinationen, bereiten ohne Zweifel das künftige vor, 
und erfüllen schon jezt das Geniüth mit einem wunder- 
baren Schauer. 

Dass ein Werk von dieser Tiefe, und SimpHcität zu- 
gleich, von irgend einer vorhandenen Schauspielergesell- 
schaft in seinem innren Geiste ergriffen, und dargestellt 
werden solle, darauf ist ohne Zweifel Verzicht zu thun. 
Der rechte Zuschauer aber soll durch die Beschränktheit 
der Darstellung hindurch das Ideal derselben, und durch 
dieses hindurch das Werk erbUcken. Dies ist der Weg, 
den ich habe gehen müssen, und der bei dramatischen 
Kunstwerken mir gerade der rechte scheint. Daher mag 
es kommen, dass Zelter, der mit der Lektüre angehoben, 
und hieraus sich selber die idealische Darstellung gebildet, 
bei ErbUckung der wirklichen ungenügsamer gewesen ist, 
denn ich, der ich sonst eben nicht grosser Genügsamkeit 
mich rühmen kann. — Nun dem gemeinen Zuschauer zu- 
förderst diese Erhebung über die Beschränktheit der Dar- 
stellung angemuthet — bei gemeinen Werken ist er deren 
überhoben, da fällt die Darstellung und die Sache, weil 
beide gemein und flach sind, sehr richtig zusammen — 
ihm ferner eine 2 — 3. Stunden dauernde strenge Aufmerksam- 
keit angemuthet, weil eben das Ganze ein Ganzes ist, und 
er gar keinen Theil versteht, wenn er nicht alle versteht — 
dagegen bei den gemeinen Stücken er abwesend seyn kann, 
wenn er will, und wiederum aufmerken, wenn er will, und 
doch immer ein ganzes — Sandkorn nemlich, glücklich 
antrift — endlich ihm den durchaus ermangelnden Sinn 
für das Inwendige im Menschen, und die Handlung die auf 
diesem Schauplatze vorgeht, angemuthet — daher Direktion, 
Stadt und Hof glauben, in den beiden lezten Akten dieses 
Werks sey keine Handlung, und allerdings hätte Goethe 
für diese beiden Akte, durch die simple Erzählung: Eugenia 
gebe ihre Hand einem Justiz Rathe, er sparen können — 
diese Anmuthungen alle, so ist begreiflich, mit welchen 



46 Neue Mittheilungen. 

Gesichtern sie aufgenommen werden. Ich aber für mein 
Theil bestärke mich nur immer mehr, je älter ich werde, 
und jemehr hier täglich irgend eine Dummheit mich drükt, 
und je mehrere Meisterwerke sie von donher uns schicken, 
in der unbarmherzigen Gesinnung, dass man allerdings das 
höchste, und allein das höchste, vor die Augen des Publikum 
bringen solle, ohne alles Mitleid mit der Langweile, und 
Unbehaglichkeit der Unbildung, dass man gar nicht das 
schlechte flicken, und das gute, so Gott will, daran an- 
knüpfen, sondern dieses rein vernichten, und das gute rein 
erschaffen solle, und dass es nie besser mit dem schlechten 
werden wird, als bis man durchaus nicht weiter Notiz davon 
nimmt, dass das schlechte vorhanden ist. 

Unter den Schauspielern trug, meines Erachtens, Mdme 
Fleck, als Eugenie, bei weitem den Preis davon. Besonders 
war ihr Spiel im zi^-eiten Aufzuge, im Ausdrucke der 
freudigen Erwartung im Sonette, in der demnächst 
folgenden dichterischen Phantasie — sodann bei An- 
legung des Schmucks, dem Hervorbrechen ihrer adelichen 
freigebigen Gesinnung u. s. w. begeistert, und begeisternd. 
Eigentlich verdorben hat sie nichts, dessen ich mich er- 
innerte. Iffland stellte den zärtlichen Vater, besonders im 
dritten Akte, den im Gedanken des geglaubten Verlustes 
zergehenden, sehr gut dar, und machte auf sein Publikum 
einen mächtigen Eindruck: aber es blieb immer ein zärt- 
licher Vater aus einem seiner Berge Familien Stücke : die 
Vornehmheit des ersten Vasallen, geheimen Gemahls der 
stolzen Prinzessin, Vaters der hohen Tochter, die Bedeutsam- 
keit des finster drohenden Gestirns am politischen Horizonte 
dieses Reichs, gingen verlohren — nicht zum Schaden des 
Stücks, wie mirs scheint, beim wahren Zuschauer; denn 
wer Ifflanden ausserdem kennt, wird ihn nicht für identisch 
mit einer solchen Person nehmen, und auf den Wink des 
Dichters Würde, und Hoheit, und Tiefe gern suppliren. 
Mattausch, als König, war recht stattlich. Noch verdient 
Bessel (der sonst unbedeutende Rollen spielt) als Welt- 
geistlicher, der Erwähnung. Er spielte nicht ohne Kraft; 
und manche Rohheit im Benehmen mochte der günstige 
Zuschauer auf das Dorfleben des geistlichen Herrn zu 



Zwei Briefe von Fichte an Schiller. 47 

schieben. Bethmann^ als Gerichtsrath, spielte gerade nicht 
unsorgfältig, wie ihm hat vorgeworfen werden wollen, 
aber was lässt ans diesem ungelenksamen, eintönigen Organe 
sich machen? Herdiy als Mönch, Hess nicht von seiner 
Natur, die Accente so zu setzen, wie das natürUche Athmen 
es erfordert ; doch verstand man ihn ganz, und man mochte 
sich nun eben die Rolle anders, und richtig sprechen. 
Beschart spielte den Gouverneur glatt, und galant weg, wie 
dies seine Manier ist; und dies that der Rolle nicht übel. 
Die Rolle der Hofmeisterin war einer Sängerin, welche aus 
an sich sehr löblicher Vorsicht auf die Zeit, da sie mit 
ihrer Singstimme auf die Neige kommen dürfte, sich auf 
die Recitition legen will, der Mdme. Schiel^ übertragen. 
Diese brachte nun dazu allerdings die Gestikulation vom 
Opemtheater, singen aber durfte sie nicht, und reden konnte 
sie nicht. Ich glaube zwar wohl überhaupt die Absicht und 
Bedeutung dieser Rolle errathen zu haben ; die Worte aber 
habe ich beidemal nicht gehört; hierüber daher ist in meiner 
Erkenntniss eine Lücke geblieben. Aus Schwadkc's — der 
den Sekretär spielte — gründlicher Seichtigkeit lässt keine 
Goethische Person sich machen. Dieser Mann wäre ganz 
in die Konversationsstücke aus dem Englischen zu exiliren. 
Noch eine mir sehr auferbaulich, und sehr lehrreich 
gewesene Anekdote. Die Rolle der Nonne war den ersten 
Tag mit Mdme Htrdt besetzt, welche sich also benahm, 
dass das Publikum in ein lautes Gelächter ausbrach — und 
diesesmahl zwar mit dem vollkommensten Recht. Wie 
hilft sich die Direktion den zweiten Tag? Nun, sie lässt 
diese Rolle ganz weg — nur Eine der unnützen Personen, 
mochte sie denken, welche in den beiden lezten Akten 
auftreten — (wie erst, in steigender Angst alle Mittel der 
Rettung versucht werden müssen, ehe zum lezten sonder- 
baren gegriffen wird, und wie noch nebenbei alle Stände 
des seinem Untergange entgegengehenden Reichs nach 
ihrem wenigsten Geiste vor den Augen des Zuschauers 
vorbeigeführt werden sollen, darauf gerathen solche Be- 
urtheiler freilich nicht,) — lässt aber die Rolle der Eugenia 
unverändert; dergesult, dass nun der gewagte Blick in 
den Gewaltsbrief der Begleiterin ohne Zwischenglied und 



48 Neue Mittheilungen. 

unmittelbar auf die Verweigerung ihn zu sehen, aus Furcht 
einen der beiden geliebten Namen zu erblicken, erfolget. 
Hieraus lerne nun Goethe, wie ers zu machen hat, um die 
in seinen Werken so oft zögernde Handlung rascher fort- 
gehen zu lassen! 

Eine Frage : wie denkt sich der Vefasser die äussere 
Darstellung der Nation an dem Hafen, dieses Chores, aus 
dem seine einzelnen Repräsentanten sich loswinden und 
in die Handlung verflechten? (was,im Vorbeigehnhiesigerlei 
Volk auch nicht fasst, und in der Ungerschen Zeitung z. B. 
gemeint wird, sie kämen und verschwänden, wie müssige 
Spaziergänger). Soll wirklich wenigstens ein Anfang des 
unermesslichen Lebens, und Treibens sichtbar seyn, den 
nun die Phantasie ins Unbegrenzte fort setze; oder soll 
der Zuschauer diesen Haufen wie mit dem Auge der 
Phantasie erblicken? Bei der hiesigen Aufführung trugen 
nur gegen das Ende des 4ten Aufzugs, als Eugenia Anstalt 
macht, das Volk auf zu rufen, plötzlich, wie gerufen, 2 oder 
3 lumpige Kerls einen Koffer Studentengut, und ein paar 
kleine mit Kaufmannszeichen zierlichst versehene Ballen 
im Hintergrun^de der Bühne vorüber, der die übriche Zeit 
hindurch von lebendigen Wesen leer blieb. Mir schien dies ent- 
weder zu viel, oder zu wenig. Hab ich Recht, oder Unrecht? 

Da ich in meinem letzten des Auspochens bei der 
ersten Aufführung erwähnte, zur Berichtigung, — denn 
selber dem Berliner Haufen möchte ich nicht gern mehr 
Böses nachsagen, als wahr ist — folgendes: es ist ganz 
notorisch, dass — Schadow die Auspocher bestellt, ordent- 
lich vorher angeworben, und organisirt hat. Ich schreibe 
Ihnen dieses zu jedem Gebrauche, wenn Sie es nicht schon 
längst wissen, denn es ist stadtkundig ; nur möchte ich nicht 
gern der seyn, der es Ihnen geschrieben hätte. So behauptet 
man auch, dass nicht Woltmann, sondern IfBand, der Verf. 
der letzthin erwähnten Beunheilung in der Ungerschen 
Zeitung sey. Aehnlich sieht es Beider historischen Panhey- 
losigkeit für schlechtes und gutes« 

Ich empfehle mich Ihrem Wohlwollen. 

Der Ihrige 

Fichte. 



Zwei Briefe von Fichte an Schiller. 49 

Die ersten sieben der hier mitgetheilten neun Briefe 
Fichtes hat dieser in den ersten Monaten seiner Wirksamkeit 
an der Goethes Obhut anvertrauten Hochschule dem letztem 
geschrieben. Die 2^it ist ein ihre Bedeutung wesentlich mitbe- 
stimmender Umstand. Sie zeigen uns, dass Fichtes persön- 
liches Auftreten und seine Art, den Lehr- und Philosophen- 
beruf aufzufassen, dem Verhältniss Goethes zu ihm gleich im 
Anfange ihrer Bekanntschaft den Charakter geben musste, 
den es dann in der Folgezeit beibehalten hat. Fichtes Art 
zu wirken hatte etwas gewaltsames. Ein gewisses Pathos der 
Idee, das sich seinen wissenschaftlichen sowohl wie seinen 
politischen Ideen beigesellte, führte ihn immer dahin, dass 
er seine Ziele auf dem geraden, kürzesten Wege zu erreichen 
suchte. Und wenn ihm etwas hindernd in den Weg trat, dann 
wurde seine Unbeugsamkeit zur Schroffheit, die Energie zur 
Rücksichtslosigkeit. Fichte lernte nie begreifen, dass alte 
Gewohnheiten stärker sind als neue Ideen und gerieth dadurch 
fortwährend in Conflicte mit den Leuten, mit denen er zu 
thun hatte. Zu den meisten dieser Conflicte lag der Gnmd 
darin, dass er sich die Menschen durch sein persönliches 
Wesen entfremdete, bevor er sie zu seinen Ideen erhoben 
hatte. Sich mit dem alltäglichen Leben abzufinden, dazu 
fehlte Pichte die Fähigkeit. Alles das machte es Goethe 
unmöglich für Fichtes Person immer so energisch einzutreten, 
dass es der Anerkennung entsprochen hätte, die er dessen 
wissenschaftlichen Leistungen imd Fähigkeiten entgegenbrachte. 
Das Buch, das Fichte mit dem Briefe No. i Goethe über- 
sendet, ist der erste Abdruck der »Grundlage der gesammten 
Wissenschaftslehre«, der damals bogenweise ausgegeben wurde 
(vergl. J. G. Fichtes Leben imd lit. Briefw. Leipzig. 1862. 
I. Band. S. 211). 

Das Werk, in dem sich Fichte mit Goethe vereinigt zu 
sehen hofft, sind Schillers Hören. Dieser hatte Goethe am 
13. Juni 1794 zur Mitarbeiterschaft aufgefordert und dabei 
zugleich bemerkt, dass die H. H. Fichte, Woltmann und von 
Humboldt sich mit ihm zur Herausgabe dieser Zeitschrift ver- 
einigt hätten. Goethe schickte seine Zusage erst am 24. Jimi 
an Schiller (vergl. Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe. 
4. Aufl. I. Bd. S. I ff.). 

Am 18. Mai 1794 war Fichte in Jena eingetroffen, und 
schon am 24. Juni ist er genöthigt Goethes und des Herzogs 
Schutz gegen verleumderische Gerüchte anzurufen, die sidi 
über seine öffentlichen Vorlesungen über »Moral fUr Gelehrte« 
verbreitet hatten (vergl. Brief No. 2). Die energische Art, 
in der Fichte seinen Verleumdern entgegentritt, und die Ent- 
schiedenheit, mit der er den Herzog bittet, sich seiner anzu- 
nehmen, fuhrt, offenbar durch Goethes Vermittlung (Brief 

nOtTIIB-jABmBVCB XV. 4 



50 Neue Mitthbilüngen. 



No. 3), zu einer vorläufigen Befestigung seiner Stellung, da 
der Herzog sich durch die Gerüchte in seiner Schätzung des 
Philosophen nicht beirren Hess. Fichte sah sich veranlasst, 
die Unrichtigkeit dessen, was man über seine Vorlesungen 
sagte, dadurch zu beweisen, dass er sie Wort für Wort 
drucken Hess (vergl. Brief No. 2). Sie erschienen unter 
dem Titel: »Einige Vorlesungen über die Bestimmung des 
Gelehrten« (Jena, Gabler 1794). Zur Ausführung von Fichtes 
Wunsch, den Abdruck dem Herzoge widmen zu dürfen, ist 
es nicht gekommen, wohl aber dazu, dass letzterer den jüngst 
berufenen Lehrer bei jeder Gelegenheit auszeichnete (vergl. 
Fichtes Leben L 216 f.). Fichtes Aeusserungen über den 
Herzog (Brief No. 2) sind ein wichtiger Beitrag zur Charak- 
teristik Karl Augusts. Man muss nur bedenken, dass dieser 
Fürst in solcher Weise bewundert wird von einem Manne, 
der ein Jahr vorher von den Fürsten Europas schrieb: »Sie, 
die grösstentheils in der Trägheit und Unwissenheit erzogen 
werden, oder wenn sie etwas kennen, eine ausdrücklich für 
sie verfertigte Wahrheit kennen; sie, die bekanntermassen 
an ihrer Bildung nicht fortarbeiten, wenn sie einmal regieren, 
die keine neue Schrift lesen als höchstens etwa wasserreiche 
Sophistereien, und die allemal wenigstens um ihre Regierungs- 
jahre hinter ihrem Zeitalter zurück sind.« Diese Stelle gehört 
der anonymen Schrift an, von der im ersten Briefe die Rede 
ist, nämlich Fichtes »Beiträgen zur Berichtigung der Urtheile 
des Publikums über die französische Revolution.« Diese sowie 
die andere anonyme Schrift : »Die Zurückforderung der Denk- 
freiheit von den Fürsten Europas, die sie bisher unterdrückten 
(Eine Rede, Heliopolis im letzten Jahre der alten Finstemiss)« 
waren vor der Berufung Fichtes nach Jena erschienen. Und 
es ist, nach Fichtes Aeusserungen im zweiten Briefe, nicht zu 
bezweifeln, dass die Personen, die für Fichtes Anstellung wirkten, 
zu denen in erster Linie der Jurist Hufeland gehörte, 
von diesen Schriften wussten. Auch für Goethe scheint das 
zu gelten, denn er nennt die Berufung Fichtes »eine That der 
Kühnheit, ja Verwegenheit« (Tag- und Jahreshefte 1794). 
Fichte selbst hat den Personen gegenüber, die zwischen ihm 
und der Weimarschen Regierung vermittelten, wohl kein Hehl 
aus seiner Denkart gemacht; daher ist der gereizte Ton zu 
verstehen, in dem er von den auf seine anonymen Schriften 
bezüglichen Vorwürfen spricht. 

Aus Brief No. 6 geht hervor, dass Fichte besonderen 
Werth darauf legte, von Goethe verstanden zu werden. Im 
Einklang damit steht eine Mittheilung W. v. Humboldts 
(Briefw. Schillers u. W. v. Humboldts, 22. Sept. 1794) über ein 
Gespräch mit Fichte, wobei letzterer geäussert hatte, dass er 
Goethe für die Speculation zu gewinnen wünsche und sein 



Zwei Briefe von Fichte an Shhiller. 51 



Gefühl für ein solches erklären müsse, das in philosophischen 
Dingen richtig leite: »Neulich, fuhr er (Fichte) fort, hat er 
<Goethe) mir mein System so bündig und klar dargelegt, dass 
ichs selbst nicht klarer hätte darstellen können.« Dass Goethe 
ein lebhaftes Interesse für Fichtes Philosophie hatte und durch- 
aus keine ablehnende Haltung gegen sie einnahm, beweist 
nicht allein die Stelle in einem ßrief an Fichte vom 24. Juni 
1794 (Briefe W. A. X. S. 167), worin er über die ersten Bogen 
•der »Wissenschaftslehre« sagt: »Das Uebersendete enthält 
nichts, das ich nicht verstände oder wenigstens zu verstehen 
glaubte, nichts, das sich nicht an meine gewohnte Denkweise 
willig anschlösse,« sondern auch der Umstand, dass Goethe 
sich ausführliche Auszüge aus dieser Schrift machte, die im 
Goethe-Archiv noch erhalten sind. 

Aehnliche öffentliche Vorlesungen, wie die oben erwähnten 
vom Sommerhalbjahr 1794 hatte Fichte auch für den Winter 
1794/95 angekündigt. Diese Vorlesungen gehörten zu den 
besuchtesten der Universität und wurden von den Studenten 
mit grösster Begeisterung aufgenommen. Da Fichte eine 
andere geeignete Stunde nicht finden konnte, las er Sonntag 
Vormittag 9—10. Das Jenaische Consistorium nahm hieran 
Anstoss, und das Weimarische Oberconsistorium konnte den 
Gründen des erstem »einstimmigen Beifall nicht versagen«, 
»massen es allerdings scheint, dass dieses Unternehmen ein 
intendirter Schritt gegen den öffentlichen Landesgottesdienst 
«ey, ja wenn auch hierbei diese Absicht nicht wäre, oder 
solche Absicht dadurch nicht erreicht werden könnte, ein 
dergleichen gesetz- und ordnungswidriges gleichwohl wegen 
•des unangenehmen Eindrucks, den es bei dem jenaischen 
und benachbarten Publikum sowohl als auswärts zuverlässig 
machen wird, immer von sehr Übeln Folgen, besonders auch 
<iem Ruf der Academie selbst äusserst nachtheilig sein müsste«. 
So heisst es in der Eingabe des Oberconsistoriums an die 
Landesregierung. Fichte wandte sich in einem ausführlichen 
Brief an den academischen Senat. Er setzte die Gründe aus- 
einander, warum er die betreffende Stunde wählen musste^ 
und legte dar, dass der Charakter seiner öffentlichen Vor- 
lesungen sie sehr wohl geeignet mache, an Sonntagen gehalten 
z\x werden, da sie nicht auf Belehrung durch Wissenschaft, 
sondern auf moralische Erbauung und Charakterveredlung 
abzielen. Gleichzeitig rief Fichte auch Goethes Beistand an 
in dieser Angelegenheit; und der Brief, in dem er es thut, 
ist der hier unter No. 6 mitgetheilte. Der academische Senat 
berichtete in dieser Sache an den Herzog in dem Sinne, »dass 
zwar dem Professor Fichte ein fürsetzlicher Schritt gegen den 
<)ffentlichen Landesgottesdienst nicht wohl beizumessen, jedoch 
er in Ansehung seiner moralischen Vorlesungen anzuweisen, 

4* 



32 Neue Mittheilungen. 



sie nicht des Sonntags zu halten; falls aber derselbe jetzt 
mitten im halben Jahre eine andere schickliche Zeit durch- 
aus nicht ausmitteln könnte, wie wir jedoch nicht glaube» 
noch wünschen, allenfalls ihm zwar für den Rest des jetzt 
laufenden Wintersemesters und ohne Consequenz die Haltung 
derselben am Sonntage gestattet werden könne, allein solchen- 
falls ihm dabei schlechterdings zur Bedingung gemacht werde» 
müsse, dass sie ihm nicht vor völlig geendigtem Nachmittags- 
gottesdienste gestattet sein solle«. Vom Herzog wurde die 
folgende Entscheidung getroffen : »So haben wir nach Euerm 
Antrag resolvirt, dass dem mehrerwähnten Professor Fichte 
die Fortsetzung seiner moralischen Vorlesungen am Sonntage 
äusserstenfalls nur in den Stunden nach geendigtem Nach- 
mittagsgottesdienste gestattet sein solle«. Es war aber nur 
der Umstand, dass »etwas so Ungewöhnliches, als die An- 
stellung von Vorlesungen der Art am Sonntag während der zum 
öffentlichen Gottesdienst bestimmten Stunden ist« hier vorlag, 
der Karl August zu seiner Entscheidung veranlasste. Von de» 
Vorlesungen selbst sagt das herzogliche, an den academischen 
Senat gerichtete Entscheidungsdecret : »Wir haben uns ger» 
davon überzeugt, dass, wenn dessen (Fichtes) moralische 
Vorlesungen dem .... eingehefteten trefflichen Aufsatz 
gleichen^ sie von vorzüglicliem Nutzen sein können«. Die 
Gegner Fichtes beabsichtigten dagegen die Vorträge ganz 
unmöglich zu machen, da ihnen ihr Inhalt unbequem war. 
Als Fichte am 3. Februar die wegen des Zwischenfalls seit 
Anfang November ausgesetzten Vorlesungen wieder aufnimmt 
setzt er dafUr die Stunde Sonntag Nachmittag 3—4 fest. 

Der in Brief No. 7 erwähnte Professor Woltmann war 
Historiker, ein LieblingsschUler Spittlers. Er wurde mit Fichte 
zugleich, erst 23jährig, nach Jena berufen, gehörte zu den 
intimsten Freunden des Philosophen und kam später auch za 
Schiller in Beziehung. 

Die beiden Briefe Fichtes an Schiller unterscheiden sich,^ 
was vielleicht nicht überflüssig ist zu bemerken, von denen 
an Goethe dadurch, dass sie in deutscher, jene in der vo» 
Fichtes Hand leserlicheren lateinischen Schrift geschrieben sind^ 

Im Juli 1799 übersiedelte Fichte nach Berlin. Die be- 
kannte Anklage wegen Atheismus hat zu seiner Entlassung 
aus Jena geführt. Er suchte einen neuen Wirkungskreis. Zu 
den Plänen, die für die Zukunft in ihm auftauchten, gehört 
auch der der Gründung einer wissenschaftlichen Zeitschrift», 
die den von Fichte an ein solches Institut gestellten An- 
forderungen besser entsprechen sollte als die Jenaische Allge- 
meine Literaturzeitung, mit der sowohl er wie Schelling un*^ 
zufrieden waren. Während des Winters 1 799/1 800 weilte Fichte 



Zwei Briefe von Fichte an Schiller. 5 } 

wieder kurze Zeit in Jena, wo er seine Familie vorläufig 
xiullckgelassen hatte. Er traf hier mit Schelling zusammen. 
Die beiden verabredeten die Gründung und Einrichtung der 
Zeitschrift, für die auch Goethe und Schiller als Mitarbeiter 
gewonnen werden sollten. Der erste der beiden an Schiller ge- 
richteten Briefe enthält die Aufforderung zur Mitarbeiterschaft, 
und zugleich eine ausführliche Auseinandersetzung über Zweck 
und Anlage der Zeitschrift. Aus dieser Sache, für die, wie 
aus dem Briefe hervorgeht, Cotta als Verleger gewonnen 
werden sollte, wurde nichts. Der Plan wurde dann nochmals 
mit J. F. Unger als Verleger aufgenommen, und von diesem 
auch ein gedrucktes Circular versendet, welches das Erscheinen 
der »Jahrbücher der Kunst und der Wissenschaft« von Neujahr 
1801 ab versprach. Auch diesmal kam die Angelegenheit nicht 
zur Ausführung. Goethe sah einer solchen Unternehmung von 
Seiten Fichtes mit Misstrauen entgegen. Er schreibt am 1 6. Sep- 
tember 1800 an Schiller offenbar darauf bezüglich (das Circular 
trägt das Datum 28. Juli 1800): »Der Ton der Ankündigung ist 
vöUig Fichtisch. Ich fürchte nur, die Herren Idealisten und 
Dynamiker werden ehester Tage als Dogmatiker und Pedanten er- 
scheinen und sich gelegentlich einander in die Haare gerathen«. 
Die übersandte Schrift ist: »Der geschlossene Handelsstaat«. 
Der zweite Brief Fichtes an Schiller vom 18. August 
1803 behandelt in seinem ersten Theile eine Privatangelegen- 
heit Fichtes (Verkauf seines Hauses in Jena u. a. noch auf 
<lie Zeit seines Jenaer Aufenthaltes bezügliche Dinge), in der 
er Goethes und Schillers Beistand angerufen hatte. Am 
29. August schreibt Goethe darüber an Zelter (Briefw. 
I, 80): »Sagen Sie ihm (Fichte), dass wir seine An- 
gelegenheit bestens beherzigen. Leider ruht auf dem, was 
Advocatenhände berühren, so leicht ein Fluch«. Der zweite 
Theil des Briefes bezieht sich auf die Aufftlhrung von Goethes 
Natürlicher Tochter in Berlin. Die Erstaufführung dieses 
Stückes fand daselbst am 12. Juli 1803 statt. Der Brief ist in 
einer vielfach von der obigen abweichenden Gestalt in 
»Schillers und Fichtes Briefwechsel aus dem Nachlasse des 
Erstem« 1847 von J. H. Fichte (S. 70—75) herausgegeben. 
Dies berechtigt zum Wiederabdruck. Wahrscheinlich hat 
ihn Schiller zum Durchlesen an Goethe gesandt, und es 
ist die Rücksendung versäumt worden, so dass er unter 
Goethes Papieren verblieben ist. Mithin ist das hier Ge- 
druckte die letztwillige Fassung, dagegen kann das, was 
J. H. Fichte veröffentlicht hat, nur dem Brouillon entnommen 
sein, das der Herausgeber vielleicht noch an einigen Stellen 
überarbeitet hat. Was das grosse Publikum bei dem Stücke 
kalt Hess, ja geradezu abstiess: der Umstand, dass durch 
eine hohe Kunstform alles Stoffartige getilgt ist, zog Fichte 



54 Neue Mittheilungek. 



wie auch Schiller an (vergl. dessen Brief vom i8. August 
1803 an Wilhelm von Humboldt). Was die klassische 
Aesthetik (namentlich Schiller in seinen ästhetischen Briefen) 
als Forderung aufteilte: Vertilgung des Interesses an der 
dargestellten Begebenheit durch Erhebung zum reinen Genüsse 
dessen, was die künstlerische Phantasie daraus gemacht hat,, 
sah Fichte hier erfüllt. Deshalb wollte er auch von jeder 
Kürzung des Stückes abrathen. Am 28. Juli 1803 (Briefw. L 
S. 67) schreibt Goethe an Zelter, dass er Lust habe, »einige 
Scenen abzukürzen , welche lange scheinen müssen , selbst 
wenn sie vortrefflich gespielt werdena. Darauf erwidert 
Zelter am 10. August: »Fichte ist mit einer Abkürzung der 
natürlichen Tochter nicht einverstanden; er glaubt das Stück 
sei ganz, rund und könne durch Abkürzung nur leiden«. 
Der Philosoph betrachtete die Kunstform als das allein Mass- 
gebende, während der Dichter mit dem Geschmack des 
Publikums rechnen wollte. Fichte forderte in weit höherem 
Masse als Goethe, dass das Publikum zum Genüsse der 
höchsten ästhetischen Productionen erzogen werden müsse» 
Die Erfüllung der idealen Forderungen stand ihm in erster 
Linie. Wenn das Publikum dazu nicht vorhanden war, so 
müsse es, seiner Meinung nach, gebessert werden. Goethe 
war geneigt, den Menschen die Kunst näher zu bringen; 
Fichte wollte die Menschen nach den von ihm für richtig 
gehaltenen Ideen geradezu umwandeln. 

Mit der Commentirung dieser Briefe hat mich Bernhard 
Suphan beauftragt, der sie vorher bereits durchgearbeitet 
hatte und mir seine auf die Gesichtspunkte, von denen aus 
die Schriftstücke zu betrachten sind, sowie auf verschiedenes 
Einzelne bezüglichen Notizen übergab. 

Rudolf Steiner. 




6. ACHT BRIEFE F. A. WOLFS, SECHS BRIEFE 
A. HIRTS, VIER BRIEFE GOETHES AN HIRT. 

/. F. A. IVolf. 

I. 

Berlin d. 17 May 7 
Kaum hatte ich Sie, mein innigst Verehrter, und Ihre 
freundlichen Umgebungen verlassen, so wurde ich durch 
ein paar Briefe, die vielleicht der Grund einer frohen Aus- 
sicht für mich in die noch so bewölkte Zukunft werden,, 
hieher eingeladen. Ich bestimmte 3 Wochen zu der Reise; 
aber schon habe ich, durch vielerlei angenehme Verhält- 



Acht Briefe F. A. Wolfs. 55 

nisse hier gefesselt, ebenso viele Wochen zugegeben, ja 
ich möchte wol noch länger hier bleiben, wenn der Frieden 
noch über ein paar Monate zögert. 

Unzähligemale habe ich Ihrer und der letzten glück- 
lichen Tage, die ich in Ihrem Hause zubrachte, seither ge- 
dacht; doch selbst in den wenigen Stunden des Tags, die 
ich zu Hause zubringen konnte, bin ich von allen Zuhörern 
und Bekannten so bestürmt worden, dass ich kaum meiner 
Tochter, die ich nun auf jeden Fall der Reichhardtschen 
Familie anvenraut habe, Einmal schreiben konnte. 

Mehrere Tage nach einander stelle ich oft meine Sache 
hier so rein auf nichts, dass ich mich jeder nur etwas guten 
Gesellschaft leicht hingebe. Manche Bekanntschaften aber 
habe ich von neuem gemacht, die mir recht erfreul. Stun- 
den gewähren, besonders mit den Herren v. Corps diplo- 
matique, wozu auch Ihr allgemein geschätzter Reg. R. 
Müller gehört, mit dem ich neulich eine Reise nach Pots- 
dam u. in die Nachbarschaft machte. Vorzügüch mit dem 
span. Gesandten bin ich viel u. meinHierseyn scheint ihn 
zu noch mehreren griech. Versen zu verleiten. 

Weit bessere als die seinigen lege ich Ihnen hier von 
meinem Freund Spalding vor, der, wie Heindorf u. andere 
ehmalige Hallenser, bei jedem Anlas von Ihres Namens 
Preis überfliesst. Sp. wünschte selbst, ich möchte Ihnen 
diese gelungenen Übersetzungen als eine seiner vielen 
stillen Huldigungen gelegentl. zusenden, mit dem nicht 
geheuchelten Zusatz, dass die Elegien doch im Deutschen 
noch griechischer sind als im Griechischen selber. Ich 
denke indess, sie werden auch Riemern viel Vergnügen in 
diesem doppelten Gewände machen. 

Noch schliesse ich eine — wie es izt in unserer Acad. 
d. Wissenschaften geschieht — einzeln abgedruckte Vor- 
lesung an, die ein sehr gutes Stück Kritik ist. Ich denke, 
es soll Ihnen nicht misfallen, wenn Diderot da, wo er es 
verdient, schlecht wegkommt. Es ist oft schon arg, wenn 
sich die französ. Philologen mit solchen Untersuchungen 
befassen; aber nun gar einer, der das Metier nie gelernt hatte. 

So oft ich bei günstigen Gelegenheiten Ihres Werks 
über die Farben gedachte, fand ich jeden Zuhörer gespannt; 



56 Neue MiTTHEauNGEN. 



die Herren vom Metier aber schon, wie sie meinten, ge- 
rüstet; mancher von diesen hatte es bereits in den Buch- 
läden gesucht, weil es als fertig im Messkat. stehe. Es ist 
Schade, dass es nicht rathsam ist, mit einzelnen Haupt- 
stücken der Schrift die hiesige Ac. d. Wiss. vorläufig be- 
kannt zu machen. In gewisser Rücksicht wäre es doch eine 
Freude die Gerüsteten im voraus zu verwirren oder zu 
ärgern, indem ihnen einiges dargeboten würde, wodurch 
die Newtonischen Grundsätze erschüttert werden. . . . 

Unter meine schönsten Genüsse hier gehört 2 mal in 
der Woche die Sing-Acad. Von dem verdienstvollen tref- 
lichen Freunde, der sie kurz nach dem ersten Sturme 
wiederherstellte, lege ich auch einen Brief bei. Möchte er 
nur nicht izt mit so heterogenen Dingen belästigt sein, als 
Einer der Sieben (klingt fast, wie in Athen, einer der }d). 



2. 

Berlin d. 22. Nov. 7. 
Nur mit einigen Zeilen, mein Höchstverehrter, wünsche 
ich die öffentl. Zuschrift — oder wie ich den Erguss meiner 
Empfindung für Sie nennen soll — zu begleiten, um mich 
nach Ihren und der Ihrigen Zuständen zu erkundigen. Sehr 
hat es mich geschmerzt, seit meiner Sendung der griechi- 
schen Gedichte weiter nichts als aus Zelters u. Falks Er- 
zählungen von Ihnen erfahren zu haben; indess haben des 
letztem Versicherungen von guten Folgen der Carlsb. Reise 
mich gegen Besorgnisse am meisten beruhigt, u. so lesen 
Sie, wie ich von ganzem Herzen hoffe, mein Proömium 
mit heiterer Stirn. Etwas Ähnliches war Ihnen allzulange 
zugedacht, als dass ein Entgehen mögl. gewesen wäre. 
Aus dem Ganzen wird Ihnen übrigens klar werden, dass 
ich mir auf die Zeit meines hiesigen Aufenthalts wenigstens 
einen Zirkel gezogen habe, der von den ungewohnten hiesigen 
Umgebungen ablockend unterhalten kann. Von den übrigen 
Unternehmern habe ich Ihnen besonders Spalding, Schleier- 
macher und Buttmann als Ihre grossen Verehrer zu em- 
pfehlen 



Acht Briefe F. A. Wolfs. 57 



3- 
Berlin den 16. Okt. 181 1. 

Wie Alles was von Ihrer verehrten Hand kömmt, mir 

grosses, inniges Vergnügen gewährt, so auch das neuliche 

Zeichen freundlichen Andenkens. Hätte ich mich nicht 

seit einem Jahre noch tiefer in die Einsamkeit und in meine 

litterarische Abgeschiedenheit versenkt und mich so dem 

allgemeinen brieflichen Verstummen nahe gebracht, so 

' würde ich mir nicht so lange diesen herrlichen Genuss 

entzogen haben. Aber ich finde es von Zeit zu Zeit immer 
schwerer, den alten behaglichen Lebensfaden wieder anzu- 
knüpfen, in sehr vielen Rücksichten. Um desto trauriger 
war es mir diesen Sommer Carlsbad von Ihnen schon vor 
meiner Reise verlassen zu hören; weshalb ich dann auch 
lieber gar nicht hinging, und ein paar Dutzend der gleich- 
gültigsten Tage in TepUtz zubrachte. Hier war es sonst, 
zumal nach Ihres Herzogs Weggehen, grade so, wie man 
es zu einem ruhigen Auswechseln von Gedanken gern 

I hatte: denn es wurde bald leer an interessanten Menschen. 

I Da würde ich Ihnen mancherlei über meine vorjährige Reise, 

über das liebliche Wien und über das unerfreuliche München 
erzählt haben, was ein Brief nicht fassen wollte, den ich 
mehr als Einmal auf jenem Wege anfing. Alte Hand- 
schriften und bibUothekarische Seltenheiten wurden mir 
indess bald auf dem ohnehin schnellen Durchfiuge wichtiger 
als die Menschen, so dass ich selbst manchen älteren Be- 
kannten ganz versäumte zu sehen. Das Beste, was ich noch 
vielleicht auf dem Wege that, wenn überall die Gewölke 
Ihren Beifall erhalten, war, dass ich den Rest des Mts u. 
die Vorrede freier als in der Studierstube durchschrieb u. 
in die Druckerei schickte. Izt hoffe ich doch, dass das 
schon vor 6 Wochen einem Reisenden mitgegebene Exem- 
plar in Ihren Händen sein werde. Denn wie wollte ich 
mich freuen, wenn das Büchlein, das ich wie ein verstohlen 
erzeugtes Kind ansehe, zu vielen solchen Lesern gelangen 
könnte. Von seinem weitem Schicksale in der Welt habe 
ich wenig Lust zu hören, wie ich denn selbst sehr wenige 
gelehrte und ungelehrte Tagsblätter hier zu sehen bekomme. 
Dagegen möchte ich vielleicht jezt bald mehr zu schreiben 



58 Neue Mittheilukgen. 



anfangen, als sonst, weil ich sehe, dass 25 Jahre lang nur 
gesagte, zum Theil elementarische Begriffe noch nicht in 
die Lehrbücher ihren Eingang finden und viel Geredetes 
schlecht verstanden wird. Dazu kömmt die wenige Gelegen- 
heit mich auszusprechen die ich mir hier (durch des Königs 
Gnade) habe machen wollen, indem ich mich nur zu einem 
Nebenhelfer bei der Univers, verstanden u. bloss der 
Academie d. Wiss. wegen hier geblieben bin ; so dass ich 
von solchen Seiten weit mehr Freiheit u. Herrschaft über 
meine Zeit als selbst ehedem geniesse. Daher erfahre ich 
auch sehr wenig von dem Fortgange der hiesigen Stiftungen 
u. wie man die Schwierigkeiten, die natürl. hier Manches 
hat, besiegen mag. So eben höre ich, dass Fichte sein Pro- 
rectorat mit einer öffentl.Harangue angetreten habe; seine 
Accente sind aber für meine jetzige nicht eben feste Ge- 
sundheit zu kräftig u. auch dergl. nehme ich lieber aus 
der zweiten Hand. Dennoch lese ich, wol tägl. i Stunde, 
sogar ein Programm u. im Berlinischen Deutsch Hess ich 
mir soeben einfallen zu schreiben, was ich hier, wenigstens 
für meinen alten academischen Freund Riemer beilege. Er 
wird schnell daraus neben der Heindorfischen Edit. gewahr 
werden, wie weit besser Er als dieser Camerad, der gar 
jetzt noch mehr von Plato zu ediren kühn genug ist, 
ehmals mich gefasst habe und wie weit auch hin und wieder 
noch die Wyttenbache zurück sind. 

Der junge von Ihnen mir zugeschickte Schoppenhauer 
scheint fürs erste die Philosophie die er hier sehr viel- 
seitig hören kann, rein geniessen zu wollen. Wie gern 
ich ihm sonst durch Rath und Umgang nützlich sein 
möchte, darf ich nach einer Enipfelung von Ihnen kaum 
zusetzen. 

Nun für heute, Verehrtester, noch die einzige Bitte 
um baldige Zusendung der aus Carlsb. für mich mitge- 
brachten Bücher, die ich gleich von Teplitz aus von der 
heiligen Göttin zurückforderte. Der grössere Theil gehört 
überdem nicht mehr mein, sonst würde ich Ihnen gern 
die wässrige Übers, des Plut. lassen. Indess ist das Buch 
ja oft bei Ihnen, da derVerfass. in der Nachbarschaft lebt. 

Darf ich noch mein Andenken Ihrer Gemahlin und 



Acht Briefe F. A. Wolfs. 59 



dem nun, wie ich höre, schon etablirten Hr. Sohne angelegent- 
lichst bis zu einstigem Wiedersehen empfehlen. 

VerehrungsvoU der Ihrige Wolf. 

4- 

Berlin, i. Jan. 18 13. 

Ihnen, Innigstverehrter, weihe ich die ersten Stunden 
des Jahres, um Ihnen, an den ich unendlich oft denke und 
in dessen Nähe ich mich mit heissen Wünschen sehne. 
Einiges von dem- Vielen zu sagen, was ich schon lange 
auf dem Herzen trug. Den Glückwunsch für den Tag 
darf ich wohl am kürzesten abmachen : denn was ich einst 
für Sie fühlte, wissen Sie und keine Zeit kann daran min- 
dern; eher finde ich, dass die weite Trennung meine An- 
hänglichkeit und Verehrung vergrössert. Wird daher 
auch in diesem Jahre Ihrem Leben alles zu Theil, wo- 
durch es beglückt und erheitert werden kann, so ist einer 
meiner herzlichsten Wünsche erfüllt. 

Ich hingegen bin seitdem ich hier zur Noth einge- 
wohnt bin, so auf meine eigenen Füsse gestellt, dass ich 
zu einem erträgHchen Dasein die gespannteste Lebens- 
weisheit nöthig habe. Hier ist auch schlechterdings 
nichts, was jemanden, der nicht in Saus und Braus leben 
mag, einigen Genuss gewähren kann. Das Allerschlimmste 
aber ist, dass ich durch meine Trennung von Halle über 
die 200 bedeutender Bücher fast täglich entbehre und so 
alles mein Studieren wie zerrissen ist. Die hiesige Armuth 
an Büchern ist grösser, als man sie Ehrenhalber beschreiben 
darf; kaum reicht sie zu jeder Art von Vorlesungen hin, 
geschweige zu Ausarbeitungen, zu denen ich mir endUch 
wohl die Müsse errungen habe. Soll ich Ihnen (doch 
im engsten Vertrauen) noch mehr von meiner Lage sagen, 
so möchte ich hinzusetzen, dass sie für die rasenden Aus- 
gaben, die uns izt die fremden Truppen machen, bei 
weitem nicht einmal so köstlich ist als ich hoffte, und ich 
würde bei ebenso vielem Gehalt als ich zu Halle hatte, dort 
doch mehr erübrigt haben. Insofern ist es mir sehr verdrüss- 
lich, dass das Geschrei von meiner grossen hiesigen Pension, 
wie ich höre; das Haupthinderniss ist, warum man mir 



6o Neue Mittheilungen. 



nicht die Heynische Stelle anbietet. Man soll sie sogar 
auf eine schlechte Art schon, provisorisch wenigstens, zer- 
stückelt haben. Darüber bin ich indess gewiss, dass, wenn 
man sie mir anböte, an die loo Studierende bei der 
jetzigen Wahlfreiheit G. zu ihren philologischen Studien 
wählen würden : denn viel mehre sind für dies Fach bereits 
hier gewonnen; und mein freiwilUges Lesen ist das Einzige, 
was mich das Leben angenehm hinbringen, oder vielmehr 
vergessen macht. Dies Alles bedenkend tritt mir der Ge- 
danke in den Sinn, ob es Ihnen bei den Verhältnissen, 
die Sie zu Reinhard und vielleicht mehreren in Cassel 
haben, thulich und schicklich schiene, bei erster Gelegenheit 
doch ein Wort von der obigen Lage dort auf eine Art, 
wie es Ihnen allein möglich ist, fallen zu lassen was jenen 
Wahn entfernen und hier — wo alle Art von Abgunst lauert — 
mir nicht schaden könnte. So eben höre ich, dass man 
auch Reil dahin zu ziehen sucht, der gleichfalls einen 
guten Theil von Gehalt aufzuopfern geneigt ist. Doch ich 
habe meinen Wunsch schon so deutlich ausgesprochen, 
dass ich kein Wort hinzusetzen darf als dies, wie gross 
auch dann mein Dank für Ihre Vermittelung sein 
würde, wenn man nichts an mich gelangen Hesse. Wie 
kläglich es mit dem ganzen Studium der alten Litteratur 
in G. izt stehe , davon sagt man sich die hässlichsten 
Sachen, kaum, dass man in einigen Jahren dort noch Schul- 
männer bilden wird.' 

Noch drückt mich etwas Verehrtester, das Ihren vor- 
trefflichen Freund Knebel angeht. Es ist schon lange her, 
dass mich dieser durch einen hiesigen gemeinschaftlichen 
Bekannten aufgefordert hat, seinen deutschen Lucretius ans 
Licht schaffen zu helfen. Von dem ausgezeichneten Ver- 
dienst dieser Arbeit bin ich auch durch einige Proben so 
überzeugt worden, dass ich mehr als Einen Versuch bei den 
hiesigen Sosien gemacht habe und Einen hoffte ich vor 
kurzem noch dazu gewinnen zu können. Unerwartet aber 
hat er mir in diesen Tagen ein schriftliches Nein so ent- 



< Am Rand : Auf jeden Fall erlauben Sie mir die Bitte, dies Blatt 
dem Gotte Hephaistos zu opfern; bei allen Heiligen bitte ich. 



Acht Briefe F. A. Wolfs. 6l 



schieden zugefertigt, dass ich nun alle Hoffnung wenigstens 
für Berlin aufgebe; und fast meine ich, dass sich unter den 
so niedrigen Bedingungen, die Hr. von Kn. macht, am ersten 
in Leipzig ein Verleger finden möchte, Fogel etwa oder 
Fleischer jun. Denn diese werden als beherzte Leute in 
diesem zerrissenen Bücherkram gerühmt. Möchte es Ihnen 
daher gefallen, gelegentlich von dieser Angelegenheit und 
ihrem mir so unangenehmen Ausgang ein Wort nach Jena 
gelangen zu lassen; auch hierdurch würden Sie mich un- 
gemein verbinden. 

Schliesslich muss ich um Entschuldigung wegen des 
Egennutzes bitte, der mich gerade heute zum Schreiben 
drängt ; aber anders bricht sich auch nicht gut ein Schweigen, 
das bloss aus Übermenge von Stoff hervorgeht. Wie un- 
endlich viel hätte ich Ihnen zu sagen, was kein Brief fassen 
kann. Wollen Sie mir aber recht bald einen Beweis Ihrer 
fortdauernden Güte geben, so will ich wenigstens im neuen 
Jahre versuchen, woran ich seither verzweifelte. 

5. 

Wiesbaden 12. Juli 1814. 

Innigst verehrter Herr und Freund! 

Schon nach 14 Tagen muss ich W. verlassen, weil ich 
an so viel Bädern eben genug habe und diese weit über- 
töplitzische Hitze des Wassers, zugleich mit der drückenden 
Sonnenwärme und der widrigen Langeweile einen ganz 
unausstehlichen Eindruck auf meinen doch noch nicht in 
Unthätigkeit versunkenen Geist machen. Dafür werde ich 
ein paar Wochen länger am Rhein herum die Städte der 
Menschen und deren Sitten kennen lernen, eingedenk der 
einst beim tollen Hagen gesungenen Worte. An mehre 
Orte bis Düsseldorf (und ganz so weit denke ich doch 
nicht zu gehen, eher ein wenig nach Spaa und Achen) 
dorthin von alten Zuhörern und Freunden eingeladen, hoffe 
ich den Bogen wieder ein wenig zu spannen. Was Zeltern 
regiert, dass er weder bis jetzt nachgekommen ist, noch 
ein Wort von sich verlauten lässt, ist mir schwer zu be- 
greifen, es müsste denn sein, dass er wirklich in Weimar 



62 Neue Mittheilungek. 



wäre und dort im Lotosgenuss eine behagliche Vergessen- 
heit seines Zweckortes eingesogen hätte. Unterdess habe 
ich mich hier viel mit Kriegsobersten abgeben müssen, die 
indess, da sie grossentheils auch in Spanien gewesen 
waren, eine viel erträglichere Gesellschaft geben als zur Zeit 
der Schlacht von Jena. Einer darunter hat sich eine gräf- 
liche Geliebte aus Alcala mitgebracht, die auch recht gut 
ist und da ausser ihrem Manne niemand mit ihr reden kann, 
meistens sich neben mich fügt, da ich wenigstens sie ver- 
stehe. Und dazu kommt eine noch interessantere Engländerin, 
die wieder ausser ihrer Sprache keine kennt, obgleich sich 
beide neulich auf einer Fahrt, die wir zusammen nach 
Schlangenbad und Schwalbach machten, recht kräftig zankten 
und nicht blos mit Gebärden. In dem angenehmen Biberich 
suchte unlängst der erste Geschäftsmann des Herzogs meine 
Bekanntschaft, in der eigennützigen Absicht, die sich in 
beiliegendem Briefe ausspricht. Ich konnte natürlich nicht 
umhin, die mit Ihrer Grösse vereinigte Güte, die ohnehin 
aus Dichtung und fV. genug hervorleuchtet, zu bezeugen; 
und daraus wuchs eines seiner schon alten Verlangen zu 
solcher Thathandlung. Mit einigen Familiennachrichten 
von jener Dame, falls Ihnen dergleichen im Andenken sind, 
würden Sie am kürzesten davonkommen ; und eine längere 
Correspondenz scheint mir der Ehrenmann doch nicht von 
Ihnen werth. Um Ihnen aber nicht bloss Mühe, sondern 
auch ein kleines Lachen zu bereiten, habe ich mir von 
meinem ältesten aller philologischen Hallischen Schüler, 
dem hiesigen Superintendenten Schellenberg (Editor des 
Dichters Antimachus 1785) den ich zufällig hier angestellt 
fand, eine genaue eigenhändige Abschrift machen lassen 
von einem Schreiben, das ein Dorflehrer hiesiger Nachbar- 
schaft vor etlichen Jahren zu seiner Entschuldigung ein- 
gegeben, da man ihm wegen früher Niederkunft seiner 
Frau mit poenitentia publica ecclesiastica gedroht hatte. Da 
das Ding so närrisch und die Hand meines Schellenberg 
so alterthümlich ist, mag Ihnen diese Sendung einiges 
Interesse haben. — In Frankfurt kam ich an einem regnichten 
Tage an und blieb daher so zu Hause, dass ich kaum etliche, 
nicht eben (für einen Berliner) anziehende Strassen dieser 



Acht Briefe F. A. Wolfs. 63 



Ihrer Vaterstadt gesehen habe. Einige Personen besuchten 
mich indess in den wenigen Stunden meines Dortseins, so 
dass ich von dem itzigen Thun und Treiben der guten 
Stadt (die sich eben mit einer viel Rechtliches versprechenden 
neuen Verfassung beschäftigt) manches gehört und bereits 
vieles vergessen habe. Doch eben ruft mich Proserpina, 
jene Engländerin nehmlich zu einem Spaziergange. Herzlich 
wünsche ich Ihrem Andenken empfohlen zu sein. 



6. 

Spa 31 JuU 18 14 

Im Andenken der angenehmen Tage, die ich nach 
langem Schmachten wieder bei Ihnen genoss, schien es 
mir eben höchst wünschenswerth , von meinen weiteren 
Irrzügen einige Nachricht zu geben. Und in diesem 
Augenblicke bietet sich ein hiesiger Brunnenfreund, der sich 
rühmt, Ihnen bereits bekannt zu sein, zum Überbringer an. 
Der junge wohlwollende Mann wird Ihnen übrigens jetzt — 
ausser seiner kunstreichen Reiseküche — vielleicht wegen 
der mancherlei Naturkenntnisse wenh sein, die er sich von 
der hiesigen Umgegend durch einige Anschauung ver- 
schaflft. Da wir hier noch etliche Tage und in Einem 
Hotel zusammen waren, so kann er Ihnen aus eigener An- 
sicht sagen, dass ich mich von dem Wiesbadener Wasser, 
dessen Hitze der altePlinius sicher nicht zu gross angiebt, 
so ziemlich erholt habe und vermuthlich noch ein paar 
Wochen hier in den Niederlanden und an der Grenze des 
alten Frankreichs herumkreuzen werde; und wollen es 
Wetter und Umstände erlauben, so möchte ich selbst noch 
Trier sehen, das Ihnen einst noch nach Italien nicht unbe- 
deutend erschien ^ um von da aus wieder auf dem Rheine 
und im Rheingau mich meinem Wagen zu nähern, den ich 
in Frankfurt habe stehen lassen, von dannen aber endlich 
in Halberstadt auszuruhen. 

Um Ihnen, mein Verehrtester, doch etwas von meiner 
letztem Reise zu sagen: Von Wiesbaden ging ich über 
Mainz, wohin mich der endlich angekommene Zelter be- 
gleitete, auf dem Rheine bei herrUchem Wetter langsam 



64 Neue Mittheilungen. 



von Ort zu Ort bis Cöln, wo ich dann von Wallraf und 
andern Gliedern der uralten Univers, begleitet ein paar 
Tage lang die prächtigen architectonischen und anderen 
Monumente beschaute und allerlei dortige Zustände der 
neulichen und jetzigen Zeit kennen lernte. Die allemeuesten 
schienen eben nicht die erfreulichsten, obgleich in C. noch 
am ersten deutscher Sinn herrscht, gegen die anderen 
Städte des linken Ufers, besonders Mainz, und solche 
Örter überhaupt, wo der Schreier Justus Grüner gehauset 
hat. Der alte Historiker Bothmann in Mainz war durch 
ihn vor kurzem vom Bibliothekariat removirt und klagte 
mir bitter über den Justum und so scheint es auf der 
linken Rheinseite fast allgemein. Man muss wohl den 
Gouverneurs vergessen haben die Instruction zu geben, 
dass sie binnen 2 oder 3 Monaten Land und Leute zur Ab- 
neigung gegen das Fremde mit freundlichsten Mitteln 
zwingen sollen, so wie einmal der geniale Zedlitz einem 
hallischen ganz zuhörerlosen Docens aufgab, sich innerhalb 
3 Monate Applaus zu verschaffen. Um denn von dieserlei 
Dingen nicht viel reden zu dürfen, habe ich die Regierer, 
auch die mir aus Berlin wohl bekannten, wie Sack in 
Achen, auf alle Weise vermieden und mich selbst in der- 
gleichen Cirkeln, wo ich eingeladen war, nicht sehen lassen. 
Dagegen habe ich die wunderschöne Gegend von Achen, 
vornehmlich vom Lausberge (eigentlich Looks-mountain), wo 
es eine ganz unbeschränkte Aussicht giebt, früh und Abends 
viel genossen, in Gesellschaft eines holländischen Gelehrten, 
der gleichen Geschmack mit mir hatte. Von Achen nach 
Spa zu gehen war ein allzukurzer Weg, als dass man 
widerstehen konnte einen Ort zu sehen, der von uns, wie 
eine Insel der Seligen, so fem abliegt, dass man wohl selbst 
erfahren mag, wie dort im Horaz, major minome sit fam4? 
Und das letztere ist denn gar sehr der Fall. Man hat Spa 
ohnehin fast schon in Carlsbad gesehen; nur dass die in 
dem engen Thale erbauten Häuser viel schöner sind als 
in C. Ist aber einmal weniger gutes Wetter als wir meistens 
hatten, so ist das Önchen schon werth, Engländer heran- 
zuziehen, die sich ausser dem Vaterlande aufhängen wollen. 
Desto reizender ist die Gegend umher für einen, der sie 



Acht Briefe F. A. Wolfs. 65 

zu durchwandeln oder, wie der Überbringer, zu durch- 
reiten Müsse und Lust bat; ja schon in 4—6 Tagen kann 
man mehre Kraters verloschener Vulcane und anderes dergl. 
sehen, w^ozu ich selbst noch Hoffnung habe. Das ziemlich 
Klassische der alten Belgica lockt mich nicht weniger als 
das Romantische der Orte, und da ich einmal die fontes 
Mattiacos besucht, quorum aquae triduo fervent, so ist es 
angenehm, alle Morgen (nach einer andern Stelle des 
Plinius) den fontem insignem in Gallia, plurimis bullis 
stillantem, ferruginei saporis zu trinken und was der Ehren- 
mann weiter von der hiesigen oder einer nachbarlichen 
Quelle sagen mag. 

7- 

Berlin d. 9. Nov. 1816. 

Eben war ich mit Ihnen, mein innig Verehrter, auf 
der Reise nach Italien als ich Ihre Anfrage erhielt. So 
gaben Sie auch dem Abende einen behaglichen Reiz zu 
neuer Unterredung, nachdem ich den Nachmittag mich 
Ihres jugendlichen, doch schon damals vollendeten Geistes 
erfreut hatte. 

Die Anfrage kann ich zum Glück sogleich beantworten. 
Es steht die gemeinte Abhandlung von C F. Wolff in 
Nov. Commentarr. (nicht Acta) Acad. Sc. Petropol. T. XII 
p. 403 (vom Jahr 1768) und das Ihren Ansichten Ähnliche 
besonders in der Introduct. zu diesem Memoire, das über- 
schrieben ist: de formatione intestinorum etc. Wie ich 
aber von einem medicin. Freunde höre, ist dies M6m. 
neuerlich auch deutsch übersetzt von Meckel, Halle 1812, 8® 
bei Renger, überschrieben: »Wolff über die Bildung des 
Darmcanals.« Das Gesuchte aber steht allda p. 57. 

Der Aufenthalt in Göttingen war mir allerdings ganz 
angenehm und ich kann rühmen, auch durch die dortigen 
gelehrten Herren, worunter ich auch, wiewohl erst spät, 
Sartorius und seine kleine Frau kennen gelernt habe. 
Vorzüglich freundlich und, wie alter Fehden vergessend, kam 
mir Blumenbach, Heeren und selbst Frauen der Heynischen 
Familie entgegen, fuhren mich in die Nachbarschaft u. s. w. 
Meistens aber habe ich dort in Büchern gewoUüstet, und 

GomiB-jARBBVC« XV. 5 



66 Neue MnrHEauNGEN. 



fast zum Nachtheil meiner Gesundheit, so dass ich statt 
einer Badereise diesen Ort nicht wieder wählen darf. Dafür 
habe ich mir dann auf dem langsamen Heimwege über 
Osterode, wo ich einst eine Rectorey hatte, über Ilfeld, den 
ersten nidulus adolescentiae u. s. w. ganz eigene Vergnügen 
geschafft, indem ich — Halle, das allzu wohl bekannte 
ausgenommen — jeden Ort früherer Aufenthalte, endlich 
unweit Nordhausen noch mein Geburtsdorf besucht habe 
und da etliche Stunden, unerkannt wie Odysseus, umher- 
wandelte, die Plätze, wo ich mich bis zum 6ten Jahre (dann 
zogen meine Eltern nach Nordhausen) sonnte, wieder besah^ 
und von einem vollen Baume ass, dessen Birnen die ersten 
waren, die ich einst gegessen. Ich weiss gewiss, dass 
Ihnen dieser Wiederschein meiner damaligen Heiterkeit 
nicht wie ein lästiges Märchen klingen wird; ich selbst 
behielt diesen Wiederschein so lange in der Seele, dass ich 
noch auf der weitem Reise den Grund zu künftigen Commen- 
tariolis de vita mea — so in lateinischer Zunge — durch 
mehrere Bogen gelegt habe. Und gefällt es Ihnen, so 
schicke ich Ihnen einst die Reinschrift des Ganzen zu. 
Wie mich zwei hiesige schlechte Gesellen bei meiner 
Rückkunft haben bewillkommnen wollen, um die so schwer 
für jeden Fremden verständliche Einleitung der Analekten 
zu erklären, hörten oder hören Sie vielleicht von Anderen, 
oder sehen die Charteke leicht selbst, in der gezwungener 
Weise selbst Ihr Name vorkommt von der Feder des 
Kerls, der den Plato ins Kauderwelsche übersetzt und da- 
mit Lob geerndtet hat. Da es Leute gab, die ein Blatt 
von mir dagegen erwarteten, so habe ich in beiden 
hiesigen Zeitungen durch den Verleger die Inlage einrücken 
lassen. Ebensowenig bin ich je Willens, der Heidelberger 
Mumie, die auch Kiele gegen mich schärft, ein Wort zu 
antworten und hoffe dabei auf Ihre, des Weisen und Guten, 
Billigung rechnen zu dürfen. 



Acht Briefe F. A. Wolfs. 67 



8. 

Berlin den i. Aug. 17 
Mein Hochverehrter. 
Da ich wenige neue Schriften so früh sehe als was 
von Ihren Händen kommt, so ist mir in diesen Tagen 
schon* der Anfang^ der zur Naturwissenschaft gehörenden 
Sammlung zugekommen und wie erstaune ich, dass ich da 
ohne irgend ein bedeutendes Verdienst meinen Namen 
von Ihnen geehrt finde! Dies Ihnen in wenig Worten zu 
bezeugen will ich sogleich wagen, auch auf die Gefahr 
erst nach Monaten gelesen zu werden, denn kaum kann 
ich glauben, dass der ganz löbliche Sommer Sie nicht 
ausser dem Heimathsbezirk gelockt habe; so sehr ich es 
dem lieben Schultz gönnen möchte Ihrer habhaft zu werden. 
Im nächsten Frühjahr hoffe ich mich auf einen oder ein 
paar Tage Ihres Anblicks erfreuen zu können, wann ich 
eine wenigstens halbjährige Reise antreten muss, um meine 
Gesundheit von einer nun schon über ein Jahr mich ent- 
nervenden Agitation aller. Nerven und Muskeln herzustellen. 
Der Grund, der Hauptgrund wenigstens, davon ist eine der 
vermaledeietsten Wohnungen, die ein arbeitseliger Gelehrter 
nur haben kann. Die Gegend derselben ist ein wahrer 
Resonnanz Boden; zwei an mein Eckhaus zusammenlaufende 
Strassen sind grade da auf einem Rost bebaut, so dass ich 
von früh 4 Uhr jeden Fusstritt höre, ja die Wächter der 
tiefem Nacht, wenn sie auch nur gewöhnlich laut miteinander 
sprechen und um 3 schon die Trompete einer ganz nahe- 
stehenden Uhlanen Wache, von zehn schrillenden Zieh- 
brunnen der akademischen Pferde, meiner nächsten Nach- 
barn, nicht zu gedenken. Ridebis, sagt Plinius einmal zum 
Tacitus, tt licet rideas, aber mir ist oft das Weinen näher. 
Übrigens weiss hier noch niemand von meinem Vorhaben, 
das aber gewiss erfüllt werden soll 

Um nun nicht ganz mit leerer Hand vor Ihnen zu 
erscheinen, ein kleiner grammatischer Beitrag zu dem 
Worte daher pag IX Z. 7 v. unten. So artig die Be- 
merkung über den Doppelsinn solcher Wörter auf ung 
Jart ist, so hielt ich es immer für einen Mangel unserer 
und auch der lateinischen Sprache, wenn Handlung als 

5* 



68 Neue Mittheilungen. 

solche und das fertiggewordene Gehandelte nur Eine Be- 
zeichnung haben können. Vor Ciceros Zeit war auch das 
Latein meistens reicher hierin, wie das Griechische durch- 
auSy wo das Erstere gewöhnlich sich auf Cx^ endet, das 
letztere auf ^a: so ist irotiicn^ im eigentlich genommenen 
Sinn die Dichtung^ iroin^a das Gedicht; wie auch wir in 
vielen Fällen Bildung und Gebild neben einander haben. 
Ebenso verschieden waren im Lateinischen die Wöner auf 
io und die auf um oder us, wie noch in actio uqd in actum, 
actus. Aber unglücklicherweise ist die Form io weiterhin 
vorherrschend geworden in beiderlei Sinn ; woraus manch- 
mal völlige Zweideutigkeit entsteht. 

Dürfte ich bei diesem Anlass nicht endlich um eine 
auch nur kleine Gabe in den grossen Kreis meiner Analekten 
bitten? Kaum kann ich Ihnen sagen, welche Freude sie 
mir machen würde, auch noch :(u Weihnachten ! Auch Alex. 
V. Humboldt sendet etwas zum 3. Heft. — Herzlich habe 
ich mich der schönen Nachrichten von der neuen häuslichen 
Lage Ihres Herrn Sohnes erfreut. Möchte es Ihnen nicht 
entfallen, ihm dies zu sagen, auch Herrn Hofrath Meyer 
mein Andenken auch quoad Analecta zu empfehlen. Un- 
wandelbar der Ihrige 

Wolf. 

//. A. Hirt. 

9- 

Berlin 2 Dez. 1797. 

Unsere neue Regierung lässt sich mit viel Beifall an: 
alles was man von dem jungen Könige höret, zeiget einen 
unbefangenen biederen Karakter an : und er soll mit vieler 
Ordnung, Ernst und Verständigkeit die Geschäfte sich an- 
gelegen sein lassen. 

Als etwas das jetzt viel Sensation macht, lege ich den 
Brief von Kriegsrath Genz bei, zugleich mit der An- 
kündigung einer neuen Zeitschrift. 

Die Bewachung der Gr[äfin] von Lichtenau, sowie die 
Obsignation ihres ganzen Besitzthums spannt noch immer 
alle Gemüther. Man weiss, wenigstens im Publico, nicht 



Briefe Von Goethe und Hirt. 69 



das mindeste : und ich selbst habe hierüber nicht die mindeste 
Muthmassung. Ich habe Gelegenheit gehabt mehr ihre 
guten Seiten kennen zu lernen: und was ich nach diesem 
schliessen sollte, ist, dass es mir wahrscheinlicher vorkam, 
dass sie eher das Opfer einer Kabale werden könnte, als 
dass sie andere dazu zu machen fähig wäre. Denn ein 
Hauptzug in ihrem Karakter ist immer leichtsinnige Un- 
befangenheit gewesen. 

Wie unsterblich Sie sich aufs neue in den Berliner 
Cirkeln gemacht haben, kann Ihnen als Beispiel sein, dass 
vorigen Mittwoch in unserer Gesellschaft Hermann und 
Dorothea von Anfang bis zu Ende von einem sehr guten 
Leser — David Friedländer — vorgelesen ward und dass 
den Freitag vorher in der andern Gesellschaft — wovon 
ich gleichfalls Mitglied bin — eine sehr detaillirte Aus- 
einandersetzung dieses Gedichtes statt hatte; und künftigen 
Freitag erwanen wir eine zweite. Die erste machte Herr 
Bothe, ein junger Mann, der durch einiges im satyrischen 
Fache bekannt ist; und die zweite will uns Candidat Süvem 
geben. — Ich insbesondere danke Ihnen für Ihren Pausias. 
Den Laokoonten will ich nicht nachfragen, sondern mit der 
Ruhe desjenigen der blos streitet, um sich zu unterrichten, 
Ihr Endunheil abwarten. 



. • • 



10. 

I Febr. 1798. 
Goethe an Hirt, 

In Ihrem zweiten Aufsatz* übier Laokoon haben 
Sie das, was jeder in diesen Fällen thun sollte, nach meinem 
Urtheil geleistet; Sie haben Ihre Gedanken und Gesinnungen 
über die Sache auf das klarste ins Licht gesetzt. Ich will, 
so bald ich Zeit gewinne, das Gleiche von meiner Seite 
thun und meine Deduction allenfalls auch drucken lassen. 
Wir sind zu sehr gewohnt, dass ein paar Vorstcllungsarten 
mit Fug und Recht gegen einander stehen können und 
jede ihre Freunde und Anhänger finden kann; warum 
sollte es mit unsem Meynungen nicht auch der Fall seyn 
können? Es kommt mir überhaupt vor, dass es in solchen 



70 Neue Mittheilukgen. 



Fällen [den Meisten] nicht sowohl [darum] zu thun sey, 
andere von der Gültigkeit unserer Gedanken zu überzeugen, 
als vielmehr ihre eigene Denkkraft in Thätigkeit zu setzen. 



II. 

Berlin 22. Aug. 1799 

... Ich bin einer der fleissigsten Leser der Propyläen 
und ^reue mich unendlich, dass ein Mann wie Sie den 
Kunstgeist zu befördern übernommen hat. Die gute Wir- 
kung wird gewiss nicht ausbleiben. Auch kann ich auf- 
richtig versichern, dass der Widerspruch, den meine Grund- 
sätze in denselben finden, weit entfernt ist^ mir üble Laune 
zu machen. Und wenn ich auch mir eine Ereiferung gegen 
andere hierwegen habe beykommen lassen, so war es nicht 
des Widerspruches halber, sondern wegen der schnöden 
Wegwerfung. Wer die Wahrheit aufrichtig suchet, erträgt 
gerne Zurechtweisung, aber keine Persiflage. Herr Femow 
in Rom, dessen Kopf und Kunstsinn ich sehr schätze, hat 
sich im Aprilstück des deutschen Magazins von diesem 
Jahre auch gegen meine Grundsätze erklärt: aber diess hat 
mich eben so wenig empört, als der kleine Kunstroman, 
den Sie in das 2te Heft des 2ten Bandes der Propyläen ein- 
rücken Hessen. Unbekümmert über das Resultat, den das 
Ende dieser Discussionen haben mag, glaube ich fort- 
dauernd, dass es gut sey, dass diese Materie von verschie- 
denen Gesichtspunkten angesehen und behandelt werde. 
Ich bin daher gesonnen, die neuen Ansichten und Gründe, 
welche in den genannten beyden Aufsätzen gegen. meine 
Meinung aufgestellt sind, aufzunehmen und in einer be- 
sondern Schrift darauf zu antworten« Ich glaube recht gut 
einzusehen, worin die Meinungen wirklich verschieden sind, 
aber dabey liegt noch viel Missverstand von Seite der 
Sprachausdrücke zu Grunde. Denn bissher ist manches 
gegen mich behauptet worden, was gar nicht gegen mein 
System streitet und worin ich gänzlich mit meinen 
Gegnern einverstanden bin... 

Unsere neue Bauakademie ist endlich organisirt worden 
und wird künftigen Oktober ihren Anfang nehmen. Der 



Briefe von Goethe xthd Hirt. 71 



gute Willen des Königs hat sich vortrefflich dabey gezeigt. 
Das Institut, wenngleich manches auf eine andere Weise 
einzurichten gewesen wäre und noch Zeit erfordert werden 
wird, bis es einigermassen im Gange ist, ist doch einzig 
in seiner Art. Es sind dabey nicht weniger als 16 Professoren 
mit 4 Direktoren und zwey Kuratoren angesezt. Mein 
Plan, dessen Grundlinien der Organisation zwar beybehalten 
wurden, forderte weniger Unkosten und weniger Menschen; 
und die Menge ist es hauptsächlich, was mich erschreckt, 
demi die Fächer sind zu sehr vereinzelt und nicht genug 
begränzt worden. Auch geschah es gegen meinen Plan, 
dass man diese Anstalt von der Academie der bildenden 
Künste sonderte und ihr ein besonderes Lokale anwies. 

Bald möchte es nun auch an die neue Einrichtung der 
Provinzialkunstschulen — für Handwerker vorzüglich — 
gehen. Hingegen möchte die bessere Organisation der 
Academie der bildenden Künste, die Errichtung eines 
chalkographischen Instituts und die Vereinigung des könig- 
lichen Kunstschazes — wozu ich die Plane gleichfalls ent- 
warf — zu einer spätem Realisirung kommen. Sollte es 
Ihnen Vergnügen machen, einen Blick auf diese Plane zu 
werfen, so bitte ich dieselben von Hr. O. C. R. Böttiger 
abfordern zu lassen, dem ich die Entwürfe hiervon zur 
Einsicht überschickte... 

12. 

(29. Nov. 1801.) 
Goethe an Hirt. 

Schon geraume Zeit liegt ein Blatt bey mir an Sie 
gerichtet, das Herr Tieck, der länger als er dachte bey uns 
verweilte, überbringen sollte. Nun blieb es liegen, als er 
weggegangen und ich gebe Herrn Kriegsrath Gentz, der 
uns einige Zeit das Vergnügen seiner Gegenwart schenkte, 
statt des veralteten Briefes den gegenwärtigen mit. 

Für das Vergnügen, das Sie mir durch die kleine 
Bronze verschafft, bin ich Ihnen noch meinen lebhaften 
Dank schuldig. Diese Brosamen von dem grossen Gast- 
mahl der Vorwelt sind demjenigen, der sie zu schmecken 
versteht, ein köstlicher Genuss. Gedenken Sie meiner 
manchmal, wenn Ihnen was Gutes vorkommt. 



72 Neue Mittheilungen. 



Von geschnittenen Steinen ist auch einiges Schätzbare 
diese Zeit her an mich gelangt. 

Leben Sie recht wohl in der grossen Königsstadt, wo 
die Eröffnung des Theaters und manche andere Feierlich- 
keit diesen Winter viele Unterhaltung gewähren wird. 

Von unserer kleinen doch in manchem Betracht inter- 
essanten Kunstausstellung hier einstweilen nur das trockene 
Register, bis eine ausführlichere Recension nachfolgen kann. 

Weimar am 29. Nov. 1801. 

13- 

Berlin 6. May 1805. 

... Niemand kennt den Zustand unseres heutigen Kunst- 
studiums besser als Sie. Sie sind der Einzige, der nie er- 
müdet, demselben Eingang und Aufnahme in unserm ge- 
trennten und bedrängten Vaterlande zu verschaffen. Mit 
ungleichen Kräften habe ich denselben Zweck; und diess 
ist die Ursache, dass ich dieses Bilderbuch unternahm. — 
Ich gebe dieses erste Heft als eine Probe, um zu hören, 
in wie fem es dem vorgesetzten Zwecke entsprechen 
möchte. Sind die bessern Köpfe, denen ein Urtheil in 
dieser Materie zukommt^ einigermassen mit der Ausführung 
zufrieden und findet das Buch eine hinlängliche Abnahme, 
um den Künstler nicht muthlos zu machen, so werde ich 
die Arbeit fortsetzen: wo nicht, so bleibt es bey diesem 
Versuche. — Doch auch dann, wenn man die Arbeit nicht 
ganz unzweckmässig fände, wünschte ich aufrichtig Be- 
lehrungen und Winke, wie manches in den folgenden 
Heften besser behandelt werden könnte, nemlich insofern 
meine Kräfte und die Umstände der Sache es zulassen 
dürften. Eine Hauptstimme hierüber erwarte ich von den 
Weimarischen Kunstfreunden zu hören. 

Von den fruchtbaren Ansichten, die uns H. Voss über 
die Mythologie, besonders auch in Beziehung der bildenden 
Kunst gegeben hat, werde ich in dem 2ten Hefte sprechen. 
Die Einleitung soll sich hauptsächlich damit beschäftigen. 
Sie besitzen nun diesen trefflichen Mann seit Jahren in 
Ihrer Nachbarschaft, um dessen Umgang, ich gestehe es, 
ich jeden beneiden möchte. 



Briefe von Goethe und Hirt. 73 



14. 

Berlin d. 4. Octob. 1806. 
Was ich Ihnen diessmal zu berichten habe, ist Ihnen 
bereits durch die öffentlichen Blätter bekannt, nemlich dass 
Sie an der Geburtsfeier unseres Königes im August als Mit- 
glied der Königl. Akademie der Wissenschaften ausgerufen 
worden sind. Es ist gebräuchlich, dass der Vorschlagende 
die Ehre erhält, dem neuen Mitgliede die Aufnahme zu 
notifiziren und diesem gemäss ist mir eben iezt von Seite 
des Directoriums der königl. Akademie das Diplom zur 
Übersendung zugestellt worden. (An dieser Verspätung 
nemlich haben die Ferien Schuld, welche gleich nach der 
öffentlichen Sitzung im August einzufallen pflegen.) 

Die königliche Akademie, indem sie durch dieses 
öffentliche Zeugniss Ihnen ihre besondere Hochachtung zu 
erkennen giebt, thut zwar nichts als sich selbst ehren und 
einen Akt vollziehen der schon längstens hätte geschehen 
sollen. Indessen hat sich bey dem Vorschlage etwas zu- 
getragen, was mich mit inniger Freude erfüllte und ge- 
wissermassen das hinge Säumen entschuldigen möchte. 
Die anwesenden MitgUeder äusserten sich gleichsam mit 
Einer Stimme gegen mich: »Goethe müsste seit lange Mit- 
glied seyn.« Ich erwiederte, dass ich selbst auch lange in 
diesem Glauben gewesen sey: aber nach näherer Erkundi- 
gung (wie auch der Adress-Kalender zeige) sey Goethe 
zwar Mitglied von der Akademie der Künste, nicht aber 
von der der Wissenschaften. Dass dieKugelung allgemein 
günstig ausfiel, war freyUch, was ich im voraus bestimmt 
erwanen durfte. 

Ihnen habe ich die erste Aufmunterung in den Studien, 
die von meinem Leben unzertrennlich sind und den ersten 
Ehrennahmen, der mich der Welt näher empfehlen sollte, 
zu verdanken. Sie haben der Welt gleichsam die erste 
Hofnung von mir gegeben. Wenn ich bis iezt zur Erfüllung 
derselben nur weniges habe leisten können, so hat es an 
meinem besten Bestreben nie gefehlt. Und wenn ich mit 
gewissen Arbeiten vor dem Publikum zu erscheinen fonhin 
zögere, so liegt hauptsächlich der Wunsch zum Grunde, 
etwas zu geben, das vor Ihrem Urtheil einigermassen be- 



74 Neue Mittheilukgen. 



stehen möchte. — So ist mein Innerstes gegen Sie erfüllt: 
und mit diesen Gesinnungen machte ich die Motion zu 
Ihrer Aufnahme in eine Gesellschaft, in der Sie eben so 
viele Verehrer als Mitglieder finden. 



15- 

Berlin 13. Apr. 1808. 

Die Herausgeber haben mir aufgetragen Ihnen das 
2te Heft von der periodischen Schrift zu übersenden, an 
deren Spitze sie Ihren Namen setzten. Sie wollten mir 
diesmal eine solche Ehre gönnen, da der grössere Bejrtrag 
von mir ist. Freylich was ich hier darbringe, ist für Sie 
nur eine aufgewärmte Sache und wahrscheinlich wäre sie 
nie in unserer Sprache erschienen, wenn Wolf mich nicht 
dazu aufgeregt hätte. Ich bin indessen froh, den Aufsaz 
auch im deutschen Gewände zu sehen, besonders da ich 
dadurch auch Gelegenheit erhielt, einige vielleicht nicht ganz 
uninteressante Zusätze beyzufügen. Die Herausgeber hegen 
indessen den Wunsch, dass durch Ihre Veranlassung dort 
einiges über ihr Unternehmen möchte gesagt werden, was 
zur weitern Aufmunterung dienen könnte. Im nächsten 
Hefte wird Schleiermacher auftreten. 

Ich bin nun soweit mit meiner Architectur, dass sie in 
der Ostermesse 1809 erscheinen wird. Sie kommt in der 
hiesigen Schulbuchhandlung heraus, und eben wird am Pro- 
spectus gedruckt, der noch diese Ostermesse vertheilt werden 
soll. Mit Johannis fängt der Druck des Werkes selbst an 
Der Buchhändler wird die Übersendung des Prospectus 
von Leipzig aus nach WeinXar besorgen. Ich melde dies 
mit Vergnügen dem Manne, welchem ich zuerst das Unter- 
nehmen einer solchen Arbeit anvertraute und obwohl 
damals mit geringen Kräften, bin ich durch ein Ausharren 
von zwanzig Jahren doch iezt soweit gekommen, dass ich 
es wagen darf, die Arbeit der Welt vorzulegen. Ich dar! 
wohl sagen, dass ich während der ganzen Bearbeitung 
Sie nie aus dem Gesichte verlor. Sie waren im Geiste 
forthin mein Leser und mein Prüfer — »Was werden 
Männer wie Goethe dazu sagen? Wird es vor ihnen be- 



Briefe von Goethe xwd Hirt. 75 



stehen können ?« Richtige Beurtheiler solcher Art Schriften 
können immer nur wenige seyn. Ist es mir indessen ge- 
lungen, Ihren Beyfall zu erhalten, so darf ich auch auf den 
der Nachwelt zahlen und überzeugt sein, nicht umsonst 
gearbeitet zu haben. Ich hoife, dass in Zeit von einem 
Jahre das Werk gedruckt in Ihren Händen seyn.splL. 

Zelter sagt mir, dass Sie gesonnen seyn, dieses Früh- 
jahr die böhmischen Bäder wieder zu besuchen. Herzlich 
wünsche ich, dass der Genius der Gesundheit Sie geleiten 
und uns Sie noch lange erhalten möge. Wolf, die kleinen 
Anfälle von Kleinmuth abgerechnet, ist hier ziemlich munter 
und seine Tochter findet besonders vielen Beyfall. Wir 
haben hier iezt die ersten 7 Lieferungen von Zoega, die 
uns eine grosse Freude machen. Auch dieses Werk möchte 
manch neue Ansicht eröffnen. 

Cotta zögert etwas stark mit der Ausgabe Ihrer Schriften. 
Wann wird die Optik erscheinen? Ich freue mich durch 
Übersendung der Kleinigkeit Gelegenheit gefunden zu haben, 
mich Ihrem Andenken zurückzurufen. 



16. 

Berlin 23. May 1809. 

Es ist für mich sehr erfreulich, Ihnen endlich den Ab- 
druck einer Schrift übersenden zu können, wovon ich Ihnen 
bereits im J. 1787 die ersten Grundzüge vorlegte. Ich habe 
seitdem immer mit dem Streben daran fortgearbeitet, dass 
auch die Vollendung nicht unwürdig seyn möchte vor den 
Augen eines Kenners von Ihrem Gehalte zu erscheinen. 
Nehmen Sie die Arbeit als ein Denkmal der reinsten Ver- 
ehrung und Liebe au^ mit der ich Ihnen von jeher zu- 
gethan war. Ihnen ist die Schrift vornehmlich geweiht; 
ich sah in Ihnen Mit- und Nachwelt, indem ich daran 
arbeitete. Prüfen Sie mit Ihrer gewohnten Unbefangenheit. 
Ich habe das Unheil des Kenners auch bei mindern Arbeiten 
nie gescheut und ich kann andere Ansichten wohl ertragen, 
wenn ich sie gleich nicht immer annehmen kann. 

Zugleich lege ich ein paar kleinere Schriften bey, die 
schon früher in den Verhandlungen der Academie hätten 



76 Neue MtTTHEtLUNGEK. 

erscheinen sollen, wenn nicht die Zeitumstände so inanches 
rückgängig gemacht hätten. Im Ganzen muss ich mich 
glücklich schätzen, <Jass Privaiunteraehmer sich nicht 
scheuten, unter den jetzigen Umständen, kostspielige Werke 
dieser An ins Publikum zu bringen. 

.... Nachdem ich früher die Idee zur Organisation 
einer Academte der Wissenschaften ausgearbeitet habe und 
dann seit länger als einem Jahre mit andern Mitgliedern 
beschäftigt war, eine zweckmässigere Einrichtung fär die 
Berliner Academie der Wissenschaften zu entwerfen, be- 
arbeite ich nun die Idee des Unterrichts in den zeichnenden 
Künsten nebst der Bezeichnung des Verhältnisses derselben 
zum Staate. 



Jena 9. Juni 1809. 
Goethe an Hirt. 
Es geht mir oft so, dass ich meinen Briefen und Ant- 
worten einigen Gehalt geben und für ein bedeutendes Mit- 
getheiltes nicht btos einen allgemeinen Dank erwiedem 
möchte. Darüber vergeht die Zeit und ich bleibe mit dem 
besten Willen gegen auswärtige Freunde und Wohlwollende 
im Rückstande; wobey ich denn Niemand verargen mag, 
wenn er einige Unzufriedenheit gegen mich empfindet; 
ich eile deswegen Ihnen, mein Wenbester, fär das Über- 
sendete recht aufrichtig und lebhaft zu danken. Es war 
mir ein höchst erfreulicher Anblick, das Werk abgeschlossen 
und gebunden vor mir zu sehen, dessen früheste Anfinge 
mir schon so bedeutend und belehrend waren. Sie haben 
sich Ihren treuen Fleiss auf diese Weise selbst belohnt 
"nd gewiss wird dieses schöne Resultat ihres Lebens auch 
on andern anerkannt werden. Durchlaufen bab ich es 
chon und mich an der methodischen Zusammenstellung 
vieler in aller Welt zerstreuten einzeben Documente 
orläufig ergötzt. 

Die beiden kleineren Schriften waren mir nicht weniger 
rillkommen, ja sie stillten mir eine frühere und oft ge- 
raltsam wiederkehrende Sehnsucht, mich nur einigermassen 



Briefe von Goethe und Hirt. 77 



zum geistigen Anschauen jener grossen Documente des 
Ältenhums zu erheben, die uns der Lauf der Zeiten miss- 
gönnt hat, Ihre An das' von Schriftstellern uns gewiss 
Überlieferte erst zum Grunde zu legen, dann einer durch 
andere bekannte Data belebten Analogie Platz zu geben 
und die letzten Lücken mit noch gegenwärtigen und don- 
hin verwandten Beispielen auszufüllen, ist so gewissenhaft 
als geistreich, sie überzeugt und überredet. 

Welch ein Vorschritt ist nicht hierin seit Caylus ge- 
schehen ! Dem an seiner Stelle sein Verdienst wohl bleiben 
mag, über den wir uns aber doch zu beschweren haben, 
dass er unsrer Einbildungskraft der Hoheit des Alterthums 
so wenig gemässe Formen aufbindet und indem er unsre 
Erkenntniss erweitem will, unsern Geschmack verschlechtert. 

Haben Sie, mein Werthester, nicht auch etwas für das 
Guische Mausoleum gethan ? für den beweglichen Tempel, 
in welchem Alexanders Leiche nach Ägypten gebracht 
worden, für den Rogus des Hephästion, wobey ich zugleich 
eine plausible Hypothese wünschte, warum Alexander, um 
zu dieser Bestattung Platz zu gewinnen, einen Theil der 
Mauern von Babylon abtragen lassen? Willkühr und Grille 
ist es gewiss nicht gewesen. Sollte man nicht bey der 
ungeheuren Dicke der Mauern eine Art von amphitheatra- 
lischem Stufensitz auf beyden Seiten für die Zuschauer er- 
halten, oder vielleicht gar durch die abgetragenen Ziegel 
und gewonnene Erde ein wirkliches Amphitheater her- 
gestellt haben? 

Wie die Griechen nicht gerade einen Stolz darein 
setzten, alles von Grund aus zu bauen, sondern gar gerne 
Berge, Hügel und Gründe benutzten, um dem durch die 
Natur halb vorbereiteten eine architectonische Form zu ihren 
Zwecken zu geben, wie uns die Theater von Syrakus und 
Tauromina belehren. Sollte man hier nicht auch, um etwas 
Ungeheures mit Bequemlichkeit und Leichtigkeit zu er- 
langen, die Mauerberge einer überwundenen Stadt^ als 
Stoff zu einem solchen Wundergebäude benutzt haben, das 
ein ganzes Volk und eine ganze Armee fassen sollte. 



^ »das« irrth. zweimal. 



78 Neue Mittheilungen. 



Über andere dergleichen Dinge habe ich noch manchen 
Einfall, den ich wohl gerne mittheile und weshalb ich 
mich gelegentlich anzuregen bitte. 

Herrn Bury grüssen Sie zum allerschönsten^ Ich habe 
seinen Brief erhalten. Er verzeihe mir, dass ich nicht 
antwortete : ich bin ohnehin ein fauler Correspondent und 
man entwöhnt sich jetzt mehr als sonst des Briefschreibens. 
Deswegen gedenke ich doch treulich an meine abwesenden 
Freunde und lasse mir von Reisenden gerne umständlich 
erzählen, die mir denn auch sehr viel Gutes von Burys 
letzten Arbeiten gesagt haben. 

Theilen Sie ihm beykommendes Gedicht mit, zu dem 
ich von wohldenkenden Freunden aus jener Gegend ver- 
anlasst worden. 

Leben Sie recht wohl, gedenken Sie mein und lassen 
mich von Zeit zu Zeit theilnehmen an dem, was Sie vor- 
haben und wirken. Möchten Sie den Verleger veranlassen, 
mir die perspectivische Herstellung des Tempels zu Ephesus, 
sobald sie fenig ist, zuzusenden; ich werde die Gebühr 
mit Dank abtragen. Herrn Geheimrath Wolf haben wir 
leider diessmal nicht gesehen; er hat sich auf seinem Zuge 
westlich gehalten. Kehrt er nach Berlin zurück, so empfehlen 
Sie mich ihm bestens. 

Wird es Ihnen möglich, sich vom Platze zu bewegen, 
so richten Sie ihren Weg gerade auf uns zu, doch nicht 
unangemeldet, damit wir nicht etwa entfernt, oder so ver- 
sagt und verwickelt sind, um den Freund nicht gehörig 
empfangen zu können. Gegenwärtig bin ich in Jena. 
Über meme Badereise konnte ich noch nichts beschliessen. 

18. 

Berlin 4. Julius 1809. 
Ich kann wohl sagen^ dass ich seit langer Zeit keinen 
so reinen Genuss hatte, als mir Ihr Schreiben vom 9ten 
verflossenen Monats gewährte. Nach der Natur der Dinge 
kann es in dem Fache, worin ich schreibe, nur immer eine 
massige Zahl fähiger ßeurtheiler geben. Desto erfreulicher 
ist es, die vorläufige Zufriedenheit dessen zu erhalten, den 
sich der Schriftsteller während seiner Arbeit von jeher als 



Briefe von Goethe und Hirt. 79 

Repräsentanten nicht nur der zeitigen, sondern auch der 
kommenden Kunstrichter dachte. Ich wünsche nur, dass 
die gute Meinung, die Ihnen eine vorläufige Ansicht von 
der Sache gab, sich auch bey der näheren Ansicht des 
Einzebien bewähren möge. An redlicher Bemühung habe 
ich es nicht fehlen lassen. Es war schwer den Faden der 
Geschichte zu knüpfen und hiemach das Gebäude einer so 
schwierigen Kunst folgereich zu richten. 

Nicht minder freuet es mich, dass Sie, mein Verehrtester, 
mit der alterthümlichen Forschungsweise der zwey kleineren 
Schriften zufrieden sind; und dass hiebey in Rücksicht 
ähnlicher Gegenstände sich Ihr Geist mit dem meinigen 
begegnet. Auch habe ich schon vor längerer Zeit eine 
Uestauration des Carischen Mausoleums versucht und 
•darnach eine sehr schöne Zeichnung im Grossen machen 
lassen. Ich werde sie bey nächster Gelegenheit in der 
Academie der Wissenschaften vorlegen. Auch ist die Ab- 
handlung über den Rogus des Hephästion vorbereitet, die 
Zeichnung ist von mir entworfen, aber noch nicht künstlerisch 
ausgeführt. Desgleichen habe ich eine Zeichnung mit dem 
Leichenwagen Alexanders entworfen; doch gestehe ich, 
noch nicht zu meiner Zufriedenheit. Ich wage es nicht, 
Ihnen über diese Gegenstände im Einzelnen etwas zu sagen. 
Das Auge erforden das Bildliche. Vorzüglich bin ich 
neugierig, wie Ihnen die Restauration des Rogus gefallen 
werde. Auch habe ich eine Reihe anderer Restaurationen 
wichtiger Baue entworfen, die, wenn sie nicht einzeln, 
doch in meiner Geschichte der Gebäude erscheinen sollen. 
Übrigens bitte ich sehr, dass Sie dabey bleiben, mir ge- 
legentlich Ihre Ideen und dies und jenes, was Ihnen wichtig 
ist, mittheilen mögen. . . . 

Wolf und Bury grüssen bestens. Ersterer hat sich mit 
seinen Büchern im Thiergarten niedergelassen; die jetzige 
Arbeit, welche Bury vorhat, verspricht viel. Es sind die 
beiden königlichen Schwestern mit der Tochter der Jüngern 
in Lebensgrösse mit einem ländlichen Grunde, indem die 
Feme die Stadt Berlin vorstellt. Er hat sich, auch in Hin- 
sicht der Beleuchtung, die Aufgabe sehr schwer gemacht; 
-es scheint aber nicht, dass er zurückbleiben werde. 



8o Neue Mittheilungen. 



Das Gedicht hat nicht nur mir und Bury, sondern auch 
jedem andern, dem ich es zeigte, viel Freude gemacht. 
Die Churprinzess copirte es sogleich mit eigener Hand und 
trug mir auf, den Verfasser recht vielmal zu grüssen. Das 
im vorigen Jahre zu Girlsbad gezeichnete Portrait hängt 
über ihrem Sopha. Zelter, wie er mich versichen, hat zu dem 
Gedichte bereits die Musik verfenigt. Hummel versprach 
mir eine Zeichnung darnach zu entwerfen. Vorige Woche 
ward in einer ausserordentlichen Versammlung der Kunst- 
academie uns ein königliches Rescript bekannt gemacht,, 
vermöge welchem die Tonkunst den bildenden Künsten 
beigesellt und Herr Zelter als wirkliches Mitglied und 
Professor der Musik ernannt ward. Indessen steht den 
academischen Einrichtungen eine starke Umwandlung bevor,, 
welcher sie sehr bedürfen, wenn etwas Wirksames aus 
ihnen werden soll. 

Den Gedanken, diesen Sommer noch eine Reise zu 

machen, habe ich noch nicht aufgegeben, und in diesem 

Falle werde ich Sie gewiss aufsuchen, wo ich Sie zu treffen 

hoffen kann. Mit unabänderlichen Gesinnungen von Ächtung 

und Ergebenheit der Ihrige 

Hirt. 



^9- 

12. 8. 1827. 

Goethe an HirL* 

Wenn man Freude an einem eigenen verlängerten,, 
folgerechten Leben haben darf, so wird sie erst vollständig 
durch die Erfahrung dass andern Zeitgenossen das Gleiche 
zu Gute gekommen. Und zwar liegt hierin der beste 
Beweis, dass man sich nicht unwürdig und umsonst be- 
strebt; deshalb wird man sich am liebsten des wechseK 
seitig Gelungenen erfreuen. 

Nun erinnert mich das übersendete Werk aufs an- 
genehmste an gemeinsamen Eintritt in das Kunstgebiet;, 
es giebt Zeugniss von fortwährendem parallelen Handeln 



' Conc V. Schrdberhand Abgesandte Briefe 1827 II 140. Adresse: 
Herrn Hofraih Kirchner berichtigt. Sonstige Correcturen G.'s unwesentlich« 



Vier Briefe Goethes an Hirt. 8l 

und Bemühen, von convergirendem und begleitendem 
Thun und Wirken. 

Auch giebt Ihre werthe Sendung für den Augenblick 
architectonischer Betrachtung des Alterthums einen neuen 
Schwung, indem ich manchen Abend mit unserm Ober- 
Baudirector, Herrn Coudray, Tafeln und Erklärungen durch- 
gehe und wir ein lebendiges Anschauen in der Erinnerung 
wieder aufzufrischen geschäftig sind. 

Leugnen will ich jedoch nicht, dass bey dem abzu- 
stattenden lebhaften Dank ein Bedauern sich anfügt, dass 
man nicht wenigstens von Zeit zu Zeit, durch persönlichen 
Umgang und einiges Zusammenleben, bereits im fort- 
schreitenden Gange theilnehmend sich ermuntern könne, 
da man es jetzt schon als höchstes Glück schätzen muss, 
wenn man sich an den Resultaten erbaut, und noch spät 
daraus einen bedeutenden Nutzen zieht. 

d. 12. Aug. 
1827. 

Anmerkungen des Herausgebers. 

I. F. A. Wolf. 

Das schöne, in seinen Wirkungen bedeutende, überaus 
wichtige Verbältniss zwischen Goethe und F. A. Wolf, dem 
Vater der Alterthumskunde und einem der Begründer der 
philologischen Wissenschaft in Deutschland, ist durch Michael 
Bemays so würdig dargestellt worden, dass an dieser Stelle 
durchaus nicht der Versuch gewagt werden kann, diese Schil- 
derung durch eine andere zu verdrängen. Nur eine kleine 
Ergänzung soll hier versucht werden, nach der gewiss mancher 
Leser der schönen Bemays'schen Publikation (Briefe Goethes 
an Wolf, Berlin 1868) begierig ist. Denn dieser möchte, 
sobald er die inhaltsvollen Briefe Goethes an den bedeutenden 
Mann gelesen, auch die Antworten jenes hören, umsomebr, 
wenn, wie in diesem Falle, nicht blos der eine der beiden 
Correspondenten Bedeutendes zu sagen hat. Doch kann eine 
solche Ergänzung hier nur theilweise versucht werden. Da es 
sich in dieser Rubrik der Mittheilungen um das Verbältniss 
Goethes zu Berlin und den Berlinern handelt, so umfassen 
die in dem Folgenden abgedruckten Briefe und BriefstUcke 
nur die Berliner Zeit Wolfs von 1807 an. (Die der früheren 
Zeit angehörigen Briefe Wolfs werden wohl passender bei 

Gocmi-jAMBtvcH XV. 6 



82 Neue Mittheilungen. 



einer in Aussicht genommenen VeröfTentlichung der zahl- 
reichen im Goethe- und Schiller- Archiv enthaltenen Homerica 
verwerthet.) Daher sei kurz nach nochmaligem Hinweis auf 
Bemays* Darlegung recapitulirt, dass Goethe, nachdem er 
Wolfs »Prolegomena« studirt und bewundert, erst nach und 
nach in ein persönliches, herzliches Verhältniss zu Wolf ge- 
langte, das durch ein längeres Beisammensein 1802 für beide 
Männer überaus fruchtbar und anregend wurde. Zahlreiche 
Besuche Goethes in Halle, Wolfs in Weimar, fröhliche Zu- 
sammenkünfte in Lauchstädt, eine gemeinschaftlich unter- 
nommene Reise zu Beireis in Helmstedt, das Zusammenwirken 
Beider an einem Werke (Winckelmann) brachte die Blüthezeit 
eines wahrhaft schönen, edlen Verhältnisses hervor (1805). 
Auf diesem hohen Punkte freilich machte sich, wie Bemays 
dargelegt, auch der Gegensatz bemerkbar, der schliesslich zu 
einer Entfremdung führte. Er bestand einerseits darin, dass 
Wolf das Bemühen der Weimarer Kunstfreunde, die kritischen 
Grundsätze, die er auf die Philologie angewendet, auch auf 
die Werke der bildenden Kunst zu übertragen, nicht gelten 
lassen wollte, andrerseits darin, dass der grosse Philologe in 
starrer Einseitigkeit seiner Lieblingswissenschaft zugethan, für 
andere geistige Richtungen und Bestrebungen geringes Ver- 
ständniss und gar keine Duldung besass. Dazu kam Wolfs 
widerborstiges Wesen, das von Zelter als seine »Unleidlichkeit 
auf Reisen« charakterisirt wurde, seine Ungeduld, seine Lust 
an Neckereien, seine Neigung zum Widerspruch, die zu er- 
regten Debatten und zu heftigen Scenen führen musste, 
Erinnerungen, die die Sehnsucht nach persönlichen Zusammen- 
künften vermindern ja verleiden mussten. 

Die gewaltigen Ereignisse des Jahres 1806, die für die 
Universität Halle doppelt schwer waren, erschütterten Wolf 
aufs Tiefste und bedrohten seine Existenz. Missmuthig, fast 
zur Verzweiflung getrieben, durch eigene Schwäche in unan- 
genehme Lage gebracht, empfing er durch einen grossen Brief 
Goethes vom 28. November 1806 ermunternden Zuspruch. 
Daher ging er, bevor er über seinen künftigen Wohnsitz 
einen bestimmten Entschluss gefasst hatte, noch einmal nach 
Weimar. Er verweilte dort vom 12.— 16. April 1807 und gab am 
15. den, wie gewöhnlich. Mittwochs bei Goethe versammelten 
Damen »einen kleinen Abriss von dem Alterthums-Studium«. 
Dann reiste er nach Berlin, wohin er eingeladen war, und 
wo er theils an der Akademie, theils an der Universität, 
theils in einer für ihn eigens geschaffenen Stelle, in der Ober- 
aufsicht des Unterrichtswesens eine hervorragende Thätigkeit 
entfaltete. Die Umgebung, in der sich Wolf damals in der 
erregten, von den Franzosen besetzten, ihres Königs be- 
raubten preussischen Residenz befand, war eine mannigfaltige : 



Anmerkukgen des Herausgebers. 83 



Der spanische Gesandte war damals laut dem Berliner Adress- 
kalender, »Pardo de Figueroa envoy^ extraordinaire et ministre 
plenipotentiaire U. d. Linden 73.« Über denselben spanischen 
Gesandten, gewöhnlich del Pardo genannt, schrieb Schadow 
an Böttiger 19. Mai 1807 : »del Pardo hat noch eine giie- 
chische Ode geschrieben . . Wolf aus Halle hat ihm ein 
Exemplar seines Homer überbracht, mir sagte er aber: unter 
uns Deutschen wären gar viele Gelehrte, die, um originell 
zu scheinen, Paradoxa mit nicht geringem Scharfsinn ver- 
theidigten. Was Wolf von Homers Schrieen aufgestellt hätte, 
sei schwer umzustossen, aber das von Cicero wäre zu arg.« 
P. ging von Berlin nach Petersburg; an ersterem Orte machten 
seine Familiengeschichten viel von sich reden. Ferner werden 
von Wolf genannt: F. L. Heindorf, Lehrer am Gymnasium vom 
Grauen Kloster, später Professor in Berlin und Breslau (1774 — 
18 16), hauptsächlich als Platoniker bekannt; G. L. Spalding, 
Kollege des eben Genannten an derselben Anstalt, Sohn des be- 
kannten Veteranen der Aufklärung (1764— 181 1), dessen schöne, 
von freiheitlichem Sinn durchdrungene Stellungnahme in reli- 
giösen Fragen durch eine neuerliche Publikation klargelegt wurde 
(Vossische Zeitung, Sonntagsbeilage vom 27. August 1893), be- 
sonders bekannt durch seine Leistungen am Quintilian. Zu den 
Genossen Wolfs gehörte endlich Zelter, der Begründer der Sing- 
akademie, der damals, als Wolf nach Berlin kam, zu derSiebener- 
Commission gehörte, die von den Franzosen eingesetzt war, 
um die städtischen Angelegenheiten zu verwalten, und sowohl 
von den Machthabern Manches zu leiden hatte, als von den 
Berlinern, denen sie bald zu herrschsüchtig, bald zu gefügig 
erschien. (Zelter macht L 270 eine anschauliche Beschreibung 
von dieser seiner Thätigkeit.) — Der Brief Zelters, den Wolf 
in seinem ersten Schreiben beilegt, ist wohl der Zelter-Goethe 
I 256 ff. abgedruckte, — Das bedeutende Werk, zu dessen 
Herausgabe Wolf sich unmittelbar nach seiner Ankunft in 
Berlin entschloss, ist das gemeinsam mit Buttmann heraus- 
gegebene »Museum der Alterthumswissenschaft«. Wolf er- 
öffnete diese Zeitschrift mit der Darstellung der Alterthums- 
wissenschaft, die er mit einer herrlichen Zueignung an Goethe 
»Den Kenner und Darsteller des griechischen Geistes« ein- 
leitete. Zu dieser Sendung ist der Brief No. 2 der Geleitbrief. 
Die Sendung selbst war von Goethe mit grossem Entzücken 
aufgenommen (Bemays 112, vergl. auch die Aeusserung Zelters 
I. 290). Der Berliner Musiker, der übrigens zu einem völlig 
innigen Verhältnisse zu Wolf, wohl mehr durch des Letzteren 
als durch eigene Schuld nicht gelangen konnte, schrieb in 
den nächsten Jahren Einzelnes über Wolfs Ergehen. Statt 
des Letzteren, der kein eifriger Correspondent war, ergriff 
gelegentlich seine Lieblingstochter Wilhelmine das Wort, die 

6* 



84 Neue Mittheilungek. 



sich bei dem vielfältigen Zusammensein ihres Vaters mit 
Goethe an Christiane eng angeschlossen hatte. Es entspann 
sich zwischen beiden Frauen ein Briefwechsel, von dem sich 
wenigstens eine Probe erhalten hat, die hier mitgetheilt 
werden mag, weil sie von den mannigfach wechselnden Ent- 
schlüssen Wolfs Zeugniss ablegt und ein Stimmungsbild des 
damaligen Berlin entwirft (17. Juni 1808). 

»Hier sieht doch alles gar zu erbärmlich aus: wer weiss, 
ob und wann der König wieder zurückkommt und darauf 
immer fort zu warten, wird endlich zur Unmöglichkeit So 
ist denn fast wahrscheinlich, dass in 4 — 5 Wochen die Reise 
nach Russland angetreten und einem schon längst ergangenen 
Rufe gefolgt werden muss. Ihnen im Vertrauen gesagt, meine 
liebe Freundin, der Vater hat schon seit Anfang dieses Jahres 
seine Dimission vom König erbeten, sie aber noch immer 
nicht erhalten können ; der König wünschte immer, er möge 
noch ein wenig Geduld haben und versprach immer so äusserst 
freundlich dann für ihn zu sorgen, dass es dem Vater un- 
möglich gewesen wäre, sich nicht in seinen Willen zu fügen: 
aber der arme König ist zu ohnmächtig und, wie gesagt, 
endlich muss einmal ein Entschluss gefasst werden.« 

Ob der russische Plan von Wolf wirklich so ernst erwogen 
wurde, bleibe dahingestellt. Sicher ist es, dass er bereit war^ 
einem an ihn ergangenen Rufe nach Landshut zu folgen. 
W. v. Humboldt (Briefw. mit Goethe S. 233 fg.) war es, der 
ihn durch Zuwendung von Mitteln zu halten wusste, die bei 
der damaligen Lage Preussens sehr beträchtlich waren; er 
rechnete sich diese That als ein grosses Verdienst an. 

Wenige Wochen später, 27. September 1808, fällt ein 
Schreiben Wolfs, in dem er seine Freude über die von Bury 
empfangenen Nachrichten über Goethes Wohlbefinden aus- 
drückt. Er meldete femer, dass unter Goethes Berliner Ver- 
ehrern besonders Staegemann zu nennen sei, und fiihr fort: 
»Sie haben noch so viele andere echte Verehrer, dass ich 
Ihnen wohl in Berlin, wenn es wieder eine neue bessere 
Existenz anfangen kann, einige recht angenehme Wochen 
versprechen möchte.« Der schleppende Briefwechsel wurde 
durch ein Beisammensein der Freunde in Karlsbad, Juli 1810 
unterbrochen. Diesem Zusammensein ging das Anmelde- 
zettelchen Wolfs voran, das Goethe und Riemer in dem 
lustigen, Bemays 114 flf. mitgetheilten Commentar erklärten 
und verspotteten. Jenes Anmeldezettelchen Wolfs (Wohnungs- 
bestellung) ist eigentlich an Riemer gerichtet (7. Juli i8io> 
und auf einem Foliobogen aufgeklebt mit der Aufschrift 
»Fragmenti epistolaris in tenui papyro perscripti recensio 
emendatior et auctior«, mit der Unterschrift »Injustus Tepli- 
censiscr, wodurch sich erst Goethes dort gewählte Selbst- 



AkMERKUKGEK des HERAUSGEBERS. 85 

benennung »Justus Carlsbadiensis« erklärt. Uebrigens ist 
hervorzuheben, dass während dieses Zusammenseins in Karls- 
bad, das vom 12. Juli bis zu Goethes Abreise, 6. August, 
währte, Wolf im Verhältniss zu anderen Freunden, z. B. der Frau 
von Eybenberg, ungemein selten im Tagebuch erwähnt wurde. 

Das nun wieder sich einstellende Schweigen unterbrach 
Goethe durch seinen Brief, vom 28. September 181 1, den 
auch Zelter zu lesen bekam (1. 462), zu dem die Empfehlung 
Schopenhauers wohl die nächste Veranlassung gab. Wolf 
antwortete sehr bald. Das Schriftchen, das er übersendete, 
ist das Programm Ȇber ein Wort Friedrich II. von deutscher 
Verskunst, eine deutsche Vorlesung 181 1«; die Arbeit, die er 
vor einigen Wochen abgesandt hatte, war »Aristophanes 
Wolken, eine KomOdie griechisch und deutsch, Berlin 181 i.a 
Dorow war es, der die letztgenannte Schrift übergab und 
einen etwas zugestutzten Bericht hinterliess über die vornehme 
äusserliche Manier, in der Goethe, und über die innerlich 
aufgeregte Art, in der Wieland das Buch aufnahm. (Goethes 
Gespräche, Band III, Seite 29 ff.) 

Einzureihen ist an dieser Stelle ein von Wolf am 16. April 
1812 übersandtes lateinisches Zettelchen folgenden Wortlauts : 
»Omnium quot quot sunt eruntque aliis in annis longe 
dignissimo Goethio misit hos lusos F. A. W.« Diesem Zettel 
liegt je eine lateinische und griechische Uebersetzung der 
beiden Goethischen Elegieen »Wenn du mir sagst, du habest 
als Kind« und »Zünde mir Licht an, Knabe<c bei. 

Die Unzufriedenheit Wolfs mit seiner Berliner Lage wurde 
immer grösser. Er war es, der Goethe veranlasste, thätig zu 
sein, damit ihm die durch Heynes Tod freigewordene Göttinger 
Stelle angetragen würde (vergl. Bernays, Seite 77, An- 
merkung 36, der Wolf als Antreiber zu Goethes Verwendung 
nicht kennt). Doch scheint Goethe, da sein infolge dieser 
Anregung gethaner Schritt erfolglos blieb, den Brief nicht 
beantwortet zu haben. Auch Wolf ergriff vorerst nicht wieder 
das Wort, vielmehr wurde Zelter mit der Uebersendung von 
»Horazens erste Satire, lateinisch und deutsch mit einigen 
Scholien« 1813 betraut. (Zelter - Goethe II. 72.) Derselbe 
berichtete auch von Wolfs Vorlesungen im Winter 1813 und 
1814 (II, 90 ff.), wobei er gleichzeitig Kunde gab von einer 
früheren nun ausgeglichenen Differenz, die er mit dem 
Philologen hatte. Doch wusste er nicht blos kleine unan- 
genehme Seiten zu berichten, sondern freute sich, Wolfs be- 
geisterte Zustimmung zum 3ten Theile von Goethes Auto- 
biographie melden zu können. (IL 117.) 

Im Juni 181 4 stellte sich Wolf bei Goethe ein. Der 
herzliche, heitere, manchmal geradezu ausgelassene Verkehr, 
von dem Riemer berichtet (Bernays, Seite 78) findet seine 



86 Neue Mittheilungen. 



Nachklänge in den in der unmittelbar folgenden Zeit ge- 
schriebenen Reisebriefen Wolfs. Voran geht diesen ein ganz 
kurzes DiMikschreiben: (Gotha, i8. Juni 1814) »fbr den so 
lange mir gegönnten Genuss des Wiedersehens,« das von zwei 
Autographen Genellis begleitet war. Dem einen der Reise- 
briefe liegt die humoristische Beilage des Schulmeisters, von 
der Wolf spricht, nicht bei. Uebrigens kam Zelter (IL «25) 
noch an demselben Tage, an dem Wolf von Wiesbaden aus 
schrieb, dort an, war noch ein paar Tage mit Wolf zusammen 
und begleitete ihn bis Mainz, was Wolf auch in seinem 
folgenden Briefe erwähnte. Die starke Erbitterung gegen 
seinen Berliner Aufenthalt und gegen die preussischen Ver- 
hältnisse überhaupt geht aus dem Tone auch dieser Briefe 
hervor, in denen die Beurtheilung der preussischen, speciell 
rheinischen Verhältnisse und Persönlichkeiten, namentlich des 
verdienten Justus Grüner gewiss ungerecht ist. Von den in 
den Briefen erwähnten Persönlichkeiten ist der Mainzer 
Bibliothekar F. ]. Bodmann (so ist er richtig zu schreiben) 
besonders hervorzuheben (1757— 1820), ein ausserordentlich 
fleissiger Jurist und Historiker, dessen reichhaltige Sammlungen 
auch von den Späteren geschätzt und benutzt wurden. Der 
S. 66, Z. 7 erwähnte junge Mann war Fr. v. Kurowski- 
Eichen, der Erfinder einer fahrbaren Feldküche. (Tagebücher 
Band V. 88, 25 etc. u. Anm. dazu S. 342 fif.) 

Während eines Zusammenseins der beiden Freunde Wolf 
und Goethe in Tennstedt am 27. August 1816 kam eine 
unliebsame Scene zwischen ihnen vor. Während Goethe 
in den Annalen die damals mit Wolf geführte Unterhaltung 
»bedeutend und fördernd« nennt, sprach er in dem unmittel- 
bar nach jener Scene geschriebenen vertraulichen Briefe an 
Zelter (28. August) den tief empfundenen Unwillen über die 
eben erfahrene Widerwärtigkeit mit starken Worten aus, in- 
dem er von Wolfs »Unart seiner hartnäckigen Verneinung« 
sprach, die den Unterredner zur Verzweiflung bringe, den 
Umgang mit Wolf »unnütz und unerträglich« mache, »ja man 
wird«, so fuhr er fort, »von seiner Tollheit angesteckt, dass 
man ein Vergnügen darin findet, das Umgekehrte zu sagen 
von dem, was man denkt.« Doch konnte durch solche pein- 
lichen Auftritte, so schmerzlich sie im Augenblick auch von 
Beiden empfunden wurden , das schöne Lebensverhältniss 
wohl für kurze Zeit gestört, nicht aber zerrissen werden. 
Eine zufällige Anknüpfung bot die Bitte zweier Amerikaner, 
Everett und Ticknor, um ein Empfehlungsschreiben an Goethe, 
eine Bitte, der Wolf in einem eiligen Billetchen, GOttingen 
12. September 181 6 entsprach; das Gespräch Goethes mit 
den Genannten, das am 25. October 181 6 stattfand, bezog 
sich zum guten Theil auf Wolf und gab Goethe Gelegenheit, 



Anmerkungen des Herausgebers. 87 

seine Verehrung des grossen Philologen deutHch auszu' 
sprechen. (Gespräche III. 270.) AnknOpfi^d an diesen Besuch 
wandte sich Goethe wenige Tage später mit einer wissen- 
schaftlichen Anfrage an Wolf (30. October, Bemays 119)^ 
die Wolf in dem Briefe No. 7 beantwortete. Goethe benutzte 
sofort die ihm gewordene Belehrung (Werke Weimarer Aus* 
gäbe H. VI. Seite 150 Zeile 17 ff.) und dankte dem gütigen 
Vermittler (daselbst Seite 147 Zeile 7). Die recht unerquick* 
liehe Geschichte, von welcher der Schluss dieses Briefes 
Kunde giebt, bezieht sich darauf, dass Wolf in seinem vom 
18. April datirten Vorworte zu den »Litterarischen Ana- 
lektena, zu denen er übrigens Riemer und durch ihn Goethe 
und Meyer zur Mitarbeitschaft aufgefordert hatte (G. J. VI. 138), 
ein höchst wegwerfendes Urtheil über Heindorfs Plato-Studien 
gefiUlt hatte. Durch die Schärfe des Angriffs gereizt und 
noch mehr erbittert dadurch, dass unmittelbar nach diesem 
schnöden Angriff Heindorfs Tod eingetreten war (23, Juni),. 
veröffentlichten seine Freunde Buttmann tmd Schleiermacher 
ein »fliegendes Blatt über Heindorf und Wolf.« Die Berliner- 
Zeitungen, in denen Wolfs, bez. seines Verlegers Antwort atv 
diese beiden Gegner abgedruckt ist, waren mir leider unzugäng- 
Hch. Die Besprechung in den Heidelbergtschen Jahrbüchern^ 
auf die Wolf anspielt, ist von Hch. Voss d. Sohn uikI steht 1816 
No. 70 S. 1121 — II 34. Sie bezieht sich nur auf den Auf- 
satz der Analekten : »Über eine bestrittene Cäsur im griechi- 
schen Trimeter« imd ist von furchtbarer Schärfe. Darauf 
folgt S 1134— II 36 von J. H. Voa (dem Vater) »Ein Wort 
über F. A. Wolf«, das der Expectoration des Sohnes an 
Heftigkeit mchts nachgibt. 

Der kleine naturwissenschaftliche Nachweis, den Wolf 
gcHefcrt hatte, wurde von Goethe, wie schon erwähnt, dank- 
bar anerkannt. Der erste Druck jener Stelle geschah in 
Goethes erstem Hefte »Zur Morphologie« (Stuttg. 181 7), die 
fernere daselbst befindliche von Wolf mit einem kleinen 
Commentar erläuterte Stelle (p. IX Z. 7 v. u. des Original- 
drucks) steht jetzt W. A. 11. 6 S. 9 Z. 23 ff. lieber die 
Unbequemlichkeit der Wolfschcn Wohnung hatte bereits 
Zelter n. 262 an Goethe benditet. 

Weitere Briefe Wolfe an Goethe sind nicht vorhanden 
ausser den Versen vom i. December 1822, mit dem kurzen 
Begleitschreiben, die schon bei Bemays S. 138 aus dem 
Morgenblatte 1823 abgedruckt sind und deshalb an dieser 
Stelle nicht wiederholt werden sollen. Auch die letzte Unter- 
redung und die persönlichen Beziehungen in den letzten 
Jahren von Wolfs Leben sind von Bemays derart gewürdigt, 
dass mir zu sagen nichts übrig bleibt. Gerade aus jenen 
letzten Jahren bieten die (G. J. B. XIV abgedruckten) Briefe 



88 Neue MmnEaüNGEN. 

Varahagens mit ihren vielfachen Aeusserungen über Wolf 
ein genügendes Material, das insbesondere auch den Eifer 
und das Geschick erkennen lässt, mit dem Wolf bestrebt 
war, in Berlin für Goethe zu wirken. Nur zu Bemays 
Worten »wir erfahren nicht, wie Goethe die Todesnachricht 
aufnahm«, sei ein kleiner Zusatz gestattet Denn wenn auch 
eine bestimmte Aeusserung Goethes bei oder nach Wolfe Tode 
nicht bekannt ist, so geht das lebhafte Mitgefühl, das er 
empfand, aus folgendem Umstände hervor. Unter den Pa- 
pieren des Goethe- und Schiller- Archivs nämlich, die sich auf 
Wolf beziehen, befindet sich ein grosses Schreiben von 
Christian Schuchardt an Goethe, 29. März 1825, ein Bericht, 
den dieser in Goethes Auftrag bei Wolfe Diener Knittel über 
die letzte Reise Wolfe nach Marseille und seinen Tod ein- 
gezogen hatte. Schuchardt will nur von dem äusseren Zu- 
stande, nicht von dem innern Leben berichten. »Diesem 
Mangel könnte durch ein Tagebuch Wolfe, das sich in Frank- 
furt bei seiner Tochter befindet, abgeholfen werden.« Aus 
seinem Bericht seien folgende Notizen mitgetheilt: Wolf war 
vom 3. bis II. Mai in Frankfurt, vom 11. Mai an in Wies- 
baden, dann 3 Wochen in Schlangenbad. Trotz des Ab- 
rathens der Freunde reiste Wolf am 7. Juni ab, hielt sich in 
Strassburg bis zum 17. Juni, in Lyon bis zum 27. Juni auf, 
war dann in Vienne, 6 Tage bei August Four in Valence, 
fuhr über Ntmes, Cette, Montpellier nach Marseille, wo er 
am 19. Juli sehr krank ankam, nachdem er schon auf der 
Fahrt sehr viel zu leiden gehabt hatte. Trotzdem ging er 
bis zum I. August täglich aus, war aber dann bettlägerig, 
badete einige Mal auf ärztliche Anordnung, verfiel aber am 
6. August in seine tödtliche Krankheit. In dem hohen Fieber 
des 7. August phantasirte er lebhaft und »meinte sich bei 
Seiner Excellenz dem Herrn Staatsminister v. Goethe zur 
Tafel, da er oft den Namen desselben dabei aussprach.« 

Am 8. August starb er nach langem Todeskampfe. Von 
seinem Diener hatte er sich mit den Worten »lebe wohl, 
August, ich muss sterben«, verabschiedet. Den Arzt bat er, 
für die Rückkehr seines Dieners nach Weimar zu sorgen. 
Er hatte den Diener beauftragt, ihn auf deutsche Weise in 
einem ordentlichen Sarge begraben zu lassen. Am 9. August 
wurde er beerdigt. »Der Präfect der Stadt, der preussische 
und dänische Konsul, der Banquier Otier und etwa 1 50 Per- 
sonen waren bei seiner Beerdigung zugegen. Er liegt neben 
dem Stadtältesten; die Akademie der Wissenschaften daselbst 
hat ihm ein Grabmal errichten lassen, dessen Anfang sein 
Diener Knittel gesehen haben will.« Bei diesem Schreiben 
liegt eine deutsche Uebersetzung des Briefes eines französi- 
•^<^hen Arztes (mit Goethischer Correctur), Marseille, 31. August 



Anmerkungen des Herausgebers. 89 

1824, woraus hervorgeht, dass Wolf mit Verachtung aller 
ärztlichen Vorschriften, durch ungeeignete Ernährung bei 
grosser Hitze, »Biersuppe, Rahmgefrorenes und eisverkühltes 
Wasser«, femer durch häufiges Baden sich eine Art Cholera 
nebst Lungenentzündung zuzog. 

Wenn auch Goethe den Tod dieses Lebensgefährten in 
seinen unmittelbar nachher geschriebenen Briefen unerwähnt 
Hess, so benutzte er später, wie schon erwähnt, seine bio- 
graphischen Selbstbekenntnisse, um häufig des Freundes zu 
gedenken. Auf alle jene Stellen mag hier kurz verwiesen 
werden; zum Abschluss der Briefe Wolfs mögen die an Zelter 
(20. Mai 1826) gerichteten Worte folgen: 

»Wenn man bedenkt, dass soviel wichtige Menschen 
doch am Ende wie Oeltropfen auf Wasser hinschwimmen und 
sich höchstens nur an einem Punkte berühren, so begreift 
man, wie man so oft im Leben in die Einsamkeit zurück- 
gewiesen ward. Indessen mag denn doch ein so langes 
Nebeneinanderleben , wie uns mit Wolf geworden , mehr als 
wir gewahr werden und wissen, gewirkt und gefördert haben.« 



Als wichtiger Nachtrag zu dem Kapitel »Goethe und 
Wolf« mögen kleine Funde in dem Nachfolgenden mit- 
getheilt werden. 

Als Ergänzung zu den persönlichen Beziehungen Wolfs 
zu Goethe mag folgende Notiz vorangehen. Beide trafen 
sich am 7. Juli 1798 in Jena (vgl. Tgb. IL 214). Über dieses 
Zusammentreffen berichtet Wolf an Böttiger (Briefs. Dresdner 
Bibl. Bd. 230) 17. Aug. 1798: »Durch einen herrlichen Zufall 
fand ich Ihren Goethe grade bei Schiller und habe 7 glück- 
selige Stunden mit ihm verbracht. Sie können leicht denken, 
wie und auf wie lange das einem Menschen schmeckt, dem 
längst der Cirkel gewöhnlicher buchmachenden Zunftgenossen 
herzlich ekelhaft war.« 

Der eigentliche Fund aber ist der folgende : in dem eben 
erwähnten Briefbande 230 befindet sich als Nummer 38 ein viele 
Blätter umfassendes Fasdkel mit der Aufschrift: riBemerkungen 
als mich Wolf den 22—28, Mai lyps ^^^^^^^•^ 4 Blätter davon 
haben die Aufschrift : den 28. Mai bei Goethe. Es sind offenbar 
Niederschriften, die sich Böttiger behufs späterer Veröffentlichung 
machte. Zum Beweis dient folgender, dem Bande vorgehefteter 
Zettel von der Hand des Herrn Oberbibliothekars Schnorr von 
Carolsfeld, ein Briefchen des Methusalem Müller, des Redacteurs 
der »Zeitung fUr die elegante Welta an Böttiger, Leipzig, 13.De- 
cember 1824. »Anlangend Ihre Gespräche mit Wolf, so scheint 
es mir, als ob diese wohl nur antiquarische oder philologische 
Gegenstände betroffen haben möchten, weshalb sie sich denn auch 



90 Neue Mitthexlungen. 



für die elegante Zeitung weniger als für Cotta, dem Sie sie 
bestimmt haben, für andere Zeitschriften eignen möchten.« 
Es ist schwerlich anzunehmen, dass Böttiger von dem ihm 
bier gegebenen Rath Gebrauch gemacht hat. Wenigstens 
finde ich diese Gespräche ausser das eine mit Wieland bei 
Körte, Band IL Seite 220—224 nirgends erwähnt. Speciell 
von dem gleich zu erwähnenden hat W. v. Biedermann, dem 
Goethes Gespräche auch in den verborgensten Schlupfwinkeln 
nicht zu entgehen pflegen,duTchau8 keine Kenntniss. Trotzdem 
war dies Fascikel schon seit 4 Jahren benutzt. Die Benutzung 
jenes Fascikels fand statt in der Abhandlung: »Zur Geschichte 
der Wolfschen Prolegomena zu Homer. Mittheilungen aus unge- 
druckten Briefen von Friedrich August Wolf an Karl August 
Böttiger. Beilage zum Programm des Königlichen Kaiser- 
Friedrichs - Gymnasiums in Frankfurt a. M. von Gymnasial- 
lehrer Dr. Wilh. Peters. Frankfurt a. M. 1890. 48 S. in 4**.« 
In dem genannten Programm werden nach einer Einleitung über 
das Verhältniss der beiden Correspondenten (S. i — 10) zunächst 
8 Briefe Wolfs an Böttiger vom 2. Mai 1795 bis 5. April 1796 
abgedruckt mit sehr reichhaltigen Anmerkungen, die Stücke aus 
den Briefen Böttigers bringen, auch solche, die über Goethe 
handeln. Dort ist auch schon S. 19 A. 37 von dem bisher 
unbekannt gewesenen Aufenthalt Wolfs in Weimar die Rede. 

Das Datum unseres Gesprächs ist nämlich nicht anzuzweifeln. 
Allerdings sagt Bemays a. a. O., Seite 2, dass erst im Sommer 1795 
ein persönlicher Verkehr zwischen Wolf und Goethe eingeleitet 
worden sei, und bemerkt Seite 4, dass das erste Zusammentreffen 
in Jena stattfand, wobei er Körtes Angabe, dass »Wolf damals 
von Jena aus Weimar besuchte« als irrig bezeichnet Aber Körte 
hat Recht. Am Freitag den 15. Mai 1795 schreibt Wolf an 
Böttiger, er denke am nächsten Mittwoch oder Donneistag 
(20. oder 21.) von Halle abzureisen und eine Woche zwischen 
Weimar und Jena zu theilen, Böttiger solle nach Jena unter der 
Adresse Humboldts schreiben, ob er zu jener Zeit in Weimar zu 
treffen sei. Von Jena (29. Mai 1795), dankt er für alle ihm wäh- 
rend seines Weimarer Aufenthalts erwiesene Güte. Auf diesen 
kommt er auch in seinen Briefen vom 5. u. 14. Juni zusprechen. 
In dem erstgenannten Briefe bittet er Böttiger dringend, sein 
Versprechen eines Besuchs in Halle in diesem Jahre wahr zu 
machen, und föhrt dann fort, »Auch lassen Sie dann gelegent- 
lich den edlen, lieben Goethe ein Wort davon merken, der mich 
— wenn meine Ohren nur recht hörten — so etwas Aehnliches 
von Reisen oder einem Durchfluge hierher merken Hess.« 

Dass Ende Mai 1795 ^^^ Zusammenkunft Wolfs mit 
Goethe stattgefunden hat, wird femer bewiesen durch den 
Brief W. V. Humboldts (Werke V. 119) an Wolf vom 3. Juni 
1795. H. erzählt, dass G. an diesem Tage, an welchem W. 



Anmerkungen des Herausgebers. 91 



von Jena abreiste, zu ihm gekommen sei und f^hrt fort: 
»Er ist Ihnen äusserst gut geworden und trägt mir viele 
herzliche Empfehlungen an Sie auf.« Die zweifelnde Bemerkung 
W. v. Biedermanns (Erläuterungen zu den Tages- und Jahresheften 
von Goethe. Leipzig. W. v. Biedermann 1894, S. 26) »sofern ihn 
(W) Goethe näher kennen lernte, als er Ende Mai oder Anfangs 
Juni auf Besuch zu dem ersteren (W. v. Humboldt) nach Jena 
kam«, ist nicht zutreffend, da Wolf bereits abgereist war, als 
Goethe erschien. 

Durch all diese Zeugnisse ist Wolfs Aufenthalt in Weimar 
Ende Mai und sein damaliges Zusammentreffen mit Goethe 
ttber alle Zweifel erhaben. Goethes Berichte aus jener Zeit 
sind dürftig. Vom 25. Mai bis 10. Juni fehlen alle brieflichen 
Zeugnisse (W. A. X. 265) und das Tagebuch für die erste 
Hälfte 179S ist bekanntlich nicht vorhanden. Möglicher Weise 
ist im folgenden Bericht Böttiger (nicht Wolf).^er Sprechende 
bei wissenschaftlichen Kleinigkeiten und Anekdoten, z. B. 
den gleich am Anfange stehenden Mittheilungen ttber Lessing, 
bei denen kein bestimmter Erzähler angegeben ist. Auch 
Wielands Anwesenheit wird vorausgesetzt. Seine active 
und passive Betheiligung am Gespräch wird an zwei kleinen 
Stellen hervorgehoben. Die Böttigerschen Aufzeichnungen 
lauten folgendermassen : 

Den 28t€n Mai hei Göthe, 

»Zuerst über Lessing, Er war bloss zum Literator ge- 
boren, aber ein sehr schlechter Bibliothekar. Plan nur bis 
1740 bei der Wolfenbuttler Bibliothek coroplett zu seyn. Grosse 
Unordnung. Seine eigenen Schriften auf der Bibliothek zer- 
schnitt er, um sie abdrucken zu lassen. Seine Neigung zur 
Orthodoxie empfing er in Berlin, wo er weder Spalding noch 
die andern Aufklärer ausstehen konnte. Langer, sein Nach- 
folger, wohnte den vornehmsten Auctionen auf seinen Reisen 
bei, u. erstand überall kostbare Bücher, die er aber so lang 
stehen liess, bis er in Wolfenbttttel sedem fixam bekam, wo 
er alles zusammen kommen liess. Er arbeitet sehr gründliche Re- 
censionen in der Alg. d. Bibliothek. So hat er unter anderm des 
Erlanger Beyer Versuch über den Theokrit sehr scharf recensirt. 

Wir besahen Goethes Gemmensammlung. Bemerkung über 
eine Stelle im Bion, die ich nirgends finde. »Bei den alten 
Theatern, sagt Goethe, war weit mehr etikettenmässige Con- 
vention, als bei den unsrigen, da wir das, was der inneren 
Energie an Ueberredungskunst abgeht, durch Schonung der 
Aeusserlichkeiten und Scenerie zu ersetzen suchen. Die 
Alten hatten in ihren Masken, Dekorationen, Maschinen und 
Theaterkostum unendlich mehr, was durch algemein ange- 



92 Neue Mittheilüngen. 



nommene Convention niemand mehr beleidigte, uns aber 
unendlich lächerlich vorkommen würde, eine reiche Fundgrube 
vor die Parodie und Travestirung der Komiker. So bin ich 
überzeugt, dass das Theater gleichsam in gewisse Regionen 
getheilt gewesen sein rouss und dass die Luftregion, in der 
die obere Maschinerie, die dii ex machina (Wolken, Vögel 
u. s. w. im Aristophanes) schwebten, und die Wasser- und 
Orkusregion über einander rangirten, ohngefkhr so wie in 
den Gemälden und Reliefs des Alterthums eine Reihe Figuren 
auf den Köpfen der unteren Reihe steht. Dies war un- 
wandelbar und stets vor den Augen der Zuschauer, auch 
dann, wenn im ganzen Stück das Bedürfniss der einen Region 
nicht ein einziges mal eintrat. £twas anderes war es mit 
den exostris und €KicvKXy)(T€(Ti des innem der Häuser, und der 
Veränderung gewisser Gassen, wie dies auch Palladio beim 
Theater zu Vicenza sehr artig angebracht hat Diese stehenden 
Dekorationen machen es auch allein begreiflich wie mehrere, 
oft 8 Stücke, in einem Tage gleich nacheinander ohne Störung 
und Embarras aufgeführt werden konnten. Wolf bemerkte 
hierbei, dass er vollkommen überzeugt sei, dass mehrere 
Tetralogieen gleich nacheinander aufgeführt worden wären, 
nur dass die Stelle in Aristoteles Poetik, wo von loo Stücken 
die Rede sei, zu unglaublich sei, um nicht den Verdacht einer 
Verfälschung gegen sich zu erregen. 

Hierauf erzählt Goethe^ wie die Advocaten in dem grossen 
Saale des Gerichtshofes von Venedig ihre Sachen plaidiren. 
Den Richtern gegenüber, so dass die Sachwalter im Rücken 
sind, sitzt ein Segretario, der Stunden- oder Halbestunden- 
sanduhrengläser vor sich stehen hat, und diese, während der 
Advocat spricht, auslaufen lässt. Der Advocat lässt oft 
Instrumente, Zeugnisse, Gesetze vorlesen, das durch einen 
besonderen Schreiber geschieht. So lange diess dauert, wird 
das Stundenglas umgelegt, weil dies Ablesen nicht zugerechnet 
wird. Der Advocat, dem alles daran liegen muss, zu seinem 
Vortheil Zeit zu erobern, spricht ofl nur ein paar Worte drein, 
als: Hört, bemerkt vorzüglich diess Zeugniss u. s. w. Augen- 
blicklich stellt der Sekretair wieder sein Stundenglas, welches 
oft sehr schnelle Vibrationen veranlasst. Der Gegner hat 
nun eben so viel Zeit zugemessen; es plaidiren in wichtigem 
Sachen gewöhnlich 2 Advocaten für den Kläger und 2 für 
den Angeklagten. Die erstem' reden mehr statarisch und 
gemässigt, und haben nur die mhige Auseinandersetzung der 
einzelnen Thatsachen. Die zwei letzten aber wirken auf die 
Leidenschaften u. wenden alle Redekünste an. Hier ent- 
stehen auch wirkliche concertationes und altercationes, indem 



* Am Rand irpwTaTU)vi<JTat; bcuTepaTtuviaxai. 



Anmerkungen des Herausgebers. 93 

der Gegner den Redenden oft ins Wort fällt, der Redende 
aber über diese Unterbrechungen laute Klage führt. Der 
Fall, den Goethe plaidiren hörte, betraf die Ableugnung eines 
Fideikommiss von 6000 Scudi, wo die Procuratoren der pia 
causa die Kläger waren. Da bediente sich der Redner für 
den Beklagten aller Künste, um das Mitleid der Richter zu 
bewegen. Der Beklagte war ein alter yojähriger Mann. Be- 
denkt, sagte sein Sachwalter, dass es hier nicht eigentlich auf 
die Summe von 6000 Scudi, sondern auf Ehre und bürgerliche 
Existenz eines Bürgers abgesehen ist, u. dass der so viele Jahre 
lang gesparte u, vermehrte Schatz von Bürgertugend durch ein 
Verdammungsurtheil auf einmal verloren gehen würde. Beide 
Partheien, vor welche die Redner sprechen, sitzen einander gegen- 
über und sind gegenwärtig. Sie beobachten nicht allein die 
grösste Demuth mit niedergeschlagenen Augen und gesenktem 
Haupte, sondern der Beklagte ist auch wirklich nach seinem An- 
züge noch in luctu et squalore. Die Dokumente und Instrumente, 
worauf es auf beiden Seiten ankommt und die von den Schreibern 
abgelesen werden, sind schon gedruckt, und die Richter haben 
sie in den Händen. Nach beendigter Ballotage der Richter 
können sie auch die umstehenden Zuhörer zu kaufen kriegen, 
vorher aber nicht. Goethe hatte die in gr. 4 sehr splendid 
gedruckten Dokumente beider Parteien in zwei cahiers bei 
dem erwähnten Handel gekauft und zeigte sie uns noch vor. 
Auch hatte er den einen Advocaten im grössten AfTect des 
Haranguirens aufs Papier gezeichnet und wies ihn der Ge- 
sellschaft. Er macht mit vorliegendem Körper mit der 
rechten Hand einen besondem Gestus, welches eigentlich das 
Wiegen mit der Waage oder das Senken der Sonde anzeigt, 
und eine besondere Genauigkeit ausdrückt (pensitate rem 
agitare). Die ganze Zahl der Richter theilt sich in quarantarios, 
öfter noch in 20, 16, ja nurDecaden, die zusammen an ver- 
schiedenen Theilen des ungeheuren Saales (also wie in den 
Basilicis zu Rom die iudicia centumviralia) zu gleicher Zeit 
mehrere Processe abhören. Die corona populi steht gierig 
horchend herum und ermüdet mehrere Stunden nicht. Neben 
Goethe stand ein Knabe von 10 Jahren, der 4 Stunden lang 
mit nimmersatter Spannung alles auffing. Die Redner haben 
eigentlich kleine Kanzeln oder suggestos, in welchen sie 
sprechen sollten. Aber sie stellen sich gewöhnlich davor 
und haranguiren mit ganz freistehendem Körper. Wolf be- 
merkt, dass sich zu dieser Sitte alle Belege theils aus den 
Römern, theils aus den Griechen finden Hessen. Die neueren 
Reisebeschreiber erzählen fast gar nichts davon. Einige unvoll- 
ständige Winke ^\.Mayer\n seinen Darstellungen über Italien. 
Bei der Betrachtung einiger altsicilischen Münzen von 
ganz vorzüglicher Arbeit wurde die Hypothese sehr wahr- 



94 Neue Mittheilungen. 



scheinlich gefunden, dass die Griechen in Sicilien ihre eigene 
selbsterwachsene Kunst und Literatur lange vor den Athenern 
und den Pisistratiden gehabt hätten. 

Über Declamation des Hexameters nach der Quantität 
und Accent. Wenn ihn Voss feierlich liesst, so ist es wahrer 
Gesang und Intonation. Die Sylbe, wo der Accent steht, 
wird etwas gehoben und geschärft, zum B. hömini, homfnibus, 
etwa wie die Engländer den Consonanten in der Aussprache 
verdoppeln, der den Accent hat. Aber der Accent giebt 
auch eine gewisse Erhöhung des Tons, der ganz verschieden 
von der Länge und Kürze der Sylbe ist. Jeder Hexameter 
hat 24, also jeder pes 4 Zeiten, von welchen in den alten 
Scholien oft die Rede ist 

Es wurde ein Versuch mit dem Anfang der Hias gemacht. 
Gleich das erste Wort vriviv gab zu der Bemerkung Gelegenheit, 
dass man hier eigentlich v^eviv aussprechen müsse. Denn das 
r\ sei doch nur ein doppeltes €6, u. sei auch so wie alle Diph- 
thongen der Griechen schnell getrennt ausgesprochen werden. 
Daraus sei auch auf allen langen Vocalen der Circumflex zu er- 
klären, der eigentlich nichts als ein acutus und gravis /v sei, aus 
welchem später die sonderbare geschlängelte Form entsprang. 
Man müsse sich also vriviv so geschrieben und accentuirt vor- 
stellen v^feviv. Die Griechen haben eigentlich nur einen Accent, 
den acutus, der gravis zeigt bloss absentiam accentus und der 
Circonflex den acutus neben dem gravis an. — Die Ungarn 
haben in ihrer Sprache das meiste von dem, was die Alten Accent 
nannten. Sie begriffen auch in Wolfs Vorlesungen alles so- 
gleich, da die übrigen Zuhörer grosse Mühe hatten. So sprach ein 
Ungar Wolfen um den Chest^rfield an, und als ihn W. tadelte, 
bewiess er, dass er recht gesprochen habe. Auch die Lateiner 
accentuirten so gut als die Griechen, nur dass sie den Accent 
nicht schrieben. Wolf recitirte zugleich den ersten Vers der 
Eclogen u. zeigte, wie ihn die Römer ausgesprochen haben 
müssten: Tirype xy TrdryXai peKjjßav^ (Tuß T€T|liiv6 (patei. 
Es sei allerdings möglich, die alte Aussprache der Römer 
ganz aufzufinden und wiederherzustellen, aber ihren lebendigen 
Ton hätten wir darum nicht. 

Wolf erklärte sich sehr lebhaft gegen Wielands Ver- 
tauschung des q) in /./ war ein barbarischer, den Griechen 
ganz unbehilflicher und unaussprechlicher Buchstabe. Daher 
Cicero ein Mal gegen einen Graeculus das Argument braucht: 
er könne nicht einmal den Namen Fundanius aussprechen. 
Die eigentliche Aussprache der Griechen sei Tth, Phi gewesen. 
Wieland horchte hierbei sehr auf — die unnachahmliche 
Naivetät des Magister Hederich in seinem alten Mythol. 
Lexicon. Töchter des Thespios — Goethe lässt auf einem 



Anmerkungen des Herausgebers. 95 



Friese eines seiner Zimmer die Metamorphose der Tjrrhener 
in Delphine aus der Laterne des Demosthenes zu Athen ab- 
copiren. Sonderbare Behandlung dieses Sujets auf diesem 
Kunstwerk nach einem älteren mythos. 

Wärmezusammenfassende Kraft der wollenen Kleidung, 
erkältende der Leinewand. Vorzug des Alterthums in Kleidung 
und accubitus. — 

Die Reime sind barbarischer Abkunft. Nur ein Wieland, 
sagt Goethe, sollte reimen. Gleim thuts ohne Freibrief, sagt 
Wieland. Der Reim passt eigentlich nur für kürzere canzoni. 
Sobald er zu den Stanzengedichten in Ariost, Tasso u. s. w. 
übergeht, variirt er aus den lamben in Anapäste als arm€ 
pletöse. Wer mag ihn eingeführt haben? 

Als Goethe von Palermo nach Girgenti reiste, sah er vom 
Wirthshause, wo er Mittags hielt, mehrere reisende Sicilianer 
-die Distelköpfe, die in unzähliger Menge auf einer verwil- 
derten Wiese emporragten und eben noch in Schossen und Auf- 
blühen waren, abhauen, schälen und essen. Er probirte es nun 
selbst und fand diese geschälten Sprossen zart und süsslich, so 
<lass sie nach unserer Salatzurichtung denSpargeln sehr ähnlich 
gewesen wären. Der Veturino raufte PuflFbohnen und ver- 
theilte sie als grosse Delikatesse. Er selbst verzehrte einen 
rohen Kohlrabi, wie wir einen Apfel verzehren würden. 

Über Träume. Wolf erinnert sich nie geträumt zu haben. 
Auch kann er schlafen, wann und wie lange er will. Den 
traumlosen Schlaf erklärt auch Goethe für den erquickendsten. 
Ooethe erzählt einen sehr scharfsinnigen philosophischen 
Traum, den er in verflossener Nacht gehabt habe«. 

Ein Commentar zu dem Vorstehenden soll in keiner 
Weise versucht werden. Nur das speciell Goethe Betreffende 
verdient eine Hervorhebung. Unter diesem ist zu nennen: 
die Ausführung über die griechische Tragödie, die mir ganz 
neu zu sein scheint, die Notiz über Reime und Träume. 
Wolfs Bemerkung, dass er nie träume »und dass in seinem 
Hause nicht geträumt werden dürfe«, wird durch Goethe be- 
zeugt (Riemer, Mittheilungen I, 268). Eine besondere Er- 
wähnung verdienen die beiden grossen Stellen über Goethes 
italienische Reise. Die eine über die Gerichtsverhandlung in 
Venedig ist eine weitere Ausführung mit vielen interessanten 
Einzelheiten zu dem Bericht der italienischen Reise »Venedig, 
3. October 1786a; die andere über die Distelköpfe und 
andere Pflanzen ist eine hübsche Ergänzung einer kurz ange- 
deuteten Notiz »Girgenti, 26. April 1787«. Die hier erwähnten 
Advocatenschriften , die Goethe, wie es oben S. 93 heisst, 
den Anwesenden vorzeigte, haben sich, wie mir auf An- 
fragen mitgetheilt wurde, weder im Goethe- u. Schiller- Archiv, 



96 Neue Mittheilungen. 



noch in Goethes Bibliothek (Goethe -National -Museum) zu 
Weimar, noch auch in der Sammlung der grossh. Universitäts- 
Bibliothek zu Jena vorgefunden. 

Auf die Mittheilung tlber das Gespräch bei Goethe folgen in 
dem Dresdener Manuscripte Aufzeichnungen über Wolfs Aufent- 
halt in Osterode, Notizen über Gespräche, die mit Verschiedenen 
geführt wurden, dann ein Blättchen mit Herders Bemerkungen; 
auf dieses folgt dann ein ziemlich vollgeschriebenes Blatt 
mit dem Titel nGcethes Blicke über die Sache Ai Nach dem 
Fundorte des Blättchens und wohl auch nach den darin ge- 
äusserten Gesinnungen möchte man auch diese Mittheilungen, 
die schwerlich Wolf, sondern Böttiger gegenüber gefallen 
sind, in die erste Hälfte 1795 verlegen, d. h. in die 2^it, 
da Goethe nur von den Prolegomena gehört, aber sich noch 
nicht in sie vertieft hatte und einstweilen von der darin ge- 
äusserten Ansicht wenig erbaut war. Ein besonderer Grund, 
diese Bemerkungen, wie Peters thut (a. a. O. S. 34 A.), auf 
den 29. Mai zu datiren, liegt nicht vor. Vielmehr ist es 
wahrscheinlicher, dass sowohl Goethes, wie Herders und 
Wielands Aeusserungen (alle gedruckt bei Peters S. 33—44) 
in die Zeit vor Wolfs Besuch in Halle fallen. Ein Stück der 
letzteren ist datirt 26. April. Es ist anzunehmen, dass alle 
diese Aeusserungen durch Böttiger Wolf zugänglich gemacht 
wurden ; bei denen Wielands ist es sicher, denn er begleitete 
sie mit ausführlichen Randglossen. Goethes »Blicke« nun, 
die zum Abdruck an dieser Stelle bestimmt, ja bereits abge^ 
setzt waren , aber entfernt werden mussten , da es mit den 
Grundsätzen des Goethe • Jahrbuchs unvereinbar ist, eine 
bereits anderwärts gedruckte Stelle nochmals zu bringen, 
verzeichnen die zwei scheinbarsten Widersprüche, i. Homer 
habe sich das Eigenthum früherer Sänger angeeignet, 2. seine 
Dichtung sei von späteren Rhapsoden zerrissen und von 
Solon wieder zusammengefügt worden. Goethe verspricht 
der Wolfschen Lehre, deren Ausspinnung er dem Umstände 
zuschrieb, dass W. öffentlicher Lehrer sei, besonderen Beifall 
bei den Theologen und polemisirt in einer überaus be-^ 
merkenswerthen Stelle als Dichter gegen das »heillose Be- 
ginnen des Critikers«; 

2. A. Hirt. 

Der Schreiber und Adressat der an zweiter Stelle mit- 
getheilten Briefe ist A. Hirt, ein bedeutender Kunstgelehrter 
und Schriftsteller 1759— 1836. (Für das Folgende vergl. 
Urlichs in A. D. B. XII. 477—479, Bursian, Geschichte der 
classischen Philologie 602 ff., Schriften der Goethe - Gesell- 
schaft Band V passim.) Nach einer tüchtigen vielseitigen^ 



Anmerkungen des Herausgebers. 97 

Vorbereitung in Frankreich und Wien begab sich Hirt 1782 
nach Italien und lebte jahrelang ununterbrochen in Rom. 
Dort lernte Goethe ihn ziemlich bald nach seiner Ankunft 
kennen, denn schon am 17. November 1786 nannte er ihn 
unter seinen »guten, trefflichen Begleitern« und empfahl ihn 
Wieland eindringlichst fttr dessen »Teutschen Merkur«, wo er 
das gesammte Kunstfach in Beiträgen der verschiedensten 
Art behandeln sollte. »Er ist im Werden, ein tüchtiger, 
treuer, fleis^ger Deutscher, der schon recht schöne historische 
Kenntnis von Rom und von der Kunst hat und seinen Ge- 
schmack im Umgange der Verständigen bildet«, so charakteri- 
sirte er ihn damals. Zu einer wirklichen Intimität kam es 
indessen nicht, obwohl sich Goethe gegen seinen Vorsatz 
durch Hirt bei dem Fürsten Lichtenstein einführen liess. 
Aber er war viel mit ihm zusammen. Der »neugebackene 
Antiquar« schleppte nach dem missmuthigen Ausdruck des 
Malers Müller, den Dichter wie »einen Staatsgefangenen« 
mit sich herum. Doch fehlte es schon damals nicht an 
Differenzen zwischen Goethe und dem Kunstgelehrten. Unter 
den wesentlichen war (vgl. Italienische Reise Nov. 1787 
Bericht) die eine, dass Hirt die griechische und römische 
Architektur von der nothwendigsten Holzconstruction ableitete, 
während Goethe mit Andern der Phantasie der Baukünstler 
Manches zuschreiben wollte ; die andere, dass Hirt den Grund 
der Schönheit ausschliesslich in das Charakteristische legte. 
Solche Differenzen hinderten Goethe nicht, den Archäologen 
nach seinem Werthe anzuerkennen ; vielmehr empfahl er ihn, 
der Dienste eingedenk, die er selbst von Hirt empfangen 
hatte, auch Herder als Cicerone: »Er ist ein Pedante, weiss 
aber viel.« Herder bediente sich seiner gern und lange, 
sprach sich günstig über ihn aus, lobte seine Entwickelung 
und den guten Humor, den Jener dadurch bewährte, dass 
er sich mancherlei von dem oft übellaunigen und zum 
Striegeln geneigten Reisenden gefallen liess, gerieth aber, 
wie dies bei Herder so oft der Fall war, im Verlaufe der 
Zeit auch mit ihm in ein bedenkliches Verhältniss. Dagegen 
blieb Hirt mit der Herzogin Anna Amalie und den Ihrigen, 
denen er gleichfalls von Goethe empfohlen war, dauernd in 
gutem Vernehmen, war ihnen von Nutzen und erfreute sich 
ihres Wohlwollens. Mit Einsiedel wurde er besonders gut 
bekannt und erschien auf seine Aufforderung bei den hohen 
Reisenden auch in Neapel. Auch mit früheren Genossen 
Goethes stand er weiter in Verbindung, einer von ihnen, 
Bury, malte sein Portrait. Schon bevor diese neue Beziehung 
zu den Weimarischen Pilgern sich knüpfte, hatte Hirt am 
23. August 1788 an Goethe geschrieben. Er versicherte 
ihn in diesem Briefe seiner Verehrung und setzte ihm, da 

GomB-jARftBOCR XV. 7 



98 Neue Mittheilukgen. 



offenbar die Empfehlung Goethes an Wieland nichts genützt 
hatte, seinen Plan auseinander, mit Moritz ein ausschliesslich 
Italien gewidmetes Kunstjoumal herauszugeben, das ja, wie 
bekannt, eine Zeit lang erschien. Ohne durch einen Brief 
Goethes ermuntert zu sein, schrieb Hirt aufs Neue (4. April 
1789) und kündigte bereits damals Bemerkungen über 
Laokoon an, in denen er, wie er meldete, Lessing wider- 
streite, Bemerkungen, denen er weder selbst noch Herder 
einstweilen vollkommene Billigung schenken könne. Einige 
Jahre stockte nun der Verkehr und kam erst wieder durch 
Goethes Verbindung mit Schiller in Fluss. Bei der Begrün- 
dung der »Hören« nämlich dachte Goethe, dem neuen Journal 
Hirts Thätigkeit in ähnlicher Weise zuzuwenden, wie er es 
bei dem Merkur vergeblich versucht hatte. Schiller drängte 
den Genossen, an Hirt zu schreiben (29. September 1794) 
und meldete gleichzeitig einem andern Vertrauten, dass Goethe 
einen Briefwechsel mit einem Freunde in Rom unterhalte, 
um immer das Neueste aus dem artistischen Fache in Italien 
zu erlangen. Ein Zeugniss eines solchen Verkehrs ist er- 
halten, ein Brief Hirts nämlich an Goethe vom 8. Juni 1 794, 
in dem er für das herzogliche Decret als Hofrath dankt und 
sich übrigens auf eine kurze an die Herzogin-Mutter geschickte 
Relation bezieht. (Möglicher Weise den späteren Hören- 
Beitrag.) Ueber seine sonstige Thätigkeit äussert er sich 
folgendermassen : »Meine Absicht ist kritische Geschichte. 
Ich suche daher auch meine so einfache Theorie über die 
Künste voranzuschieben. Diese liegt fertig, sowie auch die 
erste Epoche der Geschichte selbst, welche ich von der Mitte 
des 13. Jahrhunderts bis auf unsere Zeiten in 5 einteile. An 
der Geschichte der Architektur bei den Alten habe ich am 
meisten vorgearbeitet ; allein, da dieses Werk sehr viel Kupfer- 
platten erfordert, und die Auslagen für meine jetzigen Um- 
stände zu beträchtlich sind, hielt ich indessen damit inne.« 
Trotz dieses Verkehrs kündigte Goethe erst am 30. December 
1795 ^^^ Freunde an, dass er einen Beitrag Hirts zu er- 
halten hoffe und beeilte sich so wenig, diesen zu gewinnen, 
dass er erst durch Meyer zu erfahren suchte, was etwa von 
Hirts Beiträgen zu brauchen sei. (Januar 1796.) Dieser, 
durch den geschätzten Vermittler an ihn ergangenen Auf- 
forderung kam Hirt nun baldigst nach. Er sandte (Eingegangene 
Briefe XIII. 2. Quartalh. 1796), dankend für die durch Meyer 
erhaltene Aufforderung, einen Aufsatz über den »Emissär 
des Fucinischen Sees« und bemerkte, dass er die dazu ge- 
hörigen lateinischen Stellen übersetzt und eine verkleinerte 
Zeichnung beigelegt habe. Froh der gewordenen Aufforderung 
fragte er schon damals, unter Nennung einzelner Gegenstände 
an, ob fernere Beiträge willkommen seien. Er meldete ferner. 



Anmerkungen des Herausgebers. 99 

dass er während des vergangenen Winters der Fürstin von 
Dessau als Fuhrer gedient habe und gegenwärtig dieselben 
Dienste bei der Frau v. Rietz (bekannter unter dem Namen 
der Gräfin Lichtenau) verrichte. »Letztere«, so fuhr er fort, 
»zeiget gleichfalls viel Liebe fUr die Künste und machet an- 
sehnliche Empletten.« In demselben Briefe bewies er neben 
seinem künstlerischen sein literarisches Interesse dadurch, 
dass er seine Sehnsucht nach neuen Werken Goethes kund- 
gab, besonders nach Wilhelm Meister und Faust. Die von 
Hirt gesandten Aufsätze gingen zwischen den Freunden hin 
und her ; Goethe besorgte die für sie nöthigen Kupfer. 
(Schiller - Goethe Briefwechsel Juni bis August 1796.) Der 
eine Aufsatz erschien dann u. d. T. »Reise von Grotte Ferrata 
nach den fucinischen Seen und Monte Cassino im October 
1794 an die Herzogin Amalia von Sachsen-Weimara im 11. 
und 12. Stück des 2ten Jahrgangs der Hören. Heft 12 
zwischen S. 20 und 21 findet sich eine Kupfertafel in Lang- 
Folio, deren 9 Figuren auf der gegenüber befindlichen S. 20 
erklärt werden und zwar unter der Ueberschrift: »Erklärung 
der Risse von dem Emissär des Fucinischen See*S((. 

Unterdessen war auch Hirt, wie so viele andere deutsche 
Künstler und Kunstgelehrte aus Italien entflohen, um den 
Kriegsunruhen aus dem Wege zu gehen. Er reiste im Ge- 
folge der schon genannten Fürstin von Dessau und hatte die 
Absicht, von Wien auch nach Weimar zu kommen, erschien 
in Dresden, wo er durch seine wegwerfenden Urtheile über 
Bilder der alten Meister und durch seine Manie, Verstecktes 
aufzusuchen und als besonders werthvoll zu bezeichnen, dem 
guten Kömer schweres Aergerniss bereitete (G. J. VIII. 55). 
Zunächst ohne Weimar zu berühren, reiste er nach Berlin, 
wo er eine dauernde Heimath und eine ausgebreitete Thätig- 
keit als Professor und Mitglied der Academie fand und als 
Sachverständiger in vielen Kunst- und technischen Fragen 
gehört wurde. Von Berlin aus unternahm Hirt im Jahre 1797 
eine Reise nach Weimar. Sein dortiger Aufenthalt wird in 
den Annalen kurz berührt, im Tagebuch dagegen werden 
seine Besuche (28. Juni— 12. Juli 1797) genau erwähnt und 
als Gegenstände des Gesprächs »Kunsttheorie, seine archi- 
tektonischen Arbeiten« bezeichnet. Da auch Schiller den 
Berliner Gelehrten kennen lernte, so entspann sich zwischen den 
Freunden eine Correspondenz über den gelehrten Reisenden. 
Goethe ordnete seine Kenntnisse denen Böttigers unter und 
wollte von seinen ästhetischen Urtheilen nicht viel wissen, 
während Schiller diese Urtheile verständig fand und an eine 
starke Differenz zwischen ihm und den Weimarer Kunstfreunden 
nicht glauben wollte. Goethe erklärte ferner Hirts Abneigung 
gegen Michel Angelo für verkehrt und sprach schon damals 

7* 



100 Neue Mittheilukgen. 

(5. Juli 1797) den Satz aus, dass Hirt beschränkte und ein- 
seitige Prämissen als allgemeine voraussetze, einen Satz, den 
Riemer dann so formulirie (Gespräche II. Seite 280): »Seine 
Art zu disputiren war, dass er die widersprechende Meinung 
des Anderen zu seiner Prämisse machte und seine Conclusionen 
daraus zog.a Damals übergab Hirt den Versuch über das 
DKunstschönea Schiller, der im 7ten Stück des jten Hören- 
Bandes erschien (Hirt an Böttiger, 31. Okt. 1797, Handschr. 
d. kön. öff. Bibl. in Dresden, Böttiger-Briefe Bd. 87, wo Hirt 
den Aufsatz als eine Skizze, vor 6 Jahren geschrieben, be- 
zeichnet, als eine, welche die Herausgeber der Hören 
verantworten müssten), ferner seinen Aufsatz über Laokoon, 
der im 10. Stück desselben Bandes veröffentlicht wurde. 
Dieser Aufsatz, der in seinen Grundzügen wie wir sahen, 
einer frtlheren Epoche entstammte, wenn er auch damals 
neu bearbeitet worden sein mag, veranlasste Goethe gleich- 
falls, eine ältere Studie über dasselbe Thema hervorzusuchen. 
Die wesentliche Bedeutung der beiden Hirtschen Aufsätze 
besteht darin, dass in ausführlicher Darlegung als Haupt- 
grundsatz des Kunstschönen das Charakteristische erklärt 
wird, und dass grade die Beobachtung dieses Grundsatzes im 
Laokoon, dem Hirts Ansicht nach vollkommensten Kunstwerke, 
nachgewiesen werden sollte. Der Grundsatz selbst^ besonders 
die Bemerkung, dass Laokoon nicht mehr schreien könne, 
weil er bereits todt, und zwar an einem Schlagflusse gestorben 
sei, veranlasste die Brüder Schlegel zu einer heftigen Kritik 
in den »Fragmenten« (Athenäum 1. 2, 85 — 87), durch die 
gereizt, Hirt seinem Aufsatze einen Nachtrag folgen Hess» 
der aber für die Hören zu spät kam (Goethe an Schiller 
17. Januar 1798). Infolgedessen erschien er in dem »Ber- 
linischen Archive der Zeit und ihres Geschmacks« (1798 Band II. 
437 ff.) u. d. T, »Ueber die Charakteristik als Hauptgrund- 
satz der bildenden Künste bei den Alten.« In diesem Auf- 
satze fasste Hirt seine Anschauung in folgendem Satze zu- 
sammen: »Es giebt nicht nur keine charakterlose Schönheit, 
sondern Charakteristik, individuelle Bedeutung giebt allein 
Kunstschönheit«. Diesen wiederholt vorgetragenen An- 
schauungen gegenüber empfand Goethe das Bedürfniss, seine 
abweichenden Ansichten, die in dem bereits erwähnten Auf- 
satze niedergelegt waren, auszusprechen; da die »Hören« 
nicht mehr erschienen, so veröffentlichte er seinen nur theil- 
weise nach dem alten Material, mehr auf Grund der neu- 
gewonnenen Kunstanschauungen bearbeiteten Au^tz über 
Laokoon (Hempel 28, Seite 17 ff.) in den neubegründeten 
»Propyläen«, die das Credo der Weimarer Kunstfreunde der 
Welt bekannt machen sollten. Der Aufsatz polemisirte zwar 
icht ausdrücklich gegen Hirt, gab sich jedoch als gegen- 



Anmerkungen des Herausgebers. 10 I 



sätzlich dadurch zu erkennen, dass er Ideal, Anmuth und 
Schönheit als die von einem Kunstwerke zu fordernden Haupt- 
bedingungen besonders betonte. 

Auf diesen Aufsatz weist der erste Brief Hirts hin, offenbar 
eine Antwort auf ein nicht erhaltenes Schreiben von Goethe 
an Hirt (vom 23. November 1797 W. A. Briefe XII, 471). Er 
beginnt mit einer oben ausgelassenen Bemerkung über ein 
an Goethe Ubersandtes Bildchen, dessen Landschaft und 
FigOrchen Hirt als das Eigenthum d. Domenichino erklärt 
und das er fUr zehn Friedrichsdors gekauft habe. Die Stelle 
ist nicht wieder abgedruckt, weil sie bereits Briefe XII. 455 ver- 
öffentlicht ist. DerKauf geschah in Goethes Auftrage. Goethes 
Bestellung geschah in dem nicht erhaltenen aber durch die 
Aufnahme in das Briefverzeichniss (W. A. Briefe XII. 465) 
bezeugten nach Dessau gerichteten Briefe vom 28. Aug. 1797. 
Am 12. Dez. 1797 schrieb Hirt an Böttiger: »Mich freut es, 
dass Goethe mit dem Bildchen zufrieden ist; es ist mehr für 
den Kenner und überhaupt für einen, der mehr in das Ganze 
der Kunstgeschichte eingeweiht, als für den blossen Liebhaber.« 
(Vgl. von der Hellens Anmerkung zu Briefe XIII. No. 3725.) 
Die neue 2^itschrift, deren Prospect er übersandte, ist viel- 
leicht das »Lyceum der schönen Künste«. 

Der Brief ist bald nach dem Regierungsantritt Friedrich 
Wilhelms III. geschrieben. Das Interesse, das man an dem 
neuen Könige nahm, dem Gentz seinen offenen Brief (April 
1797) widmete, spricht sich deutlich darin aus. Bothe ist 
offenbar F. H. Bothe (vgl. Voss. Ztg. 31. Juli 1892), der 
bekannte Uebersetzer 1771 — 1855 vgl. A. D. B. III. 196 ff. 
Süvern brachte sich später durch seine Abhandlung über 
Wallenstein dem Weimarer Kreise in empfehlendste Erinnerung. 

Kurze Zeit später (31. Januar 1798) theilteHirt in einem 
Briefchen, in dem er auch den Dichter von Brinckmann nach 
Weimar empfahl und ausserdem meldete, dass der Architect 
Glatz zur Dekoration des Schlosses bereit sei und nähere 
Bestimmung erwarte, eine kurze Notiz über seine Thätigkeit 
dem Weimarer l^reunde mit. »Sie erlauben mir beizusetzen, 
dass mir nebst zwei Andern die Neuorganisirung des Kunst- 
studiums sowohl der hiesigen Akademie, als der gesammten 
Provinzial-2^ichnungsschulen ist übertragen worden. Auch 
habe ich den individuellen Auftrag, die Risse ftlr ein zu 
errichtendes Museum, worin alle Kunstwerke des königlichen 
Hauses sollen gesammelt werden, zu entwerfen« Sie sehen 
hieraus, dass unser neuer König keineswegs abgeneigt bt, 
die Aufnahme der Kunst in seinen Landen zu befördern«. 
Beiläufig mag bemerkt werden, dass das G. St. Archiv in 
Berlin (R 76, Cur. d. Ac. II. 13, Archiv III. Abth. 62) das 
grosse Gutachten Hirts über die Errichtung eines königlichen 



102 Neue Mittheilungen. 



Museums der Antiken und einer königl. Gemäldegallerie vom 
22. Sept. 1798 verwahrt. Es mag genügen daraufhinzuweisen, 
da eine anderweitige Verwerthung des merkwürdigen Acten- 
stücks wohl in Aussicht steht. — 

Dieser Brief Hirts kreuzte sich mit dem Goethes vom 
I. Februar 1798. Das unter No. 10 oben S. 66ff. mitgetheilte 
Bruchstück stammt nicht aus dem Goethe- u. Schiller- Archiv, 
sondern aus d. k. öff. Elibliothek in Dresden, deren Direciion 
ich für die mir gütig gewährte Erlaubniss der Benutzung 
ihrer Schätze besten Dank sage. Das Bruchstück steht 
in einem Briefe Hirts an Böttiger (24. November 1798). 
Der Brief mit dem Datum 30. Januar ist, wie mir E. 
V. d. Hellen mittheilt, nach dem Concept, Briefe XIII. 44 ff. 
gedruckt. Dort lautete S. 46 , 3 — 5 die Stelle über 
Laokoon ganz anders. Der übrige Theil des Briefes bildet, 
wie Hellen in den Anmerkungen näher ausführt, eine 
Antwort auf Hirts Schreiben 2. December 1797. Schon am 
10. Februar 1798 (an Böttiger) hatte er erwähnt, dass er einen 
Brief Goethes erhalten habe. Am 17. August kam Hirt aufs 
Neue darauf zurück und schrieb : »Was macht Goethe ? Es 
sollte mir leid thun, wenn er wegen unseren unbedeutenden 
Differenzien üblen Humors gewesen wäre und Sie denselben 
meinetwegen hätten empfinden müssen. . . Wissen Sie nicht 
ob Goethe wirklich noch an einem Laokoon arbeitet?« Hirt 
wollte seine Antwort auf den Schlegelschen Angriff im Merkur 
abgedruckt sehen, erhielt ihn aber von Böttiger zurück. Erst 
am 24. November 1798 konnte er melden, dass er die »Pro- 
pyläen« erhalten habe. Er hoffte auf das Gedeihen der Zeit- 
schrift und war geneigt daran mitzuarbeiten. Ueber einzelne 
Aufsätze der Zeitschrift äusserte er sich z. B. 11. April 1799: 
»Goethes Zusätze zu Diderot sind sehr schön geschrieben; aber 
wahrscheinlich ftlr wenige Leser interessant und verständlich.« 

Zu erwähnen ist ferner, dass Hirt auf Goethes Laokoon- 
Aufsatz antwortete (vielleicht ist das die bei Böttiger, Litt. 
Zust. II. 129 A. erwähnte Abhandlung). Diese Antwort, von der 
ich nicht sagen kann, ob sie gedruckt ist, ist als Handschrift 
erhalten (Dresd. Bibl., Briefe an Böttiger, Bd. 88). Sie führt 
den Titel: »Bemerkungen zu einem Aufsatze über Laokoon.« 
Hirt geht die 6 von Goethe statuirten Erfordernisse für ein 
vollkommenes Kunstwerk durch und schliesst diesen ersten 
Theil seines Aufsatzes — der zweite Theil handelt über die 
Laokoongruppe selbst — mit den Sätzen : »Auch ich erkenne 
diese Erfordernisse an, doch nicht ohne folgende Anmerkung: 
Ein jedes Kunstobject drehet sich um einen festen Punkt, der 
im Werke anschaulich gemacht werden muss. Die Deutlich- 
machung oder Charakterisirung dieses Punktes gibt dann die 
Regel an, den richtigsten Moment der Darstellung auszuheben. 



Anmerkungen des Herausgebers. 105 

Die Stellung der körperlichen Formen und der Ausdruck 
müssen diesen Moment charakteristisch begleiten. Körperliche 
Anmuth und geistige Schönheit können Resultate davon sein. 
Aber diese können niemals auf Unkosten der Charakteristik 
der Bewegung und des Ausdrucks herbeigebracht und ich 
kann beisetzen, nie anders als wenn sie wirklich charakteristisch 
sind, als solche empfunden und beurtheilt werden.« 

Während Hirt so von seiner Thätigkeit Gutes zu melden 
bestrebt war, bereitete sich in Weimar ein entscheidender 
Schlag gegen ihn vor. In der von Goethe verfassten Kunst - 
novelle »Der Sammler und die Seinigen« wurde Hirt (Briefs) 
in der Person des Charakteristikers arg mitgenommen, der 
diesen seinen Grundsatz vom Charakteristischen im Gegen- 
satze zum Schönen gegen »ich« und den »Philosophen«, d. h. 
gegen Goethe und Schiller, geistreich aber einseitig vertheidigte. 
Darauf folgte ein Brief Hirts (Nr. 11), in dessen ungedruckten 
Stellen der Briefschreiber ein paar architektonische Arbeiten 
durch Legationsrath Weyland überschickte, mittheilte, dass er 
eine kleine Reise nach Braunschweig, Hannover und Helmstedt 
gemacht habe, und berichtete, dass ihm 300—400 Gemmen zunv 
Ankauf angeboten seien, die zwar keinen besonderen Kunst- 
werth, aber grosse »Wichtigkeit für die Erudition« besässen^ 

Von seiner Absicht, an Goethe über die Kunstnovelle- 
zu schreiben, meldete Hirt dem Freunde Böttiger am 27. Juli 
1799. In demselben Briefe schrieb er: »Noch las ich nichts 
als den Kunstroman, der mich auch zuförderst mehr angehet», 
als ich erwartete. Ich musste lachen, dass ich das wirklich 
erfolgt sehe, was ich schon lange instinctmässig schloss,. 
nämlich, dass ich die Schlegels als blosse Colporteurs ansah» 
Zugleich hätte aber auch dieser Aufsatz nicht bequemer 
kommen können. Ich habe wirklich schon über 30 Briefe 
über diese Materie geschrieben, die an Fernow gerichtet sind. 
Die Veranlassung hiezu ist einer seiner Aufsätze in d. Merkur, 
Nov. 1797 und sein neuester im Aprilstück des deutschen 
Magazins. Ich suche die Materie noch einmal von Kopf 
bis zu Fuss zu behandeln im friedlichen Ton versteht sich, 
um zu sehen, ob ich mich mit den Schönheitlern werde ver- 
ständigen können. Ich kann jetzt glauben, dass Sie damals, 
als Sie meine erste Antwort übergaben, nicht gerne gesehen 
wurden. Allein es gehört Erfahrung zu Allem. Der höhere 
Arm hat nun die Schlegels gerettet und wahrscheinlich wird 
die künftige Recension der Propyläen in der A. L. Z. mich 
das näher fühlen lassen.« In demselben Frondeurtone heisst 
es dann am 15. Aug. 1799: »Ich werde wie Sie Goethe 
immer ehren, und auch seine guten moralischen Seiten nie 
verkennen , doch nicht auf Unkosten dessen , was ich aus 
besserer Überzeugung als wahr annehmen muss.« Auf den 



104 Neue Mittheilungen. 



Brief vom 22. Aug. 1799 antwortete Goethe am 4. No- 
vember 1799. 

In diesem Briefe (W. A, Bd. XIV. S. 214/5, aus dem 
Goethe- u. Schiller- Archiv mir im Correctur-Abzug mitgetheilt) 
ist der Ton doch weit freundlicher, als man nach den gleich 
mitzutheilenden kühlen Aeusserungen an Böttiger erwarten 
möchte. Aus den unten folgenden Worten sollte man an- 
nehmen, dass auch bei diesem Briefe der abgesendete nicht 
dem concipirten entsprach. Goethes Aeusserung: »unsere 
Propyläen ... in welchen wir nicht aufhören werden , auf 
solide Kunst zu dringen«, deckt sich nicht völlig mit der von 
Hirt angeführten. Hirt nämlich berichtet über diesen Brief 
an Böttiger (8. März 1800) Folgendes: »Von Goethe 
habe ich damals auf meine kleine Übersendung einen höf- 
lichen Brief gehabt: aber von den Papieren, welche er von 
Ihnen verlangen sollte, sagte er nicht ein Wort. Über unsern 
Streit schreibet er gelassen, und scheinet es als eine grosse 
Nebensache zu behandeln. Übrigens obwohl ich wohl ein 
Alphabet hierüber zusammengeschrieben habe, werde ich doch 
nichts für jezt bekannt machen. Kommt Zeit, kommt Rathl 
Übrigens ist das Betragen gegen Sie die lezte der Schwach- 
heiten eines grossen Mannes. Er sagte mir, dass er mit allem 
Ernst und Kraft die Propyläen fortsetzen werde. Die ge- 
gebenen Proben von Mahomet sind vortrefflich. — Übrigens 
schwimmen die Aufsätze in dieser Zeitschrift bis jezt noch 
in der allgemeinen Oberflächlichkeit umher, und wenn sich 
die Herrn Verfasser auch im Innern der Propyläen zu seyn 
wähnen, so halten sie wenigstens ihre Leser als ungeweihte 
biss jetzt unter der Traufe. Ich bin zwar nicht der Meinung 
der Ramdohrschen Kritik, in d. a. d. B. — aber ich bin 
ihres Aesthetisirens müde, oder wünsche wenigstens, dass ihre 
Ideen deutlicher gegeben würden. Die Ideen schweben immer 
im Nebel; und nicht jeder ist ein Oedipus, um Räthsel zu 
lösen.« 

Nicht unmittelbar auf diesen Brief, sondern auf einen 
weiteren vom i. August 1801, mit welchem Hirt, da er selbst 
nicht sammle, Goethe eine Bronce schickte, einen Aufsatz 
aus dem Baujoumal beilegte und gute Wünsche für die Pyr- 
monter Kur aussprach, nimmt Goethes Brief No. 12 Rücksicht. 
Gentz, der den Brief mitnahm, wird als Besorger dieses und 
mancher anderen nach Berlin bestimmten Briefe (Tagb. III. 43) 
genannt. Der von Goethe übersandte über die Kunstausstellung 
von 1801 handelnde Aufsatz ist wohl nur das »Verzeichniss- 
der ausgestellten Kunstwerke«, der angedeutete ausführlichere 
der bei Hempel 28. 784—86 auszugsweise gedruckte. 

Eine Reihe von Jahren stockte der Briefwechsel, wie es 
scheint, gänzlich, obwohl kaum anzunehmen ist, dass Hirt 



Anmerkungen des Herausgebers. 105 



auf das mitgetheilte Schreiben Goethes erst nach Jahren ge- 
antwortet haben soll. Sein in Berlin 1805 erschienenes erstes 
Heft von dem »Bilderbuch für Mythologie, Archäologie und 
Kunsta gab den Anlass zu dem Briefe No. 13. Auch in diesem 
Buche suchte er, wie er in einer längeren gegen Böttiger 
gerichteten Auseinandersetzung darthat, seine alte These zu 
verfechten ; er wollte zeigen, dass bei der grossen Verschieden- 
heit der Götterideale, wovon jedes ein Höchstes und Schönstes 
darstellt. Alles auf individuelles Andeuten und Charakterisiren 
ankomme. Goethe nahm die Sendung freundlich auf, schon 
am 21. Mai 1805 kündigte er Eichstädt (Briefwechsel S. 127) 
eine Recension an, die im Intelligenz -Blatt der Jenaer 
Literatur-Zeitung vom 27. August 1805 erschien und bisher 
in Goethes Werken keinen Platz gefunden hat. (Weizsäcker, 
H. Meyers Schriften S. LXXXVI, erklärt sie für Meyers 
Eigenthum.) 

Die Ernennung Goethes zum Mitglied der Berliner 
Akademie der Wissenschaften, deren Verdienst Hirt sich zu- 
schrieb, war bisher unbekannt. Dass Goethe sie in den 
damaligen Briefen nicht erwähnte, erklärt sich daraus, dass 
die Zeit, in der die Mittheilung dieser Ehrenbezeigung an 
ihn gelangte, zu ernst war, um von solchen Dingen viel 
Aufbebens zu machen. Wenn er auch später darüber schwieg, 
so war das Schweigen mehr begründet in seiner Bescheidenheit, 
als etwa in einer Verachtung, die er gegen die neue Würde 
hegte. In den Akten der Berliner Akademie der Wissen- 
schaften finden sich nach freundlicher Mittheilung des Herrn 
Geh. R. Kunstmann folgende Vermerke: 

»Aus dem Protokoll der Sitzung der Gesammt-Akademie 
vom 24. Juli 1806: etc. etc. etc. et la Gasse des Belles-Lettres 
a propos^ pour Membres externes etc. Mr. de Goethe, Conseiller 
priv^ ä Weimar etc. etc. on les ballottera en 8 jours etc. etc. 

Aus dem Prot, der Gesammt-Akademie vom 7. August 
1806: etc. etc. On a agreg^ comme Membres externes Mrss. 
Cuvier, Banks, Hindenbourg, de Goethe, Zoega.« 

Das im Schiller- u. Goethe -Archiv aufbewahrte Diplom 
lautet folgendermassen : 

»Auspiciis Serenissimi ac Potentissimi Friederici Gu- 
lielmi III Regis Boruss. Elect. Brandenb. Duc. Supr. 

Siles. etc. Regiae Scient. et Litt. Acad. Boruss. Protectoris 
Clementissimi Virum Ulustrissimum suisque titulis conde- 
corandum Johannem Wolfgangium a Goethe In Regiam 
nostram Academiam, hoc Diplomate suscipimus. Eumque 
honore, privilegiis et beneficiis Academicorum ordini concessis 
Rite omamus. Cujus rei, ut plena fides existat. Ex decreto 



I06 Neue Mittheiluxgen. 



Academiae in Acto relato, Hasce Litteras sigillo publico et 
subscriptione consueta munitas Expediri jussimus. 
Berolini, die 3 Augusti anno 1806. 



Merian Bernoulli ( J v Borgstede v Castillena 




Der Dankbrief, den Goethe darauf an Hirt richtete, 
3. Nov. 1806 (erwähnt Strehlke S. 502, vgl. Goethe Tgb. III, 
178), ist im Goethe- u. Schiller- Archiv nicht erhalten. Im 
Adresskalender 1807, Berlin, bei Unger S. 59 wird Goethe 
unter den Ehrenmitgliedern der Akademie der Wissenschaften 
verzeichnet; ebenso Abhandlungen der Berliner Akademie, 
1804— 181 1, Berlin 1813, S. VII. 

Hirt vertrat in Berlin Goethes Partei und war nach 
Bendavids Zeugniss (G. J. X, 157) einer der Wenigen, »vor 
dem wegen seiner ungeheueren körperlichen Ueberlegenheit 
Merkel Respect hatte«. Trotzdem war Hirt gelegentlich Mit- 
arbeiter am »FreimUthigen«, wenn es auch sich in seinen 
bekanntesten Beiträgen nur darum handelte, falsche Auf- 
fassungen Böttigers über sein Hauptwerk zurückzuweisen. 
Das in den Briefen 6—8 erwähnte Werk Hirts ist die »Bau- 
kunst nach den Grundsätzen der Alten«, ein Werk, über das 
Goethe an Zelter schrieb: »Ich habe mich höchlich gefreut, 
ein so bedeutendes über aojähriges Unternehmen endlich 
glucklich geendigt zu sehen,« und über das er auch in den 
Annalen 1809 anerkennende Worte niederschrieb. An der 
letzteren Stelle sind auch zwei andere damals erschienene 
Abhandlungen Hirts über den Tempel Salomonis und über 
den der Diana von Ephesus kurz besprochen. — Das Ge- 
dicht, das Goethe damals übersandte, ist »Johanna Sebus«. 
Ob die hier angedeutete Zeichnung Hummels zu Stande ge- 
kommen ist, vermag ich nicht anzugeben. — Die Composition 
von Zelter (übrigens auch eine von Reichhardt) erschien im 
Jahre 1810. — J. A. Zoega 1755 — 1809 Hess damals sein in 
zwei Bänden vollendetes Werk erscheinen : »I bassirilievi antichi 
di Roma«. — Das Bild Burys befindet sich, wie ich einem 
freundlichen Nachweis von P. Seidel entnehme, nicht in den 
königl. Schlössern. »Ich glaube kaum,« schreibt der Ge- 
nannte, »dass mir eine solche lebensgrosse Darstellung der 
Königin Louise entgangen wäre. Das Inventar verzeichnet 
nur zwei Bilder von Bury, Königin Louise der Niederlande 
und die Copie der Sixtinischen Madonna nach Raphael.« — 
Ueber Zelters Aufnahme in die Akademie der Künste und 
seine dieser Aufnahme vorangegangene und unmittelbar 
folgende Thätigkeit haben neuerliche Mittheilungen E. Fried- 
länders in der Sonntagsbeilage der Vossischen Zeitung (Juli 



Anmerkukgen des Herausgebers. 107 

und Aug. 1893) Licht verbreitet. Goethe wurde übrigens 
nicht blos durch Hirt von diesem für seinen Freund wichtigen 
und ehrenvollen Ereigniss unterrichtet, sondern auch von 
W. V. Humboldt (2. Juni 1809, Briefw. S. 233), der den An- 
stoss zur ganzen Sache gab und durch Zelter selbst, der es, 
gleichfalls mit Hinweis auf Humboldt, am 11. Oct. nach 
Weimar berichtete (Briefw. I, 370 ff.). — Das Antwortschreiben 
Goethes auf unsem Brief ist das oben abgedruckte (No. 17, 
S. 76 ff.). Das Datum verdient, wie wir sehen, kein Frage- 
zeichen, mit dem es bei Strehlke II, 502 versehen ist. 

Aus den ferneren Jahren sind nur vereinzelte Zeichen 
des Verkehrs zu erwähnen. In dem Briefe an Böttiger 
(5. Oct. 1810) schrieb Hirt: »Ich bin jetzt erst dazu ge- 
kommen , das Goethesche Farbenwerk zu lesen. Noch bin 
ich nicht weiter als zu den chemischen Farben gekommen. 
Die Sache interessirt mich sehr und ich bin auf das Kom- 
mende sehr begierig. Er schreibt derb und wahrscheinlich 
nicht ohne Erfolg in mehr als einer Hinsicht.« Im Jahre 
181 7, bei Gelegenheit einer neuen, seiner letzten Reise nach 
Italien, besuchte Hirt Goethe in Weimar, wobei der Letztere 
constatirte, dass trotz der früher so lebhaft ausgesprochenen 
Gegensätze keine Differenz in den Gesprächen sich zeigte und 
den Grund für dieses merkwürdige Vorkommniss darin fand, 
»dass Hirt das beiderseitige Allgemeine auf sich beruhen 
Hess und sich an das Einzelne hielt, worin er Herr und 
Meister war, wo man seine Gedanken gern vernahm und 
ihnen mit Ueberzeugung beistimmte.« Eine Reihe von No- 
tizen aus den Briefen Zelters, des treuen, freilich nicht selten 
voreingenommenen Berichterstatters über Berliner Verhält- 
nisse, zeigen, dass dieser die Erinnerung an Hirt fernzuhalten 
suchte, aber gelegentlich durch Goethe zurückgewiesen 
werden musste. Goethe wünschte, dass sein Sohn August 
während seines Berliner Aufenthaltes Hirt besuchte. (Zelter, 
Goethe III, 14. Mai 1819.) Der Besuch konnte jedoch nicht 
ausgeführt werden, da Hirt verreist war. Vielleicht war das 
die Reise nach Dresden, über die Heinr. Meyer an Böttiger 
20. Juni 1819, Litt. Zust. II, 310, sich auslässt mit manchen 
spitzigen Bemerkungen, welche die feindselige Stimmung der 
Weimaraner gegen Hirt erkennen lassen. 1823 wird die 
von Hirt damals erschienene Schrift »Vertheidigung der 
griechischen Baukunst gegen Herrn Hübsch« erwähnt und 
als ein »trauriges Erzeugniss« charakterisirt. 1826 sandte 
2^1ter das Schriflchen Hirts »Die Brautschau, Zeichnung auf 
einem griechischen GefELss in einem Sendschreiben an den 
Grafen von Ingenheim, Berlin 1825« und bat um einen Wink 
über diese »Ariadne Cornuta«. (Der Adressat des Send- 
schreibens war der, in dessen Begleitung Hirt seine letzte 



Io8 Neue MnrHEituNGEN. 

Reise nach Italien gemacht hatte.) Hirt selbst schickte am 
3o. Juli 1837 die Schlussbäade seiner sGeschkhte der Bau- 
kunsts (der erste war bereits iSso erschienen), worauf 
Goethe mit dem Dankschreiben vom 13. August iSa; 
(Strehlke II. 501 irrthDmlich la. September) antwortete. In 
demselben Jahre bat Zelter {IV. 141) Goethe, ihm doch 
ein Wort aber die Copieen näich den alten pompeianischen 
Wandgemälden zu sagen, und ftlgte bei: »Hirt, der freilich 
Alles besser, wenigstens anders weiss, behauptete, die Originale 
hätten an sich keinen Werth«, wogegen Goethe diese Originale 
als »unschätzbare Documente des Alterthumso bezeichnete 
und dabei seiner 40jährigen Freundschaft mit Hirt »bei oft- 
maliger verschiedener Meinungtr gedachte. Auch den Wider- 
spruch, in welchem Hirt zu den von A. W. Schlegel 1827 
gehaltenen Vorlesungen über Architektur sUnd, erwähnt Zelter 
mit den boshaften Worten (IV. 333 u. 346): »Freund Hirt 
sitzt wie ein Athos, seinen Vitniv im.Schoosse, und, wie er 
sich erhebt, purzeln Städte über seine Lenden herab.« Schliess- 
lich giebt sich Zelter auch noch zum Colporteur des betssen- 
den Wolfschen Witzworts her (449): »Hirt sei zugleich der 
Ochs.a Zum letzten Male schrieb Hirt an Goethe den 10. Mai 
1830, und tibersandte mit diesem Briefe seine Schrift Über die 
Dresdner Gallerie. Ueber diese der DresdnerGallerie gewidmete 
Schrift bemerkt Hirt (aa Bttttiger ao. Sept. 1 839), dass er sie im 
Jahre 1819 geschrieben und zehn Jahre später mit Anmerkungen 
versehen habe. Damals hatte er noch keinen Verleger. Die 
Schrift erschien noch im Jahre 1S30. Hirt war damals, wie 
auch aus dem Tone und einzelnen Bemerkungen der Schrift 
hervorgeht, sehr erbittert. Trotz seiner vielfältigen Bemühungen 
um das Berliner Museum war er von der eigentlichen Ein- 
richtungscoromission ausgeschlossen worden (vgl. Eggers, 
Rauch und Goethe, S. 205). 

Goethe antwortete auf diesen letzten Brief mit dem 
G. J. V. 37 gedruckten Schreiben vom 37. Mai 1830. Würdiger 
als mit den Zelterschen Spässen schliesst mit diesem aner- 
kennenden Schreiben die fast 45jährige Verbindung beider 
Männer. 

Ludwig Geiger. 



n. Abhandlungen. 



Goethe und der Graf St. Leu. 



Bernhard Suphan. 



Ias die Verhältnisse mit Fürsten ihm theuer und 
wenh mache, sagt Goethe einmal, sei das Be- 
ständige und Beharrliche darin, wenn einmal ein 
Vertrauen entstanden. An ein Verhältniss dieser Art er- 
innert die Leser des Jahrbuchs ein Stück der Mittheilungen 
aus dem Goethe- und Schiller-Archiv, das Verzeichniss der 
Ouvrages poitiques de Goethe (S. 17—19), das der Dichter 
im August 182J für den Grafen St. Leu (Louis, König von 
Holland 1806— 1810) niedergeschrieben hat. Statt eines 
■Commentars dazu sollen hier, mit Benutzung werthvoUen 
ungedruckten Materials, die Beziehungen Goethes zu dem 
Empfänger im Zusammenhange dargestellt werden. 

Dem »grundedeln« Louis Bonaparte, 1806 — 1810 König 
von Holland, war Goethe innig zugeihan. Was er über 
ihn urtheilt und äussert, kommt aus dem Grunde des 
Herzens. Der Wärme und Zartheit seiner Mittheilungen 
fühlt man es an, dass er eine stärkere Sympathie wohl für 
keins der gekrönten Häupter empfunden hat, denen er im 
Lauf der Jahre nahe gekommen ist. Er hatte den »herr- 
lichen Mann« in dem Zeitpunkt kennen gelernt, »als er 
allem äusserüchen Gepränge entsagte, unu sein sittliches 
Zartgefühl, seine Neigung zu ästhetischen Arbeiten im 
Privatstande ungehindert weiter zu entwickeln trachtete.« 
{Ausg. I. H. 39, 247 f.) Im August 1810 zu Teplitz. Was 
joh. Falk über dieses erste Begegnen und Zusammensein 



112 Abhandlungek. 



in seinem bekannten Buchlein aufgezeichnet hat,' ist in 
iedem Zuge acht. Nach den zwei ersten Wochen des Ver- 
Icehrs schreibt Goethe mit Worten, wie sie nachmals Falk 
von ihm vernommen hat, venraulich an Knebel: »Sein 
Charakter ist eine höchst respectable Herzensgüte. . . Wenn 
man ihn genauer kennen lernt, so sieht man wohl, dass 
die Gründe seiner Abdication mit ihm geboren sind.« 
(30. August 1810.) 

Seit dieser Begegnung waren zwölf Sommer vergangen, 
da fühne die Kur noch ein Mal Beide zusammen. »Den 
Grafen von St. Leu, ehemaligen König von Holland, der 
im Vertrauen auf Marienbad von Florenz gekommen war^ 
traf ich, nach so vielen Jahren, wieder, wie ich ihn ver- 
lassen hatte, wohlwollend und zutraulich. Wie bedeutend 
ist nicht der Umgang mit einem solchen Manne, der als 
einer der wichtigsten Mitspieler des grossen Weltdramas, 
durch die Gewalt des Allherrschers auftrat, sodann abtrat 
seinem sittlichen Gefühl zu Folge! Damals, als er sich 
vom Throne flüchtete, war er mein Wandnachbar in Töplitz ; 
ich gewann seine Neigung, die er mir bis jetzt erhalten 
und diesmal erneut hat.« So schreibt Goethe am 9. Sep- 
tember 1823 an Marianne von Willemer. Er verschweigt 
ihr ein tieferes Herzenserlebniss; wir begreifen wohl, warum. 

Nennt man »Marienbad 1823«, so denken wir zuerst,, 
ja wohl ausschliesslich, an Ulrike von Levetzow, »die 
lieblichste der lieblichsten Gestalten.«* Sie füllt in unsrer 
Erinnerung diese Wochen aus, deren Lebensinhalt in der 
grossen poetischen Confession der »Trilogie der Leiden- 
schaft«, und zumal in der »Marienbader« Elegie geheimniss- 
voll offenbar dargelegt ist. Die Neigung des Dichters zu 
dem lieblichen Kmde erscheint in dem Gedichte selbst zu 
voller »Hingabe«, zu einem allbehcrrschenden Gefühl ge- 
steigert. Sie hat der warmen Freundschaft Goethes zu 
dem königlichen Manne, der ihm »die geborene Güte und 
Leutseligkeit«' war, keinen Eintrag gethan. Eine eigen- 
thümliche Fügung, dass sich neben die »Liebreizende« 
das Bild des »Entsagenden« stellt. 

»Graf von St. Leu war angekommen,« bemerkt das 
Tagebuch unter dem 22. Juli. Am 24. dann: »König: 
Louis, wie ich ihn noch immer gerne nennen mag, be- 
suchte mich, und was wahre Verhältnisse Schönes nahen,, 
es war immer das Alte, als wenn man sich gestern gesehn 



' Goethe aus näherem persönlichem Umgang dargestdtt, 1832.. 
S. 163 ff. Vel, Riemer, Mittheilungen I. 23. 

* G. V. Locper, Zu Goethes Gedichten »Trilogie der Leidenschaft.»- 
Jahrbuch 8, 165 ff. 3 Falk a. a. O. S. 164. 



Goethe ukd der Graf St. Leu. 113 



hätte.« Am 25. sendet Goethe, nach seiner Gewohnheit, 
Abschrift des Tagebuchs an seinen Sohn. In dem Begleit- 
brief dazu heisst es: »Und nun noch einen Auftrag. In 
meinem Schatzkästlein, Du weisst es, liegt ein Brief mit 
der Überschrift Au roi Louis, schicke mir diesen mit der 
nächsten Sendung hieher. Es ist wunderbar genug, dass 
ich dieses verjähne Document noch abgeben kann.« So 
ist es denn vormals Goethes Wunsch gewesen, der ersten 
Bekanntschaft eine Folge in brieflichem Verkehr zu geben. 
Die »Erinnerung an Teplitz« hielt er fest, und gerade in der 
Epoche der Entscheidung und des Glückwechsels, Herbst 1813, 
hat er in Treue des »würdigen Mannes« gedacht. 

Das Tagebuch von 1823 enthält weiterhin, ausser 
kurz notinen Besuchen, auch Angaben, die über ge- 
selligen Verkehr und Gedankenaustausch näheren Auf- 
schluss geben. 27. Juli: »Suchte nach Tische den Grafen 
St. Leu, der indessen auf die Terrasse gekommen war. 
(Auf der Terrasse wohnte die Familie Levetzow.^ Er 
ging mit mir aufs Zimmer. Wir sprachen über die Noth- 
wendigkeit des Reims in französischer Poesie, von der 
Möglicnkeit ihn abzuschaffen oder einzuschränken. Der- 
selbe schickte mir nachher einige Hefte, worin ich las.« 
I. August: »Abends auf der Promenade mit dem Grafen 
St. Leu viel auf und ab gegangen. Französisches Theater 
reihenweise durchgesprochen.« 8. August: »Gedichte des 
Grafen de St. Leu mundirt.« Das am 27. Juli verhandelte 
Thema hatte den Grafen lange .beschäftigt und es Hess 
ihn auch nachmals nicht los. Über die Frage: »Quelles 
sont les difficultis qui s'opposent i Tintroduction du 
rhythme des Grecs et des Latins dans la poisie fran^aise?« 
hatte er 1814 ^^^ Akademie eine Schrift eingereicht, die 
er später unter dem Titel Essai sur la versification er- 
weitene (Rom 1825. 26). Den Hauptinhalt dieses zwei- 
bändigen Werkes tasst die Nouvelle Biographie in den 
Sätzen zusammen: »L'auteur en supprimant la rime et 
conservant toutefois le mfeme nombre de syllabes et les 
m^mes cisures aux vers fran^ais, propose une distribution 
reguliere des accents, ce qui ferait des vers rhythmiques. 
II donne pour essais dans le möme ouvrage, Ruth et Noemi, 
opira en 2 actes, Lucrfece, tragidie en ß actes etc.« 

Lebendiger als die gescnäftsmässigen Berichte des 
Tagebuchs, die ihrer ganzen Natur nach den Gefühlston 
ausschliessen, sprechen die venraulichen Mittheilungen an 
die nächsten Angehörigen aus, was den Dichter innerlich 
bewegte. Gegen Ottilien erschliesst er sich am liebsten; 
ihr hat er auch, wenn auch zart umhüllend, von seiner 
Neigung zu Ulriken Kunde gegeben. Im Vorgefühl des 

Goktii£-Jauii»«cb XV. o 



114 Abhandlungen. 

Scheidens, kurz vor der Abreise der Levetzowschen Familie, 
schreibt er ihr (14. Aueust): »In wenig Tagen ist die 
belebte Terrasse zur vollkommenen Wüste geworden (d. h. 
wird geworden sein). Graf St. Leu wird mir die übrigen 
Tage des hiesigen Aufenthalts erheitern, angenehm und 
nützlich machen. Damit du aber siehst, was für ein grund- 
guter und anmuthiger Mann es ist, so send ich einige 
seiner Gedichte, die dich gewiss freuen werden; nur musst 
du sie nicht mit den energischen Productionen des eng- 
lischen Heros (Byron) vergleichen. Mir wenigstens haben 
sie in gegenwärtiger Stimmung einen wahrhaft elegischen 
Effekt gemacht. Um mehrere hab ich ihn noch ersucht, 
damit sich ein gewisser lyrischer Kreis bilde, der sich in 
sich selbst abschliesst und so manifestirt.« Vier Tage 
später: »So geh ich nun von Marienbad weg, das ich 
eigentlich ganz leer lasse. Nur diese zierliche Tonallmächtige 
(Madame Szymanowska) und den Grafen St. Leu noch 
hier wissend. Alles andere was mich leben machte ist 
geschieden.« Gleichzeitig an Eckermann: »Der Abschied 
von Marienbad giebt mancherley zu denken und zu thun, 
während man ein allzukurzes Verweilen mit vorzüglichen 
Menschen gar schmerzHch empfindet.« Das Tagebuch der 
letzten Woche bietet, ausser den Vermerken über die Nieder- 
schrift und Übersetzung des Verzeichnisses der Werke noch 
folgende Angaben: 16. August: »Königliche Gabe des 
Grafen.« iq. : »Kam der Graf selbst mit seinem Sohn und 
dessen Hofmeister.« Am 20. August Nachmittags ist Goethe 
abgereist. Vom 21. sind die Abschiedszeilen datirt, die er 
der Tabelle angefügt hat. 

Dies Schriftstück, in seiner tabellarischen Gestalt so 
unindividuell wie möglich, gewinnt nun doch ein persön- 
liches Aussehen und Wesen. Man wird den Goethischen 
»Euphemismus« nicht verkennen, der beim Epimenides den 
historischen Anlass, um nicht zu kränken, verschweigt, und 
wird m dem geflissentlich wiederholten hors des rfegles, selon 
les rfegles das freundwillige Eingehen auf die Betrachtungs- 
weise des verehrten Mannes wohl gewahren. »Er sieht 
seinem Bruder ähnlich genug«, hatte Goethe i8io an 
Knebel geschrieben, und wie hätte er nicht, da er mit ihm 
auf der Promenade das französische Theater reihenweise 
durchsprach, sich dabei seiner Unterhaltung mit dem Ge- 
waltigen erinnern sollen? »Vous n'fites pas si rigoureux 
que nous dans les rigles du thiätre.« — »Sire, les unitis 
chez nous ne sont pas essentielles.« Wenn Talleyrand 
(M^m. I, 427) zu trauen ist — - er steht hier mit der glaub- 
haften Goethischen Tradition wenigstens nicht im Wider- 
spruch — so war auch von diesem Gesichtspunkt aus in 



Goethe und der Graf St. Leu. I15 



Erfun der Gegenstand erörtert worden. Und schliesslich, 
wie hätte man über Faust einem hochgebildeten Franzosen 
in gedrängtester Kürze etwas Treffenderes sagen können, 
als die Tabelle in vier Worten sagt : »Tableau hasardi du 
monde et des moeurs«? 

Goethe hatte von König Louis* künstlerischen Anlagen 
und Einsichten keine geringe Meinung, und was er seiner 
Schwiegenochter darüber schreibt, ist durchaus nicht von 
einer vorübergehenden Stimmung eingegeben. Er betrachtete 
diese Gabe als ein Familienerbtheil der Bonapane. »Mit 
einem gewissen poetischen Talent waren die Söhne der 
Madame Lätitia allesamt ausgestattet,« äusserte er zu 
Eckennann (14. Februar 183 1), und rünmlich erwähnt er 
»das grosse epische Gedicht des grandiosen Lucians« 
(Werke l. H. 46, 175). Louis* schriftstellerische Thätipkeit 
hat er seit der ersten Bekanntschaft mit unablässiger Theil- 
nahme verfolgt. Im August 18 13 (Tagebuch vom 24. und 
30.) finden wir ihn beschäftigt mit der Leetüre seines 
Romans »Marie ou les peines de l'amour«. Welchen Ein- 
druck das Buch auf ihn gemacht hat, sagen uns zwei Zeilen 
seines poetischen Nachlasses (zur Zeit noch unveröffentlicht) : 

Die :(tuey Marien. 

Zwey Romane. 

Der hats den Engeln, der den Teufeln abgelauscht, 
Franzos und Deutscher haben die Rollen getauscht — 

denen Goethe selbst die Anmerkung beigiebt: 

»Marie, Roman. Amsterdam 1812 von Louis Bona- 

farte. Marie, oder die unglücklichen Folgen des ersten 
ehltritts. Dresden 1812.« Durch die Vergleichung mit 
dem unwürdigen Seitenstück hebt er den sittlichen Wenh 
hervor. An Knebel schreibt er im gleichen Sinne (30. Sep- 
tember): »Marie des Königs von Molland habe ich mit 
viel Antheil gelesen; seine schöne Seele verbreitet sich 
durch das Ganze und über das Ganze.« Das nämliche Unheil, 
nur im Ausdruck variirt, steht in einem Briefe an die Prin- 
zcss Friederike Caroline von Solms, die den König, wie 
Goethe selbst, seit dem Sommer 1810 kannte. Ihr sendet 
Goethe das Werk im Nov. 1813. »Gewiss macht es Höchst- 
<ienselben ein reines Vergnügen des würdigen Mannes zu 
gedenken, der die beyden Bände verfasst hat, sein edler Sinn 
drückt sich darin vollkommen aus und man versetzt sich 
dabey so gern in jene Tage, da man persönlich ein Zeuge 
so vieler sittlichen Vollkommenheit sein durfte.' Nicht als 



* G-J. I. 244; die Beziehung jetzt durch das Tagebuch, 17. Nov. 
festgestellt. 

8* 



Il6 Abhandlungen'. 



ein Dichterwerk schlechthin also wollte er den Roman em- 
pfehlen, aber als ein menschlich interessantes Buch, als Abbild 
der edeln Persönlichkeit des Verfassers. So hat auch Fouqut 
aufgefasst, was er im Spatherbst des Jahres Goethe sagen 
hone.* Um so mehr aber ist Goethe geneigt gewesen, Louis** 
lyrische Dichtungen anzuerkennen. In der Besprechung seines 
Ponräts von G?rard (1827, Ausg. 1. H. 39, 248), aus der 
ich im Eingang die schönen, Louis' Schicksal und Cha- 
rakter betreffenden Sätze angeführt habe, äussert er sich< 
so: »Über seine kleinen, höchst anmuthigen Gedichte, so^ 
wie über seine Tragödie Lucräia kam ich schon oft i» 
Versuchung einige Bemerkungen niederzuschreiben, aber 
die Furcht, ein mir so freundlich geschenktes Vertraue» 
zu verletzen, hielt mich ab, wie noch jetzt.« Die Ab- 
schriften der anvertrauten Gedichte, die Goethe am 
8. August 1823 in Marienbad anfenigen liess. haben sich, 
in seinem Nachlass bis jetzt nicht vorgefunden, und dic- 
Sammlungen, die Louis selbst veröffentlicht hat (Ödes. 
1813. Nouveau recueil de poisies, Florence 1828), sind 
mir nicht erreichbar. Man wünschte zu erfahren, was in» 
ihnen jenem Gefühl des Scheidens und Entsagens ent- 
snrochen, das in den Strophen »Aussöhnung« und dann ini 
der »Elegie« seinen ewigen Ausdruck fand, was also den> 
Dichter jenen »wahrhaft elegischen Effekt gemacht« und 
den Wunsch geregt hat, durch weitere poetische Con- 
fessionen des Königs den »lyrischen Kreis« abgeschlossen 
zu sehen. Die gleiche Regung, das ist klar , drängte in 
ihm selbst schon damals zu dichterischer uestalt, das> 
wunderbare Lied begann schon sich von seiner Seele ab- 
zulösen. Und während diese Blüthe sich still emporhebt^ 
macht der Dichter dem entsagungsseligen Manne, den 
allein in dem fröhlichen Geniessen und Treiben »das all- 

t gemeine Schicksal der Bezauberung nicht hatte hinreissen 
:önnen«, mit schlichten Worten das Bekenntniss, seine» 
Jahren sei es entsprechend, der Wissenschaft zu dienen- 
und dem holden Spiele der Musen zu entsagen. Dies wäre 
denn noch ein letztes persönliches Moment der merk- 
würdigen Urkunde, an welche die vorstehende Erörterung 
anknüpfte. 

' Fouqui, Goethe und Einer seiner Bewunderer. Berlin 1840. 
S. 32. Die Nouvelle Biographie, welche nur die Pariser Ausgaben 
(1808, 1814, 1815, 3 Vol.) aufzählt, enthält das Unheil: »ce ronian. 
ofTre une description fidde dts moeurs et des usages des Hollandais.«. 



^ 



Aus Victor Hehns Vorlesungen 
ÜBER Goethe. 



Allen Denjenigen, die Victor Hehn nur aus seinen 
n Büchern kannten, sind die Gedanken Über Goethe 
i eine Ueberraschung gewesen. 
Man war gewohnt, in ihm den Sprachforscher und Kullur- 
historiker, wohl auch den Ethnographen und den Naturforscher 
anzuerkennen, man bewunderte den gepflegten und vornehmen 
Stil seiner Bücher, aber seine ersten kleinen Abhandlungen 
aber Goethe waren, als er sie in den Grenzboten drucken 
Hess, den Meisten eine fast befremdliche Erscheinung. Es war 
als hatte ein Sprung in der Richtung seiner Studien statt- 
grfunden, wenngleich das überall aus dem vollen geschöpfte 
Unheil darauf hinwies, dass hier die Quintessenz völlig aus- 
gereifter, längst abgeschlossener Studien vorliege. 

Die Geschichte der deutschen Literatur aber war Hehns 
eigentliches Fach und seit jeher Goethe der Kern und Mittel- 
punkt seiner Studien. Nicht erst in den Jahren 1847 bis 1851, 
<ia er als Lector der deutschen Sprache und Literatur in 
Dorpat thstig war, sondern seit seinen JUnglingsjahren hat 
ihn Goethe begleitet, so dass, als die Verpflichtung an ihn 
herantrat, nunmehr auch als akademischer Lehrer zu wirken, 
im Wesentlichen das Fundament seiner ästhetischen und 
literarischen Ansichten bereits fest stand. Nur darf man nicht 
glauben, dass ihm seine Aufgabe leicht fiel. Es lag in Hehns 
Natur, jedes Problem so anzufassen, dass er sich keine 
Schwierigkeit desselben entgehen Hess, und dabei auch an 
die formelle Seite seiner Aufgabe den höchsten Maassstab zu 



Il8 Abhakdlukgen. 



legen. Hehn extemporirte nie. Wie er die meisten seiner 
Briefe zuerst in oft sorgfältig corrigirtero Concept entwarf, 
wie er seine Reisetagebticher zu völlig abgerundeten Dar- 
stellungen ausarbeitete, so schrieb er auch seine Collegien- 
hefte bis auf das letzte Wort nieder. Sie liegen bis auf einige 
Lticken vollständig vor uns. Was fehlt, hat die Petersburger 
Geheimpolizei aus unerfindlichen Gründen zurtickbehaJten. 
Vielleicht nur aus Nachlässigkeit. Die Papiere Hehns ruhten 
von 1857 bis 1874 in ihren Archiven und kamen erst in 
Hehns Hände, als er Russland für immer verlassen hatte. 

Dann dauerte es noch geraume Zeit, ehe er sich ent- 
schliessen konnte, jene Hefte aufzuschlagen. Er klagt selbst, 
dass eine weichliche Scheu ihn davon abgehalten habe. Es 
war dem Greise schmerzlich, den Blick in die zerstörte Jugend 
zurtlckzuwerfen, deren feuriger Schwung, deren Hoffnungen 
und Enttäuschungen so unendlich weit hinter einer kalten und 
immer einsameren Gegenwart lagen. 

Schliesslich hat er es doch gethan, und speciell die Ab- 
schnitte seiner Vorlesungen, welche Goethe betreffen, zeigen 
uns zahlreiche Correcturen, meist stilistische, in der klaren 
Handschrift des alten Hehn. Mehr noch als diese Thatsache 
beweist die Prüfung des Inhalts, der Vergleich mit den An- 
schauungen, die uns in den Gedanken über Goethe entgegen- 
traten, dass der Greis im Wesentlichen noch ganz ai^dem 
Boden der Anschauungen stand, die der 37jährige Docent 
in seinen Vorlesungen niedergelegt hatte. Und das mag dieser 
Veröffentlichung ziur Erklärung und zugleich zur Rechtfertigung 
dienen. Im Uebrigen wird der Inhalt ftlr sich selbst reden. 

Die Vorlesungen über Schiller und Goethe als L)rriker 
sind im i. Semester 1848 gehalten worden; ihnen ist das 
erste der mitgetheilten Bruchstücke entnommen. Die Vor- 
lesungen über Goethes Faust sind überhaupt nicht gehalten 
worden. Hehn hatte sie fertig ausgearbeitet, als ihn die 
russische Geheimpolizei aus Dorpat nach Petersburg entführte. 
Unter »Intermezzo«r (S. 131), (der Titel ist erst später mit 
Bleistift hinzugefügt), versteht Hehn eine Zwischenrede des 
Erklärers. 

Theodor Schiemakn. 




Aus Victor Hehns Vorlesükgen über Goethe. I19 

GEDICHTE. 

Die Harzreise im Winter. 

Zu diesem an sich dunklen, aber an den wundervollsten 
Einzelheiten überaus reichen Gedichte hat uns Goethe 
selbst in einer ausführlichen Erklärung den Schlüssel ge<- 
liefert. — Es war im Spätherbst oder Anfang des Wintere 
1777, da der Dichter den Ritt durch das Harzgebiree 
machte, dessen unmittelbar poetischer Abdruck dies uedicnt 
ist. Goethe y der schon berühmte Dichter, hatte, wie er 
selbst sagt, seit Erscheinen des Wenher, von Leidenden, 
Unglücklicnen , Sentimentalen manchen schriftlichen An- 
drang zu erdulden und so schrieb ihm von Wernigerode 
aus auch ein gewisser Plessing, legte ihm in ausführlichen 
Selbstgeständnissen seinen zerrissenen Gemüthszustand dar 
und forderte von dem Herzenskenner Rath und Hilfe. 
Goethe ging das innere Schicksal des Unglücklichen nahe: 
er wünschte ihn persönlich kennen zu lernen. Nach 
Weimar konnte er den jungen Mann nicht bescheiden, 
es musste also eine Gelegenheit gefunden werden, ihn zu 
besuchen. Diese bot sich aber nicht so leicht, denn Goethe 
befand sich damals in einer Art Hofgefangenschaft: der 
Herzog konnte ihn nicht entbehren, weaer bei Staats- 
geschälten, deren Goethe immer mehr aufgeladen wurden, 
noch bei rauschenden Vergnügungen : Goethe brachte fast 
Tag und Nacht bei dem Fürsten zu : im Strom der Festet- 
im Taumel des Uebermutbs, im Drang der Geschäfte und 
politischen Einrichtungen wurde nach den heimlichen 
Herzensbedürfoissen , nach dem stillen Dienst der Musen 
und des Genius nicht gefragt. Nun ereignete es sich, dass 
der Herzog in der genannten Jahreszeit eine grosse Jagd 
auf wilde Schweine beschloss, über deren Verwüstungen 
das Landvolk häufig Klage geführt hatte. Goethe durfte 
dabei nicht fehlen: er erbat sich aber, einen Umweg 
machen und etwas später dem Hauptzuge der Jagd sich 
anschUessen zu dürfen. Die Absicht bei diesem Umwege, 
bei diesem einsamen Ritt war eben der Besuch bei dem 
genannten Unglücklichen, der in Trübsinn und Selbstoual 
sich verzehne. Dazu kam noch ein anderer Zweck. Wie 
so vieles Andere, verlangte man von Goethe auchAntheil 
an den Bemühungen für Hebung des Bergbaues im Herzog- 
thum. Aber Goethe kannte den Bergbau nur im Allce- 
meinen: pun wollte er auf eben jener Reise durch Be- 
sichtigung der Harzgruben eine nänere Anschauung des- 
selben gewinnen. Auf diese gestützt, konnte er dann ein 
weiteres Studium der Bergwissenschaft vornehmen, denn 



1 20 Abhandlungen. 



bei seiner so ganzen, so ^sunden Natur blieb er einer 
anschauungslosen, abstracten Theorie immer unzugänglich. 
Es war rauher Winter, als er seinen Ritt begann; das 
Unternehmen war bedenklich. Aber gerade die Winter- 
natur reizte ihn damals am meisten; gerade die Gefahr, 
die einsame Verlassenheit auf rauhen Geoirgshöhen mitten 
in Schneestürmen, zog den glühenden, die Kraft des 
Genius und des Widerstandes in sich fühlenden Mann 
mächtig an. Der damals liebevolle Zustand seines Inneren 
(Goethes eigene Worte) trieb ihn unwiderstehlich zu der 
Bekanntschaft mit dem Leidenden, dem die schöne Welt 
wiederzugewinnen, der umschleierte Blick zu öffnen, dessen 
Herz durch freundliche Zuspräche zu erauicken war. 

Dies sind die Umstände und Veranlassungen zu der 
Harzreise. Man muss sie kennen, um in dem fragmen- 
tarischen, geheimnissvoll von Einem zum Andern hinüber- 
springenden Gedicht den Faden des Zusammenhanges sowie 
die Deutung der Einzelheiten zu gewinnen. Der Dichter 
schrieb hin, was ihm auf der Reise an Gedanken und 
Bildern wechselnd durch den Sinn gezogen. Die Leiden 
des Menschenherzens, die Scenen der Jagd, die sich vor 
ihm aufthuenden Anschauungen der Natur gehen durch- 
einander; des Dichters geistiger Blick weilt bald hier, bald 
dort ; eine plötzlich vor ihm geschehende Veränderung der 
Naturscenerie, ein zufälliges Begegniss unterbricht den 
Gedankengang. Der rauhen Wintergegend, dem Bewusst- 
sein der Gefahr, dem Andenken des zerstörten Menschen- 
lebens angemessen, liegt über dem ganzen Gedicht ein 
düstrer Ton, eine ernste Grösse; sonst aber herrscht die 
grösste zusammenhangslose Mannigfaltigkeit. Auch dies 
Gedicht ist eine Improvisation: es ist bald nach den 
empfangenen Eindrücken hingeworfen, der Zwang innerer 
Erregung trieb den bewegten, ganz erfüllten Dichter zu 
abgebrochenen Bekenntnissen und so gelangte das Produkt 
nicnt zu der idealen Läuterung, die nur ein freies künstleri- 
sches Bilden gewähren kann. Aber diesen Mangel ersetzt 
es durch desto grössere Energie und Frische alles Einzelnen. 
Die Naturbilder, die uns vorgeführt werden, treten flüchtig, 
aber mit plastischer Bestimmtheit und unwiderstehlicher 
Wirklichkeit vor uns hin. So wenn es heisst: Aber ab- 
seits wer ists? Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad. Hinter 
ihni schlagen u. s. w. Oder gleich am Anfang: Dem 
Geier gleicli, der auf schweren Morgenwolken u. s. w. Auch 
die Stellen, die das Schicksal des Herzens, Glück und Un- 

flück, Liebe und Menschenhass und die ewige überfliessende 
üUe von Genuss und Freude des Daseins gewähren soll 
und gewährt, behandeln — auch diese sind von der er- 



Aus Victor Hehns Vorlesungen über Goethe. 12 1 

habensten Phantasie und der weichsten Stimmung sanften 
Mitleids eineegeben. Wie in Wanderers Sturmlied der 
Genius und aie innere Lebenskraft es ist, die dem Wanderer 
allen Drang der Elemente überwinden hilft, so ist es hier 
die Liebe, die in des Dichters Seele wohnend ihm den 
Winter mit Grün schmückt, durch die Nächte ihm leuchtet, 
über grundlose Wege auf öden Gefilden ihn leitet ; die 
Liebe, die auf Flügeln des Sturmes ihn emporhebt, mit 
dem tausendfarbigen Morgen ihm ins Herz lacht, so dass 
seine freudigen Psalmen mit den Winterströmen vom Felsen 
stürzen. Zum Schluss hat der Dichter den Brocken er- 
reicht, jenen Gipfel, den mit Geisterreihen ahnende Völker 
kränzten. Die Lande liegen vor ihm, die Wolken unter 
ihm, von den Höhen ringsum gehen die Metall- und Wasser- 
adern aus, die die Reiche der Erde tränken, und wie das 
ehrwürdige Berghaupt »geheimnissvoll offenbar« über der 
erstaunten Welt schwebt, so strebt der Geist aus den 
Nebeln der Schwermuth und der Niederung alltäglichen 
Treibens, aufwärts zu idealen Höhen, von wo Alles zu 
schöner Harmonie sich ordnet und das Einzelne zum Ge- 
sammtbild aller Dinge sich zusammenschliesst. 

Seefahrt. 

Dies Gedicht ist eigentlich keine Ode, kein freier 
Gesang, aber es steht mit den schon besprochenen Oden 
ganz auf demselben geistigen Boden, wie wir gleich sehen 
werden: auch /örwW/ schliesst es sich ihnen darin an, dass 
es, ganz wie jene, zugleich individuell und allegorisch ist. 
Goethe selbst hat es unter die Oden eingereiht. Was die 
Form im engen Sinne anbelangt, nämlich Sprache und 
Metrum, so Rat das Gedicht grosse Verwandtschaft mit 
den elektrisirenden Liebesgedichten, die einige Jahre später 
entstanden, wie Morgenklage, Amor als Landschaftsmaler. 
Gleich diesen ist es in Trochäen geschrieben und auch 
hier findet sich die Wendung mit vorausgehendem Ver- 
bum vor. 

z. B. Ziehn die Segel, ziehn die hohen Wolken, 
Jauchzen an dem Ufer alle Freunde. 

Man könnte darum versucht sein, die »Seefahrt« in 
die 8oer Jahre herabzurücken, wenn nicht aus den Briefen 
Goethes hervorginge, dass es am ii. September 1776 ge- 
dichtet ist. Goethe legte es einem Briete an Merck von 
diesen Tagen bei, ebenso dem Briefe an Lavater vom 
16. Septenaoer desselben Jahres mit der eigenhändigen An- 
gabe Goethes: 11. Sept. Sieht man näher zu, so erinnert 
m der That Manches in dem Gedicht an die Fülle und 



122 Abhandlukgek. 



Kraft der Drangperiode z. B. manche kühne Zusammen- 
setzung: Die Sonne lockt mit Feuerliebe^ Reisefreuden 
wähnend wie des EinschifTsmorgens, oder der geniale 
Tropus und die Segel blüheti in dem Hauche, oder G>n- 
structionen wie: und dem Schlaf ent jauchzt uns der Matrose, 
mir Geduld und guten Muth er:(echettdi oder die kühne 
Auslassung des Pronomens: Es wird Kückkehrendem in 
unsem Armen Lieb und Preis dir — wo zugleich die kühne 
Nachsetzung des dir zu bemerken ist. Es ist darum das 
Gedicht ein sehr interessantes Document des Uebtrpangs 
eines DichtungsstiUs in den andern; die reine, ruhige, kühle 
Gestalt steht in antiker Weisheit schon d^ aber erst noch 
halb aufgetaucht aus dem genialen Naturalismus, noch 
durchglüht von dem Lebensfeuer der jugendlichen Phantasie. 
Was nun die in dem Gedicht vorgetragene sinnliche Er- 
zählung, die Fabel, betriflft, so ist diese wiederum voll 
selbständiger Wirklichkeit. Ein Schiffer harrt lange im 
Hafen auf günstigen Wind : sein Schiff steht befrachtet. 
Endlich bläht sich das Segel: die Freunde wünschen ihm 
schnelle glückliche Fahrt und hohe Güterfülle drüben. Der 
Morgen ist helle, jauchzend trennen sich die Reisenden von 
den Zurückbleibenden. Aber da kommen wechselnde Winde 
und der Schiffer sucht sie zu überlisten, indem er in schräger 
Fahrt dennoch dem Ziele zusteuert. Und es kommt auch 
der schreckliche Sturm und die erzürnten Wogen spielen 
mit dem Balle. Und bebend und nachklagend stehen die 
Freunde und die Lieben an dem Ufer: oer Schiffer aber 
steht männlich an dem Steuer, blickt herrschend in die 
grimme Tiefe und 

vertraut scheiternd oder landend seinen Göttern. 

Diese Schilderung ist reich an den lebendigsten kon- 
kreten Zügen, in denen sich die echte Dichterphantasie 
bewährt. So wenn es von dem Sturme heisst: 

»Aber aus der dumpfen grauen Feme u. s. w.« 

Hier ist sowohl der Naturvorgang als die menschliche 
Empfindung dabei aufs glücklichste getroffen, und eins durch 
das andre erklärt, eins in das andre ninübergeführt — worin 
Goethe besonders Meister ist. Auch die Stelle:* 

Aber gottgesandte Wechselwinde treiben u. s. w. 

malt die Sache aufs Anschaulichste, trotzdem, dass ein 
antiker Ausdruck, griechische Form die Worte bindet. 
Auch die Beschreibung des Harrens im Hafen, wo der 
Schiffer mit den Freunden sich Geduld erzecht, dann des 
Jauchzens und der rührigen Bewegung, vereinigt Wahrheit 
und Empfindung, naturtreue Zeichnung eines heutigen Hafen- 



Aus Victor Hehns Vorlesungen über Goethe. 123 



lebens mit naiven Zügen altgriechischer Sitten und Vor- 
stellungen — so dass die ganz ideale und doch ganz be- 
stimmte Physiognomie der Scene ebenso sehr auf Liverpool 
oder Marseille als auf das alte Korinth oder Syrakus passt. 
Hiermit ist aber die Bedeutung des Gedichtes noch nicht 
erschöpft. Offenbar ist es nämlich auch in allgemeinem, 
symbolischem Sinne zu fassen und enthält persönliche Ge- 
ständnisse und Lebenserfahrungen des Dichters. Der Schiffer 
auf dem Meer ist der Mensch, der sich auf die Reise des 
Lebens begiebt, ist Goethe und sein Schicksal. Goethe 
liebte es, in den ersten Jahren seines weimarischen Aufent- 
haltes, das brausende Leben, das ihn in Weimar umfing, 
mit den Wogen des Meeres zu vergleichen. Es stellte 
sich seine Empfindung wiederholt unter diesem Bilde dar. 
Dies lehren uns seine Briefe. So schreibt er von seinem 
Gartenhäuschen, in dem er zuweilen Momente der Einsam- 
keit fand, er befinde sich darin, wie im Schiff auf dem 
Meer. Noch näher an unser Gedicht schliesst sich eine 
Stelle in einem Briefe an Lavater vom Jahre 1776 (6. März): 
»Lieber Bruder, sei nur ruhig um mich — Verlass Dich — 
ich bin nun ganz eingeschifft auf der Woge der >Velt, 
voll entschlossen: zu entdecken, zu gewinnen, streiten, 
scheitern, oder auch mit voller Ladung in die Luft zu 
sprengen.« — Auch Goethe hatte lange im Hafen eelegen, 
im elterlichen Hause, auf günstigen Lebenswind noffend: 
da ward er in Weimar plötzlich mitten in das dichteste 
Getümmel versetzt und ward ein Spiel der Wellen und 
Stürme. Er schien seiner Bestimmung untreu. Die Freunde 
warnten, zürnten. In dem nichtigen Treiben des Hofes, 
in der ausgelassenen Zügellosigkeit gemeiner Alltagsgenüsse, 
schien sem Genius erloschen. 

Goethe selbst hatte Momente der eedanken vollen Selbst- 
besinnung, wo er über manche Thorheit trauerte, manche 
verlorene Stunde beklagte, dennoch aber Muth fasste. Gerade 
in jenem Taumel wara er reif, gerade die trockenen Staats- 
geschäfte wurden eine widerstrebende Realität, an der er 
sich bildete. Es war die Zeit innerer Selbstaroeit, in der 
er einen Charakter, eine Persönlichkeit und den hohen 
Kimststil erwarb. So konnte er auch jetzt noch seinem 
Zwecke treu bleiben : er steuerte auch seitwärts, die wechseln- 
den Winde überlistend, dem Ziele zu: lavirend, aber doch 
gefördert. Und sollte der Sturm sein Lebensfahrzeug fassen, 
so würde er die innere Zuversicht nicht aufgeben und 
scheiternd oder landend seinen Göttern vertrauen. So ist 
dies Gedicht eine Confession des Dichters, woran wir bei 
Goethe gewohnt sind, ein allgemeines Lebensbild, das jeden 
Menschen umschliesst und em ganz individuell schilderndes 



124 Abhakdlungen. 



Bild im Einzelnen, mit dem die Phantasie auch ohne jene 
Verallgemeinerung volle Nahrung erhält. Von der metri- 
schen Form habe ich schon gesagt, dass sie aus sechs 
fünffüssigen Trochäen besteht: hinzuzufügen ist nur noch, 
dass die Langzeile mitunter durch einen kurzen Vers von 
zwei Trochäen unterbrochen wird, der vortrefflich abschliesst 
und die Einschnitte der Erzählung bezeichnet. Das Gedicht 
erhält dadurch einen Ansatz zur Strophenform, aber auch 
nur einen Ansat:;^, Auch darin strebt es aus der Inhalts- 
fülle der Genialitätsenoche zu der Formenherrschaft, zu 
der antiken rhythmisclien Gebundenheit heraus, auch darin 
ein eigenthümlichcs Uebergangsgedicht. 

Ganymed. 

Von den noch übrigen Oden möchte ich diese, die 
im Jahr 1789 gedruckt ist, noch verhältnissmässig am 
frühesten setzen, vielleicht noch vor das Jahr 1780 oder 81. 
Die. Sprache ist noch so kühn, so gedrängt, die Empfin- 
dung noch so voll und überschwellend: Es ist noch nicht 
die ruhige ethische Erhabenheit, wie in den gleich nachher 
zu erwähnenden Oden. 

Die Grundquelle, aus der diese Ode geflossen ist, ist 
das Gefühl des Frühlingsmorgens. Der hrühlingsmorgen 
lacht, glüht, klingt in der mächtigsten Unmittelbarkeit in 
dem Gedichte, mit seinem unergründlichen Himmelsblau, 
mit seiner Liebeswonne und ewigen Wärme, mit den nebel- 
erfüllten Thälern, den aus der Nacht herüberreichenden 
Rufen der Nachtigall, mit dem allseitigen Glanz seiner 
Blumen, Gräser und Lichter. Es ist die Öde des Morgens, 
wie umgekehrt die berühmte Stelle im Faust, wo Faust 
der sinkenden Sonne nachsieht, ein ewiger locus classicus 
für die Abendempfindung bleiben wnrd. Die Sehnsucht, 
die den phantasievollen Menschen ergreift, wenn er in den 
blauen Morgenhimmel die Blicke senlct, jene Sehnsucht im 
Aether sich zu baden, aufwärts :^u strehen und :^u schweben, 
erfüllt dieses Gedicht, wie jene andere mehr elegisch w^eiche 
Sehnsucht, auf Flügeln der Sonne nachziehen zu dürfen, 
die erwähnte Stelle im Faust. Goethe erkannte dies 
Morgengefühl mit tiefem Sinne in dem griechischen Mythus 
von Ganymed wieder, der als schöner Jüngling auf einem 
blumigen Hügel des Ida ausgestreckt liegt und hinauf- 
getragen wird in den hohen Göttersitz. So spielt Mythus 
und Naturschwärmerei in dem Gedicht durchemander. Es 
ist ein religiöser Hymnus, der die Schönheit der Natur und 
die brennende, dürstende Liebe zu ihr verherrlicht und in 
den Himmelsräumen von einer seligen Vereinigung mit 



Aus Victor Hehxs Vorlesungen über Goethe. 125 

dem Naturleben träumt. Der Frühling glüht wie ein Ge- 
liebter die Seele an, an das schmachtende Herz drängen 
sich seine Blumen und sein Gras, ein liebliches Lüftchen 
kühlt den Durst des Busens, lieoend ruft die Nachtigall 
den sehnend begeisterten Träumer: ich komme, erwidert 
er. ich komme. Aber wohin, fügt er sich besinnend hinzu, 
ach wohin? Und da neigt sich die Wolke zu dem Lie- 
benden herab, trägt ihn aufwärts und umfangend umfangen 
fühlt er sich an dem Busen des allliebenden Vaters. Goethe 
hat gewnss kein Gedicht geschrieben, in dem die Macht 
der Phantasie und die Tiefe der Empfindung, die ewige 
Wahrheit der Naturstimmung und der Seelenstimmung zu 
so ergreifendem Einklang verbunden erscheinen. Auch der 
freie Rhythmus schliesst sich in der Ode, ziigleich kunstvoll 
und absichtslos mit der nachgiebigsten Freiheit an das 
jedesmalige Gefühl an. 

Gesang der Geister über den Wassern. 

Dass in dieser Ode das Wasser als Symbol der 
Menschenseele gilt, sagt der Dichter ausdrücklich gleich 
am Anfange und darauf am Schlüsse, während in den 
früher besprochenen Oden die allgemeine Bedeutung theils 
nur angedeutet oder dem Leser überlassen war, theils auch 
beide Auffassungsweisen leise durcheinander spielten. In 
der Ode Mahomet haben wir den Wasserstrom in Parallele 
mit dem Lebenslauf eines grossen Menschen gefunden: 
hier werden die verschiedenen Stimmungen und Gemüths- 
zustände und Geistesstufen unter dem Bilde der wechselnden 
Formen des Wassers angeschaut. Wie das Wasser in 
ewigem Steigen und Niederfallen zwischen Himmel und 
Erde hin- und herschwebt, so die Menschenseele zwischen 
Realem und Idealem, zwischen Nothdurft und Begeisterung, 
zwischen Gemeinem und Ewigem, oder wie man die Gegen- 
sätze sonst fassen will. Und wie das fliessende Element, 
von Klippen im Sturz aufgehalten, unmuthig zischt und 
schäumt, dann im Wiesenthaie ruhig sich ausbreitend den 
Mond und die Gestirne spiegelt, so regen heftige Leiden- 
schaften die Seele in trüber Verworrenheit auf, oder mit 
klarer Harmonie nimmt sie die Bilder der Welt und die 
ewigen himmlischen Ideen in sich auf. Jene Klippen sind 
dann die Hindernisse, an denen der begehrende Wille zer- 
splittert. Oft ist es dem Menschen gegeben, in seiner 
raschen Entfaltung, dem eigenen Zuge seiner Bestimmung 
folgen zu können, gleich wie der Wasserstrahl lieblich die 

Slatte Felswand hinabrauscht, in einem Dunstschleier über 
er Tiefe schwebt und sich leisrauschend in diese ver- 



1 26 Abhandlungen. 



liert. Und endlich — wie die Welle ein Spiel des Windes 
ist und oft vom Sturm bis zum Grunde aufgewühlt wird, 
so ist die weiche, flüssige Menschenseele ein Spiel des 
Schicksals, das sie oft leise bewegt, oft bis in die Tiefe 
erschütten. Diese Analogien sind von dem Dichter auch 
in diesem hellen Gedicht nicht auf Kosten des sinnlichen 
Bildes geltend gemacht, sondern auch hier hat dieses, 
d. h. die gan:(e Naiureikenheit des Wasserelementes von 
der Phantasie eine volle Wirklichkeit erlangt und während 
wir gedankenvoll den Schicksalen des menschlichen Innern 
nachsinnen, vollziehen sich vor unserer Anschauung, vor 
unserem inneren Auge und Ohr die Metamorphosen des 
feuchten Elementes. Jene Durchdringung des Ethisch- 
Metaphysischen mit der Anschauung der sinnlichen Natur 
wird durch die Ueberschrift : Gesang der Geister über den 
Wassern dann noch in die Dämmerung des Erhabenen er- 
hoben, in ein religiöses Gebiet geisterhafter Naturmystik, 
in ein Gebiet, wo die geistige und sinnliche Welt, die das 
verständige Bewusstsein getrennt hält, in eine totale Ein- 
heit zusammenfliessen. EHe rhvthmiscne Form dieser Ode 
nähert sich • der Regelmässigkeit mehr als die früheren 
Jugendgedichte, es sind kurze, leichte, meist daktylische 
Zeilen (katalektisch-daktylische Dimeter). 

Grenzen der Menschheit. 

Es ist dies Gedicht ein vorzugsweise religiöser Hymnus, 
dessen Grundgefühl Ehrfurcht und Demuth ist. Der ge- 
waltigen Naturmacht des Ungewitters gegenüber fühlt sich 
der Dichter wie ein Kind vor dem uralten ehrwürdigen 
Ahnherrn, der mit gelassenem Ernst des Kindes zappelnde 
Leidenschaft zum Schweigen bringt. Ich küsse, ruft er, 
den letzten Saum seines Kleides, kindliche Schauer treu in 
der Brust. Die Schranken der irdischen Existenz kommen 
ihm zum Bewusstsein. Ein endliches Wesen, wie der 
Mensch, schwebt ewig zwischen Ideal und Wirklichkeit: 
fliegt er dem ersteren nach, so geht ihm der feste Boden 
concreter Bestimmtheit und realer Bedingungen verloren, 
hält er sich an die letztere, so hat er eine starke Stütze, 
aber er ist beschränkt und gemein, ein enggebundenes Natur- 
wesen, und nur den Göttern ist es gegeben, jene geistigen 
Pole zu vereinigen. Dieser Gedanke erscheint dem Dichter 
in schönen Budern. Hebt er sich aufwärts u. s. w. 
(Idealismus) und: Steht er mit festen markigen Knochen 
{Realismus). Auch das, fährt er fort, unterscheidet den 
Menschen von den Göttern, dass wir in dem Fluss der 
Zät mitbegriffen sind, dass uns die Welle des Lebens eine 



Aus Victor Hehns Vorlesungen über Goethe. 127 



Weile hebt und trägt und wir dann versinken. Auch diese 
zeitliche Schranke alles Existirenden fällt bei jenen idealen 
Wesen, den Göttern, weg: ihr Dasein ist eine unendliche 
Kette, das unsrige ein enger Ring, vor ihnen wandeln viele 
Wellen, ein ewiger Strom: uns verschlingt die eine, die 
uns getragen. Das Gefühl der Raum- und Zeitschranken, 
das Gefühl der gegensätzlichen geistigen Momente, die in 
dem Menschen um die Herrschaft ringen und die, ein:(^eln 
festgehalten, ihm ein unglückseliges, zerstückeltes Dasein 
bereiten, dies Gefühl ist echt religiöser Art und die Quelle 
aller Religion. In einem solchen Augenblick^ wo Goethe 
die schmerzliche Erfahrung der Endlichkeit, in die wir 
gestellt sind, gemacht hatte, mag dieser Hymnus entstanden 
sein. Wie weit entfernt liegt diese Ode von der. die 
Prometheus überschrieben war! Dort war es der Freiheits- 
trotz des Subjectes, das seiner eigenen inneren Unendlich- 
keit inne geworden, hier ist es die Demuth des die Schranken 
aller Wirklichkeit in sich und um sich emofindenden Ge- 
inüthes. Auch hier übrigens hypostasirt sich dies religiöse 
Bewusstsein nicht zu christhcher, sondern zu antiker 
Mythologie : der Dichter spricht von den Göttern, er denkt 
sich Zeus als den Donnerer, der sengende Blitze über die 
Erde säet. Von der rhythmischen Form gilt, was wir von 
der vorigen Ode gesagt: sie nähert sich der edlen schwung- 
vollen Kegelmässigkeit. Einen anderen Standpunkt nimmt 
Jie Ode 

Das Göttliche 

-ein. In den erhabensten Tönen, mit der mildesten Weis- 
heit singt der Dichter hier den Lobgesang sittlicher Freiheit, 
idealer Ethik, der blinden Nothwenmgkeit des Naturgesetzes 
gegenüber. Unfühlend, ruft er, ist die Natur, sie folgt in 
xinverbrüchlichem Zwange der Regel ihres Daseins. Sie 
urtheilt, sie unterscheidet nicht: Die Elemente rauschen 
ihren Weg fort, die Gestirne gehen dem Bösen wie dem 
-Guten auf und unter, das Glück und der Tod treffen ohne 
Würdigkeit bald den Einen, bald den Andern, hier das reine 
Haupt des Knaben, dort den fluchbeladenen Greis. Aber 
jene sittliche Ordnung, von der die Naturprozesse nichts 
wissen, der Mensch ist berufen, sie zu üben. Ueber der 
natürlichen Welt baut er eine Welt der Gerechtigkeit, in 
der das Gute gelohnt, das Böse gestraft wird, eine Welt 
der Liebe, der geselligen Hülfe, des Mitleids, eine sittliche 
Vernunftordnun£,wo der Irrende versöhnt, der Abschweifende 
zurückgeführt, der Kranke geheilt und gerettet wird. Edel 
.sei der Mensch, ruft der Sänger, hülfreich und gut, denn 



128 Abhandlukgen. 

darin liegt das Göttliche. Wenn wir die Unsterblichen 
verehren, so denken wir im Grossen die Welt nach denselben 
sittlichen Zwecken, nach derselben Liebe von ihnen ver- 
waltet, die der Mensch in seinem Busen findet. So sei er 
durch hülfreiche Güte ein Vorbild jener geahmen Wesen im 
Himmel, und schaffe des Rechten und Nützlichen soviel er 
vermag. Auch hier ist die erhabene emst-milde Sprache 
antiker Sittlichkeit und Religiosität von dem Dichter ge- 
braucht, und wie in der vorigen Ode, so fühlen wir uns 
hier in die grossen Halten antiker Tragik versetzt, die von 
dem Schauer endlicher Vergänglichkeit, unwiderstehlicher 
Natur- und Schicksalsmacht una dennoch dem Ethos der 
Vernunft und sittlichen Freiheit durchweht sind. Dahin 
versetzen uns alle gebrauchten Bilder, z. 6.: 
Nach ewigen, ehmen u. s. w. 
War es in der besprochenen Ode das sittliche Be- 
wusstsein, das den Menschen von den Naturbanden befreit, 
so wird in dem Hymnus: 

Meine Göttin 
die Gabe der Phantasie als die Befreierin von den Schranken 
des augenblicklichen realen Daseins gepriesen. Während 
alle übrigen Wesen vom Joche der Noihdurft gebeugt, 
wandeln und weiden und bewusstlos in dem jedesmaligen 
Zustand aufgehend, die Wirklichkeit nicht von sich ab- 
wälzen können, önnet die Phantasie uns ein inneres freies 
ideales Reich: sie ist als die schöne unverwelkliche Gattin 
dem sterblichen Menschen zugesellt, als die Gabe der Kunst 
und des schönen Scheins, sie als die Mutter des Ideals 
entführt uns dem Drucke. Der Dichter nennt sie das 
Schoosskind Jupiters, seine ewig bewegliche, immer neue, 
seltsame Tochter. Und weil sie lieBhch und verzärtelt 
ist, sollten wir ihr wie unserer Geliebten begegnen; der 
nüchterne Verstand, der prosaische und bedächtige Nutzen, 
die alte Schwiegermutter Weisheit soll das zarte Seelchen 
nicht beleidigen. Zuletzt wendet sich der Dichter noch 
zu der älteren gesetzteren Schwester der Phantasie, zu der 
Hoffnung; sie ist ihre Schwester, weil sie uns ja auch die 
't vorbildet ; sie ist die Treiberin, Trösterin und des 
■5 stille Freundin. — Auch diese Ode hat herrliche 
, so besonders diejenige, wo die dumpfe seelenlose 
Schaft der Thiergeschlechter geschildert wird: 
Alle die andern 
Armen Geschlechter u. s. w. 
ich hier ist antiker Stil und das Gewand des Mythus, 
in der Dichter die Phantasie eine Tochter des Zeus 



Aus Victor Hehns Vorlesungen über Goethe. 129 

nennt. Im Ganzen aber muss man doch gestehen, dass 
diese Ode hinter den übrigen zurücksteht. Die AUegori- 
sirung der Phantasie und der übrigen Seelenkräfte unter 
dem Bilde eines verzänehen Mädchens oder der Geliebten, 
oder dann wieder der Hausfrau streift an das Prosaische, 
ans Spielende. Die Pliantasie als Geistesvermögen war 
überhaupt ein zu abstraktes Thema und die Verleiblichung 
ist nicht vollkommen zu Stande gekommen. Die Schwieger- 
mutter Weisheit, die Schwester Hofihung, diese ganze rer- 
wandtschaft der Phantasie sind frostig allegorisch, und wie 
es der Allegorie immer geht, dass sich Bild und Idee in 
ihr nicht decken^ dass Willkür und Witz ihr zur Seite 
stehen, so fragt man auch hier: Wieso ist die Weisheit 
die Schwiegermutter? Wer also ist der Gemahl? der Ver- 
stand ? oder der Mensch selbst, dessen Gattin die Phantasie 
doch eben genannt worden ? — Diese Fragen sind natürlich 
unnütz; der Dichter wollte nur im Allgemeinen sagen, 
wie in dem Hause das junge Weib verzänelt und beweglich 
ist, wie die Schwiegermutter grämlich und bedächtig drein 
redet, so stehen sicn in der Oekonomie der Seele Phantasie 
und Weisheit gegenüber. Aber eben dieses it/iV — jo macht 
das Prosaische dieser ganzen Wendung aus. Auch die 
Schilderung der doppelten Gestalt der Pnantasie, der heiter 
freundUchen und der ernst düsteren, entbehrt der Grösse 
und Plastik, trotzdem dass die Züge gehäuft sind, deren 
Vielheit eben die innere Lebendigkeit dennoch nicht er- 
setzen kann. 



EINLEITUNG ZU DEN VORLESUNGEN ÜBER FAUST. 

Ich gehe mit Scheu an die Illustration dieses Werkes — 
mit Scheu, wie an die Regierung eines grossen Reiches. 
Nicht blos ist bei der reizendsten Oberfläche, die Tiefe 
dieser Dichtung unerschöpflich; sie hat auch, so zu sagen, 
zahllose Eingänge und Ausgänge, und man muss, damit 
sich alle ihre Seiten dem Blick öffnen, wechselnde Stand- 

E unkte ersteigen. In ihr sind nicht blos die höchsten Pro- 
leme der Ethik und Metaphysik, die Dialektik des Bösen 
und der Endlichkeit, Idealismus und Realismus, die Erfah- 
rungen des Menschenlebens überhaupt, eingeschlossen, son- 
dern sie entfaltet uns auch einen Cyklus von Bildern 
urheimischer deutscher Sitte, sie verlangt genossen und er- 
griffen zu werden als innigste unverfälschte Incamation des 
nationalen Genius: und nicht blos dies, sondern die ganze 
Genesis der modernen Bildung aus dem Mittelalter heraus 
liegt, zu concreten Gestalten individualisin, in ihr verkörpert; 

GoiTIlB-jAHftBVCa XV. 9 



I ^0 Abhandlungen. 



und wiederum nicht blos dies, sondern eine bestimmte ge- 
schichtliche Epoche, das ReformcUi(ms:(eitalter , athmet und 
lebt darin — denn dieser Epoche gehört Faust, gehören 
die mythischen Gestalten, gehört die ganze Sittenspähre 
des Gedichtes an; dann ist Faust ein sprechendes Abbild 
von Goethes ganzem dichterischem Leben, das den Ueber- 
muth der Jugend, die Weisheit des Mannes, die Ermüdung 
des Greises in sich aufgenommen, an dem er 60 Jahre ge- 
dichtet, das als Puppenspiel schon den Knaben entzückt 
und mit dessen Helden er hochbeugt fast zu gleicher Zeit 
gestorben; dann ist die Faustdichtung ein reicher Kranz fast 
aller dichterischen Formen und Tonarten, sie enthält 
Muster aller Dichtungszweige, ist lyrisch und dramatisch, 
humoristisch und tragisch, didaktisch und idyllisch, sie 
durchläuft die ganze Scala, wo an dem einen Endpunkt 
unwiderstehliche Unmittelbarkeit genialer Phantasiedarstcl- 
lung, an dem andern bleiche, kalte AUegorik liegt; dann 
ist sie die reichste Fundgrube für ächte deutsche Sprache, 
deren Wendungen und Freiheiten, deren Mittel und Hal- 
tung, deren musikalische und rednerische Anlage sie dem 
Herzen des blossen Hörers, wie dem Forscher unerschöpf- 
lich und musterhaft ofTenoan, bald an Luther und Hans 
Sachs, bald an die traute Rede der Familie, die populäre 
des Marktes und der Wirthsstube. die weiche des schwär- 
menden Dichters, die geläuterte der feinsten und höchsten 
Bildung des Jahrhunderts in Gang und Klang sich an- 
schliessend. So wird der Eintretende im Faust, wie in 
einem Irrgarten, von vielen Wegen empfangen und der 
Führer weiss nicht, auf welchen er den Begleiter geleiten 
solL Zu all dem kommen die mächtigen Wirkungen, die 
unser Drama auf Zeit und Volk ausgeübt hat und noch 
fortwährend übt. Man kann sagen, dass die Fausttragödie, 
wie das Epos uralter Zeiten der Arbeit des Volksgeistes 
selbst übergeben worden ist, der sie in seine Werkstatt, 
in den Schooss seiner schaffenden Kräfte auf- oder zurück- 
genommen hat. 

Die erklärenden Schriften zum Faust, die Commenure 
und Scholien, sie machen schon fast eine ganze Bibliothek 
aus. Wie in Italien eigene Lehrstühle zur Erklärung Dantes 
errichtet wurden , so wurde Goethes Faust auf deutschen 
Universitäten ein gewöhnlicher Gegenstand der Vorlesungen. 
Kein Gedicht erreichte in Deutschland die Popularität des 
Faust; die Nation verhandelte über ihn, bildete sich an 
ihm, erkannte sich in ihm wieder: Stellen aus dem Faust 
gingen in das allgemeine Leben der Sprache zurück, aus 
^ sie aufgestiegen waren, das heisst, sie wurden sprich- 

Uch. Sentenzen daraus fixirten sich als Autaritäts- 



Aus Victor Hehns Vorlesukgen über Goethe. I^I 

formeln^ mit denen diese oder jene Meinung belegt wurde; 
unzählige Schriften, Kapitel schmückten sich mit einem 
Motto aus Faust. So lässt sich Faust in seinem Verhältniss 
zu der Nation mit Dante und Homer vergleichen; nur 
dass Dante darin ein gewaltigeres Bild ist, dass er am 
Eingang einer modernen Sprache und Nationalität steht, 
welcher er wie ein staatengründender Heros als Ahnherr 
vorsteht und Homer in einer harmonisch geschlossenen, 
künstlerisch jugendlichen Epoche des Menschengeschlechtes, 
wie die griechische war, in einem ganz anderen Maasse 
Allen Alles sein konnte, als dies in einer individuell ver- 
einzelten und gespaltenen, auseinandergehenden Zeit, wie 
die unsrige, irgend einem Dichter möglich ist. 

Intermezzo. 

(S. die Vorbemerkung.) 

Goethes Faust gilt, trotz seiner Popularität, für ein 
dunkeles, der Erklärung bedürftiges Gedicht. Dunkel kann 
ein Gedicht in mannigfacher Weise sein. Ein Dichter wie 
Homer, der die lauterste, einfältigste Menschensprache redet, 
ist doch überall wiederum ein Produkt besonderer Zeit- und 
Volksweise; liegt nun das Jahrhundert, auf dessen Boden 
die Dichtung wuchs, mit Sprachen, Sitten, historischen 
Umstanden uns so fem, wie der Homer, so muss gelehrte 
Bildung, ein archäologischer, philosophisch-kritischer Com- 
mentar, uns den Besitz dieser individuellen Voraussetzungen 
vermitteln. Ohne Kenntniss z. B. der griechischen Mytho- 
logie wird uns jede griechische Tragödie, jedes lyrische 
Gedicht unverständlich sein. Diese Schwierigkeit fällt nun 
bei einem Dichter, wie Goethe, weg; er lebte ja unter 
uns, sprach unsere Sprache und sein Boden war das geistige 
Schicksal unseres eigenen Jahrhunderts. Nun kann aber 
auch der heutige Dichter seinen Stoff aus einer entlegenen 
Region wählen; er kann uns z. B., wie Goethe im Faust, 
in das Zeitalter der Reformation, in die Sphäre des Zauber- 
glaubens führen, dessen Einzelheiten nicht mehr im all- 
gemeinen Bewusstsein leben; hier ist nun schon hin und 
wieder Erklärung nöthig, etwa wie in dem alexandrinischen 
Zeitalter Homer nicht mehr ohne Commentar gelesen 
werden konnte. Zwar wird der wahrhafte Dichter, auch 
wenn er uns in die weiteste Fremde führt, uns diese in 
ihrem wesentlichen Geiste durch unmittelbare Beseelung 
nahe rücken, z. B. wenn Shakespeare uns mitten unter die 
ungeheueren Menschen und Verhängnisse der römischen 
Republik (in seinem Julius Cäsar) versetzt, Goethe in seinem 
Egmont Charakter und Sitten der Niederlande, Schiller das 
aus aUer Herren Ländern zusammengewürfelte Lager Wallen- 



132 Abhandlungen. 



Steins vorfiihrt. Hier ist die ganze Zeitphysiognoniie durch 
sieb selbst deutlich, auch ohne historische Dtudien. Dennoch 
werden auch dort Einzelheiten und Aeusserlichkeiten übrig 
bleiben, die zwar eben die Darstellung völlig concret machen» 
und die eine besondere Kenntnissnanme erfordern. — Aber 
eine andere, dritte Art Dunkelheit, die gleichfalls möglich 
ist, trifft noch naher unser vorliegendes uedicht. Wir leben 
nämlich nicht mehr in dem goldenen Zeitalter, wo eine 
gleiche Bildung alle Einzelnen umschloss, wo Jeder ein 
Ganzes und dem grossen Ganzen gleich war; die einzelnen 

Seisti^en Richtungen sind bei uns getrennt, dem Einen ist 
ie eme, dem Andern die andere zugefallen, unser Leben 
zeigt die verschiedensten Bildungsstufen, unsere Poesie ist 
wesentlich Kunstpoesie. Darum kann ein Gedicht geistige 
Zustände zum Inhalt haben, die nur Wenigen zugänglich 
sind, weil nur Wenige die Höhe erstiegen haben, wo jenes 
innere Schicksal erst beginnt. Wie will derjenige Fausts 
tiefes Ringen nachempfinden, der nie von Zweifeln über die 
letzten Gründe der Dinge geängstigt worden? Wie will 
der gewöhnliche Alhagsmensch, der nie an dem harten 
und eckigen Widerstände der Welt die Flügel seiner 
idealen Hoffnung sich zerrissen, der im Gegentheil sich 
schnell behaglich in ihr eingerichtet hat. wie will er die 
Trauer des phantasievollen Genius über die Beschränkung,, 
die enge Bedingtheit der realen Welt, die kein Ideal duldet,, 
mit Mitleid und Verständniss theilen? Wer nie den Wissens- 
und Anschauungsdurst in sich empfunden, das Pathos der 
Theorie, das uns nach unmittelbarer Erfassung der Wahr- 
heit und des Göttlichen drängt, das uns das Wesen aller 
Dinge, den allgemeinen Lebensquell der Natur, das überall 
entfliehende Unendliche mit unserem Ich , mit unserer 
innersten Enipfindung eins werden zu lassen treibt, wie soll 
der ein Gedicht verstehen, das ganz auf dem Gegensatz: 
des Unmittelbaren und der Vertnittelung ruht? Er wird es 
so wenig, als Wagner den Faust versteht. Selbst diejenigen 
Theile des Gedientes, die blos Lebensbilder sind und die 
durch die sprechende Naturwahrheit in jedem Zuge auch 
den philosophisch nicht gebildeten Leser entzücken, wie 
Auerbachs Keller, die Spaziergänger vor dem Thor, Figuren,, 
wie die ahe Kupplerin Martha, der Soldat Valentin, oder 
die bimmlisch schöne Liebesepisode, selbst diese Scenen 
erhalten ihr rechtes Licht doch erst, wenn man sie mit der 
düsteren Unruhe Fausts und seinem inbrünstigen Streben 
nach unendlichen Gütern in Verbindung bringt. Nur dem« 
jenigen also, der denkend und sinnend in die Tiefen philo- 
sophischer Probleme sich versenkt hat, der auf der Höhe 
modemer Bildung steht, wird das Gedicht seine ganze 



Aus Victor Hehns Vorlesungen über Goethe. 133 

Bedeutung aufschliessen können — für die Uebrigen wird 
es Dunkelheiten haben, wie sie Homer für seine Zeit nicht 
haben konnte. 

Eine andere Art Räthsel, die das Gedicht bietet, ist 
nicht dem Mangel auf Seiten des Lesers, sondern vielmehr 
des Dichters zuzuschreiben. Ich meine die eingeschobenen 
satirischen Zeitanspielun^n in der Hexen- und Brocken- 
scene, in Oberons und Titanias goldener Hochzeit. Sie 
haben mit dem Gedicht und seiner Idee nichts zu thun 
und sind rein heterogene unorganische Einschiebsel, durch 
welche Goethe leichtsinnig genug war, sein Gedicht zu 
entstellen. Wenn auch der weite Rahmen, der fragmen- 
tarische Charakter desselben den mannigfachsten, wider- 
sprechendsten Gruppen des Lebens, oft nur in andeutender 
S^kizzining^ den Eingang gestattete, so konnte Faust doch 
nicht ein Collectaneen-Hett sein, wo sich allerlei poetische 
Kleinigkeiten, Xenien, satirisch -epigrammatische Reime, 
Einfälle des Tages, Verstimmungen, literarische Feindschaften 
u. dgL sammeln liessen. Sie betreffen so zufällige, so 
vorübergehende und persönliche Verhältnisse, dass hier 
allerdings ein Commentator nöthig ist, der uns sagt, dies 
betrifft diesen Vorfall des Weimarschen Lebens, jenes geht 
auf Lavater oder auf Nikolai in Berlin, hier ist Mieoing, 
der Theatermaschinist, gemeint u. s. w. An mancher Stelle 
dieser Art wird auch der gelehrte Literator nicht mit 
Sicherheit die Absicht des Dichters errathen; sie sind ge- 
flissentlich dunkel, eine Mystifikation des Dichters. Sie zu 
deuten, gehön eigentlich nicht zur Erklärung des Faust: 
am besten, man ignorirt sie ganz. Alles dies ist nur vom 
ersten Theil des Faust gesagt, denn was den zweiten be- 
trifft, so ist dieser der eigentlich dunkle. Er ist dunkel 
durch seine Kbrperlosigkeity durch das Unvermögen des 
greisen Dichters, ein poetisch Lebendiges zu zeugen. 
Liebhabereien, gewöhnliche Gedanken, allgemeine und ganz 
pafticüläre Angelegenheiten verstecken sich dort hinter 
gesuchter mystisch - allegorischer Verhüllung. Aber die 
schon in früneren Jahren hin und wieder hervortretende, 
mit dem Alter sich steigernde Neigung Goethes, den Ge- 
danken hinter einem Wortgeheimniss zu verbergen, halb 
ernsthaft, halb schalkhaft die Menge mit Rätnseln zu 
necken, kulminirt wahrhaftig im zweiten Theil des Faust. 
Alles ist dort maskirt; Alles führt nur ein Scheinleben, 
Alles ist verflüchtigt. Die zu Grunde liegenden abstrakten 
Begriffe, der prosaische Sinn muss errathen werden, und 
hat man sich seiner bemächtigt, so lohnt es meistens der 
Mühe nicht. Man bedauert nur, dass uns der Dichter seine 
Gedanken über Lord Byron (denn dieser steckt bekanntlich 



134 Abhandlungen. 

im Euphorion) über Klassik und Romantik, über die Ent- 
stehung der Gebirge durch Feuer oder durch Wasser, Qber 
Papiergeld und dergleichen, nicht in ihrer natürlichen Form, 
d. h. in getreuer, verständlicher Prosa mitthcilte, statt sie 
in einer Vermummung vorzuführen, mit der weder der 
Phantasie — denn dieser wrd nichts Selbstlebendes ge- 
boten — noch dem Gedanken — denn dieser erscheint 
fetrübt — gedient ist. Die Dunkelheit wird vermehrt durch 
ie wesenlose, welke Sprache, die ohne den Kern bestimmten 
Inhalts, ohne die markige Ausprägung in allerlei Schaum- 
blasen sich kräuselt und eigentlich ein Nichts umspinnt, 
so dass man oft nicht sagen kann, was man gelesen hat. 
Eben darum das Gedränge von Interpreten um diesen 
zweiten Theil herum, denen hier der schönste Tummel- 
platz für ihre Deutungswuth gegeben war. Man kann 
nach Vischers Vorgange, die Scnruten über Faust eintheilen 
in solche, deren Verfasser ohne tiefere philosophische 
Bildung in der Vorhalle dtr Trivialitäten des sogenannten 
gesunden Menschenverstandes verbleiben, und in solche, die 
vonjüngem der Hegelischen Philosophie herrühren. Wenn 
dieErsteren meistens zu ohnmächtig sind, um den eigent- 
lichen Gehalt, den innersten Quellpunkt des Dramas, welcher 
ihnen zu tieilieEt, zu erreichen, so zeigen sich die Andern 
meistens als orthodoxe Scholastiker, 6. h. sie verhalten sich 
nicht kritisch und objeaiv aufnehmend zu dem Gegenstände 
(d. h. dem Drama Faust), sondern sie setzen ohne ^Veiteres 
voraus, dass er vollkommen sei und erörtern bei Gelegen- 
heit seiner die Kategorieen der Hegeischen Logik. Sie sonen, 
nach Vischers geistreichem Wort, die Scenen und einzelnen 
Aussprüche im Faust als Pflöcke eines Kleiderrechens an, 
an denen sie ihre philosophischen Exkurse aufhängen. 
Wenn sie schon beim ersten Theil an den herrlicTien 
concreten Scenen, wo des Lebens Lust und Leid so unbe- 
fangen in treuer Eigenheit uns vor die Augen tritt, nicht 
verweilen können, ohne, die Anschauung in Alleeorie 
zergehen zu lassen, wenn also auch im ersten Theil das 
Deuten bis zum Aberwitzigen geht, der Trinker in Auer- 
hs Keller auf die zweite schlesische Schule gedeutet 
s Lämpchen soll die seichte Verstandesaufklärung be- 
iten), so ist der zweite Theil wie geschaffen dazu, das 
ethescbe Wort wahr zu machen: 

Im Auslegen seid frisch und munter 
Legt ihr's nicht aus, so legt was unter. 

Selbst die besten Schriften über Faust, wie die von 
lisse (Kritik und Erläuterung des Goetneschen Faust, 
pzig i8)7), die von Rötscher über den zweiten Theil 



Aus Victor Hehns Vorlesukgen Ober Goethe. 135 



des Faust (Rötscher, Abhandlung zur Philosophie der Kunst. 
Heft III. Der zweite Theil des Goetheschen Faust nach 
seinem Gedankengehalt entwickelt. Berlin 1840), sind von 
dem Vorwurf übenrieben künstlicher Interpretation, die 
in Allem Alles findet, nicht freizusprechen. §ie haben ein 
viel zu lebhaftes philosophisches Interesse und ein zu ge- 
ringes ästhetisches. Das erstere treibt sie zu rasch auf aen 
Betriff los, d. h. diese Scholastiker construiren den ideellen 
Genalt einer Naturerscheinung, einer historischen That, 
eines Kunstwerks u. s. w. ehe sie das betreffende Object 
in seiner empirischen Existenz recht kennen gelernt haben. 
Erfüllt und begeistert von der Allmacht und All^egenwart 
der logischen idee, führen sie diese in den Gegenstand 
ein, ehe sie auf dem Wege der Erfahrung und kritischen 
Forschung noch wissen, welches dessen Bestimmtheit ist. 
Dies Verehren hat die Naturphilosophie bei den Empirikern 
in so schlechten Credit gebracht: man construirte meta- 
physisch das Planetensystem, das Licht, den Organismus, 
Elektricität und Galvanismus und jede neue Entdeckung 
der empirischen Naturforschun^ stürzte die philosophischen 
Wolkenschlösser um. Ebenso m der Geschichtsphilosophie. 
Eine in irgend einem Archiv gefundene Urkunde, die ein 
neues Licht auf eine historische Thatsache warf oder, was 
früher für Thatsache galt, als Erdichtung aufwies, vereitelte 
die in dem angeblichen Factum angescnaute Dialektik des 
Weltgebtes, und der tiefsinnige Nachdenker des in der 
Weltgeschichte treibenden Gedankens ward als Thor ver- 
lacht. Ebenso auf ästhetischem Gebiet. Wie die genauste 
Naturkenntniss,die genauste empirische Geschichtsforschung 
das nothwendige pnus für die denkend begreifende Wissen- 
schaft dieser Gebiete ist, so verlangen wir von dem Er- 
klärer eines Kunstwerks, dass er dieses in seiner eigenen 
Natur mit aller Macht der Schönheit und der bestimmten 
Schönheit auf sich wirken lasse, dass er es, wie es in un- 
trennbarer Einheit der Idee und de$ Bildes von der Phantasie 
eingegeben ist, so auch mit der Phantasie aufnehme und 
sich zuerst rein geniessend verhalte. Hat er sich so des 
Gemäldes, Gedichtes u. s. w. bemächtigt, dann erst ma^ er 
die in der schönen Gestalt ganz verschmolzenen beiden 
Elemente, die Idee und die sinnliche Erscheinung, durch 
den künstlichen Process der Kritik scheiden, das allgemein 
Ideelle, das Sittliche und Logische aus der individuellen 
Concretion lösen und, was dort sinnlich-wirklich erschien, 
als rein Allgemeines, als Gedankenkunstwerk construiren. 
Denn philosophisch soll jede Kritik, jede Auslegung sein, 
aber ästhetiscn-philosophisch, d. h. der Kritiker wird nicht 
nur den Gedankengehalt richtig herausschälen, sondern diesen 



136 Abhandlukgen. 



auch verfolgen, wie er das thätige Prinzip, die bewegende 
Seele des vorliegenden poetischen Organismus ist, wie die 
Idee die Theile nerausgesetzt hat, wie sie sich auf diese 
bestimmte Weise sinnuch und individuell entäussert hat, 
welche Wege die geniale Phantasie einschlug um mit 
Zaubergewalt in einem bes^renT^ten Dinge und Moment die 

Sanze Unendlichkeit eines AUgemeinen zu fassen. Dazu gehön 
enn auch die sogenannte Iristorische Kritik eines Dicht- oder 
Kunstwerks, d. h. Aufzeigung der empirischen Bedingungen, 
die ein solches Werk von diesem Zeitpunkte, von diesem 
Dichter u. s. w. möglich machten, ferner die Betrachtung 
des rohen Stoffes, wie der Dichter auf ihn fiel, was der 
Stoff ihm entgegenbrachte u. s. w. Beide Endpunkte. 
Ergreifung des innersten ewigen Logos der Dichtung und 
Darstellung der Abhängigkeit ihrer Entstehung von äusseren 
Umständen, die ihr diese bestimmte Färbung gaben, ge- 
hören auf gleiche Weise zu dem Geschäft des nach- 
construirenden Kritikers. In den Deutungen der Hegel- 
schen Schule finden wir nun zwar häufig auf Beides Rück- 
sicht genommen, aber so, dass beide Gesichtspunkte abstract 
auseinander gehalten werden, d. h. diese rhilosophaster 

fehen schnell auf die Idee los, nämlich auf die mitgebrachte, 
ie ihnen aus der Hegeischen Logik, Religionspnilosophie 
und Rechtsphilosophie geläufige, ohne durch nüchterne 
Kenntnissnanme des ästhetischen Objects sich zu sichern, 
dass sie auch wirklich dessen Bedeutung aussprechen; dann 
fügen sie unvermittelt und anhangsweise äusserliches histo- 
risches Material hinzu. Die Mitte, durch welche Beides 
zusammenhängt, der eigentliche Körper des Gedichts ent- 
schwindet dem Auge dieser speculativen Hierophanten. 
So hat es z. B. Hinrichs mit Goethes Faust wie mit Schiller 
gemacht. Wie voreilig construin wird, lehrt z. B. Göscheis 
Schrift über Faust. Diese erschien 1824, also vor dem 
Hervortreten von dem zweiten Theile Fausts. Göschel, 
der nicht blos auf religiösem, sondern auch auf ästhetischem 
Gebiet orthodox war, construirt Goethes Faust als vollendete 
Gegenwart der Idee, ohne Abzug und Mangel, als das 
poetisch Absolute; es war darum auch seine Aufgabe, das 
Fragment, wie es damals vorlag, als consequent vollendet, 
in sich abgeschlossen und keiner Fortsetzung bedürftig zu 
construiren. Als kurze Zeit darauf ein zweiter Theil in 
der Welt war, bewies er ebenso wohlgemuth die Noth- 
wendigkeit des zweiten Theils als in der Idee begründet. 
Echte Freunde der Poesie sind die philosophischen Ver- 
fasser der Schriften über Faust nicht. Auch Karl Grün 
(Ueber Goethe vom menschlichen Standpunkt. Darmstadt 
^846) zeigt wenig Interesse für das specifiscn Poetische 



Aus Victor Hehks Vorlesungen über Goethe. 137 



in Goethes Werken, namentlich im Faust — er will nur 
beweisen, dass Faust (besonders der zweite Theil) der 
neuen socialen Lehre entspricht. 

Trotzdem kann man nicht sagen, dass Faust die absolut 
und in jedem Betracht grösste von Goethes Dichtenhaten 
sei. Andere Werke des Meisters sind weit eher echt 
classische Kunstwerke zu nennen. Die Iphigenie z. B. 
steigt aus nicht geringerer Tiefe auf, aber als vollendeter 
Krystall; ihre ätherische Idealität ist durch keinen Hauch 
irdischen Dunkels getrübt und keine Schwere des Stoffes 
ist zurückgeblieben. Iphigenie ist die wahre Hochzeit Fausts 
mit der Helena, die Vermählung der Classik und Romantik. 
Auch Hermann und Dorothea ist ein in sich geschlossenes, 
in sieb vollendetes Ganze, das zwar nur einen kleinen 
Raum umspannt, von dort aber, eben weil die Vorführung 
von Idee und Bild in dem einen Punkt gan^ erreicht ist, 
eine Perspective in die Unendlichkeit des Universums er- 
öShet. Faust liat ein umfassenderes Thema, der Held darin 
ist directer ein Repräsentant der ganzen Menschheit, alles, 
was sie gequält und w*onach sie gerungen, findet hier 
seinen Anklang und Nachhall, aber bei der Weite der Con- 
ception ist die poetische Verkörperung immer nur an ein- 
zelnen Punkten vollbracht, sie ist eine intermittirende. 
fragmentarische; die verschiedenen Lebensabschnitte und 
Bildungsstufen des Dichters sind darin niedergelegt, wo- 
durch alle Einheit des Stiles verloren sing. Es fehlt auch 
nicht an Abweichungen vom ursprünglichen Plan, so dass 
nicht blos einzelne Sentenzen, sondern ganze Scenen sich 
widersprechen, und w^enn in dem Dichter die Lebensansicht 
allmählich eine andere wurde, so musste wohl auch der Faust 
davon die Spuren zeigen. Wegen dieser Incongruenz der 
Form und der mangelnden Kunstfassung nannte Goethe 
selbst, in den fahren des Briefwechsels mit Schiller, das 
Gedient ein barbarisches, eine Nebel weit; auch später meint 
er noch (bei Gelegenheit eines Anikels im Globe), die 
griechische Mythologie, als höchst gestaltete, als Verkörpe- 
rung der tüchtigsten, reinsten Menschlichkeit, verdiene 
mehr empfohlen zu werden, als das hässliche Teufels- und 
Hexenwesen, das nur in düsteren ängstlichen Zeitläufen 
aus verworrener Einbildungskraft sich entwickeln und in 
der Hefe menschlicher Natur seine Nahrung finden konnte. 
Auch Schiller spricht verschieden davon, einige Mal ziemlich 
kühl; überhaupt finden wir nicht, dass das Gedicht gleich 
1790, wo das erste Fragment erschien, ein lebhaftes Inter- 
esse erregt hätte. Freilich brauchte die Nation überhaupt 
Zeit, das, was sie an Goethe besass, zu schätzen, sie lernte 
erst allmählich echte Poesie von wohlgesetzter, mit Metaphern 



138 Abhandlungen. 



aufgeputzter Didaktik und Rhetorik unterscheiden. Als 
Goethes Genius in den ersten zehn Jahren seines Aufent- 
haltes in Weimar in der höchsten Machtfülle stand, da 
umgab ihn kein Jubel der Nation , keine Anbetung, wie 
später, die ihn ermuntert, aus träumender Weichlichkeit 
zu poetischem Schaffen gedrängt hätte, und als er ein 
Genius war, dessen Zeugungskraft fast versagte, da war 
er der Abgott, und vielfach von Aussen sollicitirt, dichtete 
er matte ronsetzungen früherer Werke, wie W. Meisters 
Wanderjahre und Faust zweiten Theil. Die sogenannte 
romantische Schule war es, die das Verdienst hatte, Goethes 
Grösse der Nation zum Bewusstsein zu bringen ; sie zählte 
ihn unter die seltenen ewigen Genien, deren die Welt nur 
wenige gesehen hat. die nur nach Jahrtausenden kommen ; 
auf den Faust aber Ie£te diese Schule noch keinen beson- 
deren Nachdruck, sie nielt vielmehr den Wilhelm Meister 
für das Fundamentalwerk. 

Eigentlich waren es zuerst die Philosophenschulen, die 
gerade den Faust in den Brennpunkt des Goethischen 
Dichtens rückten. Schon Schellin^ berief sich auf ihn in 
seinen Vorlesungen über die Methode des academischen 
Studiums; Scheiling fand im Faust jene lebendigere An- 
schauung der Natur, die seine eigene Naturphilosophie 
erstrebte. Hegel gehörte zu Goethes innigsten Bewunderem 
und liebte es, Stellen aus Goethes Dichtungen zu citiren; 
und so ward es Dogma in der Hegeischen Schule, Goethes 
Dichtung und Hegels Philosophie tur eins zu halten. Natür- 
lich musste der metaphysische Gedanke des Faust, die 
Blicke der Schule vor allen Dingen an sich ziehen. Aus 
Faust redete nun der heilige Geist selbst, er wurde speculativ 
gedeutet und umgedeutet. Selbst auf die Bühne versuchte 
man das Faustdrama zu bringen, welches in seiner rha- 

f)sodischen Form, mit dem raschen Scenenwechsel, den 
angen lyrischen Monologen aller theatralischen Darstellung 
zu spotten geschienen natte. Am 28. August 182^, an 
Goethes achzigstem Gebunstag, wurde der erste Theil mit 
einigen nothwendigen Verkürzungen, nach einer Eintheilung. 
die Ludwig Tieck gemacht, zum ersten Mal in Weimar und 
einigen anderen deutschen Bühnen aufgeführt; später kam 
er auch auf die Berliner Bühne und seitdem sind die Rollen 
des Mephisto und Gretchens die Triumphleistungen der 
grössten Schauspieler und Schauspielerinnen Deutschlands 
geworden. Ueber die AufRihrung des Faust auf der kleinen, 
aber vortrefflichen oldenburgischen Hofbühne haben wir 
einen interessanten Bericht von JuHus Mosen und A. Stahr 
om Jahre 1845. 



Aus Victor Hbhks Vorlesungen über Goethe. 139 



Es liegt dies Missgescbick der Dichtung wohl darin, 
dass derjenige, der ihre Allgewalt unbefangen erfährt und 
sie in seine innerste Enipfindung umsetzt, nicht geneigt ist. 
dieses £an:(e Gefühl kritisch zu tneilen und zu zenegen, und 
so aus dem Elemente des poetischen Genusses in das herbere 
des Gedankens überzugenen. Daher es mehr die Denker, 
die Politiker, die Religiösen sind, die am Faust herum- 
erklart haben. Ich bemerke nur noch, das Goethe selbst 
in späteren Jahren den ersten Theil des Faust für dunkel 
erkläne (zu Eckermann) und dies Dunkel daher ableitete, 
dass das Gedicht aus einem etwas dunkelen Zustand des 
Individuums hervorgegangen. 

Gewiss war dem jungen Goethe nicht Alles, was im 
Faust steht, in der Deutlichkeit des Ferstandes vor Augen, 
es sprach die Muse aus ihm, die Manie, d. h. die Dichter- 
begeisterung, die mit kindlichem Munde goldene und tiefe 
Worte redet, während der alte Geheimrath, wenn er im 
zweiten Theil allegorisirte, sich selbst in seinen Reflec- 
tionen und Absichten äusserst klar war und nur für das 
Publikum um die Prosa dieser Absichten und Anspielungen 
ein mystisch-symbolisches Dunkel verbreitete. 




3- 

Zu DEM Gedichte Ilmenau 

3. September 1783. 

VOK 

Rudolf Hildebrand. 



Bas vielgelesene und vielgeliebte Gedicht, das so 
T recht mit im Mittelpunkte von Goethes Welt steht, 

I so weit sie der gebildete Deuuche möglichst zu 

setner eigenen macht, hat doch auch seine Schwierigkeiten, 
die noch Arbeit geben. Dabei geht es ihm ähnlich wie 
dem Tasso, dass über der leuchtenden Schönheit und Kunst 
des geistreichen Vortrags der bittere Ernst leicht überhört 
und nicht geschmeckt wird, aus dem das Ganze entsprungen 
und von dem es eingegeben ist. 

Mir ist nun, als icn das Gedicht zum letzten Mal zu 
erklären hatte, eine Stelle aufgestossen, bei der ich ein 
leises Bedenken immer gefühlt, aber nie deutlich bemerkt 
hatte. Es sind die »alten Reimeo in Vers 22 nach dem 
Grusse an das Ilmthal (bei Ilmenau und Kammerberg]. 
Mit Dank für die Auffrischung des Lebens, die er dort 
oft geholt, wie er sie jetzt wieder sucht, gedenkt er auch 
des Elends, das dort auf die kleinen Leute druckte und 
auch ihn mit Gedanken auf Abhülfe genug beschäftigte. 
Er malt das Elend kurz und doch genügend, um herz- 
bewegend zu sein, (der Zug gehört ganz wesentlich zum 
Zweck des Ganzen) doch mit der rednerischen Wendung, 
dass er das jetzt vergessen wolle. 



Zu DEM Gedichte Ilmenau ^. September 178.3. 141 

Denn es ist des Herzogs Gebanstag, heute soll alles 
leuchten im Lichte der Vollendung (wie ein »neues Eden«), 
das in HoffiMing und Glauben vorausgenommen wird: 

Verjüngt euch mir, wie ihr es oft gethan, 
Als fing ich heut ein neues Leben an — 

Das neue Leben ist aber nicht für ihn allein gemeint, 
sondern zugleich, ja mehr noch für den Herzog, für dessen 
Gedeihen er sich wie verantwortlich fühlte. Dieses neue 
Leben, auf den Herzog besonders bezogen, kehrt ja später 
ausdrücklich wieder. Es sind »Träume«, in denen er das 
neue Leben für Herzog und Land vor sicn schweben sieht, 
aber Berg und Wald nelfen ihm dabei: 

Ihr seid mir hold, ihr gönnt mir diese Träume, 
Sie schmeicheln mir und locken alte Reime. — 

Was soll das heissen? nicht: sie locken mich zum 
Dichten, wie vormals, wie man es bei ungefährer Auf- 
fassung wohl nehmen kann, das wären ja neue Reime. Es 
kann wohl nur heissen : sie locken , winken oder rufen 
alte Reime herbei, d. h. früher Gedichtetes, das nun wieder 
dem Augenblick gemäss ist und das er vorräthig hat. ' 

Ich glaube, die alten Reime liegen im Gedicht selbst 
vor. Goethe hatte sie vorräthig liegen unvollendet (s. nach- 
her) und konnte sie nun verwenden, obschon sie auf die 
nunmehrige Sachlage in ihrer Hauptsache eigentlich nicht 
mehr passten. Es ist die Jagdscene im nächtlichen Walde, 
die in den Gedankengang von 1783 sich mit einfügen Hess. 

Sehen wir genauer zu, so wird sich wohl herausstellen, 
warum das Stück älter als 1783 sein kann oder muss, 
vielleicht auch, warum es damals unvollendet liegen blieb. 

Es handelt sich im Ganzen wesentlich um den Herzog 
und die Entwickelung seines Wesens, das dem Dichter und 
Freunde Kummer genug machte. Man sieht das in den 
im tiefsten Vertrauen geihanen gelegentlichen Aeusserungen 
in den Briefen an Frau von Stein. Da heisst es am 
16. Juni 1783 aus Wilhelmsthal : »Der Herzog ist auf sehr 
guten Wegen, wir haben über viele Dinge gar gut ge- 
sprochen; es klärt sich vieles in ihm auf und er wird 
gewiss in sich glücklicher und gegen Andere wohlthätiger 
werden.<c Dagegen klingt es noch im Jahre 1782 ganz 

' Suphan in seiner Abhandlung »Ilmenau«, in der Festschrift zum 
8. October 1892, S. 58 des Sonderdrucks, denkt dabei an die Verse 
vom 3. August 1776. (Was weiss ich, was mir hier gefällt, u. s. w.) 
Aber da wäre doch eine bestimmte Andeutung oder A^pielung nöthig 
gewesen, wenn auch der Herzog sich jener Verse hätte erinnern sollen; 
auch will »locken« doch nicht zu dieser Erinnerung passen, es sagt 
mehr. 



142 Abhakdlungck. 



anders in einem Briefe vom 27. Aug. 1782: »Der Herzog 
ist wacker und man könnte ihn recht lienen, wenn er nicht 
durch seine Unarten das gesellige Leben gerinnen machte, 
und seine Freunde durch unaufhaltsame Waghalsigkeit 
nöthigte über sein Wohl und Wehe gleichgültig zu werden. 
Es ist eine curiose Empfindung, seines nächsten Freundes 
und Schicksalsverwandten Hals und Arm und Beine tätlich 
als halb verloren anzusehn und sich darüber zu beruhigen 
ohne gleichgültig zu werden. Vielleicht wird er alt und 
grau, inde^s viele sorgliche abgehen.« 

Da haben wir, kaum durch ein Jahr getrennt, den 
Herzog wie in zweierlei Gestalten. Der aus der ersten 
Briefstelle ist der in unserm Gedichte, soweit es dem Jahre 
1783 angehört: 

Ein neues Leben ists, es ist schon lang begonnen (V. 165). 

Die zweite Briefstelle aber zeigt den Herzog, wie er in der 
sog. Episode des Gedichts (Goethe selbst nannte das Stück 
so gegen Eckermann) sich zeigt: 

Hier ist zu schweigen und zu leiden Zeit (V. 95), 

die düsterste, hoflfnunesloseste und erdrückendste Stelle in 
dem ganzen langen Bude : hier bleibt nur stummes Dulden 
übrig. Wenn es m dem Briefe von 1782 heisst, dass der 
Herzog durch seine Unarten das gesellige Leben gerinnen 
mache, so ist der Fall gemeint, aass eme solche »Unarta 
(der Ausdruck ist noch mild gewählt) in einem geselligen 
Kreise alles Leben wie mit einem elektrischen Schlage 
lähmt, so dass alle Rede verstummt, bis einer sich ermannt 
und zuerst wieder etwas Gleichgültiges zu sagen sich ge- 
traut. Wie bös Goethe unter dieser unartigen Art des 
Herzogs litt, zeigt in erschreckender Weise eine Aeusserung 
gegen Frau von Stein 27. Apr. 1781: »Hierbei ist eine 
Epistel. Wenn Sie meinen, so schicken Sie das Blatt dem 
Herzog, reden Sie mit ihm und schonen Sie ihn nicht. 
Ich will nichts als Ruhe und dass er auch weiss, woran er 
ist. Sie können ihm auch sagen, dass ich Ihnen erklärt 
hätte, keine Reise mehr mit ihm zu thun!« — also eine 
Stimmung und ein Verhältniss dem Bruche nahe: »ich 
will nichts als Ruhe,« d. h. ich halte es so nicht mehr aus. 
Der Einfall liegt nahe, ob wohl diese sog. Epistel unser 
eingeschobenes Stück sei? Aber wenn auch mancher Zug 
zu der Annahme stimmt, lässt sich das doch von dem 
Ganzen nicht sagen. Dagegen liegt vielleicht einZeugniss 
für das fragliche Stück vor in einem Briefe Goethes an 
Herder ohne Datum, den Suphan a. a. O. S. 32 beibringt, 
indem er ihn allerdings »nach sicheren Kennzeichen« m 
den December 1783 setzt. Da heisst es: »Hier schick ich 



Zu DEM Gedichte Ilmenau 3. September I78^ 14^ 



Dir, was Du wohl noch nicht gesehen hast. Ich konnte 
es nicht einmal endigen, geschweige durcharbeiten, des- 
wegen fehlt den Versen noch hier und da das Runde und 
Glatte. Du nimmst vorlieb.« 

Suphan will darin unser Gedicht sehen. Aber Goethe 
kann doch dem Herzog ein Gedicht, das so ^anz eigentlich 
für ihn und auf ihn berechnet war, mit so schwer- 
wiegender Bedeutung nicht so unfertig vorgelegt haben, 
dass er Herdem bitten muss, vorlieb zu nehmenf 

Aber auf die »alten Reime«, wie man sie sich denken 
darf, passt die Aeusserung. Sie konnten wohl das be- 
friedigende versöhnliche Ende nicht haben, wie es dann 
178) möglich, damals aber dem Dichter wohl noch zu 
schwer zu finden und doch auch nothwendig war, das 
Gedicht konnte nicht »geendigt« sein. Allerdmgs ist in 
den alten Reimen in der Mitte eine Lücke, auf die aber 
doch der Ausdruck endigen nicht passen will und die auch 
den Dichter nicht hätte abhalten müssen, das Gedicht dem 
Herzog vorzulegen. 

Wir haben nämlich nun ausser dem Druck in den 
Werken 181 5 zwei ältere gleichzeitige Quellen, eine von 
Goethes eigner Hand, von C. A. H. Burkhardt mitgetheilt 
im Jahrbucn 7, 267 tf., die andere von Fräulein von Göch- 
hausen| (von jener unabhängig^ die Suphan vorlag. Da 
zeigt sich nach V. 76 eine Lücke, die späterer Ausfüllung 
voroehalten wurde. In Goethes Handschrift steht nach 
jener Zeile ein etc. etc. (S. 270), bei der Göchhausen aber 
(Suphan S. 30) »Fortsetzungszeichen p. p. p. p.« einge- 
tragen in einen Zwischenraum, der gelassen ist. In beiden 
Quellen stehen aber dann noch zwei Zeilen, die im Druck 
weggelassen sind: 

Indess ein Alter äussre Weissheit zeigt. 
Bedächtig lächelt und bescheiden schweigt. 

Was auch dabei noch zu fragen bleibt, eins ergiebt 
sich daraus : Der Dichter hatte es auf eine kleine Galerie 
von Charakterbildern aus der Jagdgesellschaft abgesehen, 
mit der er doch bei Seckendon einstweilen erlahmte und 
die Fortsetzung aufschob. Der Plan bewegte sich in einer 
beliebten Richtung der Zeit, die einen innersten Faden der 
damaligen Entwickelung darstellt, nämlich in der Neigung, 
aus der Wirklichkeit gegebene Charaktere scharf zu zeichnen 
oder wie der aus oem Französischen entlehnte Ausdruck 
sagte, von bedeutenderen Menschen »den Charakter zu 



' Die Ueberschrift lautet da: Dem Herzog von Weimar zum 
Geburtstage. Ilmenau, d. 3. SepL 1783. (Suphan S. 4.) 



144 Abhandlungen. 



machen«.' Berechnet war das Ganze als passende Einlei- 
tung und Ueberleitung zu dem, was als Kern des Ganzen 
gedacht, zum Charakterbilde des Herzogs, das ihm als 
vorgehaltener Spiegel dienen sollte, dass er in sich ginge, 
wie der Dichter daoei Gelegenheit nimmt, auch sich selbst 
scharf zu spiegeln und ein wenig in sich zu gehen, als 
wollte er damit dem fürstlichen Freunde ein Beispiel geben. 

Auch die alte Form des Gedichtes, darf man ver- 
muthen, war schon für den Geburtstag des Herzogs be- 
stimmt, es wird sich wohl finden lassen, für welches Jahr 
etwa; aber er »konnte es damals nicht endigen«. Das 
Ende, das er ihm nun geben konnte, nimmt man am besten 
mit V, 156 an, »Verschwinde, Traum!« Von da an er- 
klingt das Ganze in einem völlig andern Tone, vorher ge- 
drückt und mit weit hergeholten Trostgedanken (wie das 
Bild vom Schmetterling), nun auf einmal hochfreudig, in 
aller Hoffnung hochgreifend und einlenkend in die Gedanken 
von einem neuen Eden und einem neuen Leben, mit denen 
er die »alten Reime« neu eingeleitet hatte. 

Wirft man aber, was nahe liegt, die Frage auf, warum 
der Dichter die alte düstere Fassung nun, nactxdem sie nicht 
mehr so nöthig war, nicht einfach fallen Hess, so lässt sich 
darauf wohl befriedigend antworten: So ganz werthlos und 
nutzlos war das alte Bild doch 1783 noch nicht geworden, 
dass es ein Wegwerfen verdiente. Aber hätte es Goethe 
im Jahre 1783 erst noch neu machen sollen, so wäre es 
sicher nicht so breit düster ausgemalt worden, ja er hätte 
vielleicht nicht alles Einzelne mehr so zur Hand gehabt, 
während das Vorliegende ganz wie aus unmittelbarer Gegen- 
wart herausgenommen klingt. 

Wir haoen aber damit etwas gewonnen, das wohl 
einzig in seiner Art ist, und neben seinem dichterischen 
Wertne zugleich si^ich und sittengeschichtlich allerhöchsten 
Werth hat. Wo ist denn wieder ein Fürst, ^er so mit und 
über sich reden lässt? Wo ein Dichter und Unterthan, der 
mit seinem Fürsten so zu reden das Herz hat? Es gehörte 
von beiden Seiten eine Grösse der Seele dazu, die zur 
höchsten Bewunderung reizt. Das Ganze bewegt sich aber 
zugleich im besten Geiste unseres achtzehnten Jahrhunderts, 
unseres grossen Jahrhunderts, das uns so viel an ihm zu 
lernen hinterlassen hat. Gerade die »Grösse der Seele«, 
nicht im Sinne des Geniewesens, sondern im allgemein 
menschlich-sittlichen Sinne, dass jedem Einzelnen der Keim 



* Ich darf wohl auf einen Aufsatz von mir verweisen, in dem 
ich den Gegenstand genauer dargestellt habe, in Lyons Zeitschrift für 
den deutschen Unterncht 6, 457 ff. 



Zu DhM Gedichte Ilmenau 3. September 1783. I45 

dazu von Gott und Natur in die Seele cesenkt war, §rade 
die Grösse der Seele ist einer von den leitenden Begriffen, 
denen man wie aufgesteckten Sternen folete. Uns jetzt ist 
das alles so fern getreten, dass wir Mühe haben, es zu 
verstehen. — Solche Sterne in der Geisteswelt, haben wir 
sie denn noch? Von Klopstock Ter ist beim Aufstecken 
jener Sterne der Fleissigste und Wirksamste gewesen) haben 
wir einen Aufsatz »Von der wahren Hoheit der Seele«, 
der über die Sache am raschesten Licht geben kann. 

AVie da Goethe mit dem Herzog verfährt und doch 
zugleich mit sich selbst, so nahm er es auch von Freunden 
in Anspruch, z. B. in einem Briefe an Lavater v. J. 1781 : 
»Schliesslich bitte ich dich fonzufahren, mir mit deinem 
Geiste und deiner Art wohl zu thun und nützlich zu sein, 
und mir, wenn du etwas über oder wider mich weisst, 
es nicht zu verhehlen.« (Briefe an Lavater S. 152.) Und 
an die Frau von Stein am 21. Juni 1783 : »Ich bitte Dich, 

1'a mich nicht zu schonen, wenn Du etwas auf dem Herzen 
last,« er hatte sich ja förmlich in ihre Zucht und Er- 
ziehung gegeben, dass sie sein Wesen von den Schlacken 
des Geniewesens reinigen hülfe. Wie hoch und weit er 
dabei greifen konnte, wenn es einmal galt, den Herzog aus 
der Enge seiner Irrgänge in freie Hone über sich, über 
sich selbst und die niederen Verhältnisse hinauf zu neben, 
davon ^iebt eine Meldung an die Freundin vom 21. Sept. 
1780 em merkwürdiges Bild, das doch hier zu gut in den 
Zusammenhang passt: »Da ich zu Werke ^g, Ihnen ein 
hübsch und neu Lied aufzuschreiben, kam oer Herzog, und 
wir stiegen, ohne Teufel oder Söhne Gottes zu sein, auf 
hohe Berge, und die Zinnen des Tempels, da zu schauen 
die Reiche der Weh und ihre Mühseliglceit und die Gefahr, 
sich mit einemmal herabzustürzen. Machdem wir uns dann 
ganz bedächtlich entschlossen, stufenweis von der Höhe 
nerabzusteigen und zu übernehmen was Menschen zujge- 
schrieben ist, gingen wir noch auf den anmuthigen Spazier- 
gängen heroischerBeispiele und geheimnissvoller Warnungen 
herum, und wurden von einer solchen Verklärung um- 

Eeben, dass die vergangene und zukünftige Notn des 
ebens und sein Mühen wie Schlacken uns zu Füssen b^ 
und wir im noch irdischen Gewand schon die Leichtifikeit 
künftiger seliger Be£ederung durch die noch stumpfen Kiele 
unserer Fittige spürten.« Da sieht man den Herzog in 
des Dichters Schule, der doch selbst da mehr als Dichter 
ist (übrigens nicht ohne Klopstockische Farbe), man sieht 
aber auch, wie der Herzog dem hochfliegenden Freunde 
doch folgen kann, es wenigstens lernt. Uebrigens muss 
ich da noch einmal mit Klopstock kommen. Gerade von 

Goim-jABrnBocB XV. lO 



146 Abhandlungen. 



ihm ging nach tiefem Verfall des Begriffs dieser neue 
(und alte; Begriff des Dichters aus, dass er in den höchsten 
Höhen zu Hause sei und von da aus auch mit Fürsten und 
Völkern so reden könne. Das war auch ein Leitstern 
der grossen Zeit, wo ist er hin? 

Da ist es aber doch an der Zeit, ja geboten, Klopstocks 
noch anders zu gedenken, in besonderer und nächster Be- 
ziehung zu dem, wovon in unserm Gedichte eigentlich die 
Rede ist. Ich meine den Brief, den Klopstock im Mai 1776 
an Goethe richtete, in Betreff des sogenannten tollen 
Treibens in der ersten weimarischen Zeit ; es ist da nament- 
lich von übermässigem Trinken des Herzogs die Rede, 
von dem frühen Ende, dem ihm das entgegenführe; auch 
die Herzogin Luise in tiefsten Gram stürzen müsse. Man 
liest darin gewöhnlich einen unverantwortlichen Uebergriff 
Klopstocks. Aber vom Standpunkt unseres Gedichts aus 
sieht jene Mahnung doch wolil anders aus? Gibt es ihr 
denn nicht sachlich einfach Recht? 

Ich brachte reines Feuer vom Altar: 
Was ich entzündet, ist nicht reine Flamme. 
Der Sturm vermehrt die Gluth und die Gefahr, 
Ich schwanke nicht, indem ich mich verdamme. 

Und wenn man in Klopstocks Schritte eme vorlaut 
unberufne Einmischung erbhcken will, so gedenke man 
bloss der erwähnten hohen Stellung, die er für den Dichter 
und sich selbst in Anspruch nahm, und alles sieht anders 
aus. Grade die Fürsten auf den neuen Weg zu ziehn, 
das sah er als eine Hauptaufgabe für die Neu^eburt des 
deutschen Lebens an^ und der Brief lässt durchblicken, dass 
er sich auch Goethe m Weimar eigentlich so bestellt dachte, 
und dass er damit Goethes eigene Gedanken traf (die uns 
nun ja auch sonst klar genug vorliegend das zeigt sich 
darin, dass Goethe die Anklage Klopstoclcs gegen sich ge- 
richtet fühlte, während fast nur vom Herzog die Rede 
war : »Sie fühlen selbst, dass ich darauf nichts zu antwonen 
habe. Entweder müsste ich als ein Schulknabe ein pater 
peccavi anstimmen oder sophistisch entschuldigen oder als 
ein ehrlicher Kerl yertheidigen, und käme vielleicht in der 
Wahrheit ein Gemisch von allen dreien heraus« — womit 
doch Klopstocks Klage und Sorge im Grunde als berechtigt 
anerkannt ist. Dass aber dieser dem jungem Genossen 
gegenüber zu der eingenommenen Haltung nicht unberechtigt 
war, ja sich dazu völlig befugt fühlen durfte, das zeigt 
Goethes äusseres und inneres Verhalten gegen ihn, das 
sich z. B. auch ausspricht in der brieflichen Anrede »Lieber 
Vater« 1 5. Apr. 1775 (Hirzel, junger Goethe 3, 81). Uebrigens, 



Zu DEM Gedichte Ilmenau 3. SeptembCr 1783. 147 

nicht zu vergessen, hat auch der Herzog seine Ehre bei 
der Angelegenheit: dass Goethe ihm den verhängnissvollen 
Brief vorlegen konnte, »es thät ihm einen AugenDÜck weh, 
dass es ein Klopstock war«. Das ist denn wieder auch gross. 
Es ist uns ja sowohl Schuldigkeit als Gewinn, unsem Grossen, 
auch wo sie sich so ins Gehege kommen, in der Weise 
gerecht zu werden, dass jedem das Seine wird. Kommt 
es doch vor, dass man auch Herder und Schiller unrecht 
thut, Goethe zu Gefallen, wie hier Klopstocken geschieht. 
Endlich scheint es nicht überflüssig, bei unserm Ge- 
dichte nach der Oenlichkeit zu fragen, die dabei wohl 
gedacht scheint. Ich kann mich nicht erinnern, die Frage 
schon bestimmt aufgeworfen gefunden zu haben. Die 
Antwort liegt aber ziemlich nahe. Den Weg dabei kann 
der erwähnte Wasserfall weisen. Der Thüringer Wald ist 
arm an Wasserfällen, in der hier in Frage kommenden 
Gegend gibt es aber nur einen. Das ist im Hintergrund 
des Schortethales, das dem Ilmthal zwischen Kammerberg 
und Stützerbach parallel verläuft; da bricht der Bach, die 
Schone, der Quelle sehr nahe, zwischen einer Felsenenge 
hindurch als kleiner Wasserfall ; man nennt es das finstere 
Loch. Davor ist eine Breite gelagert, die ursprünglich dem 
Holzflössen diente^^ hier aber onenoar der Schauplatz des 
lagdstückes ist. Ganz nahe auf der Höhe liegt der Auer- 
nahn, ein Gasthaus im Walde, von dem aus der beste 
Zugang dorthin ist. 




10* 



4- 

Goethes Erzählung »Die guten 
Weiber«. 

Von 

Bernhard Seuffert. 



I. DER INHALT. 

Her »Aufsatz zum Damenkalender« mit dem Titel 
n »Die ^uten Frauen« ist zwischen dem 22. und 

I 27. Juni 1800 von Goethe entworfen worden und 

dieser erste Entwurf wurde noch am letzten Tage Schiller 
zur Beurtheilung ubersandt. Es mag sein, dass Schiller der 
raschen Niederschrift etwas nachhalf mit Rath und That, 
so wie es am Schlüsse des Werkchens heisst : die Männer 
halfen dem Protocoll der Unterhaltung nach; denn erst 
am 10, Juli ging das Manuscript an Cotta zum Druck im 
uTaschenbuch für Damen auf das Jahr iSom ab. 

Die Tagebücher und Briefe, aus denen sich die Ent- 
stehungszeit so genau bestimmen lässt, geben auch Auf- 
schluss über die Veranlassung des poetischen Gespräches 
und bestätigen so urkundlich das, was in der Rahmen- 
erzählung selbst deutlich gesagt ist: Cotta hatte Goethe 
um einen Aufsatz zur Begleitung der für den Almanach be* 
stimmten Rambergschen Zeichnungen gebeten. Die Kupfer, 
in den Deutschen Litteraturdenkmalen 21 (1885) zum ersten 
Male nachgebildet, stellen Scenen aus dem Frauenleben 
satirisch dar; sechs sind den höheren Ständen entnommen 



Goethes Erzählung Die guten Weiber. 149 

— der Federschmuck charakterisirt den Stand — , ebenso viele 
den minieren und niederen. Goethe erhielt und übernahm 
die Aufgabe, den unangenehmen Eindruck, den die Kupfer 
vcrmuthlich auf die künftigen Leserinnen des Kalenders 
machen würden, »einigermassen abzustumpfen«. Das Thema 
war ihm also gegeben und er hat sich zwar nicht daran 

ä ehalten, »Gegenbilder der bösen Weiber auf den Kupfern 
es diesjährigen Damenalmanachscc zu geben, wie die Ueber- 
Schrift des ersten Druckes verspricht, aber er hat doch an 
die Bilder angeknüpft^ eines, das unverständlichste, zu er- 
klären und zu kritisiren versucht und im Ganzen fünf 
Scenen der höheren, zwei der niederen Sphäre erwähnt. 
Und noch mehr: Goethe fineirt ein Gespräch über die 
Kupfer, in welchem der Wertn von solchen Carricaturen, 
die Wirkung von Carricaturzeichnungen überhaupt, die 
Grenzen der bildlichen Darstellung satirischen Witzes und 
andere Kunstgesetze allgemein abgehandelt werden, in 
welchem femer und wieuer allgemein gewendet auch der 
Inhalt der vorliegenden Frauencarricaturen durch ethische 
Urtheile und durch Betrachtungen über die verschiedene 
Lage und Aufgabe der Geschlechter Berücksichtigung findet. 
Er hat die Unterredner des Gespräches, wie ich meine,* 
nach Personen der Weimarer Gesellschaft frei gestaltet, 
wobei die Männer ' deutlicher seinen Freunden nachgebildet 
sind ab die Frauen. Dies erklärt sich daraus, dass die 
Frauen, die am Gespräche Theil nehmen, wohl zugleich 
auch als »Gegenbilder der bösen Weiber« der Bildchen 

gelten sollen. Madame Seyton ist in Verbindung mit der 
lundeliebhaberin und der Ungetreuen auf den Bildern ge- 
setzt; Eulalie vertritt in ihren Schriften das Recht der 
Frauen und kann so äusserlich zu der Schriftstellerin auf 
einem der Kupfer wie innerlich zu den herrschsüchtigen 
Weibern als »gutes« Gegenbild dienen ; und an die letzteren 



' Einleitung zu Deutsche Litteraturdenkmale 2i. Vgl. v. Bieder- 
mann im Archiv für Litteraturgeschichte Bd. 13. S. 390 f. Düntzers 
Widerspruch, Deutsche Nationailitteratur, Goethe Bd. 14. S. 20) macht 
Schu*ierigkeiten geltend, die ich theils selbst schon bedacht hatte, ohne 
sie für genügende Gegengründe zu halten, theils belanfi;los nennen muss. 

' Damit nicht auch ein anderer die unnöthige Untersuchung an- 
stelle, will ich anmerken, dass der ein Jahr vor der Abfassung der 
Goethischen Erzählung erschienene Briefroman »Marie von Sinclair. 
Aus dem Französischen [der Angöli^ue Dutoz], übersetzt von L. F. 
Huber« keine Erklärung für Goethes Sinclair gibt. Der vor dem Beginn 
des Romanes gestorbene Herr von Sinclair »verdient nicht ein zart- 
fühlendes Weib zu interessiren«, das passt nicht auf Goethes Sinclair. 
Auch sonst bietet der Roman — die Leidensgeschichte der in den 
Gatten einer Cousine verliebten, an Liebesgram und Schwindsucht 
sterbenden Wittwe Marie von Sinclair — kein Motiv für die Erzählung. 



1 50 Abhakdlukgek. 



wird auch Amalia angefügt als gerne widersprechender 
»Schalka: sie fohlt sich offenbar durch das Gespräch über 
weibliche »Schälkea getroffen und verlässt darum die Ge- 
sellschaft; nur für die fragelustige Henriette wüsste ich 
keinen Anknüpfungspunkt zu zeigen. 

Lose geschlungen wie diese Verbindungen sind auch 
die zwischen den Bilderscenen und den Frauencharakteren 
der in das Gespräch eingefügten Novellen , wie man diese 
Einlagen gememsam zu nennen pflegt. iZwei Küpferchen 
zeigen Thierliebhaberei: der Einnuss der Thiere wird in 
drei Novellen, in welchen Hunde eine Wirkung üben^ für 
und wider erörtert. Drei zeigen die Herrschaft der Frau: 
die Frage, wie weit ihre Herrschsucht berechtigt ist, wird 
in einer Novelle und in daranschliessender l^terhaltung 
beantwortet : dass in dieser Novelle die Frau uneigennützig 
stiehlt, darf kaum mit dem Diebstahl der scheinbar an- 
dächtigen Haushälterin, den ein anderes Bild zeigt, in Bezug 
gesetzt werden ; eher mag die sparsame Hauswirthin dieser 
Novelle als »Gegenbild« zu der verschwenderischen Gattin, 
die auf einem siebenten Kupfer dargestellt ist, dienen 
sollen. Ein weiteres Bild stellt eheliche Untreue dar : drei 
Novellen behandeln »Freundschaften« von Bräuten oder 
Frauen, die zu flüchtiger oder voller Untreue führen. Das 
Thema der hämischen und streitenden Kaffeeschwestem des 
ersten Doppelbildes griff Goethe, obwohl ein Kaffee verächter, 
nicht auf, und auch an der vorletzten Bildscene: Kinder- 
erziehung, ging er, obwohl Pädagog, vorüber. Sechs Bild- 
blätter empfing er von Cotta, sechs Novellen gab erj 
drei Novellen haben Liebesverhältnisse vor der Ehe, drei 
eheliche Verhältnisse zum Gegenstand ; zwei haben ernsten 
Ausgang — der Mann trennt sich völlig oder wenigstens 
innerlich von der Frau, vier schliessen freundlich; in Keiner 
Novelle ist die Frau tadellos, in einer ist sie geradezu eine 
Ehebrecherin. So hätte also Goethe seine Aufgabe, den 
Carricaturen »versöhnliche« Bilder gegenüber zu stellen, in 
den Novellen nur schlecht gelöst. Er entschädigt die 
Leserinnen dadurch, dass er das Gespräch auf das Lob der 
günstigen Lage der modernen Frau, der Vorzüge ihrer 
Bildungsfähigkeit vor der des Mannes und ihres Berufes 
zum Herrschen, zum Uebergewicht über den Mann wendet. 

Je besser das Gespräch zu dem vorgesetzten Zwecke 
taugt, desto deutlicher ist, dass es von ooethe für diesen 
Aniass erfunden wurde. Auch darin ist es echt Goetheisch, 
dass er eine Situation zu Grunde legt aus seiner Erfahrung: 
ungefähr so unterhielt er sich mit den männlichen und 
weiblichen Mitgliedern seines Gesellschaftskreises. Und 
wiederum ist für den damaligen Goethe kennzeichnend, 



Goethes ErzAhlung Die guten Weiber. 151 

dass der specielle Anlass zu allgemeiner Erörterung von 
Gesetzen der bildenden und redenden Künste, von psycho- 
logischen und ethischen Erfahrungen ausgeweitet wird. 

Zweifelhaft aber bleibt, ob auch die eingeschalteten 
Erzählungen Goethes Eigenthum sind. Dass sie für die 
Aufgabe, die Rambergischen Kupfer annehmlich zu machen, 
nicht eigens und frei erfunden worden sind, ist ohne weiteres 
klar; denn dann müssten sie diese Aufgabe viel genauer 
lösen. Goethe konnte die Bilder nach bekannten literarischen 
Mustern als »stumme Romane« betrachten, konnte die 
üble Scene, in der die Frau dargestellt war, psychologisch 
erklären, und etwa so wie er es in der letzten Novelle, 
aber ohne engen Anschluss an eine Bildscene that, den 
Mann als den schuldigen Theil oder doch als die ent- 
schuldigende Ursache eines üblen Benehmens der Frau 
hinstellen; mehr als die Hälfte der Küpferchen gab dazu 
Gelegenheit. Goethe aber verlieh weder solch »stummen 
Romanen« Worte, noch schuf er genau passende Gegenbilder 
zu den Bildern. Schon diese Thatsachen allein fordern die 
Annahme heraus, dass Goethe den Stoif für die Novellen 
von aussen empfing oder wenigstens nicht erst für diese 
Gelegenheit neu schuf. 

Nur in zweien der Novellen spielen Mitunterredner 
eine Rolle; Seyton und Sinclair erzählen aus ihrem eigenen 
Liebesleben. Was Sinclair vorträgt, ist längst und mit Fug 
auf Goethes Verhältniss zu Frau v. Stein gedeutet worden ; 
es ist die einzige Geschichte, die Sinclair-Goethe mittheilt. 
Seyton steuert drei Novellen bei. Es steht diese Redselig- 
keit, sowie auch seine wiederholte lebhafte Betheiligung 
am Gespräche nicht recht im Einklang mit der Charakte- 
ristik, die Goethe zuvor von Seyton gibt : er sei in grösserer 
Gesellschaft meistens nur ein willkommener L'hombrespieler 

gewesen: denn diese Neigung, zur mündlichen Unter- 
altung Beizutragen, musste Seyton doch jeder Gesellschaft 
willkommen machen. Dieser Widerspruch gibt uns das 
Recht, das, was Seyton erzählt, von seiner Person loszulösen, 
selbst wenn ihn der Dichter von sich selbst erzählen lässt. 
Uebrigens machen zwei seiner Geschichten, das^ was er 
von seiner Braut und was er von der Tagebuch fuhrenden 
Frau vorträgt, nicht den Eindruck literarischer Tradition. 
Die für eine Novelle der Kunstliteratur werthvolle Ver- 
wicklung liegt beidemal in der Person des Verführers; 
(tiese erscheint aber hier nur als flüchtige Nebenfigur, 
sie wird nur aus der Ferne gezeigt, erhält kein eigen Leben ; 
in beiden Novellen ist das, was sie dem Poeten bieten, 
nicht ausgenützt; es ist nur ein unpersönliches Motiv 
(Hund, Tagebuch) an ihnen ausgebeutet. Wären ihre 



I 52 Abhakolungbn. 



Gestalten genaue Geeenbilder zu den vorließenden Kuofern, 
so würde man vollkommen freie Erfindung anndimen 
müssen; da sie das nicht sind, so erwecken sie den Ein* 
druck von Anekdoten, die der Dichter — von Sevton- 
Bertuch oder irgendwem — gehört oder irgendwo gelesen, 
und, so oder so, im Gedächtniss oder im Notizbuch auf- 
bewahrt hat. von Anekdoten, die er nicht novellistisch 
ausgesultet Kannte und die er für den vorliegenden Z^'eck 
nur einseitig, nicht poetisch erschöpfend auswerthete. 

Ganz anders geartet ist die dritte Erzählung Seytons, 
die Geschichte der Pächterin, die ihren leichtsinnigen Mann 
zur Sparsamkeit erzieht. Hier sind die Personen umständlich 
charaltterisin, Verwicklung und Lösung erschöpfend be- 
handelt, das Ganze ist poetisch ausgerundet; da sind nicht 
die Geldrollen, oder der Leuchter, oder das Geburtstags- 
geschenk (um durch drastische Beispiele verständlicher zu 
machen, wie ichs meine) die Hauptsache, sondern die 
Psychologie der Personen. Und darum hielt ich früher 
und halte ich noch diese Erzählung für ein literarisches 
Erbstück. Dümzer dagegen nennt sie »wohl eine freie 
Erfindunjga. Das war unvorsichtig. Denn Wetz hat noch 
im gleichen Jahre, in welchem meine Einleitung zum Neu- 
druck der »Guten Weibera erschien, darauf aufmerksam 
fjemacht, dass in Destouches' Verschwender oder die ehr- 
iche Spitzbübin dasselbe Motiv angeschlagen sei ; ' er wagt 
nicht zu entscheiden, ob Goethe und Destouches aus einer 

äemeinsamen Quelle geschöpft haben, oder ob jener von 
iesem abhängig sei. Ich halte das letztere für unmöglich; 
Goethe hätte nicht nur sehr viel vereinfacht, sondern auch 
stark verändert, was in dem kurzen Zeiträume, in dem die 
Novelle entstand, unwahrscheinlich ist. Aber ich glaube 
mit Wetz, dass die Verwandtschaft keine zufällige ist, und 
vermuthe, dass die mir unbekannte Vorlage von Destouches 
gedehnt und gemodelt, von Goethe reiner übernommen 
wurde. Beweisen kann ich das nicht, denn meine Versuche, 
Goethes Quelle zu finden, waren vergeblich.* 

Zwar scheint Goethe selbst den Weg zu ihr zu zeigen. 
An demselben 22. Juni 1800, an dem er »über den Außatz 
zum Damenkalender nachgedacht« hat, und an den zwei 
vorhergehenden Tagen trägt er im Tagebuch die Notiz 
ein: »Bibliotheque des Romans«.' Nach dem Ausleihjoumal 

* Die Anfange der ernsten bürgerlichen Dichtung des 18. Jahr- 
hunderts, Worms 1885. Bd. i. S. 169. 

• J. E. Schlegels »Triumph der guten Frauen« ist ohne Einfluss. 

"^as «weite Mal: »Bibliotheck der Romane«, es braucht aber 
deutsche Bibliothek nicht gemeint zu sein, wahrscheinlicher 



Goethes Erzählung Die guten Weiber. 153 

der hgl. Bibliothek in Weimar liatte er, wie H. Hofrath 
von Bojanowski mich gütigst benachrichtigt, bis zum 
i^ Juni 1800 das i. Juliheft, vom I9^uni an, also in den 
Tagen der Abfassung der »Guten Krauen«, die übrigen 
Hefte des 1775er Jahrganges der Bibliothiqne universelle 
des Romans entliehen. Als Quelle für Goethe kann das 
Werk nicht bezeichnet werden, aber es bot einige An- 
regungen. So ist Juillet 2, 196 ein Feenmärchen »La bonne 
Femme, par Mlle de la Force« excerpirt, dessen Inhalt 
Goethe nicht berührt, dessen Titel er aoer nützt.* Ferner 
mag Goethe da angeregt worden sein, Geschichten vor- 
zutragen, in denen Hunde eine Rolle spielen: aus 
»Le rrince Hrastus ou les sept Sages de Rome« excerpirt 
die Biblioth^ue (Octobre i, 14; 32; 40) drei Hunde- 
geschichten (ebenso viele gibt Goethe); aus dem versi- 
iicirten Perceval einen Conte, in dem livriers (vgl. Goethe 
S. 272 Z. 25 Windspiel) sich für den von der Gattin treulos 
verlassenen Herrn entscheiden (Novembre S. 84); endlich 
-aus des Periers den Dialog der Hunde Actäons (Dicembre 
S. 126). Aus all dem nahm Goethe nichts als die An- 
regung , gerade an die Hundebilder der ihm vorgelegten 
Blätter anzuknüpfen, entnahm nichts Stoffliches, obwohl 
sich alle Erzählungen, mit Ausnahme des Dialoges, so gut 
hätten einfügen lassen wie die Ferrand-Novelle ; denn auch 
diese passt nicht wie Goethes erste zwei Beispiele als 
positiver oder negativer Beleg zu dem Satze (S. 271 Z. 26), 
der Umgang mit Thieren sei eine Ableitung unserer 
Leidenschaften und Neigungen. An den Hund des Ulysses 
(S. 274 Z. 19) mag Goethe durch die Auszüge aus F^nelons 
Telemach (Septembre) erinnert worden sein, wenn er einer 
Erinnerung bedurfte.' Und weiter kann Goetnes Bemerkung 

ist doch, dass er an allen drei Stellen die Biblioth^que universelle des 
romans meint. Uebrigens habe ich Reichards Bibliothek vergeblich 
als C2pelle für die »Guten Frauen« durchsucht. 

' So sind die Daten nach genauer Prüfung zu lesen und darnach 
ist Düntzer Bd. 14. S. 199 zu corrigiren. — Andere Roman- oder No- 
vellensammlungen hatte Goethe damals nicht aus der Bibliothek ent- 
lieben; laut H. V. Bojanowskis Abschrift des Ausleih Journals hatte er 
nur das Missale romanum und andere kirchliche Literatur und die 
ersten 6 Lieferungen von M. J. Brissons Dictionnaire raisonnö de 
Physiaue zu Hause. 

^ Der Ausdruck ist hier in Goethes Sinn gebraucht, nicht in der 
Bedeutung »unerfahrene, leichtgläubige Frau«, wie sie in Novellen 
üblich ist, z. B. auch in den Contes des B. des Periers, Bibl. univ. 
Decbr S. 11 1 flf. 

) Für die Sätze S. 27 1 Z. 19 ff., ein Reisender erzähle, in Grätz 
gebe es viele Hunde und viele stumme, halb alberne Menschen, bietet 
von der ziemlich zahlreichen Literatur über Graz und Steiermark, die 
ich nachgeschlagen habe, die mit Hilfe F. Eichlers gefundene anon>ine 



154 Abhandlungen. 



(S. 280 Z. 5), Brantomes Grossmutter habe der Königin 
von Navarra das Dintenfass gebalten, aus der Bibliotb^ue 
(Octobre 2,145) stammen: Marguerite composoit sesContes, 
»dit Brantome, dans sa litiire, en allant par le pays; je 
Tai oüi dire k ma grand'ni&re, qui alloit toujours avec eile, 
et lui tenoit l'^critoire«. Endlich darf noch bemerkt werden, 
dass der etwas auffallende Ausdruck Exagceration (S. 273 
Z. 25) trotz seiner anglisirten Form auf die Bibliotb^ue 
(Novembre S. 88) zurückweisen könnte. Damit aber ist, 
so weit mein Blick reicht, erschöpft, was Goethe aus der 
Leaüre der Biblioth^ue sich angeeignet haben kann. Es 
ist zwar unrichtig, wie Düntzer fBd. 14. S. 199) zu sagen, 
»die Lesung stand mit dem Autsatz wohl m keiner Be- 
ziehung«, aber als Quelle für irgend einen wichtigen Theil 
desselben darf die Biblioth^ue auch nicht bezeichnet 
werden. Selbst für die Technik der Erzählung liegt kein 
offenbares Vorbild vor; man könnte höchstens noch darauf 
verweisen, dass die Biblioth^ue »la miniature« der Romane 
zu geben verspricht (Juillet i, ö und dass Goethe gewisser- 
massen Miniaturen von Novellen vorlegt.* 

Das Tagebuch hilft uns also nicht, die Quellen Goethes 
zu finden. Auch für die Novellen Armidoros und Eulaliens 
sind sie unbekannt. Was Eulalie von ihrer Reisebekannt- 
schaft erzählt, hat keine novellistische Verwicklung; sie 
sagt selbst, inre Freundin habe keine Vorfälle menr zu 
befürchten gehabt, sie habe nur Geduld gebraucht; was da 
steht, ist eine psychologische Beobachtung: ein Mensch 
kann in gewissen Situationen (und unter der Wirkung von 
Märchenleaüre) dazu kommen, alles Wirkliche märchenhaft 
anzuschauen und zu berichten ; und femer soll wohl damit 
erläuten werden, wie Märchen entstehen können (vgl. 
S. 287 Z. 6 ff.). Auch hier ist ein ausgearbeitetes novellistisches 
Vorbild unwahrscheinlich, wie bei der Mehrzahl der be- 

»Skiue von Grätz« 1792 den am nächsten zutreffenden Bericht S. 4a ff. 
108 ff. ; und beachtet man die Wendung S. 109 : »Viele (der Blöd- 
sinnigen) sind ganz stumm, oder reden zwar etwas, oder bellen und 
krähen vielmehr«, so liegt die Vermuthung nahe, Goethe sei durch das 
Bellen der Blödsinnigen verfuhrt worden, unabhängig von seinem Ge- 
währsmann einen Zusammenhang zwischen den Hunden und den 
Trotteln herzustellen. Freilich, wie kam Goethe zu dem abgelegenen 
Büchlein? Sollte der viel fi^ereiste Seyton (Bertuch?^, der jene Aeusse- 
rung thut, es gekannt und daraus erzählt haben ? r ür mündliche Tra- 
dition spricht der Umstand, dass Goethes ältere Texte die Namensform 
Graitz bieten, die für die steirische Hauptsudt ganz ungebräuchlich ist. 

' Unter den Büchern in Goethes Nachlass befindet sich die 
Biblioth^que universelle des Romans nidit (freundliche Mittheiluni^ des 
H. Geheimen HofrathRuland); ich fragte darnach, weil er doch eraige 
Bände selbst besessen und nur andere entliehen haben könnte. 



Goethes Erzählung Die guten Weiber. 155 

sDrochenen Einschiebsel, weil die Erzählung eigentlich keine 
Novelle ist, sondern nur wie eine Einleitung zu einem 
Märchen in Briefform klingt. Eines macht mich allerdings 
bedenklich, ob nicht doch eine ältere literarische Fixirung 
dieser Erzählung vorbanden sein könnte ; Goethe war sicn 
über die Lage der Heldin nicht ganz klar oder drückt sich 
doch nicht ganz klar aus. Wer sind die Ihrigen (S. 286 
Z. 5)? Wir erfahren von ihrer Verwandtschaft nichts, sie 
lebt einsam (S. 285Z. 11), Bräutigam und Kind zusammen 
können nicht gemeint sein, weil das Kind doch wohl erst 
später zur Welt kommt (S. 286 Z. iq, obwohl man allen- 
falls schon aus S. 285 Z. 20 — 22 und o. 286 Z. 7 die Geburt 
herauslesen könnte), und vor allem weil dem Neugebornen 
doch keine »Leidenschaften und Verirrungen« schon be- 
gegnet sind. »Was ihr und den Ihrigen begegnet war, 
Neigung, Leidenschaften und Verirrungen, das lieblich 
sorgliche Muttergefühl« . . . heisst es; zwei Singulare, von 
denen der letzte deutlich auf die Heldin allein geht \ da- 
zwischen zwei Plurale, die wir den unbekannten »Ihrigen« 
zutheilen müssten, zumal wir kein Recht haben, der Heldin 
mehr als die eine Verirrung zuzutrauen, dass sie vor der 
Ehe ihre Vorsicht überraschen liess. Aus diesem Grunde 
wäre auch dem Texte schlecht aufgeholfen mit der Con- 
ieaur »dem Ihrigen«, nemlich dem Bräutigam; auch er 
nat nur eine Leidenschaft und eine Venrrung. Diese 
»Ihrigen« sind fatal; sie beschäftigt sich ja doch S. 286 
Z. I n. und Z. 18 ff. nur mit ihrem eigenen Schicksale. Soll 
man diese Unklarheiten aus der Flüchtigkeit der Goethischen 
Niederschrift erklären, aus der Eile der Abfassung des 
Schriftchens ? Soll man annehmen, dass er eine Geschichte 
grösseren Zusammenhanges kannte und nur einen Ausschnitt 
gab, der nicht scharf genug abgeschnitten ward? Oder wie, 
wenn eines seiner eigenen Werke die Quelle wäre ? So 
wie jene Dame lebt Lila, »die gute Frau«, einsam: auch 
sie wird in Abwesenheit ihres Gemahls wahnbetangen, 
verfällt in unzeitige Bangigkeit und Sorgen, glaubt an Ge- 
schichten von Zauoerem und Feen, träumt in einer andern 
Welt zu sein, braucht »Geduld«, und auch sie wird durch 
das Erscheinen des Gatten geheilt. Aus Goethes »Lib« 
Hessen sich dann die »Ihrigen« erklären. 

Bestimmter kann man sich über Armidoros Erzählung 
von Ferrand und Cardano aussprechen. Sie ist neben der 
Pächtemovellc Seytons die einzige, zu der die Erzähler 
kein persönliches Verhältniss vorgeben ; auch dadurch heben 
sich diese beiden von allen übrigen Geschichten ab und 
man möchte schon daraus schliessen: die ersteren sind 
Lesefrüchte aus der Kunstlitteratur, die letzteren sind 



156 Abhandlungen. 



Erlebnisse oder Erfahrungen. Die Geschichte von Ferrand 
und Cardano ist eine runde Novelle; die Vorgeschichte 
ist genauer erzählt, als für den Zweck — das Beispiel, wie 
ein Hund etwas aufdecken kann — nöthig ist; dass Ferrand 
und Cardano Freunde waren, ist ganz überflüssig; auch 
passt die Untreue der Gattin, wie ich schon bemerkte, 

far nicht zu den Absichten der Rahmenerzählung. Düntzer 
at sicher Recht, hierfür eine literarische Quelle voraus- 
zusetzen (Bd. lA. S. 217), wie auch ich ein Muster suchte 
(Einleitung S. VI). Aber es ist nicht entdeckt. Die Namen 
erinnern mich an Fernando und Cardenio. von denen Cer- 
vantes im Don Quixote Buch 3 — 5 erzählt; auch sie sind 
Freunde; hier betrügt Fernando den Freund um seine Ge- 
liebte, wie bei Goethe Cardano den seinen um seine Gattin; 
aber die genaueren Umstände und der Ausgang sind so 
grundverschieden, dass Cervantes unmöglich der Gewährs- 
mann für Goethe gewesen sein kann, und diesmal wäre 
das Auffinden der Quelle nicht nur um dieser Goethischen 
Fassung willen interessant ; denn was Goethe hier erzählt, 
ist die erste Vorstufe zu seinen »Wahlverwandtschaften«. 
»Ferrand und Cardano, zwei Edelleute, hatten von Jugend 
auf in einem freundschaftlichen Verhältniss gelebt. Pagen 
an Einem Hofe, Ofiiciere bei Einem Regimente, hatten sie 
gar manches Abenteuer zusammen bestanden und sich 
aus dem Grunde kennen gelernt. . . . Beide Freunde wur- 
den eine lange Zeit getrennt und fanden sich erst wieder 
zusammen, als Ferrand verheiraihet war und auf seinen 
Gütern lebte. Cardano brachte einige Zeit . . . bei ihm . . . 
zu.« Er verführt Ferrands Frau . . . »Zwar keine Scheidung, 
aber eine stille Uebereinkunft sich abzusondern, und em 
zerrüttetes Hauswesen machen den Beschluss dieser Ge- 
schichte.« Das ist denn doch der Grundriss für das Ver- 
hältniss zwischen Eduard, dem Hauptmann und Charlotte. 
Aus Cardano wurde vielleicht überdies noch der Graf ent- 
wickelt: er hatte »Glück bei den Weibern«. 

Ist das Auge durch diese Beobachtung geschärft, so 
sucht es leicht auch ausserhalb der Ferrand-Novelle Bezüge 
zwischen den »Guten Weibern« und den »Wahlverwandt- 
schaften«. Die Eintheilung der Frauen in drei Classen dort 
blieb für die Vertheilung der Rollen hier nicht ohne Belang; 
die Thätige, zum Erwerben und Erbalten Geschaffene, zeigt 
auf Charlotte; die Schöne, leicht und oberflächlich Gebildete, 
die in grossen Cirkeln herrscht, zeigt auf Luciane; die 
tiefer Gebildete, in kleinem Kreise Herrschende weniger 
deutlich auf Ottilie. Mit dieser mögen sich auch die zwei 
Tagebuch führenden »guten Weiber« verschmolzen haben, 
wenn auch die im Roman vorgelegten Theile des Tage- 



Goethes Erzählung Die guten Weiber. 157 

buchs nicht unmittelbar die Geschichte ihrer unerlaubten 
Liebe und nichts Märchenhaftes enthalten : Beides passt doch 
auf ihre Situation und ihr Wesen. Auf den Freund des 
Se)rtonschen Ehepaares, den Menschenkenner und Herzens- 
lenker , der das gefänrdete Verhältniss des Brautpaares 
wieder ausgleicht, als Keim fOr die Figur Mittlers ninzu- 
weisen, ist nicht zwingend. Endlich aber mae erwähnt 
werden, dass Henriette die Carricaturbilder auf Verwandte 
und Bekannte deutet, wie Luciane (Th. II. Cap. 4) die 
»vermenschlichten« Aifenbilder. 

Zu dieser ersten Stufe der »Wahlverwandtschaften« 
rückt die zweite mit Wielands im Taschenbuch auf 1804 
erzählter Novelle »Freundschaft und Liebe auf der Probe« 
(vel. Viertel jahrschrift für Literaturgeschichte Bd. 2. S. 467 flP.). 
Welche persönlichen seelischen Erlebnisse all diese von 
aussen zugetragenen Motive zum Romane zusammen- 
zttschlingen und auszubilden zwangen , ist imm^ noch in 
Dunkel gehüllt. — 

Wenn ich versucht habe, die Eigenart der einzelnen 
Stücke des Werkchens »Die guten Frauen« zu charakteri- 
siren und daraus Schlüsse auf die Entstehungsgeschichte, 
die Verschiedenheit der etwaigen Vorlagen zu ziehen, so 
verliess mich dabei nicht das Bewusstsein, dass ich auf 
schwankendem Grunde baue. Einem Einwurf aber möchte 
ich gleich begegnen: Goethe habe mit künstlerischer Ab- 
sieht das Eine so, das Andere anders gebildet. Wäre es an 
dem, so müssten wir die Ursachen der verschiedenen 
Kunstminel entdecken können. Und vor Allem: bei einem 
Schriftchen, dessen Entstehung vom Nachdenken bis zum 
Abschlüsse nur sechs Tage währte, darf man. auch wenn 
es von einem Goethe und von dem so geüoten Goethe 
des Jahres 1800 stammt, allzu sorgfältige, Künstlerisch be- 
wusste Durchbildung nicht voraussetzen. Der Umfang des 
Werkchens ist ja nicht gross, aber es ist reich an manch- 
faltigem Inhalt. Rasch griif er ihn aus dem Vorrathe seines 
Wissens, seiner Erlebnisse, seiner Leaüre auf. Bald 
glücklich, bald gezwungen, wie es eben gelinjg;en wollte, 
ordnet er ihn seiner nicht selbst gewählten Autgabe unter. 
Dass er die Aufgabe nicht glatt löste, wie er es bei weniger 
eiliger Kunstfertigkeit vermocht hätte, wird kein Unbe- 
fangener leugnen; Goethe selbst war nicht befriedigt davon. 
Am Herzen bat er dies Werk nicht gehegt. Und so 
müssen, dünkt mich, hier die Vorbilder deutlicher durch- 
scheinen, als don, wo er Stoffe lange mit sich herumtrug, 
sie seelisch erfüllte und aus eigenem Bedürfnisse dichteriscn 
genaltcie. 



1 58 Abhakdlukgek. 



2. ZUR KRITIK DES TEXTES DER WERKE GOETHES. 

Bernays hat in seiner Schrift Über Kritik und Geschichte 
des Goetheschen Textes S. 76 ff. bemerkt, dass der Text 
der »Guten Weiber« unter den Händen der Setzer und 
Correctoren ein klägliches Ansehen gewonnen habe. Seit- 
dem haben sich Vollmer^ Strehlke, Düntzer und vielleicht 
noch Andere bemüht, zwischen der ersten und letzten Text- 
gestalt zu vermitteln. Eine solche Vermittlung kann 
günstigen Falles einen besseren Text geben, aber nur zu- 
fallig den richtigen. 

Wie die Erstlingswerke eines echten Dichters oft 
reicher an Poesie, an poetischem Gehalt sind, während die 
Vorherrschaft des Poetischen in späteren Werken durch 
reifere KunstObung eingeschränkt wird, so ist auch der 
erste Entwurf eines Werkes häufig gehaltvoller und färbiger 
im einzelnen Won. Das Streben nach kunstvoller Correct- 
heit kann den Ausdruck mindestens ebenso oft schwächer 
und blasser als inhaltlich zutreffender machen; ja, indem 
das Mechanische der Kunst das unmittelbar und vielleicht 
roh Wirkende durch das mittelbar, durch Bildung Wirkende 
ersetzt, forden es äusserlich und schädigt innerlich; das 
Stilvollere, strengerer Kunst Angepasste schmälert noth- 
wendig und absichtlich ursprüngliche Stärke und Tiefe, 
und mich dünkt, dass die Einbusse an poetischer Kraft 
selten durch die höhere Kunstschönheit voll aufgewogen 
wird. Der Literarhistoriker nun darf bei solchen Vorgängen 
Kritik üben, der Philologe muss sie schweigend anerkennen. 
Oft wird es ihm schwer, etwas, was Goethe nach bestem 
urkundlichem Zeugniss gebilligt hat, auch für das Richtige 
zu halten. Aber es bleibt ihm nur die einzige Freiheit 
vorbehalten, bedächtig abzuwägen: ob Goethe, selbst da 
wo er mit sichtlicher Sorgfalt die Herstellung der Druck- 
vorläge oder gar des Druckes überwachte, wirklich die 

(»einhche Aufmerksamkeit aufwendete, die ihn vor eigenen 
rrungen flüchtigen Schreibens und Ueberlesens (die dem 
Autor am eigenen Werke nur zu leicht begegnen, und gar 
einem Dichter!), vor den Fehlem der Abschreiber, Setzer 
und Correctoren sowie ihrer Neigungzu platter Richtigkeit 
hätte schützen können. Da darfder Philologe ausser dem 
Sprachgefühl auch sein Geschmacksurtheil geltend machen, 
d. h. sein Urtheil, ob diese oder jene Wendung dem Stil 
des Dichters in der bestimmten Zeit entspreche oder nicht. 
Hier bleibt ein Rest von Subiectivität m der strengsten 
Kritik stehen: denn, keine ODJective Stilbeobachtung ist 
erschöpfend. Und so ist in der That auch bei der Prüfung 
der Richtigkeit des überlieferten Textes der »Guten Weiber« 



Goethes Erzählung Die gutkn Weiber. 1 59 



das völlige Ausschalten subiectiven Geschmacksunheiles 
kaum möglich. In sofern haben die Kritiker seit Bernays 
principiell Recht gethan ; aber in der Praxis waren sie, 
scheint mir, weder consequent noch conservativ genug. 

Goethe hat das Gespräch in die erste Sammlung semer 
Werke, die dem ersten Drucke (J) der »Guten Frauen« 
folgt, nicht aufgenommen. Erst m der zweiten Sammel- 
ausgabe (Cotu Bd. 13 18 17 B) findet es Platz mit dem 
vereinfachten und veränderten Titel »Die guten Weiber«. 
Da die Kupfer nicht reproducin wurden, war die Bezug- 
nahme auf sie im älteren Titelzusatz unmöglich geworden, 
und während früher die guten Frauen und die bösen Weiber 
gesa^ und so das Feinere und das Gemeinere auch in der 
Wahl der Worte contrastirt war, wurde nun der Ausdruck 
Weiber genommen als Sammelname für Verehelichte und 
Ledige, wie sie in dem Werkchen auftreten. Damach ward 
die Schrift auch den Supplementbänden zur ersten Cotta* 
Ausgabe (A) einverleibt. 

lieber die Arbeit, die Goethe an die Revision setzte, 
sind wir bisher urkundlich nicht unterrichtet. Aus dem 
Vergleiche zwischen dem ersten und dem zweiten Drucke 
geht aber zunächst hervor, dass B nicht aus dem corri- 
ginen Drucke / abgesetzt wurde, sondern dass eine Hand- 
schrift dazwischen liegt. Suphan macht mich aufmerksam, 
dass ein Durchcorrigiren des engen und kleinen Druckes / 
in dem Umfange, in dem es geschah, schon äusserlich un- 
möglich war. Femer war eine Abschrift geboten, weil / 
in der eigenartigen Onhographie des Taschenbuches ge- 
druckt ist, die von der in B üblichen erheblich abweicnt. 
Endlich lässt eine Reihe von Fehlem in B sich nur durch 
die Annahme eines Zwischengliedes zwischen / und B er- 
klären: wäre B unmittelbar aus / abgesetzt worden, so 
hätte es z. B. unmöglich fünfmal die Initiale des Anrede- 
pronomens verwechseln können; allerdings trifft B ein 
sechstes Mal darin mit / zusammen, aber dies Zusammen- 
treffen muss als zufällig gelten, weil B keinen der andern 
•(übrigens wenigen) Druckfehler von / übemommen hat. 
Es sind also nicht, wie Bemays vermuthete^ die winzigen 
Lettern die Ursache der Textverderbnisse; ihre Schuld ist 
vielmehr in der als Dmckvorlage benützten Handschrift 
2u suchen. 

Es entspricht Goethes Gepflogenheit bei Revision 
von Werken, dass er sich eine Abschrift von / herstellen 
liess und diese durchcorrigirte. Ich will aber nicht 
mit der Bemerkung zurückhalten, dass die Abhängigkeit 
der Abschrift von / zwar möglich, aber nicht mit über- 
zeugender Sicherheit zu erweisen ist ; die Abschrift könnte 



i6o Abhandlukgek. 



auch eine ältere Handschrift des Werkchens, die in Goethes 
Besitz geblieben war. als Vorlage benützt haben oder diese 
selbst sein. Gegen die letzte Vermuthung entscheidet die 
Thatsache, dass mindestens Eine Lücke io der Druckvorlage 
für B sich findet. Im Verhältniss hiezu fällt für die letzte 
Vermuthung nicht mehr ins Gewicht, dass ich versucht 
bin anzunehmen, die Handschrift, die in die Druckerei 
ging, beruhe auf Dictat; mancher Fehler in B nemlich 
sieht wie ein Hörfehler aus, so gerade die erwähnte Ver* 
wechslung der Anfangsbuchstaben bei den Pronomina 
(sowohl »sie« statt »^e« als »Siecc statt »siea u. dgl.). 
Eine ältere Handschrift könnte nun recht wohl diain ge- 
wesen sein: / dem Schreiber zu dictiren, wäre zwecklos 
gewesen- denn die vorgenommenen Aenderungen Hessen 
sich docn nicht während des Diairens finden. War also 
die Druckvorlage für B nicht aus einer dictirten alten 
Handschrift erflossen, sondern war sie eine Abschrift von 
/, so bleiben nur zwei Möglichkeiten: entweder Goethe 
hat die Abschrift von / corrigirt, darnach dictirt und diese 
zweite Handschrift nochmals corrigirt — denn die Drack- 
vorlage für B kann, wie sich zeigm wird, keine correour- 
freie Reinschrift gewesen sein — ; oder der Abschreiber 
von / hat nicht nur mit dem Auge gearbeitet, sondern 
nach dem Lesen eines Stückchens semer Vorlage den Klang 
der Worte auf seine Niederschrift wirken lassen, ein Vor- 
gang, den jeder an sich beobachten kann und der zur Er- 
klärung der vorliegenden Hörfehler vollständig aasreicht. 
Dass Goethe selbst Aenderungen an der Handschrift 
vornahm, ist zweifellos; die Zahl der Aenderungen und 
ihre Stärke beweist dies mit Sicherheit. Aenderungen wie 
289,11 fich citire nach Seite und Zeile der Octavausgabe 
letzter Hand Bd. 15, ohne Beachtung verschiedener Ortho- 
graphie, die hier nur verwirren würde) »das innere Hans- 
wesen« / zu i>das Haus innen« B; 2o9,a< »Nur dass Sie 
es machen, wie Männer gewöhnlicha / (ironisch gemeint, 
also mit dem Sinne: dass Sie es nicht machen) zu »Nur 
dass es Ihnen nicht geht wie den Männern gewöhnlich« 
By solche und viele ähnlichen Aenderungen konnte niemand 
anderer als Goethe selbst sich erlauben. Ihre Hauptrichtung 
geht auf Correctheit, logische und grammatisch-syntak- 
tische; daneben glaube ich das Streben nach etwas Stil- 
erhöhung, Vermeidung von Wiederholungen u. dgl. zu 
bemerken. Die Beispiele, die ich anführte, können neben 
anderen als Belege gelten. Die Frau soU das innere Haus- 
wesen erhalten, wo nicht gar erschaffe», hiess es in /; 
aus dem Gegensatz: äusseres Hauswesen sieht man, dass 
die Wendung für den Verstand nicht scharf ist, das 



Goethes Erzählung Die guten Weiber. i6i 



Hauswesen besteht eben im Innern des Hauses; so trat 
nun der Ausdruck »das Haus innen« dafür ein. In dem 
anderen citirten Falle kam die Ironie nicht deutlich her- 
aus, darum wird der Satz des Ironischen entkleidet und 
im geraden Sinne, also negativ geformt; ausserdem war es 
aber auch nicht logisch, zu sagen : wenn Männer die Frauen 
loben wollen, machen sie es so : sie gehen vom Lob aus 
und hören mit Tadel auf; die Absicht, zu loberiy schliesst 
das absichtliche Machen eines Tadels aus; machen musste 
durch einen Ausdruck ersetzt werden, der keine Activität 
der Männer enthält, also etwa »es geht ihnen gewöhnlich 
so« ; und endlich wurde der indefinite Plural »Männer« mit 
dem Artikel ausgestattet, um ihn dem parallelen Plural des 
sich anschliessenden Satzes: »wenn sie die Frauen loben 
wollen« gleich zu stellen. 

Man wird an diesen Beispielen kaum den Eindruck 
sehr gelungener Besserungen gewinnen. »Das Haus innen« 
befriedigt weniger als die ältere, reicher klingende, wenn 
auch tautoloffische Wendung. Im zweiten Falle ist das 
nunmehrige Wiederholen von »gehen« nicht eben stilistisch 
schön : »es geht ihnen ... sie gehen aus . . .« Es lässt sich 
die ganze Redaction hindurch verfolgen, dass Goethe nicht 
mit voller Aufmerksamkeit, nicht mit ganzer Hingebung 
im Zusammenhange seiner Erzählung lebte, während er 
Satz für Satz, manchmal auch wiederum etwas zurück- 
lesend, Einzelheiten besserte. la man möchte an den 
Gründen, die man für manche Aenderungen gefunden zu 
haben glaubt, irre werden, wenn man sieht, dass er da, 
wo der gleiche Grund zur Aenderung vorlag, achtlos vorüber 
las. Ich habe schon im ersten Theile dieser Untersuchungen 
darauf hingewiesen, dass die Erzählung von der märchen- 
schreibenden Frau nicht recht klar herauskommt. Ferner: 
267,ac redet Amalie Henriette mit Sie an. 297,13 duzt Henriette 
Amafie: das ist bei dem kleinen Umfange des Werkchens 
erstaunlicher als die gleiche Unsicherheit in den »Wahl- 
verwandtschaften«. 267,4 ff. heisst es: »Wir wollen uns 
unsere leidigen Schwestern im Bilde so wenig zu Gemüthe 
ziehen, als die in der Gesellschaft«; »die« ist erst in B 
zugesetzt ; ebenso wurde das zweite »in« zugesetzt 296,24 : 
»in grossen und in kleinen Cirkeln«; darnach würde man 
erwarten, dass 283,26 f. : »gebrauchen Sie den Zauber Ihrer 
Feder, nicht diese kleinen Blätter zu erklären, sondern zu 
vernichten« hinter »sondern« ein »sie« eingesetzt würde 
u. dgl. m. 

Ueberhaupt ist es ja mit der Begründung ein:^elner 
Aenderungen oft eine missliche Sache. Mir fällt nicht ein, 
vorauszusetzen, dass Goethe sich die Stellen so umständlich 

GoKTRt- JAHRBUCH XV. II 



l62 Abhandlungen. 



bedacht habe, wie ich oben ein paar zerlegte; mehr mit 
Gefühl als mit Bewusstsein der Grimde wird er zumeist 
geändert haben. Und wenn wir aus der Mehrzahl der 
Aenderungen auch eine gemeinsame Richtung ihres Zweckes 
herausfinden und also den allgemeinen Grund wohl er- 
schliessen können : in der Anwendung auf den einzelnen 
Fall bleibt es immer unsicher, ob gerade der Grund die 
Ursache der Aendcrung war. Wer weiss, welcher un- 
controlirbare Zufall, sei er Gedanke oder Empfindung, Sinn 
und Stift des redigirenden Dichters lenkte! Wer weiss, 
welch unverständliche Fluchtigkeit sich der Schreiber da 
und dort hatte zu schulden kommen lassen, die nun nicht 
durch einen Vergleich mit dem ersten Druck, sondern durch 
rasches Einrenken dessen, was geschrieben stand, geheilt 
wurde. So kann — und das Alles gilt natürlich nicht nur 
für die »Guten Weiber« — ein äusserliches Gebrechen Ver- 
anlassung zur Aenderung gegeben haben, wo wir nur ein 
innerliches sehen können; und der Grund, den wir finden, 
ist also nicht die unmitteloare Veranlassung der Aenderung, 
er wirkt vielleicht nur mittelbar bei ihr mit. So könnte 
man leicht bei Umstellungen von Worten zu feinsichtig 
sein. Z. B. 279,27 »Nun lassen Sie uns geschwind das Bild 
aufs neue componirena /; in B tritt das Object vor »ge- 
schwind« ; sollten die zwei adverbialen Bestimmungen nicht 
getrennt bleiben, sondern beide möglichst nahe zum Verbum 
treten? Aus diesem Grunde erklären sich jgleiche Ver- 
schiebungen 287,1.» und 293,30. Aber 300,1$ hiess es in /: 
»wie jetzt alles gleich gedruckt wird« ; darnach müsste man 
in B erwarten: »wie alles jetzt gleich gedruckt wird«; 
Goethe lässt es aber bei einer halben Verschiebung und 
schreibt: »wie jetzt gleich alles gedruckt wird«; zwar 
rücken auch hier die Adverbia zusammen, aber nicht zum 
\'erbum. Spielt hier der Schreiber mit?* 

Zuverlässiger dürfen wir uns getrauen^ bestimmte Ab- 
sichten des Dichters zu erkennen in Fällen , wie die 
folgenden sind. Es stand 265,18 »Henriette hingegen«; 
die Kakophonie der ähnlichen Anfangssilben wurde ver- 
mieden: »Henriette dagegen« B. 277,22 f. »des Kenn- 
zeichens, womit Cardano ... zu bezeichnen pflegte« /; die 
Wiederholung wird vermieden, indem »begleiten« an die 
Stelle von »bezeichnen« tritt B. Es wiederholte sich inner- 
halb der Zeilen 287,1s und i« das Wörtchen »fast«, eines 
wird mit »bald« ohne Sinnesänderung vertauscht.* Dagegen 

* 289,16 wäre die Umstellung »der Künstler hier auch« erwünscht, 
unterblieb aber. 

* Die Wiederholung von »besonders« 272, 7. s wurde nicht ver- 
mieden. 



Goethes Erzählung Die guten Weiber. 165 



könnte dasVenauschen von »welchemc 297^5 /mit »dem« B 
nur als Liebhaberei gelten, an der sich Wustmann freuen 
wird. Unsicher bleibt das Urtheil 277,18; es heisst: »er 
(Ferrand) nimmt es (das Löwenhündcnen) auf, es gefällt 
ihm besonders, er lobt, er streichelt es, und natürlich 
kommt er auf die Frage« u. s. w.: diese Lesart von / ist 
in £ in so weit geänden, dass Stent : »er lobt es, streichelt 
es«; soll hier das Aufsparen des Obiectesder beiden paral- 
lelen Verben Anstoss erregt haben ? Ich kann die viermalige 
Wiederholung des Wörtcnens »er« nicht schlimmer finden 
als die viermalige Wiederkehr des schwächeren »es«* ich 
kann auch nicht spüren, dass der Satzrhythmus durcn die 
Aendening besser wird; hat hier der Schreiber, der Setzer 
^die Hand im Spiele oder wirkt doch nur Goethes Stilgefühl? 

Dass Goethe im Ganzen den Stil erhöhen wollte, kann 
man wohl wahrnehmen. Ein »darauf« aus »drauf« 
^293,15). »auflegen« aus »auferlegen« (282,14) gehört hieher; 
denn Adelung nennt die einfachere Form »edler und üblicher«; 
als edler wird denn auch die Vereinfachung der Wendung 
»als schön preisen« zu »schön preisen« (298,»a) aufzufassen 
sein. Eine Erhöhung bewirkt das Streichen des Wortes 
»wirklich« in dem Satze: »so dass mir wirklich manchmal 
für ihren Kopf bange ward« (286,17); die betheuemde Ver- 
stärkung, in der Alltagsrede üblich, ist unnöthig und dazu 
hier wegen des folgenden rhythmisch gleichen Wortes lästig. 

Ein andermal hat eine Auslassung eine Verfeinerung 
des Sinnes im Gefolge. 292,15 hiess es m /: »bis er endlich 
auf einmal höchst übler Laune ward«. B streicht das 
»auf«, was Bemays tadelt; nun handelt es sich hier aber 

far nicht darum, dass eine Veränderung im Humor des 
lannes plötzlich, »auf einmal« eintrete; vielmehr wartet 
die Frau schon beinahe ein Jahr, bis sie »endlich einmal«, 
mit Betonung des »endÜch«, eintritt. Ich würde trotz der 
evidenten Verbesserung des Sinnes ein Schreiberversehen 
für möglich halten, w^eil anderswo auch Unentbehrliches aus- 
gelassen ist, wenn nicht Goethe in der Zeile zuvor eine 
nicht gleiche, aber ähnliche und vielleicht noch weniger 
nöthige Verfeinerung gesetzt hätte : Margarete beobachtete 
ihren Mann, »ohne eme Veränderung an ihm zu spüren, 
bis er endlich einmal höchst übler Laune ward«. Der Satz 
ist vollkommen deutlich; Goethe aber fand »an ihm« zu 
äusserlich und schrieb dafür das feinere: »in seinem Humor«.' 
Und noch weiter überlegte er das ZutreflFende der Aus- 



« Ganz ähnlich der Präcisirung 202,14 ist die 295,13, wo statt des 
temporalen »nun« eintritt: »in der Erfahrung«. Ferner 2Q4,2), wo der 
Begriff »Freiheit« durch den Zusatz »wahre« eingeschränkt wird. 



II' 



164 Abhandlungen. 



drücke in der nächsten Umgebung dieser Sätze : 29^,1 schien 
ihm der Ausdruck »Unbedachtsamkeit« zu enge; der Wirth 
ist mehr im Allgemeinen sorglos als im speciellen Falle 
unbedacht; Goethe nahm dafür den 292,2s stehenden 
»Handelsweise«, endlich für diesen den 292,16 stehenden 
»Betragen« und für diesen wiederholte er aus 292,14 
»Veränderung«, eine stilistisch nicht lästige, sondern eher 
stärkende Wiederholung. Ist hier die Personencharakteristik 
genauer, so ist sie ein andermal verstärkt; 268,»4 Seyton 
der gereist hatte J: Seyton der viel gereist hatte B. 

Aus grammatischen Aenderungen hebe ich 295,1$ aus; 
zuerst stand »ihn versichern« j Adelung erklärt den Accusativ 
für irrig, Goethe in der gleichen Empfindung schreibt nun 
den Dativ »ihm«. Eine zu strenge Angleichung findet sich 
297,1a: »in dem man die Männer reden hört, besonders 
wenn sie die Pfeifen im Munde haben« ; / hatte »die Pfeife« ; 
der Plural »Männer« zieht den Plural »Pfeifen« nach, es 
sollte aber dann der bestimmte Anikel »die« vor »Pfeifen« 
eigentlich wegfallen. Aehnlich äusserlich ist angepasst 278,16 
»emem oder dem andern Schriftsteller« /: »dem einen oder 
dem andern Schriftsteller« B, Einen engeren s)rntaktischen 
Zusammenschluss beabsichtigte Goethe 295,17; es hiess 
ursprünglich: Die Frauen müssen das Uebergewicht über 
den Mann gewinnen (A); darnach Punkt und es folgt die 
Begründung in zwei Doppelsätzen (B) : der Mann wird bei 
wechselseitigem Einfluss weiblicher und verliert^ das Weib 
wird männlicher und gewinnt; die Sätze: verliert (a) — 
gewinnt (c) sind durch je zwei sich mit der Conjunction 
»denn« anschliessende Sätze (bd) begründet. Nun aber 
vermisste Goethe den Ausdruck des Causalzusammenhanges 
zwischen der vorausgeschickten Behauptung A und den 
folgenden Begründungen; er schiebt also dazwischen ein 
»denn« ein : die Frauen müssen das Uebergewicht gewinnen ; 
denn .... Da er nicht alles Folgende überlesen nat, über- 
sieht er, dass dieses neue »denn« zur Einleitung des Satzes 
B eine übele und verwirrende Parallele zu den zwei »denn« 
der Sätze b d bildet. 

Eine ebenso unnöthige Verdeutlichung tritt 287,1* ein. 
Es wird erzählt /: Früher hat man Tagebücher geführt; 
einer Person wäre »eine solche Gewonnheit bald zum 
Unglück ausgeschlagen. Eine Gouvernante hatte sie in 
früher Jugend an ein tägliches schriftliches Bekenntniss 
gewöhnt« u. s. w. fliest: »an ein solches tägliches« u. s. w.> 
das macht den Bezug enger, stört aber stilistisch wegen 
der Wiederholung des Wortes »solcher«- trotzdem ist 
auch hier eine aberratio oder eine iteratio cles Abschreibers 
kaum vorauszusetzen. 



Goethes Erzählung Die guten Weiber. 165 



Schwieriger zu beurtheilen sind unter anderen folgende 
Fälle: 299,9 Sinclair erzählt, dass er einen Aufsatz über die 
Symptome der Schalkheit zusammengeschrieben habe, den 
er das Capitel von den Schälken nannte- »ich habe es aber 
bisher sorgfältig geheim gehalten«. Henriette erwidert: 
»Sie dürfen es uns wohl schon einmal vorzeigen« /. Statt 
»vorzeigen« steht in B »sehen lassen«. Meinte Soethe »vor- 
zeigen« eigne sich nur für ein Bild? aber »sehen lassen« 
ist doch derselben Sphäre entnommen ; dann hätte er »lesen 
lassen« setzen müssen. Dieses »sehen lassen« ist um so 
lästiger, als in der folgenden Zeile steht »sehen können«. 
(Solche Wiederholungen s. S. 161; 164 zu 289,11; 287,16.) 
Hier versagt eine Begründung; der Setzer kann aber un- 
möglich die Veränderung vorgenommen haben. Aehnlich 
steht es 278,21. Sinclair hat Bilder mitgebracht, welche er 
vom Herausgeber des Almanachs erhalten hatte, der damit 
den nächsten Jahrgang zieren wollte. Amalie tadelt sie 
und spricht die Bemrchtung aus, dass auch eine Auslegung 
derselben in Worten in aen Almanach käme. »Sinclair, 
als Freund des Herausgebers, konnte weder die Bilder ganz 
fallen lassen, noch konnte er läugnen, dass hie und da eine 
Erklärung nöthig sei, ja, dass ein Zerrbild ohne Erklärung 
gar nicht bestehen könne« u. s. w. Statt »fallen lassen« 
neisst es in JS: »ausfallen lassen«; das verändert den Sinn; 
jenes hiess preisgeben, dieses heisst aus dem Almanach 
entfernen; zu letzterem hatte Sinclair nicht den Beruf, er 
konnte höchstens dem Herausgeber rathen, die Kupfer aus- 
fallen zu lassen. Warum änderte Goethe? In derselben 
Periode ist das »ja« in B gestrichen worden; und doch 
bezeichnete es so trefflich den Uebergang vom Besonderen 
zum Allgemeinen, dass man es ungern vermisst; und hier 
wird man dem Abschreiber oder Setzer leicht ein Versehen 
vorhalten/ während man ihm die Aendening des »fallen 
lassen« nicht zutrauen darf. 

Versehen haben Goethes Handlanger begangen, Ver- 
sehen, die er nicht bemerkte. 277,1 "^^ °^^ »Cardano« 
durch aberratio das unentbehrliche »einer Dame« aus; 
289,7 wurde »willkommen« in das unmögliche »vollkommen« 
verkehrt; 276,? wurde, wie schon Bemays bemerkte, »andere« 
statt »andern« gelesen. Auch 297,13 halte ich für einen 
Fehler: bei uns, heisst es, gemessen die Frauen einer löb- 
lichen Freiheit, »aber in Ländern, wo sie sehr beschränkt 
sind, wo der äusserliche Anstand ängstlich, die öffentlichen 
Vergnügungen seltner sind, sollen sie (die Schälke) sich 
häufiger finden«. Ursprünglich stand »selten«, was neben 

' »ja« könnte eben so gut oder eben so schlecht 266,$ gestrichen sein. 



l66 Abhandlungen. 



dem Positiv »ängstlich« entspricht: ich kann mir nicht 
denken, dass Goethe in den parallelen Sätzen einmal den 
Positiv Hess, das anderemal den Comparativ anordnete ; ich 
glaube vielmehr, dass der so bald nacnfokendc Comparativ 
»häufiger« ein unrichtiges unwillkürliches Gefühl des 
Gegensatzes erweckte, ein so oberflächliches Gefühl, dass 
ich es doch Goethe selbst nicht zutrauen möchte, obwohl 
er, wie wir sahen, zuweilen recht äusserHch und ohne das 
Ganze zu überblicken änderte. Ich habe für meine Auffassung 
auch den Grund, dass Goethe 28o,a einen möglichen, aber un- 
nöthigen Comparativ in den stilhöheren Positiv verwandelte. 

Doch genug der Beispiele. Ich denke durch die Aus- 
lese hinreichend die Art der Goetheschen Redaction ge- 
kennzeichnet zu haben ; er hat durch grössere und kleinere 
Aenderuujgen, durch Auslassen und Zusetzen gebessert, 
manchmal glückHch, manchmal allzu äusserlich correct, 
manchmal ohne den Zusammenhang zu übersehen, manch- 
mal ohne dass wir seinen Grund verstehen. Er hat aber 
auch Fehler der Handschrift stehen lassen, wie ich eben 
zeigte. Fehler der Handschrift, nicht des Druckes, sage 
ich; das bleibt zu beweisen. 

In der Weimarischen Ausgabe ist wiederholt ein 
Druck für die Lesarten benützt worden, der den Titel 
führt: »Goethe's Werke. Original -Ausgaoe. Wien, 1816. 
Bey Chr. Kaulfuss und C. Armbruster. (Von Band 19 an: 
In Carl Armbruster's Buchhandlung^ Stuttgart. In der 
J. G. Cotta'schen Buchhandlung. Gedruckt bey Anton 
Mrauss.« Sie läuft bis zum Jahre 1821 in 26 Bänden fort; 
den Inhalt hat Goedeke 4^ 626 verzeichnet. Ich gestehe, 
dass ich, obgleich Cottas Firma auf dem Titel steht, diese 
Ausgabe für einen werthlosen Nachdruck hielt; die Col- 
lationen ergaben einen oft willkürlichen Text, vor Allem 
wurde ein wunderliches Mischen des Textes aus der 
ersten und zweiten Cotta-Sammlung beobachtet. Ich habe 
deshalb als Redactor des 20. Bandes den Herausgeber 
M. von Waldberg gebeten, von seiner Absicht, die Lesarten 
dieser Ausgabe zu berücksichtigen, abzustehen, denn es 
war bis danin ein textkritischer Gewinn nirgends gezogen 
worden. Ich habe damit unwissend ein Unrecht begangen, 
das ich voll auf mich nehme. 

Als ich mich dann mit dem Texte der »Guten Weiber« 
beschäftigte — man verzeihe, dass ich nun persönlich rede — 
blieb so manche Schwierigkeit ofl^en, was nach den vor- 
stehenden Darlegungen begreifHch sein wird. Halb aus 
Neugier, ob der Wiener Druck (jB') eine gute Coniectur 
irgendwo gemacht habe, halb um mir aus eigener Collation 
ein Urtheil über diesen unverstandenen Text zu bilden. 



Goethes Erzählukg Die guten Weiber. 167 



schlug ich solch dunkle Stellen nach. Und zwar zuerst 
die 27Q,i7. »Die Dame wollte« stand /; »Sie woHte dann« B; 
da icn für diese Aenderung durchaus keinen Grund fand, 
da sie mir in keiner \y eise zu den anderen erklärbaren zu 
passen schien, hatte ich vermuthet, die Lesart B sei aus 
einer Zwischenstufe: »Die dann wollte« entstanden; ob- 
wohl ich das Complicirte des Vorganges nicht unter- 
schätzte, konnte ich mich doch von der Erklärung nicht 
lösen. Man begreift mein Erstaunen, als ich in B die 
vorausgesetzte Lesart fand. Sofort war klar, dass B' hier 
nicht nur eine Mittelstufe zwischen / und B ist, sondern 
eine für die Kritik von B verwerthbare und wichtige Mittel- 
stufe. Eine rasche Ueberprüfung gab wiederholt genau das 
gleiche Verhältniss und zwang mit unausweichlicher Noth- 
wendigkeit zu dem Schlüsse, dass B und B^ auf der gleichen 
Drucküorlage beruhen müssen. Dies Verhältniss konnte aber 
unmdglich für ein einzelnes Werkchen, es musste für die ßame 
Ausgabe^ mindestens soweit die Bände gleichen Inhalt 
haben, also bis Bd. 20, gehen \ denn wie wollte eine so» 
intime Beziehung zwischen dem Wiener und dem Stutt- 
ganer Verleger nur für ein kleines Theilchen bestehen? Eher 
wäre zu vermuthen, dass sie für ein Stück ausnahmsweise 
nicht gelte; und was bisher die Collationen von 5' ergeben, 
hatten, bestätigte ja von vornherein die Gültigkeit für 
diese Bände. Die Tragweite dieser Beobachtung ist um 
so grösser, als nach übereinstimmendem Unheil der Text 
in vielen, vielleicht allen Bänden von B oft schlecht ist; 
hier also war ein Mittel gewonnen,« seine Richtigkeit zu 
controliren , seine Fehler zu verbessern. Ich muss und 
will es Andern und vor Allen A. Fresenius, der diesen 
Dingen schon erfolgreich nachgegangen ist (s. Vieneljahr- 
Schrift für Literaturgeschichte Bd. 6. d. 627), überlassen, für 
die Bestätigung und die Wirkung dieser Beobachtung Zeug- 
nisse zu erbringen. Selbst für die »Wahlverwandtschaften« das 
durch meine Dchuld Versäumte nachzutragen^^ muss ich mir 
hier versagen. Ich beschränke mich auf die »Guten Weiber«, 
die ein wahres Schatzkästlein für einen Philologen sind. 

Zuvor aber möchte ich doch der Annahme, die text- 
kritisch nothwendig ist. die äussere Grundlage graben. 
In Wien bei dem Drucker Anton Strauss erschien nach 
Goedekes Angabe 1808— 11 eine 15 bändige Sammlung von 
Goethes Werken, die sich wohl an Cottas A anlehnt, aber mehr 
Bände zählt; ich konnte diesen Druck nicht zu Gesichte be- 
kommen.* Es gibt femer eine 8**- Ausgabe: »Goethe's sämmt- 



* Da Hirzel sie nicht anführt, so könnte Goedekes Angabe auch 
irnhüm lieh sein. Goedeke 4,626 verzeichnet auch eine mit B identische 



I 6S Abhandlungen. 



liehe Schriften. Wien, 1810. Gedruckt bey Anton Strauss. In 
Commision bey Geistinger.« Ich kenne davon 24 Bände, 
die bis 181^ erschienen sind; schon auf dem Specialtitel 
des I. Bandes heisst es: »Verlegt bey Anton Strauss« und 
so vom 2. Bande an auch auf dem Haupttitel bis Bd. 19 (1812). 
Vom 20. Bande an (1812) heisst es nur »In Commission bey 
Geistinser.« Und auf dem 24. Bande steht: »Gedruckt 
bey Nwth. Andr. Schmidt, Üniversit. Buchdrucker. In 
Commission bey Geislingen« Vom 20. Bande an ist denn 
auch die Ausstattung eine andere, aber nicht so verschieden, 
dass man die Bände nicht zu Einer Sammlung hätte ver- 
einigen können. Nur die dazu gehörige, nicht mit Band- 
ziflFer versehene »Erklärung der zu uoethes Farbenlehre 

fehörigen Tafeln« ist in 4* gedruckt. Es ist femer zu 
eachten, dass Bd. 20 keine auf die Werke hinweisende 
Norm hat, dass auch Bd. 21 (Fortsetzung der Farbenlehre) 
erst von Bogen H an (S. 113 also) eine Norm erhält und 
zwar »Goethe's Werke XXI. Bd.«. Also wurde die Fon- 
setzung der Straussischen Sammlung erst von da an äusser- 
lich angemerkt; Geistinger begann zunächst den Druck 
der Farbenlehre als Separatausgabe. In Separatausgaben 
scheint übrigens die ganze Sammlung verbreitet worden 
zu sein, wozu sie sich durch ihre Untertitel vorzüglich 
eignete; es liegen mir 5 Bände ohne den Sammeltitel vor, 
deren Bogen aber die Norm »Werke« tragen. Die k. k. Hof- 
bibliothek in Wien besitzt eine Ausgabe: Wien, Anton 
Strauss 1810— 1817 8* 26 Bde.; vielleicht ist sie mit der 
beschriebenen identisch, nur um zwei Bände (oder mit 
Einzahlung des Tafelbandes vielleicht nur um einen Band) 
vollständiger als die mir bekannte. Femer besitzt diese 
Bibliothek eine I2bändige Ausgabe in i6* die in Wien bei 
C. Ph. Bauer erschien; ich kenne sie nicht. 

Aus alle detn ergibt sich, dass Cotta einem gefährlichen 
Nachdruckeifer in Wien ausgesetzt war. Um inn brach zu 
legen, beschritt er einen Ausweg, den bereits Göschen ein- 
geschlagen hatte, als er sich 1787—90 mit Stahel und 
Schaumourg in Wien verband (Goedeke 4, 622). Cotta 
verband sicn, vielleicht gerade aus Furcht vor der bevor- 
stehenden Bauerschen Ausgabe, mit Chr. Kaulfuss und 
C. Armbmster, von denen ich nichts weiss, als dass sie 
eine »öffentliche Leihbibliothek« Singerstrasse Nr. 957 
hatten. Der frühere Nachdrucker Strauss wurde lahm ge- 
legt, indem er mit ins Interesse gezogen wurde ; und wohl 

Taschenausgabe» die wahrscheinlich nicht existirt; nur zwei Bände 
Gedichte sind nach L. Laistners gütiger Mittheilung aus B in Taschen- 
format umgestaltet worden. 



Goethes Erzählung Die Guten Weiber. 169 



um recht deutlich zu machen, dass sein verbreiteter älterer 
Nachdruck durch diesen Kaulfuss-Armbruster-Cottaischen 
ersetzt werde, wurde sein Name breit mit auf den Titel 
gesetzt. Auch von dieser Sammlung wurden Separat- 
Ausgaben veranstaltet, ohne dass die Norm »Werke« be- 
seitigt wurde; es wurden nur die Doppeltitel der Werke 
(die nicht immer die gleiche Jahreszahl tragen) weggelassen 
und dafür neue Specialtitel vorgeklebt, wiederholt mit einer 
um ein Jahr jüngeren Datirung, wie ich aus 10 mir vor- 
liegenden Bänden sehe. So lässt sich äusserlich erklären, 
dass Cotta die Druckvorlage für seine Ausgabe B nach 
Wien in Druck gab; wohl um die Wiener Ausgabe zu be- 
schleunigen, wartete er nicht bis zur Fertigstellung seines 
Neudruckes, schickte nicht diesen als Vorlage nacn Wien, 
sondern Goethes Manuscripte bezw. corrigirte Drucke. 
Der Sachverhalt hat nunmehr auch von dieser Seite nichts 
Befremdliches. 

Also zurück zu den »Guten Weibern«! Es ist ohne 
Weiteres klar, dass da wo B und 5* zusammenstimmen, 
der Text richtig ist oder schon in der Druckvorlage ver- 
dorben war; dass da wo B und 5' nicht zusammenstimmen, 
entweder die Druckvorlage undeutlich war oder einer der 
Drucke einen Fehler enthält und zwar derjenige, der nicht 
mit dem älteren Texte zusammenstimmt; und dieser letzte 
Fall ist für die Correaur von B der werth vollste: aber 
auch der vorher genannte kann einen ähnlichen Werth 
haben, wenn aus Ä* die Absicht der Vorlage deutlicher 
wird; der erste schränkt die Subjectivität der Beurtheilung 
unerwaneter Aenderungen ein, hebt sie aber nicht auf; 
denn wenn auch die Uebereinstimmung von B und 5* 
gegen / beweist, dass die Druckvorlage diese Lesart bot, 
so beweist sie doch nichts gegen die Möglichkeit eines 
Fehlers der Druckvorlage, wie ich sie oben schon ange- 
nommen habe. 

Für die obenstehenden Ausführungen wurden selbstver- 
ständlich nur solche Fälle benützt, in denen B und JS' über- 
einstimmen. Ich bespreche zunächst nur einige besonders 
auffallende Lesarten, die das Verhältniss zwischen BxindB^ 
und ihre Druckvorlage kennzeichnen können. 266.) stand 
in /: Sinclair, gefragt, was er Neues bringe, zieht sein 
Portefeuille heraus und sagt: »Und wenn ich Ihnen auch 
sage, dass es die Kupfer zunri diessjährigen Damenkalender 
sind« ; B liest : . . . »dass ich die Kupter . . . bringe« ; 5* liest : 
»dass es die Kupfer .... bringe«. Dass das Portefeuille 
bringt, konnte Goethe nicht schreiben ; »dass es berge« zu 
conjiciren, haben wir durch die Uebereinstimmung zwischen 
B und 5' im Worte »bringe« kein Recht, auch wenn der 



lyo Abhandlungen. 



Ausdruck »berge« nicht zu hoch für den Stil dieser Er- 
zählung wäre ' also bleibt nur eine Erklärung : die Correctur 
in der Handscnrift war nur halb geschehen, »es« war nicht 
deutlich getilgt oder »ich« war überhaupt aus Versehen 
nicht beigeschrieben ; B renkte sinngemäss ein, JS' druckte 

{jedankemos ab. — 274,1 »Menschenkenner und Herzens- 
enker« /; »Menschenkenner und Herzenskennerafi- »Men- 
schen- und Herzenskenner« 5*; also stand in der Vorlage 
die Lesart 5; 5' nahm an der Wiederholung Anstoss und 
vereinfachte; die Vorlage aber hatte einen Schreibfehler, den 
Goethe bei der Correctur übersah. — 277,24 das Andenken 
bemächtigt sich »der Sinne des beleidigten Ehemanns« /; 
»des Sinnes«... B; »den Sinn« £'; R ist sinnlos; die 
Worte waren undeutlich geschrieben, B conjicine, aber 
nicht im Geiste des Originals; »den Sinn« steht der ur- 
sprünglichen Lesan näher, also war sie die beabsichtigte, 
i ist zu corrigiren. — 29^,»? »durch die sie nach Verlauf 
von zehn Jahren ihren Mann in den Stand setzte« /; 
»durch die sie nach dem Verlauf von zehen Jahren sich 
in den Stand setzte« B; »welche sie nachdem Verlauf von 
zehen Jahren in den Stand setzte« £'; aus dem Vergleich 
ergibt sich, dass in der Druckvorlage »ihren Mann« aus- 

feiallen war; B und 5' heilen auf verschiedene Weise; 
f setzt das Object »sich« ein. 5' ersetzt »durch die« mit 
»welche« ; es ist keine Frage, dass die Lesart / herzustellen 
ist. — 294,26 »eben so zu verkürzen scheinen« /; »eben so 
gut verkürzen« .... B; »eben so gut zu verkürzen« ... 5*; 
»gut« ist Schreibfehler für »zu«, B druckte gedankenlos ab, 
D^ heilte ungeschickt ebenso wie es dann der Druck in 
den Supplementbänden zu A that ; / ist herzustellen. — 
297,2s »mit dem das Volk, der Menschenkenner, ja sogar 
der Arzt . . . bezeichnet« /; . . . »das Volk, die Menschen- 
kenner, ja sogar die Aerzte . . . bezeichnen« £; . . . »das 
Volk die Menschenkenner, ja sogar die Aerzte . . . be- 
zeichnet« 5'; hieraus ergibt sich, dass die Plurale der Sub- 
stantiva in der Vorlage standen, die Correctur des Ver- 
bums aber vergessen war; B setzte richtig auch das Verb 
in den Plural, B^ suchte gedankenlos den Singular des 
Verbums dadurch zu ermöglichen, dass es das Komma 
nach »Volk« strich, bemerkte aber nicht, dass nun ver- 
schiedene Objecte in unmöglicher Weise zusammengestellt 
wurden. 

Aus diesen Beispieles ergiebt sich: B und £' stammen 
nicht von einander ab, sondern aus einer gemeinsamen 
Vorlage ; die Vorlage enthielt Correcturen, die Correcturen 
waren nicht alle deutlich; die Vorlage enthielt auch 
Fehler; B und -ß* bemerken ihre Uebelstände zumeist. 



Goethes Erzählung Die guten Weiber. 17 1 



aber nicht immer, und suchen zu bessern^ für die grössere 
oder geringere Willkür des Setzers oder Correctors von B 
und jd' lässt sich kein Massstab finden, so wenig wie für 
den Grad ihrer Feinfühligkeit. Sie haben ja auch eine 
Reihe von Fehlem der Vorlage in gleicher Weise über- 
nommen. So in den Fällen, die ich oben S. 165 schon be- 
sprochen habe; ferner: 285,» j »dem Gedanken« statt der 
nothwendi^ien Lesart /: »den Gedanken«. — 289,15 »da«/; 
dafür schneb der Scnreiber »da wo« mit Angleichung an 
das »wo« der nächsten Zeile und weil »da« in der be- 
treffenden Wendung ungewöhnlich und nur um der Iden- 
tität mit dem folgenden »wo« auszuweichen gesetzt ist;' 
BB* folgen dem Schreiber. — 291,18 sie bediente sich 
»dazu« emer sonderbaren List /; »daher« fifi' passt nicht, 
das hat C bemerkt und darum »dabei« eingesetzt; die 
Vorlage aber muss ein Wort gehabt haben, das wie »daher« 
aussah; entweder war wirkHch »daher« verschrieben, oder 
etwa der Schreiber hatte ein hohes, über die Zeile ragendes z 

feschrieben und den Haken auf dem u vergessen, wodurch 
as Wonbild verlesbar war. — 271,1 »wohlgesacktes Schwein« 
JB5* statt »vollgesacktes« / nat man seit Bernays immer 
ajs Druckfehler erklärt; in den Zusammenhang mit den 
bisherigen Beobachtungen gestelh. kann es ja wohl als 
Schreibfehler oder etwa aus undeutlicher Handschrift erklärt 
werden; denn dass man es nicht als eine absichtliche 
Milderung auffassen darf, etwa um die Rede für den Mund 
einer Dame wohlanständiger zu machen, ergiebt der Zu- 
sammenhang; »wohlgesackt« ist ein Lob wie das in den 
Wörterbüchern belegte »gut gesackt« ; hier aber ist ein Tadel 
nöthig und Opitz schon hat »vollgesacket« in der poetischen 
Spracne gebraucht; »wohlgesackt« darf in den Wörter- 
büchern nicht mehr mit Goethes Autorität belegt werden, 
wie trotz Bernays' Vorgang noch im Grimmschen unter 
»Sacken« geschan. 

Dagegen muss oder kann die Uebereinstimmung 
zwischen B und JB" gegen/ nicht auf einen Fehler zurück- 
geführt werden z.B. 275,4 »ein la« /, »sein Ja« 55*; beide 
Lesarten sind an sich möglich, die jüngere ist präciser. 
Vgl. 276,2«. — 277,11 hatte J mit »Cardano« eine2!eile be- 
gonnen, unnöthigerweise ; die Handschrift und darnach BB^ 
machen keinen Absatz. Ebenso 28a*© vor »Es«. — 
288,6 »ihrem Ehemann« /; »dem Manne« J5fi'; das Pronomen 
hat innerhalb des Satzes kein Bezugswort; darum wurde 

' Dass Goethe das Schreib versehen nicht bemerkte, ist auffällig» 
weil er in derselben Zeile Anderes änderte. Vielleicht aber zog 
gerade dies seine Aufmerksamkeit zu ausschliesslich an. 



172 Abhandlungen. 



es durch den Artikel ersetzt; aber warum wird nicht »Ehe- 
mann« beibehalten? Zwar ist der Gatte schon 287,15 als 
»ihr Mann« bezeichnet, aber hier durch das Pronomen ge- 
kennzeichnet ; ausserdem ist erst zwischen diesen Stellen 
ein anderer Mann, der Hausfreund, in die Erzählung ein- 
geführt worden, und insofern wünschte man wirklich, dass 
das Won »Ehemann« beibehalten wäre; trotzdem wage ich 
nicht, hier einen Fehler der Handschrift anzunehmen, wenn 
mir auch der einzige allenfalls findbare Erklärungsgrund, 
Goethe habe das rasche Folgen von drei e Tdem Ehemann) 
vermeiden wollen, nicht zureicht. — Aennlich unsicher 
liegt die Erklärung 291,8: es musste, »wenn er auch nichts 

verschwendete , manches verschleudert werden« /; 

BB* lesen »nicht«; »nichts« und »manches« ist ein genauerer 
Gegensatz und würde dem Geiste der Redaction recht gut 
entsprechen; aber es entspricht ihr auch, dass durch die 
Lesart B B* der bedeutendere Gegensatz »verschwenden: 
verschleudern« besser herausrückt; und so mag die Druck- 
vorlage recht haben. — Ich will keine weiteren Beispiele 
besprechen; sie sind ja in der früheren Betrachtung reichlich 
zu finden. Mir kam es an dieser Stelle nur darauf an, zu 
betonen, dass auch in Fällen, wo das Urtheil zwischen 
richtig und unrichtig schwanken kann, womöglich zu Gunsten 
der Druckvorlage entschieden werden soll. Man muss 
denn doch einer von Goethe corrigirten Handschrift, wenn 
sie auch nicht durchaus genau corrigirt war, eine stärkere 
Autorität einräumen, als einem beliebigen Drucke; in all 
diesen Fällen kann es sich nicht um Druckfehler handeln, 
wie man bisher annehmen durfte, sondern allenfalls um 
Schreibfehler der Vorlage. 

Wichtiger als diese letzten Erwägungen ist die Be- 
trachtung der Fälle, in denen 5' mit / übereinstimmt, aber 
von B abweicht. Von vornherein muss dann, wie ich oben 
schon sagte, angenommen werden, dass in B ein Fehler 
steht. Nach der" Art, wie uns die Drucker von B und 5" 
bisher erschienen sind, können wir keinem eine grössere 
oder geringere Glaubwürdigkeit beimessen. Beooachten 
wir weiter den Grad ihrer Zuverlässigkeit! Denn erweist 
sich einer als minder verlässig in semem Verhältniss zur 
Druckvorlage, so werden wir ihm selbst da nicht ohne 
Bedenken folgen, wo er den ersten Text bietet. 

B hat zweifellose Druckfehler; so 270,11; a?; 272,10: drei 
leichte Fälle, in denen das Flexions-m mit n verwechselt 
ist; darnach ist 299,3 zu beurtheilen, der gleiche, aber mög- 
liche Fall; hieher gehört auch 292,7, wo durch Abfall des 
e aus detn Präteritum ein Präsens wurde; und wohl auch 
272,19 »wir beiden« aus »wir beide« ; vgl. umgekehn 285,»? 



Goethes Erzählung Die guten Weiber. 173 

»diese phantastische Productionen« aus i>phantastischen(c. 
B druckt »heurathen« 272,10; 277,10 (290,11 ist »heirathen« 
bewahn). »Lüderlichkeit« 290,8. Vielleicht war aber an 
all diesem der Schreiber schuld. Nicht seine Schuld ist, 
dass B modemisirt: »vor« zu »für« 274,16, »würden« 
Tältere Syntax) zu »würde« 28^.6. B macht vor 273,»» einen 
Absatz. Es wiederholt das Won »auch« ;üo,i. Das sind 
im Ganzen keine sehr zahlreichen Schwächen, falls nicht 
noch andere aus späteren Betrachtungen dazu kommen 
sollten. 

JB* ist eigenaniger. Seine Orthographie ist nicht 
identisch mit der der Stuttgarter Ausgabe, steht ihr aber 
näher als der des Taschenbuches. 5* schreibt spatzieren, 
Reitz, Tinte (gegen : Dinte), Gebieth, niemahls, Freundinn 
(gegen: Freundin), fließen (gegen: fliessen), gereis't und 
andere Apostrophe, trennt irgend wo, hin kam u. a. m., 
schreibt Alles, Etwas, Beide u. dgl. gross; kurz es hat 
seine Onhographie und befolgt sie ziemlich streng, wenn 
auch nicht mit der Peinlichkeit eines Schulbuches. Es 
wird vielleicht nur seinem Streben nach Gleichheit verdankt, 
dass es die Anredepronomina von den andern richtig 
Teinmal mit / falsch) scheidet, dass es den Wechsel zwischen 
den Namenstormen Amalie und Amalia vermeidet; / schreibt 
die crstere Form, B mit geringem Uebergewicht die zweite, 
5' verwendet diese ausser in vier Fällen (davon drei zu 
Beginn, wo es also die andere Form noch nicht kannte). 
Auf die gleiche Absicht zu normalisiren möchte man 289,1a 
zurückführen, wo »vortrefflich«, wie früher schon einmal 
steht, statt »fünreiflich« gesetzt wird; hält man dies mit 
der oben bemerkten Stelle 274,16 zusammen (für /, vor 5), 
so ergibt sich, dass wohl in beiden Fällen die Handschrift 
die ältere Form hatte. Als Dialecteigenthümlichkeit könnte 
man allenfalls ansprechen 267,15; 270,27; 300,24 Kupferchen, 
stumpfnasigen, dann statt Küjpferchen, stumpfnasigen, denn. 
Eine auffällige Besonderheit ist in JB' die Vorliebe für volle 
Formen: es hat mindestens 2omal die vollere Dativ- und 
Geneiivendung, die Formen : -et, -en, -er, wo weder / noch 
B sie zeigen ; es hat etwa I2mal die vollere Form aus / 
bewahrt, wo B kürzt; bei der Vorliebe dafür ist aber der 
Schluss nicht erlaubt, dass B an diesen Stellen gegen die 
Handschrift verstösst, zumal B auch einmal gegen / 5' 
die vollere Form zeigt. Hier muss also das theoretisch 
richtige Princip, wo y 5' gegen B stehen, sei B fehlerhaft, 
durchorochen worden. Allerdings sind ähnliche vollere 
Formen in sechs Fällen B und 5* gegen / gemeinsam, 
wornach anzunehmen wäre, dass die Handschrift dehnte; 
aber in sieben Fällen hat B und 5* auch gegen / die ge- 



174 Abhandlungen. 



kürzten Formen. Es gibt also keinerlei Sicherheit hiefür 
und die Erfahrung mit Goethes Texten drängt, meine ich^ 
überhaupt dahin, dass Goethe in solchen Dingen keinerlei 
Princip hatte und dass femer alle Drucke keinerlei Gewähr 
bieten, hierin Goethes Handschriften genau zu copiren. 
Ich lege deshalb auch kein Gewicht auf eine etwaige kleine 
Unricntigkeit meiner Zählungen. Wollen wir rechnen, so 
müssen wir sagen: B weicht 27mal von / ab, JB' 32mal; 
das ist keine beweiskräftige Dinerenz. Nehmen wir noch 
dazu, dass B allein einmal »sie es« in »sies« zusammen- 
zieht 275,14, 5' allein einmal »bedeutet es« aus »bedeutets« 
ergänzt 298,16, so wäre die Neigung jedes Druckes auch 
damit bezeichnet.' Dann darf man aber auch nicht über- 
schlagen, dass -ß' zweimal »Wagschale« schreibt, wo in / 
und ß »Wageschale« zu lesen steht.* 

Etwas klarer steht es mit der Interpunction. 5* inter- 
pungirt reichlicher als B: nicht nur, dass es die Mehrzahl 
der Kommata in / bewahrt, wo B sie weglässt (und dies 
weist neben Anderem darauf, dass die Druckvorlage doch 
etwa aus / und nicht aus einer älteren Handschrift stammt); 
es setzt auch neue zu; ein andermal aber geht es mit B 

fegen /; und wieder ein andermal hat es mit JB gegen / 
em Komma, manchmal sogar keines, wo / und 6 welche 
haben. In den stärkeren Interpunctionen mag es B näher 
stehen als /, steht aber auch darin wiederholt isolirt. Eine 
Statistik habe ich nicht durchgehends veranstaltet; ist sie 
nicht sehr fein specialisirt, so gibt sie kein verwenhbares 
Material; und bis ins Feinste zu geben, lohnt nicht der 
Mühe^ denn man kommt höchstens auf Schreiber-, Setzer- 
und Corrector-Gewohnheiten,' niemals auf Goethes Ge- 
brauch. Aus dem Ueberblick über die CoUation aber darf 
ich den Schluss machen : die Handschrift war reichlich, 
überflüssig oft interpungirt, B streicht energisch ab. Aber 
auch in diesem Punkte darf die Identität von / und JB' 
gegen B nicht zur Correctur von B veranlassen. 

Der Willkür von 5' in orthographischen Dingen und 
in Betreff" der vollen Formen steht also die Willkür von B 
in Sachen der Interpunction gegenüber. Sehen wir nun 
die sonstigen Aenderungen in B* an! 274,«©; 283,9; 288,19; 
299,a und 300,11 finden sich Druckfehler im Auslaut des 

* 287,aa «Ursache« / Ä* wird man gegen »Ursach« B behalten 
dürfen. 

* Dass Ä* im Sperren einzelner Wörter abweicht, vermerke ich 
nicht; 276,12 hat es das Sperren nur vergessen. Auch dass es einmal 
»Mad.« ausdruckt »Madam« fällt nicht ins Gewicht. 

5 Die mir allein bei der 8*-Ausgabe leuter Hand nicht belanglos 
zu sein scheinen. 



Goethes Erzählung Die guten Weiber. 175 



Wortes von der einfachsten Art. Schwerer ist 285,4 »fand ich« 
statt »fand sich«, weil auch das erstere einen Sinn giebt, 
aber gewiss nicht beabsichtigt w^urde. — 267,»$ lässt 5' 
»ruhig« aus. 296,4 wiederholt -ß' »was«, verschleiert aber 
den Fehler dadurch, dass es ein Komma zwischen beide 
Wortchen setzt, so dass nun die mögliche Lesan heraus- 
kommt: etwas, was; an diesem Fehler müssen zwei thätig 
fewesen sein: der Falschschreiber und der verbessernde 
etzer (B hätte dann die Tautographie bemerkt und be- 
seitigt) oder der Falschsetzer und der verbessernde Cor- 
rector. — Zweifellos fällt -ß' die Schuld der Aenderung 
von »diesem« in »dem« zu 281,10. — 298,» bietet 5* 
»errathen«, alle andern Drucke »rathen«: errathen ist 
deutlicher und in Verbindung niit einem Object wie hier 
üblicher; ich kann mir aber nicht denken, dass B eine 
etwaige Correctur der Handschrift übersehen haben sollte; 
wohl aber, dass 5* bei seinem Normalisirungsstreben aus 
266,5 und besonders dem nahen 296,«! »erratnen« herüber 
nahm, eine gute Conjectur, wenn man beachtet, dass 280,1« 
»rathen« ohne Object steht, aber doch nur eine Conjectur. — 
Und eben dafür muss ich leider auch 29^,10 halten: Sie 
dürfen es uns sehen lassen und wenn Sie einige Ge- 
schichten wissen, woraus wir »sehen können«; S^ setzt 
»ersehen können« und hilft so der Wiederholung, die ich 
schon obenS. 165 als lästig bezeichnete, etwas auf; Parallelen 
fehlen diesmal und so ist die Conjectur mehr schön als 
gut.' — Endlich 283,85: »Schaffen Sie Gegenbilder zu diesen 
Kupfern« JB; »Schaffen Sie die Gegenbilder« .... 5*; 
die Aenderung ist nicht nothwendig, aber möglich; es ist 
schon vorher gesagt, man solle »das Entgegengesetzte« 
der Carricaturen thun, die Verbindung wird durch den Ar- 
tikel enger und liegt in der Richtung der Redaction; ich 
verweise auf das, was ich oben S. 161 und 164 über die 
Aenderungen 267,5; 296,^4; 287,16 gesagt habe; vgl. oben 
S. 161 zu 28q,w; ich muss beifügen, dass auch in der S. 170 
<itinen Stelle 2Q4,i ein bestimmter Artikel und hier eher 
störend als nöthig eingesetzt ist^* es kann also der Ver- 
dacht aufkommen, dass B hier emWönchen ausliess, wie 
es das, ich werde es sogleich zeigen, auch sonst that. 
Aber: es ist doch ein Unterschied, ob B wie in den nachher 
zu besprechenden Fällen ein >y Örtchen des alten Textes 
oder OD es eine Correctur ausliess; Correcturen übersieht 



' Hätte B^ übrigens eine principielle Neigung für die Composita 
mit — rer, so hätte es 288,aa »erzieht« einsetzen müssen. 

* 289,11 ist allerdings das heute störende »an Hand gehen« ge- 
blieben. 



176 Abhandlungen. 

der Setzer erfahningsgemäss weniger leicht: und trauen 
wir ihm zu, dass er diese Correctur übersan, so wüsste 
ich nicht, warum er nicht auch die 298,« und 299,10 viel- 
leicht in der Handschrift vorhandene übersehen haben 
sollte. Aus Vorsicht also, aber ohne Gewähr das Richtige 
zu trefifen. mag die Lesart B unangetastet bleiben. Denn 
alles in allem ist 5' doch etwas reicher an nachweisbaren 
Willkürlichkeiten, aber nicht so reich, dass wir nicht seiner 
Führung venrauen müssten, wo es mit / gegen B überein- 
stimmt. 

Nur einmal hat 5' ein Wort ausgelassen. Soll man 
ihm deswegen zuschieben, es habe die etwaige Correctur 
der Handschrift 269,4 »Lustbarkeiten« aus »Lustbarkeit«, 
übersehen ? Es bietet wie / den Singular, B »Lustbarkeiten 
und Zerstreuungen«, eine Angleichung, die in der Richtung 
der Redaction möglich, mit Rücksicht auf 286,6 aber, wo 
eine Angleichung (hier würde sie sich zum Singular 




schwersten entbehrlich und ich sehe bei allen keinen 
zwingenden Grund, die Lesart B für richtiger zu halten ; es 
ist denn doch wahrscheinlicher, dass B so kleine Wörtchen 
übersprang, als dass 5* dreimal übersehen haben sollte, 
dass sie gestrichen sind. 

Dadurch schnellt der Werth von 5* wieder in die Höhe, 
sinkt der Wenh von B hinab. Ein entschiedenes Ueber- 

Bewicht des einen Druckes über den andern in wichtigen 
fingen lässt sich also nicht feststellen. Man wird — ab- 
gesehen von Orthographie, Interpunction und der Neigung 
jB's zu volleren Formen — den Grundsatz : wo einer von 
ihnen mit dem älteren Druck übereinstimme, biete er das 
Richtige, nicht schematisch anwenden dürfen. Man wird 
immer abwägen müssen, ob der Text zu der Gesammt- 
richtung der Redaction passt oder nicht. Ich bin, ohne 
Probe, überzeugt, dass die Verhältnisse in allen Bänden so 
liegen. Darum habe ich sie so ausführlich dargelegt, die 
»Guten Weiber« lassen sie vielleicht deutlicher erkennen 
als manche andere Werke. Ich halte die genaue Beobachtung 
dieser Erscheinungen für um so wichtiger, als nach meiner 
Erfahrung die wissenschaftliche Textkritik bei der zweiten 
Cotta-Ausgabe (BJ mehr zu sichten findet als bei der 
ersten (A) und bei den aus B erflossenen Ausgaben letzter 
Hand." Zwar steht der Wiener Druck 5* für gewöhnlich 

' Ich gehe auf die weiteren Schicksale des Textes der »Guten 
Weiber« hier nicht ein, weil sie geringen Reiz haben. 



Goethes Erzählung Die guten Weiber. 177 

nicht innerhalb derFiliation und gewann eine genealogische 
Stellung, wie sie in Bd. 46 der Weimarer Ausgabe gezeigt 
ist, nur ausnahmsweise. Aber, indem er als Controle und 
Correctiv für B Werth hat, hat er den gleichen auch für 
die daraus abgeleiteten Drucke. Ich denke, diese nach- 
haltige Bedeutung von B' rechtfertigt den Umfang meiner 
Mittheilungen. Dass Ausnahmen nicht statt haben können, 
darf ohne Durchprüfung alter in Betracht kommenden 
Bände nicht behauptet werden ; dass aber im allgemeinen 
die für die »Guten Weiber« gewonnenen Resultate auch 
für die übrigen Bände Gültigkeit haben, ist mit einer an 
Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit zu erwanen. 
Jedenfalls muss die Untersuchung überall angestellt werden 
and ich wünschte, ihr durch die vorstehenden Darlegungen 
die Bahn gezeigt und geebnet zu haben. 



5- 

Selbsterlebtes in Goethes »Tasso«. 

Von 
Wilhelm Büchner. 



loethe schrieb am 21, Februar 1787 von Rom aus 
T an Charlotte von Stein: 0— Ach liebe Lotte Du 
I weist nicht welche Gewalt ich mir angethan habe 
und anthue und dass der Gedanke dich nicht zu besitzea 
mich doch im Grunde, ich mags nehmen und stellen und 
le^en wie ich will, aufreibt und aufzehrt. Ich mag meiner 
Liebe zu Dir Formen geben welche ich will, immer immer 
— Verzeih mir das ich dir wieder einmal sage was so lange 
stockt und verstummt. Wenn ich dir meine Gesinnungen 
meine Gedanken der Tage, der einsamsten Stunden sagen 
könnte. Leb wohl. Ich bin heute konfus und fast schwach. — n' 
Dies Geständniss in seinem Schlusssatz erinnernd an das 
der Prinzessin vor der Sanvitale' ist für die Beurtbellung 
der Beziehungen Goethes zu Charlotte von schwerwiegen- 
der Bedeutung. Zeigt es doch, dass der Dichter die pla- 
tonische Liebe, die seit elf Jahren einend und trennend 
zwischen ihnen bestand, immer als etwas Unnatürliches 
empfunden hatte und noch empfand. Nach Charlottens 
Ansicht sollte und konnte das Verhältniss so bleiben ; sie 
war den sinnlichen Leidenschaften entrückt. Den Dichter 
trieben sie von der Einzigen, die sein Gemüthsleben be- 

' Schriften der GoetheeeielUchafi 3, p. 338. 

' Tmso III. 2 - 

Lass micli nun! 
Ich bin eeschwitzi^ und verbärge besser 
Auch selbst vor Dir, wie schwach ich bin und krank. 



Selbsterlebtes in Goethes Tasso. 179 

friedigen konnte, hinweg. Während er den »Tasso« endigte, 
klang das Verhältniss in schrillen Dissonanzen aus. 

Dass die Geschichte dieser Liebe in den »Tasso« 
hineingewoben ist, weiss ledermann. Die beiden ersten 
Acte, deren Kern den Jahren 1780 und 1781 angehört, 
schildern in dem Glück Tassos und der rrinzessin das 
wunderbare Zusammenleben Goethes und seiner Freundin, 
wie es damals bestand. Goethes Aeusserungen , die das 
beweisen, sind bekannt. Weniger beachtet ist, dass auch 
die weitere Entwickelung der Liebesgeschichte im »Tasso« 
Goethes Erfahrungen widerspiegelt. Hat doch noch Kuno 
Fischer behauptet, das Interesse Goethes an dem Stoff sei 
1780 und 1781 pathologisch gewesen, in den Stadien der 
Umbildung und Vollendung rein künstlerisch. »Nun hatte 
er nicht mehr nöthig, seine eigensten Gemüthsbewegungen, 
wie sie der Tag brachte und steigerte, in die Dichtung zu 
crgiessen, sondern konnte die Charaktere derselben aus 
sich heraus fohlen, reden und handeln lassen.«* 

Man kann dem nicht scharf genug widersprechen. 
Charlotte konnte Goethe nicht angehören, einmal wegen 
ihrer socialen Stellung, hauptsächlich aber, weil sie infolge 
ihrer Jahre und ihrer Leiden über die sinnliche Liebe eanz 
anders urtheilte als Goethe. Die Prinzessin kann Tasso 
nicht mehr geben, zum Theil wegen des Rangunterschieds, 
in erster Linie, weil ihr infolge ihrer Leiden die Sinnlichkeit 
fremd geworden ist. Die bei den Männern zurückgedrängte 
Leidenschaft macht beide unglücklich. Ehe er die Prin- 
zessin an sich zieht, ruft Tasso aus: 

»Ja es ist das Gefühl, das mich allein 
Auf dieser Erde glücklich machen kaon, 
Das mich allein so elend verden lüess, 
Wenn ich ihm widerstand und aus dem. Herzen 
Es bannen wollte. Diese Leidenschaft 
Gedacht' ich zu bekämpfen, stritt und stritt 
Mit meinem tiefsten Sein, zerstörte ^ech 
Mein eigen Selbst« — 

Wer hört da nicht die Töne erkBngen. die aus Goethes 
Brief vom 21. Februar 1787 hervorcjueUen ? Im Leben 
und in der Dichtung zerstört die sinnliche Lerdenschaft 
das Freundschaftsband, und wenn Goethe eine ^yahfheit 
in seinem ^Tasso« predigen wollte, so war es die, dass 
platonische Liebe unnatüruch sei und zu einer Katastrophe 
luhren müsse. 

Wenn man den »Tasso« so betrachtet, dann erscheint 
das Gerede, es habe Goethe in der Scene zwischen Tasso 

* Goetheschriften von Kuna Fisoher L p* ai^ f. 



l8o Abhandlungen. 



und der Prinzessin Lenzens »Eselei« verewigen wollen, in 
seiner ganzen Hohlheit. Was Lenz gethan hat — mag es 
nun gewesen sein, was es will — war jedenfalls etwas 
Unmoralisches. Was Tasso thut, konnte Goethe sehr 
wohl begreifen und sehr wohl entschuldigen. 

Somit wurzelt der Schluss des »Tasso« genau ebenso in des 
Dichters gleichzeitiger Seelenstimmung wie die ersten Acte, 
und man Kann sogar behaupten^ dass der Bruch mit Charlotte 
und seine Vorboten während doethes italienischer Reise, die 
Vorbedingung für den Abschluss der Dichtung gewesen sind.' 

Fischers gegentheilige Ansicht, die den drei letzten 
Acten des »Tasso« den »pathologischen« Charakter voll- 
ständig aberkennt, scheint in sein Buch einen eigenthöm- 
Üchen Widerspruch hineinzutragen. Es ist nämlich durch- 
weht von dem Gedanken, dass der Schluss des Stückes 
dem Dichter Tasso eine glänzende Zukunft in Aussicht 
stelle. »Die Mahnung Antonios — führt Tasso zu sich 
selbst zurück; sie bringt ihn dazu, dass er seine Dichter- 
grösse fühlt und sich als Künstler wiederfindet.« 

»Und wenn der Mensch in seiner Qual verstummt, 
Gab mir ein Gott zu sagen, wie ich leide. **' 

Mit diesen Worten ist das Thema der Tasso-Dichtung 
ausgesprochen.' Tasso wird nach Rom gehen und unter 
den Augen der ersten ICunstrichter sein Werk künstlerisch 
vollenden. Im freien Dichten und Schaffen wird er Ge- 
nesung finden.^ Mit einem Wort: in dem Ausgang des 
»Tasso« haben die befreienden Folgen von Goethes 
italienischer Reise ihre poetische Verklärung gefunden.^ — 
Es ist erstaunlich, wie jemand mit dieser Ansicht den letzten 
Partien des »Tasso« den pathologischen Charakter ab- 
sprechen kann. Denn wenn sie richtig ist, dann lässt der 
Dichter die Personen eben nicht »aus sich heraus reden, 
handeln und fühlen,« sondern er gestaltete sie, wie es ja 
wohl auch das Natürliche ist, nacn den Stimmungen, m 
denen er sich zur Zeit der Schöpfung befand. 

Indessen verlohnt es sich wohl der Mühe, Fischers 
Ansicht auf ihre Richtigkeit zu prüfen. Die Lage des 

' Nach Fischer fehlt der Liebe ^schen Tasso und der Prinzessin 
jeder Zug erotischer Begehrungen (1. 1. p. 409"); wenn Tasso die Prin- 
zessin umarmt, so ist da »die Grenze« wo cue Ekstase in Wahnsinn 
auszubrechen droht« (p. 41}). Was Kern (Goethes Tasso und Kuno 
Fischer) gej^ diese seltsame Idee vorgebracht hat, ist richtig, soweit 
es sich auf Tasso bezieht. Er baut sich aber wieder eine aäere die 
Aussicht hemmende Mauer, indem er auch die Liebe der Priozessia 
zu einer erotischen stempelt (p. ^2 f,). Kann er doch nidit einseben» 
»wie piatonische Liebe, so lange sie wirklich solche bletkt, cknd machea 
kann.« Man meint, Charlotte von Stein habe nionalsjgekbc und jEeUtten.. 

* p. 473- ' P- 340 ft ♦ p. 49* f. ^ p. i^f. 499 &. 



Selbsterlebtes in Goethes Tasso. i8i 



Dichters in Weimar und die des Dichters in Ferrara weisen 
doch wesentliche Verschiedenheiten auf. Goethe sah sich 
vorwiegend durch seine Amtsthätigkeit in der poetischen 
Production gelähmt. Er suchte in Italien Müsse und neue 
EindrQcke, damit das, was er gearbeitet hatte und was in 
ihm arbeitete, zur Reife gebracnt würde. Nach Fischer ist 
Tasso in derselben Situation. Seine Stellung in den »aus- 
gelebten, kleinen und widerlichen« Verhältnissen Ferraras 
soll er mit den Worten charakterisiren: 

»Wohin, wohin beweg' ich meinen Schritt, 
Dem Ekel zu entfliehn, der mich umsaust, 
Dem Abgrund zu entgehn, der vor mir liegt?« ' 

Das ist eine sehr willkürliche Interpretation. Tas$o 
klagt an jener Stelle über den Verlust der türstHchen Gunst. 
Er vergleicht sich einem Mann, der auf schmalem Bergweg 
von der Dunkelheit überrascht und von hässlichen Nacht- 
vögeln umflattert wird. Ein Versuch, den ekelhaften Thieren 
fso ist Ekel zu verstehen)' zu entfliehen, kann ihn in den 
Abgrund stürzen. So umflattert den Dichter, da ihm die 
Sonne der fürstlichen Gunst nicht mehr leuchtet, das 
hässliche Geflügel seiner Feinde. Will er ihnen entgehen, 
so stürzt er in den Abgrund der Fremde.' 

Aus diesen Versen geht also genau das Gegentheil 
hervor von dem, was Fischer angibt.- In Ferrara allein, 
meint Tasso, unter der Sonne der fürstlichen Huld kann 
er gedeihen. Hier hat er ungestört sich und seinen Werken 
gelebt. Er selbst sagt es ja zu dem Herzog: 

»Du warst's allein, der aus dem engen Leben 
Zu einer schönen Freiheit mich erhob, 
Der jede Sorge mir vom Haupte nahm. 
Mir Freiheit gab, dass meine Seele sich 
Zu muthigem Gesang entfalten konnte.«^ 

500. 
leber diese auch Goethe geläufige Verwendung des Wortes s. Grimm. 
5 IV. I. 

»Ja, nun ist*s gethani 
Es geht die Sonne mir der schönsten Gunst 
Aul einmal unter; seinen holden Blick 
Entziehet mir der Fürst und lässt mich hier 
Auf düstrem, schmalem Pfad verloren stehen. 
Das hässliche, zweideutige Geflügel, 
Das leidige Gefolg der alten Nacht, 
Es schwärmt hervor und schwirrt mir um das Haupt 
Wohin, wohin beweg' ich meinen Schritt, 
Dem Ekel zu entflienn, der mich umsaust. 
Dem Abgrund zu entgehn, der vor mir liegt ?a 
Höchst wunderliche Deutungen dieser Worte bieten die modernen 
Erklärer. 



:& 



1 82 Abhandlungen. 



In dieser Atmosphäre ist sein Meisterwerk, »das be- 
freite Jerusalem«, zur Vollendung gekommen. Er glaubt 
zwar im Widerspruch mit dem Herzog noch manches 
bessern zu müssen, aber die Behauptung, das könne nur 
in Rom geschehen, stellt er erst auf, als er glaubt tödtlich 
gekränkt zu sein, der Hof wünsche seine Entfernung. In 
seinem Stolz motivirt er den Entschluss nach Rom zu 

fjehen Antonio und dem Herzog gegenüber mit künst- 
erischen Bestrebungen. Dass nicht sie ihn von dannen 
treiben, dass er sich verstellt, spricht er ja auch in den 
auf die beiden Dialojge folgenden Selbstgesprächen mit 
grösstmögUcher Deutlichkeit aus. Antonio ruft er nach: 

»Ja« gehe nur, und gehe sicher weg, 
Dass Du mich überredest, was Du willst. 
Ich lerne mich verstellen, denn Du bist 
Ein grosser Meister, und ich fasse leicht,«' 

und nach dem Gespräch mit dem Herzog meint er: 

»So halte fest, mein Herz, so war es recht! 

Es wird Dir schwer, es ist das erste Mal, 

Dass Du Dich so versteifen magst und kannst.«* 

Nicht künstlerische Absichten also wie Goethe, sondern 
Misstrauen und gekränkte Empfindlichkeit bringen Tasso 
auf den Gedanken, nach Rom zu gehen. Es bedarf nur 
eines freundlichen ehrenden Wortes der Prinzessin, und 
der ehrgeizige Dichter verzichtet auf alle Gerichte in Rom 
und auf alle Reisepläne.' Wenn dann die im weiteren 
Verlauf dieser Scene sich enthüllende Unmöglichkeit eines 
weiteren Zusammenlebens mit der Prinzessin ihn schliess- 
lich doch von Ferrara weg treibt, so ist es sehr verkehn, 
das was schon vorher nur Vor wand gewesen war, als das 
eigentliche Motiv einzuschieben. ♦ 

Mit dieser Verschiedenheit der Motive, welche die 
beiden Dichter in die Ferne treiben, steht es in Zusammen- 
hang, dass Rom für Tasso mit nicnten das sein wird, was 
es für Goethe gewesen ist, der Ort der Sammlung und 
der dichterischen Verjüngung. Es ist freilich Mode ge- 
worden, den Ausgang des Goethischen Schauspiels so 
aufzufassen, als ob Tasso geläutert durch seine Erlebnisse 
in Ferrara und gestützt auf Antonios Freundschaft fürder- 
hin ein biederer Mann und grosser Dichter sein werde. 
Sogar dass Goethe das Stück ein Schauspiel genannt hat, 

* IV. 5. « V. 3. 3 V. 4. 

♦ Fischer nimmt alle die Worte, die Tasso über seine Reise nach 
Rom zu dem Herzog und zu Antonio gesprochen hat, sonderbarer 
Weise für baare Münze (p. 499 f.). 



Selbsterlebtes in Goethes Tasso. 183 

muss für diese Auffassung herhalten/ als ob das »Schau- 
spiel«, »Göt2 von Berlichingen« kein Trauerspiel sei. Wer 
wie Scholl* das Gegentheil zu beweisen unternommen hat» 
wird von Duntzer mit einem überlegenen aurö^ l(pa heim- 
geschickt.' Goethe rede ja von einer Verklärung Tassos 
am Schlüsse. Die Stelle findet sich in einem Brief an 
Herder aus dem März 1789. »Vom »Tasso«, der nun seiner 
Verklärung sich nähert, habe ich die erste Scene im Kreise 
der Freunde publicin.« ^ Man sieht, dass Düntzer hier von 
seiner philologischen Akribie entschieden im Stiche gelassen 
worden ist. Denn dass »Tasso« hier das Stück t^deutet, 
das der Dichter damals von den letzten Schlacken reinigte, 
damit es sei wie ein verklärter Leib, liegt auf der Hand. 
Mit grösserem Rechte könnte man Düntzer darauf hin* 
weisen, dass Goethe das Urtheil des Franzosen Amp^e, 
der den Tasso einen gesteigerten Werther genannt hatte, 
lebhaft billigte.^ 

Wenn der Dichter seinem Tasso eine Zukunft in Aus- 
sicht stellen wollte, wie Düntzer, Kern*, Fischer u. a. glauben, 
so hat er sich recht viel Mühe gegeben, um den Leser 
und den Zuschauer zu täuschen. Denn das Stück endigt 
nicht, wie jene gern möchten, mit den Worten : 

»Und wenn der Mensch in seiner Qual verstummt. 
Gab mir ein Gott zu sagen, wie ich leide,« 

sondern nachdem Tasso sich der Melodie und Rede ge- 
rühmt hat, die ihm die Natur in seinem Schmerze gelassen 
habe, nachdem er Antonio darauf hingewiesen, dass er, die 
sturmgepeitschte Welle, kraft der Beweglichkeit den Stürmen 
nicht mmder trotze wie Antonio, der festgegründete Fels, 
bringt ihn der meisterhaft vermittelte Gedanke an das ent- 
schwundene Glück wieder um alle Fassung: 

»Ich kenne mich in der Gefahr nicht mehr 
Und schäme mich nicht mehr es zu bekennen. 
Zerbrochen ist das Steuer, und es kracht 
Das Schiff an allen SeiteQ. Berstend reisst 
Der Boden unter meinen Füssen auf! 
Ich fasse Dich mit beiden Armen an! 
So klammert sich der Schiffer endlich noch 
Am Felsen fest» an dem er scheitern sollte.« 



* Fischer p. 341. 

* Goethes Tasso und Schillers Don Carlos, in den gesammelten 
Abhandlungen p. 304 f. • 

J Erläuterungen 17 B. p. 30 (4. Aufl.). 

4 Aus Herders Nachlass ed« Düntzer und G. v. Herder I p. 108. 

$ Eckermann III p. xio. 

* Goethes Torquato Tasso p. i4of. IndcrgTossenTassoausgabep.29f. 



184 Abhandlungen. 



• »Und schäme mich nicht mehr es zu bekennen.« Also 
(kat er sich bis jetzt geschämt, seinen wahren Seelenzustand 
zu enthüllen, und was er vorher über seine Zukunft ge- 
sprochen hat, ist ihm eingegeben von dem stolzen Be- 
streben nicht allzu klein vor Antonio zu stehen. Wie kann 
man, da Tasso dies eingesteht, die vorausgehende Partie 
als ^eugniss für sein zuKünftiges Leben ansehen? Es ist 
nicht anders: Goethe entlässt uns mit dem Gedanken, dass 
Tasso in einer furchtbaren Gefahr schwebt. Diese Gefahr 
ist deutlich als das »Reissen der Identität«, die geistige 
Umnachtung gekennzeichnet. In dem Bewusstsein dieser 
Gefahr würde Tasso bei jedem menschlichen Wesen Zuflucht 
suchen. Er kennt sich so wenig mehr^ dass er sie sogar bei 
Antonio sucht, obschon er in ihm den reisen sieht, an dem er 
gescheitert sei.' Man verkennt die Bedeutung der letzten drei 
Verse, wenn man in ihnen etwas anderes sieht als den Ver- 
such eines Abschlusses. Hätte Goethe es auch nur für mög« 
lieh gehalten, dass dieser Mann von Antonio zur Selbstbesin- 
nung gebracht wird, welch' schönerer Stoff hätte sich dem 
Dichter, der die Heilung des Orest geschildert haL geboten? 

Es fehlt nun aber auch nicht c^r ausdrückliche Hinweis 
darauf, dass die Befriedung bei Tasso nicht eintreten 
wird. Goethe hat mit ein paar Strichen die Vergangen- 
heit Tassos in Anlehnung an die historische Wirluicnkeit 
gezeichnet.* Er thut das Gleiche für die Zukunft. 

Es ist bekannt, dass der historische Tasso den ersten 
römischen Kunstrichtem sein »befreites Jerusalem« zur 
Begutachtung vorlegte. Um die Verhandlungen zu Ende 
zu führen, verliess er 1^75 gegen den Willen des Herzogs 
Ferrara und ging nacn Rom. Die endlosen Einwüne 
machten ihn aber so irre, dass er die Veröffentlichung 
ganz aufgab. Goethes Tasso wird mit der römischen 
Kritik, die nach Fischer so heilsame Folgen fiir ihn haben 
soll, vielmehr die gleichen schmerzlichen Erfahrungen 
machen. Schon der Herzog deutet es an (V2), als der 
Dichter die Absicht ausspricht, nach Rom zu gehen: 

»Hute Dich, 
Durch strengen Fleiss die liebliche Natur 
Zu kränken, die in Deinen Reimen lebt, 
Und höre nicht auf Rath von allen Seiten,« 

' Elite andere Erklärung der Worte »an dem er scheitern soütevi 
ist spradilich und sachlich unmöglich. 
* Die Kinderzeit I. 3. 

»So hatte mich das eigensinnige Glück« etc.; 
Die Ankunft in Ferrara II. i. 

»Als unerfahmer Knabe kam ich ho*« etc.; 
Die künstlerischen Bestrebunmi I. 2. 

»Er will nicht Märchen üoer Märchen häufen« etc. 



Selbsterlebtes in Goethes Tasso. 185 

noch deutlicher Tasso selbst (V4): 

Vollend* ich da nicht mein Gedicht, so kann 
Ich's nie vollenden. Leider, ach, schon führ ich, 
Mir wird zu keinem Unternehmen Glück! 
Verändern werd' ich es, vollenden nie. 
Ich führ, ich führ es wohl, die grosse Kunst, 
Die jeden nährt, die den gesunden Geist 
Stärkt und erquickt, wird mich zu Grunde richten, 
Vertreiben wird sie mich.« 

Tasso ging von Rom wieder nach Ferrara zurück. 
Die wachsende Schwermuth trieb ihn 1577 auf seine Irr- 
fahrten. Das Heimweh lockte ihn nach Sorrent zu seiner 
Schwester. Verkleidet eilt er durch die Heimat, in der 
der Bann auf ihm ruhte. Goethe schiebt die Ereignisse 
zusammen. Aus Rom wendet sich Tasso sofort nach 
Neapel: 

»Ich eile fort, 
Nach Napel will ich bald — 
Verkleidet geh' ich hin, den armen Rock 
Des Schäfers oder Pilgers zieh* ich an.« 

Und dann folgt genau nach dem geschichtlichen Be- 
richt die Schilderung der Reise bis zu den Worten: 

»Die Kinder laufen nebenher und schauen 
Das wilde Haar, den dUstern Fremdling an. 
So komm* ich an die Schwelle. Offen steht 
Die ThUre schon, so tret' ich in das Haus«. — 

Wer kann im Ernst bestreiten, dass Goethe Tasso 
diese Prophezeiungen in den Mund legt, um auf sein spä- 
teres Schicksal hinzuweisen ? Das Bild des düsteren Fremd- 
lings mit dem wilden Haar hat aber mit dem, wie es 
Fischer und die Anderen kraft ihrer Phantasie gezeichnet 
haben, nichts gemein. Dass übrigens der Untergang Tassos 
in geistiger Umnachtung durch die Charakteristik, die ihm 
beigelegte überreizte Phantasie^ die ihn fortwährend in die 
Irre und aus einer Stimmung in die andere gerathen lässt, 
aufs Nachdrücklichste vorbereitet ist^ braucht nach SchöUs * 
trefflicher Auseinandersetzung nur angedeutet zu werden. 

Nun ist Fischer freilich zuzusehen, dass der Herzog 
des Stücks von seinem historischen Vorbild sehr verschieden 
ist. Die Heimtücke des italienischen Despoten aus dem 
16. Jahrhundert fehh ihm. Dieser Försr wird den un- 
glücKlichen Dichter nicht aus Rachsucht ins Tollhaus stecken 
und ihn trotz aller Bitten und Klagen dort festhalten. 
Aber der Aufenthalt im St. Annenspittel ist kein noth- 
wendiges Glied in Tassos Leidensgescnichte. Als sich ihm 
die Pforten wieder öffneten, war er, was er gewesen: ein 



\ 



lS6 Abhandlukgen. 

mit sich und der Welt zerfallener Mann. Es macht keine 
Schwierigkeit, sich die Zukunft des Goethisctien Tasso 
nach dem geschichtlichen Vorbild zurechtzulegen, ohne das 
rauhe. Eingreifen seiner früheren Freunde hereinzuziehen. 
Denmach ist Fischers Ansicht über die Vorbildlichkeit 
von Goethes italienischer Reise für den Schluss des Dramas 
durchaus zurückzuweisen. Dass immer wieder der aus- 
sichtslose Versuch gemacht wird, den Ausgang des Dramas, 
wie er von Goethe geschaffen ist, in einen versöhnlichen 
umzudeuten, ist begreiflich. Die Aussicht, dass die Welt 
für Tasso fonan eine Krankenstube sein wird, ist depri- 
mirend. Aber wer sich damit nicht zufrieden geben will, 
verkennt Goethes An, historische Stoffe zu behandeln. Der 
Erdgeruch, der seine gesammten Dichtungen durchweht, 
macnt sich hier doppelt stark geltend. Man denke an 
»Götz«, man denke an »Egmont«. Die Begebenheiten sind 
zwar umgestellt oder zusammengeschoben, die Grundzüge 
der Charaktere der Hauptpersonen aber und ihrer Schicksale 
schildert er, wie sie waren oder wie sie ihm erschienen, 
und auch scheinbar unbedeutende Züge der historischen 
Persönlichkeiten sind mit grosser Vorliebe verwerthet.' 
Eben diese Anlehnung an das historisch Gegebene hat zur 
Folge, dass für Goethes geschichtliche Dramen die tragischen 
Regeln zum Prokustesbett werden. Man findet es in ihnen 
wonl erklärt, dass es unter diesen Verhältnissen so kommen 
musste, aber das sittliche Gefühl wird nicht befriedigt. 
Selbst wer beim »Götz« den Bruch der Urfehde und beim 
»Egmont« die ößpi^ über Gebühr aufbauscht, muss zugeben, 
dass ihnen nur infolge der Schlechtigkeit Anderer verderblich 
wirkende Kraft zukommt. Was kann aber Götz dafür, 
dass seine Gegner so schlecht sind, was Egmont, dass 
König Philipp es für gut findet, ein Exempel zu statuiren ? 
Beim »Tassoa ist unser Unbehagen noch grösser, weil 
weder er noch ein Anderer an seinem Untergang schuld ist. 

* Dahin gehört z. B., was Antonio von Tassos Masslosigkdt im 
Essen und Trinken spricht (Vi). Goethe hieh sehr viel von dem 
Einfluss der Speisen auf das geistige Leben. Als Charlotte von Stein 
1789 in höchster Erregung wegen Christiane war, macht er ihr bittere 
Vorwürfe wegen des Ivaffee|^usses, der ihre hypochondrische Stimmung 
noch verstärke (Briefe an I^au v. Stein IL 8ji). Das war von Goethe 
sehr ernst gemeint, und Fischer sollte es mcnt wie eine Schnurre er- 
zählen (p. 195). 




6. 

Goethes Kunstanschauung 

m IHRER 

Bedeutung für die Gegenwart. 

Von 
Otto Harkack. 



Coithi, S^rtcbt N. 704. 

iberall hören wir heutigen Tags den Ruf erschallen, 
dass die Kunst, die redende wie die bildende, neue 
I Bühnen einzuschlagen habe. Für die Künstler wie 
für ihre literarischen Vorkampfer ist diese Lehre zu einem 
Dogma geworden, so wenig sie sonst von Dogmen wissen 
woUen. Mit der historischen Thatsache, dass die Entwick- 
lung-künstlerischen Schaffens .sich zu allen Zeiten in Ver- 
erbung vom Meister zum Schüler vollzogen hat, mag auch 
der Schüler den Meister zuletzt noch so sehr übertrolfen 
haben, — mit dieser Thatsache glauben diejenigen nicht 
rechnen zu müssen, in deren Gedankengang das Gesetz 
der Vererbung sonst so oft und so eifrig angerufen wird. 

Worin besteht nun das angeblich Neue, das erstrebt 
werden und zum Theil schon erreicht sein soll ? Man 
staunt zu hören, dass es in der Katurwahrheit bestehet; 
soll, als ob die Künstler früherer Zeiten nach ihr nicht 
gestrebt hStten und als ob andererseits sie für den Künstler 
das einzige Ziel bilden könnte! 

Wer abseits von den neuen Bahnen steht, sagt sich 



l88 Abhandlungen. 



mit Befremden, dass das Streben nach der Wahrheit ja 
wohl die Aufgabe der Wissenschaft sei, und dass es doch 
seltsam wäre, wenn die Kunst dasselbe Ziel haben sollte. 
Aber der rüstig Vorbeischreitende belehrt ihn mitleidig 
(wenn nicht mit göttlicher Grobheit) , dass die neuere 
Kunst eben erkannt habe, dass sie wissenschaftlich sein 
müsse, und er verweist ihn auf den »Experimentalromana, 
auf das Drama, das weder Handlung noch Helden hat, 
sondern nur einen socialen Zustand mit quellenmässiger 
Akribie darstellen will, auf die Gemälde, welche sich des 
irreführenden Hilfsmittels der Conturen entledigt haben, 
weil derartige Einfassungslinien der Körper gar keine wissen* 
schaftliche Existenzberechtigung hätten. Und wenn man 
nochmals fräst, ob denn wirklich zwischen der wissen- 
schaftlichen Wahrheit und der künstlerischen gar kein Unter- 
schied obwalte, so erhält man die Antwort, dass allerdings 
ein Unterschied dadurch gegeben sei, dass in der Kunst 
das subjective Element der Persönlichkeit des Künstlers 
sich geltend mache, so dass die volle Zuverlässigkeit der 
Wissenschaft nicht erreicht werde; die Kunst, habe Zola 
so trefflich ges^t, sei ein Stück Wirklichkeit, durch das 
Medium eines Temperaments betrachtet. Niedergedrückt 
von dem Betrübenden dieser Antwort, versenken wir uns 
in die Betrachtung, ob es wirklich Schicksal der Kunst sei, 
beständig der Wissenschaft nachzulaufen, ohne sie jemals 
einholen zu können, und ob wirklich ein geistiger Fort- 
schritt darin liege, dass, nachdem die schansinnigste und 
tiefdringendste Gedankenarbeit seit andenhalb Jahrhunderten 
Tvom Alterthum zu schweigen!) auf die Erfassung des 
Wesens der Kunst gewendet worden, man alles dies ver- 
gesse und statt dessen den kümmerlichen, stümperhaften 
datz eines begabten, aber philosophisch ganz unbefangenen 
Romanschriftstellers als Orakel verehre. Aber zugleich er- 
innern -wir unsj dass die angeblich neue Weisheit, die uns 
hier gelehrt wird, eine sehr alte ist, dass schon der alte 
Baumgarten, der Begründer der »Aesthetik«, vor hundert- 
undfünfzig Jahren die Kunst als ein J»undeutiiches Wissen<r 
bezeichnet und sich redlich bemüht hat, neben der ehren- 
festen Wissenschaft auch dieser zweifelhaften Erscheinung 
eine leidliche geduldete Existenz zu sichern. Und Empörung 
ergreift uns, dass man uns nöthigen will, auf die grosse 
Erlkenntniss der Freiheit und selbständigen Wurde derKunst 
zu verzichten, welche ein Lessing und Winckelmann ge- 
ahnt, welche Kant begründet, welche Goethe und Schiller 
mit aller Geisteskraft verfochten haben. — Empörung, 
dass man uns beschränkte Geistlosigkeit als Errungenschatt 
des modernen Geistes aufschwatzen will. 



Goethes Kukstansch auung in ihrer Bedeutung f. d. Gegenwart. 1 89 

Und doch müssen wir andererseits zugestehen, dass 
die Forderung der Naturwahrheit in künstlerischem Sinn, 
wie jene grossen Vorbilder sie aufgefasst haben, in der 
Folgezeit allzusehr vergessen war, dass ein akademischer 
Idealismus in der bildenden Kunst, eine geglättete, cha- 
rakterlose Rhetorik in der bildenden Kunst sich unbeküm- 
mert ausbreitete, ohne viel darum zu fragen, ob die Form 
mit dem Inhalt organisch verwachsen sei, ob das in künst- 
lerischem Sinn Wahre nicht von Unnatur, von charakter- 
loser Manier bedroht werde. Wir müssen zugestehen, 
dass der Ruf nach ernstem Naturstudium als ein anregender 
und erfrischender in dies schablonenmässige Treiben nerein- 
klang und der Kunst Förderung und Kräftigung hätte 
geben können^ wenn er nicht zur Forderung einer geist- 
und verständnisslosen Natumachahmung verzem worden 
wäre. 

In diesem Zwiespalt, in den uns der Kampf einer 
akademischen und einer naturalistischen Kunstauffassung 
versetzt, ist es die Stimme Goethes, welche uns als eine 
wahrhaft versöhnende und zielweisende Offenbarung er- 
scheint, die Stimme des Meisters, der den Gesetzen der 
Kunst wie der Natur mit jgleich empfänglichen Sinnen und 
mit deich verständnissvollem Empfinden nachging. 

Hat doch Goethe selbst jenen Zwiespalt in sich 
empfunden! Hat er ja nach einer Erziehung, die noch 
französisch-klassischen Traditionen folgte, nach einem von 
Oesers leerer Akademiekunst bestimmten Eintritt in das 
Feld der bildenden Kunst, sich in Strassburg mit jugendlich- 
glühendem Eifer dem Naturalismus zugeschworen, um 
dann in reiferem Alter sich wieder von ihm abzuwenden 
und an der Hand von Kants Kritik der Urtheilskraft die 
dauernden Grundsätze seines geläuterten Stils zu erschaffen. 
In diesem Stil seiner reifen Jahre, wie er nach dem Er- 
trage der italienischen Reise ihn sich geformt, wie er in 
»Hermann und Dorothea« ihm die höchste schöpferische 
Bewährung gegeben, war er überzeugt, einheitlich die 
Forderung der Schönheit mit der der Wahrheit im höchsten 
Sinne zu erfüllen. Er fand sich darin bestärkt durch die 
begeisterte Zustimmung seiner Freunde, durch die erhebende 
Wirkung, welche Wilhelm Meister auf Schiller, Hermann 
und Dorothea auf Wilhelm Humboldt übte, und er hielt 
an diesen Grundsätzen fest, auch als in späterem Alter 
neue Eindrücke auf ihn einwirkten und seine Production 
theilweise in andere Bahnen lenkten; es lassen sich wohl 
Veränderun|(en in der historischen Urtheilsweise des 
alternden uoethe nachweisen, nicht aber in der theo- 
retischen Bestimmung. 



190 Abhandlungen. 



Der Dienst der Schönheit als die Aufgabe, als das 
Streben und Sehnen des Künstlers stand Goethe in erster 
Linie vor der Seele und in dieser Anschauung war er mit 
den grössten Künstlern aller Zeiten einig. Wenn heutzutage 
»Moderne« sich darin gefallen , diesen Standpunkt als 
»Gymnasial-Aesthetik« zu verspotten, so beweisen sie da- 
mit nur ihre Pygmäen-Natur, die an das Grosse überhaupt 
nicht hinanreicnt. »Die Schönheit«, sagt Michel Anselo', 
»ward mir bei meiner Gebun als treues Vorbild für 
meinen dop]>elten Beruf gegeben. Sie ist Leuchte und 
Spiegel mir in beiden Künsten. Wer anders davon denkt, 
irrt sich. Denn dieses, das Schöne nur, begeistert das 
Auge zu jener Erhabenheit der Vorwürfe, die ich mir zu 
malen und zu meisseln vornehme. Während freche und 
thörichte Menschen einen falschen Begriff sich von der 
Schönheit machen, diese zu ihren oinnen herabziehen, 
kommt sie vielmehr vom Himmel und fährt jeden gesunden 
Geist dorthin wieder zurück.« Diese in ihrem Kern in 
Plato begründete Vorstellung von der überwaltenden 
Grösse und Herrlichkeit des Schönen hat auch Goethe be- 
geistert, als er in «Pandora« die Verkörperung des Schönen 
mit der Fülle glühender Empfindung und dem Aufgebot 
der kunstvollsten Form darstellte. 

»Der Seligkeit Fülle, die hab* ich empfunden ; 

Die Schönheit besass ich — sie hat mich gebunden. 

Im FrUhlings^efolge trat herrlich sie an; 

Sie erkannt* ich, sie ergriff ich; da war es gethan! 

Wie Nebel zerstiebte trübsinniger Wahn, 

Sie zog mich der Erd' ab, zum Himmel hinan.«' 

Nicht minder ein Hymnus im Dienste der Schönheit 
ist Goethes Charakteristik von Winckelmann. An die Zeug* 
nisse der Alten über den Zeus des Phidias anknüpfend 
ruft er aus: »Der Gott war zum Menschen geworden, um 
den Menschen zum Gott zu erheben. Man erblickte die 
höchste Würde, und ward für die höchste Schönheit be- 
geisten. Für diese Schönheit war Winckelmann seiner 

' Im sechsunddrdssigsten Sonett. Vgl. L. v. Scheffler, Michd 
Angela 

^ Ich glaube, dass Goethe das oben citirte Sonett von Mkhel 
Angelo gekannt hat. In den Jahren 1807 und 1808, da er diePandorl 
dichtete, beschäftig er sich nach seinen Ta^büchem sehr eifrig mit 
iulienischer Renaissance -Literatur. Zwar wird Michel Angelo nicht 
ausdrücklich genannt, wohl aber ein Leben Leo*s X. und ein Leben 
Aretin*s, die nahe zu Michel Angelo hinführeiu Zudem las Goethe, 
der^ damals auch die Sonette an Minna Herzlieb verfasste, besonders 
eifrig in dieser Zeit italienische Sonette, wie oft in den Tagebüchern 
erwannt wird. 



Goethes Kunstanschauung in ihrer Bedeutung f. d. Gegenwart. 191 

Natur nach fähig; er ward sie in den Schriften der Aken 
zuerst gewahr; aber sie kam ihm aus den Werken der 
bildenden Kunst persönlich entgegen, aus denen wir sie 
erst kennenlernen, um sie an den Gebilden der lebendigen 
Natur gewahr zu werden und zu schätzen.«' 

Solche Aussprüche, welche das unbedingte Recht der 
Schönheit feiern, gewinnen aber erst dann ihre richtige 
Bedeutung, wenn wir uns vergegenwänigen, dass Goethe 
stets der Ueberzeugung war, in der Schönneit zugleich die 
Wahrheit erscheinen zu lassen; Die Forderungen der 
Schönheit und der Wahrheit waren ihm nicht wider- 
■sprechend, wie er ja selbst in der Zueignung seiner Ge- 
dichte den aus Morgenduft und Sonnenklarheit gewebten 
Schleier der Dichtung aus der Hand der Wahrheit empfangen 
zu haben bekennt. Aber freilich war ihm i) Wahrheit« nicht 
gleichbedeutend mit jedem empirischen Sinneseindruck. 
Rühmend urtheilt er von Claude Lorrain,* seine Bilder 
hätten die höchste Wahrheit, aber keine Spur von Wirklich- 
keit ; der Maler habe die reale Welt bis ms kleinste Detail 
auswendig gekannt, aber sie als Mittel gebraucht, um die 
Welt seiner schönen Seele auszudrücken. Das sei eben 
die ^wahre Idealität, die sich realer Mittel so zu bedienen 
wisse, dass das erscheinende Wahre eine Täuschung hervor- 
bringe als sei es wirklich. Wir hören hier den Dichter 
die Schöpfung der Seele, die Phantasielandschaft Claude 
Lorrains als das Wahre bezeichnen, dessen Darstellung der 
Kunst gezieme, die sich der einzelnen Wirklichkeitsmomente 
als ihrer Hülfsmittel bediene. Die blosse Summe dieser 
empirischen Momente aber bezeichnet er unstreitig um eine 
Stufe niedriger, als »wirklich«. In derselben Art hatte 
seinerzeit auch Schiller die Aufgabe der Poesie bestimmt, 
wenn er in der Recension von Matthissons Gedichten das 
Gesetz aufstellte, in einem Gedicht müsse alles wahre 
Natur sein, aber nichts wirkliche Natur, die eine Be* 
schränkung jeder Wahrheit bedeute. Eines anderen Sprach- 
gebrauchs hat sich Goethe in der besonders der Oper 
gewidmeten Abhandlung »Ueber Wahrheit und Wanr- 
scheinlichkeit der Kunstwerke« bedient. Hier braucht er 
»wahr« in dem niederen empirischen Sinne, und fordert 
alsdann, das Kunstwerk solle nur den Schein des Wahren 
haben ; aber es solle nicht wie die bekannten Trauben des 
Zeuxis die Spatzen anlocken es für Wahrheit zu halten. 
Mose der Ausdruck so oder so gewählt sein — wahr oder 

wirKlich, wahrscheinlich oder wahr — wir finden überall 

— 

« Werke. Weimarer Ausgabe 46, 29. 

' Gespräch mit Eckermann 10. April 1829. 



192 Abhakdlukgek. 



bei Goethe eine Distinction innerhalb des Wahren, welche 
zum Verständniss seiner Beziehung zum Schönen hinführen 
soll. Hier entsteht nun freilich die Besorgniss: Handelt 
es sich nicht um ein blosses Spielen mit Worten? Welcher 
thatsächliche Erkenntnisswerth und welche praktische An- 
wendbarkeit wohnt solchen Unterscheidungen inne? Wollen 
sie nicht eine unmöjgliche dualistische Forderung auf ge- 
künstelte Weise schembar plausibel machen? Ist es nicht 
muthiger und schärfer das Dilemma aufzustellen : die Kunst 
hat entweder dem Schönen oder dem Wahren zu dienen ? 
Da gewinnen wir zwei klare, sich bekämpfende An- 
schauungen, vielleicht auch zwei gleichberechtigte Kunst- 
gattungen, jede sicher und geschlossen in sich! — Aber 
jene Besorgniss ist gerade Goethe gegenüber durchaus 
entbehrlich. Er gehörte nie zu denen, die »mit Worten 
trefflich streiten, mit Worten ein System bereiten« ; ihm 
war es stets um plastische Anschauung zu thun — und 
wenn er jvwahr« und J»wirklichcr unterscnied, so darf man 
vertrauen, dass Beides in deutlichem Bilde vor seinem 
Geiste stand, und wenn er »schön« und »wahr« vereinigte, 
so geschah dies sicher nicht in dialektischem Feuerwerk, 
sondern in einer bestimmten Anschauungsform seiner 
Phantasie. 

Zunächst war die Forderung der Wahrheit für Goethe 
schon bei der ausgeprägten üODiectivität« seiner Sinnesart 
schlechthin unerlässlich. Sie ist es ebenso für jeden Kunst- 
freund ohne Ausnahme, so dass wohl Niemand ernstlich 
den Gedanken einer unwahren Kunst verfechten dürfte. 
Denn das Kunstwerk, das nicht den Schein des Wahren 
hätte, würde niemals auf .uns überzeugend * wirken, würde 
stets den Widerspruch erregen, wie das auch Schiller an 
der schon citirten Stelle ausspricht : »Die Einbildungskraft 

fehorcht keinem andern Gesetze und erträgt keinen andern 
wang, als den die Natur der Dinge ihr vorschreibt.« 

Die Vereinigung der Naturwahrheit mit der Schönheit 
war aber für Goethe deshalb eine ganz normale und der 
Lösung fähige Aufgabe, weil ihm die Natur selbst j»schöna 
erschien, n'eilich nicht überall, nicht in jeder ihrer 
»Manifestationen«; wohl aber in den Gesetzen, die ihr zu 
Grunde liegen, nach denen sie bildet. Hier erscheint ihm 

»Dieser schöne Begriff von Macht und Schranken, von 

Willkür 

Und Gesetz, von Freiheit und Mass, von beweglicher 

Ordnung« — 

»Keinen höheren Begriff erringt der sittliche Denker, 

Keinen der thätige Mann, der dichtende Künstler...« 



Goethes Kunstanschaüuxg in ihrer Bedeutung f. d. Gegenwart. 193 

Diesen Begriff hat Goethe im Sinne, wenn er zu 
Eckermann äussert, die Intentionen der Natur seien immer 
schön; nicht jedoch die Aeusserungen, weil die Bedingungen 
selten vorhanden seien, um die Intentionen sich ange- 
messen ausdrücken zu lassen. Mit diesen Worten ist 
nichts Phantastisches, nichts Erträumtes gesagt. Denn sie 
behaupten nichts Anderes als die Gesetzmässigkeit der 
organischen Form, die Tendenz der Natur, jedes organische 
Wesen von der Pflanze bis zum Menschen nach einem be- 
stimmten, jeder einzelnen Gattung entsprechenden Typus 
auszubilden — eine Thatsache, welche die Zeugung und 
das Wachsthum jedes organischen Wesens beweist, und 
zugleich die andere Thatsache, dass diese Form in jedem 
Einzelfall durch die Bedingungen der Aussenwelt modificirt 
wird. Es bedarf kaum der Erwähnung, dass Goethe auf 
diese Formenlehre der Natur^ in der »Metamorphose der 
Pflanzen« wie der Thiere, das eingehendste wissenschaftliche 
Studium verwandt hat und dass eben dieses Studium ihn 
befähigte und berechtigte, jenen optimistischen Satz, dass 
die Natur schön sei, auszusprechen. In wie weit diese 
Betrachtung auch für die Entwickelung des geistigen Lebens 
gilt, dies zu untersuchen würde hier zu weit führen. Fest 
steht, dass für Goethe auch die Persönlichkeit des Menschen 
als ein derart organisch aufstrebendes und sich ausbreitendes 
Gewächs erschien, dass jeder Mensch ihm von der Natur 
auf ein bestimmtes Ziel hin angelegt schien, dass aber nur 
Wenige dazu gelangten, dieses Ziel zu erreichen. Ist es 
einem Menschen beschieden, seine innere Entwickelung 
normal bis zu diesem Punkte zu führen, so wird seine 
Persönlichkeit auch den Eindruck des Schönen hervorrufen. 
So unterschied Goethe »complette« und »incomplette« 
Menschen, wie die Botaniker gewisse Pflanzen incompletae 
nennen. »Der geringste Mensch kann complett sein, 
wenn er sich innerhalb der Grenzen seiner Fähigkeiten 
und Fertigkeiten bewegt; aber selbst schöne For:(üge 
werden verdunkelt, aufgehoben und vernichtet, wenn jenes 
unerlässlich geforderte Ebenmass abgeht.«' Und die Er- 
scheinung des schönen Menschen ist in der Wirklichkeit 
so selten, wie jede andere Manifestation des Schönen. »Das 
letzte Product der sich immer steigernden Natur,« lesen 
wir in Winckelmanns Charakteristik, »ist der schöne Mensch. 
Zwar kann sie ihn nur selten hervorbringen, weil ihren 
Ideen gar viele Bedingungen widerstreben, und selbst ihrer 
Allmacht ist es unmöglich, lange im VoUkommnen zu ver- 
weilen und dem hervorgebrachten Schönen eine Dauer zu 

* Sprüche (Loeper) No. 17. 18. 

GokTUB-jAUBltCH XV. I 3 



194 Abhandlukgen. 



geben. Denn genau genommen kann man sajgen, es sei 
nur ein Augenblick, in welchem der schöne Mensch schön sei.« 
Was dem gegenüber die Aufgabe der Kunst ist, liegt 
auf der Hand. Sie schafft der Natur nach ; aber da sie es 
vermag nach dem Willen des Künstlers, ohne den 
Hemmungen der Wirklichkeit zu unterliegen, so kann und 
soll sie schöner bilden als die Natur und dennoch wahr, 
getreu den wesentlichen Gesetzen der Natur. Sie »ruft 
das Einzelne zur allgemeinen Weihe, dass es in herrlichen 
Accorden schlägt.« Auf zwei verschiedenen Wegen kann 
der Künstler dies erreichen. Er kann entweder aus den 
unerschöpflichen Eindrücken, welche ihm die Welt bietet, 
diejenigen auswählen, deren Zusammenstellung ein har- 
monisches Ganze bilden wird, oder er kann tiefer dringend 
aus den unzahligen Einzelfällen, die sich empirisch ihm 
aufdrängen, das gemeinsame Gesetz der typischen Bildung 
abstrahiren und im Besitz dieser Erkenntniss dann selb- 
ständig und doch naturgetreu schaffen. Die erste Weise, 
die der Auswahl, war von Goethes unmittelbaren Lehrern, 
von einem Raffael Mengs und seinen Anhängern als einzige 
gepriesen; dass der Künstler vor Allem aus der Natur cßs 
Scnöne auszuwählen wisse, war dort die Hauptforderung, 
die gestellt wurde; die zweite, welche einen unermess- 
lichen Fortschritt einschliesst , war Goethe selber eigen- 
thümlich und er rühmt sie in der bildenden Kunst vor 
Allem an den grossen Meistern der Renaissance Lionardo, 
Michel Angelo und Raffael. In der Einleitung zu den 
»Propyläen« bezeichnet er die beiden Wege in nicht zu 
verfenlender Art: »Wenn sich das schon selten genug er- 
eignet, dass ein Künstler durch Instinct und Geschmack, 
durch Uebung und Versuche dahin gelangt, dass er den 
Dingen ihre äussere schöne Seite abzugewinnen, aus dem 
vorhandenen Guten das Beste auszuwählen und wenigstens 
einen gefälligen Schein hervorzubringen lernt, so ist es 
besonders in der neuern Zeit noch viel seltener, dass ein 
Künstler sowohl in die Tiefe der Gegenstände, als in die 
Tiefe seines eigenen Gemüths zu dringen vermag, um in 
seinen Werken nicht blos etwas leicht und obemächlich 
Wirkendes, sondern wetteifernd mit der Natur etwas geistig 
Organisches hervorzubringen und seinem Kunstwerk einen 
solchen Gehalt^ eine solcne Form zu geben, wodurch es 
natürlich zugleich und übernatürlich erscneint.« — »In der 
neueren Zeit« — es klingt als hätte Goethe heute ge- 
schrieben. Wir wollen hier nicht Klagelieder über den 
^''erfall der heutigen Kunst anstimmen, wir wollen uns 
Imehr darüber Treuen, dass das Studium der empirischen 
IT und die Fähigkeiten, ihre einzelnen Erscheinungen 



Goethes Kunstansch auüng in raRER Bedeutung f. d. Gegenwart. 195 

wiederzugeben, im physischen wie im psychischen Gebiet 
sich seit Goethes Zeit unvergleichlich gesteigert hat; aber 
wer wird behaupten wollen, dass die Kunst und Einsicht, 
ja wir dürfen sagen, der Wille, die beobachteten Einzel- 
heiten zur harmonischen Einheit zusammenzufügen, sich 
in gleichem Maasse entwickelt habe? Wer kennt nicht die 
Romane und Dramen der Gegenwart, denen man die ge- 
sammelten und aufgespeicherten Einzelbeobachtungen em- 
zeln gleichsam wieder abzupfen kann, wer kennt nicht 
die Bilder, in denen man nur ein zufälliges Stückchen 
Wirklichkeit, und nicht einmal das von Zola geforderte 
»Temperament« erkennen kann? »Wir sehen in der Natur 
nie etwas als Einzelheit,« äusserte Goethe gegen Ecker- 
mann, »sondern wir sehen Alles in Verbindung mit etwas 
Anderem, das vor ihm, neben ihm, hinter ihm, unter ihm 
und über ihm sich befindet. Auch fällt uns wohl ein ein- 
zelner Gegenstand als besonders malerisch auf; es ist aber 
nicht der Gegenstand allein, der diese Wirkung hervor- 
bringt, sondern es ist die Verbindung, in der wir ihn 
sehen, mit dem, was neben, hinter und über ihm ist, und 
welches Alles zu jener Wirkung beiträgt.... Es ist in der 
>Jatur nichts schön, was nicht naturgesetzlich als wahr 
motivirt wäre. Damit aber jene Naturwahrheit auch im 
Bilde wahr erscheine, so muss sie durch Hinstellung der 

-einwirkenden Dinge begründet werden Lasse ich aber 

•diese einwirkenden Ursachen in meinem Bilde hinweg, so 
wird es ohne Wahrheit sein und ohne die eigentlich über- 
zeugende Kraft.... Wiederum aber würde es thöricht sein, 
allerlei prosaische Zufälligkeiten mitzeichnen zu wollen, 
-die so wenig auf die Form und Bildung des Hauptgegen- 
standes als auf dessen augenblickliche malerische Erschei- 
nung Einfluss hatten.« uerade der letztgenannte Fehler 
ist es, der so viele gewissenhaft und technisch anerkennens- 
werthe Leistungen der heutigen Kunst ungeniessbar macht; 
sie sind mit überflüssigen Einzelheiten überladen, die eben 
darum, weil sie überflüssijg sind, auf die geschärftere Auf- 
fassung störend wirken; sie meinen dadurch wahr zu sein, 
während sie nach Goethes Urtheil dadurch nur Sklaven der 
Wirklichkeit werden. »Von der Nothwendigkcit,« lesen wir 
in den Sprüchen (750 f.), »dass der bildende Künstler Studien 
nach der Natur mache, und von dem Werthe derselben über- 
haupt sind wir genugsam überzeugt; allein wir leugnen nicht, 
-dass es uns öfters betrübt, wenn wir den Missbrauch eines 
so löblichen Strebens gewahr werden. Nach unserer Ueber- 
zeugung sollte der junge Künstler wenig oder gar keine 
Studien nach der Natur beginnen, wobei er nicht zugleich 
«dächte, wie er jedes Blatt zu einem Ganzen abrunden möge.« 

15* 



196 Abhandlungen. 



Die Goethische Kunst bildet freilich gesetzmässiger 
als die Natur; aber sie weicht desshalb nicht von der 
Wahrheit ab: ja man kann das Paradoxon wagen, sie ist 
wahrer als die Natur, insofern sie das fVesen der Dinge, 
der Personen ungetrübter erscheinen lässt, nicht die an- 
heftenden Zufälligkeiten. Der Skeptiker kann freilich den 
Einwand erheben: Gibt es ein Wesen} Handelt es sich hier 
nicht um ein blosses Gedankending, das mit der That- 
sächlichkeit des Lebens gar nichts zu thun hat? Aber ohne 
auf erkenntniss-theoretische Fragen eingehen zu wollen, 
kann hier einfach erwidert werden, dass unsere gesammte 
Betrachtungsweise der Dinge praktisch auf dieser Voraus- 
setzung ruht. Ein Jeder ist praktisch überzeugt, von jeder 
Gattung eine bestimmte Vorstellung, einen Inbegriff in sich 
zu besitzen, dem er die Einzelerscheinung subsumirt und 
an dem er sie misst, und er ist überzeugt, dass die Einzel- 
erscheinung um so normaler entwickelt ist, je mehr sie 
dieser typischen Vorstellung entspricht. Und uoethe hatte 
aus seiner eingehenden Betrachtung des Menschen wie der 
gesammten organischen Natur dieEinsicht gewonnen, dass 
die Typen, die vor seinem geistigen Auge deutHch und 
scharf umrissen standen und sich bewegten, durch die 
Erfalnufig gegeben seien, d. h. durch die empirische Wahr- 
nenmung des Gemeinsamen in der unermesslichen Zahl 
der Einzelgestalten. Hierüber gerieth er bekanntlich mit 
Schiller in Disput, in jener Zusammenkunft, die Beide zu- 
erst zu regerem Gedankenaustausch führte: er beschrieb 
die ihm vorschwebende »Urpflanze« und musste dann 
hören, dass Schiller dies Gebilde für eine »Idee« erklärte;, 
mit voller Sicherheit verfocht er demgegenüber seine Be- 
hauptung, nicht eine Idee, sondern em Resultat der Er- 
fahrung sei hier gegeben. Freilich gehören zur Erfahrung 
geeignete Organe und die Kunst sie zu gebrauchen.' »Wenn 
ich jüngere deutsche Maler befrage,« äussert Goethe mit 
Verwunderung, »warum sie ... . vor aller Harmonie zu 
fliehen scheinen, so geben sie wohl ganz dreist und ge- 
trost zur Antwort, sie sähen die Natur genau auf solche 
Weise. Kant hat uns aufmerksam gemacnt, dass es eine 
Kritik der Vernunft gebe .... Ich aber möchte in eben 
dem Sinne die Aufgabe stellen, dass eine Kritik der Sinne 
nöthig sei, wenn die Kunst überhaupt, besonders die deutsche, 
irgend wieder sich erholen und in einem erfreulichen 
Lebensschritt vorwärts gehen solle.« So verkündet auch 
das Gedicht der Lebenskunst: Vermächtniss: 



' "V^ergleiche »Der Sammler und die Seinigen. Sechster Brief« 
und Sprüche No. 759, 760. 



GORTHES KUNSTAXSCHAUUKG IN IHRER BeDEUTUKG F. D. GEGENWART. l^J 

JDen Sinnen hast Du dann zu trauen, 
Kein Falsches lassen sie Dich schauen, , 
Wenn Dein Verstand Dich wach erhält. 
Mit frischem Blick bemerke freudig 
Und wandle sicher wie geschmeidig 
Durch Auen reichbegabter Welt. 

Er selbst beklagt in einem Briefe aus Rom, dass er 
die Natur nicht mit so grossen Augen zu sehen verstehe 
wie Michel Angelo; aber dafür durfte er bei der von allen 
Seiten ihm nachgerühmten und oft erprobten »Gegen- 
ständlichkeit« seines Geistes der Sicherheit seiner Smne 
vertrauen, und in diesem Bewusstsein konnte er mit Frei- 
heit und Zuversicht typisch bilden und schaffen, ohne zu 
fürchten, dass er der Natur untreu werde. So sind die 
Gestalten seiner vollendeten Kunst, besonders in Hermann 
und Dorothea, Vater, Mutter und Sohn, Bürger und Aus- 
wanderer typisch für ihren Beruf, für ihre Stellung in 
Familie und Gesellschaft.* So wünschte er gleichfalls dem 
lyrischen Dichter die Fähigkeit, einen nationalen, socialen, 
berufsmässigen Zustand in typischer Weise auszusprechen, 
und er freute sich, wenn er aus Gedichten wie denen von 
Hebel und Voss die »Totalität des Zustandes«, in dem der 
Dichter lebte, erschliessen konnte. 

Aber trotz dieser Verherrlichung und Neuschöpfung 
des Typischen, des Normalen, — wer wollte leugnen, dass 
Goethes Gestalten auch an individuellem Leben reich, 'ja 
oft mit verschwenderischer Liebe damit ausgestattet seien ! 
Da entsteht die Frage: auf welche Weise verträgt sich 
praktisch und theoretisch die individuelle Charakteristik 
mit der typischen? In praktischer Hinsicht freilich ist die 
Frage schon im selben Augenblick gelöst wie aufgeworfen. 
Denn das Kunstwerk stellt ja das Typische immer nur in 
Einzelwesen dar, welche gerade nach Goethes Wunsch 
immer in Beziehungen zur Umgebung gesetzt sein sollen; 
es stellt sie immer unter gewissen Bedingungen dar, aller- 
dings günstigen, der Entfaltung vortheilhaTten Bedingungen, 
die aber trotzdem stets eine individuelle Entwicklung 
hervorbringen. Freilich, je weniger ein Werk von solchen 
Bedingungen erkennen lässt, um so weniger wird es auch 
natürhcher Weise individuell sein. Eine Statue, wie der 
im Alterthum unter dem bezeichnenden Namen »Kanon« 
bekannte Jüngling des Polyklet hat in der That sehr wenig 
Individuelles, weil sie uns die nackte Gestalt durch keine 

' Mit feinstem Verständniss hat dies Victor Hehn in dem Auf- 
satz »Naturformen des Menschenlebens« (Gedanken über Goethe III> 
dargelegt. 



198 Abhandluvgen. 



speciellen Attribute bestimmt, in keiner bestimmten Hand- 
lung begriffen, überhaupt in kein deutliches Verhältniss zur 
Aussenwelt gesetzt zeigt; in diesem Fall ausgeprägt indi- 
viduell zu bilden wäre widersinnig, und jede bedeutende 
Abweichung von dem menschlichen Normaltypus würde 
als bare Willkür empfunden werden. Allein es liegt auf 
der Hand, dass es sich hier um einen Ausnahmefall handelt, 
und dass in der Regel jede künstlerische Aufgabe die Indi- 
vidualisirung erfordern wird. Indess mit diesem praktischen 
Satz ist die oben gestellte Frage noch nicht erledigt. Denn 
es könnte danach immer noch scheinen, als sei nacn Goethes 
Meinung das Individuelle nur ein nothwendigesUebel, ein 
unausrottbares Ueberbleibsel empirischer Beschränktheit, das 
auch in dem Kunstwerk die Reinheit des typischen Bildes 
störe. Es wäre in der That ein vernichtender Vorwurf 

gegen die Kunstanschauung Goethes, wenn eine solche 
eurtheilung sich als Consequenz aus ihr ergeben würde. 
Nun könnten zunächst eine ganze Reihe von Aus- 
sprüchen Goethes angeführt weruen, in denen er die 
»charakteristische« Kunst vor Allem rühmt und es als un- 
bedingte Forderung hmstellt, »charakteristisch« zu bilden. 
Allein wenn wir diese Aussprüche näher prüfen, so erkennen 
wir mit Ueberraschung, dass hier ein ganz anderer Sprach- 
gebrauch als der heute übliche zu berücksichtigen ist. Nicht 
etwa das Individuelle ist darunter verstanden, sondern ge- 
rade das Typische, doch in einem bestimmteren, begrenzteren 
Sinn ; also nicht der Typus der »Urpflanze« im Allgemeinen, 
sondern der einer besonüern Gattung, nicht der des Menschen 
schlechthin, sondern der einer Race, eines Volkes. Un- 
zweideutig zeigt diesen Sprachgebrauch die Auseinander- 
setzung im sechsten Brief der Kunstnovelle »Der Sammler.« 
Hier ist zuerst davon die Rede, dass der Künstler auf 
einer niederen Stufe damit anfange ein einzelnes Ge- 
schöpf nachzubilden. »Nehmen Se an,« fährt Goethe 
darauf fort, »dass dieser Mann, den wir wegen seines 
Talents nun schon einen Künstler nennen, sich hiebei 
nicht beruhigte, dass ihm seine Neigung zu eng, zu be- 
schränkt vorkäme, dass er sich nach mehr Individuen, nach 
Varietäten, nach Arten, nach Gattungen umthäte, dergestalt, 
dass zuletzt nicht mehr das Geschöpf, sondern der Begriff 
des Geschöpfs vor ihm stünde, und er diesen endlich durch 
seine Kunst darzustellen vermöchte .... Das Kunstwerk 
würde gewiss charakteristisch ausfallen.« Unsere Frage 
wird durch diesen Gedankengang noch nicht gelöst. Hören 
wir einen anderen Ausspruch, der, von Shakespeare und 
Calderon ausgehend, die poetische Darstellung des Menschen 
betrachtet (Sprüche No. 768). »Eigenthümlichkeit des Aus- 



Goethes Kukstanschauung in ihrer Bedeutung f. d. Gegenwart. 1 99 

druckes ist Anfang und Ende aller Kunst. Nun hat abef 
eine jede Nation eine von dem allgemeinen Eigenthümlichen 
der Menschheit abweichende besondere Eigenheit, die uns 
zwar anfänglich widerstreben mag, aber zuletzt, wenn wirs 
uns gefallen Hessen, wenn wir uns derselben hingäben, 
unsere eigene charakteristische Natur zu überwältigen und 
zu erdrücken vermöchte.« Der Spruch redet eigentlich 
nicht von dem national bedingten KTunstwerk, sondern von 
dem national bedingten Schaffen; allein da das Eine die 
Voraussetzung des Andern ist, so dürfen wir ihn wohl 
heranziehen. Er führt uns weiter; w^cnn wirkUch, wie hier 

fesagt ist, Eigenthümlichkeit des Ausdrucks ein untrenn- 
arer Bestandtheil der Kunst ist, warum soll sie bei dem 
National-Charakteristischen stehen bleiben und nicht zum 
Individuell-Charakteristischen fortschreiten ? Gewiss ist, dass 
je weiter die Ausgestaltung des Eigenartigen geht, es desto 
schwerer sein wird, dennoch zugleich das Typische festzu- 
halten; aber um so höher ist der Werth des Kunstwerks^ 
dem dieses Schwierigste geUngt; — nach Goethes eigenem« 
Wort : »Die höheren Forderungen sind an sich schon schäz- 
barer, auch unerfüllt, als niedrige ganz erfüllte.«' Wir 
dürfen es aussprechen, dass ein Werk wie das erwähnte^ 
des Polyklet eben deshalb keine sehr hohe Schätzung be- 
anspruchen kann, weil die Kunst sich ihre Aufgabe hier 
noch leicht gemacht hat, weil sie ihren Sieg feiert, ohne 
durch einen Kampf mit widerstrebendem Stoff uns Be- 
deutung und Kraft dieses Sieges zu zeigen. Auch gestattet 
ein Ausdruck wie »Anfang und Ende der Kunst« nicht 
mehr, die »Eieenthümlichkeit« des Werkes als blosses un-^ 
vermeidliches Üebel aufzufassen, soviel man auch bei Goethes- 
Sprüchen stets als paradoxe Uebertreibung in Abzug bringe» 
muss, wenn man ihn nicht beständiger Selbstwidersprüche 
beschuldigen will. Es gibt endlich auch Aussagen, >yelche 
das Charakteristische mehr im individuellen Sinne auffassen 
und wenigstens den Versuch machen, auszusprechen, wie 
Goethe das Verhältniss desselben zur Darstellung des Ideals 
empfand. Im fünften Brief des »Sammlers« finden wir eine 
Betrachtung, wie in den Bildwerken des Alterthums das 
Fürchterliche künstlerisch dargestellt wird. »Alles Charak- 
teristische,« heisst es hier, »ist gemässigt, alles natürlich 
Gewaltsame ist aufgehoben, und so möchte ich sagen: 
Das Charakteristische liegt zum Grunde, auf ihm ruhen 

Einfalt und Würde j« und an anderer Stelle lesen wir: 

jiDer Charakter erscheint nur noch in den allgemeinsten 
Linien, welche durch die Werke gleichsam wie ein geistiger 



■ Sprüche No. 725. 



200 Abhandlüsgen. 



Knochenbau durchgezogen sind.« Solche Aussprüche geben 
dem Verstände airerdino:s keine völlig präcise Directive; 
aber eine solche ist auch nicht zu fordern. Es ist in der 
Kunst wie in allem Geistigen schliesslich eine Grenze. 
über welche das logische Denken nicht hinausreicht, und 
gewisse Geheimnisse, wie die Vereinigung des Normalen 
und Individuellen, bleiben ihm unergründlich. Ist doch auch 
in sittlicher Beziehung die Frage, wie das einfache starre 
Sittengesetz durch die verschiedenartigsten Individualitäten 
lebenaig und harmonisch erfüllt werden kann, nicht wie 
eine Rechenaufgabe verstandesmässig zu lösen. Aber um 
in Goethes eigenthümlicher, von Kant entlehnter Sprache 
zu bleiben: was für den Verstand unbegreiflich bleiot, ist 
es nicht für die Vernunft. Und noch weniger für die un- 
mittelbare geistige Anschauung, das »Gewanrwerden«, das 
Goethe höher stand als alle logische Entwickelunp und für 
das Jeder empfänglich sein muss, der zur Kunst irgend ein 
Verhältniss gewinnen will. Die Kunst ist, wie ungezählte 
Beispiele und vor Allem Goethes eigene Kunstweise dar- 
thut, nach seinem Ausdruck' thatsächlich die Vermittlerin 
des Edlen und des Gemeinen; das eine in das andere auf- 
zunehmen und zu überwinden ist das Majestätsrecht* des 
grossen Künstlers; diesen Prozess in Worten völlig zu er- 
schöpfen ist unmöglich. 

Keinem Zweifel aber unterliegt, dass in dieser »Ver* 
mittlung« um so mehr gewagt werden kann, je reicher, je 
umfassender, je komplizirter das Kunstwerk ist. Was als 
Einzelerscheinung abstossend wäre, kann in einem grösseren 
Ganzen durch den Gegensatz zu dem Erfreulichen dessen 
Eindruck steigern, es kann in einem höheren Verhälmiss 
aufgehoben den Eindruck des Harmonischen hervorbringen. 
Goethe, der als das Ziel jedes Kunstwerks, auch wenn es 
einen schaudererregenden Gegenstand darstellt, die Schön- 
heit und als Wirkung das Gefühl der Anmuth fordert, ' 
scheut sich nicht zu behaupten, dass die Laokoongruppe 
anmuthig sei,^ dass der Sctimuck eines Sarkophages, der 
die getödteten Kinder der Niobe zeigt, dem grössten Elend, 
das einem Vater, das einer Mutter oegegnen kann, himm- 
lische Anmuth eingehaucht habe! Das frappanteste Beispiel 
ist jedenfalls das des Laokoon; hier fasst Goethe seine 
Betrachtung in folgenden Worten zusammen: »Ich getraue 
mir daher nochmals zu wiederholen, dass die Gruppe des 

* Sprüche No. 1049, 50. Das Gemeine ist, wie der Zusammenhang 
zeigt, nictit in sittlicher Beziehung zu verstehen. 

* Spruche No. 697. ' Der Sammler a. a. O. 
^ Ueber Laokoon. Propyläen I. 



Goethes Künstakschauükg in ihrer Bedeutung f. d. Gegenwart. 20 1 

Laokoons, neben allen übrigen anerkannten Verdiensten, 
zugleich ein Muster sei von Symmetrie und Mannigfaltig- 
keit, von Ruhe und Bewegung, von Gegensätzen und 
Stufengängen, die sich zusammen theils sinnlich, theils 
geistig dem Beschauer darbieten, bei dem hohen Pathos 
der Vorstellung eine angenehme Empfindung errege und 
den Sturm der Leiden und Leidenschaft durch Änmuth 
und Schönheit mildere.« Und um nach der bildenden Kunst 
auch der Poesie dieses schwerste Geheimniss abzugewinnen, 
erinnern wir an die Aussprüche über Calderon und Shake- 
speare, welche »das Ungeheuere mit dem Abgeschmackten« 
in Verbindung bringen und doch »vor dem höchsten ästhe- 
tischen RichterstuhT untadlig bestehen.«' Wir hören, wie 
Goethe nicht müde wird, insbesondere Shakespeare zu 
preisen, weil trotz der unendHchen Fülle des verschieden- 
artigsten Stoffes das Ganze sich zu einer abgeschlossenen 
und plastischen Form entwickelt;* wir hören, wie er mit 
der Resignation des Epigonen das am meisten in Greueln 
schwelgende Trauerspiel Shakespeares hoch erhebt und in 
»Richard III« nicht etwa nur charakteristische Kunst, sondern 
gerade »Poesie, SvmboUk, Idee« findet.' 

Mit diesen Worten, welche die ästhetische Vollendung 
Richards III. bezeichnen, erschliesst sich uns ein neuer, inhalt- 
voller Ausblick. Wir sind bisher in der Betrachtung des 
Individuellen, des Anormalen von der Einzelgestalt zum 
reich componirten Kunstwerk vorgeschritten: aber \yir 
haben dabei versäumt zu untersuchen, in welcher Weise 
der Begriff des Allgemeingültigen, des Typischen, den uns 
Goethe früher nur m Bezug auf die Einzefgestalt entwickelt 
hat, sich in umfassenden Compositionen wiederfindet, sich 
bewahrt oder umbildet. In wie weit entspricht die »An- 
niuth« des Laokoon, die »Poesie« Richards III. dem, was 
in der künstlerischen Einzelerscheinung als das »Typische« 
bezeichnet wurde? Die Worte »Symbolik«, »Idee« in dem 
letzten citirten Spruch geben uns zur Lösung den Schlüssel. 
Das Wort »Idee« gebraucht Goethe selten ; er weist es 
sogar öfters ab* daher thun wir besser uns an das Wort 
»Symbolik« zu halten, das immer von Neuem in Goethes 
ästnetischen Erwägungen wiederkehrt. Was in der Er- 
scheinung des Einzelwesens das Typische ist, das ist in 
dem Ausdruck einer zusammengesetzten menschUchen 
Handlung, eines reichhaltigen menschlichen Zustandes das 
Symbolische. Das Symbolische beruht in dem Gleichartigen 



' Anmerkungen zu Diderots »Neffe des Rameauc. 
' Gespräch mit Voss. Biedermann No. 1470. 
3 Mit Riemer. Ebenda 1420 m. 



202 Abhakdlungek. 



der stets sich in neuen zeit- und ortsgemässen Formen 
wiederholenden Bezöge des Menschen zu seiner geistigen 
und physischen Umgebung. Auch in diesen Bezügen waltet 
eine dem durchdringenden Auge des Psychologen erkenn- 
bare Gesetzlichkeit, und die künstlerische Handlung, welche 
diese Gesetzmässigkeit klarer und deutlicher wiedergibt^ 
als die empirisch zu beobachtenden Fälle, diese Handlung 
ist symbohsch. Nicht als ob der Künstler sie zur Dar- 
stellung brächte, mit dem Zweck das allgemeine Gesetz 
zu erweisen ; aus solch unpoetischem Verfahren lässt Goethe 
die »Allegorie« entstehen, welche er verwirft, sondern in 
der Art, dass er »das Besondere lebendig fühlt« und zu- 
gleich kraft seiner künstlerischen Divinationsgabe unbe- 
wusst »das Allgemeine mit erhält.«* Das »Besondere« soll 
durch den künstlerischen Process nicht in einen »Begriff« 
verwandelt werden, sondern in eine »Idee«, aber nicht im 
speculativ-philosophischen Sinn, sondern in eine Idee, welche 
»Bild«, geistige Anschauung ist.* Um zu erkennen, wie 
Goethe in dem besonderen Gegenstande eines Kunstwerks 
das Allgemeine symbolisch dargestellt fand, ist wiederum 
seine Betrachtung der »Laokoongruppe« äusserst aufklärend, 
»So ist auch«, schreibt er, »bei dieser Gruppe Laokoon 
ein blosser Name ... er ist nichts von Allem, wozu ihn 
die Fabel macht, es ist ein Vater mit zwei Söhnen, in 
Gefahr zwei gefährlichen Thieren zu unterliegen . . . • 
Sollte ich diese Gruppe, wenn mir keine weitere Deutung 
derselben bekannt wäre, erklären, so würde ich sie eine 
tragische Idylle nennen. »Ein Vater schlief neben seinen 
beiden Söhnen, sie wurden von Schlangen umwunden und 
streben nun erwachend, sich aus dem lebendigen Netze 
loszureissen.« Führt das Kunstwerk in der That einen so 
einfachen, aber zugleich jedes menschliche Empfinden er- 
schütternden Vorgang vor Augen, der in ähnlicher, wenn 
auch nicht so phantastischer Weise sich beständig, wieder- 
holen und den höchsten Schmerz eines Vaters um seine 
Kinder herausfordern kann — so ist es der allgemeinen 
ergreifenden Wirkung sicher, welche dieses Werk seit 
Janrtausenden schon ausgeübt hat. Ist es aber desshalb 
etwa seiner Absicht, die bekannte trojanische Sage zu 
illustriren, untreu geworden? Gewiss nicht — die allge- 
meine und die besondere Bedeutung, das Symbolische und 
das Singulare vereinigen sich ohne Spalt und Riss. Und 
mit den poetischen Aufgaben ist es nicht anders wie mit 
den plastischen. Ein bekanntes Epigramm Goethes beginnt 
mit den Worten : »Ein alter Mann ist stets ein König Lear« ; 

' Sprüche No. 363. * Sprüche No. 742, 743. 



Goethes Kunstanschauung in ihrer Bedeutung f. d. Gegenwart. 205 

Turgeniew hat eine Novelle schlechtweg »Ein König 
Lear auf dem Dorfe« benannt. Ta wir dürfen sa^en : jedes 
bedeutende menschliche Schicksal, das in einem Dichtwerke 
hohen Ranges dargestellt worden ist, hat für uns symbolische 
Bedeutung gewonnen. Mögen wir uns an das Schicksal eines 
Achilles oder einer Antigone, eines Romeo oder Othello, 
eines Götz oder Tasso erinnern — überall erkennen wir 
sogleich die Allgemeineiltigkeit der Erfahrungen, welche 
der Dichter seinen Helden durchleben lässt, und wir finden 
in der empirischen Welt leicht die bestätigenden Geeen- 
bilder. Daraus folgt jedoch keineswegs, dass der Dichter 
nur das Alltägliche, gleichsam Selbstverständliche darzu 
stellen habe. Im Gegentheil, er kann das Seltsamste uns 
vorführen, wenn er es nur genügend zu motiviren weiss, 
d. h. wenn er uns in den Stand setzt, es irgend einer all- 
gemeinen Erfahrung, die wir aus unseren Beobachtungen 
gewonnen haben, unterzuordnen; d. h. eben es symbolisch 
erscheinen zu lassen; sobald wir das können, sind wir be- 
friedigt; können wir es nicht, so erscheint uns die Hand- 
lung als unnatürlich. Nach Goethes Ausspruch handelt es 
sich für den motivirenden Dichter darum, Phänomene des 
Menschengeistes als historische nachzuweisen, die sich 
wiederholt haben und wiederholen werden;* auch in diesem 
Satz zeigt sich das Besondere mit dem Allgemeinen innig 
verbunden. 

Der Begriff des Symbolischen führt uns schliesslich 
auch dazu, das Verhältniss des Schönen zum Sittlichen 
zu erkennen, die Frage nach dem sittlichen Inhalt des 
vollendeten Kunstwerkes zu beantworten. Goethe accep- 
tirt ausdrücklich die in Kants »Kritik der Urtheilskratt« 
gegebene Darlegung »von der Schönheit als einem Symbol 
der Sittlichkeit«; aoer er venieft die Kantische Ansicht, 
indem er, da wo der kritische Philosoph nur hergebrachter- 
massen eine solche symbolische Bedeutung gelten lässt, 
seinerseits einen organischen Zusammenhang erkennt. In 
demselben Briefe,* in welchem er Heinrich Meyer den 
Kantischen Abschnitt mittheilt, spricht er über die »halb- 
wahrea Forderung, dass die Künste das Sittengesetz an- 
erkennen und sich ihm unterordnen sollen; und er fährt 
fort: »Das Erste haben sie immer gethan und müssen es 
thun, weil ihre Gesetze so gut als das Sittengesetz aus der 
Vernunft entspriujgen ; thäten sie aber das Zweite, so wären 
sie verloren, und es wäre besser, dass man ihnen gleich 
einen Mühlstein an den Hals hienge und sie ersäufte.« 
Es ist nicht die zweite Hälfte des Satzes, die uns über- 

' Sprüche No. 773. * 20. Juni 1797. 



204 Arhaxdlungek. 



raschen oder lebhaft interessiren kann; dass Goethe nicht 
eine »Unterordnung« der Kunst statuiren konnte, dass er 
ihre Selbständigkeit als Künstler ohne Weiteres beanspruchen 
musste und dieselbe mit Freuden durch Kant auch philo- 
sophisch erwiesen fand, ist eine Thatsache, die ich schon 
in meinem Buche »Die klassische Aesthetik der Deutschen« 
ausführlich nachgewiesen habe. Das Wesentliche des 
Spruchs ist vielmehr die Anerkennung des mit dem Kunst- 
gesetzc aus einer Quelle entspringenden Sittengesetzes auch 
durch den schaffenden Künstler. Hier treffen wir auf 
einen der Punkte, die Wilhelm Humboldts Ansicht recht- 
fertigen, wenn er Goethe zurief: »Ihre Dichtung stammte 
von jeher aus ihrer ganzen Weltansicht«. Wir können, 
ohne uns auf ein weitgedehntes abliegendes Gebiet zu ver- 
lieren^ nur flüchtig hier die Grenzlinie zwischen Aesthetik 
und Ethik berühren; aber wir müssen dennoch constatiren, 
dass für Goethes gesammte Auffassung das Sittengesetz 
nicht ein durch fremdartige Gew^alt dem Menschen auf- 
gezwungenes Gebot war, sondern nur der Ausdruck der 
normalen Bedingungen individueller und gesellschaftlicher 
Entwickelung. Eine Sittlichkeit ersterer Art, welche zu der 
organischen Entfaltung des »Typus« in einem Widerspruch 
stünde, müsste von dem Künstler im Goetheschen Sinne 
zweifellos als Feindin betrachtet werden; ebenso aber 
muss eine Sittlichkeit als Bundesgenossin gelten, deren 
Gesetze gleichsam als eine Realität erkannt werden, als 
Bedingung der Gesundheit oder Erkrankung des Organis- 
mus. So spricht Goethe ohne weitere Begründung, wo 
er von dem Sittlichen redet, auch von der Schönheit seiner 
Erscheinung«. So sollte seine »Pandora«, die Verkörperung 
der Schönheit, den Menschen zugleich alle sittlichen Güter 
verleihen; so sagt er von der griechischen Tragödie, sie 
habe sich das Reinmenschliche zur Aufgabe gesetzt und 
damit zugleich das Sittliche, »als einen Haupttheil dar 
menschlichen Natur«. Mit sittlichen Tenden:^en hat diese 
Auffassung dennoch nichts zu thun; vielmehr ist Goethe 
des unbedingten Vertrauens, dass die sittliche Wirkung, 
welche im Gegenstände liegt, hervortreten wird, wenn der 
Dichter nichts anderes im Auge hat als die kunstgemässe 
wirksame Behandlung.' Ganz und gar verwirrt worden 
ist aber diese Frage durch die Forderung, dass es dem 
Sittlichen immer gut und dem Unsittlichen immer schlimm 
ergehen müsse, eme kindliche Jurisprudenz, für die selbst- 
verständlich in Goethes Gedanken kein Raum ist. Der 
Künstler theilt nicht Lohn oder Strafe aus, sondern er 



* Gespräche mit Eckcrmann 28. April und i. Mai 1827. 



Goethes Kunstakschauung in ihrer Bedeutung p. d. Gegemwart. 20 J 

stellt dar; aber wenn er im Dienste der Schönheit und 
Wahrheit sieht, kann er nicht anders darstellen, als dass 
das Gute seine fördernde und bildende Kraft, das Böse 
seine selbsizerstörende Kraft in sich selber trügt. Freilich 
aber werden die Begriffe von Gut und Böse für ihn nicht 
zusammenfallen mit den ausserlichen Satzungen, die Staat 
oder Kirche aufgestellt haben; vielmehr wird er oft genug 
die Bewährung der wahren menschlichen Sittlichkeit in 
dem Gegensatz der Persönlichkeit gegen diese Forderungen 
erblicken, wie Goethe das besonders an dem Beispiel der 
Aniigone nachweist; gerade in dem Widerspruch gegen 
das rohe Gebot Kreons offenbart sich die edle Natur der 
Heldin. 

Wir stehen am Ende unserer Untersuchung, Sollen 
wir nochmals hervorheben, worin wir die Grösse der 
Goethischen Kunst, worin wir ihre unüberwindliche und 
für die Kunst unserer Zeit zielweisende Bedeutung sehen, 
so ist es die Vereinigung des Wahren und Schönen, des 
Individuellen und Typischen, des Persönlich-Freien und 
des Sittlichen, die mit so genialer Sicherheit vollzogen 
wird. Hier hat sich die tiefste Erfassung der Natur, des 
Seelenlebens und der Bedingungen künstlerischen Schaffens 
zu einem Gesammtcrgebniss vereinigt, das einen unerschöpf- 
lichen Reichthum künstlerischer Weisheit in sich birgt. 
Und vor Allem wird eine Zeit, deren Ringen und Streben 
auf realistisches Schaffen hineifert, aus diesem Schatze 
lernen können und lernen müssen, wie sie in ihrer realisti- 
schen Arbeit dennoch die Grösse, die Freiheit, die Unver- 
gängtichkeit eines imponirenden Kunststils sich erobern 
kann. 



Der Leipziger Studentenaufruhr 

VON 1768. 

Von 
Georg Witkowski. 



wer Leipziger Student des 18. Jahrhundens erfreut 
'1 sich im allgemeinen eines glänzenden Rufes. 
1 Ueberall wird er seinen wilden Commilitonen in 
la, Halle. Giessen als Muster feiner Gesittung, ja stutzer- 
Iiafter Zierlichiceit in Kleidung und Gebähten entgegen- 
Celialten, und Zachariäs »Renommisto hat, indem er die 
Uebertreibungen des ktcinpariser Studententhums ver- 
sjpottete, doch auch den Beweis geliefert, dass hier in der 
That das burschikose Wesen der übrigen Universitäten 
völlig durch den herrschenden feinen nürgerlichen Ton 
überwunden war. 

Goethes Bemerkungen über die leipziger Siudemen 
seiner Zeit (Weim. Ausg. 27, 39 ff-) bestätigen durchaus 
die günstige Ansicht, die allgemein von ihnen gilt; der 
Umstand, dass er die harmlosen Streiche eines Einzigen 
nls ganz vereinzelte Ausnahme anführt, zeigt den honen 
Grad gesellschaftlicher Culcur^ der unter ihnen herrschte. 
Um so sonderbarer erscheint ein Ereigniss, dessen er später, 
am Schlüsse der Schilderung des Leipziger Aufentnalts, 
(27, 194 f.) gedenkt, und das durchaus nicht in das früher 
entworfene Bild der Zustände an der Universität zu passen 
scheint. Er berichtet, nachdem er von den religiösen Unter- 
haltungen mit Langer gesprochen hat: »Da nun aber ge- 



Der Leipziger Stüdentenaufruhr von 1768. 207 

"Wohnlich, wenn unser Seelenconcent am geistigsten gestimmt 
ist, die rohen kreischenden Töne des Weltwesens am ge- 
y'altsamsten und ungestümsten einfallen, und der in geheim 
immer fortwaltende Contrast, auf einmal hervortretend, 
nur desto empfindlicher wirkt, so sollte ich auch nicht aus 
der peripatetischen Schule meines Langers entlassen werden, 
ohne vorher noch ein, für Leipzig wenigstens, seltsames 
Ereigniss erlebt zu haben, einen Tumult nämlich, den die 
Studirenden erregten und zwar aus folgendem Anlasse. 
Mit den Stadtsoldaten hatten sich junge Leute veruneinigt, 
es war nicht ohne Thätlichkeiten abgelaufen. Mehrere 
Studirende verbanden sich, die zugefügten Beleidigungen 
zu rächen. Die Soldaten widerstanden hartnäckig und der 
Vortheil war nicht auf der Seite der sehr unzufriedenen 
akademischen Bürger. Nun ward erzählt, es hätten angesehene 
Personen wegen tapferen Widerstands die Obsiegenden 
gelobt und belohnt, und hierdurch ward nun das jugendliche 
Ehr- und Rachgefühl mächtig aufgefordert. Man erzählte 
sich öflFentlich, dass den nächsten Abend Fenster einge- 
w^oi^en werden sollten, und einige Freunde, welche mir 
•die Nachricht brachten, dass es wirklich geschehe, mussten 
mich hinführen, da Jugend und Menge wohl immer durch 
■Gefahr und Tumult angezogen wird. Es begann wirklich 
ein seltsames Schauspiel. Die übrigens freie Strasse war 
an der einen Seite von Menschen besetzt, welche ganz 
xuhiß, ohne Lärm und Bewegung abwarteten, was ge- 
schehen solle. Auf der leeren Bahn gingen etwa ein 
Dutzend junge Leute einzeln hin und wider, in anscheinender 
firösster Gelassenheit; sobald sie aber gegen das bezeichnete 
Haus kamen, so warfen sie im Vorbeigehn Steine nach 
•den Fenstern, und dies zu wiederholten Malen hin und 
-widerkehrend, so lange die Scheiben noch klirren wollten. 
Eben so ruhig, wie dieses vorging, verlief sich auch endlich 
alles und die Sache hatte keine weiteren Folgen.« 

Schon wegen des oben berührten Widerspruchs, in dem 
•dieser Vorfall zu den damaligen akademiscnen Zuständen 
in Leipzig steht, muss er unsere Aufmerksamkeit erregen 
und zu näherer Untersuchung der Ursachen der plötzRch 
so gewaltthätigen Handlungsweise der Studenten auffordern. 

Auffallend und das Universitätsgerichtswesen der Zeit 
sonderbar beleuchtend erscheint auch Goethes Schluss- 
ibemerkung, dass die Sache keine weiteren Folgen hatte. 

W. V. Biedermann in seinem Buche »uoethe und 
Leipzig« (L 302 ff.) bestätigt Goethes Bericht im allge- 
tmemen und ergänzt ihn nur durch einige Einzelheiten: 
dass Studenten verhaftet, aber mit Gewalt wieder befreit 
-worden seien, dass man den schriftlichen und mündlichen 



2o8 Abhandlungen. 



Ermahnungen des akademischen Senats und einiger Pro- 
fessoren keine Beachtung geschenkt habe, dass Mass- 
regeln seitens der Regierung erst ergriffen worden seien, 
als alles vorüber war, und dass sie eigentlich nur in An- 
drohungen gegen künftige Unruhstifter bestanden hätten. 

Auch bei v. Loeper (Dichtung und Wahrheit II. 341 f.) 
findet sich nichts Wesentliches zur Erläuterung; seine 
Vermuthung, dass man um die Fensterscheiben des Rectors 
Böhme besorgt sein konnte, soll wohl andeuten, dass vor 
seinem Hause sich die beschriebene Scene abgespielt habe,, 
was falsch ist. 

Gründlichere Nachrichten über die von Goethe be- 
rührten Vorfälle gab zuerst G. Wustmann in Auszügen aus 
Salomon Riemers Leipzigischem Jahrbuch fGrenzboten 
1882 IV. 127), die er später in semen »Quellen zur Ge- 
schichte Leipzigs« (I. 305 ff.) wiederholte. 

Doch bedürfen auch diese ausführlicheren chronik- 
artigen Berichte noch mannigfacher Ergänzungen, um 
zu völliger Klarheit über eine Reihe von Begeoenheiten 
zu gelangen, die den Geist der Studentenschaft, in der 
der junge Goethe sich bewegte, klar erkennen lassen 
und uns den Unabhängigkeitssinn, den Mangel an Achtung 
vor höheren Autoritäten unter seinen Altersgenossen^ 
zeigen. Denn jener Vorfall stand keineswegs, wie man 
aus Goethes Darstellung schliessen möchte, vereinzelt da, 
sondern ist ein Glied in einer Kette von tumultuarischen 
Ereignissen, die weit über harmlose Aeusserungen studen- 
tischen Uebermuths hinausgehen. 

Folgende bisher unbenutzte Quellen liefern ausführliche 
Nachrichten über den Studententumult von 1768: 

1. Drei starke Aktenfascikel im Rathsarchiv zu Leipzig. 
Sie enthalten die Protocolle der Verhöre und Verhandlungen, 
sowie die Verordnungen und Verurtheilungen, durch welche 
eine von der Regierung in Dresden gesandte Commission. 
die Rühe wiederherzustellen, die Uebelthäter zu bestrafen 
und weiteren Ruhestörungen vorzubeugen suchte. 

2. Zwei kleinere, ungeordnete Convolute, in welchen 
sich Anschläge der Studenten am schw^arzen Brett, Gut- 
achten der Professoren und einzelne Aussagen von Be- 
theiligten befinden. Sie stammen anscheinend aus den 
Universitätsakten und wurden vor einigen Jahren auf einer 
Auction durch den Stadtbibliothekar Dr. Wustmann erworber. 

3. Eine kleine, humoristisch gefärbte Druckschrift: 
»Der Musen-Krieg zu Leipzig, vom Monat Julio. In den 
Schreiben an einem Freunde. Frankfurt und Leipzig 
1768. 8°. 31 S.«, bereits von Wustmann (Quellen I. 308 
Anm.) erwähnt. 



Der Leipziger Studentenaufruhr von 1768. 209 

Es ergeben sich aus diesen Quellen über die Ursachen 
und den Verlauf des Aufruhrs eine Anzahl von neuen 
Thatsachen, die im Folgenden kurz zusammengestellt sind. 

Die Stadt Leipzig hielt, da sie in Friedenszeiten keine 
landesherrliche Garnison aufzunehmen brauchte, eine kleine 
Schaar eigener Soldaten, im Ganzen 160, die hauptsächlich 
den Dienst an den Staatthoren zu versehen hatten. Man 
suchte die Unkosten, die der Unterhalt der Truppe ver- 
ursachte, dadurch zu verringern, dass man moralisch und 
körperlich mangelhafte Leute für kleinen Sold anwarb, 
ein Umstand, durch den die geringe Achtung, in der 
die Stadtsoldaten standen, erklärt wird. Ihnen lag von 
1683 — i82ii die Erhebung des sogenannten Thorgroschens 
ob, den diejenigen zu zahlen hatten, die nach Sonnen- 
untergang die Stadt betraten. Diese Steuer war besonders 
den Studenten verhasst und mit List und Gewalt suchten 
sie die Bezahlung zu umgehen. Das bot die Haupt- 
ursache beständiger, nicht selten blutiger Zusammenstösse; 
aber daneben gaoen auch andere Anlässe den Studenten 
Gelegenheit, die verspotteten und verhassten »Meisen« 
oder »Mösena (der Spottname der Stadtsoldaten) anzu- 
greifen. So gewährte ihnen z. B. die seit 1763 eingeführte 
lanitscharenmusik beim Zapfenstreich einen willkommenen 
Vorwand, sich zusammenzurotten und den Umzug der 
Wache durch Dazwischenlaufen, Vorhalten der Stöcke und 
andern Muthwillen zu stören. 

Neben den Stadtsoldaten versahen den Polizeidienst 
in der Stadt die Häscher oder Rathsknechte, denen eben- 
falls die Studenten eine grimmige Feindschaft entgegen- 
trugen. Die Universität besass über alle akademiscnen 
Bürger eigene Gerichtsbarkeit und Polizeigewalt; doch die 
wenigen Pedelle waren zur Aufrechterhaltung der Ordnung 
viel zu schwach und so mussten häufig die städtischen 
Sicherheitsmannschaften zu Hülfe gerufen werden oder 
selbständig eingreifen. — ein ungesetzliches Verfahren, das 
zwar durch die Vernältnisse begründet, aber von den 
Studenten stets als Eingriff in aie akademische Freiheit 
bitter empfunden wurde. Da die Häscher noch dazu mit 
grosser Rohheit ihres Amtes walteten und mit ihren eigen- 
thümlichen Waffen, langen Stangen, die sie auf die Wider- 
setzlichen schleuderten, oftmaß Unschuldige trafen, so 
waren sie nicht minder verhasst als ihre militärischen 
Kameraden an den Stadtthoren. 

Die kritischen Tage, an denen es regelmässig zu Streitig- 
keiten zwischen der bewaffneten Macht und der Studenten- 
schaft kam, lagen im Juli und August, hervorgerufen durch 
die beiden Volksfeste des Vogelschiessens und des Fischer- 

Goi thi-Jaurbc^h XV. 14 



210 Abhandlungen. 



Stechens. Im letzten Jahre von Goethes Aufenthalt in Leipzig 
aber zoigen sich diese Kämpfe durch mehr als sieben Wochen 
hin undnahmen einen besonders bedenklichen Charakter an. 
Die Unruhen begannen am 12. Juli Abends, als die 
Studenten ohne zuvor eingeholte Erlaubniss dem Professor 

iuris Breuning mit lautem Schreien und Singen ein Vivat 
rächten. Sie wurden von den Häschern angefallfn und zer- 
streut, ebenso am folgenden Abend, als sie dem sehr beliebten 
Professor der Dichtkunst Bei eine gleiche Huldigung darzu- 
bringen suchten. Von nun an dauerten die Reibereien die 
folgende Zeit hindurch fort. Am 19. Juli verbot der Rector (in 
ienem Semester der aus Dichtung und Wahrheit bekannte 
Böhme) das Vivatrufen gänzlich und der Stadtcommandant 
Christian von Ploetz beschwerte sich, dass die Studenten 
seit geraumer Zeit die Retraite insultirt, letzthin den 
Trommler gestossen und den Capitän-Leutenam mit einem 
Steine geworfen hätten. Das reizte die akademische 
Jugend zu einem Hauptschlage. Als am nächsten Tage, 
den 20., der Zapfenstreich zu dem Hause des Commandanten 
kam, brachten ihm die Studenten ein dreifaches Vivat. 
Der Anführer der Rathsknechte gebot ihnen ruhig zu sein 
und nach Hause zu gehen; aber die Antwort war ein 
»heldenmüthiges« Pereat, begleitet von einem Regen von 
Steinen, vor dem die Häscner ins Rathhaus flüchteten. 
Dort wurden sie von ihren Gegnern belagert und ver- 
höhnt und, als sie nach einer Stunde einen zweiten Aus- 
fall wagten, von neuem zurückgetrieben. Ein »Siegeslied« 
von 2^ Strophen (in der oben genannten Gelegenheits- 
schrift) feierte diese Niederlage der Feinde: 

Victoria l der stolze Feind 

Trotzt und stolziert nicht mehrl 
Es floh die ganze Macht vereint 

Vor unserm kleinen Heer. 

Wir siegten — Nachwelt höre zu! 

Gönn uns die Ewigkeit! 
Und mein Gesang erthöne du 

Stark, feurig, wie der Streit l 

Nicht wilde Lust, nicht Ruhmbegier 

Erregte diesen Krieg. 
Für unsre Freyheit stritten wir, 

Und dies verlieh uns Sieg. 



Triumph l wie glorreich war der Streit 1 
Nun kennt der Feind uns — hal 

Nun scheut er unsre Tapferkeit ! 
Triumph I Victoria ! 



Der Leipziger Studentenaufruhr von 1768. 21 1 



Im Tone des preussischen Grenadiers wurde so der 
grosse Sieg besungen, der das Selbstgefühl der Akademiker 
gewaltig gesteigert hatte. Als am 21. Juli eine öffentliche 
Aufforderung zur Ruhe am schwarzen Brett erschien, wurde 
sie zerrissen und arg beschmutzt, auch Ermahnungen ein- 
zelner Docenten an ihre Zuhörer fruchteten nichts. 

Am 26. Juli begann das Vogelschiessen. Am Schlüsse 
desselben (29. Juli) verwüsteten aie Stu3enten eine Schenke 
in dem Dorfe Plagwitz völlig, zwei Tage darauf erzwang 
-eine grössere Menge den Eintritt ins Petersthor und be- 
raubte sogar den wachthabenden Soldaten seiner Flinte, 
die sie ihm nachher auf vieles Bitten vor die Füsse warf. 
Ein ähnlicher Vorgang ereignete sich am Abend des dritten 
August nach dem Fischerstechen. Drei Studenten wurden 
■dabei wegen Verweigerung des Thorgroschens festge- 
nommen und ins Carzer jgesetzt, ebenso ein vierter, der 
bei dem Versuch, sie zu befreien, einen der Soldaten mit 
dem Degen durch die Hand gestochen hatte. 

Um sich zu rächen, griffen die Studenten die folgenden 
drei Tage den Zapfenstreich an, warfen die Soldaten mit 
Steinen und unterbrachen die Musik durch Pfeifen und 
Händeklatschen. Am vierten Abend zog die Retraite mit 
sehr starker Bedeckung aus, ihr folgte die Schaar der 
Häscher. Alle Studenten, die sich ihnen entgegenstellten, 
wurden mit dem aufj^esteckten Bajonett angegriffen, es 
kam bei der Nikolaikirche zu einer förmlichen Schlacht, 
bei der die Soldaten erbarmungslos einhieben. Viele Stu- 
denten wurden verwundet und zu Gefangenen gemacht, 
auch Unschuldige und Unbetheiligte, selbst Weiber und 
Kinder, nicht verschont. 

Diese unerwartete plötzliche Energie der städtischen 
Truppen wurde — mit Recht oder Unrecht — von den 
Studenten aus einer bestimmten Quelle hergeleitet. Der 
Stadthauptmann Kammerrath Christian GottloD Frege sollte 
den Mutn seiner Untergebenen durch eine Geldspende zu 
Branntwein so ungemein angefeuert haben. In der Be- 
trunkenheit hätten sie dann alle die Heldenthaten begangen, 
die durch ihre Rohheit den Zorn der Studenten aufs 
äusserste steigerten. Begreiflich, dass sich nun ihr ganzer 
Hass gegen Frege richtete. Spottlieder gegen ihn er- 
schienen am schwarzen Brett una im Anhang des »Musen- 
Krieges«. Eines von ihnen hat Wustmann bereits angeführt 
(Quellen I. 308), ein anderes lautete: 

Das Mesenvolk, das sonst wie andre klein Gewimmel 

Mit Furcht und Zagen sich verkroch, 
Kam jungst hervor, als es von Fregens Doppel -Kümmel 

Ein göttlich starkes Feuer roch. 

I4' 



212 Abhandlungen. 



Es säuft, und schnell beseelt der Brandtwein ihre Gallen, 

Es hackt um sich herum mit seinen kleinen Krallen 
In seiner Feinde edles Blut. 

Kann dieses Frege thun, wie gross war seine Ehre, 
Wenn er im Mesen-Krieg ein Marketftnner wäre! 

Vorläufig wurde indessen die Rache an ihm noch ver- 
schoben, um zuvörderst die verhafteten Studenten zu be- 
freien und für die Gewaltthätigkeiten der Stadtsoldaten 
Satisfaction zu erlangen. Mit dieser Forderung drangen am 
nächsten Morgen Hunderte von Studenten in das Haus 
des arg bedrängten Rectors, den sie zwangen, ihnen Rede 
zu stehen. Er vertröstete sie auf die um zwei Uhr statt- 
findende Sitzung des Concilium perpetuum, des grossen 
Rathes der Universität. Die Studentenschaft versammelte 
sich darauf vor dem Sitzungslokal mit Degen und be- 
schlagenen Stöcken und zwang durch ihre drohende Haltung 
und anhaltendes wildes Geschrei die Professoren, nicht 
nur die Gefangenen freizugeben, sondern auch von jeder 
weiteren Untersuchung abzustehen. Weiter fordenen sie 
die Aufhebung des Thorgeldes, die freilich nicht in 
der Macht der Universitätsoehörden stand. Am Abend 
zogen sie mit Musikanten durch die Stadt und feierten 
auf dem Markte durch ein dreifaches Vivat ihre wieder- 
hergestellte Freiheit. 

Nun galt es noch an Frege Rache zu nehmen,, 
der in Anschlägen am schwarzen Brett »mancipium 
senatus, scortator foedissimus« genannt wurde. Nacndem 
am 26. wieder ein blutiger Zusammenstoss mit der Thor- 
wache erfolgt war, versammelte sich am nächsten Abend 
eine Anzahl Studenten vor dem Hause des (übrigens 
abwesenden^ Frege in der Grimmischen Gasse. Lmter 
dem Rufe : Branntwein ! Branntwein ! warfen sie die Fenster 
des ersten Stockwerks ein, während die Rathsknechte dem 
ruhig zusahen. Nach jedem gelungenen Wurf erscholl ein 
lautes Bravo! und als das Werk vollbracht war, liefen die 
Studenten in aller Eile in ihre Quartiere. So stellt, ab- 
weichend von Goethe, der gewiss zuverlässige Bericht des 
Commandanten von Ploetz den Vorgang dar. 

Indessen war bereits am 25. August eine kurfürstliche 
Commission zusammengetreten, um die Ursachen der Un- 
ruhen zu untersuchen, die Uebelthäter zu bestrafen, die 
Ruhe wieder herzustellen und durch vorbeugende Mass- 
regeln künftige Excesse zu verhüten. Die Universität hatte 
sich völlig unfähig gezeigt, die Ordnung aufrecht zu er- 

-n und ihr Recht eigener Gerichtsbarkeit auszuüben^ 
^ecior beklagte sich bitter über die beständige Un- 



Der Leipziger Studextekaufruhr von 1768. 21} 



einigkeit im Professorencollegium, er behauptete sogar, 
dass CoUe^en ihn bei den Studenten verhasst zu machen 
suchten, dass fast alle vor den Aufrührern in Furcht zu 
sein und zu besorgen schienen, sie möchten eine Anzahl 
ihrer Zuhörer verlieren, wenn sie Antheil an der Sache 
nähmen. Ja, ein Mitglied des akademischen Lehrkörpers, 
der Lector der italienischen Sprache Fraporta, hatte bei 
den Ausschreitungen eine führende Rolle gespielt. 

Am Tage ihres Zusammentritts erliess die Commission 
eine ernsthafte Androhung. Diejenigen, welche weiter 
tumultuirten, sollten nicht nur mit bleibendem hartem Ge- 
fängniss, Leib- und Lebensstrafen belegt, sondern auch von 
aller und jeder künftiger Beförderung, von allen Be- 
günstigungen ausgeschlossen werden. Wie wenig dies 
fruchtete, zeigen die schon erwähnten Ereignisse der folgen- 
den Tage. Die Commission befand sich in einer schwierigen 
Lage. Einmal galt es, mit aller Energie die gegenwärtigen 
Unruhen zu unterdrücken und künftige zu verhüten, andrer- 
seits aber musste mit grosser Vorsicht gehandelt werden, 
um die gereizte Empfindlichkeit der Studenten zu schonen 
und die Universität vor einer Krisis zu bewahren. Denn 
zahlreich erschienen Aufrufe am schwarzen Brett, die zum 
Verlassen Leipzigs aufforderten: »Pcreat wer sich noch 
länger in dem Leipziger Mösennest vor seine 1000 Rthlr. 
beschimpfen lässt.« — »Folgt, Brüder, nach Erfurt, da sind 
keine Mesen.« — »Zeigt, Brüder, durch Eure Flucht nach 
Erfurt, dass ihr nicht vom Leipziger Mösenrath abhängig 
seid.« — »Abundat quoque illud oppidum puellis formosis h — 
Die Universität Erfurt, im Rufe besonderer akademischer 
Freiheit stehend, erschien als gefährliche Concurrentin. 
Wie gross die Furcht in Leipzig war, ersieht man daraus, 
dass. als am 30. September der oekannte Erfurter Professor 
Riedel dorthin kam, der Rector sogleich der Commission 
anzeigte, dass Riedel die Studenten zum Wegzug zu ver- 
leiten suche, was sich nachher als gänzlich unbegründet 
herausstellte. 

Auch das moderne Mittel des Streiks wurde von den 
Studenten angewendet, um die Freilassung der Verhafteten 
und die Bewilligung ihrer Forderungen zu erzwingen. Es 
wurde dazu aufgelordert, Wachen vor die Auditorien zu 
stellen, um die, welche die Vorlesungen besuchen wollten, 
mit Höflichkeit oder auch mit Gewalt daran zu hindern. 
Allein damit scheinen die Rädelsführer nicht durchgedrungen 
zu sein. Am 8. September konnte die Leipziger Zeituög 
melden, die Ruhe und Ordnung sei wieder hergestellt und 
man hoffe, dieselbe durch die genommenen Massregeln 
auch in der Folge zu erhalten. Die Collegien würden 



214 Abhandlukgem. 



übrigens von sämmtlichen Herren Professoren gehörig ge- 
lesen und von allen fleissigen, ordentlichen und gesitteten 
Studiosis besucht. 

Die Commission hatte inzwischen eine grosse An- 
zahl Beschuldigter, im ganzen 70, festnehmen lassen. Sie 
waren nicht in das gesetzliche Gefängniss der akademi- 
schen Bürger, das Carzer, sondern in das feste Schloss 
Pleissenburg gebracht worden. Den Wachtdienst in der 
Stadt übernahm wie in Kriegszeiten an Stelle der Stadt- 
soldaten die in den Vorstädten liegende kurfürstliche 
Garnison. Von Stadt und Universität wurden Berichte und 
Vorschläge eingefordert. Der Rath leugnete jede Schuld 
seiner Untergebenen und empfahl die strengsten Mass- 
regeln gegen die Studenten, die Professoren dagegen 
wünschten vor allem eine öffentliche und nachdrückliche 
Züchtigung der Stadtsoldaten; von den Studenten sollten 
nur die bestraft werden, die sich an der Auctoritas 
Rectoris et Concilii vergangen hätten; denn diese müsse 
vor allem wiederhergestellt werden. Sehr lehrreich sind 
die von den einzelnen Professoren abgegebenen ausführ- 
lichen Gutachten. So nennt z. B. der Tneologe Crusius 
als intellectuelle Anstifter die Docenten, »die den Deismus 
lehren und die Studenten an Hochachtung vor das Heyden- 
thum, die Freygeisterey, die vermeinte Galanteric, den 
sogenannten Geschmack, das ist vor Nichtswürdigkeiten 
gewöhnen.« Er denuncirt femer als Verführer der Studenten 
die gelehrten Zeitungen, die Journale, Bibliotheken, Romane, 
den »Schauspielkram«, deren je län^r je mehr werde. 
Auch sonst werden die täglichen Theatervorstellungen 
vielfach als Ursache der eingerissenen Wildheit bezeichnet, 
und eine der ersten Verfügungen der Commission galt 
ihrer Einschränkung. Weiter beschuldigen andere Pro- 
fessoren das schlechte oder zu theure Bier in der Stadt, 
die Bevorzugung der Reichen und der Adligen unter den 
Studenten, den Zuzug vieler von anderen Universitäten 
Kommenden, die ungenügende Vorbildung, die allzugrosse 
Leichtigkeit der Examina. Man erkennt, wie wenig diese 
Lehrer im Stande waren, den Geist einer übermüthigen und 
zuchtlosen Jugend zu erfassen und zu lenken, wie sehr hier 
gelehrte Pedanterie, Engherzigkeit und ängsthche Selbst- 
sucht vorherrschten. Alles, was Goethe von den Eindrücken 
erzählt, die er von den Leipziger Universitätslehrern empfing, 
findet in den Gutachten derselben seine indirecte Bestätigung. 
Hier konnte sein frei nach oben strebender Geist nicht die 
a#»pignete Nahrung empfangen; das Wissen, dessen er be- 
lag ausserhalb des Kreises der damaligen Universitäts- 
amkeit, ebenso wie sein Freiheitsbegrifl^ weit ent- 



Der Leipziger Studenten aufruhk von 1768. 215 



ferat war von dem, was seine unreifen und rohen Commili- 
tonen unter akademischer Freiheit verstanden. 

Mit wenigen Worten sei noch des Ausgangs der 

Sanzen Angelegenheit gedacht. Er entsprach oer bis 
ahin gezeigten Schwäche. Nach einer lange hingezogenen 
Untersuchung wurden am 12. October elf Studenten zu 
Gefängnissstrafen von einem bis drei Monaten verurtheilt, 
aber schon am 14. November insgesammt begnadigt, eine 
Anzahl Stadtsoldaten und Rathsknechte wurden mit Degra- 
dation und körperlicher Züchtigung gestraft, um den 
Studenten die geforderte Satisfaction zu geben. Weiteren 
Ausschreitungen suchte man vorzubeugen, indem man die 
Anstellung der die Universität Verlassenden von dem 
Besitz befriedigender Sittenzeugnisse abhängig machte. 

Goethe hatte Leipzig am Tage nach dem von ihm 
geschildenen Vorgange verlassen, er konnte also von den 
folgenden Ereignissen aus eigener Erfahrung nicht Kennt- 
niss haben. Seine Bemerkung, dass die Zerstörung der 
Fensterscheiben Freges keine weiteren Folgen hatte, wird 
also entweder auf ungenaue Berichte oder, was wahr- 
scheinlicher ist, darauf zurückzuführen sein, dass er bei der 
Abfassung von Dichtung und Wahrheit sich keiner ferneren 
Umstände erinnern konnte. 



^•^.^ 




Carl Matthaei. 

Vom . 
Carl Scherer. 



Hie nachfolgenden Zeilen' gelten einem Vergessenen. 

T Carl Matthaei,' dessen Name heute vielleicht nur im 
1 engen Kreise der Goeihekenner noch genannt wird, 
war schon den Zeitgenossen eine geheimnissvolle Persönlich- 
keit. Woher der kleine, braune Mann mit den stark jüdischen 
Gesichtszügen stammle, wo und wann er geboren war, 
wusste Niemand zu sagen; die Zeit, die ihn früh hatte 
altern lassen, schien fortan keine Macht mehr über ihn zu 
haben ; Körte, der ihn ait kennen lernte, erschien er während 
vierzig Jahren immer als derselbe; das eine nur erzählte 
man sich, dass der »Flitzbogen a, wie man spottend Matthaei 
nannte, über loo Jahre alt gewesen sei, als er nach ruhe- 
losem Umherschweifen am 19. Juli 1830 zur ewigen Ruhe 
eingegangen war.' 

Matthaeis Heimath ist die alte Reichsstadt Nürnberg; 
hier hat er im Jahre 1744 das Licht der Welt erblictt, 

' Dem Direcior des Goeilie-Schiller -Archivs Herrn Prof. Dr, 
Suphan spreche ich für die gütige Bewilligung der unten zum Abdruck 
gebrachten brieflichen Materialien aus dem Archiv verbindlichsten und 
ergebensten Dank aus. — Die Besorping der Abschriften verdanke ich 
Ea. von der Hellens hilfsbereiter Freundschaft. 

* Die Italienisirung in sMaitein vollzieht M. selbst zuerst in der 
Unterschrift eines Briefes vom 7. .August 1769; sie stammt also nicht, 
wie Zenker (Beilage z. allgem. Zeitg. 1SS9. No. 199) und Redlich 
(Briefe von Lessing Th. I. S. 598, Anni.) annehmen, aus spätere " 

' Köne ist der ''—'— ■•— ■•■ — r— :i:-i- —1-. 1 

Hlungen macht. S. 
I. I. S. 418, Anm. : 



Carl Matthaei. 217 



Der Vater, ein aus Fürth gebürtiger Jude Namens Simon 
Geithel Hess sich nebst seinem Söhnlein Samson am 
21. September 1748 öffentlich in der Barfüsserkirche mit 
dem Zunamen Matthaei taufen und legte dem Kinde die 
Namen Carl Johann Conrad Michael bei.* Wann der Sohn 
der Vaterstadt, die ihm ob der kärglich gespendeten geistigen 
Nahrung ein DMoropolis« dünkte, zuerst den Rücicen ge- 
kehrt hat, lässt sich nicht feststellen; aus der Altdorfier 
Matrikel ergibt sich nur, dass er an der dortigen Hoch- 
schule, vermuthlich um Theologie zu studiren, am 18. Feb- 
ruar 1762 inscribirt worden ist.* Altdorf wurde zu Beginn 
des Sommersemesters 1765 mit Leipzig vertauscht, wo 
Matthaei am 24. April, also ein Semester vor Goethes 
Ankunft, das akademische Bürgerrecht er^'arb.' 

Auf einer Reise, die er von hier aus zu Anfang 1767 
unternahm, hatte Matthaei in Hannover Rud. Erich Raspe 
kennen gelernt und dessen liebenswürdige Gefälligkeit bei 
seinem Aufenthalte am dortigen Platze m reichem Maasse 

Genossen. Der erste Brief, der nach der Rückkehr nach 
eipzig geschrieben wird, gilt desshalb dem liebgewonnenen 
Führer in Hannover; dem Schreiben vom 4. März, das den 
Wunsch nach Fortsetzung des angebahnten freundschaft- 
lichen Verkehrs ausspricht, folgt am 13. d.M. ein zweites 
und, da noch immer keine Antwort kommt, nach zehn 
Tagen ein drittes, das endlich eine Erwiderung Raspes her- 
beiführt. 

Seitdem entwickelt sich zwischen den beiden Männern 
ein rejger Gedankenaustausch, der erst mit Raspes Sturze 
sein Ende findet.** 

Raspe und Matthaei sind verwandte Naturen. Wenn 
Körte ^ vollkommen richtig Matthaei zu den Menschen 



* Herr Pfarrer Michahelles hatte die Freundlichkeit, obige An- 
gaben für mich aus dem Taufregister des Pfarramtes S. Sebald in 
Nürnberg auszuziehen. 

• Hier hat sich M., wie mir von der König!. Universitäts-Biblio- 
thek Erlangen bereitwilligst mitgetheilt wurde, selbst eingetragen als: 
Carolus Joannes Conradus Michael Matthaei Norimbergensis. Studium 
und Taff der Exmatrikulation sind nicht angegeben. Als Gabe spendete 
er der Universitäts-Bibliothek wie die meisten Altdorfer Studenten beim 
Weggang 30 Kreuzer. 

) Der Auszug aus der Leipziger Matrikel, den ich der Güte des 
Herrn Prof. Dr. Bnes^er verdanke, lautet : Matthaei, Card. Joann. Conrad. 
Michael, Noriberg. locus depositionis : Altdorf. Der Tag des Abgangs 
bt auch hier nicht ans^egeben. 

^ Im brieflichen Nachlasse Raspes (Ständische Landesbibliothek zu 
Cassel unter Mscr. litt. 4^ 2) befinden sich 48 Briefe Matthads; Raspes 
Briefe an jenen scheinen verloren zu sein. 

5 a. a. O. 



2 I 8 ABH ANDLL'KGEV. 

rechnet, die, nach Goeihes Worten, »durch die Bekannt- 
schaft mit Vielen aus sich seihst etwas zu bilden suchen,« 
so trifft dies in gleicher Weise für Raspe zu. Des Letzteren 
Sucht nach Beziehungen ist bekannt,* Matthaeis Adressen- 
jägerei wird klar aus seinen Briefen. Getneinsame Neigungen 
und Richtungen, Schöngeisterei, Liebe zu den Musen, 
Schwärmerei für Kunst und Theater ziehen Beide zu 
einander hin und ketten insbesondere den Jüngeren an den 
Aelteren. 

Kein Wunder, dnss Matthaei den Freund auch für 
seine eigenen Absichten auszubeuten sucht, und dass ihm 
dies gehngt. 

Werfen wir einen Blick auf die Personen, mit denen 
Matthaei in Leipzig Umgang pflegt,* so sehen wir in erster 
Reihe Geliert und Weisse. In Gelten, der ihm in den 
schönen Wissenschaften' als Führer und bei den eigenen 
poetischen Versuchen als Beraiher gedient haben wird, 
verehne er einen wahren und fürsorglichen Freund, dessen 
baldigen Tod er schmerzlich empfand; Matthaei glaubte 
ihm das beste Todienopfer dargebrachi zu haben, als er 
einst in Braunschweig aus Gellerts Werken vorlas und hier- 
nach und bei einem stundenlangen Gespräche über jenes 
Rechtschaffenheit das Auge einiger Hofdamen «voll Wasser« 
und Thränen fliessen sah. Noch inniger gestaltete sich das 
Verhältniss zu Weisse, den er in den Briefen Raspe gegen- 
über wegen seiner vorsichtigen Stellungnahme in den 
Klotzischen Streitigkeiten öfters warm venheidigt, und mit 
welchem er auch über die Leipziger Jahre hinaus in treuer 
Freundschaft verbunden blieb.* Locker nur scheinen die 
Beziehungen zu Clodius gewesen zu sein, der einmal ein 
»Fohante von Gekcreyen und Abgeschmackten« genannt 
und auch sonst abfäUig beurtheilt wird. Matthaei, der 
eine Zeil lang an des Professors Mittagstisch gesessen 
hatte, dachte später noch lächelnd daran, wie sich sein 
Auge damals oft »an dem Müch-Gesichte der Oame Clodius 
geweidet«, und sie ihm »die dichterischen Sünden ihres 
Mannes durch ihren Blik versühnet« hatte. 



' Manvergl. die trelTenilen Bemerliungen Mittlers im Weiniarischen 

rer, die M. nur bei vorüi>er|^henden Besuchen 

unten S. iji, Anni. 3. 

der Theologie war aus Ueberieugungsgründen 

teren Correspondenlen Weisses wird in dessen 
I auch oMailnaei, der als Erzieher und Hofmeister 
crn rühmlich bekannt isi» genannt. 



Carl xMatthali. 219 



Oeser, Kreichauf,* Winkler, vielleicht auch Bause lör- 
derten den jungen Mann in der Kenntniss der schönen 
Künste; die beiden Erstgenannten suchten durch ihn auf 
Raspe einzuwirken, dass dieser noch vor seiner Abreise 
von Hannover kurze Beschreibungen der dort befindlichen 
Gemälde z. B. der Grotischen Gallerie geben möchte,' 
damit »man mit der Zeit algemeine Nachricht von denen 
Schaezen der Malerey haette, welche Deutschland besitze.« 

Der Kreis der ]üngeren Theaterfreunde, der Schön- 
geister und Kritiker, Dichter und Dichterlinge, zählte sicher 
auch Matthaei zu seinen Genossen ; Beziehungen zu Eschen- 
burg und Schiebeier sind nachweisbar. 

Unter den Schauspielern verkehrte er mit Brandes' undCarl 
Schulze ;■* dessen Schwester Caroline und Elisabeth Schmeling, 
Sterne erster Grösse am Leipziger Kunsthimmel, würdigen 
den »kleinen jungen feurieen Jüngling« ihrer Bekanntschaft. 

Miss Betty, bei der ihn Raspes Empfehlung eingeführt 
hatte, ist das Leitmotiv, das durch alle Leipziger Briefe 
mächtig durchklingt. Mit Verehrung und sklavischer An- 
hänglichkeit, mit Seufzen und Jubeln, mit Prosa und Versen, 
mit Freundschaft und freundschaftlich verkleideter Liebe 
umwirbt er sie und berauscht sich am Taun^elkelche, um 
schliesslich nach vielen süssen und noch mehr bittren 
Stunden zur Vernunft zu erwachen und einzusehen, dass 
er ein hoffnungsloser Liebhaber und demselben Loos an- 
heimgefallen ist wie vor ihm Freund Raspe. ^ 

Dass Matthaei in seinen Leipziger Studienjahren Goethe 
kennen gelernt hat, vielleicht auch ihm näher getreten 



' Kreichauf oder Kreuchauf (Matthaei schreibt: Greichauf) ge- 
höne zu den Leipziger Kunstkennern und gab 1768 eine Beschreibung 
der Winklcrschen uallerie heraus. S. Minor im Archiv für Literatur- 
geschichte Bd. IX. S. 474, Anm. — Uebcr Bause s. u. S.232, Anm. j. 

* Raspe folgte im Sommer 1767 einem Rufe nach Cassel. Die 
oben angeführte Bitte wurde ausgesprochen, weil man wusste, dass 
Raspe bereits die Beschreibung eines Theiles der Wallmodenschen 
Sammlung an Weisse für die Bibliothek eingeschickt hatte. Der Ab- 
druck erfolgte im 2. Stück des 4. Bandes. 

5 Brandes, der seit dem i. December 1767 in Leipzig spielte, 
fuhrt unter den »vorzüglichsten und achtungswürdigsten Personen«, 
mit denen er Verkehr hatte, auch die Dichter Bock, Mattimei und Bretzner 
an. (Lebensgeschichte. Bd. IL S. 71.) 

♦ Er war Raspe von Hannover her bekannt; nach Leipzig wäre 
er nach Matthaeis Angabe etwa Ende Juni gekommen; M. hatte ihn 
am 19. Juli noch in keiner Rolle gesehn. Dann müsste Schulze, der 
doch scnon am 22. April (S. Histor. Taschenbuch. 5. F. 5. Jhrg. S. 401.) 
gespielt hatte, inzwiscnen einmal fort gewesen sein ? 

5 Vergl. meinen Aufsatz »Gertrud Elisabeth Schmeling und ihre 
Beziehungen zu Rud. Erich Raspe und Carl Matthaei.« Vierteljahrs- 
schrift für Musikwissenschaft. Jahrg. 1893. S. 113 ff. 



-220 Abhandlungen. 



ist, ist an sich ja selir waiirscheinlich , lässt sich aber, 
soweit ich sehen kann, mit dem vorliegenden Materiale 
nicht erweisen.' Aber begegnet gleich zu unserm Leid- 
wesen Goethes Namen in der Zahl der Leipziger Matthaei- 
briefe nirgends, unsre Kenntniss von jenes Frühzeit erfährt 
doch durch diese manche, wenn auch Kleine, so doch sicher 
erwünschte Ergänzung und Bereicherung. 

»Schübeier,« so schreibt Matthaei am 4. März 1767, 
»hat eine neue Comoedie verfertiget : die Schule der Jüng- 
linge ; man hat sie 2 mahl nach einander aufgeführet, aber 
sie hat nicht allgemeinen ßeyfall.« Durch diese Angabe 
wird die erste Aufführung des Stückes bestimmt und zu- 
gleich für den 2. oder 4. März ein neuer Theaterabend 
gewonnen.* 

Im März d. J. war die Schulze, die für die Kochsche 
Bühne gewonnen worden war, angekommen; Matthaei 

fibt uns eine ergötzliche Schilderung von der Aufregung, 
ie dieses Ereigniss in den betheiligten Kreisen hervor- 
ferufen hatte. »Hier ist alles in Alarm, und ich mit 
ineingerissen, obgleich noch ganz verborgen. Schulzen 
ist von Hamburg hier, und mit ihr ist der Taumel in alle 
junge süsse Ampnibien gefahren. Schübeier voll platonischer 
,iebe seufzt in Elegien Ton; und uebersetzt aus den Portu- 
iesischen, Gedichte, um ihr selbige zu weyhen.^ Bei tische 
oert man nichts als von ihrer Gage u. kleinen Hand, 
und dem Amazonen Kleide das sie traegt, und der geist- 
reichen Mine, schwazen. Solte nun da nicht auch unser 
«iner wünschen diese Aglaia zu sehen, von der die halbe 
Stadt girrt; und konnte dieses besser geschehen als durch 
eine Zeile, eine Adresse eines gewissen Freundes in 
Hannover.« 

Raspe wäre allerdings in der Lage gewesen, die Be- 
kanntschaft zu vermitteln; indessen er natte der Schulze 
«[egenüber kein reines Gewissen, da er Jahrs zuvor Unter- 
handlungen, die darauf abzielten, jene nach Hannover zu 
ziehen, ohne jegliche Benachrichtigung abgebrochen hatte.* 



L" 



' Auch unter Goethes literarischen Gestahen lässt sich keine auf 
Matthaei als Urbild zurückfuhren. Goethes »Pater Brey« ist nicht 
Matthaei. Vgl. W. Schcrer, Satyros und Brey. Goethe- Jahrbuch. Bd. I. 
S. 101 ff. 

' Die Schule der Jünglinge ist, wie bereits bekannt war, am 
3. März aufgeführt (s. Biedermann im Archiv für Literaturgeschichte 
Bd. XV. S. 83). Ist diese Aufführung die erste e^ewesen, so ist eine 
\\*icderholun^ für den 4. anzunehmen (an welchem jedenfalls nach 
Matthaeis Briefe gespielt wurde); ist das Stück am 3. nur wiederholt 
worden, so fällt die erste Anffuhrung auf den 2. März. 

3 Bekannt ist »Ines de Castro«. 

* S. Vienel Jahrsschrift für Musikwissenschaft. Jahrg. 1893. S. xii. 



Carl Matthaei. 221 



Die Erinnerung hieran, die Matthaeis Brief erneuerte, war 
ihm unliebsam. Uebrigens fand Matthaei auch ohne Raspe 
Gelegenheit, sich der bedeutenden Schauspielerin zu nähern^ 
deren Gespräch und Umgang, wie er meinte, auf ihre 
Grösse und Kunst in der dramatischen Darstellung durch- 
aus nicht schliessen Hessen.' 

Am 22. April war die Schulze zum ersten Male ir^ 
Schauspiel und Ballet aufgetreten; am 27. April ging 
Weisses Romeo und Julia über die Bretter, wobei sich die 
Tragödin in ihrer vollen Grösse zeigen konnte. Wir werdeD 
Matthaeis vergleichendes Urtheil über die Befähigung der 
Schulze für ihre so sehr verschiedenartigen Rollen gern ver- 
nehmen, bestätigt es doch im Ganzen Goethes Bemerkungen* 
und die allgemeine Ansicht der Urtheilsfähigen des damahgen 
Leipzig. Er schreibt: 

Goliz in der Laube Ab. um VIII uhr den 20. May 67 : 

»Auf eine andere Materie. Die berümte Actrice Schulz. 

Ja, ich schaeze ihr Talent,' in den tragischen; aber 
mit ihrer Coqueterie in den Comischen, alle ihre Kammer 
Maedgens Rollen, die Mühe zu gefallen, ihren Tanz, alles 
dieses hasse ich. Mein Herz nimmt ohne dem keinen 
Antheil an ihrer ganzen Persohn. Unter allen Rollen die 
sie bishierher spielte, ist eine in welcher sie sich als eine 
Meisterin der Kunst zeigte; es ist die Julie in dem Romeo- 
des Weise. Hier verdient sie den Lorbeer gewis, hier 
wird sie Melpomene selbst kroenen, und zu ihrer Priesterin 
weihen, dann es ist Julie die ihren Romeo verlassen mus, 
es ist kein Schauspiel, es ist die Natur, es ist Wahrheit, Julie 
und keine andere Persohn kann dieses sein, ihre Lebens Art 
ist ordentlich, von Schüblern^ umringt kann sie keine andere 
Liebhaber erhalten, dann er ist wie Argus in seiner Liebe,. 
und so heftig in sie wie Adonis in sich selbst ; solte er zu 
einer Blume werden, so müste es eine Distel seyn, welche 
haengen bleibt wo sie angegrififen wird, dann er schwizt 
von früh bis in die Nacht da gastlichen Liebes Schweis. . . « 



' M. an R. Leipzig, den 5. April 1767. Die Bekanntschaft hatte 
er wohl Weisse zu danken. 

' Ich verweise nur auf seine Aufzeichnungen über das »Leipziger 
Tlieater (1765 — 1768)«. (Bd. 28. Hempel S. 623— 25.) S. auch Bieder- 
mann, Goethe - Forschungen. N. F. S. 194—95 und Goethe und 
Leipzig. Th. L S. 127-153. 

3 Matthaei, der anfangs befürchtet hatte, man möchte sich von der 
Schulze allzu grosse Vorstellungen gemacht haben, musste bald bekennen, 
dass die Bühne denn doch durch sie viel gewonnen habe. 

^ VcrgL die von Uhde herausgegebene Selbstbiographie der 
Künstlerin mi Histor. Taschenbuch 5.Tolge. 3. Jahrg. 5. 394 und 
400—402. Schiebeier war der Schulze von Göttingen her bekannt. 



222 Abhandlungen. 



«i 



In einem späteren Briefe kommt Matthaei auf den 
gleichen Gegenstand zurück und lässt sich — der eifernde 
Ton zeigt entschiedenes Interesse an der Person, der er 
ilt — weiter über die Schulze aus, wie folgt : »Da die 
IdsUe Schulz die Gewohnheit hat durch ueppige und geile 
Sprünge und Stellungen im Tanze, die edlen Regungen 
zu zerstoeren, welche sie im tragischen in das Herz pflanzet, 
so hat ein gewisser junger feuriger Freund des 1 heaters, 
beiliegendes Gedichtgen druken lassen; und ich schike 
es ihnen, und bitte um ihr Urtheil. Diese Schauspielerin, 
welche als Julie Original und ganz Seele ist, die alles Lob 
uebertrift, kommt als liederliche Dirne im tanze auf einen 
hoelzernen Esel geritten, und macht Geberden und Stel- 
lungen die kein rechtschafenes Auge sehen kann. Ist 
dieser Contrast zu dulten? Gleim der diese Woche hier 
war, und Hr. v. Thümmel, der Verfasser der Wilhelmine, 
aeusern die nemlichen Gedanken.«* 



* Das obige Schreiben ist undatirt, muss aber in die Mitte des 
Augusts gesetzt werden. Damals waren Gleim und Thümmel in 
Leipzig, wie wir aus Boies' Brief an Jacobi vom 28. August d. J. 
wissen. (Quellen u. Forsch. Bd. II. S. 44—45.) Gleim war geradezu 
herübergekommen, um den Romeo zu sehen. — Matthaeis Verse auf 
die Schulze — denn, dass er »der gewisse junge feurige Freund des 
Theaters« ist, ist zweifellos — sind demnach wohl Ende Juli oder 
Anfang August gedruckt worden. — Herrmann hat im Goethe- Jahrbuch 
Bd. XJ. S. 190— 191 ein Gedicht, betitelt: Melpomene an die Made- 
moiselle Schulzen, mitgetheilt als weiteres Beispiel (s. Biedermann, 
Goethe-Forschungen. K.F. S. 194— 195) jener ausgestreuten Verse, mit 
denen gewisse Verehrer der Tragödin Schulze — nicht nur Goethe 
allein — diese von weiterem Auftreten in Balleten und Possen abzu- 
halten suchten. Er entnahm es dem Augustheft der »Unterhaltungen« 
vom Jahre 1767, in dem es mit dem Zusatz steht: »Folgende Verse, 
welche hier eingeht gedruckt herumgehen, sind wir einzurücken gebeten 
worden.« Herrmann weist das Gedicht dem Goethischen Kreise zu. 
Ich hoffe es sehr wahrscheinlich machen zu können, dass Matthaei 
der Verfasser ist. Matthaei hatte sicher Fühlung zu den Hamburgischen 
Unterhaltungen; Schiebeier, einem der Mitarbeiter, stand er bestimmt, 
Eschenburg, dem Herausgeber, vermuthlich nahe. Der mythologische 
Ballast setzt das Gedicht völlig dem zur Seite, das Mattnaei im Juli 
des Jahres der angebeteten Miss Betty gewidmet hatte (s. Vierteljahrs- 
schrift für Musikwissenschaft. 1893. S. 118—119); auch die Einkleidung 
in Form einer Anrede ist übereinstimmend; hier spricht Athene zur 
Schmeling, dort Melpomene zur Schulze. Bemerkenswerth ist es, dass 
Matthaei in einem Briefe vom 19. Juli 1767 von einer r»MeJpomene- 
Schul^enn Qm Gedicht übrigens auch Schulze!) redet, noch auf- 
fallender, dass er in demselben Schreiben von ihr als von »der deut- 
schen Qairon<a spricht und so denselben Vergleich mit der französischen 
Heroine anwendet wie das Gedicht. Ob wir Wendungen im obi^^en 
Briefe wie: »üppige und geile Sprünge ... im Tan^« und »die edlen 
Hegungen zu lerstoeren, welche sie im tragischen in das Heri pflanzet«, 
it ähnelnden im Gedicht wie: »Im üpp'gen 7an^« und »den Eindruck 



L 



Carl Matthaei. 22? 



Zu derselben Zeit, wo die Schulze auf der Bühne ihre 
Triumphe feierte, pflückte Elisabeth Schmeling reichen 
Lorbeer im Concertsaale. »Diese Woche«, schreibt Matthaei 
am 5. April, »wird die Probe des Oratorii seyn, u. zukünftige 
das Orat. selbst. Sancta Helena von Metastasio, dies ist 
-die Aufschrift. Miss wird die Eustasia seyn.« Die Auf- 
führung erfolgte in der Charwoche,* Mitte April. Elisabeth 
hatte sich in ihr selbst übertrofFen und war der Liebling 
<les Tages. Im Mai gab sie ein Concert unter jubelndem 
Beifall der ganzen Versammlung. »Welch ein Gelaerme 
mit Haenden und Kopf Niken entstand, da sie schlos; 
aber si^ des Beifab g^wis, sähe ganz ruhig aus, u. laechelte. 
Da schlich der kleine furchtsame braune Matthaei hinter 
-der Stiege hervor, und ungesehen küsste er ihre Hand mit 
^inem Feuer wie Venus den Endimion geküsset; u. sie 
neigte sich tief u. drükte mir die Hand. 

Gesegnet, Heil mir! ach wie sUsse 
Ist kurzer Schmerzen Frucht!« 

Wie die Schulze sich nicht allgemeiner Anerkennung 
zu erfreuen hatte, so hatte bekanntermassen auch Elisabeth 
Schmeling unter der erfolgreichen Nebenbuhlerschaft von 
Corona Schröter zu leiden. Die Verehrer der Sangeskunst 
spalteten sich geradezu in zwei Lager, deren eines die 
Farben der Corona, deren anderes die Elisabeths führte. 
Dabei fehlte es nicht an Ueberläufern, unter denen wir auch 

itzl zerstören | den sie nur erst mit solcher Zaubermacht | In jede Brust, 
durch sie geschmelzt, gemacht 1 | « zusammenhalten dürfen, um ein 
bewusstes Nachklingen der Verse in dem Briefe zu behaupten, lasse 
ich dahingestellt sein. Starke Beweiskraft liegt dagegen meines Er- 
achtens in dem Umstände, dass im Gedichte das Wort mDunsenm sich 
findet, ein Wort, das nach Grimm erst Mitte des 18. Jahrhunderts zu 
uns gekommen ist und nur selten in der Literatur der damaligen Zeit 
verwendet wird, dem man dagegen in Matthaeis Briefen dreimal (Duns, 
Dunsen und Dunciade) begegnet. Wäre durch die obigen Ausfuhrungen 
Matthaeis Autorschaft erwiesen, so dürften wir ihn zu den Goetheseben 
»wir«, zu Goethes Kreise zählen. 

' Durch Matthaeis Angabe gewinnen vielleicht die der Schmeling 
aus Anlass einer Aufführung des Hassischen Oratoriums gewidmeten 
Verse Goethes »Klarster Stimme, froh an Sinn« u. s. w. ihre zeitliche 
Festsetzung. Loeper ^Bd. III. Hempel S. J63, Anm.) wies sie in den 
December 1767, bestimmt durch das Gedichtchen, in dem ein »Unge- 
nannter«, in aem man Goethe sehen will, Corona Schröter bei einer 
Aufführung der Santa Elena in diesem Monate in Hillers Nachrichten 
besang. Diesen trockenen Zeilen, die in der Weimarer Ausgabe noch 
unter den Gedichten zweifelhaften Ursprungs mitgehen, haftet kaum 
etwas goethisches an. Goethe wird schwerlich versäumt haben, der 
ersten Auffuhrung der Elena beizuwohnen. Dann sind die prächtigen 
Verse auf die Schmeling unter dem berauschenden Eindruck der Mai- 
auffuhrung entstanden, vielleicht auch zu derselben Zeit jene Zeilen 
auf die Scnröter, die wir heute nicht mehr haben. 



224 



Abhandlungen. 



Schiebeier sehen. Er, der bisher zu den begeistensten 
Anhängern der Schröter gehört hatte, war mit einem Male 
»platonisch in Betty verhebt, und sprach und sang von 
nichts anderem als von ihr«. Er fertigte Gedichte auf 
Elisabeth, die von Spöttern wiederum parodirt wurden. 
Die Strophen, die Matthaei davon mittheilt,' lauten nicht 
eben fein für den Verhöhnten: 

»Durchstroemt von allen Haesslichkeiten 
Rühmst Du die Schoenheit, singest sie; 
O Schubler schweig, dann Deine Saiten 
Sind leer, wie Du, von Melodie. 

Verfertge Opern, mache Lieder, 
Brauch Deinen Wiz, den Gott Dir gab, 
Und horchend neigen Deine Brüder 
Die Esel, sich zu Dir herab.« 

In eben dieser Zeit, wo die Spottverse auf Schiebeier 
im Schwange waren, wurde auch Prof. Clodius von neuem 
zur Zielscheibe des Witzes genommen und zwar aus An- 
lass der Erstaufführung seines »Medon«. Matthaei schreibt 
zu dieser am i. September: »Diese Woche kam ein 
rührendes Lustspiel : Die Rache des Weisen, von H. prof.. 
Clodius auf das Theater. Es hat von den Kaufmanns^ 
Frauen erstaunlichen Beifall erhalten, auch hat dem Ver- 
fasser eine Anzahl Studenten ein lautes Vivat gebrachte 
Da dies Stük in den 2ten Bande: ueber die Litteratur u.. 
Moral V. Clodius welcher schon unter der Presse ist, ge- 
drukt erscheinen wird; so will ich diesfals mein ürtheil* 
zurüke halten, und nicht zu voreilig sein. Mir dünkt es 
immer, alzuviele Moral ermüdet durchaus auf dem Theater,, 
der Philosoph der bestaendig in einem so hohen Ton 
spricht, so weis und ueber alles menschliche erhaben, schon- 
ganz Seele, rührt nicht sondern ist in meinen Augen ein 
Gek — doch ich kann mich auch hier irren . . .« 



■ M. an R. Leipzig, den i. September 1767. — Eine Probe aus.- 
einem anderen, SchieDcIcr aus gleichem Anlass zugeeigneten Schmäh- 
gedicht bringt Schmid, Nekrolog S. 54$ ; Litteratur über die oben an- 
gedeuteten Verhältnisse ist zusammengestellt in der Vierteljahrsschrift 
tur Musikwissenschaft. 189^. S. 120, Anm. i. 

* Ein weiteres Urtheil über Clodius findet sich in einem Briefe 
Matthaeis vom i^ Juli 1769: »Clodius ist ein unverbesserlicher Mann^ 
fehlerfrcy — in seinen Gedenken; u. ganz Fehler in jeden unpartheischen 
Augen. Ein aufgeblasener Duns, ein matter Dichter. — Aber nichts- 
destoweniger der bezaubernde Dichter Leipzigs, der Preiss der Schoenen, 
u. Spass- u. Lustigmacher so privilegirt, u. so schnakisch als je der 
zehnte Nachahmer Yoriks war. Gewisse Leute werden aus Weisheit 
u. Eigenliebe, wie ich glaube, zu Narren: so ist Gleim in seinen 
alten Tagen, so ist Clodius in jungem.« S. auch oben S. 218. 



Carl Matthaei. 225 



In diesen Worten sprechen sich völlig dieselben An- 
schauungen aus, wie wir sie für die Schönkopfsche Tafel- 
runde aus Goetnes Dichtung und Wahrheit bezeugt finden ; 
gerade die »Weisheit, Grossmuth und Tugend« des Medon 
erschienen auch hier »unendlich lächerlich« und reizten 
Goethe zu seiner noch am Aufführungsabend selbst in 
Scene gesetzten Parodie.' 

Wir sind im Fortgange der Ereignisse der Zeit nahe- 

ferückt, wo wir Matthaeis Berichte über das Leipziger 
'reiben leider für einige Zeit entbehr^ müssen. 

Der Herbst war hereingebrochen und hatte zeitige 
Kälte mitgebracht. Matthaei, der sich im Juli aus der 
Peterstrasse in die Burgstrasse dicht am Schlossthore um- 

auanirt hatte, wo ein Garten beim Haus Gelegenheit bot, 
ie Abende und den frühen Morgen im Freien zu geniessen,. 
flüchtet wieder in das Stadtinnere, in die Ritterstrasse. Die 
Messe beginnt mit dem 30. September, die Veranstaltungen 
für die bevorstehende Anwesenheit des Hofes sind im 
vollen Gange,* aber Matthaei findet an allem dem diesmal 
keine Freude. 

Es scheint ihm, als gereiche die Messe den Musen 
mehr zum Verdruss als zur Ehre; der Lärm, das bunte 
Durcheinander von Leuten und Schaustellungen aller Art 
ist ihm zuwider; die »kleinstaedtischen Bürger«, die »Land- 
junkers welche in Gross Vaeterlichen Kleidern unleidlichen 
Stolz und keine Lebens Art zeigen« sind ihm lächerlich — 
so verkriecht er sich als Menschenfeind in seine einsame 
Klause, verschliesst die Thüre, zieht die »Fuerhänge« dicht 
zusammen und klagt »bey der ersten eingehizten Stube 

* S. Goethes Werke (Hempel). Bd. 21. S. 83 ff. nebst Loepers 
Anm. Hinsichtlich der Abfassungszeit des satirischen Prologs zum 
Medon ist man verschiedener Ansicht. Biedermann (Goethe-Forschungen. 
N. F. S. 202) setzt ihn in den Juli, Herrmann (Goethe-Jahrbuch. Bd. XL 
S. 192 — 103) unmittelbar hinter den 24. August, den er als Tag der 
ersten Auffünrun^ des Clodiusschen Medon ansieht. — Der i. September, 
an dem Matthaei natürlich unter dem Eindruck der Erstaufführung 
schreibt, ist ein Dienstag; wollen wir Matthaeis Ausdruck: ndiese Woche« 
streng fassen, so kämen wir zu einer Medonauffuhrung am 30. oder 
31. August, lassen wir einen kleinen Nachlässigkeitsfehler gelten, so 
werden wir das »diese^i wohl auf die vorangehende, mit dem 23. August 
beginnende Woche beziehen können, in der dann am 24. August (s. ooie 
an Jacobi. Jena, den 28. August 1767. Quell, u. Forsch* Bd. II. 8.4$) 
das Stück zum ersten Male gegeben und am 28. wiederholt sein wird. 
Der Medon war im Ganzen dreimal aufjg^eführt, ehe er im 2. Stück 
der »Versuche« erschien, das in der Michaelismesse ausgegeben wurde. 
Soviel ist als sicher erwiesen, dass der Goethische Prolog nur in das 
letzte Drittel des Augusts fallen kann. 

* S. hierüber Geiger im Goethe- Jahrbuch. Bd. VII. S. 137,15. 

GOETHI-jAHKBtJCa XV. IJ 



226 Abhandlungen. 



u. bey der ersten finstem langen und schreklichen Herbst- 
Nacht« Freund Raspe sein Leid.' 

Für ein volles halbes Jahr verstummen nunmehr die 
Briefe Matthaeis. und wir haben allen Grund, Raspe zu 
zürnen, dass er durch seine Schreibfaulheit die Veranlassung 
zum Schweigen des Freundes geworden ist, dessen Red- 
seligkeit uns zweifellos noch manche erwünschte Neuigkeit 
aus dem Leipziger Winterhalbjahr 1767—68 im anderen 
Falle gebracht haben würde. 

Für Matthaei war schon mit Ablauf des Sommer- 
semesters 1767 die Frage nach Veränderung seiner Lage 
brennend geworden. Dass er dem Vater lange genug auf 
der Tasche gelegen hatte, konnte er sich nicht verhehlen, 
unenräglich nur war ihm der Gedanke, dass er nach Nürn- 
berg müsse, dieser Stadt »der Seidenhaendler, Gewürz- 
kraemer, Pfeferküchler, u. Puppenkauf leute.« Als Hof- 
meister eines jungen Herrn mit diesem auf Reisen zu 
gehen oder eine andere Hochschule zu besuchen, schien 
einer festen Anstellung dort vorzuziehen zu sein. 

Die Hoffnungen, aurch Heyne in Göttingen oder durch 
Ebert in Braunschweig anzukommen, Hessen Matthaei im 
Stichj Gleimdem er sich im November 1767 durch Zusendung 
der Schiebelerschen Romanzen in empfenlende Erinnerung 
gebracht hatte,* vermochte nichts für ihn zu thun und auch 
in Cassel, wo zu leben er sich »persarum rege beatior« 
damals noch geschätzt haben würde, boten sich keine 
Aussichten dar. 

So treffen wir denn Matthaei im Frühjahr 1768 in 
Zittau wieder, wo ihm Professor Geliert in einem ange- 
sehenen Kaufmannshause eine Hofmeisterstelle, die bei 
freiem Aufenthalt 150 Thaler einbrachte, ausgemacht hatte. 
Dem Vater war er nun aus dem Brode, aber die »rechte 
Seite«, so schien es ihm bald, war mit dieser Veränderung 
nicht getroffen. 

Das Leben in Zittau entbehrte nicht einer gewissen 
geistigen Anregung: der Verkehr mit dem vielgereisten 
Kaufmann Stolle, der eben ein Concert dort ins Leben 
gerufen hatte, die Bekanntschaft mit Kretschmann, der mit 
seinen dichterischen Neigungen unverstanden und unge- 
würdigt in seiner Vaterstadt dastand, Beziehungen zu 
Bergmann, dem Uebersetzer des Bolingbroke, konnten in 




Benutzung 

den Genannten, die in der Gleimstiftung (Verschiedene Briefe. Bd. 8.) 
aufbewahrt werden, dem gütigen Entg^nkommen des derz. i. Directors, 
Herrn Amtsgerichtsraths Günther zu Halberstadt. 



Carl Matthabi. 227 

mancher Hinsicht fördernd wirken, aber sie ersetzten einem 
Matthaei nicht das täjglich neue Leipzig. Er, der sich sonst 
überall zu Hause fühlte, wo er Menschen fand, konnte 
hier keine Menschen zu Gesicht bekommen — solche 
Menschen wenigstens nicht, wie er sie wünschte. 

»Meine Seele« — so schreibt er am 7. April »in der 
Stunde, wo er klagen muss« — ist sehr nach Saettigung 
verlangend ; hier ist alles gut und ehrlich dem Leibe nach, 
aber so bald es weiter gehet, so ist es ein haesslich ver- 
mengter Haufen , Priester und Layen , Leinwandhaendler 
und Schul Collegen, Witfrauen und Jungfern, alle sind 
ueber einen Kamm zurechte gemacht, von Herzen alle in 
christlicher Einfalt gebohren und erzogen. Ich fühle war- 
haftig es zu ofte in mir, dass Gott mit mir etwas anderes 
vorhaben muss, dass ich zu etwas andern bestimmt bin, 
dann troz der Mästung, Geschenken und allen was ich habe 
bin ich selten oder mst gar nicht zufrieden. Da ich sonsten 
bey Wein und Gespraeche munter und voll Laune war, 
so trinke ich izo wie ein abgeschmakter Philosoph, die 
Stirne will sich nicht erheitern, der muntere Uedanke 
stirbt auf der Zunge, und ich komme mir selbst ver- 
hasst vor.« 

Zu dieser alljgemeinen Unzufriedenheit gesellten sich 
für Matthaei noch unerouickliche Verhältnisse im Hause 
selbst, dessen Herrin durcn niederträchtigen Geiz, abscheu- 
lichen Stolz und »dikste Piquoterie« den Mitbewohnern 
^as Leben schwer machte. 

Am 14. Mai bereits verliess Matthaei seine Stellung, 
tim sich nach kürzerem Aufenthalte bei Kaufmann Stolle 
nach Dresden zu wenden. Hier traf ihn ein von Zittau 
iius nachgesandtes Schreiben Raspes, in dem dieser ihn 
iiuf eine Hofmeisterstelle im Osnabrückischen aufmerksam 
machte, während gleichzeitig Hagedorn eine Stelle als 
Unteraufseher am Kupferstichlcabinet mit der Aussicht auf 
späteres Aufrücken anbot und Geliert in Leipzig seinem 
Schützling auch weitere Fürsorge zusicherte. 

»Dies Glük,« so äussene der Dankbare gegenüber 
Haspe, »hat mir Gott doch vorbehalten, rechtscnaffener 
Maenner Freundschaft zu geniesen, das groeste Glük des 
Weisen. Und was will ich mehr, da Sie, Geliert, Weise 
*ind Hagedom mich lieben und mir günstig sind?«* 

Gegenüber den verschiedenen Anerbietungen entschied 
sich Matthaei für die Annahme der Erzieherstelle und 
reiste am 4. Juli von Annaberg aus, wohin er sich als 
Gast des engbefreundeten Rectors Gottleber begeben hatte, 

' M. an R. Annaberg, den 10. Juni 1768. 

15* 



228 Abhakdlüngek. 



mit Umgehung von Leipzig' zunächst nach Cassel zu 
Freund Raspe. 

Die hessische Residenz hinterliess bei dem jungen 
Manne einen cetheilten Eindruck. Auf der einen Seite 
blieb ihm der Verkehr mit Hoepfner, den beiden Herrei* 
von Kannegiesser, und insbesondere die Gesellschaft voi> 
Tischbein und Raspe, die zugleich als sachkundige Führer 
durch die Kunstsammlungen dienten, in steter angenehmer 
Erinnerung, auf der anderen Seite flössten ihm gewisse 
Persönlich Reiten Widerwillen und lebhafte Abneigung ein» 
so dass auch später noch mit Hinsicht auf diese letzteren 
der Gedanke, das Casseler Carolinum zu besuchen, von 
vornherein ausgeschlossen wurde.* 

Uebrieens waren Matthaeis Umstände gerade auch i» 
Cassel nicht die rosigsten; die Osnabrück er Angelegenheit 
verzögerte sich und zerschlug sich schliesslich ganz; neue 
Schritte ins Ungewisse hinein zu thun, verbot die völlige 
Entblössung von allen Baarmitteln. Der sonst so muntre 
und lustige »kleine Faun« vermochte Angesichts einer 
trüben Zukunft auch »bey der himmlischsten Gegend einer 
Aue und Weisensteins; bey der vergnügtesten GeselschaftcL 
nicht ruhig und heiter zu sein. 

»O, dass moechte wohl einem vergehen«, rechtfertigt 
er sich später, »die Maedchens von der Seite nur anzuschauen,, 
eine Felipe' gar nicht zu besuchen, bey Kaese-Gesichtem 
zu sizen u. andere Geselschaften zu versaeumen, blos seiner 

' »Ich bin so kurze Zeit von Leipzig hinweg, dass ich izt nicht 
so schnell mich wieder wolte sehen lassen; zu dem habe ich gewisse 
Freunde, die ich schaeze, und ruhig bin indem ich von ihnen entfernet 
lebe; aber sicher, ich würde kleine AufH^'allung bey einem neuen An- 
blik verspüren, dem ich freiwillig ausweichen will — Sie verstehen 
mich ohne Zweifel.« M. an R. Annaoerg, den 15 Juni 1768. — Die guten 
Freunde sind die Gläubiger; die Person, deren Anblick er scheut, ist 
Elisabeth Schmeling. 

' jȣs ist mir unertraeglich zu denken ich soll einem Piderit an- 
geloben, einen Bauern wie Casparson ist als Lehrer grüsen, einem 
Minister Respect schuldig seyn, den ich verachte. In einer Stadt leben, 
wo auser innen u. Tischbein kein Mensch rechten Geschmak hat 
was die Künste betrift; u. wo Cammer Junkers noch um Mittemacht 
beym Monden Lichte reverien ausplaudern ; wo Lederhose, Clement u. 
Pfeflfer-Gcschmeise stolzen; u. Schiüben u. die beyden Cannegiesers 
ausgenommen, der Adel sich verschworen hat, was nicht franzoeisch (!> 
ist zu vergessen, wenigstens nicht zu billigen, oder doch nicht zu 
schaezen.ff — (M. an R. Roetha, den 4. Dec 1768.) Piderit und Casparson 
waren Professoren am Carolinum, Lederhose Superintendent und Clement 
Prediger; Schi üben ist Martin Ernst von Schiieffen. Pfeffer ist unbe- 
kannt, vielleicht ist zu schreiben Pfeiffer. 

5 Gemeint ist vermuthlich Madallena Felici, eine der ersten 
Sän^rinncn an der fürstlichen Oper zu Cassel. S. Lynker, Geschichte^ 
des Theaters u. der Musik in Kassel. S. 298. 



Carl Matthaei. 229 



innerlichen Aergemiss Freyheit zu lassen. Dieses voraus- 
gesezt u. wohl ueberdacht, werden Sie mich einigermassen 
meiner grotesquen Lebens- Art in Cassel frey sprechen ; es 
ist bey unsem Welialter nicht wohl moeglich emen Siriker 
vorzustellen, munter zu sehen, froelich u. aufgeraeumt zu 
seyn, wo alles andere fehlt, unsere Seele, oder wollen Sie 
HeDer, meine Seele, ist sehr materiell wann die Umstaende 
so sind, dass alle Seiten verworfen, die Aussicht in das 
Unendliche gehet, u., mit einem Worte, das Leben eine 
Galgen Frist ist.« 

In diese Hoffnungslosigkeit fiel plötzlich — wir wissen 
nicht, durch wessen Vermittelung — ein heller Strahl; 
vielleicht hatte Matthaei es freimaurerischen Beziehungen zu 
danken, dass er auf einen Posten als Hofmeister im Hause 
der Freifrau von Friesen auf Roetha aufmerksam gemacht 
wurde und diese Stellung nach persönlicher Vorstellung 
beim Grafen Wenhem, dem Bruder der genannten Dame, 
erhielt. 

Ueber Dresden, wo die Freundschaft mit Hagedom 
neu belebt wurde, führte der Weg nach Leipzig, das in 
der zweiten Messwoche erreicht wurde. Tägliche Besuche 
gelten wie einst Miss Betty, die Matthaei von den Leipziger 
»Kauf u. Handelsleuten, Studenten, Ladendienem, Schreibern, 
Duncen, Rauchhaendlern u. Federhütem« wie von Bienen 
umschwärmt fand. Mit ihr zusammen erschien er zum 
Aerger Zemischs* zur Comödie in dessen Loge. Es war 
wenige Tage zuvor, ehe es mit dem Theater in Leipzig 
zu Ende ging.* 

»Die Comoedie«, so schreibt Matthaei am 27. October 
entrüstet, »ist aus Leipzig weg; weggebissen durch die 
theologischen Bullenbeiser. Was doch der Eifer der Diener 

' »Aber das herrliche Gesichte das Zemisch machte als er mich 
bey ihr in seiner Loge in der Comoedie antraf, uebertrift alle Fauns- 
Gesichter die je gemalet worden.« (M. an R. Roetha, den 27. Oktober 
1768.) — Man vergl. hierzu Mattnaeis Brief vom 7. Februar 1769: 
»Soll ich ihnen nach so vielen aergerlichen Ebentneuera noch von 
fair Betty sagen? ja, wenn nicht caper Zemisch, a loathsome Coxcomb, 
nicht den Liebhaber immer noch mit Gewalt spielte. Sonsten schmelzen 
noch immer nur Junge HErren mit ihren Hofmeistern.« 

* Die letzte Messwoche begann in 1768 am 9. October: wenn 
damals also Matthaei noch die Comödie besuchte, kann Koch nicht 
schon am 17. September, wie Herrmann im Goethe-Jahrbuch Bd. XI. 
S. 192 will, Leipzig verlassen haben; Matthaeis Bnef gibt Blümner 
(Geschichte des Theaters in Leipzig. S. 161) Recht, wonach die Truppe 
am 18. October zum letzten Male spielte und dann, unmittelbar nach 
Schluss der Messe, nach Weimar ^ng. Matthaeis Äusserungen be- 
stätigen im übrigen, dass es die Geistlichkeit vor allem war, deren 
Anfeindungen das Theater weichen musste. S. Herrmann a. a. O. S. 192. 



230 Abhandlungen. 



Gottes um sich fressen kann ! Die Truppe ist nach Weymar 

fCjgangen, und izt hat Herr Hofprediger Bersch Gelegen- 
eit entweder seine Melancholie in etwas zu mindern, oder 
dem Exempel seiner Amtsbrüder getreu zu folgen.« 

Die neue Stellung im Friesenschen Hause, die etwa 
um Mitte October angetreten wurde, sagte zunächst ihrem 
Inhaber in mehr als emer Hinsicht zu. Der junge Freiherr 
war das »liebenswürdigste, fleisigste u. beste Herz«, der 
Verkehr mit Cavalieren ersten Ranges führte in die Um- 
gangsformen der jgrossen Welt ein, eine Französin »zwar 
hager und alt«, die im Hause lebte, erleichterte Matthaei 
die Erlernung einer ihm noch wenig geläufigen Sprache, 
gute Gehaltsverhältnisse ermöglichten es, die Gläubiger 
nach und nach zu befriedigen, Besuche des nahen Leipzig 
gestatteten Verbindung mit dessen geistigen Strömungen 
und Fühlung mit den dortigen Freunden zu unterhalten. 
Gleichwohl überkam Matthaei auch hier schon bald die 
Unzufriedenheit. Der Geist der Unruhe, der ihn an keinem 
One sesshaft werden Hess, der ihn hinauszog in das Ge- 
.wühl der Welt, gönnte ihm auch hier die Ruhe nicht. 
»Glücklich zu leben ist meine sache nicht eher biss ich 
wieder in der Welt lebe, und Dorf ist nicht meine Welt.« 
Reisen, weit reisen zu können, danach ging Matthaeis 
heisses Verlangen, darum beneidete er alle, die in solch 

{(lücklicher Lage waren; nach den schönen Gegenden 
taliens, nach dem »frey-athmenden Albion« oder nach 
der »glücklichen Schweiz«, die er später so oft noch durch- 
ziehen sollte, sehnte er sich hin aus aer Enge, die ihn umgab. 
In ärgerlicher und zugleich humorvoller Weise ironisirt er 
über sich und seine Ünstätigkeit, indem er sich die Kehr- 
seite seiner Lebensnatur ausmalt: 

»Oft kommt die Stunde der schwarzen Aergerniss; 
haette ich Theologie als ein liederlicher Studente fort- 
studiert, braf geprediget, Bier trinken lernen u. Tobak 
feraucht: ein Waescher Maedgen in der Stille betastet; 
enen scnoepskoepfen Patriciis geschmeichelt; so saese ich 
izt in Moropolis auf einer Pfarre feste; jaerlich 300 R 
fixum, schlacntete um Weinachten mein Schwein u. meinen 
Ochsen, haette Würste Jahr aus Jahr ein im Rauche, alle 
Jahre braechte meine Frau — u. meine Kuh — - etwas 
junges zur Welt, so bekaeme ich gerade einen Wanst der 
sich sehen liese, hiese wohl Ehrwürden auch von den 
Bauern HochEhrwürden, und aess mein Stüke Fleisch in 
Ruh, u. traenk mein gutes Bier dazu, u. haette noch vor 
dem Schulz die Ehre — « 

Freilich, wenn Matthaei in die Zukunft blickte, so 
schien es ihm, als sei die Zeit, wo seine Wünsche Er- 



Carl Matthaei. 231 



fullung finden könnten, wie in die Ewigkeit hinausgeschoben. 
Ganz abgesehen von allen Vortheiien, die er in seinem 
Amte genoss, und auf die ihn Raspe in freundschaftlichem 
aber bestimmtem Tone hinwies, hielt ihn die richtige Er- 
wägungy dass ein öfterer Wechsel der Stellung unmöehch für 
späterhm als Empfehlung dienen könnte. Dazu gesellte sich 
das Bewusstsein der eigenen UnvoUkommenheit. Je ernster 
es Matthaei mit seiner erzieherischen Thätigkeit nahm, um 
so mehr machte er die Wahrnehmung, dass er sich zunächst 
selbst erziehen müsse für den Beruf, in dem er es hinterher 
zur Berühmtheit bringen sollte.* 

»Ich sehe dieses Jahr,« äussert er am 13. April 1769, 
»als das Jahr meiner würklichen Zubereitung auf Verwaltung 
einer würklichen Hofmeister Stelle an; ich merke erst, 
dass es nicht so leichte ist, man muss durch manche Reguln, 
Beobachtungen, durch Zurükehaltung und Vemunftschlüssen 
sich nach u. nach in den rechten weg zu bringen suchen. 
Es ist nicht anders.« 

An die Stelle zielloser Thätigkeit, die sich begnügt 
hatte, von den literarischen Neuigkeiten hin und wieder zu 
naschen und sich an schwererer, tüchtiger Kost nicht ver- 
suchte, trat nun planvolle, geregelte Arbeit, die es zu Stande 
brachte, dass ihr Jünger nicht mehr wie vordem zu klagen 
hatte »als ein Zeitverderber oder Wollüstling dessen Magen 
nicht gut verdauen kann — oder will.« 

Wir werden demnach diese Jahre in der Friesenschen 
Familie als höchst bedeutsam im Leben Matthaeis ansehen 
müssen, hat er doch hier den Grund gelegt zu dem. was 
er hinterher als anerkannter Hofmeister in hohen und vor- 
nehmen Häusern geleistet hat. 

Auch war Matthaei jetzt bis zu einem gewissen Grade 
mit seiner Lage ausgesöhnt; nur eins schien ihm noch 
unerträglich, was schon in Zittau als lästige Fessel em- 
pfunden und abgeworfen war, die Herrschaft der Frau des 
Hauses.' Diese Frau die »ganz Materie ist wenngleich 
schon hochgraefliche Materie«, suchte die Erziehung ihres 
Sohnes nach ihren eigenen Grundsätzen zu leiten, wobei 
es an »Narrheiten und Grillen« nicht, wohl aber oft an 
»Beurtheilung u. Ueberlegung« fehlte; Matthaei, der be- 
fürchtete, der »Karren möchte schiesslich so tief stecken 
bleiben, dass ihn niemand herausziehen« könnte, strebte 
desshalo nicht nur im eigenen Interesse, sondern auch zum 



' S. o. S. 218 Anm. 4. 

* »Mit allen Macnnern komme ich zu rechte, mit keiner Frauen 
mein lebetagc nicht u. doch wo ich Bestimmung habe, ist eine Frau 
jederzeit das Haupt des Hauses.« M. an R. Roetha, den 23. Febr. 1769. 



232 AfiHANDLUKGEK. 



Nutzen seines Zöglings danach, der Mutter, die jenen »aus 
affen-Iiebe« noch 3-4 Jahre im Hause zu oehalten drohte, 
die Oberleitung zu entziehen. Dies war nur durch einen 
Studienaufenthalt draussen zu ermöglichen. Was Matthaei bei 
dieser sonst so ersehnten Veränderung allein befürchtete, 
war, dass man schliesslich für den Fall, dass der junjge 
Freiherr auswärts sich umsehen sollte, auf Leipzig oder 
Dresden verfallen würde. 

Leipzig aber, die Stadt, die nach des Sachsen Auffassung 
einzig fähig war, den Menschen kultivin zu machen — 
»Leipzig — oder Paris, das übrige denkt er sich vacuum* — 
erschien Matthaei als »ekler Ort, süss und affectirt« ;' was 
ihn allenfalls noch für Tage dorthin zog, waren Weisses 
Freundschaft und die Messe. Dann konnte man interessante 
Bekanntschaften machen* — und wer war danach gieriger 
als Matthaei? — oder einer neuen ODemaufführung bei- 
wohnen, wie etwa Weisses Jagd, die Koch zu Ostern 1770 
von Weimar mitbrachte, und die damals erstes Zugstück 
war.^ Miss Betty »ganz Leipziger Stadt und Ehrendame« 
und Corona Schröter* waren noch immer die Zierden des 
Concenes, ein Künstler* bot etwas sehenswenhes, und 



* »ol der ekeln Leipziger deren einzige Beschaeftigung spielen u. 
taendeln ist«. M. an R. Rötha, den 8. Mai 1769. 

* Die meisten vermittelte gewiss das Weissesche Haus. Einige 
von den bei Minor, Christian Felix Weisse. S. 46—47 aufjgezählten 
Besuchen werden durch Matthaeis Briefe zeitlich schirter fixirt Die 
Goethische Ode auf 2Uchariae, vom Dichter selbst mit 1767 datirt 
(Hempel Th. II. S. 399— 400 u. Loepers Anm. zu Th. 21. S. }}5 u. 3J4), 
setzt Schultze, Der junge Goethe. Heft II. Tab. III. in den April onne 
Angabe des Grundes. Die Ostermesse des Jahres, während der sich 
Zachariae als hochgeehrtes Mitglied der Schönkopfschen Tischgesell- 
schaft in Leipzig authielt, wurde am 10. Mai eröffnet. Am 20. d. M. 
bezeichnet Matthaei jenen als noch anwesend. Das Goethische Ge- 
dicht, das bei oder nach dem Abschied gedichtet sein muss, ist also 
frühstens im letzten Drittel des Mai entstanden. 

' Matthaei urtheilt darüber (Roetha, den 24. Mai 1770): Sie nimmt 
sich sehr gut aus, die Composition ist leicht u. angenehm, nur ist das 
Stük alzulang u. der Arien alzuviele, u. die Sprache in einigen Faellen 
nicht fein genug.« Vergl. auch Minor a. a. O. S. 166 ff. 

< S. Viertel Jahrsschrift für Musikwissenschaft. 1893. S. 123—24. 

{ Ich stelle die Aeusserungen Matthaeis nach dieser Seite hin 
hier zusammen. 5. April 1767: Der Kupferstecher Bause ist von Halle 
izo hier, u. hat eine Stelle an der hiesigen Maler Academie bekommen, 
er hat nach Gerard Down einen Kupferstich geliefert, und es Willen 
dedicirt. Die Platte ist zum abdruken izo noch in Paris, so bald man 
sie zurüke erhaelt will ich ihnen ein Stuk liefern; 27 October 1768: 
Herrn Winklern habe ich nicht gesprochen, aber H. Greichauf; er weis 
nur von einem Gemaeide das Herr Winkler in sein Cabinett aus Ham- 
burg erhalten. Die Ankunft des Herrn prof. Tischbeins wird sehr 
gewünscht; 13. Juli 1769: Tischbeins Ponrait habe ich bey Oesem 



Carl Matthaei. 253 

der Buchhandel schenkte eine Fülle von Neuigkeiten, unter 
denen namentlich die Streit- und Spottschriften, die die 
Klotzischen Händel so üppig und unerquicklich hervor* 
spriessen Hessen, im Interesse des nahe betheiligten Raspe 
bei Matthaei aufmerksame Beachtung fanden, bis schliess- 
lich der niedrige und gehässige Ton der Pasquille Wider- 
Müllen hervorrief und die weitere Leetüre verleidete. 

Ebenso wenig wie Leipzig hätte Dresden vermocht, 
Matthaei zu dauerndem oder längerem Aufenthalte zu reizen. 
Schon dass er während des grösseren Theiles des Winters 
1769 auf 1770 dort zu leben gezwungen wurde, war wenig 
nach seinem Geschmack. Es schien Matthaei, als ob die 
Wissenschaften in Dresden nicht sonderlich getrieben würden, 
und es drängte sich ihm die allgemeine Bemerkung auf, 
dass überhaupt »an den Orten, wo der Hof sich aufhaelt 
die Wissenschaften und der Geschmack nicht am richtigsten 
zu finden wäre«. Man suchte in Dresden von oben nerab 
zu sparen; nachdem die »Küche geändert«, das Theater und 
die Oper, die im Sommer 1768 Matthaei so entzückt hatten, 
abgeschafft waren, dachte man auch daran, die Akademie 
zu beschränken oder gar aufzuheben.' In der Akademie 
selbst herrschten unerfreuliche Zustände ; »durch Katholiken. 
Italiener und Franzosen« suchte man die Deutschen und 
Einheimischen zu verdrängen und Hagedorn durch Ränke 
und Kniffe Aerger und Verdruss zu schaffen.* Was die 
Tage in Dresden, in welche nur als schriller Misston die 
Botschaft von des treuen Gellerts Tod hineinfiel,' allein 
angenehm machte, waren der eifrige Umgang mit Hage- 
dorn und der fleissige Besuch der Gemäldesammlung. 

Der Herbst des Jahres 1770 brachte endlich die Ent- 
scheidung über den weiteren Studiengang des jungen Barons. 
Die Befürchtung, es möchte »so finge geleyert werden, 
biss das Lied von Leipzig klänge«, traf zum guten Glück 
nicht ein; Braunschweig, das Matthaei warm befürwortet 

gesehen ... Bausens Artemisia kennen Sie auch; izt sticht er an 
Gessners Bild, das Gegenbild soll HErr Weise werden. Erstes wird 
biss gegen Johannis fertig seyn«; — October 1769: »Ein schoen ge- 
stochenes Bild von Rabenem von Bansen ist aucn fertig.« 

' Manhaei an Raspe. Dresden, den 9. Oktober 1768; [Roetha, 
August 1769]; Roetha, den 24. Mai 1770. 

* Matthaei erwähnt in seinem Briefe vom 4. Mai 1770 den Kupfer- 
stecher Zink als Freund Tischbeins; von MdsIIe. Dinglinger san er 
auf der Akademieausstellun^ eine sehr schöne und fleissige Cleopatra, 
Miniaturkopie nach Tischbeins Original. — Casanova war ihm von 
früher her bekannt; bei ihm hatte er im Juni 1768 Cavaceppi kennen 
gelernt. 

) M. an R. Dresden, den 27. Dec. 1769: »ich habe in Wahrheit 
ein^ guten Freund an ihm verloren.« 



234 Abhandlungen. 



hatte, wurde auserkoren, und das daselbst befindliche Caro- 
linum bereits Ende des Jahres bezogen. Matthaei meinte 
schon nach kurzem Aufenthalte, dass er noch keine Stadt 
gesehen habe, wo so viele gute Männer beisammen wären, 
und wo die »Herrschaften« so jganz vom Himmel zur Freude 
gesendet wären und jedes Herz beim ersten Anblick für 
sich einnähmen. Es kann kaum einem Zweifel unterliegen, 
dass gerade die in Braunschweig geknöpften bezw. er- 
neuerten Beziehungen zu Männern wie Eben, Eschenburg, 
Gaertner, Jerusalem, Mauvillon u. a. für Matthaei nicht nur 
hinsichtlich seiner Weiterbildung, sondern auch bezüglich 
seines Fortkommens bedeutsam geworden sind. Hier hat 
er auch zuerst die Dame gesehen, der er später in treuer 
Ausdauer gedient hat, Frau von Branconi. Welch tiefen 
Eindruck sie auf ihn seit der ersten Begegnung ausgeübt 
hat, beweisen die an Raspe gerichteten Worte: 

»Was Sie mir von der Madame Branconi sagen, ach! 
das hat mein Herz längst empfunden, das will ich nicht 
hier ausführen, ich habe Eschenburgs Schiksal stets für 
das beneidenswenheste gehalten, aber er verdient es. Nichts 
mehr davon; ich sage zu allen Amen was Sie von ihr 
denken.« * 

Im Frühjahr 1773 wurde Braunschweig mit Wittenberg 
venauscht. So günstig Matthaeis Urtheilüber jene Stadt 
geurtheilt hatte, die ihm unersetzbar däuchte, so abfällig 
äussert er sich über den neuen Wohnsitz. »Ich selbst finde 
in Wittenberg eben so viel Nahrung, als ich ehemals in 
Nürnberg fand, es ist das einfältigste Nest, das je in acht- 
zehnden Jahrhunden existirt hat. Ein orthodoxes, kriechen- 
des, aengstliches Wesen macht den Geist der Wittenberger 
aus«. 

Drei Briefe nur sind es noch, die sich aus der Witten- 
berger Zeit in Raspes Nachlass vorfinden, kurz nur. aber 
inhaltswichtig, bringen sie uns doch zum ersten Male den 
Namen des Mannes, der im grossen Kreise seiner Verehrer 
und Freunde auch dem guten Matthaei ein bescheidenes 
Plätzchen eingeräumt hat, den Namen Goethes. Sein Götz 
ist der Gegenstand ihrer Unterhaltung. 

»Haben Sie«, so fragt Matthaei am ^. October 1773 
an, »das Drama: Göz v. Berlichingen mit der eisernen Hand 

Selesen und erwogen ? Wann es erlaubt war, so schändlich 
as ganze procede sich äuserte, bey Aemilia Galotti, Bann- 
strahl u. Anatema denjenigen aufzubürden der in Galotti 

" M. an R. Winenberg, den 5. October 1773. Raspe haue die 
»Venus Branconi« im Sommer 1773 in Cassel getroffen. S. Gleim an 
Raspe. Halberstadt, den 20. Juni 1773. Weimar. Jahrb. III. S. 75. — 
Eschen bürg war Erzieher des Sohnes der Branconi seit December 1772. 



Carl Matthaet. 235 

nicht Shakespearn fand, der daran zweifeln wolte, dem das 
ganze hier u. da nicht behagte; so wollen wir hier ohne Lärm 
ganz bescheiden lesen und uns dann untereinander fragen, 
wie viel das Stük werth wäre, welche Ermunterung dieser 
Verfasser bedürfe u. s. w. aber da sein Nähme nicht schon 
alsemein bekannt ist, o! so hats gute Wege: die H. Ton An- 
geber bey uns, diese Hanns Sachse, sehen nicnt zuerst auf den 
Werth sondern auf den Nahmen ob es dieser oder jener sei.« 

Aus dieser vorsichtigen und abwartenden Stellungnahme 
tritt dann Matthaei heraus, als Raspe, dem mittlerweile der 
Götz auch von Höpfner mit der Bitte, ihn ohne Aufschub 
zu lesen, zugegangen war,' seine unumwundene An- 
erkennung ausgesprochen hatte. Matthaei erwidert hierauf 
am 15. Januar '775^ »Meinen ganzen Dank bester Mann 
für ihren lieben Brief aus Leipzig; die Erste und lezte 
Nachricht darinn kam mir erwünscht ; die Erste, als eine Be- 
stättiguiig meiner stillen Vermuthungen von den würkungen 
die das Göthische werkgen hervorbringen wird, u. dadurch 
zugleich, von der warheit mit der das Buch verfasst u. 
aus dem innem der Natur herausgerissen worden; mehr 
werth als alle abstrazirte persische und griechische Nach- 
ahmung, da mir die Haut kalt überlaeuft, aus Langerweile 
u. Gezierten.« 

Zu dieser Zeit schien für den jungen Freiherrn eine 
Reise nach Spanien in Aussicht genommen zu sein, aber 
»gräfliches wollen braucht Zeit um zum werden überzu- 
gehen,« meinte Matthaei und Hess sich zunächst genügen 
»Escurial, Aranjuez u. des Koenigs grose Nase auf Medaillen 
u. Kupferstichen« zu besehn. 

Zu Ostern 1775 wurde endlich Wittenberg verlassen und 
Leiozis aufgesucht. Im Frühjahr 1776 treffen wir Matthaei 
in Nieaersachsen wieder; er hat die Stellung im Friesenschen 
Hause niedergelegt und begleitet zwei reiche Nürnberger, 
die die »Kunst und Litteratur« des Landes kennen lernen 
wollen. Boie, der Matthaei vermuthlich im August 1767 
bei Weisse kennen gelernt hatte,* meldete ihn am 25. April 
d. J. bei Bürger an.' Im Juli finden wir ihn in Weimar, 



' Höpfner an Raspe. [Giessen], den 23. April [1774]: »Es wird 
Ihnen ein Gastmahl seyn.« Weimar. Jahrb. III. S. 68. Der Götz war 
im Juni 1773 erschienen, Matthaei besass ihn also recht zeitig. 

* S. Minor, Weisse. S. 46—47. 

) »Ein braver Junge voll Kenntniss und Wärme.« Boie an Bürger. 
Hannover, den 25. April 1776. S.Briefe von und an G. A. Bürger. Hgg. 
von Strodtmann. Ba. I. S. 305 u. 310. — Matthaei hatte im Frühja& 
1771 sein auf Raspes Hochzeit verfasstes Gedicht in einem Abzug 
auch an Boie geschickt. S. Weimar. Jahrb. III. S. 37. Ein Exemplar 
des Gedichtes besitzt die Landesbibliothek zu Cassel. 



236 Abhakdlukgen. 



wo er einen Brief Kestners an Goethe übermittelt.* Ein 
Jahr später schreibt Boie an Burger, dass Freund Matthaei 
Eschenburgs Stelle beim Grafen I^rstenburg eingenommen 
habe und mit diesem und der Mutter nach StrassDurg abge- 
reist sei.' Der Mann, dem es bis dahin stets als schlimmstes 
Leos gegolten hatte, sich einer Frau fügen zu müssen, hat 
sich fortab an den Lebensweg der schönen Gebieterin fest- 
gekettet und selbst darin seines Lebens bestes Glück ge- 
funden. 

Die Wander jähre der Branconi' im einzelnen zu ver- 
folgen, ihre Aufenthalte von Ort zu Ort, oder auch nur 
von Jahr zu Jahr festzustellen, ist bei dem überaus dürfticjen 
Material, das über sie vorliegt, nicht mehr angängig. Wie 
ein glänzendes Meteor erscheint sie uns hier und dort 
zuweilen auf ihren ersten Reisen, um schliesslich seit dem 
endgiltigen Bruche mit dem Herzog fast ganz zu entschwin- 
den. So legt sich auch über Matthaeis Schicksale in dieser 
Zeit vielfach ein undurchsichtiger Schleier. 

Wir werden vermuthlich für die Jahre 1777 — 1779 
längere Ansässigkeit in der Schweiz anzunehmen haben; 
Zürich, wo die Branconi später wenigstens den Hoppel- 
berg besass,* und Lausanne übten besondere Anziehungs- 
kraft aus. Am ersteren Orte trat die geistreiche Frau zu 
Lavater, für dessen physiognomische Studien sie sich schon 
früher interessirt hatte,^ in enge Beziehungen. Matthaei, 
der in jenem einen Freund gewann, mag in dieser Zeit 
auch den greisen Bodmer, der nahe bei Zürich lebte, auf- 
gesucht und näher kennen gelernt haben. Er hatte sich 
schon vor Jahren angemeldet und sich inzwischen Bodmers 
Dank dadurch verdient, dass er letzteren über Weisses 
Charakter und Persönlichkeit aufklärte und so gleich Wie- 
land wesentlich dazu beitrug, dass Bodmer 1777 einen von 
Geschenken begleiteten Versöhnungsbrief nach Leipzig 
schrieb, der mit der Bitte schloss: »Denken Sie von mir 



* Goethe an J. C. Kestner und Charlotte K. Weimar, den 9. Juli 
1776. S. Goethes Briefe (Weim Ausg.) Bd. III. S. 82. 

* Boie an Bürger. Hannover, den 4. Aug. 1777. S. Strodtmann 
a. a. O. Bd. II. S. 105. 

) S. Zenker, Die Marquise Branconi. Beilage z. allgeni. Zeitg. 1889. 
Nr. 199 und Biedermann, Frau von Branconi. Wiss. Beil. z. Leipz. 
Zeitg. 1889. Nr. 127. 

* S. Gleim an Chr. H. Müller. Halberstadt, den 5. Sept. 1786 und 
M. an Gl. Berlin, den 8. Oct 1786. (Gleimsiifiung. Versch. Briefe. Bd. 8.) 
Der Hoppelberg ist heute in Zürich unbekannt. 

i Sie zählte zu den Subscribenten der von 177$ ab erschienenen 
Fragmente. 



Carl Matthaei. 237 



wie der liebe Matthäi und lieben, wenn nicht meine Critik, 
doch meine person.«* 

Am 22.0ctober 1779 erschien Goethe mit Empfehlungen 
Lavaters auf seiner zweiten Schweizerreise im Hause der 
bisher ungekannten Branconi in Lausanne; am folgenden 
Tage wiederholte er seinen Besuch. »Mir ist herzlich lieb,« 
äussert er am 30. October gegenüber Lavater, »dass ich 
nicht an Matthäis Platz bin denn es ist ein verfluchter 
Posten das ganze Jahr par devoir wie Butter an der Sonne 
zu stehen.«* Wie Goethe mochte wohl manch einer denken. 

Nach Goethes Rückkehr sehen wir eine Briefverbindung 
mit Frau von Branconi wie mit ihrem Secretär im Gange. 
An letzteren gehen Postsendungen am 6. März 1780 Tnach 
RheinhausenJ und am 31. d. M. (nach Nürnberg);' dieser 
hat umgekenrt am i. Mai eine Nachricht jenes in den 
Händen;* auch vergisst Goethe nicht am 4. Juni 1780 bei 
Aufstellung des Reiseplanes für Knebel einen Besuch Mat- 
thaeis in Lausanne vorzusehen.^ 



' Bodnier an Weisse. Zürch den... 1777. Archiv f. Litteratur- 
geschichte. Bd. IX. S. 401—92 (»Sie, mein Herr, haben an Ihm 
^atthaei) einen rechtschaffenen Freund« J; Minor, Weisse, S. 292—205; 
Christian Felix Weissens Selbstbiograpnie S. 112. Eine erwünscnte 
Bereicherung unsres Wissens hierüber bietet ein ungedr. Brief Matthaeis 
an Gleim vom 22. October 1794. Der Schreiber äussert darin seine 
hohe Freude über die [von Stäudlin] kurz zuvor veröffentlichten Bod- 
merischen Briefe und fährt offenbar in Erwiderung eines von Gleim 
ihm gemachten Vorschlags fort: »Nach Etwas Ueberlegung finde ich, 
dass die Bodmerischen Briefe die ich hesijje, Eines Umstandes wegen, 
nicht sogleich können zum Drukke mitgetneilt werden. Die mehresten 
derselben enthalten bittere u. anzüf^liche Critiken über Weisens Trauer- 
spiele; schon damahls fühlte ich wie Weise deshalb innerlich verwundet 
dadurch wurde, ich gab mir also alle Mühe, zuerst schriftlich, dann 
mündlich bcy Bodmem, seine zu weit getriebene Critik u. alles 
wodurch er darmit Weisen wehe that u. noch mehr thun wollte — 
zu hintertreiben. Endlich gelang es mir auch. Ihn mit Weisen auszu- 
söhnen, beyde als Freunde zu vereinigen etc. dafür ich viel Freude u. 
manchen Dank, von beyden empfieng. Es bleibt also unmöglich, diesen 
Zwist izt wieder aufzuwärmen; — was ich thun kann, ist, dass ich die 
Briefe mit mir nehme, u. sobald ich in Berlin ankomme, solche mit Ruhe 
u. Aufmerksamkeit durchlese. Finde ich, dass ausser den obigen, noch 
anderes darinnen sich findet so sich verlohnt, will ich gerne Ihnen selbst 
das übrij^e copiren u. getreu mitheilen.« 

^ Goethe an Charlotte von Stein. Lausanne, den 23. Oktober 1779. 
(Briefe. Bd. IV. S.92— 93); G. an Lavater. Genf, den 30. Oktober 1779. 
(Briefe. Bd IV. S. 114.) 

5 Briefe. Bd. IV. S. j8i u. ^82 (unter den PostsendungerO. 

* Goethe an Lavater. Weimar, den i . Mai 1 780. (Briefe. Bd. IV. S. 2 1 2.) 

« Briefe. Bd. VII. S. J63. S. auch Lavaters Brief an Knebel. 
Zürich, den 10. Aug. 1780: Ich dachte lieber Knebel Sic wären schon 
wenigstens in Lausanne; ich schickte daher die letzte Mission für Sie 
an Mattei in Lauf anne.« (Knebels literarischer Nachlass. Bd. II. S. 399.) 



238 Abhandlungen. 

Die Reise der Branconi im Sommer nach dem Norden, 
auf der sie am 26. und 27. August sich in Weimar aufhielt, 
um dann Goethes Elternhaus mit ihrer Anwesenheit zu 
erfreuen," hat Matthaei nicht mitgemacht; er weilte in 
Lausanne, wohin Goethe gleichzeitig mit dem Schreiben, 
das den liebenswürdigen Fremdling auf seiner Heimath 
Schwelle begrüssen soUte, ihm einen Brief sandte.* 

Im März 1781 treffen wir die Branconi und Matthaei 
in Strassburg wieder. Hier fand am 22. Morgens um 
Vi 10 Uhr eine Unterredung mit dem berüchtigten Qgliostro 
statt, deren Inhalt, soweit er die über Lavaters Indis- 
cretion und angeDÜchen Verständnissmangel geführten 
hochmüthigen Tadelsbemerkungen des Grafen berührte, von 
Matthaei alsbald an den Betroffenen mitgetheilt wurde.' 

Im November 1782 weilt Matthaei als Goethes Gast 
in Weimar,* im September 1783 macht dieser von seiner 
Harzreise aus einen Abstecher zur Branconi nach Langen- 
stein: am gleichen Orte wurde auch im folgenden Jahre ein 
Wiedersehen herbeigeführt.* Ein freundhches Licht fällt 
aus Goethes Briefen an die Genannte aus jener Zeit auf das 
stille und zufriedene Walten ihres Gefährten. 

Dem guten Matthaei sendet er am 26. April 1784* 
vielen Dank und Grüsse; »ich seh' ihn schon wieder ueld 
zählen, und im kurzen Schlafrocke häuslich thun;« und 
seinen Brief vom 2^, Mai d. p schliesst er mit den 
Worten: »Grüssen Sie die Ihrijgen herzlich und den red- 
lichen Matthäi der sehr glückhch ist dass man ihn, wie 
seinen Nominativum den Evangelisten, nicht anders als in 
Gesellschaft eines sichtlichen Engels dencken kann.« 

Der Lebensweg der Frau von Branconi und ihres Be- 
gleiters verliert sich in den folgenden Jahren für uns im 
Dunkel; erst im Vorsommer 1793 dringt wieder von 
jenem in einem Briefe an Gleim Kunde zu uns. Danach 
natte Matthaei, angelockt durch die Feierlichkeit des 
Himmelsfahrtfestes (9. Mai) Venedig besucht und sich, 

' S. Zenker a. a. O. u. Goethes Tagebücher. Bd. I. S. laj. 

* Weimar, den 28. August 1780. Goethes Briefe. Bd. IV. o. 38}. 
Der »Dechant« in dem Bnefe an die Branconi vom gleichen Tage 
kann demnach nicht Matthaei sein, wie (Briefe. Bd. Vli. S. 432) als 
möglich hingestellt wird. Zenker denkt an D. F. Dumeix. 

' Abgedruckt bei Hegner, Beiträge zur nähern Kennmiss . . . 
Joh. Kaspar Lavaters. S. 2^7—240. Düntzers Dadrung auf 1781 wird 
richtig sein. (Freundesbilder aus Goethe's Leben. S. 80—81.) Ueber 
die Beziehungen Lavaters zu Cagliostro s. Gessner, J.K. Lavaters Lebens- 
beschreibung. Bd.IL S» 324 u.Muncker, Johann Kaspar Lavater. S. 39U.42. 

♦ »Mattei wird bei mir essen.« Briefe. Bd. VL S. 88. 
s Zenker a. a. O. < Briefe. Bd. VL S. 271. 

7 Briefe. Bd. VL S. 280. 



Carl Matthaex. 239 



da gerade Luigi Marchesi dort auftrat, zu längerem Ver- 
bleiben bestimmen lassen. Nach einem Ausfluge nach 
Montecchio, geweiht durch das Gedenken anAVeisses Romeo, 
weilte er jetzt, am 9. Juni in Abano Bagni, von wo aus 
eine erste Wallfahn den heiligen Resten Petrarkas im 
nahen Arqui gelten sollte.' Vier Wochen nach Abgang 
dieses freudigen Briefes traf den treuen Mann als schwerster 
Schlag seines Lebens der Tod seiner Herrin; ihn dünkte 
es, als sei durch ihren Hingang die eigene innere wahre 
Glückseligkeit für immer zertrümmen.* 

Als Matthaei zu Anfang August desselben Jahres mit 
Goethe in Dresden zusammentraf,' da mögen die Er- 
zählunjs^en von den letzten Schicksalen der schönen Frau 
auch m diesem wieder alle Erinnerungen wachgerufen 
haben an die glücklichen Stunden und Tage, die die Dahin- 
geschiedene einst auch ihm »vergönnt« hatte. 

Fünfzehn Monate etwa später ging der Sohn der 
Mutter im Tode nach* in Folge der scnweren Wunden, 
die er im Treffen bei Kaiserslautem (20. September) em- 
pfangen hatte, hauchte Forstenburg am 24. September 1794 
um II Vi Uhr Mittags zu Frankfurt in den Armen eines 
Freundes, des Majors Schweizer, sein junges Leben aus.* 

Matthaei, der nach vorübergehendem Aufenthalte in 
Dessau^ im Januar 1794 nach Berlin gegangen war und 
dort eine neue Stellung oei Frau von Berg* gefunden hatte, 
theilte Goethe näheres über das traurige Ereigniss mit.^ 

* Der Brief befindet sich in der Gleimstiftung. Wie mochte der 
alte Sänger erfreut sein, als er aus dem von Matthaei beigefugten 
Zeitungsblatt (pazetta Urbana Veneta. Num. 42. Sabbato 25 Maggio 
1793) erfuhr, aass man seiner auch im Süden lobend gedachte. 

' Sollte Frau von Branconi nicht vielleicht in Abano, das die 
Bäder als Aufenthalt empfehlen mochten, gestorben sein anstatt in St. 
Albano, wie man annimmt? — Dafür, dass Matthaei bis zu ihrem Tode 
in ihrem Dienst gestanden hat, spricht der Umstand, dass er von der 
Familie bis an seinen Tod ein Jahresgehalt von 400 Thalem bezogen 
hat S. Körte in Hoffmanns Findlingen Bd. I. S. 418, Anm. 2. 

3 Goethe reiste am 11. August nach achttä^gem Aufenthalte 
wieder von Dresden ab. G. an Christiane Vulpius. Dresden, den 
10. Au^st 1794. (Briefe. Bd. X. S. 177.) 

••Zenker lässt ihn irrig wenige frochen nach der Mutter Tode 
tind zwar an seines Vaters Seite fallen; er denkt offenbar an das erste 
Treffen bei Kaiserslautem (20. Nov. 93). Ferdinand von Braunschweig 
^ar im Januar 1794 vom Oberbefehl abberufen worden. S. auch dagegen 
Biedermann, Frau von Branconi. — Das Nähere über die Verwundungen 
«rgibt sich aus dem Bericht Görckes, dessen Inhalt mir Ed. von der 
Hellen freundlichst mittheilte. S. u. S. 240. 

s Von dort aus schickt er am 11. Januar 1794 im Auftrage der 
Fürstin deren Bild an Gleim und Benzler. 

< Es ist die bekannte Caroline Friederike v.B. Gleim nennt sie gelegent- 
lich »unsre heilige Carolina«. Gl. an M. Halberstadt, den 29. Dec. 1704. 

7 Goethe- u. Schiller- Archiv. Eingegangene Briefe Goethes. VII. 389. 



240 Abhandlungen. 



Berlin d. 22sten Xbre, 1794. 

Da ich Sie lieber Herr von Göthe, in Dresden sah, 
vermuthete ich nicht so bald darauf einen wiederholten 
Unglücksfall zu erleben, wie der des Grafen Forstenburgs, 
mir wohl werden musste. Da Sie immer an den Schick- 
salen der Mutter und des Sohnes, Antheil nahmen, so ver- 
muthe ich die letzten nähern Umstände des guten Grafen, 
würden von einigem Interesse bey Ihnen werden ; Ich lege 
Ihnen also hier abschriftlich bey i) den Rapport des 
General Chirurpus u. 2) des Grafen Freundes, m dessen 
Armen Er in Frankfurt entschlief, seine diesfalsige Nach- 
richt, die Er an den Herzog v. Braunschweig abschickte.' 
Beydes kömmt noch früh genug zum lesen, * — zu früh — 
für immer, und immer alzufrüh für mich. Mein Leben, 
in dem Hause der Frau von Berg alhier — die sich Ihrem 
Andenken herzlich empfielt, — verfliesst in so ferne 

f;lücklich u. zufrieden, als die Hand der Freundschaft mich 
eitet und pflegt. Aber doch ist meine Eigne innere wahre 
Glückseligkeit zertrümmert — und wird es wohl so 
bleiben. Vale. Mattei. 

Noch einmal finden wir Matthaei später zu mehr- 
wöchigem Aufenthalte in Weimar. Am 21. Juli I7q6 er- 
schien er bei Goethe, mit dem er am 25. d. M. Mittags 
in Tiefurt war;* am q. August setzte er Goethe von der 
Absicht, am 13. nach Jena weiter zu fahren, in Kenntniss.' 

»Ich habe, lieber Herr von Göthe, meinen Zuschnitt 
gemacht und werde Sonnabends nach Jena abreisen: ich 
hätte wohl warten können, dieses Ihnen, heute Abend bey 
Gore wo Sie vermuthlich seyn werden, mündlich zu sagen, 
aber mir ist als müsste ich es den Morgen noch thun, um 
dadurch Ihrem Andenken, Einige Stunden früher, nahe zu 
bleiben. Vale. 

[Weimar] d. 9ten Äugst [1796]. Mattei, 

Adresse: An des Herrn Geheimderath von Göthe 

Hochwohlgeb. 

Hinterher wurde die Abreise auf den 12. August ver- 
legt und an diesem Tage auch ausgeführt. Matthaei ver- 
abschiedete sich dabei mit folgenden Zeilen:* 

' Die beiden Berichte sind erhalten; sie sind datirt Frankfurt 
den 3. October 1794, der erste unterzeichnet mit J. Goercke. General- 
Chirurjg^us, der zweite in französischer Sprache abgefasste mit Charles 
Schweizer. Der Abdruck schien für den vorliegenden Zweck erlässlich. 

» S. Goethes Tagebücher. Bd. IL S. 46. 

5 Eingegangene Briefe. XIV. 297. 

^ Eingegangene Briefe. XIV. 311. 



Carl Matthaei. 241 



[Weimar, 12. August 1796.] 

Bey Übersendung des Woltmannischen Buches, das mir 
wohl machte, sage ich Ihnen: Ein Lebewohl für Weimar, 
und ein: denke mein für Jena. 

Freytags Morgens. Mattei. 

Adresse: An des Herrn Geheimderath von Göthe 
Hochwohlgeb. nebst E. Buch. 

Goethes Empfehlungsschreiben an Schiller war schon 
am 10. August' nach Jena vorausgeeilt: 

»In emigen Tagen wird Herr Legationsrath* Mattei 
sich bey Ihnen melden; nehmen Sie ihn freundlich auf. 
Er war Hofmeister bey dem Grafen Forstenburg, natür- 
lichem Sohn des Herzogs v. Braunschweig, und zugleich 
an dessen Mutter, Frau von Brankoni, attachirt und hat 
mit beyden ein ziemliches Stück Welt gesehen.« 

Noch einen Brief von Matthaeis Hand an Goethe be- 
wahrt das Goethe-Schiller- Archiv. Er ist zugleich, soweit 
wir urtheilen können, das letzte für uns greifbare Lebens- 
zeichen des ruhelosen Wandrers. 

Luzem d. 25sten ybre: 1796.^ 
Vieleicht wissen Sie, lieber Herr von Göthe, dass ich 
auf Einer Schweizer Reise den Prinzen Emil von Holstein- 
Au^ustenburg^ begleite oder führe: — diese hat nun Eine 
andere nach Italien herbeygebracht, die uns über Turin — 
so wie die Zeitläufe es erlauben wollen , Entweder über 
Mailand oder Genua, — nach Florenz, Rom und Neapel 
weiter bringen soll. Ich wünschte wohl, wenn Sie mir 
Einige Wincke, Aufträge, Adressen, für Eines und das 
andere in diesem Lande mitheilen wolten oder mögten, 
dass Sie meine beständige Adresse 

— nach Basel, bey Herrn Jacob Sarrasin^ 

in Einigem Andenken behielten , und ich thue diese Er- 
örterung mit desto mehr Zuversicht, da bey meinem dies- 

' Briefe Goethes. Bd. XI. S. 156. Schiller antwortete zwischen 
dem 10. und 12. August. S. Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe. 
Bd. I. S. 209—10. 

* Der Titel findet sich hier zum ersten Male; woher ihn Matthaei 
erhalten hatte, ist mir unbdcannt. 

J Eingegangene Briefe. XV. 372— }7J. 

4 Der Prinz war am 8. März 1767 als zweiter Sohn Friedrich 
Christians I. geboren. 

s Die Bekanntschaft mit Sarrasin hatte Matthaei sicher Lavater 
zu verdanken. S. Gessner a. a. O. Bd. II. S. 276 und Haccnbach, 
Takob Sarasin und seine Freunde. Beiträge zur vaterländischen Ge- 
schichte. (Basel.) Bd. IV .S. 38 ff. 

G0ITai-j4IIRBVCH XV. 10 



242 Abhandlungen. 



niahligen Aufenthalt in Weimar Ihre sichtbare Gutmüthig- 
keit für mich, aufs neue mich Ihrem Herzen verpflichtet hat.' 

Die vortheilhaftc Witterung liess Städte u. das flache 
Land uns bald auf die Seite sezzen, u. in die Thäler u. 
Berge einziehen ; dahin dalm sing unser Weg u. ich wolte 
auf dem Berg wo das Mault nier im Nebel seinen Weg 
sucht, die Stellen bezeichnen, da der Geist über den Dichter 
kam u. Ihn über den Mahler weit erhob ; — So ging es 
von der Scheideck u. Meiringen wo die Menschen Ge- 
stalten biss zur Vollkommenheit blühen, auf den Grimsel, 
die Furka, den Gothard, Altorf, Stanz, Engelberg, hieher, — 
von da dann noch Ein Seitensprung nach dem Rigi, auf 
Glarus, den Zyrcher See lang, zu des alten Propneten* 
Besuch, Bern, dfas pays de Vau, u. Genf, den Mont Cenit 
auf u. ab, die weitere Reise uns bringen wird, biss der 
sanfte Wind von blauem Himmel das Ziel sezt. 

Werde ich Meyem noch in Florenz trefl^en.^ — oder, 
die täuschendere Idee: werden Sie selbst Ihren Vorsaz 
dahin zu reisen. Etwa gar ausführen?' 

Es werden izt zwey grosse Karten von der gantzen 
Schweiz, bearbeitet: die Eine, nach dem Relief des Herrn 
Meyer in Aarau,'* von Wyss und Müller, auf 10— 12 Regal 
folio Blätter: die zweyte von Mallet in Genf, durch 
Clausnern in Zug gestochen.^ General Pfyffer* gibt der 
letztem den Vorzug; die Erste, davon ich das Erste Blatt 
sah, verspricht indess unendlich viel u. ist Eine bewunderns- 
würdige Arbeit an Pünctlichkeit u. Nettigkeit. 

Sic würden mich mehr verbinden als ich hier sagen 
kann, wann Sie so gefällig wären, der Regierenden Her:(ogin 

* Goethe erfuhr ein Tahr später auch von anderer Seite, wie 
lobend Matthaei sich über inn geäussert habe. Marianne von Eybenber^ 
an Goethe. Königsbrück, den 2^. ybre 17^7. Goethe- Jahrbuch. Bd.Xrv. 
S. 32 mit Geigers Anmerkung ebenda S, 109. 

* Lavater. 

3 Goethe hatte seine Absicht, Meyer, der seit 17^5 in Italien 
weilte, nachzufolgen, wohl schon im August, sicher aber im September 
aufgegeben. »Bleiben Sie ruhig am Arno, wie ich an der lim und 
Saale auszuharren denke, bis die Weltangelegenheiten sich einigermassen 
aufklären.« Goethe an Meyer. [Jena], den 15. Sept. 1796. (Briefe, 
Bd. XI. S. 203.) 

^ Ueber das jetzt im D^pöt de la guerre zu Paris befindliche 
Meyersche Relief vergl. man die Bibliographie der schweizerischen 
Landeskunde. Fase. Ilc. S. 409. 

^ Die beiden in Frage stehenden Karten sind verzeichnet in der 
Bibliographie der schweizerischen Landeskunde. Fase. IIa. S. 44. 
Vergl. auch Intelligenzblatt der allgemeinen Literaturzeitung v. J. 1797. 
Sp. 14—16 u. 517—541. 

* Ueber PfytFer von Wyher s. Schiflfmann in der Allgem. Deutschen 
Biographie. Bd. XXV. S. 724-27. 



Carl Matthaei. 24} 



meinen Lebenslauf zu erzählen, und Ein Wort meiner Ver- 
ehrung beyzufögen.' 

Nie habe ich glücklichere Folgen des Friedens und 
<ler Ruhe vorgefunden als eben izt in der Schweiz, be- 
sonders in den schönen Cantons, wo auser den Eng- 
bedruckten Schaf hauser Zeitungen, nichts von all dem ab- 
wechselnden Greuel bekannt ist, der durch gewisse Ge- 
genden Deutschlands wie Ein Kegel Spiel läuft; u. Über- 
fluss. Guter Muth, Gesundheit und hübsche Mädchens in 
Menge, Entgegen schweben auf jeden Schritt, und wo um 
•des Lebens froh zu werden man durchaus eben jetzo sich 
verweilen müsste; In Basel ist mir die Bekanntschaft von 
JSarthelemy äusserst lieb und interessant worden, und bey 
meinem kurzen Aufenthalt in Leipzig, die Wiederholung 
jener des Churfürsten v. Colin* Einer der Originellsten 
iCöpfe die man nicht mit andern verwechseln darf; diese 
sind in der menschlichen Gesellschaft, was auf den Alpen 
die dents und Hörner bezeichnet, die so über die Berg 
Ketten empor gucken. 

Vergeoung des langen und krizelnden Geplauders. 

Der Ihrige Mattei. 

Matthaei entschwindet uns seitdem völlig aus den 
Augen; möglich, dass er, nachdem Jetzt mehr denn fünfzig 
Jahre hinter ihm lagen, bald die Ruhe der Wanderschaft 
vorgezogen hat, möglich auch, dass er dem alten Hange 
und seiner innersten Natur noch so lange treu geblieben ist, 
^Is es die Kräfte verstatteten. Schloss Koetha. wo nunmehr 
Matthaeis einstmaliger Zögling und nach ihm sein Sohn 
Friedrich als Besitzer waltete, mag in warmer Anhänglich- 
keit den Alten öfters zur Erholung eingeladen und be- 
-wirthet haben; in treuer Gesinnung gedenkt desshalb jener 
^uch der hochverehrten Familie in seinem letzten Willen :' 

»Das gedachte Fräulein Louise Baronin von Friesen 
soll meine Effecten, die sich auf dem Schlosse ihres Bruders 
•des Amtshauptmanns und Landraths Herrn Friedrich Baron 

* Hofüte Matthaei etwa Erzieher im herzoglichen Hause zu werden? 

' Maximilian Franz. S. HüfTer in der Allgem. Deutsch. Biographie. 
Bd. XXI. S. 56 ff. 

3 Der obige Auszug aus Matthaeis Testament vom 20. März 1829 
^wurde mir vom Grossherzogl. Mecklenburgischen Haupt-Archiv zu Neu- 
Strelitz, woselbst sich jenes befindet, mit dankenswenher Bereitwillig- 
keit abschriftlich mitgetheilt — Eine von mir nach Schloss Rötha ge- 
richtete Anfrajg;e des Inhalts, ob sich etwa ein literarischer Nachbss 
Matthaeis (sem Briefwechsel, eigene Arbeiten u. s. w.) dortigen Orts 
jnoch befände, ist leider bisjetzt unbeant^'ortet geblieben. 

i6* 



244 Abhandlungek. 

von Friesen auf Rötha bei Leipzig oder sonst auf dem 
gedachten Gute befinden, ohne alle Ausnahme, sie bestehen, 
worin sie wollen, von mir erben und eigenihümlich zur 
freiesten Disposition im Leben und auf den Todesfall er- 
halten. Sollte sie vor mir mit dem Tode abgehen, so 
substituire Ich ihr ihren Bruder, den Amtshauptmann und 
Landrath Herrn Friedrieh von Friesen auf Rötha, welcher 
mich dann Statt ihrer beerben solLa 

In Neu-Strelitz, wo er zum Grossherzogliehen Hofe 
Zutritt fand,' hat Matthaei den Lebensabend verbracht, hier 
ist er am 19, Juli i8jo als Sechsundachtzigjähriger ge- 
storben. * 



' Der $ 4 äa Testamentes übennachl einige Goldsacben Mit- 
gliedern des Hemcherhauses. 

' S. Kcuer Nekrolog der Deutschen. Jahrg. VIII. (1830). Th. IL 
S. 966. 



IIL MiSCELLEN, ChRONIK, 
BlBLIOGRAPPHE. * 



I. MiSCELLEN. 



A. Neue Mitthellungen: Nachtrag. 

Goethe an Barbara Schuhhess. 

[Stäfa, 9 October 1797I 
Unsere zehentägjge Reise durch die Cantone Schweitz, 
Uri, Unterwülden'und Zug ist nun glücklich vollendet wir 
haben das günstigste Wetter gehabt. Deinen Gruss an deir 
Abt von Engelberg konnte ich nicht ausrichten; da wir' 
nach Stanz tcamen war unsere Uhr eben im Begriff abzu- 
laufen auch hatten wir des Pfaffenanblicks zu Einstdeln und! 
des Fels anschauens auf dem Gotthardt für diesmal genug;. 
Nach Wadyswiel will ich keine Zusammenkunft rathen, 
wir denken nun nicht länger hier zu bleiben als nöthig ist 
unsem Kunst und Naturkram einzupacken, dann kommen 
wir auf einige Tage in die Stadt ehe wir wieder in unser 
Land ziehen. Ich hoffe dass uns eine gute Stunde zu- 
sammenführen soll, denn ich will nur gestehen, dass ich 
auch wegen deiner letzten Aeusserung nicht ganz deiner 
Meynung bin. Bei meinem Alter und meiner Sinnesart 
kenne ich nur Worte und Thai wodurch der Mensch sich 
dem Menschen offenbahren kann, das sogenannte beredte 
Schweigen habe ich schon lange der lieben und verliebten 
Jugend anheim gestellt. 



248 MiSCELLEN. 

Der Brief, unter zu ordnenden Concepten erst im De- 
cember 1893 aufj^efunden, bildet eine werth volle Ergänzung 
zu den Archiv-Mittheilungen des Jahrbuchs von 1892. Dem 
einzigen Briefe Goethes an die Züricher Freundin, der dort 
(S. 19) als Nr. 10 gegeben wurde, schliesst sich nun dieser 
zweite an, das »Blaita, auf welches Bäbe in Nr. 1 2 antwortet 
(a. a. O. S. 159). Das Datum ist bestimmt durch diese Ant- 
wort vom 10. October und durch den Zeitpunkt der Rück- 
kehr Goethes von der zehntägigen Reise, 8. October Abends, 
vgl. das Tagebuch (III. 2,186). — Eine Seite 4', dem Schreiber 
Geist dictirt, dürftig interpungirt, ohne Spur einer Durchsicht; 
auf dem vorderen Blatt des dazu benutzten Halbbogens ist 
ein gleichzeitiger Brief, wohl an Johannes Escher (Tagebuch 
S. 187, M, Herzfelder S. 157,181) concipirt: Meldung der 
Rückkehr. 

15. Januar 1894. Bernhard Süphan. 

B. Einzelnes zu Goethes Leben und Werken. 

I, Goethe als Corrector eines fremden Gedichts. 

Bei den wenigen Ueberbleibseln des Redactionsarchivs 
von OttUie v. Goethes Chaos im Weimarischen Goethe- und 
Schiller -Archiv fand ich das Autograph des nachstehenden 
Gedichtes, das von der Verfasserin, Julie Freifrau von Bechtols- 
heim, geb. von Keller, bereits in der Urania von 1819 
S. 309—316 veröffentlicht ist. Sein Wiederabdruck an dieser 
Stelle rechtfertigt sich durch die zahlreichen Correcturen, die 
Goethe mit eigner Hand in demselben vorgenommen hat. 

Dass Goethe huldvoll die poetischen Versuche der 
Weimarischen Dilettantengesellschaft unterstützte, zeigen zur 
Genüge das Tiefurter Journal und das Chaos, die sich beide 
seiner Beiträge rühmen konnten. Wir wissen auch, dass er 
gelegentlich dichtenden Damen ihr Exercitium corrigirte, wie 
Amalie v. Imhof und Julie v. Bechtolsheim, deren Elegie auf 
den Tod der Herzogin Luise^ (Chaos I. Beilage zu No. 24) 
er durch Streichungen aufgeholfen hat (Gespräche mit Ecker- 
mann 3, 337), aber ein Originalgedicht aus fremder Feder mit 
seinen eigenhändigen Verbesserungen ist, so viel ich weiss, 
sonst nicht bekannt und wird darum den Lesern des Goethe- 
Jahrbuchs als ein Curiosum vorgelegt mit der Bemerkung, 
dass Wielands Psyche beim Abdruck in der Urania nur die 
ihr huldigende Aenderung der ersten Strophe unbenutzt ge- 
lassen hat, gegen die sich wohl ihre Bescheidenheit sträubte, 
während alle andern Goethischen Besserungen aufgenommen 
sind. Diese sind hier, um ein Bild der Handschrift zu geben, 
in Cursivdruck über den ursprünglichen Text gesetzt. 

Redlich. 



MiSCELLEM. 249 



We imars Meistersänger, 
(von Julie Frfr. von B . . .) 

Was Sie uns sind, was Sie uns stets gewesen 
Das möcht* ich gern in edle Reime bringen; 
Das schönste Lied gewiss es wird gelingen, 
O könnte mir das schönste Lied gelingen! 
Der Kranz ist mir und allen auserlesen. 
Und dieser Kranz — o war' er auserlesen! 

Strebt stolz empor ihr Hyadnten, Rosen, 
Ihr Tulpen, Sonnenblumen, Anemonen, 
Ihr alle wo bey Farben Düfte wohnen 

heran 
Neigt euch hervor den Meistern liebzakosen! 

still 
Und ihr, von tiefen Räthseln noch umdUstert 
Ihr Geister die ihr unsichtbar belebet 
Was liier auf Erden strahlt, und ftihlt, und webet, 
Gebt Worte mir von eurem Hauch umAttstert. 

euch 
Dass ich den Sänger der Natur hier male 
Den GöttergUnstling, prachtvoll ausgestattet, 
Wo Geist und KraA und Wohllaut nie ermattet, 
Dass ich beredt mit seinen Wundem prahle! 

Dann ihn besinge, jenen Auserkohmen 
Der das Gemüth festhält mit ew'gen Banden 
Wo uns das Höchste, vom Gefühl verstanden 
Anschaulich wird durch Ihn den Sterngebomen. 

Und dann auch Ihn, den Mann so echt im Leben 
Voll Licht und Salz und heitrer Weisheit Lehren, 
Dem frohe Musen ihre Gunst gewähren. 
Und den so hold die Grazien umschweben. 

Sie, eines seltnen Herrschers seltne Trauten, 
Die treu vereint im klaren Einheitsbunde 
Mit Ihm verschönernd manche goldne Stunde, 
Ein Neu-Athen am Rand der Um erbauten. — 

Doch nein! Die Welt kennt sie und ihre Werke, 
Verewigt schon durch allgemein Empfinden; 
Nur der kann würdig ihren Ruhm verkünden 
Der ihnen folgt mit gleichen Fluges Stärke. 

Der Sängerin bescheidne Huldigungen 
Sie dürfen nur sich auf sie selbst beschränken, 
Dmm will sie still zum Hain die Töne lenken 
Beym Abendgold, in sel'ge Dämmerungen. 



2 JO MiSCELLEV. 



Hier ist es, wo bekannte Lichtsestalten 

In der Erinnerung freundlich mich umschweben, 

Ein BlUtenflor erneut mein stilles Leben, 

Und mich beseelt der Geister göttlich Walten. 



Wieland. 

entschwebend leichtem 
Kaum erst entschwebt dem leichten FlQgelkleide 

Ihn sah ich nahen mütterlichem 
Sah ich Ihn nahn dem mütterlichen Thale, 
Da gieng mir auf, geweckt vom goldnen Strahle 
Ein schöner Leben reich an höh'rer Freude. 

Er führte hold auf immergrüner Weide 

Den jungen Geist tum hohen Ideale, 

Und reichte mir in stlsser Zauberschaale 

Der Weisheit Gold für — Röslein von der Haide. 

Den Grazien die ewig ihn umschweben 

Muss 

Musst' ich geloben das erweckte Leben 

wird 
Und Psych es Nähme ward des Bundes Siegel. 

rauschen 
Da rauschten überall mir Wunderquellen, 

trafen 
Zum Land des Schönen trugen mich die Wellen 

entdeckt ich eigne 
Und nach und nach entdeckt* ich selbst mir Flügel. 



Schiller. 

Und wenn fortan entzückte Leyer singet 
Wie nennt Ihr den, den würdig Ihr besinget? - 
Den reinen Quell des ewig höchsten Schönen 
Ein reiner Quell des Ewig-Höchsten-Schönen, 

Farben'Goidspiely reich 
So reich an Gold, an Farben und an Tönen 
Und 
Der jedes inn're Saitenspiel beschwinget 

Ein strahlend Licht das neue Schätze bringet. 
Uns mächtig treibt Gemeinem zu entwöhnen 
Das mächtig treibt Gemeines zu verhöhnen. 
Das hold verklärt der Liebe xartes Sehnen, 
Die Kraft beseelt die nach dem Bessern ringet. 



MiSCELLEN. 2^1 



So wie der Sonne wunderthätig Feuer, 
Die Stemenwelt in ihrer stillen Feyer, 
Der Bluthen, Bilder, Töne Zauberlust: 

So regt Er an die köstlichsten Geftlhle, 

Auch mich entreisst er 
Reisst auch mich fort aus irdischem Gewuhle 
Er 
Und senkt den Gott herab in meine Brust. 



Goethe. 

nimmer zu verbleichen. 
Wo sind die Farben die Ihn ganz erreichen 
Die wunderbar und ewiglich erglühen l 
Im wunderbaren ewigen Erglühen? 
Gebt mir 

Wer nennt den Zauber seiner Harmonieen, 
Mir sagt das Hers ich muss ihn doch erreichen! 
Wer zählt die Strahlen welche nie verbleichen? 

Hier 

Er ist ein Strom aus allen Lebens-Reichen 

auch 
Goldflutend, lohnend für des Denkers Mühen, 

zu 
Ein heller Spiegel, der Natur Magieen» 
Ein Geisterkönig, dem Heroen weichen. 

Doch zarte Seelen sehn in Himmels-Femen 

Nur Lieb* und Huld, drum wollt* auch ich dem Kranze 

Der ewig grünt, ein Blümlein einverweben: 

Da träumte mir: ich sah hemiederschweben 
Zu mir ein Zweiglein winkend auf zum 
Aus ihm ein Blatt getaucht in jenem Glänze — 
Nun flog ich selbst als Blume zu den Sternen. 



2, Goethe über die Conception des Faust. 

Unter Goethes Aeusserungen über die Entstehung des 
Faust ist die, welche er wenige Tage vor seinem Tode wie 
ein Vermächtniss an Wilhelm v. Humboldt gerichtet hat, 
eine der bekanntesten.' Immer wieder wird sie in der 



' Der Brief an Wilhelm v. Humboldt gehört — > nach der Reihen- 
folge der Briefe im letzten der Goethischen Concepthefte, nach den 
Correcturen von Riemers Hand, die das Concept enthält, und nach 
Goethes Tagebuch zu schliessen — ab zweiter in der Reihe zu den 



252 MiSCELLEN. 



Faustliteratur citirt, und in dem Kampf um die Einheitlichkeit 
des Gedichts spielt sie, eben so eifrig vertheidigt wie ange- 
griffen, die Rolle eines Punktes von hoher strategischer 
Wichtigkeit, dessen Besitz leicht den Ausgang des ganzen 
Feldzugs mitbestimmen kann. Aber, so seltsam es klingt: 
diese bekannte, diese wichtige Stelle wird gewöhnlich, ja 
neuerdings ganz allgemein falsch verstanden. Es lohnt sich 
daher, wie früher in engerem Kreise (s. Deutsche IJteratur- 
zeitung 1891 Sp. 932), so nun auch in der Oeffentlichkeit 
einmal an ihre wirkliche Bedeutung zu erinnern. 

Die Stelle lautet : ' »Es sind über sechzig Jahre, dass die 
Conception des Faust hey mir jugendlich von vorne herein 
klar, die ganze Reihenfolge hin weniger ausführlich vorlag.' 
Nun hab ich die Absicht immer sachte neben mir her gehen 
lassen, und nur die mir gerade interessantesten Stellen ein- 
zeln durchgearbeitet, so dass im zwejten Theile Lücken 
blieben, durch ein gleichmässiges Interesse mit demUebrigen 
zu verbinden. Hier trat nun freylich die grosse Schwierig- 
keit ein« u. s. w. Was heisst hier »von vorne herein klar«? 
Herman Grimm, Kuno Fischer, v. Loeper, Schröer, Schreyer, 
Stiller, Baumgart — sie alle zweifeln nicht, das$ es so viel 
bedeutet wie »von Anfang an klar«, »ohne weiters klarcc. Dieser 
Auffassung widerspricht aber schon die Satzconstruction, wes- 



sechs Briefen, die Goethe am 11, 12. und 13. März 1833 dictirt und 
am Abend des 13. mit Riemer durchgegangen hat. FOiif dieser Briefe 
sind am 15. März expedirt worden, der unsrige als letzter am 17. 
Denn dass er wirklich abgesendet worden ist — das Tagebuch ver- 
stummt hier — , geht aus Dadrung (Weimar, den 17. März 1832.) und 
Unterschrift (Treu angehörig J. W. Goethe.) hervor, die der Abdruck 
in Kunst und Alterthum VI. S. 622 ff. enthält, während sie im Concept 
fehlen. Für die Erlaubniss, dies mitzutheilen, sei dem Director des 
Goethe- und Schiller -Archivs, Prof. Bernhard Suphan, auch an dieser 
Stelle mein Dank ausgesprochen. 

' Ich gebe den Text mit Suphans Genehmigung nach dem im 
Goethe- und Schiller-Archiv aufbewahrten Co'ncept. Der Abdruck 
des Briefes in Kunst und Alterthum weicht in unserer Stelle vom 
Concept nur in Aeusserlichkeiten ab. Bratraneks Text (Goethes Brief- 
wechsel mit den Gebrüdern von Humboldt S. 301 f.) ist, wie über- 
einstimmende Auslassungen und Fehler zeigen, von dem Abdruck in 
Kunst und Alterthum abhängig, in äusserlichen Dingen freier gestaltet, 
übrigens auch durch einige ihm ejgenthümliche Auslassungen entstellt. 
In unserer Stelle setzt Bratranek nach »jugendlich« ein Komma, schreibt 
»vornherein« und lässt »einzeln« aus. 

* Das Wort »vorlag« ist im Concept von Riemers Hand nach- 
getragen, ebenso im Folgenden die Worte »und nur«. Die Stelle 
»durch — zu verbinden« lautete im Concept ursprünglich »welchen 
durchaus gleichmässiges — zu verleihen war«; daraus bt von Riemers 
Hand zuerst »welche durch ein gleichmässiges — zu verbinden waren«, 
dann die endgültige Fassung hergestellt worden. 



MiSCELLEN. 253 



halb denn auch ihre Vertreter, sobald sie sich auf die Stelle 
näher einlassen,' mit dem Text in Conflict kommen. Herman 
Grimm ' erklärt sich tlber die Worte ndie ganze Reihenfolge 
hin weniger ausführlich« folgendermassen : »die ganze Reihen- 
folge, aber weniger ausillhrlich«. Er zerschneidet also durch 
ein Komma, was zusammengehört, und ergänzt ein »aber«, 
das nicht dasteht, und das, wenn es dastünde, kaum genügend 
ausdrücken würde, was man erwartet. Kuno Fischer^ sagt 
sich mit Recht, dass, wenn die Conception ohne weiters klar 
war, das, was weniger ausführlich vorlag, nothwendig etwas 
Anderes gewesen sein müsse. Er fasst daher »Reihenfolge« 
als Nominativ und verwandelt »hin« in »hingegen«. Schröer^^ 
der ihm darin gefolgt ist, geht noch weiter und streicht, 
wiederum folgerichtig , auch noch das Wort »ganze«. In 
Schreyers Paraphrase^ heisst es: »wenn auch in der Reihen- 
folge weniger ausführlich«. Er schaltet also ein »wenn auch« ein, 
das bei semer Auffassung nothwendig im Text stehn müsste, 
und ersetzt »die ganze Reihenfolge hin« durch Worte, die 
einen ganz anderen Sinn geben. Wenigstens weiss ich nicht, 
was »in der Reihenfolge« hier anders heissen kann als 
»im Punkte der Reihenfolge«. Stiller,^ der mit richtigem 
Instinct die Worte »jugendlich« und »die ganze Reihe 
[lies »Reihenfolge«] hin weniger ausführlich« begrifflich mit 
einander verknüpft, macht nicht einmal den Versuch, dies 
von seinem Standpunkt aus als grammatisch möglich zu er- 
weisen. Baumgart endlich ^ in seiner freien Wiedergabe der 
Stelle emancipirt sich völlig von ihrem Wortlaut, aber wenn 
er von jenem Wort aus Goethes letztem Briefe spricht, 
»dass ,in der ersten, jugendlichen Conception des Faust von 
vornherein klar der ganze Plan* ihm vorgelegen habe«, und 
hinzufügt: »Natürlich nur der grosse Gang, wie er selbst jene 
Angabe einschränkt«, so läuft dies offenbar auf Schreyers 
Deutung hinaus. 

In allen diesen Behandlungen der Stelle also wird der 
überlieferte Text geändert oder so umschrieben, dass dies 
sachlich einer Aenderung gleichkommt. Und wenn auch nur 

' Dies ist nicht der Fall bei v. Loeper. Er druckt in seiner Aus- 
gabe des Faust, 2. Aufl., Bd. 2. S. III, Anm. die Stelle ohne Erläuterung 
ab, aber in einem Zusammenhange, der keinen Zweifel darüber lässt, 
dass er die herrschende Auffassung der Worte »von vorne herein« theilt. 

* Goethe, 4. Aufl., S. 467. 

' Goethes Faust, 3. Aufl., Bd. 2. S. 13)* 

* Faust von Goethe. Mit Einleit. u. fortlaufender Erklär, herausg» 
}. Aufl., Bd. I. S. XLVI. 

s Goethes Faust als einheitl. Dicht, erläut. u. vertheid: S. 578. 
< Goethes Entwürfe zum Faust. Progr. des Grauen Klosters. 
Ostern 1891. S. 42. 

7 Goethes Faust als einheitl. Dicht, erläut. Bd. i. S. 66; vgl. S.57 f. 



254 MiSCELLEN. 



SO ein befriedigender Sinn gewonnen würde! Aber bei Kuno 
Fischer und Schröer, bei Schreyer und Baumgart bleibt der 
Gedanke schief — denn wer spricht von der Ausführlichkeit 
einer Reihenfolge ! — , und weder bei ihnen noch beiHerman 
Grimm wird ersichtlich, warum in unserer Stelle gerade 
nur von Ltlcken im sweiten Theile die Rede ist. Bei Stiller 
wird dies klar; dafür ergibt sich bei ihm ein vollkommener 
Widerspruch in Goethes Worten. 

In Wahrheit ist an dem Text nichts zu ändern. Den 
geforderten Gegensatz zu »die ganze Reihenfolge hina bildet 
»von vorne herein«, das hier räumliche Bedeutung hat. 
Also : In ihren vorderen Partien klar, die ganze Reihenfolge 
hin weniger ausführlich lag die Conception des Faust bei 
dem noch nicht dreiundzwanzigjährigen Dichter vor. Nur 
so hat auch das Wort »jugendlich« seinen guten Sinn : es ist 
eben die Art der Jugend, eine Aufgabe anzugreifen, die ihr 
zwar in ihren Anfängen, nicht aber in ihrem ganzen weiteren 
Verlauf klar vor Augen steht. 

Vollkommen richtig, was den springenden Punkt betrifft, 
hat in aller Kürze Scherer die Stelle erklärt, wenn er* sagt, 
dass nach dem Brief an Humboldt dem Dichter vor dem 
Jahre 1772 »die vorderen Partien des Faust mehr im ein- 
zelnen bestimmt vorschwebten als die hinteren«. Nur 
offenbar für die Meisten zu kurz. Denn weder Kuno Fischer, 
der in der dritten Auflage seines Buches über den Faust' 
die Worte Scherers anführt, noch Baumgart, der mit der 
Aeusserung,' an Goethes »von vorneherein klar« lasse sich 
nichts deuten, auf sie hinzuzielen scheint, sind durch sie be- 
kehrt worden. 

Und doch ist der Sprachgebrauch, um den es sich hier 
handelt, keineswegs eine so gar seltene oder ganz altvaterische 
Erscheinung. Am 17. December 1795 ^^^ der Leetüre von 
Engels »Herr Lorenz Stark« schreibt Goethe an Schiller: 
»Ich könnte nicht sagen dass ich sehr auferbauet worden 
wäre. Vorn herein hat es [das Buch] wirklich einigen Schein 
der uns bestechen kann, in der Folge aber leistet es doch gar 
zu wenig.« Und am 15. September 1802: »Zu der Deutschen 
Andria lege ich das erste Buch meines Cellini, mit Bitte 
gelegentlich einen Blick hineinzuthun , besonders etwa von 
vorn herein ein halb Dutzend Lagen zu lesen und zu be- 
urtheilen ob das so gehen kann.« Unterm 2. August 1808 
heisst es in Goethes Tagebuch : »Geschichte der Farbenlehre. 
Vom herein schematisirt.« Die Ausdrucks weise war aber 



* Aus Goethes Frühzeit, S. 92. 

* Bd. 2. S. 142, Anm. 
J A. a. O. S. 60. 



MiSCELLEN. 255 



Goethe in allen Zeiten seines Lebens geläufig. Als Leipziger 
Student schreibt er (14. October 1767) an seine Schwester: 
»So ist mirs auch mit den Institutionen mit der Historia Juris 
gegangen, die Narren schwätzen im ersten Buche einem zum 
Eckel die Ohren voll und die letzten da wissen sie nichts, 
das macht weil die Herren vornherein ihren Autorem etwas 
ausgearbeitet haben, aber nicht sonderlich weitgekommen 
sind« und als Altmeister äussert er sich zu Eckermann über 
Uhlands Gedichte (21. October 1823):' »Ich nahm den Band 
mit der besten Absicht zu Händen, allein ich stiess von 
vornherein gleich auf so viele schwache und trübselige Ge- 
dichte, dass mir das Weiterlesen verleidet wurde.« »von 
vornherein« — das heisst hier »auf den ersten Seiten des 
Buches«. Lässt doch Uhland selbst seine Lieder sagen: 

Anfangs sind wir fast zu kläglich, 
Strömen endlos Thränen aus 



Wie bei alten Ritterfesten 
Mit dem Tode zog Hanswurst, 
Also folgen scherzhaft spitzige 
Und, wills Gott, erträglich witzige 

u. s. w. 

Recht hübsch wird dieser Gebrauch von »von vorne 
herein« beleuchtet durch die Wendungen, mit denen Goethe 
den entgegengesetzten Begriff ausdrückt. So schreibt er am 
14. September 181 6 über das Mahuscript der Italienischen 
Reise an Frommann:' »Leider ist das Nächste, was hierauf 
folgt, der Weg nach Neapel und der erste Aufenthalt da- 
selbst, noch nicht in Ordnung Ich hatte von hinten hervor 

gearbeitet« und am 20. Juli 1831 an H. Meyer,' er habe 
den zweiten Theil des Faust »in sich selbst arrangirt, be- 
deutende ZwischenlUcken ausgefüllt und vom Ende herein, 
vom Anfang zum Ende das Vorhandetie zusammengeschlossen.« 

Um auch auf andere Schriftsteller einen Blick zu werfen, 
so finden wir bei Schüler , woran Erich Schmidt mich er- 
innert, das gegen Friedrich Schlegel gerichtete Xenion ^ 

Schillers Würde der Frauen. 

Vom herein Jiest sich das Lied nicht zum besten, ich les* 

es von hinten 
Strophe für Strophe, und so nimmt es ganz artig sich aus, 

» Gespräche mit Goethe. 6. Aufl. Bd. i. S. 46. 
» Goethe- Jahrbuch VIII. S. 147. 
3 Kunst und Alterthum VI. S. 618. 

* Schillers sämmtl. Schriften. Histor.-krit. Ausg. von Karl Goedeke. 
Bd. II. S. i}8. Schriften d. Goethe -G eselisch. Bd. 8. S. 96. 212 f. 



256 MiSCELLEN. 



und bei Landsleuten Schillers begegnet der Ausdruck, räum- 
lich gebraucht, noch in viel neuerer Zeit. Morike berichtet 
von einem Spass aus der Brautzeit von David Strauss und 
Agnes Schebest mit den Worten :' »Zur Ueberraschung der 
Anwesenden trat sie [die Braut] auf einmal mit der KQchen- 
schürze in theatralischer Verzweiflung herein und sang — 
ich weiss die von Strauss unterlegten Verse von vornherein 
nur noch ungefähr — 

Zu Hilfe! — Ich bin verloren! 

Die Gäste, ach, schon nah*n sie sich! 



Sarastro (Kaufmann im Kostüm) erschien hierauf und liess 
sich vernehmen: 

O lausche Kind den Worten« 

u. s. w. 

Noch 1864 in seinem Leben Jesu für das deutsche Volk 
sagt David Strauss:* »In der Versuchungsgeschichte spricht 
er U- J' Hess] von vorne herein nur von dem Versucher 
oder Verführer, und lässt es dahingestellt, wie man sich seine 
Person und Erscheinungsart denken möge; bis er bei dem 
zweiten Versuchungsact auf einmal mit der Bezeichnung des* 
selben als Satan hervortritt« Dass sich aber auch, bei 
anderen als schwäbischen Schriftstellern der Sprachgebrauch 
noch lange erhielt, zeigt eine Stelle aus Grillparurs 
»Studien zum spanischen Theatercc,' auf die mich Richard 
M. Meyer aufmerksam gemacht hat: »La misma concientia 
acusa von Moreto. Das Stück von vornherein sehr gut.... 
Auf diese ganz löbliche Grundlage kommt nun die Vorliebe 
des Publikums für übertriebene und märchenhafte Vorfälle^ 
und der vernünftige Autor hört wie ein verworrener 
Marionettenspieler auf.« 

Ich halte hier inne. Dem Sprachgebrauch als solchem» 
weiter nachzugehn, sei dem Deutschen Wörterbuch über- 
lassen, und die Frage, wie weit Goethes letzte Aeusserung 
über die Entstehung des Faust mit dem, was darüber sonst: 
bekannt ist, übereinstimmt, soll hier nicht nebenbei abgethan« 
werden: mir kam es ftlr jetzt nur darauf an, Goethes Worte 
zu interpretiren. 

August Fresenhjs. 

« J. E. v. Günthert, Mörike und Netter (1886). S. 17. 
' Gesammelte Schriften. Bd. 3. S. 10 f. 
' Sämmtl Werke, 4. Ausg., Bd. 13. S. 264. 



MiSCELLEN. 257 



J. Zu dem Hexeneinmaleins und den Versen der Thiere in der 

i) Hexenküche«, 

Im Jahre 1756 erschien in Frankfurt am Main bei Joh. 
Friedrich Fleischer ein kleines Buch: ^Alchirnfstisch Sieben- 
Gestirn, Das ist: Sieben schöne und auserlesene Tractätlein, 
vom Stein der Weisen, darinn der richtige Weg zu solchem 
allerhöchsten Geheimniss zu kommen hell und klar gezeiget 
wird. Aus dem Latein ins Deutsche übersetzt.» S. 222 — 224 
bilden einen kleinen Versanhang, und in diesem findet sich 
folgendes Gespräch: 

Von des bereite[te]ten Steines Kraft und Würkung. 

Meister. Schühler. 

M. Ich nehme das. 

S. Ey lieber was? 

M. Ein grünes Grass, 

Thu es in ein Vass, 
S Und mach' es nass, 

So wird draus das. 

S. Sag mir doch! was? 

M. Ein edles Gut, 

Das Leib und Blut 
10 Gesund erhält. 

In dieser Welt 

Ist ihm nichts gleich, 2394 O würfle mir gleich, 

239s Und mache mich reich, 

Es machet reich, 2543 Und drei mach gleich, 

2544 So bist du reich. 

Dann die Metall, 
15 Bley, Kupfer, Stahl, 

In Gold verkehrt. 

Was man begehrt. 

Das kan man hab*n. 

Durch diese Gab'n. 
20 Denn seine Tugend 

Erhält die Jugend, 

Die grauen Haar 

Ausfallen gar; 

Krankheit vertreibt, 
25 Nicht vor ihm bleibt 

Das Podagra, 

Epilepsia : 

Aussatz, Quartan 

Verjagen kann: 
30 Es hilft der Gicht, 

Dein Stein zerbricht. 

GorTHt-JARRBocn XV. 17 



258 MiSCELLEK. 



Ja seine Kraft 2567 Die hohe Kraft 

Und Eigenschaft 2568 Der Wissenschaft 

Das häuüig gibt 
35 Was ein Mensch liebt: 

Bringt Freudigkeit 

Vert(r)eibt das Leid, 

Macht das ein Glass 2405 Sie klingt wie Glas; 

2406 Wie bald bricht das! 

Sich hämmern lass, 2475 ^^ ^^^E^ ^^ Glas! 

2476 Es ist nur Spass ; 
40 Doch nicht zerbricht. 

Stärkt das Gesicht, 

Schärft das Gehör, 

Ich sag' nichts mehr, 

GOTT sey Lob, Preiss und Ehr! 

Das sind dieselben zweihebigen Verse mit meist stumpfem 
Reim und aus einer Zeile in die andere übergreifendem Satz, 
wie in der Hexenküche. Der durchgehende Reim, aa bb cc 
ist freilich bei Goethe reich variirt, verleugnet aber die ein- 
fachere Vorlage nicht. Eine ziemliche Anzahl Reimworte sind 
beiden Versgruppen gemeinsam, so das: Glas, Kraft: Schaft, 
gleich: reich, Welt: hält (fällt). Die Anzahl wörtlicher Zu- 
sammenstimmungen ist gering, aber der Stil ist ganz der 
gleiche. Sinn und Unsinn sind in beiden gemischt. Der Stein 
der Weisen, von dem das Gespräch handelt, verjüngt wie 
der Zaubertrank der Hexenküche, und bei jedem Vers des 
Zaubergespräches ist es einem unwillkürlich, als ob man ihn 
schon bei Goethe gelesen hätte. Der satirische Inhalt vieler 
jener Vierverse gehört ganz Goethe an. Davon weiss die Vor- 
lage nichts. Aber dass dieses oder ein ähnliches Zauber- 
gespräch Goethes Vorbild bei Abfassung jener Verse war, ist 
wohl kaum zu bezweifeln. Ort und Jahr jenes Büchleins 
machen es nur zu wahrscheinlich. Die Verse des unschein- 
baren Zauberbuches gaben ihm die Form, in die er seine 
übermüthigen Gedanken goss. Ist diese formelle Vorlage 
zweifellos, dann kann es fraglich sein, ob man sich noch 
nach fremdsprachlichen Quellen ftlr den Inhalt umsehen darf. 

Alexander Tille. 



4, Zu ))Faust<t, III, IV. A, 14, 207, 

Goethes Tagebuch (1113,214) verzeichnet für den 26. Mai 
1807 die Leetüre Zincgreffs. Riemer bemerkt in den »Mit- 
theilungen« (2,699) unter dem folgenden Tage: »Wir lasen 
in Zinckgräfs Apophthegmen und Goethe wendete eine Sentenz 



MiSCELLEN. 259 



sogleich an, indem er sagte: Napoleon habe die Tugend 
gesucht, und als er die nicht funden, die Macht bekommen.« 
Wie eine Anwendung aus Zincgreff könnte auch das 
Wort des Mephistopheles erscheinen: 

Du glaubst zu schieben, und Du wirst geschoben. 
Nämlich in der »Emblematum Ethico • Politicorum Centuriaa 
(St. 7) ist ein Hund abgebildet, der einen Hasen jagt; und 
<irüber steht der Hexameterbes<*hluss 

agitas, agitaris at ipse. 
Wenigstens die Aehnlichkeit beider Sentenzen ist offenkundig. 

Reinhold Steig. 



5. JVfue Beiträge zur Literaturgeschichte der Faustfabel} 

a. Doctor Faust bei dem Schlesier Daniel Stoppe 

(1697-1747). 
In der nach Anton Birlingers Tode veröffentlichten 
Sammlung »Lexikalisches« (aus schlesischen Schriften zwischen 
j68o und 1730), Ztschr. f. dtsch. Philol. Bd. XXVI, finden 
isich auf S. 240 folgende Belege s. v. »Faust, Dr.«: 

Wenn ich den muntern sinn auf diese fahrten lenck 
Und an das schöne spiel manchmal zurücke denke. 
In welchem doctor Faust sehr ins gedränge kam, 
Als ihn der böse feind mit leib und seele nahm 
Und in die hölle trug usw. 

Erste Sammlung von Daniel Stoppens Siles. Teutschen 
•Gedichten (Frankf. u. Leipzig, 1722') S. 115. 

Die jungen trugen leid und beuleten so sehr. 
Als wenn der arme Faust ihr eigner vater war. 

Ebenda. 

Ferner ebd. S. 255 s. v. »WunschhUtlein Fortunati« : 
-wenn Fortunati wünsch-hütgen oder Fausts mantel noch in 
rerum natura wäre, so würde ich mir dieses magische fuhr- 
werk auf etliche stunden ausbitten und mit demselben eine 
^patzier-fahrt auf den Parnassum anstellen. Stoppe, Ebenda S. 70. 

b. Der älteste Faust-Theaterzettel. 

Das älteste überlieferte Programm einer Aufführung eines 
deutschen Faust - Stückes , das wahrscheinlich zugleich der 
ülteste erhaltene deutsche Theaterzettel ist, wurde 1891 auf- 
gefunden und seitdem zwar schon an drei Stellen veröffent- 

« Vgl. G.-J. XIV. 280-296. 

' Diese Ausgabe nach Birlinger S. 235; Goedeke, Gnindriss z. 
-G. d. dtsch. D.* III. S. 352 verzeichnet keine vor 1728. 

17* 



260 MiSCELLEK. 



licht, aber nur an solchen, die der breiteren Menge der 
Faust-Freunde und Goethe-Liebhaber zu weit abliegen: zuerst 
durch Mering, »Der älteste Faust-Zettel«, in der »Deutschen 
Bühnen • Genossenschaft« XX. Nr. 45 (8. November 1891)^ 
dann 1892 abgedruckt in den »Hamburger Nachrichten« und 
von Ph. Winkler in seiner Programm-Abhandlung der Real- 
schule zu Wasselnheim i/E. »Grundzüge einer Parallele 
zwischen Shakespeares Hamlet und Goethes Faust« (Strassburg 
1892), S. 7 f. Der Zettel stammt aus dem Jahre 1688 und 
zwar aus Bremen, wobei daran erinnert sein möge, dass aus 
der dortigen Gegend für dieselbe Zeit auch anderweitige 
Zeugnisse für Faust - Darstellungen vorliegen.* Der Wortlaut 
jenes Unikums folge hier wegen seines allgemein theatcr- 
geschichtlich wie für die Geschichte der dramatischen Ge- 
staltung des Faust-Stoffes wichtigen Inhalts: 

Heute Freytag | den 18 May Werden die Sächsischen 
Hoch'Teutschen COMOEDIANTEN Auf ihren Schau Platz das 
unvergleichliche und Weltbekandte Stück präsentieren | ge- 
nandt: Das Leben und Todt der -grofTen Erz - Zauberers 
D. JOHANNES FAUSTUS. Mit Vortrefflicher Pickelharings 
Lustigkeit von Anfang biss zum Ende. In dieser Haupt-Action 
wird mit Verwunderung zu sehen seyn: i. Pluto auff einem 
Trachen in der Lufft schwebende. 2. Doct. Faustus Zaubere^ 
und Beschwerung der Geister. 3. Pickelharing in dem er 
Gold samelen will | wird von allerhand bezauberten Vögeln 
in der Luft vexiret. 4. Doct. Faustus Panqvet | bei welchem 
die Schau-Essen in wunderliche Figuren verwandelt werden. 
5. Seltzam wird zu sehen seyn | wie aus einer Pastete 
Menschen | Hunde | Katzen und andere Thiere hervor kommen 
und durch die Lufft flügen. 6. Ein Feuerspeyender Rabe 
kömt durch die Luft geflogen | und kündiget Fausten den 
Todt an. 7. Endlich wird Faustus von den Geistern weg 
geholet. 8. Zuletzt wird die Hölle mit schönen Feuerwerke» 
ausgezieret | präsentieret werden. Zum Schluss sol denen 
Hochgeneigten Liebhabern | diese gantze Haupt-Action durch 
einen Italienischen Schatten präsentieret werden | welches 



* Mit Uebergehung der bei W. Creizenach (Versuch einer Ge- 
schichte des Volksschauspiels von Dr. Faust. 1878) und später von 
Andern angeführten sei hier nur auf eine neuere, bisher wohl über- 
sehene Beglaubigung aufmerksam gemacht: K. Th. Gädertz, Archi- 
valische Nachrichten über die Theaterzustände von Hildesheim, Lübeck, 
Lüneburg im 16. und 17. Jahrh. (1888) S. loi Nr. 18 (vgl. L. Fränkel 
im Goethe-Jahrbuch XIV. 289, Anm.). Ueberaus werthvoJle Parallelen 
bietet übrigens der ganz neue Einblicke gewährende Aufsatz »Zum 
Puppenspiel vom Doctor Faustv in des ersten lebenden Kenners des 
Volksschauspiels, des Leipziger Polizeiarztes Dr. A. Kollmann, »Deutsche 
Puppenspiele« I. (1891) S. 81—108. 



MiSCELLEN. 26 1 



vortrefflich Rar | und versichert das Geld doppelt werth 
ist I worbey auch eine Masquerade von 6 Personen | nemlich 
ein Spanier | zwei Gaudiebe | ein Schulmeister | ein Bauer 
und Bäuerin | welche alle ihren absonderlichen Tanz haben | 
und sehr lächerlich wird anzusehen seyn. Nach diesen sol 
zum Nach -Spiel arangiert werden | die vortreffliche und 
lustige Action aus dem Frantzösischen ins Teutsche tiber- 
setzet I genandt : Der von seiner Frau wohl vexierte Ehemann 
GEORGE DANDIN.' Und weil es heute ohnfehlbar zum 
letzten mahl ist | sol auff den hintersten Platz nicht mehr 
als 8 Grot genomen werden | welches zur Nachricht. Der 
Schauplatz ist in Sehl. Capitain Nissen Hause | auff der Langen 
Strasse vor der Natel. Wird praecise umb 3 Uhr angefangen. 
Einer sage es dem andern.* 

c. Der Teufel als Pudel. 

Unter dieser Ueberschrift veröffentlicht neuerdings A. Car- 
stensen eine »nordfriesische Sage« mit andern : »Am Ur-Quell. 
Monatschrift für Volkskunde«^ IV. (1893), S. 168. Sie lautet: 

Wenn der Teufel in einem Hause einkehrt, bringt er 
wohl selten Frieden mit ; aber einmal in Maasbüll war's doch 
so. Da waren in einem Hause am Sonntage Mann und Frau 
ira heftigsten Streit begriffen, und die Frau rief zuletzt aus: 
»Ik wöl, dät de de döiwel haelet«. (Ich wollte, dass dich der 
Teufel hole.) Kaum hatte sie das böse Wort heraus, als der 
Teufel in der Gestalt eines grossen schwarzen Pudels in der Thür 
erschien. Da hatten die beiden Keifenden nichts Eiligeres zu 
thun, als ein heiliges Buch zu ergreifen und darin zu lesen, 
damit ihnen der Böse nichts anthun könne. Sie hatten aber 
auch einen gewaltigen Schreck bekommen und sollen nach 
diesem Erlebniss mit einander besser haben auskommen können. 

Wir finden hier also einen neuen Beleg für das lebendige 
Fortleben der Faustsage im äussersten deutschen Norden, 
worauf ich schon Goethe-Jahrbuch XIV. 296 Anm. im An- 
schluss an J. G. Kohl, »Die Faustsage im Lande Wursten« 
(dessen »Nordwestdeutsche Skizzen« I. 360—67) hinwies. 

Ludwig Fränkel.' 

» Natürlich das Moliere'sche Stuck George Dandin ou le mari con- 
fondu (1668) Vgl. Fränkel im Archiv f. d. Stud. d. neueren Sprach. 91 , 270. 

* Der Zettel jetzt auf der Bremer Stadtbibliothek: Katalog der 
Faust-Ausstellung im Goethehause zu Frankfurt a. M. 1895: 4^, 150. 

3 Ein neuer Fund zur Faustgeschichte, bei Conlin (Loncm von 
Gominn, 1706), folgt des Raumes halber ira XVI. Bande. 



262 MßCELLEV. 



ö, Notiun über Gotthische Dramen aus Reichards 

TkeaUrkaUndtr, 

Der bekannte Reichardsche Theaterkalender brachte in 
seinen ersten zwölf Jahrgängen, 1775 — 1786, Verzeichnisse 
der lebenden dramatischen Autoren und ihrer ungedruckten 
Werke. Von 1787 an unterblieb die Aufzählung der »im 
Manuskript liegenden« Arbeiten, weil »ihre Angabe immer 
zu ungewiss war und ihre Anzahl sich bej einigen gar zu 
fruchtbar vermehrte.« 

Goethes Name fehlt selbstverständlich in keinem Jahr- 
gang und Reichard zeigt sich im Allgemeinen gut über das 
neu Entstehende unterrichtet. Seine Anführungen sind in 
mancher Hinsicht interessant; einmal waren sie die einzige 
Quelle, aus der für das grosse Publikum in jenen Jahren 
regelmässige Nachrichten tlber Goethes dramatische Arbeiten 
flössen, dann aber zeigen sie uns, wie noch vor der Ver- 
öffentlichung die Aufmerksamkeit auf dieselben gelenkt wurde. 
In der Goethe- Literatur haben bisher nur die frühen Notizen 
tlber den »Egmont« unter dem Titel »Die Vogelwiese« eine 
nicht ganz genaue Erwähnung gefunden (zuerst durch v. Loeper 
in Gosches Jahrbuch f. Litgesch. I, 199 und Dicht, u. 
Wahrh. IV, 217). 

Wir lassen nun das auf Goethe Bezügliche aus den 
Kalendern in genauer Wiedergabe folgen. Gleich lautende 
Wiederholungen aus früheren Jahrgängen sind durch Anfangs- 
und Schlusswort angedeutet. 

Theater-Kalender auf das Jahr 1775. S. 119: Göthe, 
Johann Wolfgang, D. der Rechte zu Frankfurt am Mayn. 
Soll an einem Doktor Faust und einem Trauerspiel, Julius 
Cäsar, arbeiten. 

1776. S. 180: Göthe . . . Faust, einem Trauerspiel, Julius 
Cäsar, und einem andern, Stella,' arbeiten. 

1777. S. 146: Göthe . . . Rechte und geh. Reg. Rath zu 
Weimar. Verschiedene ungedruckte Schauspiele, Doktor 
Faust, Julius Cäsar, die Vogelwiese* etc. 

1778. S. 109: Göthe . . . Vogelwiese, Lilla,' die Mitschuldigen"* 
u. s. w. 

1779. S. 118 = 1778. 



' Gedruckt im Januar 1776 (siehe Goethe an Frau v. Stein 
20. Jan. 1776). Die Vorrede dieses Jahrgangs ist datirt vom letzten 
December 1775. 

' Bezeichnung des »Egmont« nach den Eingangsscenen. Dass 
später die Vogelwiese neben dem Egmont erwähnt wird, mag auf 
einem Versehen beruhen. 

J Erste Aufführung am }0. Januar 1777. 

4 Erste Aufführung im November 1776. 



MiSCELLEN. 263 



1780. S. 113: Göthe . . . Mitschuldigen, die Empfindsamen,' 
Iphigenia,' ein regelmässiges Tr. in 5 A. sämmtlich auf» 
geführt auf der Weimarischen Privatbühne, u. s. w. 

1781. S. X: Göthe . . . Empfindsamen, Jerley und Bäterley,' 
die Geschwister,* Iphigenia ... u. s. w. 

1782. S. 161: Göthe ... in 5 A., Tasso; Graf Egmont; die 
Vögel 5 etc. Die mehresten sind aufgeführt auf der Weimari- 
schen Privatbühne. 

1783. S. 195 : Göthe . . . Vögel, die Fischerin.* Die . . . 
Privatbühne. 

1784. S. 151 = 1782. 

1785. S. 128: Göthe . . . Vögel, Proserpina^ D[rama] u. s.w.. 
Die . . . Privatbuhne. ® 

1786. S. 102 = 1785. 

Es fehlt unter den bis dahin in Weimar gespielten, un- 
gedruckten Stücken nur »die Laune des Verliebten«. AuflfUllig 
ist, wie spät Reichard trotz der engen Beziehungen zwischen 
Weimar und Gotha von der Existenz einiger, besonders der 
»Geschwister«, Nachricht erhielt. 

Georg Witkowski. 



7. Zu Goethes Festspiel: nDes Epimenides Erwachen,vi 

Nachtrag. 

In dem Aufsatze : Goethes Festspiel »Des Epimenides 
Erwachen« (G.-J. XIV) wurde S. 230 auf Anklänge an Schillersche 
Poesie im allgemeinen aufmerksam gemacht; hier folge noch ein 
solcher, der bis jetzt den Erklärern entgangen zu sein scheint. 

Die »Liebe« sagt bei Goethe (14. Auftritt): 

O Schwester, mich so in Verdacht, 
Die immer neu und immer gleich 
Unsterbliche unsterblich macht, 
Die Sterblichen alle gut und reich? 

Schon Schiller hatte Aehnliches gesagt von der aus- 
gleichenden Wirkung der Liebesgöttin auf Menschen und 
Götter, vergl. Triumph der Liebe. 

' Erste Aufführung am 30. Januar 1778. 

* Erste AufTuhrung am 6. April 177p. 

5 Woher stammt die abweicnende Form des Titels? Erste Auf- 
fuhrung am II. Mai 1780. 

* Erste Aufführung am 21. November 1776. 
5 Erste Aufführung am 18. Auj^ust 1780. 

* Erste Aufführung am 22. Tuli 1782. 

7 Erste Aufführung, eingeschoben in »die Empfindsamen«, am 
30. Januar 1778. 

* Der Titel »Jery und Bätely« ist von hier an berichtigt. 



264 • MiSCELLEN. 



Selig durch die Liebe 
Götter — durch die Liebe, 
Menschen Göttern gleich. 

Liebe macht den Himmel 
Himmlischer — die Erde 
Zu dem Himmelreich. — 

Was dann die dort ausgesprochene Ansicht über Goethes 
Patriotismus anbelangt, so hat in der Zwischenzeit, überein- 
stimmend mit meinen Darlegungen, ohne dass wir beide von 
einander etwas wussten, sich Ludwig Blume geäussert, in der 
Ausgabe von Goethes Gedichten S. 236!!. u. S. 263 (Graesers 
Schulausgaben klassischer Werke, herausg. v. J. Neubauer) 
2. Tausend. Wien 1892, in einer grösseren Anmerkung zu 
den politischen Gedichten. Besonders wäre auch hier noch 
hinzuweisen auf eine Stelle in einem Goethischen Briefe an 
Liebich (auch G.-J. VIII, 185), welche sich über die vom 
Dichter beabsichtigte Wirkung verbreitet : »Mein stiller Wunsch, 
diese Arbeit (seil, das Festspiel) nicht nur für Berlin, sondern 
auch für das ganze Vaterland, nicht nur für den Augenblick, 
sondern auch für die Zukunft zu unternehmen, scheint sich 
der Erfüllung zu nähern.« -— Entstellt und missver- 
standen dagegen sind die Ausführungen des vorigen Bandes 
in den »Blättern für litter. Unterhaltung« (Juli 1893). 

Wenn endlich am Schluss des Aufsatzes dem Bedauern 
darüber Ausdruck verliehen wurde, dass die Worte des grossen 
Schlusschores: »So rissen wir uns rings herum. . . .« einen 
würdigen Componisten noch nicht gefunden hätten, so ist 
ihnen schon im Jahre 1889 ein solcher geworden, worauf 
der Herausgeber wie der Unterzeichnete durch die Güte des 
Kgl. Kammerherrn Herrn v. d. Knesebeck brieflich aufmerksam 
gemacht wurden. Als Kaiser Wilhelm IL nämlich Sommer 
1889 Bayreuth, die Stadt Richard Wagners, besuchte, wurden 
auf Veranlassung von Frau Cosima Wagner die Worte des 
Goethischen Chores von Herrn Felix Mottl in Musik gesetzt 
und unter Orchesterbegleitung dem Kaiser als ein Willkomm- 
gruss vorgesungen. Da später der Herr Componist eine 
Klavierbearbeitung anfertigte, konnte der Chor zur Sedan- 
feier 1893 auch im Königl. Realgymnasium zu Berlin von 
den Schülern gesungen werden. Die Composition, welche 
überall ungemein gefiel und deren Melodie leicht fasslich und 
volksthümlich ist, verdient die weiteste Verbreitung. Die 
Orchester-Partitur befindet sich im Besitz von Frau Cosima 
Wagner, die Klavierbearbeitung in dem des Unterzeichneten, 
beide sind vierstimmig. 

H. Morsch. 



MiSCELLEN. 26s 



8. Der wahre Adressat eines Goethischen Gedichtes, 

Seit 1836 erscheint in den Ausgaben von Goethes Ge- 
dichten ohne Ueberschrift folgender Vierzeiler: 

Als kleinen Knaben hab ich dich gesehn 
Mit höchstem Selbstvertraun der Welt entgegen gehn; 
. Und wie sie Dir im Künftigen begegnet, 
So sei getrost, von Freundes Blick gesegnet! 

Jena, den 29. März 18 17. 

Erst Strehlke (Hempel IIL 337), DUntzer (Spemann III. 
2, 30) und von Loeper (W. A. IV. 251) gaben ihm die Ueber- 
schrift »In das Stammbuch von Bernhard von Knebelcc, ohne 
sich dadurch beirren zu lassen, dass Bernhard von Knebel 
am 29. März 181 7 noch nicht vier Jahre alt war. Die im 
Goethe-Archiv erhaltene eigenhändige gleichlautende Nieder- 
schrift bt überschrieben »Hegels na. Sohne«, und dass diese 
Adressirung die allein richtige ist, beweist das im Besitz des 
Herrn Commerzienrath Dr. Reichardt zu Dessau befindliche 
Stammbuch von Ludwig Fischer, das den Goethischen Ein- 
trag mit dem Datum: »Jena, den 30. März 1817« enthält. 
Fischer war bis 1817 in Jena, wurde dann von Hegel nach 
Heidelberg gerufen und begleitete seinen Pflegevater nach 
Berlin; 1823—26 war er Handlungscommis in Stuttgart und 
ging darauf als Soldat in holländischen Diensten nach Indien, 
wo er gestorben zu sein scheint. 

Redlich. 



p. » Wenn ich still und einsam weine. ^i 

Das dreistrophige Gedicht, das ich im Jahrbuch von 1 890 
S. 19 nach einer Abschrift aus dem Arnimschen Familien- 
Archiv mitgetheilt habe, ist nun in Goethes eigenem Nachlass 
zum Vorschein gekommen. Unter den Musikalien im Goethe- 
hause befindet sich ein geschriebenes Heft, 11 Blätter Quer- 
Folio : »Airs de Monsieur de SeckendorfT | arrang^ (!) pour la 
Voix et Paccompagnement du Clavecin.« Am Fusse des Titel- 
blattes die eigenhändige Widmung »Der Frau Baronin von 
Stein«. Nr. i. Aria »Wenn die Mama uns zu lieben geböthe.« 
Darauf folgen drei französische und zwei italienische Piecen, 
dann als Schlussstück Nr. 7 wieder ein deutsches Lied: inJVenn 
ich einsam Thränen weine<i. Darf man den Titel wörtlich 
nehmen, so sind es eigene Dichtungen, die SeckendorfT hier 
in Musik gesetzt hat (vgl. Schriften der G.-G. 7, S. XXIII 
Anmerk.). Die drei gedruckt erschienenen Sammlungen 
»Volks- und andere Lieder, mit Begleitung des Forte piano. 
In Musik gesetzt von Siegmund Freyherrn von SeckendorfT« 



266 MiSCELLEK. 



(I. IL 1779, III. 1782) enthalten unter 36 Nummern 6 eigene. 
Als Musiker und Componist gibt sich ja auch in Strophe 2 
und 3 der Dichter des letzten Liedes zu erkennen. »An sein 
Claviera könnte man es nach alter Weise tiberschreiben. Es 
ist das Beste in der Reihe. 

Der Text des Heftes, Schreiberhand, bietet ausser der 
ersten Zeile folgende Abweichungen : 1,6 vor 2,1 klagen, 

2,2 ergiebt (verschrieben) 3,7 dankt. 

Nun aber eine Ueberraschung. Während ich diese Kleinig- 
keit zusammenstelle, sendet mir mein Freund Fritz Jonas ein 
Bändchen: j»Neues gesellschaftliches Liederbuch, bestehend 
in 400 der neuesten Lieder zum unschuldigen Vergnügen. 
I. 2. 3. u. 4. Band. Hamburg, zu bekommen bey J. C. Zimmer« 
u. s. w. o. J. (Ende des vorigen Jahrhunderts). Das Buch, ein 
massiger Öctavband, schlecht Papier ohne Seitenzählung, ist 
aus mehreren mit Sondertitel versehenen Sammlungen un- 
ordentlich zusammengeflickt Der dritte Bogen mit einem 
Titelblatt »Sammlung der neuesten Lieder, auf verschiedene 
Gegenstände eingerichtet. Dritte Sammlung. Hamburg, zu 
haben bey J. C. Zimmer, bey der SchifTergesellschaftcr, mit 
Num. 36 beginnend, enthält auf dem zweiten Blatt als Num. 39 
unser Lied: mWenn ich einsam Thränen weincm 

Hier aber schliessen sich den drei bekannten Strophen 
noch drei weitere an: 

»Ruhig ist die Nacht im Walde, 
Düster ist mein dunkles Thal: 
In dem stillen Aufenthalte, 
Schweigt der Lerm und meine Quaal; 
Menschen, die uns glücklich scheinen. 
Bringen Jahre rauschend zu; 
Weisheit wohnt in stillen Haynen, 
In dem Thale wohnt die Ruh. 

Weht um mich, ihr lauen Weste, 

Holde Schatten von Jesmin, 

Säuselt sanft, ihr schwanken Aeste, 

Lasst um mich die Rosen blühn; 

Heiter sey die Morgenröthe, 

Und bey schwüler Mittagsglut, 

Töne leise meine Flöte, 

Wenn ich hab ins Grab (lies: Gras!) geruht. 

Stumme Bäume, helft mich klagen. 
Was mein mattes Herze fühlt; 
Macht ein Ende meinen Plagen, 
Bis die Erd mich endlich kühlt; 



MiSCELLEN. 267 



Lebet wohl, ihr frohe Stunden, 
Und du holdes Saitenspiel, 
Wenig hab ich der empfunden, 
Traurige nur allzuviel.« 

Nur allzuviel ! Ein Dilettant geringeren Schlages, dem das 
Lied An das Ciavier nicht lang genug war, hat zum un- 
schuldigen Vergnügen die drei Strophen zugereimt (so will 
es scheinen), mehr ein Seitenstack zu jenem, mit ganz anderer 
Scenerie, als eine Fortsetzung. Ein älterer Druck, der diese 
Zusatzstrophen enthält, muss dem Hamburger Sammler vor- 
gelegen haben, er bleibt noch aufzufinden. Der schlechte 
Druck des Sammelbandes stimmt in Str. i, i und 3, 7 (dankt) 
mit dem Texte des Heftes überein, in Str. 2, i (Klagen) mit 
der Arnimschen Abschrift, hat aber, abgesehen von offenbaren 
Druckfehlem, mehrere Besonderheiten, die sich weder hier 
noch dort finden: i, 5 eitle Freude (lies Freuden) 2, 2 jede 
(Druckf.) 2, 3 und von 3, 2 führt (Druckf.) 3, 3 und vor deinen 
3, 5 muthiges (Druckf.). 

Bernhard Suphan. 



10, Zu: »War' nicht das Auge sonnenhaft. Die Sonne könnt* 

es nie erblicken«,.,, 

Goethe selbst hat bekanntlich angegeben, er habe diesen 
Spruch »einem alten Mystiker« entnommen, den bereits 
Riemer richtig als Plotinus bezeichnete; Düntzer (Goethe- 
Jahrbuch in. 327), sowie v. Loeper (ebd. XI. 139) haben 
dies bestätigt und auf die lateinische Uebersetzung der 
»Enneaden« (I. 6, 8) als Quelle verwiesen. Der Gedanke 
selbst ist jedoch nicht Eigenthum des neuplatonischen Philo- 
sophen, sondern kommt bereits bei Plato vor. Schon im 
»Timäos«, Cap. 16, wird die Theorie des Sehens auf Grund 
einer Vereinigung des im menschlichen Auge als vorhanden 
angenommenen Feuers mit dem ihm verwandten der Aussen- 
dinge entwickelt und im Dialoge »Der Staat«, Hb. VI, Cap. 19, 
sagt Plato ausftlhrlich, dass unser Auge auch durch das Licht 
allein nichts würde wahrnehmen können, wäre es nicht selbst 
der Sonne verwandt, und stammte ihm seine Kraft nicht aus 
dieser höchsten Quelle. Es heisst daselbst schliesslich 
(citirt nach der Uebersetzung von Müller - Steinhart , Lpzg. 
1855, V. 512): »Die Sehkraft ist nicht Sonne, weder sie 
selbst, noch das, worin sie sich erzeugt, was wir Auge 
nennen?« »Freilich nicht.« »Aber das sonnenähnlichste, 
denk' ich, unter den Werkzeugen der Sinne?« »Beiweitem.« 
»Erlangte es also nicht das Vermögen, welches es besitzt, als 
etwas aus der Fülle dieses ihm Zugeströmtes ?« »Ja, allerdings.« 



268 MiSCELLEN. 



Was übrigens Plato in diesen Worten ausspricht, ver- 
kündigten schon Parmen'des, Herakleitos und Enjpedokles 
(s. das Citat in der »Metaphysik« des Aristoteles, Buch III, 
Cap. 4), indem sie lehrten, dass Gleiches nur durch Gleiches 
erkannt werde und die Wahrnehmung der Elemente der 
Dinge nur durch Organe geschähe, welche von der nämlichen 
Natur wie diese seien ; Aristoteles bezeichnet in »De anima« 
(I. 2) als Sinn dieses Satzes, dass die erkennende Seele aus 
den nämlichen Urelementen bestehe wie die Aussendinge, 
und spätere Autoren, z. B. Plutarch und Sextus Empiricus, 
sprechen von demselben, so weit er das Licht betrifft, als 
von der »platonischen Synaugie«. In den »Materialien zur 
Geschichte der Farbenlehre« erwähnt Goethe die Lehre des 
Empedokles ausdrücklich und spricht auch mit hoher Be- 
wunderung von Plato, mit dessen Werken er sich wiederholt 
und eingehend beschäftigt hat. Der Inhalt des Spruches 
»War' nicht das Auge sonnenhaft« mag ihm vielleicht beim 
Lesen des Dialoges »Der Staat« aufgefallen und durch spätere 
Erinnerung wieder neu lebendig geworden sein; denn der 
Annahme, dass dieser Dialog in Goethes Geistesleben keine 
Mos vorübergehende Rolle gespielt habe, kann man sich 
kaum entschlagen, wenn man dessen III. Buch Cap. 19 bis 
zum IV. Buch Cap. 5 durchstudirt und dabei den Geheim- 
bund aus »Wilhelm Meister« und die Schilderung der Er- 
ziehungsprovinz aus den »Wanderjahren« im Sinne behält: 
die Uebereinstimmung, selbst mancher Einzelheiten, ist über- 
raschend. Erwähnenswerth ist auch eine Stelle im VII. Buch 
Cap. 2 : »Und würde Er nicht, nöthigte man ihn in das Licht 
(der Sonne) selbst zu blicken , an den Augen Schmerzen 
empfinden, und sich wegwendend nach den Gegenständen 
kehren, die er anzusehen vermag?« Wem kämen hierbei 
nicht die Verse ins Gedächtniss: »Sie tritt hervor 1 — und, 
leider schon geblendet, kehr' ich mich weg, vom Augen- 
schmerz durchdrungen« (Faust, v. 4701/2), und »So dass wir 
wieder nach der Erde blicken« (ebd., v. 4713)? 

Edmund O. von Lippmann. 



//. Zu n Alles in der Welt lässt sich ertragen. Nur nicht eine 

Reihe von schönen Tagen.« 

Einen Belag dafür, dass dieser Satz auf ein volksthüm- 
liches Sprüchwort zurückweist , bietet folgende Stelle in 
Luthers Brief »An die Christen zu Augsburg« vom 11. Dec. 
1523: »Aber es würde der Lust nicht lange bleiben, sintemal 
die Natur nicht vermag eitel Freude und Lust zu tragen 



MiSCELLEN. 269 



auf die Länge. Wie man spricht: der Mensch kann Alles 
wohl erleiden ohne gute Tage, und müssen starke Beine sein, 
die gute Tage ertragen wollen.« (S. »Martin Luthers aus- 
gewählte Werke«, Frkft. 1889; L 268.) 

Edmund O. von Lippmann. 



12, Zum Gedicht »Zuei^nufig«, 

Eines der geschätzteren Gedichte des Bonaventure Des 
Periers (Oeuvres revues par . . . L. Lacour L p. 68) betitelt 
»Des Roses« beginnt so: 

Un jour de may, que Taube retoumee 

Refraischissoit la claire matin^e 

D'un vent tant doulx, lequel sembloit semondre 

A prendre Theure, ains que se laisser fondre 

A la chaleur du soleil advenir 

Je me levay, afin de prevenir 

Et voir le poinct du temps plus acceptable 

Qui soit au jour de Test^ delectable. 

Pour donc un peu recr^er mes espritz. 

Au grand verger, tout le long du pourpris, 

Me pourraenois par Therbe fresche et drue, 

La oü je veis la ros^e espandue. 

Et sur les choulx ses rondelettes gouttes 

Courir, couler, pour s'entrebaiser toutes; 

Hier scheint mir der Anklang an die »Zueignung« : Der 
Morgen kam ; es scheuchten seine Tritte .... unverkennbar. 
Eine Bekanntschaft Goethes mit den lyrischen Dichtungen 
Des Periers ist zwar nicht bezeugt, wohl aber mit seinen 
Novellen, vgl. oben S. 153; schon daraus, noch mehr aus 
Goethes Vertrautheit mit dessen dichterischen Genossen, den 
französischen Lyrikern und Satirikern des 16. Jahrh. (vgl. 
D. u. W., IIL Theil, W. A. 28, 52) möchte man schliessen, 
dass ihm auch Des Pdriers Lyrik nicht fremd gewesen sei. 

Das Gedicht Des Periers ist die freie Uebertragung einer 
Idylle des Ausonius De rosis nascentibus (Ausg. der Mon. 
Germ. hist. Tom. V, pars II append. p. 243), doch ist schwer- 
lich anzunehmen, dass Goethe den spätlateinischen Dichter 
gekannt hat, vielmehr waren in diesem Falle wie so oft die 
Renaissancedichter Vermittler classischer Motive. 

Ernst Goldbeck. 



270 MiSCELLEN. 



jj. Zu nMahomets Gesangs und nlimenaum, 

»Dans la lecture, chacun trouve son charme particulier. 
Le mien, c'est, ä mesure que j'y chemine, de preter Toreille 
aux Souvenirs qu'elle rdveille, aux comparaisons qu'elle suscite, 
aux dchos qu'elle fait parier.« (E. Littr^, Litt^rature et 
Histoire, Paris 1875, S. 67). — Echos hat »Mahomets Gesang« 
in deutscher Lyrik mehr als eines geweckt : bei Stolberg, bei 
Hölderlin, bei Mörike, bei Paul Heyse klingt er an und nach. 
Vorgoethisches ist meines Wissens zur Vergleichung noch 
nicht herangezogen worden. Ich möchte auf eine schöne Stelle 
bei Bossuet hinweisen, die unseres Dichters vielgestaltige 
Symbolik des ihm »immer nahen und innig befreundeten 
Elementes« (Victor Hehn, Gedanken über Goethe, S. 302) 
wie von ferne ankündigt und das Gleichnissmotiv der herr- 
lichen Ode vorwegnimmt. In der Trauerrede auf den grossen 
Condd (1687) heisst es: »Reconnaissez le hdros qui, toujours 
^gal ä lui-m^me, sans se hausser pour paraitre grand, sans 
s'abaisser pour dtre civil et obligeant, se trouve naturellement 
tout ce qu*il doit etre envers tous les hommes: comme un 
fleuve majestueux et bienfaisant, qui porte paisiblement dans 
les villes l'abondance qu*il a rdpandue dans les campagnes 
en les arrosant ; qui se donne ä tout le monde, et ne s'^I^ve 
et ne s'enfle que lorsque avec violence on s'oppose ä la 
douce pente qui le porte ä conti nuer son tranquille cours.« — 
Und kurz vorher: »La grandeur qui vient par-dessus, loin 
d'affaiblir la bontd, n*est faite que pour Taider ä se communiquer 
davantage, comme une fontaine publique qu'on ^l^ve pour 
la r^pandre.« — Auch die Worte der »Tochter« in den »Bruch- 
stücken einer Tragödie« (W. A. 11. S. 348) können an diese 
Bossuetschen Bilder erinnern: 

Du warst ein sanfter Mann, 

Wenn trauliches Gespräch dich letzte. 

Ein stiller Bach, der auf dem Sande rann, 

Doch brausend, wenn ein Fels sich widersetzte; 

Und wenn dein grosses Herz von Unmuth schwoll, 

Fast alle Plane dir misslingen sollten, 

Zerriss der Strom das Ufer übervoll. 

Der Berg erbebte, Fels und Bäume rollten. — 

Das Gleichniss Strom und Eroberer gebraucht Malherbe 
in der Ode an Heinrich IV. Sur Theureux succ^s du voyage 
de Sedan (1606): 

Tel qu'ä vagues ^pandues 
Marche un fleuve imp^rieux. 
De qui les neiges fondues 
Rendent le cours furieux. 



MiSCELLEN. 271 

Tel, et plus (^pouvantable, 
S'en allait ce conqu^rant 
A son pouvoir indomptable 
Sa col^re mesurant. 

Auch wo Zusammenhang — der Nachbildung oder der Er- 
innerung — sich nicht nachweisen lässt, sind solche Aehnlich- 
keiten anziehend. Und auch zufällige Gedankenbegegnungen 
sind lehrreich, wenn nicht litterarhistorisch, so doch psycho- 
logisch, als Varianten, möchte man sagen, der menschlichen 
Phantasie. 

Nicht zufällig sind meines Erachtens gewisse verwandte 
Zuge in Goethes »Ilmenau« und Wielands etliche Jahre älterem 
Geburtstagsgedicht an Anna Amalia (Gedichte an Olympia. 
Werke Bd. 12. S. 252, Hempel). In Vers, Sprache und Situation 
ist Aehnlichkeit kaum verkennbar: in Goethes wundervoller 
Composition sind Töne Wielands aufgenommen und aufgehoben. 

Wohl Dir, die in dem Weihrauchkreise 

Der Erdengöiter nicht den hohen Sinn verlor 

Für Freiheit und Natur, nach alter deutscher Sitte 

Sich einen Wald zum Ruhesitz erkor. 

Und in der moosbedeckten Hütte, 

Wenn tief im nächtlich stummen Hain 

Auf offnem Herd die heiPge Flamme lodert, 

Sich glücklich fühlt und nichts vom Schicksal fodert. 

Des Waldes Geister sehn den ungewohnten Schein 

Ringsum die hohen Buchen weissen 

Und nähern freundlich sich und heissen 

Willkommen dich in ihrem stillen Reich. 

Wir spüren sie bald leichten Nebeln gleich 

Um halbbestrahlte Erlen lauschen. 

Bald über uns durch hohe Wipfel rauschen. 

Ein leises Grauen schleicht um unsre Brust, 

Doch stört es nicht, erhöht nur unsre Lust. 

Wir singen — um dich her im Kreise 

Gelagert — nach der schönen Weise, 

Die Dir, Olympia, die Musen eingehaucht, 

»Zaydens Schmerz bei ihres Mohren Klagen« 

Und fühlen unser Herz im Busen höher schlagen, 

Bis jetzt der Herd mit trüberm Feuer raucht. 

Und späte Sterne, die durch schwarze Wipfel blinken. 

Uns in die Burg zurück zu unsern Zellen winken. 

O Fürstin, fahre fort aus Deinem schönen Hain, 
Dir ein Elysium zu schaffen, 

J. Imelmann. 



272 MiSCELLES. 



14, Zur Weimarer Ausgabe L j, /, 7JJ. 

Am 10. April 1832 schrieb Clemens Brentano (Werke 9, 270) 
aus Frankfurt an seinen Bruder Christian : »Der arme Göthe 
ist nun auch anderer Kritik gegenüber. Seine letzte Schrift 
war in Siegmund's Stammbuch.« Clemens' Aeusserung be- 
ruhte auf den eigenen Angaben seines Neffen Siegmund 
von Arnim. Dieser war bei Goethe in seinen letzten Tagen 
gewesen und dann von Weimar nach Frankfurt weitergegangen. 

Diese »letzte Schrift« Goethes, feste, schöne Züge, be- 
wahrt noch heute das Stammbuch Siegmunds von Arnim : 

Ein jeder kehre vor seiner Thür, 
Und rein ist jedes Stadtquartier; 
Ein jeder übe sein Lektion, 
So wird es gut im Rathe stöhn. 

Weimar j ^ ^ ^ ^ 

März 1832 •' 

Es sind dies dieselben Verse, welche mit der Aufschrift 
»Bürgerpflicht. Den 6. März iZ^i^ bereits im Jahre 1849 
(Hempel 3, 210) nach einer andern Niederschrift Goethes 
im Facsimile veröffentlicht wurden, und nun auch in der 
Weimarer Ausgabe gedruckt vorliegen. Die Stimmung, der 
diese zur Selbsteinkehr mahnenden Verse entsprangen, war 
also bis zuletzt in Goethe lebendig. 

Reinhold Steig. 



7J'. Stockfleths und Goethes Macarie. 

Wolfgang Menzel giebt im zweiten Bande seiner »Deutschen 
Dichtung« (S. 425) von der »kunst- und tugendgezierten Macarie^ 
Stockfleths (Nürnberg erster Theil 1669, zweiter Theil 1673; 
über den Dichter vgl. Goedeke III. S. 250, 30; S. 275, 25; 
S. 291, 29) folgende Analyse: 

»Macarie wird als das Ideal eines sowohl hochgebildeten 
als tugendhaften Frauenzimmers gepriesen und zum höchsten 
Ziel der Wünsche gemacht ftlr den liebhabenden Polyphilus, 
der endlich, gleich dem treuen Amadis, sein schönes Ziel 
erreicht. Zugleich breitet sich von Macarie aus über alle 
Verhältnisse und Personen Ruhe, Klarheit, Veredelung. Eine 
entartete Königin wird bekehrt u. s. w. Das Ganze ist alle- 
gorisch zu verstehen. Macarie personificirt das gesammte 
Streben der akademischen Poesie jener 2^it im Gegensatz 
gegen die Rohheit des eben überwundenen dreissigjährigen 
Krieges . . . .« 



MiSCELLEN. 273 



Diese Inhaltsangabe, besonders die Notiz über den ver- 
edelnden Einfluss, den Macarie ausströmt, brachte mich auf 
die naheliegende Frage, ob Goethes gleichnamige und hierin 
gleichartige Figur etwa irgend mit der Heldin des mit Recht 
vergessenen Romans von Stockfleth zusammenhänge. Un- 
möglich wäre das ja nicht : Goethe hat die lehrhaften Romane 
der vorklassischen Zeit wohl gekannt, und wenn er auch die 
Verse der Asiatischen Banise (Ausgabe Leipzig 17 21 S. 510): 

Gott zahlet zwar nicht täglich aus: 
Doch ist er keinem je was schuldig blieben, 
Sein langsam Zorn druckt gar in Grauss, 
Und sein Gemerk ist in Metall geschrieben 

nicht nöthig hatte, um seinen Spruch zu dichten: 

Nicht jeden Wochentag 
Macht Gott die Zeche — 

so hat er doch einen Satz aus Hallers Usong dem »Götz« 
zum Motto gegeben. Ueberhaupt verdiente der Zusammen- 
hang des alten mit dem neuen Roman bei Wieland, Goethe, 
Jean Paul wohl einmal eine Monographie. 

Um nun jeden Andern vor der Durchsicht der tugend- 
und kunstgezierten Macarie zu bewahren, theile ich mit, dass 
ich bei derselben für einen Zusammenhang, ja auch nur fur 
die leiseste Reminiscenz keinerlei Anhalt gefunden habe. 
Allerdings ist den »Wanderjahren« manches mit der »Macariea 
gemein: die Fülle ernster Gespräche und lehrreicher Aus- 
sprüche, die Neigung zur Allegorie, sogar die seltsamen 
Namen (deren Stockfleth S. 275 ganze Haufen alphabetarisch 
in ein Gedicht drängt). Dies Alles aber beruht natürlich 
nur darauf, dass Goethes Altersstil ihn zu einer Lehrhaftig- 
keit führte, die dem siebzehnten Jahrhundert geläufig war 
und die nach den grossen Kriegen 1648 sowohl wie 181 5 
ganz allgemein zur Begünstigung der Allegorie führte (etwa 
gleichzeitig mit Stockfleths Buch entstand das berühmteste 
Werk der Art, Bunyans »Pilgrims Progress«; Macarie aber 
gehört mit den Allegorien der Romantiker zusammen). Ein 
einziges Detail erinnert äusserlich an die »Wanderjahre«; 
auch hier spielt (S. 261) ein Kästchen und ein Schlüssel eine 
gewisse Rolle. Um so mehr ist — trotzdem Menzels In- 
haltsangabe ganz zutre£fend ist — die Idealjungfrau des alle- 
gorischen Abenteuerromans von der »Sonnenfrau« der 
»Wanderjahre« verschieden. Es ist eben nur zweimal der 
gleiche bezeichnende Name gewählt worden. 

Ein Spruch dagegen, den das an Gedichten (besonders 
an Sonetten) reiche Buch anbringt, erinnert an ein oft citirtes 
Wort der »Lehrjahre«. Wie es dort von Aurelien heisst, 

Coktmb-Jaurbvcu XV. l8 



274 MiSCELLEK. 



dass sie leider nicht liebenswürdig war, wenn sie liebte, so 
wird hier (a. a. O. S. 210) gesungen: 

Wer im Lieben nicht beglücket, 
Der wird bald bald unterdrücket. — 

Richard M. Meyer. 



16. Zu Goethes Tagebuche (W. A. IlL j, 322). 

Unter dem 13. März 1808 vermerkte Goethe in seinem 
Tagebuche: »Abends bey Mad. Schopenhauer. Einige Lieder 
aus der Fortsetzung des Wunderhorns vorgelesen.« Nun 
erschien aber der erste Band des Wunderhorns zur Michaelis- 
messe 1805. Den zweiten und dritten Theil, die mit Beginn 
des Jahres 1808 in Angriff genommen wurden, erhielt Goethe 
zu Ende October (Tagebuch III. 3, 395 f.). Er dankte Arnim 
in einem Schreiben vom 14. November, das mir vorliegt. 

Wie erklärt sich Goethes Eintragung vom 13. März? 

Im Februar 1808 weilte Johannes Falk in Cassel. Er 
besuchte hier auch Clemens Brentano. Eben waren die ersten 
Aushängebogen des zweiten Bandes von Arnim aus Heidel- 
berg eingetroffen. Falk nahm sie — nach Clemens' Corre- 
spondenz mit Arnim — fort, um sie Goethe zu senden. Ohne 
Zweifel aber überbrachte er sie persönlich, als er Goethe am 
7. März »von seiner Casseler Reise erzählte« (Tagebuch 3, 321). 
Diese Bogen also waren die »Fortsetzung des Wunderhorns«, 
aus der Goethe am 13. März im Cirkel der Frau Johanna 
Schopenhauer einige Lieder vorlas. 

Reinhold Steig. 



77. })lch kanns zu Kopf nicht bringen^ 

Goethe schreibt am 19. Nov. 1796 an Schiller: »Von 
den passiven Theilnahmen habe ich leider schon die be- 
trüb testen Beispiele wieder erlebt, und es ist nur immer 
eine Wiederholung des Refrains: ich kanns zu Kopf nicht 
bringen ki 

Man weiss wohl nicht allgemein, und auch Schiller wusste 
wahrscheinlich nicht, wie grob der Freund hier ist. Derjenige 
nämlich, der ursprünglich diesen »Refrain« spricht, ist — der 
Esel. In dem »Auszug aus seinem Briefwechsel über Ossian«, 
den Herder 1773 ^^ ^^^ ^^^^ »Von deutscher Art und Kunst« 
beisteuerte, wird mit Bewunderung die »alte Fabel« von 
Kukuk tmd Nachtigall mitgetheilt. Die beiden Sänger machen 
den Esel zum Schiedsrichter: 



MiSCELLEN. 275 



Die Nachtigall sang lieblich aus; 

Der Esel sprach: Du machst mir kraus! 

Ich kanns in Kopf nicht bringen, 

(Suphan 5, 192). 

Zu der Meinung, es läge ein Refrain vor, verführte 
Goethe — falls er es überhaupt mit diesem Ausdruck genau 
nahm — der Umstand, dass Herder die Verse anerkennungs- 
voll noch einmal abdruckt und auslegt: »Die Herren, die 
aus Stumpfsinn und Gedankenlosigkeit gleich über jeden 
etwas gedrängten oder lebhaften Styl schreien: ,ei nicht 
Griechische Lauterkeit 1 Ciceronische Wohlberedtheit', in Ellen- 
langen Deutschlateinischen Perioden ! so voll Anspielungen, 
voll Bilder, voll Gedanken — ernst aber freilich . . .« 

Herder wehrt sich natürlich gegen die mürrischen Kritiker 
seines eigenen und des Hamannischen Stils; es ist nicht 
uninteressant, die alte Waflfe jetzt, ein Vierteljahrhundert 
später, von seinem ehemaligen Waffengeßthrten gegen die 
Schaaren angewandt zu sehen, unter denen Herder selbst 
jetzt eine führende Stellung einnahm. 

Wen die Härte des Tadelswortes verwundert, der sei 
ausser an viele Stellen im Briefwechsel Goethes und Schillers 
nur daran erinnert, dass gerade um jene Zeit Kotzebue 
gegen seine literarischen Gegner den »Hyperboreischen Esela 
richtete. Und wie hat Goethe später seine Gegner in der 
Farbenlehre behandelt! — 

Es wäre ganz hübsch, wenn man einmal Goethes Citate 
sammeln würde; wahrscheinlich würde sich herausstellen, dass 
nichts ihm mehr und lieber zur Hand war als die Bücher, 
die er in der grossen Lehrzeit nach Leipzig verschlungen. 

Richard M. Meyer. 



18, /. G. Wille Über Werther. 

Am /j. December 1774^ trug Wille in sein Tagebuch 
ein: »M. Von der Sala, m'a apport^ deux volumes, un fran- 
^ois sur r^ducation, Tautre: Die Leiden des jungen Werthers, 
de la part de M. Huber, ä Leipzig.« 

Am 21. März 1775 (a. a. O. IL 7 f.) trägt W. Folgendes 
in sein Tagebuch ein: »Rdpondu ä M. Huber, professeur 
de langue fran9oise ä Leipzig. Je le remercie de son livre 
en fran9ois sur T^ducation, qu'il a fait imprimer et qu'on dit 
^tre Touvrage d'une dame de Paris, comme aussi d*un livre 
allemand qui a pour titre : Die Leiden des jungen Werthers, 

' M^oires et Journal de J. G. Wille . . publi^s . par G. Duplessis, 
I- P- 584, Paris, Renouard. 1857. 

i8* 



276 MlSCELLEN'. 



par M. Goethe, ä Francfort, auteur original qui fait beaucoup 
de bniit, et dont ce livre-cy est une preuve. C'est un ouvrage 
presque unique dans son genre. Cet auteur a Tart de manier 
la langue alleinande avec un avantage ^tonnant et sublime. 
La maniere attaque Väme et )e coeur, dans ses descriptions 
douces et dnergiques des diverses situadons oü son h^os se 
trouve. Je Tay lu avec cette Sensation, et je crains de le 
lire une seconde fois quoique je le d^ire, et je le ferai.« 

Zufälliger Weise hatte W. an demselben Tage, an dem 
er dies niederschrieb, den Besuch des Prinzen von Sachsen- 
Weimar und des Barons von Knebel, der mit dem Prinzen 
in Paris war. W. sagt über den Prinzen: »Je fus enchant6 
de ses discours, de ses mani^res et de ses connaissances et 
sentiments.« Sehr wahrscheinlich ist, dass der »Werther« 
Gesprächsthema gewesen war. 

Max J. Friedländer. 



ip. Zu »Goethe als PoUiiker.m 

O. Lorenz hat in seiner Schrift: »Goethes politische Lehr> 
jähre« (vgl. unten Bibliographie) des Dichters grosse, dem 
FOrstenbunde gewidmete Thätigkeit eingehend geschildert. 
Zur Ergänzung der dort S. 149 gegebenen Zusammenstellung 
mag folgender kleiner Fund dienen. Unter den politischen 
Broscharen in Goethes Bibliothek findet sich ein anonymes 
Heftchen von 62 Seiten klein 8^, unter dem Titel »Deutschlands 
Erwartungen vom FOrstenbunde,« 1788, mit dem Motto: 
»Unser FOrstenbund scheint, seit einiger 2^it, einer blossen 
Mauer zu gleichen, die zwar fest genug ist, aber kein 
lebendiges Erzeugniss verwahrt, und nodi weniger hervor* 
bringen kann. Ein Edler in einem Privatbriefe.« Vom 
steht eine handschriftliche Widmung: 

-»Dem Emire der Ritter, muthig und feuervoll, dem 
den man überall sah — unterthänig gewidmet. 

von Coudenhove.« 

Die Worte sind entlehnt aus der Broschüre S. 6 
(. . . Einen, muthig und feuervoll, sah man aberall . . .), wo sie 
mit Tinte unterstrichen sind. 

C RULAMD. 



20. Goethes Zeichnung des Cafitols, 

Jedem Besucher des Goethe * National - Museums ist die 
getuschte Zeichnung bekannt, die unter Glas und Rahmen 
im sogenannten Deckenzimmer hängt und von Schuchardt 



MiSCELLEK. 277 



(Goethes Kunstsammlungen Bd. i S. 335 Nr. 67) und Ruland 
(Die Schätze des Goethe - National - Museums S. 7) als eine 
Arbeit des Meisters bezeichnet worden ist. Indessen belehren 
uns Goethes eigene Worte, dass dies nicht richtig ist. Unter 
den vier Steindrucken, die im Jahre 1821 unter dem Titel 
»Weimarische Pinacothek. Erstes Heft« erschienen, befindet 
sich auch eine Nachbildung unseres Blattes in natürlicher 
Grösse, lithographirt von H. Hess. In dem dazu gehörigen 
Texte, den Goethe selbst verfasst hat (siehe seinen Brief an 
Karl August vom 19. April 1821), giebt er eine genaue Be- 
schreibung des Blattes und erzählt, dass es vor mehr als 
vierzig Jahren von einem Kunstfreunde in Rom entworfen 
worden sei. Diese unrichtige Datirung ist vielleicht beab- 
sichtigt, um die Vermuthungen tiber den Zeichner, der auf 
dem Steindruck nicht genannt ist, irrezuführen. Ueber die 
Entstehung des Blattes berichtet er: »Als der Freund seine 
Skizze Abends in die Perspectivstunde zu Meister Verschaffelt 
brachte, billigte Dieser den Versuch nicht allein, sondern 
begab sich gleich des andern Morgens an Ort und Stelle, 
um das Blatt kunstmässig anzulegen und auszuführen, und 
verehrte es dem Entdecker dieser Ansicht.« Von dem Unter- 
richt in der Perspective bei VerschafTelt schreibt in der 
»Italienischen Reise« Goethe unter dem 11. August 1787 und 
im Bericht über diesen Monat (Hempel Bd. 24 S. 382 und 
S. 391). Also wird die Entstehung der Zeichnung in diese 
Zeit zu setzen sein. Sie ist künftig nicht als Goethes, son- 
dern als Verschafifelts Arbeit anzuführen. Goethes Text, der 
in Kunst und Alterthum III. 2 S. 168— 'i 71 abgedruckt wurde, 
ist bei Hempel Bd. 28 S. 843 f. zu finden. 

G£ORG WlTKOWSKI. 



21. Randbemerkungen zum r^Goethischen Gleichnisse. 

Die Gleichnisse Goethes tragen ein durchaus eigenartiges 
Gepräge. Nur vorübergehend hat er darin einen fremden Ton 
angeschlagen, in früheren Jahren unter unwillkürlicher Ein- 
wirkung der Bibel und Shakespeares, später in bewusst künst- 
lerischer Nachahmung Homers (in der Achilleis) und der 
orientalisch-persischen Poesie im Divan. Besonders in den 
Liebesgedichten des letztern ist der fremdartigen Anschauungs- 
weise Raum gegeben. Vom süssen Rubinmund (VIII. 26, 
V. Loeper), von Wimperpfeilen und Schlangenlocken (VIII. 
12, 24) der Geliebten spricht der Dichter. Zöpfe und Kämme 
zieren ihr Köpfchen, wie die Kuppel Moscheen ziert (VIII. 22). 
In ihrem Gange gleicht sie einer wandelnden Cypresse. 



278 MlSCELLEN. 



»Wie Wurzelfasem schleicht ihr Fuss Und buhlet mit dem 
Boden, Wie leicht Gewölk verschmilzt ihr Gniss, Wie Ost- 
gekos* ihr Odem« (II. 11). Herrlich ist sie wie Moschus; 
wo sie war, gewahrt man sie noch (VIII. 20). »I^ass mich 
nicht so der Nacht, dem Schmerz«, fleht der Liebende (VIII. 41), 
»Du Allerliebste, du mein Mondgesicht ! O du mein Phosphor, 
meine Kerze, Du meine Sonne, du mein Licht I« Es liegt, 
wie man sieht, der exotische Duft und Schimmer des Orients 
auf diesen Liedern und ihren Tropen. — 

Nach dem Ausspruch eines englischen Kritikers besass 
Goethe die Gabe alles zu sehen. »Es ist alles so Blick bei 
Euch«, sagte Herder ihm oft (G. an Herd. Anf. Juli 1772). 
Und er sah mit dem hellen, offnen, für alle Eindrücke 
empfänglichen Auge des normalen Menschen, nicht mit dem 
mikroskopischen Blick des Gelehrten. Wo die Poljhistorie 
eines Jean Paul aus Büchern die entlegensten Einzelheiten 
für künftige Anspielungen zusammenliest und in Zettelkästen 
niederlegt, drängen sich ihm die Bilder der wahrgenommenen 
Dinge zu, mit Rümelin zu reden (Shakespearestud. S. 274), 
wie die Schatten um Odysseus Haupt, dass er sich ihrer nur 
zu erwehren hat und eine Auswahl treffen muss, welchen 
von ihnen er das Wort vergönnen will. Natürlich ist damit 
nicht ausgeschlossen, dass gewisse Bilder von besonders er- 
hellender Kraft, wie die Gleichnisse vom Häutungsprocess 
im Thier- und Pflanzenleben, von der Läuterung des Metalls, 
dem Probirstein, von Zettel und Einschlag, Ruder und Segel, 
Kapital und Interessen, Ball- und Brettspiel, Spiegelungen 
u. a., zur Veranschaulichung sich lebhaft und wiederholt auf- 
drängender Vorgänge immer von neuem bei ihm zur Ver- 
wendung kommen. — 

Ungleichartigkeit der Tropen innerhalb derselben meta- 
phorischen Periode vermeidet der lebhafter pulsirende Jugend- 
stil Goethes nicht. »Ja eure Reden, die so blinkend sind« 
sagt Faust I. 201 fg., »In denen ihr der Menschheit Schnitzel 
kräuselt. Sind unerquicklich wie der Nebelwind, Der herbst- 
lich durch die dürren Blätter säuselt.« Und so sind in den 
früheren Dichtungen auch Bild und Allegorie nicht immer in 
der Reinheit durchgeführt, welche den späteren eigenthümlich 
ist. Das umgeworfne Kleid deckt seinen Gegenstand nicht 
immer vollständig und lässt die eine oder andere Stelle desselben 
unverhüllt hervortreten, wie im Schwager Kronos: »Ab denn, 
rascher hinab! Sieh, die Sonne sinkt! Eh sie sinkt, eh mich 
Greisen Ergreift im Moore Nebelduft, Entzaknie Kiejern 
schnattern Und das schlotternde Gebein^m Von Interesse ist 
es in dieser Beziehung das nämliche Bild in den Ausführungen 
verschiedener Epochen mit einander zu vergleichen. Im 
Wanderer, der dem Jahre 1772 angehört, lesen wir: »Vollfr 



MiSCELLEN. 2/9 



Keim, blüh' auf, Des glänzenden Frühlings herrlicher Schmuck, 
Und leuchte vor deinen Gesellen! Und welkt die BlUthen- 
huUe weg, Pann steig' aus deinem Busen Die volle Frucht 
Und reite der Sonn' entgegen!« Im Tasso der Renaissance- 
periode IL 2: »O Witterung des Glücks, Begünstige diese 
Pflanze doch einmal ! Sie strebt gen Himmel, tausend Zweige 
dringen Aus ihr hervor, entfalten sich zu Blüthen. O dass 
sie Frucht, o dass sie Freude bringe! Dass eine liebe Hand 
den goldnen Schmuck Aus ihren frischen, reifen Ästen breche!« 
Auf den der Frühzeit folgenden Entwicklungsstufen des 
Goethischen Stils finden sich tropische Dissonanzen nur ganz 
vereinzelt einmal wieder, wie in den Versen der zahmen 
Xenien V. 302 (v. Loeper): So zerret Lesers dürftig Ohr 
Mit vi^gequirltem Phrasen^<7r (vgl. das Schnitzelkräuseln in 
der obigen Stelle), Uns habt ihr nicht am Seile! — 

Schuckmann bestätigt in einem Briefe an Reichardt 
(1790, Holtei in Westerm. Monatsh. 1864 Nr. i), dass Goethes 
Bilder immer das wahre Gegenstück dessen seien, was die 
Natur dem Dinge gegeben. Daher bedarf es eines offenen, 
»ausgewaschenencc Auges, um die plastische Schärfe derselben 
in der Wiedergabe des Angeschauten recht wahrzunehmen, 
während umgekehrt die Bilder eines Dichters wie Klopstock 
»nur Klänge in der Brust des Hörenden anregen, die zu ver- 
nehmen man das Auge schliessen und den Verstand schweigen 
heissen mag.« (J. G. Droysen.) — 

Das Gleichniss Goethes drängt nicht mit epigrammatischer 
Zuspitzung nach der Pointe der Vergleichung hin, sondern 
neigt zu ruhiger paradelsirüger Entfaltung' und trägt nicht 
selten den Charakter dieser Dichtungsgattung. Um die Be- 
wegung zu verdeutlichen, in welche ihn die neue römische 
Welt versetzt hat, schreibt er 21. Februar 1787: »Man er- 
zählt von einem Schiffer, der, von einer stürmischen Nacht 
auf der See überfallen, nach Hause zu steuern trachtete. Sein 
Söhnchen, in der Finsterniss an ihn geschmiegt, fragte: Vater, 
was ist denn das für ein närrisches Lichtchen dort, das ich 
bald über uns, bald unter uns sehe? Der Vater versprach 
ihm die Erklärung des andern Tages und da fand es sich, 
dass es die Flamme des Leuchtthurms gewesen, die einem 
von wilden Wogen auf- und niedergeschaukelten Auge bald 
unten, bald oben erschien. Auch ich steure auf einem leiden- 
schaftlich bewegten Meere dem Hafen zu und halte mir die 



' »Wenn Ihnen ein glückliches Gleichniss aufgeht«, räth er dem 
jungen Schubarth 21. Apnl 1819, »so suchen Sie es der Parabel zu 
nihem und hüten sich die Allegorie ins Einzelne umzuarbeiten. Ueber- 
lässt mans dem Leser, so thut es ein jeder nach seiner Art, übernimmt 
man es selbst, so hat jedermann etwas zu erinnern.« 



28o MiSCELLEK. 

Gluth des Leuchtthunns scharf im Auge; weim sie mir aach 
den Platz zu verändem scheint, so werde ich doch zuletzt 
am Ufer genesen.« Aehnlichen parabolischen Qharakters sind 
die Gleichnisse vom Vogel, dem die Götter, da. er sich ins 
Wasser gestürzt, seine FlQgel in Flossfedem venrandelten 
(an Fr. v. Stein 14. Sept. 1780), vom getrockneten Fisch, 
der in den Quell der Verjüngung gebracht, davon schwamm 
(an Boiss. 16. Juli 18 18), vom Jüngling, der einen Ruder- 
pflock fand, und zum reichen Kauffahrer gedieh (Kunstschätze 
am Rhein, Heidelberg; Wandeij. IL 12) u. a. — 

Die Personification vollzieht sich entweder mittelbar, 
indem sie Gegenständen der seelenlosen Natur oder körper- 
losen Ideenwelt Merkmale und Aeusserungen persönlidien 
Lebens beilegt, oder durch directe Umbildung derselben zu 
vollkommener selbständiger Persönlichkeit Als völlige Personen 
menschlicher, oder dämonischer und göttlicher Natur erscheinen 
abstracte Begriffe in den Goethischen Dichtungen aller Perioden, 
theils in einfacher Bezeichnung als solcher, wie »die alte Frau 
Menschenliebe« (Gesch. Gottfr.'s v. B. IV.), »Erfüllung, die 
schönste Tochter des grössten Vaters« (Iphig. III. i), »Noth, 
des Schicksals unberathne Schwester« (ebd. IV. i), (tie mäch- 
tigen Göttinnen Gegenwart und Verschwi^enheit (Tasso IV. 4, 
Rom. Eleg. 20), theils in mehr oder weniger ausgeführter 
Darstellung ihres Wesens und Wirkens. So die FkantasU 
in der Ode »Meine Göttin« (15. SepL 1780), die gewandteste, 
verzärtelte Tochter Jupiters, die dem Menschen allein unter 
allen sterblichen Wesen durch Himmelsband verbunden und 
als treue Gattin in Freud und Elend zugesellt ist Freilich 
lässt sich ihre bewegliche Natur nicht ganz in die Schranken 
der Gestalt und Persönlichkeit baimen,' indem sie der 
Dichter bald Blumenthäler betreten, bald mit fliegendem 
Haar und düsterm Blick im Winde um Felsenwände sausen, 
oder tausendfarbig wie Morgen und Abend, immer wechselnd 
wie Mondesblicke den Sterblichen schdrun lässt Eine andere 



' Vergl. Unterti. d. Ausgew.: »Die Einbildungskraft nimmt sich 
keinen Weg vor, sondern sie wird von ihren eigenen Flügeln ge ir agen 
und indem sie sich hin und her sdiwingt, bezeichnet sie die wunoer- 
liebsten Bahnen, die sich in ihrer Richning stets ▼erindem und wen- 
den.« In don Festspiel »Was wir bringen* (26. Juni 1802) tritt die 
Phantasie als ein scheckiges, halb schwarz, halb rosenfarbig gekleidetes 
Knäblein auf, über dessen Natur eine eingehende Schildorung belehn: 
entweder schwärme es ungebunden und male dann bald Versan^enheit, 
G^enwart und Zukunft mit trüben, dOstem Farben, bald wmde es 
um das gebeu^e Haupt den Purpursaum der schönsten Morgenröthe, 
oder es ersdieme gebändigt, ja sich selber bändigend, indem es mit 
dem seelenfuhrendea Stabe Mercurs betraut den rohen Stoff zu neuen 
Schöpfiingen büde und alles in mannigfach verschlungenen Reihen 
nach sich ziehe. 



MiSCELLEN. 281 



Göttin, die Gelegenheit^^ begegnet uns in den meisten der römi- 
schen Elegieen. Oft und in immer neuer Gestalt erscheint sie, 
betrügt den Blöden, weckt Schlummernde und ergibt sich gern 
nur dem thätigen und raschen Mann, dem Dichter aber ver- 
wandelt sie sich unter der preisenden Hand in das geliebte 
Mädchen, in dessen Besitz er sein Glück gefunden. Zu den 
seelenvollsten Schöpfungen dieser Art gehört die Wahrheit 
der Zueignung (8. August 1784), das göttliche Weib, das 
nach siegreichem Kampfe der Sonne mit dem Nebel, da alles 
zu brennen und zu glühen scheint, mit den Wolken her- 
getragen auf den treuen Jünger zuschwebt und, nachdem sich 
in lebendigem Zwiegespräch die ganze Tiefe und Innigkeit 
seines Verhältnisses zu ihm offenbart hat, ihm das lang be- 
stimmte Geschenk, den aus Morgenduft und Sonnenkiarheit 
gewebten 2^uberschleier der Dichtung, reicht.' Hier auf dem 
Boden der Lyrik haben die Personbildungen der bezeichneten 
Art zwar nur ein fictives Dasein, aber doch ein acht poetisches 
Leben, auf dem Boden des Schauspiels, vor die Augen von 
Zuschauem gebracht, erscheinen sie in der Regel als blosse 
allegorische Figuren und Masken, personae im eigentlichen 
Sinne des Wortes, wie in den Fest- und Mummenspielen, 
oder treten mit dem Anspruch der als wirklich vorgestellten 
Dämonen des Volksglaubens auf, ohne doch in diesem zu 
wurzeln, wie das graue Weib, die Sorge im 2. Theil des 
Faust, die sich durch das Schlüsselloch in den Palast des 
Greises einschleicht und ihn, dem sie geistig nichts anzu- 
haben vermag, mit leiblicher Blindheit schlägt, damit er der 
Menschlichkeit seinen Tribut entrichte. 

Die Personificationen des historischen Mythus endlich, 
die Götter der griechisch-römischen Mythologie, sind bei 
Goethe bekanntlich seit der Kritik, welche der Leipziger 
Professor Clodius an einem Hochzeitscarmen von ihm geübt 
(D. u. W. VL), nur selten anzutreffen, immer aber in an- 
muthig geistreicher Neubelebung: Luna mit dem reizenden 
Gesicht und des leisen Fusses Lauf (an Luna 1770), Amor 
als schalkhafter Landschaftsmaler (1787), der im Hause, in 
welchem er sich Quartier erbeten, muthwillig-herrisch schaltende 
Kupido (1787), Aurora^ die, von Liebe entbrannt, aufrothen 
leichten Sohlen dem mit der Sonne entfliehenden Hesperus 



» Die bequeme Göttin hebst sie in W. M. Lchrj. IV. 14; eine 

fleich^tii^e Göttin, welche das Gute, wie das Böse begünstigt, in 
en Unternaltungen deutscher Ausgewanderter. 

* In den Herders Gattin gewidmeten Versen (Hempel Bd. III. 
S. 122) tritt die Wahrheit, jugendlich vom Himmel gekommen, »vor 
den Priester und Weisen Unbekleidet die Göttin, still blickt sein Auge 
zur Erde, Dann ergreift er das Rauchfass und hüllt dcmüthig verehrend 
Sie in durchsichtigen Schleier, dass wir sie zu dulden ertragen.« 



282 MiSCELLEN. 

nacheilt (Divan IX. zo), Helios, welcher in die Trauer der 
weinenden Wolke Lust entsendet, dass ihr Antlitz, von 
farbigem Bogen umkränzt, erheitert leuchtet (ebend. VIII. 40) 
u. a. — 

Hebmann Henkel. 



23. Du Metz, ader Dechant«, 

Den ersten katholischen Geistlichen mit dem »er tn 
nähere Berührung trat«, der BVertrauen, ja FreundschaA« 
zu ihm fasste, nennt Goethe in »Dichtung und Wahrheit«, 
wie noch die Weimarer Ausgabe bekundet, Dumeix. Aber 3 
nEx libiisa der Mainzer Scadtbibliothek beweisen, dass er 
Du Mciz hiess. Sie befinden sich in dem 1703 in Mons 
erschienenen dreibändigen Werke : La Morale des Jesuites 
und enthalten das Wappen des Besitzers und darunter die 
gedrückten Worte (in Bd. I und IH) : Ex Bibliotheca ) D. F. 
du Mciz I Praepofiti B. M. V. Erfordiae | und in Bd. n. Ex 
Bibliotheca { D. F. du Meiz { Decani. Francofurti | . 

So erledigt sich Lyons, in den Erläuterungen zu Goethes 
Gesprächen (v. Biedermann IX. S. >o) niedergelegte Correctur 
der Gocthischen Form Dumeix in Dumoix und es ergibt sich 
dass Mercks Namensform Dumeiz, welche v. Loeper in seiner 
Ausgabe von uDichtung und Wahrheit« bringt (Theil III. 
S. 380) und der man auch in DUntzers Erläuterung dieses 
Werkes (Theil II. S. 199) begegnet, der echten Namensform 
am nächsten kommt. Es bestätigt sich aber auch Duntzers 
Bemerkung »amtlich heisst er Dumeitzn wenigstens vielfältig 
aus den kurmain zischen Hof- und Staatskalendern, in denen 
diese Form mit »Dumeiz« wechselt. In dem Kalender fllr 
das Jahr 1761 erscheint Damian Friedrich Dumeitz zum ersten 
Mal als Kapitular des Kaiserlichen Wahl- und KrCnungsstifies 
St. Barlhotomaeus in Goethes Vaterstadt und als fürstlich 
Stabloischer wirklicher Geheimer Rath. Der Kalender ftlr 
1766 verzeichnet ihn auch als Kapiiularkanoniker des Frank- 
furter St. Leonardsstiftes, als dessen Dechant wir ihn 1767 
angeführt finden. Der Kalender fUr 1777 führt uns Dumeitz 
auch als Herrn zu Huville vor, aber nicht mehr als Kapitular 
Hffs St. Bartholomaeusstißes, während der fUr 1778 besagt, 
ISS der Dechant von St. Leonard auch zweiter Fabrikmeister 
ines Stiftes geworden sei. Aus dem Kalender für 1783 
sehen wir, dass der Herr zu Huville nicht mehr Dechant 
! St. Leonard, sondern Propst des Stiftes zu Unserer Lieben 
au in Erfurt war. 1784 finden wir den Erfurter Propst den 
errn zu Huville und Stabloischen wirklichen Geheimen Rath 
iederum als Kapitular und zweiten Fabrikmeister mit dem 



MiSCELLEN. 283 



St. Bartholomaeusstift verbunden. 1791 erscheint er neben 
einem Anderen als Fabrikmeister und dieses Amt wie die 
vorbenannten Stellungen bekleidete er auch nach dem Aus- 
weise des letzten kurmainzischen Kalenders vom Jahre 1797. 
Vielleicht regen diese spärlichen, zum Theil auf das Gebiet 
von Lüttich weisenden, Angaben dazu an, dem inneren und 
äusseren Lebensgang eines Mannes nachzusptlren, dem Goethe 
»über den Glauben, die Gebräuche, die äussern und innem 
Verhältnisse der ältesten Kirche schöne und hinreichende 
Aufschltlsse« verdankte und dem er noch in spätem Gedenken 
das schmtlckende Beiwort »sehr hellsehend« gab. 

Heinrich Heidenheimer. 



23. Goethe und Clodius. 

Im Apparat zum dritten Bande der Briefe Goethes (Weim. 
Ausg.) S. 316 befindet sich unter dem 26. Febr. 1776 folgende 
Postsendung eingetragen: »Kpa . . obio^, Leipzig.« Die durch 
griechische Lettern und durch Ltlcken verschleierte Adresse 
ist gewiss aufzulösen in: Kp[icyTiav] AfuTOudi] [KX]obio^. 
Die Sendung war also an den bekannten Professor Christian 
August Clodius in Leipzig gerichtet. Dieser, einst durch den 
übermüthigen Spott seines Schtllers empfindlich getroffen, hatte 
inzwischen wieder Frieden mit ihm gemacht, und Goethen 
»war ein grosser Stein vom Herzen«, als der brave Lehrer 
wieder »freundschaftliche Gesinnungen gegen ihn blicken 
liess.« (Vgl. Briefe i, 197, 5; 182, n; 205, 76.) 

Albert Bielschowsky. 



24, Goethe und Magdalena Pfenninger, 

Als ich im Sommer 1891 in Grindel wald weilte, erzählte 
mir der ehrwürdige Dr. med. Treichler aus Stäfa am Zürich- 
see von einer originellen Lsuidsmännin, Anna Magdalena 
Pfenninger, die mit Goethe in freundschaftlichen Beziehungen 
gestanden habe. Da bisher von diesem Verhältniss nichts 
bekannt war, so bat ich ihn, daheim noch nähere Nach- 
forschungen anzustellen und mir ihr Ergebniss mitzutheilen. 
Herr Dr. Treichler war so gütig, meiner Bitte nachzukommen 
und ich gebe kurz das von ihm Berichtete wieder. 

Goethe hat Magdalena Pfenninger während seines Aufent- 
haltes in Stäfa im September und October des Jahres 1797 
kennen gelernt. Magdalena war damals erst isVt Jahre alt, 



284 MiSCELLEK. 



aber, wie wir vermuthen dürfen, schon voll entwickelt; und 
ihre geistreiche, witzige, frische Art, verbunden mit grosser 
Schönheit, konnten wohl im Stande sein, dem Dichter einiges 
Interesse abzulocken. Das junge Mädchen war, wie nattlrlich, 
von dem Wohlgefallen, das sie dem berühmten Manne ein- 
flösste, hochbeglückt und bewahrte die Erinnerung daran 
zeitlebens wie einen Schatz. Noch als Greisin sprach sie zu 
ihren Bekannten, von denen Dr. Treichler und eine ältere 
Dame noch leben, mit Begeisterung von den schönen und 
fröhlichen Tagen, die sie mit Goethe verbracht, und sie lebte 
jedesmal jugendh'ch auf, wenn sich in Gesellschaft das Ge- 
spräch auf den Dichter lenkte. Ein fünf Minuten östlich von 
ihrem Vaterhause belegener Hügel, der »Reesenrain«, von 
dem eine herrliche Aussicht sich öffnet, soll Goethes Lieblings- 
platz gewesen sein. 

Die Beziehungen zwischen der Pfenninger und Goethe 
erloschen nicht mit seiner Abreise. Es wurden vielmehr noch 
eine Zeit lang Briefe ausgetauscht, und Magdalena hat die 
Goethischen in späteren Jahren manchmal guten Bekannten 
gezeigt. Ein deutscher, in Stäfa ansässiger Arzt, Dr. Eimer, 
bat sie bei Gelegenheit ihm diese Briefe zu übergeben, doch 
sie erklärte, dass sie, so lange sie lebe, die Briefe nicht aus 
Händen lasse. Die »schöne Müllerin«, wie sie nach ihrem 
Mühlenbesitz allgemein in Stäfa hiess, verheirathete sich mit 
dem Kantonsrat Schulthess und verstarb als Wittwe im 80. 
Lebensjahre am 28. Mai 1861, an demselben Orte, wo sie 
geboren war. Dr. Eimer hatte inzwischen Stäfa verlassen, und 
die andern Bekannten vergassen im Augenblicke die Goethi- 
schen Briefe. Neue Leute bezogen die Pfenningersche Wohnung, 
und als man der Briefe sich erinnerte und nach ihnen suchte, 
waren sie verschwunden — wohl auf Nimmerwiedersehen. 

Goethe hatte, wie uns Suphan im vorletzten Jahrbuch ent- 
hüllte, während der Stäfaer Tage einen bewegten Appell an 
sein Herz von seiner Züricher Freundin, der 52jährigen Bäbe 
Schulthess, erhalten, die über seine Zurückhaltung wehmüthig- 
bitter klagte. Der warme Brief, den ihr Goethe unter dem 
27. September zurückschrieb, Hess hoffen, dass die alte Innig- 
keit ihres Verkehrs bei seiner Rückkehr nach Zürich sich 
wieder herstellen würde. Wenn es trotzdem nicht geschah, 
so mag die Mädchenknospe von Stäfa die Schuld ein wenig 
mit getragen haben. 

Zum Schluss sei noch bemerkt, dass Madgalena Pfenninger 
keine Verwandte des Züricher Predigers J. Konrad Pfenninger, 
des gemeinsamen Freundes Lavaters und Goethes, war, und dass 
im Goethe- u. Schiller-Archive nach freundlicher Auskunft 
Suphans sich Briefe der Magdalena Pfenninger nicht gefunden 
haben. Albert Bielschowsky. 



MiSCELLEN. 285 



2S> Goethe und Carl August in Erfurt ijSp, 

Constantin Beyer, der Verfasser der »Neuen Chronik von 
Erfurt«, berichtet in seinem auf dem Erfurter Stadt -Archive 
aufbewahrten »Tagebuche« [Mscr. Erf. Stadt -Archiv, Hermann- 
Bibliothek I. 18] zum Jahre ij^p folgendes: 

»December d. i. Nach Tische in die Assemblee, wo 

zahlreiche Gesellschaft sich eingefunden hatte. 

Jetzt wurde Lärm — der Herzog von Weimar kommt! ^ — 
Die Lakeyen liefen mit Lichtem hinunter — die sämtlichen 
Kurfürstlich Mainzischen Offiziers giengen in Corpore hinaus 
um ihn zu empfangen. Jetzt trat er herein — in seiner 
Regiments -Uniform, weiss und roth, mit grosen mächtigen 
Reitstiefeln. Der berühmte Geheimde Rath Göthe war sein 
Begleiter nebst den Cammerherrn von Wedeln. Göthe geht 
nicht mehr so geniemässig einher wie ehmals — er ist viel 
stärker, hofmäsiger geworden — hat sich ganz nach Hof- 
etiquette geformt. — er kam in einen zimmtbraunen braten- 
kleide — Chapeau pas (!) mit den Degen an der Seite daher 
geschritten — machte Complimente wie der steifste Hof- 
junker — der Herzog ist seitdem ich ihn nicht sähe viel 
dicker geworden — er Trägt einen recht venerablen Bauch 
vor sich — und sein Gesicht ist wie ausgestopft — er schreitet 
mit steifen ernsten Heldenschritten — wie König Friedrich 
oder der alte Dessauer — kaum dass man ihn lächeln sieht — 
mit einem kaum merkbaren Kopfnicken, belohnte er die an- 
gestrengte Kunst unsres Hässlers der sich auf dem fortepiano 
vor ihn hören lies — der Coadjutor stellte ihn einige unsrer 
hübschesten Mädchen vor. — unter andern die Römplern — 
aber er lies sich nicht aus seiner angenommenen Gravitaet 
heraustreiben — machte ihnen einige Schmeicheleyen mit 
der volligen Miene eines Cato. — auch die beiden Demoiselles 
K. machten ihm ihr Compliment — und Tereschen spielte 
vor ihn einige Arien aus der Oper una Cosa rara.« [Cosa rara, 
oder Schönheit und Tugend; grosse heroisch-komische Oper 
in 2 Akten aus dem Italienischen. Musik von Martini.] 

Albert Pick. 



26. Zum Sander-Goethischen Briefwechsel. 

Die Beziehungen müssen lebhafter gewesen sein, als die 
Mittheilungen bei Strehlke II. 140 und G.-J. XI. 78—80 lehren. 
Am 22. November 1800 schreibt Sander an Böttiger (Briefs. 
Dresd. Bibl. Bd. 21): »Meine Frau will an Goethe schreiben 
und ihn um seine Allegorie (zum Lesen) bitten. Der Brief 



286 MiSCELLEK. 

kann drollig genug Verden, sie neclct ihn mit dem Schlegel- 
sehen Sonnett. Schade, dass ihr heute etwas in die Quere 
gekommen ist. Es sollte mir leid thun, wenn sie den Scherz, 
der ihn nicht beleidigen kann, da er so gutmUthig sein wUrde, 
am Ende wieder gereuete.« Am 6. December 1800 meldet 
er: iGoethe hat meiner Frau wirklich mit der umgehenden 
Post seine Allegorie geschickt und ihr auch einen recht artigen 
Brief dabei geschrieben.« (Vgl. Tgb. II. 314, 34. November. 
aAn Mad. Sander mit dem kleinen Drama.v) 

Die Aufforderung zur Pathenschaft (G.-J. XI. 78 fg.) hat 
wohl ihre Ursachen in Goethes Verhaltniss zu einer Ver- 
wandten des Sanderschen Hauses. Goethe erhielt von Sander 
1801 Teltower Ruben, die sonst nur Bottiger und einigen 
H au ptbegunst igten zu Theil wurden (vgl. nDer neue AIcinous«). 
Dazu schrieb Sander (24. Nov. 1801): »Veranlassung hierzu 
hat sein sehr freundschaftlicher Umgang mit unserer Nichte, 
der Frau von Breitenbauch, einer jungen schOnen Wittwe von 
30 Jahren gegeben, die während des Sommers bei ihrer Mutter, 
meiner Schwägerin in Pyrmont gewesen ist.« Am 5. December 
(nicht am 8.) berichtet er, Goethe habe ihm geantwortet, 
die Stelle ist Strehlke II. 140 gedruckt. Ueber seinen Brief 
schreibt S., er sei achtungsvoll, aber durchaus nicht kriechend 
gewesen. Die am Schlüsse von Strehlke angefllhite Stelle ist 
nur ein Auszug der Mittheilung sim neuen Reich.« Dort ist 
sie vom 38. December datirt ; in Wirklichkeit sind es 2 Stellen 
vom a8. December i8oa und 14, Januar 1803. Nachdem er 
seinen Brief an G. vom letztem Datum charakterisirt hat, 
heisst es weiter: 

»Ich habe von ihm nichts tu hoffen, nichts zu flirchten 
und stehe doch mit ihm in einer Art von Verhaltniss, da er 
mein Gevatter ist. Unter uns; er war mir im vorigen Sommer 
eine Antwort schuldig geblieben. Im Herbst schicke ich ihm 
Ruben und schreibe ihm dazu ein paar Zeilen sehr cavaliere- 
ment, kalt wie Eis und gebe sie nicht auf die Post, sondern 
lasse sie als Fracktuttel mitgehen, so dass sie 3 Wochen 
unterwegs bleiben. Und siehe da! ich bekomme sogleich 
einen sehr artigen — übrigens etwas schlecht geschriebenen, 
unlogischen — Brief, des Inhalts: »er sehe es als ein ent- 
schiedenes Zeichen meiner freundschaftlichen Zuneigung an, 
dass ich ihm zum zweiten Mal geschrieben hatte«, auch ent- 
steh förmlich. So muss man es dem Stolzen 
Aber dass Sie von dem allen keinem Menschen 
agenl Von dem heutigen Brief an G. erfährt 
meine Frau etwas. Wenn Sie ihn lesen könnten, 
ch über meine Offenheit wundem. Grosse und 
nplimente dem Dichter, aber lautre Wahrheiten 
ur der Sehkgehchen S<hule.ii. L. G. 



MiSCELLEN. 287 



27. Goethe und die Brüder Grimm, 

Bei der Durchsicht Goethischer Nachlasspapiere fanden 
Carl Redlich und Bernhard Suphan folgende Verse, die jetzt 
in W. A. V. I, 200 gedruckt sind: 

Nenne niemand! nur verschone 
Mir nicht Herrn Mone 
Zu Alliirten Deinem Grimm 
Rufe herzhaft Gebrüder Grimm. 

Sie lagen in einem Convolut mit der Aufschrift »Invectiven 
zurückgelegt«. Sowohl Goethes eigene Niederschrift, in Blei, 
wie auch eine Copie Riemers ist vorhanden. 

Die Verse betreffen Goethes Verhältniss zu den Nibe- 
lungen. Mone, dessen Ansicht hier so scharf zurückgewiesen 
wird, hatte 18 18 seine »Einleitung in das Nibelungen -Lied« 
erscheinen lassen, worin er nach einer zusammenstellenden 
Uebersicht der bisherigen Arbeiten eine eigene mythologische 
Erklärung versuchte. Er kam damals »auf weit bequemerem 
Wege zu einem Gott und sogar Sonnengott Siegfried,« als 
elf Jahre später Lachmann in seiner »Kritik der Sage«. 
Mone erklärte die Nibelungen für ein heidnisch -religiöses 
Werk, eine heilige Urkunde; erst durch den Einbruch des 
Christenthums hätten sie eine Umgestaltung im geschichtlichen 
Sinne erfahren. Wilhelm Grimm besprach die Schrift in der 
Leipziger Litteratur - Zeitung vom 17. September 181 8, die 
richtigen Gedanken in ihr anerkennend, jedoch nach erheb- 
lichen Einwänden sich dahin resümirend: »In der Sage von 
Siegfried sieht Mone die alte Mythe von dem Tode und der 
Wiedergeburt eines Sonnengottes, Recensent aber kann gerade 
in diesen Hauptmomenten keine Uebereinstimmung ßnden. 
Er hält nicht nur diese Anwendung fUr unstatthaft, sondern 
überhaupt die Methode des Verfassers für unzuträglich.« 

Goethe hatte den Nibelungen allein ein poetisch-aesthe- 
tisches Interesse entgegengebracht. Dieses überwog auch, 
wie ihm namentlich durch persönliche Aussprache 1809 und 
181 6 bekannt war, durchaus bei Wilhelm Grimm. Darüber 
hinausgehende Arbeiten, kritischer und mythologischer Art, 
lehnte Goethe ab; dem jungen Karl Ernst Schubarth gab er 
in diesem Sinne seinen Beifall. Hatte Goethe die Recension 
Wilhelm Grimms gelesen? Sie war zwar anonym. Aber der 
Recensent bezog sich auf seine eigenen Untersuchungen in 
den Altdeutschen Wäldern, den Hausmärchen etc. ; eine Stelle 
stimmte handgreiflich mit einem der jüngsten Briefe Wilhelms 
an Goethe überein. Die Autorschaft Grimms lag offen am 
Tage. So konnte Goethe in dem Missmuth gegen Mone und 
andere die Brüder Grimm zu Alliirten rufen. 



288 MiSCELLEN. 



Es ist möglich, dass die Verse unter dem Anstoss von 
Schubarths Schrift oder Unterhaltung — sein Besuch fand im 
September 1820 statt — entstanden sind. Dann wäre die 
anredende Form der Verse als an Schubarth gerichtet zu 
denken. Jedenfalls gehören sie zu den zahmen Xenien, die 
in dem zweiten Bande von Kunst und Alterthum zu er- 
scheinen begannen. Dass sie zurückgelegt wurden, hatte 
seinen Grund in der nicht tlberwundenen Abneigung Goethes, 
Über die altdeutsche Litteratur öffentlich zu reden. Bei dem 
getrübten Verhältniss aber, in dem Riemer zu Grimms und 
ihrem Kreise stand, wird es erklärlich, dass die Verse auch von 
den nachgelassenen Schriften Goethes ausgeschlossen blieben. 

Reinhold Steig. 



28, Goethes Verbindung mit Amerika. 

Die 4 Professoren der deutschen Abtheilung der — nach 
dem Gründer am Anfange dieses Jahrhunderts — Harvard 
College genannten Universität zu Cambridge in Massachusetts 
(bei Boston) haben im Frühjahr 1893 eine Schrift veröffent- 
licht, die Geschichte und Methode des Studiums deutscher 
Sprache und Litteratur mittheilt. Infolge der Bestrebungen 
von Edward Everett, Ticknor, Cogswell, Hodge wandte auch 
Goethe am Abend seiner Tage dem Aufblühen der Wissen- 
schaften in den Vereinigten Staaten rege Aufmerksamkeit zu 
und trat zu den Vertretern des modern-amerikanischen Geistes- 
lebens in unmittelbaren Verkehr. Ueber 30 Bände Goethi- 
scher Schriften besitzt die Bibliothek des Harvard College, 
die den Stempel »Gift of the author, J. W. v. Goethe of Germany<r 
tragen. Dazu gehört nachstehender kurzer Brief, mit dem der 
siebzigjährige Dichter diese überseeische Sendung begleitete: 
»Weimar, 11. August 18 19. Die beifolgenden dichterischen 
und wissenschaftlichen Werke schenke ich der Bibliothek der 
Universität zu Cambridge in Neu-England als Zeichen meiner 
tiefen Theilnahme für ihren hohen wissenschaftlichen Charakter 
und für den erfolgreichen Eifer, den sie in einer so langen 
Reihe von Jahren für die Förderung gründlicher und an- 
muthiger Bildung bewiesen hat. Mit der grössten Hochachtung 
der Verfasser J. W. Goethe.« 

Im Jahre 1838 unternahm es der berühmte Dichter 
H. W. Longfellow als Professor der neueren Sprachen am 
Harvard College Goethes »Fausta in akademischen Vor- 
lesungen zu behandeln und zu erklären: der erste derartige 
Versuch an einer amerikanischen Universität. 

Man darf doch vielleicht nebenbei der Vermuthung Raum 
gönnen, dass Goethe beim Schlüsse des zweiten Theils vom 



MiSCELLEN. 289 



»Faust« durch sein damals amerikanischen Verhältnissen ge- 
widmetes und von amerikanischen Weimarbesuchern noch 
gesteigertes Interesse für den grossen Aufschwung einer jungen 
Kultur in der »Neuen Welt« mit beeinflusst wurde. Man 
braucht dabei die anziehenden Vergleiche H. Ullmanns mit 
Napoleons Colonisationsbestrebungen (Beilage zur Allgemeinen 
Zeitung 1892, 165) und A. M.'s Hinweise auf entsprechende 
venetianische Eindrücke (ebd. 191)' gar nicht von vornherein 
zu verwerfen. Ludwig Fränkel. 



2p. Zu »Goethe und Frankreich,« 

Archenholz, Minerva (1792, März I. 59) berichtet Folgen- 
des: »Im Th^tre italien wurde Goethes Roman die Leiden 
Werthers durch M, Dejaure^ einen bekannten theatralischen 
Dichter in eine Oper verwandelt, wozu ein Deutscher, Namens 
Kreutzer, die Musik machte. Der tragische feurige Ausgang 
des Romanes ist in einen kalten umgestaltet worden. Die 
bewusste Pistole wird von einem Bedienten abgeschossen; 
Werther erscheint, macht Entschuldigungen und verspricht 
seiner Liebe zu entsagen.« 

Das. April II, 186. »Da die Stella des Hrn. v. Goethe 
hier auf dem Theater der Strasse Louvois unter dem Namen 
Zelia als Oper so sehr gefallen hatte, so versuchte M. Dubuisson 
davon eine Fortsetzung zu geben, wozu M. Deshayes die 
Musik verfertigte. Diese Operette, die sowie die erste grossen 
Beifall erhielt, endigt sich etwas ungewöhnlich mit einem 
Tode, denn die erste Frau des Bigamisten stirbt durch einen 
Fall und giebt auf dem Theater ihren Geist auf, wodurch dann 
der Knoten zum Vortheil der zweiten Frau ganz natürlich 
gelöst wird.« 

Ueber beide Schriftsteller gibt die Corr. litt, mancher- 
lei Notizen; die Stücke selbst kann ich nicht nachweisen. 
Dejaure (de Jore) hat auch sonst mit Kreutzer zusammen- 
gearbeitet (vgl. Corr. litt. XVI. 193) und bei einzelnen anderen 
Stücken deutsche Vorlagen, besonders Gemmingens »Hausvater« 
benutzt a. a. O. XV. 500, XVI. 74. Noch interessanter würde 
es sein, wenn man den Text der Zelia kennen würde, da 
Bearbeitungen der »Stella«, zumal in jener Zeit, zu den Selten- 
heiten gehören; Z^lie dans le d^ert von Mme Daubonton 
a. a. O. XIV. 522 kann ebensowenig gemeint sein, wie 
Z^7 ou la difücult^ d'^tre heureux, XI. 41, da ihr Inhalt mit dem 
Goethischen Stück nicht das Geringste zu thun hat. L. G. 

' Vcrgl. die kurzen Auszüge G.-J. XIV. 355. 



GoETBi-jAmracB XV. 19 



290 MiSCELLEK. 



30, Goethe und Mirimie. 

Ueber kein Mitglied des »jungen Frankreich« hat sich 
Goethe so oft und so theilnehmend ausgesprochen, wie über 
Prosper Mdrimde. Schon am 21. Jan. 1827 bezeichnete er 
den Verfasser des Theaters der Clara Gazul als ein grosses 
Talent. Wann er dies Theater las, vermag ich, so lange das 
Tagebuch dieses Jahres nicht veröffentlicht ist, nicht nachzu- 
weisen. Seine Aufmerksamkeit auf die französischen Dichter 
und Schriftsteller wurde besonders lebhaft, nachdem er Anfang 
1826 sämmtliche Nummern ihrer Zeitschrift »Le Globe« er- 
halten hatte (an Reinhard 27. Febr. 1826). Während er 
Ausztlge aus dieser Zeitschrift machte und bald veröffentlichte, 
scheint er sich tlber M. nur mtlndlich geäussert zu haben. 
Näheres über ihn, besonders tlber sein ihm wunderbar 
dankendes jugendliches Alter erfuhr er durch J. J. Ampere, 
der vom 22. April bis etwa 15. Mai 1827 in Weimar war.' 
Dadurch stieg nur Goethes Bewunderung, der diese frühzeitige 
Entwicklung nicht genug anstaunen konnte. (Eckerm. UI. 
112 ff.) ^ ist sehr leicht möglich, dass Ampere bei 
seiner Rückkehr nach Paris (Ende 1827 oder Anfang 1828) 
den französischen Freunden die Stimmung und Anerkennung 
Goethes berichtete, die in den der Zeitschrift »Kunst und 
Alterthum« einverleibten Notizen nicht völlig zum Ausdruck 
gekommen war. 

Das erste öffentliche Wort, das G. über Mdrim^es zweites 
Werk: La Guzla^ Podsies illyriques (1827) sagte, das ohne 
den Namen des Autors erschienen war und die Fiction durch- 
führen sollte, dass hier ausländische Volkslieder gesammelt 
seien, findet sich in »Kunst und Alterthum« VI. Band 2. H. 
(1828 Hempel 29, 703 ff.) Diese Besprechung lernte M^rim^, 
der des Deutschen schwerlich mächtig war, in einer französischen 
Uebersetzung durch Ph. A. Stapfer kennen, den Faustüber- 
setzer, mit dem auch Goethe in brieflicher Verbindung stand. 
In dieser Besprechung (eine andere Eckermann III. 212 fg.) 
nun stehen nach einer Bemerkung, dass diese Lieder nur 
nachgeahmte, nicht wirkliche Lieder seien, die Sätze: »Wir 
werden aufmerksam, dass in dem Worte Guzla der Name 
Gazul verborgen liegt und jene verkappte spanische Zigeunerin 
kam uns in die Gedanken, die uns vor einiger Zeit so liebens- 
würdig zum Besten hatte. Auch blieben desshalb angestellte 
Nachforschungen nicht unbelohnta. (In einem spätem Absätze 
wird M^rim^e ausdrücklich als Autor beider Sammlungen 



• Eckerm. 3. Mal 1827. J. J. Amp6res Briefe und Ampere, 
Correspondance et Souvenirs, Paris 1875 L 440 — 449 sagt ausdrücklich 
nichts von M^mte. 



MiSCELLEN. 291 

genannt) Man sollte aus dem Wortlaut dieser Notiz den 
Schluss ziehen, dass Goethe durch ei|;nen Scharfsinn auf diese 
Entdeckung gekommen ist. Dies ist aber nicht der Fall, 
^^rim^e schreibt nämlich in einem jtlngst bekannt gewordenen 
Briefe an Stapfer' (11. Dec. 1828) Folgendes: »Remerctmens 
pour Tarticle de Goethe que vous avez pris la peine de 
traduire pour moi. S'il faut vous dire la v^rit^, il m'a paru 
Ain peu plus lourd que les morceaux de critique du Globe 
•ce qui n*est pas peu dire . . . Ce qui diminue son mdrite ä 
Jiviner Tauteur de la Guzla c*est que je lui en ai adress^ 
un exemplaire avec signature et paraphe par un Russe qui 
passait par Weimar. II s'est donn^ les gants' de la d^couverte 
afin de paraitre plus malin.« 

Wirklich finden sich, wie C. Ruland mir gütigst mittheilte, 
in Goethes Bibliothek jene illyrischen Poesieen mit folgender 
eigenhändiger Widmung Mdrim^es: 

a Son Excellence 

Monsieur le Comte de Goethe 

Hommage de l'auteur 

du theatre de Clara Gazul. 

Paris aout 27 
1827. 

Auf Grund dieser Widmung war es Goethe nicht schwer, 
«den wirklichen Zusammenhang festzustellen. 

L. G. 



j/. Ein Urtheil über das Weimarer Theater 1812. 

P. J. Bruns (1743— 181 4) der seit 18 10 in Halle als 
Professor lebte — er war hauptsächlich Bibelcritiker, hatte 
-sich aber auch als Geograph und Orientalist Verdienste er- 
worben — schrieb an Böttiger (Briefs. Dresden, Bd. 20) am 
25. August 181 2: »Das hiesige Bad, das noch immer unter 
der Aufsicht seines Schöpfers des Hm. Oberbergraths Reil 
in blühendem Zustande ist, hat auch diesen Sommer eine 
namhafte Zahl von Gästen aus der Feme und Nähe gehabt. 
Mit der Badeanstalt steht das Schauspielhaus in Verbindung, 
das uns Genüsse edelster Art verschafft hat. Wir verdanken 
sie der trefflichen Schauspielergesellschaft aus Weimar, die 
künftigen Montag leider zum letzten Mal spielen wird. Das 

* Auguste Fillon : Prosper M^rim^e d*apres les Souvenirs personnels 
et des documents in^ts (Revue des deux mondes) Tome CaVI., 1895 



I avril, p. 557—592, unsere Stelle S. 575. 

' se donner les gants de quelque chose 
rs'en attribuer rhonneur mal ä propos. 



bedeutet nach Littr^: 
rs'en attnDuer rtionneur mal a propos.* 

'9* 



292 MtSCCLLEV. 

VergnOgen wurde nidit wenig erhöht durch die 9 GastroUen» 
weldie Kad. Jagemann gegeben bat, die sich in 3 Lost-» 
3 Traner- und 3 Singspielen vielen Ruhm erwarb. Vorzüg- 
lich gefiel sie als Maria Stuart und Prinzessin in Torquato 
Tasso, nicht so sehr als Thekla in Wallenstein. Alle spreche» 
mit Verwunderung Ton dem Spiele des Wolffischen Ehepaares. 
Se zeichneten sich aus so oft sie die Bühne betraten. Durdi 
sie und die Jagemann wurde Tasso so Tortrefilich gegeben^ 
dass der verwöhnteste Critiker nichts daran habe wOrde tadeln 
können. Beide Wolff und Oels haben durch ihr Spiel das 
Publikum genöthiget, den spanischenSchauspielen desCalderon» 
dem »standhaften Prinzen« und »das Leben ein Traum« Bei£ül 
zu geben. In den komischen RoUen haben Unzelmann und 
Genast sehr gefallen, als Sänger Stromeyer. Kurz, aUe schienen 
sich zu vereinigen, den wohlgewählten Stücken vollkommene 
Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Sie hatten auch das 
Vergntlgen, jederzeit vor einem vollen Hause aufzutreten und 
ihr Ruhm wird durch die Zuschauer über die Grenzen des 
hallischen Districts verbreitet werden.« Der Berichterstatter» 
der durch sein enthusiastisches Lob Böttiger vermuthlich 
keine grosse Freude bereitete,, war mit Goethe persönlich 
bekannt, obwohl er dessen Verdienste um das Weimarer 
Theater im vorstehenden Berichte nicht ausdrücklich hervor- 
hebt. Bei Goethes Besuch in Helmstädt (1805) war diese Be- 
kanntschaft gemacht worden ; in seiner Schilderung jener Reise 
nennt Goethe den Professor (die älteste Ausgabe las irrthümlich 
Brown für Bruns). Eine Andeutung von jenem Zusammen- 
treffen gab Bruns in einem Briefe an Böttiger (15. Sept. 1814). 
Er bedauert darin, den Wunsch seines Correspondenten nach 
Autographen nicht recht befriedigen zu können. Er besitze 
nur wenige der an ihn gerichteten Briefe, »einige davon gal> 
ich an Hrn. Vulpius, den adoptiven Sohn des Hm. Geh.-R» 
V. Goethe, als dieser 1805 in Helmstädt war.« 

L. G. 



32, Merkel ah Lobredner Weimars. 

In der Allgemeinen Theaterzeitung, Berlin 1800, findet 
sich Band I Seite 189-- 191, 208, 222 — 23 ein Bericht über 
das Weimarer Theater. Er beginnt mit dem Satze: »Das 
Weimarische Theater steht unter der Direction des Herrn 
Geheimenraths Göthe und des Hm. Kammerraths Kirmes. (!> 
Das Haus vsX nicht sehr gross, von Holz gebaut, und steht 
vor der Stadt.« Dann wird von dem fast allgemeinen 
Abonnement berichtet, das monatlich einen Laubthaler kostet» 
femer dargelegt, dass die Logen rechter Hand blos dem 



MiSCELLBN. 295 



Adel, die Reihe linker Hand und das Parquet den Fremden 
offen stehen, dass die einheimischen Bürger sämmtlich aufs 
Parterre verwiesen sind. Der Correspondent erzählt sodann, 
dass die Geistlichkeit in Weimar das Theater nicht besucht, 
dass der Schauspieler nicht leicht Zutritt in den besseren 
Familien findet, ja, dass er vermöge seines Standes unfähig 
ist, Mitglied des bürgerlichen Clubs zu werden, der sich alle 
Mittwoch in einem Gasthause versammelt. Der Correspondent» 
welcher einzelne Ktlnstler, besonders Herrn Graflf und Fräulein 
Jagemann sehr lobt, zuletzt Rath Krause nennt und mit den 
Worten »der Theaterdichter Weimars ist — Herr Vulpius« 
schliesst, tadelt, dass solche Zustände in der literarischen und 
wohl auch aufgeklärtesten Hauptstadt Deutschlands möglich 
seien. Dagegen ergriff a. ä. O. Merkel in einem Berlin» 
den 12. April 1800 datirten, Seite 236—39 abgedruckten 
Briefe das Wort. Er findet das Reserviren der Logen ftlr 
Hof und Adel durchaus gerechtfertigt, da das Theater vom 
Herzog bezahlt werde und erklärt die Ausschliessung der 
Schauspieler aus den feineren Gesellschaften deshalb für 
ordnungsgemäss, da diese fast durchgehends aus Familien- 
cirkeln bestanden, in denen man die Schauspieler als Fremde 
nicht gern heranziehe. Dieses Letztere sei auch der Grund» 
weshalb sie dem Mittwochs -Chib nicht juigehörten. Dann 
schreibt er: »Endlich rOgt er es auch, dass die Weimarischen 
Geistlichen nicht im Schauspiele erschienen. Dass kein 
eigenes Vorurtheil sie davon abhält, dafür bUrgt Herders 
Beispiel, der oft im Schauspiele ist. Grossen Männern ahmt 
man ja überall schnell nach: auch die Weimarischen Geist* 
liehen wttrden also ins Theater gefhn, wenn sie nicht Beicht* 
Väter der ungebildeten Btlrgerklassen wären: — auch das ist 
ja em Gebot der Humanität, Schwächen kein unnützes 
Aergemiss zu geben.« Den Verfasser kann ich nicht an- 
geben. In Weimar hielt man Falk dafbr. Doch schreibt 
Merkel an Böttiger (29. April 1800, Dresd. Bibl. BÖtt. Corr. 
Bd. 137): »Ihre Meinung, dass Falk die Nachricht tlber 
Weimar an die Theater-Zeitung gesandt hat» ist irrig. Ich 
versichere Sie bei meiner Ehre, dass er es nicht ist, obgleich 
ich Ihnen den wahren Correspondenten nicht nennen darf. 
Widersprechen Sie ja der Behauptung, soviel Sie können.« 
Auch Hunnius, der von Vulpius denuncirt war, weswegen 
es zwischen beiden zu einem Injurienprozess kam (27. Juli), 
sei es nicht, versichert Merkel 17. Juni 1800 und fihrt fort: 
»Ich kann Sie mit Gewissheit versichern, dass der übellaunige 
Correspondent gar nicht in Weimar ist.« 

L. G. 



294 MiSCELLEN. 



33. Das Journal des Dibats über Goethes Rücktritt vom 

Theater, 

Das grosse Interesse, das französische Journale an Goethe 
und der deutschen Literatur nahmen, gehört erst den 20er 
Jahren dies^ Jahrhunderts an. Uro so merkwürdiger ist es, 
dass auch Goethes Rücktritt voro Weimarer Theater ausführlich 
besprochen wurde. Grund zu diesem Entschluss bot bekannt- 
lich die Aufführung des Stückes, das bei Pasqu^, Burkhardt und 
Wähle »der Hund des Aubri de Montdidier oder der Wald 
bei Bondia citirt und als dessen Verfasser bezw. Uebersetzer 
Castelli und Seyfried genannt "werden. Die Aufführung fand 
am 12. April statt; Goethes Entlassungsdecret datirt vom 13. 
Am 16. Juni 181 7 brachte nun das Journal des Dibats einen 
Artikel, der von der »Zeitung fUr die elegante Welt« 27. Jan. 
181 8 abgedruckt und in einer breiten Darlegung »Franzosen, 
Thiere und Goethe« besprochen wird. Nach einer längeren 
Ausführung über Aufsehen erregende Thiere heisst es (die 
Seltsamkeiten und Irrthümer der Darstellung bedürfen wohl 
nicht erst der Hervorhebung): »Un autre chien non moins 
fameux met en rumeur toute l'Allemagne litt^raire et politique. 
Cest le chien de Montargis, c'est le h^ros de M. Guilbert 
Pix^r^court qui vient d'allumer cette terrible incendie. Toutes 
les provinces d'outre Rhin sont attentives ä ce grand d^at; 
les journaux se divisent et les universit^ se soul^vent. Le 
chien fran9ais traduit en Allemand a paru sur le grand 
th^tre de Weimar. Mais le Nestor de la litt^raturegermanique, 
le cdfebre auteur de Werther Mr. Goethe, conseiller-priv^ 
intime, Ministre d*Etat et administrateur supr^me des spec- 
tacles a declar^: qu*il n'aimoit pas les betes sur le th^itre, 
et il a voulu renvoyer le nouvel acteur en chenil. Cest alors 
qu'il a form^ deux partis, qui n'ont pas tard^ a en venir 
aux mains. Les ^tudians, les gens d*esprit et les universit^ 
se sont prononc^ pour Thomme des lettres, mais nombre des 
personnages d*importance se sontd^clar^ pour le chien, et 
comme on le pense bien, Thomme de lettre a ^t^ battu. Mr. 
Goethe, dans son d^pit, a donn^ sa d^mission d*administrateur 
des th^itres, il a demand^ des passeports et Tanimal nouveau 
venu Ta forc^ ä quitter une r&idence qu'il habitoit depuis 
plus, de quarante ans.« 

L. G. 



34, Grillparzer über Goethe, 

Die nachfolgende ausführliche, sehr wichtige Stelle, die 
zuerst im Jahrbuch der Grillparzer-Gesellscl}aft Bd. III aus 
des Dichters Tagebuchblättern mitgetheilt war, mag hier 



MiSCELLEN. 29$ 



nicht in der Bibliographie, ihren Platz finden, weil sie dort 
leicht übersehen zu werden pflegt. Der 19jährige Dichter, 
der bekennt , noch vor einem halben Jahre von Schillers 
Schriften entzückt gewesen zu sein, ist jetzt ganz in Goethes 
Banden. Er schreibt (20. Juni 181 o): »Was Goethen und die 
Achtung, die ich ihm zolle, betrifft, so kann und mag ich 
nicht läugnen , dass zuerst der allgemeine Ruf seiner Vor- 
trefflichkeit und besonders die Leetüre des Sonntagsblattes 
[von Schreyvogel-West], mich auf seinen Werth aufmerksam 
gemacht haben (ohne dass sie je mein Urtheil geleitet oder 
wohl gar bestimmt hätten). Dieses, sage ich, machte mich 
zuerst auf seinen Werth aufmerksam, da ich vormals kaum 
den zwanzigsten Theil seiner Werke kannte und das, was 
ich gelesen hatte, ich muss es gestehen, schien mir bei weitem 
nicht genug, um nur einige Vergleichung mit Schillers 
Schriften auszuhalten. Zwar gefiel mir Götz von Berlichingen, 
es entzückte mich sogar, aber die naive Ungezwungenheit, 
die in diesem Drama herrscht, machte mich, einen Menschen 
von 14 — 15 Jahren, glauben, es gehöre eben kein so grosses 
Genie dazu, um so etwas zu schreiben, besonders da ich in 
meiner Phantasie genug Materiale zu haben glaubte, um wohl 
auch etwas Aehnliches zu verfertigen. Werthers Leiden war 
es vorbehalten, mich zu bekehren. Ich las sie mit Ent- 
zücken, und hohe Begierde bemächtigte sich meiner Seele, 
die Werke dieses ausserordentlichen Mannes, dessen Vor- 
trefflichkeit ich nun einzusehen begann, in ihrem ganzen 
Umfange zu kennen, eine Sache, die in Wien nicht leicht ist. 
Die Franzosen kommen nach Wien und ein Nachdruck seiner 
Werke erschien, ich schaffte sie mir so schnell als möglich 
an und blickte mit unbeschreiblicher Wonne nun in die 
Tiefen seines unaussprechlich zarten Gefühls. Ich las 
»Fausten«. Er frappirte mich, meine Seele war seltsam be- 
wegt, doch wage ich kein Urtheil zu fällen, da dieses Drama:, 
so unermesslich von der als einzig gut gedachten Fornvi 
meines infalliblen Schiller ganz abwich und wohl auch haupt- 
sächlidi, weil Altmtttter, dessen Urtheil ich schätzte, ihm 
beinahe allen Werth abgesprochen hatte. Doch eine zweite 
Lesung war hinreichend, alle Vorurtheile zu zerstören. 
Fausts schwermüthige und doch kraftvolle Züge, Margarethens 
rein himmlische Engelsgestalt gleiteten an meinem trunkenen 
Auge vorüber, der kühne, interessante Mann, in dem ich sa 
oft mich selbst wiederfand oder doch wieder zu finden glaubte,, 
setzte meine Phantasie in Flammen, riss meine Seele auf 
immer von Schillers rohen, grottesken Skizzen weg und ent- 
schied meine Liebe für Goethen, doch felsenfest gegründet 
ward sie durch Tasso. Konnte diese Dichternatur dem 
Dichter fremd sein? Ich selbst glaubte es zu sein, der. al& 



296 MiSCELLEN. 



Tasso sprach, handelte, liebte, nur Worte, so schien es mir, 
hatte Goethe meinen Gefühlen gegeben, ich fand mich in 
jedem Gefühle, in jeder Rede, in jedem Worte. Iphigenie, 
Clavigo, Die Geschwister, Egmont vollendeten, was die 
früheren begannen, und ich betete Goethe an. Und doch 
schreibt sich von dieser Zeit auch der Anfang meines Trüb- 
sinnes, meine Melancholie her, so dass, nach der gewöhnlichen 
Art der Menschen zu schliessen, ich den Grund in diesem 
Ereigniss zu finden glaubte, worin mich auch Altmütter be- 
stärkte. Es Hesse sich auch wohl noch ganz leidlich eines 
aus dem andern erklären. Ich las anfangs Schillern und 
schrieb dabei meine filanka und mir fiel nie ein, an der 
VortrefTHchkeit derselben, an meinem vorzüglichen Dichter- 
talente zu zweifeln, denn Schiller war mein Idol, mein Vor- 
bild, und mein Gefllhl (vielleicht audi meine Eitelkeit) sagte 
mir, ich sei auf dem Wege, ihn zu erreichen. Das erhob 
mich ganz natürlich und gab mir Muth und Kräfte, doch 
durch Goethe war ich in eine ganz andere Welt versetzt. 
Es waren nicht mehr die zwar kräftigen, aber rauhen Pinsel- 
striche, da war, möchte ich sagen, keine Freskomalerei mehr, 
die Zartheit des Miniaturmalers hatte ich mir zum Muster 
genommen und — ich fühlte meine Hand zu schwach. 
Traurige Zuflllle trugen das ihrige bei, kurz, Alles, was ich 
bisher geschrieben hatte, kam mir unerträglich, plump, un- 
gebildet vor , ich verwarf Blanken , in der ich einst ganz 
lebte, und mit ihr war all mein Glück, alle meine Ruhe 
dahin. Meine Ruhmsucht war in ihrem Innersten ange- 
griffen, meine Phantasie, die mir nur Bilder lieferte, die mir 
obschwebend waren, verlor ihren vorigen Schwung, meine 
Laune, die nie angenehm war, ward unerträglich, kurz, ich 
gerieth in den Zustand, in dem ich mich jetzt befinde und 
aus dem ich mich nicht reissen kann, trotzdem ich seine 
Quelle richtig kenne. O möchten doch jene seligen Stunden 
wiederkehren, in denen ich in den Armen der Poesie schwelgte, 
wo ich mich noch erhaben fühlte über die Welt um mich 
her, wo ich noch nicht meinen Freunden unausstehlich und 
mir selbst zur Last war ! Eitle Wünsche !« 

L. G. 



J5. Ein Urtheil Ober Bettinas Briefwechsel. 

Der nachfolgende Brief von Ludwig Tieck an Böttiger 
(Briefsammlung Dresdner Bibliothek, Bd. 202) bietet zwar 
thatsächlich nichts Neues über die vielumstrittene Sammlung, 
ist aber desswegen von einigem Interesse, weil er von einem 
Haupte der Romantik herrührt. Der Brief ist nicht datirt, 



MiSCELLEK. 297 



gehört aber nach den Anfangsworten jedenfalls noch in das 
Jahr des Erscheinens des Briefwechsels 1835. Er lautet: »Frau 
von Ltlttichau sagte mir, dass Sie den kindlichen Briefwechsel 
zu sehen wtlnschten. Da er nach Uebereinkunft mir zugehört 
und ich ihn soeben vom^ Buchbinder zurückerhalte, so mache 
ich mir ein Vergntlgen daraus, Ihnen dieses Zeichen der Zeit 
zum Durchsehen zu aberschicken. Vieles, was ich mit gesehen 
und erlebt, gleich der erste Besuch mit mir (sie) bei der alten 
Goethe ist durchaus falsch und unwahr erzählt. Oft ist die 
Chronologie widersprechend u. s. w., so dass gewiss das Meiste 
dieser Dichtung ohne alle Wahrheit erst ganz spät geschrieben 
ist. Die Dreistigkeit der Verfasserin, sich so zur Schau zu 
stellen wäre unbegreiflich, wenn sie nicht dadurdi in den 
Hintergrund träte, dass so viele Mädchen und Frauen alle 
diese Bekenntnisse tugendhaft, rein, unschuldig fänden. Als 
ich Bettina im Jahre 1806 im August kennen lernte, musste 
sie 34, also im Jahre 1807 25 Jahre alt sein — ein Kind. 
Sie erzählt selbst eine Anekdote von der Vertreibung der 
Franzosen im Jahre 1793—93 aus Frankfurt, wo das, was 
sie thut, ein Kind von wenigstens 10 Jahren bedingt. Sie 
werden sich selbst ergötzen oder ärgern, nachdem es fällt« 
Ueber das Alter der Bettina ist Tieck im Irrthum, Bettina, 
1788 geboren, war 1807 erst 19 Jahre alt. Lässt sich die 
Aeusserung, Bettina habe mit Tieck den ersten Besuch bei 
Frau Rath gemacht, durch irgend ein Zeugniss belegen? 

L. G. 



j6. Zur Goethebildniss-Kunde. 

Ueber die Goethe-Bttste (nach der Maske) und Medaille 
J. G. Schadows haben Rollett S. 139—143, Zarncke (Ab- 
handlungen d. Sachs. A. Bd. 11) gehandelt; von der Btlste 
war G.-J. XIII. Jahresber. S. 14, von der Maske XI V, 
359 die Rede. DaJier mag es willkommen sein, wenn ich im 
Folgenden aus Schadows Briefen an Böttiger (Briefe., öfT. 
Bibl. in Dresden, Bd. 176) einige Notizen zusammenstelle. 
Am 3. Juli 1833 schreibt Schadow: »Ueber das Goethe- 
Medaillon habe ich dem Stahlüberwältiger [gemeint ist wohl 
Seifiart] Qber diese und einige andere künstlerische Dar- 
stellungen Goethes selbst geschrieben. Es ist keine gelungene 
Arbeit, so lautet der Spruch der Akademie.« Nach einigen 
weiteren Bemerkungen heisst es : »Nun hat gerade dies letzte 
Stttck von Setffart minder Beifall gefunden als das frühere. 
Anno 181 5 liest sich Herr von Goethe abforisott, davon 
besitz ich einen guten Ausguss. Dieses wird immer das Beste 
bleiben, was man von ihm hat. Zu jener Zeit befand er sich 



298 MiSCELLEN. 



wohl und wer die Maske bei mir sieht, freut sich der edeln 
Gesichtsbildung. Rauch hat vortreffliche Büsten gemacht, 
diese ist aber keine gelungene, sie ist sogar schief und macht 
ein wenig Grimasse, obwohl das Meisterhafte des Künstlers 
nicht zu verkennen ist. Nach jener Maske hab ich mir einen 
Marmor gearbeitet en buste — auch habe ich die Maske 
allein iü Metall gegossen und diese ist noch roh und unbe- 
rührt.« Handelt es sich am Anfang des vorigen Briefes um 
den älteren Seiffart in Dresden, so wird über den jüngeren 
in Berlin am 23. Sept. 1833 berichtet: »Seiffart modellirt in 
Wachs die Marmorbüste Goethes in Profil und wird dies 
besser als eine frühere — dessen Vaters Arbeit davon war 
nicht gelungen.« In demselben Briefe heisst es über die 
schon erwähnten Schadowschen Werke: »Die in Metall ge- 
gossene Maske von Goethe war ein Versuch und ist unberührt 
geblieben. Die Marmorbüste, welche ich mir gemacht habe, 
ist noch nicht ganz fertig und davon werden keine Abgüsse 
genommen.« Man sieht aus der letzten Notiz, dass alle 
bisherigen Angaben, welche die Schadowsche Büste in das 
Jahr 1816/17 verlegten, irrig waren. 

L. G. 



C. Nachträge und Berichtigungen. 

/. Zu Band XIV. 

Zu S. 28 u. 105 schreibt Herr Dr. G. Karpeles: »Mit 
Bezug auf »Therese« möchte ich Ihnen die Vermuthung vor- 
legen, ob dies nicht dieselbe junge Polin ist, die Goethe 
1795 ^^ Karlsbad so fesselte, dass er hoch nach 26 Jahren 
davon schwärmte. In den »Unterhaltungen mit dem Canzler 
Müller« (I. 76) (Freitag, 9. Febr. 1821) finden Sie die Stelle. 
(Biedermann, Gespräche IV. 79 fg.) Die Erwähnung Kirch- 
eisens hier wie dort, die Angabe bei Ihnen (S. 105), sie lebe 
in Warschau, das Französisch der Dame (S. 28) weisen auf 
die Identität hin. (Vgl. auch Goethe -Schiller -Briefwechsel, 
8. Juni und 19. Juni 1795)«. 

Zu S. 27—60. Zur Würdigung der Schwestern Marianne und 
Sara durch Goethe sind zwei Stellen in den jüngst erschienenen 
Briefbänden Goethes XIII. 183, 20 und XIV. 159, 20 von 
grosser Wichtigkeit. In den Tagebüchern Bd. V werden Be- 
suche bei, oder Zusammentreffen mit Frau von Grotthus erwähnt: 
22., 23., 24. April i8t3 (vgl. S. 319). Briefe an sie 28. Juni 
1813 und eine Anzahl anderer aus dem Jahre 1814, die aber 
meist gedruckt sind. 



Nachtitäge uxd Berichtigungek. 299 



Zu S. 41. Der Brief No. 19 kann nicht 1804, sondern 
muss spätestens, wie K. Heinemann erinnert, 1800 sein, da 
Lerse am 17. Juni 1800 starb. 

Zu S. 96. Graf Gessler war nicht sächsischer Gesandter 
am preussischen Hofe, sondern umgekehrt, v. Biedermann. 

Zai S. 99. Die erneute Behauptung, dass Frau v. Grotthus 
nicht die Dame gewesen sein könne, die um Goethe aufzu- 
suchen, in Kugeigens Wohnung 'kam, wird widerlegt durch 
den Eintrag in Goethes Tagebuch über seinen dortigen 
Aufenthalt, worin sich erwähnt findet: »Kam Frau v. Grothuß.« 
Demnach war meine viel bestrittene Vermuthung von 1875 
richtig. V. Biedermann. 

Zu S. 104 ff. Ueber Marianne Meyer vgl. die Notiz : Im 
neuen Reich 1876, II. S. 70. In dems. Briefe Sanders an 
Böttiger, der dort benutzt ist (14. Jan. 1797), findet sich 
noch eine andere Notiz über ihre Schönheit und ihre Lebens- 
schicksale, die nicht viel Neues bietet. 

Am 14. März 1797 schreibt Sander: »Herr v. Qpethe 
hat der schönen Meyer schon die Vorrede zu seinem Hermann 
geschickt. Er reibt sich . darin, wie ich höre, an einigen 
Gegnern der Xenien.« Am 28. März 1797 : »Die schöne 
M. M. und der Herr v. G. haben sich ein Rendezvous in 
Dresden gegeben und werden von da an zusammen weiter 
gehn.« 

Zu S. 106. Der Verfuhrer des Frl. Koch, der sie sitzen 
Hess und hinterher auslachte, war kein Anderer als Fr. Gentz. 
(Sander an Böttiger, 19. Dez. 1797.) 

S. iio, Z. 7 ff. Die Bemerkung ist irrig; Marianne war 
bei Goethe 26 — 28. Juni 1798 vgl. Tgb. U. 213. 

Zu S. III. Die auflUllig erachtete Thatsache, dass Frau 
V. Eybenberg am 10. December 1806 nähere Kenntniss von 
Goethes »Mahomet nach Voltaire« hatte, erklärt sich daraus, 
dass damals schon einige Scenen im i. Stück des III. Bandes 
der »Propyläen« erschienen waren. v. Biedermann. 

Zu S. 115. Als Thatsache, nicht bloss. als Vermuthung 
ist ausgesprochen, dass Goethes mehrwöchiges reges Zusammen- 
sein u. a. auch Sylvie v. Ziegesar getheilt hätte. Dies wird 
aber widerlegt durch eine Stelle in Goethes (ungedrucktem) 
Brief an S. v. Ziegesar vom 3. August 1808, wo er schreibt: 
»Abends war ich viel mit Frau v. Eybenberg und machte 
mir abermals Vorwurfe, dass ich Sie beyde nicht zusammen- 
gebracht« V. Biedermann. 

S. 132, Z. 23 V. o. erwähnt Vamhagen eines Dr. Heise 
unter den Festgenossen. Ich möchte mir die Vermuthung 
erlauben, dass hierunter mein sei. Onkel Karl Heyse gemeint 
gewesen sei, der damals (181 9— 1827) als Felix Mendelssohns 
Erzieher im Mendelssohnschen Hause lebte, wenn auch aller- 



300 Nachträge umd Berichtigungen. 



dings erst im Decerober 1826 zum Dr. phü. promovirte. 
Goethe wusste von ihm, wie aus Jahrbuch Band XII. S. 81 
hervorgeht. Th. Hevse. 

S. 132, Z. 14. Der »Kammerherr von Arnim« ist nichi, 
wie das Register angiebt, Achim von Arnim. R. Steig. 

Zu S. 13s fg. Folgende mir erst jetzt bekannt gewordene 
Stelle verdient eine Mittheilung (Vamhagen, Blätter z. preuss. 
Gesch. III. 1868 S. 322, 8. Juli 1825): »Nachmittags und 
Abends bei Goethe; ein schönes, heitres, beseeltes Zu- 
sammensein, ohne Spannung geistreich, freundschaftlich, be- 
haglich! Er ist alt geworden, aber seine Seelenkräfte sind 
noch frisch, sein Geist lebendig, sein Antheil nach allen 
Seiten erweckt. Was er sagte war seiner werth und machte 
doch vergessen, dass er es sei, der es sage, so rein menschlich 
und unbefangen trat alles hervor. Er lebt wirksam und 
eifrig in die neue 2^it mit hinein, umfasst, wtlrdigt und er- 
hellt ihre Erscheinungen, sie befruchtend mit der Erfahrung 
eines gewaltigen Lebens und Schaffens. Weimar ist fast nur 
ein Abglanz von Goethes Geist, das ganze Land ist von 
ihm befruchtet; alle Anstalten, Einrichtungen, Pflanzungen, 
Bauten tragen seinen Antheil; die Wissenschaften, die Kunst, 
die Lebensbildung hängen mit seinem Dasein zusammen.« 
Das. S. 366 fg. eine Notiz über Goethes Geburtstagsfeier zu 
Berlin vgl. XIV. 134; über die Geburtstagsfeier (1826) Vamh. 
IV. 103. Folgende Stelle (S. 411, 25. Nov. 1825) ist für das 
Capitel »Goethe und Berlin« erwähnenswerth : »Das Schreiben 
des Grossherzogs von Weimar an Goethe bei der Feier von 
dessen fünfzigjähriger Anwesenheit in Weimar wird allgemein 
sehr schön gefunden. Unser KOnig soll durch die in den 
Zeitungen ewig wiederkehrenden Artikel über Goethe nun 
auch schon ganz gewohnt sein, dessen Ansehen und Namen 
als sehr bedeutend gelten zu lassen.« Dagegen ärgerte den 
König das viele Gerede über den Besuch Königs Ludwig 
von Baiem bei Goethe und die häufige Erwähnung des 
letzteren, häufiger als die eines Souverains, so dass er eine 
Weisung an die Zeitungen veranlasst haben soll, solche Artikel 
nicht mehr zu bringen (Varnh. IV. 313, 317, das. 248 über 
das Erscheinen der ersten Lieferung von Goethes Werken 
und ihren Eindruck in Berlin). 

S. 139 Z. 4 muss es 1825 st. 1823 heissen. 

S. 323. »Frau Schulthess an Goethe.« Lies vielmehr 
»Lavater an Goethe.« (Irrthum Hirzels.) Suphan. 

S. 323. Den Brief »Achims von Arnim an ?« habe ich 
sofort in der folgenden Nummer der Chronik des Wiener 
Goethe-Vereins als an Riemer gerichtet erwiesen. R. Steig. 

Zu S. 325. Das Buch von J. J. Weiss enthält ausser- 
dem eine Studie Les commentateurs de Werther, 1855, im 



Nachtrage und Berichtigungen. 301 



Anschluss an Appels Buch geschrieben, und Les m^moires 
de Goethe» im gleichen Jahre gegen eine ungenügende lieber- 
Setzung von »Dichtung und Wahrheit« gerichtet. 

2. Zu Band XV. 

Zu S. 54 fr. hat M. Bemays eine Anzahl Berichtigungen 
geschickt, die leider zU spät kamen, um hier noch berück- 
sichtigt zu werden. 

S. 54 muss es in der Ueberschrifl sieben Briefe A. Hirts 
statt sechs Briefe A. Hirts heissen. 

Zu S. 64, Z. IG u. ^6y Z. 18. Goethe machte die Bekannt- 
schaft Bodmanns am 3. Aug. 1814, jedenfalls bevor er Wolfs 
Brief erhalten hatte. Vgl. Tgb. V. 123, 7. 

S. 94 muss es überall fiifjviv heissen. 

Zu S. 99 unten. In einem undatirten Briefe Hirts an B. 
(Germ. Nat.-Mus. Nürnberg), der Anfang Juli 1797 geschrieben 
sein muss, heisst es: »Goethe lässt mir sagen, Schiller sey 
gegen Abend gekommen und daher soll ich mich doch so 
einrichten, dass ich des Mittags bey ihm bleiben könne. Ich 
habe zugesagt, folglich kann die Tour nach Wielanden nicht 
stattfinden.« H. beklagt sich dann über die vielen Einladungen 
und Schmausereien, die ihn wieder nach gewöhnlicher Kost 
lüstern machen, freut sich der gestern gemachten Bekannt- 
schaft mit Amalie von Imhof und schliesst: »Sie kommen 
doch auch zu Göthe?« 

Zu S. 108. Das Dresdener Buch übersendete Hirt (12. Mai 
1830) an Böttiger und vier andere Dresdener Freunde (Germ. 
Nat.-Mus. Nürnberg), bat dabei scherzhaft um gnädige Strafe 
und bemerkte: »Nur gesteht dabei ein, dass eure Sammlungen 
nie von irgend wem so herausgestrichen worden sind als in 
diesem Büchlein.« 

S. 159, Z. 10, II lies: »war der auf sie bezügliche ältere 
Titelzusatz unmöglich geworden« u. s. w. 

S. 159, Z. 26 lies: »in dem Umfange der Textänderungen 
schon äusserlich unmöglich« u. s. w. 

S. 160, Z. 15 fr. lies: »Sollte nun die Druck vorläge für 
B nicht aus einer dictirten alten Handschrift erflossen, sondern 
doch eine Abschrift von / oder daraus abgeleitet sein« u. s. w. 

S. 167, Z. 9 lies B^ statt B. 

S. 167, Z. 17 ff. lies: »es muss für die ganze Ausgabe B 
und die inhaltlich gleichen ersten zwanzig Bände von B^ 
gelten; denn wie sollte« u. s. w. 

S. 186, Z. 24 lies Prokrustes statt Prokustes. 




1. Chronik. 



Am 24. September starb Louise Marie von Franfois in 
Weissenfeis, wo sie von frühester Jugend an mit einigen Unter- 
brechungen gelebt hatte. Sie war am 27. Juni 181 7 als 
Tochter eines preussischen Majors geboren und stammte von 
Vaters Seite aus einer alten französischen Familie, die aber 
seit mehr als 2 Jahrhunderten in Deutschland lebte, von 
Seiten der Mutter aus einem vornehmen sächsischen Hause. 
Ihr väterliches Vermögen (der Vater starb schon 18 18) ging 
vollständig verloren. Louise lebte bei ihrer Mutter, die sich 
wieder verheirathete, und schloss sich ihren Stiefgeschwistern 
und deren Nachkommen in innigster Liebe an. Als Erzieherin 
von Verwandten, als Pflegerin ihrer Mutter und ihres Stief- 
vaters brachte sie viele Jahre zu. Sie hatte eine ttlchtige 
Bildung sich angeeignet, war von Mullner begtinstigt, durch 
Fanny Tamow zur Schriftstellerei angeregt worden; aber 
weniger durch eigene Neigung als durch Bedürfnisse der 
Ihrigen wurde sie zum Schreiben gedrängt. Nach einigen 
novellistischen Versuchen erschien ihr Meisterwerk »Die letzte 
Keckenburgerin«, für das sie die höchsten Lobsprüche von 
allen Seiten erhielt. Seitdem gelang ihr kein Werk ähnlicher 
Art, obwohl sie länger als ein Jahrzehnt viele Bände Novellen 
veröffentlichte. Aber diese Novellen verdienen nicht, in so 
völlige Vergessenheit zu gerathen, wie dies wirklich ge- 
schehen ist Georg Ellinger hat in der Nation (4. October), 
O. Hartwig in der Deutschen Rundschau (December) von 
diesen Novellen gesprochen. Der Gegensatz zwischen Leicht- 
sinn und aufopfernder Entsagung bildet in vielen Geschichten 
das immer wieder neugewendete Motiv. Die Erzählerin ver- 
stand die Frauen viel wirkungsvoller zu schildern als die 
Männer: ihre Frauen haben nichts Weichliches, sondern etwas 



Chronik. ^03 



herzhaft Thätiges, auch die Frau ist Kämpferin ; »das Kranken- 
bett ist ihr Schlachtfeld.« Sie stellt Frauen dar, die sich 
über adlige Vorurtheile hinweg setzen, andere, die trotz aller 
Lockungen ihrem Glauben treu bleiben. Es mag sein, dass 
eigene Erlebnisse und Erfahrungen solche Schilderungen her- 
vorgerufen haben. Denn sie bewegt sich nicht gern in einer 
eingebildeten, sondern in der wirklichen Welt. Aber sie ge- 
staltet sich den Ausgang gern als Dichterin; »durch Nacht 
zum Licht, durch Kampf zum Sieg« könnte man als Motto 
mancher Erzählungen anwenden. In ihrem Stile hat sie 
viel Anklänge an Goethische Sprache ; sie liebte es, Goethische 
Werke zu nennen und Stellen aus Goethe in ihren Erzählungen 
anzuführen. 

Sie war ein eifriges Mitglied der Goethe-Gesellschaft fast 
von Anbeginn an und kam manchmal zu den General- 
Versammlungen der Gesellschaft von Weissenfeis herüber. 
Aber auch dann hielt sie sich meist zurück. Ich lernte sie 
im Jahre 1891 kennen und erfreute mich damals oft ihres 
Gesprächs. Sie hatte nicht das Geringste, was an die be- 
rühmte Frau erinnerte, und auch nichts von den unangenehmen 
Seiten des alten Jüngferchens. Alles an ihr war schlicht und 
einfach. Ich erinnere mich, wie an einer Mittagstafel im 
Russischen Hofe, an der sie bemerkt wurde, hervorragende 
Schriftsteller, die sich damals zusammengefunden hatten, Frankl, 
Franzos, Frenzel, Kodenberg, Spielhagen, Wiehert, Wilden- 
bruch nach einander auf sie zutraten und ihr anerkennende 
Worte sagten. Sie wusste von Allen und war in rührender 
Bescheidenheit erstaunt, dass Alle von ihr wussten. Während 
ihrer letzten Lebensjahre war sie nicht mehr schriftstellerisch 
thätig, aber sie hatte sich trotz mancher Leiden und Krank- 
heiten die vollste Frische und geistige Empfänglichkeit bis in 
ihr hohes Alter gewahrt. 



Goethe, Plautus und Shakespeare waren die willkommenen 
Festgeber des gestrigen, vergnügten Mummenscherzes im 
Deutschen Volkstheater (Wien). »Das Jahrmarktsfest zu 
Plundersweilern« machte den Beginn: ein bischen grell, 
allzu niederländisch in der Scenerie, in der Esther-Parodie 
allzusehr in die Marionetten -Caricatur hinübergespielt, wirkte 
das »beliebte Sinngedicht«, um mit Dichtung und Wahrheit 
zu reden, gleichwohl frisch und anregend. Den Marktschreier 
gab, offenbar in Erinnerung an die Ettersburger AufRihrungen 
im October und November 1778, der Darsteller mit einem 
regelrechten, portraittreuen Goethekopf; das Schattenspiel 
belustigte Gross und Klein und als Hanswurst hielt sich Hr 
Giampietro ganz tapfer. (Allg. Ztg. 13. Febr.) 



304 Chronik. 

Am 2. Mai wurde in Stuttgart der erste von grossem 
Beifall gekrönte Versuch gemacht, den zweiten Theil des 
»Faust« zur Aufführung zu bringen, theilweise mit Anlehnung 
an die L'Arronge'sche Bearbeitung. 

In einer vom Cercle funambulesque in der Salle Bodini^re 
20. Juni gegebenen Vorstellung wurde eine einactige Panto- 
mime : La revanche de Marguerite von Leon Gandillot, Musik 
von Guerra gegeben. Faust, ein alter Gelehrter, findet Ge- 
fallen an seiner jungen Wäscherin. Er wird in einen jungen 
Pierrot von Mephisto verwandelt, der um Mitternacht seine 
Seele holen will. Durch lustige Streiche (Zurückdrehen der 
Uhr) und Aehnliches wird Mephisto aber um seine Beute 
gebracht. 

Am 7. Oct. wurden im Kgl. Schauspielhause zu Dresden 
»Die Laune des Verliebten« und die Uebersetzung von 
Voltaires »Mahomet« zur Aufführung gebracht. 



Goethes Geburtstag wurde an manchen Orten festlich be- 
gangen. Frankfurt a. M. ging voran. Das Hochstift ver- 
anstaltete am 27. August eine Festsitzung, in der Rudolf 
Steiner aus Weimar einen Vortrag über Goethes Naturanschauung 
hielt. An demselben Tage wurde im Goethehause, das, nach 
einer schönen Sitte, von den Frankfurter Damen mit Blumen 
geschmückt ward, die Faustausstellung (vgl. unten) eröffnet. 
Im Anschluss an die Faustausstellung im Goethehause 
wurden in dem östlichen Seitengange der Städelschen Gemälde- 
Gallerie die Entwürfe und Zeichnungen zu Goethes Faust von 
Cornelius ausgestellt, die von der Hand dieses Meisters in 
den Jahren 1809 — ii in Frankfurt entstanden sind. 

Im Frankfurter Schauspielhause wurden neu einstudirt 
»Stella« und die »Mitschuldigen« gegeben. — Das Saison- 
theater in Nürnberg veranstaltete eine Gedächtnissfeier, deren 
Erträgniss einem wohlthätigen Zweck zugewendet wurde. 
Dagegen nahmen die Theater in Berlin, wo freilich das Schau- 
spielhaus und das Deutsche Theater geschlossen waren, von 
dem Tage nicht die geringste Notiz. 



Zum Besten des Wiener Goethe-Denkmals hielt am Ge- 
denktag des 22. März, einer Einladung des Goethe- Vereins 
folgend, Hr. Prof. Robert Vischer aus Aachen einen nach 
Form und Inhalt gleich beachtenswerthen Vortrag, in dem 
der mit warmer Anerkennung bedachte Redner Goethes An- 
sichten über bildende Kunst eindringend erörterte und selbst- 
ständig beurtheilte. 



Chronik. 3O) 

Am 16. Juli fand in Eisenach die Jahresversammlung 
des Vereins für Thüringische Geschichte und Alterthumskunde 
statt. Nach anderen Vortragenden sprach Bürgermeister 
Eckardt-llmenau in anziehender Weise über die Entstehung 
des Goethischen Nachtliedes »Ueber allen Gipfeln ist Ruh«, 
dessen Verse der Dichter bekanntlich auf die nach Süden 
zeigende Bretterwand des nahegelegenen Goethehäuschens ge- 
setzt hat. Freudige Dankbarkeit erregte der Vortragende bei 
den Theilnehmern der Versammlung durch die Mittheilung 
eines Facsimiles der Verse. Es war durch das Entgegen- 
kommen des Verlagsbuchhändlers Schneider in Ilmenau, der 
das vorhandene Glicht zur Verfügung gestellt hatte, möglich 
geworden, das Facsimile allen Anwesenden zur Verfügung 
zu stellen. (Frankf. Ztg., 19. Juli.) 

Im Berliner Handwerkerverein hielt Director J. Stein- 
schneider vom 16. Aug. bis 20. Sept. einen Cyclus von 
folgenden 6 Vorträgen: Die Magus- und Faustsage. Faust 
im Volksbuch und Puppenspiel. Faustdichtungen des 18. und 
19. Jahrhunderts. Goethes Faust und die Gretchensage.' 
(ioethes Faust, eine Heilsbotschaft. Fausts Vollendung ; das 
Schauen von Angesicht zu Angesicht. 



In Frankfurt a. M. fand eine Faustausstellung statt, über 
die ausser einem erläuternden Vortrag O. Heuers (vgl. 
Frankf. Ztg. 18. Oct.) der nachfolgende Catalog ausführliche 
Kunde gibt: »Ausstellung von Handschriften, Druckwerken, 
Bildern und Ton werken zur Faustsage und Faustdichtung, 
veranstaltet vom Freien deutschen Hochstift. 28. August 
bis 10. November 1893. Frankf. a. M. Druck von Gebrüder 
Knauer.« VIII und 122 SS. Der Catalog ist in verschiedenen 
Ausgaben erschienen, die sich nur in der Art der Ausstattung 
unterscheiden; die werthvollste ist die mit 20 schön aus- 
geführten Kunsttafeln versehene. Unter den letzteren be- 
finden sich: Radirung Rembrandts, Carstens' Faust, ver- 
schiedene Abbildungen von Mephistopheles, aus der Pracht- 
handschr. d. Weim. Bibliothek, Wiedergabe von Titeln einiger 
Faust- und Wagnerbücher, einiger Faustlieder, Theater- 
zettel, endlich »Beschwörungsszene von Goethe. Nach der 
Originalzeichnung im Besitze des Hochstifts hier zum ersten 
Male wiedergegeben.« Der Catalog umfasst 838 Nummern, 
er gibt die Titel bibliographisch treu wieder und verzeichnet 
auch die Aussteller. Er ist folgendermassen eingetheilt: 
I. Der Faust der Sage. i. Der historische Faust und die 
Faustsage bei den Gelehrten. 2. Die Volksbücher : Historia; 
Widmann, Pfizer; Qiristlich-Meynende ; ttbrige Volksbücher; 

GoKTsa-lAiniavcR XV. 20 



3o6 Chronik. 

Uebersetzungen ; Volkslieder ; Wagnerbücher. 3. Fausts magische 
Schriften. U. Der Faust der Dichtung, i. Dramatische Dich- 
tungen, Volksschauspiel, Puppenspiel, Eh-amen (Goethe ist 
mit 124 Nummern vertreten), Opern, Possen, Satiren, Panto- 
mimen. 2. Dichtungen in erzählender Form. III. Faust in 
der Bildkunst. IV. Faust in der Tonkunst Die Ausstellung 
erfreute sich lebhaften Besuches und allseitiger Anerkennung. 



Die im Februar vom Heidelberger Kunstverein ver- 
anstaltete Sonderausstellung, ihrem hauptsächlichen Inhalte 
nach eine Goethe -Ausstellung, ermangelte in Folge ihrer 
literarisch - künstlerischen Eigenart, trotz räumlicher Be- 
schränkung, nicht eines besonderen intimen Reizes, wie auch 
nicht des Interesses weiterer Kreise. Die köstlichsten Perlen 
dieser kleinen Ausstellung hatte Baron v. Bernus, der jetzige 
Besitzer des nahe bei Heidelberg gelegenen Stiftes Neuburg, 
das seit 1825, in welchem. Jahre Joh. Friedr. Heinr. Schlosser, 
der Verwandte und Sachwalter Goethes, das Besitzthum käuflich 
erwarb, eine Stätte wärmster und verständigster Goethe- 
Verehrung bis auf unsre Tage geblieben ist, aus seinem 
reichen Schatze an künstlerischen und literarischen Reliquien 
überlassen. Ausserdem haben zu der Ausstellung das Freie 
Deutsche Hochstift zu Frankfurt a. M. und verschiedene Private 
beigesteuert. Da ist zuvörderst das von Gerhard v. Kügelgen 
1810 in Goethes Auftrag gemalte und für Schlosser als Ge- 
schenk bestimmte Bildniss des Dichters zu nennen (Goethe 
erwähnt es in seinen Briefen an Schlosser vom 14. Dec. 18 10 
und 24. Jan. 181 1). Original-Silhouetten von Goethe, Originale 
und Copien von Bildnissen aus den verschiedensten Lebens- 
jahren, Goethe-Medaillen, Porträts von anderen Persönlich- 
ketten, die Beziehungen zu Goethe hatten, begrüssen uns zum 
grossen Theile als gute Bekannte. Unbekannt dagegen dürfte 
ein kleines Brustbild Goethes sein, das, 18 19 (also 32 Jahre 
nach dem Campagna-Bild) von Tischbein gemalt und von 
Goethe an Nägele geschenkt, sich nunmehr im Besitz von 
Prof. Oppenheimer in Heidelberg befindet. Besonderes Interesse 
erweckt femer eine Originalsepiazeichnung von Goethe, eine 
Phantasielandschaft nach italienischen Motiven; sodann die 
Reproduction einer Zeichnung vom gesprengten Thurm am 
Heidelberger Schloss, sowie eines Aquarells von Oeser, das 
dieser auf Goethes Wunsch nach jener Skizze anfertigte. Die 
bisher unbekannten Originale beider Stücke sind erst vor 
kurzem in Weimar gefunden worden. Einen Beweis, welche 
Fertigkeit sich Goethe auch im Gebrauche der Radimadel 
angeeignet hatte, liefern zwei kleine Blätter, die bekannten, 
Goethes Vater und dem Assessor Hermann in Leipzig ge- 



Chronik. 307 



widmeten Radirungen nach Landschaften von A. Thiele. 
Nachträglich wurde die Aufteilung noch durch einige Original- 
federzeichnungen Goethes aus dem Besitze des Galleriedirectors 
Roux in Mannheim, dessen Vater sie von Goethe erhielt, 
bereichert. Am interessantesten davon erscheint ein kleines 
Blättchen, auf dem der Dichter, nach der ihm bekanntlich 
sehr geläufigen Howardschen Terminologie, die drei Haupt- 
wolkenformen, cirrus, cumulus und stratus, in einer Skizze 
veranschaulicht hat. Als Bestandtheil der eigentlichen Goethe- 
Ausstellung ist noch erwähnenswerth ein in Wasserfarben 
ausgeführter Entwurf Eduard Steinles zu den Fahnen, welche 
r. v. Bernus gelegentlich der loojährigen Geburtsfeier Goethes 
malen Hess und der Frankfurter Stadtbibliothek schenkte; 
•die Composition stellt Goethe als Kind und eine Apotheose 
^es Dichters dar. In den übrigen aus dem Stifte Neuburg 
liberlassenen Schätzen ist, entsprechend der Geistesrichtung 
•des Schlosserschen Ehepaares, vorzüglich die Kunst der 
^azarener vertreten. (Allg. 2^itg., 9. März.) 



An zwei berühmten Bildern in München ist ein Frevel 
verübt worden, der auf eine Monomanie des Thäters schliessen 
Jässt. Aus einem, dem Goethe-Bildnisse von Stieler in der neuen 
Pinakothek wurde ein dreieckiges Stück herausgeschnitten, 
•das die Nase und die Hälfte der Augen umfasst. 



Aus der Frankfurter Stadtverordneten- Versammlung 14. No- 
vember. — Seitens des Magistrats war beantragt, das sogenannte 
»Willemer-Häuschen« am Hühnerweg nebst einem angrenzen- 
den hypothekarisch belasteten Grundstück für Mk. 18,000 zu 
erwerben. Hiergegen sprach sich ein Stadtverordneter ganz 
entschieden aus. Das Häuschen sei ganz verfallen, die schöne 
Aussicht verbaut, der Preis viel zu hoch. Die Verehrer Goethes 
möchten das Häuschen aus eigenen Mitteln erwerben. Nach- 
dem andere den Preis als zu hoch erklärt, nur einer den 
Ankauf befürwortet hatte, wurde die Vorlage an den Tiefbau- 
Ausschuss verwiesen. 



Das Leipz. Tageblatt 19. Mai, 2. Beibl. enthä)t Folgendes: 
Einern jungen Leipziger Künstler, Herrn Richard Schiller, 
ist es in den jüngsten Tagen durch ein besonderes Verfahren 
gelungen, die Auffrischung der beiden uralten Holzgemälde 
in den Bogenwölbungen des oberen Kellergemachs in »Auer- 
bachs Keller« so glücklich zu bewirken, dass die vollständig 
verschwunden gewesenen interessanten malerischen Darstel- 
lungen sammt ihren originellen Inschriften nunmehr wieder 

20* 



3o8 Chronik. 



vollständig erkennbar sind. Das eine dieser Bilder stellt 
Dr. Faust mit den Studenten zechend dar, den Schwarzktlnstler 
in polnischem CostUm mit spitzem Bart und rother pelzver- 
brämter Kappe, seinen Prästigiar neben sich, auf der Tafel 
Obst, Backwerk und sogenannte »Convictschinken,« Brödchen^ 
wie sie noch heute im Convict den Studenten gereicht wer- 
den. Drei Musikanten machen die Tafelmusik. Die etwas 
räthselhafte Inschrift lautet: »Vive. Bibe. Ob graecare. Memor. 
Faust. Hujus et Hu jus. Poenae. Aderat. Ciaudo. Haec. 
Asterat. Ampla. Grada. 1525.« 

Professor Nobbe berichtigte die Unterschrift dermassen^ 
dass sie nun wie folgt lautet : »Vive, bibe, ob graecare, memor 
Fausti hujus et hujus Poenae; aderat claudo haec, ast erat 
ampla gradu, i525.<( — Das zweite Bild zeigt den eigent- 
lichen Ritt des Schwarzkünstlers auf dem Fasse aus dem 
unteren Keller nach der erhaltenen Treppenpforte des Hofes,, 
die man auf dem Bilde wiedererkennt. Auf diesem Bilde 
stehen die berühmt gewordenen Verse: 

»Doctor Faust zu dieser Frist, aus Auerbachs Keller geritten ist 
Auf eineni Fass mit Wein geschwind, welches gesehen viel 

Mutterkind, 
Solches durch seine subtile Kunst hat gethan, und des Teufels. 

Lohn empfangen daran.« 



GOETHE- VORLESUNGEN AN UNIVERSITÄTEN 
MIT DEUTSCHER UNTERRICHTSSPRACHE. 

Zusammengestellt von L. Fränkel. 

Sommer-Semester 1891. Berlin, E.Schmidt: Ueber 
Goethes Leben und Schriften von 1749 bis 1775; Erklärung 
von Gedichten Klopstocks, Goethes und Uhlands. — Bonn. 
A. Birlinger: Geschichte des Dr. Faust und Erklärung von 
Goethes Faust — Breslau. M: Koch: Geschichte der deut- 
schen Literatur in der Sturm- und Drangpetiode. — Freiburg 
i. B, R. Weissenfeis: Goethe und Schiller. — Göttingen. 
G. Roethe: Goethe. — Heidelberg. K. Fischer: Kritische 
Vorträge über Goethes Faust. — M. Freih. v. Waldberg: 
Geschichte der deutschen Literatur im klassischen Zeitalter. — 
Jena, B. Litzmann: Die deutsche Dichtung zu Goethes und 
Schillers Zeit. — Kiel. E. Wolff : Geschichte, Kritik und Er- 
klärung von Goethes Faust. — München. H. Breymann: 
Marlowes Dr. Faustus. — Strassburg. R. Henning: Goethe 
und Schiller während der Zeit ihrer gemeinsamen Thätigkeit ; 
Erklärung von Goethes Hermann und Dorothea. — BaseL 
R. Kögel: Ueber Goethes Faust. — Genf. B. Bouvier: Goethe: 



Chronik. 309 



und Schiller und Goethes Alter, 1794—1832; Das Volksbuch 
des Dr. Faust. — Prag. A. Sauer: Schiller und Goethe von 

1795-1805- 

Winter- Semester 1891/92. Berlin, E. Schmidt: 

Ueber Goethe und Schiller; im Seminar: Die Xenien und 
andere Epigramme. — L. Geiger: Ueber die Faustsage; 
Goethes Gedichte. — Freiburg i. Br, R. Weissenfeis: Goethes 
Faust in ursprünglicher Gestalt. — dessen. H. Siebeck : Ueber 
Goethes Welt- und Lebensanschauung. — Göttingen. M. 
Heyne : Die Sturm- und Drangperiode. — - Halle a. S. K. Bur- 
dach : Ueber Goethes Faust ; Erklärung von Goethes lyrischen 
Gedichten. — Heidelberg. C. F. Meyer: Die Sturm- und Drang- 
periode in Deutschland ; Goethe als Dramatiker. — M. Frhr. 
V. Waldberg : Interpretation der literarhistorischen Kapitel in 
Goethes »Dichtung und Wahrheit«. — Königsberg. H. Baum- 
gart: Ueber Goethes Leben und Schriften. — Leipzig. E. 
Elster: Erklärung der Balladen und Romanzen Goethes und 
Schillers. — G. Witkowski: Geschichte der deutschen Literatur 
vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis auf Goethes Tod. — 
Tübingen. C. von Köstlin : Ueber Goethe und seine Werke. — 
Bern. L. Hirzel: Goethes Leben und Werke. — Gen/, B. 
Bouvier: 2. Theil des Faust von Goethe. — Neue hat el, W. 
Domeier : Die klassische Periode der deutschen Litteratur von 
Klopstock bis zu Goethes Tod. — Zürich. ]. Bächtold: 
Goethes Faust. 

Sommer-Semester 1892. Berlin. M. Herrmann: Er- 
klärung ausgewählter Kapitel aus »Dichtung und Wahrheit«. — 
Bonn. A. E. Berger: Goethes Faust und die populäre und 
literarische Faustuberlieferung. — Breslau. F. Vogt : Goethes 
Leben und Schriften bis zum J. 1786. — Göttingen. G. Roethe: 
Goethes Faust. — Greifswald, A. ReifTerscheid : Ausgewählte 
Briefe Goethes (im deutschen Proseminar). — Heidelberg. 
C. F. Meyer: Ueber Goethes Faust, Einfuhrung und Er- 
klärung, Geschichte der Faustsage und ihre poetischen Be- 
arbeitungen. — Kiel. O. Erdmann: Ueber Goethes lyrische und 
l)rrisch-epische Dichtungen. — Leipzig. E. Elster: Goethes 
Leben und Werke. — G. Witkowski: Ueber Goethes Faust, 
Geschichte der Faustsage, Entstehungsgeschichte und Er- 
klärung des Goethischen Gedichtes. — München. F. Muncker: 
Geschichte der deutschen Literatur vom Auftreten Herders 
und Goethes bis zu den Jugenddramen Schillers. — Strass» 
bürg. R. Henning: Erklärung von Goethes Iphigenie 
(Seminar). — Tübingen. Ph. Strauch: Ueber Goethe. — 
Lausanne. Maurer: Goethe und Schiller, psychologische Ana- 
lysis ihrer Werke. — Graz. B. Seufifert: Uebungen über 
Poetik im Anschluss an Schiller - Goethes Briefwechsel. — 
Innsbruck. ]. Wackernell : Goethes Lyrik. — Frag. O. Will- 



3 1 o Chronik. 



mann: Ueber die Behandlung der deutschen Classiker im 
Unterrichte. 

Winter-Semester 1892/93. Berlin. E. Schmidt: 
Goethes Faust, mit historischer Einleitung. — Göttingen. 
G. Roethe: Goethes Gedichte (Seminar). — Halle a. S, 
R. Haym : Ueber Leben und Schriften Goethes. — S. Schultze : 
Der junge Goethe (1749—75). — Jena, F. Kluge: Die Faust- 
sage und Faustdichtung. — A. Leitzmann: Ueber Goethes 
Leben und Schriften von 1749—1775. — Kiel. E. Wolff: 
Goethes Leben und Werke ; Uebungen über Goethes Sprache. — 
Königsberg. H. Baumgart: Goethes Faust, mit Einleitung 
aber die Faustsage. — Leipzig. R. Hildebrand: Goethes 
Lieder und Gedichte erklärt. — G. Witkowski: Goethes 
Dramen. — Marburg. A. ROster: Faust und Faustsage (mit 
Interpretation von Goethes Faust); Goethes Götz von Ber- 
lichingen (Seminar). — München. M.Carri^re: Goethes Faust. — 
F. Muncker: Goethe, Schiller, die Romantiker. — Münster. 
C. Drescher: Geschichte der Faustsage. — Tübingen. C. v. 
Köstlin : Ueber Goethes Faust, nebst Einleitung in die Faust- 
sage und Faustliteratur. — Basel. Ad. Socin: Geschichte der 
deutschen Literatur von 1770 bis zu Schillers Tod. — Bern. 
L. Stein : Die deutschen Klassiker als Philosophen. — Zürich. 
J. Bächtold : Goethes Leben und Werke. — J. Stiefel : Die 
Hauptwerke der deutschen Klassiker und ihre Darstellung der 
Ideale des 18. Jahrhunderts. — -Prag. A. Sauer: Goethes 
Faust und die Faustsage. 

Sommer- Semester 1893. Berlin. H.Grimm: Kunst- 
und Kulturgeschichte im Zeitalter Goethes. — E. Schmidt: 
Ueber Goethes Leben und Schriften bis 1775. — Bonn. 
B. Litzmann: Geschichte der deutschen Literatur im Zeit- 
alter Goethes und Schillers; Goethes und Schillers Xenien 
(Seminar). — Breslau. M. Koch: Geschichte der deutschen 
Literatur in der Sturm- und Drangperiode. — Greifswald. 
M. Konrath: Marlowes Faust (im Seminar). — J.W. Bruinier: 
Goethes Faust mit vorausgeschickter Geschichte der Sage. — 
Heidelberg, K. Fischer: Kritische Vorträge über Goethes 
Faust. — M. Frhr. v. Waldberg: Die deutsche Literatur im 
klassischen Zeitalter; Lesung und Erklärung ausgewählter 
Schriftsteller aus der Sturm- und Drangperiode (Seminar). — 
KieL E. Wolfif: Literargeschichtliche Uebungen über die 
Genieperiode. — Königsberg. H. Baumgart: Ueber den 2. Theil 
von Goethes Faust. — Leipzig. E. Elster: Ueber die Sturm- 
und Drangperiode. — G. Witkowski : Schiller und Goethe 
1794 — 1805. — München. F. Muncker: Geschichte der 
deutschen Literatur im 19. Jahrhundert bis zu Goethes Tod. — 
Münster. C. Drescher: Geschichte der Faustsage. — Strass- 
bürg. R. Henning: Goethes Torquato Tasso (Seminar). — 



Chrokik. 511 



Tübingen. H. Spitto: Kritische Vorträge über Goethes Faust — 
Würgburg. H. Roetteken: Goethes und Schillers Jugend und 
ihre Genossen. — Gen/. B. Bouvier: Studium von Goethe, 
Wilhelm Meisters Lehrjahre. — Czernawitz. O. Zingerle 
von Summersberg: Erklärung lyrischer Gedichte Goethes 
(Seminar). — Gras. B.SeufTert: Uebungen an »Wilhelm Meisters 
Lehrjahren« (Seminar). — Innsbruck. A. Zingerle: Praktische 
UebersetzungsUbungen für Italiener an Goethes »Italienischer 
Reise«. — J. Wackernell: Goethes Hermann und Dorothea; 
Uebungen an Goethes lyrischen Gedichten. 

Winter-Semester 1893/94. Berlin. E. Schmidt: 
Goethe und Schiller. — Bonn. A. E. Berger: Kritik und 
Erklärung von Goethes Faust nebst einer Geschichte der 
Faustsage und Faustdichtung. — Breslau, M. Koch: Ge- 
schichte der Faustdichtungen mit besonderer Rücksicht auf 
Goethes Faust. — Freiburg i. Br. F. Kluge : Faustsage und 
Faustdichtung. — dessen. H. Siebeck: Ueber Goethes Welt- 
und Lebensanschauung. — A. Strack : Goethes Leben und Dichten 
I. 1749 — 1775. "" Göttingen. G. Roethe: Ausgewählte Ge- 
dichte Goethes und Schillers. — Halle a. S. R. Haym: 
Geschichte der deutschen dramatischen Dichtung seit Lessing. — 
Ph. Strauch: Goethe. — Heidelberg. C. F. Meyer: Entwickelung 
des deutschen Dramas seit Lessing. — M. Frhr. v. Waldberg : 
Lesung und Erklärung ausgewählter Goethischer Gedichte. — 
Kiel. G. Glogau: Ueber Goethes Faust. — - Leipzig. G. Wit- 
kowski: Geschichte der deutschen Literatur von Schillers 
Tode bis auf Goethes Tod. — Derselbe: Goethes Faust. — 
Strassburg i. E. R. Henning : Goethe und Schiller nebst Er- 
klärung ausgewählter Theile ihrer Werke. — E. Joseph: 
Geschichte der deutschen Literatur zur Zeit des Stiums und 
Drangs. — Tübingen. C. v. Köstlin : Goethe und seine Werke. — 
Würzburg. J. Volkelt: Erklärung von Goethes Faust. — 
Basel. R. Kögel : Ueber Goethes Faust. — St. Born : Goethes 
Leben und seine Werke. — Bern. L. Hirzel : Goethes Faust. — 
Genf. B. Bouvier: Studium und Erklärung der epischen 
Dichtungen Goethes. — Zürich. J. Bächtold: Goethes Faust — 
Graz. B. SeufTert : Die klassische Zeit der deutschen Literatur 
(Goethe und Schiller). — Wien. J. Minor: Die Sturm- und 
Drangperiode nebst den Anfängen Goethes und Schillers. 




. Bibliographie 



SCHRIFTEN". 
A. WXWARER GOETHE -AUSGABE. 

Gonhes Werke. Hoansgegebcn im Auftrage der Grossherzogin 
Sophie TOD Sachaen. Wciduu-, H. Bflhlau. 

Siehe G. -J. XIH, 259 mil der Anmerkung. In den 
folgenden Bericht Ober die Erste Abtheilung kann leider Band 1 6 
nicht mit einbeiogen «erden, der im Druck und Satz bis 
auf den Anlhcil von Prof. Edward Schröder, schon im Herbst 
fertig gestellt war und dessen Rest erst jetzt im Archiv be- 
arbeitet wird. Bei der Zweiten Abtheilung ist Band 4, dessen 
Herausgabc mit der nächsten Lieferung erfolgt, wegen des 
engen Zusammenhanges mit 3 hier im Voraus erwähnt. 
Erschienen sind 1893 folgende neun Bände: 1,5 (Redactor 
B. Suphan, Herausgeber C. Redlich und Erich Schmidt), 

I, 36 (Redactor C. Redlich, Herausgeber Woldemar v. Bieder- 
mann), 11. 3 (Redactor B. Suphan, Herausgeber S. Kalischer), 
11,8 (Redactor B. Suphan, Herausgeber Karl v. Bar dtleben), 

II, 1 1 (Redactor B. Suphan, Herausgeber R. Steiner), III, 5 
(Redactor B, Suphan, Herausgeber/«/. Wähle), IV, la. 13. 14 
(Redactor B. Suphan^ Herausgeber E. von der Hellen). 



BERICHT DER REDACTOREN UND HERAUSGEBER. 

ERSTE ABTHEILUNG. 

Band 5. Die erste Abtheilung des 5, Bandes, welche 

den Text der Gedichte abschlicsst, bringt zunächst S. 1 — 79 

eine Nachlese Vermischte Gedichte und An Personen zu 

Band 4, zumeist aus Q und C ; dann S. 8t — 155 Zahme Xenien 



BiBUOGRAPHlE. 3 I 3 



aus dem Nachlass in drei Abtheilungen, darunter S. ii6 — 129 
53 bisher ungedruckte Nummern; dann S. 157 — 202 Invec- 
tiven, davon S. 162 und S. 193—202 17 Nummern bisher 
ungednickt. lieber die Nichtaufnahme einiger Goethe zuge- 
schriebenen aber sicherlich unechten Gedichte wird in der 
2. Abtheilung des 5. Bandes Rechenschaft gegeben werden. 
Herausgeber ist C. Redlich. Den Schluss machen S. 203— 313 
die Xenien, zuerst die aus dem Musenalmanach für 1797, 
dann die erst durch Boas und jüngst aus der 8. Schrift der 
Goethe - Gesellschaft bekannt gewordenen Paralipomena und 
zuletzt diejenigen Tabulae votivae, die weder Schiller noch 
Goethe in seine Werke aufgenommen hat. Die Herausgabe 
derselben besorgte Erich Schmidt. Als Redactor ist B. 
Suphan theils bei Fragen die Anordnung betreffend, theils 
bei der Entscheidung über einzelne Gedichte problematischen 
Ursprungs beiräthig gewesen. 



Band jö. Der von mir, gleich dem vorhergehenden, 
unter Mitwirkung des Dr. Redlich als Redactors heraus- 
gegebene Band 36 entspricht zwar wesentlich dem 32. Bande 
der Ausgabe letzter Hand, hat aber, der Gestaltung der 
späteren Ausgaben von Goethes Werken entsprechend, einige 
Erweiterungen erfahren müssen. Dieser Band enthielt ausser 
den »Tag- und Jahresheften« von 1807 bis 1822 nur die 
Ranzelabkündigung über den Tod der Herzogin Anna Amalia, 
sowie die Logenrede über Wieland, gewissermassen eine Er- 
gänzung der Annalen, in denen der Tod der beiden Genannten 
auffälligerweise nicht erwähnt ist. Daher sind auch diese 
beiden »Reden« schon in des zweiten Bandes zweiter Ab- 
theilung von »Goethes poetischen und prosaischen Werken 
in zwei Bänden« (1837), sowie überdies die »Rede bei Er- 
öffnung des Ilmenauer Bergbaues« unter der Ueberschrift der 
Annalen gegeben. Ferner fügte diese Ausgabe den Annalen 
noch eine Reihe von Aufsätzen unter dem Gesammttitel 
»Biographische Einzelheiten« hinzu, während einige Aufsätze 
gleicher Richtung den Annalen selbst einverleibt wurden, 
die demnach an den betreffenden Stellen gegen die Ausgabe 
letzter Hand einige Aenderung hatten erfahren müssen. Diese 
einverleibten Stücke brachte dann besonders, nebst den 
anderen »Biographischen Einzelheiten,« der 20. Band von 
»Goethes nachgelassenen Werken« (der 60. Band der Aus- 
gaben letzter Hand). 

In unserer Ausgabe war die ursprüngliche Fassung der 
»Tag- und Jahreshefte« umsomehr wieder herzustellen, als 
keine Andeutung vorlag, dass die wegen der gedachten Ein- 
schaltungen nöthig gewordenen Textänderungen von Goethe 



314 Bibliographie. 



gebilligt waren, obschon einige der unter den Biographischen 
Einzelheiten befindlichen Stticke von Goethe mit der unver- 
kennbaren, ja ausgesprochenen Absicht der Einverleibung in 
die »Tag- und Jahreshefte« geschrieben worden sind. Unsere 
Ausgabe hat ausserdem noch einen Aufsatz »Herzogliches 
Hoftheater zu Weimar,« der als Ergänzung Dir das Jahr 1792 
anzusehen und, wenn auch nicht urkundlich nachweisbar, 
zweifellos von Goethe verfasst ist. Der die Reden enthaltende 
Anhang ist vervollständigt durch die in den Ausgaben letzter 
Hand noch nicht nachträglich und erst in der Hempelschen 
Ausgabe aufgenommenen Stücke: »Kleine Biographien zur 
Trauerloge am 15. Juni 182 1« und »Rede bei der Feierlich- 
keit der Stiftung des weissen Falkenordens. a Ausgeschlossen 
blieb dagegen die in der vierzigbändigen Cottaschen Ausgabe 
ungeschickterweise hier eingereihte, von Goethe nur übersetzte 
»Rede über Friedrich den Grossen«, von Johannes von Müller. 

Der Text der Annalen hat gegen den der Ausgaben 
leuter Hand zwar Berichtigungen erfahren, aber wenige und 
die meisten nicht von grossem Gewicht Abgesehen von 
sprachlichen Formen können etwa folgende hervorgehoben 
werden. Dort war 1810 gelegentlich der Aufführung von 
Voltaires »2^irea nach Peucers Uebersetzung das »Recitivena 
der Schauspieler anstatt »Recitiren« gelobt; 18 16 ist die 
Schrift über Pflanzenkrankheiten »Philibert« anstatt »Philipp 
R^« zugeschrieben; 1817 ist von »Schweizer Gebirgskarten« 
anstatt »Gebirgsarten« die Rede; 18 18 ist die »Anmerkung« 
der Bedeutung der Jenaer Bibliothek von Seiten des Herzogs 
von Egerton anstatt seiner »Anerkennung« erwähnt; 1820 
war der Schluss des ersten, von den Basalten vom Hom 
handelnden Satzes ausgefallen, und es muss nach den Worten 
»abgewinnen kann« noch folgen »gaben mir manche Be- 
schäftigung« ; 1821 ist der von Rochlitz besorgte Flügel ein 
»Schreiberischer« anstatt »Streicher ischer« genannt; 1822 wird 
von »symbolisch-graphischen« Darstellungen der Barometer- 
beobachtungen anstatt »synoptisch- graphischen« gesprochen. 

Die Lesarten enthalten die Vorarbeiten für die Annalen 
auf 1823 und 1824 und einige in den früheren Jahren aus- 
gefallene Stellen ; besonders umfänglich ist der aus der Hand- 
schrift beigebrachte Schluss des Jahres 1807,' der jedenfalls 
nur durch ein Uebersehen nicht mit abgedruckt worden ist 
Letzteres ist dadurch erklärlich, dass sich darin noch eine 
Lücke findet, deretwegen das Stück einstweilen zurückgelegt, 
dann aber vergessen worden sein mochte. 

Die erste Handschrift der Annalen auf 1808 enthielt 
einen Reim, von dem Goethe erzählt, dass er ihn am 



' In den Lesarten S. 387, Z. 25 lies 1807 statt 1808. 



RiRLIOGRAPHIR. 515 



14. October 1806 im schrecklichsten Momente ausgesprochen 
habe; er lautet: 

Der Zeitungsleser sei gesegnet, 
Der liest, was heute mir begegnet. 

In der Handschrift über das Jahr 1810 ist der damalige, 
abwechslungsreiche Aufenthalt in Karlsbad und in Böhmen 
überhaupt viel ausführlicher behandelt. 

W. Frhr. V. Biedermann. 



ZWEITE ABTHEILUNG. 

Band 3, 4. Farbenlehre^ historischer T'heil^ Diese 
Bände enthalten den II. Theil des Einzeldruckes von 18 10. 
Von dem Dnickmanuscript hat sich nur ein unbeträchtlicher 
Rest (zu Band 3) im Archiv vorgefunden, zu Band 4 fehlt 
es ganz. Zahlreich dagegen sind Excerpte, Uebersetzungen, 
Notizen, Dispositionen. Entwürfe vorhanden, manche in mehr- 
facher Fassung, die bei der Ausarbeitung des Werkes mehr 
oder weniger benutzt worden sind und in den Lesarten ihre 
geeignete Stelle gefunden haben. Eine grössere Anzahl von 
in sich geschlossenen Niederschriften, die inhaltlich einzelnen 
Partieen des 4. Bandes parallel gehen, sind demselben als 
Paralipomena beigegeben. S. Kalischer. 



Band 8, Der achte Band der naturwissenschaftlichen 
Schriften enthält Goethes zoologische Arbeiten im weitesten 
Sinne des Wortes. Goethes Bedeutung auf diesem Gebiete 
wird, wie besonders die bisher noch ungedruckten Auf- 
Sätze beweisen, durch die bisher übliche Bezeichnung laOsteo- 
logieix nicht erschöpfend gekennzeichnet. Ist Goethe auch 
von der Knochenlehre ausgegangen und hat er auf diesem 
Gebiete gerade bahnbrechende Entdeckungen gemacht, so hat 
er sich, wie jetzt nicht mehr zu bezweifeln ist, auch mit den 
andern Systemen des menschlichen und des Wirbelthierkörpers 
überhaupt beschäftigt. Vor allem aber hat er seine osteo- 
logischen Forschungen und Entdeckungen zu Theorieen ver- 
tieft und ist andrerseits wieder, von seiner Theorie des »Typus« 
aus, zu neuen Untersuchungen gelangt. 

Die Anordnung der Audsätze und Fragmente dieses 
Bandes entspricht nicht der vielfach zufälligen 2^itfolge ihrer 
Entstehung oder Veröffentlichung, sondern sie soll ein Bild 
von Goethes anatomisch • zoologischem System geben. Des- 

' Bezüglich Band 4 vgl. die Vorbemerkung. B. S. 



3 1 6 Bibliographie. 



halb ist der aus dem Jahre 1795 stammende »Elrste Entwurf 
einer allgemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie, 
ausgehend von der Osteologie« vorangestellt (S. 5 — 60), der 
zum Theil in den Heften »zur Morphologie« (1817 — 24) 
bereits veröffentlicht war, zum Theil im Goethe-Archiv sich 
handschriftlich vorfand. Die »Vorträge« (S. 61—89) sind 
eine ausführlichere Darstellung der drei ersten Capitel des 
»Entwurfs« aus dem Jahre 1796. Erst dann folgt (S. 91 — 139) 
die schon in den morphologischen Heften und in den Nova 
Acta (1830) veröffentlichte berühmte, nachweisbar im Jahre 
1789 entstandene Zwischenkiefer - Arbeit, die nach den er- 
wähnten vorhandenen Drucken nebst fünf Tafeln wieder- 
gegeben ist Die erste ungedruckte Conception zu diesem 
Aufsatze (1784) bringen die Paralipomena (II). Gleichfalls 
bisher ungednickt ist die »Beschreibung des Zwischenknochens 
mehrerer Thiere bezüglich auf die beliebte Eintheilung und 
Terminologie« (S. 140—164), welche wohl aus den Jahren 
1784—86 stammt. Sie sollte das einzelne Beweismaterial aus 
der vergleichenden Anatomie für Goethes Lösung der 
Zwischenkiefer - Frage beibringen und war wohl, ebenso wie 
die 17 grossen Tafeln desConceptes (welches er zunächst an 
Loder, Merck, Sömmerring, Camper sandte) zur Veröffentlichung 
bestimmt, die nur (durch die ablehnende Haltung der Fach- 
leute Sömmerring und Camper) verhindert, oder richtiger nur 
um mehr als 30 Jahre verzögert wurde. Das S. 165—166 
folgende kleine, aber interessante »Specimen« ist bereits ge- 
druckt, ebenso »Schädelgerüst aus Wirbelknochen« (S. 167 
bis 169).- Dagegen ist neu der »Versuch einer allgemeinen 
Knochenlehre« (S. 171 — 208), welcher die zunächst auf den 
Zwischenkiefer angewandte vergleichende und analytische 
Methode auf die andern Kopfknochen ausdehnt. Die Ab- 
handlung muss, wie der Unterzeichnete (in diesem Jahrbuch 
Bd. 13, S. 173 ff.) nachgewiesen hat, im Jahre 1794 ge- 
schrieben sein. In den morphologischen Heften gedruckt 
sind dann wieder die kleinen Aufsätze über »Die Knochen 
der Gehörwerkzeuge«, »Ulna und Radius«, »Tibia und Fibula«, 
sowie die Anzeigen und Besprechungen (»Faulthiere und 
Dickhäutigen«, »Fossiler Stier«, »Zweiter Urstier«, »Die 
Scelette der Nagethiere«, »Die Lepaden«). Den Schluss des 
Bandes (S. 261—275) bildet der bisher unbekannte »Versuch 
über die Gestalt der Thiere«, handschriftlich im Archiv vor- 
handen. Obwohl, höchst wahrscheinlich, bereits 1790 in 
Breslau entstanden, zieht diese Arbeit die letzte Consequenz 
aus den Einzelheiten früherer Untersuchungen und dem Ge- 
dankengange, welcher späteren Arbeiten immer wieder zu 
Grunde lag. Wir finden hier die erste Disposition und 
früheste formale Gestaltung für den »Ersten Entwurf«, sowie 



Bibliographie. 317 



für die »Vorträge«. Goethe hat, wie aus diesem wichtigen 
Funde hervorgeht, jedenfalls die Absicht gehabt, eine Art 
»Generelle Morphologie« zu schreiben. 

Für Kenner des Gegenstandes werden die Paralipomena 
noch vieles Interessante bringen. Allgemeine Beachtung ver- 
dient die »Schlussbetrachtung« (S. 362). Im Uebrigen ver- 
weist der Herausgeber auf seinen Aufsatz im Jahrbuch Bd. 13. 

Die Herausgabe von Band 8 wurde dem Unterzeichneten 
nur durch die stetige Mitwirkung des Goethe- und Schiller- 
Archivs, zumal seines Directors Suphan^ und Rudolf Steiners y 
welcher in dankenswerther Weise die »Lesarten« besorgte und 
auch sonst mit Rath und That half, ermöglicht. 



Karl von Bardeleben. 



Band 11, Der elfte Band der naturwissenschaftlichen 
Schriften soll ein Bild liefern von Goethes naturphilosophischen 
Ideen und von seinen Vorstellungen über naturwissenschaftliche 
Methoden. Bei der Anordnung der Aufsätze und Skizzen 
waren zwei Gesichtspunkte maassgebend: erstens den inhalt- 
lichen Zusammenhang der Ideen selbst, zweitens die methodische 
Behandlung anschaulich zu machen, die die Naturwissenschaft 
unter ihrem Einflüsse erfährt. Herangebildet an der Erforschung 
des organischen Lebens, haben Goethes Vorstellungen über 
wissenschaftliche Methodik erst eine feste Gestalt gewonnen, 
als er sich mit den weniger verwickelten Erscheinungen der 
unorganischen Natur beschäftigte. Deshalb hat er seine hierauf 
bezüglichen Aufsätze mit Anlehnung an seine physikalischen 
Arbeiten geschrieben. 

Das Frincip der Anordnung für S. 1—77 ist: Vorangestellt 
sind die Abhandlungen über die allgemeinen Intentionen in 
der Naturphilosophie (i — 12); dann folgen die Auseinander- 
setzungen über naturwissenschaftliche Methoden (13 — 44, 
Glückliches Ereigniss, der Versuch als Vermittler von Object 
und Subject, und die ungedruckten Aufsätze: Erfahrung und 
Wissenschaft, Beobachtung und Denken) ; den Abschluss dieses 
Theiles bilden die Aufsätze, in denen Goethe in der zeit- 
genössischen Philosophie die Rechtfertigung suchte für seine 
zuerst naiv beobachtete Methode in der Organik (S. 45— ;S5 
Einwirkung der neuern Philosophie, Anschauende Urtheils- 
kraft) S. 56— 77 (Bedenken und Ergebung, bedeutende Förder- 
niss durch ein einziges geistreiches Wort, Vorschlag zur Güte» 
Analyse und Sjmthese, Ernst Stiedenroth Psychologie zur 
Erklärung der Seelenerscheinungen) enthalten das, was Goethe 
anzuführen hatte zur Rechtfertigung seines Hinausgehens über 
xlie durch die damalige Philosophie gegebenen Grundlagen^ 



3l8 Bibliographie. 



namentlich über die in der Organik herrschende teleologische 
Betrachtungsweise. 

War letztere der Goethischen Anschauungsweise bei Be* 
trachtung des organischen Lebens im Wege, so war es im 
Gebiete der Physik die Alleinherrschaft der Mathematik. Die 
Aufeätze S. 78 — 103 enthalten Goethes Ansichten Ober die 
Anwendbarkeit der Mathematik in der Naturwissenschaft und 
über die Grenzen dieser Anwendung. S. 103—163 enthält 
die Quintessenz der Goethischen Naturansicht in einzelnen 
Aphorismen. Die Mehrzahl derselben ist in den Nachgelassenen 
Werken gedruckt. Die von Eckennann getroffene Anordnung 
ist beibehalten worden« nnr an zwei Stellen (132,« — 10 und 
132,16—133,1) sind bisher ungedruckte Aussprüche, die 
nothwendig hier ihre Stelle finden müssen, eingeschoben 
worden. Alles übrige Ungedruckte ist an die bereits gedruckte 
Masse als ein besonderes Capitel angereiht worden. Die 
Anordnung dieser Aphorismen in den Nachgelassenen Werken 
ist desshalb beibehalten worden, weil aus den Daten, die 
sich auf den vorhandenen Handschriften finden, hervorgeht« 
dass Goethe zum grössten Theile selbst noch mit Eckermann 
die Redaction besorgt hat. Zu sondern, was Goethes Antheil 
und was nachträgliche Arbeit Eckermanns ist, erscheint nicht 
möglich. S. 164—166 behandelt die Polarität als allgemeines 
Urphänomen ; S. 167 — 169 die Bedeutung des sprachlichen Aus* 
drucks für die Urphänomene; 170— 174 die Reihe der physi- 
kalischen Wirkungen, geordnet nach den S. 11 gewonnenen Prin* 
cipien der Polarität und der Steigerung; S. 175 eine allgemeine 
physikalische Beobachtung; S. 176—239 Goethes System der 
physikalischen Erscheinungen. Den Anlass, dieses System 
niederzuschreiben, gaben für Goethe die Vorträge, die er im 
Winter 1805—6 einem Kreise von Weimarer Damen gehalten 
hat. Da Goethe nicht etwa durch die Absicht, eine leicht- 
fassliche Darstellung zu bieten, die wissenschaftlichen Forde- 
rungen beeinträchtigen Hess, die er stellte, und für den an- 
gegebenen Zweck die Physik in der individuellen Gestalt 
durcharbeitete, die sie seinen Principien gemäss annehmen 
musste, so steht das Schema dieser Vorträge hier als*Beispiel, 
wie er seine methodischen Gesichtspunkte im Besonderen 
durchgeführt wissen wollte. Die schematische Darstellung der 
Farl>enlehre erscheint an dieser Stelle, weil sie hieher als ein 
integrirender Theil des physikalischen Schemas gehört. Die 
Aufeätze: Polarität (164 — 166), Symbolik (167 — 169), Physi- 
kalische Wirkungen (170— 174)» Allgemeines (175), die Tabelle 
der physikalischen Wirkungen zwischen S. 172 und 173 und 
das physikalische Schema waren bisher ungedruckt. An die 
physikalischen Schematisirungen schliesst sich dann der Auf-. 
£SiXz über ein »physisch - chemisch - mechanisches Problem« 



Bibliographie. ^19 

(240 — 243). Den Aufsätzen über den inneren (sachlichen) 
Zusammenhang der naturwissenschaftlichen Ideen folgen die 
tlber die Entstehung derselben innerhalb der Entwicklung des 
menschlichen Geistes (Einfluss des Ursprungs wissenschaftlicher 
Entdeckungen 244—245, Meteore des literarischen Himmels 
246 — 254, Erfinden und Entdecken 255 — 262). Von den 
Aphorismen des letzten Capitels sind bisher ungedruckt: 
259,1 — 261,6. — »Naturphilosophie« (263 — 264) und 
»Eins und Alles« (265 — 266) gehören in die naturwissen- 
schaftlichen Schriften, das erste wegen des Inhalts, das zweite 
weil Goethe es selbst in die morphologischen Hefte (II. i) 
aufgenommen hat. Sie bilden den Schluss der zur »Allge- 
meinen Naturlehre« gezählten Aufsätze, weil sie Gedanken 
enthalten, welche über die Grenze der Natur anschauung im 
engeren Sinne hinausgehen und von dieser in die Goethische 
allgemeine Weltanschauung hintiberleiten. Einem gleichen 
Zwecke dient die S. 313 — 319 gedruckte Studie nach Spinoza, 
die wegen ihres rein erkenntnisstheoretischen Inhaltes keinen 
Bestandtheil der naturwissenschaftlichen Aufsätze bilden kann, 
wohl aber als eine Art Anhang zu denselben zu betrachten ist. 
Der Aufeatz ist im XII. Band des Goethe -Jahrbuchs durch 
Bernhard Suphan zuerst veröffentlicht. Angegliedert an die 
naturphilosophischen Aufsätze sind die psychophysischen : 
»Das Sehen in subjectiver Hinsicht« (269—284) und die bisher 
ungedruckte »Tonlehre« (287 — 294). Den Schluss des Bandes 
bilden die sämmtlich hier zuerst gedruckten Aufsätze: Natur- 
wissenschaftlicher Entwicklungsgang (295 — 302), die bio- 
graphische Einzelheit S. 303, und die der allgemeinen Wissen- 
schaftslehre angehörigen Skizzen: Dogmatismus und Skepti- 
cismus (307 — 308), Induction (309—310), In Sachen der 
Phjrsik contra Physik (311 — 312). Letztere Tabelle vertheilt 
den für die Physik in Betracht kommenden Erfahrungsstoff 
auf das mathematische, beziehungsweise chemische Gebiet. 
Das sind rein didactische Gesichtspunkte; daher können sie 
nicht der fortlaufenden Ideenentwicklung eingegliedert werden. 

Rudolf Steiner. 

DRITTE UND VIERTE ABTHEILUNG. 

Der fünfte Band der Tagebücher enthält die Jahre 
1813 — 16. Den Text von 1813 hat C. A. H. Burkhardt be- 
arbeitet, alles Uebrige, so auch den Anhang zum Ganzen, 
hat Julius Wähle geliefert. Der Anhang enthält, gemäss dem 
im Bericht von 1892 (G.-J. XIII, 274 f.) motivirten Verfahren 
und in den dort bezeichneten Grenzen, auch Anmerkungen 
erklärenden Inhalts. Von ungedrucktem Archivmaterial sind 
eine Anzahl Stellen aus Briefen Goethes an Christiane, an 



320 Bibliographie. 



seinen Sohn und Andere mitgetheilt, ausserdem Goethes Auf- 
zeichnungen über Unterredungen mit Friedrich von Kurowski- 
Eichen und dem Weimarer Kupferschmied Henniger, die 
Herstellung der von ersterem erfundenen fahrbaren Feldküche 
betreffend (S. 342 ff.). Als geschlossene Masse treten zum 
ersten Mal die »Agenda« auf (S. 301— 317), die zu manchen 
Stellen des Tagebuchs werthvolle Erweiterung und Ergänzung 
bieten. Das in den Bänden 1—4 am Schluss gegebene alpha- 
betische Verzeichniss mit der Auflösung von Abbreviaturen 
und Berichtigung von Falschschreibungen kam diesmal in 
Wegfall; denn nur Goethes eigene Schreibung ist (mit Aus- 
nahme belangloser Versehen und Nachlässigkeiten) im Texte 
belassen und, gegebenen Falls, in den Lesarten richtiggestellt 
worden, alles Uebrige aber hat schon im Texte die noth- 
wendige Berichtigung und Vervollständigung erfahren. 

Ich füge diesem Bericht, zu dem Dr. Wahles Aufzeich- 
nungen benutzt sind, hinzu, dass dem mehrfach geäusserten 
Wunsche, die weiteren Tagebücher möchten in einer rascheren 
Folge hervortreten, nach Möglichkeit entsprochen werden 
soll, und schliesse hier das von Dr. Eduard von der Hellen 
gegebene Referat über den Jahresertrag der Vierten Abtheilung, 
Band 12—14 der Briefe, an. Eine knappe sachliche Rechen- 
schaft ist an dieser Stelle ausreichend, da der Ertrag beider 
Abtheilungen anderwärts mehrfach eingehend besprochen 
und abgeschätzt worden ist 

»Wie schon die Briefe von 1796, so füllen auch die der 
Jahre 1797 — 1799 je einen ganzen Band. Der hier zu er- 
stattende kurze Bericht muss auf den Versuch, inhaltlich den 
Gewinn der drei neuen Bände zu würdigen, verzichten, zumal 
dieser nicht nur in dem bisher noch nicht Veröffentlichten besteht, 
sondern ebensosehr darin, dass durch das Neben- und Nach- 
einander der längst bekannten und der hier erst veröffentlichten 
Briefe auch jene in ein neues, helleres Licht treten. Doch kann 
eine äusserliche Statistik wenigstens den Umfang des Neuen im 
Verhältniss zum Alten einigermaassen zur Anschauung bringen. 

Die drei Bände enthalten 243+263 + 203=709 Num- 
mern. Von diesen sind 87 + 110+72^ 269 hier zum ersten 
Mal oder in bedeutend vervollständigter Gestalt veröffentlicht. 
Die grösste Anzahl derselben entfällt mit 71 Nummern auf 
Christiane Vulpius, an die sich zunächst J. H. Meyer mit 29, 
C. G. Voigt mit 19, Cotta mit 16 und Kirms mit 12 Nummern 
anschliessen. Es folgen dann mit je 6 ungedruckten Briefen: 
der Herzog Carl August, der Bergrath Lenz in Jena, der 
gefällige Kaufmann und Kunstfreund Rapp in Stuttgart; mit 
4: C. A. Böttiger und der Regierungsrath Osann; fünf mit 
je 3, unter ihnen Knebel, der Buchhändler Vieweg, der alte 
Freund Lerse; und zehn mit je 2, darunter Prinz August von 



Bibliographie. 521 



Gotha, der Maler Bury, Dannecker, Hirl, Loder, Thouret 
und der Buchhändler Unger. Endlich treffen wir 6i Adressaten 
mit je einem ungedruckten Brief; hier genüge es, ohne 
dadurch den Werth einer grossen Anzahl Anderer herabzu- 
setzen, die Brtider Humboldt und Schlegel, Tieck, Jung- 
Stilling, Max Jacobi, Woltmann und Wieland zu nennen. 
Auch die ungedruckten Schriftstücke, die unter den Anmer- 
kungen veröffentlicht sind, verdienen Beachtung, sowohl die 
von Goethe herrührenden (5 + 2 + 3) als die zahlreichen 
Mittheilungen aus Briefen an Goethe. 

Bei 607 unter den 709 Nummern beruht der Druck auf 
handschriftlichen Vorlagen, die jedoch nicht völlig gleich- 
werthig sind : es liegt nämlich in 448 Fällen die vom Heraus- 
geber selbst verglichene Handschrift (Reinschrift) des Briefes 
zu Grunde, in 128 das ebenso verglichene Concept, in 3 ein 
Facsimile, in 28 eine zuverlässige Copie. Von diesen hand- 
schriftlichen Vorlagen gehören dem Goethe- und Schiller- 
Archiv 459 als Eigenthum an, sowie fernere 52 Concepte 
solcher Briefe, deren Text zum grösseren Theil (42) nach 
den Reinschriften, zum kleineren (10) nach älteren Drucken 
gegeben ist. 39 Handschriften sind im Goethe- und Schiller- 
Archiv deponirt. Von den 75 auswärtigen Handschriften, die 
der Herausgeber selbst (theils an Ort und Stelle, theils nach 
freundlicher Uebersendung durch die Besitzer) verglichen hat, 
gehören 30 der Königlichen Universitätsbibliothek in Berlin, 
10 dem Germanischen Museum in Nürnberg, 10 Herrn Rechts- 
anwalt Osann I in Darmstadt, 9 der Hirzelschen Sammlung 
in Leipzig, 7 dem Grossherzoglisch Sächsischen Staatsarchiv, 
6 anderen Behörden des Grossherzogthums, 3 Herrn Prof. 
Dr. Budde in Bonn. Von den 102 Nummern endlich, die 
ohne handschriftliche Gewähr wiederholt werden mussten, 
sind eine ziemliche Anzahl in mehreren von einander unab- 
hängigen Drucken überliefert, die sich wechselseitig con- 
trolliren.« B. S. 



B. UNGEDRUCKTES.' 

I. BRIEFE. 

Ueber Ungedrucktes im Allgemeinen vgl. oben S. 3 ff"., 
6 ff., 13 ff., 69 ff., 247, unten 322, 327, 332, ferner die Hin- 
weisungen im Redactoren-Bericht der Weimarer Ausgabe. 

' Im Allgemeinen vgl. X. 282 fg. Die Bibliographie ist ab^ 
schlössen am )i. Dec 1893. Die nicht unterzeichneten Artikel sind 
vom Herausgeber. In treulichster Weise unterstützten mich L.Fränkel 
in München, Ludolph St Goar in Frankfurt a. M., E. Marckwald in 

GoKTBB Jabrboch XV. 21 



322 BlBUOGRAPHIE. 



John 3= Litterarisches Jahrbuch. Central-Organ für die 
wiss., literar. und künstlerischen Interessen Nordwestböbmens 
und deutscher Grenzlande. Begründet und herausg. von Alois 
John. 4. Band. Eger, Selbstverlag des Herausgebers. 106 SS. 

Enthält ausser einem Briefe, von W. v. Biedermann veröffentlicht, 
S. 170—182: Goethe-Literatur (mit Bezug auf Böhmen), Referate 
über altere und neuere Schriften, auch über das G.-J. 

Leitzmann = Zu Goethes Briefwechsel mit Georg Forster 
von Albert Leitzmann. (Vjschr. f. Litgesch. VI, 152—156.) 

Aufzählung der 12 wirklich bekannten oder aus G. Forsters im 
Würzburger Krebarchiv enthaltenen »Postbuch« zu entnehmenden 
Stücke der Correspondenz. Mittheilung eines Briefes Goethes 1789 
aus Privatbesitz, s. Regesten. 

Vasantasena oder das irdene Wägelchen. Ein indisches 

Schauspiel in 10 Aufzügen von König Cudraka. Deutsch 

von Hermann Camillo Kellner. Leipzig, Ph. Reclam jun. 

200 SS. in 16*. 

S. 200 Mittheilung (aus dem Goethe- u. Schiller -Archiv) eini^r 
Worte der Ant^-ort Goethes 25. April 1829 an O. L. B. Wolf!, den 
Uebersetzer von Wilsons »Indischem Theater«. Er sendet »als ein 
Zeichen der Theilnahme an dieser höchst interessanten Arbeit« die 
Bemerkung, Bogen 1$ sei verdruckt und die durcheinander gemischten 
Seitenzahlen »stellen sich als ein fast unauflösbares Hindemiss dem 
Lesen entgegen«. 

Die Sammlung der Autographen . . von Ludwig Graf 

Paar . . Versteigerung durch Albert Cohn, 23. März fF. 

Berlin. 255 SS. 

Der Gkicthische Kreis S. 141— 147 No. 1173—1216. InFacstmile 
das Gedicht »Memento« in seinen 2 Fassungen. Als ungedruckt 
werden 4 Briefe bezeichnet: An Batsch 28. Sept. 1788; femer 10. Juli 
1791; 23. Sept. 1809 (an Prof. Sturm); 18. April 1831. 

Aus den 4 ungedruckten Briefen wird Folgendes mitgetheilt: 

1. »Ew. Wohlgeb. danke für das überschickte Verzeichniss. Sie 
können versichert seyn, dass ich Ihren Charackter nicht verkenne und 
den Eigennutz von dem Wunsche zu unterscheiden weiss: auf dem 
betretenen Wege weiter fortzugehen und auf demselben nützlich zu 
styn. Haben die die Güte mir ehstens- ein ostensibles Promemoria 
zu überschicken, worin Sie angeben : welchen TheU des Fürstengartens 
Sie wünschen« etc. 

2. »Entschuldigen mich Ew. Wohl^. aufs beste bejr des H. 
Coadjutors Erzbischöfl. Gnaden. Ein Brief Serenissimi heisst mich 
nach Eisenach eilen« etc. 

3. Er sendet die ihm mitgetheilten Alterthümer zurück, hat jedoch 
zwei Stücke zurückbehalten, um sie copiren zu lassen »weil mich die 
Form sehr interessirt« etc. 



Strassburg (die grösseren Beiträge des Ersteren sind L. F. unter- 
zeichnet]!; Justizrath Dr. Seelig in Leipzig schickte Auszug aus Leip- 
zijger Zeitungen. Den Förderern des Unternehmens sage ich auch an 
dieser Stelle besten Dank. Leider gehen mir Programme und Zeitungs- 
aufsätze noch lange nicht in gewünschter Vollständigkeit zu. 



Bibliographie. 323 



4. »Meiner verehrten Freundin sage tausend Dank für die Geneigt- 
heit uns Ihr so werthes Bild zurück zu lassen« etc. 

Eine ziemliche Anzahl gedruckter Briefe, Gedichte, Zettel, Zeich- 
nungen werden aufgezählt. Aus dem Goethischen Kreise die Ver- 
-wandten und Freunde, z. B. Mieding; sehr merkwürdig das Haus- und 
Wirthschaftsbuch der Anna Margarethe Textor, der Grossmutter 
Goethes. — Dazu kommt ferner S. 151 Goethe an Herder 22. Sept. 
1803. - Von sonstigen auf Goethe bezüglichen Stellen ist zu er- 
^äluien Alxinger an Göschen 14. Dec. 1796: 

»Vor ein Paar Tagen erhielt ich einen Brief von meinem lieben 
Widand, der mich recht gefreut hat. Schiller und Göthe haben wenig 
Ehre mit ihrem Almanach und ihren XenUn eingelegt. Ich hatte ge- 
glaubt, dass wenigstens Göthe gescheider seyn würde. Es ist ein 
wahres Purschenstückchen.« 

Bertuch an Göschen 8. Juni 1787: 

»Das Sujet aus TieiTurth zum 8. Bande soll Kraus zeichnen, 
iülein die Herzogin Mutter dürfen wir nicht auf die Bank setzen, wir 
würden . . . eine kapitale Sottise machen und Göthen gewiss keinen 
jingenehmen Dienst thun« etc. 

Zelter an Eberwein 13 Mai 181 6: 

»Warum ich Sie in allem Ernste beneide, das ist, nicht in 
Weimar gewesen zu seyn als Ihnen der Geh. Rath von Göthe die 
Scenen des taust zu komponiren aufgetragen hat. Das Glück unter 
den Augen eines solchen Dichters ... ein Stück zu arbeiten, stelle ich 
mir als das Höchste vor das einem Componisten werden kann. Noch 
nie hat es kein Componist in der Welt genossen und kommt viel- 
leicht in der Geschichte der Kunst gar nicht wieder vor, uni so mehr 
Az Sie mir schreiben, dass der Gen. Rath den Plan hatte nach und 
nach den ganzen Faust auf diese Weise auf die Welt zu bringen« etc 

Der folgende Brief der Frau Johanna Schopenhauer an Elisa 
v. d. Recke (Weimar 25. Juni 18 16), der, nach einer freundlichen 
Mittheilung W. von Biedermanns im Hamb. Corr. 6. Juni 1875 ge- 
-druckt ist, wird theils wej^en seiner Wichtigkeit hier gegeben, theils 
weil dadurch die früher G.-J. Bd. XIII, 14? ff. mitgetheilte Antwort 
der Elisa erst recht verständlich wird. Er lautet: 

»Göthe der eben bei mir war hat mich in diesem Entschluss 

{betr. ihre Rheinreise] noch bestärkt, er will mich auch mit Empfeh- 
ungen versehen . . . Seit dem Tode seiner Frau habe ich ihn heute 
zum erstenmahl gesehen, denn es ist seine Art jeden Schmerz ganz 
in der Stille austoben zu lassen und sich seinen Freunden erst wieder 
in völliger Fassung zu zeigen. Ich fand ihn dennoch verändert, mir 
scheint er recht im innersten Gemüth niedergeschlagen. 

Der Tod der armen Göthe ist der furchtbarste den ich je nennen 
hörte. Allein, unter den Händen föhlloser Krankenwärterinnen ist sie, 
fast ohne Pflege gestorben, keine freundliche Hand hat ihr die Augen 
/zugedrückt, ihr eigner Sohn ist nicht zu bewegen gewesen zu ihr zu 
gehen, und Göthe selbst wagte es nicht . . . reden konnte sie nicht, 
sie hatte sich die Zunge durchgebissen ... Ihre Unmässigkeit in allen 
"Genüssen zu einer sehr bösen Periode (ur unser Geschlecni, hatte ihr 
das fürchterlichste aller Übel, die fallende Sucht zugezogen . . . Auf 
allen Fall hat sie die kurze Freude furchtbar gebüsst, und es kränkt 
mich dass niemand mit Mitleid ihres Todes gedenkt, dass alles das 
viele gute welches doch in ihr lag vergessen ist, und nur ihre Fehler 
erwähnt werden, selbst von denen welchen sie wohl that und die ihr 
im Leben auf alle Weise schmeichelten.« 

21* 



3 24 Bibliographie. 

(Weitere Handschriften, Cataloge s. unter I. D. i.) 

Goethes Briefe an Philipp Seidel. Italien 1786 — 1788. 
Mit Einleitung von C. A. H. Burkhardt. Wien, L. W. Seidel 
u. Sohn. 54 SS. 

Schopenhauer-Briefe. Sammlung meist ungedruckter oder 
schwer zugänglicher Briefe von, an und über Schopenhauer. Mit 
Anmerkungen und biographischen Analekten hgg. von Ludwig 
Schemann. Nebst zwei Porträts Schopenhauers von Ruhl und 
Lenbach. Leipzig, F. A. Brockhaus. XXXII, 566 SS. 

Enthält S. 7S— 105 Briefwechsel zwischen Goethe (8 Briefe) und 
Schopenhauer ^9) 1814— 1818 vgl. G.-J. IX; ferner S. 418—422 An- 
merkungen und Ergänzungen dazu. S. 4^ Brief von Adele Schopen- 
hauer an G. 28. Aug. 1824 über Anhurs uenesung. 

Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe. Mit Einleitung 
von F. Muncker. 4 Bände. Bibliothek der Weltlitteratur. 
Stuttgart, Cotta. 224, 236, 278, 270 SS. 

Georg Christoph Lichtenbergs ausgewählte Schriften. 
Herausgegeben und eingeleitet von Adolf Wilbrandt. Stuttgart, 
Cotu. VIII, 368 SS. 

Enthäh S. 358 fg. zwei Briefe an Goethe i79S> 96; S. 77 zwei 
Bemerkungen über »Wenher«, und an anderen stellen verschiedene 
Aussprüche über und gegen Geniewesen. 

Schillers Briefe. Herausgegeben und mit Anmerkungen 
versehen von Fritz Jonas. Kritische Gesammtausgabe. Dritter 
Band. Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt. 560 SS. 

Am Ende von Bd. III beginnen die Briefe an Goethe. Der Band 
geht freilich nur bis 31. Aug. 1794. 



H. Duntzer: Goethes Sesenheimer Briefe an Salzmann» 
(Allg. Zeitg. Beil. No. 23.) 

Ein Capitel aus der später zu nennenden Schrift gegen Froitzheiin. 

A. Leitzmann: Zu Goethes Briefen 2. 46. (Vjschr. fQr 
Littgesch. VL 2 SS.) 

2. REGESTEN. 

An Georg Forster. Weimar, 16. Nov. lySp, 

»Für die überschickte Reise nach den Pelew-Inseln.i; Dank und Lob- 
des Buchs und kurzes Eingehen auf den Inhalt. »Ich bin fleissig und 
hoffe von Zeit zu Zeit meinen Freunden und dem Publiko davon Be- 
weise zu geben.« Gruss an die Frau. 
Leitzmann, S. 153, 154. 

An Friederike Unxelmann. Weimar, i. Oct. 1801. 

»Nehmen Sie liebenswürdige Frau, eine Gabe zum Abschied 
freundlich auf, die wieder mit Ihrem Verdienst und unserm Dank^ 
sondern mit unsern eingeschränkten Kräften im Verhälmiss steht Ge- 
denken Sie unserer mit Zufriedenheit, indess wir Sie auf dem Theater 
und in Gesellschaft empfindlich genug vermissen werden.« 

Chronik des Wiener Goethe-Ver. S. 44. 



BiBLTOGRAPHIE. 325 



An Herxp^ Karl August, 2p. Juni i8op, 

»Die Propositionen, welche die Hackertschen angeblichen Erben« 
sind unannehmoar. Ueberreicht daher die Papiere, mit der Bitte, diese 
den sich Legitimirenden zu übergeben. Notizen und Bedenken über 
die Erben. 

Witkowski (Kürschnersche Ausgabe Bd. 27), S. 94 ff. 

An Bergmeister Lössl. Weimar, 7. Nov, 1822, 

»Nicht als Aequivalent der so schönen, reichlich verehrten Mate- 
rialien« sendet Stücke zu seiner Sammlung. Ist bereit Weiteres zu schicken, 
dankt für die interessanten Stunden, die er bei ihm zugebracht. Bittet 
um Nachricht über Fimstein und über dessen Fortschreiten an seinem 
Gedicht. 

John, S. 62, 63. 

Goethe und Ernst v. Schiller an Cotta, \ Weimar, 14, Sept, 1826. 

»Die redigirte Goethe -Schillerische Q>rrespondenz liegt, wie aus 
beiliegendem Promemoria erhellt, bereit« Honorar 8000 für 4 Bände; 
sollte es 5 Bände geben, so tritt keine Erhöhung ein. Recht auf 12 Jahre. 
Eine Taschenausgabe ausser der Octavausgabe müsste mit 4000 Thlrn. 
bezahlt werden. 

K. .Schmidt, Schillers Sohn Ernst fs. unten IL D.], S. 297 ff. 



Caroline v. Wolzogen an Goethe, Weimar, 21. Marx 1824. 

Fragt an, ob er seinen Plan die Goethe -Schillersche Correspon- 
denz herauszugeben ausführen will, ist bereit, Cotta anzufragen und 
wünscht für die Schillerschen Kinder die Hälfte des Gewinnes. 
K. Schmidt, Schillers Sohn Ernst, S. 260 ff. 

Ernst V, Schiller an Goethe, Cöln, 20. Mär^ 1826, 

Erinnert Goethe an sein Versprechen bis Michaeli 1825 den 
Schillerschen Antheil der Correspondenz mit 2000 Thlr. abzutragen. 
K. Schmidt, a. a. O., S. 277 ff. 



C. NEUE AUSGABEN DER WERKE. 
Ueber die Weimarer Ausgabe s. oben, 313 ff. 

Goethes sämmtliche Werke in 36 Bänden. Mit Einleitung 
V. Karl Goedeke. Gross-Octav-Ausgabe in eleg. Liebhaber- 
bänden. Stuttgart, J. G. Cotta Nachf. 

Von der Ausgabe in kl. 8* (Ausg. d. Weltlitt.) sind 
Bd. 1—9 erschienen: XVI, 373 ; XIV, 378; XVI, 304; XII, 420; 
Xn, 250; XII, 314; XII, 312; XIX, 357 SS. 

Goethes Werke in 4 Bden. Taschen- Ausgabe. 2. Ausg. 12^ 
Stuttgart, J. G. Cotta Nachf. XII, 818; III, 781; lU, 767; 
III, 823 SS. mit Bildniss. 

Goethe. Poetische Meisterwerke. Gedichte und Dramen. 
Neue Auflage. Strassburg, Strassburger Druckerei und Verlags- 
anstalt. XVUI, 901 SS. mit Portrait. 

Goethes Werke. Fünfundzwanzigster Theil. Herausge- 
geben von Heinr. Düntzer. (Kürschners deutsche Nat.-Litt. 
Bd. X06.) Stuttgart, Union. VIII, 319 SS. 



326 Bibliographie. 



Enthalt: Tag- und Jahreshefte von 1809—22. Ausserordentlich 
ausführliche Anmerkungen, die für die ersten Jahre die gedruckten 
Tagebücher vergleichen, bei den letzten das ungeheure in Briefen und 
Actenstücken enthaltene Material zur Erläuterung und Ergänzung her- 
anziehen. Nach den »Annaleno biographische Einzelheiten, z. ß. auch die 
Briefe von der Schweizerreise 1779, dagegen mit Auslassung aller derer, 
die als unbenutzte Vorarbeiten oder Fragmente von »Dichtung und 
Wahrheit« betrachtet worden, mit sehr ausführlichen Anmerkungen; 
bei dem Gespräch mit Napoleon' wird Talleyrand schärfstens der Lüge 
geziehen. Bd. 25 d. W. A. ist in einem kurzen Nachtrag benutzt. 

Goethes Werke. Sechsundzwanzigster Theil. Kleine Jugend- 
schriften in Prosa. Herausgegeben von Georg Witkowski. 
(Kürschners deutsche Nat.-Litt. Bd. 107.) Stuttgart, Union. 

VII. 356 SS. 

Der Band enthält: Judenpredigt, Zum Shakespearetag, Aus den 
Frankfurter gelehrten Anzeigen (ausser den 35 von Goethe in die 
Werke aufgenommenen noch: Diderot undGessner, Moralische Erzäh- 
lungen; J. G. lacobi, lieber das von Hausen entworfne Leben des 
Herrn Klotz; Nachrede statt der versprochenen Vorrede; Notiz über 
Prometheus, Deukalion und seine Recensenten; Von deutscher Bau- 
kunst; Theologische Schriften; Biblische Dichtungen (darunter das Hohe 
Lied); Aus Goethes Brieftasche; Aus den Physiognomischen Frag- 
menten (22 Nummern, meist nach v. d. Hellens Untersuchungen^. Die 
Einleitungen umfassen etwa 100 Seiten, die Anmerkungen (Varianten, 
Wort- und Sacherklärungen) sind sehr umfangreich. 

Goethes Werke. Siebenundzwanzigster Theil. Winckel- 
mann, Philipp Hackert. Reden und Ansprachen. Heraus- 
gegeben von A. Gottf. Meyer und G. Witkowski. (Kürschners 
deutsche Nat.-Litt. Bd. 108.) Stuttgart, Union. 396 SS. 

Die Herausgeber haben sich in ihre Aufgabe so getheilt, dass 
A. G. Meyer vornehmlich den kunsthistorischen und historischen, 
W. den literarhistorischen und philologischen Theil übernahm. Von 
Letzterem allein sind die Reden bearbeitet: Bergbau, Falkenorden, 
Herzogin Anna Amalia, Einführung des Sohnes in die Intendanz, 
Freitagsgesellschaft, Logenreden. — Besonders ausführlich sind die Ein- 
leitungen zu den beiden Hauptschriften und die kunstgeschichdichen 
Anmerkungen zu jenen beiden. S. 93 in den Anmerkungen Berichtigungen 
zu den früner bekannten Briefen ah Berendis. S. 94, 9? wird em amt- 
liches Schreiben Goethes (s. Regesten) und ein Empfangsschein über 
die Hackertschen Papiere (13. Mai 18 10) mitgetheilt. 

DieWiener Goethe- Ausgabe von i8i6. (Vjschr. f.Litgesch. 
VI, 627.) 

Hinweis auf die grosse oben S. 166 ff. ausführlich dargelegte 
textcritische Bedeutung der genannten Ausgabe. 

R. V. Gottschall: Gedankenharmonie aus Goethe und 
Schiller. Lebens- und Weisheitssprüche aus den Werken. 
8. Aufl. Leipzig, C. F. Amelang. XVI, 296 SS. m. i Kupfer- 
lichtdruck. 



Bibliographie. 327 



D. EINZELSCHRIFTEN UND ERLÄUTERUNGEN. 

I. ALLGEMEINES. BIBLIOGRAPHISCHES. SPRACHLICHES. 

METRISCHES. 

Publications of the English Goethe - Society No. VII. 
Transactions 1891 —92. Edited by Eugene Oswald, M. A, 
Ph. D. Secretary to the Society. London, published for the 
Society by David Nutt. 288 SS. 

Enthält ausser amtlichen Mittheilungen, einem Gedicht über den 
Ausruf »Mehr Licht«, einem grossen Aufsatz des Herausgebers über 
Chamisso folgende speciell Goethe angehende Arbeiten : Uebersetzungen 
der Gedichte »Meine Göttin«, »Gesang der Parzen« (Iphigenie), »Römbche 
Ele^een« (in endischen Distichen); R. G. Alford: Goethes earliest 
crincs in England und: Goethes Optimism; W. C. Coupland: Recent 
contributions to the study of Faust; Ella Hagemann: Goethe as Minister 
of State; Robert A. J. Meusch: Goethe and Wordsworth; Charles 
Tomlinson : Of Goethes Sonnets ; R. M. Wenlcy : The pessimistic dement 
in Goethe. A. Tilles Aufsatz über die bildliche Darstellung des Faust- 
stoffs ist unten besprochen. Im Allgemeinen vgl. »Nation«, 13. Jan. 

Chronik des Wiener Goethe -Vereins. Herausgegeben von 
K. J. Schröer. 1 2 Nummern. 48 SS. 

Im Einzelnen ist hervorzuheben: No. 4^5 »zur Begrüssung der 
deutschen Philologen und Schulmänner in Wien« erschienen, enthält 
folgende Aufsätze und Mittheilungen: Goethes äussere Erscheinung, 
Vorstudien zu einem Goethe -Standbild. Das Dramatische und Thea- 
tralische in Goethes Dramen. Das Grab der Eltern Goethes. Das 
Grab der Familie Schönkopf mit Abbildungen und Inschriften. Die 
beiden letzteren Mittheilungen unter dem gemeinsamen Titel : »Familien- 
gräber zur Goethe-Litteratur.« No. 7 enthält kleine Aufsätze über die 
uoethekneipe in Rom (K. v. Toresani), Goethe und die Nationalitäten, 
Bericht über eine Goethe-Feier auf dem Brenner, 28. August 1893. 
No. 8/9 A. Reitler: Zum Andenken Friederikens. Eine Märtyrerin der 
Liebe. Schröer: Goethe auf dem Brenner; femer Berichte über den 
Zwickauer Goethe- Verein. Das. Aufsatz von L. Blume: Joh. Sekundus 
in Weimar: Auch Knebel hat sich mit Sekundus beschäftigt; vermuthlich 
von ihm die »Elegie nach dem J. S.« im »Taschenbuch für Dichter 
und Dichterfreunde« Lpz. 1780, S. 1—6, die als Vorläufer und als Probe 
von Knebels Uebersetzungskunst dienen sollte. No. 11 und 12 enthält 
einen grossen Auszug aus E. Guglias Vortrag über Goethe und die 
Kaiserin Maria Ludovica von Oestreich. 

Viele Nummern enthalten mancherlei Artikel über die Platzfrage 
des Wiener Goethe-Denkmals. 

Mittheilungen aus dem Goethe -Verein zu Zwickau (Bei- 
blatt zum Zwickauer Tageblatt) 1893. Redacteur: Prof. Dr. 
H. C. Kellner. 

Nummer i. Eine litterarische Jubiläumsgabe (Besprechung der 
Festschrift zum 8. üct. 1892), das »Journal von Tiefurt« (Besprechung). 
— Karoline Jagemann und ihre Mannheimer Lehrjahre von Prof. Dr. 

Kellner u. s. w. Nununer 2. Karoline Jagemann (Schluss) Ueber 

Wesen und Bedeutung der »Volksbühne« u. s. w. Nummer 3. Bericht 
über die Feier von Goethes Gebunstag. — Prolog zur Jubiläums- 



328 BlBUOGRAPHIE. 

auffühning von Goethes »Bürgergenerala von Prof. G. Mosen. Goethes 
Stellung zur französischen Revolution von Prof. Dr. W. Weicker. 
Goethe- Jahrbuch XIV, 189} (besprochen von H. C. K(ellner). 

Studien zur Litteraturgeschichte. Michael Bernays ge- 
widmet von Schülern und Freunden. Hamburg und Leipzig, 
Leop. Voss. VI, 330 SS. 

H. W. Singer: Einige englische Urtheile über die Dramen deutscher 
Klassiker theilt S. i) ff. Einzelnes aus Frederic Re>'nolds »Werther« 
(zuerst aufj^efuhn 1785) mit. M. Koch gibt S. 25 ff. nach dem Or. den 
5chr. d. G.-G. VI, 160 aus dem Concept mitgetheilten Bnef vom 
I. Sept. 1805 an Frau Sabine Wolff, die Mutter von Pius Alex, und 
S. 26 ff. deren Antwort vom 12. SepL S. 74—95. Georg Witkowski: 
Goethe und Falconet, weisst den Zusammeiihang zwischen Falconets 
Observations sur la statue de Marc Aurele (1771) und Goethes »Nach 
Falconet und über Falconet« nach. 

t Essays on Gerraan Literature by HjalmarHjorthBoyesen, 
Professor of the Gennanic languages and literature in Columbia 
College. New -York, Charles Scribners Sons, 1892. 359 SS. 

Die erste Abtheilung des Buches S. i— 17) überschrieboi: Goethe 
enthält folgende 6 Aufsätze: The life and works of Goethe (ursprüng- 
lich als Einleimng zu einer amerikanischen Luxusausgabe der Werke 
des Dichters erschienen); Goethe and Carlyle; The English estimate 
of Goethe ; Some English translations of Goethe ; Sermons firom Goethe, 
zerfällt in zwei Abtneilungen: The problem of happiness und The 
victims of progress; Goethes Relations to women. (Einige dieser 
Aufsätze werden von M. K. besprochen.) Der letzte behandelt die Be- 
ziehungen zu Friderike, Uli, Cnarlotte von Stein, Christiane mit selt- 
samen Anschauungen und manchen Irrthümern. — In dem Buche wird 
auf ein anderes Werk desselben Verfassers verwiesen: Goethe and 
Schiller, their lives and works ; with a commentary on sFaust«, dessen 
Umfang und Erscheinungsjahr nicht ang^eben ist. 

Menschen und Werke. Essays von Georg Brandes. Mit 
einem Gruppenbild in Lichtdruck. Frankf. a. M., Literar. 
Anstalt, Ratten & Löning. VI, 533 SS. 

S. I — 58: Goethe und Dänemark. Wiederabdruck der G.-J. II, 
S. I — 48 veröffentlichten Studie, mit einer neuen Einleimng und zahl- 
reichen theilweise langen Zusätzen, die bei dem ersten Abdruck des 
reservirten Raumes wegen fortbleiben mussten. 

W. Scherer: Kleine Schriften. Zweiter Band. Kleinere 

Schriften zur neueren Litteratur, Kunst- und Zeitgeschichte 

von Wilhelm Scherer. Herausgegeben von Erich SchmidL 

Berlin, Weidmann. VII, 415 SS. 

In der i. Abtheilung »Essa^'s zur Litteratur, Kunst und Politik« 
S. 42—57 »Das älteste Faustbuch«, S. 51 — 56 »Deutsche Puppen- 
komödien«. In der 2. »Lttterarische Rundschau« S. 242 — 2$o Be- 
sprechungen von Bernays, Goethe; Düntzer, Goethes Leben; Baier, 
Heidenröskin ; Dürckheim, Lilis Bild ; J. v. Kahle, Goethes italienische 
Reise ; Meyer- Waldeck, Goethes Märchen ; Briefe an Voigt ; K. Rnck- 
smhl. In der ). »Recensionen und .\bhandlun0en zur n. h. d. Litteratur- 
geschichte« S. |4i — 348, Briefe an Joh. Fahlmer ; 348--J56, Aus Fr. 
L. V. Stolbergs Jugendjahren (hauptsächlich über die mitGoeme unter- 
nommene ScQweizerreise und über den Einfloss Goethes auf Stolbergs 



Bibliographie. 329 



Dichtung. — Alles bisherige unveränderter Abdruck aus Zeitschriften. 
S. 341, 342 Abdruck eines anonymen Privatdrucks an S. Hirzel (1875): 
»Der jüngste Goethe?«, Bruchstücks eines Briefes der Lenette (Jacobi) 
an Tante Fahlmer über die Geburt eines Sohnes F. H. Jacobis p]. 

f Otto Seeck : Zeitphrasen. Berlin, Sieraenroth und Worms, 
1892. 104 SS. 

Darin mehrere interessante Stellen mit Bezug auf Goethe. (S. 5 ff., 
II, 28—31, 35, 38, 45, 52, 74. 104.) L. Fr. 

Der Einfluss des deutschen Geistes auf die französische 
Litteratur des 19. Jahrhunderts bis 1870 von Fritz Meissner, 
Privatdocent an der Universität Basel. Leipzig, Renger. VIII, 

249 SS. 

Nicht die deutschen Schriftsteller werden einzeln behandelt, sondern 
der Reihe nach die französischen Autoren, die sich mit deutscher 
Literatur übersetzend und kritisirend beschäftigten. Daher wird Goethe 
ausserordentlich oft von Frau von Stael an bis auf die neue Zeit ge- 
nannt. Doch wird weniger seine Einwirkung auf die Franzosen als 
seine Würdigung durch diese aufgezeigt. Einzelne Uebersetzungen 
werden mitgetheilt z. B. Lied Mignons von E. Dechamps S. 41 ; »Erster 
Verluste von F. Marmier S. 89; besonders ausführlich E. de Mont^gut 
über »Werther« (S. 86—88). 

t Der Naturalismus. Zur Psychologie der modernen Kunst. 
Von Leo Berg. Mtlnchen, Münchener Handelsdruckerei und 
Verlagsanstalt M. Poessl, 1892. VIII, 248 SS. 

Darin zahlreiche Auslassungen über Goethe als Menschen und 
Dichter und die Eigenthümlichkeiten seiner Poesie. L. F. 

Edmund Dorer: GoethesVerhältniss zur Thierwelt (Nachgel. 

Schriften, Herausg. v. A. F. Graf v. Schack. Bd. II, S. 1 2 1 — 146). 

Dresden, Ehlermann. 

Zusammenstellung der Thierschilderungen und der Aeusserungen 
über die Thiere in den einzelnen Dichtungen. 

Jahresberichte für neuere deutsche Litteraturgeschichte, 
Herausg. v. Julius Elias, Max Herrmann, Siegfried Szamatölski. 
2. Band (Jahrg. 1891). Stuttgart, Göschen. IX, 471 SS. 

Ueber Goethe 2. Halbband S. 146 — 202. Allgemeines von V. 
Valentin, Leben und Epos von L. Geiger, Lyrik von O. Pniower, 
Drama von G. Witkowski. In den fünf Abtheilungen zusammen 
fDidaktik ist nun in »Allgemeinesc übergegangen) werden 413 Werke, 
Ausgaben, Aufsätze erwämit oder besprochen, gegen 311 des Vorjahrs. 

Josef Bayer: Die deutsche Dichtung und das deutsche Haus. 
(Dtsch. Dichtg., herausg. v. K. E. Franzos. Bd. XV. H. i — 6.) 

Goethes Verhältniss zu Kotzebue; Goethe über deutsches Theater ; 
Schilderung der bürgerlichen Existenz in Goethes Dramen und Epen. 

Die physische und sittliche Entartung des modernen 

Weibes. Von Max Wolff. Leipzig (und Neuwied), August 

Schupp. 113 SS. 

S. 67 ff.: Goethes Gretchen und Klärchen als poetische Typen 
des modernen Mädchenideals. — S. 71: Goethes Milderung der vor- 
herigen Frauenvergötterung. — S. 79 f.: Die Prinzessin in Goethes 
»Tasso« als Bilmingsideal. — S. 08: Goethes Ausdruck »Wahl- 
verwandtschaft« die beste Definition oer wahren Liebe. L. Fr. 



330 Bibliographie. 



Aufgaben zu deutschen Aufsätzen und Vorträgen in den 
oberen Gassen höherer Lehranstalten. Aus den Jahresberichten 
der höheren Lehranstalten der Provinz Sachsen, zusammen- 
gestellt und systematisch geordnet von Dr. Walter Berg. 
Berlin, Gärtner. 224 SS. 

S. loi — 133 Goethe. Von den grösseren Dramen werden mit 
besonderer Vorliebe »Götz, Iphigenie, Egmont, Tasso« behandelt; von 
den Prosawerken hauptsächlich »Dichtung und Wahrheitc, von den 
Epen ausschliesslich »Hermann und Dorothea«. Nicht weniger als 
20 Gedichte werden zu Aufsatzthematen verwendet. 

Paul Cauer: Physiologie und Ethik im Streit um die 
Tragödie. (Preuss. Jahrb. 73, S. 21—83.) 

S. J3— 3$ Goethes Aeusserungen über sein dichterisches, be- 
sonders dramatisches Schaffen. 

L. Geiger: Von der Goethe-SchnüfTelei. (Berl. Tagebl. 
26. Nov., I. Beibl.) 

Vertheidigt gegen 2 kleine Artikel dess. El. ^17, u. 21. Nov.) die 
Herausgabe selbst unbedeutender Actenstücke als Kleiner Bausteine. 

Ja oder Nein. Photografie-Album des Geistes und der 
Seele. Von Ludwig Hub. Nürnberg, Ludwig Gross. 

Frage 7 : Glauben Sie, dass die Leetüre des Goethischen »Fauste 
einen ungünstigen Einfiuss auf ein junges Mädchen ausüben kann? 
Frage 20: Halten Sie unsere Klassiker (Goethe und Schiller) noch 
immer für die beste deutsche Lektüre? 

Thesen aus Berliner Dissertationen. H. Kraeger: Goethes 
Gedicht »Das wird die letzte Thrän' nicht sein« (Ewalds 
Urania 1793) ist gegen Düntzer für ein Jugendgedicht zu 
erachten. W. Keiper: Xenion 15 »Der Teleolog« bezieht sich 
auf eine Stelle aus Stolbergs »Reise in die Schweiz«. Jos. 
Joachim: Goethe hat im IL Theile »Faust« Motive aus der 
Virgilsage verwendet, die ihm bei seinem Aufenthalte in Neapel 
1787 nahe getreten sein mag. B. Steiner: Das Urbild des 
Goethischen Satyros ist Herder. O. Flohr : Die ersten 
beiden Partieen des Eingangsmonologes im Faust sind in 
einem Wurfe niedergeschrieben. Arthur Eloesser: Goethes 
Singspiel »Lila« ist Moli^res L'amour m^dicin nachgeahmt. 

Herm. Grimm : Thesaurus linguae germanicae. (Deutsche 
Lit. Ztg. II. Nov.; abgedr. Allg. Ztg. Beil. 260.) 

Vorschlag einer am besten mit der Goethe - Gesellschaft zu ver- 
einenden deutschen Akademie, welche die Sammlung eines deutschen 
Wortschatzes zunächst für die Classiker in Angriff zu nehmen hätte. 

A. Hammeran: Die Frankfurter Mundart. IL (Frankf.Ztg. 
18. Oct, Morgenbl.) 

Frankfurterisches in den Jugendbriefen, namentlich an Merck und 
in den Jugenddramen, sowohl Ausdrücke wie »Pick, halbweg, Pillen- 



Bibliographie. 331 



dreher« als Formen Theilweise (z. B. Faust gegenüber dem Urfaust) 
^nirden diese Idiotismen getilgt. 

Bemerkungen über die Sprache Goethes und Schillers. 
(Zeitschr. d. allg. deutsch. Sprachvereins. No. i. 2.) 

Mähliss: Die Rechtschreibung Goethes und Schillers. 
(Reform, 17. Jahrg., No. 3.) 

Max Koch: Neuere Goethe- und Schiller -Litteratur VI. 
(Ber. d. Fr. D. H. N. F. IX, S. 177 — 229.) 

Einzelne in diesem Berichte ausfuhrlich analysirte Schriften aus 
dem J. 1892, die mir entgangen waren, sind oben mit Zufügung der 
Chiffre M. K. nachgetragen. 

Max Koch: Neuere Goethe- und Schiller-Litteratur VII. 
(Ber. d. Fr. D. H. N. F. IX, S. 351—401.) 

S. 355—58 Beurtheilun? des G.-J., mit besonderer Berücksichtigung 
des Aufsatzes von R. M, Meyer. 

V. Valentin: Herr Professor Minor und dieGoethe-Schiller- 
Litteraturberichte des Freien Deutschen Hochstifts. (Ber. d. Fr. 
D. H. N. F. IX, S. 59-71.) 

Vertheidigt gegen Minors Anzeige der Berichte (Ztschr. f. d. 
österr. G>'mn. 1892 S. 902) M. Kochs Sachlichkeit, Wahrheitsliebe, 
theilt dessen Entgegnung gegen Minor (Ztschr. 1893 S. 94 fg.) und 
des Letzteren Entgegnung mit. 

Karl Heinemann: Neueste Goethe-Schriften. (Blätter für 

litt. Unterh. No. 30, S. 468—471.) 

Sehr ausfuhrlich über das Goethe-Jahrbuch, eine Notiz oben bei 
den Berichtigungen benutzt, Siegmar Schultze, Kerns Tasso. 

W. V. Biedermann: Goetheliterarische Besprechungen. 
(Wiss. Beil. d. Leipz. Ztg. No. 126, S. ^02 fg.) 

Recens. der Kürschnersdien Ausgabe Bd. 20, 27 und einiger kleinerer 
Arbeiten. 

Otto Pniower: Das neue Goethe-Jahrbuch. (Die Nation, 
Bd. IG, No. 43, S. 651 — 654.) 

Seemanns litterarischer Jahresbericht und Weihnachts- 
Catalog für 1893, herausg. von K. Heinemann. 120 SS. 

Enthalt einen Abschnitt aus des Herausgebers bekanntem Buche 
und Besprechungen einer Anzahl neuer Goethe-Schriften, auch einen 
Hinweis auf die Weimarer Goethe- Ausgabe. 

Cataloge gedruckter Goethe-Schriften von Jos. Baer & 
Comp., No. 319; Hch. Kerler, No. 190; Fr. E. Lederer, No. 56. 

Verzeichniss der von C. E. Hofmeister hinterlassenen 

Autographen -Sammlung, versteigert 13. Nov. durch List und 

Francke in Leipzig. 93 SS. 

Enthält von Goethe ein Actenstück Tcontrasignirt Voigt, 22. Nov. 
1793)* *^^ ^^s Stardische Gesuch fol. XII mit dem gegenwärtigen 
Haus- und Zumessungsgesch. auf der Oberaue in weiter keinem Zu- 
sammenhange steht, indem die Polzischen Wiesen auf der andern 
Seite gelegen, so wäre vorerst jenes Geschäft abzuthun u. das Justiz- 
amt Jena m dieser Maase zu bescheiden etc. etc « Ferner eine Quittung, 



332 Bibliographie. 



Weimar, den 20. Sept. 1805 über Tlilr. 39. — Auslösung bey meinem 
Aufenthalt in Lauchstedt. Unterzeichnet von Caroline Jagemann, J, W. 
V. Goethe und E. Kirms. Ferner die (gedruckten) Briefe an Nöhden. — 
S. 7S--79: »Weimars Musenhof«: Briefe der fürstlichen Personen des 
Dichterkreises, der Gelehrten, Künstler, Schauspieler Weimars. Sonst 
enthäh der Catolog z. B. Briefe Verschiedener an A. F. Oeser und seine 
Tochter Friederike und an Caroline v. Wolzogen. 

Leo Liepmannssohn's Catalog 102: Musiker- Autographen. 

45 SS. 

S. 23 Album G. Rogers (1855): Citat aus Erlkönig mit humorist. 
Bemerkung. S. 2cj Brief Toh- Weigls (18 17). An den Hoftheater- 
intendanten in Weimar. Vor vier Jahren habe er seine Oper, die 
Uniform, an Frau von Haigendorf gesandt, welche auch die Aufführung 
veranlasst habe. Er habe aber nie Honorar empfangen, was er sich in 
Erinnerung zu bringen erlaubt, »da die jetzige Zeit für den Künstler 
äusserst drückend ist.« S. 45 Zelters eigenh. Compositionen von »Ich 
ing im Walde so vor mich hin (5. Juni 181 4), die wackelnde (sie) 
locke (5. Jan. 1814), Mich ergreift ich weiss nicht wie.« 



J. A. Stargardt: Catalog einer Autographen -Sammlung. 
Versteigerung 30. Oct. 34 SS. 

Verzeichnet 2 Gedichte und verschiedene gedruckte Briefe meist 
an Eichstädt. Zu bemerken ist, dass der von Biedermann unterm 
4. V. 18 16 gedruckte hier vom Juni datirt ist und dass es im Briefe 
24. Jan. 181 5 heisst: »wo das . . Naturkind in seiner ganzen Losheit 
(st. Bosheit) wieder nach Luft schnappt«, wodurch der Satz freilich 
erst verständlich wird. — Ferner ein amtliches Schreiben 23. IIL 16. 
Zu erwähnen ist ferner »Die Freundinnen an Goethe zum 17. VL 18 16« 
(Augusts Hochzeit), ein Mscr. Grabbes ^1820) über den Goeihe-Schiller- 
schen Briefwechsel »auch einiges über die ebengenannten beiden Dichter 
selbst und über unsere Zeit«. In einem Briefe Zelters an Felix 
Mendelssohn - Bartholdy heisst es (1822) von Goethe, »seinem alten 
Thüringer, von dem er aus Eger am 8. August einen eigenhändigen 
vier Seiten starken mit überscnwänglicher Zärtlichkeit gefüllten Brief 
erhalten« hat: »So fahrt denn in Gottesnamen herwärts dem Neste zu, 
wo meine Sommerseite sitzt und bekukt Euch den alten Gesellen von 
allen Seiten. Felix wird wohl die Thür zu finden wissen, habe ich 
sie ihm ja gewiesen. Doris hat einige Tage dort verweilt und hat 
ihn schmuck gefunden. Auch von Knebel aus Jena habe ich gestern 
Nachricht erhalten, dass er jugendlich munter u. frisch ist. . . « 



2. DRAMEN. 

t Faust von Goethe. Mit Einleitung und fortlaufender Er- 
klärung, herausg. von K. J. Schröer. Erster Theil. Dritte 
durchaus revidirte Auflage. Leipzig, O. R. Reisland, 1892. 
CXXH, 322 SS. 

Neu ist ausser vielen einzelnen Zusätzen und einer Vorbemerkung, 
"Welche die Uebereinstimmung der Verszählung mit der Weimarer Aus- 

fabe constatirt, S. I ~ XXV »Goethe im Ganzen und in Beziehung zu 
aust. Ein Vorwort zu gegenwärtiger dritter Ausgabe.« 



Bibliographie. 333 



Goethes Faust. Von Kuno Fischer. 3. Aufl. 2. Bd.: 
Entstehung, Idee und Composition des Goetheschen Faust. 
Stuttgart, Cotta Nachf. VI, 260 SS. 

Untersuchungen über Goethes Faust in seiner ältesten 
Gestalt. I. Die satirischen Scenen. i. Die Wagnerscene. 2. Die 
Scholerscene. 3. Die Scene in Auerbachs Keller. Giessener 
Habilitationsschrift v. J. Collin. Giessen, Kellersche Druckerei. 
82 SS. 

Goethes Faust als einheitliche Dichtung, erläutert von 
Hermann Baumgart. Erster Band. Königsberg, VVilh. Koch. 
IV, 420 SS. 

Zerfallt in folgende Abschnitte: i. Die Faustsage; 2. Lessings 
Faustpläne; 3. Goethe und die Faustdichtung; 4, Der Urfaust. Erd- 
geist und Mephistopheles; 5. Der Faust von 1808. Die Einheit der 
Dichtung. 6. Die Ausfüllung der grossen Lücke. 7. Zueignung. Vor- 
spiel auf dem Theater. Prolog im Himmel. 8. Die beiden ersten 
Monologe. 9. Der Osterspaziergang und die erste Scene im Studir- 
zimmer. 10. Die zweite Scene im Studirzimmer und die Schülerscene. 
II. Auerbachs Keller und die Hexenküche. 12. Die Gretchentragödie. 
13. Die Walpurgisnacht. 14. Der Walpurgisnachtstraum. 15. Der 
Abschluss. 

Goethes Faustdichtung in ihrer ktlnstlerischen Einheit 
dargestellt von Veit Valentin. Berlin, E. Felber, 1894. VIII, 
309 SS. 

Auch als 2. Band von Valentins ästhetischen Schriften bezeichnet. 
Nach Bemerkungen über die künstlerische Gestaltung des Stoffes und 
des Aufbaues wird in dem Haupttheil der Schrift fCap. 4—19) der 
dramatische Aufbau untersucht. Es wird unterschieden i. eine vor- 
bereitende Handlung bis zum Abschluss des Vertrags, 2. die Haupt- 
handlung. In dieser werden folgende Theile angenommen, i. Erste 
Hälfte: Wachsender Einfluss des Mephistopheles; als Episoden 
a. studentisches Treiben, b. irdisches Liebesleben (Hexenküche, Gretchen- 
tragödie), c. Lust an der Zauberkraft (Elfen, am Hofe des Kaisers; 
2. Umschwung (V. 6175— 6210, Zählung der W. A., erstes Stück der 
Scene: Finstere Gallerie). 3. Zweite Hälfte: Der abnehmende Einfluss 
des Mephistopheles und die wachsende Selbständigkeit Fausts; als 
Episoden: Geistererscheinun^ (Mütter, Paris und Helena^; Fausts 
Durchlebung der Vergangenneit (Homunkulus, classische Walpurgis- 
nacht, Helena); Fausts Schaffung einer neuen Welt, (Rettung des 
Kaisers, Neuland^ Nach der voroereitenden und Haupthandlung wird 
eine ausleitende «Handlung angenommen, auf Erden (Fausts Tod), im 
Himmel (Verklärung). Darauf folgen Abschnitte über die dichterische 
Behandlungsweise, die nicht als einheitlich erklärt wird, obwohl kein 
Widerspruch zwischen dem Plan des Mephistopheles und der Aus- 
fuhrung bestehe. Die neue Dichtung (seit dem Verkehr mit Schiller) 
und ihre Idee (als solche wird hingestellt: das Streben des Menschen 
nach dem denkbar höchsten Lebensgrade); die neue Dichtung und 
ihre Entwickelungsprocesse (Befreiun^^ von kirchlich-mittelalterlichen 
Anschauungen; die Fähigkeit der Erlösung wird in die persönliche 
Kraft des Menschen selbst gelegt). 

Goethe, der deutsche Prophet in der Faust- und Meister- 
dichtung, mit einem Anhang der benutzten, theilweise erst 



334 Bibliographie. 



neu aufgefundenen Quellen in Goethes Werken, Korrespon- 
denzen etc. Von O. L. ümfried. Stuttgart, A. Bonz & Co. 
XVI, 178 SS. 

Am^^e Pigeon: Napoleon I«' et le second »Faust« de 
Goethe. (Le Livre et Tlmage. Revue documentaire illustr^e 
inensuelle. No. 3.) 

t Ph. Winckler: Grundzüge einer Parallele zwischen Shake- 
speares Hamlet und Goethes Faust. Von Ph. Winckler. Strass- 
burg, 1892. (Progr. der Realschule zn Wasselnheim.) 

Viele Verkehrtheiten. M. K. 

Zur Kunstentwicklung der englischen Tragödie von ihren 
ersten Anfängen bis zu Shakespeare. Von Rud. Fischer. 
Strassburg, Trübner. XIII, 192 SS. 

S. 1 1 5 f. und 1 34 ff, (u. o.) Ober den Fauststoff bei Marlowe. L. F. 

Charactere und Temperamente. Dramaturgische Studien. 
I. Shakespearische Charactere mit einem Anhang über Goethes 
Faust. Von H. von Basedow. Berlin, E. Rentzel. 122 SS. 

Ernst Mttller-Holm: Goethe als Kabbaiist. (Hamb. Corr. 

Ztg. f. Lit. No. 17. 18.) 

Besprechung des Louvierschen Buches, das, ohne völlige Billigung 
zu verdienen, »von den Philologen ernst genommen werden soll.« 

A. Sulzbach : Ueber F. A. Louviers »Goethe als Kabbaiist«. 
(Bcr. d. Fr. D. H. N. F. IX, S. 78-92.) 

Legt Louviers sattsam bekannte Forschung und Resultate dar, 
zeigt, dass seine sog. kabbalistische Erklärungsweise auf falscher Grund- 
lage beruht, da er von der wirklichen Erklärungsart der Kabbalah auch 
nicht die leiseste Ahnung hat. 

Fausts Vermäch tniss. Geister-, Seelen- und Körperwelt, 
volksthtlmlich erörtert; zur Förderung allgemeiner Bildung, 
Menschenliebe und Duldsamkeit. Von Philipp Friedr. Behrends. 
Leipzig, E. Baldamus. 556 SS. m. Portr. 

Die Faustsage und der Goethische Faust. Von M. philoL 
Carl KUchler. Leipzig, G. Fock. 56 SS. 

Kopenhagener Dissertation, gleichzeitig dänisch erschienen. S. 
nächst. Titel. Verf. stellt binnen Jahresfrist eine ausführlichere Arbeit 
in Aussicht; meint, über sein Thema seien bisher nur »einzelne ver- 
streute Notizen« erschienen. 

Faustsagnet og Goethes Faust. Von C. Küchler. Kopen- 
hagen, Host. 

Robert Sprenger: Volksthümliches aus Schiller und Goethe. 
{Am Ur-Quell. Monatsschrift für Volkskunde. Herausg. von 
Friedrich S. Krauss. IV. Band. IIL Heft, S. 182 f.) 

S. 185 »Zum Urfaust«: V. 1324 ff. »Brandschande« als »Galgen 
1 Rad als Muttermal« erklärt in Anlehnung an Schufteries Worte od 
lllers Räuber. II. 3. L. F. 

W. V. Biedermann: Die Domscene in Goethes »Faust«. 
SS. Beilage d. Leipz. Ztg. 33.) 



Bibliographie. 335 



Gegen die Annahme, der böse Geist stelle Gretchens Gewissen 
vor. Goethe habe den »bösen Geist« aus i. Buch Sam. Gap. 15, 16 
entnonuncn, der böse Geist dürfe daher nicht als Frau, sondern müsse 
als Teufel erscheinen. — Sonstige Bemerkungen über die Darstellung 
der Scene. 

W. Rachel: Eine Stelle in Goethes Faust. (Zeitschr. f. d. d. 
Unterr., 7. Jahrg. S. 573.) 

Vor dem Vers »Mit ahnungsvollem heil*gem Grauen« nicht »die« 

S^^acht) sondern »und« zu ergänzen, als freie Fortsetzung eines 
elativsatzes. 

K. £. Haase: Zum Zauberspruch in Auerbachs Keller. 
(Zeitschr. f. d. d. Unterr. III. S. 141, 142.) 

Theilt 4 Ketten- und Abzählreime aus verschiedenen deutschen 
Gegenden mit. 

Ludwig Fränkel : Zum Zauberspruch in Auerbachs Keller. 
(Zeitschr. f. d. d. Unterr. VII, 509.) 

Führt eine Fassung im Leipziger Dialect an, die er im Volksmund 
gehört hat. 

R. Spenger: Zu Goethes Faust. (Zeitschr. f. deutsche 
Philol. XXVI, S. 141.) 

Prolog im Himmel (V. ) 10) grünt == grün werden, nicht = wachsen ; 
II. 2, 5 (V. 7801) graus = grauenerregend, nicht = steinschutt. 

Alexander Tille : Die Entstehung des Homunkulus. (Hamb. 
Corr.-Ztg. f. Lit. No. 18, 3. Sept.) 

Goethe entlehnt die Stelle dem Paracelsus. Zuerst sollte Wagner 
durch Alchymie den Homunculus erzeugen, später trat Mephisto vor der 
fertigen Erzeugung ein; Mephisto mitwirken zu lassen, blieb nur Plan. 

Das Erotische im zweiten Theile des Goetheschen Faust 
(n. Akt I —3). Ein Beitrag zu des Dichters Denkweise, gleich- 
zeitig als Versuch die ganze Dichtung in verständigen Zu- 
sammenhang zu bringen, von Univ. -Prof. O. v. Seh. Hagen, 
H. Risel & Comp. 30 SS. 

Wird characterisirt durch die Zuschrift »Gewidmet allen Goethe- 
verehrcm, die den Dichter etwas weniger als einen Gott verehren und 
bei einer natürlichen Auslegung seiner unverstandenen Worte nicht 
sofort von »Goethefrevel« wettern.« Der Inhalt einiger SteUen z. B. 
S. 29 kann nicht einmal angedeutet werden. 

R. J. Schröer: Dass wir nichts wissen können. Zur 

jtlngsten Faust-Darstellung. (Chronik d. Wiener Goethe- Vereins. 

No. 6, S. 24.) 

Das Wort »köimen« müsse die Hauptbetonung erhalten. 

Faust in der Geschichte und Tradition. Mit besonderer 
Berücksichtigung des occulten Phänomenalismus und des 
mittelalterlichen Zauberwesens. Als Anhang: Die Wagnersage 
imd das Wagnerbuch. Mit 33 Abbildungen. Von Carl Kiese- 
wetter. Leipzig, Max Spohr. XXIII, 567 SS. 

Das 3. Buch von S. 26) an : Fausts Höllenzwang hat mit Goethe 
wenig zu thun, ausser S. 267 ff., wo Goethes Unheil an Knebel 
20. Nov. 1829 stark zurückgewiesen wird. Das i. Buch (S. 1—66) 



33^ Bibliographie. 



»Fausts geschichtliche Personc enthäh eine die neuesten Funde nicht 
immer berücksichtigende Zusammenstellung. Das 2. Buch »Die Volks- 
bücher von Fauste zerfallt in 5 Abschnitte: Summarische Uebersicht 
über die älteste Faustlitteratur; Fausts Leben bis zur ersten Teufels- 
beschwörung; der Pakt Fausts (wobei z. B. eine ganze Geschichte des 
Glaubens an die Pakte mit dem Teufel gegeben wird); Wie und als 
was ist der Mephostophiles (diese Schreibung sei die einzig richtig) 
der Faustbücher aufzufassen ? Der Verf. sagt : »M. ist die personiticirte 
eine Hälfte des gespaltenen transcendentalen Subiectes von Faust«; 
Fausts Zauberschwänlce und Ende. — Das Werk sucnt die ganze Faust- 
sage auf das Gebiet des Hypnotismus und Spiritismus hinüberzuspielen. 
Unter den Illustrationen z. B. »Entwickelung einer Materialisation« 
und »Ein Medium in Krämpfen«. 

Alexander Tille: The artistic treatment of the Faust 
legend. Reprinted from the transactions of the English Goethe- 
Society VII. 1891/92. 74 SS. 

Kurze Einleitung über die Popularität des Faust, dann 4 Ab- 
theilungen. I. Die Faustbilder vor Goethe. II. Die Illustrationen zum 
ersten Theil von Goethes Faust zu Goethes Lebzeiten. III. Die Illustra- 
tionen zum ersten Theil nach Goethes Tode. IV. Die Illustrationen 
zum zweiten Theil von Goetlies Faust. Geht die Illustrationen durch, 
zum Theil mit sehr genauer Beschreibung, nimmt Bezug auf die 
Wechselwirkung zwiscnen Bühnen und biloender Kunst, das Verhalt- 
niss der verschiedenen bildlichen Darstellungen zu einander, Vorzüge 
und Mängel. Goethes Urthdle über diejenigen Illustrationen, welche 
ihm bekannt waren. (Der Aufsatz, deutsch auszugsweise in den 
Preuss. Jahrb.) 

R. M. Werner: Fauststudien. (Zeitschr. f. österr. Gymn. 
3. H. 193—205.) 

I. Die Urgestalt von Marlowes Faust. (Einzelne Scenen der jetzigen 
Fassung weisen auf Widmaim hin, können also der Urgestalt nicht 
angehört haben.) 2. Marlowe und das deutsche Drama. (Das s. g. 
Danziger Stück von 1669 ist von M. unabhängig bis auf den einzigen 
Zug vom Zählen der Stunden.) 

Oskar F. Walzel: Der Herausgeber des Wagnervolks- 
buches von 1712. (Vrtljschr. f. Litg. VI, 105 — 119.) 

Bestätigt die schon früher geäusserte Vermuthungen, dass der 
Herausgeber der gelehrte Paul Jak. Marperger ist [Ueoer Marperger 
habe icn gehandelt, Berlin L S. 131— 133.] 

Julius Bode und seine Faustbttcherei von Alexander Tille. 
Als Manuscript gedruckt. Frankfurt a. M., Mahlau & Wald» 
Schmidt. 12 SS. 

O. Heuer : Zur Bibliographie des Spiesschen Faustbuches. 
(Ber. d. Fr. D. H. N. F. X, S. 83—86.) 

Beschreibung eines in der Breslauer Univ.-Bibliothek befindlichea 
Exemplars, wahrscheinlich eines Abdrucks der Ausgabe von 1590 mit 
willkürlichen Aenderungen des Druckers. 

A. Fr. Schönbach: Zu Lessings Faust- Vorspiel. (Vrtljschr. 
f. Litgesch. VI, 2.) 

Irrhain. Fest-Album vom Deutschen Parnass von Han& 
Pfeilschmidt. Ntlmberg. 

Lessings Faust auf der Nürnberger Bühne. Von Hans Pfeilschmidt. 



Bibliographie. 337 



MaxOsborn: Die Teufellitteratur des XVI. Jahrhunderts 
(Acta Germanica III, 3.) Berlin, Mayer und Müller. VI 
236 SS. 

S. 52 fg. Doctor Faust in keinem Teufelsbuch erwähnt, ausser 
einmal im »Theatrum Diabolorum« (1575); S. 209 fg. Die Teufel in 
den Faustspielen des 17. Jahrhunderts. L. F. 

£. Mentzel: Zwei Frankfurter Faustaufführungen in den 
dreissiger Jahren des 18. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Litte- 
ratur der Faustdramen. (Ber. d. Fr.D. H. N. F. IX. S. 229—247.) 

Die eine veranstaltet von der Frau des Marionettenspielers Theo- 
bald Neuchzer; die andere von Frau Neuber 1737 (photographische 
Wiedergabe des Theaterzettels). 

Hector Berlioz: La Damnation de Faust, legende dra* 
matique en quatre actes, po^me et musique d'Hector Berlioz. 
Paris, Pichault & Cie. 70 SS. 

Ein ärztlicher Faust. Roman. Von S. Brody. Aus 
dem Ungar, von O. v. Krücken. Berlin, Ottojanke. 256 SS. 

Faust. Der Tragödie dritter und unwiderruflich letzter 
Theil. Berlin, Martin Böhm. 

' In 3 Acten, einem Vorspiel auf dem Theater und einem Walpurgis- 
Sommemachtsfest, von Göthe dem Schwächeren. Die neuen Decora- 
tionen von Professor S. Chmiradzky, Ballet von Oswald Nier. 
Costüme von Hippolit Mehles. Bengalisches Licht von J. und C. 
Blooker in Amsterdam. — i. Act: Faust im Souterrain und seine Ehe 
grossmütterlicherseits«, oder: »Der Schienenflicker«. — 2. Act: 
»Wagner«. — 3. Act: »Referendar Dr. Heinrich Faust jun., dem etwas 
Menschliches passirt: die Alles beglückende Liebe«, oder: »Grete, 
warum so ete petete?« oder: »Heinrich, nu graut's mir aber wirklich 
vor Dir«, oder: »Die Kreuz-Polka in der Walpurgisnacht«. 

Clavigo. Eine Studie zur Sprache des jungen Goethe, 
nebst einigen Beiträgen zur Charakteristik der Haupthelden 
und der Marie. Von Georg Schmidt. Gotha, F. A. Perthes. 
IV, 20 1 SS. 

Die Bemerkungen über die Charactere beginnen S. 161. Der 
Haupttheil zerfallt in folgende Abschnitte: Einfluss der französischen 
Quelle auf den Stil des Clavigo ; der Clavigostil und die Empfindsam- 
keit; Sturm und Drang in der Sprache des Clavigo; das Polysyndeton . 
das Asyndeton; die Amphora* die Geminatio. — Bei den Citaten' 
werden die Werke des jungen Goethe mit Siglen bezeichnet, die S. 2 1 A. 
erklärt sind (meist nach den Anfangsbuchstaben). »Mis« bedeutet 
sämmtliche übrige Schöpfungen des jungen Goethe. 

Goethes Egmont. Ein Trauerspiel. Mit Einleitung und 
Anmerkungen von Ludwig Blume. Sechstes Tausend. (3. Aufl.) 
Wien, Graeser. XXXII, 88 SS. 

Im Text einzelne Aenderungen (nach der Handschr.), z. B. IV, 
Z. 4 vom Neuen (st. von Neuem), 3^7: auszudenken (st. auszudrücken). — 
Auch in den Anmerkungen manche Verbesserungen. 

Goethe. Egmont. Ein Trauerspiel. Für den Schulgebrauch, 
herausg. vonGustav Burghauser. (Freytags Schulausgaben klassi- 
scher Werke für den deutschen Unterricht.) Leipzig, G. Freytag. 
123 SS. 

GotTIII>jAHt»VCII XV. 22 



;38 BiBLIOGRAPHrE. 



Goethe. Egmont. Trauerspiel. Herausgegeben v. L. Zürn. 
2. Aufl. (Auch unter dem Titel: Schöningh's Ausgaben 
deutscher Classiker mit ausführlichen Erläuterungen für den 
Srhulgebrauch und das Privatstudium. lo Band.) Paderborn, 

V. Schöningh. 144 SS. 

Henry Wood : Goethes Elpenor. (Vierteljahrsschr. f. Litg. 

VI, 78—102.) 

Aus dem American Journal of Philology Bd. 12 No. 4 von 
Herrn. Schönfeld übersetzt. Das Stück wird hauptsächlich auf die Be- 
:ziehungen zu Charlotte von Stein gedeutet: Lykos- und EIpenor-Goethe 
ijnd Fritz von Stein. 

Le President Hdnault et Madame du Deffand. Par Lucien 
Perey. Paris, C. Ldvy. 548 SS. 

S. 228 — 231 Analyse und Auszug aus Hcnaults Le reveil 
d'Epimenide. 

K. Haehnel: Zum dramatischen Aufbau des Götz von 
Berlichingen. (Zeitschr. f. d. d.Unterr., 7. Jahrg., 4.H. S. 269 fg.) 

Goethes Götz von Berlichingen auf der Bühne. Leipziger 
Dissertation von John Scholte-Nollen aus Pella, Jova, Nord- 
Amerika. Leipzig-Reudnitz, Druck von O. Schmidt. 132 SS. 

Behandelt die einzelnen Aufführungen 1774— 1787, die Wiener 
Bearbeitungen 18 10 und 1830, Goethes Bearbeitungen 1804, 9, 19 und 
die Aufführungen seit 1814 besonders in Wien, Berlin, München. 

Eugen Kilian: Goethes Götz von Berlichingen auf der 
Bühne. (Beil. z. Allg. Zeitg. No. 205. 206.) 

Besprechung der Schrift von Scholte-Nollen mit Hinweis auf die 
Mittheilung G.-J. XIV, 276—278 und einzelnen Berichtigungen. Er- 
wähnt wird eine Bearbeitunjg der Adelheid -Scene (A., von Wahnsinn 
ergriffen, gibt sich selbst Jen Tod) in R, S. Corsentius »Neue Ge- 
dichte« Leipzig, 1884. 

Kamann, Johannes: Die Fehde des Götz von Berlichingen 
mit der Reichsstadt Nürnberg und dem Hochstifte Bamberg, 
1512— 1514. Ein Beitrag zur Geschichte der Öffentlichen 
Zustände Frankens nach dem ewigen Landfrieden und der 
Charakteristik des Ritters mit der eisernen Hand. (A. u. d. T.: 
Quellenschriften und Abhandlungen zur Staats-, Kultur- und 
Kunstgeschichte der Reichsstadt Nürnberg. I.) Nürnberg, 
Schräg. VIII, 138 SS. 

Goethe. Iphigenie auf Tauris. Herausgegeben von Steph. 
Waetzoldt. (Neudruck.) (Velhagen & Klasings Sammlung deut- 
scher Schulausgaben. Lieferung 2.) Bielefeld, Velhagen & 
Klasing. VIII, 123 SS. 

Goethe. Iphigenie en Tauride. Nouv. ^d. publ. av. une 
notice et des notes en franc, par L. Schmitt. 3. ^d. Paris, 
Delagrave. IV, 104 p. 

Goethe. Iphigenie en Tauride. Texte allemand, publ. 
av. une notice, un argument analytique et des notes en franc. 
par B. Ldvy. Paris, Hachette & Cie. 135 p. 



Bibliographie. 339 



Victor Paul: Die Entführung Orests bei den Griechen 
und bei Goethe. (Jung-Deutschland und Jung-Elsass. Halb- 
monatsschrift für Dichtkunst, Kritik und modernes Leben. I. 
S. 44 f., 53 f.) 

Karl Hessel: Nochmals Goethes Iphigenie und Schacks 
Arete. (Die Mädchenschule. VI, Heft i und 2.) 

Das Fortleben homerischer Gestalten in Goethes Dichtung, 
^on Hermann Schreyer. (Gymnasialbibliothek 8. Heft.) Güters- 
loh, Bertelsmann, 92 SS. 

Behandelt Goethes Homerstudien (chronologisch) mit Hervor- 
liebuo^ der zwei durch Homerstudien besonders ausgezeichneten Lebens- 
abschnitte: Der italienischen Reise und des Verkehrs mit Schiller; 
Iphigenie aufTauris; Iphigenie in Delphi, Nausikaa (44— 60), Achilleis 
^61—8}), Helena im Faust. 

Ludwig Blume: »Mich überläufts«. (Chronik d. W. Goethe- 
Vereins No. 6, S. 24.) 

Die älteste Anwendung dieses Ausdrucks in den »Mitschuldigen« 
-5. Aufz. 7. Auftr. 

Veit Valentin: Zur Aufführung von Goethes »Natürlicher 
Tochter« in Weimar. (Dtsch. Wochenblatt VI, 27. S. 231 — 233.) 

Der Genuss werde beeinträchtigt durch zwei Umstände: i. das 
BruchstQckartige des Stücks, 2. die Namenlosigkeit der Personen, ab- 
sichtlich weil der Dichter die französischen Verhältnisse, denen er seinen 
Stoff entnahm, völlig änderte. Die dem Dichter vorschwebende Absicht 
war: Eugenie sollte durch ihre Liebe und Treue König und Land 
retten. (Einzelnes: die Unterschrift des Königs etwa wie in einer lettre 
de cachet.) 

Wilhelm Büchner: Ueber Goethes Pandora. (Zeitschr. f. 
d. dtsch. Unterr. Jahrg. 7. S. 355—368.) 

Polemisirt gegen frühere Deutungen des Stücks. Das schmerzliche 
Gefühl der Entbehrung [Verhältniss zu Minna Herzlieb] trete auch in 
der Grundidee der Pandora zu Tage. »Die Unbefriedigung, welche 
die in der Liebe zur Welt kommende Schönheit hinterlässt, weil sie 
sich an die wechselnde Vergänglichkeit kettet, bildet einen Grund- 
gedanken der Dichtung.« 

Otto Harnack: Ueber Goethes Pandora. (Pr. Jahrb. 73. 

S. 105 — 122.) 

Würdigung des speciell dramatischen Gehalts, des Zusammen- 
wirkens der individuellen Persönlichkeiten. Die Stellung des Prometheus 
am Schlüsse ist als eine versöhnliche, befriedigte zu denken; die Ver- 
söhnung der Brüder als Vorbedingung des Wiedererscheinens der Pandora. 
Pandora ist Verkörperung der Schönheit. Unterscheidet Goethes Dramen 
der Form nach in 5 Gruppen, der sich als 6. die opemhafte, eben in 
Pandora anreiht. Sie »beruht wesentlich auf dem Wechsel eines in 
durchgehendem Versmass gehaltenen Dialogs mit lyrischen Strophen 
verschiedener Art, die theilweise für den Gesang berechnet sind, und 
welche nicht etwa einem griechischen Chor, sondern den handelnden 
Personen selbst in den Mund gelegt werden.« 

Paul Weizsäcker : Das Neueste von Plundersweilern. Bei- 
träge zur Erklärung einiger Stellen. (Vjschr. f.Litg. VI, 67 —78.) 

22* 



340 Bibliographie. 



Gegen die Meinung, Nicolai sei der Hauptverspottete; die Verse 
beziehen sich im Allgemeinen auf Critik, Nachdruck, Verhältniss von 
Autor und Verleger auf die Göttinger, Wieland (kleiner Stich und 
freundliche Anerkennung). 

Goethe. Torquato Tasso. Ein Schauspiel. Für den Schul- 
gebrauch herausg. von Ludwig Chevalier. (Freytags Schul- 
ausgaben klassischer Werke für den deutschen Unterricht.^ 
Leipzig, G. Frejtag. 134 SS. 

W. V. Biedermann: Zu Goethes Tasso. (Wiss. BeiL d. 
Leipz. Zeitg. No. 38.) 

Bezeichnet im Gegensatz zu F. Kerns grosse Ausgabe das Stück 
als Tragödie; aus den letzten Worten Tassos sei nicht Hoffnung auf 
seine Erhebung zu schöpfen. Die Dichtung vielleicht entstanden im 
Gegensatz zu Cioldonis Behandlung. 

Karl von Lyncker: Alt -Weimars Musik- und Theater- 
leben. Aus den hinterlassenen Aufzeichnungen eines Alt- 
Weimaraners. Herausgeg. von £. Greiner. (Neue Musik- 
zeitung. Jahrg. XIV, No. 19.) 

Das Theater in Deutschland. Seine geschichtliche Ent- 
wicklung und kulturelle Bedeutung bis auf die Gegenwart^ 
Von C. Heine. Einbeck, R. Lesser. VI, 104 SS. 

2. Kap. Das Heim bei Hofe. Weimarer Schule. 



3. GEDICHTE. 

Goethe. Gedichte. Mit Einleitungen von Karl Goedeke^ 
2 Theile in i Bande. Stuttgart, J. G. Cotta Nachf. 304, 3 1 5 S. 
m. Portr. 

Po^sies Ijriques de Goethe et Schiller. Texte allemand». 
publik avec des notices littdraires et des notes par Henri 
Lichtenberger. 2e Edition. Paris, Hachette & O^- XXXIX, 
271 SS. 

Ausgewählte Balladen Goethes und Schillers mit aus- 
führlichen Erläuterungen für den Schulgebrauch und das. 
Privatstudium von J. Heuwes. Paderborn, Schöningh. 129 SS. 

Goethe. Gedichte. Ausgewählt und erläutert von 
Wendelin Toischer. Wien, A. Holder. VII, 143 SS. 

Goethe. Pontes lyriques avec notices et notes par L. 
Schmitt. 5. ^d. Paris, Delagrave. VIII, 52 p. 

Die deutschen Stammbücher des sechzehnten bis neun- 
zehnten Jahrhunderts. Ernst und Scherz, Weisheit und 
Schwank in Original - Mittheilungen zur deutschen Kultur- 
geschichte. Von Robert und Richard Keil. Berlin, Grote.. 
VIII. 337 SS. 

Enthält eine Anzahl Goethischer Inschriften: An seine Mutter^ 
an Frl. Ulrich, an die Enkel u. s. w. 



Bibliographie. 341 



Ludwig Blume: Goethes Lyrik nach ihrer inneren Ent- 
wickelung. (Chronik d. Wiener Goethe- Vereins. No. i, S. 3, 4.) 

Referat über einen Vortrag Blumes, der an seine Gedicht- Ausgabe 
anknöpft. Goethes Stellung zu den Frauen übte einen massgebenden 
Emfluss auf die Entwickelung seiner Lyrik aus. 

Karl Lorenz: Klopstocks und Goethes Lyrik. Ein Bei- 
trag zur Behandlung der KlassenlektUre. IL Theil: Goethe. 
Progr.-Beil. d. k. Gymn. z. Kreuzburg O.-S. Kreuzburg O.-S., 
Druck V. E. Thielmann. 4®. 23 SS. 

Darlegung der dichterischenXechnik und litterarhistorischen 
Stellung von Goethes Elegie »Alexis und Dora«. Von J. Kasse- 
witz. Leipzig, G. Fock. 27 SS. 

Ferdinand Bronner : Goethes römische Elegieen und ihre 

Quellen. (N. Jahrb. f. Philol. u. Pädag. 63. Jahrg. 148. Bd.) 

S. 3^— So.»o*—*i2»i45—i5o»247— 265,305— 316, 367— 371, 

440—469, 525—541, 572—58^- 

Traf erst während des Drucks ein. Soll in S.-A. erscheinen und 
wird dann genauer angezeigt. 

Heinrich Düntzer: Goethes Epilog zu Schillers Glocke. 
(Ztschr. f. öff. Phil. XXVL S. 89-105.) 

Darlegung der Entstehung, eingehende Erklärung der Einzelheiten. 

W. Kohlschmidt, Otto Lyon : Zu Goethes Fischer. (Ztschr. 
f. d. deutsch. Unterr. VII, 503.) 

Todesglut s= Sonnenglut; Lyon widerspricht auf Grund einer 
durch K. A. Böttiger überlieferten Aeusserung Goethes, Todesglut 
sei =s Kohlenglut in der Küche. 

W. Kohlschmidt: Todesgluth in Goethes Fischer. (Ztschr. 

f. d. deutsch. Unterr. 7. Jahrg. S. 571 ff.) 

Todesgluth nicht = Kohlengluth. 

R. Sprenger: Zu »Grenzen der Menschheit«. (Ztschr. f. 
deutsch. Unterr. VII, 833 fg.) 

Die Verse ii~20 werden erst klar, wenn man an die Sage von 
Ikaros und ihre dichterische Behandlung (Ovid, Metani. VIII, 190 ff.) denkt. 

Goethes Hermann und Dorothea. Herausgegeben von 
Adolf Hauffen. (G. Freytags Schulausgaben classischer Werke 
f. d. deutschen Unterricht.) Leipzig, G. Freytag. 96 SS. 

Ueber Goethes Hermann und Dorothea von Victor Hehn. 
Aus dessen Nachlass herausg. von A. Leitzmann und Th« 
Schiemann. Stuttgart, J. G. Cotta Nachfolger. VI, 164 SS. 

Die Vorrede ist von Th. Schiemann, die Anmerkungen vonS. 137 
an von A. Leiumann. — Auf eine allgemeine Einleitung folgt eine 
Betrachtuuj? über das Epos. Die folgenden Abschnitte smd betitelt: 
Wahl des Stoffes. Warum kein politischer. Stoffquelle, Entstehung und 
Aufnahme; Ort und Zeit; Gang der Fabel; Charakter, Sitten und 
Lebensphäre; Diction; Vers. Andere deutsche Epen (Loube von Voss, 
Messias von Klopstock) zur Vergleichung. Diese Epen stellt Hehn tief 
unter das Goethische, in dem er die schönste Verklärung des eigen- 



342 Bibliographie. 



thümlich deutschen Geistes sieht. Das Werk ist aus Universiiäisvor- 
]esungen entstanden, zum Zweck der Veröffentlichung durchgearbeitet 
(vor 185 1) und seitdem von Hehn nicht wieder vorgenommen. 

W. Kohlschmidt: Zu Hermann und Dorothea. (Ztschr. f. 
d. dtsch. Unterr. 7. J. . 4. H. S. 227 fg,) 

6, 24 »Die munteren Bäume der Freiheil« nicht von der Farbe 
sondern etwa sa Munterkeit anzeigend. 

R. Sprenger: Zu Goethes Hermann und Dorothea. (Ztschr. 
f. d. dtsch. Unterr. VII, 492.) 

VII, 35 »denn ein jeglicher denkt nur sich selbst und das nächste 
Bedürfniss Schall zu berriedgenu ist »sich selbst« mit »denkt« nicht 
mit »befriedigen« zu verbinden. 

Carl Gruber: Die Salzburger Emigranten. Programm des 
Gymnasiums zu Marienburg. 71 SS. 

Behandelt die geschichtliche Stoffgrundlage von Goethes »Her- 
mann und Dorothea«. L. Fr. 

W. Fielitz : Eine Untersuchung zu Goethes Ilmenau. (20. 
Programm der FUrstenschule zu Pless.) 28 SS. 

S. 13 bis Schluss: Schulnachrichten. V. 59—68 trotz Goethes 
(Eckermanns) Versicherung nicht Knebel, auf den ausser dem Rauchen 
nichts passe, sondern der Kammerherr und Oberforstmeistcr O. J. M. 
V. Wedel. V. 69—76 nicht Seckendorf, der niemals zu des Herzogs 
Intimen gehört habe, sondern wie schon Blume vermuthet (G.-J.XII, joj) 
Knebel. 

Bernhard Suphan : Ilmenau. (Dtsch. Rundschau. XX. Jahrg. 

H. 2. S. 272—287.) 

Wiederholter Abdruck mit vielfachen Aendcrungen des G.-I. XIV, 
337 behandelten und seitdem vielbenutzten Aufsatzes. (Vgl. auch oben 

S. 142 ff.) 

Goethes Leipziger Liederbuch von Dr. Adolf Strack, 

Privatdocenten an der Univers. Giessen. Giessen, J. Ricker. 

XII, 175 SS. 

Behandelt nach einer über Anakreontik handelnden Einleitung 
alle 20 Lieder der Reihe nach, bietet besonders Parallelen für den 
sprachlichen Ausdruck, verfolgt den Gebrauch der Worte in der spätem 
Sprache Goethes, gibt genaueste Analyse des Inhalts und der Stimmung. 
Auf diese Betrachtungen folgen zwei Anhänge: 1. Text der »neuen 
Lieder« und 2. Zwei französische Vorbilder Goethes nebst Qpellen- 
verzeichniss und Register. (Almanach des Muses und Elite de po^sies 
fugitives.) 

Theodor Vogel: Zur schulmässigen Behandlung von 
Goethes Trauerloge. (Hempel II, 426.) (Ztschr. f. d. deutsch. 
Unterr. Bd. VIL S. 81—84.) 

Xenien 1796. Nach den Handschriften des Goethe- und 
Schiller • Archivs herausg. von Erich Schmidt und Bernh. 
Suphan. Mit einem Facsimile. (Schriften der Goethe-Gesell- 
schaft, im Auftrage des Vorstandes herausg. von B. S. 8. Band.) 
Weimar, Verlag der Goethe-Gesellschaft. XXXVI, 268 SS. 

Auch in einem bes. Abdruck — ohne Facsimile — im Buchhandel 
veröffentlicht. Der Band bringt 178 Xenien zum ersten Abdruck. 



BlBLIOGRAPHlF. 34 ^ 



Das Facsimile (Bl. i des Boasschen Xenienmanuscripts) enthält S. i 
Goethes, S. 2 Schillers Handschrift. S. V— XXXVI Einführung; der 
Text bis S. 108 (das üebrige sind kritische und erklärende Anmer- 
kungen) zerfällt in folgende Abschnitte: Das Buch der Monodistichen 
vom Juni 1796; Skizzenblätter und Vereinzeltes; Anhang: Aus dem 
Xenienmanuscript ; aus Briefen; aus dem Almanach; Nachtrag. Im 
Ganzen sind es 926 Nummern. 

Julius Tröger: Rector Manso im Xenienkampfe. (Fest- 
schrift zur 250. Jubelfeier des Gymnasiums zu Maria Magda- 
lena.) Breslau, E. Morgenstern. 25 SS. 

Geschichte des Knittelverses vom 17. Jahrhundert bis 
zur Jugend Goethes von Otto Flohr. Berlin, C. Vogt. 44 SS. 

Berliner Dissertation, erscheint vollständig in Emil Eherings 
Berliner Beiträgen zur germanischen und romanischen Philologie. 

G. W[ustmann]: Ein angeblich Goethischer Vers. (Grenz- 
boten No 12. S. 596 fg.) 

Die früher schon besprochene Strophe, G.-J. IX, 320, ist nicht 
von Goethe, sondern von dem Mediciner J. Gh. A. Heinrotn und steht 
zuerst in dessen »Gesammelten Blättern« I, 143. 

Rudolf Hildebrand: Der wirkliche Urheber eines angeb- 
lichen Verses von Goethe. (Zeitschr. f. d. deutsch. Unterr. 
7. Jahrg. S. 291 — 293.) 

Mittheilung von Wustmanns Entdeckung mit Bemerkungen über 
Heinroths Verhältniss zu Goethe. 



4. PROSASGHRIFTEN. 

Goethe. Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. 
Herausg. von W. Nöldeke. 2. Bdchen. (2. Abdr.) (Samml. 
deutsch. Schulausg.) Bielefeld, Velhagen & Klasing. 140 SS. 
ni. Bildn. 

Goethe. Extraits des oeuvres en prose. Prec. de noticcs 
et annotes par L. Schmitt. 3. 6d, Paris, Delagrave. VI, 
121 p. 

Goethe. Extraits de TAutobiographie de Goethe, prec. 
de 2 notices et annotes par L. Schmitt. 3. ed. Paris, 
Delagrave. VIII, 76 p. 

Geschichte von Frankfurt a. M. Von Anton Home. 
Dritte Auflage. Frankfurt a. M., M. Abendroth. (K. Jügels 
Verlag.) VIII, 341 SS. 

Druckt u. A Goethes Darstellung der Kaiserwahl Josephs II. ab, 

Otto Harnack: Zu Goethes Laokoonaufsatz. (Vjschr. f. 

Litgesch. VI, 156 — 158.) 

Der Gedankengang der Schlussstelle entspricht einer Ausfuhrung 
in Chr. Heyne »Prüfung einiger Nachrichten und Behauptungen vom 
Laokoon im Belvedere« (1779). 



344 Bibliographie. 



Der Einfluss Wilhelm Meisters auf den Roman der 
Romantiker. Akademische Abhandlung von J. O. £. Donner. 
Helsin^fors, J. C. Frenckell & Sohn. III, 211 SS. 

Mit Benutzung einzelnen handschriftlichen Materials über Dorothea 
Schlegel. In sehr eingehender Weise wird der Roman der Genannten, 
Lucinde von Friedricn Schlegel, Sternbald und der junge Tischler- 
meister von Tieck, Ofterdingen von Novalis, Godwi von Gl. Brentano, 
Ahnuns und Gegenwart von J. von Eichendorff, Epigonen von Immer- 
mann besprochen. 

Otto Harnack: Bemerkungen tlber die Normen einer 
Ausgabe von Goethes Sprüchen in Prosa. (Vjschr. f. Litgesch. 
6. Bd. SS. 463—482.) 

Ganz wegzulassen No. 367^427 (Ottiliens Tagebuch), 958-960 
(aus Briefen); £ks Uebrigbleibenae drei grosse Gruppen: Ethisches, Kunst, 
Natur; aus der letzteren wäre die ehemalige sechste Abtheilung ganz 
auszuscheiden. 

Erläuterungen zu Goethes Werken. Erläuterungen zu 
den Tag- und Jahresheften von Goethe. Von Woldemar 
Freiherr v. Biedermann. Leipzig, F. W. v. Biedermann. XII, 

365 SS. 

Die Bemerkungen sind eine erweiterte Bearbeitung der Erläute- 
rungen zum 27. Bana der Hempelschen Ausgabe, der vor oald 20 Jahren 
veröffentlicht wurde. Alles seitdem erschienene Material, Tagebucher, 
Briefe, Untersuchungen^ und Mittheilungen neuerer Gelehrter sind be- 
nutzt; der Commentar ist ein unentbehrliches Hülfsmittel für das Smdium 
von Goethes Annalen. — Etwa ein Drittel des Bandes wird durch 
Register (Sach-, Geographisches, Personen-) angefüllt, ferner durch ein 
Verzeichniss der Goetnischen Dichtungen und durch andere Zusammen- 
stellungen, durch die dieser Commentar auch für andere als für die 
Hempelsche Ausgabe brauchbar gemacht werden soll. 

Die italienische Einheitsidee in ihrer litterarischen Ent- 
wicklung von Parini bis Manzoni. Von Oskar Bulle. Berlin, 
Hüttig. XII, 345 SS. 

Enthäh auch einen Abschnitt über Foskolos »Letzte Briefec. 

Charles Glauser: Benj. Constants »Adolphe« und seine 
Bedeutung für den französischen Roman. Berlin, Wilhelm 
Gronau. (Die ersten 23 und die beiden letzten Seiten auch 
als Leipziger philos. Doctordissertation.) 

S. 8—15 (26 u. ö.) Goethes « Werther« in seinem Verhältniss zu 
Vorgängern una Nachfolgern. L. Fr. 

Wilh. Seibt : Joh. Georg Schlosser und Werthers Leiden. 
(Frankf. Ztg. 12. Sept.) 

Mittheilung über ein Bild Schlossers. Abdruck seiner Trauungs- 
anzeige, Notizen über den Eindruck Werthers und Abdruck folgender 
Inschrift Schlossers in sein Handexemplar: 

»Es ist unendlich leicht, den höchsten Grad der Vollkommenheit 
zu idealisiren, aber den eben passenden Grad des Guten bestimmen, 
das ist eine Hauptschwieri^keit. Man braucht kein sehr grosses Genie 
zu sein, um einen Grandison zu schreiben. Sobald die Scene fertig 
war, durfte man die erztugenhafte Marionette nur handeln lassen, und 
alles war gethan. Aber einen Werther zu schreiben, den unvoll- 



Bibliographie. 345 

^-^•^———-^^-^—^—^ • — .—— — ^— ^^— ^^— ^-^— ^— ^— .-^— ^— — »^— ^^ 

kommenen grossen Mann, das treffende Gemälde voll Licht und 
Schatten, den Geist und Mensch, das war nur das Werk des Genies, 
der Meisterhand.« 

Julien Tiersot: Les Adaptations sc^niques de »VVerther«. 
(In Lc Livre et rimage.) 



E. UEBERSEl^UNGEN. 

R. W. Gerbel: Sammlung von Goethes Werken in Ueber- 
setzungen russischer Schriftsteller. 2. Ausgabe, redigirt von 
Peter Weinberg. St. Petersburg, M. Stassuljewitsch. 

Eine Besprechung davon in SbomikNiwy vom September. Th.H. 

Digte af Goethe. J Udvalg oversatte af H. S. Vodskov. 
Kjobenhavn, Lehmann & Stages Forlag. VII, 224 SS. 

Goethe. Cours sup^rieur de la langue allemande (derniers 
programmes). Extraits des oeuvres en prose de Goethe. Pr^c^d^s 
de notices et annot& par L. Schmitt. 3« ^ition. Paris, 
Delagrave. VI, 121 SS. 

Le Faust de Goethe traduit en francais dans le m^tre de 
Toriginal et suivant des rbgles de la versification allemande par 
Francois Sabbatier. Paris, Gh. Delagrave. XIX, 186, 186, 193. 

Avant-propos über Leben des Autors und seine Goethe-Studien, 
deutscher und französischer Text des ersten Theils, Anmerkungen. 
Das liebevolle Versenken des Ausländers in ein so schwieriges Werk 
verdient gewiss Bewunderung, wenn auch der ganze Versuch dem 
Genius der französischen Sprache nicht entsprechend erscheinen sollte 
und zu vielen Willkürlichkeiten neben manch schiefer Auffassung Ver- 
anlassung gab. Die Anmerkungen gehen seltener auf den Gedanken- 
inhalt ein, behandeln hauptsächlich das Sprachliche, geben an sehr vielen 
Stellen die wörtliche Ueoertragun? und gehen kritisch und polemisch 
auf andere Uebersetzungen ein. (Vgl. Archiv f. N. Spr. 91, 284—295.) 

(Hildebrand): Ueber Sabatiers Faust-Uebersetzung. (Die 
Grenzboten. No. 26.) 

Darauf No. 28, S. 92—96 eine Erwiederung von Th. Ruyssen, 
die jedoch im Wesentlichen die Würdigung der deutschen Literatur 
durcn die Franzosen erweisen soll. 

Goethe. Faust, trag^die. Paris, Berthier. 187 SS. 
Fräulein Swanwick : Goethes Faust. Englische Ueber- 
setzung. Zweite verbesserte Auflage. 

Goethe, Götz von Berlichingen. Texe, B. FerAi ^owb- 
BepjHxuHreH'B , psmapb cb sejri^Hofi pyRofi. Tpare^i^i 
Ilep. 0. H. Cifi^AeBOfi. Petersburg, M. Lederle & Co. 

Goethe. Iphigenie paa Tauris. Et Skuespil. Oversat 
af P. Hansen. Kjobenhavn, Gyldendalske Boghandels Forlag. 
IV, 119 SS. 

Schliesst sich in würdiger Weise den früher erschienenen Ueber- 
setzungen von Faust i. und 2. Theil (1887, 89) und Hermann und 



346 Bibliographie. 



Dorothea (1892) desselben Gelehrten an. Auf der letzten Seite ein 
paar kurze Anmerkungen. 

Herman og Dorothea. Oversat af P. Hansen. Met 
8 Illustrationer in Fototypier af A. Ramberg. Kiöbenhavn, 
Bojesen, 

Eine russische Ausgabe von Hermann und Dorothea 
(Ausgaben deutscher Classiker für russische Schulen) mit 
Einleitung, Anmerkungen und Vocabular. Th. Heyse. 

Eine lat. Uebersetzung (mit eingestreutem Französisch) 
des Gedichtes »König von Thule« brachte die Allg. Zeitung 
Beil. 6[ aus der in Aquila degli Abruzzi erscheinenden lat. 
Zeitung Alaudae. 

Goethe, J. W. Wilhelm Meister, obie cz^dci, przeloiyl 
i wstppem proprzedzil P. Chmielowski. Warschau, G. Lewental. 
In »Biblioteka najcelniejszych utworöw literatury europejskej«. 

Goethe. Oeuvres. »M^moires«. Traduction nouvelle 
par Jacques Porchat. Paris, Hachette & Co. 672 SS. 

Goethe. Maxims and Reflections. Transl. by Saunders. 
With a preface. London, Macmillan. 210 p. 

Goethe, Werther. Nouv. ed. av. grav. Paris, Roy et 
Giffray. 32**. 192 p. 

Goethe, Werther. Traduction d'Aubry, entiferement 
refondue par Jacobus Rodleinmann. Paris, Berthier. 160 p, 

Goethe, Leiden des jungen Werther. FeTC, B. CTpa^aHÜi 
»Haro BepTepa. Ob npeÄWCJiOBieM'b F. BeH^Ta. llepeBO^'B 
0. H. XM^JiBBOft. Moskau, M. Lederle & Co. 

Goethe, Leiden des jungen Werther. Fexe, B. CTpa,TaHi;i 
Mcio^aro BepTepa. PoMaHt. Ilep. A. 9rirecÄ. Petersburg, 
A. Suworin. 

Goethe, Werther. Trad. francaise pr^c^dee d*une etude 
sur Goethe pr. H. Heine. Paris, C. Levy. 

Goethe, W'erther. Nouvelle Edition. Paris, Roy et 
Geffroy. (Petite Biblioth^que omnibus illustree. No. 10, 
Collection Roy.) 192 SS. mit Abb. 



IL BIOGRAPHISCHES. 

A. ALLGEMEINES. 

Goethe. Von S. M. Prem. Mit 54 Abbildungen. Leipzig, 
G. Fock. IV, 473 SS. 

Bei den 54 Abbildungen sind besonders die »Goethestätten« be- 
rücksichtigt, unter ihnen: Sanssouci bei Potsdam und der Staubbach- 



Bibliographie. 347 



fall bei Lauicrbrunnen ; daneben (ganz willkürlich) einzelne Verwandte 
und Bekannte, z. B. A. Mickiewicz. Die Todesanzeige Goethes, im Inhalis- 
verzeichniss als »Goethes Parte« bezeichnet, wird als »bisher unbe- 
kannt« (!!) wiedergegeben. Als »neues« Goethebild wird eine Bleistift- 
zeichnung, angeblich von G. M. Kraus aus dem Besitz der Stein*schen 
Familie mitgetheilt. Neu ist auch die Eintragung Goethes in die 
Matrikel des Kammergerichts (Autograph). — Die Darstellung soll 
»ein allgemein brauchbares, dem jetzigen Stand der Forschung ent- 
sprechendes Buch« »eine critische Bio^aphie (ur weitere Leserkreise« 
sein. Sie zerfällt in j grosse Abschnitte: i. Goethe im Zeichen der 
Natur; 2. Goethe und die Antike; 5. Goethes Universalismus in Litte- 
ratur und Kunst. Die Anmerkungen von S. 430 an enthalten Litteratur- 
Angaben meist neuester Erscheinungen, ausserdem Notizen von Goethes 
Diener P. Götze über die Tiroler Reise, einen Brief der Charlotte 
V. Stein an ihren Sohn und Auszüge aus der Selbstbiographie des 
Letzteren. Femer ein Verzeichniss von Goethes Briefen an Antonie 
V. Birkenstock geb. Brentano. 

GoethesLeben und Werke. Von Karl Heinemann.(Neudru(*k.) 
(Velhagen & Klasing's Sammlung deutscher Schulausgaben. 
Lieferung 33.) Bielefeld, Velhagen & Klasing. 130 SS. 

t Lebensbilder deutscher Männer und Frauen. Von 
J. Stielen Mit vielen Bildern. Glogau 1892. 
Enthält auch eine Biographie Goethes. 



B. BIOGRAPHISCHE EINZELHEITEN. 

Der junge Goethe. Ein Bild seiner inneren Entwickelung 
von S. Schultze. (1749— 1775.) i.Heft: Goethe in Frankfurt 
(1749 — 1765.) — 2. Heft: Goethe in Leipzig (1765—68.) 
— 3. Heft: Frankfurt und Strassburg (1768—1771.) — 
4. Heft: Frankfurt - VVetzlarer Periode, i. Abth. (1771-72.) 
Halle, E. A. Kammerer & Co. VII, 79, 80, 102,^0 SS. 

Heinrich Heidenheimer: Goethe vor und in Mainz 1793. 
(Mainzer Anzeiger. No. 170, 171.) 

Hauptsächlich mit Benutzung der neuveröffentlichten Briefe. 

Fr. V. Hohenhausen: Aus Goethes Herzensleben ist ins 
Französische tibersetzt u. d. T.: Les amours de Goethe. 

K. Heinemann : Goethes letzte Liebe. (Gartenlaube No. 8.) 

Mit 3 Abbildungen : eine stellt die Greisin Ulrike v. Levezow dar; 

ein Bild der ganzen Familie 1822. Vgl. F. Gross, Wien. Fremdenbl. 26. 

G. Karpeles: Goethe in Franzensbad. (Prager Tageblatt. 
28. Juni.) 

Bernhard Suphan: Goethe im Conseil, Urkundliches aus 

seiner amtlichen Thätigkeit 1778—85. (Vjschr. f. d. Litg. VI, 

597-60.) 

Druckt besonders ein umfangreiches eigenhändiges Actenstück ab 
14. Dec. 1780 »Betrachtungen über die abzuschaffende Kirchenbusse. 



34^ Bibliographie. 



Durch verschiedene in dieser Sache abgelegte Vota veranlasst,« mit 
Hervorhebung seines humanen Characters und Hinweis auf den Ein- 
fiuss, den es auf Goethes poetische Productionen übte. 

Goethes politische Lehrjahre. Ein in der VIII. General- 
versammlung der Goethe - Gesellschaft gehaltener und er- 
weiterter Vortrag mit Anmerkungen, Zusätzen und einem An- 
hang: Goethe als Historiker. Von Ottokar Lorenz. Berlin, 
W. Hertz. VII, 180 SS. 

Vgl. oben S. 272 und unten Bericht der Goethe -Gesellschaft. 
Die Arbeit zerfallt in 5 Abschnitte: Politische Anschauungen; Lehr- 
jahre und Lehrmeister ; In staatsmannischer Action ; Politik im Kriege ; 
Im Vollgefühl der monarchischen Idee. Mit besonderer Ausführlich- 
keit wird Goethes Abhängigkeit in poliricis von K. August und seine 
Thätigkeit für den Fürstenbund behandelt. Die Anmerkungen von 
S. XXI an sind selbständige Ausfuhrungen, die theils den Text er- 

fänzen, theils das Verhältniss Goethes zu einzelnen Personen : K. August, 
riedrich II. und Napoleon darstellen. V^l. S. 149 fg. Verzeicnniss 
der Goethischen Concepte in Angelegenheit des Fürstenbundes. Der 
Abschnitt: Goethe als Historiker S. 160—180 betont z. B. Goethes 
Widerspruch gegen die critische Historie. 



C. GOETHES VERWANDTE. 

A. Dietz : Gelegenheits - Gedichte aus dem Goethe- 
Textorischen Familienkreise. (Her. d. Fr. d. Hochstifts. N. F. 
X. S. 69 — 83.) 

Enthält ausser Gedichten auf verschiedene Vorfahren und An- 
verwandte solche auf das Doctorat von Goethes Vater und auf dessen 
Hochzeit; eins von J. G. Schlosser (nicht Goethe) auf die Hochzeit 
von J. J. Textor mit Marie M. Möller (1766) und verschiedenes (Vers 
und Prosa) zu Corneliens Vermählung. 

W. Freih. v.Btedermann: Ein Vorfahre Goethes als Dichter. 
(Ber. d. Fr. d. H. N. F. IX. S. 247, 248.) 

Mitth^lung eines lat. Gedichts des Joh. Wolfg. Textor, Goethes 
Urgrossvaters an Geori^ T. Francus in einer Sammlung von dessen 
Gedichten, Jena 1695, S. 9 und 10. 

t Hermann Lorenz: Beiträge zur Geschichte der Familie 
Goethe. (Jahrbuch des Vereins für Geschichte und geschicht- 
liche Hilfswissenschaften an der Universität Leipzig »Rother 
Löwe«. 1891.) 



D. GOETHES VERHÄLTNISS ZU SEINEN FREUNDEN 

UND NACHFOLGERN. 

Ludwig Geiger : Anna Amalia von Weimar. (Die Nation. 

No. 22. S. 336—338-) 

A. Ch. Kalischer : Aus Beethovens Frauenkreise. (Wester- 
mann*s Monatsh. J. 37. H. 444. S. 822—843.) 

S. 835 fg. Zusammenstellung der bekannten Verse und brieflichen 
Aeusserungen Goethes über Henriette Sonug. 



Bibliographie. 349 



Aus dem Leben Theodor von Bernhardis. Erster Thcil. 
Jngenderinnerungen. Mit einem Bildniss der Geschwister 
Tieck. Leipzig, S. Hirzel. XIV, 230 SS. 

S. 169. J. F. de Latrobe 1769— 1845, ""* ^ie litterarische Ent- 
wicklung Est- und Livlands verdient, »sprach besonders immer mit 
der grössten Begeisterung von Goethe, mit dem er als Jenenser Student 
in Berührung gekommen war und der ihn mit Güte behandelt hatte«. 
S. 107. Th. V. Bemhardi (geb. 1803, gest 1887) besuchte Goethe 182} 
in Marienbad mit Furcht vor seiner Vornehmheit. »Wie angenehm«, 
schreibt er dem Onkel Fr. Tieck, »fand ich mich getäuscht. Ich brachte 
dem freundlichen Greise einen Gruss von Dir und ward sehr gut von 
ihm aufgenommen. Wenige Menschen habe ich noch getrofßn, mit 
denen mir der Umgang so leicht geworden und mehrere Tage ver- 
lebten wir Mnz mit einander. Es scnmeichelte meiner edleren Eitelkeit, 
dass er roicn zuletzt recht herzlich zu sich nach Weimar einlud.« 

Goethe und Böhmen. Von Dr. Ernst Kraus, i. Theil. 
Prag. 154 SS. (Czechisch.) 

Diese Schrift enthält zunächst eine Darstellung von Goethes 
Reisen nach Böhmen, und behandelt dann »Goethes Freunde und Be- 
kannte in Böhmen« in ihren Beziehungen zu dem Dichter. Im dritten 
und vierten Capitel werden die poetischen und naturwissenschaftlichen 
Arbeiten Goethes in Böhmen zusammengestellt, woran sich eine Be- 
trachtung von Goethes Bekanntschaft mit der Cultur, Geschichte, Sprache 
und Poesie in Böhmen schliessL Die Bearbeitung des »Sträusschens« 
wird eingehend behandelt. Im Anhang wird ein ungedruckter Brief 
Goethes an Frommann mitgetheilt. Der zweite Theil soll von Goethe 
in der czechischen Literatur (Erwähnungen, Uebersetzungen, Einfiuss) 
handeln. 

W. Freih. v. Biedermann : Friederike Brion und Gretchen. 
(Wiss. Beil. z. Leipz. Ztg. 23. Febr. No. 23.) 

Erklärt Froitzheims Annahmen als »bündige Schlösse«, »behauptet, 
dass ihnen der Sieg über Friederikens lungfrauenehre leicht gemacht 
worden sei.« Nimmt an, dass dieser »Fall« Friederikens in der Gretchen- 
Tragödie behandelt und verklärt worden sei. 

Friederike von Sesenheim im Lichte der Wahrheit von 
Heinrich Düntzer. Stuttgart, J. G. Cotta*sche Buchhandlung 
Nachfolger. IV, 152 SS. 

Wiederlegung Froitzheims s. G.-J. XFV. }4J fg. Zerfällt in folgende 
Abschnitte: i. Der Detektive; 2. Friederike und Goethe; }. Friederike 
und Lenz; 4. Friederikens letzte vierzig Jahre; 5. Die Skandalsage. 

O. Heuer: Froitzheims historische Goetheforschung. (Ber. 

d. Fr. d. H. N. F. IX. S. 159— i7S) 

Nach allgemeinen Bemerkungen über Froitzh.'s Methode sehr kräftige 
Abwehr seiner Anschuldigungen gegen Friederike. 

Eduard Sack: Friederike von Sesenheim. (Frankfurter 
Ztg. 27. 28. Juli. Feuilleton.) 

Bekämpft mit Entschiedenheit die Froitzheimschen Hypothesen. 

J. Froitzheim: Friederike von Sesenheim. Eine Ent- 
^egnune. (Frkf. Ztg. No. 217, 7. Aug. Morgen bl.) 

Hält för die Hauptsache den Nachweis, dass Friederike später 
gefallen sei. Daraus könne man dann Rückschlüsse ziehen, warum 



350 Bibliographie. 



Goethe, Lenz, Gambs mit ihr gebrochen haben. Diesen Nachweis 
häh er durch das (später zurückgenommene) Zeugniss des Pfarrers 
Brion 1868 erbracht, das er durch Briefe des Pfarrers ungerer (1892/93), 
der es gleichfalls von Brion gehört habe, bestätigt. »Auf das Ver- 
hältniss Goethes zu Friederike werde ich später zurückkommen, wenn 
gewisse Dokumente, wie mir angekündigt wurde, veröffentlicht sein 
werden. o — E. Sack entgegnete darauf, dass Erzählungen älterer 
Pfarrer, die sich auf Famiheiigerüchte stützten, keine historischen Be- 
weise seien. 

In der Frankfurter Zeitg. vom 15. Aug. (No. 225) theilt 
der jetzige Pfarrer von Sesenheim, Fr. Rubel, folgendes Stück 
aus einem Briefe des jetzigen Vertreters der Familie Brion 
an ihn mit: 

»Auch ich und meine ganze Familie sind ganz überzeugt, dass 
diese Gerüchte erdichtet sind, , . . dass mein Vater es gesagt, ist schwer 
zu leugnen, obgleich er uns Kindern niemals etwas davon gesagt hat; 
aber mehrere ältere Personen, welche auch Friederike kannten, haben 
diese Gerüchte s. Z. auf das entschiedenste verworfen,« und fährt dann 
fort : »Aus diesen Worten geht doch unzweideutig das Gegentheil von 
dem hervor, was Dr. Froitzheim insinuirt.« 

PaulFalck: Nochmals Friederike Brion. (Die Gegenwart. 
No. 27, 8. Juli S. 31.) 

Wendet sich gegen Düntzer, der, wie er meint, in Betreff eines 
Lenzischen Gedichtes der Fälschung beschuldigt habe. 

H. Kruse: Goethe und Friederike. (Deutsche Revue. 
XVIII. Jahrg., October-Heft.) 

Gabriele von Bulow, Tochter Wilhelm von Humboldts. 
Ein Lebensbild. Aus den Familienpapieren Wilhelm von Hum- 
boldts und seiner Kinder 1791 — 1887. Mit zwei Bildnissen. 
Berlin, E. S. Mittler & Sohn. XI, 572 SS. 

S. 62fg. W. V. Humboldt an seine Frau (1809): »Goethe grüssi 
Dich herzlich, er hat Dir seinen neuesten Roman »Die Wahl- 
verwandtschaftena durch einen Reisenden geschickt und man sah ihm 
an, dass ihm daran gelegen hat, den Roman von Dir gelesen zu 
wissen. Er hat auch lange über Deine Beschreibung der spanischen 
Bilder gesprochen. Er nennt es nie anders wie einen Schatz und die 
der Ratlaelschen Bilder ein wahres Meisterstück, und das sind sie 
auch. Er sagt, er habe nie Beschreibungen gesehen, die Einem so 
Alles geben, das Bild zu beurtheilen. Die der Madonna del Pez hat 
ihn vor Allem erfreut. Er hat nun auch die Farben daraus kennen 
gelernt und ihre Wahl passt in seine Theorie.« S. 28} (2.0ct. i8|o) 
schickt seiner Tochter Cjabriele die Rez. der Italienischen Reise: »Ich 
spreche darin viel von Rom und habe es ganz im Andenken an die 
liebe Mutter gethan. Ich habe die Arbeit in Gastein gemacht.« 

Chamissos Werke, herausgegeben von Oskar F. Walzel. 
(Kürschners Deutsche National- Litteratur Bd. 1 48.) Stuttg. »Union. 
S. XIII bis LXXXVIII Ch. und Goethe (Einzelnes). 

t Chamissos Peter Schlemihl. Inaugural- Dissertation zur 
Erlangung der DoctorwUrde der philosophischen Facultät der 
Universität Leipzig. Deutsch - Krone. (Auch als dortiges 
Gymnasialvogramm erschienen.) 1892. 45 SS. 



Bibliographie. 3 5 1 



S. 8 Goethes Widerwillen gegen das Ausklügeln von Urbildern 
seines Dichtens. — S. 28 nebst Anm. 53: Zu den Beziehungen von 
Goethes Faust und Chamissos Schiern ihl. L. Fr. 

W. Seibt : Rath Crespel und die Novelle in den Serapions- 
brüdern von E. T. A. Hoffmann. (Frankf. Ztg. 14. Nov.) 

Vermuthet, dass die von Hoffmann erzählte Geschichte des 
Raths Crespel (Werke, Hempel I. 30 ff.) durch Clemens Brentano an 
H. gelangt sein kann auf Grund einer Erzählung der Frau Rath. (Vgl. 
Sehr. d. G.-G. IV, 103.) 

G. G. Gervinus Leben von ihm selbst, 1860. Mit vier 
Bildnissen in Stahlstich. Leipzig, W. Engelmann. XVI, 408 SS. 

Enthält nichts über Gerv. grosse literarhistorische Werke, nur 
gelegentliche Notizen über Leetüre oder Anhören Goethischer Werke. 
S. 196 Goethe über F. Chr. Schlosser; S. 232 sehr schöne Stelle über 
Goethes italienische Reise; S. 301 Victoria Schelver, später Gervinus' 
Frau, »Tochter des Botanikers Schelver, der in den naturphilosophischen 
Kreisen eine Weile ein Mann von grossem Ansehn gewesen war, auch 
mit Goethe während dessen botanischen Beschäftigungen in einem 
(leider verlorenen) Briefwechsel gestanden hatte.« 

Carl Schüddekopf : Bibliographisches über Goud. (Vjschr. 
f. Litgesch. VI, 145 — 152.) 

22 Nummern von 1764—88 mit Angabe der Bibliotheken, in 
denen die Drucke verwahrt sind, nebst 10 »glaubwürdig bezeugten« 
Drucken. 

Karl Th. Gaedertz: Goethe, Gries und Friedrich Karl 
Meyer. (Nord u. Süd. XVII. Mai-Heft.) 

Grillparzers sämmtliche Werke. Fünfte Ausgabe in 
zwanzig Bänden. Herausgegeben und mit Einleitungen ver- 
sehen von August Sauer. Band. 11 — 14. (Cottasche Bibliothek 
der Weltlitteratur.) Stuttgart, J. G. Cottasche Buchhandlung, 
Nachfolger. 

XI. S. 253 (255)— 258: Faust. (Dramatisches Fragment. 1814.) 

XII. S. 169 (1817): »Tragische Subjekte, die ich zum Theil ent- 
worfen, zum Theil schon auszuarbeiten angefangen habe, sind: Faust, 
Kleonnis, Alcibiades» Nero.« — S. 211 unter »Stoffe« ist verzeichnet: 
»Faust (zweiter Theil).« — XIII. S. 170, 172, 173: Friedrich dem 
Grossen in den Mund gelegte Aeusserungen über Goethe in dem 
»Gespräch im Elysium«, »Friedrich der Grosse und Lessing« (1841). — 
S. 189 Kurze Stelle über Goethe in »Bruchstück aus einem Litteratur- 
blatt vom Jahre 1000«. — XIV. 141, 144, 172: ganz kurze Erwähnungen 
Goethes in den Kritischen Auslassungen »Zur Zeitgeschichte«. L. Fr. 

Gustav Waniek: Grillparzer unter Goethes Einfluss. (In: 
Xenia Austriaca. Festschr. d. österr. Mittelsch. z. 42. Vers, 
deutscher Phil. u. Schulm. in Wien. IL Abtheilung. Wien. 
S. 65-99.) 

t Der Einfluss der Ars poetica des Horaz auf die deutsche 
Litteratur des XVIII. Jahrh. Von J. Bietz^ Hamburg, Kaiser 
Wilhelm Gymnasium, 1892. 

M. K. Sammelt die Belegstellen aus Goethes Werken für die 
Nachwirkung der Epistel des Horaz an die Pisonen. 



35^ Bibliographie. 



A. V. Winterfeld, Friedr. Hölderlins Verhältniss zu Goethe 
und Schiller. (Blätter f. litt. Unterh. No. 32.) 

Gottfried Kellers Leben. Seine Briefe und Tagebücher. 
Von Jacob Baechtold. Erster Band 1819 — 1850. Berlin, 
Wilh. Hertz, 1894. VIII, 460 SS. 

S. 34: Im Züricher Theater werden (seit 1814) einzelne Goethische 
Stücke gespielt — S. 102: Besprechung von W. Kaulbachs »Reineke 
Fuchs«. — S. 217 fg. (15. Aug. 1845): »Börne ist ein ordentlicher 
Goethefeind. Von der Seite« wie er ihn angreift, muss man ihm freilich 
vieles zugeben. Es ist Goethen aber auch von keiner andern Seite bei- 
zukommen. Ich weiss nicht, was mich eigentlich an ihm ärgert. Ob, 
dass einer, der den »Faust«, »Tasso«, »Iphigenie« geschrieben, so ein 
egoistischer Kleinkrämer sein kann, oder dass ein solcher Hamster den 
»Faust«, »Tasso« musste geschrieben haben? Ich weiss nidit, schmerzt 
es mich mehr, dass Goethe ein so grosses Genie war, oder dass das 
grosse Genie einen solchen Privatcharacter oder vielmehr Privatnicht- 
cnaracter hatte. Ich weiss nicht, hasse ich Goethen und missgönne ihm 
seine Werke oder liebe ich ihn um seiner Werke willen und verzeihe ihm 
seine Fehler?« S. 226: Gedicht »Modernster Faust«. S. 547 f^, (28. Tan. 
184^^ über den Strassburger Münster und Goethes Inschrift: »Man 
spncnt dabei immer nur von Goethe, obgleich eine Menge deutscher 
Notabilitäten, wie Herder, Jung-Schilling u. drgl. darunter sind, auch 
unser wackerer Lavater. Es ist etwas Problematisches um die Gesell- 
schaft eines solchen Schlingels wie Goethe ist, man wird von dem 
ungeschlachten vordringlichen Herren allzuleicht verdunkelt, doch auch 
beleuchtet manchmal. Ich glaube positiv, dass man von Lavater noch 
weniger sprechen würde jetzt, als es geschieht, wenn er sich nicht so 
viel an Goethe gerieben nätte und wenn dieser nicht eine solche Menge 
wunderlicher Liebhabereien gehabt hätte.« 

Eugen Wolff: Blätter aus dem Werther -Kreis. (Nord 
und Sud. Bd. 66 H. 197 S. 184^201, H. 198 S. 289 ff., auch 
separat : Urkunden z. Gesch. d. neuem deutsch. Lit. 2. Band.) 

Theilt aus verschiedenen Quellen Briefe und Aufzeichnungen 
J. C. Kesiners mit (1762 — 1770), auch ein Gedicht an Lotte (1767^, 
seinen ßewerbungsbrief an sie und an die Mutter (1768), Briefe an die 
Seinigen in Hannover, die Jahre lang über den Verspnich ununter- 
richtet blieben, ein Gedicht E. C. Dresslers an Kestner, in dem Lottes 
Häuslichkeit und Schlichtheit gerühmt wird. 

Erich Schmidt : Die schöne Seele. (Vjschr. f. d. Litg. VI, 

592-597.) 

Mittheilungen über Susaime von Klettenberg, ihre Beziehungen 
zu Lavater und ihren Tod, von zwei frommen fürstlichen Schwestern 
Auguste Friederike von Ysenburg-Bödingen und Luise Ferdinande zu 
Anhalt-Cöthen (Pless). 

Heinrich DUntzer: Des Dichters Jacob Lenz Flucht von 
Strassburg an den Weimarer Hof. (Westennanns Monatshefte. 
37. Jahrg. 440. H. S. 266 — 272.) 

Gegen Froitzhdms Vermuthun^en, Lenz sei von Goethe erwartet, 
Goethe sei auf Lenz eifersüchtig, dre Verschwörung gegen Lenz u. A. 
Die Flucht gesdafa nur w^en Schuldoi und in der Hoffnung, in 
<joethe einen Halt zu finden. 



Bibliographie. 353 

Alessandro Manzoni: Die Verlobten. Aus dem Italienischen 
Übersetzt von Eduard von Bulow. In zwei Bänden. Neu 
herausgegeben und eingeleitet von Ludwig Fränkel. Erster 
Band. Stuttgart, J. G. Cotta*sche Buchhandlung Nachfolger. 

S. II fg., 14, 16 fg. (18), 22, 28 fg, Goethes Aeusserungen nber 
Manzoni. L. Fr. 

Lily von Kretschmann : Die literarischen Abende der 
Grossherzogin Maria Paulowna. (Dtsch. Rundsch. Bd. LXXV. 
S. 58—89, 422—448.) Wiederabgedruckt in dem Buche: 
Deutsche Fürstinnen. Berlin, Paetel. 

Während dieser Aufsatz nur Goethe-Traditionen bringt, enthalten 
die zwei anderen über Caroline von Sachsen- Weimar (vgl. G. T. XIV, 3 44) 
und deren Tochter Helene von Orleans Manches über Goethes Lebens- 
beziehungen, vielfach nach ungedruckten Quellen. 

Erlebnisse und Erfahrungen von Moritz Müller in Pforzheim. 
Müller, geb. i8i4,VolksscimftstelIer und Fabrikant, erzählt kleine 
Episoden über Goethe. 

Alfred Bock: Goethe und Matthisson. (Frankfurter Ztg. 
No. 32. Erstes Morgenblatt.) 

L(udolph) S(t. Goar): Goethe und Matthisson. (Frankf. 
Ztg. No. 33. Zweites Morgenblatt.) 

Bocks irrige Ansicht, das »Chaos« existire nur handschriftlich, 
wird darin schlagend widerlegt 

Eduard Sack: Karl Philipp Moritz. Ein Gedenkblatt 
zum 100. Todestag, 26. Juni 1893. (Frankfurter Ztg. No. 175. 
Morgenblatt.) 

Ein Gespräch über Goethe. (Berlin, Vossische Zeitung. 
April.) 

Unterhaltungen des Kaisers Nikolaus mit Frau Smimowa über 
den Dichter. 

Gustav Ströhmfeld : GottlobHeinrich Rapp, einsch wäbischer 

Kaufmann und Künstler. (Frankfurter Zeitung. No. 159. Erstes 

Morgenblatt.) 

Bringt Episoden aus Goethes zweitem Aufenthalt in Stuttgart 
im Jahre 1797. 

H. Schneider: Goethe und Abt Reitenberger. (Bohemia. 
18—22. Aug.) 

W. Lang: Graf Reinhard als deutscher Dichter. (Vjschr. 

f. Litgesch. VI, 251—277.) 

Streift auch das Verhiltniss Reinhards zu Goethe und berührt die 
von jenem an diesen geschickten Gedichte. S. 27}— 274: Elegie auf 
Goetnes Genesung (ungedruckt) aus einem Briefe des Frhm. v. Wangen- 
heim an A. Hartmann. S. 254 A. i : Im Briefe Reinhards an Goethe, 
1. Febr. 1820 muss es Schnurrer (statt Schumann) heissen, »einer der 
vielen Druckfehler, durch die der Gocthe-Reinhardsche Briefwechsel 
entstellt ist.« 

Ludwig Geiger: Goethes Kammerdiener. (Die Nation. 

No. 38, S. 576-578.) 

Besprechung der Heitmüllerschen Veröffentlichung; abfällige 
Characteristik Riemers. 

Gorm-JAUHBOCM XV. 23 



3 54 Bibliographie. 



Goethe und Schiller. Beiträge zur Aesthetik der deut- 
schen Classiker. Nach seinen an der Universität Berlin ge- 
haltenen Vorträgen aufgezeichnet von K. Heinr. v. Stein. 
(Univ.-Bibl. No. 3090.) Leipzig, Reclam. 127 SS. 

Wiederabdruck der zuerst in den Bayreuther Blättern Jahrg. X. 
Mai, Juni 1887 u. d. T. »Die Aesthetik der deutschen Classiker« 
veröffentlichten Vorträge. 

Die Entwicklung von Schillers Aesthetik. Von Karl 

Berger. Gekrönte Preisschrift. Weimar, H. Böhlau, 1894. 

VIU, 325 SS. 

Besonders wichtig 12. Abschnitt: Schillers Verhältniss zu Goethe, 
doch enthalten auch schon die früheren zahlreiche Hinweise auf die 
Goethe-Schillersche Correspondenz. 

Eugen Wolf: Schillers und Goethes Verhältniss zu 
Litteratur und Leben unserer Zeit. (Ber. d. Fr. D. Höchst. 

N. F. IX. S. 27*— 51*.) 

Festvortrag zu Schillers Geburtstagsfeier (ij. Nov. 1802); eine 
erschöpfende Behandlung des Stoff's soll demnächst in Bucnfonn er- 
scheinen. Nachwirkung des Schillerschen und Goethischen Geistes 
bis auf die neueste Zeit: Goethe-Archiv, Goethe-Wissenschaft, Fort- 
wirken in Schule, Litteratur, Theater. 

Schillers Sohn Ernst. Eine Briefeammlung mit Ein- 
leitung von Dr. Karl Schmidt, Oberlandesgerichtsrath zu 
Colmar i. E. Mit Bildnissen und zwei Handschriften von 
Schiller und Goethe. Paderborn, F. Schöningh. VIII, 531 SS. 

Das Schlussheft ist mir noch nicht zugej^aneen. 5. 1—58 Bio- 

fraphie. Von S. 59 Briefe der Charlotte v. Schiller an ihre Kinder, 
esonders an Ernst. S. 50 A. i, 3 ungedruckte Notizen aus dem 
Tagebuch 1827. Charlotte v. Schiller S. 62 fg. an ihren Sohn Karl 
über Musikabende bei Goethe, dessen Vorlesung der Geschichte des 
Bergmanns von Falun. S. 63 Bearbeitung von »Romeo und Tuliea. 
S. 79 Ueber »Dichtung und Wahrheit« 181 2. S. 81 Musikalischer 
Abend bei Goethe (181 3). S. 84 Weimarer Feste, lebendes Bild nach 
Goethe. S. 103 Gesellschaft bei Goethe (18 16). »Ernst ist am 
Mittwoch mit Goethe nach Jena gefahren«. S. iii Ueber Goethes Rück- 
tritt vom Theater (1817), Mahnung an Ernst, oft zu ihm zu gehen, 
ebenso S. 125. S. 118 Mit G. in Jena (24. Juni 1817). S. 123 Ueber 
Goethes Stellung zur Schwiegertochter u. s. w. S. 128 Goethe als 
Grossvater. S. 129 Charlotte über Goethes Krankheit und Leben in 
Jena (18 18). S. 149 Ueber Goethes Verse zu Schillers Andenken im 
»Maskenzug« 18 18. S. 182 (Nov. 18 10) Notizen über Goethes häus- 
liches Leben: Sohn und EnkeL S. 188 (Dec. 1819) Besorgniss wegen 
Goethes Krankheit. S. 194, 205 fg. Goethes Antheilnahme an Ernst. 
S. 197 (28. Mai 1820) »Ich höre, Goethe soll nach Prag kommen, 
um seine Sammlung von Handschriften dem Kaiser zu zeigen«. 
S. 199 Goethe und Herder. S. 220 Entrüstet darüber, dass Goethe in 
Dörings »Leben Schillers« manches nicht übel findet. S. 221 (1822) 
Ueber die »Campagne in Frankreich«. S. 226 Goethes Krankheit 1823. 
S. 226 fg. Merkwürdige Notiz über die »Falschen Wander jähre«. 
S. 241 Studirt die Farbenlehre. S. 25^ Klatsch über G. S. 260—335 
passim Ueber die z. Th. recht peinlichen Verhandlungen we^en der 
Schiller- Goethe-Correspondenz und über den neuen Contract mit Cotta 
wegen der Werke Schillers (unter Goethes Rath). Von S. 278 ab grosse 



Bibliographie. 355 



■■i 



Anzahl von Briefen Au^sts v. Goethe an Ernst v. Schiller (vom 29. }. 
1826 an). S. 290 Auffinden und Uebertragen von Schillers Resten 
tHid die Beisetzung in der Fürstengruft (521); recht unerauickliche 
Briefe der beiden Dichter-Söhne 327, jji fg. S. }68 Carol. v. Wolzogen 
über Augusts Tod und die Goeihischen Familenverh. (37$). Ange- 
-deutet werden bisher unbekannte Briefe an Carol. v. Wolzogen 24. Aug. 
182$; an Ernst v. Schiller vor y März 1827. Vpl. A. H. in Sanders, 
Ztschr. f. d. Spr. VII, Heft 9, Umschlag, der die Aeusserungen der 
Charlotte auszieht, und H. Düntzer, Blätter f. lit. Unterh. No. 50 
S. 785—88, der das Verhältniss von Ernst v. Schiller zu August 
V. Goethe beleuchtet. 

Lilis Bild, geschichtlich entworfen von Graf F. E. v. 
DUrckheiro. 2. vermehrte Aufl. von A. Bielschowsky. Mit 
Photogr. und einer Auslese aus Lilis Briefwechsel. München, 
E. H. Beck. XIII, 165 SS. 

Die Vermehrung besteht in einer Reihe Fussnoten, in der Zu- 
fugung des Briefes an Lili (G.-J. XIII, 34 fg.), hauptsächlich in einem 
Anhang Anmerkungen von S. 147 an, die einzelne Berichtigungen, 
Ausfuhrungen, Zusäue enthalten über Frankfurter, Strassburger Ver- 
hältnisse, z. B. aus dem Tagebuche von C. G. Schmidt. Gelegentlich 
werden frühere Behauptungen zurückgewiesen, z. B. die, dass Lilis 
:Sohn Wilhelm Goethe am 14. October 1806 besucht habe. Die neuen 
namentlich auch im G.-J. abgedruckten Materialien sind sorgfaltig 
benutzt 

Arthur Schopenhauers handschriftlicher Nachlass. Aus 

.den auf der Königlichen Bibliothek in Berlin verwahrten 

ManuskriptbUchern, herausgegeben von Eduard Grisebach. 

Zweiter Band: Vorlesungen und Abhandlungen. Leipzig, Phil. 

Reclam jun. 197 SS. 

S. iij Cm »Ueber das Interessante«"): »Was von Shakespear*s, 
dasselbe gilt auch von Goethe*s dramatiscnen Werken: selbst Egmont 
wirkt nicht auf die Menge, weil fast keine Verwickelung und Entwicke- 
lung da ist; nun gar der Tasso und die Iphigenial« — S. 144 (für 
Declination des Namens »Göthc«^ — ^-149 (^ür »Göthes Monument« 
statt »Goethemonument«.) — S. 158 (für »Mephistopheles« statt 
jiMephisto«.) Die letzten Bemerkungen sämmtlich in »Ueber Verhunzung 
der deutschen Sprache.« L. F. 

Friedrich Ludwig Schröder. Ein Beitrag zur deutschen 

Litteratur- und Theatergeschichte von Berthold Litzmann. 

Zweiter Theil. Mit 4 Portr. theils in Heliogravüre. Hamburg 

und Leipzig, L. Voss, 1894. VIII, 314 SS. 

S. 136—14} fg. ErsteAuffuhrung des Clavigo, Götz von Berlichingen 
in Hamburg und Schröders Bearbeitung des letztern Stückes. — S. 185 fg. 
AufiR]ihrung und Verbot der Stella. — S. 306 Besuch in Weimar. 

t K. E. Schubarth. Ein Beitrag zur Litteraturgesch. des 

19. Jahrhunderts. Von Paul Scholz. Hirschberg 1892. (Progr. 

<ies kgl. Gymnasiums.) 

M. K. — Enthält Briefe von E. A. Hagen, AI. v. Humboldt, 
K. Fr. Eichhorn; der Erstere berichtet über einen Besuch bei Goethe. 
<Ende 1817.) 

2}* 



356 Bibliographie. 



Goethe und Walter Scott. (Didaskalia No. 124.) 

L(udolph) St. G(oar) : Goethe und Walter Scott. (Didas* 

kalia No. 128.) 

Enthält nachC.-J. Bd. VIII den richtigen Wortlaut des in vorstehenden^ 
Artikel unvollkommen wiedergegebenen BricfsGoethes an Walter Scott» 

Ludwig Fränkel: Leo von Seckendorff und die »schwä- 
bischen Dichter«. (Besondere Beilage des Staats- Anzeigers ftlr 
das Königreich Württemberg, No. 13.) 

Adolf HaufTen : Shakespeare in Deutschland. (A. u. d. T. :. 
Sammlung gemeinnütziger Vorträge, herg. v. dtsch. Verein zur 

Verbreitung gemeinnützigerKenntnisseinPrag.No. 175.) 26SS» 

S. 11—22 handelt über Goethe. 

Shakespeare und das Tagelied. Von Ludwig Fränkel. 
Ein Beitrag zur vergleichenden Litteraturgeschichte der ger- 
manischen Völker. Hannover, Helwingsche Verlagsbuch- 
handlung. 132 SS. 

S. Q, Anm. 6: Einfluss des Volkslieds auf Shakespeare und den 
jungen Goethe. — S. 17, Anm. 5 und S. 18, Anm. i: iu der Goethi- 
sehen' (?) Recension von Bürgers »Minneliedc in »Frkftr. gel. Anzg^ 
No. 91.« — S. 41, Anm. i: 2:ur Faustsage bei Shakespeare. — S. S'» 
Anm. 2: Eine Parallele zu einer Stelle in Goethes »Iphigeniec — 
S. 6$ (nebst Anm. ?): Über den Stoff der von Goethe Herder über- 
mittelten Volksballade »Vom braunen Annel«. L. F. 

Alfred Bock: Goethe und Spontini. (Der Zeitgeist, BeibL 
z. Berl. Tagebl. 18. Sept.) 

t Karl Stauffer-Bern. Sein Leben, seine Briefe, seine Ge- 
dichte. Dargestellt von O. Brahm. 2. Aufl. Stuttgart, G. J^ 
Göschen. 1892. VII, 340 SS. 

Merkwürdige Aeusserungen über Goethes Beziehungen zu Kunst 
und Künstlern. 

Georg Brandes: Goethe und Charlotte v. Stein. Autorisirte 
Uebersetzung von Erich Holm. (Frankf. Ztg. 27. 29. Aug.) 

Hält das Verhältniss durchaus für kein übersinnliches. Behauptet : 
»Alles spricht dafür, dass sie ihn gar nie verstanden. Ihm weltmännische 
Allüren, Feinheit des Wesens und der Sitten beizubringen war ihr die 
Hauptsache.« Er huldigt ihr dagegen in »Iphigenie« Tdann »wurde- 
er selbst Iphigenie«; Thoas in seinem Benehmen gegen Ipnigenie =s der 
Herzog). Soiilderung der Verstimmung Charlottens; Zeugnisse für 
ihre A bneigung gegen Goethe aus ihren Briefen an ihren Sohn ; Analyse 
ihres Stückes »Didoc 

Alois John: Aus den böhmischen Bädern. (Musikalische - 
Rundschau, Wien. Jahrg. 8. No. 8. S. 67.) 

Goethes Verhälmiss zu W. J. Tomaschek, Beethoven u. A. 

Der Bildhauer Alexander Trippel aus SchafThausen. Von 
C. H. Vogler. (Neujahrsbl. des Kunstvereins und des hist. 
antiqu. Ver. zu Schaffhausen 1892/93.) SchafThausen, K. Schoch.. 
4*. (Vgl. D. L. Z. No. 14, S. 43 fg.) 

t Seebilder aus Virgil. Versuch einer im Goethischen 
Sinne »ident.« Uebersetzung! Von Karl Troost. Frankensteiiv 
i. Schi. Stadt, kath. Progymn. 1892. 19 SS. 



Bibliographie. 3J7 



M. K. In den Anmerkungen einige kleine Beiträge für Goethes 
Verhältniss zu Virgil. 

Der Hof in Weimar zu Goethes Zeit. Kultur- und Zeit- 
bild aus den Papieren eines Hofmanns. (Niedergeschrieben 1840.) 
(1. Allgemeine konservative Monatsschrift für das christliche 
Deutschland. 50. Bd. S. 1089— 1095.) 

Seite 1089 steht als Fussnote folgende Bemerkung: »Dieser erste 
Artikel behandelt, streng genommen, noch nicht Goethes Zeit, bildet 
aber die Einleitung zu den. bezüglichen Mittheilun^n.« Ueber den 
Verfasser dieses als authentisch bezeichneten Materials ist nichts au- 
sgeben. Man darf fast bestimmt vermuthen, dass es Oberst von Lyncker 
ist, aus dessen ungedruckten Berichten von 1840 im 49. Bande derselben 
Zeitschrift eine Auslese unter dem Titel »Aus Weimars Vergangenheit« 
dargeboten wurde. (Vgl. Goethe-Jahrb. XIV, 353.) L. F. 



E. STELLUNG ZU WISSENSCHAFT UND KUNST. 

Goethes Bildungsideal von Ernst Temraing. (Sammlung 
pädag. Vortr. von Wilh. Meyer - Markau. IV, 7.) Bielefeld, 

Helmich. 14 SS. 

Hauptsächlich nach Wilh. Meisters Lehr- und Wanderjahren. 

Deutsche Dichter in ihren Beziehungen zur Musik. Von 
Alfred Bock. Leipzig, C. Reissner. IX, 264 SS. 

Seite 86—115: Goethe, 

R.Steiner: Goethes Naturanschauung gemäss den neuesten 
Veröffentlichungen des Goethe - Archivs. (Ber. d. Fr. D. H. 

N. F. X. S. i*-i8*.) 

Festvortrag zur Feier von Goethes Geburtstag. 

Goethes religiöse Weltanschauung. Vortrag von Prof. 
Dr. Baumgarten. Coburg, G. Sendelbach. III, 24 SS. 

W. Heinzelmann : Goethes religiöse Entwickelung. (Aus: 
»Monatshefte der Comenius - Gesellschaft«. Auch unter dem 
Titel: Vorträge und Aufsätze aus der Comenius-Gesellschaft. 
I. Jahrgang, 2. Stück.) Leipzig, R. Voigtländer. 24 SS. 

P. Lorentz: Das Evangelium der That nach Goethe. 
(Ethische Cultur. Wochenschr. z. Verbreitung ethischer Be- 
strebungen. Berlin, Dümmler. 1. Jahrg. No. 14—18.) 

Thcils im Anschlüsse an Hamacks Buch, theils aus eigner Leetüre 
Zusammenstellung prosaischer und poetischer Worte Goethes, welche 
die Empfehlung einer stetigen, geregelten, mit Sachkenntniss ausge- 
führten, im richtigen Moment zu edlem Zweck unternommenen 
Thätigkeit enthalten. 

Dekan Kapff: Das Verhältniss zwischen Christentum 
und Literatur mit besonderer Beziehung auf Shakespeare, 
Goethe und das junge Deutschland. Stuttgart, Chr. Belser. 
(In »Zeitfragen des christlichen Volkslebens«.) 

Hyperorthodoxer Standpunkt. Vgl. Blätter für liter. Unterhaltung. 
No. 4} S. 686. L. F. 



35^ Bibliographie. 



Geschichte der christlichen Ethik. VonChr Ernst Luthardt. 
Zweite Hälfte: Geschichte der christlichen Ethik seit der 
Reft)rroation. Leipzig, DörfTling und Francke. XII, 744 SS. 
Im 5. Kapitel wird Goethes Mutter behandelt (deren freudige 
Herzensfrömmigkeit zu pietistisch ausgelegt wird), femer Jung Stilling, 
im 6. Cap. unter andern »Die sittliche Denkweise Goethes«. L. F. 

— d: Goethe und der Mittelstand. (Deutsch - sociale 
Blätter. VIII. Jahrg., No. 272, S. 397—399.) 

Tendenziöse Glossen, meist im Anschluss an eine Reihe willkürlich 
in »Hermann und Dorothea« hineingedeutete socialpolitische An- 
sichten. L. F. 

Goethe und der Socialisrous. (Deutsch • sociale Blätter. 
VIII. Jahrg., Nr. 245 u. 246.) 

>fachweis einer längeren Anzahl socialistischer Anschauungen bei 
Goethe. L F. 



F. NOTIZEN VON ZEITGENOSSEN ÜBER GOETHE. 

Karl Weinhold mit herzlichen Glückwünschen zum 26. Oct. 
1893 dargebracht von Erich Schmidt. 7 SS. 8**. 

S. 3. 4. Blumenbach an Heyne 4. März 178}: »Göihe, den ich 
oft und in verschiedenen Situationen bei Hof, unter den Herrschaften, 
unter seinen Collegen, unter den Damen, vis-d-vis von Wieland, und 
mehreremale recht lange mit mir t^te d t^te gesehen habe, da er mich 
in seinen Garten und spazieren führte u. s. w.« hat alle meine Vor- 
stellungen, die ich mir nach anderer Erzählung von ihm gemacht hatte, 
gar sehr übertroffen. Nichts den Geh. Rath ankündigendes, zurück- 
haltendes, sondern ein gesetzter, aber ganz unaffektirter äusserst zugäng- 
licher Mann ; unglaublich offen, hell und doch tief penetrirend in seinem 
Urtheile; und CK>ch überaus billig, gar nicht decisiv, wie ich zumal in 
unserer Unterredung über Lavater und Physiognomie, über Verfassung 
der J[enaischen Universität u. s. w. gesehen habe. Ueberall viel gesunde, 
richtige und deutliche Philosophie und den reifen Geschmack, der auch 
in seinem Zimmer und artigen Garten u. s. w. durchgehends herrscht. 
Wieland schien mir daher m seiner Gegenwart eine etwas abstechende, 
nicht sehr vortheilhafte Figur zu machen. Sie dutzen sich zwar und 
sind herzlich gute Freunde» aber man spürt doch Göthes Superiorität 
Dieser sagte mir z. E. in Wielands Gegenwart, dass Villoison so für 
Wieland eingenommen sei, rühre daher, weil dieser sein lateinisches 
Gedicht auf die Geburt des Erbprinzen in gleichem Silbenmaas so 
künstlich deutsch übersetzt habe. Dafür habe iim Villoison zwar 
Chrisostomus genannt, aber doch auch im Grunde mit König Midas 
verglichen, indem er gesagt, dass unter Wielands Händen alles zu 
Gold werde.« 

S. 6. Sophie Brentano an Henr. v. Arnstein, 8. August 1709: 
»Goethens Umganfj allein thut einem nicht wohl; er ist kalt und trocken 
für Menschen, die ihm gleichgültig sind, und um ihm mehr als das zu 
sein, dazu gehöret viel. Doch sehe ich den Sänger Dorotheens mit 
einem lebendigen Gefühl des Dankes und der Verehrung und wieder- 
hole mir geflissentlich und of^ in seiner Gegenwart, was alles sein 
Pinsel geniahh hat«. 

A. Leitzmann: Ungedruckte Briefe Georg Forsters. 

(Archiv f. N. Spr. 91, 129—178.) 



Bibliographie. 359 



Briefe an seinen Schwiegervater Chr. G. Heync^ S. 1 68 (Halle, 
IQ September 1785): War mit seiner Frau vor einigen Tagen m Weimar, 
wo Herder besonders freundlich war : »Er bewirthete uns am Donners- 
tag zu Mittag und Goethe gab uns des Abends ein griechisches Abend« 
mal wo ausser uns beiden nur noch Herder und seine Frau nebst 
Wieland und Mamsell Amalie Seidler zugegen waren. Sie können 
denken, dass unter solchen Menschen der Abend froh hingieng undl 
mich freute es sehr diese drei vorzüclichen Männer auf einen so freund- 
schaftlichen Ton unter einander gestimmt zu sehen, zu bemerken dass 
sie sich aufs Wort sogleich verstanden und dass die Verwandtschaft 
ihrer Smdien sie einander näher gebracht hatte, denn freylich ist Weis- 
heit des Alterthums und griechische Eleganz ihnen allen geläufig, ihrer 

aller Muster.« ^ . „, ^r »^a- 4,v i.* 

Maler Müller an Wieland, 29. Juni 1778. Veröffentlicht 

von Rudolf Schmidt. (Am. d. germ. Nat.-Mus., April.) 

Dankt für die in Weimar für ihn veranstaltete Subscnption, 
danket »gleichfalls Göthcn meinem lieben theuren Göthe und vor- 
trefflichen Dahlberg an Mund und Wange - sagt Ihnen m meinem 
Nahmen, mein grösster Stolz wärs Unterstützung von Ihren Händen 
anzunehmen.« 



III. VERSCHIEDENES, 

A. BILDER UND STATUEN; GEDENKPLÄTZE. 

G. Wustmann : Zwei Radirungen Goethes aus der Leip- 
ziger Zeit. (Zeitschr. f. bild. Kunst. N. F. IV, 5. Heft.) 

Niwa. Jahrgang 24, No. 16 (17. [19.] April), dann 
Abdruck der Radirung des jungen Goethe mit der Unter- 
schrift »Dedid ä Monsieur Goethe conseiller actuel de S. M. 
Imperiale par son fils tr^ obdissant.« Th. Heyse. 

Carl Ruland: Ein Goethe -Bildniss. (Hlustrirte Zeitung, 
No. 2600.) 

Abbildung der Bosse'schen Miniatur im früheren Besitze der Frau 
Jessie Hillebrand in Florenz, nunmehr im Besitze des Goethe-NationaP 
museums mit betr. Beschreibung. 

K. J. Schröer: Goethes äussere Erscheinung. Vorstudie" 
zum Wiener Goethe-Denkmal. (Mag. f. Lit. 62. Jahrg. No. 38.) * 

Plaidirt hauptsächlich für Vorführung eines jungen ooethe (zwischen^ 
30—40 Jahren) etwa nach dem Tischbemschen Bilde. 

Professor Lehmann über Goethe-Bildnisse, (i. Beilage z. 
Leipz. Tagebl., 3. Oct.) 

Grosser Bericht Ernst Rieslings über einen Vortrag des Genannten 
im Leipziger Kunstverein auf Grund der Znrnckescnen Sammlung, 
deren Ankauf seitens der Stadt oder Universität Leipzig empfohlen wird. 

Leipziger Tageblatt, ir. Oct. Abendbl. 

Jena, 10. October. Im Anschluss an den Vortrag, den Professor 
Lehmann über Goethe-Bildnisse im Leipziger Kunstverein gehahen hat, 
dürfte die Mittheilung von Interesse sein, dass Professor Kemlein, der 



360 Bibliographie. 



namentlich in den königl. Schlössern zu Dresden und Pillnitz einer 
Anzahl Graafscher Gemälde zu neuem Glänze verholfen hat, jetzt das 
prächtige lebensgrosse Gemälde Goethe's von Kolbe, das der hiesigen 
Universitätsbibliothek gehön, von verschiedenen Rissen und Uneben- 
heiten befreit hat. Das Bild stellt Goethe auf der Reise dar, Hut und 
Stock sind bei Seite gelegt, tief in Gedanken versunken, trägt er die 
Zeilen »Nicht vorbeigehn — Es muss erst frommen« in sein Notiz- 
buch ein. Die Arbeit des Professors Kemlein ist sehr gelungen. 

Frankfurter Zeitung, 17. Nov. 2. Morgenblatt. 

Der sterbende Goethe in Marmor. Aus Venedig, 14. d., schreibt 
man uns : Augusto Benvenuti, einer unserer rührigsten und talentvollsten 
Bildhauer — die Monumente in Venedig selbst, wie in verschiedenen 
Städten Venetiens, welche sein Name schmückt, bezeugen es — hat den 
dreiundachtzigjährigen, sterbenden Goethe dargestellt. Der schwierige, 
schier gewa^e Vorw'urf reizte den Künstler. Mit Zuhilfenahme von 
Büsten und Kupferstichen aus des Altmeisters späteren Lebensjahren 
hat sich Benvenuti das Bild construirt, welchem er in Marmor Leben 
zu geben sich als Ziel vorgesetzt hatte. Diese eben vollendete Statue, 
gegenwärtig im Atelier des Bildhauers, nur einem kleinen intimen 
Kreise zugänglich, ist bestimmt eine der nächsten grossen Kunstaus- 
stellungen zu schmücken, und wird gerechtes Aufsehen erregen. Allein 
der Künstler ist heute schon darauf gefasst, einen grossen Theil der 
Kritik gegen sich zu haben, weil er sich von dem herkömmlich einer 
Statue zugestandenen Aeusseren emancipirt hat und seinen sterbenden 
Goethe in Pantoffeln und Schlafrock und in dem authentischen Lehn- 
stuhl zeigt. Er hat sich die Zeichnung dazu aus Weimar verschrieben. 
Verstössen indess auch diese Aeusserlichkeiten gegen die gewohnte 
Statuen -Adjustirung, so ist doch der verkläne Gesichts -Ausdruck des 
sterbenden Uichternirsten, sowie die Stellung der sich noch ein letztes 
Mal zu hohem Gedankenflug emporschwingenden Gestalt so durch- 
igeistigt und tief empfunden, dass die mise en sc&ne bei aller Realistik 
dazu beiträgt, einen lebenswahren, keineswegs aber einen den erhabenen 
"Gegenstand profanirenden Eindruck hervorzurufen. 

Goethe und Frankfurt. Nach dem Gemälde von Frank 
Kirchbach in Photogravüre. München, Photogr. Union. 

Der junge Goethe, an einen Gartentisch gelehnt, in Unterhaltung 
mit jungen Damen und seiner Mutter, im Hintergrunde der Rath an 
4er Gartenthür sichtbar. 

Leipziger Literaturberichte. I. Jahrg. No. 10, S. 219 ff. 
Enthält eine Anzahl Illustrationen aus dem inzwischen erschienenen 
Werke von S. M. Prem: Goethe. 

Beabsichtigt ist ein Goethe - Denkmal am Wolfsberg, 
ivozu im Sommer ein Aufruf in westböhmischen Blättern er- 
schien. Es ist ein Goethehaus (Kiosk) geplant. Spenden über- 
nimmt Postmeister Lenk in Tschernoschin. 

Otto Menke-Höltzke : Die Goethe-Sammlungen und die 
Sammlungen Goethes im Goethe-Nationalmuseum zu Weimar. 
(Der Sammler. Hrsg. v.Hans Brendicke. Bd. XV, No. 1 1 u. 13*) 

Gute und übersichtliche Schilderung in Form einer »Erinnerung 
an Weimar«. Eigene Kritik war wohl kaum beabsichtigt. L. F. 

August Trinius: Die Gemeinde Gabelbach. (Velhagen & 
Klasings »Neue Monatshefte des Daheim«. 1893/94, i. Heft.) 



Bibliographie. 361 



Behandelt unter andern, wenn auch ohne sonderlich neues Ma- 
terial, Goethes VerhiUtniss als Schutzpatron zu diesem kleinen 
»Thüringer Wald«-Dörfchen. L. F. 

H— e: Der Goethethurm auf dem Muhlberg in Frankfurt. 
(Frankf. Ztg. 19. Nov. i. Morgen bl.) 

Th. Creizenachs Angabe, dass der von Goethe mit der Familie 
Willemer am 18. Oct 18 14 in Frankfurt erstiegene Thurm am Hainer- 
weg gestanden habe, ist irrig; es muss: Hühnerweg (alias: Mühlberg) 
heissen. 



B. DICHTUNGEN ÜBER GOETHE. COMPOSITIONEN. 
PARODIEEN, NACHDICHTUNGEN GOETHISCHER 

WERKE. 

Goethe-Festspiel. Scenischer Prolog oder Epilog zu jeder 
Goethefeier. Mit Benutzung Goethescher Gedichte von Wilhelm 
Henzen. 1 893 von der »Genossenschaft dramatischer Autoren 
und Componisten« zum Vertrieb angenommen. (Vgl. deren 
Organ »Neue Zeit«, 1893, No. i, S. i.) L. F. 

Gesammelte Schriften von Heinrich Seidel. 11. Band: 
Neues Glockenspiel. Leipzig, A. G. Liebeskind. XI, 277 SS. 

S. 223: Zwei kleine Sprüche zu Ehren Goethes. 

Alfred Klatte: Die 3 letzten Meistersänger von Strass- 
burg. (Gartenlaube No. 10.) 

Christian Hackenschmidt, Daniel Hirtz, Alphons Pick. — Der 
Erstere bewohnt das Haus, das nach Ueberlieferung aus dem Volks- 
mund dasjenige ist, in welchem Goethe seinen Mittagstisch hatte; er 
enichtete in dem Hofe des Hauses einen Denkstein mit folgender 
Inschrift: 

Der ffrosse Meister Goethe ist Allhier zu Tisch gewesen, Und 
hat wie jeder andere Christ Supp*, Fleisch, Gemüs* gegessen, Wie 
fröhlich klapperten Gabel und Messer, Das Essen war gut, der Witz 
war besser! Er hat uns Strassburger werth gehahen. Drum ehren wir 
ihn auch, den Alten! 

Goethe. Mignon. Imitd de Tallemand par Ch. Simond. 
Paris, Lecfene, Oudin et Cie. 95 SS. m. Abb. 

Edouard Blau, Paul Milliet et Georges Hartmann : Werther, 
drame lyrique en quatre actes et cinq tableaux (d'apr^s Goethe), 
po^me. Musique de J. Massenet. Paris, Heugel et Cie. 52 SS. 

Repr^sente pour la premiä-e fois ä Vienne, k TOp^ra imperial, 
le 16 fi6vrier 1802, et ä Paris, au th^itre national de TOp^a-Comique, 
le 16 janvier 1Ö9J. (Vgl. L. Geiger. Frankfir. Ztg. No. 124.) 

Neuestes Litteratur- ABC. (Die Grenzboten. No. i3,S.64i.) 

Enthält unter G. folgende Verse, überschrieben »Goethepfaffen« : 
»Hast du Kugeln zu versenden. Nimm die Froitzheim auch aufs Korn, 
Die da schnüffeln aller Enden, Drehen hinten, ziehen vorn. Wo wir 
ahnen nur, da wissen. Wo wir fühlen, wählen sie — Goethes Rock, 
der wird zerrissen, Ganz bleibt ewig sein Genie.« 

R. HofTmann: Op. 107. Der Erlkönig von Schubert. 
Transcript, für Pianoforte. Leipzig, A. K. Schmidt. 






362 BlBUOGRAPUlE. 

M. von Kehler: Op. 8, 6 Lieder fur eine miitl. Singstimme 
u. Pianoforte. No. 2 : Ich ging im Wald. Dresden, L. HolTartfa. 

C. Loewe: Op. 44, 59. Balladen von Goethe. FOr eine 
Singfilimme mit Pianororte. Leipzig, Breitkopf Sc Haertcl. 

C. Loewe: Legenden von Goethe, für eine Singstimme 
mit Pianoforte. Leipzig. Breitkopf & Haertel. 

H. Kretzschmen Op, 3 No. a. Kennst Du das Land. 
FUr I mittl. Stimme mit Pianoforte. Naumburg, Max Schmidt. 

Oskar v. Chelius: Drei Gedichte von Goethe für eine 
Singstimme mit Begleitung des Pianoforte componirt, Op. 13. 
Berlin, Adolf Furstner. 

Wilhelm Popp: Op. 431. Am häuslichen Herd. Trios 
für Qavier, Hannonium und Violine. 

No, 6. Moian: Ein Veilchen auf der Wiese stand. 

A. Reiser: HaidenrOslein für MSnnerchor. Magdeburg, 
Heinnchshofen. 

L.G, Sauer: Drei leichte Lieder für 4stiramigcn MSnner- 
chor. Partitur und Stimmen. Frankfurt, Steyl & Thomas. 

Na }. Blümleia auf der Haide. 

Paul Umlauft: Op. 36. Phantasiebilder nach Mottos 
aus Goethes »Faust« (Ür Pianoforte zu 4 Händen. Leipzig, 
C. A. Klemm. 

Joh. Dietz: Op. 1. Lieder und Gesänge fUr i Stimme 
mit Pianoforte. 

No. 4. Erster Verlust: »Ach, wer bringt die schönen Tage». 
No. 6. Gefunden: alch ging im Walde so für mich hinn. 

Anton Urspnich: Op. 30 No. 6. Mensch enl 00s : »Früh, 
wenn Thal, Gebirg und Garten« (aus Dornburg). Fur 
Männerchor mit willkürlicher Begleitung des Streichorchesters. 

August Hungert: Op. 11. Junge Leiden, Lieder für eine 
Singstimme mit Begleitung des Pianoforte. 

No. 2. Wechsel: «Auf Kieseln am Bache.. 

August Bungert: Op. 26. An eine schOne Frau. Liebes- 
briefe in Liedern am Pianoforte. 

No. 4, Mir schweben lausend Bilder hdliger Erinnerung vor 
ums Hera. 

Robert Fischer: Stenographisches Schiller- und Goethe- 
Album. 5. Auflage. Altenburg, H. A. Pierer. 96 autogr. SS. 



I. Personen-Register. 



Die lünter den cursiv gedruckien Namen stehenden Zahlen ^b«n die 

Seilen an, auf denen Abhandlungen oder Mittheilungen des Betreffenden 

gedruckt sind. Ein (r) hinter der Seitenzahl eines Briefes bedeutet, daa 

von dem Briefe nur ein Regest gegeben ist. 

I Bardelcben, K. von )12. 

Barih^lemy. 14}- 
[ Basedow, H. von ]34. 

Baisch, ;!2. Briefe von Goethe an 
J22 fg. (Anfang). 

Bauer. C. Ph. i68. 

Baumgarl. H. 2^2 tf. 509 fg. 5}}. 

Bauniganen, A. G. 188. 

Baumgarten, Prof. 357. 

Bause, 119. i]2 f. 
; Bayer, Jos. JI9. 
I Bayern, König Ludwig I. v. ;oa. 

Bechtolsheim, Julie von geb. von 
I Keller 348. Ihr GedSht, von 

Goethe corrigirt 349 ff. 
I Beethoven, L, van )4S. 
I Behrends, Phil. Fr, }}4. 
i ßeireis, 83. 
: Bei, 11a 
I Bendavid, L. to6. 

Benevent, Fritz von s. Talleyrand. 

Benvenuti, Augusio }6o. 

Benzler, zjo. 

Berg, Carofine Friederike V. 259 fg. 

Berg, Leo 519. 

ßerg, Walter jjo. 

Berger, A. E. J09. 511. 

Berger, Karl 154. 

Bergmann 2i6. 

Berlioi, Hector «7. 

Bernays, Michael 8iff. 90. ij8fg, 
161. *i6;. 171. (Ol. 518. 

Bernnardi, Tli. von 349. 

Bernoulli, 106. 



Agricola, Joh. 14. 

Alexander der Grosse, 77. 79. 

AKord, R. G. $27. 

AltmOtier, 295 f. 

AUinger, Bnef an Göschen, $33. 

Amp^e, J. J. 18). 290. 

Aiukreon, }4I. 

Anhalt-Cöthen (Pless), Luise Fer- 
dinande zu 1J2. 

Antimachus, 63. 

Appel, )0I. 

Archen holz, 289. 

Areiino, 190, 

Ariost, 95. 

Arisioptunes, 8j. 92. 

Aristoteles, 92. 268. 

Armbruster, C. 166. 168. 

Arnim, Achim von 247- loa 

Artüm, Bettina von s. Brentano, 
Bettina. 

Amimsches Familienarcliiv, 26;. 
267- 

Arnim, Karamerherr von 300. 

Arnim, Siegmund von 272. 

Amsiein, Henriette von, Sophie v. 
Brentano an }s8 (r.)- 

Ausonius, 369. 

Bächtold, J. joo ff. 3J2. 
Baer, Jos., & Comp. ))i. 
Baier, 328. 
Banks, 10} . 
Bardtlthfit, K. von 31} ff. 




Personen-Register. 



Bernus, von }o6 fg. 

Bersch, Hofprediger 2}0. 

Berthier, U5- 

Berthier, Marschall 20. 

Bertuch (Seyion), 152. 154, 164. 

Brief an Göscnen 323. 
Beschort, Schauspieler 47. 
Bessel, Schauspieler 46. 
Bethniann, Schauspieler 47. 
Betty, Miss, s. Schmeling, Elisabeth. 
Beyer, Constantin, über Goethes 

Besuch in Erfurt 285. 
Beyer, Prof. in Erlangen 91. 
Biedeitfianii, JV. von 299. 315 ff. 
Biedermann, W. von 90 fg. 149. 

201. 207. 220 ff. 225. 236. 239. 

282, 298. 312. 322 fg. 331 fg. 

534 fg' 340. 344. 348 fg. 
Bielfeld, Freiherr von 36. 
Bielschowsky, Albert 283 fg. 
Bielschowsky, A. 35$. 
Bietz, J. 351. 
Bion, 91. 
Birkenstock, Antonie von, geb. 

Brentano 347. 
Birlin^er, 259. 308. 
Blau, Edouard 361. 
Blume, Ludwig 264. 327. 337. 339. 

341 ft. 
Blumenbach 65, an Heyne über 

Goethe 358 (r). 
Blümner, 229. 
Boas, 313. 342. 
Bock, Alfred, 353- 35^ %• 
Bock (Dichter), 219. 
Bode, J. j. C. 6. 
Bode, Jufius 336. 
Bodmann, 64. 86. 301. 
Bodmer, 236 fg. 
Böhm, Martin 337. 
Böhme, 208. 2x0 212 ^g: 
Bojanowski, v. 153. 
Boie, 222. 225. 235 fg. 
Boisser^e, Sufpiz 29. 280. 
Bolingbroke, 226. 
Bonaparte, Charlotte, Prinzessin 19 
Bonaparte, Laetitia ix^. 
Bonaparte, Louis s. König von 

Holland. 
Bonaparte, Lucian 19. 115. 
Bonstetten, 29. 
Borgstede, von 106. 
Born, St. 311. 
Börne, L. 352. 
Bosse, 359. 
Bossuet, 270. 



Bothe, P. H. 69, 10 1 

Bothraann s. Bodmann. 

Böttiger, C. A. 71. 83. 89 ff., 96. 
99«. 106 ff. 285 fg. 291«. 296 fg. 
299. 301. 320. 341.— Aufzeich- 
nungen über einen Besuch F. A. 
Wolfs bei Goethe v. — 91 — 95. 

Bouvier, B. 303 ^f^. 311. 

Boyesen, Hjalmar Hjonh 328. 

Brahm, Otto 356. 

Branconi, Marouise 234. 236 ff. — 
Ihr Sohn s. Forstenburg Graf. 

Brandes, Georg 328. 356. 

Brandes, Schauspieler 219. 

Brantöme, x$4. 

Bratranek, 252. 

Braunschweig, Herzog Ferdinand 
von 236. 239 ff. 

Breitenbauch, Frau v. 286. — Ihre 
Mutter, 286. 

Brentano, Bettina, Ein Urtheil über 
den Briefwechsel 296 fg. 

Brentano, Christian 272. 

Brentano, Clemens 272. 274. 344. 

351. 
Brentano, Sophie von, an Henr. 

V. Arnstein über Goethe 558 (r.). 
Bretzner, 219. 
Breuning, 210. 
Breymann, H. 308. 
Brieger, 2x7. 
Brinckmann, von loi. 
Brion, Familie 350. 
Brion, Friederike 327 fg. 349 ig. 
Brion, Pfarrer 350. 
Brion, Sohn d. vor. 350. 
Brisson, M. J. 153. 
Brody, S. 337. 
Bronner, Ferd. 341. 
Brown, s. Bruns. 
Bruinier, J. W. 310. 
Bruns, P. J., Ein Urtheii über das 

Weimarer Theater x8i2 von 

291 fg. 
Büchner, IVilhelm 178-186. 
Büchner, Wilhelm 3 39. 
Budde, Prof. 321. 
Buff, Charlotte 236. 352. — Ihre 

Mutter, 352. 
Bulle, Oskar 344. 
Bülow, Eduard von 353. 
Bülow, Gabriele von 350. 
Bungert, August 362. 
Bunyan, 273. 
Burckhardt, C. A. H. 143. 294. 

319- 324- 



Personen-Register. 



?65 



Burdach, K. 309. 

Bürger, G. A. 235 fg. 356. 

Burghauser, Gustav 337. 

Bursian, 96. 

Bury, 78 ff. 84. 07. 106. 321. 

Buttmann, 56. 66. 83. 87. 

Byron, 114. 133. 

Cagliostro, 2^8. 

Calderon, 198. 201. 292. 

Camper, 316. 

Carly]e, 328. 

Camtre, M. 310. 

Carstens, 305. 

Carstensen, A. 261. 

Casanova, 233. 

Casparson, 228. 

Castelli, 294. 

Castillen, v. 106. 

Cauer, Paul 330. 

Cavaceppi, 233. 

Cay]us, 77. 

Cervantes, 156. 

Chamisso, A. v. 327. 35a 

Chelius, Oskar v. 362. 

ChesterfieM, 94. 

Chevalier, Ludwig 340. 

Chmielowski, 340. 

Cicero, 68. 83. 94. 

Clairon, Schauspielerin 222. 

Claude Lorrain, 191. 

Clausner, 242. 

Clement, 228. 

Clodius, Chr. A. 218. 224 fg. 281. 

— Goethe und 283. 
Clodius, Frau d. vor. 218. 
Cogswell, 288. 
Cohn, Albert 322. 
Colin, 261. 
Collin, T. 333. 
Colin, Maximilian Franz, Chur- 

furst von 243. 
Cond^, 270. 
Constant, Benj. 344. 
Cornelius, 304. 
Corsentius, R. S. 338. 
Cotta, 28. 43. 53. 75. 90. 148. 150. 

168 fg. 320. 32s. 354. — Brief 

von ooethe und Ernst v. Schiller 

an 325 (r.). 
Coudcnhove, von 276. 
Coudray, 81. 
Coupland, W. C. 327. 
Creizenach, 260. 361. 
Crespel, Rath 351. 
Crusius, 214. 



Cudraka, König 322. 

Cuvier, 105. 

Dalberg, Karl Theodor von, Fürst 

Primas 23. 27. 285. 322. 359. 
Dannecker, 321. 
Dante, 130 fg. 
Daru, General 20. 
Daubonton, Mme. 289. 
DeHand, Mme. du 338. 
Dejaure (De Jore), 289. 
Deschamps, E. 328. 
Deshayes, 289. 

Dessau, Fürst Leopold von 285. 
— Fürstin von 99. 
Des Periers, Bona venture 153. — 

Anklang bei Goethe an 269. 
Destouches, 152. 
Deutschland, Kaiser Wilhelm IL 

von 264. 
Diderot, 18. 55. 102. 201. 326. 
Dietz, A. 348. 
Dietz, Joh. 362. 
Dinglinger, Frl. 233. 
Domeicr, W. 309. 
Domenichino, lOi. 
Donner, J. O E. 344. 
Dorer, Edm. 329. 
Döring, 354. 
Dorow, 85. 
Dow, Gerard 232. 
Drescher, C. jio. 
Dressler, E. Cf. 352. 
Droysen, J. G. 279. 
Dubuisson, 289. 
Ducoz, Ang^lique 149. 
Du Meiz, »der Dechant« 282 fg. 
Dumeiz, D. F. 238. 
Düntzer, Heinrich 140. 152 ff. 156. 

i$8. 183. 238. 26$. 267. 282. 

324 fg. 328. 330. 341. 549 %• 

552. JS5. 
Duplessis, G. 275. 
Dürckheim, F. E. Graf v. 328. 355. 

Ehering, Emil 343. 

Ebert, 226. 234. 

Ebenn^ein, Brief von Zelter an 323. 

Eckardt, Bürgermeister 305. 

Eckermann, 114. 139. 142. 183. 191. 

193. 19$. 204. 248. 255. 290. 

318. 342. 
Egerton, Herzog von 314. 
Eggers, 108. 
Eichendorff, J. von 344. 
Eichler, F. 153. 
Eichhorn, K. Fr. 355. 



366 



Personen-Register. 



Eichstädt, 105. 332. 
Eimer, Dr. 284. 
Einsiedel, 97. 254. 
Elias, J. 329. 
Ellinger, G. p2. 
Eloesser. Artnur 330. 
Elster, E. 309 f. 
Exnpedokles, 268. 

Enge^ J- J- 254. 
Engelberg, Abt von 247. 

Erdmann, O. 309. 

Esdienburg, 219. 222. 234. 236. 

Escher, Jonannes 248. 

Euripides, 19. 

Everett, Edward 86. 288. 

Eybenberg, Marianne von 85. 242. 

298 fg. 

Fahimer, Johanna 328 fg. 

Falck, Paul ^^o. 

Falconet, 328. 

Falk, J. D. 56. III (g, 274. 293. 

Felici, Maddalena 228. 

F6n61on, 153. 

Femow, 70. 103, 

Ferrara, Herzog Alfonso v. 185. 

Fichte, J. G. 58. Briefe an Goethe 
von 30-41. Erläuterungen dazu 
49—52. Briefe an Schiller von 
41—48. Erläuterungen • dazu 
52—54. 

Fichte, Frau des vor. 32. 

Fichte, J. H. 53. 

Figueroa, Pardo de, span. Ges. in 
Berlin 55. 83. 

Fillon, Auguste 291. 

Fimsiein, 325. 

Fischer, Kuno 179 ff. 252 ff. 308. 
310. 333. 

Fischer, Ludwig, Hegels nat. Sohn, 
Adressat eines Goethischen Ge- 
dichtes 265. 

Fischer, Rob. 362. 

Fischer, Rud. J34. 

Fleck, Schauspielerin 46. 

Fleischer, Joh. Friedrich 257. 

Fleischer jun., Verleger 61. 

Flohr, O. 330. J43. 

Force, de la, Mlle. 153. 

Forstenburg, Graf 234, 236, 23jff. 

Forster, Georg 322, 558. Briefe 
von Goethe an 324 (r.) Briefe 
an Chr. G. Heyne 359 (r.) 

Forster, Frau d. vor. 324. 359. 

Foscolo, Ugo 344. 

Fouquö, iio. 



Four, August 88. 

Fran^ois, Louise Marie von, Ne- 
krolog 302 fg. Ihr Vater, ihre 
Mutter und Geschwister 302. 

Frankl, L. A. 303. 

Frdnkel, iMdwig 259 ff. 288 fg. 

308 ff. 320. 334.337. 344.3500- 
355 ff. 360 f^. 
Fränkel, Ludwig 260 fg. 321 fg. 

335. 353. 356. 
Frankreich, Heinrich IV. von 270. 

Frankus, Georg T. 348. 

Franzos, K. E. 303. 

Fraporta, 213. 

Frege, Christian Gottlob 211 fg. 

215. 

Frenzel, 30 j. 

Fresenius, August 251 ff. 

Fresenius, August 167. 

Frcyta^, 337-340 f. 

Friedenke, s. Brion. 

Friedländer, David 69. 

Friedländer, E. 106. 

Friedläuder, Max, /. 275 fg. 

Friesen, Freifrau von 229 ff. 

Friesen, Sohn d. vor. 230 ff. 243. 

Friesen, Friedrich von 243 fg. 

Friesen, Louise, Baronin v. 243 fg. 

Froitzheira, 324. 349 fg. 352. 301. 

Frommann, 255. 319. 

Froriep, Professor 17. 

Gädertz, K. Th. 260, 351. 

Galba, Römischer Kaiser 8. 

Gambs, 350. 

Gandillot, Leon 304. 

Gärtner, 234. 

Geiger, Ludwig 54—108. 285 fg. 

289 ff. 208 ff. 302 ff. 321—362. 
Geiger, Ludw. 225. 242. 309. 329 fg. 

348. 353. 361. 
Geist, 248. 
Geistinger, 168. 
Geithel, Simon, s. Matthaei. 
Geliert, 218. 226 (g, 233. 
Gemmingen, 28^. 
Genast, Schauspieler 292. 
Genelli, 86. 

Gentz, Fr. 61^, 71. loi. 104. 299. 
G^rard, 116. 
Gerbel. R. W. 345. 
Gervinus, G. G. 351. 
Gervinus, Victoria 351. 
Gessler, Graf 290. 
Gessner, 233, 238, 241, 326. 
Giampetro, Dr. 303. 



Personen-Register. 



367 



Glatz, xoi. 

Glauser, Charles 344. 

Gleim, 9$. 222. 224. 226. 234. 236 (F. 

GIoRau, G. 311. 

Göchhausen, Luise von 143. 

Goedeke, 166 fF. 25$. 259. 272. 325. 

340. 
Goldbeck, Ernst 269. 
Goldoni, 340. 

Görcke, Generakhirurgus 239 fg. 
Gore, 24a 
Gosche, 262. 
Göschel, ij6. 
Göschen, 108. — Briefe v. Alxinger 

und Bertuch an 323. 
Gotha, Prinz August von ?20 fg. 
Goethe, August von 59. 68. 107. 

^"?* ^%l'PP' 5^5. 332. 354jfe. 
Goethe, Christiane von 58. 84. 186. 

239- 319 fg. 328. — Briefe von 

Wilhelmine Wolf an 84. - 

Johanna Schopenhauer überihr^n 

Tod 323. 

Goethe, Comelie 255. 348. 

Goethe, Familie 348. 

Goethe, Johann Caspar 306. 327. 

^348. 35? %. 

Goethe, Katharina Elisabeth (Frau 

Rath) 297. 327. 340. 351. 358. 

360. 
Goethe, Ottilie 113. 115. 248. 354. 
Goethe, Walther und Wolfgang 

von 340. 3S4. 
Gottleber, 227. 
Gottschall, R. von 326. 
Götze, P. 347. 
Gou^, 351. 
Grabbe, 332. 
Graff, 360. 

Graff, Schauspieler 293. 
Greichauf, s. Kreichauf. 
Grciner, E. 340. 
Gries, 351. 
Griesbach, 39. 
Grillparzer, 256. 351, über Goethe 

294 ff. 
Grimm, Herman 252 ff. 310. 330. 
Grimm, Jacob, Goethe und die 

Brüder Grimm 287 fg. 
Grimm, M. 280. 
Grimm, Wilhelm, Goethe und die 

Brüder Grimm 287 (g. 
Grimmsches Wörterbuch, 171. 181. 

223. 
Grisebach, Eduard 3^5. 
Gross, F. 347. 



Grotthus, Sara v. 298 fg. 

Grotische Gallerie, 219. 

Gruber, Carl 342. 

Grfin, Karl 136 fg. 

Grüner, Justus 64. 85. 

Guerra, 304. 

Guglia, E. 327. 

Günther, Amtsgerichtsrath 226. 

Günther, J. E. von 256. 

H . . . e, 01. 

Haase, K. E. 335. 

Hackenschmidt, Christian 361. 

Hackert, Ph. 325. 326. 

Hagedom, 227. 229. 233. 

Hagemann, Ella 327. 

Hagen, E. A. 35s. 

Hagen (der tolle), 61. 

Hagen bach, 241. 

Hähnel, K. 338. 

Haigendorf, Frau von s. Jagemann. 

Haller, 273. 

Hamann, 275. 

Hammeran, A. 330. 

Hansen, P. 34$ fg. 

Harnack, Otto 187—205. 

Harnack, Otto 339. 343 fg. 357. 

Hartmann, A. 353. 

Hartmann, Georges 361. 

Hartwig, C. 302. 

Harvard, 288. 

Hass, 223 

Hässler, 285. 

Hauffen, Ad. 341. 356. 

Hausen, 326. 

Haym, R. 310 fg. 

Hebel, 197. 

Hederich, 94. 

Heeren, 65 

Hegel, 134. 136. 138. 26$.— H.*s 
natürlicher Sohn s. Fischer Lud- 
wig. 

H^ner, 238. 

Hehn, FrV/oraus seinen Vorlesungen 
über Goethe 119— 130. — Vor- 
wort dazu von Th. 5chiemann, 
117 fg. 

Hehn, Victor 197. 270. J41 fg. 

Heidinhämer, Heinrich 282 fg. 

Heidenheimer, Heinrich J47. 

Heindorf, F. L. 55. 58. 83. 87. 

Heine, C. 340. 

Heine, H. 346. 

Heinemann, K. 290. 331. 347. 

Heinroth, J. Ch. A. 343. 

Heinzelmann, 357. 



368 



Personek-Register. 



Heitniüller, 3? 3. 

Hellen, von der loi fg. 216. 239. 

312. 320. 326. 
Hönault, pr^ident 338. 
Henke/, Hermann 277 ff. 
Henning, R. 308 fl. 
Henninger, ^20. 
Henzen, Wilhelm 361. 
Hephästion, 77. 79. 
Herakleitos, 268. 
Herder, Caroline 281. 350. 
Herder, 96 ff. 142 (g. 147. 1 83. 274 fg. 

278. 29?. 309. 323. 330. 3S2. 

354. 556. 359- 
Herdt, Schauspieler 47. 

Herdt, Schauspielerin 47. 

Hermann, Assessor 306. 

Herrmann, Max 222. 225. 229. 

309. J29. 

Herzfelder, 248. 

Herzlieb, Wilhelmine (Minna) 190. 

339- 
Hess, H. 277. 

Hess, J. T. 256. 

Hessel, Karl 339. 

Heuer, O. 305. 336. 349. 

Heuwcs, J. 340. 

Heyne, Ch. G. 60. 6$. 85. 226. 
343. — Blumenbach an 358 (r.). 
— Forster an 359 (r.). 

Heyne, M. 309. 

Heyse, Karl 299. 

Heysc, Paul 270. 

He)se, Th. 209 fg. 345 fg. 359. 

Hiidfhrand, Rudolf 140—147. 

Hildebrand, Rudolf 310. 343. 345. 

Hillebrand, Jessie 359. 

Hiller, 223. 

Hindenbourg, 105. 

Hinrichs, 136. 

Hirt, A. 54. 301. 321. — Briefe 
an Goethe von 08—80. — Er- 
läuterungen dazu 96—108. — 
Briefe von Goethe an 69 fg. 
71 fg. 76 ff. 80 fg. — Erläuter- 
ungen clazu $j6 — 108. —Nachträge 
und Berichtigungen 30T. 

Hirtz, Daniel 361. 

Hirzel, L. 300. 309. 311. 

Hirzel, S. 146. 167. 329. 

Hirzelsche Sammlung, 321. 

Hodge, 288. 

Hofmiann, E. T. A. 3JI. 

Hoffmann von Fallersieben, 216. 

Honmann, R. 361. 



Hofmeister, C. E. 331. 

Hohenhausen, Fr. von 347. 

Hölderlin, 270. 352. 

Holland, Louis, König von. Tabel- 
larische Uebersicht Goethes von 
seinen Productionen für den 
17—19. — Goetheund 1 11 — 116. 
— Sem Sohn und dessen Hof- 
meister 1x4. 

Holm, Erich 356. 

Holstein -Augustenburg, Friedrich 
Christian von 241. 

Holstein-Augustenburg, Prinz Emil 
von 241. 

Holtei, 279. 

Homer, 15. 82 fg, 90. 94. 96. 131. 

,133- 203. 277. 339. 

Höpfner, 228. 23$. 

Horaz, 64. 85. 351. 

Home, Anton 343. 

Howard, 307. 

Hub, Ludwig 330. 

Huber, L. F. 149. 

Huber, Michael 27$. 

Hübsch, 107. 

Hufeland, 50. 

Hüffer, H. 243. 

Humboldt, Alexander von 68. 252. 

321. JSS. 

Humboldt, Caroline v. 350. 
Humboldt, Gabriele v. s. Bülow. 
Humboldt, W. v. 49 fg. 54. 84. 
90 fg. 107. 189. 204. 251 fg. 

254. 321. 350. 
Hummel, 80. 106. 
Hunnius, 293. 

, acobi, F. H. 222. 225. 328. 
] acobi, T. G. 326. 
]acobi, Lenette 329. 
]acobi, Max 321. 

agemann, Frau 292 fg. 327. 332. 

ean Paul, (Richter) 273. 278. 

erusalem, 234. 

ffland, 46. 48. 
Imelmeum, J. 270 fg. 
Imhof, Amalie von 248. 301. 
Immermann, 344. 
Ingenheim, Grat von 107t 

oachim, Jos. 330. 
[ ohn, Alois 322. 325. 356. 
]onas, Fritz 266. 324. 
Joseph, E. 311. 
Jung-Stilling, J. H. 321. 352. 358w 

K. Frls., 285. 
Kahle, Julie v. 328. 



Personek-Register. 



369 



Kalischer, A. Ch. 348. 

Kalischer, S, 315. 

Kalischer, S. 312. 

Kamann, Johannes 338. 

Kanne^esser, Herren von 228. 

Kant, J. i^ %• 196. 200. 203 fg. 

KapfF, Dekan 357. 

KarpeUs, G. 298. 

Karpel^ G. 347. 

Kassewitz, J. 341. 

Kaufünann, 256. 

Kaulbach, W. 352. 

Kaulfuss, Chr. 166. 168 fg. 

Kehler, M. von 362. 

Keil, Robert und Richard 340. 

Keiner, W. jjo. 

Keller, Gottmed 352. 

Kellner, Hermann Camillo 322. 

Kemldn, Prof. 359 fg. 
Kerler, Hch. 331. 
Kern, 180. i8j 331. 340. 
Kestner, Charlotte, s. Buff, Char- 
lotte. 

Kestner, J. C. 2j6. 352. 
Kiesewetter, Carl 335 fg. 



Kiesling, Ernst 359. 
Kirchbach, Frank 36a 



Kilian, Eugen y 



Kircheisen, 298. 
Kirchner, 80. 

Kirms, 292 (Kirmes) 320. 332. 
Klatte, Alfred 361. 
Klettenberg, Susanne von 352. 
Klopstock, 145 ff. 279. 308 fg. 341. 
Klotz, 218. 233. 326. 
Klu^e, F. 310 fg. 
Knebel, Bernhard v. 265. 
Knebel, K. L v. 60 fg. 1 12. 1 14 fg. 
237. 276. 320. 327. 332. 335. 342. 
Knesebeck, v. d. 264. 
Knittel, 88. 
Koch, Frl. 299. 
Koch, Max 308. 310 fg. 328. 331. 

„334. 551. 357. 

Kochsche Bühne, 220. 229. 232. 

Kögel, R. 308. 311. 

Kohl, f. G. 261. 

Kohlsdimidt W., 341 ig. 

Kolbe, 360. 

Kollmann, A. 260. 

Konrath, M. 310. 

Kömer, Ch. 6. 99. 

Köne, 90, 216 fg. 239. 

Köster, A. 310. 

Köstlin, C. von 309 ff. 

GoKTMB-jAllMBOCa XV. 



Kotzebue, 275. 329. 

Kräger, H. 330. 

Kraus, Ernst 349. 

Kraus, G. M. 323. 347. 

Krause, Rath 293. 

Kräuter, 14 fg. 

Krdchauf (Kreuchauf, Greichauf), 

219. 232. 
Kretschman, Lily von 353. 
Kretschmann, 226. 
Kretschmer, H. 362. 
Kreutzer, 289. 
Krücken, O. v. 337. 
Kruse, H. 350. 
Küchler, Carl 334. 
Kügelgen, G. v. 299. 306. 
Kunstmann, 103. 
Kurowski-Eichen, Fr. von 63. 86. 

320. 
Kürschner, 331. 

Lachmann, 287. 

Lacour, L. 269. 

Laistner, L. 168. 

Lang, W. 353. 

Langer, 01. 206 ig. 

Lannes, Marschall 20. 29. 

Lannes, Gemahlin d. vorigen 29. 

L'ArrongCj 304. 

Latrobe, F. de 349. 

Lavater, 121. 123. 133. 145. 236 ff. 

241 fg. 284. 300. 352. 358. 
Lederer, Fr. E. 331. 
Lederhose, 228. 
Lehmann, Prof. 359. 
Leitzmann, A. 310. 322. 324. 341. 

3j8. 
Lenbach, 324. 
Lenk, Postmeister 360. 
Lenz, J. R. M. 17. 180. 349 fg. 352. 
Lenz, Bergrath 32a 
Leo X., Papst 190. 
Lerse, 299. j2a 
Lessing, (j. E. 6. 91. 98. 188. 216. 

234. 311. 333. 336. 351. 
Levetzow, Famuie 113 fg. 347. 
Levetzow, Ulrike von 1x2 fg. 347. 
Lcvy, B. 338. 

Lichtenau, Gräfin 68 fg. 99. 
Lichtenberg, Christoph 324. 
Lichtenberger, Henn 34a 
Lichtenstein, Fürst 97. 
Liebich, 264. 

Liepmannssohn, Leo 332. 
Uli, s. Schönemann. 
Lionardo da Vind, 194. 

24 



370 



Personen-Register. 



Uppmami, Edmund O. von 267 ff. 

List und Francke, 331. 

Littr6, E 270. 

Littr&ches Wörterbuch, 291. 

Litzmann, B. 308. 310. 355. 

Leder, 316. 32t. 

Loeper, G. v. 5 fg. 16. xi2 193. 

208. 223. 225. 232. 252 fg. 262. 

265. 267. 277. 279. 282. 
Longfellow, H. W. 288. 
Lorentz, P. 357. 
Lorenz, Hermann 348. 
Lorenz, Karl 341. 
Lorenz, Ottokar 27. 348. 
Lössl, Bergmeister. Brief v. Goethe 

an 325 (r.) 
Louvier, 534. 
Löwe, C. 362. 
Lucrez, 60. 

Luthardt, Chr. E. 358. 
Luther, Martin 130. 268 fg. 
Löttichau, Frau von 297. 
Lynker, Karl v. 228. 340. 357. 
Lyon, O. 282. 341. 

M. A., 289. 

Mähliss, 331. 

Malherbe, 270. 

Mallet, 242. 

Mamachi, Tommaso Maria (Pater 

Mamachius) 4 fg. 7. 
Manso, 343. 
Manzoni, 344« 353. 
Marc Aurel, 328. 
Marchesi Luigi, 239. 
Marckwald, Ernst 321. 
Maret, Minister 20. 25. 
Marlowe, 308. 310. 334. 336. 
Marmier, 329. 
Marperger, Paul Jak. 336. 
Martini, 285. 
Massenet, J. 361. 
Matuusch, Schauspieler 46. 
Matthaei, Carl J. C. M. (Mattei). 

Carl Scherer über 216—244. 
Matthaei, Vater d. vor. (Simon 

Geithel) 217. 226. 
Matthisson, 191. 353. 
Maurer, 309. 
Mauvillon, 234. 
Mayer, 9j. 
Meckel, 05. 
Meissner, Fritz 329. 
Mendelssohn-Bartholdy, Felix 299. 

Mengs, Raffael 194. 



Menke.-Höltzke, Otto 360. 

Mentzel, E. 337. 

Menzel, Wolfgang 272 fg, 

Merck, 121. M2, 316« 330. 

Merian, 106. 

M^rim^, Prosper. Goethe und 

Menn^, 200. 

Merkel, G. 106. — Als Lobredner 

Weimars 292 (g. 
Metastasio, 223. 
Meusch, Robert A. J. 327. 
Meyer (Aarau), 242s 
Meyer, A. G. 326. 
Meyer, Friedrich Karl 351. 
Meyer, Heinrich 68. 87. 98. 105. 

107. 203. 242. 255. 320. 
Meyer, Marianne, s. Eybcnberg, 

Marianne von. 
Meyer, Ricard Af. 272 ff. 274 fg. 
Meyer, Richard M. 256. 331. 
Meyer, Sara, s. Grotthus, Sara von. 
Meyer von Waldeck, 309. 311. 328. 
Michahelles, Pfarrer 217. 
Michel Angelo, 99. 190. 194. 197. 
Mickiewicz, A. 347. 
Mieding, 133. 323. 
MiUiet, Paul 361. 
Minor, 219. 232. 235.237. 311. 331. 
Mittler, 218. 
Moli^re, 261. 330. 
Möller, Marie M. 348. 
Mone, 287. 

Montebello, Herzog von, s. Lannes, 
Marschall. 

Mont^gut, E. de 329. 

Montesquieu, 22. 

Moreto, 256. 

Mörike, 256. 270. 

Moritz, K. Ph. 98. 353. 

Morsch, H, 263 fg. 

Mosen, G. 328. 

Mosen, Julius 138. 

Mottl, I^lix 264. 

Mozart, 362. 

Müller, Chr. H. 236. 

Müller, Friedrich von, Kanzler 55. 
298. — Napoleons Unterhal- 
tungen mit Goethe und Wieland 
und — *s Mänoire darüber für 
Talleyrand 20—23. — Erläute- 
rungen dazu 23—30. 

Müller, Johannes von 27. 314. 

Müller, Maler 97. — Brief an 
Wieland von ^59 (r.). 

Müller, Methusalem 89. 



Personen-Register. 



?7I 



Müller, Moritz 353. 
Müller-Holm, Ernst 334. 
Müller-Steinliart, 267. 
Müllner, 302, 
Muncker, F. 238. 309 fg. 324. 

Nägele, 306. 

Napoleon L, 114. 2^9. 289. 326. 
3 34. ^48. — Unterhaltungen mit 
Goethe und Wieland und Fr. 
von Müllers Memoire darüber 
für Talleyrand 20—23. — Er- 
läuterungen 23—30. 

14avarra, Margarethe, Königin von 

154. 
Nero, römischer Kaiser 8. 
l^eubauer, J. 264. 
>Jeuber,' Frau 337. 
Neuchzer, Theobald 337. 
Neuchzer, Frau d. vor. 337. 
l^eufchatel, Prinz von, s. Berthier, 

Marschall. 
'Newton, 56. 
!Niederlande,KöniginLouiseder io5. 

— Prinzessin der 79. 
'Niethammer, D. 44. 
Nikolai, Fr. 133. 340. 
Nissen, Capitain 261. 
Nobbe, Prof. 308. 
Nöhden, 332. 
Nöldeke, W. 343. 
l^otter, 256. 
Novalb, 344. 

Nutt, David 327. 

Oels, Schauspieler 292. 

•Opitz, 171. 

•Oppenheimer, Prof. 306. 

Orleans, Helene von 353. 

•Osann, Rechtsanwalt 321. 

«Osann, Regierungsrath 321. 

Osborn, Max 337. 

Oeser, 18^. 2x0. 232. 306. 332. 

•Oescr, Friederike 332. 

Ossian, 274. 

»Oestcrreich, Kaiser Joseph II. von 

34J. 

— Kaiserin Marie Luise von 1 8. 3 27. 

— Kaiser von 354. 
'Oswald, Eugen 327. 
Otho, Römischer Kaiser 8. 
-Oiier, 88. 

Ovid, 341. 

.Paar, Ludwig, Graf 322. 
jPalladio, 92. 



Paracelsus, 335. 

Pardo del, s. Figueroa. 

Parini, 344. 

Parmenides, 268. 

Pasqu^ 294. 

Paul, Victor 339. 

P^rey, Lucien 338. 

Peters, Wilh. 90. 96. 

Petrarka, 239. 

Petrilli, 19. 

Pcucer, 314. 

Pfeffer (Pfeiffer?), 228. 

Pfeilschmidt, Hans 336. 

Pfenninger, J. Konrad 284. 

Pfenninger, Magdalena, Goethe 

und 283 fg. 
Pfitzer, 305. 

Pfyffer von Wyher, General 242. 
Phidias, 190. 
Philibert, s. R6 Philipp. 
Pick, Albert 285. 
Pick, Alphonse 361. 
Pider it, 228. 
Pigeon, Am^d^ 334. 
Pix^recourt, Guilbert 294. 
Plamer, 38. 

Plato, 58. 66. 87. 190. 267 fg. 
Plautus, 303. 
Plessing, 119 (g, 
Plinius, 63. 65. 67. 
Plotinus, 167. 

Ploetz, Christian von 210. 212. 
Plutarch, 268. 
Pniower, 329. 331. 
Polyklet, IQ7. 199. 
Popp, Wilhelm 362. 
Porchat, Jacques 346. 
Prem, S. M. 346. 360. 
Preussen, Friedrich IL, König von 
5. 85. 285. 314. 348. 351. 

— Friedrich Wilhelm IIL, König 
von 58. 68. 71. 73. 84. loi. 105, 
300. 

— Luise, Königin von 79. 106. 
Pustkuchen, 354. 

Q^intilian, 83. 

Rabener, 233. 
Rachel, W. 335. 
Rahn, 32. ^4. 
Ramberg, A. 346. 
Ramberg, 148 ff. 159. 
Ramdohr, 104. 
Raphael, 106. 194. 350. 
Rapp, G. H. 320. 353. 

24* 



372 



Personen-Register. 



Raspe, Rud. Erich 217 ff. 226 ff. 

Rauch, 108. 298. 

Raumer, 27. 

Ri, Philipp 514. 

Recke, Elisa v. d., Briefe v. Johanna 
Schopenhauer an 323. 

Redlich, 3-7. 248 ff. 26J. 

Redlich, 216. 287. 312 fg. 

Reichard, H. A. O. i$2 fg. — 
Notizen über Goethische Dra- 
men, aus —'s Theaterkalcnder 
262 fg. 

Reichardt (Unai), 38. 

Reichardt, Commerzienrath 265. 

Reichardtsche Familie (Halle), $5. 

Reichhardt, J. F. 106. 279. 

Reifferscheid, 309. 

Rcil, Oberbergrath 60. 291. 

Reinhard, Grat 60. 290. 353. 

Reiser, A. 362. 

Reitenberger, Abt 353. 

Reitler, A. 327. 

Rembrandt, 305. 

Renger, 65. 

Reynold, Frederic 328. 

Richter, s. Jean Paul. 

Riedel, 213. 

Riemer, F.W. 14 ff. 28 fg. 5$ 58. 
84 fg. 87. 9j. 100. X12. 201. 
2$ifg. 258. 207. 287fg. 300. 353. 

Riemer, Salomon 200. 

Rieu, Frau v., s. Lichtenau, Gräfin. 

Rochlitz, 314. 

Rodenberg, 303. 

Rofer, G. 332. 

Rofiett, 297. 

Römplcr, Frl. 285. 

Roethe, G. 308 ft. 

Rötscher, 134 (g. 

Röttcken, H. 311. 

Roux, Galleriedirektor 307. 

Roux, Vater d. vor. 307. 

Rubel, Pfarrer 350. 

Ruckstuhl, K. 328. 

Ruhl, 324. 

Rttland, C 276. 

Ruland, C. 154. 277. 291. 359. 

Rümelin, 278. 

Russland, Kaiserin Mutter von 19. 

— Kaiser Nikolaus von 353. 

Ruyssen, Th. 345. 

Sabbatier, Fran^ois 345. 
Sachs, Hans 130. 
Sack, Eduard 349 fg. 353. 
Sack, J. A. 64. 



Saint Leu, Graf v., s. König von 

Holland. 
Sala, von der. 275. 
Salzmann, Aauar 324. 
Salzmann, Advokat 44. 
Sanct-Goar, Ludolph 321. 3j^3. 356.. 
Sander, J. D. 290. — 2um Sander- 

Goeüiischen Briefwechsel 285 %^ 
Sander, Frau d. vor. 285 fg. 
Sarrasin, Jacob 241. 
Sartorius, 65. 

Sartorius, Frau d. vor. 65. 
Sauer, A. 309 fg. 351. 
Sauer, L. G. 362. 
Saunders, 346. 
Seh. O. V., Univ.-Prof. 33$. 
Schack, A. F., Graf v. 329. 339^ 
Schadow, J. G. 48. 85. 297 fg. 
Schaumburg, 168. 
Schebest, 256. 
Scheffler, L. v. 190. 
Schellenberg, Superintendent 62^ 
Schelling, 42. $2, fg. 138. 
Schelver, ly. 

Schelver, Victoria, s. Gervinus^ 
Schemann, Ludwig 324. 
Scherer, Carl 216—244. 
Scherer, W. 220. 254. 328. 
Schiebeier, 219 ff. 224. 226. 
Schiel, Schauspielerin 47. 
Schiemann, Tljeodor 117 fg. 
Schiemann, Th. 341. 
Schiffmann, 242. 

Schiller, Charlotte von 354. 

Schiller, Ernst v. Goethe und Ernst 
v. Schiller an Cotu 325 (r.). — 
Brief an Goethe v. 325 (r.). — 
Schillers Sohn (Bibl.) 3U fg. 

Schiller, Friedrich v. 5. 30 tg. 49 fg- 
52. 89. 98 ff. 103. 118. 131. 
136 fg. 147 %• »83- 188 fe. 
191 fg. 190. 241. 249. 254 ffl 
263 fg. 274 fg. 292. 295 fg. 298. 




rungen dazu 52—54. — Gedichte 
von Julie von Bechtolsheim mit 
Goetnischen Correcturen 2^ofg.. 

— Vorlesungen an Universitäten 
308 ff. — Neue Ausgaben von 
Briefen 324. — Briefe von Ernst 
V. Schiller über die Goethe- 
Schillersche Corres(>ondenz 325. 

— Gedankenharmonie ausGoethe^ 
und 326. — Sprache 331. — 



Personen-Register. 



373 



Rechtschreibung }3i. — Neuere 
Schi] 1er litteratur 531. — Ab- 
handlungen Ober (Bibl.) 554. 

Schiller, Kinder d. vor. 325. 

Schiller, Karl von 354. 

Schiller, Richard 307. 

Schlegel, A. W. 100. 102 fg. 108. 
280. 321. 

Schlegel, Dorothea 344. 

Schlegel, Fr. 100. 102 fg, 25$. 
280, J2I. 344. 

Schlegel, J. E. 152. 

Schleiermacher, 56. 66. 74. 87. 

Schlieffen, M. E. v. 228. 

Schlosser, F. Chr. 351. 

Schlosser, J. F. H. 306 fg. 

Schlosser, Frau d. vor. 307. 

Schlosser, Joh. Georg 344. 348. 

Schiüben, s. Schlieffen. 

Schmelinjz, Elisabeth,Schauspielerin 
(Miss Betty) 219. 222 ff. 228 fg. 
232. 

Schmid, 224. 

Schmidt, C. G. 355. 

Schmidt, Erich 255. 308 ff. 312 fg. 

J28. 342. 352. 358. 
Schmidt, Georg 337. 
Schmidt, Karl 325. 354. 
Schmidt, Math. Andr. 168. 
Schmidt, Rudolph 359. 



Schmitt, L. 338. 340. U3* U5* 

" * uchhändlc 
Schneider, H. 353. 



Schneider, Verlagsbuchhändlcr 305. 



Schnorr v. Carolsfeld, 89. 
Schnurrer (nicht Schumann), 353. 
Scholl, 183. 185. 
Scholte-Nollen, John 338. 
Scholz, Paul 3 $5. 
Schönbach, A. Fr. 3^6. 
Schönemann, Uli 328. 3$$. 
Schönfeld, Herm. 338. 
Schönkopf, Familie 225. 232. 327. 
Schöningh, 338. 
Schopennauer, Adele 324. 
Schopenhauer, Arthur 58. 85. 324. 

355- 

Schopenhauer, Johanna 274. — 

Bnef an Elisa v. d. Recke 323. 
Schreyer, H. 2j2 ff. 339. 
Schreyvogel-West, 295. 
Schröder, Edw. 312. 
Schröder, Fr. L. 355. 
Schröcr, K. J. 252 ff. 327. 332. 

o ?55. 3S?; 

Schröter, Corona 223 fg. 232. 

Schubarth, K. E. 279. 287 fg. 



Schübeier, s. Schiebeier. 

Schubert, 361. 

Schuchardt, 2j6. 

Schuchardt, Christian 88. 

Schuckmann, 279. 

.Schüddekopf, Carl 351. 

Schulthess, Barbara 284. 300. — 
Brief von Goethe an 247. — 
Erläuterunj^n dazu 248. 

Schulthess, Cantonsrat 284. 

Schultz, 67. 

Schultze, Sigmar 232. 310. 331. 

Scnulze, Carl, Schauspieler 219. 
Schulze, Caroline, Schauspielerin 
219 ff. 

Schumann, s. Schnurrer. 
Schwadke, Schauspieler 47. 
Schweizer, Chr., Major 239 fg. 
Scott, Walter 356. 
Seckendorff, Leo von ^56. 
Seckendorff, Siegmund von 143. 

265 ff. 342. 
Seeck, Otto 329. 
Seelig, Jusdzrath 322. 
Seemann, 331. 
Seibt, Wilhelm 344. 351. 
Seidel, Heinrich 361. 
Seidel, P. 106. 
Seidel, Philipp 324. 
Seidler, Amane 359. 
Seiffart, d. ältere 297 fg, 
Seiffart, d. jüngere 298. 
Sekundus, Joh. 327. 
Seuffert, Bernhard 148—177. 301. 
Seuffert, Bernhard 309. 311. 
Seyfried, 294. 
Sextus Empiricus, 268. 
Shakespeare, 16. 131. 198. 201 ff. 

235. 260. 277. 303. 334. 3SS ff. 
Siebeck, H. 309. 311. 
Simond, Ch. 361. 
Singer, H. W. 328. 
Smimowa, Frau 353. 
Socin, Ad. ua 

Solms, Friederike Caroline von 115. 
Solon, 96. 
Sömmerring, 316. 
Sontag, Henriette 348. 
Sophokles, 20t. 205. 
Spalding, G. L 55 fg. 83. 
Spalding, J. J. 83. 91. 
Spielhagen, 303. 
Spiess, 336. 
Spinoza, B. 319. 
Spitu, H. 311. 



374 



PLRSONfcK-REGISTER. 



Spittler, 52. 

Spontini, u6. 

Sprenger, Robert 334 fg. 541 fg. 

Staegemann, 84. 

Stael, Frau von 329. 

Stahel und Schaumburg, Verlags- 
buchhändler 168. 

Stahr, A. 138. 

Stapfer, Ph. A. 290 fg. 

Stard, 331. 

Stargardt, 332. 

Stäudlin, 237. 

Stauffcr-Bern, K. 356. 

Steig, ReinJjold 258 ig, 272. 274. 
287 fjf. 300. 

Stein, Charlotte von 141 ig, 145. 
ISI. 178 ff. 186. 237. 262. 265. 
280. J28. 338. 347. 356. 

Stein, Fritz von 158. 347. 356. 

Stein, K. Heinrich von 354. 

Stein, L. 310. 

Steinsche Familie, 347. 

Steiner, B. 3J0. 

Steiner, Rudolph 30—54. 

Steiner, Rudolph 304. 312. 317 ff. 

557. 
Steinle, Ed. 307. 

Steinschneider, J. 305. 

Stiedenroth, Ernit 317. 

Stiefel, " 

Stieler, 

Stieler, 

Stiller, 252 ff. 

Stockfleths und Goethes Macarie, 

272 ff. 

Stolberg, Fr. L. von 270. 328. 330. 

Stolle, Kaufmann 226 fg. 

Stoppe, Daniel 259. 

Strack, A. 311. 342. 

Strauch, Ph. 309. ui. 

Strauss, Anton 166 ff. 

Strauss, David 256. 

Strehlke, 106 ff. 158. 265. 285 fg. 

Strodtmann, 235 ig. 

Strohmeyer, 292. 

Ströhmfeld, Gustav 353. 

Sturm, Prof. 322. Brief von Goethe 

an 323 (Anfang). 
Sulzbach, A. 334. 
Suphan, Bernhard 8— 30. 1 1 1 — 1 1 6. 

247 fg. 26s ff. joo. 315. 319 ig, 
Suphan, Bernhard 54, 141 ff. 159. 

216. 252. 275. 284. 287. 312 fg. 

317. 319. 342. 347. 
Süvern, 69. 101. 
Swanwick, Frl. 345. 



iieaenroin, nri 
tiefel, J. 310. 
tieler, J. 347. 
deler, K. 307. 



Szamat61ski, S. 329. 
Szymanowska, Mme 114. 

Tacitus, 21 ig. 24. 26. 67. 

Talleyrand, 114. 326. Napoleon, 
Unterhaltungen mit Goetne und 
Wieland und Fr. von Müllers 
Memoire darüber für — 20—23. 
Erläuterungen dazu 23 — 30. 

Talma, 29. 

Tamow, Fanny 302. 

Tasso, 95. 184 ff. 

Temming, Ernst 357. 

Terenz, 254. 

Tereschcn, 285. 

Textor, Anna Mar^arethe 323. 

Textorscher Familienkreis, 548. 

Textor, J. J. 348. 

Textor, toh. wolf|?ang 348. 

Textor, Marie s. Möller. 

Theokrit, 91. 

Therese, 298. 

Thiele, A. 307. 

Thouret, 321. 

Thümmel, v. 222. 

Ticknor, 86. 288. 

Tieck, Friedrich 71. 349. 

Tieck, Ludwig II. 138. 321. 344. 
349. Ueber Betlinas Briefwechsel 
296 fg. 

Tiersot, Julien 345. 

Tille, Alexander 257 ig, 

Tille, A. 327, 335 fg. 

Tischbein, 228. 2j2 ig. 306. 359. 

Toischer, Wendelm 340. 

Tomaschek, W. T. 356. 

Tomlinson, Charles 327. 

Toresani, K. von 327. 

Treichler, Dr. 283 fg. 

Trinius, August 360 ig, 

Trippel, Alexander 356. 

Tröger, Julius 343. 

Troost, Karl 356. 

Türckheim, Wilhelm von 355. 

Turgeniew, 203. 

Uhde, 221. 
Uhland, L. 255. 308. 
Ullmann, H. 289. 
Ulrich, Frl. 340. « 
Ulrich, 38. 
Umfried, O. L. ^34. 
ümlauff, Paul 362. 
Unger, J. F. 53. 106. 321. 
Ungerer, Pfarrer 350. 
Ungersche Zeitung, 48. 



Personen-Register. 



375 



Unzelmann, Friederike. Brief von 

Goethe an 324 (r.). 
Unzelmann, Schauspieler 292. 
Urlichs, 96. 
Urspnich, Anton 362. 

Valentin, V. 329. 331. 133. 339. 
Varnha^en von Ense, 00. 299 fg. 

— Geber einen Besuch bei 

Goethe 300. 
Verschaffeh 277. 
Viehoff, 7. 

Vieweg, Buchhändler 320. 
Villoison, 358. 
Virgil, 94. 330. 356 fg. 
Vischer, Fr. 134. 
Vischer, Robert J04. 
Vitellius, Römischer Kaiser 8. 
Vitruv, 108. 
Vodskow, H. S. 345. 
Vogel, Theodor 342. 
Vogel, Verleger 61. 
Vogler, C. H. 3 $6. 
Vogt, F. 30Q. 

Voigt, C. G. 320. 328. 331. 
Voigt, Reg.-Rat 44. 
Volkelt, J. 311. 
Vollmer, 158. 
Voluire, 299. 314. 
Voss, T. H. 87. 94. 197. 201. 341. 
Voss, Heinrich 72. 87. 
Vulpius, 293. 

Vulpius, August s.Goethe,August v. 
Vulpius, (Christiane s. Goethe, 

Cnristiane v. 

Wackemell, J. 309. 311. 

Wagner, Cosima 264. 

Wagner, Richard 264. 

Wähle, J. 294. 312. J19 fg. 

Waldberg, M. von 106. 308 ff. 

Wallmodensche Sammlung, 219. 

Wallraf, 64. 

Walzel, Oskar 336. 350. 

Wangenheim, v. 353. 

Waniek, Gustav 351. 

Waetzoldt, Steph. 338. 

Wedel, O. J. M. von 285. 342. 

Weicker, W. 328. 

Weigl, Joh. 332. 

Weimar, Anna Amalia, Herzogin 

von 07 ff. 271. 313. 323. 348. 
~ Carl Alexander, Grossherzog 

von 19. 
— Carl August, Grossherzog von 

31 ff. 49 ff. 57. 62. 119. 141 ff. 

249. 277. 293. 300. 320. 322. 



^42. 548. 356. — Goethe und — 
m Erfurt 1789, 285. — Brief von 
Goethe an 325 (r.). 

— Carl Friedrich, Grossherzog 
von 3j8. 

— Caroline von 353. — Ihre 
Tochter, s. Orleans. 

— Constantin, Prinz von 276. 

— Luise, Grossherzogin von 146. 
242. 248. 

— Maria Paulowna, Grossherzogin 

von 3J5- 

— Sophie, Grossherzogin von 312. 
Weinberg, Peter 34$. 
Weinhold, K. 358. 

Weiss, J. J. 300. 

Weisse, 134. 

Weisse, Chr. F. 218. 219. 221 fg. 

227. 232 fg. 235 ff. 
Weissenfeis, R. 308 (g, 
Weizsäcker,. P. 105. 339 fg. 
Wenley, R. M. 327. 
Werner, R. M. 336. 
Werthem, Graf 229. 
Wetz, IJ2. 
Weyland, 103. 
Wiehert, 303. 

Wieland, 11. 85. 90. 94 ff. 97 (g. 
157. 236. 248 fg. 271. 273. 301. 
321. 323. 340. 3$8 fg. — Ge- 
dicht von Julie von Bechtols- 
heim mit Goethischen Correc- 
turen 250. — Napoleons Unter- 
haltungen mit ooethe und — 
und Fr. von Müllers Memoire" 
darüber für Talleyrand 20—23. 
- Erläuterungen 23 — 30 —Brief 
von Maler Müller an 359 (r.). 

Widmann, 305. 336. 

Wilbrandt, Adolf 324. 

Wildenbruch, E. v. 303. 

Wille, j. G. 232 - über Werther 

275 lg. 
Willemer, Familie 361. 
Willemer, Marianne von 112. 
Willmann, 309 fg. 

Wilson, 322. 

Winckelmann, 188. 190 fg. 

Winckler, Ph. 334. 

Winkler, 219. 232. 

Winkler, Ph. 260. 

Winterfeld, A. v. 352. 

Witkowski, Georg 206—215. 262 fg. 

276 ig. 

Witkowski, Georg 309 ff. 325 fg. 
328 fg. 



376 



Personen-Register. 



Wolf, F. A. 74 fg. 7? fg' io8. 
}0i. — Briefe an Goethe von 
54-68. — Erläuterungen dazu 
81—96. — Böttigers Aufzeich- 
nungen ober einen Besuch bei 
Goethe von — 91—95. Bcrich- 

Wolf, Wilhelmine, Tochter d. vor. 

55. 75. 8}. 88. — Brief an 

Christiane von Goethe von — 84. 
Wolff, Amalie 292. 
Wolff, C. F. 65. 
Wolff, E. 308. 310. 352. 354. 
Wol^Max 320. 
WolflT O. L. B. 322. 
Wolff, P. A. 292. 328. 
Wolff, Sabine 328. 
Woltmann, K. L. v. 38, 48 fg. 52. 

241. 321. 
Wolzogen, Caroline von 332. 355. 

— Brief an Goethe von — 3 25 (r.). 
Wood, Henry 338. 
Wordsworth, 327. 
Wurmb, Baronin von und ihre 

Tochter 17. 
Wustmann, G. 163. 208. 211. 343. 

359- 



Wyss und MQller, 242. 
Wyttenbache, 58. 

Ysenburg - Büdingen, Auguste 
Friederike von 352. 

Zachariae, 206. 232. 

Zamcke, Fr. 297. 359. 

Zedlitz, 64. 

Zelter, 43 ff. sj fe. 56. 61. 63. 75. 

80. 82 fg. 85 ft. ^9. 106 ff. 332. 

— Briet an Eberweiu von 323. 
Zelter, Doris 332. 
Zemisch, 229. 
Zenker, 216. 236. 238 fg. 
Zeuxis, 191. 

Ziegesar, Silvie von 299. 
Ziegler, v. Klipphausen, R A. 273. 
Zimmer, J. C. 266. 
Zincgreff, 258 fg. 
Zingerle, A. 311. 
Zingerle, O. 311. 
Zink, Kupferstecher 233. 
Zocga, 7j. 105 fg. 
Zola, 188. 195. 
Zürn, L. 338. 



IL Register über Goethes Werke und Leben. 



I. Biographische Schriften. 

Antulen, 5a 86. 91. 99. 106. 

Weimarer Ausgabe 3 1 3 fg. Neue 

Ausgabe 325 ^. Erläuterungen 

zu (Bibliographie) 344. 
Biographische Einzelheiten, 313. 
Cameval, römischer 18. 
Campagne in Frankreich 354. 
Dichtung und Wahrheit 62. 85. 

225. 262 269. 281. 301. 30^. J09. 

320. 330. 3j4. Der Leipziger 

otudentenauiruhr von 1768 206 

—215. 

Du Meiz »der Dechant«, 282 fg. 

Neue Ausgaben 343. Ueber- 

setzun? 340. 
Italienische Reise, 95. 97. 255. 277. 

279fg. 311 328. 350 fg. 
Schweiz, Bnefe aus der 326. 
Tabellarische Uebersicht meiner 

Productionen für den Grafen 



St. Leu 17—19. III. 114. Er- 
läuterungen dazu 19. 

Tagebücher, 15. 17. 19. 29. 85 fg. 
&). 91. 99. 104. 106. 112 ff. 148. 
152. 154. 238. 240. 248. 251 fg. 
254. 258. 274. 298 fg. 301. 326. 
Weimarer Ausgabe 319 fg. 

Tag- und Jahreshef^e s. Annalen. 

2. Briefe an: 

Ein (r.) hinter einer Zahl bedeutet, 

dass von dem Briefe nur ein Regest 

gegeben ist 

Actenstück, Da das Stardische Ge- 
such etc. 331 (Anfang). 
Batsch, 322 (Anfang). 
Cotta zus. mit Ernst v. Schiller, 

Forster, Georg 324 (r.) 
Harvard College, Cioethe an das 
288. 



Goethe-Register. 



377 



Hirt, 69 fg. 71 (g. 76 ff. 80 fo. Er- 
läuterungen d^ 96 — 108. mch- 
träge und Berichtigungen 301. 

Lössl, Bergmeister 325 (r.). 

Quittung, 331 fg. 

Schulthess, Barbara 247. Erläute- 
rungen dazu 248. 

Sturm, Pro£ 323 (Anfang). 

Unzelmann, Friederike 324 (r.). 

Weimar, Karl August von 325 (r.) 

Schiller, Briefwechsel mit 325. 354. 
Weimarer Ausgabe, 320. 
Ungedrucktes und neue Ausgaben, 
322 ff. 

3. Briefe an Goethe von: 

Ein (r.) hinter einer Zahl bedeutet, 

dass von dem Briefe nur ein Regest 

gegeben ist. 

Fichte, 30 — 41. Erläuterungen dazu 

49—52- 
Hirt, A. 68—80. Erläuterungen 

dazu 96—108. Nachträge und 

Berichtigungen 301. 
Matthaei, 240 ff. 
Schiller, Ernst von 325 (r.). 
Wolf, F. A. 54—68. Erläuterungen 

dazu 81-96. Berichtigung 301. 
Wolzogen, Caroline von 32$ (r.). 

4. Dramen. 

Brey, ein Fastnachtsspiel von Pater 
220. 

Bürgergenera], der 328. 

Claudine von Villabella, 17. 

Clavigo, 17. 296. 355. Studie zur 
Sprache des jungen Goethe etc. 
(Bibl.) 337. 

Emiont, 18. 131. 186. 262 fg. (Die 
Vogelwiese) 296. 329 fg. 35$. 
Neue Ausgaben 337 fg. 

Elpenor, 18. (Bibliographie) 338. 

Erwin und Elmire, 17. 

Epimenides, des, Erwachen 18. 1 14. 
Zu Goethes Festspiel — Nach- 
trag 263 fg. H^ault (Biblio- 
graphie) 338. 

Faust, 17.99. 115. 118. 124. 192. 
262. 268. 278. 281. 288 fg. 
(Amerika) 290. 295. 327 ff. 331. 

559- 349. 351 [r. 355 fg. 362. 
Aus Victor Hehns Vorlesungen 

über 129—139. Goethe über die 



Conception des — (von vorn- 
herein) 251 ff. Zu dem Hexen- 
einmaleins und den Versen der 
Thiere in der Hexenküche 257 fg. 
zu — (Du glaubst zu schieben etc.) 
258 fg. Neue Beiträge zur Lit- 
teraturgeschichte der Faustfabel 
261 ff. Vorlesungen am Harvard 
College über 288. Auffuhrungen 
^04. Ausstellung 304 ff. Vor- 
lesungen über 30J;. 308 ff. Wie- 
derherstellung der Bilder in 
Auerbachs Keller 307 fg. Zelter 
an Eberwetn 323. Motive aus 
der Virgilsage 330. Eingangs- 
monolog 330. Neue Ausgaben 
332. Aohandlungen über Be- 
arbeitungen etc. (Bibliographie) 
327. 333 ff. Uebersetzungen von 

345. 

Fischerin, die 263. 

Geschwister, die 18. 263. 296. 

Götz von Berlichingen, 183. 186. 
203. 273. 295. 310. 330. 35$. 
Matthäi über 234 fg. Geschichte 
Gottfr.'s 280. Abhandlungen über 
(Bibl.) 338. Uebersetzungen 345. 

Grosskophta, der 18. 

Jahrmarktsfest von Plunderswei- 
lern, Aufführung im Wiener 
Deutschen Volkstheater 303. 

Tery und Bäteli, 18. 263. 

Iphigenie in Delphi, 339. 

Iphigenie auf Tauris, 18. 44. 137. 
184. 263. 280. 296. 309. 130. 
352. 3SS ^R» Parzenlied 327. Neue 
Ausgabe ^38. Abhandlungen 
über (Bibl.) 339. Uebersetzung 

345. 

Launedes Verliebten, 17. 263. 304. 

Lila, 18. 155. 262. Moli^e nach- 
geahmt 330. 

Mäomet, 18. 104. 299. 304. 

Mitschuldigen, die I7. 262 fg. J04. 
Mich überläuft's (Bibliographie) 

339. 
Natüriiche Tochter, die 18. $3 fg. 
Fichte über — 44 ff. Zur Auf- 
führung in Weimar (Biblio- 
graphie) 339. 

Nausikaa, 339. 

Paläophron undNeoterpe,i8. 285 (s. 
Pandora, 18. IQO. 204. Abhand- 
lungen über (Bibliographie) 339. 
Phaeton, 19. 




- * 

















2ej 



* ♦ * 




=:, 505. J08 C 

5- Episches, 

Achilles, :S. 277. 5;*. 

Herracn crd Dorciha, iS. 44. 
oa i;-. :Sol 1^7. 50S- Ml. ;?a * 
?;S. Arhjndljn^en i:b€r(BJbIio- . 

Rcinccke Fuchs, 18. 352, 



Voricsungcn, 50S. 511. 

6. Erzahiendes- 

Guten Weiber, die. Goethes Er- | 
Zählungen — 148—177. Der In- 1 
hak, 148 — 157. Zur Kritik des 
Textes der^erkc Goethes, 158 ■ 
— 177. Nachträge und Berich- | 
tigungen 301. 

Märchen, 328. 

Unterlialtungen deutscher Ausge- 
wanderten, 18. 380 fg, 
-^hl Verwandtschaften, 15.18. 156 
'. 161. 167. 529. 350. 



17. 21. 28 fg. 
:;9. 283. 289 (dramatistrt) 25K. 
wr^ ;24- J29. }$2. 161. J. G. 
^lIjc ci>er27; fg. Abnandlungen 
2^^ Bfrliogr.) }44 (g. Ueber- 

»*J - WJlIf li SJOL 

Wilhe:-: Meiaer, 18. 99. 138. 189. 
2<JÄ. ?>7. Lcfanahre, 281. 311. 
Wjiuienafare, 138. 268. 28a 
Stockfleths und Goethes Macarie, 
x-2 £ Der Einfloss auf den 
Rocxua der Romantiker (Biblio- 
graphie) ^44. Uebersetzung 346. 



\ er jcsongen, 311. 

7. Gedichte. 

A>xis und Dora, 18. Dichterische 
Technik etc (Bibliographie) 341. 

Ais kiemen Knaben nab ich dich 
gesehen etc, — der wahre Adres- 
sat von 26$. 

Amor als Landschaftsmaler, 121. 

25l. 

An den Kochenbäcker Hendel, 225. 
An Demotselle Schmeling (Klarster 

Stimme), 223. 
An Dcrootselk Ulrich, 340. 
An die Enkel, 34a 
An Luna, 281. 
An meine Mutter, 340. 
An Schwa|^ Kronos, 278. 
An Zachanae, 232. 
.\ussöhnung, 116. 
Balladen, 362. 
Braut, die von Corinth 18. 
Bürgerpflicht, zu — 272. 
Carbbader Gedichte, 18. 
Cophtisches Lied, 332. 
Das wird die letzte Thrän nicht 

sein, ein Jugendgedicht 330. 
Der Zeitungsleser sei gesegnet etc., 

3'5. 

Ein jeder kehre etc^ s. Bürf^erpflicht. 

Ein Veilchen auf der Wiese stand 
etc, 362. 

Elegie, Marienbader 112. 11^ 

Elegieen, römische 1 8. 5 5 . 85 . 280 fg. 
327. Goethes— und ihre Quellen 
(Bibliographie) ^41. 

Epigramme, venetianischr 18. 

Epilog zu Schillers Glocke, Ab- 
handlung über (Bibliographie) 
341. 



Goethe-Register. 



379 



Epbtel dritte, Skizzen zur 3—5. 
Erläuterungen dazu 5 - 7. 

Erlkönig, 332. 361. 

Erster Verlust, 329. 362. 

Euphrosyne, 18. 

Fischer, der, Todessluth, Abhand- 
lungen über (Bibliographie) 341. 

Ganymed Aus Victor Hehns Vor- 
lesungen über 124 fg. 

Gefunden, 332. 362. 

Gesang der Geister über den 
Wassern, 127. Aus Victor Hehns 
Vorlesungen über, 125 fg, 

Gott, der, und die Bajadere 18. 

Göttliche, das. Aus Victor Hehns 
Vorlesungen über 127 fg. 

Grenzen der Menschheit, 1 28. Aus 
Victor Hehns Vorlesungen über 
126 fg. zu (Bibliographie) 341. 

Harzreise im Winter. Aus Victor 
Hehns Vorlesungen über 1 1 9- 1 2 1 . 

Heidenröslein, 328. 362. 

Hermann und Dorothea (Elegie), 
299. 

Hochzeitsgedicht für Oheim Tex- 
for, 281. 

Ich ging im Walde etc., s. Ge- 
funden. 

Ilmenau. Zu dem Gedichte — 
3. Sept 1783, 140—147, zu — 
Anklänge an Wieland 271. Ab- 
handlungen über (ßibl.) 342. 
Johanna &bus, 78. 80. 106. 
kennst du das Land, s. Mignon. 

Klarster Stimme, froh an Sinn etc., 
s. an Demoiselle Schmeling. 

König von Thule. Uebersetzung, 
346. 

Kupido, 281. 

Lange hab* ich mich gesträubt, 343. 

Le^nden, ^62. 

Leipziger Liederbuch. Abhandlung 

über (Bibliographie), 342. 
Mahomets Gesang, 125. Zu — 

Anklänge 270 fg. 
Marien, die zwey (ungedruckt) 115. 
Maskenzüge 1818, 19. 354. 
Meine Göttin, 280. 327. Aus Victor 

Hehns Vorlesungen über 128 fg. 

Memento, 322. 

Menschenloos, 362. 

Mich ergreift, ich weiss nicht wie, 

352. 
Mignon, 329. 361 fg. 

Morgenklage, 121. 



Nenne niemand nur verschone, etc. 
287. 

Paria, der 19. 

Pausias, der neue und sein Blumen- 
mädchen 18. 69. 

Prometheus, 127. 

Seefahrt, aus Victor Hehns Vor- 
lesungen über 121— 124. 

Sonnette, 327. 

Sprichwörtlich. Zu: Alles in der 
Welt etc. 268 fg. 

Sträusschen, das 349. 

Trauerloge, 342. 

Trilogie der Leidenschaft, 112. 

Vermächtniss, 196 fg, 

Wahrheit, die 281. 

Wandernde (wackelnde) Glocke, 
die 332. 

Wanderer, der 278. 

Wanderers Nachtlied (Ueber allen 
Gipfeln), 305. 

Wanderers Sturmlied, 121. 

War nicht das Auge sonnenhaft, 
zu — 267 fg. 

Wechsel, 362. 

Wenn ich still und einsam weine, 
265 ff. 

Westöstlicher Divan, 10. 19. 277. 
282. 

Xenien, 299. 309 fg. 313. 330 (der 
Teleolog). Alxinger über die 
J23. Neue Ausgabe 342. Rector 
Man.so (Bibliographie) 343. 

Zahme Xenien, 202. (Ein aher 
Mann etc.) 278. 288. 312. 

Zueignung, loi. 281. Zum Ge- 
dicht — Anxlang aus Des Periers 
269. 

Abhandlungen über (Bibliographie), 

341 ff. 
Neue Ausgaben, 340. 
Uebersetzungen, 345. 
Vorlesungen, 308 ff. 
Weimarer Ausgabe, Bericht 312 fg. 

8. Kunst. 

Cellini, Benvenuto 254. 
Diderots Versuch über die Malerei, 

102. 
Kunstausstellung 1801, über die 

72. 104. 288. 
Kunst und Altenhum, 252. 255. 

277. 280. 290. H ackert, Philipp. 

Neue Ausgabe 326. 



38o 



Goethe-Register. 



Laokoon, über 69. 100. 102. 200 IT. 

Zu Goethes Aufsatz (Biblio- 
graphie) 343. 
Nach Falconet und über Falconet, 

528. 
Propyläen, 42. ^o. 100. 102 ff. 

194- 299. Einleitung zu den 194. 
Rameaus Neffe, 18. 201. 
Recension von Hirts Bilderbuch 

etc., 105. 
Sammler, der und die Seinigen 

70. IG}. 196. 198 ff. 
Von deutscher Art und Kunst, 274. 
Wahrheit und Wahrscheinlichkeit 

der Kunstwerke, über 10 1. 
Winckelmann, 82. 190 fg. 193. 

Neue Ausgabe 326. 

Kunstanschauung, Goethes, in ihrer 
Bedeutung för die Gegenwart 
187—205. 

9. Naturwissenschaftliches. 

Farbenlehre, 55 fg. 107. 168. 254. 
275. 354. Materialien zur Ge- 
schichte der 268. Weimarer Aus- 
gabe 315. 

Metamorphose, die, der Pflanzen 

Morphologie, zur 67. 87. 
Osteologie, zur. Weimarer Ausgabe 

Optik, Beiträge zur 75. 



Weimarer Ausgabe, Bericht 3 1 5 ff. 

10. Sonstige prosaische 
Schriften. 

Anna Amalia, zum feierlichen An- 
denken der Durchlauchtigsten 
Fürstin und Frau 326. Weimarer 
Ausgabe 313. 

Bergbaues zu Ilmenau, Rede bei 
Eröffnung des neuen, 326. Wei- 
marer Ausgabe 313. 

Biographieen, kleine, zur Trauer- 
loge. Weimarer Ausgabe 314. 

Einfuhrung des Sohnes in die In- 
tendanz, Reden bei der 326. 

Falkenorden, Rede bei der Feier- 
lichkeit der Stiftung des 326. 
Weimarer Ausgabe 314. 

Frankfurter gelenrten Anzeigen, 
Recensionen in den 326. 35o(?). 



Freitagsgesellschaft, Reden in der 

J26. 

Friedrich den Gros:>en, Rede über, 
von Goethe übersetzt 314. 

Gedankenspähne, 8—14. Eriäute- 
rungen dazu 14—16. 

Herzogliches Hoftheater zu Weimar. 
Weimarer Ausgabe 314. 

fudenpredigt, 326. 
.eipziger Theater, über das 221. 

Logenreden, 326. 

Shakespeare und kein Ende, 16. 

Sprüche in Prosa (s. a. Gedanken- 
spähne) 14 fg. 103. 195 fg. 198 ff. 
202 fg. BemerKungen über die 
Normen einer Ausgabe (Biblio- 
^aphie) 344. Uebersetzung 346. 

Wieland, Zum brüderlichen An- 
denken, Weimarer Ausgabe 315. 

Zum Shakespearetag, 326. 

Tiefurter Journal, 327. 

II. Biographische Einzel- 
heiten, Lebensbeziehungen, 
Verhältnisse (persönliche 
und litterarische) zu: 

Academie. Ernennung Goethes zum 
Mitgliede der Berliner 73 fg, 105. 

Alxin^er an Göschen, pj. 

Amerika, Goethes Verbinclung mit 
288 fg. 

Aeussere Erscheinung, (Bibl.) 327. 

359- 
Bechtolsheim, Julie von, Goethe 

als Corrector mrer Gedichte 248 ff. 
Beethoven, (Bibl. ^ 356. 
Bernhardi, Theocfor v. (Bibl.) 349. 
Bertuch an Göschen, 323. 
Blumenbach an Heyne über Goethe, 

358. 
Böhmen, Goethe und (Bibl.) 349. 
Böttiger, C. A. Aufzeichnungen 

über einen Besuch F. A. Wolfs 

bei Goethe 91—95. 
Brentano, Sophie, an Henriette von 

Amstein über Goethe 358. 
Brion, Friederike (Bibl.) 327 fg. 

Carlyle, 328. 
Chamisso, (Bibl.) 350. 
Clodius, Goethe und 28^. 
Conseil, Goethe im fBibl.) 347 fg. 
Corrector eines fremden Gedichtes, 
Goethe als 248 ff. 



Goethe-Register. 



381 



Dänemark, 328. 

Falconet, 328. 

Familiengräber, 327. (Goethes 

Eltern. Familie Schönkopf.) 
Fichte, Erwähnung Goethes in 

Briefen an Schiller 42 ff. 
Forster Georg, an Heyne über 

Goethe 359. 
Frankfurter Mundart, die j3ofg. 
Franzensbad, Goethe in (Bibl.) 347. 
Goethe, Christiane von 328. 
Grillparzer über Goethe 294 ff. 351. 

(BibL), unter Goethes Einfluss 

(Bibl.) 351. 
Hagen, E. A. (Bibl.) 355. 
Hölderlin, (Bibl.) 352. 
Holland, König von, s. Saint Leu, 

Graf, 
Horaz, (Bibl.) 351. , 

Humboldt, W. von (Bibl.) 350. 
Keller, Gottfried über Goethe (Bibl.) 

352. 
Kotzebue, 329. 
Lehrjahre Goethes, politische (Bibl.) 

548. 
Leipziger Studentenaufcuhr , der, 

von 1768 206—215. 
Lenz, J. M. R. (Bibl.) ^52. 
Levetzow, Ulrike von (Bibl.) 347. 
Manzoni, (Bibl.) 353. 
Mainz, Goethe vor und in (Bibl.) 

347. 
Matthäi, 237. 

Matthisson, (BibL) 353. 

Mäim^e, Prosper, Goethe und 
290 fg, 

Merkel als Lobredner Weimars, 
292 fg. 

Moritz, K. Ph. (Bibl.) 353. 

Müller, Maler, an Wieland über 
Goethe 359. 

Napoleons Unterhaltungen mit 
Goethe und Wieland und Fr. 
von Müllers Memoire darüber 
für Talleyrand, 20-23. Erläute- 
rungen dazu 23—30. 

Nationalitäten, Goethe und die 327. 
Oesterreich, Kaiserin Maria Ludo- 

vika von 327. 
Pfenninger, Magdalene, Goethe und 

28} fg. 
Politiker, Goethe als 276. 
Reinhard, Graf (Bibl.) 353. 
Reitenberger, Abt (Bibl.) 353. 
Revolution, französische, Goethes 

Stellung zur 328. 



Riemer, (Bibl.) 353. 
Rom. (joethekneipe in 327. 
Russland, Kaiser Nikolaus von 
(Bibl.) 353. 

Saint Leu, Graf, Goethe und der 

III— 116. 
Sander, zum Sander- Goethischen 

Briefwechsel 285 fg. 

Schelver, Botaniker 351. 
Schiller, Chariotte von (Bibl.) 354. 
Schiller, Ernst (Bibl.) 354 fg. 
Schiller, 328. Mehrere Abhand- 
lungen (Bibl.) 354. 
Schönemann, Lili von (Bibl.) 328. 

355 



Schröder, F. L. (Bibl.) 355. 
Schopenhauer, Arthur (Bibl.) 355. 
Schopenhauer, Johanna an Elisa 



V. d. Recke 323. 

Scott, Walter (Bibl.) 355. 
Shakespeare, (Bibl.) J56. 
Sontag, Henriette (Bibl.) 348. 

Sponiini, (Bibl.) 356. 
Stein, Charlotte von (Bibl.) 328. 
356. 

Stollberg, Fr. L. von J28 fg. 

Tasso, Selbsterlebtes m Goethes 
178—186. 

Theater, Weimarer, ein Urtheil 
über das 181 2, 291 fg. Abhand- 
lungen über das (Bibl.) 340. 

Thierwelt, Goethes Verhältniss zur 

329- 
Tomaschek, (Bibl.) 356. 
Vamhagen, üoer einen Besuch bei 

Goethe 300. 

Virgil, (Bibl.) 356 fg. 

Weimar, Anna Amalie von (Bibl.) 

348. 
Weimar, Cari August von, Goethe 

und — in Erfurt 178Q, 285. 
Weimar, Caroline von (Bibl.) 353. 
Weimar, Maria Paulowna von 

Wolf, ¥. A. Aufzeichnungen Böt- 
tigers über einen Besuch bei 
Goethe von — 91—95- 

Wolzogen, Caroline von (Bibl.) 

35S. 
Wordsworth, (Bibl.) 327. 
Zeichnung des Capitols, Goethes 

276 fg. 
Zelter an Eberwein, 323, an Felix 

Mendelssohn-Bartholdi 332. 



382 



Goethe-Register. 



12. Verschiedenes. 

Archiv in Weimar, Mittheilungen 
aus dem 3 — 108. 

Aufsätze und Vorträge in den 
oberen Classen höherer Lehr- 
anstalten, Aufgaben zu 330. 

Ausgabe letzter Hand, iii. 160. 

. 174. 176. 31J fe- 

Ausstellungen, 304 ff. 

Bettinas Briefwechsel, ein Urtheil 
über 296 fg. 

Bildnisse, 3S9 ff. 

Bildnisskunde, zur Goethe- 297 fg. 

Bildungsideal, Goethes (Bibl.), 357. 

Biographiccn, 346 fg. 

Cataloge von Büchern und Hand- 
schriften, 331 fg. 

Chaos, das 248. 353. 

Christenthum, (Bibl.) 357. 

Compositionen, (Bibl.) 361 fg. 

Cottaische Ausgabe 1806, 159. 
166 fg. 170. 176. 

Cottaische Ausgabe in 20 Bänden 

181$ ff., 19. 159 ff. 
Denkmäler, 327. 359 ff. 
Dichtungen über Goethe, (Bibl.) 

361. 
English Goethe Society, Publi- 



cations of the 327. 

heiem (Brenner, Zwickau), 327. 

Fran^ois, Louise Marie von, Nekro- 
log auf 302 fe. 

Frankreich, (Bibl.) 329. Zu Goethe 
und — 289. 

Französische Litteratur des 19. 
Jahrh. bis 1870, der Einfluss des 
deutschen Geistes auf 329. 

Gedenkplätze, 360 fg. 

Gleichniss, Randbemerkungen zum 
Goethischen 277. 

Hehn, Viaor, aus seinen Vor- 
lesungen über Goethe 1 17 - 1 39. 

Jahresberichte für neuere deutsche 
Litteraturgeschichte, J29. 

Ich kanns zu Kopf nicnt bringen, 

274 fg- 



Kunstanschauung Goethes in ihrer 
Bedeutung für die Gegenwart, 
187—205. 

Litteratur, neuere Goethe- 331. 

Matthaei, Carl, Carl Scherer über 
216—244. 

Musik, Beziehung zur (Bibl.) 357. 

Nachdichtungen, fBibl.) 361. 

Nachträge u. Bericntigungen, 298 ff. 

Naturalismus, der 329. 

Naturanschauung Goethes, (Bibl.) 

357. 
Neue Ausgaben der Werke, 325 fg. 

Rechtschreibung, 331. 

Schiller , Gedankenharmonie aus 

Goethe und 326. 

Schnüffelei, von der Goethe- 330. 

Socialismus, (Bibl.) 358. 

Sprache, ^31. 

Staatsminister, Goethe als (BibL) 

327. 
Stieler, Verstümmelung des Goethe- 

bildcs von 307. 
Textes, zur Kritik des, der Werke 

Goethes (Die guten Weiber) 

158-177. 
Theater, das Journal des Debats 

über Goethes Rücktritt vom 294. 
Thesaurus linguae germanicae, 3 30. 
Tiefurter Journal, 248. 
Uebersetzungen in verschiedene 

Sprachen, 345 fg, 
Vorlesungen über Goethe, 304 fg. 

308 ff. 
Weimarer Ausgabe L 5, i. 153, 

zur 272. Bericht 112 ff. 
Weltanschauung, religiöse (Bibl.) 

wenn ich still und einsam weine, 

265 ff. 
Wiener Goethe verein, Chronik des 

?27. 
Willemer* Häuschen,Verhand]ungen 

in der Frankfurter Stadtverord- 
neten-Vers, wegen Ankaufs des 
307. 
Zwickau, Mittheilungen aus dem 
Goethe -Verein zu 327. 




Neunter Jahresbericht 



DER 



Goethe- Gesellschaft. 



Iachdem am 24, Mai 1893 '^«i' Vorstand der Goethe- 
Gesellschaft zu der regelmässigen Sitzung zu- 
sammengetreten, den Geschäftsbetrieb des ver- 
gangenen wie die Voranschläge des nächsten Jahres geprüft 
und genehmigt, sowie über die der VIU. Generalversamm* 
lung zn unterbreitenden Vorlagen sich schlüssig gemacht 
batiei wurde diese in satzungsgemässer Weise am 25. Mai 
im grossen Saale der »Erholunga zu Weimar eröifnet. 
Leider war auch dies Mal unser verehrter Präsident Exe. Dr. 
von Simson durch Rücksicht auf seine Gesundheit verbinden 
an der Versammlung Theil zu nehmen und musste der 
stellvertretende Vorsitzende, Dr. Ruiand, die Leitung der 
Veiiundlungen übernehmen. Nachdem er die auch dieses 
Mal die Versammlung durch ihr Erscheinen ehrenden Höch- 
sten Herrschaften, L L K. K. H. H. den Grossherzog und 
die Fran Grossberzogin, den Erbgrossherzog und die Frau 
Erbgrossherzogin, sowie die zahlreich herbeigeeilten Mit- 
glieder und Gäste begrfisst, gab Dr. Ruiand kurz eine Ueber- 
stcht über den den Mitgliedern schon durch den Druck 
bekannten Jahresbericht und cnheilie dann Herrn Prof. Dr. 
0. Lorew^ das Wort zu dem von ihm freundlichst über- 
nommenen Festvortrage über »Goethes politische Lehrjahre.« 
Den iDbalt- und gedankenreichen Ausführungen des Redners 
folgte die Versammlung mit gespannter Aufmerksamkeit 
und lohnte ihm am Schlüsse durch lebhaftesten Betfall. 
Welche vielseitige Anregung und neue Gesichtspunkte der 
Vortrag gegeben, zdgte sich in den zahlreichen Eröne- 
ningen, die sich in Journalen und Zeitschriften ao ihn an- 

Gmiw-Juiivci XV. 31 



— ^ 4 4— 

knüpften, zumal nachdem Herr Professor Lorenz ihn in 
erweiterter Gestalt wenige Wochen später dem Druck über- 
geben hatte. 

Der Direktor des Goethe- und Schiller-Archivs, Herr 
Professor Dr. Suphan, erhielt nun das Wort, um über die 
schon angekündigte Gesellschaftsschrift für das Jahr 1893: 
*Das Buch der Xenien in seiner ursprünglichen Gestalt 
von 1796«, — auf Grund der erhaltenen Handschriften 
eingehende Mittheilung zu machen. 

Nach einer kurzen Pause berichtete sodann der Schatz- 
meister, Hert Commer^imraih Dr. Moritz, über den sehr 
erfreulichen Vermögensbestand der Gesellschaft sowie über 
die, schon Tags zuvor, von dem Vorstand geprüfte Jahres- 
rechnung. Mit ihrem Danke für die erfolgreiche Mühe- 
waltung des Schatzmeisters ertheilte ihm die Versammlung 
Decharge. Die Berichte der Vorstände der Goethe-Bib- 
liothek, des Goethe-Archivs und Goethe-National-Museums 
deckten sich im Wesentlichen mit den schon gedruckt 
vorliegenden Theilen des Jahresberichtes; — ein Antrag 
des Herrn Dr. O. Folger (— »die Goethegesellschaft wolle 
eine erneute Würdigung der Forschungen Goethes auf dem 
Gebiete der Licht- und Farbenlehre anregen und be- 
günstigen« — ) konnte, hauptsächlich in Folge seiner zu 
unbestimmten Fassung, die Zustimmung der Versammlung 
nicht finden. 

Nach dem am Nachmittage abgehaltenen gemeinsamen 
Mahle folgten die Mitglieder Abends der Einladung des 
Grossherzoglichen Hoftheaters, um einer sorgfältig vor- 
bereiteten Aufführung von Goethes »Natürlicher Tochter« 
beizuwohnen. 

Das mit dem 31. Dezember 189) schliessende Geschäfts- 
jahr kann, wie der sogleich folgende Bericht des Schatz- 
meisters nachweist, was die finanzielle Lage angeht, als 
sehr erfreulich bezeichnet werden, aber mit Bedauern ist 
wieder eine Abnahme der Mitgliederzahl zu constatiren. 
Gegen 40 zum Theil langjährige Mitglieder hat uns freilich 

Tod entrissen, aber es ist doch zu beklagen, dass die 

•r jüngeren Generation zu erhoffenden Neuanmel- 

nicht mit den unvermeidlichen Verlusten der alten 



L 



-^ 5 *^— 

<Joethefreunde gleichen Schritt halten; nur die freiwillige, 
werbende und über die Zwecke und Leistungen der Gesell- 
schaft auiklärende Thätigkeit unsrer Mitglieder kann hier 
helfend eingreifen. 

Der XIV. Band des Goethe-Jahrbuches mit seinem 
mannigfaltigen Inhalt und der wieder in wünschenswerther 
Weise vervollständigten Goethe-Bibliographie wurde im 
März, — der VIII. Band der Schriften, die Xenien von 
1796, im Anfang November 1893 an die Mitglieder ver- 
sendet. Um diese äusserst wenhvoUe Bereicherung der 
^esammten Goethe-und Schiller-Literatur den weitesten 
Kreisen zugänglich zu machen, hat der Vorstand den Herren 
Herausgebern gestattet, dass wenige Wochen später eine 
wohlfeile Volksausgabe der Xenien dem allgemeinen Buch- 
liandel übergeben werde. 

Der Herr Schatzmeister berichtet: 

»Auch in dem abgelaufenen Jahr hat die Abnahme in 

-der Zahl unserer Mitglieder leider angedauert. Am 31. 

Dezember 1893 gehörten der Gesellschaft 2869 Mitglieder 

an, von denen 21 Mitglieder auf Lebenszeit waren. Es 

befanden sich unter denselben ferner 119 durch die Herren 

Alfred Nutt in London und H. Preisinger in Manchester 

gemeldete englische Mitglieder. Während die Zahl der 

>Iitglieder im Jahr 1892 gegen das Jahr 1891 nur eine 

Verminderung von 28 Mitgliedern erfahren hatte, bedauern 

^ir dieses Mal das Ausscheiden von 78 Mitgliedern (darunter 

:gegen 40 Todesfälle — ), für welche sich nicht durch neue 

Anmeldungen Ersatz gefunden hat. Es ist leider nicht 

immer die Sache allein, die sich Bahn bricht. Sie bedarf 

auch der Pflege und Förderung und wir gehen wohl nicht 

iehl, wenn wir annehmen, dass die Zahl unserer Mitglieder, 

welche ihr Interesse an der Gesellschaft dadurch bethätigen, 

>dass sie ihre Verbreitung unter ihren Freunden zu fördern 

suchen, trotz aller ihnen von uns gegebenen Anregungen 

leider immer noch eine sehr geringe geblieben ist. 

»Die Gesellschaft verfügte am 31. Dezember 1893 über 

^inen Baarbestand von M. 10854.48. In sicheren Werth- 

papieren waren verzinslich angelegt M. 46874*46, davon 

-entfallen auf den Reservefonds M. 39314.43. Die Zahlen 



bedeuten den Ankaufswenh ohne laufende Zinsen; die Zinsen 
des Reservefonds fltessen diesem zu. 

»Herr Albert Holz erfreute die Gesellschaft auch im 
abgelaufenen Jahre mit der gewohnten Spende. 

»Bei Einziehung der Beiträge und Venheilung unserer 
Schrift unterstützten uns die nachgenannten Herren und 
Firmen, denen wir auch hier unseren herzlichen Dank aus- 
sprechen: 

Alfred Nutt, London, 

Heinrich Preisinger, Manchester, 

Literarische Anstalt, Rütten & Loening, Frankfurt 

am Main, 
Rentier Ferdinand Meyer, Berlin, 
Buchhändler Lucas Graefe, Hamburg, 
Buchhändler Paul Kurz, Stuttgan, 
Hofbuchhändler Gustav Liebermann, Karlsruhe, 
Verlagsbuchhändler G. Fischer, Jena, 
Bankier Bernhard Rosenthal, Wien, 
Buchhändler Max Niemeyer, Halle a. S., 
Schletter'sche Buchhandlung, Breslau, 
Buchhändler v. Zahn & Jaensch, Dresden 
Hofbuchhändler Th. Ackermann, München. 
»Der geschäftliche Verkehr mit unseren Mitgliedern 
vollzog sich ohne Störung in den gewohnten Formen. 
Eine Abweichung von den Letzteren, die in grösserer 
Berücksichtigung unserer wiederholt im Interesse der Gesell- 
schaft und der einzelnen Mitglieder ausgesprochenen ge- 
schäftsordnungsmässigen Wünsche bestand, zeigte sich nur 
in sehr vereinzelten Fällen, berührte aber vielleicht grade 
deshalb um so wohlthuender.« 

Unsere Mitglieder dürfen sich überzeugt halten, dass- 
sie uns eine Freude, und der Gesellschaft gradezu einen 
Dienst erzeigen, einen je regeren Verkehr sie mit uns- 
unterhalten, indem sie uns ihre Wünsche und Anregungen 
zu erkennen geben. 

Die Biblioihek der Goethe-Gesellschaft ist nach den bisher 
befolgten Grundsätzen auch im verflossenen Vereinsjahr' 
verwaltet worden. Die Ankäufe erstreckten sich zumeist 
auf die neuen Erscheinungen im Bereich der Goethe- und 



— »• 7 4— 

Schiller-Literatur, doch wurde auch der Bestand der Ge- 
sammt-Ausgaben von Goethes Werken vermehrt und eine 
Anzahl von Originaldrucken Schillerscher Werke erworben. 

Zur Vermehrung des Bücherschat;ses haben, wie in 
^en Vorjahren, Freunde und Gönner beigetragen, deren 
Kamen hier mit aufrichtigem Danke verzeichnet werden: 

Geheimer Rath Freiherr W. v. Biedermann (Dresden), 
Dr. A, Bielschowsky (Berlin), Redacteur F. Bombacb 
(Braunschweig), Dr. L. Fränkel (München), Redaction der 
»Frankfuner Zeitung« (Frankfurt a. M.), Dr. K. Th, Gädenz 
(Berlin), Professor Dr. L. Geiger (Berlin), Dr. O. Hamack 
(Rom), Theodor Heyse (St. Petersburg), Kammerrath Emil 
Jonas (Berlin), Schulinspektor Dr. Fritz Jonas (Berlin), 
Prof. Dr. H. C. Kellner (Zwickau), Dr. A. Kraus (Prag), 
Dr. C Küchler (Kopenhagen), Fräulein Hedwig Mielitz 
(Dortmund), Dr. A. Pick (Erfurt), Professor Dr. S. M. 
Prem (Bielitz), Geh. Hofrath Dr. C. Ruland (Weimar), 
Dr. M. Savic (Neusatz in Ungarn), Professor Dr. Erich Schmidt 
(Berlin), Professor Dr. B. Suphan (Weimar), Dr. O. Volger 
(Soden), Professor Dr. R. M. Werner (Lemberg), Dr. E. 
WolflF (Kiel), Dr. R. Wuttke (Dresden), Goetheverein in 
Zwickau. 

In herkömmlicher Weise werden hier die Mittheilungen 
aus dem Godhe- und Schiller-Archiv Ihrer K. H. der Frau 
Grossherzogin angefügt, wie sie seitens der Direction zur 
Verfügung gestellt sind. An die bedeutenden Schenkungen 
des Vorjahres (s. d. vorigen Bericht S. 9.) ist hier zunächst 
anzuknüpfen. Dr. Fdix Bambergs der am 12. Februar 1893 
einem standhaft ertragenen langjährigen Leiden erlag, hat 
durch letztwillige Bestimmung seine 1892 vollzogene Hebbel- 
Stiftung derartig vervollständigt, dass wir nun den vortreff- 
lich erhaltenen gesammten Nachlass in seinem ganzen 
Umfange besitzen, insbesondere auch Hebbels Tagebücher 
und Andres, von dem der Freund und Biograph des Dichters 
sich vor seinem Tode nicht hatte trennen mögen. Ein 
eifriger und warmer Förderer der Weimarischen Bestre- 
bungen, hatte Felix Bamberg den schon vor Jahren von 
der hohen Besitzerin des Archivs ihm mitgetheilten Ge- 
danken einer Erweiterung seines Inhalts über die klassische 



ZcT h-rtjns letrhjft crtisst; diese GesinnaDg bat er nuo 
jzxh in schöner vorbtldlidicr Weise durch seine letzte 
Yerflgucg bethätigt. Auch die zweite omfisseode StiftUDg 
des Vorjahres erfuhr eine betricfatlicfae Vervollständigung: 
Dr, Euimrd Feümer (jetzt Dramaturg des Deutschen Volks- 
tbeatCTS in Wien) überbrachte im März eine Anzahl von 
Handschriften Immermanns, die er 1892 nach Wien zur 
Ansstellucg gegeben hane (Andreas Hofer, Alexis u. f., 
zusammen 15 Nummern). Eine neue Stiftung erweiterte 
demnächst die Bestände der klassischen Zeit: Hofrath Dr. 
Ffrd, Gcofriid r. Hirder zu Grünsudt i. d. Pfalz und 
Frau AdeU Kmkj^ geb. r. Herdtr zu München schenkten 
den in ihrem Besitz befindlichen Theil von Georg Forsters 
Kachlass. Das von Dr. Albert Leit^mann (Jena), dem Ver- 
mittler dieser Stiftung, angelegte Verzeichniss desselben 
weist 25 Nimiroem au^ darunter einzelne Reise-Tagebücher, 
Forsters Briefe an Fr. H. Jacobi, die Briefe von Reinhold 
Forster an Georg. Im Verfolg überwies dann Dr. F. G. 
vom Herder noch mehrere wichtige Forstersche Familien- 
Urkunden und femer, als besondere Stiftung, einen ansehn- 
lichen Bestand Herderscher Familienpapiere: Briefe von 
Herder selbst, hauptsächlich aber von Caroline von Herder 
und anderen Angehörigen, schliesslich den auf Herder 
bezuglichen Theil seiner Büchersammlung mit einigen noch 
aus Herders Hand stammenden Werken. 

Mit reichlicher Spende hat Seine Königliche Hohät der 
Grossber^og den Hauptschatz des Archivs, die Urkunden 
aus der klassischen Periode gemehrt. Im Auftrage Seiner 
K. H. wurden bei der Versteigerung der Graf Paar'schen 
Sammlung zu Berlin insgesammt 55 Nummern erworben, 
darunter Stücke vom grösstem Werthe, Handschriften von 
Goethe und Schiller (der ungedruckte »Wechselgesang«, 
ein Blatt zur Phädra), von Geliert, Klopstock, Herder, Lenz, 
Lavater, von Schenkendorf, Platen, Chamisso u. s. w. 

Eine weitere Schenkung Sr. K. H. finden die Leser 
im ersten Theil dieses Jahrbuches, das Verzeichniss der 
Oeuvres po^tiques de Goethe. Dazu kommen noch Hefte 
aus Sorets Nachlass und eine besonders kostbare Gabe, 
Gedichte Theodor Kömers »Vom August 18 12 bis . . « 



— h 9 

(zu den letzten Tagen des Dichters), eine Dedication des 
Herrn Franz v. Lipperheide an den hohen Herrn. 

5, K. K der ErbgrossherTiog spendete Goethes Gedicht an 
den Grafen Carl von Harracb, »diesich herzlich oft begrQssten«, 
nebst einer Goethischen Handzeichnung ; Ihre Hoheit die Frau 
Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin einzelne 
Blätter von Wieland und Herder. 

Der Sammlung classischer Literaturdenkmäler, welche 
zugleich durch die von der hohen Besitzerin befohlenen 
Ankäufe vermehrt ward, flössen auch zumeist die Spenden 
zu, die im Folgenden verzeichnet sind: 

Das Schiller- Archiv erhielt von seinem Stifter, Freiherrn 
Dr. Ludwig von Gleichen-Russwurm mehrere auf Schloss 
Greifenstein verbliebene Stücke zugewandt: ein Blatt der 
Demetrius-Handschrift, eine Niederschrift von Charlotte 
von Schillers Hand »Schillers Erklärung über die Freiheit«. 
Freiherr Dr. Karl v. Lüt:(ow^ Ostrowo, fügte zu seiner vor- 
jährigen Schenkung der Briefe Wielands an Sophie Laroche 
die 19 Briefe Goethes an dieselbe (letztere unter Wahrung 
seines Eigenthumsrechtes). Freiherr Karl vom Hügel zu 
Tübingen stiftete bei Gelegenheit der Goethe -Feier in 
Brenner-Bad am 28. August ein Blatt aus dem Stammbuch 
der Gräfin Rapp mit den Versen, die der Dichter auch 
seinem Enkel Wolfgang eingeschrieben hat : »Eile Freunden 
dies zu reichen.« Geh. Kegierungsrath Dr. Karl Weinhold, 
z. Zt. Rector der Universität Berlin, hatte als Präses der 
Festgesellschaft diese Widmung durch seinen Vorschlag 
nach Weimar gelenkt ; er übersandte mit dem Blatte zugleich 
die von Herrn vom Hügel bei der Uebergabe gesprochenen 
Worte in dessen eigener Niederschrift. (Vgl. Chronik des 
Wiener Goethe -Vereins 1893 Nr. 7. 8.) — Frau Maria 
Paulouma Janowsky zu Komotau in Böhmen schenkte einen 
Brief Goethes an die Grossfürstin Maria Paulowna (7. August 
18 16), Frau Leopoldine Ost-de Pauli, Prag, einen Brief Goethes 
an Batsch (27. Februar 94), Professor Dr. K. Rathgen in 
Marburg vier Briefe Goethes an Barthold G. Niebuhr ; Herr 
Carl v. Hesse, St. Petersburg, das Stammbuch des Daniel 
Bück, Altdorf 17 16, in welches sich Goethes Grossvater 
Joh. Wolfg. Textor mit einem längeren Gedichte ein- 



— ♦ 10 <••— 

gezeichnet hat. Sanitätsrath Dr. Meyer, Breslau : Brief von 
Salomon Munk über seinen Besuch bei Goethe am 15. Sept. 
1827. Gd). CommerT^Unralh Dr, Kilian Siäner, Stuttgart: 
Billet Carl Augusts an Herder, October 1781. 

Abschriften wichtiger Autographen wurden mitgetheilt 
von Madame CiciU Charks Vincens (Arvfede -Barine) in 
Paris und von Dr. Anton Btichholt:(j Riga.' Geh. Hofrath 
Dr^Ruland übermittelte u. a. das von Herrn E. Dannenberg, 
Fulda, geschenkte Heft: »Glück des Glaubens. Epische 
Danksagungs-Epistel von J. P. Eckermann.« Derselbe 
schenkte Gleims Büchlein »Das Hüttchen. Halberstadt 1794« 
mit einem eigenhändigen Gedichte, jedenfalls einem der 
letzten poetischen »Autographen« Gleims. 

Der Abtheilung für neuere Literatur wurden namhafte 
Stücke aus dem Nachlass von Oscar von Redwitz (das 
Lied vom neuen Deutschen Reich u. a.) zugefügt, welche 
Seiner K. H. dem Grossherzog im Auftrag der Familie des 
Dichters von dessen ältester Tochter Frau van Kühlmann 
dargebracht wurden. Seine K. H. hatte selbst zuvor eine 
Sammlung von Briefen H. C. Andersens übergeben. Frau 
Geh. Oberregierungsräthin Emilie fVehrenpfennig^ geb. Kopp, 
Berlin, schenkte ein Manuscript-Heft von Friedrich Rücken, 
die Fortsetzung der Kassida von Räb Ben Zuheir und Ab- 
schriften von Rückerts Gedichten an Mitglieder der ihm 
nahe befreundeten Familie Kopp; Fräulein Marie Bauer 
in Cannstatt: Mörikes Gedicht »Deinen ewigen Kalender«, 
vom Dichter selbst in zierlicher Fraaur auf Pergament 
geschrieben. 

Bücher und Drucke schenkten dem Archiv : 

Ihre Königlichen Höhnten der Grossher:(og und die Frau 
Grossher:(pgin (Dedicationen zur Goethe- u. Schiller-Literatur), 
Freäferr Dr. v. Gleichen-Russwurm (aus der Schiller-Bib- 
liothek auf Schloss Greifenstein), Geh. Regierungsrath Her- 
man Grinun, Berlin (aus der Handbibliothek von Jacob 
und Wilhelm Grimm und aus der seines Bruders Rudolf), 
Dr. F. G. V. Herder (s. o.), die Comdl University :(u Itbaca, 
New-York, die Syndici der Cambridge University Press; die 
Generaldirection der Konigl Bibliothek zu Berlin, Dr. Rudolf 
Brockhaus (Leipzig), F. J. Lang (Würzburg), Theodor Heyse 



— ♦ II ♦— 

(St. Petersburg), Prcfessor Dr. S. M. Prent (Bielitz), Prc^essor 
Dr. K. J. Schroer (Wien), Madame Sabatier (Paris), Professor 
Dr. Erich Schmidt (Berlin), Schulinspector Dr. F. Jonas (BerKn), 
Professor Dr. tV. Fielüi (Pless), Professor Dr. G. Kettner 
(Schulpforta), Oberbibliotbekar Dr. G. Wustmatm (Leipzig), 
W. HertTi (Berlin), Professor Dr. M. Bemays (Karlsruhe), 
Frau Lily v. Gi:(yckiy geb. v. Kretschman (Berlin), A. Fink- 
huy:^en, Intendant der Domänen I. K. H. der Frau Gross- 
herzogin von Sachsen ('s Gravenhage), Dr. O. Harnack 
(Rom), Dr. Th. Distel (Dresden), Director Dr. J. Wychgram 
(Leipzig), Fräulein Rosa Rindfleisch (Bonn), H. Bbhlau 
(Weimar), Dr. E. Wolff (Kiel), Freiherr F. IV. v. Bieder- 
mann (Leipzig), Fabrikant O. Aulhom (Dresden) : die Aul- 
homsche Familienchronik. 

Was diesen Spenden einen ganz eigenen Wenh, neben 
dem hohen sachlichen und wissenschaftlichen, verleiht und 
es zur angenehmsten Pflicht macht, den Dank, der den 
geehrten Gebern im höchsten Auftrag ausgesprochen wurde, 
auch öffentlich zu erstatten, ist die von fem und nah, von 
alten und neuen Freunden und Gönnern kundgethane 
freudige Theilnahme an dem Gedeihen und der Erweiterung 
der Anstalt und an den von ihr ausgehenden Wirkungen. 
In diesem Betracht ist femer mit aufrichtigem Danke die 
Unterstützung zu erwähnen, die uns bei unsem Arbeiten 
seitens der verwandten und befreundeten Anstalten gem 
geleistet worden ist, so insbesondere von der König- 
lichen Bibliothek in Berlin, von der Universitäts- und der 
Stadtbibliothek in Leipzig, am Orte selbst aber, mit freund- 
williger Bereitschaft seitens der Vorstände des Goethe- 
National-Museums,des Grosshgl. Geh. Haupt- u. Staatsarchivs, 
des Grosshgl. Hausarchivs und der Grosshgl. Bibliothek. 

Ueber den Fongang und Ertrag der Arbeiten an der 
Weimarer Goethe- Ausgabe ist an anderer Stelle (S. 312—321) 
berichtet worden. Für 1894 ist wiederum die Liefemng 
von 9—10 Bändem in Aussicht genommen. Im Druck 
befinden sich z. Zt. fünf Bände: Abtheilung I, 13 (Paläo- 
phron und Neoterpe, Vorspiele, Theaterreden, Götz von 
Berlichmgen für das Theater bearbeitet, u. a.), 16 (Puppen- 
und Fastnachtsspiele, Dichtungen, Kunst und Künstler 



— ♦ 12 4— - 

betreflfend u. a., Maskenzüge, Carlsbader Gedichte, Epime- 
nides), und 17 (Triumph der Empfindsamkeit, Vögel, 
Gross-Cophta, Bürgergeneral). Abtheilung II, 4 (Farben- 
lehre, historischer Theil) und 10 (Mineralogie und Geo- 
logie). Abtheilung IV, 15 (Briefe 1800. i8oi). 

Das Goeihe-National-Museum hat aus dem Jahre 1893 
zwar von keinen besonderen Ereignissen zu berichten, aber 
seine Freude darüber auszusprechen, dass es immer mehr 
als ein wichtiger Factor der Erkenntniss von Goethes 
Wesen und Sein betrachtet, immer häufiger um Auskunft 
und Belehrung über des Dichters geistige Thätigkeit, um 
Nachweise über seine literarischen, philosophischen und 
künstlerischen Studien angegangen wird. Je mehr die Be- 
arbeitung der Bibliothek und der Sammlungen fortschreitet, 
desto grössere Dienste wird es der Goethe-Forschung zu 
leisten befähigt. 

Aber nicht nur um Belehrung zu holen klopfen die 
Goethefreunde an die Pfone des Hauses auf dem Frauen- 
plan, sie bringen auch manches Bild, manche Reliquie, um 
sie den Sammlungen hinzuzufügen. Es ist eine angenehme 
Pflicht, die die Direction erfüllt, indem sie die wichtigsten 
der in dem vergangenen Jahre erhaltenen Geschenke hier 
verzeichnet. 

Von dem Grossher:(pge wurden folgende Seiner König- 
lichen Hoheit dargebrachten Gaben dem Goethe-Museum 
überwiesen: ein Miniaturbildniss Fräulein Ulrikens von 
Levei:(aw aus den Jahren 1822 oder 23, von ihr jetzt nach 
70 Jahren Sr. Königl. Hoheit geschenkt ; — 2 von Goethe 
für Gräfin Constanze Fritzsch, die Oberhofmeisterin der 
Grossherzogin Louise, 181 3 gezeichnete und aquarellirte 
Landschaften aus Böhmen, Geschenk des Kammerherm 
Frhrn. van Egloff siein auf ßeucha; — ein von Marie Kraft 
1834 in Wien gemaltes Aquarellbildniss Ulrikens und Berthas 
von Levetzow, dargebracht von Herrn Dr. Victor Russ in 
Wien. 

Femer schenkte Herr Bankier Albert Hols^^ in Breslau 
eine von Hermann Juncker in Frankfurt gemalte trefiliche 
Copie des im dortigen Goethehause befindlichen Bildnisses 
des Dichters, welches einem englischen Liebhaber oder 



Künstler CoUins zugeschrieben wird; — die Erben Herrn 
Hauptmanns Riemer durch gütige Vermittlung von Herrn 
Dr. Robert Keil eine sehr hübsche Miniatur von Frau 
Giroline Riemer, geb. Ulrich, der langjährigen Freundin 
von Goethes Gattin. — Ein von Herrn Apotheker Dannen- 
berg in Fulda geschenktes autographes Gedicht Eckermanns 
wurde im Einverständniss mit dem Geber dem Goethe- 
und Schillerarchiv überwiesen. — Die Liierarische Anstalt, 
Rütten cfc Loening in Frankfurt a. M. spendete die dies- 
jährige Fortsetzung, Band XIV, des Goethe- Jahrbuches. 

Der zu jeder Förderung des Goethe-Museums stets 
gern bereiten Goethe-Gesellschaft bot das abgelaufene Jahr 
nur selten eine Gelegenheit, ihre freundlichen Gesinnungen 
zu bethätigen: sehr erfreulich war der Erwerb eines in 
Elfenbein geschnittenen Medaillonportraits Schillers, einst- 
mals im Besitz von dessen Schwägerin Caroline von Wol- 
zogen in Jena, — sowie einer gut beglaubigten Original- 
silhouette des Prinzen Constantin, Bruders von Carl August. 

All' diesen Gönnern des Goethe-National-Museums, 
und den vielen, die so oft bereit sind, dessen Verwaltung 
mit Rath und Auskunft zu unterstützen, sei auch hier noch- 
mals der herzlichste Dank ausgesprochen. 

Weimar, 14. Februar 1894. 

Im Auftrage des Geschäftsführenden Ausschusses: 

Dr. C. Rtlland. 




— ♦ H ♦— 

Mitglieder -Verzeichniss 

DER 

Goethe-Gesellschaft. 

(Abgeschlossen März 1894.) 



-m%^ 



Protektor: 

Seine ESnigL Hoheit der Orosshenog Carl Alexander 

Yon Baohsen-Weimar-EiBenaoh. 



Vo r s t a n d : 

Präsident : 

Präsident des Reichsgerichts a. D., Wirkl. Geh. Ratb Dr. 
Eduard von Simsan, Excellenz, in Berlin. 



Vice-Prasidenten : 

Geh. Hofrath Dr. C Rulandy Director des Grossherzog- 
lichen Museums und des Goethe-National-Museums 
in Weimar. 

Geh. Rath Freiherr Dr. fV, von Biedermann in Dresden. 



Vorstands-Mitglieder : 

Geh. Staatsrath Dr. Eggeling, Curator der Universität in Jena. 

Wirkl. Geh. Rath Professor Dr. Kuno Fischer, Excellenz, 
in Heidelberg. 

Freiherr Dr. £. von Gleichen-Russwurm, Königl. Bayerischer 
Kämmerer, in Weimar. 

Dr. Paul Heyse in München. 

Professor Dr. Erich Schmidt in Berlin. 

Wirkl. Geh. Rath Dr. Carl von Stremayr, Präsident des 
K. K. obersten Gerichtshofes, Excellenz, in Wien. 

Professor Dr. B. Suphan, Director des Goethe- und Schiller- 
Archivs in Weimar. 

Professor Dr. l^eit l^aleniin in Frankfurt am Main. 



— ► 15 *— 



Geschäfts führender Ausschuss 

in Weimar. 



Vorsitzender; Geh. Hofrath Dr. C. Ruland. 
Stellvertreter: Geh. Hofrath, Oberbibliothekar 

P. von Bojanowsky. 
Schriftführer: Ministerialdirector Dr. K. Kuhn. 
Schatzmeister: Commerzienrath Dr. jur. R. Morit:^. 



Verlagsbuchhändler H. Böhlau. 
General-Intendant Bronsart von Schellendorf. 
Archivdirector Dr. H, Burkhardt. 
Generallieutenant z. D. Crüger, Exe. 
Oberhofmeister Freiherr H, von Donop. 
Dr. H. Oelschläger. 
Professor Dr. B. Suphan. 
Oberhofmarschall Wirkl. Geh. Rath Graf Wedel, Exe. 




i6 



Mitglieder: 

Seine E. n. E. H^'estät Wilhelm IL, Dentsoher Kaiser 

nnd ESnig von Freassen. 
Ihre E. n. E. H%jeBtat Augnsta Yiotoria, Dentsohe Kaiserin 

nnd ESnigin von Frenssen» 
Ihre E. n. E. Hf^jestSt Yiotoria, Eaiserin nnd ESnigin 

Friedrich. 
Seine E. n. E. Apost. MiyestSt der Eaiser von Oester- 

reiohi ESnig von Ungarn. 
Seine HiyestSt der ESnig von Schweden n. Norwegen. 
Ihre Majestät die Eonigin von Italien. 
Ihre HcgestSt die Eonigin Marie von NeapeL 
Ihre Majestät die ESnigin von Bnmfinien. 
Ihre Eaiserliche Hoheit die Fran OroBsfOrstin Elisabeth 

Manrikiewna von Bnssland. 
Seine ESnigliche Hoheit der Orossherzog von Baden. 
Ihre ESnigliche Hoheit die Fran Orossherzogin von Baden. 
Seine ESnigliche Hoheit der Orossherzog von Mecklen- 

bnrg-Schwerin. 
Seine ESnigliche Hoheit der Orossherzog von Oldenburg. 
Seine ESnigliche Hoheit der Orossherzog von Sachsen. 
Ihre ESnigliche Hoheit die Fran örossherzogin von Sachsen. 
Seine ESnigliche Hoheit der Erbgrossherzog von Sachsen. 
Ihre ESnigliche Hoheit die Fran Erbgrossherzogin von 
Sachsen. 

Seine ESnigliche Hoheit Frinz Alezander von Freussen, 
Ihre ESnigliche Hoheit die Fran Herzogin Oarl Theodor 
in Bayern. 



—^ 17 *<— 

Ihre Eonigliohe Hoheit Frau Herzogin Amalie von üraoL 

Seine ESnigliohe Hoheit Alezander Friedrich, Landgraf 
von Hessen. 

Ihre ESnigliohe Hoheit die Frau Gräfin von Flandern. 

Seine Hoheit der Herzog von Saohsen-Altenbnrg. 

Ihre Kaiserlich Königliche Hoheit die Frau Herzogin Marie 
von Saohsen-Oobnrg und Oothai Herzogin von Edin* 
bnrgi Orossffirstin von Bnssland. 

Ihre Hoheit die Frau Herzogin -Wittwe von Saohsen- 
Ooburg und Gotha. 

Seine Durohlauoht Fürst Beuss j. L. 

Seine Hoheit der Erbprinz von Saohsen-Meiningen. 

Seine Hoheit der Herzog Johann Albrecht von Mecklen- 
burg-Schwerin. 

Ihre Hoheit die Frau Herzogin Johann Albrecht von 
Mecklenburg-Schwerin. 

Seine Durchlaucht der Prinz Heinrich VII. Beuss. 

Ihre Hoheit Frau Prinzessin Heinrich VII. Beuss. 

Ihre Hoheit Frau Prinzessin Moritz von Sachsen- Altenburg. 

Ihre Hoheit Prinzessin Marie von Sachsen-Meiningen. 

Seine Hoheit Prinz Hermann von Sachsen-Weimar. 

Seine Hoheit Prinz Ernst von Sachsen- Weimar. 

Seine Hoheit Prinz Ernst von Saohsen-Meiningen. 

Seine Hoheit Prinz Friedrich von Sachsen-Meiningen. 

SeineDorchlaucht Erbprinz Heinrich XXVII. von Beuss j.L. 

Seine Hoheit Prinz Friedrich Carl von Hessen. 

Ihre Hoheit die Frau Erbprinzessin von Schaumburg-Lippe. 

Ihre Hoheit die Frau Erbprinzessin-Wittwe von Anhalt. 

Seine Hoheit der Herzog zu Schleswig-Holstein. 



-•^:3i»«is*-^ 



— ♦ i8 ♦- 

Ehren-Mitglieder: 

vm Gldchen-Russwurm, Freiherr Dr. L., Königl. Bayerischer 
Kämmerer in Greifenstein ob Bonnland. 

Leo Graf Henchel von Donntrsmarck, General-Adjutant und 
General-Lieutenant, Excellenz, in Weimar. 

(7/riÄr^vo«X«;rf:f<?a/,Stiftsdame, auf SchlossTnblic in Böhmen. 

Sanitätsrath Dr. F. VtUpius in Weimar. 



Mitglieder auf Lebenszeit: 

Seine K. u. K. Apostol. Majestät der Kaiser von Oesterreicb, 

König von Ungarn. 
Ihre K K. Hoheit die Frau Her:(ogin Marie von Sachsen-Coburg 
und Gotha, Her:^oginv.Edinhurgy Grossfürstin v. Russland. 
Seine K. Hoheit Alexander Friedrich^ Landgraf von Hessen. 
Berlin: von Rheinbaben^ Geh. Regierungsrath. 

Budapest: Kornfeld, Sigmund, Director der 

Ungarischen AUgem. Creditbank. 
Bukarest: Sturd^a^ Demeirius, Kgl. rumän. 

Staatsminister a. D., Excellenz. 
Gharlottenburg : Frau Geh. Reg.-Rath von Siemens. 
Dorpat: Dr. IVoldemar Masing. 

Frankfurt a. M.: Gg. Albert Keyl. 
Godesberg b. Bonn: Frau Lucy FrentT^en^ geb. Hoesch. 
Hamburg: Dr. jur. Adolf Axel von Dehn. 

München: Dr. M. Schubart. 

Nassau: Frau Gräfin L. G. von Kielmansegge. 

Nieder-Ingelheim : Frau Baronin von Erlanger-Bernus. 
Nikolajew: Rudolf fVolfgang Reyher. 

Nordhausen a. Harz: Paia von Petrovics, Redacteun 
Siegerslebenb.Eilslb.: Frau Kreisrichter M. Führung. 
Weimar: Frau M. von Gbben. 

Seine Erlaucht Graf Gbrts;^ von Schiit^. 
Wien : Ihre Durchlaucht Frau Fürstin M. lu 

Hohenlohe - Schillingsfürst , geb. 
Prinzessin fVittgenstein. 
Dumbay Nicolaus^ Reichsrath, Herren- 
haus-Mitglied. 
Frau Rosa von Gerold, geb. Henneberg. 



— * 1? ♦— 



DEUTSCHES REICH. 



Aaohen. 

Stadtbibliothek. 

Aohem i/ Baden. 
Wagner, G., Privatier. 

Allenstein i/Ostpr. 

Seidel, Eisenbahn-Bau- u. Betriebs«. 

In^>ector. 
SzostaKowski, Amtsger.-Rath. 

Altenbiurg 

(Sacbsen-AItenburg). 

Bethusy-Huc, Frau Gräfin, Pröbstin 

des freiadeligen Magdalenen- 

Stiftes. 
Landesbibliothek, herzogliche. 
V. SchefHer, kgl. preuss. General 

der Infanterie z. D., Excellenz. 
V. Seckendorf-Aberdar, Freiherr, 

Obrist-Lt.,Hoftheater-Intendant. 

Altlandsberg b/Berlin. 
Loewy, Dr., Amtsrichter. 

Altena. 

Callisen, Frau Dr. 

Heitmüller, Dr. phil., Ferdinand. 

Matthiessen, Dr., Gymnasial- 

Oberlehrer a. D. 
Pieck, Dr., R^'erungsrath. 
Sieveking, Carl, Rechtsanwalt und 

Notar. 

Amtltz i/Lausitz (Kr. Guben). 

Heinrich, Prinz zu Carolath-Schön- 
aich, Durchlaucht, Freier Stan- 
desherr und Majoratsherr. 

Annaberg (Erzgebirge). 
Warmann, Eduard. 

Aluiettenhoh b/Schleswig. 
V. Brockdorff, Frau Baronin. 

Apolda. 

Deinhardt, Frau Dr. Maria. 
Stechow, Oscar, Bürgermeister. 

Arnstadt. 

Matthaei, Kgl. Reg.-Bauroeister. 

Gorrni-jAHKBoca XV. 



Ars a/Mosel (Lothringen) 
Carlebach, Dr. Ed., Notar. 

Asehaffenburg. 
Reber, Dr. Joseph, Director. 

Augsburg. 

Bauer, Ludwig, Rechtsanwalt. 
Flesch, Gustav, Bankier. 
Herzfelder, J., Rechtsanwalt. 
Stadtbibliothek. 

Baden-Baden. 

V. Cederschiöld, Dr. G., Prof. 

Bamberg. 

Marschalk v. Ostheim , Freiherr 
Emil. 

Barby a'Elbe. 
Thierbach, Otto. 

Barmen» 

V. Eynem, Ernst, Stadtverordneter, 
Mitglied des Abgeordneten- 
hauses. 

Frank, Amtsrichter. 

Nordhaus, Hermann, Kaufmann. 

Rittershaus, Emil, Schriftsteller. 

Stadtbibliothek. 

Bautzen. 

Kunz, Dr. Heinrich, Staatsanwah. 

Bayreuth (Bayern). 

Gymnasialbibliothek. 
Wagner, Siegfried. 
Würzburger, Frau Jetmy, Rechts- 
anwaliswittwe. 

Bellin b'Bärwalde (Neu-Mark). 
V. Kahle, Fräulein Julie. 

Belxig. 

Friedländer, Max, Amtsrichter. 

Berlin. 

Abraham -Römer, Dr. jur. A., 
Journalist. 

Aegi(ü, Dr. L., Professor, Ge- 
neimer Legationsrath. 

26 



— •► 20 <4— 



Berlin. 

Althoff, Dr., Geh. Obcr-Reg.-Rath, 
vortr.Rath i.Cultusministerium. 
V. Asteu, Fräulein Julie. 

Bach, Dr. Th., Director des Falk- 
Realgymnasiums. 

Baerwald, S. 

Bahlsen, Dr. Leopold, Gymnasial- 
lehrer. 

Bardt, Dr. C, Gymnasialdirector. 

Barschall, Fräulein Alma. 

Becker, Fräulein Hanna. 

V. Beckerath, A. 

Behrend, Adolf, Buchhändler. 

Beider, Dr. Chr., Oberlehrer. 

Be&rmann, Dr. B., Director des 
Königstädtischen G3rmnasiums. 

Bereut, Fräulein Selma. 

Bernhard, Arthur, Bankier. 

Bernhard, Ludwig. 

Bernstein, Dr. C., Professor. 

Bibliothek, Königliche. 

Bibliothek, Städtische der Goeritz- 
Labeck-Stiftum; (O. Goeritz). 

Bibliothek des Kgl. Realgymna- 
siums. 

Bibliothek des Kgl.Wilhelms-Gym- 
nasiums. 

Bielschowsky, Dr., Oberlehrer. 

Biltz, Dr. Carl. 

Blumenthal, Dr. Oskar, Director 
des Lessing-Theaters. 

Bodländer, Rechtsanwalt. 

Booth, Fräulein Esther. 

Borchardt, Dr. Oskar. 

Borchardt, Frau Conim.-Rath Rud. 

Boretius, Fräulein Charlotte. 

Bornemann, Fräulein Mimi. 

V. Bothmer, Ernst, Wirkl. LegaL- 
Rath. 

Brahm, Dr. Otto, SchriftsteUer. 

Brandis, Dr. K. 

Brandt, Hermann, Kaufmann. 

Brandt, Dr. phil. Ludwig. 

BraumQUer, Dr., Professor, Ober- 
lehrer. 

V. Braunschweig, KaiserL Ge- 
sandter z. D. 

Breiderhoff, Frau Dr. 

V. Bremen, Geh. Ober-Reg.-Rath. 

Breslauer, Bernhard, Rechtsanwalt. 

Broicher, Otto, Kammergerichts- 
rath. 

V. Brühl, Gräfin Hedwig, Palast- 
dame, Ezcellenz. 

Buhlmann, Georg, Fabrikbesitzer. 



Berlin. 

V. Bunsen, Dr. Georg. 

Bunsen, Fräulein Marianne. 

Bürgers, Max, Bankier. 

Cassirer, Fritz, cand. phil. 

V. Chelius, Prcm.-Ueut. 

Cohn, Albert, Buchhändler. 

Cohn, Alexander Meyer, Bankier. 

Cohn, Dr. Heinrich, Rechtsanwalt. 

CoUin, D., Verlaesbuchhändler. 

Coste, Dr. Davi^ Lehrer am As- 
kanischen Gymnasium. 

V. Cramm-Burgdorf, Freiherr, Her- 
zogl. Braunschweig. Gesandter. 

Daffis, Dr. Anton. 

Daffis, Eduard, Kanomergerichts- 
Referendar. 

V. Dallwitz-tomow, Frau W., geb. 
V. Gräfe. 

Darmstädter, Dr. Ludwig, Fabrik- 
besitzer. 

Davidson, George, Chef-Redactcur 
des Berliner Börsen-Cooricrs. 

Delbrück, Dr., Staa t s m i n ister, Ex- 
cellenz. 

Delbrück, Frau Staatsminister, Ez- 
cellenz. 

Delbrück, Frau Geh. Commcrzien- 
rath Luise. 

Delbrück, Hans, Professor. 

Delbrück, Heinrich, Landrichter. 

Delbrück, Ludwig, Bankier. 

V. Donop, Dr. L., Professor. 

Doss, Fräulein Marie. 

Dümmler, Dr. E., Professor. 

Duncker, Frau Cädlie, Schulvor- 
steherin. 

Eberty, Dr. E., Syndikus. 

Eger, W. 

Eggers, Dr. Karl, Senator. 

Eisenmann, Dr. Carl, Assessor. 

Elias, Dr. phil. Julius. 

Elias, Max, Rentier. 

EUinfer, Dr. Georg, Realschul- 
lenrer. 

Engel, G., Professor an der König- 
lichen Hochschule für Musik. 

Ephraim, Hermann. 

Euchel, F., Justlzrath. 

Ewe, £., Pnvatier. 

Fei^, Dr. M., Sanitätsrath. 

Feiner, Emil, Verlagsbuchhändler. 

Fleischhammer, Dr.,Geheimer Hof- 
justizrath. 

Flinsch, Alezander, Kaufinann. 

Fränkel, Dr. Max, Professor. 



— >* 21 4— - 



Berlin. 

Fraenkel, Max, Maurermeister. 

V. Frankenberg, Rittmeister im 
Garde-Kürassierregiment 

Franzos, Dr. K. E«, Schriftsteller. 

Frenkel, H., Bankier. 

Frenze!, Frau Bertha. 

Frenzel, Dr. KarL 

Freund, Ernst. 

Frey, Dr. Karl, Professor. 

V. Friedberg, Dr., Staatsminister, 
Excellenz. 

Friedentbai, Frau Margaretha. 

Friedländer, Frau Adelneid. 

Friedländer, Frau Professor. 

Friedländer, Dr. phil. Max, Musik- 
schriftsteller. 

Friedmann, Dr. Alfred, Schrift- 
steller. 

Friedmann, Dr. jur. Felix, Gerichts- 
Assessor. 

Fuchs, Dr. phiL M. 

'Gärtner, Heinrich, Landschafts- 
maler. 

Gau|>p, Berth., Geheim. Regierungs- 
rath. 

Geiger, Dr. Ludwig, Professor. 

•Gerb, Fräulein Franziska. 

Gemsheim, Dr. Fr. W., Professor. 

<Gesenius, Sudtältester, Director 
des Berliner Pfandbrief-Amtes. 

-v. Giiycki, Frau Professor Lily.J 

Glaser, Dr. Adolf, Redakteur. 

<}loeden, Lehrer an der Sophien- 
schule. 

V. Gneist, Dr. R., Professor, Geh. 
Oberjustizrath. 

<joering, Dr. Robert, Chemiker. 

V. Goldbeck, Ober-Reg.-Rath. 

Goldbeck, Dr. Ernst, Gymnasial- 
Oberlehrer. 

'Goldschmidc, Professor, Geheimer 
Justizrath. 

Goldschmidt, Arthur, Schrifbteller. 

Xjoldschmidt, Rob., Bankier. 

Goldschmidt, Frau Tade. 

Gottheiner, Fräulein Marie. 

Gottheiner, P., Stadt-Bauinspector. 

Gotthelf, M. 

•Gottschalk, Gustav, Kaufmann. 

Grandke, Geh. Ober^Finanzrath. 

<ireifF, Wirklicher Geheimer Rath, 
Ministerialdirector a. D., Excell. 

Grimm, Dr. Herman, Professor, 
Gebeimer Regierungsrath. 

-v. Guldencrone, Trau Baronin. 



Berlin. 

Güterbock, Dr., Geheimer Sani- 
tätsrath. 

Guttmann, Frau Marie. 

Haase, Frau Rentier Henriette. 

Hagen, Werner, G. A. 

Hartmann, Dr. phil. Hugo. 

Hausmann, Frau Luise. 

Heerwart, Dr. Adolf, Wirkl. Ge- 
heimer Rath, Excellenz. 

Heinitz, Franz, Rechtsanwalt. 

Heimann, A., Rechtsanwalt. 

Hellmuth, Frau Martha (Martha 
Schlesinfi;er). 

Henning, Tneodor, Architect. 

Herrmann, Dr. phil. Max, Privat- 
docent an der Universität. 

Hertz, Hans, Verlagsbuchhändler. 

Hertz, Wilh., Verla^buchhändler. 

Heydemann, Dr. phil. V. 

Hiller v. Gaertringen, Dr. F., Frei- 
herr. 

Hirschberfi;, Paul, Kaufmann. 

Hirschfeld, Philipp. 

Hoeber, Frau Amalia. 

Hoffmann, Dr. Ed., Geh. Reg.-Rath. 

Hofmann, Rudolf, Verlagsbuch- 
händler. 

v. Hopfen, Dr. Hans, Schriftsteller. 

Horsfall, Charles. 

Hübler, Dr. jur. Bernhard, Pro- 
fessor, Gen. Ober-Reg.-Rath. 

Jablonski, Berthold. 

Jacobi, Fräulein Clara. 

Jacoby, Dr. Daniel, Gymnasial- 

Professor. 
acoby, Frau Mar^^aretha. 
afii&, Frau Dr. Helene, 
agor, Dr. F. 
aquet, Dr. med. M., Sanitätsrath, 

oract. Arzt. 
Imelmann, Dr. J., Professor am 

Joachimsthal'schen Gymnasium. 
Joachim, Dr. Joseph, Professor an 

der Königl. Hochschule für 

Musik. 
Jonas, Dr. Fr., Städtischer Schul- 

inspector. 
Jonas, Frau Clara. 
Jordan, Dr. Max, Geheimer Ober- 

Regierungsrath. 
v. Kalckreuth, Frau Gräfin B., geb. 

Meyer. 
Kalischer, Dr. S. 
Kallmann, Eugen, Rechtsanwalt. 
Kapp, Fräulein Ida. 

26* 



22 ♦— 



Berlin. 

Kastan, Dr. 

V. KaufhianD, Dr., Professor. 

Kayscr, Dr. Paul, Wirklicher Lc- 

gationsrath und vortragender 

Kath im auswärtigen Amt. 
Kehrbach, Dr. phil. Karl. 
Kekul^ Dr. Reinhard, Professor. 
Kekul^, Stephan, Lieutenant 
Kern, Dr. Franz, Professor, Gym- 

nasial-Director. 
Kestner, Dr. phil. Ernst. 
V. Keudell, Wirkl. Geh. Rath, Exe. 
Klix, Dr., Geheimer Regierungs- 

rath, Schulrath. 
von dem Knesebeck, Kabinetsrath. 
Koch, Karl, Rentier. 
Koegel, Dr. phil. Fritz. 
Koehne, Frau Clara. 
Koenigs, Fräulein Elise. 
Koepp, Dr. Friedr. 
Kraft, Bernhard, Rechtsanwalt 
Kraft, Stud. med. Ludwig. 
Kraft, Frau Meta. 
Krauel, Dr. R., Geheimer Legations- 

rath im auswärtigen Amt. 
Krause, Dr. jur. 

Krause, Dr. jur. Paul, Rechtsanwalt. 
Krich, W., Hofrath. 
Kriege!, Stud. phil. Fr. 
Kronecker, Fräulein Elisabeth. 
Kronfeld, Dr., Rechtsanwalt. 
Kronheim, Georg. 
Kubler, Dr., Professor, Director 

des Wilhelm-Gymnasiums. 
V. Kühlewein, Reffierungsrath. 
Kükelhaus, Theocbr, cand. phil. 

Lazarus, Dr. Moritz, Professor. 
V. Le Coq, A., Kaufmann. 
Lefhnann, Gustav, Kaufmann. 
Lehmann, Gustav, Geh. Kirchen- 

rath. 
Lehmann, Paul, Buchhändler. 
Leo, Dr. F. A., Professor. 
Leske, Dr., Landrichter. 
Lesse, Justizrath, Rechtsanwalt und 

Notar. 
Lesser, Adolf, Reichsgerichtsrath 

a. D. 
Lesser, Paul Ph. 
Lessing, Frau Alma, geb. Marschall 

V. Biberstein. 
Lessing, Landgerichtsdirector. 
Lessing, Dr. phil. Oscar. 
Levin, Albert, Rentier. 
Levin, Dr. Moritz, Prediger. 



Barlis. 

Levy, Dr. Adolf Magnus, Arzt. 

Levy, Martin. 

Levy, Richard, Bankier. 

Lew, Richard, vereideter Wechsel- 
Makler. 

Levyson, Frau Dr. Auguste. 

Lewald, Theodor, Regierungs- 
Assessor. 

Lewinsohn, L., Fabrikbesitzer. 

Lewinsohn, Paul. 

Lichtenthai, Simon, Kaufmann. 

Liebermann, Dr. F. 

Liepmannssohn, Leo, Buchhändler.. 

Lilienhain, Frau Kreisrichter C. 

Lisco, Dr. Hermann, Geh. Justiz- 
rath. 

Lobe, F., Rechtsanwalt 

Loeffler, Stud. phil. Ludw. 

Loewenstein, Dr. Otto. 

Lorentz, Dr. phil. P., Gymnasial- 
lehrer. 

Manasse -Waldeck , erster Vor- 
sitzender des Literar. Vereins 
»Schiller«. 

Marck, Frau Bankier Rina, geb. 
Hermann. 

Marcus, Dr. Georg, Landgerichts- 

rath. 
Martius, Frau Margaretha, e^eb.Vdt. 
Marx, Frau Maria, geb. Höber. 
Marx, S. 
Mattliiae, Dr. Otto, Professor,. 

Oberlehrer. 

Meder, Albert, Kunsthändler. 
Meder, Louis, Kunsthändler. 
Mendelssohn-Bartholdy,FrauMarie. 
Meyer, Dr. jur. Alexander. 
Meyer, Carl, Fabrikant. 
Meyer, Ferdinand, Rentier. 
Meyer, Georg. 
Meyer, Dr. Ludwig. 
Meyer, Ludwig, Kaufmann. 
Meyer, Frau Gen.Ober-Regierungs- 

rath Marie. 
Meyer, Paul, Rechtsanwalt. 
Meyer, Dr. Richard M., Privat- 

docent. 

Meyer-Michaelis, Frau Elise. 

Michaelis, Dr. Carl Theodor. 

Möbius, Dr. Karl, Professor, Direc- 
tor der zooL Abth. des Museums 
für Naturkunde. 

Möller, Dr. W., Oberlehrer am. 
Königl. Stadt. Gymnasium. 



—^ 23 ♦— 



B«rlm. 

V. Moltke, Frau Landrath. 

V. Moltke, Reg.-Rath. 

Morris, Dr. AC, prakt. Arzt. 

Morsch, Dr. Hans, Realgymnasial- 
lehrer. 

Müller, Conrad, Oberlehrer am 
ToachimthaFschen Gymnasium. 

Müller, Dr. Hans, Professor. 

Müller, Wilhelm, Geh. Re^ierungs- 
rath im Hausminbterium. 

Müller-Grote, Carl, Verlagsbuch- 
händler. 

Munk, W., Landrichter. 

Nathan, Dr. P. 

Naumann, Geh. Ober-Reg.-Rath. 

Nehring. K., Oberlehrer. 

Nelke, Frau Emma. 

Neubauer, Dr. Richard, Professor 
am Gymnasium zum Grauen 
Kloster. 

Neumann, Dr. H., Rechtsanwalt. 

Neumann-Hofer, Otto, Redacteur. 

Niemann-Seebach, Frau Marie. 

Noeldechen, Frau Stadtrath Marie. 

Nothmann, Siegfried, Fabrikant 

Ohrtmann, Dr. W., Geheimer 
Sanitätsrath. 

Oldenberg, C. M. 

V. OrioUa, Frau Gräfin M., geb. 
V. Arnim, Excellenz. 

Osborn, Dr. phil. Max. 

Paetel, Emil, Verlagsbuchhändler. 

Paetow, Dr. phil. Walter, Schrift- 
steller. 

Paetsch, Dr. J., Prof., Sanitätsrath. 

Parey, Paul, Verlagsbuchhändler. 

Pemice, Dr. A., Professor, Geh. 
Regierunflrsrath. 

Peters, Dr. Carl, Afrikaforscher. 

Pfaff, Albert, Commerzienrath. 

V. Pflugk-Harttuog, Professor, Kgl. 
Staats- Archivar. 

Philipp, Fräulein Marie. 

V. Philippsbom, Ernst, Geh. Reg.- 
Rath. 

Piaget, Frau Faniu*. 

Pietsch, Ludwig, Maler. 

Pietsch, Dr. P., Professor. 

Pilger, Dr., Prov.-Schulrath. 

Pindter, Dr. jur. Ludw., Kammer- 
gerichts-Referendar. 

Plessner, Dr., prakt. Arzt. 

Pniower, Dr. phil. Otto. 

Poppenberg,Dr.phil. Felix, Schrift- 
steller. 



Berlinr. 

Posner, Dr. med. Karl, prakt. Arzt. 

Preuss, Dr. R., Assistent an der 
Kgl. Bibliothek. 

Pringsheim, Frau Paula. 

Rading, F. 

Raschdau, Frau Geh. Leg.- Rath. 

vom Rath, Adolf. 

vom Rath, Frau Anna. 

Reimann, Rud., Fabrikbesitzer. 

Reissert, Dr. Arnold, Privatdocent. 

Remy, Fräulein Marie, Malerin. 

Rescnke, Max, Schiffskapitän a. D. 

Reschke, Oscar. 

Richter, Frau Professor. 

von Richthofen, Freifrau, geb. 
Men delssohn-Bartholdy . 

Riesenfeld, Hugo, Kaufmann. 

Riesser, Frau Dr. 

Rietschel, H., Professor. 

Ring, Louis, Bankdirector. 

v. Ritter, Fräulein Marie. 

Robert-tomow, Walter. 

Rodenberff, Dr. Julius. 

Rödiffer, Dr. Max, Professor. 

Rohde, John, Director. 

Roenneberg, Frau Melida, Schul- 
vorsteherin. 

Rössler, Dr. Constantin, Geheimer 
Regierun^rath. 

v. Rotenhan, r reiherr, Untersuats- 
Secretär im Auswärtigen Amt« 

Saegert, Fräulein Anna. 

Schanze, Dr. jur. Oscar, Kaiserl. 
Regierungsrath. . 

Schaper, Fritz, Professor, Bildhauer. 

Schaum, Frau Professor Clara. 

V. Schelling, Dr., Justizminister, 
Excellenz. 

Schelske, Dr. R., Privatdocent. 

Scherer, Frau Geh. Reg. -Rath 
Marie. 

Schermann, Leo, vereideter Fonds- 
makler. 

Schiff. Dr. med. Emil, Schriftsteller. 

Schiff, Georg, Referendar. 

Schiff, Julius, Bankier. 

Schleicher, Dr. Iwan. 

Schienther, Dr. phil. Paul, Schrift- 
steller. 

Schienther, Amtsgerichtsrath. 

Schlesinger, Alben, Kaufmann. 

Schlesinger, Frau Alice. 

Schlesinger, P., Gymnasiallehrer. 

Schlesinger-Trier, Karl, Bankier. 

v. Schlippenbach, Frau Gräfin. 



—^ 24 4— • 



Berlin. 

Schmidt, Dr. Hrich, Professor. 

Schmidt, Frau Dr. Julian. 

Schmidt, Dr. Max C. F., ord. Lehrer 
am Askanischen Gymnasium. 

Schmidtlein, Dr. med. C, Arzt. 

Schmieden, Kgl. Baurath. 

5>chneider, Dr. E. 

Scholl, Robert, Geh. Legationsrath. 

Schöne, Dr., Wirkl. Geheimer 
Ober-Regierungsrath, General- 
director der Kgl. Museen. 

Schönlank, Alexis, Schauspieler. 

Schönlank, Frau Consul William. 

Schröder, Dr. Otto, Professor am 
Joaehimthalschen Gymnasium. 

Schrceder, Dr. 

Schubert, Kammergerichtsrath. 

Schulhoff, Fräulein E. 

Schultzen-v. Asten, Frau Professor. 

Schulze, Adolf, Professor an der 
Kgl. Hochschule für Musik. 

Schütte, Dr. med. Paul, Sanitäts- 
rath. 

Schwabe, Frau Mathilde. 

Schwartzkopf, Ph., Reg.-Rath. 

Schweitzer, Eugen, Kaufmann. 

Schwieger, Dr. Paul, Oberlehrer am 
Friedrich- Wilhelm-Gymnasium. 

Seckt, Dr. Felix, Oberlehrer am 
Friedrich- Wilhelm-Gymnasium. 

Selckmann, Fräulein £. 

Sello, Dr. F., Rechtsanwalt. 

Seminar, K^L, für Germanistische 
Philologie. 

Servaes, Dr. phil. F. 

Siemenroth, rranz, Verlagsbuch- 
händler. 

Silberstein, Dr. Max, Rechtsanwalt 

Simon, Frau Adele. 

Simon, Dr. Hermann Veit, Rechts- 
anwalt 

Simrock, Fritz, Musikverleger. 

V. Simson, Dr. Eduard, Wirkl. 
Geh. Rath, Präsid. des Reichs- 
gerichts a. D., Excellenz. 

V. Simson, August, Justizrath und 
Notar. 

V. Simson, Fräulein Elisabeth. 

V. Simson, Fräulein Mar^arethe. 

V. Simson, Fräulein Marie Sophie. 

Sobemheim, Siegfried, Handels- 
richter. 

Sommerstorff, Otto, Mitglied des 
Deutschen Theaters. 

Spannagel-Karthaus, Frau Auguste. 



Berlin. 

Spielhagen, Friedrich, Schriftsteller. 
Stanse, Max, Lehrer an der KgL 

Hochschule fi^r Musik. 
Steig, Dr. Reinhold, Gymnasial- 

lehrer. 
Stein, Philipp, Redacteur. 
V. Steinau - Steinrück , Frau Dr. 

Martha. 
Stengel, Dr. Paul, Oberlehrer am 

Joaehimthalschen Gymnasium. 
Stern, Dr. med. E 
Stern, Dr. med. Julius. 
Sternheim, Siegmund, Bankier. 
Stettenheim, Julius, Redacteur. 
Stettenheim, Dr. phil. Ludwig. 
Stettiner, Frau Mathilde. 
Stobwasser, Hans. 
Strassmann, Dr. m.Paul,Frauenarzt. 
Strauss, Frau Moritz. 
Suse, Dr. Theodor. 
V. Svbcl, Dr. Heinrich, Wirkl. Geh. 

Ober-Regierungsrath, Director 

der Staatsarchive. 
Sydow, Frau Elisabeth, geb. Fuhr- 
mann. 
Szamatölski, Dr. phil. Siegfned. 

Tlktin, Paul, Referendar. 
Tobler, Dr. A., Professor. 
Todt, Carl, Gymnasiallehrer und 

Adjunkt. 
Toeche, Ernst, Verlagsbuchhändler. 
Toeche, Dr. Theodor, Königlicher 

Hofbuchhändler. 
Türk, Rechtsanwalt. 
V. Uhden, Dr. jur. Richard. 
Ullrich, Dr. phil. Ricliard. 
Universitätsbibliothek, Königliche. 
Vahlen, Dr., Professor, G^. Re- 

gierungsrath. 
V ictoria-Lyceum. 
Vierling, G., Professor. 
Violet, Dr. Franz. 
Vogeler, Julius, Schuldirector. 
Vogeler, Richard, Director einer 

nöheren Mädchenschule. 
Voigt, Frl. Margarete. 
Waetzoldt, Dr. Stephan, Professor, 

Director der Königl. Elisabeth- 
Schule. 
Wagner, Dr. A., Professor, Geh. 

Regierungsrath. 
Wagner, Dr. B. A., Professor. 
Wahlländer, Frau Geh. Rath. 
Wattenbach, Dr. W., Professor, 

Geh. Regierungsrath. 



r 



25 4— 



Berlio. 

V. Wedel, Graf E., Kaiserl. über- 

Stallmetster, Excellenz. 
Webrenpfennig, Frau Geheimrath, 

^b. Kopp. 
Weigert, Dr. Max, Fabrikbesiuen 
Weinhafen, Ernst 
Weinhold, Dr. Karl, Professor, 

Geh. R^erungsrath. 
Weisstein, Gotthiff, Schriftsteller. 
Wellmann, Dr. E., Professor am 

Königstädtischen Gymnasium. 
Welti, Dr. Heinrich. 
Werner, Dr. R. 
Wesendonck, Frau Mathilde. 
Wesendonck, Ono. 
Wessely, Dr. Hermann. 
Wetzel, Johannes, Gymnasiallehrer. 
V.Weyrauch, Dr., Unterstaatssekret. 
v.WiJ[denbruch,Dr.Emst,Legations- 

rath. 
V. Wildenbruch, Frau Legations- 

rath, geb. v. Weber. 
Wilmanns, Dr. A., Professor, Gene- 

raldirector der Kgl. Bibliothek. 
Wolff, Charles. 
Wolfl^ Justizrath. 
Wolff, Dr., Oberstabsarzt. 
Wollmann, Sie^fned, Kaufmann. 
Zabel, Dr., Reoacteur. 
Zeller, Dr. Eduard, Professor, Geh. 

Regierungsrath. 
Zupitza, Dr. Julius, Professor. 

B6nibiir|f. 

Köhler, Fr., Director der höheren 
Töchterschule. 

Bielefeld. 

Loebeirsche Bibliothek. 
RansohofF, Dr. phil. Georg. 

Blankenburg a/Harz. 
Wellmer, A., Schriftsteller. 

Blatewits. 

Schmid, Dr. jur. Carl. 

Boehnm i/Westf. 

Beneke, Dr.,Gymnasial-Oberlehrer. 
Broicher, Frau Elise. 
Lesevereia 

Boeblingen i/Württemberg. 

Bacher, Dr. jur. Albert, Amts- 
richter. 



Bogenhausen b München. 
Weigand, Wilhelm, Schriftsteller. 

Bonn. 

Akadem.-germanistischer Verein. 
Aufrecht, Dr. Theodor, Professor. 
Berger, Dr. phil. Arnold E., Privat- 

docent. 
V. Bissing, Wilh. Friedr., Freiherr, 

stud. phil. 
Franck, Dr. Joh., Professor. 
Gräfe, Dr., Professor. 
Harkort, Frau Commerzienrath P. 
Hüffcr, Dr. Hermann, Professor, 

Geh. Justizrath. 
Leo, Fräulein Therese. 
Litzmann, Dr. B., Professor. 
Loeschke, Dr. G., Professor. 
Magnus, Gustav, Justizrath. 
Pr3mi, Dr. Eugen, Professor. 
Rosenmund, Dr. phil., Richard, 

Privatgelehrter. 
Schnitze, Dr. Fr., Prof., Director 

der medic. Klinik. 
Seminar, Kj^l. germanistisches der 

Universität. 
Toennies. Frau Adelheid, geb. 

Cramer. 
Universitäts- Bibliothek, Königliche. 
Usener, Dr. Hermann, Professor. 
Wilmans, Dr. W., Professor. 
Zitelmann, Dr. Ernst, Professor. 

Borghont (Westf). 
Wutte, Johannes. 

Bonfleth bei Krempe. 
Gerber, W., Hauptpastor. 

SohloM Bothmer bei Klütz 

(Mecklenburg -Schwerin). 

v. Bothmer, Frau Gräfin Bertha^ 

Bnüke b/Lemgo. 
Roller, Dr., Director. 

BrfuideDborg a/H. 

Heyne, Dr., Domherr, Direaor der 

Ritter-Academie. 
Köpke, Fräulein Suse. 

BraoDsehweig. 

Aronheim, Dr. med. Felix. 
Bergmann, Ernst, Gymnasiallehrer. 
Blasius, Dr. Wilhehn. Professor. 
Frühhng, Hermann, Hötelbesiuer. 



—^ 26 ^— 



Brannachweig. 

V. Krosigk, Major a. D. 
Magnus, Dr. O., Rechtsanwalt. 
Magnus, Kar], Bankier. 
Westermann, Friedrich, Verlags- 

buchhandler. 
Wilhclmy, R., Ober-Postkommissar 

a. D. 

Br6ni6n* 

Deetjen, Gustav. 

Frese, Fräulein Anna. 

Fritze, Dr. phiL Edmund, Professor. 

Fritze, Frau Johs. 

Graef, Frau Sophie. 

Hackfeld, Frau M., geb. Pflöger. 

HarÜaub, Dr. G. 

Jacobi, Justus, Pastor an der St. 
Stephani-Kirche. 

Krug, E., Director der Deutschen 
Bank. 

Lammers, Hermann. 

Nickel, M. Philipp, Kaufmann. 

Oelze, Wilhelm, Kaufmann. 

Pauli, Dr. jur., Senator, Bürger- 
meister. 

Rassow, Gustav. 

Ruperti, Fräulein Amalie. 

Sattler, W., Professor. 

Stadt-Bibliothek. 

Breslau. 

Bienko, Dr., Polizeipräsident. 

Breslauer Dichterschule. 

Cohn, Dr. Ferdinand, Professor. 

V. Flottwell, Regierungspräsident. 

Franck, Fräulein A. H. 

Friederid, Frau Stadtrath Anna. 

Friedenthal, Adolf, Kaufmann. 

Germanistisches Seminar der Uni- 
versität. 

Gesellschaft der Freunde. 

Hamburger, Dr. phil. Paul. 

Holz, Albert, Bankier. 

Tänicke, Kari, Stadtrath. 
Itnmerwahr, Leopold, Kaufmann. 
Kielmann, Fräulem Anna. 
Koch, Dr. Max, Professor. 
Ladenburg, Frau Geheimrath, Pro- 
fessor TVl. 
Lucte, C., Buchhändler. 
Milch, Dr. phiL Louis. 
Molinari, Frau Commerzienrath. 
Morgenstern, E., Verlagsbuchhdlr. 
Nather, Dr. Ernst. 
Weisser, Dr. med., Professor. 
Pakscher, Dr. phil. A., Privatdoceni. 



Brealatu 

Partsch, Dr. med. Carl, Professor. 

Pinder, Frau Caroline. 

Ponfick, Emil, Professor, Medidnal- 
rath. 

Pringsheim, Max A., Kaufmann. 

Richter, Dr., Professor. 

Rösler, Frau Marie. 

Sackur, Frau Margaretha. 

Sagawe, Dr. Konrad, Gymnasial- 
lehrer. 

Schneider, Lothar. 

Scrlo, Walter, Bergbau-Referendar. 

Silbergleit, Frau Seraphine. 

Sitte, Otto, Opticus. 

Stadt-Bibliothek. 

Stern, Frau Charlotte. 

Storch, A., Direaor. 

Trewendt, Ernst, Veriagsbuchhdlr. 

Universitäts-Bibliothek, KönigL 

Urbach, Fräulein Rosa. 

Vogt, Dr. F., Professor. 

Wendriner, Dr. phil. R. 

Zimpel, Frau Professor Helene. 

Bretten. 

Kahn, Dr. Franz, Amtsrichter. 

Bromberg. 

Belling, Frau OberiehrerDr. Marie. 
Lüdicke,Max,Ober-Regierungsrath. 
Mehrtens, Kgl. Regierungs- und 
Baurath. 

Bfideaheim (Oberhessen), 
v. Oriolla, Frau Gräfin W. 

Burgsteinfurt (Westfalen). 
Eschmann, Dr. Gustav. 

Calw (Württemberg). 

Weizsäcker, Dr. Phil. Paul, Director 
des Reallyceums. 

Cannstatt 

Geifer, Emil, i/Fa. L. Bosheuyers 

Buchhandlung. 
Warburg, Georges, Student. 

Caeael. 

Förster, Auguste, Lehrerin. 

v. Hutten-Czapski, Graf, Rittmeister 

und Escadronschef. 
Landesbibliothek, Ständische. 
Magius, Dr., Landrichter. 
Mutt, Dr., Professor, G^nnasial- 

Director. 



-•► 27 



CasMi. 

Riess, Justizrath. 

Rinald, Victor. 

Rubensohn, Hermann. 

Schmitt, Dr. phil. H., Gymnasial- 
lehrer. 

Seelig, Dr. phiL Fritz, Assistent der 
SUndischen Landesbibliothek. 

Stölting, G., Consistorialrath. 

Charlottenburg. 
Boeckh, Dr. R., Professor, Geh. 

Regierunesrath. 
Cohn, Frau dtadtrath Dr. Anna. 
Comicelius, Dr. phil. Max. 
Demburg, Dr. Heinrich, Professor, 

Geh. Justizrath. 
Grisebach, Hans, Architekt. 
V. Helmholtz, Dr. H., Prof., Wirkl. 

Geh. Rath, Excellenz. 
Hirschfeld, Dr. Otto, Professor. 
V. Holst, Mathias, Baumeister. 
Lehrerbibliothek des Kgl. Gym- 
nasiums. 
Lepsius, Reinhold, Maler. 
Lessmann, Otto, Herausgeber der 

Allg Deutschen Musik-Zeitung. 
Lewinsohn, E., Amtsrichter. 
V. d. Leyen, Dr., Geh. Ober- 

Regierunfsrath. 
March,Otto, Regieningsbaumeister. 
Mommsen, Dr. Theodor, Professor. 
Sachau, Dr. phil. E., Professor. 
Strehlke, Dr. F., Gymn.-Dir. a. D. 
Thür, Fräulein Anna. 
Weber, Dr. jur. M., Stadtrath von 

Berlin. 
V. Wedel, Frau Margarete. 
Wolff, Julius. 
Zimmermann , Frau General 

Johanna. 

Chemnits. 

Bibliothek des Kf^I. Gymnasiums. 
Hucho, Dr. Heinrich, Landgerichts- 

rath. 
Kirchner, Dr. Carl, Oberlehrer. 
Kühn, Dr. Bernhard, Landrichter. 
Morell, Georg. 
Opitz, Dr. med. W. 
Stadtbibliothek. 

Ullrich, Dr. phiL H., Oberlehrer. 
Wächter, Dr. med. R. 

Coblens. 

Deiters, Dr. Hermann, Geh. Reg.- 

Rath. 
Wahl, G., Realgymnasiallehrer. 



Coburg* 

Beck, Dr. Heinrich, Professor. 
v.Unr uh-Wiebel ,Freiherr,Kammer- 
herr, Rittmeister a. D. 

Colmar i/£lsass. 
Weber, Dr. Wolf, Landgerichtsrath. 

Cöln a/ Rhein. 

Burgers-Stein , Frau Geh. Justiz- 
rath J. 

Deichmann, Theodor, Bankier. 

Düntzer, Dr. Heinrich, Professor, 
Bibliothekar. 

Herbertz, Otto. 

Herstatt, Arthur, Landgerichtsrath 
a. D. 

Heuser, Frau Eugenie, geb. Nico- 
lovius. 

Heuser, F. Robert. 

Heuser-Kicolovius, Robert 

Leiden, Franz D., Kaufmann. 

Lempertz sen., Heinrich, Rentner. 

Lewmger, Ernst, Oberregisseur. 

V. Lüdinghausen - Wolff, Baron, 
ObersSieutenant. 

Meuser, Paul, Rechtsanwalt. 

V. Mevissen, Dr. G., Geh, Commer- 
zienrath. 

V. Mevbsen, Fräulein Mathilde. 

V. Mevissen, Frau Therese. 

Oelbermann, Emil. 

Papst, Dr., Director des Kunst- 
gewerbe-Museums. 

Pein, Wilh., Kaufmann. 

Pfeifer-Schnitzler, Frau Paula. 

I^ogge, Frau Clara, geb. Plantier. 

Schneider, Frau Professor Lina. 

Schnitzler, Eduard. 

Schnitzler, Frau Amtsrichter Robert. 

Schnitzler, Robert, Geh. Rath. 

Schnitzler, Dr. jur. Victor, Gerichts- 
Assessor. 

Schuch, Paul, Regier ungsrath. 

Schwabach, Frau Rcgierungsrath 
Henriette. 

Stein, Frau Elise, geb. v. Mevissen. 

Stein, Frau Julicka, geb. Leiden. 

Wüllner, Dr. Franz, Professor, 
Kapellmeister. 

CoMÜn (Pommern). 

Hochdanz, Dr., Gymnasialober- 
lehrer. 

Comptendorf (Kreis Cottbuss). 
v. Berndt, Alfred, Prem.-Lieutenant. 



28 



Cottbus. 

Sommerfeld, Otto, Fabrikbesitzer. 

Crefeld. 

Goecke, Rudolf, Kaufinann. 
Pcltzcr, Dr. jur. Rudolf. 

Cremen a/Elster (Rg.-Bz. Merseb.). 

V. d. Schulenbur^, Frau M., geb. 

Gräfin Einsieael, Excdlenz. 

Gnlmitsseh b/Berga a/Elster. 
Hofimann, Max, Pfiirrer. 
Dansig. 

Baum, Dr. med., Obersubsarrta.D., 
Chefarzt des Sudtlazareths. 

Bemdt, Fräulein Gustel. 

Bischoff, Gerichtsassessor. 

V. Gossler, Dr., Staatsminister a. D., 
Excellenz. 

Tüncke, Wühelm. 

Löschins Bibliothek des Real- 
gymnasiums zu St. Johann. 

Scheinert, Adolf, Buchhändler. 

Stadtbibliothek. 

Darmstadt. 

Bergsträsser, A., Hofbuchhändler. 
Edward, Hugo, Hofschauspieler. 
Hepp, C, 

Hofbibliothek, Grossherzogliche. 
Literarischer Verein. 
Merck, Dr. phil. C. E, 
Merck, Dr. Louis. 
Merck, Wilhelm. 
Rieger, Dr. Max. 
Roauette, Dr. Otto, Professor. 
Wuikow, Director Dr. 
Wünzer, Theodor, Hoftheater- 
Director. 

Deersheim b/Wassersleben a/Harz. 

v.Gustedt, Frau, geb. v. d. Schulen- 
burg. 

Dessau. 

Antoinettenschule, Herzoel. 
Friedrichs-Gymnasium, Herzog!. 
Meinert, Carl, Fabrikbesiuer. 
Oechelhäuser, Geh. Commerzien- 

rath. 
V. Oechelhäuser, W., General- 

Director der Deutschen Con- 

tinental-Gasgesellschaft. 
Popitz, Frau Margarethe. 
V. Vignau, Hoftheater - Intendant, 

Major z. D. 
V. Vignau, Frau Margarethe. 



Detoiold. 

Gymnasium Leopoldinum. 

V, Meysenbug, Freiherr, Major. 

Runnenberg, W., RechtsanwalL 

Diedenhofsn (Elsass- Lothringen). 

Brodruck, Georg, Hauptmann und 
Compagnie(£ef. 

Donauesehiogen. 

Bissinger, C, Director des Pro- 
gymnasiums. 

Dortmiud. 

Gymnasial-Curatorium. 

Nagel, Bernhard, Amtsgerichtsrath. 

Dresden. 

Amen, Frau Dr. 

Arndt, Jul. Max, Grosskaufmann. 

V. Biedermann, Dr., Freüicrr, Gdi.- 
Rath. 

Bondi, Dr. phil. Georg. 

V. Boxberff-Zschoma, Frau Oswine, 
geb. KeiL 

Diestel, Dr., Professor. 

Ehlermann, Dr. phil. Erich, Ver- 
lagsbuchhändler. 

V. Einsiedcl, Fräulein Helene. 

V. Finck-Nöthniiz, Freiherr, Kam- 
merherr. 

Flechig, Dr. phiL Ed. 

Förster, Dr. med. Richard, Hofirath. 

Franck, Dr. Albert, Rentier. 

Franck, Eugen, i/Fa. Albanus*sche 
Buchdruckerei (Fürst & Franck). 

V. Gerbel-Embach, Dr. N. 

V. Gerber, Frau Staatsrainister, 
Excellenz. 

Gmeiner-Benndorf, Frau Commer- 
zienrath Rosa. 

Götze, Dr. Edmund, Professor beim 
Kadettencorps. 

V. Haber, Baron R., Premier- 
lieutenant a. D. 

Hasper, Dr. Hieodor, Professor. 

Hassel, Dr. Paul, Geh. Regiemngs- 
rath, Director des Hauptstaats- 
archivs. 

Heyl, Frau Anna, geb. Hübler. 

V. Humbracht, Baron Joseph, KgL 
preuss. Kammenunker. 

Jaensch, Emil, Bucnhändler (i/Fa. 
V. Zahn & Jaensch). 

Jensen, Paul, KrI. Hofopemsänger. 
Layser- Langerhanns, Frau Sani- 
tätsrath Agnes. 



—^ 29 4— 



DreadeD. 

Knoop, Wilhelm, Consul. 

V. Könneritz, Fräulein Marie, Staats- 
dame a. O. 

Körner-Museum der Stadt Dresden. 

Krausse, Robert, Bildnissmaler. 

v.Kyaw,Curt, Landgerichtsdirector. 

Leopold, Dr., Professor, Geheimer 
Medicinalrath. 

Lesky, Wilhelm, Rechtsanwalt. 

Lindau, Dr. Paul. 

Lücke, Dr. Herm , Professor. 

V. Mangoldt, Fräulein Helene. 

Mannl, Johannes. 

V. Massenbach, Freifrau, Excellenz. 

Meinert, Dr. med. E. 

Müller, Hugo, Grossherzogl. Sachs. 
Wirkl. Geh.-Rath, Excellenz. 

Müller, Dr. Theodor, Oberlandes- 
gerichtsrath. 

Osterloh, Dr. med. Paul. 

V. Otto, Fräulein Marie. 

Overbeck, Fräulein Camilla. 

Palm, Frau Baronin. 

Paul, A., Königl. Sächsischer Hof- 
schauspieler. 

Posse, Dr. phi!., Regierungsrath. 

Pusinelli, Dr. med., prakt. Arzt. 

Rachel, Dr. Paul, Oberlehrer. 

Richelsen, Christel, Regisseur am 
Kgl. Hoftheater. 

Ritterstädt, Dr., Geh. Finanzrath. 

Sauer, Frau Dr. 

Scheidemantel, K., Kammersänger. 
Schmidt, Heinrich, Lehrer. ' 
Schnorr v. Carolsfeld, Dr. Franz, 

Professor ,Kgl.Oberbibliothekar. 
Schramm, Frau Dr. Martin. 
Schramm, Otto E., Ingenieur. 
V. Schultzendorff, W., Kammerherr. 
Schwender, G. E« 
Siefert, Rieh., Kaufmann. 
Singer, Dr. phil. Hans W. 
Sontag, Carl, Hofschauspieler. 
Stern, Dr. A., Professor. 
Stürenburg, Dr. H., Professor, 

Rector der Kreuz^ule. 
Undeutsch, Max, Rechtsanwalt. 
Villers, Dr. Alexander. 
Vogel, Dr. Theodor, Professor, 

Geh. Schulrath. 
Vollmöller, Dr. Karl, Professor. 
Vorländer, H., Rittergutsbesitzer. 
Wocrmann, Dr.Karl, Prof., Director 

der Kgl. Gemäld^;allerie. 
Wolf-Baudissin, Frauuräfin Sophie. 



Drtsdeo. 

V. Zahn, Robert, Buchhändler (i/Fa. 

V. Zahn &Jaensch). 
Zschille, Frau TTierese, geb. v. Ein- 

siedel. 
Zschuppe, Arno, Schriftsteller. 

Dnisbnrg a/Rh. 

Curtius, Dr.Rud., Reg.-Referendar. 
Feller, W., Gymnasial-Oberlehrer. 
Vijgen, Dr. jur. Max, Referendar. 

Dulxen b/Preuss. Eylau. 

Rosenow, Frau Johanna, geb. 
Fredenhagen. 

Düsseldorf. 

Böninger,Ferdinand, Fabrikbesitzer. 
Künstler -Verein »Malkasten«. 
V. Oettingen, Dr. W., Professor. 

Eberswalde. 

Klein, Dr. J., Gymnasialdirector. 

Eisenach. 

Hossfeld, Dr. Carl, Gymnasiallehrer. 

Kieser, Hugo, Arcbüdiakonus. 

Koellner, ür., Arzt. 

Kürschner, Joseph, Prof., Geh. 
Hofrath. 

Michels-Schnitzler, Frau Kaufmann 
Julius. 

Reuter, Frau Dr. Fritz. 

Schneidewind, Dr. E., Gymnasial- 
Professor. 

Schwabe, Fräulein Luise, Instituts- 
vorsteherin. 

Streck, Carl, Apotheker. 

Weber, Dr. H., Hofrath,Gymnasial- 
director. 

V. Wurmb, Frau E., geb. Gräfin 
Bothmer. 

Eisenberg (Sachsen-Altenburg). 

Frenzel, Carl, Stadtrath. 
Gymnasial-Bibliothek. 

Elberfeld. 

Blank, Frau Alexander. 
Graf, Dr., Geh. Sanitätsrath. 
Martens, Dr. Ludwig, Professor, 

Gymnasial-Oberlenrer. 
Neuhaus, Frau Otto. 
Schlieper, jun., Frau Gustav. 
Simons, Walter, Commerzienrath. 
Weychardt, Conrad. 
Zurhellen, Dr. Joh., Justizrath. 



— <♦ 30 *— 



Ellwangen. 

Frik, G., Rechtsanwalt. 

Emden. 

Bibliothek des Königl. Wilhelms- 
Gymnasiums. 

EmmeodingeD. 

Feldbausch, Dr. Otto, Arzt a. d. 
Irrenanstalt. 

Erdebom (Rittergut^ b/Ober- 
voeslingen a/^ee. 

Marckwald, Fräulein Marie. 

Erfurt. 

Barth, M., Reg.-Rath. 

Burkhardt, Dr. med. Friedrich, 
Augenarzt. 

Kutter, Frau Gustav. 

Lochaer, K., Eisenbahndirector. 

Lucius, Geh. Commerzienrath. 

Pick, Dr. Albert, Wissen.schaftlicher 
Lehrer. 

Stürcke, Hermann, Geh. Commer- 
zienrath. 

Erlangen. 

Penzoldt, Dr. F., Professor. 
Rosenthal, Dr., Professor. 
Universitäts-Bibliothek, Königliche. 
Vogel, Frau Professor Dr. W. 

Eutin. 

V. Beaulieu-Marconnay, Freiherr, 
Grossherzogl. Oldenburgischer 
Ober- Jägermeister. 

Finsterwalde i/Neumark. 
Rhode, Fräulein Anna. 

Flensburg. 

Fischer, Max, Kaiserl. Telegraphen- 
Inspector. 

Flonheim (Rheinhessen). 
Knell, Dr. Karl, pr. Arzt. 

Frankenthal (Rheinpfalz). 
Baum, W., L Kgl. Staatsanwalt. 

Frankfurt a/M. 

Stadt Frankfurt a/M. 
Abendroth, Moritz, Buchhändler. 
Albert, Frau Elisabeth. 
Auerbach, Fritz. 
Baer, Simon Leopold, Buchhändler. 



Frankfurt a/M. 

Baerwald, Dr. Hermann, Reaischul- 
Director. 

de Bar}', Dr. med. Joh. Jacob. 

Beil, Dr. med. W. 

Beit, Frau Eduard. 

Berghoeffer, Dr., Bibliothekar der 
Freiherrl. Carl v. Rothschild- 
schen öffentlichen Bibliothek. 

v.Bethmann, Freiherr Simon Moritz. 

Bibliothek, Freiherrl. Carl v. Roth- 
schildsche öffentliche. 

Bibliothek des Freien Deutschen 
Hochstifts. 

Bibliothek der Polytechnischen Ge- 
sellschaft. 

Braunfels, Otto. 

V. Brüning, Frau Dr. Clara. 

Bürgerverein. 

Burghold, Dr. Julius, Rechtsanwalt. 

Cahn-BlumcBtnal, Heinrich, Kauf- 
mann. 

Carl, Dr. med. August. 

Cohnstaedt, Ludwig, Rcdacteur. 

Dctloff, Adolf, Buchhändler. 

Dietz, Dr. Alexander, Rechtsanwalt. 

Dondorf, Bernhard, Rentier. 

Donner - v. Richter, Otto, Historien- 
maler. 

Dotter, Fräulein Doris. 

Eckhard, Frau Dr., Ober-Landes- 
gerichtsrath-Wwe. 

Ehlers, Dr. R., Consistorialrath. 

EUissen, August. 

Emden, Heinrich. 

Flersheim, Robert. 

Frankfurter Zeitung (Redaction). 

Fries, Jacob, Ingenieur u. Fabrikant. 

Fulda, Dr. Ludwig, Schriftsteller. 

Geiger, Dr. Berthold, Rechtsanwalt. 

Goldschniidt, Dr. jur. Hermann, 
Gerichtsassessor. 

Goldschniidt,MarcusMoritz,Bankier. 

v. Guaita, Frau Pauline. 

Günther, Ferdinand, Kunsthändler. 

Hahn, Louis Alfred, ßankdirector. 
Hammeran, Dr. phiJ. A. 
Hanau, Heinrich A. 
Herxheimer, Dr. med. S., pr. Arzt. 
Hoffmann, Dr. Heinrich, Geh. Sani- 

tätsrath. 
ung,Dr.phil. Rudolf, Stadtarchivar, 
ahn, Bernliard, Bankier. 
Kahn, Julius. 
Koch, Frau Anna Louise, geb. 

v. St. George. 



t 



♦ 31 *^— 



Frankfurt a/Jt. 

Koenitzer, Carl Wolfgang. 

Kohn- Speyer, S. 

Lentz, A,, Professor. 

Lichtenstein, Leopold, Kaufmann. 

Liebmann, Dr., Landrichter. 

Lucius, Dr. Eugen. 

Maas, Dr. Max. 

Maier, Gustav, Bankier. 

V. Marx, Ritter Ernst. 

V. Marx, Ritter Heinrich. 

V, Marx, Ritter Louis, Rentier. 

May, Eduard Gusuv. 

Mayerfcld, Anton, Kaufmann. 

Meister, Frau C. F. Wilhelm. 

Melber, Walter Wolfgang. 

Merton, W., Kaufmann. 

V. Mumm, P. H. 

Neher, Ludwig, Architekt. 

Neuroann, Dr. jur. Paul, Rechts- 
anwalt. 

Osterrieth, Eduard. 

Osterrieth-Laurin, August. 

Oswalt, Frau Wwe. Brandine, Ver- 
lagsbuchhändlerin. 

Oswalt, Dr. jur. H., Rechtsanwalt. 

Pallmann, Dr phil. Heinrich. 

Pfeiffer, C. W. 

Philippi, Fräulein Helene. 

Rawitscher, Dr., Landgerichtsrath. 

Reinhardt, Dr. phil. Carl, Director 
des Stadt. Gymnasiums. 

Reitz & Köhler, Buchhandlung. 

Rosenmever, Dr. med. Ludwig. 

Rothschild, August, Bankier. 

Sachs, Dr. Otto, Rechtsanwalt. 

Sanct-Goar, Ludolph. 

Schmidt-Metzler, Dr. Moritz, Sani- 
tätsrath. 

Scholderer, Dr. Emil, Director. 

Schölles, Frau Dr. Henriette, Sani- 
tätsraths -Wwe. 

Scholz, Dr. Bernhard, Professor. 

Schott, Siegmund. 

Schultheiss, Albrecht. 

Sichert, Dr. jur. Jacob, Justizrath. 

Speyer, Georf^, Bankier. 

Speyer, Dr. jur. Otto, General- 
Sekretär der Mittdd. Creditbank. 

Stern, Theodor, Bankier. 

Stiebel, Dr. med. Fritz. 

Teblte, Adolf. 
Tcxtor, C. W. 

Trommershausen, Dr. E., Ober- 
lehrer am Gymnasium. 
Valentin, Dr. Veit, Professor. 



Frankfurt a/M. 

Varren trapp, Dr. A., Stadtrath. 
Völcker, Georg, Buchhändler. 
Vohsen, Dr. med. Carl. 
Weigert, Dr. Carl, Professor der 

Anatomie an der Sencken- 

bergischen Stiftung. 
Weiss, Dr. Guido. 
Wohl, Jacques. 

Frankfurt a/O. 

Bertz, Eduard, Schriftsteller. 
Dittmer,Geh.Ober-Regierungsrath. 
Hofmann, Paul, Lehrer. 
Kempner, L., Kaufmann. 
Kühn-Schuhmann, Frau Antonie. 
Scheller, Fräulein Emilie. 

Freiberg i/S. 
Heisterbergk, Ulrich, Rechtsanwah. 

Freiburg i/Br. 

Faehndrich, H. A., Amtsrichter a. D. 

Hettler, Eugen, Fabrikant u. Kauf- 
mann. 

Kluge, Dr. F., Professor. 

Lorenz, Frau Major Margarethe. 

Manz, Otto, cand. phil. 

Meyer, C. M. Robert. 

vom Rath, Frau Theodor. 

Römelin, Dr., Professor. 

Schieiden, Dr. R., Minister - Resi- 
dent a. D. 

Schmitt, Dr. H., Professor. 

V. Simson, Dr. B , Professor. 

Studniczka, Frau Professor Lili« 

Treutier, Ludwig, Director des 
Stadttheaters. 

Universitäts-Bibliothek, Grossher- 
zogliche. 

Weissenfeis, Dr. phil. Richard. 

Freibnrg i/Schlesien. 
Realprogyiunasium. 

Freienwalde a/O. 

Qpedefeld, Dr. G., Gymnasial- 
Oberlehrer. 

Friedberg (Hessen). 
Trapp, Carl, Fabrikbesitzer. 

Friedenau b;Berlin. 

Becker, Carl, Beamter der Handels- 
gesellschaft. 

Bruch, Max, Kapellmeister, Pro- 
fessor. 

Raabe, Dr. phil. 



— ► 32 4— 



Farth i/Bayern. 

Besels, Heinrich, Kaufmaan. 
Türkbcim, Leo. 

Georgengarten b/Dessau. 

V. Ditfiirth, Fräulein Else, Hofdame 
I. K. H. der Landgrafin von 
Hessen. 

Gera (Reuss j. L.). 

Bibliothek des Fürstl. Reuss-PL 
Gymnasiums. 

Ferber, Walter, Commerzienrath. 

GoUe, RQgold, Kaufman. 

V. Meysenbug, Freiherr, Ober- 
HofmarschalL 

Schlotter, Dr. jur. Alfred, Rechts- 
anwalt und Notar. 

Gernsbaoh i/B. 
Funck, Heinrich, Professor. 

Schloss Geaeas (5)chlesien). 
Schubert, Dr. phil. Joh. 

Gieaaan. 

Behagfael, Dr. Otto, Professor. 

Bock, Alfred. Schriftsteller. 

V. Bradke, P., Professor. 

CoUin, J., Gymnasiallehrer. 

Gaffky, Dr., Professor. 

Höhlbaum, Dr., Professor. 

Löhldn, Dr. med. Hermann, Pro- 
fessor. 

Oncken, Dr. Wilhelm, Professor. 

Schmidt, Dr. jur. Arthur, Professor« 

Siebeck, Dr. H., Professor. 

Strack, Dr. Adolf, Realgymnasial- 
lehrer. 

Universitäts-Bibliothek, G rossh. 

Bargiaeh-Gladbaoh. 

Zanders, Frau Marie. 

M.-Gladbaeh« 
Qpack, Wm., Commerzienrath. 

Gleiwits. 

Freund, Dr., Sanitätsrath. 
Winkler, Siegfried. 
Zuckerkand], Viktor. 

Glogau i/Schl. 

Cohn, Frau Rechtsanwalt Caroline. 
Kempner, Frau Bankier Ida. 
Sachs, Leopold (i/Fa. Sachs & 
Gellin). 



Gluekabrann bei Schweina 
(Meiningen). 

Gontard, Alexander. 

GIQekaUdt 

Gymnasium, Königliches. 

Göppingen. 

Gutmann, Frau Fabrikant Bernhard. 

GorUta. 

HeNiie, Alfred, Staatsbahn-Betriebs- 

'secretair. 
Köhn, Dr. phil. Kari. 
Meirowsky, Frau Emestine geb. 

Soutowsky. 
Neumann, Fräulein Clara. 
Rörig, A., Kgl. Eisenb.-Betriebs- 

Inspector a. D. 

Goslar. 

Hirsch, Fr., Obergerichtsrath a. D. 

Gotha. 

Bibliothek des GymnasiumEmesti- 
num. 

Bibliothek, Heizoffliche. 

V. Ebart, Freiherr F., Kammerherr. 

Ehwald, Dr. R., Professor. 

Fleischmann, Julius. 

Gilbert, Dr., Professor. 

Lewinstein, G., Gymnasiast. 

Purgold, Dr. K., Uirector des Her- 
zoglichen Museums. 

Rohrbacb, Dr. phil. Carl E. M., 
Gymnasiallehrer. 

Schwarz, Dr. med., prakt. Arzt. 

Göttingen. 

Dilthey, Dr. Karl, Professor. 
Droysen, Dr. med. Felix, Privat- 

docent und prakt. Arzt. 
Ehlers, Dr., Professor. 
Frensdorff, Dr. F., Professor, Geh. 

Justizrath. 
Hentze, Dr. Kr., Professor. 
Leo, Dr. F., Professor. 
Lexis, Dr., Professor. 
v.Meier, Dr. jur. Ernst, Geh. Ober- 

Ref^ierungsrath, Curator der 

Umversität. 
Michels, Dr. Victor, Privatdocent. 
Röthe, Dr., Professor. 
Seminar, Königliches, für deutsche 

Philologie. 
Universitäts-Bibliothek, Königliche. • 



—^ 33 **^— 



GSttingeii. 

V. Wilamowitz-Möllendorf, Frau 

Professor Dr. 
Wildhagen, Dr., Rechtsanwalt 
Wohhvül, Stud. jur. Paul. 

Greifenstein ob/Bonnland. 

V. Gleichen - Russwurm, Freiherr 
Alexander, Kgl. bayr. Kanuner- 
junker. 

Greifswald. 

Bemdt, Frau Professor Marie. 

Bibliothek des germanistischen Se- 
minars. 

Gersuecker, Dr., Professor. 

Maas, Dr. E., Professor. 

Pemice, Frau Geheinirath Agnes, 
geb. Bennecke. 

ReiHerscheid, Dr. A., Professor. 

Universitäts-Bibliothek, Kgl. 

Grimma b/Leipzig. 

Schmidt, Rudolph, Rechtsanwalt 
u. Notar. 

Groasalsleben (Anhalt). 
Exter, Pastor. 

Grosakarben (Hessen). 

V. Leonhardi, Freiherr Moritz, Guts- 
besitzer. 

Groas-Liehterfelde b/Berlin. 

d* Albert, Eugen, Hofpianist. 

iafü^ Rechtsanwalt, 
lüller, Paul, Gymnasiallehrer. 
Quincke, Walter, Kaufmann. 
Rudorü^ Ernst, Professor an der 
Kgl. Hochschule für Musik. 

Groaa- Medimiaeh ken 
(Kreis Darkehmen, Ostpreussen). 

V. Bujak, geb. v. Fahrenheid, Frau 
Rittergutsbesitzer. 

Gr&natadt (Bayern). 

Chally, P., Kgl. Studienlehrer. 
Steigeoberger,Tranz, KgL Studien- 
lehrer. 

Gabaii. 

Driese, Emil, Kaufmann. 

GnmUanan (Ostpr.). 

Bibliothek des Gymnasiums. 
Hecht, Dr. phil. Max, Gymnasial- 
lehrer. 
Lewald, Dr. Otto, R^ieningsrath. 



Gundelshoim b/Gunzenliausen. 
Putz, Karl, Pfarrer. 

Gfiatrow (Mecklenburg). 

V. Monroy, Dr. iur., Obergerichts- 
präsident a. D. 

Haggn (Schloss) b/Bogen a/Donau. 

V. Schrenk, Freiherr Leopold, KgL 
bayr. Hauptmann a. D. und 
Gutsbesitzer. 

Hainholx (vor Hannover). 
Seligmann, Sigmund, Fabrikant. 

Halberatadt. 

Zimmer, Frau Rittmeister. 

Halenaae b/Berlin. 
Mauthner, Fritz, Schriftsteller. 

HaUe a/S. 

Ackermann, Dr. Tli., Professor, 
Geh. Medicinalrath. 

Anders, Friedrich, Rentner. 

Bertram, Frau Constanze, Ober- 
bürgermeisterswittwe. 

Bethke, L., Bankier. 

Brauns, Frau Professor C. W. E. 

Brode, Dr. Reinh., Privatdocent. 

Burdach, Dr. Konrad, Professor. 

Deetjen, Carl, stud. phil. 

Dyck, Dr. Franz. 

v. Erdberg, Robert Adalbert, Cand. 
cam. 

Erdmann, Dr. Benno, Professor. 

Erdmann, Dr. H., Privatdocent. 

Friedberf, Dr. R., Professor. 

V. Fritsch, Dr. K., Professor. 

Genzmer, Dr. A., Professor. 

Goeschen, Assessor. 

Gosche, Fräulein Agnes. 

Gräfe, Dr. A., Professor, Geh. 
Medicinalrath. 

Grenadier, Dr. H., Professor. 

Gressler, Eugen, Maschinenfabri- 
kant. 

Grulich, Dr. phiL O., Gustos. 

Hartwijj, Dr. O., Geh. Rath, Ober- 
bibfiothekar. 

Haym, Dr. R., Professor. 

Herne, Frau Professor Sophie. 

Hessler, Dr. H., Privatdocent 

HOler, Frau Professor Dr. E. 

Koblschütter, Dr. E., Professor. 

Kraus, Dr. Gregor, Professor. 

Kühn, Dr. J., GeK Regierungsratfa. 



— »» 34 ^— 



Halle a/S. 
Lehmann, Heinrich, Bankier. 
Leser, Dr. Edmund, Privatdocent. 
V. Lippmann, Dr. Edmund, Direaor 

der ZuckerrafHnerie. 
Lothholz, Dr., Professor, Gym- 

nasialdirector a. D. 
Meier, Dr. phil. John. 
Mekus, Dr., Arzt. 
Nasemann, Dr., Gymnasialdirector. 
Niemeyer, Frauletn Marianne. 
Niemeyer, Max, Buchhändler. 
Perlbach, Dr. M., Unterbibliothekar. 
Pott, Dr. jur. R., Professor. 
Robert, Dr. Karl, Professor. 
Ross, Frau Professor Emma, geb. 

Schwetschke. 
Saran, Dr. phil. Franz. 
Schlieckmann, Justizrath. 
Schulze, August, Director der 

Zuckerraffinerie. 
Schwarz, Dr. E., Professor. 
Sievers, Dr. E., Professor. 
Strauch, Dr. Philipp, Professor. 
Universitäts-Bibliothek,Königliche. 
Voigt, Rechtsanwalt. 
V. Voss, Fräulein Elisabeth. 
Wagner, Dr. Albrecht, Professor. 
Wankel, Hauptmann a. D. 
Welcker, Dr. H., Professor, Geh. 

Medicinalrath. 

Hamburg. 

Arndt, Oskar (i/Fa. Arndt &Cohn). 

Behn, Dr. jur. Hermann. 

Behrmann, G., Hauptpastor. 

v.Berenberg-Gossler,John, Bankier. 

Berkefeld, O. 

Bertheau, Dr. theol. Carl, Pastor. 

Bohl, Ferdinand. 

Brackenhoeft, Dr. jur. £., Rechts- 
anwalt. 

Bülau, Dr. med. Gotthard. 

Ellmenrcich, Frau Franziska, Schau- 
spielerin. 

Fertsch, F. (i/Fa. Fertsch &Laeisz). 

Gerstenberg, Dr. phil. Heinr. 

Gloede, Dr. phil. liermann. 

Goldschmidt, Dr. phil. Adolf. 

Goldschmidt, Alfred O., Kaufmann. 

Gräfe, Lucas, Buchhändler. 

Groothoflf, H., Architekt. 

Grüner, Dr. Th. W. 

Hahn, Emil. 

Hartmann, Dr. K., Rechtsanwalt. 

Hertz, Frau Dr. Elisabeth. 

Hertz, Dr. G., Senator. 



Hamburg. 

Hcylbut, Dr. phil. G. 

Hinrichsen, Siegmund, stellv. Vor- 
sitzender der Handelskammer. 

Hottenroth, Hans, General-Agent. 

Jacobi, Leopold, Bankier. 

1af%, Dr. K. 

kiehn, Heinrich. 

Koehne, Ernst, Kaufmann. 

Köster, Paul, Kaufmann. 

Kreusler, Fräulein L. 

Lehmann, Frau Dr. Emil. 

Lehmann, Dr. jur. Siegfried. 

Levy, Dr. H. B. 

May, Anton. 

Meissner jun., Otto, Buchhändler. 

Merschberc^er, Dr. G., Professor. 

Metz, Adolf, Lic. theol., Professor 
am Tohanneum. 

MönckeSerg, Dr. Rudolf. 

Münchmeyer, A. 

Oehrens, Dr. med. Wilhelm. 

Oppenheim, Emil. 

Oppenheim, Frau Marie. 

V. Oesterreich, Edmund. 

Petersen, Rudolf, Director. 

Pflüger, Dr. M. 

Piza, Dr. M. 

Quincke, Wolfgang, Oberregisseur. 

Rebattu, Dr. Alb., Pastor zu St. 
Gertrud. 

Redlich, Dr. C., Direaor der 
höhereiv Bürgerschule. 

Robinow, Hermann, Kaufmann. 

Röpe, G. H., Hauptpastor. 

Rudolph, G. A., Buchhändler. 

Sasse, Wilhelm. 
Scharlach, Dr. iur., Advokat. 
Schenk, Dr. Adolf. 
Schiff, Fräulein Jenny. 
Seligmann, Frau Clara. 
Sievekin^, Dr. med. Wilhelm. 
Sohle, Dr. jur. Martin. 
Sporri, Dr. H., ev. Prediger. 
Stadtbibliothek. 
Steitz, Fräulein Marie. 
Stemann, Dr.,Landgerichtsdirector. 
Strack, Dr. Arthur, Rechtsanwalt. 
Thöl, Dr., Oberlandesgerichtsrath. 
Vorwerk, jun., Adolf. 
Warburg, Siegmund Rudolf. 
Weisser, Dr., Kgl. preuss. Stabsarzt. 
Wentzel, Dr. Wilh. loh. 
Wohl\^nll, Dr. Adolf, Professor. 
Wolffson, Dr. A. 
Wolffson, Dr. J. 



J5 



Hamm i/Westf. 

Hanow, Oberlandesgerichts-Senats- 
Präsident. 

Hanau a/M. 

Leisler, Frau Helene. 
Osius, Rechtsanwalt und Notar, 
Jusdzrath. 

HanDoyer. 

V. Bennigsen, Rudolph, Ober- 
präsident, Excellenz. 
Graetzel v. Graetz, Dr. P. 

iuncken, Frau lohanna, geb.Maudt. 
[ayser, Dr. H., Professor. 
Künnemann, Dr. phil. Eugen. 
Mejer, Dr., Consistorialpräsident. 
Meyer. Erich, Gymnas.-Oberlehrer. 
Rat Jen, Adolf, Landgerichtsdirector. 
Schaefer,H.,Gyninasial-Oberlchrer. 
Schläger, Dr. med. Hermann. 
Wülbem, Senator. 

Harzburg a/Harz. 
Grundner, Dr. F., Forstmeister. 

Hattenheim. 

Wilhelmy, A., Gutsbesitzer. 

Heidelberg. 

Braune, Dr. W., Professor. 
Buhl, Dr. H., Professor. 
Erb, Dr. Wilhelm, Professor. 
Erdmannsdörffer, Dr. B., Professor. 
Fischer, Dr. Kuno, Professor, WirkL 

Geh. Rath, Excellenz. 
Fürst, Dr., Rechtsanwalt. 
Gegenbauer, Dr. Karl, Professor, 

Geh. Rath. 
Germanisch-Romanisches Seminar 

an der Universität. 
Gemandt, Dr. phil. Carl. 
Groos, Karl, Buchhändler. 
Hausrath, Dr. Adolf, Professor, 

Kirchenrath. 
V. Holle, Baron. 
Knaps, Fräulein Anna. 
Koenler, Dr. Karl, Professor. 
Meyer v. Waldeck, Dr. Fr., Pro- 
fessor, Kollegienrath. 
Meyer, Dr. jur. G., Professor, 

Hofrath. 
Meyer, Dr. V., Professor. 
Petters, Otto, Buchhändler. 
Rohde, Dr., Professor, Gch.Hofrath. 
Roseobusch, Dr. H., Professor, 

Geh. Hofrath. 

Gamni-J*i«araai XV. 



Heidelberg. 

Universitäts- Bibliothek, Grossher- 
zoglich Badische. 

V. Waldberg, Freiherr, Dr. Max, 
Professor an der Universität. 

Wunderlich, Dr., Privatdocent. 

HeideDheim. 

Meebold, Frau Commerzienrath 

Natalie. 
Meebold, Fräulein Ulla. 

Heilbronn. 

Harmonie-Gesellschaft. 

Heinriehan b/Breslau. 

Eberhardt, Julius, Gcneraldirector. 
Gottwald, Superintendent und 
Schlossprediger. 

Heinriehsdorf b/Wilhelmsfelde 
(Reg. Bez. Stettin). 

Lenke, Fräulein Jenny. 

Hildesheim (Hannover). 
Schiefler, Gustav, Landgerichtsrath. 

Höchst a/Main. 
Epting, Max, Chemiker. 

Hohenflohte (Sachsen). 
Hauschild,Max E.,Commerzienrath. 

Hohen-P&hl, Schloss b/Wilshofen 
(Obcrbayem). 

Czermak, Ernst, Gutsbesitzer. 

Husum (Schleswig-Holstein). 

Tönnies, Dr. Ferdinand, Professor 
an der Universität Kiel. 

^ena. 

V. Bardeleben, Dr. K., Professor. 
Delbrück, Dr. B.. Professor. 
Devricnt, Dr. Otto, Professor. 
Eggeling, Dr. H., Geh. Staatsrath, 

Kurator der Universität. 
Eucken, Dr. R., Professor, Geh. 

Hofrath. 
Fischer, G., Verlagsbuchhändler. 
Fürbringer, M., Professor, Hofrath. 
Gille, Dr., Geh. Hof- und Justizrath. 
Götz, Dr., Professor. 
V. d. Goltz, Dr., Freiherr, Professor. 

Director der Grossh. bndwinh- 

schaftlichen Lehransult. 
Haacke, K., Regierungsrath a. D. 

27 



—^ 36 4- 



Haeckel, Dr. Ernst, Professor. 
Kaufmann, Dr. Fr., Professor. 
Kniep, Dr., Professor. 
Knorr, Dr. L., Professor. 
Krieger, Ober-Landesgerichtsratfa 

und Geh. Justizrath. 
Leitzmann, Dr. phiL Albert. 
Liebenam, Dr. W., Professor. 
Liebmann, Dr. Otto, Professor, 

Hofrath. 
Lorenz, Dr. O., Professor. 
Merian-Genast, Dr. Hans. 
Richter, Dr. G., Gymnasialdirector, 

Hofrath. 
Rosenthal, Dr. Eduard, Professor. 
Stickel, Dr. G., Professor, Geh. 

Hofrath. 
Stoy, Dr. Heinrich. 
Stoy, Dr. Stephan. 
Universitäts-Bibliothek. 
Walter,Dr.phil.Johannes,Professor. 
Wilhelm, Dr. Eugen, Professor. 

Illenau b/Achem. 
Schule, Dr. H., Geh. Hofrath. 

Ilmenau. 

»Gemeinde Gabelbachc (Gesell- 
schaft). 

Grube Ilse b/Cottbus. 

Strack, Frau Hauptmann Fanny 
geb. Hertz. 

Inaterbiirg. 

Bibliothek des Kgl. Gymnasiums. 

Itzehoe. 
Claussen, Dr., Sanitätsrath. 

Kappeln (Schleswig-Holstein). 

Thomsen jun., Dr. med. Julius, 
prakt Arzt. 

Karlamhe i/B. 

Bemays, Dr. Michael, Professor. 
Bielefeld, Jos., Verlagsbuchhändler, 

K. K. österr.-ungar. Consul. 
Blankenhorn, Dr. Adolf, Professor. 
Bürklin, Frau Dr. A. 
V. CheUus, Rieh., Hofjunker und 

Legations-Secretär. 
V. Edelsheim, Freiherr, Grossh. 

bad.Obersthofmeister,Excellenz. 
V. Eisendecher, Frau, geb. Freiin 

V. Eickstedt, Excellenz. 



Karlamhe i/B. 

Ettlinger, Fräulein Anna. 

von und zu Gemmingen, Freiherr, 
Oberstkammerherr, Excellenz. 

Göller, L., Ministerialrath. 

Hauser, Joseph, Grossh. badischer 
Kammersänger. 

Heinsheimer, Max, Oberlandes- 
gerichtsrath. 

Liebermann, Gustav (i/Fa. A. Biele- 
felds Hofbuchhandlung). 

Mainzer, Fräulein Helene. 

Ministerium der Justiz, des Kultus 
und Unterrichts. 

V. Oechelhäuser, Dr. A«, Professor 
am Polytechnicum. 

Ordenstein, Heinrich, Director des 
Conservatoriums für Musik. 

Regensburger, Dr. Leopold, Rechts- 
anwalt. 

Schnorr von Carolsfeld, Frau Mal- 
vina, königl. bayr. Kammer- 
sängerin. 

Seubert, Emil, Ministerial-Director. 

Weill, Dr. Fr., Rechtsanwalt 

Weltzien, Alexander. 

Wendt, Dr. Gustav, Geh. Hofrath. 

Kehl a/Rh. 
Frick, Ludwig, Fabrikant. 

KieL 

Borckenhagen , Frau Corvetten- 
Capitän. 

Erdmann, Dr. Oscar, Professor. 

Gering, Dr. H., Professor. 

Kirchhoff, Frau Corvetten-Capitän. 

Krogmann, Ernst, Referendar. 

Niepa, Alexander, Chefredacteur. 

Peters, Johann, Rechtsanwalt. 

Rossbacn, O., Professor. 

Schepping, Dr. phil. Richard, Ober- 
lehrer. 

Schlossmann, Dr., Professor. 

Schöne, Dr. Alfred, Professor. 

Stanfi«, H., Professor. 

Toecne, Paul, Hofbuchhändler. 

Universitäts-Bibliothek, Königliche. 

WolfF, Dr. Eugen, Privatdocent. 

Kirchheimbolanden (Rheinpfalz). 

Bibliothek der Kgl. Lateinschule. 
Moschel, R., Kgl. ba3rr. Rent- 
beamter. 

Kleincromsdorf b/Weimar. 
Ritter, A., Lehrer. 



—-h 37 4— 



Klein-Ools b/Ohlau i/Schlesien. 

Yorck V. Wartenburg, Graf Hans. 
Yorck V. Wartenburg, Graf Paul. 

Klein-Sägewitz b/Kattem 
(Reg.-Bez. Breslau). 

Lewald, Georg. 

Kohlbolie b/ Gutsebdorf (Schles.). 

V. Richthofen-Damsdorf, Freiherr, 
Ober-Reg.-Rath. 

Königsberg i/Pr. 

Alscher, Dr. Walther, Assessor. 

Baumgart, Dr. Hermann, Professor. 

Beer, Justizrath, Rechtsanwalt und 
Noiar. 

Bibliothek der höheren Bürger- 
schule. 

Bibliothek des Altstadt Gym- 
nasiums. 

Bibliothek des Kneiphöfischen Gym- 
nasiums. 

Bibliothek des Realgymnasiums auf 
der Burg. 

Bibliothek des städt. Realgym- 
nasiums. 

Bibliothek des Königl. Wilhelms- 
Gymnasiums. 

Brode, Max, Dirigent der Sinfonie- 
Konzerte. 

Frohmann, Dr. med. Julius. 

Goldberg, Julius, Bankier. 

Gruenhagen, Dr., Professor. 

GüterbocK, Dr. jur., Professor, 
Gehdmratli. 

Höbner & Matz, Buchhandlung. 

Königliche und Universitäts-Bibiio- 
thek. 

Mendthal, Justizrath. 

Samuel, Dr., Professor. 

Schöndörffer, Dr. Otto, Gymnasial- 
lehrer. 

Simon, Dr. Robert. 

Simson, Fräulein Marie. 

Stern, Frau Agnes, gb. Wiehler. 

Teppich, Frau Emil. 

Töchterschule, städt. höhere. 

Vogel, Rudolf, Rechtsanwalt. 

Schloss Konitz i/Thüringen. 
Reiss, Dr. Wilhelm, Geh. Reg.-Rath. 

Konstanz. 

Brandes, Wilhelm, Bankdirector. 
Fischer, Dr. med. Gg. 



Bad Kosen. 
Schütze, Dr. med. Carl. 

Kottendorf b/Mellingen. 
Knoke, Frau Oberamtmann E. 

Krotoohin (Posen). 

Haertel, Frau Oberstabsarzt Dr. 

Anna. 
Jonas, Dr., Professor, Gymnasial- 

director. 

Knsel (Rheinpfalz). 
Heydel, J., Kgl. Bezirksamtsmann. 

Schloss Laband 
i/ Oberschlesien. 

V. Welczeck, Freifrau Louise, geb. 
Gräfin Hatzfeldt. 

Lahr i/Baden. 

Stadtbibliothek. 
Stössner, Otto. 

Landau (Pfalz). 
Hitschler, Dr. med. 

Landeshut i/Schlesien. 
Realgymnasium. 

Landsberg a/W. 
Löbner, Dr. Heinrich. 

Langenburg (Württemberg). 

zu Hohenlohe- Langenburg, Frau 
Fürstin Leopoldme, Grossher- 
zogliche Hoheit. 

Lauban i/Schlesien. 
Wissenschaftlicher Verein. 

Legefeld b/ Weimar. 
Reusse, Rudolf, Pfarrer. 

Leipzig. 

Abraham, Dr. Max, Verlagsbuch- 
händler. 

Andresen, Woldemar. 

Arndt, Dr. Wilhelm, Professor. 

V. Bahder, Dr. Karl, Professor. 

Baumgarten, Frau Dr. Mathilde, 
geb. V. Villers. 

Baur, Fräulein Marie. 

Beer, Fräulein Dora. 

Beer, Dr. Rudolph, Gymnasial- 
Oberlehrer. 

Berlit, Georg, Gymnasial -Ober- 
lehrer. 

27« 



—^ 38 



Leipzig. 

Bibliothek des KgL Gymnasiums. 

Bibliothek des Nikolaig)'mnasiuras. 

V. Biedermann, Freiherr F. W., 
Verla^buchhändler. 

Binding, Dr. Karl, Professor. 

Bontecou, Fräiü. 'josephine, stud. 

Borchers, Bodo, Gesangslehrer. 

Brockhaus, Dr. Eduard, Verlags- 
buchhändler. 

Brockhaus, Rudolf, Verlagsbuch- 
händler. 

Bronk, Fräulein Isabella, stud. 

Brugmann, Dr. Oskar, Oberlehrer 
am Nikolaigymnasium. 

Cichorius, Jobs., Kaufmann. 

Cohnheim, Frau Professor. 

Collins, Stud. phil. George Stuart. 

Credner, Hermann, Verlagsbuch- 
händler. 

Curschmann, Dr. med., Professor. 

D^enkolb, Dr., Professor. 

Dix, Paul, Rechtsanwalt 

Dodel, Friedrich Wühelm, Kauf- 
mann. 

Doerin^, Dr. B., Professor, Gym- 
nasial-Oberlehrer. 

Dolega, Dr. med. Max. 

Dürr, Alphons, Stadtrath. 

Dürr, Dr. Alphons, Buchhändler. 

Eelbo, Bruno, Architect 

Elster, Dr. Ernst, Professor an der 
Universität. 

Fränkel, Dr. Albert, Schriftsteller. 

Friedberg, Dr. Emil, Professor, 
Geh. Hofrath. 

Geibel, Frau Leonore, geb. Wcisz. 

Geibel, Frau Marianne. 

Gensei, Dr. jur. Julius, Sekretär 
an der Handelskammer. 

Georgi, Dr., Rechtsanwalt. 

Giesecke, Herm. F.(FirmaGiesecke 
& Dcvrient). 

Goetz, Ernst. 

Goetze, Fräulein Auguste, Kammer- 
sängerin. 

Haessel, H., Verla^buchhändler. 

V. Hahn, Dr. F., Reichsfi^erichtsrath. 

V. Hase, Dr. Oskar, Verlagsbuch- 
händler. 

Heinemann, Dr. phil. Karl. 

Heinichen, B., König!. Stations- 
Assistent. 

Herbst, Günther, Kaufmann. 

Hüdebrand, Dr. Rudolf, Professor. 

Hirzel, H., Verlagsbuchhändler. 



Leipzig. 

V. Holstein, Frau Hedwig. 
Institut, bibliographisches. 

Junck, Dr., Rechtsanwalt 
ungmann, Dr., Professor, Rector 

zu St. Thoraae. 
Kettembeil, Dr. jur. Johannes» 

Assessor. 
Köhler, Hugo, Buchhändler. 
Köhler, K. F., Buchhändler. 
König, Wilhelm. 
KrehU Dr. Ludolf, Professor, Geh. 

Hofrath. 
Lange, Dr. Robert 
Lemice, Julius, Director der Leip- 
ziger Feuer- Vers.-Anstalt 
Leskien, Dr. A., Professor. 
Liebisch, Bernhard, Buchhändler. 
Limburger, Referendar. 
Lorentz, Alfred, Buchhändler. 
Loewenstein, Reichsgerichtsrath. 
Müller, Geor^, Bucnnändler. 
Müller, Dr. lur. Carl Otto, Geh. 

Hofrath, Professor. 
Nachod, Frau Marie. 
Pfalz, Dr. Franz, Professor, Director 

der Realschule. 
Prüfer, Frau Dr. jur. A. 
Reincke, Frau Reichsgerichtsrath. 
Reis]and,O.R., Verlagsbuchhändler. 
Ribbeck, Dr. O., Professor, Geh. 

Rath. 
Röder, Emil, Commerzienrath. 
Romberg, E. L., Geh. Tustizrath. 
Rost, Adolph, Buchhändler (J. C. 

Hinrichs'sche Buchhandlung). 

Scheibner, Dr. Wilhelm, Professor. 

Schlösser, Dr. phil. Rudolf. 

Schmidl, Stud. phil. Josef Wen- 
delin. 

Schmidt, Frau Ottilie Henriette, 
Privatiere. 

Schmidt, Stud. jur. Reinhard Benno. 

Schneider, Dr. Arthur. 

Schneider, Carl, Kaufmann. 

Schreber, Frau Dr. Pauline. 

Schulz, Hermann, Buchhändler. 

Schunck, Fräulein Cornelia. 

Schuster, Dr. phil. Hermann, In- 
stitutsdireaor. 

Schwabe, Frau Susanne, ^b. Klemm. 

Schwarz, H., Reichsgenchtsrath. 

Seelig, Dr. Justizrath, Rechtsanwalt 
beim Reichsgericht. 

Seemann, Anhur, Verlagsbuch- 
händler. 



—5* 39 *^— 



Leipzig. 

Seminar, Königl. Deutsches. 
Simon, Dr. jur. Gustav Wilhelm, 

Referendar. 
Simon, Frau Stadtrath Hedwig, 

geb. Simon. 
Simon, Dr. jur. Paul. 
Staackmann, L., Buchhändler. 
Stadt-Bibliothek. 
Stae^emann, M., Director des 

Madttheaters. 
Steffen, Dr. Georg, G3rmnasial- 

Oberlehrer. 
Stenglein, Reichsgerichtsrath. 
Stolterfoth, P., Regierungsrath. 
Stumme, Stud. med. Emmrich 

Gerhard. 
V. Tauchnitz, Bernhard, Freiherr, 

Verlagsbuchhändler. 
Titze, Adolf, Verlagsbuchhändler. 
Tröndlin, Dr., Bürgermeister. 
Üniversitäts-Bibliotnek, Kgl. 
Voerster, Alfred, Buchhändler. 
Voerster, Karl, Buchhändler. 
Voigt, Dr. phil. Hans, Gymnasial- 

Oberlehrer. 
Wagner, Franz, Commerzienrath, 

Stadtrath. 
Wagner, Dr. med. Paul, Privat- 

docent. 
Walter, Geh. Ober-Postrath. 
Weber, Dr. phil. Robert. 
Wendtland, Dr. jur. 
Wiede, Otto. 

Wiesand, Dr. jur., Reichsgerichts- 
rath. 
Windscheid, Frau Dr. Bernhard, 

Professors-, Geheimraths-Wwe. 
Witkowski,Dr.Georg, Privatdocent. 
Wülker, Dr. Richard, Professor. 
Wundt, Dr. Wilh., Professor. 

Lennep. 

Rudolph, A., Oberstlieutenant und 
Bezirkscommandeur. 

Liegnitz. 

Dyhrenfurth, Waldemar, Königl. 

Staatsanwalt. 
Groebenschütz, Ober-Reg.-Rath. 
Rawitscher, Frau Assessor. 
Röhricht, Rechtsanwalt. 

Linden b/ Hannover. 

Bibliothek des Königl. Kaiserin 
Augusta- Victoria-Gymnasiums. 



Linden b/ Hannover. 

Grasshof, Dr., Gymnasialdirector» 
Haase, Frau Helene. 
Laporte, Rechtsanwalt. 

LSoknitz (Pommern). 

V. Eickstedt-Peterswaldt, Frau 
Gräfin, geb. v. Eisendecher. 

Lfibben (Niederlausitz). 

Schneider, Florentin, Landcsbestall- 
ter der Niederlausitzer Stände. 

Labeok. 

Achilles, Dr. E. 

Benda, Dr. jur. J., Landrichter. 

Curtius, Frau Senator Dr. 

Fehling, Dr., Rechtsanwalt. 

Hoffmann, Dr. Paul, Director der 
Ernestinenschule. 

Pabst, Dr. jur. Gustav. 

Schillerstiftung, Lübeckische. 

Stooss, Dr. jur. Alfred, Rechts- 
anwalt und Notar. 

Luckenwalde b/Frankfurt a/0. 

Neuhaus, M., Rittmeister a. D. 
Pariser, Frau Elise, geb. Mende. 
Simonson, Frau Amisrichter Ger- 
trud, geb. Mende. 

Ludwigsburg. 

Wulff, Franz, See-Lieutenant im 
Dragoner-Reg. »Königin Olga«. 

Ludwigshafen a/Rh. 

Tacquet, Adolf, Commerzienrath. 
Kaemer, Wilhelm, stud. jur. 

Lüneburg. 

Frederich, Otto, Hofweinhändler. 
Gravenhorst, K., Justizrath. 

Lyok (Osipreussen). 

Dembowski, Dr. Johannes, Ober- 
lehrer. 
Gymnasium, Königliches. 
A\iebe, Emil, Buchhändler. 

Magdeburg. 

Aefner, Hermann, Kaufmann. 

Aufrecht, Dr. 

Bemdt, R., Director der Magdeb. 
Fe^er -Vers.-Gesellschaft. 

Grünhut, Dr. Leo. 

Hindenburg, Frau Carl, geb. Rei- 
mann. 



Mkgdabiirg. 

HOne, K., Königl. Musikdirector. 
KawCTiu, Waldemar, Redacteur der 

Magdeburgiichen Zeitung. 
Krühne, Richard, Referendir. 
Lüdeke, Dr. jur. Max, Gerichii- 

Sarre, Dr. jur., Amtsrichter. 
Sträter, Dr. phil. E., Obeireal- 

schullehrer. 
Trosien, E-, Gdt Reg.- und Pro- 

viaziabchulraih. 
Wieseathal, Alfred, Kaurmann. 

Feldhdm, C t-'.. Geh. Commer- 

zienrath. 
Heiden heimer, Dr. phil. Heinrich. 
Hess, Dr. Carl. 

Scholz, Carl {Firma Jos. Schob). 
Stadtbibliothek. 
Strecker, Fräulein Lina. 



Bibliothek, öfTentliche. 

Darmstaedter, Dr., Rechtsanwalt. 

DitTeni, Dr. K. 

Hecht, Dr. Felix, Hofrath. 

Hirsch, Emil. 

Hirsch, Louis, Kaufmann. 

Hofth«ter-Coraii£, Grossh. Bad. 

Jacobi, Hermann, Hoftheater-Re- 
gisseur. 

Kahn, Dr. Richard, Rechtsanwalt. 

Köhler, Martin, Kaufmann. 

Laden bürg, Frau Commerzienrath 
Ida. 

Lenel, Alfred, Kaufmann. 

Lenel, Frau Alfred. 

Lenel, Dr. phil. Walter. 

Loewc. M. (Firma Loewe & Eschell- 

Maas, Dr. jur. S., Landgerichtsrath. 
Maihy, Johann Wolfgang. 
Mayer, Ludwig. 
Neumannn, Dr. Karl. 
Reimann- Ditfeni, Frau Dr. Clara. 
Reiss, Fräulein Anna. 
"eiss, Karl, Consul. 
taudi, Dr. med. J., prakt. Arzt 

Harburg i/ Hessen, 
oben, Dr. H., Professor. , 
ränkel, Dr. Carl, Professor. 

ermanislisches Seminar der Uni- 
versität. 



Kochendörffei-,Dr.Karl,BiblioIbek$- 

KAster, Dr. Albert, Professor. 
Küster, Dr. Ernst, Professor. 
V. Lilienlhal, Dr. Carl, Professor. 
Rathke, Dr., Professor. 
Schröder, Dr. Eduard, Professor. 
Souchavi C. C, Gutsbesitier. 
Universitäts-Biblioihek, KgL 
Wenck, Dr. C, Privatdocent. 



aukowiU (Prov. Posen). 
V. Wilamowitz ■ MAIleodorff, Frei- 
herr, Kgl. Kainmerherr, Ober- 
präsident der Provinz Posen, 
Excellenz. 

MatilbraDD i/ Württemberg. 

Palm, Augn Professor. Ephorus 

des theologischen Seminars. 



Schdtz, Dr. Emil, -Apotheker. 

HMMDdorf b/ Backschütz 
(Schlesien). 
Waldersee, Frau Gräfin Helene, 
geb. V. Wilamowiti-Mällendorf. 

Haluingen 

(Sachsen-Meioingen ). 

Baumbach, Or. Rudolf, Holraih. 

Kircher, Dr., Geh. Regierungsraih. 

Martiny. Fr., Eisenbahn-Masctiinen- 

Inspector. 
WüHner, Dr. Ludwig, Herzogl. 
Meining. Hofschauspieler. 



Bibliothek der Kgl. Fürsten- und 

Landesschule. 
Lese-Gesellschaft. 

Hemel. 

Gymnasialbibliorheli, Kgl. 
Halling, Direclor der höheren 

Töchterschule. 
Valentin, Richard. 

■eraebiirg. 
Barth, Frau Genera Idireclor. 



4* 41 *~ 



M&hlhausen i/Th. 

Kühne, Frau Rittmeister. 
V. Wirtich, Frau Louise. 

Mulhausen i/Elsass. 

Deecke, Dr. W., Gymnas.-Director. 
Kestner, Dr. Hermann, Sanit.-Rath. 

Muhrau b/Striegau i/Schl. 
V. Kramsta, Fräulein Marie. 

München. 

Ackermann, Theodor, Kgl. Hof- 
buchhändler. 

Arco- Valley, Frau Gräfin Leopol- 
dine. 

Bamstorff, Johann. 

Bernstein, Max, Schriftsteller. 

Bittmann, Friedrich. 

V. Bürkel, Ludwig, Kgl. Bayer. 
Min isterial-Director. 

Cornelius, Dr. C. A., Professor. 

Cornelius, Stud. phil. Carl. 

Czermak, Stud. med. Leo, K. K. 
Lieutenant der Reserve. 

Eller, Frau Henriette, Oberhof- 
gerichts-Advocatenwittwe. 

Eloesser, Dr. phil. Arthur. 

Fiedler, Dr. d. 

Fraenkel, Dr. Ludwig, Kgl. Hoch- 
schul-Docent u. Studienpräfekt. 

V. Gietl, Ritter Max, Ministerialrath. 

Göppinger-Meebold,Frau Adelheid, 

Gottnelf, Stud. phil. Fritz. 

Grätz, Dr. Leo, Universitäts-Pro- 
fessor. 

Haaser, Ernst, Journalist. 

Hanfstängl, Edgar, Hofratli. 

Hauck, Dr. Carl. 

Hausmann, Frau Justizrath Dr. 
Betty. 

Hertz, Dr. Wilhelm, Professor. 

Heyse, Dr. Paul. 

Hof- und Staatsbibliothek, Kgl. 

V. Hülsen, G., Lieutenant. 

Kappelmeier , Georg , Brauerei- 
Director. 

Klarmann, J., Hauptmann und 
Adjutant. 

Lehner, Johann, Director der Bayer. 
Notenbank. 

Lehrerbibliothek, Städtische. 

Levi,Hermann,K. General-Director. 

Linz-Godin, Frau Oberst A. 

V. Loen, Freiherr, Grossh. Sachs. 
Kammerjunker. 



München. 

V. Malsen, Baron, Kj^l. Bayer. 
Oberhofmarschall, Excellenz. 

V. Marogna, Gräfin Angela, Hof- 
dame L K. Hoheit der Frau 
Herzogin Carl Theodor in 
Bayern. 

V. Mayer, Dr. Carl, Kgl. Staatsrath. 

Meyer, Dr. Julius, Dwector, Geh. 
Regierungsrath. 

Munckcr, Dr. Franz, Professor. 

v.Naegeli, Frau Professor Henriette. 

Oertef, Heinrich, cand. phil. 

v. Oettingen, Frau M. 

Oldenbourg sen., R., Verlagsbuch- 
händler. 

Paul, H., Professor. 

V. Perfall, Freiherr, General-Inten- 
dant der Königl. Hofmusik, 
Excel lenz. 

Qpidde, Dr. phil. L. 

Rau, Frau Anna. 

Savits, Jocza, Oberregisseur des 
Kgl. Hoftheaiers. 

Scherer, Dr. Georg, Professer. 

Schmidt, Dr^ med. Oswald. 

Solbrig, Dr. Veit, K. Ober-Stabsarzt. 

Steinitzer, Paul, K. K. österr. 
Major a. D. 

Sulger, Emil. 

Traube, Dr. Ludwig. 

Voss, Dr. Richard, Schriftsteller, 
Bibliothekar der Wartburg. 

Waldthausen, Justus, Kaufmann. 

Weltrich, Richard, Kgl. Professor. 

Münchenbemsdorf 

(Grossh. Sachsen). 

V. der Gabelentz-Linsingen, Lieut. 
im Hus.-Reg. v. Ziethen. 

Münster i/Westphalen. 

Andresen, Dr. Hugo, Professor. 
Drescher, Dr. phiT. Carl, Privat- 

docent. 
Kiesekamp, Frau Hedwig. 
Paulinische Bibliothek, Kgl. 
Pietsch, Kgl. Baurath. 
Schmedding, Frau Reg.-Rath Laura, 

geb. Hüffer. 

Nastätten (Prov. Nassau). 
Cathrein, Joseph. 

Naumburg a/S. 

V. Bamekow, Frau General Julie.. 
Bennecke, Justizrath. 



— ♦ 42 



Manmbiunf ayS. 

Köstcr, Dr^ Sanhätsrath. 
Lefanuan, Ober-Landesgcrichts- 

rath a. D. 
Remcru, Rechtsanwalt. 
Srrimafm, Fräulein C. L. Gertrud. 
Sturm, Dr. Aug., Rechtsanwalt und 

Notar. 

KaaBdoif (Bez. Dresden). 

V. Lindenfeb, Freiherr, KgL Ober- 
förster. 

Maimhof 

bei Leipzig. 

Francke, Carl, V'ersicheningsbank- 
Director a. D. 



Neu 

Bischoff, Anton, Justizrath. 

Maatmrg (Stift) b/Heidelberg. 
V. Bemus, Freiherr. 

Meneodoif (Bezirk Köslin). 
V. Osterroht, Gotthil£ 

Neuhansen b/Königsberg (Ostpr.). 

Bon , Frau General-Landschafts- 
director. 

Men-Roppin. 

Philippi, Erster Staatsanwalt. 

Neoaalx a/Oder. 
Wenck, W., Prediger. 

Nenstrelitz. 
Götz, Dr. G., Obermedicinalrath. 

Niederbreisig. 
Huyssen, W., Ingenieur. 

NiederiÖMnltz b/Kötzschenbroda. 
V. Biedermann, Freiherr, General. 

NiederwailuH 

Marcuse, H., Consul. 

Norden (Ostfriesland). 
Lücke, Dr. O., Oberlehrer. 

Nordhansen a/H. 

Hasse, Dr. med. 

Kneiff, Rudolf. 

Mylius, C, Landgerichtsrath. 

Schenke. Hermann, Premier-Lieu- 
tenant, Stadtrat!) und Brennerei- 
besitzer. 



Enderldn, Oberlandgericfalsratfa. 
Hopf, Frau LüL 

Lechner, Max, G>'mnasia Idirrctor. 
Merzbacher, Sigm., Reditsanwalt. 
P^nesischer Blunoenorden (Literar. 

Verein). 
Rau, Rudolf, Rechtsanwalt. 
Sudt Nürnberg. 
Wendriner, Ferd., Kaufinann. 

Oberbümatein (Rheinprovinz). 
Lessing, A. 

Offenbaeh a/M. 
Wd)er, Frau Rechtsanwalt Dr. 

Ohrdrnf. 

Gymnasium Gldchense, HerzogL 

Oldcnbiirg (i/Grossh.). 

V. Alten, F., Oberkammerherr, 

Excellenz. 
V. Beaulieu-Marconnay, Eugen, 

Freiherr, Ober-Landesgericäts- 

Präsident, Excellenz. 
Becker, Landesgerichts -Präsident. 
Bibliothek,Grossnerzogliche öffentL 
Kelp, W., Apotheker. 
Leeenberg, Dr. phiL F. A. 
Mosen, Dr. R., Ober-Bibliothekar. 
Schwartz, A., Hofbuchhändler. 
Thorade, Bankdirector. 
Wolken, E., Kaufoiann. 

Oppehi (Prov. Schlesien). 

Thal, Dr. jur., R^erungs- Re- 
ferendar. 

Oflnabrack. 

Crespel, A., Referendar. 

Osteowalde b/Melle. 

Bibliothek Ostenwalde. 

Ottmachan (Prov. Schlesien). 

V. Humboldt, Freiin Mathilde. 

Parchim (Mecklenburg). 

Garthe, Frau Baurath Caroline, 
geb. Mencke. 

Pensig L d. Oberlausitz. 
Drevin, Helmuth, Apotheker. 

Pforsheim. 

Hhrismann, Dr. phiL Gusuv. 
Fischer, Dr. Franz, Director der 
Irrenanstalt. 



^ 43 *— 



Pforzheim. 

Nteiet, Wilhelm, Privatier. 
Waag, Alfred, Architect, Director 
der Kunstgewerbeschule. 

Plagwitz b/Ldpzig. 
Keü, Dr. phil. Alfred. 

Plauen i/ Sachsen. 

Hofmann-Stirl, Frau Professor 
Helene, Kammersängerin. 

Rentsch, Dr. phil. Joh., Gymnasial- 
Oberlehrer. 

Piess i/Schlesien. 
Fielitz, Dr. W., Professor. 

Poppenbüttel b/ Hamburg. 
Henneberg, Albert, Gutsbesitzer. 

Porstendorf b/Jena. 

V. Wurmb, Schlosshauptmann auf 
Domburg. 

Posen. 

Kantorowicz, Frau Lina. 
Lewald, Dr. Felix, Regierungsrath. 

Potsdam. 

V. Blücher, Rittmeister im Garde- 

Husarenre^iment. 
König, Dr. Rooert, Daheim-Redac- 

teur a. D. 
V. Mellenthin, F., Rittmeister im 

III. Garde-Ulanenregiment. 
Nathan, Frau Hedwig. 
Philippi, G. 
zu Platen-Hallermünd, Graf Carl, 

Erlaucht, Lieutenant im Regt. 

Garde du Corps. 

Prenzlau. 

Busch, Richard, Landgerichtsrath. 
Mertens, Fräulein Anna. 

Rastenbarg i/Ostpr. 
Kowalski, Carl, Kaufmann* 

Rathenow. 

Rhein, Frau Clara. 

Ratibor. 

Suchsland, Adolf, Amtsrichter. 

Ratzeburg (Lauenburg). 

Wassner, Dr. Julius, Gymnasial- 
director. 



Rechtenfleth b/ Bremen. 
Allmers, Hermann. 

Rehnsdorf b/Elstra (Sachsen). 

V. Boxberg, Georg, Ritterguts- 
besitzer. 

Reichenbaoh i /Schlesien. 
Preu, Dr. med., Sanitäts-Rath. 

Remagen a/Rh. 

Linden, Fräulein Lina, Pensionats- 
Vorsteherin. 

Retzin b/Priegnitz. 
zu Putlitz, Frau Baronin. 

Reutlingen. 

Kusel, Fräulein Lucie. 

Rlsstissen b/Ulm a/D. 

Schenck v. Stauffenberg, Dr. Fr., 
Freiherr. 

Rosrath b/Cöln a/Rh. 
Benfey, Frau Else, geb. Benfey. 

Rossia a/Harz. 
Schüddekopf, Dr. Carl. 

Rostock i/Mecklenburg. 

Bechstein, Dr. Reinhold, Professor. 
Berlin, Dr. Rudolf, Professot. 
Kipper, Dr. Julius, Gymnasiallehrer. 
Müller, Dr. phil. Walter. 
Stiller'sche Hof- und Universitäts- 

Buchhandlun^. 
Universitäts-Bibliothek, Grossh. 
Voss, Frau Advokat. 
Wübrandt, Dr. Adolf. 

Rotenburg i/Hannover. 
Boehrs, Dr. D., Kreisphysicus. 

Rudolstadt. 

Bibliothek, Fürstl. öffentliche. 

Ruhrort a Rh. 

de Gruyter, Albert. 

de Gruyter, Dr. Walter, Kaufmann. 

St. Johann a/Saar. 
v. Veitheim, Frau Baronin. 

Satzkom b/ Potsdam. 

Brandhorst- Satzkorn, W., Ritter- 
gutsbesitzer. 



44 ♦— 



Sehleii. 

Paetz, G., Kammerpräsident 

Schleswig. 

Bergas, Julius, Buchhändler. 

Hoe*sche Bibliothek. 

Kammer, Dr., Professor, Provinzial- 

schulrath. 
Voigt, Dr. Carl, Reg.-Assessor. 

SehletUUdt 
Kapff, Dr., Subsarzt. 

Sehlobitten i/Ostpreussen. 
zu Dohna, Frau Gräfin Emmy. 

Sohnepfenthal b/ Waltershausen. 
Ausfeld, Dr. Wilhelm, Schulrath. 

SehSnbaoh b/Löbau i/S. 
Rade, M., Lic, Pfarrer. 

8eh5nebeok b/Magdeburg. 
Saalwächter, Otto, Fabrikbesitzer. 

Sohonwerder b/Dölitz i/Pommem. 
V. Bonin, Frau, geb. v. Zanthier. 

Sohreitlanokeii b/WUlkischken 
i/Ostpreussen. 

Dressler, Frau. 

Sohulpforta. 

Kettner, Dr. Gustav, Professor. 
Landesschule, Königliche. 
Schreyer, Dr. Hermann, Professor. 
Volkmann, Dr. Dietrich, Rector 

der Landesschule. 
Zimmermann, Procurator der 

Landesschule. 

Schwedt a/0. 

Qpehl sen., Dr. Otto. 
Zschau, Dr. Hermann, Director des 
Hohenzollem-Gymnasiums. 

Schweldnitz i/Schl. 
Kletschke, Landgerichtsrath. 

Schwerin i/M. 

V. Ledebur, Freiherr, Kammerherr, 
Intendant des Hoftheaters. 

Oldenburg , Grossherzogl. Ober- 
zolldirector. 

V. Pritzbuer, Friedrich, stud. jur. 
et cam. 

Schmeitzer, Geh. Ober-Finanzrath. 

Schröder, Dr., Regierungsrath. 



Seesen a/Harz. 

Philippson, Dr. phil. Emil, Director 
der Realschule. 

Seiferedorf b/Radeberg (Sachsen). 
V. Brühl, Graf CarL 

Seyda (Bezirk Halle). 
Matzdorff, Dr. med. Hans. 

Siegen i/W. 
Wicruszowski, Alfred, Amtsrichter. 

Sonderahausen. 

Budde, Regierungsrath. 

Laue, Rath F r., Ooerbürgermeister. 

V. Viebahn, Major. 

Warte Sonnenblick (Eisenbahn- 
Stelle Sulzbach i/Taunus). 

Volger, Dr. G. H. Otto, Natur- 
forscher. 

Springe (Hannover). 
Kaufmann, Karl, Fabrikbesitzer. 

Stalluponen. 

Kalau V. Hofe, Cand. des hohem 
Schulamts. 

Stargard i/Pommern. 

Schröder, Dr., Oberstabsarzt I. Kl. 
und Regimentsarzt. 

Stasefurt 

Stensel, Rudolf, Fabrikbesitzer, 
Konsul a. D. 

StegUU b/Beriin. 

Dahms, Dr. Rud., Professor. 
Hoffmann, Dr. Otto, Professor, 

Gymnasialoberlehrer. 
Paulsen, Dr. Friedrich, Professor. 
Progyimiasium. 
Schwarz, Arthur, Kaufmann. 
Weber,W., Oberbürgermeister a. D. 
Wendder, Dr. Camillus. 

Stendal. 

Wendorff, Landgerichts-Präsident 

Stettin. 

Gerstäcker, Otto, Amtsgerichtsrath. 

iobst, R., Professor, 
leddig, C. A., Director. 
Klau well, Rudolf, Kaufmann. 
Kurtz , Frau Kaufmann Reinhold. 



—^ 45 



Stettin. 

May, Rudolf, Kaufmann. 
Preusser, Fräulein Marie. 
Schleich, Dr. med. Karl Ludwig, 

Sanitätsrath. 
Steffen, Frau Dr. Sanitätsrath P. 
Weber, Otto, Landgerichtsrath. 

Stoekach i/ Baden. 

Ottendörfer, Dr. Hermann, Ober- 
Amtsrichter. 

Stolberg i/Harz. 

Bode, Fritz, Fürstl. Stolbcrg'scher 
Kammerdirector. 

Stein 0, Post Klein-Czyste. 
Kreis Kulm i/Wesipreussen. 

Strübing, Fräulein Frieda. 

Stolp (Pommern). 

Bibliothek des Kgl. Gymnasiums. 
Pickert, W., Gymnasial-Oberlehrer 
und Bibliothekar. 

Strassburg W/Pr. 
Gymnasium, Königliches. 

Strassburg i/£. 

V. Biedermann, Freiherr B., Haupt- 
mann. 

Budde, Dr. Karl, Professor. 

V. Dursy, Eugen, kaiserl. Ministerial- 
rath'. 

Friedlaender, Dr., Professor, Geh. 
Rath. 

Henning, R.. Professor. 

Jacob, Dr. Carl, 
oseph, Dr. Eugen, Privatdocent. 

Martin, Dr. E., Professor. 

Michaelis, Dr. Adolf, Professor. 

Roff hack, Dr. jur., Regierungsrath. 

Seminar, Germanistisches an der 
Universität. 

Stilling, Dr. J., Professor. 

Tröbner, Karl J., Verlagsbuch- 
händler. 

Universitäts- u. Landesbibliothek, 
Kaiserliche. 

Varrcntrapp, Dr. C, Professor. 

Wetz, Dr., Privatdocent. 

Weyer, Dr., Landesgerichtsrath. 

Ziegler, Dr. Theobald, Professor. 

Stuttgart. 

Abert, Hofkapellmeisier. 
Becher, Fräulein Emmy. 



Stuttgart 

Bibliothek, Königliche öffentliche. 

Bibliothek der Kgl. Technischen 
Hochschule. 

Clason, Arthur, Kaufmann. 

Deahna, Dr., prakt. Arzt. 

Denison, Louis, Kaufmann. 

Donndorf, A., Professor. 

Eisenlohr, Karl. 

Gerock, Dr. Christof, prakt. Arzt. 

Gerschel,Oskar,Antiquar und Buch- 
händler. 

Goldschmidt, Frau Emilie. 

Hartmann, Dr. Julius, Professor. 

Hotzel, Dr. med. A. 

V. Klumpp, Dr. Otto, Director. 

Krabbe, (i., Verlagsbuchhändler. 

Kröner, Adolf, Verlagsbuchhändler 
und Commerzienrath. 

Kröner, Alfred, Buchhändler. 

Kurtz, P., Buchhändler. 

Lang, Dr. Wilhelm. 

Mayer, Paul, Regierungsrath. 

Müller, Carl. 

Müller, Gustav, Kaufmann. 

Müller-Palm, Adolf, Professor. 

Museums-Gesellschaft. 

Nast, A., Buchhändler (in Firma 
Göschen*scheVerlagsbuchhdlg). 

Proelss, Johannes, Redacteur. 

V. Riecke, Dr. Karl, Staatsminister. 

Rominger, jun., Nathanael. 

Rommel, Dr. Otto. 

Schall, Dr. Rieh., Rechtsanwalt. 

Schoenhardt , Dr. , Oberlandes- 
gerichtsrath. 

Schott, Frau Amalie. 

Schulz, F. G., Commerzienrath. 

Siegle, Gustav, Geh. Commerzien- 
rath. 

Spemann, W., Verlagsbuchhändler. 

Steiner, Dr. K., Director, Geh. 
Commerzienrath. 

Stockmayer, M. E., Rechtsanwalt. 

Straub, Dr. L. W., Professor. 

Vetter, Leo, Kaufmann. 

V. Westen holz, Freiherr, Dr. Friedr. 

Wildermuth, Dr. H. A., Arzt. 

Zweifel-Heer, Frau Jetty. 

Tangerhütte b/ Magdeburg. 

V. Arnim, Frau Marie. 
Kleinschmidt, Hofrath. 

Tempel bürg (Pommern). 
Berg, Karl, Amtsrichter. 



47 *- 



Weimar. 

Crüf er, G., Generallieutenant z. D. 
Excellenz. 

v.DerenthalI,R, Geh.Legationsrath, 
K^l. preuss. Gesandter, Exe. 

Dietrich, Albert, Bankier. 

V. Donop, Freiherr Hugo, Ober- 
hofmeister I. K. H. der Frau 
Grossherzogin. 

von u. zu Egloffstein, Reichs- 
Freiherr Dr. phil. Hermann. 

Emminghaus, Fräulein Marie. 

Ernst, H., Pfarrer. 

Francke, Dr.Otto, Gymnasiallehrer. 

Franke, Fräulein M^arie. 

Fresenius, Dr. phil. A. 

V. Freytag - Loringhoven , Freiin 
Mana. 

V. Freytag -Loringhoven, Freiin 
Mathilde. 

V. Fritsch, Frau Oberforstmeister, 
geb. V. Herda. 

Frorieo, Fräulein Clara. 

Fuss, Martin, Pianist. 

Geister, Carl, Rentier. 

Genast, Frau Ministerialdirector A. 

Giessen, Hans, Kammersänger. 

Gottschalk, G., Rentier. 

le Goullon, Fräulein Charlotte. 

V. Gross, Dr. R., Freiherr, Wirkl. 
Geh.Rath,Staatsminister,Excell. 

V. Gross, Freiin Melanie, Stiftsdame. 

Haberstolz, Dr. med. A. 

v.Hadeln,H.,Freiherr, Hofmarschall 
Sr. K. H. des Erbgrossherzogs 
von Sachsen. 

Halir, K., Professor. 

v. Hannecken, Fräulein Minette. 

Hardtmuth, Frau Charlotte, geb. 
Voelkel. 

Hartmann, A., Rentier. 

V. HelldorflF, Freiherr, Oberschenk. 

von der Hellen, Dr. phil. Eduard, 
Archivar am Goethe- u. Schiller- 
Archiv. 

V. Hellfeld , General - Lieutenant 
z. D., Excellenz. 

Hertel, Friedrich, Hofphotoeraph. 

Hesse, Dr. B., General - Super- 
intendent, Geh. Kirchenrath. 

V. Holleben, Frau, geb. v. Kunow. 

V. Höltzke, Baron C, Wirkl. Geh. 
Rath, Kaiserl. Russischer Mi- 
nister-Resident, Excellenz. 

v. Holzhausen, Baron Alexis, 
Kammerherr. 



Weimar. 

Hummel, Karl, Professor. 
Hunnius, Dr. jur. Toh., Finanzrath. 
Huschke, A., Hotbuchhändler. 
Isles, Miss Alison. 

V. Kaufmann, Ludwig, Rentier. 

Kohl , Ernst , Eisenbahndirector 
Baurath. 

Kramsta, Frau Maria. 

Krause, O., Kanzleirath. 

Krehan, Arno. 

Krieger, Fräulein Karoline. 

Kriesche, E., Baurath. 

Kächling, Robert, Hofrath, Sekretär 
L K. H. der Frau Grossherzogin 
von Sachsen. 

Kuhn, Dr. jur. K., Ministerial- 
director. 

Kuhn, O., Geh. Finanzrath. 

Lämmerhirt, Dr. phil. Gustav. 
Lassen, Dr. Eduard, Hofkapell- 

meister. 
V. Loen, Freifrau Marie, Excellenz. 
Loring, Frau S., Rentiere. 

Matthes,Dr. P., Geh. Medicinalrath. 
Mensing, Wilhelm, Privatier. 
Meurer, Dr. H., Professor. 
V. Milde, Fr., Kammersänger. 
V. Minckwitz, Wirkl. Geh. Rath, 

Kgl. Sachs. Gesandter, Excel!. 
Minis, Dr. A., Gerichts -Assessor 

a. D., Schriftsteller. 
Moritz, Dr.jur. R., Commerzicnrath. 
Müller, Theodor, Hof Juwelier. 
Muller -Härtung, Karl, Professor, 

Hofrath, Director der Grossh. 

Musikschule. 
V. Muller-Schubart, Frau Baronin, 

geb. Gräfin v. Bothmer. 

NeufTer, Dagobert, Hofschauspieler. 

Niemeyer, Garten-Director. 

V. Nostiz, Major a. D., Kammerherr. 

Obrist, Dr. Aloys. 

Obrist, Frau Dr. Hildegard. 

Oelschlä|^er, Dr. phil. Hermann. 

Oppenheimer, E. L., Privatier. 

V. Pal^ieux - Falconnet , Oberst- 
lieutenant und Flügeladjutant 
Sr. K. H. des Grossherzogs 
von Sachsen. 

Panse, A., Oberst z. D. 

Pause, Frau Oberst. 

v. Pappenheim, Fräulein Julie. 

PfeiflFer, Dr. Ludwig, Geh. Hof- u. 
Medicinalrath. 



*2.jr 










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T.>c:iorn,rri«,; 



' A- x 'v--^ Sri:" 



Sch-iT, Frjj Ritn U*. 
Sch-Äit^. Dr. B, C^crstibsirrt. 

Schu-cr, K-, Fr.c*::^£Ta;»h. 
SiCi-:v£t,I>r.K-, Geh.RegWii]igsratfa. 

Siapn, A^ Rech-saswah. 

Stivenhagcn, W., Rentier. 

Stcmcr. Dr. Rudolt, Schriftsteller. 

Stier, Paul, Geh. Rcgierungsraih. 

StoIIberg. J., Geh, Finaozraih. 

V. Strauch, W.. Oberlandjiger- 
meistcr, Excellenz. 

Streichhan, Fräulein A. 

Suphan, Dr. Bernhard, Professor, 
Director des Goethe- u. Schiller- 
Archivs. 

Thelemann, Ludwig, Buchhändler. 

V. Thöna, Dr. Freiherr, Bezirks- 
direaor a. D. 




Ijwiiinh Berthi. 
"Äirjc. Dr. H'r.js. 

T. Wigaer. I^nl-eio D. 

T. 'Äasoer F'iii^jn I_ 

T. "Ä jtroof€, Friu^m A^ Scaats- 



T.Weie: Gfaf O, ^Irkl. Geh. Rath, 
i>er-HjrTOryhaM. Exceflenz. 

W€=ufcr, Dr. L, Professor, Hof- 
ra^ Gnxmasialtfirector. 

Wesjper, Pri;ik3i EÜsabccfa. 

Wllcier. Dr Ernst, GrossberzogL 
Arc!rmth. 

T. Zfc£hz, Frao Oberbofineister. 



(Baden). 

GoeW, Dr. phiL, GvmnasialJdirer 
a. D. 



Henkel, Dr^ Professor, Gymnasial- 

director a. D. 
zu Stoiber? - Wernigerode, Fürst 

Otto, Ehirchlaudit 



Wer. 



b/Charlottenburg. 
sster, Frau Emie. 

Wieh«. 

Krewd, Amtsrichter. 

Wiesbaden. 

Bkkel, Dr. Gustav, prakt. Arzt 
Clösener, Ludwig, Rentier. 
Conradv, Dr.Max,Geh.Sanitätsrath. 
Frank, Dr. Georg, Docent. 
Fresenius, Dr. R., Professor, Geh. 

Hofrath. 
Gecks, Leonhard, Buchhändler. 
Guttnunn, Rechtsanwah. 
Koch, August. 
Konopacka, Fräulein Anna. 
Lugenböhl, Frl. Helene, Rentnerin. 
Meissner, Dr. Carl, Professor. 
Pfaff-Beringer, Otto. 
Pfeiffer, Dr. Emil, Sanitätsrath. 
Preyer, Frau Adele, geb. Kutter. 



—h 49 *— 



Wiesbaden. 

Prcyer, Dr. W., Professor, Hofrath. 

Scmeiden, Fräulein Eleonore. 

Sediaus, Dr. phil. Adolf. 

Weidenbusch, H. 

V. Woehrmann, Baron. 

Zinkel, Frau A. 

WOmersdorf b/Berlin. 
Lisko, Walter, Rechtsanwalt 

Wittenberg. 

Guhrauer, Gymnasialdirector. 

Wittstock i/Mark. 
Plessner, Amtsrichter. 

Wohlau i/SchL 
Arlt, Albrecht, G3rmnasiallehrer. 

WolfenbütteL 

Graf, Dr. phil. Hans. 

Worms. 

V. Heyl, Major. 

Heyl zu Herrnsheim, Freiherr. 

Reinhart, Frau Nicolaus. 

W&lfel b/Hannover. 
Oehlmann, Ad., Apotheker. 

Wondlaeken i/Ostpreussen. 
zu Dohna, Frau Gräfin Gertrud. 

Würzbnrg. 

Prym, Dr. Friedrich, Professor. 
Roetteken, Dr. H., Privatdocent 



Wursburg. 

Schönbom, Dr., Professor, Geh. 
Medizinalrath. 

Suhel, Oscar, Kcl. Hof- und Ver- 
lags-Buchhändler. 

Universitäts-Bibliothek, Königliche. 

Volkelt, Dr. Johannes, Professor. 

Wurzen. 

Boek V. Wülfingen, Frau Haupt- 
mann. 

Dominium Zakrsewo 
b/Wytaszyce (Prov. Posen). 

Garst, Frau Dr. Marta. 

Zerbst 
Historischer Leseverein. 

Zittau i/Sachsen. 

Franz,OscWilh., Amtsgerichtsrath. 
Güttich, C., Buchhändler. 
Neumann, Dr. phil., Realgymnas.- 

Lehrer. 
Stadt-Bibliothek, öffentliche. 

Zsehopao. 

Gensei, Richard, Buchhändler. 

Zweibrüeken (Rheinpfalz). 
Henigst, Oscar, Kaufmann. 

Zwickau« 

Becker, Stud. phil. Erwin Joh. 
Goethe-Verein. 

Kellner, Dr. phil. H. C;, Professor 
und G3rmnasial-Oberlehrer. 



ÖSTERREICH-UNGARN. 

Budapest. 



Baden b/Wien. 

Landes-, Real- und Ober-Gym- 
nasium,Nieder-Osterreichiscnes. 

Rollet, Dr. Hermann, Stadtarchivar 
und Museums-Custos. 

Balinee, Post Slatina. 
Förster, Frau Eugen. 

Bielits i/östr. Schlesien. 

Prem, Dr. S. M., Prof. an d. K. K. 
Staatsgewerbeschule. 

Boxen (Süd-Tyrol). 

Kinsele, Dr. Anton, Advocatur- 
Condpient. 



Elischer, B. 

Heinrich, Dr. Gustav, Professor. 

Politzer, Sigmund, Bankier. 

Csemowitx. 

Gymnasium, K. K. 
Hüber^, Dr. J., Professor. 
Paschkis,'Dr. Moritz, Advokat und 

Rechtsconsulent 
Universitäts-Bibliothek, K. K. 
Walter, Richard, Fabrikant 

DobUng b/Wien. 
v.Gionima,Eugen,Landgerichtsrath. 



50 ^— 



EibeDseh&tz b/Brünn (Mähren). 
Wlach, Dr., Rechtsanwalt. 

Gaya (Mähren). 

Koch, Dr. Carl, Advocat und 
Bürgermeister. 

Gleiohenberg (Steiermark). 
V. Hausen, Frau Bertha. 

Graz. 

Adamek, Dr. Otto, Professor. 

V. Attems, Dr., Graf Ignaz. 

V. Attems, Frau Gräfin Rosa. 

V. Gnad, Dr. Ernst, Ritter, K. K. 
Landesschulinspector, Hofrath. 

Hermann, Frau Maria. 

Hofmann, Dr. Karl B., Professor. 

Landes-Bibliothek, Steiermärkische. 

Landes-Oberrealschule. 

Mack, Fräulein Marianne. 

Neuhold, Franz, Bankier. 

Philologen- Verein, Akademischer. 

Potpcscnnigg, Dr. Joseph, Advocat. 

Schönbach, Dr. Arnold E., Pro- 
fessor, Regierungsrath. 

Seminar für deutsche Philologie an 
der K.K. Karl-Franz-Universität. 

Scuffert, Dr. Bernhard, Professor. 

Universitäts-Bibliothek, K. K. 

Gries b/Bozen (Tyrol). 
Jansen, Dr. phil. A., Professor, 

Güns in Ungarn. 

V. Hornau, Ritter, Karl Gerbert, 
K. K. Hauptmann, Professor 
an der Militär-Unter-Realschule. 

Heimaonstadt. 

Baron Samuel v. Brukenthal'sches 
Museum. 

Jawonno (Galizien). 

Stein, Ernst Eduard, General- 
secretär. 

Innsbruck (Tyrol). 

Gymnasium, K. K. 

Loewit, Dr. Moritz, Professor. 

Wackernell, Dr. Jos. E., Professor. 

Klagenfurt (Karnthen). 

Obermayer, Victor, Ingenieur der 
Ungarischen Staatsbahn. 



Krakau. 

Creizenach, Dr. Wilhelm, Professor. 
V. Gorski, Dr. Konstantin. 
Seminar, germanistisches an der 
K. K. Universität. 

Kmmpendorf b/KIagenfun. 
Rauscher v. Stainberg, Eduard. 

Leitmeritz i/Böhnien. 

Lehrerbibliothek des K. K. Staats- 
Obergymnasiums. 

Lemberg. 

Seminar für deutsche Philologie. 
Werner, Arnold, Kaufmann. 
Werner, Dr. Richard Maria, Pro- 
fessor. 

Linz (Ober-Österreich). 

Nicoladoni, Dr. A., Hof- und Ge- 
richts-Advocat. 

Matzen b/Brixlegg (Tyrol). 

V. Lipperheide, Freiherr Franz, Ver- 
lagsbuchhändler aus Berlin. 

Miskoloz (Ungarn). 

Popper, Dr. Josef, Director des 
allgemeinen Hospitals. 

Neubistritz b/Neuhaus (Böhmen). 

V. Steun, Frau Therese, geb. v. Po- 
mian-Dziem bo wska . 

Neuaatz (Ungarn). 
Savi6, Dr. Milan, Schriftsteller. 

Oberdobling b/Wien. 
Bettelheim,Dr. Anton, Schriftsteller. 

Obermais b/Meran (Tyrol). 

V. Biegeleben, Frau Auguste, geb. 
Bunr. 

Olmütz. 

Staats-Gymnasium, Deutsches. 
V. Zierotm, Frau Gräfin Ernestine. 

PoUleinsdorf b/Wien. 
Mautner, Jenny. 

Prag. 

Feilchenfeld, Frau Bankdirector 

Henriette. 
Hatschek« Dr. Benhold, Professor 

der Zoologie an der K. K. 

Universität. 



—^ 51 *5— - 



Prag. 

Hauffen, Dr. Adolf, Docent an der 

deutschen Universität. 
Hruschka, Alois, Professor. 
Keindl, Ottomar, General -Agent. 
Krauss, Dr.phil. Ernst, Privatdocent. 
Larabel, Dr. Hans, Professor. 
Lese- und Rede- Halle der Deutschen 

Studenten in Prag. 
Rabl, Dr. C, Professor. 
Sauer, Dr. August, Professor. 
Schnabel, Dr. Isidor, Professor. 
Seminar für deutsche Philologie. 
Toischer, Dr. Wendelin, Professor. 
Universitäts-Bibliothek, K. K. 
Urban, Dr. Karl. 
V. Zdekauer, Frau Anna, geb. Artus. 

RanBhofen (Ober-Österreich). 
Wertheimer, Frau Franziska. 

Ravelabach (Nieder-Österreich). 
Slaby, Engelbert, Volksschullehrer. 

Salzburg. 

Jäger, Dr. Anton, Hof- und Gerichts- 
advocat. 

Werner, Alexander, Civil ingenieur. 

zu Wrede, Fürst Friedrich, Durch- 
laucht. 

Scheibbs (Nieder-Österreich). 

Baumeister, Johann, K. K. Bezirks- 
richter. 

Skomoroohy (Galizien) 
Post Potokzlotz. 

V. Antoniewicz, Dr. Johann, Guts- 
besitzer. 

Szezakora (Galizien). 
Pick, Frau Dr. Ottilie. 

SohloBS TribuswinkeL 

b/ Baden b/Wien. 

Qpirini,Frau Hermine,geb.Borcken- 
stein. 

Weissenbaoh a/d. Enns 
(Steiermark). 
Sauerländer, Walter. 

Weisskirchen i/Mähren. 
Staats-Gyranasium. 

Wien. 

Altmann, Mitglied des Burgtheaters. 
V. Adrian -Wer bürg, Baron Ferdi- 
nand. 

CoCTUS-JAHUauCH XV. 



Wien. 

V. Arenberg, Prinz Joseph, Durch- 
laucht« 

Bauer, Moritz, Director des Wiener 
Bankvereins. 

Beer, Dr. A., Professor, Hofrath. 

Benndorf, Dr.O., Professor, Hofrath, 

Berl, Richard. 

V. Bezecny, Freiherr, Wirkl. Geh. 
Rath, Mitglied d. Herrenhauses, 
General -Intendant der Hof- 
theater, Excellenz. 

Bibliothek der K. K. Theresianischen 
Akademie. 

Bibliothek des K. K. Staats-Gym- 
nasiums im VIII. Bezirke. 

Blume, Dr. Ludwig, Professor. 

Boschan, WUh., Kaiserl. Rath. 

Brandeis, Stud. phil. Arthur. 

Bruch, Dr. Hermann, Hof- und 
Gerichts -Advocat. 

Brunnenmeister, Dr. E., Professor 
des Strafrechts. 

Chrobak, Frau Professor Nelly. 

Club, Wissenschaftlicher. 

Daubrawa, Dr. AHred. 

Demuth, Theodor (Firma Gerold 
& Comp., Buchhandlung). 

V. Egger -MöUwald, Dr. Alois, 
Ritter, K. K. Regierungsrath. 

Eissler, Arthur. 

Faber, Frau Bertha. 

Federn, Dr. S. 

V. Feifalik, Ritter Hu^o, Hofrath und 
Sekretär Ihrer Majest. d.Kaiserin. 

Feinberg, Frau Anna. 

V. Fleischl, Frau Ida. 

Frankl, Dr. Ludwig August, Ritter 
V. Hochwart 

Freund, Theophil. 

Frick, W., K. K. Hof buchhandlung. 

Gaber, Dr. Karl, Auskultant. 
Gilhofer & Ranschburg, Buchhdlg. 
Ginzberger, T., Inspector. 
Glaser, Frau Geh. Raths-Wwe. 

Wilhelmine, Excellenz. 
Goclheverein, Wiener. 
Göttmann, Karl, Scriptor der 

Kaiserl. Hofbibliothek. 
Gomperz, Dr. Theodor, Professor. 
Guglia, Dr. E., Professor. 
v. Hartel. Ritter, Dr. W., Professor. 

K.K. Hofrath, Director derK. K. 

Hofbibliothek. 
Hartmann, Ernst, Hofschauspieler 

und Regisseur. 

28 



—4» 52 *5— - 



Wien. 

V. Heinzel, Dr. Richard, Professor. 
Heuberger, Richard, Musiker. 
Hof bibliothek, Kaiserl. Königl. 
Hofmann, Dr. med. Julius, Hofrath. 
v.Hohenbruck, Frau Baronin Prisca. 
Holzmann, Dr. Michael. 
Hörn, Joseph. 
V. Hoyos, Graf Rudolf. 
Jettel, Dr. Emil, Sectionsrath im 
Ministerium des Äussern. 

Kaiser, Frau Hermine. 

Kalbeck, Dr. Max, Schriftsteller. 

V. Kinsky, Fürst Ferdinand, Durch- 
laucht. 

V. Kinsky, Frau Fürstin Marie, 
Durchlaucht. 

Koenig, Rudolf. 

Konegen, Karl, Buchhändler. 

Krastel, Fritz, Hofschauspieler. 

V. Lanckorönski, Dr., Graf Carl 

Langer, Frau Irma. 

Lehrerbibliothek des K. K. Staats- 
Gymnasiums im IL Bezirke. 

Lewinsky, Joseph, Hofschauspieler 
und Regisseur. 

Lichtenstadt, Dr. Siegmund, Kaiserl. 
Rath. 

V. Lützow, Dr. C., Professor. 

Mayer, Dr. phil. Arnold. 

Mayer, Dr. Karl O. 

V. Merey, Alexander, Wirkl. Geh. 
Raih, Sectionschef im Reichs- 
Finanzministerium, Excellenz. 

Minor, Dr. Jacob, Professor. 

Nathorff, Eugen, Bankier. 
Neumann, Karl. 
Oppenheim, Josef, Redacteur. 
Ortony, Alexander, 

Pinder, Rittmeister. 

Plutzar, Dr. Ernst, Hof- und Ge- 

richts-Advocat. 
V. Popper-Castrone, Frau Baronin 

Blanche. 
Porubszky, Frau Oberkirchenrath 

Bertha. 
Poschacher, Frau Louise, geb. Ried. 
Reiter, Dr. Siegfried, Prof. Cand. 
Reitzes, Fräulem Gisela. 
Reitzes, Frau Marg^uerita. 
Richter, Fräulein Helene. 
Rieger, Dr. Karl, Professor. 
Robert, Emerich, Hofschauspieler. 
Rösche, Hermann, Ober-Ingenieur 

der K. F. Nordbahn. 



Wien. 

Rosenthal, Beruhard, Bankier. 
Russ, Dr. Victor, Gutsbesitzer, Mit- 
glied des Abgeordnetenhauses. 
Russo, Isidor. 

zu Salm - Lichtenstein, Fürstin, 
Durchlaucht. 

Schiff, Frau Lina. 

V. Schneider, Dr. Robert, Ritter, 
Gustos der Kaiserl. Antiken- 
sammlung. 

Scholz, ]., Erzherzogl. Secretär 
und Bevollmächtigter. 

Schöne, Hermann, Hofschauspieler. 
Schröer, Dr. K. J., Professor, 
Schulz V. Strasznitzki, Dr. Johann, 

Sectionsrath im K. K. österr. 

Ackerbau-Ministerium. 
Schwab, Albert, cand. jur. 
Seegen, Dr. Joseph, Professor. 
Seidel, Ludwig, Buchhändler. 
Seminar für deutsche Philologie 

an der K. K. Universität. 

Senigaglia, Lionello, Professor. 
V. Sizzo-Noris, Frau Gräfin Marie. 
V. Skene, Louis. 

V. Sonnenthal, Ritter Adolf, Hof- 
schauspieler und Regisseur. 

Speidel, Dr. Ludwig, Schriftsteller. 

V, Spiegl, Edgar, Chefredacteur. 

Streicher, Frau Karoline. 

V. Stremayr, Dr. Karl, Minister 
a. D., ' Präsident des K. K. 
Obersten Gerichts- und Kassa- 
tionshofes, Excellenz. 

Thimig, Hugo, Hofschauspieler. 
V. Trauschenfels, Dr. Eugen, Ober- 
kirchenrath. 

Unger,Dr. Josef, Prof., Minister a.D., 
Präsident des Reichsgerichts, 
Wirkl. Geh. Rath, Excellenz. 

Universitäts-Bibliothek, K. K. 

Walzel, Dr. phil. O. F. 

V. Weilen, Ritter Dr. Alexander. 

v. Weiss-Starkenfels, Freiherr Al- 

fons, K. K. Minist.-Secretär im 

Ackerbau-Ministerium. 

Weiss V. Tessbach, Ritter Dr. Adolf. 
Weiss V. Wellensiein, Frau Stefanie. 
Wickhoflf, Dr. Franz, Professor. 
Wolter, Frau Charlotte, K. K. Hof- 
schauspielerin. 

Zweybrück, Dr. Franz. 
Zwierzina, Dr. phil. Konrad. 



—^ 53 ^- 



Wiener-Neustadt. 

Nieder - österr. Landes - Oberreal - 
und Fachschule für Maschinen- 
wesen. 



SohloBs Zalabör. 

Südbahnstation Szt. J6an (Ungamj. 

V. Gutmann-Gelse, Frau Laczi, geb. 
Rosa Klein. 



Aarau. 

Cantons-Bibliothek, Aargauische. 

Au Züriohsee. 

Moser, Fräulein Fanny. 

BaseL 

Burckhard, Dr. jur. C, Rathsherr. 

Kögel, Dr. Rud., Professor. 

Lese-Gesellschaft. 

Meyer, Fr. 

Thoramen, Dr. phil. Rudolph. 

Volkland, Dr. Altred, Kapellmeister. 

Wackemagel, Dr.R., Stadtarchivar. 

Bern. 

Hirzel, Dr. Ludwig, Professor. 
Stadt-Bibliothek. 



Chur. 

Hitz, L., Buchhändler. 

Frauenfeld. 

Linnekogel, Otto, Fabrikbesitzer. 

Freiburg. 

Streitberg, Dr. W., Professor. 

Genf. 

Beard, Ernst Alfred, Privatier. 
Bouvier, Bernhard H., Professor an 

der Universität. 
Soret, J. Louis. 



SCHWEIZ. 

Kilchberg b/Zürich. 
Meyer, Dr. Conrad Ferdinand. 

Lausanne. 

Gart, Dr. William, Professor. 

Solothurn. 

Cantons-Bibliothek. 

St Gallen. 

Stadt-Bibliothek (Vadiana). 

Teufen (Catiton Appenzell). 
Roth, Dr., prakt Arzt. 

Winterthur. 

Radecke, Dr. phil. Ernst, Städti- 
scher Musikdirector. 
Stadt-Bibliothek. 

Zürich. 

Baechtold, Dr. J., Professor. 

Bertheau, Dr. F., Spinnereibesitzer. 

Blümner, Dr. Hugo, Professor. 

Bodmer, Dr. Hans. 

Hirzel, Paul, Schul präsideiit. 

Roner, Toh., Rector der Gewerbe- 
schule. 

Schoeller, Rudolf. 

Stadt-Bibliothek. 

Vögeli-Bodmer, \., Oberst. 

Widmer, C, Director der Schweiz. 
Rentenanstalt. 



BELGIEN. 



Antwerpen. 
Rooses, Max, Conservateur du 
Mus^ Plantin. 

Brüssel. 

Caratheodory-Effendi, Kaiserl. Tür- 
kischer Gesandter, Excellenz. 
V. Geldern, Gräfin Bertha. 



Brüssel. 

Gevaert, Franz Aug., Professor, 
Directeur du Conservatoire 
Royal de Musique. 

V. Treutier, Lieutenant. 

V. Villeneuve, Graf, Exccllenz. 

Wieniawski, Frau Joseph. 



DÄNEMARK. 



Kopenhagen. 

Bibliothek, Grosse» Königliche. 
Hansen, P., Professor. 
Hansen, S., Buchhalter. 
Henrigues, L., Wechselmakler. 



Kopenhagen. 

Schmidt, Rucfolf, Schriftsteller. 
Wimmer, Dr. Ludwig, Professor. 
Zeuthen, L., Oberger.-Anwalt. 

28* 



— ► 54 ♦• 



FRANKREICH. 



Nizza. 

V. Arnold i, Frau Oberst. 
Schropp, Ralph, Privatier. 

Paris. 

Andler, Charles. 
Barine, Frau Arv^de. 
Bondy, A. E., Bankbeamter. 
Ecole Normale Sup^rieure. 
Goldschmidt, Eugöne. 
Goldschmidt, Leopold, Bankier. 
Mendel, Mme. Henry. 



Paria. 

Neumann, Albert, Kaufmann, in Fa. 

Charles Levy & Fr^re. 
Pease, Frau Mary. 
Saling, Jacques, Professor. 
Wassermann, Frau A. 

Sana a/Yonne. 
Legras, Jules, Professor. 

Yalentigney. 

Bovet, Alfred. 



GRIECHENLAND. 

PiraeuB-Athen. 

Lüders, Dr. Otto, Kaiserl. Geh. Regierungsrath und General-Consul. 



GROSSER 

Bowdon b/Manchester. 
Güterbock, Alfred. 

Cambridge. 

Breul, Dr. phil. Karl, M. A. 
Browning, Oscar, M. A. 

Cravenhurat b/ London. 
Flügel, Charles, Rentier. 

jDublin.; 

Lyster, Thomas William, M. A. 

Edinburgh. 

Bormann, Fräulein Margarethe. 
Schlapp, Otto. 

l Glasgow. 

Rottenburg, Fritz. 
Rottenburg, Paul.[ 

London. 

Armbruster, Carl, Kapellmeister. 
Behrens, A.* 



ITANNIEN. 



London. 

Broicher, Fritz. 

Buchheim, Dr. C. A., Professor 

am King*s College. 
Freund, Max. 
Holzmann, Dr. Moritz. 
Lecky, Mrs. 
Lehmann, Rud., Maler. 
Robb, Mrs. 
Schütz-Wilson, H. 
Stern, James, Bankier. 
Weiste, D. 

Mancheater. 

Bibliothek des Owens College. 
Schiller-Anstalt. 

Newcaatle o/Tyne. 

Merz, Dr. Theodor. 
Owen Seaman, Esq. 

Oxford. 

Bodleian Library. 
Taylor Institution. 



Mitglieder der English Goethe-Society, welche, als zugleich 
der deutschen Goethe-Gesellschaft angehörig, durch Mr. A.Nutt 

bei letzterer angemeldet sind: 



Bath. 

Coumoundouros, Miss. 

Bristol. 

Cann-Lippincott, R. C. 



Bromley (Kent.). 
Heppel, Miss M. L. 

Brookwood (Surrey). 
Scott, H. D. Colvill. 



— «** 55 ♦— 



Cambridge. 

Lee, Miss Jane. 
Ward, Miss. 
Welsh, Miss. 

Cheltenham. 

Macgowan, W. S. 

Dublin. 

Bury, J. B. 
Dowden, Prof. E. 
National Library. 
Trinity College Library. 
Webb, T. E., Judge. 

Dalverton. 

Owen, Rev. J. 

East Twiokenham (Surrey). 
Alford, R. G. 

Edinburgh. 

Blackie, Prof. J. S. 
Morris, Rev. A. B. 

Eltham (Kent). 
V. Orsbach, Rev. E. 

Glasgow. 

Blackie, Prof. Walter. 
Caird, Prof. E. 
Robertson, T. G. 
Robertson, Mrs. 
Tille, Dr. Alexander. 

Heidelberg. 

Jones, R. 

London. 

Althaus, Prof. F. 
d* Amman, C. W. 
Atteridge, A. H. 
Braby, F. 
Buss, Miss. 
Chadwick, Miss M. 
Cooper, Miss L. M. 
Coupland, Dr. W. C. 
Dicks, Miss E. L. 
Dittel, Prof. T. H. 
Feis, Jacob. 
Heinemann, W. 
Hertz, Miss. 

Joachim, Mrs. 
[amp, Miss. 
Kirby, W. F. 
KolcKmann, J. W. 
Kroeker-Freifigrath, Mrs. K. 



London. 

Lawrence, Miss Mary. 

Lawson, Mrs. H. 

Lewes, Prof. V. B. 

Leycester, Rafe. 

Librarian Reform-Club. 

London Library. 

Martin, Sir Th., K. C. B. 

Mathews, Mrs. A. N. 

Metcalfe, Miss F. 

Meusch, R. A. 

Meyer, H. 

Miller, Rev. G. 

Moenich, Oscar. 

Momerie, Rev. Prof. A. W. 

Mond, L. 

Mond, Mrs. L. 

Montefiore, C. J. 

Moon, Rob. O. 

Morgan, Miss. 

Nortncote, Staffbrd, The Right 

Hon. Sir. 
Oswald, Dr. Eugen. 
Plattnauer, R. 
Ritchie, Mrs. Anna. 
Swanwick, Miss Anna. 
Tatton, R. G. 

Tomlinson, Prof. Charles, F. R. S. 
Vincent, C. W. 
Walhouse, M. J. 

Manchester. 

Weiss, J. E. 

Marlborough b/London. 
Mullins, W. E. 

Oxford. 

Boulton, Mrs. 
Müller, Prof. F. Max. 
Shields, Cuthbert, C. C. C. 

Richmond (Surrey). 
Thome, Dr. L. T. 

St Helen's (Lancashire). 
Binney, Hudson A. 

Ticehurst b/Hawkhurst. 
Commins, Mrs. 

Watford. 

Herkomer, Prof. H. 

Windsor. 

Vaughan, E. L. 



-♦ 56 ♦— 



Mitglieder der Manchester Goethe-Society, welche, als zugleich 

der deutschen Goethe - Gesellschaft angehörig, durch Herrn 

H. Preisinger bei letzterer angemeldet sind: 

Aberjstwitb. 
Herford, Prof C. H., L D. 
Buxton. 



Hofmann, O. 

Liverpool. 
Meyer, Kuno, Ph. D. 

Manchester. 

Baerlein, Max. 
Baerlein, Mrs. S. 

Bibliothek der Manchester Goethe- 
Society. 
Bythway, Edward. 
Comish, Rev. F. F. 
Dehn, Rudolf 
Eckhard, Gustav. 
Hager, Hermann, Ph. D. 
Hanemann, A. 
Hej'wood, Mrs. Charles. 
Horkheimer, Emest. 
Kessler, Mrs. 
Keutgen, C. T. 
Kolp, N. 
Kullmann, Julius. 



MancheBter. 

Lan^e, Mrs. Stephanie. 

Levmstein, Iwan. 

Liebert, E., Consul. 

Mappes, F. 

Milner, George. 

Preisincer, H. 

Reiss, oustav. 

Robinow, M. 

Roskill, Charles. 

Samson, Henry, J. P. 

Schelling, G. 

Schmölder, L. 

Schuster, Prof A. 

Simon, Heinrich. 

Simon, Louis. 

Snell, Rev. Herbert H., M. A. 

Stephens, T. A., B. A. 

Stewart, A., M. D. 

Susmann, Paul. 

Toller, Prof T. N. 

Ward, Prof A. W., Litt. D. L.L. D. 

Wiehern, Miss. 

Wilkinson, T. R. 

Wilkinson, Mrs. T. R. 



ITALIEN. 



Florenx. 

Hildebrand, Adolf, Prof., Bildhauer. 
V. Nolde, Baron, Wilhelm. 
V. Zoubow, Frau Marie. 

Neapel. 

Dohrn, Dr. Anton, Professor. 
Kellner, August, Kgl. dänischer 
Vice-Consul. 

Rom. 

Dausch , Konstantin , Professor, 
Bildhauer. 



Rom. 

Guerrieri-Gonzaga, Frau Mar- 

chesa £. 
Hamack, Dr. Otto. 
Hüffer, Wilhelm. 

iennison, Miss Lucy W. 
iengarini, Frau Dr. Margherita. 
Telmann, Dr. Konrad. 

Venedig. 

V. Hatzfeld-Trachenberc^, Frau 
Fürstin Marie, Durchlaucht. 



NIEDERLANDE. 



Amsterdam. 

van Hall, Dr. jur. J. N., Redacteur. 

Hariog, Jacques, Docent für Musik- 
geschichte am Conservatorium. 

Hertz, Dr., Professor, Director der 
med. Üniversitäts-Klinik. 

Baam b/Amsterdam. 
van Lier, Fräulein Fanny, Lehrerin 
d. deutschen Sprache u.Liieraiur. 



Groeningen. 

V. Haarst, J. W. G., Universitäts- 
Bibliothekar. 
Symons, Dr. B., Professor. 

Haag. 

Bibliothek, Königl. 

Blum, J. H., G\Tnnasiallehrer a. D. 

Clifford, Madame. 



* 57 ^- 



Haag. 

de Constant-Rebecoue, Baronesse 
Perronella Sara Maria D. 

de Grovestins, Baronin Sirtema. 

van Hensbrock, P. A. M., Buch- 
handler. 

Kossmann, Dr. phil. E., Gymn.- 
Lehrer und rrivatdocent. 

V. Randwyck, Frau Gräfin J., geb. 
Baronesse v. Hogendarp. 

Haarlem. 

Kleine, Dr. Smit, Schriftsteller. 
Tidemann, Dr. theol. u. Pfarrer. 



Hilyersum. 

Byvanck, Dr. W. G. C. 

Leiden. 

Breuning, H. H., Docent am G^nn- 

nasium. • 

V. Doesburgh, S. C., Buchhändler. 

Utrecht. 

de Jonge, Dr. jur. F. W. 

Wamayeld b/Ziitphen. 
V. Westerholt v. d. Boggelaar. 

Zütpben. 
Henny, Fräulein Agnes. 



NORWEGEN UND SCHWEDEN. 



Chrifltiania. 

Boeck, Dr. Cäsar. 
Universitäts-Bibliothek. 



Stockholm. 

Bibliothek, Königl. 
Gyld^n, Frau Professor Therese, 
geb. V. Knebel. 



RUSSLAND. 



Dorpat. 

V. Anrep-Ringen, Frau. 

V. Bradke, Fräulein M. 

Christiani, Stud. phil. Wilhelm. 

Curonia (Korporation! 

Fraternitas Rigensis (Studentische 
Korporation). 

Hörschelmann, Dr. W., Professor, 
Wirkl. Staatsrath. 

V. Liphart-Rathshof, R. 

Lundmann, Chr., Oberlehrer. 

Meyer, Dr. Leo, Professor, Wirk- 
licher Staatsrath. 

Mühlau, Dr. F., Professor. 

Muyschel, Fräulein M., Instituts- 
vorsteherin. 

V. Oettingen, Dr. Alex., Professor. 

v. Oettingen, Max. 

Schlüter, ür. Wolfgang, Universi- 
täts-Bibliothekar. 

Sintenis, F., Oberlehrer, Staatsrath. 

Universitäts-Bibliothek, Kaiserliche. 

Fellin (Livland). 
Felliner Literarische Gesellschaft. 

Friedenthal (Livland). 
V. Nasackin, Reinhold. 

Sehloss GroB8-Roop (Livland). 
V. Rosen, Freiin Ady, Edelfräulein. 



8ohlo88Grünhofb/Mitau(Kurland). 

v.Medem,Frau Reichsgräfin Alexan- 
drine, geb. Fürstin v. Lieven, 
Durchlaucht. 

Helflingfora (Finnland). 
U ni versitäts- Bib liotliek. 

Hinzenberg (Livland). 
V. Wolff, Frau Baronin Ottilie. 

Kerael (Livland). 
V. Bock, H., Landrath, Excellenz. 

Libau (Kurland). 
Friede, Fräulein Lucie. 

Loddiger (Livland). 

Girgensohn, Dr. Hans, Kirchspiel- 
arzt. 

Mensen i/Livland. 
V. Wulf, Freiherr , Dr. phil. Max. 

Mitau. 

V. Medem, Frau Reichsgräfin Jenny, 
geb. Baronin von Offenberg. 

Moskau. 

ßachmann, Georg, Staatsrath. 



— ► 58 4— 



Nanra. 

Ziimnermann , Carl Arthur, Apo- 
theker. 

Od«Ma. 

Meyer, Dr. Heinr.,WirkL Staatsrath, 

cxcellenz. 
Schmidt, Dr. Carl. 

Riga. 

V. Budberg, Baron Gotthard, Ge- 
nerallicutenant a. D.,Excelleiiz. 

Dannenberg, Hu^o, Obcrldircr. 

V. Freytag - Lonnghoven , Baron 
Alexander. 

V. Freytag - Lonnghoven, Baron 
Carl. 

Hartniann, J. 

v.Lieven, Fürstin Constanze, Durch- 
laucht. 

Martersteig, Max, Direaor des 
Stadttheaters. 

V. MeyendorfT, Freiin Sophie. 

v.Nolcken, Baron Georg, Nfajorats- 
herr auf Esern. 

Nölting, Fräulein Bertha (E. Heldt). 

Wehrhn, Eduard, Oberlehrer. 

Saratoff (Jljiusche). 
David, Theod., cand. minist. 

Semershof (Livland). 
V. Wolff, Freün Eleonore. 



I SmUten (Livland). 

Bergmann, Eugen, Apotheker. 

St. PütoralniFg. 

Bibliothek, KaiserL öffentliche. 

Feldmann, Carl, Schuldirector. 

Heyse, Th., Kaufinaann. 

Kirl&jew, Alexander, Generallieute- 
nant, Excdlenz. 

Koenig, Josef, Schuldirector, Wirkl. 
Staatsrath, Excellenz. 

v. Korff, Frau Baronin, Hofdame 
L KaiserL Höh. der Frau Gross- 
furstin Elisabeth Maurildewna 
von Russland. 

Kroug, Frau Dr. Elfriede. 

V. Meyendorff, Baron Mich. 

V. Radecki, Dr. med., Suatsrath. 

V. Strauch, Eugen, Wirkl. Staats- 
rath, Excellenz. 

V. Struve, Nicolaus, Oberlehrer. 

V. Tenischeflf, Frau Fürstin, Durch- 
laucht. 

V. Wolkenstein -Trostbure:, Frau 
Gräfin, geb. v. Buch, Excellenz. 

SehloM Tarwart i/LivIand 
via Fellin. 

V. Mensenkampf!',Frau Gabriele,geb. 
Fürstin v. Lieven, Durchlaucht. 

Waldegahlen (Kurland). 
v. d. Brüggen, Baron. 



SPANIEN. 

Madrid. l Madrid. 

Gayangos de Riafio, Frau Emilia, | v.Radowitz, Kaiser]. Deutscher Bot- 
schafter, Wirkl. Geh. Ratli, Exe 



Excellenz. 



TÜRKEI. 



Constantinopel. 

Bartsch, Dr. jur.Rud., Rechtsanwalt. 

Grosser, Dr. Julius, Correspondent 
der Kölnischen Zeitung u. Direc- 
tor d.Agence de Constantinople. 



ConstantinopeL 

V. Hobe-Pascha, Frau, Excellenz. 
Radolin, Fürst, K. Deutscher Bot- 
schafter, Durchlaucht. 



AFRIKA. 



Alezandrien (Eg)'pten). 
Marogna, Graf. 

Süd -Afrika 

Port Elisabeth. 

Rolfes, Mrs. Werner. 



Tanger- Marokko. 

v.Tattenbach, Frau Ministerresident, 
Gräfin. 



—4» 59 *•— 



AMERIKA. 



Attbumdale (Mass.). 
Morris, Miss Helen B. 

Ann Arbor. 

Library of University of Michigan. 
Thomas, Calvin, Professor. 

Aurora (N. Y.). 
Piutd, Fräulein Elise, Lehrerin. 

Baltimore. 

Faust, A. B. 

Gudemann, Dr. Alfred, Docent an 
der John-Hopkins University. 
Hilken, Fräulein Marie. 
Hofmann, Julius, Pastor. 

iohn-Hopkins University. 
teinhara, Dr. Ferdinand. 
Wood, Henry, Professor. 

Beloit (Wisc). 
Beloit College Library. 

Berkeley (Califomien). 

Library of University of California. 
Richardson, George M. 

Boston (Mass.). 

Adams, Miss Sarah Holland. 
V. Blomberg, Freiin Eva. 
Gardner, Frau J. L. 
Higginson, Mrs. Henry L. 
Vogel, Franz, Assistent, Prof. of 
modern Languagcs. 

Brooklyn. 

Genung, Charles H. 

Bryn Mawr (Pa.). 

Bryn Mawr College. 

CHamberlin, Miss Rosa. 

Collitz, Dr. phil. Hermann, Prof. 

Cambridge (Mass.). 
Harvard College. 

Catonsyille (Md.). 
Stellmann, Fräulein Anina. 

Chicago. 

Frank, Henry L. 

Spiering, Theodor B. 

Stanley, W. M., Attorne}' at Law. 



Chicago. 

Thielepape, Fräulein Elsbeth F., 

Lehrerin. 
Vocke, William, Attomey and 

Counsellor at Law. 

Clinton (N. Y.). 
Brandt, H. C. G., Professor. 

Ithaka (N. Y.). 

Cornell University Library. 
Hart, Professor Dr. J. M., Cornell 

University. 
Hewett, Dr. W. T., Professor. 
White, Dr. Horatio Stevens, Prof. 

Knozville (Tennessee). 
Hennemann, Dr. John B. 

Madison (Wisc). 

Rosenstengel, W. H., Professor. 
Wilkens, Dr. Friederich H., Pro- 
fessor. 

Milwaukee (Wisc.). 

Grant v. Tetzel, Frau Frances. 
Mendel, Henry M. 
Weis, C. 

New Haven (Conn.). 

Gruener, Gustar J., Instructor in 

Yale College. 
Palmer, A. H., Professor. 

New Orleans (La.). 

V. Meysenbug, Freiherr E., K. K. 

österr.-ungar. ConsuL 
Tulane University. 

New York. 

Astor Libary. 

Baumgarten, W. 

Bayard -Taylor, Mrs. 

Billgvist, C. E. 

Boyesen, HjalmarHjörth, Professor 

am Columbia College. 
Columbia College. 
Dreier, L. 
Goebel, Dr. Julius. 
Lemcke, Ernst, Buchhändler. 
Loewy, Benno, Counsellor at Law. 
Miller, C. C, Redacteur der New 

York Times. 
Palmer, A. M. 
Ringer, S., Professor. 



— *» 6o 4-- 



New York. 
Roe, Fräulein Laura B. C. 
Roelker, A. 
Sachs, Dr. Julius. 
Stern, S. M., Director of Stern's 

School of Languages. 
Wakemann, T. B. 
Zickel, S., Buchhändler. 
ZoUikofer, O. 

Palo Älto (Calif.). 

Flügel, Dr. Ewald, Professor der 
Stanford University. 

Leland Library Stanford jr. Uni- 
versity. 

Philadelphia (Penns.). 
Ebbinghausen, Ad^le D. 

Prineeton (N.-J.). 
Library College of New Jersey. 



San Francisco. 

Allister, EUiott Mc, Attorney and 
Counsellor at Law. 

St. Louis (Mo.). 

Langton, John J. P , B. A. 
Renth, Henry. 

Toronto (Canada). 

van der Smissen, W. H., Professor, 

Bibliothekar der Universität. 
Universitäts-Bibliothek. 

Washington. 

V. Holleben, Baron, Kaiserl. Deut- 
scher Gesandter. 

Williamstown (Mass.). 

Rice, R. \., Professor. 
Williams College. 



ASIEN. 
Japan. 



Tokio. 

Christlieb, Max, Pfarrer. 



Yokohama. 

Schmidt - Leda , Dr. , Kaiserlich 
Deutscher General-ConsuL 



Indien. 



Bombay. 

V. Syburg, F., Kaiserl. Consul. 



Caictttta. 

Rathsam, Theodor, Kaiserl. Deut- 
scher Consul. 



AUSTRALIEN. 



Melbourne. 

Härtung:, Ernst. 
Pfaff, Alfred. 



Sydney. 

Trechmann, Ernst, Professor an 
der Universität. 



— ^ 61 ^ 



Berlin. 



Sendungen an die nachstehend verzeichneten Mitglieder 
sind von der Post als unbestellbar an den geschäfts- 
fuhrenden Ausschuss zurückgegeben worden. Um Mitheilung 
der jetzt gültigen Adressen wird dringend gebeten, da anderen 
Falls die betreffenden Namen in der Mitgliederliste werden 
zu streichen sein. 

Landschaftsmaler Heinrich Gaertner. 

Rechtsanwalt A. Heimann. 

Dr. F. Tagor. 

Dr. phif. Ernst Kestner. 

Wirkl. Geh. Rath v. Keudell, Exe. 

Dr. Friedr. Koepp. 

Geh. Lesationsratn Dr. Krauel. 

Cand. phil. Th. Kückelhaus. 

Fabrikbesitzer L. Lewinsohn. 

Fräulein Marie Philipp. 

Hans Stobwasser. 

Siegfried Wollmann. 

Edmund von Oesterreich. 
Dr. Adolf Schenk. 

Fräulein Tos. Bontecou. 
Fräulein Isabelle Bronk. 
Geh. Hofrath Professor Dr. Ludolf Krehl. 

Referendar Dr. Thal. 

Privatier N&tiet. 

Dr. Adolph Seehaus. 

Frau Baronin Blanche von Popper-Castrone. 

Prof. Cand. Dr. Siegfried Reiter. 



Hamburg. 
Leipzig. 

Oppeln. 
Pforzheim. 
Wiesbaden. 
Wien. 




S"^ 



—^ 63 ^— 

Literarische Anstalt, Rütten & Loening, Frankfurt a/M. 

Ooethe-Jahrbuch. 

Herausgegeben von Ludwig Geiger. 

XIIL und XIY. Bd. in Leinwand gebunden k M. 10.—. 

Inhalt des dreizehnten Bandes: 
Hit einer Silhouette der Barbara Schalthess and einer Handzeichnnng 

Goethes in Lichtdruck. 
L Nene Mittheilangen : 1. Mittheilangen aas dem Goethe- and Schiller-Archiv: 
Vorschlag zar Einftthrong der deatschen Sprache in Polen. Heraas- 
gegtjben von B. Saphan. — Siebzehn Briefe von Barbara Scholtheai an 
Goethe, ein Brief Goethes an Barbara Schalthess. Beigefligt: Ein Brief 
von Georg Gessner and zwei Briefe von PhlL Christoph Kayser an 
Goethe. Heraasgegeben von B. Saphan. — Zwei Briefe von Elisabeth 
V. Tflrckheim an Goethe and Goethes Antworten. Heraasgegeben von 
B. Saphan. — Briefe von Charlotte von Kalb an Goethe. Heraasgegeben 
von K von der Hellen. — Zwei Briefe von J. G. D. Arnold an Goethe. 
Heraasgegeben von Ernst Martin. — Stackeiberg bei Goethe. 1829. Heraas- 
gegeben von K von der Hellen. — 2. Mittheilangen aas dem Goethe- 
National-Maseam: Goethe*8 Beiseskizzen aas der Schweiz 1775. Besprochen 
von C. Baland. ~ 3. Verschiedenes: Briefwechsel zwischen Goethe and 
Minister von Qendorft. Mitgetheilt von Lilly von Kretschman. - Mit- 
theilangen von Zeitgenossen über Goethe. Vorangehen zwei Briefe 
Goethes (1798 and 1818) and ein Brief der Fraa Bath (1776). Mitgetheilt 
von E. Dflmmler, H. Frommann, L. Geiger, L. Hirzel, O. Hoffknann, 

F. Lamey, Freih. v. Meysenbag, K Wolff. 

n. Abhandlangen: Goethe and Barbara Schalthess. Von B. Saphan. — 
Goethe als Anatom. Von K. von Bardeleben. — Goethes Faost and das 
hohe Lied. Von O. Pniower. — Goethe and Johannes Secandas. Voo 

G. Ellinger. — Goethes Aasscheiden aas dem Frankfurter Bürger- 
verbande. Von B. Jang. 

HL Miscellen, Chronik, Bibliographie; Begrister. Siebenter Jahresbericht der 
Goethe-Gesellschaft 

Inhalt des vierzehnten Bandes: 

Mit dem Bildnisse Goethe's in Lichtdrack nach Gräfin Jalie von Egloffstein. 
L Nene Mittheilangen: 1. Mittheilangen aas dem Goethe- aod Schiller- Archiv: 
Ueber die verschiedenen Zweige der hiesigen Thätigkeit Ein Vortrag 
von Goethe. Heraasgegeben von E. von der Hellen. — 1. Einandzwanzig 
Briefe von Marianne von Eybenberg, acht von Sara von Grotthas, 
zwanzig von Vamhagen von Ense an Goethe, zwei Briefe Goethes an 
Fraa von Eybenberg. Heraasgegeben von Ladwig Geiger. — 2. Mit- 
theilangen aas dem Goethe-National-Maseam : Verse and Niederschriften 
Goethes za Zeichnangen. Heraasgegeben and erläatert von C. Baland.— 
S. Verschiedenes: Sechs Briefe Goethes. Mitgetheilt von O. Günther, 
H. Hüffer, A. Pick. Nebst einer Notiz za Goethes Briefen von O. Günther 
and einer Abhandlang von H. Hüffer. 
n. Abhandlangen : Goethe's Art za arbeiten. Von Bichard M. Meyer. — 
Goethe*s Gedicht: Deatscher Pamass. Von Daniel Jacoby. — Goethe's 
Festspiel : Des Epimenides Erwachen. Von H. Morsch. — Zar Faastsage. 
Von B. M. Werner. 

HI. Miscellen, Chronik, Bibliographie; Begister. Achter Jahresbericht der 
Goethe-Gesellschaft 



-4-64 '«— 

Neuer Verlag von Breitkopf & Härtel ik Leipzig. 
Luise Dorothee, Hsnogln van Saehw-fiotl» 1733—1767. 

Von Jenny von der Daten. 

lii Bcnsuanc •rdiiiiliKhin Miuriili. — U.i ) SlIliDiitiin aai ) Bildiuwa ia HtUepivar 
Vlll, und 440 S. Ifl. Geh. U. 7.)0. Elc^. (ib. M. «.(O. 



n. Dir gr«uH Tbeil d 



n BIMannkbiiu Jer 
iflicr Dkliniig. Die 



ige HeriDigcbtric. dtr liam CID BiM nnd AüdcDkcn ir 
uaglnglicb gcbljcbei <n, liur die QseUcD kIiOb fcSia 



Im Verlag von Schmidt & Günther in Leipzig 

Weimar-Album. 

Blätter der Erinnerung 
Carl August und Beinen Musenhof. 



Paul Koehler, Berlin W. 
Alleiniger Vlrlag neuer Mannfeld'scher OHiGiNAL-RADiRin^GEN. 

Goethes Gartenhaus. 

Original- Radirung von B. Mannfeld, 

eine Icöstliclie Idylle voll feinsten Naturgeluhls, ein Blatt, das sicher 
den zahlreichen Coethfverehrem hochwillkommen ist. 



« Mannfeld'schen Raiiirungen slthni gratis undfranco ^u Dicnsttn. 



—^ 65 ^— 

Literarische Anstalt, Rotten & Loening, Frankfurt a. M. 

Verlagsbuchhandlung. 



In unserem Verlage erschien: 

Mensehen und Werke. 



Essays 



von 



Georg Brandes. 

Mit dem Gruppenbild der 17 im Buche besprochenen Schriftsteller 

in Glanzlichtdruck. 

Gr. 8°; 1894. 

Gebunden in Leinwand Mk. 10.^0. 



i. Goethe und Dänemark. 2. Ludwig Holberg. 3. Adam 
Oehlenschläger : Aladdin. 4. Friedrich Nietzsche. 
5. Emile Zola. 6. Guy de Maupassant. 7. Puschkin und 
Lermontow. 8. Fjodor Dostojewskl 9. Leo Tolstoi. 
IG. Das Thier im Menschen. ii. Kristian Elster. 
12. Alexander L. Kielland. 13. J. P. Jacobsen. 14. August 
Strindberg. 15. Hermann Sudermann. 16. Gerhart 

Hauptmann. 



»Eine Kritik der Kritik! Man hat oft boshaft darüber gelächelt, 
über dieses sonderbare sich potenziren. Der erste Kritiker zergliedert 
ein Kunstwerk» der zweite analysirt die Zergliederung, der dritte 
wiederum zergliedert diese Analyse, und so kann dieses Spiel hübsch 
in infinitum fortgesetzt werden, ohne dass mehr erreicht worden wäre, 
als viel bedrucktes Papier. Und freilich: dort wo Kritik nur einfache 
erklärende Zergliederung ist, oder nur einfaches Urtheil — d. h. gut 
oder auch schlecht, wenn auch in viele und vielerlei Worte gekleidet 
— dort ist Kritik der Kritik fast lächerlich Ganz anders aber dort, 
wo Kritik selber Kunst wird, selber Schöpfung ist mit selbständigem 
Sein. Und bei Brandes steht die Kritik auf dem höchsten Niveau der 
Kunst. Seine Essays sind viel weniger Kritiken im landläufigen Sinne, 
als feinpsychologische Novellen. Dass diese Novellen stets ein oder 
mehrere Schriftsteller zum Mittelpunkte haben, thut ihrem Werth 

fewiss keinen Abbruch. Und ich denke, gar viele der von Brandes 
esprochenen Schriftsteller und Werke werden schon längst nicht mehr 
lebendige Litteratur sein, sondern eingesargt in der Registratur der 
Litteraturgeschichte ruhen, wenn man Brandes' Essays noch lesen und 
sich an cfenselben noch künstlerisch ergötzen wird.« 



— j^ 66 ^— 

Verlag von F. W. v. Biedermann in Leipzig. 



Koethes Kespräehe 

Herausgeber 

Woldemar Freiherr y. Biedermanii. 



VollBtändiff in neun Bänden. 



Des 9. Bds. 2. Hälfte enthält: 

Erlftiiterungen 

zu GKoeth.es G-espräolieix 
von Dr. Otto Lyon. 

Gustav V. Loeper nannte das Werk: 

die schönste Goeihebiographie, die exisiire 
und sobald nicht würde übertroffen werden. 



Preise des vollständigen Werkes: 

Kleine Ausgabe broschirt M. 4$. — 
» » gebd. in 

Ganzleinwand ...» 53.65 
Kleine Ausgabe gebd. in 

Halbsaffian . . . . » 63. — 

Velin-Ausgabe broschirt . » 55. — 

» » geb.inHlbsff. » 82. — 

Das Werk kann auch in einzelnen Binden 
oder in Lieferungen zu je i M. bezogen werden. 

Des 9. Bandes 1. Hälfte enthilt fflnf- 
fache Register in der bekannten soi|;fUtigen 
Weise des Heransgeber». 



Erläuterungen 



zu den 



Tag- nnd JaMeften von Me 

von 

Woldemar Freiherr von Biedermann. 



Preis: geheftet M. 5. — , gebunden M. 7.—. 
(Zu Band 35 und 36 der Weimarer Goethe- Ausgabe.) 

Goethes Briefwechsel mit F. Rochlitzi Herausgeber 

W. Freiherr y. Biedermann. 

Preis broschirt M. 8. — , gebunden M. p. — . 



Goethe - Forschungen, Neue Folge, von W. Freiherr 
y. Biedermann. Preis gebunden M. 12. — . 

Goethe und die Bibel von Prof. Dr. H. HesckeL 

Preis broschirt M. 2. — , gebunden M. 2.J0, 



Goethes Sprache und die Antike. Studien zum £in- 

fiuss der klassischen Sprachen auf Goethes Stil von 
Dr. Carl Olbrioh. Preis M. 3.—. 

Goethe - SilhouetteJ in ganzer Figur auf Kupferdruck- 
papier 45/31 cm. Preis M, j.50. 



/ 



— ^ 67 ^— 

Literarische Anstalt, Rütten & Loening, Frankfurt a. M. 

Goethes Briefe an Frau von Stein. 

Herausgegeben von Adolf Scholl. Zweite vervoll- 
ständigte Auflage, bearbeitet von Wilhelm Fielitz. 
2 Bände. Mit dem Bildniss der Frau von Stein nebst 
2 Silhouetten. 1883—85. Preis: geh. M. 16.80, geb. 

in Leinw. M. 18. — , geb. in feinem Hlbfrz. M. 22.80. 

»Die Briefe Goethes an Charlotte von Stein« — sagt Herman 
Grimm — »bilden eines der schönsten und rührendsten Denkmale, 
welches die gcsammte Literatur besitzt. Man wird diese Briefe lesen 
und kommentiren, solange unsere heutige deutsche Sprache verstanden 
werden wird .... Wie eine breite ununterbrochene Melodie empfangen 
wir zehn Jahre lang Goethes Leben nach dieser Richtung. So völlig 
sehen ydr Tag und wacht den Gedanken an diese Frau ihn umschweben, 
dass es scheint, als thuc und denke er überhaupt nichts Anderes, als 
was diese Briefe enthalten. Das Ganze gewinnt den Anschein einer 
dichterischen Kontinuität. Was er irgend erlebt, nimmt die Gestalt 
einer Mittheilun^ an Frau von Stein an ... . Unter ihrer Theilnahme 
sehen wir die Dichtungen langsam wachsen, die als sicherer Gewinn 
dieser zehn Jahre dastäen und die das Höchste sind, was die deutsche 
Literatur an Dichtungen besitzt.« — 



GOETHES ANTEIL 



«n 



Layaters Ptysloiioiisclign FragneiitgB 



von 



Eduard von der Hellen. 

Mit einigen drei*sig Abbildungen, darunter drei bisher unbeachtete Goethe-Bildnisse. 

Frankfurt *. M. 1888. 

GeJjfftet in eleganter Ausstattung M. ^.— 

In diesem höchst interessanten und für die Goethe- Forschung 
besonders wichtigen Werke wird zum ersten Male mit Hilfe des ver- 
vollständigten Bnefmaterials und auf Grund sprachlicher Beobachtung 
und inhaltlicher Interpretation der gesamte Anteil Goethes an dem 
grossen Lavaterschen Werke in erschöpfender Weise ermittelt; das 
Gewonnene ist mit dem Leben und Dichten des jungen Goetlie auf das 
Innigste verwachsen und bietet einen wertvollen Beitrag nicht nur zu 
seinen Werken, sondern auch zur Kenntnis seiner Sprache, seiner An- 
schauungen und seines persönlichen Wesens. 

Die in vorzüglicher Reproduktion beigegebenen Abbildungen aus 
der berühmten Lavaterschen Physiognomik veranschaulichen m mit- 
unter schlagender Weise die aus der wissenschaftliclien Untersuchung 
gewonnenen Resultate. 

GoKTIII-jAHKBt-CH XV. 29 



.'"> 




-•>♦ 68 *i — 

Verlag von Emil Felber in Berlin SW. 46. 



Grillparzer und Lope de Yeia. 

Von 

Arturo FaiinellL 

^— ^— (Unter der Pres««-) -^^— 

/// vornehmster Ausstattung etwa 6 M. 

Die%e ungemein fldwige nnd gc^hmack volle Arbeit dörfte das wichtigste B(kIi Scr 
giM/en GrillpArierlitieratnr sein. 

QoellenKliriltiiD znr neoenin dentsciiai Lttteralnr- nnd BestBifaciDCltt 

Herausgegeben 

von 

Albert Leitzmann» 

Priv.>t Docenteii «n der Universititt Jena. 

Erscheint in jivan^loseft Bänden von verschiedenem Umfange 

in vornehmster Ausstattung, 
Bd. 1. 

Briefe Yon Wilhelm Y.Homboldt an Georg Heinricli Indwig Hlcolonns 

Herausgegeben von Rudolf Haym. 

— ^^— (Unter 6icx Pre«e ) -^^— 

Etwa ). — M. Schön gebunden 4. — Af. 

Für die iiActuten BJnde sind in Aussicht genommen: 

Briefwechtel iwitchen GIcim und Heinse. Briefe «ui dem Kreise der Romantiker. 

Tagebuch Wilbelmi von Humboldt von seiner ' Briefe von und tn Gottsched. 

Reise nach Norddeutschland im Jahre ; lu^endbriefe Alexanders von Humboldt. 

1796. Briefwechsel swiKhen Karoline von Hnm- 

Briefe Georg Forsters an seine Frau aus boUt, Rahel und Vambagen von Ense. 

Paris 179). Therese Försters Briefvi*ecbsel. 

Diese hervorragende Sammlung, die auf die Teilnahme aller wahrhaft Gebildeten 
rechnet, wird sich nicht auf die eigentliche schöne Utteratur und deren Geschichte be- 
«chrlnkcn, sondern anch Musik, Malerei, Plastik und Architektur in ihr Bereich eichen. 

AnffGbota von Briefon und Jansen Kaohlässen hervorraffender 
DloAter und Künstler sind daher eteta wülkommen. Es wird gebetet, 

!»ikh deswrgiu mit ticni Hcrau^febc^ oder dem Verlcj-cr direct in Verbindung su setien. 

Goethes Faustdichtnng 

in ilirer ktLii8tlerl8ch.erL £!liih.eit 
dargestellt von Veit Valentin. 

Vor lüglich ausgestattet, Preis ^»40 M. Gebunden 6,jo Af. 

Von der gesamten Kritik als die beste EinfBhnmg in da« Verständnis der] Dichtung 
and als eine wahrhafte Bereicherung der Goethe-Litteratnr beseicfanet. 



Zeitschrift fDr vergleichende LItteraturgeschichte. 

Herausgegeben von Max Koch, 

a.o. Professor an der Universität Breslau. 

Jährlich ein Band von 6 He/tett, Preis des Bandes 14 M, 

Aelteste nnd im In- und Auslande als beste anerkannte litteratnrgeschlcfatlidie Zeit- 
schrift. Für littcratnrgtschichtliche Studien gani anentbehrlich. 



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