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Full text of "Goethe-Lexikon"

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Zs 


©oetJ)e=£eyiton 


herausgegeben  oon 

Dr.  #einrid)  <5d)mtbt  (3ena) 


B 


Sllfreb  trottet  Vertag  in  Ceipjig 


95orto>ort. 

©oetfye  ift  ber  $robt)et  einer  neuen  3Jtenfdjlid)teit,  bie  in  fidj  ba§ 
9iein*sJKenfd)lid)e  gur  $ermirflid)ung  gebradjt  l)at.  ©ein  gange§  Seben 
unbSBirfen,  $>id)tenunb5)enfen  mar  ber9lu§bilbung  biefe§  QbealS  gemeint, 
unb  in  biefem  Seben  unb  SBirfen,  S)id)ten  unb  S)en!en  ift  nicrjt§  obme  Söe= 
beutung  für  ba%  ©ange.  2)arum  mufj,  roer  irjn  unb  e§  in  feiner  gangen 
©röfje  unb  Söebeutung  erfennen  null,  ben  9ttann  unb  fein  SBerl  in  feiner 
©angt)eit  gu  erfaffen  fudjen. 

9ttd)t  bieten  ift  ba^  möglicr).  2)arum  tjat  man  fcrjon  feit  langem  ®amm= 
lungen  bon  ©oetfjemorten  beranftaltet,  bie  einen  begriff  bon  bem  ©oett)e= 
fd)en  Ideenreichtum  unb  eine  Anleitung  gum  Seben  unb  Senlen  in 
©oetrjefdjer  2Irt  geben  folten.  S)er  t)ob,e  -Ku^en  fotdjer  (Sammlungen  ift 
unberlennbar.  £erau§getöft  unb  ifofiert  fbricfjt  mand)e§  2Bort  einbring* 
tidjer  al£  innerhalb  be§  !aum  überfdjaubaren  ©angen.  Sag  eine  xeigt 
gum  längeren  Sßermeilen  in  rutjig  nad)ben!Iid)er  ©tunbe  unb  fütjrt  babei 
unmerffid)  in§  Unenblicr^Srrjabene  mit  feinen  fo§mifd)en  *ßerfbettiben, 
mo  bie  göttticrje  Ironie  ib,r  SBefen  treibt  unb  Überbrufj  am  6nblidj)=93e= 
fdjränften  fid)  auflöft  in  berftefjenbe  Söetracfjtung.  $>a§  anbere  metft  un§ 
in§  tätige  Seben  §urüd  unb  lerjrt  un3  fraftboll,  mit  einem  tj  eiteren  (Srnft 
nad)  rjoljen  $ielen  manbeln,  bie  gu  erreichen  flare§  beulen,  einfidjtigeä 
SBolten,  fulturfd)affenbe  Arbeit  in  medjfelf  eiliger  (Steigerung  bon  nötenfinb. 

2)ie  btöfjerigen  Sammlungen  bringen  ©oetfje=2ßorte  entmeber  in 
einem  regellofen  -ftebeneinanber,  ober  in  einer  ftjftematifdjen  Drbnung, 
nad)  Materien  georbnet.  $n  bem  borliegenben  S5ud)  mirb  ber  erfte  Sßer* 
fud)  gemadjt,  bie  %betn  ©oetb,e§  in  lerjfalifdjer  Slnorbnung  barjuftellen. 
2)iefe  SInorbnung  ergibt  bie  9Jcogfid)feit,  ©oetb,e§  ©ebanfen  über  einen 
©egenftanb  rafd)  unb  in  einem  gemiffen  gufammenfjang  lennen  gu  lernen 
unb  gefudjte  3Iu§fprüdje  rafd)  aufgufinben.  9lu§gegogen  finb  für  ba§  bor* 
liegenbe  ©oetb,e=Serjfon  ©oetb,e§  fämtlidje  SSerfe,  93riefe,  £agebücr)er 
unb  Unterhaltungen.  2)af3  audj  fjier  eine  9Iu§maf)l  ftattfinben  mufcte,  ift  bei 
bem  ungeheuren  ©ebantenreid)tum  ©oetb,e§  mob,l  begreif  tid);  bod)  mar 
id)  bemüht,  micfj  bei  ber  9lu3marjl  bon  objeftiben  ©eficfjtgbunften  leiten 
§u  laffen  unb  bor  allem  foldje  51u§fbrüdje  aufzunehmen,  bie  bat*  Renten 
©oetfje§,  feine  SSelt  unb  Seben§anfd)auung  in  irjrer  reiben  unbogmatifdjen 
Sftannigfaltigfeit  erlennen  laffen. 

Sena,  im  £)ftober  1912.  §einrid)  ©djmibt. 


Aberglaube.  $)er  Aberglaube  gehört  gum  SBefen  be§  Sftenfdjen  unb 
flürfjtet  ficr),  wenn  man  it)n  gan§  unb  gar  §u  oerbräugen  benft,  in  bie 
wunberlidjften  @den  unb  SBinfel,  üon  wo  er  audj  einmal,  wenn  er 
einigermaßen  fidt)er  §u  fein  glaubt,  wieber  ljerüortritt.    (9ttajimen.) 

-7-  ©igentlid)  ergreift  ber  Aberglaube  nur  falfd)e  ÜJflittel,  um  ein  waf)re§ 
33ebürfni§  gu  beliebigen,  unb  ift  belegen  Weber  fo  fcrjelten^roert,  aB 
er  gehalten  wirb,  nod)  fo  feiten  in  ben  fogenannten  aufgeflärten 
^atn^unberten  unb  bei  aufgellärten  Sftenfcrjen.  ®enn  wer  fann  fagen, 
baß  er  feine  unerläßlichen  33ebürfniffe  immer  auf  eine  reine,  richtige, 
watjre,  untabeltjafte  unb  üollftänbige  SBeife  befriebige;  ba$  er  fidt) 
nicfcjt  neben  bem  ernfteften  Stun  unb  Seiften,  wie  mit  ©lauben  unb 
Hoffnung,  fo  aucb,  mit  Aberglauben  unb  SBab,n,  Seid)tfinn  unb  33or* 
urteil  lnnljalte.   (@efcrjid)te  ber  garbenler)re.) 

—  ©r  ift  bie  $oefie  be§  Seben§;  be§wegen  fd)abet'3  bem  2)id)ter  nicrjt, 
abergläubifd)  ju  fein.  (Sftarjmen.)  —  6.  aud)  ©laube  u.  A. 

A bf) äugt g feit.  9ftan  mag  nod)  fo  eingebogen  leben,  fo  wirb  man,  elje  man 
fid)'§  berfietjt,  ein  (Sdmlbner  ober  ein  ©laubiger.  (Sßarjlüerwanbt* 
fcfjaften.) 

—  freiwillige  Abfjängigfeit  ift  ber  fdjönfte  guftanb,  unb  wie  wäre  ber 
möglieb,  ofjne  Siebe!  (SSar;löerwanbtfd)aften.) 

—  Am  tenbe  tjängen  wir  bocr)  ah  üon  Kreaturen,  bie  wir  machten. 
(Sauft  II.) 

—  SSenn  wir  nid)t  felbft  Ferren  barüber  finb,  wenn  e§  üon  bem 
Serftanbe,  üon  ben  ©müfinbungen  anberer  abtjängt,  ein  %a  °&er 
S^ein,  ein  (So  ober  (So  $u  erwarten  ift,  bann  §iemt  e§,  rutjig  §u 
fielen,  fidt)  §u  faffen,  ficr;  gu  fragen,  ob  man  tl  erbulben  würbe, 
unb  wenn  e§  ein  fogenannte§  ©ottesmrteil  wäre,  wo  un§  auferlegt  ift, 
bie  Vernunft  gefangen  §u  nehmen.   (2öitt)etm  2Jieifter§  SSanberjatjre.) 

Ablentung.  SSir  fönnen  nicrjt  immer  t>a$  £abeln§werte  üermeiben,  nid)t 
üermeiben,  baß  unfere  ©efinnungen  unb  Jpanbtungen  auf  eine  fonber* 
bare  SBeife  üon  iljrer  natürlichen  unb  guten  9ftid)tung  abgelenft  werben; 
aber  gewiffe  ^ßflidjten  follten  wir  niemals  au§  ben  Augen  fetjen. 
(SBilfjelm  SStteifter.) 

Ablenfmtg  unb  $flid)ten,  f.  «ßfl.  u.  A. 

—  f.  Sttagnetftein. 


W&ftrfjt  unb  lirfolg.  2Ber  aus  grofeen  ^Xbfid^ten  fehlgreift,  rjanbelt  immer 
lobenSroürbiger,  als  mer  baSjenige  tut,  maS  nur  Ileinen  2lbfid)ten 
gemäft  ift.  9)can  !ann  auf  bem  redeten  SBege  irren  unb  auf  bem  falfcfjen 
rect)t  gei)en.   (2)ie  aufgeregten.) 

Slfcftratte  2Biffenfdjaften,  f.  9caturmiffenfd)aften. 

Möuicrttjclinift  oJjne  ^erjtreumtg  märe  für  Seljre  unb  ßeben  ber  fdjönfte 
SBafjIfbrud),  menn  biefeS  löblidje  ©leidjgemicrjt  nur  fo  leidit  -$u  er- 
halten märe.   (2Sarjlbermanbtfcrjaften.) 

9Uni)cfcitt)ctt  unb  ©egenroart  ber  $teunbe,  f.  greunbeSgegenmart. 

9U)ttenftol$.   Sßor)t  bem,  ber  feiner  Sßäter  gern  gebeult, 
ber  fror)  bon  irjren  Säten,  ir)ret  ©röfce 
ben  Jpörer  unterhält  unb,  füll  fid)  freuenb, 
ans  Enbe  biefer  fdjönen  fReit)e  fidt) 
gefd)loffen  fiet)t!   2)enn  eS  erzeugt  nid)t  gieret) 
ein  £>au§  ben  gmlbgott  nod)  baS  Ungeheuer; 
erft  eine  fHettje  SBöfer  ober  ©uter 
bringt  enblid)  baS  Entfe$en,  bringt  bie  greube 
ber  SSelt  l)erbor.  (^blngenie.) 

Wfimutgeu,  Eintreffen  bon.  Sßer  ffit)ft  nid>t  einiges  23et)agen  beim  Ein- 
treffen einer  Stauung,  felbft  einer  traurigen?  Sitte  33orgeffit)le,  menn  fie 
burd)  baS  Ereignis  beftätigt  merben,  geben  bemäftenfcfjen  einen  f)öt)eren 
begriff  bon  fid)  felbft,  eS  fei  nun,  bafj  er  fid)  f o  jortfür)lcnb  glauben  fann, 
um  einen  SBe^ug  in  ber  gerne  ju  taften,  ober  fo  fcfjarffinnig,  um  not* 
menbige,  aber  bod)  ungemiffe  Sßerfnübfungen  gema^r  ju  merben. 
(2)icr)tung  unb  SBarjrtjeit.) 

—  befcfjmerlidje.  £)er  SJcenfd)  ift  niemals  ganj  §err  bon  fid)  felbft. 
S)a  er  bie  $ulunft  tiidt)t  meift,  ba  iljm  fogar  ber  nädjfte  Stugenblid  bei- 
borgen  ift,  fo  t)at  er  oft,  menn  er  etmaS  Ungemeines  bornimmt,  mit 
unmilllürlidjen  Embfinbungen,  2lt)nungen,  traumartigen  Sßorftetlungen 
§u  lämbfen,  über  bie  man  !urg  rjinterbrein  roor)l  ladjen  lann,  bie  aber 
oft  in  bem  Stugenblide  ber  Entfdjeibung  t)öd)ft  befcrjmerlid)  finb. 
(2)id)tung  unb  38ar)tr)eit.) 

Btytttxg  ber  ftufunft,  f.  ^ugenba^nung. 

9Kabemifer.  28aS  ift  ber  Slfabemifer  anberS  als  ein  eingelerntes  unb  an= 
geeignetes  ©lieb  einer  großen  Bereinigung?  Jpinge  er  mit  biefer  nidjt 
pfammen,  fo  mär'  ernid)tS;  fie  aber  mufj  baS  Überlieferte,  Slngenom- 
mene  meiterfür)ren  unb  nur  eine  gemiffe  2lrt  neuer  einzelner  23eobad)= 
tungen  unb  Entbedungen  tjerein  laffen  unb  fidj  affimilieren,  alles  anbere 
mufj  befeitigt  merben  als  ft e|>erei.  (Sin  Belter  1832.) 

mi  unb  SRenfd),  f.  m.  u.  «. 

mi  unb  <Rid>t§,  f.  31.  u.  31. 

6 


«Hcin^eit.      SBte  alle§  fidj  jum  ©onjen  mebt, 

eins  in  bem  anbern  mirft  unb  lebt! 
3Bie  JpimmelSfräfte  auf  unb  nieberfteigen 
unb  fid)  bic  golbncn  ©imer  reiben! 
2Jtit  fegenbuftenben  ©cgmingen 
bom  £immel  burd)  bie  Srbe  bringen 
tmrmonifd)  all  ba§  9111  burcfjflingen.   ($auft  I.) 

ftHgemeinbUbung.  ©ine  allgemeine  2lu§bilbung  bringt  un§  jejjt  bie  SBelt 
ofjnefyin  auf,  mir  brausen  un§  be§f)alb  barunt  nid)t  meiter  gu  bemühen; 
ba§  SSefonbere  muffen  mir  un§  §ueignen.   (SDcajimen.) 

allgemeines  unb  3nbtbibuelle§f  f.  3.  "•  8t- 

allgemeine  (Stoocf)e,  f.  Qzpoifye. 

Sttlttnjjentyeit.  S)er  liebe  ©ott  fönnte  uns  redjt  in  Verlegenheit  fefcen, 
roenn  er  un3  bie  ©el)eimniffe  ber  Statur  fämtlirf)  offenbarte;  mir  müfeten 
üor  langer  Sßeile  niccit,  ma§  mir  anfangen  follten.  (5ln  $.  ©.  ö.  Voigt 
1818.) 

me  SdjtiftjieUer,  f.  ftunft. 

2Hte  «üvarijcn,  f.  Sprayen,  alte. 

Sttten,  bie.  63  ift  fdjon  eine  fdjöne  Einleitung,  menn  man  bie  Vorzüge 
ber  Otiten  unb  unter  ben  neuern  befonber§  9tofael§  gu  fcfjäfcen  meifj; 
aber  aud)  t)ier  liegt  ein  5lbmeg  an  ber  (Seite.  2)enn  inbem  man  bie 
fyödjfte  Vollfommenljeit,  bie  freilieft,  meit  genug  don  un3,  in  einer  un- 
erreichbaren Legion  §u  §aufe  ift,  unöerrüdt  im  Sluge  t)at  unb  auf  fie 
lo^ugefjen  glaubt;  fo  fcfjätjt  man  nicfjt  genug  baZ  nähere  Verbienft, 
baZ  auf  ben  ßftifdjenftufen  ftef)t,  oon  bem  unb  an  bem  gar  mancgeS  ju 
lernen  ift.   (91n  §er^og  ®arl  Sluguft  1802.) 

2üter  gemäfj,  bem.  28er  in  einem  gemiff  en  51tter  frühere Sugenbmünfcfje 
unb  Hoffnungen  realifieren  mill,  betrügt  fid)  immer;  benn  jebeS  3°*)r* 
^efjnt  be§  ÜJcenfdjen  tjat  fein  eigene»  ©lud,  feine  eigenen  Hoffnungen 
unb  91uüjid)ten.  SBetje  bem  9ftenfd)en,  ber  üormärtg  ober  rüdmärtS  ju 
greifen  burd)  Umftänbe  ober  burd)  2Bal)n  beranlafjt  toirb!  (2Baf)l* 
oermanbtfdjaften.) 

—  SBenn  man  alt  ift,  muß  man  jetgen,  baf$  man  noefj  £uft  gu  leben  fyat. 
(2ßa§  mir  bringen.) 

—  ÜDian  meint  immer,  man  muffe  alt  merben,  um  gefcfjeit  $u  fein;  im 
©runbe  aber  Ijat  man  bei  §unel)menben  Sagten  gu  tun,  fid)  fo  Ilug  gu 
erhalten,  al§  man  gemefen  ift.  2)er  Sftenfd)  mirb  in  feinen  üerfdnebenen 
SebenSftufen  motjl  ein  anberer,  aber  er  lann  nid)t  fagen,  bafj  er  ein 
befferer  mürbe,  unb  er  lann  in  gemiffen  fingen  fo  gut  in  feinem 
gmanjigften  ^aljre  redjt  fyabm  al§  in  feinem  fedjgigften.  (@dermann. 
1813.) 


%ittt.  8e  alte*  man  toirb,  befto  metyr  berfdjroinbet  ba§  ©ingetne,  bie  ©eele 
geroör)nt  fid)  an  9tefultate  unb  berliert  barübet  ba3  detail  au§  ben 
Slugen.   (Sin  ©rjortotte  b.  Stein.  1784.) 

—  ©§  ift  eine  eigene  ©acfje:  ba§  Sllter  f)at  meljr  Stücffidjten  ju  nehmen,  aB 
man  ben!t;  man  getjt  nicrjt  fdjnell  mer)r  ungeftraft  bon  einem  $ntereffe 
§um  anbern  über,  $erftreuung  ift  ber  Sätigfeit  gefäb,rlid)er,  unb  tuenn 
man  nod)  gar  fid)  burd)  förberlicfje  Übel  burd)t)alten  unb  burdjfd)lagen 
mufj,  fo  bemerft  man  nur  altjufefjr,  bafc  bie  äußere  SBelt  nod)  ebenfo* 
öiel,  ja  merjr  berlangt,  al§  mir  tjätten  teiften  tonnen,  ba  noct)  unfere 
©eifte§=  unb  Äörberlräfte  böllig  gufammenmirften.  (Sin  9?ee§  b.  (Sfen* 
becf.    1824.) 

—  -fticfjt  allein  törberlicrje  ®üfjni)eit  mill  bem  Sttter  feiten  geziemen,  aud) 
geiftige  tüfmfjeit  ftef)t  it)m  nicfjt  tooty.   (Sin  6.  ©.  b.  SBoigt.   1816). 

—  2)a3  StXter  mufc  bodj  einen  $8or§ug  tjaben, 
bafj,  trenn  e§  aud)  bem  $rrtum  nicrjt  entgeht, 
e§  bod)  fid)  auf  ber  (Stelle  f äffen  fann.    (Saffo.) 

—  ©in  alter  2Jcann  ift  ftet§  eine  fönig  Sear! 
2ßa3  §anb  in  £anb  mittuirfte,  ftritt, 

ift  längft    borbeigegangen, 

roa§  mit  unb  an  bir  liebte,  litt, 

t)at  fid)  roo  anber§  angefangen. 

Sie  $ugenb  ift  um  ifjretroiflert  fyier, 

e§  roäre  töricrjt,  ju  berlangen: 

® omm,  ättle  bu  mit  mir.   (3ar)me  Genien.) 

—  f.  aud)  $ugenb. 

SWtcrtum.    Sie  alten  ©bradjen  finb  bie  ©Reiben, 

Sarin  ba§  Keffer  be§  ©eifte§  ftedt.   (3°^e  Xenien.) 

—  SSenn  nun  unfer  ©dmlunterricfjt  immer  auf  ba§>  Altertum  rjintoeift, 
bciZ  ©tubium  ber  gried)ifd)en  unb  lateinifdjen  ©bradje  förbert,  fo  tonnen 
nur  un§  ©lud  roünfd)en,  bafj  biefe  gu  einer  beeren  Kultur  fo  nötigen 
©tubien  niemals  rüdgängig  roerben. 

Senn  roenn  roir  un§  bem  Altertum  gegenüberftellen  unb  e3  emftlid) 
in  ber  Slbfictjt  anfdjauen,  un§  baran  %u  bitben,  fo  gewinnen  foir  bie 
(Smbfinbung,  al§  ob  mir  erft  eigentlich  gu  9Jcenfd)en  würben. 

Ser  für  bidjterifdje  unb  bilbnetifdje  ©djöbfungen  embfänglidje 
©eift  fütjlt  fid)  bem  Altertum  gegenüber  in  ben  anmutigft=ibeellen 
Sftaturguftanb  berfeijt;  unb  nod)  auf  ben  heutigen  Sag  l)aben  bie  £o* 
merifdjen  ©efänge  bie  fraft,  un§  menigfien§  für  Slugenblide  bon  ber 
furchtbaren  Saft  ju  befreien,  roetdje  bie  Überlieferung  bon  mehreren 
taufenb  Sauren  auf  un§  geroälgt  rjat.  (SJcaj.  u.  fReft.)  (©.  jübifdjer  ^rafc.) 

—  Umgeben  bon  antifen  ©tatuen,  embfinbet  man  fid)  in  einem  beroegten 

8 


üftaturleben,  man  roirb  bie  Ottannigfaltigfeit  ber  2ttenfd)engeftaltung  ge* 
roatjr  unb  burc£)au3  auf  benSttenfdjen  in  feinem  reinftenguftanbe  jurüd- 
geführt,  tuoburcr)  benn  ber  Söefdjauer  felbft  lebenbig  unb  rein  menfdjlicf) 
wirb.  (21pril  1788.) 

3ld)  t)abe  an  ber  §omerifd)en  tote  an  ber  SJHbelungifdjen  £afel 
gefdjmauft,  mir  aber  für  meine  ^ßerfon  nid)t§  gemäßer  gefunben  aBbie 
breite  unb  tiefe,  immer  lebenbige  Statur,  bie  SSerle  ber  griedjifdjen 
2)id)ter  unb  93ilbner. 

3d)  für  meine  <ßerfon  bin  in  bem  galle,  bafj  mid)  ba3  2lnfdwuen  be§ 
21Itertum§  in  jebem  feiner  SRefie  in  ben  3ufi°no  Derfettf/  IWÜB  id) 
füfjte,  ein  Wlenfö  §u  fein,  («n  gelter  1807.) 

Altertum  f.  aud)  ©rieben. 

9fltf(ug.  ©in  ^ublifum,  baä  immer  nur  bie  Urteile  alter  äftänner  rjört, 
roirb  gar  gu  leidjt  altüug,  unb  nid)t§  ift  unzulänglicher  al§  ein  reifet 
Urteil,  üon  einem  unreifen  ©eifte  aufgenommen.  (£>id)tung  unb 
Sfctföett) 

^ltrui§utu§.  Sn  iebe§  gute  £>ers  ift  baz  eble  ©efüt)l  oon  ber  Sftatur  gelegt, 
bafj  e§  für  fid)  allein  nidt)t  glüdlid)  fein  fann,  bafe  e§  fein  ©lud  in  bem 
SBorjI  ber  anbern  fudjen  mu|.  (©rof3=®ofcf)ta.) 

2Htrui§tnu§  unb  £goi§ntu§,  f.  @g.  u.  21. 

3tntöo§  unb  gemutet,  f.  £.  u.  21. 

Hnatyfe  unb  Sijnttyefe,  f.  <S.  u.  21. 

2inalnjicrcu  toon  $id)tungen,  f.  ^oejie. 

2tnbet§.  63  ift  fo  fdjön,  bafj  alle§  fo  anberS  ift  als  fidb/s  ein  üölenftf)  beulen 
fann.    (21n  grau  b.  Stein.) 

Aneignung  frentber  «tfjälje.  -iftur  burd)  Aneignung  frember  Sd)ä£e  ent» 
ftetjt  ein  ©rofje§.   (o.  Füller.    1824.)    (S.  aud)  Äolleftiüroefen. 

Slnertennung.  ©in  liberale^  2lner!ennen  aller  Talente,  bie  roir  geroaljr 
roerben,  ift  eine  fdjöne  ©igenfdjaft  eine§  gebilbeten  Sttenfdjen,  befonber§ 
aber  eine§  $ünftler§,  bie  er  frür)  $u  erwerben  fuctjen  roirb,  roenn  er 
fid)  überzeugt,  bafj  er  nur  bann  feine  eignen  gäfjigleiten  §u  beurteilen 
imftanbe  ift,  toenn  er  gegen  bie  gäfjigteiten  ber  anbern  geredet  §u  fein 
berftefjt.  (2ln  ^er^og  tarl  2tuguft.  1802.) 

Anfang.  2111er  21nfang  ift  fdjroer !  2)a3  mag  in  einem  geroiffen  «Sinne  roaljr 
fein;  allgemeiner  aber  lann  man  fagen:  aller  2lnfang  ift  Ieid)t,  unb  bie 
legten  (Stufen  roerben  am  fdjroerften  unb  feltenften  erftiegen.  (SBiÜjelm 
9Keifter§  Sßanberjarjre.) 

—       5)er  2lnfang  ift  an  allen  Sacrjen  fd)roer; 
bei  öielen  Söerlen  fällt  er  nid)t  in§  2luge. 
$5er  Sanbmann  bedt  ben  Samen  mit  ber  ©gge, 
unb  nur  ein  guter  Sommer  reift  bie  $rucr)t; 


ber  SDleifter  eine§  S8aue§  gräbt  bett  ©runb 

nur  befto  tiefer,  al§  er  fjocr)  unb  t)ör)er 

bie  dauern  führen  will;  ber  9Jiater  grünbet 

fein  aufgefbannte§  Sud)  mit  bieler  Sorgfalt, 

et)'  er  fein  23ifb  gebantenboll  entwirft  — 

unb  tangfam  nur  entftetjt,  wa§  jeber  wollte.   (Sfjeaterreben.) 

Anfang,    $eierlid)feiten  $um  Anfang,  f.  $eierlid)feiten. 

Anfänge,   ©onberbar  ift  e§,  bafj  ber  äftenfd)  nid)t  fo  leicht  begreift,  wie 

rätlicr)  unb  nüpd)  e§  fei,  bie  einmal  anerlannten  Anfänge  getroft 

gelten  %u  laffen,  inbem  mir  un§  in  ber  Stnwenbung  bodj  immer  unenb* 

lid)  ab^umüben  Ijaben.   Sttäteft  man  bod)  nidfc)t  am  (§inmaf=©in§  unb 

redmet  in  ©otte3  tarnen  tebenSfänglid)  weiter.  SCRir  war  biefe§  wunber* 

lidje  Söeftreben  ber  9ftenfd)en,  immer  auf  ir)re  eigene  SBeife  bon  bom 

anfangen  $u  wollen,  befto  auffaltenber,  aU  id)  für  mid)  fetbft  unb  um 

mein  felbft  wüten  auf  ba§  erfte  Einzubringen  ftrebte  unb  wo  id)  es 

aud)  finben  modjte,  in  ber  9iatur  ober  Überlieferung,  nadjtjer  unbeforgt 

blieb,  wie  fidj  2eben  au§  unb  auf  Seben  enthüllen  mochte.   5tnftatt 

aber  "oa$  ©infadjere  fid)  unb  anbern  fruchtbar  %u  entwidem,  bret)t  man 

ficr)  um  ben  Anfang  tjerum,  bem  man  bod)  et)er  nid)t§  abgewinnt,  al§  wenn 

man  auf  ein  tebenbige§  gortfdjreiten  aufmertt.  (2ln@rnft9fletoer.  1829.) 

Wnforbcrungctt.   Sßir  t)aben  lein  9ied)t,  irgenb  jemanbem  SDinge  abgu= 

forbern,  bie  er  öon  -ttatur  au§  nid)t  §u  leiften  imftanbe  ift.  ($att.  1810.) 

Angriff  unb  SBertetbigung.  ©in  heftiger,  wenngteid)  ungerechter  Angriff 

bleibt  !ül)n  unb  efjrenfjaft;  jebe  SSerteibigung  ift  immer  mifjlid),  fei  fie 

aud)  nod)  fo  gut  gemadjt.  (b.  9Mller.  1832.) 

Wagen.   3Ba§  im  9Jienfd)en  nid)t  ift,  lommt  aud)  nidjt  au§  u)m.  (§er= 

mann  unb  Siorottjea.) 

—  @ine  Sraft  bet)errfd)t  bie  anbere,  aber  leine  tann  bie  anbere  bilben; 
in  jeber  Stntage  liegt  aud)  allein  bie  Sraft,  fid)  gu  üollenben;  ba$  ber* 
ftefyen  fo  wenig  9flenfd)en,  bie  bod)  lehren  unb  Wirten  wollen.  (28itf)etm 
2fteifter§  Sßanberjafjre.) 

—  SBenn  aud)  bie  menfd)lid)en  Stnlagen  im  ganzen  eine  entfd)iebene 
9fiid)tung  tjaben,  fo  wirb  e§  bod)  bem  größten  unb  erfahrenden  Senner 
fdjwer  fein,  fie  mit  gubertäffigteit  borau§  $u  berfünben;  bod)  lann 
man  tnnterbrein  wot)I  bemerfen,  wctZ  auf  ein  künftiges  fjingebeutet  tjat. 
(2)id)tung  u.  3Sal)rr)ett.) 

—  f.  §ät)igteiten,  angeborene. 
Witmaftung  bei  Miubent. 

28o  9Inmaf;ung  mir  wofjfgef  äfft  ? 

9In  Sinbem:  benen  getjört  bie  Söett.    (©bridjwörtlid).) 

—  alberne,  f.  93egrüf3ung§=<ßt)rafe. 

10 


ftitmut.  SSiüft  bu  fdjon  gierlid)  erfdieinen  unb  bift  nod)  nid)t  fidjet? 

Vergebens ! 
9htr  au§  bollenbeter  $raft,  blitfet  bie  2tnmut  Ijerbor. 

(SSier  3a^re§äeiten.) 
ftttmut  unb  2d)önf)cit,  f.  <Sd).  u.  21. 
9(nont)me^  im  Wenidjcn. 

3b,r  fud^t  bie  9Jienfd)en  §u  benennen 
unb  glaubt,  am  -Kamen  fie  §u  lennen. 
SBer    tiefer  fieljt,  gefter)t  fid)  frei, 
e§  ift  ma§  2lnontjme§  babei.    (@brid)toörttid).) 
Anregung  unb  Seifnafpue,  f.  £.  u.  91. 

",Hniü)auen  unb  öeniefjen,  gemeinfame§.  Überhaupt  ift  jebe»  gemein* 
fame  9Infd)auen  bon  ber  größten  Söirffamfeit;  benn  inbem  ein  boetifd)e» 
28erf  für  Diele  gefcfjrieben  ift,  gehören  audj  mehrere  baju,  um  e§  §u 
empfangen;  ba  tl  biele  (Seiten  fjat,  folfte  e§  aud)  jeberjeit  bielfeitig  an* 
gefefyen  merben.  (2tn  tnebel.  1827.) 
ftnjdjauung  unb  begriff.  Stuf  §meierlei  SBeife  lann  ber  (Beiß  f)öd)lid) 
erfreut  merben:  burd)  Slnfdjauung  unb  begriff.  5tber  jene§  erforbert 
einen  mürbigen  ©egenftanb,  ber  nid)t  immer  bereit,  unb  eine  ber* 
t)ältni§mä^ige  SBilbung,  §u  ber  man  nicfjt  gerabe  gelangt  ift.  %tx  93e* 
griff  hingegen  mit!  nur  ©mbfängtidjfeit,  er  bringt  ben  ^ntjalt  mit  unb 
ift  felbft  ba§  2Ber!§eug  ber  SSilbung.  (Über  SeffingS  Saofoon.) 
3tnt^ro|)omor|)^i§mu§.  9Ille  $f)itofobf)ie  über  bie  SJcatur  bleibt  bod)  nur 
2Intl)robomorblji§mu3,  b.  1).  ber  Sttenfd),  ein3  mit  fid)  felbft,  teilt  allem, 
ma§  er  nidjt  ift,  biefe  (5inf)eit  mit,  §iel)t  e§  in  bie  feinige  tjinein,  mad)t  e§ 
mit  fid)  felbft  ein§. 

Um  bie  Statur  §u  ertennen,  müfete  er  fie  felbft  fein.  3Sa§  er  bon  ber 
üftatur  au§fbridjt,  baZ  ift  etma§,  b.  lj.  e3  ift  etmas  9teate§,  e§  ift  ein 
23irltid)e§,  nämlid)  in  be^ug  auf  ifjn.  Slber  mag  er  auSfüridjt,  ba$  ift 
nid)t  alle§,  e§  ift  nidjt  bie  gan§e  Statur,  er  foridjt  nid)t  bie  Totalität  ber* 
felben  au§. 

SieS  §ur  Skrftänbigung  unb  Bereinigung  mit  benen,  meldje  nod) 
bon  2)ingen  an  fid)  fbredjen.  SBir  füllten  nid)t  bon  fingen  an  fid) 
reben,  fonbern  bon  bem  ©inen  an  fid).  Singe  finb  nur  nad)  menfd)* 
lidjer  9tnfid)t,  bie  ein  33erfd)iebene§  unb  9ftef)rere§  fetjt.  63  ift  alle» 
nur  6in§;  aber  bon  biefem  Sinen  an  fid)  §u  reben,  mer  bermag  e§? 
(Ziemer.  1807.) 
9(nt^ro^o5entrtfrf)e  SSettonfdjouung.  Ser  Sftenfd)  ift  getool)nt,  bie  Singe 
nur  in  bem  ÜJftafie  $u  fd)äijen,  al§  fie  ib,m  nüfclidj  finb,  unb  ba  er,  feiner 
Statur  unb  Sage  nad),  fid)  für  ba§  Sefcte  ber  (Sdjöbfung  galten  mufj: 
marum  follte  er  aud)  nid)t  beulen,  bafc  er  tt)r  lefcter  (ümbjtued  fei? 

11 


äBarum  follte  fict)  feine  ©itetlett  nidjt  ben  lleinen  Strugfcfjluf}  erlauben? 
2Beil  er  bie  ©adjen  brauet  unb  brausen  !anrt,  fo  folgert  barauS:  fie 
feien  f)erborgebrad)t,  bafc  er  fie  brause.  SSarum  foll  er  nicfjt  bie  SSiber* 
fbrüdje,  bie  er  finbet,  lieber  auf  eine  abenteuerliche  SBeife  rieben,  als  bon 
ben  gorberungen,  in  benen  er  fid)  einmal  befinbet,  nachäffen?  SBarum 
follte  er  ein  ®raut,  bafj  er  nict)t  nu^en  fann,  nidjt  Unfraut  nennen,  ba 
eS  mirflid)  ntct)t  an  biefer  ©teile  für  ü)n  erjftieren  follte?  (SBetfud) 
einer  allgem.  $ergleidmngSlef)re.)  —  ©.  aud)  gtoedmäfjigfeit. 

3ltttis9RoroIt§tn«§.  @l)e  bierömifcfjeSRebublif  ausgeartet,  alsfarjrtmnberte* 
lang  fein  ©fjebrud)  borgefommen,  gegen  ben  SBatermorb  gar  fein  ©efefc 
nötig  gefcrjienen  ufro.,  fei  eS  bod)  übrigens  fo  langroeilig  unb  nüchtern 
zugegangen,  bafj  fein  tjonetter  teufet)  ficr)  bort  gelebt  ju  traben  roünfdjen 
mödjte.  (0.  SNüfler.  1825.) 

2lnttfe,  f.  Altertum. 

9lntoenbung  unb  Utteü,  f.  II.  u.  21. 

?lnjct^en,  f.  ©ümbtome. 

Slnsieljung.    $ebe  Slngiermng  ift  roecfjfelfeitig.   (^af)lberroanbtfd)aften.) 

9tyereu.  SllleS  fontmt  in  ben  3Biffenfd)aften  auf  baS  an,  maS  man  im 
9lper9U  nennt,  auf  ein  ©emafyrmerben  beffen,  maS  eigentlid)  ben  @r« 
fdjeinungen  gum  ©runbe  liegt.  Unb  ein  folcfjeS  ©emarjrmerben  ift 
bis  ins  Unenblidje  fruchtbar.   ($ur  Farbenlehre.) 

^fet  unb  ffiofen,  f.  SR.  u.  C 

3(^oftcI  unb  ^eilige,  f.  SReligiöfe  trifis. 

Slroett.    Sie  Slrbeit  mad)t  ben  ©efellen.    (äftarünen  u.  ^Reflexionen.) 

—  ^ft  baS  @efd)äft  boltbradjt,  fommt  %t\l  pnt  (5d)mud. 

ßur  Arbeit  tjet^t  ber  borgen  rege  fein,    (ßlbenor.) 

—  unb  gefte.  SageS  Arbeit, 

abenbS  ©äfte, 
faure  SSodjen, 
frorje  $efte!   (3)cr  <5d)a|gräber.) 

—  (£S  ift  gut,  menn  mir  bie  nidjt  immer  fennen,  für  bie  mir  arbeiten. 
(28ilf)elm  ätteifterS  Sdjtjaljte.) 

$tger.  Unter  allem  maS  mir  auf  (Srben  fdjäbiid)  unb  töblid)  fein  fönnte, 
ift  Ärgernis  baS  le|te.  9ln  (Stoff  baju  fel)ltS  freilief)  niemals,  nur  Oer* 
arbeite  icf)  ü)n  nid)t.   (Sin  $rau  b.  Stein.   1776.) 
2lttftotele§,  f.  «ßlato  u.  91. 
9ltemf|olen. 

$m  91teml)oIen  finb  jmeierlei  ©naben: 
3)ie  ßuft  ein^ieljn,  fid)  if)rer  entloben. 
^eneS  bebrängt,  biefeS  erfrifdjt, 
fo  munberbar  ift  baS  Seben  gemifdjt. 

12 


2)u  banle  ©ott,  wenn  er  bidj  brefct, 

unb  banf  ir)m,  wenn  er  bidt)  wieber  entläßt.  (2Beftöftli<f)er  3)iban.) 

Kitfridjtigfeit  (Spaltet  eure  5lufridi)tigfeit  unb  3Bat)rf)eii§liebe  fobiel  rote 

möglid),  aber  berfallt  nidjt  in  t>en  getjler  ber  je^igen  3eit,  nämtid)  burd) 

aÜpgroBe9lufrid)tig!eit  grob  gu  werben,  (junt  Rangier  b.9Jiüfler.  1819.) 

«ufHätrotg,  f.  ftirdje  u.  2t. 

—  $et)Ier  &er  fogenannten  5tufttärung :  bafj  fie  3Jienf c^en  Sßictfeitigleit  gibt, 
beren  einfeitige  Sage  man  nidjt  änbern  fann.  (SKajintenu.  Sdeflejionen.) 

—  über  fidj  feXbft.  (5§  ift  eine  fdjauberrjafte  ©mbfinbung,  wenn  ein 
ebler  Sftenfdj)  mit  iöewufctfein  auf  bem  fünfte  ftef)t,  wo  er  über  fid) 
felbft  aufgeHärt  werben  foll.   (SBilljelm  9fteifter§  £el)rjat)re.) 

Stufuterfjantfett.     SSidjtigleit    beriobifd)    wieberle^renber    Überfidjten. 

©3  entwidett  bie  Slufmerffamfeit,  unb  baä  ift  ja  bodj  ba§  £öcf)fte  aller 

gertigleiten  unb  Sugenben.   (b.  Sftüller.   1816.) 
Aufmunterung,  f.  2ef)re  u.  5t. 
Aufwaub.  SBir  madjen  biet  %u  biet  üorarbeitenben  Sffufwanb  aufs  Seben. 

Slnftatt  bafj  wir  gleicr)  anfingen,  un§  in  einem  mäßigen  3uftanb  bet)ag* 

tidt)  au  finben,  fo  gefjen  wir  immer  metjr  in§  breite,  um  e§  un§  immer 

unbequemer  ju  madjen.  (2Bat)tberwanbtfct)aften.) 
Augenbtirf.  ^tbei  $u\tan'D,  ja  jeber  Stugenblid  ift  bon  SBert,  benn  er  ift 

ein  SRebräfentant  ber  ©wigfeit.    (ßdermann.    1823.) 

—  28er  tätig  fein  will  unb  mufc,  t>at  nur  baä  ©erübrige  be§  9lugenblid§ 
^u  beben!en,  unb  fo  fommt  er  otjne  SSeittäufigfeit  tjinburd).  2)a§  ift  ber 
Vorteil  ber  grauen,  wenn  fie  irm  berfteljen.  ((Sprüche  in  $rofa.) 

—  3)er  ben  Stugenblid  ergreift, 

ba§  ifi  ber  rechte  SKann.  (gauft  I.) 

—  3)er  Slugenblid  nur  entfdjeibet 

über  baZ  Seben  be§  2Jienfd)en  unb  über  fein  ganzes  ©efdntfe; 
benn  nad)  langer  Beratung  ift  bocr)  ein  jeber  ©ntfcrjlufj  nur 
Sßerf  be§  9ttoment§,  e§  ergreift  bocrj  nur  ber  SSerftänb'ge  ba§  SRecbte. 
Smmer  gefährlicher  ift'3,  beim  SSäcjlen  biefe§  unb  jene§ 
nebenher  §u  bebenfen  unb  fo  bciZ  ©efütjt  §u  berwirren. 

(^ermann  u.  Sorotfjea.) 

—  ber  bottenbenbe.  G£  gibt  Slugenblide be§  £eben3,  in  welken  bie 
^Begebenheiten,  gleidj  geflügelten  2Beberfdnffd)en,  bor  un3  tun  unb 
wiber  bewegen  unb  unauftjattfam  ein  Qbttveht  bollenben,  ba§  wir 
meljr  ober  weniger  felbft  gefbonnen  unb  angelegt  tjaben.  (SSiltjelm 
9tteifter§  Setjrjatjre.)  —  f.  $8ebürfni§  be§  9tugenblid§. 

Hugenfcltrf  unb  ewigfeit. 

2ßa§  gtänjt,  ift  für  ben  Stugenblid  geboren; 

1)aZ  ©djte  bleibt  ber  sftadjwett  unberloren.  ($auft.  Sßorfbiel.) 

13 


Httgenjdjein  unb  2Sof|irf>eit,  f.  SS.  u.  91. 

Wnebaucr.  &  fommt  bod)  am  (Snbe  barauf  an,  bafj  man  au3f)ält  unb  bie 
anbern  au§bauert.  Söiediet  gätte  finb  nid)t  möglid),  ba  ficf>  ba§  ©efid)t 
unfrer  @£iften§  in§  93effere  beränbern  fann.  (2(n  $5.  ©.  u.  Caroline 
Berber.   1786.) 

2lu§brütfe,  fjerfömmlidje.  28enn  jemanb  SSort  unb  Slusbrud  at§  ^eilige 
ßeugniffe  betrachtet  unb  fie  nidjt  etwa,  roie  ©djeibemün^e  ober  Rapier* 
gelb,  nur  gu  fdjnellem,  augenbüdlid)em  Sßerfefyr  bringen,  fonbern  im 
geiftigen  §anbel  unb  SBanbel  a\§>  roafjreä  $quiöalent  auggetaufdjt 
toiffen  roül,  fo  fann  man  ifjm  nid)t  öerübeln,  bafj  er  aufmerffam  mad)t, 
wie  fyerfömmlidje  9Iu3brüde,  woran  niemanb  mefjr  Slrges  fyat, 
bod)  einen  fd)äblid)en  ©influfe  öerüben,  Slnfidjten  berbüftern,  ben  S3e- 
griff  entftellen  unb  ganzen  gäd)ern  eine  falfcrje  Stiftung  geben.  (SBcft* 
öftlidjer  ®ioan.   Sftoten.) 

Wuögaua,.  £>er  ?tu§gang  gibt  ben  Säten  ifyren  Stitel.  ($ögel.) 

9fa§gleief)ettbe§  SBirfcn. 

SBenn,  ftatt  gu  fehlten,  id)  belehre, 
roenn,  ftatt  $tt  ftrafen,  idj  befefyre, 
wenn,  ftatt  gu  fdjeiben,  id)  öerförjnt, 
rjab'  id)  ben  §immel  mir  erfrönt. 

(©genen  §u  feftlidjen  ©elegenfjeiten.) 

\>ütyglcirt)uug  unb  Wbmeirijuna,.  S«  °er  8u8eno  gfaubt  man  noc^  an  °^e 
SRöglidjfeit  einer  9tu§gteid)ung  unb  Vereinbarung,  in  alten  ^at)ren 
aber  fiefyt  man  biefen  großen  Irrtum  ein  unb  f)ält  bciZ  Ungleichartige 
unb  Ungufagenbe  gerabe§u  üon  fid)  ab.  (ü.  3Jcütter.   1822.) 

2ltt§f)atren.  SKir  möchten  mandjmal  bie  f  nie  gufammenbredjen,  fo  fdjioer 
roirb  i>a%  ®reu§,  ba$  man  faft  gan§  allein  trägt.  SBenn  id)  nidjt  roieber 
ben  Seid)tfinn  tjätte  unb  bie  Überzeugung,  ba$  glauben  unb  tjarren 
aHes>  überroinbet.  (S§  tonnte  \a  taufenbmal  bunter  gefjn  unb  man  müfjte 
e§  bod)  aushalten.   (2In  ©fjarlotte  b.  ©tein.   1780.) 

Wuefbrarfjc.  $eber  mufjte  bie  traurigen  ©inbrüde  in  fid)  fetbft  oerarbeiten. 
9hm  aber  fann  man  bod)  ju  toedjfelfeitiger  SSeru^igung  roenigften§ 
au§fpred)en.   (Sin  Dttilie  ü.  ©oetfje.    1828.) 

—  ©§  ift  geroijj  eine  (Erleichterung,  wenn  man  e§  nur  fagen  fann  unb  mag, 
roie  inet)  einem  ift.   (2m  2Jcerf.   1788.) 

Stuften  «nb  innen. 

©§  ift  nidjtä  in  ber  £aut, 

roa§  nidjt  im  tnodjen  ift.   (£üpu§.) 

—  Religion,  Sitte,  ©efefc,  ©taub,  S3erf)ältniffe,  ©eroofmfjeit,  alles  be* 
f)errfd)t  nur  bie  Dberflädje  be§  ftäbtifdjen  S)afein§.  2)ie  bon  fyerrlidjen 
Käufern  eingefaßten  ©trafen  werben  reinlich,  gehalten,  unb  jebermann 

14 


beträgt  fid)  bafelbft  anftänbig  genug;  aber  im  ^rmetn  fieb,t  e§  öfters 
um  befio  wüfter  au§,  unb  ein  glatte»  Aufjere  übertünd)t,  al§  ein  fdjwad)er 
23ewurf,  mand)e3  morfdje  ©emäuer,  ba§  über  9£ad)t  äufammenftürgt 
unb  eine  befto  fd^tedflidjere  SBirrung  rjeroorbringt,  al§  e§  mitten  in  ben 
frieblidjen  $uftanb  fyereinbridjt.   ($)icf)tung  u.  28af)rl)eit.) 

xMuRcrorocntlirijc,  btö.  2)a§  Aufjerorbentlicrje  gefd)iet)t  nicht  auf  glattem 
gewöfynlidjen  28ege.   (28al)lüerwanbtfd)aften.) 

2tuf$etorbetttli(lje  äRenfrfjen,  f.  9K.,  aufcerorbentlidje. 

Süttot  unb  ^ublitunt.  ®ie  gröfcte  Achtung,  bie  ein  Autor  für  fein  *ßu* 
blifum  rjaben  fann,  ift,  bafj  er  niemals  bringt,  was  man  erwartet,  fon* 
bern  toa$  er  fetbft,  auf  ber  jebeSmaligen  ©rufe  eigner  unb  frember 
23ilbung,  für  redjt  unb  nüttfid)  l)ält.  (Harunen  u.  9teflerionen.) 

Autoritäten.  2)a§  Sßublifum  fiefjt  fid)  nad)  Autoritäten  um,  unb  e§  f)at 
red)t.  —  S)enn  tun  mir  e§  nid)t  felbft,  bafj  wir  un3  mit  5hmft=  unb 
Sebeneoerftänbigen  in  greub'  unb  Seib  beraten?  28er  bemnad) 
irgenbeine  recfjtmäfjige  Autorität  in  irgenbeinem  %a&)t  erlangt  r)at, 
fudje  fie  billig  burd)  fortwäljrenbeS  §inweifen  auf  baZ  9ted)te  als  ein 
unüerle|lidje§  Heiligtum  gu  bewahren.    (StiedS  Dramaturg.  Blätter.) 

—  Autorität,  bafc  nämlidj  fdjon  einmal  etwa»  gefcfjetjen,  gefagt  ober  ent= 
fd)ieben  roorben  fei,  t)at  großen  28ert;  aber  nur  ber  gebaut  forbert 
überall  Autorität.  AlteS  gunbament  et)rt  man,  barf  aber  ba%  ffltfyt 
nid)t  aufgeben,  irgenbwo  wieber  einmal  öon  üornsugrünben.  (28ill)elm 
ÜDteifterS  28anberjat)re.) 

Autorität  unb  ^ofttibeS,  f.  %.  u.  A. 

$ebeutenbe£  unb  Lerneinheit,  f.  £opofition. 
$ebeutenbe§  ^nbibibuum,  f.  3«ö^^uum. 

Sebeutung  eine§ gaftunt§.  @in$aftum  unfereS SebenS  gilt  nid)t,  infofern  eS 

watjr  ift,  fonbern  infofern  eS  etwas  gu  bebeuten  t)atte.  (Sdermann.  1831.) 

$ebeutung  eineü>  löicnfdjen.   9Hd)t  infofern  ber  9Jcenfd)  etwas  §urüdläfjt, 

fonbern  infofern  er  wirft  unb  geniefjt  unb  anbere  gu  wirfen  unb  ju 

genießen  anregt,  bleibt  er  üon  23ebeutung.    (2)id)tung  u.  28aljrl)eit.) 

«ebingtf>eit  be§  SRenjdjen,  f.  Stvtd  u.  $iel  beS  SJcenfdjen. 

$ebingung. 

28er  ©uteS  will,  ber  fei  erft  gut. 
28er  greuDe  will,  befänftige  fein  58lut. 
28er  28ein  oerlangt,  ber  !eltre  reife  Strauben. 
28er  28unber  lwfft,  ber  ftärle  feinen  ©lauben.  (gaufi  II.) 
$ebingungen  be§  $afein§,  f.  2>afeinSbebingungen. 
'öebätfen.  28ie  wenig  ber  2ttenfd)  bebarf  unb  wie  lieb  eS  il)m  wirb,  wenn 
er  füt)lt,  wie  fet)r  er  baS  28enige  bebarf!  (An  grau  ö.  Stein.  1777.) 

15 


J8ebürfiti§  ber  9Wenge.  2ftan  berbient  menig  San!  bon  btn  2ttenfd)en, 
trenn  man  iljr  SebürfniS  ert)öt)en,  ilmen  eine  grofje  ^bee  bon  ilmen 
felbfi  geben,  ifjnen  ba§  §errlid)e  eines  magren  eblen  ©afeinS  sunt 
(55efirt)i  bringen  mill.  Slber  menn  man  bie  Söget  belügt,  aftärdjen  er* 
3äf)tt,  bon  Sag  §u  Sag  ilmen  fortfyelfenb  fie  berfd)led)tert,  ba  ift  man  ifjr 
Sftann,  unb  barum  gefällt  fid)  bie  neuere  $eit  in  fo  biet  9Ibgefd)macftem. 
(Sicenja,  beim  51nbtid  ber  bauten  $allabio§.) 

»cbürfm§  be§  9lagettbUtf3.  2)a3  augenbtidlicfye  SebürfniS  beraubtet  fein 
töedjt,  felbft  gegen  ba§  9&ädjft!ünftige.   (^ambagne  in  grantreid).) 

SSegetftetung. 

@ntfmfia§mu§  bergleicr/  id)  gern 

ber  dufter,  meine  lieben  §errn, 

bie,  menn  it)r  fie  nicfjt  frifrf)  genoßt, 

maljrljaftig  ift  eine  fc6)tedt)te  $oft. 

Segeifterung  ift  feine  §ering3mare, 

bie  man  einbölelt  auf  einige  fyüjftt.    (ßbigrammatifd).) 

begriff  unb  9lnfd)ttUMtg,  f.  91.  u.  S. 

$egrüfjung§=$ljtafe.  9äcrjt§  ift  mir  fataler,  al§  menn  bie  Seute  fagen:  «Sie 
fef)entoofjlau§,  oberbeffermieba§borige2M.  SBetd)  alberne  Slnmafjung, 
fofort  abnehmen  gu  motten,  mie  e§  einem  zumute  ift.  (b.  2flüller.  1827.) 

Beilagen  am  Seben,  f.  ßebenSbefyagen. 

SBetyatrlidjteit.    gebeut  rebticfjen  Semürm 

fei  93et)arrlict)feit  berliel)n.   (Batjme  Xenien.) 

Beifall.  22er  fidj  an  feinen  ^aturgaben  nidjt  im  füllen  erfreuen  tann, 
roer  fid)  bei  21u§übung  berfelben  nierjt  felbft  feinen  Solm  bafjin  nimmt, 
fonbern  erft  barauf  märtet  unb  tjofft,  bafj  anbere  btö  ©eleiftete  an* 
erfennen  unb  e§  gehörig  mürbigen  follen,  ber  finbet  fiefj  in  einer 
Übeln  Sage,  meil  e§  nur  alljubetannt  ift,  ba%  bie  2Jienf djen  ben  Seifall 
fet)r  fbärlid)  austeilen,  bafj  fie  ba§  £ob  berfümmern,  ja  menn  e§  nur 
einigermaßen  tuntid)  ift,  in  Säbel  bermanbeln.  2Ber,  ob,ne  tnerauf  bor* 
bereitet  ju  fein,  öffentlich)  auftritt,  ber  fann  nichts  al3  Serbrufj  ermarten: 
benn  menn  er  ba§,  ma§  bon  it)tn  au§get)t,  aud)  mcr)t  überfd)ä£t,  fo 
fdjäfct  er  e§  bod)  unbebingt,  unb  jebe  2tufnat)me,  bie  mir  in  ber  28elt 
erfahren,  mirb  bebingt  fein;  unb  fobann  gehört  ja  für  £ob  unb  Seifall 
aud)  eine  (Smbfängticfjteit,  mie  für  jebe<§  Vergnügen.  (©icfjtung  u. 
2ßat)rf)eit.) 

83c!c^rung§berfutt)e.  Stile  SefetnamgSberfudje,  menn  fie  nidjt  gelingen, 
machen  benjenigen,  ben  man  §um  ^ßrofelbten  auSerfaf),  ftarr  unb  ber* 
ftodt.   (Sidjtung  u.  SBa^eit.) 

$eleibtgungen.  2Ber  über  eine  Seleibigung  meint,  bem  merben  mehrere 
begegnen.  (3Bilf)etm  SfteifterS  2Banberjaf)re.) 

16 


«eretdjerung,  f.  SBefifcertjaltung. 

Seruf.  Sie  grage,  ob  biefe  ober  jene  SBefdjäftigung,  welcher  fic^  öer  SJJcenfcb, 
wibmet,  aud)  nüfclict)  fei,  wieberljolt  fid)  oft  genug  im  Saufe  ber  Qtit 
unb  muß  jefct  befonbers  wieber  Ijerüortreten,  wo  es  niemanben  mel)r  er* 
laubt  ift,  nacr)  belieben  rulng,  aufrieben,  mäfcig  unb  otme  SInforberung 
§u  leben.  S)ie  9lufjenwelt  beroegt  fief)  fo  heftig,  ba%  ein  jeber  einzelne 
bebrot)t  ift,  in  ben  (Stubel  mit  fortgeriffen  ^u  werben:  tjier  fietjt  er  fid) 
genötigt,  um  feine  eigenen  Söebürfniffe  ju  befriebigen,  unmittelbar 
unb  augenblidlid)  für  bie  Söebürfniffe  anberer  §u  forgen;  unb  ha  fragt 
ficr)  benn  freilict),  ob  er  irgenbeine  gertigfeit  tjabe,  biefen  aufbring* 
lidjen  $flid)ten  genugjutun.  %a  bleibt  nun  nictjts  übrig,  als  fid)  felbft 
ju  fagen,  nur  ber  reinfte  unb  ftrengfte  ©goismus  fönne  uns  retten; 
biefer  aber  mufj  ein  felbftbewufeter,  wotjlgefüljlter  unb  rut)ig  ausge» 
fr>rod)ener  (Sntfctjlujj  fein. 

2)er  2ftenfd)  frage  fid)  felbft,  woju  er  am  beften  tauge,  um  biefes  in 
fid)  unb  an  fid)  eifrigft  au^ubilben.  (Sr  betraute  fidt)  als  Setzling,  als 
©efelle,  als  Slltgefelle,  am  fbäteften  unb  t)öd)ft  t>orfidt)tig  als  Sfleifter. 
SBeijj  er,  mit  einfictjtiger  SBefdjeibenrjeit,  bie  gorberungen  an  bie 
^lufjenwelt  nur  mit  bem  SSadgstum  feiner  gäfyigleiten  fit  fteigern,  um 
ficr)  bei  it)r,  baburdb,  nu^enb,  ein§ufcr)meicr)eln,  fo  wirb  er  ftufenweife 
feinen  3toecf  erreichen  unb,  wenn  it)m  bas  §öd)fte  gelingt,  bet)aglic^ 
roirlen  fönnen. 

Über  görberniffe  unb  Jpinberniffe,  wie  fie  bie  emt»irifd)e  2Belt 
barreict)t  ober  amifcr)enfd)iebt,  mag  itjn  bas  Seben,  wenn  er  genau  auf- 
merft,  belehren;  fo  biel  aber  mag  ber  mirllid)  Süchtige  immer  bor 
3tugen  tjaben:  fid)  um  ber  ©unft  bes  £ags  willen  abautjefcen,  bringt 
leinen  Vorteil  für  morgen  unb  übermorgen.    (Über  SBeltliteratur.) 

Befdjetbenljeit  gehört  in  gute  gefdjloffene  ©efellfcfyaft.  ©dgon  in  größerer 
«Sozietät  ftetjt  bas  Unbefd)eibene  immer  im  Vorteil,  aber  $erbt)eit, 
ja  ©robtjeit  gehört  in  eine  SSoßsoerfammlung,  wo  ber  Sßöbel  mitreben 
will,  unb  ben  man  überfct)reien  ober  felbft  fdjweigen  unb  fid)  nad) 
ipaufe  brüden  mufe.  (2Jcajimen  u.  9teflerionen.) 

-  f.  2Jhtt. 

$efdjetbenf)eit  unb  fcfinfel.  3Hle  geiftig  wie  förfcerlicfj  burdgaus  natur* 
fräftig  ausgeftatteten  2Jcenfct)en  finb  in  ber  Sftegel  bie  befdgeibenften, 
bagegen  alle  befonbers  geiftig  berfetjlten  weit  etjer  einbitbnerifeejer  9trt. 
6s  fdjeint,  bafj  bie  gütige  Sftatur  allen  benen,  bie  bei  ir)r  in  t)öt)erer  £>in* 
fidjt  311  rurj  gekommen  finb,  bie  (Sinbitbung  unb  ben  Smnfel  als  ber* 
föt)nenbes  Slusgleidjungs*  unb  (Srgänjungsmittel  gegeben  t)at. 

Übrigens  finb  $8efd)eibent)eit  unb  S)ünfel  fittlidje  Singe  fo  geiftiger 
5lrt,  bafj  fie  wenig  mit  bem  Wörter  ju  fdjaffen  t)aben.  58ei  bornierten 

«oet^e-fiesifon.  2 

17 


unb  geiftig  ©unfein  finbet  fid)  ber  ©ünlel;  bei  geiftig  klaren  unb  £od)= 
begabten  aber  finbet  er  fid)  nie.  Söei  folgen  finbet  fid)  ^öd^ften^  ein 
freubige§  ©efüfjl  iljrer  traft;  ba  aber  biefe  traft  wirtlicl)  ift,  fo  ift  biefeS 
(SJefüt)!  alle§  anbere,  aber  lein  ©üntel.  (ßdermann.  1830.) 
^cfdjrönttljett  ber  9Renfd)ett.  2Bie  eingefd)ränlt  ift  ber  Sftenfd)  balb  an 
«erftanb,  balb  an  traft,  balb  an  ©ewalt,  balb  an  Sßillen.  (9ln  grau 
o.  «Stein.   1784.) 

—  3)ie  meiften  Sftenfcfjen,  felbft  bie  boräüglidjften,  finb  nur  befdjränft. 
3eber  fdjäfct  gewiffe  ©igenf haften  an  fid)  unb  anbern,  nur  bie  begünftigt 
er,  nur  bie  will  er  auSgebifoet  wiffen.    (3Biu)elm  3tteifter§  Seljrjaljre.) 

—  ©er  Sftenfdj  ift  $u  einer  bef graniten  Sage  geboren;  einfache,  nalje  be* 
ftintntte  Q'mt&t  bermag  er  einpfeljen,  unb  er  gewöhnt  fidfy,  bie  SKittet 
ju  benufcen,  bie  ifym  gleich,  $ur  £anb  finb;  fobalb  er  aber  in§  SSeite 
lommt,  weiß  er  weber  wa§  er  will,  nod)  n»a§  er  foll,  unb  e§  ift  gang 
einerlei,  ob  er  burdfj  bie  SJienge  ber  ©egenftänbe  jerftreut,  ober  ob  er 
burcf)  bie  Jpötje  unb  SBürbe  berfelben  außer  fidj)  gefegt  werbe.  ©§  ift 
immer  fein  Ungltid,  wenn  er  beranlaßt  wirb,  nadj  etwas  ju  ftreben, 
mit  bem  er  fid)  burdj  eine  regelmäßige  (Sefbfttätigleit  nidjt  berbinben 
lann.   (SBityelm  9fteifter§  £el)rjaf)re.) 

—  f.  SSirfen  mit  anbern. 

—  f.  Siteratur,  if)re  Unbollftänbig!eit. 

$efdjrantung.  SBenn  man  etwa§  bor  fid)  bringen  will,  muß  man  fid) 
fnabb  ^ufammennel)men  unb  fid)  wenig  um  ba%  lümmern,  tvaä  anbere 
tun.   (b.  SKüller.    1831.) 

—  d&  bleibt  ewig  waljr:  fid)  ju  befdjränten,  einen  ©egenftanb,  wenige 
©egenftänbe,  red)t  bebürfen,  fo  audj  red)t  lieben,  an  iljnen  Rängen, 
fie  auf  alle  Seiten  wenben,  mit  iljnen  bereinigt  werben,  baZ  madjt  ben 
©idjter,  ben  tünftler,  ben  SD^enfdjen.  (2ln  grau  b.  «Stein.) 

—  9Hd)t  bon  außen  herein  burd)  SRegierungSform  läme  i>a%  £eü,  fonbern 
bon  innen  IjerauS  burdj  weife  93efd)räntung  unb  befdjeibene  £ätigleit 
eine§  jeben  in  feinem  greife.  $>ie§  bleibe  immer  bie  ipaubtfadje  jum 
menfdjlidjen  ©lüde  unb  fei  am  letdjteften  unb  einfad)ften  §u  erlangen, 
(gürft  $üdler.    1826.) 

—  glüdlidje.  ©lüdtidje  $efd)ränhmg  ber^ugenb!  ja  ber  Sflenf fym 
übertäubt,  bafc  fie  fid)  in  jebem  3lugenblide  il)re§  $)afein§  für  bollenbet 
galten  lönnen  unb  Weber  nadj  SBa^rem  nodfy  galfdjem,  Weber  nad) 
Jpoljem  nodg  liefern  fragen,  fonbern  bloß  nad)  bem,  tvtö  iljnen  gemäß 
ift.   (©idjtung  u.  SBa^r^eit.) 

—  f.  ©lud  in  ber  $8. 

—  f.  9ktur  u.  tunft. 

«efdjrSnTmtg  atf  ein  #anbtoert.  ©id)  auf  ein  §anbwer!  ju  befdn-änfen, 

18 


ift  ba§  befte.  f^ür  ben  geringften  $obf  tüirb  e§  immer  ein  Ipanbwerf, 
für  ben  befferen  eine  5hmft,  unb  ber  befte,  wenn  er  ein§  tut,  tut  er 
afle§,  ober,  um  weniger  öarabor.  gufein,  in  bem  einen,  nm§  er  red^t  tut, 
fietjt  er  ba3  ©letdmiS  bon  allem,  ma§  red)t  getan  wirb.  (SBanberja^re.) 

Sefdjräntte  Sugenb.  $>ie§  bemer!e  id)  aber:  bafj  e§  für  junge  Seute  eine 
waf>re  SBotjltat  ift,  wenn  ilmen  geroiffc  beffere  unb  rjöfjere  guftänbe, 
eine  geitlang  öerfagt  bleiben;  baburd)  lernt  man  erft  fetten,  waS 
man  ertjätt;  benn  leiber  fieljt  ber  Sttenfdj),  nad)  einem  jeben  roa§  il)m 
geworben,  immer  wieber  toaZ  neues  SBünfcfjenäwerteS  bor  fid)  unb 
feine  Ungebulb  wädjft  mit  febem  ©elingen.  (2ln  (£.  b.  Knebel.   1814.) 

»efttj.  grei  bon  btn  £äufdnmgen,  bie  bie  Söegierbe  nacb,  einem  (Segen* 
ftanbe  unterhält,  läjjt  erft  ber  Söefifc  miefj  rutjig  unb  unbefangen  urteilen. 
Unb  fo  liebe  idt)  ben  Söefifc,  nicfjt  ber  befeffenen  ©ad)e,  fonbern  meiner 
Silbung  wegen  unb  weil  er  mieb,  ruhiger  unb  baburd)  glüdlid)er  mad)t. 
(0.  HJtüller.) 

—  Sebe  3lrt  öon  Sefifc  foll  ber  3ftenfd)  feftfjatten,  er  foll  fid)  jum  attittel* 
üunft  machen,  oon  bem  ba§  ©emeingut  ausgeben  fann;  er  mufj  ©goift 
fein,  um  nid)t  ©goift  $u  werben,  jufammenrjalten,  bamit  er  fbenben 
fönne.  2Ba§  foll  e§  Ijeifjen,  S3efifc  unb  ©ut  an  bie  Slrmen  §u  geben? 
Söblidjer  ift,  fid)  für  fie  al§  SSerwalter  betragen.  S)ie§  ift  ber  (Sinn  ber 
SBorte:  SBefifc  unb  ©emeingut;  baZ  ®abital  foll  niemanb  angreifen, 
hie  Sntereffen  werben  orjnetjin  im  SSeltlaufe  fd)on  jebermann  angehören. 
(2Bill)eIm  2fteifter§  SBanberjarjre.) 

—  Sine  liebebolle  Slufmerffamfeit  auf  ba$,  ma§  ber  äflenfdj  befifct,  madjt 
itjn  reid),  inbem  er  fidj  einen  ©djafc  ber  Erinnerung  an  gleidjgiltigen 
Singen  baburd)  anläuft.   (SBittjelm  SKeifterS  SBanb erfahre.) 

—  Seber  fudje  ben  93efi|,  ber  ib,m  üon  ber  9tarur,  oon  bem  ©djitffal  ge» 
gönnt  war,  ju  würbigen,  §u  erhalten,  §u  fteigern,  er  greife  mit  allen 
feinen  gertigfeiten  fo  weit  untrer,  ate  er  gu  reiben  fät)ig  ift;  immer 
aber  benfe  er  babei,  wie  er  anbere  baran  will  teilnehmen  laffen:  benn 
nur  infofern  werben  bie  Sßermögenben  gefdjäfct,  al§  anbere  burdj  fie 
geniefjen.   (SEBilfjelm  StRcifterg  SSanberfa^re.) 

—  2BaS  idj  befifce,  mag  id)  gern  bewahren: 

$)er  2Bed)fel  unterhält,  bod)  nüfct  er  !aum.    (£affo.) 

—  $&a$  nü|t,  ift  nur  ein  Seil  be§  SSebeutenben;  um  einen  ©egenftanb 
ganj  ju  befifcen,  §u  beb,errfd)en,  mufj  man  üjn  um  fein  felbft  willen 
ftubieren.   (SBityelm  2Jieifter§  2Banberfab,re.) 

—  foftbarfter,  f.  eigen  §erj. 
«eftfc  unb  (ttfce,  f.  (S.  u.  93. 
©efenneitfjeit  im  #anbeln,  f.  ©elbfterfenntniS. 

»effem  nnt>  geilen.   9Hd)t§  ift  b  erb  erblicher,  als  fidt)  immer  feilen  unb 

2* 

19 


beffem  mollen,  nie  jum  Slbfcrjlufj  lommen;  ba§  t)inbert  alle  ^robuftion. 

(ö.  SKifflet.   1824.) 
»eftitnmung  be3  SWenfdjen.  2)er  Sflenfd)  mag  fid)  menben,  molun  er  mill, 

er  mag  unternehmen,  mal  e§  aud)  [ei,  ftetlmirb  er  auf  jenen  SBeg  mieber 

jurücffeljren,  ben  it)m  bie  -ftatur  einmal  borgeseidmet  l)at.  ($>idj)tung 

u.  Soweit.) 
»eftimmmtg. 

SSie  man  e3  wenbet  unb  mie  man  e3  nimmt, 

alles  gefcfjieljt,  ma§  bie  ©ötter  beftimmt.    (@bimenibe§  ©rmadjen.) 
Betragen,  baä.  2)a3  betragen  ift  ein  (Spiegel,  in  meinem  jeber  fein  Söitb 

geigt.   (2ßal)lbermanbtf<i)aften.) 

—  f.  ©elbftadjtung. 

—  2)urd)  ba§,  ma§  mir  Betragen  unb  gute  Sitten  nennen,  foll  ba§  erreicht 
merben,  ma§  aufjerbem  nur  burdj)  ©emalt  ju  erreichen  ift.  (2Sab> 
bermanbtfcrjaften.) 

betrug  ju  guten  ^metfen.  %fy  *>a°e  immer  geglaubt,  bafj  e§  un§ 
p  meit  führen  tonne,  menn  mir  einmal  um  be§  ©uten  unb  9iü|lici)en 
millen  §u  betrügen  anfangen.   (Sßilljelm  SfleifterS  Seljrjaljre.) 

beurteilen.  greilidt)  ift  e§  eine  gang  natürliche  $olge,  bajj  man  bem* 
jenigen,  ber  alle  attenfdjen  beurteilt,  als  menn  fie  unbebingt  mirlen 
tonnten,  menn  er  felbft  brobu^iert,  biejenigen  Bebingungen  aud)  nidjt 
gelten  läjjt,  meiere  iljn  befdjränlen,  fonbern  gleichfalls,  bei  Beurteilung 
feiner,  ein  SlbfoluteS  junt  2Ka&ftab  nimmt.  (Sin  SB.  b.  §umbolbt.  1801.) 

Beurteilung.  2ßie  follten  bie  9ftenfcrjen  unfere  §anblungen  beurteilen, 
bie  ilmen  nur  einzeln  unb  abgeriffen  erfd)einen,  mobon  fie  ba$  menigfte 
feigen,  meil  ©uteS  unb  SööfeS  im  Verborgenen  gefcf)iet)t  unb  eine  gleich- 
gültige (Srfdjeinung  meiftenS  nur  an  ben  Sag  fommt.  (2Bilt)elm  ÜJfleifterS 
£et)rjat)re.)  —  ©.  aucr)  Boreiligfeit. 

Bestellungen,  f.  Unenblidjfeit  ber  58. 

ttitel.  3$  bin  überzeugt,  bafj  bie  Bibel  immer  fdjöner  mirb,  je  met)r  man 
fie  berfteljt,  b.  t).  je  meljr  man  einfielt  unb  anfdjaut,  bafj  jebeS  SSort, 
ba&  mir  allgemein  auffaffen  unb  im  befonberen  auf  uns  anmenben, 
naef)  gemiffen  Umftänben,  nadj  geii*  unb  DrtSberljältniffen  einen 
eigenen,  befonberen,  unmittelbar  inbiüibuellen  Be§ug  gehabt  rjat. 
(SJiajimen  u.  SKeflerjonen.) 

—  S)ie  Bibel  an  fiel)  felbft,  unb  bie§  bebenlen  mir  nid)t  genug,  Ijat  in 
ber  altern  $eit  faft  gar  !eine  SBirfung  gehabt,  ©ie  Büdner  beS  Sllten 
£eftament3  fanben  fiel)  faum  gefammelt,  fo  mar  bie  Nation,  aus  ber  fie 
entfbrungen,  böllig  jerftreut;  nur  ber  Budjftabe  mar  eS,  um  ben  bie 
3erftreuten  fid)  fammelten  unb  nodj  fammeln.  ftaum  tjatte  man  bie 
Söüct)er  bei  Sfteuen  £eftament§  bereinigt,  als  bie  (£t)riftent)eit  fidj  in 

20 


unenblidje  9Reinungen  [faltete.  Unb  fo  finben  mir,  bafj  fid)  bic 
ÜDtenfdjen  nidn"  fomoljl  mit  bem  SBerfe  als  an  bem  SBerfe  befdjäftigten 
unb  fidE»  über  bie  üerfduebenen  SluSlegungSarten  ent§meiten,  bic 
man  auf  ben  Xejt  anmenben,  bic  man  bem  £ert  unterfcfyieben,  mit 
benen  man  üjn  jubedfen  tonnte,  (©efdndjte  ber  Farbenlehre.) 
Btfcel.  3cnc  9rofee  SSereljrung,  metöje  ber  S3ibel  üon  üielen  SSölfern  unb 
©efdj)Iedb,tern  ber  (Srbe  gemibmet  morben,  üerbanft  fie  üjrem  innern 
SBert.  (Sie  ijt  nicfyt  etma  nur  ein  SoIfSbudj,  fonbern  baS  SBucb,  ber  Wolter, 
»eil  fie  bie  ©djicffale  eines  $otfS  jum  <St)mbot  aller  übrigen  aufftellt, 
bie  ©efdnctjte  beSfelben  an  bie  ©ntftetjung  ber  SBelt  anfnüüft  unb  burc§ 
eine  ©tufenreilje  irbifdjer  unb  geifiiger  (Sntmicfwngen,  notmenbiger 
unb  zufälliger  ©reiguiffe  bis  in  bie  entfernteren  Legionen  ber  äufjerften 
(Smigfeiten  hinausführt. 

—  SeSljalb  ift  bie  S3ibel  ein  emig  mirffameS  SBudb,,  weil,  folange  bie  SBett 
ftetjt,  niemanb  auftreten  unb  fagen  mirb:  $d)  begreife  es  im  ganzen 
unb  üerftetje  eS  im  einzelnen.  2Bir  aber  fagen  bef djeiben:  gm  ganzen 
ijt  eS  eljrmürbig  unb  im  einzelnen  anmenbbar.  (9flarimenu.9fteftejionen.) 

—  (2UteS  Seftament),  f.  §omer. 

$tbliotfyef,  SBirfung  einer.  Sftan  füfytt  ficr)  mie  in  ber  ©egenmart 
eines  großen  ftaüitalS,  baS  geräufdfyfoS  unberechenbare  3wfen  füenbet. 
(2tnnalen  1801.) 

$ilbmtg.  $)ie  SDienfdjen  werben  nur  üon  äftenfcfjen  gebitbet,  bie  ©uten 
üon  ©uten.   (2tn  %.  £.  Safobi.   1788.) 

—  28ir  muffen  uns  J)üten,  baS  SBilbenbe  fietS  im  entfdjieben  deinen  unb 
©itttidjen  fudgen  ^u  motten.  9flIeS  ©rojje  bilbet,  fobatb  mir  eS  gematjr 
werben.   (Sdermann.   1828.) 

—  f.  SHIgemeinbilbung,  ©eifteSbübung,  (Srjieljung. 

—  f.  SJcitteilung. 

—  f.  Unnatur. 

—  üemicrjtet  baS  förtjabene,  f.  baS  ©rtjabene. 
$ilöung*üeriudie  bureb,  greunb  unb  $tau,  f.  greunb  u.  grau. 
billig  fein. 

Söridjt  ift'S, 

in  allen  ©tüöfen  billig  fein;  eS  fjeifjt 
fein  eigen  ©elbft  jerftören.   <5inb  bie  SJcenfctjen 
benn  gegen  unS  fo  billig?   9iein,  o  nein! 
S)er  HJcenfdb,  bebarf  in  feinem  engen  SSefen 
ber  bopüelten  (Smüfinbung,  Sieb'  unb  $afj. 
SBebarf  er  nidt)t  ber  Sßatrjt  als  mie  beS  £agS? 
$eS  (Schlafens  mie  beS  28act)enS?  (Saffo.) 
SHnbenbe  Ätöfte fo  mie  2)?enfd)en,  bie  einanber  üon  Sftatur  geneigt 

21 


finb,  nod)  beffer  äufammenljaltett,  wenn  \>tö  ©efe£  fie  uerfittet. 
(SSafyfoerwanbtfdjaften.) 
$iogenetifdje3  @tunbgefe$.  SBenn  aud)  bic  SBett  im  gangen  oorfdjreitet, 
bie  S"Qcnb  mufj  bodj  immer  mieber  üon  öorne  anfangen  unb  al3  ^nbi* 
üibuum  bie  ©podjen  bet  SBeltfultur  burdjmactjen.  (©dermann.  1827.) 
»lenbtoert  unb  SBttljtfjeU,  f.  SB.  n.  & 

Blumen   al3   Sfnbenlen.     Kräuter  unb  Blumen  ber  gemeinften  9trt 
fönnen  un§  ein  lieber  Sagebudj  bilben,  weil  nidjt^  ma§  bie  (Erinnerung 
eines  glüdlidjen  Moments  -jurüdruft,  unbebeutenb  fein  fann.  (2)id)tung 
u.  2Bat)rt)eit.) 
»Jöten  irab  grüßte  be§  2efren§,  f.  Sebenäblüten. 
SBöfc  3tunbcn. 

©efdjiefyt  wof)I,  bafj  man  einen  Sag 
Weber  fict)  nocr)  anbre  leiben  mag, 
null  nidjt3  bit  nad)  bem  bergen  ein; 
follt'S  in  ber  tunft  wot)l  anberä  fein? 
$rum  forge  biet)  nidjt  in  ber  fcpmmen  $eit, 
benn  %vX\  unb  ®raft  finb  nimmer  weit: 
§aft  in  ber  böfen  (Stunb  geruht, 
ift  bir  bie  gute  boppelt  gut.  (®ebid)te:  @uter  9ftat.) 
«öfet  SBUIe  unb  9htf.   %tt  böfe  äBille,  ber  ben  9*uf  eine§  bebeutenben 
3Jlanne§  gern  üernicfyten  möchte,  bringt  fefyr  oft  ba§  @ntgegengefe£te 
fyeroor.    ©r  mad)t  bie   Sßelt   aufmerffam  auf  eine   $erfönlid)!eit; 
unb   ba  bie   SBelt,    wo   nicr)t   geregt,   bodi)  gleichgültig  ift,  fo  täfjt 
fie  fidj'§   gefallen,  nadj  unb   nad)   bie   guten  (Sigenfdjaften  be§* 
jenigen  gewaljr  ju  werben,  ben  man  it)r  auf  ba§  fd)limmfte  ^u  aeigen 
Suft  l)at.  $a  e3  ift  fogar  im  ^Sublilum  ein  ©eift  be§  2Siberfprud)§,  ber 
fid)  bem  Säbel  wie  bem  Sobe  entgegenfe|t,  unb  im  ganzen  braucht  man 
nur  nad)  SKöglidjfeit  ju  fein,  um  gelegentlich  §u  feinem  Vorteil  ju  er* 
fdjjeinen;  wobei  e§  bann  fyauptfädjlict)  barauf  antommt,  bajj  bie  9lugen= 
blide  nid)t  alt^u  tritifdj  werben  unb  ber  böfe  SBille  nidjt  bie  Dbertjanb 
tjabe  pr  $eit,  wo  er  üemicfyten  fann.  (9tiemer.   1807.) 
$oet)eit,  bie.  2)ie  93o§t)eit  fudjt  leine  ©rünbe  unb  Urfadjen.  {%ö%  b.  Ber* 

lidnngen.) 
—  f.  Errungen. 
»taut,  bie,  atö  9jto&ftab. 

9ln  ber  Braut,  bie  ber  SJiann  fid)  erwählt,  läfjt  gleich  fid)  erfennen, 
weld)e§  ©eifte§  er  ift,  unb  ob  er  fid)  eigenen  SBert  füt)lt. 

(^ermann  u.  3)orotljea.) 

^rötttigom  unb  Siefclja&et.    könnte  jemanb  bie  £iebl)aber  aller  wot)l* 

bentenben  ÜMbdjen  in  Bräutigame  oerwanbeln,  fo  wäre  e§  eine  grojje 

22 


Bonität  für  unfer  ©efd)ted)t,  felbft  wenn  auf  biefeS  SSertjältniS  feine 
(Sfyt  erfolgen  foltte.  $ie  Siebe  $wifd)en  beiben  ^erfonen  nimmt  bfr 
burd)  nirfjt  ab,  aber  fie  wirb  bernünftiger.  Unsärjlige  Heine  £ort)eiten, 
alle  Äofetterien  unb  Saunen  fallen  gleich,  fjinweg.  #uf$ert  uns  ber 
Bräutigam,  ba§  mir  u)m  in  einer  9Jcorgenl)aube  beffer  als  in  bem 
fdjönften  9luffafce  gefallen,  bann  wirb  einem  woljlb  enf  enben  9Jcäbd)en 
gewifj  bie  $rifur  gleichgültig,  unb  e£  ift  nid)tS  natürlicher,  als  bafc  er  aud) 
folib  benft  unb  lieber  fidt)  eine  §auSfrau  als  ber  SBelt  eine  <ßu§botfe 
§u  bilben  wünfd)t.  llnb  fo  gel)t  eS  burd)  alle  gäd)er  burd). 

$$at  ein  foldjeS  9Jcäbd)en  babei  baS  ©lud,  bafj  ü)x  Bräutigam  93er- 
ftanb  unb  Äenntniffe  befifct,  fo  lernt  fie  mefjr,  alSfjorjefSdmlenunb  frembe 
Sänber  geben  fönnen.  (Sie  nimmt  nid)t  nur  alle  S3ilbung  gern  an,  bie 
er  ü)r  gibt,  fonbern  fie  fud)t  fid)  aud)  auf  biefem  2Sege  fo  immer  weitet 
gu  bringen.  2)ie  Siebe  mad)t  bieleS  Unmögliche  möglid),  unb  enblica 
getjt  bie  bem  meiblid)en  ©efd)led)t  fo  nötige  unb  anftänbige  Unter- 
werfung fogleid)  an;  ber  ^Bräutigam  t)errfd)t  nict)t  wie  ber  (See- 
mann; er  bittet  nur,  unb  feine  ©eliebte  fud^t  ib,m  ab^umerfen, 
maS  er  wünfd)t,  um  eS  nod)  etjer  §u  ooübringen,  als  er  bittet. 
(SSiftjelm  3HeifterS  Seljrjaljre.) 
Briefe.  Briefe  gehören  unter  bie  wid)tigften  2)en!mäler,  bie  ber  einzelne 
üücenfd)  lunterlaffen  fann.  Seb^afte  ^erfonen  ftellen  fiel)  fd)on  bei  it)ren 
<Selbftgefbräd)en  manchmal  einen  abwefenben  $reunb  als  gegenwärtig 
oor,  bem  fie  itjre  innerften  ©efinnungen  mitteilen;  unb  fo  ift  aucf>  ber 
SBrief  eine  9trt  bon  (Selbftgefpräd).  3)enn  oft  wirb  ein  greunb,  an  ben 
man  fcl)reibt,  mel)r  ber  9tnlafj  als  ber  ©egenftanb  beS  Sörief  eS.  2ßaS  uns 
freut  ober  fd)mer§t,  brütft  ober  befd)äftigt,  löft  fiel)  bon  bem  ^erjen  loS, 
unb  als  bauernbe  ©buren  eines  3)afeinS,  eines  3uftanbeS  fWb  foldje 
glätter  für  bie  9^act)roelt  immer  wichtiger,  je  mer)r  bem  ©djreibenben 
nur  ber  5lugenblid  borfdjwebte,  je  weniger  il)n  eine  golgejeit  in  ten 
(Sinn  fam.  ((Schriften  jur  ftunft.) 

—  Witt  Söriefantworten  mu|  man  nolens  volens  SSanlerott  machen,  unb 
nur  unterbert)anb  biefen  ober  jenen  Debitor  bef riebigen.  Steine 
SJcajime  ift:  wenn  id)  fet)e,  bafj  bie  Seute  blofj  ihretwegen  an  mid) 
fcrjreiben,  etwas  für  irjr  ^nbibibuum  bamit  be§weden,  fo  gef)t  mid)  baS 
nichts  an;  fdjreiben  fie  aber  meinetwegen,  fenben  fie  etwas  mict)  $örbem= 
beS,  5lnget)enbeS,  bann  mufj  id)  antworten,  (b.  äftüller.  1830.) 

—  (SS  ift  in  mandjen  fällen  notwenbig  unb  freunblid),  lieber  nidjtS  %u 
fdjreiben,  als  nid)t  gu  fd)teiben.   (SSarjlberwanbtfdjaften.) 

—  ©inen  guten  ©ebanfen,  ben  wir  gelefen,  etwas  51uffallenbeS,  baS  wir 
gehört,  tragen  wir  wol)l  in  unfer  Sagebud).  üftäl)men  wir  uns  aber  ju- 
gleid)   bie  9Jcül)e,  aus  ben  Briefen  unferer  greunbe  eigentümlidie 

23 


Semerhmgen,  originelle  9lnfidt)ten,  flüdjtige  geiftreidje  SSorte  aus- 
zeichnen, fo  mürben  mir  fetjr  reid)  »erben.  Briefe  rjebt  man  auf, 
um  fie  nie  mieber  ju  lefen;  man  jerftört  fie  jule^t  einmal  aus  SDisfretion, 
unb  fo  öerfd)minbet  ber  ferjönfte  unmittelbarfte  Sebensfyaud)  unmieber« 
bringlid)  für  uns  unb  anbre.  (Söafyfoermanbtfcfjaften.) 
Mdjer.  SÖSie  munberbar  ift  es  unb  angenehm,  bie  ©eele  eine3  91bgefdnebenen 
unb  feine  innerlicfjften  §er§ti^!eiten  offen  auf  biefem  ober  jenem  £ifd)e 
liegen  gu  finben.   (9ln  $rau  o.  ©tein.   1784.) 

—  2Ber  t)at  es  nidjt  erfahren,  bafc  bie  flüchtige  Sefung  eines  Smdjs,  bas 
iljn  unmiberftepd)  fortriß  auf  fein  ganzes  Seben  ben  größten  (Sinflufc 
Ijatte  unb  fd)on  bie  SBirfung  entfdneb,  §u  ber  SBieberlefen  unb  ernftlicfjes 
53etrad)ten  taüm  in  ber  $olge  mel)r  t)in§utun  lann.  (Stalienifcfje 
Reife,) 

—  ©igentlid)  lernen  mir  nur  öon  $8üd(i>ern,  bie  mir  nict)t  beurteilen  lönnen. 
$er  2tutor  eines  Sucres,  bas  mir  beurteilen  tonnten,  muffte  üon 
uns  lernen.   (SJcarhnen  u.  Reflexionen.) 

—  2Bem  bie  Sßelt  nid)t  unmittelbar  eröffnet,  mas  fie  für  ein  $ert)ältnis 
gu  it)m  f)at,  mem  fein  §erj  nicfjt  fagt,  mas  er  fid)  unb  anbern  fdmlbig  ift, 
ber  mirb  es  motjt  fcfymerlid)  aus  Sudlern  erfahren,  bie  eigentlich  nur 
gefd)idt  finb,  unfern  Irrtümern  tarnen  ju  geben.  (Sßilljelm  SJceifters 
ße^rja^re.) 

—  f.  Umgang. 

$uri)füt)rung,  tägliche,  f.  ©egenmart. 

Mrgerltrfycö.  3n  bürgerlichen  fingen,  mo  alles  in  einer  gemeffenen  £>rb* 
nung  gefyt,  täftt  fid)  meber  bas  ©ute  fonberlid)  befdjteunigen,  nod)  ein 
ober  bas  anbere  Übel  herausgeben,  fie  muffen  gufammen  mie  fcr)marge 
unb  meifje  ©djafe  einer  Jperbe  untereinanber  §um  (Statte  herein  unb 
fjinaus.  Unb  mas  fid)  nodg  tun  liefce,  ba  mangelts  an  9Jcenf<i)en,  an 
neuen  Sftenfcfjen,  bie  bodj  aber  gleidt)  auf  ber  ©teile  olme  Sttifjgriff  bas 
@et)örige  täten.   (5tn  grau  ö.  ©tein.) 

Bürger  nnb  ©belinamt,  f.  ©.  u.  $8. 

lieremonieu  junt  Anfang,  f.  geiertidjjleiten. 

(II)  ar  öfter.  2)as  ßeben  eines  -äJcenfdjen  ift  fein  (£l)ara!ter.  (gtalienifdje 
Reife.)  —  ©.  aud)  $erfönlid)feit. 

—  (Sfjaratter  ift  Sigenfdjaft  unb  ©emoljntjeit  gugleid).  genes  a  priori 
angefe^en,  biefes  a  posteriori.   (Riemer.   1808.) 

—  gebes  SSefen,  bas  fid)  als  eine  ©intjeit  fül)lt,  mill  fid)  in  feinem  eigenen 
ßuftanb  ungetrennt  unb  unüerrürft  erhalten.  SDies  ift  eine  emige  not« 
menbige  Qbabe  ber  Ratur,  unb  fo  lann  man  fagen,  jebes  einzelne  tjabe 
(Stjaratter  bis  jum  Sßurm  hinunter,  ber  fid)  frümmt,  menn  er  getreten 


roirb.  3n  biefem  (Sinne  bürfen  nrir  bem  (Sdb,roacb,en,  ja  bctn  feigen 
felbft  ©fjarafter  auftreiben:  benn  er  gibt  auf,  roa§  anbere  9ttenfct)en 
über  alle§  fogä&en,  roa§  aber  rtidjt  gu  feiner  Statur  gehört:  bie  ©tjre, 
ben  3hib,m,  nur  bamit  er  feine  $erföntitf)leit  erhalte.  $)ocb,  bebient  man 
fieb,  beä.2Borte§  (Stjaralter  getoötmlid)  in  einem  beeren  (Sinne:  roenn 
nämlicb,  eine  ^erfönlicfjleit  öon  bebeutenben  (Sigenfcfjaften  auf  itjrer 
SBeife  öert)arret  unb  fieb,  burefj  nid)t§  baöon  abroenbig  machen  läßt, 
(©efcfjicfyte  b.  Farbenlehre.) 
gljatattet,  ein  ftarler.  ©inen  ftarfen  ©tjaratter  nennt  man,  roenn  er  fierj 
allen  äußerlichen  §inberniffen  mächtig  entgegenfe^t  unb  feine  ©igen* 
tümlidjleit,  felbft  mit  ©efafyr  feine  ^erfönlicfjleit  ju  üertieren,  burdj* 
gufefcen  fudjt.   (©efdncfjte  b.  Farbenlehre.) 

—  ein  fictj  felbft  getreuer.  ^ngfilicb,  ift  e§  angufefyen,  menn  ein  ftarler 
©fjaralter,  um  fict)  felbft  getreu  ju  bleiben,  treulos  gegen  bie  SBelt 
wirb  unb,  um  innerlich  toab,r  $u  fein,  baä  SBirtlicrje  für  eine  Süge  erflärt 
unb  fieb,  babei  gan§  gleichgültig  ergeigt,  ob  man  irm  für  tjalSfiarrig,  ber* 
ftoeft,  eigenfinnig  ober  für  läcfyerlicb,  t)alte.  Sieffenungeadjtet  bleibt  ber 
©rjaralter  immer  fötjarafter,  er  mag  ha§  tilefytt  ober  baZ  Unrechte,  ba§ 
2Bat)re  ober  baZ  Falfdje  roollen  unb  eifrig  bafür  arbeiten.  (©efcfjictne 
b.  %axhtnte§xt.) 

—  ein  großer,  ©inen  großen  ©fjaratter  nennt  man,  wenn  bie  (Starte 
be§f  elben  gugleidb,  mit  großen  unüberfefjtidjen,  unenblidgen  ©igenfcf)aften, 
Fätjigleiten  berbunben  ift  unb  burd)  irm  gang  originelle,  unerwartete 
9Ibfi<f)ten,  $lane  unb  Säten  gum  SSorfctjein  fommen.  (©efdjid^te  b. 
Farbenlehre.) 

—  $a§  £aubtfunbament  be§  (Sittlichen  ift  ber  gute  SSille,  ber  feiner  $atur 
nacb,  nur  auf§  SRecrjte  gerietet  fein  !ann;  bciä  ipaubtfunbament  be§ 
eb,ararter§  ift  baZ  entfcfyiebene  SSollen,  orme  föücfficfjt  auf  9lcct)t  unb 
Unrecht,  auf  @ut  unb  S3öfe,  auf  3Bal)rt)eit  ober  ^rrtum;  eS  ift  ba§,  roa§ 
jebe  Partei  an  ben  Srjrigen  fo  fjöcfjlii)  fcfjäfct.  Ser  Sollte  gehört  ber 
greiijeit,  er  begießt  fid)  auf  ben  inneren  SJienfc^en,  auf  ben  Broecf; 
ba$  Söotlen  gehört  ber  Sftatur  unb  begießt  ftdt)  auf  bie  äußere  SBelt, 
auf  bie  £at.   (©efdjicfjte  b.  Farbenlehre.) 

SBie  an  bem  Sag,  ber  biet)  ber  SBelt  berlierjen, 

bie  «Sonne  ftanb  gutn  ©ruße  ber  Planeten, 

bift  alfobalb  unb  fort  unb  fort  gebieten 

nadj  bem  ©efe£,  roonacb,  bu  angetreten. 

©o  mußt  bu  fein,  bir  fannft  bu  nicfjt  entfliegen, 

fo  fagten  fdjion  Sibyllen,  fo  ^robljeten. 

Unb  feine  geit  unb  leine  9ftact)t  gerftüdelt 

geprägte  Form/  bit  lebenb  fid)  entroirfelt.     (Urroorte.  Drp^ifct).) 

25 


(£t)(irattcv.  2)urd)  nidjtS  bejctc^nen  bie  SJienf djen  mefyr  it)ren(£rjarafter  at§ 
burd)  ba§,  roa£  fie  läcfjerfid)  finben.   (3ßaf)fberroanbtfd)aften.) 

—  Sßrüfftein  be§,  f.  £eben3bert)äitniffe,  unreine. 

üiinrnttcv  unb  «Jijfen.  £)er  ©tjarafter  erfefct  nidt)t  ba§  SBiffen,  aber  er 
fubbliert  e§.  9ftir  ift  in  allen  ©efctjäften  unb  £eben§berroidhmgen 
ba§  9lbfotute  meinet  (5t)arafter§  ferjr  jujtatten  gefommen;  id)  tonnte 
bierteljal)relang  fcrjroeigen  unb  bulben  roie  ein^unb,  aber  meinen  fttoed 
immer  fefl^atten;  trat  id)  bann  mit  ber  9lu§füt)rung  fjerbor,  fo  brängte 
id)  unbebingt  mit  alter  ®raft  §um  $iele,  mochte  fallen  roa§  t>a  mollte. 
($um  Rangier  bon  SKülter.) 

(iljarattcr  unb  einfielt,  f.  Urteil. 

(ifiarattcrbtlöung,  f.  Talent. 

(iljirurgic,  SRebijin,  Surijietei,  Geologie.  S)er  Geolog  befreit  biet)  bon 
ber  Sünbe,  bie  er  felbft  erfunben  t)at;  ber  ^urift  geroinnt  bir  beinen 
^rojefc  unb  bringt  beinen  ©egner,  ber  gleite?  Redjt  f)at,  an  ben 
SBettelftab;  ber  2Jcebitu§  luriert  bir  eine  Äranfrjeit  roeg,  bie  anbere 
r)erbei,  unb  bu  tannjt  nie  recfjt  toiffen,  ob  er  bir  genügt  ober  gefrf>abet 
r)at;  ber(£t)irurgu§  aber  befreit  bid)  bon  einem  reellen  Übet,  ba§  bu  bir 
felbft  gugejogen  l)aft  ober  bciZ  bir  zufällig  unb  unberfdjulbet  über  ben 
§af§  iommt;  er  nuljt  bir,  fcfyabet  feinem  aJcenfdjen,  unb  bu  fannft  biet) 
unwiberfbred)licb,  überzeugen,  bafj  feine  ®ur  gelungen,  ift  (£)ie  Stuf* 
geregten.) 

(jljriftentnrn.  38er  ift  benn  noct)  fjeutgutage  ein  &}i\\t,  roie  (£t)riftu§  irm 
fjaben  wollte?  3<rj  allein  bietleicfvt,  ob  irjr  mid)  gleich  für  einen  Reiben 
galtet.  (O.  Füller.  1830.) 

—  bie  <fjriftlict)e  Religion  ift  eine  intentionierte  Oolitifdje  Rebolution,  bie, 
berfet)lt,  nad)l)er  moralifcb  geroorben  ift.   (9Jcajimen  u.  Reflexionen.) 

—  2Senn  nur  bie  gan^e  Seljre  üon  (Stjrifto  nid)t  fo  ein  <Sd)einbing  roäre, 
ba§  mid)  aU  SCRenfd),  at§  ein  eingefcfjränfteS  bebürftige§  3)ing  rafenb 
macfjt,  fo  roär'  mir  aueb,  t>a§  Dbjeft  lieb.  (91n  Berber.) 

—  3)en  beutfdjen  Scannen  gereicrjt'3  §um  Rüfjm, 
bafs  fie  gefjafjt  t>a%  (£f)riftentum, 

bi§  §errn  (£aro!u§'  leibigem  3)egen 

bie  eblen  ©acrjfen  unterlegen. 

$>od)  fjaben  fie  lange  genug  gerungen, 

bte  enbtid)  bie  Pfaffen  fie  bedungen 

unb  fie  fiel)  unter§  $ocfj  gebueft. 

(Sie  lagen  nur  im  rjalben  (Schlaf, 

al§  Sut^er  bie  SSibel  berbeutfdjt  fo  brau. 

©anlt  $aulu3,  roie  ein  Ritter  berb, 

€rfd)ien  i>tn  Rittern  minber  t)erb. 

26 


$reü)eit  erwadjt  in  jeber  58ruft, 
wir  proteftieren  alle  mit  ßuft.   (Qcrtjmt  Xenien.) 
(Mjtiftentttm  f.  (Süangelien,  Religion. 

—  f.  3>eutfd)t)eit,  Äunft. 

Gljtiftciitmit  unb  £atf)olisi3mu§.  2)em  9ftittelpunlte  be§  $tatt)olvg\ämuZ 
mid)  näljernb,  üon  $atf)olifen  umgeben,  mit  einem  ^riefier  in  eine 
Sebie  emgefperrt,  inbem  idj  mit  reinftem  «Sinn  bie  wat)rt)afte  9iatur 
unb  bie  eble  Äunft  §u  beobachten  unb  aufjufaffen  trachtete,  trat  mir 
fo  lebhaft  bor  bie  Seele,  bafj  bom  urfprünglicr)en  ©tjriftentum  alle 
©pur  berlofdjen  ift ;  ja  wenn  id)  mir  e§  in  [einer  Steinzeit  bergegen* 
wärtigte,  fo  wie  mir  e3  in  ber  Epoftelgefdndjte  fel)en,  fo  mufete  mir 
fcfjaubern,  wa§  nun  auf  jenen  gemütlichen  Anfängen  ein  unförmliche^, 
ja  barode§  §eibentum  laftet.  3)a  fiel  mir  ber  eroige  %ui>t  mieber  ein, 
ber  ßeuge  aller  biefer  wunberfamen  ©nt=  unb  5lufwicflungen  gewefen 
unb  fo  einen  wunberlicfyen  $uftanb  erlebte,  bafj  (£t)riftu§  felbft,  al§  er 
jurüdfommt,  um  ficr)  nact)  i>tn  grücfyten  feiner  Sefyre  umjufefyen, 
in  ©efafn-  gerät,  junt  zweitenmal  gefreugigt  §u  werben.  (§talienifcr)e 
9?eife.) 

—  ^roteftanten,  Äattjolifen,  Settentoefen.  %t  tüchtiger  mir  $rote* 
ftanten  in  ebler  (Sntwidlung  boranfdjreiten,  befto  fdjneller  werben  bie 
$att)olifen  folgen.  Sobalb  fie  firf)  üon  ber  immer  weiter  um  fiel)  grei- 
fenben  grojgen  9tuf!lärung  ber  $eit  ergriffen  füllen,  muffen  fie  nad), 
fie  mögen  fidj  ftellen  wie  fie  wollen,  unb  e§  wirb  baljin  fommen,  bajj 
enblid)  alles  nur  eins  ift.  3Xudt)  ba§  leibige  proteftantifcfye  (Seftenwefen 
wirb  aufhören,  unb  mit  üjm  §afj  unb  feinblid)e§  51nfeljen  gwifcfyen 
Sßater  unb  Soljn,  jwifcfyen  Vorüber  unb  ©d)wefter.  $)enn  fobalb  man 
bie  reine  Setjre  unb  Siebe  ©fjrifti,  wie  fie  ift,  wirb  begriffen  unb  in  fid) 
eingelebt  Ijaben,  fo  wirb  man  fid)  al§  Sttenfdj  grojj  unb  frei  füllen  unb 
auf  ein  biSdjen  fo  ober  fo  im  äufjeren  $ultu3  ntdt)t  meljr  fonberlidien 
28ert  legen. 

2lud)  werben  wir  alle  nadt)  unb  nad)  au§  einem  ßfyriftentum  be» 
SöorteS  unb  ©lauben§  immer  meljr  ju  einem  (Sljriftentum  ber  ©e= 
finnung  unb  £at  fommen.   ((Sdermann.   1832.) 
GfirtfiuS.  Sftir  bleibt  (Sljriftug  immer  ein  fyöcfjft  bebeutenbe§,  aber  proble* 
matifd)e§  SSefen.   (o.  Füller.   1830.) 

—  Reliquien,  £fragt  man  mid),  ob  e§  in  meiner  9iatur  fei,  ber  $erfon 
©b,rifti  anbetenbe  ©tjrfurdjt  gu  erweifen,  fo  fage  id):  burd)au§!  3$ 
beuge  mid)  öor  il)r,  al§  ber  göttlichen  Offenbarung  be§  b,öd)ften§  $rin= 
jip§  ber  Sittlidjfeit.  f^agt  man  m^>  0D  e§  in  meiner  9tatur  fei,  bie 
©onne  §u  bereden,  fo  fage  idj  abermals:  burd)au§!  benn  fie  ift  gteirf)* 
falls  eine  Offenbarung  be§  Ipödjften,  unb  jwar  bie  mäd)tigfte,  bie  un§ 

27 


©rbenfinbern  waf)rgunef)men  bergönnt  ift.  ^d)  anbete  in  iljr  bciZ  Sicfjt 
unb  bie  jeugenbe  Sfraft  ©otte§,  moburct)  allein  tt»ir  leben,  weben  unb 
finb,  unb  alle  $flan$en  unb  £iete  mit  un3.  $ragt  man  midj  aber,  ob 
irf)  geneigt  fei,  midj  bor  einem  S)aumen!nod)en  be§  2lboftel§  *)ßetri 
ober  $auli  §u  büden,  fo  fage  idj:  Sßerfdjont  mid}  unb  bleibt  mir  mit 
euren  9lbfurbitäten  oom  Seibe!  (födermann.  1832.) 
6^tiftu§  unb  bic  mtdje.  @§  bleibt  wal^r:  baä  9ttärd)en  bon  ©IjriftuS  ift 
Urfacfje,  bafj  bie  SBett  nod}  1000  Satjre  fteljen  fann  unb  niemanb  redjt 
■ju  SSerftanb  !ommt,  weil  e§  ebenfobiel  ®raft  be§  SBiffen§,  be§  $er* 
ftanbeS,  be§  Begriffs  brauet,  um  e§  §u  berteibigen  al§  e§  gu  beftreilen. 
9hm  gefyn  bie  ©enerationen  burdjeinanber,  ba§  ^nbibibuum  ift  ein 
arme3  $)ing,  e§  erfläre  fidj  für  tuende  Partei  e§  motte,  ba§  ©anje  ift 
nie  ein  ©an^eS,  unb  fo  fdjwanft  btö  9ttenfdjengefct)lecc)t  in  einer  £um* 
berei  b,in  unb  wieber,  toa§  atle§  nid)t3  ju  fagen  tjättc,  wenn  e§nurnid)t 
auf  fünfte,  bie  bem  Sftenfdjen  fo  wefentlid)  finb,  fo  großen  (Sinflufj 
Ijätte.  («fo  £erber.  1788.) 
fcf)rifht3tnbtf)c. 

„$u  bifi!  bu  bift!!"  fagt  Sabater.  „$u  bift!! 

bu  bift ! ! !  bu  bift IUI  bu  bift,  §err  $efu3  {&$$ Hill" 

@r  mieb erholte  nicfjt  fo  Ijeftig  SSort  unb  Setjre, 

wenn  e§  ganj  juft  mit  biefer  ©acrje  märe. 

(3tuf  2abater§  „Sieb  eine§  Triften".) 

—  Über  £ifcfj  ©oetlje§  Jgrjbotljefe,  ba%  bie  SeibenSgefdjidjte  $t\u  nad)  bem 
SBorbilb  gewöfynlidjer  Einrichtungen  gemeiner  Übeltäter  bon  boetifdjen 
(Srjäfylern  nadjgebidjtet  worben.  ©ie  ift  mie  ein  93ilb  nadj  ©ang  unb 
Drbnung  unb  fonnte  belegen  ju  Silbern  wieber  werben.  (Ziemer. 
1809.) 

tafjcim.    ^rauften  ju  wenig  ober  gu  biel, 

§u  §aufe  nur  ift  9ttafj  unb  giel.      (©bricrjWörtlid}.) 
Dämmerung.  SDte  SKenfdjen  lieben  bie  Dämmerung  meljr  aU  ben  gellen 

£ag,  unb  eben  in  ber  Dämmerung  erfccjeinen  bie  ©efbenfter.  (©rofj* 

tobljta.) 
Xämonift^c,  bo§.   £>a§  Siämonifcfje  ift  ba§jenige,  toa$  burdj  $erftanb  unb 

Vernunft  nidjt  aufjulöfen  ift.  @§  äufjert  ficfj  in  einer  burdjauS  bofitiben 

Satfraft.   (@tfermann.   1831.) 

—  Obgleich  baZ  2)ämonifcge  fidj  in  allem  ^örberlicrjen  unb  Unförber* 
liefen  manifeftteren  fann,  ja  bei  ben  Vieren  fidj  auf§  mertwür» 
bigfte  auäfbricfyt,  fo  fteljt  e§  borgüglidj  mit  bem  üüftenfdjen  im  wunber* 
barften  3ufammenljang  unb  bilbet  eine  ber  moralifdjen  SBettorbnung 
wo  nicgt  entgegengefefcte,  bocg  fie  burcgfreujenbe  Wlafyt,  fo  bajü  man 

28 


bie  eine  für  ben  %tttt\,  bie  anbere  für  ben  (Sinfdjlag  !önnte  gelten 
laffen.  $ür  bie  $l)änomene,  welche  rjieburdj  l)erborgebrad)t  werben, 
gibt  e£  unaät)lige  Tanten:  benn  alle  $r)ilofobl)ien  unb  Religionen 
tjaben  brofaifd)  unb  boetifcf)  biefeä  Rätfei  gu  löfen  unb  bie  ©adje  fd)lieJ3= 
lief)  abgutun  gefugt,  weldje§  ü)nen  auef)  fernerhin  unbenommen 
bleibe.  (2)id}tung  u.  2Bat)rt)eit.) 
tarn onif  cfje,  ba%,  im  Wenden.  9lm  furdjtbarften  erfdjeint  i>a$  $ämonif dje, 
wenn  e§  in  irgenbeinem  äftenfdjen  überwiegenb  tjerbortritt.  2Bät)renb 
meine?  2eben»gange§t)abeicr)  mehrere  teil^  inber9iät)e,  teiB  in  ber  gerne 
beobachten  !önnen.  @§  finb  nicfyt  immer  bie  boraüglidjften  Hftenfcrjen, 
Weber  an©eift  nod)  andienten,  feltenburd)§eräen3gütefid)  embf  etjlenb ; 
aber  eine  ungeheure  Äraft  getjt  bon  iljnen  aus,  unb  fie  üben  eine  un* 
glaubliche  ©ewalt  über  alle  ©efctjöbfe,  ja  fogar  über  bie  ©lemente, 
unb  wer  fann  fagen,  wie  roeit  fict)  eine  foldje  SSirfung  erftretfen  wirb  ? 
9Ille  bereinten  fittlidjen  Gräfte  bermögen  nichts  gegen  fie;  bergebenS,  \>a% 
ber  gellere  Seil  ber  2JZenfd)en  fie  aB  ^Betrogene  ober  aB  Betrüger  ber- 
bädjtig  machen  will,  bie  SDiaffe  wirb  bon  itjnen  angezogen.  (Selten  ober 
nie  finben  fiel)  <55Ieid)§eitigc  it)re§gleid)en,  unb  fie  finb  burd)  nidjtä  $u 
überwinben  aB  burd)  ba%  Uniberfum  felbft,  mit  bem  fie  ben  ®ambf 
begonnen;  unb  au§  foldjen  Söemerfungen  mag  toot)!  jener  fonberbare, 
aber  ungeheure  ©brud)  entftanben  fein:  Nemo  contra  deum  nisi 
deus  ipse.    (^djtung  u.  Sßatjrrjeit.) 

—  f.  ^robuftibität. 

Dämonen.  3e  ljöt)er  ein  üDlenfd),  befto  metjr  fteljt  er  unter  bem  (Sinfluffe 
ber  Dämonen,  unb  er  mujj  nur  immer  aufbaffen,  bajj  fein  teitenber 
SSitle  nid)t  auf  5lbwege  gerate.   ((Sdermann.   1829.) 

—  2td)  bajj  mir  bod),  bem  reinen  füllen  2ßin! 
be»  Jgergenä  nadföugeljn,  fo  fet}r  berlernen! 
©anj  leife  fbriegt  ein  ©ort  in  unfrer  Söruft, 

|  ganj  leife,  ganj  bemeljmlicf),  ^eigt  un§  an, 
ma§  ju  ergreifen  ift  unb  ma§  §u  flietjn.  (£affo.) 
tant  unb  Unb  auf.  2)anf  unb  Unbanl  gehören  311  bentn,  in  ber  mora* 
lifdjen  Sßelt  jeben  Slugenblid  t)erbortretenben  (Sreigniffen,  worüber 
bie  2JZenfd)en  fiel)  untereinanber  niemaB  beruhigen  fönnen.  %d) 
pflege  einen  Unterfdjieb  §u  machen  $wifd)en  9Md)tb  auf  barfeit,  Un- 
banl unb  SBiberwillen  gegen  ben  $anf.  Sene  erfte  ift  bem  2ftenfdjen 
angeboren,  ja  anerfdjaffen:  benn  fie  entfbringt  au§  einer  glüdlid)en, 
leidjtfinnigen  SBergeffenljeit  be3  SSiberwärtigen  wie  be3  erfreulichen, 
woburd)  ganj  allein  bie  gortfefcung  be3  SebenS  möglich  wirb.  $er 
3Kenfd)  bebarf  fo  unenblicfj  bieler  äußeren  SSor-  unb  2ttitwirfungen 
ju  einem  leib  liefen  $)af  ein,  ba$,  wennerber©onneunbber®rbe,  ©ott 

29 


unb  ber  Sftcttur,  SBorborbem  unb  ©item,  greunben  unb  (Stefellen 
immer  bett  gebüfjrenben  $)an!  abtragen  motlte,  it)tn  meber  $eit 
nodj  ($efüt)l  übrig  büebe,  um  neue  Söotjltaten  §u  empfangen  unb  gu 
genießen.  Säfjt  nun  freilief)  ber  natürliche  9ftenfd)  jenen  Seicrjtfinn  in 
unb  über  jicr)  malten,  fo  nimmt  eine  falte  ©leicfygültigfeit  immer  metyr 
überljanb,  unb  man  fiet)t  ben  Sßofjltäter  §ule^t  als  einen  5*emben 
an,  m  beffen©dmben  man  allenfalls,  menn  es  uns  nü^litf)  märe,  audj 
etmaS  unternehmen  bürfte.  2)ie3  allein  lann  eigentlich  Unbant 
genannt  merben,  ber  au£  ber  9loc)ett  entfpringt,  morin  bie.  ungebitbete 
Statur  fid)  am  ©nbe  notmenbig  berlieren  mufj.  Söibermilte  gegen  ba§ 
Saufen  jebod),  (Srmiberung  einer  3&ot)ltat  burefj  unmutiges  unb 
berbriejjlicfjeS  SSefen  ift  feljr  fetten  unb  lommt  nur  bei  bor^üglicrjen 

-t*  äflenfetjen  bor:  folgen,  bie,  mit  grofjen  Anlagen  unb  bem  SSorgefüfjl 
berfelben  in  einem  nieberen  ©taube  ober  in  einer  tjitf lof en  Sage  ge* 
boren,  fidj)  bon  $ugenb  auf  Schritt  bor  (Schritt  burcrjbrängen  unb  bon 
allen  Orten  t>er  ipilfe  unb  SBetftanb  annehmen  muffen,  bie  itmen  benn 
manchmal  burdj  $lumbt)eit  ber  SBofyltäter  bergätlt  unb  mibermärtig 
werben,  inbem  ba§,  ma§  fie  empfangen,  irbifei)  unb  ba%,  mag  fie  ba- 
gegen  leiften,  r)öt)erer  9lrt  ift,  fo  bafj  an  eine  eigentliche  Äompenfation 
nict)t  gebaut  merben  lann.   (Sidjtung  u.  SBar)tr)eit.) 

ftttttf.  3^)  toeife  motjl,  bafj  man  bem  ba&  9Köglicfje  nicfyt  banft,  bon 
bem  man  baZ  Unmögliche  geforbert  rjat.  (3ln  Caroline  iperber. 
1795.) 

Safettt.  Safein  ift  $flict)t,  unb  mär'S  ein  9lugenbtia\  (gauft  II.) 

—  ebte§,  f.  93ebürfni3  ber  üftenge. 

fcafeittS&ebtngmtgett.  2ln§  SSatjre  mie  ans  $alfd)e  finb  notmenbige 
58ebingungen  beS  SafeinS  gebunben.   (©efcrjicrjte  ber  Farbenlehre.) 

$etnoftaten. 

Slriftofratifcrje  §unbe,  fie  murren  auf  Söettter,  ein  echter 
bemofratifdjer  ©bi£  tläfft  nadj  bem  feibenen  ©trumbf. 

—  Slriftolraten  mögen  noef)  geljn,  il)r  ©tolg  ift  botfj  Ijöflicr), 
aber  bu  löblidjeS  $olf,  bift  fo  boll  Jpocrjmut  unb  grob. 

—  ^eilige  Freiheit!    erhabener  £rieb  beS  2ftenfd)en  junt  Seffem: 
2öab,rli<fj,  bu  fonnteft  bicr)  nici)t  fcrjledjter  mit  ^rteftern  berfeljn. 

—  (Sin  bie  Oberen:) 

^mmer  bellt  man  auf  euef) !  bleibt  fi^en!  eS  münfd)en  bie  ©eller 
jene  $läfce,  mo  man  ruljtg  ba&  Seilen  bemimmt.    (Genien.) 
$emoftatt3nw3  unb  HriftofrattStnuS.  $n  ber  ftugenb,  mo  mir  nichts 
befi&en  ober  boct)  ben  ruhigen  S3efi|  nidjt  gu  fdjäfcen  miffen,  finb  mir 
Semofraten;  finb  mir  aber  in  einem  langen  Seben  ju  Eigentum 
gelommen,  fo  münfcr)en  mir  biefeS  nierjt  allein  gefiebert,  fonbern 

30 


mir  münfdjen  aud),  bafj  unfcrc  SHnber  unb  (Snfel  ba%  CSrroorbene 
rufyig  geniefjen  mögen.  5)e§tjalb  finb  mir  im  Sllter  immer  &rijlo* 
fraten  ob,ne  9tu§nal)me,  menn  mir  aud)  in  ber  $ugenb  un§  ju  anberen 
©efinnungen  hinneigten,   (©tfermann.    1827.) 

temut.  Die  größten  9flenfd)en,  bie  id)  gefannt  fyabe,  unb  bie  Ipimmel 
unb  @rbe  bor  it)rem  Solid  frei  galten,  maren  bemütig  unb  mufeten, 
ma§  fie  ftufenmeife  ju  fd)äfcen  Ratten.  2)a§  Äanbibaten*  unb  Softer« 
gefinbel  giert  allein  ber  ^ocfmtut.  9Kan  laffe  fie  in  ber  ©djeltenfabbe 
ir)re§  (Sigenbünfefä  fid)  ein  med)felfeitiges>  ftonjert  borraffeln.  9htr  bie 
(Sinbilbung,  $8efd)ränfung  unb  Sllbernrjcit  erhält  fotdje  Sftenfdjen 
gefunb  unb  betjaglidj.    (5tn  Sabater.    1780.) 

Renten  unb  einfidjt,  f.  ©rfafjrung  u.  SBiffen. 

Renten  unb  tun.  3)enfen  unb  £un,  Zun  unb  Genien,  ba3  ift  bie  «Summe 
aller  SBei3b,eit,  bon  jet)er  anerfannt,  oon  jel)er  geübt,  nid)t  eingefeb,en 
oon  einem  jeben.  S3eibe§  mufj  mie  2lu3*  unb  einatmen  fid)  im  Seben 
emig  fortbin  unb  miber  bemegen;  mie  grage  unb  2tntmort  follte 
ein«  ob,ne  ^a§  anbere  nid)t  ftattfinben.  9Ser  fid)  sunt  ©efejj  mad)t, 
ma§  einem  jeben  Sfteugebornen  ber  ©eniu§  be§  9Jienfd)enberftanbe3 
tjeimlid)  in§  Db,r  flüftert,  baä  £un  am  SJenfen,  ba§  Senfen  am 
%un  §u  brüfen,  ber  fann  nidjt  irren,  unb  irrt  er,  fo  mirb  er  fid)  balb 
auf  ben  redeten  3Beg  jurürffinben.   (SBüljelm  9fteifier§  SSanberjaljre.) 

$entftetljeit,  f.  ®obernifu§. 

^entgläubige.  5)a3  ©lauben§befenntni§  eine§  $enfgläubigen  nannte 
er,  obmotjt  nid)t mipilligenb,  einebetrübenbeSrfdjeinung,  meilfieauf 
£albl)eit  unb  fümmerlidjer  Slffommobation  beruhe.  Sttan  muffe  ent* 
meber  beurlauben  anbie£rabition  f ehalten,  ob,ne fid) auf  trjreftrrtif 
einjulaffen,  ober  menn  man  fid)  ber  Äriti!  ergebe,  jenen  ©lauben 
aufgeben,  ein  ®ritte§  fei  nid)t  benfbar.  (b.  9Rüller.  1830.) 

2*ft>ott§mu§.  3)er  reine  mafyre  $efboti§mu§  entmidelt  fid)  au§  bem 
greif)eit§finne;  ja  er  ift  felbft  ber  greif)  eitSfinn  mit  bem  ©elingen. 
Der  greif)  eitSfinn  ftrebt  in§  Unbebingte,  er  mill  f)errfd)en,  ofme  bafj 
er  immer  imftanbe  ift  unb  merben  tann.  9hm  lommt  bei  einem  ba$ 
(Gelingen  b,inju,  unb  fo  ift  ber  $efbot  fertig.   (Ziemer.   1809.) 

—  2)er  Defpoti§muä  förbert  bie  Slutorratie  eine§  jeben,  inbem  er  bon 
oben  bi§  unten  bie  $erantmortlid)feit  bem^nbibibuum  gumutetunb 
fo  ben  fjödjfien  ©rab  bon  Sätigfeit  fjerborbringt.  (SKarimen  u.  9te« 
flerjonen.) 

teftotie,  f.  föebublif. 

fcentlidjfeit.  3)eutlid)leit  ift  eine  gehörige  Verteilung  bon  ßidjt  unb 
©diatten.    (Sftarimen  u.  SReflerionen.) 

XeMtfdj^eit  unb  6$tiftentmn.    Unfere  2Ränner  unb   grauen  mögen 

31 


jajntrfjt  glauben,  bie  3)eutfd)f)eit  fei  einerlei  mit  bem  ©tyriftentum 
unb  ber  ritterlidjen  ©efinnung;  benn  jenes  war  ifjr  an  fidt)  fremb» 
artig,  gumal  el)e  eS  bie  Deformation  berbeutfdjte,  unb  biefeS,  gleich- 
falls ein  ©bröfjling  ber  grembe,  ftanb  in  manchem  äöiberfbrudj  mit 
ber  urfbrünglid)en  beutfdjen  9?ationalfreit)eit.  (9ln  91.  ü.  ©oetlje. 
1814.)  —  ©.  aud)  ©fyriftentum. 
$>irf)ter.  2ßaS  ben  ®id)ter  madjt,  ift  baS  öon  einer  ©mbfinbung  über- 
ftrömenbe  £er£.    (®ö§  b.  93erlid)ingen.    1773.) 

—  SebenbigeS  ©efüt)l  ber  guftänbe  unb  gätjigfeit  eS  auSjubrüden 
mad)t  ben  Sßoeten.   (Stfermann.    1825.) 

—  @S  gibt  nidjtS  dümmeres,  als  einem  $>id)ter  ju  jagen:  2)ieS 
tjätteft  bu  muffen  fo  machen  unb  biefeS  fo !  9ttan  wirb  aus  einem 
2)id)ter  nie  etwas  anbereS  madjen  tonnen,  als  was  bie  Statur 
in  it)n  gelegt  t)at.  Sollt  il)r  ilm  zwingen,  ein  anberer  ju  fein, 
fo  werbet  itjr  if)n  bemidjten.   (3u  ©oret.   1830.) 

—  Sag  beunruhiget  bie  attenfd}en,  als  bafc  fie  itjre  begriffe  nicfyt 
mit  hen  ©adjen  berbinben  tonnen,  bafj  ber  ©enufj  ficfj  iljnen  unter 
ben  Jpänben  wegftiefjlt,  bofj  baS  ©ewünfdjte  gu  fbät  fommt  unb  bafj 
alles  ($rreid)te  unb  ©rlangte  auf  Üjr  £er§  nid)t  bie  Sirfung  tut,  weldje 
bie  33egierbe  uns  in  ber  gerne  at)nen  läftt.  ©leidjfam  wie  einen  ©ott 
fyat  baS  ©d)idfal  ben  2)idj)ter  über  biefeS  alles  t)inübergefe$t.  ©r  fiefjt 
baS  ®ewirre  ber  ßeibenf djaften,  gamilien  unb  9fteidt)e  fid)  ^wertlos 
bewegen,  er  fiel)t  bie  unauflöslichen  fRätfel  ber  Sttifjberftänbniffe, 
benen  oft  nur  ein  etnfitbigeS  Sort  gur  ©ntwidlung  fet)lt,  unfäglid) 
berberblicfye  Verwirrungen  berurfadjen.  (Sr  füljlt  baS  traurige  unb 
baS  $reubige  jebeS  3ftenfd)enfdj)itffalS  mit.  Senn  ber  Seltmenfd) 
in  einer  abjet)renben  3Mand)oIie  über  grofjen  SSerluft  feine  Sage 
t)infd)leict)t  ober  in  auSgelaffener  greube  feinem  ©cfjidfale  entgegen* 
getjt,  fo  f djreitet  bie  embfänglidje,  leidjtbeweglicfje  ©eele  beS  2)id)terS, 
wie  bie  wanbelnbe  ©onne,  bon  9iad)t  §u  Sag  fort,  unb  mit  leifen 
Übergängen  ftimmt  feine  §arfe  %u  greube  unb  Seib.  ©ingeboren 
auf  bem  ©runb  feines  £erjenS,  wädjft  bie  fdjöne  Sölume  ber  SeiS- 
tjeit  fyerbor,  unb  wenn  bie  anbern  toadjenb  träumen  unb  bon  unge- 
teuren  SBorftellungen  aus  allen  itjren  ©innen  geängftiget  werben, 
fo  lebt  er  ben  £raum  beS  ßebenS  als  ein  Sadjjenber,  unb  baS  ©eltenfte, 
was  gefd)iet)t,  ift  it)m  sugleidj)  Vergangenheit  unb  ßufunft.  Unb  fo 
ift  ber  2)id)ter  ^gleid)  Se^rer,  Sßaljrfager,  greunb  ber  ©ötter  unb 
ber  Sftenfdjen.    (Silljelm  9JJeifter§  Se^rjat)re.) 

—  SBoburd)  bewegt  er  alle  §er§en? 
3ßoburc^  befiegt  er  jebeS  (Clement? 

3ft  e§  ber  (Sinflang  nid)t,  ber  auZ  bem  93ufen  bringt, 

32 


unb  in  fein  §erg  bie  SBelt  %uzMt>\ klingt? 

3ßenn  bie  Sftatur  be§  $aben§  ew'ge  Sänge, 

gleichgültig  breljenb,  anf  bie  Sbinbel  zwingt, 

wenn  aller  SBefen  untjarmon'fcrje  2Jtenge 

berbriefelict)  burd)einanber  Hingt; 

wer  teilt  bie  fliefcenb  immer  gleiche  9teit)e 

belebenb  ab,  bafj  fie  fid)  rt)btt)mifcb,  regt? 

2Ber  ruft  ba§  einzelne  jur  allgemeinen  2Beit)e, 

wo  e£  in  ^errlidjen  Slflorben  f djlägt? 

28er  läfjt  ben  Sturm  §u  Seibenfdjaften  wüten? 

S)a§  Slbenbrot  im  ernften  (Sinne  glüt)n? 

28er  fluttet  alle  fdjönen  $rül)ling§blüten 

auf  ber  ©eliebten  Sßfabe  l)in? 

28er  flictjt  bie  unbebeutenb  grünen  glätter 

§um  e^renlranj  SSerbienften  jeber  9lrt? 

28er  fiebert  ben  Oltomb,  bereutet  ©Otter? 

$e§  SJcenfdjen  Ätaft  im  $ict)ter  offenbart,    (ftauft,  SBorfbiel.) 
$id)ter.  2)a§  ift  ber  Vorteil  be§  $ict)ter§,  bajj  er  baä  borauS  atjnet  unb  wert 
fjält,  toa§  ber  bie  28irllicl)feit  Sucfjenbe,  wenn  er  eS  im  Safein  finbet 
unb  erlennt,  bobbelt  lieben  unb  fjöcpcfj  baran  fiel)  erfreuen  mufj. 
(Sin  ßelter.    1831.) 

—  ©r,  ber  wie  ein  SBogel  gebaut  ift,  um  bie  28ett  gu  übcrfcfjweben,  auf 
t)ot)en  ©ibfeln  gu  niften  unb  feine  *ftat)rung  bon  Shtofbenunb  grüßten, 
einen  3weig  mit  bem  anbern  leid)t  berwecfjfelnb,  ju  nehmen,  erfüllte 
zugleich,  wie  ber  Stier  am  Pfluge  sieben,  wie  ber  £unb  fiel)  auf  eine 
gätjrte  gewönnen,  ober  bielleidjt  gar,  an  bie  tette  gefcfjloffen, 
einen  3Jteiert)of  buref)  fein  Seilen  fiebern?  (28ilt)elm  StteifterS 
Seljrjaljre.) 

—  Sowie  ein  Sicfjter  bolitifd)  wirfen  will,  mufc  er  fiel)  einer  Partei  Ein- 
geben, unb  fowie  er  biefeS  tut,  ift  er  als  $oet  berloren;  er  mufj feinem 
freien  ©eifte,  feinem  unbefangenen  Überblicl  ßebewob,!  fagen  unb 
bagegen  bie  kappe  ber  ^Borniertheit  unb  beS  blinben  §affe§  über  bie 
Drjren  sieben.  —  S)er  Sinter  wirb  als  2Jcenfct)  unb  33ürger  fein 
Sßaterlanb  lieben,  aber  baS  Sßaterlanb  feiner  boetifd)en  träfte  unb 
feines  üoetifcfjen  28irfenS  ift  baS  ©ute,  (Sble  unb  Schöne,  baS  an  leine 

Ibefonbere  <ßrobing  unb  an  lein  befonbereS  Sanb  gebunben  ift,  unb 
baS  er  ergreift  unb  bilbet,  wo  er  eS  finbet.  @r  ift  barum  bem  Slbler 
gleict),  ber  mit  freiem  93Iitf  über  Sänber  fcfjWebt,  unb  bem  eS  gleidjbiel 
ift,  ob  ber  £afe,  auf  ben  er  t)inabfd)ief3t,  in  ^reu&en  ober  in  Saufen 
läuft,  ((Setermann.  183.2.) 
$id)tet  unb  #iftortter,  f.  Sq.  u.  3). 
@oetf)e»2eEi!on.  3 

33 


$idjtmtfl. 

Söer  i)a$  5Did)ten  tt>iÜ  berftefjen, 

mufj  in§  Sanb  ber  Didjhmg  geljen; 

toer  ben  Dichter  Hüll  berfteljen, 

mu|  in  Did)ter3  Sanbe  gefjen.      (Sßeftöftlidjer  Diban.) 

—  <Sd)teier,  ber  Dichtung:  au3  ÜDiorgenbuft  gebebt  unb  (Sonnen^ 
flatfjeit.    (gueignung.) 

Wiener.  Durd)  fortbauernbe  Sttnl)ängtid)feit  unb  Siebe  toirb  ber  Dienet 
feinem  §errn  gleidj,  ber  ilm  fonfi  nur  aU  einen  begasten  ©Haben 
angufeljen  berechtigt  ift.  $a,  biefe  Stugenben  finb  nur  für  ben  geringen 
©taub;  er  lann  fie  nid)t  entbehren,  unb  fie  Heiben  iljn  fd)ön.  SBer  fid) 
Ieid)t  lo§fauf  en  fann,  toirb  fo  leicht  berfud)t,  fid)  audj  ber  ©rfennttid)* 
feit  §u  überleben.  (2Bilf)elm  Slfteifterä  Sef)rjat)re.) 
$ienftöoten.  Wlan  ift  mit  niemanb  met)r  gebtagt  al§  mit  ben  Dienfi* 
boten;  e3  null  niemanb  bienen,  nid)t  einmal  fid)  fetbft.  (SSiffjelm 
9fteifter§  Sefjriatjre.) 
$ie§fett§  unb  SeHjeitS. 

Der  SrbenfreiS  ift  mir  genug  belannt. 

yiaü)  brüben  ift  bie  9hi3fidjt  un3  benannt; 

Stör!    toer  bortfjin  bie  Slugen  blin§elnb  richtet, 

fid)  über  SSotfen  feine3gleid)en  bid)tet; 

er  ftefye  feft  unb  fet)e  Ijier  fid)  um, 

bem  Stückigen  ift  biefe  SBelt  nid)t  ftumm. 

3Sa§  braudjt  er  in  bie  ©toigfeit  gu  fdjtoeifen; 

toa§  er  erfennt,  läfct  fid)  ergreifen. 

(Sr  toanbte  fo  ben  (Srbentag  entlang, 

tüenn  ©eifter  fbuten,  get)  er  feinen  ©ang, 

im  SBeiterfdjreiten  finb'  er  Dual  unb  ©lud, 

er,  unbefriebigt  jeben  Slugenblid.    (gauft  II.) 
$ttettanti§mtt3.   Da§  ift  aber  ba§  SSefen  ber  Dilettanten,  ba%  fie  bie 
@d)ttnerigteiten  nid)t  fennen,  bie  in  einer  <5ad)e  liegen,  unb  ba$  fie 
immer  ettoa3  unternehmen  tuolten,  rooju  fie  leine  Gräfte  tjaben. 
((Sdermann.    1827.) 

—  Die  Dilettanten,  tuenn  fie  ba$  9ftögiidjfie  getan  tjaben,  pflegen 
ju  it)rer  ©ntfdjutbigung  §u  fagen,  bie  Strbeit  fei  nod)  nid)t  fertig. 
greilid)  fann  fie  nie  fertig  h) erben,  weil  fie  nie  red)t  angefangen 
warb.  Der  SDieifter  ftellt  fein  2Berf  mit  toenigen  (Striaen  aB 
fertig  bar,  ausgeführt  ober  nidjt,  fd)on  ift  e£  bollenbet.  Der  ge= 
fdjidtefte  Dilettant  taftet  im  Ungetoiffen,  unb  toie  bie  2lu§füb,rung 
toäd)ft,  tommt  bie  Unfid)erf)eit  ber  erften  Einlagen  immer  met)r  jum 
$orfd)ein.  ©anj  gule^t  entbedt  fid)  erft  t)a$  $erfet)lte,  btö  nid)t  au§* 

34 


gugieidjen  ift,  unb  fo  fann  ba$  SBerf  freilid)  nidjt  fettig  roerben. 
(2In8eller.   1828.) 

$inge  Ott  fid),  f.  2lntt)robomorbt)ismu§. 

$i§f)atmottten.  $er  2Jienfd)  !ann  in  feine  gefäfjrlidjere  Sage  berfefct 
werben,  aU  roenn  burd)  äufjere  Umftänbe  eine  grofje  Veränberung 
feinet  ßuftanbeä  beroirft  roirb,  ofjne  bafj  bieSIrt,  §u  embfinben  unb  ju 
benfen,  barauf  borbereitet  ift.  @§  gibt  algbann  eine  (Sbodje  ofjne 
(Sbod)e,  unb  e§  entfielt  nur  ein  befto  größerer  2ßiberfbrud),  je  meniger 
ber  SKenfd)  bemerft,  ba$  er  ju  beut  neuen  guftanbe  n0^  n^  au§5 
gebilbet  fei.    (SSityetm  3Mfter§  Sef)riaf)re.) 

—  S)ie  größten  dualen,  foroie  bie  meiften,  meieren  ber  9ftenfd)  au3= 
gefegt  fein  !ann,  entfbringen  au§  ben  einem  jeben  inneroofjnenben 
gjiifjoerrjältniffen  §roifct)en  ©ollen  unb  Söollen,  fobann  aber  grotferjen 
©ollen  unb  Vollbringen,  SSoIlen  unb  Vollbringen;  unb  biefe  finb 
e§,  bie  irjn  auf  feinem  SebenSgange  fo  oft  in  Verlegenheit  fefcen. 
Sie  geringfte  Verlegenheit,  bie  au§  einem  leisten  Saturn,  ber  un= 
erwartet  unb  fd)ablo§  gelöft  roerben  fann,  entfbringt,  gibt  bie  9ln* 
läge  ju  läd)erlid)en  ©ituationen.  Sie  l)öd)fte  Verlegenheit  hingegen, 
unauflöälid)  ober  unaufgelöft,  bringt  uns  bie  tragifdjen  Momente 
bar.   (©tjafefbeare  unb  fein  (Snbe.) 

$t§f)(mttottie  bon  ©ef)nfud)t  unb  2un,  ©treben  unb  Seiften;  f. 3Jienf djen, 
infomblette. 

tofjlen. 

©ollen  bid)  bie  Sofjlen  nicfjt  umfcrjrein, 

mufjt  bu  nid)t  5htobf  auf  bem  ®ird)turm  fein.   (Bafyme  Xenien.) 

Steteintgteit. 

(S§  mar  bie  9lrt  ju  allen  fttittn, 

burd)  Srei  unb  (Sin§,  unb  (Sin§  unb  Srei 

^rrtum  ftatt  Sßabjrjeit  gu  berbreiten.   (£f<™ft  I.) 

dritte,  ber.  9iid)t§  ift  bebeutenber  in  jebem  ßuftanbe,  als  bie  $aäroifd)en* 
fünft  eine§  dritten,  ^d)  t)abe  greunbe  gefefjen,  ©efdjroifter,  Siebenbe, 
©atten,  beren  Verhältnis  burd)  ben  zufälligen  ober  geroätjlten 
^ingutritt  einer  neuen  $erfon  gang  unb  gar  beränbert,  beren  Sage 
böllig  umgefefjrt  mürbe.    (28at)lberroanbtfd)aften.) 

$uett.  2Sa3  fommt  auf  ein  9flenfd)enleben  an?  (Sine  einzige  ©d)lad)t 
rafft  £aufenbe  roeg.  (SS  ift  mistiger,  ba$  baS  $rin§ib  beS  (Sfjren* 
bunfts,  eine  gemiffe  ©arantie  gegen  rotje  Sätlicfjfeiten,  lebenbig  er- 
halten roerbe.    (b.  Füller.    1827.) 

lulbung.  (Sine  mafvrrjaft  allgemeine  Sulbung  roirb  am  fidjerften  er* 
reid)t,  roenn  man  baS  Vefonbere  ber  einzelnen  2ftenfd)en  unb  Völfer* 
fcfjaften  auf  fief)  berufen  läfct,  bei  ber  Überzeugung  febod)  feftt)ält,  bafj 

3* 

35 


ba§  waljrlwft  Verbienftlidje  fid)  baburd)  auszeichnet,  bafc  eS  ber  ganzen 
9!Jienfd)^eit  angehört.    (German  Romance.)     —  @.  ^ntoleranj. 

$uinj>fljeit  unb  $umml)eit.  Sumbfljeit  Ijaben  bto§  gefreute  Sflenfcfjen, 
fonft  ift'S  Summtjeit.  (Siefurter  Journal.    1783.) 

$ummtyett.  Summiert  ift  baS  größte  Unglüd,  benn  fie  mad)t  bie  9flenfd)en 
unfähig,  baS  l)öl)ere  ©wiggöttticfje  im  Steffen  nur  ju  atjnen,  ge* 
fdjweige  benn  ju  erlennen.    (8-  $•  £t)fer.    1832.) 

$ummfityfe  unb  geifttetdje  SRenfdjen.  2BaS  unterfdjeibet  ben  Summ» 
fobf  bom  geiftreidjen  aftenfcrjen,  als  bafj  biefer  baS  garte  ©efyörige  ber 
©egenwart  fdjnell  lebhaft  unb  eigentümlich  ergreift  unb  mit  ßeidjtig» 
leit  auSbrüdt,  als  ba$  jene,  gerabe  wie  mir  eS  in  einer  fremben  (Sprache 
tun,  fidj)  mit  fcfyon  geftembetten  hergebrachten  trafen  bei  jeber  ©e= 
legentjeit  bereifen  muffen.    (Briefe  aus  ber  ©djmeis.) 

Xummcu,  güljrerber.  (SS  ift  etwas  <Sd)retftid)eS  um  einen  borgüg* 
lidjen  2ftann,  auf  ben  fid)  bie  Summen  was  zugute  tun.  (2Bat)lber= 
wanbtfdjaften.) 

Sftnfel,  f.  (Sitelfeit. 

fcünfel  unb  »e^etben^ett,  f.  35.  u.  S. 

©d)t.  2BaS  ift  ed)t,  als  baS  gang  Vortreffliche,  baS  mit  ber  reinften  9Jatur 
unb  Vernunft  in  Harmonie  ftef)t  unb  unferer  Ijöcfjften  ©ntwidlung 
bient.  "Hub  was  ift  unecht  als  baS  2lbfurbe,  £ol)le,  Summe,  waS 
feine  grud)t  bringt,   wenigftenS  feine  gute,    (©äermann.    1832.) 

<Stf|te§,  f.  Stugenblid. 

ßbct.        ©bei  fei  ber  äftenfd), 
Ijilfreid)  unb  gut! 
Senn  baS  allein 
unterfdjeibet  ilm 
bon  allen  SBefen.    (SaS  ©öttlidje.) 

fcbelmann,  ber.  gdj  weifj  nidjt,  wie  eS  in  fremben  Säubern  ift,  aber  in 
Seutfcfjlanb  ift  nur  bem  ©belmann  eine  gewiffe  allgemeine,  wenn 
id)  fagen  barf  berfonelle  SluSbilbung  möglid).  ©in  Bürger  fann 
fidj  Verbienft  erwerben  unb  $ur  t)öct)ften  Sßot  feinen  ©eift  auSbitben; 
feine  ^erfönlidjfeit  get)t  aber  bertoren,  er  mag  fiel)  ftellen,  wie  er 
will,  ^nbem  eS  bem  (Sbelmann,  ber  mit  ben  Vorneljmften  umgebt, 
§ur  $flid)t  wirb,  fidj  felbft  einen  bomeljmen  Slnftanb  §u  geben,  inbem 
biefer  Slnftanb,  ba  üfm  Weber  Xüt  nod)  %ox  berfdjloffen  ift,  §u  einem 
freien  51nftanb  wirb,  ba  er  mit  feiner  gigur,  mit  feiner  ^Serfon,  eS 
fei  bei  £>ofe  ober  bei  ber  Slrmee,  be§at)ien  mufj,  fo  l)at  er  Urfadje, 
etwa§  auf  fie  ju  galten  unb  ju  geigen,  bafj  er  etwas  auf  fie  Ijält.  ©ine 
gewiffe  feierliche  (55ra§ie  bei  gewöhnlichen  Singen,  eine  91rt  bon  leicht* 

36  ' 


finniger  3ierlid)feit  bei  ernfujaften  unb  Undingen  tieftet  u)n  tuofyl, 
weil  er  fefyen  läfjt,  bafc  er  überall  im  ©leidjgehridjt  ftec)t.  ©r  ift  eine 
öffentliche  $erfon,  unb  je  auSgebilbeter  feine  ^Bewegungen,  je  fonorer 
feine  ©timme,  je  get)altner  unb  gemeffener  fein  ganje§  Sßefen  ift, 
befto  oollfommener  ift  er,  unb  wenn  er  gegen  §ot)e  unb  Siebte, 
gegen  ^reunbe  unb  Sßerwanbte  immer  ehen  berfelbe  bleibt,  fo  ift 
nid)t§  an  it)m  au^ufetjen,  man  barf  it)n  nidjt  anberg  wünfdjen.  ©r 
fei  falt,  aber  öerftänbig;  berftellt,  aber  Hug.  Sßenn  er  fid)  äufcerlict) 
in  jebem  Momente  feine§  £eben§  %u  beijerrfdjen  weift,  fo  t>at  niemanb 
eine  weitere  gorberung  an  it)n  ju  mactjen,  unb  alles  übrige,  toa§  er 
an  fid)  unb  um  fiel)  t)at,  $ät)ig!eit,  Salent,  SReidjtum,  alle§  fetjeinen 
nur  3"Söben  §u  fein.  (2Bilt)elm  9tteifter§  £et)rjat)re.) 
(vbclmann,  ber.  SBenn  ber  ©beimann  burd)  bie  5)arftellung  feiner  $erfon 
alle§  gibt,  fo  gibt  ber  Bürger  burd)  feine  $erfönlid)leit  nichts  unb  foll 
nid)t§  geben,  $ener  barf  unb  foll  ferjeinen;  biefer  foll  nur  fein,  unb  toa§ 
er  fdjeinen  will,  ift  läctjerlict)  unb  abgefdjjmaät.  ^ener  foll  tun  unb 
wirfen,  biefer  foll  leiften  unb  f Raffen;  er  foll  einzelne  gätjigleiten 
au§bilben,  um  brauchbar  ju  werben,  unb  e§  wirb  jcfyon  borau3gefe£t, 
bafj  in  feinem  Söefen  leine  Harmonie  fei,  nodj  fein  bürfe,  weil  er, 
um  fid)  auf  eine  Sßeife  brauchbar  ju  machen,  alle§  übrige  bernact)* 
läffigen  mujj.  3U  biefem  Unterfdjiebe  ift  nidjt  etwa  bie  Slnmafjung 
ber  ©belleute  unb  bie  Sßadjgiebigleit  ber  Bürger,  Jonbern  bie  23er= 
faffung  ber  ©efeltfdmft  felbft  fdjulb.  (2Bilt)etm  9tteifter3  Sefjrjaljre.) 
(£ble,  ba$.  2llle§  ©bie  ift  an  fiel)  ftiller  Statur  unb  fetjeint  gu  fd)tafen, 
bi§  e§  burd)  Sßiberfbrudj  gewedt  unb  t)erau3geforbert  wirb.  (©der* 
mann.  1827.) 
ßblet  9Renfdj.  ©in  ebler  äftenfd)  §iet)t  eble  SSJienfdjen  an 

unb  weift  fie  feftsufmlten.   (£affo.) 
(Sble§  ctlennett.     2)a§  ©bie  §u  erfennen,  ift  ©ewinnft, 

ber  nimmer  un§  entriffen  werben  lann.  (Saffo.) 
tegoi^muö. 

(Sie  fdjelten  einanber  ©goiften, 

will  jeber  bod)  nur  fein  Seben  friften. 

SBenn  ber" unb  ber  ein  ©goift, 

fo  beute,  ba%  bu  e§  felber  bift. 

2)u  willft  nad)  beiner  Slrt  beftelm, 

muftt  felber  auf  b einen  9lu|en  felm! 

S)ann  werbet  it)r  t>a§  ©efyeimniS  befi^en, 

eud)  fämtlid)  untereinanber  §u  nü^en; 

5)o  d)  ben  laftt  nidjt  ju  eud)  t)  er  ein, 

ber  anbern  fd)abet,  um  etwa§  ju  fein.    (B^nte  Xenien). 

37 


(£goi§tnu§.  2llle  Sttenf  djen  finb  ©goiften ;  nur  ein  @d)üler,  nur  ein  £or  lann 
fie  änbern  wollen.  -Kur  wer  fid)  felbft  nidjt  lennt,  wirb  leugnen,  bafj 
e§  in  feinem  §er§en  ebenfo  beftellt  fei.   (©rofcf  ofcrjta.) 

—  $)ie  Darren  bon  2)eutfd)en  fdjreien  nod)  immer  gegen  ben  (§goi§mu3, 
unb  wollte  ©ott,  man  tjätte  feit  langer  $eit  |ür  fid)  unb  bie  ©einigen 
reblid),  unb  bann  für  bie  Sftäcfjften  unb  immer  wieber  9cäd)ften  reblid) 
geforgt.  ©o  fät)e  t>ieltetd6)t  alte§  anber§  au§.  (An  ßelter.  1809.) 

—  9£iemanb  bient  einem  anbern  au§  freien  (Stücfen;  weift  er  aber, 
bafj  er  bamit  fid)  felber  bient,  fo  tut  er  e§  gern,  (gdermann.   1829.) 

—  ©elbft  wer  ba$  Söefte  §u  wollen  glaubt,  lann  nur  ba§  beförbern,  toa§ 
er  liebt  unb  fennt,  ober  nod)  eljer,  wa§  it)m  nüfct.  (©djriften  gur 
Äunft.) 

—  b er  liebend würbigfte.  2)er  SUcenfd)  t)at  gar  eine  eigene  Suft,  $rofe= 
löten  gu  madjen,  ba§jenige,  toaä  er  an  ftd£)  fd)ä£t,  aud)  aufter  fid)  in 
anbern  pr  (Srfdjeinung  $u  bringen,  genießen  ju  laffen,  wa§  er  felbft 
geniefjt,  unb  fid)  in  ilmen  wiebergufinben  unb  barguftellen.  $ürwal)r, 
wenn  bie§  aud)  @goi§mu§  ift,  fo  ift  er  ber  liebenSwürbigfte  unb  lobend 
würbigfte,  berjienige,  ber  un3  ^u  9ttenfd)en  gemalt  b,at  unb  al§  9}cen* 
fd)en  erhält.   (SBilfjelm  SRetfterS  SBJanb erjagte.) 

—  S?ie  SReflerjon  füt)rt  barum  fo  leicht  auf3  Unrichtige,  auf§  galfdje,  weil 
fie  eine  einzelne  (Srfcfjeinung,  eine  ©ingelljeit,  ein  3ebe§matige§  gur 
$bee  ergeben  möchte,  au§  ber  fie  alle§  ableite;  mit  einem  SBorte, 
weil  e§  eine  partielle  §üpotl)efe  ift.  3.  (S.  wenn  man  fagt:  ^eber 
rjanble  au§  @igennu£,  —  bie  Siebe  fei  nur  ©elbftfudjt  — :  al§  wenn 
bie  Statur  nid)t  fo  eingerichtet  wäre,  haft  bie  fttoeäe  be§  einzelnen 
bem  ©anjen  nidjt  wiberffcrecfyen,  ja  fogar  §u  feiner  (Spaltung  bienen; 
al§  wenn  ol)ne  äftotiöe  etwa§  gefeiten  lönnte,  unb  al§  wenn  biefe 
SJcotiüe  aufterljalb  be§  b,anbelnben  SBefen§  liegen  lönnten  unb  nicfjt 
oielmet)r  im  ^nnerften  be§felben;  ja  al§  wenn  id)  bie  SBotjlfaljrt  be§ 
anbern  beförbern  lönnte,  orme  baftfie  auf  mid)  inunbierte,  leine§weg§ 
mit  meinem  Sßerluft,  mit  meiner  Aufopferung,  weldje  ntd)t  immer  ha* 
§lt  erforbert  wirb,  unb  weld)e§  nur  in  gewiffen  fällen  gefdjerjen 
lann.   (Ziemer.    1807.) 

©goiftifd)e§  (©tubiurn.  ^cfj  Ijabe  9catur  unb  tunft  eigentlich  immer 
nur  egoiftifd)  ftubiert,  nämlid)  um  mid)  §u  unterrichten,  ^d)  fdjrieb 
aud)  nur  barüber,  um  mid)  weiter  ju  bilben.  SSa§  bie  Seute  barau§ 
machen,  ift  mir  einerlei,   (b.  SJcüller.   1830.) 

—  f.  Altruismus,  SBeruf,  (Selbftbefjauptung,   Mtbetrad)tung,   93efi|. 
(Sf>e.  2>ie  ©fje  ift  ber  Anfang  unb  ber  ©iüfel  aller  Kultur.  (Sie  madgt  ben 

9lol)en  milb,   unb  ber  ©ebilbetfte  t)at   leine   beffere  Gelegenheit, 
feine  SJcilbe  |U  beweif en.  Unauflöslich  mufj  fie  fein:  benn  fie  bringt 

38 


fo  öiele§  ©lud,  bafj  alle§  einzelne  Unglütf  bagegen  gar  nidjt  §u  redmen 
ift.  Unb  wa§  will  man  bom  Unglüd  reben?  Ungebulb  ift  e§,  bie 
ben  3ftenfd)en  bon  3^it  §u  $eit  anfällt,  unb  bann  beliebt  er,  fid)  un» 
glücflidfc)  $u  finben.  Saffe  man  ben  51ugenblid  borübergetjen,  unb  man 
wirb  fidt)  glütflid)  greifen,  bafj  ein  fo  lange  S5eftanbene§  nod)  befielt. 
(Sieb,  p  trennen,  gibt'S  gar  leinen  rjinlänglicrjen  ©runb.  2)er  menfdj« 
lirfje  3uftan^  ift  f°  fyöfy  *n  Seiben  unb  greuben  gefegt,  bafj  gar  nicfyt 
beregnet  werben  lann,  wq§  ein  $aar  ©atten  einanber  frfjutbig 
werben.  ©3  ift  eine  unenblidje  (Sdjulb,  bie  nur  burd)  bie  (Swigfeit 
abgetragen  werben  fann.  Unbequem  mag  e§  manchmal  fein,  ba§  glaub' 
id)  woljl,  unb  ba$  ift  tbtn  red)t.  «Sinb  wir  nid)t  aud)  mit  bem$ewiffen 
»erheiratet,  ba§  mir  oft  gerne  Io§  fein  motten,  weil  e3  unbequemer 
ift,  al§  un§  je  ein  Sftann  ober  eine  grau  werben  fönnte?  (2Bar)l»= 
berwanbtfdjaften.) 
CHje.  2ßa§  bie  Kultur  ber  Statur  abgenommen  l^abe,  bürfe  man  nid)t  wieber 
fahren  laffen,  e§  um  leinen  Sßrete  aufgeben.  @o  fei  aud)  ber  begriff 
ber  §eiligfeit  ber  ©f)e  eine  foldje  Shtlturerrungenfdjaft  be3  Triften* 
tum§  unb  üon  unfdjäfcbarem  Sßert,  obgleid)  bie  ©tje  eigentlid)  un= 
natürlich,  fei.  3Jcan  follte  nid)t  fo  Ieidt)t  mit  ©l>efd)eibungen  borfdjreiten. 
s2ßa§  liegt  baran,  ob  einige  $aare  fid)  prügeln  unb  ba§  Seben  ber= 
bittern,  wenn  nur  ber  allgemeine  Segriff  ber  Jpeiligfeit  ber  (5r)e 
aufredjt  bleibt,  (ü.  Füller.  1830.) 
—  3flan  erlebt  wol)l,  bafj  nad)  einem  jwangigiäljrigen  61)eftanb  ein  im 
geheimen  mifjf)ellige§  (Srjebaar  auf  (Sdjeibung  flogt,  unb  jebermann 
ruft  au§:  SBarum  tjabt  it)r  ba§  fo  lange  gebulbet,  unb  warum  bulbet 
if)r'§  nid)t  bi§  an§  Gmbe? 

allein  biefer  Vorwurf  ift  tjöcfjft  ungerecht.  SSerbenfyofyen  würbigen 
©tanb,  ben  bie  er)elicr)e  SSerbinbung  in  gefefclid)  gebilbeter  ©efell* 
fcfjaft  einnimmt,  in  feinem  ganzen  Sßerte  bebenft,  wirb  eingefter)en, 
wie  gefäfjrlid)  e§  fei,  fid)  einer  foldjen  SBürbe  gu  entlleiben;  er  wirb 
biegrage  aufwerfen:  ob  man  nicfjt  lieber  bie  einzelnen Unannefjmlicr)* 
feiten  be§  £ag§,  benen  man  fid)  meift  nod)  gewadjfen  füf)lt,  übertragen 
unb  ein  berbriefjlidjeS  ©afein  l)infd)leifen  folle,  anftatt  übereilt  fid) 
IK  einem  SRefultat  gu  entfdjliefjen,  ba$  benn  leiber  wot)l  jule^t,  wenn 
ba%  gajit  allju  läftig  wirb,  gewaltfam  bon  felbft  tj er oorf bringt. 
(Slnnalen  Sßaralibomena.) 

Sie  !ann  ber  $riefter  fegnen,  wenn  btö  $a 

ber  Ijolben  83raut  nid)t  au§  bem  bergen  quillt? 

(Sr  foll  nid)t§  2Siberwärtige§  aneinanber 

p  immer  neu  erzeugtem  (Streite  fetten; 

ben  SBunfd)  ber  Siebe,  bie  §um  9111  ba§  @ine, 


jum  (Sroigen  ba§  ©egenroärtige, 

ba§  glücfytige  gum  Sauemben  ergebt, 

bo§  $u  erfüllen,  ift  fein  göttlitf)  9tmt.  (Sie  natürliche  Socfyter.) 
(Stye.  SSir  tjaben  eine  2;orr)eit  begangen;  foll  fie  e§  benn  für§  gon§e  Seben 
fein?  ©ölten  roir  um§,  au§  irgenbeiner  9trt  bon  Söebenlticfyfeit, 
baSjenige  berfagen,  roa§  un§  bie  Sitten  ber  $eit  nid)t  abfbredjen? 
%n  nüe  bielen  Singen  nimmt  ber  9Jienftf)  feinen  $orfa§,  feine  %at 
gurücf,  unb  f)ier  gerabe  fotlte  e§  ntc£)t  gefd^etjen,  mo  bom  ©on^en 
unb  nidjt  bom  ©internen,  too  nidjt  bon  biefer  ober  jener  SBebingung 
be§  £eben§,  roo  bom  ganzen  ®omblej  be3  £eben§  bie  'Siebt  ift! 
(SSafjlbermcmbtfcrjaften.) 

—  ©ine  fülle  ernfttjafte  grau  ift  übel  baran  mit  einem  luftigen  üDiamte. 
©in  ernfttjafter  SJcann  nirf)t  fo  mit  einer  luftigen  grau.  (Ziemer. 
1809.) 

—  SSenn  ein  fluger  9Jiann  ber  grau  befiehlt, 
bann  fei  e§  um  ein  ©rofje^  gefbiett; 

null  bie  grau  bem  SJiann  befehlen, 

fo  mufj  fie  ba3  ©rofje  im  kleinen  roätjlen.    (<3brirf)roörtlic^.) 

—  $m  ©fyeftanbe  mujj  man  fid)  manchmal  ftreiten,  btnn  baburcb,  er- 
fährt man  roa§  boneinanber.  (2öarjlberttmnbtfcf)aften.) 

—  SBillft  bu  ein  brabe§  SBeib,  fo  fei  ein  rechter  Sttann! 
$erfd)aff  tfjr,  roa§  fie  brauet,  t)ilf  il)r  bie  $eit  bertreiben, 
unb  um  bciZ  übrige  fannft  bu  bann  rut)ig  bleiben. 

—  f.  Sttiffteiraten,  heiraten.  (Sie  3flitfd)utbigen.) 
ßl>r?ittd)t,  f.  fturdjt. 

gifcrjurtjt.  (Siferfucfjt  ift  Slfjnbung  frember  SSarjlberroanbtfdmft. 
(b.  HRiffler.    1819.) 

—  f.  Darren. 

(Siferfttdjt  unb  #afe,  f.  (Shtftdjt. 
eignet  unb  $rembe§. 

3ßa§  eud)  nicfjt  angehört, 

muffet  if)r  meiben; 

roa§  eud)  ba§>  ^nnre  ftört 

bürft  iljr  nirfjt  leiben. 

bringt  e§  geroaltig  ein, 

muffen  roir  tätig  fein. 

Siebe  nur  Siebenbe 

führet  tjerein.    (gauft  II.) 
eignet  Sinn. 

Urfbrünglid)  eigner  6inn 

lafj  bir  nidjt  rauben! 

40 


äßoran  bie  ÜDienge  glaubt, 
ift  leicfjt  ju  glauben. 
•Katürlid)  mit  SBerftanb 
fei  bu  befliffen; 
toa§  ber  ©efdjeite  tueife, 
ift  fdjtoer  §u  miffen.    ($at)me  Xenien.) 
Eigener  SBeg,  f.  $äl)igleiten,  angeborne. 

©igen  §etj.  Unter  allen  S8efi$ungen  auf  Erben  ift  ein  eigen  Jperj  bie 
foftbarfte,  unb  unter  taufenb  fyaben  fie  leine  gtoeen.  —  9lrmer  ÜDtenfd), 
an  bem  ber  ftobf  alte§  ift.  (Sin  §erber.  1772.) 
Eigenheiten.  Sebermann  t)at  feine  Eigenheiten  unb  fann  fie  nid)t  lo§ 
roerben;  unb  bod)  getjt  mancher  an  feinen  Eigenheiten,  oft  an  ben 
unfdmlbigften,  ^ugrunbe.    (SUcajimen  u.  Reflexionen.) 

—  Eigenheiten,  bie  werben  fdjon  fyaften; 
lultibiere  beine  Eigenfdjaften.    (<Sbrid)tt>örtlid).) 

Eigenliebe.   5)ie  Eigenliebe  läjjt  un§  fotuot)!  unfre  Sügenben  aU  unfre 
geiler  biel  bebeutenber,  ate  fie  finb,  erfcrjeinen.  (2öilb,elm  3CReifter.) 
Eigenfinnige  SRenftfjen,  f.  ^flan^e  u.  ÜUcenfd). 
Eigentum. 

$d)  weiß,  bafj  mir  nid)t§  angehört, 
al§  ber  ©ebanfe,  ber  ungeftört 
au§  meiner  (Seele  null  fliegen, 
unb  jeber  günftige  Slugenblid, 
ben  mid)  ein  nebenbei  ©efdjid 
bon  ®runb  au§  läfjt  genießen,    (trüber.) 
Eigne  «Seele,  f.  ©etbft. 
Einbildung  unb  ^tolj,  f.  Einfielt. 

Einbitbungsfraft.  %m  ©runbe  ift  otme  biefe  l)ol)e  &aht  ein  mirflid) 
großer  -iftaturforfdjer  gar  nidjt  $u  beulen.  Unb  §roar  meine  icr)  nid)t 
eine  Einbilbunggfraft,  bie  in§  SSage  getjt  unb  fid)  S)inge  imaginiert, 
bie  nidjt  ejiftieren;  fonbem  id)  meine  eine  foldje,  bie  ben  roirllidjen 
93oben  ber  Erbe  nictjt  berläfjt  unb  mit  bem  SJiafjftab  be§  2Bir!licr)eu 
unb  Erlamtten  §u  geahnten,  bermuteten  S)ingen  fdt)reitet.  S)a  mag 
fie  benn  brüfen,  ob  bann  biefe§  ©ealmte  aud)  möglid)  fei  unb  ob  ee 
nid)t  in  SSiberfbrud)  mit  anbern  betuufjten  ©efe^en  fomme.  Sine 
fold)e  Einbilbung§!raft  fe£t  aber  freilid)  einen  weiten  ruhigen  ®obf 
borauS,  bem  eine  grofje  Überfidjt  ber  lebenbigen  SSelt  unb  itjrer 
©efefce  ju  ©ebote  ftet)t.    (Edermann.    1830.) 

—  Einbilbung§fraft  toirb  nur  burd)  $unft,  befonberg  burdj  $oefie 
geregelt.  E£  ift  nid)t§  fürd)terlid)er,  als  EinbilbungSfraft  oljne  %t> 
fdmtad.    (ÜDcarimen  unb  Reflexionen.) 

41 


£inbläfcrcicn.    ©inbläfereien  finb  be§  £eufel§  SRebefunft.  (gauft  II.) 

(Sinbrnrf,  ber  erfte.  2)er  erfte  ©inbrud  finbet  un§  willig,  unb  ber  9JZenfd) 
ift  gemalt,  bafc  man  if)n  ha§>  9lbenteuerlid)fte  Überreben  fann; 
ba^  fmftet  aber  aud)  gleid)  fo  feft,  unb  werje  bem,  ber  e§  wieber  au§* 
fragen  unb  austilgen  will!    (28ertl)er.) 

($infadje§,  ttrftanbtge§.  HKan  mu§  an  bie  ©infalt,  an  ba§  einfache, 
an  ba§  urftänbig  ^robuftiöe  glauben,  wenn  man  ben  redeten  Sßeg 
geroinnen  will.  2)iefe§  ift  aber  nid)t  jebem  gegeben;  Wir  werben  in 
einem  fünftlidjen  guftanbe  geboren  unb  e§  ift  burd)au§  leidster, 
biefen  immer  met)r  ju  belünfteln  al§  §u  bem  ©infamen  aurüdgu* 
lehren.    (Sin  Belter.    1827.) 

Einfall  unb  dntfrf)lu&.  %ü)  weift  red)t  gut,  bafj  alleä  in  ber  SBelt  an* 
lommt  auf  einen  gefreiten  ©infall  unb  auf  einen  feften  ©ntfdjlufj. 
(SSal)tüerwanbtfd)aften.) 

(Stnfäne,  üerfüätete. 

$erflud)t!    3ur  *etf)ten  8e^  fällt  einem  nie  wa§  ein, 
unb  roa§  man  ©ute§  ben!t,  !ommt  meift  erft  t)interbrein. 

(Sie  9flitfd)ulbigen.) 

dtntyett.    ©infjeit  ift  allmächtig.    (SSil^elm  2fteifter§  SBanb erfahre.) 

<$inl)eit  ber  Watuv,  f.  Statur. 

(fintlang,  f.  Harmonie. 

(Sinfamfett.  SSemt  man  bebenft,  bajj  fo  oiel  wichtige  SKenfdjen  bod)  am 
©übe  Wie  Oltroüfen  auf  SSaffer  t)infd)Wimmen  unb  fid)  f)öd)ften§ 
nur  an  einem  fünfte  berühren,  fo  begreift  man,  wie  man  fo  oft  im 
Seben  in  bie  ©infamfeit  jurüdgewiefen  warb.   (Sin  gelter.    1826.) 

—  5ftirgenb§  füt)lt  man  fiel)  einfamer  al§  im  ©ewimmel,  wo  man  fid), 
allen  ganj  unbefannt,  burdjbrängt.    (^talienifcrje  Steife.) 

—t       9hm  bift  \>vl  lo§  ber  alljuläft'gen  (Schwere, 

bift  frei  unb  franl,  nun  frifd)  gu  beiner  (Sphäre! 

§ier  ift  fie  nidjt!    Verworren,  ferjedig,  wilb 

umbrängt  un3  rjier  ein  fra£enrjaft  ©ebilb. 

9htr  wo  bu  flar  in§  Ijolbe  ®lare  fdjauft, 

$)ir  angerjörft  unb  bir  allein  üertrauft, 

bortt)in,  wo  @d)öne§,  ©ute§  nur  gefällt, 

gur  ©infamfeit!  —  ba  fdjaffe  beine  SSelt.    (gauft  II.) 

—  Um  bie  ©infamfeit  ifi'§  eine  fegöne  ©aerje,  wenn  man  mit  fid)  felbft 
in^rieben  lebt  unb  ma§  S3eftimmte§  gu  tun  l)at.  (9ln  grau  ü.  (Stein.) 

—  2Ber  fid)  ber  ©infamfeit  ergibt, 
afyl  ber  ift  balb  allein. 

©in  jeber  lebt,  ein  jeber  liebt, 

unb  läfjt  itjn  feiner  *ßein.    (SSityelm  SfleifterS  äßanberjafyre.) 

42 


(£injamfcit  f.  ©efelligleit. 

Ginjettigfeit,  i^re  Ergänzung.  Stütz  SRenfcf)  iffc  nur  ein  einzelnes  SBefen 
unb  roirb  nux  immer  auf  eine  (Seite  Rängen.  2)e§roegen  fjat  ber  SJlenfd) 
aud)  ba§,  ma3  [einer  iftatur  entgegengeht  ift,  tt)eoretifd£)  unb  üraftifdi), 
infofern  e§  ifjm  möglid)  toirb,  in  fid)  aufzunehmen.  Ser  Seilte 
fe^e  nad)  ©rnft  unb  «Strenge  fid)  um,  ber  (Strenge  tjabe  ein  leidjte§ 
unb  bequeme?  SBefen  üor  2lugen,  ber  ©tarie  bie  Sieblicrjfeit,  ber  Sieb- 
Ii(f>e  bie  ©tärfe,  unb  jeber  roirb  feine  eigne  Statur  nur  befto  meljr  au£= 
bilben,  je  merjr  er  fid)  üon  it)t  §u  entfernen  fdjeint.  (Einleitung 
in  bie  ^roüüläen.) 

—  f.  Sßielfeitigfeit. 

einfictjt.  23er  redjt  üerfteljt,  ma§  gefd)et)en  ift,  ber  meifc  aud),  roaS  ge= 
fdjiecjt  unb  gefdjerjen  roirb.  63  ift  immer  einerlei;  e§  üaffiert  in  ber 
SBelt  nid)ti  9tfeue3.    (Sie  aufgeregten.) 

—  f.  Püffen. 

—  in  ber  Shmft,  f.  ft.  u.  ©. 
Ginjidjt  «nb  tyaraltet,  f.  Urteil. 

(Hnfidjttgteit.  (Seiten  mir  un3  an  bie  ©teile  anberer  ^erfonen,  fo 
mürben  Siferfudjt  unb  Jpafc  megfallen,  bie  roir  fo  oft  gegen  fie 
empfinben;  unb  festen  mir  cmbere  an  unfere  ©teile,  fo  roürbe 
©toI§  unb  ©inbilbung  gar  feljr  abnehmen.  (2Jlajimen  unb  SRefle* 
jionen.) 

(ünroirhmg  unb  SReflegion.  2tlle§,  ma3  un3  begegnet,  läfjt  ©puren 
gurüd,  alle§  trägt  unmerflid)  gu  unferer  93ilbung  bei;  bod)  e§  ift  ge= 
fäljrlid),  fid)  baöon  SRecrjenfcrjaft  geben  §u  roollen.  Söir  werben  babei 
entmeber  ftolj  unb  läffig,  ober  niebergefdjlagen  unb  üeinmütig,  unb 
ein§  ift  für  bie  golge  fo  ljinberlicf)  aB  ba§  anbere.  2)a§  ©idjerfie 
bleibt  immer,  nur  ba$  92äd)fte  ju  tun,  ma§  üor  un§  liegt.  (SSiltjelm 
2fteifter§  Serjrjarjre.) 

(Sin^lne,  ber,  im  ©anjen.  ©ef)en  roir  roäljrenb  unfereS  8eben§gange§ 
ba§jenige  üon  anbern  geleiftet,  moju  mir  felbft  früher  einen  Söeruf 
füllten,  ii)n  aber,  mit  mandjem  anbern,  aufgeben  mufjten,  bann 
tritt  btö  fdi)öne  ©efüt)I  ein,  bafj  bie  9ttenfd)f)eit  gufammen  erft  ber 
roaljre  9Kenfdb,  ift  unb  bafc  ber  ©ingelne  nur  frotj  unb  glüdlid)  fein 
fann,  roenn  er  ben  SJhit  l)at,  fid)  im  ©anjen  ju  füllen.  (Sichtung 
unb  Sßaljrrjeit.)  —  ©.  aud)  baZ  ©anje. 

(Htelfcit.  9Bir  2)eutfd)en  mifebraudjen  ba$  SSort  eitel  nur  allzuoft: 
benn  eigentlich  für)rt  e§  ben  Segriff  üon  Seertjeit  mit  fid),  unb  man 
bezeichnet  bamit  billigerroeife  nur  einen,  ber  bie  greube  an  feinem 
9tfdjt§,  bie  3ufriebent)eit  mit  einer  f)ot)len  ©jiftenz  nieqt  üerbergen 
tann.    (5)id)tung  unb  SBaljrrjeit.) 

43 


Oritetfett.  2M  ift  benn  ba$,  ma§  man  oft  als  (Sitelleit  b  errufen  möchte? 
3eber9ttenfd)  foll^reube  an  fid)  felbft  t)aben,  unb  glütftid),  mer  fiefyat. 
<gat  er  fie  aber,  tüte  lann  er  fid)  bermefyren,  biefeö  angenehme  ©efüfyl 
merlen  gu  laffen?  SSte  folt  er  mitten  im  2)afein  berbergen,  bajj  er 
eine  greube  am  2)afein  fyabt?  %änbe  bie  gute  ©efellfdmft,  benn  bon 
ber  ift  bod)  l)ier  allein  bie  !Rebe,  nur  alSbamt  biefe  Witterungen  tabel* 
Üjaft,  menn  fie  gu  lebhaft  werben,  menn  be§  einen  3ttenfd)en  $reube 
an  fid)  unb  feinem  SBefen  bie  anbern  lunbert,  ^reube  an  bem  irrigen 
gu  fyaben  unb  fie  gu  geigen,  fo  wäre  nid)t§  babei  gu  erinnern,  unb 
bon  biefem  Übermajj  ift  aud)  motjl  ber  £abel  guerft  ausgegangen. 
5lber  ma§  foll  eine  munberlid)  berneinenbe  (Strenge  gegen  etma§  Itn* 
bermeiblidjeS?  SBarum  mill  man  nid)t  eine  $ufcerung  läpd)  unb 
erträglid)  finben,  bie  man  benn  bocfj  mefyr  ober  meniger  fid)  üon 
3eit  gu  $eit  felbft  ertaubt?  ja,  ofyne  bie  eine  gute  ©efellfcfyaft  gar 
nidjt  ejiftieren  lönnte:  benn  ba§>  ©ef  allen  an  fid)  felbft,  baZ  Sßer- 
langen,  biefe§  «Selbftgefürjt  anbern  mitguteilen,  madjt  gefällig,  ba$ 
©efül)l  eigener  Slnmut  madjt  anmutig.  SSoIlte  ©ott,  alle  Sttenfdjen 
mären  eitel,  mären  e§  aber  mit  Semufttfein,  mit  9ftaj3  unb  im  redeten 
(Sinne:  fo  mürben  mir  in  ber  gebilbetenSSelt  bie  glüdlidjftenSJienfdjen 
fein.  SHc  SBeiber,  fagt  man,  finb  eitel  bon  |>aufe  au§;  bod)  e§  fleibet 
fie,  unb  fie  gefallen  un§  um  befto  mel)r.  SSie  fann  ein  junger  Sflann 
fid)  bilben,  ber  nid>t  eitel  ift?  Sine  leere,  t>ol)le  9latur  mirb  fid)  menig* 
fienS  einen  äußeren  (Scrjein  gu  geben  miffen,  unb  ber  tüdjtige  SJienfdj 
mirb  fid)  balb  bon  aufjen  nad)  innen  gu  bilben.  (SEßiltjelm  2Jieifter§ 
SSanberjaljre.) 

—  2Sa§  ift  man  nicfjt  tjinter  bem  Knaben  Ijer,  bem  man  einen  gunfen 
©itelfeit  abmerft!  2Ba§  ift  ber  Sftenfd)  für  eine  elenbe  Kreatur,  menn 
er  alle  (Sitelleit  abgelegt  Ijat!   (Briefe  au§  ber  (Sdjmeig.) 

—  (So  mat)r  ift  e§,  bafj  alle§,  ma§  ben  Sftenfcrjen  innerlid)  in  feinem 
2)ünlel  beftärlt,  feiner  fyeimlidjen  (Sitelfeit  fc^meidjelt,  it)tn  bergeftalt 
t)öcr)lid)  ermünfd)t  ift,  bafj  er  nidjt  meiter  fragt,  ob  e§  it)tn  fonft  auf 
trgenbeine  SBeife  gur  ©fyre  ober  gur  (Sd)mad)  gereichen  lönne.  (SDid)* 
tung  unb  SBatjrljeit.) 

—  (Sitelleit  ift  eine  berfönlidje  9fttt)mfud)t:  man  mill  nid)t  megen 
feiner  ©igenfdjaften,  feiner  SBerbienfte,  Staten  gefd)ä£t,  geehrt,  gefucbt 
merben,  fonbern  um  feinet  inbibibuellen  2)afein§  millen.  9lm  beften 
lleibet  bie  ©itelfeit  be§r)alb  eine  fribole  (Sdjöne.  (Sftarjmen  unb 
Reflexionen.) 

—  (ftidjtigfeit)  ber  SSctt. 

(So  ift  bie  ©itelfeit  ber  SBelt! 
3ft  !eine§  Reid)  fo  feft  geftellt, 

U 


ift  leine  6rbenmad)t  fo  grofj, 

füfjlt  alle§  bod)  fein  (SrbeloS. 

2)rum  treibt  ein  jeber,  tote  er  lann: 

(Ein  Heiner  9J£ann  ift  audb,  ein  SJiann; 

ber  ipofj'  floriert,  ber  kleine  Xad^t, 

fo  tjat'S  ein  jeber  tuol)l  gemadjt.     (Prolog  gum  $ubbenfbiel.) 

(itteftiji^mue.  ©in  Sfleftiler  ift  ein  jeber,  ber  aus  bem,  nmS  itm  umgibt, 

au§  bem,  raaS  fid)  um  ifyn  ereignet,  fidt)  baSjenige  aneignet,  toaS  feiner 

Statur  gemäf;  ift;  unb  in  biefem  «Sinne  gilt  alles,  toaS  Söilbung  unb 

gortfdjreitung  fjeifjt,  ttjeoretifd)  ober  praltifdt)  genommen. 

3*oei  efleftifdje  $f)ilofobf)en  fönnten  bemnad)  bie  größten 
2Biberfad)er  werben,  wenn  fie,  antagoniftifd)  geboren,  jeber  bon 
feiner  (Seite  fid)  aus  allen  überlieferten  $t)iIofobt)ien  baSjenige  an- 
eignete, was  ifjm  gemäfj  wäre.  Sefje  man  bod)  nur  um  fidj  f)er,  fo 
wirb  man  immer  finben,  haft  jeber  Sflenfdj  auf  biefe  SBeife  berfäfyrt 
unb  beStjatb  nicrjt  begreift,  warum  er  anbere  nicrjt  §u  feiner  Meinung 
belehren  fann.  (3Jiajimen  unb  SReflerionen.) 
—  $6)  beraubte,  bafj  fogar  Sfleftifer  in  ber  sßtnlofoorjie  geboren  werben, 
unb  wo  ber  (SllefttäiSmuS  aus  ber  inneren  Statur  beS  Sftenfcfcjen 
tjerborgefyt,  ift  er  gut  unb  id)  werbe  iljm  nie  einen  Vorwurf  macrjen. 
SSie  oft  gibt  eS  2Renf  d^en,  bie  ü)ren  angeborenen  Neigungen  nad)  Ijalb 
©toüer  unb  l)alb  ©bifureer  finb.  SS  wirb  mid)  bal)er  aud)  feineSwegS 
befremben,  wenn  biefe  bie  ©runbfäjje  beiber  ©rjfteme  in  fid) 
aufnehmen,  ja  fie  miteinanber  möglidjft  %u  bereinigen  fudjen. 
(StmaS  anbereS  ift  biejenige  ©eiftlofigfeit,  bie  aus  Sftangel  an  aller 
eigenen  inneren  S3eftimmung  tt)ie  Sohlen  alles  §u  tiefte  trägt,  was 
itjr  bon  irgenbeiner  Seite  zufällig  angeboten  wirb,  unb  fidt)  eben 
baburd)  als  ein  urfbrünglid)  StoteS  aufjer  aller  Söeäiefjung  mit  einem 
lebenSoollen  ©an§en  fe£t.  Sllle  biefe  $f)ilofobf)ien  taugen  in  ber  SSelt 
nidjtS;  benn  weil  fie  aus  leinen  SRefultaten  Verborgenen,  fo  führen 
fie  aud)  ju  feinem  9tefultat.  (galf.) 
(Sleftrisität.  3)ie  ©leftrigität  ift  baS  burd)get)enbe  allgegenwärtige 
©lement,  baS  alles  materielle  Safein  begleitet,  unb  ebenfo  baS 
atmofbfjärifdje;  man  !ann  fie  fid)  unbefangen  als  SBeltfeele  beulen. 
(SBerfud)  einer  SBitterungSleljre.) 
(iltcrn  unb  SUnöcr.  (SS  ift  blofj  ein  S)ün!el  ber  ©Item,  wenn  fie  fid)  ein* 
bilben,  bafj  ir>r  Safein  für  bie  Äinber  fo  nötig  fei.  SllleS,  waS  lebt, 
finbet  Sßaljrung  unb  23eU)ilfe,  unb  wenn  ber  @ob,n  nad)  bem  frühen 
£obe  beS  SßaterS  feine  fo  bequeme,  fo  begünftigte  3u9enö  M^,  f° 
gewinnt  er  bielleidjt  eben  beStoegen  an  fdjnellerer  SHlbung  für  bie 
SBelt,  burd)  zeitiges  Slnerf ernten,  bafj  er  fidt)  in  anbere  f ariden  mujj; 

45 


toaä  mir  benn  boct)  früher  ober  fbäter  alle  lernen  muffen.   (Sßaljt* 
bertoanbtfdmften.) 
©Kern  unb  ftinber.  ©3  erbt  ber  eitern  ©egen,  nidjt  ityr  glurf).  föpty- 

—  Wlan  lönnt'  erlogene  SHnber  gebären,  [genie.) 
wenn  bie  ©Item  erlogen  toären.    (Batjme  Xenien.) 

em^triter  unb  ^eoretifer,  f.  %.  u.  ®. 
(Sttblid)  unb  mtenblidj,  f.  Unenblid)e3. 
Energien,  ^ödjfte,  f.  Sicfjt  unb  ©eift. 
Gntbetjten. 

Gmtbeljren  follft  bu,  foHft  entbehren! 

2)a§  ift  ber  ewige  ©efang, 

ber  jebem  an  bie  Dtjren  Hingt, 

ben,  unfer  ganje§  Seben  lang, 

uns  tjeifer  jebe  (Stunbe  [ingt.      ($auft  I.) 

—  9ftan  berliert  nicrjt  immer,  wenn  man  entbehrt.  (SSilljelm  9Mfter3 
Setjrjaljre.) 

dntbetfcn,  f.  ©rfinben. 

@ntbe  düngen,  f.  ®obernifu§. 

<£nteled)ie.    £)ie  §artnäcfigfeit  be§  SnbibibuumS,  unb  bafj  ber  3Jienfd) 

abfdjüttelt,  toa§  iljm  nitf)t  gemäfj  ift,  ift  mir  ein  SBetoeiS,  bafe  fo  ettoaä 

ejiftiere.    ((Sc! ermann.    1830.) 

—  ^ebe  ©ntelecrjie  ift  ein  (Stücf  (Stoigfeit,  unb  bie  paar  ^afyre,  bie  fie 
mit  bem  irbifcfyen  Körper  berbunben  ift,  machen  fie  nic£)t  alt.  3ft 
biefe  ©ntelecfjie  geringer  5lrt,  fo  toirb  fie  toäfyrenb  iljrer  förberlidjen 
Sßerbüfterung  wenig  §errfdjaft  ausüben,  bielmetjr  wirb  ber  Körper 
berl)arrftf)en,  unb  wie  er  altert,  wirb  fie  il)n  nid)t  galten  unb  fyinbern. 
$ft  aber  bie  ßmteledjie  mächtiger  5lrt,  wie  e3  bei  allen  genialen 
Naturen  ber  $all  ift,  fo  wirb  fie  bei  it)rer  belebenben  £>urdj)bringung 
be§  $örber3  nicrjt  allein  auf  beffen  Drganifation  träftigenb  unb  ber* 
ebelnb  einnürfen,  fonbern  fie  wirb  aurf),  bei  ir)rer  geiftigen  Übermalt, 
if)r  Vorrecht  einer  ewigen  ^ugenb  fortwätyrenb  geltenb  §u  macfjen 
fucrjen.  Saljer  lommt  e§  bann,  bafj  totr  bei  bor§üglid)  begabten 
Sflenfdjen  audj)  mäfyrenb  it)re§  5llter§  immer  nodj  frifdje  ©boctjen 
befonberer  ^robultibität  waljrneljmen;  e§  fdjeint  bei  irmen  immer 
einmal  wieber  eine  temboräre  Verjüngung  einzutreten,  unb  baä 
ift  e3,  wa§  icfj  wiebertjolte  Pubertät  nennen  möchte. 

Slber  jung  ift  jung,  unb  wie  mächtig  audj  eine  ©ntelecrjie  fidj  erweift, 
fie  wirb  borf)  über  ba§  Äörberlidje  nie  ganj  Jperr  werben,  unb  e§  ift 
ein  gewaltiger  Unterfcfjieb,  ob  fie  an  it)m  einen  Sllliierten  ober  einen 
(Gegner  finbet.    (©rfermann.    1828.) 
Entfaltung  be§  toasten  $alente§,  f.  Talent,  wafyreä. 

46 


Entfernung  toon  greunben.  2)a3  iji  nun  baZ  traurige  ber  Entfernung 
oon  greunben,  bafj  wir  bic  9ftittelglieber,  bie  §ilf3gtieber  unfetcr 
©ebanfen,  bic  fid?  in  ber  ©egenwart  fo  flüchtig  wie  23üfce  wecrjfel* 
feitig  entwickeln  unb  burcfyweben,  nicrjt  in  augenblicklicher  SBer* 
fnüdfung  unb  Sßerbinbung  öorfütrren  unb  dortragen  lönnen.  (SßiHjelm 
2fteifler3  Sßanberjatrre.) 
©ntfrembmtg  öurü)  Trennung. 

6§  ift  unmöglid),  bafj  ein  alter  greunb, 
ber,  lang'  entfernt,  ein  frembeS  Seben  führte, 
im  Stugenblicf,  "öa  er  un§  wieberfierjt, 
fidt)  wieber  gleidt)  roie  et)mal§  finben  füll.    (Xaffo.) 
(Sntjagung.   Unfer  pl)öfifd)e§  fowofjl  aU  gefelligeg  Seben,  (Sitten,  %t- 
worjnfjeiten,  Sßeltllugljeit,  $t)ilofodt)ie,  Religion,  ja  fo  mandjeS  %\x* 
fällige  Sreignte,  alles  ruft  un§  ju,  bofj  wir  entfagen  follen.    <Bo 
mand)e§,  mag  un§  innerlicfj  eigenft  angehört,  follen  roir  nid)t  nacb, 
aufjen  rjeröorbilben;  toaZ  roir  üon  aufjen  jur  ßrgänjung  unfrei  2Befen§ 
bebürfen,  wirb  un§  entzogen,  bagegen  aber  fo  dielet  aufgebrungen, 
ba$  un§  fo  fremb  aB  läftig  ift.   9Kan  beraubt  un§  be3  müfjfam  (5r* 
worbenen,  be3  freunblid)  ©eftatteten,  unb  et)e  roir  hierüber  recfyt  in§ 
Ilare  finb,  finben  roir  un§  genötigt,  unfere  *ßerfönüct)leit  erft  ftücf- 
roei§  unb  bann  üöllig  aufzugeben.  2)abei  ift  e3  aber  hergebracht,  bafj 
man  benjenigen  nid)t  achtet,  ber  fidt)  beäimlb  ungebärbig  ftellt;  üiel* 
mefjr  foll  man,  je  bittrer  ber  föeldt)  ift,  eine  befto  füfjere  9Jciene  madt)en, 
bamit  ja  ber  gelaffene  ftuföcuitt  nicrjt  burdt)  irgenbeine  ©rimaffe 
beleibigt  werbe. 

3)iefe  frfjroere  Aufgabe  jebocfj  ju  löfen,  rjat  bie  Sßatur  ben  attenfdtjen 
mit  reichlicher  Äraft,  Stätigfeit  unb  3äl)igieit  auSgeftattet.  SöefonberS 
aber  fommt  ifjm  ber  Seidjtfinn  §u  Jpilfe,  ber  it)m  unjerftörlidt)  Der* 
liefen  ift.  §ierburcf)  roirb  er  fäfjig,  bem  einzelnen  in  jebem  51ugen= 
blicl  $u  entfagen,  wenn  er  nur  im  näcrjften  Moment  nacf)  etroaä 
feuern  greifen  barf;  unb  fo  ftellen  roir  un3  unbewußt  unfer  ganje» 
Seben  immer  wieber  tjer.  2Sir  fefcen  eine  Seibenfcfyaft  an  bie  ©teile 
ber  anbern;  85efct)äftigungen,  Neigungen,  Siebfwbereien,  ©tedfen* 
pferbe,  alles  probieren  roir  burdt),  um  gulettf:  au^urufen,  bafj  alle§ 
eitel  fei.  Sciemanb  entfe|t  fiel)  bor  biefem  fatfdjen,  ja  gotte^ 
läfterücrjen  ©prud);  ja  man  glaubt  etwas  2Beife3  unb  Unwiber* 
leglicrjeS  gefagt  gu  tjaben.  9hir  wenige  3ftenfct)en  gibt  e§,  bie 
folerje  unerträgliche  ©mdfinbung  öorau§al)nen  unb,  um  allen  fcar* 

Itiellen  SRefignationen  auszuweichen,  fiel)  ein  für  allemal  im  ©an^en 
refignieren. 


47 


lidjen  unb  jucken  fid)  fotdje  ^Begriffe  %u  bilben,  roeldje  unberroüftlictj 
finb,  \a  burd)  bie  58etrad)tung  be3  Sßergönglidjen  nid£)t  aufgehoben, 
fonbern  bielmetjr  beftätigt  roerben.  28eil  aber  hierin  toirüidt)  etma§ 
Übermenfci)lid)e§  liegt,  fo  toerben  fold)e  Sßerfonen  geroölmlid)  für  Un* 
menfcrjen  gehalten,  für  gott*  unb  roettlofe;  ja  man  roeifj  nicrjt,  roa§ 
man  itjnen  alle§  für  §örner  unb  flauen  anbieten  foll.  ($)id)tung 
unb  SBaljrfjeit.) 

(intjaomtg.  Sßenn  mir  un§  fetbft  fragen  unb  anbere  beobachten,  fo 
finben  mir,  bafj  roir  feiten  burd)  un§  felbft  belogen  Serben,  biefem 
ober  jenem  3ßunfd)e  §u  entfagen;  meift  finb  e§  bie  ändern  Um* 
ftänbe,  bie  un§  ba§u  nötigen.  (Unterhaltungen  beutfdjer  Sluägeroan* 
berten.) 

(i-ntfft)iebcnl)cit  unb  %otyt.  2Ba§  e3  aud)  fei,  ber  Sßerftanb  ober  bie 
(Smpfinbung,  ha§>  un3  ein§  für  baä  anbere  Eingeben,  ein§  üor  bem 
anbern  mahlen  fjeifjt,  fo  ift  ©ntfcrjiebentjeit  unb  gotge  nad)  meiner 
2Jceinung  ba§  SßererjrungSroürbigfte  am  2ftenfcf)en.  9Jcan  fann  bie 
äöareunb  ba3  (Mb  nidjtäugleidjrjaben!  unb  ber  ift  eben  fo  übelbaran, 
bem  e§  immer  nadj)  ber  Sßare  gelüftet,  olme  bajg  er  baä  §erj  t)at, 
ba§  ®elb  Ijinsugeben,  al§  ber,  ben  ber  tauf  reut,  roenn  er  bie  SSare 
in  Jpänben  t)at.  Slber  id)  bin  roeit  entfernt,  bie  9Jcenfd)en  beStjalb 
§u  tabeln,  benn  fie  finb  eigentlid)  nicfjt  fdjulb,  fonbern  bie  berroitfelte 
Sage,  in  ber  fie  fid)  befinben  unb  in  ber  fie  fid)  nid)tgu  regieren  roiffen. 
(2Silb,elm  2Mfter§  £et)rjat)re.) 

—  f.  (Selbftbeftimmung. 

(Stttfrölufe.  SSa§  Ijeute  nicfjt  gefd)iet)t,  ift  morgen  nid)t  getan, 
unb  leinen  Stag  foll  man  ü  erpaffen, 
bog  2Jcöglicfje  foll  ber  (Sntfd)lu& 
bet)er§t  fogleid)  beim  ©cfjopfe  faffen, 
er  »tritt  e§  bann  nicfjt  fahren  laffen, 
unb  roirlet  roeiter,  roeit  er  muf;.    (5auft,  Sßorftriel.) 

—  f.  Einfall  u.  @. 

(vntjrijulbtguug.    2öer  feine  Neigung  füt)lt,  bem  mangelt  e§ 
an  einem  Sßorte  ber  ©ntfcfjulb'gung  nie. 

(&)t)igeme.) 

(iüott)cu,  moralifd)e.  (Sin  junger  SJcann  roirb,  mo  nid)t  gerabe  an  fid) 
felbft,  bod)  an  anbern  balb  getoafjr,  bafj  moralifcfje  ©poctjen  ebenfo 
gut  toie  bie  ^a^it^tittn  roedjfeln.  S)ie  ©nabe  ber  ©rofjen,  bie  @unft 
ber  ©emaltigen,  bie  görberung  ber  tätigen,  bie  Neigung  ber  Sttenge, 
bie  Siebe  ber  einzelnen,  alle§  roanbelt  auf  unb  nieber,  ot)ne  bafj  mir 
e£  feftrjalten  lönnen,  fo  toenig  al§  (Sonne,  Sftonb  unb  ©terne;  unb 
bod)  finb  biefe  2)inge  nicfjt  blofje  9iaturereigniffe:  fie  entgegen  un§ 

48 


burd)  eigne  ober  frembe  <5dmlb,  burdj  Stfall  0Dcr  ©efdjid,  aber  fie 
medjfeln  unb  mir  finb  ifyrer  niemals  fidler. 

2Sa3  aber  ben  füfylenben  Jüngling  am  meiften  ängftigt,  ift  bie 
unaufhaltsame  SSieberletjr  unferer  ^eljler:  benn  mie  fbät  lernen 
mir  einfeljen,  bafj  mir,  inbetn  mir  unfere  Sugenben  au§bilben, 
unfere  gebjer  gugleicfj  mit  anbauen.  l^ene  rüfyen  auf  tljrer  äßurgel, 
unb  biefe  bergmeigen  fid)  insgeheim  ebenfo  ftarl  unb  mannigfaltig 
aU  jene  im  offenbaren  Sidjte.  SBeil  mir  nun  unfere  Sugenben  meift 
mit  2Billen  unb  SBemufjtfein  ausüben,  üon  unferen  $el)lera  aber  un* 
bemufjt  überrafdjt  merben,  fo  madjen  un3  jene  feiten  einige  greube, 
biefe  hingegen  beftänbig  -Kot  unb  Dual.  §ier  liegt  ber  fdjmerfte 
<ßunft  ber  ©elbfterfenntnte,  ber  fie  beinah  unmöglich,  madjt.  (3)icb> 
tung  unb  2ßat)rt)eit.) 
(5öotf)en  gef  eiliger  SBilbung.  1.  3n  e^net  vxttyc  ooer  meniger  rotjen 
SKaffe  entfielen  enge  Greife;  bie  $ert)ältniffe  finb  bie  intimften,  man 
bertraut  nur  bem  greunbe,  man  fingt  nur  ber  ©eliebten,  alle§  tjat  ein 
Ijäu3lid)e3  ^amilienanfetjen.  %\t  girfel  fdjliefjen  fid)  ab  nadj  au&en 
unb  muffen  e3  tun,  meil  fie  in  bem  roljen  Elemente  il)re  ©rjfteng  gu 
ficrjem  tjaben.  (Sie  galten  bat)er  auch,  mit  Vorliebe  auf  bie  ÜUhttter* 
fbrad)e.   SJian  nennt  mit  fRecr)t  biefe  (Spodje  bie  ibbllifcfje. 

2.  S)ie  engen  greife  bermeljren  fid)  unb  bebauen  fidj  gugleid) 
meiter  au§;  bie  innere  3irrufoti°K  mirb  lebhafter,  ben  fremben 
(Sbradjen  bermeigert  man  bie  (Sinmirfung  nid)t,  bie  greife  bleiben 
abgefonbert,  aber  nähern  fid)  unb  laffen  einanber  gemäfyren.  3d) 
mürbe  biefe  (Sbodje  nennen  bie  fogiale  ober  gibifdje. 

3.  (Snblidj  bermefjren  ficf)  bie  Greife  unb  bebauen  fid)  bon  innen 
immer  met)r  au§,  bergeftalt  ba%  fie  fid)  berühren  unb  ein  S8erfd)tnelgen 
borbereiten.  (Sie  begreifen,  bafj  ifyre  Söünfdje,  iljre  9tbfid)ten  bie* 
felben  finb,  aber  fie  fönnen  bie  (Sd)eibegr  engen  nictjt  auflöfen.  (Sie 
mag  einfimeilen  b,ei§en  bie  allgemeinere. 

4.  Safjfie  aber  uni  ber  feil  merbe,  bagu  gehört  ©lud  unb  ©unft, 
bereu  mir  un3  gegenmärtig  rüfymen  lönnen.  2)enn  ba  mir  jene 
©bodjen  feit  bielen  ^afyztn  treulict)  burdjgeförbert,  fo  gehört  ein 
t)öt)erer  ©influfe  bagu,  baZ  gu  bemirfen,  ma§  mir  bleute  erleben:  bie 

I  Bereinigung  aller  gebilbeten  greife,  bie  fid;  fonft  nur  berührten, 
bie  5lnerlennung  eine§  QtoedZ,  bie  Überzeugung,  mie  notmenbig 
e§  fei,  fid)  bon  ben  3uftänben  be§  augenblidlidjen  3Beltlauf§,  im  realen 
unb  ibealen  (Sinne,  gu  unterrid)ten.  (2Bob,lgemeinte  @rmiberung.) 
—  ber  2SeItgefd)id)te,  f.  2Beltgefd)id)te. 

Erbauung.  %<i)  nenne  e§  erbauen,  menn  man  gu  bem,  ma§  man  für  ba§ 
8fted)tc  l)ält,  bie  SBeftätigung  unb  bie  Belege  finbet.  (b.  SKüßcr.  1827.) 

<»oett)e.£ejt!on.  4 

49 


fctbe  ttnb  «efifc.  3Sq§  bu  ererbt  bon  beinen  Tätern  l)aft, 

erroirb  e§,  um  e3  p  befreit,   (gauft  I.) 
erbffinbe,  (Stötttgettb,  f.  Pietät. 

erfo^rung.  ©rfafjrung  bleibt  bie  befte  38ünfd)elrute.  (<Stotternf)eimer 
(Saline.) 

—  3Ber  ficr)  mit  reiner  @rfat)rung  begnügt  unb  barnad)  t)anbelt,  ber  tjat 
2ßat)re§  genug.  3)a§  rjeranroadjfenbe  ®inb  ift  roeife  in  biefem  (Sinne. 
(SKajimen  unb  Reflexionen.) 

(Stiftung  unb  Sljeorie.  ©rfatyrung  lann  fiel)  in§  Unenblid)e  erweitern, 
Sttjeorie  nidjt  in  eben  bem  ©inne  reinigen  unb  bolttommener  roerben. 
Sener  fterjt  baZ  Uniberfum  nacfj  allen  Richtungen  offen;  biefe  bleibt 
innerhalb  ber  ©renge  ber  menfct)lict)en  gät)igfeiten  eingefctjloffen.  %e& 
f)dlb  muffen  alle  $orfteltung§arten  roieberterjren  unb  ber  rounberlidie 
%all  tritt  ein,  bafj  bei  erweiterter  ©rfatyrung  eine  bornierte  £t)eorie 
roieber  ©unft  erroerben  fann.   (Sftarjmen  unb  Reflexionen.) 

(Stfatyrung,  Sßtf  Jen,  Renten,  ©infidjt.  28er  bem  ©ange  einer  b, öderen  (£r* 
tenntni§  unb  ©infidjt  getreulich  folgt,  roirb  ju  bemerken  fj aben,  bafj  ®rf at)* 
rung  unb  SBiffen  fortfdjreiten  unb  ficfi,  bereitem  fönnen,  bafj  jeboct)  baZ 
Renten  unb  bie  eigentliche  (Sinficrjt  teine§roeg§  in  gleichem  Sftafje  boll* 
rommener  roirb,  unb  §roar  au§  ber  gan§  natürlichen  Urfacfye,  roeit  ba§ 
SSiffen  unenblid)  unb  jebem  neugierig  Umwerft  et)  enben  gugängüct),  ba$ 
Überlegen,  beulen  unb  Sßerfnübfen  aber  innerhalb  eine§  geroiffen 
freife§  ber  menfcpdjen  ^ä^igteiten  eingefd)loffen  ift;  bergeftalt,  bafj 
ba$  ©rlennen  ber  borliegenben  SBeltgegenftänbe,  bom  ^irjtem  bi§ 
§um  tleinften  lebenbigen  Sebebuntt,  immer  beutlidjer  unb  au§für)r= 
lieber  roerben  tann,  bie  roatrce  (Sinfict)t  in  bie  Statur  biefer  ®inge  je* 
boct)  in  firf)  felbft  getjinbert  ift,  unb  biefe§  in  bem  ©rabe,  bafj  nict)t  allein 
bie  ^nbioibuen,  fonbern  gan§e  $at)rt)unberte  bom  Qrrtum  gur  Sßafjr* 
t)eit,  bon  ber  2Bat)rt)eit  jum  ^rrtum  ftdt)  in  einem  ftetigen  greife  be* 
roegen.   (Slnnalen.   1804.) 

erfo^rung  unb  §bee,  f.  8-  u.  ©. 

Chrfinben.  S)a§  ©rfinben  au§  ber  Suft  roar  nie  meine  ©adje;  ict)  t)abe  bie 
SBelt  ftet§  für  genialer  gehalten  al§  mein  ©enie.  (3u  §.  Saube.  1809.) 

—  (Sntbeden.  5llte§,  roa§  roir  erfinben,  entbecfen  im  Ijörjeren  (Sinne 
nennen,  ift  bie  bebeutenbe  5lu§übung,  Betätigung  eine§  originalen 
2Baf)rrjeit§gefüt)le3,  ba§>,  im  füllen  längft  au§gebitbet,  imberfet)en§  mit 
331i|e§f(tjnelle  §u  einer  fruchtbaren  ©rlenntniS  füt>xt.  ©§  ift  eine  auZ 
bem  $nnern  am  $ufjern  fiel)  enttoicfelnbe  Offenbarung,  bie  ben 
ÜDtenfctjen  feine  ©ottäfynücfjtett  boratmen  läfjt.  6§  ift  eine  (Srmtt)efe  bon 
SBelt  unb  ©eift,  roetcfje  bon  ber  eroigen  Harmonie  be§  3)afein3  bie  feligfte 
SBerfictjerung  gibt.   (üötajimen  unb  Reflexionen.) 

50 


fcrf olg.  2Ba§  aber  ben  trauten  Erfolg  betrifft,  gegen  ben  bin  idj  im  minbeften 
gleichgültig;  bielmefjr  ift  ber  ©laube  an  benfelben  immer  mein  Seit* 
fiern  bei  allen  meinen  arbeiten,  liefen  erfolg  nun  früher  unb  boll« 
ftänbiger  §u  erfahren,  toirb  mit  ben  S^ten  immer  toünfcb,en3h>erter, 
wo  man  nicfjt  mef)r  bief  ©tunben  in  ©leicfjgültigfeit  gegen  ben  Singen* 
blief  aufbringen  unb  auf  bie  Sufunft  gu  hoffen  f)at.  (9ln  9fod)li|.  1812.) 

fcrTjabene§.  $a§  erhabene  gibt  ber  Seele  bie  fdjone  SRul^e,  fie  wirb  gang 
babureb,  ausgefüllt,  füfjlt  fief)  fo  grofj  al§  fie  fein  fann  unb  gibt  ein  reines 
©efüfjl,  wenn  e§  bi§  gegen  ben  SRanb  fteigt  olme  überzulaufen.  (Sin 
grau  b.  ©tein.) 

—  SBie  baä  Ertjabene  bon  Dämmerung  unb  9laä)t,  tuo  fieb,  bie  ®e* 
ftalten  bereinigen,  gar  leidjt  erzeugt  wirb,  fo  toirb  e§  bagegen  bom 
Sage  berfcfjeucrjt,  ber  atle§  fonbert  unb  trennt,  unb  fo  mufj  e§  audj 
burd)  febe  toactjfenbe  SBilbung  bernidjtet  tuerben,  trenn  e§  nidjt  glücf= 
lief)  genug  ift,  fieb,  gu  bem  Schönen  gu  flüchten  unb  fieb,  innig  mit  itjm 
%u  bereinigen,  tuobureb,  benn  beibe  gleicb,  unfterblicb,  unb  unbertoüfUicfj 
finb.   ($>icf)tung  unb  SSafjrtjeit.) 

er^ebttng  unb  «ejdjränfttyeit  be§  Snbtbibuum§,  f.  ©cfjönfyeit. 

(*rf)öb,en,  f.  erniebrigen  unb  erbten. 

erimterung,  ed)te  @eljnfudjt.  8$  ftatuiere  feine  Erinnerung  in  Eurem 
©inne,  btö  ift  nur  eine  unbeholfene  2lrt,  fidt)  au^ubrücfen.  2ßa§  un§ 
irgenb  ©rofje§,  ©cfjöneg,  SBebeutenbeS  begegnet,  mufj  nid)t  erft  bon 
aufjen  f>er  tfieber  erinnert,  gleidjfam  ergänzt  werben,  e§  mufj  fid)  biel* 
mef)r  gleicb,  bon  Anfang  Ijer  in  unfer  3nnere§  bertueben,  mit  ü)tn  ein§ 
werben,  ein  neue§  beffere§  %ü)  in  un§  erzeugen  unb  fo  ewig  bilbenb 
in  un§  fortleben  unb  fd)affen.  E§  gibt  fein  Vergangenes,  btö  man 
§urücffeb,nen  bürfte,  e§  gibt  nur  ein  etoig  9ceue§,  baZ  fidj  au§  ben  er* 
»eiterten  Elementen  be§  Vergangenen  geftaltet,  unb  bie  ecfjte©efmfudjt 
mufj  ftet§  brobuftib  fein,  einneue§  S5effere§  erraffen,  (b.  9)cüller.  1823.) 

gttenne  btdj  felbft,  f.  ©elbfterfenntni§. 

erlernten. 

^a,  tvaZ  man  fo  erfennen  fyeifjt! 

2Ber  barf  ba§  SHnb  beim  regten  tarnen  nennen? 

$)ie  wenigen,  bie  toaZ  babon  erfannt, 

bie  töricht  g'nug  il)r  bolle§  §er§  nicfjt  wahrten, 

bem  ^Söbel  iljr  ©efüf)l,  if>r  ©cfjauen  offenbarten, 

b,at  man  bon  je  gefreugigt  unb  berbrannt.    (gauft  I.) 

er!enntnt§.  E§  ift  unglaublich,  fa  manchmal  fomifd),  wo  man  in  feinem 
Seben  allenthalben  f)ingetaftet  fjat,  wobureb,  man  enblicf)  fo  weit  fommt 
$u  njiffen,  too  bie  ßciume  Rängen,  wenn  man  nicfjt  meb,r  reiten  mag. 
(2ln  S3oifferee.    1816.) 

4* 

51 


(irfcmttniötf)cortc. 

„2Bie  t)oft  bu'3  benn  fo  meit  gebraut? 

(Sie  jagen,  bu  tjabeft  e§  gut  botlbracfjt !"  — 

Sflein  finb,  id)  t)ab  e§  Itug  gemalt: 

icr)  Ijabe  nie  über  bo§  ®en!en  gebaut.    (8<rf)tne  Genien.) 

(Srlaubmö.  ©3  föirb  einem  nicfjtS  erlaubt,  man  mufj  e§  nur  fict)  felber  er* 
tauben;  bann  taffen  fidj'gbie  anbeut  gefallen  ober  nidjt.  (Ziemer.  1811.) 

(Sri  aitfct  ift  .  .  .,  f.  ©otbne  Bett. 

Grieben.  2Ba§  man  aber  nidtjt  ^meinta!  erleben  !ann,  mufj  mot)l  fo  gut 
al§  möglid)  au§  bem  (Stegreif  burdjgetebt  merben.  (Sin  gelter.  1827.) 

©rfefcteS,  f.  Beben. 

förlbjuua,.  SReingemafcfjen  in  ßamme§btut, 

bie  *pt)rafe  fanb  ict)  niemals  gut.   (©ebidjte,  -Kadjtaf}.) 

ßrmaljmtngctt.  SBie  bertjafct  mir  biefe  Ermahnungen  finb,  fie  machen  nur 
irre,  fie  Reifen  nidjt§.  llnb  loenn  id)  ein  Sftadjtmanbter  märe  unb  auf 
bem  gefährlichen  ©ipfet  eine§  §aufe§  fpa^ierte,  ift  e§  freunbfcfjaftlidt), 
midj  beim  tarnen  §u  rufen  unb  midj  $u  marnen,  p  meden  unb  ju 
töten?  Safjt  jeben  feines  *ßfabe§  geljn,  er  mag  fid)  maljren.  (ßgmont.) 

erniebrigett  unb  enjöljen.  (B  ift  leine  fünft,  eine  ©öttin  pr  §eje,  eine 
Jungfrau  $ur  §ure  p  madjen;  aber  pr  umgelegten  Operation: 
Sßürbe  p  geben  bem  SSerfcfjmäljten,  münfd)en§mert  p  machen  ba§  $er* 
morfene,  ha^u  gehört  entmeber  fünft  ober  (£t)aralter.  (barmten  unb 
Sfteflerjonen.) 

©ruft,  ber  tjeilige.  S)er  Srnft,  ber  ^eilige,  madjt  allein  ba3  ßeben  pr 
emigleit.    (SBiujelm  9fleifter§  Set>rjat)re.) 

Grote,  f.  fäen  u.  ernten. 

©tftaunen,  Urptyrntotnen.  2)a§  §öd)fte,  mop  ber  9ttenfd)  gelangen  fann, 
ift  baZ  (Srftaunen,  unb  menn  ifjn  ba§  Urpfyänomen  in  ©rftaunen  fefct, 
fo  fei  er  pfrieben;  ein  §öf)ere§  lann  e§  it)tn  nidjt  gemäßen,  unb  ein 
Weiteres  foll  er  nidjt  baljinter  fudjen:  tjier  ift  bie  ©renje.  Slber  ben 
Sftenf djen  ift  ber  Slnblid  eines  UrpljänomenS  geroöt)nlidt)  nod)  nidjt  genug, 
fie  benlen,  e§  muffe  nodj  meiter  geljen,  unb  fie  finb  ben  f  inbern  ätjnlidj, 
bie,  menn  fie  in  einen  (Spiegel  gegudt,  iljn  fogteidj  ummenben,  um 
p  feljen,  mag  auf  ber  anbern  (Seite  ift.  ((Sdermann.  1829.) 

(Stfte,  ber.  2)ie  £oren,  bie  nidjt  feljen,  bafj  e§  eigetttlidt)  auf  ben  Sßlafy  gar 
nidjt  anlommt,  unb  bajj  ber,  ber  ben  erften  Ijat,  fo  fetten  bie  erfte  $olle 
fpielt.  SBie  mandjer  fönig  mirb  burd)  feinen  Sflinifter,  mie  mancher 
3flinifter  öon  feinem  (Selretär  regiert?  Unb  mer  ift  benn  ber  ©rfte? 
©er,  bünlt  midj,  ber  bie  anberen  überfielt,  unb  fo  biet  ($ematt  ober  Sift 
Ijat,  iljre  f  räfte  unb  Seibenfdjaften  pr  9lu§füljrung  feiner  plane  an* 
pfpannen.   (SBertljer.) 

52 


brroerbcn,  genießen,  bejinen. 

2Ber  frül)  erwirbt,  lernt  frülj  ben  ljoljen  SBert 

ber  l)olben  ©üter  biefe§  £eben§  fdjäfjen; 

tuet  früb,  geniefjt,  entbehrt  in  feinem  Seben 

mit  SBillen  nid)t,  toa3  er  einmal  befafj; 

unb  wer  befifct,  ber  mufj  gerüftet  fein.   (£affo.) 
terste^ung.  Sie  (Srsieljung  ift  nid)t§  anbereg,  afö  bie  Äunft  §u  lehren,  roie 
man  über  eingebilbete  ober  bocg  leidet  befiegbare  ©cJjhnerigfeiten 
l)inau§fommt.   (ü.  Füller.   1819.) 

—  ©owoljt  bei  ber  ©rgie^ung  ber  Äinber  al§  bei  ber  Seitung  ber  Golfer 
ijt  nicfjtS  ungefdjidter  unb  barbarifdjer  al3  Verbote,  al§  berbietenbe 
©efefce  unb  5Inorbnungen.  2)er  Sftenfdj)  ift  üon  Jpaufe  au§  tätig,  unb 
wenn  man  iljm  $u  gebieten  üerfteljt,  fo  fäljrt  er  gleidj  baljinter  ^er^ 
tjanbelt  unb  richtet  au§.  ^ct)  für  meine  ^erfon  möcrjte  lieber  in  meinem 
Greife  geiler  unb  ©ebrecfyen  fo  lange  bulben,  al§  bafj  idj  ben  geiler 
lo3  würbe  unb  nidjtS  $Redt)te3  an  feiner  (Stelle  fafye.  S)er  •üienfdj  tut 
reetjt  gern  \)tö  ©ute,  baZ  gwecfmäfjige,  wenn  er  nur  baju  fommen 
fann;  er  tut  e3,  bamit  er  toa§  gu  tun  t)at,  unb  finnt  barüber  nidjt  weiter 
nad)  al3  über  alberne  ©treidle,  bie  er  au§  9ftü|iggang  unb  ßangerweile 
oomimmt.     (SSaljlüerwanbtfcrjaften.) 

—  @§  ift  möglidE),  bafc  man  burdj  £abet  unb  ©cfjelien,  burdj  SRoralifieren 
unb  Sßrebigen,  burd)  SBamung  üor  üblen  folgen,  burdj  Srobung  üon 
Strafen  manchen  9ftenfcr)en  bom  S3öfen  abhält,  ja  auf  einen  guten  SBeg 
bringt;  aber  eine  weit  t)öb,ere  Kultur  wirb  bei  Äinbem  unb  Srwadjfenen 
eingeleitet,  wenn  man  nur  bewirten  fann,  bafy  fie  über  fidj  felbft  reflef* 
tieren.  Unb  woburcr)  !ann  biefe§  eb,er  gefdjeljen  al§  burcr)  eine  Weitere 
Sarftellung  be§  %efytx§,  bie  ifm  nierjt  f  djüt,  aber  il)m  aucr)  nicr)t  f  cfjmeicfcjelt, 
bie  Weber  übertreibt  nodj  üerringert,  fonbern  btö  Sftatürlicrje,  ßeiben* 
fdfyaftlicrje,  £abetn§werte  irgenbeine§  £>ange§  flar  auffteüt,  fo  bafj  ber* 
jenige,  ber  ficr)  getroffen  fub.lt,  läcrjeln  mufj  unb  in  biefem  £äcfc)eln 
frfjon  gebeffert  ift,  wie  einer,  ber  üor  einen  gellen  ©üiegel  tritt,  etwa§ 
UngefcbicflicfjeS  an  feiner  Reibung  al§balb  precfjtrücft?  (Über  ©rübefö 
©ebte^te  in  Nürnberger  SJhinbart.) 

—  S)ie  6rfenntni3  wäcbjt  in  jebem  ÜÜftenfdjen  nadt)  ©raben,  bie  ein  Seljrer 
n>eber  übertreiben  foll  nodj  lann;  unb  ben  ljielt'  idj  für  t>tn  gefdjicfteften 
©ärtner,  ber  für  jebe  ©üocfje  jeber  ^flan^e  bie  erforberlidje  SBartung 
üerftünbe.     ($wo  biblifdje  fragen.) 

6ine  allgemeine  Söemerfung  fteljt  ljier  an  ber  redeten  ©teile,  bafj  näm» 
lidj  bei  bem  Smüorwadjfen  ber  Sftnber  au§  ben  gefitteten  ©täuben 
ein  feljr  großer  SBiberfürudb.  §um  S5orfcl)ein  !ommt,  idb,  meine  ben, 
ba%  fie  üon  ©Item  unb  Selbem  angemalmt  unb  angeleitet  toerben, 

53 


jtd)  mäfjig,  berftänbig,  ja  bernünftig  ju  betragen,  niemanben  au3  2Jhit* 
mitten  ober  Übermut  ein  Seibä  5u§ufügen  unb  alle  getjäffigen  Regungen, 
bie  fidj  an  ümen  entmicfem  möchten,  $u  unterbrücfen;  bafj  nun  aber 
im  Gegenteil,  mätyrenb  bie  jungen  ©efdjöbfe  mit  einer  folgen  Übung 
befcfjäftigt  finb,  fie  bon  anbern  btö  §u  leiben  rjaben,  ma§  an  ilmen 
gefällten  mirb  unb  t)ödt)tidt)  berbönt  ift.  2)aburd)  lommen  bie  armen 
SBefen  ämifdjen  bem  ^aturpftanbe  unb  bem  ber  ßibiufation  gar  er- 
bärmlich in  bie  SHemme  unb  merben,  je  nacfybem  bie  Cnjaraftere  finb, 
entmeber  tütfiftf),  ober  gemaltfam  aufbraufenb,  menn  fie  eine  3eitlang 
an  fid)  gehalten  tjaben.  (&icr)tung  unb  SBatjrtjeit.) 
©rjteljung.  SJian  ergieße  bie  tnaben  ju  Wienern  unb  bie  SJiäbd^en  ju 
Hftüttern,  fo  toirb  eg  überall  motjt  ftelm.   (3Gßat)toermanbtfdjaften.) 

—  2Kan  lönnt'  erlogene  Einber  gebären, 

menn  bie  ©Item  erlogen  mären.   (Bafyme  Xenien.) 

—  SBenn  ®inbe§blid  begierig  fdjaut, 
er  finbet  be§  SSater§  §au3  gebaut; 
unb  menn  ba§  Dfyr  ficfr  erft  bertraut, 
iljm  tönt  ber  SKutterf brache  Saut; 
getoarjrt  er  bie§  unb  jene§  nafy, 
man  fabelt  üjm,  ma§  fern  gefdjafj, 
umfittigt  it)n,  mäcp  er  Ijeran, 

er  finbet  eben  atte§  getan. 

Hflan  rüfjmt  ü)m  bie§,  man  breift  ifym  ba§: 

er  märe  gar  gern  audj  etma§; 

wie  er  fott  mirfen,  fdjaffen,  lieben, 

ba$  ftefyt  ja  atte§  fdjon  gefcfyrieben, 

unb,  ma§  nodj)  fdjftmmer  ift,  gebrudt. 

3)a  ftefyt  ber  junge  SKenfdt)  berbudt, 

unb  enbücr)  mirb  iljm  offenbar: 

6r  fei  nur,  ma§  ein  anbrer  mar.   (gafyme  Xenien.) 

—  f.  gäljigfeiteu,  angeborne,  aud)  SHnber. 
(Stjieljer,  f.  Säumer. 

erjie^ung  unb  ttntetridjt.  (Sin  Sefyrer,  ber  ba§  ®efüf)l  an  einer  einigen 
guten  £at,  an  einem  einigen  guten  ©ebidjt  ermeden  fann,  teiftet  mefyr 
atö  einer,  ber  un§  gange  9*eif)en  untergeorbneter  Sßaturbitbungen  ber 
©eftalt  unb  bem  tarnen  nad)  überliefert:  benn  btö  gange  Sftefultat  ba= 
bon  ift,  ma§  mir  oJmebie§  miffen  fönnen,  bafj  baä  attenfdjengebilb  am 
boraügttcfjften  unb  eingigften  baZ  ®teidmi§  ber  ©ott^eit  an  fid)  trägt. 
(SBarjtbermanbtf  haften.) 

«fei  unb  m%,  f.  3ft.  u.  & 

©tot  ber  «ßatut,  f.  Statut,  it>r  ©tat. 

54 


(SöangeUen.  2Kag  bie  geiftige  Kultur  nur  immer  fortfdjreiten,  mögen  bie 
*ßaturmiffenfdjaften  in  immer  breiterer  9lu§betjnung  unb  Xiefe 
madjfen,  unb  ber  menfegticrje  ©eift  fidj  ermeitern,  mie  er  miß:  über 
bie  £of)eit  unb  [ittüdje  Sultur  be§  (Styriftentumä,  mie  e§  in  ben  ©oai> 
gelien  fdjimmert  unb  leuchtet,  mirb  er  nidt)t  f)inau£fommen.  (6cfer= 
mann.    1832.) 

—  SSom  £>immel  fteigenb  SefuS  bracht' 
be3  6üangelium§  ewige  (Sdgrift, 

ben  Jüngern  ^  er  f*e  ^ag  unb  3^act)t: 
ein  götttidj  SBort,  e3  mirft  unb  trifft, 
ör  ftieg  gurürf,  nafjm'S  mieber  mit; 
fie  aber  f)atten'§  gut  gefüllt, 
unb  feber  fdjrieb,  fo  (Stritt  für  (Schritt, 
mie  er'ä  in  feinem  (Sinn  behielt, 
oerfcfneben.   6§  t)at  nid)t§  §u  bebeuten: 
fie  fjatten  nicfjt  gleiche  gafyigfeiten; 
botf)  bamit  fönnen  ficf)  bie  Triften 
bi§  ju  bem  jüngften  Sage  friften.   (SSeftöftlidjer  $>iüan.) 
(Stoige*  Seben.   3Sir  motten  einanber  nidjt  auf§  emige  Seben  öertröften! 
§ier  nodj  muffen  mir  gtücflicf)  fein.  (9In  5tugufte  bon  «Stoflberg.  1775.) 

—  f.  and)  ^ortbauer,  llnfterbücrjfeit. 

(sriftenj,  innere.  28a§  nidjt  eine  mafyre  ©rjftenj  b,at,  tjat  lein  Seben  unb 
fonn  nidgt  groß  fein  unb  mögt  grofj  merben.  (^talienifdje  Sfteife.) 

—  Unfer  ganzes  Äunftftücf  befterjt  barin,  baß  mir  unfere  ©jifienj  auf* 
geben,  um  $u  ejiftieren.  (SDiajimen  unb  SReflerjonen.) 

—  Unb  fo  lang  bu  ba3  nidt)t  tjaft, 
biefe»  (Stirb  unb  SSerbe! 

bift  bu  nur  ein  trüber  ©oft 

auf  ber  trüben  (Srbe.   (SBeftöftucfcjer  S)ioan.) 

Jvätjigfeiten,  angeborne.  SBenn  man  e3  genau  betrautet,  fo  mirb  jebe, 
audj  nur  bie  geringfte  gäfjigfeit  un§  angeboren,  unb  e3  gibt  feine  un= 
beftimmte  gäf)igfeit.  -iftur  unfere  jmeibeutige,  ^erftreute  ©rgietjung 
madjt  bie  Sötenfdjen  ungemifj,  fie  erregt  SBünfcge,  ftatt  triebe  ju  be= 
leben  unb  anftatt  ben  mirfüdjen  Anlagen  aufhelfen,  richtet  fie  ba§ 
(Streben  narf)  ©egenftänben,  bie  fo  oft  mit  ber  9Jatur,  bie  fictj  nadj  itjnen 
bemüht,  nidgt  übereinftimmen.  Sin  Äinb,  ein  junger  SJienfdj,  bie  auf 
ü)rem  eigenen  SSege  irre  getjen,  finb  mir  lieber  al§  manche,  bie  auf 
fremben  SBege  rect)t  manbeln.  ginben  jene,  entmeber  burdj  fidt)  fetbft 
ober  burcfj  Anleitung,  ben  redeten  2Beg,  ba§  ift  ber,  ber  ifjrer  Sßatut 
gemäß  ift,  fo  merben  fie  itm  nie  bertaffen,  anftatt  bafj  biefe  jeben  9(ugen= 

55 


Mief  in  ©efo^r  finb,  ein  frembeS  ^od)  abschütteln  unb  fid)  einer  un* 
bebingten  greifyeit  §u  übergeben.  (SBiltjelm  2ßeifterS  £et)rjal)re.) 

gäljiöfeüen.  2Bir  bringen  wot)l  gäfjigfeiten  mit,  aber  unfere  (Sntwidlung 
berbanfen  mir  taufenb  einwirfungen  einer  großen  Sßett,  aus  ber  mir 
uns  aneignen,  was  mir  !önnen  nnb  was  uns  gemäfj  ift.  Sie  §aubtfad)e 
ift,  bafj  man  eine  ©eete  fjabe,  bie  baS  Sßafjre  liebt  nnb  bie  es  aufnimmt, 
wo  fie  eS  finbet.    (3u  ©dermann.   1828.) 

galfdjeS  ette&en.  SHe  Anfänge  SBityelm  2JteifterS  Ratten  lange  geruht. 
(Sie  entsprangen  aus  einem  bunfeln  Vorgefühl  ber  großen  SBafjrtjeit, 
bafj  ber  äftenfd)  oft  etwas  berfudjen  mödjte,  mop  itjm  Anlage  üon  ber 
Sftatur  üerfagt  ift,  unternehmen  unb  ausüben  möchte,  mop  ifjm  $ertig= 
feit  nid)t  werben  fann;  ein  inneres  ®efüf)l  warnt  iljn,  ab^ufter^en,  er 
!ann  aber  mit  fid)  nidjt  inS  llare  !ommen  unb  wirb  auf  falfd)em  SBege 
ju  falfdjem  fttvedt  getrieben,  ol)ne  ba%  er  weife,  wie  eS  jugeijt.  §ieju 
fann  alles  geregnet  werben,  was  man  falfdje  Senbeng,  SilettantiS* 
muS  ufw.  genannt  tjat.  @ef)t  iljm  hierüber  bon  ßeit  §u  $eit  ein  r)albe§ 
Äidjt  auf,  fo  entfielt  ein  ©efüljl,  baS  an  Verzweiflung  grenzt,  unb  bod) 
läfjt  er  fidj  wieber  gelegentlich  bon  ber  SBelte,  nur  f)alb  wiberftrebenb, 
fortreiten,  ©ar  biele  bergeuben  lneburdj  ben  fd)önften£eil  iljreS  SebenS 
unb  berfallen  julc|t  in  wunberfamen  £rübfinn.  Unb  bod)  ift  eS  mög* 
lief»,  ba%  alle  bie  falfdjen  (Stritte  §u  einem  unfehlbaren  ©uten  Jjin* 
führen:  eine  Sttfmung,  bie  fid)  im  Sßiftjelm  Stteifter  immer  mer)r  ent- 
faltet, aufflärt  unb  beftätigt,  ja  fid)  ple|t  mit  flaren  2Borten  auSfbrid)t: 
„2)u  tommft  mir  bor  wie  ©aul,  ber  ©oljn  fiS,  ber  ausging,  feines  SßaterS 
efelinnen  §u  fudjen,  unb  ein  ^önigreid)  fanb."    (Slnnalen.    1786.) 

$alfdje§  unb  SBal|te§,  f.  2S.  u.  $.,  SSafjreS  u.  SBlenbmerf. 

geringer  Slbglanj,  f.  £eben. 

geljter.  ÜIßeine  Seljre  ift  bon  jet)er  biefe,  $et)ler  tann  man  begeben,  wie  man 
mill,  nur  baue  man  fie  nidjt  auf.  ®ein  93eid)tbater  !ann  bon  folgen 
SBaufünben  jemals  abfolbieren.   (b.  Füller.    1827.) 

—  9flan  foll  bon  eignen  unb  fremben  $el)Iern  niemals,  am  wenigften 
öffentlich)  reben,  wenn  man  nidjt  baburd)  etwas  9WipdjeS  gu  bewirten 
benft.   (£>id)tung  unb  S55ar)rt)eit.) 

—  Übertäubt  follte  man  in  mandjen  fittlidjen  SöilbungSfällen  bie  hänget 
nidjt  p  fd)Wer  nehmen  unb  fid)  nidjt  nadj  allgu  ernften,  weitliegenben 
SRitteln  umfetjen,  ba  fid)  gewiffe  gefyler  feljr  leidet,  ja  fbielenb  abtun 
laffen.   (3)id)tung  unb  Söaljrljeit.) 

—  geiler  ber  ^ugenb  finb  erträglid),  benn  man  betrachtet  fie  als  Übergänge, 
als  bie  ©äure  einer  unreifen  grudjt;  am  Sllter  bringen  fie  §ur  SSer= 
^weiflung.   (31nnalen  $aralibomena.) 

—  3)aS  ift  ein  £aubtfel)ler  gebilbeter  9ttenfd)en,  bafj  fie  alles  an  eine  ^bee, 

56 


wenig  ober  nid)t§  an  einen  ©egenftanb  roenben  mögen.    (SBifijelm 

2J<eifter3  Sefjrjatrre.) _ 

geltet  f.  moralifcfye  ©oocrjen,  ßrgierjung. 

—  eigener,  f.  Unglücf. 

geiler  unb  Sugenb,  f.  %.  u.  g. 

&eietltd)f  eiten  $um  anfange.  9ftan  barf  leinen  ßuftanb,  ber  länger  bauern, 
ja,  ber  eigentlich,  ein  SBeruf,  eine  2eben3roeü)e  roerben  foll,  mit  einer 
£feierlirf)feit  anfangen.  ÜDcan  feiere  nur,  roa§  glücflitf)  boltenbet  ift. 
5llle  3eremtmten  3um  anfange  erfdjöbfen  Suft  unb  Gräfte,  bie  ba$ 
Streben  Kjerborbringen  unb  bei  einer  fortgefe|ten9Jcür)e  beifterjen  foüen. 
Unter  allen  geften  ift  ba§  JporfföeitSfeft  i>a§  unfd)idlid)fte;  feines  follte 
merjr  in  ©rille,  S)emut  unb  Hoffnung  begangen  roerben,  al§  biefeS. 
(SBiHjelm  2Jceifter§  £eljrjafjre.) 

geilen  unb  Seffern,  f.  S3.  u.  %. 

iveinb.  9färf)t  gröfjem  Vorteil  roüfjt'  itf)  gu  nennen, 

2113  be§  geinbeS  SSerbienft  erlennen.   (Sbrid^roörtlirf).) 

—  Slufmerffam  rjab  irf)  üon  je^er  gefugt,  aurf)  au§  bem  ^einbfeligen  felbft 
bebeutenben  Vorteil  gu  gießen,  benn  baburrf)  lernt  irf)  ja  eben  erft 
Sftenfrfjen  unb  SBelt  fennen,  inbem  icf)  einferjen  lernte,  roie  unb  roarum 
fic  fidE)  mir  entgegenftellten:  mit  SRecrjt  ober  Unrecht,  mit  Überzeugung 
ober  9JHf$roollen,  fjeimticrj  ober  öffentlich,  tücfifdt)  ober  geroaltfam. 
(Sin  $ott)o.  1830.) 

—  Summljeit,  feinen  geinb  bor  bem  £obe,  unb  Sfäeberträcfjtigfeit,  nad) 
bem  (Siege  gu  üerfleinern.  (SDtojimen  unb  ^Reflexionen.) 

—  f.  aurf)  SBiberfadjer. 

2Ba§  Ilagft  bu  über  geinbe? 
Sollten  foIdt)c  je  roerben  §reunoe/ 
benen  ta§  SBefen,  roie  bu  bift, 

im  füllen  ein  eroiger  Sßorrourf  ift?      (Sßeftöftlidjer  Sibän.) 
geinb  unb  §reunb,  f.  fjf.  u.  %. 

gferotoitfung,  fittlidje.  (53  ift  gefätjrtirf),  in  bie  gfente  fittlidt)  §u  roirfen. 
Sbridjt  man  mit  einem  greunb,  fo  füljlt  man  feine  Sage  unb  mitbert 
bie  SBorte  narf)  bem  Slugenblicf.  ©ntfernt  fbridjt  man  tridjt  redjt  ober 
trifft  nid)t  §ur  redjten  3eü-   (3U  Deuter.   1803.) 

—  f.  Entfernung  bon  ^reunben. 

fertige  unb  SSerbenbe,  SSer  fertig  ift,  bem  ift  nidjtö  redjt  gu  machen; 

ein  SBerbenber  roirb  immer  banfbar  fein!   föauft,  SSorfbiel.) 
gefte  ®efinnung,  f.  ©efinnung. 
gejte  fünfte,  ^dj  ljalte  mir  in  hen  Singen,  bie  mid)  intereffieren,  lichte 

fünfte  unb  lidrte  SJcenfdjen  feft,  baZ  übrige  mag  quirlen  roie  e§  roill 

unb  fann.   (9ln  6.  %.  b.  $einl)arb.   1813.) 

57 


gittioncn  bei  ®tmft,  f.  tunft  u.  tritif. 

fliegen.  S5Bir  füllen  aud)  bie  9H)mmgen  förberlicrjer  Anlagen,  auf  beren 
Qmtwicflung  Wir  in  biefem  Seben  SSetjidjt  tun  muffen:  fo  ift  e§  ganz  ge= 
wifj  mit  bem  fliegen,  ©o  wie  miefj  fonft  bie  SBolfen  fdjon  reisten,  mit 
ifjnen  fort  in  frembe  Sänber  §u  gießen,  wenn  fie  l)od)  über  meinem 
Raupte  wegzogen,  fo  fiel)'  id)  jefct  oft  in  ©efafyr,  bafj  fie  mid)  bon  einer 
§elfenfbi&e  mitnehmen,  wenn  fie  an  mir  borbeiziefjen.  2ßeld)e  Söegierbe 
füljl  idj,  midi)  in  ben  unenbli<f)en  ßuftraum  zu  ftürzen,  über  ben  flauer* 
liefen  3lbgrünben  zu  fcfyweben  unb  mid)  auf  einen  unzugänglichen  Reifen 
niebergulaffen.  9Jcit  weldjem  Verlangen  ^ol  id)  tiefer  unb  tiefer  Sltem, 
wenn  ber  Stbler  in  bunfler  blauer  £iefe,  unter  mir,  über  Reifen  unfc 
SBälbern  fdjwebt  unb  in  ©efellfdjaft  eine§  SßeibdjenS  um  ben  ©ibfel, 
bem  er  feinen  §orft  unb  feine  jungen  anoertraut  fyat,  grofje  Greife 
in  fanfter  @intrad)t  jie^t.  ©oll  id)  benn  immer  nur  bie  Jpölje  er* 
frieerjen,  am  fjödjften  Reifen  wie  am  niebrigften  93oben  Heben,  unb 
wenn  icf)  muffelig  mein  $iel  erreicht  b,ahe,  mid)  ängftlid)  aufjammern, 
oor  ber  9ftüdtef)r  fdjaubern  unb  oor  bem  f^atle  gittern?  (Briefe  au§ 
ber  <Sd)roei§.) 

$olge,  f.  ©eroalt  u.  $olge. 

folgen,  ^n  irbifdjen  Singen  ift  alle§  folgenreich,  aber  burd)  ©brünge. 
©laubt  man,  irgenbein  ©inbrud  fei  berloren,  fo  tritt  bie  Sßirlung  ba 
ober  bort  rjerbor.  SBielleidjt  bernefjmen  mir  e§  nid)t,  ober  e3  gibt  un§ 
aud)  woljl  leine  Blieben!)  eit,  weil  e§  nidjt  in  unferm  «Sinne,  nid)t 
naö^  unfern  $bfid)ten  fid)  äußert.  (9tn  ©raf  SSrüljt.  1831.) 

gfotbero.  -Kiemanb  fiefjt  erbärmlich  au§,  ber  fid)  einiges  9ted)t  fütjlt, 
forbern  p  bürfen.   (SBafjlberwanbtfcrjaften.) 

—  3)em,  ber  biel  erlangen  lann,  geziemt  biet  §u  forbern.  ($>er  ©ammler 
unb  bie  ©einigen.) 

Sörberunö  in  bet  asiffenfdjaft,  f.  Söiffenfdjaft. 

$orftf)er.  $eber  gorfdjer  mu^  fid)  burdjauS  anferjen  als  einer,  ber  §u 
einer  $urt)  berufen  ift.  ©r  t)at  nur  barauf  zu  achten,  inwiefern  ber 
Vortrag  boltftänbig  fei  unb  burd)  flare  Belege  auSeinanbergefefjt. 
@r  fafjt  t)iemadj  feine  Überzeugung  zufammen  unb  gibt  feine  ©timme, 
e§  fei  nun,  bafj  feine  Meinung  mit  ber  be§  Referenten  übereintreffe 
ober  Tttctjt. 

2)abei  bleibt  er  eben  fo  beruhigt,  wenn  it)m  bie  Majorität  beiftimmt, 
al§  roenn  er  fidj  in  ber  Minorität  befinbet;  benn  er  ljat  bciZ  ©einige  ge* 
tan,  er  rjat  feine  Überzeugung  ausgebrochen,  er  ift  nidjt  Jperr  über  bie 
©eifter  nodj  über  bie  ©emüter.   (SUcarünen  unb  Reflexionen.) 

gortlefcett.  SBirfen  wir  fort,  bis  wir,  bor«  ober  nacfjeinanber,  bom  SSeltgeift 
berufen  in  "öen  $tt)er  gurüdfeljren !  SJcöge  bann  ber  ewig  Sebenbige  uns 

58 


neueü£ätigfeiten,  benen  anatog,  in  meieren  mir  un£  febon  erprobt,  nicf)t 
üetfagen!  gügt  er  fobann  Erinnerung  unb  Sßadjgefütjl  be§  SRedjten 
unb  ©uten,  ma§  nnr  l)ier  fcljon  getootlt  unb  geleijtet,  oäterUdj  fjinju, 
fo  würben  wir  getoife  nur  befto  rafdjer  in  bie  $ämme  be3  SBeltgetriebe* 
eingreifen.  (5In  3elter.  1827.) 
gortfäjritt.  tiefer  ift  mir  ber  greunb,  ber  mit  mir  ©trebenbem  tuanbelt; 
ßäbt  er  §um  ©ifcen  mid)  ein,  ftefyP  id)  für  fyeute  mici)  fort. 

(SSier  3af)re§5eiten.) 

tfortfebritt  feiner  Oiitfitung^tinien,  f.  Einfielt  u.  SBorauSfage. 

Jroge.  SBenn  bu  eine  tueife  51ntroort  üerlangft,  mufjt  bu  bernünftig  fragen. 

Sronsöfifd).  3U  SKeferbationen,  Jpalbrjeiten  unb  Sügen  ift  e§  eine  treffliche 

©brache;  fie  ift  eine  berfibe  ©bradje!  get)  finbe,  ©ort  fei  S)anl,  lein 

beutfcf)e3  SSort,  um  berfib  in  feinem  ganzen  Umfange  au^ubrücfen. 

Unfer  armfeligeS  treuto§  ift  ein  unfctjutbigeS  ^inb  bagegen.    Sßerfib  ift 

treulog  mit  ©enufj,  mit  Übermut  unb  ©djabenfreube.    D,  bie  2lu§* 

bilbung  einer  Nation  ift  gu  beneiben,  bie  fo  feine  Schattierungen  in 

einem  SSorte  au§§ubrücfen  toeifj  !  grauäöfifcr)  ift  reetjt  bie  ©bract)e  ber 

Sßeli,  roert,  bie  allgemeine  ©bradje  §u  fein,  bamit  fie  fictj  nur  alle  unter* 

einanber  reerjt  betrügen  unb    belügen   fönnen.     (3Sitr)eIm  Stteifter.) 

&tau  (f.  autf)  2Seib). 

%ei  grauen  3uftanb  ift  beflagen^mert. 

3u  £au»  unb  in  bem  Kriege  ^errfci)t  ber  9ftann, 

unb  in  ber  grembe  toeifj  er  fict)  §u  Reifen. 

Sftn  freuet  ber  S3efi^;  ü)n  rrönt  ber  (Sieg! 

©in  etjrenooller  £ob  ift  itjm  bereitet. 

3Bie  eng^gebunben  ift  be3  3Beibe3  ©lücf! 

©cljon  einem  raupen  ©atten  gu  get)ord)en, 

ift  $flid)t  unb  ü£roft;  roie  elenb,  roenn  fie  gar 

ein  feinblid)  ©ctjicffal  in  bie  gerne  treibt!    (^iplugenie. ) 

—  S)ie  grauen  tonnen  fiel)  nict)t  met)r  beflagen;  fie  erben  in  ber  jejjigen 
SGSelt  fo  biet,  ja  f  aft  metjr  al§  bie  Scanner,  unb  ict)  behaupte,  bafj  t§  burtfc)* 
au§  je£t  fernerer  fei,  ein  öotlenbeter  ÜDtonn  gu  werben,  aU  ein  bottenbete3 
SBeib.  2)er  91u§fbrucrj  „6r  foll  bein  §err  fein"  ift  bie  gormel  einer 
barbarifcfjen  3^it,  bie  lang'  öorüber  ift.  S)ie  Scanner  tonnten  fiel)  nid)t 
ballig  au§bilben,  olme  ben  grauen  gleiche  Sftecrjte  gujugefte^en;  in* 
bem  bie  grauen  fiel)  auSbilben,  ftanb  bie  38agefct)ale  inne,  unb  inbem 
fie  bilbungSfätjiger  finb,  neigt  fid)  nun  bie  SBagefctjate  $ti  itjren  ©unften. 
(3)ie  guten  SBeiber.) 

—  28ir  finb  nur  rjercfcfjfüc^tig,  infofern  toir  auet)  Sttenfdjen  finb;  benn  toaZ 
tjeifjt  £>errfci)en  anber§,  in  bem  ©inn,  wie  e§  t)ier  gebraucht  mirb,  aß 
auf  feine  eigne  SBeife  ungeljinbert  tätig  ju  fein,  feine§  $afein§  mög* 

59 


Iid)ft  genießen  $u  fönnen?  2)ie?  forbert  jeber  rofye  ÜJftenfd)  mit  SBittfür, 
jeber  gebitbete  mit  greirjeit,  unb  toictlcidjt  erfdjeint  bei  un?  grauen 
biefe?  «Streben  nur  lebhafter,  weil  un?  bie  9iatur,  ba?  §erJommen,  bie 
©efefce  ebenfo  ju  berfürjen  fdjeinen,  al?  bie  Scanner  begünftigt  finb. 
2Ba?  biefe  befifcen,  muffen  wir  erwerben,  unb  wa?  man  erringt,  behauptet 
man  tjartnäcfiger  al?  ba§,  roa§  man  ererbt  tjat.  (S)ie  guten  SSeiber.) 
%xau,  Übergewicht  ber.  @?  ift  feine  grage,  baß  bei  allen  gebilbeten -Kationen 
bie  grauen  im  ganzen  ba?  Übergewicht  gewinnen  muffen.  33ei  einem 
med)felfettigen  ©influß  muß  ber  3Jlann  weiblicher  werben,  unb  bann 
berliert  er:  benn  fein  Sßorjug  befielt  nid)t  in  gemäßigter,  fonbern  in 
gebänbigter  Äraft;  nimmt  bagegen  ba?  2Beib  bon  bem  2Kanne  etroai 
an,  fo  gewinnt  fie:  benn  wenn  fie  üjre  übrigen  Sßorjüge  burd)  Energie 
ergeben  !ann,  fo  entfielt  ein  SBefen,  ba?  fid)  nid)t  bollfommner  beulen 
läßt.  (SHe  guten  SBeiber.) 

—  $eutfcfje  Männer  unb  grauen  mögen  auf  einer  (Stufe  ber  Kultur  ftefjen, 
einer  fefjr  rjoljen.  55ie  grauen  jebod)  tjaben  ben  Vorteil,  bafc  fie  nict)t 
nad)  außen  getrieben  unb  öon  außen  nicrjt  gezwängt  finb.  (§?  fjängt 
öon  ifjnen  ah,  wenn  fie  fid)  mit  iljrem  i)äu?lid)en  greife  abgefunben 
fyaben,  ganj  burctjau?  ein  eigne?  (Selbft  gu  fein.  Senn  nun  berfteljen 
t)eißt,  ba?jenige,  roa§  ein  anberer  au?gefbrocl)en  rjat,  au?  fid)  felbft  ent» 
wideln;  fo  finb  bie  grauen,  fobalb  e?  $nnerlid)feiten  gilt,  immer  im 
«orteil.   (2ln  ®arl  gr.  ö.  (Sonta.   1820.) 

—  2)a?  weibliche  ©efd)led)t  rjegt  ein  eignes  innere?  unwanbelbare? 
$ntereffe,  bon  bem  fie  nicrjt?  in  ber  SBelt  abtrünnig  madjt;  im  äußern 
gefeitigen  9Sert)ättni§  hingegen  laffen  fie  fid£>  gern  unb  leidjt  burdj  ben 
Wlarm  beftimmen,  ber  fie  eben  befcfjäftigt,  unb  fo  burd)  Stbweifen  wie 
burd)  (£mbfängtid)!eit,  burd)  SBerjarren  unb  Sftacrjgiebigfeit  führen  fie 
eigentlid)  ba?  Regiment,  bem  fid)  in  ber  gefitteten  Sßelt  fein  SJiann  $u 
entjiefjen  wagt.    (S)ie  2Bar)lberwanbtfd)aften.) 

—  ©in  ebler  9ftann  wirb  burd)  ein  gute?  SBort  ber  grauen  weit  geführt. 
(Sbrjigenie.) 

—  S)er  Umgang  mit  grauen  ift  t>a§  ©lement  guter  (Sitten.  (SBarjl- 
berwanbtfdjaften.) 

—  Sßitlft  bu  genau  erfahren,  totö  fid)  giemt, 
fo  frage  nur  bei  eblen  grauen  an. 
S)enn  itynen  ift  am  meiften  brau  gelegen, 
ba1^  alle?  worjl  fid)  jieme,  wa?  gefd)ief)t. 
SDie  <Sd)idlid)feit  umgibt  mit  einer  SJcauer 
ba?  garte,  leidet  berlepdje  ©efd)lecr)t. 
3Bo  (Stttlidjfeit  regiert,  regieren  fie, 

unb  wo  bie  gred)rjett  rjerrfcrjt,  ba  finb  fie  nicfjt?. 

60 


Unb  wirft  bu  bie  ©efdt)led)ter  beibe  fragen: 

ftacr)  gteüjeit  flrebt  ber  3flann,  ba§  SBeib  nad^  (Sitte.    (Saffo.) 
gfrou.  Sluf  bief c  SScif e  wäret  it)r  grauen  wol)lunüberwmblid);erftüerftänbig, 
bafj  man  nicfyt  wiberfprecrjen  fann,  liebeöoll,  ba$  man  fidt)  gern  Ein- 
gibt, gefüljlöoll,  bafc  man  eud)  nid)t  wet)  tun  mag,  afmungSöofl,  bafj 
man  erfd)riclt.   (2Bal)lüerwanbtfd)aften.) 

—  ^nbeffen  neunte  icf)  für  befannt  an,  baf$  eine  grau  Jjerrfdjt  unb  t)errfd)en 
mufj;  bat)er  wenn  idt)  ein  grauen^immer  lennen  lerne,  gebe  idj  nur 
barauf  adt)t,  n»o  fie  fjerrfcrjt;  benn  ba^  fie  irgenbwo  t)errfdt)e,  fe|e  idj 
oorauS.   (S)ie  guten  28eiber.) 

—  2)ie  grauen  finb  filbeme  (Sdjalen,  in  bie  wir  golbene  $Lpfet  legen, 
(©cfermann.    1828.) 

—  25a  e§  ausgemalt  ijt,  bafj  bie  grauen  ftdt)  nur  füreinanber  fcu£en  unb 
untereinanber  ben  $u£  §u  fteigern  unermübet  finb,  fo  waren  mir  bit* 
jenigen  bie  liebften,  weldje  mit  einfacher  9fteinlict)teit  bem  greunbe, 
bem  Bräutigam  bie  fülle  Sßerfidjerung  geben,  bafj  e§  eigentlich)  nur 
für  üjn  gefdt)et)e,  unb  bafj  oljne  üiel  Umftänbe  unb  Slufwanb  ein  ganzes 
Seben  fo  fortgeführt  werben  fönne.  ©olcrje  Sßerfonen  finb  nicrjt  all= 
jufe^r  mit  fid)  felbft  befcfjäftigt:  fie  l)aben  3eit,  bie  Slufjenwelt  ju  be* 
tracrjten,  unb  ©etaffenfjeit  genug,  fid)  nad)  il)r  §u  rieten,  fid)  tt)r  gleich- 
aufteilen;  fie  werben  llug  unb  oerftänbig  oljne  51nftrengung,  unb  be- 
würfen im  ifyrer  S3ilbung  wenig  33ücf)er.  (®id)tung  unb  2Bal)rl)eit.) 

—  2ftan  betrachte  ein  grauenjimmer  al§  Siebenbe,  al§  Söraut,  al§  grau, 
§au§frau  unb  ÜDcutter,  immer  ftetjt  fie  ifoliert,  immer  ift  fie  allein,  unb  will 
allein  fein.  J$a  bie  (Sitte  felbft  ift  in  bem  galle.  %zbt  grau  fcfjliefjt  bie 
anbre  au§,  üjrer  Statur  nact):  benn  öon  jeber  wirb  alle§  geforbert,  toaZ 
bem  ganzen  ©efd)lecr)te  gu  leiften  obliegt.  9ttcr)t  fo  üerljält  e§  fid)  mit 
ben  ÜDtännem.  S)er  9ftann  berlangt  ben  ÜDtann:  er  würbe  fict)  einen 
^weiten  erf Raffen,  wenn  e§  leinen  gäbe;  eine  grau  tonnte  eine  6wig- 
ieit  leben,  otjne  baran  ju  beulen,  fid)  ihresgleichen  Ijeroor^ubringen. 
(SSa^loerwanbtf  d)aften.) 

—  S§  gibt  grauen^perfonen,  bie  un§  im  3immer  befonber§  Wohlgefallen, 
anbere,  bie  fiel)  beffer  im  greien  au§nel)men.  (5)id)tung  u.  3Bat)rl)eit.) 

SSenn'S  Scanner  gäbe,  bie  ein  weiblid)  £er$ 
§u  fcfjäfjen  wüßten,  bie  er  lennen  möchten, 
weld)  einen  tjolben  (Sd)a§  don  Streu  unb  Siebe 
ber  S3ufen  einer  grau  bewahren  !ann; 
wenn  ba§  ©ebäd)tni§  einzig  fdjöner  (Stunben 
in  euren  (Seelen  lebhaft  bleiben  wollte; 
wenn  euer  Solid,  ber  fonft  burd)bringenb  ift, 
aud)  burd)  ben  (Sd)leier  bringen  lönnte,  ben 

61 


un3  Slfter  ober  Äranftjeit  überwirft; 
roenn  ber  S8efi£,  ber  ruf;ig  madjen  foll, 
nadj  fremben  ©ütetn  euch,  nicrjt  Iüftern  madjte: 
Sann  war'  un§  tooijl  ein  fdjöner  Sag  erfcrjienen, 
mir  feierten  bann  unfre  gotbne  $eit.   (Saffo.) 
ftrau.  SBer  ficf)  lein  Siebenten  mactjt,  ba§  Söebenfen  eine§fdmfcfofen  3fläbct)en§ 

gu  beracfyten,  roirb  ba§  Dbfer  roerben  t»on  grauen  ollme  Söebenten. 

(SBiUjelm  2Keifter§  SBanberjarjre.) 

—  9äemal§  fetjlt  e§  grauen  an  einer  £räne  bei  ityren  (Scfyalffyeiten,  niemals 
an  einer  ©ntfcrjulbigung  tl)re§  ttnred)t§.   (SSiltjelm  ÜUteifter.) 

—  SBerjanbelt  bie  grauen  mit  9^ad)fict)t ! 
$u§  frummer  Stippe  roarb  fte  erfdjaffen, 
©ott  !onnte  fie  nidjt  ganj  grabe  madjen. 
SBiHft  bu  fie  biegen,  fie  bricht; 

Säfet  bu  fie  rur)ig,  fie  roirb  nodj  trümmer; 

3)u  guter  SIbam,  roag  ift  benn  fdjlimmer?  — 

93erjanbeft  bie  grauen  mit  Sftadjfidjt: 

@§  ift  nidjt  gut,  bafc  eud)  eine  Wippe  bricht.    (äöeftöfttidjer  2)iban.) 

—  f.  §errfcrjaft  ber  g. 

grau  unb  gremtb  oI§  Silbner,  f.  greunb  unb  grau. 

gftei  butd)  Seib,  f.  £eib. 

gfreUjeit.  greifjeit  ift  nichts  afö  bie  Sftögtidjfeit,  unter  alten  SBebingungen 
ba§  Vernünftige  gu  tun.  ®a§  Slbfolute  fterjt  nodj  über  bem  Sßer* 
nünftigen.  2)arum  tjanbem  @ouberän§  oft  unbernünftig,  um  fiel)  in  ber 
abfohlten  greifet  p  erhalten,   (b.  SKiffler.   1827.) 

—  greir)eit  ift  ein  relatiber,  eigentlich  gar  ein  negatiüer  begriff;  mu|  e§ 
auü)  fein,  benn  otjne  Söeftimmung,  folglid)  ofyne  3ft>an9  iß  nid)t§  mög* 
licrj,  nid)t§  gebenlbar.  greüjeit  brücft  Slbmefenr)ett  bon  einer  geroiffen 
SBefiimmung  au§.  9hm  bon  roa§  für  einer?  SSon  einer  roef entließen, 
inneren?  Unmöglich,!  9Hfo  ift  es>  Soweit,  ba  ba$  SBort  greitjeit  gu  ge= 
brauchen,  roo  bon  folerjen  Söeftimmungen  bie  9tebe  ift;  e§  fyeifct  ba  eben 
fo  biet,  als»  fein  unb  nidjt  fein,  ©oll  ba§>  Sßort  <5inn  t)aben,  fo  mufj  e§ 
nur  ba  gebraust  roerben,  roo  bie  Webe  bon  einem  SBerr)äItnt§  ift,  ba§ 
nid)t  roefentlidj  ift,  orjne  roelcfje§  ba§  SBefen  eriftieren  tonnte.  (9tegen= 
fionen.) 

—  (53  ift  mit  ber  greit)eit  ein  rounberficr)2)ittg,  unb  jeber  r)at'§  teidjt  genug, 
roenn  er  fid)  nur  §u  begnügen  unb  gu  finben  roeifj.  Unb  roa§t)itftun§  ein 
Überfluß  bon  greifjett,  bie  roir  nid)t  gebrauten  tonnen?  —  Sfticfjt  ba§ 
macfyt  frei,  bafc  roir  nid)t3  über  un3  anertennen  rootten,  fonbern  eben,  bafj 
roir  etroa§  bereden,  baä  über  un§  ift.  3)emt  inbem  roir  e§  bererjren, 
tjeben  roir  un§  §u  tfjm  rjinauf  unb  legen  buret)  unfere  Stnerfennung 

62 


an  ben  £ag,  bafj  toir  felber  ba§  ^ötjere  in  un§  tragen  unb  roert  finb, 
feine§gleiegen  gu  fein,   (Sdermann.   1827.) 
greiljeit.  2)a§  2Bortgreit)eii  Hingt  fo  fdjön,  bafj  man  e§  nicbt  entbehren  fönnte, 
unb  wenn  e3  einen  ^rrtum  begeicrmete.    (2)icrjtung  unb  SBaljrbeit.) 

—  @&  barf  fidj  einet  nur  für  frei  erltären,  fo  füfjlt  er  fid)  ben  9lugenblid 
aI3  bebingt.  SSagt  er  e§,  fid)  für  bebingt  §u  erflären,  fo  fütjlt  er  fid)  frei. 
(Sßatjtbertoanbtf  djaften.) 

—  greiljeit !  (Sin  fcfjöne§  Sßort,  ioer'3  rect)t  berftünbe.  2Ba3  ift  be3  greiften 
greit)eit?  —  $ed)t  ju  tun!   ((Sgmont.) 

—  greitjett  ift  ein  tjerrlidjer  ©cfjmud,  ber  fdjönfte  bon  allen, 

unb  bocr)  ftebt  er,  mir  fetjn'S,  roat)rIid)  nicfjt  jeglicbem  an.   (Xenien.) 

—  SBie  man  benn  niemals  metjr  oon  greiljeit  reben  t)ört,  afö  roenn  eine 
Partei bieanb er e  unterjochen  toil!  unb  e§auf  tüeiter  nid)tg  abgefeljen  ift, 
al§  baf;  ©eroalt,  ©inftufj  unb  Vermögen  au§  einer  Jpanb  in  bie  anbere 
geben.  $reü)eit  ift  bie  leife  Carole  b,eimlid)  Verfcrjroorener,  "ba§>  laute 
gelbgefdjrei  ber  öffentlich,  Umtoäljenben,  ja  ba§  SofungSroort  ber 
2)efbotie  felbft,  roenn  fie  itjre  unterjochte  3ftaffe  gegen  ben  geinb  bor= 
füljrt  unb  il)t  bon  auswärtigem  $rud  ßrlöfung  auf  alle  ftdtm  ber« 
fbridjt.   (2BeftöftIid)er  S)iban.   Sftoten.) 

—  2So  feine  £freü)eit  ift,  wirb  jebe  Suft  getötet.  (2)ie  Saune  be3  Ver- 
liebten.) 

$rei  roill  idE)  fein  im  S)en!en  unb  im  3)idjten; 

im  Jpanbeln  fdjräntt  bie  SBelt  genug  uns  ein.   (£affo.) 

—  SSiUft  bu,  mein  (Soljn,  frei  bleiben,  fo  lerne  roa§  9fted)te§  unb  ljalte 
2)id)  genügfam,  unb  nie  blide  nacrj  oben  t)inauf !  (Vier  ^aljre^eiten.) 

—  ©elig,  roer  füllen  fann, 
toa§  fei:  ©ort  fein!   SKann! 
©einem  Vufen  b  ertraut, 
entäußert  bü  auf  bie  §aut 
fidj  alles  fremben  ©djmuds, 
unb  nun,  lebig  be§  S)rud§ 
gehäufter  tleinigteiien,-  frei 

tuie  SBollen,  fütjlt,  toa§  Seben  fei!  (@atbro§.) 

—  ©in  orbentlidjer  Bürger,  ber  fid)  etjrlid)  unb  fleißig  nätjrt,  \)at  überall 
fobiel  greibeit,  al§  er  braudjt.  (©gmont.) 

—  (5§  mären  einmal  einige  Vögel  in  einer  loeitläuftigen  Voliere.  Sin 
Vudjfin!  fagte  §u  feinem  yiafyhax  $eifig,  ber  bon  einem  Väumdjen  jum 
anbern  munter  fyerumflatterte:  SBeifct  bu  benn,  mein  greunb,  taft  roir 
in  einem  täfig  fteden?  —  2Ba§  täfig,  fagte  ber  geifig;  fietje,  roie  roir 
herumfliegen!  S)ort  ift  ein  täfig,  roo  ber  tanarienboget  fifct.  —  5lber 
id)  fage  bir,  mir  finb  aud»  im  täfig.  ©ietjfi  bu  bort  nicbt  ba§  ©egitter 

63 


oon  SDrafjt?  —  %a§  ift  bort,  aber  fielje,  (o  toeit  ict)  auf  allen  Seiten 
fetjen  famt,  ftetjt  fein§ !  —  ®u  fannft  bie  Seiten  nidjjt  alle  überfeinen.  — 
2)a§  fannft  bu  aucf)  nidjt!  —  SIber  benfe  nur,  fut)r  ber  Sudjfinfe  fort, 
bringt  un§  nicrjt  unfer  £>err  alle  borgen  bort  in  ben  £rog  SSaffer,  ftreut 
er  un§  nict)t  t)ier  auf  bie  ©de  Samenfömer;  mürbe  er  bciZ  tun,  wenn  er 
nidjt  müjjte,  i>a$  mir  eingefcfjloffen  finb  unb  nidjt  baOonf liegen  tonnen? 
—  Slber,  fagte  immer  ber  $eifig,  id)  tann  ja  freilief)  baüonfliegen !  — 
©o  ftritten  fie  nod)  lang';  bi§  enblid)  ber  fanarienbogel  au3  feiner 
©de  rief:  finber,  menn  itjr  ftreiten  müfjt,  ob  if)r  im  fäfig  feib  ober  nidjt, 
fo  ift'g  fo  gut,  aU  märet  it)r  nicfjt  barinnen! 

Seitbem  un§  ein  alter  $t)ilofopli)  biefe  $abel  gelehrt  fjat,  feitbem 
Reiben  mir  allen  «Streit  über  greüjeit  aufgegeben.  ©3  ift  bielleicrjt  auet) 
leine  gelehrte  ßänferei  meniger  grünblicf)  befjanbett  morben  at§  biefe. 
2Jceift  l)at  man  auf  ber  einen  Seite  Segriffe  nadj  SSillfür  gefdjaffen 
unb  meift  auf  ber  anbern  ©inmürfe  au§  fdjiefen  ^nbuftionen  geholt. 
21m  ©nbe  mar  Spott  tjier  unb  Slnatljema  bort  ber  Sefdjlufc  be§  fet)t 
entbehrlichen  S)rama§.  (Sllejanber  üon  %od)  über  Selotmung  unb 
Strafen  nact)  türfifdjen  ©efe|en.) 

Steilheit  burdj  ®efefc,  f.  9ßatur  u.  fünft. 

gtettyett  unb  Wlcirfjljcit.  Sn  oer  ©efellfdjaft  finb  alle  gleict).  ©§  tann  feine 
®efeltfct)aft  anberS  al§  auf  ben  Segriff  ber  ©teidjrjeit  gegrünbet  fein, 
Ieine§meg3  aber  auf  ben  Segriff  ber  greirjeit.  2)ie  (Sleicrjfjeit  mill  id) 
in  ber  ©efellfdjaft  finben;  bie  $reit)eit,  nämlict)  bie  fittticfje,  ba%  ict)  midj 
fuborbinieren  mag,  bringe  icfj  mit.  —  S)ie  ©efellferjaft,  in  bie  ict)  trete, 
mufc  alfo  gu  mir  fagen:  „2)u  follft  un§  anbern  allen  gleicf)  fein".  Sie 
tann  aber  nur  rjinsufügen:  „2Bir  münf djen,  haft  bu  auet)  frei  fein  mögeft", 
b.  1).  mir  münfdjen,  ba$  bu  biet)  mit  Überzeugung,  au§  freiem  bernünf* 
tigern  SSillen  beiner  ^ioilegien  begibft. 

©efeijgeber  unb  SRebolutionärS,  bie  @teid)f)eit  unb  greitjeit  gugteid) 
berfbredjen,  finb  ^rjantaften  ober  ©f)artatan§.  (SJiarünen  unb  9te= 
flerjonen.) 

gteityeitöfinn  unb  $etyoti§mu§,  f.  £>. 

greiftmt.    Safjt  mid)  nur  auf  meinem  Sattel  gelten, 
bleibt  in  euren  Bütten,  euren  gelten! 
Unb  id)  reite  ftot)  in  alle  $eme, 
über  meiner  Wx^t  nur  bie  Sterne.      (SBeftöftlidjer  2)iban.) 

gretftatt,  bie  fd)ä|en§mertefte.  %\t  ©infamfeit  madjt  nidjt  bie  greiftatt. 
S)ie  fd)ä|en§mertefte  greiftatt  ift  ha  %u  fudjen,  mo  mir  tätig  fein  fönnen. 
Sitte  Sitzungen,  alle  (Entbehrungen  finb  feine§meg§  geeignet,  un§  einem 
at)nung§bollen  ©efdjid  gu  entjie^en,  menn  e§  un3  ju  öerfolgen  ent= 
fctjieben  ift.   (SBa^loermanbtfdjaften.) 

64 


gtembe,  in  ber.  $a§£era  toirb  in  einem  fremben  Sanbe,  mert'  itf),  leidet 
falt  unb  fredj,  tt?eiX  Siebe  unb  gurrauen  feiten  angeroanbt  ift.  ($arl 
Slugufi.   1788.) 

§tembe3,  f.  ©igne§. 

greube.  <So  eine  nmtjre,  roarnte  $reube  ift  nidjt  in  bet  SBelt,  aß  eine  grofje 
(Seele  ju  fet)en,  bie  fid)  gegen  einen  öffnet.  (2Bertf)er.) 

—  393er  ficb,  ba3  nur  tägticf)  fagte:  S5u  bermagft  nitf)t3  auf  beine  greunbe, 
als  itjnen  ir)re  greuben  §u  laffen  unb  ib,r  ©lücf  §u  bermetjren,  inbem  bu 
e3  mit  üjnen  geniefjeft !  bermagft  bu,  tuenn  U)re  innere  (Seele  bon  einet 
ängftigenben  Seibenfcfyaft  gequält,  bom  Kummer  genüttet  ift,  u)nen 
einen  Kröpfen  Sinberung  ju  geben?  (SBertfjer.) 

—  SBenn  ältere  ^erfonen  red)t  bäbagogifct)  »erfahren  roollten,  fo  fällten 
fie  einem  jungen  Spanne  ettoaS,  toaS  itjm  greube  mad)t,  e§  fei  bon  meiner 
3lrt  e§  roolle,  Weber  berbieten  nodj  berleiben,  wenn  fie  nid)t  ju  gleidjer 
ßeit  itjin  etiuaä  anbereä  bafür  einjufe^en  gärten  ober  unter^uf Rieben 
roüfjien.   ($id)tung  u.  SSafjrtjeit.) 

—  2flict)  berbriefjt  nid)t§  metjr,  aß  tuenn  bie  9flenfcf)en  einanber  blagen, 
am  meiften,  roenn  junge  Seute  in  ber  S31üte  be§  £eben§,  ba  fie  am 
offenften  für  alle  greuben  fein  tonnten,  einanber  bie  baar  guten  Sage 
mit  graben  berberben  unb  nur  erft  ju  fbät  btö  Unerfepdje  itjrer 
Skrjdjtoenbung  einfeljen.   (SBertfjer.) 

—  %üt  baZ  fctyroerfte,  ebelfte  93emüt)n 

toirb  fo  biel  greube  nidjt  bem  9Jienfcrjen,  al§  Statur 

mit  einem  emsigen  ©efdjenfe  leidjt  getoätjrt.   ((Slbenor.) 

$reubtgfeit  unb  #etoi§imt§.   gteubigfeit  ber  (Seele  unb  $eroi3mu3  ift 

fo  fommunifabel  toie  bie  (gleitriaüot.    («n  grieberife  Cfer.    1769.) 

grettttbe.  S)ie  SBelt  ift  fo  leer,  wenn  man  nur  SBerge,  glüffe  unb  (Stäbte 

barin  benft,  aber  tjier  unb  ba  jemanb  ju  toiffen,  ber  mit  un§  überein* 

ftimmt,  mit  bem  mit  audj  ftillfcfjtoeigenb  fortleben,  ba§  madjt  un§ 

biefe§  (Srbenrunb  erft  ju  einem  berootjnten  ©arten.   (SSilljelm  2Keijter§ 

—  Sßie  föftlid)  ift  be3  gegentoärt'gen  greunbe§  [Seb^rja^re.) 
getuiffe  9^ebe,  bereu  Jgimmeföfraft 

ein  ©infamer  entbehrt  unb  ftiH  berfinft. 
S)enn  langfam  reift,  berfdjloffen  in  bem  S3ufen, 
gebaut'  if)m  unb  @ntf(f)wf$;  bie  ©egentuart 
be§  Siebenben  entroidelte  fie  leidjt.   (^brjigenie.) 
rvteunbfrfjaft.    Senfen  bie  Jpimmtifdjen 

einem  ber  ©rbgebornen 

biele  SSerroirrungen  p, 

unb  bereiten  fie  ifjm 

bon  ber  gteube  ju  «Sdjmetäen 

©oet^e-SejiTon.  5 

65 


unb  bon  (Scrjmeräen  jur  greube 

tief  erfdjütternben  Übergang: 

Sann  ergießen  fie  ifym 

in  ber  9^ät)e  ber  (Stobt, 

ober  am  fernen  ©eftabe, 

bafj  in  ©tunben  ber  9iot 

and)  bie  §ttfe  bereit  fei, 

einen  ruhigen  $reunb.  ($bb,igenie.) 
ftrcnn bfrijof t.  SSemt mir immer borfitfjtig genug mären unb un§ mit greunben 
immer  nur  bon  einer  (Seite  berbönben,  bon  ber  fie  mirtlid)  mit  un§  r)armo= 
nieren,  unb  ifyr  übriges  SBefen  nicfjtmeiter  in  $nfbrucrjnäf)mett,fo  mürben 
bie ^reunbfdjaften  weit bauertjafter unb  ununterbrochener  fein.  ©emötjU* 
ttd)  aber  ift  e§  ein  gugenbfet)ter,  ben  mir  fetbft  im  9ttter  nid)t  oblegen,  bafj 
mir  b erlangen,  ber  ^reunb  foM  gteid)fam  ein  anbere§  %ä)  fein,  folle 
mit  uns?  nur  ein  ©anje§  au§mad)en,  morüber  mir  un§  bann  eine  geittang 
tauften,  ba§  aber  nidjttange bauern  tann.  (9tn  <3iegm.  Jperber.  1818). 

—  ($3  !ommt  nict)t  barauf  an,  bafj  bie  greunbe  äufammenfommen,  fonbern 
bafj  fie  übereinftimmen.  Sie  ©egenmart  fyat  etma§  58eengenbe§,  S3e^ 
fcr)ränfenbe§,  oft  $erte|enbe§,  bie  Stbmefentjeit  hingegen  madjt  frei, 
unbefangen,  meift  jeben  auf  ficfj  fetbft  jurüd.  (b.  SJcütter.  1830.) 

—  greunbfctjaft  tann  ftd)  btofj  braftifd)  erzeugen,  braftifd)  Sauer  geminnen. 
Neigung,  ja  fogar  Siebe  t)ilft  alle§  nid)t§  §ur  ^reunbfdjaft.  Sie  mat)re, 
bie  tätige,  brobuttibe  befielt  barin,  bafj  mir  gleiten  ©djritt  im  ßeben 
galten,  bafj  er  meine  $mede  billigt,  id)  bie  feinigen,  unb  bafj  mir  fo 
unberrüdt  gufammen  fortgeben,  mie  aucr)  fonft  bie  Sifferen$  unferer 
Senf*  unb  £eben§meife  fein  möge.  (Sflarjmen  u.  SReftermnen.) 

—  Sa§  fidjerfte  9Jlittet,  ein  freunbfd)afttid)e§  Sßerr)ältm§  ju  biegen  unb  ju 
ermatten,  finbe  id)  barin,  bafj  man  fid)  medjfetmetfe  mitteilt,  ma§  man 
tut.  Senn  bie  attenfcfjen  treffen  biet  mefyr  jufammen  in  bem,  ma§  fie 
tun,  at§  in  bem,  ma§  fie  benfen.    (5In  ©iegm.  Berber.  1818.) 

—  (So  mafjr  ift'S,  bafj  mafyre  Sßerbinbungen  $eit  brausen,  mie  Säume, 
um  SSur^eln  zu  treiben,  fronen  ju  büben  unb  $rüd)te  gu  bringen. 
(3tn  fßtttt)  Sacobb.   1774.) 

—  trüget  bod)  öfter  ber  (Schein!  %<i)  mag  bem  $ufjem  nidjt  trauen, 
benn  icr)  fyabe  ba§  (Sbridjmort  fo  oft  erprobet  gefunben: 

(£f)'  bu  ben  ©djeffel  <Salj  mit  bem  neuen  S3e!annten  berjetiret, 
barfft  bu  nidjt  leidjttid)  tfjm  trauen;  bid)  madjt  bie  $eit  nur  gemiffer, 
mie  bu  e§  tjabeft  mit  if)m,  unb  mie  bie  greunbfdjaft  befiele. 

(^ermann  unb  Sorottjea.) 

—  Sa§  Vertrauen,  metd)e§  neue  ^reunbe  fid)  einanber  fdjenfen,  bflegt 
fid)   ftufenmeife  ju   entmidetn.    ©emeinfame  93efd)äftigungen  unb 

66 


Siebtjabereien  finb  ba§  erfte,  worin  fid)  eine  tr»erf)felfeittge  Überein* 
ftimmung  fjerbortut;  fobann  bflegt  bie  Süfotteitung  fidt)  über  bergangene 
unb  gegenwärtige  ßeibenfdjaften,  befonber§  über  £iebe§abenteuer 
#u  erftreden;  e§  ift  aber  nod)  ein  £iefere§,  ba§  fidt>  auffd)lie§t,  wenn  ba$ 
$ert)ältni3  fid)  bollenben  Witt,  e3  finb  bie  religiöfen  ©efinnungen,  bie 
Angelegenheiten  be§  JpergenS,  bie  auf  ba$  Unüergängüdje  S3egug  traben, 
unb  welche  fowot)t  ben  ©runb  einer  greunbjdjaft  befeftigen  al3  iljren 
©ibfel  gieren.  (Sichtung  u.  SSatjrljeit.) 
greunbjdiaft.  28er  nidjt  bie  SBelt  in  feinen  greunben  fie^t, 
oerbient  nicEjt,  bafj  bie  SSelt  bon  iljm  erfahre.   (£affo.) 

—  G£  ift  nidjt  genug,  bafj  man  fein  2ebert  für  einen  ^reunb  wagen  tonne, 
man  mufe  aud)  im  Notfall  feine  Überzeugung  für  ttjn  berleugnen. 
Unfere  liebfte  Seibenfdjaft,  unfere  beften  SBünfdje  finb  wir  für  it)n  auf» 
guobfem  fdmlbig.   (2Bilt)elm  9tteifter§  Serjrjarjre). 

—  Sie  fyaben  —  baft  id)  (Sie  bod)  aucr)  einmal  gang  birelt  tobe  —  unter 
fo  Dielen  lieben§würbigen  Sigenfdjaften  bie  befonbere,  bafc  (Sie  bie 
flehten,  grillenhaften  Sßünföge  %r)xex  $reunbe  für  etwa§  galten  unb, 
um  fie  gu  beliebigen,  fid)  eine  gefällige  9JJüf)e  geben  mögen.  (Sie 
wiffen  bielleidjt  felbft  nid)t,  bafc  bie  ©igenfdjaft  fo  feiten  ift.  9ftan  liebt 
feine  greunbe,  man  fdjäijt  fie,  man  mag  itjnen  gern  einmal  einen  berben 
SDienft,  aud)  mit  einiger  Aufopferung,  erzeigen,  aber  einem  flüchtigen 
©efdjmade,  einem  launigen  Einfalle,  irgenbeiner  ©rille  genug  gu  tun, 
finb  wir,  id)  wei|  mdt)t,  gu  bequem,  §u  nadjläffig,  gu  troden,  §u  falfd)* 
bomefjm,  unb  bebenfen  nid)t,  bafj  eben  biefe  wunberlid)  fdjeinenben 
©elüfte,  befriebigt,  ben  angeneljmften  ©enufj  geben.  (An  SÜiarianne 
o.  ©ibenberg.   1803.) 

—  ^reunbe  offenbaren  einanber  gerabe  ba§  am  beutlidjften,  roaZ  fie  ein» 
anber  berfdjweigen.   (Söitfjelm  9Jieifter§  Sßanberiafjre.) 

—  Sie  wafyre  greunbfd)aft  geigt  fid)  im  Sßerfagen 
gur  redjten  $eit,  unb  e§  gewährt  bie  Siebe 
gar  oft  ein  fdjäblid)  ©ut,  wenn  fie  ben  SSillen 

be§  gorbernben  w&P  °*§  fein  ©wd  bebenlt.   (£affo.) 

—  Ad),  warum  berfäumt  man  fobiele  Augenblide,  greunben  wo^lgutun? 
(An  %.  §.  galobi.  1784.) 

—  Saljer  ben!'  id)  bei  allem,  roa$  idj  tue,  treibe  unb  bidjte,  wie  ba$  wieber 
einmal  eben  gu  jenen  greunben  gelangen  möge;  fagen  fie  mtr'3  nun, 
ba%  bieg  gelungen  fei,  fo  ift  e§  ein  freubige§  (SreigniS,  ein  geiftige3 
£>änbereid)en  über  eine  ungeheure  ftluft.  (An  S5oifferee.   1830.) 

—  9htr  wenige  Sage  finb  alten  geprüften  greunben  f)inreid)enb,  um  fidj 
bolllommen  wieberguerfennen  unb  fid)  aud)  einmal  über  ben  S3eftanb  ber 
menfd)Iid)en  Singe  gu  freuen.  9Jiag  bod)  bie  ©eftalt  ber  SBelt  bergef)en, 

5* 

67 


wenn  befreunbete  ©efinmmg  fid)  gleid)  bleibt;  wenn  man  gu  beiben 
(Seiten  fortfährt,  ba3®Ieid)e  ju  lieben  unb  ba§  ©letdje  gu  Raffen;  bem* 
felben  SBeg  gu  folgen,  htn  entgegengefefcten  ju  meiben.  (9tn  ©.  Söoif- 
feree.  1818.) 
gremtbfdjaft.  Sitte  greunbe  mufj  man  nitfjt  wieber  fefyen,  man  berftetjt  fid) 
nicfjt  metjr  mititjnen,  jeber  ljat  eine  anbete  ©pradje  befommen.  Sßem  e3 
©ruft  um  feine  innere  Kultur  ift,  l)üteftd)baüor;  bennber  aI3bannf)erbor<= 
tretenbe  Sftifjilang  !ann  nur  ftörenb  auf  un§  einwirlen,  unb  man  trübt 
fid)  btö  reine  SöiXb  be§  früheren  SSerr)ättniffe§.    (ü.  Mütter.    1824.) 

—  .  .  .  £rjrannei  ber  $reunbfd)aft,  bie  üon  allen  Xöranneien  bie  unerträg* 
lid)fte  mir  fdjeint.   (Saffo.) 

—  f.  ättitempfinben,  gottfdjritt. 

Aieunb  unb  geinb.  2Sa§  greunbe  mit  unb  für  un§  tun,  ift  aud)  ein  @r» 
lebtet;  benn  e§  ftärlt  unb  förbert  unfere  ^erfönlicrjfeit.  3Ba3  geinbe 
gegen  un§  unternehmen,  erleben  mir  nid)t,  mir  erfat)ren'§  nur,  letjnen'ä 
ah  unb  fd)üfcen  un§  bagegen  Wie  gegen  $roft,  ©türm,  Stegen  unb 
©cfjlofjenwetter  ober  fonft  äufjere  Übel,  bie  ju  ermarten  finb.  (Q\ix 
SJflorpljotogie.) 

9flan  mag  nicfjt  mit  jebem  leben,  unb  fo  fann  man  aud)  nidjt  für 
jeben  leben;  wer  ba§  red»t  einfielt,  toirb  feine  greunbe  fyöcpd)  gu  fd)ä£en 
miffen,  feine  geinbe  nid)t  Raffen  nod)  berfolgen,  bielmetjr  erlangt  ber 
äftenfd)  nid)t  leidjt  einen  größeren  Vorteil,  al§  wenn  er  bie  $orgüge 
feiner  SSiberfadjer  gewahr  merben  lann:  bie§  gibt  itjm  ein  entfd)iebene§ 
Übergewicht  über  fie.   (3ftajimen  u.  Reflexionen.) 

—  Söir  follen  eben  nid)t  in  Rulje  bleiben! 

gtetcf)  wirb  un§,  menn  mir  ju  geniefjen  beulen, 

pr  Übung  unfrer  Sapferfeit  ein  geinb, 

gur  Übung  ber  ©ebulb  ein  greunb  gegeben.   (£affo.) 

—  f.  aud)  geinb,  SSiberfadjer,  ©egner. 

greunb  unb  grau  aU  SBübnet.  ©in  greunb,  ber  e§  gu  beutttrf)  merfen  läßt, 

bafj  er  an  eudjgubitben  gebeult,  erregt  fein  93el)agen;inbeffen  eine  $rau, 

bie  aud)  bilbet,  inbem  fie  eud)  guöerwölmenfdjeint,  wieeinljimmiifd)e§, 

freubebringenbeg  SBefen  angebetet  mirb.     (3)idjtung  u.  S3Bat)rt)eit.) 

ftricbc,  eföiger.  Söalb,  e§  lenne  nur  jeber  ben  eigenen,  gönne  bem  anbern 

feinen  Vorteil,  fo  ift  ewiger  triebe  gemalt. 

($ier  3<ri)re3aeiten.) 
Jromm  fein.      3n  unfern  S8ufen§  Reine  wogt  ein  (Streben, 
fid)  einem  £öljern,  Reinem,  Ünbe!annten 
au§  2)anfbarfeit  freiwillig  Ijhtäugeben, 
enträtfelnb  fid)  ben  emig  Ungenannten; 
2Bir  rjeifjen'l:  fromm  fein.  (Srilogie  ber  Seibenfdjaften.) 

68 


grömmigfeit.  grömmigleit  ift  fein  ^totd,  fonbetn  ein  ÜDcittel,  um  burd) 
bie  reinfte  ©emütSrufje  gur  fjöd)ften  Guttut  su  gelangen. 

2>e§tuegen  läfjt  fidj  bemerfen,  bafj  biejenigen,  meldte  ^römmig* 
feit  al3  3we^  un0  &tä  öuffterfen,  meiften§  §eudjter  werben. 
(9Kajimen  u.  SReftejionen.) 

—  3$  *)a&e  nicr)t3  9e9en  D*e  Örömmigfeit, 
fie  ift  äugleid)  Söequemtidjfeit. 

2Ber  otjne  grömmigleit  will  leben, 

mufj  grofjer  SCRütje  ficrj  ergeben: 

auf  feine  eigne  $auft  gu  wanbern, 

fidj  felbft  genügen  unb  ben  anbern, 

unb  freiüdj  aucf)  babei  bertraun 

©ott  werbe  woi)t  auf  ü)n  nieberfdjaun.     (3ol)me  Xenien.) 
gfrömtnler  unb  SetUnet,  f.  $antf;ei§mu§. 
grudjtoar,  f.  nüpdj). 

güljlfäben  ber  @eele,  f.  (Sefjeimniffe  um  un3. 
3-üf)rcr  unb  (Sgoift. 

$er  lann  fiel)  mannen  SSunfd)  gewähren, 

ber  falt  fid)  felbft  unb  feinem  SSttten  lebt; 

allein  wer  anbre  tDot>t  ju  leiten  ftrebt, 

muß  fafjig  fein,  biel  $u  entbehren.  (3ln  Sabater.  1783.) 
gurret  unb  (Styrfutdjt.  $er  9catur  ift  gurdjt  wotjl  gemäfj,  (5f)rfurd)t  aber 
nidjt,  man  fürdjtet  ein  belannteS  ober  unbelanntel  mäd)tige3  SBefen; 
ber  (Starte  fudjt  el  ju  befämbfen,  ber  (Sdjwadje  ju  bermeiben,  beibe 
wünfdjen,  e§  lo^uioerben,  unb  füllen  fidg  glüdlidj,  wenn  fie  e§  auf 
furje  ßeit  befeitigt  f)aben,  wenn  ifyre  Statur  fiel)  jur  greitjeit  unb  Un* 
abfyängigfeit  einigermaßen  wieberljerftettte.  S)er  natürliche  Genfer) 
wiebetfyott  biefe  Operation  millionenmal  in  feinem  Seben:  bon  ber 
gurdjt  ftrebt  er  jur  $reit)eit,  au3  ber  greiljeit  wirb  er  in  bie  £furdjt  ge* 
trieben  unb  fommt  um  nid}t§  weiter,  ©idj  ju  fürchten  ift  leidjt,  aber 
befdjwerlicf);  ©fyrfurcfjt  gu  liegen  ift  fdjroer,  aber  bequem.  Ungern  ent* 
f  djtie&tfid)  ber  9flenf  et)  jur  (S^rfurdjt,  ober  bietmetyr  entf  djtiefjtfidt)  niebaju ; 
e§  ift  ein  rjöfjerer  ©inn,  ber  feiner  9catur  gegeben  werben  muß,  unb  ber 
fid)  nur  bei  befonber§  Söegünftigten  au§  ficr)  felbft  entwidelt,  bie  man 
auef)  be^wegen  bon  jet)er  für  ^eilige,  für  ©ötter  gehalten.  (SBiujelm 
2Jceifter§  SBanberjab.re.) 
gurtet  unb  Hoffnung.  gwei  *>er  Q^öfeten  2Jtenfdt)enfeinbe:  gurtfjt  unb 
Hoffnung,   (ftauft  II.) 

—  f.  2Jcajimum  be§  UnglücB. 

—  f.  28itten§fraft. 

Surften.  (£§  ift  nichts  natürlicher,  al§  baß  ein  ftöntg  burd)  fict)  au  Ijerrfctjen 


gebenft  unb  benen  feine  SBefetjIe  am  tiebften  aufträgt,  bie  ifyn  am 
beften  berftefjen  trotten,  bie  feinen  Söitten  unbebingt  ausrichten.  Unb 
ebenfo  natürlid)  tft'8,  bafj  ber  Bürger  bon  bem  regiert  fein  roitt,  ber  mit 
itjm  geboren  unb  erlogen  ift,  ber  gleichen  begriff  mit  it>m  bon  9?ed)t 
unb  Unredjt  gefaxt  t)at,  ben  er  aU  feinen  S3ruber  anfetjen  fann. 
((Sgmont.) 
Surften.  ©3  roirb  einem  dürften,  ber  f  o  mandjertei  bittet  in  Rauben  t>at,  teidjt, 
ba§>  ©tüd  bon  manchem,  befonber§  ber  9?äd)ften  $u  madjen,  roenn  er  e§ 
roie  eine  SBaumfdmte  beijanbelt,  nadj  unb  nad)  unb  immer  fo  fort  roenig, 
aber  ba§  SBenige  gur  regten  $eit  tut.  @o  !ann  ber  Sflenfd),  bem  nacf)- 
geholfen  roirb,  bon  fidj  fetber  ttmdjfen.  Unb  am  &xti>e  bon  aflem,  roaä 
unterbleibet  ben  3Md)tigen  ?  afö  bafe  er  bag  ©djidf  al  ber  feinigen  madjt, 
e§  bequem,  mannigfaltig  unb  im  ©rofjen  machen  fann,  anftatt  ba|  ein 
^artifulier  fein  ganj  Beben  fiel)  burcrjbrüden  mu|,  um  einbaar  Äinber 
ober  Sßertoanbte  in  einige  SUfance  |U  berfejjen.  (an  ®art  Sluguft.  1789.) 

—  (Sin  gürft  folt  einzeln  nid)t  erlogen  roerben. 
©infam  lernt  niemanb  je  fidj)  felbft, 

nod)  toen'ger  anberen  gebieten.  ((Slbenor.) 

—  ^d)  tjatte  bor  ber  blofjen  gürftlidjleit  at§  foldjer,  roenn  ni$t  gugfeicr) 
eine  tüdjtige  ÜDienfdjennatur  unb  ein  tücfjtiger  2flenfd)entoert  batjinter 
ftedte,  nie  biet  ftefbeft.  (©dermann.   1827.) 

—  $S  gibt  groar  biete  füxftltdt)e  $erfonen,  bie  fätjig  finb,  über  atte§  fefyr  ge* 
fdjidt  milsureben;  aber  fie  Ijaben  e§  nidjt  im  ^nnern  unb  frabbem 
nur  an  ben  Dberftädjen.  Unb  e§  ift  fein  SBunber,  toenn  man  bie  entfe|» 
üd)en  $erftreuungen  unb  gerftüdewngen  bebenft,  bie  ba%  Jpofteben  mit 
fidj  füljrt  unb  benen  ein  junger  %üx\t  au§gefefct  ift.  SSon  allem  folt  er 
$oti§  nehmen,  ©r  folt  ein  bifjdjen  ba§  fennen  unb  ein  bi&djen  ba§,  unb 
bann  ein  bifjdjen  btö  unb  roieber  ein  bifjcfjen  ba§.  ©abei  !ann  fid)  aber 
nid)t§  fefcen  unb  nidjt§  SSurjet  fdjtagen  unb  e§  gehört  ber  gonb§  einer 
geroaltigen  Statur  ba§u,  um  bei  foldjen  SInforberungen  nid)t  in  SRaudj 
aufguget)en.   (©dermann.   1828.) 

—  2ßa§  bon  (Seiten  ber  2ftonardjen  in  bie  Leitungen  gebrudt  roirb,  nimmt 
fid)  nid)t  gut  au§ :  benn  bie  SKadjt  folt  r)anbem  unb  nidjt  reben.  (©brüdje 
in  $rofa.) 

—  Um  bebulär  ju  fein,  braudjt  ein  großer  Regent  roeiter  feine  Mittel  als 
feine  (Sröfje.  £>at  er  fo  geftrebt  unb  geroirft,  bafj  fein  Staat  im  ^nnern 
glüdtidj.unb  nad)  aufcen  geachtet  ift,  fo  mag  er  mit  alten  feinen  Drben 
im  ©taat§roagen,  ober  er  mag  im  Söärenfette  unb  bie  8^9ötre  *m  SJhittbc 
auf  einer  fd)fed)ten  ©rofdjfe  fahren,  t§  ift  atte3  gtetdt),  er  tjat  einmal  bie 
Siebe  feine§  5ßolfe§  unb  geniefjt  immer  biefetbe  Sichtung.  gd)Ü  aber 
einem  dürften  bie  berfönlicrje  ©rö^e  unb  roei§  er  nid)t  burcr)  gute  Säten 

70 


bei  bcn  ©einen  fid)  in  Siebe  §u  fejäe'n,  fo  mufe  er  auf  anbere  ^Bereinigung^* 
mittel  beulen,  unb  ha  gibt  e§  fein  beffere§  unb  roirlfamereS  al§  bie  Re- 
ligion unb  ber  Sftitgenufj  unb  bie  Sftitübung  berfelbigen  ©ebräudje. 
©onntäglid)  in  bei  Üürdje  erfdjeinen,  auf  bie  ©emeinbe  Ijerabferjen 
unb  bon  if)r  ein  ©ttinbdjen  fiel)  anbliden  laffen,  ift  ba$  trefflidjfte 
Sttittel  gut  Popularität,  ba§  man  jebem  jungen  Regenten  anraten  mödjte, 
unb  ba$,  bei  aller  ©röfie,  felbft  Sftaboleon  nidjt  berfctjmafjt  tjat.  (©der* 
mann.   1829.) 

(Galanterie.  Stile  ©atanterie  freilief),  roenn  fie  nidjt  aU  Glitte  einer  großen 
unb  weiten  SebenSroeife  t)erbortritt,  mufj  befcrjrcmft,  ftationär  unb  au§ 
genriffen  ©efid)t§bunften  albern  erfd)einen.   (Siidjtung  u.  SBatjx^eit.) 
©aülei,  f.  SSeil)naci)tgfeft. 
^an$e,  ba$.   SBillft  bu  bid)  am  ©angen  erquiden, 

fo  tnujjt  bu  ba§  ©ange  im  SHeinften  erbliden. 

(®ott,  ©emüt  u.  SSelt.) 

—  63  ift  bei  einem  fortfdjreitenben  £un  unb  Jpanbeln  nidjt  bie  grage,  toa§ 
einzeln  lobend  ober  tabetnSroert,  bebeutenb  ober  unbebeutenb  fei, 
fonbern  roa§  im  ganzen  für  eine  9ftd)tung  geroonnen  roorben  unb  roa§ 
barau§  guletjt  für  baZ  Qnbibibuum  felbft,  für  feine  nädjften  ßeitgenoffen, 
irgenb  für  ein  SRefultat  fid)  ergeben  unb  toa§  bafjer  für  bie  3ufunft  §u 
hoffen  fei.   (91n  £ott)o.   1830.) 

—  Qabe  beine  graede  im  gangen  bor  Slugen  unb  laffe  bid)  im  einzelnen 
burd)  bie  Umftänbe  beftimmen.  (Sin  Stuguft  ü.  ©oetfje.  1830.) 

Ülanje  9Jienfd)en.   Übrigens  l)abe  id)  glüdlidje  9flenfd)en  lennen  lernen, 

bie  e§  nur  finb,  roeil  fie  gang  finb,  aud)  ber  ©eringfte,  roenn  er  gang  ift 

fann  glüdlid)  unb  in  feiner  Slrt  botlfommen  fein.  (9ln  grau  b.  (Stein. 

1787.) 

®anse§.   ^mmer  ftrebe  sunt  ©angen,  unb  lannft  bu  felber  lein  ©angel 

roerben,   afö  bienenbeS  ©lieb  fcrjliefj  an  ein  ©ange§  bidj  an. 

(SSier  SatyreSgeiten.) 

—  2ßer  in  fid)  red)t  ernftlidj  t)inabfteigt,  toirb  jid)  immer  nur  al§  §älfte 
finben;  er  faffe  naeper  ein  ÜJMbdjen  ober  eine  3Belt,  um  fid)  §um  ©angen 
gu  fonftituieren,  btö  ift  einerlei.  (ÜUtorimen  u.  ^Reflexionen.) 

—  ©ntfdjlufj:  fid)  bom  falben  gu  entroöb,nen  unb  im  ©angen,  ©uten, 
©djönen  refolut  gu  leben.   (©eneralbeidjte.) 

—  6ie  tuiffen,  bafj  id)  nie  ettoal  al§  burd)  ^rrabiation  lerne,  bafj  nur  bie 
•iftatur  unb  bie  größten  2Mfter  mir  ettoaä  begreiflid)  madjen  fönnen, 
unb  bafj  im  §alben  ober  ©ingeinen  ettoa§  gu  faffen  mir  gang  unmöglid) 
ift.   (3ln  grau  b.  Stein.   1781.) 

©anjen,  im,  fid)  füllen,  f.  bet  (Jingelne  im  ©angen. 

71 


©attjeä  uttb  Stütftoert  greilid)  tjaben  bie  3Jtenfd)en  überhaupt  geroötm- 
lid)  nur  ben  begriff  bom  Sieben-  unb  3Jäteinanber,  nid^t  ba§  ©efüljl 
bom  %n*  unb  2)urd)einanber,  benn  man  begreift  nur,  ma§  man  felbft 
tjerborbringen  !ann.  SBeit  in  ber  (Srfafyrung  alle§  gerftüdelt  erfdjeint; 
fo  glaubt  man  "Daä  £öd)fte  aud)  au§  ©tüden  aufammenfefcen  §u  lönnen. 
(Sin  ßelter.   1804.) 

@attin.  $em  Spanne,  ber  bie  SBelt  fennt,  ber  roeifj,  roa§  er  barin  §u  tun, 
mag  er  bon  it)r  $u  tjoffen  tjat,  ma§  lann  ü)m  ertoünfd)ter  fein,  al§  eine 
©attin  $u  finben,  bie  tiberall  mit  ü)m  toirlt  unb  bie  it)tn  alleä  borju- 
bereiten  toeifj,  beren  Sätigteit  ba§jemge  aufnimmt,  tba§  bie  feinige 
liegen  laffen  mu|,  beren  ©efdjäftigfeit  ficf)  nacr)  allen  (Seiten  berbreitet, 
roenn  bie  feinige  nur  einen  geraben  SSeg  fortgeben  barf.  (SBilljelm 
9Mfter§  ßefjrjaljre.) 

—  f.  aud)  £au§frau. 

®eöörbett*@tym&0lti  2)a3  geiftreidje  ßufammenfein  lebeluftiger  Sftenfdjen 
jeidjnet  fid)  bor  allem  au§  burd)  eine  @brad)=  unb  ©ebärben*©bm= 
bolif.  ©§  entfielt  eine  51rt  ©auneribiom,  loeldjeS,  inbem  e§  bie  (Sin* 
getoeü)ten  fjödjft  glüdlid)  madjt,  ben  gremben  unbemerlt  bleibt,  ober, 
bemerlt,  berbriepd)  nürb.   (2)id)tung  u.  SBaljrljeit.) 
®eben.   SDobbelt  gibt,  toer  gleid)  gibt; 
r)unbertf ad),  ber  gleid)  gibt, 
toa§  man  roünfdjt  unb  liebt,   (©bridjtoörtlid).) 
©cbieter,  ber  berufene,   ©ar  leidjt  geljordjt  man  einem  eblen  §errn, 

ber  überzeugt,  inbem  er  un§  gebietet,  (^affo.) 
Gebirge.    S)ie  ©ebirge  finb  ftumme  9tteifter  unb  madjen  fctjtoeigfame 

©djtiler.   (SSilljelm  2Jleifier§  SBanb erfahre.) 
Gebote,  bie  geljn,  f.  3erjn  ©. 

©ebredjen,  menfd)lid)e.    %it  menfd)lid)en  ©ebredjen  finb  redjte  93anb= 
roürmer,  man  rei&t  rooljl  einmal  ein  ©tüd  loa  unb  ber  ©tocf  bleibt 
immer  fi£en.   (51n  grau  b.  ©tein.   1780.) 
©eburt.  (53  mad)t  bie  ©eburt  un§ 

toeber  ebel  nod)  gut,  nod)  lann  fie  jur  ©djanbe  gereidjen. 
916er  £ugenb  unb  Safter,  fie  unterfdjeiben  bie  Sttenfdjen. 

(föeinefe  $udj§.) 

—  dreimal  glüdlid)  finb  biejenigen  $u  breifen,  bie  ir)tc  ©eburt  fogleid) 
über  bie  untern  ©rufen  ber  ÜÖienfdjfjeit  rjinaugljebt;  bie  burd)  jene  $er* 
fjältniffe,  in  toeldjen  fid)  manche  gute  ÜUtenfdjen  bie  ganje  $eit  tt)re§ 
2eben§  abängftigen,  nid)t  burdjjugeljen,  aud)  nidjt  einmal  barin  al§ 
©äfle  $u  berroeilen  brausen,  allgemein  unb  ridjtig  mu§  ü)r  Solid  auf 
bem  ljöljeren  ©tanbbunfte  roerben,  leidjt  ein  jeber  ©djritt  ir)re§  ZehenZ  l 
©ie  finb  bon  ©eburt  an  gleidjfam  in  ein  ©d)iff  gefegt,  um  bei  ber  Über« 

72 


fatjrt,  bie  wir  alle  machen  muffen,  fidj  be3  günftigen  SSinbeä  ju  bebienen 
unb  ben  wibrigen  abzuwarten,  anftatt  ba%  anbre  nur  für  it)re  Sßerfon 
jdjwimmenb  fid}  abarbeiten,  bom  günftigen  SBinbe  wenig  Vorteil  ge= 
nießen  unb  im  (Sturme  mit  balb  erfdjöbften  Gräften  untergeben. 
SBetdje  Söequemtidjfeit,  wetdje  Seicrjtigfeit  gibt  ein  angeborne§  SSer= 
mögen!  unb  wie  fidler  blüt)et  ein  Jpanbet,  ber  auf  ein  gute§  Kapital  ge= 
grünbet  ift,  fo  baß  nidjt  jeber  mißlungene  33erfudj  fogteidj  in  Untätig* 
feit  berfefct!  28er  lann  ben  SSert  unb  Unwert  irbifdjer  S)inge  beffer 
fennen,  at§  ber  fie  ju  genießen  bon  Sugenb  auf  tw  gäfle  tt>ar,  un&  foer 
fann  feinen  ©eift  früher  auf  baZ  Sßotwenbige,  ba§  *ßü£ticr)e,  ba§  SBat)re 
leiten,  aU  ber  fidf)  bon  fo  bieten  Irrtümern  in  einem  Sitter  überzeugen 
muß,  wo  e§  itjrn  noch,  an  Gräften  nidjt  gebricht,  ein  neue§  Seben  an* 
jufangen!  (SBitljetm  2fteifter§  £et)riat)re.) 
^ebanlenfttftttt. 

(5&  ift  mit  ber  ©ebanfenfabrif 

wie  mit  einem  SSebermeifterfiücf, 

wo  ein  £ritt  taufenb  gäben  regt, 

bie  (Sdjifftein  herüber,  hinüber  fließen, 

bie  gäben  ungefetjen  fließen, 

ein  (Schlag  taufenb  SSerbinbungen  fdjtägt.    (gauft  I.) 
$ebulb.   ©taube  nur,  bu  fyaft  biet  getan, 

wenn  bir  ©ebulb  gewötyneft  an.   (©prictjwörtttcr).) 

—  9Hdfc>t  ftunji  unb  2Biffenfdt)aft  allein, 
©ebutb  Witt  bei  bem  SBerle  fein,      (gaufi  I.) 

—  Überall  bebarf  ber  Sftenfdj  ©ebutb,  überall  muß  er  9tücfficr)t  nehmen. 
(SBityelm  2tteifter§  3Sanberjat)re.) 

8efal)r.    2)er  Äüb,ne  fudgt  bie  ©efatjr  auf 

unb  erfreut  fidfc)  mit  i^r,  fie  Ijilft  tt)m  wieber  entfommen. 

(föeinefe  gudj§.) 

—  3Ber  ebet  ift,  ben  fudjet  bie  ©efafyr, 

unb  er  fudjt  fie:  fo  muffen  fie  ficr)  treffen.    (Stbenor.) 

—  23er  bie  ©efafyr  bert)eimticgt,  ift  ein  geinb.   (2)ie  natürliche  Sodjter.) 
(Sefäljrlitfjftett,  bie.   Xoren  unb  gefdjeite  Seute  finb  gteidj  unfdjäblidj. 

5ftur  bie  Jgalbnarren  unb  Jpalbweifen,  btö  finb  bie  ©efätjrlicrjfien. 
(3>ic  SBa^lberwanbtfdgaften.) 
©efüljl.   Wlan  foll  bod)  feine  ©mbfinbung  nidjt  überreben  unb  feinem 
£erjen  leine  ©rünbe  borfagen.  (9ln  grau  b.  (Stein.  1777.) 

—  2Ba§  man  311  heftig  füb,It,  füfjlt  man  nidjt  allzulang !   (5)ie  Saune  be§ 
Verliebten.) 

—  ©3  ift  ba§  beneiben§werte  ©IüdE  ber  Sugenb,  bie  ©nbrücfe  in  atter 
griffe  unb  Sftaft  ju  empfangen  unb  ju  genießen.  S3ei  junetjmenber 

73 


iritifdjer  ©rfenntniä  berfiegt  aflgemad)  bie  Duelle  Jener  ungetrübten 
.    greuben.   $eber  Sättenfd)  ift  ein  5lbam;  benn  jeber  roirb  einmal  au§ 

bent  ^arabiefe  —  bent  Joannen  ©efüfyle  bertrieben.   (Jg.  &)•  Sobe. 

1820.) 
<$cfül)(.  (Sei  gefüf)lIo§ !  ©in  teicfjt  betoegte§  §erg  ift  ein  efenb  ©ut  auf  ber 

roanfenben  @rbe.   (3.  Dbe  an  SBetyrifd).) 
Ükgentotttt.  2eb'  id)  nur,  um  auf§  Seben  §u  beulen?  ©oll  idj  ben  gegen* 

märtigen  Slugenblid  nidjt  genießen,  bamit  id)  be§  folgenben  geroifj  fei? 

unb  biefen  roieber  mit  Sorgen  unb  ©rillen  bergetjren?    ((Sgmont.) 

—  Sßir  fcrjäfcen  ot)nei)in  bie  ©egenroart  gu  toenig,  tun  bie  meiften  £)inge 
nur  frontoeife  ab,  um  il)rer  lo§  gu  roerben.  ©ine  täglidje  Überfielt  be3 
©eteifteten  unb  Erlebten  macfjt  erft,  bafj  man  feine§  £un§  getoat)r  unb 
fror)  roerbe,  fie  fütjrt  un§  §ur  ©ehnffenrjaftigfeit.  2ßa§  ift  bie  ütugenb 
anbere§  aÖ  ba3  roar)rr)aft  baffenbe  in  jebem  guftanbe?  gefjler  unb  $rr* 
tümer  treten  bei  fotctjer  täglichen  Vuctjfül)rung  bau  felbft  rjerbor,  bie 
Beleuchtung  be§  Vergangenen  toudjert  für  bie  3uiunft.  SBir  lernen 
ben  Moment  toürbigen,  roenn  roir  il)n  alfobalb  §u  einem  tyiftorifdjen 
machen,   (b.  Füller.   1827.) 

—  SBeil  bie  -JKenfcrjen  bie  ©egennmrt  nidjt  $u  toürbigen,  ju  beleben  tüiffen, 
fd)mad)ten  fie  fo  nad)  einer  befferen  ßufunft,  folettieren  fie  fo  mit  ber 
Vergangenheit,   (b.  Füller.   1872.) 

—  ©mm  tu  mie  id)  unb  fcrjaue,  frol)  berftänbig, 
bem  Slugenblid  in§  5luge!   ®ein  Verf djieben! 
Vegegn'  it)m  fcfjnell,  motjlrootjfenb  tote  lebenbig, 
im  ipanbeln,  fei'§  §ur  greube,  fei'§  bem  Sieben. 
9mr  wo  bu  bift,  fei  alle§,  immer  linblicr), 

fo  bift  bu  alle!,  bift  unübernnnblid). 

(Srilogie  ber  Seibenfdjaften.) 

—  f.  aud)  Slugenblicf,  Moment. 

©cgcntoart  unb  9lfctoefenljett  ber  greunbe,  f.  greunbfdjaft. 

©egentoart  be§  GteUe&ten,  f.  Siebe  u.  ©egenroart. 

©egcntoirf mtg.  Von  allem  wa§  gegen  mid)  gef dt)ier)t  feine  9?oti§  ju  nehmen, 
mirb  mir  im  Sllter  roie  in  ber  $ugenb  erlaubt  fein.  3$  *)aDe  Vreite 
genug  mid)  in  ber  SBett  gu  betoegen,  unb  e§  barf  mid)  nidjt  lümmern,  ob 
fid)  irgenbeiner  ba  ober  bort  in  ben  28eg  ftellt,  ben  id)  einmal  gegangen 
bin.   (Sin  Seiter.   1828.) 

Gegner,  f.  $einbe,  SBiberfacfyer. 

—  „Sag  mir  bod):  bon  beuten  ©egnern 
warum  toillft  bu  gar  nichts  toiffen?" 
©ag  mir  bod):  ob  bu  batjin  trittft, 

wo  man  in  ben  SBeg ?   (ftafyme  Xenien.) 

U 


Segnet.  £er  Sttenfdjenfenner  follte  ficf)  überzeugen,  bafj  niemanb  burdj 
feine§  ©egner3  ©rünbe  überzeugt  toirb.  Sllte  Argumente  finb  nur  Sßaria* 
tionen  eine§  erften  feftgefe^ten  9fteinung3=2:f)ema§,  beSroegen  unfere 
Sßorfafjren  fo  roei3licf)  gefagt  rjaben:  mit  einem,  ber  beine  $rin§ipien 
leugnet,  ftreite  nid)t.   (2In  93acf)mann.   1822.) 

®ef|alt  unb  %otm,  f.  (Stoff. 

®efjalt,  innerer.  63  !ommt  jefct  barauf  an,  roa§  einer  auf  ber  SBage  ber 
3ftenfdjrjeit  luiegt;  alle§  übrige  ift  eitel.  (Sin  SKod  mit  bem  (Stern  unb 
ein  SBagen  mit  fecf)§  ^ßferben  imponiert  nur  nocf)  allenfalls  ber  roljefien 
äRaffe,  unb  laum  biefer.    ((Sdermann.    1828.) 

©eljeiinni§.  2)a§  ©eb,eimni§  t)at  ferjr  grofje  forteile:  benn  wenn  man  bem 
Uftenfdjen  gleicf)  unb  immer  fagt,  worauf  alles  anfommt,  fo  benft  er, 
e§  fei  nid)t§  balnnter.  ©eroiffen  ©erjeimniffen,  unb  roenn  fie  offen- 
bar röären,  mufj  man  burd)  $erf)üflen  unb  <Sd)toeigen  2lcf)tung  er- 
toeifen,  benn  biefeS  roirft  auf  ©djam  unb  gute  Sitten.  (SBilrjelm 
üföeiflerS  2Banberjaf)re.) 

—  SSom  alten  58anbe  löfet  ungern  ficf) 
bie  3uttÖe  1°%/  e*n  langberfdjnüegeneS 
©efjeimniS  enblidj  §u  enibeden.   55enn 
einmal  o  ertraut,  o  erläfjt  e§  otjne  Sftüdfefjr 
be§  tiefen  ^pergenS  fidjre  2ßof)nung,  fdjabet, 

mie  e3  bie  ©öfter  roollen,  ober  nüfct.  (^pfngenie.) 
®ef>eiinmffe  utn  un§.  2Bir  roanbeln  alle  in  ©erjeimniffen.  SBir  finb  bon 
einer  9ttmof,pf)äre  umgeben,  bon  ber  roir  nocf)  gar  nicfjt  toiffen,  roa§  fict) 
alles  in  ifjr  regt  unb  toie  e£  mit  unferem  ©eifte  in  SSerbinbung  ftetjt. 
(So  biel  ift  roof)l  getoifj,  ba%  in  befonberen  guftänben  bie  güfjlfäben 
unferer  (Seele  über  ifjre  förderlichen  ©renken  rjinauSreidjen  lönnen 
unb  ifjr  ein  Sßorgefüb,!,  ja  aucfj  ein  roirflidjer  Solid  in  bie  näcfjfte  ßufunft 
geftattet  ift.   ((Sdermann.   1827.) 

—  ©el)eimniffe  finb  nod)  !eine  SBunber.    (SKarjmen  u.  Reflexionen.) 

—  ber  Sftatur,  f.  SftaturgeljeimniS. 

®etft,  großer  unb  fteiner.  (Sin  grofjer  ©eift  irrt  ficf)  fo  raie  ein  Heiner, 
jener  roeil  er  feine  (Sdjranfen  fennt,  unb  biefer  roeil  er  feinen  §orijont, 
für  bie  SSelt  nimmt.  (9ln  grieberife  Cefer.) 

®eift  unb  Äörjier.  (SS  ift  unglaublich,  roieüiel  ber  ©eift  jur  ©Haltung  be§ 
ÄörperS  üermag.  gd)  leibe  oft  an  Söefdjro  erben  beS  Unterleibs,  allein 
ber  geiftige  SSille  unb  bie  Gräfte  beS  oberen  SteilS  fjalten  midj  im  ©ange. 
£>er  ©eift  mufc  nur  bem  Körper  nict)t  nachgeben.  (So  arbeite  idj  bei 
rjofjem  SSarometerftanbe  leichter  als  bei  tiefem;  ba  idj  nun  biefeS  roei|3, 
fo  fudje  icf)  bei  tiefem  ^Barometer  burcf)  größere  SInftrengung  bie  nach- 
teilige (Sinroirfung  aufgufjeben,  unb  eS  gelingt  mir.  (Sdermann.  1830.) 

7« 


©cift  Uttb  Stoiber.  SBer  bie  ©efdjicfjte  redjt  et!annt  fjat,  bem  wirb  au§ 
taufenb  SBeifbielen  llar  (ein,  bafj  bog  SSetgeiftigen  be§  ®örb  erlief)  en,  Wie 
ba§  SSerförbem  be§  ©eifrigen  nidjt  einen  Slugenblicf  geruht,  fonbern 
immer  unter  *ßrobfjeten,  SReligiofen,  2>id)tern,  9tebnem,  ^ünftlern  unb 
föunftgenoffen,  t)in  unb  Ijer  bulfiert  f)at;  bor»  unb  nod)§eitig  immer, 
gleicr^eitig  oft.    (Bit  CSicrjftäbt.   1815.) 

—  f.  St  u.  @,  SSillenäfraft. 

dteift  unb  3ßaterie,  f.  3ftoni§mu§. 

®eift,  feine  5)obbelmotibe,  f.  ^ngrebiensien  ber  menfdjlicfjen  Statur. 

©cift  unb  Stdjt,  f.  2.  u.  ©. 

©etft=9*atttr,  f.  3floni§mu§. 

@eift  unb  »Sorte,  f.  Sorte. 

©eift  ber  Reiten,  f.  3eitgeift. 

©eifte§defreiung.  2)ie  3eü/  welche  bie  ©eifter  frei  mad)t,  öffnet  gugteict) 
i^ren  Solid  in§  SBeitere,  unb  im  Söeiteren  läfjt  ficf)  ba§  ©rötere  leicht 
erfennen,  unb  ein§  ber  ftärlften  £>inberniffe  menfcpcrjer  §anblungen 
wirb  leichter  ju  entfernen.  5)iefe§  befielt  nämlicb,  barin,  bafj bie  SJlenf <^en 
roorjl  über  bie  3wede  einig  werben,  biet  feltener  ober  über  bie  Sftittel, 
barjin  p  gelangen.  (äßilfjelm  2Jleifter§  SBanberja^re.) 

©eifteSoUbung.  ^n  bem  menfcpcrjen  ©eifte  fowie  im  tlniberfum  ift 
nid)t§  oben  nodj)  unten,  alle§  forbert  gleiche  Sftedjte  an  einen  gemein* 
famen  SJftttelbuntt,  ber  fein  geheimes  ®afein  eben  burdj  bo§  f)armonifcf)e 
S8ert)ältni§  aller  Seite  gu  iljm  manifeftiert.  9llle  «Streitigleiten  ber 
Altern  unb  feuern  bi§  jur  neuften  %t\t  entfbringen  au3  ber  Stren= 
nung  beffen,  roo§  ©ott  in  feiner  Mur  bereint  f)erborgebrad)t.  9lecr)t 
gut  roiffen  wir,  bafj  in  einzelnen  menfdjlidjen  Naturen  gewörmlidj  ein 
Übergewicht  irgenbeine§  Vermögens,  einer  gäfjigfeit  fiel)  Ijerbortut  unb 
bafj  barau§  ©infeitigfeiten  ber  33orftellung§art  notwenbig  entfbringen, 
inbem  ber  Sflenfcl)  bie  2Belt  nur  burcfj  fiel)  rennt  unb  alfo,  naib  anmafj* 
lid6>,  bie  Söett  nur  burdj  ir)n  unb  um  feinetwillen  aufgebaut  glaubt. 
SDafjer  lommt  benn,  bafj  er  feine  igaubtfätjigfeiten  an  bie  ©bifce  be§ 
©anjen  fefct  unb,  roa§  an  itjrn  ba§  9JHnbere  fiel)  finbet,  ganj  unb  gar 
ableugnen  unb  au§  feiner  eigenen  Totalität  t)inau§ftofjen  möchte.  SSer 
nicrjt  überzeugt  ift,  bafj  er  alle  ÜRanifeftationen  be§  menfdjlidjen  SBefen?, 
©innftcrjfeit  unb  Vernunft,  ©inbilbungSrraft  unb  Sßerftanb,  ju  einer 
entfd)iebenen  @int>eit  au§bilben  muffe,  meiere  bon  biefen  ßigenfetjaften 
aud)  bei  it)tn  bie  borwaltenbe  fei,  ber  wirb  fiel)  in  einer  uner- 
freulichen Sefdjränfung  immerfort  abquälen  unb  niemals  begreifen, 
warum  er  fo  biele  rjartnädige  ©egner  r)at  unb  warum  er  fiel) 
felbft  fogar  manchmal  al§  augenblicHic^er  ©egner  aufftöfjt.  (3nr 
9ttorbt)ologie.) 

76 


#eifte§gegetttoart.   Sßiel  föettungSmittel  bieteft  bu!  toaS  tjeißt'S? 
Sie  befte  Rettung:  ©egenroart  beS  ©eift'S! 

(©briet;  toörtlid).) 
Wciftcötättgfeit.  -Jftemanb  fjat  baS  SRedjt,  einem  geiftreidjen  SJionne  bor- 
auftreiben,  womit  er  fiel)  befdjäftigen  foll.  Ser  ©eift  fdjießt  auS  bem 
Zentrum  [eine  Labien  nadj  ber  ^eribtjerie;  ftößt  er  bort  an,  fo  läßt  er'S 
auf  fiel)  berufen  unb  treibt  toieber  neue  $erfucf)Slinien  aus  ber  SDcitte, 
auf  baß  er,  roenn  if)m  nidjt  gegeben  ift,  feinen  ®reiS  gu  überfcrjreiten, 
er  ifm  boct)  möglidjft  erfennen  unb  ausfüllen  möge.  (Slnnalen.  1808.) 

—  (Srfatjren,  @d)auen,  Söeobadjten,  93etrad£)ten,  Sßerfnübfen,  ©ntbeden, 
Srfinben  finb  ©eifteStätigteiten,  roeldje  taufenbfältig,  einzeln  unb  gu- 
fammengenommen,  Oon  merjr  ober  roeniger  begabten  9flenfd)en  aus- 
geübt toerben.  SBemerfen,  «Sonbern,  Bätjlen,  Steffen,  SBägenfinb  gleid)- 
falls  große  Hilfsmittel,  burdj  toeltf)e  ber  9ftenfd)  bie  Sftatur  umfaßt 
unb  über  fie  $err  gu  roerben  fudgt,  bamit  er  jule|t  alles  gu  feinem  9^u^en 
bertoenbe. 

$on  biefen  genannten  fämtlidjen  SSirffamfeiten  unb  bieten  anbern 
berfdjroifterten  t)at  bie  gütige  SJiutter  niemanben  auSgefd)loffen.  ©in 
$inb,  eine  S&iot  madjt  toot)l  ein  SBemerfung,  bie  bem  ©eroanbteften 
entgeht,  unb  eignet  fidj  bon  bem  großen  ©emeingut,  Reiter  unbetoußt, 
fein  befdjieben  Seil  $u.     (SBorfdjlag  gur  ©üte.) 

®eiftige§  Sanb,  f.  SebenSertenntniS. 

©eijtigeS  9teid),  f.  ^bealiSmuS. 

©eiftreirf)e§  unb  Stoubcittiünclfe*.  $m  ©eiftreidjen  rafd)  borroärtS,  im 
^onbentionellen,  ^ofitiben,  ^ejibierten  aber  bielfad)  umgefragt,  um* 
geflaut,  ja  felbft  bebantifd).   (b.  Füller.   1842.) 

(Seiftteidje  Wcnfdjcn,  f.  Summtöbfe. 

©elb  unb  Sßare.  SSer  baS  ©elb  bringt,  fann  bie  SSare  nadg  feinem 
(Sinne  berlangen.   (SBitljelm  ÜJtteifterS  ßerjrjarjre.) 

Gelegenheit,  ©elegentjeit  mad)t  Sßerljättniffe,  roie  fie  Siebe  madjt. 
( Sßa^Ib  er  toanbtf  d)af  ten.) 

—  $ja  tuaS  tut  man  benn  SöebeutenbeS,  or)ne  burd)  einzelnen  Slnlaß  auf- 
geregt ju  fein?  Sie  ©elegentjeit  finb  bie  toafjren  9Jiufen,  fie  rütteln 
un§  auf  aus  Träumereien  unb  man  muß  eS  ümen  burdjauS  bauten, 
(b.  Füller.   1812.) 

—  f.  Vollbringen. 

(Mehrte,  ©in  großer  ©ele^rter  ift  feiten  ein  großer  ^rjilofobl),  unb  tuer 
mit  2ttüt>e  biel  SBüdjer  burdjblättert  r)at,  beradjtet  baS  leidjte  einfältige 
93ud)  ber 9iatur;  unb  eS  ift  bod)  nidjtS  ioatjr,  als  roaS  einfältig  ift;  freilicr) 
eine  fd)led)te  SRetommanbation  für  bie  toaljre  SSeiSfyeit.  (Sin  triebt* 
nie  Cfer.) 

77 


4Selefytte.  Baratt  erlernt'  idj  ben  gelehrten  £erm! 
2Ba§  ir)r  nicfyt  taflet,  fteljt  euer)  meilenfern, 
roa§  ifjr  nid^t  fafjt,  ba§  fetjtt  eudj  ganj  urtb  gar, 
toa§  ir)r  nidjt  rechnet,  glaubt  il)r,  fei  nicrjt  roat)r, 
roa§  it)r  nicfjt  roägt,  t)at  für  euer)  fein  ©eroic&,t, 
roa§  ir)r  nidjt  mün§t,  ba§,  meint  itjr,  gelte  nidjt. 

(gau|*  II.) 

—  S)ie  (Mehrten  finb  meift  getjäffig,  roenn  fie  toiberlegen;  einen  gtten* 
ben  ferjen  fie  gleich  als  ii)ren  Sobfeinb  an.  (©brücrje  in  $rofa.) 

—  f.  Mtleute  u.  ©eleljrte. 

®eld)rte  unb  ^Uofo^en,  f.  SDcenfcfjen. 

©elieote  unb  greunb.  SSenn  e§  gefcrtjrlid)  ift,  einen  greunb  mit  ben  $or* 
§ügen  feiner  ©eliebten  befannt  gu  machen,  weil  er  fie  ioor)l  aud) 
reijenb  unb  begerjrenSroürbig  finben  mödjte,  fo  ift  bie  umgeferjrte  ©efafjr 
nidjt  geringer,  baft  er  un§  burd)  feine  Stbftimmung  irre  machen  lann. 
(S)irf)tung  u.  3Bar)rfjeit.) 

Gelingen,  Sßebingungen  tjieju.  9Jur  wenn  ein  Hflann  mit  §eiter!eit,  Siebe 
unb  (Setbftjufriebenrjeit  ettoag  treibt,  tarnt  £ücb,tige3  gelingen, 
(ö.  Füller.    1823.) 

Gelten  laffett.  SSei  meiner  9lrt,  §u  embfinben  unb  ju  beuten,  !oftete  e§ 
mid)  gar  nicr)t§,  einen  \eotn  gelten  $u  laffen  für  ba§,  roa§  er  tvax,  ja 
fogar  für  ba§,  roa§  er  gelten  mollte.  (jDidjtung  u.  2Bat)rr)eit.) 

(üemäfje,  ba§bem9Jcenfdj)en.  6§  ift  ^ftidjt,  anbern  nur  ba§jenige  #u 
fagen,  ioa§  fie  aufnehmen  tonnen.  2)er  Sttenf  d>  berftetjt  nidjt§,  afö  toa§  it)m 
gemäfj  ift.  3)ie  Kinber  an  ber  ©egenroart  feft§ut)alten,  ü)nen  eine  Be- 
nennung, eine  S8e§eicf)nuttg  %u  überliefern,  ift  ba§  befte,  roa§  man  tun 
fann.  (Sie  fragen  otjnetjin  früb,  genug  nad)  ben  Urfactjen.  (2ßitt)etm 
2fteifter§  3Banberjat)re.) 

^cmöPeit.  3)er  Sflenfd)  nimmt  am  ©übe  bod)  nur  an,  roa§  tr)m  gemäjs 
ift.   (f.  Füller.   1825.)  —  <3.  aud)  «Redjte. 

©emein^eit.  2)er  ©emeinrjeit  unb  Sftieberträdjtigfeit  fe^e  nur  immer  ba§ 
Söeroufjtfein  entgegen,  bafj  bu  roeber  gemein  nod)  nieberträdjtig  bift, 
bafj  bu  unbeirrt  buret)  alle  bie  tteinen  unb  großen  Kalamitäten  be§  9111= 
tag§teben§  bem  $iete  pftrebft,  roelcr)e§  bu  bir  felbft  aufftellft;  unb  bann, 
bergifc  nie:  bafc  nod)  biete  gute  SOlenfdjen  leben.  {%  $.  S^fer.   1832.) 

—  2)a§  ©emeine  mufj  man  nidjt  rügen;  benn  e§  bleibt  fid)  eroig  gleid). 
(Kunft  u.  Slltertum.)  —  ©.  aud)  -Kiebertracrjt. 

€temein$rtai*.  Kein  Argument  bringt  mid)  fo  au§  ber  Raffung,  al§  roenn 
einer  mit  einem  unbebeutenben  ©emeinfbrud)e  angezogen  lommt, 
roenn  id)  au§  ganzem  §erjen  rebe.   (2öertf)er.) 

©etneittfamfeit,  f.  ©efellfd)aft. 

78 


$c mein frl) oft,  errungene.  $tlle  ©emeinfdjaft,  bie  matt  er§mingen  Witt, 
mad)t  ma§  £albe§.   (3tt  ©tjartotte  b.  (Stein.   1780.) 

®emetnberftanb,  b  er.  S)er  ©emeinberftanb,  bet  aU  ©enie  ber  SDienfcb^eit 
gelten  fott,  mufc  borerft  in  feinen  Läuterungen  betrautet  werben, 
gorfdjen  mir,  mo^u  ttm  bie  SJienf^^eit  benu£t,  fo  finben  mir  folgenbe§: 
S)ie  Sftenfcfjrjeit  ift  bebingt  burdj  Sebürfniffe.  ©inb  biefe  ntdt)t  befriebigt, 
fo  ermeift  fie  fidj  ungebutbig;  finb  fie  bef riebigt,  fo  erfdjeint  fie  gteia> 
gültig.  SDer  eigentliche  ÜIRenfcb,  bewegt  fid)  alfo  swifdjen  beiben  3U* 
ftänben,  unb  feinen  SSerftanb,  ben  fogenannten  aflenfdjenberftanb, 
wirb  er  anwenben,  feine  Söebürfniffe  gu  beliebigen ;  ift  e§  gefdjetjen, 
fo  t)at  er  bie  Aufgabe,  bie  9täume  ber  ©leidjgültigfeit  au^ufütten. 
93efdb,räntt  fiel)  biefe§  in  bie  nädjften  unb  notwenbigften  ©renken,  fo 
gelingt  e§  ifym  audj.  ©rieben  ficr)  aber  bie  Söebürfniffe,  treten  fie  au» 
bem  Greife  be§  ©emeinen  b,erau§,  fo  ift  ber  ©emeinberftattb  nicfjt  meljr 
tjinreictjenb,  er  ift  !ein  ©enmJ  metjr,  bie  Legion  be§  ^rrtumS  ift  ber 
SKenf^eit  aufgetan.  (üölajimen  u.  ^Reflexionen.) 

dkmüt.  Sie  Seutf erjen  follten  in  einem  ßeitraume  bon  breißig  ^o^en  ba$ 
SSort  ©emüt  nidjt  au§fpredgen,  bann  mürbe  nadb,  unb  nad)  ©emüt 
fict)  mieber  erzeugen;  jefjt  Reifet  e§  nur:  ^acrjfictjt  mit  <3cfc)wäct)en, 
eigenen  unb  fremben.   (©injelne?.   1826.) 

—  jättltcr)e§.  ©feu  unb  ein  gärtltdt)  ©emüt 

tjeftet  fieb,  an  unb  grünt  unb  btütjt. 

Sann  e§  meber  (Stamm  nodj  9ftauer  finben, 

e3  mufc  öerborren,  e§  mufj  berfcr)winben. 

(©bridjwörtlicr).) 

—  tiefet.  £iefe  ©emüter  finb  genötigt,  in  ber  $Bergangenr)eit  fomie  in 
ber  Suhwf*  in  ^ben.   (2)icr)tung  u.  2Barjrt)eit.) 

—  f.  £öflict)feit. 

®emüt,  Naturell,  Seift,  Shtnft.  ©emüt  tjat  jebermann,  Naturell  mehrere; 

ber  ©eift  ift  feiten,  bie  ftunfi  ift  ferner.  (Sefcte  Äunftaulftellung.  1805.) 
©etnüt  unb  ftmtft,  f.  ®.  u.  ©. 
®enie,  Genialität.   5)a§  ©enie  fommt  mir  immer  bor  mie  eine  SRedjen* 

maferjüte:  bie  mirb  gebretjt,  unb  bciZ  fRefuttat  ift  richtig;  fie  roeifj  niä)t 

marum  ober  miefo.   (gu  2).  5.  SSeit.   1794.) 

—  $d)  laffe  bie  ©egenfiänbe  rut)ig  auf  mitf)  einmirfen,  beobachte  bann 
biefe  SBirfung  unb  bemüfje  micr),  fie  treu  unb  unberfälfdjt  mieber* 
äugeben;  bie§  ift  ba$  gan^e  ©efjeimniS,  ma§  man  Genialität  §u  nennen 
beliebt,   (b.  Füller.) 

—  geb,  glaube,  bafj  alle§,  ma§  ba$  ©enie  al§  ©enie  tut,  unbewufjt  gefct)ieljt. 
Ser  2ttenfdj  bon  ©enie  fann  aucr)  berfiänbig  Ijanbeltt,  nact)  gepflogener 
Überlegung,  au§  Überzeugung;  ba§  gefctjieJjt  aber  alles  nur  fo  nebenher. 

79 


®ein  2Berf  be§  ©enieä  !ann  burdj  Reflexion  unb  itjre  nädjften  $°*Öen 
berbeffert,  bon  feinen  ^etjlern  befreit  merben.  Slber  baä  ©enie  lann 
fid)  burcf)  Reflexion  unb  £at  nad)  unb  nacr)  bergeftalt  fjinauffjeben,  bafj 
e§  enbftd)  mufterrjafte  SSerfe  r)erborbringt.  ^e  metjr  ba§  Sarjrrjunbert 
felbft  ©enie  rjat,  befto  mef)r  ift  bal  einzelne  geförbert.  (5tn  «Schiller. 
1801.) 
Genie,  Genialität.  ©erabebaä  ©enie  Begreift  bie  ©efefce  am  erften,  leifiet 
ü)nen  ben  toifligften  ©etjorfam.  6§  toirb  eben  bon  bem  guten  ©eifte 
bef eelt,  batb  ju  fennen,  tua§ ir)m  nu& ift.  (SBifljeim  9fteifter§ SBanberjatjre.) 

—  S)a§  eigene  ift,  bafj  nur  ba§  geborene  Stalent  eigentlich  roeifj,  vorauf  e§ 
anfommt,  unb  bafj  alle  übrigen  mef)r  ober  toeniger  in  bie  %xxe  gefyen. 
(Mezmann.   1829.) 

—  2)ie  gange  (55efdt)idt)te  mit  htm  ©enie  ift,  bafj  bie  SJienfcgen  einmal  einem 
geftatten,  roa§  fie  fidj  unter einanb er  felbft  nid)t  geftatten,  nämfid),  bafj 
einmal  einer  gang  fein  barf,  n»a§  er  miß  unb  £uft  rjat.  (Ziemer.  1813.) 

—  $)u£  erfte  unb  tefcte  toa§  bom  ©enie  geförbert  wirb,  ift  2Bat)rrjeit§liebe. 
(Sflarjmen  u.  Reflexionen.) 

—  ©djäblidjer  al3  Söeifbiele  finb  bem  @eniu§  Sßringibien.  ©djufe  unb 
^ringibium  feffelt  alte  traft  ber  (SrlenntniS  unb  Stätigfeit.  (3ur®unft.) 

—  $ebe§  grofje  ©enie  t)at  feinen  eignen  ©ang,  feinen  eignen  9Iu§brud, 
feinen  eignen  Jon,  fein  eignes  ©bftem  unb  fogar  fein  eignet  toftüm. 
(Regenfionen.) 

—  2)er  ©eniu3  null  auf  feinen  fremben  klügeln,  unb  tuären'§  bie  $lügel 
ber  Morgenröte,  emporgehoben  unb  fortgerüdt  roerben.  ©eine  eignen 
Gräfte  finb'g,  bie  fidj  im  Äinbertraum  entfalten,  im  ^üngling^leben 
bearbeiten,  bi§  er  ftar!  unb  beljenb  toie  ber  £ötoe  be§  ©ebirge§  auäeitt 
auf  Raub.   (SSon  beutfcrjer  Söaufunft.) 

—  2)a§  ©enie  mit  ©rofjfinn  fuccjt  feinem  Sjatyrrjunbert  borau^ueilen; 
ba§  Talent  au§  ©igenfinn  möchte  e3  oft  aurüdrjatten.  (9Kajimen  u. 
Reflexionen.) 

—  3ßetct)e3  ©enie  ba$  größte  toorjl  fei?  2)a3  gröfjte  ift  biefe§, 
toeldjeS,  umftridt  bon  ber  Shmft,  bleibt  auf  ber  ©bur  ber  Statur. 

—  ber  9ttenfcrjl)eit,  f.  ©emeinberftanb.  [(Xenien.) 
Genießen.  63  ift  nidjtS  unerträglicher,  al§  fidj  baä  Vergnügen  borredmen 

ju  laffen,  i>a$  man  geniefjt.  SBenn  f crjön  SBetter  ift,  getjt  man  fbagieren, 
toie  man  taugt,  toenn  aufgefbielt  toirb.  2öer  mag  aber  nur  einen  9lugen= 
blid  an  bie  Sftufif,  toer  an§>  fdjöne  äöetter  beuten?  $>er  Sänger  int  er* 
effiert  un3,  nicrjt  bie  Violine;  unb  ein  $aar  fdjöne  fdjtoarge  5tugen  gu 
fet)en,  tut  einem  $aar  blaue  9Iugen  gar  gu  too^l.  (S3iU)elm  SSJieifter.) 

—  ©eniefcen  mad)t  gemein,   (^auft  II.) 

—  f.  aud)  ^errfdjen  u.  geniefjen. 

80 


ßenfiQfatnfeit.    2)er  gröfjte  <5ä)a%  ift  ©enügfamfeit; 

bann  ©efunbtjeit  ba$u  unb  tüd)tige§  ©treben: 
fo  fyat  man  immer  genug  gu  leben. 

(Sinjelne  ©jenen  §u  feftlicfjen  ©elegenfjeiten.) 

®enug  tun,  fidj  u.  anberen.  ©ar  feiten  tun  nur  un§  [eiber  genug;  befto 
tröftenber  ift  e§,  anbern  genug  getan  gu  Ijaben.  (DJiajimen  u.  Sfteflerionen.) 

8enufc  unb  ®ebanfe,  f.  ©.  u.  ©. 

(Geometrie,  f.  Sedmif. 

®eredjrigfett,  unangebrachte.  S<^  fc^c  gar  nidt)t  ein,  marum  man  gegen 
Ungered)te  gerecht  [ein  foft.  (9ln  ©idjftäbt.  1808.)  ©.  audj  Sntoteranj. 

®etid)t,  jüngfteS,  J.  3üngfte§  ©endjt. 

@etid)t  burcf)  feinet gletdjen.  Sin  jeber  fann  nur  [einen  eignen  ©taub 
beurteilen  unb  tabeln.  5tller  £abel  fjerauftoärtg  ober  t)inabtuärt§  ift 
mit  Siebenbegriffen  unb  Steinzeiten  bermifcfjt,  man  fann  nur  burd) 
feine§gteid)en  gerietet  toerben.   (S)ie  aufgeregten.) 

®efd)äfte.  Sie  ©efdt)äfte  muffen  abftraft,  ntct)t  menfdjlid)  mit  Neigung 
ober  Abneigung,  Seibenfdjaft,  ©unft  bet)anbelt  merben,  bann  fefct 
man  meljr  unb  fdmelter  burd).  Safonifdj,  imperatiö,  prägnant.  Sludj 
feine  3ftefriminationen,  feine  SSortoürfe  über  Vergangenes,  nun  bod) 
nidjt  §u  #nbernbe§.  %ebtz  Sag  beftet)e  für  fict),  toie  fann  man  leben, 
menn  man  nidjt  [eben  Slbenb  fid)  unb  anbern  ein  Stbfolutorium  erteilt, 
(ü.  Füller.    1825.) 

—  (5§  getjt  mit  alten  ©eftfjäften  toie  mit  ber  ©fje,  man  benft  SBunber  toaS 
man  guftanbe  gebracht  tjabe,  toenn  man  fopuliert  ift  unb  nun  get)t  ber 
Teufel  erft  redjt  lo§.  S)a§  mad)t,  toeil  nid»t§  in  ber  SBett  einzeln  fteljt 
unb  irgenbein  SBirffameS  nidjt  aB  ein  ©nbe,  fonbern  al§  ein  Anfang 
betrautet  toerben  mufj.   (2tn  ©dritter.   1802.) 

@efdjäft  unb  Seöen.  brenne  alle!,  toaZ  eigentlich  ©efdjäft  ift,  üom  Seben. 
3)a§  ©efd)äft  oerlangt  (Srnft  unb  ©trenge,  ba3  Seben  SBiltfür;  ba§ 
©efdjäft  bie  reinfte  f^olge,  bem  Seben  tut  eine  Swfonfequenj  oft  not, 
ja  fie  ift  liebenStoürbig  unb  erfyeiternb.   (SBafyfoermanbtfdjaften.) 

®efdjaft§Ieute,  f.  SSettteute  u.  (Meierte. 

®ejd)itt)te.  3U  erfahren,  mie  bie  guftänbe  nQ(^  unfc  nacjj  auf  einc  irbifct) 
menfd)lidt)e  2Beife  fyerangefommen,  toa§  üerlorengegangen,  ma§  ge= 
blieben,  toa§  forttoirft,  ift  fo  beletjrenb  als  erfreulict),  unb  bie  ^ugenb, 
bie  ba§  ©lud  Ijat,  \>tö  Vergangene  auf  biefe  SBeife  $u  ergreifen,  ami* 
glpiert  baS  9tlter  unb  bereitet  fidt)  ein  t)eitere§  ßeben.  ®a§  allgemeine 
gibt  fid)  auf  biefem  Sßege  oon  felbft:  benn  in  bem  irbifdjen  greife  ift 
benn  bod)  altes  toieberfefjrenb.  (Sin  Sluguft  ü.  ©oett)e.   1808.) 

—  Sie  ©efd)id)te  läfjt  ganj  munberfame  <ßf)änomene  tjeroortreten,  je  nad)= 
bem  man  fie  au§  einem  be[timmten  ftreiSpunfte  betrachtet.  Unb  bod) 

®oet^e=2esilon.  6 

81 


fcmn  eigentlid)  niemanb  au§  ber  ©efd)id)te  ettoaS  lernen,  benn 
jie  enthält  ja  nur  eine  SJlaffe  üon  Sorbetten  unb  (Sdjlecrjtigfeiten. 
(ü.  aJMffler.    1824.) 

®efd)id)te.  Stuf  gefe&mäfjiger  gortöflanjung  beS  9ftenfd)engefd)led)t§  rufjt 
größtenteils  bie  ©efcrjidjte.  2)ie  bebeutenbften  235eltbegebent)eiten  ift 
man  bis  in  bie  ©erjeimniffe  ber  gamilien  in  üerfolgen  genötigt. 
(2)id)tung  u.  SBarjrrjeit.) 

—  ©efdjidjte  fd)reiben  ift  eine  9trt,  fid)  baS  Vergangene  üom  ipalfe  gu 
fdjaffen.   (Sttarjmen  u.  Sfteflerionen.) 

®efd)iebene  Stau,  f.  §autgout  im  ©ittlid)en. 

®cjrf)lcrf)tcv,  it)re  üerfdjiebene  ©raufamfeit,  f.  ©raufamfeit. 

®ejeUtge  «ereimgungen.  68  ift  leiber  ber  galt,  bafj  alles,  roaS  burd) 
mehrere  gufammentreffenbe  SKenfdjen  unb  Umftänbe  t)erüorgebrad)t 
roerben  fall,  feine  lange  $eit  fid)  üotlfommen  erhalten  !ann.  SSon 
einer  £t)eatergefellfd)aft  fo  gut  roie  üon  einem  SReidje,  üon  einem 
3irfel  greunbe  fo  gut  roie  öon  einer  9lrmee  läfjt  fid)  geroötmlid)  ber  3tto= 
ment  angeben,  mann  fie  auf  ber  fjöcfjften  ©tufe  ifjrer  SBollfommenfyeit, 
itjrer  Übereinftimmung,  ifjrer  3ufr^eöetl^e^  unb  Sätigfeit  ftanben; 
oft  aber  änbert  fid)  fcrmell  baS  $ßetfonal,  neue  ©lieber  treten  fjingu, 
bie  ^Serfonen  gaffen  nidjt  mein*  §u  ben  Umftänben,  bie  Umftänbe  nicfjt 
met)r  §u  ben  *ßerfonen;  eS  roirb  alles  anberS,  unb  roaS  üortjer  öerbunben 
roar,  fällt  nunmehr  balb  auSeinanber.   (2Bilt)elm  SDleifterS  Se^rjat)re.) 

^efemgleit  in  SSiffenf^aften  unb  fünften.  S3ei  fünften  unb  SBiffen* 
fdjaften  fällt  eS  nid)t  fo  feljr  in  bie  Slugen,  bafj  aud)  biefe  ber  ©efellig* 
feit  nicrjt  entbehren  tonnen.  @S  fdjeint  als  bebürfe  ber  2)idjter  nur  fein 
©elbft  unb  t)ord)e  am  ficfyerften  in  ber  (Sinfamfeit  auf  bie  ©ingebung 
ber  SJiufen;  man  überrebet  fid)  manchmal,  als  feien  bie  trefflid)ften  SSerfe 
biefer  9lrt  üon  einfamen  ÜDJenfdjen  ljerüorgeüradjt  morben.  Sftan  l)ört 
oft,  bafj  ein  bilbenber  Äünftler,  in  feine  2Bertftatt  gefdjloffen,  gleid) 
einem  anbern  ^rometrjeuS  ober  ^ögmalion  öon  feiner  angebornen 
®raft  getrieben,  unfterblicfje  SSBetfe  tjerüorbringe  unb  feinen  Ratgeber 
brause  aufjer  feinen  ©eniuS. 

©S  möchte  biefeS  alles  aber  tooljlnur  (Selbftbetrug  fein:  benn  roaS 
mären  2)id)ter  unb  bilbenbe  ®ünftler,  roenn  fie  nid)t  bie  SSerfe  aller 
Sal)rt)unberte  unb  aller  Nationen  öor  fid)  fjätten,  unter  melden  fie  mie 
in  ber  auSerlefenften  ©efellfdjaft  iljr  Seben  Einbringen  unb  fid)  be= 
mütjen,  biefeS  treifeS  tuürbig  §u  roerben?  roaS  fommen  für  SBerfe 
ptn  Sßorfdjein,  menn  ber  ®ünftler  nidjt  baS  ebelfte  ^Sublifum  fennt 
unb  immer  öor  Slugen  rjat? 

Unb  jene  fo  üerbient  geüriefenen  Sllten,  tjaben  fie  fid)  nid)t  eben  aud) 
barum  auf  ben  ©ipfel  ber  Äunft  gefegt,  roeil  an  ifjrem  S3eftreben  gange 

82 


Nationen  teilnahmen,  weit  fie  (Gelegenheit  rjatten,  fid)  nacb,  unb  mit 
ihresgleichen  §u  bilben,  weil  ein  ebter  SBetteifer  einen  jeben  nötigte, 
mit  ber  äufjerften  Stnftrengung  ba§jenige  ju  leiften,  beffen  unfre  Statur 
fettig  ift?  ($id)tung  u.  3ßaf)rt)eit.) 

ftejelligfeit,  f.  fiernen  burd)  (G. 

(öejcütge  ^itbwng,  it)re  ©bodjen,  f.  ©bocfjen. 

^efetlf^oft.  2Ba§  ber  Sftenfd)  aucfj  ergreife  unb  rjanbtjabe,  ber  einzelne 
ift  fict)  nietjt  l)inreid)enb,  (Gefellfctjaft  bleibt  eines  wadem  9ftanne§ 
tjöcfjfte§  S5ebürfni§.  9ltte  brauchbaren  9ttenfd)en  fotlen  in  begug  unter* 
einanber  ftetjen,  wie  fict)  ber  SBauljerr  nad)  bem  Strcrjitetten  unbbiefer  nad) 
ÜUtourer  unb  ßuumermann  umfietjt.   (Sßittjetm  9Jceifter§  SSanberjatjre.) 

—  S)ie  fdt)tedt)tefte  (Gefellfctjaft  läfjt  bidt)  füllen,  bafj  bu  ein  2Jtenfd)  mit 
2Kenfd)en  bift.   (gauft  I.) 

—  ©obalb  man  in  (Gefellfdjaft  ift,  nimmt  man  bom  bergen  ben  ©ctjlüffel 
ab  unb  ftedt  if)n  in  bie  Safdje;  bie,  welche  ic)n  fteden  taffen,  finb  £>umm= 
föbfe.   (2Jcit  Sabater.   1774.) 

®efet$e,  <3tjntr)efen.   gaft  alle  (Gefefce  finb  ©tjnttjefen  be§  Unmöglichen, 
$.  93.  ba§  Snftitut  ber  (St)e.  Unb  bodj  ift  e§  gut,  bafc  bem  fo  ift;  e§  wirb 
baburd)  ba§  2ftöglid)e  erftrebt,  bafj  man  ba§  Unmögliche  boftutiert. 
(b.  Füller.    1823.) 
®efefc  unb  §reif)eU,  f.  Statur  u.  Shmft,  Ungebunbentjeit. 
®efetj  unb  SRedjte. 

©§  erben  fid)  (Gefefc  unb  0ted)te 
wie  eine  ew'ge  Äranfljeit  fort; 
fie  fdjlebben  bon  (Gefdjlecrjt  fictj  jum  (Gefcb,led)te, 
unb  rüden  fadjt  bon  Drt  §u  Ort. 
Vernunft  wirb  Unfinn,  SBorjliat  $lage; 
wel)  bir,  bafj  bu  ein  ©nfel  bift! 
Sßom  SRedjte,  ba§  mit  un§  geboren  ift, 
bon  bem  ift  leiber!  nie  bie  $rage.    (gauftl.) 
®efefc  unb  SBtUtfir.  S^ötig  fdjeint  e§  mir,  gewiffe  (Gefe£e  au^ufbredjen 
unb  hen  föinbern  eingufdjärfen,  bie  bem  Seben  einen  gewiffen  ipatt 
geben,   Sa,  id)  möchte  beinahe  beraubten:  e§  fei  beffer,  nad)  Regeln 
ju  irren,  al§  §u  irren,  wenn  un§  bie  SSillfür  unferer  Statur  t)in  unb  tjer 
treibt;  unb  wie  id)  bie  ÜÖlenfdje  fer)e,  fdjeint  mir  in  it)rer  -Katur  immer 
eine  Sude  gu  bleiben,  bie  nur  burd)  ein  entfdjieben  au§gefbrod)ene§ 
(Gefe|  aufgefüllt  werben  fann.    (2ßilt)elm  SJceifter.) 
Wcfinnungen.   ©igentlid)  !ommt  alle§  auf  bie  (Gefinnungen  an;  wo  biefe 
finb,  treten  aud)  bie  (Gebauten  fyerbor,  unb  nactjbem  fie  finb,  finb  aud> 
bie  (Gebauten.   (Sftarünen  u.  9teflejionen.) 

—  fdjwanfenbe  unb  fefte.  £)er2ftenfd), beräurfdjwanfenbengeitaucr) 

6* 

83 


fcrjWanfenb  gefinnt  ift,  ber  bermef)rt  ba§  Übel  unb  breitet  e3  weiter 
unb  weiter;  aber  wer  feft  auf  bem  «Sinne  befyarrt,  ber  bilbet  bie  SBett  fid). 
(^ermann  u.  Sorottjea.) 

Gteftnnung  unb  %at  in  Harmonie.  SSenn  wir  trauten,  bafj  ©efinnung, 
2öort,  ©egenftanb  unb  %at  immer  möglicfjft  afö  ein§  erhalten  werbe, 
fo  bürfen  wir  un§  für  edjte  -Kadifotger  Sutf)er§  anfetjen,  eine§  9ftanne§, 
ber  in  biefem  Sinne  fo  großes  wirlte  unb  aurf)  irrenb  nod)  immer  et>r= 
würbig  bleibt.   (Stn  «J.  X.  ©ans.   1826.) 

Besinnungen  nnb  SReinungen.  ®ie  SJienfdjen  werben  burd)  ©efinnungen 
bereinigt,  burd)  Meinungen  getrennt.  genefinb  ein  ©inf  ad)e§,  inbemwir 
un§  sufammenfinben,  Diefe  ™  9flaunigfattige§,  in  baZ  wir  un3  ger* 
ftreuen.  SÄe  greunbfdjaften  ber  ^ugenb  grünben  fidj  auf§  erfte,  an 
ben  Spaltungen  be§  2ltter§  tjaben  bie  ledern  (Scrmlb.  SSürbe  man 
biefe§  früher  gewahr,  berfdjaffte  man  fidj  batb,  inbem  man  feine  eigne 
©enfweife  ausübet,  eine  liberale  Stnfidjt  ber  übrigen,  ja  ber  entgegen* 
gefegten,  fo  würbe  man  biet  b erträglicher  fein,  unb  würbe  burd)  ©e* 
finnung  btö  wieber  ju  fammeln  fudjen,  tvtö  bie  Meinung  gerfblittert 
fjat.   («n  g.  $.  Sacobi.   1813.) 

©etyenfter,  f.  Dämmerung. 

(öeftolt,  borteüfjafte. 

©ttidtid),  wem  bod)  Butter  ftatur  bie  rechte  ©eftalt  gab! 
$)enn  fie  embf iet)Iet  ifyn  ftetS,  unb  nirgenb§  ift  er  ein  grembling : 
$eber  naljet  fid)  gern,  unb  jeber  möchte  berweilen, 
wenn  bie  ©efälligfeit  nur  fid)  ju  ber  ©eftalt  nodj  gefettet. 

(^ermann  u.  2)orotr)ea.) 

©etoalt.  äßer  ©ematt  brauet,  barf  nid)t  gittern.  (Sie  aufgeregten.) 

—  in  ber  (Srjietjung.  ©ewatt  ift  efjer  mit  ©ewatt  ^u  bertreiben;  aber 
ein  gutgefinnteS,  $ur  Siebe  unb  Seunafyme  geneigte^  ®inb  weifi  bem 
§of)n  unb  bem  böfen  SSülen  wenig  entgegengehen.  (Sichtung  u. 
M)rf)eit.) 

—  Sift,  Siebe.  $en  3ftenfd)en  ift  nur  mit  ©ewatt  ober  Sift  etwa§ 
abzugewinnen.  SDftt  Siebe  aucfj,  fagt  man;  aber  ba§  tjeifjt  auf 
(Sonnenfdjein  warten,  unb  ba§  Seben  brauet  jebe  SDtinute.  (Ziemer. 
1810.) 

dtetoalt  nnb  golge.  @§  gibt  nur  $wei  28ege,  ein  bebeutenbe§  3^  Su  e*s 
reiben:  ©ewatt  unb  $otge.  £$ene  wirb  leicht  berfyafet,  reijt  ju  ©egen* 
wirtung  auf  unb  ift  übertäubt  nur  wenigen  Segünftigten  berliefjeu. 
$otge  aber,  beharrliche,  ftrenge,  fann  audj  bom  Meinften  angewenbet 
werben  unb  wirb  fetten  ü)r  3iel  berfetjten,  \)a  il)te  fülle  SÖladt)t  im 
Saufe  ber  ßeit  unauffjattfam  wäctjft.  2Bo  idj  nun  nidjt  mit  gotge 
wirfen,  fortgefe^t  ©influB  üben  fann,  ift  e§  geratener,  gar  nidjt  wirfen 

84 


ju  rootlen,  inbetn  man  aujjerbem  nur  bert  natürlichen  (SntroicflungSgang 
ber  Singe,  ber  in  fid)  fetbft  Heilmittel  mit  fid}  füt)rt,  ftört,  orme  für  bie 
be[fere  SRidjtung  ©etuärjr  leiften  §u  fönnen.   (b.  Sttüller.) 
dktoalten,  frieblidje.   ©§  gibt  gtt>ei  frieblirfje  ©etoalten: 
ba§  9fted)t  unb  bie  <Sd)idlid)leit. 

(SKarjmen  u.  ^Reflexionen.) 
©etoebe  be§  2e&en§,  f.  £eben§geroebe. 

©etotffen.  2)er  Jpanbelnbe  ift  immer  getoiffenloS;  e§  l)at  niemanb  ©e* 
toiffen,  all  ber  23etracf)tenbe.   (ÜUtorjmen  u.  SReflerjonen.) 

—  9Kufj  man  benn  gerabe  ein  ©eroiffen  tjaben?  2Ber  forbert  e§  benn? 
(b.  SKüller.    1824.) 

GktotfeljeU,  f.  Stneifel  u.  ©. 

®etooI|nf)eit.  3"  ber  ©etüofmtjeit  rut)t  ta§  einzige  Söeljagen  be§  SKenf^en; 
felbft  ba3  Unangenehme,  tooran  roir  un§  getoöl)nten,  bermiffen  roir  un- 
gern.  (SBiltjelm  9Keifter§  SBanberjarjre.) 

—  3)er  Sftenfd)  macfje  fid)  nur  irgenbeine  toürbige  ©etoorjnljeit  gu  eigen, 
an  ber  er  fid)  bie  Suft  in  Weiteren  Stagen  errjötjen  unb  in  trüben  Sagen 
aufrichten  fann.  ©r  geroöfjne  ficr)  3.  SB.  täglid)  in  ber  S3ibel  ober  im 
£>omer  ju  lefen,  ober  SflebaiHen  ober  fcrjöne  Söilber  §u  fdjauen,  ober 
gute  SKufif  §u  tjören.  2lber  e§  mufj  ettoa§  SrefflidjeS,  2Bürbige§  fein, 
tooran  er  fid)  geroöfjnt,  bamit  it>m  ftet3  unb  in  jeber  Sage  ber  SRefbeft 
bafür  bleibe,   (b.  SWüHct.   1814.) 

—  ߧ  ift  einer  eigenen  Betrachtung  roert,  bafj  bie  ©eroot)nt)eit  ficf)  boll* 
fommen  an  bie  ©teile  ber  SiebeSleibenfdjaft  fefcen  fann;  fie  forbert 
nicf)t  fotoorjl  eine  anmutige  al§  bequeme  ©egenroart,  aföbann  aber  ift 
fie  unübertüinblid).  ©§  gehört  biel  baju,  ein  getoofjnteS  93ert)ältni§ 
aufgeben,  e§  befielt  gegen  alle§  Sßiberroärtige;  Sftifcbergnügen, 
Unioillen,  3°™  bermögen  nid)t§  gegen  ba§felbe,  ja  e3  überbauert  bie 
SSeradjtung,  ben  Jpafj.    (Sßaljr^eit  u.  2)id)tung.) 

—  SJcan  beult  an  ba§,  toa§  man  berliefj, 

toa§  man  gerootjnt  mar,  bleibt  ein  $arabie§.  ($auft  II.) 
Gkroöfjmmg,.  ©3  ift  rounberbar:  roie  fid)  ber  SKenfd)  an  ruhige  B^ftänbe 
getoöfjnt  unb  in  benfelben  beharren  mag,  fo  gibt  e§  auct)  eine  ©e= 
toöfjnung  jum  Unruhigen.  (Äambagne  in  ^franrreidj.) 
©torbano  SSruno.  3U  ollgemeiner  Betrachtung  unb  ©rtjebung  be§  ©eifte§ 
eigneten  fiel)  bie  (Schriften  be§  3orbanu§  Brunu§  bon  Sftola;  aber  freilid) 
baZ  gebiegene  ©olb  unb  (Silber  au§  ber  Sftaffe  jener  fo  ungleid)  begabten 
©rägänge  auSjufdjeiben  unb  unter  ben  Jammer  ju  bringen,  erforbert 
faft  metjr  al§  menfcfjlicrje  Gräfte  bermögen,  unb  ein  jeber,  beut  ein 
älmlidjer  Srieb  angeboren  ift,  tut  beffer,  fid)  unmittelbar  an  bie  -iftatur 
ju  roenben,  al3  fid)  mit  ben  ©angarten,  bieHeidjt  mit  ©d)ladent)alben 

85 


vergangener  Sa^^unberte  tjeruntäumürjen.    (SageS*  u.  QaljreSljefte. 

1812.) 
<&iorbano  8nmo.     SorbanuS  S3runu§.    9töf)ere  einfielt   ber   bölligen 

Unbraud)barfeit,  ja  <3d)äblid)Ieit  für  unfere  Sage.    (Sagebud).  1812.) 
(Staube.  £>er  ©taube  ift  ein  t)äu§lid),  tjeimtid)  Kapital,  wie  e3  öffentliche 

©bar*  unb  §ilf3faffen  gibt,  roorau§  man  in  Sagen  ber  Sftot  einzelnen 

ifyr  Söebürfni»  reidjt;  t)ier  nimmt  ber  ©laubige  fid)  feine  3™fen  *m 

füllen  felbft.    (SJcarünen  u.  9teflejionen.) 

—  $ebe§  $8ebürfni§,  beffen  roirftid)e  SBefriebigung  berfagt  ift,  nötigt  §um 
©lauben.   (^al)lberroanbtfd)aften.) 

—  Sftan  follte  bod)  aud)  nicr)t§  glauben,  at§  roa§  man  mit  Slugen  fiet)t! 
(2Bilt)elm  9Mfter§  Seljrialjte.) 

—  %ä)  lefe  im  Sßeuen  Seftament  unb  gebenfe  eine§  93itbe§,  ba3  ©oett)e 
mir  in  biefen  Sagen  geigte,  roo  (£t)riftu§  auf  bem  2Jleere  roanbelt  unb 
tßetrug,  it>m  auf  ben  Sßellen  entgegenfommenb,  in  einem  Slugenblid 
anroanbelnber  üöcutlofigfeit  fogleid)  einstufen  anfängt. 

©§  ift  bieg  eine  ber  fdjönften  Segenben,  fagte  ©oetlje,  bie  icb,  bor 
allen  lieb  rjabe.  @3  ift  barin  bie  Ijorje  Serjre  au3gefbrod)en,  bafjber  üöcenfcb, 
burdj  ©lauben  unb  frifdjen  SJlut  im  fdjroierigften  Unternehmen  fiegen 
roerbe,  bagegen  bei  anroanbetnbem  geringften  .3roeifet  fogleid)  ber* 
loren  fei.   ((SdEermann.   1831.) 

—  f.  3fteligion§fritif. 

Qlanbt  unb  3löerglattfoe.  ©§  bleibt  Ijöcfjft  mertroürbig,  ba%  bie  formen  be§ 
©lauben§  unb  $tberglauben§  bei  allen  Böllern  unb  ju  allen  Qtxtvx 
immer  biefelben  geblieben  finb.   (SDidjtung  u.  Sßatjrtjeit.) 

—  ÜDcan  mu|  burd>au§  bemerfen,  bafc,  braltifd)  genommen,  ©laube  unb 
Aberglaube  ficf>  nidjt  unterfdjeiben  laffe.    (3)er  beutfcfye  ©it  S8la§.) 

mauU  unb  tritit,  f.  ©enfgläubige. 

©louben  unb  (Stauen,  f.  <5dj.  u.  ©. 

Wlaubcn  unb  Sßiffen.  S3eim  ©lauben  fommt  alle§  barauf  an,  ba$  man 
glaube;  roa§  man  glaube,  ift  böllig  gleichgültig.  S)er  ©laube  ift  ein 
großes  ©efüf)l  bon  <3id)erf)eit  für  bie  ©egenroart  unb  3utunft,  unb  biefe 
<Sicr)err)eit  entfbringt  au§  bem  3u^auen  auf  ein  übergroßes?,  über* 
mäd)tige§  unb  unerforfcr)lid)e§  SBefen.  Stuf  bie  Unerfd)ütterlid)Eeit 
tiefet  3uttauen§  fommt  alles  an;  roie  roir  un§  aber  biefel  SSefen  benfen, 
bie§  fyängt  bon  unfern  übrigen  gät)igfeiten,  ja  bon  ben  Umftänben  ah 
unb  ift  gan$  gleichgültig.  3)er  ©laube  ift  ein  t)eilige§  ©efäfj,  in  roeldjeS 
ein  jeber  fein  ©efütjl,  feinen  Sßerftanb,  feine  @inbilbung§Eraft,  fo  gut 
al§  er  bermöge,  §u  obfem  bereit  ftefje.  SCRit  bem  SBiffen  ift  e3  gerabe 
üa$  ©egenteil;  e§  !ommt  gar  nid)t  barauf  an,  bafj  man  roiffe,  fonbern 
roa§  man  roiffe,  roie  gut  unb  roiebiel  man  roiffe.  $)at)er  !ann  man  über 

86 


ba§  SBiffen  [treuen,  weil  e3  fiel)  berichtigen,  fidj  erweitern  unb  ber* 
engem  Iaffe.  S)a3  SSiffcn  fängt  bom  föinjelnen  an,  ift  enblog  unb  ge= 
ftaltloS  unb  fann  niemals,  tjöcrjftenS  nur  träumerifd),  §ufammengefaf}t 
werben  unb  bleibt  atfo  bent  ©lauben  gerabep  entgegengefejjt.  (35id)* 
tung  unb  SScujrljeit.) 

Glaubt  unb  ^tocifel.  ®3  ift  beffer,  bu  glaubft  an  ba§  galfdje,  aU  bu 
gweifelft  am  SSafjren.  (b.  SÄüfler.  1819.) 

£leid)  unb  gleich.  G§  gibt  Üüienfdjen,  bie  tfjr  ©leid)e3  lieben  unb  auf» 
fucfjen,  unb  wieber  foId)e,  bie  ir)r  ©egenteil  üeben  unb  biefem  nad)= 
ge^en.   (9ttemer.   1809.) 

@leirf}e3  boin  GMcidjen  erfannt.  3)a§  ©ieidje  !ann  nur  bom  ©leieren  et- 
lannt  werben,  unb  nur  ein  gürft,  ber  felber  gro&e  gätjigfeiten  befifct, 
wirb  wieberum  grofje  gätjigfeiten  in  feinen  Untertanen  unb  Wienern 
gehörig  erfennen  unb  fd)ä|3en.   (©dermann.   1828.) 

—  QHnen  gelben  mit  ßuft  breifen  unb  nennen 
wirb  jeber,  ber  fetbft  al§  föüfjuer  ftritt. 

2)e§  SJcenfdjen  SSert  fann  niemanb  erfennen, 
ber  nid)t  felber  £>ifce  unb  ftäfte  litt.   (SBeftöftlidjer  $iban.) 
@(eid)Ijeit.   ©leid)  fei  feiner  bem  anbern,  boctj  gleid)  fei  jeber  bem  £öd)ften. 
SBie  btö  $u  machen?  6»  fei  jeber  bollenbet  in  fid). 

—  2)er  fd)limmjte  9£eibf)art  ift  in  ber  SBelt,       [(«ier  Safjre^eiten.) 
ber  jeben  für  feine§gleid)en  tjält.   ((Sbigrammatifd).) 

—  f.  greifjeit  u.  ©leid)t)eit. 

(*jfeicf)f)eit  nadj  beut  2obe.  $>a£  reine  ©efütjl  einer  enb lidjen  allgemeinen 
©leidjfyeit,  wenigftenS  nad)  bem  £obe,  fdjeint  mir  berulngenber  aÜ 
biefe§  eigenfinnige  ftarre  gortfefcen  unferer  $erfönlid)feiten,  Stn^öng- 
lidjfeiten  unb  2eben§betb,ältniffe.    (3Saf)lberwanbtfd)aften.) 

®leid)gefimtte  unb  SBibetgefinnte.  SBerfcfymäfjt  aud)  nie,  in  euer  (Streben 
bie  Güinwirfung  bon  gteicrjgefinnten  greunben  aufzunehmen,  fowie 
icr)  aud)  auf  ber  anberen  «Seite  angelegentlid)  rate,  feine  ©tunbe  mit 
ÜUceufdien  §u  berlieren,  gu  benen  tfjr  nidjt  gehört  ober  bie  nidjt  §u  eud) 
gehören;  benn  foId)e3  förbert  wenig,  fann  um?  aber  im  Seben  gar 
mandjeä  $rgerni§  jufügen,  unb  am  @nbe  ift  bann  boer)  alle§  bergeblid) 
gewefen.    (galt    1809.) 

—  f.  aud)  greunb  u.  $einb,  Söiberfadjer,  ©egner. 
®Iütf.   2Ba§  gibt  un§  motjt  ben  fdjönften  ^rieben, 

al§  frei  am  eignen  ©lud  §u  fcfymieben?   (©bridiwörtlid).) 

—  28arum  immer  weiter  fd^weifen? 
©tel),  "Daä  ©ute  liegt  fo  nat). 
Seme  nur  bciZ  ©lud  ergreifen, 

benn  baS  ©lud  ift  immer  ba.   (©ruber.) 

87 


®W&.    $>a§  ©lud  berroörjnt  un§  gar  leidet  burd)  feine  ©aben, 
Wlan  l)at,  fo  biet  man  brauet,  unb  glaubt  nod)  nid)t§  gu  bjaben. 

(Sie  9J2itfd^utt>igen.) 

—  Sind)  ber  ©eringfte,  roenn  er  gartj  ift,  !anrt  glüdlid)  unb  in  feiner  9ltt 
bottfommen  fein.   (21n  grau  ö.  Stein.   1787.) 

—  l)öd)fte§  ©lud  ber  ©rbentinber  ift  bod)  bie  $erfönlid)feit. 

—  $er  äftenfd)  ift  niä)t  etjer  giütftid),  al§  bis  fein  unbebingteä  (Streben 
fid)  fetbft  feine  «egren^ung  beftimmt.    (9BiH)etnt  2Reijler3  Sefjrjatjre.) 

—  $a§  fdjönfte  ©lud  be§  benlenben  2ftenfd)en  ift,  baZ  (Srforfd)ttdje  er* 
forfdjt  &u  f)aben  unb  ba§  Unerforfd)lid)e  rut)ig  gu  bereden,  (3ftarünen 
unb  ^Reflexionen.) 

—  Ba§  ift  baS  t)öd)fte  ©lud  be§  3Jtenfd)en,  als  bafj  roir  baä  ausführen, 
roa§  mir  al§  red)t  unb  gut  einfefjen?  bafc  mir  roirttid)  Ferren  über  bie 
Mittel  ju  unferen  groeden  finb?   (äSiltjelm  2fteifter§  Setrqarjre.) 

—  ^eber  t)at  fein  eigen  ©lud  unter  ben  §änben,  roie  ber  tünftler  eine 
rot)e  Materie,  bie  er  §u  einer  ©eftalt  umbilben  roill.  Slber  e3  ift  mit 
biefer  Shmft  roie  mit  allem:  nur  bie $ät)igleit  ba§u  roirb  un§  angeboren, 
fie  roill  gelernt  unb  forgfältig  ausgeübt  fein.  (Silrjelm^eifter3£et)rjarjre.) 

2Bo*)I  ift  fie  fcfjön,  bie  SBctt!   3n  ir)rer  Seite 

beroegt  fid)  fo  biel  ©ute§  fyin  unb  l)er. 

9td),  bafj  e§  immer  nur  um  einen  ©djritt 

üon  un§  fid)  gu  entfernen  fdjeint 

unb  unfre  bange  ©rfjnfudjt  burd)  ba§  Seben 

aud)  ©djritt  üor  ©djritt  bis  nad)  bem  ©rabe  lodt! 

©o  feiten  ift  e8,  bafj  bie  äJcenfdjen  finben, 

roa§  ifynen  bod)  beftimmt  geroefen  fdjien, 

fo  feiten,  bafj  fie  ba§  erhalten,  roaS 

aud)  einmal  bie  beglüdte  £anb  ergriff! 

@S  reifet  fid)  loS,  roa§  erft  fid)  un§  ergab, 

roir  laffen  lo§,  roaS  roir  begierig  fafjten. 

©§  gibt  ein  ©lud,  allein  roir  lennen'S  nidjt: 

SSir  fennen'S  roor)l,  unb  roiffenS'  nid)t  p  fd)ä|en.    (Saffo.) 

—  @o  gereift  ift  ber  allein  glüdlid)  unb  grofj,  ber  roeber  ju  tjerrfdjen  nod) 
&u  get)ord)en  braud)t,  um  (StroaS  §u  fein!    (®öfc  bon  93erlid)ingen.) 

—  mad)t  9Jhtt.   (©ö£  bon  S5erlid)ingen.) 

—  £a !  alles  Vergnügen  liegt  in  un§.  Sir  finb  unfre  eigne  Teufel,  roir 
oertreiben  un§  au§  unferm  ^arabiefe.   (51n  Söetrrifd).   1767.) 

Sem  rootjl  baZ  ©lud  bie  fd)önfte  $alme  beut? 

28er  freubig  tut,  fid)  be§  ©etanen  freut.   (©pridjroörttid).) 

—  ©er  ift  am  glüdlid)ften,  er  fei  ein  tönig  ober  ein  ©eringer,  bem  in 
feinem  £aufe  Sot)l  bereitet  ift.    (3pt)igenie.) 

88 


®lüd  ttttb  ttnglütf.  SBie  man  gu  fagen  pflegt,  ba&  fein  Unglücf  allein  fommt, 
fo  läfjt  fid)  audj  roob,!  bemerfen,  bafj  eS  mit  bem  ©lud  äfjnlidjerroeife 
befcfjaffen  [ei;  ja  audj  mit  anbern  Umftänben,  bie  fid)  auf  eine  tyatmo* 
nifdje  Söeife  um  uns  berfammeln;  eS  [ei  nun,  bafj  ein  (3d)idfat  ber* 
gleiten  au[  uns  lege,  ober  ba$  ber  Sttenfdj  bie  ftraft  ljabe,  baS,  toaS  ju= 
[ammen  gehört,  an  fidt)  t)eran§u§iet)en.   (3)idjtung  unb  SBaljrljeit.) 

—  (So  roie  ber  (Sinbrud  beS  UnglüdS  burdj  bie  $eit  gemilbert  toirb,  [o 
bebarf  baS  ©lud  aud)  biefeS  toofjltätigen  ©influffeS.  (2ln  gelter.  1825.) 

9ldj!  warum,  if)r  ©ötter,  i[t  unenblid) 

alles,  alle§,  enblid)  un[er  ©lud  nur! 

©ternenglang,  ein  liebereid)  beteuern, 

Sftonbenf  dummer,  liebebolt  SS  ertrauen, 

©d)attentie[e,  (Sermfucfjt  tualjrer  Siebe 

[inb  unenblid),  enblicf)  un[er  ©lud  nur.     (^ßanbora.) 
@lücf  im  SBoljI  ber  anbern,  [.  SllrruiSmuS. 
mütt  unb  @inn,  [.  ©.  u.  ©. 
»olb.   9tod)  ©olbe  brängt, 

am  ©olbe  Ijängt 

bod)  alles,   (gauji  I.) 
©otbne  3eit,  bie. 

Sie  golbne  Qtit,  toolnn  i[t  [ie  geflofjn, 

nad)  ber  [id)  jebeg  §erg  bergebenS  feljnt? 

®a  au[  ber  [reien  (Srbe  ÜDienfdjen  fid) 

hrie  frol)e  gerben  im  ©enufj  berbreiteten; 

ba  ein  uralter  S3aum  auf  bunter  28ie[e 

bem  §irten  unb  ber  ^irtin  ©djatten  gab, 

ein  jüngeres  ©ebü[d)  bie  garten  3toeige 

um  felmfudjtSboHe  Siebe  traulidj  fd)lang; 

loo  Ilar  unb  [tili  auf  immer  reinem  ©anbe 

ber  meidje  §Iufj  bie  üftrjmbtje  [anft  umfing; 

mo  in  bem  ©rafe  bie  gefdjeudjte  ©djlange 

unfd)äblid)  fid)  berlor,  ber  fütjue  §aun, 

bom  tabfern  Jüngling  balb  beftraft,  entflog; 

roo  jeber  SBogel  in  ber  freien  ßuft 

unb  iebeS  Sier,  burd)  Söerg  unb  Säler  fdjtoeifenb, 

gum  9ttenfdjen  fbradj:  Erlaubt  ift,  maS  gefällt.  — 

S)ie  golbne  3eü  $  b)ol)I  borbei; 

allein  bie  ©uten  bringen  fie  gurüd. 

Unb  foll  id)  bir  gefteljen,  roie  id)  benfe: 

$ie  golbne  3^it,  toomit  ber  S)id)ter  uns 

89 


3u  fd)meid)etn  pflegt,  bie  fcfyöne  $eit,  fte  mar, 

fo  ft^etnt  e§  mir,  fo  tuenig,  al§  fie  iji; 

unb  toar  fie  je,  fo  toar  fie  nur  getuifj, 

tote  fie  un§  immer  ftneber  werben  !ann. 

Sftod)  treffen  fidj  b  erlaubte  £er§en  an 

unb  teilen  ben  ©enufj  ber  fctjönen  SSelt; 

nur  in  bem  SSarjlfpruci)  änbert  fw$,  mein  f£reunb, 

ein  einzig  28ort:  Erlaubt  ift,  toaä  fid)  giemt. 

(Saffo.   2Bed)felrebe  mit  ber  ^rinjeffin.) 
®ott.  SBer  barf  fagen: 
3$  glaub  an  ©ott? 
3flagft  $riefter  ober  SSeife  fragen 
unb  tt)re  9lnttoort  fd^eint  nur  Spott 
über  ben  ^rager  §u  fein. 
2Ber  barf  ilm  nennen? 
unb  wer  b ef ernten: 
idj  glaub'  irm? 
3Ber  empfinben 
unb  fid)  untertoinben 
§u  fagen:  tdj)  glaub'  irm  nid)t? 
3)er  SMumfaffer, 
ber  Sllterfyalter, 
fafjt  unb  erhält  er  nid)t 
bid),  mid),  fid)  felbft? 
SBölbt  fid)  ber  igimmet  nid)t  ba  broben? 
Siegt  bie  @rbe  nidjt  tyex  unten  feft? 
unb  fteigen,  freunblid)  blidenb, 
ennge  ©terne  nidjt  herauf? 
6d)au  id)  nidjt  2tug'  in  9Iuge  bir, 
unb  brängt  nid)t  atte§ 
nad)  £auüt  unb  §ergen  bir 
unb  tuebt  in  etoigem  ©el)eimni§ 
unfidjtbar  fidjtbar  neben  bir? 
©rfüll  baüon  bein  §er§,  fo  grofj  e§  ift, 
unb  toenn  bu  ganj  in  bem  ©efüfyle  feiig  bift, 
nenn'  e§  bann,  toie  bu  toillft, 
nenn'3  ©lud!  £>erj!  Siebe!  ©Ott! 
3er)  fyabt  feinen  tarnen 
bafür!   ©efüfjt  ift  alle§; 
■Kante  ift  ©crjall  unb  Staude), 
umnebelnb  IpimmelSglut.   ($auft  I.) 

90 


®oü,  üDcifjbraud)  be§  9?amen§.  $ie  ßeute  trafrieren  it)n,  aU  roäre  bo§  un= 
begreifliche,  gor  nidjt  auSjubenfenbe  ^öc^fte  SBefen  nict)t  biel  met)r  aU 
ir)re§gteict)en.  (Sie  toürben  fonft  nicfjt  fagen:  ber  §err  ©ort,  ber  liebe 
©ott,  ber  gute  ©ort.  ©r  roirb  it)nen,  befonber3  ben  ©eiftlictjen,  bie  it)n 
tägiicr)  im  SJhinbe  füt)ren,  ^u  einer  $t)rafe,  §u  einem  bloßen  tarnen, 
roobei  fie  fiel)  auet)  gor  nict)r§  benfen.  SBären  fie  aber  burd)brungen  bon 
[einer  ©röfje,  fie  toürben  oerftummen  unb  it)n  üor  ißereb,rung  nict)t 
nennen  mögen,   ((Soret.   1823.) 

—  Sßie  einer  ift,  fo  ift  fein  ©ort, 

barum  toarb  ©ott  fo  oft  $um  (Spott.   (3at)we  Xenien.) 

—  2Ba§  ber  SJcenfct)  als  ©ott  beret)rt, 

ift  fein  eigenfte3  ^nnereS  t)erau§getet)rt.   (9tiemer.    1814.) 

—  Sm  Snnern  ift  &n  Uniberfum  auet); 
batjer  ber  SBölrer  löbliche  ©ebrauet), 
bafj  jeglict)er  btö  93efte,  roa§  er  femü, 
er  ©ott,  \a  feinen  ©ott  benennt, 
it)m  £immel  unb  ßrben  übergibt, 

it)n  fürdjtet  unb  roomöglxct)  liebt,   (©ort,  ©emüt  unb  SSelt.) 

—  S)er  ©ott,  ber  mir  im  Söufen  roor)nt, 
fann  tief  mein  3nnerfte3  erregen; 

ber  über  allen  meinen  Gräften  thront, 

er  !ann  nact)  auften  nict)t§  belegen,   (f^aufr  I.) 

—  ©ott,  roenn  roir  r)oct)fter)en,  ift  atle3;  ftetjen  mir  niebrig,  fo  ift  er  ein 
(Supplement  unferer  2lrmfeligfeit.   (äJcarjmen  u.  Reflexionen.) 

3ßa§  mär'  ein  ©ott,  ber  nur  oon  aufjen  ftiefe, 

im  ®rei§  ba$  9111  am  Ringer  laufen  tiefte! 

3t)m  $iemt'3  bie  Söelt  im  ^mte™  5U  beroegen, 

Statur  in  fict),  fiel)  in  Statur  $u  t)egen, 

fo  bafj,  roa§  in  ir)m  lebt  unb  roebt  unb  ift, 

nie  feine  ®raft,  nie  feinen  ©eift  bermifjt.  (©ott,  ©emüt  unb  SSelt.) 

—  2Bir  fönnen  bei  S8etract)tung  be§  2Bettgebäube3  in  feiner  roeiteften 
9tu§ber)nung,  in  feiner  legten  Seitbar  feit  un§  ber  SSorft  eilung  nict)t  er* 
roer)ren,  bafc  bem  ©an^en  eine  l^bee  gugrunbe  liege,  roonact)  ©ott  in 
ber  Sßatur,  bie  Statur  in  ©ott  bon  ©roigleit  §u  ©roigfeit  fct)affen  unb 
Wirten  möge.   (2lnfct)auenbe  Urteilskraft.   1817.) 

—  3)ie  ©ottt)eit  ift  roirffam  im  Sebenbigen,  aber  nidjt  im  Soten;  fie  ift  im 
Sßerbenben  unb  fict)  Sßerroanbelnben,  aber  nidjt  im  ©eroorbenen  unb 
©rftarrten.  $e§r)alb  t)at  aud)  bie  Vernunft  in  il)rer  Stenbenj  &um 
©öttlidjen  e§  nur  mit  bem  SSerbenben,  Sebenbigen  $u  tun,  ber  $er* 
ftanb  mit  bem  ©eroorbenen,  ©rftarrten,  bafj  er  e§  nüfce.  (Qjcfermann. 
1829.) 

91 


©oit.   2Ba§  lann  ber  SUcenfcrj  im  ßeben  meljr  gewinnen, 
aU  bafj  bie  ©ott*9?atur  tf)tn  offenbare, 
toie  fie  ba§  f^efte  läfet  ju  ©eift  berrinnen, 
ttiie  fie  ba3  ©eifterjeugte  feft  bettmljre.   (Sßor  <Sd)iller§  ©crjäbel.) 

—  Sa§  fyiefje  root)l  bie  Statur  ergrünben? 
©ott  ebenfo  aufcen  al§  innen  $u  finben. 

(3n  ba§  ©tammbuct)  bon  2ttartiu§.   1827.) 

—  ©etoif},  ift  e§  leine  fcfyönere  ©otte§bereljrung  al3  bie,  $u  ber  man  lein 
93ilb  bebarf,  bie  btofj  au§  bem  Sßedjfelgefbräct)  mit  ber  Statur  in  unferem 
Söufen  entfbringt!   (2)idj)tung  unb  SSar)rr)eit.) 

—  3<i)  für  mict)  lann  bei  ben  mannigfaltigen  SRidjtungen  meines  2ßefen§ 
nictjt  an  einer  2)enltoeife  genug  fyaben;  al§  $icr)ter  unb  ®ünftler  bin 
idj  sßoltjtljeift,  ^Sant^eift  hingegen  al§  Statur forfcfj er  unb  ein§  fo  ent* 
fdjieben  tüte  "Da%  anbere.  Söebarf  e§  eine3©otte§  für  meine  Sßerfönlid)* 
leit  al§  fittlidjer  Sftenfcrj,  fo  ift  aucr)  bafür  fdjon  geforgt.  SDie  fyimmlifcrjen 
unb  irbifdjen  S)inge  finb  finb  ein  fo  toeite§  SReicf),  bafc  bie  Drgane  aller 
Sßefen  gufammen  e3  nur  erf äffen  mögen.   (S3rief  an  $acobi.   1813.) 

2öar  bie  Jpenne  guerft,  ober  toar  ba$  @i  bor  ber  &enne? 
28er  bie§  fRätfel   erlöft,   fdt)Iict)tet   ben   (Streit  um  ben   ©ott. 

(ftacrjla&.) 

—  ©in  ©ott  lann  nur  toieber  burdj)  einen  ©ott  balanciert  toerben.  (Ziemer. 
1807.) 

—  ber  Heine  ©ott  ber  SBelt,  f.  9ftenfd). 
©Ott  ttttb  ©ötter,  f.  aurf)  ^romettjeuS. 
©ott  unb  9Hettfd),  f.  m.  u.  ©. 
©ötter.    ©ötter  follen  nidjt 

mit  SJJcenfcrjen,  toie  mit  ü)re§gleicr)en  toanbeln: 

®a§  fterblidje  ©efdj)lecf)t  ift  biet  gu  fcrjtüacl), 

in  ungewohnter  §öt)e  nicr)t  ju  fcrjtuinbeln.   ($bljigenie.) 

—  S)enn  ifyr  allein  toifjt,  toa§  un§  frommen  lann, 
unb  fdjaut  ber  Qufttnft  au§gebe^nte§  Sfteitf), 
trenn  jebe§  2lbenb§  @tern=  unb  •KebefljüÜ'e 
bie  3lu§fic^t  unl  berbecft.   ©elaffen  i)ört 

ü)r  unfer  §Iefm,  ba§  um  SBefdjIeunigung 

eud)  linbifcb,  bittet;  aber  eure  £>anb 

bricht  unreif  nie  bie  golbnen  §immel§früd)te; 

unb  toefye  bem,  ber,  ungebulbig  fie 

ertroijenb,  faure  ©beife  fiel)  jum  Stob  geniefjt.   (8bl)igenie.) 

—  ©öttern  gleidj  %vl  fein,  ift  (Sbler  SSunfdj.   ((Slbenor.) 

—  9IIle§  geben  bie  ©ötter,  bie  unenblid)en, 
iljren  Lieblingen  gan§, 

92 


alte  ftituben,  bie  unenbticfjen, 

alle  ©djmetäen,  bic  unenblidjen,  gang. 

(2In  Slugufte  öon  ©tolberg.   1777.) 
Götter.   2)ie  ©ötter  brausen  mannen  guten  9flatm 
ju  üjrem  3)ienft  auf  biefer  toeiten  ©rbe. 
©ie  traben  audj  auf  biet)  gegärt.    (götjigenie.) 
«ottc§toort.   Unb  fo  ift  ba3  SBort  ber  2ttenfd)en  mir  ®otte§  SBort,  e£ 
mögend  Pfaffen  ober  §uren  gefammelt  unb  junt  föanon  gerollt  ober 
aU  Fragmente  fjingeftreut  Ijaben.  Unb  mit  inniger  (Seele  fall'  idj  bem 
trüber  um  ben  £aR  2flofe3 !  ^roöfjet !  (Süangelift !  SIttoftel,  ©ömo^a 
ober  9flad)iaöetl!   (2tn  ^fenninger.    1774.) 
(^öijenbcoürfm*  ber  SRettfrijen.    S)ie  SJtenfdjen  finb  gar  fet)r  geneigt, 
einem  jungen  ÜDlanne,  ber  rafcb,  au§  bem  Seben  fnntoeggeriffen  nnrb, 
alle  Hoffnungen  al§  Erfüllungen  anzurechnen,  unb  ein  ©ö§e  ift  ifynen 
immer  SöebürfniS.    ($u  Süben.    1812.) 
®rabf>ett.    ©ott  Ijat  bie  ©rabljeit  felbft  an§  Jperj  genommen; 
auf  grabem  SSeg  ift  niemanb  umge!ommen. 

(3al)me  Xenien.) 
®raöf|otogie,  f.  ^anbfdjriftenbeutung. 

®raujamfeit  ber  <§efdjledjter.  SBeibe  ©efdjtecfjter  befifcen  eine  ©raufam* 
feit  gegeneinanber,  bie  fiel)  oielleidjt  in  jebem  S^biüibuum  $u  ßeiten 
regt,  ofyne  gerabe  auSgelaffen  werben  $u  tonnen:  bei  ben  SJcännem 
bie  ©raufamfeit  ber  SSottuft,  bei  ben  SBeibern  bie  be§  UnbanB,  ber 
Unempfinblidjfeit,  be§  Dualen^  u.  a.  m.  (Sftiemer.  1810.) 
®rtedjen.  Unter  allen  SBötferfdjaften  tjaben  bie  ©rieben  ben  £raum 
be§  SebenS  am  fcfcjönften  geträumt,   (üßarünen  unb  SReflerümen.) 

—  galten  ©ie  feft  an  bem,  toa§  ©ie  öftrer  Statur  gemäfj  füllen,  unb  "Da 
t)ier  öom  äftr)etifd^en  ©inne  bie  9?ebe  ift,  prüfen  ©ie  ficr)  immerfort 
am  biamantenen  ©dp)  ber  ©rieben,  in  roelcr)em  ©ie  3t)re  Xugenben 
unb  SJcangel  iebergeit  am  ftarften  erblicfen  tonnen,  ^orcfjen  ©ie  auf  bie 
2Jtttlebenben  nur,  um  fie  fennen  gu  lernen,  um  geroafyr  §u  »erben,  roa§ 
fief)  3$nen  nähert,  toai  fid)  öon  3f)nen  entfernt,  tua§  ©ie  förbert  ober 
Hubert.   (3ln  g.  ©.  Bauöer.  1823.) 

—  ©in  Sumö  bleibt  freilief)  ein  Sump,  unb  eine  fteinlicr)e  Statur  nrirb  burd) 
einen  felbft  täglichen  SSerfetjr  mit  ber  ©ottljeit  antiler  ©efinnung  um 
feinen  ßoll  größer  toerben.  Slllein  ein  ebler  Sftenfcf),  in  beffen  ©eele 
©ott  bie  gäfjigfeiten  fünftiger  ©fjaraftergröfje  unb  ©eifte§t)ot)eit  gelegt, 
toirb  burd)  bie  SBefanntfdjaft  unb  ben  oertrautidjen  Umgang  mit  ben  er» 
tjabenen  Naturen  griedt)ifdc)er  unb  römifdjer  $or$eit  fid)  auf  ba$  fjerr* 
lidjfte  enttoirfeln  unb  mit  jebem  Sage  sufef)enb§  §u  äfjnlidier  ©röfje 
t)erantuadjfen.    (gefermann.    1827.) 

93 


®rtedjen.    äBürbig  —  e§  finb'3  bie  ©rieben.  (©ebidjte.    fünft.) 

—  f.  aud)  Altertum. 

öroftljett.  ßtne  Dpbofition,  bie  feine  ©renken  f)at,  roirb  ^>tatt.  2>ie  ©in- 
fdjränfung  aber  nötigt  fie,  geiftreid)  gu  fein,  unb  bieg  ift  ein  fef)r  großer 
Vorteil.  2)ireft  unb  grob  feine  Meinung  tjerau^ufagen,  mag  nur  ent* 
fdjulbigt  roerben  lönnen  unb  gut  fein,  roenn  man  burd)au§  redjt  t>at. 
(©dermann.    1827.) 
®rofc  fein.    Überall  roill  jeber  obenauf  fein, 
roie'§  eben  in  ber  Sßelt  fo  get)t. 
$eber  foltte  freilief)  grob  fein, 

aber  nur  in  bem,  roa§  er  berftetjt.    (SBeftöftlidjer  2)iüan.) 
@töf{e.    (Sbrid),  roie  bu  bid)  immer  unb  immer  erneuft? 

f  annft'3  aud),  roenn  bu  immer  am  ©roßen  bidj  freuft. 

2)a§  ©roße  bleibt  frifd),  erroärmenb,  belebenb; 

im  fleinlicfjen  fröftett  ber  fleinlicfje  bebenb.     (^anaeee.) 

—  2)a3  roaf)re  ©roße  f)ebt  un§  über  un§  felbft  f)inau§  unb  leuchtet  un§ 
oor  roie  ein  (Stern;  bie  2Baf)l  ber  Mittel  aber  ruft  un§  in  un§  felbft  gurüdE, 
unb  ba  roirb  ber  einzelne  gerabe,  roie  er  mar,  unb  füf)lt  fid)  eben  fo 
ifoliert,  alz  Ijätt'  er  üorljer  nid)t  in§  ©anje  geftimmt.  (2ßift)elm  Steiftet.) 

<8rof$e§  fcfjoffcn.  2Ber  etroa§  ©roße§  machen  roill,  muß  feine  Söilbung  fo 
gefteigert  tjaben,  baJ3  er  gleid)  ben  ©rieben  imftanbe  fei,  bie  geringere 
reale  -Katur  gu  ber  £öf)e  feinet  ©eifte§  fjeranpljeben  unb  ba§ienige 
roirflid)  %\x  maerjen,  roa§  in  natürlichen  ©rfdjeinungen,  au§  innerer 
<Sd)roäd)e  ober  au§  äußerem  £>inbemi§,  nur  Intention  geblieben  iji. 
(©efermann.   1828.) 

—  SBer  @roße3  min,  muß  fid)  pfammenr äffen,  f.  ^atur  u.  fünft. 
fötofee  SKenfdjen.    $Bor$üglid)e  mitlebenbe  SMnner  finb  ben  größeren 

(Sternen  §u  bergleidjen,  nad)  benen,  folange  fie  nur  über  bem  £>ori§ont 
ftet)en,  unfer  Sluge  fief)  menbet,  unb  fid)  geftärft  unb  gebilbet  fül)lt, 
roenn  e§  if)m  oergönnt  ift,  foldje  5Bollfommenf)eiten  in  fid)  aufzunehmen. 
(S)id)tung  u.  2öaf)ri)eit.) 

Sröftlid)  ift  e§  für  un§,  ben  Sftann  gerühmt  -$u  roiffen, 

ber  atö  ein  große§  dufter  bor  un§  fteljt. 

28ir  fönnen  un§  im  füllen  §er$en  fagen: 

@rreid)ft  bu  einen  £eil  oon  feinem  Sßert, 

bleibt  bir  ein  Seil  aud)  feinet  9M)m§  geroiß.   (£affo.) 

—  SBenn  geroöt)nlid)e  SÜJcenfdjen,  burd)  gemeine  Verlegenheiten  be§  £ag§ 
ju  einem  leibenfd)aftlid)  ängftlidjen  ^Betragen  aufgeregt,  un§  ein  mit* 
leibigeS  £äd)eln  abnötigen,  fo  betrachten  mir  bagegen  mit  (Sljrfurdjt  ein 
©emtit,  in  meldjem  bie  Saat  eine§  großen  ©d)icffal§  au§gefät  morben, 
ba§  bie  ©ntroidlung  biefer  (Smbfängnte  abmarten  muß  unb  roeber  ba§ 

94 


©ute  nod)  ba§  58öfer  meber  ba$  ©tüdtitfje  noct)  ba§  Ungtücfucrje,  ma£ 
barau§  entfbringen  fott,  befcqleunigen  bctrf  unb  lann.  (2Bab,Iüermanbt= 
fcfjaften.)  _____ — - 
Wrofjc  Wcttjttjcn.  G,  ma§  finb  mir  ©rofjen  auf  ber  SSoge  beraftenfcc^eit? 
3Bir  glauben  fie  -$u  befyerrftfjen,  unb  fie  treibt  un§  auf  unb  nieber,  rjin 
unb  ijer.    (Ggmont.) 

—  3$  berficgere  eucb,  mandjem  grofjen  Sftann,  ben  ü)x  nur  in  tiefer  (5fy> 
furdjt  anfcfyaut,  mirb'»  oft  roet)  um§  £er§,  menn  bei  ftifler  SBetracfjtung 
btö  ©efüb,!  feiner  9fäebrigfeit  über  ifyn  fontntt.  9hir  mand,Tnal  bermögen 
eure  23üa*Iinge  unb  eure  SBemunberungen  it)n  aufzurichten;  aber  bann 
ift'§  ifym  mef)r  fomifcge  greube  al§  3u^e^en^it.   (ßäfar.) 

—  Über  grofce  Seute  follte  nientanb  reben,  al§  mer  fo  grofj  ift  roie  fie,  um 
fie  ju  überfeinen.  Sin  kleiner,  menn  er  %u  nal)  fteljt,  fief)t  einzelne  Seile 
gut,  aber  nicrjts  oom  ©an^en,  unb  menn  er  ba§  ©an§e  überfeinen  mill, 
fo  mufj  er  ftdt)  gu  meit  entfernen,  unb  ba  reichen  feine  5Iugen  nicfjt  an 
bie  Seite.   (5ln  ben  Stffeffor  ^ermann.  1770.) 

—  Sie  größten  Sflenfdjen  Rängen  immer  mit  ifyrem  Sfcrjrfjunbert  burcb, 
eine  ©cfjmadjfyeit  jufammen.    (Sßafyfoermanbtfcfjaften.) 

—  SBenn  ein  großer  3ttenfdb,  ein  bunfel  @cf  Ijat,  bann  ift'3  redn"  bunfel! 
(9ln  grau  o.  Stein.   1782.) 

®runbfä$e,  f.  SBorfäfce. 

(ätanft  bet  ®  rofjen.  Sßteb,  bem,  ber  fid)  üon  großer  £errn  ©unft  in§  greie 
lorfen  täfet,  oljne  ficfj  ben  dürfen  gebeert  $u  b^aben.  ($n  grau  b.  (Stein. 
1782.) 
$mtfi.  Gin  Sag  ber  ©unft  ift  mie  ein  Sag  ber  ©rnte: 

ÜDian  mufj  gefcgäftig  fein,  fobalb  fie  reift.   (Saffo.) 
®unft  be$  2age§,  f.  58eruf,  magrer. 
mt,  e^te,  9Kut. 

©ut  oerloren  —  etma§  öerloren! 
SJhi^t  rafct)  biet)  befinnen 
unb  neue§  geminnen. 
6b,re  öerloren  —  üiel  oerloren! 
ÜDht&t  Stüfjm  geminnen, 
ba  merben  bie  £eute  fieb,  anber3  befinnen. 
Sttut  oerloren  —  afle3  oerloren! 
ba  mär  e§  beffer  nicfjt  geboren.   (3<rfjme  Xenien.) 
®ut  unb  fcöfe.  28ir  geben  allen  ganatilern  bon  beiben  entgegengefe&ten 
Parteien  §u  bebenlen,  ob  e§  beut  fjöcrjften  SSefen  anftänbig  fei,  jebe 
93orfteltung§art  oon  ifjm,  bem  SJcenfcfjen  unb  beffen  SSert)äIttii§  $u  iljm 
jur  ©aetje  ©otte§  ^u  maerjen  unb  barum  mit  33erfolgung§geifte  ju  be- 
raubten, bafj  ba$,  ma§  ©ort  üon  un§  ai§  gut  unb  böf e  angef eljen  fjaben  mill, 

95 


aucr)  bor  ü)m  gut  unb  böfe  fei,  ober  ob  baä,  rooJ  in  jtoet  färben  bor  unfer 
Stuge  gebrochen  wirb,  nidjt  in  einen  ßicfjtftrafjt  bor  it)n  prücfftießen 
fönne.  $ürnen  unö  Vergeben  finb  bei  einem  unberänberüc^en  SBefen 
botf)  tnatjrlid»  nid)t§  afö  $orftetfung§art.  2)arin  lommen  wir  alle 
überein,  baß  ber  9ttenfct)  ba3  tun  folte,  tvtö  mir  alle  gut  nennen,  feine 
(Seele  mag  nun  eine  tottadje  ober  ein  (Spiegel  ber  fcfjönen  Statur  fein, 
er  mag  Gräfte  t)aben,  feinen  2Beg  fortguwanbeln,  ober  fiect)  fein  unb  eine 
ftrüde  nötig  t)aben.  ®ie  Mcfe  unb  bie  Gräfte  lommen  au§  einer  §anb. 
S)arin  finb  wir  einig,  unb  ba§  ift  genug!  (Üiejenfionen.) 
@ttt  unb  fcöfe.  3)a§,  tocS  roir  bö§  nennen,  ift  nur  bie  anbere  (Seite  be§ 
©uten,  bie  fo  notwenbig  ju  feiner  ©rjftenj  unb  in  bag  ©an^e  gehört, 
al§  Zona  torrida  brennen  unb  Sapplanb  einfrieren  mu|,  ba£}  e§  einen 
gemäßigten  Jpimmetöftricb,  gebe.   (3um  (Stjafefbearetag.) 

—  Unb  roa§  baä  gute  §er$,  ben  trefflichen  (Stjaratter  betrifft,  fo  fage  idj  nur 
fo  biet:  roir  fjanbeln  eigentlich  nur  gut,  infofern  roir  mit  un§  felbftbetannt 
finb.  $unfefljeit  über  un§  fetbft  läßt  un§  nicfyt  teicfjt  $u,  ba§  ©ute  recfyt 
ju  tun,  unb  fo  ift  e§  bann  eben  fo  gut,  afö  wenn  bag  ©ute  nict)t  gut  wäre. 
3)er  2)ün!et  aber  füt)rt  un§  gewiß  gum  SSöfen,  ja,  roenn  er  unbebingt  ift, 
jum  (Scrjtedjten,  ot>ne  baß  man  gerabe  fagen  lönnte,  ba$  ber  SJlenfct), 
ber  fci)ted)t  Rubelt,  fctjle^t  fei.  (2ln  Knebel.  1812.) 

—  Üfttemanb  bebenlt  leicfjt,  baß  un§  Vernunft  unb  ein  tapferes  SBotlen  ge* 
geben  finb,  bamit  roir  un§  nict)t  allein  bom  S3öfen,  fonbern  aucf)  bom 
Übermaß  be§  ©uten  gurücKjatten.   (2tn  Belter.   1812.) 

—  2)ie  ©ötter  r)aben  ben  Sttenfdjen  Vielerlei  gegeben,  ba§  ©ute,  ba'Q  fie 
fid)  bor^üglidt)  fügten  unb  btö  SSöfe,  baß  fie  fidt)  gleict)  fügten.  (Sin 
grau  bon  Stein.) 

—  f.  auct)  9lnti»3florali§mu3.  , 
©utc§  unb  @djltmme§.  SSir  3flenftf)en  beitagen  un§  oft,  ba^  ber  guten 

Sage  fb  roenig  finb  unb  ber  fdjlimmen  fo  biet,  unb  roie  midj)  büntt, 
meift  mit  Unrecht.  Söenn  roir  immer  ein  offene^  §er$  hätten,  i>a§  ©ute 
$u  genießen,  ba§  un§  ©ott  für  leben  Sag  bereitet,  roir  würben  al§* 
bann  audj  ®raft  genug  tjaben,  i>a§  Übet  ju  tragen,  roenn  e§  lommt. 
(SBertfjer.) 
®ttte§.  2tlle§  ©ute,  roa§  gefcfjietjt,  wirft  nict)t  einzeln,  ©einer  9latur  nad) 
fefct  e§  fogteicf>  ba§  Sftädjfte  in  Bewegung.    ($)icr)tung  unb  SBafyrryeit.) 

Saß  Sfteib  unb  Sftißgunft  fict)  b  erfreu, 

ba§  ©ute  werben  fie  nidjt  wetjren. 

S)enn,  ©ott  fei  S)anl!  e§  ift  ein  alter  S3raudt): 

fo  weit  bie  (Sonne  fdjeint,  fo  roeit  erwärmt  fie  auct). 

((SbricrjWörtlicr).) 

—  SBer  ©ute§  beginnt,  foft  niemals  weiten.   (9?eine!e  $udj§.) 

96 


8ute§.  Um  ©iite3  $vl  tun,  braucrjt'3  feiner  Überlegung.     (S^igenie.) 
SBer  ©ute§  »in,  ber  fei  etji  gut.  (gauft  II.) 

—  ©in  guter  SÄenfdj  in  feinem  bunflen  orange 

ifi  fid)  be§  regten  2Bege§  tooljt  bemüht,    (gauft,  Prolog.) 

—  S)er  SJcenfcf),  ber  einer  guten  (Sadje  bient, 
toolmt  in  einer  feften  SSurg.   (<StidEcI.   1827.) 

—  5)ie  (Stätte,  bie  ein  guter  2ftenfcfj  betrat, 
ifi  eingeweiht;  nadj  lmnbert  ^ö^en  Hingt 

fein  SBort  unb  feine  %at  bem  ©nfel  toieber.    (Soffo.) 
@ut,  f.  33efiimmung  be§  SKenfd^en. 
Gute  ©efenfdjaft,  f.  (Selbftgefälligfeit. 
®ute  «Sitten,  f.  Umgang  mit  grauen. 
@ute  «orfa|e,  f.  SBorfäfce. 

§albljeit,  f.  Jpanbtoerf. 

§alte,  n»tt§  bu  fjaft.  $a§  Öhtte  in  ber  28elt  ift  diel  fdjmäler  gefät,  als 
man  benft;  toa§  man  f>at,  mufj  man  galten.  (9ln  ©ljriftiane  $utpiu§. 
1793.) 

Hamlet.  2Kir  ift  beuttidj,  bafj  (Sljafefpeare  fyaht  fdnlbem  trollen:  eine  grofce 
%at  auf  eine  (Seele  gelegt,  bie  ber  £at  nidjt  getoadgfen  ift.  Unb  in  biefem 
(Sinne  finb'  id)  ba§  (Stücf  burdjgängig  gearbeitet.  Jpier  roirb  ein  (Sicrjbaum 
in  ein  föfflirf)e§  ©efäfj  gepflanzt,  ba§  nur  lieblicfje  SSIumen  in  feinen 
(Scrjofj  t)ätte  aufnehmen  f ollen;  bie  SBur^eln  belmen  fidt)  au§,  baZ  ©e* 
fäfj  toirb  gemietet.  (Sin  fdt)öne§,  reine§,  eble§,  l)öcf)ft  moralifd)e§  SBefen, 
olme  bie  finnlicfye  (Stärfe,  bie  ben  gelben  madji,  get)t  unter  einer  Saft 
jugrunbe,  bie  e§  toeber  tragen  nodg  abwerfen  fann;  jebe  5ßftidt)t  ift  ifjm 
heilig,  biefe  §u  ferner.  2)a§  Unmögliche  toirb  üon  ir)m  geforbert,  nidjt 
bciZ  Unmögliche  an  fidt),  fonbern  ba§,  toa§  if)m  unmöglich  ift.  SBie  er  fidj 
toinbet,  bre^t,  ängftigt,  üor*  unb  §urücftritt,  immer  erinnert  toirb,  fidt) 
immer  erinnert  unb  jule^t  faft  feinen  B^edE  au§  bem  (Sinne  oerliert, 
orme  bod)  jemals  toieber  frot)  §u  »erben !  (2BiÜ)elm  3Jteifter3  £el)rjaljre.) 

»ammer  unb  Stmbojj.  Jammer  ju  fein  fdjeint  jebem  rürjmlidger  unb 
toünfcfyenStoerter,  als  5tmbofj,  unb  bodt)  toaS  gehört  nidt)t  ba^u,  biefe 
unenblidjen,  immer  toieber!er)renben  <Scr)täge  aushalten,  (ferner. 
1806.) 

—  ©ef)!  geljorctje  meinen  Sßinfen, 
nü£e  beine  jungen  Sage, 
lerne  zeitig  flüger  fein: 

51uf  be§  ©lüdfeS  großer  SSage 
ftet)t  bie  3un9e  fetten  ein. 
2>u  muftt  fteigen  ober  finfen, 

©oetije'Setiton.  7 

97 


bu  mujjt  tjerrfcrjen  unb  geroinnen, 

ober  bienen  unb  berlieren, 

leiben  ober  triumphieren, 

9lmbofj  ober  Jammer  fein.   (*Bermifd)te  ©ebicfjte.) 
$anbe(,  f.  ®aufmann§beruf. 

$>anbeln.  Jpanbeln  ift  leicfjt,  benfen  fdjroer;  nad)  bem  ©ebadjten  Ijanbeln 
unbequem.   (äßilf)elm  9tteifter§  Se^rja^re.) 

—  (Sin  jeber  leibet,  ber  nitfjt  für  fid£>  felbft  Ijanbelt.  ÜKan  ljanbelt  für  anbere, 
um  mit  ifjnen  ju  genießen.   (ÜDiajimen  unb  ^Reflexionen.) 

&anblungen,  ©letdjgetüidEjt  in  ben  menfcpdjen.  3)a§  ©leidjgeroicfjt  in 
ben  menfdjlicfjen  £>anblungen  fann  leiber  nur  burd)  ©egenfäfce  ljergeftellt 
roerben.   (Sßilfjelm  3tRetfter§  Sefjrjarjre.) 

#anbfd)irtfts$eututtg.  3)af3  bie  ^anbfdjrift  be§  Sftenfdjen  S3egug  auf  beffen 
©inneSroeife  unb  (Srjarafter  rjabe,  unb  bafj  man  babon  roenigftenS  eine 
9lrjnung  bon  feiner  5lrt,  gu  fein  unb  gu  fyanbeln,  embfinben  fönne,  ift 
roorjl  !ein  3*ueifel,  fo  roie  man  ja  nicfjt  allein  ©eftalt  unb  3üQe>  fonbern 
aud)  dienen,  £on,  ja  SBeroegung  be§  Körpers  aB  bebeutenb,  mit  ber 
gangen  $nbibibualität  übereinftimmenb  anerlennen  muß.  3ebo<fj 
mödjte  roorjl  aud)  Riebet  merjr  bciZ  ©efüt)l  al§  ein  flare3  SSeroufjtfein 
ftattfinben;  man  bürfte  fid)  roorjl  barüber  im  einzelnen  auSfbredjen, 
bie§  aber  in  einem  geroiffen  metfjobifcrjen  3ufammenr)ange  ju  tun, 
möchte  laum  jemanb  gelingen.  (2ln  ®.  $8.  $reu£fer.   1820.) 

^anbtoeri.  9lllem  Seben,  allem  Sun,  aller  ®unft  muß  ba$  £anbroerf 
borau§get)en,  ioelcfjeS  nur  in  ber  SBefcrjränfung  erworben  roirb.  (5ine§ 
recfjt  roiffen  unb  ausüben  gibt  fjörjere  Söilbung  al§  ^albfjeit  im  §unbert= 
fältigen.   (9Bilb,elm  2fteifter3  Sßanberjaljre.) 

Harmonie.  2)ie  Übereinftimmung  be3  ©an^en  mad)t  ein  jebe§  ©efögöbf 
§u  bem  roa§  e§  ift,  unb  ber  SJienfd)  ift  Sftenfd)  fo  gut  burefj  bie  ©eftalt 
unb  9ßatur  feiner  obern  ^innlabe,  al§  burefj  ©eftalt  unb  Üftatur  be3 
legten  ©liebet  feiner  Iteinen  Qetyt  ÜDtenfd).  Unb  fo  ift  roieber  jebe 
Kreatur  nur  ein  £on,  eine  (Schattierung  einer  großen  Harmonie,  bie 
man  aud)  im  ganzen  unb  großen  ftubieren  mufj,  fonft  ift  jebe§  einzelne 
ein  toter  »udjjlabe.   (9ln  (S.  b.  tnebel.   1784.) 

—  ®rft  muffen  roir  im  ©inflang  mit  un§  felbft  fein,  erje  mir  3)i3t)armonien, 
bie  bon  aufjen  auf  un§  jubringen,  roo  nicfjt  §u  rieben,  bodj  roenigftenS 
einigermaßen  auszugleiten  imftanbe  finb.   (^alf.) 

—  mit  fiel)  felbft.  Sßenn  man  mit  fief)  felbft  einig  ift  unb  mit  feinen 
«Ränften,  bag  ift  auf  ber  SBeft  ba§  93efte.  (9fa  ©fjriftiane  MbiuS.  1799.) 

—  SSenn  man  mit  fid)  felbft  einig  ift,  ift  man  e3  aud)  mit  anbern.  (Sin 
3elter.  1829.) 

—  f.  aud)  ©eifteSbilbung. 

98 


Harmonie.  93ei  einer  roab,ren  Harmonie  ber  ©emüter  begegnet  man 
einanbex  immer  mieber,  menn  man  noct)  fo  roeit  auSeinanber  $u 
get)en  fcr)eint.    (Sin  (Sari  Sluguft.    1788.) 

—  9ttan  frage  nidjt,  ob  man  burd)au£  übereinftimmt,  fonbern  ob  man  in 
einem  «Sinne  berfät)rt.  (9Jiarjmen  u.  ^Reflexionen.) 

28er  ift  ber  eblere  äftann  in  jebem  ©taube?    2)er  ftet§  fid) 
neiget  §um  ©leirfjgeroirfjt,  roa§  er  aud)  l)abe  borauS. 

(SSier  gatjre^eiten.) 

—  ba3  fc^önfte  3iel.   (SBilfjelm  2Keifter3  2el)rjat)re.) 

—  be3  2>enfen§  mit  bem  ©ein,  f.  ©inficrjt  u.  3fatum. 

—  bon  SBoIlen  unb  können,  [.  ber  fomblette  SD^enfd),  broblemattfdje 
Naturen. 

—  be§  $)afein§,  f.  (Srfinben. 

—  f.  9totur  u.  ftunft. 

garten  unb  Bulben,  f.  Sätigleit. 

#art  merben.  ©eroifj  nur  ber  am  empfinblicrjften  gemefen  ift,  fann  ber 
£ärtefteunb  Sältefte  merben;  benn  er  mu|  ficf)  mit  einem  garten  ganger 
umgeben,  um  fid)  üor  ben  unfanften  $8erüb,rungen  §u  fid)ern;  unb  oft 
mirb  if)m  felbft  biefer  ^anjer  pr  Saft.   (Ziemer.   1809.) 

#ajj,   £a&  unb  ©iferfudjt,  f.  ©inficfjt. 

#afc  unb  Siebe.  £>er  £afj  ift  barteiifd),  aber  bie  Siebe  ift  ei  nod)  meljr. 
(2Baf/(oermanbtfd)aften.) 

&a%  unb  SRtfjgunft,  f.  2fl.  u.  $. 

&a%  unb  ÜReib.  S)er  Jpafe  ift  ein  aftioe§  Sfli&bergnügen,  ber  S^eib  ein  baffibeS; 
beSrjalb  barf  man  fid)  nid)t  rounbem,  menn  ber  £af}  fo  fdmeß  in  5fteib 
übergebt.   (ÜDtarjmen  u.  SReflerümen.) 

frafj  unb  ^eratfjtung.  2)er  §aj3  fdjabet  niemanben,  aber  bie  $eracfjtung 
ift  tB,  roa§  ben  SKenfdjen  flürjt.   ((Sdermann.   1831.) 

$au§fratt.  63  ift  fonberbar,  bafj  man  e§  bem  Spanne  berargt,  ber  eine 
grau  an  bie  rjödjfte  ©teile  fe|en  miß,  bie  fie  einzunehmen  fätjig  ift: 
unb  meldte  ift  rjörjer  al§  ba§  Regiment  be§  §aufe§?  SBenn  ber  3Jiann 
fid)  mit  äußeren  SSerr)ältTiiffcn  quält,  menn  er  bie  Sertürner  fjerbei* 
fdjaffen  unb  befd)ü$en  mufj,  menn  er  fogar  an  ber  ©taatöberroaltung 
Anteil  nimmt,  überaß  bon  Umftänben  abfängt  unb,  id)  möcfjte  fagen, 
nid)t§  regiert,  inbem  er  §u  regieren  glaubt,  immer  nur  bolitif  d)  fein  mufj, 
mo  er  gern  bernünftig  märe,  berftodt,  tuo  er  offen,  falfd),  mo  er  rebtidt) 
ju  fein  roünfd)te;  menn  er  um  "btZQxtXtZ  beißen,  ba$  er  nie  erreicht,  baZ 

|fd)önfte  3^1,  bie  Harmonie  mit  fid)  fetbft,  in  jebem  Stugenblide  auf* 
geben  mufr:  inbeffen  b,errfd)t  eine  bernünftige  grau  im  gnnern  mirflid) 
unb  mad)t  einer  ganzen  gamilie  jebe  Sätigfeit,  jebe  3ufriebenb,eit  mög* 
lid).  2öa§  ift  ba§  t)öct)fie  ©lud  bes  9Kenfd»en,  al3  ba%  mir  baZ  ausführen, 
7* 
99 


ma§  mir  aU  red)t  unb  gut  einfefjen  unb  ba%  mir  mirflici)  fetten  über 
bie  ÜDiittel  %u  unferen  $meden  finb  ?  Unb  mo  fotten,  mo  lönnett  imfete 
nädjften  $mede  liegen  afö  innerhalb  be§  £aufe§?  9tl(e  immer  mieber* 
Jeljrenben  unentbehrlichen  SBebürfniffe,  n>o  ermatten  mir,  mo  forbern 
mir  fie  al§  ba,  mo  mir  auffielen  unb  un§  niebertegen,  mo  ®üd)e  unb  Heller 
unb  jebe  9lrt  bon  Vorrat  für  un§  unb  bie  unfrigen  immer  bereit  fein 
fott?  SSeld)e  regelmäßige  Sätigleit  mirb  erforbert,  um  biefe  immer 
mieberlefyrenbe  Drbnung  in  einer  unberrüdten  tebenbigen  $olge  burcfys 
gufüt)ren?  SSie  menig  Sflämtern  ift  e§  gegeben,  gteidjfam  aU  ein  @e* 
ftirn  mieberäufefyren  unb  bem  Sage  fomie  ber  9lad)t  bor$uftet)en !  fid) 
ifyre  r)äu§tid)en  SBerl^euge  gu  bitben,  §u  pflanzen  unb  $u  ernten,  $u  ber= 
matten  unb  un§  %u  fbenben,  unb  ben  ®rei§  immer  mit  9M)e,  Siebe 
unb  3rt,e(^Tnö§tg?eit  ^u  burcfymanbelnl  §at  ein  SSeib  einmal  biefe 
innere  Jgerrfcfjaft  ergriffen,  fo  madjt  fie  hen  Sttann,  ben  fie  liebt,  erft 
allein  baburd)  §um  £>errn;  ic)re  9lufmerffamleit  ermirbt  alte  ®ennt* 
niffe,  unb  ifyre  SMgfeit  meifj  fie  altein  §u  benu^en.  <3o  ift  fie  üon 
niemanb  abhängig  unb  berfdjafft  itjrem  Spanne  bie  mar)re  Unab* 
fjängigfeit,  bie  ^äu§lict)e,  innere;  btö,  ma§  er  befifct,  fie^t  er  gefiebert, 
ba§,  ma§  er  ermirbt,  gut  benufjt,  unb  fo  fann  er  fein  ©emüt  nact) 
großen  ©egenftänben  menben  unb  menn  btö  ©lud  gut  ift,  ba$  bem 
(Staate  fein,  ma§  feiner  ©attin  $u  Jgaufe  fo  mo^t  anftetjt.  (SEßittjetm 
üöleifter§  £el)riar)re.) 

^aträfrömmigteit  nnb  Sßeltfrömmigfcit.  SBir  mollen  ber  £au§frömmig= 
teit  ba§  gebütjrenbe  Sob  nid)t  ent^ietien:  auf  ifjr  grünbet  fid)  bie  <5idjer= 
ijeit  be§  einzelnen,  morauf  ple£t  benn  audg  bie  geftigleit  unb  SSürbe 
be§  ©an^en  berufen  mag;  aber  fie  reicht  nidjt  met)r  Inn,  mir  muffen 
ben  begriff  einer  Sßettfrömmigfeit  faffen,  unfre  reblid)  menfcpdjen 
©efimtungen  in  einen  praftifdjen  33e#ug  in§  Seite  fefcen  unb  nicrjt  nur 
unfre  Sftäcfyften  förbern,  fonbern  jugletdt)  bie  ganje  9Jtenfd)f)eit  mit* 
nehmen.   (SBifljetm  9fteifter§  3ßanberjat;re.) 

$tttt§lid)e§  WML  ©lüdfelig  ber,  beffen  2Beft  innerhalb  be§  £aufe§  ifl 
(%x  fr  t.  ®eftner.   1784.) 

Hautgout  im  Sittlidjett.  ©emiffe  guftänbe  be§  äftenfdjen,  bie  mir  feinet 
meg§  billigen,  gemiffe  fitttidje  Rieden  an  brüten  $erfonen  Ijaben  für 
unfre  $t)antafie  einen  befonbern  Stei^.  SBill  man  un§  ein  ©teic£)ni§ 
erlauben,  fo  möchten  mir  fagen,  e§  ift  bamit  mie  mit  bem  SBilbbret, 
ba§  bem  feinen  ©aumen  mit  einer  flehten  Slnbeutung  bon  $äulni§ 
meit  beffer  al3  frifdjgebraten  fdjmedt.  (Sine  gefdjiebene  grau,  ein  9tene* 
gat  madjen  auf  un§  einen  befonber§  reijenben  ©inbrud.  ^erfonen, 
bie  un§  fonft  bielteid)t  nur  merlmürbig  unb  tieben§mürbig  borlämen, 
erfdjeinen  un§  nun  al§  munberfam.    (SBindelmann.) 

100 


$efceln  unb  Sdjraufien,  f.  Sftaturforfdjung. 
fieftigfett.  35urd)  §eftigleit  etfe^t  ber  ^tenbe, 

\oa§  ü)tn  an  SSBatjr^eit  unb  an  Gräften  fefjlt.   (Saffo.) 
§eüanb.  2)enfe  nur  niemanb,  bafc  man  auf  il)n  al§  ben  Jgeilanb  gekartet 

l)abe.   ((Sprüdje.) 
heilig.    2ßa§  ift  heilig?  ®a§  ift'S,  roa§  biele  (Seelen  pfammen 

binbet,  bänb  e§  audj  nur  leidet  tüte  bie  23infe  ben  Äranj. 
2Ba§  ift  ba§  Jpeiligfte?  $)a§,  iua3  Ijeut  unb  eroig  bte  ©eifier, 
tiefer  unb  tiefer  gefüllt,  immer  nur  einiger  macfjt. 

(SSier  3at)re§äeiten.) 

^eilige,  ©enau  Betrautet,  möchte  man  bod)  root)I  gut  feilen,  ba%  e»  fo 

biete  ^eilige  gibt:  nun  lann  jeber  ©laubige  btn  feinigen  au§lefen  unb  mit 

bollern  Vertrauen  fid)  gerabe  an  ben  roenben,  ber  ü)tn  eigentlich  p* 

fagt.   (gtattenifdje  9?eife.) 

^eilige  unb  bittet. 

®aifer§  alten  fianben 
finb  §mei  ©efdjlecrjter  neu  entftanben, 
fie  ftü|en  roürbig  feinen  Sljron: 
bie  ^eiligen  finb  e§  unb  bie  bitter; 
fie  fielen  jebem  Ungeteilter 
unb  nehmen  SHrcf)  unb  (Staat  pm  £otm.    (gauftll.) 
^eilige  3eugniffe,  f.  9Iu§brüde,  l)erföntmlid)e. 
Srnrnwet).    2Bel)  bem,  ber  fern  bon  ©Item  unb  ©efcrjtoiftern 
ein  einfam  Seben  fufjrt!   $f)m  5^rt  btx  ©ram 
ba$  näcrjfte  ©lud  bor  feinen  Sippen  tueg, 
it)tn  fcrjroarmen  abroärtS  immer  bie  ©ebanfen 
nacr)  feine§  SSaterg  fallen,  too  bie  (Sonne 
perft  ben  Fimmel  bor  irjm  auffctjlof},  roo 
fief)  SDcitgeborne  fbielenb  feft  unb  fefter 
mit  fanften  SBanben  aneinanber  Inübften.   (^b^igenie.) 
betraten.  Seiber  fjaben  überhaupt  bie  heiraten  ettoaä  2:ölpeft)afte§:  fie 
berberben  bie  prteften  SSertjältniffe,  unb  e§  liegt  bod)  eigentlich  nur  an 
ber  plumpen  ©ic^ertjett,  auf  bie  fid)  roenigfteng  ein  Seil  etroa§  pgute 
tut.  2IIle§  berftel)t  fid)  bon  felbft,  unb  man  fdjeint  fid)  nur  berbunben  p 
t)ahen,  bamit  ein§  roie  ba§  anbre  nunmehr  feiner  SBege  gerje.  (9Bat)l* 
bertoanbtfd)aften.) 
betrat  unb  Siebe,  f.  2.  u.  £. 

$clbenborbilb.     (Sin  jeglidjer  mufc  feinen  gelben  mahlen, 
bem  er  bie  Sßege  pm  Dlbmp  hinauf 
fid)  nacharbeitet.  (3pi)igenie.) 

$ettfdjaft,  bie,  über  un§  felbft.   2Ille§,   roa§  unfern  ©eift  befreit, 

101 


ofyne  un§  bie  ^>etrfc^aft  über  unä  fetbft  $u  geben,  ift  öerberbtict). 
(äftajimen  unb  Reflexionen.) 

,v>crrjii)cn  unb  getrieften  get)t  nicfyt  §ufammen.  ©enteren  tjeifjt,  fid)  unb 
anbern  in  $tör)lid)leit  angehören,  Ijerrfctjen  tjeijjt,  |icr)  unb  anbern  im 
ernftlicrjften  (Sinne  roofyltätig  fein.  (SJlarjmen  unb  Reflexionen.) 

§erb  orbringen  unb  ^erftören,  f.  Irrtümer,  bebenflict)fte. 

$erj  unb  $erftanb.  2)a  un§  ba§  £>er§  immer  närjer  liegt  als  "ber  ©eift 
unb  un3  bann  ju  fdjaffen  madjt,  toenn  biefer  fid6>  root)l  ju  Reifen  roeifj, 
fo  toaren  mir  bie  Angelegenheiten  be3  &erjen§  immer  al§  bie  roidjtigften 
erfdjienen.  $$  ermübete  mcr)t,  über  glüdjtigfeit  ber  Steigungen, 
SSanbelbarfeit  be§  menfdjlidjen  £eben3,  fittlidje  <SinnIid)feit  unb  über 
alle  ba§  Ipolje  unb  Siefe  nadfoubenfen,  beffen  SSerlnüpfung  in  unferer 
9iatur  al§  ba§  Sflätfet  be§  9flenfd)enlebenS  betrautet  roerben  fann. 
(SHdjtung  unb  SSar)tt)eit.) 

—  3um  Sichte  be§  $erftanbe§  fönnen  roir  immer  gelangen,  aber  bie  $ülle 
be§  §erjen§  !ann  un§  niemanb  geben.  (2Bilr)elm  9Keifter3  £et)rjar)re.) 

—  f.  eigen  §er^. 

#eraen§Debürfni3.  2Ser  fein  §erj  bebürftig  füt)lt, 

finbet  überall  einen  Sßropljeten.   (@att)ro§.) 
^ilfe,  gebotene.     £>er  2ttenfcl)  fommt  manchmal,   inbem  er   fid) 
einer  (Sntroidlung  feiner  Gräfte,   ^äfyigfeiten  unb   begriffe  nähert, 
in  eine  $erlegent)eit,  au§  ber  ir)m  ein  guter  $reunb  leicfyt  Reifen 
lönnte.  6r  gleist  einem  SBanberer,  ber  nierjt  toeit  bon  ber  Verberge 
in§  Saffer  fällt;   griffe  jemanb  fogleidj  $u,   riffe  itjn  an§  Sanb,   fo 
märe  e3  um  einmal  nafc  roerben  getan,   anftatt  bajj  er  fid}  audj 
tuot)l  felbft,  aber  am  jenfeitigen  Ufer,   l>erau§l)ilft  unb   einen  be* 
fdjroerlidgen  meiten  Umtoeg  nadj)  feinem  beftimmten  Siele  §u  madjeu 
r)at.   (2<3ilt)elm  2tteifter§  Se^rja^re.) 
§üfe  im  Augcnblttf.   SBer  nid)t  im  Augenblid  l)ilft,  fdjeint  mir  nie  ju 
Reifen,  roer  nidjt  im  Augenblick  Sftat  gibt,  nie  gu  raten.    (Söiltjelm 
3Keifter§  Seljriaijre.) 
&immlifri)C  Wärtjtc. 

^tjr  fütjrt  in§  ü&en  un§  hinein, 
it)r  lafjt  ben  Armen  fdjulbig  roerben, 
bann  überlast  itjr  iljn  ber  $ein: 

benn  alle  (Sdgulb  rädjjt  ficr)  auf  ©rben.  (SBiltjelm  9ttetfter§  2et)riat)re.) 
#od)mut  f.  -Karren. 

^S^fteS  tootten  Reifet  btä  ®anse  tooüen,  f.  2ttoni§mu§. 
$od)$eit§feft,  f.  g-eierlidtfeiten  jum  Anfang. 

Hoffnung.  Hoffnung  ift  bie  jroeite  (Seele  be§  Unglütflid)en.  (2flarünen  u. 
Reflexionen.) 

102 


Hoffnung.    2ötr  fyoffen  immer,  unb  in  allen  fingen 
3ft  beffer  tjoffen  als  bergmeifeln.   (£affo.) 

Hoffnung  unb  Erfüllung.  $er  Sftenfdi)  fcrjeint  mit  nidjtS  bertrauter  gu 
[ein,  aB  mit  [einen  Hoffnungen  unb  Sßünfdjen,  bie  ex  lange  im  Hergen 
näfjrt  unb  bemaljrt;  unb  bodj,  wenn  fie  ifc)m  nun  begegnen,  menn  fie 
fid)  it)m  gleidjfam  aufbringen,  erlennt  er  fie  nicr)t  unb  meidet  bor  ttjnen 
gurüd.   (SBiltjelm  9fleifter§  £eb,rjal)re.) 

hoffen  unb  f  ürrfjten.  %d)  mit!  nidt)t  b,offen  unb  fürdjten  wie  ein  gemeiner 
^ilifter.   (b.  2Küller.   1824.) 

—  f.  $urd)t  u   Hoffnung. 
#9?Iidjteit    Dtjne  Umfctjmeife 

begreife, 

ma3  biet)  mit  ber  SBelt  entgmeit: 

nidjt  miH  fie  ©emüt,  mitl  ipöflidjfeit. 

(©prüd)e  in  keimen,    ©bridjmörtlid).) 

—  (5§  gibt  fein  äufjereS  3e^en  oer  Höfüa^feit,  ba%  nierjt  einen  tiefen  fitt* 
Iidt)en  ©runb  fjätte.  2)ie  rechte  (Srgietjung  märe,  meldte  biefe§  3eid)en 
unb  ben  ©runb  gugleid)  überlieferte.   (2Bal)lbermanb[cr)aften.) 

—  (£§  gibt  eine  Höflidjfeit  be§  Hergen§;  fie  ift  ber  Siebe  bermanbt.  21u§ 
it)r  entfbringt  bie  beauemfte  ^>öfltdt)lett  be§  äußeren  93etragen§. 
(2Bal)lbermanbtf  duften.) 

—  3m  S)eutfdb,en  lügt  man,  menn  man  tjöflicr)  ift.   (^fauft  II.) 
^ö^e.  2>ie  §ö\)t  reigt  un§,  nidjt  bie  (Stufen;  ben  ©ibfel  im  Stuge,  manbeln 

mir  gerne  auf  ber  ©bene.   (SSittjelm  2fleifter3  £et)riat)re.) 
#o!jeit,  f.  Sugenb. 
§otyetftreben. 

%ä)  meifj  e§,  ber  SRenfdj  foll 

immer  ftreben  gum  SBeffem;  unb,  mie  mir  fefjen,  er  ftrebt  aueb, 

immer  bem  Höheren  nad),  gum  menigften  fucfcjt  er  i>a§  92eue. 

21ber  gerjt  mdt)t  gu  weit!   2)enn  neben  biefen  ©efütjlen 

gab  bie  Sftatur  un§  aud)  bie  Suft,  gu  beharren  im  Sitten 

unb  fiel)  beffen  gu  freun,  ma§  jeber  lange  gemannt  ift. 

5111er  3ui*an°  ift  gut,  ber  natürlid)  ift  unb  bemünftig. 

SBieteg  roünfct)t  fict)  ber  9Kenfd),  unb  bod)  bebarf  er  nur  menig; 

benn  bie  Sage  finb  furg,  unb  befdjränft  ber  ©terblidien  ©dndfal. 

(Hermann  unb  2)orotb,ea.) 
^ö^erftreben   be§   SRenfdjen  nid)t   ob,ne   9*atutetfenntm§,  f.   üßatur* 

erfenntniS. 
4?omet,  ber  jübifdje  ^rafj.   Seim  erneuten  ©tubium  Homer§  embfinbe 

id)  erft  gang,  meiere?  unnennbare  Unt)eil  ber  jübifdje  Sßrafj  un§  gugefügt 

b,at.  Hätten  mir  bie  ©obomitereien  unb  ägbbtifcr)»babblonif£r)en  ©rillen 

103 


nie  lernten  gelernt,  unb  märe  £omer  unfere  Söibel  geblieben,  toeld^ 
eine  gan§  anbete  ©eftalt  mürbe  bie  -iJflenfdjljeit  baburd)  gemonnen  Ijaben. 
(3u  $.  21.  SBöttiger.) 

Humaniora  mtb  9iatttttoiffenfdjaft.  <5d)on  faft  feit  einem  galjttyunbert 
mirfen  Jpumaniora  nid)t  met)r  anf  ba§  ©emüt  beffen,  ber  fie  treibt, 
unb  e§  ift  ein  red)te3  ©lud,  bafj  bie  -Katur  bagmifdjen  getreten  i[t,  ba^ 
^ntereffe  an  fid£)  gebogen  unb  un§  bon  itjter  (Seite  ben  Söeg  pr  Huma- 
nität geöffnet  r)at. 

(53  ift  Ieine§meg§  nötig,  ba%  alle  9flenfd)en  §umaniora  treiben. 
2)ie  tenntniffe,  t)iftorifdj,  antiquarifdj,  belletrifiifdj  unb  artiftifd),  bie 
au§  bem  Altertum  lommen  unb  bagu  gehören,  finb  fdjon  fo  bibulgiert, 
bajj  fie  nid)t  unmittelbar  an  ben  Sllten  abftratjiert  p  merben  brausen. 
(Ziemer.   1808.) 

Humanität.  SSeldjen  SSeg  mufjte  nidjt  bie  Sttenfdjljeit  madjen,  bi§  fie 
bat)in  gelangte,  audj  gegen  ©dmlbige  gelinb,  gegen  SSerbredjer  fdjonenb, 
gegen  Unmenfdjlidje  menfdjltdj  p  fein!  ©emifj  maren  e§  Scanner 
göttlidjer  Statur,  bie  bie§  perft  lehrten,  bie  itjr  Seben  bamit  pbradjten, 
bie  2lu§übung  möglid)  p  madjen  unb  p  befdjleunigen.  2)e§  «Sdjönen 
finb  bie  SEßenfdjen  feiten  fäljig,  öfter  be§  ©uten;  unb  mie  tjod)  muffen 
mir  baljer  biejenigen  galten,  bie  biefe§  mit  großen  Aufopferungen  p 
beförbern  fudjen.    (SBiltjelm  9fteifter§  SBanberjaljre.) 

—  ©eele  legt  fie  audj  in  ben  ©enufj,  nod)  ©eift  in§  $8ebürfni§, 
©ra§ie  felbft  in  bie  ®raft,  nod)  in  bie  £or)eit  ein  Jpers.  (Xenien.) 

—  3d)  i)alte  e§  für  roaljr,  bafj  bie  Humanität  enblid)  fiegen  mirb; 
nur  fürd)t'  id),  bafc  p  gleidjer  3eü  bie  SSelt  ein  grofje§  §ofbital  unb 
einer  be§  anbern  humaner  Äranfenmärter  fein  merbe.  (3talienifd)e 
fRcife.) 

£utnor.  SBem  e§  bitterer  ©rnfi  ift  mit  bem  Seben,  ber  fann  fein  ipumorift 
fein.  3Ber  unterfteljt  fid)  benn  Jpumor  p  ljaben,  menn  er  bie  Unpfjl  bon 
SSerantmortlidjfeiten  gegen  fid)  felbft  unb  anbere  er  mögt,  bie  auf  iljm 
laften?  SBenn  er  mit  ©ruft  gemiffe  beftimmte  $iele  erreichen  mill? 
(0.  Füller.    1824.) 

.^t)borf)onbrie.  $b;bod)onbrifdj  fein  Ijeifjt  nidjt§  anbereS  al§  in§  ©ubjelt 
berfin!en.  SBenn  id)  bie  Dbjefte  aufgebe,  lann  id)  nidjt  glauben,  ba|j  fie 
mid)  für  ein  Dbjeft  gelten  laffen;  unb  id)  gebe  fie  auf,  meil  id)  glaube, 
fie  gelten  mid)  für  lein  Dbjeft.  (9?iemer.  1814.) 

§t)J>otljefen  in  öet  Sßiffenfdjaft.  $amit  eine  SSiffenfdjaft  bon  ber  ©teile 
rüde,  bie  ßrmeiterungen  bollfommener  merben,  finb  Jgbbotljefen  fo 
gut  al§  Erfahrungen  unb  ^Beobachtungen  nötig.  2ßa§  ber  Söeobadjtet 
treu  unb  forgfältig  gefammelt  ljat,  mag  ein  $ergleidj  in  bem  ©eift 
allenfalls  georbnet  Ijat,  bereiniget  ber  ^Ijitofoblj  unter  einem  ©e= 

104 


fid)t§punft,  berbinbet  tl  gu  einem  ©angen  unb  macrjt  ei  baburdj  übet* 
fefjbar  unb  geniefjbar.  ©ei  aucb,  eine  foldje  £r)eorie,  eine  foldje  ^>^po=> 
tfjefe  nur  eine  Sidjtung,  fo  getoätjrt  fie  fdjon  9hi|en  genug:  fie  let)rt 
un§  einzelne  Singe  in  SSerbinbung,  entfernte  Singe  in  einer  9tadj)bar* 
frfjaft  ju  feljen,  unb  e§  tüerben  bie  Süden  einer  ©rfenntntö  nidjt  etjer 
fidjtbar  a!3  eben  baburd).  (53  finben  ficr)  getuiffe  SSerljältniffe,  bie  fid) 
au§  ü)nen  nidt)t  erftären  laffen.  ©ben  baburd)  toirb  man  aufmerffam 
gemadjt,  gcr)et  biefen  fünften  nad),  bie  eben  be§tuegen  bie  intereffan* 
teften  finb,  weit  fie  auf  gang  neue  «Seiten  führen,  unb  hm§  meljr  ijt  ate 
alle3:  eine  ^»t)potr)efe  ergebt  bie  ©eele  unb  gibt  üjr  bie  ©laftigität  toieber, 
meldte  ir)t  einzelne  gerftütfte  Erfahrungen  gleid)fam  rauben.  (Sie  finb 
in  ber  Sftaturleljre,  trag  in  ber  ÜIRoral  ber  ©laube  an  einen  ©ort,  in 
allem  bie  Unfterbticfjleit  ber  Seele  ijt.  Siefe  erhabenen  ©mbfin* 
bungen  berbinben  in  fid)  alle§,  toa§  übrigen^  gut  in  bem  2ftenfci)en 
ift,  tjeben  üjn  über  fief)  felbft  toeg  unb  führen  il)n  toeiter,  aB  er  olme  fie 
getommen  toär'. 

9ftan  Ijat  alfo  Unrecht,  fid)  über  bie  ÜDtenge  ber  Sfjeorien  unb  §übo= 
tiefen  §u  beflagen;  e§  ift  bielmefyr  beffer,  je  met)r  ifyrer  gemalt  tüerben. 
63  finb  ©rufen,  auf  benen  man  baä  *ßublifum  nur  fur§e  $eit  mu|  rufjen 
laffen,  um  e§  algbenn  immer  l)öt)er  unb  toeiter  hinauf  gu  führen. 

(Über  bie  SSilbung  ber  ©rbe.) 

gtypotijefen.  §bboit)efenfinb2Biegentieber,  womit  ber  Seljrer  feine  ©djüter 

einlullt;  ber  benfenbe  treue  Seobacrjter  lernt  immer  metjr  feine  58e« 

fdjränhmg  lernten;  er  fieljt:  je  weiter  fid}  ba%  SBiffen  ausbreitet,  befto 

metjr  Probleme  fommen  gum  Sßorfdjein.  (9ftarjmen  unb  Reflexionen.) 

—  §rjbott)efen  finb  ©erüfte,  bie  man  öor  bem  ©ebäube  aufführt,  unb  bie 
man  abträgt,  wenn  ba§  ©ebäube  fertig  ift;  fie  finb  bem  Arbeiter  un= 
entbetjrlid);  nur  mufc  er  baä  ©erüfte  nid)t  für  ba$  ©ebäube  anfetjen. 
(Sftajimen  u.  Reflexionen.) 

—  Stile  £>bbott)efen  t)inbem  ben  Av«d-twQiQ[i6<;,  btö  Sßieberbefdjauen, 
"oa§  S3etrad)ten  ber  ©egenftänbe,  ber  fraglichen  ©rf  et)  einungen  bon 
allen  ©eiten.  (SJcarimen  unb  Reflexionen.) 

—  f.  aud)  Sfjeoretifieren. 

Sbeol  unb  2SttHtd)fett.  ©3  ift  ein  Unglüd,  bafj  ibeenreidje  ©eifter  ifjr  ^beat 
burdf)au§  bertoirflicfjen,  in§  Seben  einführen  wollen.  2)a3  get)t  nun 
einmal  nid)t,  ba§  ^eal  unb  bie  2ßirflid)feit  muffen  ftreng  gefd)ieben 
bleiben.    (0.  Füller.    1824.) 

—  SJcan  muj3  bon  ben  rjöcfjften  2Jcarimen  ber  Eunft  unb  be§  2eben3  in 
fid)  felbft  nidjt  abweisen,  aud)  nierjt  ein  £>aar,  aber  in  ber  ©mbirie, 
in  ber  Bewegung  be3  £age§  will  idt)  lieber  etwa§  Mittleres  gelten 

105 


laffen,  aU  ba3  ©ute  berfennen,  ober  aucr)  nur  baron  mäfeln.  (2ln 
Better.  1816.) 

3beatH>mu3.  2)a§  Vermögen,  jebe§  (Sinnliche  ju  berebeln  unb  aucfj  ben 
toteften  (Stoff  burd)  SBermäljtung  mit  ber  $bee  ju  beleben,  ift  bie  f(f)önfte 
SBürgfcrjaft  unfere§  überfinnlidjen  UrfbrungS.  2)er  ÜDlenfd),  roie  fet)r  itjn 
aucr)  bie  Gürbe  an^te^t  mit  it)ren  taufenb  unb  abertaufenb  ©rfdjeinungen, 
r)ebt  bod}  htn  SötidE  forfdjenb  unb  fefynenb  §um  £immel  auf,  ber  fid)  in 
unermefjnen  Räumen  über  irm  roölbt,  meil  er  e§  tief  unb  flar  infict)  fütjlt, 
bofj  er  ein  Söürger  jene§  geiftigen  Reicr)e§  fei,  rooran  mir  ben  ©tauben 
nictjt  abjule^nen  nod)  aufzugeben  bermögen.  %n  biefer  Sllmung  liegt 
ba§  ©er)eimni§  be§  ewigen  $ortftreben§  nad)  einem  unbe!annten 
3iele,  e§  ift  gleidtfam  ber  £>ebel  unfre§  gorfcfyenS  unb  (Sinneng,  i>a§ 
aarte  Söanb  §h?ifc^en  ^Soefie  unb  Sßirltidjfeit.  (b.  Füller.  1818.) 
(<S.   <Senfuali3mu§.) 

Sbee.  S^be  ^bee  berliert,  tnenn fie  real  toirb,  ifyre  SBürbe.  (b.  Wlütlex.  1824.) 

—  Qebe  große  Stbee,  fobalb  fie  in  bie  ©rfdjeinung  tritt,  roirft  ttyrannifd); 
barjer  bie  Vorteile,  bie  fie  tjerborbringt,  fict)  nur  altjubalb  in  Radjteite 
bertoanbeln.  ÜJftan  !ann  be§t)alb  eine  jebe  ^nftitution  berteibigen  unb 
rühmen,  wenn  man  an  it)re  Anfänge  erinnert  unb  barjutun  roeifj,  baf? 
alle§,  toa§  bon  if)r  im  anfange  gegolten,  aud)  jefct  nod)  gelte.  (2Jiafimen 
unb  Reflexionen.) 

Sbee  unb  SBegriff.  38er  ftdt)  bor  ber  ^bee  fdjeut,  t)at  audj  guletjt  ben  begriff 
nictjt  mein*.   (9JJajimen  unb  Reflexionen.) 

3bee  unb  (*rf  atjrung.  3)ie  <Scr)roierigfeit,  ^bee  unb  ©rfa^rung  miteinanber 
§u  berbinben,  erfdjeint  fel)r  t)inberlid)  bei  aller  Raturforfct)ung;  bie  $bee 
ift  unabhängig  bon  Raum  unb  geü,  bie  Raturforfdnmg  ift  in  Raum 
unb  3eit  befdjränft;  bat)er  ift  in  ber  $bee  (Simultane^  unb  (Sut^effibeS 
tnnigft  berbunben,  auf  bem  ©tanbbuntt  ber  (Srfaljrung  hingegen  immer 
getrennt,  unb  eine  Sßaturroirfung,  bie  tbir  ber  gbee  gemäß  al§  fimultan 
unb  fufjeffib  jugleicfi  benfen  follen,  fdjeint  un§  in  eine  5trt  SBatjnfinn 
ju  berfefsen.  ©er  SSerftanb  fann  nicfyt  bereinigt  benfen,  iba§  bie  (Sinn* 
lidjfeit  if)tn  gefonbert  überlieferte,  unb  fo  bleibt  ber  SBiberftreit  jmifc^en 
aufgefaßtem  unb  ^beiertem  immerfort  unaufgelöft.  (9lnfci)auenbe 
UtteilSfcaft.   1817.) 

—  2)ie  ©rfaljrung  ift  faft  immer  eine  Sßarobie  auf  bie  $bee.  (©ctjtbeiaer* 
reife.    1797.) 

3bee  unb  (irfflicinung.  Rur  im  §öd)ften  unb  im  ©emeinften  trifft  ^bee 
unb  ©rfdjeinung  gufammen;  auf  allen  mittleren  (Stufen  be§93etrad)ten§ 
unb  ©rfatyrenS  trennen  fie  fiel).  $a§  £>öd)fte  ift  1)aZ  Slnfcfyauen  be§  58er* 
fdjiebenen  al§  ibentifd);  ba§©emeinfte  ift  bieSat,  ba§  aftibe  SBerbinben 
be§  Getrennten  jur  ^bentität.    (^arjmen  unb  Reftejionen.) 

106 


$bee  ttttb  Grfdjeinung.  $ein  organifdjeg  äßefen  tft  ganj  ber  3ftee,  bie 
jugrunbe  liegt,  entfpredjenb;  hinter  jebem   ftecft   bie  tjötjere  $bee. 
(ö.  Füller.  1830.) 
3bee  unb  ®egenftanb,  f.  ^efyler  gebilbetet  üötenfdjen. 
3beelle3.    9llle  unmittelbare  9lufforberung  §um  gelten  t[t  bebenflid), 
befonberS  an  bie  SSeiblein.  SBie  e§  aud)  fei,  umgibt  ficr)  ber  einzelne 
bebeutenbe  ÜDiann  mit  einem  metjr  ober  lueniger  religiö3*moralifdj* 
äftrjetifdjen  «Serail.  (ÜDcajimen  unb  Reflexionen.) 
3beeHe§,  baZ  maljre,  f.  3Birflid)feit  u.  fr 
3beelle§  imb  Reale*.    5ltle3  Reelle,  fobalb  e§  00m  Realen  geforbert 

toirb,  gef)t  am  ©nbe  biefe§  in  fid)  felbft  auf.  (Riemer.  1810.) 
Sböllijcüc  Gfcocfje,  f.  gfcodje. 
3enfeit3.     ©in  ©abbujäer  null  irf)  bleiben!  — 

$a§  !önnte  mid)  gur  Verzweiflung  treiben, 

bafj  bon  bem  93otf,  ba§  f)ier  midj  bebrängt, 

aucr)  roürbe  bie  (Stuigfeit  eingeengt. 

2)a§  toäre  bod)  nur  ber  alte  $atfd), 

broben  gäb'§  nur  öerflärten  SHatfct).   (3afywe  Semen.) 

—  f.  SHeSfeitS. 

^cfutten  unb  Pfaffen,  f.  $f.  u.  3. 

Stnjiertmens  unb  $citf)eibenl)eit.  (53  ift  al§  tuenn  bie  SSelt  nur  für   bie 

©roben  unb  ^möertinenten  Da  wäre,  unb  bie  Rurigen  unb  S3er= 

nünfrigen  fid)  nur  ein  $lä£d)en  um  ©otteStoillen  erbitten  müfjten. 

(2ln  SBifcel.    1809.) 
Snbiöibualiemu^  im  Renten.  2öa§  ein  anberer  benft,  mie  !ann  mid)  baä 

fümmem?  3tö  *ann  fr°d)  ™fy  wie  er  benfen,  toeil  idt)  idj  unb  nitigt  er 

bin.   (ü.  2Kütler.   1826.) 

—  $d)  forbere  bei  meinen  ©adjen  nid)t,  bafj  alte  fie  burd)  baSfelbe 
@la§  betrachten  follen,  jeber  mag  barau»  entnehmen,  toa§  er  barin 
finbet,  unb  bie§  ift  bann  für  ifjn  ba§  SBatjre.  (©dmtjber  0.  SBartenfee. 
1829.) 

—  Seber  9ttenfd)  mujj  nad)  feiner  SSeife  benfen;  benn  er  finbet  auf  feinem 
SBege  immer  ein  3Baf)re§,  ober  eine  9trt  üon  SSarjrem,  bie  üjm  burd)3 
2ebtn  Ijilft.  (©prüdje.) 

—  f.  aud)  SSaljrfjeü. 

Snbibibuolitot,  Swbibibuwn  unb  Gattung.  SBie  fid)  einmal  ber  geiftige 
Drgani§mu§  be§  Sftenfdjen  gebilbet,  barüber  fann  er  nidjt  hinaus ; 
bie  Ratur  fdjafft  nid)t§  ©anje§  in  ben  frtbiöibuen,  mäljrenb  ber  (5f)a= 
rafter  ber  ©attung  freilief)  ein  ©anje§  ift  unb  man  bie  öerfdjiebenen 
menfcfjftcrjen  ©igenfdjaften  eigentlich,  nicf)t  jerffclittert  benfen  barf. 
(0.  gjcütler.    1821.) 

107 


Snbibibunlitöt,  Snbtbibmtnt  unb  (^ottung.  fteber  ift  felbft  nur  ein 
Snbibibuum  unb  fcmn  fictj  aud)  eigentlich,  nur  für§  gnbibibuetle  inter* 
effieren.  ®a§  ungemeine  finbet  ficb,  bon  felbft,  bringt  fidj  auf, 
ert)äft  ficf),  bermeljrt  ficf).  3Bir  benu|en'§,  aber  mir  lieben  e§  nicfjt. 
($id)tung  u.  aBar)rt)eit.) 

Snbibibualität,  itjre  ©r engen,  f.  3Baljrt)eit. 

^nbibibuttin  unb  Sßett.  2)er  je£ige  3uftanb  oer  %%*&  ~  Älatljeit  in 
allen  Sßertjältniffen  —  ift  bem  ^nbibibnum  fetjr  fötberlitf),  toenn  e§ 
fidt)  auf  fid)  felbft  befd£)rän!en  null.  SBill  e§  aber  eingreifen  in  bie  be- 
legten SRäber  be§  SBeltgangett,  glaubt  e§  afö  ein  Seit  be§  ©an^en 
felbfttätig  ttacr)  eigenen  $been  toirfen,  fcrjaffen  ober  tjemmen  p  muffen, 
fo  get)t  e§  um  fo  leidster  pgrunbe.  %d)  meine§teil§  möchte  in  feiner 
anberen  3eit  gelebt  t)aben.  2ftan  mufj  nur  fid)  auf  fid)  felbft  gutüdjieljen, 
ba§  9?ed)te  füll  in  angetuiefenen  greifen  tun;  mer  mill  einem  bann 
etma§  angaben?   (b.  2RüHer.    1824.) 

—  $eber  Sftenfd)  ift  nur  al§  ein  (Supplement  aller  übrigen  ju  betrachten 
unb  er  erfdjeint  am  nüpdjftett  unb  lieben^mürbigften,  wenn  er  fidj  afö 
einen  foldjen  gibt.   (Stalienifctje  Steife.) 

Snbibtbutttn  unb  SKenge.  2)er  fdjtoadje  gaben,  ber  fid)  au§  bem  manch- 
mal fo  breiten  ©etuebe  be§  SSiffen§  unb  ber  SBiffenfdjaften  burd)  alle 
3eiten,  felbft  bie  bunfelften  unb  berioorrenften,  ununterbrochen  fort* 
äieljt,  mirb  burcr)  S^ibibuen  burdjgefüfyrt.  S)iefe  »erben  in  einem 
3aljrt)unbert  toie  in  bem  anbern  bon  ber  beften  9lrt  geboren  unb  ber- 
galten  fid)  immer  auf  biefelbe  SBeife  gegen  jebe§  Satjrljunbert,  in  meldjem 
fie  bortommen.  @ie  fielen  nämlid)  mit  ber  Sttenge  im  ©egenfa£,  ja 
im  SBiberftreit.  9lu3gebilbete  ftättn  fyabett  hierin  nid)t§  borau§  bor 
ben  barbarifdjen;  benn  Xugenben  finb  gu  jeber  $eü  feiten,  Mängel 
gemein.  Unb  ftellt  fid)  benn  nid)t  fogar  im  ^nbibibuum  eine  Sftenge 
bon  §f  erlern  bei  einzelnen  2üd)tigteit  entgegen?  (®efd)id)te  ber 
Farbenlehre.) 

—  2Sa§  bett  3ttenfd)en  auf  irgenbeine  SBeife  aus  ber  ÜDienge  tjerbortjebt, 
gereicht  immer  §u  feinem  Vorteil,  tuirb  er  aud)  baburd)  in  eine  neue 
ÜDienge  berfenft,  tuorin  er  nneber  fcrjtüimmen  unb  toaten  mujj.  (Sin 
3elter.   1829.) 

—  ein  htbeuttnbtä.  (Sin  bebeutenbe§  ^nbibibuum  toeif}  un§  immer 
für  fid)  einzunehmen,  unb  toenn  toir  feine  SSorgüge  anerlennen,  fo  taffett 
nur  i>a§,  ma§  ioir  an  it)tn  problematifd)  finben,  auf  fiel)  berufen,  %a,  toa§ 
un§  an  ©efinnungen  unb  Meinungen  be§felben  nicfjt  gan§  gemäfj  ift, 
ift  un§  toenigften§  nicfjt  ptoiber:  benn  jeber  einzelne  mufj  in  feiner 
(Sigentümlidjfeit  betrachtet  toerben  unb  man  l)at  neben  feinem  Naturell 
aud)  nod)  feine  früheren  Umgebungen,  feine  Söitbung^gelegenljeitett 

108 


unb  bie  ©rufen,  auf  betten  er  gegenwärtig  ftef>t,  in  Stnfdjtag  $u  bringen. 
(Sin  ©.  $•  b.  SReintjarb.   1811.) 

3nbtbtbuum  unb  SDJenge.  @in  jebe§  8n&iüi°uum  fy°t  i^ax  ba39fted)t,  fobiet 
afö  möglich  au§  fid}  §u  madjen  unb  bon  fiel)  $u  Ratten,  nur  fottten  fie 
bamit  nid)t  anbere  betätigen,  bie  mit  unb  in  fict)  gemtgfam  befdt)äftigt 
finb,  um  auctj  etroa§  ju  [ein  unb  gu  bleiben.   (3ln  gelter.   1828.) 

—  al§  (Srben  ber  3tr)nen  unb  ber  Nation.  SBenn  gamitten  fid)  lange  er= 
galten,  fo  lann  man  bemerfen,  haft  bie  Sftatur  enblict)  ein  gnbibibuum 
r)erborbringt,  t>a§  bie  ©igenfcrjaften  feiner  fämtlidjenStrjntjerren  in  fid}  be= 
greift  unb  alle  btötjer  öereinjelten  unb  angebeuteten  Einlagen  bereinigt 
unb  bollfommen  au§fbridj)t.  ©benfo  get)t  e§  mit  Nationen,  beren  fämt* 
hdje  Sßerbtenfte  fid)  roob,!  einmal,  roenn  e§  gittert,  in  einem  Snbibibuum 
auSfbredjen.   (3ur  Äunfi.) 

^nötbtbttum  unb  ÜKajje.   2)afj  fidb,  ba%  größte  SBerf  bolienbe, 

genügt  ein  ©eift  für  taufenb  ipänbe.  (gauftll.) 

3«btbibutttn  unb  (Stoodjett  bei  Sßeltlultut,  f.  95iogenetif<^e§  ©runbgefe§. 

Sttbibibttum  unb  3eitaltet,  f.  3-  u-  3- 

Snfluenj.  5)ie  einzige,  roatjre  Sftfluenj  ift  bie  ber  ßeugung,  ber  (Geburt, 
be§  2Bad)fen§  unb  ©ebeitjenS.    ((Scfjüfc'  Irrtümer  u.  SSatjrtjeiten.) 

SngrcDiettjicn  bet  menid)lia^ett  9iatur.  Unfer  ©eift  fdt)eint  audj  groei 
(Seiten  %u  tjaben,  bie  orjne  einanber  nidjt  befielen  lönnen.  ßidjt  unb 
$infterni§,  ©ute§  unb  SBöfeS,  £o:f)e§  unb  £iefe§,  (§bte§  unb  9£iebrige§ 
unb  noer)  fo  biel  anbere  ©egenfäfce  fdjeinen,  nur  in  beränberten  Por- 
tionen, "Die  Sngrebienjien  ber  menfd)ticr)ett  Statur  ju  fein.  (2)ie  guten 
SSeiber.) 

Snfomblette  SRenfdjett,  f.  9ttv  infomplette. 

Snnen  unb  auften,  f.  Stufjen  u.  innen.   ©.  autf)  9latur. 

Snquifition.  2öo  nidjtS  fjerauä  gu  betören  ift,  t>a  öertjört  man  hinein. 
(Stjrlidjleit  mact)t  unbefonnen,  aud)  toot)!  trofcig.  ®a  fragt  man  erft  fachte 
roeg,  unb  ber  ©efangene  ift  ftotg  auf  feine  Unfdjulb,  roie  fie'3  tjeifjen, 
unb  fagt  alle§  grab  ju,  roa§  ein  $erfiättbiger  öerberge.  2)ann  madjt 
ber  ^nquifitor  au§  ben  Slnttoorten  lieber  ^fragen  unb  bafjt  ja  auf,  too 
irgenbein  SBiberfbrücrjelcrjen  erfdjeinen  rotfl;  ba  fnübft  er  feinen  (Stria* 
an,  unb  läfjt  fid)  ber  bumme  Teufel  betreten,  bafj  er  tjier  ettbaS  §u  üiel, 
bort  etroa§  %u  wenig  gefagt,  ober  root)!  au§  ©ort  toeifj  tt>a§  für  einer 
(dritte  einen  Umftanb  öerfdt)  wiegen  t)at,  au  dg  rool)I  irgenb  an  einem 
<5nbe  fid)  t)at  fd)retfen  laffen  —  bann  finb  wir  auf  bem  redeten  2Seg! 
Unb  id)  üerfict)re  euer),  mit  meb.r  (Sorgfalt  fuerjen  bie  Settelroeiber  nict)t 
bie  Sumfcen  au§  bem  Äeb.ridgt,  al§  fo  ein  (Sdgetmenfabrilant  aug  flehten, 
fd^iefen,  berfd^obnen,  berrücften,  berbrüdten,  gefd)lofjnen,  belannten, 
geleugneten  Slnäeidgen  unb  Umftänben  fidt)  enblid^  einen  ftro^Iumbenen 

109 


3SogcIfd)eu  gufammenfünftelt,  um  wenigften§  feinen  Stiften  in 

effigie  Rängen  $u  lönnen.  Unb  ©ott  mag  ber  arme  Teufel  bauten,  roenn 

er  jtcr)  noct)  lann  Rängen  fet)n.  (Sgmont.) 
Snfoitation,  fünftlerifcrje,  f.  ftunft  u.  ftritif. 
Snftintt,  f.  £ierbft)tf)ologie. 
Snjttitment  öe§  #ettn,  f.  ©öttertoerfaeug.  . 
ftnteteffe.    ©in  Iünftige§  ^ntereffe  Ijängt  bom  gegenwärtigen  ab.   (9ln 

grau  o.  ©tein.   1809.) 

—  berbäcrjtigteS.  ©lauben©ie  mir,  bie  Sflenfdjen,  bie  fid) um un§  be* 
fümmern,  tötend  nicfjt,  toenn  fie  mit  fid)  felbft  ma§  befferS  anfangen 
fönnten.   2ßenigften3  täten  fie'§  anber3.   (5tn  grau  b.  (Stein.) 

—  an  ben  fingen.  $ir  gefyt  e3  in  ber  SBirtfdjaft,  mie  mir  manchmal  in 
©efdjäften,  man  fiet)t  nur  bie  ©adjen  nidjt,  meil  man  bie  Slugen  nid)t 
fnnmenben  mag,  unb  fobalb  man  bie  Sßerfyättniffe  red)t  !Iar  fiefyt, 
fyabtn  bie  $)inge  aucrj  balb  ein  l^ntereffe.  2)enn  ber  STJenfdt)  mag  immer 
gerne  mittoirlen,  unb  ber  ©ute  gern  orbnen,  guredjtlegen  unb  bie  fülle 
§errfcfjaft  be§  Sterten  beförbern.  (2ln  grau  b.  (Stein.  1784.) 

vfottentatt  onaliömuö.  @§  ift  mit  bem  Sftationafljaß  ein  eigen  S)ing.  Stuf  ben 
unterften  (Stufen  ber  Kultur  merben©ie  itjn  immer  am  ftärrften  unb  fjef* 
tigften  finben.  ©§  gibt  aber  eine  ©rufe,  mo  er  ganj  berfdjnnnbet  unb  mo 
man  gemiff  ermaßen  über  ben  Nationen  ftetjt,  unb  man  ein  ©lud  ober  ein 
SSefye  feinet  9tad)barboI!e§  embfinbet,  al§  märe  e§bem  eigenen  begegnet. 
2)iefe  Shtlturftufe  mar  meiner  Statur  gemäß,    (©efermann.  1830.) 

—  9Bie  bie  angeborenen  Sßerfdjiebenrjeiten  ber  begriffe  unb  ©efüf)le, 
ober,  beffer  gefagt,  ber  SBeife  gu  begreifen  unb  ju  füllen,  toeld)e  fornof)! 
gangen  ©tämmen  al§  einzelnen  9ttenfd)en  eigentümlich  unb  bie  golge 
bon  Neigungen  unb  ©tolg,  ober  berlerjrten  21nfid)ten,  ober  leiben* 
fcrjaftlicfjer  Übergebungen  finb,  fid)  mit  ber  $eit  bei  ber  bünben  Stenge 
ju  unüberfteiglidjen  ©renken  geftatten,  toeldje  bie  SWenge  fo  ^erteilen, 
mie  ©ebirge  ober  ÜJKeere  bie  Sanbfcfjaften  abgrenzen.  2)arau§  getje 
nun  für  bie  £öf)ergebilbeten  unb  SBefferen  bie  $flici)t  fyerbor,  ebenfo 
milbemb  unb  berfölmenb  auf  bie  Söegiefyungen  ber  SBölfer  einjub)irfen, 
toie  bie  ©d)iffal)rt  ju  erleichtern,  ober  SBege  über  bie  ©ebirge  gu  bahnen. 
$>er  greifyanbel  ber  begriffe  unb  (S5efüt)te  fteigere  ebenfo  mie  ber  $er* 
letjr  in  S8obener§eugniffen  unb  ^robuften  ben  9teid)tum  unb  ba$  all* 
gemeine  Sßofylfetn  ber  2ttenfd)f)eit.  Saß  btö  &i§t)er  nierjt  gefdjeljen 
fei,  liege  an  nidj)t§  anberem  al§  baran,  ba%  bie  internationale  ©emein* 
famleit  feine  feften  moralifcfjen  ©efe|e  unb  ©runblagen  f)abe,  toelcrje 
bodt)  im  *ßribatberfel)r  bie  ungäpgen  inbibibuellen  SBerfcfjiebenljeiten 
§u  milbern  unb  in  ein  mel)r  ober  minber  l)armonifdje3  ©an^e  ju  ber- 
fdmteljen  bermögen.   (%  ®.  Dbrjniec.    1829.) 

110 


3nternationali§müö.  ©3  gibt  leine  batriotifd)e  ®unft  unb  leine  batriotifdje 
2Biffenfd)aft.  S3eibe  gehören,  wie  alte§  r)ot)e  ©ute,  ber  ganzen  SBelt  an 
unb  fönnen  nur  burd)  allgemeine  freie  2ßed)felwirfung  alter  §ugteici> 
Sebenben,  in  fteter  Rüdfidjt  auf  baS,  toa§  un§  bom  Vergangenen 
übrig  unb  befannt  ift,  geförbert  werben.    (2lu§  SKatarienS  2trd)ib.) 

—  SBiffenfrfjaft  unb  ®unft  gehören  ber  2öelt,  unb  bor  ifynen  berfdjwinben 
bie  ©djranfen  ber  Nationalität,  aber  ber  £roft,  ben  fie  gemäßen,  ift 
bod)  nur  ein  leibiger  Sroft  unb  erfefct  baä  ftoI$e93ewuf3tfein  nidjt,  einem 
grofjen,  ftarlen,  gearteten  unb  gefürcfjteten  Volle  anzugehören. 
(Einleitung  §u  ben  ^robtoläen.) 

Jntolcranj.  (Sollte  man  p  jener  fdjeinbar  geregten,  aber  aber  bartei* 
füdjtig  grunbfalfdjen  Sflajime  ftimmen,  weld)e  breift  genug  forbert: 
SBaljre  Solerang  muffe  aud)  gegen  ^Intoleranz  tolerant  fein?  —  ®eine&* 
weg§!  Sutoleranj  ift  immer  Ijanbelnb  unb  wirfenb;  it>r  fann  audj  nur 
burd)  intolerantes  ^anbeln  unb  SBirfen  gefteuert  werben.  (Sftarünen 
unb  Reflexionen.) 

gtttoleranj  ber  9Kenf  djen.  %m  ^raftifdjen  ift  bod)  fein  SKenfd)  tolerant ! 
2)enn  wer  aud)  berfidjert,  bafj  er  jebem  feine  Slrt  unb  fein  SBefen 
gerne  laffen  wolle,  fudjt  bod)  immer  biejenigenbonberStätigfeit  au§gu* 
fdjliefjen,  bie  nid)t  fo  beulen  wie  er.  (2Bill)elm  9tteifter§  Sefyrjaljre.) 
©.  aud)  S)ulbung. 

^rrcwerbcu  an  fidj  unb  anbem.  2)ie  Sftenfcfjen  werben  an  fid)  unb  anbern 
irre,  weil  fie  bie  SJHttel  al§  Qtoed  beljanbeln,  ha  benn  bor  lauter  3üätig= 
leit  gar  nid)t§  gefd)iet)t,  ober  bielleid)t  gar  ba3  SBiberwärtige.  (9JJarjmen 
unb  Reflexionen.) 

gtttum  unb  9föal)rfjeit.  S)er  ^rrtum  behält  fid)  gegen  ba3  S93at)re,  wie  ber 
©djtaf  gegen  ba§  SBadjen.  ^d)  fyahe  bemerft,  haft  man  au§  bem  $tten 
fid)  wie  erquirft  wieber  gu  bem  28at)ren  !)inwenbe.  (SKajimen  unb  Re= 
flejionen.) 

—  (S§  irrt  ber  2flenfd),  fo  lang  er  ftrebt.   (gcmft.    ^rolog.) 

—  Äinberdjen,  ü)r  müfjt  lernen  mit  Vergnügen  inen  feb,en.  (£f.  3-  ££rom* 
mann.   1821.) 

—  2)ie  Irrtümer  öeg  Sftenfdjen  mad)en  iljn  eigentlich)  liebenSwürbig. 
(SDlarjmen  u.  Reflexionen.) 

—  Sftdjt  bor  Saturn  p  bewahren,  ift  bie  *ßflid)t  be§  2Jcenfd)enerzieljer§, 
fonbern  ben^rrenben  gu  leiten,  ja  ifjn  feinen  ^rrtum  aus  bollen  SBedjem 
auSfdjlürfen  ju  laffen,  btö  ift  2Bei§t)eit  ber  Sefyrer.  3Ber  feinen  ^rrtum 
nur  loftet,  t)ält  lange  bamit  §au§,  er  freut  fid)  beffen  al§  eines  feltenen 
©Iüä§;  aber  wer  it)n  ganz  erfdjöbft,  ber  muf;  it)n  lennen  lernen,  wenn 
er  nid)t  watjnfinnig  ift.   (SBiltjelm  2Reifter§  Se^rjab,re.) 

—  SBenn  bu  ntdjt  irrft,  fommft  bu  nidjt  $u  Verftanb.   ($auft  II.) 

111 


Strtunt  unb  SBatyrljett.  @§  ift  fo  gemifj  at§  munberbar,  bafj  Sßafyrtjeit 
unb  ^rrtum  au§  einer  Duelle  entfielen;  be§megen  man  oft  bem  grr* 
tum  nidjt  fdjaben  barf,  meit  man  jugXetdt)  bet  SBafjrljeit  fcrjabet. 
(ÜDiarünen  unb  Reflexionen.) 

—  $>er  SJienfd)  ift  bem  $rren  untermorf  en,  unb  tute  er  in  einer  f$r°*Se/  *°ie  er 
anfyaltenb  irrt,  fo  wirb  er  fogleidj  falfdt)  gegen  ficb,  unb  gegen  cmbere, 
biefer  3**tum  mag  in  Meinungen  ober  in  Neigungen  beftefjen.  (®e= 
fdjicrjte  ber  Farbenlehre.) 

—  SSJian  mufj  niemanben,  ber  $u  irren  fdjeint,  ©efüt)l  für  Stugenb  unb  9ftecb> 
fc£)affenr)eit  abfbrect)en  unb  ©igenfinn  unb  XMt  aufbürben,  fo  lang' 
man  nidjt  toei^,  ob  ber  ©egner  mit  $Borfa|  Irrtümer  let)re.  (9te§en- 
fionen.) 

—  %ü)  t)abe  gefunben,  bafj  ÜUli&berftänbniffe  unb  £rägt>eit  bielleidjt  meljr 
Errungen  in  ber  SSett  machen  al§  ßift  unb  SSo^eit.  SSenigften§  finb 
bie  beiben  legieren  gemifj  feltener.   (SBerttjer.) 

—  ®er  munberbarfte  ^rrtum  ift  berjenige,  ber  fid)  auf  un§  felbft  unb  unfere 
Gräfte  beriet):,  bafj  mir  un§  einem  mürbigen  ©efdjäft,  einem  eljrfamen 
Unternehmen  mibmen,  bem  mir  nid)t  gemachten  finb,  bafj  mir  nadj  einem 
3iel  ftreben,  ba$  mir  nie  erreichen  !önnen.  3)ie  barau§  entfbringenbe 
tantalifcrHiftjpljifcrje  Dual  embfinbet  jeber  nur  um  befto  bitterer, 
je  reblidjer  er  e§  meinte,  Unb  bod)  fet)r  oft,  menn  mir  un§  bon  bem  $e* 
abfidjtigten  für  emig  getrennt  fel)en,  l)aben  mir  fd>on  auf  unferm 
SEßege  irgenbein  anbere§  2Bünfd)en§merte  gefunben,  etma§  un§  ©e- 
mäfje§,  mit  bem  un§  $u  begnügen  mir  eigentlich  geboren  finb.  (Über 
tunft  unb  Altertum.) 

—  ©ar  oft  im  Saufe  be§  £eben§,  mitten  in  ber  größten  (sidjertfeit  be§ 
28anbel§  bemer!en  mir  auf  einmal,  bafj  mir  in  einem  Saturn  befangen 
finb,  bafj  mir  un§  für  ^ßerfonen,  für  ©egenftänbe  einnehmen  liefen, 
ein  $ert)ättni§  ju  iljnen  erträumten,  i>a§>  bem  ermadjten  Singe  fogleicb, 
berfdjminbet;  unb  bod)  !önnen  mir  un§  nidjt  tos>reifjen,  eine  50Zoc£)t 
ljält  un§  feft,  bie  un§  unbegreiflich,  fdjeint.  äftancfymal  bod)  !ommen  mir 
jum  bölligen  93emufjtfein  unb  begreifen,  bafj  ein  $rrtum  fo  gut  al§  ein 
2ßal)re§  $ur  Sätigleit  bemegen  unb  antreiben  fann.  SBeil  nun  bie 
%at  überall  entfc^eibenb  ift,  fo  lann  au§  einem  tätigen  $rrtum  etma§ 
£refflicl)e§  entfteljen,  meil  bie  SBirfung  jebe§  ©etanen  in§  Unenblidje 
reicEjt.  So  ift  btö  Jperborbringen  freilief)  immer  btö  Söefte,  aber  audj 
ba§  gerftören  ift  nicl)t  ob>e  glüdlidje  $olge.   (3)idjtung  u.  3ßat)rl)eit.) 

—  $>er  Saturn  ift  biet  leichter  ^u  erlennen,  al§  bie  2ßat)rl)eit  §u  finben; 
jener  liegt  auf  ber  Oberfläche,  bamit  läfjt  \iä)  moljl  fertig  merben;  biefe 
ruljt  in  ber  £iefe,  banadj  ju  forfdjen  ift  ni'djt  jebermanng  ©adje.  (2Jia- 
rünen  unb  Reflexionen.) 

112 


Stttum  ttttb  SSaljrljett.  2)er  ^rrtum  roiebert)olt  fid)  immerfort  in  ber  %at; 
belegen  mu|  man  ba§  SBatjre  unermüblid)  in  SSorten  roiebertjolen. 
(9flajimen  u.  ^Reflexionen.) 

grembe  Äinber,  mir  lieben  fie  nie  fo  fetjr  aB  bie  eignen; 
^rrtum,  btö  eigene  $inb,  ift  un§  bem  bergen  fo  nat)! 

(Sßier  Satjre^eiten.) 
^rrtum  berläfct  un§  nie,  bod)  gießet  ein  t)öt)er  S3ebürfni§ 
immer  ben  firebenben  ©eift  leife  gur  2Bat)tr)eit  t)inan. 

(SSier  ^afyre^eiten.) 

—  3flan  mufe  bo§  SSatjre  immer  nneberrjolen,  toeil  aud)  ber  $rrtum  um 
un§  tjer  immer  toieber  gebrebigt  mirb,  unb  §toar  nid)t  bon  einzelnen, 
fonbern  üon  ber  2Jioffe.  $n  ßeitungen,  @nst)flobäbien,  auf  ©dmlen 
unb  Uniberfitäten,  überall  ift  ber  ^rrtum  obenauf,  unb  e§  ift  it)tn  moljl 
unb  betjaglid)  im  ©efüfjl  ber  Majorität,  bie  auf  feiner  (Seite  ift.  (©der* 
mann.    1828.) 

—  f.  28at)rt)eit  u.  ^rrtum. 

^flam.  Sftärrifd),  bafj  jeber  in  feinem  $alle 
feine  befonbere  Meinung  breift! 
SBenn  %\lam  ©ott  ergeben  Reifet, 
in  %\tam  leben  unb  fterben  nrir  alle.      (SBeftöftlictjer  S)iban.) 

Subcn.  ®a§  ifraelitifdje  Sßolf  tjat  niemals  biet  getaugt,  toie  e3  iljm  feine 
2lnfüf)rer,  9üd)ter,  SSorfterjer,  ^robtjeten  taufenbmal  borgetuorfen 
l)aben:  e§  befifct  toenig  Stugenben  unb  bie  meiften  geiler  anberer 
Völler;  aber  an  ©elbftänbigfeit,  geftigteit,  £abf  erfeit,  unb,  tuenn  alle§ 
ba§  nicfjt  metjr  gilt,  an  Qafytit  fucijt  e§>  feineggleicfjen.  (S3  ift  ba§  befjarr* 
lidjfte  SSolf  ber  6rbe,  e§  ift,  e3  mar,  e§  toirb  fein,  um  ben  Warnen  &-> 
fyoba  burd)  alle  Seiten  ju  bertjerrlidjen.  (SBitfjelm  3Jceifter§  2Sanberjat)re.) 

Sübifdjer  $raft,  f.  £omer. 

3ugenb.  ©lüdEIidEje  ®inber  unb  Jünglinge  j^anbeln  in  einer  21rt  bon 
£runfent)eit  bor  fic6>  r)in,  bie  fid)  baburd)  befonber§  bemerflid)  madjt, 
bafj  bie  ©uten,  Unfd)ulbigen  ba$  SBert)ältni§  ber  jebeSmaligen  Um* 
gebung  faum  §u  bemerfen,  nod)  weniger  anjuertennen  toiffen.  <5ie 
fetjen  bie  SBelt  al§  einen  «Stoff  an,  ben  fie  bitben,  al§  einen  Vorrat, 
beffen  fie  fid)  bemächtigen  follen.  9llle§  gehört  ilmen  an,  ujrem  SBillen 
fdjeint  alle§  burd)bringlid);  gar  oft  berlieren  fie  fid)  be§f)alb  in  einem 
müften  SSefen.  $8ei  ben  SBeffem  jebod)  entfaltet  fiel)  biefe  9ftd)tung 
§u  einem  fittlidjen  ©ntt)ufia§mu3,  ber  fid)  nadj  ©elegenfyeit  ju  irgenb* 
einem  roirflidjen  ober  fdjeinbaren  ©uten  au§  eignem  Sriebe  f)inbett>egt, 
fid)  aber  aud)  öfters  leiten,  führen  unb  berfütjren  läfjt.  (2)id)tung  u. 
3ßal)rt)eit.) 

@oert)e=2eEtton.  8 

113 


3ugenb.  3n  bei  Sugenb  traut  man  fid)  §u,  bafj  man  ben  9ttenfct)en  «paXäfte 
bauen  lönne  unb  toenn'3  um  unb  an  lammt,  fo  tjat  man  alle  §änbe  boll 
gu  tun,  um  ifyren  SJiift  beifeite  bringen  §u  fönnen.  (3$  gehört  immer 
biet  SRefignation  gu  biefem  eleln  @efd)äft,  inbeffen  mufj  e§  aud)  fein. 
(2fa  Sabater.    1780.) 

—  93efd)rän!t  unb  unerfahren,  t)ätt  bie  Sugenb 
fid)  für  ein  einzig  au§erroäf)lte§  SSefen 
unb  atte3  über  alle  fid)  ertaubt.    (Saffo.) 

—  2)ie  jungen  Seute  finb  neue  Aper9us  ber  Statur.  (Sftarjmen  unb  'Sit' 
ftejionen.) 

—  %tt  äKenfd)  !ann  feine  ^ugenbeinbrüde  nid)t  lo§  roerben,  unb  bie§  gef)t 
foroeit,  baf;  felbft  mangelhafte  'Singe,  rooran  er  fid)  in  folgen  $at)ren 
gemannt  unb  in  bereu  Umgebung  er  jene  gtüdlidje  $eit  gelebt  t)at,  irjm 
aud)  fbäter  in  bem  ©rabe  lieb  unb  toert  bleiben,  baf;  er  barüber  tote  ber* 
btenbet  ift  unb  er  ba§  get)lerf)afte  baran  nid)t  einfielt,  (ödermann. 
1829.) 

—  D  3u9eno>  S^genb,  tokft  ou  ™e 
ber  greube  reine§  ÜDiafj  bewirten? 
D  §ot)eit,  §ol)eit,  toirft  bu  nie 

bernünftig  roie  allmächtig  roirlen?   (gauft  II.) 

—  9lud)  ift  ba§  ©lud  unb  bie  grauen  für  bie  Sfagenb,  fie  bebarf  leiner  £>ilfe 
unb  ift  fyilfreid).   (An  grau  b.  «Stein.   1784.) 

—  SSenn  man  in  ber  $ugenb  nid)t  tolle  (Streiche  madjte  unb  mitunter 
einen  S3udel  boll  (5d)täge  mit  rjinroegnärjme,  roa3  wollte  man  benn 
im  Sttter  für  S8etrad)tung§ftoff  tjaben?   (b.  Füller.    1821.) 

—  Sollten  nidjt  un§  in  ber  $ugenb,  roie  im  <Sd)lafe,  bie  SSilber  gutunftiger 
(Sd)idfale  umfd)roeben  unb  unferm  unbefangenen  Sluge  at)nung§boll 
fidjtbar  roerben?  (Sollten  bie  ®eime  beffen,  roa§  un§  begegnen  roirb, 
nid)t  fcfyon  bon  ber  §anb  be§  (Sd)idfat§  auSgeftreut,  follte  nid)t  ein 
Sßorgenufj  ber  grüßte,  bie  roir  einft  §u  bredjen  fjoffen,  mögtid)  fein? 
(SSürjelm  2fleifter§  Se$riaJ>re.) 

—  S)ie  Steigung  ber  ^ugenb  gum  ©et)eimni§,  }U  geremonien  unb  großen 
SBorten  ift  aufjerorbentlid),  unb  oft  ein  3eidjen  einer  getoiffen  £iefe 
be§  (£f)ara!ter§.  9flan  roitl  in  biefen  ^al)ren  fein  gan§e§  SBefen,  roenn 
aud)  nur  bunfel  unb  unbeftimmt,  ergriffen  unb  berührt  füllen. 
(SBit^elm  2TCeifter§  ßet)rjat)re.) 

—  SSa§  bilbet  man  nidjt  immer  an  unfrer  3uÖeno  •  ®a  f°tten  mir  balb 
biefe,  balb  jene  Unart  ablegen,  unb  bod)  finb  bie  Unarten  meift  ebenfo* 
biet  Organe,  bie  bem  9ftenfd)en  burd)  btö  Seben  Reifen.  (SSriefe  atö 
ber  ©crjroeij.) 

—  2Jlan  barf  bie  Sugenb  nur  getoäfyren  taffen:  nid)t  fetjr  lange  Ijaftet  fie 

114 


on  falfcfjen  Sftarhnen;  ba$  Seben  reifet  ober  tocft  fie  balb  babott  toieber 
lo§.   (2)id)tung  unb  SSarjrl)eit.) 
Sugenb.    2)ie  8uSen0  erlaubt  fid)  manche  SSiltfür,  ba§  Sitter  gefjorcfyt 

untuillig  ber  STCottoenbigfeit.  (9ln  Soifferee.  1826.) 
Stigenbctttbrütfe.  9äemanb  glaube  bie  erften  ©inbrütfe  ber  3u9enb  üer* 
nünben  §u  löunen.  Sf*  er  iu  eiuer  föblidjen  greitjeit,  umgeben  bon 
jdjönen  unb  eblen  ©egenftänben,  inbem  Umgänge  mit  guten  Söienfcfjen 
aufgeroadjjfen,  rjaben  itm  feine  Stteifter  ba§  gelehrt,  toa§  er  §uerft  roiffen 
mufjte,  um  ba§  Übrige  leichter  §u  begreifen,  t)at  er  gelernt,  nm§  er  nie 
ju  berlernen  braucht,  nmrben  feine  erften  §anblungen  fo  geleitet,  bafc  er 
bafj  ©ute  fünftig  leidjjter  unb  bequemer  bollbringen  lann,  orme  fidj 
irgenb  etnmg  abgetoötjnen  gu  muffen  —  fo  tuirb  biefer  SJienfrf)  ein 
reineres,  boIlfommenere§  unb  gtüäftcf)ere3  Seben  führen  al§  ein  anberer, 
ber  feine  erften  Sußenbfräfte  im  SSiberftanb  unb  im  grrtum  gugefe^t 
b,at.  ©§  toirb  fo  biet  üon  (5rgieb,ung  gefürodjen  unb  gefdjrieben,  unb  idj 
fet)e  nur  toenig  SUlenfcrjen,  bie  "Den  einfachen  aber  grofjen  begriff,  ber 
alte§  anbere  in  ficr)  fd6>Iie^t,  faffen  unb  in  bie  2tu3füt)rung  übertragen 
löunen.  (SBüljemt  2J£eifter3  Se^rfa^re.) 
ftung&rmuten. 

Sttebrjifto:  2)id)  ju  berjüngen  gibt'3  aucr)  ein  natürlich)  bittet; 
allein  e§  ftefyt  in  einem  anbern  Söucb, 
unb  ift  ein  tounberlicb,  Kapitel, 
gauft:  $ü}  will  e§  toiffen. 
2Kebf)ifto:  ©ut!   ©in  bittet  ofjne  @eü> 

unb  Str^t  unb  3<*uberei  gu  fjaben: 

SBegib  biet)  gteict)  r)inau§  auf§  getb, 

fang  an  ju  tjacfen  unb  gu  graben, 

erhalte  btc£)  unb  b einen  Sinn 

in  beinern  ganj  befdjränlten  greife. 

ernähre  btdt)  mit  ungemifdjter  ©beife, 

leb  mit  bem  Sßier;  atö  SSiet),  unb  acrjt'  e§  nicrjt  für  9toub, 

ben  Stder,  ben  bu  ernteft,  felbft  ju  büngen; 

ba§  ift  bog  befte  bittet,  glaub', 

auf  acf|t§tg  3ar)r  bid6)  §u  berjüngen. 

(Sauft  I.) 
3üngfte§  ©etid)t. 

SBöcfe,  gur  Sinfen  mit  eucb,!  fo  orbnet  !ünftig  ber  Üttdjter, 
unb  ib,r  ©crjäfdjen,  it)r  fotlt  rurjig  jur  Sftedjten  mir  ftetm! 
SBor)I!  bodj  ein§  ift  nod)  oon  ü)m  gu  fjoffen:  benn  fagt  er: 
©eib,  Vernünftige,  mir  grab'  gegenüber  geftellt!    ((Sbigramme.) 
Suriftetei,  f.  ßtyrurgie. 

8* 

115 


ftattjiclmätmcr,  f.  föebner. 

®atl)oUät§tnu§,  f.  (St)riftentum  u.  ft. 

ÄoufmonttSöeruf.  Sßirf  einen  S8lid  anf  bie  natürlichen  unb  fünftlidjen 
^robufte  aller  SSeltteile,  betraute,  roie  fie  roecfyfelroeife  §ur  Sftotburft 
geroorben  finb !  SSettf)  eine  angenehme  geiftreidje  (Sorgfalt  ift  e§, 
atte§,  roa§  in  bem  31ugenblid  am  meiften  gefugt  roirb  unb  bod)  balb 
fetjlt,  balb  fdjroer  ju  fjaben  ift,  $u  erlernten,  jebem,  roa§  er  berlangt, 
Ieid)t  unb  fdmell  gu  berfdjaffen,  fiel)  borficfjtig  in  Vorrat  §u  fefcen  unb 
ben  Vorteil  jebe§  21ugenblide§  biefer  großen  ßitfulation  ju  genießen! 
2)ie3  ift  roa§  jebem,  ber  ®obf  fjat,  eine  grofse  greube  madjen  roirb. 
Sßenn  bu  fiefyft,  roiebiele  SJcenfcrjen  befcfjäftigt  finb,  roenn  bu  fiefyft, 
roo  fo  manct)e§  tjerfommt,  roo  e§  l)ingef)t,  fo  roirft  bu  e§  geroifj 
aud)  mit  Vergnügen  buret)  beine  £änbe  getjen  fefjen.  2)ie  geringfte 
Söare  fief)ft  bu  im  8ufammen&,ange  mü  o^m  8<ntjen  §anbel, 
unb  eben  barum  Ijältft  bu  nidt)t§  für  gering,  weil  alle§  bie  girfu* 
lation  bermef)rt,  bon  roeldjer  bein  Seben  feine  9ial)rung  gtet>t. 
(SSilfjelm  3Jceifter§  £ef)rjal)re.) 

Kenntnis  unb  ®enufc,  f.  @.  u.  t. 

Äenntni§  unb  235tffen.  9^tdE)t§  im  Seben,  aufjer  ©efunbfjeit  unb  Sngenb, 
ift  fcr)ät-en§roerter  aB  Kenntnis  unb  SBiffen;  aud)  ift  nicf)t§  fo  leicfjt  ju 
erreichen  unb  fo  roofjlfeil  §u  errjanbeln:  bie  gange  Arbeit  ift  rufjig 
fein  unb  bie  9lu§gabe  $eit,  bie  roir  nierjt  retten,  ofjne  fie  auszugeben. 
(ÜJJcarhnen  unb  9?eflejionen.) 

—  ÜUcan  lernt  nicr)t§  fennen,  als  roa§  man  liebt,  unb  je  tiefer  unb  botl= 
ftänbiger  bie  Kenntnis?  roerben  foll,  befto  ftärter,  Iräftiger  unb  lebenbiger 
mufj  Siebe,  ja  Seibenfdjaft  fein.   (51n  ^acobi.   1812.) 

SHnber.  2Jceinem  §er§en  finb  bie  $ inber  am  näcrjften  auf  ber  ©rbe.  9Benn 
id)  ilmen  gufefje,  unb  in  bem  fleinen  2)inge  bie  ®eime  aller  Sugenben, 
aller  Gräfte  fefje,  bie  fie  einmal  fo  nötig  brauchen  roerben;  roenn  id) 
in  bem  ©igenfinn  tünftige  (Staub  fjaftigfeit  unb  geftigfeit  be§  (SfjarafterS, 
in  bem  ÜUcutroilfen  guten  £mmor  unb  Seicrjtigfeit,  über  bie  ©efafjren 
ber  SSelt  l)in§ufd)lübfen,  .erblide,  alles?  fo  unberborben,  fo  gang!  — 
immer,  immer  roieberfyote  icfj  bann  bie  golbenen  SSorte  be§  £et>rer3 
ber  9Jcenfd)en:  SBenn  ifyr  nidjt  roerbet  roie  eine§  bon  biefen!  Unb 
nun,  fie,  bie  unfere§gleid)en  finb,  bie  roir  al§  unfere  ÜÜKufter  anfefjen 
follten,  berjanbeln  roir  al§  Untertanen,  (Sie  follen  feinen  SSillen 
I)aben!  —  feaben  roir  benn  feinen?  Unb  roo  liegt  ba§  SSorred)t?  — 
SSeil  roir  älter  finb  unb  geferjeiter!  —  ©uter  ©ott  bon  beinem  Jpimmel! 
alte  $inber  fiel)ft  bu  unb  junge  $inber,  unb  nid)t§  roeiter;  unb  an 
roeterjen  bu  mein*  greube  ^af^  oa§  fj°i  D^n  <Sorjn  fdron  lange  ber* 
fünbigt.  Slber  fie  glauben  an  irm  unb  f)ören  il)n  nid)t  —  ba§  ift  aud) 

116 


tua§  3llte§!  —  unb  bilbeten  ifyre  Äinber  nadj  fid}.  gd)  ma9  barüber 
nicfjt  toeiter  rabotieren!  (28ertb,er.) 
Äinber.  2Ber  toäre  imftanbe,  oon  ber  gülle  ber  föinbljeit  toürbig  §u  fprecr)en ! 
2Sir  fönnen  bie  fleinen  ©efcfjöbfe,  bie  bor  un§  fyerumtoanbeln,  nidjt 
anber§  aU  mit  Vergnügen,  ja  mit  Söetounberung  anfeuert:  benn  meijt 
berfpredjen  fie  meljr,  al§  fic  galten,  unb  e§  fdjeint,  als  raenn  bie  Sftatur 
unter  anbern  fd)elmifd)en  ©treiben,  bie  fie  un§  fbielt,  aucfj  fjier  fict) 
gan§  befonbet§  borgest,  un§  jum  beften  ju  fjaben.  S)ie  erften  Organe, 
bie  fie  Sftnbem  mit  auf  bie  SBelt  gibt,  finb  bem  nächjten  unmittelbaren 
ßuftanbe  be3  ©efd)öbfe§  gemäfj;  e§  bebient  ficf»  berfelben  fünft*  unb 
anfbrud)§lo§,  auf  bie  gefcfjidtefte  SSeife  §u  ben  nädjften  Qtüeden.  2>a3 
Äinb,  an  unb  für  fict)  betrautet,  mit  feineggleidjen  unb  in  Söesielmngen, 
bie  feinen  Gräften  angemeffen  finb,  fcr)eint  fo  berftänbig,  fo  bernünftig, 
baft  nicfjt§  brüber  get)t,  unb  §ugtetdt)  fo  bequem,  Reiter  unb  gemanbt, 
\>afc  man  leine  weitere  Silbung  für  ba§felbe  hnmfdjen  möcfjte.  2ßüct)fen 
bie  Äinber  in  ber  2lrt  fort,  toie  fie  fid)  anbeuten,  fo  Ratten  mir  lauter 
©enie§.  2lber  ba§  3ßad)§tum  ift  nidjt  blofc  ßnttoitflung;  bie  ber* 
fcfjiebenen  organifdjen  ©tjfteme,  bie  ben  einen  Sftenfcfyen  au3mad)en, 
entfbringen  au§  einanber,  folgen  einanber,  üertoanbeln  fic£)  in  ein* 
anber,  oerbrängen  einanber,  ja  $ef)ren  einanber  auf,  fo  bafj  oon 
mannen  gäfyigfeiten,  bon  manchen  Äraftäufjerungen  nacb,  einer  ge* 
toiffen  3e^  ^au"T  eine  ©pur  metyr  gu  finben  ift.  (5)id)tung  unb 
SBa^eit.) 

—  SBer  oiel  mit  Äinbern  lebt,  roirb  finben,  baf;  feine  äußere  ©inroirfung 
auf  fie  olme  ©egentoirfung  bleibt.     (SJiarjmen  unb  Reflexionen.) 

—  2)ie  ©egentoirfung  eines?  öorjüglid)  finblicfjen  SBefenS  ift  fogar  leiben* 
fdjaftlict),  ba§  Eingreifen  tüdjtig.      (3J?afimen  unb  Reflexionen.) 

—  2)e§t)alb  leben  Äinber  in  (5d)neflurteilen,  um  nid)t  |n  fagen  in  Sßor* 
urteilen;  benn  bi§  bciZ  fdmefl,  aber  einfeitig  ©efafcte  fid)  au§löfd)t, 
um  einem  Slllgemeinern  $latj  gu  machen,  erforbert  e§  3eü-  hierauf 
ju  ad)ten,  ift  eine  ber  größten  *ßflict)ten  be§  Orders. 

(SJcarimen  u.  Reflexionen.) 

—  2>ie  ftinber  finb  ein  rechter  ^ßrobierftein  auf  Süge  unb  Söaljrljeit. 
63  ift  iljnen  nod)  gar  nid)t  fo  fel)r  nüe  ben  Sllten  um  ben  ©elbftbetrug 
fftot.   Cän  grau  ü.  (Stein.  1784.) 

—  Snbem  man  bie  ftinber  für  einen  weiteren  ®rei§  ju  bilben  gebenft, 
treibt  man  fie  leidjt  in§  ©rengenlofe,  olme  im  Sluge  gu  behalten,  toa§ 

Ibenn  eigentlich  bie  innere  9catur  forbert.  £>ier  liegt  bie  Aufgabe, 
toeldje  mefjr  ober  weniger  oon  ben  ©rgietyern  gelöft  ober  berfeljli  wirb. 
(SBarjtoerwanbtfdjaften.) 


117 


r)after  fie  flnb,  um  befto  metjr,  roeil  nur  au§  innerer  23egierbe  unb 
äußerem  SBiberftanbe  Unroaf)rt)eit  geboren  roirb. 

(3u  grieberite  S3run.    1795.) 
Stinber.  SBir  follen  e§  mit  btn  SDinbern  machen,  roie  ©ott  mit  un§,  ber  un§ 
am  glüdlid)ften  madjt,  roenn  er  un§  in  freunbtid)em  SSafjne  fo  fjin* 
taumeln  läfct.   (2Bertt)er.) 

—  SÖSir  !önnen  bie  ®inber  nad)  unferem  ©inne  nicfjt  formen: 
©o  roie  ©ott  fie  un§  gab,  fo  mufj  man  fie  t)aben  unb  lieben, 
fie  erjiefyen  auf§  befte  unb  jeglichen  Iaffen  geroätrren. 

S)enn  ber  eine  t)at  bie,  bie  anberen  anbere  ©aben; 
jeber  brauet  fie,  unb  jeber  ift  bocb,  nur  auf  eigene  SBeife 
gut  unb  glüdlid).  (^ermann  u.  2)orott)ea.) 

*~  3ßa§fogar  bie  grauen anun§ungebilbet gurüdlaffen,  baäbilben  bie tinber 
au§,  roenn  roir  un§  mit  irmen  abgeben.    (2Bitt)elm  9fleifter§  Se^rfab,re.) 

—  grofje.  2)af3  bie  tinber  nicijt  roiffen,  roarum  fie  motten,  barin  finb  alle 
rjod)geIat)rte  ©dml*  unb  Jpofmeifter  einig:  bafj  aber  aurf)  ©rtoadjfene 
gleid)  f  inbern  auf  biefem  Srbboben  fjerumtaumeln,  unb  roie  jene  nid)t 
roiffen,  rootjer  fie  lommen,  unb  rootjin  fie  gerjen,  ebenforoenig  nad) 
roatjren  3toeden  Ijanbeln,  ebenfo  burd)  93i§fuit  unb  f  udjen  unb  S3ir!en= 
reifer  regiert  »erben,  ba§  roitt  niemanb  gern  glauben,  unb  mid)  büntt, 
man  tann  e§  mit  §änben  greifen.   (Söerttjer.) 

—  tinber  Ratten  nid)t,  ma§  fie  berfbrecrjen;  junge  Seute  fer)r  feiten,  unb 
roenn  fie  2Sort  galten,  t)ält  e§  i^nen  bie  Sßett  nidjt.  (2Bat)tber* 
roanbtfdjaften.) 

SHtdje.  @3  ift  gar  üiel  2)umme§  in  ben  ©a|ungen  ber  ®irdje. 
Slber  fie  roitt  ^errfdjen,  unb  "öa  mufj  fie  eine  bornierte  üücaffe 
Ijaben,  bie  fid)  budt  unb  bie  geneigt  ift,  fid)  bet)errfd)en  §u  Iaffen.  S)ie 
ijofje,  reidjbotierte  ©eiftlid)teit  fürchtet  nid>t§  me^r  als  bie  Slufflärung 
ber  unteren  Waffen.  (Sie  t)at  dmen  aud)  bie  23ibet  lange  genug  bor* 
enthalten,  fo  lange  al§  irgenb  möglid).  28a§  follte  an<i)  ein  arme§ 
d)riftlid)e§  ©emeinbeglieb  Oon  ber  fürftlid)en  $rad)t  eine§  reid)* 
botierten  93ifd)of§  benlen,  roenn  e§  bagegen  in  ben  ©bangelien  bie  2ft> 
mut  unb  S)ürftigfeit  ß^rifti  fiel)t,  ber  mit  feinen  Jüngern  in  5)emut 
gu  gufje  ging,  roärjrenb  ber  fürftlidje  33ifd)of  in  einer  bon  fedt)§  ^ßf erben 
gezogenen  ®aroffe  ein!) erbrauft !   (©dermann.   1832.) 

—  £>ie  ®ird)e  t)at  einen  guten  Sttagen, 
t)at  gange  Sauber  aufgefreffen 

unb  bod)  nod)  nie  fid)  übergeffen.   ($auft  I.) 

—  $d)  bin  nun  ein  für  allemal  für  biefe  lird)lid)en  3erem0tttcn  bei> 
borben,  alle  biefe  Söemülmngen,  eine  Süge  gelten  ju  madjen,  fommen 
mir  fct)al  bor  unb  bie  Sttummereien,  bie  für  f  inber  unb  finnlicfje  9ften* 

118 


fd)en  etroag  SfmpofanieS  ljaben,  erfdjeinen  mir  aud)  fogar,  wenn  id) 
bie  ©acfje  al3  Äünftler  unb  2)id)ter  anfetje,  abgefd)madt  unb  Hein. 
(S§  ift  nid)t§  grofj  als  ba§  Sßaljre  unb  ba§  fteinfte  SÜßafyre  ift  groß. 
(9ln  ftrau  öon  Stein.  1787.) 
.Qirdje.  ©eniale  ©fyarafteriftif  ber  $ird)engefd)id)te  al§  <ßrobuft  be§ 
SrrtumS  unb  ber  ©eroatt.   (b.  SDtüHcr.  1823.) 

—  „<5ag,  roa§  enthält  bie  föircrjengefdncrjte? 
<5ie  wirb  mir  in  ©ebanfen  gunid)te; 

e§  gibt  unenblid)  biet  %\x  lefen, 

roa§  ijt  benn  aber  bciZ  alte§  gewesen?"  — 

ßroei  ©egner  finb  e§,  bie  fid^  bojen: 

bie  9trianer  unb  Ort^obojen; 

burd)  öiele  ©ätla  baäfelbe  gefdjtcijt, 

e§  bauert  bi»  an  ba%  jüngfte  ©ericfjt.   (3äl)me  Xenien.) 

—  2ftit  ®irdiengefd)id)te,  mag  t)ab'  id)  ju  fdjaffen? 
$d)  fe^e  roeiter  nid)t§  al3  Pfaffen; 

roie'S  um  bie  ©Triften  ftefjt,  bie  ©emeinen, 

baöon  roill  mir  gar  nid)t§  erfcrjeinen. 

(£3  ift  bie  ganje  Äirdjengefdjicfjte 

9Jttfd)mafcfj  bon  ^rrtum  UTI°  ©eroalt.   (3Qfyme  Xenien.) 

—  unfidjtbare.  9ftd)t  allein  bei  un§,  fonbern  in  allen  Säubern  roirb  bie 
Slnjaf)!  ber  benlenben  9ftenfd)en,  ber  roafyren  ©laubigen  immer  eine 
unfidjtbare  Äirdje  bleiben.  (üteäenfionen  in  ben  granffurter  gelehrten 
Stngeigen.) 

klagen  unb  §agen,  f.  ©etbftb  ertrauen. 

tlajfijtfj.  2Ber  mit  ben  SSorten,  bereu  er  fid)  gum  ©predjen  ober  (Schreiben 
bebient,  beftimmte  begriffe  §u  üerbinben  für  eine  unerläßliche  $flid)t 
l)ält,  roirb  bie  51u§brüde  Ilaffifdjer  91utor,  tlaffifd)e§  SBer!  t)öd^ft  feiten 
gebrauchen,  (ßiterarifdjer  ©an§cuIotti§mu§.  1795.) 
Reibung.  Sinbem  oa§  2lngenef)me  einer  ^Serfon  fid)  aud)  über  ifyre  £>ülle 
berbreitet,  fo  glaubt  man  fie  immer  roieber  üon  neuem  unb  anmutiger 
gu  feljen,  roenn  fie  il)re  (Sigenfdjaften  einer  neuen  Umgebung  mitteilt. 
(SBa^löerroanbtfdjaften.) 
kleine,  ber. 

SBiftt  it)r,  roie  aud)  ber  kleine  roa3  ift?   e§  mad)e  ba§  kleine 
red)t,  ber  ©rofje  begehrt,  juft  fo  ba§  ©rofce  $u  tun.   (Xenien.) 
mo$  unb  teil. 

%m  neuen  3at)re  ©lud  unb  §eil! 

21uf  SÜßel)  unb  SSunben  gute  (Salbe! 

2Iuf  groben  ®Io|  ein  grober  Äeil! 

Stuf  einen  (Sdjelmen  anberttjalbe !    (©pridjroörtlid).) 

119 


älugfjeit.    28er  mitb  bie  Ätugfyeit  tabeln?  gebet  ©djtitt 
be§  £eben§  geigt,  mie  fetjt  fie  nötig  [ei; 
bod)  frönet  ift'§,  menn  un3  bie  (Seele  fagt, 
roo  mit  ber  feinen  33orfid)t  nid)t  bebütfen.   (Saffo.) 

—  ©§  ift  hmnbetbat,  baf3  bie  meiften  9ftenfd)en  nidjt  bi§  auf  einen  getoiffen 
©tob  flug  iretben  fönnen,  olme  ba^  fidj  eine  9Itt  S3etfel)ttt)eit  bei 
ilmen  einfdjleictjt.   (9ln  $tau  b.  Stein.  1784.) 

—  SSenn  2Jiännet  fid)  entzweien,  t)ält  man  billig 
ben  SHügften  füt  ben  <5d)utbigen.  (Saffo.) 

ftotetterte.  Äofettetie  ift  @goi§mu§  in  bet  $otm  hex  ©djönljeit.  (Ziemet, 
1807.)   ©ietje  aud)  SSeib. 

Äotteftibtoefen  ®oetf)e.  2Ba§  bin  id)  benn  felbft?  ma§  t)abe  id)  geteiftet? 
9ttte§,  wa§  id)  gefetjen,  gef)ött  unb  beobachtet,  fyabe  idj  gefammett  unb 
auägenufct.  Steine  SBetfe  finb  bon  ungefügen  betfd)iebenen  $nbt= 
ütbuen  genafytt  toorben,  bon  $gnotanten  unb  Sßeifen,  Seuten  bon 
©eift  unb  Summfixbfen;  bie  ®inbf)eit,  ba§  teife  unb  ba§  ©reifenattet, 
alte  tjaben  mit  tfjte  ©ebanten  entgegengebtacfyt,  ü)te  $äf)igfeiten, 
Hoffnungen  unb  2eben3anficf)ten;  id)  fjahe  oft  geetntet,  ma§  anbete 
gefät  fyaben,  mein  SSetf  ift  ba§  eine§  ®otteftibtoefen§,  btö  ben  tarnen 
©oetfje  ttägt.    (gü  ©otet.  1832.) 

ftotublcttc  SRenfdjen.  Set  getingfte  Sflenfd)  !ann  fomblett  fein,  tuenn 
et  fid)  innetfyatb  bet  ©teuren  feinet  $äf)igteiten  unb  gettigfeiten 
betoegt;  abet  felbft  fcfyöne  SBotjüge  metben  betbunfelt,  aufgehoben  unb 
betnidjtet,  tuenn  fene§  unettäfjlid)  gefotbette  (Sbenmafj  abgebt.  S)iefe§ 
Unheil  luitb  fid)  in  bet  neueten  $eit  nodj  öftet  fyetbottun:  benn  met 
mitb  tuob,!  bm  gorbetungen  einet  butd)au§  gefteigetten  ©egentuatt, 
unb  jmat  in  fdmeltftet  Bewegung,  genugtun  lönnen?  (SKajimen  unb 
Reflexionen.) 

Stovi] equenj.  ©§  ift  nid)t§  infonf equentet  at§  bie  t)öd)fte  ®onfequen$,  tueit  fie 
unnatütttdje  *ßf)änomene  fyetbotbtingt,  bie  gute^t  umfdjlagen.  (9fta* 
jimen  unb  Reflexionen.) 

ftoujcqucitft  bet  9latut.  Sie  Statut  madjt  nid)t§  ^Txfortfeqixertte^,  jebe 
©eftalt,  fie  fei  fd)ön  obet  fyäfjtid),  fyat  if)te  lltfactje,  bon  bet  fie  beftimmt 
tuitb,  unb  untet  allen  organifd>en  Statuten,  bie  mit  fennen,  ift  feine, 
bie  nid)t  toäte,  mie  fie  fein  !ann.   (3ut  Äunft.) 

Äönnen  unb  Sßetftefren. 

SSo^l  ungtüdfeftg  ift  bet  9Jiann, 

bet  untetläjjt  "öa§,  ma§  et  fann, 

unb  untetfängt  fid),  toa§  et  nidjt  betfteljt; 

!ein  SBunbet,  ba%  et  gugtunbe  get)t.    (©bticfytuöttud).) 

120 


können,  f.  ©ollen. 

ftonferüatiötnue,  falfdjer  u.  toastet.  Site  bag  ©efpräct)  auf  bie  iefcigen 
Söeftrebungen  ber  ÜDtonardjiften  fiel,  f^reitjeit  unb  Stufflärung  §u 
tjemmen,  fagte  ©oetr)e:  ^m  ^rirtsip,  ba§  93eftel)enbe  §u  erhalten, 
Sftebolutionärem  öor§ubeugen,  ftimme  idj  gan§  mit  ifjnen  überein, 
nur  nid)t  in  ben  Sflitteln  baju.  (Sie  nämlid)  rufen  tie  ®ummr)eit  unb 
bie  ftinfternis  ^u  fcüfe,  icb,  ben  ißerftanb  unb  bog  Sicfjt.  (ü.  9ttüfler.  1823.) 

ßontrafte.  ©ntgegengefetjte  ßigenfdjaften  machen  eine  innigere  Ber- 
einigung möglicr).    (^at)lüertt>anbtfcr)aften.) 

Äonttoberfieren,  f.  2Baf)rt)eit. 

^onbentioneUc§,  f.  ©eiftreid)e§. 

Stonüerjattonelcrifon.  ©efcfjeite  Seute  finb  immer  t)a§  befte  Äonber- 
fation§Ierüon.    (ÜDiarünen  u.  SReflejionen.) 

Soüernitu*.  Unter  allen  (Sntbecfungen  unb  Überzeugungen  möchte  nictjtä 
eine  größere  SSirfung  auf  ben  menfdjlirfjen  ©eift  f)erüorgebracr)t  fyaben 
al§  bie  2eb,re  be§  $opernifu§.  ®aum  roar  bie  SBelt  al§  runb  anerfannt 
unb  in  fid)  felbft  abgefdjtoffen,  fo  follte  fie  auf  ba§  ungeheure  33orre<f)t 
SBerjicrjt  tun,  ber  SKittetpunft  be§  2SeItall§  §u  fein.  SBielleid)t  ift  nod) 
nie  eine  größere  gorberung  an  bie  Sflenfdjeit  gefd)eb,en;  benn  toa§ 
ging  nitfjt  alle§  burd)  biefe  Slnerfennung  in  2)unft  unb  Sftaud)  auf:  ein 
§tüeite§  $arabie§,  eine  2Belt  ber  Unfdjulb.  3)id)tfunft  unb  grömmig* 
feit,  "öa§  $eugni3  ber  (Sinne,  bie  Überzeugung  eine§  boetifd)=reIigiöfen 
©lauben3;  lein  SBunber,  bafj  man  bie§  alle§  nid)t  toollte  fahren  laffen, 
bafe  man  fid)  auf  alle  SBeife  einer  foldjen  Setjre  entgegenfe^te,  bie  bexi' 
jenigen,  ber  fie  annahm,  §u  einer  bisher  unbelannten,  ja  ungeahnten 
S)enffreir)eit  unb  ©ro&tjeit  ber  ©efinnungen  berechtigte  unb  aufforberte. 
(©efd)id)te  ber  Farbenlehre.) 

—  S)ie  größten  2Bat)rt)eiten  roiberft»recr)en  oft  gerabeju  ben  (Sinnen,  ja 
faft  immer.  S)ie  Söetoegung  ber  (Srbe  um  bie  (Sonne  —  toa§  !ann  bem 
Slugenfdjein  nad)  abfurber  fein?  Unb  bod)  ift  e§  bie  größte,  erl)abenfte, 
folgenreidjfte  ©ntbedung,  bie  je  ber  9ftenfd)  gemalt  l)at,  in  meinen 
Slugen  mistiger  aU  bie  gan^e  Söibel.   (o.  SWüller.   1832.) 

ftobf  unb  ^etj.  SBenn  ber  topf  roeifc,  toa§  er  will,  unb  baZ  §erj  nid)t 

nötig  l)at,  auStjeimifd)  §u  fein,  bafj  e§  if)m  rootjl  roerbe,  foget)t'§ja  root)l. 

(Sin  grau  0.  (Stein.  1782.) 
ßörtoer  unb  ®eift.  3)er  Körper  mu&,  ber  ©eift  roill,  unb  roer  feinem  Söollen 

bie  nottoenbigfte  Söaljn  borgefcrjrieben  fielet,  ber  braucht  fiel)  nidjt  üiel 

au  befinnen.    (Sin  3elter.  1830.) 

—  f.  ©.  u.  £.,  SBillen§rraft. 

Sotfett  ((Scrmürbruft),  f.  ^ilifter.  • 

fioftborftet  Seftfc,  f.  eigen  §er§. 

121 


Siröftc,  rounberbare,  ber  menfd)lid)en  9Jatur.  (53  liegen  in  ber  menfdj» 
lid)en  -Kahir  rounberbare  Gräfte,  unb  eben,  wenn  toir  e§  am  roenigften 
hoffen,  t)at  fie  etroa§  ©ute§  für  un§  in  S3erettfci)aft.  gdj  Ijabe  in  meinem 
Seben  Reiten  gehabt,  roo  i<f)  mit  krönen  einfcpef;  aber  in  meinen 
träumen  tarnen  mir  bie  lieblichen  ©eftalten,  micfj  §u  tröften  unb  ju 
beglüden,  unb  icr)  ftanb  am  anbern  borgen  roieber  frifd)  unb  fror;  auf 
ben  Seinen.  (©Hermann.  1828.)  — 
^rantyeit  unb  9Bineit§fra?t,  f.  äBitlenSfraft. 

ftränfuna..  2Bie  leictjt  ift  e§,  irgenb  jemanb  §u  !rän!en  ober  §u  betrüben, 
wenn  man  ir)n  in  Weiteren,  offenen  Slugenbliden  an  eigene  Mängel, 
an  bie  Mängel  feiner  ©attin,  feiner  ®inber,  feiner  ßuftänbe,  feiner 
SBotjnung  mit  einem  fcfyarfen,  treffenben,  geiftreid)en  SBort  erinnert! 
(Stnnalen.) 
Mrnnt'imn  unb  2fl)intpf. 

2Ba3  härter  treffe,  ®ränfung  ober  ©dumpf, 
roill  id)  nid)t  unterfud)en:  jene  bringt 
ins>  tiefe  Sftarf,  unb  biefer  rijjt  bie  §aut. 
2)er  ^ßfeil  be§  ©dj)im,pf§  fefjrt  auf  ben  äftann  gurüd, 
ber  $u  berrounben  glaubt;  bie  Meinung  anbrer 
befriebigt  leitet  ba§  rootjl  geführte  (Scrjroert  — 
bocfj  ein  geträntte§  §er§  erholt  fid)  fcfjtoer.    (£affo.) 
Kreaturen,  f.  91bt)ängigfeit. 

S^ritif.  SDie  $eit  ift  üorbei,  ba  bie  ©ibrjllen  unter  ber  ©rbe  roei^fagten; 
roir  forbern  Äritif  unb  roollen  urteilen,  efje  mir  etroa§  annehmen  unb 
auf  un§  anroenben.  ($tato  al§  Sftitgenoffe  einer  djrifil.  Offenbarung.) 

—  „2)u  r)aft  nidjt  recrjt!"  ba§  mag  roolji  fein; 
bod)  i>a§  gu  fagen  ift  Hein, 

tjabe  me|i  recrjt  aU  id)!   ha^  roirb  roa§  fein.   (Barmte  Xenien.) 

—  2)ie  färitif  ift  überhaupt  eine  blofje  9lngeröotmt)eit  ber  SDlobernen. 
2öa§  roil!  ha§  rjeijjen?  SUlan  lefe  ein  Surf)  unb  laffe  e§  auf  ficfy  ein* 
röirfen,  gebe  fid)  biefer  ©inroirlung  r)in,  fo  roirb  man  gum  ruhigen 
Urteil  barüber  fommen.   (ü.  Füller.  1822.) 

—  @egen  bie  ®ritif  !ann  man  fid)  roeber  fd)ü|en  nod)  roetrren;  man  mufj 
ifjr  jum  £ru|j  r)anbeln,  unb  i>a§  läjjt  fie  fidt)  nad)  unb  nad)  gefallen. 
(Ziemer.  1811.) 

Printer  unb  $td)ter,  f.  Siebter  ©.  32. 

ftül)nrjeit.  Wem  bebenlt  nicfjt  immer,  ba$  ein  fürm  Unternommenes  in 
ber  SluSfürjrung  gleichfalls  ®ür)nl)eit  erforbert,  roeil  bei  bem  Unge= 
meinen  burd)  gemeine  Mittel  nict)t  rool)l  anzulangen  fein  mödjte. 
(dualen  1803.) 

ftultur.  3)te  ungeljeuerfte  Kultur,  bie  ber  SRenfd)  fiel)  geben  !ann,  ift  bie 

122 


Überzeugung,  haft  bie  anbern  nidjt  nad)  u)m  fragen.  (2ßajimen  unb  9fte= 
flerümen.) 

Kultur.  2Ba§  ift  Kultur  anbere§,  afe  ein  fyöljerer  begriff  bon  ^olttifdjcn 
unb  mifttärifcfjett  Sßerrjältniffen?  Stuf  bie  ®unft,  fidj)  in  ber  SSelt  ju 
betragen  unb  nad)  ©rforbern  breinzufcfcjlagen,  !omntt  e§  bei  ben  -ifta* 
tionen  an.   (ö.  Füller.   1827.) 

SlitUur  unb  Sinulirijfctt.  derjenige,  beffen  ©eift  nad)  einer  moraftfd)en 
Kultur  ftrebt,  r)at  atte  Urfacrje,  feine  feinere  ©innücrjleit  gugleicf)  mit 
au§jubüben,  bamit  er  nidjt  in  ©efatjr  fomme,  bon  feiner  moralifdjen 
£>öt)e  rjerabjugleiten,  inbem  er  ftcf)  ben  Sodungen  einer  regeflofen 
^antafie  übergibt  unb  in  ben  $att  fommt,  feine  eblere  -Katur  burd) 
Vergnügen  an  gefcrjmacftofen  ütönbeteien,  too  nidjt  an  ettoa§  ©dj)lim= 
merem  l)erab^uröürbigen.   (äßifljelm  2fteifter§  £er)rjarjre.) 

ttultuö.  @§  ift  eine  traurige  ©adje,  bafj  ein  reiner  tute  jeber  9lrt,  fo- 
balb  er  an  Drte  befd)rän!t  unb  burd)  bie  $eit  bebingt  ift,  eine  getuiffe 
Jpeudjelei  niemals  gang  ablehnen  fann.    (5lnnalen  1801.) 

Kummer  unb  «Sorgen,  f.  ©orge. 

W'iinft.  ®ie  r)öcr)fte  Aufgabe  einer  jeben  Äunft  ift,  burd)  ben  ©djein  bie 
Stäufdjung  einer  t)ör)eren  28irflid)feit  §u  geben,  ©in  falfct)e§  S5eftreben 
aber  ift,  ben  ©djein  fo  lange  §u  bernnrllicrjen,  bi§  enbüd)  nur  ein  ge* 
meines  SBirfücrje  übrigbleibt.   ($>id)tung  unb  3Sar)rt)eit.) 

—  28t  e  Statur  im  SBielgebilbe 
einen  ®ott  nur  offenbart, 
fo  im  weiten  tunftgefübe 
n»ebt  ein  (Sinn  ber  eto'gen  Slrt; 
biefe§  ift  ber  ©inn  ber  2Bar)rr)eit, 
ber  ficr)  nur  mit  ©erjönem  fcrjmüdt 
unb  getroft  ber  t)öd)ften  ttarrjeit 
fyeHften  %a%§  entgegenbftdt.   (tünftterüeb.) 

—  $ie  bilbenbe  Äunft  ift  eine  Slfträa,  bie  einmal  au§  Jummufcrjen  Sfte* 
gionen  mit  u)ren  gufjfaifcen  auf  ben  ©rbbatt  getippt,  balb  aber  roeifj 
man  nid)t,  too  fie  rjingefommen  ift.   (2ln  $arnt)agen  b.  Gmfe.  1830.) 

—  üßadj  meiner  Überzeugung  ift  bie  t)öcr)fte  9Ibficr)t  ber  Jhmft,  menfd)Iid)e 
formen  gu  geigen,  fo  finnüd)  bebeutenb  unb  fdjön  aB  mögttd)  ift. 
$on  fittftetjen  ©egenftänben  fotf  fie  nur  biejenigen  röärjfen,  bie  mit  ben 
finnftdjen  innigft  berbunben  finb  unb  fidj  burd)  ©eftalt  unb  ©ebärbe 
begetdjnen  laffen.   (Sin  3.  $;•  9Keber.  1789.) 

— 3e  loeiter  t)inauf,befto  unüberf  erjlidjer  roirb  bieShtnft,  unb  toer  fict)re©ct)ritte 
tun  toifl,  mufe  fie  Iangfam  tun.  (2ln  ben  $reunbe§!rei3  in  SSeimar.  1787.) 

—  £>ie  tunft  ift  beSfyalb  ba,  baj3  man  fie  fefye,  nid)t  babon  fbredje,  al§ 
f)öd)ften§  in  ü)rer  Gegenwart.  ($taftenifcfje  SReife.) 

123 


Shmft.  2Benn  man  e§  mit  ber  tunft  bon  innen  t)erau§  rebüd)  meint,  fo  muß 
man  wünfdjen,  bafj  fie  würbige  unb  bebeutenbe  ©egenftänbe  befjanble: 
benn  nad)  ber  legten  fünftterifcfyen  Sßotlenbung  tritt  un§,  fittlidj)  ge= 
nommen,  ber  ©etjalt  immer  al§  t)öd)fte  ©int)eit  wieber  entgegen.  (3tn 
Setter.  1813.) 

—  23ie  Äunft  ift  ber  natürlichen  -Kotwenbigfeit  nidjt  burcf)au3  unter* 
worfen,  fonbern  f)at  itjre  eigenen  ©efefce.  —  S)er  tünftler  t)at  gur 
•Katur  ein  jwief  ad)e§  S8ert)ä(tni§:  er  ift  ifjr  §err  unb  ü)r  ©Hade  su= 
gleicfj.  3$t  ©Haue,  infofern  er  mit  irbifcf)en  Mitteln  wirfen  mu|, 
um  berftanben  §u  werben;  itjr  £err  aber,  infofern  er  biefe  irbifdjen 
Mittel  feinen  t)ör)eren  Intentionen  unterwirft  unb  üjnen  bienftbar 
tnadjt.   (©dermann.  1827.) 

—  $n  ber  3ttalerfunft  wie  in  allen  fünften  ift  bie  -Katur  bie  ewige  Quelle, 
an§  ber  aud)  ber  Sßollenbetfte  nie  aufhören  barf,  fortbauernb  $u  fd)ö,bfen. 
®enn  fie  ift  unerfcfjöbflid)  unb  nur  auf  biefem  SSege  baZ  waljrfjaft 
ßebenbige  ju  ergreifen  unb  wieberpgeben.  (ßu  $riebrict)  Sann. 
1804.)  —  S.  9?atur  u.  Äunjl. 

—  ©obiel  ift  gewifj,  bie  alten  Äünftler  tjaben  ebenfo  grofje  ®enntni3  ber 
Statur  unb  einen  ebenfo  fixeren  Segriff  bon  bem,  wag  fid)  öorftellen 
läfjt  unb  wie  e§  borgeftellt  werben  mufj,  gehabt  al§  §omer.  Seiber  ift 
bie  9Inäatjl  ber  Shmftwerfe  ber  erften  $ laffe  gar  ju  Hein.  SBenn  man 
aber  aud)  biefe  fietjt,  fo  tjat  man  nid)t§  §u  wünfdjen,  al§  fie  red)t  ju  er* 
fennen  unb  bann  in  ^rieben  Ijinjufa^ren.  2)iefe  tjofyen  tunftwerle 
finb  pgleid)  al§  bie  t)öd)ften  Sftaturwerfe  bon  äftenfdjen  nad)  wahren 
unb  natürlichen  ©efetjen  f)erborgebrad)t  worben.  9tlle§  SBillfürlidje, 
Singebilbete  fällt  jufammen:  ba  ift  bie  Sftotwenbigfeit,  ba  ift  ©ott. 
Otalienifdje  Steife.) 

—  2)er  ed)te  gefe^gebenbe  Äünftler  ftrebt  nad)  ®unftwat)rf)eit,  ber  gefe£= 
lofe,  ber  einem  blinben  Srieb  folgt,  nad)  ^aturwirfticfjteit;  burcfy  jenen 
wirb  bie  tunft  jum  l)öd)ften  ©ibfel,  burd)  biefen  auf  üjre  niebrigfte 
©rufe  gebracht.   (Einleitung  in  bie  ^robbläen.  1798.) 

—  ®te  Sßollenbung  be§  ®unftwerf§  in  fid)  felbft  ift  bie  ewige  unerläßliche 
gorberung!   (Bit  ßelter.  1827.) 

—  ©eljr  fcpmm  ift  e§  in  unfern  Sagen,  baß  jebe  ®unft,  bie  bod)  eigent* 
lid)  nur  §uerft  für  bie  Sebenben  mirfen  foll,  fid),  infofern  fie  tüdjtig 
unb  ber  (Swigfeit  wert  ift,  mit  ber  $eit  \m  ggiberfbrud)  befinbet  unb  bajj 
ber  edjte  ®ünftler  oft  einfam  in  Verzweiflung  lebt,  inbem  er  überzeugt 
ift,  bafj  er  baZ  befi&t  unb  mitteilen  lönnte,  fttö  bie  3ttenfd)en  fudjen. 
(3ln  geltet.  1804.) 

—  3d)  actjte  ba§  ßeben  l)öf)er  aU  bie  ®unft,  bie  e§  nut  berfd)önert.  (®raf 
©troganoff.  18?) 

124 


Äitnft.    Dlpte  ©emüt  i[t  feine  watjre  fünft  benfbar.    (b.  SKülIct.  1808.) 

—  $>a§  ©emüt  t>at  einen  Quq  gegen  bie  Religion;  ein  religiofeg  ©emüt 
mit  Naturell  jur  fünft,  fid)  fclbft  übertaffen,  wirb  nur  unbollfommene 
Sßerfe  rjerborbringen;  ein  folerjer  f  ünftler  berläfct  fid)  auf  ba§>  (Sittlid)* 
£ot)e,  weld)e<§  bie  funftmängel  ausgleichen  foll.  ©ine  Sltinung  be§ 
©ittftcr}»£öcr)ften  will  fid)  burd)  fünft  au3brüden,  unb  man  bebenlt 
nicfjt,  bafj  nur  ba§  @inttticr)^öd)fte  ba§  ©lement  ift,  worin  fid)  jene§ 
berförbem  !ann.    (S3iograö^ifd)e  ©injel^eiten.) 

—  ÜDian  fonnte  fid)  nid)t  berbergen,  ba^  bie  reinfte  djriftlidje  Religion  mit 
ber  wahren  bilbenben  fünft  immer  fid)  äWiefbältig  befinbe,  weit  jene 
fid)  bon  ber  ©innlid)teit  gu  entfernen  ftrebt,  biefe  nun  aber  ba$  finnlidje 
©lement  at§  ifjren  eigentlicrjften  2Birfung§trei§  anerfennt  unb  barin 
berjarren  mufj.  (f  ambagne  in  grantreid).  fünfter.) 

—  Unb  fefmurrt  audj  wieber  burd)  ta§  ©anje  bie  alte,  rjatbwafjre  *ßt)ilifter= 
leier:  bafj  bie  fünfter  \>a§  ©ittengefe^  anerfennen  unb  fid)  tfjm  unter« 
orbnen  follen.  S)a§  erfte  fjaben  fie  immer  getan  unb  muffen  ei  tun, 
weil  it)re  ©efe^e  fo  gut  al3  ba§  ©ittengefet*  au§  ber  Vernunft  ent* 
fbringen,  täten  fie  aber  baZ  §weite,  fo  wären  fie  berloren  unb  e§  wäre 
beffer,  bafj  man  it)nen  gleich  einen  2Jcut)lftein  an  ben  §al§  bringe  unb 
fie  erfäufte,  al§  bafj  man  fie  nad)  unb  nad)  in§  3^ü^ü(i)=^ßlatte  abfterben 
liefee.   (2ln  3.  #.  Stfeber.  1796.) 

—  2)af$  fie  aber  in  iljrem  Briefe,  meine  Siebe,  bie  rjotjen  krümmer  unb 
fünfte  tjerunterfejjen  unb  un§  bafür  £rtei|3,  9ftüt)e  unb  Sftot  anbreifen, 
foll  al§  eine  §au§frauenlaune  ber§iet)en  werben.  ®iefe  brei  testen 
allerliebften  ©djweftern  finb  freilief;  be§  9ftenfd)en  ©efät)rten,  aber 
warum  foll  man  nicfjt  atle3  bereden,  ma§  ba§  ©emüt  ergebt  unb  un§ 
burd)3  müfjfelige  Seben  t)inburd)t)ilft !  SSenn  itjr  baZ  ©al§  wegwerft, 
womit  foll  man  fallen!   (2ln  Caroline  Jperber.  1790.) 

—  S)a§  ©tubium  ber  fünft,  wie  ba§  ber  alten  ©cfjriftfteller,  gibt  un§  einen 
gewiffen  §alt,  eine  Sefriebigung  in  tmS  felbft:  inbem  fie  unfer 
QnnereS  mit  großen  ©egenftänben  unb  ©efinnungen  füllt,  bemächtigt 
fie  fid)  aller  SBünfcfje,  bie  nad)  aufjen  ftrebten,  l)egt  aber  jebe§  würbige 
Verlangen  im  füllen  93ufen;  ba§  S3ebürfni§  ber  Mitteilung  wirb  immer 
geringer,  unb  wie  SRalern,  33ilbb,auern,  Söaumeiftem,  fo  get)t  e§  aud) 
bem  ßiebfjaber:  er  arbeitet  einfam,  für  ©enüffe,  bie  er  mit  anbern 
gu  teilen  laum  in  ben  galt  tommt.   (f  ambagne  in  granlreid).) 

—  ®ie  anbern  bilbenben  fünfte  erfreuen  mieb,  meljr,  unb  bod)  am  meiften 
bie  Sftatur  mit  ib,rer  ewig  lonfequenten  äBarjrljeit.  (Sin  ben  §erjog 
Äarl  Sluguft.  1787.) 

—  S)a§  ift  ber  fünft  93eftreben, 
3eben  au§  fid)  felbft  §u  lieben, 

125 


tt)n  bem  Söoben  gu  entführen; 

Sin!  unb  9fted)t  mujj  er  berlieren 

otjrte  gaubernbeä  ©ntfagen; 

aufroärt§  füt)lt  er  fid)  getragen! 

llnb  in  biefen  r)öl)ern  (Sphären 

!ann  ba$  Dljr  biel  feiner  rjören, 

fann  baä  Singe  weiter  tragen, 

tonnen  §erjen  freier  fdjlagen.  (Sljeaterreben.) 
Slunft.  S)ie  fünfte  felbft  forüte  itjre  Wirten  finb  untereinanber  berroanbt,  fie 
tjaben  eine  getoiffe  Neigung,  fid)  gu  bereinigen,  ja  fid)  ineinanber  ju 
berlieren;  aber  eben  barin  beftetjt  bie  $flid)t,  ba%  Sßerbienft,  bie  SBürbe 
be§  eckten  ®ünftler§,  ba$  er  ba$  itaftfad),  in  toeldjem  er  arbeitet, 
bon  anbern  ab^ufonbem,  jebe  ®unft  unb  Äunftart  auf  fid)  felbft  ju 
[teilen  unb  fie  auf§  möglidjfte  $u  ifolieren  roiffe.  ((Einleitung  in  bie 
Sßrobbtäen.) 

—  ®ie  3Kenfd)en  finb  ber  ®unft  mefyr  getoad)fen  al§  ber  SBiffenfdjaft. 
^ene  gehört  gur  großen  Hälfte  tljnen  felbft,  biefe  §ur  großen  §älfte  ber 
SÖßelt  an.  Sei  jener  täfjt  fid)  eine  ©nttoidtung  in  reiner  £folge,  biefe  !aunt 
olme  ein  unenblidje§  3u[ammen^aufen  beulen.  3ßa§  aber  ben  Unter* 
fd)iebbor§ügli(t)beftimmt:bie^unft  fcfjliefct  fid)  in  üjren  einzelnen  SBerfen 
ab;bie2Biffenfcrjaft erfd)eintun§ grenzenlos.  (@efd)id)teber Farbenlehre.) 

—  f.  aud)  Sftenfd),  ber  fd)öne. 

ftünftlcr.  SBer  fid)  einer  ftrengen  Äunft  ergibt,  mu§  fid)  ifyr  für§  £ehen 
roibmen.   (SESiltjelm  2fteifter§  2Banberjat)re.) 

—  2>a§  ^ublifunt  ift  grofj,  magrer  Sßerftanb  unb  tt>at)re§  ©efüfjl  finb  nid)t 
fo  feiten,  al§  man  glaubt,  unb  muf;  ber  ^ünftler  niemals  einen  unbe» 
bingten  SSeifall  für  ba$,  tva§>  er  t)erborbringt,  berlangen:  benn  eben 
ber  unbebingte  ift  am  roenigften  roert,  unb  ben  bebingten  tuollen  bie 
Ferren  nicfyt  gerne.   (Sßiltjelm  9Jieifter§  £efjrjat)re.) 

—  Slllein  bu  übft  bie  §anb, 

bu  übft  ben  S3lirf,  nun  üb'  aud)  ben  Sßerftanb. 

ü£>em  glüdlidjften  ©enie  röirb'§  !aum  einmal  gelingen, 

fid)  burd)  Statur  unb  burd)  Snftinft  ollein 

jum  Ungemeinen  aufjuf^roingen: 

Sie  Sunft  bleibt  Shmft!   2Ber  fie  nidjt  burd)gebad)t, 

ber  barf  fid)  feinen  Äünftler  nennen; 

t)ier  tjilft  ba§  Sappen  nid)t§;  et)'  man  roa3  ©ute§  mad)t, 

mujj  man  e§  erft  red)t  fieser  lennen.   (®ünftter3  5lbott)eofe.) 

—  9htr  ein  Seil  ber  Shmft  fann  gelehrt  roerben,  ber  ^ünftler  brauet  fie 
gan§.  2Ber  fie  t)alb  fennt,  ift  immer  irre  unb  rebet  biet;  roer  fie  ganj  be= 
fifct,  mag  nur  tun  unb  rebet  feiten  ob  er  fbät.  (Sßilfjelm  3Jieifter§  Set)tjat)re.) 

126 


ftünjtler.  3)ie  borneb,mfte  gorberung,  bie  an  ben  ftünftler  gemalt  mirb, 
bleibt  immer  bie,  bafj  er  fid)  an  bie  Statur  galten,  fie  jhibieren,  fie  nadj* 
bilben,  etroaS,  ba%  it)ren  ©rfcrjeinungen  äljnlid)  ift,  Ijerborbringen  fotle. 
SSie  grofj,  ja  roie  ungeheuer  biefe  51nforberung  fei,  nrirb  nidt)t  immer 
bebaut,  unb  ber  tuatjre  ftünftler  fetbft  erfährt  e§  nur  bei  fortfcr)reitenber 
Söilbung.   ((Sinleitung  in  bie  ^Srobrjläen.) 

—  3ebe  Äunft  berlangt  ben  gangen  9flenfd)en,  ber  l)öd)ftmöglid)e  ©rab 
berfelben  bie  gange  9Jienfcc)^eit.   (Einleitung  in  bie  $robt)läen.) 

—  ^ebtx  2Jienfd)  f)at  mehrmals  in  [einem  Seben  bie  ©etpalt  biefer  ßauberei 
gefüllt,  bie  ben  Äünftler  allgegenwärtig  faßt,  unb  burd)  bie  it)m  bie 
2BeIt  ringsumher  belebt  toirb.  28er  ift  nicfjt  einmal  beim  Eintritt  in 
einen  tjeiligen  Sßalb  öon  ©cfjauer  überfallen  toorben?  2Ben  fjat  bie 
umfangenbe  Wacfyt  nictjt  mit  einem  unheimlichen  ©raufen  gef crjüttelt  ? 
SBem  tjat  nicfjt  in  ©egentuart  feinet  9Dtobd)en§  bie  gange  SSelt  gelben 
gef  dienen?  Sßer  füllte  nictjt  an  itjrem  Slrme  £>immel  unb  6rbe  in 
monneöollften  Harmonien  guf  ammenfliefcen  ? 

£>abon  füljlt  nun  ber  ftünftler  nicfjt  allein  bie  SKir  hingen,  er  bringt 
big  in  bie  Urfadjen  hinein,  bie  fie  tjeröorbringen.  S)ie  SBelt  liegt  bor 
itjm,  möcfjt'  id)  fagen,  roie  bor  üjrem  (Scfjöbfer,  ber  in  bem  Slugenblid, 
ba  er  fid)  be3  ©efdjaffenen  freut,  auefcj  alle  bie  Harmonien  geniefjt, 
burd)  bie  er  fie  tjerborbradjte  unb  in  benen  fie  beftefcjt.  2)arum  glaubt 
nidjt  fo  fdmetl  gu  berftetjen,  roa§  ba§  tjeifje:  ba§  ©efütjl  ift  bie  £ar= 
monie  unb  vice  versa. 

Unb  ba§>  ift  e§,  tvaZ  immer  burefj  bie  ©eele  be§  ÄünftlerS  toebt, 
ma§  in  ib,m  nact)  unb  nacr)  fid)  gum  berftanbenften  5tu§brude  brängt, 
otme  burd)  bie  SrfenntniSfraft  burdjgegangen  gu  fein.  (Rad)  galconet 
unb  über  galconet.) 

—  S)ie  9tbgrünbe  ber  5lt)nung,  ein  fidjereS  Slnfdjauen  ber  ©egenroart, 
matrjematifcfje  Xiefe,  btjtjfifdje  ©enauigleit,  §ör)e  ber  Vernunft, 
@d)ärfe  be§  SBerftanbeS,  beroeglictje,  fefmfudjtSbolle  ^antafie,  liebe* 
bolle  greube  am  (Sinnlidjen,  nidjt§  fann  entbehrt  toerben  gum  lebhaften, 
fruchtbaren  ©rgreifen  be§  5lugenblid§,  moburd)  gang  allein  ein  ftunft* 
roerf,  bon  melcfjem  ©eljalt  e§  audj  fei,  entftetjen  lann.  (©efdjicrjte  ber 
Farbenlehre.) 

—  ©o  toenig  ber  ^äbagog  fid)  nad)  ben  augenblidlid)en  Einfällen  ber 
ftinber,  ber  Slrgt  naef)  ber  ©ermfucfjt  unb  ben  ©rillen  be§  Patienten, 
ber  9ftd)ter  ficr)  um  bie  Seibenfdjaften  ber  Parteien  gu  fümmern  t)at, 
ebenfotoenig  fieljt  ber  roaljre  Äünftler  ba§  ©efallen  al3  ben  Qtoed 
feiner  SIrbeit,  er  meint  e§  tuie  jene  genannten  Scanner,  fo  gut  er  nur 
fann,  mit  benen,  für  bie  er  arbeitet,  aber  er  meint  e§  nod)  beffer  mit 
fid)  felbft,  mit  einer  $bee,  bie  ibm  borfdjroebt,  mit  einem  fernen  ftitle, 

127 


bct§  er  fid)  ftecEt  urtb  §u  bem  er  anbere  lieber  mit  it)rer  Unjufriebenfyeit 
Innreifjen  mag,  als  bafj  er  fiel)  mit  itjnen  auf  falbem  SSege  lagerte. 
(3ur  Äunft.) 
SUtoftlct.  ©S  läfjt  fid)  rticfjt  leid)t  benfenunb  überfeinen,  ttmS  bie  tlmftänbe 
für  ben  lünftler  tun  muffen,  unb  bann  finb  bei  bem  größten  ©enie,  bei 
bem  entfduebenften  Talente  nod)  immer  bie  gorberungen  unenbtict), 
bie  er  an  fid)  felbft  ju  madjen  fyat,  unfäglict)  ber  gleifj,  ber  gu  feiner 
9luSbilbung  nötig  ift.  SBenn  nun  bie  Umftänbe  menig  für  ifyn  tun, 
toenn  er  bemerft,  ba$  bie  2Mt  fet)r  leicfjt  ju  befriebigen  ift  unb  felbft 
nur  einen  leisten,  gefälligen,  behaglichen  (Schein  begehrt,  fo  märe  eS 
§u  bettmnbern,  toenn  nidjt  93equemlid)!eit  unb  Eigenliebe  it)n  bei  bem 
Sttittetmäftigen  feftt)ielten,  eS  märe  feltfam,  toenn  er  nid)t  lieber  für 
Sftobetoaren  ©elb  unb  £ob  eintaufdjen,  als  ben  rechten  2Beg  tuätjten 
follte,  ber  üjn  metjr  ober  weniger  gu  einem  tümmerlidjen  ÜMrttjrertum 
für)rt.  SeStoegen  bieten  bie  ^ünftler  unferer  $eit  nur  immer  an,  um 
niemals  gu  geben.  (Sie  toollen  immer  reiben,  um  niemals  §u  befriebigen; 
alles  ift  nur  angebeutet,  unb  man  finbet  nirgenbs  ©runb  nod)  21uS* 
füfyrung.   (SBiltjelm  9MfterS  Setjrjafjre.) 

—  9flit  bem  bra!tifd)en  ^ünftler  ift  am  beften  fbredjen,  benn  baS  SBatjre 
benmt)rf)eitet  fid)  fogleid)  an  ber  2at.   (2tn  3.  t.  (Stieler.  1829.) 

^unfttoert  ©in  botlfommneS  Shtnftioer!  ift  ein  SBert  beS  menfdjlicgen 
©eifteS  unb  ift  in  biefem  Sinne  aud)  ein  SSert  ber  Statur.  (Über  2Bat)rt)eit 
u.  SBa^rfdjeinlidjteit  ber  Shmfttoerte.) 

—  %it  (l»öd)ften)  Shtnfttoerfe  finb  jugleid)  als  bie  rjöcrjften  -Katurtoerfe 
bon  2ftenfd)en  nad)  toatjren  unb  natürlichen  ©efe|en  tjerborgebracrjt 
toorben.   (^talienifdje  SReife.) 

—  $d)  laffe  mir  nur  alles  entgegentommen  unb  gtoinge  mid)  nid)t, 
bieS  ober  jenes  in  bem  ©egenftanbe  gu  finben.  SBie  id)  bie  -ftatur 
betrachtet,  betrachte  id)  nun  bie  tunft,  id)  gelohnte,  toonacfj  id)  folang 
geftrebt,  aud)  einen  bollftänbigeren  begriff  üon  bem  §öct)ften,  toaS 
2Jienfd)en  gemacht  tjaben,  unb  meine  Seele  bilbet  fiel)  aud)  üon  biefer  Seite 
mein*  aus  unb  fiet)t  in  ein  freieres  gelb.   (9ln  grau  o.  Stein.  1786.) 

—  2ßie  biete  Sftenfcrjen  fetjen  baS  Äunfttoer!  an  fid)  felbft,  toie  biete  fönnen 
eS  überfetjen,  unb  bann  ift  boct)  nur  bie  Neigung,  bie  alle!  fehlen  !ann, 
toaS  eS  enthält,  unb  bie  reine  Neigung,  bie  babei  nod)  fetjen  fann,  toaS 
it)m  mangelt.   (2ln  @d)itler.  1796.) 

—  2ftan  fief)t  meift  bie  2Jlenfd)en  entfduebene  Söerfe  ber  ®unft  gerabegu 
bezaubern,  als  toenn  eS  ein  toeidjer  £on  märe,  Sftact)  üjren  Neigungen, 
Meinungen  unb  ©rillen  foll  fid)  ber  gebilbete  Sftarmor  fogteidj  tuieber 
ummobeln,  baS  feftgemauerte  ©ebäube  fiel)  auSbeljnen  ober  gufammen* 
gietjen,  ein  ©emätbe  foll  lehren,  ein  Sdjaufbiel  beffern,  unb  alles  foll 

128 


alles  werben,  ©igentlid)  aber,  weil  bie  meifien  äKenfcgen  felbft  formlos 
finb,  weil  fie  fiel)  unb  üjrem  SBefen  felbft  !eine  ©eftalt  geben  fönnen, 
fo  arbeiten  fie,  ben  ©egenftänben  itjre  ©eftalt  %u  nehmen,  bamit  ja 
alles  lofer  unb  loderer  «Stoff  werbe,  wop  fie  aucfj  gehören.  2llleS  rebu* 
gieren  fie  gulefct  auf  ben  fogenannten  ©ffeft,  alles  ift  relatib,  unb  fo 
wirb  auä)  alles  relatib,  außer  bem  Unfinn  unb  ber  2lbgefd)macftt)eit, 
bie  benn  aud)  gan§  abfolut  regiert,  gci)  lenne  itjrer  genug,  bie  ficg  bei 
htn  größten  SBerten  ber  fünft  unb  ber  9tatur  fogleid)  it)reS  armfeligen 
SBebürfniffeS  erinnern,  \i)i  ©emiffen  unb  ir)re  2floral  mit  in  bie  Oper 
nehmen,  it)re  Siebe  unb  £aß  öor  einem  Säulengange  nidjt  ablegen 
unb  baS  SBefte  unb  ©roßte,  waS  ilmen  üon  außen  gebrad)t  werben 
fann,  in  itjrer  SBorftellungSart  erft  möglicfjft  berileinem  muffen,  um 
eS  mit  il>rem  fümmerlicgen  SBefen  nur  einigermaßen  öerbinben  ju 
fönnen.  (2Sill)elm  SfteifterS  Setjrjaljre.) 
Sunftwerf .  9ftand)e  lämpfen  für  bie  $Bolllomment)eit  eines  funfiwerfeS  an 
unb  in  fid)  felbft.  Rubere  beulen  an  beffen  SBirfung  nad)  außen,  um  welcge 
fid)  ber  wat)re  f  ünftler  gar  nicr)t  befümmert,  fo  wenig  als  bie  9Jatur, 
wenn  fie  einen  Söroen  ober  einen  f  olibri  tjerborbringt.  (Anfang  beS 
Sa^re§  1830  —  SBriefftelle.) 

—  5)er  innere  ©etjalt  beS  bearbeiteten  ©egenftanbeS  ift  ber  Slnfang  unb 
baS  Gmbe  beS  fünft.  2ftan  wirb  gwar  nidjt  leugnen,  i>a$  baS  ©enie, 
baS  auSgebilbete  funfttalent,  burd)  S8et)anblung  auS  allem  alles 
machen  unb  ben  wiberfpenftigen  (Stoff  bezwingen  lönne.  ©enau  be* 
fetjen  entfteljt  aber  alSbann  immer  metjr  ein  funftftüd  als  ein  fünft* 
wert,  weld)eS  auf  einem  würbigen  ©egenftanbe  rutjen  foll,  bamit  unS 
gutefct  bie  93et)anblung  burd)  ©efcgid,  2JHir)c  unb  gleiß  bie  SBürbe  beS 
Stoffe§  nur  befto  glüdlicrjer  unb  r)errlicr)er  entgegenbringe.  (2)icr)tung 
unb  3Sat)rl)eit.) 

—  SBir  rjaben  in  fünften  metjr  gälle,  wo  nid)t  einmal  ber  Sdmfter  üon 
ber  (Sotjle  urteilen  barf;  benn  ber  fünftler  finbet  für  nötig,  fuborbi* 
nierte  Seile  beeren  fttütdtn  oöttig  aufzuopfern.  (So  ^abt  id)  in 
meinem  Seben  met)r  als  einen  SBagenlenler  alte  ©emmen  tabeln 
tjören,  worauf  bie  ^ferbe  ol)ne  ©efegirr  bermod)  hen  SSagen  &iel)en 
füllten,  greilid)  t)atte  ber  SBagenlenler  redjt,  weil  er  baS  ganj  unnatür- 
lid)  fanb;  aber  ber  fünftler  t)atte  aud)  redjt,  bie  fd)öne  gorm  feines 
^SferbeiorperS  nidjt  burd)  einen  unglütflidjen  %abtn  äu  unterbrechen. 
$>iefe  giftionen,  bie  £ieroglt>pt)en,  bereu  jebe  fünft  bebarf,  werben 
fo  übel  bon  allen  benen  berftanben,  welcrje  alles  SBatjre  natürlid) 
l)aben  wollen  unb  baburd)  bie  fünft  auS  itjrer  (Sphäre  reißen.  %ti» 
gleichen  fjtjpott)etifcc)e  Äußerungen  alter  unb  berühmter  Scrjriftfteller, 
bie  am  $la$,  wo  fie  fteljen,  ^wertmäßig  fein  mögen,  ofjne  SSemerfung, 

©oei^e.fieEÜon.  9 

129 


wie  telatiö  falfcb,  fie  werben  fönnen,  foXtte  man  nicrjt  wieber  otme  3Uc 
redjtweifung  abbrucfen  laffen;  fo  wenig  al§  bic  fatfd^e  Seljre  bon  Jn« 
fbirationen.   ($tato  al§  SJiitgenoffe  einer  djriftl.  Offenbarung.) 

ftunfttoett.  $>er  9ttenfd)  ift  nicfjt  blofj  ein  benfenbeä,  er  ift  §ugteidt)  ein  emb* 
finbenbeg  SBefen.  ©r  ift  ein  ©anje§,  eine  @mt)eit  öietfact)er,  innig  ber* 
bunbener  Gräfte;  unb  ju  biefem  ©anjen  be§  9Jienfcf)en  mu§  ba§ 
Shmftwerf  reben,  eg  mufj  biefer  reiben  ©int)eit,  biefer  einigen  3ftannig= 
faltigleit  in  u)m  entfbrecljen.   ((Schriften  $ur  Shtnft.   ©rfter  £eil.) 

—  nicf)t  mifjtjanbeln.  ^iemanb  weife  eine  9M>aille  am  9tonb  angaffen; 
fie  betaften  ba3  fd)önfte  ©ebräge,  ben  reinften  ©runb,  laffen  bie  föft* 
lichten  <3tüde  jwifdjen  bem  Staunten  nnb  $eigefinger  t)in=  unb  t)er* 
geljen,  al§  wenn  man  Shmftformen  auf  biefe  SBeife  prüfte.  £>l)ne  baran 
§u  benfen,  ba^  man  ein  großes  Statt  mit  jroei  £>änben  anfaffen  muffe, 
greifen  fie  mit  einer  §anb  nad)  einem  unfaßbaren  Shtbferftid),  einer 
unerfepdjen  geidmung,  wie  ein  anmafjlidier  *ßolitifer  eine  3eitung 
fafjt  unb  burd)  ba§  3ert™ttern  oeg  $abier§  fd)on  im  borau§  fein  Urteil 
über  bie  3ßeltbegebent)eiten  ju  erfennen  gibt.  ($$al)tberwanbtfd)aften.) 

ttunfta,e)rf)id)te.  9htr  auf  bem  t>öct)ften  unb  genaueften  Segriff  bon  Äunft 
lann  eine  ®unftgefd)icr)te  berufen;  nur  wenn  man  btö  SSortref fünfte 
fennt,  ma§  ber  9Jienfdt)  ljerbor$ubringen  imftanbe  war,  lann  ber  pft>d£)o- 
Wgifcrj*cr)ronologifd)e  ©ang  bargeftellt  werben,  ben  man  in  ber  ®unft 
fowie  in  anbern  ^ädjern  naljm,  wo  erft  eine  befdjränfte  Stätigfeit 
in  einer  trbtfnen,  ja  traurigen  9£acr)al)mung  be§  Unbebeutenben  foroie 
be§  Sebeutenben  berweilte,  fid)  barauf  ein  lieblicheres,  gemütlid)ere§ 
©efütjt  gegen  bie  üftatur  entwidelte,  bann,  begleitet  bon  Kenntnis, 
Sftegelmäfjigfeit,  ©ruft  unb  (Strenge,  unter  günftigen  Umftänben  bie 
Shmft  bi§  gum  gwdjften  fjinaufftieg,  wo  e§  benn  $ule&t  bem  gtüdlidjen 
©enie,  ba$  fid)  bon  allen  biefen  £>ilf§mitteln  umgeben  fanb,  möglid) 
warb,  ba§  Sfteijenbe,  Sollenbete  t) erb or jubringen.  ((Einleitung  in 
bie  3ßrobbläen.  1798.) 

pfiffe.  %em  2Jtäbd)en  ift  ein  ®ufe,  wag  un§  ein  ©lösten  SBein: 
©in§,  unb  bann  wieber  ein§,  unb  nod)  ein§,  bi§  wir  finlen. 
Sßenn  man  nicr)t  taumeln  will,  fo  mufj  man  gar  nidjt  trin!en 

(SDie  Saune  be§  Verliebten.) 

Sanbleben,  f.  Jungbrunnen. 

Üangce  Seben.  ßange  leben  ljeifjt  nichts  al<§  anbere  überleben.  Je  länger 
ba§  Seben  bauert,  befto  met)r  getjen  bie  früheren  Verljältniffe  in§ 
@nge  unb  bie  neueren  finb  um  befto  fjörjer  ju  achten,  weil  fie  fid)  feltner 
fügen,   («n  &  %.  b.  9teint)arb.  1809.) 

Langeweile.  Sangeweile,  bu  bift  ärger  al3  ein  faltet  lieber,  (©öfc  bon 
Serlidnngen.) 

130 


SangetoeUe.    SSenn  bie  Slffen  e§  bafjin  bringen  tonnten,  Sangetoeile  ju 
ljaben,  fo  lönnten  fie  ÜDienfdjen  werben.   (3Jlajimen  unb  Reflexionen.) 

—  Butter  ber  2Jhifen.   (^enejianifc^e  (Stoigramme.) 

—  Satenfdjroangerfte  ber  ©ötter! 
2Kad)ft  Jungfrau  ^ut  grauen, 
©efellen  gutn  9ftann, 

unb  toär'3  nur  im  ©dje^e, 

mer  anber§  nidjt  !onn. 

Unb  finb  fie  öerct)Ii(f»t, 

bift  Wieb  er  balb  ha, 

madjft  SSeibc^en  ^ur  SJlutter, 

SJlonfieur  gunt  tyapa.    (Concerto  dramatico.) 

—  Sangetoeile  ift  ein  böfe§  traut, 

aber  aud)  eine  SBürje,  bie  üiel  öerbaut.    ((Sfcricfjroörtlidj.) 
Sangmut.   SSer  mufj  Sangmut  üben?  $er  grofje  £aten  üorfjat,  bergan 

fteigt,  ^ifdje  ffceift.   (Sttajimen  unb  Reflexionen.) 
Säten,  f.  SBeftleute  u.  ©elef)rte. 
Saune,  gute. 

9äd)t  2Bünfd>elrute,  nidjt  Stlraune, 

bie  befte  gauberei  liegt  in  ber  guten  Saune. 

(^aralifcomena  §um^auft.). 
Seiten.  2)a3  £öd)fte,  tvtö  mir  oon  ©ort  unb  ber  Stotur  erhalten  fjaben, 
ift  btö  Seben,  bie  rotierenbe  ^Bewegung  ber  9ftona3  um  fidj  felbft, 
meiere  toeber  Raft  nod)  Mje  fennt;  ber  £rieb,  ba$  Seben  gu  fyegen 
unb  §u  pflegen,  ift  einem  jeben  untiertoüftlidj  eingeboren;  bie  ©igen* 
tümlidjleit  be§fetben  jebod)  bleibt  un§  unb  anberen  ein  @efjeimni§. 
2)ie  groeite  ©unft  ber  üon  oben  mirfenben  SSefen  ift  i>a§  (Srlebte, 
ba§  ©etoafjrroerben,  "oa§>  Eingreifen  ber  lebenbig*ben>eglidjen  9ftona§ 
in  bie  Umgebungen  ber  ^ujjenroett,  rooburdj  fie  fid)  erft  felbft  al§ 
innerlid)  ©rengenlofeS,  aU  äujsertid)  S3egrenjte§  geroaljr  tuirb.  Über 
biefei  Erlebte  !önnen  roir,  obgleidj  Anlage,  Slufmerrfamfeit  unb 
©lue!  bagu  gehört,  in  un§  felbft  flar  roerben;  anbem  bleibt  aber  aud) 
bie§  immer  ein  ®el)eimni§. 

911§  $>ritte§  enttoidelt  fidj  nun  bagjenige,  roa§  roir  al§  Jpanblung 
unb  %at,  al§  SBort  unb  «Schrift  gegen  bie  Slufjenroelt  rieten;  biefe§  ge* 
fyört  berfetben  meljr  an  aU  un§  felbft,  fo  roie  fie  fid)  barüber  auefj  eljer 

Iüerftänbigen  fann,  al§  mir  e§  felbft  öermögen;  jebod)  fü^tt  fie,  bafj 
fie,  um  redjt  llar  barüber  ju  werben,  aud)  öon  unferm  Erlebten  fo  üiel 
at3  möglid)  gu  erfahren  tjabe.  SBe^alb  man  aud)  auf  ^ugenbanfänge, 
(Stufen  ber  SBilbung,  Seben§ein§eln^eiten,  SInefboten  unb  bergleidjen 
fjöcrjft  begierig  ift. 


liefet  äßirhmg  nadj  aufjen  folgt  unmittelbar  eine  SRüdtoirfung, 
e§  fei  nun,  bafj  Siebe  un§  ju  förbern  fudje,  ober  ^afj  un§  $u  tjinbern 
toiffe.  S)iefer  Äonflift  bleibt  ficrj  im  Seben  giemlid)  gleid),  inbem  ja 
ber  9#enfd)  fidj  gleidj  bleibt  unb  ebenfo  alle§  bagjenige,  roa3  $uneigung 
ober  Abneigung  an  feiner  9lrt  $u  fein  embfinben  mufc.  (ÜUlajimen  unb 
Reflexionen.) 
Sieben.  SBir  leiben  alle  am  Seben;  roer  millun§,auf3er©ott,äur$ecrjenf(fjaft 
Sieben?  Nabeln  barf  man  feinen  2Ibgefd)iebenen;  nicfjt  roa§  fie  gefehlt 
unb  gelitten,  fonbern  roa§  fie  geleiftet  unb  getan,  befdjäftige  bie  hinter* 
bliebenen.  3ln  ben  gestern  erfennt  man  ben  SJlenfctjen,  an  ben  $or* 
gügen  ben  ©internen;  Mängel  unb  (Sd)idfale  l)aben  roir  alle  gemein, 
bie  Sugenben  gehören  jebem  befonberS.    (£>idjtung  unb  3ßat)rf)eit.) 

—  2)er  SBafferfturj,  baä  gelfenriff  burdjbraufenb, 
itjn  fd)au  id)  an  mit  roadjfenbem  ©ntjücfen. 
$on  <Stur$  §u  ©turnen  toöl^t  er  \t%t  in  taufenb, 
bann  abertaufenb  (Strömen  fidj  ergiefjenb, 

tjoä)  in  bie  ßüfte  (Sdjaum  an  (Sdjäume  faufenb. 

Sfllein  ioie  tjetrlicr),  biefem  (Sturm  entfbriefjenb, 

toölbt  fid)  be§  bunten  S3ogen§  38ed)felbauer, 

balb  roie  ge§eid)net,  balb  in  Suft  §erflie§enb, 

untrer  oerbreitenb  buftig  fürjle  (Stauer. 

S5er  fbiegelt  ab  ba§  menfd)lid)e  SSeftreben. 

$f)m  finne  nad),  unb  bu  begreif ft  genauer: 

2tm  farbigen  91bglan§  tjahtn  tt)ir  ba§  Seben.  ($auft  II.) 

—  S)a§  Seben  ift  ein  fcr)led)ter  <Bpa% 

bem  fetjlt'g  an  bie§,  bem  fehlt'S  an  bciZ, 

ber  roill  nid)t  roenig,  ber  %\t  üiel, 

unb  ®ann  unb  ©lud  lommt  aucf)  in§  «Sbiel. 

Unb  r)at  fid)'§  Unglütf  brein  gelegt, 

jeber,  roie  er  nid)t  roollte,  trögt. 

S3i§  enblid)  (Erben  unb  Verjagen 

iperm  ®anmcfjt*2Billnici)t  toeiter  tragen.   (2BeftöftIid}er  2)iban.) 

—  'Sie  Glitten  be§  Seben§  finb  nur  @rfd)einungen.  SBie  biele  gelten  bor* 
über,  otjne  eine  <Sbur  tjinter  fid)  $u  Iaffen!  mie  wenige  fe|en  grudjt 
an,  unb  wie  wenige  biefer  grüdjte  werben  reif!  Unb  bod}  finb  beren 
genug  ba;  unb  bod)  fönnen  mir  gereifte  grüdjte  bernadjläffigen,  ber- 
aten, ungenoffen  berfaulen  Iaffen?  (2ßertr)er.) 

—  5)a§  ©etoebe  unfereS  Seben§  unb  28irfen§  bilbet  fid)  au§  gar  ber* 
fd)iebenen  gäben,  inbem  fid)  9fotroenbige§  unb  3ufällige§,  SSilllür* 
lid)e§  unb  3ftein*©etuolIte§,  jebe§  bon  ber  berf djiebenften  3lrt  unb  oft  nidjt 
p unterf treiben,  burdjeinanber f djränft.  (Notice surGoethe par Stapfer.) 

132 


Se&en.  3)a8  Seben  ift  ben  fibbllinifdjen  Suchern  gan$  gleich;  ie  fnaüber, 
je  teurer.   (Sin  ftlinger.  1811.) 

—  Selber  bleibt  btö  immer  bie  alte  Seier,  bafj  lange  leben  fobiel  Reifet, 
aU  Diele  überleben,  unb  gulefet  weift  man  benn  bocb,  nidjt,  ttaä  e§  Ijat 
ijeifjen  [ollen.   (Sin  3elter.  1816.) 

—  heilig  ift  ber  Sag!  bocb,  fc^ä^c  baZ  Seben  nidjt  tjötjer 
aß  ein  anbere§  ©ut,  unb  alle  ©üter  finb  trüglicr). 

(^ermann  unb  ©orotfyea.) 

—  SBenn  ba$  taedium  vitae  ben  9flenfd)en  ergreift,  fo  ift  er  nur  %u  be* 
bauern,  nidjt  ju  fabelten.  Stafj  alle  (Sbmbtome  biefer  munberlicb,en, 
fo  natürlichen  als  unnatürlichen  ®rantb,eit  aucb,  einmal  mein  3fnnerfte§ 
burcfjraft  fjaben,  baran  läfjt  Söert^er  root)l  niemanb  geifern,  ^d) 
meifj  redjt  gut,  roa§  e§  mid)  für  ©ntfdjlüffe  unb  Slnftrengungen  foftete, 
bamaß  ben  SSellen  be§  £obe3  gu  entfommen,  fotoie  icb,  micb,  au§ 
manchem  fbätem  (Schiffbruch  aucb,  müt)fam  rettete  unb  mütjfelig  er- 
holte. Unb  fo  finb  nun  alle  bie  <3cf)iffer*  unb  gifcfjergefdjicfjten.  9flan 
gewinnt  nact)  bem  nädj)tlicb,en  (Sturm  ba§  Ufer  mieber,  ber  SDurcfynäjjte 
trocfnet  fiel),  unb  ben  anbern  borgen,  wenn  bie  tjerrlidje  (Sonne  auf 
ben  glängenben  SSogen  abermals  f;erbortritt,  l)at  ba§  Sfteer  fd)on 
toieber  Stpbetit  ju  geigen.   (Sin  gelter.  1812.) 

—  ߧ  ift  ber  9Jiür)e  toert,  lange  ju  leben  unb  bie  mancherlei  $ein  §u  er- 
tragen, bie  ein  unerforfdjlid)  toaltenbe§  ©efdjicf  in  unfere  Sage  mifdjt, 
toemt  mir  guleijt  über  un§  felbft  buret)  anbere  aufgetlärt  toerben,  unb 
baä  Problem  unfere§  (Strebend  unb  $rren3  fieb,  in  ber  SHarb,eit  ber 
Sßirfungen  auflöft,  bie  mir  tjerborgebractjt  fjaben.  (Sin  ^ob,.  gr.  S. 
9jßad)ler.  1819.) 

—  Unreine  Seben3berfjältniife  foll  man  niemanb  münfa^en;  fie  finb  aber 
für  ben,  ber  zufällig  hineingerät,  *ßrüfftein  be§  ßb,ararter§  unb  be§ 
(Sntfduebenften,  nmS  ber  2ftenfd)  bermag.  (Harunen  unb  Reflexionen.) 

—  Stünblicb,  fet)  icb,  met)r,  bafc  man  fieb,  au§  biefem  (Strome  be§  SebenS 
an§  Ufer  retten,  brinnen  mit  allen  Gräften  arbeiten  ober  erfaufen 
mufj.   (Sin  grau  b.  (Stein.    1777.) 

—  greilidj)  ift  e3  leichter  ju  fterben  al§  ein  qualbolleä  Seben  ftanbfyaft 
§u  ertragen.   (SBerttjer.) 

—  Sluf  biefem  beweglichen  (Srbball  ift  bocb,  nur  in  ber  mafjren  Siebe,  ber 
Sßorjltätigleit  unb  ben  2Jßiffenfcb,aften  bie  einzige  greube  unb  Rutje. 
(Sin  grau  b.  Stein.  1781.) 

—  gatjrt  fort  in  unmittelbarer  93eadb,tung  ber  $flid)t  be§  £age§  unb 
brüft  babei  bie  Reinheit  eure§  §ersen§  unb  bie  (Sidjertjeit  eure3  ©eifteS. 
Söenn  üjr  fobann  in  freier  (Stunbe  aufatmet  unb  eueb,  ju  ergeben 
Raum  finbet,  fo  gewinnt  it)r  aucb,  gemift  eine  richtige  (Stellung  gegen 

133 


ba§  <Srt)abene,  bem  toir  un£  auf  jebe  SEßeife  bererjrenb  rjinäugeben, 
jebeä  ©reigntö  mit  ©rjrfurctjt  p  betrachten  unb  eine  r)öt)ere  Seitung 
barin  $u  er!ennen  f)aben.  (2Bilt)eIm  9fteifter§  Söanb  erfahre.) 
Sebett.  3)a§  Seben,  fo  gemein  e§  au3fief)t,  fo  leidjt  e§  ficfj  mit  bem  ©eroötyn» 
liefen,  Mtägticfjen  gu  befriebigen  fdjeint,  tjegt  unb  pflegt  boer)  immer 
geroiffe  t)öt)ere  $orberungen  im  füllen  fort  unb  fiet)t  fiel)  natf)  Mitteln 
um,  fie  ju  befriebigen.  (SJcarjmen  unb  Reflexionen.) 

—  2Ille§  Söefjagen  am  Seben  ift  auf  eine  regelmäßige  Sßieberterjr  ber 
äußeren  S)inge  gegrünbet.  S)er  9Sect)fel  bon  Sag  unb  Sftacfjt,  ber 
^atjre^eiten,  ber  Sölüten  unb  %xü<$)te,  unb  roa§  un§  fonft  bon  ©bodjie 
ju  (Sbodje  entgegentritt,  bamit  roir  e§  genießen  fönnen  unb  follen, 
biefe  finb  bie  eigentlichen  Striebfebem  be§  irbifdjen  SebenS.  ^e  offener 
mir  für  biefe  ©enüffe  finb,  befto  glücflicfjer  füllen  roir  un§,  tuäljt  fid) 
aber  bie  Sßerfd)iebenr)eit  biefer  (Srfdjeinungen  bor  un§  auf  unb  nieber, 
ofyne  baß  roir  baran  teilnehmen,  finb  tuir  gegen  fo  fjolbe  5Inerbietungen 
unembfänglict),  bann  tritt  baä  größte  Übel,  bie  fcfytoerfte  Äranttjeit 
ein:  man  betrachtet  ba§  Sehen  al§  eine  efeftjafte  Saft.  (S)id)tung  unb 
SBa^eit.) 

Sefcen  unb  S^eorie,  f.  X.  u.  2. 

$a3  Sefcen  ein  ©tfidtoerf,  f.  (Stticftoerl  be§  £eben§. 

geben  unb  ®efdjäft,  f.  ©.  u.  S. 

2eben§e^oc^en,  f.  ©bocken  be§  £eben§. 

^cbenyfnljrung,  Unroaljrrjeit  ber  £.,  f.  Uniua^rr;eit. 

£efcett§funft,  f.  SJcufe  u.  2. 

SefcenSftufen,  f.  «Stufen  be§  SebenS. 

£eben§regel.   Sßillft  bu  bir  ein  rjübfd)  geben  jimmern, 

mußt  bicr)  um3  Vergangene  nicr)t  befummern, 
t)a$  Sßenigfte  muß  biet)  berbrießen, 
mußt  jletS  bie  ©egenroart  genießen, 
befonber§  feinen  Sttenfdjen  Raffen 
unb  bie  gurunft  ©ott  überlaffen.   (@ebid)te.) 
Seöenbe  unb  Sote. 

llnb  mo  bie  greunbe  berfauleu, 

\>a§  ift  ganj  einerlei, 

ob  unter  9ttarmorfauIen 

ober  im  Ütofen  frei. 

S)er  Sebenbe  bebenfe, 

toenn  audj  ber  Sag  ib,m  mault, 

baß  er  ben  ^reunben  ferjenfe, 

SSa§  nie  unb  nimmer  fault.   (3«l)me  Xenien.) 

—  f.  £ote  unb  Sebenbe. 

134 


2e!>«  unb  Kttfnttratetstitg.  £ef>re  tut  biet,  aber  Aufmunterung  tut  alle3. 
^Aufmunterung  nacfj  beut  Säbel,  ift  ©onne  nadj  bem  Stegen,  frucht- 
bares ©ebenen.   (2In  grieberife  Defer.  1768.) 

gefytet  unb  «tfjüter.  @&  fommt  immer  barauf  an,  baft  berjenige,  bon 
bem  mir  lernen  toollen,  unferer  Statur  gemäjj  fei.  (ßcfermann.  1825.) 

Seiltet,  ein  beb  au  erlief)  er.  6§  ift  nicfjtS  fdjrecflicrjer  al§  ein  Seljrer,  ber 
nidjt  metyr  toeifj,  als  bie  ©cfjüter  allenfalls  roiffen  follen.  2Ser  anbere 
lehren  toill,  !ann  toofjl  oft  ba§  SBefte  berfdjiueigen,  totö  er  toeifj,  aber 
er  barf  nid)t  fyalbtoiffenb  fein.   (3$iH)elm  2Jceifter§  Sßanberjafjre.) 

i'cidjtfinn.  SBenn  iljr  ba§  gehen  gar  ju  ernftfjaft  nefymt,  toa§  ift  benn 
brau?  SBenn  un§  ber  SJcorgen  nidjt  §u  neuen  greuben  tbeeft,  am 
9lbenb  un§  feine  Suft  ju  hoffen  übrig  bleibt,  ift'§  toofjl  be§  2ln*  unb 
$u§3iel)en§  toert?  (Scheint  mir  bie  ©onne  Ijeut',  um  ba$  ju  überlegen, 
toa§  geftern  mar,  unb  um  ju  raten,  gu  berbinben,  toa§  nid)t  §u  erraten, 
nierjt  $u  berbinben  ift,  baZ  ©crjicrfal  eines  fommenben  Sag§? 
((Sgmont.) 

—  S)ie  -iftatur  fyat  ben  ÜDtenfcrjen  mit  reichlicher  Äraft,  Sätigfeit  unb 
ßäljigieit  auSgeftattet.  93efonber§  aber  fommt  il)m  ber  Seidjtfinn  ju 
£ilfe,  ber  u)m  un§erftörlicb,  berlierjen  ift.  §ierburd)  rotrb  er  fät)ig, 
bem  einzelnen  in  jebem  Slugenblic!  §u  entfagen,  toenn  er  nur  im  nädjften 
ÜÖcoment  nad)  ettoaS  feuern  greifen  barf;  unb  fo  [teilen  mir  un£  un- 
betüu&t  unfer  ganzes  Seben  toieber  f)er.  (2)id)tung  unb  SBar)t^cit.) 

—  2Bir  ÜUcenfcrjen  toerben  tounberbar  geprüft; 
mir  !önnten'§  nicfjt  ertragen,  fjätt'  un§  nid)t 
ben  fjolben  £eid)tfinn  bie  9<catur  berliet)n. 
SJcit  unfaßbaren  Gütern  lehret  un3 
berfcrjtoenberifd)  bie  9?ot  gelaffen  fbielen: 
38ir  öffnen  toillig  unfre  £änbe,  bafj 
untoieberbringlicb,  un§  ein  ©ut  entfct)Iübfe.   (Saffo.) 

—  2Iu§geftattet  ift  genugfam  bie§  ©eftfjlecfjt  gur  (Srbe. 
freilief)  frönt  e§  nur  bem  Ijeut'gen  Sage, 
geftrigen  @reignen§  benrt'0  nur  feiten; 

toa§  e3  litt,  genofj,  u)m  ift'§  berloren. 
©elbft  im  51ugenblicfe  greift  e§  rot)  §u; 
faßt,  toa§  iljm  begegnet,  eignet'S  an  fiefj, 
wirft  e§  toeg,  nict)t  finnenb,  nicr^t  bebenfenb, 
mie  man'§  bilben  möge  fjöfjrem  9htfcen. 
$iefe§  tobt'  icf>;  aber  Se^r'  unb  9iebe, 
felbft  ein  Söeifbiel,  toenig  toill  e§  frommen. 
Stlfo  f freiten  fie  mit  ®inberleid)tfinn 
unb  mit  rofyem  Saften  in  ben  Sag  Ijin. 

135 


äftödjten  fie  $ergangne§  metjr  beljerä'gen, 

©egenroärt'ge§,  formenb,  meljr  fid)  eignen, 

roär'  e§  gut  für  alle;  foldje3  tüünfcfyt'  id).   ($anbora.) 
Seib  tnadjt  frei.  Söer  gelitten  rjat,  tyd  baä  Sledjt,  frei  §u  fein.  (SBityetm 

3Mfter§  Set)rjat)re.) 
Seib  unb  greube.  Seib  au§  greube  tritt  fo  leidjt  Ijerbor.  ($anbora.) 
Setben,  f.  Ungtüd. 
Setbenbe,  f.  Still  Seibenbe. 
Seibenfdjaften.   ©rofje  Seibenfdjaften  finb  tränierten  otyne  Hoffnung. 

28a§  fie  tjeiten  tonnte,  mad)t  fie  erft  redjt  gefätjrlict). 

2)ie  Seibenfdjaft  errjötjt  unb  milbert  fid)  burd)§  S8ef ernten.    $n 

nid)t§  märe  bie  Mtelftrafje  bielleidjt  tuünfdjenSroerter  al§  im  Vertrauen 

unb  Sßerfc^tpeigen  gegen  bie,  bie  mir  lieben.  (23at)lbern>anbtfd)aften.) 

—  (Starter  ift  eine  Seibenfdjaft,  roenn  fie  rut)ig  ift.   (9tn  S8et)rifti).  1768.) 

—  S)ie  glut  ber  Seibenfdjaft,  fie  ftürmt  bergebenS 
an§  unbegrbungne  fefte  Sanb.  — 

(Sie  roirft  poetifct)e  perlen  an  ben  ©tranb, 

unb  baZ  ift  fd)on  ©ettnnn  be3  Sebeng.   (SBeftöftlidjer  2)iban.) 

—  2ldj!  toie  unbebeutenb  erfct)eint  bem  Sftenfdjen  in  leibenfdjaftlid)en 
5lugenbtiden  atte§,  roa3  irm  umgibt,  alleg,  ttm3ü)m  angehört.  (SSilljelm 
9fteifter§  Set)rjaljre.) 

—  f.  ®enntni§. 

Seiften.  @§  gibt  feine  Sage,  bie  man  nidjt  berebeln  fönnte  burdj  Seiften 
bber  Mben.  (attarjmen  unb  ^Reflexionen.) 

Semen  burdj  ©efettigfeit.  9Ba§  märe  idj  benn,  wenn  id)  nidjt  immer  mit 
ftugen  Seuten  umgegangen  roäre  unb  bon  itjnen  gelernt  tjätte?  Sticht 
au§  93üd)em,  fonbern  burdj  lebenbigen  ^beenau^taufdj,  burdj  Weitere 
©efetligfeit  mü&t  tfjr  lernen.   (Qfutic  b.  (Sgloffftein.  1818.) 

Sefen  nnt>  Sdjteifcen,  f.  <Sd)r.  u.  S. 

Settye,  f.  SSergeffen. 

Sifeerale  Sbeen.  SBenn  idj  bbn  liberalen  $been  l)öre,  fo  bernmnbere  idj 
midj  immer,  roie  bie  Sftenfdjen  fidj  gern  mit  leeren  SBortjdjällen  ljin= 
galten.  Sine  ^bee  barf  nid)t  liberal  fein;  fräftig  fei  fie,  tüdjtig,  in  fid) 
felbft  abgefdjloffen,  bamit  fie  ben  göttlichen  Auftrag,  brobuftib  gu  fein, 
erfülle.  -iftodj  weniger  barf  ber  begriff  liberal  fein,  benn  ber  Ijat  einen 
ganj  anberen  Auftrag.  SSo  man  bie  Siberalität  aber  fudjen  mufj, 
ba%  ift  in  ben  ©efinnungen,  unb  biefe  finb  ba§  lebenbige  ©emüt. 
©efinnungen  aber  finb  fetten  liberal,  weil  bie  ©efinnung  unmittelbar 
au§  ber  ^erfon,  ifyren  nädjften  S3ejiet)ungen  unb  Söebürfniffen  ^erbor- 
gest. SBeiter  fd)reiten  roir  nidt)t,  an  biefen  ÜUiafcftab  Ijalte  man,  tt»a<5 
man  täglidj  t)ört.   (äflarmten  unb  SReftejionen.) 

136 


Stdjt  unb  ®eift,  iene§  im  $f)t)fifd)en,   biefe3  im  ©ittlidjen,   finb  bie 
fjödjften  benfbaren  unteilbaren  Energien.  (SBifljelm  2Jteifier§  SBanber- 
ia^e.) 
2td)t  imb  Spotten.  SBo  üiel  Sicrjt  ift,  ift  [tarler  ©Ratten.  (®ö^öonS3er- 

lidjingen.) 
Sieöe.  2Bunberttd)fte§  Surf)  ber  Sucher 

ift  baä  S8ucr)  ber  Siebe; 

aufmerffam  ^ab'  icr)'g  gelefen: 

toenig  Blätter  greuben, 

gange  Jpefte  Seiben; 

einen  Sttbfdjnitt  macrjt  bie  Trennung, 

2Bieberfet)n  —  ein  Itein  Kapitel, 

fragmentarifct).   Söänbe  Kummers, 

mit  ©rllärungen  toerlängert, 

enbto§,  otme  Sttafj. 

C  SJäfami!  —  boct)  am  (Snbe 

t)aft  ben  regten  2Seg  gefunben; 

Unauflösliches,  mer  Iöft  e3? 

Siebenbe,  fidt)  toieber  finbenb.   (SSeftöftlidjer  2)it>an.) 

—  2BoIjer  finb  mir  geboren? 

2lu§  Sieb. 
2Sie  mären  mir  öerloren? 

Ot)n  Sieb. 
28a§  t)itft  un§  überminben? 

Sie  Sieb. 
®ann  man  audt)  Siebe  finben? 

S)urd)  Sieb. 
SBa§  täfjt  mct)t  lange  meinen? 

Sie  Sieb. 
SBa§  foll  un§  ftet§  bereinen 

Sie  Sieb.   (Sin  grau  ö.  (Stein.  1786.) 

—  ®ennft  bu  ba§  fjerrftdje  ©ift  ber  unbefriebigten  Siebe? 
@3  üerfengt  unb  erquidft,  geljret  am  2ttarf  unb  erneute. 
Äennt  bu  bie  fyerrücrje  SBirrung  ber  enblidj  befriebigten  Siebe? 
Körper  öerbinbet  fie  fdjön,  menn  fie  bie  ©eifter  befreit. 

Sa§  ift  bie  maljre  Siebe,  bie  immer  unb  immer  fict)  gleicf»  bleibt, 
SBenn  man  if)r  alles  gemährt,  menn  man  ü)r  altes  öerfagt. 

—  greubboll  (SSier  ga^re^eiten.) 
unb  leibüolt, 

gebanlentoolt  fein, 

137 


langen 
unb  bangen 
in  fdjmebenber  Ißein, 
rjimmelljod)  jaud^enb, 
jum  £obe  betrübt  — 
glütflict)  allein 

ift  bie  (Seele,  bie  liebt.   (Gügmont.) 
Siefce.  S)ie  ^eilige  Siebe 

ftrebt  gu  ber  f)öd)ften  grudjt  gleitet  ©efinnungen  auf, 
gleicher  Slnfidjt  ber  ftinge,  bamit  in  r)armonifdj)em  Slnfdjaun 
fid)  üerbinbe  ba%  *ßaar,  finbe  bie  r)ör)ere  SSelt. 

(9Mamorpf)ofe  ber  *ßflangen.) 

—  Sllle  Siebe  begießt  fid)  auf  ©egenmart;  ma§  mir  in  ber  ©egenmart  an* 
genehm  ift,  fid)  abmefenb  mir  immer  barftellt,  ben  SSunfd)  be§  er* 
neuerten  ©egenmärtigfein§  immerfort  erregt,  bei  Erfüllung  biefe§ 
28unfdje§  öon  einem  lebhaften  (Sntgüden,  bei  gortfefcung  biefe§  ©lücfö 
öon  einer  immer  gleiten  Slnmut  begleitet  mirb,  baZ  eigentlich  lieben 
mir,  unb  t)ierau§  folgt,  bafj  mir  alle§  lieben  tonnen,  ma§  §u  unferer 
©egenmart  gelangen  fann;  ja,  um  ba$  Sejjte  au^uföredjen:  bie 
Siebe  be§  ©öttlidjen  ftrebt  immer  bamact),  fid)  ba§  £>öcr)fte  gu  öer* 
gegenmärtigen.   (£>id)tung  unb  3Bat)tr)ett.) 

—  Sftan  !ann  niemanb  lieben,  al§  beffen  ©egenmart  man  firfjer  ift,  menn 
man  fein  bebarf.  (ÜDtajimen  unb  Reflexionen.) 

—  S)ie  ©egenmart  im  Slugenblide  be§  S8ebürfniffe3  entfd)eibet  alle3, 
Iinbert  alles,  fräftigt  alles.   (Sin  grau  o.  (Stein.  1776.) 

—  9ll§  ob  bie  Siebe  etma§  mit  bem  SSerftanbe  §u  tun  rjätte!  Söir  lieben 
an  einem  jungen  grauenjimmer  gang  anbere  S)inge  al§  ben  Sßerftanb. 
SBir  lieben  an  il)r  baZ  (Sdjöne,  baZ  Sugenblicfje,  &ag  Sßedifdje,  ba§  $n« 
trauliche,  ben  (Stjarafter,  it)re  $et)ler,  tt)te  ftaürigen  unb  ©ort  meifc, 
ma§  alle§  Unau§föred)lid)e  fonft;  aber  mir  lieben  nidjt  it)ren  SSerftanb. 
3r)ren  Sßerftanb  achten  mir,  menn  er  glänjenb  ift,  unb  ein  9ftäbd)en 
fann  baburd)  in  unferen  Slugen  unenblicfj  an  SBert  geminnen.  2lud> 
mag  ber  Sßerftanb  gut  fein,  un§  gu  feffeln,  menn  mir  bereits  lieben; 
allein  ber  Verftanb  ift  nidjt  ba§jenige,  ma§  fällig  märe,  un§  %u  ent* 
günben  unb  eine  Seibenfdjaft  gu  ermeden.  (Güdermann.  1824.) 

—  (Sie  miffen,  mie  id)  alle§  ©Etemöorieren  I)affe,  üollenb§  eine  Ver- 
lobung ober  ^eirat  au§  bem  (Stegreif  mar  mir  öon  jet)er  ein  magrer 
©reuel.  Sine  Siebe  lann  motjl  im  9ht  entfielen,  unb  jebe  edjte  Neigung 
mufj  irgenbeinmal  gleid)  bem  SÖIifce  ölöpd)  aufgeflammt  fein; 
aber  mer  mirb  fid6>  benn  gleid)  heiraten,  menn  man  liebt?  Siebe  ift  etma§ 
3beale3,  heiraten  etma§  9?eelle§,  unb  nie  öermedrfelt  man  ungeftraft 

138 


baZ  ^beeile  mit  bem  Reellen.  (Sold)  ein  widriger  SebenSfdjritt  will 
allfeitig  überlegt  fein,  unb  längere  $eit  lnnburd),  ob  aud)  alle  inbi» 
oibueüen  Vegietmngen,  wenigftenS  bie  meißen,  jufammenfcaffen. 
(ö.  ERüIIet.  1823.) 
Siebe.  3n ber  Siebe  ift  alle§  Sßageftürf.  Unter  ber  Saube  ober  öor  bem  Slltar, 
mit  Umarmungen  ober  golbenen  SRingen,  beim  ©efange  ber  ipeimdjen 
ober  bei  trompeten  unb  Raulen,  e3  ift  alles  nur  ein  SBageftüd,  unb 
ber  3ufafl  tut  alles.   (SBiujelm  9MfterS  Seb,riat)re.) 

—  Sieben  Reifet  leiben.  Sftan  !ann  fidt)  nur  gezwungen  baju  entfetteten, 
b.  1).  man  mufj  eS  nur,  man  null  eS  nid)t.   (Ziemer.  1810.) 

—  Sflan  fütjlt  nur  tjalbe  greube, 

wenn  man  fie  fittfam  fub.lt  unb  lang'  fidj'S  überlegt, 
ob  unfer  Siebfter  baS,  ber  SBoIjlftanb  jen'S  erträgt. 

(35ie  Saune  beS  Verliebten.) 

—  Uneigennüfc'ge  Sieb  fann  ber  SJhmb 

mit  gredjtjeit  oft  beteuern,  wenn  im  ^»erjen 

ber  ©elbftfucfjt  Ungeheuer  laufdjenb  grinft. 

Sie  £at  allein  beweift  ber  Siebe  Äraft.    (2)ie  natürliche  Stodjter.) 

—  2ld)!  $wei  Iiebenbe  ^ergen,  fie  finb  loie  groei  SJcagnetuljren,  was  in 
ber  einen  fid)  regt,  mufj  aud)  bie  anbere  mit  bewegen;  benn  eS  ift  nur 
eins,  was  in  beiben  wirft,  eine  Äraft,  bie  fie  burdjgetjt.  (Sßifljelm 
SJceifterS  Seiner  e.) 

—  SSaljrfyaft  Siebenbe  betradjten  alles,  was  fie  bi§r)er  empfunben,  nur 
als  Vorbereitung  §u  iljrem  gegenwärtigen  ©lud,  nur  als  SSafe,  worauf 
fid)  erft  ü)r  SebenSgebäube  ergeben  foll.  Vergangene  Neigungen  er= 
fdjeinen  wie  9<cad)tgefpenfier,  bie  fid)  bor  bem  anbredjenben  £age  weg* 
fd)Ieid)en.    (3)id)tung  unb  2Sat)rt)eit.) 

—  Sen  ©efd)en!en  ber  Siebe  gibt  bie  greiwilligfeit  QW  oen  3Bert.  ($n 
Äeflner.  1773.) 

—  Siebe  ift  freiwillige  ®abe,  ©dmteidjelei  ipulbigung.  (2Beftöftlid)er 
$iüan.) 

—  ®in  Siebtjaber  follte  gegen  feine  ©eliebte  fo  foarfam  mit  ©efdjenfen 
fein,  al§  fie  gegen  ttjn  mit  ©unftbejeugungen  fein  foll.  SDcan  erweitert 
fid)  ben  Sftagen  oom  oielen  Sffen.   (S)er  Saigenbfpiegel.) 

—  $)ie  Trennung  fyeifjt  ber  Siebe  SBunb  erneuen,   (Gülpenor.) 

—  SJcan  fei  erft  liebenswert,  wenn  man  geliebt  fein  will.  (Sie  ÜDHt* 
fd)ulbigen.) 

—  Sie  Siebe  gibt  mir  alles,  unb  wo  bie  nid)t  ift,  brefd)'  id)  <3trot).  (9ln 
grau  o.  ©tein.  1776.) 

—  Safe  fobiel  <3elbftifd)eS  in  ber  Siebe  ift,  unb  bod)  waS  wäre  fie  ofjne  baS. 
(2tn  grau  ö.  Stein.) 

139 


Siebe,  ©o  ift  bie  Siebe  befdjaff en,  bafj  fie  allein  SRedjt  §u  fyaben  glaubt,  unb 
alle  anbeten  3Rec£)te  bor  ü)r  berfcfyminben.    (SBaljlbermanbtfdjaften.) 

—  ©in  §e%  ba$  ©inen  liebt,  !ann  feinen  SJknfdjen  Raffen.  (2)ie  Saune 
beS  Verliebten.) 

—  SJian  mu|  nur  ein  SSefen  tedt)t  bon  ©runb  au§  lieben,  ba  fommen 
einem  bie  übrigen  alte  liebenSmürbig  bor!   (3Sat)lbermanbtfcrjaften.) 

—  2)ie  Siebe,  beren  ©emalt  bie  3^9^^  embfinbet,  giemt  nicfjt  bent  Filter; 
jo  mie  alle§,  ma§  $robu!iibität  borau§fe|t.  2)aj3  biefe  fidj  mit  ben 
3al>ren  erhält,  ift  ein  feltener  galt.   (3)id)tung  unb  3ßal)rl)eit.) 

—  S)e§  SJienfdjen  3Befen  ift  muffelig,  boct)  übermiegt  ba§  Seben  alte§, 
menn  bie  Siebe  in  ber  ©crjale  liegt.   (9ln  grau  b.  (Stein.  1786.) 

—  3ft  e§  benn  alfo  maljr,  "oafc  bie  fcrjüdj)teme  ßärtlidjfeit,  ^{t  oor  öem 
Stuge  ber  «Sonne  unb  ber  9ttenf  djen  fid)  berbirgt  unb  nur  in  abgefonberter 
©infamfeit,  in  tiefem  ©eljeimniffe  $u  genießen  n»agt,  menn  fie  burd) 
einen  feinbfeligen  3ufa^  t)erborgefd)lebbt  mirb,  fiel)  al§bann  mutiger, 
ftärler,  tapferer  jeigt  al§  anbere  braufenbe  unb  grofjtuenbe  Seiben* 
fdjaften?  (3Biu)etm  3fteifter§  Sef)rjaf)re.) 

—  2Ba3  ift  unferem  £>er§en  bie  SSett  oljne  Siebe!  2Ba§  eine  $auber* 
taterne  ift  oljne  Sicfyt !  ®aum  bringft  bu  \)aZ  Sämbd)ent)inein,  fo  fdjeinen 
bir  bie  bunteften  Silber  an  beine  meifte  SSanb!  llnb  menn'§  nid)t§ 
märe  af§  bciZ,  al§  borübergetjenbe  ^antome,  fo  macht'S  bodj)  immer 
unfer  ©lud,  menn  mir  wie  frifdje  jungen  baborfte^en  unb  un§  über 
bie  SSunb er erf Meinungen  entwürfen.   (2Bertt)er.) 

—  Siebe  leibet  nidjt  ©ef  eilen, 

aber  Seiben  fud)t  unb  Ijegt  fie.   (3<*l)me  Xenien.) 

—  grau  b.  ©taet  fagte  einft:  ,,$d)  t)abe  niemals  einem  9Jlanne  bertraut, 
ber  nicE)t  einmal  in  mid)  bertiebt  gemefen  märe."  $>ie  SSemertung  ift 
ridjtig:  benn  Ijat,  mie  in  ber  Siebe  gefd)iet)t,  ein  ÜDlann  fein  3nnere3  auf- 
gefdjloffen  unb  fid)  Eingegeben,  fo  ift  btö  ein  ©efdjenf,  btö  er  nidjt  jurüd- 
nehmen  fann,  unb  e§  mürbe unmöglich  fein,  ein  ef)emat§  geliebtes  SBefen 
%u  befdjäbigen  ober  ungefaßt  ju  laffen.  (Slnnaten.  ^aratibomena.) 

—  ©§  ift  bodj  gemifj,  bafj  in  ber  3Belt  ben  9ttenfdjen  nid)t§  notmenbig 
madjt  al§  bie  Siebe.   (SBerrljer.) 

—  2Bo  bie  Siebe  mirft  unb  grünbet, 

ba  mirb  bie  ®raft  ber  SDtgenb  offenbar, 

ba§  ©lud  ift  fidjer  unb  gerünbet.   ((SbimenibeS  ©rmacfyen.) 

—  f.  ©ematt. 

—  f.  a.  Kenntnis. 

—  f.  SSecfjfelfeitigleit. 

Siebe  forbetn,  f.  ftefbeft  u.  S.  f. 
Siebe  unb  Qtetooljttljeit,  f-  ®-  "•  S 

140 


Siebe  unb  §o§  finb  gar  nafye  Sßertoanbte  unb  beibe  madjen  un§  trüb 

fetjen.   (9ln  ben  jungen  granlfurter  £>e£ler.) 
Siede  unb  ^flidjt. 

SBir  ftolbern  toot)l  auf  unfrer  Sebenäreife, 

unb  bod)  üermögen  in  ber  SBelt,  ber  tollen, 

gtoei  §ebel  biet  auf§  irbifdje  ©etriebe: 

feljr  biet  bie  ^ßfücfjt,  unenblid)  metjr  bie  Siebe.    ($)a§  Sagebudj.) 

—  £>ie  Siebe  !ann  moljl  öiel, 

allein  bie  $flidjt  nod)  meljr.   (S)ie  äftitfdmlbigen.) 
Siebe  unb  «Soljltoollen,  f.  attijjgunft  u.  §afc. 
Sieblinge  bei:  Götter,  f.  Götterlieblinge. 
Siefclofigfeit  gegen  unjete  Sieben. 

äflit  frentben  3Kenfrf)en  nimmt  man  fiel)  gufammen, 
ba  merft  man  auf,  ha  fucr)t  man  feinen  ßmerf 
in  it)rer  ©unft,  bamit  fie  nufcen  follen; 
allein  bei  gruben  iä^t  man  frei  fid)  geljn, 
man  rufjt  in  iljrer  Siebe,  man  erlaubt 
fid)  eine  Saune,  ungekämmter  toirft 
bie  Seibenfcrjaft,  unb  fo  »erleben  mir 
am  erften  bie,  bie  tüir  am  gärt'ften  lieben.   (Saffo.) 
Sinne.  2)iefer  Sage  fyab'  id)  toieber  Sinne  gelefen  unb  id)  bin  über  biefen 
aufjerorbentlicfjen  3J?ann  erfdjroden.  $cr)  Ijabe  unenblid)  biel  bon  il)m 
gelernt,  nur  nicfjt  SBotanif.    9lu£jer  ©Ijafefbeare  unb  ©bino^a  ioüfet* 
id)  nid)t,  bafj  irgenbein  51bgefd)iebener  eine  foldje  SBirfung  auf  micfy 
getan.   (91n  Seiter.  1816.) 
Sift  unb  $o§f)eit,  f.  Errungen,  Urfadjen. 

Soft  unb  Säbel.  %n  folgen  fallen,  too  man  irgenbeine  SKifcbilligung, 
einen  Säbel,  auch,  nur  ein  SBebenten  au§fbrecf)en  foll,  neunte  idj)  nidjt 
gern  bie  Snitiatibe;  id)  fucrje  mir  eine  Autorität,  bei  toeldjer  id)  midj 
beruhigen  lann,  inbem  id)  finbe,  bafj  mir  ein  anberer  §ur  (Seite  fteljt. 
Soben  tu'  id)  ofme  93ebenlen,  benn  marum  foll  id)  berfd)tueigen,  toenn 
mir  ettua§  gufagt?  follte  e§  aud)  meine  ^efdjränfttjeit  au§brütfen, 
fo  Ijab'  id)  mid)  beren  nid)t  ju  fdjämen;  table  id)  aber,  fo  lann  mir  be= 
gegnen,  bafy  id)  etma§  gürtrefflid)e3  abtoeife,  unb  baburd)  §iet)'  id) 
mir  bie  üöttfjbilligung  anberer  $u,  bie  e§  beffer  berftefyen;  id)  mu^  mict) 
§urütfnet)men,  toenn  tdt)  aufgetlärt  toerbe.  (Sßilljelm  2fleifter§  Söanber- 
jaljre.) 

—  $n  einem  langen  Seben  fefcen  fid)  Sob  unb  Säbel,  gute  2lufnat)me  unb 
fd)led)te§  $8et)anbeln  bergeftalt  in§  ©leicrjgetoicrjt,  bafj  e§  einer  be* 
[tätigten  fittlidjen  ®raft  bebarf,  um  gegen  beibe  nid)t  boWommen 
gleichgültig  §u  toerben.   (SBortoort  §u  6dermann§  9luffa|.) 

141 


Üodfbcifen.  %üx  alle  Sßögel  gibt  e§  Socfffceifen,  unb  jeber  9flenfd}  tturb 
auf  (eine  eigene  Slrt  geleitet  unb  berleitet.  (Sidjtung  unb  Sßatjrljeit.) 
So^tt  unb  tHefuItat.  9Jcan  mirb  fid6>  burdj  bie  (Srfafjrung  überzeugen,  wie 
e§  bisher  ber  gortfdjritt  ber  äöiffenfcrjaft  beroiefen  t>at,  bafj  ber  reellfte 
unb  au^gebreitetfte  9htfcen  für  bie  ÜUcenfdjen  nur  ba§  SRefuItat  großer 
unb  uneigennütziger  Söemüfjungen  fei,  roeldje  roeber  taglöfjnermäfjig 
ifyren  Sofm  am  ©nbe  ber  2Bocb,e  forbern  bürfen,  aber  aud)  bagegen 
ein  nüpci)e§  Sftefultat  für  bie  2ftenfd)rjeit  toeber  am  @nbe  eine!  8af)re§, 
nod)  $afjrget)nt§,  noct)  3af)rt)unbert§  borjulegen  brausen.  (^Serfudi 
einer  allgemeinen  $ergleicrmng§let)re.) 
gorbeet  unb  §tauengunft. 

©ar  biele  Singe  finb  in  biefer  äöelt, 
bie  man  bem  anbern  gönnt  unb  gerne  teilt; 
jebocrj  e§  ift  ein  <Scrjaj5,  ben  man  allein 
bem  §ocl)berbienten  gerne  gönnen  mag, 
ein  anbrer,  ben  man  mit  bem  Ipöcrjftberbienten 
.   mit  gutem  SSillen  niemals  teilen  roirb. 
Unb  fragft  bu  micr)  nad)  biefen  beiben  ©djäjjen: 
ber  Sorbeer  ift  e§  unb  bie  ©unft  ber  grauen.    (£affo.) 
Summen,  f^reunb,  roer  ein  Sumb  ift,  bleibt  ein  Sump, 
ju  SSagen,  $ferb'  unb  ^ufje; 
brum  glaub'  an  leinen  Summen  je, 
an  leinet  Sumben  $u£se.    (8af)me  Genien.) 
%umpt  unb  *roüc. 

9htr  bie  Sumbe  finb  befdjeiben, 
93rabe  freuen  fid)  ber  %at   (©efellige  Vorüber.) 
üumbcnmautel,  f.  Unnü£e§  um  un§  tjerum. 
Siige,  %  1  u dj  ber. 

D  toei)  ber  Süge!   (Sie  befreiet  nid)t, 
tuie  jebe§  anbre,  nmljrgefbrocrme  SBort, 
bie  ©ruft;  fie  macfjt  un§  nicfjt  getroft,  fie  ängftet 
ben,  ber  fie  fyeimlid)  fcfjmiebet,  unb  fie  ferjrt, 
ein  loägebrucfter  $feil,  bon  einem  ©orte 
geroenbet  unb  berfagenb,  fid)  $urücf 
unb  trifft  ben  ©d)ü£en.   ($bt)igenie.) 
2uft.   Sie  £uft  ift  mächtiger  als  alle  gurd)t  unb  ©träfe.   (Sie  SDZitfd^ut- 

bigen.) 
2uft  unb  Siebe  finb  bie  ^itticfye  gu  großen  Säten,    (^brjigenie.) 
Süftem^eit  bet  Siebe,   ©in  lüftemeS  ©efbräcrj,  eine  lüfterne  ©rjäb.lung 
finb  mir  unerträglich   Senn  fie  ftellen  un§  etma§  ©emeineS,  etum§, 
ba§  ber  füebe  unb  Slufmerffamteit  nidjt  tuert  ift,  al§  ettt»a§  SöefonbereS, 

142 


aU  etnmä  9teizenbe§  bot  unb  erregen  eine  falfdje  Söegierbe,  anjtatt  hext 
SSerjxanb  angenehm  zu  befdjäftigen.  ©ie  berljüllen  ba§,  ma§  man  ent* 
loeber  olme  ©djleier  anfef)en,  ober  mooon  man  ganz  feine  Stugen  roeg* 
roenben  follte.  (Unterhaltungen  beutfdjer  91u£gett>anberten.) 
Sutljertum.  granztum  brängt  in  biefen  üertoorrenen  Sagen,  toie  et)mal3 
Suttjertum  e§  getan,  ruhige  93ilbung  zurüd. 

(SSter  3ab,re3zeiten.) 

—  gagetuifj,  toenntoirrradjten,  bafe  ©efinnung,  2Bort,  ©egenfianb  unb  %at 
immer  mebj  at3  ein3  erhalten  merben,  fo  bürfen  mir  un§  für  tfytt  9laty 
folger  £utb,er3  anfeljen,  eine§  ÜJtanneS,  ber  in  biefem  (Sinne  fo  ©rofee? 
mirrte  unb  aud)  irrenb  nod)  immer  e^rtoürbig  bleibt.  323er  an  foldjen 
Überzeugungen  fefil)ält,  wirb  fid)  feinet  eigenen  2Bir!en§  erfreuen  unb 
auctjba,  rooere§get)inbertfül}li,  rulngen  ©eifte§  bleiben.  ©3  betrübt  um, 
aber  e§  trübt  um  nid)t,  roenn  er  in  fünften,  Sßiffenfdjaften  unb  fonft 
ötetfadt)  im  Seben  ba§  ^fäffifdje  fyeranfdjleidjen  fieljt,  wie  e§,  ben 
menfdjlidjen  ©d)toäd)en  fid)  fügenb,  einen  Sag  nad)  bem  anbern  fid) 
anzueignen,  bilbfame  Jünglinge  äu  umfjnnnen,  ben  ©igenfinn  ber 
Männer  zu  ftärfen  unb  fidj  fo  eine  bequeme  Jperrfcfyaft  einzuleiten  roeifj. 
(31n  ftanz.   1826.) 

—  f.  aud)  Deformation. 

3Kad)t  unb  «ajroädje.  SKacgt  unb  ©crjtoädje  finb  ein  trauriges  $aar. 
(S)ie  aufgeregten.) 

SRadjt  unb  Übereilung.  (§3  ift  nict)t§  fcb,retflid)er  atö  50iadt)t  unb  Über- 
eilung.  ($>ie  aufgeregten.) 

SKäbdjen.  9td)!  ein  ÜMbtfgen  ift  toafyrljaftig  übel  bran! 

3ft  man  ein  bifjcfyen  fyübfdj,  gleich  fteljt  man  jebem  an, 
ba  fummt  un§  unfer  Äopf  ben  ganzen  Sag  üon  Sobe! 
Unb  toeld)e§  SRabdjen  f)äli  mob,!  biefe  Feuerprobe? 
Sftr  lönnt  fo  et)rlict)  tun,  man  glaubt  euctj  gern  auf§  28ort, 
it)r  Sttänner!  —  auf  einmal  füljrt  eucb,  ber  genfer  fort. 
2Benn'§  toa§  zu  nafdgen  gibt,  finb  alle  flug§  beim  ©dmtaufe; 
bod)  madjt  ein  äftäbdjen  ©ruft,  fo  ift  lein  SJlenfd)  zu  §aufe- 
@o  gefyt'S  mit  unfern  Jperrn  in  biefer  ftfglimmen  gett; 
e§  geb,en  ätoanjig  brauf,  bi§  bafj  ein  falber  freit. 

($ie  2Kirfd)ulbigen.) 

—  28er  nicfyt  fütjlt,  toa§  ein  etjrbareS  Sftäbdjen  empfinben  mufj,  toemt 
man  um  fie  wirbt,  ber  üerbient  fie  nid)t  zu  erhalten.  (SBifljelm  9#eifter.) 

SRagnetftein.  ©oll  bein  Äompafc  bid)  richtig  leiten, 

tjüte  bid)  oor  Sftagnetfiein',  bie  biet)  begleiten. 

(©ort,  ©emüt  u.  2öelt.) 

143 


Majorität.  2)ie  Sttenge,  bie  ÜDiajorität  ift  notroenbig  immer  abfurb  unb- 
berfefrct;  benn  fie  ift  bequem,  unb  ba§  gatfd)e  ift  ftetg  biet  bequemer 
aU  bie  2ßaf)rf)eit.  Sediere  roilt  ernft  erforfd)t  uub  rüdfid)t§lo§  ange* 
fdjaut  unb  angeroenbet  fein.  5)a§  $alfd)e  aber  fdjmiegt  fidj)  an  jebe 
träge,  bequeme  ober  törichte  Snbibibualität  an,  ift  roie  ein  girni§,  mit 
bem  man  leidjt  alle§  übertüncht,   (b.  Sftüller.  1829.) 

—  9lici)t§  ift  roiberroärtiger  al§  bie  ÜUcajorität,  benn  fie  befielt  au§  wenigen, 
!räftigen  Vorgängern,  au§  ©cremten,  bie  fidj  alfomobieren,  au§- 
©d)roact)en,  bie  fid)  affimilieren,  unb,  ber  ÜJftaffe,  bie  nacfjtrollt,  orme  nur 
im  minbeften  §u  toiffen,  roa§  fie  roül.  ($ur  9Zaturröiffenfdjaft.) 

9Roioritöt  unb  %ntnm,  f.  j.  u.  2tt. 

SRängd.  ©etoiffe  Mängel  finb  notroenbig  pm  2)afein  be§  einzelnen.  (S$ 

roürbe  un§  unangenehm  fein,  roenn  alte  greunbe  geroiffe  ©igenfcfjaften 

ablegten.   (^afjlberroanbtfcfjaften.) 

—  2ßa§  für  Mängel  bürfen  mir  begatten,  ja  an  un§  lultibieren?  (Soldje, 
bie  ben  anbern  efyer  fdj)meidj)em  al§  fie  beriefen,  (2ßafjlberroanbt= 
fdjaften.) 

—  yjlan  läfjt  fidj  feine  Mängel  borfjalten,  man  läfjt  fid)  firafen,  man  leibet 
mancrje§  um  it)rer  mitten  mit  ©ebulb  aber  ungebulbig  roirb  man, 
roenn  man  fie  ablegen  foll.   (3Bat)lbertoanbtfd)aften.) 

—  3)ie  hänget  aufbeden  ift  nidjt  genug,  ja  man  Ijat  Unrecht,  foldjeä  ju 
tun,  roenn  man  nidjt  gugleid)  bciZ  SJlittet  ju  bem  befferen  $uftanbe  an* 
jugeben  roeifj.   (Sichtung  unb  SBafjrrjeit.) 

Lanier  unb  @ttt,  f.  Si  u.  $fl. 

SWantettette,  ba§.  2)a§  Manierierte  ift  ein  berfef)lte§  ^beeile,  ein  fub- 
jeftibierte§  ^beeile;  barjer  fel)tt  ifjm  ba§  ©eiftreidje  nirfjt  leidjt. 
(SJiarmten  unb  SReflerionen.) 

Wann  unb  Stau.  SBenn  ber  -ättann  fidj  mit  äußeren  SSertjättniffen  quält, 
roenn  er  bie  S8efi|tümer  f)erbeifd)affen  unb  befeinden  mufj,  roenn  er 
fogar  an  ber  @taat§berroaltung  SInteil  nimmt,  überalt  bon  Umftänben 
abfängt  unb  id)  mödjte  fagen  nid)t§  regiert,  inbem  er  §u  regieren 
glaubt,  immer  nur  bolitifcf)  fein  mufj,  roo  er  gern  bernünftig  roäre, 
berftedt,  roo  er  offen,  falfcfj,  roo  er  rebtid)  $u  fein  roünfcfyte,  roenn  er 
nur  bei  3iele§  roillen,  btö  er  nie  erreicht,  ba3  fd)önfte  giel,  bie  §ar= 
monie  mit  fid)  felbft,  in  jebem  Slugenblide  aufgeben  mufj  —  inbeffen 
fjerrf<fjt  eine  bernünftige  JpauSfrau  im  Innern  roirflid)  unb  maerjt  einer 
ganzen  $amilie  jebe  Sätigfeit,  jebe  gufriebenrjeit  möglid).  (Sßifljelm 
2fleifter§  £ef]rjaf)re.) 

—  S)ie  Männer  muffen  sunt  S)ienen,  bie  SBeiber  gu  füttern  erlogen 
roerben.   (Ziemer.  1809.) 

—  ©in  9flann,  ber  befte  felbft,  geroob.net  feinen  ©eift 

144 


an  ©raufamfeit  unb  madj)t  fic£>  aud)  julefct 
qu§  bem,  tva$  er  öerabfdjeut,  ein  ©efefc, 
wirb  qu§  ©ewofynljeit  Ijart  unb  faft  unfenntlidj. 
Slllein  ein  SBeib  bleibt  ftet  auf  einem  ©inn, 
ben  fie  gefaxt.   Su  redjneft  fixerer 
auf  fie  im  ©uten  wie  im  Sööfen.   (*ßtilabe§.) 
SWann  mtb  grau.  Sie  Scanner  finb  heftig  unb  benfen  nur  immer  btö  Sefcte, 
unb  bie  §inbemi§  treibt  bie  heftigen  leicht  öon  bem  Sßege; 
aber  ein  SSeib  ift  getieft,  auf  Mittel  §u  beuten,  unb  wanbelt 
aud)  ben  Umweg,  gefdjidt  §u  itjrem  fttotd  %vl  gelangen. 

(^ermann  unb  Sorotfjea.) 

—  Sie  SSeiber  muffen  nur  lieben  ober  Raffen,  ba  wären  fie  gang  ferjarmant. 
Sie  Scanner  aber  müfjten  Weber  lieben  nod)  Raffen.  (So  läme  afle§ 
wieber  in§  ©leid)gewid)t.  ($u  Ziemer.  1807.) 

—  Ser  2ttann  fott  get)ord)en,  ba§  SSeib  foll  bienen.  Seibe  ftreben  nact) 
ber  ^errfdjaft.  $ener  erreicht  fie  burcrj  ©etprdjen,  biefe  burdj  Sienen. 
©eljorcfjen  ift  dicto  audientem  esse;  bienen  fyeifjt  guöorfommen. 
3ebe§  ©efdjlecrjt  öerlangt  öon  bem  anbern,  toa§  e§  felbft  leiftet  unb  er* 
freut  fid)  bann  erft:  ber  2ftann,  wenn  ifym  btö  SBeib  geljorcfjt  (wa§  er 
felbft  tut  unb  tun  mufj);  btö  SBeib,  wenn  iljr  ber  2Jiann  bient,  pbor* 
tommt,  aufmerlfam,  galant  unb  wie  e§  tjei&en  mag,  ift.  ©o  taufdjen  fie 
if)re  Motten  um:  ber  2flann  bient,  um  $u  l)errfd)en,  ba§  SSeib  geijord)t, 
um  gu  tjerrferjen.   ($u  Ziemer.   1807.) 

—  28enn  bie  Scanner  fid)  mit  ben  SBeibern  fdjleüpen,  fo  werben  fie  fo 
gteicrjfam  abgefüonnen  wie  ein  SSoden.  (HJlajimen  unb  Sfteflejionen.) 
©.  aud)  ©d)idlidje3,  $rau,  ©fje,  Siebe,  Beirat. 

SKänner,  grofje,  f.  ©rofce  Sftenfdjen. 

2RättttItd}e§  §anbeltt.  9ftan  fürchte  fid)  ja  nidjt  üor  ben  folgen  eines 
männftcfjen  ©djritteg;  benn  e3  entfiele  barau§,  toa$  ba  wolle,  fo  behält 
man  ba§  fdjöne  ©efüfyl,  redjt  getjanbelt  gu  Ijaben,  ba  bie  folgen  be§ 
3aubern§  unb  ©d)Wan!en§  auf  alle  gälle  peinlidj  finb.  ©§  ift  mann* 
lieber,  fid)  ein  Sein  abnehmen  p  laffen,  afö  am  !alten  SSranbe  ju 
fterben.   (51n  ben  ©tofföcrjog  ®arl  Sluguft.  1816.) 

SRoffe.  Sie  2Jtaffe  lönnt  iljt  nur  burd)  Sftaffe  zwingen,  (gauft,  SSoxf^ict.) 

—  2öa§  idj  mir  gefallen  laffe? 
ßufdjlagen  mufj  bie  SUiaffe, 
bann  ift  fie  refpettabel; 

urteilen  gelingt  if)r  miferabel.   (©toridjwörtlid).) 
SWoffe  unb  Snbitoibuum,  f.  fr  u.  9R. 
Mäßigung  unb  (Sutlid)nmg. 

Sßiele  Singe  finb'3, 

Ooet^e-SeEtfon.  10 

145 


bie  toir  mit  £eftigfeit  ergreifen  f  ollen: 

Sod)  anbre  lönnen  nur  burd)  SKäfjigung 

unb  burd)  ©ntbeljren  unfer  eigen  toerben. 

<So,  fagt  man,  fei  bie  ßugenb,  fei  bie  Siebe, 

bie  ir)r  bertoanbt  ift.  (£affo.) 

äRafetgung  unb  Gntbcljnuia,. 

Ser  Sftäfjige  roirb  öfters  Mt  genannt 

bon  SJcenfdjSn,  bie  fid)  warm  bor  anbern  glauben, 

toeil  fie  bie  Jpi|je  füegenb  überfällt.   (Saffo.) 
SRoul  reben,  umi 

W.t  Stugenbfbrüctien  unb  großen  SSorten 

gefällt  man  toot)l  an  allen  Drten; 

benn  ba  bentt  jeber  für  fid)  allein: 

fo  ein  2Jiann  magft  bu  audj  tootjl  fein! 

Sodj  ioenn  mir  broben  fpräcfyen  unb  täten, 

toie  fie  getüötjnltcE)  tun  unb  reben, 

ba  rief  ein  jeber  im  Slugenblid: 

@i  pfui,  ein  inbe§enie§  ©tücf! 

(Sa§  $at)rmarlt§feft  §u  ^lunbergtoeilern.) 

ÜDtotljematit.   ^d)  etjre  bie  9ftatl)ematit  atö  bie  erfyabenfte  unb  nüpdifte 

SSiffenfd)aft,  folange  man  fie  ba  antoenbet,  wo  fie  am  *ßla£e  ift;  allein 

id)  fann  nicht  loben,  bafj  man  fie  bei  Singen  mißbrauchen  will,  bie  gar 

nidjt  in  üjrem  Söereid)  liegen  unb  too  bie  eble  2Biffenfd)aft  fogleid)  al§ 

Unfinn  erfdjeint.   Unb  oft  ob  alle§  nur  bann  ejiftierte,  toenn  e§  fid) 

matt)ematifd)  betoeifen  läßt!  (§&  märe  bod)  töridjt,  wenn  jemanb  nidjt 

an  bie  Siebe  feines  ÜDMbdjenS  glauben  sollte,  roeil  fie  itjm  foldje  nid)t 

mat^ematifd)  betoeifen  lann!  31)re  SDWtgift  !ann  fie  itjm  mattjematifd) 

betoeifen,  aber  nid)t  itjre  Siebe,    (ßdermann.   1826.) 

—  Sie  ÜJftatfyematif  ftel)t  ganj  f  alfd)  im  Sftuf  e,  untrügliche  @d)tüff  e  ju  liefern. 

$l)reganäe(Sid)ert)eit  ift  toeiter  nidjtS  al§  gbentität.  gtoeimal^to  ei  ift  nidjt 

oier,  fonbem  e§  ift  eben  §toeimal  $toei,  unb  ba$  nennen  wir  abfür^enb 

bier.  SSier  ift  aber  burdjau§  nidjtS  9Jeue§.  Unb  fo  get)t  e§  immer  fort 

bei  itjren  Folgerungen,  nur  bafc  man  in  ben  tjötjeren  gormein  bie  Igben* 

tität  au§  ben  klugen  berliert.  Sie  *ßt)tl)agoreer,  bie  Sßlatonifer  meinten 

tounber,  toa§  in  ben  3al)len  a^^  \ttät,  bie  Religion  felbft;  aber  ©ort 

muß  ganj  anberStoo  gefudjt  toerben.  (b.  Füller.   1826.) 

SRcjimcn.   SJcan  weiß  nidjt  eljer  al§  nadj  einem  längeren  SebenSlauf, 

roa§  edjte  SDcarjmen,  bie  un§  über  ba§  ©erneute  t)eben,  für  einen  Ijoljen 

SBert  Ijaben,  ber  fo  feiten  anerfannt  toirb.  (9ln  SRodjlifc.  1801.) 

ÜJKebijin,  f.  Chirurgie. 

SSRetben.  2Ba§  nidjt  pfammenbaßt,  ba§  foll  fidj  meiben.  (©pigrammatifd).) 

146 


SRetn.      SBie  üiele3  ift  benn  bein?  — 

$er  trete,  ben  meine  SSirffamfeit  erfüllt! 
9Hct)t§  brunter  utib  nidjtS  brüber!   ($romettjeu3.) 

—  \.  awf)  (Sigentum. 

SRetnung.  5)u  mufjt  immer  beirte  Meinung  geringer  tjalten  afö  bein 
Stuge.   (2ln  ©eibt.  1787.) 

—  SBenn  id)  bie  Meinung  eine§  anbern  anhören  folt,  fo  mu|  fie  bofitiö 
auSgefbrocgen  roerben;  $roblematifd)e§  f)ab'  icfj  in  mir  felbft  genug. 
(SKajimen  unb  9fJeflerjonen.) 

—  Süchtig  praltifcrje  9flenfd)en  werben  oon  ttjeoretifcfyen  Irrtümern  feinet 
toeg§  geijinbert,  üormärt§  su  getjen.  $ie§  belehrt  un§,  in  bem  menfdj* 
lic^fter  (Sinne,  tolerant  gegen  Meinungen  gu  fein,  nur  §u  beobachten, 
ob  ettoa§  gefcrjietjt,  unb  ba§  übrige,  roa§  blofj  SBorte  finb,  guten  unb 
0orgügürf)en  SWenfdjen  rut)ig  nactföufetjen.   (Sagebucfj.   1832.) 

9Reimmgen  unb  ®efinnuttgen,  f.  ©.  u.  2K. 
SKcifter.   SKeifter  bleibt  ber  Mutige,  f.  SJhttige. 

—  ber  Umftänbe  fein,  f.  Umftänbe. 

—  SBiflft  bu  bir  aber  ba3  Sßefte  tun, 
fo  bleib  nicqt  auf  bir  felber  rutm, 
fonbern  folg   eineö  3fteifter§  (Sinn; 

mit  itjtn  ju  inen  ift  bir  ©etoinn.   (©brici)tüörtlicr).) 
SReifterfdjaft.   3)ie  2fteifterfct)aft  gilt  oft  für  (SgoiämuS.    (Sflajimen  unb 

Reflexionen.)  —  <S.  Sftatur  unb  Äunft. 
SRenge.   Sftan  tarnt  nur  ettoa§  au§f  brechen,  ma§  bem  föigenbünfel  unb 
ber  Söequemlicbjeit  fdgmeidgelt,  um  eine§  großen  2lnf)ang3  in  ber 
mittelmä&igen  Sflenge  genüfj  %u  fein.   (Sdermann.  1831.) 

—  „2Ber  will  ber  2Kenge  miberfiefm?" 

^d)  roiberftreb'  iljt  nict)t,  ict)  taff  fie  germ. 

«Sie  fdgtoebt  unb  webt  unb  fcrjtoanft  unb  fcrjtoirrt, 

bi§  fie  enblict)  roieber  föin^eit  mirb.   {$at)me  Xenien.) 
9Renge  unb  Snbttoibuuut,  f.  $.  u.  3R. 
SRenge  unb  SBa^r^eit,  f.  SB.  u.  2K. 
Menjci)  unb  9Renfd)iid)e3. 

9lad)  etoigen  ehernen 

großen  ©efe£en 

muffen  mir  alle 

unfereS  2)afein3 

Greife  bollenben. 

9hir  allein  ber  ÜDienfcb, 

bermag  ba§  Unmögliche; 

er  unterfcfyeibet, 

10* 

147 


märjlet  unb  richtet; 
er  lann  bem  5tugenblide 
2)auer  berleüjen. 
för  allein  barf 
bett  ©uten  lohnen, 
bett  SSöfen  [trafen, 
1)  eilen  unb  retten, 
alles?  $rrenbe,  ©cfymeifenbe 
nü|jlid)  berbinben.   ($>er  ©öttlid)e.) 
äRenfdj  unb  9ÄcnjrijHri)c§. 

•ftidjt  fo  bietet  geberiefen! 

lafjt  ntid)  immer  nur  herein: 

benn  id)  bin  ein  Sttenfct)  gemefen, 

unb  ba$  fjeifjt  ein  Kämpfer  fein.   (2öeftöftlid)er  2)iban.) 

—  £>alte  bidj  nur  im  (Stillen  rein 
unb  tafj  e§  um  biet)  mettern: 

je  mefjr  bu  füfjfft  ein  2ftenfd)  p  fein, 

befto  älmlidjer  bift  bu  ben  ©öttem.   (Bahnte  Xenien.) 

—  %tm  einzelnen  bleibe  bie  greiljeit,  fid)  mit  bem  §u  befetjäftigen,  ma§ 
tfjn  angietit,  ma§  ifytn  greube  madjt,  ma§  tt)m  nüfctid)  beud)t;  aber  ba§ 
eigentliche  (Stubium  ber  SJJenfdjtjeit  ift  ber  9ftenfd).  (SBafjlbermanbt* 
fdjaften.) 

—  2)er  9)ienfd)  ift  bem  Sftenfdjen  baZ  ^ntereffantefte  unb  foltte  ifyn  biet* 
leidjt  gan^  allein  intereffieren.  9llle§  anbere,  ma§  un§  umgibt,  ift  ent* 
meber  nur  ©lement,  in  bem  mir  leben,  ober  SSer!geug,  beffen  mir  un§ 
bebienen.  $e  metyr  mir  un§  babei  aufhalten,  je  merjr  mir  barauf  merfen 
unb  teil  baran  nehmen,  befto  fd)mäd)er  mirb  btö  ©efüfjl  unfere§  eigenen 
2Berte§  unb  ba§  ©efürjl  ber  @efellfd)aft.  (SBityefat  SD^eiftetö  Seigre.) 

2)er  Heine  ©ort  ber  SBett  bleibt  ftet§  bon  gleichem  ©djlag, 

unb  ift  fo  munberlid)  al§  mie  am  erften  £ag. 

©in  menig  beffer  mürb'  er  leben, 

tjätt'ft  bu  ifjtn  nid)t  ben  ©djein  be§  £immeMid)t3  gegeben; 

er  nennte  Vernunft  unb  brauct)t'§  allein, 

um  tierifdjer  al§  jebe§  Stier  ju  fein. 

(Sr  fdjeint  mir,  mit  Verlaub  bon  @m.  ©naben, 

mie  eine  ber  langbeinigen  ftitaben, 

bie  immer  fliegt  unb  fliegenb  fbringt 

unb  gleid)  im  ©ra3  it)r  alte§  Siebten  fingt; 

unb  lag'  er  nur  nod)  immer  in  bem  ©rafe! 

$n  jeben  Duarl  begräbt  er  feine  Sftafe.       (gauft.   $w>fog.) 

—  SSie  lann  fid)  ber  ÜDtenfd)  gegen  btö  Unenblicfje  ftellen,  afö  menn  er 

148 


alle  geiftigen  Gräfte,  bie  nad)  Dielen  (Seiten  t)itt  gebogen  merben,  in 
feinem  Qnnerften,  £iefften  berfammelt,  menn  er  fid6>  fragt:  barfft  bu 
bid)  in  ber  ÜUlitte  biefer  emig  lebenbigen  Drbnung  aud)  nur  benfett, 
fobalb  fid)  nid)t  gleichfalls  in  bir  ein  fyerrlidj  33emegte5  um  einen  reinen 
ÜDattelbunft  freifenb  fyerbortut?  Unb  fetbft  menn  e3  bir  fdjmer  mürbe, 
biefen  üöüttelbunft  in  beinern  23ufen  aufäufinben,  fo  mürbeft  bu  ifjn 
baran  erlernten,  bafj  eine  mofylmollenbe,  roorjltätige  SBirrung  bon  it)m 
au§gef)t  unb  bon  ujm  geugniS  gibt.  (3Biu)eIm  üüleifterS  äßanberjatyre.) 
SRcnfrf)  unb  TOenfrfjlidjeä. 

£>er  9Jlenfd)  ift  als  mirflid)  in  bie  SJcitte  einer  mirtlidjen  SBett  gefegt  unb 
mit  foldjen  Organen  begabt,  bafj  er  i>a§  SBirllidje  unb  nebenbei  ba§ 
Sftöglidje  ernennen  unb  tjerborbringen  fann.,  Sllfe  gefunben  9J£enfdjen 
tjaben  bie  Überzeugung  ü)re§  2)afein§  unb  eine§  2)afeienben  um  fie  t)er. 
^nbeffen  gibt  e§  aud)  einen  tjorjlen  $ted  im  ©efyim,  b.  I).  eine  ©teile, 
mo  fid)  lein  ©egenftanb  abfbiegelt,  mie  benn  aud)  im  91uge  felbft  ein 
gleddjen  ift,  ba$  nid)t  fiel)t.  SBirb  ber  9ftenf d)  auf  biefe  ©teile  befonber3 
aufmertfam,  bertieft  er  fid)  barin,  fo  berfällt  er  in  eine  ©eifteSfranfljeir, 
aljnet  t)ier  Singe  au§  einer  anbern  2S  e  1 1 ,  bie  aber  eigent« 
lidj  Unbiuge  finb  unb  meber  ©eftalt  nod)  Söegrenpng  fyaben,  fonbern 
al3  leere  9iad)t=9täumlid)leit  ängftigen,  unb  ben,  ber  fid)  nidjt  loäreifjt, 
mefjr  al§  gefbenfterfjaft  berfolgen.  (®unft  u.  Altertum.   1825.) 

—  SSenn  bie  gefunbe  Statur  be§  Hftenfdjen  al§  ein  ®anje§  mirft,  menn 
er  fid)  in  ber  SSelt  al3  in  einem  großen,  fdjönen,  mürbigen  unb  merten 
©anjen  fül)lt,  menn  ba§  ljarmonifcrje  Söeljagen  il)m  ein  reine§,  freies 
(Sntjüden  gemcujrt,  bann  mürbe  ba§  SSeltall,  menn  e§  fid)  felbft  emb= 
finben  tonnte,  al§  an  fein  $iel  gelangt,  aufjaudjgen  unb  "Otn  ®ibfet 
be§  eigenen  Serben^  unb  2Befen§  bemunbern.  (SSindelmann  unb 
fein  Qaljrljuttbert.) 

—  SBir  mollen  Ijoffen  unb  er  märten,  mie  e§  etma  in  einem  8al)rl)Uttbert 
mit  uns  S)eutfd)en  ausfielt,  unb  ob  mir  e§  fobann  bal)in  merben  ge= 
brad)t  Ijaben,  nid)t  mel)r  abftratte  ©eteljrte  unb  $t)ilofobl)ett,  fonbern 
9ftenfd)en  ju  fein,   (ödermann.  1828.) 

—  inlomblette.  ®ie  Söotaniter  fjaben  eine  ?)Sflan^enabteilung,  bie  fie 
Incompletae  nennen;  man  lann  aber  aud)  fagen,  bafj  e§  inlomblette, 
unbollftänbige  Sftenfdjen  gibt.  @§  finb  biejenigen,  bereu  ©eljnfudjt 
unb  ©treben  mit  ü)rem  £un  unb  Seiften  nid)t  proportioniert  ift. 
(Sftarjmen  unb  Reflexionen.) 

—  SSenn  bie  Statur  gemölmlidjett  Sftenfdjen  bie  töftlidje  SJHigift  nid)t 
berfagt,  idj  meine  jenen  lebhaften  Srieb,  bon  Äinbljeit  an  bie  äußere 
3Belt  mit  Suft  $u  ergreifen,  fie  lennen  §u  lernen,  fid)  mit  tt)r  in  Sßer* 
l)ältni§  ju  fe|en,  mit  i^r  berbunben  ein  ©an§e§  $u  bilben,  fo  Ijaben 

149 


boräüQttcfye  ©eifter  öfterg  bie  Eigenheit,  eine  9lrt  bon  ©cfjeu  bor  bem 
toirflidien  Seben  §u  embfinben,  fid)  in  fid)  felbft  gurücfäusiefyen,  in  fidj 
felbft  eine  eigene  SBett  §u  erfdjaffen  unb  auf  biefe  Sßeife  ba§  Sßortxeff* 
üdjlfie  narf)  innen  be§üglid)  §u  leiften. 

ginbet  fid)  hingegen  in  befonberg  begabten  üfltenfdjjen  jene§  gemein* 
fame  93ebürfni§,  eifrig  §u  allem,  roa§  bie  Statur  in  fie  gelegt  rjat,  auct) 
in  ber  äußeren  SSelt  bie  anttuortenben  ©egenbilber  §u  fudjen  unb 
baburd)  ba§  innere  böllig  §um  @an§en  unb  ©eroiffen  gu  [teigern, 
fo  !ann  man  berfidjert  fein,  bafc  aud)  fo  ein  für  3Belt  unb  -Kacfjroeit 
tjödjft  erfreuliche^  SDafein  fid)  au§bilben  roerbe.  (Söindelmamt  unb 
fein  3af)rfmnbert.) 
ÜDtenfdj  unb  2Renfdjltdje§.  Stufcerorb  entließe  3Jienfd)en,  tuie  Napoleon, 
treten  au§  ber  äftoratitäi  l)erau§.  «Sie  roirlen  jule^t  toie  btjbfifdje 
Urfadien,  roie  geuer  unb  Sßaffer.    (Ziemer.  1807.) 

—  ®a§  Stufjerorb  entließe,  roa§  foldje  (aufcerorbentlidje)  Sftenfcfjen  leiften, 
fe|t  eine  feljr  garte  Drganifation  üorau§,  bamit  fie  feltener  ©mbfin* 
bungen  fätjig  fein  unb  bie  (Stimme  ber  Jpimmlifctjen  bemefjmen  mögen. 
Sftun  ift  eine  folcfje  Drganifation  im  ®onftift  mit  ber  SSelt  unb  ben 
(Elementen  leidet  jerftört  unb  berle|t,  unb  roer  nid)t,  roie  Voltaire,  mit 
großer  (Senfibilität  eine  aufcerorb  entließe  3ät)eit  oerbinbet,  ift  leicht 
einer  fortgefe|ten  Äränflidjleit  unterworfen.   ((Srfermann.  1829.) 

—  ©elbftifdje  SJJenfdjen  finb  tool)l  augleicb,  aud)  gut;  e§  !ommt  nur  barauf 
an,  ba$  bie  b,arte  ©d>ale,  bie  ben  fruchtbaren  ®em  umfcfjliefct,  burd) 
gelinbe  ©inmirlung  aufgelöft  toerbe.   (S)id)tung  unb  2Bat)rt)eit.) 

—  SBenn  mir  un§  al§  möglid)  beulen  tonnen,  bafj  ber  <5d)öbfer  ber  SBelt 
felbft  bie  ©eftalt  feiner  Kreatur  angenommen  unb  auf  iljre  9lrt  unb 
SEßeife  fid)  eine  ßeitlang  auf  ber  Söelt  befunben  t)abe,  fo  mufj  un§  biefeS 
©efd)öbf  fdjon  unenblid)  üolllommen  erfd)einen,  toeil  fid)  ber  ©crjöbfer 
fo  innig  bamit  bereinigen  tonnte.  63  mufj  alfo  in  bem  Segriff  be3 
3Jienfdjen  !ein  Sßiberfbrud)  mit  bem  begriff  ber  ©otttjeit  liegen; 
unb  toenn  roir  auct)  oft  eine  getoiffe  Unät)nlid)teit  unb  Entfernung  bon 
n)x  embfinben,  fo  ift  e§  bod)  um  befto  metjr  unfere  ©crmlbiglfeit,  nidjt 
immer,  roie  ber  Slbbolat  be§  böfen  ©eifte§,  nur  auf  bie  Sölöfjen  unb 
(3djtuäd)en  unferer  Statut  gu  fetjen,  fonbern  eljer  alle  $oltfommen* 
tjeiten  auf§ufud)en,  rooburet)  mir  bie  9Infbrüd)e  unferer  ©ottaf)ntid)!eit 
beftätigen  tonnen.   (SBiltjetm  3JZeifter§  £ef)rjal)re.) 

—  Stile  -üftenfdjen,  grofj  unb  Hein, 
fbinnen  fid)  ein  ©eroebe  fein, 
mo  fie  mit  iljrer  ©eueren  ©bi^en 
gar  ^erlief)  in  ber  SUhtte  fifcen. 
SSBenn  nun  barein  ein  Söefen  fätjrt, 

150 


fagen  fie,  e§  fei  unerhört, 

man  l)abe  ben  gröfeten  *ßaiaft  gerftört.   (SBeftöftlidjer  SDiban.) 
SRenfd)  unb  9Rettjdjltd)e§.  ©er  9flenfd)  ift  ein  einfadjeS  SSefen.  Unb  tute 
reid),  mannigfaltig  unb  unergrünbüdj  er  aud)  fein  mag,  fo  ift  b od)  b er 
$rei§  feiner  guftänbe  balb  burdjlaufen.   (©dermann.   1825.) 

—  2)a3  Seben  be§  Sflenfdjen  aber,  treulid)  aufgezeichnet,  fteüt  fid)  nie 
aU  ein  ©an§e£  bar;  ben  t)errlid)ften  Anfängen  folgen  füfyne  gortfdjritte, 
bann  mifd)t  fid)  ber  Unfall  brein,  ber  äftenfd)  erholt  fid),  er  beginnt, 
bielleid)t  auf  einer  Ijöljeren  ©rufe,  fein  alte§  ©biel,  bciZ  il)m  gemäfc 
war;  bann  oerfdjwinbet  er  entweber  frü^eitig  ober  fdjwinbet  nad) 
unb  nad),  olme  bafj  auf  jeben  gefnübften  knoten  eine  Sluflöfung  er* 
folgte.   (2)er  beutfdje  ©il  SölaS.) 

—  ©§  gel)t  bod)  nid)t  närrifd)er  ju,  afö  njo  SJcenfdjen  beifammen  finb. 
(Sin  ^rQU  °-  ©tein.) 

—  SBenn  e3  lebhaft  unb  gegenwärtig  ift,  weldje  unenblid)e  Operationen 
Sftatur  unb  5htnft  mad)en  muffen,  bi§  ein  gebilbeter  Söcenfd)  bafteljt, 
ber  felbft  foöiel  afö  möglid)  an  ber  S3ilbung  feiner  SJciibrüber  teilnimmt, 
ber  möd)te  bezweifeln,  wenn  er  fiel)t,  wie  freöentlid)  fid)  oft  ber  2ftenfd) 
gerftört  unb  fo  oft  in  ben  %aU  fommt,  mit  ober  ofjne  ©duilb,  ^erftört 
§u  werben.   (SBit^elm  9fleifter3  Se^rja^re.) 

—  S)er  9Kenfd)  ift  immer  meljr  ober  weniger  ein  Organ  feiner  3eit.  (Jage* 
bud).    1831.) 

—  9htr  alle  9J?enfd)en  mad)en  bie  2Jcenfd)Ijeit  au§,  nur  alle  Gräfte  ^ufam* 
mengenommen  bie  SBelt.  ©iefe  finb  unter  fid)  oft  im  Sßiberftreit,  unb 
inbem  fie  fid)  ju  jerftören  fudjen,  l)ält  fie  bie  Statur  pfammen  unb 
bringt  fie  wieber  ljeroor.   (SBiüielm  9Jceifter§  £el)rjaf)re.) 

—  2)ie  9Jcenfd)en  fürd)tet  nur,  wer  fie  nidjt  !ennt, 

unb  wer  fie  meibet,  wirb  fie  balb  üerfennen.   (£affo.) 

—  ber  fd)öne.  S)a§  lefcte  Sßrobuft  ber  fid)  immer  fteigernben  Sftatur  ift 
ber  fd)öne  9ftenfdj.  $war  faun  fie  ilm  nur  feiten  fyerborbringen,  weil 
if)ren  %Qzen  gar  biele  SBebingungen  wiberftreben,  unb  felbft  iljrer  2111* 
madjt  ift  e3  unmöglid),  lange  im  Sßollfommenen  §u  berweilen  unb  bem 
Ijerborgebradjten  ©djönen  eine  $)auer  ju  geben.  ©erat  genau  genom* 
men  lann  man  fagen,  e§  fei  nur  ein  Slugenblid,  in  welchem  ber  fd)öne 
Sftenfd)  fdjön  fei. 

dagegen  tritt  nun  bie  Shtnft  ein:  benn  inbem  ber  ÜDcenfd)  auf  ben 
©ibfel  ber  9totur  geftellt  ift,  fo  fiet)t  er  fid)  wieber  al§  eine  ganje  Statur 
an,  bie  in  fid)  abermafö  einen  ©tpfel  fjerborjubringen  tjat.  2)agu 
fteigert  er  fid),  inbem  er  fid)  mit  allen  SBollfommenfyeiien  unb  Sugenben 
burd)bringt,  Sßafjl,  Orbnung,  Harmonie  unb  SBebeutung  aufruft  unb 
fid)  enblid)  bi§  jur  $robuftion  be§  ÄunftwerfeS  ergebt,  ba§  neben  feinen 

151 


übrigen  Säten  unb  Sßerfen  einen  glängenben  *ßla£  einnimmt.  8ft  i*> 
einmal  tjerborgebradjt,  ftefyt  e3  in  [einer  ibealen  3SirHid)feit  bor  ber 
SBelt,  fo  bringt  e§  eine  bauembe  SBirfung,  e§  bringt  bie  r)ödt)fte  tjerbor: 
benn  inbem  e§  au$  ben  gesamten  Gräften  fid)  geiftig  entwiäelt,  fo 
nimmt  e§  alle§  §errtid)e,  Sßeref)rung§=  unb  £ieben§würbige  in  fidj 
auf  unb  ergebt,  inbem  e§  bie  menfcf)iid)e  ©eftalt  befeelt,  ben  3Jlenfd>en 
über  fid)  felbft,  fdjliefjt  feinen  ßeben§*  unb  £atenfrei§  ob  unb  bergöttert 
tt)n  für  bie  ©egenwart,  in  ber  ba§  Vergangene  unb  künftige  begriffen 
ift.  (SEßindelmann.) 
ÜDfcnfdj,  ber  fittlidje.  2)er  fittlidje  Sttenfd)  erregt  Neigung  unb  Siebe  nur 
infofern,  al§  man  <5etmfudjt  an  iljm  gewahr  wirb:  fie  brücft  Söefifc  unb 
SBunfd)  gugtetdt)  au§,  ben  $8efi&  eine§  gärtlidjen  §er$en§  unb  ben  Sßunftf), 
ein  gleiches  in  anbern  gu  finben;  burdj  jenes  §ief)en  mir  an,  burd)  biefe§ 
geben  mir  uns>  l)in.   (Kampagne  in  ^ranfreicrj.) 

—  @3  ift  gang  einerlei,  bomef)m  ober  gering  ju  fein;  b(i$  9ftenfd)lid)e  mufj 
man  immer  auäbaben.    (3Jlajimen  unb  Reflexionen.) 

—  2ßa§  bie  Sttenfdjen  überhaupt  betrifft,  fo  tu  ilmen  nur  fobiel  ©efällig* 
feiten,  al§  bu  lannft,  oljne  2)anf  bon  iljnen  ju  erwarten.  ^m 
föinjelnen  t)at  man  aföbann  manchen  Sßerbrufj,  im  ©an^en  bleibt 
immer  ein  gute§  Sßerl)ältni§.   (2tn  ©tjriftiane  Sßulbiuä.  1799.) 

—  S)ie  (Seele  wirb  immer  tiefer  in  fidj  felbft  gurüdgefütirt,  je  meljr  man 
bie  -äflenfdjen  nad)  itjrer  unb  nidjt  nad)  feiner  5lrt  beljanbelt,  man  ber* 
^ält  fid)  311  tfjnen,  toie  ber  2ftufifu§  sunt  gnftrument.  (2ln  $rau  b.  (Stein. 
1782.) 

—  2ttan  l)at  feine  ^bee,  wie  bie  SDtenfdjen  finb,  unb  bocfj,  wenn  id)  redt)t 
überlege,  muffen  fie  fo  fein.   (2ln  $rau  b.  (Stein.   1784.) 

—  3$  fyabe  öon  $ugenb  auf  bie  Slugen  meinet  ©eifteg  mefyr  nad}  innen 
al§  nacr)  aufcen  gerietet,  unb  ba  ift  e§  fet)r  natürlidg,  ba%  idj)  btn  Sitten« 
fegen  bi§  auf  einen  gewiffen  ©rab  fjabe  fennen  lernen,  otjue  bie  3ftenfd)en 
im minbeften ^u  berftefyen unb  ju begreif en.  (3ßiu)etm 9fleifter§ Se^rja^re.) 

—  $)ie  2flenfd)en  fennen  einanber  nid)t  leidjt,  felbft  mit  bem  beften  SBillen 
unb  Sßorfa|;  nun  tritt  nod)  ber  böfe  SSille  tiin^u,  ber  atle§  entftellt. 
(SDiarmten  unb  Reflexionen.) 

—  9Bir  lernen  bie  Steffen  nid)t  fennen,  wenn  fie  ju  uns  fommen;  wir 
muffen  ju  ürnen  getjen,  um  ju  erfahren,  wie  e§  mit  it)nen  fterjt.  (2Baf)l* 
berwanbtfdjaften.) 

—  S)rei  2)inge  werben  nic^t  efjer  erfannt,  al§  §u  gewiffer  $eit:  ein  £elb  im 
Kriege,  ein  weifer  Sttamt  im  $orn,  ein  greunb  in  ber  Sßot.  (2Kajimen 
unb  Reflexionen.) 

—  ga^re  fo  fort,  mit  Weiterem  ©inn,  auf  §wei  3)inge  ju  achten,  erftlic^, 
wo  bie  3ttenfd)en  ^inau§wollen?  unb  §weiten§,  wie  fie  fidj  be^alb 

152 


mattieren?  $tiQt  biet)  uicfjt  all^u  bet)aglidj,  bamit  fie  bir  bein  Qblüd 
nidjt  übel  nehmen.  (9ln  Sluguft  bon  ©oetlje.  1814.) 
Wcttfd).  Sßettn  wir  bie  9Kenfd)en  nur  nehmen,  wie  fie  finb,  fo  madjen  ttnr  fie 
fdjledjter;  wenn  luir  fie  bezaubern,  aB  toären  fie,  ttm§  fie  fein  follten, 
fo  bringen  wir  fie  baf)in,  raofnn  fie  §u  bringen  finb.   (2Biu)elm  3Jieifter§ 

—  ein  rechter,  f.  ©djiller.  [Set)rjat)re.) 

—  ber,  in  einfallen  Sßerfyältniffen,  f.  $rimitiber  9flenfdi>. 
SRenfdjengefdjledit,  baZ.  ©§  ift  ein  einförmiges  3)ing  um  ba§  Sflenfcrjen- 

gefd)ledjt.  2)ie  meiften  berarbeiten  "Dtn  größten  Seit  ber  3^/  um  3U 
leben,  unb  bciZ  bifjcf)en,  ba§  u)nen  bon  f^reit)eit  übrigbleibt,  ängftigt  fie 
fo,  bafj  fie  alle  Mittel  auffud^en,  um  e§  Io§  gu  toerben.  D  SSeftimmung 
be§  2ttenfdjen.   (2Bertf)er.) 

9Renfd)  unb  ©efenfdjaft,  f.  ©efetlfdjaft. 

9Renfdj  unb  «Sdjtdfai,  f.  <3d).  u.  3tt. 

SRenf^en  unb  «üdjet,  f.  35.  u.  m. 

SWenjdjenfetnbe,  f.  ^urrfjt  u.  Hoffnung. 

SWenfdjenlwd,  f.  SSerftanb,  gurd)t  bor  bem. 

Wlenjrijljeit,  Organ  ber,  f.  Drgan  b.  2R. 

9Renfdjlidjiett,  f.  (Stimme  ber  äßatjrljeit. 

SReto^^fit  %<$  Ijabe  immer  mit  ftillem  Säbeln  jugefe^en,  wenn  fie 
micfj  in  metabtjbfifcfjen  ©efbräd^en  nidjt  für  boll  aufaßen;  ba  idj)  aber 
ein  ®ünftter  bin,  fo  !ann  mir'§  gleidj  fein.  2Jlir  lönnte  bielme^r  brau 
gelegen  fein,  bajg  ba§  ^rinäipium  berborgen  bliebe,  au§  bem  unb  burd) 
ba§  idj  arbeite,  $dj  laffe  einem  jeben  feinen  Jpebet  unb  bebiene  micf) 
ber  Schraube  ofyne  ©nbe  fdjon  lange,  unb  nun  mit  nod)  met)r  greube 
unb  93equemlid)feit.   (^talienifcrje  Steife.) 

—  f.  9Jaturtüiffenfct)aften. 

SRetetnMdjofe.  ®ie  fcfyönfte  9Memdfbd)ofe  ift  bie,  wenn  wir  un§  im 
anbern  mieber  auftreten  fel)n.   (2flarimen  unb  9teflerionen.) 

SJHntftet.  SSäre  id)  ein  $ürft,  f°  würbe  id)  §u  meinen  erften  ©teilen  nie 
Seute  nehmen,  bie  blofj  burd)  ©eburt  unb  51nciennität  nad)  unb  nad) 
fyeraufgelommen  finb  unb  nun  in  üjrem  5llter  in  gewohntem  ©leife 
langfam  gemädjlid)  fortgeben,  toobei  bann  freilief)  nidjt  biel  ©efd)eite§ 
ptage  Jommt.  $unge  Männer  wollte  id)  Ijaben  —  aber  e§  müßten 
®adagitäten  fein,  mit  5Harf)eit  unb  (Snergie  au§gerüftet,  unb  babei 
bom  beften  SSillen  unb  ebelften  ©Ijarafter.  2>a  toäre  e§  eine  Suft,  §u 
tjerrfdjen  unb  fein  SSoll  borwärt§  gif  bringen.  3lber  wo  ift  ein 
$ürft,  bem  e§  fo  tool)l  würbe  unb  ber  fo  gut  bebient  toäre!  (öder* 
mann.  1828.) 

9Rift  ber  9Renfdjett,  f.  ©etbftbewufjtfein  in  ber  ^ugenb. 

9Ri&&rätttf)e.   @3  ift  ganj  eigen,  bafj  bie  3Kenfdjen  fid)  in  aJHpräucfjen 

153 


fo  feljr  gefallen,  unb  bafj  man  nid)t  leidet  ein  Mittel  gelten  läfct,  moburd) 
ba$  Übel  bon  ©runb  au§  gehoben  mürbe.   (Ziemer.  1631.) 

Mißfallen.  Sßenn  mir  eine  <Sad)e  mißfällt,  fo  laff  idj  fie  liegen  ober  madje 
fie  beffer.   (SKajimen  unb  Reflexionen.) 

'Mftgunft.  Sa§  ift  in  ber  28elt  nun  einmal  nid)t  anber§,  leiner  gönnt  bent 
anbern  feine  Sßorgüge,  üon  melier  9lrt  fie  aud)  feien  unb  ba  er  fie 
it)rtt  ntcJ)t  neunten  fann,  fo  berlleinert  er  ober  leugnet  fie  ober  fagt  gar 
baZ  ©egenteil.  (SJeniefje  alfo,  ma§  bir  baZ  ©lud  gegönnt  fyat  unb  toa§ 
bu  bir  ermorben  Ijaft  unb  fucfye  bir'§  ju  ertjalten.  2ßir  mollen  in  unferer 
Siebe  berfyarren  unb  un§  immer  fnabber  unb  beffer  einrichten,  bamit 
mir  nad)  unferer  (Sinne§meife  leben  fönnen,  ofyne  un§  um  anbere  §u 
belümmern.   (Sin  ©fjriftiane  ü.  ©oetfye.  1808.) 

SRifjgunft  unb  $ajj.  SOtt&gunft  unb  £afj  befdjränfen  ben  Sßeobad)ter  auf 
bie  Dberflädje,  felbft  menn  ©djarffinn  fid)  %u  üjnen  gefeilt;  berfcfymiftert 
fid)  biefer  hingegen  mit  Sßotjlmollen  unb  Siebe,  fo  burd)bringt  er  bie 
SSelt  unb  ben  9ttenfdjen,  ja,  er  tann  fyoffen,  jum  9lllerl)öd)ften  §u  ge= 
langen.   (SJlarjmen  unb  Reflexionen.) 

SSRipeiraten.  &  gibt  ben  9ftenfd)en  nid)t§  mel)r  §u  reben,  afö  menn  ein* 
mal  eine  §eirai  gefd)iet)t,  bie  fie  nad)  it)rer  2lrt  eine  Sftifjfyeirat  nennen 
fönnen,  unb  bod)  finb  bie  Sttifjljeiraten  biet  gemötjnlidjer  al§  bie  §ei* 
raten;  benn  e§  fiel)t  leiber  nad)  einer  rurjen  ßeit  mit  ben  meiften  Sßet= 
binbungen  f  et)r  mipd)  au§.  Sie  SSermif d)ung  ber  ©tänbe burd)  heiraten 
oerbienen  nur  infofern  SJii^eiraten  genannt  %u  merben,  al§  ber  eine 
Seil  an  ber  angebornen,  angemo^nten  unb  gleicfjfam  notmenbig  ge= 
morbenen  (Sfiften^  be§  anbern  feinen  Seil  nehmen  lann.  Sie  ber* 
fd)iebenen  klaffen  Ijaben  berfcrjiebene  £eben§meifen,  bie  fie  nicrjt  mit* 
einanber  teilen  noch,  bermedjfeln  !önnen  unb  ba$  ift'§,  marum  Serbin* 
bungen  biefer  9lrt  beffer  nicrjt  gefctjloffen  merben;  aber9lu§nat)men,  unb 
red)t  glüdlidje  9lu3nat)men  finb  möglid).  (Sßiltielm  9fteifter§  Sefyrjatjre.) 

ÜBHfjberftefyen.  9äemanb  mürbe  biel  in  ©efellfdjaften  fbredjen,  menn  er 
fid)  bemüht  märe,  mie  oft  er  bie  anbern  mifjberftetjt !  (SBatjlbermanbt* 
fdjaften.) 

SRt&mollen,  ttnjnfrtebcn^ett.  3öa§  mir  in  un§  nähren,  baZ  mäd)ft;  baä 
ift  ein  emige§  üftaturgefefc.  ©§  gibt  ein  Organ  be§  9JäJ3mollen3,  ber 
Unäufriebenr)eit  in  un§,  mie  e§  eines  ber  Dbbofition,  ber  3meifelfud)t 
gibt.  %e  m&)x  t™  tf)m  ^aljrung  jufüljren,  e3  üben,  befto  mächtiger 
mirb  e§,  bi§  e§  fid)  ^ule^t  au§  einem  Organ  in  ein  franft)afte§  @e* 
fd)mür  ummanbelt  unb  berberblid)  um  fid)  frifjt,  alle  guten  (Säfte  auf* 
3et)renb  unb  anftedenb.  Sann  fe&t  fid)  Reue,  Sßormurf  unb  anbere 
Slbfurbität  baran',  mir  merben  ungerecht  gegen  anbere  unb  gegen  un§ 
felbft.    Sie  greube  am  fremben  unb  eigenen  ©elingen  unb  SBoll* 

154 


bringen  gefjt  berloren;  au§  $Ber§toeiflung  fucrjen  toir  §ule£t  ben  ©runb 
aüe§  Übefö  aujjer  un£,  ftatt  e§  in  unferer  SSerfe^rtt)eit  $u  finben.  2Jian 
neunte  boeb,  ieben  Sfttenfcfjen,  jebe§  ©reigni§  in  feinem  eigentlichen 
«Sinne,  get)e  au§  fidt)  tjeraug,  um  befto  freier  lieber  bei  fict)  eingufetjren. 
(0.  MIer.  1823.) 

SRi&toonen,  ttn$ufrieben!}eit.  ©uter  SBille  ift  bie  befte  Slugenfalbe,  9Jcifc 
roollen  ift  eine  falfcf)c  ©rille,  toelctje  bie  ©egenftänbe  entftellt  unb  bie 
©efjfraft  berbibt.  (2ln  $otf)0.  1830.) 

äRigtoollenbe  unb  SKifjtättge.  2)er  9ftenfd)  tjat  nur  altguferjr  Urfacrje, 
fief)  bor  ben  Sttenfctjen  ju  fdjütjen.  2)er  Sftifjtoolfenben  gibt  e§  gar 
Diele,  ber  ÜJttifjtätigen  nict)t  toenige,  unb  um  ^u  leben,  roie  ficb/§  gehört, 
ift  nidjt  genug,  immer  roob^utun.    (SESilrjelm  9Mfter§  SSanberjatjre.) 

9RttemJ)fmben.  9hir  infofern  mir  mitembfinben,  fjaben  roir  öljre,  bon  einer 
(Sadje  §u  reben.   (SBerttjer.) 

—  Sxeue  ift  nidjt  ba§  einzige  (SrforbemiS  $u  einem  greunbe. 
SBarum  mären  greunbe  fo  feiten?  ©inen  treuen  £fteunb  gefunben 
tjaben,  Reifet  einen  efjrlictjen  9ftann  gefunben  fjaben,  unb  bie  gibt'S, 
fage  ber  2Jäfantrjrobe  toa§  er  roitl.  Slber  ©mbfinbung  ift  fein  SBerf 
großer,  guter  ©runbfä^e,  t)erbei  I)at  fie  feiner  btjilofobtjiert,  fcjintoeg 
bie  meiften.  (Sie  ift  feine  SBirfung  eine§  guten  ^per^enS,  ein  £er§ 
fann  recfjtfctjaffen  füllen,  unb  bodj  falt  fein.  SBer  einem  falten  §erjen 
toarme§  Slenb  bertraut,  ift  ein  £or,  roie  ein  Siebfyaber,  ber  am  S8ad)e 
in^SdjUfflag^ba^i^n,  ftatt  i^njubebauer^au^ifc^t.CStnSBe^rtfcf). 1767.) 

3KitIebenbe,  f.  ©rieetjentum. 

SRttteilung.  (Sieb,  mitzuteilen,  ift  Statur;  9WitgeteiÜe§  aufzunehmen,  roie 
e§  gegeben  h)irb,  ift  SBilbung.  (SBa^loerroanbtfc^aften.) 

—  SBeitnlfe,  Erinnerung,  SBiberfpructj,  f.  Söiffenfdjaft. 
SRttteilmtg  unb  SSijfen,  f.  SBiffen. 

—  f.  2lu§fpracb,e. 

SRittel  mtb  ^toerf.  SBie  fdjroer  ift  e§,  ba%  ber  Sttenfcf)  redjt  abroäge,  mag 
man  aufopfern  mufj  gegen  ba§,  roa§  ju  geroinnen  ift!  roie  ferner, 
ben  ftmed  $u  toollen  unb  bie  Sftittel  nicfcjt  §u  berfdmxär)en!  Sßiete  ber* 
toed)fem  gar  bie  ÜJttirtel  unb  ben  gtoeef,  erfreuen  fidt)  an  jenen,  ofjne 
biefen  im  Sluge  §u  behalten.  3ebe3  Übel  foll  an  ber  (Stelle  geseilt 
roerben,  too  e3  §um  Sßorfcrjein  fommt,  unb  man  befümmert  fidt)  nietjt 
um  jenen  Sßunft,  roo  e§  eigentlich  feinen  Urfbrung  nimmt,  rootjer  e§ 
roirft.  2>e§toegen  ift  e§  fo  fetyroer,  fftat  gu  bflegen,  befonberS  mit  ber 
ÜJftenge,  bie  im  ^äglidgen  gan§  berftänbig  ift,  aber  feiten  weiter  fietjt 
al§  auf  morgen.  Äommt  nun  gar  bagu,  bafj  ber  eine  bei  einer  gemein* 
famen  SInftalt  geroinnen,  ber  anbere  oerlieren  foll,  ba  ift  mit  $ergleict) 
nun  gar  nicf)t§  auszurichten.   (SBab.Ioerroanbtfctjaften.) 

155 


Stttttel  Uttb  3taetf.  £>ie  Sftenfcljen  toetben  on  fid)  unb  anbeten  irre,  tueit 
fie  bie  Mittel  afö  fttoed  bezaubern,  ba  bann  bot  lautet  Sätigfeit  gat 
nid)t§  gef<f)iet)t,  obet  bielleidjt  gat  ba§  SSibettoättige.  (9J£a£imen 
unb  Reflexionen.) 

—  f.  ßtoecf  u.  bittet 

iWttttclmäfjtgtcit.  fein  Sßunbet,  baß  mit  um!  alle  metjt  obet  toeniget 
int  Mittelmäßigen  gefallen,  toeil  e§  un§  in  Rulje  läßt;  e§  gibt  ba§  be= 
fjaglidje  @efüt)l,  al§  wenn  man  mit  feine§gleid)en  umginge.  (SCRajimen 
unb  Reflexionen.) 

—  (5§  gibt  leinen  gtößetn  Stoft  füt  bie  Sttittelmäßigfeit,  afö  bafc  ba§ 
©enie  nicfyt  unftetblid)  fei.   (Söafylbettoanbtfdjaften.) 

SRittdftrojje.  $n  nid)t§  toäte  bie  Sftittelfttaße  bielteidjt  toünfcfyenStüettet 

al§  im  Sßetttauen  unb  Sßetfdjtoeigen  gegen  bie,  bie  toit  lieben.  (2ßal)l= 

bettoanbtfcb,aften.) 
9ßöglidje§  unb  Unmögliches.   Söie  fonbetbat  ift  e§,  ba$  bem  Hftenfdien 

nid)t  allein  fo  manc£)e§  Unmögliche,  fonbetn  aud)  fo  mand)e§  9Jiög* 

lidje  betfagt  ift.   (SSitfyelm  9fteiftet§  Seljtja'fyte.) 

—  S)en  lieb  id),  btt  Unmögliches  begehrt,  ($auft  II.) 
üfllöglidjfeitett  im  Wcnfrfjcn.   $on  bem  getingften  tietifdjen  Jpanbtoetl^ 

ttiebe  bi§  jut  ^öctjften  9lu§übung  bet  geiftigften  fünft,  bom  Sollen 
unb  $audj)äen  be§  f inbe§  bi§  gut  ttefflidjften  $ußetung  be§  Rebnet§ 
unb  (Sänget^,  bom  etften  Söalgen  bet  Shtaben  bi§  gu  ben  ungefyeuten 
9lnftalten,  toobutd)  Sänbet  etljalten  unb  etobett  toetben,  bom  Ieid£)teften 
Sotjftoollen  unb  bet  flüdjtigften  Siebe  bi§  ju  bet  fyeftigften  Seiben* 
fdjaft  unb  §um  etnfteften  S3unbe,  bon  bem  teinften  ©efüfyl  bet  finn» 
lictjen  ©egentoatt  bi3  ju  ben  leifeften  Sltjnungen  unb  Hoffnungen  bet 
entfetnteften  geiftigen  gulunft,  afte§  baZ  unb  toeit  met)t  liegt  im  Stten* 
fct)en  unb  muß  au§gebilbet  toetben:  abet  nicijt  in  einem,  fonbetn  in 
bieten.  (SBiftjelm  9tteiftet§  Se^tja^te.) 
^oljammebantömnö.  Sie  mofyammebanifdje  Religion,  3Jit)tl)oIogie,  (Sitte, 
geben  Raum  einet  ^oefie,  toie  fie  meinen  3at)ten  $iemt.  Unbebingtes? 
(Stgeben  in  ben  unetgtünblicljen  SBillen  ©otte§,  leitetet  Übetblid  be§ 
betoeglidjen,  immet  ftei§*  unb  fbitalattig  toiebetfetjtenben  ©tbe* 
tteiben§,  Siebe,  Neigung  gwifdjen  gtoei  SSelten  fdjtoebenb,  alle§ 
Reale  geläutett,  fid)  ftymbolifcf)  auflöfenb.  28a§  toilt  bet  ©toßbaba 
weitet.   (2ln  Bettet.  1820.) 

—  f.  aud)  Sflam. 

ÜJRoment.  $d)  f)abe  gefunben,  bafc  alle  toitflicl)  llugen  ülftenfcfyen,  mef)t  obet 
toeniget,  hättet  obet  gtöbet,  batauf  fommen  unb  beftetjen:  baß  bet 
SJioment  alle§  ift,  unb  baß  bet  Sßotpg  eine§  betnünftigen  3ttenfcb,en 
nut  batin  befiele,  fiel)  fo  $u  bettagen,  ba^  fein  Seben,  infofetn  e§  bon 

156 


ifym  abtjängt,  bie  möglid)fte  SD^affe  bon  bernünftigen  glüdflidjen 
Momenten  enthalte,   (3talienifd)e  fReife.). 

SRonardjte  unb  $etnoftatte,  f.  £fürft  u.  SSot!. 

3Rono§,  f.  Seben. 

9Rom3mu§.  2Ber  ba3  £öd)fte  toiH,  mufc  ba3  ©ange  motten;  toer  bom 
©eifte  Ijanbelt,  mufj  bie  Statur,  toer  bon  bet  Statut  f^ridjt,  mufj  ben 
©eift  borau§fe$en  ober  im  ftitten  mitberftefyen.  2)er  ©ebanfe  läftt 
fid)  nidjt  bom  ©ebadjten,  ber  SSitte  nid)t  bom  SBetoegten  trennen! 
(9lnnaten.) 

—  SSem  e§  nid)t  gu  ftobfe  toitt,  bafj  ©eift  unb  Sftaterie,  (Seele  unb  Äörber, 
©ebanfe  unb  2tu3bef)mmg,  ober  (toie  ein  neuerer  grangofe  fid)  genialifd) 
au§brüdt)  SSitte  unb  SBetoegung  bie  nottoenbigen  2)obbeungrebiengien 
be§  Uniberfum3  toaren,  finb  unb  fein  werben,  bie  beibe  gleidje  9ledfc)te 
für  ficf)  forbern  unb  belegen  beibe  gufammen  toofyl  al§  ©tettbertreter 
®otte§  angefefyen  werben  lönnen  —  toer  gu  biefer  SBorftettung  fidt) 
nictjt  ergeben  fann,  ber  tjätte  ba§>  S)enlen  längft  aufgeben,  unb  auf 
gemeinen  äSeltttatfct)  feine  Sage  berwenben  fotten.  ($n  (£.  b.  Knebel. 
1812.) 

—  Sitte  SBirfungen,  bon  weldjjer  Slrt  fie  aud)  feien,  bie  wir  in  ber  (5rfat)rung 
bemerfen,  Rängen  auf  bie  ftetigfte  SSeife  gufammen,  geben  ineinanber 
über;  —  bom  ßtegelftein,  ber  bem  2)ad)  entftürgt,  big  gum  teucrjtenben 
©eifte§blid,  ber  bir  aufgebt  unb  ben  bu  mitteüft,  reiben  fie  fid)  an* 
einanber.  Sßir  berfudjen  e§  au§gufbred)en:  $ufättig,  9fted)anifd), 
$f)bfifd),  (5f)emifd),  Drganifd),  ^fbdnfd),  ®tljif4  Religiös,  ©enial. 
(3ur  %axbtnlet)xe.) 

—  f.  Sttteinfjeit. 
Wonumente,  f.  Sßere^rung. 

Floxal  unb  *Mtattjd)ammg.  $ljm  fyaben  bie  Sftaturwiffenfctjaften  ge= 
mangelt,  unb  mit  htm  bifjctjen  äftoral  allein  läfjt  fid)  bod)  feine  grofje 
Mtanfid)t  faffen.   (Über  Sacobi.   b.  Butler.  1825.) 

SRotal,  Strenge  ber,  f.  Unnatur. 

ÜKRoralifdje  (Styodjen,  f.  ©bödmen,  moralifdje. 

Wovalifrfjc  (Srjäfjlungen.  SJhtr  biejenige  ©räafjlung  berbient  moraftfdj 
genannt  gu  werben,  bie  un§  geigt,  bafj  ber  SJienfd)  in  fid)  eine  Äraft 
Ijabe,  au§  Überzeugung  eine§  SBeffem  felbft  gegen  feine  Neigung  §u 
fjanbem.   (Unierrjaltungen  beutfdjer  2lu§gewanberten.) 

SRotattfdje  Kultur  unb  Smnlidjfeit,  f.  Kultur  u.  ©. 

Woraltiriic  Sdjtoäfcer. 

SBie  fie  mit  ifyrer  reinen  Sttoral  un§,  bie  ©djmufcigen,  quälen! 

$reittd),  ber  groben  Sftatur  bürfen  fie  gar  nid)t  bertraun! 

S3i§  in  bie  ©eifterwett  muffen  fie  flietjn,  bem  £ier  gu  entlaufen, 

157 


menfd)licf)  fönnen  fie  fetbft  aurf)  nidjt  bo§  2Jcenftf)lid)fte  tun. 
Ratten  fie  fein  ©eroiffen,  unb  f^xärfje  bie  $flid)t  nicfyt  fo  fjeilig, 
roatjrlicrj,  fie  blünberten  fetbft  in  ber  Umarmung  bie  Söraut. 

(Tabulae  votivae.) 
9RoraU§wtt§,  f.  9lntimorali3mu3. 
3RorgCttfIci§. 

9111er  gleiß,  b«  mcmnlitf)  fd)ä|en§roertefte, 

ift  morgenblict);  nur  er  geroäfjri  bem  ganzen  Sag 

Sftafjrung,  23et)agen,  müber  (Stunben  $ollgenuß.    ($anbora.) 
9Roft  unb  Sßein. 

SBenn  fid)  ber  SCRoft  aurf)  ganj  abfurb  gebärbet, 

e§  gibt  j$ule|t  bod)  nocrj  'n  SSein.    ($auft  II.) 
9Rpe  beä  Sefeenä. 

S)e§  Sebenä  M)e 

let)rt  un§  allein  be§  Seben§  (Güter  fd)ä£en.  (Saffo.) 
SÄfinblid)  unb  fdjtifttidj.  Über  bie  roidjtigften  Angelegenheiten  be§  ©e* 
ffirjfö  rt)ie  ber  Vernunft,  ber  ©rfarjrung  roie  be§  0iac^benfen§  foll  man 
nur  münblicfj  berfjanbeln.  S)a§  au§gefbrodj)ene  SBort  ift  fogleidj  tot, 
roenn  e§  nicfjt  burd)  ein  folgenbe§,  bem  ipörer  gemäße^  am  Seben 
ermatten  roirb.  Sttan  merte  nur  auf  ein  gefeltige§  ©efbräd)!  ©elangt 
t)aZ  SSort  nicfjt  fcrjon  tot  $u  bem  £örer,  fo  ermorbet  er  e§  alfogleid) 
burd)  SBiberf^rud^,  SSeftimmen,  S3ebtngen,  5lblen!en,  Sibfbringen,  unb 
roie  bie  taufenbfältigen  Unarten  be§  Unterhaltend  aud)  rjeißen  mögen. 
Sftit  bem  ©efdjriebenen  ift  e§  nod)  fcfjlimmer.  Sftiemanb  mag  lefen  al§ 
ba§,  rooran  er  fcrjon  einigermaßen  geroöfynt  ift;  ba$  Söetannte,  ba$ 
©etoolmte  bertangt  er  unter  beränberter  gorm.  ®ocfc)  tjat  i>a§  ©e= 
fdjriebene  ben  Sßorteil,  ba$  e§  bauert  unb  bie  $eit  abroarten  fann, 
roo  itmt  ju  roirfen  gegönnt  ift.  (SJcajimen  unb  ^Reflexionen.) 
9Rufe  unb  geben.  SBie  fdjroer  ift  e§,  bem  Satente  jeber  91rt  unb  jebe§ 
@rabe§  begreiflief)  $u  maetjen,  baß  bie  SJhtfe  ba§  Seben  ^hmr  gern  be* 
gleitet,  aber  e§  feine§roeg§  §u  leiten  öerftet)t.  SSenn  mir  beim  (Eintritt 
in  ba&  tätige  unb  fräftige,  mitunter  unerfreuliche  Seben,  too  h)ir  un§ 
alle,  roie  roir  finb,  al§  abhängig  bon  einem  großen  ©an§en  embfinben 
muffen,  alle  früheren  Sräume,  SBünfdje,  Hoffnungen  unb  bie  Söerjag* 
lictjfeiten  früherer  9ftärd)en  gurüelforbern,  "Da  entfernt  fid)  bie  SDZufe 
unb  fud)t  bie  ©efellfdjaft  be3  tjeiter  ©ntfagenben,  fid)  leicht  SBieber* 
l)erftellenben  auf,  ber  jeber  ^afyreSgeit  etroa§  abjugetoinnen  weiß, 
ber  ©i§bal)n  roie  bem  Sftof engarten  bie  gehörige  %t\t  gönnt,  feine 
eignen  Seiben  befd)rotd)tigt  unb  um  fid)  t)er  red)t  emfig  forfd)t,  roo  er 
irgenbein  Seiben  gu  linbern,  greube  %u  förbern  (Gelegenheit  finbet. 

Steine  Safyxe  trennen  i^n  fobann  bon  ben  ijolben  (Göttinnen,  bie, 

158 


tuetm  fie  fid)  ber  befangenen  Unfcrmlb  erfreuen,  audj  ber  umfidjtigen 
ttugljeit  gerne  §ur  (Seite  flehen,  bort  boJ  fyoffnungSbotle  SBerben  im 
Äeim  begünftigen,  tjier  eine§  Sßollenbeten  in  feiner  gangen  (Sntnndtung 
fid)  freuen.  ttnb  fo  fei  mir  erlaubt,  biefe  Jper§en§ergieJ3ung  mit  einem 
9teimtoort  ju  fdjliefjen: 

Jüngling,  merle  bir  in  3eiten, 

too  fid)  ©eift  unb  (Sinn  erf)öt)t: 

bafj  bie  9ftufe  &u  begleiten, 

bodj  §u  leiten  nid)t  berftefjt. 

(2ßot)lgemeinte  ©rtuiberung.) 
äRnfj.   2)a^  Sttufc  ift  Ijart,  aber  beim  9ftufj  !ann  ber  2flenfd)  allein  geigen, 
tbie'3  inmenbig  mit  iljm  ftetjt.    Sßillfürlid)  leben  lann  jeber.    (Sin 
trofft.  1781.) 

—  „28er  miß,  ber  mu&!"  unb  id)  farjre  fort:  mer  einfielt,  ber  »ÖL  Unb 
fo  mären  mir  mieber  im  Greife  baljin  gelangt,  mo  mir  ausgingen: 
bafj  nämlirf)  man  au§  Überzeugung  muffen  muffe.  (9ln  ßelter.  1826.) 

—  Über  ein  2)ing  wirb  Diel  geblaubert, 
oiel  beraten  unb  lange  gezaubert, 
unb  enblid)  gibt  ein  böfe§  Sftufj 

ber  <3ad)e  mibrig  ben  Söefdjlufj.   (©bri<$mörttid).) 
9Rüfetögong,  f.  Sätigfeit. 

3Rut.  3)er  2Kut  üerlernt  fid)  ntd)t,  mie  er  fidt>  nid)t  lernt,  ©lud  mad)t  2Jhit. 
(©ö£  bon  93ertid)tngett.) 

—  SQhit  unb  93efd)eibenl)eit  finb  bie  ungmeibeutigften  Sugenben;  benn 
fie  finb  üon  ber  2lrt,  bafj  §eud)elei  fie  niagt  nacgafymen  lann;  audj 
fyaben  fie  bie  ©igenfd)aft  gemein,  fid)  beibe  burd)  biefelbe  ^arbe  au§* 
jubrüden.   (Sftarnnen  unb  Reflexionen.) 

—  SBer  ©efatjr  unb  Xob  nid)t  fdgeut, 
ift  iperr  ber  6rbe,  iperr  ber  ©eifter; 
ma§  aud9  fid)  gegenfefct  unb  braut, 

er  bleibt  gule|t  allein  ber  SKeifter.  (6bimenibe3  ©rmadjen.) 
SRuttermürbe.  6§  ift  nid)t§  reijenber,  als  eine  Sttutter  gu  fel)en  mit  einem 
Äinbe  auf  bem  5trme,  unb  nid)t£  eljrmürbiger,  al§  eine  Sftutter  unter 
bieten  tinbern.  (SSitgelm  2fteifter§  £el)rjal)re.) 
SRtjftif.  Stile  Sfttojiif  ift  ein  Sxanfeenbieren  unb  ein  5tblofen  bon  irgetu> 
einem  ©egenfianbe,  ben  man  hinter  fidj  gu  laffen  glaubt.  %t  größer 
unb  bebeutenber  baäjenige  mar,  bem  man  abfagt,  befto  reifer  finb 
bie  ^robuftionen  be§  9flt»ftifer§.   (SKarimen  unb  Reflexionen.) 

—  eine  unreife  *ßoefie,  eine  unreife  ^ilofobgie.  (9Jiarjmenu.  Reflexionen.) 

—  ©in  geiftreidjer  SJiann  fagte,  bie  neuere  SDtyftif  fei  bie  3)ialeftif  be§ 
£er§en§  unb  beSmegen  mitunter  fo  erftaunenämert  unb  berfütjrerifd), 

159 


meil  fie  2)inge  $ur  ©bradje  bringe,  $u  benen  ber  Sättenfcl)  auf  bem  ge* 
möt)nlid)en  SBerftanb§=,  $Bermmft§=  unb  Religion§mege  nic^t  gelangen 
mürbe.  SBer  fid)  ÜDhtt  nnb  traft  glaube,  fie  §u  ftubieren,  oljne  fid)  be= 
täuben  j^u  laffen,  ber  möge  fid)  in  biefe  Jpöljle  be§  £robl)onio§  ber* 
fenfen,  jebod)  auf  feine  eigene  ©efafjr.  (Harunen  unb  Reflexionen.) 

ÜDtyftiji§mu§.  Über  ben  £>ang  ber  neuen  $eit  gum  9ftüftiäi3mu§,  meil 
man  babei  meniger  grünblid)  }tt  lernen  Ijabe.   (b.  Sttüller.  1825.) 

«ötyfterien.  3m  ^inftern  finb  2ttbfterien  ju  £au§.   ($auft  II.) 

—  in  *ßt)ilofobt)ieunb  Religion,  f.  $obularbl)ilofo.bt)ie. 

Waitjaljmnua,.  S)ie  Radjaljmung  ift  un§  angeboren,  btö  Radföualjmenbe 
mirb  nid)t  leidet  erlannt.   (äßilfjelm  2Mfter§  Seljrjaljre.) 

—  2)ie  2ftenfd)en  finb  nun  einmal  fo,  haft  jeber,  ma§  er  tun  fiet)t,  lieber 
felbft  bornafyme,  er  Ijabe  nun  ©efcfjid  bap  ober  nid)t.  (3)id)tung  unb 
2Bal)rt)eit.) 

Wafijgicutgtett,  f  alf  dje.  (S§  ift  eine  falfdjeRadjgiebigfeit  gegen  bieäftenge, 
menn  man  ilmen  bie  (Smbfmbungen  erregt,  bie  fie  Ijaben  mollen,  unb 
nid)t,  bie  fie  fjaben  follen.   (SSilt)elm  2fteifter§  Sefyrjaljre.) 

sJ{ari)üla|)bcrn. 

SSte  fommt'3,  bafj  man  an  jebem  Drte 

fobiel  ©ute§,  fobiel  3)umme§  l)ört? 

bie  güngften  mieb erholen  ber  $lteften  SSorte 

unb  glauben,  bafc  eZ  ifynen  angehört.    (SSeftöftlidjer  SDiban.) 

Marfjruljm.  ©3  ift  eine  nidjt  genug  getannte  unb  geübte  $olitif,  bafj 
jeber,  ber  auf  einigen  Rad)rul)m  Slnfbrud)  madjt,  feine  ßeitgenoffen 
gmingen  foll,  alle§  ma§  fie  gegen  ü)n  in  petto  tjaben,  üon  fid)  §u  geben. 
2)en  ©inbrud  babon  bertiigt  er  burd)  ©egenmart,  Seben  unb  SSirfen 
jebergeit  roieber.  28a§  ljalf§  manchem  befdjeibnen,  berbienftbollen 
unb  tlugen  9ttann,  ben  idj  überlebt  t)abe,  bafj  er  burd)  unglaubliche 
Radjgiebigfeit,  Untätigleit,  @crmteid)elei  unb  Rüden  unb  Quit^t* 
legen,  einen  leiblichen  Ruf  zeitlebens  erhielt?  ©leid)  nadt)  bem  £obe 
fifct  ber  2lbbo!at  be§  Seufefö  neben  bem  Seidmam,  unb  ber  ©ngel, 
ber  ü)m  SSiberbart  galten  foll,  mactjt  gemölmtid)  eine  Üäglidje  ©e» 
bärbe.   (2ln  ©djiller.    1796.) 

SRädjftenliefee  unb  gernftenliefce,  f.  §au§frömmig!eit,  9lltrui§mu§,  @goi§* 
mu§. 

Wafyt  unb  Xämmciung,  f.  (Sonnenaufgang. 

9ladjttoanblertfd)e§  «Sdjaffen,  f.  (Schaffen, 

fltadtljett.  S)er  9flenfct)  oljne  §ülle  ift  eigentlich)  ber  äftenfd).  S)em  Reinen 
ift  alle§  rein,  marum  nicfyt  bie  unmittelbare  Slbfidjt  ©otte§  in  ber 
Ratur?  Slber  bom  ^atyrljunbert  !ann  man  bie§  nid)t  berlangen,  olme 

160 


Feigenblätter  unb  Sierfelfe  !ommt  e§  nitf)t  au§;  unb  ba§  ift  nodf)  üiel 

ju  roenig.   (SBifrjetm  2Jieifter§  SBanberjafjre.) 
Napoleon,  j.  SDlenfcfyen,  au&erorbentftcfye. 
Narren.  2Jiit  Spanen  fidf»  beloben, 

ba$  lommt  jule^t  bem  Teufel  felbft  ju  (Sd)aben.    (gauft  II.) 

—  Unter  allem  3)ieb§gefinbel  finb  bie  Darren  bie  fdt)limmften,  fie  rauben 
eudf)  beibe§,  3eit  unb  (Stimmung.   (SKarjmen  unb  Reflexionen.) 

—  2>rei  Älaffen  oon  Darren:  bie  3Mnner  au§  <r>odt)mut,  bie  SMbdjen  au§ 
Siebe,  bie  grauen  au§  ©iferfudt)t.  (Sttarimen  unb  Reflexionen.) 

Nationale  (Sia,enf}eiten.  2ftan  roirft  ben  englänbern  bor,  bafj  fie  ü)ren 
Seefeffel  überall  mitführen  unb  fogar  bi§  auf  ben  $tna  fjtnauffcrjleWen; 
aber  t)at  nicfjt  jebe  Nation  if)ren  Seeieffet,  roorin  fie,  felbft  auf  Reifen, 
itjre  öom  Jpaufe  mitgebrachten  getroefneten  Sfräuterbünbel  aufbraut? 
(Untergattungen  beutftfjer  5Iu§geroanberter.) 
Nationalismus,  f.  3nternationali§mu§. 

Watux.  Sftatur!  SBir  finb  bon  ifjr  umgeben  unb  umfdjtungen  —  unöer- 
mögenb,  au§  trjr  rjerauSjurreten,  unb  unöermögenb,  tiefer  in  fie  rjinein« 
jufommen.  Ungebeten  unb  ungeroarnt  nimmt  fie  un§  in  ben  $rei§» 
lauf  if)re§  %an%t$  auf  unb  treibt  fidt)  mit  uns  fort,  bi§  mir  ermübet  finb 
unb  itjrem  91rme  entfallen. 

(Sie  fdjafft  eroig  neue  ©eftalten;  roaS  ba  ift,  roar  nodj'nie;  roaS 
toar,  fommt  nierjt  roieber  —  alle§  ift  neu  unb  bodt)  immer  t>a§  Sllte. 

SBir  leben  mitten  in  ir)t  unb  finb  itjr  fremb.  (Sie  föridt)t  unauf- 
f)örlid)  mit  un§  unb  öerrät  un§  il)r  ©erjeimniS  nicfjt.  SBir  roirfen  be= 
ftänbig  auf  fie  unb  fjaben  bodt)  !eine  ©eroalt  über  fie. 

(Sie  fdt)eint  alle§  auf  ^nbiüibualität  angelegt  §u  fyahen  unb  madjt 
fidt)  nidt)t§  au§  ben  ^nbiüibuen.  (Sie  baut  immer  unb  gerftört  immer, 
unb  ifjre  Sßerfftätte  ift  unjugängtidt). 

(Sie  lebt  in  lauter  Sftnbern;  unb  bie  ÜDhttter,  roo  ift  fie?  —  (Sie  ift 
bie  einzige  Äünftlerin:  au§  bem  fimpelften  (Stoffe  ju  ben  größten 
tontraften;  ofjne  (Schein  ber  Slnftrengung  ju  ber  größten  Sßoltenbung  — 
jur  genaueften  S3eftimmtf)eit,  immer  mit  etroa§  3Beidt)em  überwogen. 
$ebe§  ifjrer  Sßerfe  tjat  ein  eigenes  SBefen,  jebe  iljrer  ©rfdjeinungen 
ben  ifolierteften  Segriff,  unb  bodt)  madtjt  atle§  SinS  au§. 

(Sie  fpiett  ein  <Sdt)aufpiel;  ob  fie  e§  felbft  fiel)t,  roiffen  mir  nidjt,  unb 
bodt)  fpielt  fie'§  für  un§,  bie  roir  in  ber  (ScEe  fielen. 

63  ift  ein  eroigeä  Seben,  SBerben  unb  S3eroegen  in  itjr,  unb  bodt) 
rütft  fie  nidt)t  roeiter.  Sie  üerroanbelt  fidt)  eroig,  unb  ift  lein  Moment 
(Stitfefietjen  in  ir)r.  %üx§  SSleiben  f)at  fie  feinen  SSegriff,  unb  ü)ren 
gludt)  fjat  fie  an§  (Stitleftetjen  gelängt,  «Sie  ift  feft.  Sfjr  Srirt  ift  ge- 
meffen,  itjre  3Iu§nat)men  feiten,  il)re  ©efe£e  unroanbelbar. 

®oettje-2cjifon  11 

161 


©ebadjt  t)at  fie  unb  finnt  beftänbig;  ober  nidE)t  at§  ein  Uftenfd), 
fonbem  atö  Statut,  ©ie  t>at  fid)  einen  eigenen  allumfaffenben  (Sinn 
borbefyalten,  ben  iljr  nientanb  abmerlen  lann. 

2)ie  Sftenf  d)en  finb  all  in  it)r  unb  fie  in  allen.  Sttit  allen  treibt  fte 
ein  freunblid)e§  Spiel  unb  freut  fid),  je  met)r  man  ü)r  abgewinnt.  (Sie 
treibt'S  mit  bieten  fo  im  Verborgenen,  baß  fie'§  $u  ©übe  fbiett,  elje  fie'S 
merten. 

9ludj  ba§  Unnatürtidjfte  ift  Sftatur.  Sßer  fie  nid)t  atlentljalben  fiet)t, 
fietjt  fie  nirgenbwo  redjt. 

©ie  liebt  fid)  felber  unb  tjaftet  ewig  mit  5lugen  unb  bergen  otjne 
$al)l  an  fid)  felbft.  ©ie  t)at  fid)  au§einanbergefe&t,  um  fid)  felbft  $u  ge- 
nießen, ^mmer  läßt  fie  neue  ©enießer  erwadjfen,  unerfättlirf),  fid)  mit* 
zuteilen. 

(Sie  freut  fid)  an  ber  ^llufion.  28er  biefe  in  fid)  unb  anbern  3er* 
ftört,  ben  ftraft  fie  al§  ber  ftrengfte  Strjrann.  SBer  it)r  jutraulid)  folgt, 
ben  brüdt  fie  wie  ein  ®inb  an  tt>r  £>er&. 

$fjre  SHnber  finb  ol>ne  $aty.  deinem  ift  fie  überall  farg,  aber  fie 
t)at  ßieblinge,  an  bie  fie  biel  berfd)Wenbet  unb  benen  fie  biet  auf* 
obfert.   51n§  ©roße  t)at  fie  irjren  ©dju|  gelnübft. 

©ie  fbrifct  iljre  ©efcfjötofe  au§  bem  9Hd)t§  fyerbor  unb  fagt  iljnen  nid)t, 
wotjer  fie  !ommen  unb  wol)in  fie  gefyen.  ©ie  follen  nur  laufen.  2)ie 
Söalm  lennt  fie. 

(Sie  r)at  wenige  Sriebfebern,  aber  nie  abgenu^te,  immer  wirffam, 
immer  mannigfaltig. 

8t)r  ©djaufbiet  ift  immer  neu,  weil  fie  immer  neue  3u[^)au^ 
fdjafft.  Seben  ift  iljre  fdjönfte  ©rfinbung,  unb  ber  Stob  ift  it)r  ®unft* 
griff,  biel  Seben  $u  t)aben. 

©ie  tjüllt  ben  ÜDtenfdjen  in  Smmbffjeit  ein  unb  fbornt  it)n  ewig  pm 
£id)te.  ©ie  mad)t  mad}t  it>n  abhängig  jur  @rbe,  trag  unb  fdjwer  unb 
fdjüttett  itjn  immer  wieber  auf. 

©ie  gibt  93ebürfniffe,  roeil  fie  Bewegung  liebt.  SSunber,  ba$  fie 
alle  biefe  Bewegungen  mit  fo  wenigem  erreidjt.  $ebe§  S3ebürfnt§  ift 
il)r  Sßoljttat.  ©djnell  befriebigt,  fdjnell  wieber  erwadjfenb.  ©iebt  fie 
ein§  meljr,  fo  ift'3  ein  neuer  Duell  ber  Suft,  aber  fie  fommt  balb  in§ 
©Ieid)gewidjt. 

©ie  fe|t  alle  Slugenblide  pm  längeften  Sauf  an  unb  ift  alle  klugen* 
blicfe  am  $iel.  ©ie  ift  bie  ©itelfeit  felbft;  aber  nidjt  für  un§,  benen  fie 
fid)  §ur  größten  2Bid)tigfeit  gemadjl  t>at. 

©ie  läßt  jebe3  SHnb  an  fid)  lünfteln,  jeben  £oren  über  fid)  ridjten, 
taufenb  ftumbf  über  fid)  l)inget)en  unb  nid)t§  feljen  unb  t)at  an  allen  i^re 
greube  unb  finbet  bei  allen  iljre  9ted)nung. 


162 


9Jton  gefjordjt  if)ren  ©efefcen,  audj  wenn  man  iljnen  wiberftrebt; 
man  wirft  mit  iljr,  audj  wenn  man  gegen  fie  mitten  will. 

©ie  madjt  alles,  waS  fie  gibt,  jur  28of)Itat;  benn  fie  macfjt  eS  etft 
unentbefjrtid).  ©ie  fäumet,  bafj  man  fie  öertange;  fie  eilet,  ba%  man  fie 
nid)t  fatt  werbe. 

©ie  fjat  leine  ©pradje  nod)  Sftebe;  aber  fie  fdjafft  3unÖen  un0 
&erjen,  burdj  bie  fie  füf)li  unb  fpridjt. 

3tjre  ftrone  ift  bie  Siebe.  9htr  burdj  fie  fommt  man  iljr  natje.  ©ie 
madjt  Ätüfte  awifdjen  allen  SBefen,  unb  alles  Witt  fidj  öerfdjtingen. 
©ie  tjat  alles  ifotieret,-  um  alles  jufammenäujie^en.  $urd)  ein  paar 
3üge  aus  bem  93ed)er  ber  Siebe  tjätt  fie  für  ein  Seben  doli  2ftütje 
fd)abtoS. 

©ie  ift  alles,  ©ie  belohnt  fid)  fetbft  unb  beftraft  fidj  fetbft,  erfreut 
unb  quält  fid)  fetbft.  ©ie  ift  rauf)  unb  geünbe,  tiebtidt)  unb  fctjredtid), 
fraftloS  unb  allgewaltig.  9flleS  ift  immer  ba  in  iljr.  SBergangenljeit 
unb  Sw^f1  *ettnt  fa  n^:-  ©egenwart  ift  iljr  ©wigfeit.  ©ie  ift  gütig. 
$<fy  greife  fie  mit  allen  il)ren  SBerfen.  ©ie  ift  weife  unb  ftill.  ÜDian 
reifet  iljr  feine  ©rftärung  öom  Seibe,  trufct  it)r  fein  ©efdjenf  ah,  baS  fie 
ntdjt  freiwillig  gibt,  ©ie  ift  liftig,  aber  §u  gutem  Biete,  unb  am  beften 
ifi'S,  ifjre  Sift  nidjt  ju  merfen. 

©ie  ift  ganj,  unb  bod)  immer  unbollenbet.  ©o  wie  fie'S  treibt, 
fann  fie'S  immer  treiben.  3eoem  erfdjeint  fie  in  einer  eigenen 
©eftatt.  ©ie  tterbirgt  fid)  in  taufenb  Warnen  unb  Sermen  unb  ift 
immer  biefelbe. 

©ie  f)at  midj  Ijereingeftettt,  fie  wirb  midj  audj  t)erauSfüt)ren.  $6) 
oertraue  midj  iljr.  ©ie  mag  mit  mir  fdjalten.  ©ie  wirb  iljr  SBerf  nidjt 

Raffen.  3$  fPra^9  nidjt  ö°k  üJr-  9teto/  ^^  ^a^1  $  un0  lüa§  fa*fä)  ift 
alles  t)at  fie  gefprodjen.  91IteS  ift  itjre  ©djulb,  alles  ift  itjr  SJerbienft. 
(Fragment  über  bie  $atur.  1781/82.) 
Statut,  greubig  war,  öor  oielen  3a^rcn/ 

eifrig  fo  ber  ©eift  beftrebt, 

§u  erforfcfjen,  §u  erfahren, 

wie  Sftatur  im  ©djaffen  lebt. 

Unb  eS  ift  baS  ewig  ©ine, 

baS  fidj  öielf ad)  offenbart; 

flein  baS  ©rofee,  grofe  baS  steine, 

alles  nadfj  ber  eignen  Slrt. 

Smmer  wed)fetnb,  feft  fid)  Ijatienb, 

nal)  unb  fern  unb  fern  unb  nat); 

fo  geftaltenb,  umgeftattenb  — 

$um  ©rftaunen  bin  idj  ba.   (^arabafe.) 

11* 

163 


ÜRatttr.    «Stet),  fo  ift  Statur  ein  Sßufy  lebenbig, 

unberftanben,  bocfj  nidjt  unberftänblid).   (©enbfdjreiben.) 

—  2flein  alter,  burd)  ©rfafyrung  beftärtte  ©laube:  bajj  bie  Statur  fein 
©ef)eimni§  tjabe,  ma§  fie  nidjt  irgenbtoo  bem  aufmerffamen  Söeobacrjter 
narft  bor  bie  Slugen  ftellt.   (SInnalen.  1790.) 

—  ©el)eimni§boll  am  listen  Sag 

läfjt  fid)  Statur  be§  ©djIeierS  nicfjt  berauben, 
unb  tua§  fie  beinern  ©eift  nid)t  offenbaren  mag, 
i>tö  gtDtngft  bu  ib,r  nicfyt  ab  mit  Rebeln  nnb  mit  (Schrauben. 

(Sauft  I.) 

—  Unfere  ganje  Stufmerffamfeit  mu|  aber  barauf  gerietet  fein,  ber 
Statur  ir)t  »erfahren  abjulaufcrjen,  bamit  toir  fie  burd)  gtoängenbe 
Sßorfdjriften  nictjt  hnberfüenftig  machen,  aber  un3  bagegen  aud)  burd) 
itjre  Sßillfür  nic£)t  bom  Qwed  entfernen  laffen.  ($ur  23otanif.) 

—  ©.  ftellte  ben  @runbfa|j  auf,  ba£j  bie  Statur  gelegentlich,  unb  gleictjfam 
loiber  SBillen  manches  bon  itjren  ©etjeimniffen  au3blaubere.  ©efagt 
fei  alle§  irgenb  einmal,  nur  nid)t  auf  ber  nämlictjen  ©teile,  too  toir 
e§  bermuteten;  ttrir  muffen  e§  eben  t)ier  unb  ba  au§  allen  SSinleln, 
mo  fie  e§  t)abe  fallen  laffen,  gufammenfudjen.  2)atjer  ba§>  SRätfefljafte, 
©ibt)llinifd)e,  Unjufammentjängenbe  in  unferer  Staturbetracrjtuttg.  ©ie 
fei  ein  93ucrj  bon  bem  unge^euerften,  feltfamften  ^nt)alte,  tuobon  man 
aber  annehmen  fönne,  bafj  gar  biele  Blätter  beSfelben  auf  bem  Jupiter, 
auf  bem  Uranu§  unb  anberen  Planeten  ^erftreut  umherlägen.  3U 
einem  ©an^en  §u  gelangen  fei  fdjtoer,  too  nicfjt  böllig  unmöglich).  2ln 
biefer  Stufgabe  müßten  aber  barum  alle  ©rjfteme  fdjeitern.    Cj$atl) 

—  S)a  alles  in  ber  Statur,  befonber§  aber  bie  allgemeinern  Gräfte  unb 
(Slemente,  in  einer  ewigen  SBirlung  unb  ©egentturtung  finb,  fo  lann 
man  bon  einem  jeben  $t)änomene  fagen,  bajj  e§  mit  unwilligen  anbern 
in  SBerbinbung  ftefye,  toie  tuir  bon  einem  freifdjmebenben  leudjtenben 
fünfte  fagen,  bafj  er  feine  ©trafen  nad)  allen  ©eiten  au§fenbe. 
(S)er  »erfud)  al§  »ermittler  bon  Dbjelt  u.  ©ubfeft.  1792.) 

—  %n  °ßr  lebenbigen  Statur  gefd)iet)t  nidjt§,  tua§  nicfjt  in  einer  SSerbinbung 
mit  bem  ©an^en  ftefye,  unb  tuenn  un§  bie  Erfahrungen  nur  ifoliert 
erfdjeinen,  toenn  mir  bie  Sßerfudje  nur  afö  ifolierte  $afta  an^ufetjen 
Ijaben,  fo  tuirb  baburd)  nicrjt  gefagt,  baft  fie  ifoliert  feien,  e§  ift  nur  bie 
grage:  tuie  finben  toir  bie  Sßerbinbung  biefer  ^änomene,  biefer 
Gegebenheiten?   (2>er  »erfud).  1792.) 

—  ©3  wirb  fotoeit  lommen,  bafj  bie  med)anifd)e  unb  atomiftifdje  Sßorftel* 
lungSart  in  guten  Äöbfen  ganj  berbrängt  unb  alle  $f)änome  al§  bona* 
mtfd)  unb  djemifd)  erfdjeinen  unb  fo  ba§  göttliche  Seben  ber  Statur 
immer  mefyr  betätigen  werben.  (Sagebud).  1812.) 

164 


Statur.  2Bir  fef)en  in  ber  Sftatur  nie  etroa§  afö  (5ingelf)eit,  fonbern  tt)ir  fernen 
afle§  in  Sßerbinbung  mit  ettua3  anberem,  bn§  t»or  ifym,  neben  ifjm, 
hinter  itjtn,  unter  itjm  unb  über  ü)m  fid)  befinbet. 

@§  ift  in  ber  Statur  nid)t§  fdjön,  roa§  nitf)t  naturgefefctict)  aU  roatjr 
motibiert  märe.  2)amit  aber  jene  9?aturtt»af)rfjeit  aud)  im  93itbe  mafjr 
erfdjeine,  fo  mufe  fie  burd)  Jpinftettung  ber  einroirfenben  2)inge  be* 
grünbet  merben.   (Leiermann.  1826.) 

—  ©o  flauet  mit  befdjeibnem  93licE, 
ber  emigen  SSeberin  SReifterftücE, 
roie  ein  Sritt  taufenb  gäben  regt, 

bie  <5d)ifffein  hinüber,  fjerüber  fdjiefjen, 

bie  gäben  fid)  begegnenb  fliegen, 

ein  ©cfjtag  taufenb  SSerbinbungen  fd)lägt, 

ba3  fjat  fie  nid)t  jufammengebetteti, 

fie  rjat'3  bon  (Sroigfeii  angebettelt, 

bamit  ber  eroige  SJieiftermann 

getroft  btn  (Sinfcfjtag  roerfen  fann.   (5tntepirrt)ema.) 

—  9ftüffet  im  Sßaturbetradjten 
immer  ein§  roie  alles  acrjten; 
nidjtS  ift  brinnen,  nid)t§  ift  braufjen, 
benn  roa§  innen,  ba§  ift  aufjen. 

©o  ergreifet  otme  (Säumnis 

rjeüig  öffentftd)  ©erjeimniS.   ((Spirrrjema.) 

—  „3n§  innere  ber  Statur  — " 
D  bu  ^rjilifter!  — 

„bringt  fein  erfdjaffner  ©eift." 

m$  unb  ©efdjmifter 

mögt  ifjr  an  foIdjeS  SBort 

nur  nidjt  erinnern. 

SSir  beulen:  Drt  für  Drt 

finb  mir  im  ^nnern. 

„©lüdfetig,  roem  fie  nur 

bie  äußere  ©cfjate  roeift!" 

baZ  fjör'  tdt)  fedföig  3arJre  roieberfjolen, 

id)  fluche  brauf,  aber  üerftofyten; 

fage  mir  taufenb,  taufenb  SÖiale: 

5IÜe3  gibt  fie  reidjlid)  unb  gern; 

•Karur  fjat  meber  Äem  nod)  ©crjale, 

2IHe3  ift  fie  mit  einem  Sftale. 

2)id)  prüfe  bu  nur  allermeift, 

ob  bu  ®em  ober  (Schale  Reifet. 

165 


„2Bir  lernten  bid),  bu  ©cfyalf! 

%u  madjft  nur  ^Soffen; 

bor  unfrer  9lafe  bocb, 

ift  biel  berfdjloffen." 

3t)r  folget  fatfct)er  ©pur, 

benft  nidjt,  roir  fetten! 

3ft  nicfjt  ber  tern  ber  9iatur 

äRenfd)en  im  ^erjen?  (©Ott  unb  Seit.) 
9lotur.  $>ie  Sftatur  roirft  nad)  eroigen,  notroenbigen,  bergeftalt  göttlicrjen  ©e* 
fefcen,  bafc  bie  ©ott^eit  felbft  baran  nid)t§  änbern  lönnte.  ile  SJlenfdjen 
finb  hierin  unberoufjt  bolltommen  einig.  2Kan  bebente,  roie  eine 
^aturerfdjeinung,  bie  auf  SBerftanb,  Vernunft,  ja  aud)  nur  auf  Sßiltfür 
beutet,  un§  ©rftaunen,  ja  @ntfe£en  bringt.   ($)id)tung  unb  9Bal)rrjeit.) 

—  Sßacfj  meiner  Meinung  erilärt  b  i  e  5Borftetlung3art  eigentlich  nid)t§, 
bie  ber  Statur  einen  menfcl)lid)en  SSerftanb  unterlegt  unb  biefe  erhabene 
SJhttter  lebenbige  SBefen  auf  eben  bie  2lrt  fjerborbringen  läfjt,  roie  roir 
Junten  fabrizieren,  Äugeln  gießen  unb  $ulber  bereiten,  um  enblid)  einen 
©dntfj  §u  er§roeden.  ©iefe  SBorftellung^art,  roie  alle,  bie  ifjr  äfjnlid)  finb, 
füt)rt  un§,  meines  93ebünfen§,  oor  bem  roaljren  SBeg  ber  $l)t)fiologie  ab; 
benn  roie  tonnen  roir  bie  Seile  eine§  organifierten  2Befen§  unb  il)re  3ßir= 
Jungen  entroideln  unb  begreifen,  roenn  roir  e3  nidjt  ate  ein  burcfj  fid)  unb 
um  fein  felbft  roilten  beftetjenbeS  &an^  beobachten ?(2tn93atf d).  1794.) 

—  2)a3  ©cr^roierige  bei  ber  Statur  ift,  ba§  %t\t%  aud)  ha  gu  feljen,  roo  e§ 
fidc)  un3  berbirgt,  unb  fiel)  nict)t  burefj  ©rfdj  einungen  irre  machen  gu 
laffen,  bie  unfern  ©innen  roiberfbredjen.  S)enn  e§  roiberforidjt  in  ber 
Sftatur  manches  unfern  ©innen  unb  ift  bod)  roarjr.  (födermann.  1831.) 

—  55ie  9?atur  treibt  il)r  freies  ©piel  unb  lümmert  fiel)  roenig  um  bie  bon 
befd)ränften  SKenfdjen  gemalten  £räd)er.   (©dermann.  1827.) 

—  Sie  ^Ratur  fpielt  immerfort  mit  ber  Sttannigfaltigfeit  ber  einzelnen  ©r* 
fdgeinungen,  aber  e3  tommt  barauf  an,  fiel)  baburdj  nidjt  irren  gu 
laffen,  bie  allgemeine  ftetige  Siegel  gu  abftral)ieren,  nad)  ber  fie  fjanbelt. 
(b.  Füller.  1832.) 

—  93ei  Betrachtung  ber  Sftatur  im  großen  roie  im  flehten  l)ab'  id)  unau§* 
gefegt  bie  grage  geftetlt:  ift  e3  ber  ©egenftanb  ober  bift  bu  e§,  ber  fiefj 
rjier  au§fOrid)t?  SDlan  braucht  nicfjt  alles  felbft  gefetjen  unb  erlebt  §u 
Ijaben;  roillft  bu  aber  bem  anbern  unb  feinen  S)arftellungen  bertrauen, 
fo  bente,  ba^  bu  e§  nun  mit  breien  §u  tun  t)aft:  mit  bem  ©egenftanbe 
unb  §roei  ©ubjeften.   (Sftarmten  unb  Steflerjonen.) 

—  ©eroöfjne  biet)  an§  freie  9lnfd»auen  ber  9iatur!  fie  roirb  bir  immer 
ernftljafte  SBetradjtungen  erroeden,  unb  bie  ©djönljeit  ber  Äunft  möge 
bie  Gümpfinbungen  ^eiligen,  bie  barauS  entfielen,  (ßur  ®unft.) 

166 


9Jotut.  $aj3  un§  bie  Setradjtung  ber  9?atur  gum  S)en!en  aufforbert,  bajj  un§ 
i^re  gülle  mancherlei  SKettmben  abnötigt,  um  fie  nur  einigermaßen 
tjanbtjaben  ju  fönnen,  barüber  ift  man  überhaupt  morjl  einig;  bafj  aber 
beim  2lnfdt)auen  ber  Statur  ^been  getuetft  merben,  benen  mir  eine  gleiche 
©eroipeit  al3  ü)r  felbft,  ja  eine  größere  gufcfjreiben,  üon  benen  mir 
un§  bürfen  leiten  laffen,  forootjt  menn  mir  fuctjen,  al§  wenn  mir  baZQbt* 
funbene  orbnen,  barüber  fdjjeint  man  nur  in  einem  Heinern  Quid 
ficf)  ju  berfterjen.   (91n  Jpeinrict)  ©teffenS.  1801.) 

—  9fte  mar  Sftatur  unb  it)r  lebenbigeS  fließen 
auf  Xag  unb  fßacr)t  unb  ©tunben  angemiefen. 
©ie  bilbet  regelnb  feglidje  ©eftalt, 

unb  felbfi  im  ©rofjen  ift  e§  nicfit  ©emalt.   (gauft  II.) 

—  5)ie  Statur  fann  ju  allem,  roa§  fie  macrjen  mill,  nur  in  einer  §0*9e 
gelangen,  ©ie  mactjt  feine  (Sprünge.  «Sie  lönnte  3.  $8.  fein  $ferb 
marfjen,  menn  nictjt  alle  übrigen  Siere  Daraufgingen,  auf  benen  fie 
mie  auf  einer  Seiter  bi§  $ur  ©truftur  be§  $ferbe§  t)eranfteigt.  ©0  ift 
immer  eine§  um  alle§,  alle§  um  eine§  millen  baf  meil  ja  eben  bciZ  (Sine 
auct)  \)aZ  SllteS  ift.  2)ie  ^iarur,  fo  mannigfaltig  fie  erfdjeint,  ift  boct) 
immer  ein  ©ine£,  eine  ©intjeit,  unb  fo  mufe,  menn  fie  fidj  teilmeife 
manifeftiert,  alle§  übrige  biefem  jur  ©runbtage  bienen,  biefeS  in  bem 
übrigen  3u[Qmmenr)ang  fya&en.   (SRiemer.  1807.) 

—  sJiatürIid)  ©bftem:  ein  miberfbredjenber  SluSbrud.  35ie  9latur  Imt 
fein  ©bjtem;  fie  b,at,  fie  ift  Seben  unb  $olge  au§  einem  unbefannten 
ßentrum,  §u  einer  nidt)t  erfennbaren  ©ren§e.  (Probleme.) 

—  2)ie  Statur  ift  biel  liftiger  unb  erfinbfamer  im  ©uten  mie  im  Sööfen 
al§  mir  armen  9Kenfd)enfinber,  unb  menn  ©alomo  ber  SBeife  fbridjt: 
9teue3  unter  ber  ©onne  gibt  e§  nidjt,  fo  beroeift  ba§,  bafj  ber  roeife 
tönig  fein  Staturforfdjer  war.   (görfter.  1829.) 

—  Unfütjlenb 

ift  bie  Statur: 

e3  leuchtet  bie  ©onne 

über  SSöfe  unb  ®ute, 

unb  bem  S5erbred)er 

glänzen,  mie  bem  SBeften, 

ber  2Jionb  unb  bie  ©terne. 

SSinb  unb  ©tröme, 

Bonner  unb  §agel 

rauften  ifjren  SSeg, 

unb  ergreifen, 

oorübereilenb, 

einen  um  ben  anbern.   (S)a§  ©öttlidje.) 

167 


9lotur.  Dbgleid)  bie  Statut  einen  beftimmten  ©tat  t)at,  bon  bem  fie  groed* 
mäfng  itjte  ausgaben  befreitet,  fo  gefyt  bie  einnähme  bod)  nid)t  fo 
genau  in  ber  2Iu§gabe  auf,  bafj  nidjt  etwas  übrig  bliebe,  weldjeS  fie 
gleicfjfam  gur  $ierbe  berwenbet.   (Ziemer.  1806.) 

—  $erfälfd)t  ift  alles,  waS  uns  bon  ber  SRatur  trennt,  (ftalf.  1809.) 

—  Sic  Statur  I)at  nur  eine  ©djrift.   (2Bitt)elm  SfteifterS  3Banberjat)re.) 

—  Sie  tonfequeng  ber  9latur  tröftet  fdjön  über  bie  ^ttfcwfequeng  ber 
2Kenfd)en.   (2ln  Knebel.  1785.) 

—  £)t)ne  meine  Semürmngen  in  ben  Sßaturwiffenfdjaften  r)ätte  icfj  bie 
Sttenfdjen  nie  fennen  gelernt  wie  fie  finb.  $n  alten  anberen  Singen 
lann  man  bem  reinen  Stuf  trauen  unb  Senten,  ben  Sntümern  ber 
(Sinne  Wie  beS  SßerftanbeS,  ben  (£fyarafterfd)Wäd)en  unb  Warfen  nicfjt 
fo  nadjlotntnen,  eS  ift  alles  metjr  ober  weniger  biegfam  unb  fcfywanlenb 
unb  lögt  alles  meb^r  ober  weniger  mit  fidj  tjanbeln;  aber  bie  Statur 
üerftet)t  gar  leinen  <&pa%  fie  ift  immer  warjr,  immer  ernft,  immer 
ftrenge,  fie  tjat  immer  redjt  unb  bie  geiler  unb  Sertürner  finb  immer 
beS  2Jienfd)en;  ben  Unzulänglichen  berfd)mät)t  fie  unb  nur  bem  3us 
länglict)en,  2Bar)ren  unb  deinen  ergibt  fie  fidj  unb  offenbart  iljm  it)re 
©efeimniffe.   (ßdermann.  1829.) 

—  Sßie  bod)  bie  tlare  9Jatur  fo  reinlid)  unb  frieblid)  ausfielt  unb  ben  ©in» 
brud  berietet,  als  wenn  gar  nictjtS  SBiberwärtigeS  in  ber  Sßett  fein 
lönne;  unb  wenn  man  bann  wieber  in  bie  SJcenfdjenwolmung  §urüd* 
ler)rt,  fie  fei  rjod)  ober  niebrig,  weit  ober  eng,  fo  gibt'S  immer  etwas  gu 
fämbfen,  ju  ftreiten,  ju  fdjlidjten  unb  guredjt  §u  legen,    (hobelte.) 

~  SBenn  ber  ÜDienfd),  mit  feinen  natürlichen  Gräften  nid)t  aufrieben, 
etwas  33effereS  almet,  etwas  JpöfjereS  begehrt;  toenn  er  fid)  eine  un= 
berwüftlidje  ©efunbtjeit,  ein  bauertjafteS  Seben,  einen  unerfcfjöbf* 
lidjen  9teid)tum,  bie  Neigung  ber  HJienfdjen,  ben  ©et)orfam  ber  Siere, 
ja  fogar  ©ewalt  über  ©lemente  unb  ©eifter  ftufenweife  gu  berfdjaffen 
beult  —  fo  lann  eS  nidjt  otme  tiefe  Kenntnis  ber  9latur  gefd)et)en. 

—  ©rofjen  San!  berbient  bie  Statur,  ba^  fie  in  bie  (Sjifteng  eines  jeben 
lebenbigen  SßefenS  and)  fobiel  §eilungStraft  gelegt  t)at,  bafj  eS  fid), 
roenn  eS  an  bem  einen  ober  bem  anbern  6nbe  jerriffen  wirb,  felbft 
wieber  gufammenfliden  lann;  unb  waS  finb  bie  taufenbfättigen  Re- 
ligionen anberS  als  taufenbfad)e  ^ufterungen  biefer  §eilungStraft. 
(Sin  Sabater.  1782.) 

—  21llgegenwärt'ger  Mfam 
allrjeilenber  Sftatur.   (Slblet  unb  Saube.) 

—  $ragt  nidt)t  ben  28ib  erhall  eurer  $reu§gänge,  nidjt  euer  ber* 
moberteS  Pergament,  nidjt  eure  berfdjränlten  ©rillen  unb  Sßerorb* 

168 


nungen  —  fragt  bie  Sftatur  unb  euer  §erj,  fte  roirb  eud)  lehren,  bor  roa§ 
if)r  gu  [Räubern  f)abt,  fie  toirb  eitd)  mit  bem  ftrengften  ginger  jeigen, 
vorüber  fie  einig  nnb  umoib erruf lief)  ifjren  glucf)  au§fbrid)t.  (Sefyt  bie 
Sitten  an:  entf bringt  nid)t  ©arte  unb  ©attin  auf  einem  (Stengel? 
berbinbet  beibe  nict)t  bie  Söfume,  bie  beibe  gebar,  unb  ift  bie  Sitte  nicfjt 
ba§  93ilb  ber  Unfdmlb,  unb  ift  ifjre  gefcf)tbifterlicfje  Bereinigung  nicf)t 
fruchtbar?  SBenn  bie  9catur  berabfdjeut,  fo  fpricfjt  fie  e§  laut  au§; 
ba§  ©efdjöbf,  ba§  nicfjt  fein  foll,  fann  nicfjt  roerben,  btö  @efcf)öbf, 
ba§  falfcf)  lebt,  toirb  früf)  jerftört.  unfrudjtbarfeit,  fümmerlicf)e§ 
Safein,  früfföeitigeS  3erfaIIenr  ba§  finb  ü)re  glücke,  bie  tennseid^en 
icjrer  (Strenge.  9hir  burcf)  unmittelbare  folgen  ftraft  fie.  55a!  ferjt 
um  eucf)  fjer,  unb  toa§  berboten,  roa§  berflucf)t  ift,  toirb  eucf)  in  bie 
Slugen  fallen,  gn  ber  (Stille  be3  Mofterä  unb  im  ©eräufcfje  ber  SBelt 
finb  taufenb  ^anblungen  geheiligt  unb  geehrt,  auf  benen  if)r  glud)  ruf)t. 
Stuf  bequemen  Sttüfeiggang  fo  gut  al§  überftrengte  Arbeit,  auf  SBillfür 
unb  Überfluß  toie  auf  9lot  unb  Mangel  fiet)t  fie  mit  traurigen  Slugen 
nieber,  äur  aftäfjigfeit  ruft  fie,  toaljr  finb  alle  ü)re  SBerfjältniffe  unb 
rutjig  alle  itjre  SSirfungen.  (SBilljelm  2fleifter§  £ef)rjaf)re.) 
9iatut.  2Bie  tl  bor  alten  Qtxttxi,  ta  bie  ÜUcenfdjen  an  ber  Srbe  lagen,  eine 
33of)Itat  roar,  ifjnen  audj  ben  §immel  gu  beuten,  unb  fie  auf§  ©eifrige 
aufmerffam  gu  macfjen,  fo  ift'§  jefct  eine  größere,  fie  nacf)  ber  ©rbe 
jurücfjufüljren  unb  bie  ßlaftijität  ibrer  angefeffelten  Ballons  ein  roenig 
ju  berminbern.   (31n  fnebel.  1784.) 

—  SBlofc  bie  Sßaturtoiffenfcrjaften  laffen  ficf)  braftifcf)  machen  unb  baburdj 
tbofjltätig  für  bie  aJcenfcfjbeit.  2>ie  abftraften,  bie  $f)ilofobf)ie  unb 
$f)ilologie,  führen,  roenn  fie  metabbbfifcf)  finb,  in3  Slbfurbe  ber  2ftön* 
euerer  unb  (Sdjolafiit;  finb  fie  fjiftorifcf),  in  bciZ  Sftebolutionäre  ber  SBelt» 
unb  <Staat§berbefferung.   (9tiemer.  1804.) 

—  gd)  bin  nun  einmal  einer  ber  ßp&efifdjen  ©olbfcfjmiebe,  ber  fein  ganjeS 
Seben  im  Slnfdjauen  unb  Slnftaunen  unb  Sßererjrung  be§  tounber* 
roürbigen  Sembefö  ber  ©öttin  unb  in  Sftacfjbilbung  itjrer  geb,eimni§= 
bollen  ©eftaltung  jugebracfjt  bat,  unb  bem  e§  unmöglich  eine  angenefjme 
©mbfinbung  erregen  fann,  toenn  irgenbein  2tboftel  feinen  ÜUtttbürgem 
einen  anberen  unb  noeb,  ba$u  formlofen  ©ott  aufbringen  roill.  (9ln 
%.  §.  Sacobi.  1812.) 

^aturerienntni«,  f.  Slntf)robomorbb,i§mug;  auef)  ÜUcoral. 

Wattn  unb  ®eift. 

sftatur  unb  ©eift  —  fo  fbricfjt  man  nid)t  §u  Triften, 

be^balb  berbrennt  man  Sltfjeiften, 

weil  folcfje  Sieben  tjöägft  gefäf)rficf)  finb. 

169 


ftatur  ift  ©ünbe,  ©eift  ift  teufet, 
fie  fyegen  gmifct)en  fidj  ben  Smeifet, 
ü)r  mifjgeftattet  3tt>itterrinb.   ($auft  II.) 
9tatur  unb  ftuttft. 

•Katut  unb  fünft,  fie  fdjehten  fid)  $u  fliegen 

unb  fyaben  fiel),  et)'  man  e§  bentt,  gefunben; 

ber  SSibermilfe  ift  auct)  mir  üerfcfjmunben, 

unb  beibe  fdjeinen  gteidj)  mid)  angugierjen. 

©3  gilt  tüofy  nur  ein  rebtid)e§  S3emüt)en! 

Unb  wenn  mir  erft,  in  abgemefjnen  ©tunben, 

mit  ©eift  unb  $leifj  un§  an  bie  fünft  gebunben, 

mag  frei  Sftatur  im  ^ergen  mieber  glüfyen. 

©o  ift'§  mit  alter  Sötlbung  aud)  befdjaffen. 

S3ergeben§  merben  ungebunbne  ©eifter 

nad)  ber  Sßoltenbung  reiner  Jpötje  ftreben. 

SBer  ©rofjeS  milt,  mufj  fid)  gufammenraffen. 

3n  ber  33efct)ränfung  geigt  fid)  erft  ber  SJleifter, 

unb  btö  ©efe£  nur  !ann  un§  $reit)eit  geben.  (S8a§  mir  bringen.) 

—  9Ba§  un§  allein  jum  magren  ©emtf;  be§  (3d)önen  bilben  fann,  ift  ba$f 
moburct)  ba§  @d)öne  felbft  entftanb:  ruhige  S8etrad)tung  ber  9iatur 
unb  fünft  aU  eine§  einigen  großen  ©angen.  ®enn  mal  bie  Sßormeli 
fyerüorgebrad)t,  ift  nun  mit  ber  9latur  öerbunben  unb  (5in§  gemorben, 
unb  foll  mit  ü)r  bereint  tjarmonifd)  auf  un§  mirfen.  (ßur  fünft.) 

—  2Sem  bie  Statur  iljr  offenbares  ©efjeimni§  $u  enthüllen  anfängt, 
ber  embfinbet  eine  unmiberftepd)e  <Sefmfuct)t  nad)  üjrer  mürbigften 
s2tu§tegerin,  ber  fünft.   (SJiarjmen  unb  Sfteflerjonen.) 

—  $)er  unenbticfje  Sfteig  ber  Sftatur  tjat  alle  mat)rf)aft  großen  f  ünftter  ju 
unfterbticfjen  SSerlen  befähigt,  inbem  er  fie  auf§  innigfte  ergriff:  eben* 
fo  empfinbet  aud)  jeber  Saie  in  gtüdtidjen  21ugenbliden  ben  3auber 
ber  Statur,  aber  otme  §unäd)ft  feine  Urfadje  $u  öerfte^en.  ^n  biefe 
bringt  jebod)  ber  fünftler  ein:  er  lernt  erfennen,  bafj  bie  (Erhebung 
ber  (Seele  auf  bem  ©efüt)f  ber  Harmonie  in  ber  Statur  beruht,  ober 
bafj,  umgeletjrt,  bie  atte§  umfaffenbe  Harmonie  ber  -Katar  ba&  tieffte 
fcfjöpferifd)e©efiu)tim  berftänbni§bollenSJcenfct)en  au§löft.  (ßur  fünft.) 

—  SBäre  e§  nun  alfo  aud)  mat)r,  bafj  bie  fünfte  pr  Sßerf  d)önerung  ber  3)inge 
um  un§  mirten,  fo  ift'3  bod)  fatfd),  bafj  fie  e§  nad)  bem  Söeifbiete  ber 
Statur  tun. 

SBa§  mir  üon  9tatur  fetjen,  ift  fraft,  bie  fraft  üerf klingt;  mdt)t§ 
gegenmärtig,  atte§  borübergefjenb,  taufenb  f eime  gertreten,  jeben 
Slugenbtitf  taufenb  geboren,  grofj  unb  bebeutenb,  mannigfaltig  ins 
Unenbtidje;  fdjön  unb  fjäfjlid),  gut  unb  bö§,  alle§  mit  gleichem  9ted)te 

170 


neben  einanber  erjftierenb.  Unb  bie  ftunft  ift  gerabe  ba§  Sßiberfpiel: 
fie  entfpringt  au3  ben  $8emüb,ungen  be3  ^nbiüibuumg,  fid)  gegen  bie 
jerftörenbe  Sraft  be§  ©angen  ^u  erhalten.  ©d)on  haä  £ier  burd)  feine 
Shmfttriebe  f Reibet,  üerhja^rt  fid);  ber  Sftenfd)  burd)  alle  ßuftänbe  be= 
feftigt  fid)  gegen  bie  Sftatur,  ifyre  taufenbfadje  Übel  %u  oermeiben  unb 
nur  ba%  äftafc  üon  ©utem  ju  genießen;  bis  e3  iljm  enblid)  gelingt,  bie 
3irfulation  oller  [einer  roatjr*  unb  gemalten  Söebürfniff  e  in  einen  <ßalaft 
einäufdjliefien,  fofern  es"  möglid)  ift,  alle  jerftreute  @d)önb,eit  unb  ©lud» 
feligleit  in  feine  gläferne  dauern  ju  bannen,  mo  er  benn  immer 
roeidjer  unb  meiner  tüirb,  ben  gruben  be3  ^örüers"  greuben  ber  (Seele 
fubftituiert,  unb  feine  Gräfte,  bon  leiner  SSiberioärtigfeit  jum  Statur* 
gebraute  aufgefüannt  in  Sugenb,  Sßofjltätigfeit,  (Smüfinbfamleit 
äerfliefjen.  (3ur  tunft.) 
»otur  unb  Äunft,  f.  ßunji  u.  9totur;  Statur  u.  2Jkifter  aß  ßetjrer. 
Satire  unb  SRcttjri).  SBenn  ber  gur  lebhaften  93eobad)tung  aufgeforberte 
9Jienfd)  mit  ber  Statur  einen  ®amüf  gu  befielen  anfängt,  fo  füljlt  er 
juerft  einen  Ungeheuern  Srieb,  bie  ©egenfiänbe  fiel)  §u  unterwerfen. 
($§  bauert  aber  nid)t  lange,  fo  bringen  fie  bergeftalt  gewaltig  auf  ib,n 
ein,  bafj  er  tuolji  füljli,  wie  feljr  er  Urfad)e  b,at,  aud)  iljre  9Jtodjt  anju» 
erfennen  unb  iljre  ©intuirrung  311  üerefyren.  Äaum  überzeugt  er  fid) 
üon  biefem  toedjfelfeitigen  ©influfi,  fo  wirb  er  ein  boüüelt  Unenblidjes" 
gewahr:  an  ben  ©egenftänben  bie  Sftannigfaltigfeit  be§  ©eins"  unb 
2ßerben§  unb  ber  fid)  lebenbig  burdjfreujenben  $erl)ältniffe,  an  fid) 
felbft  aber  bie  2ftöglid)!eit  einer  unenblid)en  Slu§bilbung,  inbem  er 
feine  (Smüfänglidjfeii  foroor)!  afö  fein  Urteil  immer  gu  neuen  formen 
bes"  51ufneb,men§  unb  ©egentuirfens"  gefdjidt  madjt.  (3ur  2Korpl)ologie.) 
—       ©rljabner  ©eift,  bu  gabft  mir,  gabft  mir  alle§, 

worum  id)  bat.   S)u  fyafi  mir  nid)t  umfonft 

bein  Slngeficrjt  im  geuer  §ugetuenbet. 

©abft  mir  bie  t)errlid)e  Statur  gum  ftönigreid), 

ftraft,  fie  ju  füllen,  $u  genießen.   Sftdjt 

lalt  jiaunenber  93efudj  erlaubft  bu  nur, 

oergönneft  mir,  in  it)re  tiefe  Söruft 

wie  in  ben  Söufen  eine§  $reunb£  au  fdjauen. 

2>u  füljrft  bie  SReitje  ber  Sebenbigen 

üor  mir  oorbei  unb  lefytft  mid)  meine  Vorüber 

im  füllen  Söufd),  in  £uft  unb  SBaffer  fennen. 

Unb  wenn  ber  ©türm  im  SBalbe  brauft  unb  fnarrt, 

bie  3ftiefenfid)te  ftürjenb  Sftadjbaräfte 

unb  9Jad)barftämme  quetfdjenb^nieberftreift, 

unb  ib,ren  %a\\  bumüf  l)ot)i  ber  §ügel  bomtert, 

171 


bann  füfyrft  bu  mid)  jur  fidjern  £>öf)le,  jeigfi 
mid)  bann  mir  felbft,  unb  meiner  eignen  SBruft 
geheime  tiefe  SBunber  öffnen  fid). 
Unb  fteigt  bor  meinem  Solid  ber  reine  Sftonb 
befönftigenb  herüber,  fdjtoeben  mir 
oon  gelfentoänben,  au§  bem  feudjten  Söufdj, 
ber  SBortuelt  filberne  ©efialten  auf, 
unb  ünbem  ber  Söetradjtung  flrenge  Suft.    (gauft  I.) 
9iatutforfd)er.   Unter  benen,  meldje  bie  -iftaturtüiffenfdjaften  bearbeiten, 
laffen  ficr)  borgüglid)  jtoeierlei  Strien  bon  9ftenfd)en  bemerlen. 

2)ie  erften,  genial,  brobuftib  unb  getoaltfam,  bringen  eine  SBelt 
au§  fid)  felbft  Ijerbor,  otjne  biel  §u  fragen,  ob  fie  mit  ber  roirfftdjen 
übereinlommen  roerbe.   ©elingt  e§,  tafa  ba§jenige,  ttm§  fid)  in  ü)nen 
entmidett,  mit  ben  $been  be§  28eltgeifte§  äufammentrifft,  fo  merben 
2Baf)rf)eiten  befannt,  toobor  bie  9Jienfd)en  erftaunen  unb  toofür  fie 
^at)rt)unberte  lang  ban!bar  gu  fein  Urfadje  fyaben.  ©ntfbringt  aber  in 
fo  einer  tüchtigen,  genialen  Statur  irgenbein  2Saf)nbilb,  ba§  in  ber 
allgemeinen  äBelt  lein  ©egenbilb  finbet,  fo  lann  ein  foldjer  Irrtum 
nid)t  minber  getoaltfam  um  fid)  greifen  unb  bie  Sttenfdjen  ^a^unberte 
burd)  fyinreifjen  unb  überbortetlen.   (®efd)id)te  ber  Farbenlehre.) 
9iaturMüofoJ>I)ie,  f.  (Sbetulation. 
9latttrtoiffen^oft  unb  Humaniora,  f.  £>.  u.  9L 
9iatut  unb  äfteifter  al%  Sekret.  SSenn  jene  (Sorgfalt,  nad)  ber  9latur  unb 
großen  9Jieiftern  fid)  genau  $u  bilben,  ofjne  ©enie  %u  einer  matten 
§lngftlid)feit  toirb,  fo  ift  fie  e§  bod)  aud)  toieber  allein,  toelcfye  bie  großen 
gäl)ig!eiten  ausübet  unb  ben  SBeg  gur  Unfterblidjfeit  mit  fidleren 
(Sdjritten  füljrt.   S)er  feurigfte  9Mer  barf  nid)t  fubeln,  fo  menig  aU 
ber  feurigfte  2ftufitu§  falfd)  greifen  barf;  ba§  Drgan,  in  bem  bie  größte 
©etoalt  unb  ©efdjminbigfett  fid)  äußern  will,  mujj  erft  richtig  fein. 
SBenn  9tabl)aet  unb  211bred)t  SDürer  auf  bem  ^ödjften  ©ibfel  fielen, 
toa§  foll  ein  ed)ter  (Sdjüler  mefjr  fliegen  al§  bie  3ßittfürlid)feit?  (3ln 
griebrid)  Füller.  1781.) 
9tetb,  f.  §a&  u.  «Reib. 
Leiber  unb  Raffer.    $er  Leiber  fteljt  al§  golie  be§  ©lüd§, 

ber  Raffer  letjrt  un§  immer  toetjrljaft  bleiben. 

(2)ie  natürliche  Xo^ter.) 
Neigung.  $)ie  Neigung  §u  einer  (Sacije,  ba§  ift  ja  eben  ber  (Sinn  bafür. 

(Ziemer.  1810.) 

—  (Sie  begießt  fid)  auf  ein  reine§  $erl)ältni§,  bau  in  allem  ber  Siebe  gleicht, 

nur  nid)t  in  ber  nottoenbigen  f^orberung  einer  fortgefefcten  ©egen= 

mart.   S)iefe  Neigung  fann  nad)  oielen  (Seiten  gerietet  fein,  fici>  auf 

172 


manche  ^erfonen  unb  ©egenftänbe  beziehen,  unb  fie  ift  e§  eigentlich, 
bie  ben  9flenfd)en,  toenn  er  fie  ficf)  §u  erhalten  roeife,  in  einer  fdjönen 
^olge  glüdlicf)  mac£)t.   (SHdjtung  nnb  2Baf)rf)eit.) 
Neigung.   3)ie  Sbuttjefe  ber  Neigung  ift  e§  eigentlich,  bie  alle§  lebenbig 
macfjt.    (9tn  fteintjarb.    1807.) 

—  Neigung  befiegen  ift  fdjtoer;  gefettet  fict)  aber  ©etrofjnfjeit, 
rouräelnb  allmärjlicf)  ju  ifyr,  unüberttnnblicö,  ift  fie. 

(SSier  galjre^eiten.) 

—  ©ejiefjen  nur  im  allgemeinen,  baß  bei  einer  neuen  93efanntfcf)aft,  einer 
neu  fict)  anfnübfenben  Neigung  über  "oa$  Sßorfjergegangene  ber  Siebenbe 
gern  einen  <5ct)leier  nierjt.  Sie  Neigung  fümmert  fiel)  um  feine  9lnte» 
jebentien,  unb  tüie  fie  blitjfcfjnell  genialiferj  t)erbortritt,  fo  mag  fie 
toeber  bon  Vergangen!) eit  noci)  B^nf*  Riffen. 

(Sicfjtung  unb  3ßaf)rf)eit.) 
9ieue§.  3^  fürctjte  mict)  bor  neuen  ^oeen,  bie  aufjer  bem  Greife  meiner 
58eftimmungen  liegen.  !j$cr)  tjabe  beren  fo  genug  unb  gubiel,  ber  £au§« 
t)alt  ift  eng  unb  bie  (Seele  ift  unerfättlid).  $(f)  b,abe  fo  oft  bemerft, 
bafj,  toenn  man  toieber  nact)  £aufe  fommt,  bie  (Seele,  ftatt  fid)  nact) 
bem  ßuftanb,  ben  man  finbet,  einzuengen,  lieber  ben  3uPan^  äu  oer 
SBeite,  au§  ber  man  fommt,  au3betmen  möcfjte,  unb  toenn  ba§ 
nierjt  getjt,  fo  fucf)t  man  boef)  fobiel  al3  möglid)  bon  neuen  gbeen 
fjereingubringen  unb  ju  bfrobfen,  oljne  gleicr)  &u  bemerfen,  ob  fie 
auet)  rjereingeljen  unb  baffen  ober  nicf)t.  (9ln  ben  £>er§og  $arl 
Sluguft.  1784.) 
Wcttgierbc. 

3d)  table  nid)t  gern,  toa§  immer  bem  9Jcenfcf)en 

für  unfcfjäbticfje  triebe  bie  gute  Sflutter  Sftatur  gab; 

benn  toa§  SBerftanb  unb  Vernunft  nierjt  immer  bermögen,  bermag  oft 

folctj  ein  glücflicfjer  Jpang,  ber  untoiberfterjlicrj  un§  leitet. 

ßoefte  bie  Neugier  nierjt  i>en  SJcenfcfjen  mit  heftigen  ^teijen, 

fagt!  erfütjr'  er  root)!  je,  toie  fcrjön  fict)  bie  roeltlicijen  Singe 

gegeneinanber  bertjatten?   Senn  erft  berlangt  er  ba§  Sßeue, 

fucfjet  ita§  •Kütjticfje  bann  mit  unermübetem  gleite; 

enblicf)  begehrt  er  baZ  ©ute,  ba§  it)n  ergebet  unb  wert  maerjt. 

Sn  ber  3ugenb  if1  tynt  ein  frotjer  ©efärjrte  ber  Seicfjtfinn, 

ber  bie  ©efaljr  itjm  berbirgt  unb  tjeilfam  gefcrjtoinbe  bit  ©buren 

tilget  be§  fcfjmerälicfjen  Übefö,  fobatb  e§  nur  irgenb  borbeigog. 

|(§ermann  unb  Sorotfjea.) 
Äicfjtö  unb  «U.  3n  beinern  9äcrjt3  fjoff  icfj  ba3  2111  &u  finben.  (gauft  II.) 
9ttdjt§=9Settterenbe,  ber.    gürcrjterticij  ift  einer,  ber  nicrjtS  gu  berlieren 


J73 


Wiebertrarfjt. 

Über§  9fäeberträd)tige 
niemanb  fid)  Beilage; 
benn  e3  ift  ba§  SRädjtige, 
toa§  man  bir  aud)  fage. 
^n  betn  (Sdbledjten  roaftet  e§ 
fid)  ju  §od)getoinne, 
unb  mit  SRedjtem  fdjaltet  e3 
gonj  nacrj  feinem  (Sinne. 
SBanbrer!  —  ©egen  folcfye  sJiot 
toollteft  bu  bid)  fträuben? 
3Sirbelttnnb  unb  trodnen  ®ot, 
Xajg  fie  breljn  unb  ftäuben.   (SBeftöftlidjer  $tban.) 
9Heberträd|tigfett,  f.  ©emeinfjeit. 
*»icbrigfcitf  f.  ©to%. 

9ioth)cnbtg!ett.  $>ie9fa>ttuenbigfeit  ift  ber  befte  Ratgeber.  (5tnnalen.  1794.) 
—       S)ie  grofee  -ftottoenbigteit  ergebt, 

bie  Heine  erniebrigt  ben  äftenfchen.   (Ziemer.  1803.) 
Wotto enbtgfeit  unb  3ufatt.  ©a§  ®etoebe  biefer  Sßelt  ift  auZ  ^otmenbig- 
feit  unb  gufatt  gebübet,  bie  Vernunft  be§  9ftenfdjen  ftetlt  fid)  ^toifdjen 
beibe  unb  toeijj  fie  p  befyerrfdjen;  fie  befyanbelt  ba§  Sftottuenbige  al§ 
ben  ©runb  iljreä  5)afein§;  ba§  3ufä:[^9e  *°«B  fte  5U  knien,  ju  leiten 
unb  §u  nu|en,  unb  nur,  inbem  fie  feft  unb  unerfd)ütterlid)  ftet)t,  ber* 
bient  ber  9ttenfd),  ein  ©Ott  ber  @rbe  genannt  §u  werben.  2Bef)e  bem, 
ber  fid)  bon  ^ugenb  auf  gewöhnt,  in  bem  -ftotloenbigen  etnm3  SBitt- 
lürlidjeS  finben  ju  tuollen,  ber  bem  ßufälligen  eine  91rt  bon  Vernunft 
auftreiben  möchte,  toeldjer  §u  folgen  fogar  eine  Religion  fei.   §eij# 
ba%  ettua§  toeiter,  al§  feinem  eigenen  SSerftanbe  entfagen  unb  feinen 
Neigungen  unbebingten  91aum  geben?  SSir  bilben  un§  ein,  fromm  ju 
fein,  inbem  toir  ol)ne  Überlegung  t)infd)lenbem,  un§  burd)  angenehme 
Bufälte  beterminieren  laffen  unb  enblid)  bem  SRefultate  eine§  folgen 
fdjtuanfenben  Seben§  ben  tarnen  einer  göttlichen  gütjrung  geben. 
(SBityefot  3Keifter§  Srfjrjafjre.) 
Sinken,  ibealer.  3ft  benn  alle§  nüfclicfj,  »a§  un§  nid)t  unmittelbar  (Mb 
in  ben  Beutel  bringt,  toa§  un§  nidjt  ben  allernädjften  93efi£  berfdjafft? 
(Ähelm  2Jceifter§  Setjrja^re.) 
9lttfcen.  2Sa§  man  nid)t  nü|t,  ift  eine  fdjioere  Saft,  (gauft  I.) 
9lfiiilidj,  fruchtbar.    Sßa§  bem  5Keblid)en  möglich,  ift,  ift   aud)  nü&licr;; 
toa§  bon  bem  ©infadjen  berftanben  wirb,  ift  aud)  fruchtbar.    (91n 
9K!otai  »ordjarbt.  1828.) 
ÜRfitjltdje,  ber,  unbberUnnü^e.  9Kan  t>at  gefagt  unb  tmebettyott:  „SSomir'3 

174 


lt»ol)lgel)t,  ift  mein  Sßaterlanb!"  2)od>  toäre  biefer  tröftlid)e  ©brud) 
nodj  beffer  auSgebrütft,  toenn  eS  tjiefie:  „3öo  icr)  nü£e,  ift  mein  SSater* 
lanb!"  $u  &aufe  lann  einer  unnü^  fein,  oljne  bafj  eS  eben  fogleicf) 
bemerft  roirb;  au&en  in  ber  Sßelt  ift  ber  Unnüfce  gar  balb  offenbar. 
SBenn  idj  nun  fage:  „Sradjte  jeber,  überall  fidj)  unb  anbern  ju  nüfcen", 
fo  ift  bieS  nicrjt  etwa  £et)re  nodj  9tot,  fonbern  ber  91u3fbrudj)  beS  SebenS 
felbjt.   (2Siu)elm  2tfeifterS  2Banberjai)re.) 

Cberffädjentuttur,  f.  Stufen  unb  ^nnen. 

D&jett,  f.  (Subjeft  u.  £). 

Dbrtfifeit,  mutige.    2)a§  größte  SöebürfniS  eines  (Staats  ift  baS  einer 

mutigen  Dbrigfeit.   (28ilr)elm  SJieifterS  Sßanberjarjre.) 
Dbffuranti§mu§.  2)er  eigentliche  CbffurantiSmuS  ift  nicf)t,  bafj  man  bie 
Ausbreitung  beS  SSatjren,  klaren,  fRü^üdjen  r)inbert,  fonbern  bajj 
man  baS  falfdje  in  ®ur§  bringt.   (SJiajimen  unb  Reflexionen.) 
€>ffulti§mu§.  3d)  *)aöe  m^  intmer  üon  $ugenb  auf  üor  biefen  fingen 
gehütet,  fie  nur  baraltel  an  mir  borüberlaufen  laffen.    fttoax  groeifte 
icr)  nid)t,  i>a%  biefe  tounberfamen  Gräfte  in  ber  Statur  be§  SJienfdjen 
liegen,  aber  man  ruft  fie  auf  falfcr)e,  oft  freüettjafte  SBeife  t)erbor. 
SBo  id)  nid)t  Ilar  fernen,  nid)t  mit  Söeftimmtrjeit  roirlen  fann,  ha  ift  ein 
ftreiS,  für  ben  id)  nicfjt  berufen  bin.   (b.  2Jcüller.  1830.) 
Cbbojition.   ®a§  ift  bie  alte  (Srfaljrung:  fobalb  firf)  etrtmS  93ebeutenbe§ 
fyerbortut,  alfobalb  erfdjeint  als  ©egenfafc  bie  ©emeirif)eit,  bie  Dbbo* 
fition.  Soffen  roir  fie  geroär)ren,  fie  toerben  ba$  ©ute  bodt)  nidjt  unter* 
brüden.    (b.  SDWillct.  1823.) 

—  f.  ©robfjeit. 

DJ>J)ofttion  unb  Negation.  3^  *)aoe  «te  im  Seben  micr)  gegen  ben  über» 
mächtigen  (Strom  ber  ÜUcenge  ober  be§  fjerrfdjenben  ^ringibS  in  feinb* 
licrje,  nu$lofe  Dbbofition  ftellen  mögen;  lieber  r)abe  icr)  mid)  in  mein 
eigenes  <Sd)nedenr)au3  gurüdgegogen  unb  "Da  nad)  ^Belieben  getjaufet. 
(b.  9flüller.  1823.) 

—  Sdt)  tuottte  mid)  bod)  lieber  aufhängen,  als  eroig  negieren,  eroig  in 
ber  Dbbofition  fein,  etuig  fdmpereit  auf  bie  9Jcängel  unb  ©ebredjen 
meiner  SDcitlebenben,  Sßäcrjftlebenben  lauern,   (b.  Sflüller.  1826.) 

Crafel.    S)er  in  jebem  Sag  büfter  befangene,  nad)  einer  aufgehellten 

|3ufunft  fid)  umfctjauenbe  2Jcenfd)  greift  begierig  nad)  3ufaIuQ*ciien/ 
um  irgenbeine  roeiSfagenbe  21nbeutung  aufgurjafcfjen.  S)er  Unent* 
fdjloffene  finbet  nur  fein  §eil  im  ©ntfdjlufs,  bem  9lu§fbrud)  beS  SofeS 
fid)  ju  unterwerfen.  (SSeftöftlidjer  S)iban.) 
Drbmmg.  ^Belegen  Überblid  berfdgafft  uns  nidjt  bie  £)rbnung,  in  ber  mir 
unfere  ©efdjäfte  führen.  (Sie  läfet  uns  jeber^eit  baS  ©an^e  überfdqauen, 
175 


otjne  bojj  roir  nötig  Ratten,  un§  burd)  ba§  (Singerne  berroirren  ju  laffen. 
(SBityelm  3JJetftet§  Setjrialjre.) 

Crbnnng.   ©ebraud)t  ber  3e^/  f^e  9e^  f°  fc^nell  bafjinnen, 
bod)  Drbnung  let^rt  eucrj  geit  geroinnen.   (§ouft  I.) 

Drgan  ber  9Renfrt|l)eit.  SCßadje  ein  Organ  äug  bir  unb  ermatte,  roa3  für 
eine  «Stelle  bir  bie  2Jcenfd)f)eit  im  allgemeinen  üeben  roofjlmeinenb 
gugeftefjen  roerbe.   (SSilt)elm  3fleifter§  SBanberjafjre.) 

Originalität,  $eber  9Jcenfd)  mu|  nad)  feiner  SBeife  benfen;  benn  er  finbet 
auf  feinem  SBege  immer  ein  SC5at)re§  ober  eine  2lrt  bon  SSatyrem,  bie 
it)m  burcfjS  Seben  tjilft.   (SJcarjmen  unb  Reflexionen.) 

—  @§  ift  ba$  fcrjönfte  3e^en  oer  Originalität,  menn  man  einen  emb* 
fangenen  ©ebanfen  bergeftalt  fruchtbar  ju  entroideln  roeifj,  ba^  nie* 
manb  leidjt,  roiebiel  in  itjm  berborgen  liege,  gefunben  t)ätte.  (Sftajimen 
unb  Reflerjonen.) 

—  üüttan  fjmdjt  immer  bon  Originalität,  allein  roa§  roill  btö  fagen?  ©oroie 
mir  geboren  werben,  fängt  bie  Söelt  an  auf  un§  $u  roirfen  unb  ba§  get}t 
fo  fort  big  an§  @nbe.  Unb  überall!  roa§  fönnen  roir  benn  unfer  ©igen 
nennen  als  bie  Energie,  bie  Äraft,  bciZ  Söollen.  SBenn  id)  fagen  fönnte, 
roa§  id)  alles  Vorgängern  unb  äftitlebenben  fdmlbig  getoorben  bin, 
fo  bliebe  nicrjt  biet  übrig,  hierbei  ift  e§  aber  Ieine3tt>eg§  gleichgültig, 
in  roeldjer  (5bod)e  unfere§  ßeben§  ber  Einfluß  einer  frembenbebeutenben 
$erfönlid)teit  ftattfinbet.   (»rmann.  1825.) 

—  @§  gibt  fel)r  bor§üglid)e  junge  Seute,  aber  bie  §an3narren  roolten  alle 
bon  born  anfangen  unb  unabhängig,  f elbftänbig,  original,  eigenmächtig, 
uneingreifenb,  gerabe  bor  Jtdj  l)in,  unb  roie  man  bie  £orl)eiten  alle 
nennen  mödjte,  roirfen  unb  bem  Unerreichbaren  genug  tun.  (3ln 
3elter.  1789.) 

—  2)er  töridjftfte  bon  allen  Irrtümern  ift,  roenn  junge,  gute  töbfe  glauben, 
ifyre  Originalität  $u  berlieren,  inbem  fie  ba§  SSalrre  anerlennen,  toa§ 
bon  cm'oeitn  fd)on  aner!annt  roorben.    (9ttarünen  unb  Reflexionen.) 

—  ©in  Ouibam  fagt:   $d)  bin  bon  feiner  ©drnle! 
®ein  SJceifter  lebt,  mit  bem  id)  butjle; 

aud)  bin  id)  roeit  babon  entfernt, 

bafj  id)  bon  £oten  roa§  gelernt.  — 

$a§  rjeifjt,  roenn  id)  it)n  redvt  berftanb: 

3fcr)  bin  ein  9Jarr  auf  eigne  §anb.   (©bigrammatifd).) 

—  „33on  roem  auf  2eben§=  unb  2öiffen§bal)nen 
roarbft  bu  genäfjrt  unb  befeftet? 

§u  fragen  finb  roir  beauftragt." 
3d)  t)abe  niemals  hanad)  gefragt, 
bon  roelcben  (Schnepfen  unb  ^afanen 

176 


Stabaunen  unb  28elfd)ent)af)nen 
idj  mein  93äud)lein  tjan  gemäftet. 
@o  bei  *ßtott)agora3,  bei  ben  heften 
fafj  id)  unter  §ufriebenen  ©äften; 
it)r  grof)maf)t  tjab  id)  unberbroffen 
niemals  beftorjten,  immer  genoffen,   (^arabolifd).) 
Originalität.   <Sinb  nun  bie  ©temente  nid)t 
au§  bem  bombier,  ^u  trennen, 
ma§  ift  benn  an  bem  gangen  SBicrjt 
original  gu  nennen?   (Barmte  Genien.) 

—  f.  aud)  ftolleftibtoefen. 

^anttjetSimrä.  2)ie  Frömmler  t)abe  icf)  bon  jerjer  bermünfcfjt,  bie  ^Berliner, 
fo  roie  id)  fie  fenne,  burd)au3  berfluerjt,  unb  batjer  ift  e§  billig,  bajj  fie 
midj  in  if)rem  Sprenget  in  ben  'Rann  tun.  (Siner  biefe§  ©elid)ter§ 
mottle  mir  neulich,  §u  Seibe  rüden  unb  fbrad)  bon  $antrjei§mu§,  ba 
traf  er'§  redjt!  $d)  berfidjerte  ir)m  mit  großer  (Sinfalt:  bafc  mir  noct) 
niemanb  borgefommen  fei,  ber  roiffe,  ma§  baZ  SSort  fjeifce.  —  — 
(2In  Better.   1831.) 

^a^>ft.  Sftid)  ergriff  ein  rounberbar  Verlangen,  ba§  Obertjaubt  ber  5Hrcrje 
möge  ben  gotbenen  SJhinb  auftun  unb,  bon  bem  unau§fbred)Iid)en 
igeil  ber  fetigen  (Seelen  mit  ©ntjüden  fbredjenb,  un§  in  ©ntjüden  ber* 
fefcen.  35a  icfj  ifjn  aber  bor  bem  Sittare  fid)  nur  fjin  unb  t)er  beroegen 
fat),  batb  nad)  biefer,  batb  nad)  jener  (Seite  fid)  roenbenb,  fid)  roie  ein 
gemeiner  Pfaffe  gebärbenb  unb  murmelnb,  ba  regte  fid)  bie  brote* 
ftantifdje  ©rbfünbe,  unb  mir  rooltte  btö  befannte  unb  gerootmte  Sftefc 
obfer  tjier  feine§roeg§  gefallen.  £>at  bodj  ßt)riftu§  fdjon  at§  $nabe 
burd)  münbtidje  2lu§legung  ber  ©djrift  unb  in  feinem  $üngting§teben 
gemif;  nidjt  jcfjmeigenb  gelehrt  unb  geroirft;  benn  er  fpracr)  gern,  geift* 
reid)  unb  gut,  roie  mir  au§  ben  ©bangetien  miffen.  28a§  mürbe  ber  fagen, 
bad)t'  id),  menn  er  rjereinträte  unb  fein  ©benbilb  auf  ©rben  fummenb 
unb  rjin  unb  miber  roantenb  anträfe?  (Qtatienifdje  Sfteife.) 

—  Sluf  alle  gälte  ift  ber  Sßabft  ber  befte  (Sdjaufbieler,  ber  t)ier  feine  ^erfon 
brobujiert.   (3ln  Äatl  Stuguft.   1787.) 

^arabor.   2)ie  lieben  ®eutfd)en  glauben  nur  ©eift  ju  t)aben,  menn  fie 

Ibaraboj,  b.  t).  ungerecht  finb.   (9ln  B^lter.    1828.) 
^arteimcnjrfjcn.  2Jian  finbet  im  Seben  eine  Sflaffe  bon  ^erfonen,  bie  nid)t 
(£t)aratter  genug  l)aben,  um  allein  $u  fteb,en;  biefe  merfen  fid)  an  eine 
Partei,  rooburd)  fie  fid)  geftärft  füllen  unb  nun  eine  gigur  madjen. 
((Sdermann.    1831.) 
Patriotismus  be§  $irf)tet§,  f.  $id)ter  u.  SBaterlanb. 
®oetf|e=2ejifon.  12 

177 


^etftb,  (.  gtanjöfifd). 

^ertobifdje  ftfietfidjten,  ifyre  SBicfytigfeiten,  f.  2lufmerffam!eit. 

^eriobiji  tat.  %<$  muß  ben  gitfcl,  ber  fid)  in  mir  umbrerjt,  bon  guten  unb 
böfen  Sogen  näljer  bemerfen,  Seibenfdjaften,  9lnt)änglidj!eit,  Stieb, 
bie§  ober  jenes  ju  tun,  (Srfinbung,  9lu§fül>rung,  Drbnung,  alle§  roecfjfelt 
unb  tjält  einen  regelmäßigen  ®rei§,  Jpeiterfeit,  Srübe,  ©tärfe,  ©laftijität, 
(Sdjtuädje,  ©elaffenfyeit,  Regier  ebenfo.  2)a  idj  fe'tjr  biöt  lebe,  wirb 
ber  ©ang  nidjt  geftört,  unb  id)  muß  nodj)  IjeraugJriegen,  in  toeldjer  $eit 
unb  Drbnung  id)  mict)  um  midj)  felbft  beroege.    (Sagebucr)   1780.) 

—  ©onft  fjatte  icb,  einen  geroiffen  $bllu§  öon  fünf  ober  fieben  Sagen, 
worin  idj  bie  Sßefcfyäftigungen  oerteilte,  ba  lonnte  ict)  unglaublich  biet 
leiften.   (b.  Füller.   1827.) 

$erfönlt$teit. 

SBolf  unb  fönedjt  unb  Überroinber, 

fie  gefteljn  ju  ieber  $eit: 

f)öd)fte3  ®lüd  ber  ©rbenünber 

fei  nur  bie  $erfönlidj)?eit. 

3ebe§  Seben  fei  %u  führen, 

wenn  man  fid)  ntct)t  felbft  »ermißt; 

alle§  !önne  man  üerlieren, 

menn  man  bliebe,  ma§  man  ift.     (Sßefiöftlicrjer  2)iban.) 

—  Um  eine  große  $erfönlicr)feit  §u  embfinben  unb  $tt  etjren,  muß  man 
auctj  roieberum  felber  etwa§  fein,    (©dermann.    1830.) 

—  Sßer  etroa§  taugt,  ber  fdjweige  füll, 
im  füllen  gibt'g  fidj  fdjon; 

e§  gilt,  man  ftelle  ficr),  roie  man  will, 
bod)  enblid)  bie  Sßerfon.   ($af)me  Renten.) 

—  Söenn  fie  nur  erlernten,  roa3  id)  bin,  baä  übrige  ftet)t  bei  ifcmen,  Sieb' 
unb  §aß.   (Säfar.) 

—  Üftidjt  bie  Salente,  nidjt  ba§>  ©efcfyid  §u  biefem  ober  jenem  machen  eigent* 
lid)  ben  3Jc  a  n  n  ber  %  a  t;  bie  *ßerfönlid)feit  ift'3,  bon  ber  alle§  ab* 
pngt.  S)er  ©tjarafter  rufjt  auf  ber  ^ßerfönlidjfeit,  nicrjt  auf  i>tn  Salenten. 
(2öeftöftlid)er  Siban.   ftoten.) 

—  2)er  SJcenfd)  wirft  alle§,  roa§  er  bermag,  auf  ben  9Jienfd)en  burd)  feine 
^erfönlicrjfeit.   ($)id)tung  unb  aBat)rc)ett.) 

^effttmften.  2)er  ©otte3erbe  listen  «Saal 
berbüftern  fie  gum  Jammertal; 
baran  entbeden  mir  gefdjwinb, 
roie  jämmerlich  fie  felber  fiub.   (Batmie  Xenien.) 

Pfaffen.  S8eranger§  £aß  gegen  bie  §errfdj>aft  ber  Pfaffen  unb  gegen  bie 
SBerfinfterung,  bie  mit  ben  ^efuiten  mieber  einzubrechen  brot)t:  btö 

178 


finb  beim  bod)  $>inge,  benen  man  tuofyl  [eine  oölltge  3uftimmung  nidjt 
öerfagen  lann.   (©dermann.   1830.) 
Pfaffen.  SIbfurber  Pfaffe!  warft  bu  nietjt 

in  Unnatur  öerfdjlämmet, 

tuet  fjätte  bir  eignet  2lugenlid)t 

öom  Urlid)t  abgebämmet? 

$>u  ©fei,  mülft  jur  2)emut  midj 

®emütigften  ermahnen, 

Ijöre  bodj  ben  Sftarrenftolj  unb  bidj 

unb  ^fäfferei  üatmen!   (©ebidjte.  Sftadjtafj.) 

—  2Bie  fie  ftingem,  bie  Pfaffen!   SBie  angelegen  fie'ä  machen, 
bafj  man  tomme,  nur  ja  ötaööre,  wie  geftern,  fo  Ijeut! 

©fettet  mir  nid6)t  bie  Pfaffen;  fie  lennen  be3  Sftenfdjen  93ebürfni3 
benn  wie  ift  er  beglüdt,  plappert  er  morgen  wie  tjeut! 

(Epigramme.) 

—  $>ie  Serte  finb  öom  Teufel  befeffen, 
fdmoöem  fjerum  an  allen  ©jfen, 
leefen  ben  SBeibtein  ben  ©ttenbogen, 
ftellen  fidj  gar  ju  wotjtgesogen, 

niften  fidj  ein  mit  ©djmeidjetn  unb  Sügen 
wie  giljtäuf,  finb  nidjt  ^erau^ufriegen. 

(ftaftnadjtSfoiel  öom  ^ater  SBreö.) 

—  £err  $faff! 

©r  meint,  bie  2Belt  fönnt'  nidjt  befielen, 
wenn  er  nidjt  tat  barauf  tjerum  ljergef)en; 
bilb't  fid)  ein  wunberlidje  (Streid) 
oon  feinem  fyimmlifdj  geift'gen  9?eidj; 
meint,  er  motte  bie  SBelt  öerbeffern, 
\\)it  ©lüdfeligfeit  üergröfjern, 
unb  lebt  ein  jebe§  bodj  fortan 
fo  übel  unb  fo  gut  e§  !ann. 
©r  benft,  ©r  trägt  bie  SBelt  aufm  Slüden: 
fing  ©r  un§  nur  ein  28eil  bie  üßütfen! 
9lber  ba  ift  nid)t§  redjt  unb  gut, 
al§  wa§  §err  $ater  felber  tut. 
Xät  gern  eine  (Stabt  abbrennen, 
weil  ©r  fie  nierjt  fjat  bauen  fönnen; 
finb'ts  öerftud)t,  bajj,  ofm  3$n  fn  fragen, 
bie  (Sonne  fidj  auf  unb  ab  lann  wagen. 
.$ocf)  §err!  bamit  ©r  un§  beweift, 
bafj  oljne  $t)n  bie  ©rbe  reifet, 

12* 

179 


äufammenftürjen  93erg  unb  2al, 
probtet  ©r'§  nur  unb  fterb  6r  einmal; 
unb  wenn  babon  auf  ber  gangen  Sßelt 
ein  ©cfjroeinftall  nur  aufammenfällt, 
fo  erftät  ict)  Sfyn  für  einen  $tobt)eten, 
null  ^rm  mit  all  meinem  £>au§  anbeten. 

(ftajtnadjtsfpiel  bom  $atet  93teb.) 
Pfaffen,  f.  Deformation. 

^fäfftfrf)c$,  f.  ©efinnung  u.  £at  in  Harmonie,  ßuttjertum. 
*ßflanje  unb  2Renfdj.  ©ie  ^ffonge  gleid)t  ben  eigenfinnigen  9ttenfd)en, 
bon  benen  man  alles  erhalten  fann,  roenn  man  fie  nadj  it)rer  2trt  be- 
zaubert. (38at)rberroanbtfd)aften.) 
Pflicht.  3Bie  !ann  man  fiel)  felbft  fennen  lernen?  SDurct)  SBetracfytett  nie- 
mals, rootjt  aber  burd)  Jpanbetn.  Sßerfucrje  beine  $flicr)t  §u  tun,  unb  "Du 
toeifct  gleich,  roa§  an  bir  ift.  2Ba3  aber  ift  beine  $flid)t?  ©ie  $orberung 
bei  £age§.   (<5brüd)e  in  $rofa.) 

—  ©rfüllte  $flid)t  embfinbet  fid)  immer  nod)  al§  ©dmlb,  roeit  man  fid) 
nie  gang  genug  getan.   (9ttarjmen  unb  Reflexionen.) 

—  f.  Siebe  u.  «ßflidjt. 

—  f.  £eben§regel. 

^Jfufdjeret.  ©ie  Suft  ber  ©eutfcf)en  am  Unfidjeren  in  ben  fünften  fommt 
auä  ber  «jßfufdjerei  t)er:  benn  roer  bfufdjt,  barf  ba§  9ted)te  nidt)t  gelten 
laffen,  fonft  roäre  er  gar  nid)t3.   (SRajimen  unb  Sfteflerünten.) 

^(jantafic.  ^antafien  finb  nur  ^lünberungen  be§  SBerftanbeS  unb 
OcijlcS.   (b.  Sttüller.    1823.) 

—  SKc  $t)antafie  tann  fid)  nie  eine  SBorttefflicr)leit  fo  bollfommen 
beuten,  afö  fie  im  ^nbibibuum  roirflid)  erfdjeint.  9tor  bager,  neb* 
lid)t,  unbeftimmter,  grenjenlofer  benft  fie  fid)  tk  $t)antafie.  Slber 
niemals  in  ber  djaralteriftifctjen  Sßollftänbigteit  ber  2BirIIid)!eit. 

(».«Kältet.  1824.) 

—  f.  (SinbilbungStraft. 

^IjatttaftifdjeS  im  Urteil  ber  SKenfdjen.  ©er  falt  unb  einfeitig  urteilenben 
SEBett  ift  nidjt  ju  berargen,  roenn  fie  alles,  roa§  btjantaftifd)  l)erbortritt, 
für  lädjerlid)  unb  berroerflid)  adjtet;  ber  bentenbe  Kenner  ber  9flenfd)- 
l)eit  aber  mufj  eS  nad)  feinem  Sßerte  gu  roürbigen  roiffen.  (©idjtung  unb 
SBarjrrjeit.) 

^antom  unb  SBirtlidjleit,  f.  28.  u.  % 

^Ijarifäcrtum.  ©§  ift  in  ber  SBelt  nidjt  fdjroer  ju  bemerfen,  bafj  fid)  ber 
ÜUienfd)  bon  feinen  ©ebredjen  lo§  unb  lebig  füt)lt,  roenn  er  fid)  bie 
Mängel  anberer  bergegenroärtigt  unb  fid)  barüber  mit  behaglichem 
Säbel  berbreitet.   (©tdjtung  unb  SBat)rr)eit.) 

180 


$QUiftet.  $er  ^iKPcr  negiert  nidt)t  nur  anbere  guftänbe  al§  ber  feinige 
ift,  er  null  aucf),  bafj  alte  übrigen  9#enfd)en  auf  feine  SBeife  ejiftieren 
füllen,  ©r  gef)t  §u  gu&  unb  ift  fein  Seben  lang  gu  gufj  gegangen. 
9hm  fierjt  er  jemanb  in  einem  SBagen  fahren.  9Ba§  ba3  für  eine  Sftarr» 
fyeit  ift,  ruft  er  au§,  ju  fafjren,  ficf)  baljin  fcfjlepben  $u  laffen  bon  $f erben ! 
£at  ber  $ert  nirfjt  Seine!  roogu  finb  benn  bie  Seine  anber§  al§  jum 
©et)en?  SBenn  roir  fatjren  f Otiten,  roürbe  un§  ©ott  feine  Seine  ge* 
geben  fjaben.  —  2Ba3  ift  e§  benn  aber  audj  roeiter?  Sßenn  icr)  mid)  auf 
einen  <3tuf)l  fefce  unb  SRäber  unten  anbringe  unb  $ferbe  borfbanne, 
fo  fann  icf)  fahren  fo  gut  tt)ie  jener.   $)a§  ift  feine  Äunft. 

9ftan  roirb  in  pt)iliftert)aften  Läuterungen  immer  finben,  bafj 
ber  terl  immer  gugleitf)  feinen  eigenen  $uftanb  au§fbrict)t,  inbem  er 
ben  fremben  negiert,  unb  taft  er  atfo  ben  feinigen  at§  attgemein  fein 
fottenb  berlangt.  6§  ift  ber  btinbefte  (5goi§mu§,  ber  öon  ficf)  fetbft  nid)t3 
meifj  unb  nicfjt  roeifj,  bafj  ber  anbere  ebenfodiet  9tecf)t  fjätte,  ben 
feinigen  au§§ufrf)tie§en,  af§  ber  feinige  fjat,  ben  be§  anbern.  (Ziemer. 
1807.) 

—  $reut  eurf)  be§  <3tf)metterting§  nidjt!  ber  Söferoidjt  geugt  euer)  bie 
SRaube,  bie  euet)  ben  rjerrtidjen  ®of)t  faft  au3  ber  <3d)üffel  bergef)rt. 

(Xenien.) 

—  f.  3äf)mung  ber  Sugenb. 

—  (Sin  Lßferb,  bem  ©tfjroeif  unb  SRäljne  abgefdmitten,  ein  £>unb  mit  ge- 
fügten Dtjren,  ein  Saum,  bem  man  bie  mäcrjtigften  ßroeige  genommen 
unb  "oa.%  übrige  fugetförmig  gefcf)ni£elt  t)at,  unb  über  atle§  eine  Snng» 
frau,  beren  Seib  bou  3U9^°  a"f  kurefj  «Sdmürbrüfte  berborben  unb 
entftetlt  toorben,  att  ba$  finb  2)inge,  öon  benen  fid)  ber  gute  ©efcfjmacf 
abtuenbet  unb  bie  bloß  in  bem  @cfjönf)eit3fatedn§mu3  ber  Sßfjilifter  ifjre 
©teile  l)aben.   ((Scfermann.    1827.) 

$t)ü0ioj)f)ie.  SBie  icf)  mief)  gur  $f)itofobl)ie  berljatte,  fannft  bu  teicfjt  audj 
benfen.  Sßenn  fie  ficf)  borgügtief)  auf§  brennen  legt,  fo  fann  id)  mit  u)t 
nicfyt  §ured)te  fommen  unb  ict)  fann  roofjt  fagen:  fie  Ijat  mir  mitunter 
gefefjabet,  inbem  fie  miefj  in  meinem  natürlichen  ©ang  ftörte;  toenn  fie 
aber  oereint,  ober  bielmefjr  toenn  fie  unfere  urfbrüngtierje  ©mbfinbung, 
al§  feien  roir  mit  ber  -Katur  ein§,  erf)öf)t,  fidjert  unb  in  ein  tiefet,  raf)tge§ 
Slnfcfjauen  bertuanbelt,  in  beffen  immerroäf)renber  ovy/.Qioig  unb 
dta/.Qiaig  roir  ein  göttticfje§  Seben  füfjten,  roenn  un§  ein  folct)e§  gu 
füfjren  auefj  nicfjt  ertaubt  ift,  bann  ift  fie  mir  roitlfommen  unb  bu  fannft 
meinen  Anteil  an  beinen  arbeiten  barnaefj  beregnen.  (31n  %.  £.  Sacobi. 
1801.) 

—  2ßa§  ift  mit  ber  ^tjilofobrjie  unb  befonber§  mit  ber  neuen  für  eine 
tounberlid)e  ©acfje!  3n  fid)  fe*°ft  Ijineingugetjen,  feinen  eignen  ©eift 

181 


über  feinen  Operationen  gtt  ertappen,  fid)  gang  in  fid)  gu  üerfdjliefcert, 
um  bie  ©egenftänbe  befto  beffer  fennen  §u  lernen  —  ift  ba$  wofjl  ber 
rechte  2Beg?  2)er  ^üpoctjonbrift,  fiefjt  ber  bie  ©adjen  beffer  an,  weil 
er  immer  in  fid)  gräbt  unb  fid)  untergräbt?  ©ewifj,  biefe  $l)itofopt)ie 
fd)eint  mir  eine  91rt  üon  ^tipodjonbrie  %u  fein,  eine  falfdje  9lrt  üon 
Neigung,  ber  man  einen  prächtigen  tarnen  gegeben  rjat.  (2)er  «Sammler 
unb  bie  ©einigen.) 
^i)tlofopf|ic.  Site  $l)itofopt)en  tonnen  un§  iljrerfeit§  nichts  als  £eben§* 
formen  barbieten.  2Bie  biefe  nun  für  un§  paffen,  ob  wir,  unferer  Sftatur 
ober  unferen  Slntagen  nad),  irjnen  ben  er  forb  erliefen  ©etjalt  §u  geben 
imftanbe  finb,  ba§  ift  unfere  ©adje.  SBir  muffen  un§  prüfen  unb  alle§, 
ma§  mir  oon  aufjen  in  un§  t)ereinnet)men,  wie  9tfal)rung§mittel,  auf 
btö  ©orgfamfte  unterfucrjen;  fonft  getjen  entweber  wir  an  ber  $t)ito* 
fopfyie  ober  bie  ^tjilofopljie  get)t  an  un§  gugrunbe.   (§alt.) 

—  Gebern  Alfter  be§  9Jcenfdjen  antwortet  eine  geroiffe  $t)ilofopt)ie.  3)a§ 
finb  erfdjeint  al§  SKealift;  benn  e3  finbet  fid)  fo  überzeugt  üon  bem  $)a* 
fein  ber  Gipfel  unb  kirnen  al§  üon  bem  feinigen.  S)er  Jüngling,  üon 
inneren  Seibenf djaften  beftimmt,  mufc  auf  fid)  felbft  merlen,  fid)  üor* 
fügten,  er  wirb  jum  ^bealiften  umgewanbelt.  dagegen  ein  ©teptifer 
ju  werben  r)at  ber  SJcann  alte  Urfadje;  er  tut  wotjl,  §u  zweifeln,  ob  ba$ 
SJc'ttel,  ba§  er  gu  feinem  $wed  gewählt  t)at,  aud)  btö  redjte  fei.  SBor 
bem  Jpanbeln,  im  Jpanbeln  t»at  er  alle  Urfadje,  ben  SSerftanb  beweglid) 
ju  erhalten,  bamit  er  nid)t  nad)t)er  über  eine  falfcfye  SSat)I  fid)  $u  be* 
trüben  l)abe.  2)er  ©rei§  jebodj  wirb  fid)  immer  §um  ETlt)fti§i§mu§  be* 
tennen;  er  fiet)t,  bafc  fo  üiele§  üom  $ufatl  abhängen  fdjeint;  ba& 
Unüernünftige  gelingt,  ba§  Vernünftige  fdjlägt  fet)I,  ©lud  unb  Un= 
glüd  ftellen  fid)  unerwartet  in§  gleite;  fo  ift  e§,  fo  war  e§,  unb  baZ  l)ot)e 
3llter  beruhigt  fid»  in  bem,  ber  ba  ift,  ber  ba  war  unb  ber  ba  fein  wirb, 
(©prüdje  in  $rofa.) 

—  2)ie  SDceinungen  eines  *ßf)ilofopl)en  greifen  fefjr  oft  nidjt  in  bie  $eit 
ein,  aber  ein  üerftänbiger  woljlwollenber  9Jcann,  frei  üon  üorgefafjten 
Gegriffen,  umfidjtig  auf  ba§,  toa$  eben  feiner  3eü  3^ot  tut,,  wirb  üon 
feinen  ©erjilfen,  Erfahrungen  unb  Äenntniffen  gerabe  bagjenige  mit* 
teilen,  toa§>  in  ber  ©pod)e,  wo  er  auftritt,  bie  3u9eno  fi^er  un0  folge«* 
red)t  in  bog  gefd)äftige  unb  tatforbernbe  Seben  hineinführt.  (91n 
©arlüle.   1828.) 

—  SSon  jetjer  tjaben  bie  *ßfjilofopljen  befonberS  ben  §af}  nidjt  allein 
u)xex  SBiffenfdjaftSüerwanbten,  fonbern  audj  ber  SBelt*  unb  SebenS* 
menfdjen  auf  fid)  gebogen  unb  toielleidjt  meljr  burd)  it)re  Sage  al§  burc^ 
eigene  ©djulb.  S)enn  ba  bie  $t)ilofopr)ie  i^rer  9Jatur  nad)  an  ba§  9111- 
gemeinfte,  an  ba$  Jpödjfte  51nforberung  mad)t,  fo  mu^  fie  bie  weltlichen 

182 


&inge  al§  in  it>r  begreifen,  aU  il)r  untergeorbnet  anfefjen  unb  bezaubern. 
(28incfelmann  unb  fein  3a^r)unbert.) 
$f)UofopI)te.  ©dgerge,  tuelcfye  ficrj  auf  $f)ilofoüf)ie  bejietjen,  !onn  id) 
im  boüüetten  ©inne  nict)t  billigen,  toeil  man  entroeber  baburrf) 
feine  Sßirfung  tjerüorbringt,  ober  toeil  man  bie  SJienge  üeranlafjt,  über 
etroa§  ju  lachen,  baZ  fie  ntdjt  oerftetjt  unb  ba$  fie  toenigften§  üerefjren 
follte.  (5ln  Sftocfjli^.    1801.) 

—  Qabt  if)r  üon  ©ott,  ber  SSelt  unb  toa§  fid)  brin  betoegt, 
Dom  SJtenfdjen,  toa§  fid)  itjm  in  Äoüf  unb  bergen  regt, 
Definitionen  nidt)t  mit  großer  Äraft  gegeben? 

9Jlit  frecher  (Stirn  unb  fütmer  S3ruft? 

Unb  toollt  itjr  rectjt  in§  innere  9e*)en/ 

fjabt  if)r  baüon,  itjr  müfet  e3  grab  gefielen, 

fo  diel  a!3  üon  £errn  ©djroertlein3  Zob  gemußt!    (gauft  I.) 

—  f.  6:flerti$i3mu3,  Sftatur,  ^Soefie,  Stfyeorie  u.  ^rarte  ufm. 
^njlojopt)  unb  «rfjtoärmer. 

3ener  ftetjt  auf  ber  ßrbe,  bodj  flauet  ba»  3luge  jum  Jpimmel, 
biefer,  bie  Stugen  im  Äot,  redet  bie  S3eine  lunauf. 

(Tabulae  votivae.) 

$f)tofif,  f.  Secfmif. 

$ietät.  SBenn  getoiffe  @rfcr)einungen  an  ber  menfcfjlidjen  9Zatur,  betrautet 
öon  feiten  ber  ©ittlidjfeit,  un§  nötigen,  itjr  eine  Slrt  üon  rabifalem 
Sööfen,  eine  ©rbfünbe  ju^ufdgreiben,  fo  forbern  anbere  ÜJJcanifeftationen 
berfelben:  it)r  gleichfalls  eine  ©rbtugenb,  eine  angeborne  ©üte,  SRedgt* 
lidgfeit  unb  befonberS  eine  Neigung  §ur  (Sljrfurdjt  gujugeftelien.  liefen 
Suellüunft,  toenn  er,  im  9Kenfct)en  fultiüiert,  jur  Sntigfeit,  in§  Seben, 
jur  Sffentlidjleit  gelangt,  nennen  mir  Sßietät,  toie  bie  Sllten. 

Sftädjtig  jeigt  fie  ficfj  üon  ©Item  ju  Äinbern,  fdjtoäd)er  üon  Äinbern 
ju  ©Item;  fie  üerbreitet  tt)re  fegenSüolle  (Sintoirfung  üon  ©efcrjroiftern 
über  S81ut§=,  Stammet  unb  SanbeSüertoanbte,  erroeift  fid)  toirffam 
gegen  dürften,  98or)ltäter,  Setjrer,  ©önner,  greunbe,  @d)ü£linge, 
Wiener,  Smedt)te,  Siere  unb  fomit  gegen  @runb  unb  23oben,  Sanb 
unb  ©tabt;  fie  umfafjt  alle§,  unb  inbem  it)r  bie  SBelt  gehört,  roenbet  fie 
iljr  SejjteS,  S3efte§  bem  Jpimmel  $u;  fie  allein  t)ält  ber  ©goifterei  ba§ 
©egengetoicrjt,  fie  mürbe,  toenn  fie  burdt)  ein  SBünber  augenblid* 
lieb,  in  allen  SRenfdjen  ljerüorträte,  bie  (Srbe  üon  allen  ben  Übeln  feilen, 
an  benen  fie  gegenloärtig  unb  üielleicfyt  unheilbar  franf  liegt.  (3ur 
Siteratur.) 

plagen.  2)urd)  plagen  lommt  man  ju  nicfjtS.  (91n  grau  ü.  ©tein.  1777.) 

Plagiat  unb  Priorität.  $ie  fämtlidjen  Sftarrljeiten  üon  $rä»  unb  «ßoft* 
offuüationen,  üon  Plagiaten  unb  £albenttoenbungen  finb  mir  fo  llar 

183 


imb  erfdjeinen  mir  läbbifd).  SDenn  roa§  in  ber  £uft  ift  unb  ioa§  bie  ßeit 
forbert,  bct3  fann  in  tjunbert  köpfen  auf  einmal  entfbringen,  orjne 
bafc  einet  bem  anbern  abborgt.  Slber  fjier  wollen  wir  §alt  machen,  benn 
e3  ift  mit  bem  (Streit  über  Priorität  wie  über  Segitimität,  e§  ift  niemanb 
früher  unb  redjjtmäfjiger,  als  wer  fid)  erhalten  tann.  (Sin  gelter.  1816.) 

$lato  unb  9lt:iftotele§.  $lato  berfjätt  fidj  §u  ber  SBett  wie  ein  fetiger  ©eift, 
bem  e§  beliebt,  einige  Qeit  auf  üjr  $u  Verbergen.  @§  ift  itjm  nicrjt  forootjl 
barum  §u  tun,  fie  fennen  ju  lernen,  weil  er  fie  fdjon  borauSfetjt,  at§  irjr 
baSjenige,  lr»a§  er  mitbringt  unb  wa§  it)r  fo  not  tut,  freunblict)  mitzuteilen, 
©r  bringt  in  bie  liefen,  metjr  um  fie  mit  feinem  SBefen  auffüllen, 
als  um  fie  §u  erforfcfjen.  ©r  bewegt  fid)  nact)  ber  Jpötje,  mit  ©e^nfudjt, 
feines  UrfbrungS  wieber  teiltjaft  §u  werben.  Stiles,  was  er  äußert, 
begießt  fid)  auf  ein  eroig  ©an^eS,  ©uteS,  SBatjreS,  (SdjöneS,  beffen 
gorberung  er  in  jebem  SSufen  aufzuregen  ftrebt.  3Sa§  er  fid)  im  einzelnen 
oon  irbifdjem  SSiffen  gueignet,  fdjmilgt,  ja  man  lann  fagen  berbambft 
in  feiner  Sttetrjobe,  in  feinem  Vortrag. 

SlriftoteteS  hingegen  fterjt  §u  ber  SBelt  roie  ein  9ttann,  ein  baumeifter* 
tiefer,  ©r  ift  nun  einmal  tjier  unb  foll  l)ier  Wirten  unb  fdjaffen.  (Sr 
erfunbigt  fid)  nad)  bem  23oben,  aber  nid)t  weiter,  als  bis  er  ©runb 
finbet.  $on  ba  bis  jum  3ftittelbunft  ber  (Erbe  ift  ü)m  baS  übrige  gleidt)- 
gültig,  ©r  umaiel)t  einen  ungeheuren  ©runbfreis  für  fein  ©ebäube, 
fdjafft  Materialien  bon  alten  (Seiten  t)er,  orbnet  fie,  fd)id)tet  fie  auf 
unb  fteigt  fo  in  regelmäßiger  gorm  bbramibenartig  in  bie  Jpötje,  wenn 
Sßlato,  einem  DbeliSten,  \a  einer  fbitjen  glamme  gleid),  ben  §immet  fud)t. 
SBenn  ein  $aar  foldjer  Scanner,  bie  fid)  gewiffermafjen  in  bie 
3flenfd)f)eit  teilten,  als  getrennte  SRebräfentanten  tjerrlidjer,  nicr)t  leicht 
gu  bereinenber  ©igenferjaften  auftraten;  roenn  fie  baS  ©lud  Ratten, 
fid)  öotltommen  aushüben,  baS  an  ifjnen  SluSgebilbete  üotlfommen 
aussprechen,  unb  nidjt  etwa  in  turnen,  lafonifdjen  (Säfcen  gleich 
£>ra!elfbrüd>en,  fonbern  in  auSfütjrlidjen,  ausgeführten,  mannigfaltigen 
SBerten;  wenn  biefe  SBerfe  ^um  heften  ber  9ftenfd)t)eit  übrig  blieben 
unb  immerfort  mefjr  ober  weniger  ftubiert  unb  betrachtet  würben: 
fo  folgt  natürlich,  baf$  bie  SBelt,  infofern  fie  als  embfinbenb  unb  benfenb 
ansufetjen  ift,  genötigt  war,  fidj  einem  ober  bem  anbern  rjinsugeben, 
einen  ober  ben  anbern  als  Sfleifter,  £et)rer,  $ül)rer  anguertennen. 
(@efdjid)te  ber  ^arbenleljre.) 

$ÖM.  Seute  bon  einigem  Staube  werben  fid)  immer  in  talter  (Entfernung 
bom  gemeinen  $ol!e  halten,  als  glaubten  fie  burd)  Slnnäljerung  gu 
berlieren;  unb  bann  gibt'S  $lüd)ttinge  unb  üble  (Sbafsbögel,  bie  fid) 
f)erab§utaffen  fd)einen,  um  it)ren  Übermut  bem  armen  $ot!e  befto  emb* 
finblidjer  §u  madjen. 

184 


§d)  weift  wohl,  baft  wir  nicbt  gteid)  finb,  nodj  fein  tonnen:  aber  icf) 
balte  bafür,  bafj  ber,  ber  nötig  gu  baben  glaubt,  bom  fogenannten 
$öbel  fid)  gu  entfernen,  um  ben  Sftefbeft  gu  erhalten,  ebenfo  tabetbaft 
ift  al§  ein  feiger,  ber  firf)  bor  feinem  geinbe  berbirgt,  weil  er  gu  unter« 
liegen  furztet.  (Söertber.) 
$ööel.   «Sage,  tun  wir  nicfrt  rec&t?   SStr  muffen  ben  $öbet  betrügen. 

(Sieb  nur,  wie  ungefcbitft,  fiel)  nur,  wie  wilb  er  fic&  geigt. 

Ungefcbidt  unb  wilb  finb  alle  robe  SSetrognen; 

feib  nur  reblicb,  unb  fo  füt»rt  ihn  gum  SKenfc^lidjen  an. 

(©bigramme.) 

—  28a§  ift  benn  ÄörtigSmaiejtöt? 
(Sie  ift,  bie  über  atle§  geh,!, 
unb  läftt  fid)  gar  nicht  ftören. 
SSie  aber  *j3öbetmajeftät 

fid)  über  alles,  alle§  blät)t 

mag  Silbion  un§  lehren.   (®ebid)te.   Sftachlaft.) 

—  SBerfe  be§  ©eifte§  unb  ber  ®unft  finb  für  ben  ißöbet  nicht  ha.  (@pt- 
gramme.) 

—  f.  erlernten. 

^oejie  (f.  aud)  dichter).  ®ie  wahre  $oefie  fünbet  fich  baburch  an,  baft  fie, 
atö  ein  weltlich^  ©bangelium,  burd)  innere  §eiterteit,  burch  äuftere§ 
SBehagen  un§  bau  ben  irbifchen  Saften  gu  befreien  weift,  bie  auf  un§ 
brüden.  Sßie  ein  Suftbalfon  hebt  fie  un§  mit  bem  SSaltaft,  ber  un§  an* 
hängt,  in  höhere  Legionen  unb  läftt  bie  berwirrten  ^rrgänge  ber  (Srbe 
in  SSogelberfbettibe  bor  un§  entwidelt  baüegen.  ®ie  munterften 
wie  bie  ernfteften  SSerfe  tjaben  ben  gleichen  fttvtü,  burd)  eine  glüdliche 
geiftreiche  $arftellung  fo  £uft  aU  (Sdjmerg  gu  mäßigen.  (Stichtag  unb 
M)rt)eit.) 

—  ift  eine  reife  Dfatur.   (Sftarimen  unb  Reflexionen.) 

—  3Ba3  ber  Sichter  f djafft,  ba§  muft  genommen  werben,  wie  er  e§  gefcbaffen 
Ijat.  2öa3  ber  boetifdje  ©eift  ergeugt,  mu|  bon  einem  boetifchen  ©e* 
müt  embfangen  werben.  (Sin  falte§  Stnalbfieren  gerftört  bie  $oefie 
unb  bringt  leine  SBirttichfeit  fyerbor.  ©3  bleiben  nur  ©gerben  übrig, 
bie  gu  nichts  bienen.   ($u  Suben.   1810.) 

^oefie,  qßljUofoWe,  9Jtt)ftii  $oefie  beutet  auf  bie  ©eheimniffe  ber  Statur 
unb  fucht  fie  burd)§  93ilb  gu  löfen.  ^hitofobbie  beutet  auf  bie  ©eheim* 
niffe  ber  SSernunft  unb  fucfjt  fie  burd)§  SSort  gu  löfen.  9J£bflit  beutet 
auf  bie  ©e^eimniffe  ber  Sftatur  unb  SSernunft  unb  fudjt  fie  burd)  SBort 
unb  S3ilb  gu  löfen.   (Sftarjmen  unb  Reflexionen.) 

—  f.  aud)  Äunft  u.  SBiffenfdjaft. 

$oet  unb  $¥0)ri)et.  SBolfen  wir  ben  Untetftf)ieb  gwifd)en  ^oeten  unb  $ro« 

185 


p^eten  nät)er  anbeuten,  fo  fagen  mir:  beibe  finb  bon  einem  ©ort  er* 
griffen  unb  befeuert,  ber  $oet  aber  bergeubet  bie  ifmt  bertieljene  &abe 
im  ©enufj,  um  ©enufj  tjerboräubringen,  ©rjre  burd)  baä  Jperborgebracrjte 
p  erlangen,  allenfalls  ein  bequemet  ßeben.  Sitte  übrigen  fttoede 
berfäumt  er,  fud)t  mannigfaltig  ju  fein,  fid)  in  ©efinnung  unb  2)ar* 
ftettung  grenzenlos  §u  geigen.  %ex  $robt)et  hingegen  fiet)t  nur  auf  einen 
einzigen  beftimmten  $med;  folgen  ju  erlangen,  bebient  er  fid)  ber  ein- 
fachen ÜDättel.  ^rgenbeine  Seljre  mill  er  berlünben,  unb  roie  um 
eine  Stanbarte,  burct)  fie  unb  um  fie  bie  Sßölfer  berfammeln.  §iep 
bebarf  e§  nur,  bafa  bie  SBett  glaube;  er  mufs  alfo  eintönig  m  erben  unb 
bleiben,  benn  ba$  Mannigfaltige  glaubt  man  nicfjt,  man  erlennt  e§. 
(Söeftöftlidjer  Staat.   Sftoten.) 

^olemif.  $d)  wu&  iebod)  betennen,  bafj  bie  bolemifdjen  Richtungen  bei 
mir  immer  fdjroäd)er  roerben  unb  fid)  nad)  ber  inneren  (Sinfjeit  §u» 
fammenäietjen;  benn  bie  (Segenftellungen  finb  immer  bergeftalt  un* 
bermeiblicr),  bajj,  toenn  man  ben  SKenfdjen  gang  genau  in  jmei  §älfteu 
fbaltete,  bie  redete  «Seite  fogleid)  mit  ber  linlen  in  (Streit  geraten  mürbe. 
$n  eben  bem  (Sinne  table  id)  jebod)  bie  ^ugenb  nidjt,  menn  fie  ben 
©egenfa£,  ben  fie  in  fid)  gegen  anberS  Senfenbe  embfinbet,  botemifcf) 
auSfbricfjt,  ficb,  bon  bem  Sßiberroärtigen  trennt,  unb  fid)  in  ber  £eil= 
nafjtne  ©leidjgefinnter  t)öcpd)  erfreut.  (Sin  Ä.  ©.  (Sdmbartt).   1829.) 

—  f.  aud)  SSiberfadjer,  ©egner. 

Popularisierung  ber  Sßiffenfdjaften.  Sftur  burd)  eine  ert)öt)te  $rajis 
follten  bie  SSiffenf haften  auf  bie  äußere  SBelt  mirlen:  benn  eigentlich 
finb  fie  alle  efoterifd)  unb  fönnen  nur  burd)  Sßerbeffern  irgenbeineS 
£un3  ejoterifd)  merben.  Sitte  übrige  £eilnat)me  fütjrt  ju  nicfjts.  (SJca- 
jimen  unb  Reflexionen.) 

Popularität  ber  dürften,  f.  ^ürftenbobularität. 

Popularität  ber  Vernunft,  f.  Vernunft. 

^obularbl)ilufobl)ie.  63  gibt  ein  ÜJttbfterium  fo  gut  in  ber  $t)ilofobl)ie 
mie  in  ber  Religion.  S)amit  foll  man  btö  SBolf  billig  berfdjonen,  am 
menigften  aber  baSfelbe  in  llnterfudmng  foldjer  Stoffe  gteidjfam  mit 
©eroalt  l)  er  einfiel)  en.   ($alf.) 

$ßofitioe§  uub  Autorität,  ^d)  et)re  unb  liebe  ha§  $ofitibe,  unb  rulje  felbft 
barauf,  infofern  e§  nämlid)  bon  Uralter^  tjer  fid)  immer  merjr  beftätigt 
unb  un§  ^um  toafjrljaften  ©runbe  be§  SebenS  unb  333ir!en§  bienen 
mag.  Sagegen  freut  micfj,  ntdt)t  etma  bie  8meifelfuct)t,  fonbern  ein 
birefter  Singriff  auf  eine  ufurbierte  Slutorität.  2)iefe  mag  8al)tl)unberte 
gelten  —  benn  fie  fdjabet  einem  bummen  büfteren  $o!f  nid)t,  baZ 
oljne  fie  nod)  übler  märe  brau  geroefen;  —  aber  äutejjt,  mennba§2Baf)re 
notmenbig  mirb,  um  un§  btö  entfdneben  -iJhifcenbe  gu  beriefen,  ba  mag 

186 


recfjtä  unb  linlä  fallen,  ira§  bo  will,  id)  werbe  mid)  barüber  rricfjt  ent- 
fern, fonbem  nur  auf§  ©enauefte  aufmerlen,  welcfje  9Iu§fid)t  id) 
gewinne,  wenn  ba3  alte  ©erjege  äufammenftürst.  (Sin  ©1).  g.  2.  <Sd)ulfc. 
1829.) 

^ofitibe^  unb  %utot\m/J.  baZ  «Redete. 

$tad)t  unb  *ßufc,  f.  «ßufc"u.  «ßraty. 

^tägung  unb  ®rf)tdfal.  9ftemanb  fann  fid)  umprägen  unb  niemanb 
feinem  ©dncffal  entgefyn.   (^talienifdje  fRetfe.) 

^rtefietftanb,  ber.  Wx  fommt  nidjts  befdjwertidjer  bor  ate  nicfjt  9ttenfd) 
fein  ju  bürfen.  Sirmut,  Seufcfjfjeit  unb  ©erjorfam  —  brei  ©elübbe, 
beren  jebe§,  einzeln  betrautet,  ber  $atur  baZ  Unauäftefylicfjfte  ferjeint, 
fo  unerträglich  finb  fie  alle.  Unb  fein  gan§e§  ßeben  unter  biefer  Saft, 
ober  ber  weit  brüdenbem  S3ürbe  be§  ©ewiffenS  mutlos  ju  feueren! 
D  £err !  toaZ  finb  bie  3Jcüt)feligfeiten  eure§  ßeben§,  gegen  bie  gämmer- 
licrjfeiten  eine§  (Staubet,  ber  bie  beften  Sriebe,  burd)  bie  wir  werben, 
warfen  unb  gebeten,  au§  mifeberftanbener  Söegierbe  ©Ott  näfjer  §u 
rücfen,  oerbammt.   (©ö£  bon  Söerlidjingen.) 

^ttmititic  SWenfdj,  ber.  <Sin§  glaub'  id)  überall  §u  beobachten:  je  weiter 
man  bon  ber  Sanbftrafce  unb  bem  großem  ©ewerbe  ber  3Jienfd)en 
abfömmt,  je  mein-  in  im  ©ebirgen  bie  Sflenfdjen  befcfjränft,  abge* 
fdmitten  unb  auf  bie  allererften  Söebürfniffe  be§  SebenS  jurüdgewiefen 
finb,  je  meljr  fie  fid)  bon  einem  einfachen,  Iangfamen,  unb eränb erliefen 
©rwerbe  nähren;  befto  beffer,  willfähriger,  freunblidjer,  uneigennü^iger, 
gaftfreier  bei  it)rer  Slrmut  fjabid)fiegefunben.  (2)id)tung  unb  2Bat)rl)eit.) 

^rinjtyten  unb  ®enie,  f.  ©.  u.  $. 

Priorität,  f.  Plagiat  u.  $. 

$toöe  unb  3Rut.  feine  $robe  ift  gefätjrlid),  gu  ber  man  9ftut  fjat. 
((Sgmont.) 

Probleme,  ^ebe  Söfung  eines  Problems  ift  ein  neues  Problem,  (b.  SJcüller. 
1821.) 

—  25er  ÜDienfd)  gefteljt  überall  Probleme  §u  unb  fann  bod)  leineS  rurjen  unb 
liegen  laffen;  unb  bieg  ift  auef)  gan$  redjt,  benn  fonft  würbe  bie  gor* 
fcfmng  aufhören;  aber  mit  bem  ^ofitiben  mu|  man  e§  nidjt  fo  ernfttjaft 
nehmen,  fonbem  fid)  burd)  ^ronie  barüber  ergeben  unb  irjm  baburd) 
bie  (Sigenfcrjaft  be§  Problems  erhalten,  benn  fonft  wirb  man  bei  jebem 
gefct)ict)tüdfc)en  Sftüdblid  lonfuS  unb  ärgerlid)  über  fid)  felbft.  (Sin  ©raf 
b.  ©ternberg.   1826.) 

—  2Jttdj  bringt  nichts  bon  meinem  alten  erprobten  SBege:  bie  Probleme 
fachte  wie  gwiebet^äute  §u  enthüllen  unb  föefbelt  jU  behalten  bor  allen 
wafjrrjaft  ftillebenbigen  $ nofben.  Qe  älter  icfj  werbe,  je  mefyr  bertrau' 
id)  auf  ba$  ©efefc,  wonad»  bie  «Rof  unb  Silie  blül)t.  (Sin  Seiter.  1829.) 

187 


SjkofeleinatifdjeS,  f.  Meinung,  fcofitioe. 

—  ber  9Jatur,  f.  gugänglicfyeS  u.  Unzugänglich. 

^roölematif  d)e  Naturen.  @S  gibt  broblematifcfye  Naturen,  bie  leinet  Sage 
gewacfjfen  finb,  in  ber  fte  fid)  befinben,  nnb  benen  feine  genug  tut. 
daraus  entfielt  ber  ungeheure  SSiberftreit,  ber  baS  Seben  otyne  ©enufe 
berjerjrt.  (Sftarünen  unb  Reflexionen.) 

^robutttuität.  $ebe  Sßrobuftibität  t)öc£)fter  5lrt,  jebeS  bebeutenbe  Slbercu, 
jebe  ©rfinbung,  jeber  grofce  ©ebante,  ber  $rücr)te  bringt  unb  $olge  tjat, 
fteljt  in  niemanbeS  ©ewalt  unb  ift  über  aller  irbifcfyen  SUtactjt  ergaben, 
dergleichen  t>at  ber  Sftenfdj  als  unberfjoffte  ©efdjenfe  bon  oben  als  reine 
®inber  ©otteS  §u  betrauten,  bie  er  mit  freubigent  S)an!  ju  empfangen 
unbäuberer)renr)at.  ©r  ift  bem2)ämonifcl)en  berwanbt,  baS  übermächtig 
mit  ü)tn  tut,  Wie  eS  beliebt,  unb  bem  er  fiel)  bewustlos  Eingibt,  wätjrenb 
er  glaubt,  er  tjanble  aus  eigenem  antriebe,  $n  folgen  fällen  ift  ber 
Sftenfd)  oftmals  als  ein  SSerljeug  einer  t)ör)eren  SSeltregierung  gu  be- 
trachten, al§  ein  würbig  befunbeneS  ©efäfj  $ux  9lufnat)me  eines  gött- 
lictien  SinfluffeS.   ((Scfermann.   1828.) 

—  2)ie  3ttenfcf)en  finb  nur  fo  lange  ürobuftib  in  $oefie  unb  ®unft,  als  fie 
nod)  religiös  finb;  bann  werben  fie  blofj  nacrjaljmenb  unb  wiebertjolenb. 
(Riemer.   1810.) 

—  ®S  liegen  im  SBein  allerbingS  fcrobuftiü  madjenbe  Gräfte  fetjr  be* 
beutenber  9lrt,  aber  es  !ommt  babei  alles  auf  $uftänbe  un\>  ^eit  unb 
©tunbe  an,  unb  tt>aS  bem  einen  nü|t,  ferjabet  bem  anbern.  6S  liegen 
ferner  brobuttibmacfjenbe  Gräfte  in  ber  M)e  unb  im  (Schlaf;  fie  liegen 
aber  auetj  in  ber  Bewegung.  6S  liegen  folcfye  Gräfte  im  SSaffer,  unb 
ganj  befonberS  in  ber  2ttmofbt)äre.  3)ie  frifdj)e  Suft  beS  freien  gelbes 
ift  ber  eigentliche  Drt,  wo  wir  l)ingel)ören;  eS  ift  als  ob  ber  ©eift  ©otteS 
bort  ben  Sftenfcrjen  unmittelbar  anwehte,  unb  eine  göttlict)e  Äraft  itjren 
QHnflufj  ausübte.   ((Leiermann.   1828.) 

—  2ßer  mit  feinen  *J3robuftionen  ftetS  aufrieben  ift,  wirb  nidjt  weit  fommen. 
Slllein  man  fann  auä)  §u  weit  gefyen  unb  burd)  fjörjere  gorberungen  an 
fiel),  als  man  im  Slugenblid  brattifdj  ju  erfüllen  bie  Äraft  t)at,  ben  f Raffen 
t>^n  ©eift  ängftlict)  machen  unb  baralbfieren.   (3-  ßl).  Sobe.   1820.) 

^rometljeuö.    S3ebede  beinen  Jpimntel,  Qeu§, 
mit  SSoüenbunft, 
unb  übe,  bem  Knaben  gleich, 
ber  ftifteln  föbft, 
an  6icr)en  biet)  unb  23ergeSt)ör)n; 
mufjt  mir  meine  ©rbe 
boer)  laffen  ftetyn, 
unb  meine  §ütte,  bie  bu  nict)t  gebaut, 

188 


unb  meinen  &erb, 
um  beffen  ©lut, 
hu  mict)  beneibeft. 

3d)  fenne  nid)t§  ärmeres 

unter  bet  ©onn',  al§  eudj  ©ötter! 

3^r  näfyret  fümmerlid) 

üon  Dfcferfteuem 

unb  ©ebet§f)aud) 

eure  2Jlajeftät, 

unb  barbtet,  mären 

nidjt  SHnber  unb  Settier 

IjoffnungSbolle  Xoren. 

$a  id)  ein  Äinb  toax, 

nid^t  muffte  wo  au3  nodj  ein, 

feljrt'  idj  mein  berirrie§  2Iuge 

§ur  ©omte,  aß  tuenn  brüber  mär' 

ein  Dfyr,  ju  f)ören  meine  ftlage, 

ein  &erj,  toie  mein?, 

fidj  be§  SBebrängten  ju  erbarmen. 

2Ber  tjalf  mir 

tüibet  ber  Sitanen  Übermut? 

2Ber  rettete  bom  2obe  midj, 

bon  @!laberei? 

£aft  bu  nid)t  oHc§  fcttft  bollenbet, 

fyeilig  glüt)enb  §erj? 

unb  glüt)tefi,  jung  unb  gut, 

betrogen,  SftettungSban! 

bem  ©ctjlafenben  ba  broben? 

%d>  btdt)  etjren?   SBofür? 

§aft  bu  bie  ©a^mergen  gelinbert 

je  be§  93elabenen? 

§aji  bu  bie  Sränen  geftiltet 

je  be§  ©eängfteten? 

§at  nicrjt  mid)  gum  9ttanne  gefc^miebet 
bie  allmächtige  3e^ 
unb  bciZ  emige  ©djiäfal, 
meine  §errn  unb  beine? 

SBätjnteft  bu  ettoa, 

idc)  follte  ba§  geben  Raffen, 


189 


in  SBüften  fliegen, 
toeil  nidjt  alle 
SBlütenträume  reiften? 

§ier  fi^'  idj,  forme  2Jcenfct)en 

nactj  meinem  Silbe, 

ein  ©efcfjledjt,  ba§  mir  gleid)  fei, 

§u  leiben,  ju  meinen, 

ju  genießen  unb  gu  freuen  fid), 

unb  bein  nict)t  §u  adjten, 

h)ie  idj)! 

^rojityetcn,  f.  §eraen§bebürfm§. 
$ro^et  unb  ^oet,  f.  $oet  u.  «ßto^ct. 
^tojetyten  madjett,  f.  ($goi3mu§. 
^roteftanten.    2)reilmnbert  garere  finb  borbet, 

werben  aud)  nid)t  toieber  fommen. 

(Sie  Ijabett  S8öfe§,  franl  unb  frei, 

aucr)  ©ute§  mitgenommen; 

unb  bocfj  bon  beiben  ift  aucf)  euct) 

ber  gülle  genug  geblieben: 

©ntäietjt  euer)  bem  berftorbnen  $eug, 

Sebenb'ge§  lafjt  un§  lieben!   (Batmte  Xenien.) 

—  f.  ©rjriftentum. 

Prüfungen.  Nemo  ante  obitum  beatus,  ift  ein  SBort,  boJ  in  ber  SSelt- 
gefdjidjte  figuriert,  aber  eigentlich  nid)t§  fogen  null.  (Sollte  e§  mit  einiger 
©rünblicrjfeit  ausgebrochen  roerben,  fo  müfjte  e§  rjeifjen:  „Prüfungen 
erroarte  bi§  julefet."  (Sin  gelter.  1830.) 

—  ^Srüft  btö  ©efctjicf  bidt),  meifj  e§  nuu)t  warum: 

©3  roünfcfjte  biet)  entrjaltfam!  folge  ftumm.   (SSeftöfttidjer  $)iban.) 
Pubertät,  roieb  erholte,  ©eniale  Naturen  erleben  eine  roieberljolte  Puber- 
tät, roärjrenb  anbere  Seute  nur  einmal  jung  finb.  (©efermann.  1828.) 
$it*lttititt.  *4  ba§  ^ublifum!  feufete  ©oettje.   (Leiermann.   1823.) 

—  2Ber  bem  *ßublifum  bient,  ift  ein  arme§  £ier; 

6r  quält  fict)  ab,  niemanbjbebanlt  fiel)  bafür.   (©bricrjtoörtlict).) 

—  £>a§  ^ublifum,  befonberS  ba§b eutferje,  ift  eine  närriferje  ®aritatur  be§ 
S)emo3.  ©§  bilbet  fiel)  roirllict)  ein,  eine  5lrt  bon  ^nftanä,  bon  (Senat 
au^umadjen,  unb  im  Seben  unb  ßefen  biefeS  unb  jene§  toegbotieren' 
$u  fönnen,  tt>a§  it)tn  nicfjt  gefällt,  dagegen  ift  lein  ÜOcittel  als  ein  füllet 
«fjarren.  (9ln  9?einrjarb  1809.) 

g&uMitum  unb  ^ünftler,  f.  St.  u.  % 
SJJubltfumS  «ete^tung,  f.  $age§gröf$en. 

190 


$ulberfurd}t.  2Ber  jid)  bor  bem  Sßutber  für<i)tet,  mufe  nidjt  mit  Sßulber 
umgeben.   (2)ie  Slufgeregten.) 

$ttfc  ttnb  $tad)t.  SBie  töricht  lehnen  jicb,  bodj  jo  öiele  $id)ter  unb  joge- 
nannte  gefütjlbolle  SKenjdgen  gegen  $ßu£  unb  $rad)t  auf  unb  berlangen 
nur  in  einfachen,  ber  Statur  angemejjenen  Kleibern  bie  grauen  alte3 
(Staubet  ju  fefjen.  (Sie  fdjelten  ben  *ßu$,  otjne  ju  bebenfen,  bajj  e3 
ber  arme  $u£  nid)t  ijt,  ber  un3  mißfällt,  roenn  mir  eine  tjäpdje  ober 
minber  jdjöne  ^erjon  reidj  unb  jonberbar  gefleibet  e^blidEen.  (2Bitt)etm 
2fteijter§  Sefjrjacjre.) 

CmettSmuS,  j.  <Senjuali§mu§. 

Sabotieren.  Sabotieren  fjeijtf  nid)t,  mie'§  ba§  gemeine  Sejilon  jagt, 
allein  albernes  3eu9  teben,  jonbem  aud),  baS  Sedjte  §ur  unrechten 
3eit  jagen,  meld)e§  bem  jogenannten  Sßerftanbe  immer  albern  bor* 
lommt.   (2tn  (£.  %.  b.  Seintjarb.   1810.) 

9Jaifonietett  über  Dbere  unb  $orgejefcte,  gürjten  unb  (Staatsmänner, 
f.  «Setbjtgefätligfeit. 

Saf^e  £at,  j.  (Säume  nid)t. 

SRat.  63  ijt  mit  bem  Satgeben  ein  eigenes  2)ing,  unb  menn  man  eine  SBeile 
in  ber  SBelt  gefeiten  tmt,  mie  bie  gejdjeiteften  3)inge  mißlingen  unb  t>aZ 
SIbjurbejte  ojt  ju  einem  gtüdlidjen  3iele  fütjrt,  jo  fommt  man  motjl  ba* 
bon  gurüd,  jemanbem  einen  Sat  erteilen  ju  mollen.  3m  ©wtibe  ijt  e§ 
autf)  bon  bem,  ber  einen  Sat  berlangt,  eine  Sejdjränfttjeit  unb  bon  bem, 
ber  üjn  gibt,  eine  2tnmajjung.  3Jian  jollte  nur  Sat  geben  in  fingen, 
in  benen  man  jelber  mitmirfen  mül  bittet  midj  ein  anberer  um  guten 
Sat,  jo  jage  idj  mot)l,  baj3  id)  bereit  jei,  itm  ju  geben,  jebod)  nur  mit  bem 
SBebing,  baj3  er  berjbrec^en  molle,  nid)t  banaa^  gu  tjanbeln.  ((Sdermann. 
1831.) 

—  Satgeben  ijt  btö  bümmjte  £anbmerf,  baZ  einer  treiben  fann.  Säte  jid) 
jeber  jelbjt  unb  tue,  ma§  er  nid)t  la\\en  lann.  (SSarjlbertuanbtfdjaften.) 

—  %üx  ftdt)  fann  man  toorjl  noeb,  ben  regten  2Beg  jinben,  jür  anbere  unb 
mit  anberen  fdjeint  e§  jaft  unmöglid).    (Sin  grau  b.  (Stein.    1781.) 

—  2Ba§  Sat!  tjat  Sat  bei  2Jknjd)en  je  gegolten? 
(Sin  fluge§  SBort  erjtarb  im  garten  Ojt. 

(So  ojt  audj  !£at  jid)  grimmig  jelbjt  gejcrjolten, 

bleibt  bod)  ba§  $olf  jelbjt  miffig  mie  gubor.  (gaujt  II.) 

—  $)ie  2Bid)tig!eit  be£  alten  jbricfymörtlicrjen  SateS:  gelje  bor  bie  red)te 
«Sdmtiebe!  ijt  mir  früt)  einleucrjtenb  gemejen;  aber  ma3  tjiljt  bie  ©in* 
jid)t,  menn  bie  (Sdjmiebe  jo  meit  liegt,  bajj  man  mit  jeinem  ©ejdnrr 
jie  nidjt  erreichen  fann.   (21n  gelter.   1803.) 

191 


Watgcbcr,  befter,  f.  ftotwenbtgleit. 

mam  unb  Sbeeüeä,  f.  9.  u.  8t 

Ötealfötmtä.  gdj  bin  al§  ein  befdjauenber  Sttenfd)  ein  ©todrealifte,  fo  bafc 
id)  bon  alten  ben  fingen,  bie  fid)  mir  barftellen,  nid)t§  babon  unb  nid)t§ 
bagu  gu  wünfcfyen  imftanbe  bin.   (91n  ©d)iller.   1798.) 

Oicalpütitifcr.  $d)  nafjnt  alle  3uftönbe  nnb  ^erfonen  burd)au3  real,  aU 
gegeben,  einmal  fixierte  -iftaturwefen,  bie  nid)t  anber§  tjanbeln  fönnen 
aU  fie  rjanbeln,  nnb  orbnete  t)iernad)  meine  $erl)ältniffe  gu  ilmen. 
(b.  Füller.    1824.) 

9led)ettmafd)itte,  f.  (Genie. 

Siebte,  ba§.  2)er  9Jtenfd)  mag  feine  J)öb,ere  93eftimmung  auf  ©rben  ober 
im  §immel,  in  ber  (Gegenwart  ober  in  ber  $ufunft  fucfyen,  fo  bleibt  er 
be£f)alb  bod)  innerlid)  einem  einigen  (Sdjwanfen,  bon  aufeen  einer  immer 
ftörenben  ©inwirfung  au§gefe|t,  bi§  er  ein  für  allemal  ben  ©ntfctjlufj 
fajjt,  gn  erllären,  ba§  SRecfjte  fei  btö,  toa§  ir)m  gemäf}  ift.  (2)ici)tung  unb 
3öat>rtjeit.) 

—  2öenn  nur  bie  9ftenfd)en  ba§  SRedjte,  nad)bem  e§  gefunben,  nicfyt  lieber 
umleiten  unb  berbüfterten,  fo  märe  id)  aufrieben;  benn  e§  täte  ber 
9ftenfd)l)eit  ein  *ßofitibe§  not,  ba§  man  it)r  bon  (Generation  gu  (Generation 
überlieferte,  unb  e§  wäre  bodj  gut,  wenn  ba§  Sßofitibe  pgleid)  baä 
SRedjte  unb  2ßat)re  wäre.  %n  biefer  §infid)t  follte  e§  micrj  freuen,  wenn 
man  in  ben  -Katurwiffenfcrjaften  auf§  SReine  läme  unb  fobann  im  deinen 
be^arrte,  unb  nid)t  wieber  tranfjenbierte,  nadjbem  im  ga&licfjen  alle3 
getan  worben.  216er  bie  Sftenfdjen  !önnen  leine  Sfturje  galten,  unb  etje 
man  fid)  berfief)t,  ift  bie  Sßerwirrung  wieber  obenauf,  (ßdermann.  1827.) 

—  2)ie  Sieutfdjen  finb  ein  gut  (Gefdjlecfjt, 
ein  jeber  fagt:  „will  nur,  toaZ  red)t; 
red)t  aber  foll  borjüglid)  Ijeifjen, 

n)a§  id)  unb  meine  (Gebattem  breifen. 

S)a§  übrige  ift  ein  weitläufig  2)ing, 

i>a§  fdjätj  id)  lieber  gleid)  gering."   (ßaljme  Xenien.) 

—  9Ber  redjt  wirfen  will,  mufj  nie  freiten,  fid)  um  ba$  S8erlet)rte  gar  nie 
befümmem,  fonbern  nur  immer  ba§  (Gute  tun.  S)enn  e§  fommt  nicfjt 
barauf  an,  bafj  eingeriffen,  fonbern  baft  etwa§  aufgebaut  werbe,  woran 
bie  3fafd)t)eit  reine  f^reube  embfinbe.  (©tfermann.   1825.) 

—  ©§  tjilft  nidjt  immer,  rectjt  gu  r}aben.   (9teinefe  %uä)$.) 

—  233er  red)t  will  tun,  immer  unb  mit  ßuft, 

ber  tjege  wat)re  Sieb'  in  (Sinn  unb  Söruft.   (©bridjwörtlicr).) 

—  ®ie  Jpanblung  wirb  nur  bom  (Geifte  begriffen  unb  wieber  bargeftellt. 
9iiemanb  weifj,  wa§  er  tut,  wenn  er  recr)t  rjanbelt,  aber  be§  Unrechten 
finb  wir  un§  immer  bewußt.    (Sßiltjelm  9tteifter§  £et)riar)re.) 

192 


Siebte  mtb  ©efefce,  f.  ©.  u.  D. 

Dedjtet  SBeg,  f.  guter  9ftenfd). 

Sieben  unb  tun.  93ei  (Sott,  e§  ift  lein  ^an^ettf!,  ber  nidjt  in  einer  Viertel» 
ftunbe  metjr  ©efcfjeiteS  reben  fann,  at§  id)  in  einem  SStetteljaljr,  ©ort 
weife,  in  äet)n  ^aljren  tun  fann.  2)afür  weife  id)  aud),  töo§  fie  alle  md)t 
tuiffen  unb  tu,  toaZ  fie  alle  nidjt  wiffen,  ober  auet)  wiffen.  (3ln  grau 
b.  ©tein.    1780.) 

—  ©igentttd)  foll  man  nidjt  reben  bon  bem,  tua§  man  tun  will,  nidjt  üom 
bem,  roa§  man  tut,  noct)  wag  man  getan  t)at.  2flle§  $)rei'§  ijt  gewiffen 
^nfonoenienjen  unterworfen,  bie  nidjt  }u  bermeiben  finb.  (9ln 
Boifferee.   1826.) 

—  Safe  un§  nidjt  weibttet)  bietet  reben, 
wo  biet  ju  tun  ift.   (ßtpenor.) 

Üiebner.  Wlan  mufe  etwa§  ju  fagen  r)aben,  wenn  man  reben  will.  $ä)  be* 
baure  immer  unfre  guten  Äanjelmänner,  meiere  fict)  eine  feit  faft 
äweitaufenb  3a*)ren  burcrjgebrofdjene  ©arbe  jum  ©egenftanb  it)rer 
2ätigfeit  rollen  muffen.  (5ln  ftriebrid)  b.  2Mer.   1828.) 

—  @&  trägt  Verftanb  unb  rechter  (Sinn 
mit  wenig  Äunfi  fiefc)  fetber  bor; 

unb  wenn'§  eudj  ©ruft  ift,  toaä  ^u  fagen, 

ift'S  nötig,  Sorten  nachzujagen? 

3a,  eure  Sieben,  bie  fo  blinfenb  finb, 

in  benen  ü)r  ber  2Kenfct)t)eit  ©djnifcel  träufelt, 

finb  unerquidtid)  wie  ber  Sftebetwinb, 

ber  t)erbftücr)  burdj  bie  bürren  SBlätter  fäufelt!   (gauft  I.) 
*3tcf(efticrett  ü&et  ftri)  fel&ft,  f.  (SrgierjungSmittel. 
Dieflerion,  f.  6goi3mu§  u.  9tttrui3mu3. 

Deformation  (f.  2utt)errum).  3Bir  roiffen  gar  nid)t,  roa§  wir  £utf)ern 
unb  ber  Deformation  im  allgemeinen  atte§  $u  bauten  t)aben.  SBir 
finb  frei  geworben  bon  ben  ^-effelrt  geiftiger  Borniertheit,  wir  finb 
infolge  unferer  fortwactjfenben  Kultur  fät)tg  geworben,  $ur  Quelle 
jurüdjufe^ren  unb  ba$  ©rjriftentum  in  feiner  Deinfjeit  ju  faffen. 
2Sir  rjaben  wieber  SJhit,  mit  feflen  güfeen  auf  ©orte3  (Srbe  $u  fielen 
unb  un§  in  unferer  gottbegabten  9flenfd)ennatur  §u  füllen.  (Stfer* 
mann.    1832.) 

@leiban§  ©ef  cb,i(t)te  ber  Deformation,  auf  bie  id)  zufällig  aufmertfam 
geworben,  trauriger  Stnbltcf  einer  grenjenlofen  Verwirrung,  3*^™ 
fämbfenb  mit  ^rctum,  6igennu$  mit  ©igennufc,  ba%  Sßaljre  tjie  unb  ba 
nur  auffeufeenb.  (Sagebud),  26.  9Job.  1820.) 

—  Deformation  fjätt  iljren  (3d)mau3 

unb  nafjm  ben  Pfaffen  §of  unb  £au3, 

öoetöe.fiejüon.  13 

193 


um  mieber  Pfaffen  'neinaubflanjen, 
bie  nur  in  allem  ©runb  ber  (Sadjen 
metjr  fcrjmäfcen,  meniger  ©rimaffen  madjen.   ($)er  emige  $ube.) 

Wcf  ovmattün.  Unter  un§  gefagt,  ift  an  ber  ganzen  (Sadje  nid)t§  intereffant 
al§  Sutt)er§  ©tjarafter,  unb  e§  ift  aud)  ba§  einzige,  ma§  ber  Sfllenge 
eigentlid)  imponiert.   (Sin  fönebel.    1817.) 

Regierung.  Sßeldje  Regierung  bie  befte  fei?  diejenige,  bie  un§  lefjrt,  un§ 
felbft  ju  regieren.  (@in§elne§.  1826.) 

9iegierung§fortn.  $l)öfifcfj*flimatif<i)e  ©inmirfung  auf  Söilbung  menfd)» 
licrjer  ©eftalt  unb  förberlicljer  ©igenfcfjaften  leugnet  niemanb,  aber  man 
beult  nid)t  immer  baran,  ba|  9ftegierung§form  eben  aud)  einen  moralifd)* 
ItimatifcrjenBuftanb  Ijerborbringe,  morin  bie  ©tjaraltere  auf  berfdjiebene 
SSeife  fid)  au§bilben.   (SBeftöftlidjer  Siban.) 

9iegierung§¥lugljeU.  ÜJJiarime  ber  9ftegierung3llugl)eit:  bie  9ttenfd)en 
nicfjt  fo  ju  be^anbeln,  roie  fie  fein  füllten,  fonbern  mie  fie  mirflid)  finb. 
(Su  #.  <3tebl»ani.   1792.) 

töeid)  burd)  Heoebolle  Slufmerffamtett,  f.  SBefifc. 

SReidje  unb  kirnte,  ©geltet  fie  nid)t,  bebauert  fie  bielmet)r !  $enn  bon 
jenem  ©lud,  ba§  mir  al§  \)a§  t>öci)fte  erlernten,  t>a&  au§  bem  innern  9fteid)= 
tum  ber  9Jatur  fliefjt,  fyaben  fie  feiten  eine  ertjöfjte  ©mbfinbung.  9Jur 
un§  Sirmen,  bie  mir  menig  ober  nid)t§  befifcen,  ift  e§  gegönnt,  btö  ©lud 
ber  greunbfdjaft  in  reifem  Sttafje  §u  genießen.  SEßir  tonnen  unfre  ©e» 
liebten  roeber  burcl)  ©nabe  ergeben,  nod)  burd)  ©unft  beförbern,  nodj) 
buret)  ©efdjenfe  beglüden.  2öir  fjaben  nidj)t§  al§  un§  felbft.  2)iefe3 
gange  ©elbft  muffen  mir  Eingeben  unb,  menn  e3  einigen  SSert  fjaben 
foll,  bem  greunbe  ba§  ©ut  auf  emig  berfidjern.  SSeldj  ein  ©enufj, 
meld)  ein  ©lud  für  ben  ©eber  unb  Smbfänger!  $n  meldten  feiigen 
ßuftanb  berfe|t  un§  bie  £reue !  fie  gibt  bem  borübergetjenben  SJlenfdjen- 
leben  eine  l)immlifdj)e  ©emipeit;  fie  madjt  ba£  ^aubtlabital  unfrei 
9leid)tum§  au§.   (SSiujelm  3tteifter3  Se^rja^re.) 

föeidjtum.  SBenn  ber  2ttenfd)  fid)  felbft  bleibt,  bleibt  ü)tn  biet.  (Sin  f  eftner. 
1785.) 

—  SBie  müßten  mir  bergmeifeln,  ba$  $ufjere  fo  lalt,  fo  leblo§  p  erbliden, 
menn  nid)t  in  unferm  ^nnern  fitf)  etma§  entmidelte,  btö  auf  eine  gan§ 
anbere  SBeife  bie  9iatur  berljerrlidjt,  inbem  e§  un§  felbft  in  iljr  gu  ber* 
fdjönen  eine  fd»öbferifd)e  Sraft  ermeift.  (2Bill)elm  2fteifter33Sanberjat)re.) 

föetdjtmn  unb  ®d)nentgfett,  f.  Ultra. 

91eife§  Urteil,  bon  unreifem  ©eift  aufgenommen,  f.  alillug. 

9ielaritoi§tnu§.  Sllle3  mirft  berrjältnigmäfjig  in  ber  SBelt,  baä  merben  mir 
nod)  oft  gu  mieberl)olen  fjaben.  S)a§  allgemeine  33erl)ältni§  erlerntet 
nur  ©ott;  beSmegen  alle§  menfcpdje,  brnlofobfjifdje  unb  fo  aud) 

194 


ptjüfiognomifdje  ©innen   unb  Staaten   am  (Snbe   auf  ein  blofjeS 
©tottexn  hinauslauft.  (3ux  Äunfi.) 
»eligton.  28er  28iffenfd)aft  unb  5hmft  befifet, 

t)at  aud)  Religion; 

wer  jene  beiben  nidjt  befifct, 

ber  Iwbe  Religion.   (3^nte  Xenien.) 

—  2)ie  eigentliche  Religion  bleibt  ein  Annexes,  ja  Sn&üribuelleä;  benn 
fie  l)at  ganj  allein  mit  bem  ©eroiffen  ju  tun,  biefeä  foll  exxegt,  folt  be« 
fdjnnduHgt  toexben:  enegt,  toenn  e§  ftutupf,  untätig,  unmixffam  balun 
bxütet;  befd)toid)tigt,  toenn  e§  buxd)  xeuige  Unxulje  btö  Seben  p  bex» 
bittexn  bxoljt.  ®enn  e§  ift  ganj  nalj  mit  bex  ©oxge  oextoanbt,  bie  in  ben 
ftummex  übexjugetjen  bxoljt,  toenn  mix  un3  obex  anbexn  buxd)  eigene 
©ccwlb  ein  Übel  juge§ogen  f>aben.  (SSifijelm  ÜDceiftex3  SBanbexjaljxe.) 

—  3n  ben  S^^nnbexten,  ba  bex  2ftenfd)  aufcex  ficf»  nid)t§  toie  ©xeuel 
fanb,  muffte  ex  glüdlidj  [ein,  bafj  man  ilm  ir.  fid)  felbft  juxüdtoieS,  ba- 
mit  ex  fid)  ftatt  bex  Dbjefte,  bie  man  ü)m  genommen  ljatte,  ©djein* 
bilbex  exfdjuf  an  ibjex  ©teile;  bex  $olo,tt)ei§mu§  [teilte  fid)  in  ben  bxei 
$ex[onen  bex  ©ottljeit,  einex  ©öttin*9fluttex,  ben  ^mälf  Slpofteln  unb 
[o  oiel  ^eiligen  toeit  jatjlxeidjex  toiebex  tjex.  *ßantt)eiften  ju  [ein  fehlte 
bie[en  ^a^x^unbexten  bie  Sßaiuxanfdjauung,  toeldje  bie[e  2)enftoeife 
allein  begxünbet.   (Sagebud).  1831.) 

—  $d)  eljxe  bie  Religion,  ba§  toeifjt  bu;  id)  füljle,  bafj  [ie  manchem  ®r» 
matteten  ©tab,  mandjem  $Bexfd)mad)tenben  (Sxquirfung  ift.  9hix  — 
!ann  [ie  benn,  mufj  [ie  benn  btö  einem  jeben  [ein?  SSenn  bu  bie  gxofje 
SSelt  anfielt,  fo  fiet)fl  bu  ^aufenbe,  benen  fie  e§  nidjt  toax,  Saufenbe, 
benen  fie  e3  nid)t  fein  mixb,  gepxebigt  obex  ungebxebigt.   (SBextljei.) 

—  5)e3  xeligiöfen  (55efür)I§  toixb  fid)  !ein  SJcenfd)  extoet)xen,  babei  aber  ift 
e§  ifjm  unmöglich,  fold)e§  in  fidt)  allein  $u  üexaxbeiten,  be§toegen  fud)i 
ex  obex  mad)t  fid)  ^xofelüten.  ®a§  lefctexe  ift  meine  Slxt  nidjt,  baZ  exfiexe 
abex  fyaU  id)  txeulid)  buxd)gefüt)xt,  unb  oon  ©xfdjaffung  bex  SSelt  an 
leine  Äonfeffion  gefunben,  §u  bex  id)  mid)  bölüg  ijätte  be!ennen  mögen. 
(Sin  SBoiffexee.   1831.) 

—  SJian  möchte  bemexfen,  bafj  e§  eigentlich  bex  xömifd)en  ftixdje  am  beften 
gelungen  fei,  bie  Religion  bopuläx  ju  machen,  inbem  fie  foldje  nid)t 
fotoo!)!  mit  ben  Söegxiffen  bex  9Jcenge  aß  mit  ben  ©efinnungen  bex 
SJcenge  ju  öexeinigen  geraupt  fyat.  (Übex  Italien.) 

—  $ie  3Jienfd$eit  ftedt  iefct  in  einex  xeligiöfen  StxifiS;  wie  fie  buxdjfommen 
toill,  toeife  id)  nid)t,  abti  fie  muß  unb  toixb  buxd)Iommen.  ©eit  bie 
S^enfcgen  einf e^en  lexnen,  toieüiel  bumme§  3eu9  man  ^nen  angeheftet, 
unb  feit  fie  anfangen  §u  glauben,  bafy  bie  ^looftel  unb  Zeitigen  auc^  nicgt 
beffexe  ftexlä  al§  foldge  Suxfdgen  toie  ftlopftotf,  2effing  unb  toix  anbexn 

13* 

195 


artnett  £mnb§fÖttet  getuefett,  mufc  e§  natütlidj  tuunbetlid)  in  bert  ®öbfen 
ftd)  freuten,  (b.  füllet.  1830.) 
^Religion.  Sßettn  bie  betnidjtenbe  Shittf  itgenb  fdjäbücb,  ift,  fo  ift  fie  e§  in 
9?eligion§fad)en;  benn  gerbet  beruht  alles  auf  betn  ©tauben,  ju 
tueldjem  man  nidjt  gutüdfetjten  fann,  toenn  man  ifjn  einmal  betteten 
fjat.  (©rfetmann.   1827.) 

—  $ebe  bofitibe  Religion  t)at  ifyten  gtöfjten  9ftei$,  toenn  fie  im  SBetben  be- 
griffen ift.  ($)idjtung  unb  3Ba^rt)ett.) 

—  3)ie  Religion,  fagt  man,  fei  nut  ein  btäcfytiget  Sebbidj,  hjntet  bem  man 
jeben  gefäfjtlicfyen  2infd)lag  nut  befto  leistet  auäbenft.  2)a§  SBolf 
liegt  auf  ben  Änien,  betet  bie  Zeitigen  getoitften  %t\ü)tn  an,  unb  hinten 
laufet  bet  $ogelftellet,  bet  fie  betütfen  roill.  (ßgmont.) 

—  f.  Statut,  itjre  £eilung3!taft;   aud)  Sftottoenbigfeit  unb  3ufQN- 

—  aß  Mittel  |Ut  «Popularität,  f.  ^ütften. 
ffieligton  unb  gkobultibttät,  f.  «ßr. 
SReligionSfttfter,  bet. 

2)id)tet:   (Sdjenfe  lomm!   9£od)  einen  SBed^er! 
(Scfyenfe:  £>ett,  bu  t)aft  genug  geitunfen; 
nennen  bidfy  ben  toilben  $ed)et! 
2)id)tet:    (Sahjt  bu  je,  bafj  idj  gefunfen? 
«Scfyenle:  Sttaljomet  betbietet'3. 
2)id)tet:  Siebten! 

§ött  e3  niemanb,  toiH  bit'S  fagen. 
(Sdjenfe:  9Benn  bu  einmal  getne  tebeft, 

btaudj'  id)  gat  nidjt  biel  gu  ftagen. 
$)idjtet:    $otd)!  tüit  anbten  ÜDhtfulmanen, 
nüdjtetn  follen  toit  gebücft  fein, 
et  in  feinem  fjeil'gen  ©ifet, 

tnödjte  getn  allein  bettüdft  fein.    (38eftöftlid)et  2)iban.) 
Reliquien,  f.  (S$riftu3. 
Renegat,  f.  Hautgout  im  (Sittlichen. 
Ütepräfentanten  bet  9Renfd)ljett,  f.  $lato  unb  2Itiftotele§. 
9le^rafentanten  bet  Nation,  f.  Sdjtiftftellet. 

9tejjubltf.  3n  Der  SRebublif  bilben  fieb,  gtofje,  glüdlidje,  tub,ig*tein  tätige 
ßljataftete;  fteigett  fie  fidj  jut  9Itiftoftatie,  fo  entfielen  totitbige, 
fonfequente,  tüchtige,  im  SBefefjten  unb  ©eljotdjen  betounbetungS* 
toütbige  Spännet,  ©etat  ein  «Staat  in  51natd)ie,  fogleid)  tun  fid)  bet- 
tuegene,  fütme,  fittenbetad)tenbe  SKenfdjen  fyetbot,  augenblidlid)  ge* 
tüaltfam  toirfenb,  bi§  §um  ©ntfefcen  alle  SMfjigung  betbannenb.  2)ie 
$>efbotie  bagegen  fdjafft  gtofje  (Sfyataftete;  Iluge,  tufjige  Übetfidjt, 
fkenge  £ätigfeit,  geftigfeit,  ©ntfd)loffenl)eit,  allei  ©igenfdjaften,  bie 

196 


man  brauet,  um  ben  Xefpoten  ju  bienen,  entwickln  fid)  in  fähigen 
©eiftem  unb  öerfdjaffen  iljnen  bie  erften  ©teilen  be§  Staate,  wo  fie  fidj 
%u  §errfcc)ern  auSbilben.   (2Beftöftlicfjer  3)iöan.) 
»ejignotion.    Qux  SRefignation  gehört  (Stjarafter.    (Söoifferee.    1811.) 

—  ©§  fcfjeint,  bafc  bie  menfd)Iid)e  Statut  eine  ööllige  SRefignation  nidjt  att= 
ju  lange  ertragen  fann.  2)ie  Hoffnung  mu|  wieber  eintreten,  unb  bann 
lommt  ja  aud)  fogleidj  bie  Sätigfeit  wieber,  burd)  welche,  wenn  man 
e§  genau  befielt,  bie  Hoffnung  in  jebem  91ugenblid  reaüfiert  wirb. 
(Sin  ©raf  SReinfjarb.   1807.) 

—  f.  (Sntfagung. 

JRetyeft.  2ßa§  wäre  benn  au§  mir  geworben,  wenn  id)  ntc^t  immer 
genötigt  gewefen  wäre,  SRefpeft  üor  anbern  ju  tjaben.  (©. 
Soifferee.  1815.) 

—  SBenn  ©Item  unb  dürften  9teftoeft  unb  Siebe  forbern  muffen,  bann  ift 
e§  fcfjon  fcpmm.  (Änebel.  1807.) 

fReue.   %\t  Sugenb  öerwunbert  fidfc)  fef)r, 

wenn  %tl)\tx  jum  Sftacfjteil  gebeten; 

fie  fafjt  fid),  fie  benft  $u  bereuen! 

3m  Silier  erftaunt  unb  bereut  man  nicfjt  mefjr.  (S^ute  Xenien.) 

—  f.  Ungebutb. 
Steboltttton. 

2Ser  leugnet  e§  wofjl,  bafj  ljod)  fid)  baZ  £erj  it)m  erhoben, 
ifjm  bie  freiere  Söruft  mit  reineren  Wulfen  gefcfjtagen, 
als  fid)  ber  erfte  ©lan§  ber  neuen  (Sonne  fjeraUljob, 
ate'man  rjörte  üom9fted)te  ber2ftenfdjen,  i>a%  allen  gemein  fei, 
öonber  begeifiembengreifjeitunb  üon  ber  löblichen  ©leidjtjeit ! 
2)amal§  fjoffte  jeber,  fid)  felbft  gu  leben;  e§  fdjien  fidj 
aufgulöfen  ba§  S3anb,  btö  biete  Sauber  umftrirfte, 
ba§  ber  Sftüjjiggang  unb  ber  (Sigennufc  in  ber  £anb  tjieli. 
©Rauten  nicfjt  alle  Sßötfer  in  jenen  brängenben  Sagen 
nad)  ber  ipauptftabt  ber  SBelt,  bie  e§  fd)on  fo  lange  gewefen 
unb  jefct  met)r  al3  je  ben  fjerrlidjen  tarnen  oerbiente? 
Sßaren  nicfjt  jene  ÜDiänner,  ber  erften  SSertünber  ber  S3otfd)aft, 
tarnen  ben  fjöcfjften  gleid),  bie  unter  bie  ©terne  gefefct  finb  ? 
3Budj§  nidjt  jeglichem  Sflenfcfjen  ber  SJhit  unb  ber  ©eift  unb 
bie  ©pradje?  (^ermann  unb  5)orott)ea.) 

Oiidjten,  f.  SSerteibigung. 

bittet  unb  ^eilige,  f.  £.  u.  SR. 

9fcom.  SÖßer  feines  Ferren  Vorteil  rein  bebenft 
ber  t)at  in  9ftom  gar  einen  fdjweren  ©taub: 
benn  SRom  w  '.'.  ",*"?*  nehmen,  geben  nid)i3; 

197 


unb  iommt  man  r)in,  um  etroaS  $u  erhalten, 
erhält  man  nictjtS,  man  Bringe  bentt  roa$  t)in, 
unb  glüdlid),  roenn  man  ba  nod)  roaS  erhält.  — 
benn  meld) er  Muge  fänb'  im  SSatüan 
nicfjt  feinen  Steiftet?  (Staffo.) 
9from.  Sft  ftonlorbat  unb  ^irdjenblan 
nicfjt  gltidlicfr,  burd)gefüt)rt  ?  — 
$a,  fangt  einmal  mit  SRom  nur  an, 
t>a  feib  üjr  angeführt.   (8<rf)me  Xenien.) 
Fontane.  Unter  bie  läpctjften  SBerfuctje,  fidj  etroa§  §öt)ere§  anpbilben, 
fid)  einem  £öf)eren  gleid^uftellen,  gehört  roor)I  ber  jugenblicrje  £rieb, 
fid)  mit  SRomanfiguren  ju  bergleidjen.    @r  ift  tjödjft  unfdmlbig  unb, 
it>a§  man  aud)  bagegen  eifern  mag,  fjöcfjft  unfdjöbtid).   (Sr  unterhält 
un§  in  ^txttn,  too  roir  bor  Sangerroeile  umtommen  ober  ju  leibenfdjaft- 
lidjer  Unterhaltung  greifen  müßten. 

SSie  oft  roiebertjolt  man  nid)t  bie  ßitanei  bom  ©traben  ber  910« 
mane,  unb  roa§  ift  e§  benn  für  ein  Unglüd,  roenn  ein  artiges  2Käbd)en, 
ein  t)übfd)er  junger  äftann  fid)  an  bie  ©teile  ber  Sßerfon  fefct,  ber  e§  Beffer 
unb  fd)led)ter  gefyt  al§  u)m  felbft?  $ft  benn  i>a%  Bürgerlidje  ße&en  fo 
biel  roert,  ober  berfdjlingen  bie  Söebürfniffe  be3  S£ag§  ben  2ttenfcf)en  fo 
gan$,  bag  er  jebe  fcfjöne  gorberung  bon  fid)  ablehnen  foll?  (Sidjtung 
unb  2Bar)rr)eit.) 
9ftomantifdje,  ba§,  einer  ©egenb.  $a§  fogenannte  SRomantifdje  einer 
©egenb  ift  ein  ftille§  ©efitfjt  be§  ®rr)abenen  unter  ber  gorm  ber  SSer- 
gangenl)eit,  ober,  roa§  gleid)  lautet,  ber  ©infamteit,  21Broefeni)eit,  SIBge* 
fct)tebenr)ett.  (9J?arjmen  unb  ^Reflexionen.) 
föofen  unb  ftfd.  Über  9Rofen  lägt  fid)  bieten, 

in  bie  $bfel  mug  man  Beigen.   ($auft  II.) 
IRojj  unb  ßfel.  Sftur  ba§  feurige  SRog,  "ba§  mutige  ftür^t  auf  ber  SRermbalm; 
mit  Bebädjtigem  $ag  fcfyreitet  ber  6fel  bar)er. 

(Tabulae  votivae.) 

mttmt,  f.  ©ebulb  u.  & 

föfidtottlttttg  itn  Se&en,  f.  SeBen. 

9ht(jm.  ©in  §0%  Brennt,  roeil  e§  ©toff  bagu  in  fid)  r)at,  unb  ein  2ftenfcrj 
roirb  berühmt,  roeil  ber  ©toff  baju  in  it)m  bortjanben  ift.  ©ud)en 
lägt  fid)  ber  Sftutjm  ntd)t,  unb  alle§  ^agen  oanad)  ift  eitel. 

(©dermann.  1828.) 

—  ®er  9M)tn  ift  eine  ^enlidje  ©eelenfoft;  fie  ftärft  unb  ergebt  ben  ©eifi, 
erfrifd)t  "öa§  ©emüt;  ba§  fcfyroadje  9ftenfcE)ent)er§  mag  fid)  batjer  gern 
baran  erlaben.  316er  man  gelangt  gar  Balb  auf  bem  SSege  ber  Söerüljmt« 
tjeit  §ur  ©eringad)tung  berfelben.  Sie  öffentliche  Meinung  bergöttert 

198 


9flenfcr)en  unb  läftert  ©ötter;  fie  greift  oft  bie  ^fefyler,  morüber  mir  er- 
röten, unb  bert)öf)nt  bie  Sugenben,  meldje  unfer  ©totj  finb.  ©lauben 
©ie  mir:  ber  SRufym  ift  faft  fo  berlefcenb  rote  bie  SSerrufenrjeit.  (©raf 
©troganoff.   18?) 
9ltt^m.  ©emifj, 

ber  Sorbeerftanj  ijt,  mo  er  bir  erfcfjeint, 

ein  3e^en  me^r  oe§  2eiben§  al3  be§  ©Iüd§.   (3:affo.) 

—  SBie  e§  bir  nicr)t  im  £eben  giemt, 

mufjt  bu  nad)  Shitjm  aud)  nidjt  am  (Snbe  jagen: 

benn  bift  bu  nur  erft  Ijunbert  %afyx  berühmt, 

fo  meifj  lein  SKcnfd)  mef)r  ma§  bon  bir  ju  fagen.  (3ab,me  Xenien.) 

—  f.  Xat. 
föiifjrcn  unb  regen. 

21u§  tiefem  ©emüt,  au§  ber  üffhttter  ©crjofj 

miß  mandjeä  bem  Sage  entgegen; 

bocr)  foll  ba§  kleine  je  merben  groß, 

fo  mufj  e§  fid)  rühren  unb  regen,    (©ort,  ©emüt  unb  SSeli.) 

—  (Sin  rütjriger  ©eift  fafjt  überall  $ufj;  gafyigleiten,  Talente  erregen  SSer- 
trauen.   (®icr)tung  u.  2Bab,rf)eit.) 

—  ©olange  einer  lebt  unb  fid)  rüfyrt,  finbet  er  immer  feine  Sßafyrung,  unb 
menn  fie  aud)  gleid)  nid)t  bie  reid)lidjfte  ift.  (SSü^eim  SfteifterS  Setjr  jab,re.) 

—  $n  ber  je^igen  3eü  foll  niemanb  fdjmetgen  ober  nachgeben;  man  mufj 
reben  unb  fid)  rühren,  nid^t  um  §u  überminben,  fonbern  fid)  auf  feinem 
Soften  gu  erhalten;  ob  bei  ber  Majorität  ober  Minorität,  ift  gang  gleich 
gültig.   (SJiajimen  unb  Sftefterjonen.) 

Säen  unb  ernten.  9flan  fäe  nur,  man  erntet  mit  ber  ftdt   (gauft  II.) 

—  ©äen  ift  nidjt  fo  befdjmerfid),  al§  ernten.    ($Bat)foermanbtfd)aften.) 
Sämann,   ©o  manble  bu  —  ber  Sotjn  ift  nid)t  gering  — 

nid)t  fcr)man!enb  f)in,  mie  jener  ©ämann  ging, 

"Da%  balb  ein  Äorn,  be§  3ufa^  feid)te§  ©biel, 

r)ier  auf  ben  SBeg,  bort  gmifdjen  S)ornen  fiel; 

nein,  ftreue  flug  mie  reid),  mit  männlict)  fteter  £anb 

ben  ©egen  au§  auf  ein  geädert  Sanb; 

bann  lajj  e§  rufjn!  bie  ©rnte  mirb  erfdjeinen 

unb  btdt)  beglüden  unb  bie  Seinen,  (glmenau.) 
Sammeln.  91u§  allem,  ma§  id)  bon  ben  bier  ©nben  ber  ©rbe  b,öre, 
§icr)'  id)  immer  meine  eigne  -ftutjanmenbung.  ^m  füllen  Sftaft 
unb  $äl)igfeit  gu  fammeln,  gu  galten,  unb  aufarbeiten  unb  auf 
©lud  gu  märten,  mo  haä  möd)te  §u  brauchen  fein.  (5ln  $rau  b. 
©tein.    1780.) 

199 


3öuine  nidjt.  (Säume  nidjt,  bt<i>  ^u  erbreiften, 
memt  bie  9D?enge  gaubernb  fdjmeift; 
alleä  lonn  ber  ©bie  leiften, 
ber  berfteljt  unb  rafd)  ergreift,  ($ouft  II.) 
@a)af,  f.  SBoIf  im  ©d)af§belä. 

2rt)offeit,  nad^ttuanblerifcfyeS.  8ene§  ungeftöttc,  unfdmlbige  nadjt- 
h)onbIeri[d)e  ©djaffen,  moburdj  allein  etma§  ©rofee§  gebeten  lann. 
(©dermann.   1824.) 

—  Söebingungen,  f.  ©rofje§  fd)affen. 
<§djafc,  ber  größte,  f.  ©entigfamleit. 

«rtjöintng.  9flan  lernt,  bafj  nmljre  ©cfyätmng  nid)t  olme  ©djonung  fein  lonn. 

(8fo  grifc  Sacobi.   1800.) 

Sdjaubern.   $a3  ©Räubern  ift  ber  2ftenfd$eit  befiel  Seil,   (gauft  II.) 

(Sdjauen  nnb  ©landen.    S)er  ÜDtenfd)  ift  §um  ©tauben  unb  nidjt  jum 

©djauen  gemacht  (im  ©inne  ©oetf)e§  ift  ^in§usufügen:  leibet  ©otte3!). 

SBie  lange  mirb  e§  bauern,  fo  werben  fie  aud)  an  mid)  glauben  unb 

mir  bie§  unb  jene§  nacrjfbredjen !  ^d)  mollte  aber  lieber,  fie  behaupteten 

iljr  9*ed)t  unb  öffneten  bie  5lugen  felbft,  bamit  fie  fätjen,  nm§  bor  ü)nen 

liegt,   (galt   1809.) 

(Sdjenfen.  Sßenn  ber  ©eutfdje  fdienft,  liebt  er  getüifj.   (SSSil^elm  -äfteifterä 

Sefjrjaljre.) 
Sc^erse  über  pUofoWföeS,  f.  Wfofo^te. 
(©djttflitfjfeitögefiUjl.  SSenn  mir  mit  2ttenfdjen  leben,  bie  ein  partes  ©e* 
füljl  für  baä  ©dgidlidje  tjaben,  fo  mirb  e§  un§  Slngft  um  ifyrettoitlen, 
wenn  etttmS  Ungefd)idte§  begegnet.    (2Ba^lberroanbtfd)aften.) 
«ri)irtjal.  2)enn  ein  ©ort  l)at 
jebem  feine  93al)n 
borge§eid)net, 
bie  ber  ©lüdlidje 
rafd)  jum  freubigen 
3iele  rennt. 
2ßem  aber  Unglüd 
ba$  §er$  ^ufammenjog, 
er  fträubt  o ergebend 
fid)  gegen  bie  ©djranfen 
be§  ehernen  $aben§, 
ben  bie  bod)  bittre  ©djere 
nur  einmal  töft.   (Vorgreife  im  SBinter.) 

—  $)ie  Slugelegenfyeiten  unfereS  £eben§  tjaben  einen  gefyeimniSbollen 
©ang,  ber  fid)  nid)t  berechnen  läfjt.  (2öiu)elm  2Jleifter3  3Banbei> 
iafjre.) 

200 


$djitffal.  SBie  bon  unficrjtbaren  ©eiftern  gebeitfd)t,  gelten  bic  «Sonnen« 
öferbe  ber  $eit  m^  va^etB  <SdjidfaI§  leidstem  SSagen  burd),  unb 
un§  bleibt  nidjt§,  als  mutig  gefaxt  bie  $ügel  feftjuljalten  unb  balb 
red)t3,  Baß)  linf§,  bom  (Steine  fyier,  bont  (Sturze  üa,  bie  SRäber  ab$u* 
lenfen.  2Bot)in  e§  geljt,  mer  toeifj  e§?  (Srinnert  er  ficfj  bodj  faum, 
mol)er  e§  !am !    (2)idjtung  unb  28ab,rt)eit.) 

—  ß&  glaubt  ber  aftenfdj  fein  Seben  ju  leiten,  fidj  fetbft  ^u  führen,  unb 
feine  jfnnerfteS  mirb  untoiberftepd)  nad)  feinem  (Sd)icffale  gebogen, 
(©gmont.) 

—  2Bie  glüdlid)  ift  ber  über  alle§,  ber,  um  fidj  mit  bem  (Sdjicffal  in  (Einig* 
leit  §u  fefcen,  nid)t  fein  gan$e§  borljergel)enbe§  Seben  meg^urterfen 
braucht!   (2ßifl)elm  9tteifter§  Seljrjaljre.) 

—  ÜJftandjmal  fieljt  unfer  (Sdjicffat  au§  mie  ein  grudjtbaum  im  SSinter. 
Sßer  follte  bei  bem  traurigen  Slnfeljn  be§felben  iuoljl  benfen,  bafc  biefe 
ftarren  $fte,  biefe  ^actigen  S^Qe  i™  uädjften  grübjaljr  toieber  grünen, 
blühen,  fobann  grüdjte  tragen  fönnten !  (Mfyelm  3fteifter§  Söanberjaljre.) 

—  (S§  fdjeint,  al§  wenn  ba§  (Sd)idfat  bie  Überzeugung  tjabe,  man  fei  nidjt 
au3  Serben,  SSenen,  Slrterien  unb  anbern  bafyer  abgeleiteten  Drganen, 
fonbem  au§  $)raljt  äufammengeflodjten.  (Sin  gelter.  1830.) 

—  ($3  ift  manchmal,  aU  ob  btö,  toa§  mir  (Sdjidfal  nennen,  gerabe  an  guten 
unb  berftänbigen  2flenfd)en  feine  Süden  ausübte,  ba  e§  fo  biele  Darren 
unb  $8öfenüd)ter  gan§  bequem  fjinfdjtenbern  läfct.  fromme  Seute 
mögen  ba$  auslegen,  mie  fie  »ollen  unb  barin  eine  brüfenbe  Söetöfyeit 
finben;  un§  anbern  !ann  e§  nur  berbriefjlidj  unb  ärgerlidj  fein.  (9ln 
grau  b.  (Stein.   1808.) 

—  (53  fann  tooljl  fein,  ba^  ber  9Kenfd)  burd)  öff entlidje§  unb  t)äu§lidje§  ©e* 
fdjitf  feiten  gräfjlidj  gebrofdjen  mirb;  allein  ba$  tücffidjtSlofe  (Sdjid* 
fal,  wenn  e§  bie  reidjen  ©arben  trifft,  jerfnittert  nur  ba§  (Strot);  bie 
Körner  aber  fbüren  nidjtl  babon  unb  fbringen  luftig  auf  ber  Senne 
t)in  unb  mieber,  unbefümmert,  ob  fie  pr  9ftüt)le,  ob  fie  jum  (Saatfelb 
manbern.   (3Jlajimen  unb  Sfteflerjonen.) 

—  (53  finb  getoiffe  2)inge,  bie  fid)  ba$  (Sdjicffal  Ijartnädig  bornimmt. 
Vergebens,  bafj  Vernunft  unb  Sugenb,  <ßflidjt  unb  alle§  ^eilige  ficfc)  üjm 
in  btn  SBeg  ftetlen;  e§  foll  etma§  gefdjeljen,  toa§  ü)tn  redjt  ift,  toa§  un§ 
nidjt  redjt  fdjeint;  unb  fo  greift  e3  jule^t  burd),  mir  mögen  un§  gebärben, 
toie  mir  motten.   (2ßal)lbermanbtfdjaften.) 

—  Äannft  bem  (Sd)icffal  miberftefyen, 
aber  mandjmal  gibt  e§  (Schlage; 
toill'0  nidjt  au§  bem  SBege  ge^en, 

ei,  fo  gel)  bu  au§  bem  Sßege.   (©bigrammatifd).) 
6d)tf  f bruc^  im  Scficn.  2lud)  auf  htm  f eften  Sanbe  gibt  e§  iuob.1  (Sdjiffbrud) ; 

201 


fid)  babort  auf  ba§  fcrmeltfte  §u  erboten  unb  tjeräuftellen,  ift  fd)ön  unb 
brei§mürbig.  $ft  bod)  ba$  Seben  nur  auf  @eminn  unb  58erluft  be* 
rennet.  SBer  mad)t  nicfyt  irgenbeine  Anlage  unb  mirb  bann  geftött ! 
SBie  oft  fcfjtägt  man  einen  SSeg  ein  unb  mirb  babon  abgeleitet !  2Sie  oft 
merben  mir  üon  einem  fcfyarf  in§  9luge  gefaxten  giet  abgeteuft,  um  ein 
f)ör)ere§  ju  erreichen !  2)er  Sfteifenbe  bricht  untermeg§  ju  feinem  tjödjften 
Sßerbrufj  ein  9ftab  unb  gelangt  burd)  biefen  unangenehmen  Bufall  bn 
ben  erfreulichsten  SBelanntfcfjaften  unb  Sßerbinbungen,  bie  auf  fein 
gange§  Seben  ©influfj  fyaben.  3)a§  ©djitffal  gemäfyrt  un§  unfre  Sßünfd)e, 
aber  auf  feine  Söeife,  um  un§  etma§  über  unfere  9$ünfd)e  geben  ju 
fönnen.   (^atjlbermanbtfcrjaften.) 

2tf)iller  —  ein  regtet  SSRenfdj.  ©d)iller  erfd)eint  un§  f)ier,  wie  immer, 
im  abfoluten  93efifc  feiner  erhabenen  Statur;  er  ift  fo  grofj  am  Seetifd), 
mie  er  e§  im  (Staatsrat  getoefen  fein  tuürbe.  SWdjtS  geniert  ifjn,  nitf)t§ 
engt  itjn  ein,  nid)t§  jieljt  benglug  feiner  ©ebanfen  l)erab;  ma§  in  ifjm 
üon  großen  9Infid)ten  lebt,  gef)t  immer  frei  ljerau§  ofyne  $Küdfid)t  unb 
olme  93ebenlen.  SDa§  mar  ein  redjter  Sftenfd)  unb  fo  follte  man  aud) 
fein!  —  2Sir  anbern  bagegen  fügten  un§  immer  bebingt;  bie  ^erfonen, 
bie  ©egenftänbe,  bie  un§  umgeben,  fyaben  auf  un§  iljren  ©influfe;  ber 
Seelöffel  geniert  un§,  toenn  er  bon  ©olb  ift,  ba  er  bon  ©über  fein  follte: 
unb  fo  burd)  taufenb  Sftüdfidjten  baraltyfiert,  lommen  mir  nidjt  ba%u, 
ma§  etma  ©rofje§  in  unferer  Sftatur  fein  mödjte,  frei  au3§ulaffen. 
SBir  finb  bie  ©Haben  ber  ©egenftänbe  unb  erferjeinen  gering  ober  be- 
beutenb,  je  nadjbem  un§  biefe  jufammen^ieljen  ober  $u  freier  9tu£* 
befjnung  ^taum  geben,   (©(iermann.   1828.) 

@tf)imtof  unb  Ärftnlung,  f.  t.  u.  ©d). 

Sdjlactcn.  2flan  barf  bie  ©djlacfen  ntdjt  fdjjonen,  menn  man  enbtidj  ba§ 
SKetall  b>rau3  b>ben  mill.  (9tn  ©filier.  1803.) 

Sdjlatfettljalbett  toetgangenet  3<rf)tf)unbette,  f.  ©iorbano  Söruno. 

«d)laflofc  Stunben.  ©ar  manche  nädjtlicrje  ©tunben,  bie  bem  ©djidfale 
meine?  SllterS  gemäf;  idj)  fd)taflo§  jubringe,  mibme  idj  nidjt  bagen  unb 
allgemeinen  ©ebanlen,  fonbern  id)  betraute  genau,  ma§  ben  näd)ften 
Sag  gu  tun?  ba$  id)  auch,  benn  rebtid^  beginne  unb  fomeit  e§  möglich 
burd)fül)re.  Unb  fo  tu'  id)  bielleicfjt  bann  mefjr  unb  bollenbe  finnig  in 
jugemeffenen  Sagen,  ma§  gu  einer  $eit  berfäumt,  mo  man  ba§  SRedjt 
fjat,  &u  glauben  ober  %u  mahnen,  e§  gebe  nodj  SSunbermorgen  unb 
^mmermorgen.   (2In  Söoifferee.   1826.) 

2rt)meirf)cltt.  28er  !eine  Siebe  füljlt,  mufs  fdjmeidjeln  lernen,  fonft  fommt 
er  nidjt  qu§.   (2ftajimen  unb  ^Reflexionen.) 

Sdjmerjen,  überftanbene.  2)ie  ©rinnerung  überftanbener  ©djmer^en  ift 
Vergnügen.   (2ln  Söeljrifd).    1767.) 

202 


«djitfirttuft,  f.  $pjlet. 

Gdjönljett.  3d)  mu|  über  bie  $ftf)etifer  lachen,  welche  fid)  abquälen,  ba$« 
fenige  Unau§fbred)lid)e,  wofür  wir  ben  5tu§brurf  „fd)ön"  gebrauten, 
burd)  einige  abftrafte  SSorte  in  einen  Segriff  §u  bringen.  2)a§  ©djöne 
ift  ein  Urbf)änomen,  ba3  ^war  nie  felber  jur  (Srfdjeimmg  fommt,  beffen 
Slbglanj  aber  in  taufenb  berfdjiebenen  #ufjerungen  be§  fcrjaffenben 
©eifteS  fidjtbar  wirb  unb  fo  mannigfaltig  unb  fo  berfdjiebenartig  ift, 
afö  bie  Statur  felber.   (©cfermann.    1827.) 

—  $a§  @d)önfte  ift  eine  SJtonifeflation  geheimer  Sftaturgefefce,  bie  un§ 
otme  beffen  ©rfdjeinung  ewig  mären  berborgen  geblieben,  (Shmft 
unb  Altertum.) 

—  $er  menfd)lid)e  ©eift  befinbet  fid)  in  einer  fyerrlidjen  Sage,  wenn  er 
beretjrt,  wenn  er  anbetet,  wenn  er  einen  ©egenftanb  ergebt  unb  bon  itjm 
erhoben  wirb;  allein  er  mag  in  biefem  3uftanD  nidjt  lange  beharren; 
ber  ©attungSbegriff  liefe  ilm  !alt,  ba§  ^beale  erljob  it)n  über  fid)  felbft; 
nun  aber  mochte  er  in  fid)  felbft  wieber  gurüdfe^ren,  er  möchte  jene 
frühere  Neigung,  bie  er  jum  ^bibibuo  gehegt,  wieber  genießen,  oljne 
in  jene  58efd>tänftr)eit  ^urü^ule^ren,  unb  will  aud)  ba$  Sebeutenbe, 
ba$  ©eifterfjebenbe  nid)t  fahren  laffen.  2Ba§  würbe  au§  if)m  in  biefem 
ßuftanbe  werben,  wenn  bie  ©djönljeit  nid)t  einträte  unb  ba§  fRätfet 
glüdlid)  löfte !  (Sie  gibt  bem  2ßiffenfd)aftlid)en  erft  Seben  unb  SSärme, 
unb  inbem  fie  btö  Sebeutenbe,  £ol)e,  milbert  unb  l)immlifd)en  SReij 
barüber  auSgiefjt,  bringt  fie  e§  un§  wieber  näfjer.  (Sin  fdjöneS  Äunft- 
werf  b,at  ben  ganzen  Ärei§  burdjlaufen,  e§  ift  nun  wieber  eine  9Irt  %n> 
bibibuum,  bciZ  wir  mit  Steigung  umfaffen,  ba§  wir  un§  jueignen  lönnen. 
($)er  ©ammler  unb  bie  ©einigen.) 

—  3u0egeben,  aber  nid)t  eingeftanben,  bafj  \)aZ  ©djöne  djarafteriftifd) 
fein  muffe,  f  o  folgt  bod)  nur  barau§,  bafe  ba§  (Srjarafteriftif  d)e  bem  ©d)önen 
allenfalls  jugrunbe  liege,  !eine§weg§  aber,  bafj  e§  ein§  mit  bem  ©tja» 
rarteriftifd)en  fei.  2)er  (Srjarafter  behält  fid)  $um  ©djönen  wie  ba§ 
©feiert  jum  lebenbigen  9ttenfd)en.  Sftiemanb  wirb  leugnen,  bafj  ber 
Jfrtodjenbau  gum  ©runbe  aller  fjod)  organifierten  ©eftalt  liege;  er  be- 
grünbet,  er  beftimmt  bie  ©eftalt,  er  ift  aber  nid)t  bie  ©eftalt  felbft,  unb 
nod)  weniger  bewirft  er  bie  lefcte  ©rfdjeinung,  bie  wir  al§  Inbegriff 
unb  £ülle  eines  organüd)en  ©anjen  ©d)önt)eit  nennen.  (2)er  ©ammler 
unb  bie  ©einigen.) 

—  Sei  ben  Sitten,  in  itjrer  beften  3eit,  entfbrang  i)a§  ^eilige  au§  bem  finn- 
lid)  fafelidjen  ©d)önen.  3eu3  würbe  erft  burd)  \>a$  olbmbifdje  Söilb 
boüenbet.  ®a«  SJioberne  ruljt  auf  bem  fittlid)  ©d)önen,  bem,  wenn  man 
will,  ba§  finnlid)e  entgegenfte^t.  (91n  %.  $.  ^acobi.  1808.) 

—  9hir  äufcerft  furje3eit  !ann  ber  menfd)lid)eÄßrber  fdjön  genannt  werben. 

203 


$er  Slugenblicf  ber  Pubertät  ift  für  beibe  ©efcfjledjter  bcr  Slugenbticr, 
in  meutern  bie  ©eftatt  ber  työcfjften  ©djönfjeit  fätjig  ift;  aber  man  barf 
mot)t  fagen:  e§  ift  nur  ein  5lugenblicf!  bie  Begattung  unb  $ortbflanäung 
foftet  bent  ©djjmettertinge  btö  Seben,  bem  ÜDlenfd)en  bie  ©<f)önt)eit; 
unb  tjier  liegt  einer  ber  größten  Vorteile  ber  tunft,  bcifa  fie  ba§jenige 
bicfyterifcb,  bitben  barf,  roa§  ber  Statur  unmöglich,  ift  roirHid)  aufstellen. 
@o  tuie  bie  Shmft  Kentauren  erfdjafft,  fo  lann  fie  un§  aucb,  jungfräuliche 
9flütter  borlügen;  ja  e§  ift  ü)re  Sßflidjt.  S)ie  3Jcatrone  9ttobe,  SJcutter 
bon  bieten  erroacfjfenen  Äinbern,  ift  mit  bem  erften  Sfteij  jungfräulicher 
Sörüfte  gebilbet.  $a,  in  ber  roeifen  Bereinigung  biefer  SBiberfbrücrje 
rufjt  bie  eroige  ^ugenb,  tueldje  bie  Sitten  u)ren  ©otttjeiten  ju  geben 
tuufjten.  (ßu  2)iberot§  SSerfud)  über  bie  2Merei.) 
8ri)ünt)cit.  SSenn  ber  ©maragb  burd)  feine  Ijerrlicfje  $arbe  bem  ©efidjt 
mortui,  ja  fogar  einige  §eilfraft  an  biefem  ebten  ©inn  ausübt,  fo 
toirft  bie  menfdjticfje  ©dj)önf)eit  nodj)  mit  roeit  größerer  ©etuatt  auf 
btn  äußeren  unb  inneren  ©inn.  2ßer  fie  erbliät,  ben  !ann  nichts 
Üble§  anmelden;  er  fütjlt  fict)  mit  ficfj  felbft  unb  mit  ber  SSett  in 
Übereinftimmung.  (^at)lbertt>anbtfd)aften.) 

—  SBarum  bin  id)  bergänglict),  o  $eu§?  f°  fragte  bie  ©d)önfjeit. 
2ttadj)t'  iä)  bod),  fagte  ber  ©ott,  nur  baZ  33ergänglid)e  fcfjön. 

Unb  bie  Siebe,  bie  ahmten,  ber  Sau  unb  bie  ^ugenb  bernatjmenS; 

alle  gingen  fie  weg,  toeinenb,  bon  ^ubiterS  £rjron. 

(Sßter  ^a^re^eiten.) 
3rt)üni)cit  unb  9lnmut. 

$rauenfcf)önt)eit  tritt  nichts  fyeijjen, 

ift  gar  §u  oft  ein  ftarreS  33itb; 

nur-  fold)  ein  Sßefen  fann  id)  breifen, 

ba§  frot)  unb  tebenSluftig  quitlt. 

S)ie  ©crjöne  bleibt  fiel)  fetoer  feiig; 

bie  Slnmut  macfjt  unroiberftetjtid).  (gauft  II.) 
@d)önljeit§etnt}fittbett.  ®er  Sftenfd)  ift  fo  geneigt,  fid)  mit  bem  ©emeinften 
abzugeben,  ©eift  unb  ©inne  ftumbfen  fiel)  fo  teicfjt  gegen  bie  ©inbrücfe 
beS  ©d)önen  unb  Sßollfommnen  ob,  bafj  man  bie  gät)ig!eit,  e£  ju 
embfinben,  bei  fiefj  auf  alle  SBeife  ermatten  fottte.  äftan  fottte  alle  Sage 
toenigftenS  ein  flehtet  Sieb  tjören,  ein  gutes  ©ebictjt  lefen,  ein  treff* 
lid)eS  ©emälbe  fefyen,  unb  roenn  e£  möglid)  gu  machen  roäre,  einige 
bernünftige  SSorte  fbreetjen.   (2Biu)elm  SfteifterS  Sefyrjafjre.) 
«d)3ttf)eitätated)i§mu§  ber  Wttftct,  f.  $t-ilifter. 
3d}omtng.  2Ber  fid)  ferjont,  mufj  fic£>  felbft  berbäcfjtig  roerben.  ((Sgmont.) 

—  6§  roill  ber  $einb  —  &  barf  ber  f^reunb  nicfjt  fronen.  (Saffo.) 

—  Sftan  fdjont  fiel)  felbft,  wenn  man  in  geroiffen  Sagen  nidjt  ftreng  unb  grau* 

204 


fam  gegen  9ftenfcr)en  ift,  bie  un§  ober  ben  Urtfrigen  roieber  näfjer  werben 
lönnen.   (9ln  Knebel.   1781.) 

®d)ityferif $*  ^raft  be3  SRenfdjen.  $e3  SWenfc^en  größtes  «erbienft  bleibt 
toof)l,  toenn  er  bie  Umftänbe  fo  biet  al§  möglich  beftimmt  unb  fiel)  fo 
wenig  al3  möglici)  bon  ifmen  beftimmen  läfjt.  2)a§  gange  SBelttoefen 
liegt  bor  un§,  roie  ein  großer  (Steinbruch  oor  bem  Söaumeifter,  ber  nur 
bann  ben  Tanten  berbient,  toenn  er  au§  biefen  jufälligen  ^aturmaffen 
ein  in  feinem  ©eifte  entfbrungene§  Urbilb  mit  ber  größten  Öfonomie, 
3*oecfmäf3igfeit  unb  geftigfeit  gufammenfteltt.  9Itte3  aufjer  un£  ift 
nur  ©lernen:,  ja  ict)  barf  tüor)I  fagen:  aud)  alle§  an  un§;  aber  tief  in  un§ 
liegt  biefe  fcfjöbferifdje  ftraft,  bie  btö  §u  erfcfjaffen  bermag,  roaS  fein 
foll,  unb  un§  nict)t  rut)en  unb  raften  läfjt,  bi§  mir  e§  aufcer  un§  ober  an 
un3,  auf  eine  ober  bie  anbere  SBeife,  bargefteflt  fjaben.  (Sefenntniffe 
einer  fcfjönen  (Seele.) 

@*,reiöcnf  f.  münblicb,  u.  fdt)rif±tidt>. 

«cfjrtftftetter,  S3ebingung  feiner  SBebeutung.  S)er  perfönlicfie  ©fjarafter 
beä  (Sdjriftftetter§  bringt  feine  23ebeutung  beim  ^ublifum  rjerbor, 
nidt)t  bie  fünfte  feinet  2alent§.  (Leiermann.   1824.) 

—  (SdjjriftfteHer,  roeldje  SBirfung  tun  fotlen,  muffen  SRebräfentanten  ber 
Nation  gu  tt)ter  ßeit  fein.  (Sie  muffen  ba§,  tua3  bie  Nation  tuitt,  roünfd^t, 
bermag,  mit  ©eift  unb  ftraft  auäfbredjen.  (^arattbomena  ju  $id)tung 
unb  SSarjrfjeit.) 

@d)ulb,  f.  $Berbrecr)en. 

Sdjtoädje.  ©^araltere  machen  oft  bie  (Scrjroäcfje  pm  ©efefc.  SBettfenner 
$ahen  gefagt:  „3)ie  SHugrjeit  ift  unübertüinbticr),  hinter  roeldjer  fidj  bie 
$urdjt  berftetft."  «Sdjtuadje  2Kenfcrjen  t)aben  oft  rebolutionäre  ©efin* 
nungen;  fie  meinen,  e§  wäre  itmen  motjl,  roenn  fie  nicfjt  regiert  mürben, 
unb  füllen  nid)t,  ba%  fie  toeber  fief)  nod)  anbre  regieren  lönnen. 
(Martinen  unb  Reflexionen.) 

Sdjtoadjett,  unfere.  SBir  t)aben  angeborne  unb  anerzogene  <Scrjroäd)en, 
unb  e§  möchte  noeb,  bie  $rage  fein,  loelcfje  bon  beiben  un3  am  meiften 
ju  fcfjaffen  geben.   ($id)tung  unb  SSa^r^eit.) 

«rfjuiadje  Seite. 

„©laubft  bu  benn  nid)t,  man  fönnte  bie  ;djröacrje  (Seite  btt  geigen?" 
%u  e§  mit  Saune,  mit  ©eift,  greunb,  unb  roir  lachen  guerft. 

e^ütmn.  (3eenien0 

Seglic^en  (Scfjroärmer  fcrjlagt  mir  an§  ®reuj  im  breifjigften  ^a^rc ! 
Äennt  er  nur  einmal  bie  Sßelt,  roirb  ber  Söetrogne  ber  (Scrjelm. 

—  ©cfjtoärmer  brägen  ben  (Stempel  be§  ©eift§  auf  ßügen  unb  Unfinn; 
wem  ber  ^robierftein  fel)lt,  t)ält  fie  für  reblid)e§  ©olb. 

205 


Sd)toärtnet.  9Jtod)e  ber  ©djmärmer  fid)  ©d)üler  tote  ©anb  am  ÜDceere  — 
ber  ©anb  ift  ©anb;  bie  Sßerle  fei  mein,  bu,  o  bernunftiget  greunb. 

(ßbigramme.) 

Stf)toeigen.  3$  fd)toeige  äu  öielem  füll,  beim  idj  mag  bie  ÜDienfdjen  nid)t 
irre  madjen  unb  bin  root)!  juftieben,  wenn  fie  fid)  freuen,  bo  roo  id) 
mid)  ärgere.   (SKarünen  unb  föeflerjonen.) 

—  ©ar  bietet  lann,  gar  bieten  mufj  gefdjelm, 

2Sa§  man  mit  SSorten  nidjt  belennen  barf .   ($>ie  natürliche  Softer.) 

—  SBer  fdjroeigt,  rjat  roenig  gu  forgen; 

5)er  ÜDcenfdj  bleibt  unter  ber  3unÖe  Verborgen. 

(2Befiöftlid)er  Xiban.) 

—  ©inen  feljr  tiefen  ©inn  ljat  jener  SBalm,  bafj  man,  um  einen  ©d)a£ 
roirflid)  ju  fyeben  unb  ju  ergreifen,  fiillfdjroeigenb  berfatyren  muffe, 
fein  Söort  fbrecfjen  bürfe,  roiebiel  ©d)redlid)e£  unb  6ra,ö$enbe§  aud) 
öon  allen  ©eiten  erfdjeinen  möge,  (Sbenfo  bebeutfam  ift  ba§  SÄärdjen, 
man  muffe  bei  rounbertjafter  SSagefarjrt  nad)  einem  loftbaren  Saug* 
man  in  entlegenften  93ergroilbniffen  unauffyaltfam  borfd)reiten,  fid) 
ja  nid)t  umfefyen,  toenn  auf  fdjtoffem  $fabe  fürdjtertid)  brorjenbe  ober 
lieblid)  lodenbe  ©timmen  gang  natje  hinter  uns  oernommen  toerben. 
(2lnnaten.   1803.) 

Sdjtoierigteiten.  S)ie  ©djtoierigfeiten  toadjfen,  je  nät>er  man  bem  3iele 

fommt.   (2ßaf)Iberroanbtfd)aften.) 
Sefjtottr,  boreiliger. 

35u  mufjt  bid)  niemals  mit  ©djrour  bermeffen: 
SBon  biefer  ©beife  roill  id)  nidjt  effen.    (©bridjroöttlid).) 
Seele,  grofje,  f.  f^reube,  roafjre.  I 
Seele  unb  ®örj>et,  f.  2Jioni§mu§. 
Seelen,  gtoei,  f.  3toei  ©eelen. 
Seelenleiben,  beren  Teilung,  ©eelenleiben,  in  bie  roir  burd)  Unglüd  ober 

eigene  %t\)\ti  geraten,  fie  ju  tjeilen  bermag  ber  Sßerftanb  nid)t3,  bie 

Vernunft  roenig,  bie  3^it  biel,  entfd)loffene  Sätigfeit  alle§.  (Sßilljelm 

ätteiftetS  3Sanberj;at)re.) 
Seelenruhe.  2)ie  3flut)e  ber  ©eele  ift  ein  r)errHct)e§  2)ing  unb  bie  greube  an 

fid)  felbft.  SSenn  nur  ba§  SHeinob  nid)t  ebenfo  jerbredilid)  märe,  als 

e3  fd)ön  unb  loftbar  ift!   (SSerttjer.) 
Seelenbettoanbtjdjaft.  ^Diejenigen  Naturen,  bie  fid)  beim3ufammentreffen 

einanber  fd)nell  ergreifen  unb  toecfjfelfeitig  beftimmen,  nennen  toir 

berroanbt.   (äßarjlbetroanbtfdjaften.) 
Seelentoanbetung,  f.  2Jcetembft)d)ofe. 
SeJwfudjt.  %tx  3Jienfd)  feljnt  fid)  eroig  nad)  b&m,  toag  er  nid)t  ift.  (t.2KülIer. 

1826.) 

306 


«etjnjuo^t.   9Hemanb  l)at  (5rnnmfd)te§  feft  in  Firmen, 
ber  fid)  nid)t  nad)  6rtuünfd)terem  töricht  feinte, 
dorn  Ijödjften  ©lud,  tooran  er  fid)  gewöhnte; 
bie  (Sonne  fliegt  er,  toill  ben  fjroft  erwärmen,   (gauft  II.) 

—  (Set)nfud)t  in§  $erne,  künftige  gu  befdi)ttnd)tigen, 

befcfjäftige  bidt)  tjier  unb  i)eut  im  Süchtigen,   (©ebidjte,  Sftacrjlafc.) 

—  3)a  ber  Sflenfd)  bocf)  einmal  bie  (Set)nfud)t  nid)t  logtoerben  foll,  fo  ift  e§ 
fyeilfam,  wenn  fie  fiel)  nad)  einem  beftimmten  Dbfefte  tjin  richtet,  wenn 
fie  fid)  6e[trebt,  ein  abgefd)iebene§  gro&e§  Vergangene  ernft  unb  fjarrn* 
lo£  in  ber  ©egenwart  Wieb  er  b  aufteilen.  (2ied3  Dramaturgie e 
Sölärter.) 

—  ed)te,  f.  Erinnerung. 
Sein,  f.  2)afein. 

—  ÜDian  mufj  etwas  fein,  um  etwa3  ju  machen.   (Sdermann.   1828.) 
Sein  unb  Seinjollen,  f.  2ftenfd)enbel)anblung. 

Sein  unb  «djein.  9ftan  nimmt  in  ber  SSelt  jeben,  wofür  er  fid)  gibt,  aber 
er  mu|  fid)  aud)  für  etwa§  geben.  3Kan  erträgt  bie  Unbequemen  lieber, 
aU  man  bie  Unbebeutenben  bulbet.    (2Bat)lberwanbtfd)aften.) 

Sein  unb  tatig  fein.  2)ieweil  id)  bin,  mufe  id)  aud)  tätig  fein,  (gauft  II.) 

Seftentoefen,  f.  ß^riftentum. 

Selbft  unb  anbere.  Ob  id)  gleid)  felbft  am  beften  wiffen  mufe,  wo  in  meinem 
(Statt  bie  $äune  Rängen,  fo  ift  e3  bod)  immer  fefyr  intereffant,  fid)  mit 
einem  berftänbigen  unb  einfid)t§boIlen  Spanne  über  fid)  felbft  $u  unter« 
galten  unb  ein  fdjarfficfjtiger  grember,  ber  in  ein  £au§  tritt,  bemerft 
oft  gleid),  ma§  ber  JpaugJjerr  au§  9tad)fid)t,  ©ewofynljeit  ober  ©ut= 
mütigleit  überfielt  ober  ignoriert.    (2ln  (£.  £f.  b.  SReinljarb.    1808.) 

—  Srquidung  l)aft  bu  nidjt  geroonnen, 

wenn  fie  bir  nidjt  au§  eigner  (Seele  quillt,   (f^auft  I.) 

—  (Selbft  erfinben  ift  fdjön;  bod)  glüdlid)  bon  anbern  ©efunbne£ 
frö^Iid)  erlannt  unb  gefd)ä£t,  nennft  bu  baZ  weniger  bein? 

(Vier  Safyre^eiten.) 

—  2ßa3  ber  ÜDienfd)  Keiften  foll,  mufj  fid)  als  ein  gweiteä  (Selbft  bon  ifym  ab' 
löfen,  unb  wie  lönnte  ba§  möglict)  fein,  märe  fein  erfte§  (Selbft  nid)t 
ganj  babon  burdjbrungen?   (28ilt)elm  9fteifter§  Sßanberjaljre.) 

Selbftadjtuna,,  <Sd)ä|mng  anberer.  Un3  felbft  $u  achten,  leitet  unfre  (Sittlid)» 
feit;  anbere  §u  fdjäfcen,  regiert  unfer  betragen.  (SDiayimen  unb 
^Reflexionen.) 

Selbftbefreiuna,.  Der  2ftenfd)  löft  fid}  freiließ  gar  ju  gefd)Winb  bon  benen 

Ilo§,  benen  er  nod)  mannen  9tat  unb  Söeiftanb  berbanfen  fönnte,  bod) 
biefe  Unart  bient  §u  feinem  ©lud,  trenn  er  fid)  bereinft  felbft  Reifen 


207 


immer  bei  jungen  unb  Wien,  bafe  berjenige,  bei  fein  eigner  &err  fein 
null,  ficr)  audt)  felbft  gu  beljerrfdjen  toiffe,  unb  biefer  $un!t  toirb  in  ber 
©rjie^ung  au3  mel)r  afö  einer  Urfadtje  berabfäumt.  (2In  gelter.  1802.) 
@el&Pefreiung.  <So  löfen  fid)  in  getoiffen  ©.pocfjen  SHnber  bon  (Sttern, 
Wiener  bon  Ferren,  SBegünftigte  bon  ©önnern  lo§,  unb  ein  foldjer 
Sßerfuctj,  fidt)  auf  feine  güfje  gu  ftellen,  fiel)  unabhängig  ju  machen, 
für  fein  eigen  (Selbft  §u  leben,  er  gelinge  ober  nidtjt,  ift  immer  bem 
SSillen  ber  Statur  gemäfj.  ($)idt)tung  unb  Sßafyrfyeit.) 
«ciOftbeljaiiptmifl. 

Sßorauf  !ommt  e§  überall  an, 

bafj  ber  ajjenfdt)  gefunbet? 

Seber  t)öret  gern  ben  «Sdjall  an, 

ber  pm  £on  fidt)  runbet. 

2llle§  meg,  toa§  beinen  Sauf  ftört! 

9hir  lein  büfter  (Streben! 

@b/  er  fingt  unb  eb/  er  aufhört, 

mu|  ber  $)idt)ter  leben.    (Söeftöftlicfjer  £)iban.) 
iclbftbcI)ci'i'jri)nHj\. 

SBenn  einen  Sttenfdtjen  bie  Statur  erhoben, 

ift  e§  lein  SBunber,  wenn  ü)m  biet  gelingt; 

man  mufj  in  ib,m  bie  Sftadjt  be§  (Sdjöbferä  loben, 

ber  fcfjtüad)en  £on  ju  foldjer  ©l)re  bringt; 

bodt)  toenn  ein  SJcann  bon  allen  £eben§proben 

bie  fauerfte  befielt,  fidt)  felbft  bedingt; 

bann  lann  man  ü)n  mit  ^reuben  anbern  geigen, 

unb  fagen:  5)a§  ift  er,  ba$  ift  fein  eigen! 

3)enn  alle  Äraft  bringt  bortuärtS  in  bie  Sßeite, 
■  ju  leben  unb  ju  tuirfen  tjier  unb  bort; 
[  bagegen  engt  unb  ljemmt  bon  jeber  (Seite 

ber  (Strom  ber  3BeIt  unb  reifet  un§  mit  fidt)  fort. 

3n  biefem  innern  (Sturm  unb  äufeern  Streite 

hernimmt  ber  ©eift  ein  fdjluerberftanben  SBort: 

bon  ber  ©emalt,  bie  alle  SBefen  binbet, 

befreit  ber  SJJenfct)  firf),  ber  fidt)  übertuinbet. 

(21u§  bem  Fragment:  2)ie  ©etjeimniffe.) 

—  3)er  Sftenfdj  barf  fidt)  nid)t  gelten  laffen;  er  mufj  fielt)  lontrollieren;  ber 
blofje  nacfte  3nftwft  geziemt  nid)t  bem  2Jcenfcr)en.  (ÜDiarünen  unb  Re- 
flexionen.) 

—  'Sie  £>auptfadt)e  ift,  bafj  man  lerne,  fidt)  felbft  gu  bel)errfdt)en.  SSoIlte 
idt)  midt)  ungetjinbert  getjen  laffen,  fo  läge  e§  tnor)I  in  mir,  mid)  felbft 
unb  meine  Umgebung  jugrunbe  $u  richten,   (förfermann.   1830.) 

208 


«elbftbefjmicijuua,. 

^eber,  ber  fein  inneres  ©elbft 

nid)t  $u  regieren  toeifj,  regierte  gor  ju  gern 

beS  9tod)barS  SBitlen,  eignem  ftolsem  ©inn  gemäfc.   (gauft  II.) 

—  9Bie  leid)t  bod)  Männer  fid)  überreben  fönnen,  befonberS  in  biefem 
fünfte!  2)aS  SBort  £errfdjaft  ift  ü)nen  ein  fo  angenehmes  SBort, 
unb  eS  Hingt  fo  bornetjm,  fid)  felbft  befyerrfdjen  §u  wollen,  ©ie  reben 
gar  gu  gerne  baüon  unb  möchten  uns  glauben  machen,  eS  fei  luirflidt) 
aud)  in  ber  Ausübung  ©ruft  bamit;  unb  wenn  ict)  bod)  nur  einen  einzigen 
in  meinem  Seben  gefetjen  t)ätte,  ber  aud)  nur  in  ber  geringften  ©ad)e 
fidt)  ju  bel)errfd)en  imfitanbe  getuefen  roäre !  SSenn  it)nen  ettuaS  gteid)» 
gültig  ift,  bann  fieflen  fie  fidt)  getoötjulid)  fel)r  ernftl)aft,  als  ob  fie  eS 
mit  9Jcüf)e  entbehrten,  unb  toaS  fie  l)eftig  roünfcrjen,  toiffen  fie  fidt)  felbft 
unb  anbern  als  öortxefflid),  nottoenbig,  unb  ermeib  tief)  unb  unentbetjr« 
lid)  t)inauftetlen.   (Unterhaltungen  beutfd)er  SluSgetoanberten.) 

—  Über  bieleS  !ann 

ber  SJcenfd)  jum  Jperrn  fid)  madgen,  feinen  ©inn 

bedinget  laum  bie  Sftot  unb  lange  Qtxi.   (Saffo.) 

@elftftfceftimmmtg.  3)eS  9#enfd)en  gröfjteS  SSerbienft  bleibt  tootjl,  roenn 

er  bie  Umftänbe  fo  biet  als  möglid)  beftimmt  unb  fiel)  fo  wenig  als  möglid) 

bon  ü)nen  beftimmen  läfjt.  .  .  .   3^9  öere^re  bett  2Jlenfdfc)en,  ber  beutlict) 

tueifj,  tuaS  er  min,  unabläffig  borfd)reitet,  bie  ÜDftttel  ju  feinem  gtoeefe 

!ennt  unb  fie  ju  ergreifen  unb  ju  brauchen  toei^ 3)er  größte 

Seil  beS  UrifjeüS  unb  beffen,  toaS  man  bös  in  ber  SBelt  nennt,  entftetjt 
blofj,  lueil  bie  ÜÜcenfdjen  gu  nadjläfftg  finb,  itjre  ßmeefe  red)t  fennen 
ju  lernen,  unb  tuenn  fie  foldje  fennen,  emfttjaft  barauf  IoS  gu  arbeiten. 
(2Bitt)elm  2KeifterS  ßefjrjatjre.) 
@elbfter!enntm§.  3)aS  §öd)fte,  roogu  ber  SJlcnfd)  gelangen  !ann,  ift  baS 
SöetuujHfein  eigner  ©efinnungen  unb  ©ebanfen,  baS  ßrlennen  feiner 
felbft,  fteldjeS  ü)m  bie  (Sinleitung  gibt,  aud)  frembe  ©emütSarten  innig 
$u  erfennen.   (©fjafefbeare  unb  fein  ©übe.) 

—  2öie  fann  man  fiel)  felbft  fennen  lernen?  2)urdt)  33etrad)ten  niemals, 
tool)t  aber  burd)  ipanbeln.  SBerfudje,  beine  <ßflid)t  §u  tun,  unb  bu  toeifjt 
gleidf),  toaS  an  bir  ift.  (©brüd)e  in  $rofa.) 

—  3$  behaupte,  ber  SJcenfd)  fann  fidt)  nie  fetbft  fennen  lernen,  fid)  nie  rein 
als  Dbjeft  betrachten.  Slnbere  fennen  mid)  beffer  als  id)  mid)  felbft. 
9hir  meine  Se^üge  jur  9luf$emoelt  fann  id)  fennen  unb  richtig  roürbigen 
lernen,  barauf  fotlte  man  fidt)  befcrjränfen.  SJcit  allem  Streben  nad) 
©elbftfenntniS,  baS  bie  ^riefier,  baS  bie  Sttorat  uns  brebigen,  fommen 
mir  nid)t  tueiter  im  ßeben,  gelangen  roeber  ju  SRefuttaten,  nod)  ^u 
wahrer  innerer  Sßefferung.    (tangier  2Jcüller.   1824.) 

«oet^e-Settfon.  14 

209 


6elfcftertetttttttt8. 

erlernte  bid)!  —  2Ba§  [oll  ba§  l)ei&en? 

©§  Reifet :  ©ei  nur!  unb  fei  aucr)  nicfjt! 

@§  ift  eben  ein  (Sprue!)  ber  lieben  ä&eifen, 

ber  fidj  in  ber  türje  miberfbriefjt.    (©bridjmörtlicr).) 

—  ÜUian  t)at  §u  allen  $eiten  gefagt  unb  mieberfjolt,  man  folle  trauten, 
fid)  felber  gu  !ennen.  3)ie§  ift  eine  feltfame  ^orberung,  ber  bi§  jefct 
nientanb  genügt  Ijat,  unb  ber  eigentlich  audj  niemanb  genügen  foll. 
5)er  Sftenfcf)  ift  mit  allem  feinem  ©innen  unb  Straften  auf3  äufjere 
angemiefen,  auf  bie  Söelt  um  um  l)er,  unb  er  t)at  §u  tun,  biefe  infomeit 
$u  lennen  unb  fiel)  infomeit  bienftbar  §u  machen,  aB  er  e§  %u  feinen 
$meden  bebarf.  SSon  fid)  felber  meifj  er  blofj,  menn  er  geniest  ober 
leibet,  unb  fo  mirb  er  audj  blofj  buref)  Seiben  unb  greuben  über  fidj  be- 
lehrt, ma§  er  gu  fudjen  ober  §u  meiben  Ijat.  Übrigens  aber  ift  ber  Sflenfd) 
ein  bunfle§  SBefen,  er  meifj  nidjt,  toofjer  er  !ommt  nodj  moljin  er  gel)t, 
er  meifj  loenig  bon  ber  SBelt  unb  am  menigften  bon  fid)  felber.  ((Sder- 
mann.   1829.) 

—  gdj  beienne,  bafj  mir  öon  jet)er  bie  grofce  unb  fo  bebeutenb  flingenbe 
Aufgabe:  (Srlenne  bid)  felbft,  immer  berbäcfjtig  borfam,  al§  eine  Sift 
getjeim  berbünbeter  ^rieftet,  bie  ben  SD^enfdjen  burdj  unerreichbare 
^orberungen  bermirren  unb  bon  ber  Stätigfeit  gegen  bie  Slufjenmelt  §u 
einer  innern  falfdjen  S3efd)aulid)Ieit  berleiten  mollten.  S)er  üüftenfd)  lennt 
nur  fid)  felbft,  infofern  er  bie  SBelt  lennt,  bie  er  nur  in  fiel)  unb  fid)  nur  in 
itji  gematjr  mirb.  ^eber  neue  ©egenftanb  moljl  befdjaut,  fdjliefjt  ein 
neue§  Drgan  in  un§  auf.   (SSebeutenbe  görberniS.) 

—  @3  ift  moljl  angenehm,  fiel)  mit  fid)  felbft 
befcfjäft'gen,  menn  e§  nur  fo  nüfclid)  märe, 
ftnmenbig  lernt  !ein  ÜUcenfcf)  fein  $nnerfte§ 
erlernten;  benn  er  ntifjt  nadj  eignem  Sftafj 
fid)  balb  ju  Kein  unb  leiber  oft  §u  grofj. 

S)er  SJcenfd)  erlennt  fid)  nur  im  SJcenfctjen,  nur 
ba§  £eben  lehret  jebem,  ma§  er  fei.   (Staffo.) 

—  9Hd)t§  gibt  un§  mef)r  2tuffd)luf$  über  un§  felbft,  aß  menn  mir  ba§,  ma§ 
bor  einigen  gaffen  bon  un§  ausgegangen  ift,  mieber  bor  un§  fefyen,  fo  bafj 
mir  un§  felbft  nunmehr  al§  ©egenftanb  betrauten  lönnen.  ($idj* 
tung  unb  SBaljrljeit.) 

—  SBer  fiel)  lennt,  lann  fieser  bor»  unb  rüdmärts  geljn.  (©gmont.) 

—  2ßer  fennt  fiel)  felbft?  mer  meifc,  ma£  er  bermag? 
&at  nie  ber  3Jcutige  SßermegneS  unternommen? 
Unb  ma§  bu  tuft,  fagt  erft  ber  anbre  £ag, 

mar  e§  jum  ©ergaben  ober  kommen.   (31n  Sabater.   1783.) 

210 


$ei&ftet!entttni§,  f.  aud)  gut  unb  böfe,  £ätig!eit. 

6elbftgefäluQteit,  bef)agtid)e.  ©i  ift  fa>n  eine  siemlid)  angenehme  ©mb- 
finbung,  uni  burd)  aftifebilligung  unb  9Jti&reben  über  unferigleidgen 
fjinauifefcen,  belegen  aud)  hierin  bie  gute  ©efellfdjaft,  fie  beftet)e 
aui  roenigen  ober  meiern,  fid)  am  liebften  ergebt.  9^idt)t§  aber  gleist 
ber  berjagtid)en  (Selbftgefälligfeit,  roenn  roir  uni  ju  fRid)tern  ber  Dbern 
unb  Sßorgefefcten,  ber  dürften  unb  (Staatsmänner  ergeben,  öffentliche 
Stnftalten  ungefcfjitft  unb  äroedtoibrig  finben,  nur  bie  möglichen  unb 
roirflicfjen  §inberniffe  bead)ten  unb  Weber  bie  ©röfje  ber  Intention 
nod)  bie  SUcitroirfung  anerlennen,  bie  bei  jebem  Unternehmen  üon  ßeit 
unb  Umftänben  gu  erroarten  ift.   ($id)tung  unb  2Saljrr)eit.) 

eclbftgeffi^l,  roibrigei.  SBenn  ©elbfigefüt)!  fiel)  in  $erad)tung  anbrer, 
aud)  ber  geringften  ausläßt,  mufj  ei  roibrig  auffallen.  Sin  Ieidjtfinniger 
9ttenfd)  barf  anbre  jum  beften  traben,  erniebrigen,  roegroerfen,  weil  er 
fid)  felbft  einmal  „$reii  gibt".  Sßer  auf  fid)  etroai  r)ält,  fdgeint  bem 
9tecr)tc  entfagt  ju  Ijaben,  anbre  gering  gu  fdjäfcen.  Unb  roai  finb  mir 
benn  alle,  bafe  mir  uni  üiel  ergeben  bürfen!  (2ln  %.  §.  ^acobi.  1786.) 

€elbftf>ilfe.  3Rat  unb  2at  mufc  freiließ  jeber  bei  fid)  felber  fudjen.  (Ziemer. 
1818.) 

CtitftUfe  unb  #immel3fegen. 

$romm  erflehet  «Segen  euer)  bon  oben, 
aber  £ilfe  fdt)afft  eud)  tötig  roirfenb  — 
felber. 

(SBorfbiel  gur  Eröffnung  bei  2ßeimarifd)en  Sljeateri.) 

eelbfimorb.  SBenn  id)  mid)  in  ber  ©efd)id)te  umfat],  fo  fanb  idt)  unter 
allen  benen,  bie  fid)  felbft  entleibt,  feinen,  ber  biefe  £at  mit  foldjer 
©roffteit  unb  $reif)eit  bei  ©eiftei  berrid)tet,  ali  taifer  Dtf)o.  Siefer, 
jroar  ali  gelbrjerr  im  9ßad)teil,  aber  bod)  feineiroegi  aufi  äufterfte  ge- 
braut, entfcpefjt  fid),  §um  heften  bei  9*eid)i,  bai  if)m  geroiffermafjen 
fdgon  angehörte,  unb  jur  (Schonung  fo  dieler  Saufenbe,  bie  SBelt  gu 
üerlaffen.  ©r  begebt  mit  feinen  ^reunben  ein  Reiterei  Sftadjtmaf)!, 
unb  man  finb  et  am  anberen  borgen,  bafj  er  fid)  einen  f  dürfen  $old) 
mit  eigner  §anb  in  \)a§  §erj  geftofeen.  $iefe  einzige  £at  fd)ien  mir 
nad)al)mungiroürbig,  unb  id)  überzeugte  mid),  bafj,  wer  nid)t  rjierin 
fjanbeln  lönne  roie  Dtf)o,  fief)  nict)t  erlauben  bürfe,  freiwillig  aui  ber 
Sßelt  JU  geljn.   (2)id)tung  unb  28al)rl)eit.) 

eel&fttätigfett  unb  Urteil.  Sebfjaft  borbringenbe  ©eifter  begnügen  fid) 
nidjt  mit  bem  ©enuffe,  fie  »erlangen  ^enntnii.  Siefe  treibt  fie  gur 
«Selbfttätigteit,  unb  roie  ei  it)r  nun  aud)  gelingen  möge,  fo  fürjlt  man 
äulefct,  bafe  man  nicrjti  richtig  beurteilt,  ali  roai  man  felbft  t)erborbringen 
!ann.  <&od)  hierüber  fommt  ber  Sttenfd)  nid)t  leict)t  ini  üare,  unb  baraui 

14* 

211 


entfiedert  geroi[fe  falfdje  58eftrebungen,  roeldje  um  befto  ängftlid)er 
toerben,  je  reblidjer  unb  reiner  bie  Slbfidtjt  ift.   (3talienifd)e  9fteife.) 

<Selbftüberjd)äfcung.  Wlan  lann  bie  ©rfatjrung  Ttidtjt  früt)  genug  machen, 
roie  entbetjrlid)  man  in  ber  SSelt  ift.  SBeldje  roid)tige  ^erfonen  glauben 
mir  ju  fein!  SBir  ben!en  allein  ben  ®rei§  §u  beleben,  in  roelcfyem  mir 
roirfen;  in  unjerer  51broefent)eit  mufc,  bilben  mir  un§  ein,  Seben,  %lafy 
rung  unb  Altern  ftocfen  —  unb  bie  Sude,  bie  entftefjt,  roirb  laum  bemerft, 
fie  füllt  fid)  jo  gefdjroinb  roieber  au§,  ja  fie  roirb  oft  nur  ber  $la£,  roo 
nidjt  für  etroa§  $Beffere§,  bod)  für  etroaä  2lngenet)mere§.  (SBilt)elm 
9fletfter§  £et)rjaf)re.) 

@elbftberftänblttf)e§.  ©§  fltngt  freilief)  rounberlid),  roenn  man  etroa§  au§» 
fbtidjt,  roa§  fid)  ot)net)in  üerfterjt;  bod)  nur  inbem  man  fid)  über  ba§ 
S3e!annte  üölltg  berftänbigt  t)at,  fann  man  miteinanber  gum  Un* 
belannten  fortfdjreiten.   (Sßat)loerrDanbtfd)aften.) 

Sdbftberttauen.  (B  ift  ber  $er)ler  berjenigen,  bie  mand)e§,  ja  biel  ber* 
mögen,  baf;  fie  fid)  alle§  zutrauen,  unb  bie  ^ugenb  mufj  fogar  in  biefem 
$alle  fein,  bamit  nur  etroaä  au§  it)r  roerbe.   (25itf)tung  u.  38af)rt)eit.) 

—  ©obalb  bu  bir  bertrauft,  fobalb  roeifjt  bu  gu  leben,  ($auft  I.) 

—  SBenn  ifjr  eud)  nur  felbft  b ertraut, 
bertrauen  eud)  bie  anbern  (Seelen.  ($auft  I.) 

—  feiger  ©ebanten 
bänglid)e§  (3d)roanfen, 
roeibifd)e§  $agen,] 
ängftlid)e§  klagen 
roenbet  fein  (Slenb, 
madjt  bid)  md)t  frei. 
Tillen  ©eroalten 

$um  Strufc  fid)  erhalten, 
nimmer  fid)  beugen, 
rräftig  fid)  §eigen, 
rufet  bie  9Irme 
ber  ©ötter  fyerbei.  (Sita.) 
«Selbftjufrieben^ett,  f.  Sßrobuftibität. 

Selißteit,  eroige.  $d)  mufj  geftefjen,  id)  roüfjte  aud)nid)t§mitber  eroigen 
(Seligfeit  anzufangen,  roenn  fie  mir  nid)t  neue  Aufgaben  unb  ©djroierig* 
feiten  ju  befiegen  böte.  Slber  bafür  ift  roofjl  geforgt;  roir  bürfen  nur  bie 
Planeten  unb  (Sonnen  anbliden,  ba  roirb  e3  aud)  Sftüffe  genug  $u 
fnaden  geben,  (b.  Sttüller.  1825.) 
@enfuaü§mu§,  3bcalt§tmt§,  8febtt5t3mu§,  JQuieti§mu§.  SSir  finb 
(Senfualiften,  folange  roir  Äinber  finb,  ^bealiften,  roenn  roir  lieben 
unb  in  ben  geliebten  ©egenftanb  ©genfefjaften  legen,  bie  nid)t  eigent* 

212 


Iid)  barin  finb.  3He  Siebe  tuanft,  wir  gtueifeln  an  ber  Sreue  unb  finb 
©leptifer,  efye  mir  e§  glaubten.  $er  9fteft  be§  SebenS  ift  gleichgültig, 
toir  laffen  e§  gelten,  toie  e3  null  unb  enbigen  mit  bem  DuietiSmuS, 
toie  bie  inbifcfjen  $t)iIofool)en  aucf).   ((Sdermann.   1829.) 

@id)ertyeit.  Erringen  toill  ber  Genfer),  er  roill  nid)t  fidler  fein.  (2)ie  Saune 
be3  Verliebten.) 

Sinn  unb  Will  ©inn  ift  mein*  als  ©lud;  boer)  bie  Stenge  t)at  immer 
©inn  genug,  wenn  bie  Obern  bamit  begabt  finb.  3)a3  ©lud  tut'S  nid)t 
allein,  fonbern  ber  ©inn,  ber  baS  ©lud  herbeiruft,  um  eS  ju  regeln. 
(SBilljelm  2JceifterS  SBanb  erfahre.) 

Sinn  imb  tat.  derjenige,  an  bem  üiel  §u  enttoideln  ift,  toirb  föäter  über 
fief)  unb  bie  28elt  aufgeflärt.  ©S  finb  nur  toenige,  bie  ben  ©inn  tjaben  unb 
augleid)  jur  £at  fäljig  finb.  3)er  ©inn  erweitert,  aber  läfymt;  bie  £at 
belebt,  aber  befdjränft.   (2Bilt)eIm  SUceifterS  Setniatyre.) 

Sinne.  $er  9ftenfd)  ift  genugfam  auSgeftattet  ju  allen  magren  irbifdjen 
Vebürfniffen,  wenn  er  feinen  ©innen  traut  unb  fie  bergeftalt  auS* 
bilbet,  bafe  fie  beS  Vertrauens  toert  bleiben.  —  Sie  ©inne  trügen  nid)t, 
aber  baS  Urteil  trügt.   (9Jcajimen  unb  ^Reflexionen.) 

—  Sen  ©innen  t)aft  bu  bann  gu  trauen, 
lein  $alfd)eS  laffen  fie  biet)  flauen, 

toenn  bein  Verftanb  bidt)  toad)  erhält.   (SBermädjtniS.) 

—  f.  2Bal)rt)eit  ber  ©. 

Sinnlidjfeit  unb  Xiefftnnigfeit.  Sie  Seutfdjen  finb  tounberlidje  Seute ! 
©ie  machen  fid)  burd)  ifyre  tiefen  ©ebanfen  unb  ^been,  bie  fie  überall 
fudjen  unb  überall  hineinlegen,  baS  Seben  fdjtoerer  als  billig,  ©i,  fo 
fo  tjabt  bod)  enblid)  einmal  bie  ©ourage,  eud)  benSinbrüden  ^injugeben, 
eud)  ergäben  §u  laffen,  eud)  rühren  ju  laffen,  eucrj  ergeben  gu  laffen, 
ja  eud)  belehren  unb  $u  ettoaS  ©rofjem  entflammen  unb  ermutigen  gu 
laffen;  aber  benft  nur  nidjt  immer,  eS  märe  alles  eitel,  toenn  eS  nidjt 
irgenb  abftrafter  ©ebanle  unb  ^bee  toäre.    (ßdermann.    1827.) 

@imtlitf}tett  unb  moralifd>e  Kultur,  f.  ®.  u.  ©. 

Stttengefefce,  f.  SSabrfyeit. 

eittengefefc  unb  ftunft,  f.  St.  u.  ©. 

@ittlirf)c,  baS.  SaS  ©ittlid)e  ift  fein  «ßrobuft  menfdjlidjer  Sfteflerjon, 
fonbern  eS  ift  anerfdjaffene  unb  angeborene  fd)öne  Sftatur.  ©S  ift  metjr 
ober  toeniger  t^n  9ftenfd)en  im  allgemeinen  angefcfyaffen,  im  t)ol)en 
©rabe  aber  einzelnen  ganj  borgüglid)  begabten  ©emütern.  Siefe 
b,aben  burd)  grofje  Säten  ober  Seljren  it)r  göttliches  innere  offenbart, 
toeldjeS  fobann  burd)  bie  ©djönfyeit  feiner  ©rfdjeimmg  bie  Siebe  ber 
2ftenfd)en  ergriff  unb  jur  Verehrung  unb  Sftadjeiferung  gewaltig  fortgoa,. 
(©dermann  1827.) 

213 


eittlirfjc,  bai.  $ür  otte§,  tt»a§  fittlicf)  genannt  toirb,  gibt  e§  eben  fo  fixere 
2)eutejeid)en  al§  für  ba%,  roa§  tr>ir  buref)  finnficfje  ©egentoart  er- 
lernten; in  beiben  gälten  aber  ungetrübt  ju  flauen,  tüchtig  $u  er» 
greifen,  flar  ju  fonbem  unb  gerecht  gu  beurteilen,  baju  gehört  ange- 
borner  Satt  unb  unau^gefefcte,  Xeibenfdjafttidt)  burdjgefüfyrte  Übung. 
( Notice  sur  Goethe  par  Stapf  er.) 

—  fein  §aubtefement,  f.  SSille. 

—  f.  roettlicr)e  unb  geiftlicfje  ©efinnung. 

®ittlitf|feit.  Über  ba%  ^ßringip,  toorau§  bie  ©ittlictjfeit  abzuleiten  fei,  t)at  man 
fitf)  nie  ootlfommen  einigen  fönnen.  ©inige  traben  ben  ©igennufc  als 
Sriebfeber  alter  fittticfjen  Jpanblungen  angenommen;  anbere  trollten 
"otn  £rieb  naef)  Söotjlb erjagen,  naef)  ©lücffeligfeit  al§  einzig  toirffam 
befinben,  toieber  anbere  festen  ba§  abobiftifcfje  ^ffidjtgebot  oben 
an,  unb  feine  bief er  $8orausfe|ungen  tonnte  aHgemeinanerfanntloerben; 
man  mufete  e§  jule&t  am  geratenften  finben,  au§  bem  gangen  tomptej 
ber  gefunben  menfdjjlidjen  Statur  ba3  ©ittlici)e  fotoie  btö  ©djöne  ju 
enttoiefetn.   (%n  (Sartble.   1828.) 

—  f.  ©elbftacrjtung. 

—  f.  roeltlicfje  unb  geiftlidje  ©efinnung. 
<3teJ)tt5i5mu3,  f.  ©enfuati§mu§. 
Sdaocnsüdjtimg. 

3ur  ©Haberet  getoölmt  ber  9ttenfcf)  fief)  gut 
unb  lernet  Ieiögt  geljordjen,  trenn  man  itm 
ber  greirjeit  ganj  beraubt.   (3pt)igenie.) 
Collen,  Söollen,  können,  ©ollen,  SBolten,  gönnen,  biefe  brei  33inge  ge- 
hören in  aller  fünft  gufammen,  bamit  etroa§  gemacfjt  toerbe.  $äuftg, 
finbet  fidt)  im  Seben  nur  ein§  bon  biefen  breien,  ober  groei,  als 
©ollen  unb  SBollen,  aber  nidjt  gönnen; 
©ollen  unb  fönnen,  aber  nicfjt  Söollen; 
SBotlen  unb  können,  aber  nidjt  ©ollen;  b.  t). 
e§  toill  einer,  roa§  er  folt,  aber  er  fann'S  nicfjt  madjen; 
e§  lann  einer,  roa§  er  foll,  aber  er  tuilt'3  nicfjt; 
e§  toill  unb  !ann  einer,  aber  er  toeifj  nicfjt,  roa§  er  foll. 
(9tiemer.   1809.)  —  ©.  audj  2)i§fjarmonie. 
®onberötinbelei  bei  $eutf djen.  äfticfj  t>at  bie  (Srfafjrung  gelehrt,  bafj  man, 
befonber§  in  3)eutfcf)Ianb,  bergeben§  mehrere  $u  einer  5lbficfjt  gvtfammen* 
ruft,   ©o  biel  f  öpfe,  fo  biel  ©inne,  ift  eigentlich  bie  S)ebife  unferer 
Nation.    (9ln  ^affoto.    1811.) 
«©Ottberünge.  ©iner  ^Betrachtung  fann  icf)  miefj  nicfjt  ertoerjren,  tafe  näm- 
tief)  ÜDlenfcfjen,  benen  bie  Statur  aufcerorb entließe  Sßorjüge  gegeben, 
fie  aber  in  einen  engen  ober  toenigftenS  nicfjt  berrjältniSmä&igen  SSir- 

214 


fungäfrete  gefefct,  getoötjulidg  auf  ©onberbarfeiten  berfatlen  unb,  meil 
fie  bon  itjren  ©aben  leinen  birelten  ©ebrautfg  ju  machen  toiffen,  fie 
auf  aufjerorb entließen  unb  munbertidjen  SBegen  getienb  ju  madjen 
berfudjen.  ($)id)tung  unb  3ßaf)rt)eit.) 
Sonnenaufgang.  SBer  in  ber  yiafyt  fteeft,  fjätt  bie  Sommerung  fdjon  für 
Sag,  unb  einen  grauen  Sag  für  ljetle,  toa§  ift'§  aber  wenn  bie  (Sonne 
aufgebt?  (Sin  ben  $reunbe3frei§  in  SBeimar.  1787.) 
Sorge.    SBen  idj  einmal  mir  befifce, 

bem  ift  alle  SSett  nidjt§  nü$e, 

etuigeä  Süftre  fteigt  herunter, 

©onne  get)t  ni<f)t  auf  nodj  unter, 

bei  bolllommnen  äußern  ©innen 

tootmen  ginfterniffe  brinnen, 

unb  er  tueife  bon  aßen  ©erjagen 

fict)  nidjt  in  Söefifc  &u  fe|en. 

©tücf  unb  Ungtücf  toirb  gur  ©ritte, 

er  berfyungert  in  ber  ^ütte, 

fei  e§  SBonne,  fei  e§  $Iage, 

fdjiebt  er'§  gu  bem  anbern  Sage, 

ift  ber  3ufunft  nur  geh) artig, 

unb  fo  loirb  er  niemals  fertig 

©otl  er  getjen,  fotl  er  lommen, 

ber  ©ntfcrjwfj  ift  iljm  genommen; 

auf  gebahnten  2Bege3  Ate 

toanft  er  taftenb  ljalbe  ©dritte. 

@r  bertiert  fid)  immer  tiefer, 

fielet  alte  S)inge  fdjiefer, 

fict)  unb  anbre  täftig  brüdenb, 

Sltem  tyotenb  unb  erftiefenb; 

nidjt  erftieft  unb  otme  Seben, 

niegt  berjtoeifelnb,  nidjt  ergeben. 

©o  ein  unauftjaltfam  Motten, 

fdjmergtid)  Saffen,  mibrig  Sotten, 

balb  befreien,  batb  (Srbrürfen, 

falber  (Schlaf  unb  fdjtecrjt  ©rquiclen 

tieftet  ir)n  an  feine  ©teile 

unb  bereitet  it)n  §ur  Jpötte.   ($auft  II.) 

—  Sie  ©orge  geziemt  bem  9ttter,  bamit  bie  ^ugenb  eine  geitlang 
forglo§  fein  !önne.   (SBifyetm  2Jceifter.) 

—  SSittft  bu  mict)  nidjt  gtütftid)  taffen, 
©orge,  nun,  fo  macr)  midj)  !tug.   (SBrüber.) 

215 


(Sorge.  3Sa§  macfjft  bu  an  ber  SBeft?   (Sie  ift  fdjon  gemadjt, 
ber  £err  ber  (Sdjö.bfung  fyat  alle3  bebadjt. 
2)ein  ßo§  ift  gefallen,  berfolge  bie  SSeife, 
ber  2Beg  ift  begonnen,  bollenbe  bie  Steife: 
®enn  (Sorgen  unb  Kummer  beränbern  e§  nid)t, 
fie  fdjleubem  bidj)  ewig  au§  gleichem  ©etoi<f)t. 

(S£eftöftlid>er  SBtewu) 

—  SSie  im  9luge  mit  fliegenben  Sflüden, 

fo  ift'§  mit  (Sorgen  gan§  genan: 

h>enn  mir  in  bie  fdjöne  SSelt  Ijineinblitfen, 

"öa  fcfytoebt  ein  ©binnen»  ebengrau. 

@§  über^ietit  nidjt,  e§  gieljt  nur  borüber, 

ba§  S3ilb  ift  geftörl,  toenn  nur  nidjt  trüber: 

$ie  Ilare  SSeft  bleibt  tlare  SBeft, 

im  Sluge  nur  ifi'S  fdjledjt  beftellt.   (3af)me  Xenien.) 

—  2)a§  fcpmmfte,  tba§  un§  toib  erfährt, 
i>tö  toerben  toir  bom  Sag  gelehrt. 
SSer  in  bem  ©eftern  Ijeute  fat), 
bem  get)t  ba§  Jpeute  nidjt  allgunaf), 
unb  toer  im  §eute  fielet  ba$  borgen, 

ber  toirb  fid)  rühren,  toirb  nidjt  forgen.   (Bahnte  3£enien.) 
Sociale.  ©Jjodje,  f.  ©bodje. 
@fcafe  be§  8eoen§. 

SSeifjt  bu,  toorin  ber  ©bafj  be§  £eben§  liegt? 
(Sei  luftig!  —  getjt  e§  nidgt,  fo  fei  bergnügt.  (8afjtne  Xenien.) 
(©^etutieren.  $e  metir  man  fid)  an  bem  ©beklieren  über  ba§  Übermenfdj- 
lidje  tro|  aller  SBarnungen  ®ant§  bergebltd)  abgemüht  Ijaben  toirb, 
befto  bielfeitiger  toirb  bereinft  ba§  ^ilofob^ieren  gule|t  auf  ba%  9ftenf<f|* 
lichte,  auf  ba$  geiftig  unb  förberlid)  ©rlennbare  ber  9iatur  gerietet  unb 
baburdj  eine  toal)r^aft  fo  §u  benennenbe  Sßaturbliilofobljie  erfafjt 
toerben.   {Qu  $.  ©.  (S.  $aulu3.  617). 

—  3d)  fag'  e3  bir:  ein  ®erl,  ber  fbeluliert, 
ift  toie  ein  Stier,  auf  bürrer  §eibe 

bon  einem  böfen  ©eift  im  ®rei§  herumgeführt, 
unb  ring§  untrer  liegt  fcfyöne  grüne  SBeibe.  (gauft  I.) 
<SJjittOäi§mu3.  2)u  toei&t,  bafj  mir  ©binogigntuä  unb  9ltl)ei§mu§  gtoeierlet 
ift.  ©afj  icf)  ben  ©bino^a,  toenn  id)  ü)n  lefe,  mir  nur  au§  fid)  felbft  er- 
llären  !ann,  unb  bafj  id),  olme  feine  *Borftellung§art  bon  ^atur  felbft 
ju  traben,  bod^  toenn  bie  9tebe  toäre,  ein  S3ud)  anzugeben,  bafc  unter 
allen,  bie  id)  lernte,  am  meiften  mit  ber  meinigen  übereinfommt,  bie 
@tp  nennen  müfcte.  (Sin  %.  &.  gacobi.   1785.) 

216 


Storadje.  Stile  ©brachen  finb  au§  natjeliegenben  menfcpd)en  Söebürfniffen, 
menfcf)lid)en  39efd)äftigungen  unb  allgemein  menfcpd)en(£mbfmbungen 
unb  Slnfcrjauungen  entfianben.  SBenn  nun  ein  fyöljerer  9Jcenfcb,  über  ba§ 
geheime  Balten  ber  Statut  eine  9lt)mmg  unb  ©infidjt  gewinnt,  fo  reidit 
feine  u)m  überliefexte  ©bradje  nid)t  t>in,  um  ein  fold)e§  öon  menfd)- 
liefen  fingen  burdjauä  gernliegenbe,  au^ubrürfen.  ©§  müfjte  ib,m 
bie  ©brache  ber  ©eifter  ju  ©ebote  fielen.  2)a  biefe§  aber  niefit  ift,  fo 
mu|  er  bei  feiner  Slnfcrjauung  ungewörmlicrjer  9Mturbert)ältniffe  ftet§ 
nad)  menftfglidjen  2lu3brüden  greifen,  wobei  er  bann  faft  überall  $u 
furj  tommt,  feinen  ©egenftanb  fjerabgietjt  ober  woljl  gar  berieft  unb 
bernicrjtet.   (ßdermann.   1831.) 

—  Sßenn  eine  gewiffe  (Sbod)e  rjinbureb,  in  einer  ©bradje  biel  gefdjrieben 
unb  in  berfelben  oon  borjüglidjen  Talenten  ber  lebenbig  borfjanbene 
®rei3  menfcfjlicrjer  ©efütjle  unb  ©d)idfale  bur  abgearbeitet  worben,  fo 
ift  ber  ßeitgefjalt  erfcfjöbft  unb  bie  ©bradje  gugletd),  fo  bafj  nun  jebe§ 
mäßige  Talent  fiel)  ber  oorliegenben  21u3brüäe  al§  gegebener  trafen 
mit  SBequemlidjIeit  bebienen  fann.   (ßur  Siteratur.) 

—  (Sine  ^aubtüber^eugung,  bie  fid)  immer  in  mir  erneuerte,  war  bie  SBicE)* 
tigleit  ber  alten  ©brauen:  benn  fo  biel  brängte  fid)  mir  au§  bem  lite* 
rarifcfcjen  SBirrwarr  immer  wieber  entgegen,  bafj  in  iljnen  alle  üüJcufter 
ber  Sftebetünfte  unb  gugleid)  alles  anbere  SBürbige,  ma§  bie  Sßett  jemals 
befeffen,  aufbewahrt  fei.   ($id)tung  unb  Sßarjrljeit.) 

StaatSbienet,  S3ilbung  ber,  f.  Sfjeorie  u.  $raji§. 

Staatöberfaffungen,  beraltete.  2Sa§  ift  bleibenb  auf  biefer  SBett?  Unb 
follte  eine  ©taatSeinricrjtung  bleiben  lönnen?  SEJcufj  nidgt  in  einer  $eit* 
folge  fid)  jebe§  Sßerfjältntö  beränbern  unb  ebtn  barum  eine  alte  Sßer» 
faffung  bie  Urfadje  bon  taufenb  Übeln  werben,  weil  fie  hen  gegenwärtig 
gen  $uftanb  &e§  $olfe§  rütf)*  umfaßt?   (Sgmont.) 

Stamm  unb  $fte.  SSenn  ber  (Stamm  fällt,  fallen  bie  #fte.  (2ln  $rau 
b.  ©tein.) 

Stegreif,  au§  bem,  tun.  3n  fittlidjen  unb  religiöfen  fingen,  ebenfowob,! 
al§  in  bljrjfifcfjen  unb  bürgerlichen,  mag  ber  9ftenfd)  nicfjt  gern  etwas 
au§  bem  Stegreife  tun:  eine  $olge,  worau§  ©ewoljnrjeit  entfbringt, 
ift  ifym  nötig;  baZf  tvtö  er  lieben  unb  leiftenfoll,  lann  er  fid)  nicfjt  einzeln, 
nid)t  abgeriffen  benlen,  unb  um  etwa§  gern  ju  wiebertjolen,  mufj  e§ 

|it)tn  nid)t  fremb  geworben  fein.   (SDicfjtung  unb  SEBatjrrjeit.) 
Steigen,  ©oll  id)  bir  bie  ©egenb  geigen, 
mu&t  bu  erft  baZ  'Saty  befteigen.   (SBeftöftlid^er  $iban.) 
Steuern.  2ßie  ber  nur  ein  guter  Sßater  ift,  ber  bei  %i\ä)t  erft  feinen  tinbern 
borlegt,  fo  ift  ber  nur  ein  guter  Bürger,  ber  bor  allen  anbern  9tu§gabert 


217 


Stil  unb  ßljarattet.  $m  ganzen  ift  ber  (Stil  be§  ©d)riftfteller§  ein  treuer 

Slbbrucf  feine§  Ämtern:  Witt  jemanb  einen  Karen  ©til  f  einreiben,  fo  fei 

e3  ü)m  jubor  flar  in  (einer  ©eele;  unb  null  jemanb  einen  großartigen 

(Stil  fdjreiben,  fo  Ijabe  er  einen  großartigen  (Sljarafter.   (©dermann. 

1824.) 

Stil  unb  Spanier.  3)a§  0iefultat  einer  ecrjten  Sftetljobe  nennt  man  «Stil, 

im  ©egenfafc  ber  Lanier,  ©er  (Stil  ergebt  ba§  ^nbiüibuum  jum  t)öci>ftett 

$unlt,  ben  bie  ©attung  ju  erreichen  fafjig  ift;  belegen  nätjern  fi<i)  alle 

großen  ^ünftler  einanber  in  iljren  beften  SSerlen.  %\t  Lanier  hingegen 

inbibibualifiert,  unb  trenn  man  fo  fagen  barf,  Ttod)  ba§  3n°iö^u"^- 

2)er9J2enfd),  ber  feinen  trieben  unb  Neigungen  unauftjaltfam  nadjljängt, 

entfernt  fid)  immer  metyr  bon  ber  @inr)eit  be§  Jansen,  ja  fogar  bon 

benen,   bie  il)m  allenfalls  nodj  äljnlicrj  fein  !önnten;  er  madjt  feine 

Slnfbrüdje  an  bie  ülftenfcfjljeit,  unb  fo  trennt  er  fid)  bon  ben  ÜUienfdjen. 

2)iefe§  gilt  fo  gut  bom  (Sittlidjen  al§  bom  Äünftlidjen;  benn  t>a  alle 

§anblungen  be§  SUienfdjen  au§  einer  Duelle  lommen,  fo  gleiten 

rfie  fidfc)  aud)  in  allen  u)ren  Ableitungen.    (2)iberot3  SSerfud)  über 

bie  Malerei.) 

SttttsSeibenbe.  (So  get)t'§  aber  bem,  ber  füll  bor  fid)  leibet  unb  burd)  klagen 

roeber  bie  ©einigen  ängftigen  nod)  fidj  ertoeidjen  mag,  wenn  er  enblidj 

au§  gebrängter  (Seele  Eli,  Eli,  lama  asabthani  ruft,  fbridjt  btö  SSolI, 

bu  t)aft  anbern  geholfen,  l)ilf  bir  felber  unb  bie  heften  überfe§en'3  falfd) 

unb  glauben,  er  rufe  ben  (£lia§.  (2ln  $rau  b.  ©tein.) 

Störte  unter  ben  9Renfdjen.  ©töde  allein  finb  bie  Unb  erb  eff  erliefen,  fie 

mögen  nun  au§  ©igenbünlel,  ©ummljeit  ober  §t)bod)onbrie  ungelen! 

unb  unbiegfam  fein.    (SBilrjetm  -äfteifterä  Setjrjarjre.) 

Stoff,  (Steinalt  unb  gornt.  ®en  ©toff  fie^t  jebermann  bor  fid);  ben  ©eljalt 

finbet  nur  ber,  ber  ettt>a§  ba$u  ju  tun  t)at,  unb  bie  $orm  ift  ein  ©ersehn- 

ni§  ben  meiften .  (9flarmten  unb   Reflexionen.) 

Stolj,  9ltebrtgfeit,  »o§l)eit,  «Reib,  Süge. 

günf  2)inge  bringen  fünfe  nidjt  tjerbor; 
bu,  biefer  Sefyre  öffne  bu  bein  £%: 
S>er  ftoljen  SSruft  roirb  greunbfdjaft  nidjt  entfbroffen; 
unfjöflid)  finb  ber  -Kiebrigfeit  ©enoffen; 
ein  Sööfetuidjt  gelangt  ju  leiner  ©röße; 
ber  9tabifdj)e  erbarmt  fid)  nidjt  ber  SBlöße; 
ber  £ügner  fyofft  bergeblidj  £reu  unb  ©lauben  — 
ba§  Ijalte  feft  unb  niemanb  laß  bir'§  rauben.  (Sßeftöftlidjer  2)iban.) 
Stolj  unb  (Stnbtfbung,  f.  ©infidjt. 
Strafen,  ©trafen  tjeißt 

bem  Jüngling  toopun,  ^  ber  2ftann  uns  banfe.  (£affo.) 

218 


Streben.  %aUtn  bereit)  id)  bir  gern,  nur  firebe  immer  nacr)  oben! 

©iji  bu  jum  $Iuge,  bu  bifi  nimmer  jum  ©treben  gu  fdjwer. 

(Xenien.) 

—  falfd)e§,  f.  faifdjeS  Streben. 

—  unbeirrte§.  Unb  fo  wäre  e§  wofjl  ba§  Söefte,  ficfj  nidjt  ju  befümmern, 
ioa§  onbere  tun,  fonbern  immerfort  §u  fudjen,  wie  weit  man  e§  felbft 
bringen  fann.  (Sin  Better.  1831.) 

Streit,  ©ewifc  wirb  man,  nad)  meiner  Überzeugung,  über  ©egenftänbe 
be§  2Biffen§,  ü)re  Ableitung  unb  ©rflärung,  biel  weniger  ftreiten, 
wenn  jeber  bor  allen  Singen  fid)  felbft  fennte  unb  wüfjte,  ju  weiter 
Partei  er  gehöre,  wa§  für  eine  Senfweife  feiner  Statur  am  angemeffen» 
fien  fei.  2ßir  würben  aBbann  bie  SJiarhnen,  bie  un§  berjerrfcrjen,  gang 
unbewunben  au§fbred)en  unb  unfere  Erfahrungen  unb  Urteile  biefem 
gemäfj  rufjig  mitteilen,  olme  uns  in  irgenbeinen  (Streit  eingulaffen: 
benn  bei  allen  (Streitigfeiten  fommt  am  (Snbe  bod)  nidjts?  weiter  fjer- 
au3,  al§  ba%  ficrj  jwei  entgegengefefcte,  nicrjt  ju  bereinigenbe  Sßor* 
ftellungSarten  recfjt  beutlid)  au§fbred)en  unb  jeber  auf  ber  feinigen  nur 
befto  fefter  unb  ftrenger  befjarrt.   (3In  Seonljarb.   1807.) 

—  f.  aud)  ©egner. 

Strenge.  2)a§  2tbtn  leljrt  un§,  weniger  mit  uns 
unb  anbern  ftrenge  fein. 
3u  wanbeln  unb  auf  feinen  SBeg  ju  feljen, 
ift  eine§  Sftenfcrjen  erfte,  nädjfte  ^flicfjt: 
Senn  feiten  fd)ä|t  er  red)t,  toa§  er  getan, 
unb  toa$  er  tut,  weift  er  faft  nie  gu  fd)äfcen.  (^bfjigenie.) 
Stütftoett  be§  2eben§.  SBir  fef)en  in  unfer  Seben  bod)  nur  at3  in  ein  jer* 
ftüdelte§  jurürf,  weil  bciZ  Sßerfäumte,  9JäJ3lungene  un§  immer  guerft 
entgegentritt  unb  baZ  ©eleiftete,  ©rreidjte  in  ber  ©inbilbungStraft 
überwiegt.   (9Karjmen  unb  SReflerümen.) 
Statteten.  63  fommt  afle§  barauf  an,  baft  man  über  ba$,  ma§  man  ftdt) 
jueignen  Witt,  ©cfjritt  bor  ©d)riri  §err  bleibe,    ©obalb  einem  ba$ 
Überlieferte  über  ben  $obf  wäcrjft,  fo  wirb  man  entweber  bumpf  ober 
berbriejjüd),  unb  fommt  gar  |U  leicht  in  $erfudmng  aüe§  abjufdjütteln. 
(Sin  Sluguft  ö.  ©oetfje.   1808.) 
Stubtum  bet  9Renfd)Ijeit.  Sa§  eigentliche  ©tubium  ber  9Jcenfd)fjeit  ift  ber 

2Jcenfd).  (2BarjIberwanbtfd)aften.) 
Stufen  be§  2eben§.  Ser  Sftenfd)  tjat  berfd)iebene  ©tufen,  bie  er  burd)- 

I  laufen  mu|,  unb  febe  ©tufe  füljrt  üjre  befonberen  Sugenben  unb  $ef)Ier 
mit  fid),  bie  in  ber  (Sbodje,  wo  fie  fommen,  burdjauS  aU  naturgemäß 
ju  betrachten  unb  gewiffermaften  recrjt  finb.  2luf  ber  folgenben  ©tufe  ift 
ber  Sftenfd)  ein  anberer,  bon  ben  früheren  Sugenben  unb  $et)Iem  ift 


219 


leine  ©pur  metjr,  ober  anbete  Sitten  unb  Unarten  finb  an  beten  ©teile 
getteten.  Unb  fo  gef)t  e§  fort,  bi3  gu  bet  legten  $ermanblung,  üon  bet 
mit  nod)  nicr)t  miffen,  mie  mit  fein  merben.  (ödermann.  1831.) 

Suujettitoität.  -Kiemanb  t)ört,  al§  ma§  et  meife;  nientanb  üemimmt,  al§ 
ma§  et  empfinben,  imaginieten  unb  benfen  lann.  (3ur  Siteratur.) 

Su6je!t  unb  JDoieft.  2ltle§,  ma3  im  ©ubjeli  ift,  ift  im  Dbjeft  unb  nod) 
etma§  mef)r.  2ltle§,  mag  im  Dbjett,  ift  im  ©ubjett  unb  nod)  etma§ 
met)r.  SBit  finb  auf  boppelteSßeife  üetlotenobet  gebotgen.  S)em  Dbjelt 
fein  ÜDceljr  jusugefte^en  unb  auf  unfet  fubjeltiüeS  Sfleljr  ju  oetjid)ten. 
2)a§  (Subjelt  mit  feinem  9Jtet)t  %u  ert)öl)en  unb  jene§  2Jcet)r  nid)t  an- 
juetfennen.  j  (SJcarimen  unb  SRefterjonen.) 

Subordinieren,  fid).  ©id)  fubotbinieten  ift  überhaupt  feine  tunft; 
abet  in  abfteigenbet  Sinte,  in  bet  2)efjenbenj,  etma§  übet  fid)  erlennen, 
ma§  untet  einem  ftetjt.   (ÜUcarhnen  unb  SReflerionen.) 

Siinbc.  SBa§  fyei&t  bu  benn  ©ünbe?  —  Sßie  jebetmann: 
mo  id)  finbe,  bafj  man'§  nidjt  laffen  lann. 

(Sflcarjmen  unb  üteflerionen.) 

—  SSit  etfd)tecfen  übet  unfte  eignen  ©ünben,  menn  mit  fie  an  anbetn 
etbliden.  («n  $.  #.  ^acobi.  1788.) 

Ztymbol.  9llle§  ma§  gefd)iet)t,  ift  ©timbol,  unb,  inbem  e§  oolllommen  fid) 
felbft  batftellt,  beutet  e§  auf  ba§  übrige.  $n  biefex  Betrachtung  fdjeint 
mit  bie  l)öd)fte  Slnmafjung  unb  bie  t)öd)fte  93efd)eibenl)eit  ju  liegen. 
(2In  Äorl  (Stuft  ©dmbartt).   1818.) 

Symptome,  ^d)  ljabe  immet  gefunben:  auf  bie  matnenben  ©rjmptome 
adjtet  lein  ÜUcenfd);  auf  bie  fdjmeidjjelnben  unb  berfpred)enben  allein 
ift  bie  2lufmetlfamleit  getid)tet,  unb  bet  ©taube  füt  fie  ganj  allein 
lebenbig.   (2Bat)lüetmanbtfd)aften.) 

©tyntljefe  unb  ?lnalt)fe.  SSet  eine  ©önttjefe  ted)t  prägnant  in  fid)  fütjlt, 
bet  t)at  eigentlich  ba§  SRecfjt,  ju  anatrjfieren,  meil  et  am  äufjerenföinäelnen 
fein  inneres  ©anje  prüft  unb  legitimiert.  (2)idjtung  unb  SSafyrfyeit.) 

Säbel  unb  2oo,  f.  £.  u.  2. 

SabeUofigfeit.  6§  ift  gar  nidjt  nötig,  baff  einer  untabelljaft  fei  ober  baZ 
SBortrefflidjfte  unb  Sabellofefte  tue;  fonbern  nur,  bafj  etma§  geferjelje, 
ma§  bem  anbern  nu|en  ober  u)n  freuen  lann.  (S)id)tung  u.  2Bar)rt)eit.) 

Sage,  fd)öne.  9llle3  in  ber  SBelt  lä&t  fid)  ertragen, 

nur  nidjt  eine  fReit)e  bon  fdjönen  Sagen. 

(©pridjmörtlidj.) 

SageSgröfcen  be§  g5uolitum§.  3)a8  ^ublilum  Ijat  eine  eigene  2lrt,  gegen 
öffentliche  9ftenfd)en  üon  anertanntem  Sßerbienfte  ju  berfafyren;  e§ 
fängt  nad)  unb  nad)  an,  gleichgültig  gegen  fie  $u  merben,  unb  begünftigt 
üiel  geringere,  aber  neue  erfdjeinenbe  Talente;  el  madjt  an  jene  über» 

220 


rriebene  ^orberungen  unb  lägt  fict)  bon  biefeit  alle?  gefallen.  (SBilrjelm 
2Jceifter3  ße^riafjre.) 

£age§gunft,  f.  SBeruf. 

Talent.  SSo  wahres  Talent  bortjanben,  ba  balmt  e§  fidj  aucf)  §u  entfbredjen- 
ber  (Entfaltung  feinen  SBeg  unb  finbet  tro£  aller  Jpinberniffe  bie 
regten  Mittel  baju.   (b.  Füller.   1826.) 

—  9ftan  foll  fid)  bor  einem  Talente  Ritten,  ba§  man  in  23ollfommenr)eit 
au^uüben  nid)t  Hoffnung  tjat.  SJcan  mag  e§  barin  fo  weit  bringen, 
aU  man  null,  fo  wirb  man  bod)  immer  gulefct,  wenn  un§  einmal  baä 
SBerbienft  be§  ÜDleifterS  flar  wirb,  ben  SSerluft  bon  $eit  unb  Gräften, 
bie  man  auf  eine  folcfje  ^ßfufdjerei  gewenbet  r)at,  fd)mer§tid)  bebauern. 
(SBiujefat  3tteifter§  £ef)rjal)re.) 

Jalcnt  unb  (ilwraftcr. 

©§  bilbet  ein  Talent  ficr)  in  ber  (Stille, 

fid)  ein  ßljarafter  in  bem  (Strom  ber  SBelt.   (£affo.) 

Talent  unb  ^ublifum.  2)a§  ^ubltfum,  im  ganzen  genommen,  ift  nid)t 
fätjig,  irgenbein  Talent  gu  beurteilen:  benn  bie  ©runbfäjje,  wonacfj 
e§  gefdjetjen  fann,  werben  nidjt  mit  un§  geboren,  ber  ßufall  überliefert 
fie  nidjt,  burcfj  Übung  unb  ©tubium  allein  fönnen  wir  baju  gelangen; 
aber  fittlicrje  Jpanblungen  §u  beurteilen,  ba^u  gibt  jebem  fein  eigene^ 
©ewiffen  ben  bollftänbigften  SUcafjftab,  unb  jeber  finbet  e§  betjaglid), 
biefen  nicfyt  an  fid)  felbft,  fonbern  an  einen  anbern  anzulegen.  (21n* 
merfungen  ju  9tameau§  Sfteffe.) 

Talent  unb  lugenb.  ©3  ift  mit  ben  Talenten  wie  mit  ber  Sugenb;  man 
muj3  fie  um  iljrer  felbft  willen  lieben,  ober  fie  gan$  aufgeben.  Unb  bod) 
werben  fie  beibe  nicrjt  anber§  erfannt  unb  belohnt,  al3  wenn  man  fie, 
gleicfj  einem  gefährlichen  ©ef)eimni§,  im  Verborgnen  üben  fann. 
(SBityelm  2Jceifter§  fietjrja^re.) 

latent  unb  $etf)ältnijfe.  (53  ift  nicrjt  genug,  bajj  man  Talent  tjabe,  e§ 
gehört  metjr  bagu,  um  gefreit  §u  werben;  man  mufe  aud)  in  großen 
Sßerfjältniffen  leben  unb  ©elegentjeit  tjaben,  ben  fbielenben 
Figuren  ber  $eit  in  bie  harten  $u  fetjen  unb  felber  gu  ©ewinn  unb 
Verluft  mitjufpielen.   (öcfermann.   1828.) 

tat.  Sie  £at  ift  alles,  nid)t§  ber  föurjm.  (gauft  II.) 

tat  unb  ®inn,  f.  <3.  u.  %. 

taten  unb  SBorte.  3mmer  »P  &  beffer  berfudjen  al§  biel  reben.  (Sin 
ftabfer.    1785.) 

tätigten. 

Sie  Stätigfeit  ift,  toaZ  ben  aftenfcrjen  glücflid)  macrjt; 
bie,  erft  ba§  ©ute  fdjaffenb,  balb  ein  Übel  felbft 
burctj  göttlid)  wirtenbe  ©ewalt  in  ©ute3  fefjrt. 

221 


5)rum  auf  bereiten  2florgen3!  ja,  unb  fänbet  iljr, 
roa§  geftem  ifyr  gebaut,  fägon  roieber  eingeftürat, 
9tmeifen  gleich  nur  frifct)  bie  Krümmern  aufgeräumt! 
Unb  neuen  $lan  erfonnen,  Mittel  neu  erbaut ! 
©o  roerbet  ir)r,  unb  roenn  au§  iljren  gugen  felbft 
bie  Sßelt  gefdgoben  in  fidE)  felbft  aertrümmerte, 
fie  roieber  bauen,  einer  (Stoigfeit  jur  £uft. 

($aläotvt)ron  unb  Sfteoterpe.) 
Sötigteit.  SSa§  berlür^t  mirbie  Seit? 

Sätigfeit! 
28a3  madjt  fie  unerträglich  lang? 

Sftüfjiggang! 
SBaS  bringt  in  ©dmlben? 

Darren  unb  Bulben! 
2ßa§  madjt  gewinnen? 

Sftidjt  lange  bef innen! 
2Ba§  bringt  p  (5t)ren? 

©ict)  mehren!   (SSeftöftttdt)er  $iban.) 

—  gct)  fütjte  l)ier  fefyr  lebhaft,  mag  icf)  fd)on  früher  im  Seben  bemerlen 
tonnte,  bafj  ber  3flenfct),  ber  ba§  @ute  toitt,  fict)  ebenfo  tätig  unb  rührig 
gegen  anbere  behalten  muffe  00  ber  (5igennü|ige,  ber  kleine,  ber  SBöfe. 
©infefjen  läfct  fidt)'§  gut,  e§  ift  aber  fdgroer  in  biefem  ©inne  tjanbeln. 
(3talicnifdt)e  Steife.) 

—  £  a  n  b  1  e  b  e  f  o  n  n  e  n  ift  bie braftifct)e ©eite bon:  ©rfennebicr) 
felbft.  S3eibe§  barf  toeber  als  ©efefc  notf)  al§  ^orberung  betrautet 
toerben;  e§  ift  aufgeteilt  roie  ba§  ©ct)toar$e  ber  ©treibe,  ba§  man  immer 
auf  bem  ®om  tjaben  mufc,  roenn  man  e§  aud)  nidt)t  immer  trifft.  $)ie 
Sttenfdjen  mürben  berftänbiger  unb  glücflic^er  fein,  roenn  fie  ätoifögen 
bem  unenblitfjen  $\d  unb  bem  bebingten  groecf  ben  Unterfdjieb  $u 
finben  müßten  unb  fict)  nadt)  unb  nadt)  ablauerten,  roie  roeit  ifjre  Mittel 
benn  eigenttidt)  reidgen.    (9ln  9fodt)lifc.    1829.) 

—  £ätig  }u  fein  ift  be§  3Kenfdt)en  erfte  SSeftimmung,  Staenboffen  eure 
altgemeine  S3ilbung !  (S§  ift  fe§o  bie  $eit  ber  (Sinfeitigteiten.  2)afj  ein 
9Jienfdt)  ettoa§  ganj  entfdgieben  berftetje,  borjügücr)  leifte,  barauf  fommt 
e§  an.  (äStlrjetm  3Keifier§  Se^ria^re.) 

—  SSer  tätig  fein  roitt  unb  mufc,  tjat  nur  iiaä  @er)örige  be§  2Iugenblicf§ 
§u  bebenfen,  unb  fo  tommt  er  ofme  SSeitläufigfeit  Ijinburdt).  $>a3  ift 
ber  Vorteil  ber  grauen,  roenn  fie  it)n  berftet)en.  (9ln  SDiarianne  SBülemer.) 

—  £ötigfeit  allein  berfct)eudt)t  gurdgt  unb  ©orgen.   (%fläx%  1814.) 

—  Sftit  Unrecht  l)ält  man  bie  2Jienfdgen  für  £oren,  meiere  in  raftlofer  Sätig- 
teit  ©üter  auf  ©üier  ju  Raufen  fudt)en;  benn  bie  Sätigfeit  ift  ba§  ©Iücf, 

222 


unb  für  ben,  ber  bie  gruben  eine§  ununterbrochen  23ejtreben§  emp' 
finben  lann,  ift  ber  ermorbene  9teirf)tum  ofme  93ebeurung.    (Unter- 
haltungen beutfcfyer  9lu§getoanberten.) 
Jötigfeit.   2)er  Sag  ift  lang  unb  man  fann  entfefcüdj  otel  tun,  toenn 
man  mit  golge  arbeitet  unb  ßangetoeite  fliegt,  (ö.  SDlülIer.  1830.) 

—  Sftarre!  toenn  ei  brennt,  fo  löfd)e, 

f)at'3  gebrannt,  bau  toieber  auf!   (©efefltge  Vorüber.) 
£aujd).  Sßenn  man  borteiujaft  tauften  toifl,  fo  mufj  man  ba%  nidjt  üer« 

adjten,  loa§  man  befifct.   (Sin  Berber.   1789.) 
ted)ttit  unb  beten  §tlf$nnffenfd)aften. 

gtoei  ©ötterfdjtoeftem  tjaben  midj  belehrt: 

^t)tjfi!  ooran,  bie  jebe§  ©lement 

öerbinben  Ie^rt,  tt)ie  fie  e§  erft  getrennt; 

ba3  Unroägbare  rjat  für  fie  ©etoicrjt, 

unb  au§  bem  Sßaffer  locfi  fie  glammenlidjt, 

Iäfjt  Unb  egr  eif  lief)  e3  bann  fidjtbar  fein 

burdj  ßauberei  im  ©onbem,  im  herein. 

%ofy  erft  jur  £at  erregt  ben  tiefften  ©inn 

©eometrie,  bie  2lIIbe^enfrf)erin: 

©ie  fdjaut  ba$  9WI  burd)  ein  ©efe|3  belebt, 

fie  mifjt  "otn  SRaum  unb  toa§  im  Sftaume  fdjroebt; 

fie  regelt  ftreng  bie  Greife  ber  Statut, 

Ijiernacfj  bie  $ulfe  beiner  SLafd^enu^t; 

fie  öffnet  geiftig  grengentofen  ®rei§ 

ber  2Jienfc£)en^änbe  fümmerftd)ften  gleifj. 

Un§  gab  fie  erft  ben  £>ebet  in  bie  Jpanb, 

bann  toarb  e§  9tob  unb  ©djraube  bem  SBerftanb; 

ein  leifer  Jpaudj  genügt  ber  fteten  Regung, 

au§  %üW  unb  Seere  bilbet  fie  Setoegung, 

bi3  mannigfaltigft  enblid)  unbejirlt 

nun  Äraft  §u  Gräften  überfd)toängltd)  toirrt.    (SKaSfenjüge.) 
Xeeleffel  ber  Chtglanber,  f.  nationale  Eigenheiten. 
Seünafjme.   SG3ie  feiten  finbet  man  bei  ben  ©efdjäften  unb  Jpanbümgen 
be§  gemeinen  £eben§  bie  getoünfcrjte  Seilna^me.  (9ln  ©dritter.  1796.) 

—  (53  ift  nidjt  gut,  bafj  ber  SJZenfdc)  allein  fei,  unb  befonberS  nidjt,  bafj  er 
allein  arbeite;  oietmefyr  bebarf  er  ber  Seimatjme  unb  Anregung,  toenn 
ettoa§  gelingen  fott.   (Sdermann.   1830.) 

Senologie. 

SBeldje  Sßere^rung  üerbient  ber  Sßeltenfcrjöpfer,  ber  gnäbig, 

al§  ex  benftorfbaum  erfcrwf,  gleidt)  audj  bie  ©topf elerfanb.  (Xenien.) 

223 


Ideologie,  f.  aud)  Watm,  3merf. 

Teufel.   %fy  *amt  wiä)  wfy  bereben  laffen, 
tnac^t  mir  ben  Steufel  nur  nicfjt  Hein: 
ein  $erl,  ben  alle  äftenfcfjen  Raffen, 
ber  mujj  maS  fein!   (3at)me  Genien.) 

2eufel§  SRebefunft,  f.  ©inbläfereien. 

Geologie,  f.  ©Ijirurgie,  ®ird)e,  ®ird)engefd)i«r)te. 

Styeoretifet  unb  <&mtyit\Uv. 

$ornet)m  fcfjaut  ifyr  im  ©lud  auf  ben  blinben  (Smbirifer  nieber, 
aber  feib  u)r  in  -Kot,  ift  er  ber  belbtjifcrje  ©ott.    (Tabulae  votivae.) 

Sfyeoretifteren.  Sft  e§  bod)  eine  rjöcfyft  munberlidje  gorberung,  bie  morjl 
manchmal  gemalt,  aber  aud)  felbft  bon  benen,  bie  fie  machen,  nidjt 
erfüllt  mirb:  Erfahrungen  follte  man  oljne  irgenbein  tf)eoretifd)e3 
S3anb  bortragen  unb  bem  ßefer,  bem  ©Etiler  überlaffen,  fid)  felbft  nad} 
Söelieben  irgenbeine  Überzeugung  ^u  bilben.  2)enn  baä  blofje  Slnbliden 
einer  <Baä)e  lann  un§  nidjt  förbern.  3eoeg  Slnfeljen  ger)t  über  in  ein 
33etrad)ien,  jebe3  33etrad)ten  in  ein  ©innen,  jebe3  ©innen  in  ein  93er« 
fnüpfen,  unb  fo  !ann  man  fagen,  bafc  roit  fd)on  bei  jebem  aufmerf* 
famen  SSltd  in  bie  SBelt  t^eoretifieren.  tiefes  aber  mit  SBemufjtfein, 
mit  ©elbftfenntni§,  mit  greifyeit  unb,  um  un§  eine§  gemagten  SSorteS 
$u  bebienen,  mit  ^ronie  $u  tun  unb  oorjunet)men,  eine  foldje  ©emanbt» 
ijeit  ift  nötig,  menn  bie  Slbftraltion,  bor  ber  mir  un§  fürchten,  unfd)äb* 
lid)  unb  baä  ©rfat)rung§refultat,  ba$  mir  tjoffen,  red)t  lebenbig  unb 
nüpcb,  werben  foll.   ($ur  Farbenlehre.) 

tfyeoxit,  f.  §bbotl)efen. 

fcljeotte  unb  ©rfatyrung,  f.  (5.  u.  £1). 

Styeorie  unb  Seben. 

©rau,  teurer  $reunb,  ift  alle  Srjeorie, 

unb  grün  be3  Seben§  golbner  93aum.   ($auft  I.) 

Sljeorie  unb  ^raji§.  könnte  man  nur  ben  $eutfd)en,  nad)  bem  Sßorbilbe 
ber  (Snglänber,  meniger  $t)ilofo;bl)ie  unb  met)r  Satfraft,  Weniger 
£t)eorie  unb  meljr  $rayi3  beibringen,  fo  mürbe  un3  fd)on  ein  gutes 
©tücf  (Srlöfung  guteil  werben,  otjne  bafj  mir  auf  ba§  (5rf<f)einen  ber 
berfönltcfjen  §o^eit  eines  §meiten  (£l)riftu§  $u  märten  brauchten. 
©et)r  biel  fönnte  gefeiten  bon  unten,  bom  Sßolle,  burdj  ©dmlen 
unb  ljäu8lid)e  (Srgieljung,  [el)r  biel  bon  oben  burd)  bie  £errfd)er  unb 
ir)re  9^äd)ften. 

©o  §.  $8.  fann  icf)  e§  nid)t  billigen,  bafj  man  bon  ben  ftubierenben 
fünftigen  ©taatSbienern  gar  ju  biele  ttjeoretifdje  gelehrte  tenntniffe 
berlangt,  moburd)  bie  jungen  £eute  bor  ber  3^  öeiftig  mie  förberlid) 

224 


ruiniert  toerben.  treten  fie  nun  hierauf  in  ben  ^raltifc^en  2)ienft, 
fo  befifcen  fie  jwar  einen  ungeheuren  Sßorrat  an  ^rjilofoprjifd^en  unb  ge* 
lehrten  Singen,  allein  er  fann  in  bent  befcfjränften  greife  it)re§  23erufe§ 
gar  nidjt  jur  5lntoenbung  lommen  unb  mufj  bafyer  afe  unnüjä  roieber 
öergeffen  roerben.  Sagegen  aber,  roa§  fie  am  meiften  bebürften,  tjaben 
fie  eingebüßt:  e§  fet)It  ümen  bie  nötige  geiftige  tüie  förderliche  ©nergie, 
bie  bei  einem  tüchtigen  auftreten  im  praftifdjen  SSerfefjr  ganj  un- 
erläfjlicf)  ift.  (Sdermann.  1828.) 
fciefftnmgfeit  ber  2cutjcf]cn,  f.  (Sinnlidjfeit. 

2terpjt)rf)ologie.  93ei  ber  Sßföcfjotogie  be§  2ftenfdjen  l)aben  toir  e§  immer 
nur  mit  einer  unb  berfelben  (Seele  $u  tun,  bei  ber  £ierpft)ct)ologie  ber- 
langen  bie  Seelen  ber  SBierfüfcler,  ber  SBögel,  ber  £rifcfje,  ber  ^nfeften, 
bi§  §u  ben  ^nfufotien  fyerab,  eine  jebe  eine  befonbere  SBiffenfcfjaft. 
2Kit  ber  fyerfömmlicfjen  Söeaeidmung  Snftwft  lommen  tüir  nicfjt  met)r 
au§.  (görfter.  1829.) 
Litauen  unb  (Götter. 

2Ba§  §u  roünfcfjen  ift,  u)t  unten  fül)tt  e§;. 

roa3  §u  geben  fei,  bie  miffen'S  broben. 

©rojj  beginnet  u)x  Titanen;  aber  leiten 

ju  bem  einig  ©uten,  eitrig  ©cijönen, 

ift  ber  ©öfter  SBerf;  bie  lafjt  getoätjren.   ($anbora.) 
Zob.    %t$  £obe3  rütjrenbeS  SBifi)  fteljt 

nid^t  afö  ©djredfen  bem  SSeifen,  unb  nicfjt  aU  ©nbe  bem  frommen. 

Senen  brängt  e§  in3  2ehen  jurüdE  unb  lehret  u)n  fyanbeln; 

biefem  ftärft  e§,  %u  rünftigem  Jpeil,  im  Mbfal  bie  Hoffnung: 

beiben  loirb  jum  £ehen  ber  £ob.:  (Hermann  unb  $orott)ea.) 
tob  unb  geben. 

Memento  mori!  gibt'S  genug, 

mag  fie  nicfjt  tjerergaljlen; 

marum  fallt'  icfj  im  £eben§flug 

birf)  mit  ber  ©renge  quälen? 

S)rum,  al§  ein  alter  Änafierbari 

embfel)!  icfj  bir  docendo: 

Sttein  teurer  greunb,  nadg  beiner  5Irt 

nur  vivere  memento! 
tolerant  ©ine  iual)rl)aft  allgemeine  Sulbung  roirb  am  fidjerften  erreicht, 
toenn  man  ba§  S3efortbere  ber  einzelnen  2ftenfcrjen  unb  SBölterfdjaften 

Iauf  fidj  berufen  läfjt,  bei  ber  Überzeugung  jebodj  fefiljält,  bafj  ba§  tr>af)r- 
l)aft  SBerbienftlidje  fiefj  baburd)  au^eidjjnet,  bafj  e§  ber  ganzen  äRenfdj» 
f)eit  angehört.   (5ln  ©arlrjle.   1827.) 
—  Solerans  füllte  eigentlich  nur  eine  borübergefyenbe  ©efinnung  fein: 
©oet^e.fiejilon  15 

225 


fie  mu|  jur  Stnerfennung  führen.  Bulben  Reifet  beleibigen.  (SJiajimcn 
unb  Sfteftejionen.) 
%oUxan%,  f.  aud)  gntoleranj. 

—  f.  $ulbung. 

%oll  ift:  roer  Soren  belehrt,  SBeifen  toiberrebet,  bon  tjorjlen  Sieben  bewegt 
wirb,  §uren  glaubt,  ©et)eimniffe  Unficfjeren  bertraut.  (2ftarjmen  unb 
Reflexionen.) 

—  SSenn  ©ott  fo  fd)led)tex  9£ad)bar  wäre, 
aU  id)  bin  unb  al§  bu  bift, 

tt)ir  Ratten  beibe  wenig  ©fyre; 

ber  läfjt  einen  jeben,  tote  ex  ift.   (SBeftöftlicfjer  2)iban.) 
toten.  323er  behielte  bie  Suft  einen  üDlotjren  ju  wafdjen?  unb  id)  fyaht 
in  meinem  Zzben  genug  erfahren,  bafj  bie  Stören  bon  bernünftigen 
3ftenfd)en  grabe  nur  fo  biet  lernen  unb  annehmen,  at3  fie  brauchen,  um 
nodj  närrifdjer  }U  fein.   (Stn  @id)ftäbt.    1808.) 

—  £örid)t,  auf  Söeffrung  ber  £oren  §u  tjarren, 
Sinber  ber  Mugtjeit,  o  tjabet  bie  Darren, 

eben  $um  Darren  aud),  tote  ficf/3  getjört!   (Sieber.) 
Sorbetten  ber  9Kenftf)ett.    %ä)  finbe  nid)t§  bernünftiger  in  ber  Sßeft, 
afö  bon  ben  £orf)eiten  anberer  SSorteit  gu  gießen.  — 

^d)  weift  nid)t,  ob  e§  nicijt  ein  eblereg  Vergnügen  wäre,  bie  Sftenfdjen 
bon  i^ren  £ort)eiten  &u  Reiten.   (Sßiftjelm  ÜDleifter3  Se^rja^re.) 
tott  unb  £efcenbe. 

SBa§  räudjerft  bu  nun  beinern  £oten? 

£ättft  bu'§  itjm  fo  im  ßeben  geboten!  (@brid)Wörtlid).) 

—  ^efinbet  fid)  einer  tjeiter  unb  gut, 
gleicr)  Witt  ifjn  ber  -ftacrjbar  bein'gen; 
fo  taug'  ber  5£üd)tige  lebt  unb  tut, 
möchten  fie  it)n  gerne  ft ein' gen. 

3ft  er  t)intert)er  aber  tot, 

gfeid)  fammeln  fie  grofce  ©benben, 

gu  (Sfyren  feiner  ßeben§not 

ein  SDenfmal  %n  botlenben; 

bod)  ifyren  Vorteil  foltte  bann 

bie  Sftenge  wot)t  ermeffen: 

©efdjeiter  wär'§,  ben  guten  SJlann 

auf  immerbar  bergeffen.   (SBeftöftlidjer  £>iban.) 

—  !yd)  fyörte  fragen,  warum  man  bon  ben  Soten  fo  unbewunben  ©ute§ 
fage,  bon  ben  Sebenben  immer  mit  einer  geioiffen  $orfid)t.  ©§  würbe 
geantwortet:  weil  wir  bon  jenen  nid)t§  gu  befürchten  l)aben,  unb  biefe 
un§  nod)  irgenbwo  in  ben  SSeg  fommen  tonnten.   <So  unrein  ift  bie 

226 


(Sorge  für  boJ  einbeulen  ber  anberrt;  e§  ift  metft  nur  ein  [elbftifdt)cr 
<Scr)erä,  wenn  tl  bagegen  ein  tjeitiger  ©rnji  wäre,  [eine  $Berr)ältni[[e 
gegen  bie  Uberbliebenen  immer  tebenbig  unb  tätig  ju  erhalten.  (3Bat)l- 
berwanbtfdjaften.) 
tote  unb  Seoenbe.  %tö  9lribenfen  an  ein  bergangenes  9Jcen[cfjenIeben 
jie^t  fidt)  [o  fetjr  ins  ©nge  jufammen,  bafj  bie  Neigung  erft  wieber  bie 
9l[d)e  batingenefieren  unb  ben  berflärten  Sßtjönij  unfrem  2luge  bor» 
[teilen  mufj.  Qeber  93iebermann  bar[  wün[cr)en,  auf  bie[e  2Bei[e  bon 
bem  greunbe,  bem  ©acuter  bem  tunftgenoffen  berein[t  gefctjilbert  §u 
werben.  SBie  übel  nehmen  fid)  gegen  ein  [o  liebebotl  wieber  auf« 
erwedte3  ^nbibibuum  jene  -Kefrotoge  au3,  bie,  inbem  [ie  ba$,  toa§ 
©ute§  unb  23öfe§,  burd)  ba$  Seben  eine§  bebeutenben  9flenfd)en  oon 
ber  -äflenge  gewännt  unb  geflatfcrjt  werben,  gleict)  nacf)  [einem  Sßer* 
[Reiben  em[ig  gegeneinanber  [teilen,  [eine  [ogenannten  £ugenben 
unb  geljler  mit  t)eud)lerifd)er  ©eredjtigfeit  aufftutjen  unb  baburd), 
weit  fcfjtimmer  al3  ber  £ob,  eine  $er[onaIität  jerftören,  bie  nur  in 
ber  lebenbigen  Bereinigung  foldjer  entgegengefetjten  ©igenfdjaften 
gebaut  werben  fann.   (Sin  3elter.    1801.) 

—  9ftd)t  in  ba§  ©rab,  nid)t  überS  ©rab  berfdjwenbet 
ein  ebler  SJcann  ber  <Setjn[ud)t  tjotjen  SSert. 

6r  fct)rt  in  [icr)  jurüa*  unb  finbet  [taunenb 
in  [einem  $8u[en  ta§  Verlorne  wieber. 

—  „(Getrenntes  ßeben,  wer  bereinigte  wieber? 
$Bernid)tete§,  wer  [teilt  e§  f)er?"  —  $er  ©ei[t! 
be§  9Jcen[crjen  ©ei[t,  bem  nict)t§  berloren  getjt, 

totö  er  bon  SSert  mit  (Sidjerljeit  be[e[[en.   (Sie  natürliche  £oct)ter.) 

—  2)a3  i[t  ber  *Bor§ug  ebler  Naturen,  ba[j  ir)r  §in[djeiben  in  rjötjere  3te= 
gionen  [egnenb  wirft,  wie  ü)r  Sßerweilen  auf  ber  Srbe;  bafj  [ie  un§  bon 
borttjer,  gleid)  (Sternen,  entgegenleudjten,  aU  9fttd)tbunfte,  wotjin 
wir  un[ern  Sauf  bei  einer  nur  §u  oft  burd)  (Stürme  unterbrochenen 
%aijtt  ju  rieten  tjaben;  bafj  biejenigen,  §u  benen  wir  un§  al§  ju  2ßol)t* 
wollenben  unb  ^)ilfreicr)en  im  Seben  tjinwenbeten,  nun  öie  fet)n[udjt§* 
bollen  Solide  nad)  fidt)  gießen,  at§  Sßollenbete,  (Selige.  (Sichtung  unb 
SBdjrtjeit,  5ln^ang.) 

ttobitton. 

©laub[t  bu  benn:  bon  Sftunb  ju  Dljr 
[ei  ein  rebtid)er  ©ewinnft? 

I  Üb  erlief  rung,  o  bu  £or, 

i[t  aud)  wotjt  ein  Jpirngefbinft ! 
9cun  geb,t  erft  btö  Urteil  an; 
bid)  bermag  au§  ®lauben§fetten 
lö* 
227 


ber  SBerftanb  allein  §u  retten, 

bem  bu  [d)on  SSergtdjt  getan.   (3ßeftöftlidj)er  2)iban.) 

2tttbition  unb  2Btffenftf)aft.  23ei  bem  ©tubieren  ber  SBiffenfdjaften, 
befonbeS  berer,  roetd^e  bie  Statur  betjanbeln,  ift  bie  Unterfudmng  (o 
nötig  afö  fcfyroer:  ob  ba§,  roa§  un§  bon  altera  tjer  überliefert  unb  bon 
unfern  SBorfaljren  für  gültig  geachtet  toorben,  auch,  roirflicb,  gegrünbet 
unb  pberläffig  fei  in  bem  ©rabe,  baf$  man  bar  auf  fernerhin  fidjer  fort* 
bauen  möge,  ober  ob  ein  f)erlömmlid)e§  $8elenntni§  nur  ftationär  ge* 
roorben  unb  be§r)atb  metjr  einen  ©tillftanb  ai§>  einen  gortfdjritt  ber* 
anlaffe.  (Sin  $ enn§eicrjen  förbert  biefe  llnterfucrjung,  roenn  nämücr) 
ba§  eingenommene  lebenbig  unb  in  iia§>  tätige  SBeftreben  einroirfenb 
unb  förbernb  geroefen  unb  geblieben. 

3m  ©egenfatje  fteljt  bie  Prüfung  be3  -Keuen,  roo  man  $u  fragen  r)at, 
ob  btö  angenommene  roirfüdjer  ©eroinn  ober  nur  mobifdje  Überein= 
ftimmung  fei;  benn  eine  Meinung,  bon  energifdjen  ÜMnnern  auSgefyenb, 
berbreitet  fict)  !ontagio§  über  bie  ÜUienge,  unb  bann  tjeifjt  fie  t)errfcrjenb 
—  eine  Slnmafjung,  bie  für  ben  treuen  gorfct)er  gar  feinen  ©tun  au§» 
fbridjt.  (Staat  unb  ^itdt)e  mögen  allenfalls  Urfadje  finben,  fid)  für  tjerr* 
fdjenb  %vl  erllären:  benn  fie  Ijaben  e§  mit  ber  roiberfpenftigen  Stoffe 
&u  tun,  unb  roenn  nur  Drbnung  gehalten  roirb,  fo  ift  e§  gan§  einerlei, 
burct)  roelcrje  Mittel;  aber  in  ben  Sßiffenfrfjaften  ift  bie  abfolutefte  greüjeit 
nötig:  benn  ba  roirft  man  nidjt  für  fyeut'  unb  morgen,  fonbern  für  eine 
unbenflid)  borfcfyreitenbe  geitenreilje.  (SBiltjeltn  9tteifter§  2Sanberjat|re.) 

ttaQtt.  £ragifdj)  nenne  id)  eine  (Situation,  au§  ber  tein  21u§gang  mar, 
feine  ^ombofition  gebenfbar  ift.   (b.  MTCer.   1830.) 

~  9Ille§  £ragifcr)e  beruht  auf  einem  unau§gleid)baren  ©egenfafc.  ©oroie 
Slu§gleic^ung  eintritt  ober  möglich,  fdjroinbet  ba§  Sragifcrje.  (b.  Füller. 
1824.) 

Xrcinen.    2)er  tränen  Qfrahe,  fie  berfötjnt  ben  grimmften  ©djmerä; 
fie  fliegen  glüdlidj),  toenn'i  im  $nnern  Ijeilenb  fdjmilät. 

—  f.  audj)  SBeinen.  (^Sanbora.) 

Sronfjcnbicrcn,  f.  9*ed)te,  ba§. 

ttauetfälU.  Sftan  toeifj  in  foldjen  fällen  nidjt,  ob  man  beffer  tut,  fiel) 
bem  ©crjtnerä  natürlich,  ju  überlaffen,  ober  fidj  burdj  bie  SBeitjilfen,  bie 
un§  bie  Kultur  anbietet,  äufammenjune^men.  (£nt[ct)lie§t  man  ftdt) 
ju  bem  legten,  roie  id)  e§  immer  tue,  fo  ift  man  baburd)  nur  für  einen 
Slugenblid  gebeffert  unb  id)  fyabe  bemerft,  baf?  bie  Statur  burd)  anbere 
Sftifen  immer  toieber  it)r  Ülectjt  beraubtet.   (Sin  ©djiller.   1795.) 

Ztaum  be§  2eben§,  f.  ©riedjen. 

Xraumbeutung.  SBenn  id)  nur  beiner  %zau,  roie  aud)  ber  grau  bon  ©tein, 
bie  berroünfcfrte  Slufmerffamfeit  auf  träume  toegnet)men  fönnte.   (S§ 

228 


ift  bodj  immer  ba§  £raumreid)  toie  ein  falfdjer  £o§topf,  too  ungefüge 

Sftieten  unb  tjödjftenä  tleine  ©etoinnftd)en  untereinanber  gemifdjt  finb. 

Wlan  toirb  felbft  gum  Sraum,  gur  Sßiete,  loenn  man  fid)  ernftlid)  mitbiefen 

«Phantomen  befdjäftigt.   (Sin  £erber.   1788.) 
£tef flicke,  ba§.    (Selten  toirb  ba§  Strefflidje  gefunben,  feltner  gefdjä&t. 

(2Bifl)elm  2Keifter§  Seigre.) 
Trennung.  $n  jeber  grofjen  Trennung  liegt  ein  Äeim  üon  Sßafmfinn;  man 

muj3  fiel)  fjüten,  itjn  nadjbenflidj)  auSgubrüten  unb  gu  pflegen.  (3*oeiter 

römifdjer  Stufentfjalt.   1788.) 
tttttt.  SSirb  eine  Sreue,  bie  nidjt  raufd)t,  emfcfunben?  ((Stpenor.) 

—  gegen  \iä)  fetbft.    2)er  2Henfd),  toenn  er  fidt)  getreu  bleibt,  finbet  gu 
jebem  ßuftanbe  eine  t)üfreid)e  SSJlajime.   (Kampagne  in  granfreidj.) 

—  5)u  felmfi  biet),  toeit  t)inau§  gu  toanbern, 
bereiteft  bidj  gum  raffen  £flug: 

bir  felbft  fei  treu  unb  treu  ben  anbern, 

bann  ift  bie  (Snge  toeit  genug.   ($al)me  Xenien.) 

—  ®u  üerflageft  ba§  Sßeib,  fie  fcrjtoanfe  öon  einem  gum  anbern! 
£abte  fie  nicfjt:  fie  fucr)t  einen  beftänbigen  SJiann. 

—  in  ber  greunbferjaft,  f.  äftitempfinben.    (©ebidjte.    SIntifer  g°^"t  fid} 
nätjernb.) 

trottet,  bie  berufenften.  (Selben  toir  tticijt  in  ber  ©efcrjidjte,  bafj  Sftenfdjen, 
bie  wegen  grofjer  fittlidjer  Unfälle  fiel)  in  bie  Sßüften  gurüdgogen,  bort 
feine§toeg§,  tt»ie  fie  fyoffien,  öerborgen  unb  gebedt  toaren?  (Sie  mürben 
gurüdgerufen  in  bie  SBelt,  um  bie  Verirrten  auf  ben  regten  SBeg  gu 
führen;  unb  mer  fonnte  e§  beffer  al§  bie  in  ben  gngängen  be3  £eben§ 
fdjon  ©ingetoeiljten!  (Sie  tourben  berufen,  ben  Unglüdlicrjen  beigu» 
fielen;  unb  toer  öermod)te  "oa%  etjer  aU  fie,  benen  lein  irbifcr)e§  Unheil 
meljr  begegnen  lonnte!  (2Bat)lderioanbtf<f)aften.) 
trofttoort.    SBenn  ber  fdjtoere  ©ebrüdte  Ilagt: 

£ilfe,  Hoffnung  fei  berfagt, 

bleibet  tjeilfam  fort  unb  fort 

immer  nod)  ein  freunblid)  SSort.   (SBeftöftlidjer  2)iüan.) 
truntenfjeit.    £runlen  muffen  mir  alle  fein! 

gugenb  ift  Srunfenfyeit  of)ne  SBein; 

trinft  fid)  ba§  Sllter  mieber  gur  gugenb, 

fo  ift  e§  iounberöolle  Sügenb. 

%üx  (Sorgen  forgt  ba$  liebe  Seben, 

unb  (Sorgenbredjer  finb  bie  SReben.   (SBeftöftlidjer  S)iban.) 

—  ber  «Seele.    Seibenfdjaft !  £runlenf)eit !   Sgatmfinn!   Sfyr  ftel)t  fo  ge= 
laffen,  fo  ot)ne  Seilnefymung  ba,  it)r  fiitticfjen  9ftenf  d)en!  fdjeltet  ben 

229 


£tinfer,  berabfdjeut  ben  Unfinntgen,  gerjt  borbei  tüte  ber  ^riefter, 
tittb  bantt  ©Ott  tuie  ber  $t)arifäer,  bafj  er  eud)  nicfyt  gemacht  l)at  toie 
einen  bon  biefen.  gcf)  bin  metjr  af§  einmal  trunfen  getoefen,  meine 
Seibenfdjaften  waren  nie  weit  bom  SBalmfinn,  nnb  beibe§  reut  mid) 
nidjt;  benn  id)  tiabe  in  meinem  aftafje  begreifen  lernen,  toie  man  alte 
aufeerorb  entließen  2ftenfd)en,  bie  etwa§  ©rofje§,  etwa!  Unmöglich 
fd)einenbe§  wirften,  bon  jefjer  für  Srunlene  nnb  äßarjnfinnige  au§« 
fdjreien  mufjte.  Stber  aucr)  im  gemeinen  Seben  ift'3  unerträglich),  faft 
einem  jeben  bei  rjalbweg§  einer  freien,  eblen,  unerwarteten  %at  nach- 
rufen §u  t)ören:  S)er  äftenfd)  ift  trun!en,  ber  ift  närriferj!  @d)ämt  euer), 
ü)r  9^üd)ternen!  ©djämt  eudj,  ü)r  SBeifen!  (2Bertt)er.) 
2iirf)ttgtctt.  5)ie  ERenge  !ann  tüdjtige  Sttenfdjen  nidjt  entbehren,  unb  bie 
Stückigen  finb  ilmen  ieber^eit  pr  Saft.  (SJiajimen  unb  SKeflejionen.) 

—  9$  ift  fo  üiel  gleichzeitig  £üd)tige3  unb  £refflid)e§  auf  ber  SBelt;  aber 
e§  berührt  fid)  nidjt.   (äftarimen  unb  SKefterionen.) 

—  9flan  foll  wenig  tun,  aber  £ücf)tige§  unb  e§  wirlen  laffen  nad)  $eit 
unb  Umftänben.   («fo  Söoifferee.   1826.) 

lugettb.  2Ba§  ift  bie  Sugenb  anbere§  aB  ba§  watjrljaft  ^Saffenbe  in  jebem 
ßuftanbe?  (t>.  Füller.   1827.) 

Xmtntöcn  unb  §et|Jer.  $on  Sftatur  befifcen  mir  feinen  getjler,  ber  nicfjt 
jur  Stugenb,  leine  Stugenb,  bie  nid)t  sunt  $ef)ler  werben  lönnte.  2)iefe 
legten  finb  gerabe  bie  bebentlid)ften.   (äöiltjelm  SDceifterS  3Banb erfahre.) 

—  9Jcan  lönnte  jum  ©cfjerge  fagen,  ber  Sftenfd)  fei  gan§  au§  $el)lem  ju< 
fammengefe^t,  wobon  einige  ber  ©efellfdjaft  nüpdj,  anbere  fcfjäblid), 
einige  brauchbar,  einige  unbrauchbar  gefunben  werben.  SBon  jenen 
fbrid)t  man  ©ute§:  nennt  fie  Sugenben;  bon  biefen  S3öfe§:  nennt  fie 
geiler.   (SJcarhnen  unb  Sfteflejionen.) 

fcugenb  unb  Saftet,  f.  ©eburt. 

—  f.  Stalent  u.  %.,  ©egenwart. 

Xtttt.  8ttf«  £un  lommt  alle§  an.  (2ln  grau  b.  ©tein.  1785.) 

—  @§  lommt  im  Seben  blofc  auf§  Stun  an,  btö  ©eniefjen  unb  Seiben  finbet 
fid)  üon  felbft.  (2>id)tung  unb  S5Sat)tt}eit.) 

Sun  unb  Renten.  S)er  Italiener  t)at  ein  tieferes  ©efülji  für  bie  t)or)e 
SBürbe  ber  tunft  al§  anbere  -Kationen;  jeber  ber  nur  irgenb  etwas 
treibt,  roill tünfiter,  üüceifter  unb  ^ßrofeffor  tjei&en  unb  belennt  wenigften§ 
burd)  biefe  5£itelfud)t,  ba$  e§  nidjt  genug  fei,  nur  etroa§  burd)  Über* 
lieferung  §u  errjafetjen  ober  burd)  Übung  irgenbeine  ©ewanbtt)eit  ju 
erlangen;  er  geftet)t,  bafj  jeber  bietmetjr  über  btö,  wa§  er  tut,  aud) 
fär)ig  fein  follte  ju  beulen,  ©runbfä|e  aufsuftetlen  unb  bie  Urfad)en, 
warum  biefe§  ober  jene§  §u  tun  fei,  fid)  felbft  unb  anbern  beutlid)  §u 
machen.   (SBil^elm  9fteifter§  Se^rjal)re.) 

230 


Zun  imb  Renten,  f.  $>.  u.  %. 
Zun  unb  hieben,  f.  9t.  u.  %. 
Zun  unb  toiffen,  f.  SB.  u.  2. 
Ztjpen,  f.  üRenfdjentöpen. 

Überbrufc  ont  geben,  f.  Seben§üb  erbrufe. 

Übereilung,  f.  Überlegung. 

Übergänge.  Sülle  Übergänge  finb  Ärifen,  unb  ift  eine  färife  nidjt  ftranf* 
t)eit?  SSie  ungern  tritt  man  nacr)  einer  Sftanfrjeit  bor  ben  (Spiegel! 
2)ie  SBefferung  füt)lt  man,  unb  man  fiet)t  nur  bie  SBirtung  be§  übergangenen 
Übels.   (2öilb,elm  3fleifter3  ßerjrjafjre.) 

übergetoidjt  ber  gtaueu,  f.  grau. 

Überlegung.  Sänge  Überlegungen  geigen  getoölmlici),  ba$  man  ben  ^unft 
nierjt  im  Sluge  tjat,  öon  bem  bie  Sftebe  ift,  übereilte  ^anblungen,  bafj 
man  ilm  gar  nicfjt  lennt.   (SBilfjelm  2Jieifter3  Se^rja^re.) 

Überlieferung  unb  Gegenwart.  %\t  man  treu,  baZ  ©egentoärtige  feft§u= 
galten,  fo  roirb  man  erft  greube  an  ber  Überlieferung  tjaben,  inbem 
roir  ben  beften  ©ebanfen  fdjon  au^gefproerjen,  \)tö  lieben§toürbigfte 
©efütjl  fcfjon  au§gebrücft  finben.  Ipieburd)  !ommen  toir  jum  21nfcf)auen 
jener  Übereinftimmung,  rooju  ber  ÜDienfd)  berufen  ift,  rooju  er  fidt)  oft 
toiber  feinen  2Billen  finben  mufe,  ba  er  ficr)  gar  gu  gern  einbilbet,  bie 
SBelt  fange  mit  it)m  öon  öorne  an.    (2Biß)elm  9fteifier3  SBanberja^re.) 

übermenftt).  28er  toeife,  ob  nidgt  aud)  ber  gange  2J£enfC9  toieber  nur  ein 
SBurf  narf)  einem  r)öt)eren  Biete  ift?  (galt.   1809.) 

—       Saum  bift  bu  Jperr  üom  erften  Äinbertoillen, 

fo  glaubft  bu  biet)  fdjon  Übermenfctj  genug.   Oueignung.) 

Übermenfdjen  unb  Unmenfc^en,  f.  ©ntfagung. 

Übermut.  ©§  ift  befannt,  ba%  bie  9ttenfcrjen,  fobalb  e§  itmen  einigermaßen 
tt>ot)I  unb  nactj  ifjrem  (Sinne  get)t,  alfobalb  nidjt  roiffen,  toa§  fie  bor 
Übermut  anfangen  follen.   (SBiltjelm  9Jieifter§  SEßanb  erfahre.) 

überjrijäfcung  be§  Selbft,  f.  ©elbftüberfcf)ä$ung. 

Übergebungen.  Überfefcer  finb  alz  gefdjäftige  Kuppler  ausuferen,  bie  un§ 
eine  fyalbüerfdjleierte  ©djöne  aß  r)ödt)fi  lieben§toürbig  anpreifen;  fie 
erregen  eine  untoiberftet)licrje  Steigung  nacrj  bem  Original.  (Sftajimen 
unb  3fteflerjonen.) 

überjeugungen,  unfere.  2)a§  fiiebfte,  unb  ba$  finb  bod)  unfre  Über* 
Beugungen,  mufe  jeber  im  tiefften  ©rnft  bei  fid)  felbft  bewafjren;  jeber 
roeife  nur  für  fidj,  toa§  er  toeife,  unb  ba§  mufe  er  geheim  galten;  toie  er 
e£  auifpricrjt,  fogleid)  ift  ber  2Biberfprud)  rege,  unb  toie  er  fidj  in  (Streit 
einlädt,  fommt  er  in  fict)  felbft  au§  bem  ©leitfjgetoicrjt,  unb  fein  S8efte§ 
wirb,  wo  mögt  üemiögtet,  bod)  geftört.  (2ßiÜ)elm  9fteifter§2Banberjat)re.) 

231 


Ultra.  Me§  ift  je^t  ultra,  alle§  tranfsenbiert  unb  unauf  rjaltfam,  im  $)enfen 
unb  Sun.  Sftemanb  !ennt  fid)  meljr;  niemanb  begreift  ba§  (Slement, 
worin  er  fdjwebt  unb  wirft,  niemanb  ben  Stoff,  ben  er  bearbeitet. 
Sßon  reiner  (Einfalt  fann  bie  Siebe  nidjt  fein;  einfältige^  $eug  9*°*  eg 
genug.  l^unge  Seute  werben  biel  ju  früt)  aufgeregt  unb  bann  im  3eü* 
ftrubel  fortgeriffen.  Sfteidjtum  unb  ©dmelligfeit  ift,  n»a§  bie  Söelt  be* 
Wunbert  unb  wonadj  jeber  ftrebt.  ©ifenbaljnen,  ©djnellboften,  $)ambf* 
fdjiffe  unb  alle  möglichen  Labilitäten  ber  ®ommunitation  finb  e§,  wor» 
auf  bie  gebilbete  SSett  ausgebt,  fiel)  p  überbilben  unb  baburd)  in  ber 
9Kitt elrrt ä^ig feit  gu  beharren.  Unb  ba§  ift  ja  aud)  ba§  9?efultat  ber  2tII* 
gemeinfjeit,  bafj  eine  mittlere  Kultur  gemein  werbe.  3)afjin  ftreben  bie 
Söibelgefellfcfjaften,  bie  Sancafterfdje  £e1jrmett)obe  unb  roa§  nicfjt  mefjr. 
(2tn  Setter.    1825.) 

Umgang  mit  SRenfdjen.  9$  Verlange  nid)t  mefjr  bon  ben  Sftenfdjen,  aU 
fie  geben  tonnen,  unb  bringe  ü)nen  wenigften§  nid)t  merjr  auf,  al§  fie 
Ijaben  wollen,  wenn  id)  itjnen  gteict)  nid)t  alle§  geben  !ann,  wa§  fie 
gerne  möchten.   (9In  grau  b.  Stein.   1782.) 

—  (5§  ift  eine  grofce  £orf)eit,  ju  berlangen,  bafi  bie  9Jienfcf)en  ju  un§  f)ar* 
monieren  follen.  ^d)  *)aoe  e§  ™e  getan.  3ict)  fyabe  einen  9ttenfd)en 
immer  nur  al§  ein  für  fiel)  beftef)enbe§  ^nbibibuum  angefe^en,  btö  ict) 
$u  erforfdien  unb  ba§  ict)  in  feiner  ©igentümtidjfeit  lennen  §u  lernen 
trottete,  wobon  ict)  aber  burdjaug  !eine  weitere  ©bmbatrjie  berlangte. 
Saburd)  tjabe  id)  e§  nun  balun  gebracht,  mit  jebem  SKenfdjen  umgeben 
p  lönnen,  unb  baburct)  allein  entftetjt  bie  Kenntnis  mannigfaltigen 
(£f)arafter§  fowie  bie  nötige  ©ewanbttjeit  im  ßeben.  S)enn  gerabe  bei 
wiberftrebenben  Naturen  mufj  man  ficfj  §ufammennei)men,  um  mit 
irjnen  bur^ulommen,  unb  baburd)  werben  alle  bie  berf ergebenen 
©eiten  in  un§  angeregt  unb  jur  (Sntwidlung  unb  9Iu§bilbung  gebradjt. 
(Sdermann.   1824.) 

—  gel)  will  leine  ©tunbe  um  ber  ÜUcenfcrjen  willen  berfäumen,  bie  mir  nict)t§ 
geben  fönnen  unb  benen  tdj  nidjts  geben  tarnt.  (Sin  (£.  b.  Knebel.  1787.) 

—  ^ettf  leb  id)  mit  ben  Sttenfujen  biefer  Sßett  unb  effe  unb  trin!e,  fbafje 
aud)  wot)t  mit  üjnen,  fbüre  fie  aber  laum,  benn  mein  innere^  £cben 
get)t  unberrüdlid)  feinen  @ang.  (Sin  grau  b.  ©tein.) 

—  SBie  füfj  ift  e§,  mit  einem  richtigen,  berftänbigen,  flugen  Hftenfdjen  um* 
getjen,  ber  weifj,  wie  e§  auf  ber  28eft  au§fief)t  unb  wa§  er  will,  unb  ber 
um  biefe§  Seben  anmutig  $u  genießen,  teine  fubertunariferjeSluffcfjWünge 
nötig  t)at,  fonbern  in  bem  reinen  Greife  fittficfyer  unb  finnlicrjer  9flet§e 
lebt.   (21n  grau  b.  ©tein.   1782.) 

—  ©et)i,  liebe  tinber,  wa§  wäre  id)  benn,  wenn  id)  nid)t  immer  mit  flugen 
Seuten  umgegangen  wäre  unb  bon  ilmen  gelernt  fjätte?   9ttd)t  au§ 

232 


$üd)em,  fonbern  burd)  tebenbigen  ^beentaufd),  burd)  Weitere  ©efellig* 
feit  müfjt  ü)t  lernen,  ($u  ^ulie  ü.  (Sgloffftein.) 

Umgang  mit  9Renfri)ett.  2Bir  berbanfen  bent  93üd)erbrud  unb  ber  grei* 
fyeit  belfelben  unbenfbareS  ©ute  nnb  einen  unüberfeljbaren  9hi$en; 
aber  nod)  einen  frönen  üftufcen,  ber  pgleid)  mit  ber  größten  3U* 
friebenr^eit  berfnübft  ift,  banlen  mir  bem  tebenbigen  Umgang  mit 
unterrichteten  SKenfcfjen  unb  ber  greimütigfeit  biefe§  Umgangs.  Oft 
ift  ein  SBml,  ein  SSort,  eine  SEßamung,  ein  SBeifall,  ein  SBiberfbrudj 
pr  regten  3eit  fäljig,  (Sboctje  in  un3  gtt  machen,  unb  roenn  mir  oft 
foldje  Ijeilfame  ©inflüffe  burd)  ben  Bufalt  einem  längft  abgefdjiebenen 
©djriftfteller  ju  banfen  ljaben,  fo  ift  e§  bod)  §ef)nfad)  angenehm, 
einem  lebenben,  gefütjlbollen,  bernünftigen  greunbe  bafür  2)anl  ah» 
ftatten  §u  tonnen.  (S)id)tung  unb  SBaljrtjeit.) 

Umgang  mit  Surften.  SBer  alt  mit  dürften  mirb,  lernt  biele§,  lernt 
311  bielem  fdjmeigen.   (ßlbenor.) 

tttnftänbe,  ifjre  2Jceifterung.  3)e§  ÜUcenfdjen  größtes  SSerbienft  bleibt 
mol)l,  menn  er  bie  Umftänbe  fo  öiel  aU  möglieb,  beftimmt  unb  fid)  fo 
menig  aU  möglich  bon  ü)nen  beftimmen  läfjt.  ®a§  gange  SBeltmefen 
liegt  bor  un§,  mie  ein  grofjer  ©teinbrud)  bor  bem  93aumeifter, 
ber  nur  bann  ben  tarnen  berbient,  roenn  er  au§  biefen  zufälligen 
Sftaturmaffen  ein  in  feinem  ©eifte  entfürungeneS  Urbilb  mit  ber  größten 
Ofonomie,  gmerfmcifeigleit  unb  ^eftigfeit  pfammenftellt.  911le§  aufcer 
un§  ift  nur  ©lement,  ja  id)  barf  moljl  fagen  aud)  alle§  an  un§;  aber  tief 
in  un§  liegt  biefe  fdjöbferifdje  ®raft,  bie  bciZ  p  erfdjaffen  bermag, 
ma§  fein  foll  unb  un§  nic^t  rur)en  unb  raften  läfjt,  bi§  mir  e§  aufjer  un§ 
ober  an  un§,  auf  eine  ober  bie  anbere  SBeife,  bargeftellt  Ijaben.  (SBiltjelm 
3Mfter§  Setjrfa^re.) 

Ummcrtung  aller  3ßerte.  ■fteue  ©rfinbungen  fönnen  unb  merben  gefdjeljen, 
allein  e§  !ann  nid)t3  9leue§  au§gebad)t  merben,  ma§  auf  ben  fittlidjen 
Sflenfdjen  SBepg  Ijat.  @§  ift  alle§  fdjon  gebaut,  gefagt  morben,  ma§  mir 
f)öcfjften§  unter  anberen  formen  unb  2tu§brüden  miebergeben  fönnen. 
3Jcan  lomme  über  bie  Orientalen,  "oa  finbet  man  erftaunlidje  (Sachen, 
(©rüner  1823.) 

Unfceftanb  gefelliger  ^Bereinigungen,  f.  gefellige  Bereinigungen. 

Unbanf.  Unbanf  ift  ba$  gröfjte  Safter,  unb  fein  9ftenfd)  märe  unbanfbar, 
menn  er  nidfc)t  bergepdj  märe!  (2)id)tung  unb  2Baljrl)eit.) 

—  3cf)  bin  bon  Sftatur  fo  menig  banfbar  at3  irgenbein  9Jienfd),  unb  beim 
Sßergeffen  empfangenes  ©uten  fonnte  baZ  fjeftige  @efüf)l  eine§  äugen* 
blidlid)en3JctBberb,ältniffe§  mid)  fet)r  leicht  jum  Unbanf  berleiten.  tiefem 
ju  begegnen,  gemannte  id)  mid)  pbörberft,  bei  allem,  ma§  id)  befi£e, 
mid)  gern  ju  erinnern,  mie  id)  bagu  gelangt,  bon  mem  id)  e§  erhalten, 

233 


e§  fei  burdj  ©efdjenfe,  Saufet)  ober  ®auf,  ober  auf  irgenbeine  anbete 
2lrt.  ^d)  i)abe  mid)  gewöhnt,  beim  Vorzeigen  meiner  (Sammlungen 
ber  $erfonen  ju  gebenfen,  burct)  beren  Vermittlung  id)  ba§  ©interne 
erfjiett,  ja  ber  ©elegenrjeit,  bem  Bufatt,  ber  entfernteften  Sßeranlaffung 
unb  ÜDtttwirfung,  woburdj  mir  Singe  geworben,  bie  mir  lieb  unb  wert 
finb,  ©etecfjtigfeit  wiberfaljren  ju  laffen.  Sa§,  wa§  un§  umgibt,  erhält 
baburd)  ein  Seben,  mir  fetjen  e§  in  geiftiger,  tiebebotter,  genetifdjer 
Sßerfnübfung,  unb  burd)  ba$  Vergegenwärtigen  »ergangener  3#cmbe 
wirb  baä  augenblidlidje  Safein  ert)öt)t  unb  bereichert;  bie  Urheber  ber 
©aben  [teigen  wiebert)ott  bor  ber  ßinbitbungSfraft  Ijerbor,  man  ber* 
Inübft  mit  itjrem  Silbe  eine  angenehme  Erinnerung,  mad)t  fid6>  ben  Un* 
bau!  unmöglich  unb  ein  gelegentliche^  ©rwibern  leidjt  unb  wünfdjeng* 
wert.  8uS^e^  ß^  man  ouf  °*e  Vetradjtung  be§jenigen  geführt, 
roa§  nid)t  finnlidjer  S8efi&  ift,  unb  man  refabituliert  gar  gern, 
woljer  fid)  unfere  polieren  ©üter  fdjreiben  unb  batieren.  (Sidjtung 
unb  2Bat)rrjeit.) 
Unbanf.  Sie  Söelt  ift  unbanfbar,  fagen  biete;  id)  tjabe  nod)  nidjt  gefun* 
ben,  bafj  fie  unbanfbar  fei,  wenn  man  auf  bie  redete  9trt  etwa§  für 
fie  ju  tun  weifj.   (Sßilfjelm  3tteifter§  Sefjrjarjre.) 

—  6§  ift  ein  brobate§  (Sbridjwort,  baZ  man  nur  nid)t  oft  genug  bor  klugen 
tjat:  ber  erfte  Unbanf  ift  beffer  als  ber  lefcte.  (3ln  ©.  b.  f  nebet.  1808.) 

—  Ser  Unbanf  ift  immer  eine  Slrt  Sdjwädje.  3$  fjabe  nie  gefet)en,  ba$ 
tüd)tige2Jienfd)en  mären  unbanfbar  geroefen.  (äftarhnen  u.  Reflexionen. 

—  f.  Sanf  u.  U. 

ttttenblidjfeit.  D  Wie  weit  unb  lang  ift  bie  ®unft,  unb  wie  unenblid)  wirb 
bie  SSelt,  wenn  man  fid)  nur  einmal  red)t  an£  ©nbtidje  galten  mag. 
(3talienifd)e  Steife.) 

—  „2öaS  ift  Unenbtid)feit?" 

3Bie  fannft  bu  biet)  fo  quälen? 

(SJer)  in  bid)  fetbft:  entbeljrft  bu  brin 

Unenblidjfeit  in  ©eift  unb  (Sinn, 

fo  ift  bir  nid>t  gu  fjetfen.   (Sie  SSeifen  unb  bie  ßeute.) 

—  SSiltft  bu  in§  Unenbtidje  fdjreiten, 

get)t  nur  im  Sublimen  nad)  alten  (Seiten.   (©ort,  ®emüt  u.  SBelt.) 
Unenblitfjteit  ber  SBeätetjungen.   SItleS,  worin  ber  Sftenfd)  fid)  ernftttdj 

einlädt,  ift  ein  UnenblicfjeS;  nur  burd)  wetteifernbe  Sätigfeit  weif}  er 

fid)  bagegen  ju  Reifen.  (SBifljetot  SfleifterS  SSanberja^re.) 
ttnentfd)loffent)ett  ift  bie  größte  ®ranff)eit.    (5ln  grifc  Sacobi.    1792.) 
Ungebuttbene  Reiftet,  f.  Sftatur  u.  Shmft. 
Unerträa,lidje§.  Sa§  Unerträgliche,  ba§  man  fo  lange  ffirdjtet,  ja  borauS* 

fiet)t,  Wirb  nidjt  erträglicher  baburdj,  ba%  e§  in  bie  28irftid)feit  tjerein* 

234 


tritt,  e§  übt  erft  olSbonn  feine  eigentliche  gange  ©etoaft  au§.  (2ln  Söoif« 
feree.    1828.) 
ttngeöunbenfjeit. 

93ergeben3  werben  ungebunbne  ©eifter 

nact)  ber  SBoIlenbung  reinex  Jpöfye  ftreben. 

SBer  ©rojjeS  will,  mufj  ficfj  jufammenraffen; 

in  ber  SBefcfjräntung  geigt  fict)  erft  ber  9)leifter, 

unb  ba§  ©efefc  nur  tann  un§  greifjeit  geben.  (3Sa§  mir  bringen.) 
llugcbulb  unb  Weite. 

9Mcr)t§  taugt  Ungebulb, 

nocfj  weniger  föeue: 

^ene  bermerjrt  bie  ©dntlb, 

biefe  fcfjafft  neue,  (©brid)Wörtlicr).) 
Unglaube  unb  Glaube.  2)a§  eigentliche,  einzige  unb  tieffte  SHjema  ber 
SSelt*  unb  !Ißenfct)engefct)ict)te,  beut  alle  übrigen  untergeorbnet  finb, 
bleibt  ber  Äonflift  be3  Unglauben^  unb  ©laubenS.  Sllle  ©boctien,  in 
weldjen  ber  ©laube  Ijerrfcljt,  unter  welctjer  ©eftalt  er  aucrj  wolle,  finb 
glängenb,  Ijergerljebenb  unb  fruchtbar  für  SJätwelt  unb  -Kacrjwelt.  Sllle 
©bödmen  bagegen,  in  welchen  ber  Unglaube,  in  welcher  $orm  e§  fei, 
einen  lümmerlictjen  (Sieg  behauptet,  unb  wenn  fie  auct)  einen  Stugen* 
blid  mit  einem  ©djeinglange  prallen  follten,  berfdjwinben  bor  ber 
3ßact)welt,  weil  fid)  niemanb  gern  mit  ©rtenntniS  be§  Unfruchtbaren 
abquälen  mag.  (äBeftöftlidjer  S)iban.) 
ttugleidjl)eit  ber  9Kenf  djen  in  ber  (Stefimtung.  WHan  fagt  bon  ben  blättern 
eine§  S3aume§,  bajj  babon  faum  gwei  bolltommen  gteicf)  befunben 
werben,  unb  fo  möchten  fiel)  auct)  unter  taufenb  Sftenfcrjen  faum  gwei 
finben,  bie  in  itjrer  ©efinnungS*  unb  2)en!ung§  weife  bollfommen 
harmonieren,  ©e£e  idt)  biefe§  borau§,  fo  follte  id)  micrj  billig  weniger 
barüber  wunbern,  ba%  bie  $at)l  meiner  2ßiberfact)er  fo  grof}  ift,  al§  biel« 
rnetjr  barüber,  bafj  ictj  nodj  fo  biele  ^reunbe  un0  2tnt)änger  t)abe. 
(©dermann.  1824.) 
Unglüd. 

Unglüd  bilbet  ben  2Jcenfd>en  unb  groingt  ifjn,  fid)  felber  gu  fennen, 

Seiben  gibt  bem  ©emüt  bobbelte§  (Streben  unb  ®raft. 

Un§  lefyrt   eigener   ©crjmerg  ber  anbern  ©d)mer§en  ju  teilen, 

eigener  geiler  erhält  2)emut  unb  billigen  ©inn. 

(31n  %tty  b.  Stein.    1785.) 

—  Unglüd  ift  aud)  gut.  gd)  t)abe  biel  in  ber  Äranltjeit  gelernt,  btö  idj 
nirgenb§  in  meinem  Seben  Ijätte  lernen  tonnen.  (5ln  ^ätfjctjen  ©d)ön- 
topf.    1768.) 

—  3)a3  Unglüd,  baZ  wir  mit  Stugen  fetjen,  ift  geringer,  al§  wenn  unfere 

235 


(SinbitbungSrraft  bog  Übel  gemaftfam  in  imfer  ®emüt  einfenft.  (SBitljelm 
äfteifterS  Sefyrjafyre.) 

ttnglütf.  ©füdlidjermeife  fann  ber  Sflenfd)  nur  einen  gemiffen  ©rab  beS  Um« 
glüds  faffen;  maS  barüber  f)inauSgef)t,  bemicfytet  ü)n  ober  läfjt  ü)n  gleid)= 
gültig.  ©S  gibt  Sagen,  in  benen  $urcfjt  unb  Hoffnung  eins  merben, 
fidj  einanber  medjfetfeitig  aufgeben  unb  in  eine  bunfle  ^üfyüofigfeit 
öerlieren.  2Bie  lönnten  mir  fonft  bie  entfernten  (Miebteften  in  ftünblidjer 
©efafyr  miffen  unb  bennod)  unfer  tägliches  gemöljnucfjeS  Seben  immer  fo 
forttreiben.   (28af)Ibermanbtfd)aften.) 

Uttiformieruttg  ber  SRönner.  Scanner  follten  bon  ^ugenb  auf  Uniformen 
tragen,  meit  fie  fidj  gemahnen  muffen,  pfammen  gu  fyanbeln,  fid)  unter 
ihresgleichen  gu  bertteren,  in  ülftaffe  gtt  getjordjen  unb  ins  ©anje  p 
arbeiten.  Slud)  beförbert  jebe  2trt  bon  Uniform  einen  mintärifdjen 
©inn,  fomie  ein  InabbereS,  ftradereS  betragen,  unb  alle  Knaben  finb 
ja  ofynefyin  geborne  ©otbaten:  man  fefje  nur  itjre  ®ambf=  unb  (Streit* 
fbiete,  tfjr  (Srftürmen  unb  ©rllettern.   (SBafyfbermanbtfcrjaften.) 

Uniberfole  (^joc^e,  f.  ©bodje. 

Unmbaücfjcö.  £)er  ÜDtenfct)  fei  ftetS  getrieben,  baS  Unmögliche  fybbotfye- 
fieren  ju  motten,  fjaft  alle  ©efe|e  feien  ©efejje  beS  Unmöglichen, 
%.  $8.  baS  $nftitut  ber  ©t)e.  Unb  bodj  fei  es  gut,  bafj  bem  fo  fei,  es 
merbe  baburd)  baS  SJlögticfje  erftrebt,  ba%  man  baS  Unmögliche  boftu* 
liere.   (b.  SWfifler.   1823.) 

—  Um  baS  Unmögliche  bis  auf  einen  gemiffen  ©rab  mögüd)  %u  machen, 
mu§  fid)  ber  2ttenfd)  nur  !ed  mit  raftlofem  ©treben  an  baS  fdjeinbar 
Unmögliche  machen,   (b.  Hftütter.   1821.) 

—  S)en  lieb  id),  ber  Unmögliches  begehrt,  (^auft  II.) 
Unnatur  beö  Söienjrijcn. 

£>abt  eure§  UrfbrungS  bergeffen, 

eud)  ju  ©Haben  berfeffen, 

eud)  in  Käufer  gemauert, 

eud)  in  ©itten  bertrauert, 

!ennt  bie  golbnen  $eiten 

nur  als  Sftärdjen,  bon  weiten.   (©atbroS.) 

—  D,  ber  unnötigen  ©trenge  ber  SJcorat!  ©a  bie  -Katur  unS  auf  itjte 
liebliche  SBeife  bilbet,  maS  mir  fein  follen.  D,  ber  feltfamen  2ln* 
forberungen  ber  bürgerlichen  ©efeHfdjaft,  bie  unS  erft  bermirrt  unb  mifc 
leitet  unb  bann  mefyr  als  bie  Statur  felbft  bon  unS  forbert!  SSetje  jeber 
Slrt  bon  Söilbung,  meiere  bie  mir!famften  Mittel  magrer  SSübung  ger* 
ftört  unb  unS  auf  baS  ßnbe  fyinmeift,  anftatt  unS  auf  bem  Sßege  felbft 
ju  beglüden!  (SBifijelm  SJceifterS  Se^rja^re.) 

UnuüUe*  um  un%  l)crum.  (Sigentud)  i)ängt  fo  biet  Unnü^eS  um  uns  fyerum, 

236 


au§  ©ewot)nt)eit,  Neigung,  3^rcuun9  un°  SSillfür  ein  Sumpenmantel 
äufammengefbettelt.  2Ba§  bie  Sftatur  mit  un§  gewollt,  ba$  Sßoxjügtid^flc, 
hja§  ftc  in  un3  gelegt,  lönnen  wir  terato  Weber  auffinben  noä)  aus- 
üben.  (2Bilt)elm  9Jceifier3  SSanberjaljre.) 
ttnnüfce§  Sefeen. 

grei  atmen  macrjt  btö  Seben  nidjt  allein,  nenn'  id)  baä 

ein  fröt)lid)  felbftbemufcteS  Seben,  wenn 

uns  jeber  Sag,  »ergebend  hingeträumt, 

%u  jenen  grauen  Sagen  borbereitet, 

bie  an  bem  Ufer  £etfye§,  felbftbergeffenb, 

bie  Srauerfdjar  ber  9tbgefd)iebnen  feiert? 

©in  unnü|  2tbtn  ift  ein  früher  Sob.    (^bljigenie.) 
llnuroöitftibc  tage  unb  6tunben.  2Jcein  3f?at  ift,  nid)t§  $u  forderen  unb 
alle  unbrobuftiben  Sage  unb  ©tunben  lieber  ju  bertänbeln  unb  §u 
oerfcrjtafen,  aU  in  folgen  Sagen  etwas  macfjen  ^u  wollen,  woran  man 
fpäter  feine  greube  l)at.    (©dermann.    1828.) 

—  f.  aucr)  böfe  ©tunben. 

Unreife^.  S)a§  Unreife  ift  für  baZ  ©efbrädj  unb  nictjt  für  ben  Söriefwedtfel, 
bie  Sftebe  löft  fo  lei<i)t  jeben  ^rrtum  auf,  ber  burct)  bie  ©djrift  gleid)fam 
erft  recfjt  lonfolibiert  wirb.   (Sin  Sidjtenberg.   1796.) 

ttnfrfjulb.  223er  bie  Söitte  belümmerter  Unfdjulb  beracfjtet,  wirb  einft  felbft 
bitten  unb  nicrjt  erhört  werben.  (SBilljelm  2fteifier§  SBanberjaljre.) 

ttnjterblidjfett.  gebe  ©nteled)ie  ift  eine  ©tüd  ©wigfeit,  unb  bie  paar 
3ai)re,  bie  fie  mit  bem  irbifcrjen  Körper  berbunben  ift,  machen  fie  ttic^t 
alt.   (3u  ©dermann.   1828.) 

—  ©in  5lrtifel  meinet  ©lauben§  ift  e§,  ba$  wir  burd)  ©tanbljaftigfeit 
unb  Sreue  in  bem  gegenwärtigen  3uf*anDe  %a^i  allein  ber  tjöljeren 
©rufe  eine§  folgenben  unb  fie  ju  betreten  fäf)ig  werben,  e§  fei  nun 
tjier  jeittid)  ober  bort  ewiglid).   (2ln  Knebel.   1781.) 

—  SBenn  ict)  bi§  an  mein  Qtnbt  raftloä  wirfe,  fo  ift  bie  Statur  berbflidjtet, 
mir  eine  anbere  gorrn  be§  Safeinä  anjuweifen,  wenn  bie  je^ige  meinen 
©eift  nictjt  ferner  au^ufyalten  bermag.   (ßu  ©dermann.  1829.) 

—  Set)  wüfcte  aud)  nichts  mit  ber  ewigen  ©eligleit  anzufangen,  wenn  fie 
mir  nicfjt  neue  Aufgaben  unb  ©djwierigieiien  ju  befiegen  böte,  (ßu 
b.  Mttet.   1825.) 

—  2)te  Sßefdjäftigung  mit  Unfterblicrjfeitöibeen  ift  für  borneljme  ©tänbe 
unb  befonberS  für  grauengimmer,  bie  nicrjtä  ju  tun  l)aben.  ©in  tüchtiger 
Sftenfd)  aber,  ber  ferjon  Ijier  etwas  £>rb  entlief)  e§  §u  fein  gebeult,  unb 
ber  bafyer  täglicf)  §u  ftreben,  ju  fämbfen  unb  §u  wirlen  tjat,  läftf  bie  fünf* 
tige  Sßelt  auf  fid)  berufen  unb  ift  tätig  unb  nüpet)  in  biefer.  (3u 
©dermann.    1824.) 

237 


Unftcrf>ltcf)feit.  £>en  S8ett»eiä  ber  Unfterblid^Ieit  mufj  jeber  in  ficfj  felbft 
tragen,  aujjerbem  lann  er  nidjt  gegeben  tuerben.  2Bof)t  ift  atleg  in  ber 
Sftatur  3Bed)fel,  aber  hinter  bem  SSedjfelnben  rut)t  ein  (Steiget,  (b. 
Füller.  1822.) 

—  @§  fei  einem  benlenben  Sßefen  unmöglich,  fid)  ein  -ftiifitfein,  ein  Auf- 
hören be§  ®enlen§  unb  Seben§  $u  beulen;  infofern  trage  jeber  ben  93e* 
rüei§  ber  Unfterbtidjleit  in  fief)  felbft  unb  ganj  unnnltlürlidj).  Aber  fo* 
balb  man  obieltiö  au§  fid)  heraustreten  tootle,  fobatb  man  bogmatifä} 
eine  berfönlidje  $ortbauer  nadjtüeifen,  begreifen  mottte,  jene  innere 
Sßafymerjmung  bt)itiftert)aft  au§ftaffiere,  fo  bertier  e  man  fidj  in  Sßiber* 
fbrüd)e.  (b.  Mütter.  1823.) 

—  $dj  gtueifle  nicfjt  an  unferer  $ortbauer,  benn  bie  Sftatur  lann  bie  ©n* 
teledjie  nidjt  entbehren;  aber  mir  finb  nidjt  auf  gleiche  SBeife  unfterbtiefj, 
unb  um  fiel)  lünftig  at§  grofce  ©ntetecfjie  gu  manifeftieren,  mufj  man  audj 
eine  fein.   (Scfermann.    1829.) 

—  SDie  Unfterblicfyteit  ift  nidjt  jebermannS  <5ad)e.    (©rofj-^obljta.) 

—  f.  auci)  $enfeit§,  fortleben,  etoigeä  Seben. 
Unberänbettitt^feit  be§  SJtenfcfyen.  3Sa§  einem  leben  3flenfdjen  getoöt)nlidj 

begegnet,  toieberljott  fidj  meljr,  afö  man  glaubt,  mett  feine  Statur  tjk^u 
bie  näcfjfte  Söeftimmung  gibt,  fötjaralter,  gnbibibualität,  Neigung, 
SRidjtung,  Crttidjleit,  Umgebungen  unb  ©emotjnfyeitenbilbenäufammen 
ein  ©an§e§,  in  metdjem  jeber  Sftenfdj,  tüte  in  einem  Elemente,  in  einer 
Atmofbfjäre  fcrjttümmt,  morin  e§  ifjm  altein  bequem  unb  beljaglid)  ift. 
Unb  fo  finben  mir  bie  Sftenfdjen,  über  bereu  Sßeränb ertidjleit  fo  biele 
®tage  geführt  toirb,  natf)  bieten  ^atyren  §u  unferm  ©rftaunen  unb  er- 
änbert,  unb  nad)  äußern  unb  innern  unenbtidjen  Anregungen  un-* 
beränbertid).  (SSaHbermanbtfdjaften.) 
ttttbermetblitf)e§.  (S§  ift  llug  unb  lüljn,  bem  unbermeiblidjen  Übel  ent* 
gegenpgetjn.   (Sgmont.) 

—  ©ine  getuiffe  ©djeu  bertiert  fidj,  toenn  man  ba§  Unbermeibtic^e  bor  fidj 
fieljt  unb  man  fudjt  im  offenften  Vertrauen  einen  @rfa|  für  ben  broljen* 
ben  Sßerluft.   (Sin  9lofine  ©täbet.   1815.) 

Unberftanb  ber  ajtenfdjen. 

2ßir  finb  gemotmt,  bafc  bieSJknfcrjen  bert)öf)nen,  was  fie  ntct)t  berftefjn, 

ba%  fie  bor  bem  ©uten  unb  ©djönen,  btö  üjnen  oft  befdjtoerlidj 

ift,  murren,    (gauft  I.) 

ttttsujfttebettljeit.  2Bie  feiten  ift  ber  aftenfd)  mit  bem  ßuftanbe  aufrieben, 

in  bem  er  fidj  befinbet;  er  münfdgt  fid)  immer  ben  feines  SJMcrjften,  au§ 

meinem  fidt>  biefer  gleichfalls  IjerauSfetjnt.  (SBitfjetm  2tteifter§  Serjrjatjre.) 

—  f.  2Ki&tüotlen. 

Uttjttlönglic^e§.    £>a§  Unzulängliche  ift  brobultib.    g$  fdjrieb  meine 

238 


3pf)igeme  aue  einem  «Stubium  ber  gried)ifd)en  ©adjen,  ba%  aber  un- 
äulängtid)  mar.  SBenn  e§  erfdjöbfenb  gemefen  märe,  fo  märe  ba§  (Stüd 
ungefd)rieben  geblieben.   (Ziemer.   1811.) 

Itrbpnomen,  f.  Staunen. 

Urfadjen  ber  $inge.  Sitte  $inge  tjaben  ein  paar  Urfadjen.  (®ö§  bon  $8er* 
tidüngen.) 

Utfadje  unb  Söitfung.  3)a§  ßurüdfütjren  ber  äßirtung  auf  bie  Urfadje 
ift  ein  blofj  t»tftotifd)e§;  §.  93.  bieSöirftmg,  bafj  ein  2ftenfd)  getötet  morben, 
auf  bie  Urf  ad)e  ber  loggefeuerten  93üd)fe.  (Ziemer.   1811.) 

—  (Sine  Ut)r  ftet)t  oft  nicrjt  gleich  fülle,  menn  mir  fie  fallen  laffen,  nad) 
einem  falben  ^atjre  bemerten  mir  manchmal  Unridjtigfeiten,  bereu 
©runb  mir  nid)t  einpfetjen  miffen  unb  —  (9ln  23et)rifd).   1767.) 

Urteil.  Seim  Übergang  öon  ber  ©rfatjrung  put  Urteil,  bon  ber  (SrlenntniS 
gur  Stnmenbung  ift  e§,  mo  bem  2ftenfd)en  gleid)fam  mie  an  einem 
$affe  alle  feine  inneren  $einbe  auflauern,  (£inbifbung§fraft,  Ungebulb, 
$orfd)nettigteit,  (Selbftgufriebenljeit,  Steifheit,  ©ebanfenform,  bor» 
gefaxte  Meinung,  $8equemlid)feit,  £eid)tfinn,  Sßeränberlidjleit,  unb  mie 
bie  gange  (Sdjar  mit  itjrem  (befolge  tjeifjen  mag,  alle  liegen  t)ier  im 
Hinterhalte  unb  übermältigen  unberfet)en§  fomotjl  ben  tjanbetnben 
SBeltmann  al§  audj  ben  füllen,  bor  allen  2eibenfd)aftengefid)ertfd)einen* 
ben  23eobad)ter.   (2)er  Sßerfudj  at§  Vermittler.) 

—  ©er  großen  SRefultate  finb  fo  menig  unb  je  länger  man  ©egenftänbe 
betrautet,  befto  meniger  getraut  man  fid)  etma§  allgemeines  barüber 
ju  fagen.  Sftan  möd)te  lieber  bie  <Sadje  felbft  mit  allen  ifjren  Seilen 
au§brüden  ober  gar  fdjmeigen.  %<§  mufj  immer  tjeimlid)  tadjen,  menn 
id)  $rembe  fet)e,  bie  beim  erften  Slnbtid  eines  großen  SftonumenteS  fid) 
benbefonberen(Sffe!t  notieren,  ben  e§  auf  fiemad)t.  llnb  ma§  tut'3  nid)t? 
unb  mie  biete  begnügen  fid)  nidjt  bamit?  (2ln  ®arl  Sluguft.  1787.) 

—  $m  Seben  mie  in  ber  itaft  mufj  man  mit  fid)  gu  9late  gelten,  menn  man 
etma§  tun  unb  tjerborbringen  foll;  menn  e§  aber  getan  unb  botlenbet  ift, 
fo  barf  man  mit  3lufmer!fam!eit  nur  biete  tjören,  unb  man  lann  fid) 
mit  einiger  Übung  au§  biefen  bieten  (Stimmen  gar  batb  ein  gangeg 
Urteil  gufammenfe|en:  benn  biejenigen,  bie  un§  biefe  9ftüt)e  erfbaren 
tonnten,  Ratten  fid)  meift  fülle  genug.   (SBittjelm  9fteifter§  ßet)rjal)re.) 

—  (5infid)t  unb  (Sfyarafter  be§  SJlenfdjen  offenbart  fid)  am  beutlid)ften  im 
Urteil;  inbem  er  abtetjnt,  inbem  er  aufnimmt,  befennt  er,  ma§  it)tn  fremb 
blieb,  meffen  er  bebarf;  unb  fo  begeidjnet,  unbemufct,  febe§  Sllter  auf 
jeber  (Stufe  ben  gegenmärtigen  ßuftanb,  ben  ®rei§  eine§  burd)laufenen 
£eben§.   (UrteilSmorte  franjöfifdjer  föritifer.) 

—  SUlan  geminnt  immer,  menn  man  erfährt,  ma§  anbere  bon  un§  beulen. 
(5)ie  guten  SBeiber.) 

239 


Urteil,  \.  aud)  ftritif. 
Urteil  unb  eelbfttätigfeit,  (.  6.  u.  U. 

Urteile  über  ^anblungen,  f.  Beurteilung,  SSoreüigleit,  Talent  u.  $u* 
blilum. 

»ftterlitfje  9JWÖe.  «äterlidjer  SJälbe  bleibt  nichts  übrig,  als  bie  getjter 
ber  tinber,  roenn  fie  traurige  folgen  fyaben,  $u  bebauern  unb,  roo 
möglich  f)  erstellen;  getjen  fie  läpdjer,  als  $u  hoffen  itmr,  borüber, 
fie  ju  bergen  unb  ju  bergeffen.    (2Silt)elm  SfteifterS  SSanberja^re.) 

$ater  unb  Soljtt.  ©er  SBater  ergebe  feinen  ©ofjn  §um  Sftitbefifcer,  er  taffe 
itjn  mit  bauen,  bflangen,  unb  erlaube  ifjm,  roie  fiel)  felbft,  eine  unfdjäb* 
lidje  Söilltür.  ©ine  Stätigteit  lägt  fid)  in  bie  anbre  bermeben,  feine  an 
bie  anbre  anftüdeln.  (Sin  junger  Broeig  berbinbet  fiefj  mit  einem  alten 
(Stamme  gar  leidjt  unb  gern,  an  ben  fein  eriüacr)fener  Slft  metjr  anzu- 
fügen ift.   (SBa^Iberroanbtfdjaften.) 

«attfan,  f.  3lom. 

$aterlanb,  f.  9^ü|lic£)e  u.  Unnü^e,  Internationalismus. 

$erad)tung.  9Jcand»em  gefdjieljt  mit  $erad)tung  ju  biel  @f)re.  (3u  ßuben. 
1813.) 

-  f.  m  u.  ». 

$eränberung.  9ttan  beränbert  fiefj  biel  weniger,  als  man  glaubt,  unb  bie 
ßuftänbe  bleiben  fidj  meiftenS  auä)  fer)r  (Umlief;.   (SBil^elm  Sfteifter.) 

—  f.  SebenSberänberungen. 

Jßeranth) ortung.  3$  toeifj  im  ganzen  Umfang,  roaS  baS  tjeifjt:  fid}  baS 
©djidfal  eines  9J?enfd)en  met)r  ju  ben  übrigen  Saften  auf  ben  $aÖ 
binben.   (Sin  Ärafft."  1778.) 

JBeroinbungen.  2luS  Sßerbinbungen,  bie  nidjt  bis  ins  ^nnerfte  ber  Sjiftenj 
getjen,  lann  nichts  kluges  werben.  (Sin  grau  b.  (Stein.   1786.) 

—  f.  greunbfdjaft. 
Verbote,  f.  ßrgieljung. 

Sterbredjen.  ©S  ift  toafyx,  ber  2)iebftat)l  ift  ein  ßafter:  aber  ber  äftenfet),  ber, 
um  fid)  unb  bie  (Seinigen  bom  gegenwärtigen  Jpungertobe  gu  erretten, 
auf  Staub  ausgebt,  berbient  ber  SJiitleiben  ober  ©träfe?  23er  f>ebt 
ben  erften  ©tein  auf  gegen  ben  ©tjemann,  ber  im  geredeten  $ome 
fein  untreues  Sßeib  unb  ttyren  nidjtSroürbigen  Sßerfütjrer  aufopfert? 
gegen  baS  9ftäbdjen,  baS  in  einer  Wonnebollen  ©tunbe  fid)  in  ben  un= 
auftjaltfamen  greuben  ber  Siebe  berliert?  Unfere  ©efefce  felbft,  biefe 
faltblütigen  gebauten,  laffen  fid)  rühren  unb  galten  il)re  ©träfe  jurüd. 
(SBertljer.) 

SBerbienfte.  SSon  SSerbienften,  bie  wir  f  d)ä£en,  f)aben  wir  ben  Äeim  in  uns. 
(SRebe  sunt  ©f)alefbeareS*2;ag.) 

240 


Verbienfte.  3n  e^ner  8e^/  tü0  a^  \°  munberlidj  unb  milflürlict)  burctj- 
einanbergefjt,  ift  e3  nidjt  genug  fidj  mit  innerm  SSerbienft  31t  ruften; 
man  tut  audj  mofyl,  wenn  man  fidt)  nad)  aufcen  bebändert  unb  au§» 
bufct.  (Sin  21.  b.  ©oetlje.   1808.) 

—  2)ie9ftenge  fdjäfct  nur  ben  SBiberfcfjein  be§  VerbienfteS.  (©öfcbon  Ver* 
Klingen.) 

—  63  get)t  einem  eben  immer  beffer,  als  man'S  berbient.  (3ln  $rau  b.  (stein. 
1811.) 

Verbtenftltdje,  ba$  matjrfyafte,  f.  Sutbung. 

Verehrung  be§  otogen  unb  Srfjöncn.  (53  liegt  in  meiner  Statur,  t>a$  ©rofje 
unb  @tf)öne  miliig  unb  mit  ^reuben  gu  berefyren,  unb  bie[e  Einlage 
an  fo  fyerrtidjen  ©egenftänben  Sag  für  Sag,  ©tunbe  für  ©tunbe  auS- 
^ubitben,  ift  bciZ  feligfte  aller  ©efüt)lc.   (^talienifcrje  Steife.) 

Vereinigungen,  f.  cyefellige  V. 

Verfaffung,  f.  ©taatSberfaffung. 

Verf  (arffitng.  grauenäimmer,  greunbe,  ©önner  merben  nidjt  fd)led)t  finben, 
roaS  man  ilmen  zuliebe  unternimmt  unb  bietet;  au§  folgen  Verbinb* 
lictjleiten  entfbringt  sulefct  ber  SluSbrud  eines  leeren  VefyagenS  an* 
einanber,  in  beffen  trafen  fid)  ein  (Sfyarafter  leidet  berliert,  menn  er 
nid)t  öon  ßeit  $u  $eit  W  l)öl)erer  £üd)tigfeit  geftät)lt  wirb.  ($>ict)tung 
unb  Sßarjtljeit.) 

Vergangenes.  333ir  alle  leben  bom  Vergangenen  unb  geljen  am  Ver- 
gangenen jugrunbe.   (Sftarhnen  unb  Reflexionen.) 

—  SBillft  bu  bir  ein  rjübfct)  ßeben  jimmern, 

mufjt  bidt)  umS  Vergangene  nidjt  befümmern.  (©bigrammatifct).) 

—  $>er  ©dgmergen  mären  minber  unter  ben  9ftenfd)en,  menn  fie  nid)t  — 
©ott  meifj,  warum  fie  fo  gemacht  finb !  —  mit  fo  öiel  (Smfigfeit  ber  ©in* 
bilbungSfraft  fid)  befcfjäftigen,  bie  Erinnerungen  be£  bergangenen 
Übels  gurüdjurufen,  e^er  als  eine  gleichgültige  ©egenmart  ju  ertragen. 
(2Bertb,er.) 

Vergangenheit,  <Sd)ladent)alben,  f.  ©iorbano  Vruno. 

Vergangenheit  unb  ^ufunft.  $aS  Vergangene  tonnen  nur  nid)t  jurüd* 

rufen,  über  bie  3u^nft  finö  ***  e^er  SKeifter,  menn  mir  flug  unb  gut 

finb.   (2ln  Corona  ©djröter.  1781.) 
Vergangenheit  wnb  Vergänglidtfeit.   ©S  barf  uns  nid)t  nieberfdjlagen, 

menn  fid)  uns  bie  SBemerfung  aufbrängt,  baS  ©rojje  fei  bergänglict); 

bielmerjr  menn  mir  finben,  baS  Vergangene  fei  grofj  gemefen,  mujj  eS 

uns  aufmuntern,  felbft  etmaS  bon  S3ebeutung  ju  leiften,  baS  fortan 

unfere92ad)folger,unb  märe  eS  aud)  fd)on  inStrümmer  ^erfüllen,  $u  ebler 

Statigleit  aufrege. 

0oetlje=Seji!on.  16 

241 


«ergättglidje,  ba$. 

Wltä  Vergängliche 
ift  nur  ein  ©Ieid)nt§.    föauft  II.) 
^ergftnglidjtett.  ^d)  bebaute  bie  9Jlenfdj)en,  welcf)e  bon  ber  Vergänglich 
leit  ber  2)inge  biel  SSefenS  machen  unb  fid)  in  ^Betrachtung  itbifdfc)er 
9Md)tigfeit  bertieren:  jinb  wir  ja  eben  be§f)alb  ha,  um  btö  Vergängliche 
unbergänglicf)  ju  machen;  ba§  lann  ja  nur  baburd)  gefd)et)en,  bafj  man 
S3eibe§  %u  fernen  weifj.   (Shmft  unb  Altertum. ) 
«ergeffen. 

SBer  will  benn  leben,  fann  er  nicrjt  bergeffen? 
Vergeffen?   $a,  fid)  felbft  bergeffen, 
t>a§  ift  bie  tunft,  fo  folt  e§  fein. 

(©interne  (Svenen  ^u  feftlidjen  ©elegentjeiten.) 

—  SJian  bebenfe,  bafj  mit  jebem^ltemäug  ein  ätr)erifcr)et  £ett)eftrom  unfer 

ganjeä  SBefen  burcrjbringt,  fo  bafe  wir  un§  ber  greuben  nur  mäfjig,  ber 

ßeiben  laum  erinnern.   2)iefe  Ijofye  ©otteSgabe  t)abe  idj  bon  jetjer 

gu  fd)ä£en,  gu  nü^en  unb    ju  fteigern  gewußt.   SBenn  alfo  bon 

(Schlagen  unb  puffen  bie  9lebe  ift,  womit  un§  i>a$  ©cfjictfal,  womit 

un§  ba§  Siebten,  $reunbe,    ©egner   geprüft    Ijaben,  fo   ift  ba§ 

Slnbenfen    berfelben    beim    refoluten  Sftenfcrjen   längft    t)inwegge- 

fd)eud)t.   (An  Better.   1830.) 

^etgletrijcn.  Sttit  bem  ®ünftler  mufj  man  fid)  nid)t  bergleicfjen,  fonbern 

nacfy  feiner  eigenen  Slrt  berfat)ren;  benn  bie  Statur  tjat  für  ifjre  Äinber 

geforgt,  ber  ©eringfte  wirb  nidjt,  audj  burd)  ba&  S)afein  be§  Xrefflidt)ften, 

an  feinem  ©afein  gef)inbert:  „(Sin  Heiner  Sftann  ift  aud)  ein  SDfann!" 

unb  babei  wollen  wir'§  benn  bewenben  Iaffen.    (^talienifdje  fReife.) 

Vergnügen,  f.  ^reube. 

Skrpltntffe,  neue.  Wtte  foldje  Unternehmungen  finb  SBageftüde.  Sßa§ 
barau§  werben  lann,  fiefjt  lein  ÜUienfct)  borau§.  ©old)e  neue  Verhält» 
niffe  fönnen  fruchtbar  fein  an  ©lud  unb  an  Unglüd,  ofyne  bajj  wir  un§ 
babei  Verbienft  ober  (Sdjulb  fonberücr)  juredmen  bürfen.  (3Bat)l* 
berwanbtfcrjaften.) 
Skrtyör,  f.  S^c!uifitton. 
«ertenmmg. 

2Sir  felbft  betrügen  un§  fo  gern 

unb  efyren  bie  Verworfnen,  bie  un§  etjren. 

S)ie  9J?enfd)en  lernten  fid)  einanber  nicfjt; 

nur  bie  ©aleer enf Haben  tennen  fid), 

bie  eng  an  eine  Vanf  gefdmtiebet  feudjen; 

wo  leiner  tva$  §u  forbern  t)at  unb  leiner 

wa§  §u  berlieren  t)atr  bie  lennen  fid); 

242 


mo  jeber  fidj  für  einen  ©djelmen  gibt 
unb  feine?gleid)en  aud)  für  ©Reimen  nimmt. 
®od)  wir  bertennen  nur  bie  cmbern  tjöflid), 
bamit  fie  hneber  un?  bertennen  follen.   (Saffo.) 
Sertennung.  ($3  ift  nidjt  flug,  e§  ift  nid)t  toot)tgetan, 
oorfä^lidt)  einen  Sftenfdjen  ju  berlennen, 
er  fei  aud),  mer  er  fei.   (£affo.) 
«etteljrtljett,  f.  mugfjeit  u.  SBer!et)rtt)eit. 
«etluft,  falber.  9hir  tjatb  ift  ber  »erluft  be§  f fünften  ©lüdS, 

menn  wir  auf  ben  93efi§  nid)t  fidjer  jagten.   (£affo.) 
Sermitteln.   Saffe  bid)  ja  nidjt  burd)  Meinigfeiten  empfinbtid)  ober  gar 
mifjtrauifdi)  matten  unb  lerne  beizeiten,  bafj  man  in  ber  SBelt,  toa?  nur 
irgenb  mögtid)  ift,  oermitieln  fotl.  @3  gibt  SSerfyättniffe  genug,  mit  benen 
ba?  nid)t  angebt.   (9ln  2t.  b.  ©oetf)e.   1808.) 
Verneinen  au3  Gfjaratter.  28er  au?  (Sfjarafter  ober  2Kajime  beljarrlidj 
berneint,  fjat  eine  größere  ©etoalt,  al?  man  beult.  ($ie  guten  SBeiber.) 
Vernunft.  Vernunft  unb  2Biffenfd)aft, 

be?  9Kenfd)en  allerl)öd)fte  Äraft.   (gaufi  I.) 

—  Vernunft  fei  überall  zugegen, 

roo  Seben  fid)  be?  Seben?  freut.   ($ermäd)tni?.) 

—  9llle?  ©rofje  unb  ©efd)eite  erjftiert  in  ber  SKinorität.  @?  ift  nie 
baran  ju  beulen,  bafj  bie  Vernunft  populär  merbe.  £eibenfcr)aften  unb 
©efüfyle  mögen  populär  fein,  aber  bie  Vernunft  roirb  immer  nur  imSöe- 
fi&  einzelner  SSorgüQlidjer  fein,   (ßdermann.   1828.) 

Vernunft  unb  Vorurteile.  CS?  ift  nid)t?  jämmerlicher,  al?  Seute  unauf» 
^örlict)  bon  Vernunft  reben  fjören,  mittlerweile  fie  allein  nad)  Vor- 
urteilen  Ijanbeln.  (SBtief  eine?  <ßnftor?.) 
Vernunft,  Vcrftanb,  f.  ©otttjeit,  SKenfd). 
Verjäumnt«  unb  Gewinn. 

2Kand)erlei  tjaft  bu  berfäumt: 
Start  ju  tjanbetn,  l)aft  geträumt, 
ftntt  äu  benfen,  t)nft  gefd)toiegen, 
follteft  manbern,  bliebeft  liegen. 
Sßein,  idt)  fyabe  nictjt?  berfäumet! 
Sßtfjt  tf>r  benn,  loa?  id)  geträumet? 
9hm  null  id)  jum  5)anfe  fliegen, 
nur  mein  93ünbel  bleibe  liegen,   (©pridjtoßrtlid).) 
Verfdjtoiegcnfyeit. 

3ieret  ©tärle  ben  SKcmn  unb  freie?  mutige?  SBefen, 
o,  fo  ziemet  il)m  faft  tiefe?  ©etjetmni?  nod)  meljr. 
©täbtebegwingerin  bu,  Sßerfcgroiegentjeit.  (Plegien.) 

16* 

243 


»erfdjtoiegentyett.  SBerfcfymiegenrjeit  forbern  ift  nidjt  ba$  Mittel,  fie  ju 
erlangen.  (2Bilf)elm  9fteifter3  Sßanb  erfahre.) 

$crjianb.  $)er  Sflenfdjenberftanb  wirb  mit  bem  gefunben  rein  geboren, 
entmicfelt  fid}  au§  fidj  fetbft  unb  offenbart  fid)  burd)  ein  entfcf)iebene§ 
©emafyrmerben  unb  Slnertennen  be§  Sßotmenbigen  unb  Sftüpdjen. 
^raftifdje  Scanner  unb  grauen  bebienen  fid}  beffen  mit  ©icrjertjeit. 
2Bo  er  mangelt,  galten  beibe  ©efcfjlecfjter,  roa§  fie  begehren,  für  not- 
roenbig,  unb  für  nüpcf),  ma§  ifmen  gefällt.  (3Jiajimenunb9?eflejionen.) 

—  3u  einer  gemiffen  gleiten,  fortbauernben  ©egenmart  brausen  mir 
nur  Verftanb,  unb  mir  werben  audj)  nur  p  SSerftanb,  fo  ba^  mir  ba§ 
aufjerorbentlidje,  mag  jeber  gleichgültige  Sag  oon  un§  forbert,  nid)t 
metjr  fef)en  unb,  roenn  mir  es  erfennen,  bod)  taufenb  (Sntfcfcjutbigungen 
finben,  e3  nicrjt  §u  tun.  ©in  oerftänbiger  SUienfd)  ift  oiel  für  fid),  aber 
für§  ©ange  ift  er  menig.   (Sßitfjelm  2Mfter3  Sefyriafyre.) 

—  $a§  Uflenfctjenpacf  fürchtet  fid}  üor  nicfjtS  mefcjr  al§  üor  bem  Sßerftanbe; 
oor  ber  Smmmrjeit  follten  fie  fiel)  fürchten,  menn  fie  begriffen,  ma§ 
f ürdjtcrlid) ift ;  aber  jenerift unbequem,  unb  man  mufjifyn beifeite f erjaffen; 
biefe  ift  nur  berberblid),  unb  ba$  fann  man  abmarten.  (SBiifyelm  9fleifter§ 
Se^rjat)re.) 

^erftonb  unb  ®ente. 

©orgenb  bematjrt  ber  SSerftanb  be§  3Biffen§  bürftigen  Vorrat, 
nur  ju  erhalten  ift  er,  nidjt  ju  erobern  gefdjidt. 
®arum  tjafjt  er  bid)  emig,  ©enie!  Sin  bie  neue  ©rmerbung 
magft  bu  ben    alten,  bu  magft  füfmlicb,  ben  gangen  SBefijj. 

(Xenien.) 
«etftanb  unb  Siebe,  f.  &  u.  V. 
Verftanb  unb  Vernunft.  2)er  Verftänbige  finbet  faft  alle§  lädjerlid),  ber 

Vernünftige  faft  nichts.   (SSarjlbermanbtfdjaften.) 
Verftänbmö.    ©onberbar!    ®afj  gmifdjen  ben  beften  unb  berftänbigften 
2Kenfd}en  eine  5lrt  üon  $lor  unb  £>ülle  bleiben  lann.    (5ln  grau  ö.  «Stein. 
1787.) 

—  Safe  niemanb  ben  anbern  berfteljt,  bafj  feiner  bei  benfelben  SBortcn 
ba^felbe  ma§  ber  anbere  benft,  bafj  ein  ©efbräet),  eine  Settüre  bei  »er* 
fci)iebenett  <ßerfonen  berfctjiebene  ©ebanfenfolgen  aufregt,  t)atte  id) 
fetjon  allgu  beutlictj  eingefet)en.   ("Sichtung  unb  SSat)rt)eit.) 

—  S)er  Genfer)  öetfter)t  nict)t§  al§  ma§  il)m  gemäfj  ift.  S)ie  Äinber  an  ber 
©egenmart  feftgutjalten,  irjnen  eine  Benennung,  eine  SBejeidmung  gu 
überliefern,  ift  ha§  SBefte,  ma3  man  tun  fann.  (Sie  fragen  otjnetjin 
frül)  genug  nad)  ben  Urfacfjen.  (Sßilrjetm  SDHfier.) 

—  2Ba§  man  nitf)t  berftetjt, 

befi|t  man  nidjt.    (9ftarimen  unb  Sfteflerjonen.) 

244 


»elfteren  jttt  testen  3eit,  f.  28af)rf)eit. 

«erteibtgung.  (Sato  warb  in  feinem  Stlter  gerid)tlid)  angeflagt,  ba  ex  benn 
in  feiner  33erteibigung§rebe  t)aubtfäcr)lid)  Ijerborrjob,  man  fönne  fid) 
öor  niemanb  berteibigen  als  bor  benen,  mit  benen  man  gelebt  Jjabe. 
Unb  et  tjat  bollfommen  recfjt:  miß  eine  Surt)  aus  <ßtämiffen  urteilen, 
bie  if)r  gang  abgefjen?  wie  miß  fie  fid)  über  äftotibe  beraten,  biefdjon 
längft  tjinter  il)r  liegen.   (SDlarimen  unb  SReflejionen.) 

—  f.  Angriff  u.  33. 

Vertrauen.  2ftit  bem  Vertrauen  ift  eS  eine  rounberttdje  ©arfje.  £ört  man 
nur  einen,  ber  fann  fid)  irren  ober  fid)  betrügen;  tjört  man  biele,  bie  finb 
in  bemfelbigen  %al\t,  unb  gemötmlid)  finbet  man  ba  bie  SBa^eit 
gar  nid)t  tjerauS.   (Sftarjmen  unb  SReflejionen.) 

—  in  ber  Siebe.  Sflan  foll  fidj  alles  fagen,  menn  man  ftdt)  liebt.  ($n  grau 
b.  (Stein.    1776.) 

«erttonen  unb  »etft^toeigen,  f.  aJMttelfirafje. 
«erjtoetfeln.  335er  nid)t  berjmeifeln  fann,  ber  mufj  nid)t  leben;  nur  feige 
fid)  ergeben  ift  mir  baS  3Scrr)aBtefte.  (b.  SKüller.  1824.) 

—  f-  hoffen. 

»ielfeitigteit.  SJlan  ift  nur  bielfeitig,  menn  man  jum  &öcfjfien  ftrebt, 
tueil  man  mufj  (im  Srnfi),  unb  jum  ©eringern  tjerabfteigt,  roenn  man 
mill  (jum  ©bafj).   (äKarünen  unb  SReflejionen.) 

—  SBürben  oorjüglic^e  ©eifter  fid)  auf  metjr  als  eine  SBeife  oerfud)en,  fo 
njürben  fie  fid)  unb  anbere  überzeugen  fönnen,  bafj  burdj  mannig- 
faltige Übung  ber  ©eift  ebenfo  bielfeitig  toirffam  werben  fann,  als  er  burd) 
bielfadje  ©tubien  an  SHarljeit  unb  Umfielt  geminnt.  (3ur  Literatur.) 

^ieljcitigteit  unb  CHnfettigtett.  Vielfeitigfeit  bereitet  eigentlich  nur 
baS  Clement  bor,  morin  ber  ©infeitige  mirfen  fann,  bem  eben  jefct 
genug  Sftaum  gegeben  ift.  ^a,  eS  ift  jefco  bie  3eit  ber  ©infeitig* 
feiten,  roorjl  bem,  ber  eS  begreift,  für  fid)  unb  anbere  in  biefem 
©inne  toirft.  Söei  getoiffen  Singen  berfteijt  ficf/S  burc£)auS  unb  fo- 
gleid).   (SBityelm  äReifterS  SSanberjafjre.) 

»olt  —  «olf^ett.  2Sir  brausen  in  unferer  ©fcracfje  ein  SBort,  baS,  toie 
ftinbtjeit  fid)  §u  tinb  behält,  fo  baS  Verhältnis  Volftjeit  jum  Volfe 
auSbrütft.  $er  (Srjie^er  mufj  bie  tinbljeit  frören,  nidjt  baS  ftinb;  ber 
©efefcgeber  unb  Regent  bie  Volffjeit,  nid)t  baS  Volf.  gene  fbridjt  immer 
baSfelbe  auS,  ift  bernünftig,  beftänbig,  rein  unb  tüaljr.  ©iefeS  meifj 
niemals  für  lauter  SSoüen,  toaS  eS  mill.  Unb  in  biefem  ©inne  foll  unb 
fann  baS  ©efefc  ber  allgemein  auSgefprod)ene  SBille  ber  Volffjeit  fein, 
ein  SBille,  ben  bie  2flenge  niemals  auSfbridjt,  ben  aber  ber  Verftänbige 
bemimmt  unb  ben  ber  Vernünftige  §u  befriebigen  toeifj  unb  ber  ©ute 
gern  befriebigt.   (üföartinen  unb  föeflerjonen.) 

245 


$oH.  SBte  fefyr  id)  wieber  Siebe  ju  ber  klaffe  bon  2ttenfd)en  ge* 
friegt  Ijabe,  bie  man  bie  niebre  nennt!  2)ie  aber  gewife  für 
©ott  bte  t)öd)fte  ift.  3)a  finb  bod)  alle  Sugenben  beifammen,  93e- 
fdfyränftfyeit,  ©entigfamfeit,  geraber  (Sinn,  £reue,  greube  über  ba§ 
leiblidjfte  ©ut,   §armlofigfeit,  Bulben  —  Bulben  —  9tu3r)arren  in 

un id)  will  midj  nictjt  in  9Iu§rufen  bertieren.   (Sin  grau  b. 

(Stein.    1777.) 

—  2)a3  Voll  begnügt  fid)  meift  bamit,  einigen  recfc)t  lauten  Vorfbredjern 
baZ,  wa§  e§  bon  it)nen  gehört  r)at,  ebenfo  laut  wieber  nacfjjufbrecrjen. 
2)aburd)  werben  bann  freilicr)  bie  feltfamften  (Srfcr)einungen  fyerbei* 
geführt,  unb  bie  Stnmafjungen  nehmen  lein  ©übe.  (©efdgidjjte  ber 
Farbenlehre.) 

—  3)a3  SSolE  will  junt  Veften  gehalten  fein  unb  fo  t)at  man  Unrecht,  wenn 
man  eS  ntdt)t  sunt  Seften  rjält.   (b.  Füller.    1830.) 

^anbringen.  $um  Vollbringen  gehört,  aufjer  bem  Vermögen,  bor  allen 
fingen  (Gelegenheit,   (i^ambagne  in  granfreict).) 

Vollenbimg,  f.  Sßatur  u.  tunft. 

Vollfommcnlieit.  2>er  ©infame  mödjte  gern  ba§  SBerl  in  fid)  bollfommen 
|aben  unb  erfdjwert  fid)'3  felbft;  wer  für  ÜDtenfdjen  arbeitet,  fiet)t,  bafj 
eine  relatibe  Vollfommenf)eit  loirfenber  ift  unb  bequemer  Verborge* 
bracht  wirb,  biefer  begriff  leitet  ilm,  unb  feine  SBerle  werben  wirfltcb, 
üollfommner,  inbem  fie  mefyr  lebenbige  $olge  t)aben.  (5ln  ®abfer.  1786.) 

»otairäfage,  f.  einfielt  u.  V. 

Voreilig teit  im  Urteil.  $)afj  iljr  2ftenfcr)en  um  bon  einer  (Sadje  ju  reben, 
gleich  fbredjen  müfjt:„2)a3  ift  töridjt,  ba3  ift  flug,ba§  ift  gut,  ba3  ift  bog!" 
Unb  mag  will  baä  alles  r)eifjen?  £>abt  iljr  beäwegen  bie  inneren  Ver* 
tjältniffe  einer  ^anblung  erf orf dt)t  ?  SBifjt  üjr  mit  93eftimmtl)eit  bie 
Urfactje  ju  entwirfein,  warum  fie  gef djat),  warum  fie  gefdjeljen  muffte? 
gärtet  t^r  ba§,  iljr  würbet  nidjt  fo  eilfertig  mit  euren  Urteilen  fein. 
(SBerttjer.) 

Vornehme,  b  a  §.  9llle3  Vornehme  ift  eigentlid)  ableljnenb.  (®id)tung 
unb  933at)rr)eit.) 

—  55er  eble  SUtenfcb,  fann  fid)  in  Momenten  bernadjläffigen,  ber  bornet)me 
nie.  tiefer  ift  wie  ein  fefyr  woljlgefteibeter  2Jiann:  er  wirb  fid)  nirgenb§ 
anlehnen,  unb  jebermann  wirb  fid)  f)üten,  an  itjn  §u  ftreidjen;  er  unter- 
f Reibet  fidj  bon  anbern,  unb  bod)  barf  er  nid)t  allein  fielen  bleiben; 
benn  wie  in  jeber  ifhmft,  alfo  audj  in  biefer,  foll  jule^t  btö  ©djwerfte 
mit  ßeid)tigfeit  ausgeführt  werben;  fo  foll  ber  Vornehme,  ungeachtet 
alter  Slbfonberung,  immer  mit  anbern  berbunben  fdjeinen,  nirgenbS 
fteif,  überall  gewanbt  fein,  immer  ber  erfte  erfdjeinen  unb  fid)  nie  ate 
ein  foldjer  aufbringen.  (SBiÜjelm  9Jceifter§  Se^rja^re.) 

246 


$orneI)tne  unb  Geringe.  63  ift  eine  eigne  <5acf)e,  fd)on  burd)  bie  ©eburt 
ouf  einen  erhabenen  $la£  in  ber  menfdjlidjen  ©efellfdjaft  gefefct  §u 
fein.  SSem  ererbte  SReicr)tümer  eine  üollfommene  £eid)tigfeit  be§ 
2)afein§  üerfdjafft  tjaben,  wer  fid),  wenn  id)  midj  fo  auSbrüden  barf, 
öon  allem  Söeimefen  ber  9flenfd)b,eit  öon  Sugenb  auf  teidjlidj  umgeben 
finbet,  gewöhnt  fict)  meift,  biefe  ©üter  als  ba§  (Srfte  unb  ©röfjte  $u 
betrauten,  unb  ber  SBert  einer  öon  ber  Statur  fdjim  ausgeflutteten 
3Kenfcr)l>eit  roirb  irjm  nid)t  fo  beutlid).  $)a§  betragen  ber  SBornetjmen 
gegen  ©eringere  unb  aucrj  untereinanber  ift  nad)  äujjem  SSorjügen 
abgemeffen;  fie  erlauben  jebem,  feinen  Xitel,  feinen  Sftang,  feine  Kleiber 
unb  (Squipage,  unb  nid)t  feine  SSerbienfte  geltenb  ju  madjen.  (2Bifl)elm 
2Reifter§  ßerjrjarjre.) 

$ornef>m  ober  gering,  f.  ba§  50icn[dt)ltc^c. 

$orneu, mf) ctt,  innere.  S)er  91nblid  einer  oon  §auf e  auä  üometjmen  Sßatur, 
bie  an  fid)  felbft  glaubt  unb  alfo  aud)  an  baZ  Söefte  glauben  mufj,  beffen 
ber  Sftenfd)  auf  feinen  J)öd)ften  ©rufen  fid)  fät)ig  galten  barf,  ift  immer 
wohltätig  unb  roirb  entjüdenb,  wenn  mir  gfreunbfdjaft  unb  Siebe 
gegen  un§  in  il)r,  jugleid)  mit  il)ren  SSorjügen,  mitempfinben.  (2ln 
ft.  §.  3-acobi.    1800.) 

$orfä$e.  2ftan  lann  einen  SJorfafc  nid)t  ftcr)rer  abftumpfen,  afö  menn  man 
itm  öfters  burd)fprid)t.   (SBa^Ioernjanbtfa^aften.) 

—  gute.  $>ie  guten  SSorfäfce  im  2Jienfd)en,  bie  ©runbfäfce,  bie 
immer  wieber  öon  ber  Statur  übermältigt  merben,  finb  mie  bie  Sftei* 
nigung,  ©Neuerung  unb  ©d)müdung  an  <5onn*,  ^eft-  unb  ©t)ren* 
tagen.  %Ran  wirb  ^mar  immer  mieber  fdjmufcig,  aber  e3  ift  bod)  gut,  bafj 
man  burd)  fold)e  partielle  Reinigung  bie  9?einlid)leit  überhaupt  nid)t 
unmöglid)  mad)t.   (SRiemer.   1806.) 

$or*  ttttb  9iücffrf)ritte.  6§  iuürbe  fdjwer  galten,  aud)  in  fpäteren  3a*)ren, 
wo  eine  freiere  Überfielt  be§  £eben§  gewonnen  ift,  fid)  genaue  Sieben» 
fdt)aft  öon  jenen  Übergängen  abzulegen,  bie  balb  aU  $Borfd)ritt,  balb 
aU  8tüdfd)ritt  erfd)einen  unb  bod)  alle  bem  gottgefüf)rten  9flenfd)en 
gu  3hi%  unb  kommen  gereid)en  muffen.  (Kampagne  in  ^ranfreid).) 

$orfefjung.  23er  öorfiel)t,  ift  §err  be§  $age§.  (ÜDtofimen  unb  9fte* 
flejionen.) 

«orftdit  3Ba§ift33orfid)t?  $ie  ©efaljr  läfjt  fid)  nid^t  auslernen.  (SBerttjer.) 

—  9ßod)  t)alt'  id)  mein  Urteil  gurüd,  baS  ift  ba%  SBequemfle; 

Iöft  fid)  ba$  9?ätfel  einmal,  bin  id)  mie  alle  gefd)eit.   (Xenien.) 
^orficfjt  «nb  frinterbreinjidjt.  S)ie  9Sor[icr)t  ift  einfad),  bie  §interbrein- 

fict)t  öielfad).   (SKajimen  unb  ^Reflexionen.) 
^orfteUungen.  ^d)  roeife,  bafc  bem  2ftenfd)en  feine  SßorfteÜungen  Sßirf» 

umleiten  finb.   (Sin  ftrafft.   1778.) 

247 


«otftettung  unb  aS8ittUd)!ett,  f.  SB.  u.  *. 

—  befd)toerlid)e,  f.  Urningen. 
Vortrag,  f.  9teben. 

»ortrcffli^cS.  2llle3  Vortrefflitfje  befdjränlt  un§  für  einen  Slugenblid, 
inbem  mir  un§  bemfelben  nicfjt  gemactjfen  füllen;  unb  insofern  mir 
e§  nacrjtjer  in  unfere  Kultur  aufnehmen,  e§  unfern  ©eifte§=  unb 
®emüt§lräften  aneignen,  mirb  e§  un§  lieb  unb  mert.  (äftarunen 
unb  ^Reflexionen.) 

«orurtetlc.  $>ie  Vorurteile  ber  aflenfdjen  berufen  auf  bem  jebeämaligen 
©tjaratter  ber  2ftenfd)en;  bafjer  finb  fie,  mit  bem  ßuftanb  innig  bereinigt, 
gang  unübermütblidj.  SBeber  (Sbibens,  nod)  Verftanb,  nod)  Vernunft 
fyaben  ben  minbeften  (Sinflufc  barauf.   (äftarimen  unb  ^Reflexionen.) 

$orurietl§lo§.  Sßte  id)  überhaupt  aiemlid)  unbemujjt  lebte  unb  midj  bom 
£ag  jum  Sage  führen  lieft,  mobei  id)  mid),  befonberä  bie  legten  $af)te, 
nidjt  übel  befanb,  fo  t)atte  id)  bie  ©igentjeit,  niemals  meber  eine  nact)ft 
$u  ermartenbe  *ßerfon,  nod)  eine  irgenb  ju  betretenbe  ©teile  borau&= 
•jubenten,  fonbern  biefen  $uftanb  unborbereitet  auf  mid)  einmirlen 
$u  laffen.  3)er  Vorteil,  ber  barau§  entfielt,  ift  grofj:  man  braucht  bon 
einer  borgefafcten  %jbee  nidjt  mieber  jurüdjufommen,  nidjt  ein  felbft* 
beliebig  geäeidjneteS  Vilb  mieber  au3äulöfd)en  unb  mit  Unbehagen  bie 
2Bir!lid)feit  an  beffen  (Stelle  aufzunehmen;  ber  9tad)ieil  bagegen  mag 
motjl  tjerbortreten,  bafj  mir  mit  Unbemufetfein  in  mistigen  5Iugenbliden 
nur  ljerumtafien  unb  un§  nidjt  gerabe  in  jeben  ganj  unbortjergefeljenen 
ßuftanb  au§  bem  «Stegreife  ju  finben  miffen. 

gn  eben  bem  Sinne  mar  id)  audj  niemals  aufmerffam,  ma§  meine 
berfönlid)e  ©egenmart  unb  ©eifteäftimmung  auf  bie  SKenfdjen  mir!e, 
ba  idj  benn  oft  gan$  unerroartet  fanb,  ba%  id)  Neigung  ober  Abneigung 
unb  fogar  oft  beibeä  sugleidj  erregte,  (föambagne  in  ^ranlreidj.) 

SJortoürfe  öfter  «ergangene^,  f.  ©efdjäfte. 

$ot$fige,  anbere  unb  eigene.  M)ig  unb  bernünftig  ju  betrachten,  ift  ju 
feiner  $eit  fdjäblid),  unb  inbem  mir  un§  gemöfmen,  über  bie  Vorzüge 
anberer  ju  beulen,  ftellen  fidj  bie  unfern  unbermerft  felbft  an  üjren  *ßla{3, 
unb  jebe  falfdje  Sätigfeit,  mo$u  un§  bie  ^Ijantafie  lodt,  mirb  aföbann 
gern  bon  un§  aufgegeben.  (2Bifl)elm  9Mfter3  £et)rja^rc.) 

—  frembe.  ©egen  grofce  Vorzüge  eine§  anbern  gibt  e§  lein  SRettung^mittel 
afö  bie  Siebe.  (Sßaljlbermanbtfdjaften.) 

«Barett,  f.  Slugenblid. 

S&atylbertoanbtfdjaft.  2Bal)lbermanbtfd)aft  —  nidjt  bie  d)emifdj*medja* 
nifd)e,  burdj  meldje  bie  (Salje  unb  (Säuren  fid)  bereinigen,  fonbern  bie 
Ijöljere  auf  bem  ©ebiete  be§  £eben§,   mo   aufjer  ben  (Seelen  aud) 

248 


ftleifd)  unb  93lut  iljrer  gegenfeitigen  21näief)ung§rraft  untoiberfiefjlid)  ju 
folgen  gelungen  roerben.  (görfter.  1829.) 
Sßatynjinn.  (53  bringt  un3  nid)t§  näfjer  bem  Sßatjnfinn,  al§  locnn  mir 
un§  bor  anbern  au^cid^nen,  unb  nicb/§  erhält  fo  fet)r  ben  gemeinen 
SSerftanb,  aU  im  allgemeinen  ©inne  mit  bieten  2Jcenfd)en  §u  leben. 
Sßie  bietet  ift  Ieiber  nid)t  in  unferer  (Stjietmng  unb  in  unfern  bürger« 
Iidjen  Einrichtungen,  moburdj  mir  un§  unb  unfre  SHnber  jur  !£oll« 
fjeit  borbereiten.   (SSitt)eIm  SDceifterä  £et)rjat)re.) 

—  Shtfeer  bem  <j3b,b,fifd)en,  baZ  un§  oft  unübernrinblid)e  ©djmierigfeiten 
in  ben  SSeg  legt  unb  morüber  idt)  einen  bentenben  Slrgt  gu  9tote  jielje, 
finbe  id)  bie  Sftittel,  bom  SBatjnfinne  $u  feilen,  fet)r  einfad).  ©3  finb 
eben  biefelben,  tooburd)  man  gefunbe  ÜDcenfrfjen  fjinbert,  toatmfinnig 
ju  werben,  äflem  errege  it)re  ©elbfttätigfeit,  man  gemötme  fie  an 
Drbnung,  man  gebe  itjnen  einen  begriff,  bafj  fie  il)t  ©ein  unb  ©d)id* 
fal  mit  fo  bieten  gemein  tjaben,  baf$  ba$  aufeerorbentltdje  Talent,  \>tö 
größte  ©lud  unb  btö  ^örfjfte  Unglücf  nur  Heine  Slbtoeidjungen  bon  bem 
©emöfynlidjen  finb,  fo  tuirb  fid»  fein  3Baf)nfinn  einfettetet) en  unb,  toenn 
er  ba  ift,  nad)  unb  nact)  loieber  berfd)nnnben.  (SSittjelm  2Jceifter3 
£ef)rjat)re.) 

SBatjntoett.  2Bie  in  9tom  aufjer  ben  Römern  nodj  ein  $ol!  bon  ©tatuen, 
fo  ift  aufjer  biefer  realen  SBelt  noct)  eine  28elt  be§  35ßat)n§,  biet  mäch- 
tiger beinahe,  in  ber  bie  meiften  leben.   (Ziemer.  1809.) 
3Sat)rt)ett.   SBenn  id)  fennte  ben  2ßeg  be§  Jperrn, 
id)  ging  if)n  tuatjrtjaftig  gar  gu  gern; 
führte  man  mid)  in  ber  9Bab,rt)eit  Jpau§, 
bei  ©ort!  ict)  ging  nict)t  toieber  f)erau§.     (8ab,me  Xenien.) 

—  SWte  ©efefce  unb  ©ittenregeln  laffen  fid)  auf  eine  jurücffüt)ren:  28af)r* 
Ijeit.  geljter  ber  Snbibibualität  afö  fotct)er  gibt  bie  moraüfct)e  Sßett» 
orbnung  jebem  ju  unb  nact);  barüber  möge  jeber  mit  fid)  felbft  fertig 
merben  unb  beftraft  fict)  aud)  felbft  bafür;  aber  mo  man  über  bie  ©renken 
ber  ^nbibibualität  f)inau§greift,  frebetnb,  ftörenb,  untoaf)r,  ba  ber* 
f)ängt  bie  9femefi§  früt)  unb  fbät  angemeffene  äufjere  ©träfe,  (b.  Sftütler. 
1819.) 

—  3$  benfe  auet)  aus  ber  28at)rt)eit  ju  fein,  aber  au§  ber  2Bat)rt)eit  ber 
fünf  ©inne.   (1779.) 

—  S3a§  fruchtbar  ift,  allein  ift  toaf)r.   (Sßermdd)tni§.) 

—  S8a§  nict)t  matjr  ijt,  baut  nict)t.  (9Jcarimen  unb  Sfteflerionen.) 

—  2)a§  SBatjre  liegt  immer  imSJcottoenbigen,  unb  man  fommt  baraufmeljr 
ober  weniger  jurüd.   (Stigebud).   1831.) 

—  SSenn  man  mit  fieb,  felbft  einig  ift,  fo  ift  man  e§  audj  mit  anberen. 
gef)  tjabe  bemerft,  bafj  id)  ben  ©ebanten  für  mab,r  t)alte,  ber  für  mid) 

249 


fruchtbar  ift,  fid)  an  mein  übrigem  2)enfen  anfcrjliefjt  unb  gugleid)  midj 
förbert.  9hm  ift  e§  nidjt  allein  möglid),  fonbern  natürlich,  bofj  fid)  ein 
folget  ©ebanle  betn  (Sinne  be§  anbeten  ni(f)t  anfdjliejje,  ü)n  nid)t 
förbere,  toofyl  gar  tjinbere,  unb  fo  toirb  er  ilm  für  fatfc^  galten.  3ft 
man  Ijierbon  ret^t  grünbtidj  überzeugt,  fo  toirb  man  nie  lontrober* 
fieren.  (2tn  3elter.  1829.) 
»Jaf)tf)eit.  kernte  idj  mein  S8eri)ältni§  gu  mir  felbft  unb  gur  9luJ3en= 
weit,  fo  fyeijj'  id)'3  SBaljrljeit.  Unb  fo  !ann  jeber  feine  eigene 
SSafjrfjeit  tjaben,  unb  e§  ift  bod)  immer  biefetbige.  (SJtofimen  unb 
Reflexionen.) 

—  Sie  Sßatjrtjeit  ift  tooljt  einem  Diamant  gu  bergleidjen,  beffen  ©trafen 
nidjt  nadj  einer  «Seite  gefyen,  fonbern  nacf)  bieten.  ((Sdermann.  1828.) 

—  3p  geigt  fid)  ofyne  ©dreier, 

bod)  ber  SDienfcr),  er  fyat  ben  (Star.   (B^nte  Xenien.) 

—  Sugenblid)  !ommt  fie  bom  §immet,  tritt  bor  ben  ^riefter  unb  SSeifen 
unbefteibet,  bie  ©öttin;  ftill  blidt  fein  9luge  gur  (Srbe. 

$>ann  ergreift  er  ba<§  Sftaudjfafj  unb  tjültt  bemütig  berefyrenb 

fie  in  burd)ficf)tigen  (Sdjteier,  bafj  tbir  fie  gu  bulben  ertragen,  (®ebict)te.) 

—  Sßarum  ift  SBa^r^eit  fern  unb  weit? 
Söirgt  fidj  tjinab  in  tieffte  ©rünbe? 
Sttemanb  berftefyt  gur  regten  3^it!  — 
SBenn  man  gur  regten  %tit  berftünbe, 
fo  toäre  SBafyrfjeit  naf)  unb  breit 

unb  märe  liebtid)  unb  gelinbe.  (SSeftöftlidjer  2)iban.) 

—  5)ie  größten  28at)rl)eiten  toiberf  brechen  oft  gerabegu  ben  ©innen,  ja 
faft  immer.  2)ie  ^Bewegung  ber  (Srbe  um  bie  (Sonne  —  wa§  !ann  bem 
9fagenfci)eine  nad)  abfurber  fein?  Unb  bodj  ift  e§  bie  gröfjte,  erfjabenfte, 
folgenreidjfte  (Sntbedung,  bie  je  ber  ÜDlenfdj  gemalt  l)at,  in  meinen 
5lugen  toid)tiger  afö  bie  gange  Söibet.   (b.  2Mter.  1832.) 

—  3toar  ^ör'  id)  bidt)  bon  bieten 

gar  oft  genannt,  unb  jeber  Ijeifjt  bid)  fein, 

ein  jebe§  Sluge  glaubt  auf  bidt)  gu  gielen, 

faft  jebem  3lüge  toirb  bein  (Strahl  gur  $ein. 

%ä),  ha  idt)  irrte,  Ijatf  id)  biet  ©efbielen, 

ba  idt)  bidt)  fenne,  bin  idlj  faft  altein.   (3ueignung.) 

—  3)a§  SBaljre  ift  eine  %adei,  aber  eine  ungeheure;  belegen  fudjen 
wir  alle  nur  btingetnb  fo  baran  borbei  gu  lommen,  in  §urcr)t  [ogar,  un§ 
gu  berbrennen.   (ÜUiarjmen  unb  Reflexionen.) 

—  Sftr  Säbbifdjen!  ein  artiger  (Schein 
fotl  gleid)  bie  btumbe  SBa^rtjeit  fein. 
2Ba§  foll  eud)  SBa^eit!   (gauft  II.) 

250 


2Baljrl)eit.  ©§  ift  nicfjtä  grofc  aß  ba§  Sßaljre,  unb  ba§  fteinfte  SBafjre 
ift  grofj.  (2tn  ftrau  b.  (Stein.  1787.) 

—  (5&  ijl  nid)t  immer  nötig,  bafj  ba§  2öaf)re  fid^  bertörbere;  fcfjon  genug, 
wenn  e§  geiftig  umwerfet)  webt  unb  Ubereinftimmung  bewirft,  wenn 
e3  wie  ©toefenton  ernft=freunblicf)  buref)  bie  Süfte  wogt.  (SJiajimen 
unb  SReflerjonen.) 

—  2)ie  «Stimme 

ber  2Baf)rljeit  unb  ber  9ttenfd)licf)feit  —  t%  fjört  fie  jeber, 

geboren  unter  jebem  £>immet,  bem 

be3  Seben§  Duelle  burd)  ben  SBufen  rein 

unb  ungetjinbert  fliegt.   (ftblugenie.) 

—  gmeierlei  Slrten  gibt  e§,  bie  treffenbe  SBarjrfjeit  ju  fagen: 
öffentlich  immer  bem  SSoII,  immer  bem  dürften  geheim. 
SBenn  bu  laut  ben  ©internen  fcf>il±ft,  er  wirb  fidj  berftoefen, 
wie  fidj  bie  Sftenge  berftoeft,  wenn  bu  im  ©an^en  fie  lobft. 

(SSier  3af)re§5etten.) 

—  SJJon  mufj  ba§  2Bat)re  immer  wiebert)olen.  (9Jiajimen  u.  Sfteflejionen.) 

—  f.  3ntum,  SKajorität. 

2$at)rf)eit  unb  fttttaut.  Sludj  eine  fdt)äbüct)e  3ßat)rt)eit  ift  nüfclid),  weil 
fie  nur  Stugenb tiefe  fdjäblicfc)  fein  fann  unb  aföbann  ju  onbern  SSafyr* 
Reiten  füljrt,  bie  immer  nüfclidj  unb  fet)r  nüfclicr)  werben  mußten  unb 
umgefefyrt  ift  ein  nüperjer  ^trtum  fdjäblicf),  weil  er  t%  nur  augenblitfüd) 
fein  lonn  unb  in  anbere  Irrtümer  berleitet,  bie  immer  fdjäblidj  werben. 
63  berftetjt  fidj  biefe3  im  grofjen  ganzen  ber  SCRenfcl)r)eit  betrachtet. 
(Sin  ftrau  b.  «Stein.  1787.) 

©cfjäblidje  SBarjtfjeit,  idj  jictje  fie  bor  bem  nüpdgen  3röuw- 
28aljrf)eit  feilet  \>tn  «Sdjmerj,  ben  fie  bielleicfjt  un3  erregt. 

($ier  Safjre^eiten.) 

—  Irrtum  berläfjt  un§  nie;  boct)  §ief)et  ein  tjöljer  S3ebürfni§ 

immer  ben  ftrebenben  ©eifi  leife  §ur  SSa^r^eitl)inan.(^ier3a^re§äeiten.) 

—  3)er  Übergang  bon  innerer  2Bar)rf)eit  §um  äußern  üöirflicrjen  ift  im 
ftontraft  immer  fcrmterälicfc);  unb  follte  Sieben  unb  bleiben  nic£)t  eben 
bie  9tecf)te  fjaben  wie  (Scheiben  unb  Reiben?  Unb  boeb,,  wenn  fief)  ein§ 
Dom  anbern  toSreifjt,  entfielt  in  ber  «Seele  eine  ungeheure  ftluft,  in 
ber  fcfjon  manches  §er§  jugrunbe  ging.  5a  ber  SBatm  Jjat,  folange  er 
bauert,  eine  unüberminblidje  äßafjrrjeit,  unb  nur  männlidje  tüchtige 
©eifter  werben  burdj  ©rlennen  eine§  S^tumS  ert)öt)t  unb  gefiärft. 
©ine  foldje  (Sntberfung  l)ebt  fie  über  fiel)  felbft,  fie  ftetjen  über  fid)  er* 
tjoben  unb  bliden,  inbem  ber  alte  2Seg  berfberrt  ift,  fdjnell  umfjer  nadj 
einem  neuen,  um  irm  alfofort  frifd)  unb  mutig  anzutreten.  (SBilfjelm 
9fleifter§  Sßanberja^re.) 

251 


9»<tf)rl)cit  tntb  Strtuw.  2)ie  Sßafjrtjeit  toiberfptidjt  unferer  Statut,  ber 
grrtum  nicfjt,  unb  ^mar  au§  einem  fet)r  einfachen  ©runbe:  bie 
2Bat)rt)eit  forbert,  bafc  nrir  un§  für  bef cfyränlt  erlennen  f ollen;  ber 
grrtum  fd)meicr)elt  un3,  mir  feien  auf  eine  ober  bie  anbere  SSeife 
unbegrengt.  (SJiajimen  unb  Reflexionen.) 

—  Unfäcjigfeit  ber  aftenfcrjen,  fiel)  mit  ber  einfachen  3Sar)rt)eit  ju 
befreunben,  unb  irjre  Neigung  ju  bem  fompligierten  Irrtum. 
(Sagebud).   1831.) 

—  f.  aurf)  Irrtum  unb  3Q3at)rt)eit. 

?5ol)ve0  unb  SSlenbtoert.  S)urd)au§  bleibt  ein  ^au^tfennjeidjen,  woran 
ba$  SBatjre  tiom  SBlenbtoerl  am  ficfjerften  §u  unterf Reiben  ift:  |ene§ 
wirft  immer  fruchtbar  unb  begünftigt  ben,  ber  e3  befifct  unb  fyegt; 
bat)ingegen  baä  $alfci)e  an  unb  für  fid)  tot  unb  frucrjtloä  baliegt,  ja 
fogar  »nie  eine  9Zelrofe  anpfeifen  ift,  wo  ber  abfterbenbe  Seil  ben 
lebenbigen  fyinbert,  bie  Teilung  ju  oollbringen.  (9äebul)r3  SRömifcrje 
©efd)id)te.) 

2ßaf)iee  unb  $alfdje§.  $>ie  9Jcenge,  bie  Majorität  ift  nottoenbig  immer 
abfurb  unb  öerfetjrt;  benn  fie  ift  bequem,  unb  ba§  $atfd)e  (P  ftei§ 
Diel  bequemer  al3  bie  38at)ri)eit.  Severe  will  ernft  erforfdt)t  unb 
rticfficfjt§lo§  angefrfjaut  unb  angemenbet  fein.  2)a3  ^alfdje  aber 
fctjmiegt  fiefj  an  jebe  träge,  bequeme  ober  törichte  gnbibibualität 
an,  ift  wie  ein  gimi§,  mit  bem  man  leidjt  alles  übertüncht,  (o. 
SRüttcr.  1829.) 

2Baljre§  unb  aSttnbetltd)e§.  SJian  barf  ba$  SBatyre  nur  wunberlitf) 
fagen,  fo  fcfjeint  sulefct  baZ  SBunberlidje  aud)  watjr.  (SSatjlberwanbt* 
fcfyaften.) 

Sßo^r^eit  bcr  2eben§fül)tmtg.  ߧ  gefyt  un§  alten  ©urofcäem  mefyr  ober 
weniger  t>er§licfj  fcfjlecfyt;  unfere  3uf*aKbe  1™°  bfel  3U  lünftüdt)  unb 
lompliäiert,  unfere  -Katyrung  unb  £eben§weife  ift  ofyne  bie  redete  Statur, 
unb  unfer  gefeltiger  SSerfefyr  olme  eigentliche  Siebe  unb  28ol)lwollen. 
gebermann  ift  fein  unb  fyöflid),  aber  niemanb  l)at  ben  9Jcut,  gemütlich 
unb  wafyr  ju  fein,  fo  bafj  ein  reblicfjer  SJcenfcr)  mit  natürlicher  Neigung 
unb  ©efinnung  einen  recfyt  böfen  (Staub  fyat.  9Jcan  follte  oft  wünfdjen, 
auf  einer  ber  ©übfeeinfeln  al§  fogenannter  SBilber  geboren  $u  fein, 
um  nur  einmal  ba^  menfdglic^e  S)afein  ofyne  falfcrjen  93eigefd)macf 
burcfjauä  rein  §u  genießen.   (Leiermann.  1828.) 

aBo^t^cit§liebe,  f.  ^cüjigfeiten  u.  ©ntwicflung. 

«3a^me^men  unb  «Hfien,  f.  SSiffen  u.  SB. 

2§anblung.  . . .  weil  man  weber  im  SSotltommenen  noctj  im  Unboll* 
lommenen  lange  bertjarren  lann,  fonbern  eine  Umwanblung  nad)  ber 
anbern  immerhin  erfolgen  muj3 .  .  .    (SBeftöftlicfjer  2>iban.    %oten.) 

252 


*Jntunt  unö  Söcit. 

Sßie?  SBann?  unb  3So?  —  $ie  ©ötter  bleiben  ftumm! 
$u  ljalte  biet;  on§  SGBeit  unb  frage  nid^t  SSarum. 

(©ort,  §eimat  unb  SBett.) 
«808  |u  tun.   (SineS  fcfjitft  fid)  nici)t  für  alle! 
©et)e  jeber,  wie  er'3  treibe, 
fcl)e  jeber,  wo  er  bleibe, 
unb  wer  ftetjt,  bafj  er  nid)t  falle.   (Sieber.) 
»ebertneifterfrücf,  f.  ©ebanfenfabrif. 
»ebftob,!  bet  3eit.  3n  SebenSfluten,  int  £atenfturm 
wall  id)  auf  unb  ab, 
wetje  f)in  unb  rjer. 
©eburt  unb  ©rab 
ein  ewiges  Stteer, 
ein  wedjfelnb  Soeben, 
ein  glütjenb  Seben, 

fo  fct)aff  id)  am  faufenben  SEBebftut)!  ber  $eit, 
unb  wirfe  ber  ©ottljeit  lebenbigeS  Äleib.   (gauft  I.) 
SSedjfelfeitigtett  in  ber  Siebe,  gteube,  SBärme  unb  SBonne.  $ie  Siebe, 
^reube,  SBärme  unb  SBonne,  bie  id)  nicr)t  tjinjubringe,  wirb  mir  ber 
anbere  nid)t  geben,  unb  mit  einem  ganzen  &erjen  bofl  ©eligfeit  merbe 
idt>  ben  anberen  nid)t  beglürfen,  ber  falt  unb  fraftIo§  üor  mir  fteb,t. 
(SBertljer.) 
88eljten,  fid),  f.  Sätigfeit. 

Sßeib.  3ftr  fei°  gewohnt,  ba§  fid)  eud)  alles  an  ben  Qatö  mirft.  9iein, 
üjr  lönnt  e§  nid)t  füllen,  fein  Sftann  ift  imftanbe,  ben  SBert  eine§  SSeibeS 
ju  füllen,  ba$  fid)  ju  efyren  roeife !  33ei  allen  ^eiligen  (Sngeln,  bei  allen 
Silbern  ber  ©eligfeit,  bie  fid)  ein  reine§,  gutmütiges  §er§  erfdjafft, 
e§  ift  nid)t§  §immlifd)ere§  afö  ein  weiblidjeS  SBefen,  ba§  fidt)  bem  ge* 
liebten  9flanne  Eingibt!  2Bir  finb  falt,  ftolj,  l)od),  flar,  flug,  wenn 
mir  üerbienen,  SSßeiber  gu  tjeifjen;  unb  alle  biefe  SBorjüge  legen  wir 
eud)  §u  §üfjen,  fobalb  mir  lieben,  fobalb  mir  fyoffen,  ©egenliebe  §u 
erwerben.   (SBifljelm  9)ieifter§  Se^rjab,re.) 

—  $ie  Söeiber  finb  redjte  (Sgoiften,  inbem  man  nur  in  it)r  gntereffe  fällt, 
fofern  fie  un§  lieben  ober  wir  ifyre  Siebljaber  machen,  ober  fie  un§  ju 
2iebb,abern  wünfrfjen.  (Sine  ruhige,  freie,  abfid)t§lofe  £eilnal)me  unb 
Beurteilung  fällt  gang  au&er  iljrer  $äb,igfeit.   (Ziemer.  1807.) 

—  SBeiber  tjaben  feine  ^ronie,  fönnen  nid)t  üon  fid)  felbjt  Iaffen. 
2)al)er  üjre  fogenannte  größere  üEreue,  meil  fie  fid)  felbfi  nidt)t 
überwinben  fönnen,  unb  fie  fönnen  e§  nid)t,  weil  fie  bebürftiger,  ab' 
gängiger  finb  als  bie  3Mnner.   (SRiemer.  1808.) 

253 


«&ei&.  Sßorfdjnell  unb  töricht,  edjt  marjrfyafteS  2Beib§gebilb ! 
$Bom  Slugenblid  abhängig,  (Spiet  ber  SSitterung, 
be§  ©lücfs  unb  Unglüdfö,  feine§  öon  beiben  hnfjt  ifyr  ja 
p  befielen  mit  ©leicrjmut.   ($auft  II.) 

—  5)u  berflageft  ba§  Sßeib,  fie  fcfyttmnfe  bon  einem  gum  onbetn. 
£able  jie  nicfyt:  fie  fucfyt  einen  beftänbigen  Sttann. 

(^Intifer  ftorm  [ich  näbernb.) 

—  ©§  ift  tyr  ctoig  SBel)  unb  9td) 

fo  taufenbfacr) 

au3  einem  fünfte  |U  lurieren.   ($auft  I.) 

—  9Jär  ift  unleiblidjer  nichts  al§  krönen  ber  Sßeiber, 
leibenfdjaftlicb,  ©efdjrei,  ba§  heftig  oertoorren  beginnet, 

toa§  mit  ein  toenig  Vernunft  ficr)  liefje  gemächlicher  ftfjlidjten. 

(^ermann  unb  2)orotf)ea.) 

—  ©inb  bodj  ein  rounberüct)  Sßolf  bie  SSeiber,  fo  toie  bie  Äinber! 
3ebe§  lebet  fo  gern  nad)  feinem  eignen  Söelieben, 

unb  man  follte  fjemadj  nur  immer  loben  unb  ftreidjeln. 

(^ermann  unb  ©orotljea.) 

—  ©elj  ben  grauen  gart  entgegen, 

bu  gennnnft  fie,  auf  mein  Sßort; 
unb  toer  rafcfj  ift  unb  bertoegen, 
!ommt  bielleicfyt  noct)  beffer  fort; 
bocr)  wem  loenig  bran  gelegen 
fdjeinet,  ob  er  reijt  unb  rüfyrt, 
ber  beleibigt,  ber  berfüfyrt.   (Sieber.) 

—  2Sa§  ein  meiblid)  £er$  erfreue 
in  ber  grofj  unb  f leinen  SBelt? 
gang  getoifj  ift  e3  ba$  9Jeue, 
beffen  »löte  ftets  gefällt; 
boctj  üiel  werter  ift  bie  £reue, 
bie  audj  in  ber  grüßte  $eit 

nocfj  mit  Blüten  un§  erfreut.   (Sieber.) 

Sßofjlbem,  ber  ein  tugenbfam  SSeib  fyat !  be§  lebt  er  nod)  eins  fo  lange. 

(©öfc  bon  S3erüd)ingen.) 

—  6ei  gan§  ein  Söeib  unb  gib 

bid)  f)in  bem  triebe,  ber  bic£>  zügellos 
ergreift  unb  bafyin  ober  borten  reifet. 
SBenn  itmen  eine  Suft  im  SSufen  brennt, 
t)ält  bom  Verräter  fie  lein  heilig  SBanb, 
ber  fie  bem  SSater  ober  bem  ©emaf)l 
au§  langbettmfjrten,  treuen  Firmen  lodft; 

254 


unb  fd)toeigt  in  üjrer  58ruft  bie  tafele  ©lut, 
fo  bringt  auf  fie  b ergebend  treu  unb  mädjtig 
ber  Überrebung  golbne  3un9e  to§-   (3P^9^nie.) 
»ctb.  dienen  lerne  bereiten  baZ  2Beib  nad)  itjrer  SSeftimmung; 
benn  burd)  S)ienen  allein  gelangt  fie  enbtid)  junt  $errfd)en, 
gu  ber  berbienten  ©eioalt,  bie  bod)  iljr  im  §aufe  gehöret, 
dienet  bie  ©d)tuefter  bem  S3ruber  bod)  früt),  fie  bienet  ben  ©Item, 
unb  tfjr  Seben  ift  immer  ein  etuigeä  ©efyen  unb  kommen, 
ober  ein  ipeben  unb  fragen,  bereiten  unb  ©djaffen  für  anbre. 
SBoljl  u)x,  menn  fie  baran  fid)  getoöfynt,  bafj  lein  SBeg  ib,r  ju  fauer 
mirb,  unb  bie  ©tunben  ber  9tad)t  ü)r  finb  mie  bie  ©tunben  be§  £age§, 
ba$  u)x  niemals  bie  Arbeit  ju  Hein  unb  bie  Sftabel  gu  fein  bünfi, 
bafj  fie  fid)  ganj  bergifet  unb  leben  mag  nur  in  anbern! 
®enn  al§  SJhttter,  fummln-,  bebarf  fie  ber  Sugenben  alle, 
roenn  ber  ©äugling  bie  iranfenbe  medt  unb  9tat)rung  begehret 
oon  ber  ©djmadjen,  unb  fo  $u  ©rfjmerjen  ©orgen  fid)  Raufen, 
ßnian^ig  Männer  berbunben  ertrügen  nid)t  biefe  S3efd)toerbe, 
unb  fie  fallen  e§  nid)t;  bod)  follen  fie  banlbar  e§  einfelm. 

(^ermann  unb  $>orottjea.) 

—  Sin  SBeib  fall  ifjre  2BeibIid)feit  nid)t  au^ieljen  toollen.  (Sin  grau 
b.  ©tein.    1785.) 

—  f.  Sflann  u.  SSeib,  grauen. 

»eUjnadjtäfeft  unferer  neuen  3eit.  gdj  Ia8  in  ©alileis  SBerfen,  t)öd)ft 
betuunbernb,  toomtt  unb  auf  toeldje  SOSeife  man  fid)  bamalä  befdjäftigte. 
Sie  ganje  gorfdjung  ift  nod)  auf  eine  munbernStuürbige  SSeife  bem 
Sftenfdjenberftanb  unb  einer  in  fid)  felbft  uneinigen  <ßt)ilofobfye  über* 
laffen;  man  intereffiert  fid)  innigft,  toie  fid)  ein  fo  aufcerorbentlidjer 
SJiann  babei  benimmt,  för  ftarb  in  bem  3ab,re,  ba  Newton  geboren 
rourbe.  §ier  liegt  ba§  2Beil)nad)t§feft  unferer  neueren  fttit.  (£age* 
büd)er.   1831.) 

»ein  unb  Wo%  f.  2R.  u.  SB. 

SBetnen.  SBenn  tueidje  $erfonen  baburd)  meift  an  Slnmut  berlieren,  fo 
gewinnen  biejenigen  baburd)  unenblid),  bie  wir  geroölmlid)  aU  flarf 
unb  gefaxt  lennen.   (2Bat)Ioerttmnbtfd)aften.) 

—  (Sin  SKann,  ber  tränen  ftreng  entwöhnt, 

Imag  fid)  ein  Ipelb  erfdjeinen; 
bod)  menn'3  im  ^miern  fc*)nt  un0  btö^ttt, 
geb  ujm  ein  ©ott  —  ju  meinen.   (Bahnte  Xenien.) 
«Seife  unb  «arten.  §uli  fid)  ber  ftarr  für  llug  genug, 
fo  gönn'  e3  ü)m  ber  SBeife. 


266 


«kiStjcit  legtet  Srfjlufe. 

3(0,  biefem  ©inne  bin  id)  gang  ergeben, 
i>a§  ift  ber  SBei^eit  legtet  ©crjlufe: 
Wwc  ber  berbient  fict)  greifyeit  wie  t>a$  Seben, 
ber  täglid)  fie  erobern  mufj.    ($auft  II.) 
SSciftc  ftarbc.    2)a§  fd)redüd)e,  leere,  metandjolifcrje  SBeifc  berfolgt  un§ 
bom  2lugenblid  be§  9leglige§  bi§  jur  l)öct)ften  SRebräfentation.   ÜÖlan 
fliegt  bie  garben,  meil  e§  fo  fd)tuer  ift,  fict)  üjrer  mit  ©efctymacl  unb 
Slnmnt  gu  bebienen.   (2In  grieberüe  Ungelmann.  1803.) 
8Belt.  S)ie  SBett  ift  boll  Sortjeit,  3)umbff)eit,  ^ntonfequeng  unb  Ungeredjtig- 
feit;  e§  gehört  biet  9Jiut  bagu,  biefen  nicf)t  ba§  gelb  gu  räumen  unb  fid) 
beifeite  gu  begeben.  (2In  ®arl  Sluguft.   1781.) 
«Seit  unb  (Staubt,  Siebe,  Hoffnung. 
$ene  garftige  SSettet, 
bie  bufylerifcrje, 
SBett  tjeifjt  man  fie, 
mid)  fyat  fie  betrogen, 
toie  bie  übrigen  alte, 
©taube  nafym  fie  mir  ioeg, 
bann  bie  Hoffnung, 
nun  motfte  fie 
an  bie  Siebe, 
ba  rifj  id)  au§. 
2)en  geretteten  <3d)a|j 
für  ett»ig  $u  fiebern, 
teilt'  id)  um  toetelicr) 
jmifdjen  ©uleifa  unb  «Sali. 
^ebe§  ber  beiben 
beeifern  ftdt)  um  bie  SBette, 
fyöfyere  3Men  5U  entrichten. 
Unb  id)  bin  reifer  als  je: 
S)en  ©lauben  ^ab'  id)  toieber! 
2tn  ü)re  Siebe  ben  ©lauben. 
©r,  im  Söedjer,  getuäfyrt  mir 
t)errlict)e§  ©efüfyl  ber  ©egennmrt  — 
mag  will  ba  bie  Hoffnung!   (Sßeftöfttidjer  $>iban.) 
Sßelt  unb  Gtetft,  ©untiefe,  f.  (Srfinben. 
Seit  unb  gnbibibuum,  f.  3  u.  38. 

8ßelt=  unb  2e&en§auffaffuna,.  S)ie  SBelt  ift  nur,  toie  man  fie  nimmt; 
fie  aber  mit  §eiterfeit,  9ftut  unb  Hoffnung  aufzunehmen,  aud)  wenn 
fie  fid)  miberlid)  geigt,  ift  ein  $orred)t  ber  3uQenb,  ba§  mir  u)r  mofyl 

256 


gönnen  muffen,  toeil  mir  e§  aud)  einmal  genoffen  tjaben.  (Sin  grau 
0.  (Stein.  1807.) 

SBeltbefjerrjdjung,  f.  Umflänbe,  iljre  Sfteifterung. 

SBeItbettttrf)tuttg.  ©obatb  ber  9flenfd)  bie  ©egenftänbe  um  fid)  Ijer  ge* 
toab,r  ioirb,  betrautet  er  fie  in  bejug  auf  fi<i>  felbft,  unb  mit  9fted)t. 
5)enn  e§  t)ängt  fein  gange§  ©djidfal  babon  ab,  ob  fie  ifym  gefallen  ober 
mißfallen,  ob  fie  itjn  angießen  ober  abflogen,  ob  fie  it)m  nujjen  ober 
fdjaben.  $iefe  gang  natürliche  Slri,  bie  ©adjen  angufetjen  unb  gu  be» 
urteilen,  fd)eint  fo  leicht  §u  fein,  aU  fie  nottoenbig  ift,  unb  bod)  ift  ber 
9Kenfcr)  babei  taufenb  Irrtümern  au§gefe£t,  bie  iljn  oft  befdjämen 
unb  ifjm  ba§  ßeben  üerbittern.   (S)er  Sßerfud)  afö  Vermittler.  1792.) 

—  Um  bie  SBelt  red)t  ju  betrauten,  muf;  man  fie  toeber  gu  fd)Iimm  nod) 
§u  gut  galten;  Siebe  unb  §af3  finb  gar  nafje  bertoanbt  unb  beibe  machen 
un§  trüb  fetjen.   (Sin  hen  jungen  granlfurter  Jpe&ler.) 

—  6§  gibt  gar  bielerlei  SBeifen  bie  SSett  angufetjen  unb  Vorteil  bon  it)r 
gu  gießen.    (Sin  ftnebet.  1782.) 

—  ß&  fdmeibet  fid)  bod)  jeber  bie  SBett  giemlid)  nadj  feiner  Saitte.  (Sin 
e.  g.  b.  föeint)arb.  1810.) 

Skltfrömmigteit  unb  .vtauefrömmigfeit,  f.  £.  u.  28. 

SSeltgeift,  beffen  ©puren  im  Sßeltgetriebe.  SBenn  man  ba%  treiben  unb 
£un  ber  9ftenfd)en  feit  ^atjrtaufenben  überblidt,  fo  laffen  fid)  einige 
altgemeine  gormein  erfennen,  bie  je  unb  immer  eine  3auöetfraft 
über  gange  Nationen,  trie  über  bie  ©ingeinen  ausgeübt  tjaben,  unb  biefe 
gormein,  etoig  toieberfeljrenb,  ewig  unter  taufenb  Verbrämungen 
biefelben,  finb  bie  get)eimni§botle  SJcitgabe  einer  tjötjeren  9ftad)t  in§ 
Seben.  SSot)I  überfe^t  fid)  jeber  biefe  gormein  in  bie  ü)m  eigeniümtidje 
©bradje,  bafjt  fie  auf  mannigfache  2Beife  feinen  beengten  inbibibuellen 
ßuftänben  an  unb  mifdjt  baburd)  oft  fobiel  Unlautere^  barunter,  bafj 
fie  faum  meljr  in  if)rer  urfprünglid)en  SBebeutung  gu  erfennen  finb. 
SIber  biefe  festere  taud)t  bod)  immer  unberfefyenS  lieber  auf,  balb 
in  biefem,  balb  in  jenem  Volfe,  unb  ber  aufmerffame  gorfcfjer  fefct 
fid)  au§  foldjen  gormein  eine  Slrt  Sllbfjabet  be§  2Bettgeifte§  gu* 
fammen.    (b.  Füller.  1818.) 

SSeltgefdjtdjte.  SJian  mag  fiel)  bie  Vitbung  unb  SSirfung  ber  9Kenfd)en, 
unter  roeldjen  S3ebingungen  man  toitl,  benfen,  fo  fd)toanfen  beibe 
burd)  fttittn  unb  Sänber,  burd)  (Singefljeiten  unb  Waffen,  bie  bro* 
bortionierüd)  unb  unproüortionierlid)  aufeinanber  toirfen;  unb  t)ier 
liegt  btö  ^nfaltulable,  ba§  3n^ommenlurabte  ber  28eltgefd)id)te.  ©efe$ 
unb  3uf°tf  greifen  ineinanber,  ber  betrad)tenbe  ÜJKenfd)  aber  fommt 
oft  in  ben  gall,  beibe  miteinanber  gu  berroed)feln,  nüe  fid)  befonber§ 
an  barteiifdjen  §iftori!ern  bemerlen  läfjt,  bie  gtoar  meiften§  unbemufjt, 

©oet^e.Sejilo«.  17 

257 


aber  bodj  fünftlid)  genug  fict)  eben  biefer  Unfidjetfyeit  gu  tfjrem  Vorteil 
bebienen.  (©efctjicfjte  ber  Farbenlehre.) 
«Jcltgcfrfjirfjte.  $)afc  bie  3Seltgefd)id)te  bon  3eit  ju  3eü  umgefdjrieben 
werben  muffe,  barüber  ift  in  unfern  Sagen  wofjt  lein  3^etfel  übrig 
geblieben,  ©ine  fotct)e  -ftoiwenbigfeit  entfielt  aber  nid)t  etwa  bafjer, 
weil  biel  ©efdjefyeneS  nadjentbedt  worben,  fonbern  weil  neue  $ln= 
ficfjten  gegeben  werben,  weil  ber  ©enoffe  einer  fortfdgreitenben  fteit 
auf  ©tanbounfte  geführt  wirb,  bon  welken  ficr)  ba$  Vergangene 
auf  eine  neue  SBeife  überfdjauen  unb  beurteilen  läfjt.  (©efcrjicfjte 
ber  Farbenlehre.) 

—  (Sbocfyen  ber  SBeltgefdjidjte.  63  gibt  jwei  Momente  berSßelige* 
fcrjidjte,  bie  balb  aufeinanber  folgen,  balb  gleichzeitig,  teils  einzeln 
unb  abgefonbert,  teils  Ijöcrjft  berfctyränft,  fid)  an  ^nbibibuen  unb 
Vollem  geigen. 

S)er  erfte  ift  berjenige,  in  weldjem  ficf)  bie  einzelnen  nebeneinanber 
frei  ausüben;  bie§  ift  bie  ©bocfje  be§  2Berben§,  be§  §rieben§,  be§ 
9tät)ren§,  ber  fünfte,  ber  2Biffenfd)aften,  ber  ©emütlicfjteit,  ber  Sßer= 
nunft.  £>ier  wirft  alte§  nacr)  innen  unb  ftrebt  in  ben  beften  Reiten  §u 
einem  glütflictjen,  t)äu§lid)en  5luf erbauen;  bod)  löft  fid)  biefer  3uftanD 
jule|t  in  $arteifu<i)t  unb  3lnarcf)ie  auf. 

2)ie  zweite  (£bod)e  ift  bie  be§  S3enufcen§,  be§  ®riegen§,  be§  Ver= 
ZetjrenS,  ber  £ed)ni!,  be3  SBiffenS,  be3  VerftanbeS.  Sie  Sßirhmgen 
finb  nacr)  aufjen  gerichtet;  im  fct)önften  unb  t)öci)ften  ©inne  gewährt 
biefer  geitjmnft  Sauer  unb  ©enufe  unter  gewiffen  Vebingungen. 
Seicht  artet  jebocr)  ein  folcfjer  3uftonö  ™  ©elbftfuctjt  unb  Srjrannei 
au§,  wo  man  fict)  aber  leineSwegS  ben  £t>rannen  al3  eine  einzelne 
$erfon  ju  beuten  nötig  t)at;  e§  gibt  eine  Sbrannei  ganzer  SJcaffen,  bie 
fyöctjft  gewaltfam  unb  unwiberftefylici)  ift.  (©efcfyidjte  ber  Farbenlehre.) 

—  2)a§  eigentliche  £t)ema  ber  äßeltgefctjicrjte,  f.  Unglaube  unb  ©laube. 
g&etttemttntö.   SSonad)  foll  man  am  tertit  tracfjten? 

Sie  SBelt  ^u  rennen  unb  fie  nict)t  ü erachten. 

(3ab,me  Xenien.) 

23eltflttgt)eit.  %n  ber  Seit  fommt§  nidjt  brauf  an,  bafj  man  bie  SJcenfctjen 
!enne,  fonbern  ba§  man  im  Slugenblicf  llüger  fei,  aU  ber  bor  un§ 
6tet)enbe.  Sllle  3a^rmörtte  unb  9Jcar!tfd)reier  geben  3eu9n^- 
(SJcajimen  unb  SReflejionen.) 

Seitleute  unb  Gtelctjrte.  SBie  id)  benn  immer  bemerft  t)abe,  ba%  mit 
©efd)äft§=  unb  SSeltleuten,  bie  fid)  gar  bielerlei  au§  bem  Stegreife 
muffen  bortragen  laffen  unb  be§t)alb  immer  auf  tr)ter  £ut  finb,  um 
nicfjt  Untergängen  ju  werben,  biel  beffer  aud)  in  wiffenfct)aftlicr)en 
Singen  ju  l)anbeln  ift,  weil  fie  ben  ©eift  frei  galten  unb  bem  9fte- 

258 


ferenten  aufpaffen,  ofjne  toeitere§  ^rttexeffe  afö  eigene  Slufflärung; 
ba  ©etefyrte  hingegen  getoöfynttci)  nichts  Ijören,  aU  ma3  fie  gelernt  unb 
gelehrt  fjaben  unb  toorüber  fie  mit  üjre^gfeidjen  übereingefontmen 
finb.  5ln  bie  ©teile  be3  ©egenfianbeS  fefct  fid)  ein  28ort=(£rebo,  bei 
toetdjem  benn  fo  gut  ju  berfyarren  ift  a\3  bei  irgenbeinent  anbern. 
Champagne  in  ^ranrreid).) 

aBeltlidje  unb  öeiftlidje  (Sefinmtng.  $ie  2ftenfdjen,  bie  btö  ganje  3ab,r 
meltlid^  finb,  bilben  fidj  ein,  fie  müßten  jur  geii  ber  9ßot  geifttidj  fein, 
fie  fefyen  atte§  ©ute  unb  ©ittlidje  wie  eine  3lr§nei  an,  bie  man  mit 
SBibernüUen  ju  fid)  nimmt,  menn  man  fidj  fdjledjt  befinbet;  fie  fefyen 
in  einem  ©eifilidjen,  einem  ©ittenlefjrer  nur  einen  5lrjt,  ben  man 
nidjt  gefdjroinb  genug  au3  bem  ipaufe  toämerben  fann,  idj  aber  gefiele 
gern,  id)  b)abe  bom  ©ittlidjen  ben  begriff  aU  bon  einer  3)iät,  bie  eben 
baburd)  nur  $iät  ift,  tuenn  id)  fie  jur  £eben§regel  madje,  menn  idj  fie 
ba§  ganje  %af)x  nid)t  aufjer  Slugen  laffe.  (SBifljenn  SfteifterS  £el)rialjre.) 

SBelttotfel.  Sft  benn  fo  grofj  baZ  ©eb,eimni§,  mag  ©ott  unb  ber  2ftenfd> 

unb  bie  Sßelt  fei? 
5Zein!  bod)  niemanb  ljört'g  gerne;  ba  bleibt  e§  geheim.  (ßbigramme.) 

88eltfeele,  f.  ©teltriaität. 

Söerbcnbcr,  f.  gertige. 

SBerfjeug.  ©in  9ftann,  ber  redjt  ju  toirfen  benft, 

mufj  auf  ba§  befte  SSerfjeug  galten,  (gauft,  SBorfbiel.) 

«Berte  fdjaffen.   Sßßiflft  bu  bid)  be§  £eben§  freuen, 

fo  mufet  ber  SBelt  bu  SBert  »erleiden. 

($n  <Sd)obenf)auer.  1814.) 
«Stbetflefinnte,  f.  ©leidjgefinnte. 

SSioerlegung,. 

2ttit  toiberlegen,  betrügen,  begrimmen, 

bemüht  unb  brüfiet  mandjer  fid); 

id)  tann  barauS  nict)t§  meiter  gewinnen, 

als  baß  er  anberS  benft  aU  id).  (3<d)ine  Xenien.) 
föiberfarf)cr  unb  $teunbe.  2Biberfad)er  fommen  ntd^t  in  SBetradjt;  benn 
mein  S)afein  ift  itjnen  berfjafjt,  fie  bermerfen  bie  Q'mt&t,  nad)  meldten 
mein  Sun  geridjtet  ift,  unb  bie  üüftttel  baju  ad)ten  fie  für  ebenfobiel 
falfdjeS  S3eftreben.  3<^  h>eife  fie  bafyer  ab  unb  ignoriere  fie;  benn  fie 
tonnen  mid)  nidjt  förbern,  unb  ba§  ift'S,  toorauf  im  Seben  alles  an* 
fommt.  $on  greunben  aber  laß'  id)  mid)  ebenfogern  bebingen  aB  in§ 
Unenblidje  Jjintoeifen;  ftetS  metf  id)  auf  fie  mit  reinem  3utrauen  ju 
njab,rt)after  (Srbauung.  (SBebeutenbe  £förberni§.) 
—  (3ß  gibt  9ftenfd)en,  bie  auf  bie  hänget  üjrer  greunbe  finnen;  babei 
ift  nidjtS  ju  gewinnen,   gd)  fjabe  immer  auf  bie  SSerbienfte  meiner 

17* 

259 


2Biberfad)er  ad)t  gelobt  unb  babon  Vorteil  gebogen.   (sJflarhnen  unb 
Reflexionen.) 
SSiberfadjer  unb  ^rennbe,  f.  aud)  $reunb  unb  f^einb. 
2ßtbertyrudj. 

(Sin  botffommner  SSiberfbrud) 

bleibt  gteid)  gef)eimni§bott  für  ®luge  tüte  für  Stören.      ($auft  I.) 

—  -  3)a§  ©teidje  täjjt  un§  in  9M)e;  aber  ber  SÖßiberfbrud)  ift  e§,  ber  un§ 

brobuftib  mad)t.   (ödermann.  1827.) 

—  n  (Sbrad)  id)  bernünftig,  toie  id)'§  angefdjaut, 

j  erHang  ber  Sßiberfbrud)  gebobbett  laut,   ($auft  II.) 

Safj  biet)  nur  in  feiner  $eit 

§unt  SBiberfbrud)  berleiten! 

Sßeife  fallen  in  Untoiffenfyeit, 
i  toemt  fie  mit  Untoiffenben  ftreiten.   (2öeftöfttid)er  SHban.) 

—  f.  SBtffenfdjaft. 
SBibertytürfje  —  fttteu. 

28o  red)t  biel  3Biberfprüd)e  fdjtoirren, 

mag  id)  am  Uebften  nmnbern; 

niemanb  gönnt  bem  anbern  — 

tuie  luftig!  —  "oa§  $Red)t,  ju  irren.    (3c«r)me  Xenien.) 

3ßiberftrud)§geift  im  ghtblifum,  f.  Sööfer  äßitte. 

2Bibefftteit  untet  ben  Weltforen,  f.  ßeitgeift. 

SBibertoärtigfeiten.  9Jur  burd)  frifdje  Sätigfeit  finb  bie  SBibertuärtig* 
feiten  ju  überiuinben.   (b.  SOWifler.  1825.) 

Sßieberjefyen.  Söie  "DüZ  SBieberfetjen  ber  frei  unb  freubig  ßiebenben  ein 
Fimmel  ift,  fo  ift  ba§  SBieberfefyen  bon  tfo&  nur  burd)  Vernunft* 
grünbe  getrennten  ^erfonen  ein  unteiblid)e§  Fegefeuer,  ein  23orf)of 
ber  ipölle.   (3)id)tung  unb  SBafyrrjeit.) 

SßtUe.  2)a£  §aubtfunbament  be£  6ittlid)en  ift  ber  gute  SBille,  ber  feiner 
Sftatur  nad)  nur  auf§  SRedjte  gerid)te*  fein  fann.  (®efd)id)te  ber  färben* 
let)re.) 

SBUle  unb  £at.   $er  SBifte  lodt  bie  Säten  nid)t  herbei.   (£affo.) 

2ßtUen§fretl)eit.  SSir  bemerfen  übertäubt,  bafj  bie  Setyre  bon  ber  greitieit 
bon  fefyr  bieten  ©etef)rten,  tuenigften§  ©d)riftftellern,  für  toeit  teid)ter 
gehalten  toirb,  al§  fie  ift.  3Jian  ftellt  fid)  meiften§  bor,  bafj  ein  flüdjtigeS 
Sftäfonnement  bie  <Safye  au§mad)te;  aber  in  ber  £at,  tuer  bon  ir)r 
grünbfid)  reben  wollte,  ber  muffte  gan$  bciZ  innere  SSefen  unb  bie 
erfte  ©bringfeber  aller  Sätigfeit  erfennen.  SBer  wagt  fid)  in  biefe 
Siefe,  roenn  er  fie  fennt?   (Rejenfionen.)  —  ©.  aud)  greitjeit. 

Söillcnöfraft.  %ü)  fann  au§  meinem  eigenen  Seben  ein  ^a^um  eT> 
§äb,len,  tuo  id)  bei  einem  ^aulfieber  ber  Slnftedung  unbermeibttdj  au& 

260 


gefegt  mar  unb  mo  id)  blofj  burd)  einen  entfdnebenen  Söillen  bie  Sfrcmf* 
fyeit  bon  mir  abwehrte.  (53  ift  unglaubud),  mag  in  folcfjen  fällen  ber 
moralifdje  SÖßiUe  bermag.  ©r  burd)bringt  gteicfjfam  ben  Körper  unb 
fe|t  it)n  in  einen  aftiben  ßuftanb,  ber  alle  fd)äblid)en  (Smftüffe  gurüd* 
fdjlägt.  2)ie  gu*^1  bagegen  ift  ein  $uftanb  träger  ©djmädje  unb 
ßmbfänglidjfeit,  mo  e§  febem  ^einbe  leid)!  mirb,  bon  un§  35efi^  §u 
nehmen.    ((Stfermann.  1829.) 

SBülfür.  2Billfür  bleibet  einig  berfjafjt  ben  ©Ottern  unb  SJienfd)en, 

menn  fie  in  Säten  fid)  geigt,  aud)  nur  in  Sßorten  fid)  funbgibt. 

(WdjiUeiS.) 

SBiWür  unb  ®efe£,  f.  ©.  u.  3B. 

SSirten  mit  anbettt.  2>ie  2ttenfd)en  finb  immer  bei  befdjränften  Mtteln 
nod)  befcfjränfter  al§  bie  SJättel,  bie  ifynen  §u  ©ebote  ftefjen,  be»megen 
man  fid)  immer  gefallen  laffen  mufj,  bafy,  menn  man  mit  anbern  unb 
burd)  anbere  gu  mirfen  fjat,  immer  ein  SDJinimum  bon  Gsffefi  fyerbor* 
gebraut  mirb.   (ferner.  1809.) 

Sitten  unb  grübeln.  63  giemt  bem  9flenfd)en  nid)t  meb,r  §u  grübeln, 
mo  er  nid)t  mein-  mirfen  foll.   ((Sgmont.) 

8SirHirf)e§  unb  3beeHe3.  ®er  ©eift  be§  Sirflidjen  ift  ba§  mafjre  ^beeile. 
(Ziemer.  1827.) 

83trfHd)fett  unb  Sbeal,  f.  3-  u.  2B. 

SBirWitfjfeit  unb  ^fjantom.  SBie  oft  t)attc  id)  erfahren  muffen,  bafc  ber 
ÜDtenfd)  ben  SBert  einer  Ilaren  2Birflid)feit  gegen  ein  trübet  *ßt)antom 
feiner  büftern  @inbilbung§!raft  öon  fid)  ablehnt.  (Kampagne  in  £rranf= 
reid).) 

SBitWitfjfeit  unb  $orfteIInng.  @§  erregt  mir  immer  (Sdjmerg,  menn  man 
ein  mirtlid)e§  Äunft*  unb  9laturgebilbe  mit  ber  Sßorftellung  üergleid)t, 
bie  man  fid)  babon  gemad)t  rjatte,  unb  baburd)  fid)  hen  reinen  ©enufc 
be§  erfteren  berfummert.  Vermag  bod)  unfere  ©inbilbunggfraft  nid)t 
einmal  ba§  SBilb  eine§  tüirftid)  gefefjenen,  fd)önen  ©egenftanbe§  getreu 
miebergugeben,  immer  mirb  bie  SSorftellung  etma§  $fteblid)e§,  $er* 
fdjnnmmenbeS  enthalten,    (b.  Füller.  1824.) 

Seitffamfeiten,  §u  bead)tenbe.  Sie  SSirrfamleiten,  auf  bie  mir  adjten 
muffen,  menn  mir  mab,rb,aft  geförbert  fein  motten,  finb :  Sßorbereitenbe, 
23egleitenbe,  9ttitn>irfenbe,  9?ad)ljelfenbe,  görbernbe,  Sßerftärfenbe, 
Jpinbernbe,  Sftadjmirfenbe.   (Sflarimen  unb  9lefIejionen.) 

SSitfunQ.  S)u  mirfeft  nidjt,  alte§  bleibt  fo  ftumbf. 
©ei  guter  Singe: 
ber  Stein  im  ©umbf 
mad)t  feine  9ünge.   (<Sprid)tDörtIid).) 

»irtung  unb  ttrfadje,  f.  U.  u.  28. 

261 


SSifjcnfdjaft,  ©eringfcc)äkung  ber.  SBenn  berftänbige,  finnige  ^erfonen 
im  9llter  bie  SBiffenfcfyaft  gering  fct)äj3en,  fo  fommt  e§  nur  baljer,  bajj 
fie  bon  Üjr  unb  bon  fid)  jubiel  geforbert  t)aben.  (ÜUcajimen  wx"!)  9te= 
flefionen.) 

—  2)ie  SBtffenfdjaft  ift  eigentlich  ba§  Vorrecht  be§  Sftenfdjen,  unb  roenn 
er  burd)  fie  immer  roieber  auf  ben  grofjen  begriff  geleitet  roirb  "Haft  t>tö 
2111  ein  t)armonifcbe§  ($in§  fei:  fo  roirb  biefer  grofje  ^Begriff  roeit  reifer 
unb  boller  in  ifym  fielen,  al3  roenn  er  in  einem  bequemen  9Jcbftiji§mu§ 
rurjte,  ber  feine  Sirmut  gern  in  einer  refbeftabeln  SDunfefljeit  berbirgt. 
(1789.) 

—  SBeldj  eine  SBelt  bon  ^errlicfjfeiten  liegt  in  ben  S8iffenfd)aften,  roie 
immer  reifer  finbet  man  fie.  SBiebiel  ®lügere§,  ©röfeere^,  (SblereS 
fyat  gelebt,  unb  roir  3e^IunÖe  bitben  un§  ein,  allein  llug  ju  fein, 
(b.  2Külter.  1808.) 

—  (3inb  un§  nun  blofj  natürliche  aufmerffame  3Jcenfd)en  fobiel  ^u  nütjen 
imftanbe,  roie  allgemeiner  mu&  ber  9ht£en  fein,  roenn  unterrichtete 
9Jienfd)en  einanber  in  bie  §änbe  arbeiten!  (Sdjon  ift  eine  SBiffenfcrjaft 
an  unb  für  fict)  felbfi  eine  fo  gro&e  Sölaffe,  ba$  fie  biele  ÜUcenfcfjen  trägt, 
roenn  fie  gleidj  lein  9JJenfdt)  tragen  !ann.  ©3  läfjt  fidt)  6 enterten,  ba% 
bie  ®enntniffe,  gleidjfam  roie  ein  eingefcfjlüffeneä,  aber  lebenbige3 
SBaffer  fiel)  nadj  unb  nadj  ju  einem  geroiffen  Sßibeau  ergeben,  ba%  bie 
fcfjönften  Gmibecfungen  nidjt  foroob,!  burd)  SDcenfcrjen  al§  burd)  bie  3eit 
gemacht  roorben;  roie  benn  eben  fct)r  roidjtige  ®inge  §u  gleicher  3e^r 
bon  jroeien  ober  roorjt  gar  mehreren  geübten  SDenfern  gemacht  roorben. 
SBenn  alfo  roir  in  jenem  erften  %aU  ber  ©efellfdjaft  unb  ben  f^reunben 
fo  biele§  fdnttbig  finb,  fo  ro erben  roir  in  biefem  ber  SBelt  unb  bem  %at)t* 
tjunbert  nocfj  meljr  fdmlbig,  unb  roir  fönnen  in  beiben  fällen  nidjt  genug 
anerfennen,  roie  nötig  Mitteilung,  S3eit)ilfe,  Erinnerung  unb  SBiber= 
fbrud}  fei,  um  un§  auf  bem  redten  SBege  }tt  erhalten  unb  borroärts 
%u  bringen.   (2)er  SSerfuct)  al§  Vermittler  bon  Dbjeft  u.  <Subj;eft.) 

—  51ud)  in  ben  SBiffenf haften  ift  alle§  etrn'fct);  bie  S5er)anblung  tjängt  bom 
©uralter  ab.   (Sagebud).   1831.) 

—  ^obularifierung  ber  SS.,  f.  Sßobularifierung. 

—  f.  Vernunft  u.  SB. 
»iffcn^oft  unb  ®mt?t,  f.  Ä.  u.  SB. 
«ßiffenfdjaft  unb  Srabition,  f.  %.  u.  SB. 
Sijjcn  unb  ©tfatyrung,  f.  Erfahrung. 

3ßtjjen  unb  Okfül)l.    SBa§  id)  roeifj,  lann  jeber  roiffen  —  mein  §erj 

rjabe  id)  allein.   (SBertljer.) 
asiffen  unb  Sauden,  f.  ©.  u.  SB. 
SBtjfen  unb  9Kttteilung,  Söiffen  unb  2mt.  ©§  bleibt  boct)  immer  eine  tnt> 

262 


fd)iebene  3ßat)rt)eit:  23a3  iä)  red)t  toeiß,  toeiß  id)  eigentlich  nur  mir 
fetbft.  ©obalb  id)  bamit  tjerüortrete,  rücft  mir  fogteid)  Söebingung, 
Söeftimmung,  SSiberrebe  auf  ben  §at§.  2)ie§  begegnet  bem  nod)  meb,r, 
ber  mit  9Jcen|d)en  alter  9lrt  umgebt  unb  in  ^erfyättnte  lammt,  unb  bod) 
befugt  mid)  bie  SBiberrebe  im  eigenen  Jpaufe  ebenfo  getoiß,  at<5  menn 
id)  fie  auf  bem  2Kartt  auffud)te.  S)a3  <3id)erfte  bleibt  immer,  ba%  mir 
alleä,  toa§  in  unb  an  un§  ift,  in  2at  gu  oertoanbeln  fud)en.  darüber 
mögen  benn  bie  anberen,  toie  fie  motten  unb  tonnen,  reben  unb  öer* 
Rubeln.   (2tn  geltet.  1828.) 

»tjfen  unb  temttniä,  f.  Ä.  u.  38. 

SSijjen  unb  toafyrnetjmen.  9Jcan  erbtieft  nur,  ma§  man  fdjon  meiß  unb 
berfteljt.  Oft  fiet)t  man  lange  Safyre  »*<&  ma§  reifere  Kenntnis  unb 
33ilbung  un§  an  bem  täglid)  öor  un§  liegenben  ©egenftanb  erft  ge* 
magren  läßt.   (o.  2Jcüller.  1819.) 

SSiffen  unb  ^toeifel.  (Sigentlid)  weiß  man  nur,  toenn  man  toenig  toeiß; 
mit  bem  SBiffen  toäd)ft  ber  Seifet.   (SJtapmen  u.  ^Reflexionen.) 

S8tffen§btttft,  unberechtigter.  9Jcan  mill  mancherlei  miffen  unb  tennen, 
unb  getabe  \)aZ,  toa§  einen  am  toenigften  angebt,  unb  man  bemerft 
nid)t,  ba%  lein  junger  baburd)  gefüllt  toirb,  menn  man  nad)  ber  Suft 
fdmappt.   (SBilfyelm  9Jceifter§  Sefyrjaljte.) 

SMjfen*betj$weia,Mtg.  ^ebe§  SSiffen  forbert  ein  gtoeiteS,  ein  britteS  unb 
immer  fo  fort;  mir  mögen  ben  S3aum  in  feinen  SSurjeln  ober  in  feinen 
Elften  unb  ßtoeigen  oerfolgen,  ein§  ergibt  fid)  immer  au§  bem  anbeten, 
unb  je  lebenbiger  irgenbein  SBiffen  in  un§  toirb,  befto  met)r  fef)en  toir 
un§  getrieben,  ei  in  feinem  3ufaTnmenfyanSc  aufs!  uno  abtoärt§  §u 
oerfolgen.   (Staaten.  1807.) 

SBittoentrauer.  2)a§  ©efe|  oetpftid)tet  bie  SBitmen  ju  einem  Srauer* 
iat)re,  unb  getoiß  ift  eine  fotdje  @bod)e,  bie  ben  2Bed)fel  aller  irbifdjen 
Singe  in  fid)  begreift,  einem  füfytenben  Jpergen  nötig,  um  bie  fd)merg* 
tid)en  (Sinbrüde  eine§  großen  $ertufte§  ju  milbern.  2Jlan  fiet)t  bie 
Blumen  toelfen  unb  bie  Blätter  fallen,  aber  man  fieljt  aud)  $rfid)te 
reifen  unb  neue  tnofoen  leimen. 

2)a3  Seben  gehört  ben  Sebenbigen  an,  unb  toer  lebt,  muß  auf 
2Bed)fet  gefaßt  fein.   (Sßityetm  2fteifter§  SBanberja^re.) 

SSofjrbeftnben  unb  2§ob,lwoüen.  2ßie  foll  einer  gegen  anbere  2Bob> 
wollen  embfinben  unb  ausüben,  toenn  e§  ü)m  felber  nid)t  tooljt  ift? 
((Sdermann.  1828.) 

9Bot)lergef)en,  f.  Übetmut. 

$Job,ltötigfeit  ift  eine  eble  Xugenb,  aber  fie  ift  nur  ba§  $orred)t  ftarler 
©eelen.  9Jcenfd)en,  bie  au§  2öeid)t)eit  motjltun,  finb  nid)t  beffer  aU  Seute, 
bie  ü)ren  Urin  nid)t  galten  tonnen,   (©ottfrieb  bon  S3erlid)ingen.) 

263 


Sßo^Itun.  2flan  foll  tun  toa§  man  fann,  einzelne  äftenfd)en  bom  Unter- 
gang ju  retten.  Samt  ift  aber  nocfj  toenig  getan,  bom  (Slenb  jum  SBorjl* 
ftanb  finb  unjärjüge  ©rabe.  3)a§  ©ute,  toaS  man  in  ber  SBelt  tun  fann, 
ift  ein  Minimum  ufto.   (Sin  grau  ü.  (Stein.) 

*Jül)ln>üUcu.  Sieb  unb  Seibenfcfyaft  lönnen  berfliegen, 

Sßofylroollen  aber  rutrb  etoig  (iegen.   (8<rf)me  Xenien.) 

—  f.  aud)  Sßotpefinben. 

«So^Itooncn  unb  Siede,  f.  3Ki&gunft  u.  §afc. 

«Sotynort.  3)er  StRenfct)  ift  mit  feinem  2Boijnort  fo  nat)  berioanbt,  bafj  bie 
Betrachtung  über  biefen  un§  auefj  über  ben  SBetoolmer  aufflären  mujj. 
(9ln  ©.  b.  Knebel  1785.) 

aSoJ>ttmt9§tttltur.  (So  angenehm  uns  ber  Public!  eines  root)lgeftalteten 
Steffen  ift,  fo  angenehm  ift  un§  eine  gan§e  ©inricfytung,  au§  ber  un§ 
bie  ©egentoart  eine§  öerftänbigen,  bemünftigen  SBefen§  fühlbar  roirb. 
(Sdjon  in  ein  reinlicfjeg  §au3  #u  fommen,  ift  eine  greube,  roenn  e§  aud) 
fonft  gefcf)macllo§  erbaut  unb  bergiert  ift;  benn  e§  jeigt  un§  bie  ©egen= 
toart  menigftenS  bon  einer  (Seite  gebitbeter  9ftenfcrjen.  2ßie  bobbett 
angenehm  ift  e§  un3  alfo,  wenn  au§  einer  menfd)  ticken  SSormung  un§ 
ber  ©eift  einer  t)öf)ern,  obgleich,  aud)  nur  finnlicfjen  Kultur  entgegen 
fbrictjt.   (SBilfjelm  2Keifter§  £erjrjat)re.) 

SSolf  im  @djaf§pelj.  (Sr  ift  weniger  gefät)rlici)  al§  bag  (Sd>af  in  irgenb* 
einem  ^Selje,  too  man  e§  für  metyr  al§  einen  <Sd)öb§  nimmt.  (Hfta* 
jimen  unb  ^Reflexionen.) 

Motten.  'Sie  £>aubtfad)e  ift,  bafj  man  ein  grofje§  28ollen  fjabe  unb  ©efcfjicf 
unb  S3et)arrli(i)leit,  e§  aufzuführen;  alle3  übrige  ift  gleichgültig.  ((Soret. 
1817.) 

—  f.  (Sollen. 

SBotten  unb  SBottfcringen.  greilid)  regt  fid)  in  jebem  Sftenfcrjen  ein  ge= 
roiffe§  unbeftimmteS  Verlangen,  baSjenige,  tua3  er  fiet)t,  nad)3uat)men; 
aber  biefe§  Verlangen  beroeift  gar  nicfjt,  bafj  aud)  bie  ^raft  in  un§ 
toofme,  mit  bem,  nm§  toir  unternehmen,  §uftanbe  §u  lommen.  <Siet) 
nur  bie  Knaben  an,  toie  fie  jebe§mal,  fo  oft  ©eütänjer  in  ber 
(Stabt  geloefen,  auf  allen  planten  unb  93al!en  t)in  unb  renber 
get)en  unb  balancieren,  bii  ein  anberer  fRei§  fie  toieber  gu  einem 
ärmlichen  «Sbiele  t>in§iet)t.  §aft  bu  e§  nierjt  in  bem  girfel  unferer 
greunbe  bemerft?  (So  oft  fiel)  ein  SSirtuofe  l)ören  läfjt,  finben  fidt» 
immer  einige,  bie  fogleid)  ba§felbe  ^nftrument  ju  lernen  anfangen. 
SBie  biele  irren  auf  biefem  Sßege  fjerum!  ©lüdlid),  roer  ben  gef)l- 
fdjlufe  bon  feinen  Sßünfcfyen  auf  feine  Gräfte  balb  geroaljr  toirb. 
(Silfjelm  SKeifterS  Serjrjaljre.) 

—  f.  5)i§r)armonien. 

264 


SBorte.  ©etuöfjnücf)  glaubt  ber  SKenfcf),  tuentt  er  nur  SSorte  f)ört, 

es  muffe  ficf)  babci  bocf)  aucf)  roas  benlen  laffen.    (gaujf  I.) 

—  2)enn  eben  wo  begriffe  fehlen, 

ba  fteltt  ein  SBort  $ur  regten  3eit  jfi$  ein- 

2TCit  SBorten  läfjt  fidE>  trefflief)  ftreiten, 

mit  SBorten  ein  (Softem  bereiten, 

an  SBorte  läßt  ficf)  trefflid)  glauben, 

öon  einem  2Bort  läfjt  fict)  fein  Sota  tauben.   ($auft  I.) 

—  2Bas  f)at  ber  arme  Sftenfcf)  beffer  als  Sßorte,  roenn  er  bas  Eingeben 
möcfjte,  tuas  if)m  gan^  jugefjört.   (©rofcßopfjta.) 

—  3)as  glücflicfjjte  SBort,  es  ttnrb  berfjöfmt, 

wenn  ber  §örer  ein  @cf)iefofjr  ift.   (S93eftöftlidt)er  S)iöan.) 

—  S)ie  SBorte  finb  gut,  fie  finb  aber  nicf)t  bas  93efte.  2)as  S3efte  wirb  nicf)t 
beutlicf)  burcf)  SBorte.  2)er  ©eift,  aus  bem  mir  fyartbeln,  ift  bas  Ipöcijfte. 
(2Bitl)etm  2Keifters  Sefjtjafjre.) 

S&ottfjatten  ber  9Kärf|ttgen.  $$  fie^e  micf)  t)öt)er  als  bie  getuöf)nücf)en 
platten  moralifcfjen  *ßolitifer:  Äein  tönig  f)ält  SBort,  fann  es  nidjt 
galten,  mufe  ftets  ben  gebieterifcfjen  Umftänben  nachgeben,  ^ür  uns 
arme  $f)ilifter  ift  bie  entgegengefe^te  ipanblungsroeife  $flicf)t,  nicf)t 
für  bie  2fläcf)tigen  ber  (Srbe.   (b.  2Jcutter.  1832.) 

SSttnbcr.  $as  SBunber  ift  bes  ©taubens  liebftes  ftinb.  (gauft  I.) 
2Ber  Sßunber  fjofft,  ber  ftärfe  feinen  ©lauben.  ($auft  II.) 

—  f.  ©eljeimniffe. 

Sßitnberbate,  bas.  Sftan  bewirft  bas  SBunberbare  nicfjt  auf  alltägliche 
SBeife.   (2Bas  nur  bringen.) 

SJunberfefjnjucfjt.  6s  ift  erbärmlicf)  anjufefjen,  wie  bie  2flenfcf)en  nacf) 
SBunbern  fcfmappen,  um  nur  in  ifyrem  Unfinn  unb  5llbernt)eit  betjarren 
ju  bürfen,  unb  um  fid)  gegen  bie  £)bermacf)t  bes  äftenfdjenberftanbes 
unb  ber  Vernunft  wehren  gu  fönnen.   (9ln  %.  §.  Sfafo&i-  1791.) 

SBunberbote  Mräfte  bet  menftfjlitfjen  SRatttt,  f.  Gräfte. 

»unberltcfjeS  unb  83af)te§,  f.  SBaljres  u.  SS. 

SSfinfdje.    ©öfter,  roie  foll  icf)  euct)  bauten!  ^i  fjabt  mir  alles  gegeben, 
tuas  ber  9ftenfcfi  ficf)  erflefjt;  nur  in  ber  Siegel  faft  nidt)t§. 

(Epigramme.) 

SSimfcöetrute.  ©rfatjrung  bleibt  bie  befte  SBünfcfjelrute.  (©totternfjeimer 
■Saline.) 

S&ütbige,  bat,  betreibt  ficf)  nicf)t.   (Sauft  II.) 

$agen  unb  klagen,  f.  ©elbftoertrauen. 

3äf)tgteü  bet  menfd}tict)en  Watur.  freilief)  ift  es  eine  langweilige  unb 
mitunter  traurige  ©acfje,  ju  fefjr  auf  uns  felbft,  unb  tuas  uns  fcf)abet 

265 


unb  nüfct,  adjtäufyaben;  allein  e§  ift  feine  $rage,  bafj  bei  ber  tounber* 
liefen  S&iofbnfrafie  ber  menftf)lict)en  Statur  bon  ber  einen  (Seite,  unb 
hti  ber  unenblicrjen  $erf<f|iebent)eit  ber  £eben§art  unb  ©enüffe  bon 
ber  anbern,  e§  nodj)  ein  SBunber  ift,  bafc  ba§  menfdjlicrje  ©efcrjlecfjt  fid) 
nidjt  fcrjon  lange  aufgerieben  t>at.  (53  fdt)etnt  bie  menfcfylicfje  Statur 
eine  eigne  5lrt  t»on  3öt)igfeit  unb  Sßielfeitigteit  gu  befijjen,  i>a  fie  alles, 
ma§  an  fie  fjeranfommt  ober  wa§  fie  in  fiel)  aufnimmt,  überminbet  unb, 
wenn  fie  fic£)  e3  mdt)t  affimilieren  tann,  menigften§  gleichgültig  macfyt. 
(Sichtung  unb  SBa^rtjeit.) 

jätymunci  ber  ßugenb.  @§  ger)t  bei  un§  alle§  batjin,  bie  liebe  Sugenb 
frü^eitig  §afym  §u  madjen  unb  alle  Statur,  alle  Originalität  unb  alle 
2ßilbfjeit  anzutreiben,  fo  bafj  am  Qmbe  nichts  übrig  bleibt  aU  ber 
^fjitifter.   ((Scfermann.  1828.) 

Räubern,  f.  ©ntfcfjlufj. 

tfauoeru  unb  «Sdjtoanlen,  f.  9ftännlicf)e3  &anbeln. 

3*tyn  (Gebote,  bie.  SBie  berbriejjtict)  iftmir'3  oft,  mit  anjurjören,  wie 
man  bie  $et)n  ©ebote  in  ber  föinbertefyre  tuieberljolen  läfjt.  2)a3  oierte 
ift  noef)  ein  ganj  rjübfcfjeS,  bernünftige§,  gebietenbeS  ©ebot:  S)u  follft 
SBater  unb  Sftutter  etjren.  SBenn  fid)  ba§  bie  ®inber  redjt  in  ben  (Sinn 
fdjreiben,  fo  tjaben  fie  ben  ganzen  Sag  baran  au^uüben.  9hm  aber  1>a$ 
fünfte,  ma§  foll  man  baju  fagen?  2)u  follft  nidjt  töten.  2113  wenn 
irgenbein  SJienfdj)  im  minbeften  Suft  t)ätte,  ben  anbern  tot§uf  djlagen ! 
3Jton  t>afjt  einen,  man  erzürnt  fid),  man  übereilt  fid),  unb  in  ©efolg 
üon  bem  unb  manchem  anbern  lann  e§  tuot)l  lommen,  bafj  man  ge* 
legcntlid)  einen  totfdjlägt.  9tber  ift  e§  nidjt  eine  barbarifdje  Slnftalt, 
ben  ftinbern  ÜUftorb  unb  £otfd)lag  ju  b  erbieten?  SBenn  e§  tjie^e : 
forge  für  be§  anbern  Seben,  entferne,  wa§  it)m  f(i>äbticr)  fein  !ann, 
rette  irm  mit  beiner  eigenen  ©efat)r;  wenn  bu  it)n  befdjäbigft,  beule, 
bafj  bu  biet)  felbft  befd)äbigft  —  baZ  finb  ©ebote,  wie  fie  unter  gebilbeten 
oernünftigen  Golfern  ftatttjaben,  unb  bie  man  bei  ber  ®atedji§mu§« 
lefjre  nur  fümmerlict)  in  bem  „2Ba§  ift  baä"  nacfjfcfjlebbt. 

Unb  nun  gar  ba§  fedjfte,  baZ  finbe  tef»  gan§  abfdjeulid) !  2Ba§? 
bie  9?eugierbe  boratmenber  ®inber  auf  gefährliche  SQltjfterien  reiben, 
itjre  (SinbilbungSrraft  ju  rounberlidjen  Söilbern  unb  Sßorftetlungen  auf« 
regen,  bie  gerabe  ba$,  u»a§  man  entfernen  hüll,  mit  ©emalt  t)eran» 
bringen!  SSett  beffer  wäre  e§,  bafj  bergleidjen  öon  einem  rjeimlicrjen 
©erid)t  toiniürltct)  beftraft  mürbe,  al§  bafj  man  bor  ®ircfy  unb  ©emeinbe 
babon  blabbern  läfjt. 

S)u  follft  nietjt  eljebredjen,  wie  grob,  wie  unanftänbig!  klänge  e§ 
nierjt  ganj  anberS,  wenn  e§  tjiefee :  ®u  follft  (Stjrfurcrjt  tjaben  bor  ber 
eb,elid)en  Sßerbinbung;  wo  bu  ©atten  fie^ft,  bie  fic^  lieben,  follft  bu 

266 


biet)  barüber  freuen  unb  teil  barem  nehmen,  wie  an  bem  ©Iücf  eine! 
Reitern  £age§;  follte  fidj  irgenb  in  üjrem  SSerrjältntg  etroa§  trüben, 
fo  fofljt  bu  fucfyen,  e3  aufeuflären;  bu  follft  fudjen,  jie  ju  begütigen,  fie 
fß  befänftigen,  ümen  ifyre  roedjfeifeitigen  Vorteile  beutlicr)  ju  macfjen, 
unb  mit  fcfjöner  Uneigennüfcigfeit  ba%  2Bof>l  ber  anbern  förbern,  inbem 
bu  itjnen  fühlbar  macfjfi,  toa§  für  ein  ©lud  au§  jeber  <ßftict)t  unb  be* 
fonberä  au§  biefer  entfüringt,  meldete  Sücann  unb  SBeib  unauflöslich, 
oerbinbet.   (^afjloernmnbtfdjaften.) 

^eittwen.  2)a3  3cidmen  enttoidett  unb  nötigt  gur  Slufmerffamfeit,  unb  ba$ 
ift  jabodt)  ba§  £öä§jte  alter  gertigfeiten  unb  Sugenben.  (o.  Füller. 
1816.) 

3eit.  9äemanb  begreift,  ioa§  mir  bie  ©tunben  in  einer  ^olge  wert  finb, 
ba  idt)  bie  unterbrochenen  für  ööllig  üerloren  nidt)t  allein,  fonbern  für 
fd^ablidt)  unb  jerftörenb  aalten  mu|.   (3ln  %t\tzt.  1829.) 

—  2Jcäfjigung  im  3Biflfürlid)en,  ©mfigfeit  im  Sßotroenbigen.  2)ie  93efonnen- 
fjeit  roirb  burdt)  (Sinteitung  ber  $t\i,  burd)  Slufmerffamfeit  auf  jebe 
©tunbe  t)öd)Iid)jt  geförbert.  (Sttoaä  mu^  getan  fein  in  jebem  üDcoment, 
unb  wie  mottt'  e§  gefdjerjen,  achtete  man  nidjt  auf  ba§  SBerf  roie  auf 
bie  ©tunbe?  (SBilrjelm  3Jceifter§  SBanb  erjage.) 

—  Sftrer  fecr^ig  r;at  bie  ©tunbe, 
über  taufenb  t>at  ber  Sag; 
©örjncfjen,  merle  bir  bie  5hmbe, 

roa§  man  alle3  Ieiften  mag.   (©einem  Gmlet  in§  ©tammbud).) 

—  SBenufce  reblicf)  beine  fttitl 

SBitlfl  toa§  begreifen,  fudb/§  nidjt  roeit.   (©pricfjroörtlid).) 

—  ©§  ift  beffer,  ba§  geringjte  $)ing  üon  ber  SBelt  ju  tun,  afö  eine  twlbe 
©tunbe  für  gering  galten.   (ÜDcajimen  unb  Sfteflerjonen.) 

—  9Jcan  fagt  immer,  bie  Seben^eit  fei  furj,  allein  ber  ÜDcenfcfj  !ann  üiel 
teijten,  roenn  er  fie  reetjt  %u  benufcen  roeifj.  3$  fyabe  leinen  Xahal 
geraupt,  nict)t  ©ctjadt)  gefpiett,  fur^  nid)t§  betrieben,  roa§  bie  3eü 
rauben  fönnte.  3$  f)abe  immer  bie  ÜUcenfdjen  bebauert,  roeldje  nicfjt 
roiffen,  roie  fie  bie  3eit  zubringen  ober  benufcen  fönnen.  (3u  ©rüner. 
1822.) 

—  könnte  man  3eü  roie  bare§  ©elb  beifeite  legen,  otme  fie  ju  benufcen, 
fo  roäre  bie§  eine  9lrt  üon  (5ntfdt)ulbigung  für  ben  2Jcüf$iggang  ber 
falben  SBelt,  aber  feine  üöflige;  benn  e§  roäre  ein  ^auätjaft,  roo  man 
ton  bem  §auptfiamm  lebte,  otme  fieg  um  bie  ^ntereffen  $u  bemühen. 
(9Jcaxjmen  unb  ^Reflexionen.) 

—  ®ie  3eit  entfermtbigt,  roie  fie  tröftet.   (2Biu)elm  2Keifier§  Sefjriarjre.) 

—  2Jcan  mujj  nur  fidg  unb  ben  $ert)ältniffen  3eit  laffen.  (9ln  f^rau 
o.  ©rein.  1788.) 

267 


3*it.  %ü)  bin  ein  greunb  ber  ^flan^e,  id)  liebe  bie  SRofe  al§  i>a%  Sßollfom* 
menfte,  roa§  unfere  beutfd)e  9Mur  al§  SBIume  gemähten  fann;  aber  id) 
bin  nid)t  %ot  genug,  gu  üerlangen,  bafj  mein  ©arten  fie  mir  fd)on  je^t, 
(Snbe  Steril,  geroäfrcen  foll.  3$  ötn  aufrieben,  roenn  id)  je£t  bie  erften 
grünen  Sölätter  finbe,  aufrieben,  roenn  id)  fet)e,  roie  ein  231att  nad)  bem 
anbern  ben  Stengel  öon  2ßod)e  ju  2Sod)e  roeiterbitbet;  id)  freue  mid), 
roenn  id)  im  9Jlai  bie  fEnofpe  fel)e,  unb  bin  glüdlid),  roenn  enblid)  ber 
Suni  mir  bie  SRofe  felbft  in  aller  $rad)t  unb  in  allem  S)uft  entgegen* 
reid)t.  Sann  aber  jemanb  bie  3^it  nicfjt  erroarten,  ber  roenbe  fid)  an 
bie  £reibrjäufer.   ((Sdermann.  1825.) 

SBie  bie  flamme,  bie 

nun  erft  ben  ^otgftojs  red)t  ergriffen, 

üergetyrt  bie  3eit  ba$  Filter  fd)neller  afö  bie  $ugenb.  (Slpenor.) 
gehaltet  unb  ^nötuibucn.  3U  a^en  3eiten  ftno  eg  nur  bie  ^nbioibuen, 
roelcfje  für  bie  28iffenfd)aft  geroirft,  nid)t  ba§  ßeitalter.  2)a§  3eita^er 
roar'3,  ba§  ben  Sofrate§  burd)  ©ift  f)inrid)tete;  bas>  3e^alter,  ba§ 
puffen  ü  er  brannte;  bie  Qeitaitex  fino  fiä)  immer  gleid)  geblieben. 
(Sftarjmen  unb  Reflexionen.) 
^cügeift.  @§  gibt  unter  ben  SJJenfdjen  gar  bielerlei  SEßiberftreit,  roeldjer 
au§  ben  üerf ergebenen,  einanber  entgegengefe|ten,  nid)t  auszugleiten* 
ben  2)enf=  unb  @inne§roeifen  fid)  immer  auf3  neue  entroidelt.  SBenn 
eine  (Seite  nun  befonber§  fjerbortritt,  fid)  ber  Sftenge  bemäd)tigt  unb 
in  bem  ©rabe  triumphiert,  bafj  bie  entgegengefe^te  fid)  in  bie  (Snge 
Surüdäiefjen  unb  für  ben  91ugenblid  im  füllen  oerbergen  mufj,  fo  nennt 
man  jenes?  Übergeroidrt  ben  3eiigeift,  ber  benn  aud)  eine  3eitlang  fein 
SBefen  treibt. 

3n  ben  früheren  ^afjrfjunberten  läfjt  fief^bemerfen,  bafj  einefolcrje  be* 
fonbere  28eltanfid)t  unb  ifyre  brattiferjen  folgen  fid)  fefrr  lange  erhalten, 
aud)  gange  Golfer  unb  bieljä^rige  Sitten  $u  beftimmen  unb  ju  be= 
ftätigen  roufjte;  neuerlid)  aber  ergibt  fid)  eine  größere  Sßerfatilität 
biefer  (Srfdjeinung,  unb  e§  roirb  nad)  unb  nad)  möglid),  bafc  groei 
©egenfä|e  gu  gleid)er  3eit  f)erbortreten  unb  fid)  einanber  ba3  ©leid)* 
geroidvt  galten  fönnen,  unb  roir  adrten  bie§  für  bie  roünfd)en§roertefte 
($rfd)einung.    (§omer  nod)  einmal.) 

SSa§  ü)r  ben  ©eift  ber  3eiten  fyeifjt, 

baZ  ift  im  ©runb  ber  Ferren  eigner  ©eift, 

in  bem  bie  gelten  fid)  befbiegeln.   ($auft  I.) 

—  5)ie  3^it  tüdt  fort,  unb  in  ifjr  ©efinnungen,  Meinungen,  Vorurteile 

unb  Siebfjabereien.  gällt  bie  ^ugenb  «ncS  @of)ne§  gerabe  in  bie  3eit 

ber  Umroenbung,  fo  !ann  man  berfidjert  fein,  bafj  er  mit  feinem  SBater 

nid)t§  gemein  tjaben  roirb.   SBenn  biefer  in  einer  $eriobe  lebte,  roo 

268 


man  Suft  t)atte,  fid)  mand)e§  zuzueignen,  biefe§  Eigentum  gu  ficfjern, 
ZU  befdjränfen,  einzuengen  unb  in  ber  2lbfonberung  bon  ber  SBelt 
[einen  ©enufj  gu  befeftigen,  fo  toirb  jener  fobann  fid)  au§zubet)nen 
fucfjen,  mitteilen,  berbreiten  unb  ba§  Sßerfcrjloffene  eröffnen.  (2Bat)l* 
bertuanbtfdjaften.) 

^citungeiucjen.  (5§  ift  unglaublid),  ma§  bie  3)eutfd)en  fid)  burdj  baä 
Journal*  unb  £ageblart§berzetteln  für  (Scrjaben  tun:  5)enn  ba§  ©ute, 
toa§  baburd)  geförbert  wirb,  mu|  gleid)  bom  Sttittetmäfjigen  unb 
(Sd)led)ten  berfcfylungen  merben.  £>a§  ebelfte  ©anggeftein,  ba§,  menn 
e3  bont  ©ebirge  fid)  ablöft,  gleid)  in  93äd)lein  unb  ^lüffen  fortge* 
fdjtoemmt  roirb,  mufj  mie  ba§  fdjlecfjtefte  abgerunbet  unb  §ule|t  unter 
©anb  unb  (Sdjutt  bergraben  merben.   (2tn  (£.  g.  b.  9ieint)arb.  1813.) 

genfur  unb  Sßrefjfteiljeit.  3eoe  birefte  Dbbofition  mirb  pte^t  blatt 
unb  grob.  Sie  3enfur  Stoötgt  zu  geiftreidjerem  9Iu§brud  ber  ^been 
burd)  Umtuege.  9iur  trenn  man  burd)au§  red)t  b,at,  in  mid)tigeren, 
t)öd)ft  ernften  fyätlen,  fbredje  man  fid)  bireft  au§,  entfdueben,  feft, 
berb.    ©erabezugefjen  ift  meift  täbbifd).   (b.  Füller.  1827.) 

3erftören,  f.  S^tümer,  bebenftidjfte. 

3ielbcnmf}tf  ein.  «Sie  t)aben  ein  3iel,  <Sie  berfotgen  e§  flar  unb  reblid),  unb 
nun  brauchen  (Sie  nidjt  zu  fragen:  intereffiert  e§ben  ober  ben?  fonbern 
(Sie  fagen:  mid)  intereffiert'3,  unb  bieSift  genug,  (S^arl^.  <Sitlig.  1830.) 

3ielbenmjjt  fein,  f.  ©emeinfjeit. 

Steint,  tua3  fid),  f.  ©d)idtidje§. 

3it!el,  f.  ^Seriobijität. 

$otn.  ©in  3orniger  ift  mot)l  gu  begütigen,  toenn  e§  un§  gtücft,  ifyn  zum 
Säbeln  gu  bringen.   (2)id)tung  unb  Sßafjrfyeit.) 

3ufa«  unb  ftotwenbigteit,  f.  ft.  u.  3. 

^ugänglirijce  unb  Unjugänglidjcö  in  ber  9iatur.  (53  gibt  in  ber  Statur 
ein  3uQcmghd)e§  unb  ein  Unzugängliche^.  3)iefe§  unterferjeibe  unb  be= 
beute  man  mot)l  unb  fyabe  SRefbeft.  &  ift  un§  fdjon  geholfen,  menn 
mir  e§  überall  nur  miffen,  miemof)!  e§  immer  fe^r  ferner  bleibt,  zu  fefjen, 
too  ba$  eine  aufhört  unb  ba§  anhexe  beginnt.  SSer  e§  nid)t  roeifc, 
quält  fid)  bielleidjt  Ieben§länglid)  am  Unzugänglichen  ab,  of)ne  je  ber 
Safjrfjeit  nalje  gu  fommen.  28er  e§  aber  meifs  unb  flug  ift,  tuirb  fid) 
am  3u9anglid)en  galten,  unb  inbem  er  in  biefer  Legion  nad)  allen 
(Seiten  getjt  unb  fid)  befeftigt,  mirb  er  fogar  auf  biefem  SBege  bem 
Unzugänglichen  etma»  abgewinnen  tonnen,  roiemob,!  er  f)ier  bod) 
Zutetjt  gefielen  mirb,  bafj  manerjen  Singen  nur  bis  zu  einem  gemiffen 
©rabe  beijutommen  ift  unb  bie  9Jatur  immer  etma§  $robtematifd)e§ 
Ijinter  fid)  behalte,  meld)e§  §u  ergrünben  bie  menfd)tid)en  gä^igfeiten 
nid)t  f)inreid)en.    (ßdermann.  1827.) 

269 


$it  $cmfe.  SBo  follen,  mo  fönnen  unfere  nädjften  fttoede  liegen,  als  inner* 
fyatb  beS  JpaufeS?  5llle  immer  toieberfeljrenben,  unentbehrlichen  S3e* 
bürfniffe,  mo  erwarten  mir,  mo  forbern  mir  fie  als  ba,  mo  mir  auf* 
fteljn  unb  uns  niebertegen,  too  $üd)e  unb  SMler  unb  jebe  Slrt  bon 
Vorrat  für  uns  unb  bie  Unfrigen  immer  bereit  [ein  [oll?  3Beld)e  reget 
mäßige  Xätigfeit  mirb  erforbert,  um  biefe  immer  mieberfefyrenbe 
Drbnung  in  einer  unberrüdten  lebenbigen  $olge  burd)5uftiljren ! 
(28ifi)elm  3Reifter§  ßefn-jafn-e.) 

3u  fyanfe  unb  btaufjen.  Überall  finb  idj  nur  ©uteS  unb  Siebes.  S3in 
überall  toillfommen,  meil  id)  bie  9flenfd)en  laffe,  mie  fie  finb,  niemanben 
ettoaS  nefyme,  fonbern  nur  empfange  unb  gebe.  Sßßenn  man  ju  Jpaufe 
ben  9Jtenfd)en  fo  bieleS  nadjfäfye,  als  man  auStoärtS  tut,  man  tonnte 
einen  §immel  um  fid)  berbreüen.   (9ln  (Sfyriftiane  b.  ©oetlje.  1815.) 

äutunft,  93lid  in  bie,  f.  ©eljeimniffe  um  uns. 

3mtge.   Sie  Sidjter  fagen  uns  bon  einem  ©beer, 
ber  eine  SBunbe,  bie  er  felbft  gefd)lagen, 
burrf)  freunblidje  Berührung  feilen  lonnte. 
(SS  l)at  beS  SJcenfdjen  3unge  biefe  ftraft.   (Saffo.) 

^ufammcnljong  be§  WaturgcjrljefyenS,  f.  SMur. 

—  ber  Singe.  SaS  ift  baS  2Bunberlid)fte  an  bem  3ufammenf)ange  ber 
Singe,  bafj  eben  bie  midjtigften  (Sreigniffe,  bie  bem  9ftenfd)en  be* 
gegnen  fönnen,  leinen  8ufainmenl)ang  t)aben.  (9ln  $rau  D-  ©tein. 
1785.) 

«Suftanb.  3uftani)  $  e*n  albernes  SBort,  toeil  nidjtS  ftetjt  unb  alles  be- 
toeglid)  ift.   (Sin  SB.  ©.  9ttebuf)r.  1812.) 

3toctf  unb  TOtel.  Sftan  mufc  bie  Engeln,  bie  9cefce  nad)  Proportion 
ber  ^fifdje  einrichten,  bie  man  gu  fangen  gebeult,  unb  toenn  eS  ein 
SBalfifd)  ift,  toirft  man  mit  Harpunen  nad)  ifym.  Sen  ÜMufen  ftellt 
man  fallen,  $üd)fen  legt  man  (Sifen,  SBölfen  gräbt  man  ©ruben  unb 
bie  Sötoen  berfd)eud)t  man  mit  Radeln.   (©rofMSopljta.) 

—  SBenn  baS  einzelne  burd)  bie  fttii  auSgelöft  toirb,  fo  gefyt  baS  Slllge* 
meine  rein  fyerbor;  bie  Jpanblungen  berfcrjttnnben,  man  ^öxt  auf,  nad) 
ben  SWitteln  ju  fragen,  bie  erreichten  3^ede  treten  bor  bie  (Seele  beS 
Betrachters.   (2ln  St  SB.  §tf)r.  b.  ftritfd).  1826.) 

—  9Ber  ben  fttoed  *ö^  muB  ^ie  SDWttcI  motten,  fiel)  über  Heine  Unan* 
net)mlid)leiten  rjinmeggufeken  unb  granbioS  genug  benten,  fid)  felbft 
unb  ber  9ftad)t  feiner  ^erfönlidjteit  $u  bertrauen.  (b.  SJcüller.  1824.) 

3it>eife  unb  SRtttel,  f.  2Jc.  u.  3.,  ©eifteSbefreiung,  ©elbftbeftimmung, 

Sätigfeit. 
3tocde  in  Sßatur  unb  ®ttttft.  @S  ift  ein  gren^enlofeS  SSerbienfl  unfereS  alten 

Äant  um  bie  SCßelt,  ba^  er,  in  feiner  Äritif  ber  Urteilstraft,  Äunft  unb 

270 


Sßatur  nebeneinanber  ftcllt  unb  bciben  ba§  SRedgt  sugeftegt:  §  to  e  d  l  o  3 
§u  ganbeln.  Statut  unb  ftunft  finb  ju  grofj,  um  auf  gtoede  au^ugerjen, 
unb  gaben'§  audg  nidgt  nötig,  benn93esüge  gibt'§  überall,  unbSBejüge 
finb  ba§  Seben.    (Sin  ßeltcr.    1830.) 

3toed  unb  3icl  &e3  Wenigen,  ^eber  SKenfd)  finbet  fid)  bon  bcn  frügften 
Momenten  feinet  £eben§  an,  erft  unbenutzt,  bann  i)atb,  enbüdg  ganj 
betuufjt,  inttncrfort  finbet  er  fidg  bebingt,  begrenzt  in  feiner  Stellung; 
toeil  aber  nientanb  gtoed  unb  3iel  feine§  2)afein3  lennt,  üielmetjr  ba& 
@el)eimni3  beweiben  üon  t)ödgfter  §anb  berborgen  wirb,  fo  taflet  er 
nur,  greift  §u,  läfjt  fahren,  ftet)t  fülle,  beioegt  fiel),  ^aubert  unb  über* 
eilt  fidg,  unb  auf  mie  mancherlei  SBeife  benn  alle  Sfctümer  entfielen, 
bie  un§  oertoirren.   (Sßitgelm  2JceifterS  SBanberjagre.) 

3toeifmä&igteit.  3)a3  £ier  luirb  burd)  Umftänbe  ju  Umftänben  gebilbet, 
bager  feine  innere  $olI!ommenr)eit  unb  feine  $totämäfä$e&  nadg 
aufjen.   (Einleitung  in  bie  bergl.  Slnatomie.) 

—  S)ie  93orfteIlung3art,  bafj  ein  lebenbige§  SSefen  §u  getuiffen  fttotden 
nadg  aufjen  gerüorgebradgt  unb  feine  ©ejtall  burd)  eine  abficgtlidge  Ur* 
traft  baju  beterminiert  werbe,  b,at  un§  in  ber  ^t)ilofoprjifct)en  Söetradg* 
tung  ber  natürlichen  5)inge  fct)on  mehrere  göb/rljunberte  aufgehalten 
unb  galt  un§  nodg  auf,  obgleich  einzelne  9Jcänner  biefe  Sßorftellungä* 
art  eifrig  beftritten,  bie  ^inbemiffe,  meiere  fie  in  ben  SBeg  lege,  gezeigt 
tjaben.    (SSerfud)  einer  allgem.  $ergleicgung§ler;re.) 

—  ©3  ift  bem  -IReufcgen  natürlicg,  fidg  alz  Qitl  ber  ©djöbfung  ju  betrachten 
unb  alle  übrigen  2)inge  nur  in  bejug  auf  fidg  felbft  unb  infofern  fie  igm 
bienen  unb  nüfcen.  ©r  bemädgtigt  fidg  ber  begetabiüfcgen  unb  minera* 
lifdgen  Sßelt,  unb  inbem  er  anbere  ©efdgöpfe  aU  paffenbe  9Jab,rung 
berfdglingt,  erfennet  er  feinen  ©ott  unb  greifet  feine  ©üte,  bie  fo  bäter* 
lieg  für  ign  geforgt.  $er  Shib,  nimmt  er  bie  9Jcild),  ber  S3iene  ben  Jponig, 
bem  (Sdgaf  bie  SBolle,  unb  inbem  er  ben  fingen  einen  igm  nüpegen 
3toed  gibt,  glaubt  er  aud),  bafj  fie  baju  finb  gefdgaffen  toorben.  ga, 
er  lann  fid)  nidgt  ben!en,  bafj  nidgt  aueg  ba»  tleinfte  ftraut  für  ign  "öa 
fei,  unb  tuenn  er  beffen  SJhifcen  nodj  gegenwärtig  nidgt  erfannt  gat,  fo 
glaubt  er  bod),  bafj  folct)c§  fid)  lünftig  igm  getoifj  entbeden  toerbe. 

Unb  n»ie  ber  SJJcnfct)  nun  im  allgemeinen  beult,  fo  benft  er  aud)  im 
befonberen,  unb  er  unterläßt  nidgt,  feine  geroor)nte  2lnfid)t  au§  bem 
Scben  aud)  in  bie  SBiffenfdgaft  ^u  tragen  unb  aud)  hei  ben  einzelnen 
teilen  eine»  organifdjen  2Befen§  nad)  bereu  Qtoed  unb  -iJhijjen  ju  fragen. 

2He§  mag  aueg  eine  SBeite  getjen,  unb  er  mag  audg  in  ber  Sßiffen* 
fct)aft  eine  SBeile  bamit  burdgfommen,  allein  gar  balb  nnrb  er  auf  (5r* 
fegeinungen  ftofjen,  too  er  mit  einer  fo  Heinen  Slnfidjt  nic^t  au§reid)t, 
unb  ttjo  er  ob,ne  beeren  §alt  fic§  in  lauter  SSiberfprüdje  bermidelt. 

271 


2)ie  $rage  nod)  bem  3tt)e^  bit  $rage  SBarum?  ift  burc£)au3  nirfjt 
roiffenfd)aftüd).   (ödermann.   1831.) 
3toct.  (Sin  §erre  mit  gtüet  ©efinb, 

er  tüirb  nicfyt  morjl  gepflegt. 

(Sin  £>au§,  tuorin  jroei  SSeiber  finb, 

e§  tüirb  nicrjt  rein  gefegt.   (SBeftöftlidjer  3)iüan.) 

Vlnb  stuei  jufammen  fefyen  g-Iufj  unb  SBatm 

unb  Söerg  unb  Söufdj)  fogtetd)  ganj  anber§  an.   (greie  SBelt.) 
3toci  Seelen. 

3mei  (Seelen  wohnen,  ad)!  in  meiner  23rufi, 

bie  eine  will  fict)  öon  ber  anbern  trennen; 

bie  eine  t)äft,  in  berber  £iebe3tuft, 

fid)  an  bie  SCBett  mit  flommernben  Drganen; 

bie  anbre  tjebt  gemaltfam  fid)  üom  2)uft, 

ju  ben  ©efilben  tjotjer  Sinnen,   ($auft  I.) 
Stocifcl.  2)er  Bmeifel  ift'3,  ber  ©ute§  böfe  madjt. 

Söebenfe  nid)t;  geroätjre,  tuie  bu'§  fürjlft.   ($tof)igenie.) 

—  2Ser  bie  (Sterne  fragt,  tt»a§  er  tun  fott,  ift  gettnjj  nidjt  Aar  über  ba3, 
ma§  %u  tun  ift.    (Über  (SdjillerS  ^iccolomini.) 

—  $m  3^ctfd  ift  fein  Sßerfyarren,  fonbern  er  treibt  ben  ©eift  §u  näherer 
;  Unterfucfjung  unb  Prüfung,  morau§  bann,  trenn  biefe  auf  eine  boll* 

fommene  SBeife  gefctjierjt,  bie  ©ennfjrjeit  rjerborgetjt,  roetd)e§  i>a§  $iel 
ift,  morin  ber  Sflenfdj  feine  böflige  Söerufjigung  finbet.  ((Sdermann. 
1827.) 

—  f.  ©taube  u.  g.,  SBiffen. 
Stotitampl  f.  Suett. 


272 


Gins  unb  Wittes. 

3m  ©renjenlofen  fidj  ju  firiben, 
nürb  gern  ber  ©in^elne  öerfdjtuinben, 
bo  löfl  fid)  aller  Überbrufj; 
ftatt  t)eifjem  Söünfdjen,  tuilbem  SBollen, 
ftatt  läft'gem  $orbem,  ftrengem  (Sollen 
fid)  aufzugeben  ift  ©enufe. 

SSeltfeele,  fomm,  un§  §u  burcfjbringen ! 
2)ann  mit  bem  SBeligeift  felbft  ju  ringen, 
nürb  unfrer  Gräfte  §od)beruf. 
£eilnef)menb  führen  gute  ©eifter, 
gelinbe  leitenb,  ljöd)fte  SJieifter, 
ju  bem,  ber  atle§  fdjafft  unb  fc^uf. 

Unb  um^ufcljaffen  1)a§  ©efdjaffne, 
bamit  fidj'S  nid)t  $um  (Starren  toaffne, 
nnrft  enüge§,  lebenb'ge^  £un. 
Unb  toaZ  nierjt  tuar,  nun  null  e3  werben, 
gu  reinen  (Sonnen,  farb'gen  (Srben; 
in  feinem  $alle  barf  e§  rul)n. 

63  foll  fid)  regen,  fdjaffenb  Ijanbeln, 
erft  fidj  geftalten,  bann  bertoanbeln; 
nur  fdjeinbar  ftet)t'3  SÖiomente  ftitl. 
2)a§  föiu'ge  regt  fid)  fort  in  allen; 
benn  alle§  mufj  in  9Hdjt3  verfallen, 
tuenn  e§  im  ©ein  betjarren  null. 


$ermäd)titis. 

Äein  SBefen  lann  ju  nidjtS  jerf  allen! 
5)a§  ©tu'ge  regt  fid)  fort  in  allen, 
am  ©ein  erhalte  bidj  beglücft! 
2)a§  (Sein  ift  etoig;  benn  ©efefce 
betoaljren  bie  lebenb'gen  (Sdjäfce, 
mit  benen  fid)  ba§  3111  gefdjmüdt. 

«oet^e-üejiton.  18 

273 


3)a§  SßaJjte  tuar  fdjon  längft  gefunben, 
§at  eble  ©eifterfdjaft  üerbunben, 
\>a%  alte  Sßaljre,  faff  e§  an! 
Sßerbanl'  e§,  ©rbenfofyn,  bem  Seifen, 
ber  ifjr,  bie  (Sonne  $u  umfreifen, 
unb  bem  ©efcfjtuifter  luie§  bie  S3at)n. 

(Sofort  nun  toenbe  bid)  nacfj  innen: 
bo§  gentrum  fwbeft  bu  ba  brinnen, 
tooran  lein  ©biet  jtüeifetn  mag. 
SBirft  feine  Siegel  "Da  öermiffen, 
benn  ba§  felbftänbige  ©etoiffen 
ift  (Sonne  beinern  (Sittentag. 

2)en  ©innen  fjaft  bu  bann  ju  trauen: 
fein  $alfcf)e§  laffen  fie  bid)  flauen, 
toenn  bein  Sßerftanb  bid)  tvaä)  ert)ätt. 
ÜDiit  frifdjem  Solid  bemerle  freubig 
unb  roanble,  fidjer  toie  gefcfjmeibig, 
burcf)  9luen  reidjbegabter  SBelt. 

©eniefje  mäfjig  $üll  unb  (Segen; 
SBermmft  fei  überall  zugegen, 
roo  ßeben  fidj  be§  Seben§  freut. 
2)ann  ift  Vergangen!)  eit  beftänbig, 
ba§  künftige  öorauS  lebenbig  — 
ber  9lugenblid  ift  ©nngfeit. 

Unb  mar  e§  enblidj  bir  gelungen, 
unb  bift  bu  öom  ©efürjl  burdjbrungen: 
tua§  fruchtbar  ift,  aHein  ift  tuat)r  — 
bu  prüfft  bciZ  allgemeine  Sßalten, 
t%  toirb  naci)  feiner  SBeife  fdjatten, 
gefeite  bid)  pr  fleinften  <Sd)ar. 

Unb  roie  oon  altera  f)er  im  füllen, 
ein  Sieberoerf  nadj  eignem  SBillen, 
ber  $t)ilofopt),  ber  2)id)ter  fdmf, 
fo  roirft  bu  fcfyönfte  ©unft  errieten: 
benn  eblen  Seelen  borpfü^len 
ift  roünfcrjenStoertefter  Söeruf. 

(©ebidjte.  ©ott  unb  SGßelt.) 


274 


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©oethes  unmerkliches  Stteifterroerk  in  btefer  neuen  Ausgabe  ift  in  ber  <Rocfc* 
tafche  bequem  unterbringen  unb  geeignet,  benen,  toelct)e  es  bouernb  jur 
::  <r)anb  haben  roollen,  ein  ftänbiger  'Begleiter  au  roerben.  :: 

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©ine  oollftänbige  neue  ßiteraturgefchichte,  oon  ben  älteften  3eiten  bis  auf 
bie  ©egenroart.  (Sin  in  feiner  %:t  ganj  oortreffliches,  liebensroürbiges  'Büdjlein, 
bas  ganä  baju  angetan  ift,  bie  Steube  an  ber  beutfchen  Sichtung  ju  oer» 
::  tiefen  unb  ihr  55erftänbnis  ju  förbern.  :: 

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Seiner  ©efchtchte  ber  beutfdjen  Sichtung,  bie  fid)  in  kurser  3eit  bie 
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©efchichte  ber  klaffifchen  Sichtung  ber  ©riechen  folgen.  Sas  SBuch  roirb 
ben  fielen,  bie  bes  ©riechifchen  unkunbig  finb,  eine  SBelt  oon  Schönheit 
erfchliefeen;  mit  3ntereffe  roirb  man  ber  geiftoollen  unb  liebensroürbigen  Sar= 
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©efjeftet  4  SDtark.    3n  £einroanb  gcbunbcn  4  9Kark  80  ^f. 

S)ie  6d)ioe[ter  3ri eb r i d)  9t ietjfd) es  bat  fid)  entfdjloffen,  ein  kurzes 
Cebensbitb  ifjres  ^rubere  in  groei  täuben  $u  oerf  äffen,  oon  benen 
ber  erfte,  bic  3ugenbäeit  1844 — 1876  entfjaltenb,  fertig  oorliegt.  ©er 
jroeite  33anb :  „  2)ereinfame9Tieöfcf)e",bie  tragif  d)en  3af)re  ber  35er= 
laffentjeit  bis  jum  Sobe  befjanbelnb,  folt  im  £erbft  1913  erfcfjeinen. 

SHe  ^5^tlofop^ie  ber  SFreube 

35on 

Dr.  <ma$  3erbft 

®er)eftet  4  Sötark.    3n  ßeinroanb  gebunben  5  9Hark 

3erbft  gefjt  oon  9tiefcfd)e  aus,  ftrebt  aber,  geroiffe  ©infeitigkeiten 
9tiet|fd)es  ju  überroinben  ....  ftürjle  91bftraktionen  finb  bes  Tutors 
6od)e  nicfjt,  es  ift  merjr  ein  S)gmnus,  ein  pbilofopfjifc^er  ipnmnus  auf 
bie  3reube,  ben  er  jum  beften  gibt.  3n  bem  Sntrjufiasmus,  ben  es 
atmet,  liegt  ber  '•Reis  unb  3Bert  bes  'Sucrjes.  ©einriß  ©ort  im  „sog" 

SHe  plafttfc&e  ^raft 

in  ftunft,  SH3tffenfd)aft  unb  £eben 

95on 

3)einrid)  3)riesmans 

(Seiftet  4  autark.    3n  ^albfranj  gebunben  5  SKark  50  <J3f. 

©in  ausgejeicrjnetes  33ucf),  roeld)es  mit  kritifdjem  Scharfblick  bic 
Sdjattenfeiten  bes  mobernen  Kulturlebens  erkennt  unb  aus  einer  reiben 
3ülle  oon  Slenntniffen  fjeraus  IDtittel  jur  Sanierung  ber  kulturkrankcn 
6taaten  unb  Völker  empfiehlt.  —  3)ie  Sarftellung  ift  eine  burdjaus 
oornerjme.   5)as  93ud)  bietet  eine  3ülle  oon  Anregung  unb  Sßelerjrung. 

«Reue  SRufif=3eitung 

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£afd)en*9tu5gabe 
10  $3änbe.    3n  Ceinroanb  gebunben  50  SDtark 

93anb  I.  ftomer^ebe.  3)tc  ©efcurt  ber  Srogöbie.  3)er  gried)ifd)e 
Staat  3)as  gried)ifd)e  SBeib.  SDtufik  unb  2Bort.  Römers 
SBettkampf.  Sie  3ukunft  unferer  5Mlbungsan[tdten.  3)as 
55crt)ältnife  ber  6d)openf)auerifd)en  ^fn'lofopine  ju  einer 
beutfcfyen  Kultur,  ^fjilofopfjie  im  tragifdjen  Zeitalter  ber 
©rieben.  Über  ^Ö5ar)rrjeit  unb  £üge. 
IL  Unzeitgemäße  35etrad)tungen  inet.  5Dir  ^fjilologen. 
(1873/76.) 

in.  9ttenfd)lid)es,  9lttäumenfd)ltd)es  I.  3lus  bem  9tad)tajj. 
(1874/77.) 

IV.  itenfdjltdjes,  SUljumettfdjltcfyes  II.  95ermifd)te  SDtei* 
nungen  unb  6prüd)e.  2)er  3Banberer  unb  fein  6d)atten. 
%m  bem  9tad)la&.    (1877/79.) 

V.  3Horgenrött)e.    9Ius  bem  9?ad)la&.   (1880/86.) 

VI.  5)ie  emige  SBieberkunft.  2)te  fritylittje  SBtffenfdjaft. 
£ieber  bes  ^ringen  35ogelfrei.  9Ius  bem  9tad)la^.  2)ia> 
tungen.    (1871/88.) 

VII.  Stlfo  fprad)  3aratf)uftra.  2tus  bem  9?ad)la&.  (1882/85.) 
Vin.  Senfeits  tum  ©ut  unb  SJöfe.    ©enealogte  ber  Sttoral. 

%U5  bem  Sladjlctfe.    (1885/86.) 

IX.  3)er  5Bitte  jur  5Rttä)t.  $5erfud)  einer  Umroertfjung  aller 
^Bert^e.    (1884/88.) 

X.  3)er2Bitte  jurSRadjt^ortfeöung).  @öfcen*3)ämitterMtg. 
Slnttd)rift.    2>tottnftus*2)ttf)i)ramben.    (1884/88.) 

3cber  53anb  ift  gum  greife  oon  5  9Hatk  gebunben  einzeln  au  fjaben. 
SDliniatur  ausgaben 


Wjo  fprad)  3aratf)uftra 

(Se&eftet  ....  6  9Jtark 
^merikanifd)  Ceinen  7  9Hark 
(Srün  Cebcr  ...  8  2Kark 
(Sekt  Pergament  8  3Jt.  50  <Pf. 


©ebtcrjtc   unb  Sprüche 

©eheftet  ....  4  SDIark 
^merikonifd)  ßeinen  5  9Hark 
©rün  £cber  ...  6  SDIork 
geht  Pergament   6  OJT.  50  $f. 


3u  begießen  burd)  alle  33ud)f)anbhmgen 


9Ilfreb  Slröner  Verlag  in  Ceip^ig 


©Icmctttc  ber  ^Mkerpfadiologte 

©runblinien  einer  pfndjologifdjen 
(§ntroicklungsgefcf)icf)te  ber  9Henfd)f)eit 

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SBüljelm  SBunbt 

3roeite  Auflage,    ©erjeftet  12  SOlork.    ©ebunben  14  SDtark 

2)er  berühmte  Leipziger  ^Ijilofopf)  bietet  in  biefem  neuen  33ud) 
eine  5ufammenfaffenbe$3ef)anblung  ber  fyocbjntereffanten  Probleme 
ber  $3ölkerpfncrjologie  in  einer  and)  für  benßaien  leietjt  oerftänblidjen 
unb  anfpredjenben  3orm. 

S)te  ^ilofopfjte  ber  $Berte 

95on 

SBityelm  öftroalb 

(Seiftet  7  9Kark.    ©ebunben  8  9Kark 

2)ie  tjier  bargelegten  ©ebanken  unb  3ufammenf)änge  bilben  bas 
(Snbergebnis  einer  bis  in  bie  Anfänge  ber  Lehrtätigkeit  bes  £Forfd)ers 
jjurückreidjenben  Denkarbeit,  roeldje  ein  Begleiter  feines  ganzen  roiffen» 
fdjaftlidjen  ßebens  geblieben  ift.  3)er  $5erfaffer  glaubt  ingroiferjen  eine 
ir)aup  tpofition  erftiegen  p  tjaben,  unb  ber  Sarftellung  biefes  (£r= 
roerbes  ift  bas  feine  QBertttjeorie  entroickelnbe  55ud)  geroibmet. 

^ifofopljtfcfyes  $Börterbud) 

<ßon 

Dr.  $>emrtd)  Sdjmtbt  (3ena) 

3n  £einroanb  gebunben  1  9)tark  20  ^f. 

SMefes  bei  aller  $nappf)eit  bod)  oollftänbige  'SBörterbud)  ber  pf)ilo= 
lofopfjif(^en  begriffe  unb  'ülusbrüdte  ift  einerfeits  als  9tad)fcf)lageroerk  bei 
ber  Cefetüre  phjlofophifdjer  6d)dften  gebadjt,  anbererfeits  aber  aud)  als 
pfjtlofopfjifdjes  Safdjenbud),  in  roeldjem  eine  äufammenhängenbc  ^hjlofopbie 
::  geboten  roirb.  :: 

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«  VI:  Grundriß  der  ethischen  Prinzipienlehre.  7M.,  geb.  9M.50Pf. 
«  VII:  Grundriß  der  Religionsphilosophie.  Preis  4M.  50  Pf.,  geb.7M. 
«VIII:  Grundriß  der  Ästhetik.    Preis  10  M.,  geb.  12  M.  50  Pf. 

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